Homerische Hymnen: Griechisch und deutsch
 9783534269167, 9783534742998, 9783534743001, 3534269160

Table of contents :
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Titel
Impressum
Inhalt
Vorwort
Ὁμήρου Ὕμνοι / Homerische Hymnen
I. ‹Εἰς Διόνυσον› / I. An Dionysos
II. Εἰς Δημήτραν / II. An Demeter
III. Εἰς Ἀπόλλωνα / III. An Apollon
IV. Εἰς Ἑρμῆν / IV. An Hermes
V. Εἰς Ἀφροδίτην / V. An Aphrodite
VI. Εἰς Ἀφροδίτην / VI. An Aphrodite
VII. Εἰς Διόνυσον / VII. An Dionysos
VIII. Εἰς Ἄρεα / VIII. An Ares
IX. Εἰς Ἄρτεμιν / IX. An Artemis
X. Εἰς Ἀφροδίτην / X. An Aphrodite
XI. Εἰς Ἀθηνᾶν / XI. An Athena
XII. Εἰς Ἥραν / XII. An Hera
XIII. Εἰς Δημήτραν / XIII. An Demeter
XIV. Εἰς Μητέρα Θεῶν / XIV. An die Magna Mater
XV. Εἰς Ἡρακλέα λεοντόθυμον / XV. An den löwenmutigen Herakles
XVI. Εἰς Ἀσκληπιόν / XVI. An Asklepios
XVII. Εἰς Διοσκούρους / XVII. An die Dioskuren
XVIII. Εἰς Ἑρμῆν / XVIII. An Hermes
XIX. Εἰς Πᾶνα / XIX. An Pan
XX. Εἰς Ἥφαιστον / XX. An Hephaistos
XXI. Εἰς Ἀπόλλωνα / XXI. An Apollon
XXII. Εἰς Ποσειδῶνα / XXII. An Poseidon
XXIII. Εἰς Δία / XXIII. An Zeus
XXIV. Εἰς Ἑστίαν / XXIV. An Hestia
XXV. Εἰς Μούσας καὶ Ἀπόλλωνα / XXV. An Apollon und die Musen
XXVI. Εἰς Διόνυσον / XXVI. An Dionysos
XXVII. Εἰς Ἄρτεμιν / XXVII. An Artemis
XXVIII. Εἰς Ἀθηνᾶν / XXVIII. An Athena
XXIX. Εἰς Ἑστίαν / XXIX. An Hestia
XXX. Εἰς Γῆν μητέρα πάντων / XXX. An die Allmutter Gaia
XXXI. Εἰς Ἥλιον / XXXI. An Helios
XXXII. Εἰς Σελήνην / XXXII. An Selene
XXXIII. Εἰς Διοσκούρους / XXXIII. An die Dioskuren
Kommentar
Zur Textgestaltung
Nachwort
Zitierte und weiterführende Literaur
Über den Inhalt
Über die Reihe
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EDITION ANTIKE Herausgegeben von Thomas Baier, Kai Brodersen und Martin Hose

HOMERISCHE HYMNEN Griechisch und deutsch

Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Ludwig Bernays

Mit einem Nachwort von Luc Deitz

Verantwortlicher Bandherausgeber: Thomas Baier

Die EDITION ANTIKE wird gefördert durch den Wilhelm-Weischedel-Fonds der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Wissenschaftliche Redaktion und Schriftleitung: Federica Casolari-Sonders (Ludwig-Maximilians-Universität München)

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http: / / dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. © 2017 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht. Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Germany Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de

ISBN 978-3-534-26916-7 Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich: eBook (PDF): 978-3-534-74299-8 eBook (epub): 978-3-534-74300-1

Inhalt Vorwort ....................................................................................................... VII

Ὁμήρου Ὕμνοι / Homerische Hymnen .................................................... 1 I. ‹Εἰς Διόνυσον› / I. An Dionysos ............................................................... 2 II. Εἰς Δημήτραν / II. An Demeter ............................................................... 2 III. Εἰς Ἀπόλλωνα / III. An Apollon ............................................................ 32 IV. Εἰς Ἑρμῆν / IV. An Hermes .................................................................... 64 V. Εἰς Ἀφροδίτην / V. An Aphrodite ............................................................ 98 VI. Εἰς Ἀφροδίτην / VI. An Aphrodite ......................................................... 116 VII. Εἰς Διόνυσον / VII. An Dionysos ......................................................... 116 VIII. Εἰς Ἄρεα / VIII. An Ares ..................................................................... 120 IX. Εἰς Ἄρτεμιν / IX. An Artemis ................................................................ 122 X. Εἰς Ἀφροδίτην / X. An Aphrodite ........................................................... 122 XI. Εἰς Ἀθηνᾶν / XI. An Athena .................................................................. 122 XII. Εἰς Ἥραν / XII. An Hera ...................................................................... 124 XIII. Εἰς Δημήτραν / XIII. An Demeter ....................................................... 124 XIV. Εἰς Μητέρα Θεῶν / XIV. An die Magna Mater ................................... 124 XV. Εἰς Ἡρακλέα λεοντόθυμον / XV. An den löwenmutigen Herakles ...... 124 XVI. Εἰς Ἀσκληπιόν / XVI. An Asklepios ................................................... 126 XVII. Εἰς Διοσκούρους / XVII. An die Dioskuren ...................................... 126 XVIII. Εἰς Ἑρμῆν / XVIII. An Hermes ........................................................ 126 XIX. Εἰς Πᾶνα / XIX. An Pan ...................................................................... 128 XX. Εἰς Ἥφαιστον / XX. An Hephaistos .................................................... 130 XXI. Εἰς Ἀπόλλωνα / XXI. An Apollon ...................................................... 130 XXII. Εἰς Ποσειδῶνα / XXII. An Poseidon ................................................. 132 XXIII. Εἰς Δία / XXIII. An Zeus .................................................................. 132 XXIV. Εἰς Ἑστίαν / XXIV. An Hestia .......................................................... 132 XXV. Εἰς Μούσας καὶ Ἀπόλλωνα / XXV. An Apollon und die Musen ....... 132 XXVI. Εἰς Διόνυσον / XXVI. An Dionysos ................................................ 134 XXVII. Εἰς Ἄρτεμιν / XXVII. An Artemis .................................................. 134 XXVIII. Εἰς Ἀθηνᾶν / XXVIII. An Athena ................................................. 136 XXIX. Εἰς Ἑστίαν / XXIX. An Hestia ......................................................... 136

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Inhalt

XXX. Εἰς Γῆν μητέρα πάντων / XXX. An die Allmutter Gaia .................... 138 XXXI. Εἰς Ἥλιον / XXXI. An Helios ......................................................... 140 XXXII. Εἰς Σελήνην / XXXII. An Selene .................................................... 140 XXXIII. Εἰς Διοσκούρους / XXXIII. An die Dioskuren .............................. 142

Kommentar.................................................................................................. 145

Zur Textgestaltung ..................................................................................... 169

Nachwort ..................................................................................................... 173

Zitierte und weiterführende Literaur ...................................................... 189

Vorwort Während die beiden homerischen Epen Ilias und Odyssee seit der Antike als unübert­roffene Muster, ja als grundlegende Werke der Dichtkunst gelten, hat die eben­­falls als homerisch überlieferte Sammlung von 33 an verschiedene Götter und Heroen gerichteten Hymnen nie einen ähnlichen Ruhm erlangt. Schon in der Antike wurde bei diesen zum Teil nur aus konventionellen Gebetsfloskeln beste­­henden Hymnen die Autorschaft des als größter aller Dichter gefeierten Homer bezweifelt; heutzutage gilt es allerdings überhaupt als fraglich, ob eine Ein­zel­person namens Homer jemals existierte. Weitgehend unbestritten ist jedoch, dass die sogenannt homerischen Hymnen wie die homerischen Epen zumindest großenteils aus der Anfangszeit griechischen Schrifttums – etwa sechs- bis achthundert Jahre vor Christus – stammen. Als Produkte einer und derselben Epoche sind diese Texte mit einiger Wahrscheinlichkeit schon daran erkennbar, dass sie alle durchgehend in einer nach einheitlich stren­gen Regeln gestalteten Versart, dem daktylischen Hexameter, verfasst sind. Dabei kommen in einigen Hymnen Verse vor, die wörtlich gleich oder auf­fallend ähnlich in der Odyssee oder der Ilias wiederkehren – wobei sich nicht mit Sicherheit entscheiden lässt, wo sie zuerst standen und ob sie nicht alle der­ selben mündlich überlieferten Quelle aus der Zeit vor Erfindung der Schrift ent­stammen. Schließlich sind, wie im Folgenden gezeigt werden soll, die vier gro­ßen an Demeter, Apollo, Hermes, Aphrodite gerichteten Hymnen auch in ihrem Aufbau und Textumfang einzelnen Büchern (oder „Gesängen“) der Ilias oder der Odyssee auffallend ähnlich. Entsprechend dem geringeren Ruhm der Hymnen wurden diese weit seltener in neue Sprachen übersetzt als etwa die Odyssee, von der bis heute rund drei Dutzend Übertragungen ins Deutsche bekannt geworden sind. Deutsche Ver­ sionen der ganzen „homerischen“ Hymnensammlung scheinen – abgesehen von der 1782 erschienenen Nachdichtung des Grafen Christian zu Stolberg – überhaupt erst im 20. Jahrhundert entstanden zu sein (Borchardt, Scheffer, Wei­her, Pfeiff, Ebener). Hingegen hat Johann Heinrich Voß, der eigentliche Klassiker unter den deutschsprachigen Homer-Übersetzern, einzig den Deme­ ter-Hymnus nachgedichtet, während Eduard Mörike neben dem Demeter- auch den Aphrodite- und den längeren der beiden Dionysoshymnen sowie den Anfangs­teil des Apollohymnus („Auf den Delischen Apollon“) übersetzte. Unge­fähr dieselben Verse hatte zuvor schon Goethe nachgedichtet („Auf die

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Vorwort

Geburt des Apollo“). Typisch für den im 19. Jahrhundert wenig respektvollen Umgang mit den überlieferten Hymnentexten dürfte die von O.F. Gruppe im Rah­men seines größeren Werkes „Deutsche Übersetzerkunst“ (Hannover 1859) mit­geteilte Nachdichtung des Aphroditehymnus sein, in der der mit 293 Versen über­­lieferte Text auf 147 Verse verkürzt ist. Wie die genannten früheren Übersetzungen schließt sich auch der hier vor­ge­legte Text der hauptsächlich von Voß begründeten Tradition der Nach­ bildung homerischer Dichtungen in deutschen Hexametern an. Er steht damit in einem Gegensatz zu neuzeitlichen Prosaübersetzungen und zum immer wie­der auftauchenden Vorurteil, wonach das Versmaß des Hexameters für die deutsche Sprache ungeeignet sein soll. Dieses Vorurteil hängt offenbar mit der Theorie vom „akzentuierenden“ Rhythmus deutscher im Unterschied zum „quantitierenden“ Rhythmus antiker Verse zusammen; tatsächlich sind jedoch im Deutschen nicht anders als in jeder Sprache sowohl Betonungs- wie Längenunterschiede zwischen den einzelnen Silben rhythmisch wirksam. Auch deutsche Hexameter können beschwingt und ungekünstelt klingen, wenn in ihnen – entgegen jener grauen Theorie – neben den unterschiedlichen Beto­ nungen auch die natürlicherweise unterschiedlichen Längen der einzelnen Sil­ben berücksichtigt sind. In den hier vorliegenden Nachdichtungen wird ver­sucht, neben der Metrik auch weiteren für die antike Dichtkunst offenbar wich­tigen formalen Elementen die ihnen gebührende Beachtung zu widmen – insbe­sondere den Textgliederungen, die wie der Bau der Einzelverse nach kla­ren numerischen Verhältnissen geplant zu sein scheinen. In vielen Einzelheiten geht unser Text auf das sehr sorgfältige Lektorat von Frau Brigitte Breuer zurück, der hier für ihre Mitarbeit herzlich gedankt sei. Gedankt sei auch den Herren Friedemann Weitz und Thomas Baier, ohne deren freund­liches Verständnis dieses Büchlein nicht hätte entstehen können. Zürich, Februar 2017 Ludwig Bernays

ΟΜΗΡΟΥ ΥΜΝΟΙ HOMERISCHE HYMNEN

Ομηρου Υμνοι I. ‹Εἰς Διόνυσον› Oἱ μὲν γὰρ Δρακάνῳ σ᾽, οἱ δ᾽ Ἰκάρῳ ἠνεμοέσσῃ φάσ᾽, οἱ δ᾽ ἐν Νάξῳ δῖον γένος, εἰραφιῶτα, οἱ δέ σ᾽ ἐπ᾽ Ἀλφειῷ ποταμῷ βαθυδινήεντι κυσαμένην Σεμέλην τεκέειν Διὶ τερπικεραύνῳ, ἄλλοι δ᾽ ἐν Θήβῃσιν, ἄναξ σε λέγουσι γενέσθαι ψευδόμενοι∙ σὲ δ᾽ ἔτικτε πατὴρ ἀνδρῶν τε θεῶν τε πολλὸν ἀπ᾽ ἀνθρώπων κρύπτων λευκώλενον Ἥρην. ἔστι δέ τις Νύση ὕπατον ὄρος ἀνθέον ὕλῃ τηλοῦ Φοινίκης σχεδὸν Αἰγύπτοιο ῥοάων hic incipit fol. XXXI codicis M καί οἱ ἀναστήσουσιν ἀγάλματα πόλλ᾽ ἐνὶ νηοῖς. ὡς δὲ τάμεν τρία, σοὶ πάντως τριετηρίσιν αἰεὶ ἄνθρωποι ῥέξουσι τεληέσσας ἑκατόμβας. ἦ καὶ κυανέῃσιν ἐπ᾽ ὀφρύσι νεῦσε Κρονίων∙ ἀμβρόσιαι δ᾽ ἄρα χαῖται ἐπερρώσαντο ἄνακτος κρατὸς ἀπ᾽ ἀθανάτοιο, μέγαν δ᾽ ἐλέλιξεν Ὄλυμπον. ὣς εἰπὼν ἐπένευσε καρήατι μητίετα Ζεύς. Ἵληθ᾽ εἰραφιῶτα, γυναιμανές∙ οἱ δέ σ᾽ ἀοιδοὶ ᾄδομεν ἀρχόμενοι λήγοντές τ᾽, οὐδέ πῃ ἔστι σεῖ᾽ ἐπιληθόμενον ἱερῆς μεμνῆσθαι ἀοιδῆς. καὶ σὺ μὲν οὕτω χαῖρε Διώνυσ᾽ εἰραφιῶτα, σὺν μητρὶ Σεμέλῃ ἥν περ καλέουσι Θυώνην.

II. Εἰς Δημήτραν Δήμητρ᾽ ἠΰκομον σεμνὴν θεὰν ἄρχομ᾽ ἀείδειν, αὐτὴν ἠδὲ θύγατρα τανύσφυρον ἣν Ἀϊδωνεὺς ἥρπαξεν, δῶκεν δὲ βαρύκτυπος εὐρύοπα Ζεύς, νόσφιν Δήμητρος χρυσαόρου ἀγλαοκάρπου,

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Homerische Hymnen I. An Dionysos Einige sagen, in Drakanos’, andre in Ikaros’ Heimat, wieder andre, in Naxos habe dich, Eiraphiotes,1 oder am Ufer des Alpheios, des reißenden Flusses, einst Semele, die schwanger vom blitzfrohen Zeus war, geboren. Manche behaupten, du stammest aus Theben, Herr; dies ist gewiss ein Irrtum. Es zeugte dich aber der Vater der Menschen und Götter unbemerkt von Sterblichen wie von der weißarm’gen Hera. Ein hoher Berg namens Nysa steht, von Wäldern bewachsen, fern im phönizischen Land, nicht weit vom Flusse Aigyptos2 ……………………………………………………………. Zahlreiche Bildsäulen wurden dir aufgestellt dort in den Tempeln, und es werden auf ewig dir feierlich alle drei Jahre3 jeweils die Menschen dort opfern vollkommene Festhekatomben4. So sprechend nickte mit seinen schwärzlichen Brauen Kronìon, und die ambrosischen Haarlocken flatterten hoch auf dem Haupt des ewig unsterblichen Herrschers, ins Beben geriet der Olympos. So sprechend nickte mit seinem Haupte der planende Gott Zeus. Sei mir gnädig, du göttlicher Frauenliebhaber, lass uns Sänger am Anfang und Ende dich rühmen: ohne dich lässt ja, deiner vergessend, niemals ein heil’ger Gesang sich erdenken. Sei denn also gegrüßt, Dionysos Eiraphiotes samt Semele, deiner Mutter, der holden Thione!

II. An Demeter Demeter will ich, die heil’ge schönlockige Göttin, besingen, sie und ihre schlankfüßige Tochter, die einst Aïdoneus1 raubte (der Donnerer Zeus hatte ihm zuvor sie versprochen), als sie, von Demeter unbewacht, der fruchtreichen Göttin,

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Εἰς Δημήτραν

παίζουσαν κούρῃσι σὺν Ὠκεανοῦ βαθυκόλποις, ἄνθεά τ᾽ αἰνυμένην ῥόδα καὶ κρόκον ἠδ᾽ ἴα καλὰ λειμῶν᾽ ἂμ μαλακὸν καὶ ἀγαλλίδας ἠδ᾽ ὑάκινθον νάρκισσόν θ᾽, ὃν φῦσε δόλον καλυκώπιδι κούρῃ Γαῖα Διὸς βουλῇσι χαριζομένη πολυδέκτῃ θαυμαστὸν γανόωντα, σέβας τότε πᾶσιν ἰδέσθαι ἀθανάτοις τε θεοῖς ἠδὲ θνητοῖς ἀνθρώποις∙ τοῦ καὶ ἀπὸ ῥίζης ἑκατὸν κάρα ἐξεπεφύκει, κὦζ᾽ ἥδιστ᾽ ὀδμή, πᾶς δ᾽ οὐρανὸς εὐρὺς ὕπερθε γαῖά τε πᾶσ᾽ ἐγέλασσε καὶ ἁλμυρὸν οἶδμα θαλάσσης. ἡ δ᾽ ἄρα θαμβήσασ᾽ ὠρέξατο χερσὶν ἅμ᾽ ἄμφω καλὸν ἄθυρμα λαβεῖν∙ χάνε δὲ χθὼν εὐρυάγυια Νύσιον ἂμ πεδίον, τῇ ὄρουσεν ἄναξ πολυδέγμων ἵπποις ἀθανάτοισι, Κρόνου πολυώνυμος υἱός. ἁρπάξας δ᾽ ἀέκουσαν ἐπὶ χρυσέοισιν ὄχοισιν ἦγ᾽ ὀλοφυρομένην∙ ἰάχησε δ᾽ ἄρ᾽ ὄρθια φωνῇ κεκλομένη πατέρα Κρονίδην ὕπατον καὶ ἄριστον. οὐδέ τις ἀθανάτων οὐδὲ θνητῶν ἀνθρώπων ἤκουσεν φωνῆς, οὐδ᾽ ἀγλαόκαρποι ἐλαῖαι, εἰ μὴ Περσαίου θυγάτηρ ἀταλὰ φρονέουσα ἄϊεν ἐξ ἄντρου Ἑκάτη λιπαροκρήδεμνος, Ἠέλιός τε ἄναξ Ὑπερίονος ἀγλαὸς υἱός, κούρης κεκλομένης πατέρα Κρονίδην∙ ὁ δὲ νόσφιν ἧστο θεῶν ἀπάνευθε πολυλλίστῳ ἐνὶ νηῷ δέγμενος ἱερὰ καλὰ παρὰ θνητῶν ἀνθρώπων. τὴν δ᾽ ἀεκαζομένην ἦγεν Διὸς ἐννεσίῃσι πατροκασίγνητος πολυσημάντωρ πολυδέγμων ἵπποις ἀθανάτοισι Κρόνου πολυώνυμος υἱός. ὄφρα μὲν οὖν γαῖάν τε καὶ οὐρανὸν ἀστερόεντα λεῦσσε θεὰ καὶ πόντον ἀγάρροον ἰχθυόεντα αὐγάς τ᾽ ἠελίου, ἔτι δ᾽ ἤλπετο μητέρα κεδνὴν ὄψεσθαι καὶ φῦλα θεῶν αἰειγενετάων, τόφρα οἱ ἐλπὶς ἔθελγε μέγαν νόον ἀχνυμένης περ∙ ἤχησαν δ᾽ ὀρέων κορυφαὶ καὶ βένθεα πόντου φωνῇ ὑπ᾽ ἀθανάτῃ, τῆς δ᾽ ἔκλυε πότνια μήτηρ. ὀξὺ δέ μιν κραδίην ἄχος ἔλλαβεν, ἀμφὶ δὲ χαίταις

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An Demeter

spielend mit des Okeanos schönen, vollbusigen Töchtern sich einen Blumenstrauß pflückte von Rosen und Krokus und Veilchen auf einer blühenden Wiese voll Lilien und Hyazinthen und Narzissen, die – um das Mädchen recht weit wegzulocken – hatte die Erde auf Wunsch des Zeus, dem Hades zuliebe, wunderbar glänzend sprießen lassen – ein Anblick zum Staunen für die unsterblichen Götter wie auch für die sterblichen Menschen. Aus einer einzigen Pflanze gingen wohl Hunderte Blüten köstlich duftend hervor; der ganze Himmel darüber war voll Wohlgeruch wie auch die Erde, ja selbst das Weltmeer. Staunend sah das Mädchen die herrliche Blume; mit beiden Händen griff sie nach ihr – da tat sich auf einmal die Erde auf in der nysischen Flur, und der Herrscher der Tiefe stürzte hervor mit dem Rossegespann, der Sprössling des Kronos. Die sich Sträubende führte er weg auf goldenem Wagen. Zwar das Mädchen rief laut mit Jammern und Klagen um Hilfe ihren Vater Kronìon2, den höchsten und besten der Götter; doch kein unsterblicher Gott und keiner der sterblichen Menschen hörte den Ruf um Hilfe, und niemand zeigte Erbarmen.3 Nur die Tochter des Persaios, die freundlich gesinnte göttliche Frau Hekatè vernahm den Ruf und die Klage. Auch Gott Helios4 hörte, Hyperions strahlender Sohn, den Hilferuf der Tochter Kronìons, doch dieser, ihr Vater, weilte entfernt von den anderen Göttern in einem der Tempel, wo er Opfer empfing vonseiten der sterblichen Menschen. So fuhr mit der Geraubten im Einverständnis mit Zeus sein Bruder, der mächtige Unterweltsgott und Herrscher der Tiefe mit den unsterblichen Rossen davon, der Sprössling des Kronos.5 Zwar solange die Jungfrau noch konnte die Sterne am Himmel schauen sowie die schäumenden Wellen des fischreichen Meeres, auch die Strahlen der Sonne, glaubte sie, bald ihre Mutter wiederzusehn und die anderen ewig lebenden Götter: Hoffnung erhob ihr Gemüt, so tief sie verletzt war im Herzen.6 Rings widerhallten die Bergesgipfel und Buchten des Meeres laut von der Klage – da hörte es nun auch die würdige Mutter. Diese, von heftigem Schmerz in der Seele getroffen, zerraufte

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Εἰς Δημήτραν

ἀμβροσίαις κρήδεμνα δαΐζετο χερσὶ φίλῃσι, κυάνεον δὲ κάλυμμα κατ᾽ ἀμφοτέρων βάλετ᾽ ὤμων, σεύατο δ᾽ ὥς τ᾽ οἰωνὸς ἐπὶ τραφερήν τε καὶ ὑγρὴν μαιομένη∙ τῇ δ᾽ οὔ τις ἐτήτυμα μυθήσασθαι ἤθελεν οὔτε θεῶν οὔτε θνητῶν ἀνθρώπων, οὔτ᾽ οἰωνῶν τις τῇ ἐτήτυμος ἄγγελος ἦλθεν. ἐννῆμαρ μὲν ἔπειτα κατὰ χθόνα πότνια Δηὼ στρωφᾶτ᾽ αἰθομένας δαΐδας μετὰ χερσὶν ἔχουσα, οὐδέ ποτ᾽ ἀμβροσίης καὶ νέκταρος ἡδυπότοιο πάσσατ᾽ ἀκηχεμένη, οὐδὲ χρόα βάλλετο λουτροῖς. ἀλλ᾽ ὅτε δὴ δεκάτη οἱ ἐπήλυθε φαινολὶς Ἠὼς ἤντετό οἱ Ἑκάτη σέλας ἐν χείρεσσιν ἔχουσα καί ῥά οἱ ἀγγελέουσα ἔπος φάτο φώνησέν τε∙ πότνια Δημήτηρ ὡρηφόρε ἀγλαόδωρε τίς θεῶν οὐρανίων ἠὲ θνητῶν ἀνθρώπων ἥρπασε Περσεφόνην καὶ σὸν φίλον ἤκαχε θυμόν; φωνῆς γὰρ ἤκουσ᾽, ἀτὰρ οὐκ ἴδον ὀφθαλμοῖσιν ὅς τις ἔην∙ σοὶ δ᾽ ὦκα λέγω νημερτέα πάντα. ὣς ἄρ᾽ ἔφη Ἑκάτη∙ τὴν δ᾽ οὐκ ἠμείβετο μύθῳ Ῥείης ἠϋκόμου θυγάτηρ, ἀλλ᾽ ὦκα σὺν αὐτῇ ἤϊξ᾽ αἰθομένας δαΐδας μετὰ χερσὶν ἔχουσα. Ἠέλιον δ᾽ ἵκοντο θεῶν σκοπὸν ἠδὲ καὶ ἀνδρῶν, στὰν δ᾽ ἵππων προπάροιθε καὶ εἴρετο δῖα θεάων∙ Ἠέλι᾽ αἴδεσσαί με θεὰν σύ περ, εἴ ποτε δή σευ ἢ ἔπει ἢ ἔργῳ κραδίην καὶ θυμὸν ἴηνα∙ κούρην τὴν ἔτεκον γλυκερὸν θάλος εἴδεϊ κυδρὴν τῆς ἁδινὴν ὄπ᾽ ἄκουσα δι᾽ αἰθέρος ἀτρυγέτοιο ὥς τε βιαζομένης, ἀτὰρ οὐκ ἴδον ὀφθαλμοῖσιν. ἀλλὰ σὺ γὰρ δὴ πᾶσαν ἐπὶ χθόνα καὶ κατὰ πόντον αἰθέρος ἐκ δίης καταδέρκεαι ἀκτίνεσσι, νημερτέως μοι ἔνισπε φίλον τέκος εἴ που ὄπωπας ὅς τις νόσφιν ἐμεῖο λαβὼν ἀέκουσαν ἀνάγκῃ οἴχεται ἠὲ θεῶν ἢ καὶ θνητῶν ἀνθρώπων. Ὣς φάτο, τὴν δ᾽ Ὑπεριονίδης ἠμείβετο μύθῳ∙ Ῥείης ἠϋκόμου θυγάτηρ Δήμητερ ἄνασσα εἰδήσεις∙ δὴ γὰρ μέγα ἅζομαι ἠδ᾽ ἐλεαίρω

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An Demeter

sich die ambrosischen Haare verzweifelt mit eigenen Händen, hüllte ihr Haupt in ein schwarzblaues Schleiertuch bis zu den Schultern und entschwebte im Vogelflug über Länder und Meere, um nach der Tochter zu fahnden. Doch niemand wollte ihr Auskunft geben – keiner der Götter und keiner der sterblichen Menschen; auch kein Vogel verkündete durch seinen Flug ihr die Wahrheit.7 Während neun Tagen streifte darauf die ehrwürdige Deo8 in den Ländern umher mit brennenden Fackeln in ihren Händen. Weder ambrosische Speise nahm sie, noch süßen Nektar, und gönnte vor Trauer sich keine erfrischenden Bäder. Als aber dann zum zehnten Mal wieder die leuchtende Eos9 ihr erschien, kam Hekatè10 mit einer Fackel in ihren Händen zu ihr und sprach sie an mit den folgenden Worten: „Werteste Demeter, jederzeit Spenderin herrlicher Früchte! Welcher der himmlischen Götter oder der sterblichen Menschen11 raubte dir Persephone und erfüllte das Herz dir mit Trauer? Ihre Stimme vernahm ich, doch konnte ich nicht mit den Augen sehn, wer da rief; ich sag dir jetzt alles, wie’s wirklich gewesen.“ So etwa sprach Hekatè. Ihr gab auf die Rede nicht Antwort Rheias12 schönlockige Tochter, doch eilte sie mit ihr gemeinsam weiter; beide hielten in ihren Händen die Fackeln. Helios13 suchten sie auf, der auf Götter und Menschen herabschaut.14 Vor dessen Pferdegespann sich aufstellend sagte die Göttin: „Helios, achte mein Recht als Göttin, sofern ich dich jemals habe mit Wort oder Tat erfreut in deinem Gemüte. Meine von mir geborene Tochter, ein bildschönes Mädchen, deren den luftigen Äther durchdringende Stimme ich hörte wie von einer gewaltsam Entführten, kann ich nicht finden. Du aber siehst doch sowohl auf dem Festland wie auf den Meeren alles vom leuchtenden Himmel aus deutlich dank deinen Strahlen. Sag mir doch bitte die Wahrheit: Hast du mein Kind nicht gesehen, das, als ich’s unbewacht ließ, gewaltsam wurde entführt von irgendeinem der Götter oder der sterblichen Menschen?“ So sprach sie. Ihr gab der Sohn des Hyperion15 folgende Antwort: „Rheias, der Schöngelockten Tochter, Herrin Demeter, du sollst’s wissen, denn dir bring ich Ehrfurcht entgegen und Mitleid,

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Εἰς Δημήτραν

ἀχνυμένην περὶ παιδὶ τανυσφύρῳ∙ οὐδέ τις ἄλλος αἴτιος ἀθανάτων εἰ μὴ νεφεληγερέτα Ζεύς, ὅς μιν ἔδωκ᾽ Ἀΐδῃ θαλερὴν κεκλῆσθαι ἄκοιτιν αὐτοκασιγνήτῳ∙ ὁ δ᾽ ὑπὸ ζόφον ἠερόεντα ἁρπάξας ἵπποισιν ἄγεν μεγάλως ἰάχουσαν. ἀλλὰ θεὰ κατάπαυε μέγαν γόον∙ οὐδέ τι σὲ χρὴ μὰψ αὔτως ἄπλητον ἔχειν χόλον∙ οὔ τοι ἀεικὴς γαμβρὸς ἐν ἀθανάτοις Πολυσημάντωρ Ἀϊδωνεύς, αὐτοκασίγνητος καὶ ὁμόσπορος∙ ἀμφὶ δὲ τιμὴν ἔλλαχεν ὡς τὰ πρῶτα διάτριχα δασμὸς ἐτύχθη∙ τοῖς μεταναιετάει τῶν ἔλλαχε κοίρανος εἶναι. Ὣς εἰπὼν ἵπποισιν ἐκέκλετο, τοὶ δ᾽ ὑπ᾽ ὀμοκλῆς ῥίμφ᾽ ἔφερον θοὸν ἅρμα τανύπτεροι ὥς τ᾽ οἰωνοί∙ τὴν δ᾽ ἄχος αἰνότερον καὶ κύντερον ἵκετο θυμόν. χωσαμένη δὴ ἔπειτα κελαινεφέϊ Κρονίωνι νοσφισθεῖσα θεῶν ἀγορὴν καὶ μακρὸν Ὄλυμπον ᾤχετ᾽ ἐπ᾽ ἀνθρώπων πόλιας καὶ πίονα ἔργα, εἶδος ἀμαλδύνουσα πολὺν χρόνον∙ οὐδέ τις ἀνδρῶν εἰσορόων γίγνωσκε βαθυζώνων τε γυναικῶν πρίν γ᾽ ὅτε δὴ Κελεοῖο δαΐφρονος ἵκετο δῶμα, ὃς τότ᾽ Ἐλευσῖνος θυοέσσης κοίρανος ἦεν. ἕζετο δ᾽ ἐγγὺς ὁδοῖο φίλον τετιημένη ἦτορ φρείατι Παρθενίῳ ὅθεν ὑδρεύοντο πολῖται ἐν σκιῇ, αὐτὰρ ὕπερθε πεφύκει θάμνος ἐλαίης, γρηῒ παλαιογενεῖ ἐναλίγκιος, ἥ τε τόκοιο εἴργηται δώρων τε φιλοστεφάνου Ἀφροδίτης, οἷαί τε τροφοί εἰσι θεμιστοπόλων βασιλήων παίδων καὶ ταμίαι κατὰ δώματα ἠχήεντα. τὴν δὲ ἴδον Κελεοῖο Ἐλευσινίδαο θύγατρες ἐρχόμεναι μεθ᾽ ὕδωρ εὐήρυτον ὄφρα φέροιεν κάλπισι χαλκείῃσι φίλα πρὸς δώματα πατρός, τέσσαρες ὥς τε θεαὶ κουρήϊον ἄνθος ἔχουσαι, Καλλιδίκη καὶ Κλεισιδίκη Δημώ τ᾽ ἐρόεσσα Καλλιθόη θ᾽, ἣ τῶν προγενεστάτη ἦεν ἁπασῶν∙

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An Demeter

da du doch trauerst um deine schlankfüßige Tochter: Kein andrer nämlich ist schuld als einzig der wolkenversammelnde Gott Zeus, der sie dem Aïdes ausdrücklich gab als Ehegemahlin, seinem leiblichen Bruder. Der hat sie ins finstere Dunkel mit seinen Rossen geführt, und sie schrie verzweifelt um Hilfe. Du aber, Göttin, lass ab vom Trauern; du brauchst dich doch nicht so fürchterlich aufzuregen vor Zorn, denn schließlich ist dieser Schwiegersohn nicht zu verachten, der mächtige Gott Aïdoneus, der dein eigener leiblicher Bruder ist. Einst hat er doch sein Reich gewonnen durchs Los bei der Teilung der Welt in drei Teile;16 über die Mitbewohner der Unterwelt herrscht er als König.“ So sprechend trieb er die Pferde an, und auf seinen Zuruf eilten sie mit dem Wagen dahin wie fliegende Vögel. Jene hingegen litt nun erst recht unter bitterem Kummer. Tief empört und erzürnt auf den schwarzumwölkten Kronìon sagte sie sich von der Götterwelt los und vom hohen Olympos, um bei den Menschen zu sein in deren Städten und Feldern während längerer Zeit in bescheidenem Aussehen. Niemand – weder Männer noch schöngegürtete Frauen – erkannte nun sie von Angesicht, bis sie dann einst in des Keleos Haus kam, jenes berühmten Königs, der damals Eleusis regierte. Kummervoll saß sie am Wegrand, dicht neben dem – wie er genannt wird – Jungfernbrunnen, aus welchem die Stadtfrauen Wasser zu schöpfen pflegten, im Schatten des dort emporgewachsenen Ölbaums, in der Gestalt eines alten Weibes, das jeglicher Reize, jeglicher Gaben entbehrt der bekränzten Frau Aphrodite17 – so wie etwa Erzieherinnen von Kindern erlauchter Fürsten aussehen oder Verwalterinnen von Schlössern. Bald wurde dort sie erblickt von des Königs Keleos Töchtern, als sie zum Brunnen kamen, um Wasser zu schöpfen und dann in erzenen Kannen es in den Palast ihres Vaters zu tragen – ihrer vier, wie Göttinnen schön in der Blüte der Jugend: Kallidikè und Kleisidikè und die reizende Demo; Kallithoë war die Erstgeborene unter den Schwestern.

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οὐδ᾽ ἔγνων∙ χαλεποὶ δὲ θεοὶ θνητοῖσιν ὁρᾶσθαι. ἀγχοῦ δ᾽ ἱστάμεναι ἔπεα πτερόεντα προσηύδων∙ Τίς πόθεν ἐσσὶ γρηὺ παλαιγενέων ἀνθρώπων; τίπτε δὲ νόσφι πόληος ἀπέστιχες οὐδὲ δόμοισι πιλνᾷς; ἔνθα γυναῖκες ἀνὰ μέγαρα σκιόεντα τηλίκαι ὡς σύ περ ὧδε καὶ ὁπλότεραι γεγάασιν, αἵ κέ σε φίλωνται ἠμὲν ἔπει ἠδὲ καὶ ἔργῳ. Ὣς ἔφαθ᾽, ἡ δ᾽ ἐπέεσσιν ἀμείβετο πότνα θεάων∙ τέκνα φίλ᾽ αἵ τινές ἐστε γυναικῶν θηλυτεράων χαίρετ᾽, ἐγὼ δ᾽ ὑμῖν μυθήσομαι∙ οὔ τοι ἀεικὲς ὑμῖν εἰρομένῃσιν ἀληθέα μυθήσασθαι. Δωὴ ἐμοί γ᾽ ὄνομ᾽ ἐστί∙ τὸ γὰρ θέτο πότνια μήτηρ∙ νῦν αὖτε Κρήτηθεν ἐπ᾽ εὐρέα νῶτα θαλάσσης ἤλυθον οὐκ ἐθέλουσα, βίῃ δ᾽ ἀέκουσαν ἀνάγκῃ ἄνδρες ληϊστῆρες ἀπήγαγον. οἱ μὲν ἔπειτα νηῒ θοῇ Θορικὸν δὲ κατέσχεθον, ἔνθα γυναῖκες ἠπείρου ἐπέβησαν ἀολλέες ἠδὲ καὶ αὐτοὶ δεῖπνον ἐπηρτύνοντο παρὰ πρυμνήσια νηός∙ ἀλλ᾽ ἐμοὶ οὐ δόρποιο μελίφρονος ἤρατο θυμός, λάθρῃ δ᾽ ὁρμηθεῖσα δι᾽ ἠπείροιο μελαίνης φεῦγον ὑπερφιάλους σημάντορας, ὄφρα κε μή με ἀπριάτην περάσαντες ἐμῆς ἀποναίατο τιμῆς. οὕτω δεῦρ᾽ ἱκόμην ἀλαλημένη, οὐδέ τι οἶδα ἥ τις δὴ γαῖ᾽ ἐστὶ καὶ οἵ τινες ἐγγεγάασιν. ἀλλ᾽ ὑμῖν μὲν πάντες Ὀλύμπια δώματ᾽ ἔχοντες δοῖεν κουριδίους ἄνδρας καὶ τέκνα τεκέσθαι ὡς ἐθέλουσι τοκῆες∙ ἔμ᾽ αὖτ᾽ οἰκτείρατε κοῦραι, προφρονέως, φίλα τέκνα. τέων πρὸς δώμαθ᾽ ἵκωμαι ἀνέρος ἠδὲ γυναικός, ἵνα σφίσιν ἐργάζωμαι πρόφρων οἷα γυναικὸς ἀφήλικος ἔργα τέτυκται; καί κεν παῖδα νεογνὸν ἐν ἀγκοίνῃσιν ἔχουσα καλὰ τιθηνοίμην καὶ δώματα τηρήσαιμι καί κε λέχος στορέσαιμι μυχῷ θαλάμων εὐπήκτων δεσπόσυνον καί κ᾽ ἔργα διαθρήσαιμι γυναικός.

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Jene erkannten sie nicht – denn Götter sind schwer zu erkennen. Nah zu ihr hintretend fragten sie aber mit fliegenden Worten: „Wer bist du, Mütterchen, unter den Menschen? Von wo kommst du hierher? Weswegen hältst du hier draußen dich auf und bist nicht in einem schattigen Haus in der Stadt wie andere Frauen, die deines Alters sind oder jünger? Sie würden gewiss doch dich freundlich aufnehmen und dir Liebes erweisen mit Worten und Taten.“18 So etwa sprachen sie; ihnen gab Antwort die ehrwürd’ge Göttin: „Liebe Kinder, wer immer ihr seid von der weiblichen Jugend, seid mir gegrüßt! Gern geb’ ich euch Auskunft – es ist ja gewiss nicht unrecht, euch, da ihr fragtet, die reine Wahrheit zu sagen. Doë19 heiß’ ich – mir gab diesen Namen die ehrwürd’ge Mutter. Aus Kreta bin ich über den breiten Rücken des Meeres ungewollt hierher gelangt, von rohen Gewalten gezwungen. Seeräuber hatten zuvor mich verschleppt; sie fuhren mit ihrem schnellen Piratenschiff nach Thorikos, wo sie die Frauen alle versammelt an Land gehen ließen, während sie selber ihre Mahlzeit genossen am Heck ihres bauchigen Schiffes. Mir aber war nach erquickender Kost durchaus nicht zumute; heimlich stahl ich mich weg und flüchtete mich durch das dunkle Land – nur fort von den üblen Gesellen, damit sie mich nicht als Dirne verkaufen und meine Ehre könnten verprassen. So bin ich, weit umherirrend, hierher gekommen. Ich weiß nicht, was für ein Land dies ist und von welchem Volk es bewohnt wird. Euch aber möchte ich wünschen, dass euch die olympischen Götter einst rechtschaffene Männer geben und eigene Kinder, wie sie sich Eltern erhoffen. Mit mir aber habt bitte Mitleid: Gerne würde ich doch, ihr lieben Kinder, in einem fremden Hause dem Mann und der Frau bei den Arbeiten helfen, die eine alte Frau noch verrichten kann – so wie ich bin. Etwa ein neugeborenes Kindlein könnt’ ich auf meinen Armen wiegen und hegen; ich könnte das ganze Haus hüten oder jeweils die Betten im Schlafgemache der Herrschaft neu herrichten und sehn, was es sonst noch für Frauen zu tun gibt.“

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Φῆ ῥα θεά∙ τὴν δ᾽ αὐτίκ᾽ ἀμείβετο παρθένος ἀδμὴς Καλλιδίκη Κελεοῖο θυγατρῶν εἶδος ἀρίστη∙ Μαῖα θεῶν μὲν δῶρα καὶ ἀχνύμενοί περ ἀνάγκῃ τέτλαμεν ἄνθρωποι∙ δὴ γὰρ πολὺ φέρτεροί εἰσιν. ταῦτα δέ τοι σαφέως ὑποθήσομαι ἠδ᾽ ὀνομήνω ἀνέρας οἷσιν ἔπεστι μέγα κράτος ἐνθάδε τιμῆς, δήμου τε προὔχουσιν, ἰδὲ κρήδεμνα πόληος εἰρύαται βουλῇσι καὶ ἰθείῃσι δίκῃσιν. ἠμὲν Τριπτολέμου πυκιμήδεος ἠδὲ Διόκλου ἠδὲ Πολυξείνου καὶ ἀμύμονος Εὐμόλποιο καὶ Δολίχου καὶ πατρὸς ἀγήνορος ἡμετέροιο

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τῶν πάντων ἄλοχοι κατὰ δώματα πορσαίνουσι∙ τάων οὐκ ἄν τίς σε κατὰ πρώτιστον ὀπωπὴν εἶδος ἀτιμήσασα δόμων ἀπονοσφίσσειεν, ἀλλά σε δέξονται∙ δὴ γὰρ θεοείκελός ἐσσι. εἰ δὲ θέλεις, ἐπίμεινον, ἵνα πρὸς δώματα πατρὸς ἔλθωμεν καὶ μητρὶ βαθυζώνῳ Μετανείρῃ εἴπωμεν τάδε πάντα διαμπερές, αἴ κέ σ᾽ ἀνώγῃ ἡμέτερον δ᾽ ἰέναι μηδ᾽ ἄλλων δώματ᾽ ἐρευνᾶν. τηλύγετος δέ οἱ υἱὸς ἐνὶ μεγάρῳ εὐπήκτῳ ὀψίγονος τρέφεται, πολυεύχετος ἀσπάσιός τε. εἰ τόν γ᾽ ἐκθρέψαιο καὶ ἥβης μέτρον ἵκοιτο ῥεῖά κέ τίς σε ἰδοῦσα γυναικῶν θηλυτεράων ζηλώσαι∙ τόσα κέν τοι ἀπὸ θρεπτήρια δοίη. Ὣς ἔφαθ᾽∙ ἡ δ᾽ ἐπένευσε καρήατι, ταὶ δὲ φαεινὰ πλησάμεναι ὕδατος φέρον ἄγγεα κυδιάουσαι. ῥίμφα δὲ πατρὸς ἵκοντο μέγαν δόμον, ὦκα δὲ μητρὶ ἔννεπον, ὡς εἶδόν τε καὶ ἔκλυον. ἡ δὲ μάλ᾽ ὦκα ἐλθούσας ἐκέλευε καλεῖν ἐπ᾽ ἀπείρονι μισθῷ. αἱ δ᾽ ὥς τ᾽ ἢ ἔλαφοι ἢ πόρτιες ἤαρος ὥρῃ ἅλλοντ᾽ ἂν λειμῶνα κορεσσάμεναι φρένα φορβῇ, ὣς αἱ ἐπισχόμεναι ἑανῶν πτύχας ἱμεροέντων ἤϊξαν κοίλην κατ᾽ ἀμαξιτόν, ἀμφὶ δὲ χαῖται ὤμοις ἀΐσσοντο κροκηΐῳ ἄνθει ὁμοῖαι.

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So sprach die Göttin; darauf antwortete sogleich das Mädchen Kallidike, von allen Keleostöchtern die Schönste: „Mütterchen, was uns die Götter geben, das müssen wir Menschen tragen, auch wenn es uns schwer wird, denn sie sind an Macht überlegen. Dies aber kann ich dir klar und frei von Zweifel versichern: Jene Männer, die hier über Macht und Ehre verfügen und als die ersten im Volk die Mauern der Hauptstadt beschützen, sind von gerechter Gesinnung und weise in ihren Beschlüssen. Dies gilt für Triptolemos, den Klugen, wie für Diokles, für Polyxeinos ebenso wie für den wackren Eumolpos, für Dolichos und natürlich für unseren trefflichen Vater. Sie alle haben Gattinnen, welche im Hause regieren; keine von diesen würde dich wohl bei der ersten Begegnung abweisen, weil ihr dein Äußeres etwa Missfallen erregte, vielmehr, sie nähmen dich ehrenvoll auf, denn du gleichst einer Göttin. Wenn es dir recht ist, warte doch hier noch, bis wir zuhause mit unsrer Mutter, der schöngegürteten Frau Metaneira, all dies näher besprochen haben: dass sie zu uns dich einladen sollte, bevor du in anderen Häusern dich umsiehst. Nämlich sie nährt ein spät noch im Hause geborenes Söhnlein, das, von ihr lange erfleht, nun abgöttisch von ihr geliebt wird. Könntest du’s großziehn, dass es ins Jünglingsalter gelangte, würdest du wohl von zahlreichen anderen Frauen beneidet um den Lohn, den dir unsre Mutter würde bezahlen.“ So sprach sie; kopfnickend stimmte die Göttin zu, und die Mädchen gingen stolz mit ihren Kannen voll Wasser nach Hause. Kaum im Vaterhaus angelangt, erzählten sie ihrer Mutter, was sie gesehn und gehört hatten. Diese nun hieß sie sofort die Frau zu holen und fürstlichen Lohn ihr zu bieten. Daraufhin tanzten die Mädchen vor Freude – so wie junge Kälbchen auf den Wiesen im Frühling herumtollen, wenn sie mit gutem Futter genährt sind; ebenso freudig rannten die Mädchen wieder zurück durch den Hohlweg, sodass ihre lockigen blonden, Krokusblüten ähnlichen Haare die Schultern umflogen.

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τέτμον δ᾽ ἐγγὺς ὁδοῦ κυδρὴν θεὰν ἔνθα πάρος περ κάλλιπον∙ αὐτὰρ ἔπειτα φίλα πρὸς δώματα πατρὸς ἡγεῦνθ᾽, ἡ δ᾽ ἄρ᾽ ὄπισθε φίλον τετιημένη ἦτορ στεῖχε κατὰ κρῆθεν κεκαλυμμένη, ἀμφὶ δὲ πέπλος κυάνεος ῥαδινοῖσι θεᾶς ἐλελίζετο ποσσίν. αἶψα δὲ δώμαθ᾽ ἵκοντο διοτρεφέος Κελεοῖο, βὰν δὲ δι᾽ αἰθούσης ἔνθα σφίσι πότνια μήτηρ ἧστο παρὰ σταθμὸν τέγεος πύκα ποιητοῖο παῖδ᾽ ὑπὸ κόλπῳ ἔχουσα νέον θάλος∙ αἱ δὲ πὰρ αὐτὴν ἔδραμον, ἡ δ᾽ ἄρ᾽ ἐπ᾽ οὐδὸν ἔβη ποσὶ καί ῥα μελάθρου κῦρε κάρη, πλῆσεν δὲ θύρας σέλαος θείοιο. τὴν δ᾽ αἰδώς τε σέβας τε ἰδὲ χλωρὸν δέος εἷλεν∙ εἶξε δέ οἱ κλισμοῖο καὶ ἑδριάασθαι ἄνωγεν. ἀλλ᾽ οὐ Δημήτηρ ὡρηφόρος ἀγλαόδωρος ἤθελεν ἑδριάασθαι ἐπὶ κλισμοῖο φαεινοῦ, ἀλλ᾽ ἀκέουσα ἔμιμνε κατ᾽ ὄμματα καλὰ βαλοῦσα, πρίν γ᾽ ὅτε δή οἱ ἔθηκεν Ἰάμβη κέδν᾽ εἰδυῖα πηκτὸν ἕδος, καθύπερθε δ᾽ ἐπ᾽ ἀργύφεον βάλε κῶας. ἔνθα καθεζομένη προκατέσχετο χερσὶ καλύπτρην∙ δηρὸν δ᾽ ἄφθογγος τετιημένη ἧστ᾽ ἐπὶ δίφρου, οὐδέ τιν᾽ οὔτ᾽ ἔπεϊ προσπτύσσετο οὔτε τι ἔργῳ, ἀλλ᾽ ἀγέλαστος ἄπαστος ἐδητύος ἠδὲ ποτῆτος ἧστο πόθῳ μινύθουσα βαθυζώνοιο θυγατρός, πρίν γ᾽ ὅτε δὴ χλεύῃς μιν Ἰάμβη κέδν᾽ εἰδυῖα πολλὰ παρασκώπτουσ᾽ ἐτρέψατο πότνιαν ἁγνὴν μειδῆσαι γελάσαι τε καὶ ἵλαον ἴσχειν θυμόν∙ ἣ δή οἱ καὶ ἔπειτα μεθύστερον εὔαδεν ὀργαῖς. τῇ δὲ δέπας Μετάνειρα δίδου μελιηδέος οἴνου πλήσασ᾽, ἡ δ᾽ ἀνένευσ᾽∙ οὐ γὰρ θεμιτόν οἱ ἔφασκε πίνειν οἶνον ἐρυθρόν, ἄνωγε δ᾽ ἄρ᾽ ἄλφι καὶ ὕδωρ δοῦναι μίξασαν πιέμεν γλήχωνι τερείνῃ. ἡ δὲ κυκεῶ τεύξασα θεᾷ πόρεν ὡς ἐκέλευε∙ δεξαμένη δ᾽ ὁσίης ἕνεκεν πίε πότνια Δηώ. τῇσι δὲ μύθων ἦρχεν ἐΰζωνος Μετάνειρα∙ Χαῖρε γύναι, ἐπεὶ οὔ σε κακῶν ἄπ᾽ ἔολπα τοκήων

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Nahe am Brunnen fanden sie wieder die Göttin – dort wo sie vorher schon saß. Sie luden sie ein, zum Haus ihres Vaters mitzukommen, worauf sie, wenn auch mit bekümmertem Herzen, ihnen folgte, von Kopf bis Fuß umhüllt von dem dunklen Trauergewand, das flatternd beim Schreiten die Beine umwallte. Bald schon standen sie vor des Königs Keleos Hausfront. Durch die Vorhalle traten sie ein; die ehrwürd’ge Mutter saß in der Nähe der Eingangspforte zum prächtigen Hauptsaal, an ihrem Busen das neugeborene Knäblein. Die Mädchen eilten zu ihr, während jene noch stehen blieb auf der Schwelle, wo ihr Haupt am Türsturz anstieß; göttlicher Glanz wurde sichtbar.20 Scheu und Ehrfurcht erfasste die Königin, dass sie erblasste. Von ihrem Sitz sich erhebend bot jener sie nun ihren Platz an; doch Demeter, die Spenderin herrlich glänzender Früchte, lehnte es ab, auf dem weichen, prunkvollen Sessel zu sitzen. Schweigend blieb sie stehen und senkte die Augen zu Boden, bis ihr die treue Iambe, die Dienerin, einen aus schlichtem Holz gezimmerten Stuhl hinstellte, mit Schaffell darüber. Darauf setzte sie sich und hielt vors Gesicht ihren Schleier.21 Längere Zeit blieb sie daraufhin stumm und trübsinnig sitzen,22 ohne sich irgend mit Wort oder Gesten bemerkbar zu machen. Ohne zu lächeln, ohne Verlangen nach Trank oder Speise hockte sie da, verstört von Sehnsucht nach ihrer Tochter – bis dann Iambe, die gute Seele, ihr mit einem Scherzwort solcherart wandte den Sinn, dass die ehrwürd’ge heilige Göttin fröhlich zu lächeln begann und in heiterer Laune sich zeigte. (Auch als sie später dann zürnte, blieb jene ihr freundlich ergeben.)23 Als aber nun Metaneira ihr einen Becher mit Rotwein reichte, lehnte sie diesen ab: es sei ihr verboten, Wein zu trinken, doch bitte sie um etwas Gerste, in Wasser zubereitet mit fein zerriebener Selleriewurzel.24 Solch ein Getränk wurde wie verlangt der Göttin geliefert und um der Sitte willen entgegengenommen von Deo.25 Hierauf sprach die schöngegürtete Frau Metaneira: „Sei mir gegrüßt – ich glaube, du stammst nicht von unedlen Eltern,

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ἔμμεναι ἀλλ᾽ ἀγαθῶν∙ ἐπί τοι πρέπει ὄμμασιν αἰδὼς καὶ χάρις, ὡς εἴ πέρ τε θεμιστοπόλων βασιλήων.

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ἀλλὰ θεῶν μὲν δῶρα καὶ ἀχνύμενοί περ ἀνάγκῃ τέτλαμεν ἄνθρωποι∙ ἐπὶ γὰρ ζυγὸς αὐχένι κεῖται. νῦν δ᾽ ἐπεὶ ἵκεο δεῦρο, παρέσσεται ὅσσα τ᾽ ἐμοί περ. παῖδα δέ μοι τρέφε τόνδε, τὸν ὀψίγονον καὶ ἄελπτον ὤπασαν ἀθάνατοι, πολυάρητος δέ μοί ἐστιν. εἰ τόν γε θρέψαιο καὶ ἥβης μέτρον ἵκοιτο ἦ ῥά κέ τίς σε ἰδοῦσα γυναικῶν θηλυτεράων ζηλώσαι∙ τόσα κέν τοι ἀπὸ θρεπτήρια δοίην. Τὴν δ᾽ αὖτε προσέειπεν ἐϋστέφανος Δημήτηρ∙ καὶ σὺ γύναι μάλα χαῖρε, θεοὶ δέ τοι ἐσθλὰ πόροιεν. παῖδα δέ τοι πρόφρων ὑποδέξομαι ὥς με κελεύεις∙ θρέψω, κοὔ μιν ἔολπα κακοφραδίῃσι τιθήνης οὔτ᾽ ἄρ᾽ ἐπηλυσίη δηλήσεται οὔθ᾽ ὑποτάμνον∙ οἶδα γὰρ ἀντίτομον μέγα φέρτερον ὑλοτόμοιο, οἶδα δ᾽ ἐπηλυσίης πολυπήμονος ἐσθλὸν ἐρυσμόν. Ὣς ἄρα φωνήσασα θυώδεϊ δέξατο κόλπῳ χερσίν τ᾽ ἀθανάτοισι∙ γεγήθει δὲ φρένα μήτηρ. ὣς ἡ μὲν Κελεοῖο δαΐφρονος ἀγλαὸν υἱὸν Δημοφόωνθ᾽, ὃν ἔτικτεν ἐΰζωνος Μετάνειρα, ἔτρεφεν ἐν μεγάροις∙ ὁ δ᾽ ἀέξετο δαίμονι ἶσος οὔτ᾽ οὖν σῖτον ἔδων, οὐ θησάμενος. Δημήτηρ χρίεσκ᾽ ἀμβροσίῃ ὡς εἰ θεοῦ ἐκγεγαῶτα, ἡδὺ καταπνείουσα καὶ ἐν κόλποισιν ἔχουσα∙ νύκτας δὲ κρύπτεσκε πυρὸς μένει ἠΰτε δαλὸν λάθρα φίλων γονέων∙ τοῖς δὲ μέγα θαῦμ᾽ ἐτέτυκτο ὡς προθαλὴς τελέθεσκε, θεοῖσι δὲ ἄντα ἐῴκει. καί κέν μιν ποίησεν ἀγήρων τ᾽ ἀθάνατόν τε εἰ μὴ ἄρ᾽ ἀφραδίῃσιν ἐΰζωνος Μετάνειρα νύκτ᾽ ἐπιτηρήσασα θυώδεος ἐκ θαλάμοιο σκέψατο∙ κώκυσεν δὲ καὶ ἄμφω πλήξατο μηρὼ

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sondern von achtenswerten: in deinen Augen liegt Anmut wie auch Würde, als stammtest du aus einer Königsfamilie.

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Aber was immer die Götter uns geben, das müssen wir Menschen tragen, auch wenn es uns schwerfällt26 – dies Joch liegt ja uns auf dem Nacken. Nun, da du hier bist, steht alles was mir gehört dir zur Verfügung. Zieh mir dies Kindlein doch auf, das spät noch und unverhofft mir die ewig Unsterblichen schenkten, nachdem ich es lange erflehte. Könntest du’s großziehn, dass es ins Jünglingsalter gelangte, würdest du wohl von zahlreichen anderen Frauen beneidet um den Lohn, den ich herzlich gern dir würde bezahlen.“27 Ihr gab Antwort darauf die schönbekränzte28 Demeter: „Ebenfalls grüße ich dich; es mögen die Götter dich segnen! Gerne will ich das Kind übernehmen und nach deinem Wunsch es aufziehn; es soll, so meine ich, nicht durch Fehler der Pflege oder durch bösen Zauber jemals Schaden erleiden; nämlich ich kenne ein starkes Gegengift gegen den Zauber und ein Schutzmittel gegen jeglichen Nachteil und Schaden.“ So sprechend nahm sie das Kind und legte es an ihren Busen mit ihren göttlichen Händen; es freute sich herzlich die Mutter. Also erzog nun jene des Keleos einzigen Sohn, den Demophoon, den die schöngegürtete Frau Metaneira hatte im Hause geboren.29 Das Kind wuchs heran wie ein Wunder ganz ohne Muttermilch oder andere Nahrung. Demeter salbte es mit Ambrosia ein, als stammt’ es von Göttern, und behauchte es an ihrer Brust mit duftendem Atem. Nachts aber legte sie’s neben die Flammen der brennenden Fackel,30 vor den Eltern verborgen, doch diese verwunderten sich, wie schnell ihr Söhnlein heranwuchs und wie es göttergleich aussah. Ja, sie hätte Unsterblichkeit und ewige Jugend ihm verliehn, wenn nicht einst in törichtem Sinn Metaneira heimlich vom Schlafzimmer aus sie hätte beobachten wollen bei ihrem Tun, und jammernd hätte die Hände verworfen31

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δείσασ᾽ ᾧ περὶ παιδὶ καὶ ἀάσθη μέγα θυμῷ, καί ῥ᾽ ὀλοφυρομένη ἔπεα πτερόεντα προσηύδα∙ Τέκνον Δημοφόον ξείνη σε πυρῇ ἔνι πολλῇ κρύπτει, ἐμοὶ δὲ γόον καὶ κήδεα λυγρὰ τίθησιν. Ὣς φάτ᾽ ὀδυρομένη∙ τῆς δ᾽ ἄϊε δῖα θεάων.

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τῇ δὲ χολωσαμένη καλλιστέφανος Δημήτηρ παῖδα φίλον, τὸν ἄελπτον ἐνὶ μεγάροισιν ἔτικτε, χείρεσσ᾽ ἀθανάτῃσιν ἄπω ἕο θῆκε πέδονδε ἐξανελοῦσα πυρὸς θυμῷ κοτέσασα μάλ᾽ αἰνῶς, καί ῥ᾽ ἄμυδις προσέειπεν ἐΰζωνον Μετάνειραν∙ Νήϊδες ἄνθρωποι καὶ ἀφράδμονες οὔτ᾽ ἀγαθοῖο αἶσαν ἐπερχομένου προγνώμεναι οὔτε κακοῖο∙ καὶ σὺ γὰρ ἀφραδίῃσι τεῇς μήκιστον ἀάσθης. ἴστω γὰρ θεῶν ὅρκος ἀμείλικτον Στυγὸς ὕδωρ ἀθάνατόν κέν τοι καὶ ἀγήραον ἤματα πάντα παῖδα φίλον ποίησα καὶ ἄφθιτον ὤπασα τιμήν∙ νῦν δ᾽ οὐκ ἔσθ᾽ ὥς κεν θάνατον καὶ κῆρας ἀλύξαι. ὥρῃσιν δ᾽ ἄρα τῷ γε περιπλομένων ἐνιαυτῶν παῖδες Ἐλευσινίων πόλεμον καὶ φύλοπιν αἰνὴν αἰὲν ἐν ἀλλήλοισιν συνάξουσ᾽ ἤματα πάντα.

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τιμὴ δ᾽ ἄφθιτος αἰὲν ἐπέσσεται, οὕνεκα γούνων ἡμετέρων ἐπέβη καὶ ἐν ἀγκοίνῃσιν ἴαυσεν. εἰμὶ δὲ Δημήτηρ τιμάοχος, ἥ τε μέγιστον ἀθανάτοις θνητοῖσί τ᾽ ὄνεαρ καὶ χάρμα τέτυκται.

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ἀλλ᾽ ἄγε μοι νηόν τε μέγαν καὶ βωμὸν ὑπ᾽ αὐτῷ τευχόντων πᾶς δῆμος ὑπαὶ πόλιν αἰπύ τε τεῖχος Καλλιχόρου καθύπερθεν ἐπὶ προὔχοντι κολωνῷ∙ ὄργια δ᾽ αὐτὴ ἐγὼν ὑποθήσομαι ὡς ἂν ἔπειτα εὐαγέως ἕρδοντες ἐμὸν νόον ἱλάσκοισθε. Ὣς εἰποῦσα θεὰ μέγεθος καὶ εἶδος ἄμειψε

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γῆρας ἀπωσαμένη, περί τ᾽ ἀμφί τε κάλλος ἄητο∙ ὀδμὴ δ᾽ ἱμερόεσσα θυηέντων ἀπὸ πέπλων σκίδνατο, τῆλε δὲ φέγγος ἀπὸ χροὸς ἀθανάτοιο λάμπε θεᾶς, ξανθαὶ δὲ κόμαι κατενήνοθεν ὤμους,

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Voller Angst, es könnte dem Büblein ein Unglück geschehen, rief sie in klagendem Ton ihm zu mit fliegenden Worten: „Demophoon, mein Kind, diese Fremde, die dich in Flammen einhüllt, macht mir schreckliche Angst und bereitet mir Sorge.“ So rief sie weinerlich aus; dies hörte die heilige Göttin. Zürnend hob daraufhin die schönbekränzte Demeter dieses Kindlein, das jene hatte im Hause geboren, mit ihren göttlichen Händen empor aus dem Feuer und legt’ es auf dem Fußboden nieder, der Mutter grollend im Herzen. Und sie sprach zu der schöngegürteten Frau Metaneira: „O ihr närrischen Menschen, ihr seht doch nie, was euch Gutes euer Schicksal bereitet und was euch bevorsteht an Schlechtem! Du besonders hast arg in deiner Torheit gefrevelt. Lass dir’s beim Styx32, dem untrüglichen Eid der Götter, gesagt sein: Ewig lebend und jung dabei bleibend hätte ich deinen33 Sohn gemacht und ihm unvergängliche Ehren verliehen. Nun wird er nicht unsterblich und kann nicht dem Tod sich entziehen; vielmehr werden im Laufe der wechselnden Monde und Jahre künftig die Söhne der Eleusinier Kriege und Schlachten dauernd erleben und untereinander sich blutig bekämpfen.34 Unvergänglich wird einzig die Ehre ihm bleiben, dass er mir einst auf den Knien und in meinen Armen geruht hat: ich bin Demeter, die zu Verehrende, die doch die größte Hilfe und Freude den Göttern bringt wie den sterblichen Menschen.35 Nun jedoch baue mir mit deinem ganzen Volk einen großen Tempel mit Opferaltar dort unter den Mauern der Stadtburg auf jenem schönen ebenen Platz beim Hügel Kolonos. Festliche Orgien werde ich stiften, sobald ihr gebührend meinen Sinn durch heilige Opfergaben versöhnt habt.“ So sprach die Göttin und nahm wiederum ihre wahre Gestalt an.36 Alles Greisentum ablegend stand sie in strahlender Schönheit. Köstlicher Duft verbreitete sich aus ihren Gewändern; weithin glänzte die zarte Haut der unsterblichen Göttin und ihr Blondhaar wallte herab vom Haupt zu den Schultern.

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αὐγῆς δ᾽ ἐπλήσθη πυκινὸς δόμος ἀστεροπῆς ὥς. βῆ δὲ διὲκ μεγάρων, τῆς δ᾽ αὐτίκα γούνατ᾽ ἔλυντο, δηρὸν δ᾽ ἄφθογγος γένετο χρόνον, οὐδέ τι παιδὸς μνήσατο τηλυγέτοιο ἄπω δαπέδου ἀνελέσθαι. τοῦ δὲ κασίγνηται φωνὴν ἐσάκουσαν ἐλεινήν, κὰδ δ᾽ ἄρ᾽ ἀπ᾽ εὐστρώτων λεχέων θόρον∙ ἡ μὲν ἔπειτα παῖδ᾽ ἀνὰ χερσὶν ἑλοῦσα ἑῷ ἐγκάτθετο κόλπῳ, ἡ δ᾽ ἄρα πῦρ ἀνέκαι᾽, ἡ δ᾽ ἔσσυτο πόσσ᾽ ἁπαλοῖσι μητέρ᾽ ἀναστήσουσα θυώδεος ἐκ θαλάμοιο. ἀγρόμεναι δέ μιν ἀμφὶς ἐλούεον ἀσπαίροντα ἀμφαγαπαζόμεναι∙ τοῦ δ᾽ οὐ μειλίσσετο θυμός∙ χειρότεραι γὰρ δή μιν ἔχον τροφοὶ ἠδὲ τιθῆναι. Αἱ μὲν παννύχιαι κυδρὴν θεὸν ἱλάσκοντο δείματι παλλόμεναι∙ ἅμα δ᾽ ἠοῖ φαινομένηφιν εὐρυβίῃ Κελεῷ νημερτέα μυθήσαντο, ὡς ἐπέτελλε θεὰ καλλιστέφανος Δημήτηρ. αὐτὰρ ὅ γ᾽ εἰς ἀγορὴν καλέσας πολυπείρονα λαὸν ἤνωγ᾽ ἠϋκόμῳ Δημήτερι πίονα νηὸν ποιῆσαι καὶ βωμὸν ἐπὶ προὔχοντι κολωνῷ. οἱ δὲ μάλ᾽ αἶψ᾽ ἐπίθοντο καὶ ἔκλυον αὐδήσαντος, τεῦχον δ᾽ ὡς ἐπέτελλ᾽∙ ὁ δ᾽ ἀέξετο δαίμονος αἴσῃ. αὐτὰρ ἐπεὶ τέλεσαν καὶ ἐρώησαν καμάτοιο βάν ῥ᾽ ἴμεν οἴκαδ᾽ ἕκαστος∙ ἀτὰρ ξανθὴ Δημήτηρ ἔνθα καθεζομένη μακάρων ἀπὸ νόσφιν ἁπάντων μίμνε πόθῳ μινύθουσα βαθυζώνοιο θυγατρός.

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αἰνότατον δ᾽ ἐνιαυτὸν ἐπὶ χθόνα πουλυβότειραν ποίησ᾽ ἀνθρώποις καὶ κύντατον, οὐδέ τι γαῖα σπέρμ᾽ ἀνίει∙ κρύπτεν γὰρ ἐϋστέφανος Δημήτηρ. πολλὰ δὲ καμπύλ᾽ ἄροτρα μάτην βόες ἕλκον ἀρούραις, πολλὸν δὲ κρῖ λευκὸν ἐτώσιον ἔμπεσε γαίῃ.

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καί νύ κε πάμπαν ὄλεσσε γένος μερόπων ἀνθρώπων λιμοῦ ὑπ᾽ ἀργαλέης, γεράων τ᾽ ἐρικυδέα τιμὴν

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An Demeter

Leuchtend erhellt war das ganze Haus, als wär’es vom Blitzschlag getroffen. Nun ging die Göttin fort, doch jener wankten die Kniee. Lange noch blieb sie sprachlos und stumm – ja sie hatte sogar das immer noch hilflos am Boden liegende Kindlein vergessen. Dessen erbärmliches Schreien hörten zum Glück seine Schwestern. Aus ihren Schlafgemächern herbeieilend nahmen sie sich des Kindleins an: die eine hob es und nahm’s an den Busen, eine andere blies das Herdfeuer an, und die dritte eilte, um rasch die Mutter aus ihrem Bette zu holen. Von den versammelten Frauen wurde der strampelnde Kleine dann gebadet und herzlich liebkost – doch er ließ sich nicht gerne von diesen schlechteren Ammen und Pflegerinnen betreuen. Aber die Frauen beteten während der Nacht zu der Göttin zitternd vor Angst, und als dann sich Eos wiederum zeigte, meldeten sie dem König Keleos alles getreulich, wie’ s ihnen hatte befohlen die schönbekränzte Demeter.37 Jener berief eine Volksversammlung ein und verlangte, dass man der schöngelockten Demeter bald einen reichen Tempel baue mit Opferaltar beim Hügel Kolonos. Dies wurde gutgeheißen aufgrund der Rede des Königs, und man begann mit dem Bau, der nach göttlichen Plänen emporwuchs. Als er vollendet war und die Leute der Ruhe bedurften, gingen sie alle nach Hause; jedoch die blonde Demeter ließ sich nieder im Tempel, entfernt von den anderen Göttern. Dort blieb sie sitzen, verstört von Sehnsucht nach ihrer Tochter.38 Aber ein trauriges Jahr für die fruchtbaren Felder und Fluren schuf sie den Menschen – ein Jahr des Entsetzens und Grauens. Die Erde ließ keine Saat mehr sprießen – versteckt hatte alles Demeter. Nutzlos wurden mit Ochsenpflügen Furchen gezogen; Saat von Getreide wurde vergebens gestreut auf die Erde. Fast hätte jene das ganze Geschlecht der sterblichen Menschen ausgerottet durch Hungersnot, und zugleich damit auch der

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Εἰς Δημήτραν

καὶ θυσιῶν ἤμερσεν Ὀλύμπια δώματ᾽ ἔχοντας, εἰ μὴ Ζεὺς ἐνόησεν ἑῷ τ᾽ ἐφράσσατο θυμῷ. Ἶριν δὲ πρῶτον χρυσόπτερον ὦρσε καλέσσαι Δήμητρ᾽ ἠΰκομον πολυήρατον εἶδος ἔχουσαν. ὣς ἔφαθ᾽∙ ἡ δὲ Ζηνὶ κελαινεφέϊ Κρονίωνι πείθετο καὶ μεσσηγὺ διέδραμεν ὦκα πόδεσσιν. ἵκετο δὲ πτολίεθρον Ἐλευσῖνος θυοέσσης, εὗρεν δ᾽ ἐν νηῷ Δημήτερα κυανόπεπλον, καί μιν φωνήσασ᾽ ἔπεα πτερόεντα προσηύδα∙ „Δήμητερ καλέει σε πατὴρ Ζεὺς ἄφθιτα εἰδὼς ἐλθέμεναι μετὰ φῦλα θεῶν αἰειγενετάων. ἄλλ᾽ ἴθι, μηδ᾽ ἀτέλεστον ἐμὸν ἔπος ἐκ Διὸς ἔστω.‟ Ὣς φάτο λισσομένη∙ τῆς δ᾽ οὐκ ἐπεπείθετο θυμός. αὖτις ἔπειτα πατὴρ μάκαρας θεοὺς αἰὲν ἐόντας πάντας ἐπιπροΐαλλεν∙ ἀμοιβηδὶς δὲ κιόντες κίκλησκον καὶ πολλὰ δίδον περικαλλέα δῶρα, τιμάς θ᾽ ἅς κεν ἕλοιτο μετ᾽ ἀθανάτοισι θεοῖσι∙ ἀλλ᾽ οὔ τις πεῖσαι δύνατο φρένας οὐδὲ νόημα θυμῷ χωομένης, στερεῶς δ᾽ ἠναίνετο μύθους.

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οὐ μὲν γάρ ποτ᾽ ἔφασκε θυώδεος Οὐλύμποιο πρίν γ᾽ ἐπιβήσεσθαι, οὐ πρὶν γῆς καρπὸν ἀνήσειν, πρὶν ἴδοι ὀφθαλμοῖσιν ἑὴν εὐώπιδα κούρην. Αὐτὰρ ἐπεὶ τό γ᾽ ἄκουσε βαρύκτυπος εὐρύοπα Ζεὺς εἰς Ἔρεβος πέμψε χρυσόρραπιν Ἀργειφόντην, ὄφρ᾽ Ἀΐδην μαλακοῖσι παραιφάμενος ἐπέεσσιν ἁγνὴν Περσεφόνειαν ἀπὸ ζόφου ἠερόεντος ἐς φάος ἐξαγάγοι μετὰ δαίμονας, ὄφρα ἑ μήτηρ ὀφθαλμοῖσιν ἰδοῦσα μεταλλήξειε χόλοιο. Ἑρμῆς δ᾽ οὐκ ἀπίθησεν, ἄφαρ δ᾽ ὑπὸ κεύθεα γαίης ἐσσυμένως κατόρουσε λιπὼν ἕδος Οὐλύμποιο. τέτμε δὲ τόν γε ἄνακτα δόμων ἔντοσθεν ἐόντα ἥμενον ἐν λεχέεσσι σὺν αἰδοίῃ παρακοίτι πόλλ᾽ ἀεκαζομένῃ μητρὸς πόθῳ∙ ἡ δ᾽ ἐπ᾽ἀτλήτοις ἔργοις ἀθανάτων μακάρων μηνίετο βουλήν.

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An Demeter

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Opfer die Götter beraubt, die den hohen Olympos bewohnen, hätte nicht Zeus dieses Übel gesehen und richtig beurteilt.39 Iris40 schickte er nun, die goldengeflügelte, dass sie Demeter rufen solle, die vielgeliebte und schöne. Diesem Befehl des Zeus, des schwarzumwölkten Kroniden, Folge leistend entfernte sich jene auf eiligen Füßen. Bald hatte schon sie Eleusis erreicht, die bedeutende Hauptstadt. Demeter fand sie dort im Tempel in dunklem Gewande; sogleich redete sie sie an mit fliegenden Worten: „Demeter, Vater Zeus ruft dich, der allwissende Ew’ge, dass du zurückkommen sollst zum Geschlecht der unsterblichen Götter. Komm doch und lass nicht mein Wort, das von Zeus stammt, unerfüllt bleiben.“ So sprach sie bittend, doch jene blieb unveränderten Sinnes.41 Darauf schickte der Vater nun jeden der ewigen Götter einzeln zu ihr. Sie luden nacheinander sie dringend ein zur Rückkehr, brachten ihr viele schöne Geschenke und versprachen ihr jegliche Ehrung vonseiten der Götter. Aber keiner vermochte sie umzustimmen; sie blieb im Herzen ergrimmt und verweigerte hartnäckig jede Versöhnung.42 Nie wieder, sagte sie, werde sie auf dem Olympos sich zeigen, nie mehr auch auf der Erde die Früchte lassen gedeihen, wenn sie nicht eigenen Auges die Tochter zu sehen bekomme. Als nun dieses vernahm der weithin donnernde Gott Zeus, schickte er unter die Erde Gott Hermes, den Argosbezwinger, dass er mit schmeichelnden Worten den Hades dazu berede, Persephone aus der dunklen Unterwelt zu entlassen. Selber solle er dann ans Licht zu den Göttern sie führen, dass die Mutter sie sehe und endlich nicht länger mehr zürne. Hermes sträubte sich nicht, sondern machte sich gleich auf den Weg zur Unterwelt, schnell sich hinunter begebend vom hohen Olympos. Unten traf er den Herrscher in seinem Palast, wo er auf dem Ruhebett saß neben seiner bildschönen züchtigen Gattin, die von Sehnsucht nach ihrer Mutter verzehrt und im Herzen über das unerträgliche Tun der Götter empört war.

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Εἰς Δημήτραν

ἀγχοῦ δ᾽ ἱστάμενος προσέφη κρατὺς Ἀργειφόντης∙ Ἅιδη κυανοχαῖτα, καταφθιμένοισιν ἀνάσσων Ζεύς σε πατὴρ ἤνωγεν ἀγαυὴν Περσεφόνειαν ἐξαγαγεῖν Ἐρέβευσφι μετὰ σφέας, ὄφρα ἑ μήτηρ ὀφθαλμοῖσιν ἰδοῦσα χόλου καὶ μήνιος αἰνῆς ἀθανάτοις παύσειεν∙ ἐπεὶ μέγα μήδεται ἔργον φθῖσαι φῦλ᾽ ἀμενηνὰ χαμαιγενέων ἀνθρώπων σπέρμ᾽ ὑπὸ γῆς κρύπτουσα, καταφθινύθουσα δὲ τιμὰς ἀθανάτων. ἡ δ᾽ αἰνὸν ἔχει χόλον, οὐδὲ θεοῖσι μίσγεται, ἀλλ᾽ ἀπάνευθε θυώδεος ἔνδοθι νηοῦ ἧσται, Ἐλευσῖνος κραναὸν πτολίεθρον ἔχουσα. Ὣς φάτο∙ μείδησεν δὲ ἄναξ ἐνέρων Ἀϊδωνεὺς ὀφρύσιν, οὐδ᾽ ἀπίθησε Διὸς βασιλῆος ἐφετμῇς. ἐσσυμένως δ᾽ ἐκέλευσε δαΐφρονι Περσεφονείῃ∙ „ἔρχεο, Περσεφόνη παρὰ μητέρα κυανόπεπλον ἤπιον ἐν στήθεσσι μένος καὶ θυμὸν ἔχουσα, μηδέ τι δυσθύμαινε λίην περιώσιον ἄλλων. οὔ τοι ἐν ἀθανάτοισιν ἀεικὴς ἔσσομ᾽ ἀκοίτης αὐτοκασίγνητος πατρὸς Διός∙ ἔνθα δ᾽ ἐοῦσα δεσπόσσεις πάντων ὁπόσα ζώει τε καὶ ἕρπει, τιμὰς δὲ σχήσησθα μετ᾽ ἀθανάτοισι μεγίστας, τῶν δ᾽ ἀδικησάντων τίσις ἔσσεται ἤματα πάντα οἵ κεν μὴ θυσίαισι τεὸν μένος ἱλάσκωνται εὐαγέως ἕρδοντες, ἐναίσιμα δῶρα τελοῦντες.‟

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Ὣς φάτο∙ γήθησεν δὲ περίφρων Περσεφόνεια, καρπαλίμως δ᾽ ἀνόρουσ᾽ ὑπὸ χάρματος∙ αὐτὰρ ὅ γ᾽ αὐτὸς ῥοιῆς κόκκον ἔδωκε φαγεῖν μελιηδέα λάθρῃ ἀμφὶ ἓ νωμήσας, ἵνα μὴ μένοι ἤματα πάντα αὖθι παρ᾽ αἰδοίῃ Δημήτερι κυανοπέπλῳ.

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ἵππους δὲ προπάροιθεν ὑπὸ χρυσέοισιν ὄχεσφιν ἔντυεν ἀθανάτους πολυσημάντωρ Ἀϊδωνεύς. ἡ δ᾽ ὀχέων ἐπέβη, παρὰ δὲ κρατὺς Ἀργειφόντης ἡνία καὶ μάστιγα λαβὼν μετὰ χερσὶ φίλῃσι

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An Demeter

Nah zu ihm hintretend sprach der kraftvolle Argosbezwinger: „Hades, schwarzhaariger Herr der abgeschiedenen Seelen, Zeus, der Vater, befiehlt dir, die edle Persephoneia aus des Erebos Schlund heraufzuführen zur Mutter, dass sie mit eigenen Augen sie sehe und nicht länger zürne gegen die ewig Unsterblichen – denn sie führt Böses im Schilde: Aushungern will sie die erdegeborenen Menschen, indem sie deren Saaten versteckt, und gleichzeitig will sie entehren die Unsterblichen. Fürchterlich ist ja ihr Groll: sie will nicht mit unsereinem verkehren – so hockt sie dort hinten in ihrem Tempel nah bei Eleusis, der Stadt auf steinigem Boden.“ So sprach er. Aber der Herrscher der Unterwelt Aïdoneus lächelte bloß und entgegnete nichts auf des Zeus strenge Weisung.43 Vielmehr, er wandte sich nun an die kluge Persephoneia: „Geh doch, Persephone, zur dunkelgewandeten Mutter, fröhlichen Herzens und zuversichtlichen, heitern Gemütes! Lass doch nicht allzu sehr dich von Groll und Trübsinn beherrschen. Bei den Unsterblichen gelte ich schließlich nicht wenig als Gatte – bin ich doch deines Vaters Zeus Bruder. Wenn du dort oben weilst, wirst du über lebendige Kreaturen gebieten; hohe Ehren werden dir auch die Götter erweisen, während die Frevler dir lebenslang Buße müssen entrichten – jene, die nicht mit gebührenden Opfern um Gnade dich baten und nicht wie sich’s geziemt, dich beschenkten mit wertvollen Gaben.“ So sprach er. Freudig vernahm es die kluge Persephoneia. Sofort sprang sie auf vor Begeisterung, während ihr jener einen Granatapfel gab zu kosten, womit er sie heimlich durch einen Zauber zwang, nicht dauernd oben zu bleiben bei ihrer edlen Demeter, der dunkelgewandeten Mutter.44 Vor seinen goldenen Wagen spannte darauf seine schnellen, ewig unsterblichen Pferde der herrschende Gott Aïdoneus. Jene nahm Platz auf dem Wagen neben dem Argosbezwinger, welcher in seinen Händen die Zügel hielt und die Peitsche.45

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Εἰς Δημήτραν

σεῦε διὲκ μεγάρων∙ τὼ δ᾽ οὐκ ἄκοντε πετέσθην. ῥίμφα δὲ μακρὰ κέλευθα διήνυσαν, οὐδὲ θάλασσα οὔθ᾽ ὕδωρ ποταμῶν οὔτ᾽ ἄγκεα ποιήεντα ἵππων ἀθανάτων οὔτ᾽ ἄκριες ἔσχεθον ὁρμήν, ἀλλ᾽ ὑπὲρ αὐτάων βαθὺν ἠέρα τέμνον ἰόντες. στῆσε δ᾽ ἄγων ὅθι μίμνεν ἐϋστέφανος Δημήτηρ νηοῖο προπάροιθε θυώδεος∙ ἡ δὲ ἰδοῦσα ἤϊξ᾽ ἠΰτε μαινὰς ὄρος κάτα δάσκιον ὕλῃς.

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Περσεφόνη δ᾽ ἑτέρ[ωθεν ἐπεὶ ἴδεν ὄμματα καλὰ] μητρὸς ἑῆς κατ᾽ [ἄρ᾽ ἥ γ᾽ ὄχεα προλιποῦσα καὶ ἵππους] ἆλτο θέει[ν, δειρῇ δέ οἱ ἔμπεσε ἀμφιχυθεῖσα∙] τῇ δὲ [φίλην ἔτι παῖδα ἑῇς μετὰ χερσὶν ἐχούσῃ] α[ἶψα δόλον θυμός τιν᾽ ὀΐσατο, τρέσσε δ᾽ ἄρ᾽ αἰνῶς] πα[υ]ομ[ένη φιλότητος, ἄφαρ δ᾽ ἐρεείνετο μύθῳ∙] Τέκνον μή ῥά τι μοι σ[ύ γε πάσσαο νέρθεν ἐοῦσα] βρώμης; ἐξαύδα, [μὴ κεῦθ᾽, ἵνα εἴδομεν ἄμφω∙]

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ὣς μὲν γάρ κ᾽ ἀνιοῦσα π[αρὰ στυγεροῦ Ἀΐδαο] καὶ παρ᾽ ἐμοὶ καὶ πατρὶ κελ[αινεφέϊ Κρονίωνι] ναιετάοις πάντεσσι τετιμ[ένη ἀθανάτοι]σιν. εἰ δέ, πτᾶσα πάλιν ‹σύ γ᾽› ἰοῦσ᾽ ὑπ[ὸ κεύθεσι γαίης] οἰκήσεις ὡρέων τρίτατον μέρ[ος εἰς ἐνιαυτόν,] τὰς δὲ δύω παρ᾽ ἐμοί τε καὶ [ἄλλοις ἀθανά]τοισιν. ὁππότε δ᾽ ἄνθεσι γαῖ᾽ εὐώδε[σιν] ἠαρινο[ῖσι] παντοδαποῖς θάλλει, τότ᾽ ἀπὸ ζόφου ἠερόεντος αὖτις ἄνει μέγα θαῦμα θεοῖς θνητοῖς τ᾽ ἀνθρώποις. καὶ τίνι σ᾽ ἐξαπάτησε δόλῳ κρατερ[ὸς Πολυδ]έγμων;

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Τὴν δ᾽ αὖ Περσεφόνη περικαλλὴς ἀντίον ηὔδα∙ τοιγὰρ ἐγώ σοι μῆτερ ἐρέω νημερτέα πάντα∙ εὖτέ μοι Ἑρμῆς ἦ[λθ]᾽ ἐριούνιος ἄγγελος ὠκὺς πὰρ πατέρος Κρονίδαο καὶ ἄλλων οὐρανιώνων, ἐλθεῖν ἐξ Ἐρέβευς, ἵνα μ᾽ ὀφθαλμοῖσιν ἰδοῦσα λήξαις ἀθανάτοισι χόλου καὶ μήνιος αἰνῆς, αὐτὰρ ἐγὼν ἀνόρουσ᾽ ὑπὸ χάρματος, αὐτὰρ ὁ λάθρῃ ἔμβαλέ μοι ῥοιῆς κόκκον, μελιηδέ᾽ ἐδωδήν, ἄκουσαν δὲ βίῃ με προσηνάγκασσε πάσασθαι.

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An Demeter

Eilig fuhr er davon mit den willig gehorchenden Pferden. Bald schon war die gesamte Strecke durchmessen, und weder Meeresfluten noch reißende Flüsse noch Schluchten und Berge konnten den stürmischen Drang der unsterblichen Rosse behindern, denn über alles hinweg galoppierten sie hoch in den Lüften. Dicht vor dem Tempel hielt jener dann an, wo die Göttin Demeter ihren Aufenthalt hatte. Als diese die Tochter erblickte, war sie vor Freude berauscht gleich einer Mänade im Bergwald.46 [Persephone aber, als sie Demeters herrliche Augen wieder erblickt hatte, hüpfte vom Wagen herab, um sich an den Hals ihrer Mutter zu werfen und liebevoll sie zu umfangen. Diese, während sie ihrerseits noch ihre Tochter umschlang, ließ plötzlich die Arme sinken, durchzuckt vom Gedanken, es sei dies alles nur irgendein Trug. Sie zitterte heftig und fragte: „Kind, hast du etwa dort unten noch irgend verdächtige Speisen eingenommen? Sag’s offen, damit wir beide es wissen.47 Da du zurückkehrst aus dem verhassten Haus des Aïdes, bist du mir wie demVater, dem schwarzumwölkten Kronìon, wie allen anderen Göttern in Ehrerbietung willkommen. Solltest du aber erneut in die Unterwelt einziehen müssen, wirst du dort jeweils nur ein Drittel des Jahres verbringen, während zwei Dritteln jedoch bei mir sein und bei den Göttern. Stets, wenn im Frühling die Erde erneut mit duftenden Blüten und mit Blumen jeglicher Art sich schmückt, wirst du aus dem Dunkel heraufkommen als ein Wunder für Menschen und Götter. Hat etwa dich mit List der Unterweltherrscher betrogen?“]48 Ihr gab Persephone, die bildschöne, folgende Antwort: „Gerne will ich dir, Mutter, dies alles in Wahrheit berichten. Als zu mir Hermes kam, der eilige Bote der Götter, den Vater Zeus und die anderen Götter hatten gesandt, um aus der Unterwelt mich zu holen, damit du mit eignen Augen mich sähest und würdest dem Zorn auf die Götter entsagen, da sprang ich auf vor Begeisterung; jener jedoch gab mir heimlich einen Granatapfel ein von süßem Geschmack, den ich gar nicht wünschte – er aber zwang mich gewaltsam dazu, ihn zu schlucken.

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Εἰς Δημήτραν

ὡς δέ μ᾽ ἀναρπάξας Κρονίδεω πυκινὴν διὰ μῆτιν ᾤχετο πατρὸς ἐμοῖο φέρων ὑπὸ κεύθεα γαίης ἐξερέω, καὶ πάντα διίξομαι, ὡς ἐρεείνεις. ἡμεῖς μὲν μάλα πᾶσαι ἀν᾽ ἱμερτὸν λειμῶνα, Λευκίππη Φαινώ τε καὶ Ἠλέκτρη καὶ Ἰάνθη καὶ Μελίτη Ἰάχη τε Ῥόδειά τε Καλλιρόη τε Μηλόβοσίς τε Τύχη τε καὶ Ὠκυρόη καλυκῶπις Χρυσηΐς τ᾽ Ἰάνειρά τ᾽ Ἀκάστη τ᾽ Ἀδμήτη τε καὶ Ῥοδόπη Πλουτώ τε καὶ ἱμερόεσσα Καλυψὼ καὶ Στὺξ Οὐρανίη τε Γαλαξαύρη τ᾽ ἐρατεινὴ Παλλάς τ᾽ ἐγρεμάχη καὶ Ἄρτεμις ἰοχέαιρα παίζομεν. ἄνθεα δὴ δρέπομεν χείρεσσ᾽ ἐρόεντα, μίγδα κρόκον τ᾽ ἀγανὸν καὶ ἀγαλλίδας ἠδ᾽ ὑάκινθον καὶ ῥοδέας κάλυκας καὶ λείρια, θαῦμα ἰδέσθαι, νάρκισσόν θ᾽ ὃν ἔφυσ᾽ ὥς περ κρόκον εὐρεῖα χθών. αὐτὰρ ἐγὼ δρεπόμην περὶ χάρματι, γαῖα δ᾽ ἔνερθε χώρησεν, τῇ δ᾽ ἔκθορ᾽ ἄναξ κρατερὸς πολυδέγμων. βῆ δὲ φέρων ὑπὸ γαῖαν ἐν ἅρμασι χρυσείοισι πόλλ᾽ ἀεκαζομένην, ἐβόησα δ᾽ ἄρ᾽ ὄρθια φωνῇ. ταῦτά τοι ἀχνυμένη περ ἀληθέα πάντ᾽ ἀγορεύω. Ὣς τότε μὲν πρόπαν ἦμαρ ὁμόφρονα θυμὸν ἔχουσαι πολλὰ μάλ᾽ ἀλλήλων κραδίην καὶ θυμὸν ἴαινον ἀμφαγαπαζόμεναι, ἀχέων δ᾽ ἀπεπαύετο θυμός. γηθοσύνας δὲ δέχοντο παρ᾽ ἀλλήλων ἔδιδόν τε. τῇσιν δ᾽ ἐγγύθεν ἦλθ᾽ Ἑκάτη λιπαροκρήδεμνος, πολλὰ δ᾽ ἄρ᾽ ἀμφαγάπησε κόρην Δημήτερος ἁγνῆς∙ ἐκ τοῦ οἱ πρόπολος καὶ ὀπάων ἔπλετ᾽ ἄνασσα. ταῖς δὲ μετάγγελον ἧκε βαρύκτυπος εὐρύοπα Ζεὺς Ῥείην ἠΰκομον ἣν μητέρα κυανόπεπλον ἀξέμεναι μετὰ φῦλα θεῶν, ὑπέδεκτο δὲ τιμὰς δωσέμεν, ἅς κεν ἕλοιτο μετ᾽ ἀθανάτοισι θεοῖσι∙ νεῦσε δέ οἱ κούρην ἔτεος περιτελλομένοιο τὴν τριτάτην μὲν μοῖραν ὑπὸ ζόφον ἠερόεντα, τὰς δὲ δύω παρὰ μητρὶ καὶ ἄλλοις ἀθανάτοισιν. ὣς ἔφατ᾽∙ οὐδ᾽ ἀπίθησε θεὰ Διὸς ἀγγελιάων. ἐσσυμένως δ᾽ ἤϊξε κατ᾽ Οὐλύμποιο καρήνων,

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An Demeter

Wie er jedoch mich raubte und mich auf Beschluss des Kroniden,49 meines Vaters, ins Dunkle unter der Erde entführte, will ich jetzt ebenfalls dir erzählen, da du gefragt hast. Fröhlich spielten wir Mädchen alle vereint auf der Wiese: Leukippe, Phaino und Elektra wie auch Ianthe, auch Melitè und Iache, Rhodeia und Kallirhoë und Melobosis und Tyche und Okyrhoë, diese Hübsche, Chryseïs und Ianeira, Akaste und mit ihr Admete, auch Rhodope, Pluto und die zauberhafte Kalypso, Styx, Urania und Galaxaure, die Reizende, ferner Pallas, die krieggewohnte, und Artemis mit ihren Pfeilen,50 wir alle spielten zusammen und pflückten uns liebliche Blumen, gelben Krokus gemischt mit Lilien und Hyazinthen, Rosenknospen und Nelken – ein Wunder zu schauen – und Narzissen, die zahlreich nebst Krokus der Erde entwuchsen. Frohgemut pflückte ich gleichfalls – da tat sich auf einmal die Erde auf, und es stürzte hervor der gewaltige Unterweltsherrscher. Dieser entführte mich unter die Erde im goldenen Wagen trotz meines heftigen Widerstandes und Rufens um Hilfe. All dies entspricht, so betrüblich es ist, der lauteren Wahrheit.“51 Danach verbrachten die beiden den ganzen Tag innig verbunden, gegenseitig das Herz sich erfreuend mit zärtlicher Liebe, und ihre bittren Gefühle entschwanden aus ihrem Gemüte. Frohsinn empfingen sie beide und schenkten sie beide einander.

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Ihnen gesellte sich nun wieder Hekatè bei, die Erfahrne. Herzliche Sympathie empfand sie für Demeters Tochter, der sie fortan als befreundete Zofe und Kammerfrau diente.52 Diesen Frauen sandte als Botin der donnernde Gott Zeus Rheia, die Schöngelockte: sie solle nun Demeter endlich wieder zur Götterfamilie zurückführen mit dem Versprechen, alle Unsterblichen würden sie ehren, so wie sie sich’s wünsche. Zwar ihre Tochter werde in Zukunft jeweils ein Drittel jedes Jahres im Dunkel der Unterwelt zubringen müssen, während zwei Dritteln jedoch bei der Mutter sein und bei den Göttern. Ohne Bedenken erfüllte den Auftrag des Zeus jene Göttin. Eilends stürzte sie sich herab von den Höh’n des Olympos

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Εἰς Δημήτραν

εἰς δ᾽ ἄρα Ῥάριον ἷξε, φερέσβιον οὖθαρ ἀρούρης τὸ πρίν, ἀτὰρ τότε γ᾽ οὔ τι φερέσβιον, ἀλλὰ ἕκηλον ἑστήκει πανάφυλλον∙ ἔκευθε δ᾽ ἄρα κρῖ λευκὸν μήδεσι Δήμητρος καλλισφύρου∙ αὐτὰρ ἔπειτα μέλλεν ἄφαρ ταναοῖσι κομήσειν ἀσταχύεσσιν ἦρος ἀεξομένοιο, πέδῳ δ᾽ ἄρα πίονες ὄγμοι βρισέμεν ἀσταχύων, τὰ δ᾽ ἐν ἐλλεδανοῖσι δεδέσθαι. ἔνθ᾽ ἐπέβη πρώτιστον ἀπ᾽ αἰθέρος ἀτρυγέτοιο∙ ἀσπασίως δ᾽ ἴδον ἀλλήλας, κεχάρηντο δὲ θυμῷ. τὴν δ᾽ ὧδε προσέειπε Ῥέη λιπαροκρήδεμνος∙ Δεῦρο τέκος, καλέει σε βαρύκτυπος εὐρύοπα Ζεὺς ἐλθέμεναι μετὰ φῦλα θεῶν, ὑπέδεκτο δὲ τιμὰς [δωσέμεν, ἅς κ᾽ ἐθέλῃσθα] μετ᾽ ἀθανάτοισι θεοῖσι. [νεῦσε δέ σοι κούρην ἔτεος π]εριτελλομένοιο [τὴν τριτάτην μὲν μοῖραν ὑπὸ ζόφον ἠ]ερόεντα, [τὰς δὲ δύω παρὰ σοί τε καὶ ἄλλοις] ἀθανάτοισιν.

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[ὣς ἄρ᾽ ἔφη τελέ]εσθαι∙ ἑῷ δ᾽ ἐπένευσε κάρητι. [ἀλλ᾽ ἴθι τέκνον] ἐμὸν καὶ πείθεο, μηδέ τι λίην ἀ[ζηχὲς μεν]έαινε κελαινεφέϊ Κρονίωνι∙ α[ἶψα δὲ κα]ρπὸν ἄεξε φερέσβιον ἀνθρώποισιν. Ὣ[ς ἔφατ᾽, οὐ]δ᾽ ἀπίθησεν ἐϋστέφανος Δημήτηρ, αἶψα δὲ καρπὸν ἀνῆκεν ἀρουράων ἐριβώλων. πᾶσα δὲ φύλλοισίν τε καὶ ἄνθεσιν εὐρεῖα χθὼν ἔβρισ᾽∙ ἡ δὲ κιοῦσα θεμιστοπόλοις βασιλεῦσι δ[εῖξε,] Τριπτολέμῳ τε Διοκλεῖ τε πληξίππῳ, Εὐμόλπου τε βίῃ Κελεῷ θ᾽ ἡγήτορι λαῶν, δρησμοσύνην θ᾽ ἱερῶν καὶ ἐπέφραδεν ὄργια πᾶσι, Τριπτολέμῳ τε Πολυξείνῳ τ᾽, ἐπὶ τοῖς δὲ Διοκλεῖ, σεμνά, τά τ᾽ οὔ πως ἔστι παρεξίμεν οὔτε πυθέσθαι, οὔτ᾽ ἀχέειν∙ μέγα γάρ τι θεῶν σέβας ἰσχάνει αὐδήν. ὄλβιος, ὃς τάδ᾽ ὄπωπεν ἐπιχθονίων ἀνθρώπων∙ ὃς δ᾽ ἀτελὴς ἱερῶν ὅς τ᾽ ἄμμορος, οὔ ποθ᾽ ὁμοίων αἶσαν ἔχει φθίμενός περ ὑπὸ ζόφῳ εὐρώεντι.

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An Demeter

auf die rharische Ebene, jenen sonst fruchtbaren Landstrich, der aber jetzt nicht fruchtbringend war, sondern, gänzlich verödet, keinerlei Grün enthielt – es hatte ja jeglichen Samen Demeter absichtsvoll versteckt. Aber bald wieder sollten nun die Fluren von neuem von schlanken Ähren geschmückt sein beim Erwachen des Frühlings, und bald wieder sollten die reifen Halme gemäht und zu Garben gebunden am Erdboden liegen. Dorthin kam also jene zuerst aus den luftigen Höhen. Freudigen Herzens sahen sich dann die Göttinnen wieder. An ihre Tochter wandte sich Rheia nun mit den Worten: „Kind, komm zurück, es heißt dich der weithin donnernde Gott Zeus wiederzukehren zur Götterfamilie mit dem Versprechen, [alle Unsterblichen werden dich ehren, wie du’s nur wünschest. Zwar deine Tochter werde in Zukunft jeweils ein Drittel jedes Jahres im Dunkel der Unterwelt zubringen müssen, während zwei Dritteln jedoch bei dir sein und bei den Göttern.

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So, sagt er, wird es geschehen; durch Kopfnicken hat er’s bekräftigt. Darum gehorche, mein Kind, und verharre nicht allzu verbissen in deinem Zorn gegenüber dem schwarzumwölkten Kronìon. Lass sogleich wieder Früchte gedeih’n, die Nahrung der Menschen.“]53 So sprach sie; ihr widersetzte sich nicht die bekränzte Demeter, sondern sie ließ die Saaten sprießen auf fruchtbaren Feldern. Bald war von lieblichem Grün überdeckt und von Blumen die ganze Erde.

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Sie aber ging und belehrte nun die Regenten – den Triptolemos wie auch Diokles, den Lenker der Pferde, den Eumolpos und Keleos, jenen Hirten des Volkes – über den Opferdienst; sie erklärte die heiligen Orgien ihnen allen: Triptolemos, Polyxeinos, Diokles – hochgeheime Riten, die nicht zu umgehen und nicht zu hinterfragen sind – es gilt, das Geheimnis zu wahren. Glücklich der Mensch, der dies selber erlebt und im Innern erfasst hat; wer aber dieser Weihen nicht teilhaftig wurde, wird solches weder im Leben noch später im Schattenreich jemals erfahren.

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Εἰς Ἀπόλλωνα

Αὐτὰρ ἐπεὶ δὴ πάνθ᾽ ὑπεθήκατο δῖα θεάων, βάν ῥ᾽ ἴμεν Οὔλυμπον δὲ θεῶν μεθ᾽ ὁμήγυριν ἄλλων. ἔνθα δὲ ναιετάουσι παραὶ Διὶ τερπικεραύνῳ σεμναί τ᾽ αἰδοῖαί τε∙ μέγ᾽ ὄλβιος ὅν τιν᾽ ἐκεῖναι προφρονέως φίλωνται ἐπιχθονίων ἀνθρώπων∙ αἶψα δέ οἱ πέμπουσιν ἐφέστιον ἐς μέγα δῶμα Πλοῦτον, ὃς ἀνθρώποις ἄφενος θνητοῖσι δίδωσιν.

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Ἀλλ᾽ ἄγ᾽ Ἐλευσῖνος θυοέσσης δῆμον ἔχουσαι καὶ Πάρον ἀμφιρύτην Ἄντρωνά τε πετρήεντα, πότνια ἀγλαόδωρ᾽ ὡρηφόρε Δηοῖ ἄνασσα αὐτὴ καὶ κούρη περικαλλὴς Περσεφόνεια πρόφρονες ἀντ᾽ ᾠδῆς βίοτον θυμήρε᾽ ὀπάζειν. αὐτὰρ ἐγὼ καὶ σεῖο καὶ ἄλλης μνήσομ᾽ ἀοιδῆς.

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III. Εἰς Ἀπόλλωνα Mνήσομαι οὐδὲ λάθωμαι Ἀπόλλωνος ἑκάτοιο, ὅν τε θεοὶ κατὰ δῶμα Διὸς τρομέουσιν ἰόντα∙ καί ῥά τ᾽ ἀναΐσσουσιν ἐπὶ σχεδὸν ἐρχομένοιο πάντες ἀφ᾽ ἑδράων, ὅτε φαίδιμα τόξα τιταίνει. Λητὼ δ᾽ οἴη μίμνε παραὶ Διὶ τερπικεραύνῳ, ἥ ῥα βιόν τ᾽ ἐχάλασσε καὶ ἐκλήϊσε φαρέτρην, καί οἱ ἀπ᾽ ἰφθίμων ὤμων χείρεσσιν ἑλοῦσα τόξον ἀνεκρέμασε πρὸς κίονα πατρὸς ἑοῖο πασσάλου ἐκ χρυσέου∙ τὸν δ᾽ εἰς θρόνον εἷσεν ἄγουσα.

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τῷ δ᾽ ἄρα νέκταρ ἔδωκε πατὴρ δέπαϊ χρυσείῳ δεικνύμενος φίλον υἱόν, ἔπειτα δὲ δαίμονες ἄλλοι ἔνθα καθίζουσιν∙ χαίρει δέ τε πότνια Λητώ, οὕνεκα τοξοφόρον καὶ καρτερὸν υἱὸν ἔτικτεν.

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χαῖρε μάκαιρ᾽ ὦ Λητοῖ, ἐπεὶ τέκες ἀγλαὰ τέκνα Ἀπόλλωνά τ᾽ ἄνακτα καὶ Ἄρτεμιν ἰοχέαιραν, τὴν μὲν ἐν Ὀρτυγίῃ, τὸν δὲ κραναῇ ἐνὶ Δήλῳ, κεκλιμένη πρὸς μακρὸν ὄρος καὶ Κύνθιον ὄχθον, ἀγχοτάτω φοίνικος ἐπ᾽ Ἰνωποῖο ῥεέθροις.

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An Apollon

Als dies alles die heilige Göttin hatte geordnet, stieg sie mit ihrer Tochter hinauf zum Olymp und den Göttern.54 Dort sind die beiden vereint mit Zeus, dem Schleudrer der Blitze – beide hoch ehrwürdigen Göttinnen. Glücklich die Menschen, welche von ihnen besonders geliebt und berücksichtigt werden – diesen nämlich schicken sie gern als treuesten Hausfreund Plutos, den Gott, der große Vermögen und reichen Besitz schenkt. Nun denn, Göttinnen, die ihr Eleusis beherrscht und die Insel Paros, die meerumspülte, sowie das felsige Antron: Edle Herrscherin Deo, du Spenderin köstlicher Früchte, sei mitsamt deiner schönen Tochter Persephoneia mir gefällig und gib für mein Lied mir glückliches Leben – gerne will ich dann deiner in weiteren Liedern gedenken.55

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III. An Apollon Niemals will ich vergessen das Lob auf Apollon, den Schützen, der die Götter, wenn er zu Zeus sich begibt, lässt zittern. Wenn sie ihn kommen sehen, erheben sie rasch sich von ihren Sitzen; sie stehen, solang er den glänzenden Bogen gespannt hält. Leto1 allein bleibt sitzen bei Zeus, dem Schleudrer der Blitze; jenem nimmt sie das Schießgerät weg, verschließt seinen Köcher und entspannt seinen Bogen, nachdem sie diesen den kräftʼgen Schultern enthob. Sie hängt ihn dann auf an der Säule des Vaters hoch am goldenen Haken; den Sohn aber heißt sie sich setzen. Ihm reicht der Vater sodann einen goldenen Becher mit Nektar, willkommen heißend den lieben Sohn; darauf nehmen die andern Götter wiederum Platz, und von Freude ergriffen ist Leto, dass sie einen so tüchtigen Schützen als Sohn hat geboren.2 Freue dich, selige Leto, doch deiner vortrefflichen Kinder: Apollons, des Herrn, und der Pfeilschützin Artemis. Diese hast du ja in Ortygia – jenen im steinigen Delos einst geboren, gelagert am Abhang des Kynthosgebirges, nah der berühmten Palme am Ufer des Inoposflusses.3

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Εἰς Ἀπόλλωνα

Πῶς τάρ σ᾽ ὑμνήσω πάντως εὔυμνον ἐόντα; πάντῃ γάρ τοι, Φοῖβε, νομοὶ βεβλήαται ᾠδῆς, ἠμὲν ἀν᾽ ἤπειρον πορτιτρόφον ἠδ᾽ ἀνὰ νήσους. πᾶσαι δὲ σκοπιαί τοι ἅδον καὶ πρώονες ἄκροι ὑψηλῶν ὀρέων ποταμοί θ᾽ ἅλα δὲ προρέοντες, ἀκταί τ᾽ εἰς ἅλα κεκλιμέναι λιμένες τε θαλάσσης. ἦ ὥς σε πρῶτον Λητὼ τέκε χάρμα βροτοῖσι, κλινθεῖσα πρὸς Κύνθος ὄρος κραναῇ ἐνὶ νήσῳ Δήλῳ ἐν ἀμφιρύτῃ; ἑκάτερθε δὲ κῦμα κελαινὸν ἐξῄει χέρσονδε λιγυπνοίοις ἀνέμοισιν. ἔνθεν ἀπορνύμενος πᾶσι θνητοῖσιν ἀνάσσεις, ὅσσους Κρήτη τ᾽ ἐντὸς ἔχει καὶ δῆμος Ἀθηνῶν νῆσός τ᾽ Αἰγίνη ναυσικλειτή τ᾽ Εὔβοια Αἰγαί τ᾽ Εἰρεσίαι τε καὶ ἀγχιάλη Πεπάρηθος Θρηΐκιός τ᾽ Ἀθόως καὶ Πηλίου ἄκρα κάρηνα Θρηϊκίη τε Σάμη Ἴδης τ᾽ ὄρεα σκιόεντα Σκῦρος καὶ Φώκαια καὶ Αὐτοκάνης ὄρος αἰπὺ Ἴμβρος τ᾽ εὐκτιμένη καὶ Λῆμνος ἀμιχθαλόεσσα Λέσβος τ᾽ ἠγαθέη Μάκαρος ἕδος Αἰολίωνος καὶ Χίος, ἣ νήσων λιπαρωτάτη εἰν ἁλὶ κεῖται, παιπαλόεις τε Μίμας καὶ Κωρύκου ἄκρα κάρηνα καὶ Κλάρος αἰγλήεσσα καὶ Αἰσαγέης ὄρος αἰπὺ καὶ Σάμος ὑδρηλὴ Μυκάλης τ᾽ αἰπεινὰ κάρηνα Μίλητός τε Κόως τε, πόλις Μερόπων ἀνθρώπων, καὶ Κνίδος αἰπεινὴ καὶ Κάρπαθος ἠνεμόεσσα Νάξος τ᾽ ἠδὲ Πάρος Ῥήναιά τε πετρήεσσα,

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τόσσον ἔπ᾽ ὠδίνουσα Ἑκηβόλον ἵκετο Λητώ, εἴ τίς οἱ γαιέων υἱεῖ θέλοι οἰκία θέσθαι. αἱ δὲ μάλ᾽ ἐτρόμεον καὶ ἐδείδισαν, οὐδέ τις ἔτλη Φοῖβον δέξασθαι καὶ πιοτέρη περ ἐοῦσα πρίν γ᾽ ὅτε δή ῥ᾽ ἐπὶ Δήλου ἐβήσετο πότνια Λητώ,

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καί μιν ἀνειρομένη ἔπεα πτερόεντα προσηύδα∙ Δῆλ᾽ εἰ γάρ κ᾽ ἐθέλοις ἕδος ἔμμεναι υἷος ἐμοῖο Φοίβου Ἀπόλλωνος, θέσθαι τ᾽ ἔνι πίονα νηόν∙ ἄλλος δ᾽ οὔ τις σεῖό ποθ᾽ ἅψεται, οὐδέ σε λήσει, οὔτ᾽ εὔβων σέ γ᾽ ἔσεσθαι ὀΐομαι οὔτ᾽ εὔμηλον, οὐδὲ τρύγην οἴσεις, οὔτ᾽ ἂρ φυτὰ μυρία φύσεις.

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An Apollon

Wie aber soll ich nun dich, du vielfach Besingbarer, preisen? Überall, Phoibos, erklingen zu deinem Ruhm doch die Lieder, auf dem Kälber ernährenden Festland wie auch auf den Inseln; Aussichtspunkte sagen dir zu und felsige Gipfel, hohes Gebirge wie auch die dem Meer zuströmenden Flüsse, steil abfallende Küsten und sandige Buchten des Meeres. Sing ich, wie Leto dich einst gebar zur Freude der Menschen, hingelagert am Kynthosgebirg auf der steinigen Insel Delos, umrauscht von den Wellen, die allseits am Ufer die schwarze Erde bespülen, herangetrieben von heulenden Winden? Dort zur Welt gekommen, bist du nun Herr aller Menschen: ebenso der in Kreta Lebenden wie der Athener, jener von Aigine und vom schiffberühmten Euboia,4 derer von Aigai und Eiresiai und der Stadt Peparethos, derer vom thrakischen Athos und jener vom pelischen Bergland, derer vom thrakischen Samos und jener vom Idagebirge, von Skyros und Phokaia, vom hohen Autokanesberg, von der schönen Stadt Imbros, von Lemnos, der nebligen Insel, vom geheiligten Lesbos, dem Sitz der äolischen Herrscher, von Chios, der reichsten von allen den Inseln des Meeres; derer vom felsigen Mimas sowie von des Korykos Höhen, derer vom sonnigen Klaros und jener vom Aisageesberg, derer vom feuchten Samos und Mikales luftigen Höhen, auch von Milet und von Kos, der berühmten Stadt der Meropier, derer von Knidos, der Bergstadt, und Karpathos – dort wo der Wind braust, derer von Naxos und Paros sowie von Rhenaia, dem Felsnest.5 All diese Orte hatte für ihre Niederkunft Leto aufgesucht, um dort ihrem Sohn eine Heimstatt zu bieten. Überall aber hatte man Angst; man wagte es nirgends, Phoibos aufzunehmen, auch nicht in den reicheren Städten, bis dann schließlich nach Delos gelangte die göttliche Leto.6 Dort nun fragte sie wiederum an mit fliegenden Worten: „Delos, möchtest du nicht die Wohnstätte sein meines Sohnes Phoibos Apollon, der hier seinen herrlichen Tempel besäße? Wohl kein anderer Gott wird je dich als Wohnsitz erwählen; niemals wirst du an Rindern ja reich sein oder an Schafen; weder werden dir Reben gedeihen noch vielerlei Früchte.

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Εἰς Ἀπόλλωνα

αἰ δέ κ᾽ Ἀπόλλωνος ἑκαέργου νηὸν ἔχησθα, ἄνθρωποί τοι πάντες ἀγινήσουσ᾽ ἑκατόμβας ἐνθάδ᾽ ἀγειρόμενοι, κνίση δέ τοι ἄσπετος αἰεὶ δημοῦ ἀναΐξει, βοσκήσεις θ᾽ οἵ κέ σ᾽ ἔχωσι χειρὸς ἀπ᾽ ἀλλοτρίης, ἐπεὶ οὔ τοι πῖαρ ὑπ᾽ οὖδας.

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Ὣς φάτο∙ χαῖρε δὲ Δῆλος, ἀμειβομένη δὲ προσηύδα∙ Λητοῖ κυδίστη θύγατερ μεγάλου Κοίοιο, ἀσπασίη κεν ἐγώ γε γονὴν ἑκάτοιο ἄνακτος δεξαίμην∙ αἰνῶς γὰρ ἐτήτυμόν εἰμι δυσηχὴς ἀνδράσιν, ὧδε δέ κεν περιτιμήεσσα γενοίμην.

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ἀλλὰ τόδε τρομέω Λητοῖ ἔπος, οὐδέ σε κεύσω∙ λίην γάρ τινά φασιν ἀτάσθαλον Ἀπόλλωνα ἔσσεσθαι, μέγα δὲ πρυτανευσέμεν ἀθανάτοισι καὶ θνητοῖσι βροτοῖσιν ἐπὶ ζείδωρον ἄρουραν. τῷ ῥ᾽ αἰνῶς δείδοικα κατὰ φρένα καὶ κατὰ θυμὸν μὴ ὁπότ᾽ ἂν τὸ πρῶτον ἴδῃ φάος ἠελίοιο νῆσον ἀτιμήσας, ἐπεὶ ἦ κραναήπεδός εἰμι, ποσσὶ καταστρέψας ὤσῃ ἁλὸς ἐν πελάγεσσιν. ἔνθ᾽ ἐμὲ μὲν μέγα κῦμα κατὰ κρατὸς ἅλις αἰεὶ πουλύποδες δ᾽ ἐν ἐμοὶ θαλάμας φῶκαί τε μέλαιναι οἰκία ποιήσονται ἀκηδέα χήτεϊ λαῶν∙ κλύσσει, ὁ δ᾽ ἄλλην γαῖαν ἀφίξεται ἥ κεν ἅδῃ οἱ τεύξασθαι νηόν τε καὶ ἄλσεα δενδρήεντα∙

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ἀλλ᾽ εἴ μοι τλαίης γε θεὰ μέγαν ὅρκον ὀμόσσαι, ἐνθάδε μιν πρῶτον τεύξειν περικαλλέα νηὸν ἔμμεναι ἀνθρώπων χρηστήριον, αὐτὰρ ἔπειτα …………………………………………………… πάντας ἐπ᾽ ἀνθρώπους, ἐπεὶ ἦ πολυώνυμος ἔσται.

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Ὣς ἄρ᾽ ἔφη∙ Λητὼ δὲ θεῶν μέγαν ὅρκον ὄμοσσεν∙ ἴστω νῦν τάδε γαῖα καὶ οὐρανὸς εὐρὺς ὕπερθεν καὶ τὸ κατειβόμενον Στυγὸς ὕδωρ, ὅς τε μέγιστος ὅρκος δεινότατός τε πέλει μακάρεσσι θεοῖσιν∙ ἦ μὴν Φοίβου τῇδε θυώδης ἔσσεται αἰεὶ βωμὸς καὶ τέμενος, τίσει δέ σέ γ᾽ ἔξοχα πάντων. Αὐτὰρ ἐπεί ῥ᾽ ὄμοσέν τε τελεύτησέν τε τὸν ὅρκον, Δῆλος μὲν μάλα χαῖρε γόνῳ ἑκάτοιο ἄνακτος,

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An Apollon

Wärest du aber der Ort eines Tempels Apollons, des Schützen, kämen fortwährend die Menschen zu dir, um hier Hekatomben darzubringen dem Gott; es würde der Opferduft stets dich gänzlich erfüllen; du selber würdest samt deinen Bewohnern reichlich von fremden Händen genährt, wenn dein Boden auch karg ist.“

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So sprach sie; Delos gab ihr erfreut die folgende Antwort: „Leto, du höchst ehrwürdige Tochter des mächtigen Koios,7 gerne werde ich den von dir zu gebärenden Herrscher bei mir aufnehmen. Leider habe ich ja keinen guten Ruf bei den Menschen, so aber werdʼ ich auf einmal geehrt sein.

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Zwar will ich nicht dir, Leto, verhehlen, was mir dabei Angst macht: Übermütig und keck, so heißt es, werde Apollon sein: hochtrabend sowohl gegenüber den anderen Göttern wie gegenüber den Menschen, den sterblichen Erdebewohnern. Darum fürchte ich sehr in meinem Sinn und im Herzen, dass er, sobald er einmal das Licht der Sonne erblickt hat, mich verachtet als unfruchtbare steinige Insel und mit den Füßen stoßend mich umkippen wird in der Meerflut. Eine gewaltige Welle wird dann mich für immer verschlingen, Tintenfische und schmutzige Robben werden daraufhin bei mir Unterschlupf finden und Wohnung anstelle von Menschen, während jener ein anderes Land sich aussuchen wird, um dort einen Tempel in heiligem Hain sich erbauen zu lassen.8 Wenn aber du mir, Göttin, mit heiligem Eide versicherst,9 dass ein prächtiger Tempel auf meinem Boden entstehn soll als Orakelstätte für alle Menschen, so wird ein Tempel in heiligem Hain gewiss schon bald hier gebaut sein10 für die gesamte Menschheit, und überall wird man ihn rühmen.“ So sprach sie. Leto jedoch gelobte, den Göttereid schwörend: „Sei’s der Erde gesagt und dem weiten Himmel darüber und den Wassern der Styx, bei denen die gültigen, ewig unverbrüchlichen Eide zu schwören pflegen die Götter:11 Hier wird dem Phoibos ein Tempel für ewig geweiht sein und ein heil’ger Bezirk, der dir wird zur Ehre gereichen.“ Als dies Leto hatte geschworen und gültig bekräftigt, freute sich Delos auf die Geburt des künftigen Herrschers.12

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Εἰς Ἀπόλλωνα

Λητὼ δ᾽ ἐννῆμάρ τε καὶ ἐννέα νύκτας ἀέπτοις ὠδίνεσσι πέπαρτο. θεαὶ δ᾽ ἔσαν ἔνδοθι πᾶσαι ὅσσαι ἄρισται ἔσαν, Διώνη τε Ῥείη τε Ἰχναίη τε Θέμις καὶ ἀγάστονος Ἀμφιτρίτη, ἄλλαι τ᾽ ἀθάναται, νόσφιν λευκωλένου Ἥρης∙ ἧστο γὰρ ἐν μεγάροισι Διὸς νεφεληγερέταο. μούνη δ᾽ οὐκ ἐπέπυστο μογοστόκος Εἰλείθυια∙ ἧστο γὰρ ἄκρῳ Ὀλύμπῳ ὑπὸ χρυσέοισι νέφεσσιν Ἥρης φραδμοσύνῃς λευκωλένου, ἥ μιν ἔρυκε ζηλοσύνῃ ὅ τ᾽ ἄρ᾽ υἱὸν ἀμύμονά τε κρατερόν τε Λητὼ τέξεσθαι καλλιπλόκαμος τότ᾽ ἔμελλεν. Αἱ δ᾽ Ἶριν προὔπεμψαν ἐϋκτιμένης ἀπὸ νήσου ἀξέμεν Εἰλείθυιαν, ὑποσχόμεναι μέγαν ὅρμον χρυσείοισι λίθοισιν ἐερμένον ἐννεάπηχυν∙ νόσφιν δ᾽ ἤνωγον καλέειν λευκωλένου Ἥρης μή μιν ἔπειτ᾽ ἐπέεσσιν ἀποστρέψειεν ἰοῦσαν. αὐτὰρ ἐπεὶ τό γ᾽ ἄκουσε ποδήνεμος ὠκέα Ἶρις βῆ ῥα θέειν, ταχέως δὲ διήνυσε πᾶν τὸ μεσηγύ. αὐτὰρ ἐπεί ῥ᾽ ἵκανε θεῶν ἕδος αἰπὺν Ὄλυμπον αὐτίκ᾽ ἄρ᾽ Εἰλείθυιαν ἀπὸ μεγάροιο θύραζε ἐκπροκαλεσσαμένη ἔπεα πτερόεντα προσηύδα πάντα μάλ᾽ ὡς ἐπέτελλον Ὀλύμπια δώματ᾽ ἔχουσαι. τῇ δ᾽ ἄρα θυμὸν ἔπειθεν ἐνὶ στήθεσσι φίλοισι, βὰν δὲ ποσὶ τρήρωσι πελειάσιν ἴθμαθ᾽ ὁμοῖαι.

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εὖτ᾽ ἐπὶ Δήλου ἔβαινε μογοστόκος Εἰλείθυια, τὴν τότε δὴ τόκος εἷλε, μενοίνησεν δὲ τεκέσθαι. ἀμφὶ δὲ φοίνικι βάλε πήχεε, γοῦνα δ᾽ ἔρεισε λειμῶνι μαλακῷ, μείδησε δὲ γαῖ᾽ ὑπένερθεν∙ ἐκ δ᾽ ἔθορε πρὸ φόως δέ, θεαὶ δ᾽ ὀλόλυξαν ἅπασαι.

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ἔνθα σὲ ἤϊε Φοῖβε θεαὶ λόον ὕδατι καλῷ ἁγνῶς καὶ καθαρῶς, σπάρξαν δ᾽ ἐν φάρεϊ λευκῷ λεπτῷ νηγατέῳ∙ περὶ δὲ χρύσεον στρόφον ἧκαν.

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οὐδ᾽ ἄρ᾽ Ἀπόλλωνα χρυσάορα θήσατο μήτηρ, ἀλλὰ Θέμις νέκταρ τε καὶ ἀμβροσίην ἐρατεινὴν

An Apollon

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Leto jedoch erlitt nun während neun Tagen und Nächten unbeschreibliche13 Schmerzen. Die Göttinnen standen ihr alle (oder fast alle) tröstend bei: Dione und Rheia, Ichnaia und Themis und, rauschenden Klangs, Amphitrite14. Auch alle anderen waren gekommen außer der Hera, die im Hause des Zeus, des Wolkenversammlers, zurückblieb;15 ebenfalls fehlte die Göttin und Hebamme Eileithyia, welche nichts ahnend hoch oben saß unter goldenen Wolken. Dies hatte Hera mit Absicht veranlasst aus Eifersucht, denn sie wollte verhindern, dass einen tapfʼren und kräftigen Sprössling Leto würde gebären, die lockengeschmückte Rivalin. Aber die anderen Göttinnen gaben der Iris den Auftrag, Eileithyia herbeizurufen und ihr ein Halsband, neun Ellen lang und mit goldenen Steinchen16 besetzt, zu versprechen. Dies jedoch sei zu verheimlichen vor der weißarmigen Hera, dass sie nicht etwa mit Worten jene zurückhalten würde. Als diesen Auftrag vernommen hatte die windschnelle Iris, rannte sie los und hatte im Nu die Strecke durchmessen. Kaum an ihr Ziel gelangt, den Göttersitz auf dem Olympos, rief sie Eileithyia sofort heraus aus dem Hause und wiederholte ihr alles genau mit fliegenden Worten, was die Göttinnen ihr hatten aufgetragen zu sagen. Jene stimmte dem allem zu im Gemüt und im Herzen; beide machten sich gleich auf den Weg, so leise wie Täubchen.17

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Als nun in Delos erschien als Hebamme Eileithyia, hatten die Wehen begonnen – die Kreißende wollte gebären. Mit ihren Armen hielt sie sich fest an der Palme, die Kniee stemmte sie gegen den Wiesenboden – zur Freude der Erde – und das Kind sprang heraus. Die Göttinnen schrien alle laut auf.

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Daraufhin, edler Phoibos, wurdest zuerst du gebadet von den Göttinnen, wie sich’s gehört; dann wickelten sie dich ein in ein weiches weißes Tuch mit goldenem Bändchen.

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Doch den Apoll mit dem Goldschwert säugte nicht etwa die Mutter, sondern es nährte ihn Themis18, mit göttlichen Händen ihm Nektar

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Εἰς Ἀπόλλωνα

ἀθανάτῃσιν χερσὶν ἐπήρξατο∙ χαῖρε δὲ Λητὼ οὕνεκα τοξοφόρον καὶ καρτερὸν υἱὸν ἔτικτεν.

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Αὐτὰρ ἐπεὶ δὴ Φοῖβε κατέβρως ἄμβροτον εἶδαρ, οὔ σέ γ᾽ ἔπειτ᾽ ἴσχον χρύσεοι στρόφοι ἀσπαίροντα, οὐδ᾽ ἔτι δεσμά σ᾽ ἔρυκε, λύοντο δὲ πείρατα πάντα. αὐτίκα δ᾽ ἀθανάτῃσι μετηύδα Φοῖβος Ἀπόλλων∙ εἴη μοι κίθαρίς τε φίλη καὶ καμπύλα τόξα, χρήσω δ᾽ ἀνθρώποισι Διὸς νημερτέα βουλήν. Ὣς εἰπὼν ἐβίβασκεν ἀπὸ χθονὸς εὐρυοδείης Φοῖβος ἀκερσεκόμης ἑκατηβόλος∙ αἱ δ᾽ ἄρα πᾶσαι θάμβεον ἀθάναται, χρυσῷ δ᾽ ἄρα Δῆλος ἅπασα βεβρίθει καθορῶσα Διὸς Λητοὺς τε γενέθλην, γηθοσύνῃ ὅτι μιν θεὸς εἵλετο οἰκία θέσθαι νήσων ἠπείρου τε, φίλησε δὲ κηρόθι μᾶλλον. ἤνθησ᾽ ὡς ὅτε τε ῥίον οὔρεος ἄνθεσιν ὕλης. Αὐτὸς δ᾽ ἀργυρότοξε ἄναξ ἑκατηβόλ᾽ Ἄπολλον, ἄλλοτε μέν τ᾽ ἐπὶ Κύνθου ἐβήσαο παιπαλόεντος, ἄλλοτε δ᾽ ἂν νήσους τε καὶ ἀνέρας ἠλάσκαζες. πολλοί τοι νηοί τε καὶ ἄλσεα δενδρήεντα, πᾶσαι δὲ σκοπιαί τε φίλαι καὶ πρώονες ἄκροι ὑψηλῶν ὀρέων, ποταμοί θ᾽ ἅλα δὲ προρέοντες∙ ἀλλὰ σὺ Δήλῳ Φοῖβε μάλιστ᾽ ἐπιτέρπεαι ἦτορ, ἔνθα τοι ἑλκεχίτωνες Ἰάονες ἠγερέθονται αὐτοῖς σὺν παίδεσσι καὶ αἰδοίῃς ἀλόχοισιν. οἱ δέ σε πυγμαχίῃ τε καὶ ὀρχηθμῷ καὶ ἀοιδῇ μνησάμενοι τέρπουσιν ὅταν στήσωνται ἀγῶνα. φαίη κ᾽ ἀθανάτους καὶ ἀγήρως ἔμμεναι αἰεὶ ὃς τότ᾽ ἐπαντιάσει᾽ ὅτ᾽ Ἰάονες ἀθρόοι εἶεν∙ πάντων γάρ κεν ἴδοιτο χάριν, τέρψαιτο δὲ θυμὸν ἄνδρας τ᾽ εἰσορόων καλλιζώνους τε γυναῖκας νῆάς τ᾽ ὠκείας ἠδ᾽ αὐτῶν κτήματα πολλά. πρὸς δὲ τόδε μέγα θαῦμα, ὅου κλέος οὔποτ᾽ ὀλεῖται, κοῦραι Δηλιάδες, Ἑκατηβελέταο θεράπναι∙

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An Apollon

und Ambrosia spendend. Von Freude ergriffen war Leto, dass sie als Sohn hatte einen so tüchtigen Schützen geboren.19 Aber nachdem du, Phoibos, ambrosische Speise genossen und während einigen Tagen göttlichen Nektar getrunken20 hattest, hielten dich Strampelnden nicht mehr goldene Bänder fest oder wollene Tücher – du ließest nicht länger dich fesseln. Zu den unsterblichen Göttinnen sprach nun Phoibos Apollon: „Eine Kithara gebe man mir sowie Pfeile und Bogen; weissagen will ich den Menschen, des Zeus Gedanken verkündend.“ So sprechend schritt, sich vom Boden erhebend, breitspurig einher der fernhin treffende Phoibos mit wallenden Haaren. Es staunten alle Göttinnen; reich gesegnet fühlte sich Delos – wie mit Gold – durch den Anblick des Sohnes des Zeus und der Leto und durch die Freude und Ehre, dass sie vor sämtlichen andern Inseln und Ländern erwählt war, dem Gott eine Heimstatt zu bieten. Delos blühte ebenso auf wie ein Berg, dessen Wälder in Blust stehn. Du aber, Herrscher mit silbernem Bogen, Ferntreffer Apollon, hieltest oft auf dem Kynthos dich auf, dem Felsengebirge, oft auch begabst du dich unter die Menschen auf anderen Inseln. Vielerorts wurden dir Tempel geweiht und heilige Haine; Aussichtspunkte sagen dir zu und felsige Gipfel, hohe Gebirge wie auch die dem Meer zuströmenden Flüsse,21 aber an Delos freust du dich, Phoibos, doch immer am meisten.

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Dort versammeln sich ionische Männer in langen Gewändern samt ihrer Kinderschar und begleitet von ehrbaren Müttern. Jene pflegen im Faustkampf, in Tänzen und mit Gesängen dich zu ehren, wenn sie sich selber ergötzen am Wettspiel.

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Alterslos und ewig unsterblich mag mancher sich fühlen, wenn er dabeisein darf, wo sich diese Ionier versammeln. Allen nämlich wüsste er Dank, und er freute sich innig, all die Männer zu sehn und die schön gegürteten Frauen, auch ihre wendigen Schiffe und ihren gewaltigen Reichtum.

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Etwas Großes kommt noch hinzu, dessen Ruhm nicht vergehn wird: der dem Gott gewidmete Dienst der delischen Töchter.

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Εἰς Ἀπόλλωνα

αἵ τ᾽ ἐπεὶ ἂρ πρῶτον μὲν Ἀπόλλων᾽ ὑμνήσωσιν, αὖτις δ᾽ αὖ Λητώ τε καὶ Ἄρτεμιν ἰοχέαιραν, μνησάμεναι ἀνδρῶν τε παλαιῶν ἠδὲ γυναικῶν ὕμνον ἀείδουσιν, θέλγουσι δὲ φῦλ᾽ ἀνθρώπων. πάντων δ᾽ ἀνθρώπων φωνὰς καὶ κρεμβαλιαστὺν μιμεῖσθ᾽ ἴσασιν∙ φαίη δέ κεν αὐτὸς ἕκαστος φθέγγεσθ᾽∙ οὕτω σφιν καλὴ συνάρηρεν ἀοιδή. ἀλλ᾽ ἄγεθ᾽ ἱλήκοι μὲν Ἀπόλλων Ἀρτέμιδι ξύν, χαίρετε δ᾽ ὑμεῖς πᾶσαι∙ ἐμεῖο δὲ καὶ μετόπισθε μνήσασθ᾽, ὁππότε κέν τις ἐπιχθονίων ἀνθρώπων ἐνθάδ᾽ ἁνείρηται ξεῖνος ταλαπείριος ἐλθών∙ ὦ κοῦραι, τίς δ᾽ ὔμμιν ἀνὴρ ἥδιστος ἀοιδῶν ἐνθάδε πωλεῖται, καὶ τέῳ τέρπεσθε μάλιστα; ὑμεῖς δ᾽ εὖ μάλα πᾶσαι ὑποκρίνασθ᾽ ἀμφ᾽ ἡμέων∙ τυφλὸς ἀνήρ, οἰκεῖ δὲ Χίῳ ἔνι παιπαλοέσσῃ, τοῦ πᾶσαι μετόπισθεν ἀριστεύουσιν ἀοιδαί. ἡμεῖς δ᾽ ὑμέτερον κλέος οἴσομεν ὅσσον ἐπ᾽ αἶαν ἀνθρώπων στρεφόμεσθα πόλεις εὖ ναιεταώσας∙ οἱ δ᾽ ἐπὶ δὴ πείσονται, ἐπεὶ καὶ ἐτήτυμόν ἐστιν. αὐτὰρ ἐγὼν οὐ λήξω ἑκηβόλον Ἀπόλλωνα ὑμνέων ἀργυρότοξον ὃν ἠΰκομος τέκε Λητώ. ὦ ἄνα, καὶ Λυκίην καὶ Μῃονίην ἐρατεινὴν καὶ Μίλητον ἔχεις ἔναλον πόλιν ἱμερόεσσαν, αὐτὸς δ᾽ αὖ Δήλοιο περικλύστου μέγ᾽ ἀνάσσεις. εἶσι δὲ φορμίζων Λητοῦς ἐρικυδέος υἱὸς φόρμιγγι γλαφυρῇ πρὸς Πυθὼ πετρήεσσαν, ἄμβροτα εἵματ᾽ ἔχων τεθυωμένα∙ τοῖο δὲ φόρμιγξ χρυσέου ὑπὸ πλήκτρου καναχὴν ἔχει ἱμερόεσσαν.

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ἔνθεν δὲ πρὸς Ὄλυμπον ἀπὸ χθονὸς ὥς τε νόημα εἶσι Διὸς πρὸς δῶμα θεῶν μεθ᾽ ὁμήγυριν ἄλλων∙ αὐτίκα δ᾽ ἀθανάτοισι μέλει κιθάρας καὶ ἀοιδῇ …. Μοῦσαι μέν θ᾽ ἅμα πᾶσαι ἀμειβόμεναι ὀπὶ καλῇ ὑμνεῦσίν ῥα θεῶν δῶρ᾽ ἄμβροτα ἠδ᾽ ἀνθρώπων τλημοσύνας, ὅσ᾽ ἔχοντες ὑπ᾽ ἀθανάτοισι θεοῖσι

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An Apollon

Diese pflegen zuerst Apollon mit Hymnen zu preisen, danach aber auch Leto und Artemis schön zu besingen, ferner an Männer und Frauen vergangener Zeit zu erinnern derart, dass sie mit ihren Hymnen die Menschen bezaubern. Eines jeden Stimme und Sprache vermögen sie täuschend nachzuahmen, sodass es wohl oft dem Betreffenden vorkommt, als ob er selber sänge – so trefflich ist ihre Gesangskunst. Sei Apollon euch gnädig im Bunde mit Artemis, und seid ihr mir von Herzen gegrüßt! Gedenket aber auch meiner, wenn euch einer besucht der die Erde bewohnenden Menschen und etwa euch befragt – ein in Leiden erfahrener Fremdling:22 „Sagt, ihr Mädchen, wen haltet ihr wohl für den Größten der Sänger? Welcher ist es, der euch das höchste Entzücken bereitet?“ Gebt dann bitte doch alle ihm Antwort, euch meiner entsinnend: „Jener Blinde ist es in Chios, der felsigen Insel, dessen Gesänge sich jeweils als unübertrefflich erweisen.“23 Euern Ruhm aber will ich weit über die Erde verkünden, überallhin in die Städte, in denen die Menschen sich rühren. Gern wird man Glauben schenken dem Lob – es entspricht ja der Wahrheit. Aber auch weiterhin will ich den Ferntreffer rühmen, Apollon, den mit dem silbernen Bogen, den Sohn der schönlockigen Leto:24 O Herr, der du ja Lykien wie auch das schöne Mäonien innehast und Miletos, die prächtig gelegene Seestadt; auch die Meerinsel Delos gehört zum Bereich deiner Herrschaft.25 Seht, es schreitet mit Saitenspiel der Leto würdiger Sprössling; in seiner Hand die Harfe, begibt er ins steinige Pytho26 nun sich in göttlich duftenden Kleidern; er schlägt seine Harfe fein mit dem goldenen Plektron, dass himmlische Töne erklingen.

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Alsbald steigt er vom Erdboden auf zum Olympos, so schnell wie ein Gedanke, ins Haus des Zeus, zur Versammlung der Götter, um die Unsterblichen mit Musik und Gesang zu ergötzen.27 Alle Musen geben ihm Antwort; mit klangvollen Stimmen singen sie Lob den Gaben der Götter und ebenso auch dem standhaften Mut der Menschen, die unter der Herrschaft der Götter

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Εἰς Ἀπόλλωνα

ζώουσ᾽ ἀφραδέες καὶ ἀμήχανοι, οὐδὲ δύνανται εὑρέμεναι θανάτοιό τ᾽ ἄκος καὶ γήραος ἄλκαρ∙ αὐτὰρ ἐϋπλόκαμοι Χάριτες καὶ ἐΰφρονες Ὧραι Ἁρμονίη θ᾽ Ἥβη τε Διὸς θυγάτηρ τ᾽ Ἀφροδίτη ὀρχεῦντ᾽ ἀλλήλων ἐπὶ καρπῷ χεῖρας ἔχουσαι∙ τῇσι μὲν οὔτ᾽ αἰσχρὴ μεταμέλπεται οὔτ᾽ ἐλάχεια, ἀλλὰ μάλα μεγάλη τε ἰδεῖν καὶ εἶδος ἀγητὴ Ἄρτεμις ἰοχέαιρα ὁμότροφος Ἀπόλλωνι. ἐν δ᾽ αὖ τῇσιν Ἄρης καὶ ἐΰσκοπος Ἀργειφόντης παίζουσ᾽∙ αὐτὰρ ὁ Φοῖβος Ἀπόλλων ἐγκιθαρίζει καλὰ καὶ ὕψι βιβάς, αἴγλη δέ μιν ἀμφιφαείνει μαρμαρυγαί τε ποδῶν καὶ ἐϋκλώστοιο χιτῶνος. οἱ δ᾽ ἐπιτέρπονται θυμὸν μέγαν εἰσορόωντες Λητώ τε χρυσοπλόκαμος καὶ μητίετα Ζεὺς υἷα φίλον παίζοντα μετ᾽ ἀθανάτοισι θεοῖσι. πῶς τ᾽ ἄρ σ᾽ ὑμνήσω πάντως εὔυμνον ἐόντα; ἠέ σ᾽ ἐνὶ μνηστῇσιν ἀείδω καὶ φιλότητι ὅππως μνωόμενος ἔκιες Ἀζαντίδα κούρην Ἴσχυ᾽ ἅμ᾽ ἀντιθέῳ Ἐλατιονίδῃ εὐίππῳ; ἢ ἅμα Φόρβαντι Τριοπέῳ γένος, ἢ ἅμ᾽ Ἐρευθεῖ; ἢ ἅμα Λευκίππῳ καὶ Λευκίπποιο δάμαρτι πεζός, ὁ δ᾽ ἵπποισιν; οὐ μὴν Τρίοπός γ᾽ ἐνέλειπεν. ἢ ὡς τὸ πρῶτον χρηστήριον ἀνθρώποισι ζητεύων κατὰ γαῖαν ἔβης ἑκατηβόλ᾽ Ἄπολλον;

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Πιερίην μὲν πρῶτον ἀπ᾽ Οὐλύμποιο κατῆλθες∙ Λέκτον τ᾽ ἠμαθόεντα παρέστιχες ἠδ᾽ Αἰνιῆνας καὶ διὰ Περραιβούς∙ τάχα δ᾽ εἰς Ἰαωλκὸν ἵκανες, Κηναίου τ᾽ ἐπέβης ναυσικλειτῆς Εὐβοίης∙ στῆς δ᾽ ἐπὶ Ληλάντῳ πεδίῳ, τό τοι οὐχ ἅδε θυμῷ τεύξασθαι νηόν τε καὶ ἄλσεα δενδρήεντα. ἔνθεν δ᾽ Εὔριπον διαβὰς ἑκατηβόλ᾽ Ἄπολλον βῆς ἀν᾽ ὄρος ζάθεον χλωρόν∙ τάχα δ᾽ ἷξες ἀπ᾽ αὐτοῦ ἐς Μυκαλησσὸν ἰὼν καὶ Τευμησσὸν λεχεποίην.

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An Apollon

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leben in Ohnmacht und Unwissenheit – denn sie kennen ja weder Heilmittel gegen den Tod noch Schutzstoffe gegen das Altern.28 Doch die schönlockigen Grazien wie auch die freundlichen Horen, Hebe und Harmonia und die Tochter des Zeus Aphrodite wiegen sich, hüpfend einander am Handgelenk fassend, im Reigen. Mit ihnen tanzt – nicht weniger lieblich und anmutvoll, vielmehr in vollendeter Schönheit und makelloser Erscheinung – Artemis, die als Schützin berühmte Schwester Apollons. An diesem Tanz nimmt Ares oft Teil und der Argosbezwinger29, während Phoibos Apollon den Takt dazu mit der Leier angibt, feierlich schreitend, von herrlichem Glanze umflossen an seinen Füßen wie auch an dem fein gesponnenen Umhang. Über ihn freuen sich bei seinem Anblick in ihren Herzen Leto, die Goldengelockte sowie der planende Gott Zeus, wenn sie den eigenen Sohn in Gesellschaft sehn mit den Göttern.30 Wie aber soll ich nun weiter dich vielfach Besingbaren preisen?31 Soll ich singen, wie einst du sterblich verliebt warst und dich auf Freiersfüßen begabst zu der schönen Azantis, vereint mit Ischys, dem göttlichen pferdekund’gen Elationiden, oder mit Phorbas von Triopos oder vereint mit Ereuthes?32 Oder war’s mit Leukipp und mit des Leukippos Gefährtin, als du zu Fuß kamst, jener aber zweispännig im Wagen? Oder, wie du zuerst, einen Wahrsageort für die Menschen dir aussuchend, die Erde betratest, Ferntreffer Apollon?

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Nach Pieria kamst du zuerst herab vom Olympos; Lekton betratst du darauf, das sandige, dann Ainienas, dann Perrhaibia; bald darauf warst du bereits in Iaolkos. Kenaion besuchtest du dann im berühmten Euboia, dann die lelantischen Felder: auch diese schienen dir nicht sich für den Bau eines Tempels zu eignen in heiligem Haine.33 Dann überschrittst du den Eurhipos, Ferntreffer Apollon, und betratest den heiligen Berg, den grünen; von dort aus kamst du nach Mykalessos und nach Teumessos, dem Grasland.

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Εἰς Ἀπόλλωνα

Θήβης δ᾽ εἰσαφίκανες ἕδος καταειμένον ὕλῃ∙ οὐ γάρ πώ τις ἔναιε βροτῶν ἱερῇ ἐνὶ Θήβῃ, οὐδ᾽ ἄρα πω τότε γ᾽ ἦσαν ἀταρπιτοὶ οὐδὲ κέλευθοι Θήβης ἂμ πεδίον πυρηφόρον, ἀλλ᾽ ἔχεν ὕλη. ἔνθεν δὲ προτέρω ἔκιες ἑκατηβόλ᾽ Ἄπολλον, Ὀγχηστὸν δ᾽ ἷξες Ποσιδήϊον ἀγλαὸν ἄλσος∙ ἔνθα νεοδμὴς πῶλος ἀναπνέει ἀχθόμενός περ ἕλκων ἅρματα καλά, χαμαὶ δ᾽ ἐλατὴρ ἀγαθός περ ἐκ δίφροιο θορὼν ὁδὸν ἔρχεται∙ οἱ δὲ τέως μὲν κείν᾽ ὄχεα κροτέουσιν ἀνακτορίην ἀφιέντες. εἰ δέ κεν ἅρματ᾽ ἀγῇσιν ἐν ἄλσεϊ δενδρήεντι, ἵππους μὲν κομέουσι, τὰ δὲ κλίναντες ἐῶσιν∙ ὣς γὰρ τὰ πρώτισθ᾽ ὁσίη γένεθ᾽∙ οἱ δὲ ἄνακτι εὔχονται, δίφρον δὲ θεοῦ τότε μοῖρα φυλάσσει. ἔνθεν δὲ προτέρω ἔκιες ἑκατηβόλ᾽ Ἄπολλον∙ Κηφισὸν δ᾽ ἄρ᾽ ἔπειτα κιχήσαο καλλιρέεθρον, ὅς τε Λιλαίηθεν προχέει καλλίρροον ὕδωρ∙ τὸν διαβὰς Ἑκάεργε καὶ Ὠκαλέην πολύπυργον ἔνθεν ἄρ᾽ εἰς Ἁλίαρτον ἀφίκεο ποιήεντα. βῆς δ᾽ ἐπὶ Τελφούσης∙ τόθι τοι ἅδε χῶρος ἀπήμων τεύξασθαι νηόν τε καὶ ἄλσεα δενδρήεντα. στῆς δὲ μάλ᾽ ἄγχ᾽ αὐτῆς καί μιν πρὸς μῦθον ἔειπες∙ Τελφοῦσ᾽ ἐνθάδε δὴ φρονέω περικαλλέα νηὸν ἀνθρώπων τεῦξαι χρηστήριον, οἵ τέ μοι αἰεὶ ἐνθάδ᾽ ἀγινήσουσι τεληέσσας ἑκατόμβας, ἠμὲν ὅσοι Πελοπόννησον πίειραν ἔχουσιν ἠδ᾽ ὅσοι Εὐρώπην τε καὶ ἀμφιρύτους κάτα νήσους, χρησόμενοι∙ τοῖσιν δέ τ᾽ ἐγὼ νημερτέα βουλὴν πᾶσι θεμιστεύοιμι χρέων ἐνὶ πίονι νηῷ. Ὣς εἰπὼν διέθηκε θεμείλια Φοῖβος Ἀπόλλων εὐρέα καὶ μάλα μακρὰ διηνεκές∙ ἡ δὲ ἰδοῦσα Τελφοῦσα κραδίην ἐχολώσατο εἶπέ τε μῦθον∙ Φοῖβε ἄναξ ἑκάεργε ἔπος τί τοι ἐν φρεσὶ θήσω, ἐνθάδ᾽ ἐπεὶ φρονέεις τεῦξαι περικαλλέα νηὸν ἔμμεναι ἀνθρώποις χρηστήριον, οἱ δέ τοι αἰεὶ ἐνθάδ᾽ ἀγινήσουσι τεληέσσας ἑκατόμβας∙

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An Apollon

Theben besuchtest du dann, den Ort inmitten von Wäldern – damals nämlich wohnte noch niemand im heiligen Theben, gab es doch dort noch keine gebahnten Pfade und Wege quer durch weizentragende Felder, sondern nur Wälder. Weiter zogst du danach von dort, Ferntreffer Apollon, nach Onchestos, in des Poseidon heiligen Eichhain. Dort kann ein müdes Pferd sich erholen, auch wenn es den schönen Wagen noch weiter zu ziehn hat, da jeder kundige Lenker absteigt und weiter zu Fuß marschiert. Die Tiere indessen ziehen, der Zügel entledigt, mit lautem Gerassel den Wagen. Wird dabei dann ein Wagen zerschmettert im dichten Gehölze, pflegt man sich nur um die Pferde zu kümmern, und nicht um das Fahrzeug. Dort besteht diese Sitte seit alters: man betet zum Herrscher und überlässt den Reisewagen dem Walten des Gottes. Weiter zogst du danach von dort, Ferntreffer Apollon, am Kephisos entlang, dem mächtig strömenden Flusse, der von Lilaia her ein herrliches Wasser befördert. Diesen überschreitend, kamst du nach Okaleai und dann von dort, Ferntreffer, zur grünen Stadt Haliartos; hierauf nach Telphusa, wo dir der Boden gefiel, um dort einen Tempel zu bau’n innerhalb eines heiligen Haines.34 Hier nun bliebst du stehn und sprachst zur Göttin des Ortes: „Telphusa, hier möchte ich gern einen prächtigen Tempel als Orakelstätte den Menschen errichten, die künftig mir Hekatomben darbringen werden als gültige Opfer – jene sowohl, die das fruchtbare Land des Pelops bewohnen wie auch die aus Europa und die von den Inseln im Meere,35 die mein Orakel befragen. Ihnen werde ich allen wahrheitsgemäß weissagen in meinem prächtigen Tempel.“ So sprechend setzte bereits einen Grundstein Phoibos Apollon, einen in Länge und Breite riesigen Klotz. Als sie dies sah, wurde Telphusa im Herzen erzürnt und ließ sich vernehmen: „Phoibos, ferntreffender Herrscher, was soll ich jetzt nur dazu sagen, dass du hier allen Ernstes gedenkst, einen prächtigen Tempel für die Menschen als Wahrsageort zu errichten, wo sie dir einst Hekatomben darbringen sollen als Opfer?36

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Εἰς Ἀπόλλωνα

ἀλλ᾽ ἔκ τοι ἐρέω, σὺ δ᾽ ἐνὶ φρεσὶ βάλλεο σῇσι∙ πημανέει σ᾽ αἰεὶ κτύπος ἵππων ὠκειάων ἀρδόμενοί τ᾽ οὐρῆες ἐμῶν ἱερῶν ἀπὸ πηγέων∙ ἔνθα τις ἀνθρώπων βουλήσεται εἰσοράασθαι ἅρματά τ᾽ εὐποίητα καὶ ὠκυπόδων κτύπον ἵππων ἢ νηόν τε μέγαν καὶ κτήματα πόλλ᾽ ἐνεόντα. ἀλλ᾽ εἰ δή τι πίθοιο, σὺ δὲ κρείσσων καὶ ἀρείων ἐσσὶ ἄναξ ἐμέθεν, σεῦ δὲ σθένος ἐστὶ μέγιστον∙ ἐν Κρίσῃ ποίησαι ὑπὸ πτυχὶ Παρνησοῖο. ἔνθ᾽ οὔθ᾽ ἅρματα καλὰ δονήσεται, οὔτε τοι ἵππων ὠκυπόδων κτύπος ἔσται ἐΰδμητον περὶ βωμόν. ἀλλά τοι ὣς προσάγοιεν Ἰηπαιήονι δῶρα ἀνθρώπων κλυτὰ φῦλα, σὺ δὲ φρένας ἀμφιγεγηθὼς δέξαι᾽ ἱερὰ καλὰ περικτιόνων ἀνθρώπων. Ὣς εἰποῦσ᾽ Ἑκάτου πέπιθε φρένας, ὄφρα οἱ αὐτῇ Τελφούσῃ κλέος εἴη ἐπὶ χθονὶ μηδ᾽ Ἑκάτοιο. ἔνθεν δὲ προτέρω ἔκιες ἑκατηβόλ᾽ Ἄπολλον, ἷξες δ᾽ ἐς Φλεγύων ἀνδρῶν πόλιν ὑβριστάων, οἳ Διὸς οὐκ ἀλέγοντες ἐπὶ χθονὶ ναιετάασκον ἐν καλῇ βήσσῃ Κηφισίδος ἐγγύθι λίμνης. ἔνθεν καρπαλίμως προσέβης πρὸς δειράδα θύων, ἵκεο δ᾽ ἐς Κρίσην ὑπὸ Παρνησὸν νιφόεντα κνημὸν πρὸς ζέφυρον τετραμμένον, αὐτὰρ ὕπερθεν πέτρη ἐπικρέμαται, κοίλη δ᾽ ὑποδέδρομε βῆσσα τρηχεῖ᾽∙ ἔνθα ἄναξ τεκμήρατο Φοῖβος Ἀπόλλων νηὸν ποιήσασθαι ἐπήρατον εἶπέ τε μῦθον∙ ἐνθάδε δὴ φρονέω τεύξειν περικαλλέα νηὸν ἔμμεναι ἀνθρώποις χρηστήριον οἵ τέ μοι αἰεὶ ἐνθάδ᾽ ἀγινήσουσι τεληέσσας ἑκατόμβας, ἠμὲν ὅσοι Πελοπόννησον πίειραν ἔχουσιν, ἠδ᾽ ὅσοι Εὐρώπην τε καὶ ἀμφιρύτους κατὰ νήσους, χρησόμενοι∙ τοῖσιν δ᾽ ἄρ᾽ ἐγὼ νημερτέα βουλὴν πᾶσι θεμιστεύοιμι χρέων ἐνὶ πίονι νηῷ.

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An Apollon

Eines kann ich dir dazu versichern – nimm’s bitte zur Kenntnis: Hier wird dich Hufgetrappel von Pferden belästigen und von Maultieren, welche man tränkt an meiner heiligen Quelle. Hierher kommen die Leute jeweils zur Besichtigung neuer gut gebauter Wagen und schneller, kraftvoller Pferde – nicht, um prunkvolle Tempel zu sehen mit wertvollen Schätzen. Wolltest du auf mich hören – du bist ja der stärkere, bessre Herrscher als ich, und deine Macht ist die größre – würdest du eher in Krisa bauen am Fuß des Parnassos. Dort würde kein Gerassel von Wagen, kein Klappern von Hufen schneller Pferde den schön gebauten Altar dir umdröhnen, sondern, da dir als Heilgott Geschenke von sämtlichen Völkern zustehen, magst du mit Freude im Herzen die heiligen Opfer der dort lebenden zahlreichen Menschen empfangen.“37 So sprechend überzeugte sie ihn, dass der Ruhm ihres Landes ihr, der Telphusa allein, und nicht ihm sollte gehören. Weiter zogst du danach von dort, Ferntreffer Apollon. In die Stadt der Phlegyer kamst du, der gottlosen Ketzer, welche, um Zeus sich nicht im geringsten kümmernd, im schönen Tal des Kephisos wohnen, unweit des Sees von Kopais. Stürmisch eiltest von dort du über die Rücken der Berge, bis du nach Krisa gelangtest am Fuß des verschneiten Parnassos, in dem westwärts geneigten Bergtal, wo unter hohen Felsen sich eine tiefe Schlucht im steinigen Abgrund hinzieht. Dort beschloss nun der Herrscher Phoibos Apollon einen prachtvollen Tempel entstehen zu lassen. Er sagte:38 „Hier will ich unbedingt nun den geplanten heiligen Tempel als Orakelstätte den Menschen errichten, die künftig mir Hekatomben darbringen werden als gültige Opfer – jene sowohl, die das fruchtbare Land des Pelops bewohnen wie auch die aus Europa und die von den Inseln im Meere, die mein Orakel befragen. Ihnen werde ich allen wahrheitsgemäß weissagen in meinem prächtigen Tempel.“

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Εἰς Ἀπόλλωνα

Ὣς εἰπὼν διέθηκε θεμείλια Φοῖβος Ἀπόλλων εὐρέα καὶ μάλα μακρὰ διηνεκές∙ αὐτὰρ ἐπ᾽ αὐτοῖς λάϊνον οὐδὸν ἔθηκε Τροφώνιος ἠδ᾽ Ἀγαμήδης υἱέες Ἐργίνου, φίλοι ἀθανάτοισι θεοῖσιν∙ ἀμφὶ δὲ νηὸν ἔνασσαν ἀθέσφατα φῦλ᾽ ἀνθρώπων κτιστοῖσιν λάεσσιν ἀοίδιμον ἔμμεναι αἰεί.

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ἀγχοῦ δὲ κρήνη καλλίρροος ἔνθα δράκαιναν κτεῖνεν ἄναξ Διὸς υἱός, ἀπὸ κρατεροῖο βιοῖο ζατρεφέα μεγάλην τέρας ἄγριον, ἣ κακὰ πολλὰ ἀνθρώπους ἔρδεσκεν ἐπὶ χθονί, πολλὰ μὲν αὐτοὺς πολλὰ δὲ μῆλα ταναύποδ᾽ ἐπεὶ πέλε πῆμα δαφοινόν.

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καί ποτε δεξαμένη χρυσοθρόνου ἔτρεφεν Ἥρης δεινόν τ᾽ ἀργαλέον τε Τυφάονα πῆμα βροτοῖσιν, ὅν ποτ᾽ ἄρ᾽ Ἥρη ἔτικτε χολωσαμένη Διὶ πατρὶ ἡνίκ᾽ ἄρα Κρονίδης ἐρικυδέα γείνατ᾽ Ἀθήνην ἐν κορυφῇ∙ ἡ δ᾽ αἶψα χολώσατο πότνια Ἥρη ἠδὲ καὶ ἀγρομένοισι μετ᾽ ἀθανάτοισιν ἔειπε∙ κέκλυτέ μευ πάντες τε θεοὶ πᾶσαί τε θέαιναι, ὡς ἔμ᾽ ἀτιμάζειν ἄρχει νεφεληγερέτα Ζεὺς πρῶτος, ἐπεί μ᾽ ἄλοχον ποιήσατο κέδν᾽ εἰδυῖαν∙ καὶ νῦν νόσφιν ἐμεῖο τέκε γλαυκῶπιν Ἀθήνην, ἣ πᾶσιν μακάρεσσι μεταπρέπει ἀθανάτοισιν∙ αὐτὰρ ὅ γ᾽ ἠπεδανὸς γέγονεν μετὰ πᾶσι θεοῖσι παῖς ἐμὸς Ἥφαιστος ῥικνὸς πόδας ὃν τέκον αὐτὴ ῥῖψ᾽ ἀνὰ χερσὶν ἑλὼν καὶ ἔμβαλεν εὐρέϊ πόντῳ∙ ἀλλά ἑ Νηρῆος θυγάτηρ Θέτις ἀργυρόπεζα δέξατο καὶ μετὰ ᾗσι κασιγνήτῃσι κόμισσεν∙ ὡς ὄφελ᾽ ἄλλο θεοῖσι χαρίσσασθαι μακάρεσσι.

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σχέτλιε ποικιλομῆτα τί νῦν μητίσεαι ἄλλο; πῶς ἔτλης οἶος τεκέειν γλαυκώπιδ᾽ Ἀθήνην; οὐκ ἂν ἐγὼ τεκόμην; καὶ σὴ κεκλημένη ἔμπης ἦα ῥ᾽ ἐν ἀθανάτοισιν οἳ οὐρανὸν εὐρὺν ἔχουσι.

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An Apollon

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So sprechend setzte bereits einen Grundstein Phoibos Apollon, einen in Länge und Breite riesigen Klotz.39 Über diesen legten dann eine Schwelle Trophonios und Agamedes, des Erginos hoch von den Göttern geachtete Söhne. Rund um den Tempel siedelten später sich zahllose Menschen an – zum dauernden Ruhm des gewaltigen steinernen Bauwerks.40

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Dicht daneben hauste an einer Quelle ein Drache; diesen erlegte Apollon mit Pfeilschuss aus seinem Bogen. Schweres Leid und Schaden hatte das blutrünst’ge Untier angerichtet unter den Menschen; aber es pflegte auch schlankfüßige Schafe zu reißen die grausame Bestie.

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Dieselbe hatte den Sprössling der goldenthronenden Hera aufgezogen, den schlimmen Typhaon, zum Unheil der Menschen. Ihn hatte Hera im Zorn gegen Zeus, ihren Gatten, geboren – damals, nachdem jener selbst, der Kronide, hatte Athena aus seinem Kopfe gezeugt. Zutiefst erzürnt hatte Hera daraufhin in der Versammlung der ewigen Götter gesprochen:

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„Hört mich an, ihr Götter, und auch ihr Göttinnen alle, wie mich zutiefst beleidigt der wolkenversammelnde Gott Zeus – jetzt, nachdem er mich einst zu seiner Gemahlin gemacht hat: Ohne mich zeugte er nämlich die eulengesicht’ge Athena, die er vor allen andern unsterblichen Göttern bevorzugt. Andrerseits wurde als elender Krüppel unter den Göttern mein Hephaistos, der Fußgelähmte, von mir doch geboren. Er wurde von seinem Vater gepackt und ins Weltmeer geworfen.41 Aber des Nereus Tochter, die silberfüßige Thetis, nahm ihn dann bei sich auf und pflegte ihn mit ihren Schwestern. Hätte sie lieber doch andres getan für die seligen Götter! Was aber hast du Schlaumeier dir nun wieder geleistet? Du erlaubst dir, allein die Göttin Athene zu zeugen! Ich soll nicht sie gebären? Und doch heißʼ ich deine Gemahlin bei den Unsterblichen, die im unendlichen Himmelsraum wohnen.

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φράζεο νῦν μή τοί τι κακὸν μητίσομ᾽ ὀπίσσω∙ καὶ νῦν μέν τοι ἐγὼ τεχνήσομαι ὥς κε γένηται παῖς ἐμὸς ὅς κε θεοῖσι μεταπρέποι ἀθανάτοισιν, οὔτε σὸν αἰσχύνασ᾽ ἱερὸν λέχος οὔτ᾽ ἐμὸν αὐτῆς, οὐδέ τοι εἰς εὐνὴν πωλήσομαι, ἀλλ᾽ ἀπὸ σεῖο τηλόθεν οὖσα θεοῖσι μετέσσομαι ἀθανάτοισιν. Ὣς εἰποῦσ᾽ ἀπονόσφι θεῶν κίε χωομένη περ. αὐτίκ᾽ ἔπειτ᾽ ἠρᾶτο βοῶπις πότνια Ἥρη, χειρὶ καταπρηνεῖ δ᾽ ἔλασε χθόνα καὶ φάτο μῦθον∙ κέκλυτε νῦν μοι γαῖα καὶ οὐρανὸς εὐρὺς ὕπερθεν, Τιτῆνές τε θεοὶ τοὶ ὑπὸ χθονὶ ναιετάοντες Τάρταρον ἀμφὶ μέγαν, τῶν ἐξ ἄνδρες τε θεοί τε∙ αὐτοὶ νῦν μευ πάντες ἀκούσατε καὶ δότε παῖδα νόσφι Διός, μηδέν τι βίην ἐπιδευέα κείνου∙ ἀλλ᾽ ὅ γε φέρτερος ἔστω ὅσον Κρόνου εὐρύοπα Ζεύς. Ὣς ἄρα φωνήσασ᾽ ἵμασε χθόνα χειρὶ παχείῃ∙ κινήθη δ᾽ ἄρα γαῖα φερέσβιος, ἡ δὲ ἰδοῦσα τέρπετο ὃν κατὰ θυμόν, ὀΐετο γὰρ τελέεσθαι. ἐκ τούτου δὴ ἔπειτα τελεσφόρον εἰς ἐνιαυτὸν οὔτε πότ᾽ εἰς εὐνὴν Διὸς ἤλυθε μητιόεντος, οὔτε πότ᾽ εἰς θῶκον πολυδαίδαλον ὡς τὸ πάρος περ αὐτῷ ἐφεζομένη πυκινὰς φραζέσκετο βουλάς∙ ἀλλ᾽ ἥ γ᾽ ἐν νηοῖσι πολυλλίστοισι μένουσα τέρπετο οἷς ἱεροῖσι βοῶπις πότνια Ἥρη. ἀλλ᾽ ὅτε δὴ μῆνές τε καὶ ἡμέραι ἐξετελεῦντο ἂψ περιτελλομένου ἔτεος καὶ ἐπήλυθον ὧραι, ἡ δ᾽ ἔτεκ᾽ οὔτε θεοῖς ἐναλίγκιον οὔτε βροτοῖσι δεινόν τ᾽ ἀργαλέον τε Τυφάονα πῆμα βροτοῖσιν. αὐτίκα τόνδε λαβοῦσα βοῶπις πότνια Ἥρη δῶκεν ἔπειτα φέρουσα κακῷ κακόν, ἡ δ᾽ ὑπέδεκτο∙ ἣ κακὰ πόλλ᾽ ἔρδεσκεν κατὰ κλυτὰ φῦλ᾽ ἀνθρώπων. ὃς τῇ γ᾽ ἀντιάσειε, φέρεσκέ μιν αἴσιμον ἦμαρ πρίν γέ οἱ ἰὸν ἐφῆκεν ἄναξ ἑκάεργος Ἀπόλλων καρτερόν∙ ἡ δ᾽ ὀδύνῃσιν ἐρεχθομένη χαλεπῇσι κεῖτο μέγ᾽ ἀσθμαίνουσα κυλινδομένη κατὰ χῶρον.

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An Apollon

Mach dich darauf gefasst, dass ich meinerseits dich hintergehe!42 Ja, ich überlege mir schon, wie ich könnte ein eignes Kind zur Welt bringen, eins, das den anderen Göttern voransteht, ohne zu meiner Schande dein Bett oder meins zu gebrauchen, ohne zum Beischlaf mich herzugeben, sondern indem ich lebe getrennt von dir, allein mit den anderen Göttern.“ Sprach’s und verließ die Versammlung der ewigen Götter im Zorne. Gleich darauf aber betete nun die Rindgöttin43 Hera; mit einer Hand die Erde berührend sprach sie die Worte: „Höret mich an, du Erde, und du, Uranos, hoher Himmel,44 und, Titanen, auch ihr, die ihr unter der Erde daheim seid,45 tief im Tartaros – dort sind ja Menschen und Götter entstanden: Hört jetzt alle mir zu und schenkt ein eigenes Kind mir, das ohne Zeus soll entstehen und nicht dessen Kräfte benötigt. Stärker als er soll es sein, so wie stärker als Kronos doch Zeus ist.“46 Sprach’s und gab daraufhin einen kräftigen Handschlag der Erde, die darunter zu beben begann. Als jene dies wahrnahm, freute sie sich von Herzen, dass nun ihr Gebet sich erfülle. Danach hielt sie ein ganzes Jahr hindurch sich zurück vom Lager des alles bedenkenden Gottes Zeus; auch ihr eignes überaus kunstvoll gefertigtes Ruhebett suchte sie nicht mehr auf, wo sie sonst jeweils ihre Pläne pflegte zu schmieden, sondern sie weilte jetzt dauernd in ihren heiligen Tempeln, wo sie stets gern Opfer empfing, die Rindgöttin Hera. Als aber dann verstrichen waren die Monde und Tage, und das Jahr durchlaufen hatte die wechselnden Horen,47 da gebar sie ein Wesen, das weder Göttern noch Menschen ähnlich sah: den Riesen Typhaon, den Schrecken der Menschheit.48 Kaum hatte sie dies Monstrum erblickt, die Rindgöttin Hera, übergab sie es jenem anderen Monster, das dieses zu sich nahm, jenem Drachen, der grausam wütete unter den Menschen:49 Wer diesem Scheusal begegnete, war auf der Stelle des Todes – bis es getroffen war vom Geschoss des Herrschers Apollon. Hierauf wand sich das Untier in heftigen, qualvollen Schmerzen; keuchend lag es am Boden und wälzte sich dort auf dem Rücken;

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Εἰς Ἀπόλλωνα

θεσπεσίη δ᾽ ἐνοπὴ γένετ᾽ ἄσπετος, ἡ δὲ καθ᾽ ὕλην πυκνὰ μάλ᾽ ἔνθα καὶ ἔνθα ἑλίσσετο, λεῖπε δὲ θυμὸν φοινὸν ἀποπνείουσ᾽, ὁ δ᾽ ἐπηύξατο Φοῖβος Ἀπόλλων∙ ἐνταυθοῖ νῦν πύθευ ἐπὶ χθονὶ βωτιανείρῃ, οὐδὲ σύ γε ζωοῖσι κακὸν δήλημα βροτοῖσιν ἔσσεαι, οἳ γαίης πολυφόρβου καρπὸν ἔδοντες ἐνθάδ᾽ ἀγινήσουσι τεληέσσας ἑκατόμβας, οὐδέ τί τοι θάνατόν γε δυσηλεγέ᾽ οὔτε Τυφωεὺς ἀρκέσει οὔτε Χίμαιρα δυσώνυμος, ἀλλὰ σέ γ᾽ αὐτοῦ πύσει γαῖα μέλαινα καὶ ἠλέκτωρ Ὑπερίων.

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Ὣς φάτ᾽ ἐπευχόμενος, τὴν δὲ σκότος ὄσσε κάλυψε. τὴν δ᾽ αὐτοῦ κατέπυσ᾽ ἱερὸν μένος Ἠελίοιο∙ ἐξ οὗ νῦν Πυθὼ κικλήσκεται, οἱ δὲ ἄνακτα Πύθειον καλέουσιν ἐπώνυμον οὕνεκα κεῖθι αὐτοῦ πῦσε πέλωρ μένος ὀξέος Ἠελίοιο.

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Καὶ τότ᾽ ἄρ᾽ ἔγνω ᾗσιν ἐνὶ φρεσὶ Φοῖβος Ἀπόλλων οὕνεκά μιν κρήνη καλλίρροος ἐξαπάφησε∙ βῆ δ᾽ ἐπὶ Τελφούσῃ κεχολωμένος, αἶψα δ᾽ ἵκανε∙ στῆ δὲ μάλ᾽ ἄγχ᾽ αὐτῆς καί μιν πρὸς μῦθον ἔειπε∙ Τελφοῦσ᾽, οὐκ ἄρ᾽ ἔμελλες ἐμὸν νόον ἐξαπαφοῦσα χῶρον ἔχουσ᾽ ἐρατὸν προρέειν καλλίρροον ὕδωρ. ἐνθάδε δὴ καὶ ἐμὸν κλέος ἔσσεται, οὐδὲ σὸν οἴης.

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Ἦ καὶ ἐπὶ ῥίον ὦσεν ἄναξ ἑκάεργος Ἀπόλλων πέτρῃσι προχυτῇσιν, ἀπέκρυψεν δὲ ῥέεθρα, καὶ βωμὸν ποιήσατ᾽ ἐν ἄλσεϊ δενδρήεντι ἄγχι μάλα κρήνης καλλιρρόου∙ ἔνθα δ᾽ ἄνακτι πάντες ἐπίκλησιν Τελφουσίῳ εὐχετόωνται οὕνεκα Τελφούσης ἱερῆς ᾔσχυνε ῥέεθρα. Καὶ τότε δὴ κατὰ θυμὸν ἐφράζετο Φοῖβος Απόλλων οὕς τινας ἀνθρώπους ὀργιόνας εἰσαγάγοιτο οἳ θεραπεύσονται Πυθοῖ ἔνι πετρηέσσῃ∙ ταῦτ᾽ ἄρα ὁρμαίνων ἐνόησ᾽ ἐπὶ οἴνοπι πόντῳ νῆα θοήν∙ ἐν δ᾽ ἄνδρες ἔσαν πολέες τε καὶ ἐσθλοί, Κρῆτες ἀπὸ Κνωσοῦ Μινωΐου, οἵ ῥά τ᾽ ἄνακτι ἱερά τε ῥέζουσι καὶ ἀγγέλλουσι θέμιστας

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An Apollon

fürchterlich schrie es vor Wut und vor Schmerzen, sodass davon laut der Wald weithin widerhallte; doch schließlich tat es den letzten Schnauf und spie dabei Blut. Voll Stolz sprach zum Drachen Apollon:50 „Hier auf der männerernährenden Erde sollst du verfaulen; nie mehr wirst du Verderben bringen den lebenden Menschen, die, ernährt von den Früchten der segenspendenden Erde mir Hekatomben darbringen werden als gültige Opfer. Deinen für dich so schmerzvollen Tod nimmt dir weder Typhoeus51 noch die verruchte Chimaira52, das Ungeheuer: du wirst jetzt hier von der schwarzen Erde zersetzt und den Strahlen Hyperions.“53

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So sprach er siegesstolz. Das Dunkel umhüllte den Drachen, und er begann durch die Kraft des Helios bald zu verwesen. Seither wird er Python – „verwest“ – genannt, aber dem Herrscher gab man den Beinamen Pythier, weil der ihm heilige Boden Reste des Drachens enthält, den des Helios Strahlkraft zerstörte.54

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Nun erkannte in seinem Sinn auch Phoibos Apollon, dass Telphusa ihn hatte getäuscht, jene rauschende Quelle. Zornig ging er zu ihr zurück; er trat, als er dort war, wiederum vor sie hin und sprach die scheltenden Worte:55 „Nie, Telphusa, wirst du’s erreichen, indem du mich täuschest, dass nur dir dieses Land gehört und dies Quellengewässer: Hier ist Platz auch für meinen Ruhm und nicht nur für deinen.“

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So sprechend stieß einen Felsblock der Ferntreffer Phoibos Apollon stracks in die Flut und verbarg unter Steingeschiebe das Wasser. Danach baute er einen Altar inmitten von Bäumen nahe dem Ort der ehemals sprudelnden Quelle. Der Gott wird seither der Telphusier genannt, auch wenn man ihn anruft – denn gedemütigt hat er Telphusa, die heilige Quelle.56 Nun überlegte in seinem Gemüt Gott Phoibos Apollon, welche Helfer er sich für die Orgien aussuchen sollte, um sie im Tempeldienst einzusetzen im felsigen Pytho. Während er dies erwog, bemerkte er mitten im Meer ein eilig fahrendes Schiff; drin saßen zahlreiche edle Kreter aus dem minoischen Knossos, die ihm als Priester Opferdienst könnten leisten und Wahrsprüche könnten verbreiten,

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Εἰς Ἀπόλλωνα

Φοίβου Ἀπόλλωνος χρυσαόρου, ὅττι κεν εἴπῃ χρείων ἐκ δάφνης γυάλων ὕπο Παρνησοῖο. οἱ μὲν ἐπὶ πρῆξιν καὶ χρήματα νηῒ μελαίνῃ ἐς Πύλον ἠμαθόεντα Πυλοιγενέας τ᾽ ἀνθρώπους ἔπλεον∙ αὐτὰρ ὁ τοῖσι συνήνετο Φοῖβος Ἀπόλλων∙ ἐν πόντῳ δ᾽ ἐπόρουσε δέμας δελφῖνι ἐοικὼς νηῒ θοῇ, καὶ κεῖτο πέλωρ μέγα τε δεινόν τε∙ τῶν δ᾽ ὅς τις κατὰ θυμὸν ἐπιφράσσαιτο νοῆσαι πάντοσ᾽ ἀνασσείσασκε, τίνασσε δὲ νήϊα δοῦρα. οἱ δ᾽ ἀκέων ἐνὶ νηῒ καθήατο δειμαίνοντες, οὐδ᾽ οἵ γ᾽ ὅπλ᾽ ἔλυον κοίλην ἀνὰ νῆα μέλαιναν, οὐδ᾽ ἔλυον λαῖφος νηὸς κυανοπρώροιο∙ ἀλλ᾽ ὡς τὰ πρώτιστα κατεστήσαντο βοεῦσιν ὣς ἔπλεον∙ κραιπνὸς δὲ νότος κατόπισθεν ἔγειρε νῆα θοήν∙ πρῶτον δὲ παρημείβοντο Μάλειαν, πὰρ δὲ Λακωνίδα γαῖαν ἁλιστέφανον πτολίεθρον ἷξον καὶ χῶρον τερψιμβρότου Ἠελίοιο Ταίναρον, ἔνθα τε μῆλα βαθύτριχα βόσκεται αἰεὶ Ἠελίοιο ἄνακτος, ἔχει δ᾽ ἐπιτερπέα χῶρον. οἱ μὲν ἄρ᾽ ἔνθ᾽ ἔθελον νῆα σχεῖν ἠδ᾽ ἀποβάντες φράσσασθαι μέγα θαῦμα καὶ ὀφθαλμοῖσιν ἰδέσθαι εἰ μενέει νηὸς γλαφυρῆς δαπέδοισι πέλωρον, ἢ εἰς οἶδμ᾽ ἅλιον πολυΐχθυον αὖτις ὀρούσει∙ ἀλλ᾽ οὐ πηδαλίοισιν ἐπείθετο νηῦς εὐεργής, ἀλλὰ παρὲκ Πελοπόννησον πίειραν ἔχουσα ἤϊ᾽ ὁδόν, πνοιῇ δὲ ἄναξ ἑκάεργος Ἀπόλλων ῥηϊδίως ἴθυν᾽∙ ἡ δὲ πρήσσουσα κέλευθον Ἀρήνην ἵκανε καὶ Ἀργυφέην ἐρατεινὴν καὶ Θρύον Ἀλφειοῖο πόρον καὶ ἐΰκτιτον Αἶπυ καὶ Πύλον ἠμαθόεντα Πυλοιγενέας τ᾽ ἀνθρώπους∙. βῆ δὲ παρὰ Κρουνοὺς καὶ Χαλκίδα καὶ παρὰ Δύμην ἠδὲ παρ᾽ Ἤλιδα δῖαν ὅθι κρατέουσιν Ἐπειοί∙

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An Apollon

die er, Phoibos Apollon, der Gott des goldenen Schwertes, aus dem Lorbeer würde verkündigen unterm Parnassos. Jetzt aber waren sie noch unterwegs mit dem Schiff, um mit ihren Waren einträglichen Handel zu treiben im sandigen Pylos. Diese gedachte für sich zu gewinnen Phoibos Apollon. Mitten im Meer sprang er schnell auf ihr Schiff in Gestalt eines Delphins.

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Auf dem Verdeck streckte breit er sich aus – ein gewichtiges Mordsvieh. Wer von den Schiffsleuten etwa dran dachte ihm nahezukommen, den bedrohte er gleich mit Schiffsbalken, die er ins Maul nahm. Alle verstummten an Bord und blieben still und verängstigt sitzen, ohne sich an den Geräten des schwärzlichen Schiffes und an den Segeln irgendetwas zu schaffen zu machen; vielmehr ließen sie alles so bleiben wie es zuvor war. Nun aber trieb auf einmal ein starker Südostwind das Schiff nach rückwärts – zunächst noch gerade vorbei am Kap von Maleia, dann entlang der lakonischen Küste bis hin zu der Stadt im Lande des Helios, dieses freundlichen Gottes der Sonne: Tainaros heißt das Land, wo die wolligen Schafe des Gottes Helios werden geweidet – ein Land, wo man gerne sich aufhält.57 Hier nun wollten die Schiffsleute anlegen und dann an Land gehn, um dort abzuwarten und zu beobachten, ob wohl weiterhin auf dem Schiffsdeck bliebe das grässliche Untier oder ob’s in die fischreichen Fluten sich nun würde stürzen.58 Aber dem Steuerruder gehorchte das Schiff überhaupt nicht; vielmehr drehte es ab von der fruchtbaren Peloponnes zum offenen Meer – durch den eigenen Atem des Herrschers Apollon ohne Mühe gelenkt. Auf geradem Kurs fuhr es weiter erst an Arene vorbei und am lieblichen Argyphea, dann an Thryon und der Mündung des Alpheusstromes, an Aipy, dann am sandigen Pylos vorbei, wo die Pylier wohnen. Weiter ging es an Krounos vorbei, an Chalkis und Dyme, dann am göttlichen Elis, beherrscht vom Volk der Epeier.

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Εἰς Ἀπόλλωνα

εὖτε Φερὰς ἐπέβαλλεν ἀγαλλομένη Διὸς οὔρῳ καί σφιν ὑπὲκ νεφέων Ἰθάκης ὄρος αἰπὺ πέφαστο, Δουλίχιόν τε Σάμη τε καὶ ὑλήεσσα Ζάκυνθος. ἀλλ᾽ ὅτε δὴ Πελοπόννησον παρενίσατο πᾶσαν, καὶ δὴ ἐπὶ Κρίσης κατεφαίνετο κόλπος ἀπείρων ὅς τε διὲκ Πελοπόννησον πίειραν ἐέργει, ἦλθ᾽ ἄνεμος ζέφυρος μέγας αἴθριος ἐκ Διὸς αἴσης λάβρος ἐπαιγίζων ἐξ αἰθέρος, ὄφρα τάχιστα νηῦς ἀνύσειε θέουσα θαλάσσης ἁλμυρὸν ὕδωρ.

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ἄψορροι δὴ ἔπειτα πρὸς ἠῶ τ᾽ ἠέλιόν τε ἔπλεον, ἡγεμόνευε δ᾽ ἄναξ Διὸς υἱὸς Ἀπόλλων∙ ἷξον δ᾽ ἐς Κρίσην εὐδείελον ἀμπελόεσσαν ἐς λιμέν᾽, ἡ δ᾽ ἀμάθοισιν ἐχρίμψατο ποντοπόρος νηῦς. ἔνθ᾽ ἐκ νηὸς ὄρουσεν ἄναξ ἑκάεργος Ἀπόλλων ἀστέρι εἰδόμενος μέσῳ ἤματι∙ τοῦ δ᾽ ἀπὸ πολλαὶ σπινθαρίδες πωτῶντο, σέλας δ᾽ εἰς οὐρανὸν ἷκεν∙ ἐς δ᾽ ἄδυτον κατέδυσε διὰ τριπόδων ἐριτίμων. ἔνθ᾽ ἄρ᾽ ὅ γε φλόγα δαῖε πιφαυσκόμενος τὰ ἃ κῆλα, πᾶσαν δὲ Κρίσην κάτεχεν σέλας∙ αἱ δ᾽ ὀλόλυξαν Κρισαίων ἄλοχοι καλλίζωνοί τε θύγατρες Φοίβου ὑπὸ ῥιπῆς∙ μέγα γὰρ δέος ἔμβαλ᾽ ἑκάστῳ. ἔνθεν δ᾽ αὖτ᾽ ἐπὶ νῆα νόημ᾽ ὣς ἆλτο πέτεσθαι ἀνέρι εἰδόμενος αἰζηῷ τε κρατερῷ τε πρωθήβῃ, χαίτῃς εἰλυμένος εὐρέας ὤμους∙ καί σφεας φωνήσας ἔπεα πτερόεντα προσηύδα∙ ὦ ξεῖνοι τίνες ἐστέ; πόθεν πλεῖθ᾽ ὑγρὰ κέλευθα; ἤ τι κατὰ πρῆξιν, ἦ μαψιδίως ἀλάλησθε οἷά τε ληϊστῆρες ὑπεὶρ ἅλα, τοί τ᾽ ἀλόωνται ψυχὰς παρθέμενοι κακὸν ἀλλοδαποῖσι φέροντες; τίφθ᾽ οὕτως ἧσθον τετιηότες, οὐδ᾽ ἐπὶ γαῖαν ἔκβητ᾽, οὐδὲ καθ᾽ ὅπλα μελαίνης νηὸς ἔθεσθε; αὕτη μέν γε δίκη πέλει ἀνδρῶν ἀλφηστάων ὁππόταν ἐκ πόντοιο ποτὶ χθονὶ νηῒ μελαίνῃ ἔλθωσιν καμάτῳ ἀδηκότες, αὐτίκα δέ σφεας

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An Apollon

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Als mit von Zeus gesendetem Wind nun Pherai erreicht war,59 sah man Ithakas steilen Berg überm Nebel, und gleichfalls Dulichion, ferner Same sowie auch den Wald von Zakynthos.60 Als aber dann die Pelops-Halbinsel gänzlich umschifft war und in der Nähe von Krisa die riesige Meerbucht sich auftat, welche die fruchtbare Pelops-Halbinsel abtrennt vom Festland, da erhob sich der Zephyrwind heftig, welcher von Zeus war aus dem Äther gesendet, damit so schnell wie nur möglich sollte das Schiff seine Fahrt auf dem salzigen Meere vollenden.61

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Umgekehrt wie zuvor fuhr nun das Schiff Richtung Osten, weiterhin vom Herrscher gelenkt, dem Zeussohn Apollon. Bald war Krisa erreicht, gut sichtbar inmitten von Rebland; dort fuhr das Schiff in die Hafenbucht ein auf die sandige Düne.62 Nun sprang der Ferntreffer auf vom Deck, der Herrscher Apollon, einem bei Tageslicht leuchtenden Stern gleich. Feurige Funken gingen so zahlreich aus ihm hervor, dass der Himmel erglänzte.63 In seinen Tempel trat er nun ein durch die mächtigen Tore; Dort entzündete er die Flamme mit blitzenden Pfeilen.64 Heller Schein erfasste ganz Krisa es schrieen laut auf die Frauen der Krisier wie auch die schöngegürteten Töchter, jäh von Phoibos erschreckt; von Angst gepackt waren alle. Jener jedoch sprang wieder aufs Schiff – schnell wie ein Gedanke – nun in Gestalt eines kräftigen Manns in der Blüte der Jugend, dessen wallende Locken die breiten Schultern umspielten, und zu den Schiffsleuten sprach er mit diesen fliegenden Worten: „Fremdlinge, sagt, wer seid ihr? Woher seid zu Schiff ihr gekommen? Führen Geschäfte euch her oder fahrt ihr drauflos ohne festes Ziel wie die Freibeuter über das Meer, die ja auf ihren Fahrten selbst ihr Leben riskieren, um anderen Menschen zu schaden?65 Weshalb sitzt ihr hier traurig herum und steigt weder aus ans Land, noch bringt ihr das Schiffsgerät wieder gehörig in Ordnung? Allgemein ist es doch üblich bei redlich erwerbsamen Menschen, wenn sie zu Schiff einen Hafen erreichen, dass sie an Land gehn und, von den Mühen der Seefahrt ermüdet und hungrig, zuerst nach

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Εἰς Ἀπόλλωνα

σίτοιο γλυκεροῖο περὶ φρένας ἵμερος αἱρεῖ. Ὣς φάτο καί σφιν θάρσος ἐνὶ στήθεσσιν ἔθηκε. τὸν καὶ ἀμειβόμενος Κρητῶν ἀγὸς ἀντίον ηὔδα∙ ξεῖν᾽, ἐπεὶ οὐ μὲν γάρ τι καταθνητοῖσιν ἔοικας, οὐ δέμας οὐδὲ φυήν, ἀλλ᾽ ἀθανάτοισι θεοῖσιν, οὖλέ τε καὶ μέγα χαῖρε, θεοὶ δέ τοι ὄλβια δοῖεν. καί μοι τοῦτ᾽ ἀγόρευσον ἐτήτυμον ὄφρ᾽ ἐῢ εἰδῶ∙ τίς δῆμος; τίς γαῖα; τίνες βροτοὶ ἐγγεγάασιν; ἄλλῃ γὰρ φρονέοντες ἐπεπλέομεν μέγα λαῖτμα εἰς Πύλον ἐκ Κρήτης, ἔνθεν γένος εὐχόμεθ᾽ εἶναι∙ νῦν δ᾽ ὧδε ξὺν νηῒ κατήλθομεν οὔ τι ἑκόντες νόστου ἱέμενοι ἄλλην ὁδὸν ἄλλα κέλευθα∙ ἀλλά τις ἀθανάτων δεῦρ᾽ ἤγαγεν οὐκ ἐθέλοντας. Τοὺς δ᾽ ἀπαμειβόμενος προσέφη ἑκάεργος Ἀπόλλων∙ ξεῖνοι, τοὶ Κνωσὸν πολυδένδρεον ἀμφινέμεσθε τὸ πρίν, ἀτὰρ νῦν οὐκ ἔθ᾽ ὑπότροποι αὖτις ἔσεσθε ἔς τε πόλιν ἐρατὴν καὶ δώματα καλὰ ἕκαστος ἔς τε φίλας ἀλόχους, ἀλλ᾽ ἐνθάδε πίονα νηὸν ἕξετ᾽ ἐμὸν πολλοῖσι τετιμένον ἀνθρώποισιν∙ εἰμὶ δ᾽ ἐγὼ Διὸς υἱός, Ἀπόλλων δ᾽ εὔχομαι εἶναι, ὑμέας δ᾽ ἤγαγον ἐνθάδ᾽ ὑπὲρ μέγα λαῖτμα θαλάσσης οὔ τι κακὰ φρονέων, ἀλλ᾽ ἐνθάδε πίονα νηὸν ἕξετ᾽ ἐμὸν πᾶσιν μάλα τίμιον ἀνθρώποισι, βουλάς τ᾽ ἀθανάτων εἰδήσετε, τῶν ἰότητι αἰεὶ τιμήσεσθε διαμπερὲς ἤματα πάντα. ἀλλ᾽ ἄγεθ᾽ ὡς ἂν ἐγὼ εἴπω πείθεσθε τάχιστα∙ ἱστία μὲν πρῶτον κάθετον λύσαντε βοείας, νῆα δ᾽ ἔπειτα θοὴν ἀν᾽ ἐπ᾽ ἠπείρου ἐρύσασθε, ἐκ δὲ κτήμαθ᾽ ἕλεσθε καὶ ἔντεα νηὸς ἐΐσης, καὶ βωμὸν ποιήσατ᾽ ἐπὶ ῥηγμῖνι θαλάσσης, πῦρ ἐπικαίοντες ἐπί τ᾽ ἄλφιτα λευκὰ θύοντες∙ εὔχεσθαι δὴ ἔπειτα παριστάμενοι περὶ βωμόν. ὡς μὲν ἐγὼ τὸ πρῶτον ἐν ἠεροειδέϊ πόντῳ εἰδόμενος δελφῖνι θοῆς ἐπὶ νηὸς ὄρουσα,

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kräftig mundender Nahrung sich sehnen in ihrem Gemüte.“ So sprechend flößte er neuen Mut ihnen ein in die Seele. Ihm gab daraufhin einer der Kreter – ihr Oberhaupt – Antwort: „Fremder, da du durchaus nicht gewöhnlichen Sterblichen gleichsiehst, weder an Wuchs noch an Wesen, vielmehr den unsterblichen Göttern, sei uns gegrüßt und willkommen – die Götter mögen dich segnen.66 Sag auch du mir wahrheitsgemäß, damit ich’s genau weiß: Was für ein Volk, welches Land ist dies? Wie heißen die Leute?67 Anderswohin hatten eigentlich wir ja geplant unsre Seefahrt, nämlich nach Pylos von Kreta aus, unserer heimischen Insel. Nun sind wir ungewollt hierher gelangt mit unserem Schiffe. Während wir schon auf die Heimfahrt uns freuten, kamen wir ab vom Kurs; es lenkte uns wohl ein Gott gegen unseren Willen.“ Ihm gab Antwort und sprach darauf der Ferntreffer Apollon: „Fremdlinge, die ihr das waldreiche Knossos bisher bewohntet, nie mehr werdet ihr nun zurückkehren in eure Heimat, weder in euere schöne Stadt noch in euere Häuser und zu euern Gemahlinnen, sondern mein prächtiger Tempel wird eure Heimstatt sein, der von vielen Menschen verehrt wird. Ich aber bin der Sohn des Zeus, Apollon mit Namen; euch hab ich hierher geführt über weite Strecken des Meeres; keinerlei Böses soll euch geschehen, aber mein Tempel wird eure Heimstatt sein, der von sämtlichen Menschen verehrt wird; Pläne und Ziele der Götter werdet ihr wissen, nach deren Willen ihr künftig für alle Zeiten werdet geehrt sein. Hört aber nun, was ich sage, und leistet mir alle Gehorsam: Zieht die Segel jetzt ein und löst die ledernen Riemen; Holt dann das Schiff an Land und befestigt es gut auf dem Boden; Ladet die Waren aus samt allen Geräten des Schiffes und errichtet dann einen Altar am Ufer des Meeres. Zündet darauf ein Feuer euch an, um Gerste zu opfern; stellt dabei alle euch um den Altar zum Gebet zu den Göttern. Da ich zuerst euch erschien in der nebeldunstigen Meerflut als Delphin, der aufs Schiff aufsprang, um dieses zu lenken,

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Εἰς Ἀπόλλωνα

ὣς ἐμοὶ εὔχεσθαι δελφινίῳ∙ αὐτὰρ ὁ βωμὸς αὐτὸς δέλφειος καὶ ἐπόψιος ἔσσεται αἰεί. δειπνῆσαί τ᾽ ἄρ᾽ ἔπειτα θοῇ παρὰ νηῒ μελαίνῃ, καὶ σπεῖσαι μακάρεσσι θεοῖς οἳ Ὄλυμπον ἔχουσιν. αὐτὰρ ἐπὴν σίτοιο μελίφρονος ἐξ ἔρον ἧσθε, ἔρχεσθαί θ᾽ ἅμ᾽ ἐμοὶ καὶ ἰηπαιήον᾽ ἀείδειν εἰς ὅ κε χῶρον ἵκησθον ἵν᾽ ἕξετε πίονα νηόν. Ὣς ἔφαθ᾽∙ οἱ δ᾽ ἄρα τοῦ μάλα μὲν κλύον ἠδ᾽ ἐπίθοντο. ἱστία μὲν πρῶτον κάθεσαν, λῦσαν δὲ βοείας, ἱστὸν δ᾽ ἱστοδόκῃ πέλασαν προτόνοισιν ὑφέντες, ἐκ δὲ καὶ αὐτοὶ βαῖνον ἐπὶ ῥηγμῖνι θαλάσσης, ἐκ δ᾽ ἁλὸς ἤπειρόνδε θοὴν ἀνὰ νῆ᾽ ἐρύσαντο ὑψοῦ ἐπὶ ψαμάθοις, παρὰ δ᾽ ἕρματα μακρὰ τάνυσσαν, καὶ βωμὸν ποίησαν ἐπὶ ῥηγμῖνι θαλάσσης∙ πῦρ δ᾽ ἐπικαίοντες ἐπί τ᾽ ἄλφιτα λευκὰ θύοντες εὔχονθ᾽ ὡς ἐκέλευε παριστάμενοι περὶ βωμόν. δόρπον ἔπειθ᾽ εἵλοντο θοῇ παρὰ νηῒ μελαίνῃ, καὶ σπεῖσαν μακάρεσσι θεοῖς οἳ Ὄλυμπον ἔχουσιν. αὐτὰρ ἐπεὶ πόσιος καὶ ἐδητύος ἐξ ἔρον ἕντο βάν ῥ᾽ ἴμεν∙ ἦρχε δ᾽ ἄρα σφιν ἄναξ Διὸς υἱὸς Ἀπόλλων, φόρμιγγ᾽ ἐν χείρεσσιν ἔχων ἐρατὸν κιθαρίζων καλὰ καὶ ὕψι βιβάς∙ οἱ δὲ ῥήσσοντες ἕποντο Κρῆτες πρὸς Πυθὼ καὶ ἰηπαιήον᾽ ἄειδον, οἷοί τε Κρητῶν παιήονες οἷσί τε Μοῦσα ἐν στήθεσσιν ἔθηκε θεὰ μελίγηρυν ἀοιδήν. ἄκμητοι δὲ λόφον προσέβαν ποσίν, αἶψα δ᾽ ἵκοντο Παρνησὸν καὶ χῶρον ἐπήρατον ἔνθ᾽ ἄρ᾽ ἔμελλεν οἰκήσειν πολλοῖσι τετιμένος ἀνθρώποισι∙ δεῖξε δ᾽ ἄγων ἄδυτον ζάθεον καὶ πίονα νηόν. τῶν δ᾽ ὠρίνετο θυμὸς ἐνὶ στήθεσσι φίλοισι∙ τὸν καὶ ἀνειρόμενος Κρητῶν ἀγὸς ἀντίον ηὔδα∙ ὦ ἄν᾽, ἐπεὶ δὴ τῆλε φίλων καὶ πατρίδος αἴης ἤγαγες∙ οὕτω που τῷ σῷ φίλον ἔπλετο θυμῷ∙ πῶς καὶ νῦν βιόμεσθα; τό σε φράζεσθαι ἄνωγμεν.

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An Apollon

sollt ihr mich als den Delphinier anrufen, und mein Altar soll als der delphische angesehn und benannt sein auf ewig.68 Nachher nehmt eure Mahlzeit ein in der Nähe des Schiffs und spendet dabei ein Opfer den Göttern im hohen Olympos. Dann aber, wenn ihr den Hunger mit köstlicher Nahrung gestillt habt, kommt mit mir – wir wollen vereint den „Paieon“ singen69 – bis zum Ort eurer künftigen Bleibe – dem prächtigen Tempel.“ So sprach er; jene hörten genau ihm zu und gehorchten. Sogleich zogen die Segel sie ein und lösten die Riemen; hierauf legten den Mast sie nieder gegen den Bug hin. Selber stiegen sie aus durch die Brandung ans Ufer und zogen70 dann ihr Schiff aus der Salzflut heraus ans trockene Festland auf eine sandige Düne, und stellten’s auf stützende Balken.71 Hierauf bauten sie einen Altar am Ufer des Meeres. Als sie ein Feuer hatten entzündet und Gerste geopfert, beteten sie, den Altar gemäß jener Weisung umstehend. Danach nahmen das Nachtmahl sie ein in der Nähe des Schiffs und spendeten dabei ein Opfer den Göttern im hohen Olympos. Aber nachdem ihr Hunger durch kräftige Nahrung gestillt war,72 zogen sie los unter Führung des Herrschers und Zeussohns Apollon, der, seine Harfe in Händen haltend und schön darauf spielend, weit ausholend voranschritt. Es folgten ihm auf dem Fuß die Kreter nach bis Pytho, den Lobgesang „Paieon“ singend, und zwar so, wie diesen Gesang den Kretern die Muse einst in die Seele gelegt hat: als Hymnus lieblichen Wohlklangs. Unermüdlich marschierend gelangten sie dann auf den hohen Berg Parnass in der freundlichen Gegend, die jener als Heimstatt hatte gewählt, wo künftig ihn sollten verehren die Menschen. Dort erklärte er ihnen den Bau und das Innre des Tempels. Aber die Kreter waren zutiefst verstört und verängstigt, wiederum wandte ihr Obmann sich nun an den Gott mit den Worten: „Herr, fernab hast du uns geführt von unseren Lieben und unsrer Heimat – denn so gefiel es dir eben im Herzen. Wie aber sollen wir uns ernähren? Bedenke dies bitte!

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Εἰς Ἑρμῆν

οὔτε τρυγηφόρος ἥδε γ᾽ ἐπήρατος οὔτ᾽ εὐλείμων, ὥς τ᾽ ἀπό τ᾽ εὖ ζώειν καὶ ἅμ᾽ ἀνθρώποισιν ὀπηδεῖν.

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Τοὺς δ᾽ ἐπιμειδήσας προσέφη Διὸς υἱὸς Ἀπόλλων∙ νήπιοι ἄνθρωποι, δυστλήμονες οἳ μελεδῶνας βούλεσθ᾽ ἀργαλέους τε πόνους καὶ στείνεα θυμῷ∙ ῥηΐδιον ἔπος ὔμμ᾽ ἐρέω καὶ ἐπὶ φρεσὶ θήσω. δεξιτερῇ μάλ᾽ ἕκαστος ἔχων ἐν χειρὶ μάχαιραν σφάζειν αἰεὶ μῆλα∙ τὰ δ᾽ ἄφθονα πάντα παρέσται, ὅσσα ἐμοί κ᾽ ἀγάγωσι περικλυτὰ φῦλ᾽ ἀνθρώπων∙ νηὸν δὲ προφύλαχθε, δέδεχθε δὲ φῦλ᾽ ἀνθρώπων ἐνθάδ᾽ ἀγειρομένων καὶ ἐμὴν ἰθύν τε μάλιστα ἠέ τι τηΰσιον ἔπος ἔσσεται ἠέ τι ἔργον, ὕβρις θ᾽, ἣ θέμις ἐστὶ καταθνητῶν ἀνθρώπων, ἄλλοι ἔπειθ᾽ ὑμῖν σημάντορες ἄνδρες ἔσονται, τῶν ὑπ᾽ ἀναγκαίῃ δεδμήσεσθ᾽ ἤματα πάντα. εἴρηταί τοι πάντα, σὺ δὲ φρεσὶ σῇσι φύλαξαι. Καὶ σὺ μὲν οὕτω χαῖρε Διὸς καὶ Λητοῦς υἱέ∙ αὐτὰρ ἐγὼ καὶ σεῖο καὶ ἄλλης μνήσομ᾽ ἀοιδῆς.

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IV. Εἰς Ἑρμῆν Ἑρμῆν ὕμνει Μοῦσα Διὸς καὶ Μαιάδος υἱόν, Κυλλήνης μεδέοντα καὶ Ἀρκαδίης πολυμήλου, ἄγγελον ἀθανάτων ἐριούνιον, ὃν τέκε Μαῖα νύμφη ἐϋπλόκαμος Διὸς ἐν φιλότητι μιγεῖσα αἰδοίη∙ μακάρων δὲ θεῶν ἠλεύαθ᾽ ὅμιλον ἄντρον ἔσω ναίουσα παλίσκιον, ἔνθα Κρονίων νύμφῃ ἐϋπλοκάμῳ μισγέσκετο νυκτὸς ἀμολγῷ, ὄφρα κατὰ γλυκὺς ὕπνος ἔχοι λευκώλενον Ἥρην, λήθων ἀθανάτους τε θεοὺς θνητούς τ᾽ ἀνθρώπους. ἀλλ᾽ ὅτε δὴ μεγάλοιο Διὸς νόος ἐξετελεῖτο, τῇ δ᾽ ἤδη δέκατος μεὶς οὐρανῷ ἐστήρικτο, εἴς τε φόως ἄγαγεν, ἀρίσημά τε ἔργα τέτυκτο∙ καὶ τότ᾽ ἐγείνατο παῖδα πολύτροπον, αἱμυλομήτην, ληϊστῆρ᾽, ἐλατῆρα βοῶν, ἡγήτορ᾽ ὀνείρων,

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An Hermes

Weder gedeiht hier Wein noch Graswuchs, um Tiere zu weiden für unsern eigenen Unterhalt und zur Speisung von Pilgern.“ Lächelnd entgegnete ihm der Sprössling des Zeus, Apollon: „O ihr närrischen Menschen, ihr Mutlosen, die ihr beständig schlimme Gefahr und Bedrängnis befürchtet in eueren Herzen.73 Darauf gibt’s eine einfache Antwort – nehmt sie zur Kenntnis: Jeder nehme ein Messer zur Hand, um je nach Bedarf ein Schaf zu schlachten. Es wird mir ja Schlachtvieh in riesigen Mengen dargebracht werden von allen berühmten Völkern der Menschen. Haltet mir sonst nur den Tempel in Ordnung, empfangt alle Menschen, welche sich bald hier einfinden werden – so wie ich es wünsche; mögen sie sich vergangen haben mit Wort oder Taten oder mit Übermut, wie es ja häufig geschieht bei den Menschen. Später werdet ihr andere Vorgesetzte erhalten, denen ihr euch werdet unterzuordnen haben für immer.74 Damit hab ich euch alles gesagt – bewahrt es im Herzen.“ Sei auch du mir gegrüßt, du Sohn des Zeus und der Leto! Deiner werde ich gern noch in anderen Liedern gedenken.75

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IV. An Hermes Muse, besinge den Hermes, den Sohn des Zeus und der Maia, der Kyllene regiert und das Land der Schafe Arkadien, jenen hilfreichen Boten der Götter, den Maia gebar, die Nymphe mit lockigem Haar, nachdem sie mit Zeus sich in Liebe hatte vereint. Sie wohnte, der Göttergesellschaft entsagend, einsam in einer beschatteten Grotte; dort pflegte Kronìon1 sie, die Nymphe mit lockigem Haar, in der Nacht zu besuchen, während in süßem Schlaf sich befand die weißarmige Hera und keine anderen Götter es sahn oder sterbliche Menschen. Als aber nun des großen Zeus Plan zur Vollendung gereift war und der Schwangeren schon der zehnte Monat sich nahte, kam die Sache ans Licht als herrliches Wunder der Liebe: jene gebar einen Knaben, ein hübsches und pfiffiges Bürschlein, schlau und gewandt, einen Rinderdieb und Erfinder von Träumen,

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Εἰς Ἑρμῆν

νυκτὸς ὀπωπητῆρα, πυληδόκον, ὃς τάχ᾽ ἔμελλεν ἀμφανέειν κλυτὰ ἔργα μετ᾽ ἀθανάτοισι θεοῖσιν. ἠῷος γεγονὼς μέσῳ ἤματι ἐγκιθάριζεν, ἑσπέριος βοῦς κλέψεν ἑκηβόλου Ἀπόλλωνος, τετράδι τῇ προτέρῃ τῇ μιν τέκε πότνια Μαῖα. ὃς καὶ ἐπεὶ δὴ μητρὸς ἀπ᾽ ἀθανάτων θόρε γυίων οὐκέτι δηρὸν ἔκειτο μένων ἱερῷ ἐνὶ λίκνῳ, ἀλλ᾽ ὅ γ᾽ ἀναΐξας ζήτει βόας Ἀπόλλωνος οὐδὸν ὑπερβαίνων ὑψηρεφέος ἄντροιο. ἔνθα χέλυν εὑρὼν ἐκτήσατο μυρίον ὄλβον∙ Ἑρμῆς τοι πρώτιστα χέλυν τεκτήνατ᾽ ἀοιδόν, ἥ ῥά οἱ ἀντεβόλησεν ἐπ᾽ αὐλείῃσι θύρῃσι βοσκομένη προπάροιθε δόμων ἐριθηλέα ποίην, σαῦλα ποσὶν βαίνουσα∙ Διὸς δ᾽ ἐριούνιος υἱὸς ἀθρήσας ἐγέλασσε καὶ αὐτίκα μῦθον ἔειπε∙ σύμβολον ἤδη μοι μέγ᾽ ὀνήσιμον, οὐκ ὀνοτάζω. χαῖρε φυὴν ἐρόεσσα χοροιτύπε δαιτὸς ἑταίρη, ἀσπασίη προφανεῖσα∙ πόθεν τόδε καλὸν ἄθυρμα αἰόλον ὄστρακον ἕσσο χέλυς ὄρεσι ζώουσα; ἀλλ᾽ οἴσω σ᾽ εἰς δῶμα λαβών∙ ὄφελός τί μοι ἔσσῃ, οὐδ᾽ ἀποτιμήσω∙ σὺ δέ με πρώτιστον ὀνήσεις. οἴκοι βέλτερον εἶναι, ἐπεὶ βλαβερὸν τὸ θύρηφιν∙ ἦ γὰρ ἐπηλυσίης πολυπήμονος ἔσσεαι ἔχμα ζώουσ᾽∙ ἢν δὲ θάνῃς τότε κεν μάλα καλὸν ἀείδοις. Ὣς ἂρ᾽ ἔφη∙ καὶ χερσὶν ἅμ᾽ ἀμφοτέρῃσιν ἀείρας ἂψ εἴσω κίε δῶμα φέρων ἐρατεινὸν ἄθυρμα. ἔνθ᾽ ἀναπηλήσας γλυφάνῳ πολιοῖο σιδήρου αἰῶν᾽ ἐξετόρησεν ὀρεσκῴοιο χελώνης. ὡς δ᾽ ὁπότ᾽ ὠκὺ νόημα διὰ στέρνοιο περήσῃ ἀνέρος ὅν τε θαμιναὶ ἐπιστρωφῶσι μέριμναι, ἢ ὅτε δινηθῶσιν ἀπ᾽ ὀφθαλμῶν ἀμαρυγαί, ὣς ἅμ᾽ ἔπος τε καὶ ἔργον ἐμήδετο κύδιμος Ἑρμῆς.

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An Hermes

nächtlichen Späher und heimlichen Türöffner, welcher schon bald als Urheber schelmischer Streiche bei sämtlichen Göttern bekannt war. Früh am Morgen geboren, spielte er mittags die Leier, und noch am gleichen Abend entführte er Rinder Apollons – all dies am vierten des Monats, da Maia ihn hatte geboren.2 Als er soeben erst war dem Schoß seiner Mutter entsprungen, blieb er, gebettet in göttlicher Wiege, nicht lange mehr liegen, sondern er stand bald auf und suchte die Kühe Apollons. Kaum hatte er überschritten die Schwelle am Ausgang der Grotte, fand er die Schildkröte dort und erwarb sich mit ihr ein Vermögen. Hermes nämlich erschuf aus der Schildkröte erstmals die Leier, kurz nachdem er das Tier vor der Haustüre hatte gefunden, wo es sich gütlich tat am üppig wachsenden Grase, auf seinen Beinchen tänzelnd. Der Zeussohn, als er’s erblickte, lachte voll Freude auf und äußerte sich mit den Worten: „Welch ein Geschenk für mich – dieser Glücksfall ist nicht zu verachten! Sei mir gegrüßt, anmutige Tänzerin, Zier jedes Gastmahls! Hochwillkommen erscheinst du mir – woher hast du den schönen glänzenden Panzer, Schildkröte, lebst du denn nicht in den Bergen? Warte, ich nehm’ dich und trag’ dich nach Hause; du wirst mir von Nutzen sein und nicht ohne geehrt zu werden als Erste mir dienen. Besser ist’s doch, im Hause zu leben – gefährlich ist’s draußen.3 Gegen Behexung und schädlichen Zauber wirst du wohl Schutz mir bieten solange du lebst; bist du tot, wirst du zauberhaft klingen.“ So sprach er, hob das Tier mit beiden Händen empor und kehrte wieder ins Haus zurück mit dem niedlichen Spielzeug. Dort nahm er gleich einen Meißel zur Hand aus graublauem Eisen, löste den Leib von der Schale des Tiers und entzog ihm das Leben. Bald darauf – wie ein plötzlicher Einfall das Herz eines Mannes manchmal durchzuckt, der von Kummer und quälenden Sorgen geplagt ist oder wie Augen oft plötzlich ihr Ziel und die Blickrichtung ändern – dachte sich Neues aus und setzte es um der Gott Hermes.4

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Εἰς Ἑρμῆν

πῆξε δ᾽ ἄρ᾽ ἐν μέτροισι ταμὼν δόνακας καλάμοιο πειρήνας διὰ νῶτα διὰ ῥινοῖο χελώνης. ἀμφὶ δὲ δέρμα τάνυσσε βοὸς πραπίδεσσιν ἑῇσι, καὶ πήχεις ἐνέθηκ᾽, ἐπὶ δὲ ζυγὸν ἤραρεν ἀμφοῖν, ἑπτὰ δὲ συμφώνους ὀΐων ἐτανύσσατο χορδάς. αὐτὰρ ἐπεὶ δὴ τεῦξε φέρων ἐρατεινὸν ἄθυρμα, πλήκτρῳ ἐπειρήτιζε κατὰ μέλος, ἡ δ᾽ ὑπὸ χειρὸς σμερδαλέον κονάβησε∙ θεὸς δ᾽ ὑπὸ καλὸν ἄειδεν ἐξ αὐτοσχεδίης πειρώμενος, ἠΰτε κοῦροι ἡβηταὶ θαλίῃσι παραιβόλα κερτομέουσιν, ἀμφὶ Δία Κρονίδην καὶ Μαιάδα καλλιπέδιλον †ὃν πάρος ὠρίζεσκον† ἑταιρείῃ φιλότητι, ἥν τ᾽ αὐτοῦ γενεὴν ὀνομακλυτὸν ἐξονομάζων∙ ἀμφιπόλους τε γέραιρε καὶ ἀγλαὰ δώματα νύμφης, καὶ τρίποδας κατὰ οἶκον ἐπηετανούς τε λέβητας. καὶ τὰ μὲν οὖν ἤειδε, τὰ δὲ φρεσὶν ἄλλα μενοίνα. καὶ τὴν μὲν κατέθηκε φέρων ἱερῷ ἐνὶ λίκνῳ φόρμιγγα γλαφυρήν∙ ὁ δ᾽ ἄρα κρειῶν ἐρατίζων ἆλτο κατὰ σκοπιὴν εὐώδεος ἐκ μεγάροιο, ὁρμαίνων δόλον αἰπὺν ἐνὶ φρεσὶν οἶά τε φῶτες φηληταὶ διέπουσι μελαίνης νυκτὸς ἐν ὥρῃ. Ἠέλιος μὲν ἔδυνε κατὰ χθονὸς ὠκεανὸν δὲ αὐτοῖσίν θ᾽ ἵπποισι καὶ ἅρμασιν, αὐτὰρ ἄρ᾽ Ἑρμῆς Πιερίης ἀφίκανε θέων ὄρεα σκιόεντα, ἔνθα θεῶν μακάρων βόες ἄμβροτοι αὖλιν ἔχεσκον βοσκόμεναι λειμῶνας ἀκηρασίους ἐρατεινούς. τῶν τότε Μαιάδος υἱὸς ἐΰσκοπος Ἀργειφόντης πεντήκοντ᾽ ἀγέλης ἀπετάμνετο βοῦς ἐριμύκους. πλανοδίας δ᾽ ἤλαυνε διὰ ψαμαθώδεα χῶρον ἴχνι᾽ ἀποστρέψας∙ δολίης δ᾽ οὐ λήθετο τέχνης ἀντία ποιήσας ὁπλάς, τὰς πρόσθεν ὄπισθεν, τὰς δ᾽ ὄπιθεν πρόσθεν, κατὰ δ᾽ ἔμπαλιν αὐτὸς ἔβαινε. σάνδαλα δ᾽ αὐτίκα ῥιψὶν ἐπὶ ψαμάθοις ἁλίῃσιν ἄφραστ᾽ ἠδ᾽ ἀνόητα διέπλεκε, θαυματὰ ἔργα, συμμίσγων μυρίκας καὶ μυρσινοειδέας ὄζους. τῶν τότε συνδήσας νεοθηλέαν ἀγκάλῳ ὥρην

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An Hermes

Halme von Schilfrohr schnitt er sich ab in passender Länge; diese befestigte er, den Schildkrötenpanzer durchbohrend, an dessen Innenwand, spannte darüber dann eine Rindshaut, setzte aus Holz einen Hals sowie einen passenden Steg ein und zog sieben Saiten aus Schafdarm über das Ganze. Als er dann fertig war mit dem Bau dieses niedlichen Spielzeugs, schlug er mit einem Plektron die Saiten: Sie tönten mit vollem Klang unter seiner Hand. Darauf fiel er mit eig’nem Gesang ein – frisch drauflos aus dem Stegreif, wie jeweils die jungen Gesellen pflegen, zu fröhlicher Runde vereint, Spottlieder zu singen; so sang er nun über Zeus, den Kroniden, und Maia, die Schöne, wie sie sich einst begegneten und sich in Liebe vereinten. Seine rühmliche Herkunft brachte er dabei zur Sprache: Dienerinnen der Nymphe erwähnte er und ihren reichen Haushalt, ihr teures Geschirr, Dreifüße und eherne Becken. Während er dies aber sang, kam er wieder auf andre Gedanken. Sein Instrument ließ nun er, versteckt in der göttlichen Wiege, liegen, die klingende Leier, und lief, von Hunger nach Fleisch auf einmal gepackt, davon, um sich auf die Lauer zu legen. Einen Plan erwog er dabei im Gemüt, wie ihn Gauner ähnlich hätten ersinnen können zu nächtlicher Stunde.5 Helios6 war schon unter der Erde verschwunden im Meer mit seinem Rossegespann und dem Sonnenwagen, als Hermes eiligen Laufs in Pieriens schattigem Berggebiet eintraf, dort wo die Rinderherden der Götter Stallungen haben, mitten in grünen, nie gemähten lieblichen Wiesen. Hier nun führte der Sohn der Maia – der Argosbezwinger –7 fünfzig muhende Kühe kurzerhand weg von der Herde aus ihren heimischen Weidegründen durch sandiges Erdreich, aber mit falschen Spuren: er hatte den listigen Einfall, rückwärts die Tiere zu treiben, die hinteren Hufe voran, die vorderen hinterher folgend. Er selber ging gradeaus vorwärts. Dazu trug er Sandalen, die auf dem sandigen Boden8 keine erkennbare Spur hinterließen – ein Wunderwerk, das er selber sich hatte gebastelt aus Zweigen von Rispeln und Myrten, die er sich dann mitsamt ihrem frischen, reichlichen Laubwerk

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Εἰς Ἑρμῆν

ἀβλαβέως ὑπὸ ποσσὶν ἐδήσατο σάνδαλα κοῦφα αὐτοῖσιν πετάλοισι, τὰ κύδιμος Ἀργειφόντης ἔσπασε Πιερίηθεν ὁδοιπορίην ἀλεείνων, οἷά τ᾽ ἐπειγόμενος δολιχὴν ὁδόν, αὐτοτροπήσας. τὸν δὲ γέρων ἐνόησε δέμων ἀνθοῦσαν ἀλωὴν ἱέμενον πεδίον δὲ δι᾽ Ὀγχηστὸν λεχεποίην∙ τὸν πρότερος προσέφη Μαίης ἐρικυδέος υἱός∙ ὦ γέρον ὅς τε φυτὰ σκάπτεις ἐπικαμπύλος ὤμους, ἦ πολυοινήσεις εὖτ᾽ ἂν τάδε πάντα φέρῃσι καί τε ἰδὼν μὴ ἰδὼν εἶναι καὶ κωφὸς ἀκούσας, καὶ σιγᾶν, ὅτε μή τι καταβλάπτῃ τὸ σὸν αὐτοῦ. Τόσσον φὰς συνέσευε βοῶν ἴφθιμα κάρηνα. πολλὰ δ᾽ ὄρη σκιόεντα καὶ αὐλῶνας κελαδεινοὺς καὶ πεδί᾽ ἀνθεμόεντα διήλασε κύδιμος Ἑρμῆς. ὀρφναίη δ᾽ ἐπίκουρος ἐπαύετο δαιμονίη νὺξ ἡ πλείων, τάχα δ᾽ ὄρθρος ἐγίγνετο δημιοεργός∙ ἡ δὲ νέον σκοπιὴν προσεβήσατο δῖα Σελήνη Πάλλαντος θυγάτηρ Μεγαμηδείδαο ἄνακτος, τῆμος ἐπ᾽ Ἀλφειὸν ποταμὸν Διὸς ἄλκιμος υἱὸς Φοίβου Ἀπόλλωνος βοῦς ἤλασεν εὐρυμετώπους. ἀδμῆτες δ᾽ ἵκανον ἐς αὔλιον ὑψιμέλαθρον καὶ ληνοὺς προπάροιθεν ἀριπρεπέος λειμῶνος. ἔνθ᾽ ἐπεὶ εὖ βοτάνης ἐπεφόρβει βοῦς ἐριμύκους λωτὸν ἐρεπτομένας ἠδ᾽ ἑρσήεντα κύπειρον, καὶ τὰς μὲν συνέλασσεν ἐς αὔλιον ἀθρόας οὔσας σὺν δ᾽ ἐφόρει ξύλα πολλά, πυρὸς δ᾽ ἐκμάσσατο τέχνην. δάφνης ἀγλαὸν ὄζον ἑλών. ἐν δ᾽ ἴλλε σιδείῳ ἄρμενον ἐν παλάμῃ, ἄμπνυτο δὲ θερμὸς ἀϋτμή∙ Ἑρμῆς τοι πρώτιστα πυρήϊα πῦρ τ᾽ ἀνέδωκε. πολλὰ δὲ κάγκανα κᾶλα κατουδαίῳ ἐνὶ βόθρῳ οὖλα λαβὼν ἐπέθηκεν ἐπηετανά∙ λάμπετο δὲ φλὸξ τηλόσε φύζαν ἱεῖσα πυρὸς μέγα δαιομένοιο. ὄφρα δὲ πῦρ ἀνέκαιε βίη κλυτοῦ Ἡφαίστοιο, τόφρα δ᾽ ὑποβρύχιας ἕλικας βοῦς ἕλκε θύραζε δοιὰς ἄγχι πυρός, δύναμις δέ οἱ ἔπλετο πολλή∙

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An Hermes

unter die Füße band. Mit dieser Art von Sandalen aus Gezweig und aus Laubblättern, welche der Argosbezwinger selber gepflückt hatte, lief er in Eile davon aus Pierien, ohne auf seinen langen Wegen je zu ermüden. Als er an einem Rebberg vorbeikam, bemerkte ein Winzer ihn, wie er durch das Grasland gegen Onchestos hin eilte. Diesen sprach der Sohn der berühmten Maia zuerst an: „Alter, so wie du die Rebstöcke pflegst mit gebogenem Rücken, wird deine Ernte wohl reich sein, sofern alle Stöcke dir tragen. Aber was du jetzt siehst, bleibe ungesehn; was du gehört, sei ungehört; schweig und sei still, damit du nicht selber dir schadest.“ Sprach’s und trieb weiter die Kühe, an ihren Köpfen sie stoßend. Mehrere Höhenzüge und Täler und rauschende Schluchten wie auch blühende Wiesen durchquerte der ruhmvolle Hermes. Schon war die finstere Nacht, seine treue Beschützerin, ihrem Ende nahe, und bald war der hellichte Tag zu erwarten. Ihren Wachtposten hatte am Himmel Selene9 bezogen, sie, die Tochter des Pallas und Enkelin des Megamedes, als den Alpheiosfluss der Sohn des Zeus überquerte, vor sich treibend des Phoibos Apollon breitstirnige Kühe. Unbehelligt erreichte er eine geräumige Stallung und eine Tränke mit frischem Wasser in üppigem Grasland. Dort nun ließ er die muhenden Kühe sich sättigen an den vielen saftigen Kräutern, an Zyperngras und an Lotos; dann trieb er alle hinein in den Stall, wo sie eingesperrt blieben.10 Hierauf suchte er Holz in der Absicht, ein Feuer zu machen. Dazu nahm er sich Lorbeerholz und rieb’s an Granatholz,11 bis seiner Hand auf einmal glühende Hitze entströmte. So wurde Hermes Erfinder des Feuerzeugs und des Feuers.12 Trockenes Holz hatte er in einer Vertiefung des Bodens reichlich gehäuft für ein großes Feuer – nun brannte es prächtig, weithin Hitze und Rauch entsendend aus zuckenden Flammen. Während das Feuer immer noch wuchs durch die Macht des Hephaistos,13 zog der Knabe zwei muhende Kühe heraus aus dem Stall und stellte sie dicht ans Feuer. Er hatte unheimliche Kräfte:

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Εἰς Ἑρμῆν

ἀμφοτέρας δ᾽ ἐπὶ νῶτα χαμαὶ βάλε φυσιοώσας∙ ἐγκλίνων δ᾽ ἐκύλινδε δι᾽ αἰῶνας τετορήσας, ἔργῳ δ᾽ ἔργον ὄπαζε ταμὼν κρέα πίονα δημῷ∙ ὤπτα δ᾽ ἀμφ᾽ ὀβελοῖσι πεπαρμένα δουρατέοισι, σάρκας ὁμοῦ καὶ νῶτα γεράσμια καὶ μέλαν αἷμα ἐργμένον ἐν χολάδεσσι, τὰ δ᾽ αὐτοῦ κεῖτ᾽ ἐπὶ χώρης. ῥινοὺς δ᾽ ἐξετάνυσσε καταστυφέλῳ ἐνὶ πέτρῃ, ὡς ἔτι νῦν τὰ μέτασσα πολυχρόνιοι πεφύασι δηρὸν δὴ μετὰ ταῦτα καὶ ἄκριτον. αὐτὰρ ἔπειτα Ἑρμῆς χαρμόφρων εἰρύσατο πίονα ἔργα λείῳ ἐπὶ πλαταμῶνι καὶ ἔσχισε δώδεκα μοίρας κληροπαλεῖς∙ τέλεον δὲ γέρας προσέθηκεν ἑκάστῃ. ἔνθ᾽ ὁσίης κρεάων ἠράσσατο κύδιμος Ἑρμῆς∙ ὀδμὴ γάρ μιν ἔτειρε καὶ ἀθάνατόν περ ἐόντα ἡδεῖ᾽∙ ἀλλ᾽ οὐδ᾽ ὥς οἱ ἐπείθετο θυμὸς ἀγήνωρ καί τε μάλ᾽ ἱμείροντι περῆν᾽ ἱερῆς κατὰ δειρῆς. ἀλλὰ τὰ μὲν κατέθηκεν ἐς αὔλιον ὑψιμέλαθρον, δημὸν καὶ κρέα πολλά, μετήορα δ᾽ αἶψ᾽ ἀνάειρε, σῆμα νέης φωρῆς∙ ἐπὶ δὲ ξύλα κάγκαν᾽ ἀείρας οὐλόποδ᾽ οὐλοκάρηνα πυρὸς κατεδάμνατ᾽ ἀϋτμῇ. αὐτὰρ ἐπεί τοι πάντα κατὰ χρέος ἤνυσε δαίμων σάνδαλα μὲν προέηκεν ἐς Ἀλφειὸν βαθυδίνην, ἀνθρακιὴν δ᾽ ἐμάρανε, κόνιν δ᾽ ἀμάθυνε μέλαιναν παννύχιος∙ καλὸν δὲ φόως κατέλαμπε Σελήνης. Κυλλήνης δ᾽ αἶψ᾽ αὖτις ἀφίκετο δῖα κάρηνα ὄρθριος, οὐδέ τίς οἱ δολιχῆς ὁδοῦ ἀντεβόλησεν οὔτε θεῶν μακάρων οὔτε θνητῶν ἀνθρώπων, οὐδὲ κύνες λελάκοντο∙ Διὸς δ᾽ ἐριούνιος Ἑρμῆς δοχμωθεὶς μεγάροιο διὰ κλήϊθρον ἔδυνεν αὔρῃ ὀπωρινῇ ἐναλίγκιος ἠΰτ᾽ ὀμίχλη. ἰθύσας δ᾽ ἄντρου ἐξίκετο πίονα νηὸν ἦκα ποσὶ προβιβῶν∙ οὐ γὰρ κτύπεν ὥς περ ἐπ᾽ οὔδει. ἐσσυμένως δ᾽ ἄρα λίκνον ἐπῴχετο κύδιμος Ἑρμῆς∙ σπάργανον ἀμφ᾽ ὤμοις εἰλυμένος ἠΰτε τέκνον

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beide Tiere legte er auf ihre Rücken, sodass sie keuchend am Boden sich wälzten – dann stach er sie beide zu Tode.14 Eines folgte aufs andre: das Fleisch schnitt er aus ihren Leibern; danach briet er’s an hölzernen Spießen über den Flammen, Fleisch vom Hals und vom Hohrücken, schwarzes Blut und Gedärme. Dies alles – Fett, Fleisch, Eingeweide – lag nun am Boden, aber die Häute der Tiere spannte er auf einem Felsen aus, wo sie immer noch bis zum heutigen Tage zu sehn sind nach so lange verflossener Zeit. Daraufhin aber legte Hermes nun, der Freudenbringer, das schmackhafte Rindfleisch auf einen glatten Stein, unterteilt in zwölf Portionen, deren jede gleichviel enthielt und gleich war zu ehren.15 Nun ergriff Lust nach der heiligen Kost den ruhmvollen Hermes. Kaum noch konnte er selber als Gott dem Duft widerstehen, doch er vermochte sich schließlich mit standhaftem Mut zu beherrschen und trotz seinen Gelüsten drang nichts durch die göttliche Kehle. Doch nun trug er das Fleisch und Fett in das Stallungsgebäude; drinnen hängte er alles auf als sichtbares Zeichen seines gelungenen Diebstahls. Aufs Feuer häufte er nochmals trockenes Holz, und verbrannte die Füße und Köpfe der Opfer.16 Als dies wie sich’s gehört vollendet hatte der Knabe, warf er seine Sandalen ins Wasser des strömenden Alpheus, löschte die Gluten aus und streute Schwarzsand darüber während der ganzen Nacht unterm hellen Schein der Selene. Nach Kyllene zurück ins heimische Bergland gelangte er dann am Morgen, ohne nur irgendjemandem auf dem Weg zu begegnen – einem der Götter oder der Menschen; auch kein Hundegebell vernahm er. Der Zeussprössling Hermes schlich nach Hause, geduckt durchs verschlossene Tor als ein Windhauch, wie er im Herbst oft weht, oder auch als herbstlicher Nebel. Dort in der Grotte gelangte er erst zum geschmückten Altar, und schlich dann leise weiter mit kaum noch hörbaren Schritten. Bald darauf lag wiederum in seiner Wiege Gott Hermes. Eingewickelt in Windeln, die Ärmchen umhüllt mit Tüchern,

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Εἰς Ἑρμῆν

νήπιον ἐν παλάμῃσι περ᾽ ἰγνύσι λαῖφος ἀθύρων κεῖτο, χέλυν ἐρατὴν ἐπ᾽ ἀριστερὰ χειρὸς ἐέργων. μητέρα δ᾽ οὐκ ἄρ᾽ ἔληθε θεὰν θεός, εἶπέ τε μῦθον∙ τίπτε σὺ ποικιλομῆτα πόθεν τόδε νυκτὸς ἐν ὥρῃ ἔρχῃ ἀναιδείην ἐπιειμένε; νῦν σε μάλ᾽ οἴω ἢ τάχ᾽ ἀμήχανα δεσμὰ περὶ πλευρῇσιν ἔχοντα Λητοΐδου ὑπὸ χερσὶ διὲκ προθύροιο περήσειν, ἢ σὲ φέροντα μεταξὺ κατ᾽ ἄγκεα φηλητεύσειν. ἔρρε πάλιν∙ μεγάλην σε πατὴρ ἐφύτευσε μέριμναν θνητοῖς ἀνθρώποισι καὶ ἀθανάτοισι θεοῖσι. Τὴν δ᾽ Ἑρμῆς μύθοισιν ἀμείβετο κερδαλέοισι∙ μῆτερ ἐμὴ τί με ταῦτα τιτύσκεαι ἠΰτε τέκνον νήπιον, ὃς μάλα παῦρα μετὰ φρεσὶν αἴσιμα οἶδε, ταρβαλέον καὶ μητρὸς ὑπαιδείδοικεν ἐνιπάς;

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αὐτὰρ ἐγὼ τέχνης ἐπιβήσομαι ἥ τις ἀρίστη βουλεύων ἐμὲ καὶ σὲ διαμπερές∙ οὐδὲ θεοῖσι νῶϊ μετ᾽ ἀθανάτοισιν ἀδώρητοι καὶ ἄλιστοι αὐτοῦ τῇδε μένοντες ἀνεξόμεθ᾽, ὡς σὺ κελεύεις. βέλτερον ἤματα πάντα μετ᾽ ἀθανάτοις ὀαρίζειν πλούσιον ἀφνειὸν πολυλήϊον ἢ κατὰ δῶμα ἄντρῳ ἐν ἠερόεντι θαασσέμεν∙ ἀμφὶ δὲ τιμῆς κἀγὼ τῆς ὁσίης ἐπιβήσομαι ἧς περ Ἀπόλλων. εἰ δέ κε μὴ δώῃσι πατὴρ ἐμός, ἦ τοι ἔγωγε πειρήσω, δύναμαι, φηλητέων ὄρχαμος εἶναι. εἰ δέ μ᾽ ἐρευνήσει Λητοῦς ἐρικυδέος υἱός, ἄλλο τί οἱ καὶ μεῖζον ὀΐομαι ἀντιβολήσειν. εἶμι γὰρ εἰς Πυθῶνα μέγαν δόμον ἀντιτορήσων∙ ἔνθεν ἅλις τρίποδας περικαλλέας ἠδὲ λέβητας πορθήσω καὶ χρυσόν, ἅλις τ᾽ αἴθωνα σίδηρον καὶ πολλὴν ἐσθῆτα∙ σὺ δ᾽ ὄψεαι αἴ κ᾽ ἐθέλῃσθα. Ὣς οἱ μέν ῥ᾽ ἐπέεσσι πρὸς ἀλλήλους ἀγόρευον υἱός τ᾽ αἰγιόχοιο Διὸς καὶ πότνια Μαῖα.

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An Hermes

lag er da als ein Säugling, der mit einem Tuchzipfel spielte. In seiner Linken hielt er die Schildkröte fest, seinen Liebling. Zwar seiner Mutter blieb er nicht unbemerkt, vielmehr sie schalt ihn: „Woher kommst du, du Schlingel, wo hast du zu nächtlicher Stunde bloß dich herumgetrieben, du Schändlicher? Wahrscheinlich hat dich, so wie du lagst, in all deinen Windeln und nutzlosen Hüllen Letos Sohn17 auf die Arme genommen, sodass durch die Tür du dringen konntest und schlimmen Unfug konntest begehen. Fort mit dir! Dein Vater zeugte ja nur dich zum Unheil für die sterblichen Menschen wie auch für die ewigen Götter!“ Ihr erwiderte Hermes mit listig ersonnener Rede: „Liebe Mutter, was fährst du mich an, als wär’ ich ein kleines Kind mit wenig Verstand und ohne schickliches Wissen, furchtsam und ängstlich sich scheuend vor möglichem Tadel der Mutter? Höre, ich will einer Kunst mich widmen, mit der wir am besten, du und ich selber, beraten sind. Fern von den seligen Göttern sollten wir beide nicht länger mehr ohne erhaltene Opfer hier in dieser Grotte verbleiben, so wie du mir’s vorschreibst. Angenehmer wär’ es doch, täglich mit Göttern zu plaudern und in Reichtum und Luxus zu schwelgen, anstatt in dieser muffigen Höhle die Zeit zu verbringen. Was unseren Rang als Götter betrifft, so bin ich zu ehren genau wie Apollon. Sollte mein Vater mir dies nicht zugestehen, so werd’ ich selbst mich ernennen – dazu bin ich fähig – zum Herrn aller Schelme. Falls mir dann nachspüren sollte der ruhmvolle Sprössling der Leto, werd’ ich es gründlich ihm heimzahlen und es ihm doppelt vergelten: nämlich ich werde nach Pytho gehn und sein Haus ihm verwüsten; all seine wertvollen Dreifüße, all seine Becken und Schalen werd’ ich ihm stehlen, und all sein Gold und sein schimmerndes Eisen wie auch die kostbaren Kleider – das kannst du dann sehn, wenn du Lust hast.“ Solche Reden wechselten miteinander die beiden: Hermes, der Sohn des erhabenen Zeus und die ehrwürd’ge Maia.18



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Εἰς Ἑρμῆν

ἠὼς δ᾽ ἠριγένεια φόως θνητοῖσι φέρουσα ὤρνυτ᾽ ἀπ᾽ Ὠκεανοῖο βαθυρρόου∙ αὐτὰρ Ἀπόλλων Ὀγχηστὸν δ᾽ ἀφίκανε κιὼν πολυήρατον ἄλσος ἁγνὸν ἐρισφαράγου Γαιηόχου∙ ἔνθα γέροντα κνώδαλον εὗρε νέμοντα παρὲξ ὁδοῦ ἕρκος ἀλωῆς. τὸν πρότερος προσέφη Λητοῦς ἐρικυδέος υἱός∙ Ὦ γέρον, Ὀγχηστοῖο βατοδρόπε ποιήεντος βοῦς ἀπὸ Πιερίης διζήμενος ἐνθάδ᾽ ἱκάνω πάσας θηλείας, πάσας κεράεσσιν ἑλικτάς, ἐξ ἀγέλης∙ ὁ δὲ ταῦρος ἐβόσκετο μοῦνος ἀπ᾽ ἄλλων κυάνεος, χαροποὶ δὲ κύνες κατόπισθεν ἕποντο τέσσαρες ἠΰτε φῶτες ὁμόφρονες∙ οἱ μὲν ἔλειφθεν οἵ τε κύνες ὅ τε ταῦρος, ὃ δὴ περὶ θαῦμα τέτυκται∙ ταὶ δ᾽ ἔβαν ἠελίοιο νέον καταδυομένοιο ἐκ μαλακοῦ λειμῶνος ἀπὸ γλυκεροῖο νομοῖο. ταῦτά μοι εἰπὲ γεραιὲ παλαιγενὲς εἴ που ὄπωπας ἀνέρα ταῖσδ᾽ ἐπὶ βουσὶ διαπρήσσοντα κέλευθον. Τὸν δ᾽ ὁ γέρων μύθοισιν ἀμειβόμενος προσέειπεν∙ ὦ φίλος ἀργαλέον μὲν ὅσ᾽ ὀφθαλμοῖσιν ἴδοιτο πάντα λέγειν∙ πολλοὶ γὰρ ὁδὸν πρήσσουσιν ὁδῖται, τῶν οἱ μὲν κακὰ πολλὰ μεμαότες, οἱ δὲ μάλ᾽ ἐσθλὰ φοιτῶσιν∙ χαλεπὸν δὲ δαήμεναί ἐστιν ἕκαστον. αὐτὰρ ἐγὼ πρόπαν ἦμαρ ἐς ἠέλιον καταδύντα ἔσκαπτον περὶ γουνὸν ἀλωῆς οἰνοπέδοιο∙ παῖδα δ᾽ ἔδοξα φέριστε, σαφὲς δ᾽ οὐκ οἶδα, νοῆσαι, ὅς τις ὁ παῖς ἅμα βουσὶν ἐϋκραίρῃσιν ὀπήδει νήπιος, εἶχε δὲ ῥάβδον, ἐπιστροφάδην δ᾽ ἐβάδιζεν, ἐξοπίσω δ᾽ ἀνέεργε, κάρη δ᾽ ἔχεν ἀντίον αὐτῷ.

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Φῆ ῥ᾽ ὁ γέρων∙ ὁ δὲ θᾶττον ὁδὸν κίε μῦθον ἀκούσας. οἰωνὸν δ᾽ ἐνόει τανυσίπτερον, αὐτίκα δ᾽ ἔγνω φηλητὴν γεγαῶτα Διὸς παῖδα Κρονίωνος. ἐσσυμένως δ᾽ ἤϊξεν ἄναξ Διὸς υἱὸς Ἀπόλλων ἐς Πύλον ἠγαθέην διζήμενος εἰλίποδας βοῦς, πορφυρέῃ νεφέλῃ κεκαλυμμένος εὐρέας ὤμους∙

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An Hermes

Eos19, die früh am Morgen den sterblichen Menschen das Licht bringt tauchte aus des Okeanos Tiefe empor, als Apoll in Onchestos eintraf, im berühmten heiligen Hain des mächtigen Erdeerschüttrers.20 Nicht weitab fand er den alten Winzer bei seiner Arbeit im Rebberg nahe der Straße. Diesen sprach der Sohn der berühmten Leto zuerst an:21 „He, alter Brombeerpflücker im Wiesengrund von Onchestos, aus Pieria komm’ ich hierher, um Rinder zu suchen, lauter prächtige Kühe mit schön gebogenen Hörnern, aus meiner Herde. Der Stier blieb allein auf der Weide zurück, ein Dunkelbrauner; ebenfalls sind noch vier Hunde geblieben, scharfe Wächter, die einträchtig pflegen zusammenzuhalten. Dass dieser Stier und die Hunde noch dort sind, scheint mir ein Wunder, nämlich die Kühe verließen alle am selbigen Abend ihren Weideplatz, eine Wiese voll saftiger Kräuter. Sag mir doch, du erfahrener Greis, ob du nicht etwa einen Menschen gesehn hast, der hier mit solchen Kühen vorbeikam.“ Hierauf gab ihm der alte Mann Antwort mit folgender Rede: „O Freund, schwierig ist es doch, alles genau zu berichten, was man gesehn hat. Es kommen ja so viele Wandrer des Weges; manche führen Böses im Schild und andere tun nur Gutes; wie soll unsereiner erkennen, was jeder im Sinn hat? Während des ganzen Tags bis zum Sonnenuntergang hab’ ich hier auf dem Weinberg gehackt und gegraben und Reben beschnitten. Zwar einen Knaben, so scheint es mir, Freund – doch genau weiß ich’s nicht mehr – sah ich, der hörnertragende Rinder begleitete – dieser war noch ein Kleinkind; er trug einen Stock und trieb seine Kühe rückwärts, während sie ihm ihre Köpfe zugewandt hatten.“ So sprach der Alte, und jener ging darauf noch eiliger weiter. Einen breitflügligen Vogel gewahrte er nun; damit war er sicher: der Rinderdieb war jenes Söhnchen des Zeus, des Kroniden.22 Stürmisch eilte der Herrscher nun fort, des Zeus Sohn Apollon, gegen das heilige Pylos, um dort nach den Kühen zu fahnden, mit einer pupurnen Wolke die breiten Schultern umhüllend.

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Εἰς Ἑρμῆν

ἴχνιά τ᾽ εἰσενόησεν Ἑκηβόλος εἶπέ τε μῦθον∙ Ὢ πόποι ἦ μέγα θαῦμα τόδ᾽ ὀφθαλμοῖσιν ὁρῶμαι∙ ἴχνια μὲν τάδε γ᾽ ἐστὶ βοῶν ὀρθοκραιράων, ἀλλὰ πάλιν τέτραπται ἐς ἀσφοδελὸν λειμῶνα∙ βήματα δ᾽ οὔτ᾽ ἀνδρὸς τάδε γίγνεται οὔτε γυναικὸς οὔτε λύκων πολιῶν οὔτ᾽ ἄρκτων οὔτε λεόντων∙ οὔτε τι κενταύρου λασιαύχενος ἔλπομαι εἶναι ὅς τις τοῖα πέλωρα βιβᾷ ποσὶ καρπαλίμοισιν∙ αἰνὰ μὲν ἔνθεν ὁδοῖο, τὰ δ᾽ αἰνότερ᾽ ἔνθεν ὁδοῖο. Ὣς εἰπὼν ἤϊξεν ἄναξ Διὸς υἱὸς Ἀπόλλων, Κυλλήνης δ᾽ ἀφίκανεν ὄρος καταειμένον ὕλῃ πέτρης ἐς κευθμῶνα βαθύσκιον, ἔνθα τε νύμφη ἀμβροσίη ἐλόχευσε Διὸς παῖδα Κρονίωνος. ὀδμὴ δ᾽ ἱμερόεσσα δι᾽ οὔρεος ἠγαθέοιο κίδνατο, πολλὰ δὲ μῆλα ταναύποδα βόσκετο ποίην. ἔνθα τότε σπεύδων κατεβήσατο λάϊνον οὐδὸν ἄντρον ἐς ἠερόεν ἑκατηβόλος αὐτὸς Ἀπόλλων. Τὸν δ᾽ ὡς οὖν ἐνόησε Διὸς καὶ Μαιάδος υἱὸς χωόμενον περὶ βουσὶν ἑκηβόλον Ἀπόλλωνα, σπάργαν᾽ ἔσω κατέδυνε θυήεντ᾽∙ ἠΰτε πολλὴν πρέμνων ἀνθρακιὴν ὕλης σποδὸς ἀμφικαλύπτει, ὣς Ἑρμῆς Ἑκάεργον ἰδὼν ἀνεείλε᾽ ἓ αὐτόν. ἐν δ᾽ ὀλίγῳ συνέλασσε κάρη χεῖράς τε πόδας τε φή ῥα νεόλλουτος προκαλεύμενος ἥδυμον ὕπνον, ἐγρήσσων ἐτεόν γε∙ χέλυν δ᾽ ὑπὸ μασχάλῃ εἶχε. γνῶ δ᾽ οὐδ᾽ ἠγνοίησε Διὸς καὶ Λητοῦς υἱὸς νύμφην τ᾽ οὐρείην περικαλλέα καὶ φίλον υἱόν, παῖδ᾽ ὀλίγον δολίῃς εἰλυμένον ἐντροπίῃσι. παπτήνας δ᾽ ἀνὰ πάντα μυχὸν μεγάλοιο δόμοιο τρεῖς ἀδύτους ἀνέῳγε λαβὼν κληῗδα φαεινὴν νέκταρος ἐμπλείους ἠδ᾽ ἀμβροσίης ἐρατεινῆς∙ πολλὸς δὲ χρυσός τε καὶ ἄργυρος ἔνδον ἔκειτο, πολλὰ δὲ φοινικόεντα καὶ ἄργυφα εἵματα νύμφης, οἷα θεῶν μακάρων ἱεροὶ δόμοι ἐντὸς ἔχουσιν.

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An Hermes

Spuren entdeckte der Ferntreffer23 nun und sprach zu sich selber: „Was für ein seltsames Rätsel zeigt hier sich vor meinen Augen! Zwar ist dies doch gewiss die Spur meiner hörnigen Rinder, aber sie führt ja zurück zur heimischen Asphodil-Weide. Fußspuren seh’ ich von keinem Mann, keiner Frau und von keinem Raubtier, weder vom Wolf noch vom Bären oder vom Löwen, auch nicht an einen Kentauren mit Nackenhaar lässt sich hier denken, der so gewaltige Strecken mit Riesenschritt überspränge. Wie man’s auch dreht oder wendet – höchst merkwürdig ist diese Sache.“ So sprechend eilte er weiter, der Herrscher und Zeussohn Apollon. Kyllene erreichte er nun, das von Wäldern bedeckte Gebirgsland, wie auch die schattige Felsengrotte, wo jene Nymphe kürzlich hatte ein Kindlein geboren von Zeus, dem Kroniden. Lieblicher Duft erfüllte das Land dieser heiligen Berge; Herden schlankbeiniger Schafe weideten dort auf den Wiesen. Hier nun betrat die zur Grotte führende steinerne Schwelle schnell entschlossenen Schrittes der Fernhintreffer Apollon.24 Als aber ihn der Sohn des Zeus und der Maia erblickte, ihn, den wegen der Kühe erbosten Ferntreffer Apollon, hüllte er tief sich ein in die Windeln. So wie die Gluten eines verbrannten Holzscheits jeweils von Asche bedeckt sind, so versteckte sich Hermes, kaum sah er den Ferntreffer kommen: Augenblicklich zog er den Kopf und die Händchen und Füßchen ein und mimte den frisch gebadeten schlafenden Säugling, doch er war wach und hielt seine Schildkröte unter der Achsel. Zweifelsfrei erkannte der Sohn des Zeus und der Leto ebensowohl die schöne Nymphe wie auch deren Sprössling, dieses Kindlein, das nun sich mit listiger Tücke verstellte. Überall in der Behausung sich umschauend, fand er den Zugang zu drei Vorratskammern, die er mit einem Schlüssel öffnete: Nektar war und Ambrosia darin gesammelt; auch viel Gold und Silber war in ihnen gestapelt, ferner enthielten sie Kleider der Nymphe, weiß schimmernd und purpurn, kurz, was sonst in den Häusern der seligen Götter sich findet.

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Εἰς Ἑρμῆν

ἔνθ᾽ ἐπεὶ ἐξερέεινε μυχοὺς μεγάλοιο δόμοιο Λητοΐδης μύθοισι προσηύδα κύδιμον Ἑρμῆν∙ Ὦ παῖ ὃς ἐν λίκνῳ κατάκειαι, μήνυέ μοι βοῦς θᾶττον∙ ἐπεὶ τάχα νῶϊ διοισόμεθ᾽ οὐ κατὰ κόσμον. ῥίψω γάρ σε βαλὼν ἐς Τάρταρον ἠερόεντα, εἰς ζόφον αἰνόμορον καὶ ἀμήχανον∙ οὐδέ σε μήτηρ ἐς φάος οὐδὲ πατὴρ ἀναλύσεται, ἀλλ᾽ ὑπὸ γαίῃ ἐρρήσεις ὀλίγοισι μετ᾽ ἀνδράσιν ἡγεμονεύων.

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Τὸν δ᾽ Ἑρμῆς μύθοισιν ἀμείβετο κερδαλέοισι∙ Λητοΐδη τίνα τοῦτον ἀπηνέα μῦθον ἔειπας καὶ βοῦς ἀγραύλους διζήμενος ἐνθάδ᾽ ἱκάνεις; οὐκ ἴδον, οὐ πυθόμην, οὐκ ἄλλου μῦθον ἄκουσα∙ οὐκ ἂν μηνύσαιμ᾽, οὐκ ἂν μήνυτρον ἀροίμην∙

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οὐδὲ βοῶν ἐλατῆρι κραταιῷ φωτί, ἔοικα, οὐκ ἐμὸν ἔργον τοῦτο, πάρος δέ μοι ἄλλα μέμηλεν∙ ὕπνος ἐμοί γε μέμηλε καὶ ἡμετέρης γάλα μητρός, σπάργανά τ᾽ ἀμφ᾽ ὤμοισιν ἔχειν καὶ θερμὰ λοετρά. μή τις τοῦτο πύθοιτο πόθεν τόδε νεῖκος ἐτύχθη∙

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καί κεν δὴ μέγα θαῦμα μετ᾽ ἀθανάτοισι γένοιτο παῖδα νέον γεγαῶτα διὰ προθύροιο περῆσαι βουσὶ ἐπ᾽ ἀγραύλοισι∙ τὸ δ᾽ ἀπρεπέως ἀγορεύεις. χθὲς γενόμην, ἁπαλοὶ δὲ πόδες, τρηχεῖα δ᾽ ὑπὸ χθών.

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εἰ δὲ θέλεις πατρὸς κεφαλὴν μέγαν ὅρκον ὀμοῦμαι∙ μὴ μὲν ἐγὼ μήτ᾽ αὐτὸς ὑπίσχομαι αἴτιος εἶναι, μήτε τιν᾽ ἄλλον ὄπωπα βοῶν κλοπὸν ὑμετεράων, αἵ τινες αἱ βόες εἰσί∙ τὸ δὲ κλέος οἶον ἀκούω. Ὣς ἄρ᾽ ἔφη καὶ πυκνὸν ἀπὸ βλεφάρων ἀμαρύσσων ὀφρύσι ῥιπτάζεσκεν ὁρώμενος ἔνθα καὶ ἔνθα, μάκρ᾽ ἀποσυρίζων, ἅλιον τὸν μῦθον ἀκούων. τὸν δ᾽ ἁπαλὸν γελάσας προσέφη ἑκάεργος Ἀπόλλων∙ Ὦ πέπον ἠπεροπευτὰ δολοφραδὲς ἦ σε μάλ᾽ οἴω πολλάκις ἀντιτοροῦντα δόμους εὖ ναιετάοντας ἔννυχον οὐ χ᾽ ἕνα μοῦνον ἐπ᾽ οὔδεϊ φῶτα καθίσσαι σκευάζοντα κατ᾽ οἶκον ἄτερ ψόφου, οἷ᾽ ἀγορεύεις.

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An Hermes

Als er dann sämtliche Ecken der Felsgrotte ausgeforscht hatte, wandte sich Leto’ s Sohn mit diesen Worten an Hermes: „O du Kind in der Wiege, sag mir, wo sind meine Kühe? Sag’s jetzt – sonst gibt es Streit, der sicher nicht gut für dich ausgeht: packen werde ich dich und hinab in den Tartaros werfen, tief in die ewige Dunkelheit, aus der deine Mutter nicht dich zu retten vermag und auch nicht der Vater; dort unten wirst du verderben, wohin du wirst Schatten von Menschen geleiten.“25 Ihm erwiderte Hermes mit listig ersonnener Rede:26 „Sohn Letos, was kränkst du mich mit so gehässigen Worten? Und wie kommst du dazu, überhaupt nach Kühen zu fragen? Nichts weiß ich, nichts hab ich selber gesehen oder von andern etwa gehört, das ich dir könnte melden und Lohn dafür ernten.

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Einem kräftigen Viehtreiber seh’ ich gewiss doch nicht ähnlich. Solcherlei Arbeit ist nicht meine Sache – da ist mir doch andres wichtiger: schlafen zu können und Milch zu erhalten von meiner Mutter, und Tücher um meine Schultern und lauwarme Bäder. Möge doch nie jemand hören von deiner so grundlosen Schelte!

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Äußerst erstaunt wären wohl die Unsterblichen, wenn du behauptest, ich, ein neugeborenes Kindlein, habe dir deine Kühe entführt – ein solches Geschwätz ist doch völliger Unsinn. Gestern erst kam ich zur Welt; mein Fuß ist zart, hart ist der Boden.

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Wenn du’s verlangst, so schwöre ich dir beim Haupt meines Vaters: Weder habe ich selbst das Geringste zu tun mit der Sache, noch ist mir irgendjemand bekannt als Dieb deiner Kühe – welcherlei Kühe auch immer: zum ersten Mal hör’ ich von solchen.“ So sprach er, grollend immerfort um sich blickend und seine Brauen voller Missbilligung hochziehend, wie wenn er eine gänzlich sinnlose Rede sich hätte anhören müssen. Sanft lächelnd sagte darauf zu ihm der Ferntreffer Apollon: „Ja, du kleiner Schwindler und Schlaumeier, wirklich, ich glaube, oft noch wirst du zur Nachtzeit in wohlanständige Häuser einbrechen und dann mehr als nur einen Bewohner ganz lautlos auf die Türschwelle legen – nach deinen Reden zu schließen.

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Εἰς Ἑρμῆν

πολλοὺς δ᾽ ἀγραύλους ἀκαχήσεις μηλοβοτῆρας οὔρεος ἐν βήσσῃς, ὁπόταν κρειῶν ἐρατίζων ἀντῇς βουκολίοισι καὶ εἰροπόκοις ὀΐεσσιν. ἀλλ᾽ ἄγε, μὴ πύματόν τε καὶ ὕστατον ὕπνον ἰαύσῃς, ἐκ λίκνου κατάβαινε μελαίνης νυκτὸς ἑταῖρε. τοῦτο γὰρ οὖν καὶ ἔπειτα μετ᾽ ἀθανάτοις γέρας ἕξεις∙ ἀρχὸς φηλητέων κεκλήσεαι ἤματα πάντα. Ὣς ἄρ᾽ ἔφη καὶ παῖδα λαβὼν φέρε Φοῖβος Ἀπόλλων. σὺν δ᾽ ἄρα φρασσάμενος τότε δὴ κρατὺς Ἀργειφόντης οἰωνὸν προέηκεν ἀειρόμενος μετὰ χερσί, τλήμονα γαστρὸς ἔριθον ἀτάσθαλον ἀγγελιώτην. ἐσσυμένως δὲ μετ᾽ αὐτὸν ἐπέπταρε, τοῖο δ᾽ Ἀπόλλων ἔκλυεν, ἐκ χειρῶν δὲ χαμαὶ βάλε κύδιμον Ἑρμῆν. ἕζετο δὲ προπάροιθε καὶ ἐσσύμενός περ ὁδοῖο Ἑρμῆν κερτομέων, καί μιν πρὸς μῦθον ἔειπε∙ Θάρσει σπαργανιῶτα Διὸς καὶ Μαιάδος υἱέ∙ εὑρήσω καὶ ἔπειτα βοῶν ἴφθιμα κάρηνα τούτοις οἰωνοῖσι∙ σὺ δ᾽ αὖθ᾽ ὁδὸν ἡγεμονεύσεις. Ὣς φάθ᾽∙ ὁ δ᾽ αὖτ᾽ ἀνόρουσε θοῶς Κυλλήνιος Ἑρμῆς σπουδῇ ἰών∙ ἄμφω δὲ παρ᾽ οὔατα χερσὶν ἐώθει, σπάργανον ἀμφ᾽ ὤμοισιν ἐελμένος, εἶπε δὲ μῦθον∙ Πῇ με φέρεις Ἑκάεργε θεῶν ζαμενέστατε πάντων; ἦ με βοῶν ἕνεχ᾽ ὧδε χολούμενος ὀρσολοπεύεις; ὦ πόποι, εἴθ᾽ ἀπόλοιτο βοῶν γένος∙ οὐ γὰρ ἐγώ γε ὑμετέρας ἔκλεψα βόας, οὐδ᾽ ἄλλον ὄπωπα, αἵ τινές εἰσι βόες∙ τὸ δὲ δὴ κλέος οἶον ἀκούω. δὸς δὲ δίκην καὶ δέξο παρὰ Ζηνὶ Κρονίωνι.

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Αὐτὰρ ἐπεὶ τὰ ἕκαστα διαρρήδην ἐρέεινον Ἑρμῆς τ᾽ οἰοπόλος καὶ Λητοῦς ἀγλαὸς υἱὸς ἀμφὶς θυμὸν ἔχοντες∙ ὁ μὲν νημερτέα φωνὴν οὐκ ἀδίκως ἐπὶ βουσὶν ἐλάζυτο κύδιμον Ἑρμῆν, αὐτὰρ ὁ τέχνῃσίν τε καὶ αἱμυλίοισι λόγοισιν ἤθελεν ἐξαπατᾶν Κυλλήνιος Ἀργυρότοξον∙ αὐτὰρ ἐπεὶ πολύμητις ἐὼν πολυμήχανον εὗρεν ἐσσυμένως δὴ ἔπειτα διὰ ψαμάθοιο βάδιζε

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An Hermes

Manch einen Hirten wirst du in schmerzliche Trauer versetzen, wenn du je im Gebirge, hungrig nach Fleisch, eine Herde friedlich weiden siehst, ob es Schafe sind oder Rinder. Aber pass auf, dass du nicht jetzt bald zum letzten Mal schlafen wirst: steig heraus aus der Wiege, du Freund des nächtlichen Dunkels! Diese Ehre wird dir von nun an zuteil von den Göttern: Erster von allen Schelmen wirst du für immer genannt sein.“ So sprach, das Kind mit den Händen packend, Phoibos Apollon. Aber als Gegenschlag ließ nun der Argosbezwinger, welchen Apoll auf den Armen trug, ein tönendes Zeichen fahren aus seinem Gedärm, eine Unheil kündende Botschaft. Gleich darauf folgte ein lautes Niesen – erkannt von Apollon als ein weiteres Omen. Er setzte den Hermes zu Boden.27 Selber ließ er sich trotz seiner Ungeduld ihm gegenüber nieder, und sprach den Hermes an mit höhnischen Worten: „Nur keine Angst, du Wickelkind, Sohn des Zeus und der Maia! Finden werd’ ich bestimmt meine Herde breitstirniger Kühe! Nach diesen deutlichen Vorzeichen wirst du sie selber mir zeigen.“ So sprach er. Darauf erhob sich geschwind der Kyllenier Hermes.

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Nun sich in Marsch setzend, zog er das Wickeltuch sich um die Ohren, das seine beiden Schultern umhüllte – dann sprach er die Worte: „Wohin willst du mit mir, Ferntreffer, Grausamster der Götter? Musst du aus Zorn um der Kühe willen mich dermaßen plagen? Dass doch das ganze Geschlecht der Rinder verdürbe! Ich habe jedenfalls keine geraubt, und ich kenne auch sonst keinen Räuber welcher Kühe auch immer – zum ersten Mal hör ich von solchen. Gib mir mein Recht und such doch das Deine bei Zeus, dem Kroniden!“28 Darauf beschuldigten weiter sie gegenseitig einander, Hermes, der Hirte, und Letos ausgezeichneter Sprössling.29

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Zwar in ungleichem Sinne: der Letztere hielt nicht zu Unrecht fest am Vorwurf des Rinderdiebstahls, begangen von Hermes; andererseits versuchte mit trügerisch schmeichelnden Worten der Kyllenier den Gott mit dem silbernen Bogen zu täuschen.

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Schließlich erfand er dann, schlau wie er war, einen hilfreichen Ausweg.30 Schnell ging er nun auf dem Weg voran durch die sandigen Dünen,

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Εἰς Ἑρμῆν

πρόσθεν, ἀτὰρ κατόπισθε Διὸς καὶ Λητοῦς υἱός. αἶψα δὲ τέρθρον ἵκοντο θυώδεος Οὐλύμποιο ἐς πατέρα Κρονίωνα Διὸς περικαλλέα τέκνα∙ κεῖθι γὰρ ἀμφοτέροισι δίκης κατέκειτο τάλαντα. εὐμελίη δ᾽ ἔχ᾽ Ὄλυμπον ἀγάννιφον, ἀθάνατοι δὲ ἄφθιτοι ἠγερέθοντο μετὰ χρυσόθρονον Ἠῶ. ἔστησαν δ᾽ Ἑρμῆς τε καὶ ἀργυρότοξος Ἀπόλλων πρόσθε Διὸς γούνων∙ ὁ δ᾽ ἀνείρετο φαίδιμον υἱὸν Ζεὺς ὑψιβρεμέτης καί μιν πρὸς μῦθον ἔειπε∙

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Φοῖβε πόθεν ταύτην μενοεικέα ληΐδ᾽ ἐλαύνεις παῖδα νέον γεγαῶτα φυὴν κήρυκος ἔχοντα; σπουδαῖον τόδε χρῆμα θεῶν μεθ᾽ ὁμήγυριν ἦλθε.

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Τὸν δ᾽ αὖτε προσέειπεν ἄναξ ἑκάεργος Ἀπόλλων∙ ὦ πάτερ ἦ τάχα μῦθον ἀκούσεαι οὐκ ἀλαπαδνὸν κερτομέων ὡς οἶος ἐγὼ φιλολήϊός εἰμι. παῖδά τιν᾽ εὗρον τόνδε διαπρύσιον κεραϊστὴν Κυλλήνης ἐν ὄρεσσι πολὺν διὰ χῶρον ἀνύσσας κέρτομον, οἷον ἐγώ γε θεῶν οὐκ ἄλλον ὄπωπα οὐδ᾽ ἀνδρῶν, ὁπόσοι λησίμβροτοί εἰσ᾽ ἐπὶ γαῖαν.

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κλέψας δ᾽ ἐκ λειμῶνος ἐμὰς βοῦς ᾤχετ᾽ ἐλαύνων ἑσπέριος παρὰ θῖνα πολυφλοίσβοιο θαλάσσης εὐθὺ Πύλον δ᾽ ἐλάων∙ τὰ δ᾽ ἄρ᾽ ἴχνια δοιὰ πέλωρα οἷά τ᾽ ἀγάσσασθαι καὶ ἀγαυοῦ δαίμονος ἔργα. τῇσιν μὲν γὰρ βουσὶν ἐς ἀσφοδελὸν λειμῶνα ἀντία βήματ᾽ ἔχουσα κόνις ἀνέφαινε μέλαινα∙ αὐτὸς δ᾽ οὗτος †ὅδ᾽ ἐκτὸς† ἀμήχανος, οὔτ᾽ ἄρα ποσσὶν οὔτ᾽ ἄρα χερσὶν ἔβαινε διὰ ψαμαθώδεα χῶρον∙ ἀλλ᾽ ἄλλην τινὰ μῆτιν ἔχων διέτριβε κέλευθα τοῖα πέλωρ᾽ ὡς εἴ τις ἀραιῇσι δρυσὶ βαίνοι.

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ὄφρα μὲν οὖν ἐδίωκε διὰ ψαμαθώδεα χῶρον, ῥεῖα μάλ᾽ ἴχνια πάντα διέπρεπεν ἐν κονίῃσιν∙ αὐτὰρ ἐπεὶ ψαμάθοιο μέγαν στίβον ἐξεπέρησεν, ἄφραστος γένετ᾽ ὦκα βοῶν στίβος ἠδὲ καὶ αὐτοῦ χῶρον ἀνὰ κρατερόν∙ τὸν δ᾽ ἐφράσατο βροτὸς ἀνὴρ εἰς Πύλον εὐθὺς ἐλῶντα βοῶν γένος εὐρυμετώπων. αὐτὰρ ἐπεὶ δὴ τὰς μὲν ἐν ἡσυχίῃ κατέερξε

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während hinter ihm folgte der Sohn des Zeus und der Leto. Bald schon waren sie auf des Olympos Gipfel zu ihrem Vater Kronìon gelangt, des Zeus vortreffliche Söhne. Dort erwartete sie des Rechts untrügliche Waage.31 Auf dem verschneiten Olymp herrschte friedliche Eintracht: die Götter hatten sich um die goldenthronende Eos versammelt. Hermes trat nun – und mit ihm Apoll mit dem silbernen Bogen – gleich vor Zeus. Seinen trefflichen älteren Sprössling befragte Zeus, der Donn’rer, zuerst und richtete an ihn die Worte:

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„Phoibos, sag, woher kommst du mit einer so wertvollen Beute, einem Säugling, der aussieht als wär er ein tüchtiger Herold? Der kommt gerade mir recht zur heutigen Götterversammlung.“ Ihm gab Antwort der fernhin treffende Herrscher Apollon: „Vater, du wirst aus meinem ungeschminkten Bericht jetzt hören, dass nicht allein ich, wie du spottest, auf Beute erpicht bin. In diesem Kind hab ich einen durchtriebenen Räuber gefunden, als in Kyllene ich weite Gebiete des Berglands durchstreifte – einen Schelm, wie mir keiner bekannt ist unter den Göttern oder den Menschen – so zahlreich die Gauner auch sind auf der Erde. Auf dem Weideplatz hat er mir meine Kühe gestohlen und sie hinweggetrieben entlang dem Gestade des Meeres westwärts nach Pylos hin. Die Spuren erweckten zwar Zweifel und Erstaunen; sie deuteten auf das Werk eines Gottes. Nämlich die Spuren der Kühe führten zur Asphodil-Wiese wieder zurück, so wie sie im schwarzen Sande sich zeigten; er aber, dieser Strolch, hinterließ keine Spuren von Füßen oder von Händen auf seinem Weg durch die sandigen Hügel, vielmehr, es schien ein Riese den Weg beschritten zu haben, der wie auf mächtigen Stelzen aus jungen Eichen einherging.32

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Während nun auf der ganzen Strecke durch sandige Hügel Hufabdrucke am Boden noch immer waren erkennbar, ließen sich jenseits der sandigen Wegstrecke weder von Kühen irgendwelche Spuren entdecken, noch von dem Treiber, auf dem steinigen Grund. Der hier zwar wurde von einem Bauern gesehn, gegen Pylos hin treibend breitstirnige Kühe. Aber nachdem er dies alles so skrupellos hatte begonnen,

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Εἰς Ἑρμῆν

καὶ διαπυρπαλάμησεν ὁδοῦ τὸ μὲν ἔνθα τὸ δ᾽ ἔνθα, ἐν λίκνῳ κατέκειτο μελαίνῃ νυκτὶ ἐοικὼς ἄντρῳ ἐν ἠερόεντι κατὰ ζόφον, οὐδέ κεν αὐτὸν αἰετὸς ὀξὺ λάων ἐσκέψατο∙ πολλὰ δὲ χερσὶν αὐγὰς ὠμόργαζε δολοφροσύνην ἀλεγύνων. αὐτὸς δ᾽ αὐτίκα μῦθον ἀπηλεγέως ἀγόρευεν∙ οὐκ ἴδον, οὐ πυθόμην, οὐκ ἄλλου μῦθον ἄκουσα, οὐδέ κε μηνύσαιμ᾽, οὐδ᾽ ἂν μήνυτρον ἀροίμην. Ἦ τοι ἄρ᾽ ὣς εἰπὼν κατ᾽ ἄρ᾽ ἕζετο Φοῖβος Ἀπόλλων∙ Ἑρμῆς δ᾽ ἄλλον μῦθον ἐν ἀθανάτοισιν ἔειπε, δείξατο δ᾽ εἰς Κρονίωνα θεῶν σημάντορα πάντων∙ Ζεῦ πάτερ ἦ τοι ἐγώ σοι ἀληθείην ἀγορεύσω∙ νημερτής τε γάρ εἰμι καὶ οὐκ οἶδα ψεύδεσθαι. ἦλθεν ἐς ἡμετέρου διζήμενος εἰλίποδας βοῦς σήμερον ἠελίοιο νέον ἐπιτελλομένοιο, οὐδὲ θεῶν μακάρων ἄγε μάρτυρας οὐδὲ κατόπτας. μηνύειν δ᾽ ἐκέλευεν ἀναγκαίης ὑπὸ πολλῆς, πολλὰ δέ μ᾽ ἠπείλησε βαλεῖν ἐς Τάρταρον εὐρύν, οὕνεχ᾽ ὁ μὲν τέρεν ἄνθος ἔχει φιλοκυδέος ἥβης, αὐτὰρ ἐγὼ χθιζὸς γενόμην∙ τὰ δέ τ᾽ οἶδε καὶ αὐτός∙ οὔ τι βοῶν ἐλατῆρι κραταιῷ φωτὶ ἐοικώς. πείθεο, καὶ γὰρ ἐμεῖο πατὴρ φίλος εὔχεαι εἶναι, ὡς οὐκ οἴκαδ᾽ ἔλασσα βόας, ὣς ὄλβιος εἴην, οὐδ᾽ ὑπὲρ οὐδὸν ἔβην∙ τὸ δέ τ᾽ ἀτρεκέως ἀγορεύω. Ἠέλιον δὲ μάλ᾽ αἰδέομαι καὶ δαίμονας ἄλλους, καὶ σὲ φιλῶ καὶ τοῦτον ὀπίζομαι∙ οἶσθα καὶ αὐτὸς ὡς οὐκ αἴτιός εἰμι∙ μέγαν δ᾽ †ἐπιδαίομαι ὅρκον∙ οὐ μὰ τάδ᾽ ἀθανάτων εὐκόσμητα προθύραια. καί ποτ᾽ ἐγὼ τούτῳ τίσω ποτὶ νηλέα φωρὴν καὶ κρατερῷ περ ἐόντι∙ σὺ δ᾽ ὁπλοτέροισιν ἄρηγε. Ὣς φάτ᾽ ἐπιλλίζων Κυλλήνιος Ἀργειφόντης, καὶ τὸ σπάργανον εἶχεν ἐπ᾽ ὠλένῃ οὐδ᾽ ἀπέβαλλε. Ζεὺς δὲ μέγ᾽ ἐξεγέλασσεν ἰδὼν κακομηδέα παῖδα εὖ καὶ ἐπισταμένως ἀρνεύμενον ἀμφὶ βόεσσιν.

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An Hermes

Schindluderei begehend als Wandrer auf vielerlei Wegen, lag er ganz brav in der Wiege in jener schummrigen Grotte, die wie die finstere Nacht so dunkel ist. Niemand hat dort ihn aufgespürt; kein Adler konnt’ ihn erspähn.33 Mit den Händchen rieb er sich schläfrig die Augen und war doch voll schlimmer Gedanken. Sofort begann er mich frech und ohne Scham zu belügen: ‚Nichts weiß ich, nichts hab ich selber gesehen oder von andern etwa gehört, das ich könnte vermelden und Lohn dafür ernten.‘“ Als er dies hatte gesprochen, setzte sich Phoibos Apollon.34 Hermes hielt daraufhin eine andere Rede. Er sagte, an Kronìon gewendet, den Herrn der Göttergemeinschaft: „Zeus, mein Vater, ich werde die lautere Wahrheit dir melden, denn ich bin ehrlich und grad und versteh überhaupt nicht zu lügen. Dieser kam heute zu uns ins Haus, um Kühe zu suchen, früh am Morgen, schon gleich nach dem Aufgang der Sonne, ohne andre Unsterbliche mitzubringen als Zeugen. Er nun befahl mir, ihm Rede zu stehen, und setzte mich unter Druck mit der Drohung, er werde mich gleich in den Tartaros werfen – nur weil er als ein Erwachsener steht in der Blüte der Jugend, während ich grade erst gestern zur Welt kam – das weiß er natürlich. Einem kräftigen Viehtreiber seh’ ich gewiss doch nicht ähnlich. Glaub mir – da du dich doch als meinen Vater erklärt hast: kein Rind hab’ ich ins Haus mir geholt, um mich zu bereichern; auch keinen Fuß hab’ ich über die Schwelle gesetzt – so ist’s wirklich.35 Helios36 ehre ich sehr, und auch alle anderen Götter; Dich aber lieb’ ich besonders, und diesen hier achte ich gleichfalls. Selber weißt du ja, dass ich nicht schuld bin – ich will es beschwören bei diesem prächtigen Toreingang der unsterblichen Götter! Bald wird jener mir büßen für seinen Vorwurf des Diebstahls, wenn er auch mächtig ist. Steh dann du mir bei, deinem Jüngsten!“ So sprach mit einem Augenzwinkern der Argosbesieger, der noch sein Wickeltuch hatte um beide Schultern geschlungen.37 Zeus aber lachte laut auf über dieses durchtriebene Bürschchen, das die offenliegenden Tatsachen kurzerhand abstritt.

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Εἰς Ἑρμῆν

ἀμφοτέρους δ᾽ ἐκέλευσεν ὁμόφρονα θυμὸν ἔχοντας ζητεύειν, Ἑρμῆν δὲ διάκτορον ἡγεμονεύειν, καὶ δεῖξαι τὸν χῶρον ἐπ᾽ ἀβλαβίῃσι νόοιο ὅππῃ δὴ αὖτ᾽ ἀπέκρυψε βοῶν ἴφθιμα κάρηνα. νεῦσεν δὲ Κρονίδης, ἐπεπείθετο δ᾽ ἀγλαὸς Ἑρμῆς∙ ῥηϊδίως γὰρ ἔπειθε Διὸς νόος αἰγιόχοιο.

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τὼ δ᾽ ἄμφω σπεύδοντε Διὸς περικαλλέα τέκνα ἐς Πύλον ἠμαθόεντα ἐπ᾽ Ἀλφειοῦ πόρον ἷξον∙ ἀγροὺς δ᾽ ἐξίκοντο καὶ αὔλιον ὑψιμέλαθρον ἡχοῦ δὴ τὰ χρήματ᾽ ἀτάλλετο νυκτὸς ἐν ὥρῃ.

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ἔνθ᾽ Ἑρμῆς μὲν ἔπειτα κιὼν παρὰ λάϊνον ἄντρον ἐς φῶς ἐξήλαυνε βοῶν ἴφθιμα κάρηνα∙ Λητοΐδης δ᾽ ἀπάτερθεν ἰδὼν ἐνόησε βοείας πέτρῃ ἐπ᾽ ἠλιβάτῳ, τάχα δ᾽ ἤρετο κύδιμον Ἑρμῆν∙ Πῶς ἐδύνω δολομῆτα δύω βόε δειροτομῆσαι, ὧδε νεογνὸς ἐὼν καὶ νήπιος; αὐτὸς ἐγώ γε θαυμαίνω κατόπισθε τὸ σὸν κράτος∙ οὐδέ τί σε χρὴ μακρὸν ἀέξεσθαι, Κυλλήνιε Μαιάδος υἱέ. Ὣς ἄρ ἔφη, καὶ χερσὶ περίστρεφε καρτερὰ δεσμὰ ἄγνου∙ ταὶ δ᾽ ὑπὸ ποσσὶ κατὰ χθονὸς αἶψα φύοντο αὐτόθεν ἐμβολάδην ἐστραμμέναι ἀλλήλῃσι ῥεῖά τε καὶ πάσῃσιν ἐπ᾽ ἀγραύλοισι βόεσσιν Ἑρμέω βουλῇσι κλεψίφρονος∙ αὐτὰρ Ἀπόλλων θαύμασεν ἀθρήσας. τότε δὴ κρατὺς Ἀργειφόντης χῶρον ὑποβλήδην ἐσκέψατο πῦρ ἀμαρύσσων ἐγκρύψαι μεμαώς∙ Λητοῦς δ᾽ ἐρικυδέος υἱὸν ῥεῖα μάλ᾽ ἐπρήϋνεν ἑκηβόλον, ὡς ἔθελ᾽ αὐτός, καὶ κρατερόν περ ἐόντα∙ λύρην δ᾽ ἐπ᾽ ἀριστέρ᾽ ἐνέγκας πλήκτρῳ ἐπειρήτιζε κατὰ μέλος∙ ἡ δ᾽ ὑπὸ χειρὸς σμερδαλέον κονάβησε, γέλασσε δὲ Φοῖβος Ἀπόλλων γηθήσας, ἐρατὴ δὲ διὰ φρένας ἤλυθ᾽ ἰωὴ θεσπεσίης ἐνοπῆς, καί μιν γλυκὺς ἵμερος ᾕρει θυμῷ ἀκουάζοντα∙

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An Hermes

Beide Söhne ermahnte er nun, sie sollten gemeinsam suchen, und zwar unter Führung des Hermes, des Boten der Götter38; dieser solle erklären, wo er unschuldigerweise habe die Herde versteckt jener Rinder mit mächtigen Köpfen. Dazu nickte Kronìon, und ihm gehorchte nun Hermes: ohne weiteres fügte er sich dem Träger der Aigis.39 Beide zogen nun los, des Zeus vortreffliche Söhne, und sie erreichten das sandige Pylos am Strand des Alpheios. Bald gelangten sie dann zu jener geräumigen Stallung, wo die Herde war hingeführt worden zu nächtlicher Stunde. Hermes ließ nun wieder über die steinerne Schwelle alle Kühe ins Freie hinaus und ans Tageslicht treten.40 Letos Sohn erkannte von fern schon die dort auf dem Felsen ausgespannten Häute der Rinder. Er fragte den Hermes: „Wie vermochtest du’s nur, du Schlingel, zwei Kühe zu schlachten, du, ein neugebornes einfältiges Kind? Ich kann mich über deine Kräfte tatsächlich nur wundern – du brauchst ja gar nicht mehr zu wachsen, kyllenischer Sprössling der Maia!“ So sprechend schlang er jenem kräftige Fesseln um beide Arme aus Reinkraut.41 Diese schlugen Wurzeln und sprossen aus dem Erdreich empor, sich dicht ineinander verwickelnd. Sogleich griffen sie auf die Kühe über, die ganze Herde umschlingend gemäß dem Willen des Hermes. Apollon staunte, als er dies Wunder sah. Der Argosbezwinger, sah am Boden noch glühende Überreste vom Feuer,42 die er verdecken wollte. Den Sohn der ruhmreichen Leto konnte er rasch besänftigen (wie dieser selber es wünschte, der zwar der Stärkere war): mit der Linken ergriff er die Leier, mit einem Plektron die Saiten prüfend: sie tönten mit vollem43 Klang unter seiner Hand. Da lächelte Phoibos Apollon, wohlgefällig den Tönen lauschend, die tief ins Gemüt ihm drangen mit göttlichem Klang, der mit seliger Lust ihn erfüllte, während er schweigend zuhörte.

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Εἰς Ἑρμῆν

λύρῃ δ᾽ ἐρατὸν κιθαρίζων στῆ ῥ᾽ ὅ γε θαρσήσας ἐπ᾽ ἀριστερὰ Μαιάδος υἱὸς Φοίβου Ἀπόλλωνος, τάχα δὲ λιγέως κιθαρίζων γηρύετ᾽ ἀμβολάδην, ἐρατὴ δέ οἱ ἕσπετο φωνή, κραίνων ἀθανάτους τε θεοὺς καὶ γαῖαν ἐρεμνὴν ὡς τὰ πρῶτα γένοντο καὶ ὡς λάχε μοῖραν ἕκαστος. Μνημοσύνην μὲν πρῶτα θεῶν ἐγέραιρεν ἀοιδῇ μητέρα Μουσάων, ἡ γὰρ λάχε Μαιάδος υἱόν∙ τοὺς δὲ κατὰ πρέσβιν τε καὶ ὡς γεγάασιν ἕκαστος ἀθανάτους ἐγέραιρε θεοὺς Διὸς ἀγλαὸς υἱὸς πάντ᾽ ἐνέπων κατὰ κόσμον, ἐπωλένιον κιθαρίζων. τὸν δ᾽ ἔρος ἐν στήθεσσιν ἀμήχανος αἴνυτο θυμόν, καί μιν φωνήσας ἔπεα πτερόεντα προσηύδα∙ Βουφόνε μηχανιῶτα πονεύμενε δαιτὸς ἑταῖρε πεντήκοντα βοῶν ἀντάξια ταῦτα μέμολπας. ἡσυχίως καὶ ἔπειτα διακρινέεσθαι ὀΐω. νῦν δ᾽ ἄγε μοι τόδε εἰπὲ πολύτροπε Μαιάδος υἱὲ ἦ σοί γ᾽ ἐκ γενετῆς τάδ᾽ ἅμ᾽ ἕσπετο θαυματὰ ἔργα ἦέ τις ἀθανάτων ἠὲ θνητῶν ἀνθρώπων δῶρον ἀγαυὸν ἔδωκε καὶ ἔφρασε θέσπιν ἀοιδήν; θαυμασίην γὰρ τήνδε νεήφατον ὄσσαν ἀκούω, ἣν οὔ πώ ποτέ φημι δαήμεναι οὔτε τιν᾽ ἀνδρῶν, οὔτε τιν᾽ ἀθανάτων οἳ Ὀλύμπια δώματ᾽ ἔχουσι, νόσφι σέθεν φηλῆτα Διὸς καὶ Μαιάδος υἱέ.

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τίς τέχνη, τίς μοῦσα ἀμηχανέων μελεδώνων, τίς τρίβος; ἀτρεκέως γὰρ ἅμα τρία πάντα πάρεστιν εὐφροσύνην καὶ ἔρωτα καὶ ἥδυμον ὕπνον ἑλέσθαι. καὶ γὰρ ἐγὼ Μούσῃσιν Ὀλυμπιάδεσσιν ὀπηδός, τῇσι χοροί τε μέλουσι καὶ ἀγλαὸς οἶμος ἀοιδῆς καὶ μολπὴ τεθαλυῖα καὶ ἱμερόεις βρόμος αὐλῶν∙ ἀλλ᾽ οὔ πώ τί μοι ὧδε μετὰ φρεσὶν ἄλλο μέλησεν οἷα νέης θαλίης ἐνδέξια ἔργα πέλονται

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θαυμάζω Διὸς υἱὲ τάδ᾽ ὡς ἐρατὸν κιθαρίζεις. νῦν δ᾽ ἐπεὶ οὖν ὀλίγος περ ἐὼν κλυτὰ μήδεα οἶδας,

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An Hermes

Weiterhin auf der Harfe spielend, stellte sich, Zutrauen fassend, der Sprössling der Maia links neben Phoibos Apollon und fing zu den Klängen der Harfe selber zu singen an mit süß einschmeichelnder Stimme. Von den unsterblichen Göttern erzählte er und von der dunklen Erde, wie alles entstand und jeder sein eigenes Los fand. Mnemosyne besonders ehrte er unter den Göttern als die Mutter der Musen und Schutzherrin auch des Sohns Maias. Alle Götter zählte er auf und ehrte sie alle ihrem Alter entsprechend der Reihe nach; er, des Zeus Jüngster, sang dies alles in schönster Ordnung mit Harfenbegleitung. Jenen aber ergriff unnennbare Wonne im Herzen und er wandte sich an den Sänger mit fliegenden Worten: „Kuhschlächter bist du zwar, Freund, doch ein ebenso wackerer Dichter. Fünfzig Kühe ist wohl der Gesang wert, den du mir vortrugst. Daraufhin lässt unser Streit sich friedlich beilegen, denk ich.44 Jetzt aber sag mir doch bitte, begnadeter Sprössling der Maia, ob dir schon bei der Geburt diese hohe Gabe zuteil ward oder ob einer der Götter sie oder der sterblichen Menschen einst dir verlieh und dich lehrte die edle Kunst des Gesanges. Wunderbar nämlich ist diese Musik, die ich nie zuvor hörte, und die wohl, wie ich meine, noch keiner der Menschen gelernt hat und auch keiner der ewigen Götter auf dem Olympos außer dir, du Spitzbube, Sohn des Zeus und der Maia.45 Worin besteht deine Kunst? Wie vertreibst du Kummer und Sorgen? Wie hast du nur dich geübt? Die drei wichtigsten Ziele erreichst du: Frohsinn erregst du und Liebe, und friedlichen Schlaf kannst du spenden. Selber begleite ich doch die olympischen Musen als Beistand; ihr Gebiet ist der Reigentanz und die Kunst des Gesanges wie auch des Saitenspiels und der lieblich klingenden Flöten – aber noch nie hat Musik mich derart berührt in der Seele, wie mich dies herrliche Lied einer neuen Muse beglückt hat.46 Voll Bewunderung höre ich, Zeussohn, dich musizieren. Nun aber, da du, so jung du noch bist, schon so Großes hervorbringst,

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Εἰς Ἑρμῆν

ἷζε πέπον καὶ μῦθον ἐπαίνει πρεσβυτέροισι. νῦν γάρ τοι κλέος ἔσται ἐν ἀθανάτοισι θεοῖσι σοί τ᾽ αὐτῷ καὶ μητρί∙ τὸ δ᾽ ἀτρεκέως ἀγορεύσω∙ ναὶ μὰ τόδε κρανέϊνον ἀκόντιον ἦ μὲν ἐγώ σε κυδρὸν ἐν ἀθανάτοισι καὶ ὄλβιον †ἡγεμονεύσω, δώσω τ᾽ ἀγλαὰ δῶρα καὶ ἐς τέλος οὐκ ἀπατήσω. Τὸν δ᾽ Ἑρμῆς μύθοισιν ἀμείβετο κερδαλέοισιν∙ εἰρωτᾷς μ᾽ Ἑκάεργε περιφραδές∙ αὐτὰρ ἐγώ σοι τέχνης ἡμετέρης ἐπιβήμεναι οὔ τι μεγαίρω. σήμερον εἰδήσεις∙ ἐθέλω δέ τοι ἤπιος εἶναι βουλῇ καὶ μύθοισι, σὺ δὲ φρεσὶ πάντ᾽ εὖ οἶδας. πρῶτος γὰρ Διὸς υἱὲ μετ᾽ ἀθανάτοισι θαάσσεις ἠΰς τε κρατερός τε∙ φιλεῖ δέ σε μητίετα Ζεὺς ἐκ πάσης ὁσίης, ἔπορεν δέ τοι ἀγλαὰ δῶρα∙ καὶ τιμὰς σὲ δέ φασι δαήμεναι ἐκ Διὸς ὀμφῆς μαντείας θ᾽ Ἑκάεργε Διὸς πάρα, θέσφατα πάντα∙ τῶν νῦν αὐτὸς ἔγωγε †παῖδ᾽ ἀφνειὸν† δεδάηκα. σοὶ δ᾽ αὐτάγρετόν ἐστι δαήμεναι ὅττι μενοινᾷς. ἀλλ᾽ ἐπεὶ οὖν τοι θυμὸς ἐπιθύει κιθαρίζειν, μέλπεο καὶ κιθάριζε καὶ ἀγλαΐας ἀλέγυνε δέγμενος ἐξ ἐμέθεν∙ σὺ δέ μοι φίλε κῦδος ὄπαζε. εὐμόλπει μετὰ χερσὶν ἔχων λιγύφωνον ἑταίρην καλὰ καὶ εὖ κατὰ κόσμον ἐπισταμένην ἀγορεύειν. εὔκηλος μὲν ἔπειτα φέρειν ἐς δαῖτα θάλειαν καὶ χορὸν ἱμερόεντα καὶ ἐς φιλοκυδέα κῶμον, εὐφροσύνην νυκτός τε καὶ ἤματος. ὅς τις ἂν αὐτὴν τέχνῃ καὶ σοφίῃ δεδαημένος ἐξερεείνῃ φθεγγομένη παντοῖα νόῳ χαρίεντα διδάσκει ῥεῖα συνηθείῃσιν ἀθυρομένη μαλακῇσιν, ἐργασίην φεύγουσα δυήπαθον∙ ὃς δέ κεν αὐτὴν νῆϊς ἐὼν τὸ πρῶτον ἐπιζαφελῶς ἐρεείνῃ, μὰψ αὔτως κεν ἔπειτα μετήορά τε θρυλίζοι. σοὶ δ᾽ αὐτάγρετόν ἐστι δαήμεναι ὅττι μενοινᾷς. καί τοι ἐγὼ δώσω ταύτην Διὸς ἀγλαὲ κοῦρε∙

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An Hermes

setz dich doch nieder, mein Lieber, und höre, was Ältre dir sagen. Jetzt nämlich wirst du berühmt bei den ewig unsterblichen Göttern – du wie auch deine Mutter, das kann ich dir wahrlich versichern.47 Bei diesem Spieß aus Hartholz beteure ich, dass ich dich bei den Göttern als einen sehr hoch zu Schätzenden einführen werde; auch, dass ich kostbare Gaben dir zukommen lasse, versteht sich.“ Ihm erwiderte Hermes mit listig ersonnener Rede:48 „Vorsichtig stellst du mir Fragen, Ferntreffer, doch ich missgönn’ es keineswegs dir, dich ebenfalls in meiner Kunst zu versuchen.49

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Heute noch sollst du sie lernen – ich stehe dir gerne mit meinem Rat und mit Worten bei; im Herzen weißt du schon alles. Schließlich bist du doch, Sohn des Zeus, der Erste der Götter, stark und tüchtig zugleich; dich liebt der planende Gott Zeus nach geheiligtem Recht; er gibt dir die schönsten Geschenke. Hohe Ehrung erfährst du, so sagt man, aus seinem Munde; auch die Kunst des Orakels hast du von Zeus übernommen. Daraus ersehe ich selber, wie sehr du bevorzugt und reich bist. Dir steht’s jederzeit frei zu lernen, was du nur möchtest. Nun also, da offenbar dich dein Herz ebenfalls zur Musik zieht, Spiel und singe doch nur und lass herrliche Töne erklingen! Nimm dazu dies entgegen, und sag, Freund, über mich Gutes. Schlag mit der Hand die Saiten der rein gestimmten Gefährtin passend zu schön und in klarer Ordnung gesungenen Worten. Überall wirst du dann Freude bereiten: beim festlichen Mahle oder beim lieblichen Tanz wie auch in ernster Versammlung sowohl am Tag wie des Nachts. Wer immer die Leier, belehrt durch echten Kunstverstand, verwendet und aufmerksam aushorcht, dem lässt sie all ihre vielerlei lieblichen Klänge ertönen, leicht und spielend hervorgebracht in heiterer Laune, aber vor eiferndem Zwange sich hütend. Wer sie hingegen ohne Verstand gebraucht und erprobt in hitzigem Ehrgeiz, der wird umsonst sich bemühn und lediglich Missklang erzeugen. Dir steht’s jederzeit frei zu lernen, was du nur möchtest. Dies hier möchte jetzt ich dir schenken, glänzender Zeussohn.

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Εἰς Ἑρμῆν

ἡμεῖς δ᾽ αὖτ᾽ ὄρεός τε καὶ ἱπποβότου πεδίοιο βουσὶ νομοὺς Ἑκάεργε νομεύσομεν ἀγραύλοισιν. ἔνθεν ἅλις τέξουσι βόες ταύροισι μιγεῖσαι μίγδην θηλείας τε καὶ ἄρσενας∙ οὐδέ τί σε χρὴ κερδαλέον περ ἐόντα περιζαμενῶς κεχολῶσθαι. Ὣς εἰπὼν ὤρεξ᾽, ὁ δ᾽ ἐδέξατο Φοῖβος Ἀπόλλων, Ἑρμῇ δ᾽ ἐγγυάλιξεν ἔχων μάστιγα φαεινήν, βουκολίας τ᾽ ἐπέτελλεν∙ ἔδεκτο δὲ Μαιάδος υἱὸς γηθήσας∙ κίθαριν δὲ λαβὼν ἐπ᾽ ἀριστερὰ χειρὸς Λητοῦς ἀγλαὸς υἱὸς ἄναξ ἑκάεργος Ἀπόλλων πλήκτρῳ ἐπειρήτιζε κατὰ μέλος, ἡ δ᾽ ὑπὸ νέρθεν σμερδαλέον κονάβησε, θεὸς δ᾽ ὑπὸ καλὸν ἄεισεν. Ἔνθα βόες μὲν ἔπειτα ποτὶ ζάθεον λειμῶνα ἐτραπέτην∙ αὐτοὶ δὲ Διὸς περικαλλέα τέκνα ἄψορροι πρὸς Ὄλυμπον ἀγάννιφον ἐρρώσαντο τερπόμενοι φόρμιγγι, χάρη δ᾽ ἄρα μητίετα Ζεύς, ἄμφω δ᾽ ἐς φιλότητα συνήγαγε. καὶ τὰ μὲν Ἑρμῆς Λητοΐδην ἐφίλησε διαμπερὲς ὡς ἔτι καὶ νῦν, σήματ᾽ ἐπεὶ κίθαριν μὲν Ἑκηβόλῳ ἐγγυάλιξεν ἱμερτήν, δεδαὼς ὁ δ᾽ ἐπωλένιον κιθάριζεν∙ αὐτὸς δ᾽ αὖθ᾽ ἑτέρης σοφίης ἐκμάσσατο τέχνην∙ συρίγγων ἐνοπὴν ποιήσατο τηλόθ᾽ ἀκουστήν. καὶ τότε Λητοΐδης Ἑρμῆν πρὸς μῦθον ἔειπε∙ Δείδια Μαιάδος υἱὲ διάκτορε ποικιλομῆτα μή μοι ἀνακλέψῃς κίθαριν καὶ καμπύλα τόξα∙ τιμὴν γὰρ πὰρ Ζηνὸς ἔχεις ἐπαμοίβιμα ἔργα θήσειν ἀνθρώποισι κατὰ χθόνα πουλυβότειραν. ἀλλ᾽ εἴ μοι τλαίης γε θεῶν μέγαν ὅρκον ὀμόσσαι, ἢ κεφαλῇ νεύσας ἢ ἐπὶ Στυγὸς ὄβριμον ὕδωρ, πάντ᾽ ἂν ἐμῷ θυμῷ κεχαρισμένα καὶ φίλα ἔρδοις. Καὶ τότε Μαιάδος υἱὸς ὑποσχόμενος κατένευσε μή ποτ᾽ ἀποκλέψειν ὅσ᾽ Ἑκηβόλος ἐκτεάτισται, μηδέ ποτ᾽ ἐμπελάσειν πυκινῷ δόμῳ∙ αὐτὰρ Ἀπόλλων Λητοΐδης κατένευσεν ἐπ᾽ ἀρθμῷ καὶ φιλότητι

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An Hermes

Lass uns doch nun in den Bergen und auf den rossnährenden Wiesen, Ferntreffer, Kühe gemeinsam hüten, dass sie gedeihen und, von Stieren besprungen, zahlreichen Nachwuchs gebären, weibliche wie auch männliche Kälbchen. Du aber sollst nicht, wenn’s dir um eigenen Vorteil geht, unmäßig mir zürnen.“ So sprechend gab er die Leier; gern nahm sie Apollon entgegen. Seinerseits schenkte dem Hermes er nun eine kostbare Peitsche, dies mit dem Auftrag, ihm die Kühe zu hüten; das freute Maias Sohn. Mit der Linken die Leier ergreifend, prüfte der Sohn der Leto, der glänzende Herrscher Apollon, gleich mit einem Plektron die Saiten: sie tönten mit vollem Klang unter seiner Hand; dazu begann er zu singen.50 Danach tummelten wieder die Kühe sich froh auf der Wiese, während die beiden prächtigen Söhne des Zeus sich in Eile auf den Weg begaben zurück zum beschneiten Olympos unter Harfenmusik – zur Freude des planenden Gotts Zeus, der die beiden zur Freundschaft bewegt hatte. So bewies Hermes dauernde Freundschaft dem Letoiden, indem er die eigne Leier ihm, dem Ferntreffer, als ein Geschenk überreichte, während dieser darauf mit großer Fertigkeit spielte. Selber erfand er dann noch eine neue Gebrauchsart der Tonkunst:51 Auf einer Syrinx blasend war er weithin vernehmbar. Nun aber sprach der Sohn der Leto die Worte zu Hermes: „Sohn Maias, ich fürchte, du wirst, da du schwankenden Sinns bist, mir die Leier wieder entreißen und auch meinen Bogen; denn du hast ja von Zeus die Erlaubnis, Handel mit jenen Menschen zu treiben dort auf der vielernährenden Erde. Könntest du aber den heiligen Eid der Götter mir schwören52 bei den Wassern der Styx und ihn mit Nicken erhärten, tätest du mir einen großen Dankes werten Gefallen.“ Darauf versprach dann der Sohn Maias unter Eid und mit Nicken, dass er nichts von des Ferntreffers Eigentum werde entwenden und ihm niemals ins Haus werde eindringen. Aber Apollon, der Letoide, versprach unter Kopfnicken ewige Freundschaft:

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μή τινα φίλτερον ἄλλον ἐν ἀθανάτοισιν ἔσεσθαι, μήτε θεὸν μήτ᾽ ἄνδρα Διὸς γόνον∙ ἐκ δὲ τέλειον σύμβολον ἀθανάτων ποιήσομαι ἠδ᾽ ἅμα πάντων πιστὸν ἐμῷ θυμῷ καὶ τίμιον∙ αὐτὰρ ἔπειτα ὄλβου καὶ πλούτου δώσω περικαλλέα ῥάβδον χρυσείην τριπέτηλον, ἀκήριον ἥ σε φυλάξει πάντας ἐπικραίνουσα θεμοὺς ἐπέων τε καὶ ἔργων τῶν ἀγαθῶν ὅσα φημὶ δαήμεναι ἐκ Διὸς ὀμφῆς. μαντείην δὲ φέριστε διοτρεφὲς ἣν ἐρεείνεις οὔτε σε θέσφατόν ἐστι δαήμεναι οὔτε τιν᾽ ἄλλον ἀθανάτων∙ τὸ γὰρ οἶδε Διὸς νόος∙ αὐτὰρ ἐγώ γε πιστωθεὶς κατένευσα καὶ ὤμοσα καρτερὸν ὅρκον μή τινα νόσφιν ἐμεῖο θεῶν αἰειγενετάων ἄλλον γ᾽ εἴσεσθαι Ζηνὸς πυκινόφρονα βουλήν. καὶ σὺ κασίγνητε χρυσόρραπι μή με κέλευε θέσφατα πιφαύσκειν ὅσα μήδεται εὐρύοπα Ζεύς. ἀνθρώπων δ᾽ ἄλλον δηλήσομαι, ἄλλον ὀνήσω, πολλὰ περιτροπέων ἀμεγάρτων φῦλ᾽ ἀνθρώπων. καὶ μὲν ἐμῆς ὀμφῆς ἀπονήσεται ὅς τις ἂν ἔλθῃ φωνῇ τ᾽ ἠδὲ ποτῇσι τεληέντων οἰωνῶν∙ οὗτος ἐμῆς ὀμφῆς ἀπονήσεται οὐδ᾽ ἀπατήσω. ὃς δέ κε μαψιλόγοισι πιθήσας οἰωνοῖσι μαντείην ἐθέλῃσι παρὲκ νόον ἐξερεείνειν ἡμετέρην, νοέειν δὲ θεῶν πλέον αἰὲν ἐόντων, φήμ᾽ ἁλίην ὁδὸν εἶσιν, ἐγὼ δέ κε δῶρα δεχοίμην. ἄλλο δέ τοι ἐρέω Μαίης ἐρικυδέος υἱὲ καὶ Διὸς αἰγιόχοιο, θεῶν ἐριούνιε δαῖμον∙ σεμναὶ γάρ τινες εἰσὶ κασίγνηται γεγαυῖαι παρθένοι ὠκείῃσιν ἀγαλλόμεναι πτερύγεσσι τρεῖς∙ κατὰ δὲ κρατὸς πεπαλαγμέναι ἄλφιτα λευκὰ οἰκία ναιετάουσιν ὑπὸ πτυχὶ Παρνησοῖο μαντείης ἀπάνευθε διδάσκαλοι ἣν ἐπὶ βουσὶ παῖς ἔτ᾽ ἐὼν μελέτησα∙ πατὴρ δ᾽ ἐμὸς οὐκ ἀλέγιζεν. ἐντεῦθεν δὴ ἔπειτα ποτώμεναι ἄλλοτε ἄλλῃ κηρία βόσκονται καί τε κραίνουσιν ἕκαστα. αἱ δ᾽ ὅτε μὲν θυίωσιν ἐδηδυῖαι μέλι χλωρὸν προφρονέως ἐθέλουσιν ἀληθείην ἀγορεύειν∙

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niemals werde ein andrer ihm lieber sein unter den Göttern – keiner der ewig Unsterblichen und auch kein sterblicher Zeussohn.53 „Ein für alle Unsterblichen gültiges sicheres Zeichen werde ich demnächst verkünden und danach dir einen schönen, Glück und Segen spendenden goldenen Stab mit drei Blättern schenken, der dich vor Unheil und Schaden wird dauernd bewahren und dir jeglichen Wunsch wird erfüllen in Werken und Worten, die, wie ich denke, du einst aus dem Munde des Zeus wirst vernehmen.54 Zwar die Seherkunst, die du, mein lieber Zeussohn, erwähnt hast, ist weder dir zu erlernen erlaubt, noch einem der andern ewigen Götter – denn dies ist der Wille des Zeus, während ich mit Kopfnicken und mit heiligem Eid mich habe verpflichtet, keinen der andern unsterblichen Götter außer mir selber irgendetwas von des Zeus Ratschlüssen wissen zu lassen. Auch du, Bruder mit goldenem Stab, darfst von mir nicht verlangen, dass ich dir alles Geheime verrate, das Zeus einst erdacht hat. Unter den Sterblichen werd’ ich teils Schaden stiften, teils Hilfe, jenem Stamm der betriebsamen, nicht zu beneidenden Menschen. Zwar von meinem Orakel hat Nutzen, wer immer sich meiner Stimme hat anvertraut und fromm auf den Vogelflug achtet – ihm wird stets mein Orakel helfen: Er wird nicht enttäuscht sein. Wer aber nur im Vertrauen auf leeres Gekreische der Vögel ein Orakel erfragt entgegen göttlichem Willen und noch mehr will wissen als selbst wir unsterblichen Götter, der ist gewiss auf dem Holzweg – auch wenn ich ein Opfer ihm abnahm.

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Noch etwas muss ich dir sagen, hoch achtbarer Sprössling der Maia und des die Aigis tragenden Zeus, du Bote der Götter: Drei ehrwürdige Schwestern, edle Jungfrauen, die mit Flügeln geschmückt und stets zu schnellem Fluge bereit sind, alle auf ihren Köpfen bestreut mit dem Mehl weißer Gerste, leben abgeschieden unter den Höh’n des Parnassos. Von diesen Dreien lernt’ ich als Knabe die Kunst der Weissagung als ich noch Rinderhirt war – mein Vater scherte sich nicht drum. Jene pflegen jeweils bald dahin, bald dorthin zu fliegen, um sich an Honig zu laben – dann sind sie fähig zu allem. Nämlich sie fallen in Taumel, sobald sie satt sind vom Honig und sie berichten dann gern und ausführlich, was wirklich und wahr ist.

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Εἰς Ἀφροδίτην

ἢν δ᾽ ἀπονοσφισθῶσι θεῶν ἡδεῖαν ἐδωδὴν ψεύδονται δὴ ἔπειτα δι᾽ ἀλλήλων δονέουσαι. τάς τοι ἔπειτα δίδωμι, σὺ δ᾽ ἀτρεκέως ἐρεείνων σὴν αὐτοῦ φρένα τέρπε, καὶ εἰ βροτὸν ἄνδρα δαείης πολλάκι σῆς ὀμφῆς ἐπακούσεται αἴ κε τύχῃσι. ταῦτ᾽ ἔχε Μαιάδος υἱὲ καὶ ἀγραύλους ἕλικας βοῦς, ἵππους τ᾽ ἀμφιπόλευε καὶ ἡμιόνους ταλαεργοὺς καὶ χαροποῖσι λέουσι καὶ ἀργιόδουσι σύεσσι καὶ κυσὶ καὶ μήλοισιν, ὅσα τρέφει εὐρεῖα χθών, πᾶσι δ᾽ ἐπὶ προβάτοισιν ἀνάσσειν κύδιμον Ἑρμῆν, οἶον δ᾽ εἰς Ἀΐδην τετελεσμένον ἄγγελον εἶναι, ὅς τ᾽ ἄδοτός περ ἐὼν δώσει γέρας οὐκ ἐλάχιστον. Οὕτω Μαιάδος υἱὸν ἄναξ ἐφίλησεν Ἀπόλλων παντοίῃ φιλότητι, χάριν δ᾽ ἐπέθηκε Κρονίων. πᾶσι δ᾽ ὅ γε θνητοῖσι καὶ ἀθανάτοισιν ὁμιλεῖ∙ παῦρα μὲν οὖν ὀνίνησι, τὸ δ᾽ ἄκριτον ἠπεροπεύει νύκτα δι᾽ ὀρφναίην φῦλα θνητῶν ἀνθρώπων. Καὶ σὺ μὲν οὕτω χαῖρε Διὸς καὶ Μαιάδος υἱέ∙ αὐτὰρ ἐγὼ καὶ σεῖο καὶ ἄλλης μνήσομ᾽ ἀοιδῆς.

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V. Εἰς Ἀφροδίτην Μοῦσά μοι ἔννεπε ἔργα πολυχρύσου Ἀφροδίτης Κύπριδος, ἥ τε θεοῖσιν ἐπὶ γλυκὺν ἵμερον ὦρσε καί τ᾽ ἐδαμάσσατο φῦλα καταθνητῶν ἀνθρώπων, οἰωνούς τε διιπετέας καὶ θηρία πάντα, ἠμὲν ὅσ᾽ ἤπειρος πολλὰ τρέφει ἠδ᾽ ὅσα πόντος∙ πᾶσιν δ᾽ ἔργα μέμηλεν ἐϋστεφάνου Κυθερείης. τρισσὰς δ᾽ οὐ δύναται πεπιθεῖν φρένας οὐδ᾽ ἀπατῆσαι∙ κούρην τ᾽ αἰγιόχοιο Διὸς γλαυκῶπιν Ἀθήνην∙ οὐ γάρ οἱ εὔαδεν ἔργα πολυχρύσου Ἀφροδίτης, ἀλλ᾽ ἄρα οἱ πόλεμοί τε ἅδον καὶ ἔργον Ἄρηος, ὑσμῖναί τε μάχαι τε καὶ ἀγλαὰ ἔργ᾽ ἀλεγύνειν. πρώτη τέκτονας ἄνδρας ἐπιχθονίους ἐδίδαξε ποιῆσαι σατίνας καὶ ἅρματα ποικίλα χαλκῷ∙ ἡ δέ τε παρθενικὰς ἁπαλόχροας ἐν μεγάροισιν ἀγλαὰ ἔργ᾽ ἐδίδαξεν ἐπὶ φρεσὶ θεῖσα ἑκάστῃ.

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An Aphrodite

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Nimmt man jedoch diesen Göttinnen weg die köstliche Speise, dann erzählen sie Lügen und widersprüchlichen Unsinn. Diese drei gebe ich dir in Obhut; du magst sie befragen und dich selbst an der Wahrheit erfreuen oder auch einen Sterblichen unterrichten, der auf deine Stimme wird hören. Dies also sei dir, Sohn der Maia, geschenkt, und daneben sollst du die Rinder betreuen sowie Maultiere und Pferde. Über die mutigen Löwen und über scharfzahnige Eber, über die Hunde und Schafe und was an Kleinvieh die Erde sonst noch alles ernährt, sollst du herrschen, ehrwürdiger Hermes. Außerdem sollst du die Seelen der Toten zum Hades geleiten; der, so wenig er selber geehrt ist, dir Ehre verleihn wird.“ So viel Freundschaft bewies dem Sohn der Maia Apollon und so gefällig zeigte er sich. Ihm dankte Kronìon. Jener steht nun in regem Verkehr mit Menschen und Göttern. Wenig Hilfe bietet er zwar, doch mancherlei täuscht er vor in der Nacht den tief im Schlafe ruh’nden Menschen.55 Sei damit mir gegrüßt, du Sohn des Zeus und der Maia;56 Deiner werde ich gern noch in anderen Liedern gedenken.57

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V. An Aphrodite Muse, erzähle mir doch von der goldenen Aphrodite,1 Zyperns Herrin, die Liebesverlangen sowohl bei den Göttern wie bei den Völkern der sterblichen Menschen hervorruft und auch die Vögel des Himmels bezwingt sowie sämtliche übrigen Tiere, die auf dem Festland sich tummeln wie auch in den Fluten des Meeres. Gleich bedeutsam für alle ist doch die kytherische Göttin.2 Lediglich drei Geschöpfe vermag sie nicht zu betören: Erstens des aigistragenden3 Zeus wackre Tochter Athene; ihr liegt gar nichts am Wirken der goldenen Aphrodite, sondern sie liebt die Taten des Kriegs und das Treiben des Ares,4 Schlachten und blut’ges Gemetzel – doch ebenfalls kunstvolle Arbeit: Sie als Erste lehrte die erdebewohnenden Menschen, Radfahrzeuge zu bauen und erzbeschlagene Wagen; ferner unterweist sie die jungen Mädchen zu Hause, einer jeden Geschick zu kunstvoller Handarbeit fördernd.

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Εἰς Ἀφροδίτην

οὐδέ ποτ᾽ Ἀρτέμιδα χρυσηλάκατον κελαδεινὴν δάμναται ἐν φιλότητι φιλομμειδὴς Ἀφροδίτη∙ καὶ γὰρ τῇ ἅδε τόξα καὶ οὔρεσι θῆρας ἐναίρειν, φόρμιγγές τε χοροί τε διαπρύσιοί τ᾽ ὀλολυγαὶ ἄλσεά τε σκιόεντα δικαίων τε πτόλις ἀνδρῶν. οὐδὲ μὲν αἰδοίῃ κούρῃ ἅδεν ἔργ᾽ Ἀφροδίτης Ἱστίῃ, ἣν πρώτην τέκετο Κρόνος ἀγκυλομήτης, αὖτις δ᾽ ὁπλοτάτην, βουλῇ Διὸς αἰγιόχοιο, πότνιαν, ἣν ἐμνῶντο Ποσειδάων καὶ Ἀπόλλων∙ ἡ δὲ μάλ᾽ οὐκ ἔθελεν ἀλλὰ στερεῶς ἀπέειπεν, ὤμοσε δὲ μέγαν ὅρκον, ὃ δὴ τετελεσμένος ἐστίν, ἁψαμένη κεφαλῆς πατρὸς Διὸς αἰγιόχοιο παρθένος ἔσσεσθαι πάντ᾽ ἤματα, δῖα θεάων. τῇ δὲ πατὴρ Ζεὺς δῶκε καλὸν γέρας ἀντὶ γάμοιο, καί τε μέσῳ οἴκῳ κατ᾽ ἄρ᾽ ἕζετο πῖαρ ἑλοῦσα. πᾶσιν δ᾽ ἐν νηοῖσι θεῶν τιμάοχός ἐστι καὶ παρὰ πᾶσι βροτοῖσι θεῶν πρέσβειρα τέτυκται. τάων οὐ δύναται πεπιθεῖν φρένας οὐδ᾽ ἀπατῆσαι∙ τῶν δ᾽ ἄλλων οὔ πέρ τι πεφυγμένον ἔστ᾽ Ἀφροδίτην οὔτε θεῶν μακάρων οὔτε θνητῶν ἀνθρώπων. καί τε παρὲκ Ζηνὸς νόον ἤγαγε τερπικεραύνου, ὅς τε μέγιστός τ᾽ ἐστί, μεγίστης τ᾽ ἔμμορε τιμῆς∙ καί τε τοῦ εὖτε θέλοι πυκινὰς φρένας ἐξαπαφοῦσα ῥηϊδίως συνέμιξε καταθνητῇσι γυναιξὶν Ἥρης ἐκλελαθοῦσα κασιγνήτης ἀλόχου τε, ἣ μέγα εἶδος ἀρίστη ἐν ἀθανάτῃσι θεῇσι,

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κυδίστην δ᾽ ἄρα μιν τέκετο Κρόνος ἀγκυλομήτης μήτηρ τε Ῥείη∙ Ζεὺς δ᾽ ἄφθιτα μήδεα εἰδὼς αἰδοίην ἄλοχον ποιήσατο κέδν᾽ εἰδυῖαν. Τῇ δὲ καὶ αὐτῇ Ζεὺς γλυκὺν ἵμερον ἔμβαλε θυμῷ ἀνδρὶ καταθνητῷ μιχθήμεναι, ὄφρα τάχιστα μηδ᾽ αὐτὴ βροτέης εὐνῆς ἀποεργμένη εἴη καί ποτ᾽ ἐπευξαμένη εἴπῃ μετὰ πᾶσι θεοῖσιν ἡδὺ γελοιήσασα φιλομμειδὴς Ἀφροδίτη ὥς ῥα θεοὺς συνέμιξε καταθνητῇσι γυναιξὶ

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An Aphrodite

Gleichfalls ist Artemis nie, die Göttin der goldenen Spindel, unterworfen dem Liebeszwang der Frau Aphrodite; ihr gefällt’s, im Gebirg’ mit dem Pfeilbogen Wild zu erlegen, Harfe zu spielen, im Reigen zu tanzen, zu singen und jauchzen; schattige Haine liebt sie und Städte rechtdenkender Menschen. Noch einer ehrbaren Jungfrau missfällt das Werk Aphrodites: Hestia, die ja als Erste gezeugt hat der tückische Kronos5 (zwar gilt sie jetzt dem die Aigis tragenden Zeus als die Jüngste6). Um diese Edle warb einst Poseidon zugleich mit Apollon; sie aber wies beide ab und beharrte auf ihrer Verneinung, ja, sie tat einen Schwur, der verwirklicht wurde, indem sie sprechend das Haupt des die Aigis tragenden Zeus berührte: ewig wolle sie Jungfrau bleiben, die heilige Göttin. Darauf verlieh ihr Zeus eine Ehrenstellung statt Hochzeit, und so sitzt sie nun mitten im Haus und lässt es sich wohl sein. Überall in den Tempeln der Götter erweist man ihr Achtung; überall steht sie im Ruf einer hoch ehrwürdigen Gottheit.7 Diese drei also vermochte jene noch nie zu betören; sämtliche andern entgehn jedoch nicht der Gewalt Aphrodites, mögen sie selige Götter sein oder sterbliche Menschen. Selbst dem Zeus verwirrt sie die Seele, dem Schleudrer der Blitze, der doch von allen der Größte ist und der am höchsten Verehrte. Wenn sie nur Lust hat, vermag sie ihm so den Sinn zu bestricken, dass er sich leichtfertig einlässt mit einer der sterblichen Frauen, und seine Hera vergisst, die leibliche Schwester und Gattin, die doch von allen unsterblichen Göttinnen weitaus die Schönste [...]8 Als die Würdigste zeugte sie einst der verschlagene Kronos mit Mutter Rheia. Zeus hat in seiner unendlichen Weisheit sie zu seiner Gemahlin gemacht, die wissende Edle.9 Zeus nun flößte der Liebesgöttin10 ins Herz die Begierde, einem sterblichen Mann sich hinzugeben. Sie solle künftig sich nicht mehr irdischen Liebesgenusses enthalten und dabei stets sich rühmen bei allen anderen Göttern – holdselig lächelnd, die reizende Aphrodite – dass sie jeweils die Götter mit sterblichen Frauen verbinde,

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Εἰς Ἀφροδίτην

αἵ τε καταθνητοὺς υἱεῖς τέκον ἀθανάτοισιν, καί τε θεὰς ἀνέμιξε καταθνητοῖς ἀνθρώποις. Ἀγχίσεω δ᾽ ἄρα οἱ γλυκὺν ἵμερον ἔμβαλε θυμῷ, ὃς τότ᾽ ἐν ἀκροπόλοις ὄρεσιν πολυπιδάκου Ἴδης βουκολέεσκεν βοῦς δέμας ἀθανάτοισιν ἐοικώς. τὸν δὴ ἔπειτα ἰδοῦσα φιλομμειδὴς Ἀφροδίτη ἠράσατ᾽, ἐκπάγλως δὲ κατὰ φρένας ἵμερος εἷλεν. ἐς Κύπρον δ᾽ ἐλθοῦσα θυώδεα νηὸν ἔδυνεν ἐς Πάφον∙ ἔνθα δέ οἱ τέμενος βωμός τε θυώδης∙ ἔνθ᾽ ἥ γ᾽ εἰσελθοῦσα θύρας ἐπέθηκε φαεινάς. ἔνθα δέ μιν Χάριτες λοῦσαν καὶ χρῖσαν ἐλαίῳ ἀμβρότῳ, οἷα θεοὺς ἐπενήνοθεν αἰὲν ἐόντας, ἀμβροσίῳ ἑδανῷ, τό ῥά οἱ τεθυωμένον ἦεν. ἑσσαμένη δ᾽ εὖ πάντα περὶ χροῒ εἵματα καλὰ χρυσῷ κοσμηθεῖσα φιλομμειδὴς Ἀφροδίτη σεύατ᾽ ἐπὶ Τροίης προλιποῦσ᾽ εὐώδεα Κύπρον ὕψι μετὰ νέφεσιν ῥίμφα πρήσσουσα κέλευθον. Ἴδην δ᾽ ἵκανεν πολυπίδακα, μητέρα θηρῶν, βῆ δ᾽ ἰθὺς σταθμοῖο δι᾽ οὔρεος∙ οἱ δὲ μετ᾽ αὐτὴν σαίνοντες πολιοί τε λύκοι χαροποί τε λέοντες ἄρκτοι παρδάλιές τε θοαὶ προκάδων ἀκόρητοι ἤϊσαν∙ ἡ δ᾽ ὁρόωσα μετὰ φρεσὶ τέρπετο θυμὸν καὶ τοῖς ἐν στήθεσσι βάλ᾽ ἵμερον, οἱ δ᾽ ἅμα πάντες σύνδυο κοιμήσαντο κατὰ σκιόεντας ἐναύλους. αὐτὴ δ᾽ ἐς κλισίας εὐποιήτους ἀφίκανε∙ τὸν δ᾽ εὗρε σταθμοῖσι λελειμμένον οἶον ἀπ᾽ ἄλλων Ἀγχίσην ἥρωα θεῶν ἄπο κάλλος ἔχοντα. οἱ δ᾽ ἅμα βουσὶν ἕποντο νομοὺς κατὰ ποιήεντας πάντες, ὁ δὲ σταθμοῖσι λελειμμένος οἶος ἀπ᾽ ἄλλων πωλεῖτ᾽ ἔνθα καὶ ἔνθα διαπρύσιον κιθαρίζων. στῆ δ᾽ αὐτοῦ προπάροιθε Διὸς θυγάτηρ Ἀφροδίτη παρθένῳ ἀδμήτῃ μέγεθος καὶ εἶδος ὁμοίη, μή μιν ταρβήσειεν ἐν ὀφθαλμοῖσι νοήσας.

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An Aphrodite

welche dann diesen Unsterblichen sterbliche Söhne gebären – vielmehr, sie solle auch Göttinnen paaren mit irdischen Männern. Zu Anchises flößte ihr Zeus die Begierde ins Herz ein, der als ein Hirt auf den Höhen des quellreichen Idagebirges Rinder hütete, aber in seiner Gestalt einem Gott glich. Kaum hatte diesen erblickt die reizende Aphrodite, war sie in ihn verliebt und von Sehnsucht verzehrt in der Seele. Alsbald ging sie nach Zypern in ihren wohlriechenden Tempel in Paphos’ heiligem Hain, wo ein Opferaltar ihr geweiht ist. Als sie dorthin gelangt war, verschloss sie die schimmernden Pforten; drinnen wuschen und salbten Charitinnen11 sie mit dem Öl ein, dem ambrosischen, wie es die ewigen Götter gebrauchen,12 das nach Ambrosia duftet und lieblichen Wohlgeruch ausströmt. Darauf begab sich, angetan mit den schönsten Gewändern, reichlich mit Gold geschmückt, die reizende Aphrodite eiligen Laufs nach Troja: das duftende Zypern verlassend, zog sie auf Wolken dahin, im Nu die Strecke durchmessend. Ida, das quellreiche Bergland, die nährende Mutter der Tiere, hatte bereits sie erreicht; auf ihrem Weg zu den Ställen folgten ihr graue Wölfe scharwenzelnd, und feurige Löwen, Bären und Panther, begierig auf Raub eines saftigen jungen Rehkalbs. Der Anblick der Tiere erfreute die Göttin im Herzen, und sie erfüllte sofort mit Liebesdrang alle, sodass sie paarweis vereint sich schlafen legten in schattigen Höhlen. Selber erreichte sie dann die schön gezimmerten Hütten. Dort fand sie ihn allein, von den anderen Hirten verlassen, ihren Anchises, den Helden, mit göttlicher Schönheit gesegnet. Während die andern die Herden weideten draußen im Grünen, war er allein in der Hütte geblieben, von allen verlassen. Auf- und abgehend spielte er dort auf der klingenden Harfe. Ihm nun trat gegenüber die Tochter des Zeus Aphrodite, einer menschlichen Jungfrau ähnlich im Wuchs und im Aussehn, dass nicht der Jüngling erschrecken sollte, wenn er sie sähe.

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Εἰς Ἀφροδίτην

Ἀγχίσης δ᾽ ὁρόων ἐφράζετο θαύμαινέν τε εἶδός τε μέγεθός τε καὶ εἵματα σιγαλόεντα. πέπλον μὲν γὰρ ἕεστο φαεινότερον πυρὸς αὐγῆς, εἶχε δ᾽ ἐπιγναμπτὰς ἕλικας κάλυκάς τε φαεινάς, ὅρμοι δ᾽ ἀμφ᾽ ἁπαλῇ δειρῇ περικαλλέες ἦσαν καλοὶ χρύσειοι παμποίκιλοι∙ ὡς δὲ σελήνη στήθεσιν ἀμφ᾽ ἁπαλοῖσιν ἐλάμπετο, θαῦμα ἰδέσθαι. Ἀγχίσην σέβας εἷλεν, ἔπος δέ μιν ἀντίον ηὔδα∙ Χαῖρε ἄνασσ᾽, ἥ τις μακάρων τάδε δώμαθ᾽ ἱκάνεις, Ἄρτεμις ἢ Λητὼ ἠὲ χρυσέη Ἀφροδίτη ἢ Θέμις ἠϋγενὴς ἠὲ γλαυκῶπις Ἀθήνη ἤ πού τις Χαρίτων δεῦρ᾽ ἤλυθες, αἵ τε θεοῖσι πᾶσιν ἑταιρίζουσι καὶ ἀθάνατοι καλέονται, ἤ τις νυμφάων αἵ τ᾽ ἄλσεα καλὰ νέμονται, ἢ νυμφῶν αἳ καλὸν ὄρος τόδε ναιετάουσι καὶ πηγὰς ποταμῶν καὶ πίσεα ποιήεντα. σοὶ δ᾽ ἐγὼ ἐν σκοπιῇ, περιφαινομένῳ ἐνὶ χώρῳ, βωμὸν ποιήσω, ῥέξω δέ τοι ἱερὰ καλὰ ὥρῃσιν πάσῃσι∙ σὺ δ᾽ εὔφρονα θυμὸν ἔχουσα δός με μετὰ Τρώεσσιν ἀριπρεπέ᾽ ἔμμεναι ἄνδρα, ποίει δ᾽ εἰσοπίσω θαλερὸν γόνον, αὐτὰρ ἔμ᾽ αὐτὸν δηρὸν ἐῢ ζώειν καὶ ὁρᾶν φάος ἠελίοιο ὄλβιον ἐν λαοῖς καὶ γήραος οὐδὸν ἱκέσθαι. Τὸν δ᾽ ἠμείβετ᾽ ἔπειτα Διὸς θυγάτηρ Ἀφροδίτη∙ Ἀγχίση, κύδιστε χαμαιγενέων ἀνθρώπων, οὔ τίς τοι θεός εἰμι∙ τί μ᾽ ἀθανάτῃσιν ἐΐσκεις; ἀλλὰ καταθνητή γε, γυνὴ δέ με γείνατο μήτηρ. Ὀτρεὺς δ᾽ ἐστὶ πατὴρ ὄνομα κλυτός, εἴ που ἀκούεις, ὃς πάσης Φρυγίης εὐτειχήτοιο ἀνάσσει. γλῶσσαν δ᾽ ὑμετέρην καὶ ἡμετέρην σάφα οἶδα∙ Τρῳὰς γὰρ μεγάρῳ με τροφὸς τρέφεν, ἡ δὲ διὰ πρὸ σμικρὴν παῖδ᾽ ἀτίταλλε φίλης παρὰ μητρὸς ἑλοῦσα. ὣς δή τοι γλῶσσάν γε καὶ ὑμετέρην εὖ οἶδα. νῦν δέ μ᾽ ἀνήρπαξε χρυσόρραπις Ἀργειφόντης ἐκ χοροῦ Ἀρτέμιδος χρυσηλακάτου κελαδεινῆς.

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An Aphrodite

Anchises13 jedoch, als er sie sah, bewunderte ihren hohen Wuchs und die schöne Gestalt und die prächtige Kleidung. Ein Gewand nämlich hatte sie an, das glänzte wie Feuer; Armringe trug sie und lauter kostbares edles Geschmeide; prächtige Halsketten schmückten den zarten Hals und den Nacken – alles aus reinstem Gold und leuchtenden Steinen. Dem Mond gleich glänzte der schimmernde Busen – sie war wie ein Wunder zu schauen. Anchises war von Ehrfurcht14 erfasst und ließ sich vernehmen: „Sei mir gegrüßt, hohe Herrin, in meiner bescheidenen Hütte! Artemis magst du wohl sein oder Leto, wenn nicht Aphrodite oder Themis, die Edle, vielleicht aber Pallas Athene oder doch eine der drei Chariten, welche die Götter gerne begleiten und selbst als unsterbliche Göttinnen gelten? Oder bist du wohl eine der Nymphen der heiligen Haine oder eine der Feen, die hier unsre Berge bewohnen an den Quellen der Flüsse und auf diesen grasreichen Fluren? Dir will ich hier, wo der Blick weit über die Länder hinausschweift, einen Altar errichten und regelmäßig dir Opfer darbringen je nach Jahreszeit. Magst du dann wohlwollend mir zu Ansehen bei meinen Mitbürgern, den Trojanern, verhelfen und für späterhin blühende Nachkommenschaft mir gewähren wie auch mir selber ein langes Leben unter der Sonne, dass ich mit Glück gesegnet die Schwelle des Alters erreiche!“ Ihm gab Antwort darauf die Tochter des Zeus Aphrodite: „Anchises, du Würdigster unter den sterblichen Menschen!15 Nichts an mir ist doch göttlich – wie kommst du auf solche Gedanken? Als eine Sterbliche hat eine Menschenfrau mich geboren. Otreus ist mein Vater (du kennst vielleicht seinen Namen), der regierende König des volkreichen Phrygierlandes. Eure Sprache beherrsch’ ich so gut wie die eigene Sprache, weil eine troische Amme mich aufzog, solang ich ein Kind war (meine Mutter hatte für mich sie mit Sorgfalt erkoren). Daher verstehe ich jetzt vollkommen auch euere Sprache. Nun aber wurd’ ich geraubt und entführt durch den Argosbezwinger16 als wir mit Artemis tanzten, der Göttin der goldenen Spindel,

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Εἰς Ἀφροδίτην

πολλαὶ δὲ νύμφαι καὶ παρθένοι ἀλφεσίβοιαι παίζομεν, ἀμφὶ δ᾽ ὅμιλος ἀπείριτος ἐστεφάνωτο∙ ἔνθεν μ᾽ ἥρπαξε χρυσόρραπις Ἀργειφόντης, πολλὰ δ᾽ ἔπ᾽ ἤγαγεν ἔργα καταθνητῶν ἀνθρώπων, πολλὴν δ᾽ ἄκληρόν τε καὶ ἄκτιτον, ἣν διὰ θῆρες ὠμοφάγοι φοιτῶσι κατὰ σκιόεντας ἐναύλους, οὐδὲ ποσὶ ψαύειν ἐδόκουν φυσιζόου αἴης∙ Ἀγχίσεω δέ με φάσκε παραὶ λέχεσιν καλέεσθαι κουριδίην ἄλοχον, σοὶ δ᾽ ἀγλαὰ τέκνα τεκεῖσθαι. αὐτὰρ ἐπεὶ δὴ δεῖξε καὶ ἔφρασεν ἦ τοι ὅ γ᾽ αὖτις ἀθανάτων μετὰ φῦλ᾽ ἀπέβη κρατὺς Ἀργειφόντης∙ αὐτὰρ ἐγώ σ᾽ ἱκόμην, κρατερὴ δέ μοι ἔπλετ᾽ ἀνάγκη. ἀλλά σε πρὸς Ζηνὸς γουνάζομαι ἠδὲ τοκήων ἐσθλῶν∙ οὐ μὲν γάρ κε κακοὶ τοιόνδε τέκοιεν∙ ἀδμήτην μ᾽ ἀγαγὼν καὶ ἀπειρήτην φιλότητος πατρί τε σῷ δεῖξον καὶ μητέρι κέδν᾽ εἰδυίῃ σοῖς τε κασιγνήτοις οἵ τοι ὁμόθεν γεγάασιν∙ οὔ σφιν ἀεικελίη νυὸς ἔσσομαι, ἀλλ᾽ εἰκυῖα. πέμψαι δ᾽ ἄγγελον ὦκα μετὰ Φρύγας αἰολοπώλους εἰπεῖν πατρί τ᾽ ἐμῷ καὶ μητέρι κηδομένῃ περ∙ οἱ δέ κέ τοι χρυσόν τε ἅλις ἐσθῆτά θ᾽ ὑφαντὴν πέμψουσιν, σὺ δὲ πολλὰ καὶ ἀγλαὰ δέχθαι ἄποινα. ταῦτα δὲ ποιήσας δαίνυ γάμον ἱμερόεντα τίμιον ἀνθρώποισι καὶ ἀθανάτοισι θεοῖσιν. Ὣς εἰποῦσα θεὰ γλυκὺν ἵμερον ἔμβαλε θυμῷ. Ἀγχίσην δ᾽ ἔρος εἷλεν, ἔπος τ᾽ ἔφατ᾽ ἔκ τ᾽ ὀνόμαζεν∙ Εἰ μὲν θνητή τ᾽ ἐσσί, γυνὴ δέ σε γείνατο μήτηρ, Ὀτρεὺς δ᾽ ἐστὶ πατὴρ ὄνομα κλυτός, ὡς ἀγορεύεις, ἀθανάτου δὲ ἕκητι διακτόρου ἐνθάδ᾽ ἱκάνεις Ἑρμέω, ἐμὴ δ᾽ ἄλοχος κεκλήσεαι ἤματα πάντα∙ οὔ τις ἔπειτα θεῶν οὔτε θνητῶν ἀνθρώπων ἐνθάδε με σχήσει πρὶν σῇ φιλότητι μιγῆναι αὐτίκα νῦν∙ οὐδ᾽ εἴ κεν ἑκηβόλος αὐτὸς Ἀπόλλων τόξου ἀπ᾽ ἀργυρέου προϊῇ βέλεα στονόεντα. βουλοίμην κεν ἔπειτα, γύναι εἰκυῖα θεῇσι,

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wir, eine Schar junger Frauen und vielumworbener Mädchen, rings umgeben von einer unzählbaren Zuschauermenge.

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Da kam plötzlich und riss mich hinweg der Argosbezwinger. Sogleich entführte er mich über Länder der sterblichen Menschen und über Brachfelder hin, in denen streunende Tiere dauernd streiften umher auf der Suche nach schattigen Höhlen –17 mir kam’s vor, als berührte ich nicht mit den Füßen die Erde.

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Zu des Anchises Lager, so sprach der Gott, sei ich berufen, um dich als Gattin mit edler Nachkommenschaft zu beglücken. Als er mir dies auseinandergesetzt und erklärt hatte, ging er wieder zurück zu den anderen Göttern, der Argosbezwinger. Ich aber musste zu dir mich begeben gezwungenermaßen. Dich nun flehe ich an beim Zeus und bei deinen edlen Eltern (von unedlen kannst du als der, der du bist, ja nicht stammen): Führ mich als deine in Liebe unerfahrene Braut doch bei deinem Vater ein und bei deiner ehrbaren Mutter wie auch bei deinen Geschwistern, die neben dir wurden erzogen. Allen will ich als Schwägerin angenehm sein und nicht lästig. Schick aber jetzt einen Boten mit Nachricht ins Pferdeland Phrygien für meinen Vater und meine sich um mich sorgende Mutter, dass sie dich reichlich mit Gold und kostbarer Kleidung versehen. Nimm nur alles entgegen als dir geschuldete Mitgift.

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Dann aber gib zur Hochzeit ein Festmahl, dass es sowohl für Menschen würdig erscheine wie auch für unsterbliche Götter.“ So sprechend flößte die Göttin ihm süße Begierde ins Herz ein.18 Anchises, von Liebe entbrannt, ließ nun sich vernehmen:19 „Wenn du ein sterbliches Weib bist, das Kind einer menschlichen Mutter, Otreus, dieser Berühmte, dein Vater ist, wie du gesagt hast, und du auf Weisung des Gottes, der Seelen geleitet, hierher kommst, des Hermeias20, so sollst du auf ewig die Meinige heißen. Keiner der Götter kann dann, und keiner der sterblichen Menschen, mich davon abhalten, jetzt mich in Liebe mit dir zu vereinen hier auf der Stelle – und sollte mich selbst der Schütze Apollon treffen mit tödlichem Pfeil, entsandt aus dem silbernen Bogen, wollte ich auf dem Liebeslager, du Göttinnengleiche,

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Εἰς Ἀφροδίτην

σῆς εὐνῆς ἐπιβὰς δῦναι δόμον Ἄϊδος εἴσω. Ὣς εἰπὼν λάβε χεῖρα∙ φιλομμειδὴς δ᾽ Ἀφροδίτη

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ἕρπε μεταστρεφθεῖσα κατ᾽ ὄμματα καλὰ βαλοῦσα ἐς λέχος εὔστρωτον, ὅθι περ πάρος ἔσκεν ἄνακτι χλαίνῃσιν μαλακῇς ἐστρωμένον∙ αὐτὰρ ὕπερθεν ἄρκτων δέρματ᾽ ἔκειτο βαρυφθόγγων τε λεόντων, τοὺς αὐτὸς κατέπεφνεν ἐν οὔρεσιν ὑψηλοῖσιν.

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οἱ δ᾽ ἐπεὶ οὖν λεχέων εὐποιήτων ἐπέβησαν, κόσμον μέν οἱ πρῶτον ἀπὸ χροὸς εἷλε φαεινόν, πόρπας τε γναμπτάς θ᾽ ἕλικας κάλυκάς τε καὶ ὅρμους. λῦσε δέ οἱ ζώνην ἰδὲ εἵματα σιγαλόεντα ἔκδυε καὶ κατέθηκεν ἐπὶ θρόνου ἀργυροήλου Ἀγχίσης∙ ὁ δ᾽ ἔπειτα θεῶν ἰότητι καὶ αἴσῃ ἀθανάτῃ παρέλεκτο θεᾷ βροτός, οὐ σάφα εἰδώς. Ἦμος δ᾽ ἂψ εἰς αὖλιν ἀποκλίνουσι νομῆες βοῦς τε καὶ ἴφια μῆλα νομῶν ἐξ ἀνθεμοέντων, τῆμος ἄρ᾽ Ἀγχίσῃ μὲν ἐπὶ γλυκὺν ὕπνον ἔχευε νήδυμον, αὐτὴ δὲ χροῒ ἕννυτο εἵματα καλά. ἑσσαμένη δ᾽ εὖ πάντα περὶ χροῒ δῖα θεάων ἔστη ἄρα κλισίῃ, εὐποιήτοιο μελάθρου κῦρε κάρη, κάλλος δὲ παρειάων ἀπέλαμπεν ἄμβροτον, οἷόν τ᾽ ἐστὶν ἐϋστεφάνου Κυθερείης.

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ἐξ ὕπνου τ᾽ ἀνέγειρεν, ἔπος τ᾽ ἔφατ᾽ ἔκ τ᾽ ὀνόμαζεν∙ Ὄρσεο Δαρδανίδη∙ τί νυ νήγρετον ὕπνον ἰαύεις; καὶ φράσαι εἴ τοι ὁμοίη ἐγὼν ἰνδάλλομαι εἶναι οἵην δή με τὸ πρῶτον ἐν ὀφθαλμοῖσι νόησας; Ὣς φάθ᾽∙ ὁ δ᾽ ἐξ ὕπνοιο μάλ᾽ ἐμμαπέως ὑπάκουσεν. ὡς δὲ ἴδεν δειρήν τε καὶ ὄμματα κάλ᾽ Ἀφροδίτης τάρβησέν τε καὶ ὄσσε παρακλιδὸν ἔτραπεν ἄλλῃ. ἂψ δ᾽ αὖτις χλαίνῃ τε καλύψατο καλὰ πρόσωπα, καί μιν λισσόμενος ἔπεα πτερόεντα προσηύδα∙ Αὐτίκα σ᾽ ὡς τὰ πρῶτα θεὰ ἴδον ὀφθαλμοῖσιν ἔγνων ὡς θεὸς ἦσθα∙ σὺ δ᾽ οὐ νημερτὲς ἔειπες. ἀλλά σε πρὸς Ζηνὸς γουνάζομαι αἰγιόχοιο

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An Aphrodite

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gerne sterben und sofort ins Haus des Aïdes eingehn.“21 Sprach’s und fasste die Hand der reizenden Aphrodite.

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Diese wandte sich nun, ihre schönen Augen zu Boden heftend, dem wohlbereiteten Lager zu, wo der Hirte jeweils pflegte auf weichen Decken zu ruhen. Darüber waren Felle von Bären und grimmigen Löwen gebreitet, die jener selber hatte erlegt im hohen Gebirge.

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Als aber nun dieses Lager die beiden hatten bestiegen, löste jener zuerst den Schmuck von den Gliedern der Schönen, all die kostbaren Armringe, Broschen, Reifen und Ketten. Darauf löste er ihr den Gürtel und zog ihr die Kleider ab, die er stapelte auf einem silberbeschlagenen Sessel. Anchises aber legte, dem Schicksal und Willen der Götter folgend, als Mensch sich neben die Göttin in schuldlosem Irrtum.22 Während die Hirten nun ihre Herden zurück in die Ställe aus der blühenden Wiese trieben, die Schafe und Rinder, war Anchises in tiefen Schlaf versenkt von der Göttin, die nun wiederum sich mit den prächtigen Kleidern umhüllte. Festlich geschmückt in ihrem Ornat als himmlische Gottheit richtete sie in der Hütte sich auf, sodass sie mit ihrem Haupt an die Decke stieß. Es leuchtete aus ihren Augen überirdische Schönheit – das Kennzeichen der Kytherea.23

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Jenen weckte sie nun aus dem Schlaf mit den folgenden Worten: „Steh auf, Dardanersohn, was gibst du so lang dich dem Schlaf hin? Sage mir nun, ob ich immer noch dir als dieselbe erscheine wie zuvor, als du erstmals mich sahst mit eigenen Augen?“ So sprach sie; er wurde wach und beeilte sich ihr zu gehorchen. Als er den Hals und die strahlenden Augen sah Aphrodites, wandte er plötzlich vor Schrecken und Furcht seine Blicke zur Seite, und er bedeckte geschwind sein Gesicht mit einer der Decken. Betend sprach er sodann zu ihr mit fliegenden Worten: „Gleich als ich, Göttin, zuerst dich erblickte mit eigenen Augen, hab ich dein göttliches Wesen erkannt – doch du sprachst nicht die Wahrheit.24 Nun aber fleh ich dich an bei Zeus, dem Träger der Aigis:

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Εἰς Ἀφροδίτην

μή με ζῶντ᾽ ἀμενηνὸν ἐν ἀνθρώποισιν ἐάσῃς ναίειν, ἀλλ᾽ ἐλέαιρ᾽∙ ἐπεὶ οὐ βιοθάλμιος ἀνὴρ γίγνεται ὅς τε θεαῖς εὐνάζεται ἀθανάτῃσι. Τὸν δ᾽ ἠμείβετ᾽ ἔπειτα Διὸς θυγάτηρ Ἀφροδίτη∙ Ἀγχίση, κύδιστε καταθνητῶν ἀνθρώπων, θάρσει, μηδέ τι σῇσι μετὰ φρεσὶ δείδιθι λίην∙ οὐ γάρ τοί τι δέος παθέειν κακὸν ἐξ ἐμέθεν γε οὐδ᾽ ἄλλων μακάρων, ἐπεὶ ἦ φίλος ἐσσὶ θεοῖσι.

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σοὶ δ᾽ ἔσται φίλος υἱὸς ὃς ἐν Τρώεσσιν ἀνάξει καὶ παῖδες παίδεσσι διαμπερὲς ἐκγεγάονται∙ τῷ δὲ καὶ Αἰνείας ὄνομ᾽ ἔσσεται οὕνεκά μ᾽ αἰνὸν ἔσχεν ἄχος ἕνεκα βροτοῦ ἀνέρος ἔμπεσον εὐνῇ∙ ἀγχίθεοι δὲ μάλιστα καταθνητῶν ἀνθρώπων αἰεὶ ἀφ᾽ ὑμετέρης γενεῆς εἶδός τε φυήν τε. ἦ τοι μὲν ξανθὸν Γανυμήδεα μητίετα Ζεὺς ἥρπασεν ὃν διὰ κάλλος ἵν᾽ ἀθανάτοισι μετείη καί τε Διὸς κατὰ δῶμα θεοῖς ἐπιοινοχοεύοι, θαῦμα ἰδεῖν, πάντεσσι τετιμένος ἀθανάτοισι, χρυσέου ἐκ κρητῆρος ἀφύσσων νέκταρ ἐρυθρόν.

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Τρῶα δὲ πένθος ἄλαστον ἔχε φρένας, οὐδέ τι ᾔδει ὅππῃ οἱ φίλον υἱὸν ἀνήρπασε θέσπις ἄελλα∙ τὸν δὴ ἔπειτα γόασκε διαμπερὲς ἤματα πάντα. καί μιν Ζεὺς ἐλέησε, δίδου δέ οἱ υἷος ἄποινα ἵππους ἀρσίποδας, τοί τ᾽ ἀθανάτους φορέουσι. τούς οἱ δῶρον ἔδωκεν ἔχειν∙ εἶπεν δὲ ἕκαστα Ζηνὸς ἐφημοσύνῃσι διάκτορος Ἀργειφόντης, ὡς ἔοι ἀθάνατος καὶ ἀγήρως ἶσα θεοῖσιν.

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αὐτὰρ ἐπεὶ δὴ Ζηνὸς ὅ γ᾽ ἔκλυεν ἀγγελιάων οὐκέτ᾽ ἔπειτα γόασκε, γεγήθει δὲ φρένας ἔνδον, γηθόσυνος δ᾽ ἵπποισιν ἀελλοπόδεσσιν ὀχεῖτο.

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ὣς δ᾽ αὖ Τιθωνὸν χρυσόθρονος ἥρπασεν Ἠὼς ὑμετέρης γενεῆς ἐπιείκελον ἀθανάτοισι. βῆ δ᾽ ἴμεν αἰτήσουσα κελαινεφέα Κρονίωνα

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An Aphrodite

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Lass nicht als gänzlich elenden Mann mich unter den Menschen weilen! Habe Erbarmen! Es darf doch kein Erdegeborner sich unterfangen, mit einer unsterblichen Göttin zu schlafen.“25

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Ihm gab Antwort darauf die Tochter des Zeus Aphrodite: „Anchises, du Würdigster unter den sterblichen Menschen! Fass dich und lass dich nicht allzu sehr ängstigen in deiner Seele! Nichts hast du nämlich zu fürchten, weder von mir noch von andern Himmlischen – vielmehr wirst du geliebt von sämtlichen Göttern.

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Dir wird ein Sohn geschenkt, der ein Großer wird unter den Troern und dessen Kinder und Enkel sich weiterhin fortpflanzen werden.26 Dieser, dein Sohn, wird Aineias genannt sein, nämlich ein Neues,27 Peinliches war’s, dass ich einst einem Erdenbewohner mich hingab. Zwar sind den Göttern am ähnlichsten unter den sterblichen Menschen jene aus euerm Geschlecht an Gestalt und vollendeter Formung. Darum wurde ja auch Ganymed durch den planenden Gott Zeus einst – jener hellblonde Jüngling – entführt, damit er den Göttern diene im Hause des Zeus als Mundschenk. An Schönheit28 ist er ein Wunder zu schauen; die Götter bestaunen ihn alle, wenn er aus goldenem Kruge den rötlichen Nektar herausschöpft. Vater Tros29 allerdings war untröstlich – er hatte ja keine Ahnung, wohin sein Sohn durch den göttlichen Sturmwind entführt war. Tagelang konnte er nur fortwährend jammern und weinen.

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Schließlich erbarmte sich Zeus: als Entgelt für den Sohn gab er ihm ein Pferdegespann, das die Götter pflegten auf Reisen zu brauchen. Dieses Geschenk überbrachte, die Umstände näher erklärend, ihm im Auftrag des Zeus dessen Bote, der Argosbezwinger: jener sei jetzt unsterblich und alterslos wie die Götter. Als nun Tros vom Boten des Zeus dies hatte vernommen, weinte er nicht mehr, sondern er war erfreut in der Seele; fröhlichen Muts fuhr er gleich mit den windschnellen Rossen spazieren.30 Andrerseits wurde Tithonos geraubt von der goldenen Eos: Auch er stammt ja aus euerm Geschlecht und ist schön wie die Götter. Sie nun ging mit der Bitte zum schwarzumwölkten Kronìon,

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Εἰς Ἀφροδίτην

ἀθάνατόν τ᾽ εἶναι καὶ ζώειν ἤματα πάντα∙ τῇ δὲ Ζεὺς ἐπένευσε καὶ ἐκρήηνεν ἐέλδωρ. νηπίη, οὐδ᾽ ἐνόησε μετὰ φρεσὶ πότνια Ἠὼς ἥβην αἰτῆσαι, ξῦσαί τ᾽ ἄπο γῆρας ὀλοιόν. τὸν δ᾽ ἦ τοι εἵως μὲν ἔχεν πολυήρατος ἥβη, Ἠοῖ τερπόμενος χρυσοθρόνῳ ἠριγενείῃ ναῖε παρ᾽ Ὠκεανοῖο ῥοῇς ἐπὶ πείρασι γαίης∙ αὐτὰρ ἐπεὶ πρῶται πολιαὶ κατέχυντο ἔθειραι καλῆς ἐκ κεφαλῆς εὐηγενέος τε γενείου, τοῦ δ᾽ ἦ τοι εὐνῆς μὲν ἀπείχετο πότνια Ἠώς, αὐτὸν δ᾽ αὖτ᾽ ἀτίταλλεν ἐνὶ μεγάροισιν ἔχουσα σίτῳ τ᾽ ἀμβροσίῃ τε καὶ εἵματα καλὰ διδοῦσα. ἀλλ᾽ ὅτε δὴ πάμπαν στυγερὸν κατὰ γῆρας ἔπειγεν οὐδέ τι κινῆσαι μελέων δύνατ᾽ οὐδ᾽ ἀναεῖραι, ἥδε δέ οἱ κατὰ θυμὸν ἀρίστη φαίνετο βουλή∙ ἐν θαλάμῳ κατέθηκε, θύρας δ᾽ ἐπέθηκε φαεινάς. τοῦ δ᾽ ἦ τοι φωνὴ ῥεῖ ἄσπετος, οὐδέ τι κῖκυς ἔσθ᾽ οἵη πάρος ἔσκεν ἐνὶ γναμπτοῖσι μέλεσσιν. οὐκ ἂν ἐγώ γε σὲ τοῖον ἐν ἀθανάτοισιν ἑλοίμην ἀθάνατόν τ᾽ εἶναι καὶ ζώειν ἤματα πάντα. ἀλλ᾽ εἰ μὲν τοιοῦτος ἐὼν εἶδός τε δέμας τε ζώοις, ἡμέτερός τε πόσις κεκλημένος εἴης, οὐκ ἂν ἔπειτά μ᾽ ἄχος πυκινὰς φρένας ἀμφικαλύπτοι. νῦν δέ σε μὲν τάχα γῆρας ὁμοίιον ἀμφικαλύψει νηλειές, τό τ᾽ ἔπειτα παρίσταται ἀνθρώποισιν, οὐλόμενον καματηρόν, ὅ τε στυγέουσι θεοί περ. αὐτὰρ ἐμοὶ μέγ᾽ ὄνειδος ἐν ἀθανάτοισι θεοῖσιν ἔσσεται ἤματα πάντα διαμπερὲς εἵνεκα σεῖο, οἳ πρὶν ἐμοὺς ὀάρους καὶ μήτιας, αἷς ποτε πάντας ἀθανάτους συνέμιξα καταθνητῇσι γυναιξί, τάρβεσκον∙ πάντας γὰρ ἐμὸν δάμνασκε νόημα. νῦν δὲ δὴ οὐκέτι μοι στόμα χείσεται ἐξονομῆναι τοῦτο μετ᾽ ἀθανάτοισιν, ἐπεὶ μάλα πολλὸν ἀάσθην σχέτλιον οὐκ ὀνομαστόν, ἀπεπλάγχθην δὲ νόοιο,

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An Aphrodite

jener möge unsterblich werden und immerfort leben. Ihr gewährte durch Zunicken Zeus die Erfüllung des Wunsches. Ach, diese Närrin! Wie unbedacht war doch die göttliche Eos! Jugend hätte sie sollen erbitten, nicht ewiges Alter! Zwar, solange sich jener erfreute der blühenden Jahre an der Seite der Eos, der goldenthronenden Göttin, lebten sie froh am Okeanosstrand, an den Grenzen der Erde; als jedoch dann die ersten ergrauenden Haare sich zeigten auf seinem schönen Haupt und am Kinn, dem edel geformten, hielt sie sich bald seinem Lager fern, die göttliche Eos, aber sie hegte und pflegte ihn nun mit Sorgfalt zu Hause, ihn mit ambrosischer Nahrung verwöhnend und prächtig bekleidend. Als aber dann vollends das Greisenalter ihn plagte so, dass er nicht mehr konnte die Glieder bewegen und aufstehn,31 da schien dies ihr im Herzen das Beste zu sein: dass er dauernd liege im Schlafzimmer eingesperrt hinter schimmernden Pforten.32 Zwar, man hört ihn immer noch fortwährend plaudern, doch fehlt die Kraft, die ehemals seine gelenkigen Glieder belebte. So möcht’ ich nie dich sehen im Kreis der unsterblichen Götter, auch wenn du selber unsterblich wärest und immerfort lebtest. Allerdings, wenn du genauso wie jetzt von Gestalt und von Aussehn bliebest auf ewige Zeit und mit mir verheiratet wärest – ja, dann würde mir nicht dieser Kummer die Seele beengen. Nun aber wird dich schon bald das Greisenalter bedrängen33 ohne Erbarmen, das allen sterblichen Menschen bevorsteht, dieses entsetzliche Alter, das auch allen Göttern verhasst ist.

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Aber an mir wird ein Schimpf in den Augen der seligen Götter wegen meiner Affäre mit dir bis in Ewigkeit haften – mussten sie selber doch stets meine Liebespläne, durch welche ich die Unsterblichen jeweils mit Menschenfrauen vereinte, 34 fürchten – sie wurden von meiner Gewalt doch alle bezwungen. Nun jedoch kann ich hierüber mich nicht mehr prahlerisch bei den andern Unsterblichen äußern, nachdem ich selber mich derart unverzeihlich betören ließ – ich war wie von Sinnen.

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Εἰς Ἀφροδίτην

παῖδα δ᾽ ὑπὸ ζώνῃ ἐθέμην βροτῷ εὐνηθεῖσα. τὸν μὲν ἐπὴν δὴ πρῶτον ἴδῃ φάος ἠελίοιο, νύμφαι μιν θρέψουσιν ὀρεσκῷοι βαθύκολποι, αἳ τόδε ναιετάουσιν ὄρος μέγα τε ζάθεόν τε∙ αἵ ῥ᾽ οὔτε θνητοῖς οὔτ᾽ ἀθανάτοισιν ἕπονται∙ δηρὸν μὲν ζώουσι καὶ ἄμβροτον εἶδαρ ἔδουσι, καί τε μετ᾽ ἀθανάτοισι καλὸν χορὸν ἐρρώσαντο. τῇσι δὲ Σειληνοί τε καὶ εὔσκοπος Ἀργειφόντης μίσγοντ᾽ ἐν φιλότητι μυχῷ σπείων ἐροέντων. τῇσι δ᾽ ἅμ᾽ ἢ ἐλάται ἠὲ δρύες ὑψικάρηνοι γεινομένῃσιν ἔφυσαν ἐπὶ χθονὶ βωτιανείρῃ καλαὶ τηλεθάουσαι ἐν οὔρεσιν ὑψηλοῖσιν. ἑστᾶσ᾽ ἠλίβατοι, τεμένη δέ ἑ κικλήσκουσιν ἀθανάτων∙ τὰς δ᾽ οὔ τι βροτοὶ κείρουσι σιδήρῳ. ἀλλ᾽ ὅτε κεν δὴ μοῖρα παρεστήκῃ θανάτοιο ἀζάνεται μὲν πρῶτον ἐπὶ χθονὶ δένδρεα καλά, φλοιὸς δ᾽ ἀμφιπεριφθινύθει, πίπτουσι δ᾽ ἄπ᾽ ὄζοι, τῶν δέ χ᾽ ὁμοῦ ψυχὴ λείποι φάος ἠελίοιο. αἱ μὲν ἐμὸν θρέψουσι παρὰ σφίσιν υἱὸν ἔχουσαι. τὸν μὲν ἐπὴν δὴ πρῶτον ἕλῃ πολυήρατος ἥβη ἄξουσίν σοι δεῦρο θεαί, δείξουσί τε παῖδα∙ σοὶ δ᾽ ἐγώ, ὄφρα κε ταῦτα μετὰ φρεσὶ πάντα διέλθω, ἐς πέμπτον ἔτος αὖτις ἐλεύσομαι υἱὸν ἄγουσα. τὸν μὲν ἐπὴν δὴ πρῶτον ἴδῃς θάλος ὀφθαλμοῖσι, γηθήσεις ὁρόων∙ μάλα γὰρ θεοείκελος ἔσται∙ ἄξεις δ᾽ αὐτίκα νιν ποτὶ Ἴλιον ἠνεμόεσσαν. ἢν δέ τις εἴρηταί σε καταθνητῶν ἀνθρώπων ἥ τις σοὶ φίλον υἱὸν ὑπὸ ζώνῃ θέτο μήτηρ, τῷ δὲ σὺ μυθεῖσθαι μεμνημένος ὥς σε κελεύω∙ φασίν τοι νύμφης καλυκώπιδος ἔκγονον εἶναι αἳ τόδε ναιετάουσιν ὄρος καταειμένον ὕλῃ. εἰ δέ κεν ἐξείπῃς καὶ ἐπεύξεαι ἄφρονι θυμῷ ἐν φιλότητι μιγῆναι ἐϋστεφάνῳ Κυθερείῃ,

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An Aphrodite

Ja, jetzt trag ich ein Kind von dem Mann, mit dem ich geschlafen. Wenn dieses Kind zur Welt kommt und ihm das Sonnenlicht leuchtet, wird es von Nymphen mit vollen Brüsten ernährt und gehegt sein, welche ja hier im Gebirge wohnen auf heiligen Gipfeln. Diese sind weder den Menschen untertan noch den Göttern.35 Langlebig sind sie; sie nähren sich nur von ambrosischer Speise und sie tanzen anmutige Reigentänze mit Göttern. Ihnen pflegen Silene doch oft und der Argosbezwinger beizuwohnen im Inneren ihrer lieblichen Grotten. Eng mit ihnen vereint sind hohe Tannen und Eichen aus der fruchtbaren Erde emporgewachsen, die herrlich blühn und gedeihen dort oben auf jenen hochragenden Bergen. Senkrecht richten sie sich empor; sie gelten als heilig und als den Göttern geweiht; kein Mensch darf mit Eisen sie fällen. Wenn aber ihnen das Ende naht ihres blühenden Daseins, dann vertrocknen die schönen Bäume zunächst an der Wurzel; hierauf schwindet die Rinde, die Äste fallen zu Boden. Damit verlieren die Nymphen ihr Leben im Lichte der Sonne. Diese Nymphen nun sollen bei sich mein Söhnchen mir großziehn. Wenn er dann aber das liebliche Jünglingsalter erreicht hat, werden jene Göttlichen ihn dir bringen und zeigen.

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Ich aber – um dir alles zu sagen, worüber ich sinne – werde dich in fünf Jahren besuchen mit unserem Söhnlein. Wenn du es dann zum ersten Mal siehst mit eigenen Augen, wird dich der Anblick entzücken, denn fast wie ein Gott wird es aussehn. Danach wirst du den Sohn ins luftige Ilion führen. Sollte dann einer dich fragen der sterbenspflichtigen Menschen, wer diesen Sprössling dir habe ausgetragen als Mutter, dann gib ihm, so wie ich es jetzt dir angebe, Antwort: „Wie man sagt, hat ihn eine der blütenäugigen Nymphen unserer hohen, von Wäldern bekleideten Berge geboren.“ Solltest du aber es irgendwann ausplaudern törichten Sinnes prahlend, du habest mit mir, der kytherischen Göttin, geschlafen,36

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Εἰς Διόνυσον

Ζεύς σε χολωσάμενος βαλέει ψολόεντι κεραυνῷ. εἴρηταί τοι πάντα∙ σὺ δὲ φρεσὶ σῇσι νοήσας ἴσχεο μηδ᾽ ὀνόμαινε, θεῶν δ᾽ ἐποπίζεο μῆνιν. Ὣς εἰποῦσ᾽ ἤϊξε πρὸς οὐρανὸν ἠνεμόεντα.

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Χαῖρε, θεά, Κύπροιο ἐϋκτιμένης μεδέουσα∙ σεῦ δ᾽ ἐγὼ ἀρξάμενος μεταβήσομαι ἄλλον ἐς ὕμνον.

VI. Εἰς Ἀφροδίτην Αἰδοίην χρυσοστέφανον καλὴν Ἀφροδίτην ᾄσομαι, ἣ πάσης Κύπρου κρήδεμνα λέλογχεν εἰναλίης, ὅθι μιν Ζεφύρου μένος ὑγρὸν ἀέντος ἤνεικεν κατὰ κῦμα πολυφλοίσβοιο θαλάσσης ἀφρῷ ἔνι μαλακῷ∙ τὴν δὲ χρυσάμπυκες Ὧραι δέξαντ᾽ ἀσπασίως, περὶ δ᾽ ἄμβροτα εἵματα ἕσσαν, κρατὶ δ᾽ ἐπ᾽ ἀθανάτῳ στεφάνην εὔτυκτον ἔθηκαν καλὴν χρυσείην, ἐν δὲ τρητοῖσι λοβοῖσιν ἄνθεμ᾽ ὀρειχάλκου χρυσοῖό τε τιμήεντος, δειρῇ δ᾽ ἀμφ᾽ ἁπαλῇ καὶ στήθεσιν ἀργυφέοισιν ὅρμοισι χρυσέοισιν ἐκόσμεον οἷσί περ αὐταὶ Ὧραι κοσμείσθην χρυσάμπυκες ὁππότ᾽ ἴοιεν ἐς χορὸν ἱμερόεντα θεῶν καὶ δώματα πατρός. αὐτὰρ ἐπεὶ δὴ πάντα περὶ χροῒ κόσμον ἔθηκαν ἦγον ἐς ἀθανάτους∙ οἱ δ᾽ ἠσπάζοντο ἰδόντες χερσί τ᾽ ἐδεξιόωντο καὶ ἠρήσαντο ἕκαστος εἶναι κουριδίην ἄλοχον καὶ οἴκαδ᾽ ἄγεσθαι, εἶδος θαυμάζοντες ἰοστεφάνου Κυθερείης. Χαῖρ᾽, ἑλικοβλέφαρε γλυκυμείλιχε, δὸς δ᾽ ἐν ἀγῶνι νίκην τῷδε φέρεσθαι, ἐμὴν δ᾽ ἔντυνον ἀοιδήν. αὐτὰρ ἐγὼ καὶ σεῖο καὶ ἄλλης μνήσομ᾽ ἀοιδῆς.

VII. Εἰς Διόνυσον Ἀμφὶ Διώνυσον Σεμέλης ἐρικυδέος υἱὸν μνήσομαι, ὡς ἐφάνη παρὰ θῖν᾽ ἁλὸς ἀτρυγέτοιο

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An Dionysos

wird der erzürnte Gott Zeus mit dem flammenden Blitz dich erschlagen. Hiermit hab ich dir alles gesagt – bitte nimm’s dir zu Herzen; halt dich mit Reden zurück und fürchte den Zornmut der Götter.“ Damit war sie bereits in die Lüfte des Himmels entflogen.

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Heil dir, Göttin, Beherrscherin Zyperns, der lieblichen Insel; dich besang ich zuerst – nun sing ich noch weitere Hymnen.37

VI. An Aphrodite Die zu verehrende Schöne mit goldenem Kranz, Aphrodite, will ich besingen, die Herrin der Burgen und Städte ganz Zyperns, jener Insel, wohin sie vom feuchten, stürmischen Westwind wurde über die Fluten des tosenden Meeres getragen, weich gebettet in Schaum. Die Horen mit goldenem Stirnband nahmen sie dort in Empfang und gaben ihr göttliche Kleidung. Auf das unsterbliche Haupt aber setzten sie eine aus reinem Golde gefertigte Krone und schmückten die Läppchen der Ohren schön mit kunstvollen Blumen aus Erzguss und kostbarem Feingold. Um den zarten Nacken und über den schimmernden Busen legten sie goldene Halsketten, wie sie sie selber zu tragen pflegen – die Horen mit goldenem Stirnband – wann immer sie gehn zum lieblichen Reigentanz der Götter ins Haus ihres Vaters. Als sie dann vollends jene hatten geschmückt und gekleidet,1 führten sie sie den Unsterblichen zu, die sie freudig willkommen hießen, zum Gruße die Hände ihr reichend. Es wünschte ein jeder, sie als Gemahlin zu sich nach Hause führen zu können, die bewunderte, veilchenbekränzte Frau Kythereia.2 Sei mir gegrüßt, Blitzäugige, Freundliche, Sanfte! Gib mir den Sieg in diesem Wettkampf, gib Ehre meinem Gesange! Deiner werde ich stets noch gedenken in weitern Gesängen.

VII. An Dionysos Über Diònysos will ich, der ruhmreichen Semele Sprössling, singen: wie einstmals der Gott erschien am Ufer des Meeres

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Εἰς Διόνυσον

ἀκτῇ ἔπι προβλῆτι νεηνίῃ ἀνδρὶ ἐοικὼς πρωθήβῃ∙ καλαὶ δὲ περισσείοντο ἔθειραι, κυάνεαι, φᾶρος δὲ περὶ στιβαροῖς ἔχεν ὤμοις πορφύρεον∙ τάχα δ᾽ ἄνδρες ἐϋσσέλμου ἀπὸ νηὸς ληϊσταὶ προγένοντο θοῶς ἐπὶ οἴνοπα πόντον Τυρσηνοί∙ τοὺς δ᾽ ἦγε κακὸς μόρος∙ τὸν δὲ ἰδόντες νεῦσαν ἐς ἀλλήλους, τάχα δ᾽ ἔκθορον, αἶψα δ᾽ ἑλόντες εἷσαν ἐπὶ σφετέρης νηὸς κεχαρημένοι ἦτορ.

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υἱὸν γάρ μιν ἔφαντο διοτρεφέων βασιλήων εἶναι, καὶ δεσμοῖς ἔθελον δεῖν ἀργαλέοισι. τὸν δ᾽ οὐκ ἴσχανε δεσμά, λύγοι δ᾽ ἀπὸ τηλόσ᾽ ἔπιπτον χειρῶν ἠδὲ ποδῶν∙ ὁ δὲ μειδιάων ἐκάθητο ὄμμασι κυανέοισι. κυβερνήτης δὲ νοήσας αὐτίκα οἷς ἑτάροισιν ἐκέκλετο φώνησέν τε∙ Δαιμόνιοι τίνα τόνδε θεὸν δεσμεύεθ᾽ ἑλόντες καρτερόν; οὐδὲ φέρειν δύναταί μιν νηῦς εὐεργής. ἢ γὰρ Ζεὺς ὅδε γ᾽ ἐστὶν ἢ ἀργυρότοξος Ἀπόλλων ἠὲ Ποσειδάων∙ ἐπεὶ οὐ θνητοῖσι βροτοῖσιν εἴκελος, ἀλλὰ θεοῖς οἳ Ὀλύμπια δώματ᾽ ἔχουσιν. ἀλλ᾽ ἄγετ᾽ αὐτὸν ἀφῶμεν ἐπ᾽ ἠπείροιο μελαίνης αὐτίκα, μηδ᾽ ἐπὶ χεῖρας ἰάλλετε μή τι χολωθεὶς ὄρσῃ ἀργαλέους τ᾽ ἀνέμους καὶ λαίλαπα πολλήν.

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Ὣς φάτο∙ τὸν δ᾽ ἀρχὸς στυγερῷ ἠνίπαπε μύθῳ∙ δαιμόνι᾽ οὖρον ὅρα, ἅμα δ᾽ ἱστίον ἕλκεο νηὸς σύμπανθ᾽ ὅπλα λαβών∙ ὅδε δ᾽ αὖτ᾽ ἄνδρεσσι μελήσει. ἔλπομαι ἢ Αἴγυπτον ἀφίξεται ἢ ὅ γε Κύπρον ἢ ἐς Ὑπερβορέους ἢ ἑκαστέρω∙ ἐς δὲ τελευτὴν ἔκ ποτ᾽ ἐρεῖ αὐτοῦ τε φίλους καὶ κτήματα πάντα οὕς τε κασιγνήτους, ἐπεὶ ἡμῖν ἔμβαλε δαίμων. Ὣς εἰπὼν ἱστόν τε καὶ ἱστίον ἕλκετο νηός.

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ἔμπνευσεν δ᾽ ἄνεμος μέσον ἱστίον, ἀμφὶ δ᾽ ἄρ᾽ ὅπλα καττάνυσαν∙ τάχα δέ σφιν ἐφαίνετο θαυματὰ ἔργα. οἶνος μὲν πρώτιστα θοὴν ἀνὰ νῆα μέλαιναν

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An Dionysos

auf einer Klippe am Strand in Gestalt eines blühenden Jünglings1 eben erst mannbaren Alters, das Haupt von üppigen schwarzen Locken umkränzt, die kräftigen Schultern umschlossen von einem Purpurmantel. Auf einem Piratenschiff kamen auf einmal Räuber daher, die die weinfarb’nen Fluten des Meeres befuhren, Männer Tyrrheniens fluchbelad’nen Geschicks. Als sie jenen sahn, sprangen rasch sie an Land, um ihn auf ein Zeichen zu fangen. Sogleich schleppten sie ihn aufs Schiff, ihrer Beute sich freuend. Nämlich sie hielten ihn für eines zeusbegnadeten Königs Sohn und wollten in harte Fesseln die Glieder ihm legen. Ihn aber konnten die Fesseln nicht halten: Die weidenen Ruten fielen von Händen und Füßen ihm ab. Er setzte sich lächelnd nieder mit fröhlichem Blick seiner schwarzen Augen. Der Mann am Steuer, sobald er dies sah, ermahnte seine Kumpanen: „Unglücksel’ge, was habt ihr da nur für einen gewalt’gen Gott gefangen? Den kann auch das schnellste Schiff nicht entführen! Ist er nicht Zeus, so womöglich Apoll mit dem silbernen Bogen oder Poseidon; er sieht jedenfalls keinem sterblichen Menschen ähnlich, vielmehr den Göttern, die auf dem Olympos daheim sind. Lasst uns sofort ihn freilassen und ihn wieder aufs Festland bringen! Tut ihm nichts an, damit er nicht etwa im Zorn uns heftige Stürme erregt und ein grauenhaftes Gewitter.“ So sprach er, aber der Hauptmann beschimpfte ihn nur mit den Worten: „Unglücksmensch, schau jetzt auf den Wind und hisse die Segel! Kümmere dich um die Taue – mit dem dort befasst sich die Mannschaft. Nach Ägypten will ich ihn bringen oder nach Zypern oder auch zu den Normannen, ja, noch weiter weg. Schließlich wird er uns seine Freunde schon nennen wie all seine Schätze und seine Brüder, nachdem ihn ein Dämon uns in die Hand gab.“2 So sprechend stellte der Kerl den Mast auf und hisste die Segel. Voll in die Segel hinein blies der Wind; es strafften die Männer wieder die Taue – da sahen sie plötzlich ein Wunder geschehen: Rotwein ergoss sich zunächst übers ganze Verdeck ihres Schiffes,

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Εἰς Ἄρεα

ἡδύποτος κελάρυζ᾽ εὐώδης, ὤρνυτο δ᾽ ὀδμὴ ἀμβροσίη∙ ναύτας δὲ τάφος λάβε πάντας ἰδόντας. αὐτίκα δ᾽ ἀκρότατον παρὰ ἱστίον ἐξετανύσθη ἄμπελος, ἔνθα καὶ ἔνθα κατεκρημνῶντο δὲ πολλοὶ βότρυες∙ ἀμφ᾽ ἱστὸν δὲ μέλας εἱλίσσετο κισσὸς ἄνθεσι τηλεθάων, χαρίεις δ᾽ ἐπὶ καρπὸς ὀρώρει∙ πάντες δὲ σκαλμοὶ στεφάνους ἔχον∙ οἱ δὲ ἰδόντες νῆ᾽ ἤδη τότ᾽ ἔπειτα κυβερνήτην ἐκέλευον γῇ πελάαν∙ ὁ δ᾽ ἄρα σφι λέων γένετ᾽ ἔνδοθι νηὸς δεινὸς ἐπ᾽ ἀκροτάτης, μέγα δ᾽ ἔβραχεν, ἐν δ᾽ ἄρα μέσσῃ ἄρκτον ἐποίησεν λασιαύχενα σήματα φαίνων∙ ἂν δ᾽ ἔστη μεμαυῖα, λέων δ᾽ ἐπὶ σέλματος ἄκρου δεινὸν ὑπόδρα ἰδών∙ οἱ δ᾽ εἰς πρύμνην ἐφόβηθεν, ἀμφὶ κυβερνήτην δὲ σαόφρονα θυμὸν ἔχοντα ἔσταν ἄρ᾽ ἐκπληγέντες∙ ὁ δ᾽ ἐξαπίνης ἐπορούσας ἀρχὸν ἕλ᾽, οἱ δὲ θύραζε κακὸν μόρον ἐξαλύοντες πάντες ὁμῶς πήδησαν ἐπεὶ ἴδον εἰς ἅλα δῖαν, δελφῖνες δ᾽ ἐγένοντο∙ κυβερνήτην δ᾽ ἐλεήσας ἔσχεθε καί μιν ἔθηκε πανόλβιον εἶπέ τε μῦθον∙ Θάρσει †δῖ᾽ ἑκάτωρ τῷ ἐμῷ κεχαρισμένε θυμῷ∙ εἰμὶ δ᾽ ἐγὼ Διόνυσος ἐρίβρομος ὃν τέκε μήτηρ Καδμηῒς Σεμέλη Διὸς ἐν φιλότητι μιγεῖσα.

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Χαῖρε, τέκος Σεμέλης εὐώπιδος∙ οὐδέ πῃ ἔστι σεῖό γε ληθόμενον γλυκερὴν κοσμῆσαι ἀοιδήν.

VIII. Εἰς Ἄρεα Ἆρες ὑπερμενέτα, βρισάρματε, χρυσεοπήληξ, ὀβριμόθυμε, φέρασπι, πολισσόε, χαλκοκορυστά, καρτερόχειρ, ἀμόγητε, δορυσθενές, ἕρκος Ὀλύμπου, Νίκης εὐπολέμοιο πάτερ, συναρωγὲ Θέμιστος, ἀντιβίοισι τύραννε, δικαιοτάτων ἀγὲ φωτῶν, ἠνορέης σκηπτοῦχε, πυραυγέα κύκλον ἑλίσσων

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An Ares

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köstlich zu trinken, ja nur schon zu riechen: ein himmlischer Duft stieg aus ihm empor. Die ganze Mannschaft sah’s mit Verblüffung. Dann erschien an der Spitze des Mastes3 wahrhaftig ein Rebstock, rundum behangen mit zahllosen herrlichen Trauben in voller Reife, und um den Mast herum schlangen sich Ranken von dunklem4 Efeu,5 reichlich mit Blüten besetzt und mit lieblichen Früchten. Sämtliche Ruderpflöcke waren bekränzt. Als sie dies sah’n, hießen sie alle den Steuermann, wieder das Schiff doch ans Land zu steuern. Der Gott war inzwischen ein grimmiger Löwe geworden, der mit drohender Miene brüllte und außerdem einen Bären ins Mittelschiff zaubernd ein weiteres Wunder bewirkte. Sogleich erhob sich der Bär zum Angriff, der Löwe jedoch stand grimmig blickend am Bug; zum Heck hin floh’n die Piraten. Um den Steuermann, der noch Vernunft bewahrte, sich scharend, standen sie zitternd vor Angst. Da stürzte der Löwe sich auf den Hauptmann; die anderen, um dem bösen Geschick zu entrinnen,6 sprangen alle zugleich über Bord in die heilige Salzflut, wo sie Delphine wurden.7 Der Steuermann einzig fand Gnade. Ihn verschonte der Gott, beschenkte ihn reichlich und sagte: „Fürchte dich nicht, du Getreuer, in meinem Herzen Geliebter! Ich bin Diònysos, der laut Donnernde, der von des Kadmos Tochter, der Semele, wurde geboren, und Zeus ist mein Vater.“

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Sei mir gegrüßt, der schönen Semele Sohn! Ohne dich bringt niemand ein wohlgestaltetes Dichtwerk jemals zustande.

VIII. An Ares Ares, gewaltiger, Kriegswagen lenkender Gott mit dem Goldhelm, kraftvoller Schildner, Beschützer der Städte in eherner Rüstung, Schutzwall und unermüdlicher starker Arm des Olympos, Nikes, der Kriegsgöttin, krieg’rischer Vater, Mithelfer der Themis, bösen Feinden ein Zwingherr, doch Führer gerechtester Männer, Vorbild mannhaften Mutes, der du auf glänzender Bahn am

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Εἰς Ἀθηνᾶν

αἰθέρος ἑπταπόροις ἐνὶ τείρεσιν ἔνθα σε πῶλοι ζαφλεγέες τριτάτης ὑπὲρ ἄντυγος αἰὲν ἔχουσι∙ κλῦθι βροτῶν ἐπίκουρε, δοτὴρ εὐθαρσέος ἥβης, πρηῢ καταστίλβων σέλας ὑψόθεν ἐς βιότητα ἡμετέρην καὶ κάρτος ἀρήϊον, ὥς κε δυναίμην σεύασθαι κακότητα πικρὴν ἀπ᾽ ἐμοῖο καρήνου, καὶ ψυχῆς ἀπατηλὸν ὑπογνάμψαι φρεσὶν ὁρμὴν θυμοῦ τ᾽ αὖ μένος ὀξὺ κατισχέμεν ὅς μ᾽ ἐρέθῃσι φυλόπιδος κρυερῆς ἐπιβαινέμεν∙ ἀλλὰ σὺ θάρσος δός, μάκαρ, εἰρήνης τε μένειν ἐν ἀπήμοσι θεσμοῖς δυσμενέων προφυγόντα μόθον κῆράς τε βιαίους.

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IX. Εἰς Ἄρτεμιν Ἄρτεμιν ὕμνει Μοῦσα κασιγνήτην Ἑκάτοιο, παρθένον ἰοχέαιραν, ὁμότροφον Ἀπόλλωνος, ἥ θ᾽ ἵππους ἄρσασα βαθυσχοίνοιο Μέλητος ῥίμφα διὰ Σμύρνης παγχρύσεον ἅρμα διώκει ἐς Κλάρον ἀμπελόεσσαν, ὅθ᾽ ἀργυρότοξος Ἀπόλλων ἧσται μιμνάζων ἑκατηβόλον ἰοχέαιραν. Kαὶ σὺ μὲν οὕτω χαῖρε θεαί θ᾽ ἅμα πᾶσαι ἀοιδῇ∙ αὐτὰρ ἐγώ σε πρῶτα καὶ ἐκ σέθεν ἄρχομ᾽ ἀείδειν, σεῦ δ᾽ ἐγὼ ἀρξάμενος μεταβήσομαι ἄλλον ἐς ὕμνον.

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X. Εἰς Ἀφροδίτην Κυπρογενῆ Κυθέρειαν ἀείσομαι ἥ τε βροτοῖσι μείλιχα δῶρα δίδωσιν, ἐφ᾽ ἱμερτῷ δὲ προσώπῳ αἰεὶ μειδιάει καὶ ἐφ᾽ ἱμερτὸν θέει ἄνθος. Χαῖρε, θεά, Σαλαμῖνος ἐϋκτιμένης μεδέουσα εἰναλίης τε Κύπρου∙ δὸς δ᾽ ἱμερόεσσαν ἀοιδήν. αὐτὰρ ἐγὼ καὶ σεῖο καὶ ἄλλης μνήσομ᾽ ἀοιδῆς.

XI. Εἰς Ἀθηνᾶν Παλλάδ᾽ Ἀθηναίην ἐρυσίπτολιν ἄρχομ᾽ ἀείδειν δεινήν, ᾗ σὺν Ἄρηϊ μέλει πολεμήϊα ἔργα περθόμεναί τε πόληες ἀϋτή τε πτόλεμοί τε,

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An Athena

Himmel neben dem Siebengestirn mit feurigen Rossen fährst, dich über dem dritten Kreis der Planeten bewegend: Hör mich, Helfer der Menschen und Spender des Mutes der Jugend, sende den milden Glanz doch aus deiner Höhe herab auf unser Dasein, und auch deinen tapferen Geist, dass ich meine schmählich feigen Gedanken vermag aus dem Sinn mir zu schlagen, wie auch den eitlen, unsinnigen Ehrgeiz zu zügeln imstand bin, und meinen Zorn zu bezwingen, der oftmals mich dazu hinreißt, mich in verheerenden Streit zu verwickeln. Mutige Tatkraft schenke mir, Gott, um den Frieden zu wahren mit guten Gesetzen und zu entgehn böswilligem Angriff und widrigem Schicksal.

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IX. An Artemis Artemis preise mir, Muse – des fernhin Treffenden Schwester, jene jungfräuliche Schützin, die aufwuchs neben Apollon. Pferde pflegt sie zu tränken am binsenbewachsnen Meletos, um danach schnell durch Smyrna den goldenen Wagen zu lenken nach Klaron, dem Rebland, zum Silberbogner Apollon, der sie bereits erwartet – der Fernhintreffer die Schützin. Sei mir also gegrüßt mit Gesang – samt den Göttinnen allen! Du aber bist die Erste; mit dir fang ich meinen Gesang an, und, beginnend mit dir, sing ich weiter noch andere Hymnen.

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X. An Aphrodite Die in Zypern geborne kytherische Göttin besing ich, die den Menschen Liebliches schenkt und mit huldreichem Antlitz ewig lächelnd Anmut verbreitet hold blühender Blumen. Sei mir gegrüßt, in der schönen Stadt Salamis herrschende Göttin, wie auch im meerumbrandeten Zypern. Schenk holde Gesangskunst; deiner werde ich dann noch in weiteren Liedern gedenken.

XI. An Athena Pallas Athene, die Stadtbeschützerin, will ich besingen, diese Gewaltige, die sich mit Ares um Werke des Krieges kümmert, um Städteeroberung, Schlachtruf und Kampfesgetümmel,

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Εἰς Ἡρακλέα λεοντόθυμον

καί τ᾽ ἐρρύσατο λαὸν ἰόντα τε νισόμενόν τε. Χαῖρε, θεά, δὸς δ᾽ ἄμμι τύχην εὐδαιμονίην τε.

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XII. Εἰς Ἥραν Ἥρην ἀείδω χρυσόθρονον, ἣν τέκε Ῥείη, ἀθανάτην βασίλειαν ὑπείροχον εἶδος ἔχουσαν Ζηνὸς ἐριγδούποιο κασιγνήτην ἄλοχόν τε κυδρήν, ἣν πάντες μάκαρες κατὰ μακρὸν Ὄλυμπον ἁζόμενοι τίουσιν ὁμῶς Διὶ τερπικεραύνῳ.

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XIII. Εἰς Δημήτραν Δημήτηρ᾽ ἠΰκομον σεμνὴν θεὰν ἄρχομ᾽ ἀείδειν, αὐτὴν καὶ κούρην, περικαλλέα Περσεφόνειαν. Χαῖρε, θεά, καὶ τήνδε σάου πόλιν, ἄρχε δ᾽ ἀοιδῆς.

XIV. Εἰς Μητέρα Θεῶν Μητέρα μοι πάντων τε θεῶν πάντων τ᾽ ἀνθρώπων ὕμνει, Μοῦσα, λίγεια Διὸς θυγάτηρ μεγάλοιο, ᾗ κροτάλων τυπάνων τ᾽ ἰαχὴ σύν τε βρόμος αὐλῶν εὔαδεν, ἠδὲ λύκων κλαγγὴ χαροπῶν τε λεόντων, οὔρεά τ᾽ ἠχήεντα καὶ ὑλήεντες ἔναυλοι. Καὶ σὺ μὲν οὕτω χαῖρε θεαί θ᾽ ἅμα πᾶσαι ἀοιδῇ.

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XV. Εἰς Ἡρακλέα λεοντόθυμον Ἡρακλέα Διὸς υἱὸν ἀείσομαι, ὃν μέγ᾽ ἄριστον γείνατ᾽ ἐπιχθονίων Θήβῃς ἔνι καλλιχόροισιν Ἀλκμήνη μιχθεῖσα κελαινεφέϊ Κρονίωνι∙ ὃς πρὶν μὲν κατὰ γαῖαν ἀθέσφατον ἠδὲ θάλασσαν πλαζόμενος πομπῇσιν ὕπ᾽ Εὐρυσθῆος ἄνακτος πολλὰ μὲν αὐτὸς ἔρεξεν ἀτάσθαλα, πολλὰ δ᾽ ἀνέτλη∙

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An den löwenmutigen Herakles

und unser Kriegsvolk beschützt beim Auszug wie bei der Heimkehr: sei mir, Göttin, gegrüßt und schenke mir Glück und Gedeihen.

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XII. An Hera Hera besing ich, die goldenthronende Tochter der Rheia, der Unsterblichen Königin, ausgezeichnet durch Schönheit, Zeus’, des Donnerers, Schwester und würdige Ehegemahlin, welche von allen seligen Göttern des hohen Olympos ebenso eifrig geehrt wird wie Zeus, der Schleudrer der Blitze.

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XIII. An Demeter Demeter will ich, die heil’ ge schönlockige Göttin, besingen –1 Sie wie auch ihre Tochter, die bildschöne Persephoneia. Gruß dir, Göttin, und schenk deinen Segen der Stadt und dem Sänger!

XIV. An die Magna Mater Über die Mutter sowohl aller Götter wie sämtlicher Menschen sing, hellstimmige Muse, des Zeus’, des Gewaltigen, Tochter – über jene, die Pauken und Becken und säuselnde Flöten liebt, und das Heulen der Wölfe und Brüllen wildblickender Löwen, laut widerhallende Berge und tiefe waldige Schluchten. Sei mir gegrüßt mit Gesang samt den übrigen Göttinnen allen!

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XV. An den löwenmutigen Herakles Herakles will ich besingen, den Sohn des Zeus, den als besten Erdenbewohner brachte zur Welt in Thebens Gefilden Alkmene, geschwängert vom schwarzumwölkten Kronìon. Bald schon beging er, weit über zahllose Länder und Meere irrend, erniedrigt als Knecht im Dienste des Königs Eurystheus, viele mutige Taten, und vieles musst’ er erdulden.

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Εἰς Ἑρμῆν

νῦν δ᾽ ἤδη κατὰ καλὸν ἕδος νιφόεντος Ὀλύμπου ναίει τερπόμενος καὶ ἔχει καλλίσφυρον Ἥβην. Χαῖρε, ἄναξ, Διὸς υἱέ∙ δίδου δ᾽ ἀρετήν τε καὶ ὄλβον.

XVI. Εἰς Ἀσκληπιόν Ἰητῆρα νόσων Ἀσκληπιὸν ἄρχομ᾽ ἀείδειν υἱὸν Ἀπόλλωνος, τὸν ἐγείνατο δῖα Κορωνὶς Δωτίῳ ἐν πεδίῳ κούρη Φλεγύου βασιλῆος, χάρμα μέγ᾽ ἀνθρώποισι, κακῶν θελκτῆρ᾽ ὀδυνάων. Kαὶ σὺ μὲν οὕτω χαῖρε, ἄναξ∙ λίτομαι δέ σ᾽ ἀοιδῇ.

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XVII. Εἰς Διοσκούρους Κάστορα καὶ Πολυδεύκε᾽ ἀείσεο, Μοῦσα λίγεια, Τυνδαρίδας οἳ Ζηνὸς Ὀλυμπίου ἐξεγένοντο∙ τοὺς ὑπὸ Ταϋγέτου κορυφῇς τέκε πότνια Λήδη λάθρῃ ὑποδμηθεῖσα κελαινεφέϊ Κρονίωνι. Χαίρετε, Τυνδαρίδαι, ταχέων ἐπιβήτορες ἵππων.

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XVIII. Εἰς Ἑρμῆν Ἑρμῆν ἀείδω Κυλλήνιον Ἀργειφόντην, Κυλλήνης μεδέοντα καὶ Ἀρκαδίης πολυμήλου, ἄγγελον ἀθανάτων ἐριούνιον, ὃν τέκε Μαῖα, Ἄτλαντος θυγάτηρ, Διὸς ἐν φιλότητι μιγεῖσα αἰδοίη∙ μακάρων δὲ θεῶν ἀλέεινεν ὅμιλον ἄντρῳ ναιετάουσα παλισκίῳ∙ ἔνθα Κρονίων νύμφῃ ἐϋπλοκάμῳ μισγέσκετο νυκτὸς ἀμολγῷ, εὖτε κατὰ γλυκὺς ὕπνος ἔχοι λευκώλενον Ἥρην∙ λάνθανε δ᾽ ἀθανάτους τε θεοὺς θνητούς τ᾽ ἀνθρώπους. Kαὶ σὺ μὲν οὕτω χαῖρε, Διὸς καὶ Μαιάδος υἱέ∙ σεῦ δ᾽ ἐγὼ ἀρξάμενος μεταβήσομαι ἄλλον ἐς ὕμνον. χαῖρ᾽, Ἑρμῆ χαριδῶτα διάκτορε, δῶτορ ἐάων.

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An Hermes

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Nun aber hat er den Ruhesitz auf dem verschneiten Olympos, wo er vergnügt und behaglich lebt mit der lieblichen Hebe. Sei mir gegrüßt, Herr, Sohn des Zeus, schenk mir Tugend und Reichtum.

XVI. An Asklepios Den die Kranken heilenden Gott Asklepios besing ich, jenen Sohn des Apoll, den gebar die hehre Koronis einst im dotischen Land, die Tochter des Königs Phlegyos, allen Menschen zur Freude – den Tilger quälender Schmerzen. Sei mir gegrüßt, o Herr, dich bet’ ich mit meinem Gesang an.

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XVII. An die Dioskuren Kastor sowie Polydeukes besinge, hellstimmige Muse, Tyndars Söhne, die eigentlich Zeus, der Olympier, gezeugt hat. Unterm Taÿgetosgipfel gebar sie die herrliche Leda; heimlich war sie geschwängert vom schwarzumwölkten Kronìon. Seid mir gegrüßt, Tyndariden, ihr Reiter auf windschnellen Pferden.

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XVIII. An Hermes Hermes besinge ich, den kyllenischen Argosbezwinger, der Kyllene regiert und das Land der Schafe Arkadien, jenen Boten der Götter, den Segenspender, den Maia, Tochter des Atlas, hatte geboren, nachdem sie mit Zeus in Liebe vereint war. Sie lebte, der Göttergesellschaft entsagend, einsam in einer beschatteten Grotte. Dort pflegte Kronìon sie, die schönlockige Nymphe, zu nächtlicher Zeit zu besuchen, während in süßem Schlaf sich befand die weißarmige Hera. Keiner der ewigen Götter erfuhr’s und keiner der Menschen. Sei mir also gegrüßt, du Sohn des Zeus und der Maia;1 Dich erwähn’ ich zuerst, um dann andere noch zu besingen: Heil dir, Hermes, du Freudenbringer und Geber des Guten!

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Εἰς Πᾶνα

XIX. Εἰς Πᾶνα Ἀμφί μοι Ἑρμείαο φίλον γόνον ἔννεπε Μοῦσα, αἰγιπόδην δικέρωτα φιλόκροτον ὅς τ᾽ ἀνὰ πίση δενδρήεντ᾽ ἄμυδις φοιτᾷ χοροήθεσι νύμφαις, αἵ τε κατ᾽ αἰγίλιπος πέτρης στείβουσι κάρηνα Πᾶν᾽ ἀνακεκλόμεναι νόμιον θεόν, ἀγλαέθειρον αὐχμήενθ᾽, ὃς πάντα λόφον νιφόεντα λέλογχε καὶ κορυφὰς ὀρέων καὶ πετρήεντα κέλευθα. φοιτᾷ δ᾽ ἔνθα καὶ ἔνθα διὰ ῥωπήϊα πυκνά, ἄλλοτε μὲν ῥείθροισιν ἐφελκόμενος μαλακοῖσιν, ἄλλοτε δ᾽ αὖ πέτρῃσιν ἐν ἠλιβάτοισι διοιχνεῖ, ἀκροτάτην κορυφὴν μηλοσκόπον εἰσαναβαίνων.

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πολλάκι δ᾽ ἀργινόεντα διέδραμεν οὔρεα μακρά, πολλάκι δ᾽ ἐν κνημοῖσι διήλασε θῆρας ἐναίρων, ὀξέα δερκόμενος∙ τότε δ᾽ ἕσπερος ἔκλαγεν οἶον ἄγρης ἐξανιών, δονάκων ὕπο μοῦσαν ἀθύρων νήδυμον∙ οὐκ ἂν τόν γε παραδράμοι ἐν μελέεσσιν ὄρνις ἥ τ᾽ ἔαρος πολυανθέος ἐν πετάλοισι θρῆνον ἐπιπροχέουσ᾽ ἀχέει μελίγηρυν ἀοιδήν.

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σὺν δέ σφιν τότε νύμφαι ὀρεστιάδες λιγύμολποι φοιτῶσαι πυκνὰ ποσσὶν ἐπὶ κρήνῃ μελανύδρῳ μέλπονται, κορυφὴν δὲ περιστένει οὔρεος ἠχώ∙

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δαίμων δ᾽ ἔνθα καὶ ἔνθα χορῶν τοτὲ δ᾽ ἐς μέσον ἕρπων πυκνὰ ποσὶν διέπει, λαῖφος δ᾽ ἐπὶ νῶτα δαφοινὸν λυγκὸς ἔχει λιγυρῇσιν ἀγαλλόμενος φρένα μολπαῖς ἐν μαλακῷ λειμῶνι τόθι κρόκος ἠδ᾽ ὑάκινθος εὐώδης θαλέθων καταμίσγεται ἄκριτα ποίῃ. ὑμνεῦσιν δὲ θεοὺς μάκαρας καὶ μακρὸν Ὄλυμπον∙ οἷόν θ᾽ Ἑρμείην ἐριούνιον ἔξοχον ἄλλων

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ἔννεπον ὡς ὅ γ᾽ ἅπασι θεοῖς θοὸς ἄγγελός ἐστι καί ῥ᾽ ὅ γ᾽ ἐς Ἀρκαδίην πολυπίδακα, μητέρα μήλων, ἐξίκετ᾽, ἔνθα τέ οἱ τέμενος Κυλληνίου ἐστίν.

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An Pan

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XIX. An Pan Von des Hermes geliebtem Sohn erzähle mir, Muse –1 dem mit dem Bocksfuß und Hörnern, der fröhlich lärmend auf Wiesen unter den Bäumen sich tummelt gemeinsam mit tanzenden Nymphen. Diese halten sich auf im steilen Felsengebirge, wo sie den Pan zu rufen pflegen – den Hirtengott mit dem glänzenden zottigen Fell, dem die schneeigen Höhen und Gipfel alle gehören wie auch in den Bergen die steinigen Pfade. Schweifend von Ort zu Ort durchstreift er Gebüsche und Dickicht; bald auch lockt ihn zu sich ein leise plätscherndes Bächlein, bald wieder klettert er hoch hinauf auf den zackigen Felsen, auf dessen Spitze er stehend bewacht seine Herde von Schafen.

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Oft durcheilt er die schimmernden Firne des hohen Gebirges, oft auch jagt und erlegt er das Wild in den waldigen Schluchten, zielend mit sicherem Blick, danach aber spielt er am Abend, heimgekehrt von der Jagd, auf der Rohrflöte liebliche Weisen einsam für sich. Seine Tonkunst wird nicht übertroffen von der des Vögleins, welches im blühenden Frühling in dichtem Gezweige wehmutsvoll mit süßem Wohllaut sein Lied lässt erklingen.

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Neben ihm tummeln sich oft die Bergnymphen tanzend und singend; flink sind die Beine und hell ihre Stimmen, die sie am Quellgrund klingen lassen, sodass widerhallt von den Bergen das Echo.2

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Hin und wieder nun mischt sich der Gott mitten unter den Reigen. Dann bewegt er flink seine Beine; den Rücken mit braunem Luchsfell bedeckend, freut er sich stets an den fröhlichen Klängen dort auf der saftigen Wiese, wo Krokus sowie Hyazinthen duften und blühen, vermischt mit allerlei Arten von Gräsern. Lobgesang erschallt auf die Götter des hohen Olympos, aber besonders auf Hermes, den Nothelfer, vor allen andern:3

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Wie er den übrigen Göttern als eiliger Botschafter dient und wie er einst nach Arkadien kam, der Mutter der Schafe, wo ihm, dem Kyllenier, heute ein Tempel geweiht ist.4

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Εἰς Ἀπόλλωνα

ἔνθ᾽ ὅ γε καὶ θεὸς ὢν ψαφαρότριχα μῆλ᾽ ἐνόμευεν ἀνδρὶ πάρα θνητῷ∙ θάλε γὰρ πόθος ὑγρὸς ἐπελθὼν νύμφῃ ἐϋπλοκάμῳ Δρύοπος φιλότητι μιγῆναι∙ ἐκ δ᾽ ἐτέλεσσε γάμον θαλερόν, τέκε δ᾽ ἐν μεγάροισιν Ἑρμείῃ φίλον υἱὸν ἀτὰρ τερατωπὸν ἰδέσθαι, αἰγιπόδην δικέρωτα πολύκροτον ἡδυγέλωτα∙ φεῦγε δ᾽ ἀναΐξασα, λίπεν δ᾽ ἄρα παῖδα τιθήνη∙ δεῖσε γὰρ ὡς ἴδεν ὄψιν ἀμείλιχον ἠϋγένειον. τὸν δ᾽ αἶψ᾽ Ἑρμείας ἐριούνιος εἰς χέρα θῆκε δεξάμενος, χαῖρεν δὲ νόῳ περιώσια δαίμων. ῥίμφα δ᾽ ἐς ἀθανάτων ἕδρας κίε παῖδα καλύψας δέρμασιν ἐν πυκινοῖσιν ὀρεσκῴοιο λαγωοῦ∙ πὰρ δὲ Ζηνὶ καθῖζε καὶ ἄλλοις ἀθανάτοισιν, δεῖξε δὲ κοῦρον ἑόν∙ πάντες δ᾽ ἄρα θυμὸν ἔτερφθεν ἀθάνατοι, περίαλλα δ᾽ ὁ Βάκχειος Διόνυσος∙ Πᾶνα δέ μιν καλέεσκον ὅτι φρένα πᾶσιν ἔτερψε.

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Καὶ σὺ μὲν οὕτω χαῖρε, ἄναξ, ἵλαμαι δέ σ᾽ ἀοιδῇ∙ αὐτὰρ ἐγὼ καὶ σεῖο καὶ ἄλλης μνήσομ᾽ ἀοιδῆς.

XX. Εἰς Ἥφαιστον Ἥφαιστον κλυτόμητιν ἀείδεο Μοῦσα λίγεια, ὃς μετ᾽ Ἀθηναίης γλαυκώπιδος ἀγλαὰ ἔργα ἀνθρώπους ἐδίδαξεν ἐπὶ χθονός, οἳ τὸ πάρος περ ἄντροις ναιετάασκον ἐν οὔρεσιν ἠΰτε θῆρες. νῦν δὲ δι᾽ Ἥφαιστον κλυτοτέχνην ἔργα δαέντες ῥηϊδίως αἰῶνα τελεσφόρον εἰς ἐνιαυτὸν εὔκηλοι διάγουσιν ἐνὶ σφετέροισι δόμοισιν. Ἀλλ᾽ ἵληθ᾽, Ἥφαιστε∙ δίδου δ᾽ ἀρετήν τε καὶ ὄλβον.

XXI. Εἰς Ἀπόλλωνα Φοῖβε, σὲ μὲν καὶ κύκνος ὑπὸ πτερύγων λίγ᾽ ἀείδει ὄχθῃ ἐπιθρῴσκων ποταμὸν πάρα δινήεντα Πηνειόν∙ σὲ δ᾽ ἀοιδὸς ἔχων φόρμιγγα λίγειαν

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An Apollon

Dort nun hütete einst dieser Gott grobwolliges Kleinvieh für einen sterblichen Mann; in ihm selbst jedoch keimte die Sehnsucht, sich mit der lockigen Tochter des Dryops in Liebe zu paaren. Tatsächlich kam es zur Hochzeit, und jene gebar daheim dem Hermes bald einen lieben Sohn, zwar struppig von Aussehn,5 nämlich mit Bocksfuß und Hörnern, doch frohgemut lachend und lärmend. Aber die Mutter entfloh und ließ das Kind ohne Amme, so erschreckt war sie über sein wildes, bärtiges Antlitz. Darauf nahm Hermes, der Nothelfer, auf seine Arme das kleine Wesen, über welches der Gott unermesslich sich freute. Und zum Sitz der Unsterblichen brachte er alsbald das Knäblein, eingehüllt ins Fell eines Hasen aus dem Gebirge. Neben Zeus nahm er Platz und den andern unsterblichen Göttern; allen zeigte er stolz seinen Sohn; es freuten von Herzen sich die Unsterblichen alle, besonders Dionysos Bakchos. Pan nannten nun sie das Kind, weil es allen die Herzen erfreute.6

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Auch du, Herr, sei erfreut; ich huldige mit diesem Lied dir! Weiterhin werde ich deiner gedenken und oft dich besingen.

XX. An Hephaistos Hephaistos, den Erfinder, besinge, hellstimmige Muse, der mit Athene, der eulenäugigen, prächtige Werke lehrte zu schaffen die Menschen auf Erden, die doch zuvor in Bergeshöhlen ihr Leben fristeten gleich wie die Tiere. Nun aber, durch Hephaistos belehrt, den Meister der Baukunst, wohnen sie während des ganzen Jahres in sicheren Häusern, wo sie bequem und in Ruhe ihr Leben können verbringen. Sei uns gnädig, Hephaistos, und schenk uns Tugend und Reichtum.

XXI. An Apollon Phoibos, es gilt doch dir, wenn der Schwan mit Flügelschlag singt beim Flug übers Hügelgelände am Ufer des wirbelnden Flusses Peneios; dir gilt’s, wenn der Dichter die klingende Harfe

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Εἰς Μούσας καὶ Ἀπόλλωνα

ἡδυεπὴς πρῶτόν τε καὶ ὕστατον αἰὲν ἀείδει. Καὶ σὺ μὲν οὕτω χαῖρε, ἄναξ, ἵλαμαι δέ σ᾽ ἀοιδῇ.

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XXII. Εἰς Ποσειδῶνα Ἀμφὶ Ποσειδάωνα θεὸν μέγαν ἄρχομ᾽ ἀείδειν γαίης κινητῆρα καὶ ἀτρυγέτοιο θαλάσσης, πόντιον, ὅς θ᾽ Ἑλικῶνα καὶ εὐρείας ἔχει Αἰγάς. διχθά τοι, Ἐννοσίγαιε, θεοὶ τιμὴν ἐδάσαντο ἵππων τε δμητῆρ᾽ ἔμεναι σωτῆρά τε νηῶν. Χαῖρε, Ποσείδαον γαιήοχε κυανοχαῖτα, καὶ μάκαρ εὐμενὲς ἦτορ ἔχων πλώουσιν ἄρηγε.

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XXIII. Εἰς Δία Ζῆνα θεῶν τὸν ἄριστον ἀείσομαι ἠδὲ μέγιστον εὐρύοπα κρείοντα τελεσφόρον, ὅς τε Θέμιστι ἐγκλιδὸν ἑζομένῃ πυκινοὺς ὀάρους ὀαρίζει. Ἵληθ᾽, εὐρύοπα Κρονίδη κύδιστε μέγιστε.

XXIV. Εἰς Ἑστίαν Ἑστίη, ἥ τε ἄνακτος Ἀπόλλωνος ἑκάτοιο Πυθοῖ ἐν ἠγαθέῃ ἱερὸν δόμον ἀμφιπολεύεις, αἰεὶ σῶν πλοκάμων ἀπολείβεται ὑγρὸν ἔλαιον∙ ἔρχεο τόνδ᾽ ἀνὰ οἶκον, ἐπέρχεο θυμὸν ἔχουσα σὺν Διὶ μητιόεντι∙ χάριν δ᾽ ἅμ᾽ ὄπασσον ἀοιδῇ.

5

XXV. Εἰς Μούσας καὶ Ἀπόλλωνα Μουσάων ἄρχωμαι Ἀπόλλωνός τε Διός τε∙ ἐκ γὰρ Μουσάων καὶ ἑκηβόλου Ἀπόλλωνος ἄνδρες ἀοιδοὶ ἔασιν ἐπὶ χθονὶ καὶ κιθαρισταί, ἐκ δὲ Διὸς βασιλῆες∙ ὁ δ᾽ ὄλβιος ὅν τινα Μοῦσαι φίλωνται∙ γλυκερή οἱ ἀπὸ στόματος ῥέει αὐδή.

5

An Apollon und die Musen

schlägt – zuerst und zuletzt auch dir, wenn dieser sein Lied singt. Sei mir denn, Herrscher, gegrüßt! Deine Gnade erbitte ich singend.

133

5

XXII. An Poseidon Über Poseidon, den großen Gott, beginn ich zu singen, den Erschüttrer der Erde wie auch des gewaltigen Meeres, den Beherrscher der See und des Helikon wie der Stadt Aigai. Zweifache Ehre, Erschütterer, ward dir zuteil von den Göttern: Pferdebändiger bist du und gleichzeitig Retter der Schiffe.

5

Sei mir gegrüßt, Poseidon, Erdhalter, Dunkelbehaarter, Seliger gütigen Sinns: beschütze uns auf der Schifffahrt.

XXIII. An Zeus Zeus, den besten der Götter besinge ich jetzt, und den Größten, den mit Weitblick vollendenden Herrscher, der gern sich der Themis, die neben ihm sitzt, zuneigt zu angeregten Gesprächen. Sei mir gnädig, Kronide, weitblickender Höchster und Größter.

XXIV. An Hestia Hestia, die du des Herrschers Apollon, des treffenden Schützen heiligen Tempel auf Pythos geweihtem Boden verwaltest, dauernd fließen aus deinen Haarlocken Tropfen von Öl ab. Komm doch in unser Haus, komm hinzu zum dir so vertrauten Zeus, dem Gedankenreichen! Sei gnädig meinem Gesange!

5

XXV. An Apollon und die Musen Mit den Musen beginne ich und mit Apoll und dem Gott Zeus – gehn doch sowohl von den Musen wie vom Ferntreffer Apollon sämtliche Sänger auf Erden aus, und die Kitharaspieler – gleich wie von Zeus alle Herrscher. Gesegnet ist der, den die Musen lieben, denn aus seinem Mund entströmt süß klingende Rede.

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Εἰς Ἄρτεμιν

Χαίρετε, τέκνα Διός, καὶ ἐμὴν τιμήσατ᾽ ἀοιδήν∙ αὐτὰρ ἐγὼν ὑμέων τε καὶ ἄλλης μνήσομ᾽ ἀοιδῆς.

XXVI. Εἰς Διόνυσον Κισσοκόμην Διόνυσον ἐρίβρομον ἄρχομ᾽ ἀείδειν Ζηνὸς καὶ Σεμέλης ἐρικυδέος ἀγλαὸν υἱόν, ὃν τρέφον ἠΰκομοι νύμφαι παρὰ πατρὸς ἄνακτος δεξάμεναι κόλποισι καὶ ἐνδυκέως ἀτίταλλον Νύσης ἐν γυάλοις∙ ὁ δ᾽ ἀέξετο πατρὸς ἕκητι ἄντρῳ ἐν εὐώδει μεταρίθμιος ἀθανάτοισιν. αὐτὰρ ἐπεὶ δὴ τόνδε θεαὶ πολύυμνον ἔθρεψαν, δὴ τότε φοιτίζεσκε καθ᾽ ὑλήεντας ἐναύλους κισσῷ καὶ δάφνῃ πεπυκασμένος∙ αἱ δ᾽ ἅμ᾽ ἕποντο νύμφαι, ὁ δ᾽ ἐξηγεῖτο∙ βρόμος δ᾽ ἔχεν ἄσπετον ὕλην. Καὶ σὺ μὲν οὕτω χαῖρε, πολυστάφυλ᾽ ὦ Διόνυσε∙ δὸς δ᾽ ἡμᾶς χαίροντας ἐς ὥρας αὖτις ἱκέσθαι, ἐκ δ᾽ αὖθ᾽ ὡράων εἰς τοὺς πολλοὺς ἐνιαυτούς.

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10

XXVII. Εἰς Ἄρτεμιν Ἄρτεμιν ἀείδω χρυσηλάκατον κελαδεινὴν παρθένον αἰδοίην ἐλαφηβόλον ἰοχέαιραν αὐτοκασιγνήτην χρυσαόρου Ἀπόλλωνος, ἣ κατ᾽ ὄρη σκιόεντα καὶ ἄκριας ἠνεμοέσσας ἄγρῃ τερπομένη παγχρύσεα τόξα τιταίνει πέμπουσα στονόεντα βέλη∙ τρομέει δὲ κάρηνα ὑψηλῶν ὀρέων, ἰαχεῖ δ᾽ ἔπι δάσκιος ὕλη δεινὸν ὑπὸ κλαγγῆς θηρῶν, φρίσσει δέ τε γαῖα πόντος τ᾽ ἰχθυόεις∙ ἡ δ᾽ ἄλκιμον ἦτορ ἔχουσα πάντῃ ἐπιστρέφεται θηρῶν ὀλέκουσα γενέθλην.

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αὐτὰρ ἐπὴν τερφθῇ θηροσκόπος ἰοχέαιρα εὐφρήνῃ δὲ νόον χαλάσασ᾽ εὐκαμπέα τόξα, ἔρχεται ἐς μέγα δῶμα κασιγνήτοιο φίλοιο Φοίβου Ἀπόλλωνος, Δελφῶν ἐς πίονα δῆμον, Μουσῶν καὶ Χαρίτων καλὸν χορὸν ἀρτυνέουσα.

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An Artemis

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Seid mir gegrüßt, ihr Töchter des Zeus, erhebt meinen Sang zu Wohlklang – ich werde dann eurer gedenken in weitern Gesängen.

XXVI. An Dionysos Gott Diònysos, den laut Donnernden, Efeubekränzten besing ich, Zeus’ und der hochberühmten Semele glänzenden Sprössling, den schönlockige Nymphen von seinem Vater, dem Höchsten, an ihrer Brust empfingen, ernährten und pflegten mit Sorgfalt in den nyseischen Grotten. Er wuchs nach des Vaters Bestimmung auf in duftender Höhle als einer der ewigen Götter. Als aber ihn jene Göttinnen hatten zum Jüngling erzogen, da durchstreifte er unermüdlich die waldigen Schluchten, eingehüllt in Efeu und Lorbeer. Ihm folgten die Nymphen, er ging voran. Getöse erfüllte die endlosen Wälder.

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Sei mir also gegrüßt, Diònysos, Trauben- und Weingott! Gib, dass wir nun deine Jahreszeit wiederum glücklich erleben und sie danach noch viele Jahre mit dir können feiern!

XXVII. An Artemis Artemis will ich besingen, die Göttin der goldenen Spindel, züchtige Jungfrau, die Hirsche bejagt mit Bogen und Pfeilen, leibliche Schwester des Gottes Apollonos mit dem Goldschwert, die in den Wäldern der Berge und droben auf luftigen Höhen an der Jagd sich erfreut, bei der sie den goldenen Bogen spannt und tödliche Pfeile versendet. Ein Beben durchzuckt die Gipfel des hohen Gebirges, es dröhnt im schattigen Wald das gellende Schreien verwundeter Tiere, es zittert die Erde wie auch das fischreiche Meer – sie aber, tapferen Herzens, wendet sich überallhin, das Volk der Tiere befehdend. Aber nach dem Vergnügen der Jagd begibt sich die Schützin, fröhlichen Mutes die Sehne des Bogens wieder entspannend, sogleich zum hohen Palast, dem Haus des geliebten Bruders Phoibos Apollon in Delphi, der fruchtbaren Landschaft, um dort die Musen und die Chariten zu lieblichem Reigen zu ordnen.

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Εἰς Ἑστίαν

ἔνθα κατακρεμάσασα παλίντονα τόξα καὶ ἰοὺς ἡγεῖται χαρίεντα περὶ χροῒ κόσμον ἔχουσα, ἐξάρχουσα χορούς∙ αἱ δ᾽ ἀμβροσίην ὄπ᾽ ἰεῖσαι ὑμνεῦσιν Λητὼ καλλίσφυρον ὡς τέκε παῖδας ἀθανάτων βουλῇ τε καὶ ἔργμασιν ἔξοχ᾽ ἀρίστους.

20

Χαίρετε, τέκνα Διὸς καὶ Λητοῦς ἠϋκόμοιο∙ αὐτὰρ ἐγὼν ὑμέων τε καὶ ἄλλης μνήσομ᾽ ἀοιδῆς.

XXVIII. Εἰς Ἀθηνᾶν Παλλάδ᾽ Ἀθηναίην, κυδρὴν θεόν, ἄρχομ᾽ ἀείδειν γλαυκῶπιν πολύμητιν, ἀμείλιχον ἦτορ ἔχουσαν παρθένον αἰδοίην ἐρυσίπτολιν ἀλκήεσσαν Τριτογενῆ, τὴν αὐτὸς ἐγείνατο μητίετα Ζεὺς σεμνῆς ἐκ κεφαλῆς, πολεμήϊα τεύχε᾽ ἔχουσαν χρύσεα παμφανόωντα∙ σέβας δ᾽ ἔχε πάντας ὁρῶντας ἀθανάτους∙ ἡ δὲ πρόσθεν Διὸς αἰγιόχοιο ἐσσυμένως ὤρουσεν ἀπ᾽ ἀθανάτοιο καρήνου σείσασ᾽ ὀξὺν ἄκοντα∙ μέγας δ᾽ ἐλελίζετ᾽ Ὄλυμπος δεινὸν ὑπὸ βρίμης γλαυκώπιδος, ἀμφὶ δὲ γαῖα σμερδαλέον ἰάχησεν, ἐκινήθη δ᾽ ἄρα πόντος κύμασι πορφυρέοισι κυκώμενος, ἔσχετο δ᾽ ἅλμη ἐξαπίνης∙ στῆσεν δ᾽ Ὑπερίονος ἀγλαὸς υἱὸς ἵππους ὠκύποδας δηρὸν χρόνον εἰσότε κούρη εἵλετ᾽ ἀπ᾽ ἀθανάτων ὤμων θεοείκελα τεύχη Παλλὰς Ἀθηναίη∙ γήθησε δὲ μητίετα Ζεύς. Καὶ σὺ μὲν οὕτω χαῖρε, Διὸς τέκος αἰγιόχοιο∙ αὐτὰρ ἐγὼ καὶ σεῖο καὶ ἄλλης μνήσομ᾽ ἀοιδῆς.

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XXIX. Εἰς Ἑστίαν Ἑστίη, ἣ πάντων ἐν δώμασιν ὑψηλοῖσιν ἀθανάτων τε θεῶν χαμαὶ ἐρχομένων τ᾽ ἀνθρώπων ἕδρην ἀΐδιον ἔλαχες πρεσβηΐδα τιμὴν καλὸν ἔχουσα γέρας καὶ τιμήν∙ οὐ γὰρ ἄτερ σοῦ εἰλαπίναι θνητοῖσιν ἵν᾽ οὐ πρώτῃ πυμάτῃ τε Ἑστίῃ ἀρχόμενος σπένδει μελιηδέα οἶνον∙

5

An Hestia

Kaum hat den biegsamen Bogen sie abgelegt und die Pfeile, übernimmt sie, behangen mit kostbarem Schmucke, die Leitung jenes Chores der Mädchen, die rühmend mit göttlichen Stimmen Leto, die Schöne, besingen, und deren zwei prächtige Kinder, die sich unter den Göttern im Denken und Handeln hervortun. Seid mir gegrüßt, ihr Kinder des Zeus und der bildschönen Leto! Eurer werde ich oft noch in weiteren Liedern gedenken.

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XXVIII. An Athena Pallas Athenaia, die Berühmte, will ich besingen, diese scharfsichtige Denkerin unwehleidigen Herzens, züchtige Jungfrau, Stadtbeschützerin, tapfere Heldin Tritogene, die einstmals gebar der planende Gott Zeus aus seinem heiligen Haupt, aus dem sie in krieg’rischer Rüstung, glänzend in goldenem Harnisch, hervortrat. Es wurden von Ehrfurcht sämtliche Götter erfasst, die es sah’n, wie sie plötzlich vor Zeus stand, aus dessen ewiger Stirn sie soeben erst war entsprungen, einen Speer bereits schwingend. Es bebte der ganze Olympos fürchterlich unter der Wucht der Eulenäugigen; ringsum stöhnte die Erde laut auf, und im Meer entstand heftige Wallung: pupurne Wogen türmten sich hoch – doch plötzlich war alles ruhig: der glänzende Sohn des Hyperion1 ließ seine flinken Rosse stillstehn und warten, bis die jungfräuliche Göttin ihren unsterblichen Schultern hatte die Rüstung enthoben – Pallas Athenaia. Dies freute den planenden Gott Zeus. Freu dich auch du – sei gegrüßt, des aigistragenden Zeus Kind! Deiner werde ich oft noch in anderen Liedern gedenken.

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XXIX. An Hestia Hestia, die du sowohl in den hohen Palästen der Götter Wie in den Häusern der hier auf der Erde wandelnden Menschen ewiges Wohnrecht hast als von allen geachtete Greisin; Ehre bringt dir dein Alter: Es wird bei den Sterblichen nie ein Festgelage begangen, an dem nicht als Erste und Letzte Hestia ihre Spende erhielte von köstlichem Süßwein.

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Εἰς Γῆν μητέρα πάντων

καὶ σύ μοι, Ἀργειφόντα, Διὸς καὶ Μαιάδος υἱέ, ἄγγελε τῶν μακάρων, χρυσόρραπι δῶτορ ἐάων, ἵλαος ὢν ἐπάρηγε σὺν αἰδοίῃ τε φίλῃ τε Ἑστίῃ∙ ἀμφότεροι γὰρ ἐπιχθονίων ἀνθρώπων ναίετε δώματα καλά, φίλα φρεσὶν ἀλλήλοισιν εἰδότες ἔργματα καλὰ νόῳ θ᾽ ἕσπεσθε καὶ ἥβῃ.

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Χαῖρε, Κρόνου θύγατερ, σύ τε καὶ χρυσόρραπις Ἑρμῆς. αὐτὰρ ἐγὼν ὑμέων τε καὶ ἄλλης μνήσομ᾽ ἀοιδῆς.

XXX. Εἰς Γῆν μητέρα πάντων Γαῖαν παμμήτειραν ἀείσομαι ἠϋθέμεθλον πρεσβίστην, ἣ φέρβει ἐπὶ χθονὶ πάνθ᾽ ὁπόσ᾽ ἐστίν∙ ἠμὲν ὅσα χθόνα δῖαν ἐπέρχεται ἠδ᾽ ὅσα πόντον ἠδ᾽ ὅσα πωτῶνται, τάδε φέρβεται ἐκ σέθεν ὄλβου. ἐκ σέο δ᾽ εὔπαιδές τε καὶ εὔκαρποι τελέθουσι πότνια, σεῦ δ᾽ ἔχεται δοῦναι βίον ἠδ᾽ ἀφελέσθαι θνητοῖς ἀνθρώποισιν∙ ὁ δ᾽ ὄλβιος ὅν κε σὺ θυμῷ πρόφρων τιμήσῃς∙ τῷ τ᾽ ἄφθονα πάντα πάρεστι. βρίθει μέν σφιν ἄρουρα φερέσβιος, ἠδὲ κατ᾽ ἀγροὺς κτήνεσιν εὐθηνεῖ, οἶκος δ᾽ ἐμπίπλαται ἐσθλῶν∙ αὐτοὶ δ᾽ εὐνομίῃσι πόλιν κάτα καλλιγύναικα κοιρανέουσ᾽, ὄλβος δὲ πολὺς καὶ πλοῦτος ὀπηδεῖ∙ παῖδες δ᾽ εὐφροσύνῃ νεοθηλέϊ κυδιόωσι, παρθενικαί τε χοροῖς φερεσανθέσιν εὔφρονι θυμῷ παίζουσαι σκαίρουσι κατ᾽ ἄνθεα μαλθακὰ ποίης, οὕς κε σὺ τιμήσῃς, σεμνὴ θεὰ ἄφθονε δαῖμον. Χαῖρε, θεῶν μήτηρ, ἄλοχ᾽ Οὐρανοῦ ἀστερόεντος, πρόφρων δ᾽ ἀντ᾽ ᾠδῆς βίοτον θυμήρε᾽ ὄπαζε∙ αὐτὰρ ἐγὼ καὶ σεῖο καὶ ἄλλης μνήσομ᾽ ἀοιδῆς.

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An die Allmutter Gaia

Auch du, Argosbezwinger, du Sohn des Zeus und der Maia, Bote der Götter mit goldenem Stab, du Geber des Guten, sei mir gnädig und steh mir bei, vereint mit der teuren Hestia – beide seid ihr ja doch bei den Menschen auf Erden gern zuhause, und beide einander in Freundschaft verbunden;1 Gutes tut ihr mit Altersklugheit und Kräften der Jugend.2

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8 10 11 9

Seid mir gegrüßt, Kronos’ Tochter, und du mit dem Goldstab, Gott Hermes. Gerne werde ich euch noch mit anderen Hymnen besingen.

XXX. An die Allmutter Gaia Gaia besing’ ich, die festgegründete Allmutter Erde, die Uralte, die alles ernährt, was ihr Boden hervorbringt, was auf dem göttlichen Boden sich tummelt sowie in der Meerflut, auch was die Lüfte durchfliegt ernährt sie aus ihrem Reichtum. Dir entstammen die Menschenkinder und köstlichen Früchte, Herrin, dir obliegt das Geben und Nehmen des Lebens aller sterblichen Menschen. Gesegnet sind, die du von Herzen achtest und ehrst: aller Reichtum ist ihnen gegeben. Üppig ist der Ertrag ihrer Felder, und auf ihren Fluren weidet zahlreiches Vieh, ihre Häuser füllt kostbare Habe. Selber geben sie gute Gesetze der Stadt schöner Frauen, die sich in Wohlstand befindet und überreichem Besitztum. Ihre Söhne schreiten einher mit dem Frohsinn der Jugend, und ihre Töchter hüpfen, mit Blumen geschmückt, frohen Sinns im1 Reigen tanzend, über die blühenden Blumen der Wiese. So gibst jenen du Ehre, erhabne freigebige Göttin.2 Gruß dir, Mutter der Götter, des sternreichen Uranos Gattin, schenk mir gütig für meinen Gesang ein erfreuliches Leben, und ich werde noch deiner in weiteren Liedern gedenken.

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Εἰς Σελήνην

XXXI. Εἰς Ἥλιον Ἥλιον ὑμνεῖν αὖτε, Διὸς τέκος, ἄρχεο, Μοῦσα Καλλιόπη, φαέθοντα, τὸν Εὐρυφάεσσα βοῶπις γείνατο Γαίης παιδὶ καὶ Οὐρανοῦ ἀστερόεντος∙ γῆμε γὰρ Εὐρυφάεσσαν ἀγακλειτὴν Ὑπερίων αὐτοκασιγνήτην, ἥ οἱ τέκε κάλλιμα τέκνα, Ἠῶ τε ῥοδόπηχυν ἐϋπλόκαμόν τε Σελήνην Ἠέλιόν τ᾽ ἀκάμαντ᾽ ἐπιείκελον ἀθανάτοισιν, ὃς φαίνει θνητοῖσι καὶ ἀθανάτοισι θεοῖσιν ἵπποις ἐμβεβαώς∙ σμερδνὸν δ᾽ ὅ γε δέρκεται ὄσσοις χρυσῆς ἐκ κόρυθος, λαμπραὶ δ᾽ ἀκτῖνες ἀπ᾽ αὐτοῦ αἰγλῆεν στίλβουσι, παρὰ κροτάφων τε παρειαὶ λαμπραὶ ἀπὸ κρατὸς χαρίεν κατέχουσι πρόσωπον τηλαυγές∙ καλὸν δὲ περὶ χροῒ λάμπεται ἔσθος λεπτουργές. πνοιῇ ἀνέμων, ὑπὸ δ᾽ ἄρσενας ἵππους ἔνθ᾽ ἄρ᾽ ὅ γε στήσας, χρυσόζυγον ἅρμα καὶ ἵππους θεσπεσίους πέμπῃσι δι᾽ οὐρανοῦ ὠκεανόνδε.

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Χαῖρε, ἄναξ, πρόφρων δὲ βίον θυμήρε᾽ ὄπαζε∙ ἐκ σέο δ᾽ ἀρξάμενος κλῄσω μερόπων γένος ἀνδρῶν ἡμιθέων ὧν ἔργα θεοὶ θνητοῖσιν ἔδειξαν.

XXXII. Εἰς Σελήνην Mήνην ἀείδειν τανυσίπτερον ἔσπετε Μοῦσαι ἡδυεπεῖς κοῦραι Κρονίδεω Διὸς ἵστορες ᾠδῆς∙ ἧς ἄπο αἴγλη γαῖαν ἑλίσσεται οὐρανόδεικτος κρατὸς ἀπ᾽ ἀθανάτοιο, πολὺς δ᾽ ὑπὸ κόσμος ὄρωρεν αἴγλης λαμπούσης∙ στίλβει δέ τ᾽ ἀλάμπετος ἀὴρ χρυσέου ἀπὸ στεφάνου, ἀκτῖνες δ᾽ ἐνδιάονται, εὖτ᾽ ἂν ἀπ᾽ Ὠκεανοῖο λοεσσαμένη χρόα καλὸν εἵματα ἑσσαμένη τηλαυγέα δῖα Σελήνη ζευξαμένη πώλους ἐριαύχενας αἰγλήεντας ἐσσυμένως προτέρωσ᾽ ἐλάσῃ καλλίτριχας ἵππους ἑσπερίη διχόμηνος∙ ὅ τε πλήθει μέγας ὄγμος,

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An Selene

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XXXI. An Helios Preise den Helios, Tochter des Zeus, und besinge ihn, Muse Kalliope, den Strahlenden, welchen einst Euryphaëssa1 hatte, die Schöne, geboren dem Sohn Uranos’ und der Gaia2. Euryphaëssa, die Ruhmvolle, war des Hyperion Gattin und zugleich Schwester; diesem gebar sie prächtige Kinder: Eos, die Rosige, dann die mit Locken geschmückte Selene, Helios schließlich, den fleißigen Götterähnlichen, der das Licht den sterblichen Menschen wie auch den unsterblichen Göttern bringt, seinen Wagen besteigend. Furchtbar blicken die Augen unter dem goldenen Helm; hell leuchten die Strahlen, die aus ihm, Glanz verbreitend, hervorgehn; auch seine Schläfen und Wangen, die das fernhin strahlende schöne Antlitz umschließen, leuchten hell, doch ebenso leuchten die prächtigen Stoffe seiner Kleider. Mit Windeseile, nachdem er die Hengste kurz ließ stillstehn3, lenkt er das goldne Gespann mit den Hengsten4 jeweils über den ganzen Himmel, bis er ins Meer taucht.

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Sei mir gegrüßt, o Herr, schenk mir herzerfreuendes Leben!5 Mit dir beginnend, will ich vergöttlichte Männer besingen, deren Wirken die Götter den Menschen als vorbildlich priesen.

XXXII. An Selene Singt dem Mond doch ein Lied, dem weithin schweifenden, Musen –1 ihr wohlredenden Töchter des Zeus, ihr zum Singen Begabte, dessen am Himmel sich zeigendes Licht auf die Erde herabglänzt aus dem unsterblichen Haupt: es zeigt sich erhabene Schönheit in diesem leuchtenden Glanz. Es funkelt der lichtlose Äther, gleichsam aus goldener Krone von hellen Strahlen durchflimmert, wenn, von den Fluten des Ozeans frisch gewaschen, in prächt’ge Kleider gehüllt, die weithin leuchtende Göttin Selene ihr Gespann starknackiger glänzender Jungpferde lenkt und vorwärts treibt zu eiligem Lauf die schönmähnigen Tiere jeweils am Abend der Monatsmitte. Dann ist es Vollmond,

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Εἰς Διοσκούρους

λαμπρόταταί τ᾽ αὐγαὶ τότ᾽ ἀεξομένης τελέθουσιν οὐρανόθεν∙ τέκμωρ δὲ βροτοῖς καὶ σῆμα τέτυκται. τῇ ῥά ποτε Κρονίδης ἐμίγη φιλότητι καὶ εὐνῇ∙ ἡ δ᾽ ὑποκυσαμένη Πανδείην γείνατο κούρην ἐκπρεπὲς εἶδος ἔχουσαν ἐν ἀθανάτοισι θεοῖσι. Χαῖρε, ἄνασσα, θεὰ λευκώλενε, δῖα Σελήνη πρόφρον ἐϋπλόκαμος∙ σέο δ᾽ ἀρχόμενος κλέα φωτῶν ᾄσομαι ἡμιθέων ὧν κλείουσ᾽ ἔργματ᾽ ἀοιδοὶ Μουσάων θεράποντες ἀπὸ στομάτων ἐροέντων.

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XXXIII. Εἰς Διοσκούρους Ἀμφὶ Διὸς κούρους Ἑλικωνίδες ἔσπετε Μοῦσαι Τυνδαρίδας Λήδης καλλισφύρου ἀγλαὰ τέκνα, Κάστορά θ᾽ ἱππόδαμον καὶ ἀμώμητον Πολυδεύκεα, τοὺς ὑπὸ Ταϋγέτου κορυφῇ ὄρεος μεγάλοιο μιχθεῖσ᾽ ἐν φιλότητι κελαινεφέϊ Κρονίωνι σωτῆρας τέκε παῖδας ἐπιχθονίων ἀνθρώπων ὠκυπόρων τε νεῶν, ὅτε τε σπέρχωσιν ἄελλαι χειμέριαι κατὰ πόντον ἀμείλιχον∙ οἱ δ᾽ ἀπὸ νηῶν εὐχόμενοι καλέουσι Διὸς κούρους μεγάλοιο ἄρνεσσιν λευκοῖσιν ἐπ᾽ ἀκρωτήρια βάντες πρῴρης∙ τὴν δ᾽ ἄνεμός τε μέγας καὶ κῦμα θαλάσσης θῆκαν ὑποβρυχίην, οἱ δ᾽ ἐξαπίνης ἐφάνησαν ξουθῇσι πτερύγεσσι δι᾽ αἰθέρος ἀΐξαντες, αὐτίκα δ᾽ ἀργαλέων ἀνέμων κατέπαυσαν ἀέλλας, κύματα δ᾽ ἐστόρεσαν λευκῆς ἁλὸς ἐν πελάγεσσι, ναύταις σήματα καλὰ πόνου σφίσιν∙ οἱ δὲ ἰδόντες γήθησαν, παύσαντο δ᾽ ὀϊζυροῖο πόνοιο. Χαίρετε, Τυνδαρίδαι ταχέων ἐπιβήτορες ἵππων∙ αὐτὰρ ἐγὼν ὑμέων τε καὶ ἄλλης μνήσομ᾽ ἀοιδῆς.

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An die Dioskuren

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dann ist sie ausgewachsen und sendet die leuchtendsten Strahlen uns vom Himmel herab als ein zu beachtendes Mahnmal. Zu ihr gesellte sich einst der Kronide, in Liebe mit ihr das Lager teilend. Danach gebar sie Pandeia, die Tochter, die an Schönheit hervorragt unter den ewigen Göttern. Sei mir gegrüßt, o Herrin, weißarmige Göttin Selene, freundliche Schöngelockte! Mit dir beginnend will nun ich göttliche Menschen besingen, wie Dichter sie pflegen zu rühmen, die Untergebnen der Musen, mit lieblich klingender Stimme.

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XXXIII. An die Dioskuren Über die Söhne des Zeus gebt Bericht, helikonische1 Musen, über die zwei Tyndariden, der Leda vortreffliche Kinder: Kastor, den Pferdkenner, und den hoch achtbaren Mann Polydeikes. Jene gebar unterm Gipfel des Taÿgetos diese beiden nach ihrer Schwängerung durch den schwarzumwölkten Kronìon – beide als künftige Retter von Menschen auf unserer Erde wie auch von schnellen Schiffen, wenn diese von heftigen Stürmen auf den herbstlichen Meeren bedroht sind. Die Schiffsleute pflegen dann im Gebet die Söhne des Zeus um Hilfe zu rufen: weiße Opferlämmer in Händen, klettern sie auf den Bugspriet2, während das übrige Schiff von der stürmischen Meerflut schon unter Wasser gesetzt ist. Da sieht man die Beiden auf einmal stehn, die auf leuchtenden Flügeln in Eile die Lüfte durchquerten. Augenblicklich legen sie still die Böen des Sturmwinds3 und zerteilen die hohen, weiß schäumenden salzigen Wogen – für die Schiffer ein Wunderzeichen, für jene ein Leichtes, die sich nun freuen, die Not und den Jammer beendet zu haben. Seid mir gegrüßt, Tyndariden, ihr Reiter auf windschnellen Pferden! Eurer werde ich rühmend in weiteren Liedern gedenken.4

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Kommentar I. An Dionysos 1   Eiraphiotes, ein Attribut oder zweiter Name des Dionysos von unklarer Bedeu­tung, möglicherweise abgeleitet von eriphos (Zicklein, Böcklein). Das Wort kehrt wieder am Ende des zweitletzten Verses, im Originaltext auch in Vers 18. 2   Nach dem mit Vers 9 abbrechenden ersten Fragment eines längeren Hymnus folgt ein teilweise kaum verständliches zweites Fragment. Vers 16 scheint eine zweite Version des Verses 13 zu sein, wobei wohl nur eine der bei­ den Versionen in den Text gehört. 3   Vers 11 ergibt in seiner ersten Hälfte weder im überlieferten Text noch in der Emendation von Allen (tamen tria, soi statt ta men triasoi) einen klar ver­ ständ­lichen Sinn. Außer Zweifel steht lediglich, dass hier von einem im Drei­ jahres­rhythmus einzuhaltenden Opferritual die Rede ist. 4   Hekatomben = Opfer von hundert Rindern.

II. An Demeter 1   Aïdoneus = Aïdes oder Hades, der Herrscher des Totenreichs, Bruder des Zeus und der Demeter, Sohn des Kronos. 2   Als Kronion oder Kronide (Sohn des Kronos) wird insbesondere Zeus, der Bru­­der des Aïdoneus, bezeichnet. 3   Im überlieferten Originaltext lautet die zweite Hälfte des Verses 23 „und auch keine Ölbäume mit glänzenden Früchten“. Der in Vers 100 nochmals erwähnte Ölbaum ist Vers 23 offenbar sinnlos. Vielleicht handelt es sich um eine Verwechslung von elaiai (Ölbäume) mit dem klangähnlichen Verb eleai­ rein (bemitleiden). 4   Helios, der Sonnengott, Sohn des Hyperion. 5   Im Originaltext ist Vers 32 identisch mit Vers 18. 6   Nach Vers 37 wird eine Textlücke vermutet (Hermann). Ein Anfangstext von 38 Versen könnte auf eine ursprünglich geplante Gesamtzahl von 493 (= 13x38) Versen des mit 495 Versen überlieferten Demeterhymnus hindeuten. 7   Nach der Erwähnung von Göttern und Menschen scheint das Götterzeichen des Vogelflugs ein überflüssiges Anhängsel zu sein – ähnlich wie die Ölbäume

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Kommentar

in Vers 23. Ohne Vers 46 wäre der mit 495 Versen überlieferte Hymnus im Ver­ hält­nis 1:10 in einen Anfangs- und einen Haupttext gegliedert. 8   Deo = Demeter. Neun Tage dauerte auch das alljährlich in Athen und Eleu­ sis begangene Demeterfest. 9   Eos, die Göttin der Morgenröte. 10   Die Fackel ist ein typisches Attribut der altertümliche Natur- und Zauber­ göt­tin Hekate. 11   Die im Originaltext nahezu identischen Verse 11, 22, 45, 55 scheinen auf die Bedeutung der Faktoren 11 und 45 für den mit 495 (= 11x45 oder 9x55) Ver­sen überlieferten Hymnus hinzuweisen. 12   Rheia, Mutter der Demeter. 13   Helios, der Sonnengott. 14   Der Texteinschnitt nach Vers 62 teilt den Hymnus mindestens annähernd exakt im Verhältnis 1:7. 15   Hyperion, Vater der Eos, der Selene und des Helios. 16   Bei dieser Teilung erhielt Zeus Himmel und Erde, während seine Brüder Posei­don und Hades das Meer und die Unterwelt als ihre Reiche erhielten. 17   Aphrodite (lateinisch Venus), Schönheits- und Liebesgöttin. 18   Der Texteinschnitt nach Vers 117 (= 9x13) scheint wie die Einschnitte nach den Versen 39, 65, 104 darauf zu deuten, dass neben den Zahlen 3, 5 und 11 auch die weitere Primzahl 13 für den Aufbau des ganzen Texts von Bedeu­ tung ist. Die überlieferte Gesamtzahl von 495 Versen ist eine Nachbarzahl von 494 = 13x38 wie auch von 496 = 8x62. 19   Anstelle des im Originaltext überlieferten metrisch unmöglichen Phanta­ sie­na­mens Dos wurden mehrere zweisilbige Varianten vorgeschlagen; Doë wäre ein Anagramm des richtigen Namens Deo. Die Unwahrheit von Demeters Anga­ben ist durch ihr Versprechen in Vers 121, die reine Wahrheit zu sagen, beson­ders hervorgehoben. 20   Durch das Anstoßen des Kopfs scheint sich Demeter als Göttin zu verra­ ten. Mit Vers 189, der nochmals auf das trotz ihrer Verkleidung göttliche Ausse­ hen Demeters hinweist, geht ein erster Hauptteil zu Ende, der sich in seinem Text­umfang zum Rest des Hymnus wie 5:8 verhält. 21   Der Texteinschnitt nach Vers 197 gliedert den Hymnus bei einer Gesamt­ zahl von 495 Versen nahezu exakt im Verhältnis 2:3. 22   Die Gliederung des ganzen Texts in fünf Fünftel ist durch einen Anklang des Verses 198 an Vers 98 unterstrichen: hezeto… tetiêmenê – tetiêmenê hêst’. 23   Im Rahmen der später alljährlich zu Ehren Demeters durchgeführten Pro­zes­sion von Athen nach Eleusis wurden jeweils in Erinnerung an Iambes Scherz­wort derbe Späße und Obszönitäten zum besten gegeben. 24   Im Originaltext ist nicht von Sellerie, sondern von Polei (Minze) die Rede.

An Demeter

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  Im Rahmen der später regelmäßig durchgeführten eleusinischen Myste­rien wurde jeweils ein Kykeon genannter, aus Gerste und möglicherweise psychotro­ pen Substanzen gemischter Trank genossen. 26   Vers 216 und der Anfangsteil von Vers 217 stimmen im Originaltext wört­ lich mit den Versen 147f. überein. Kallidike hatte also wohl einen ihrer Mutter geläu­fi­gen Ausspruch wiederholt. 27   Die Wiederholung der Verse 166–68 in den Versen 221–23 unterstreicht den Aufbau des ganzen Texts aus 9x55 Versen. Auf Vers 165 (= 3x55) folgt mit den Versen 166–220 der vierte und mit den Versen 221–275 der fünfte Text­ abschnitt zu 55 Versen. 28   Auch in ungeschmückter Menschengestalt behält die Göttin ihr Attribut eüste­phanos. 29   Im Originaltext ist „im Hause“ wohl aufgrund eines Überlieferungsfehlers mit der Erziehung statt – wie in Vers 252 und wahrscheinlich schon in Vers 164 – mit der Geburt des Kindes verbunden. Während es keiner Worte bedarf, dass der Säugling im Hause gepflegt und ernährt wurde, ist die Geburt „en mega­ rois“ offenbar eine Formel, mit der die Rechtmäßigkeit einer ehelichen Geburt her­vor­gehoben werden sollte. 30   Was es mit dem offenbar unsterblich machenden Feuer für eine Bewandt­ nis hat, ist unklar. Dass dieses Feuer von Demeters Fackel (dem zuletzt in Vers 61 erwähnten Attribut der Göttin) stammt, steht nicht im Originaltext. 31   Im Originaltext hat Metaneira nicht die Hände verworfen, sondern sich die Schenkel geklopft. 32   Styx, „der (oder die) Verhasste“, Fluss in der Unterwelt. 33   Vers 260 stimmt nahezu wörtlich mit dem Odysseevers ε 136 überein. 34   Die Verse 265–67 scheinen im überlieferten Text verschoben zu sein: Vers 265 schließt sich gedanklich an Vers 262 an, ebenso Vers 268 an die Verse 263/64. 35   Mit Demeters Offenlegung ihrer Identität in den Versen 268f. und dem darauf nach einem Texteinschnitt folgenden Befehl zum Tempelbau ist der Hym­nus in Verhältnis 6:5 geteilt. Vers 269 begrenzt zusammen mit Vers 225 einen der Auseinandersetzung zwischen Metaneira und Demeter gewidmeten zen­tra­len Text von 45 Versen, der im Sinne einer Gesamtgliederung im Ver­ hältnis 5:1:5 von zweimal je rund 5x45 Versen umrahmt ist (224+45+226 oder 223+46+226 Verse im überlieferten Text). 36   Der Texteinschnitt nach Vers 275 (= 5x55) teilt den ganzen Text exakt im Ver­hältnis 5:4. 37   Nach den je rund ein Fünftel des ganzen Texts abschließenden Versen 97 und 197 schließt Vers 295 das zentrale dritte Fünftel ab. 38   Vers 304 wiederholt im Originaltext nahezu wörtlich den Vers 201; diese bei­den Verse umgrenzen einen 8x13 Verse umfassenden Abschnitt, der von 25

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Kommentar

insge­samt 30x13 Versen (200+191 Verse im überlieferten Text) umrahmt ist. Der wichtige Texteinschnitt nach Vers 304 (= 8x38) gliedert zusammen mit dem Einschnitt nach Vers 189 (= 5x38-1) den Hymnus im Verhältnis 5:3:5 in drei Hauptteile. 39   Die wichtigen Wendepunkten der Erzählung entsprechenden Textein­ schnitte nach den Versen 183 und 313 grenzen einen zentralen Text von 130 Ver­sen ab. Damit ist der Hymnus nahezu exakt im Verhältnis 7:5:7 gegliedert (183+130+182 Verse im überlieferten Text). Während die Gliederung im Ver­ hältnis 5:3:5 (siehe Anm. 38) den Textaufbau aus 13 (= 5+3+5)x38 Versen her­ vor­hebt, betont die Gliederung im Verhältnis 7:5:7 in einer Art Umkehrung den Auf­bau aus 19x26 bzw. 38x13 Versen. 40   Iris, die Göttin des Regenbogens, wird oft als Botin des Zeus dargestellt. 41   Die negative Antwort Demeters an Iris steht ihrer rasch zustimmenden Ant­wort an Kallidike in Vers 169 symmetrisch gegenüber. Die Texteinschnitte nach den Versen 168 und 324 gliedern den Hymnus im Verhältnis 13:12:13 (168+156+171 Verse im überlieferten Text). Diese Gliederung hebt wiederum den Faktor 38 (= 13+12+13) hervor. 42   Der Satzschluss nach Vers 330 (= 6x55) teilt den ganzen Hymnus im Ver­ hältnis 2:1 oder – zusammen mit dem Satzschluss nach Vers 165 – in drei Drit­ tel zu je 3x5x11 Versen. 43   Die Texteinschnitte nach den Versen 134 und 358 gliedern den Hymnus im Ver­hältnis 3:5:3 (134+224+137 Verse im überlieferten Text). 44   Der Texteinschnitt nach Vers 374 liegt dem Einschnitt nach Vers 121 (wo ebenfalls von einer betrügerischen Täuschung die Rede ist) symmetrisch gegen­ über. Diese beiden Einschnitte grenzen einen 253 (= 23x11) Verse enthaltenden zen­tralen Text von zwei Randtexten zu je 11x11 Versen ab, womit die Faktoren 45 (= 11+23+11) und 11 hervorgehoben sind. 45   Der Texteinschnitt nach Vers 378 grenzt mit dem ihm gegenüberliegenden Ein­schnitt nach Vers 117 einen zentralen Text von 261 (= 20x13+1) Versen ab, der von zwei Randtexten zu je 117 (= 9x13) Versen umrahmt ist. Diese Gliede­ rung hebt die Faktoren 38 (= 9+20+9) und 13 hervor. 46   Mänaden (= Bacchantinnen): rasende Frauen im Gefolge des Gottes Dio­ nysos. Das Wiedersehen Demeters mit ihrer Tochter liegt ihrer Begegnung mit den Töchtern des Keleos in den Versen 110f. symmetrisch gegenüber. Die Texteinschnitte nach den Versen 110 und 386 gliedern den Hymnus im Ver­ hältnis 2:5:2 (110+276+109 Verse im überlieferten Text) und heben damit wie­ der­um den Textaufbau aus 9x55 Versen hervor. 47   Durch den Texteinschnitt nach Vers 394 und den wichtigen Einschnitt nach Vers 97 ist der Hymnus im Verhältnis 1:4:1 (97+297+101 Verse im überlieferten Text) gegliedert.

An Demeter

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  Die Verse 387–404 sind nach dem Text von Allen übersetzt, der hier teils auf im 15. Jh. hinzugefügten, teils von A. Goodwin vorgeschlagenen Ergänzun­ gen lückenhaft überlieferter Verse beruht. Anstelle der hier unpassenden, die Verse 445ff. vorwegnehmenden Verse 398–403 dürfte Demeter im ursprüng­ lichen Text ihre Tochter nach den näheren Umständen ihrer Entführung befragt haben. Auf eine solche Frage bezieht sich Persephone dann ausdrücklich in den Ver­sen 406 und 416. Der Einschnitt nach Vers 404 liegt dem Einschnitt nach Vers 90 symmetrisch gegenüber. Diese beiden Einschnitte gliedern den Hymnus im Verhältnis 2:7:2 (90+314+91 Verse im überlieferten Text). 49   Vom Raub der Persephone ist hier zum ersten Mal nach Vers 81 wieder die Rede; dabei nimmt Vers 414 mit dem Wort anharpaxas deutlich Bezug auf har­paxas in Vers 81. Auf Vers 414 folgen im überlieferten Text 81 Verse bis zum Textende. 50   Die olympischen Göttinnen Pallas Athene und Artemis gehören nicht zu den Töchtern des Okeanos, mit denen Persephone laut Vers 5 spielte. Bei Aus­schei­dung des Verses 424 würde der mit Vers 305 beginnende Endteil des Hymnus genau 5x38, der mit Vers 405 beginnende Schlusstext genau 2x45 oder 10x9 und der mit Vers 414 beginnende Endabschnitt genau 9x9 Verse umfassen. 51   Der brüske Texteinschnitt nach Vers 433 liegt dem Einschnitt nach Vers 62 sym­me­trisch gegenüber. Diese beiden Einschnitte gliedern den ganzen Text mit weit­gehender Präzision im Verhältnis 1:6:1 (62+371+62 Verse im überlieferten Text). 52   Der Texteinschnitt nach Vers 440 (= 8x55) trennt die letzten 55 Verse – ein Neun­tel des ganzen Hymnus bei einer Gesamtzahl von 495 Versen – ab. Nach Heka­tes kurzer Rede in den Versen 54–58 wurde diese Göttin während fast 400 Versen nicht mehr erwähnt. Dass sie nun genau im 58. Verse vor Ende des Hymnus plötzlich wieder auftritt, lässt deutlich eine exakt symmetrisch geplante Text­anlage erkennen. 53   Für die Authentizität der Verse 462–69 gilt dasselbe wie für die Verse 387–404 (siehe Anm. 48). 54   Die Texteinschnitte nach den Versen 469, 479, 482, 484 grenzen Schluss­ texte zu 26, 16, 13 und 11 Versen ab, womit nochmals die Bedeutung dieser Zah­len für den ganzen mit 495 Versen überlieferten Text hervorgehoben ist. Der Zahl 495 (= 11x45 = 9x55) unmittelbar benachbart sind die Zahlen 494 (= 13x38) und 496 (= 16x31). 55   Die überlieferte Zahl von 495 oder 3x3x5x11 Versen scheint, wie sich aus den Hauptgliederungen des ganzen Texts schließen lässt, korrekt zu sein. Aus den wichtigen Texteinschnitten nach den Versen 121 (= 11x11) und 374 (= 11x34) geht diese Gesamtzahl der Verse bei einer Textgliederung im Verhältnis 11:23:11 (22:23 zwischen Rand- und Kerntext) mit absoluter Präzision hervor. Aller­dings dürfte dabei mit einigen Textlücken und ebenso vielen interpolierten 48

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Kommentar

Ver­sen (neben Vers 424 möglicherweise Verse 46, 205, 259) zu rechnen sein. Neben den auf der Zahl 495 beruhenden Textgliederungen scheinen mit leichten Ungenauigkeiten behaftete weitere Gliederungen zu bestehen, die auf den Nachbarzahlen 494 (= 13x38) und 496 (= 16x31) basieren. Der gan­ze Textaufbau des Demeterhymnus ist demjenigen des ebenfalls 495 Ver­se (inkl. 232 a und b) umfassenden fünften Buchs der Odyssee ähnlich, in wel­chem insbesondere die Gliederung im Verhältnis 5:1:5 durch Einschnitte nach den Versen 225 (Ende des ersten Tages) und 268 (Beginn der Seefahrt) hervor­ gehoben ist.

III. An Apollon   Leto und Zeus sind Apollons Eltern.   Der Einschnitt nach Vers 13 trennt einen Einleitungstext ab, auf den bei einer Gesamtzahl von 546 Versen des Hymnus ein genau 41 mal längerer Haupt­text folgt. 3   Mit dieser Palme in Delos wird in der Odyssee (6,163) Nausikaa von Odys­ seus verglichen. 4   Vers 31 ist im Originaltext einer der ganz seltenen rein spondeischen (zwölf­silbigen) Hexameter. 5   Die Verse 29–44 scheinen zusammen einen ganzen Satz zu bilden; dabei sind die einzelnen Verse durch vielfache Anklangsbildungen – etwa zwischen den Versen 35 und 40 oder 34 und 41 (zwei verschiedene Inseln Samos) – mit­ einander verbunden. 6   Der Texteinschnitt nach Vers 49 (7x7) und die vorangehenden Einschnitte nach den Versen 4, 9, 13, 18, 24, 28 weisen auf die Bedeutung der Primzahlen 2, 3, 7 und 13 hin, deren Produkt der überlieferten Gesamtzahl von 546 Versen des Apollonhymnus entspricht. 7   Leto war die Tochter der Titanin, später als Mondgöttin verehrten Phoibe und des Titanen Koios. 8   Die Verse 75f. und 77f. scheinen im überlieferten Text miteinander ver­ tauscht zu sein. Der später mehrfach wiederholte Vers 76 (eigentlich wohl 78) schließt offenbar das erste Siebtel des 546 (= 7x78) Verse umfassenden Hymnus ab. 9   Vers 79 ist wiederholt im Hermeshymnus IV, Vers 518. 10   Nach Vers 80 wird eine Textlücke vermutet, wobei ein dem Vers 76 ähnlicher Vers (hier 81a) verlorengegangen sein dürfte (Hermann, Allen). 11   Die Verse 84–86 sind identisch mit den Odysseeversen ε 184–186 (Eid der Kalypso). 1 2

An Apollon

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  Der dem Thema „Geburt Apollons“ vorangehende Texteinschnitt nach Vers 90 (= 7x13 Verse inkl. 81a) teilt den ganzen Text bei einer Gesamtzahl von 546 (= 42x13) Versen im Verhältnis 1:5. 13   Statt des in den Handschriften überlieferten Adjektivs aelptois (unerwartet) wur­de wohl zutreffend aeptois (unsagbar) vorgeschlagen (Wackernagel). 14   Die Meergöttin Amphitrite rauscht selber wie das Meer. 15   Vers 96, eine nichtssagende Erklärung für Heras Fernbleiben, ist nur in einem Teil der Handschriften überliefert. 16   Im Originaltext ist von Goldfäden (linoisin) die Rede, mit denen das Hals­ band besetzt sein soll, was schwer vorstellbar ist. Vielleicht ist hier lithoisin (Stei­ne) statt linoisin zu lesen. 17   Vers 114 ist im Originaltext nahezu identisch mit dem Iliasvers Ε 778. 18   Themis, Göttin der Gerechtigkeit, Schwester des Kronos. 19   Vers 126 und der Endteil des vorangehenden Verses wiederholen die Ver­se 12/13. Während Vers 13 einen Einleitungstext abschließt, gliedert der Ein­schnitt nach Vers 126 (= 3x42 bei Berücksichtigung eines Verses 81a und Aus­schei­ dung des Verses 96) den ganzen Text bei einer Gesamtzahl von 546 (= 13x42) Ver­­sen im Verhältnis 3:10. 20   Ein Vers 127a findet sich in keinem der überlieferten Originaltexte. Es ist jedoch einerseits mit einer Textlücke zwischen den Versen 126 (= 3x42) und 129 (= 10x13-1), andrerseits mit einer ursprünglich wiederholten Erwähnung bei­­der in den Versen 124f. genannten Wachstumsmittel (sowohl Ambrosia wie Nek­tar) zu rechnen. 21   Die Verse 144/45 sind wörtliche Wiederholungen der Verse 22/23. 22   Die Texteinschnitte nach den Versen 129 (10x13-1), 132 (19x7-1), 139 (20x7-1), 142 (11x13-1), 146 (3x7x7-1), 155 (12x13-1), 168 (13x13-1), 181 (14x13-1) sprechen für einen verlorengegangenen Vers 127a. 23   Als der blinde Sänger von Chios galt Homer, der sich hier als der Verfasser des Hymnus zu rühmen scheint. 24   Nach den einleitenden Versen 177f. beginnt mit Vers 179 innerhalb des Hymnus ein neuer Hymnus, der zunächst den „delischen“ Anfangsteil abschließt und ab Vers 182 den „pythischen“ Hauptteil des ganzen Hymnus ein­­lei­tet. 25   Der durch den Wechsel von der Anrede zur Schilderung in dritter Person her­­vor­ge­ho­bene Texteinschnitt nach Vers 181 – d. h. nach 13x14 Versen inkl. 81a und 127a, exkl. 96 – teilt den Hymnus bei einer Gesamtzahl von 546 oder 13x42 Versen im Verhältnis 1:2 in einen „delischen“ Anfangsteil und einen „pythi­schen“ Hauptteil. Durch den wichtigen Einschnitt nach Vers 90 (d. h. nach 7x13 Versen inkl. 81a) ist der „delische“ Anfangsteil in zwei Hälften geteilt. 12

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Kommentar

  Mit der Nennung von Pytho (= Delphi), der wichtigsten Stätte des Apollo­ kults, kurz nach Erwähnung des ebenfalls wichtigen Kultorts Delos ist die Glie­ de­rung des Gesamttexts in einen delischen ersten und einen doppelt so langen pythi­schen zweiten Teil hervorgehoben. 27   melei in Vers 188 lässt sich entweder als Verb oder als Dativ von melos auf­fas­sen (melei kitharas kai aoidêi, mit Kitharaklang und Gesang). Im ersteren Fall bleibt unklar, worauf die Musen in Vers 189 antworten sollen; im letzteren Fall ist der Satz unvollständig, wobei mit einem verlorengegangenen Vers 188a zu rechnen wäre. 28   Der Texteinschnitt nach Vers 193 (d. h. nach 15x13 Versen inkl. 127a und 188a) teilt den Hymnus im Verhältnis 5:9. 29   Der hundertäugige Riese Argos wurde vom Gott Hermes getötet. 30   Wie in den Versen 12f. und 125f. erblickt Leto hier wiederum ihren Sohn mit Stolz und Freude. Der Texteinschnitt nach Vers 206 schließt eine mit Vers 182 beginnende Texteinheit ab, die mit Einschluss eines Verses 188a (sie­he Anm. 27) genau 2x13 Verse umfasst. Der ganze Hymnus ist durch den Ein­ schnitt nach Vers 206 (d. h. nach 8x13 Versen inkl. 127a und 188a) offenbar exakt im Verhältnis 8:13 geteilt. 31   Vers 207, im Originaltext eine wörtliche Wiederholung des Verses 19, schließt sich mit der erneuten direkten Anrede an Apollon an Vers 181 an. 32   Vers 211 ist nur in einem Teil der Handschriften überliefert. Möglicherwei­ se ist dieser und der folgende Vers 212 interpoliert (Vers 213 scheint sich eher an Vers 210 als an die Verse 211f. anzuschließen). Laut Humbert sind die Verse 210–213 „dans un état quasi désespéré“. 33   Vers 221 (= 17x13) ist im Originaltext mit Vers 76 (eigentlich wohl 78 = 6x13) identisch. 34   Vers 245 (= 19x13-2) ist im Originaltext mit den Versen 76 und 221 iden­ tisch. Bereits die Verse 220 und 244 sind einander ähnlich. 35   Die später in den Versen 290f. wiederholten geographischen Angaben der Ver­se 250f. (Land des Pelops = Peloponnes, Europa = Kreta) passen besser zu der in jenen späteren Versen beschriebenen Gegend von Krisa als hier zur Tel­ phu­sa­quelle bei Haliartos im mittleren Böotien; sie scheinen aus jener späteren Stel­le fälschlich übernommen zu sein. 36   Die Verse 258–260 wiederholen mit geringen Änderungen die Verse 247– 249. 37   In den Versen 273f. scheint Telphusa darauf hinzuweisen, dass Krisa wegen seiner geographischen Lage (siehe Anm.35) mehr opferwillige Men­ schen anziehen würde als ihr eigenes Gebiet. 38   Die Texteinschnitte nach den Versen 260 und 286 grenzen einen zentralen Abschnitt von 26 Versen ab, der – entsprechend einer Gesamtgliederung im Verhältnis 10:1:10 – von zweimal 260 Versen umrahmt ist. Diese klare Gliede­ 26

An Apollon

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rung lässt weder fehlende noch interpolierte Verse erkennen; diese scheinen sich inner­halb der Hauptabschnitte gegenseitig zu kompensieren. 39   Die Verse 287–95 wiederholen die Verse 247–55. Der durch Texteinschnit­ te deutlich abgegrenzte Abschnitt Vv. 254–295 stellt einen Zentraltext von 42 Versen dar, der von zwei Randtexten zu je rund 6x42 Versen umrahmt ist (253+42+251 Verse im überlieferten Text). 40   Der Texteinschnitt nach Vers 299 (= 23x13) grenzt zusammen mit dem Ein­schnitt nach Vers 245 einen dem Tempelbau gewidmeten zentralen Abschnitt ab, der ohne die wohl interpolierten Verse 251f. genau 4x13 Verse umfasst. Die­ser zentrale Abschnitt ist von zweimal je rund 19x13 Versen (245 bzw. 247 Ver­se im überlieferten Text) umrahmt. 41   Aus den Handschriften geht nicht eindeutig hervor, ob Zeus oder Hera sel­ber den neugeborenen Hephaistos ins Meer warf. Ersteres ist schon darum wahr­scheinlicher, weil es sich hier um Vorwürfe handelt, die Hera ihrem Gatten macht; allerdings scheint Vers 321 eher für Heras eigene Schuld zu sprechen. In der Ilias gibt Hephaistos in Vers 18, 396 seiner Mutter die Schuld an seinem Sturz ins Meer, während er in 1,591ff. berichtet, wie sein Vater ihn einst auf die Erde hinuntergeworfen habe. Nach Vers 317 wird von einigen Kommentatoren eine Textlücke vermutet (Allen, Matthiae). 42   Vers 325a ist nur in einem Teil der Handschriften überliefert. 43   Das für Hera gebräuchliche Attribut boôpis, seit Voß meist mit „kuhäugig“ über­setzt, kann ebenso gut „wie eine Kuh aussehend“ heißen und darauf hindeu­ ten, dass die Göttin in Rindergestalt in Erscheinung treten kann. Heras Bruder Zeus ist in der Europasage ein Stier; sie selber verwandelt ihre Rivalin Io in eine Kuh. (Humbert spricht in diesem Zusammenhang von archaischen „traces de zoo­morphisme“ in den homerischen Gedichten.) 44   Vers 334 ist im Originaltext nahezu identisch mit Vers 84, dem Anfangs­ vers der von Leto gesprochenen Eidesformel. Im Unterschied zum Schwur der Leto lässt aber Hera die für Göttereide wichtige Styx unerwähnt; dies dürfte den spä­te­ren Misserfolg ihres Votums erklären. 45   Nach Vers 335 wird eine Textlücke vermutet (Peppmüller). 46   Der Texteinschnitt nach Vers 339 (= 2x13x13+1) und der ihm symmetrisch gegen­über­lie­gende Einschnitt nach Vers 206 (= 8x26-2) gliedern den Text im Ver­hältnis 8:5:8, wobei im Endteil ein Vers, im Anfangsteil zwei Verse (127a und 188a?) zu fehlen scheinen, während der Mittelteil (134 Verse inkl. 325a) vier überzählige Verse (211f. und 251f.?) zu enthalten scheint. 47   Horen = Jahreszeiten (Töchter des Zeus, siehe auch Vers 194). Die beiden im Originaltext durch einen Anklang verbundenen „Horen“-Verse 194 und 350 begren­zen einen ursprünglich wohl 12x13 Verse umfassenden mittleren Text (156 Verse inkl. 325a, exkl. 211f. und 251f. bei Textlücken nach den Versen 317 und 335), der entsprechend einer Gesamtgliederung im Verhältnis 5:4:5 von

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Kommentar

zwei Randtexten zu je rund 15x13 Versen (193 bzw. 196 Verse im überlieferten Text) umrahmt ist. 48   Vers 352 ist im Originaltext identisch mit Vers 306. 49   Vers 355 wiederholt fast wörtlich die Verse 303f.; dabei fehlen allerdings die an jener früheren Stelle erwähnten Schafe. Möglicherweise ist hier ein Vers „355a“ verlorengegangen. Im Übrigen ist in Vers 355 – entgegen dem masku­ linen Relativpronomen im überlieferten Text – offensichtlich nicht von Typha­ on, sondern von jenem im Originaltext weiblichen Drachen die Rede, dem Typha­on zur Erziehung übergeben wurde. 50   Apollons Sieg über den Drachen ist einer der wichtigen Wendepunkte im Text des Apollonhymnus. Dieser wird durch den Einschnitt nach Vers 362 im Ver­­hältnis 2:1 oder – zusammen mit dem Einschnitt nach Vers 181 – in drei Drit­­tel zu je rund 13x14 Versen unterteilt. Dabei fehlt im ersten Drittel des über­­lieferten Texts ein Vers (Textlücken nach den Versen 81 und 127, teilweise kom­­pensiert durch den wohl interpolierten Vers 96?); im zweiten Drittel fehlt eben­­falls ein Vers (d. h. die Zahl der Textlücken übertrifft um 1 die Zahl der unech­­ten Verse), während das letzte Drittel offenbar, wie noch näher zu zeigen ist, zwei überzählige Verse enthält. 51   Typhoeus = Typhaon. 52   Die aus verschiedenen Tierkörpern bestehende Chimaira (Chimäre) galt als Tochter des Typhaon. 53   Der Titan Hyperion, Vater des Sonnengotts Helios, wird oft mit diesem gleich­gesetzt. 54   Die Geschichte vom Drachen in 300–374 umfasst 6x13 Verse ein­ schließlich des Verses 325a und zweier möglicherweise in Textlücken nach den Ver­sen 317 und 335 (oder 355?) verlorengegangener Verse. 55   Die Verse 377 und 378 stimmen im Originaltext weitgehend überein mit den Versen 244 und 246. 56   Der Texteinschnitt nach Vers 387 gliedert den ganzen Text einerseits – zusam­men mit dem Einschnitt nach Vers 181 – im Verhältnis 7:8:6, andrerseits – zusam­men mit dem Einschnitt nach Vers 155 – im Verhältnis 2:3:2. Nach Vers 387 beginnt ein inhaltlich selbständiger Schlusstext, der abzüglich dreier wohl interpolierter Verse genau 156 (= 12x13) Verse umfasst. 57   Der Texteinschnitt nach Vers 413 (= 16x26-3) gliedert zusammen mit dem Ein­schnitt nach Vers 129 den ganzen Text im Verhältnis 5:11:5 (129+284+133 Ver­se im überlieferten Text, wobei im Anfangsteil ein Vers, im Mittelteil zwei Ver­se zu fehlen scheinen, während der Endteil offenbar drei überzählige Verse ent­hält). 58   Der Texteinschnitt nach Vers 417 (= 10x42-3) gliedert zusammen mit dem Einschnitt nach Vers 126 (= 3x42) den Hymnus im Verhältnis 3:7:3 (126+291+129 Verse im überlieferten Text). Wird gemäß Anm. 20 mit einem

An Apollon

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ver­loren­ge­gan­ge­nen Vers 127a gerechnet, so ist sowohl bei dieser Gliederung wie bei derjenigen im Verhältnis 5:11:5 der Anfangsteil mit exakt 3x42 bzw. 5x26 Versen vollzählig, während im Mittelteil zwei Verse fehlen und der Endteil drei überzählige Verse enthält. 59   Die Verse 425–27 stimmen mit den Versen der Odyssee ο 295, 298, 297 nahe­zu wörtlich überein. 60   Vers 429 kommt mehrfach in der Odyssee vor. 61   Der Textabschnitt in 418–35 erinnert mit seinem geographischen Katalog und in Einzelheiten der Textgliederung an die Verse 29–44. 62   Der Texteinschnitt nach Vers 439 grenzt einen Endtext von 107 (= 8x13+3) Versen ab. Dieser Endtext enthält offenbar drei überzählige Verse, wäh­rend im vorangehenden Text von 34x13-3 Versen die Textlücken über die Inter­polationen zu überwiegen scheinen. 63   Die Verse 441f. erinnern an den Iliasvers Δ 78. 64   Da Apollon in der Stadt Krisa keinen Tempel hatte (den neugebauten Tempel in Delphi erreichte er erst nach längerem Fußmarsch), lässt sich die Echtheit der Verse 443f. bezweifeln. Möglicherweise handelt es sich bei diesen beiden Versen und den zwei angrenzenden Halbversen um die drei überzähligen Verse des Endteils. 65   Die Verse 452–55 sind mit den Odysseeversen γ 71–74 und ι 252–55 identisch. Der Texteinschnitt nach Vers 455 (= 35x13) liegt dem Einschnitt nach Vers 90 (bzw. 91 inkl. 81a) symmetrisch gegenüber. Diese beiden Einschnitte glie­dern den ganzen Hymnus im einfachen Verhältnis 1:4:1 (90+365+91 Verse im überlieferten Text). 66   Vers 466 wiederholt wörtlich die Odyssee-Verse ζ 187a und ω 402. (Bereits Vers 464 klingt deutlich an ζ 187 an.) 67   Vers 468 stimmt weitgehend überein mit Vers 134 des Demeterhymnus Nr. II. Der Einschnitt nach Vers 468 (d. h. nach 36x13 oder 6x78 Versen) liegt dem Einschnitt nach den ersten 78 Versen symmetrisch gegenüber. Diese beiden Ein­schnitte gliedern den ganzen Text im Verhältnis 1:5:1 (genau 78+390+78 Ver­se im überlieferten Text, wobei offenbar die Textlücken durch ebenso viele inter­polierte Verse kompensiert sind). 68   Die Etymologie der Bezeichnungen delisch, pythisch, delphisch wird in jedem der durch die Einschnitte nach den Versen 181 und 387 abgegrenzten Haupt­teile I, II und III besprochen. Teil I lässt sich als der delische, Teil II als der pythische, Teil III als der delphische Hauptteil bezeichnen. In ihren Textlän­ gen verhalten sich diese drei Teile wie 7:8:6. 69   Paieon oder Paian, ein Loblieb auf den Heilgott Apollon. 70   Die Verse 504 und 505 sind identisch mit den Iliasversen A 434 und 437. 71   Der Texteinschnitt nach Vers 507 grenzt einen 3x13 Verse enthaltenden Schluss­text von den vorangehenden 3x13x13 Versen ab.

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Kommentar

  Vers 513 ist ein in der Odyssee oft wiederholter Formelvers.   Auf Vers 533 (= 41x13) folgen noch die letzten 13 Verse. Die letzte Rede Apollos Vv. 532–544 umfasst ebenfalls 13 Verse. 74   Was mit diesen anderen Vorgesetzten gemeint ist, ist unklar. 75   Die Gliederungen des Gesamttexts lassen annehmen, dass die überlieferte Gesamt­zahl von 546 bzw. 3x182, 6x91, 7x78, 13x42, 14x39, 21x26 Versen kor­rekt ist. Dabei scheint etwa ein halbes Dutzend Textlücken durch ebenso vie­­le interpolierte Verse kompensiert zu sein. In der Textanlage ist der Apol­lon­ hymnus dem mit 544 Versen überlieferten vierten Buch der Ilias ähnlich, das u. a. durch Haupteinschnitte nach den Versen 126 und 421 im Verhältnis 3:7:3 geglie­dert ist. 72

73

IV. An Hermes   Kronion (Sohn des Kronos) = Zeus.   In den Versen 17–22 scheinen zwei unterschiedliche Versionen der Erzäh­ lung vom ersten (oder vierten?) Tag des Hermes zusammengezogen zu sein. 3   Der mit Vers 365 der Erga („Werke und Tage“) des Hesiod identische Vers 36 ist vielleicht ein Sprichwort. 4   Vers 46 wiederholt erstmals nach Vers 1 den Namen Hermes und schließt damit deutlich einen Anfangstext ab, der abzüglich eines möglicherweise inter­ po­lierten Verses genau 45 Verse umfasst. Der ganze Hymnus scheint bei Ein­ rech­nung mehrerer Verslücken mit 585 oder 13x45 Versen geplant zu sein. 5   Vers 67 schließt einen Anfangstext ab, der abzüglich zweier überzähliger Ver­se einem Neuntel des wohl mit 585 (= 9x65) Versen geplanten Hymnus ent­spricht. 6   Helios, der Sonnengott. 7   Argosbezwinger oder Argostöter, der übliche Beiname des erwachsenen Got­­tes Hermes, der das Ungeheuer Argos umbrachte. 8   Statt des in Vers 79 überlieferten eripsen oder rhipsin dürfte typsei (… aphrast’ êd’ anoêta) zu lesen sein. 9   Selene, die Mondgöttin. Die im nächsten Vers folgenden Angaben über Sele­nes Abstammung sind sonst nicht bekannt. 10   Die Reihenfolge der Verse 106/107 scheint im überlieferten Text ver­ tauscht zu sein. 11   Vers 109 ist in verschiedenen Versionen überliefert. Die obige Übersetzung beruht auf einer Konjektur von Humbert. 12   Vers 111 ist in seiner ersten Hälfte identisch mit Vers 25, wo es um die Erfin­dung der Leier geht. 13   Hephaistos, Feuer- und Schmiedegott. 1 2

An Hermes

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  Vers 119 (= 9x13+2) schließt einen Anfangstext ab, der abzüglich zweier mögli­cher­wei­se interpolierter Verse bei der anscheinend geplanten Gesamtzahl von 585 (= 45x13) Versen einem Fünftel des Hymnus entspricht. 15   Zwölf Portionen entsprechen den ursprünglichen zwölf olympischen Göt­ tern. 16   Der Texteinschnitt nach Vers 137 (= 3x45+2) teilt den Hymnus im Ver­ hält­nis 3:10, wenn mit zwei interpolierten Versen im Anfangsteil und einer geplanten Gesamtzahl von 585 (= 13x45) Versen gerechnet wird. 17   Letos Sohn: der Gott Phoibos Apollon. Maia scheint vorauszuahnen, dass Apol­lon ihren Sohn später tatsächlich auf seine Arme nehmen wird (V. 293). Dies erklärt vielleicht die Verbalformen der Zukunft in den Versen 158/59 des über­lie­fer­ten Texts, in denen es sich eigentlich um Mutmaßungen Maias über die zurückliegenden Eskapaden ihres Sohns handelt. 18   Vers 183 klingt an Vers 1 an („Sohn des Zeus, Maia“) und schließt damit deut­lich einen dem Thema „Maia und Hermes“ gewidmeten ersten Hauptteil des Hymnus ab. Dieser erste Hauptteil scheint wie der delische Anfangsteil des Apollonhymnus Nr. III mit 13x14 Versen geplant zu sein, also einen überzähli­ gen Vers (bzw. eine Textlücke und zwei interpolierte Verse) zu enthalten. 19   Mit Eos, der Göttin der Morgenröte (lateinisch Aurora), beginnt der dem The­ma „Hermes und Apollon“ gewidmete zweite Hauptteil des Hermeshymnus. 20   Gemeint ist der Gott Poseidon. 21   Vers 189 stimmt abgesehen vom Namen Leto mit Vers 89 wörtlich überein. Umso auffallender ist der Unterschied zwischen den beiden nachfolgenden Reden an den Winzer: Während Apollon nichts vom Rebbau (für den der Gott Dio­nysos zuständig ist) zu verstehen scheint, verblüfft der neugeborene Hermes durch seine fachmännischen Aussagen. 22   Der Sinn der Verse 213f. ist nicht ganz klar; möglicherweise liegt hier eine Text­lücke. Der Adler galt als Vogel des Zeus, der dessen Botschaft überbringen konn­te. 23   Hekêbolos, „der fernhin Treffende“, Beiname Apollons. 24   Der der ersten Begegnung der Halbbrüder Apollon und Hermes voraus­ gehende Texteinschnitt nach Vers 234 (= 18x13 oder 2x117) teilt den Hymnus bei einer Gesamtzahl von 585 Versen im Verhältnis 2:3, wobei in dem auf diesen Ein­schnitt folgenden Text von 346 (= 27x13-5) Versen fünf Verse zu fehlen schei­nen. (Textlücken wurden vermutet u. a. nach den Versen 315, 409, 415, 526, 568.) Zwei Verse scheinen aber auch innerhalb des zweiten Textfünftels Vv.120–234 verlorengegangen zu sein, während das erste Fünftel Vv. 1–119 offen­bar zwei überzählige Verse enthält. 25   Als Gott der Weissagung spricht Apollon in seiner Drohung etwas Wahres aus: Hermes wird tatsächlich als „Psychopompos“ die Seelen der Verstorbenen in die Unterwelt geleiten. Der Texteinschnitt nach Vers 259 (= 20x13-1) teilt 14

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Kommentar

den Hymnus bei einer Gesamtzahl von 585 oder 45x13 Versen im Verhältnis 4:5. 26   Vers 260 ist nahezu identisch mit Vers 162 wie auch mit dem späteren Vers 463. 27   Die 13 Verse 286–298 stehen im Zentrum des ganzen Hymnus, umrahmt von zweimal je rund 22x13 Versen (285 bzw. 282 Verse im überlieferten Text). Wohl nicht zufällig steht im Zentrum dieses Zentraltexts der Vers 292 mit der Cha­rak­terisierung des Hermes als des Ersten der Schelme. 28   Der Texteinschnitt nach Vers 312 (= 24x13) gliedert zusammen mit dem Einschnitt nach Vers 273 (= 21x13) den Hymnus im Verhältnis 7:1:7 (273+39+268 Verse im überlieferten Text). Der die Verse 274–312 umfassende mitt­lere Text von 3x13 Versen ist durch eine nahezu wörtliche Wiederholung der Verse 275–77 in den Versen 310f. deutlich in sich zusammengefasst. 29   Die Verse 270–314 bilden einen Zentraltext von 45 Versen, der von zwei­ mal je rund 6x45 Versen (269 bzw. 266 Verse im überlieferten Text) umrahmt ist. 30   Mit dem hilfreichen Ausweg kann kaum etwas anderes gemeint sein als die bereits in Vers 312 von Hermes geäußerte Aufforderung, Zeus im Streit sei­ner beiden Söhne Recht sprechen zu lassen. Möglicherweise folgte in der ursprüng­li­chen Textfassung Vers 312 und mindestens ein weiterer Vers auf Vers 319. 31   Der Texteinschnitt nach Vers 324 (= 25x13-1) grenzt zusammen mit dem Ein­schnitt nach Vers 259 (= 20x13-1) einen 65 oder 5x13 Verse umfassenden, dem Streitgespräch zwischen Hermes und Apollon gewidmeten Zentraltext ab, der von zweimal je rund 20x13 Versen umrahmt ist. Dies entspricht einer Glie­ de­rung im Verhältnis 4:1:4 (259+65+256 Verse im überlieferten Text, wobei im Anfangs­teil ein Vers, im Endteil vier Verse zu fehlen scheinen). 32   Der Texteinschnitt nach Vers 349 gliedert zusammen mit dem Einschnitt nach Vers 234 den Hymnus im Verhältnis 2:1:2 (234+115+231 Verse im überlie­ fer­ten Text). Dabei scheint je einer der bei der Gliederung im Verhältnis 4:1:4 feh­len­den Verse (siehe Anm. 31) im Bereich zwischen den Versen 234 und 260 sowie zwischen 324 und 350 verlorengegangen zu sein. 33   Der Einschnitt in Vers 360 (= 8x45) gliedert zusammen mit dem Einschnitt nach Vers 227 den Hymnus im Verhältnis 5:3:5 (227+133+220 Verse im überlie­ fer­ten Text, wobei zwei überzähligen Versen des Anfangsteils zwei fehlende Ver­se im Mittel- und fünf fehlende Verse im Endteil gegenüberstehen). 34   Vers 365 schließt nach Vers 183 einen weiteren Abschnitt von 14x13 Ver­ sen ab. Zusammen mit dem Einschnitt nach Vers 221 gliedert der auf Vers 365 fol­gen­de Texteinschnitt den Hymnus im Verhältnis 17:11:17 (221+144+215 Ver­se im überlieferten Text, wobei einem überzähligen Vers im Mittelteil sechs feh­lende Verse im Endteil gegenüberstehen).

An Hermes

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  Hier sagt Hermes tatsächlich die Wahrheit: er hat die Kühe nicht zu sich nach Hause genommen und bei seiner Heimkehr als Windhauch keinen Fuß über die Schwelle gesetzt. 36   Den bereits in Vers 68 erwähnten Sonnengott Helios, dem verborgene Unta­ten nicht zu entgehen pflegen, scheint Hermes hier als Zeugen seiner Unschuld anrufen zu wollen. Da der Rinderdiebstahl während der Nacht geschah, konnte er von Helios nicht beobachtet werden. 37   Der Texteinschnitt nach Vers 388 (= 30x13-2) teilt den Hymnus im Ver­ hältnis 2:1 oder, zusammen mit dem Einschnitt nach Vers 195, in drei Drit­ tel, wobei im zweiten Drittel zwei und im letzten Drittel drei Verse zu feh­len scheinen. Die Einschnitte nach den Versen 183 und 388 gliedern den Hymnus im Verhältnis 14:16:15 in drei Hauptteile: einen Teil I „Hermes und Maia“, einen Teil II „Streit zwischen Hermes und Apollon“ und einen Teil III „Ver­ söhnung von Hermes und Apollon“ (183+205+192 Verse im überlieferten Text, wobei mit je drei fehlenden Versen im Mittel- und im Endteil sowie einem über­ zähligen Vers im Anfangsteil zu rechnen ist). 38   Götterbote ist der erwachsene Gott Hermes (siehe Vers 3). 39   „Träger der Aigis“ = Kronion = Zeus. 40   Die Texteinschnitte nach den Versen 400 und 402 liegen den Einschnitten nach den Versen 181 und 183 symmetrisch gegenüber. Diese vier Einschnitte glie­dern den ganzen Text einerseits im Verhältnis 14:17:14 (183+217+180 Verse im überlieferten Text), andererseits im Verhältnis 4:5:4 (181+221+178 Verse im über­lieferten Text). Beide Gliederungen deuten auf einen überzähligen Vers im Anfangs­teil sowie auf vier fehlende Verse im Mittel- und zwei fehlende Verse im Endteil hin. 41   Der Name der Pflanze Agnos erinnert an hagnos (heilig, keusch, rein). In diesem Textbereich scheinen mehrere Lücken zu bestehen; insbesondere wer­ den solche nach den Versen 409 und 415 vermutet. 42   Nach Vers 415 besteht offenbar eine Textlücke (Allen, Humbert). Der Text in diesem Bereich ist jedenfalls unvollständig; unklar ist insbesondere, ob von den feurig glühenden Augen des Hermes oder von Spuren des in der voran­ gehenden Nacht entfachten Feuers die Rede ist. 43   Vers 419 und der Anfangsteil des folgenden Verses wiederholen im Originaltext die Verse 53f. und werden ihrerseits in den Versen 501f. wiederholt. 44   Der Texteinschnitt nach Vers 438 gliedert zusammen mit dem Einschnitt nach Vers 141 den Hymnus in einen mittleren Text von rund 23x13 und einen Randtext von zweimal je rund 11x13 Versen (141+297+142 Verse im über­ lieferten Text, wobei im Endteil ein Vers, im Anfangs- und im Mittelteil je zwei Ver­se zu fehlen scheinen). 45   Vers 446 wiederholt in seiner zweiten Hälfte die Verse 1 und 301. Der Text­­ ein­­schnitt nach Vers 446 (= 10x45-4) und derjenige nach Vers 137 (= 3x45+2) 35

160

Kommentar

glie­dern den Hymnus im Verhältnis 3:7:3 (137+309+134 Verse im überlieferten Text, wobei mit zwei überzähligen Versen im Anfangsteil, sechs fehlenden Ver­ sen im Mittelteil und einem fehlenden Vers im Endteil zu rechnen ist). 46   Wie schon in Vers 53 dürften mit Thaliai nach der Muse Thalia benannte Gesän­ge gemeint sein. Während aber in Vers 53 von den solche Lieder singen­ den Jünglingen die Rede ist, dürften in Vers 454 wohl nicht jene Jünglinge, son­dern eher die neuartige Musik des Hermes gemeint sein. Der Texteinschnitt nach Vers 454 grenzt zusammen mit dem Einschnitt nach Vers 129 einen mittle­ ren Haupttext von 325 (= 25x13) Versen von zwei Randteilen zu je rund 10x13 Ver­sen (129 bzw. 126 Verse im überlieferten Text) ab. 47   Vers 459 klingt im Originaltext deutlich an Vers 272 an: to d’atrepeôs ago­ reueis – to d’atrekeôs agoreusô. Offenbar spielt Apollon auf jene frühere Rede des Hermes an, in der es bereits um dessen Ruf bei den anderen Göttern ging. Auch die in Vers 460 folgende Beteuerung „bei diesem Spieß“ ist vielleicht eine scherz­hafte Anspielung auf den seltsamen „Schwur“ des Hermes in Vers 384. 48   Vers 463 ist eine wörtliche Wiederholung der Verse 162 und 260. 49   Der Texteinschnitt nach Vers 465 gliedert den ganzen Text zusammen mit dem Einschnitt nach Vers 119 im Verhältnis 1:3:1 (119+346+115 Verse im überlieferten Text). Dabei scheint der Anfangsteil zwei überzählige Verse zu enthalten, während im Mittelteil fünf und im Endteil zwei Verse zu fehlen schei­ nen. 50   Die Verse 501f. sind eine nahezu wörtliche Wiederholung der Verse 53f. und 419f. Der Texteinschnitt nach Vers 502 grenzt einen Endabschnitt von 78 (= 6x13 oder 2x39) Versen ab, der dem Anfangstext Vv.1–78 symmetrisch gegen­überliegt. Der zwischen diesen beiden Randabschnitten liegende Haupt­ text ist mit 424 (= 11x39-5) Versen überliefert. Die weiteren Einschnitte nach den Versen 153 und 426 weisen auf eine geplante Gliederung im Verhältnis 2:2:7:2:2 und auf drei fehlende Verse zwischen den Versen 78 und 154 sowie zwei fehlende Verse zwischen 426 und 503 hin. 51   Vers 511 erinnert im Originaltext auffallend an Vers 108, wo ebenfalls von der Erfindung einer neuen Kunst die Rede ist. An beiden Stellen dürfte ursprüng­lich dasselbe Verb gemeint sein (wohl eher ekmassato als epemaieto). Aller­dings lässt sich bezweifeln, dass die eingeschoben wirkenden Verse 511f. über­haupt zum ursprünglichen Text gehören. Nach der bekannteren Version der Sage soll Pan, nicht Hermes, die Syrinx (Panflöte) erfunden haben. 52   Vers 518 ist im Originaltext mit Vers 79 des Apollonhymnus nahezu iden­ tisch. 53   Nach Vers 526 wird eine Textlücke vermutet (Allen). Der nachfolgenden direk­ten Rede dürfte ursprünglich mindestens ein einleitender Vers vorangegan­ gen sein. 54   Vers 532 ist im Originaltext nahezu identisch mit Vers 471.

An Aphrodite

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  Die ungewöhnliche Struktur des Originalverses 578 (fünf Spondeen nach einem Daktylus am Versanfang) scheint als ein das allmähliche Einschlummern malen­der Schlusseffekt geplant zu sein. 56   Vers 579 wiederholt in seiner zweiten Hälfte die Verse 1, 301, 446. 57   Aus den mehrfach einander überlagernden Textgliederungen entsprechend ein­fa­chen Proportionen ergibt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine ursprüng­ lich geplante Textanlage mit insgesamt 585 (= 3x195, 5x117, 9x65, 13x45, 15x39) Versen. Damit scheint sich der Hermeshymnus in seinem Textumfang gegen­über dem Apollonhymnus Nr. III wie 15:14 und gegenüber dem Demeter­ hymnus Nr. II wie 13:11 zu verhalten. Die dreiteilige Hauptgliederung des Her­ mes­hymnus im Verhältnis 14:16:15 bzw. 2:1 ist von einer ähnlichen Asymmetrie wie die dem Verhältnis 1:2 bzw. 14:16:12 entsprechende Hauptgliederung des Apollonhymnus. Ebenfalls mit 13x45 Versen scheint das mit 586 Versen über­ lieferte achte Buch der Odyssee geplant zu sein. In diesem ist u. a. eine Glie­ derung in vier Fünftel (mit einem überzähligen Vers im vierten Fünftel) durch Texteinschnitte nach den Versen 117, 234, 351, 469 hervorgehoben. 55

V. An Aphrodite   Aphrodite, die Göttin der Liebe (lateinisch Venus).   Aphrodite soll nahe der Insel Kythera aus Meerschaum geboren worden sein. 3   Aigis = Schild des Zeus. 4   Ares, Kriegsgott (lateinisch Mars). 5   Kronos, der von Zeus entmachtete Vater von Hestia, Hades, Poseidon, Deme­ter, Zeus und Hera. 6   Die Kinder des Kronos wurden von diesem laut Hesiod in der Reihenfolge ihres Alters zunächst verschlungen, dann aber in umgekehrter Reihenfolge wie­ der erbrochen, sodass die Erstgeborene zuletzt wieder auf die Welt kam. 7   Die im obigen Text durch die Wiederholung des Anfangsworts verbunde­ nen Verse 31/32 sind im Originaltext durch einen reimartigen Anklang zusam­ men­gefasst: pasin d’en nêoisi theôn … para pasi brotoisi theôn … 8   Der mit Vers 38 begonnene Satz endigt in Vers 41 als Anakoluth, falls Vers 41 als ein auf Hera bezogener Relativsatz aufgefasst wird. Möglicherweise beginnt aber mit Vers 41 ein neuer Hauptsatz, dessen Subjekt nicht Hera, son­ dern Aphrodite ist: es wäre seltsam, wenn in einem an die Schönheitsgöttin Aphro­dite gerichteten Hymnus nicht sie, sondern Hera als die weitaus schönste Göt­tin bezeichnet wäre. Allerdings ist dann in Vers 42 zweifellos wieder von Hera die Rede. Vielleicht ist mit einem verlorengegangenen Vers 41a zu rech­ nen, der wieder zu Hera überleitete und einen Anfangstext von 42 (= 6x7) 1 2

162

Kommentar

Versen abschloss. Die weiteren Texteinschnitte nach den Versen 83, 125, 167, 209, 251 deuten jedenfalls auf einen geplanten Aufbau aus 7x42 Versen hin. 9   Vers 44 ist im Originaltext nahezu identisch mit Vers 313 des Apollon­ hymnus. 10   Die Liebesgöttin Aphrodite wird in Vers 45 des Originaltexts nicht aus­ drück­lich genannt. Das dort auf sie hinweisende Pronomen lässt annehmen, dass sie bereits kurz zuvor erwähnt wurde – etwa in Vers 41 (siehe Anm. 8). 11   Chariten (bei den Römern Grazien), Göttinnen der Anmut, Begleiterinnen Aphro­dites. 12   Die Verse 59 und 61/62 sind identisch mit den Odysseeversen θ 363–365. 13   Der Name Anchises ist am Versanfang wie im Griechischen mit gedehnter Anfangssilbe zu lesen. 14   Im überlieferten Text steht hier wie im identischen späteren Vers 144 das Wort eros, das nicht Ehrfurcht, sondern Liebe bedeutet. In Vers 91 dürfte ursprünglich eher ein Wort wie sebas (Bewunderung, Ehrfurcht) gemeint gewesen sein (vor der in Vers 143 erwähnten Handlung der Göttin konnte Anchises nicht verliebt sein). 15   Die wörtliche Wiederholung der Verse 107f. in den Versen 191f. unterstreicht eine Gliederung des Hymnus im Verhältnis 5:2:5 (106+84+103 Verse im überlieferten Text). 16   Argosbezwinger (Argeiphontes): Beiname des Gottes Hermes, der den hundertäugigen Riesen Argos tötete. 17   Vers 124 ist in seiner zweiten Hälfte im Originaltext identisch mit Vers 74. 18   Vers 143 ist in seiner zweiten Hälfte im Originaltext identisch mit den Ver­sen 45 und 53. Er stimmt ferner wörtlich überein mit dem Iliasvers Γ 139. 19   Vers 144 ist eine nahezu wörtliche Wiederholung des Verses 91 (siehe Anm. 14). Gerade die Ähnlichkeit der beiden Verse hebt die Steigerung des Gefühls von Bewunderung zu Liebe hervor. 20   Hermeias = Hermes, der „Argosbezwinger“ und Führer der Seelen ver­stor­ be­ner Menschen ins Totenreich. 21   Aïdes = Hades, der Gott der von den Seelen der Toten bewohnten Unter­ welt. 22   Vers 167 erinnert im Originaltext deutlich an Vers 126 (parai lechesin – parelekto). Die Texteinschnitte vor Vers 126 und nach Vers 167 gliedern den Hymnus im Verhältnis 3:1:3 (exakt 126+42+126 Verse einschließlich eines Verses 41a). 23   Das Anstoßen des Kopfes an der Zimmerdecke und der von der Göttin aus­ gehende Glanz wird hier teils mit denselben Worten wie im Demeter-Hymnus II,188/89 geschildert. 24   Vers 186 klingt im Originaltext an den ihm annähernd symmetrisch gegen­ überliegenden Vers 109 an, auf den er deutlich Bezug nimmt.

An Aphrodite

163

  Vers 190 schließt einen mit Vers 107 beginnenden, 84 Verse umfassenden Mit­tel­teil des Hymnus, der von 106+103 Versen umrahmt ist. Dies entspricht mit weitgehender Präzision einer Gliederung im Verhältnis 5:4:5. Durch eine nahe­zu wörtliche Wiederholung der Verse 107f. in den Versen 191f. ist diese Glie­derung besonders hervorgehoben. 26   Die Verse 196f. klingen an die Iliasverse Υ 307f. an, in denen ebenfalls von der Nachkommenschaft des Aineias – den sagenhaften Gründern Roms – die Rede ist. 27   Im Originaltext lautet das Wortspiel Aineias – ainon, wobei ainon eigent­ lich „schrecklich“ heißt. 28   Die Verse 203f. stimmen teils wörtlich mit den ebenfalls der Sage von Gany­med gewidmeten Iliasversen Υ 235 und 234 überein. 29   Tros, der Vater des Ganymed. 30   Der Einschnitt vor dem Tithonos-Text liegt dem ebenfalls wichtigen Ein­ schnitt nach Vers 77 nahezu exakt symmetrisch gegenüber. Die beiden Ein­ schnitte gliedern den Hymnus im Verhältnis 10:11 in einen 20x7 Verse umfas­ senden Mittelteil und einen rund 22x7 Verse umfassenden, aus zwei Hälften beste­henden Randteil (77+140+76 Verse im überlieferten Text). In den an den Mit­tel­teil angrenzenden Versen 77 und 218 sind die beiden von Göttinnen gelieb­ten Vettern Anchises und Tithonos einander gegenübergestellt. 31   Vers 234 ist nahezu identisch mit dem Odysseevers θ 298. 32   Der Vers 236 des Originaltexts ist in seiner zweiten Hälfte und in der Anfangs­silbe mit dem inhaltlich völlig verschiedenen Vers 60 identisch. Den 3 mal 59 Versen 60–236 gehen 59 Verse voran, während ihnen im überlieferten Text 57 Verse folgen. Dies entspricht einer Gliederung des Hymnus im einfa­ chen Verhältnis 1:3:1 mit zwei im Endteil fehlenden Versen. 33   Im Originaltext lauten die Endwörter der Verse 243 und 244 amphikalyptoi – amphikalypsei. 34   Im Originaltext stimmt Vers 250 nahezu wörtlich mit Vers 50 überein. Die­se beiden fast identischen Verse gliedern den ganzen Text annähernd im Ver­hältnis 1:4:1 (bzw. 2:3:2:3:2 bei Berücksichtigung der Einschnitte nach den Versen 125 und 175). Die Verse 247–255 bilden ein Echo auf die ihnen annä­ hernd symmetrisch gegenüberliegenden Verse 45–52. 35   Vers 259, der 35. Vers vor Textende, erinnert mit dem Thema „weder Men­ schen noch Götter“ an Vers 35. 36   Der den letzten sechs Versen vorangehende Vers 287 ist im Originaltext in seiner zweiten Hälfte identisch mit Vers 6. Dies unterstreicht nochmals die symmetrische Textanlage dieses offenbar mit 6x49 (bzw. 7x42) Versen geplanten Hymnus. 37   Aufgrund der wichtigsten Textgliederungen, insbesondere der deutlich her­ vor­ge­hobenen Gliederung im Verhältnis 5:4:5, ist eine ursprünglich geplante 25

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Kommentar

Gesamt­zahl von 294 (= 6x7x7) Versen des Aphroditehymnus wahrscheinlich, wobei mit einigen interpolierten Versen und einer um 1 größeren Zahl von Text­ lücken im überlieferten Text zu rechnen sein dürfte. Die nebenbei erkennbaren Glie­derungen auf der Basis von 5x59 (= 295) oder 6x50 (= 300), vielleicht auch 9x32 (= 288) Versen entsprechen vielleicht früheren Textfassungen. Auf der Primzahl 59 basierende Textgliederungen finden sich sonst bei Homer nur in den Büchern VI und XII der Ilias, während der mit Vers 237 beginnende Endteil genau wie der Aphro­ditehymnus mit 293 (= 5x59-2) Versen überliefert ist.

VI. An Aphrodite   Vers 14 klingt im Originaltext an Vers 7 an (eutykton ethêkan – kosmon ethêkan): Damit ist eine Gliederung des ganzen Texts in dreimal sieben Verse ange­deutet. 2   Die Göttinnennamen am Ende der Verse 1 und 18, zu denen die ähnlichen Attri­bute chrysostephanon – iostephanou (gold- bzw. veilchenbekränzt) hin­zu­ kom­men, schließen den die Verse 1–18 umfassenden Haupttext des Hym­nus zusammen. Die Mitte dieses Haupttexts ist hervorgehoben durch den spon­ deischen Schluss des Verses 9 (timêentos) und durch den Reim zwischen den Ver­sen 8 und 10 (trêtoisi loboisin – argypheoisin). 1

VII. An Dionysos 1   Vers 3 ist im Originaltext in seiner zweiten Hälfte identisch mit dem Odys­ see­vers κ 278, wo zwar nicht Dionysos, sondern Hermes als Typus eines jüng­ lings­haften Gottes beschrieben ist (neêniê andri eoikôs). Ähnlich ist auch die Beschrei­bung Apollons im Apollonhymnus 449f. 2   Die im Zentrum des ganzen Hymnus stehende Rede des Räuberhauptmanns ist im Originaltext in sich zusammengefasst durch das Anfangswort daimoni und das Endwort daimôn. Dazu kommt eine nahezu wörtliche Übereinstimmung zwi­schen den zweiten Hälften der Verse 26 und 32. 3   Im überlieferten Text ist hier nicht vom Mast (histos), sondern vom Segel (his­tion) die Rede. Die „Spitze“ des Segels (akrotaton histion) befindet sich aber an der Mastspitze; aus dieser herauswachsend ist ein Rebstock wohl am ehes­ten vorstellbar. 4   Vers 40 schließt im Originaltext ähnlich wie Vers 20 mit auffallendem Bin­ nen­reim (eiliss-eto kiss-os; thnêtoisi brotoisi). Diese beiden Verse gliedern den ganzen Text in drei Drittel.

An Pan

165

  Neben der Weinrebe ist Efeu eine weitere dem Gott Dionysos (= Bacchus) heil­ige Pflanze. 6   Vers 51, auf welchen acht Schlussverse folgen, klingt im Originaltext deut­ lich an Vers 8 an: kakos moros, hoi de idontes – kakon moron exalyontes. 7   Vers 53 klingt im Originaltext an Vers 7 an: lêistai progenonto – delphines d’egenonto. In diesen beiden Versen – dem siebten und dem siebtletzten des Hym­nus – ist zum ersten und zum letzten Mal von den Piraten die Rede. Außer­ dem ist Vers 53 mit Vers 15, in welchem der Steuermann erstmals erwähnt ist, durch einen Endreim verbunden: kybernêtês de noêsas – kybernêtên d’eleêsas. 5

XIII. An Demeter   Vers 1 des kleinen Demeterhymnus ist im Originaltext identisch mit dem Anfangs­vers des großen Hymnus Nr. II. 1

XVIII. An Hermes   Während die Verse 1–9 des Hermeshymnus Nr. XVIII mit den neun Anfangs­versen des großen Hermeshymnus Nr. IV weitgehend übereinstimmen, ist Vers 10 identisch mit dem zweitletzten Vers 579 jenes anderen Hermes­ hymnus. 1

XIX. An Pan   Vers 1 wiederholt mit den Endworten ennepe, Musa den Anfangsvers der Odys­see. 2   Echo, eigentlich der Name einer Nymphe, ist der Muse am Ende von Vers 1 deutlich gegenübergestellt; ebenso stehen die Nymphen in Vers 19 den Nym­ phen in Vers 3 gegenüber. Durch diese Anordnungen sind die Verse 1–21 zu einer Texteinheit zusammengefasst, in deren Zentrum die Felsspitze in Vers 11 steht, flankiert von den Versen 9f. und 12f., deren Anfangswörter wiederholt sind . Die Verse 9 und 13 sind im Originaltext durch den Anklang rheithroisi – knê­moisi verbunden. 3   Die Verse 22–26 bilden einen zentralen Abschnitt von sieben Versen, der von dem 3x7 Verse umfassenden Anfangstext und dem ebenso langen, eigentlich dem Hermes gewidmeten Schlusstext umrahmt ist. 4   Hermes wurde auf dem Berg Kyllene in Arkadien geboren. 1

166

Kommentar

 Statt aphar dürfte atar (adversativ zum vorangehenden philos) zu lesen sein.   Pan heißt „ganz“, „alles“.

5

6

XXVIII. An Athena 1

  Sohn des Hyperion ist der Sonnengott Helios.

XXIX. An Hestia   Die im überlieferten Text offensichtlich fehlerhafte Stellung des Verses 9 wur­de von Martin und White in einleuchtender Weise (wie im obigen Text) korrigiert. 2   Ob hier Wohltaten der Götter oder solche der Menschen gemeint sind, die von den beiden Gottheiten begleitet oder vergolten werden, lässt sich wohl nicht sicher entscheiden. Humbert hält diesen Vers für „fort obscur“. Offensichtlich sind jedoch hier die Klugheit der Ältesten und die Kraft des Jüngsten der Göt­ ter­familie gemeint, die zusammen Gutes bewirken. 1

XXX. An die Allmutter Gaia   Wie im Aphroditehymnus Nr. VI sind auch hier die Verse 7 und 14 im Ori­­gi­­nal­text durch eine Wortwiederholung zusammengefasst (hon ke sy thymôi – euphroni thymôi). Dazu kommen hier ähnliche Verbindungen zwischen den Ver­sen 3 und 8 (pant’ hopos estin – panta parestin) sowie 12 und 18 (ploutos opêdei – thymêre’ opaze). 2   Vers 16 klingt im Originaltext an die Verse 7/8 an (hon ke sy… timêsês… aphthona – hous ke sy timêsês…aphthone…). 1

XXXI. An Helios 1   Die sonst nirgends erwähnte Euryphaëssa ist im überlieferten Text mit dem sonst für Hera reservierten Epitheton boopis (kuhäugig oder kuhgestaltig) ver­ sehen. 2   Sohn von Uranos und Gaia (= Himmel und Erde) ist der Titan Hyperion. 3   Statt des Nominativs arsenes hippoi im überlieferten Text dürfte der Akku­ sativ arsenas hippous zu lesen sein, wobei in Vers 14 mit pnoiêi ane­môn (…

An die Dioskuren

167

chry­sozygon harma… pempêisi...) ein neuer Satz beginnt. Auch im Athena­ hymnus Nr. XXVIII 13f. lässt Helios seine Pferde eine Zeitlang stillstehen. 4   Im Originaltext sind sowohl die Verse 7/8 wie die Verse 14/15 durch Wort­ wiederholungen an den Versschlüssen zusammengefasst (athanatoisin – atha­ natoisi theoisin; arsenas hippous – harma kai hippous). 5   Vers XXXI 17 ist nahezu identisch mit dem Vers XXX 18.

XXXII. An Selene   Dass ein Hymnus an die Mondgöttin Selene mit dem eher prosaischen mênê statt Selênê beginnt, ist auffallend: mit den an die Musen gerichteten Anfangs­worten mênên aeidein erinnert dieser Hymnus an den Beginn der Ilias mênin aeide. 1

XXXIII. An die Dioskuren   Das im überlieferten Text stehende Adjektiv helikôpides wäre für die Musen einmalig. Eher dürfte hier ursprünglich das typische Epitheton Heli­ kônides (nach dem Musenberg Helikon) gemeint sein. 2   Die im überlieferten Text erwähnten Akroteria (Verzierungen am Vorderteil des Schiffs) lassen annehmen, dass hier eigentlich der Bug (prôrê), nicht das im überlieferten Text stehende Heck (prymnê) gemeint ist. Eine ähnliche Ver­ wechslung von Bug und Heck findet sich in der Odyssee XIII 84. 3   Wie in den Hymnen VI und XXX sind auch hier die Verse 7 und 14 im Ori­gi­nal­text durch eine Wiederholung ihrer Endworte (hier aellai – aellas) ver­ bunden. Hinzu kommt hier noch eine Übereinstimmung zwischen den Versen 6 und 13, die als einzige mit zwei Spondeen schließen. 4   Vers XXXIII 19 stimmt im Originaltext mit den Schlussversen der Hymnen XXV und XXVII wörtlich und mit den Schlussversen der Hymnen VI, X, XIX, XXVIII, XXX nahezu wörtlich („eurer“ bzw. „deiner“) überein. 1

Zur Textgestaltung Dem griechischen Text liegt Allens Ausgabe zugrunde (Homeri Opera. Recog­­­no­­­vit brevique adnotatione critica instruxit Th. W. Allen, Tomus V, Oxo­ nii 1912). Folgende geringfügige Änderungen wurden vorgenommen, wobei unbe­­deutende Änderungen in der Zeichensetzung hier nicht verzeichnet werden. Allen Bernays I. An Dionysos 16 ἐκέλευσε 19 ἐπιλαθόμενοι M

ἐπένευσε Ruhnken ἐπιληθόμενον Ruhnken

II. An Demeter 81 μεγάλα Παρθενίῳ φρέατι 99 101 παλαιγενέϊ 122 †Δὼς 137 ἐμὲ δ᾽ αὖτ᾽ 204 σχεῖν πολυπότνια 211 248 Δημοφόων 248 πυρὶ ἔνι πολλῷ 253 ἀπὸ 253 πέδον δὲ ἀπὸ 283 284 ἐλεεινήν ἅς κ᾽ †ἐθέλοιτο† μετ᾽ ἀθανάτοισιν 328 ἑλέσθαι 339 μεταλήξειε 344 ἡ δ᾽ ἀποτηλοῦ 345 ἔργοις θεῶν μακάρων ᵕ ᵕ – 345 μητίσετο βουλῇ ἔρδοντες 369 425 παίζομεν ἠδ᾽ ἄνθεα

μεγάλως Baumann φρείατι Παρθενίῳ Porson παλαιογενεῖ Δωὴ ἔμ᾽ αὖτ᾽ Fontein ἴσχειν πίε πότνια Franke Δημοφόον πυρῇ ἔνι πολλῇ papyrus Orphica Berolinensis 44 ἄπω Μ corr. Matthiae πέδονδε ἄπω ἐλεινήν Ruhnken ἅς κεν ἕλοιτο μετ᾽ ἀθανάτοισι θεοῖσι Hermann μεταλλήξειε ἡ δ᾽ ἐπ᾽ἀτλήτοις ἔργοις ἀθανάτων μακάρων μηνίετο βουλήν ἕρδοντες παίζομεν. ἄνθεα δὴ

170

Zur Textgestaltung

Allen Bernays II. An Demeter 437 ἔδιδ[όν τε] ἔδιδόν τε Humbert 478 παρεξ[ίμ]εν [οὔτε πυθέσθαι] παρεξίμεν οὔτε πυθέσθαι Humbert III. An Apollon 20 νομὸς 26 Κύνθου 28 χέρσον δὲ 34 Σάμος 54 οὐδ᾽ 91 ἀέλπτοις λίνοισιν 104 188 κίθαρις καὶ ἀοιδή 318 ἑλοῦσα 318 ἔμβαλον 355 ὃς 417 ἀμφὶς Ἰθάκης τ᾽ὄρος αἰπὺ πέφαντο 428 467 εὖ 506 ἤπειρον δὲ

νομοὶ Barnes Κύνθος codd. χέρσονδε Σάμη οὔτ᾽ ἀέπτοις Wackernagel λίθοισιν κιθάρας καὶ ἀοιδῇ ἑλὼν codd. ἔμβαλεν codd. ἣ αὖτις Ἰθάκης ὄρος αἰπὺ πέφαστο ἐῢ Humbert ἤπειρόνδε Humbert

IV. An Hermes 108 ἐπεμαίετο ἐπέλεψε σιδήρῳ 109 163 †τιτύσκεαι† 164 αἴσυλα 167 βουκολέων 325 †εὐμιλίη† 326 ἠῶ λαβὼν δ᾽ ἐπ᾽ ἀριστερὰ χειρὸς 418 437 μέμηλας 454 νέων θαλίῃς ἐπιστάμενος 479

ἐκμάσσατο cf. 511 ἐν δ᾽ ἴλλε σιδείῳ Humbert τιτύσκεαι αἴσιμα βουλεύων codd. εὐμελίη D’Orville, Hermann Ἠῶ λύρην δ᾽ ἐπ᾽ ἀριστέρ᾽ ἐνέγκας μέμολπας νέης θαλίης ἐπισταμένην

V. An Aphrodite 51 καί ὥς 52 85 καὶ

αἵ καί τε καὶ

171

Zur Textgestaltung

Allen Bernays V. An Aphrodite 91 δ᾽ ἔρος 125 ψαύσειν 134 κεδνὰ ἰδυίῃ 254 ὀνοταστόν VII. An Dionysos 8 οἱ VIII. An Ares 9 εὐθαλέος

σέβας ψαύειν praeter M codd. κέδν᾽ εἰδυίῃ M ὀνομαστόν Martin

τὸν

εὐθαρσέος M corr. Gemoll

XIX. An Pan 36 ἄφαρ

ἀτὰρ

XXXI. An Helios 14 ἄρσενες ἵπποι 16 θεσπέσιος 16 ὠκεανὸν δέ

ἄρσενας ἵππους θεσπεσίους Estienne ὠκεανόνδε

XXXIII. An die Dioskuren 1 ἑλικώπιδες πρύμνης 11

Ἑλικωνίδες πρῴρης

Nachwort Inhalt und Funktion Bei den Homerischen Hymnen handelt es sich um eine Sammlung von 33 in daktylischen Hexametern verfassten Gedichten sehr unterschiedlicher Län­ge, die vermutlich zwischen der zweiten Hälfte des 7. vorchristlichen Jahr­hunderts (Hymnus 5) und dem 5. nachchristlichen (Hymnus 8) entstanden sind. ‘Home­ risch’ heißen sie, weil sie in Stil, Diktion und Inhalt mit den Homerischen Groß­epen Ilias und Odyssee vergleichbar sind. Den Titel ‘Hymnen’ – eine Bezeich­nung, die wohl auf einen unbekannten Grammatiker zurückgeht – ver­ danken sie hauptsächlich der Tatsache, dass es sich generisch um Preislieder han­delt (ὑμνέω = preisen, besingen), in denen Götter angerufen werden. In der überwiegenden Zahl der Handschriften sind sie zudem mit den im selben Vers­maß verfassten Hymnen des hellenistischen Dichters und Gelehrten Kalli­ machos (3. Jh. v. Chr.), des neuplatonischen Philosophen Proklos (412–485) sowie den sogenannten Orphischen Hymnen und den Orphischen Argonautica über­liefert. Eine Übersichtstabelle mag eine Vorstellung von ihrer Vielfalt hinsichtlich der Länge und der angerufenen Gottheiten geben:1 Hymnus 1

An Dionysos

nur fragmentarisch erhalten; 21 Zeilen in dieser Ausgabe

Hymnus 2

An Demeter

495 Zeilen

Hymnus 3

An Apollon

546 Zeilen

Hymnus 4

An Hermes

580 Zeilen

Hymnus 5

An Aphrodite

293 Zeilen

Hymnus 6

An Aphrodite

21 Zeilen

Hymnus 7

An Dionysos

59 Zeilen

­ Die Anordnung der Hymnen insgesamt, ebenso wie die Nummerierung der Verse im Dionysos-Hymnus, folgen derjenigen von Allen. Andere Herausgeber, wie etwa Humbert, bieten die Hymnen in zum Teil hiervon abweichenden Zählungen und Numme­rierungen.

1

174

Nachwort

Hymnus 8

An Ares

17 Zeilen

Hymnus 9

An Artemis

9 Zeilen

Hymnus 10

An Aphrodite

6 Zeilen

Hymnus 11

An Athena

5 Zeilen

Hymnus 12

An Hera

5 Zeilen

Hymnus 13

An Demeter

3 Zeilen

Hymnus 14

An die Magna Mater

6 Zeilen

Hymnus 15

An Herakles

9 Zeilen

Hymnus 16

An Asklepios

5 Zeilen

Hymnus 17

An die Dioskuren

5 Zeilen

Hymnus 18

An Hermes

12 Zeilen

Hymnus 19

An Pan

49 Zeilen

Hymnus 20

An Hephaistos

8 Zeilen

Hymnus 21

An Apollon

5 Zeilen

Hymnus 22

An Poseidon

7 Zeilen

Hymnus 23

An Zeus

4 Zeilen

Hymnus 24

An Hestia

5 Zeilen

Hymnus 25

An die Musen

7 Zeilen

Hymnus 26

An Dionysos

13 Zeilen

Hymnus 27

An Artemis

22 Zeilen

Hymnus 28

An Athena

18 Zeilen

Hymnus 29

An Hestia

14 Zeilen

Hymnus 30

An Gaia

19 Zeilen

Hymnus 31

An Helios

19 Zeilen

Hymnus 32

An Selene

20 Zeilen

Hymnus 33

An die Dioskuren

19 Zeilen

Wie auf den ersten Blick ersichtlich ist, sind die ersten vier (bzw. fünf, wenn man Hymnus 1 an Dionysos mitzählt) Hymnen von beträchtlicher Länge. Sie sind dem Umfang nach in etwa jeweils einem Gesang der Odyssee vergleichbar. Darauf folgen 28 kürzeren Hymnen. Die Hymnen 2–5 unterscheiden sich nicht nur in dieser formalen Hinsicht, sondern auch inhaltlich durch ihren erzäh­ lenden Charakter: Sie berichten z. T. ausführlich von der Geburt der jeweils angerufenen Gottheit und erinnern detailfreudig an charakteristische Hand­ lungen oder Begebenheiten aus ihrem Leben; zudem eignet den meisten eine

Nachwort

175

aus­geprägte ätiologische Funktion (Hymnus 2: Stiftung der Eleusinischen Mys­ terien; Hymnus 3: Einführung des pythischen Orakels in Delphi; Hymnus 4: Opfer­handlungen in Olympia). Die restlichen, kürzeren Hymnen, von denen 15 weniger als zehn Zeilen haben, bestehen dagegen in der Regel aus knappen Anrufungen an Götter und Göt­tinnen, begleitet von einer Erwähnung ihres Einflussbereichs und der sie aus­zeichnenden Qualitäten. Sie scheinen keiner ersichtlichen thematischen Ord­nung zu folgen; bestenfalls lassen sich einige grobe Einteilungen vorneh­ men: Hymnus 6 ist derselben Göttin wie Hymnus 5 gewidmet (beide auf Aphro­­dite); Hymnus 7 demselben Gott wie Hymnus 1 (beide auf Dionysos). Die Hymnen 9–14 rufen weibliche Gottheiten an; Hymnus 15–17 wenden sich an vergöttlichte Heroen. Wiederum an männliche Gottheiten sind die Hym­ nen 18–23 gerichtet; die Hymnen 27–30 besingen ein zweites Mal Göttin­ nen; die abschließenden Hymnen 30–32 haben kosmische Gottheiten (Erde, Son­ne, Mond) zum Inhalt. Hymnus 33 mag der letztgenannten Gruppe zuge­ rechnet werden, da er hauptsächlich den elementhaften Charakter der Diosku­ ren hervorhebt. Hymnus 8, der sich im Stil merklich von allen anderen unter­ scheidet, ist von jeher als ein Art „Fremdkörper“ empfunden worden; Martin West vertrat die (allerdings nicht allgemein anerkannte) These, dass es sich hier­bei um einen Text handelt, der ursprünglich der Proklischen Sammlung ange­hörte.2 Das früheste greifbare Zitat aus einem der Hymnen findet sich bei Thukydides (3.104), der zwei Auszüge aus dem Apollonhymnus (Hymn. 4.146–150 und 165–172) anführt, um die Tatsache zu unterstreichen, dass es auf der Insel Delos bereits vor der Reinigung, die die Athener nach dem Pestwinter 427/26 vor­ nahmen, gymnische und musische Wettkämpfe gegeben hatte. Als Verfasser der Verse nennt Thukydides Homer; allein er spricht nicht von einem Hymnus, son­ dern von einem προοíμιον, also einem ‘Proöm’, d. h. einem ‘Präludium’. Die For­schung ist sich darüber einig, dass der Hymnus an Apollon ebenso wenig wie die restlichen Hymnen der Sammlung die „historische Person Homer“ zum Autor haben kann; umstritten dagegen ist die Deutung des Wortes pro(h)oimion. Die­jenigen, die den Ausdruck gemäß seiner etymologischen Bedeutung als ‘Vor­spiel’ verstehen, weisen darauf hin, dass die Rhapsoden ihre öffentlichen Auf­tritte mit einem solchen zu beginnen pflegten – also mit einer Anrufung der Musen, des Zeus oder anderer Gottheiten –, bevor sie ihr eigentliches ‘The­ ma’ vortrugen. So wird etwa in der Odyssee (8.74,481 u. ö.) das Wort οἴμη gebraucht, um den eigentlichen Inhalt der epischen Erzählung zu bezeichnen, zu dem das Prooimion dann den Auftakt gebildet hätte. 2

West, Hymns, S. 22.

176

Nachwort

Dieser Auffassung steht eine andere entgegen, nach der zur Zeit des Thu­ky­ dides die genaue Bedeutung von προοíμιον bereits verblasst gewesen sei und man darunter nicht viel mehr als nur einen (wohl von der Kithara beglei­tet­en) ‘Gesang’ zu verstehen habe – wie ja auch Chopins Préludes (im Gegen­satz etwa zu Bachs Präludien und Fugen) keine Präludien zu etwas, sondern unabhängige, eigen­ständige Kompositionen sind. Angesichts des sehr verschiedenen Umfangs und der offenbar auch sehr unterschiedlichen Funktionen der Hymnen wird man wohl davon ausgehen müssen, dass, je nach Text, die eine oder die ande­re der beiden möglichen Interpretationen zutrifft. So kann man etwa die prä­ludierende Funktion der Anfangsverse der Hymnen 10–13 und 15–18 nicht sinn­vollerweise in Frage stellen: Die überlieferten Zeilen bilden den programmatischen Auftakt zu etwas anderem, das sich an den Hymnus anschlie­ßen müsste, aber nicht mit­ überliefert ist („Pallas will ich besingen“ u. dgl.). Ähnlich wird man den Musen­ anruf zu Beginn der Hymnen 14, 17 und 19–20 interpretieren. In den Hymnen 31–32 dagegen übernehmen die Schlussverse die­se Funktion, kündigen sie doch prä­ludierend den Übergang zu einem sich wohl unmit­telbar anschließenden wei­teren Gesang an. Anders verhält es sich im Fall der längeren Hymnen, die angesichts ihres Umfangs und z. T. auch wegen ihrer ausgefeilten Komposition (bes. Hymnus 2 an Demeter und Hymnus 5 an Aphrodite) durchaus für sich selbst bestanden haben könnten. In den Apollonhymnus in seiner überlieferten Form mögen sogar zwei ursprünglich selbständige Hymnen, einer auf den Delischen und einer auf den Pythischen Apollon, eingeflossen sein. Zudem enthalten die Schlussverse etwa der Hälfte aller Hymnen (z. B. 2–6, 9, 25 u. ö.) einen aus­ drück­li­chen Hinweis auf ein „anderes“ Lied, das demnach von dem soeben vorgetragenen unabhängig gewe­sen sein musste. Einige der Hymnen enthalten textimmanente Hinweise auf ihre Funktion im Rahmen eines Festivals oder eines Agons: In Hymn. 6.19–21 bittet der Sän­ ger die angerufene Göttin Aphrodite ausdrücklich darum, ihm den Sieg im Wettkampf zu verleihen. Ähnlich bittet der Barde in dem zweiten von Thu­ kydides zitierten Abschnitt des Apollonhymnus darum, den „blinden Mann aus Chios“ als den vorzüglichsten anzusehen. Letzteres wird im Allgemeinen dahin­ gehend verstanden, dass die Hymnen öffentlich von den sogenannten Home­ riden vorgetragen wurden, einer auf Chios ansässigen Schule professioneller Rha­psoden, die sich als Nachfolger Homers verstanden und sich der Pflege sei­ nes Erbes widmeten. Sicher verfehlt ist die einst verbreitete Annahme, bei den Hymnen handele es sich um Produkte einer sogenannten (abwertend gemeinten) ‘sub-epi­schen’ Phase: In mancherlei Hinsicht stehen sie der lyrischen Dichtung der archai­schen Zeit, etwa Alkaios, nahe; die inhaltlichen Auskünfte, die sie

Nachwort

177

über Ein­fluss- und Wirkungsbereiche der Gottheiten geben, machen sie dagegen zum Bin­de­glied zwischen den homerischen Epen und Hesiods Theogonie. Ursprung und Überlieferung der Sammlung Wenn man von der bereits oben erwähnten isolierten Erwähnung des Apol­ lon­hymnus als προοίμιον bei Thukydides absieht, finden sich die frühesten Hin­weise auf die Hymnen als eine (Homer zugeschriebene) Sammlung bei Phi­lodem und bei Diodor aus Sizilien im 1. vorchristlichen Jahrhundert; demnach ist mit einer Ausgabe schon in alexandrinischer Zeit zu rechnen. Wahrscheinlich wur­de das Hymnencorpus in seiner heutigen Form bereits in der Spätantike zusam­men mit den Hymnen des Kallimachos, des Proklos und des Ps.-Orpheus in einen einzigen, als Ω bezeichneten Codex übertragen, von dem alle erhaltenen Handschriften abhängen. Nach Thomas Gelzer ist dieser nicht erhal­tene Archetyp im 5./6. Jahrhundert in Alexandrien entstanden; das Zeugnis der Mehrzahl der erhaltenen Codices legt zudem die Vermutung nahe, dass die ursprüng­liche Abfolge in Ω Orpheus – Proklos – Homer – Kallimachos lautete. Zu einem nicht mehr bestimmbaren Zeitpunkt in der Überlieferung wurde der Hym­nus an Ares an der falschen Stelle kopiert und fortan als Homerischer Hym­nus 8 geführt. Die insgesamt schmale handschriftliche Überlieferung ist zweigeteilt, wobei kein Codex älter als das 15. Jahrhundert ist. Auf der einen Seite befindet sich die Handschrift M, die Christian Friedrich von Matthaei erst 1777 in Moskau ent­deckte.3 Sie überliefert als einzige die Verse 10–21 des Hymnus 1 an Dio­ nysos, sowie den Hymnus 2 an Demeter, die beide in der zweiten Familie feh­ len. M enthält darüber hinaus auch Teile der Ilias, aber keine andere der mit den Homerischen Hymnen überlieferten Sammlungen (Kallimachos usw.). M über­lieferte den längeren Hymnus an Dionysos ursprünglich wohl in seiner Gesamt­heit; der fragmentarische Erhaltungszustand erklärt sich allein durch den mecha­nischen Verlust einer aus fünf Doppelblättern bestehenden Lage (eines sog. Quinios) vor dem Beginn des Demeterhymnus. M hängt von einer bereits unvoll­ständigen Handschrift ab und endet nach Hymnus 18.4. Die zweite Familie fließt aus dem verlorenen Codex Ψ (12./13. Jh.?), der mög­­li­cher­weise im Jahr 1423 durch Ioannes Aurispa von Konstantinopel nach Vene­dig gebracht wurde. Von ihm hängen drei Familien ab, die aus 28 Hand­ schrif­ten aus dem 15. Jahrhundert bestehen. Sie werden in der Forschung mit Heute Leidensis BPG 33 H; wahrscheinlich nach 1439 von Ioannes Eugenikos in Konstantinopel geschrieben. Zur Rezeption des neu entdeckten Hymnus im 18. Jh. siehe jetzt den Beitrag von Schwab in: Faulkner u. a., Reception, 2016.

3

178

Nachwort

den Siglen f, p und x bezeichnet. Nur der Hyparchetyp von p enthielt eine Rei­he von Marginalien, die offenbar von der gemeinsamen Quelle unabhängig waren. Ein stark vereinfachtes Stemma mag die eben genannten Sachverhalte illustrie­ren: [Ω] (5./6. Jh.?)

[eine verlorene Hs.]



M



[Ψ] (12./13. Jh.?)

f

x

p

Die Erstausgabe der Homerischen Hymnen erschien 1489 in Florenz.4 Ihr Heraus­geber, Demetrios Chalcondyles, griff hierfür hauptsächlich auf zwei Hand­schriften, eine aus der Familie f und eine aus der Familie x zurück;5 die Ver­wen­dung einer nicht identifizierten Handschrift aus der p-Gruppe lässt sich dage­gen nur an wenigen Stellen nachweisen. Zur vorliegenden Ausgabe Nur wenige Philologen haben neben den großen Epen Ilias und Odyssee auch noch die im Vergleich häufig als minderwertig empfundenen Homerischen Hymnen übersetzt. Ludwig Bernays, der sich u. a. auch als Herausgeber und Über­setzer von Shakespeare-Sonetten einen Namen gemacht hat, ist einer von ihnen. Der vorliegende Band setzt sein jahrzehntelanges Bemühen um eine klar ver­ständliche Wiedergabe der homerischen Gedichte in heutigem Deutsch fort und schließt es zugleich ab. Sprachlich wie methodisch beschreitet Bernays die bereits für seine Odyssee (2010) und seine Ilias (2013) eingeschlagenen Wege, wobei er auch hier die dort entwickelten Grundsätze und Erkenntnisse zur Anwendung bringt. Von beiden Aspekten seines Schaffens, nämlich von Spra­ che und Methode, soll im Folgenden die Rede sein.

Sie enthielt neben den Hymnen 3–33 auch die anderen Homer zugeschriebenen Werke (Ilias, Odyssee und Batrachomyomachie) sowie drei pseudonyme Viten. Zu dieser Aus­gabe vgl. GW-12895 Homerus und BSB-Ink, Bd. 3, H-321. 5 Aus der Familie f: D = Ambrosianus B 98 sup. (gr. 120), zwischen 1420 und 1430 von Georgios Chrysokokkas geschrieben; aus der Familie x: L = Laurentianus XXXII 45. 4

Nachwort

179

Anders als etwa die französische Sprache, in der jedes Wort endbetont ist, eignet sich die deutsche besser dazu, antike Versmaße nachzuahmen. Die erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts entstandene Tradition, deutsche Hexa­ meter (also Verse mit sechs akzentuierenden ‘Hebungen’) zu schreiben, ist hauptsächlich aus den Versuchen hervorgegangen, die antike Literatur in ein deutsches Gewand zu kleiden, und dabei dem Leser gleichzeitig eine Vor­ stellung vom Rhythmus des Originals zu vermitteln (wobei dann, so wollten es die Theoretiker, einer ‘Länge’ im griechischen Original eine ‘betonte Sil­ be’ im Deutschen entsprechen sollte). Dadurch wurde (und wird auch heute noch an Schulen und Universitäten) der irrige Eindruck erweckt, dass ein ‘quan­titierender’ (also, vereinfachend gesprochen, auf einer Abfolge von lang und kurz gezählten Silben bestehender) antiker Versrhythmus durch einen ‘akzen­tuierenden’ (also auf einer Abfolge von Druckakzenten beruhenden) neu­sprachlichen wiedergegeben werden könne – ganz so, als ob es nicht auch in den alten Sprachen häufig einen dem betonten Versteil entgegenstehenden Wort­rhythmus gäbe, und in den modernen Sprachen nicht auch unterschiedliche Län­gen rhythmisch (und semantisch) bedeutsam sein könnten. Nun hat Johann Heinrich Voß (1751–1826), der durch seine Homer-Über­ setzungen zu den Mitschöpfern der neueren deutschen Sprache gehört, den Hexa­meter durchaus salonfähig gemacht, doch konnten sich die nachfolgenden Inter­preten nie ganz von der irrigen Gleichung ‘griechische Länge = deutsche Beto­nung’ befreien. In der Praxis führte dies oft dazu, die deutschen Verse mecha­nisch in einem öden Pámpapa – Pámpapa – Pámpapa ...-Rhythmus abzu­ spulen; der Verfasser dieser Zeilen erinnert sich daran, dass während seines Stu­diums ein Dozent allen Ernstes behauptete, eine von ihm angebotene Übung zu Vergil verfolge hauptsächlich den Zweck, „Gewehrgriffe am Hexameter“ zu üben. Es kann demnach nicht erstaunen, dass man sich gerade in jüngerer Zeit immer mehr von hexametrischen Übertragungen abgewendet und eher dazu tendiert hat, die antiken Epen in ‘rhythmische Prosa’ zu übersetzen – Scha­de­ waldts Ilias mag hier den Weg gewiesen haben, obwohl manche ihrer gespreiz­ ten Feierlichkeiten durchaus noch an donnernd rollende Hexameter erin­nern. Raoul Schrott dagegen hat den Bogen eindeutig überspannt, als er gegen jede Evidenz dekretierte, es sei „ein weitverbreitetes Missverständnis, dass eine Nachdichtung in deutschen Hexametern einen Eindruck von der Melo­ dik der Ilias vermitteln könnte ... wir unterscheiden auch nicht zwischen zwei Tonlängen – uns ist einzig der Iktus übriggeblieben“, um sich dann selbst einer vermeintlich durch „typographische Präsentationsmuster“ vermittelten „fle­ xiblen Rhythmik“ zu bedienen, die wegen ihrer konzeptlosen, anarchischen

180

Nachwort

Anla­ge gerade nicht dazu imstande ist, einen wie auch immer gearteten Ein­ druck von der „Musikalität des Originals“ zu vermitteln.6 Demgegenüber sucht Bernays in seiner metrischen Übersetzung unter stren­g er Beachtung sowohl der deutschen Akzente als auch der Längen „eine Annäherung an die antike Verstechnik durch hin und wieder dem Vers­ rhythmus synkopenartig entgegengesetzte Wortakzente“ zu erzielen, verleihen doch gerade solche gegenläufigen Wortakzente „den antiken Versen ihre Leben­d igkeit, die keine öde Monotonie aufkommen läßt“. 7 Als Beispiel für solche durch Synkopen erzeugten Spannungen mögen die Anfangsverse des Demeter-Hymnus stehen:8 Δήμητρ᾽ ἠΰκομον σεμνὴν θεὰν ἄρχομ᾽ ἀείδειν, αὐτὴν ἠδὲ θύγατρα τανύσφυρον ἣν Ἀϊδωνεὺς ἥρπαξεν, δῶκεν δὲ βαρύκτυπος εὐρύοπα Ζεύς, νόσφιν Δήμητρος χρυσαόρου ἀγλαοκάρπου, παίζουσαν κούρῃσι σὺν Ὠκεανοῦ βαθυκόλποις ...

Demeter will ich, die heil’ge schö̀ nlockige Göttin, besingen, sie und ihre schlànkfüßige Tochter, die einst Aïdoneus raubte (der Donnerer Zeus hatte ihm zuvor sie versprochen), als sie, von Demeter unbewacht, der fruchtreichen Göttin, Spielend mit des Okeanos schönen, vòllbusigen Töchtern ...

Hier sind die Silbenfolgen „heil’ge schö̀ n-“ und „ihre schlànk-“, ebenso wie „schönen vòll-“, Daktylen mit gegenläufig akzentuierter dritter Silbe in der Verssenkung, bei denen man sich, musikalisch gesprochen, die Folge von Schrott, Ilias, S. XXXIV–XXXV. Zu dem von Schrott geleugneten Unterschied zwi­ schen zwei Tonlängen vergleiche man etwa in neuer deutscher Rechtschreibung die je unterschiedliche Aussprache des Buchstabens A in: „in dem Maße“ und: „in der Mas­se“. 7 Bernays, Odyssee, S. 9. 8 Die im daktylischen Hexameterrhythmus hervorgehobenen Silben, die man im deut­ schen Vers als „betonte“ oder „iktierte“ bezeichnet, sind in diesem Beispiel unter­ strichen und fett gesetzt; die diesen teils synkopenartig entegengerichteten ‘echten’ Wort­betonungen sind mit einem Gravis (`) gekennzeichnet. Bei Voß sind Beispiele für beton­te dritte Silben des Daktylus eher selten anzutreffen; dagegen gibt es zahlreiche Bei­spiele für betonte Senkungen von Spondeen. – Hinsichtlich des schwierig zu lösen­den Problems der Hexameter-Anfangssilben (häufig durch ein banales „und“ gelöst) sei noch darauf hingewiesen, dass Bernays im Allgemeinen darum bemüht ist, lange oder sprachlich gewichtige, aber nicht unbedingt akzentuierte Silben zu ver­ wenden. 6

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punktierter Viertel-, Achtel-, Viertelnote denken könnte. Dieselben Längen­ verhältnisse, aber mit Akzent allein auf der Anfangssilbe, bestehen bei „will ich, die“, „Tochter, die“, „raubte der“, während „Demeter“, „einst Aï-“, „Zeus hat­te“ natürlicherweise eher wie eine Viertelnote plus zwei Achtelnoten, teils mit Neben­akzent auf der ersten Kürze, zu lesen sind. Schaut man sich dagegen die Feinstruktur der Verse an, so kann man bei­ spiels­wei­se feststellen, dass das metrische Schema der deutschen Übersetzung von Vers 2 dem des griechischen Ausgangsverses genau entspricht, und dass sogar der dem Versakzent entgegengesetzte Wortakzent auf „schlànkfüßige“ zumin­dest eine Vorstellung von dem an derselben Stelle im Vers stehenden Wort­­ akzent von θύγατρα zu vermitteln vermag. Naturgemäß ist eine so weitgehende Nach­bildung nicht in allen Fällen möglich, und doch geben diese kunstvoll in den Verssenkungen stehenden Längen mit Nebenbetonung sehr wohl ein Bild von der auch im Original festzustellenden Spannung zwischen Rhythmus und Beto­nung, und zwar ohne dass hierdurch ein rhythmisches Chaos entstünde. Ein weiteres Beispiel für die Bernays’sche Kunst, in seiner eigenen Dichtung den Rhythmus des Originals zumindest ansatzweise nachzuahmen, findet sich am Ende von Hymnus 4, der im drittletzten Vers in den Füßen 2–6 mit fünf Spon­deen in ein sachtes Pianissimo übergeht – eine sehr seltene und daher um so auffälligere rhythmische Besonderheit, die Bernays auf großartige Weise ins Deutsche zu übertragen vermag: νύκτα δι᾽ ὀρφναίην φῦλα θνητῶν ἀνθρώπων vor in der Nacht den tief im Schlafe ruh’nden Menschen. Bei Anton Weiher dagegen – um nur ihn zu nennen – tickt an dieser Stelle das dakty­lische Metronom unerbittlich weiter: Tief im Dunkel der Nacht die Geschlechter der sterblichen Menschen. Bei Bernays wirkt hier alles zwingend und nichts gezwungen; seine Verse klin­gen, wo viele andere deutsche Hexameter allzu oft bloß klappern. Wer, wie Bernays, einen möglichst leserfreundlichen Text bieten möchte, in dem ein besonderes Augenmerk auf die rhythmisch-klangliche Übereinstim­ mung mit dem Original gelegt wird, dem kann es natürlich nicht primär darum gehen, eine Art pedantisch etymologisierender Interlinearübersetzung für Unter­ richtszwecke zu schaffen. Es ist schlechterdings eine Illusion zu glauben, ein

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poetisches Werk sei übersetzbar in dem Sinne, wie etwa ein Werk der Archi­ tektur mit anderen Materialien nachgebaut oder ein Gemälde durch einen Kupferstich wenigstens andeutungsweise wiedergegeben werden kann. Ein ver­ deutschtes Shakespeare-Sonett ist eben kein Shakespeare, sondern ein deutsches Gedicht, in dem Shakespearesche Motive und Tonarten verwendet werden. Dementsprechend ist denn auch die vorliegende Übertragung keine Wort-fürWort-Übersetzung. Angestrebt wird vielmehr eine Art zielsprachenorientierter Wir­kungsäquivalenz, die darauf abzielt, in unserer heutigen Zeit dieselbe Span­ nung zwischen Nähe und Erhabenheit zu erzeugen, wie es die homerische Kunst­sprache wohl in der ihren getan haben mag. Denn: „Hätte Homer in heu­ tigem Deutsch gedichtet, so hätte er für seine Aussagen zweifellos oft andere als die seinen griechischen Vokabeln wörterbuchmäßig entsprechenden Wörter oder Neologismen gewählt – nicht zu reden von idiomatischen Wendungen oder gewis­sen Metaphern.“9 Wenn etwa die erzürnte Hera ihren Gemahl fragt (Hymn. 3.322): „Was aber hast du Schlaumeier dir nun wieder geleistet?“, dann ist das Wort „Schlaumeier“, auch wenn man es nicht unbedingt der vermeintlichen Erha­ben­heit der epischen Sprache zuordnen würde, für den heutigen Leser auf jeden Fall unmittelbarer verständlich als Borchardts gestelztes: „Störriger, schil­ lergewitzter, was brütest witziges Neues?“10 Demselben Register gehören Aus­ drücke wie „auf dem Holzweg sein“ (Hymn. 4.549) oder „mit jemandem schla­ fen“ (Hymn. 5.190) an – hier spricht der Dichter zu Lesern des 21. Jahrhunderts, und genau dies ist die immer wieder von Neuem zu leistende hermeneutische Auf­gabe des Über-Setzers. Geradezu als Paradebeispiel für eine anschauliche Wie­dergabe mag der im Original nicht unmittelbar verständliche Passus gelten, in dem beschrieben wird, wie Hermes sich seine erste Leier herstellt (Hymn. 4.47–51): πῆξε δ᾽ ἄρ᾽ ἐν μέτροισι ταμὼν δόνακας καλάμοιο πειρήνας διὰ νῶτα διὰ ῥινοῖο χελώνης. ἀμφὶ δὲ δέρμα τάνυσσε βοὸς πραπίδεσσιν ἑῇσι, καὶ πήχεις ἐνέθηκ᾽, ἐπὶ δὲ ζυγὸν ἤραρεν ἀμφοῖν, ἑπτὰ δὲ συμφώνους ὀΐων ἐτανύσσατο χορδάς. Halme von Schilfrohr schnitt er sich ab in passender Länge; diese befestigte er, den Schildkrötenpanzer durchbohrend, an dessen Innenwand, spannte darüber dann eine Rindshaut, setzte aus Holz einen Hals sowie einen passenden Steg ein und zog sieben Saiten aus Schafdarm über das Ganze. 9

Bernays, Odyssee, S. 9. Borchardt, Götterlieder, S. 31.

10

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In diesem Abschnitt gehören die Ausdrücke „Innenwand“, „Hals“, „Steg“, „aufziehen“, und „Saiten“ der modernen Fachsprache des Instrumenten­ baus an; gleichwohl wird durch ihren Gebrauch der archaische Charakter des hergestellten Instruments keineswegs überdeckt („Schilfrohr“, „Schildkröten­ pan­zer“, „Rindshaut“ usw.). Anders als die meisten seiner Vorgänger (die er im Übrigen immer wieder zu Rate gezogen hat und denen er sich durchaus verpflichtet weiß) räumt Bernays, wie bereits angedeutet, auch einer möglichst weitgehenden klanglichen Über­ einstimmung mit dem Original einen höheren Stellenwert als der schulmeis­ terlich abzählenden Wiedergabe sämtlicher Einzelwörter ein. Hierher gehören bei­spiels­wei­se das Beibehalten von Anaphern,11 von Assonanzen,12 von reim­ arti­gen Versenden13 oder von kalauerhaften Wortspielen.14 Eine wahre Per­ le findet sich in der Übersetzung der Verse 26 und 32 von Hymnus 7: Unter­ scheiden sich die beiden dort gebrauchten Verben im Griechischen formal nur durch ein -τ- (ἕλκεο / ἕλκετο), so gelingt Bernays das Kunststück, sie im Deutschen ebenfalls nur durch ein -t- voneinander zu differenzieren (hisse / 11

Etwa Hymn. 5.94–98: ἢ Θέμις ἠϋγενὴς ἠὲ γλαυκῶπις Ἀθήνη ἤ πού τις Χαρίτων δεῦρ᾽ ἤλυθες, αἵ τε θεοῖσι πᾶσιν ἑταιρίζουσι καὶ ἀθάνατοι καλέονται, ἤ τις νυμφάων αἵ τ᾽ ἄλσεα καλὰ νέμονται, ἢ νυμφῶν αἳ καλὸν ὄρος τόδε ναιετάουσι ... oder Themis, die Edle, vielleicht aber Pallas Athene oder doch eine der drei Chariten, welche die Götter gerne begleiten und selbst als unsterbliche Göttinnen gelten? Oder bist du wohl eine der Nymphen der heiligen Haine oder eine der Feen, die hier unsre Berge bewohnen ...

12

Etwa Hymn. 2.291: χειρότεραι ... τροφοί / schlechteren ... betreuen.

13

Etwa Hymn. 5.243–244: οὐκ ἂν ἔπειτά μ᾽ ἄχος πυκινὰς φρένας ἀμφικαλύπτοι. νῦν δέ σε μὲν τάχα γῆρας ὁμοίιον ἀμφικαλύψει ... ja, dann würde mir nicht dieser Kummer die Seele beengen. Nun aber wird dich schon bald das Greisenalter bedrängen ...

14

Etwa Hymn. 5.198: τῷ δὲ καὶ Αἰνείας ὄνομ᾽ ἔσσεται οὕνεκά μ᾽ αἰνόν ... Dieser, dein Sohn, wird Aineias genannt sein, nämlich ein Neues ...

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hisste) – und sie zudem noch beide Male in den dem Griechischen ent­spre­ chenden Versfuß einzubauen.15 Kurz, die Übersetzung von Bernays besticht allenthalben durch ihre mitrei­ ßende Musikalität, ihre geistreichen Einfälle und ihre treffsichere, dabei stets zivi­lisierte Idiomatik. Allein diese Qualitäten würden ausreichen, sie dem heu­tigen Leser zu empfehlen, doch soll abschließend noch ein Wort über die Bernays’sche Methode gesagt werden. Bekanntlich hatte Friedrich August Wolf in seinen Prolegomena ad Home­ rum (1795) die These vertreten, dass keine einzelne Person namens ‘Homer’ als Dichter der unter diesem Namen laufenden Epen angesehen werden kön­ ne; dass die homerischen Epen mehr entstanden als angelegt seien; und dass nur geduldige philologische Analyse den ursprünglichen, noch nicht schrift­ lich fixierten Kern der homerischen Gedichte aufgrund sprachlicher und stilistischer Kriterien von den späteren Hinzufügungen zu scheiden ver­möge. Über 100 Jahre lang lieferten sich ‘Analytiker’ (Vertreter der sog. Poly­genese) und ‘Unitarier’ (Verfechter des einen, reinen Ursprungs) erbitterte Aus­einan­ der­setzungen, die allerdings kaum je über die zur vermeintlich objek­tiven Norm hypostasierte Darlegung des jeweils subjektiven Kunst- und Literatur­ verständnisses hinausführten. Ganz im Sinne der Analytiker argumentierten die – besonders in den U.S.A. ein­fluss­rei­chen – Anhänger der mit dem Namen des 1935 im Alter von 33 Jah­ ren verstorbenen Milman Parry verbundenen Oral-Poetry-Hypothese, derzufol­ ge bestimmte Struktureigenschaften der homerischen Verse Merkmale ihres Ursprungs und ihrer Tradierung als improvisierter Dichtung seien: ‘Homer’ sei gewis­sermaßen eine Chiffre für die ‘Volksseele’, die im Gesang der Barden ihren Ausdruck gefunden habe, und der überlieferte Text in seiner heutigen Form sei nur ein relativ beliebiges, schriftlich festgehaltenes Endprodukt impro­ visatorischen Zufalls, das auch eine ganz andere Form hätte annehmen können. Demgegenüber vertritt Bernays seit seinen frühesten (z. T. in dem Sammel­ band Ars poetica zusammengeführten) Arbeiten die Auffassung, dass die 15

Hymn. 7.26.32: δαιμόνι᾽ οὖρον ὅρα, ἅμα δ᾽ ἱστίον ἕλκεο νηός. Ὣς εἰπὼν ἱστόν τε καὶ ἱστίον ἕλκετο νηός.

Unglücksmensch, schau jetzt auf den Wind und hisse die Segel! So sprechend stellte der Kerl den Mast auf und hisste die Segel.

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Text­glie­de­run­gen antiker Dichtungen häufig auf zahlenmäßigen Grundlagen beru­hen, die sie nach einfachen, ganzzahligen Proportionen strukturieren. Was im Fall von Vergil mittlerweile allgemein anerkannt ist und sich bei Horaz zumindest als wahrscheinlich durchzusetzen beginnt; was einer der aus­ge­wie­ sens­ten Kenner der antiken Metrik, Jean Irigoin, unabhängig von Bernays für Sophokles, Theokrit, Tibull und viele andere griechische wie römi­sche Dichter nachgewiesen hat, stößt indes im Falle Homers bestenfalls auf Zurückhaltung, meist aber auf Ablehnung: Das romantisierende Bild des qua­si regellos improvi­ sierenden Urgenies, des einzigen ‘wahren Dichters’, scheint mit der Vorstellung einer wie auch immer gearteten Regelhaftigkeit unverein­bar. Die Voreingenom­ menheit in dieser Sache ist, wie Bernays selbst ein­räumt, „wohl verständlich: zu der bezaubernden Schlichtheit, Frische und Natürlichkeit, die wir an Werken griechischer und römischer Dichter viel­fach bewundern ..., scheint die Vor­ stellung von rechnerisch ausgeklügelten Konstruk­tionen tatsächlich wie die Faust aufs Auge zu passen; im Übrigen ist nicht einzusehen, was solche nur durch mühsames Nachrechnen erfassbare Zah­lentüfteleien für einen Sinn haben sollten.“16 Ähnlich lautete es bereits bei Dieter Lohmann in seiner Dissertati­ on über die Komposition der Reden in der Ilias: „Handwerkliche Technik und Kunst sind noch immer weithin Gegensätze; wer­den sie einmal zusammengese­ hen, so meist mit einer apologetischen Anmer­kung. ... [B]ewußte Komposition, ausgeklügelte Entsprechungen, poetisches Kal­kül verstoßen gegen das vorge­ faßte Postulat der ‘epischen Naivität’.“17 Sieht man von der (gleich noch zu behandelnden) möglichen Sinnhaftigkeit, die sich als Resultat sorgfältiger Messungen exakt feststellbarer Verhältnis­ mäßig­kei­ten ergeben kann, einmal ab, so lässt sich doch bereits jetzt festhalten, dass schon Schadewaldt die Beobachtung gemacht hatte, dass „in der Ilias alles ‘gebaut’“ ist, und dass insbesondere dem Gesang von Hektors Tod eine „stren­ge und sehr reine Ordnung“ eigne, die einer „allbeherrschenden Dreiheit“ gehor­ che, wodurch das Ganze zu einem „große[n], vielfach durchgestaffelte[n] Tripty­ chon“ werde.18 Bernays geht indes noch einen Schritt weiter als Schadewaldt und Lohmann, indem er nachweist, dass jeder einzelne der 48 Gesänge von Ilias und Odyssee, ebenso wie die Hymnen (im letztgenannten Fall kommen natür­ lich nur die längeren, vollständig überlieferten für die Betrachtung in Frage), nach klar durchdachten, symmetrischen Konstruktionsprinzipien aufgebaut ist, die sich in rechnerisch ausgeklügelten (und sich zum Teil gegenseitig über­ lagernden) ganzzahligen Proportionen ausdrücken lassen. 16

Bernays, Ars poetica, S. 19. Lohmann, Komposition, S. 5. 18 Schadewaldt, Hektors Tod, S. 295. 17

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Nun mag man einwenden, dass die Unsicherheit der Textüberlieferung eine sol­che Betrachtungsweise schon a priori ausschließe: Bei z. T. mehr als 2500 Jah­re alten, nur durch Abschriften von Abschriften überlieferten und bereits von anti­ken Grammatikern korrigierten Texten sei es unmöglich, letzte Gewissheit hin­sichtlich des genauen Wortlauts oder der Zahl der Verse einzelner Abschnitte oder Gesänge zu erlangen. Allein schon in dieser Perspektive kann die Beach­ tung der Textgliederungen zumindest ihre Nützlichkeit beweisen. Wenn man näm­lich die am Text gemachten (d. h. die an ihm überprüfbaren und im Sinne der Falsifikationstheorie auch durch ihn widerlegbaren) Beobachtungen zum Ausgangspunkt der Betrachtung nimmt – und nicht etwa ein im Voraus fest­ gelegtes Bild davon, wie sich der Text unabhängig von unbestreitbar feststell­ baren Tatsachen zu verhalten habe –, dann zeitigen die Bernays’schen Analysen durchaus praktische Konsequenzen für die Textgestaltung. So macht beispielsweise die nicht zu leugnende Beobachtung, dass das 5. Buch der Odyssee „in einen von der Morgenröte in Vers 1 bis zum Sonnenunter­ gang in Vers 225 sich erstreckenden Anfangsteil, einen mit der Abfahrt des Hel­den in Ogygia in Vers 269 beginnenden, ebenfalls 225 Verse umfassenden End­teil und einen dazwischen liegenden Mittelteil von 43 Versen gegliedert“ ist,19 die Echtheit der nur unvollständig auf Papyrus überlieferten, in unseren Aus­ga­ben aber nicht zu findenden Verse 232a und 232b zumindest sehr wahr­ scheinlich: Die auf diese Weise zustande kommende elfteilige (11x45) Gliede­ rung entspräche dann nämlich exakt dem Verhältnis 5:1:5 (225:45:225), das sei­ ner­seits eine analoge Gliederung des ersten Buches widerspiegelt. Eine ähnliche Über­legung gilt auch für den nur vereinzelt überlieferten Vers Ilias 9.140a, unter dessen Einbeziehung das Verhältnis zwischen Rahmen- und Kerntext die­ses Buches genau 1:2 (238:476) beträgt. Andererseits wird man kaum daran zwei­ feln können, dass die vielfältigen Gliederungen, die das 24. Buch der Odyssee gemäß den Verhältnissen 2:1, 3:2:3 und 2:7:2 einteilen, genau die auch aus ande­ren Gründen bereits für suspekt gehaltenen Verse 276–279 als Interpolation erwei­sen. Akzeptiert man die von Bernays (ebenso wie von Irigoin) vertretene These, dass formale, in einfachen Proportionen ausdrückbare Strukturen poetische Kom­po­sitionsprinzipien sein können, und nicht etwa einander ausschließende Gegen­sätze darstellen – wobei die Wahrscheinlichkeit, dass es sich angesichts ihrer Häufigkeit bei diesen Gliederungen nur um Produkte des Zufalls handeln könn­te, äußerst gering ist –, dann wird man hieraus u. a. objektiv nachprüfbare Kri­te­rien für Fragen der Echtheit im Kleinen wie im Großen gewinnen. Im 19

Bernays, Odyssee, S. 95.

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Fal­le der in diesem Band versammelten Hymnen führt die Beobachtung der Fein­strukturen im Aufbau der Hymnen Bernays u. a. dazu, zwar die überlie­ ferte Vers­zahl der Hymnen an Demeter (495) und an Apollon (546) als korrekt anzu­sehen, gleichzeitig aber auch mit genau diagnostizierbaren Textlücken und (ent­sprechend) ebenso vielen interpolierten Versen zu rechnen. Dagegen legen die Glie­derungen der großen Hymnen an Hermes und an Aphrodite den Schluss nahe, dass die auf uns gekommene Textgestalt nicht mehr der ursprünglich geplan­ten Anlage dieser Hymnen entspricht, wobei es Bernays gelingt, die ver­ mutlich ausgefallenen Passagen mit hoher Plausibilität zu lokalisieren. Wenn demnach die Nützlichkeit der Bernays’schen Vorgehensweise für die Textkritik außer Frage steht, drängt sich einem abschließend die Frage auf, warum sich die Dichter mit solchen Schemata geplagt haben sollten. Ein literarisches Kunstwerk wird durch klar durchdachte Gliederungen nicht unbe­ dingt besser (obwohl ein Paul Valéry dies vermutlich bejaht hätte). Wenn sich etwa im Hymnus an Demeter in einander mehrfach überlagernden Mustern immer wieder die Faktoren 11, 13 und 38 wiederfinden, und man sich hierfür nicht mit der ebenso bequemen wie nichtssagenden ‘Erklärung’ des Zufalls begnü­gen möchte, wird man vielleicht sogar die Hypothese wagen dürfen, dass es sich hierbei um eine „Sicherung“ des ursprünglich nicht schriftlich fixierten Texts gegen „nachträgliche Weglassungen oder Hinzufügungen“ gehandelt haben mag.20 Allein der Hinweis auf die rein utilitaristische Zweckmäßigkeit von rechne­ risch ausgeklügelten Konstruktionen würde, wie Bernays sehr wohl weiß, zu kurz greifen. Wie etwa Lutz Käppel in seinem bahnbrechenden Aufsatz zur Verwendung und Bedeutung der Fibonacci-Reihen und der sog. großen pytha­ go­rei­schen Dreieckszahlen für den Entwurf des Theaters in Epidauros nach­ gewiesen hat, muss man immer mit „der Möglichkeit rechnen, dass Ästhetik, techni­sche Zweckmäßigkeit und Symbolik nicht unabhängige Größen, sondern nur verschiedene Aspekte ein und desselben Gesamtplanes sind.“21 Auch in neuerer Zeit gibt es zahlreiche Beispiele dafür, dass bei mathematisch-kon­struk­ ti­ver Gestaltungsweise wesentliche Elemente nicht auf den ersten Blick erkenn­ bar sind – wer wollte etwa von sich behaupten, die Gesamtanlage von Bachs Kunst der Fuge oder die Permutationen von Messiaens Quatre études de rythme auf Anhieb verstanden zu haben? Moderne Leser sollten sich auf jeden Fall davor hüten, Bernays’ Vorschläge als Hirngespinste eines auf wabernde Zahlen­ mystik versessenen Betrachters abzutun. Allen seinen Unter­suchungen liegt die 20 21

Bernays, Ilias, S. 9. Käppel, Theater von Epidauros, S. 106.

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Überzeugung zugrunde, „dass Werke der Dichtkunst ... einer naturwissenschaft­ lichen, d. h. auf exakter Beobachtung fussenden Betrach­tungsweise ebenso zu­ gänglich sind wie etwa ein Spinnengewebe oder ein Schneckengehäuse.“22 Wie allen naturwissenschaftlichen Beobachtungen eig­net den Bernays’schen in der hier vorliegenden Form möglicherweise etwas Vorläufiges. Aber wenn dem so sein sollte, dann wäre es allenfalls das Vor­läufige des Pionierhaften, keineswegs das der Unschärfe. Luc Deitz

22

Bernays, Ars poetica, S. 5.

Zitierte und weiterführende Literatur Allen, Thomas W. Homeri Opera. Tomus V, Hymnos ... continens, Oxford 1912. ––, Halliday, William R. und Sikes, Edward E. The Homeric Hymns, Oxford 1936. Bernays, Ludwig. Zur architektonischen Struktur der horazischen Satiren, Zürich 1974. ––. Ars poetica. Studien zu formalen Aspekten der antiken Dichtung, Frankfurt am Main 2000. ––. Sonette von Shakespeare, mit deutscher Übersetzung und mit Anmerkungen zum englischen Text, Dozwil 2002. ––. Otto Friedrich Gruppe 1804–1876. Philosoph, Dichter, Philologe, Freiburg im Breisgau 2004. ––. Homers Odyssee, Freiburg im Breisgau 2010. ––. Götter und Menschen im Trojanischen Krieg. Die 24 Bücher von Homers Ilias, Dozwil 2013. ––. „Hadrian Relands Lobgedicht auf Lukrez.“ In: Neulateinisches Jahrbuch 17 (2015), 5–21. Borchardt, Rudolf. Altionische Götterlieder unter dem Namen Homers, München 1924. Càssola, Filippo. Inni omerici, Mailand 1975. Faulkner, Andrew, Vergados, Athanassios und Schwab, Andreas. The Reception of the Homeric Hymns, Oxford 2016. Gelzer, Thomas. „Zum Codex Mosquensis und zur Sammlung der Homerischen Hymnen.“ In: Hyperboreus 1 (1994), 113–136. Humbert, Jean. Homère: Hymnes, Paris 1936. Käppel, Lutz. „Das Theater von Epidauros. Die mathematische Grundidee des Gesamtentwurfs und ihr möglicher Sinn.“ In: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts 104 (1989), 83–106. Latacz, Joachim. Homers Ilias: Gesamtkommentar, München/Leipzig 2000ff. Lohmann, Dieter. Die Komposition der Reden in der Ilias, Berlin 1970. Olson, S. Douglas. The Homeric Hymn to Aphrodite and Related Texts, Berlin/ Boston 2012. Rayor, Diane J. The Homeric Hymns. A Translation, with Introduction and Notes, updated ed. Berkeley CA 2014. Richardson, Nicholas. Three Homeric Hymns to Apollo, Hermes, and Aphro­ dite. Hymns 3, 4, and 5, Cambridge 2010.

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Zitierte und weiterführende Literaur

Schadewaldt, Wolfgang. „Hektors Tod.“ In: Ders., Von Homers Welt und Werk. Auf­sätze und Auslegungen zur Homerischen Frage. 2. verm. Aufl. Stuttgart 1951, S. 268– 351. ––. Homer: Ilias, Frankfurt am Main 1975. Schrott, Raoul. Homers Ilias, München 2008. Vergados, Athanassios. The Homeric Hymn to Hermes. Introduction, Text and Commentary, Berlin/Boston 2012. Weiher, Anton. Homerische Hymnen, München 1951. West, Martin L. Homeric Hymns. Homeric Apocrypha. Lives of Homer, Cambridge MA 2003. Wolf, Friedrich August. Prolegomena ad Homerum, sive, De operum Home­ ricorum prisca et genuina forma variisque mutationibus et probabili ratione emen­dandi, Halle (Saale) 1795 (engl. Übers. mit Einführung und Kommentar von A. Grafton, G.W. Most und E.G. Zetzel: Princeton NJ 1985).

Über den Inhalt Die Homerischen Hymnen sind eine Sammlung von Preisliedern auf olympische Götter in homerischer Sprache. Sie stellen einen Ausschnitt aus der in Griechenland weit verbreiteten Hymnendichtung dar und bezeugen eindrucksvoll die inhaltliche Buntheit und stilistische Vielfalt dieser über viele Jahrhunderte blühenden Gattung. Der Leser findet Anekdotisches und Feierliches, er begegnet einer an die Alte Komödie erinnernden Drastik neben hellenistischer Feingliedrigkeit und Anmut, Ironie und Schalkhaftigkeit fesseln seine Aufmerksamkeit ebenso wie die erzählerische Freude am Detail. Ludwig Bernays ist Arzt und Klassischer Philologe. Er hat sich durch Übersetzungen antiker Texte einen weit über die Fachwelt hinaus bekannten Namen gemacht. Zuletzt legte er vielbeachtete Hexameter-Übertragungen von Homers Odyssee und Ilias vor. Luc Deitz ist Leiter der Handschriften- und Zimelienabteilung der Nationalbibliothek Luxemburg und außerplanmäßiger Professor für Mittel- und Neulatein an der Universität Trier.

Über die Reihe Edition Antike Herausgegeben von Thomas Baier, Kai Brodersen und Martin Hose Die Edition Antike bietet zweisprachige Leseausgaben wichtiger Texte der antiken Literatur mit modernen Übersetzungen und in einer zeitgemäßen Ausstattung. Autoren und Werke werden eingangs kurz vorgestellt. Ein knapper Sachkommentar am Ende des Bandes erleichtert die Lektüre und das Verständnis der Texte. Thomas Baier ist Professor für Klassische Philologie (Latinistik) an der Universität Würzburg. Kai Brodersen ist Professor für Antike Kultur an der Universität Erfurt, deren Präsident er von 2008 bis 2014 war. Martin Hose ist Professor für Klassische Philologie (Gräzistik) an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Umschlaggestaltung: Peter Lohse, Heppenheim