Der Stamm ‛abad im Alten Testament: Eine Wortuntersuchung unter Berücksichtigung neuerer sprachwissenschaftlicher Methoden [Reprint 2018 ed.] 3110072602, 9783110072600

In der Reihe Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft (BZAW) erscheinen Arbeiten zu sämtlichen Ge

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Der Stamm ‛abad im Alten Testament: Eine Wortuntersuchung unter Berücksichtigung neuerer sprachwissenschaftlicher Methoden [Reprint 2018 ed.]
 3110072602, 9783110072600

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Synchronische Betrachtung
3. Diachronische Betrachtung
4. Zusammenfassung
5. Literaturverzeichnis
Register

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Ingrid Riesener Der Stamm 13y im Alten Testament

Ingrid Riesener

Der Stamm lay im Alten Testament Eine Wortuntersuchung unter Berücksichtigung neuerer sprachwissenschaftlicher Methoden

w DE

G

Walter de Gruyter • Berlin • New York 1979

Beiheft zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft Herausgegeben von Georg Fohrer 149

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Riesener, Ingrid Der Stamm 13? im Alten Testament : e. Wortunters, unter Berücks. neuerer sprachwissenschaftl. Methoden / Ingrid Riesener. Berlin, New York : de Gruyter, 1979. (Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft : Beih. ; 149) ISBN 3-11-007260-2

© 1978 by Walter de Gruyter & Co., vormals G.J.Göschen'sehe Verlagshandlung - J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung - Georg Reimer - Karl J. Trübner - Veit & Comp., Berlin 30 Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Ubersetzung, der Herstellung von Mikrofilmen und Photokopien, auch auszugsweise, vorbehalten. Printed in Germany Satz und Druck: Hubert 8c Co., Göttingen Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin 61

Vorwort Im Wintersemester 1975/76 wurde die vorliegende Arbeit von der Kirchlichen Hochschule Berlin als Dissertation angenommen. Auf die Einarbeitung der seither erschienenen Literatur, insbesondere der mir beim Abschluß meines Manuskriptes im Sommer 1975 noch nicht zugänglichen ausführlichen Untersuchung von J.P.Floß, Jahwe dienen — Göttern dienen, BBB 45, 1975, wurde verzichtet, da dies größere Eingriffe in das Manuskript notwendig gemacht und damit das Erscheinen dieser Untersuchung noch weiter verzögert hätte. Herrn Prof. Dr. Richard Hentschke verdanke ich neben dem Hinweis, daß im deutschsprachigen Raum eine monographische Untersuchung des Stammes "DJ* fehlt, auch die Möglichkeit, während meiner Assistententätigkeit bei ihm dieses umfangreiche Thema zu bearbeiten. Herrn Prof. Dr. Diethelm Michel, der das Korreferat übernahm, spreche ich meinen Dank aus für die Förderung meiner wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Alten Testament und besonders mit der hebräischen Sprache. Herrn Prof. D. Dr. Georg Fohrer, D.D. danke ich für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe der „Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft" und der „Landeskirchlichen Stiftung für evangelische Theologen, begründet von Hermann L. Strack" für die Übernahme der Druckkosten. Meinen Eltern, die mir unter mancherlei Opfern das Studium ermöglichten und mir auch später mit Rat und Tat zur Seite standen, schulde ich großen Dank. Ein wesentlicher Anteil am Entstehen dieser Arbeit kommt meinem Mann zu: Er übernahm die Reinschrift des Manuskripts, teilte mit mir die Mühe des Korrekturlesens und Registererstellens und förderte vor allem durch sein großes Verständnis und Interesse das Werden dieser Untersuchung. Berlin, im August 1978

Ingrid Riesener

Inhaltsverzeichnis 1.

Einleitung .

2. 2.1. 2.1.1./2. 2.1.3. 2.1.4. 2.1.5. 2.1.6. 2.2. 2.2.1.

Synchronische Betrachtung Wortfamilie und Wortbildungslehre 13? und 13? ffjif und mi3? 13? und Eigennamen Syntaktische Verwendung

2.2.2. 2.2.3. 2.3. 2.3.1. 2.3.2. 2.3.3. 2.4. 2.4.1. 2.4.1.1. 2.4.1.2. 2.4.1.3. 2.4.2. 2.4.2.1. 2.4.2.2. 2.5.

1 8 8 8 10 10 13 13 15 15

Exkurs: Die Verwendung des Wortes rPH im Zusammenhang mit Zustands- und Eigenschaftsaussagen 17 13? 26 n-jä? 31 Analyse der referentiellen Bedeutung 32 13? 33 13? 46 n-ja* 49 Wortfelduntersuchung 54 Die Wortfeldlehre in der Sprachwissenschaft und ihre Bedeutung für alttestamentliche Wortuntersuchungen . . . 54 Die bisherige Anwendung der Feldanalyse in der alttestamentlichen Wissenschaft 54 Die Feldanalyse in der Sprachwissenschaft 56 Die Bedeutung und Anwendung der Feldanalyse im Hinblick auf die Fragestellung der Arbeit 70 Wortfelder von und rrj3? 75 Das Wortfeld von 13? in der Bedeutung »Sklave« . . . . 75 Das Wortfeld von ¡TJ3? als Terminus für das »Handeln« Jahwes 89 Frequenzanalyse 106

VIII

3. 3.1. 3.1.1.

Inhaltsverzeichnis

3.2.6.1. 3.2.6.2. 3.2.6.3. 3.2.6.4. 3.2.6.5.

Diachronische Betrachtung Der nichtreligiöse Sprachgebrauch Die Verwendung von T35> im Zusammenhang mit der Institution der Sklaverei in Israel Die Verwendung von Tay im Zusammenhang mit der Institution des Königtums in Israel Die »Untertanen« des Königs Politische Unterwerfung und Vasallenstatus Die im Dienst des Königs Stehenden Der formelhafte Gebrauch Der religiöse Sprachgebrauch In den alten Pentateuchquellen und den dazugehörigen Ergänzungen Bei den vorexilischen Propheten Im Deuteronomium und im deuteronomistischen Geschichtswerk T3? Im Deuteronomium Im deuteronomistischen Geschichtswerk T3? Im Deuteronomium Im deuteronomistischen Geschichtswerk In den Psalmen T9? T3? Bei Deuterojesaja und bei Tritojesaja Bei Deuterojesaja Bei Tritojesaja In verschiedenen Schriften der exilischen und nachexilischen Zeit Im Ezechielbuch Im Dodekapropheton und bei Daniel Im Hiobbuch Im der Priesterschrift Im chronistischen Geschichtswerk

4.

Zusammenfassung

268

5.

Literaturverzeichnis

272

6.

Register

287

3.1.2. 3.1.2.1. 3.1.2.2. 3.1.2.3. 3.1.3. 3.2. 3.2.1. 3.2.2. 3.2.3. 3.2.3.1.

3.2.3.2.

3.2.4. 3.2.4.1. 3.2.4.2. 3.2.5. 3.2.5.1. 3.2.5.2. 3.2.6.

112 112 113 135 135 142 150 156 160 160 173 184 186 186 186 204 205 208 223 223 232 235 235 247 250 250 252 254 257 260

1. Einleitung Vergleicht man einmal die Verwendung des Wortes in einigen alttestamentlichen ( = atl.) Texten, dann fällt von vornherein die große Spannweite dieses Wortes auf: • E X 2 1 ( 2 0 ) 2 1 geht es — im Zusammenhang mit verschiedenen Strafbestimmungen bei Körperverletzungen (Ex 2118-36) — um die Festlegung der Strafe für den Fall, daß ein Mann »seinen 13? mit dem Stock schlägt«, so daß dieser 135? stirbt. Tritt nun der Tod erst nach ein oder zwei Tagen ein, dann soll keine Rache bzw. Strafe erfolgen, »denn es war sein Geld«. — Hier wird der 135» als der völlig zum Eigentum Verfallene gesehen, nämlich nur unter dem materiellen Gesichtspunkt, daß er zum »Besitz« desjenigen gehört, der ihn gekauft und getötet hat. • I R e g l 2 7 : Die Erzählung von der »Reichsspaltung« (I Regl2l-20) sieht den Grund für die Konstituierung des Nordreiches als eines selbständigen Staates in der unklugen, überheblichen Haltung Rehabeams. Als die Israeliten diesen nämlich bitten, die harte rn35> seines Vaters Salomo zu erleichtern, fragt Rehabeam zunächst »die Alten« um Rat. Sie antworten ihm (v.7): »Wenn du heute diesem Volk ein 13? bist DJVpin ..., dann werden sie dir allezeit Q'l?? sein.« (pf.!) Rehabeam jedoch folgt nicht dem Rat »der Alten«, sondern kündigt im Gegenteil den Israeliten an, er werde ihr »Joch« noch schwerer machen als sein Vater; daraufhin verliert das Haus Davids durch Rehabeams Unbesonnenheit das Königtum über (Nord-)Israel, nur Juda bleibt bei Rehabeam. — Offensichtlich muß hier die Aussageintention des Wortes 13? in anderer Richtung gesucht werden, da »die Alten« dem König raten, ein 13J> zu sein und dieser dadurch keineswegs zum Eigentum des Volkes wird. Das 135?-Sein kann hier, wie die Erzählung zeigt, nur bedeuten, daß der König auf die Forderungen des Volkes eingehen, daß er nachgiebig sein soll 1 . Eine genaue Analyse des hebräischen Textes zeigt nun freilich auch Unterschiede in der syntaktischen Konstruktion: Ex2120 wird der 135? durch das Possessivsuffix 3.m.sg. seinem Besitzer zugeordnet (113?), 1

Immerhin erscheint die Formulierung II C h r 1 0 7 das W o r t R e h a b e a m nur N o t h , Könige, 2 6 7 .

1

Riesener, Der Stamm

,

sehr drastisch, und so ist es bezeichnend,

daß

"73? nur noch für das V o l k verwendet wird, die Empfehlung für lautet ( =

»sich freundlich zeigen, gefällig sein«).

Vgl.

2

Einleitung

I Reg 127 wird der Ausdruck V 73? rrn verwendet. Die Annahme liegt nahe, daß die unterschiedlichen grammatischen Konstruktionen auch sinngemäß zu differenzieren sind: Die Suffixverbindung kennzeichnet den 135? als denjenigen, der eben einem anderen »zugehörig« ist 2 . In einigen wenigen Fällen 3 wird nun diese Zugehörigkeit ebenso wie IReg 127 durch b und das Verb rrn ausgedrückt; diese Verwendung findet sich z.B. auch II Reg241: »In seinen Tagen zog Nebukadnezar, der König von Babel, herauf, und Jojakim war ihm drei Jahre lang ; danach fiel er wieder von ihm ab.« — Jojakim war demnach zunächst kein 135?, im Verlaufe der Eroberungen Nebukadnezars wird er dessen 13? und fällt dann wieder von ihm ab. Diese Stelle legt die Vermutung nahe, daß V 13? rrn dann verwendet wird, wenn die temporäre Begrenztheit, die Diskontinuität des 135? -Seins herausgestellt werden soll. Im Unterschied dazu würde dann die Suffixverbindung einfach nur ein bestehendes 13?-Verhältnis konstatieren. Von dieser Unterscheidung her wäre deutlich, warum I Reg 127 b 13? rrn stehen muß: Diesen einen Tag nur soll Rehabeam dem Volk ein 13? sein — d.h. in diesem Zusammenhang: die Wünsche bzw. Forderungen anderer erfüllen —, dann werden die Israeliten während seiner ganzen Regierungszeit seine D'13? sein, d. h. seinen Befehlen folgen. V 13? rrn wird also I R e g l 2 7 zweimal zur Beschreibung eines zukünftigen 13? -Seins von Personen verwendet, die im Augenblick, da diese Aussage von ihnen gemacht wird, noch keine sind: Insofern dient der Ausdruck zur Wiedergabe einer gewissen Diskontinuität des 13?-Seins. So zeigt sich hier, daß die Frage nach der syntaktischen Verwendung für das Verständnis des Wortes 13? unerläßlich ist; hierbei wird zu prüfen sein, ob sich die an den bisher betrachteten Texten beobachteten inhaltlichen Unterschiede der verschiedenen grammatischen Konstruktionen auch in anderen Texten wiederfinden oder nicht und ob sich damit unsere Vermutung über deren Funktion verifizieren bzw. falsifizieren läßt 4 . Betrachten wir nun als letztes Beispiel • Num 126-8: Hier wird Mose innerhalb einer Jahwerede von Jahwe selbst als »mein 13? « bezeichnet, und der Zusammenhang zeigt, daß dies für Mose der höchste überhaupt denkbare Ehrentitel ist; denn er ist über das ganze Haus Jahwes gesetzt, und mit ihm spricht Jahwe »von Mund zu Mund«, während er sich den Propheten »nur« durch Visionen und Träume mitteilt. 2

Vgl. W . Zimmerli, T h W N T V, 6 5 5 . s.u. 3 7 f f .

3

S. 2 4 , vgl. Anm. 4 2 .

4

S.Kap. 2 . 2 . 1 . , 15 ff.

Z u r Präzisierung des Begriffes

»Zugehörigkeit«

3

Einleitung

Die Betrachtung schon dieser wenigen Stellen zeigt, daß das Wort "73? für unser Empfinden völlig Gegensätzliches bezeichnen kann: einmal den zum materiellen Besitz gezählten Sklaven, der kaum noch als Mensch gesehen wird; zum anderen kann auch der König als "73? gegenüber dem Volk handeln; schließlich kann 133? der höchste Ehrentitel eines Menschen im Gegenüber zu Jahwe sein. Dann ergibt sich aber die Frage, wie eigentlich die Grundbedeutung dieses Wortes zu bestimmen ist: Worin besteht das Wesentliche eines 135? ? Denn für das Verständnis des hebräischen Wortes 133? hilft uns weder die Tatsache, daß fast überall im semitischen Sprachkreis die Bedeutungen »Sklave« und »(kultischer) Verehrer« 5 für das entsprechende Wort anzutreffen sind, noch die lexikalische Aufzählung der Termini 1. (leibeigener) Sklave, 2. Knecht (auf Zeit), 3. Abhängiger in Vertrauensstellung (Diener, Minister), 4. Selbsterniedrigungsformel, 5. Ausdruck für die Stellung des Menschen vor Gott 6 als Äquivalente bzw. Charakteristiken der Funktionen des Wortes 13?. Beim Vergleich von entsprechendem außerbiblischem und atl. Sprachgebrauch muß eben jeweils geprüft werden, worin das verbindende Moment lag, das eine Verwendung des betreffenden Wortes etwa in der sozial-rechtlichen Sphäre und in der theologischen Terminologie ermöglichte. Daß man bei einer solchen Überprüfung leicht der Gefahr erliegt, bestimmte Aspekte einseitig hervorzuheben, zeigt schon ein erster Überblick über einige vorgeschlagene Theorien. • So meinen z.B. W.GrafBaudissin u.a. 7 , mit der Bezeichnung des Menschen als 13? gegenüber Gott solle der große Abstand zwischen Mensch und Gott hervorgehoben werden. Demnach wären eben alle Menschen gegenüber Gott, dem Herrn, »Sklaven«, d.h. die Ehrfurcht gegenüber der Gottheit käme in dieser Bezeichnung zum Ausdruck. — Freilich ist dann nicht ohne weiteres ersichtlich, wie 13? zum Ehrentitel für besonders hervorragende Gestalten der Geschichte Israels werden konnte. Gerade Num 126-8 wird ja die enge Zusammengehörigkeit von Jahwe und Mose dadurch hervorgehoben. • Nach der an anderer Stelle von W.GrafBaudissin geäußerten Auffassung 8 soll daher auch durch die Bezeichnung als 13? weniger der Ab5

KBL, 6 7 1 .

6

KBL, 6 7 1 f.

7

Vgl. W . G r a f Baudissin, Zur Entwicklung des Gebrauchs von 'ebed in religiösem Sinne, B Z A W 3 4 ( 1 9 2 0 ) , 1; W . Zimmerli, T h W N T V, 6 5 8 .

6

S. W.GrafBaudissin, Kyrios, III, 5 2 6 . 5 2 8 f . ; vgl. W . Z i m m e r l i , T h W N T V , 6 5 8 ; in diesem Sinne ist wohl auch die von C. Lindhagen als hermeneutischer Schlüssel hervorgehobene Zugehörigkeit

der "ny -Terminologie

zur Bundes Vorstellung

zu verstehen:

Im

nicht-

4

Einleitung

stand zwischen Gott und Mensch als vielmehr die Zusammengehörigkeit beider betont werden. In diesem Fall wäre das Wort 135? ein Hinweis dafür, daß z.B. Gott seine Verehrer in eben der gleichen Weise zu schützen hat, wie der Besitzer eines Sklaven diesen gegen Gefährdungen durch andere zu schützen hat. Dagegen spricht freilich die einzige bisher herangezogene Stelle, die vom 13? als Sklaven redet; sie zeigt nicht eben eine enge Zusammengehörigkeit von Herren und Sklaven bzw. eine besondere Schutzverpflichtung des Herren. Auch I R e g l 2 7 wird der König wohl nicht gerade als Schutzbefohlener des Volkes gesehen. • Nach K. H. Rengstorf und C. Lindhagen 9 konnte das Wort 135? vor allem deshalb in der theologischen Terminologie verwendet werden, weil in ihm immer die »Ausschließlichkeit der Beziehung« mitgesetzt ist. So wie der Sklave nur einen Herrn hat, würde dann das Wort 135? im Zusammenhang mit Aussagen über das Jahwe-Verhältnis anzeigen, daß der betreffende Mensch eben auch allein Jahwes 13? ist. Freilich ist zu fragen, wenn man diesen Gedanken der Ausschließlichkeit als konstitutiv für das Wort 13? sieht: Warum wird dann nur Mose so pointiert von Jahwe als »mein 13?« bezeichnet, müßten die Propheten und anderen Israeliten nicht auch D'l}5? sein, oder dienen sie etwa anderen Göttern? Und wie verhält sich das 135?-Sein im sozial-rechtlichen Bereich zum 13?-Sein im Gegenüber zu Jahwe? Eine Beantwortung dieser Fragen wird nun noch dadurch erschwert, daß bei einem in sämtlichen atl. Schriften so durchgehend und häufig belegten Wort mit verschiedenen inhaltlichen Füllungen zu rechnen ist. Daher ist zu prüfen, ob sich im Laufe der Entstehung der atl. Texte, d.h. in verschiedenen Epochen der Geschichte Israels das Verständnis des Wortes 135? gewandelt hat und wie diese Wandlungen zu erklären sind. Eine Lösung all dieser Probleme kann nur durch eine Analyse des umfangreichen Stellenmaterials gefunden werden. Das Ziel dieser Arbeit besteht daher einmal darin, die Grundbedeutung des Wortes 135? i m Zusammenreligiösen

Sprachgebrauch

sei

Ausdruck

für

die

Beziehung

eines

Schwächeren

zu einem Mächtigeren in einer Bundes-Beziehung vom »bai'a« Typ (C.Lindhagen, The Servant Motif, Uppsala, 1 9 5 0 , 8 0 ; vgl. J. Pedersen, Der Eid bei den Semiten: »Der bai'Bund«, 5 2 - 6 3 ) , in gleicher Weise sei in der religiösen Terminologie der Stamm "ny

die

Korrelativvorstellung zum Bund Jahwes mit Israel (C. Lindhagen, 8 6 ) . Insofern beinhaltet Israels "py -Status sowohl Anforderungen, die an Israel gestellt werden, als auch Privilegien, die ihm dadurch zuteil werden (C. Lindhagen, 2 2 9 ) . 9

K.H.Rengstorf, T h W N T II, 2 7 0 f . ; s. auch C.Lindhagen, 2 2 8 ; W . Z i m m e r l i , T h W N T V, 6 5 9 . Die Tatsache, daß alle diese Aspekte von W . Z i m m e r l i beobachtet werden, zeigt, daß W . Zimmeriis Darstellung keineswegs als einseitig anzusehen ist.

Einleitung

5

hang mit den anderen Derivaten des Stammes 73V zu erarbeiten, zum anderen sollen eventuelle inhaltliche Wandlungen im Verständnis der verschiedenen zum Stamm "ny gehörenden Wörter deutlich gemacht werden. Zunächst ist dann zu klären, mit Hilfe welcher Methode diese Fragestellung bearbeitet werden soll. Will man den Sinn eines Wortes X ermitteln, das sich in einem Zusammenhang A findet, so gibt es nach N. Lohfink 10 grundsätzlich zwei extreme Möglichkeiten: Man kann den Sinn von X als aus anderen Zusammenhängen bekannt voraussetzen und so in den Zusammenhang von A einführen. Man muß dann versuchen, eine »Synthese« zwischen A und X zu schaffen. N.Lohfink nennt dieses Verfahren daher »synthetisch«. Falsche Ergebnisse erzielt man dabei, wenn X im Zusammenhang A einen gegenüber den anderen Zusammenhängen abweichenden Sinn aufweist. Das rein »analytische« Verfahren verwirft daher die Rücksichtnahme auf andere Zusammenhänge und bestimmt den Sinn von X im Zusammenhang von A nur aus den Gegebenheiten von A. Dieses Verfahren kann natürlich niemals einen Sinn von X deutlich werden lassen, der nicht schon unabhängig von dem Element X aus dem Zusammenhang herausgelesen werden könnte. Daher ergeben sich hier in all den Fällen falsche Ergebnisse, wo X noch ein weiteres Sinnelement in den Zusammenhang von A hineinträgt. Um die Mängel dieser beiden Verfahren aufzuheben, schlägt N. Lohfink »ein analytisch-synthetisches Konvergenzverfahren«11 vor, bei dem sowohl der Beitrag aus den anderen Zusammenhängen als auch der aus A erarbeitet wird und dann aus einem Vergleich der beiden Skalen von Bedeutungsmöglichkeiten der Deckungsbereich ausgegrenzt wird, der allein für die Bedeutung von X in Frage kommt. — Dieses von N. Lohfink dargestellte »analytisch-synthetische Konvergenzverfahren« scheint auf den ersten Blick alle Probleme zu lösen, genaueres Hinsehen zeigt jedoch, daß hier eine wesentliche Frage offenbleibt: Auf welche Weise gewinne ich eigentlich aus den »anderen Zusammenhängen« den Inhalt von X, den ich mit dem aus dem Zusammenhang von A ermittelten Inhalt konfrontieren soll? Da dieses Problem bei N. Lohfink offenbleibt, fehlt einerseits die Basis für die Verwendung des »synthetischen Verfahrens«; andererseits ist auch das Ungenügende des »rein analytischen Verfahrens« offenkundig, da ja stets davon auszugehen ist, daß jedes Wort ein bestimmtes »Sinn10

N. Lohfink, Die Landverheißung als Eid, 101 ff.

11

N. Lohfink aaO., 102.

6

Einleitung

element« in einen vorgegebenen Zusammenhang hineinträgt. Lassen sich aber nun die Mängel des »analytischen Verfahrens« nicht mit Hilfe des »synthetischen Verfahrens« korrigieren, da eine sichere Basis für das »synthetische Verfahren« fehlt, dann läßt sich auch das von N. Lohfink vorgeschlagene »analytisch-synthetische Konvergenzverfahren« nicht realisieren. — Angesichts der sich hier auftuenden Aporie möchte die vorliegende Arbeit die Bedeutung und Anwendungsmöglichkeit neuerer sprachwissenschaftlicher Methoden aufzeigen. So wird im Folgenden zunächst einmal dargestellt, in welcher Weise vom Stamm "Oy Wörter gebildet werden und welche Rückschlüsse auf die Bedeutung sich aus der Bildungsweise ergeben. Da sich schon gezeigt hat, daß auch die jeweilige Art der Verwendung eines Wortes in einem bestimmten Satzzusammenhang für das Verständnis dieses Wortes wichtige Aufschlüsse gibt, wird dann die syntaktische Verwendung untersucht. Im Anschluß daran werden die Methoden der »referentiellen Analyse« und der »Wortfelduntersuchung« einerseits dargestellt, andererseits im Hinblick auf die Fragestellung der Arbeit exemplarisch vorgeführt. Die Anwendung dieser verschiedenen Methoden ergibt sich aus der Erkenntnis, daß jenes Phänomen, das wir »Bedeutung«, »Sinn«, »Inhalt« etc. eines Wortes nennen, ein sehr komplexes Gebilde ist, dessen Definition in der Sprachwissenschaft äußerst umstritten ist 1 2 . Als durchaus hilfreich erweist sich die Unterscheidung von sechs Bedeutungskategorien 13 ; so gibt es: 1. die »intralingual-paradigmatische Bedeutung«, die aus den systemischen Beziehungen eines Wortes zu anderen Wörtern »im Kode der Sprache stammt«; 2. die »referentielle Bedeutung«, die »auf ein Stück der wirklichen oder erdachten Welt Bezug nimmt«; 3. die »assoziative Bedeutung«, die »aus der Psyche und Imagination des Empfängers stammt«; 4. die »affektive« Bedeutung, die eine »wertende und emotionale Einstellung beinhaltet«; 5. die »situative« Bedeutung, die aus dem Kontext der Situation und aus den Konventionen des sozio-kulturellen Rahmens stammt; 12

Vgl.

besonders

die

Artikel

»Bedeutung«

im

Sprachwissenschaftlichen

Wörterbuch

von J.Knobloch, 2 5 7 f f . , und im Linguistischen Wörterbuch von Th.Lewandowski, I 1 9 7 3 , 8 9 ff. 13

G. Blanke, Einführung in die semantische Analyse, 1 9 7 3 , 18 f.

Einleitung

6. die »stilistische« Bedeutung, die aus der besonderen stammt.

7 »Formgebung«

Bei der Auswahl der Methoden ist nun darauf zu achten, welchen Bedeutungskategorien bei einem Wort größeres Gewicht zuzumessen ist. Bei der »referentiellen Analyse« steht naturgemäß der Bezug zur außersprachlichen Wirklichkeit im Vordergrund, während es bei der »Wortfelduntersuchung« um die inhaltlichen Beziehungen zu anderen Wörtern geht. Nach der »referentiellen Analyse« und der »Wortfelduntersuchung« soll eine »Frequenzanalyse« die »synchronische Betrachtung« abschließen. Sie zeigt die Häufigkeit der Verwendung in bestimmten literarischen Zusammenhängen oder bei bestimmten Verfassern auf. Insofern leitet sie schon zur »diachronischen Betrachtung« über; denn eine nichtstatistische Verteilung der Vorkommen in den aus verschiedenen Epochen der Geschichte Israels stammenden Teilen des Alten Testaments ( = AT) führt ja zu der Frage, worin die Ursachen für diese unterschiedliche Häufigkeit der Vorkommen zu sehen sind und ob dabei ein Bedeutungswandel zugrunde liegt. Der Frage nach der unterschiedlichen Verwendung und Bedeutung der Wörter des Stammes iay in den zu verschiedenen Zeiten entstandenen atl. Schriften soll dann in der »diachronischen Betrachtung« nachgegangen werden. Dabei kann in gewisser Weise der methodische Vorschlag N.Lohfinks aufgegriffen werden: Nachdem bei der «synchronischen Betrachtung« zunächst einmal mit Hilfe verschiedener Methoden die Grundbedeutungen der hier zu untersuchenden Wörter erarbeitet worden sind, kann anschließend bei der »diachronischen Betrachtung« aufgrund der Erkenntnis, daß der jeweilige Kontext den Bedeutungsumfang eines Wortes mitbestimmt, ein »analytisch-synthetisches Konvergenzverfahren« angewendet werden.

2. Synchronische Betrachtung 2.1. W O R T F A M I L I E U N D

WORTBILDUNGSLEHRE

Da wir bisher einleitend nur einige Stellen betrachtet haben, an denen das Wort 135? erscheint, dieses aber natürlich nicht isoliert von den anderen vom Stamm 13V gebildeten Wörtern gesehen werden kann, ist zunächst festzustellen, in welchen Wörtern des AT der Stamm 135? begegnet. Er findet sich: 1. in den vom Substantiv 135? gebildeten Formen, 2. in den vom Verb 13V gebildeten Formen, 3. in den vom Substantiv H13? gebildeten Formen, 4. in den Nomina denominativa rrj35? ( n u r G e n 2 6 l 4 H i l 3 ) 01133? (nur Esr98.9Neh9l7), 5. in den Aramaismen 135? (Koh9l) 13?» (nur Hi3425), 6. in den Eigennamen

^*H35? •^Q--135? Kl?? 1113? i'iay DilK 13^ 13V / 13iV

2.1.1/2

135? und 13?

Der bei weitem größte Anteil am Vorkommen des Stammes 13y im AT entfällt auf die vom Substantiv 135? (805) und vom Verb 13? (289) gebildeten Formen 1

Vgl. das Kapitel »Frequenzanalyse« (2.5.)!

9

Wortfamilie und Wortbildungslehre

13? gehört als m. Segolat zu den Schwundstufenbildungen qatal-» qatl 2 ; eabd* wird zu exbxd, weil zunächst x als »Hilfsvokal« (oder »Sproßvokal« oder »anaptyctic vowel«) 3 eingefügt wird, um die Doppelkonsonanz am Wortende zu vermeiden, und dann der Vokal a aus der vorangegangenen Silbe assimiliert wird. gehört zu den Verba der Bedeutungsklasse a/u (a-Perfekt, u-Imperfekt), die häufig Tätigkeiten angeben (vgl. z.B. ^pj?) und sich insofern von den Zustandsverben der Bedeutungsklasse a/e (a-Perfekt, e-Imperfekt) unterscheiden (vgl. z.B. EXKURS: Denomination oder Derivation ? Die Frage, ob das Verb vom Substantiv denominiert oder das Substantiv vom Verb deriviert ist, wird unterschiedlich beantwortet 4 , wie ja auch generell für die Entstehung der hebräischen Nomina einerseits von P.deLagarde 5 und J . B a r t h 6 der Ausgangspunkt bei den Verbalformen, von H. Zimmern 7 und anderen dagegen der Ausgangspunkt für die Entstehung der Verbalformen bei den Nomina gesehen wird. Nun läßt sich freilich eine Priorität weder der Substantive noch der Verben hinsichtlich der allgemeinen Entstehungsgeschichte der Sprachen und das heißt auch der hebräischen Sprache aufrechterhalten, da z.T. Verben aus nominalen Bildungen erwachsen, z.T. aus Verben Substantive abgeleitet werden, sehr häufig aber auch aus einer Basis sowohl Nomina als auch Verba abgeleitet werden 8 . Kann man somit die Frage, ob das Nomen oder das Verb als ursprünglich anzusehen sei, nicht generell entscheiden, dann muß jeweils im konkreten Einzelfall geprüft werden, ob sich Anhaltspunkte finden, die auf eine Ableitung des einen aus dem anderen 2

V.Christian, Untersuchungen zur Laut- und Formenlehre des Hebräischen, SÖAW phil.hist. Kl., 2 2 8 Bd. 2. Abh., Wien, 1 9 5 3 , 1 2 8 .

3

S. Moscati, An Introduction to the Comparative Grammar of the Semitic Languages,

4

Denominierung

Porta Linguarum Orientalium NS VI, 1964, § 1 2 . 5 ; § 9 . 1 7 . des

Verbs

vom

Substantiv

wird

vertreten

von

W.J.Gerber,

Die

hebräischen Verba denominativa insbesondere im theologischen Sprachgebrauch des Alten Testamentes, 1896, 14—16; auch E.Kautzsch, Die Aramaismen im AT, sieht die Bedeutung »dienen« als denominiert vom Substantiv 13? Vgl. W. Zimmerli, T h W N T V, 655, Anm. 4 : Die Bedeutung »dienen« des Verbs dürfte vom Substantiv "13? abgeleitet sein. 5

P.deLagarde, Übersicht über die im Aramäischen, Arabischen und Hebräischen übliche Bildung der Nomina, Osnabrück, 1972 ( =

Neudruck der Ausgaben von 1889 und

1891). 6

J.Barth, Die Nominalbildung in den semitischen Sprachen, 1 8 8 9 - 1 8 9 1 .

7

H.Zimmern, Vergleichende Grammatik der semitischen Sprachen § 3 9 m ;

40h

(vgl.

K. Oberhuber, Zur Syntax des Richterbuches. — Der einfache Nominalsatz und die sog. nominale Apposition, V T III, 1 9 5 3 , 4 0 f . ) . 8

W.Gesenius / E.Kautzsch, Hebräische Grammatik,

1 9 0 9 2 7 , § 81 b;

C.Brockelmann,

Grundriß der vergleichenden Grammatik der semitischen Sprachen, 1 1 9 6 1 , 3 3 0 .

10

Synchronische Betrachtung

deuten. Dabei gilt die Regel, »daß eine mehr singulare Wortform zumeist die ursprüngliche sein wird, während die dem allgemeinen Schema sich einfügende als sekundär zu betrachten ist« 9 . Daraus folgt für unsere Frage nach der Priorität von I j y bzw. 13?, daß ein sicheres Kriterium fehlt, mit dessen Hilfe man sich entweder für das Verb oder für das Nomen entscheiden kann: Da sich Substantiv und Verb in gleicher Weise dem allgemeinen Wortbildungsschema einfügen, läßt sich für keines von beiden eine sichere Priorität angeben 1 0 .

2.1.3. rnta? Mit J.Barth, W.Gesenius/E.Kautzsch, H.Bauer/W.Leander u.a. 1 1 ist dieses Wort als Bildung nach dem Infinitiv qitäl aufzufassen, wobei aus der Grundform durch Trübung des ä zu o und Verflüchtigung des i zu Schwa dann Formen wie "iil2f (von IIS) = Umhüllung -* Beutel; (von ) = Verdrehung, Anheftung ->Riemen; "liiq (von u n ) = Umschließung -»Gürtel; n'rsj; (von = Bedienung-*Dienst entstehen.

2.1.4.

n-135! und ffllj?

rna? gehört zu den Nomina denominativa, da es von i j y abgeleitet ist, und zwar handelt es sich hier um eine Pluralbildung durch Vokalwechsel, insofern Andeutung einer inneren Pluralbildung12, vgl. arabisch rabd = Diener, pl. fabud; hebr. TJJ = männlich, pl. TO] = alles, was männlich ist 13 . Zusätzlich trat die Endung -a hinzu, um die zu diesem Plural zusammengeschlossenen Einzelwesen als eine Einheit, eine zusammengehörige Gruppe (Kollektiv) zu kennzeichnen, vgl. TpS = Beamter, Beauftragter/ rrji?s = eine Gruppe von Beamten, Beauftragten = Dienstabteilung; "riaj = Held/ ¡TJ123 = eine Gruppe von Helden = Kriegsmannschaft; jnä = Priester/ njn? = eine Gruppe von Priestern = Priesterschaft. Dementsprechend ist also rn?J als »eine Gruppe von DH^?« = »Diener9 10

11

12

13

H. Bauer/P. Leander, § 60 c, 446 f. Bei GBL und KBL wird "Oy zwar als Derivat von angesehen, doch mag dies eine Vereinfachung in dem von Gesenius/Kautzsch, § 81 b angegebenen Sinne sein, daß man häufig das Verb einfachheitshalber als Ausgangspunkt nimmt. rvjSy als Bildung von qitäl sehen: J.Barth, § 4 2 a , 61; W.Gesenius/E.Kautzsch, § 8 4 a . n , 231; H.Bauer/P.Leander, § 6 1 k ß , 474; V.Christian, 132f.; R.Meyer, Hebräische Grammatik, II, § 3 7 , 2 7 f . R.Meyer, II, 44; anders L.Gulkowitsch, Die Bildung von Abstraktbegriffen in der hebräischen Sprachgeschichte, 1931, 17, Anm. 2, aber ohne Begründung. C. Brockelmann, Grundriß, 426 f.

11

Wortfamilie und Wortbildungslehre

schaff« zu verstehen. Durch diese Art der Wortbildung wird somit jeweils ein sozialer Stand bezeichnet 14 . n n a ? : Deutlich gehört dieses Wort, anders als die bisher besprochenen inneren Nominalformbildungen, zu den äußeren Nominalformbildungen, da es durch Anhängung des Afformativs -ut entstanden ist. Dieses Afformativ wird im Akkadischen, Phönizischen, Altaramäischen (und evtl. auch, aber selten, im Arabischen und Äthiopischen) 15 als Ausdruck des Abstrakten verwendet, ist also bildungsmäßig nur äußerlich gleich mit der Femininendung des Infinitivs Illae infirm 1 6 . Bedeutungsmäßig ergibt sich also »Sklaverei« oder »Knechtschaft« (und zwar in politischem Sinn: E s r 9 8 f . auf die Situation der politischen Unfreiheit der nachexilischen Zeit, Neh 917 auf die Zeit des Ägyptenaufenthaltes bezogen) 1 7 .

14

Wie F. E. C. Dietrich, Abhandlungen zur hèbraischen Grammatik, 1846, 84, rechnen auch J.Barth (§ 2 6 2 f . 419) und C.Brockelmann (Grandriß, 426f.) n p ?

zu den »Plu-

rales fracti«, d.h. singularischen Nomina mit kollektiver Bedeutung. Vgl. V.Christian, 154: Die Femininendungen -a, -at, -t können auch das Kollektivum und Abstraktum charakterisieren. Eine andere Ableitung findet sich bei P.deLagarde, 150f. (Ihm folgt C.Lindhagen, 41): Er leitet rr]3? von der Grundform »kutull« ab, sieht es also als Infinitivbildung, wobei der Infinitiv als Plural für einen konkrete Wesen bezeichnenden Singular stehen soll. Diese Ableitung vom Infinitiv überzeugt nicht im Hinblick auf i r p ? , sie dürfte dagegen zutreffen auf Bildungen wie njnit =

Besitzung; n^j?? =

Heimsuchung;

rfyö

=

Ein-

lösung etc. (s. H.Bauer/P.Leander, § 6 1 d a , 4 6 9 ; J.Barth, § 9 5 a , 146). Hier handelt es sich jeweils um eine Substantivierung des Verbs. Obwohl also in diesen beiden Beispielgruppen die Nomina einander ähneln, müssen sie doch hinsichtlich ihrer Bildungsweise (einmal vom Substantiv denominiert, das andere Mal vom Infinitiv gebildet) und Bedeutung (einmal Bezeichnung einer sozialen Gruppe, das andere Mal Substantivierung des vom Verb ausgedrückten Vorganges) unterschieden werden. 15

Akkad.:

GAG,

§ 56s;

phöniz.-pun.:

J.Friedrich,

Phönizisch-punische

Grammatik,

Analecta orientalia 32, Rom, 1951, § 2 0 7 ; altaram.: R.Degen, Altaramäische Grammatik der Inschriften des 1 0 . - 8 . Jh.v.Chr., AKM 3 8 / 3 , 1969, § 3 0 , 1 ; nach C.Brockelmann, § 2 2 5 , auch im Arab. und Äthiop.; vgl. S. Moscati, § 1 2 . 2 4 , doch dort selten belegt; vgl. J.Barth, § 261 e. 16

So gegen H.Bauer/P.Leander, § 6 1 o i , 5 0 5 : L.Gulkowitsch, 123; V.Christian,

150f.;

R.Meyer, II, § 4 1 , 5 b , 39. 17

Bei L. Gulkowitsch, 31, erscheint r m j y mehr als Bezeichnung für den »Stand« der Sklaven. A.B.Ehrlich,

Randglossen

drei

anders

Stellen

zur hebräischen

vokalisieren

auch die »Knechtschaft«

Bibel, VII,

177f.

und von rrjb? ableiten,

bezeichnen kann, wie Ex l i 4 b

und 2 0 5

möchte die

das seiner Ansicht Jes 143 Thr

nach

13 Neh

3s

1038 zeigen sollen. Nun erscheint es aber doch zweifelhaft, ob rrpay wirklich »Knechtschaft« bedeuten kann, denn an den genannten Stellen liegt die Bedeutung »(abhängige) Arbeit« u. ä. zugrunde (vgl. Kap. 2.3.3., p 49ff.).

12

Synchronische Betrachtung

Im Zusammenhang mit der Frage nach der Bildung von mi?? sind nun noch zwei Fragen zu klären: 1. Gehört map zu den Nomina denominativa, d.h. zu den von einem Nomen abgeleiteten Nomina 18 ? 2. Handelt es sich bei imay um ein hebräisches Wort, oder gehört es zu den Aramaismen, den Lehnwörtern aus dem Aramäischen19? Ad 1. Da im?? in gleicher Weise wie z.B. auch Jfi3?on ( = Armut, ), TTD^a von l?p» = arm, bedürftig20), Itn^? ( = Kindheit, von ( = Königtum, von ) gebildet ist, handelt es sich offensichtlich um ein Nomen denominativum, wie auch in den schon genannten anderen semitischen Sprachen die Afformativendung -ut in der Regel an das Nomen angehängt wird 21 . Dabei könnte die in der Regel durchgeführte Spirantierung der Verschlußlaute nahelegen, daß die Abstraktendung -ut nicht an die Schwundstufe qatl, sondern an die Normalstufe qatal tritt 22 . Nach L. Gulkowitsch23 dagegen folgt die Bildung dem status constructus des Plural. Ad 2. M.Wagner nennt folgende Gründe, die ihn veranlassen, JTnay als Aramaismus zu betrachten: Das Afformativ -ut erfreut sich im Aramäischen einer besonders großen Verbreitung24; rm?y ist nur selten und spät belegt; es stimmt überein mit jüd.-ar., christl.-pal. und syr. xrrn^y. Dagegen ist festzustellen: Wie M.Wagner selbst feststellt, finden sich auch im Hebräischen zahlreiche Wörter mit der Endung -ut, die z.T. auch schon früh belegt sind und nicht auf aramäischen Einfluß zurückgehen25. Wenn im Späthebräischen eine Zunahme in der Verwendung der Bildungen mit -ut zu beobachten ist, so dürfte dies sicher mit dem Einfluß des Aramäischen zusammenhängen, zwingt jedoch nicht dazu, ffi-py nun direkt als Lehnwort zu verstehen, zumal es sich von dem aufgeführten KJTn^V eben doch charakteristisch unterscheidet. Vor allem aber erscheint gemäß der Wortbildungslehre eine Ableitung von dem hebräischen Wort 13?, das auch im Kontext von Esr98f. die nrny erläutert, näherliegend als vom aramäischen Wort

18

So J.Barth, § 2 6 1 c , 4 1 4 ; H.Bauer/P.Leander,

§ 6 1 o i , 505;

W.Gesenius/E.Kautzsch,

§ 8 6 k (allgemein im Hinblick auf die Endung-ut); dgl. R.Meyer, II, § 41, 5 b, 39. 19

So nach C.Brockelmann, § 225, 4 1 5 f . bzw. M.Wagner, Die lexikalischen und grammati-

20

L. Gulkowitsch, 3 1 f.

kalischen Aramaismen im alttestamentlichen Hebräisch, BZAW 9 6 , 1 9 6 6 , Nr. 2 1 1 , 90. 21 22

S. Anm. 15 dieses Kapitels. 'V.Christian, 150f.

23

L. Gulkowitsch, 125.

24

M.Wagner, 131.

25

M.Wagner, 130f.

Wortfamilie und Wortbildungslehre

2.1.5.

13

t:j? und Tayn

Anders steht es dagegen mit den beiden Wörtern und die schon E.Kautzsch 2 6 sowohl aufgrund der Wortform als auch der Bedeutung zu den Aramaismen zählte 27 , l } ? ist nach q e täl gebildet, dies entsteht im Aramäischen aus qatal*, während im Hebräischen daraus qätöl wird 2 8 . Inhaltlich wird damit die vom Verb ausgedrückte Handlung substantiviert: = tun, = Tat, Werk. "iayi5 ist ebenfalls vom Verb abgeleitet. Ein Derivat mit dem sogenannten Mem object.alsPräformativ ist nach E.Kautzsch im Hebräischen unbekannt 2 9 ; die Bildung spricht also wieder für einen Aramaismus, ebenso die Bedeutung — sie entspricht der von ntoya oder Vyö im Hebräischen.

2.1.6.

Eigennamen

1. ViFpy: Jer3626 2. ^ H W : I C h r 5 l 5 3 0 Bei beiden Namen handelt es sich um eine Status-constructus-Verbindung aus 13J? als nomen regens und ^K als theophorem Element, wobei nur im zweiten Fall ein ' compaginis zwischen den beiden Elementen steht, wie es bisweilen in Status-constructus-Verbindungen auftritt 31 , ohne daß dadurch bedeutungsmäßig etwas verändert wird. Wie die außeratl. Namen zeigen, ist der Gebrauch von Vk als theophorem Element gemeinsemitisch 3 2 . Bei den Nordsemiten gehören diese Namen zum ältesten Bestand, treten dann aber immer mehr zurück. In Israel begegnen sie nochmals vom siebenten Jahrhundert an. 3.

Jer387-1239l6 Die Bildungsweise entspricht der schon oben dargestellten, fraglich erscheint nur, ob "j^Q hier ebenfalls theophores Element ist.

26

E. Kautzsch, Die Aramaismen, 6 3 . 7 0 .

27

M.Wagner dgl. 89.

28

M.Wagner, II, § 2 .

29

E. Kautzsch, Die Aramaismen, 63.

30

Zu den außeratl. Belegen s.: KBL; vgl. ferner: Frauke Gröndahl, Die Personennamen der Texte aus Ugarit, Studia Pohl I, Rom, 1967 und H.B.Huffmon, Amorite Personal Names in the Mari Texts, Baltimore, 1965.

31

H. Bauer/P. Leander, § 65 i-m.

32

Zum Folgenden s.: M. Noth, Die israelitischen Personannamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namengebung, 1966 ( = 1928), 91.

14

Synchronische Betrachtung

M . N o t h lehnt dies ab mit der Begründung, hier habe ein in den Dienst Jojakims übergetretener Äthiopier anstelle seines äthiopischen Namens in Israel eine Standesbezeichnung als Eigennamen erhalten 3 3 . — Andererseits erscheint jedoch als theophores Element, d.h. als Bezeichnung für Jahwe, in verschiedenen israelitischen N a m e n 3 4 , und der Name selbst ist auch in religiöser Bedeutung aus nachexilischer Zeit in Babylon belegt 3 5 . Hinzu kommt, daß jener der nach Jer387-13 den in eine Zisterne geworfenen Jeremia vor dem Tode rettete, offensichtlich in bewußtem Kontrast zu den zum Volke Jahwes gehörigen Jerusalemern als derjenigen bezeichnet wird, der auf Jahwe vertraute und in seinem Sinne handelte ( J e r 3 9 l 8 ) . Er wird darum am Tage der Eroberung Jerusalems gerettet werden (s. Jer3915-18 das Heilswort für "]: Ob 1 E s r 8 9 N e h 106 1 2 2 5 I C h r 3 2 1 7 3 8 38916.44 ( i r n ? : ) Neh 11171Chr 1210 II Chr 177 (mit l:) I Reg 18 3-7.161Chr2719IIChr3412 9. piay: Dir48 33

M . Noth, Israelitische Personennamen, 118.

34

M . Noth, Israelitische Personennamen, 118 f.

35

M . Noth, Israelitische Personennamen, 118.

36

M . Noth, Israelitische Personennamen, 37.

37

M . N o t h , Israelitische Personennamen, 38.

Syntaktische Verwendung

15

Diese Namen sind aus dem Partizip "Oiy und dem als Gegenstand des genannten theophorem Element (l)rp zusammengesetzt; ihre Träger bekennen sich damit ausdrücklich zur Verehrung Jahwes. 10. Dil» 12V: I I S a m 6 l 0 - 1 2 l C h r l 3 l 3 f . l 5 2 5 l C h r 1518.21.24 1 65.38 2 6 4.8. 15 II C h r 2 4 24 Der Name ist zusammengesetzt aus dem Partizip laiy und dem theophren Element »Edom«. Es handelt sich um einen außerisraelitischen Namen, der Betreffende verehrt also den Gott »Edom« und stammt nach IISam6lO aus Gath, gehörte also wohl als Söldnerführer zur Leibwache Davids (vgl. I I S a m l 5 1 8 ) . (Nach I C h r l 5 24 1 6 38 2 6 4.8.15: Torhüter der Lade; nach IChr 1518.21 165: zu den Sängergruppen gehörig; nach II Chr25 24 verwahrte die Familie zur Zeit Amasjas die Tempelgeräte.) 11.

Ruth4l7.2lf.IChr2l2ll47 2 37f.267lIChr23l Hier handelt es sich ebenfalls wieder um einen Kurznamen, gebildet mit dem Partizip und zu ergänzen mit dem Namen eines Gottes. 12.

u n s ? : Dan329249312-30 Hier handelt es sich um einen aramäischen Namen, gebildet aus dem Nomen 13? und dem Wort Nego = Entstellung des Gottesnamens Nebo; ilTia? lautet Azariahs neuer babylonischer Name, d.h. »Diener Nebos«. Dieser Überblick über das Vorkommen des Stammes 13y im AT zeigt, daß nur die Wörter 133?, "tyt, rnb? in einer für eine Wortuntersuchung hinreichenden Häufigkeit auftreten; daher bilden diese die Grundlage für die folgende Untersuchung.

2.2. S Y N T A K T I S C H E

VERWENDUNG

Nachdem wir nun Bildungsweise und Bedeutung der verschiedenen zum Stamm gehörenden Wörter analysiert haben — zur Bedeutung von 135?, 13? und ¡T]35> vgl. allerdings Kap. 2 . 3 . und 2 . 4 . ! müssen wir jetzt ihre syntaktische Verwendung untersuchen, da erst in der Kombination mit anderen Wörtern, d.h. im syntaktischen Zusammenhang das Bedeutungsspektrum sichtbar werden kann. 2.2.3. 13? Wir beginnen mit dem Wort 135?: In der überwiegenden Mehrzahl der Belegstellen steht 13? in einer Suffix- oder Constructusverbindung (Suffixv.: über 4 0 0 m a l , Constructusv.: 224mal), die den 13? als den-

16

Synchronische Betrachtung

jenigen charakterisiert, der eben einem anderen zugehörig ist 1 ; in einigen Fällen (43 mal) 2 wird diese Zugehörigkeit auch durch die Präposition \ bezeichnet. Absoluter Gebrauch von 13?, d.h. eine Verwendung ohne explizit angegebenen Personenbezug, findet sich nur 51 mal 3 . Verglichen mit der Häufigkeit der anderen Verwendungsweisen, deutet dieser seltene absolute Gebrauch darauf hin, daß eine enge personale Bindung konstitutiv für das Verständnis des Wortes ist. — Worin besteht nun der Unterschied zwischen den drei genannten Möglichkeiten, die Zugehörigkeit des 13? zu bezeichnen? Deutlich gehört bei der Suffixverbindung der 13? als »sein«, »dein«, »mein 13? « eben zu jener Person, auf die sich das Suffix bezieht; sie kann explizit in dem jeweiligen Satz genannt sein: »ein Mann« in Ex2l20, kann aber auch aus dem Zusammenhang zu erschließen sein, wie Jahwe in Num 125-8. In der Constructusverbindung wird diese Beziehung stets durch Nennung der beiden Partner präzise wiedergegeben: 13? oder D'13? ist Nomen regens, das Nomen rectum gibt an, um wessen 13? es sich handelt, z.B. rnrri3? 4 , D'ii^n-13? 5 , dhi^k 13? 6 , rnrr '13? 7 , Vixtf '13? 8 , r n H3? 9 . In welchen Fällen und aus welchen Gründen wird nun die Constructusverbindung bzw. das Präpositional gebraucht? Gen4112 heißt es von Josef, er sei •,ri3Bn "it?1? 13?. Stünde hier statt des b eine Constructusverbindung, so wäre Josef als »der 13? des Obersten der Leibwache« bezeichnet, er soll aber natürlich als »ein 13?« eingeführt werden, da dieser Mann noch zahlreiche andere D'13? besitzt. Das wird also anstelle einer Constructusverbindung verwendet, da das Wort 13? als Nomen regens indeterminiert stehen soll, das Nomen rectum aber determiniert ist 10 . An fast allen Stellen, an denen b zur Bezeichnung des 1 2 3

4 5 6 7 8 9 10

W. Zimmerli, ThWNT V, 655. Vgl. Anm. 11 und 12 dieses Kapitels. Absoluter Gebrauch: (indeterminiert, Singular) Ex 212.32 Lev 25 39.42.44 Dtn5is 1515 2422 I612 23 16 24is Jos 9 23 I Reg 922 Prov 172 29i9 3O10.22 Jer2i4 (determiniert, Singular) Gen 24s. 9.10.17.53.61.65.66 39i? Ex21s Neh2io.i9 Hi72 Jes 242 Psl05i7 Prov 1435 1 9io (indeterminiert, Plural) Ps 1232 Thr 5 s Koh 27 IO7 Esr 99.36 Gen 12W 2014/2435/3043 II Sam 197 IIReg526 IIChr8is (determiniert, Plural) Ex 217 Jer34u Est 74. Dtn 34s Jos 11.13.15 u.ö. Dan 911 Neh IO30 II Chr 249. Gen 24 34.52. Jes5417Ps 11311341 u.ö. I Sam I824.30 u.ö. II Sam IO2.4U.0. Vgl. W.Genesius/E. Kautzsch, § 129 c.

Syntaktische Verwendung

17

T3J? -Verhältnisses verwendet wird, soll damit also eine Determination des Nomen regens durch den determinierten folgenden Genitiv vermieden werden 11 . Lev25 55 geht es darum, daß im Halljahr alle aus Not zu gewordenen Israeliten nach Jahwes Willen wieder frei werden sollen (Lev 2539ff.): »denn mir gehören die Israeliten als (^nte'-'S 'V '3 D'"?3J(). Hier soll durch die Verwendung von die Personenzugehörigkeit besonders hervorgehoben werden: Weil die Israeliten Jahwe gehören, können sie nicht auf die Dauer die D'13? eines anderen sein. In der Zugehörigkeit zu Jahwe liegt also der Grund für die Freilassung 12 . Im Rahmen unserer Untersuchung der Funktion von im Zusammenhang mit 135? -Aussagen müssen wir nun auch unsere anfangs im Hinblick auf E x 2 l 2 l N u m l 2 7 l R e g l 2 7 und II Reg 241 ausgesprochene Vermutung überprüfen, daß die syntaktisch unterschiedliche Verwendung von 135? als Objekt 13 oder Apposition 14 mit Suffixanschluß bzw. als Prädikatsnomen 15 auch inhaltlich relevant ist. Dabei ist auch zu prüfen, ob hinsichtlich des Vorkommens als Prädikatsnomen bzw. als Chabar 1 6 Unterschiede festzustellen sind. Diese Fragen lassen sich nun freilich nur im größeren Rahmen einer Erörterung der Verwendung des Wortes rrn im Zusammenhang mit Zustands- und Eigenschaftsaussagen klären. EXKURS Die Verwendung des Wortes n;n im Zusammenhang mit Zustands- und Eigenschaftsaussagen Bekanntlich existiert im Hebräischen einerseits die Möglichkeit, durch einen Nominalsatz (d.h. einen nicht mit einer finiten Verbform beginnenden Satz, der allerdings in seinem Fortgang ein Verb enthalten kann - wir wollen im Folgenden jedoch nur den 11

Dies gilt für G e n 4 1 i 2 44i6.33 I Sam 17s I I S a m 9 2 . i 2 I R e g 2 3 9 I I 2 6 I Chr 234; in Verbindung mit TTH : Gen 925-27 44io.i7 4719.25 Lev26i3 Dtn 621 15i7 II Sam 814 I Reg 127 II Reg 17s 241 I Chr 18 2.6.13 (II Sam 82.6: dort zweimal); II Chr IO7 ( = I Reg 12t); in Verbindung mit I j y i n;n : Gen 449 Lev 2612 I Sam 817 II Sam 82.6 Jes 566 J e r 3 4 i 6 II Chr 3620.

12

In gleicher Weise soll durch die Verwendung von V der personale Bezug betont werden: I Sam 179 2 7 i 2 3013 II Chr 12s. Noch vier Stellen bringen anstelle einer Constructusverbindung ein ^ , u.z. aus folgenden Gründen: P r o v l l 2 9 b 227b - hier dürfte das V stehen, um die syntaktischen Beziehungen zu verdeutlichen; Prov 129 — b hat hier reflexiven Sinn; Jes 44 21 — hier dürfte das V entweder noch von abhängig sein ( ^ "IS; : »für jemanden erschaffen«, vgl. J e s 4 9 s f . , d.h. es wäre zu übersetzen: »Ich habe dich geschaffen, damit du mein igy bist«) oder wieder der Betonung dienen.

13

14 SoNum 127. 1 5 I Reg 127 und II Reg 2 4 i . So Ex 2121. Terminologie nach K. Oberhuber, VT 3 (1953), bes. 3 . 1 9 f . Mubtada: das Vorhandene, der Ausgangspunkt (herkömmlich »Subjekt«).

16

Chabar: das Neue, zu Berichtende, das man erfahren soll (herkömmlich »Prädikat«). 2

Riesener, Der Stamm

18

Synchronische Betrachtung

einfachen, d.h. aus zwei ggf. noch näher bestimmten Nomina zusammengesetzten Nominalsatz betrachten) bestimmte Zustands- bzw. Eigenschaftsaussagen zu machen. Nach gängiger Auffassung können diese Aussagen ohne Bedeutungsänderung auch mit Hilfe des Verbs rrn gemacht werden. Wir wollen daher nun die Frage untersuchen, ob diese beiden Ausdrucksweisen das Verständnis der jeweiligen Aussage inhaltlich modifizieren11. Betrachten wir zunächst einmal Prov227 und Gen44l0, zwei Stellen, an denen im Zusammenhang mit Aussagen über das 13V -Sein einmal n;n verwendet wird, das andere Mal nicht: »Der Reiche herrscht über die Armen, (und der Leiher ist i j y des Verleihers).« (Prov. 22 7) In der uns hier interessierenden zweiten Vershälfte haben wir einen einfachen, selbständigen Nominalsatz mit der Stellung Chabar-Mubtada, der eine allgemeingültige Aussage über einen allezeit geltenden Zustand machen will: Wer ständig nur leiht, lebt damit auch ständig in totaler Abhängigkeit vom Verleiher. Sehen wir uns dagegen den in Gen 4410 mit iVii formulierten Satz an, so wird der Unterschied deutlich. Josef sagt hier zu seinen Brüdern: »... der, bei dem der Becher gefunden wird, 13V 'V-nvr (soll mein 13? sein)...« (dgl. Gen 4417) Hier wird keine Aussage über einen allezeit geltenden Zustand gemacht, sondern vielmehr ein zukünftiger anvisiert (u. z. prekativisch: es steht Jussiv). Lev26i3 (vgl. Dtn62l) zeigt, daß rrn auch verwendet wird, wenn der Zustand des 13?-Seins als vergangen gekennzeichnet werden soll: »Ich bin Jahwe, euer Gott, der ich euch aus dem Land Ägypten hinausgeführt habe, fort davon, DH35> Oift rf1?? (ihnen D'IJ? zusein). Aufgrund dieser Stellen ist der Unterschied der beiden Aussageformen folgendermaßen zu bestimmen: Während der Nominalsatz einen beständig anhaltenden Zustand wiedergibt, soll durch die Verwendung des n;n auf die Diskontinuität eines Zustandes hingewiesen werden 18 . Diese Beobachtung läßt sich auch an weiteren Texten machen, z.B. wird in dem Nominalsatz Prov 1129: »Wer sein Haus zerrüttet, erbt Wind, 3^-030^ 135H (und der Tor ist Sklave des Klugen)«. 17

18

Es geht hier also um eine Überprüfung der Auffassung C. H. Ratschows, Werden und Wirken, s. BZAW, 1941, 70, daß es inhaltlich gleichgültig ist, ob Eigenschafts- oder Zustandsaussagen in einem Nominalsatz oder mit Hilfe des Verbs n;n gemacht werden (s.C.H. Ratschow, 25). Bei T.Boman, Das hebräische Denken im Vergleich mit dem griechischen, 1968 5 , 31, findet sich ebenfalls schon der allerdings noch recht allgemein formulierte Hinweis, mit xn solle auf die »Zeitsphäre« hingewiesen werden.

Syntaktische Verwendung

19

ebenfalls eine zu jeder Zeit geltende Beobachtung mitgeteilt 19 . Dagegen soll dort, wo rrn verwendet wird (z.B. Gen925-274719.25 D t n l 5 i 7 IISam8i4 I R e g l 2 7 I I R e g l 7 3 2 4 i IChr 182.6.13 I I C h r l 0 7 ) ebenso wie Gen44l0.l7 ein zukünftiges 13?-Sein angekündigt werden, und ebenso wie Lev26l3 redet Dtn 621 von einem vergangenen 13?-Sein. Die Funktion des Tn im Zusammenhang mit Aussagen über das 13?-Sein besteht hier in der Verdeutlichung der Tatsache, daß der Betreffende nicht immer 13? gewesen ist oder sein wird. Das zeigt also eine gewisse Diskontinuität in jener personalen Zugehörigkeit an, die für das Wort I M charakteristisch ist 2 0 . Der Unterschied ist somit nicht nur als der Gegensatz von immerwährend (Nominalsatz) und punktuell (nvi-Formulierung), sondern — etwas weiter — als der von kontinuierlich und diskontinuierlich zu bestimmen. Dies wird daran deutlich, daß die rpn -Formulierung sich mit Zeitangaben wie o'jiy oder TO ^pa (= allezeit) verbinden kann (s. Dtn 1517 und Koh 9 8). Darüber hinaus hat das Verb rrn aber wohl in diesem Zusammenhang auch noch die Funktion — stärker als unser Hilfsverb »sein« —, das Existentielle, Aktive des 13?-Seins auszudrücken, so daß es etwa wiederzugeben wäre: »leben als 13?«, »handeln ..., wirken ...« oder ähnlich 2 1 . II Reg 173 f. wird dies ganz deutlich: Hoseas "73?-Sein äußert sich darin, daß er Salmanassar eine Zeit lang den schuldigen Tribut zahlt (»..."73? Vtfin i ' v n ' l ( = und Hosea handelte als sein 13?) und zahlte ihm Tribut ...«), es endet mit der Einstellung der Tributzahlungen und Konspiration gegen Salmanassar 2 2 . Auch in der ätiologischen Erzählung von der Fronknechtschaft der Ägypter (Gen 4713-26) geht es um das Leben der Ägypter als D'l??; es wird hier dadurch charakterisiert, daß sie dem Pharao ein Fünftel vom Ertrag ihres Landes abliefern müssen (Gen4719.25) 23 . Somit erscheint es uns wichtig, den syntaktischen Zusammenhang zu beachten, in dem das Wort 13? verwendet wird: Steht es als Chabar in einem Nominalsatz, soll das Dauerhafte des 13? -Seins betont werden, steht es als Prädikatsnomen in Verbindung mit rrn, soll die Diskontinuität des 13? -Seins verdeutlicht und das Existentielle ausgedrückt werden. Ehe wir unsere Beobachtungen über die Funktion von n;n im Zusammenhang von Aussagen über das 13? -Sein im größeren Rahmen einer Untersuchung ähnlich strukturierter Aussagen überprüfen können, gilt es, diese Verwendung zunächst noch gegen eine mehr formelhafte abzugrenzen. Von der ursprünglichen konkreten Bedeutung des n;n als »wirksam sein für« leitet C . H . R a t s c h o w 2 4 die possessive Verwendung des Wortes n;n ab, das dabei seine tatsächliche Bedeutungskonkretheit verloren hat, ohne daß jedoch nach C.H.Ratschow »exakte Abgrenzungen« möglich sind. Gibt es hier nun tatsächlich keine Kriterien, mit deren Hilfe sich der formelhafte Sprachgebrauch ( = »etwas haben«) von dem konkret gefüllten ( = »wirken als«) unterscheiden läßt? Wir wollen diese Frage untersuchen, indem 19

20 21 22 23

24

In gleicher Weise wollen die folgenden Texte einfach ein bestehendes 13? -Verhältnis konstatieren: I Sam 17s II Sam 92.121 Reg 1126 I Chr 2 34. Gegen C. H. Ratschow, 25. Weitere Belege für n;ri im Sinne von »wirken «: C. H. Ratschow, 24. Ähnliches gilt für II Reg 241, auch wenn es dort nicht ausdrücklich gesagt wird. Für diese Deutung des b 13? spricht auch die Beobachtung, daß Dtn 1517 mit dieser Formulierung Ähnliches gesagt werden soll wie Ex 216 durch das Verb 13? : Das Durchstechen des Ohres eines 13? ist Zeichen dafür, daß dieser nun für immer bei seinem Herrn »als 13? lebt«, d.h. ihm dient. (Die Formulierung im Dtn scheint gegenüber dem Exodustext nur etwas stärker den sozialen Status des 13? zu betonen.) C . H . Ratschow, 26 f.

20

Synchronische Betrachtung

wir einige der Wendung 13y n;n ähnliche Formulierungen hinzuziehen. Gehen wir von der patriarchalisch bestimmten israelitischen Familie aus, so sind von zwei Personenkreisen ähnliche Aussagen zu erwarten: So wie man entweder » i j y sein« oder »einen 13V haben« kann, so kann man auch »eine Frau, ein Sohn oder eine Tochter« entweder »sein« oder »Frauen bzw. Söhne oder Töchter haben«. (Die Formulierung, daß eine Frau »einen Mann hat«, fehlt verständlicherweise im Hebräischen.) Gehen wir zunächst einmal von zwei Stellen aus, an denen das Wort 13? einmal im Zusammenhang einer formalen, das andere Mal im Zusammenhang einer konkreten Verwendung von n;n begegnet: Gen 9 26 f. erscheint zweimal die Formulierung J?J3 TP1 ia^ 13? (»und Kanaan soll ihm 135? sein«), d.h. unter seiner Herrschaft leben. Hier wird also mit Hilfe des Verbs n;n eine Aussage über die Art und Weise der Existenz Kanaans gemacht. Die Wortstellung ist dabei: Form von n;n-[Subjekt]- 13? — b Person. Die gleiche Stellung findet sich auch Gen 4719.25 IISam8l4 I Reg 127 (ohne Subjekt) I Chr 18 2.13 II Chr 216 von fflfR, stets in der Weise, daß über die Existenz als rnjx oder der als Subjekt genannten Person etwas gesagt wird. Gen326 dagegen findet sich die Aussage . . . 13?1 JkS . . . '^"'¡yi (»und ich habe . . . Kleinvieh und 13? . . . erworben«). Hier wird mit Hilfe des Verbs rrn eine Aussage über die Besitzverhältnisse des Redenden, Jakobs also, gemacht: Er besitzt 0*73? (13!» ist hier kollektiv zu verstehen). Die Wortstellung ist dabei: Form von n;n — V Person - 13?. Die gleiche Stellung findet sich auch in Aussagen a) über Frauen: Dtn 2115 I Reg 113, b) über Söhne: [Num274] Dtn21l8 J o s l 7 3 J d c l 0 4 l 2 9 . i 4 I I R e g l l 7 JerlÖ2 Hi42l3 IChr 2 34 23 22. Charakteristisch ist dabei stets, daß nicht über die betreffenden Frauen oder Söhne Aussagen gemacht werden sollen, sondern über diejenigen Personen, denen sie gehören. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen von Aussagen ist also der, daß im ersten Fall das 13y-Sein eine Qualität des Subjekts des Satzes ist (Subjekt und 13? sind identisch), im zweiten Fall das 13?-Haben eine Qualität des Subjekts ist (Subjekt und 13? sind hier nicht identisch) 2S . Von dieser Aussageintention her ergibt sich auch die Wortstellung einer zweiten Gruppe von Aussagen mit rrn = »haben, erwerben«. Die Stellung ist hier: Person Form von n;n — 13V. Hier wird ganz betont die Person vorangestellt, über deren Besitz an Frauen oder Söhnen etwas mitgeteilt werden soll, so: a) über Frauen : I Chr 4 5 b) über Söhne: Jdc 830 b Num 26 33 I Sam 9 2 II Sam 6 23. Bei einer entsprechenden Wortstellung der Aussagen über das 13? -Sein müßte das Subjekt vorangestellt werden, das denjenigen nennt, über dessen 13? -Sein etwas ausgesagt werden soll. Tatsächlich begegnet diese Wortstellung z.B. Gen44l7b: Subjekt — Form von rvn Person - 13? (II.Chr21 6: analoge Stellung mit fl?l«), ebenso Gen44l0b: das Subjekt besteht hier aus einem mit Tis eingeleiteten Relativsatz, ferner Lev26l3 (Subjekt wieder vorangestellt im Relativsatz) und Gen24si (Subjekt ebenfalls vorangestellt). Auch Gen925

25

Die Sätze sind als Erweiterungen von Nominalsätzen zu verstehen. Die zugrunde liegenden Typen sind: 1. in^ i?3? i3y 2. ^ 13?! jfti a d l . : jyj? istMubtada, iay istChabar, in1? istpräpositionale Ergänzung, ad 2.: ^ ist Mubtada, 13y |KÜ Chabar.

Syntaktische Verwendung

21

dürfte diese Stellung zugrunde liegen, allerdings ist das Subjekt »Kanaan« erweitert durch H"H»26. Eine Analyse der zuletzt genannten Sätze zeigt also, daß einmal als Subjekt eine Person X erscheint und 13? n;n Prädikat ist, das andere Mal als Subjekt das Präpositional V -Person erscheint und also i n;n... Prädikat ist. Diese Stellen zeigen somit, daß es durchaus möglich ist, die mehr formelhafte Verwendung von n;n im Sinne von »Haben« abzugrenzen gegen eine inhaltlich gefülltere, u.z. anhand folgender Kriterien: 1. Anzahl der verwendeten Glieder der Formulierung - Bei »Haben« stets drei Glieder: Form von n;n— Besitzer (= V Person) — 13? o.a., - bei »Sein« in der Regel vier Glieder 27 : Form von n;n - Person, über deren 13?Sein etwas ausgesagt wird - 1 3 ? o. ä. - Bezugsperson (\ Person) 2. Wortstellung - bei »Haben« entweder: V Person — Form von n^ - 13? o. ä. 2 8 oder: Form von rrn - b Person - 13?. Im ersten Fall haben wir einen Satz, der deutlich eine Aussage über das erste Glied enthält, im zweiten Fall einen Verbalsatz, der ebenso deutlich eine Aussage über das zweite Glied enthält; - bei »Sein« finden sich entsprechende Stellungen: X - Form von n;n - \ Person - 13? oder: Form von n;n — X Subjekt - 13? - ^ Person 29 . Auch hier ist in beiden Fällen deutlich, daß eine Aussage über das erste bzw. zweite Glied gemacht werden soll 30 . Daraus folgt, daß wir entsprechend den oben genannten Kriterien den Ausdruck \ 13? n;n einmal verstehen müssen als »einen 13? haben«, das andere Mal: »als 13? leben, handeln etc.« 31 . Nach dieser Ausgrenzung des formelhaften Gebrauchs von 13?. . .b n;n(= einen 13? haben) wollen wir unsere Beobachtung, daß die Wendung ( Person) 13? rrn (= ein 13? des ... sein) einen diskontinuierlichen Zustand charakterisieren soll, bei der Betrachtung ähnlich strukturierter Aussagen überprüfen. Daher müssen wir nun weitere Formulierungen 26 27

28 29

30

31

Dgl. Dtn 621 ohne Subjekt. Abgesehen von der schon genannten Stelle Dtn 6 21 findet sich allerdings auch I Reg 127a Dtn 1517 (= I I C h r l 0 7 ) eine dreigliedrige Formulierung, bei der das Glied X nicht explizit genannt ist, da es mit dem Verb zusammengefallen ist. Man kann jedoch auch diese Stellen leicht vom formelhaften Gebrauch abgrenzen, indem man sich zur Verdeutlichung des Sinnes das Glied X (Subjekt oder Mubtada) in Form eines Personalpronomens hinzudenkt; beim formelhaften Gebrauch ist dies unmöglich, da hier stets der jeweilige »Besitzer« das Mubtada bzw. das Subjekt ist (X ^ ). Dtn 2116 und Jdc 8 30 b liegt eine ähnliche Wortstellung vor. Hier scheint die Wortstellung allerdings freier zu sein: So haben wir I C h r l 8 6 : Form von - X - V Person - 13?; II Reg 17 3 241: Form von - \ Person - X - 1 3 ? . Da unser Ziel darin bestand, Aussagen über das 13? -Sein von denen über das 13? Haben abzugrenzen, haben wir hier jene Stellen nicht herangezogen, an denen z.B. der Terminus ntjfK o. ä. nicht explizit erscheint, der Ausdruck also nur rrn \ Person lautet (Lev 2212 Num307 Dtn 2115 2 4 j Jdc 1420 152 J e r 3 i Ez 234 4425 Hos 33 Ruth 112 f.). Auch jene Stellen, an denen n'a fehlt und nur das b den possessiven Sinn angibt, werden hier nicht gesondert untersucht. Im Unterschied zu den 13? -Aussagen haben wir bisher bei den Frauen und Kinder betreffenden Formulierungen nur die possessive Verwendung von rrn gefunden. Allerdings haben wir bisher noch nicht jene Stellen herangezogen, an denen b zweimal erscheint (s. p 24 f.), hier wird sich ein gefüllterer Sprachgebrauch von n;n zeigen.

22

Synchronische Betrachtung

untersuchen, bei denen n;n zur Bezeichnung von bestimmten Zustands- oder Eigenschaftsaussagen verwendet wird. Wir wollen zu diesem Zweck die in diesem Zusammenhang von C.H.Ratschow aufgeführten Stellen mit n;n durchsehen, deren Feststellungen sich seiner Ansicht nach in nichts von den Feststellungen unterscheiden, die in einem Nominalsatz gemacht werden können 32 . Dabei sollen im Folgenden jeweils den mit rvn formulierten Aussagen Stellen gegenübergestellt werden, an denen dasselbe Wort in einem Nominalsatz erscheint, und es soll so überprüft werden, ob sich dabei Unterschiede zeigen. Hierbei empfiehlt es sich, von jenen Stellen auszugehen, die deutlich erkennen lassen, ob sie Aussagen über kontinuierliche oder diskontinuierliche Zustände oder Eigenschaften enthalten oder nicht. Wir betrachten daher zunächst einmal die syntaktische Verwendung der Wörter a1"i£ ( = nahe), plfT] ( = fern), '¡?J ( = frei von). 31"!?: C. H. Ratschow 33 nennt zwei Texte, in denen ai")? mit n;n verbunden ist: Gen 4510 und Jes 55 6. Demgegenüber finden wir ailjj 30 mal 3 4 in einem Nominalsatz als Chabar. Vergleichen wir Gen 4510 (Formulierung mit n;n) und Dtn222 (Nominälsatz): Gen 45 10 bittet Josef seinen Vater Jakob, er möge doch im Lande Gosen wohnen, rf'rn '^(t a1"ij> (»und du sollst mir nahe sein«). Offensichtlich soll dieses Nahe-Sein erst zu einem künftigen Zeitpunkt eintreten, es ist gegenwärtig noch keine Realität. Dtn222 regelt den Fall, daß ein Rind oder Schaf von der Herde versprengt wird, wer es findet, soll es seinem Besitzer, »dem Bruder«, wiederbringen. » Tny rnp «Voin (Wenn aber dein Bruder nicht nahe bei dir wohnt), . . . sollst du es in dein Haus nehmen...«. Hier finden wir a1"lj? als Chabar in einem Nominalsatz, es wird damit ein kontinuierlich bestehendes Verhältnis beschrieben. Suchen wir nun eine Jes 55 6 vergleichbare Aussage, die aber wiederum im Gegensatz zu der dort begegnenden IPn-Formulierung als Nominalsatz erscheint, so bietet sich etwa Ps 119151 an. »Sucht Jahwe, da er sich finden läßt, Tnp W n ? ininp (ruft ihn jetzt, da er nahe ist)!« (Jes 55 6) B.Duhm und C.Westermann 35 betonen in ihrer Auslegung dieses Textes, daß hier gerade nicht eine allgemeine, zeitlose Sentenz über den Heilsweg des Menschen zu finden sei, sondern vielmehr gemeint sei: Jetzt ist Jahwe nahe, jetzt ist die Zeit der Rettung. Wieder wird hier ein bestimmter Zeitpunkt aus dem kontinuierlichen Zeitverlauf herausgehoben und damit die Kontinuität unterbrochen. »rrjrp nwt an? (Nahe bist du, Jahwe).« (Ps 119 151)

32 33 34 35

C.H.Ratschow, 25, Anm. 121. S. Anm. 32. S. die im Text genannten Stellen und Anm. 37. B.Duhm, Jesaja, 415 f.; C. Westermann, Das Buch Jesaja, 231.

Syntaktische Verwendung

23

Hier handelt es sich u m eine Vertrauensäußerung des Beters 3 6 , die ebenso wie die darauf folgende, ebenfalls als Nominalsatz formulierte Aussage »und alle deine Gebote sind wahr«, etwas zeitlos Gültiges aussagen will (dgl. Ps34i9 145 is 752 vom N a m e n Jahwes; Dtn 3014 vom Wort Jahwes). Da nun auch in den anderen Nominalsatzformulierungen Aussagen über kontinuierlich bestehende Verhältnisse gemacht werden 3 7 , zeigt die syntaktische Verwendung von daß n;n stets verwendet wird, um auf die Diskontinuität eines bestimmten Verhältnisses hinzuweisen, während durch Nominalsatzaussagen gerade das Kontinuierliche ausgedrückt wird. p1n"J: Diese Beobachtung läßt sich in gleicher Weise bei dem Oppositionswort pltn machen. Während J o s 3 4 n w plrn ^(t (»nur soll sie (die Lade) fern sein ...«) mit Verwendung von rrri ein erst in der Z u k u n f t eintretender Zustand beschrieben wird, sollen die Nominalsatzformulierungen beständig anhaltende Zustände wiedergeben 38 . '¡?J findet sich fünfmal mit n;n, stets wird dabei ein erst in der Z u k u n f t eintretender Zustand bezeichnet 3 9 . G e n 2 4 4 l : Wenn man in Abrahams Sippe dem 13? Abrahams eine Frau für Isaak verweigern wird, dann wird er dadurch frei von seinem Eid. Gen 4410: Diejenigen von Josefs Brüdern, bei denen kein Becher gefunden wird, sollen frei sein. Num3222: Wenn die Rubeniten und Gaditen bei der Eroberung des Landes mitgekämpft haben, dann sind sie frei von ihrer Verpflichtung gegenüber Israel. Dtn 2 4 5: Im Zusammenhang der Kriegsgesetze wird bestimmt, daß ein M a n n nach seiner Heirat ein Jahr lang frei sein soll vom Kriegsdienst. Jos 220: Wenn Rahab etwas über die Geschehnisse im Zusammenhang mit den Kundschaftern erzählt, dann sind diese frei von ihrem Eid. Dagegen soll an den fünf Stellen, an denen 'pj in einem Nominalsatz erscheint, nicht berichtet werden, wie und w a r u m jemand frei wird, sondern daß er frei bleibt. E x 2 l 2 8 : Stößt ein Rind einen Menschen, so daß er stirbt, dann soll es gesteinigt werden; sein Besitzer aber bleibt frei. Jos 2(17)19: Die Kundschafter bleiben frei von Schuld, wenn jemand sich nicht an das Abkommen hält und so durch eigene Schuld u m k o m m t (Jos2i7b dürfte eine spätere Hinzufügung sein, die betonen will, daß die Kundschafter nicht nur frei von Schuld, sondern auch frei von dem Schwur an eine Hure bleiben — freilich fügt sich dies dem Gang der Erzählung nicht ganz glatt ein). II Sam 3 28: David beteuert hier, »für immer unschuldig« zu sein am Blute Abners. I I S a m l 4 9 : Die Frau betont, daß die Schuld auf ihr bleibt, der König aber davon frei bleibt. Diese Beispiele mögen hier genügen. 36 37

38

39

H. J. Kraus, Psalmen, II 828. Lage einer Stadt (Gen 1920), eines Weinbergs (I Reg 212), eines Weges (Ex 137), N ä h e des Lichtes (Hi 1712), Bezeichnungeines Verwandtschaftsverhältnisses (Ruth 220); in theologischen Aussagen als Bezeichnung für die Nähe Jahwes, seines Wortes, seiner Hilfe etc.: J e s 5 0 s 51s 5 6 i Jer 12 2; bzw. als Bezeichnung für die N ä h e des Tages Jahwes, des Verderbens, der Not: Dtn 3 2 35 Jes 136.22 E z 7 7 30a Joel I i s 2 i 414 O b 15 Zeph 17.14 Jer 48 is Ps 2212. Lage von Städten (Dtn 2015), Wohnen von Leuten (Jos 922 Jdc 187.2s), Wesensaussage (Prov31io); von Jahwes W o r t oder seiner Hilfe ( D t n 3 0 n Jer 122 P s 2 2 2 119iss Prov 15 29); von der Weisheit (Koh 723.24). C . H . R a t s c h o w nennt vier dieser Stellen 25, Anm. 122 als Beleg dafür, daß Nominalsatzaussagen und n;n -Formulierungen sich sinngemäß nicht unterscheiden.

24

Synchronische Betrachtung Sieht man nun die bisher untersuchten sowie die bei C . H . R a t s c h o w genannten Stellen,

an denen sich ¡vri findet, durch, so zeigt sich, daß die zeitliche Kontinuität in verschiedener Weise durchbrochen werden kann, wobei stets

verwendet wird:

1.Es soll hervorgehoben werden, daß gerade zu dem Zeitpunkt, von dem erzählt wird, etwas in bestimmter Weise beschaffen ist oder war, davor oder danach aber nicht mehr (vgl. Jes 5 5 6 ) 4 0 ; 2. es soll eine Aussage von einem Zustand gemacht werden, der erst in der Zukunft eintreten wird; neben G e n 4 5 10 vgl. z.B. auch Koh 98

41

.

Im Unterschied zu diesen n;n-Formulierungen soll dagegen im Nominalsatz das kontinuierliche Fortbestehen eines Zustandes oder einer Eigenschaft ausgesagt werden.

Nach dieser Klärung der Verwendung von rrn Im Zusammenhang mit Zustands- und Eigenschaftsaussagen können wir nunmehr die Aussagen jener Stellen verstehen, an denen das T35>-Sein mit dem Ausdruck V T3}> rrn beschrieben wird: Hier soll von dem oder den Betreffenden gesagt werden, daß sie zu einer bestimmten Zeit 13J> oder D'15? waren oder sein werden 42 . Nun muß noch eine Gruppe von rrn -Formulierungen betrachtet werden, die bisher nicht herangezogen wurden, nämlich jene Aussagen, in denen das ^ zweimal erscheint: [ b Person] rrn 43. Entsprechen diese Formulierungen sinngemäß denjenigen, bei denen 135? ohne b steht, oder sind hier Unterschiede festzustellen? ISaml78f. schlägt Goliath vor, in einem Zweikampf zwischen ihm und einem beliebigen Israeliten die Entscheidung über das künftige politische Schicksal von Israeliten und Philistern zu suchen. Er formuliert dabei die Bedingung folgendermaßen: »Vermag er mit mir zu kämpfen und schlägt mich, D'iaji 1 ? D31?

w m ,

bin ich ihm aber überlegen und schlage ihn, D H 3 J £ UV

Dirrn.«

Der Zweikampf soll also entscheiden, ob die Israeliten Vasallen der Philister oder die Philister Vasallen der Israeliten werden, d.h. rrn [b Person] muß hier übersetzt werden: »jemandes 135? werden«. 40

Dgl. Gen 225 31 1130 13 s 2 9 i ? 3 9 s b 5 0 9 E x 3 6 ? Lev 1519 Jos 5 7 J d c 8 n I l S a m 1 4 2 s a . 2 7 I Reg I I 4 Ez I 6 2 2 2 6 i 7 Hi l s 1 1 4 1 6 i 2 T h r 4 i 9 5 i 7 .

41

Dgl. E x 2 7 1 2816 3 0 2 Prov 2 6 s Est 314 813.

42

Vergangen: Lev 2 6 1 3 Dtn 6 21 I C h r 18 2.6.13 II Reg 17 3 2 4 1 ;

43

Gen 4 4 9 Lev 2612 I Sam 817 1 7 9 2712 II Sam 81. a Jes 5 6 6 Jer 3416 II Chr 1 2 s 3 6 20.

Zukünftig: Gen 925-27 4410.17 4719.25 Dtn 15 17 II Sam 8 14 I Reg 127 II Chr 107.

25

Syntaktische Verwendung

Auch J e r 3 4 l 6 ist diese Bedeutung klar zu erkennen. Im Zusammenhang der Erzählung von einer — nach E x 2 l 2 alle sieben Jahre vorgeschriebenen! — Freilassung der hebräischen Kultsklaven zur Zeit Zedekias heißt es da: »Ihr aber habt euch wieder umgewandt und habt meinen Namen entweiht, indem ein jeder seinen Sklaven und seine Sklavin, die er freigelassen hatte, wieder zurückholte und sie zwang, rrtno^i B ' i ^ ü?1? nvr6.«

Die angeredeten Jerusalemer hatten also zunächst jenes Gebot der Freilassung befolgt, danach aber die Freigelassenen gezwungen, wieder ihre Sklaven zu werden. Dieses Verständnis von [!? Person] rvn als »zum Tjy werden« entspricht der Bedeutung von \ ¡vn = »zu etwas werden« in vielen anderen Fällen, z.B. G e n 2 7 3 2 1 1 u . ö . 4 4 . So ist dieser Ausdruck also in der Regel als »jemandes 135? werden« zu übersetzen 45 , auch wenn dies in den Ubersetzungen und Kommentaren bisher nicht immer üblich ist 4 6 . Dies gilt ebenso für den Ausdruck [ Person] ntfK1? rrn; Gen 2012 z.B. erklärt Abraham, warum er nicht gelogen hat, als er Sarah als seine Schwester ausgab: Sie ist ja seine Halbschwester, und »so konnte sie meine Frau werden«. (Vorausgesetzt ist hier also, daß man seine Halbschwester heiraten kann, anders L e v l 8 9 . ) Auch I I S a m l l 2 7 muß das iV TUT] ebenso wie an den anderen Stellen, an denen der Ausdruck noch erscheint 4 7 , deutlich als »und sie wurde seine Frau« übersetzt werden. Die entsprechende Aussage, daß einer »zum Sohn wird«, findet sich verständlicherweise nicht so häufig; Immerhin aber heißt es E x 2 l 0 von Mose, daß er zur Tochter Pharaos gebracht wurde: n1? '¡ri = »und er wurde ihr Sohn« 4 8 . 44

Vgl. Gen 3416.22 3823 4 9 i s D t n 2 6 s Jos 712 I S a m IO12 IISam 225 1 9s I R e g 9 7 II Reg

45

Ausnahme: wohl nur I Sam 2712, wo 'p n;n im Sinne von »dienen als« verwendet wird.

46

Z . B . übersetzt die Zürcher Bibel diesen Ausdruck zwar J e r 3 4 i 6 und I I C h r 3 6 2 o mit

1117 Jes 121 Jer 2 0 7 etc. Weitere Belege bei C. H. Ratschow, 9 f.

»werden«, sonst aber stets mit »sein«: Gen 4 4 9 1 Sam 817 179 2712 II Sam 82.6 Jes 566. 47

G e n 2467 Num 363.6.8.11.12a

Dtn21i3

2219.29 244

I S a m 2 5 42f. I I S a m l 2 i o

I Reg

4 n II Reg 818 Ruth 4 i 3 . 48

Auf die Diskussion über die Bedeutung dieser Formel kann im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter eingegangen werden, gemeint ist wohl eine Adoption, vgl. W.H.Schmidt, Exodus, BK II, 1, 1974, 60 und S.Herrmann, Israels Aufenthalt in Ägypten, 68, Anm. 16. Zur Adoptionsfrage s. H.Donner, Adoption oder Legitimation?, Oriens Antiquus 8, 1969, 8 7 - 1 1 9 und H . J . Boecker, Anmerkungen zur Adoption im Alten Testament, Z A W 86, 1974, 8 6 - 8 9 .

26

Synchronische Betrachtung 2.2.2.

13V

Im Hinblick auf die syntaktische Verwendung des Verbs stellen sich vor allem drei Fragen: Wie verhält es sich hier mit den Tempora, mit den Stämmen und mit der Transitivität, bzw. wie werden eventuelle Objekte syntaktisch angeschlossen? Die früher vertretene Auffassung, die hebräischen Tempora entsprächen bestimmten Zeitstufen, wobei dem »Perfekt« als Ausdruck vollendeter Handlungen die Vergangenheit, dem »Imperfekt« als Ausdruck nichtvollendeter Handlungen die Gegenwart und Zukunft zugeordnet werden, ist schon 1902 von W.Gesenius/E.Kautzsch in der 27.Auflage ihrer Hebräischen Grammatik in gewisser Weise modifiziert worden 49 . Der Unterschied wird hier nämlich so bestimmt, daß Perfekt und Imperfekt weitgehend von der jeweiligen Auffassung und Intention des Redenden abhängig sind. Beim Gebrauch des Perfekts will er bestimmte Handlungen, Ereignisse oder Zustände als faktisch vorliegend hinstellen, bei Verwendung des Imperfekts sollen sie als noch andauernd oder im Vollzug begriffen oder als neu eintretend gekennzeichnet werden. In der neueren Forschung ist nun dieser Ansatz weiter verfolgt worden. Weithin hat sich die Auffassung durchgesetzt, daß die verschiedenen Konjugationen nicht primär Zeitstufen angeben, sondern verschiedene Aspekte, unter denen der Redende die Dinge darstellt. So kommt etwa die auf die Psalmen bezogene Untersuchung von D.Michel zu dem Ergebnis: Die Afformativkonjugation (herkömmlich als »Perfekt« bezeichnet) charakterisiert eine Handlung als »selbstgewichtig, absolut«, die Präformativkonjugation (herkömmlich: »Imperfekt«) hingegen als »relativ« oder abhängig (etwa vom Handlungsverlauf, der allgemeinen Lage, dem Wesen der handelnden Person, dem Willen des Sprechenden)so. Tatsächlich würde man auch hinsichtlich der Verwendung der Konjugationen bei dem Verb 13? an einigen Stellen in beträchtliche Schwierigkeiten geraten, wenn man darin Zeitstufen ausgedrückt sehen wollte. 45

W. Gesenius/E. Kautzsch, 3 0 7 ff.

50

D.Michel, Tempora und Satzstellung in den Psalmen, 2 5 4 f . ; vgl. auch L.Köhler, Deuterojesaja stilkritisch untersucht, BZAW 37, 1923, 7 2 f . ; U.Sekine, Das Wesen das althebräischen Verbalausdrucks, ZAW N F 17, 1940/41, 1 3 3 - 1 4 1 , H.S.Nyberg, Hebreisk Grammatik, Uppsala, 1952, 2 6 4 ; H . L . Strack, Hebräische Grammatik mit Übungsbuch, 15. neubearbeitete Auflage von A.Jepsen, 72£f.; C. Brockelmann, Hebräische Syntax, 1956, § 4 0 e u n d - z . T . im Anschluß an Michel - P. Kustär, Aspekt im Hebräischen, 1972.

Syntaktische Verwendung

27

Jer2514 beispielsweise heißt es in einer Unheilsankündigung: »... d1?"! B'1a mprrnj (... denn auch sie sollen vielen Völkern dienstbar w e r d e n . . . ) «

Diese Aussage muß offensichtlich futurisch verstanden werden, die Afformativkonjugation wird hier ebenso wie in v. 13 verwendet, um dieses Geschehen als selbstgewichtiges Handeln Jahwes zu charakterisieren. Mal3l8 wird ebenfalls die Afformativform in einem Zusammenhang verwendet, der deutlich macht, daß damit ein noch andauerndes Verhalten gekennzeichnet werden soll — nämlich das des Gottlosen, der Gott nicht »dient« —, wobei dieses Verhalten offensichtlich ebenfalls als nicht ableitbar verstanden wird. Schließlich findet sich noch D t n l 2 3 0 eine Aussage, die sich dem Zusammenhang nach auf die Vergangenheit beziehen muß, für die jedoch die Präformativkonjugation gewählt wird: »Hüte d i c h , . . . daß du nicht nach ihren Göttern fragst und sprichst: airrtyrn«

D'ui n?y? np'(
mb? etc.; da für das Verständnis dieser Formulierungen jedoch eine über syntaktische Fragen hinausgehende Analyse der inhaltlichen Bedeutungen der hier untersuchten Wörter notwendig ist, müssen wir die Frage nach der Bedeutung dieser Ausdrücke noch zurückstellen und erst einmal klären, wie wir im einzelnen 1 3 ? , 13? und H13? zu verstehen haben.

2.3. A N A L Y S E D E R R E F E R E N T I E L L E N

BEDEUTUNG

Aufgrund der eingangs dargelegten Fragestellung der Arbeit 1 haben wir zunächst die Wortfamilie des Stammes 13V dargestellt, wobei sich , 13? und als die zentralen Wörter erwiesen haben. Das Wort 13? empfiehlt sich wiederum als guter Ausgangspunkt für die meisten Analysen, da hierbei aufgrund der zahlreichen Belegstellen das leicht die Ergebnisse verfälschende Moment des Zufalls gering gehalten wird. Darum haben wir die syntaktische Analyse, deren Notwendigkeit sich bei der einleitenden Betrachtung einiger das Wort 13? enthaltenden Stellen ergab 2 , bei diesem W o r t einsetzen lassen und inhaltliche Unterschiede im Verständnis von 13? erkannt, je nachdem ob der Begriff in einem Nominalsatz verwendet wird oder in Verbindung mit unterschiedlichen Konstruktionen von rpn. Weiter haben wir die syntaktischen Verwendungsweisen von 13? und irj3? untersucht und dabei schon auf die jeweils typischen Subjekte und Objekte verwiesen. Dabei hat sich nun die Notwendigkeit ergeben, über den bisher betrachteten Bereich der intralingualen ( = innersprachlichen), d.h. aus den Beziehungen der Wörter untereinander resultierenden, Bedeutungen hinauszugehen und nach der referentiellen Bedeutung 3 zu fragen, d.h. nach der Bedeutung, die sich aus 65 1

N u r N u m 8 n J o s 2 2 2 7 l I C h r 12s. S. S . 4 f .

2

S.S.lf.

3

»Referent« heißt in der Linguistik diejenige außersprachliche Erscheinung, auf die das sprachliche Zeichen verweist (s. W.Ulrich, Wörterbuch linguistischer 1972, 97).

Grundbegriffe,

33

Analyse der refenrentiellen B e d e u t u n g

dem Bezug von 135?, 13y und rnäy zu der in diesen Wörtern angesprochenen außersprachlichen Wirklichkeit ergibt. Damit beziehen wir also die am Zustandekommen von Bedeutung beteiligten extralingualen Faktoren in die Analyse mit ein 4 .

2.3.1.

13?

Zweckmäßigerweise beginnen wir auch hier mit dem Wort 13? und nehmen damit die anfangs gestellte Frage wieder auf: Wie ist die Grundbedeutung von zu bestimmen, die es ermöglicht, daß dieses Wort sowohl den sozial so gering geachteten Sklaven als auch beispielsweise den von Jahwe erwählten und allgemein verehrten Mose bezeichnen kann? Wie sind andererseits die sich hier andeutenden unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes genauer zu beschreiben? Die Texte selbst nötigen uns ja zu der Erkenntnis, daß das Wort 13V in mehrfacher Hinsicht verstanden werden kann und wir daher bei der Wiedergabe im Deutschen auch verschiedene Übersetzungen wählen müssen. I R e g 9 2 2 heißt es beispielsweise: » V o n den Israeliten a b e r n a h m S a l o m o keinen als 13V, vielmehr w a r e n sie Kriegsleute und v p 5 > . . . «

Wollte man hier für beide Vorkommen von 13? dieselbe Bedeutung annehmen und dementsprechend im Deutschen mit demselben Wort übersetzen, so wäre dieser T e x t offensichtlich widersprüchlich und unsinnig. Tatsächlich bezeichnet hier jedoch, wie der Zusammenhang zeigt, das Wort 13? sehr verschiedene Gruppen von Menschen: einerseits nämlich die zwangsweise ausgehobenen »Fronarbeiter« (s. I.Reg9l5ff.), andererseits die beruflich im militärischen Bereich tätigen »Hauptmänner« 5 . Ähnlich widersprüchlich erscheint — auf den ersten Blick — Gen 4 4 9, 4

D i e im folgenden Kapitel vorgeführte W o r t f e l d a n a l y s e b e f a ß t sich d a n n wieder p r i m ä r m i t den intralingualen Bedeutungen der von uns untersuchten W ö r t e r , insofern k ö n n t e es aus f o r m a l e n G r ü n d e n logischer erscheinen, w e n n wir zunächst k o n s e q u e n t nur den Bereich

der

intralingualen

Reihenfolge von Kap. 2 . 3 .

Bedeutungen

untersucht,

d.h.

im

Aufbau

der A r b e i t

und 2 . 4 . v e r t a u s c h t hätten. Dies geht j e d o c h

aus

die

inhalt-

lichen G r ü n d e n nicht: D i e untersuchten W ö r t e r sind p o l y s e m , und daher g e h ö r t jedes einzelne

Wort

mit

seinen

verschiedenen

Bedeutungen

zu verschiedenen

Wortfeldern

( W . U l r i c h , W ö r t e r b u c h , 1 9 ) . D e m e n t s p r e c h e n d m u ß m a n erst die verschiedenen Bedeutungen z . B . von T?y

e r f a ß t h a b e n , ehe m a n die verschiedenenen dazugehörigen

Wort-

felder darstellen k a n n . 5

Z u r B e g r ü n d u n g dieses Verständnisses und näheren Erläuterung s. 4 2 und 1 3 7 f f . ; und 1 5 0 f.

3

Riesener, Der Stamm

43

34

Synchronische Betrachtung

wenn man für 13J> nur eine Bedeutung annimmt. Josefs Brüder antworten hier dem Hausverwalter, der sie beschuldigt, Josefs Becher gestohlen zu haben: »Der von

, bei dem der Becher gefunden wird, soll sterben,

und auch wir wollen unserem Herrn D'T?? werden.«

Vgl. Gen4433 Judas Worte an Josef: »Und nun erlaube doch, daß TO? anstelle des Knaben meinem Herrn als 13? gehöre!«

Auch hier zeigt der Zusammenhang, daß 135? einerseits in der Rede als formelhafte, die l.pers.sg./pl. ersetzende, Höflichkeitsbezeichnung verwendet wird — wiederzugeben mit: »dein Diener« o.ä. —, andererseits aber damit auch der Status eines »Sklaven« bezeichnet wird 6 . Damit haben wir nun schon einige unterschiedliche Bedeutungen des Wortes 135> kennengelernt, und die oben gestellten Fragen sind dadurch um so dringlicher geworden. Bei der Beantwortung dieser Fragen wollen wir zunächst die in der strukturellen Semantik übliche Methode der Merkmal-Analyse verwenden 7 . Sie geht aus von der Beobachtung, daß für jedes Wort eine Kombination von Merkmalen charakteristisch ist. Beispielsweise kann man das Wort »Klumpen« durch die beiden Merkmale [(Amorphheit der Form) + (leichte Formbarkeit des Stoffes)] beschreiben 8 . Bei einem mehrdeutigen oder polysemen Wort weisen nun die einzelnen Bedeutungen unterschiedliche Merkmalkombinationen auf, wobei aber gewisse Merkmale konstant bleiben. Eine relativ schnell überschaubare Darstellung dieser teils gemeinsamen, teils differierenden Merkmale ermöglicht die sogenannte »Stammbaumanalyse«. Dabei werden zunächst die Merkmale ermittelt, die sämtlichen Bedeutungen des zu analysierenden Wortes gemeinsam sind. Dann werden mit Hilfe von Oppositionen, die sich aus den unterschiedlichen Verwendungsweisen ergeben, Verzweigungen ( = Disjunktionen) sichtbar gemacht, die mit zunehmender Differenzierung schließlich zu den jeweiligen Endkennzeichnungen führen. Diese Endkennzeichnungen umfassen also sämtliche Merkmale, die man passieren muß, wenn man den Stammbaum vom Ausgangswort aus bis zur jeweiligen Bedeutungsvariante dieses Wortes verfolgt. 6 7

Näheres s . 3 9 f . und Kap. 3.1.1. E.A.Nida, Toward a Science of Translating, Leiden, 1964, 102ff.; S.J.Schmidt, Texttheorie, 1973, 66ff. G.Blanke, 85ff. (Dort und bei S.J.Schmidt findet sich auch weitere Literatur.)

8

G. Blanke, 74.

35

Analyse der referentiellen Bedeutung

Um einerseits die Arbeitsweise dieser Merkmalanalyse, andererseits aber auch ihre Grenzen zu verdeutlichen, wollen wir zunächst einmal das deutsche Wort »Geist« mit seinen verschiedenen Bedeutungen darstellen 9 , s. Abb. p.36. Das syntaktische Merkmal (Substantiv) gilt für sämtliche Vorkommen; eine erste Unterscheidung ergibt sich dann jedoch schon daraus, daß man »Geist« einerseits (personhaft), andererseits (nicht-personhaft) verstehen kann. Bei personhaft gedachtem Geist wiederum kann man zwischen den beiden Merkmalen (menschlich) und (nicht-menschlich) unterscheiden und bei weiterer Kennzeichnung als (sichtbar) bzw. (unsichtbar) erhält man dann beim Merkmal (menschlich) die beiden Bedeutungen G e i s t i = »Gespenst« und Geist 2 = »(Toten-)Geist«, d.h. den als Teil des Menschen personifiziert vorgestellten Geist, wie er z.B. in der Redewendung »seinen Geist aushauchen« gedacht wird. Die Bedeutungen mit dem Merkmal (nicht-menschlich) wiederum können differenziert werden, je nachdem, ob sie in theologisch-relevanten Zusammenhängen begegnen oder nicht, bei (nicht-theologischem) Gebrauch kommen wir zur Bedeutung von Geist 6 im Sinne etwa von »Fee« oder »Kobold«, bei (theologischer) Redeweise ergeben sich durch Hinzufügung von (untergeordnet) und (gut) Geist 3 = »Engel«, von (untergeordnet) und (böse) Geist 4 = »Dämon«, von (übergeordnet) Geist 5 = »Gott«. Nicht personhaft verstandener Geist kann einerseits eine (Substanz) bezeichnen: Geist 1 0 = »(Wein-)Geist«, »(Essig-)Geist« etc., andererseits im Sinn von (Charakter) verstanden werden, wobei dann die Merkmale (Charakter) und (nicht-menschlich) für die Bedeutung von Geist 9 = »Absicht«, »Sinn« spezifisch sind, dieMerkmale (Charakter),(menschlich) und (Individuum) aber für Geist 7 = »Lebendigkeit«, »Lebhaftigkeit«, »Intelligenz« und (Charakter), (menschlich) und (Gruppe) für Geist 8 = »(Gruppen-)Geist«, »Ethos«. An diesem Beispiel wird deutlich: Die Stammbaumanalyse ermöglicht eine leicht überschaubare Orientierung darüber, in welchem Verhältnis die einzelnen Bedeutungen eines Wortes zueinander stehen und welche Merkmale jeweils für die verschiedenen Bedeutungsvarianten charakteristisch sind. Andererseits genügt aber diese Merkmalanalyse noch nicht, um den Gesamtinhalt der auf diese Weise ermittelten Einzelbedeutungen 9

Als Vorlage, die allerdings in gewissen Punkten geändert worden ist, dient E.A.Nidas Darstellung einer Stammbaumanalyse des englischen Wortes »spirit« in: Toward a Science of Translation, 107. G.Blanke,

der E.A.Nidas

Darstellung des Wortes

»spirit«

wiedergeben will

(89),

verwechselt leider die beiden Merkmale (menschlich) und (nicht-menschlich), so daß sich verblüffenderweise (menschlich) als Kennzeichen für »God« und »gods« findet.

Analyse der referentiellen Bedeutung

37

zu erfassen, da bei diesem Schema ja nur die jeweils wichtigsten Oppositionen berücksichtigt werden 1 0 . Im Hinblick auf unsere Fragestellung bedeutet dies, daß wir im Anschluß an die Merkmalanalyse, die bei der Darstellung der verschiedenen Bedeutungen von 13?, 13!? und rn3? helfen soll, versuchen müssen, mit Hilfe sorgfältiger Kontextanalysen den Inhalt der Einzelbedeutungen noch präziser zu erfassen. Zunächst einmal gilt es nun, aus einer großen Anzahl von Stellen, an denen 13?, i j y und begegnen, einerseits diejenigen Merkmale zu ermitteln, die bei jedem Vorkommen festzustellen sind, andererseits aber auch jene Merkmale, die für die jeweils verschiedenen Bedeutungen charakteristisch sind. Betrachten wir das Vorkommen von 133? im A T , so zeigt sich: Das (Substantiv) 13? bezeichnet stets einen ( M e n s c h e n ) 1 1 (männlichen) Geschlechts; eine entsprechende Femininform, wie sie z.B. bei " s ^ j / n ^ O vorliegt, fehlt, stattdessen werden die Bezeichnungen rupK und nnffli verwendet 1 2 . Ferner hat schon die Untersuchung der syntaktischen Verwendung gezeigt, daß das Wort 13? immer eine bestimmte Zugehörigkeit 1 3 des so Bezeichneten zu seinem Bezugspartner angibt. Wir können daher von einem »Relationsbegriff« sprechen; hier wird die Beziehung angegeben, in der einer zu einem anderen steht. Wie läßt sich diese Beziehung nun noch genauer beschreiben? Zunächst einmal ist negativ festzuhalten, daß es sich offensichtlich nicht um eine Beziehung zwischen zwei gleichartigen oder gleichberechtigten Partnern handelt. Dies wird z.B. daran deutlich, daß dem 13? häufig ein Befehl erteilt oder eine Aufgabe übertragen wird und dement-

10

E.A.Nida, 105: »The terminal meanings are not designed to describe all the features of the referents, but only those which distinguish the meanings from each other and from other lexical units which may overlap on the same referential domain.«

11

Hi 4 is 4028 Ps 11991 wird das Wort tay zwar in Verbindung mit nicht-menschlichen Wesen bzw. Gegebenheiten gebraucht (himmliche Wesen, der Leviathan, Himmel und Erde), doch liegt hier übertragener Sprachgebrauch vor, d.h. die Beziehungen jener drei hier angesprochenen Größen zu anderen werden nach Art menschlicher Verhältnisse vorgestellt.

12

In den Fällen, in denen T3i> kollektiv als Bezeichnung für das ganze Volk Israel gebraucht wird, wie z.B. Jer30io 4627f. und bei Deuterojesaja, werden damit natürlich auch die Frauen bezeichnet. Hier handelt es sich aber nur um bildliche Rede und das als Metapher gebrauchte Wort "ny hat dabei durchaus maskuline Bedeutung, wie auch der hinzugefügte Name »Jakob« zeigt.

13

W.Zimmerli,ThWNTV, 655, vgl. oben 13ff.

38

Synchronische Betrachtung

sprechend für ihn das »Hören«, für seinen Bezugspartner aber das »Gebieten« charakteristisch ist 1 4 . Ebenso wenden sich die verschiedenen den 135? betreffenden Rechtssätze 1 5 immer an den Besitzer oder Herrn des 13? und schreiben vor, was dieser mit dem 13? tun bzw. nicht tun soll. Ganz allgemein läßt sich daher sagen, daß der 135? von seinem Herrn (abhängig) ist. In welcher Art und Weise äußert sich nun diese Abhängigkeit? Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir jetzt — nach der Feststellung der für die Grundbedeutung wesentlichen Merkmale -

diejenigen

Merkmale ermitteln, die für die verschiedenen Einzelbedeutungen charakteristisch sind. Dabei gehen wir jeweils von Oppositionen aus, die in der jeweiligen Verwendung enthalten sind. Ein erster wesentlicher Unterschied ergibt sich dann daraus, daß der 13? einerseits von ( J a h w e ) , andererseits von verschiedenen (Menschen) abhängig sein kann 1 6 . Bei den Belegen, die den 135? in Beziehung zu anderen Menschen zeigen, lassen sich wieder zwei Gruppen von Texten unterscheiden: — Einerseits wird ein Mensch als 13? bezeichnet, weil er gegenüber anderen Menschen zu einem bestimmten Handeln verpflichtet ist bzw. weil diese Menschen erwarten, daß er etwas in ihrem Interesse Liegendes für sie tut, oder auch weil er dies schon getan hat. Als Beispiel hierfür haben wir schon die zahlreichen Stellen kennengelernt, an denen der 135? einen bestimmten Auftrag erhält bzw. einem bestimmten Auftrag gemäß handelt 1 7 . Charakteristisch ist dabei also jeweils, daß der TS}? 14

15 16

17

Gen 242U. 26is£.32 32n (2. Vorkommen); Gen 5O2//EX 14m wird Mose als nw -qy bezeichnet, weil er Jahwes Befehlen entsprechend das Volk gerettet hat // Num 1111 3227 I S a m l 6 i 7 f f . // 22i7ff. (hier weigern sich die D'7?? allerdings, den Befehl zu erfüllen) // 287 II Sam IO3 1430 15i4ff. 19 27 II Reg 10s 19i-7 ( J e s 3 7 w ) u.ö. 73y in Verbindung mit yijl? : I Sam 39.10 I Reg 39 127 u.ö.;dem wird befohlen (m. nj|): Gen 50 2 Num 3225 I Sam I822 I I S a m 9 u IIReg22i2ff. u.ö. vgl. auch Provl9io: (»herrschen«) erscheint als Gegenbegriff zu TSy. Z.B. Ex 212ff. Dtn 15i2ff. Vgl. 135; 156! Gegen diese Opposition könnte evtl. eingewendet werden, daß doch im Grunde alle Menschen von Jahwe abhängig seien, diese Gegenüberstellung also sachlich nicht angemessen sei. Doch würde man bei einer solchen Argumentation übersehen, daß es hier nicht um grundsätzliche theologische Bestimmungen geht, sondern um den Aufweis einer konkret in den Texten gemeinten Abhängigkeit — ganz abgesehen davon, daß für den alttestamentlichen Glauben Jahwes Universalität keineswegs von Anfang an vorhanden ist. So kann z.B. igy für Menschen verwendet werden, die damit keineswegs nach Ansicht des Erzählers auch zu n;rp ' I i ? werden (vgl. z.B. II Sam 82.6.14). Texte s. Anm. 14.

Analyse der referentiellen Bedeutung

39

etwas Bestimmtes tun soll bzw. tut und daß ihm dieses Tun von seinem Bezugspartner aufgetragen wird. Von daher impliziert das Wort eine gewisse Dynamik oder Aktivität sowie das Moment des Gehorsams 1 8 . Ferner zeigen diese Texte als weiteres Merkmal des 13)>: Der Ertrag seines Handelns kommt seinem Auftraggeber zugute, sein Tun dient somit nicht primär seinem eigenen Vorteil. Bei dieser Verwendung ist also für das Wort 13? die Vorstellung einer (Dienstverpflichtung) wesentlich. - In einer anderen Gruppe von Texten dagegen bezeichnet sich ein Mensch gegenüber einem anderen z.B. als l ^ ? — dies ersetzt dann das »Ich« —, ohne daß sich daraus für ihn die Verpflichtung ergibt, nun seinem Gesprächspartner einen Dienst zu erweisen 1 9 . Ein schönes Beispiel für diese zuletzt genannte mehr formelhafte Verwendung des Wortes 13? findet sich Gen324-22331-16, in der Erzählung vom Zusammentreffen Jakobs mit Esau. Jakob begegnet hier nach seiner Rückkehr aus Haran erstmals dem von ihm betrogenen Esau, vor dessen Racheplänen (Gen2741) er einst zu Laban geflohen war. Die Frage ist nun: Wie wird sich Esau in dieser Situation verhalten? Als Jakob hört, daß Esau ihm mit 4 0 0 Mann entgegenzieht, fürchtet er sich sehr (Gen 327f.) und bemüht sich auf vielfache Weise, Esau zu versöhnen (Gen 3221). Diesem Zweck dient u.a. auch sein auffallend demütiges Auftreten gegenüber Esau: Gen325.19.21335 bezeichnet er sich als 3314 als T73?; 325.19338.13-14 nennt er Esau 'JlK; dies, und auch die siebenmalige Verbeugung (Gen 33 3) geht weit über die Höflichkeit hinaus, die etwa der jüngere Bruder dem älteren schuldig ist 2 0 . Die Verwendung des Wortes 13? in diesem Zusammenhang wird vielmehr einsichtig von dem Merkmal der Abhängigkeit her: Jakob weiß, daß sein ganzer Besitz, das 18

C. Lindhagen kommt zu dem Ergebnis, die beiden Momente »action« und »obedience« (289) seien das für den ganzen Stamm "ny Konstitutive. So richtig diese Erkenntnis einerseits ist, erscheint sie jedoch andererseits noch zu allgemein und daher präzisionsbedürftig. Es stellt sich doch die Frage, wie das in den verschiedenen Wortbildungen des Stammes spezifiziert und dann in den Einzelbedeutungen konkretisiert wird.

19

Vgl. Kap. 3.1.3., dort weitere Belege. Wenn sich ein Beamter des Königs gegenüber dem König als sp^y bezeichnet, dann besteht in diesem Fall zwar eine Dienstverpflichtung, aber nicht aufgrund dieser Selbstbezeichnung, sondern vielmehr deshalb, weil der betreffende "Oy des Königs ist. In der Regel existiert somit zwar eine Dienstverpflichtung für denjenigen, der sich als 135? bezeichnet, doch hängt dies damit zusammen, daß der betreffende sich meist nur so bezeichnet, weil er faktisch ein 13? ist.

20

H. Gunkel, Genesis, 357 und 366; G.v.Rad, 285f. Hier zeigt sich somit der Einfluß höfischer Umgangsformen, das siebenmalige Niederfallen vor dem König ist aus dem Zeremoniell kleinerer Stadtfürsten vor dem Pharao bekannt.

40

Synchronische Betrachtung

Leben seiner Familie und sogar sein eigenes Leben jetzt von dem Verhalten Esaus abhängig sind; er ist ihm ausgeliefert. Dies wird von ihm in der wiederholten Selbstbezeichnung als 13? und der Bezeichnung Jls für Esau ausgesprochen und anerkannt. Andererseits aber zeigt der Fortgang der Erzählung doch auch wieder, daß Esau nun keineswegs Jakob etwas befehlen kann und Jakob sich noch viel weniger zu einem Dienst gegenüber Esau verpflichtet fühlt. Als Esau nämlich nach der Versöhnung zum gemeinsamen Aufbruch drängt, lehnt Jakob dies ab und verspricht stattdessen, langsam hinter Esau her zu ziehen. Auch als Esau einige seiner Leute bei ihm lassen will, weist Jakob dies zurück — und denkt dann nicht einmal daran, seinem Versprechen gemäß Esau nachzuziehen: »vielmehr ist er einen ganz anderen Weg gezogen, glücklich darüber, so mit einem blauen Auge der Gefahr entronnen zu sein« 21 . Hinsichtlich der Selbstbezeichnung Jakobs als 13? enthält diese Erzählung noch einen theologisch bedeutsamen Zug: Jakob nennt sich ja nicht nur gegenüber Esau 13?, sondern G e n 3 2 l l bezeichnet er sich in dem an Jahwe gerichteten Gebet ebenfalls als und bittet Jahwe, er möge ihn aus der Hand seines Bruders retten. Dieses Gebet zeigt, daß die Abhängigkeit, in der sich Jakob gegenüber Esau befindet, relativ ist, vorläufig, gewissermaßen »aufgehoben« in einer umfassenderen 2 2 . Nach dieser am Beispiel von Gen32.33 vorgeführten kurzen Charakteristik der formelhaften Verwendung von 135?23 wollen wir jene Texte betrachten, in denen mit dem Wort 13? bestimmte Verhaltenserwartungen verbunden werden. Hier besteht wiederum ein Gegensatz zwischen jenen Stellen, an denen es für den 13? charakteristisch ist, daß er nur (für eine begrenzte Zeit) ein 13? ist, und andererseits jenen Stellen, wo eine zeitliche Begrenzung des 13? -Seins nicht zu den Merkmalen des Wortes 13? gehört 2 4 . I Reg 127 begegnet das Wort 13? in einem Zusammenhang, der deutlich macht, daß hier das 13?-Sein von vornherein als zeitlich begrenzt gesehen wird: Der König soll an diesem einen Tage 13? des Volkes sein, sich wie ein 13? verhalten, d.h. die Forderungen des Volkes erfüllen. Hier bezeichnet das Wort also ein bestimmtes (Verhalten), und man könnte das Wortspiel am besten so wiedergeben: 21

H. Gunkel, Genesis, 367.

22

Vgl. 135 und 156!

23

Weiteres s. Kapitel 3.1.3.

24

Selbstverständlich kann auch an diesen Stellen das 13V -Sein aus verschiedenen Gründen plötzlich enden, doch gehört dies hier eben nicht zum

-Begriff mit dazu.

41

Analyse der referentiellen Bedeutung »Wenn du dich am heutigen Tage diesem Volk gegenüber ,untertänig' zeigst, . . . dann werden sie alle Tage deine,Untertanen' sein.«

Ebenso geht es I I C h r l 2 8 um ein zeitlich begrenztes Untertan-Sein der Israeliten gegenüber Sisak; I I C h r 3 6 2 0 gegenüber den Babyloniern. Auch P r o v l l 2 9 und 2 2 7 wird das W o r t 155> in diesem Sinn verwendet: »Wer sein Haus zerrüttet (?), erbt Sturm, ein Tor ist stets 2 5 dem Weisen, ausgeliefert'.« (Prov 1129) »Ein Reicher herrscht über Arme, ein Leiher ist stets dem Verleiher,ausgeliefert'.« (Prov 22 7)

Auch in diesen beiden Fällen geht es darum, daß ein M e n s c h aufgrund seines Verhaltens völlig von einem anderen abhängig wird, wobei aber ein anderes Verhalten diesen Zustand der Abhängigkeit jederzeit beenden kann. W e n n also die Torheit einerseits, das Leihen andererseits ein Ende findet, dann auch zugleich damit das Ausgeliefert-Sein. Andererseits kann das auf eine bestimmte Zeit begrenzte (sozialen Status)

"J3?-Sein auch einen

beinhalten, nämlich den des israelitischen

»(Schuld-)

Sklaven«. Aus E x 2 l 2 - 6 ( 7 ) D t n l 5 1 2 - 1 8 J e r 3 4 8 - 1 7 L e v 2 5 3 9 - 5 5

geht deutlich

her-

vor, daß ein Israelit, der sich in einer Notlage als Sklave verkaufen mußte, nur für eine begrenzte Zeit zum Sklaven wurde. N a c h Ablauf einer bestimmten Frist — nach E x 2 l 2 D t n l 5 l 5 im siebenten J a h r , nach L e v 2 5 4 0 im Halljahr — mußte er wieder freigelassen w e r d e n 2 6 . Er gehörte andererseits aber ebenso wie die aus anderen Ländern stammenden Sklaven zum »Besitz« seines Herrn; dies wird zum einen daran deutlich, daß er für seine Arbeit keinen Lohn erhält, und zum anderen daran, daß seine Frau und seine Kinder — wenn sein Herr ihm diese Frau in den sechs Jahren gegeben hat — im Besitze seines Herrn bleiben, also nicht mit ihm zusammen frei werden. D a ß für die Israeliten das W o r t 13? unterschiedliche Bedeutungen besaß, je nachdem, ob damit ein israelitischer oder ein ausländischer "D? bezeichnet wurde, wird z . B . L e v 2 5 42 deutlich, wo von den Israeliten gesagt wird: »... sie sollen nicht als T?y verkauft werden«, 25

26

Das Wort »stets« soll anzeigen, daß der hier aufgestellte Satz »stets« gilt, es bezieht sich aber nicht auf das Wort 13? , meint nicht »ständig ausgeliefert«. Zum »chapiru«-Problem und zur Frage, inwiefern diese Bestimmungen realistisch waren und praktiziert wurden, s.u. 115—128.

42

Synchronische Betrachtung

während in v.39 als Ausgangsfall, auf den sich auch Lev25 42 bezieht, formuliert wird: »Wenn dein Bruder neben dir verarmt und sich dir v e r k a u f t . . . « ;

vgl. E x 2 l 2 : »Wenn du einen hebräischen "I3!f k a u f s t . . . « .

Lev25 42 will also nicht das Sich-Verkaufen eines Israeliten generell verbieten, sondern nur verhindern, daß er als Sklave für eine unbegrenzte Zeit verkauft wird. Andererseits zeigen die Texte IReg9l5-2l.23lIChr85-9, daß die «¿c^risraelitischen Bewohner des Landes seit der Zeit Salomos für bestimmte Unternehmungen des Königs — hier wird die Bautätigkeit genannt — zwangsweise eingezogen wurden. Sie wurden als »sklavische Fronarbeiter« 2 7 ausgehoben (IReg92l), und diese Regelung galt auch noch zur Zeit des Verfassers dieses Textes, wurde also später beibehalten. Nach I Reg5 20.23.27ff. IIChr27.9 wurden sie auch bei der Holzbeschaffung, nach I Reg 9 27f. II Chr 8199l0.2lIReg2250 auch bei den großen Schiffsunternehmungen eingesetzt. Hier bezeichnet das Wort 13J> also den »Fronarbeiter«. Nun gab es freilich auch — und damit kommen wir zu den verschiedenen Bedeutungen des Wortes 13J>, bei denen jemand (nicht für eine begrenzte Zeit) 135? ist — die Möglichkeit, daß ein israelitischer (Schuld-)Sklave sich bewußt und freiwillig dafür entschied, nach Ablauf der sechs Jahre weiter Sklave zu bleiben. Damit entschied er sich dann für den endgültigen (selbst-gewählten) sozialen (Status) eines »Sklaven« ( E x 2 l 6 D t n l 5 l 7 ) . — Für israelitisches Empfinden befanden sich schließlich auch, wie die ätiologische Erzählung Gen 4713-26 zeigt, die Ägypter in einem diesem Status des israelitischen Sklaven ähnlichen Verhältnis gegenüber dem Pharao: Sie waren nach Gen47l9.25 seine »Leibeigenen«, ihr Land gehörte eigentlich dem Pharao, und sie mußten daher einen Teil seines Ertrages dem Pharao geben. Eine weitere Bedeutung ist in dem Wort TS? enthalten, insofern es den ebenfalls (selbst-gewählten), aber nun (politischen) Status des »Untertanen« bezeichnet. I R e g l 2 7 werden die Israeliten in dieser Weise »Untertanen« Rehabeams genannt (vgl. II Chr 107); IIRegl05 bezeichnen sich die 27

Der Ausdruck 13V"OI5 ( I R e g 9 2 i u.ö.), »sklavische Fronarbeiter« (s. Kap. 3.1.2.1., 138ff.), heißt, daß diese Leute für die Dauer ihres Dienstes Sklaven vergleichbar waren (M.Noth, Könige, 217 und W.H.Schmidt, Exodus, 34. Dort neuere Literatur). R.de Vaux, Das Alte Testament und seine Lebensordnungen, I, 147, bezeichnet sie als »öffentliche Sklaven«. Dies erscheint problematisch, da ohne zeitliche Begrenzung. W.Rudolph, Chronikbücher, 220, s p r i c h t - w o h l passender - von »Fronarbeitern«.

Analyse der referentiellen Bedeutung

43

Obersten der Stadt und Ältesten gegenüber Jehu als »deine Untertanen« oder »deine Untergebenen« (Jehu hatte dagegen in seinem Brief an die Obersten noch den getöteten Ahab als »euren Herrn« bezeichnet: II Reg 102) und unterwerfen sich ihm damit aus eigenem Willen 2 8 . Ferner wird das Wort "Qy in den Texten, in denen sich jemand freiwillig dafür entscheidet, ein 13? zu sein, verwendet, um den (Beruf) eines Menschen zu kennzeichnen bzw. die Relation, in der er mit diesem Beruf steht, nämlich seine Abhängigkeit vom König. Die zahlreichen Belege 2 9 , die z.B. von den T)^ '13? reden, beziehen sich entweder auf den (militärischen) Bereich, dann kann das Wort 13? z.B. den »Hauptmann«, »Offizier«, »Befehlshaber«, »Statthalter«, »Leibwächter«, »die Gefolgsleute« oder die »Soldaten« bezeichnen; oder sie beziehen sich auf den (zivilen) Bereich, dann werden z.B. die »Hofbeamten«, »Aufseher«, »Minister«, »Ratgeber« und »Diener« als D'T35> gekennzeichnet 30 . Andererseits weisen verschiedene Texte darauf hin, daß in vielen Fällen ein 13? keineswegs aus freiem Entschluß ein 135? war oder wurde, das T3?-Sein hier also (nicht selbst-gewählt) war. Als Bezeichnung eines (politischen Status), wenn das 135>-Sein also das Ergebnis kriegerischer Auseinandersetzungen war, meint "QV dann den »Unterworfenen« 3 1 , den »Vasallen« 32 , den »Untertan« 3 3 , den »Knecht« 3 4 . Ist bei der Verwendung des Wortes 135? hingegen ein (sozialer Status) ausgesagt, dann gibt es einerseits die Möglichkeit, daß sich dies auf den (profanen Bereich) bezieht, andererseits kann es sich auch auf den (kultischen Bereich) beziehen. Im ersten Fall meint das Wort D'13^ die der Familie gehörenden (ausländischen) »Sklaven«, im zweiten Fall bezeichnet es die im (kultischen Bereich) tätigen »Tempel- oder Kultsklaven« 35 . Sie galten offensichtlich als in ähnlicher Weise dem König gehörig wie im privaten Bereich die ausländischen Sklaven; denn sie bzw. ihre Nachkommen werden — abgesehen von Jos 923, wo D'lyji ohne Nomen rectum steht — Esr 255.58 Neh 7 57.60 Neh 113 immer als ntaty H33> bzw. als 'ja ntoVtf bezeichnet.

28

In diesem Sinn waren in den Anfängen des Königtums die Israeliten »Untertanen« (vgl.

29

Belegstellens. Kapitel 3 . 1 . 2 .

30

Zur genaueren Darstellung dieser Berufe s. Kapitel 3 . 1 . 2 .

31

Esr 9 9 Sach 213.

32

II Sam 82.6.14 IO19 II Reg 1 7 3 2 4 i .

II Sam 51-3), im Nordreich auch z . T . noch später.

33

I Sam 179.

34

Gen 925.26.27 2737 Jes 4 9 7 Neh 93«.

35

Vgl. K a p . 3 . 2 . 6 . 5 . , P . 2 6 1 f .

44

Synchronische Betrachtung

Wenn wir uns jenen Texten zuwenden, in denen Menschen als 13J> Hin bezeichnet werden, dann fällt auf, daß sich hier sehr viel weniger Einzelbedeutungen des Wortes 13J> unterscheiden lassen. Im Grunde läßt sich bedeutungsmäßig zunächst einmal nur eine wesentliche Differenzierung erkennen: Einerseits kann ein Mensch als 135? bezeichnet werden bzw. sich selbst so bezeichnen, weil er sich bewußt als zu Jahwe gehörig versteht und sein Leben daher von Jahwes Wort und Gebot bestimmt wird. Der Bereich, in dem dies dann deutlich wird, kann einerseits der Kultus sein; andererseits aber zeigt sich das T^-Sein z.B. auch darin, daß man die Gebote befolgt oder auf Jahwes Wort hört, wie etwa die Propheten 36 . 1

Die andere Möglichkeit, einen Menschen als 13J> zu bezeichnen, ergibt sich daraus, daß er — im Extremfall sogar ohne sich dessen bewußt zu sein — durch sein geschichtliches Handeln den Willen und Plan Jahwes ausführt. Mose 3 7 , David 3 8 und Nebukadnezar 39 werden in diesem Sinne aufgrund ihres geschichtlichen Handelns als 13J? bezeichnet. Im Falle Nebukadnezars ist dann sogar deutlich, daß der Betreffende sich selbst nicht unbedingt als mrp i j y verstehen muß! Bei Mose und David dagegen wird ihr Handeln explizit auf einen Auftrag Jahwes zurückgeführt. Im ersten Fall geht es also primär um das Verhalten gegenüber Jahwe und seinem Wort — "O? ist hier etwa im Sinne von »Verehrer«, »Anhänger«, »Diener« zu verstehen —, im zweiten Fall wird ein bestimmtes geschichtliches Handeln verstanden als Erfüllung und Ausführung eines göttlichen Planes — 13J? bezeichnet hier etwa den »Beauftragten«, das »Werkzeug«, den »Diener« 4 0 . Ein präziseres Verstehen dieses theologischen Redens von dem »Diener« oder den »Dienern« Jahwes ist erst im Rahmen der diachronischen Betrachtung möglich, da sich hier geschichtliche Wandlungen erkennen lassen. Dabei kann dann im einzelnen geklärt werden, warum einer als 135? bezeichnet wird oder sich selbst so nennt, welche Intentionen damit verbunden sind, worin sich das Diener-Sein zeigt etc. Hier handelt es sich dann um die jeweils wiederum unterschiedliche konkrete Füllung der Ein-

36

Vgl. z . B . I S a m 3 9 f . u. 1 9 7 f f . ( d o r t w e i t e r e Belege).

37

E x 4 1 0 1 4 3 1 N u m 1 1 u ff.

36

II S a m 3 1 8 7 s Ps 7 8 70 f.

39

J e r 2 7 6 4 3 10.

40

Die U b e r s e t z u n g » K n e c h t « für 1 3 ?

h a t sich a u f g r u n d der W i e d e r g a b e bei L u t h e r u n d in

der Z ü r c h e r Bibel allgemein eingebürgert, so d a ß es nicht sehr aussichtsvoll erscheint, sie d u r c h a n d e r e Ü b e r s e t z u n g s v o r s c h l ä g e ersetzen zu wollen. M a n m u ß sich a b e r d a r ü b e r im klaren sein, d a ß das W o r t » K n e c h t « im heute üblichen Sinn eine negative B e d e u t u n g s k o m p o n e n t e enthält, die im hebräischen W o r t nicht i m m e r enthalten ist.

46

Synchronische Betrachtung

zelbedeutungen des Wortes 135?; diese Einzelbedeutungen im Zusammenhang mit der Grundbedeutung herauszuarbeiten, war das Ziel dieses Abschnittes. 2.3.2. 13V

Bei der Analyse der unterschiedlichen Bedeutungen, die sich bei der Verwendung des Verbs erkennen lassen, stellt sich auch die Frage, ob diese Einzelbedeutungen jenen des Substantivs T35? entsprechen oder ob sich hier Unterschiede erkennen lassen. Zunächst einmal ist für sämtliche Vorkommen das syntaktische Merkmal (Verb) charakteristisch. Mit diesem Verb wird an allen Stellen ein Handeln bezeichnet, das in irgendeiner Weise von anderen veranlaßt ist, so daß also für die Grundbedeutung die semantischen Merkmale (handeln) und (von anderen veranlaßt) charakteristisch sind. Eine erste Opposition ergibt sich daraus, daß dieses Handeln einerseits von Menschen, andererseits von anderen Lebewesen ausgesagt werden kann, also entweder (menschlich) oder (nicht-menschlich) sein kann. Bei den Stellen, die von einem menschlichen Handeln sprechen, zeigen sich wieder zwei Gruppen von Aussagen: Einerseits geht es um (profane) Dinge, andererseits um (kultisch-religiöses) Verhalten. Im Bereich des Profanen ergibt sich hinsichtlich der Objekte, auf die sich das Handeln bezieht, eine zunächst verblüffende Beobachtung: Zum einen werden hier andere Menschen genannt, das Handeln geschieht hier also (für andere Menschen), zum anderen aber werden auch Objekte aus dem landwirtschaftlichen Bereich genannt, hier geht es also um ein Handeln (nicht für andere Menschen), das man etwa folgendermaßen übersetzen kann: »(das Land) bestellen oder bebauen« 4 1 . Bei dieser Verwendung von I j y kann man die Frage stellen, in welcher Weise hier das für die Grundbedeutung charakteristische Merkmal (von anderen veranlaßt) als angemessen gelten kann. Wir würden heute sagen, daß ein freier Bauer oder Landwirt — und um den geht es hier — sein eigener Herr ist und sich sein Tun nicht in irgendeiner Weise von anderen vorschreiben läßt. Aber an diesem Punkt wird eben deutlich, daß man in Israel und überhaupt wohl in den älteren Kulturen — vgl. noch im Lateinischen die verschiedenen Bedeutungen von »colere«! — anders dachte 4 2 . Man glaubte hier, daß dem 41

42

Gen 25.15 3 23 4 2 . 1 2 Dtn 1519 2 8 3 9 213.4 1 5 1 9 l I S a m 9 i o J e s 3 0 24 J e r 2 7 u E z 3 6 9 . 3 4 4818 f. Sach 13 s Prov 1211 28 19 Koh 5 s. Vgl. G.v.Rad, Zur Entstehung des mosaischen Monotheismus, in: Gottes Wirken in Israel, 168.

A n a l y s e der referentiellen

47

Bedeutung

Menschen die Beherrschung der Technik des Ackerbaus nur aufgrund göttlicher Vermittlung und Unterweisung möglich sei. Im AT begegnet uns diese Anschauung bei Jesaja im Gleichnis vom Landmann (Jes 28 2 3 - 2 9 ) . Nach der Beschreibung der vielfältigen Tätigkeiten des Bauern, die alle jeweils zu ihrer bestimmten Zeit erfolgen müssen, heißt es Jes28 26: » E s leitete i h n a n z u m richtigen

Brauch,

es u n t e r w i e s i h n s e i n G o t t . «

Diesem Gleichnis liegt natürlich, wie v.29 zeigt, die Auffassung zugrunde, daß Jahwe den Menschen die »Kunst« des Ackerbaus gezeigt hat. Jene Auseinandersetzungen in Israels Frühzeit, die sich etwa im Hoseabuch spiegeln, zeigen allerdings, daß diese Sicht keineswegs von Anfang an allgemein und unbestritten gültig war. Zunächst dürften wohl die Vegetationsgottheiten des Kulturlandes, die als Spender der Fruchtbarkeit des Bodens galten, auch als »Lehrmeister« für die Bebauung der Felder, Weinberge etc. gegolten haben. Die Wendung vom nj?"ji?n 13? mag dann ursprünglich eine personbezogene kultische Bedeutung gehabt haben; Reste der Vorstellung von einer göttlichen »Mutter Erde« ermöglichten also die Verwendung der nicht-personhaften Objekte von 13? in dem uns im AT begegnenden Sprachgebrauch. So zeigt sich an dieser auf landwirtschaftliche Tätigkeiten bezogenen Bedeutung von 13?, daß sie aus dem Bewußtsein erwachsen ist, auch in jenen scheinbar, d.h. für uns heute so profanen Vorgängen von der göttlichen Unterweisung abhängig zu sein. — Bei den Stellen nun, an denen explizit andere Menschen genannt werden, denen das 13? zugute kommt, müssen wir unterscheiden zwischen denen, die sich auf ein Handeln (im politischen Bereich), und jenen, die sich auf ein Handeln (im privaten Bereich) beziehen. Im ersten Fall ergeben sich für 13V Bedeutungen wie »Untertan sein«, »sich unterwerfen«, »(Fron-)Dienst leisten« 43 . 13? gibt hier also die Beziehung an, in der etwa die Israeliten zu ihrem König stehen, so IRegl24lIChr 104, oder zu jenen Völkern, denen sie sich unterwerfen müssen, so z.B. Jer27llff.; es bezeichnet aber auch die Erfüllung von Frondienst, die man von den nicht zum eigenen Volk gehörigen Bewohnern des Landes verlangte44. Auch 4 3

Gen

144

J d c 3 8.14 2524

15i3.i4 928.38

Jes 1 4 3

2523

2729

I Sam 49

6O12

Jer5i9

Ps 1844 7 2 1 1 I C h r 1 9 i 9 ( = 4 4

G e n 4 9 is v o n

Issaschar

( 4 9 is)

I i i 174

17«

E x l i s f .

5ie

I l S a m l O i s

22i3

2 5 n . i 4

6s

15s

14s.12 2244

Jos 1610

I R e g 9 2 i

ziert hier die Fronarbeiter in verächtlichem Sinne.

I Reg

von

2847f.

(921)

277.8.9.11.12.13.14.17

I l S a m IO19) I l C h r 2 i t 104 ( =

ausgesagt,

D t n 2 0 u

I R e g 5 i

124

2814

(Josl6io) II R e g

18?

409

E z 3 4 2 7

73V"00

qualifi-

12*).

Kanaanäern.

48

Synchronische Betrachtung

J e r 2 2 l 3 ist das 0$n 13^ so zu verstehen, daß Jojakim hier Frondienste verlangt hat — allerdings von den Israeliten selbst, wie das W o r t VI zeigt, und dieses wird hier stark kritisiert. Auch bei den Arbeiten, zu denen die Israeliten in Ägypten herangezogen wurden, dürfte es sich um Fronarbeit gehandelt haben, vgl. E x 6 6: »Darum sage zu den Israeliten: ,Ich bin Jahwe; ich führe euch fort von dem Frondienst (nViP) Ägyptens'«.

Die Israeliten empfanden dies freilich wohl eher als »Sklavendasein«, wie die Erwähnung des Ägyptenaufenthaltes im Zusammenhang mit der Sklavengesetzgebung zeigt 4 5 . Bezogen auf ein Handeln im privaten Bereich, d.h. auf das Verhalten des einzelnen, bezeichnet 13^ das »Arbeiten« oder »Dienen« des Sklav e n 4 6 , aber auch des Sohnes — so M a l 3 1 7 — sowie desjenigen, der für Lohn arbeitet 4 7 . Bei jenen Stellen, an denen es um ein kultisch-religiöses Verhalten geht, fällt auf, daß 13^ hier in gleicher Weise (auf Jahwe bezogen) und (auf andere Götter bezogen) verwendet wird — bei 13? dagegen findet sich, wie wir gesehen haben, keine einzige Stelle, die den Verehrer einer fremden Gottheit als deren "T?? bezeichnet 4 8 . Die Bedeutung ist in beiden Fällen: den Gott »verehren«, ihm »dienen«, wobei durch die häufige Erwähnung von Opfern, Götzenbildern u.a. in diesen Texten deutlich wird, daß sich dieses Dienen primär als ein kultisches Handeln vollzieht 4 9 . Im Zusammenhang damit, daß Israel Jahwe dienen soll, finden sich freilich auch Hinweise auf die Gebote und Satzungen Jahwes, auf die Israel hören soll, wobei der Bereich des Kultischen in gewisser Weise transzendiert wird 5 0 . Hier deutet sich möglicherweise eine geschichtliche 45

Dtn5is

L e v 2 5 42. Z u r Frage nach dem geschichtlichen Hintergrund s.

S.Herrmann,

Geschichte Israels in alttestamentlicher Zeit, 1 9 7 3 , 9 0 . Er rechnet offensichtlich auch mit irgendwelchen Frondiensten, vgl. ds., Israels Aufenthalt in Ägypten, 4 6 f. 46

Ex 212.6

Lev 2 5 39.40 Dtn 1512. is Jer 3 4 9 . to. 14; vgl. hierzu auch G e n 4 9 i s

Josl6io

I Reg 921. 47

Gen 2 9 i s . i8.20.25.27.30 3 0 26.29 3 1 6.41 H o s 1213 - von J a k o b ; Ez 2 9 i s . 2 0 vonNebukadnezar und seinem Heer; II Sam 1619 von Husai; Gen 2740 von Esau; allgemein: E x 2 0 9 3421 Dtn 513.

48

Außerhalb Israels dagegen w a r es selbstverständlich Verehrer der jeweiligen Götter als 13?

durchaus

üblich,

daß sich die

des Gottes X bezeichneten, vgl. die bei C. Lind-

hagen, 11, genannten kanaanäischen Namen. 49

E x 1026 Dtn 428 Jes 1921 4 3 2 3 Jer 4 4 s Ez 2040 Ps 1 0 6 36 II Chr 3316 u . ö .

50

Dtn IO12 1113 1 3 s Jos 2 2 s Mal 3 14 u . ö .

Analyse der referentiellen Bedeutung

49

Entwicklung an, die wir bei der diachronischen Analyse zu beachten haben.— Abschließend wollen wir uns nun noch denjenigen Texten zuwenden, in denen "Qy von (nicht-menschlichen) Wesen ausgesagt wird: Ps977 bezieht sich dieses Handeln auf Jahwe, es heißt da, daß die Elohim ihm »dienen«. Zum anderen richtet sich dieses Handeln aber auch auf die Menschen; dann kann einerseits von Tieren ausgesagt werden, daß sie Menschen »dienen« 5 1 . Andererseits aber begegnet auch die Aussage, daß Jahwe den Israeliten einen »Dienst leistet«, sich um die Menschen bemüht: »Denn wie am Berg Perazim erhebt sich Jahwe, wie im Tal von Gibeon wettert er, um sein Werk zu tun - fremd ist sein Werk-, innil? "liy1?! - e i g e n a r t i g ist sein Dienst.« (Jes 2821) »Du hast für mich kein Würzrohr um Geld gekauft und ließest mich nicht das Fett deiner Schlachtopfer schlürfen, nur

'jrnjp

durch deine Verfehlungen,

hast mich ermüdet durch deine Frevel.«(Jes 4 3 24)

Diese beiden Stellen — die einzigen, an denen Jahwe ein »Dienen« zugeschrieben wird — stellen somit Jahwes Handeln als veranlaßt durch Israels Vergehen dar. Die Singularität dieser Aussagen zeigt freilich, daß damit die Grenzen des Verwendungsbereiches von i j y erreicht sind.

2.3.3.

n-jä?

Die Merkmalanalyse des Wortes rniy ergibt zunächst, daß es sich hier um ein (Substantiv) handelt, das stets eine (Tätigkeit) bezeichnet. Charakteristisch ist dabei, daß diese Tätigkeit immer von anderen in irgendeiner Weise (veranlaßt) ist, sei es, daß sie direkt befohlen oder geboten wird, sei es, daß sie aufgrund eines bestimmten Verhaltens erforderlich ist. Der zuletzt genannte Fall liegt Jes2821 vor, der einzigen Stelle, die von einer (nicht-menschlichen) rnäy spricht, nämlich von einer rnb? Jahwes. Als Bezeichnungen für Jahwes Handeln begegnen sonst immer andere Wörter 5 2 , aber in einer extremen prophetischen Schau konnte das Handeln Jahwes als abhängig von bzw. bewirkt durch Israels Ver51

Jer 2 7 6 Hi 3 9 9 .

4

Riesener, Der Stamm

"

S. Kapitel 2 . 4 . 2 . 2 .

51

Analyse der referentiellen Bedeutung

halten gesehen werden. Möglicherweise soll damit außerdem angedeutet werden, daß selbst dieses so »fremde« Werk Jahwes doch ein »Dienst« Jahwes an Israel ist, d.h. daß auch das Gericht letztlich zu seinem Wohle geschieht. Alle anderen Stellen sprechen von einer (menschlichen) H^bJJ, die einerseits (profan), andererseits (kultisch) ausgerichtet sein kann. Die profane iTjäs; wiederum kann einerseits (für andere) verrichtet werden, andererseits aber auch (nicht für andere). Diejenige rrjäjj, deren Ertrag in der Regel nicht anderen Menschen, sondern dem Handelnden selbst zugute kommt, ist die »Landarbeit« 53 . Auch hier läßt sich also noch die Anschauung erkennen, die uns schon beim Verb begegnet war und die Jes2826 belegt ist: Man glaubte, die Bestellung des Landes geschehe gemäß göttlicher Unterweisung 54 . Bei den Tätigkeiten, deren Nutznießer diejenigen sind, die sie anordnen, kann man wiederum unterscheiden zwischen jenen, die (im politischen Bereich) und jenen, die (im privaten Bereich) ausgeübt werden. Im politischen Bereich bezeichnet ¡Tjb? die »Fronarbeit«, die von den Israeliten während ihres Aufenthaltes in Ägypten allerdings wohl, wie schon oben dargelegt, als »Sklavenarbeit« empfunden wurde s s . Im privaten Bereich meint iTjäj; dann einerseits tatsächlich die »Sklavenarbeit«, wie Lev2539 deutlich wird, andererseits aber auch den Dienst oder die Arbeit, die man einem anderen für entsprechenden Lohn erweist, so Jakob dem Laban 5 6 und die Soldaten Nebukadnezars ihrem Heerführer 57 . Am häufigsten aber wird nfäj? verwendet, um kultische Tätigkeiten zu bezeichnen. Das Wort kann sich hier entweder auf das (kultische Geschehen) beziehen und meint dann einen »kultischen Brauch« 5 8 oder eine »kultische Ordnung« 5 9 oder bezeichnet den »Dienst« an Jahwe 6 0 .

53

Ps 10414 (23?) I Chr 2726 E x 114.

54

I Chr 4 2 i wird irjb? im Zusammenhang mit Byssus verwendet, möglicherweise aufgrund ähnlicher

Vorstellungen

über

den

Ursprung

dieser

»Kunst«

der

erlesenen

Leinen-

herstellung? Andernfalls liegt Angleichung an die Verwendung der Parallelbegriffe vor. 55

E x 114 223 5 9 . i l 6 s . 9 D t n 2 6 6 I Reg 124 ( =

II Chr 10-t) Jes 1 4 s N e h 3 s 5 i s I Chr 2630

II Chr 1 2 s. 56

Gen 2927 3 0 2 6 ; evtl. Ps 10423.

57

Ez29i8

Jes32i7

erscheint

die n f j ?

personifiziert,

so daß sie gewissermaßen

»Dienst« erweisen kann, rvji? meint hier dann das »Werk« der Dj?1]? . 58

E x 12 25 f. 1 3 s .

59

II Chr 3 5

60

N u m 8 n Jos 2227 II Chr 12 s.

IO.

16.

einen

52

w ji .

Synchronische Betrachtung

53

Analyse der referentiellen Bedeutung

Meistens bezieht sich jedoch

auf »die Besorgung« (kultischer

Gegenstände) bzw. den »Dienst« oder die »Arbeit« an diesen 6 1 . Dabei wird ebenfalls immer wieder betont, daß dieser Dienst von Jahwe selbst »geboten« ist 6 2 . Bei der Verwendung von n*j3s> begegnen nun einige auffallende Redewendungen: 1. rnäs bezeichnet die Ausübung eines profanen Dienstes 6 3 und auch die Ausführung bestimmter kultischer Handlungen, sowohl die Opferdarbringung einzelner (Jos 2 2 27) bzw. das Befolgen bestimmter Gebräuche (Ex 13 5), als auch die verschiedenen Tätigkeiten der offiziellen Kultbeamten 6 4 . 2. n^ä? m i ? meint z.B. N u m 4 4 7 im Unterschied zum »Dienst des Tragens« den »kultischen Dienst« am Zelt, d.h. die Wartung der verschiedenen dazugehörigen Geräte und Gegenstände. 3. rrjiasp rnias; lungen«.

bezeichnet

IChr28l4

»einzelne

kultische

Hand-

4. njK^ip: Hier handelt es sich um eine Status-constructusVerbindung, bei der das Nomen regens durch das Nomen rectum qualifiziert wird 6 5 . Diese qualifizierende Funktion des Adjektivs übernimmt das Nomen rectum in jenen Fällen, in denen vom Nomen regens Eigenschaften ausgesagt werden sollen, die normalerweise nicht zum Wesen der betreffenden Personen oder Dinge gehören 6 6 . Hier wird also rpK^l? durch rniy näher gekennzeichnet. Um die Bedeutung dieser Wendung zu erfassen, ist es nun allerdings notwendig, die Bedeutungen dieser beiden Wörter, die ja im Wörterbuch jeweils mit »Arbeit« und »Dienst« etc. übersetzt werden, gegeneinander abzugrenzen. Dies muß im Rahmen einer Wortfeldanalyse geschehen. Vergleicht man am Ende dieser Analyse der referentiellen Bedeutungen von 13? und r n i ? die Ergebnisse, dann zeigt sich: In der profanen Verwendung entsprechen sich die jeweiligen Einzelbedeutungen der drei Wörter weithin, freilich mit den beiden Einschränkungen, daß sich bei 13? mehr Differenzierungen ergeben als bei den beiden anderen und 61

62 63

64 65 66

Texte: S. Kapitel 3 . 2 . 6 A / 5 .

Z.B. Ex 36 1 3 9 40.42 Num 4*-> 822 II Chr 31 is. Gen 2 9 27 Lev 2 5 39 E z 2 9 is. Z.B.Num 3 8 4 23.27 7 s 822 u.ö. W.Gesenius/E. Kautzsch, § 1 2 8 / 2 Ì ( 4 2 3 ) . D.Michel,

Begriffsuntersuchung

tationsschrift, 1 9 6 4 , 2 0 ff.

über sädäq -

s e daqa und ' a m ä t -

"muna,

Habili-

54

Synchronische Betrachtung

daß andererseits die für und charakteristische landwirtschaftliche Bedeutungsvariante bei ' fehlt. Bei den kultisch-religiösen Vorkommen fällt auf, daß bei ¡Tjbjj der direkte Bezug auf Jahwe als Ziel des Dienstes weithin fehlt und ersetzt wird durch verschiedene Gegenstände des Kultus. Damit hängt zusammen, daß die Verwendung von rrjb? überhaupt am stärksten vom Kultus geprägt wird. "73? und rrjäj! entsprechen sich insofern, als beide Wörter sich niemals auf andere Götter beziehen, während 13V häufig dazu verwendet wird, die Verehrung fremder Gottheiten zu bezeichnen.

2.4.

WORTFELDUNTERSUCHUNG

2.4.1. Die Wortfeldlehre in der Sprachwissenschaft und ihre Bedeutung für alttestamentliche Wortuntersuchungen 2 . 4 . 1 . 1 . Die bisherige Anwendung der Feldanalyse in der alttestamentlichen Wissenschaft 1 9 7 2 wurde von J.F.A.Sawyer 1 , soweit wir sehen erstmals in einer Monographie, versucht, die Methode der Wortfeldanalyse

exemplarisch

in ihrer Bedeutung für das Verständnis des atl. Hebräisch vorzuführen. 1

J.F.A.Sawyer, Semantics in Biblical Research. New Methods of Defining Hebrew Words for Salvation, London, 1972. Vgl. auch D.Michel, Begriffsuntersuchung über sädäq-s e daqa, 1964, 7ff. Schon Begriffe

1932 hatte zwar K. H. Fahlgren, s'daqa, nahestehende und entgegengesetzte im

Alten

Testament,

Uppsala,

in

der

praktischen

Durchführung

seiner

Untersuchung wesentliche Forderungen der Feldtheorie erfüllt: Er bestimmte die Bedeutung von s e daqa, indem er es einerseits gegen die Oppositionsbegriffe abgrenzte, andererseits im Umkreis der synonymen oder verwandten Begriffe seine Besonderheit deutlich machte. K . H . Fahlgren geht dabei allerdings rein pragmatisch vor, während J . F. A. Sawyer sein methodisches Vorgehen reflektiert; denn J.F.A.Sawyer will ja

einen

»practical guide to describing the meaning of O T Hebrew« (2) schreiben. Weitere Ansätze zu Felduntersuchungen: J. Barr, Biblical Words for Time, SBT 33, rev. ed. 1969, 1 8 5 - 2 0 7 ; ds., The Image of God in the Book of Genesis: A Study of Terminology, B J R L , 5 1 , 1968/69,11-26; T.Donald, The Semantic Field of »Folly« in Proverbs, Job, Psalms and Ecclesiastes, VT VIII, 1 9 6 3 , 2 8 5 - 2 9 2 ; A. M. Honeyman, The Pottery Vessels in the Old Tesament, PEQ, 71, 1939, 7 6 - 9 0 ;

55

Wortfelduntersuchung

J.F.A.Sawyer vertritt die Ansicht, eine der weiterführenden Entdeckungen der Linguistik des 20. Jahrhunderts bestehe in der Erkenntnis, daß es fruchtbar sei, ein Wort auf dem Hintergrund seines »semantic field« zu untersuchen2. Was versteht J.F.A.Sawyer nun unter einem »semantic field«? Er bezeichnet mit diesem Oberbegriff einerseits das »associative field«, d.h. all jene Wörter, die in irgendeiner engeren oder weiteren Beziehung zu dem Ausgangswort stehen, etwa als Synonyme, Oppositionsbegriffe, Reimwörter u.ä. (Zum hosia-Feld, das J.F.A.Sawyer untersucht, gehören in diesem Sinn etwa 200 Wörter 3 .) Andererseits versteht er unter »semantic field« auch jene »lexical group« — innerhalb des assoziativen Feldes — von Wörtern, die bedeutungsmäßig besonders eng miteinander verwandt sind4. (Neben hosia nennt J.F.A.Sawyer noch sieben weitere Verben, samt dazugehörigen Derivaten, die zu dieser kleinen Gruppe gehören5.) Die Kenntnis des semantischen Feldes ermöglicht nun nach J.F.A. Sawyer »the most reliable method of describing meaning«6. Anstatt ein Wort X mit Hilfe der Wörter einer anderen Sprache zu beschreiben, kann es definiert werden als benachbart zu A x , A2, A 3 , ... (in derselben Sprache), als Oppositionswort zu B l 5 B 2 , B 3 , ..., bedeutungsmäßig beeinflußt von C j , C2, C3, ..., da es häufig mit ihm zusammen in Redewendungen gebraucht wird, etc. Die Kriterien für die Erstellung jenes größeren »associative field« sind nach J.F.A.Sawyer letztlich »intuitive« 7 . So ist es seiner Ansicht nach gleichgültig, aufgrund welcher Beobachtungen man Wörter gleicher Bedeutung zusammenordnet; etwa weil sie durch dasselbe Wort in eine andere Sprache übersetzt werden können, oder weil sie regelmäßig in dem gleichen Kontext erscheinen oder sich auf dieselben außersprachlichen Dinge beziehen, oder weil sie in der Struktur der hebräischen Poesie in einer Weise begegnen, die ihre semantische Verwandtschaft zeigt. Zwar müssen all diese Faktoren beachtet werden, doch sollte zunächst nach J.F.A.Sawyer das assoziative Feld ohne exakte, mechanische Methoden ermittelt werden. Dabei ergeben sich einige Beobachtungen, die die relaA. Schwarzenbach, Die geographische Terminologie im Alten Testament, Leiden, 1 9 5 4 . Weitere

Literatur

zur

Frage

nach

den

Anwendungsmöglichkeiten

findet sich bei J. F. A. Sawyer, 1 2 2 , Anm. 13 und 14. 2 3 4

J.F.A.Sawyer,29f. Teil dieses »assoziative field« bei J. F. A. Sawyer, 3 7 . J.F.A.Sawyer,30f.

5

J.F.A.Sawyer,35.

6

J. F. A. Sawyer, 3 2 .

7

J.F.A.Sawyer,33.

der

Feldtheorie

56

Synchronische Betrachtung

tive Bedeutung eines jeden Teiles des Feldes in der atl. Sprache betreffen sowie die Situation, von der im Kontext die Rede ist (bei hosia z.B.: Todesgefahr, Krankheit, Krieg, Schuld, Unwissenheit), und die Konzeptionen oder theologischen Kategorien, die zur Beschreibung verwendet werden 8 . Zur Ermittlung der semantischen Struktur dienen nach J . F. A. Sawyer z. B. folgende Fragen 9 : Sind die Wörter — »transparent«, d.h. in ihrer Entstehung verständlich, — »general« oder »particular terms«, — polysem oder homonym, — metaphorisch gebraucht, — in ihrem Bedeutungsumfang zu- oder abnehmend, — anderen Sprachen entlehnt, — in ihrer Verwendung durch bestimmte Tabus oder aber Analogien bestimmt, — aufgrund bestimmter Seme ( = Bedeutungsmerkmale) in Gruppen zusammenzufassen. J.F.A.Sawyer bezieht sich zwar in seinen Ausführungen auf J.Trier und nennt ihn auch als geistigen Vater der »Feldtheorie« 1 0 , doch weicht er in seiner Definition des »semantischen Feldes« erheblich von J.Trier ab. Dem Trierschen Feldbegriff entspricht noch am meisten J . F. A. Sawyers lexikalische Gruppe, die nur jene eng miteinander verwandten Wörter umfaßt. Hier scheint es auch am ehesten möglich, die einzelnen Wörter sinnvoll gegeneinander abzugrenzen — J. F. A. Sawyer betrachtet daher in seiner Untersuchung auch nur diese Gruppe —, während unklar bleibt, welchen Ertrag für das Verständnis eines Wortes z.B. der Vergleich mit seinen »Reimwörtern« im assoziativen Feld bringen soll. Uberhaupt erscheint der Terminus »associative field« bei J.F.A.Sawyer recht vage, und die Erstellung dieses Feldes mit Hilfe vor allem intuitiver Kriterien steht natürlich in Opposition zu jeder wissenschaftlich exakten Methode. Gewiß ist jede Forschung, speziell auch die semantische, auf Intuition angewiesen, aber hier drängt sich doch die Frage auf, ob die Ermittlung eines Wortfeldes so ohne weiteres auf jegliche Methodik verzichten kann. 2.4.1.2. Die Feldanalyse in der Sprachwissenschaft J.A. F. Sawyer könnte sich freilich, obwohl er es nicht explizit tut, bei seinem Verzicht auf exakte Methodik in gewisser Weise auf J.Trier 8

J . F . A. Sawyer, 35.

10

J.F.A.Sawyer, 31.

9

J.F.A.Sawyer,48-59.

Wortfelduntersuchung

57

selbst berufen. So stellt J . T r i e r 1 9 3 1 fest 1 1 : »Die Geltung eines Wortes wird erst erkannt,- wenn man sie gegen die Geltung der benachbarten und opponierenden Worte abgrenzt«, d.h. indem man das Wortfeld analysiert; er gibt jedoch keinerlei Kriterien dafür an, welche Wörter zum Feld gehören, bzw. wie die Grenzen des Feldes zu ermitteln sind. Auch in späterer Zeit noch verweist J . T r i e r hinsichtlich dieser Fragestellung nur auf die »Machtvollkommenheit unseres Sprachbesitzes« 1 2 . So ist auch nicht ganz deutlich, ob nun die Oppositionswörter zum Wortfeld mit dazugehören — wie es nach der oben wiedergegebenen Äußerung erscheint —, oder nicht, wie es nach einer anderen, sich in späterer Zeit bei ihm findenden Definition des Wortfeldes den Anschein haben könnte: »Ein Wortfeld ist eine Gruppe von Wörtern, die inhaltlich einander eng benachbart sind und die sich vermöge Interdependenz ihre Leistungen gegenseitig zuweisen.« 1 3 Die Frage, ob und inwiefern eine oder verschiedene Methoden bei der Erstellung von Wortfeldern hilfreich sein können, läßt sich freilich erst beantworten, wenn Ausgangspunkt und Ziel der Wortfeldforschung deutlich geworden sind. Wir wollen daher anhand einer kurzen Darstellung der Konzeptionen der beiden bedeutendsten Vertreter der Feldforschung — J . T r i e r und L.Weisgerber — versuchen, Voraussetzungen, Gegenstand und Intentionen der Wortfeldforschung zu klären. J . T r i e r bezeichnete 1968 rückblickend als Ansatzpunkt der Feldforschung 1 4 das Ungertügen der Onomasiologie, d.h. der Lehre von den Bezeichnungen vorhandener Gegenstände, Vorgänge, Erscheinungen etc. Die Onomasiologie nimmt ja im Gegensatz zur Semantik ihren Ausgangspunkt bei den Sachen, Geschehnissen oder Ähnlichem und fragt: Wie wird dieses oder jenes bezeichnet? Mit dieser Fragestellung können Bezeichnungen für Gegenstände, Erscheinungen u.a. deskriptiv und historisch erfaßt werden. Hier unterrichtet die Sachgeschichte über die Gleichartigkeit der bezeichneten Gegenstände 1 S . Anders verhält es sich aber nach J.Triers Ansicht mit geistigen Begriffen: Den Begriff der »Klugheit« habe ich nur im Wort. Die geschichtliche Entwicklung von Begriffen aus dem Bereich der sittlichen Qualitäten, der Verstandeseigenschaften, der Lebensordnungen in Familie und Staat 11

J.Trier, Der Deutsche Wortschatz im Sinnbezirk des Verstandes, 1 9 3 1 , 6.

12

J.Trier, Das sprachliche Feld, Neue Jahrbücher für Wissenschaft und Jugendbildung X ,

13

J.Trier, Altes und Neues vom sprachlichen Feld, Duden-Beiträge 3 4 , 1 9 6 8 , 1 0 .

14

J. Trier, Altes und Neues, 11 ff.

15

W . Bahner, Grundzüge der Feldtheorie von Jost Trier, W Z U L XI, 5 9 3 ff.

1934, 441.

58

Synchronische Betrachtung

etc. kann ich daher nur erfassen, indem ich die ganze Gruppe dieser Bezeichnungen zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihren Interdependenzen analysiere und dann mit dem Zustand eines späteren Zeitpunktes vergleiche, der eine neue Konstellation gebracht hat. J.Trier gebraucht zur Verdeutlichung dieses Sachverhaltes gern das Bild vom »Netzwerk« 16 oder »Wortnetz« der Sprache: »Wir werfen ein Wortnetz über das nur dunkel und komplexhaft Geahnte, um es gliedernd zu fangen ..., dabei spiegelt die Sprache nicht reales Sein, sondern schafft intellektuelle Symbole, und das Sein selbst, das heißt das für uns gegebene Sein, ist nicht unabhängig von Art und Gliederung der sprachlichen Symbolgefüge.«17 Jenes Wortnetz, jenes Netzwerk der Sprache, weist nun zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Knüpfstrukturen auf, d.h. die Gliederungen von Wortfeldern verschieben sich in den jeweiligen Epochen und damit auch die Bedeutungen der einzelnen Glieder dieser Felder. Der Feldgliederungswandel kann deutlich gemacht werden durch die Betrachtung einander folgender struktureller Querschnitte. J.Trier selbst hat dies aufgezeigt an der Gruppe der Bezeichnungen von Verstandeseigenschaften. Ehe wir jedoch seine Ergebnisse als Beispiel für die Arbeit der Feldforschung vorführen, wollen wir uns an einem einfacheren Beispiel aus dem Feld der Farbbezeichnungen den Sachverhalt verdeutlichen: Während man im Frühmittelalter als Farben des Regenbogens lediglich grün und rot nannte, unterschied man im Hochmittelalter drei Farben, u. z. in der Regel rot, gelb und grün - teilweise ist es bis heute noch so in der Volksüberlieferung18! Dagegen wissen wir heute, daß im Regenbogen aufgrund der Brechungsgesetze das gesamte Farbband von rot über orange, gelb, grün und blau bis violett präsent ist. Nun kann man leicht einsehen, daß und wie sich z.B. die beiden Begriffe »rot« und »gelb« verändern, wenn sich dazwischen noch die Farbbezeichnung »orange« etabliert: Jeder der beiden Begriffe verliert einen Teil seines Geltungsbereiches zugunsten dieser neuen Bezeichnung. Entsprechendes gilt für die Farbdifferenzierungen hinsichtlich des gesamten Regenbogenspektrums in der Entwicklung vom frühen Mittelalter zur Neuzeit. Da nun aber das Farbband des Regenbogens von der Natur für alle Zeiten in gleicher Weise festgelegt ist, können wir diesen Wandel in den Farbbezeichnungen nur so erklären, daß hier eben die Struktur des »Wort16

J.Trier, Altes und Neues, 11.

17

J.Trier, Wortschatz, 2.

18

F.Tschirch, 1954, 60.

Weltbild,

Denkform

und Sprachgestalt, Erkenntnis

und Glaube

XIII,

59

Wortfelduntersuchung

netzes«, in dem jenes Phänomen eingefangen werden soll, verfeinert wurde 19 . Frühmittelalter rot

grün

Hochmittelalter rot

grün

gelb

Gegenwart rot

orange

gelb

grün

blau

violett

Den Wandel der einzelnen Farbbezeichnungen aber erkennen wir am ehesten, indem wir jeweils das ganze Wortfeld in seinem unterschiedlichen Aufbau betrachten. Wir haben dieses Beispiel aus dem Bereich der Farbbezeichnungen gewählt, weil sich hier sehr leicht die Interdependenzen der einzelnen Glieder des Feldes und ihre Bedeutungsänderungen bei strukturellen Verschiebungen des Feldes veranschaulichen lassen. Da es sich hier jedoch nur um gewissermaßen »eindimensionale« Unterschiede handelt, die die Annahme nahelegen könnten, die Geschichte der Feldgliederung bestehe vornehmlich in einer zunehmenden Differenzierung, wollen wir uns kurz J.Triers Analysen eines komplexeren Feldgliederungswandels vor Augen führen 2 0 : Zur Zeit der höfischen Dichtung um 1200 kennzeichnen vor allem die Wörter kunst, list und wisheit menschliches Wissen und Können. »Künste« sind dabei jene Wissens- und Könnensbereiche, die das höfische Leben entscheidend mit aufbauen; insofern werden sie auch höher geachtet als die »liste«. Zwar sind auch die »liste« anerkennenswert, doch fehlt ihnen »das Merkmal der Menschenformung im höfisch-gesellschaft19

Vgl.

in

neuerer

Zeit

den

Wandel

der Farbbezeichnungen

»braun«

und

»weiß«

durch die Einführung von »beige«, den von »grün« und »blau« durch die Einführung von »türkis«. 20

Die Zusammenfassung der Beziehungen von kunst, list, wisheit/wizzen nach: J.Trier, Sprachliche Felder (zit. als Felder), in: Zeitschrift für deutsche Bildung, VIII, 1932, 417—427, und Das sprachliche Feld (zit. als Feld). Eine Auseinandersetzung, in: Neue Jahrbücher für Wissenschaft und Jugendbildung, Bd 1 0 , 1 9 3 4 , 4 2 8 ^ 4 9 (spez. 432ff.).

60

Synchronische Betrachtung

liehen Raum« 2 1 . Zur »kunst« gehören die Beherrschung ritterlicher Ethik und gebildeter Umgangsformen, gewisse Stücke der Septem artes, das Wissen und Können des Dichters, ritterliche Waffenübung, Architektur und Malerei 2 2 . Als »liste« werden dagegen neben dolus und Magie alle sonstigen Wissenschaften und Wissensinhalte bezeichnet, außerhöfisches Fachwissen wie z.B. Pflanzenkunde, jegliche Art von sonstiger Kunst im neuhochdeutschen Sinne, Goldschmiedekunst z. B. und jedes Handwerk, sowie Kampferprobtheit und -erfahrenheit, soweit man dabei nicht an die hohe Schule ritterlicher Übung denkt, die nur »kunst« sein kann. »Alles ist für den höfischen Menschen da, und der ist da, insofern er Glied seiner Gesellschaft ist. Von dieser gehen alle Wertungen aus.« 2 3 Deutlich stehen die beiden Wörter »kunst« und »list« also in einem anderen Verhältnis zueinander als im Neuhochdeutschen etwa »Kunst« und »List«, »Kunst« und »Wissenschaft«, »Kunst« und »Handwerk«, »Bildung« und »Wissen« etc. »Wisheit« (»wistuom«) ist diesen beiden Wörtern in dreifacher Beziehung zugeordnet: Einerseits konkurriert es mit beiden auf nahezu allen Gebieten, andererseits faßt es aber ihre Inhalte auch zusammen, und schließlich weist es drittens über sie hinaus, indem es mit dem Wissens-und Könnensbereich auch das Ethische und Religiöse verbindet und auf Zentrum und Totalität des Menschen zielt. Etwa ein Jahrhundert später treffen wir dann bei Meister Eckehart einen gewandelten Feldzusammenhang an. Die zentralen Wörter sind nun wisheit, kunst und wizzen. »Wizzen« aber ist nicht nur an die Stelle von »list« getreten, sondern das ganze Feld hat sich verändert. Menschliches Wissen und Können werden zu dieser Zeit nur noch mit »kunst« und »wizzen« bezeichnet. Diese Wörter haben die zusammenfassende Funktion des Wortes »wisheit« übernommen, jedoch — im Gegensatz zu wisheit — ohne dabei über sich selbst hinauszuweisen. Damit beginnt nach J.Trier die Wendung des Wissen-Können-Bereiches zur Selbstgenügsamkeit, ein Weg wird beschritten, der zu einer »menschlich letztlich unverbindlichen Autonomie des Wissensbereiches führen kann«24. »Wisheit« aber wird von Eckehart verstanden als mystische Weisheit, sie ist »das donum sapientiae als habituelle übernatürliche Beschaffenheit der Seele, aus der jenes liebende, erfahrungsmäßige Gotterkennen in der unio mystica auf Grund einer Wesensähnlichkeit mit dem Göttlichen 21

J.Trier, Feld, 4 3 3 .

22

J.Trier, Felder, 4 2 4 f .

23

J.Trier, Felder, 425.

24

J.Trier, Feld, 4 3 6 .

Wortfelduntersuchung

61

erfolgt« 2 S . Der religiöse Weisheitsbereich (wisheit gehört hierher) und der Wissenschaft-Kunst-Bereich (durch kunst und wizzen bezeichnet) erscheinen hier voneinander getrennt und verselbständigt. Es tritt somit ein ganzes »Gefüge« an die Stelle eines anderen, es wird nicht etwa nur ein Wort durch ein anderes ersetzt. Diese beiden Beispiele aus dem Bereich der Felduntersuchungen mögen hier genügen; wir wollen nun kurz die Voraussetzungen und Hauptpunkte der Feldlehre J.Triers zusammenfassen: 1. Die entscheidende Voraussetzung für die Feldlehre liegt in J.Triers Sprachauffassung: Sprache ist nicht nur Spiegel oder Reflex der Dinge, sondern sie schafft hierfür Symbole, die nun wiederum selbst wirksam werden hinsichtlich der Art und Weise, gemäß der wir die Dinge sehen und erfahren 2 6 . 2. Forschungsobjekt ist das »Wortfeld«, d.h. jene »Gruppe von Wörtern, die inhaltlich einander eng benachbart sind und die sich vermöge Interdependenz ihre Leistungen gegenseitig zuweisen« 27 . Die Feldanalyse fragt also nach der intralingualen Bedeutung, d.h. im Gegensatz zur Onomasiologie geht sie nicht von den Gegenständen oder Geschehnissen, sondern von den sprachlichen Gegebenheiten aus. Sie fragt ferner inhaltsbezogen, d.h. im Gegensatz zur Laut- und Formenlehre geht es ihr um die inhaltliche Seite der sprachlichen Zeichen. 3. Die der Feldlehre zugrundeliegenden Prinzipien sind — das Prinzip der Interdenpendenz, d.h. die Einzelwörter werden durch ihre begrifflichen Nachbarwörter bestimmt 28 , — das Prinzip der Ganzheit und Vollständigkeit, d.h. ich verstehe das einzelne Wortzeichen in dem Maße, in dem mir das ganze Wortfeld gegenwärtig ist 2 9 , — das Prinzip der Strukturiertheit, d.h. zu einem bestimmten Zeitpunkt befinden sich die einzelnen Teile des Feldes in einem bestimmten Verhältnis zueinander; zu einem anderen Zeitpunkt finden wir einen veränderten Aufbau des Feldes, wobei sich jeweils mit den veränderten Beziehungen der Wörter zueinander auch ihre Inhalte gewandelt haben 30 . 25

J.Trier, Feld, 4 3 6 .

26

J.Trier, Wortschatz, 2.

27

J.Trier, Altes und Neues, 10.

28

J.Trier, Wortschatz, 6.

29

J.Trier, Wortschatz, 5.

30

J.Trier, Wortschatz, 13.

62

Synchronische Betrachtung

J.Triers Feldlehre hat in der Sprachwissenschaft eine bis heute anhaltende Diskussion ausgelöst und sowohl Zustimmung als auch Ablehnung gefunden31. Kritik an J.Triers Sprachauffassung und dem innersprachlichen Ansatz der Feldanalyse wurde vor allem vom Standpunkt der Onomasiologie und der marxistischen Erkenntnistheorie aus geübt 32 . So lautet der entscheidende Einwand, daß J.Trier »nicht der objektiven Wirklichkeit, sondern dem »sprachlichen Symbolgefüge«, einer metaphysisch-idealistischen Begriffswelt das Primat zuerkennt. Sein sprachliches »System« existiert und entwickelt sich losgelöst von der historischen Wirklichkeit, der Produktionstätigkeit der Menschen und der materiellen Kultur« 3 3 . Die marxistische Sprachtheorie betrachtet also allein die onomasiologische Methode als sachgemäß, da sie dem Postulat der marxistischen Erkenntnistheorie genügt, daß Natur im weitesten Sinne das erste Glied aller Erkenntnistheorie sein müsse 34 . Nun hatten wir allerdings schon gesehen, daß gerade das Ungenügen der Onomasiologie beim Aufzeigen der Bedeutungsveränderungen etwa von Begriffen aus dem Bereich sittlicher und geistiger Qualitäten J.Trier zur Entwicklung seiner Feldanalyse veranlaßt hatten. Insofern stellt also diese marxistische Sprachtheorie wissenschaftlich einen Rückschritt dar. Andererseits meint J.Trier auch nicht, daß die Wortfelder und in ihnen das System der Sprache irgendwo in einem Reich der Ideen als Substanzen, losgelöst von realen Bezügen leben; er wählt nur eben für seine Sprachforschungen einen /««ersprachlichen Ansatz. Versteht man somit die Feldanalyse als eine intralinguale Methode der semantischen Analyse, dann überzeugt die in der marxistischen Erkenntnistheorie begründete Kritik daran nicht. Andererseits macht aber dieser Einwand mit Recht darauf aufmerksam, daß die Feldanalyse ergänzt werden muß durch die Analyse etwa der referentiellen und situativen Bedeutung bzw. durch die diachro-

31

W . B a h n e r , Grundzüge; K . G a b k a , Theorien zur Darstellung eines Wortinhaltes,

1967;

W . B e t z , Zur Uberprüfung des Feldbegriffs, Zeitschrift für Vergleichende Sprachforschung 7 1 ,

1954,

189-198;

Eis Oksaar,

Semantische

Studien

im Sinnbereich

der

Schnelligkeit, Stockholm, 1 9 5 8 . 32

W.Bahner,

Grundzüge; K . G a b k a , Theorien: Beide Verfasser referieren oder

nennen

zahlreiche weitere Arbeiten, die ebenfalls Einwände gegen die Feldlehre bringen. W i r können in unserer Untersuchung jedoch nur die unseres Erachtens für die Feldforschung relevanten berücksichtigen. 33

K.Gabka, Theorien,

18. Ähnlich kritisiert W . B a h n e r , Grundzüge, 5 9 8 , daß J . T r i e r

in seinen Forschungen geschichtliche Voraussetzungen nicht beachtet habe. 34

K . G a b k a , Theorien, 17 ff.

Wortfelduntersuchung

63

nische Analyse, die unter anderem die geschichtlichen, sozialen, kulturellen etc. Bezüge eines Wortes erhellt. Wichtiger noch als diese allgemeine Kritik sind jene Einwände, die gegen die Hauptprinzipien der Feldlehre vorgebracht wurden und die teilweise zu einer Modifizierung geführt haben: — So stellt sich die Frage, wie stark eigentlich die inhaltliche Interdependenz der Wörter ist, d.h. ob sich Veränderungen im Feld wirklich auf jedes seiner Glieder auswirken, wie J.Trier zunächst vermutete35. Denken wir an das Beispiel der Farbbezeichnungen, so ist deutlich, daß z.B. das Hinzukommen der Farbbezeichnung »türkis« zwischen »grün« und »blau« keinesfalls das Verständnis von »rot«, »orange« und »gelb« verändert. Es gibt also durchaus Veränderungen in Teilbereichen, die für die Gesamtstruktur relativ unerheblich sind. Andererseits zeigt das Beispiel der Leistungsbewertungen, daß in einer Reihengliederung jede Veränderung alle Glieder des Feldes betrifft, so daß etwa ein »gut« auf einem Zeugnis nicht etwas für alle Zeit Festgelegtes ist 36 . sehr gut

sehr gut

sehr gut

gut

gut

gut

genügend

befriedigend

befried.

ungenügend

genügend

ausreichd.

ungenügend

mangelh.

ungen.

Hier gibt es offensichtlich unterschiedliche Feldstrukturen und demgemäß unterschiedliche Interdependenzen. — Wenn es demnach nicht überall durchgehende Interdependenzen gibt, das einzelne Wort somit eine relative Selbständigkeit besitzt, dann ist es auch nicht notwendig, jeweils das gesamte Wortfeld präsent zu haben, um das einzelne Wort verstehen zu können. — Während J. Trier zunächst die Struktur des Feldes als mosaikartig und lückenlos verstand, gab er selbst später dieses Bild auf und wollte das »Bild der scharf sich aneinanderlegenden Wortumrandungen ... ersetzen durch ein Miteinander sternförmig ausstrahlender Kerne, die so 35

J.Trier, Wortschatz, 8.

36

L. Weisgerber, Grundzüge der inhaltbezogenen Grammatik, 1 9 6 2 3 , 98 f. 177.

64

Synchronische Betrachtung

zueinander liegen, daß die äußersten Strahlenspitzen eines Kerns zwischen die Strahlen spitzen der benachbarten Kerne eingreifen oder eingreifen können« 3 7 . Da schon deutlich geworden ist, daß es unterschiedliche Feldstrukturen gibt, stellt sich nun die Frage, welche Strukturen überhaupt bei Wortfeldern denkbar und nachweisbar sind und wie sich diese Strukturen und mit ihnen die Inhalte der einzelnen Wörter verändern können. Weitere Einwände gegen die Wortfeldtheorie kamen von W . B e t z und E . O k s a a r 3 8 . Sie versuchten, ihre Kritik unter anderem durch praktische Versuche zu untermauern, bei denen Studenten in einer bestimmten Zeit Wortfelder erstellen sollten. Dies gelang keineswegs übereinstimmend. — Freilich lassen diese Versuche nur die Folgerung zu, daß der einzelne nicht ohne weiteres über den gesamten fraglichen Wortschatz verfügt — der Unterschied von Kompetenz und Performanz wird hier deutlich — und die Wortfelder also nicht so einfach präsent sind. Über ihre Existenz bzw. Nicht-Existenz ist damit jedoch überhaupt nichts gesagt. Andererseits trifft diese Kritik insofern etwas Richtiges, als eben J.Triers Verweis auf jene »Machtvollkommenheit«, aus der heraus der einzelne das Wortfeld erstellen soll 3 9 , kein Ersatz für eine objektive Methode ist. L. Weisgerber hat in neuerer Zeit den Feldbegriff in seine Sprachtheorie eingebaut und ihn dadurch präzisiert und methodisch besser abgesichert. Im Hinblick auf die bei der Feldlehre vorausgesetzte Sprachauffassung greift L. Weisgerber W. von Humboldts einprägsame Formel auf, daß die Sprache kein »Ergon«, sondern eine »Energeia« sei 4 0 . Für L.Weisgerber ist die Sprache also nicht primär ein »Werk« oder »hervorgebrachtes Gebilde« ( = Ergon), »das ein Dasein im Sinne des Abgeschlossenen, in sich Ruhenden h ä t t e « 4 1 . Beschreibt man nämlich die Daseinsform der einzelnen Sprachen unter solchem Gesichtswinkel, dann gelangt man nach L.Weisgerber zu unmöglichen Folgerungen; z.B. wird dann das in Wörterbuch und Grammatik Niedergelegte mit der Sprache gleichgesetzt, oder es wird gefolgert, ein Gebilde wie die deutsche Sprache sei überhaupt nur eine Abstraktion, die nicht eigentlich existiere. 37

J.Trier, Altesund Neues, 16.

38

W . Betz, Z u r Überprüfung; E. Oksaar, Schnelligkeit, bes. 3 1 ff.

39

J . T r i e r , Feld, 4 4 1 .

40

W . von Humboldt, Über die Verschiedenheit des menschlichen Sprachbaues und ihren Einfluß auf die geistige Entwicklung des Menschengeschlechtes,

Ges. Sehr. VII,

1 9 0 7 , 4 6 ; L. Weisgerber, Grundzüge, 15ff. und zum Energeia-Begriff..., 3 7 4 f f . 41

L. Weisgerber, Grundzüge, 15.

1,

Wortfelduntersuchung

65

Vielmehr stellt die Sprache eine Wirklichkeit ( = Energeia) dar, d.h. »sie ist Trägerin eines Wirkungszusammenhanges und damit eine Kraft, die im Leben der gesamten Sprachgemeinschaft als Sammel- und Ausstrahlungspunkt von Wirkungen ihr Dasein hat« 4 2 . Sprache ist somit eine »Erscheinung geistiger Gestaltung, die wesentlich formende Kraft des Menschen einbeschließt«, ein Weg, »die Welt in das Eigentum des Geistes umzuschaffen« 4 3 . L. Weisgerbers an W. von Humboldt anknüpfende »energetische« Sprachauffassung bedeutet also, daß jede einzelne Sprache als Weg des geistigen Umschaffens der Welt zu verstehen und die Leistung der Sprache als ganzer wie ihrer einzelnen Einheiten (Wörter, Satzbau) aus dem Bezug auf diesen Grundprozeß zu bestimmen ist 4 4 . Um die Leistung eines sprachlichen Elements beurteilen und bewußt machen zu können, müssen wir dieses jedoch zunächst einmal fassen. Dies ist die Aufgabe der »grammatischen Betrachtungsweise« 45 . Sie arbeitet zunächst »lautbezogen«, d.h. sie erforscht die »Gestalt« der Sprache, den lautlich-sinnlichen Bereich der sprachlichen Zeichen (Lautbestand, Wortschatz, syntaktische Mittel). Dieses Verfahren findet seine Grenze da, wo es um das angemessene Bewußtmachen der Sprachinhalte geht 46 . Hier muß die »inhaltbezogene Betrachtungsweise« einsetzen, die zu einem Erkennen der inhaltlichgeistigen Struktur einer Sprache führt, zu einem Verstehen der »geistigen Zwischenwelt«, wie L.Weisgerber sagt 47 . Hier liefert dann die Feldanalyse den entscheidenden Beitrag zum Verstehen der Sprachinhalte; daher müssen wir in diesem Punkt etwas ausführlicher auf die Sicht L. Weisgerbers eingehen. Was ist mit dem Begriff »geistige Zwischenwelt« gemeint? L.Weisgerber selbst nennt als Beispiel für seine Auffassung, daß überall, wo Sprachliches uns begegnet, auch eine geistige Zwischenwelt im Spiel ist, u.a. das Wort »Unkraut« 48 . Wir wollen uns daher zur Verdeutlichung den Weg vor Augen führen, der von einem von mir wahrgenommenen Pflanzenexemplar etwa zu der Bezeichnung »Löwenzahn« und dann zur Klassifizierung »Unkraut« führt: 42

L. Weisgerber, Grundzüge, 16.

43

L. Weisgerber, Grundzüge, 17.

44

L. Weisgerber, Grundzüge, 23.

45

L. Weisgerber, Grundzüge, 28.

46

L. Weisgerber, Grundzüge, 24.

47

L. Weisgerber, Grundzüge, 30.

48

L. Weisgerber, Grundzüge, 54—57.

5

Riesener, Der Stamm

66

Synchronische Betrachtung

Für das naive Bewußtsein könnte sich das Benennen von Dingen einfach als Hinzufügen einer lautlichen Bezeichnung zu einer Sache darstellen. Habe ich aber nun tatsächlich durch die Benennung als »Löwenzahn« diesem konkreten Gebilde vor mir nur einen »Namen« gegeben? Offensichtlich nicht, sondern ich habe es mit einem Wort bezeichnet, das ebenso noch Millionen anderer Einzelgebilde bezeichnen kann. Ich habe damit diesen einen »Löwenzahn« »gedanklich umgewandelt von einem Eigenwesen einmaligen Seins in ein Exemplar, das in den Rahmen einer übergreifenden Ordnung gestellt ist« 49 . Allerdings habe ich damit im Grunde vor allem eine Ordnung erkannt und anerkannt, die von der Natur im Aufbau der Pflanzenwelt vorgezeichnet ist. Bezeichne ich diesen Löwenzahn aber nun als »Unkraut«, so ist deutlich der Einfluß einer »geistigen Zwischenwelt« zu erkennen; denn in der Natur kann es ein »Unkraut« nicht geben. Allein die menschliche Sicht, die eine bestimmte Pflanze aus verschiedenen Gründen als wertlos und lästig empfindet, läßt jenes Wort entstehen.

LAUTFORM

GEISTIGE ZWISCHENWELT

LÖWENZAHN

—•

EIN-

UNKRAUT

—•

ORDNUNG

AUSSENWELT

Das eigentliche Ziel der inhaltbezogenen Betrachtungsweise besteht dann also darin, jene geistige Zwischenwelt, deren Bestand und Aufbau sich uns in einer Welt von sprachlichen Inhalten ( = sprachliche Zwischenwelt) darstellt, zu erfassen 50 . Diese »inhaltbezogene Grammatik« 5 1 ist »Grammatik«, insofern sie die Sprache als hervorgebrachtes Gebilde (Ergon) bewußt machen möchte; sie ist »inhaltbezogen«, weil sie »ihr Schwergewicht dort hat, wo es in der Sprache selbst vorgezeichnet ist: bei den Ergebnissen des mit Hilfe der Lautzeichen vollbrachten geistigen Umschaffens der Welt« S2 . — 49 51

L. Weisgerber, Grundzüge, 56. L. Weisgerber, Grundzüge, 30.

50 52

L. Weisgerber, Grundzüge, 74. S. Anm.51.

Wortfelduntersuchung

67

Nach diesem »grammatischen Verfahren« setzt nun nach L.Weisgerber die »energetische Betrachtung« als die eigentlich sprachwissenschaftliche Arbeit ein. Sie sieht die Sprache nicht mehr nur als Ergon, sondern als Energeia, erschließt also das »lebendige Wirken« der Sprache. L. Weisgerber unterscheidet dabei ebenfalls wieder zwei Fragestellungen, die leistungsbezogene und die wirkungsbezogene: Die erste möchte verdeutlichen, wie die Sprache die Welt gestaltet, bei der zweiten geht es um die Einflüsse der Sprache auf das Leben der Sprachgemeinschaft in allen ihren Formen. Da wir L. Weisgerbers Sprachauffassung im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter verfolgen können, möge nur abschließend die folgende Skizze das Dargestellte veranschaulichen: Sprache als Ergon gesehen

Sprache als Energeia gesehen

grammatisches Verfahren

energetisches Verfahren

I

lautbezogene Fragestellung

inhaltbezogene Fragestellung

I

leistungsbezogene Fragestellung

wirkungsbezogene Fragestellung

T

[Feldlehre] Sie zeigt, daß die Feldlehre zur inhaltbezogenen Fragestellung gehört, die wir darum auch etwas ausführlicher dargestellt haben. Die Eigenständigkeit der Sprachwelt gegenüber der Sachwelt wird hier nicht verwischt 5 3 . Da sich ferner eine Sprache inhaltlich nicht so sehr aus in sich ruhenden Einzelteilen zusammensetzt, sondern sich vom Ganzen her in zusammenwirkenden Ganzheiten ( = sprachliche Felder) ausgliedert, eröffnet auch umgekehrt das Gefüge das Verständnis für das Einzelglied. Darum muß »ein echtes inhaltbezogenes Bewußtmachen des Wortschatzes im wesentlichen der Methode der sprachlichen Feldforschung folgen« 54. Von daher können wir nun auch L. Weisgerbers Definition des Wortfeldes verstehen: »Ein sprachliches Feld ist also ein Ausschnitt aus der sprachlichen Zwischenwelt, der durch die Ganzheit einer in organischer Gliederung zusammenwirkenden Gruppe von Sprachzeichen aufgebaut wird.« 5 5 53

L. Weisgerber, Grundzüge, 100 f.

54

L. Weisgerber, Grundzüge, 169.

55

L. Weisgerber, Grundzüge, 100, dort gesperrt gedruckt.

68

Synchronische Betrachtung

Zu einer Präzisierung des Feldbegriffs gelangt L. Weisgerber, indem er verschiedene Strukturen des Aufbaus von Feldern unterscheidet, nämlich einschichtige und mehrschichtige Felder. Bei den einschichtigen Feldern wird die Gliederung nur durch einen Gesichtspunkt bestimmt. Hinsichtlich der Gliederungsart unterscheidet L. Weisgerber dann noch Reihen-, Flächen- und Tiefengliederungen S 6 . Ein Beispiel für die Reihengliederung ist die Zahlenreihe. Daß ihr gleichmäßiges und grundsätzlich unbegrenztes Fortschreiten im Sinne einer abstrakten Zahlenreihe keineswegs natürlicherweise vorgegeben, sondern im Zusammenhang mit dem jeweiligen Weltbild zu sehen ist, wird daran deutlich, daß — in gewissen Sprachen nur wenige Zahlwörter vorhanden sind, höhere Zahlen aber durch Umschreibung gebildet werden, — z.B. in Indianersprachen verschiedene Zahlwörterreihen für belebte bzw. unbelebte Gegenstände im Gebrauch sind, — es noch Reste sachgebundenen Zählens auch im Deutschen gibt, z.B. eine Mandel, Stiege oder ein Schock Eier 5 7 . Ein Beispiel für eine Flächengliederung sind die Verwandtschaftsbezeichnungen, die sich ebenfalls in den verschiedenen Sprachen unterscheiden. Ein Beispiel für eine Tiefengliederung sind die Farbbezeichnungen. Die Tiefengliederung sieht L. Weisgerber darin begründet, daß einerseits die Komplementärfarben, andererseits die Helligkeitsstufen zur Farbenordnung dienen. In gewisser Weise liegt hier allerdings schon ein mehrschichtiges Wortfeld vor, nämlich im Sinne des Nebeneinanders der beiden Grundformen sprachlichen Begreifens, des zeichenhaft-sachgebundenen (»blond«, »sandfarben«, »lachsfarben« etc.) und des übergreifendgliedernden (abstrakte Farbbezeichnungen wie »rot«, »grün«, etc.). Bei mehrschichtigen Feldern sind dann verschiedene Gesichtspunkte bei der Gliederung wirksam. L. Weisgerber nennt als Beispiel 58 das Wortfeld »sterben«, bei dem drei Gliederungsgesichtspunkte zu unterscheiden sind: hinsichtlich der Subjekte, der objektiven Umstände und der subjektiven Empfindungen. Wesentliche Aufgabe der Feldforschung ist es somit, »die Gesichtspunkte herauszuheben, die bei der sprachlichen Gestaltung eines Lebensbereiches eine Rolle spielen« S 9 . Hinsichtlich der Prinzipien und der Metho56

L. Weisgerber, Grundzüge, 1 7 8 ff.

57

F.Tschirch, Weltbild, 3 1 .

58

L. Weisgerber, Grundzüge, 1 8 4 .

59

L. Weisgerber, Grundzüge, 1 8 5 , dort gesperrt gedruckt.

69

Wortfelduntersuchung

dik der Wortfeldanalyse finden wir einerseits bei L. Weisgerber schon die berechtigte Kritik an der Wortfeldtheorie berücksichtigt: Die Bedeutung eines Wortes wird nur ra/ibestimmt durch die seiner Nachbarn, jeder sprachliche Inhalt besitzt jedoch seine Selbständigkeit; nur um die Gesetze der geistigen Zwischenwelt verstehen zu können, muß man das Gesamtfeld vor Augen haben; es gibt verschiedene Feldstrukturen. Andererseits fehlt aber auch bei L. Weisgerber noch eine ausgearbeitete Methodik, da er vorwiegend praktische Beispiele bringt. So hat dann auch an diesem Punkt die jüngste Forschung eingesetzt, nämlich bei der Frage nach einer Methodik der Feldanalyse. 1 9 5 9 nannte H . S c h w a r z 6 0 folgende Leitmerkmale, denen man bei der Erstellung eines Feldes folgen soll: 1. »Assoziativ auftauchende Begriffsverbindungen«61 dienen zum Sammeln einer größeren Anzahl von Redefügungen, dabei ergeben sich vielfach übereinstimmende Begriffsverhältnisse. Diese Wiederkehr gleicher oder ähnlicher Sinnbeziehungen bildet das wichtigste Leitmerkmal beim Ermitteln des Feldes. Nach H.Schwarz genügt es nicht, von der Stellung eines Wortes in einem Satz auszugehen, da hierbei niemals schon die Gesamtheit der Feldnachbarn gegenwärtig wird und der Satz auch die Bedeutung eines Wortes einengt, so daß es nur mit einem Teil seines vollen Inhalts zur Entfaltung gelangt. 2. Eine Begriffsklammer, ein Kennwort also, ermöglicht es, einen »Sinnbezirk« abzustecken. H . G e c k e i e r 6 2 , der den Feldbegriff mit der strukturellen Inhaltsanalyse verbinden möchte, nennt diese Begriffsklammer ein »Archilexem«, wobei er als »Lexem« das einzelne Glied des Wortfeldes bezeichnet und als »Archilexem« dementsprechend die inhaltliche Grundlage für alle Feldglieder charakterisiert. Hierbei ist es nicht unbedingt erforderlich, daß dieses Archilexem sich in einem bestimmten Wort ausprägt. — H.Schwarz betont freilich, daß dieses Abstecken eines Sinnbezirkes nicht am Anfang stehen darf, sondern zunächst die Sprache selbst zeigen muß, ob von einem Feld geredet werden kann. 3. Die Prädikativklammer stellt ein weiteres Feldmerkmal dar. Dieser Begriff macht darauf aufmerksam, daß jedes Wort aufgrund seines Inhaltes einen bestimmten Umkreis von Wörtern hat, mit denen es im Satz Verbindungen eingehen kann. H.Seiler, der die Frage stellt, wann über60

H.Schwarz,

Leitmerkmale

sprachlicher

Felder,

FS L.Weisgerber,

zur Welt, 1 9 5 9 , 2 4 5 - 2 5 5 . 61

H.Schwarz, Leitmerkmale, 2 4 8 .

62

H . Geckeier, Strukturelle Semantik und Wortfeldtheorie, 1 9 7 1 , 2 4 5 .

Sprache,

Schlüssel

70

Synchronische Betrachtung

haupt ein Feld vorliegt, und eine Strukturierung als Merkmal hierfür ansieht, verwendet in diesem Zusammenhang die Formulierung »selektive Restriktion lexikalischer Art« 6 3 . Dieser Ausdruck weist ebenfalls darauf hin, daß die Kombinierbarkeit von Wörtern durch ihre jeweiligen Inhalte eingeschränkt wird. Nehmen wir etwa den Beispielsatz: »Das Kind schläft«, so können wir zwar statt »das Kind« auch »die Frau« oder »der Bär« einfügen, jedoch nicht einen Ausdruck wie »der Schrank« oder »die Beere«. 4. Diesem Merkmal eng verwandt sind die »Eigentümlichkeiten der grammatischen Funktionsweise«6*, die wir mit H.Seiler auch als »Restriktionen syntaktischer Art« verstehen können. Sie machen auf den engen Zusammenhang bestimmter Wörter mit grammatischen Konstruktionen aufmerksam. Die einzelnen Glieder des Feldes müssen also der gleichen Substitutionsklasse angehören, d.h. man muß sie füreinander an einer gegebenen Stelle einsetzen können, ohne daß sich die syntaktische Grundstruktur der neuen Äußerung wesentlich ändert. Beispielsweise stehen die verba dicendi stets mit a.c.i., ein feldhafter Zusammenhang läßt sich hier erkennen. Formale Kennzeichen wie gleiche Wortart und -bildungsweise sind daher auch äußerliche Anhaltspunkte für die Feldzugehörigkeit — freilich noch keineswegs eindeutige oder hinreichende! 2.4.1.3. Die Bedeutung und Anwendung der Feldanalyse im Hinblick auf die Fragestellung der Arbeit Unser Überblick über die Konzeptionen der wichtigsten Vertreter dieser Forschungsrichtung hat gezeigt, daß die Feldanalyse nicht nur eine der Sprache in besonderem Maße angemessene Weise der Bedeutungsbeschreibung ermöglicht, sondern dabei zugleich auch in das Denken einer Sprachgemeinschaft Einblick zu geben vermag, d.h. in die besondere Art und Weise der jeweiligen Weltansicht, der geistigen Weltbewältigung. Gerade dies aber erscheint besonders notwendig bei dem Versuch, hebräische Wörter zu analysieren, deren Herkunft aus einer uns fernliegenden Welt das Verständnis sehr erschwert. Hier liegt ja die Gefahr besonders nahe, daß wir mit unseren heutigen Denkkategorien das Spezifische der hebräischen »sprachlichen Zwischenwelt« gerade überdecken und somit nicht zu Gesicht bekommen. Insofern besteht die entscheidende Bedeutung der Feldforschung darin, diesen Fehler vermeiden zu helfen. 63

H.Seiler, Zur Erforschung des lexikalischen Feldes, Sprache der Gegenwart, Schriften

64

H.Schwarz, Leitmerkmale, 2 5 3 .

des Instituts für deutsche Sprache II, 1 9 6 8 , 2 7 4 ff.

71

Wortfelduntersuchung

Zunächst ist es dann notwendig, eine Definition des Wortfeldes zu erarbeiten, von der im folgenden ausgegangen werden kann. Ehe wir hier zu einer positiven Charakteristik des Feldes kommen, dürfte es hilfreich sein, zunächst negativ zu beschreiben, was nicht unter den Begriff »Wortfeld« subsumiert werden kann. Im Interesse einer präziseren Terminologie wollen wir dabei von dem auch bei J.F.A.Sawyer begegnenden Begriff des »assoziativen Feldes« ausgehen, da das Wortfeld — zusammen mit anderen lexematischen Feldern — zum »assoziativen Feld« gehört und insofern auch die Gefahr besteht, daß es mit einer dieser anderen Wortgruppen verwechselt wird. Im folgenden werden daher Klassifikationen von Wörtern genannt, die zwar zum assoziativen Feld 65 gehören, jedoch nicht mit dem Wortfeld identisch sind. Als Ausgangswörter sollen 13J> und l i y dienen. 1. Wortfelder sind keine Kollokationsfeider, sie bestehen also nicht aus jenen stereotypen Wortverbindungen, die im Zusammenhang mit einem Wort begegnen. Z.B. findet sich die Wendung O ' l ^ H'3 häufig als Bezeichnung für jenes Ägypten, in dem die Israeliten Fronarbeit leisten mußten (Ex 20 2 Dtn56814136.11 J o s 2 4 l 7 M i 6 4 u.ö.). Hier handelt es sich um stereotype Redeweise, ebenso wie etwa bei der Wendung H)rP 73£ als Apposition zu dem Wort »Prophet«; beide Ausdrücke gehören jedoch nicht zum Wortfeld von 13?. 2. Wortfelder sind nicht mit den prädikativen Feldern66 gleichzusetzen, d. h. nicht mit jenen Feldern, die entstehen, wenn ich aus den mit den betreffenden Ausgangswörtern gebildeten Sätzen die Verben sammle. Z.B.: Von den Redewendungen ^ (z.B. IIChr89 Gen2737), 1 IS? ? (Gen4318 Hi4028 IIReg4l u.ö.), 13?1? ~\yr) (Dtn2868 Est 74 P s l 0 5 l 7 u.ö.), #3? (Neh55 IIChr28lO J e r 3 4 l l u.ö.) gehören zwar V V np^, V "I3>? und V zum prädikativen Feld, nicht aber zum Wortfeld von 13?. 3. Wortfelder entsprechen nicht den semantischen Feldern, d.h. jenen Wörtern, die z.B. als Metaphern eine lose semantische Beziehung zum Ausgangspunkt haben. Ein schönes Beispiel dafür, wie von einem bestimmten Ausgangswort her das entsprechende semantische Feld die Struktur einer sprachlichen 65

Unter »assoziatives Feld« verstehen wir dabei ganz allgemein eine Zusammenstellung von

Wortgruppen,

die

im

Zusammenhang

mit

einem

bestimmten

Ausgangswort

(Stimuluswort) spontan genannt werden können. Vgl. G. Blanke, 1 1 4 ff. 66

Vgl. hierzu den Aufsatz von W . Porzig, Wesenhafte Bedeutungsbeziehungen, PBB 5 8 , 7 0 - 9 7 : W . Porzig weist hier auf prädikative Felder hin.

72

Synchronische Betrachtung

Äußerung prägen kann, liegt uns Gen49l4f. vor. Von der Charakterisierung Issaschars als I3i> DQ her, die sachlich als Ausgangspunkt anzusehen ist, auch wenn sie im gegenwärtigen Aufbau des Stammesspruches den Zielpunkt bildet, verstehen wir nämlich, daß es von Issaschar heißt, er sei ein 0*13 "ihn (»knochiger Esel«), Väp1? 0*1 (»und neigte seine Schulter zum Tragen«). Die Wendungen »knochiger Esel«, »Schulter-Neigen« und »Tragen« gehören hier zum semantischen Feld von 13J>, nicht aber zum Wortfeld. 4. Wortfelder umfassen nicht die synästhetischen Antonyme, d.h. Wörter, die sich in einer außerhalb des Wortfeldes liegenden Sinnspannung zum Ausgangswort befinden, jedoch ähnliche Wahrnehmungen bezeichnen oder wiedergeben. Z.B. wird neben D'19? häufig auch noch der Vieh- bzw. Gold- und Silberbesitz aufgeführt ( G e n l 2 l 6 2 0 l 4 2 4 3 5 3 2 6 IIReg526 Koh27); in ähnlicher Weise werden neben 135? oftmals Sohn, Tochter, Beisasse oder ähnliche Personen aufgezählt (Ex 2010 2l26(. Dtn 1212.18 u.ö.). All diese neben "T35? begegnenden Termini sind als synästhetische Antonyme zu verstehen, die nicht zum Wortfeld gehören. 5. Wortfelder haben nichts zu tun mit Symbolfeldern, d.h. jenen Wortgruppen, die aufgrund persönlicher Erfahrungen und Prägungen mit dem Ausgangswort in Verbindung gebracht werden. Naturgemäß lassen sich hierfür im Hebräischen schwer Beispiele finden, da individuelle Eindrücke in den Texten zurücktreten. 6. Wortfelder sind keine Bedeutungsfelder, d.h. sie ergeben sich nicht aus den verschiedenen Bedeutungsmöglichkeiten eines Wortes. Die verschiedenen in Kap.2.3.1. aufgeführten Bedeutungen von T3}> (z.B. »Sklave«, »Untergebener«, »Minister«, »Verehrer« etc.) gehören zum Bedeutungsfeld, nicht zum Wortfeld von 13?. 7. Wortfelder sind nicht mit der Wortfamilie identisch, d.h. mit jenen Wörtern, die aus dem gleichen Stamm wie das Ausgangswort gebildet bzw. von ihm selbst abgeleitet sind. Z.B. gehören die Wörter 13?, rn^r, rrn? mit "QV zu einer Wortfamilie, nicht aber zu einem Wortfeld. Damit haben wir all jene Felder genannt, die zum »assoziativen Feld« gehören und damit diesen Begriff genauer aufgeschlüsselt (vgl. die folgenden Abbildungen!). Um nun zu einer positiven, praktikablen Definition des Wortfeldes zu kommen, müssen wir zunächst noch die Bedeutung der Oppositionswörter oder Antonyme klären und die Frage beantworten, ob sie zum

73

Wortfelduntersuchung

A S S O Z I A T I V E S FELD Wortfeld

des Wortfeldes liegende Begriffe«

A S S O Z I A T I V E S FELD V O N

13? Wortfeld 0'TW n'3 mrr nay

1. Sklave

•73^ npV

2. Knecht 3. Untergebener 4. Minister

na?1? tfaa

etc. d i j Thq iaa® no}

n^i?: ori1? »ate

3

"?ao

na atfin iW

TO Wortfeld gehören oder nicht. Gehen wir von den bisher zur Verdeutlichung angeführten Beispielen aus, so haben wir etwa bei den Farbbezeichnungen ein Wortfeld ohne Antonyme (rot und grün sind zwar Komplementärfarben, aber keine Antonyme), bei den Leistungsbewertungen dagegen eines, das sich deutlich zwischen den beiden entgegengesetz-

Synchronische Betrachtung

74

ten Feldgliedern »sehr gut« und »genügend« erstreckt. Dieser Unterschied aber ist primär im unterschiedlichen Charakter der jeweiligen Feldwörter begründet: Während etwa eine Qualitätsbezeichnung wie »sehr gut« oder »gut« als negativen Entsprechungsbegriff »ungenügend« oder »schlecht« fordert, erscheint eine Farbbezeichnung wie »rot« als gleichberechtigt neben ihren Feldnachbarn »gelb«, »grün«, »blau«. Es gibt also in der Sprache angelegte Polaritäten, die dann auch für die Struktur der Felder wichtig sind, und es gibt andererseits Wörter, deren Bedeutungen sich nicht von daher erschließen lassen (vgl. Wörter wie »Buch«, »Haus«, »Baum« etc.). Für den Fall, daß zu dem zu untersuchenden Wort ein Antonym gehört, sind verschiedene Verhältnisse gegensätzlicher Bedeutungen zu unterscheiden 6 7 : — kontradiktorisch, wie z.B. gut-schlecht, hell-dunkel, Leben-Tod; — konträr, wie z.B. kommen-gehen, reden-schweigen; — korrelativ, wie z.B. Mann-Frau, Bruder-Schwester. Im Falle einer korrelativen Antonymie liegt es nahe, den gegensätzlichen Begriff zum Wortfeld mit hinzuzunehmen: Die Wörter »Bruder« und »Schwester« gehören z.B. gemeinsam in das Wortfeld der Verwandtschaftsbezeichnungen, das sich aus jeweils entsprechenden Wortpaaren zusammensetzt (Vater-Mutter, Onkel-Tante etc.). Auch die kontradiktorischen Antonyme können zu Bestandteilen des Wortfeldes werden, wobei sich dann in der Regel eine einschichtige Reihengliederung ergeben dürfte, d.h. das Wortfeld erstreckt sich zwischen den beiden entgegengesetzten Wörtern, vgl. die Skala der Leistungsbewertungen 68 . Allerdings besteht hier auch schon die Möglichkeit, für jedes der Antonyme ein gesondertes Feld zu erstellen, das jeweils nur die inhaltlich verwandten Wörter umfaßt, wobei dann im Anschluß daran die beiden Felder verglichen werden können. Bei konträren Wörtern erscheint es schließlich am sinnvollsten, für jedes Wort eine gesonderte Feldanalyse durchzuführen und anschließend die Felder zu vergleichen. Z. B. läßt sich die Eigengesetzlichkeit des Feldes »reden« besser und präziser erkennen, wenn ich es ohne Zuhilfenahme des Oppositionswortes analysiere 69 . 67

W. Ulrich, Grundbegriffe, 14; J . Knobloch, Sprachwissenschaftliches Wörterbuch, 141.

68

Vgl. bei G. Blanke, Semantische Analyse, 115, die Reihe: rund — oval — quadratisch —

69

Für die einzelnen Feldglieder, wie sprechen, eizählen, berichten, sagen, nennen, schil-

eckig — gerade. dern usw. müßten ja dann auch erst noch die jeweiligen Antonyme gefunden werden,

75

Wortfelduntersuchung

Nach der Klärung der Frage der Zugehörigkeit der Antonyme zum Wortfeld kann nun postitiv definiert werden, was im folgenden unter einem Wortfeld zu verstehen ist: Ein Wortfeld ist die einer gemeinsamen Substitutionsklasse angehörige Gruppe von Wörtern, die einen Bereich der Wirklichkeit, der sich mit Hilfe einer Begriffsklammer umschreiben läßt, unter bestimmten Gesichtspunkten zu erfassen sucht. Dabei bestimmen die einzelnen Glieder des Feldes den Inhalt ihrer jeweiligen Feldnachbarn mit. Korrelative Antonyme gehören mit zum Feld, ebenso können kontradiktorische strukturprägend dazugehören, konträre dagegen bilden Ausgangspunkte für selbständige Felder. Hinsichtlich der Methodik bei der Felduntersuchung hebräischer Wörter müssen wir nun davon ausgehen, daß nur ein möglichst genaues Erfassen der in den atl. Texten vorliegenden Belegstellen ein Verständnis der zu untersuchenden Wörter in ihrer jeweiligen Eigenart ermöglichen kann. Da die von H.Schwarz genannten assoziativ auftauchenden Begriffsverbindungen (vgl. Anm. 61) nur bei der Erforschung einer Sprache, in der man selbst lebt, hilfreich sein können, tritt an ihre Stelle das Sammeln einer größeren Anzahl von Stellen, an denen sich gleiche oder ähnliche Sinnbeziehungen finden. Ergeben sich dabei Hinweise auf eine Feldstruktur, kann sodann mit Hilfe einer Begriffsklammer ein Sinnbezirk abgesteckt werden. Bei der Frage nach der Zugehörigkeit der hierbei ermittelten Wörter sind dann die selektiven Restriktionen syntaktischer und lexikalischer Art zu beachten.

2.4.2.

Wortfelder von 135? und

rr^i*

Im folgenden soll nun exemplarisch einerseits ein Wortfeld aus dem profanen Bereich, andererseits eines aus dem theologischen Bereich untersucht werden. 2.4.2.1. Das Wortfeld von igy in der Bedeutung »Sklave« Für unser erstes Feld wählen wir als Ausgangswort das Wort 13$> in der Bedeutung »Sklave«. Die Zusammenstellung einer größeren Anzahl von Stellen, an denen sich im Zusammenhang mit anderen Wörtern ähnliche Aussagen finden, dann würde aber eine zweite Struktur, eben die des Wortfeldes jener Antonyme, das zunächst untersuchte Wortfeld überlagern.

76

Synchronische Betrachtung

wie wir sie bei "13? gesehen haben, ergibt, daß folgende Wörter zum Wortfeld von 133? gehören: - als Korrelationsbegriffe: HTpX, nnstf, nijnn, rn?J; - als ähnliche Begriffe: irrT 1 ??, IprnjpB, H'3"^?, "TW, - als kontradiktorische Antonyme: |iTK, T3? und zu nnotf.

T?&; als Antonym

All diese Wörter dienen dazu, einen Menschen hinsichtlich seiner sozialen Beziehungen zu klassifizieren, wobei sich diese Beziehungen aus der Art des jeweiligen Dienst- oder Arbeitsverhältnisses ergeben, ohne daß dabei aber schon bestimmte berufliche Differenzierungen impliziert sind. Hinsichtlich der lexikalischen Verwendung bestehen zahlreiche Parallelen, das gleiche gilt für den syntaktischen Gebrauch: status-constructus- und Suffixverbindungen sowie Anschluß mit an den jeweiligen Bezugspartner. Nachdem damit die Grenzen des Wortfeldes abgesteckt sind, können wir nun zur Analyse der einzelnen Wörter übergehen, soweit sie Aufschluß über die Beziehungen gibt, in denen die einzelnen Glieder des Feldes zueinander stehen. Wir beginnen mit den beiden Korrelationsbegriffen zu T3?: npijt und nnDtf. HpK und rrn?tf: Diese beiden Wörter finden sich als Bezeichnungen für weibliche Sklaven. Während es nun bei KBL noch heißt, nn?tf lasse sich nicht genau von nip$ unterscheiden, stellte A.Jepsen 195 8 7 0 die These auf, beide Wörter bezeichneten ursprünglich zwei rechtlich deutlich zu unterscheidende Klassen: » ist das noch unberührte, unfreie Mädchen, vor allem im Dienst der Frau des Hauses«; » njps ist die unfreie Frau, sowohl die Nebenfrau des Mannes, wie die unfreie Frau eines unfreien Mannes, eines Sklaven« 71 . A.Jepsen führt als Belege jeweils diejenigen Texte an, die eine nnsii im Dienste einer Frau bzw. eine nax im Dienste eines Mannes zeigen, oder die von den Kindern der ¡"TON sprechen. Freilich weist er auch darauf hin, daß sich einige Texte diesem Verständnis der beiden Wörter sperren. Von daher erscheint es sinnvoll, A.Jepsens Sicht nicht einfach unkritisch zu übernehmen, sondern sie anhand der Belege zu überprüfen. Betrachtet man die Stellen, an denen explizit Besitzverhältnisse angegeben sind, dann findet sich zwar zwanzigmal eine nnDtf im Dienst 70 71

A.Jepsen, Ama h und Schiphcha\ VTVIII, 1958, 293-297. A. Jepsen, Ama h , 293.

77

Wortfelduntersuchung

und Besitz einer Frau, aber immerhin sechsmal wird auch ein M a n n als Besitzer g e n a n n t 7 2 , und würde man hier nicht die Stellen, sondern die tatsächlich damit angegebenen Beziehungen zählen, dann wäre hier eine nnsiö fünfmal im Besitz einer Frau und fünfmal im Besitz eines M a n n e s . Daraus ergibt sich, daß es für die nngtf nicht unbedingt charakteristisch sein kann, daß sie »im Dienst der Frau des Hauses« steht. D a außerdem siebenmal eine Schwangere bzw. eine Frau, die ein Kind hat, als nnptf bezeichnet w i r d 7 3 , scheint es für eine nnDtf auch

nicht

unbedingt wesentlich zu sein, daß sie »unberührt« ist. Im Zusammenhang mit

nax werden vierzehnmal M ä n n e r als Be-

sitzer aufgeführt 7 4 , dreimal werden Frauen g e n a n n t 7 5 , und die damit gekennzeichneten Beziehungen stehen in folgendem Verhältnis: zwölfmal sind M ä n n e r , dreimal Frauen Besitzer einer

n)pK. Hier entspricht das

Verhältnis also eher der Auffassung A.Jepsens, obwohl die Ausnahmen wiederum nur schwer zu erklären sind. Ganz besondere Schwierigkeiten bereitet nämlich Gen 3 0 3 . 4 . Hier bezeichnet nicht nur Rachel Bilha als »meine

sondern im nächsten Vers nennt der Erzähler sie außerdem

noch »ihre«, d.h. Rachels »nnptf«. Bestimmt man aber die Unterschiede zwischen beiden Wörtern in der von A.Jepsen vorgeschlagenen Art und Weise, dann kann unmöglich eine Frau sowohl hörendes

Sklavenmädchen,

nnptf, d.h. der Frau ge-

als auch rTOR, d.h. dem M a n n

gehörende

Sklavenfrau, genannt werden. — Dieser Wechsel zwischen den beiden Bezeichnungen mit Bezug auf ein und dieselbe Frau läßt sich noch in weiteren Fällen beobachten, wobei es sich formal meist darum handelt, daß eine Frau sich gegenüber einem M a n n e sowohl (s. z . B . I S a m 2 5 2 7 . 4 1 / 1 S a m 2 5 2 4 f . 2 8 . 3 1 ) 7 6 .

nnptf als auch n ^

nennt

Ganz sicher kann hier also

das Kriterium der Unberührtheit nicht maßgeblich sein für den Wechsel der Bezeichnungen. A.Jepsen hat diese Schwierigkeiten gesehen und sucht sie so zu erklären, daß diese Frauen die beiden Wörter nebeneinander gebrauchen, um damit ihre Unterwürfigkeit zu bekunden; dies habe dann Frau: Gen 161.2.3.5.6.8 25i2 304.7.9.10.12. is 35 25.26; rn'SJ als Gegenbegriff: Gen 16 4.8.9 Jes 242 Ps 1232 Prov 30 23. Mann: Gen 2 9 24.29 3 2 23 (vgl. 331.2.0) Ruth 213 Lev 19201 Sam 2541. 73 Gen 16s. 8 3 2 23 3 3i. 2.6 Ex 115. 74 G e n 2 0 i 7 2i10.12.13 IISam62o.22 Hi 1915 31i3; in Gesetzestexten : Ex 217.2o.2óf. Lev 25 44 Dtn 15 17. 75 Gen 303 Ex 2s Nah 2s. 76 Abgesehen von Gen 3133, wo Bilha und Silpa, die sonst immer nns® genannt werden, genannt werden, findet sich dieser Wechsel noch bei Abigail (I Sam 25 27.41 nnstf / I Sam 25 24.25.28.3i ), Hanna (I Sam 116 nip(< / I Sam I i s nnstf ), Frau aus Thekoa (II Sam 1415.16 n?j(< / I I Sam 146.7.12.15.17.19 nnptf ), Ruth (Ruth 2i3 nnptf/39 n ^ ).

72

78

Synchronische Betrachtung

später dazu geführt, daß die ursprüngliche Unterscheidung nicht mehr durchgehalten wurde.

Diese Erklärung befriedigt nicht; denn selbst wenn beide Formeln Unterwürfigkeit bezeugen sollen, würde man doch erwarten, daß auch nur eine — und zwar die jeweils für das betreffende Mädchen bzw. die betreffende Frau passende — gebraucht wird. Andernfalls muß man voraussetzen, daß hier schon die ursprüngliche Unterscheidung nicht mehr durchgehalten wird. Dies erscheint jedoch im Hinblick auf die von A.Jepsen angenommenen Differenzen sehr unwahrscheinlich, und A.Jepsen betont auch andererseits — darauf werden wir noch zurückkommen —, daß sich selbst im formelhaften Gebrauch von und nnptf noch Unterschiede erkennen lassen. — All diese Beobachtungen rufen die Frage hervor, ob der Inhalt der Wörter und nnptf nicht doch anders bestimmt werden muß, als dies bei A.Jepsen geschieht. Insbesondere die Beobachtung, daß beide Ausdrücke sich auf ein und dieselbe Frau beziehen können, macht es unwahrscheinlich, daß hier ursprünglich rechtliche Klassenbezeichnungen vorliegen. Gerade in den Rechtstexten des A T würde man ja, wenn man A.Jepsens Auffassung folgt, erwarten, Genaueres über den jeweiligen juristischen und sozialen Status der bzw. nnpt? zu erfahren. Doch hier stößt man auf einen zunächst verblüffenden Sachverhalt: In sämtlichen Rechtssätzen sowie im Dekalog wird — abgesehen von einer Ausnahme — stets nur das Wort verwendet 7 7 : s. E x 217.20.26f.32 L e v 2 5 6 . 4 4 Dtn 1212.18 1517 1611.14 E x 2 0 1 0 . 1 7 D t n 5 l 4 ( l 8 ) 2 1 vgl. E x 2 3 l 2 . Soll das nun heißen, daß diese Bestimmungen nur für die n?jK gelten, nicht aber für die nnptf ? So unwahrscheinlich diese Annahme von vornherein erscheinen muß, wird sie außerdem noch widerlegt durch J e r 3 4 8 f f : Diese Erzählung von der wieder rückgängig gemachten Freilassung israelitischer Schuldsklaven in Jerusalem bezieht sich in v. 14 explizit auf die Bestimmung der zeitlichen Begrenzung dieses Sklavendaseins, wie wir sie E x 2 l 2 f f Dtn 1512ff. finden (vgl. unten Kap. 3.1.1.!). Während aber in den gesetzlichen Bestimmungen des Bundesbuches und des Deuteronomiums immer das Wort verwendet wird, erscheint in der Erzählung Jer 348ff. stets das Wort nnptf. Aus dieser Beobachtung ergibt sich die Folgerung, daß in den Rechtstexten und in der Erzählung keinesfalls zwei rechtlich unterschiedene Klassen gemeint sein können. Vielmehr geht es stets 77

Einzige Ausnahme von dieser Regel, die uns noch beschäftigen wird: Lev 1 9 20 wird nn?t? verwendet.

79

Wortfelduntersuchung

um ein und dieselbe rechtliche Gruppe, nämlich die der (männlichen und) weiblichen Sklaven. Um die naheliegende Frage — warum werden dann aber unterschiedliche Bezeichnungen verwendet? — beantworten zu können, gilt es, zunächst die Verwendung des Wortes nnptf zu untersuchen. Hier fällt ebenfalls wieder eine Gruppe von Texten auf, in denen immer nur ein Wort begegnet, nun jedoch obwohl man zunächst nicht versteht, warum nicht auch das andere Wort erscheint. Bei diesen Texten handelt es sich um jene formelhaften Reihen, die all das aufzählen, was zum Besitz eines als wohlhabend geltenden Mannes gehört 78 . Die Verwendung des Wortes nngtf in diesen Reihen läßt nun zunächst einmal den Schluß zu, daß eine Sklavin unter dem Aspekt, daß sie zum Besitz eines Mannes gehört, als nnptf bezeichnet wird. Aus diesem Grunde steht eben auch Jer348ff. konsequent nnptf: Es geht in diesem Konflikt darum, ob israelitische Sklaven, die sich aus Not verkauft haben, nun zum »Besitz« ihrer jeweiligen Herren gehören, wie die Jerusalemer meinen, oder ob sie nicht vielmehr nK und VI, d.h. Angehörige ein und desselben Volkes sind, nämlich des Volkes Jahwes, und damit nur ihm unterstellt, wie Jeremia im Auftrag Jahwes verkündet. Da in diesem Zusammenhang die »Sklavinnen« also vor allem unter dem Gesichtspunkt gesehen werden, daß sie zum »Besitz« der Jerusalemer gehören, werden sie mit dem Wort nnstf bezeichnet. Und aus eben demselben Grunde — weil es hier nämlich um Eigentumsverhältnisse geht! — wird dieses Wort auch Lev 1920 verwendet, dem einzigen Rechtstext, in dem sich das Wort nnptf findet. Hier wird der Fall erörtert, daß ein Mann mit einer Sklavin, die einem anderen Mann gehört, Geschlechtsverkehr hat und die Möglichkeit einer Sühne dafür festgelegt. In ähnlicher Weise spielt auch in den anderen Texten, in denen nnptf begegnet, der Gesichtspunkt des Besitzes eine Rolle: Gen 161 ff. ist Sara in ihrer Auseinandersetzung mit Hagar darüber empört, daß ihre Sklavin sich ihr gegenüber überheblich benimmt 7 9 ; Gen304ff. werden die Kinder der Sklavinnen bekanntlich jeweils als Kinder der Besitzerinnen der jeweiligen Sklavin gezählt 80 ; Gen 29 24.29 wird ein Besitzerwechsel geschildert: 78

Genl2i6

20u

2 4 35 3 0 43 3 2 6 I S a m 8 i 6

IIReg526

Koh 2T,

nur

mit T3}>

verbunden: Dtn 28«s Jer 349.10.11. i6 Jes 142 242 Jon 32 II Chr 2 8 xo Est 74. 79

Auch bei den Stellen, wo die

der rvi'jj gegenübergestellt wird, steht im Hinter-

grund der Gegensatz von Besitzer und Besitz, d.h. demjenigen, der zum Besitz gezählt wird: Gen 16 4.8.9 Jes 24 2 Ps 123 2 Prov 30 23. 80

In diesem Sinne ist auch Gen 35 25.26 zu verstehen.

80

Synchronische Betrachtung

Laban gibt seine Sklavinnen den beiden Töchtern als Morgengabe oder Aussteuer; Gen 3223f. haben wir fast so etwas wie eine Besitzformel, nämlich eine Aufzählung der Habe Jakobs; ISam2541 will Abigail deutlich machen, daß sie nun in den »Besitz« Davids übergeht. Diese letzte Stelle enthält allerdings neben dem für die Verwendung von nnptf charakteristischen Besitzaspekt noch einen weiteren Zug, der in Verbindung mit rm?S> begegnet: Es wird auf die Arbeit der nnptf hingewiesen, ISam254l will Abigail die Füße der Gefolgsleute Davids waschen; I I S a m l 7 l 7 zeigt, daß das Wasserholen eine für die nnptf typische Aufgabe war; Ex 115 nennt den Platz an der Handmühle als den für eine nnpt? üblichen Aufenthaltsort. — So zeigen diese Stellen: nnpti ist die zum Besitz ihrer Gebieterin oder ihres Herrn gerechnete und als Arbeitskraft angesehene Sklavin. (Im Deutschen könnte man nnptf am ehesten als »Arbeitssklavin« wiedergeben.) Von dieser Bedeutung des Wortes nnptf her erklärt sich leicht die formelhafte Verwendung als Selbstbezeichnung einer Frau gegenüber einem Mann. Wenn z.B. ISam 2821 f. die Totenbeschwörerin zu Saul sagt: »Siehe, deine

nripttf hat auf deine Stimme gehört,

ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt und auf deine W o r t e gehört, wie du mir gesagt h a s t . . . « ,

dann weist sie damit auf ihre Dienstbereitschaft Saul gegenüber hin, ebenso wie Abigail ISam 25 27 gegenüber David. Ausdruck der Unterwürfigkeit ist es, wenn Ruth auf Boas' freundliche Worte hin antwortet: »So habe ich Gnade in deinen Augen gefunden

81

,

mein Herr, denn du hast mich getröstet und hast deiner

nns® zum Herzen gesprochen,

dabei bin ich nicht einmal wie eine deiner PhSB.« (Ruth 213)

Ähnlich demütig formuliert Hanna ihren Dank, nachdem Eli ihr die Erfüllung ihres Gebetes verheißen hat: » . . . So hat deine nnptf Gnade gefunden in deinen Augen.«

82

(ISam 118) 81

Impf, steht hier, weil die Aussage abhängig ist von der vorangegangenen Rede Boas'. I. Lande, Formelhafte Wendungen, 9 7 , möchte dagegen hier und I Sam 1 is einen Wunsch ausgedrückt sehen, verkennt aber den Zusammenhang: Ruth 213 a bezieht sich ja auf das gerade geschilderte Verhalten des Boas.

jrrK^lji?

hat hier keinesfalls Wunschcharakter,

sondern eher den Sinn einer Dankformel, vgl. G. Gerleman, Ruth, BK XVIII, 1 9 6 5 , 2 7 . 82

H . J . S t o e b e , Das erste Buch Samuelis K A T VIII, 1, 1 9 7 3 , 8 9 und 9 1 , sieht hier im Anschluß an I.Lande ebenfalls einen Wunsch, allerdings mehr ein »Sichempfehlen zum

Wortfelduntersuchung

81

Ebenfalls Ausdruck der Höflichkeit und Demut sind die Selbstbezeichnungen der weisen Frau aus Thekoa 8 3 gegenüber David und der beiden Frauen gegenüber Elisa 8 4 . So zeigt sich, daß A.Jepsen völlig zutreffend in der Verwendung von nnst* als Höflichkeitsformel ein Zeichen der Unterwürfigkeit und Dienstbarkeit gesehen hat 8 5 und daß sich diese Verwendung auch konsequent aus der von uns erkannten Bedeutung von nnptf als »Arbeitssklavin« ergibt. Gerade bei den formelhaften Selbstbezeichnungen fällt nun freilich auf, daß sich hier ein und dieselbe Frau sowohl als auch nennt. Läßt sich für niaK nun ebenfalls eine spezifische Verwendung erkennen, wie sie sich für nnptf ergeben hat, so daß der Wechsel beider Ausdrücke wohlbegründet ist? Betrachtet man die Verwendung von mp^t im Munde von Abigail, Ruth, Hanna und der Frau aus Thekoa, dann zeigt sich: Jedes Mal begegnet hier im Zusammenhang mit einer Bitte86. Abigail bittet David um Gehör und Vergebung sowie darum, daß er sich an sie erinnern möge; Ruth bittet Boas indirekt, sie zu heiraten 87 , da er ja »Löser« ist; Hanna bittet Eli, nichts Schlechtes von ihr zu denken; die Frau aus Thekoa bittet David, ihr in ihrer Not zu helfen. Ebenso bittet IlSam 2017 eine weise Frau in einer bedrohlichen Lage Joab, auf sie zu hören, versucht IReg 113 f. 17 f. Bathseba in einer kritischen Situation, Davids Unterstützung zu erhalten, bemüht sich IReg3 20 eine »Dirne«, Salomos Hilfe in einer scheinbar ausweglosen Lage zu erhalten. Eine entsprechende Verwendung von begegnet auch im Reden zu Gott: I S a m l l l bittet Hanna um einen Sohn; P s 8 6 l 6 bezeichnet sich der Psalmist als IWJini und bittet um Jahwes Hilfe und legt ein Dankgelübde ab, dementsprechend begegnet Ps 11616 der Ausdruck innerhalb eines Dankliedes im Anschluß an eine Schilderung der Not. Diese Texte zeigen: HljK wird verwendet, um damit auf die Schwachheit und Hilfsbedürftigkeit der betreffenden Frau hinzuweisen, d.h. im Zusammenhang mit einer Notlage 88 . Damit wird nun auch deutlich, warum Abschied«, aber der Z u s a m m e n h a n g entspricht dem von R u t h 2 u - i 3 , d . h . H a n n a dankt hier ebenfalls für die vorangegangenen W o r t e Elis. 83

II S a m 1 4 6 . 7. 12. 15. 17. 19.

84

II Reg 4 z. i6.

85

A. Jepsen, A m a h , 2 9 5 .

86

I Sam 2 5 24.2s.28.3i R u t h 3 9 1 S a m 116 II Sam 1415. i6.

87

G . Gerleman, Ruth, 3 1 f.

88

Auch hier hat A . J e p s e n

schon richtig gesehen, daß nip(» von der Hilfe und

suchenden F r a u verwendet wird ( 2 9 5 ) , aber er hat diese Unterscheidung dann 6

Riesener, Der Stamm

Schutz nicht

82

Synchronische Betrachtung

in den Rechtstexten und im Dekalog stets das Wort begegnet: Auch hier handelt es sich ja immer um Scfcuizbestimmungen für Sklavinnen; sie werden also nicht unter dem Gesichtspunkt betrachtet, daß sie eine Arbeitskraft darstellen, sondern es geht hier um ihr Wohlergehen, sie werden als schutzbedürftige Frauen gesehen. In diesem Sinn heißt es auch Hi 3113: » . . . Wenn ich mißachtet das R e c h t . . . meiner H!JK . . . « . Diese Beobachtung hilft uns zu verstehen, warum so häufig ein Mann als Herr einer genannt wird und dabei dann sexuelle Beziehungen im Blick sind 8 9 : Das Wort rnjij bezeichnet eine Sklavin im Hinblick auf ihre Weiblichkeit; diese zeigt sich z.B. in ihrer Schutzbedürftigkeit und sexuellen Attraktivität gegenüber dem Mann, aber auch darin, daß sie von ihrem jeweiligen Herrn Kinder hat 9 0 . (Im Deutschen könnte man am besten mit »Sklavenmädchen« oder »Sklavenfrau« wiedergeben.) Von daher sind auch jene Stellen zu verstehen, an denen eine n??K bestimmten Frauen zugeordnet wird: Ex 25 und Nah 28 werden die rrinips bzw. mpK der Tochter Pharaos bzw. der Königin von Ninive erwähnt — die königlichen Sklavinnen sah man eben nicht unter dem Aspekt, daß es sich hier um »Arbeitskräfte« handelte, sondern sie sollten der Königin oder der Prinzessin nur »weibliche Gesellschaft« leisten, sie waren, wie Ex 25 zeigt, eher »Gespielinnen«, die ihre Herrin begleiteten. (Niemals wird das Wort in ähnlicher Weise wie die Bezeichnung nnptf mit schwerer Arbeit in Verbindung gebracht!) So erklärt sich auch die Verwendung von in Gen 3 0 3 : Rachel will Bilha dem J a k o b ja nicht als »Arbeitskraft«, sondern als »Frau« geben, d.h. es kommt hier auf die »Weiblichkeit« an. Im folgenden freilich sind dann, wie wir schon sahen, gerade wieder die Besitzverhältnisse entscheidend, daher wird Gen 304ff. dann wieder das Wort nnps) gebraucht. Als Ergebnis läßt sich nun abschließend festhalten: 1. Die beiden Wörter niptf und nnptf werden nicht verwendet, um die Zugehörigkeit zu rechtlichen Gruppen anzugeben oder biologische Unterschiede zu kennzeichnen, die in einem kontradiktorischen Verhältnis zueinander stehen. 2. Die Tatsache, daß beide Ausdrücke sich auf ein und dieselbe Frau beziehen können, zeigt, daß hier nur die so bezeichnete unter verschiedenen Aspekten gesehen wird.

89 90

durchgehalten und beide Ausdrücke abschließend als »Zeichen der Unterwürfigkeit« verstanden (297). Gen2O172i10.12.133i33IISam620.22Hi 19is Ex 21 ?ff. Dtn 15i7Ruth3. Gen 21 IO. 13 Ex 2 3 1 2 Jdc 918.

Wortfelduntersuchung

83

3. Der Unterschied zwischen beiden Wörtern ist folgendermaßen zu bestimmen: Als wird die zum Besitz ihres Herrn oder ihrer Herrin gezählte und als »Arbeitskraft« gewertete Sklavin bezeichnet. Als Höflichkeitsformel bei Selbstbezeichnungen signalisiert das Wort Unterwürfigkeit und Dienstbereitschaft. Als rrpij wird eine Sklavin im Hinblick auf ihre weiblichen Qualitäten (Schutzbedürftigkeit, Schwachheit, sexuelle Attraktivität etc.) bezeichnet. Der formelhafte Gebrauch bei Selbstbezeichnungen und die Verwendung in Rechtstexten zeigen die Schutz- und Hilfsbedürftigkeit der so Bezeichneten 9 1 . mjrn: Bei dem Wort m?n"l, das sich Jdc530 als Bezeichnung für die im Krieg erbeutete Sklavin findet, herrscht eindeutig der sexuelle Gesichtspunkt vor. Es scheint der Umgangssprache zu entstammen und gehört wohl zum Soldatenslang 92 ; Jdc528ff. wird geschildert, wie die Mutter des schon getöteten Sisera nach der Schlacht auf ihren Sohn wartet und sich selbst beruhigt: »Gewiß haben sie Beute gefunden und geteilt, D'tiprp Dn~i

(ein, zwei,Weiber')

für jeden Mann . . . «

Das hier zugrundeliegende Wort mpn"i ist von orn »Mutterschoß«, »Frauenschoß« abgeleitet und läßt klar erkennen, unter welchem Gesichtspunkt die erbeuteten Frauen gesehen wurden. •^rnjj?s/iv5 vV? Während sich also die verschiedenen Aspekte, unter denen man Sklavinnen betrachten konnte, in drei unterschiedlichen Wörtern zeigen, haben wir für die männlichen Sklaven nur das schon oben untersuchte Wort TS? 93 , bei dem keinerlei geschlechtsspezifische Aspekte festzustellen sind. 91

Möglicherweise bietet auch die Etymologie einen Hinweis auf den Unterschied beider Wörter: nri?^ wird nach KBL, 1002, von n ^ Sklavin

»gießen« abgeleitet, bezeichnet also die

nach ihrer Tätigkeit, Wasser auszugießen. n)?(J stellt evtl. ein

»Lallwort«

(KBL, 59) dar, d.h. hier wäre für die Sklavin der Name gewählt worden, den die von ihr evtl. als »Kindermädchen« gehüteten Kleinkinder ihr gegeben haben. 92

KBL, 8 8 6 .

93

Kapitel 2.3.1.

84

Synchronische Betrachtung

Von einem anderen Gesichtspunkt her kann dieses Wort jedoch noch näher erläutert werden: Man unterschied bei den Sklaven den JV3 -p1?194 von dem 105 njj?)5 oder ]?3p95, d.h. den »im Haus Geborenen« von dem »für Geld Gekauften«. Auch der Ausdruck n?3 'J3 meint, wie der Zusammenhang Koh 27 und die Parallele Gen 153 zeigen, den im Haus geborenen Sklaven, der besonders eng mit »seiner« Familie bzw. Herrschaft verbunden war, so daß er nach Gen 153 sogar als Erbe eingesetzt werden konnte. E x 2 l 4 f f . wird deutlich, wie man sich etwa die Umstände bei der Geburt eines »Haussklaven« vorzustellen hat: Der »Herr« gibt seinem Sklaven eine Frau; die Kinder, die aus dieser Verbindung hervorgehen, gehören dann dem Herrn (ebenso bleibt natürlich die Frau in seinem Besitz). Andererseits war es auch möglich, daß ein Sklavenehepaar von vornherein zusammen gekauft wurde, und dessen Kinder gehörten dann natürlich auch dem jeweiligen Besitzer. Freilich dürfte dieser Fall seltener gewesen sein. Jedenfalls scheint bei dieser Unterteilung der Sklaven in »Hausgeborene« und »Gekaufte« neben dem materiellen Gesichtspunkt auch der Aspekt wesentlich zu sein, daß die Hausgeborenen in einem besseren, vertrauteren Verhältnis zu ihren Herren standen. 1V3: Das Wort "i?3 erscheint teilweise als Parallelbegriff zu 135?. So wird z.B. Ziba I I S a m 9 2 als 13? bezeichnet, I I S a m 9 9 l 6 l 1918 aber als "IV3 ; beide Male liegt freilich nicht die Bedeutung »Sklave«, sondern die Bedeutung »Diener« oder »Untergebener« zugrunde. Überhaupt bezeichnet "i?3 seltener den Sklaven 9 6 , eher den »Diener«, und zwar primär unter dem Gesichtspunkt, daß es sich hier um »junge Leute« handelt 9 7 . So wurden beispielsweise für landwirtschaftliche Tätigkeiten offensichtlich gern junge Männer herangezogen. Wir hören z.B. von David und Josef, daß sie als die »Jüngsten« auch mit die Schafe hüten mußten 9 8 . Ebenso spielt in der Erzählung von der Moabiterin Ruth das njO-Motiv eine Rolle: Stets werden die Leute, die die Ernte einbringen, als T?3 oder D'1^3 bzw. als rrhyj 9 9 bezeichnet, und auch Ruth selbst wird eine n n j j , eine 94

Gen 1 4 4 1712f.23.27 Lev 2 2 1 1 Jer

95

Gen 1712.23.27 Lev 2 2 1 1 .

2u.

96

D a r a n könnte m a n z . B . Gen 1 8 7 2 2 3 . 5 J d c 1 9 9 f f . denken.

97

Evtl. ist -|?J ja von dem Verb 1 ? )

»knurren« o . ä . abgeleitet, dann w ä r e darin Bezug

genommen auf die teilweise eigenartigen Geräusche, die die jungen M ä n n e r im Stimmbruch von sich geben. 98

Gen 3 7 2 I Sam 1 6 n vgl. Gen 2 5 sff. H i 115.

99

Maskulin:

Ruth 2 s . 6 . 9 . IS;

Feminin:

Ruth 2 s . 22f. 3 2.

85

Wortfelduntersuchung

»junge Frau« genannt 1 0 0 . B o a s 1 0 1 wertet es daher als Zeichen von 1Q0, daß sie nicht die »jungen Leute« (D'Tina) vorzieht, sondern sich ihm, dem doch wohl schon etwas Älteren, zuwendet, um den Namen ihres verstorbenen Mannes wieder aufleben zu lassen. Hier wird also ein Unterschied in der Verwendung von "l?J und deutlich: Während ~IJ>5 häufig dazu dient, Hirten oder Landarbeiter zu bezeichnen 1 0 2 — diese Verwendung ist abzuleiten von der Tatsache, daß für diese Arbeiten eben gerade die jungen Leute herangezogen wurden —, wird niemals dazu verwendet, obwohl sich für das Verb und das Substantiv rrj3? dieser Gebrauch durchaus feststellen läßt. 13?

Von daher wird der Wechsel in den Bezeichnungen für Ziba verständlich: I I S a m 9 2 charakterisiert das Wort "J3J> ihn nur ganz allgemein als »Diener« Sauls, als es dann aber IISam99ff. um genauere Angaben über die Tätigkeiten Zibas geht — er soll nämlich Meribaals Landbesitz verwalten, d.h. nach v. 10 auch die Ernte einbringen —, wird von da an stets das Wort verwendet 1 0 3 . Die weiteren Verwendungsweisen von "i?3 z.B. im militärischen 1 0 4 , höfischen 1 0 5 oder kultischen Bereich 1 0 6 , die denen von 13? in gewisser Weise ähneln, können wir im Rahmen des von uns hier untersuchten Wortfeldes nicht weiter analysieren. Auch hier ist jedoch davon auszugehen, und darin besteht der Unterschied zu "ray, daß die betreffenden Aufgaben oder Ämter bevorzugt jungen Männern übertragen wurden, wie es z.B. für das Amt des »Waffenträgers« - J d c 9 5 4 l S a m 141 wird ein als Waffenträger genannt, vgl. auch Jdc7l0f. — gilt, das dem jungen David am Hofe Sauls nach ISam 1621 zugewiesen wurde. rns>j: Abgeleitet von "lyj findet sich rngj als die entsprechende Femininbildung. Dieses Wort bezeichnet ebenfalls primär das »junge Mädchen«, beispielsweise werden Rebekka und Dina so genannt 1 0 7 . Ebenso wie "i?J können unter diesem Gesichtspunkt des Jung-Seins auch Sklavinnen, 100

Ruth 2 s £.412.

101

Ruth 3 IO.

102

Als Ubersetzung für IV) erscheint daher im Deutschen

das Wort

»Knecht«

oder

»Landarbeiter« geeignet. 103

Daß er auch als "l?J

des Hauses Saul bezeichnet wird (II Sam 99 16 is), legt die An-

nahme nahe, daß er auch zur Zeit Sauls eine ähnliche Funktion erfüllte. 104

Etwa Gen 14 23 I Sam 215 II Sam 15 412 I Reg 2014 ff. Neh 410 u. ö.

105

II Sam 1317 Est 22.

106

Ex 33111 Sam 2i3.15. is.

107

Gen 2414.16.28.55.57 343.12.

86

Synchronische B e t r a c h t u n g

Dienerinnen oder Mägde gesehen werden 1 0 8 , wobei z.B. Ruth28.22f. ebenfalls eine bäuerliche Tätigkeit im Blick ist. Die Bedeutung entspricht in gewisser Weise der früher für Hausangestellte üblichen Bezeichnung: »mein Mädchen«.

Während sich bei den bisher betrachteten Wörtern kaum Indizien für eine geringschätzige Bedeutungskomponente finden, enthält das Wort Tyy, das bezeichnenderweise auch nur einmal - Jer 143 - begegist abzunet, einen etwas abwertenden Unterton. Die Bezeichnung leiten von »gering sein« und wird Jer 143 im Hinblick auf die »Sklaven« oder »Diener« gebraucht, die für die »Vornehmen« '(D'TTÜ) Wasser holen sollen.

Wie aus Lev 1913 D t n 2 4 l 4 f . (vgl. auch H i 7 2 ) hervorgeht, erhielt der Tpty täglich den Lohn für seine Arbeit — zumindest sollte es so sein; er war also im Unterschied zum "Q? ein »Tagelöhner« oder »Lohnarbeiter« 1 0 9 . Nach Lev 25 39 f. 53 wurde er besser behandelt als die gewöhnlichen (ausländischen) Sklaven; denn hier wird gefordert, man solle einen israelitischen Sklaven keine »Sklavenarbeit«, sondern die Arbeit eines Tplj? verrichten lassen, und nach Hi 146 war der TOtj? in der Regel mit seinem Leben zufrieden. Mal 3 5 heißt es sogar, daß Jahwe selbst als Zeuge auftreten wird u.a. gegen die, die dem »Lohnarbeiter« unrecht tun 1 1 0 . Andererseits gehörte der T?tj? nicht zur Familie, er nahm im Gegensatz zu dem beschnittenen Sklaven nach Ex 1245 nicht am Passah teil Hiermit haben wir den Bereich der zum Wortfeld von 135? gehörigen Parallel- und Komplementärbegriffe abgeschritten; entsprechend unserer Definition des Wortfeldes 1 1 2 müssen wir nun noch die kontradiktorischen Antonyme zur Komplettierung des Feldes mit heranziehen. 108

Ex 2s

steht r n j ; j

parallel

z u npN ; v g l .

Gen246i

ISam2542

Prov93

2717

3115

E s t 4 4 . 1 6 R u t h 2a. 22f. 3 2 . 109

D e m entspricht a u c h die Ableitung des W o r t e s v o n d e m V e r b njlf

»um Lohn mieten«,

KBL, 9 2 2 f . 110

Vgl. Sir 7 2 0 : » B e h a n d l e nicht schlecht den Sklaven, der a n s t ä n d i g arbeitet, u n d den L o h n a r b e i t e r , dessen H e r z bei seiner A r b e i t ist.«

111

Vgl. a u c h L e v 2 2 1 0 : I m G e g e n s a t z zum Sklaven darf der L o h n a r b e i t e r eines Priesters nichts Geweihtes essen.

1,2

S. 7 5 .

Wortfelduntersuchung

87

Das ohne Zweifel am häufigsten begegnende Oppositionswort zu "py »Sklave« ist: fiHJ »Herr« 1 1 3 . Hier ist es nun interessant, daß »den Herrn als den Gebieter« 114 meint, im Unterschied zu »Baal«, das den »Besitzer« bezeichnet, und daß niemals »Baal« als Gegenbegriff oder Bezugswort für 13? erscheint. Dieser Befund entspricht einerseits unserer Beobachtung, daß für den Bezugspartner des 13? eben das »Gebieten«, »Befehlen« etc. charakteristisch ist. Andererseits wird hier jener Gesichtspunkt etwas eingeschränkt, der sich bei jenen »Besitzformeln« gezeigt hatte: Während in diesen formelhaften Aufzählungen der T3V als Teil des Besitzes eines reichen Mannes genannt wird, gilt er doch, wie sich nun zeigt, nicht primär als »Besitz«, sondern als derjenige, dem etwas »aufgetragen« wird, der also den Anweisungen seines Herrn entsprechend handelt 115 . Als Oppositionswort zu nipif: und nriDtf finden wir z.B. ISam25 25.27f.41: Abigail nennt David hier ihren »Herrn«, sich selbst bezeichnet sie als mpjt bzw. nnDtf. Eine entsprechende Femininbildung zu gibt es im AT nicht. T3T.

Gen 2729.37 finden wir 13V als Gegensatz zu ~P3?: Isaak kündigt in seinem Segen an, Jakob werde der T33 seiner Brüder sein. Hier soll nicht nur gesagt werden, daß die Brüder ihm »gehorchen«, nach seinen Befehlen handeln müssen, sondern es geht dabei vor allem um die Überlegenheit Jakobs, seine Vorrangstellung, die die Brüder dadurch anerkennen, daß sie vor ihm »niederfallen«. Das Wort ist also von der Grundbedeutung des Verbs "13? »überlegen, stark sein« her zu verstehen 1 1 6 und betont die übergeordnete Stellung des so Bezeichneten. rn'aa:

Die entsprechende Femininbildung n"T3? bezeichnet die »Herrin« einer nnptf oder rnyj 1 1 7 , wobei der Ton ebenfalls wieder auf der über113 114

115

116

117

S. Ex 214 ff. Dtn 231« I Sam 25 io 3013 Jes 24 2 u. ö. L.Köhler, Theologie des Alten Testaments, 1966 4 , 12; O.Eißfeldt, , ThWAT I, 65; E. Jenni, , THATI, 32. Möglicherweise wird der Ausdruck 13? auch deshalb vermieden, weil dabei ein kultisch-religiöses Verständnis naheliegen könnte, das Wort 13? im theologischen Sprachgebrauch des AT aber nur für die Verehrer und Diener Jahwes verwendet wird. J. Kühlewein, 13J , THAT I, 398-102, bes. 400; H.Kosmala, 13} , ThWAT I, 902 f. 908 f. Gen 164.8f. II Reg 53 Jes 242 Ps 1232 Prov 30 23.

Synchronische Betrachtung

88

geordneten Stellung liegt. So besteht in der Hagar-Erzählung Gen 16 der Ärger für Sara eben darin, daß die ihr eigentlich untergeordnete Hagar nun auf sie, ihre Herrin und Besitzerin, herabsieht. J e s 2 4 2 erscheint es geradezu als Zeichen der Endzeit, daß das »Sklavenmädchen« wie seine »Herrin« sein wird. Ebenso erscheint es Prov3023 als großes Unglück, wenn eine Sklavin den Platz ihrer Herrin einnimmt. Als normal und richtig gilt es dagegen nach Ps 1232, wenn die »Herrin« die Überlegene ist, nach der sich das Verhalten der ihr Unterstellten richtet. Mit einer Skizze des Wortfeldes von T3? wollen wir diesen Überblick abschließen. Charakteristisch für dieses Wortfeld ist eine flächenhafte Struktur, die geprägt wird einerseits durch die komplementäre Antonymie der maskulinen und femininen Bezeichnungen, andererseits durch die kontradiktorische Antonymie der Bezeichnungen für »Sklaven«, »Diener« etc. und »Herren«.

\ 1 / * •

- n r o -

jS. v i /

«—TW—*

v i / ' «lorrupn» «-rrn

v t / f

-rrjn— S [ \

\-13V- /

t— na«—• «—nnstf-» « - ¡ W M

Bei der Darstellung der jeweiligen Bedeutungen der einzelnen zu diesem Feld gehörigen Wörter und der Beziehungen, in denen sie zueinander stehen, haben wir gesehen, daß hier die Wirklichkeit unter sehr verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet wird. Wir haben materielle, leistungsbezogene, geschlechtsspezifische und sexuelle, altersbezogene,

Wortfelduntersuchung

89

positions- und relationsbezogene Aspekte feststellen können. So vermittelt uns diese Feldanalyse einen Eindruck davon, in welcher Weise hier ein bestimmer Teil der Wirklichkeit gesehen und verstanden wurde —, und unsere etwas mühsamen Hilfsübersetzungen zeigen, daß diese Sicht sicher nicht einfach der unseren entspricht. 2.4.2.2. Das Wortfeld von n"]^ als Terminus für das »Handeln« Jahwes Es erscheint sinnvoll, ein weiteres Beispiel dem theologischen Sprachgebrauch zu entnehmen. Daher soll nun untersucht werden, wie sich die einzelnen Wörter voneinander unterscheiden, mit denen das »Werk« oder das »Handeln« Jahwes bezeichnet wird. Wir finden hier eine große Anzahl von Wörtern, deren Bedeutungen sich nach Angabe der Lexika wenig unterscheiden. Die Übersetzungen »Werk«, »Tat«, »Arbeit«, »Handeln« und »Dienst« werden für die folgenden hebräischen Wörter angegeben: npxft), ^ y n und nto, typa, tyä und n^ni, TT, und n'pys, rnb?. Diese elf Wörter dienen zur Bezeichnung des göttlichen Handelns. Da sie auch im Hinblick auf menschliches Handeln gebraucht werden, ist es notwendig, auch diese Texte mit heranzuziehen, soweit sich dabei für unsere Fragestellung Aufschlüsse gewinnen lassen. Selbstverständlich können wir dabei jedoch im Rahmen dieser Arbeit keine ausführliche Analyse all dieser Wörter durchführen, es soll nur versucht werden, jeweils den speziellen Gesichtspunkt herauszuarbeiten, unter dem hier das Phänomen »Handeln« Gottes bzw. der Menschen gesehen wird 1 1 8 . Da es in diesem Zusammenhang auch aufschlußreich ist, welche Bezeichnungen zwar für die menschliche Arbeit, nicht aber für das göttliche Handeln verwendet werden, wollen wir kurz auch noch die Wörter rnp?, 3S}>, Jiasy, V)py, n^ri betrachten. Wenn wir diese 11 bzw. 17 hebräischen Wörter zu den Wortfeldern »göttliches« bzw. »menschliches Handeln« zählen, dann haben wir damit schon bewußt einige Wörter ausgegrenzt, die durchaus als Parallelbegriffe zu den oben genannten erscheinen und auch syntaktisch ähnlich verwendet werden, etwa Vlöjn (Ps 11612), rfK^pj (z.B. P s 7 8 l l ) oder niTOJ (z.B. Dtn324); denn hier wird schon von vornherein das »Handeln« in den Bereich des Außergewöhnlichen, Wunderbaren verwiesen, d.h. in bestimmter Weise bewertet. Die Umgrenzung des Wortfeldes ergibt sich also daraus, daß neben den Restriktionen syntaktischer Art (Kombinierbarkeit mit menschlichen und göttlichen Subjekten und Objekten) auch solche lexikalischer Art maßgeblich Iis

entsprechende Sekundärliteratur wurde daher nur soweit berücksichtigt, als sie Aufschlüsse für diese Fragestellung bot.

90

Synchronische Betrachtung

sind, wobei der zugrundeliegende Sinnbezirk verstanden wird als »göttliches« bzw. »menschliches Handeln«, das nicht schon von vornherein bestimmten Wertungen unterliegt. Die Struktur dieses Wortfeldes muß sich, wie schon die erste Durchsicht der hier in Frage kommenden Stellen zeigt, von dem für T35> ermittelten stark unterscheiden, da hier korrelative Antonyme fehlen und kontradiktorische in den Texten ebenfalls keine Rolle spielen. Inwiefern sich überhaupt eine gewisse Struktur erkennen läßt, muß eine Untersuchung der einzelnen Glieder des Wortfeldes zeigen. Ein Vorgehen in alphabetischer Reihenfolge legt sich nahe, da sich zu Beginn dieser Untersuchung noch keine inhaltlichen Zusammenhänge oder sachlichen Prioritäten erkennen lassen. Vias und il^BJ: Um das Spezifische dieser beiden Wörter für menschliches und göttlichesHandeln zu erkennen, geht man am besten von dem zugrundeliegenden Verb Voj aus, da hier eine charakteristische Eigenart sofort ins Auge fällt: Das Verb, dessen Subjekt verschiedene Personen sein können, wird stets mit einem personalen Objekt verbunden 119 . Es bezeichnet also menschliches bzw. göttliches »Handeln an« bestimmten Menschen bzw. »an« Gott. Syntaktisch werden die betreffenden Objekte mit V? 120 , ^>121 oder 118 1 2 2 bzw. als Akkusativ ohne n^ 1 2 3 angeschlossen oder durch Suffix 1 2 4 bezeichnet. Durch die Verwendung der Präposition by wird zum Ausdruck gebracht, daß der Handelnde, bildlich gesprochen, »über« demjenigen seinen Standpunkt hat, an dem er handelt, d.h. daß er der »Überlegene« ist. So erklärt es sich, daß die Wendung Voj besonders in der Rede vom göttlichen Handeln am Menschen begegnet, so z.B. Ps 10310 1 2 S : »Nicht unseren Verfehlungen entsprechend verfährt er mit uns, und nicht unseren Sünden entsprechend

119

Vgl. K. Seybold, VaJ , ThWATII,28.

120

Ps 136 103 io 1167 119i7 142s Jo 44 11 Chr 1 0 u .

121

Ps 137s Dtn 326 Jes 39.

122

Gen 5015.

123

Prov 1117 (evtl. Ps 7s).



124

Gen 50i7 I Sam 2 4 i s II Sam 1937 2221 (Ps 1821) Jes 6 3 ? Prov 330 3112.

125

Dgl. Ps 136 I I 6 7 1 1 9 1 7 1 4 2 s .

Wortfelduntersuchung

91

Ferner findet sich nun aber bezogen auf menschliches Handeln, I I C h r 2 0 l l und Joel44f. I I C h r 2 0 l l wird damit ausgedrückt, daß die Ammoniter und Moabiter den Israeliten etwas »antun« wollen: Sie wollen die Israeliten aus dem ihnen von Jahwe gegebenen Eigentum vertreiben; Joel 44 fragt Jahwe ironisch Tyrus und Sidon, ob sie etwa ihm etwas »antun« wollen, hier wird also bewußt die sonstige Verwendung von V? umgekehrt, um den Hochmut der Feinde Jahwes herauszustellen. gibt also an, wie bestimmte Personen mit anderen umgehen, ohne daß das Wort von vornherein positiv oder negativ festgelegt ist; es bezeichnet ein Handeln, das für denjenigen, an dem gehandelt wird, gut 1 2 6 oder schlecht 1 2 7 sein kann. Untersucht man nun die Substantive Via? und n^iaä, dann fällt zunächst bei der syntaktischen Verwendung auf, daß Via? außer in P s l 0 3 2 nur im Singular begegnet; n'piaj findet sich nur an drei Stellen, es steht I I S a m l 9 3 7 im sg. und J e s 5 9 l 8 und J e r 5 l 5 6 im pl. I I S a m l 9 3 7 fragt Barsillai, als David ihm anbietet, die letzten Jahre seines Lebens am Königshof zu verbringen: »Wozu erweist mir der König diese

n^iM ?«

Hier zeigt sich, daß n^vaa ,nomen unitatis' 1 2 8 zu Viaä ist, es bezeichnet die ,einzelne Tat', während Via? allgemeiner das ,Tun' oder ,Handeln' bezeichnet. Inhaltlich geht es IlSam 1937 um eine Wohltat, die David Barsillai erweisen will, d.h. wie beim Verb wird ein Handeln im Bereich personaler Beziehungen mit n^lB? bezeichnet. Ebenso liegt Jes 5918 ein zu n^iaj gehöriger,Einzelplural' 129 vor, von Jahwe heißt es hier: »Entsprechend

niVffl, so wird er vergelten . . . « ,

d. h. es kommt hier auf jede einzelne Tat an. Die etwas schwierige Bezeichnung Jahwes als rriVöJ Vk ( J e r 5 l 5 6 ) ist wohl dem Kontext nach ebenfalls so zu deuten, daß Jahwe jede einzelne Tat der Babylonier - und das heißt hier ihre (Un-)Taten an den Israeliten — kennt und dementsprechend vergilt 13 °. Bezogen auf das Handeln Gottes an bestimmten Menschen findet sich Via? J e s 3 5 4 666 P s l 0 3 2 und IIChr32 25. Während nun P s l 0 3 2 und IIChr32 25 dieses Handeln eindeutig hilfreich für die betreffenden 126

I Sara 2 4 is II Sam 2 2 is (Ps 18 21) Jes 6 3 7 Ps 13 6 1 1 6 7 11917 1 4 2 s Prov 1117 3 1 1 2 .

127

Gen 5 0 i s . 17 ISam 2 4 i s Jes 3 9 Jon 4t Dtn 3 2 6 Ps 1 3 7 s Prov 330 II Chr 2 o u .

128

Z u m nomen unitatis vgl. V. Christian, Untersuchungen, 1 2 8 .

129

Vgl. dazu die Syntax von D. Michel, 3 4 ff., bes. 4 0 .

130

Vgl. K. Seybold, T h W A T II, 3 5 .

92

Synchronische Betrachtung

Menschen ist — der Psalmist zählt ja anschließend all die Wohltaten auf, die Jahwe ihm erwiesen hat, und IIChr3225 wird auf die Heilung Hiskias angespielt —, stellt sich im Hinblick auf J e s 3 5 4 und 666 die Frage, ob Via? hier so etwas wie ,Vergeltung' oder ,Rache' bedeutet, wie z.B. B.Duhm 1 3 1 übersetzt. G.Sauer etwa vertritt die Ansicht: »Das Subst. gemül begegnet nur im Sinne des Wiedererstattens und Vergeltens . . . oder des Tuns von Gut oder Böse ..., das auf den Täter zurückfallen kann.« 1 3 2 Keinesfalls kann aber IIChr3225, wie G. Sauer meint, die Bedeutung ,Vergeltung' vorliegen. Zwar heißt es hier: »Aber Hiskia zeigte sich nicht dankbar für den ihm widerfahrenen

Vm? . . . « ,

d. h. es geht zwar in gewisser Weise um Vergeltung, aber der Via? ist nicht die Vergeltung, sondern entsprechend dem Via? soll ,vergolten' werden. Es handelt sich also um zwei verschiedene Subjekte: Via? bezeichnet das Handeln Jahwes, vergelten, d.h. danken sollte aber Hiskia! Was sich an dieser Stelle beobachten läßt, gilt allgemein, d.h. auch in bezug auf menschliches Handeln: Zwar steht Via? häufig in Sätzen, in denen es um Vergeltung geht, aber diesen Sinn erhalten die betreffenden Aussagen nicht durch das Wort Via?, sondern durch die damit verbundenen Verben wie nVtf133 oder Dltf134. So ist auch Jes354b folgendermaßen zu übersetzen: »Siehe da, euer Gott - Rache kommt, göttlicher blBJ (für euch) - er selbst kommt und hilft euch«,

d.h. es soll die Rache an Edom als ein den Israeliten zugutekommendes Handeln Gottes charakterisiert werden 1 3 5 . Auch J e s 6 6 6 ist Via? selbst nicht als ,Vergeltung' zu verstehen: » . . . die Stimme Jahwes, der seinen Feinden (ihren)

vergilt.«

Grundsätzlich ist es wichtig, methodisch zu unterscheiden zwischen dem Sinn, den ein Wort durch die Verbindung mit anderen Wörtern in einem bestimmten Zusammenhang erhält, und der Bedeutung, die es selbst enthält. So ist zwar Jes 35 4 Jahwes Handeln faktisch für die Gegner eine »Vergeltung«, es soll aber in Bezug auf Israel durch das Wort Via? als Heilshandeln verstanden werden. Die Tatsache, daß Aussagen über die 131

B . D u h m , Das Buch Jesaia, H K 3 . Abt., I.Bd., 1 9 6 8 5 ( 1 8 9 2 ) , 2 5 5 . 4 8 4 .

132

G. Sauer, !?ni , T H A T 1 , 4 2 8 .

133

Jes 5918 6 6 6 Jer 5 1 6 Ps 1 3 7 s Prov 19 n .

134

Jon 4 4.7 Ps 2 8 4 9 4 2 Thr 3 64. In diesem Sinne auch K. Seybold, T h W A T II, 3 1 .

135

Vgl. K.Seybold a.a.O. 3 4 .

Wortfelduntersuchung

93

Vergeltung menschlichen Handelns auch beispielsweise mit Verwendung von Wörtern wie n^V? (z.B. Ez2043f.) und (z.B. Jer25l4) gemacht werden, zeigt, daß das Moment der Vergeltung nicht das hier Spezifische sein kann. — Andererseits erscheint auch K.Seybolds Definition — er charakterisiert Va? / Via? »als verantwortliches und darum wertbares und vergeltbares Tun« 1 3 6 — noch zu allgemein; denn offensichtlich bezeichnen auch die anderen Substantive ein verantwortliches und vergeltbares Tun, wobei in den vielen Mahnsprüchen, die das Wort V^Jfc enthalten, die Verantwortlichkeit noch stärker hervortritt 137 . Auch trifft K.Seybolds Definition als verantwortliches und vergeltbares Tun kaum den Sinn jener Stellen, an denen es um ein göttliches Handeln geht. Ferner erscheint die Aussage, daß Vis? und seinen Derivaten »ein Moment der Verpflichtung zur dankbaren Erwiderung anhaftet« 1 3 8 , mit Bezug auf das göttliche Handeln zwar ohne Zweifel richtig, andererseits trifft diese Beobachtung jedoch für alle Ausdrücke zu, mit denen im AT das göttliche Handeln bezeichnet wird. Es gehört eben zu diesem Handeln, daß der Mensch darauf antwortet, indem er Gott preist 1 3 9 und seine Taten verkündet. Mit dieser Erkenntnis ist jedoch noch nichts gewonnen im Hinblick auf die Frage, unter welchem Gesichtspunkt dieses Handeln Gottes gesehen wird, wenn es speziell mit dem Wort Via?, also nicht mit Vy&, VVya etc. bezeichnet wird. Nun ist auch jenen Texten, die von einem menschlichen Tun sprechen, vor allem eines gemeinsam: Via? oder nVia? bezeichnet hier ein auf andere Personen bezogenes Handeln. Neben dem schon genannten Text IlSam 1937 wird dies besonders Prov 1917 deutlich, wo es heißt: »Wer sich des Armen erbarmt, ist Jahwes Gläubiger, der wird ihm i^WJ vergelten.«

So läßt sich die Grundbedeutung von Via? / n^iB? folgendermaßen bestimmen: Es geht hier um ein Handeln im Bereich personaler Beziehungen, das für denjenigen, an dem gehandelt wird, gut 1 4 0 oder schlecht 141 sein kann. Wenn daher das göttliche Handeln mit Via? oder nVia? bezeichnet wird, soll damit gesagt werden, daß hier in einer persönlichen Zuwendung Gott direkt an dem betreffenden Menschen handelt. Die 136

Vgl. K.Seybold, a.a.O., 3 1 .

137

Jes l i 6 Jer 7 3 . 5 1 8 n 2 6 i 3 u . ö .

138

K. Seybold a.a.O. 3 3 f.

139 Yg[ j j e bei n^'V? genannten Belege. 140

Z . B . I I Sam 1937 Ps 1 0 3 2 Prov 1 2 » 1917 II Chr 3 2 2 5 u . ö .

141

Z . B. Jes 3 u 3 5 4 6 6 « Ps 28 4 Thr 3 64 u. ö.

94

Synchronische Betrachtung

Beobachtung, daß Vina / n^a? verhältnismäßig oft in Aussagen steht, in denen es um »Vergeltung« geht, erklärt sich aus dieser Bedeutung: Im Bereich personaler Beziehungen war das Zurückwirken einer Tat auf den Täter eben besonders einsichtig und wichtig, vgl. Prov 1213 f.: »Im Verbrechen der Lippen verstrickt sich der Böse, der Rechtliche aber entgeht der Not. Von der Frucht des Mundes kann man satt werden, VlBJl der Hände wird dem Menschen vergolten.«

Deutlich geht es hier, wie der Kontext und besonders das Wort p,,!J$ zeigen, um ein »Tun« oder »Handeln« im Bereich menschlicher Beziehungen, das zu dem Täter »zurückkehrt«, d.h. sein Ergehen bestimmt. yr : Das Wort findet sich nur Hi 103 mit Bezug auf Jahwe. Hiob nennt hier Jahwe gegenüber sich selbst y1?'. Die Bedeutung dieses Wortes, das sonst nur im Hinblick auf Menschen verwendet wird, zeigt z.B. Ps 1282: » y r deiner Hände sollst du genießen, wohl dir, dir wird es gut gehen!«

Bei dem Wort TV wird also die »Arbeit« unter dem Gesichtspunkt gesehen, daß sie einen »Ertrag« bringt, so daß man weithin die Bedeutung »Arbeitsertrag« bei der Übersetzung zugrundelegen kann 1 4 2 . Von dem Verb yj? »sich abmühen« dürfte das Substantiv 5>'JP abzuleiten sein, das einerseits die »mühevolle Arbeit«, andererseits auch aufgrund der synthetischen Lebensauffassung den »Ertrag dieser Arbeit« bezeichnet. Gen3142 z.B. bezeichnet y? 1 1 4 3 eine besonders mühsame Arbeit; Jakob wirft hier Laban vor, daß er ihn »mit leeren Händen« hätte ziehen lassen, wenn nicht der »Gott Abrahams und der Schrecken Isaaks« für ihn eingetreten wäre: »... mein Elend und W, meiner Hände hat Gott gesehen und gestern Abend Recht gesprochen.«

Zuvor (Gen3l39f.) hat Jakob die Mühsal dieser »Arbeit« geschildert: Er mußte selbst das von wilden Tieren zerrissene Kleinvieh ersetzen, am Tage verzehrte ihn die Hitze, des Nachts der Frost, »und der Schlaf floh meine Augen«. 142

143

Dtn 28 33 Jes 55 2 Jer3 2 4 20s Ez23 29 Hos 1219 Hag I n Ps7846 1 0 9 u N e h 5 i 3 , vgl, F.Horst, Hiob, 154. Vgl. auch Hi 3911. i6.

Wortfelduntersuchung

95

Dieser Aspekt wird durch Koh 1212 deutlich, hier heißt es (von

m )•

»Und ferner noch: Mein Sohn, laß dich warnen! Des vielen Büchermachens ist kein Ende, und das viele Studieren ist «

Der Gesichtspunkt, daß es sich bei V'?1 um eine »mühselige Arbeit« handelt — vgl. auch die Bedeutung des Verbs J>3' »müde werden, sich mühen« —, dürfte der Grund dafür sein, daß dieses Wort sonst nicht mit Gott in Verbindung gebracht wird. Hi 103 nun fragt Hiob Jahwe: »Kommt es dir zugute, wenn du Gewalt übst, wenn du verwirfst y»J» deiner Hände und hell zum Rat der Frevler sichtbar wirst?«

Hier ist der »Arbeitsertrag« Jahwes, des Schöpfers: Hiob, das Geschöpf. Während sich yi? Hi 103 auf die Erschaffung des einzelnen bezieht, wird njN^tt im Zusammenhang mit der Erschaffung von Erde, Himmel und allen Lebewesen verwendet.

Gen 2 2 3 wird dreimal das Nomen npK^Jj zur Charakterisierung des göttlichen Schöpfungshandelns gebraucht, das Gen 1 mit den Verben rrtp? und in^ beschrieben wird. Gen 22f. ist die einzige Stelle, an der von einer npK^ip Gottes gesprochen wird, sonst wird das Wort nur auf Menschen bezogen. So stellt sich die Frage, warum hier gerade dieses Wort gewählt wurde. Um diese Frage zu beantworten, soll zunächst anhand der sonstigen Belege das für rpK^p Spezifische erarbeitet werden. Prov 24 27 heißt es: »Verrichte draußen und bestelle dein Feld, danach magst du dein Haus bauen!«

npx'jQ bezeichnet hier wie auch an anderen Stellen 144 zusammenfassend und allgemein die alltägliche »Arbeit«, die getan werden muß, wobei es charakteristisch ist, daß das Wort, von Ps7328 und I C h r 2 8 l 9 abgesehen, nur im Singular begegnet. Das Wort unterscheidet sich von rnä? insofern, als damit nicht speziell die »Feldarbeit« bezeichnet wird 1 4 5 und auch kein Akzent darauf liegt, daß diese Arbeit einem anderen 144 145

Vgl. bes. Gen 39 u Jdc 16111 Reg 1128. Eine Ausnahme bildet I Chr 2726, hier hat die Bedeutung von rrjä? die von njK^n beeinflußt. Immerhin zeigt die Hinzufügung von in der Erläuterung, daß diese Verwendung von npK^JJ nicht ganz selbstverständlich war.

96

Synchronische Betrachtung

zugute k o m m t 1 4 6 . Von daher wird verständlich, daß es eben wegen seiner generellen Bedeutung in den verschiedenen Bestimmungen verwendet wird, die jegliche »Arbeit« am S a b b a t 1 4 7 und am ersten und siebenten Tag bzw. nur am siebenten Tag des Passahfestes verbieten 1 4 8 . Dieser Gebrauch des Wortes n^K^Tp in den Sabbatanordnungen einerseits und in G e n 2 2 f . andererseits, wo es bekanntlich ebenfalls um die Ruhe nach der »Arbeit« geht, deutet darauf hin, daß G e n 2 2 f . im Blick auf den Sabbat formuliert i s t 1 4 9 , also bewußt eine gewisse Parallelität zwischen göttlicher und menschlicher »Arbeit« und »Ruhe« zum Ausdruck gebracht werden soll. Ein Verbot menschlicher Arbeit, die als rnb? rQN^P bezeichnet wird, findet sich Lev237f.21.25.3Sf. N u m 2 8 l 8 . 2 5 f . 29l.12.35, hier soll die Constructusverbindung wohl zum Ausdruck bringen, daß keinerlei »profane« Dienst-Arbeit erlaubt i s t 1 5 0 . und

n^ty:

Die beiden Wörter VVjja und n^'V? werden, von zwei Ausnahmen abgesehen, nur im Plural gebraucht 1 5 1 . Beide Wörter bezeichnen also »Taten«, die entweder Menschen oder aber Gott zugewiesen werden. Bei den Belegstellen fällt auf, daß sowohl tyyp als auch n^'V? fast nur in Gebeten, d.h. in Psalmentexten und einmal N e h 9 3 5 sowie in prophetischen Worten begegnen. Außerhalb dieser beiden Gruppen von Texten erscheint nur D t n 2 2 l 4 . 1 7 , ^ 1 5 nur D t n 2 8 2 0 J d c 2 l 9 ISam 2 5 3 P r o v 2 0 l l . Für das Verständnis von

sind nun die drei zuletzt

genannten Stellen sehr aufschlußreich. Jdc 219 heißt es: »Sobald nun der Richter starb, trieben sie es noch schlimmer als ihre Väter, indem sie anderen Göttern nachliefen, um sie zu verehren und sich vor ihnen niederzuwerfen; sie ließen nicht ab nri1^1??®? und ihrem halsstarrigen Verhalten ( T R ).«

146

Weder durch Suffixe noch durch status constructus werden Bezugsverhältnisse angegeben, die denen von rnäX entsprechen.

147

E x 209.10 3114f. 352 Dtn 513 Jer 1722.24.

148

Ex 126 Dtn 16s.

149

C. Westermann, Genesis, B K 1 / 1 , 1 9 7 4 , 2 3 4 f .

150

Vgl. 2 5 9 f.

151 p s i 4 j ( =

c

j p s 5 3 2 ) und 66s steht zwar wahrscheinlich Singular, doch hat dieser hier

kollektive Bedeutung. Vgl. J e r 3 2 i s und W.Rudolph, Jeremia, HAT I, 12, 1 9 6 8 3 (1958), 210.

Wortfelduntersuchung

97

Die Zusammenstellung von V^H und ^"Tj, die wir hier finden, begegnet recht häufig 1 S 2 . bezeichnet dabei offentsichtlich die Gesamtheit der in dem jeweiligen Zusammenhang relevanten »Taten«. J d c 2 l 9 geht es dabei um das Problem, daß die Israeliten sich immer wieder den Kultbräuchen und -praktiken der »anderen Götter« zuwenden und ihr ganzes »Verhalten« von diesen bestimmt sein lassen. I S a m 2 5 3 wird Nabal als ein Mann beschrieben, der »halsstarrig« und D'^JJl? SM, d.h. »böse hinsichtlich seiner Taten«, also bösartig war. Hier wird eine Aussage über das Wesen eines Menschen gemacht, bei der von der stets gleichbleibenden Intention seiner Taten auf seinen Charakter geschlossen wird. Das gleiche Verfahren finden wir Prov 2011: »Schon

l ä ß t sich (bei) e i n e m j u n g e n

M a n n e r k e n n e n , o b sein C h a r a k t e r rein u n d g e r a d e ist.«

Diese Stellen weisen also darauf hin, daß mit D'V^SB eine Mehrzahl von »Taten« bezeichnet wird, wobei diese Taten zwar inhaltlich nicht identisch sind, aber doch eine gemeinsame Ausrichtung haben, nämlich entweder zum Guten oder aber zum Bösen. Betrachtet man nun die Belege in den Psalmen und Prophetenschriften, dann fällt auf, wie häufig hier die D ' ^ 2 9 mit guten oder schlechten Wertungen qualifiziert werden. So wird an vielen Stellen von der D'^Jfö V1! gesprochen 1 5 3 , oder die Taten werden als t r j n 1 5 4 oder D'3iD > 6 1 5 5 bezeichnet, oder es heißt, daß sie i n n 1 5 6 , bzw. es werden die Israeliten zur Besserung ihrer Taten aufgefordert 1 S 7 . Auch an den Stellen, die keine explizite Wertung enthalten, sind die menschlichen Taten durch den Kontext stets eindeutig als gut oder schlecht qualifiziert, wobei jedoch nur J e s 3 l 0 eine positive und J e r 3 2 l 9 eine neutrale Wertung, sonst aber stets negative Beurteilungen zu erkennen sind 1 S 8 . Dies entspricht dem allgemeinen Befund, daß die Mehrzahl der Stellen, die von den Taten oder dem Handeln der Menschen sprechen, dieses in verschiedener Art und Weise als verkehrt, gegen den Mitmenschen und vor allem gegen Jahwe gerichtet zeigen. Im Unterschied zu / n^lB? wird V ^ a jedoch nicht speziell für die Bezeichnung von Taten im Bereich personaler Beziehungen verwendet; H o s 4 9 5 4 7 2 bezeichnet es kultische Vergehen; Hosea 123 Lüge, Trug und Bündnispolitik. 152

S . J e r 4 1 8 7 3 . 5 1 7 1 0 1 8 u 2 3 22 2 5 5 2 6 1 3 3 2 1 9 E z 3 6 3 1 S a c h 1 4 . 6 .

153

H o s 9 i s J e s 116 D t n 2 8 2 0 J e r 4 < 2 1 1 2 2 5 s 2 6 s 4 4 22 P s 2 8 4 .

154

Sach I 4 N e h 935.

155

Ez 3631.

156

Mi 34.

157

Jer 7 3 . 5 I 8 1 1 2 6 1 3 3515.

158

H o s 4 9 5 4 7 2 1 2 3 J e s 3 s J e r 4 i s 1 7 i o 2 1 i 4 1 1 e M i 713 S a c h 1 6 Ps 1 0 6 2 9 . 3 9 .

7

Riesener, Der Stamm

98

Synchronische Betrachtung

Auch an den drei Stellen, die von Jahwes reden, geht es um eine Vielzahl von Taten, die aber jeweils einen gemeinsamen Tenor haben: Mi 27 fragen die Gegner, ob denn Jahwes Taten etwa zeigten, daß er »unmutig« sei; Ps77l2ff. will der Psalmist der D'V^Q Jahwes gedenken, die zeigen, daß sein »heilig« und kein anderer Gott so groß wie er ist; Ps787ff. werden Jahwes Taten geschildert, die nicht vergessen werden sollen. Dabei ist interessant, daß bei den beiden Psalmenstellen in dem Augenblick, in dem dann konkret die einzelnen Taten erzählt werden, von den nfr'VS die Rede ist 1 5 9 . Dies legt die Vermutung nahe, daß sich in der Verwendungsweise von D'^JJO und rriV,'?j> noch der Unterschied von »Gruppenplural« und »Einzelplural« 160 erkennen läßt: Wo die Taten in ihrer Vielzahl als eine Gruppe gesehen werden, steht stets , da, wo bei der Vielzahl doch die einzelnen je in ihrer Besonderheit gesehen werden, steht rri^'V?. Diese Annahme wird gestützt durch die Beobachtung, daß n^'V? als geprägter Terminus der Gebetssprache häufig da begegnet, wo es um eine offensichtlich detailliertere Darstellung der »einzelnen Taten« Jahwes geht, die sich dann häufig an die »Völker« richtet, die von Jahwes Taten noch nichts gehört haben 1 6 1 . So ist es charakteristisch, daß nV'Vj! als Bezeichnung für Jahwes Taten in Psalmen begegnet, die ausführlich das göttliche Handeln ausmalen und so jede Tat für sich sehen: Ps 665ff. 7713ff. 7811 ff. 1051 ff. In) Zusammenhang mit menschlichen Taten findet sich bei ebenfalls wie bei O'^jflj: ^"Tf als Parallelbegriff 162 , und abgesehen von Ez 1422ff. handelt es sich auch stets um »schlechte« (Ez 2043f.), »gottlose« (Ps 1414) o.ä. Taten. So geht es auch Dtn22l4.17 um Taten, die negativ beurteilt werden und daher »Gerede« bringen, so daß die betreffende Frau einen »schlechten Namen« bekommt. nto: Weitaus am häufigsten begegnet die Rede vom nfcyp Gottes. Im Gegensatz zu den bisher betrachteten Wörtern, bei denen entweder der Singular oder der Plural vorherrschte, findet sich im Singular und Plural etwa gleich oft. Es fällt auf, daß es sehr häufig in einer Status-constructus-Verbindung mit T und Suffix steht. Sowohl auf Gott wie auf Menschen bezogen, wird oft vom » nfcjjlj deiner, seiner etc. Hände« ge159

Ps 7 7 u 7 8 u .

160

Vgl. Anm. 129.

161

S. Jes 124 Ps 912 6 6 s 1 0 5 1 (vgl. Ps 7713).

162

EZ 1422f. 2043 2414 3617. 19.

Wortfelduntersuchung

99

sprochen 1 6 3 . Hinzu kommt die Beobachtung, daß verschiedentlich bestimmte vorfindliche Größen als der rt^j Jahwes bezeichnet werden: die Tafeln am Sinai nach Ex 3216, der Himmel nach P s 8 4 . 7 und 10226 (vgl. Ps 192), die Menschen nach H i 3 4 l 9 (Vgl. P s l 3 9 l 4 ) , die Israeliten nach J e s 6 0 2 1 und 6 4 7 , schließlich sogar Assur nach Jes 1925 sowie die Gewichtsteine nach Prov 1 6 1 1 1 6 4 . Ein Text wie Jes 2916 macht deutlich, wie zu verstehen ist; Jesaja verwendet hier wie auch später Jeremia und Deuterojesaja 1 6 5 das Bild vom Töpfer, um Jahwes Überlegenheit hervorzuheben: »Ist etwa wie Ton der Töpfer zu achten, daß zu dem, der es erschafft, spricht: ,Er hat mich nicht erschaffen', oder das Gebilde zu seinem Bildner: ,Er versteht nichts'?«

nfcJJQ meint also zunächst einfach das, was angefertigt, hervorgebracht worden ist, also etwas Geschaffenes, ein »Werk«. Von daher erklärt sich die Beobachtung G. von Rads 1 6 6 , daß seit alten Zeiten die Schöpfung oder Teile der Schöpfung als nfrjft} Jahwes bezeichnet werden, sowie die Verwendung des Wortes in zahlreichen Hymnen bzw. »beschreibenden Lobpsalmen« 1 6 7 . Freilich beschränkt sich die Verwendung des Wortes nicht auf die Schöpfungstraditionen; unter dem Gesichtspunkt, daß es sich um ein abgeschlossenes »Werk« handelt, kann auch eine im Raum der Geschichte sich ereignende »Tat« gesehen werden, so z.B. die Wunder im Zusammenhang mit dem Exodus und der Landnahme: Ps 10613 E x 3 4 1 0 ; vgl. auch D t n 3 24 113.7 J o s 2 4 3 1 J d c 2 7 . l 0 J e s 5 l 2 . l 9 1012 2 8 2 1 2 9 2 3 . "??!},

nty?:

Betrachtet man sämtliche Stellen, an denen das Wort ^ ö ein Handeln Jahwes bezeichnet, dann fällt auf, daß es stets im Singular steht 1 6 8 , 163

164

165 166 167 168

Von Menschen: Dtn 2i 1429 16is 2949 3 0 9 3129 u.ö. Von Gott-. Jes 512 Ps 192 28s 1117 138s Hi 3419 Jes 1925 u.ö. In bewußtem, scharfem Gegensatz hierzu stehen die zahlreichen Formulierungen, daß die »Götzen« das menschlicher Hände sind: Dtn 428 I I R e g l 9 i s Jes 2s 37i9 647 Jer li6 IO3.9.15 5128 Hos 132 144 u.ö. Jes 45 9 Jer 186. G. von Rad, Das Werk Jahwes, Gesammelte Studien, 1973, 236-244. Ps 663 92 5.6 104 24 1112.6.7 14510 u. ö. In diesem Zusammenhang ist es interessant zu sehen, daß sich in der späteren Textüberlieferung an all diesen Stellen (Ps77i3 9016 92s.6 143s) auch pluralischer Gebrauch findet. Er ist gegenüber MT offensichtlich sekundär, könnte aber als Hinweis

100

Synchronische Betrachtung

obwohl entsprechende Wörter wie n$2i 1 6 9 oder n^'VjJ170 parallel dazu im Plural gebraucht werden 1 7 1 . Auch im Zusammenhang mit menschlichem Handeln ist - abgesehen von der etwas unklaren Stelle I I S a m 2 3 2 0 ( = IChr 1122) — dieser Sprachgebrauch festzustellen: J e s 5 9 6 H i 3 6 9 stehen die Parallelbegriffe im Plural; D t n 3 3 l l J e r 5 0 2 9 P s 2 8 4 H i 3 4 l l geht es offensichtlich um das gesamte Handeln der Betreffenden, als Beispiel sei Jer 50 29 zitiert: »Vergeltet ihr (Babel)

,

nach allem, w a s sie getan hat, tut auch ihr!«

Diese Verwendung von zeigt: Das Wort muß ähnlich wie Via? eine generalisierende Bedeutung haben. Es erfaßt nicht nur einen einzelnen punktuellen Akt, daher kann man es im Deutschen am besten mit »Tun«, »Handeln« oder »Verhalten« wiedergeben. Im Gegensatz zu Vin? ist es jedoch nicht spezifisch für ein Handeln im Bereich personaler Beziehungen. Der Jahwes wird, wie G. von Rad gezeigt h a t 1 7 2 , meist auf das »göttliche Geschichtshandeln« bezogen. Während also ntpjfö das Ergebnis des »Tuns«, das angefertigte »Werk« bezeichnet, meint Vvö zunächst eben jenes Tun selbst. Der Unterschied von Vyb und findet sich bei den entsprechenden Verben in der Weise wieder, daß ntoy vor allem »machen«, »anfertigen«, »hervorbringen« meint und vorwiegend transitiv ist, dagegen »tun«, »handeln« bedeutet und vorwiegend intransitiv ist; da, wo es mit einem Akkusativ verbunden ist, z.B. , qualifiziert dieser das Handeln nur in bestimmter Weise: »trügerisch handeln«. Einerseits wird dann mit Vyb in den Psalmen auf das vergangene Handeln Jahwes hingewiesen: P s 4 4 2 auf die Geschehnisse bei der Landgabe, P s 9 5 9 auf die Zeit der Herausführung und Wüstenwanderung, Ps 1113 besonders auf die Ereignisse der Speisung und Landgabe bezogen; Ps 7712f. 143 5 und evtl. Dtn 324 allgemein. In prophetischen Texten wiederum erscheint Vyö im Zusammenhang mit dem zukünftigen Handeln Jahwes: Jes 512 4511 H a b l 5 32 geht es um ein allerdings nur dem Propheten schon sichtbares Geschehen, das sich ebenfalls im politischen Raum ereignet. Auch P s 9 0 l 6 wird die Bitte laut, Jahwes »Handeln an seinen Dienern« möge sichtbar werden, ohne daß darauf aufgefaßt werden, daß

zwar ursprünglich ein » T u n « , später aber dann —

in Angleichung an die Parallelbegriffe — auch eine » T a t « bezeichnete. 169

PS 9 2 5 . 6 .

170

Ps 7 7 i 3 .

171

Vgl. auch Dtn 3 2 4 .

172

G . von R a d , D a s Werk J a h w e s , Gesammelte Studien, bes. 2 4 1 .

Wortfelduntersuchung

101

ganz deutlich wird, ob damit ein vergangenes, gegenwärtiges oder zukünftigesTun gemeint ist. Hi3624 spricht allgemein von Jahwes »Wirken« oder »Walten«, Hi3627ff. 37 werden dann gewaltige Naturerscheinungen geschildert, die Jahwe lenkt. Diese Bedeutung eines »göttlichen Waltens« für den Vyö Jahwes, wie sie evtl. auch D t n 3 2 4 und Ps925 vorliegt, ergibt sich aus dem kontinuierlichen Sinn des Wortes aufgrund dessen es auch P r o v 2 0 l l die Bedeutung »Verhalten« > »Wesen« (eines Menschen) annehmen kann. Im Gegensatz zu findet sich das allerdings nur selten (Ps469 665 Prov822) verwendete Wort nur im Plural. Damit werden offensichtlich die einzelnen »Taten« Jahwes bezeichnet, so etwa Ps 469f.: »Kommt, seht rrt^!??)? Jahwes, der auf der Erde eine Erstarrung bewirkt, der die Kriege beendet bis an die Enden der Erde, der den Bogen zerbricht, den Speer zerschlägt, die Schilde im Feuer verbrennt.«

Die gleiche Bedeutung findet sich auch Ps 665 Prov 822. bezeichnet gegenüber einerseits die einzelne »Tat«, andererseits ist dabei der Gesichtspunkt wesentlich, daß sich daraus Konsequenzen ergeben, d. h. daß mit der Tat ein Resultat, ein Ertrag verbunden ist. Daher wird einerseits von dem " i ^ , dem »Lohn« für eine nVy? gesprochen: So wird J e r 3 1 l 6 der um ihre Kinder weinenden Rachel verheißen, daß ihre »Tat« belohnt werden wird, und IlChr 157 mahnt Asarja Asa und seine Leute zur Tapferkeit und begründet dies mit dem Wort: »... denn Dpl^yp^

wird es Lohn geben.«

Andererseits kann aber auch parallel zu "Oto stehen und bedeutet dann eben den »Ertrag« eines bestimmten »Tuns«; so z.B. Prov 1118: »Der Gottlose verschafft sich einen nVv?, wer aber Gerechtigkeit sät, schafft sich wahren Lohn.«

Vgl. Prov 1016 (parallel zu iiKian »Ertrag«): » n1?!»? gereicht zum Leben, der Ertrag des Gottlosen gereicht zur Sünde.«

S.Ez 2920: » , für den er gearbeitet hat, gebe ich ihm das Land Ägypten.«

102

Synchronische Betrachtung

Jes 494: » . . . und doch, mein Recht ist bei Jahwe 'fl^J^I bei meinem Gott.«

Ps 174: ni'pyij1?

habe ich mich bewahrt nach

deinem Wort vor den Wegen des Gewalttätigen.«

n'pys ähnelt also insofern TT, als bei beiden ein gewisser »Ertrag« des Handelns im Blick ist, aber n ^ g meint allgemeiner irgendeine Tat oder ein Tun, y y wird auf den Ertrag einer unter Umständen mühsamen, beruflichen »Arbeit« bezogen. Stellen wie J e r 2 2 l 3 und H i 7 2 zeigen, daß auch byh gelegentlich in der Bedeutung von »Lohn« begegnet, hier ist evtl. von beeinflußter Gebrauch anzunehmen. n^ys kann nun einerseits die Bedeutung »Lohn« 1 7 3 , andererseits in malam partem die Bedeutung »Strafe« 1 7 4 annehmen. Die drei Stellen, an denen sich das Wort mit Bezug auf Jahwes Taten findet, sind: Ps 285: »Denn sie achten nicht

flJahwes

und auf das Werk seiner Hände.«

Jes 4010 wird, bezogen auf das Kommen Jahwes, gesagt: » . . . siehe, sein Lohn ist mit ihm, Ifl^pi vor ihm.«

»Lohn« und »Ertrag seines Handelns« sind hier offensichtlich die aus dem Exil zurückkehrenden Israeliten, die Jahwe mitbringt 1 7 5 . Jes 6211 wird diese Aussage aus Jes 4010 wörtlich aufgenommen, nur daß es hier nicht um das Kommen Jahwes geht; statt dessen wird hier Zion verheißen: »... dein Heil kommt«. Daran schließt sich die Aussage vom Mitbringen von »Lohn und Ertrag« schlecht an, wie schon B.Duhm 1 7 6 bemerkte. Offensichtlich werden aber hier »Lohn und Ertrag«, wie die Fortsetzung Jes 6212 zeigt, nur noch als Metaphern für die noch erwarteten, zurückkehrenden Israeliten verwendet, haben also jenen konkreten Bezug, der Jes 4010 durchaus noch zu erkennen ist, verloren. (Eine andere Möglichkeit, den Text zu interpretieren, bestände darin, das »Heil« hier personal zu verstehen.) 173

Lev 1913 Jes 618.

174

Ps 10920 Jes 65 t.

175

C. Westermann, Das Buch Jesaja Kap. 4 0 - 6 6 , ATD XIX, 1966, 40.

176

B.Duhm,Jesaia,463.

103

Wortfelduntersuchung

Nach der Untersuchung jener neben n~ftij? begegnenden Wörter, die sowohl das göttliche als auch das menschliche Handeln bezeichnen können, sollen nun noch kurz jene Wörter betrachtet werden, die nur vom menschlichen Handeln gebraucht werden. Hier handelt es sich um die Wörter pa?J> und n^n, Vljy, rrfo?» und n^jp?. Die beiden Wörter und finden sich als Bezeichnungen für ausgesprochen mühevolle, beschwerliche Arbeit. So kennzeichnet 3X? die »mühevolle Anstrengung« des Menschen. Von ihr heißt es einerseits, daß sie Gewinn bringt (Prov 1423), andererseits aber ist sie ohne Jahwes Segen vergeblich: Prov 1022; vgl. Ps 1272. Prov 510 wird der Ertrag dieser Anstrengung damit bezeichnet: das »mühsam Erworbene«. Prov 151 charakterisiert 3S5? als Genitivus qualitatis »Worte mühevoller Anstrengung«, d.h. »kränkende Worte«. All diese hier angeführten Belege machen es wahrscheinlich, daß auch Gen 316 als »mühevolle Anstrengung« zu verstehen ist, so daß zu übersetzen wäre: »... in mühevoller Anstrengung sollst du Kinder (Söhne) gebären ...«. Die für 3?? an dieser Stelle übliche Wiedergabe »mit Schmerzen« entspricht jedenfalls nicht der sonstigen Bedeutung des Wortes. Auch die Verwendung des Verbs stützt die Annahme einer auf diese Stelle beschränkten Bedeutung im Sinne von »Schmerz« nicht unbedingt: Im Kai bedeutet y$y »tadeln«, »betrüben« 177 , und auch in den anderen Stämmen werden damit nur psychische Beschwerden oder Schmerzen angegeben. Eine Ausnahme stellt zwar Koh 109 dar, wo es um physische Schmerzen geht, doch steht hier nach dem 3?y auch ein 3, und es liegt nahe, hierin eine abgeleitete Bedeutung zu sehen. Erscheint somit einerseits vom sonstigen atl. Sprachgebrauch her das Verständnis von als »mühevolle Anstrengung« auch für Gen 316 wahrscheinlicher, so spricht andererseits auch die Parallelität zu dem Wort |i3X? in Gen 316 f. dafür: Mit wird nämlich Gen 317 und 5 29 die »beschwerliche Arbeit«, die »Mühsal« des Mannes auf dem Felde bezeichnet. Ganz offensichtlich soll das Wort ]i3$y in Gen 316 und 17 die Parallelität der beiden einander entsprechenden Strafsprüche für Mann und Frau noch betonen. Zur Frau sagt Jahwe hier: »Vermehren will ich IJlaJf? besonders in deiner S c h w a n g e r s c h a f t 1 7 8 , 3X??

sollst du Kinder gebären.«

(Gen 3 16) 177

I Reg 1 & II Sam 13 2 1 1 C h t 4 1 0 .

178

Zu

dieser

Anm. l . b .

Ubersetzung

s.

W . Gesenius/E. Kautzsch,

Hebräische

Grammatik,

§ 154,

104

Synchronische

Betrachtung

Und dem Mann wird gesagt: » . . . V e r f l u c h t ist d e r A c k e r u m

deinetwillen,

sollst du dich v o n i h m nähren alle T a g e deines L e b e n s

...«.

( G e n 3 17)

kennzeichnet somit menschlichen Lebens und

allgemein das Mühevolle, Anstrengende die Arbeit, die aufgrund widriger Um-

stände beschwerlich und verdrießlich ist. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß I Chr 4 9 , wo wahrscheinlich tatsächlich einmal auf »Schmerzen« bei einer Geburt hingewiesen werden soll — gerade die Hervorhebung dieses Falles zeigt ja aber, daß Schmerzen bei einer Geburt nicht als das typische Schicksal einer Frau angesehen wurden —, nicht sondern 3XV steht 1 7 9 . Als weitere Bezeichnungen für menschliche »Mühsal« finden wir im A T die beiden Wörter n^Jji und Vay. Sie unterscheiden sich folgendermaßen: niftri ist von HK^ abgeleitet, das im Kai »müde sein, müde werden« bedeutet, so daß sich der Inhalt von n ^ r i , wie auch aus Ex 188 N u m 2 0 l 4 u.a. hervorgeht 1 8 0 , am besten mit dem Ausdruck »ermüdende Strapaze« wiedergeben läßt. bljy steht Jer 2 0 1 8 parallel zu p r »Kummer, Qual«, P s 2 5 l 8 und 1 0 7 l O f . parallel zu »Elend«; H i 3 l 0 wird damit auf das »Leid« hingewiesen, das Hiob widerfahren ist, und Hi 162 nennt Hiob die Freunde ^ipy 'apjj »leidige Tröster«. So charakterisiert also dieses Wort die menschliche »leidvolle M ü h s a l « 1 8 1 . Als weitere Bezeichnungen für menschlichen »Dienst« werden die Wörter rn|?s und nistf» gebraucht. Während nun bei rnjpf das Erfüllen bestimmter Aufgaben im Rahmen eines »Amtes« im Blick i s t 1 8 2 , kennzeichnet das Wort rryffis 183 , das von Tfitf »hüten, behüten, beobachten« abgeleitet ist, zunächst einmal das, »was behütet, beobachtet« werden muß. Verbunden mit einem personalen Objekt bedeutet rnpifö dann das, »was gegenüber jemandem zu beobachten ist«, und im Gegenüber des Menschen zu Jahwe sind das dann meist Vorschriften, Gebote und Satzungen o. ä . 1 8 4 , u. z. häufig kultischer A r t 1 8 S .

1 7 9

SSV

1 8 0

E x 1 8 s N u m 2 0 1 4 N e h 9 32 M a l

s o n s t n u r n o c h in w o h l ä h n l i c h e r B e d e u t u n g J e s 1 4 9 (parallel zu

1 8 1

G e n 4 1 5 1 D t n 2 6 t J e s 5 3 11 P s 7 3 5 9 0 1 0 P r o v 3 1 7 K o h 2 3 4 3 1 3 5 i s .

1 6 2

N u m 3 3 6 4 i 6 P s 1 0 9 s I C h r 2 4 s . 19 I I C h r

1 8 3

Tjl).

113.

17i4.

KBL578f.

1 8 4

So: G e n 2 6 s Dtn I i i

1 8 5

E z 4 4 s . 16 4 8 1 1 S a c h 3 7 M a l 3 1 4 N e h 1 2 4 5 I I C h r 1 3 n

L e v 8 35 1 8 3 o 2 2 9 N u m

919.23 I R e g 2 s ; vgl. J o s 236.

223.

Wortfelduntersuchung

105

Diese sechs Wörter sprengen also, wie sich nun gezeigt hat, die Grenzen des oben abgesteckten Wortfeldes, da hier von vornherein entweder bestimmte Wertungen, u.z. negativer Art, oder aber berufliche oder kultische Spezifizierungen erkennbar sind.

Abbildung des Wortfeldes von jnä? im Sinne von »göttliches bzw. menschliches Handeln« Wenn man daher nun abschließend das Wortfeld »göttliches bzw. menschliches Handeln« darstellen will, dann gehören dazu die Wörter: ton?, nton?, npx>n, n ^ V j , rf?n, tote, n^y?, rniy. Das Verhältnis, in dem diese Wörter zueinander stehen, kann man bildlich in Form von drei Kreisen bzw. Ringen veranschaulichen: Zunächst einmal stehen sich rni? und ton? bzw. n^inj sehr nahe, bei beiden geht es

106

Synchronische Betrachtung

primär um ein personbezogenes Handeln186. Während nun iTjäj; stets ein Handeln für den Bezugspartner bezeichnet, kann / n^in? auch das als negativ empfundene Tun kennzeichnen. n*jb5! und Vin? entsprechen sich insofern, als sie einen mehr zusammenfassenden Sinn haben, während n^ia? die einzelne Tat bezeichnet. Nicht person-, sondern allgemeiner objektbezogen sind dann die Wörter nfcjpj, n^D. Sie bezeichnen das Handeln vor allem in Hinblick auf sein Ergebnis, wobei neutral das »Werk« meint, n^y? in mehr positivem Sinn den »Ertrag einer Tat« und y i n etwas negativer Weise den »Ertrag des SichMühens«. Schließlich geben die Wörter npK^p, tyoip, und allgemein das Tätig-Sein wieder. Hierbei bezeichnet Vyb wiederum allgemeiner jegliches »Tun«, rptf^n dagegen jegliche »Arbeit«. Durch das Wort tyqfi läßt sich das zusammenhängende Tun in eine Mehrzahl von »Taten« zerlegen, ebenso durch die Wörter und n ^ y , wobei eine Vielzahl von Taten zusammenfaßt, die eine gemeinsame Ausrichtung entweder zum Guten oder zum Bösen haben, während n^'V? dazu dient, bei der zusammenfassenden Nennung mehrerer Taten auf das Besondere jeder einzelnen Tat hinzuweisen. (Zum Vorangegangenen vgl. die Abbildung auf S. 105! Die waagerechte Linie der bildlichen Darstellung dieses Wortfeldes trennt also die Wörter für einzelne Taten wie n^in? etc. von den Wörtern, die eine mehr zusammenfassende Bedeutung haben.)

2.5.

FREQUENZANALYSE

Als Abschluß der synchronischen Betrachtung soll nun anhand der Frequenzanalyse auf einige Besonderheiten der Streuung von "rgj>, 13? und im AT aufmerksam gemacht werden. — Hier sind zunächst einige Anmerkungen zur Methodik erforderlich: Bei der Zählung der Wortvorkommen wurde jedes einzelne Wortvorkommen für sich gezählt. Daher finden sich hier höhere Werte, als sie etwa eine Zählung der entweder bei G.Lisowsky oder bei S.Mandel186

l a s s e n hier die kultische Bedeutungsvariante von anderen Wortfeld, nämlich dem der Bezeichnungen Ebenso sehen wir ab von

=

außer acht, da sie zu einem für kultischen

Dienst, gehört.

Ackerbau, da es sich hier um eine abgeleitete, ur-

sprünglich aber auch personale Beziehung handelt.

107

Frequenzanalyse

kern genannten Stellen ergibt; denn beide führen an einer Stelle bisweilen mehrere Vorkommen auf, wobei für S.Mandelkern die Gleichheit der Formen, für G. Lisowsky der Srnnzusammenhang wesentlich ist. So haben wir für 135> ein Gesamtvorkommen von 805, für 73? von 289, für rrjb? von 145 im AT. Die unten wiedergegebene Tabelle schlüsselt diese Zahlen hinsichtlich der einzelnen Schriften des AT auf. Außerdem werden noch die Zahlen für die religiöse Verwendung von 73J>, 73? und rrp5> angegeben, da hier die Streuungen besonders aufschlußreich sind. Nun lassen jedoch die absoluten Zahlen, die also allein das tatsächliche Vorkommen eines Wortes in einem Buch nennen, noch keine statistisch angemessene Aussage zu, da ja die einzelnen Bücher des AT einen unterschiedlichen Umfang aufweisen und insofern das fünfmalige Vorkommen eines Wortes etwa im Buch Ruth anders zu bewerten ist als in den Psalmen. Vorkommen von 73?, 73? und iT]3? im AT

Ges. Gen Ex Lev Num Dtn Jos Jdc ISam IlSam IReg II Reg Jes Jer Ez Hos Joel Am Ob Jon

13?

Rel.

Ges.

5 2

23 31 3 21 35 21 17 13 6 8 18

15 24 19 11 10 1 4 7

9 36 11 1

3 12 1 1

-

88 43 9 11 29 27 6 62 106 79 58

4 5 15 2 6 14 28 16

40 32 8

34 12 7

-

-

1 1

I

Rel.

19

Ges. 2 23 7 50 1 1 -

Rel.

9 -

43 -

1 -

-

-

1



4

_

-

-

3

1



-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

-

108

Synchronische Betrachtung

Ges. Mi Nah Hab Zeph Hag Sach Mal

Rel.

Ges.

Rel.

Ges.

Rel.

1 -

-

-

-

-

-

-

-

-







-

-

1

1 3 2

1 2 1

Ps Hi Prov Ruth Cant Koh Thr Est

57 12 10

54 5

-

-

-

-

Dan Esr Neh IChr II Chr

7 5 22 27 46

4 3 14 15 15

1 2 12

805

265

289

Ges

rnäy

13?

4 1 7

-

-

1 4 8 3 2

1

-

-

-

-

-

-

-

-

3

-

-

2

_

-

-

5 2 —



-

-

-

-

-

-





-

-

2





-

-

-

-

-

-

-

-

-

_

_

_

_

-

-

1 1 9

1 4 30 15

1 1 22 11

149

145

87

1

-

Es ist daher erforderlich, einen geeigneten Referenzwert für die jeweiligen Vorkommen zu definieren, mit dessen Hilfe es dann möglich ist, signifikante Abweichungen der Häufigkeitsverteilung in den einzelnen Büchern zu erkennen. Als Referenzwert kann diejenige relative — d.h. auf den Gesamtbestand bezogene — Häufigkeit genommen werden, die sich für eine rein statistische Verteilung ( = konstante Verteilungsdichte) der Vorkommen über das gesamte A T ergeben würde. Dieser statistische Erwartungswert ist für jedes einzelne Buch offenbar identisch mit dem relativen Bestandteil des jeweiligen Buches am Gesamtbestand des AT. Die relativen Bestandsanteile der Einzelbücher in °/oo am gesamten A T sind im T H A T , S. XVIII, angegeben. Bildet man nun für jedes Einzel-

Frequenzanalyse

109

buch das Verhältnis aus der tatsächlichen relativen Häufigkeit des 135? Vorkommens und dem rein statistischen Erwartungswert, dann erhält man die relative Häufigkeit in % derjenigen relativen Häufigkeit, die einer statistischen Gleichverteilung entsprechen würde. Dieses Ergebnis ermöglicht nun angemessene statistische Aussagen. Eine nicht-signifikante, d.h. rein statistische Verteilung der Vorkommen wäre ja, wie wir soeben sahen, dadurch gekennzeichnet, daß die relativen Häufigkeiten des jeweiligen Wortes in den einzelnen Büchern gleich wären den relativen Anteilen der entsprechenden einzelnen Bücher am Gesamtbestand des AT. Stellt man hier jedoch größere Abweichungen von den jeweiligen Erwartungswerten fest, dann ergibt sich daraus die Frage, wie diese Abweichungen zu erklären sind. Diese Frage muß dann bei der auf das jeweilige Buch bezogenen Untersuchung beantwortet werden. — Die auf p. 110 abgebildete Darstellung gibt für das Gesamtvorkommen von 13? , 13V und niiiy die tatsächlichen relativen Häufigkeiten dieser Wörter in Prozenten derjenigen relativen Häufigkeiten an, die einer statistischen Gleichverteilung entsprechen würden. Jene Werte, die etwa im Bereich der mit »100« bezeichneten Linie liegen, entsprechen also der zu erwartenden statistischen, d. h. nicht-signifikanten Verteilung. Signifikant sind dagegen die Werte bei 13?

in Gen; I u. IlSam; I u. II Reg: Sie liegen weit über dem Erwartungswert, in Lev, Num, Jdc, Ez und Dodekapropheton (außer Mal), Dan, Esr, Neh: sie liegen weit unter dem Erwartungswert, betragen hier weniger als die Hälfte des Erwartungswertes; bei 13? in Ex, Dtn, Jos, Jdc, II Reg, Jer, Zeph, Mal: hier liegen sie weit über dem Erwartungswert, in Lev, Dodekapropheton (außer Zeph und Mal), Pss, Hi, Cant, Koh, Thr, Est, Dan, Esr, Neh, IChr: hier liegen sie weit unter dem Erwartungswert; bei n i h j : abgesehen von Lev, wo sich in etwa der Erwartungswert findet, haben wir hier nur Extremwerte. In Ex, Num, Thr, Esr, IChr, IlChr weit über dem Erwartungswert, sonst jedoch ist rrj3j? auffallend selten vertreten, sei es, daß es ganz fehlt, sei es, daß es unter dem Erwartungswert bleibt. Ganz deutlich lassen sich also die jeweiligen Schwerpunkte bei der Verwendung der drei Wörter durch die verschiedenen Verfasser des AT erkennen, ebenso auch die Unterrepräsentation in anderen Schriften.

110

Synchronische Betrachtung

Das gleiche gilt für jene Vorkommen, die religiöse Bedeutungen aufweisen. Hier wäre es jedoch unsinnig, eine Darstellung der relativen Häufigkeit zu versuchen, die der des Gesamtvorkommens entspricht, da die Zahlen hier für eine statistische Auswertung einfach zu klein sind. Immerhin ist auffällig, daß — abgesehen von der "73? -Terminologie bei Deuterojesaja — bei allen Propheten "735? , , ¡Tpy in religiösem

Frequenzanalyse

111

Sinn entweder völlig fehlen oder doch jedenfalls nur selten begegnen. Dies entspricht auch weithin dem Befund bei den Gesamtvorkommen. Wie läßt sich dieser Sachverhalt erklären? Eine Antwort auf diese Frage kann nur die nun folgende diachronische Betrachtung liefern. Doch kann schon an dieser Stelle verwiesen werden auf die Deutung dieses auffälligen Befundes, die sich bei R. Hentschke 187 findet: Er geht aus von der Beobachtung, daß bei den Propheten ein Wort für »Kultus« fehlt. Auch der andere terminus technicus für kultischen Dienst: rr# kommt bei den vorexilischen Propheten nicht vor (außer Jer3321f 5218), um so häufiger aber in Gesetzestexten. So liegt die Annahme nahe, daß die Prophetefi bewußt den Gebrauch dieser Termini vermieden haben. Dies könnte nun wiederum seinen Grund darin haben, daß diese Wörter »das Verhältnis des Menschen zu Gott einseitig von der Erfüllung kultischer Pflichten abhängig machen«. Die Frage nach der kultisch-religiösen Verwendung des Stammes im AT wird nun im folgenden nach einer kürzeren Darstellung der Verwendung im Zusammenhang mit Sklaverei und Königtum bei der diachronischen Analyse im Vordergrund stehen. 187

R. Hentschke, Die Stellung der vorexilischen Schriftpropheten zum Kultus, BZAW 75, 1 9 5 7 , 1 2 2 , Anm. 1.

3. Diachronische Betrachtung 3.1. D E R N I C H T R E L I G I Ö S E

SPRACHGEBRAUCH

Der profane Sprachgebrauch von 13? , und rrjä? ist im AT vor allem mit den beiden Institutionen der Sklaverei und des Königtums verknüpft 1 . Im Rahmen dieser Arbeit kann es nun nicht darum gehen, z.B. eine erschöpfende Gesamtdarstellung der Sklaverei im alten Israel zu geben 2 . Vielmehr soll hier die Frage nach der »situativen« und nach der »affektiven« Bedeutung (s. Einleitung) von im Zusammenhang mit beiden Institutionen im Vordergrund stehen. Will man die »situative Bedeutung« des Wortes 135? ( = »Sklave«) klären, dann erscheint es sinnvoll, die atl. Sklavengesetze zu analysieren und mit außeratl. Material zu vergleichen, um so die rechtlich-soziale Stellung der Sklaven in Israel aufzuzeigen. Dabei ist zu prüfen, inwiefern sich der Status der Sklaven in den aus verschiedenen Zeiten stammenden Gesetzen wandelt. Bei dieser Untersuchung der Rechtstexte kann z.T. auch schon die »affektive Bedeutung« erarbeitet werden, da ein eventueller Wandel der rechtlichen Situation mit einer veränderten Einstellung 1

Daneben hören wir etwa von David, daß er schon in seiner vorköniglichen Zeit

S'lp?,

d.h. »Gefolgsleute« hatte (I Sam 25io.4of.). David wird hier als eine Art »Söldnerführer« vorgestellt (vgl. I Sam 222 2513 272). Jakobs Dienst bei Laban wird ebenfalls als 15Y (Gen 2915.18.20.2s. 27.30 30 26.29 316.41 Hos 1213) bzw.

(Gen 3026) bezeichnet, um seine Abhängigkeit von Laban zu zeigen

und auch um hervorzuheben, daß der Ertrag dieser Arbeit Laban zugute kam (s. bes. Gen 30 29). Ebenso meint Mal 317 die Formulierung 13S>n ja

»den Sohn«, der im Hause des Vaters

»für diesen arbeitet«. Ex 2 0 s 3421 Dtn 513 wird im Sabbatgebot das T5? am Sabbat verboten. Dabei ist, wie der Zusammenhang von Ex 3 4 21 zeigt, primär an Arbeiten im landwirtschaftlichen Bereich gedacht, während der Bereich der zahlreichen »Geschäfte« Gen 209 und Dtn 513 durch den Ausdruck rpK^n ntoy

anderen

bezeichnet wird.

Schon bei der referentiellen Analyse war ja deutlich geworden, daß

häufig als

terminus technicus für landwirtschaftliche Tätigkeiten im Sinne von »(Land) bestellen, bebauen« gebraucht wird (s. 47ff.). 2

Ein Uberblick mit weiterführenden Literaturangaben findet sich bei R. deVaux, Das Alte Testament und seine Lebensordnungen, Bd. I, 1964 2 , 1 3 2 - 1 4 8 .

113

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

zur Sklaverei zusammenhängen dürfte. Die sich dabei abzeichnende Haltung gegenüber den Sklaven kann dann anhand weisheitlicher und prophetischer Texte in den größeren Zusammenhang atl. Denkens und Glaubens gestellt werden. In ähnlicher Weise soll die »situative und affektive Bedeutung« von 13V im Zusammenhang mit dem Königtum erarbeitet werden.

3.1.1. Die Verwendung von im Zusammenhang Institution der Sklaverei in Israel

mit der

Bevor wir die Belegstellen analysieren, müssen wir zunächst begründen, warum wir sie unter der Überschrift »... im Zusammenhang mit der Institution der Sklaverei in Israel« behandeln. Zwar geht aus den verschiedenen atl. »Sklavengesetzen« 3 eindeutig hervor, daß es in Israel zur Zeit des AT die Institution der Sklaverei gegeben hat — dennoch aber fällt auf, daß in den Bibelübersetzungen (sowohl im revidierten Luthertext als auch in der Zürcher Bibel) und sogar in vielen Kommentaren als Übersetzungen für 13? und in nichtgesetzlichen Texten häufig die Wörter »Knecht« und »Magd« gewählt werden. Man vergleiche unter diesem Gesichtspunkt nur einmal H.Gunkels Ubersetzung von Gen 16 u. 24 und die Wiedergabe in den genannten Bibelausgaben (vgl. Anm. 8)! Wie ist diese Inkongruenz zu erklären? Man könnte zunächst daran denken, daß in den beiden als Beispiel angeführten Erzählungen tatsächlich nicht von einem Sklaven und einer Sklavin, sondern von einem Knecht und einer Magd erzählt werden soll. Dies ist jedoch offensichtlich nicht die Meinung H.Gunkels, der zwar bei der Übersetzung und Exegese von Gen24 die Ausdrücke »Sklave« und »Knecht« promiscue gebraucht, aber andererseits feststellt, daß dieses Kapitel »über die Stellung der Sklaven in alter Zeit« 4 interessanten Aufschluß gibt. Er zieht dann eine Parallele zu dem bedeutenden »Einspruchsund Mitrederecht« von schon lange im Haus arbeitenden Knechten und Mägden im Bauernleben seiner Zeit 5 . So läßt sich hier die Auffassung erkennen, daß der soziale Status der Sklaven im alten Israel eher der von »Knechten« war und daher diese Übersetzung dem Sinn des Wortes T2V besser entspricht. Angesichts dieser terminologischen Unklarheiten müssen wir fragen, wie sich im 3

Bes. Ex 2 1 2 - n Dtn 1512-is Lev 25 39-55.

4

H . G u n k e l , Genesis, 250. S. Anm. 4.

5

8

Riesener, Der Stamm

114

Diachronische Betrachtung

Deutschen die beiden Wörter »Sklave« und »Knecht« voneinander unterscheiden. Neuere L e x i c a 6 definieren den Begriff »Sklave« als: »Unfreier«, »ein Mensch, der das Eigentum eines anderen Menschen ist und keinerlei oder nur geringen Rechtsschutz genießt«. »Knecht« 7 dagegen wird gekennzeichnet als alte Bezeichnung für die männlichen, zum Gesinde gehörenden landwirtschaftlichen Lohnarbeiter. Nun hatte sich schon bei der Wortfeldanalyse gezeigt, daß das hebräische Wort für »Lohnarbeiter« heißt. Die Wörter 13? und TOto aber sind sachlich zu trennen, wie auch ihre Gegenüberstellung in L e v 2 5 3 8 f . zeigt. Ferner gab es verschiedene Hinweise darauf, daß der 133? als »Eigentum« oder »Besitz« seines Herrn galt. So heißt es E x 2 1 2 1 ausdrücklich von ihm: Kin ispj , »er ist sein (des Besitzers) Geld«. In den »Besitzformeln« wird er neben Vieh, Gold und Silber, die zum Eigentum eines reichen Mannes gehören, aufgeführt 8 . Sofern es sich um einen »Ausländer« handelt, ist er nach L e v 2 5 4 6 nfn(| , die man vererben kann. Auch die Tatsache, daß man ihn »kaufen« (Ex 2 1 2 K o h 2 7 L e v 2 5 4 4 ; vgl. E x 2 l 7 I I R e g 5 2 6 ) und »verschenken« (Gen2014) kann, zeigt, daß er als »Sklave«, d.h. als »Eigentum« seines jeweiligen Besitzers, angesehen wurde. So zeigt sich, daß das deutsche Wort »Knecht« als Übersetzung für T3J? ungeeignet ist. Freilich müssen wir den sich hier abzeichnenden Problemen noch weiter nachgehen, einerseits nämlich der Frage, wie es denn mit dem Rechtsschutz dieser Sklaven im alten Israel bestellt war, andererseits dem Problem, wie man den Sklaven beurteilte, welchen Rang man ihm zuwies, ob man in ihm nur ein beseeltes Besitzstück sah wie in Griechenland und Rom 9 , oder einen wirklichen Menschen. Dabei muß man sich allerdings vor einer Versuchung hüten: nämlich davor, von vornherein »von unserer heutigen Beurteilung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse her Kritik . . . zu ü b e n « 1 0 an der atl. Stellung zur Sklavenfrage. Die Israeliten lebten in einer Welt, für die die Sklaverei eine fraglos akzeptierte Selbstverständlichkeit war. Daher kann 6

Das moderne Lexikon, 1972, Bd. 17, 2 3 4 f . ; der neu erschienene BROCKHAUS bietet eine ähnliche Definition, vgl. BE, Bd. 17, 1 9 7 3 , 4 8 9 .

7

Das moderne Lexikon, Bd. 10, 79; vgl. BE, Bd. 1 0 , 1 9 7 0 , 2 8 8 .

8

Jene stereotypen Reihen, die aufzählen, was alles zum Eigentum eines wohlhabenen Mannes gehört, finden sich: Gen 1216 2014 2435 3043 326 I Sam 816 II Reg 526 Koh 27. Im rev. Luthertext findet sich an diesen Stellen stets die Ubersetzung »Knecht«. Die Zürcher Bibel nennt Gen 1216 2014 II Reg 5 26 »Sklaven«, sonst »Knechte«. H. Gunkel hat Gen 1216 2435 und 326 »Knechte«, 2014 dagegen »Sklaven«.

9

S. C.Haufe, Die antike Beurteilung der Sklaven, W Z K M , Leipzig, 9.Jg.,

1959/60,

H . 4 , 6 0 3 ff. 10

So G. Kehnscherper, Die Stellung der Bibel und der alten christlichen Kirche zur Sklaverei, 1957, 10. Er selbst hält sich freilich nicht an diese von ihm aufgestellte Maxime.

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

115

man die im AT erkennbare Einstellung zu dieser vorgegebenen Institution nur würdigen, wenn man sie mit der aus anderen altorientalischen Texten erkennbaren Haltung der damaligen Zeit vergleicht. — Bei der Analyse der referentiellen Bedeutung des Wortes 13? 11 hatten wir festgestellt, daß in Israel zwischen ausländischen und israelitischen Sklaven unterschieden wurde. Diese Auffassung hängt zusammen mit einem bestimmten Verständnis des Wortes '"13? , mit dem Ex 212 Dtn 1512 und Jer 3 4 9.14 der 13? bezeichnet wird. Ehe wir uns den Sklavengesetzen Ex 212-11 Dtn 1512-18 und Lev 2539-55 zuwenden, müssen wir daher zunächst die Frage klären, wie das Wort nsy im At zu verstehen ist. Bei der Behandlung dieser drei Sklavengesetze gehen wir vom Bundesbuch aus, da es sich hier nach allgemeiner Auffassung 1 2 um das älteste Gesetzeskorpus handelt, während das Deuteronomium zeitlich zwischen dem bald nach der Landnahme entstandenen Bundesbuch und dem wohl in exilischer Zeit anzusetzenden Heiligkeitsgesetz steht 1 3 . Primär zwei Möglichkeiten bei der Interpretation des Wortes '"Qy im AT stehen sich nun gegenüber. Es wird einerseits soziologisch als Bezeichnung einer rechtlich-sozialen Stellung 14 , andererseits in neuerer Zeit ethnologisch als Angabe einer bestimmten Volkszugehörigkeit 15 verstanden. Als Initiator der rechtlich-sozialen Deutung, auf den auch heute noch immer wieder verwiesen wird, kann A.Alt gelten. 1934 wandte sich A.Alt 1 6 11

12 13 14

Im Zusammenhang mit der Institution der Sklaverei im AT kommt dem Verb I j y und dem Wort rrjby nur geringe Bedeutung zu, sie erscheinen neben igy in den atl. Sklavengesetzen und bezeichnen hier die Tätigkeit der Sklaven. Daher gehen wir in diesem Kapitel von den Vorkommen des Wortes im Zusammenhang mit der Einrichtung der Sklaverei aus. O.Eißfeldt, Einleitung in das Alte Testament, 1964 291. O.Eißfeldt, Einleitung, 297.317; K.Elliger, Leviticus, HAT, 1 , 4 , 1 9 6 6 , 1 6 f f . A.Alt, Die Ursprünge des israelitischen Rechts, (1934) KS I, 291 ff. = Grundfragen, 216ff.; M . N o t h , Das zweite Buch Mose. Exodus, ATD V, 1968 4 (1958), 143f.; G. von Rad, Das fünfte Buch Mose. Deuteronomium, ATD VIII, 76f.; W.Rudolph, Jeremia, HAT I, 12, 1968 3 , 222, zu Jer 349: dort weitere Literatur zur sozial-rechtlichen Deutung. Einen kurzen Überblick über die neueren Thesen zur habiru-Frage gibt N . P . Lemche, The »Hebrew Slave«, VT XXV, 1975, 136ff.

15

R.Borger, Das Problem der "apiru (»Habiru«), ZDPV 74, 1958, 121-132; L.Köhler, KBL, 677ff.; S. Herrmann, Geschichte Israels in alttestamentlicher Zeit, 1973, 78 und 89ff.; A.Jepsen, Von Sinuhe bis Nebukadnezar, 1975, 104f.; K.Koch, Die Hebräer vom Auszug aus Ägypten bis zum Großreich Davids, VT XIX, 1969, 3 7 - 8 2 ; R. de Vaux, Histoire ancienne d'Israel, 1971, l l l f . ; H.J.Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 249 (dort Anm. 35.36 weitere Vertreter dieser Auffassung).

16

A.Alt, Die Ursprünge des israelitischen Rechts, KS I, 291 ff. = Grundfragen, 216ff.

116

Diachronische Betrachtung

gegen ein Verständnis des Wortes »hebräisch«, als Nationalitätsbezeichnung und vertrat demgegenüber ein rechtlich-soziales Verständnis. Er begründete dieses folgendermaßen: 1. Nirgends im AT, auch nicht Gen 1413 und J o n l 9 , sei das Wort »eine echte und volltönende Nationalitätsbezeichnung für den Israeliten«, vielmehr schwinge auch da, wo es eine Selbstbezeichnung gegenüber Ausländern sei bzw. als Bezeichnung für die Israeliten im Munde von Ausländern gebraucht werde, »ein Ton der Selbstdemütigung oder im anderen Falle der Verachtung« mit, niemals aber »ein nationales Hochgefühl« 17 . 2. Auch in der Rechtssprache trete es nur als Bezeichnung dessen auf, der sich in die Schuldsklaverei verkauft 18 . 3. nay hänge bedeutungsmäßig und sprachlich mit dem in Keilschrifturkunden des 3. u. 2.Jahrtausends v.Chr. aus Babylonien, Mesopotamien, Kleinasien und Palästina belegten Wort habiru und dem in ägyptischen Texten des Neuen Reiches belegten Wort f pr zusammen, beide Begriffe seien rechtlich, nicht völkisch zu verstehen, dementsprechend könne man keine israelitische Spezialbedeutung annehmen 19 . — Wie sind nun diese Argumente zu beurteilen? Zunächst einmal fällt auf, daß A.Alt sich zunächst dagegen wendet, das Wort '"13? als »Nationalitätsbezeichnung« 20 zu verstehen, daß er dann aber als Abschluß seiner Erwägungen feststellt, »in völkischer Hinsicht« 2 1 habe das Wort so wenig zu besagen wie die Bezeichnung habiru in ao. Urkunden. Bei dieser Argumentation werden also die beiden Begriffe »national« und »völkisch« sehr eng zusammengesehen. Das rechtlichsoziale Verständnis dagegen wird als Alternative zu jener nationalvölkischen Deutung dargestellt. Nun stehen aber die Begriffe »national« und »völkisch« — wir sagen heute meist »ethnisch« — einander keinesfalls so nahe, wie es hier erscheinen könnte. Vielmehr muß man ja gerade differenzieren zwischen dem Wort »national«, das politisch-staatliche Vorstellungen impliziert, und einem Wort wie »völkisch«, bzw. »ethnisch«, bei dem diese Vorstellungen eben gerade fehlen. Insofern kann A. Alts Beobachtung, daß in Verbindung mit dem Wort '"l?? im AT niemals ein «nationales Hochgefühl« festzustellen sei, zwar nicht als Argument gegen das ethnologische Verständnis 17

A. Alt, KS I 2 9 2 und vgl. Anm. 2 dort; Grundfragen, 2 1 7 .

18

A.Alt, s.Anm. 17.

19

A.Alt, KS 1 2 9 3 ; Grundfragen, 2 1 8 .

20

A. Alt, KS I 2 9 1 ; Grundfragen, 2 1 7 .

21

A.Alt, KS 1 2 9 3 ; Grundfragen, 2 1 8 .

117

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

von '"13?, wohl aber als Hinweis auf das Spezifische dieses Wortes im Unterschied zu der Bezeichnung »Israelit« dienen. Problematisch erscheint A.Alts Verständnis von

,-

oy

als rechtlich-

sozialer Terminus in E x 2 1 2 und den damit zusammenhängenden Rechtstexten. Der rechtlich-soziale Terminus, um den es hier ohne Zweifel geht, lautet 13? . In welchem Verhältnis soll nun die Bezeichnung

dazu

stehen? Ist der Betreffende ein "735? , oder ist er ein n35> ? Wie verhalten sich die beiden Kategorien rechtlich zueinander, da sie ja von ein und demselben M a n n zu einem Zeitpunkt ausgesagt werden? A.Alt - und M . N o t h folgt ihm d a r i n 2 2 - sucht dieses Problem zu beseitigen, indem er die Bezeichnung

als »proleptisch«

erklärt23,

den Widerspruch also auflöst durch die Annahme eines zeitlichen Nacheinanders. Der Betreffende war demnach zunächst ein '"13V, d. h. frei, aber in rechtlicher und sozialer Bedrängnis; dann verkaufte er sich selbstund wurde so zum

, zum (Schuld-)Sklaven 2 4 .

Nun begegnet jedoch der Ausdruck '"p? l^y

nicht nur in E x 2 1 2 und

den damit zusammenhängenden Rechtstexten, sondern auch Gen 3 9 1 7 und 4 1 1 2 , wo Josef als

nsy

bezeichnet wird. Hier läßt sich aber nun

die Bezeichnung I3y keinesfalls proleptisch verstehen. Josef ist hier eindeutig ein in den Augen der Ägypter ausländischer, nämlich »hebräischer« Sklave — vgl. auch G e n 3 9 1 4 —, gestohlen »aus dem Land der ,Hebräer'« (Gen 4015).

Diese Parallelstellen machen es wahrscheinlich, daß auch in E x 2 1 2 und den entsprechenden Texten nicht zwei einander ausschließende rechtlich-soziale Klassifikationen mit Bezug auf einen M a n n angegeben werden sollen, sondern daß hier durch die ethnische Angabe '"13V die rechtlichsoziale Bezeichnung "DV noch näher bestimmt wird. Auf- die Zusammenhänge der atl. '135? -Bezeichnung mit den in ao. Texten belegten ähnlichen Termini können wir im Rahmen dieser Arbeit nicht näher eingehen

2S

.

Unabhängig davon überzeugt jedoch die These A.Alts, man könne aufgrund der außeratl. rechtlichen Bedeutung der entsprechenden Termini keine israelitische Spezialbedeutung annehmen, nicht. Er muß ja selbst zugeben, daß in späterer Zeit H3V »den Namen eines Volkes« bezeichnet 2 6 , 22

M. Noth, Das zweite Buch Mose. Exodus, ATD V, 1968

23

A. Alt, KS I 292 Anm. 2; Grundfragen, 217 Anm. 2. A. Alt, KS I 292f.; Grundfragen, 217f. Neuerdings macht S. Herrmann, Geschichte Israels, 78, Anm. 41, darauf aufmerksam, daß auch bei den außeratl. hapiru-Texten eine ethnologische Interpretation immer mehr 2 6 A. Alt, KS I 293 Anm. 1; Grundfragen, 218 Anm. 1. Anhänger findet.

24 25

143.

118

Diachronische Betrachtung

d.h. hier liegt auch nach seiner Sicht offensichtlich eine »israelitische Spezialbedeutung« vor. Nun erscheint freilich der Weg von einer ursprünglich rechtlichen Grundbedeutung des Wortes im AT zu einer sekundären Verwendung als Bezeichnung eines Volkes, »das in Wirklichkeit eben nicht als selbständiges Volk respektiert« 27 wird,etwas umständlich. Näherliegend wäre die Annahme, daß in späterer Zeit nach dem Verlust der staatlichen und politischen Selbständigkeit eben jener ältere, nach atl. Sprachgebrauch ethnologische Terminus, bei dem eine politische Bedeutungskomponente fehlte, wieder als sinnvoll empfunden und daher aufgenommen wurde. — Eine Antwort auf die Frage nach derBedeutung des Wortes '13V im AT kann nun allerdings sachgemäß nur anhand einer Überprüfung sämtlicher Belegstellen erfolgen, an denen sich das Wort findet. In neuerer Zeit haben diesen Versuch M.Weippert (1967) und K.Koch (1969) unternommen28. Sie kommen allerdings zu recht unterschiedlichen Ergebnissen. Während nach M. Weippert die Bezeichnung n^y im AT sowohl Ethnikon als auch soziologische Kategorie ist, handelt es sich nach K. Koch eindeutig um eine ethnologische Kategorie. Der Frage, welche Auffassung dem atl. Tatbestand am ehesten gerecht wird, wollen wir anhand einer kurzen Durchsicht der entsprechenden Stellen unter primär sprachlichen Gesichtspunkten nachgehen. Das Wort '13y und seine entsprechende Femininbildung findet sich 34mal im MT 2 9 . Diese Vorkommen weisen nun jedoch keineswegs eine statistische Verteilung auf, sondern finden sich einerseits konzentriert in Gen- und Ex-Texten 30 , andererseits im ersten Samuel-Buch31, sowie in den mit der in Ex2l2ff. angesprochenen Sklavenfrage zusammenhängenden Texten Dtn 1512 und Jer 349.14. Läßt sich für diesen auffälligen Befund eine Erklärung finden? Die schon besprochenen Texte Gen 39174015 4112 haben die Bezeichnung '"!3? als Angabe einer ethnischen Zugehörigkeit gezeigt. In diesem Sinne ist auch Gen 43 32 zu verstehen, wo D'ljy und D'-iya einen Gegensatz bilden: »... denn die Ägypter dürfen nicht mit den ,Hebräern' Brot essen ...«. 27

S.Anm.26.

28

K . K o c h , Die Hebräer vom Auszug aus Ägypten bis zum Großreich Davids, V T X I X , 1 9 6 9 , 37—82; M.Weippert, Die Landnahme der israelitischen Stämme in der neueren wissenschaftlichen Diskussion, F R L A N T 9 2 , 1 9 6 7 , 8 4 - 1 0 2 .

29

K . K o c h a.a.O. 4 0 nennt 3 5 Vorkommen, zählt aber wohl im Bundesbuch ein Vorkommen doppelt, M . W e i p p e r t a.a.O., 8 5 , nennt 3 3 Stellen, da er I S a m 137 nicht berücksichtigt.

30 31

Gen 3914.17 4015 4112 43 32 Ex 115f. 26f. 3 is 5s 7i« 91.13 IO3. I Sam 46.9 133 137 1319 14n. 21293.

119

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

Hier geht es um bestimmte Bräuche, durch die sich die beiden Völker unterscheiden. Ebenso erscheint in den Mose-Erzählungen n a ? als Gegenbegriff zu n y j , so sagen z.B. die »hebräischen« Hebammen zum Pharao: »Die ,hebräischen'

(Frauen)

sind ja nicht

so wie

die

ägyptischen

F r a u e n . . . « . ( E x 119)

Hier geht es um den Unterschied zwischen Ägypterinnen und Hebräerinnen beim Gebären — offenbar ging dies bei den hebräischen Frauen sehr viel schneller und problemloser vonstatten als bei den ägyptischen 32 . Da nun bei Geburt und Säuglingspflege bei beiden Völkern unterschiedliche Sitten zu beachten waren, werden von den »Hebräern« auch »hebräische« Hebammen ( E x l l 5 ) bzw. eine »hebräische« Amme (Ex 27) benötigt. So handelt es sich also in diesem Zusammenhang bei n3J> um einen ethnologischen Begriff, und das gleiche gilt für Ex 211, wo ein »ägyptischer Mann« einem »hebräischen Mann« gegenübergestellt wird (vgl. Ex 213). Von daher liegt es nahe, bei der stets im Munde Jahwes bzw. der Israeliten begegnenden Formel »Jahwe, der Gott der ,Hebräer'«, Dn3J> ebenfalls in diesem Sinn zu verstehen: Jahwe soll hiermit als der Gott einer bestimmten ethnischen Gruppe, nicht als der Gott einer bestimmten rechtlich-sozialen Gruppe bezeichnet werden. Die Gen- Ex-Stellen zeigen somit das Wort n ? ? als eine ethnologische Kategorie. Es bezeichnet hier als Oppositionsbegriff zu »Ägypter« oder »ägyptisch« den »Hebräer« mit seinen ethnischen Besonderheiten. In einer weiteren Gruppe von Texten werden in ähnlicher Weise »die Hebräer« mit einem anderen Volk konfrontiert, u.z. sind es nun die Philister. So stehen sich etwa in der Ladeerzählung ISam46.9 »Hebräer« und »Philister» gegenüber. Ebenso ist I S a m 2 9 3 vorausgesetzt, daß »Hebräer« und »Philister« eigentlich einander bekämpfende Völker sind. Aus diesem Grunde fordern nämlich die Philisterfürsten, daß Achisch den in seinem Dienst stehenden David und seine Leute, die sie als »Hebräer« bezeichnen, nicht am Kampf der Philister gegen »Israel« teilnehmen lassen soll. Wäre nay lediglich Bezeichnung einer sozialen Gruppe, dann wäre diese Haltung der Philister unverständlich. Darüber hinaus ist I S a m 2 9 3 noch in anderer Hinsicht interessant. Hier heißt es nämlich: »Da sprachen die Philisterfürsten:

, W a s sollen diese Hebräer da?'. Achisch

aber

antwortete den Philisterfürsten: ,Ist dies nicht David, der Gefolgsmann Sauls, des Königs von Israel, der schon Jahr und T a g bei mir ist, ohne daß ich an ihm etwas auszusetzen gefunden habe, seit dem Tage, da er überlief, bis zum heutigen T a g ? ' « 32

Vgl. 1 0 3 f.

120

Diachronische Betrachtung

Der Wechsel der Termini — einerseits werden David und seine Leute »Hebräer« genannt, andererseits wird Saul als König von »Israel« bezeichnet — ist hier wohl kaum zufällig, sondern läßt Schlüsse auf die unterschiedlichen Bedeutungen beider Wörter zu. Es ist ja auffallend, daß sich niemals ein Ausdruck wie »König der Hebräer« findet, während doch, wie wir sahen, Gen 4015 von einem »Land der Hebräer« gesprochen werden kann. Nun wäre es sicherlich ein recht ungewöhnlicher Vorgang, wenn ein Land nach Menschen einer bestimmten sozial-rechtlichen Stellung benannt würde. Näherliegend erscheint die Annahme, daß auch hier der Terminus »Hebräer« das jenes Land bewohnende Volk bezeichnet. Wenn dann andererseits von »Hebräern« niemals im Zusammenhang mit dem Königtum die Rede ist, dann spricht dies dafür, daß uns hier eben eine ethnische Bezeichnung ohne staatlich-politische Implikationen vorliegt. Versteht man das Wort »Hebräer« in diesem ethnologischen Sinn, dann wird auch deutlich, warum es primär in Texten erscheint, in denen es um den Gegensatz zu Ägyptern, bzw. Philistern geht: In dieser Zeit war eben die ethnische Zusammengehörigkeit der Israeliten maßgeblicher als die politische. Für die Zeit vor dem Exodus ist dies ohnehin offensichtlich 33 , aber auch zur Zeit der Philisterkämpfe unter Saul war offensichtlich noch nicht so etwas wie ein »nationales Bewußtsein« vorhanden34. Von daher erklärt sich — wir sehen hier für unsere Fragestellung einmal ab von überlieferungs- und redaktionsgeschichtlichen Problemen — das Nebeneinander der Bezeichnungen »Hebräer« und »Israel(iten) in den Texten, z.B.: » . . . Saul aber ließ im ganzen Land in die Posaune blasen: Die Hebräer sollen es hören! Und ganz Israel hörte es.« (ISam 13 3 f.) »Als die Israeliten sahen, daß sie in N o t waren . . . , verbarg sich das Volk . . . , und Hebräer überschritten den Jordan . . . « (I Sam 13 6 f.) »Im ganzen Land Israel fand man keinen Schmied, denn die Philister dachten, die Hebräer könnten sich Schwerter oder Spieße machen.« (I Sam 13 19) » . . . und die Philister sprachen: Sieh an, ein paar Hebräer kommen aus den Löchern heraus, in die sie sich verkrochen haben.« (ISam 1411)

Gemeint sind hier Jonathan und sein Waffenträger, deren Heldentat nach ISam 1423 ebenso wie das Verhalten des Volkes im Kampf gegen die Philister unter dem Gesichtspunkt gesehen wird, daß auf diese Weise 33

Deshalb

wird

auch

in dem

z.T.

bewußt

archaischen

Text

Gen 1 4 3

Abraham

als

»Hebräer« bezeichnet. 34

Jon 19 wird Jona als »Hebräer« bezeichnet, weil es auch hier gegenüber den aus J a p h o stammenden Seeleuten um die ethnische Zugehörigkeit geht. Ein ähnliches ethnisches Verständnis

(Vgl. Koch a . a . O .

43)

des Wortes '"13V im A T findet sich auch

bei

M . Greenberg, The tfab/piru, AOS 3 9 , 1 9 5 5 , 9 2 .

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

121

Jahwe an jenem Tage Israel geholfen habe. ISam 1421 ist textlich schwierig, deutlich ist aber, daß »Hebräer« mit den Philistern in den Kampf gezogen waren, daß sie nun aber sich »Israel« zuwenden, das zu Saul und Jonathan hält. Auch hier werden also die mit dem König verbundenen Leute als »Israeliten« bezeichnet; andererseits zeigt diese Stelle, daß die ethnische Zusammengehörigkeit offensichtlich zunächst noch nicht allzu stark war - vgl. die Zustände zur Zeit Davids (ISam 293) - , so daß Hebräer auf seiten der Philister kämpften. In diesen Texten werden, abgesehen von ISam 1421, die Bezeichnungen »Israel/Israeliten« und »Hebräer« mit Bezug auf ein und dieselbe Gruppe von Menschen gebraucht 35 . Sie unterscheiden sich jedoch in folgender Weise: Das Wort »Israel« enthält eine staatlich-politische Bedeutungskomponente einerseits (s. ISam 293 1421), eine religiöse, auf Jahwe bezogene Bedeutungskomponente andererseits (ISam 1423). Die Bezeichnung »Hebräer« steht in Opposition zu ethnischen Kategorien wie »Philister« und »Ägypter«. Von daher ergibt sich der Schluß, daß diese Menschen hinsichtlich ihrer ethnischen Zugehörigkeit »Hebräer«, mit Bezug auf ihre staatlich-politische Zugehörigkeit und ihren Jahwe-Glauben dagegen »Israel/Israeliten« genannt werden 36 . Die Texte bestätigen somit einerseits A.Alts Beobachtung vom fehlenden »nationalen Hochgefühl« im Zusammenhang mit der Bezeichnung »Hebräer«, andererseits wird das Wort jedoch nicht in pejorativem Sinn gebraucht; Gen3914.17 und ISam 1411 werden zwar die damit Bezeichneten abschätzig beurteilt, doch impliziert hier keinesfalls schon das Wort »Hebräer« diese Mißachtung, sie ergibt sich vielmehr erst aus dem Kontext. 35

Vgl. K.Koch a.a.O. 46ff.

36

So führt eine von den atl. Texten ausgehende Untersuchung zu einem anderen Ergebnis, als es sich bei M.Weippert, a.a.O., findet. Dies mag in gewisser Weise damit zusammenhängen, daß M.Weippert -

obwohl er sich der methodischen Problematik durchaus

bewußt ist (s. 84 f. seiner Arbeit) - in seiner Untersuchung von vornherein

ausseratl.

Material zum Verständnis der atl. Texte heranzieht. Bei diesem Vorgehen besteht jedoch immer die Gefahr, daß man gerade das Spezifische der atl. Begriffe und Vorstellungen verfehlt. Speziell in diesem Fall kommt die Schwierigkeit hinzu, daß das hapiru-Problem der außeratl. Texte noch keineswegs eindeutig gelöst ist (vgl. Anm. 25). K.Koch versteht zwar in seiner Untersuchung die Bezeichnung »Hebräer« im AT u.E. zutreffend als ethnologisch, differenziert aber zwischen »Israeliten« und »Hebräern« in etwas anderer Weise (50): »Israel« sei das (um Saul gescharte) Kult- und Kriegsaufgebot; die Bezeichnung »Hebräer« umfasse dagegen einen über Israel hinausreichenden Kreis von Völkern.

122

Diachronische Betrachtung

Entspricht nun die Verwendung des Wortes '"py innerhalb der atl. Sklavengesetze der hier aufgezeigten ethnologischen Verwendung des Wortes im AT? Wir hatten schon gesehen, daß das Wort '"D? in Ex 212 darauf aufmerksam macht, daß diese Rechtssätze für den hebräischen, nicht aber für den ausländischen Sklaven gelten. Es geht hier um den Fall, daß ein Israelit in einer Situation äußerster wirtschaftlicher Not sich von einem anderen »kaufen« lassen muß. Dieser Fall konnte beispielsweise eintreten, wenn der Betreffende aus irgendeinem Grund nicht in der Lage war, eine geliehene größere Summe zurückzuzahlen. II Reg 41 hören wir in ähnlicher Weise, daß ein Mann stirbt, ehe er seine Schulden zurückzahlen kann, und daß nun der Gläubiger seine Söhne als (Schuld-) Sklaven nehmen will; ebenso geht es Neh52-8 um die Schuldsklaverei der Söhne und Töchter der Ärmeren. H i 2 4 9 werden die Frevler als besonders unmenschlich dadurch charakterisiert, daß sie sogar »einen Säugling« als Pfand nehmen. Die Anklagen des Arnos zeigen nun, daß diese Einrichtung der Schuldsklaverei dazu mißbraucht wurde, Unschuldige und Bedürftige um ihr Recht zu bringen: »Höret dies, die ihr den Bedürftigen tretet und die Bedrückten im Land beseitigt, die ihr sagt: Wann ist der Neumond vorüber... und der Sabbat.. daß wir für Geld die Hilflosen kaufen und den Bedürftigen für ein Paar Sandalen?« (Am 8 4-6) 3 7

Wenn Arnos sich hier auch gegen üble Praktiken wendet, so wird andererseits doch noch keine grundsätzliche Ablehnung der Schuldsklaverei, wie sie Ex 212ff. geregelt wird, erkennbar. Nach Ex 212 sollen jene Schuldsklaven sechs Jahre für ihren Käufer arbeiten, im siebenten Jahr muß er sie »umsonst« freilassen. Sie brauchen sich also nicht mit einer bestimmten Summe freizukaufen wie die ausländischen Sklaven. Dementsprechend war natürlich der Kaufpreis für einen israelitischen Sklaven sehr viel geringer als der für einen ausländischen. Ein ausländischer Sklave, dessen Dienstzeit zeitlich nicht befristet war, kostete etwa zehnmal soviel wie ein einheimischer 38 . 37

H. W. Wolff, Dodekapropheton 2. Joel und Arnos, BK XIV/2, 1969, 2 0 0 f . ; 3 7 0 und 377.

38

C. Haufe, Die antike Beurteilung der Sklaven, 610 ff.

123

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

Für ein israelitisches Mädchen, das der Vater verkauft hat, gelten dagegen nach Ex 217-11 andere Bestimmungen. Sie wird ja nicht nur als Arbeitskraft betrachtet, sondern ist für ihren Herrn eine Art »Konkubine«, d.h. eigentlich auf Lebenszeit mit ihm verbunden. Sie hat daher, selbst wenn ihr Herr noch eine andere dazunimmt (Ex20lOf.), bestimmte Rechte und Ansprüche. Werden diese jedoch nicht gewährt und befriedigt, dann ist sie sofort frei. Hier gibt es also keinen festgesetzten Zeitpunkt für die Entlassung 39 . Anders regelt in diesem Punkt Dtn 1512-18 die zeitliche Dauer. Durch die Einleitung: »Wenn sich dir dein Bruder verkauft, der Hebräer oder die Hebräerin . . . «

40

werden die folgenden Bestimmungen, in denen dann freilich immer nur von »ihm«, dem männlichen Schuldsklaven also, die Rede ist, in gleicher Weise auch für die weiblichen Sklaven verbindlich gemacht 4 1 . Dies gilt dann auch für den Entlassungszeitpunkt 42 , der ebenfalls für das siebente Jahr festgesetzt wird. Die Dtn 1512 enthaltenen Bezeichnungen »Hebräer« und »Hebräerin« werden hier noch näher erläutert durch den Zusatz d.h. gegenüber dem hier angeredeten Israeliten wird der »Hebräer« als l'riK , »Bruder«, bezeichnet. Das Wort n(< charakterisiert aber gerade in verschiedenen deuteronomischen Gesetzen und Bestimmungen den vollberechtigten Volksgenossen im Gegensatz zum Ausländer ( ) 4 3 : so Dtn 17 u (Verbot, einen »Ausländer« zum König zu machen, statt dessen soll es einer der »Brüder« sein); Dtn2320f. (Verbot, vom »Bruder« Zinsen zu nehmen, Erlaubnis, sie vom »Ausländer« zu nehmen); vgl. Dtn2414. 39

E x 2 1 8 regelt den Fall, daß der Herr sein Tun bereut, noch ehe er sie »erkannt« hat, er soll sie dann »loskaufen lassen«, darf sie jedoch nicht an »Fremde«, d.h. Nicht-Israeliten verkaufen. Gibt er sie dagegen seinem Sohn, dann soll er sie nach E x 2 1

dem

Tochterrecht entsprechend ausstatten. 40

Für Dtn 1512 lehnt auch G. von Rad, Das fünfte Buch Mose, Deuteronomium,

ATD

VIII, 1 9 6 8 2 , 7 7 , die rechtlich-soziale Bedeutung von »Hebräer« zugunsten einer ethnischen ab. 41

Diese Regelung könnte ein Hinweis darauf sein, daß »die Hebräerin«, die sich für sechs Jahre verkauft, zunächst einmal nur ihre Arbeitskraft verkauft. Es gab aber auch weiterhin die Möglichkeit des Konkubinats. Für diese

galt aber dann ebenfalls wieder in

gewisser Weise das Eherecht, s. Dtn 1517 und vgl. E x 217-11. 42

Dtn 1517 b. Auch hier wird die Möglichkeit ins Auge gefaßt, daß der Sklave bei seinem Herrn bleiben möchte ( D t n l 5 i 6 f . ) . Er wird dann zum »ständigen Sklaven«. Keinesfalls wird jedoch dadurch das Verhältnis »automatisch« in eine »Adoption« wie H. van Oyen, Ethik des Alten Testaments, 1967, O^ly 13?

43

widerlegt diese Absicht.

H. Ringgren,

, ThWAT 1,207.

umgewandelt,

176, annimmt. Der Ausdruck

124

Diachronische Betrachtung

So zeigt sich auch hier wieder die ethnologische Bedeutung der Bezeichnung »Hebräer«, und es steht wohl auch hinter den Bestimmungen von Dtn 1512-18 unausgesprochen der Gegensatz der »hebräischen« zu den nicht-hebräischen Sklaven. Für die ausländischen Sklaven gelten somit jene Bestimmungen nicht, weder die von der Freilassung, die E x 2 l 2 entspricht, noch die von der darüber hinausgehenden Ausstattung mit Kleinvieh und Lebensmitteln, die es dem Entlassenen erleichtern soll, wieder einen Platz in der Gesellschaft zu finden. In dem Sklavengesetz Lev 25 39-55 findet sich dann die Bezeichnung »Hebräer« nicht mehr, hier wird nur noch vom gesprochen, d.h. vom »Volksgenossen«. Jetzt wird jedoch explizit geregelt, was implizit schon den Bestimmungen im Bundesbuch und im Deuteronomium zugrunde lag: zum eigentlichen Besitz, über den man also beliebig und unbegrenzt verfügen darf, gehören nur die ausländischen Sklaven, die man von den Völkern ringsum gekauft hat (Lev 25 44^6). Muß sich dagegen einer der Volksgenossen selbst verkaufen, soll man ihn wie einen »Lohnarbeiter« behandeln. Der Käufer erhält in diesem Fall also nur das Recht auf eine zeitlich begrenzte Nutzung der Arbeitskraft des Betreffenden, so daß die Bezeichnung »Schuldknechtschaft« hier in gewisser Weise angemessener erscheint 44 . Von der Frau wird im Gegensatz zum Bundesbuch und Deuteronomium überhaupt nicht mehr gesprochen. Die zeitliche Begrenzung dieser Schuldknechtschaft bis zum alle 50 Jahre stattfindenden »Jobeljahr« steht ferner im Widerspruch zu den älteren Bestimmungen, die eine Freilassung jeweils für das siebente Jahr festsetzen. Wie läßt sich dieser Tatbestand interpretieren? Zunächst einmal bietet der Kontext von Lev 25 einen ersten Hinweis darauf, warum hier die Schuldknechtschaft mit dem Jobeljahr in Verbindung gebracht wird. Im Jobeljahr soll ja jeder Israelit wieder zu seinem Grundbesitz, zu seinem Land kommen (Lev 2513). Wenn nun der Schuldknecht in diesem Jahr frei wird, dann hat er nach Lev 25 40 f. die Möglichkeit, zum Besitz seiner Väter zurückzukehren. Vorausgesetzt ist hier also, daß er diesen Besitz verkauft hatte, daß er ihm nun aber wieder zufällt und es ihm damit wieder möglich wird, seinen Lebensunterhalt selbst zu bestreiten 45 .

44

K. Elliger, Leviticus, 341 f.

45

Während also Lev 25 einerseits die Stellung der Schuldsklaven verbessert durch die Anweisung, sie wie Tagelöhner zu behandeln, verschlechtert es doch andererseits auch ihre Position, da die Dienstzeit nicht mehr variabel berechnet wird, sondern allgemein auf das alle 50 Jahre stattfindende Jobeljahr festgelegt wird.

125

D e r nichtreligiöse S p r a c h g e b r a u c h

Diese Regelung zeigt, daß die soziale Intention von D t n l 5 l 3 : Ausstattung des entlassenen Schuldsklaven mit Nahrungsmitteln, um seine Existenz fürs erste zu sichern, auch hier zugrundeliegt. Daran werden allerdings auch die Schwierigkeiten deutlich, die einen israelitischen Schuldsklaven nach seiner Freilassung erwarteten. Besaß er keine Familie, die noch über Landbesitz verfügte und ihn dort unterbringen konnte, dann gab es für ihn wohl meist schon nach kurzer Zeit nur noch die M ö g lichkeit eines erneuten Selbstverkaufs 4 6 . Daher wird auch E x 2 1 5 f . und Dtn 1516f. der Fall, daß der Sklave bei seinem Herrn bleiben will, so ausführlich geregelt — er dürfte aufgrund der geschilderten Schwierigkeiten recht häufig gewesen sein, da für den Sklaven dann wenigstens der Lebensunterhalt gesichert war. Andererseits findet sich jedoch auch J e r 3 4 l 4 f . ein Hinweis darauf, daß jene Freilassungsbestimmungen des Bundesbuches und des Deuteronomiums keineswegs immer befolgt wurden. Hier wird zunächst jene Anordnung sinngemäß wiedergegeben: »Alle sieben J a h r e 4 7 sollt ihr ein jeder seinen B r u d e r , den H e b r ä e r , der sich dir selbst verkauft h a t , freilassen; sechs J a h r e soll er dir dienen, (dann) sollst du ihn frei von dir e n t l a s s e n ! «

Dann jedoch wird festgestellt, daß »die Väter« diese Anweisung Jahwes nicht befolgt haben, und den hier angeredeten Jerusalemern wird vorgeworfen, daß sie zwar zunächst ihre »hebräischen« Sklaven freigelassen, sie dann aber wieder zurückgeholt haben. Wie im Deuteronomium wird also hier der »Hebräer« ( J e r 3 4 9 . 1 4 ) als nx , d.h. als Volksgenosse bezeichnet, so daß auch dieses Vorkommen Hjy als ethnologische Kategorie ausweist. Freilich erscheint von diesem Text her der Realitätsbezug der Freilassungsbestimmungen etwas problematisch, ohne daß man bezweifeln muß, daß es überhaupt jemals Freilassungen gegeben habe. Jer 348-22 ist ja der deuteronomistischen Bearbeitungsschicht zuzuweisen, die die gesamte Vergangenheit des Volkes unter dem Gesichtspunkt des Abfalls von Jahwe sieht 4 8 und insofern nicht unmittelbar 46

Die T a t s a c h e , d a ß w i r im A T n u r selten v o n » L o h n a r b e i t e r n « h ö r e n , zeigt, d a ß sie innerhalb der israelitischen G e s e l l s c h a f t s o r d n u n g ursprünglich w o h l keine g r o ß e

Bedeutung

hatten. 47

Zur

U b e r s e t z u n g vgl. W . R u d o l p h ,

Jeremia,

222.

f^a

meinte evtl. u r s p r ü n g l i c h

»vor

d e m A b l a u f v o n . . . J a h r e n « , d . h . »jedes . . . t e J a h r « , w i e aus dem Vergleich von D t n 1 5 i und 1 5 1 2 ; 1428 und 2 6 1 2 hervorgeht. A n d e r s M . D a v i d , T h e M a n u m i s s i o n of Slaves under Z e d e k i a h , O T S V , 1 9 4 8 , 7 4 ff. 48

Vgl. J e r 7 , bes. 7 2 2 f f . J e r 1 1 , bes. 1 1 3 f f . 7 f f . 1 7 2 2 f . und s. W . T h i e l , Die d e u t e r o n o m i s t i s c h e R e d a k t i o n von J e r 1 - 2 5 , W M A N T 4 1 , 1 9 7 3 , 1 2 6 f f . D a g e g e n v e r s u c h t H e l g a W e i p p e r t ,

126

Diachronische Betrachtung

für historische Fragen zu verwerten ist. So liegt auch hier, wie W.Rudolph 49 deutlich macht, historisch eine allgemeine Freilassung sämtlicher Schuldsklaven in einer Notlage Jerusalems zugrunde50. Diese wird damit begründet, daß überhaupt keine judäischen Volksgenossen versklavt werden sollten (Jer349b). Die Freilassungsbestimmungen im Bundesbuch und Deuteronomium, mit denen dieser Vorgang hier verknüpft wird, intendieren aber nur eine zeitliche Begrenzung der jeweiligen Sklavenzeit, so daß immer wieder einzelne Sklaven zu entlassen waren. Insofern ist einerseits der Zusammenhang jener Bestimmungen mit den Vorfällen zur Zeit Zedekias nicht primär gegeben, andererseits aber haben wir hier doch einen Hinweis darauf, daß diese Bestimmungen wohl häufig nicht eingehalten wurden. Auch der Versuch des Deuteronomiums, diese Regelung zu begründen und zu ihrer Befolgung zu ermuntern, zeigt ja, daß dies eben gerade nicht selbstverständlich war: Dtn 1515 erinnert daran, daß Israel selbst »Sklave« in Ägypten gewesen ist und Jahwe es dann losgekauft hat, darum kann er dieses Gebot geben; mehr praktisch-rational versucht Dtn 1518 den jeweiligen Sklavenbesitzer zur Freilassung zu motivieren — der Sklave habe in jener Zeit entsprechend dem Lohn eines Lohnarbeiters gearbeitet, und Jahwe werde den betreffenden Besitzer segnen. So mögen verschiedene Überlegungen zu jener in Lev 25 vorliegenden Regelung der Sklavenentlassung geführt haben. Einerseits hatte man wohl die Erfahrung gemacht, daß es häufig vorkam, daß die für das siebente Jahr festgesetzte Freilassung widerrechtlich nicht vorgenommen wurde. Andererseits war es für den entlassenen Israeliten sehr schwer, wieder einen Platz in der Gesellschaft zu finden. Gerade dies dürfte aber häufig der Grund dafür gewesen sein, daß ein Israelit sich dazu entschloß, ein »Sklave für immer« (Ex 215 Dtn 1516) zu werden. Insofern bezieht sich Lev 25 3 9 - 4 3 besonders auf diese Gruppe der israelitischen (Schuld-)SklaDie Prosareden des Jeremiabuches, B Z A W 1 3 2 , 1 9 7 3 , 8 6 - 1 0 6 , Jer 34s-22 als eine »tatsächlich von Jeremia

vorgetragene

Rede«

(100)

zu interpretieren.

Diese

Zuweisung

wirkt jedoch nicht zwingend, da sie bei den als Begründung angeführten stilistischen Beobachtungen zu wenig mit einer dtr. Überarbeitung älteren Materials rechnet. Die von ihr als für Jeremia typisch angesehenen Wendungen deuten eher auf eine dtr. Bearbeitung jeremianischer W o r t e (vgl. bes. die 9 7 , A n m . 3 2 4 und 9 9 , Anm. 3 3 2

genannten

Belege!). 49

W . Rudolph, Jeremia, 2 2 3 ff.

50

Eine solche allgemeine Freilassung von Schuldsklaven ist uns aus dem 1 7 . J h .

v.Chr.

aus Babylon überliefert. Im Edikt Ammisadukas wird eine für sieben Provinzen bzw. Städte des Reiches geltende Freilassung von in Schuldsklaverei geratenen Personen angeordnet (RAA, Bd. 3 , 2 7 4 ) .

127

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

ven, die nach den Bestimmungen des Bundesbuches und des deuteronomischen Sklavengesetzes »für immer« bei ihrem Herrn bleiben sollten 51 . Vergleicht man nun die drei Gesetze, dann erscheinen die Bestimmungen des Bundesbuches und des Deuteronomiums sehr viel realitätsbezogener als die in Lev 25 39-55 überlieferten. Abgesehen davon, daß Lev 2539-43.47-55 die Frage der weiblichen Schuldsklaven überhaupt nicht mehr erscheint — dies könnte damit zusammenhängen, daß hier das Problem des Grundbesitzes im Hintergrund steht und in jener Zeit Frauen nicht grundbesitzfähig waren —, ist auch unklar, wie man sich eine alle 50 Jahre stattfindende allgemeine Entlassung aus der Schuldknechtschaft in der Praxis vorstellen soll. Dieser Termin dürfte ja für die meisten der davon Betroffenen zeitlich viel zu weit entfernt gelegen haben, als daß sie daraus wirklich noch hätten Nutzen ziehen können. Dementsprechend wurde wohl auch diese Bestimmung kaum je in die Praxis umgesetzt 52 . Während also hinsichtlich des praktischen Nutzens diese Regelung wohl kaum einen Fortschritt bedeutete, findet sich doch andererseits hier die theoretische, d.h. die theologische Grundlage für eine Aufhebung der Sklaverei überhaupt. Im Gegensatz zum Bundesbuch und Deuteronomium nämlich, wo die Sklaverei als bestehende Einrichtung einfach akzeptiert und lediglich im Hinblick auf den Volksgenossen zeitlich eingeschränkt wird, läuft die theologische Argumentation von Lev 25 42.55 im Grunde darauf hinaus, daß ein Israelit überhaupt nicht Sklave eines anderen Israeliten sein darf. Weil nämlich Jahwe die Israeliten aus Ägypten geführt hat, gehören sie ihm, sie können daher nicht noch einem anderen gehören. Damit ist vom Zentrum des atl. Glaubens aus die Besitzvorstellung, die die Grundlage jeder Sklaverei bildet, für die Regelung menschlicher Beziehungen als absolut unzulässig erwiesen. Freilich wird uns hier auch sogleich die Grenze atl. Denkens bewußt — ist es doch den Israeliten durchaus erlaubt, sich Sklaven zu halten, wenn diese nur aus anderen Völkern stammen 53 . 51

G. von Rad, Das fünfte Buch Mose, 77.

52

A.Bertholet, Leviticus, KHC III, 1901, 89; E.Kutsch, »Jobeljahr«, R G G 3 , Bd.III, 800; R. de. Vaux, Das Alte Testament und seine Lebensordnungen, Bd. 1, 282—285. Anders: W. Zimmerli, Das »Gnadenjahr des Herrn«, in: Studien zur alttestamentlichen Theologie und Prophetie, Ges. Aufs. II, 1974, 2 2 2 - 2 3 4 ; bes. 2 2 9 ; A.Jirku, Das israelitische Jobeljahr, in: Von Jerusalem nach Ugarith (1929), 3 1 9 - 3 2 9 . K. Elliger, Leviticus, 349, meint, das Jobeljahr sei »nicht immer bloße Theorie gewesen«.

53

Lev 25 44-46 ist nun freilich mit keinem Wort von »Menschenraub« die Rede; dieser war nach Ex 2116 (vgl. E x 2 0 i s scherpers, hier werde

Dtn 519 247) verboten. Die Behauptung G. Kehn-

»Menschenraub unter Fremdvölkern«

empfohlen

(a.a.O.,

Anm. 17b), entbehrt daher jeder Grundlage (vgl. G. Kehnscherper, 3 6 f . Anm. 16).

39

128

Diachronische Betrachtung

Im Verhältnis der drei hier untersuchten Sklavengesetze läßt sich somit eine Entwicklung — u.z. in Gestalt zunehmender theologischer Reflexion des Sklavenproblems — erkennen: Im Bundesbuch liegen wirkliche Rechtssätze vor, die eine fraglos akzeptierte Einrichtung, nämlich die Schuld-Sklaverei, regeln, u.z. primär im Blick auf die Rechte des Sklaven. Dtn 1512-18 dagegen wird versucht, dem Sklaven besitzet jene Regelungen einsichtig zu machen und ihm in seinem Sklaven den »Bruder« zu zeigen, dem es darüber hinaus auch zu helfen gilt. Dabei wird einerseits vom Glauben her argumentiert. Weil Jahwe die Israeliten aus der Sklaverei befreit hat, kann er das hier geforderte Verhalten auch gebieten, und er wird den segnen, der sich so verhält. Andererseits wird auch der ökonomische Gesichtspunkt geltend gemacht: Jener Sklave hat in den sechs Jahren für seinen Besitzer genug Arbeit geleistet. Lev 2539-55 schließlich wird einerseits die soziale Intention des Deuteronomiums fortgeführt, wobei wohl negative Erfahrungen, wie sie Jer348ff. deutlich werden, mit berücksichtigt werden. So soll der betreffende Israelit, der sich aus Not verkaufen muß, nicht wie ein Sklave, sondern wie ein »Lohnarbeiter« behandelt werden. Ferner soll dem entlassenen »Schuldknecht« durch die Verbindung mit der Landrückgabe im Jobeljahr eine sichere Existenzgrundlage ermöglicht werden. Dies wird freilich erkauft durch die Preisgabe der individuell berechneten Dienstzeit von sechs Jahren zugunsten einer alle 50 Jahre stattfindenden allgemeinen Freilassung. Andererseits finden wir hier erstmals einen vom atl. Glauben ausgehenden Angriff auf die Sklaverei überhaupt: Weil alle Israeliten aufgrund des Exodusgeschehens Jahwe gehören, soll kein Israelit einem anderen Angehörigen des Jahwe-Volkes gehören, d. h. Sklave sein. Der Frage, wie das Alte Testament überhaupt zur Institution der Sklaverei steht, wollen wir nun zunächst noch anhand eines Vergleichs der atl. und außeratl. Sklavengesetze nachgehen s 4 . Eine Parallele zu den Bestimmungen von Ex2l2ff. über den Schuldsklaven findet sich in C.H. § 117. Hier wird festgesetzt, daß ein Mann seine Frau, seinen Sohn oder seine Tochter für Geld verkaufen kann, um eine Schuld zu tilgen. Sie arbeiten dann drei Jahre im Haus ihres Käufers oder ihres Pfandherrn, im vierten Jahr müssen sie freigelassen werden. Der hier genannte kürzere Zeitraum läßt die babylonische Regelung einerseits als milder erscheinen, andererseits wird nichts über die Kauf54

Die Texte finden sich bei G. R. Driver/J. C. Miles, The Babylonian Laws, Bd. I u. II, Oxford i 9 6 0 2 ; J.Friedrich, Die hethitischen Gesetze; Documenta et Monumenta Orientis Antiqui, Vol. 7, Leiden, 1 9 5 9 ; J. B. Pritchard, A N E T , Princeton, 1 9 5 5 2 .

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

129

summe gesagt, so daß ein echter Vergleich nicht möglich ist. Der Selbstverkauf, der den Bestimmungen von D t n l 5 und Lev25 (evtl. auch E x 212-6) zugrundeliegt, wird hier nicht erwähnt. Dagegen schildert C . H . § 5 4 den Fall, daß ein freier Mann samt seinen »beweglichen Gütern« in die Sklaverei verkauft wird: Wenn durch seine mangelnde Sorgfalt bei der Beaufsichtigung der Bewässerungsanlagen die Ernte anderer mißraten ist, muß er sie entweder ersetzen, oder er wird, falls er das nicht kann, in die Sklaverei verkauft und der Erlös dafür unter den Geschädigten aufgeteilt 5 5 . Die Bestimmungen über den Verkauf einer Tochter als Sklavin ( E x 2 l 7 - l l ) vergleicht S . M . P a u l 5 6 mit ähnlichen Bestimmungen aus Nuzi und stellt dabei fest, daß das atl. Gesetz diesem Mädchen sehr viel mehr Rechte zubilligt. Auch die Bestimmungen von Dtn 2110-14 über die Behandlung der im Kriege erbeuteten Frauen fallen auf durch die Fürsorge, mit der hier das Schicksal jener Sklavinnen erleichtert werden soll: Zunächst einmal stehen religiöse Motive im Vordergrund: Erst nachdem jene Gefangene »rein« geworden ist, kann sie zur »Frau« genommen werden. Es handelt sich freilich immer noch um eine »Sklavin«, wie aus dem Nachsatz hervorgeht: »Wenn du keinen Gefallen (mehr) an.ihr hast, dann laß sie frei, aber für Geld darfst du sie nicht verkaufen! Du darfst dich nicht gewalttätig gegen sie benehmen, weil du sie gedemütigt hast.« (Dtn 2 1 1 4 )

Vorausgesetzt ist also, daß jene Gefangene eigentlich »Sklavin« ist, die verkauft werden könnte. Doch gilt für sie Ähnliches wie für das israelitische Mädchen in E x 217-11: Nachdem ihr Besitzer mit ihr die Ehe vollzogen hat, darf er sie nicht mehr wie eine (Arbeits-)Sklavin behandeln, indem er sie etwa hart behandelt oder weiterverkauft. Vielmehr gelten für sie dann in gewisser Weise die Rechte einer Ehefrau bzw. Konkubine. Hier wird also der sexuelle Mißbrauch im Kriege erbeuteter Frauen stark eingeschränkt. Entsprechungen zu den im Deuteronomium und im Heiligkeitsgesetz aufgewiesenen sozialen und theologischen Intentionen finden sich in den ao. Texten nicht. So bleibt der in L e v 2 5 überlieferte religiös begründete Protest gegen die Einrichtung der Sklaverei im Alten Orient einzigartig. Ein Vergleich der atl. und ao. Bestimmungen, die den Fall einer Verletzung des Sklaven regeln, ist nur schwer möglich, da nicht von analogen Voraussetzungen ausgegangen wird. Das A T regelt E x 2120 f. 26 f. den Fall, daß der Besitzer des Sklaven selbst diesen verletzt, während es 55

G. R. Driver/J. C.Miles, Bd. 1, 1 5 2 f . ; vgl. E x 2 2 2 !

56

S . M . P a u l , Studies in the Book of the Covenant in the Light of Cuneiform and Biblical Law, VTS XVIII, 1 9 7 0 .

9

Riesener, D e r S t a m m

130

Diachronische Betrachtung

im C . H . 5 7 eindeutig um die Schädigung eines fremden Sklaven, in den hethitischen Gesetzen 5 8 wahrscheinlich ebenfalls um die Schädigung fremder Sklaven geht 5 9 . In den babylonischen und hethitischen Gesetzen wird nun jeweils der Schaden durch eine finanzielle Entschädigung beglichen; dieses Verfahren entspricht dem E x 2 l 3 2 f . geschilderten Fall, daß ein Rind einen Sklaven stößt. Der Sklavenbesitzer erhält hier also eine Entschädigung für die Wertminderung bzw. den Verlust seines Sklaven, wobei in der Regel die Strafen für Verbrechen an Sklaven halb so streng sind wie für die an Freien begangenen 6 0 . Einzigartig ist dagegen die Regelung in E x 2 l 2 6 f . , derzufolge ein Herr, der seinem Sklaven oder seiner Sklavin ein Auge zerstört oder einen Zahn ausschlägt, diese dafür freilassen muß. Hier wird im Gegenatz zu den anderen Bestimmungen über Mißhandlungen der Sklave nicht als »Besitz« seines Herrn gesehen, sondern wirklich als Person. — Der Rechtssatz E x 2120 f. freilich sieht den Sklaven ebenfalls noch primär als Eigentum seines Herrn. Er genießt hier nur einen sehr beschränkten Rechtsschutz; denn auch wenn er von seinem Besitzer so sehr geschlagen wird, daß er nach einigen Tagen stirbt, bleibt sein Herr straffrei. M a n vertrat in diesem Fall wohl die Auffassung, eine Tötungsabsicht habe nicht vorgelegen und die Schläge seien nicht mit Sicherheit als Ursache des Todes anzusehen. Die durch den Tod des Sklaven verursachte Minderung des Besitzes sei daher Strafe genug. Immerhin wird der Sklave aber doch nicht etwa nur als »Sache« gesehen, sondern auch als Mensch: Stirbt er sofort unter den Schlägen seines Besitzers, dann soll dies »gerächt« werden; diesen Fall sah man also wohl als bewußten Totschlag an. Im Gegensatz zu den babylonischen und hethitischen Bestimmungen, die eine Unterstützung geflohener Sklaven verhindern sollen 6 1 , verbietet

57

C . H . , § 1 9 9 ; 2 1 3 . 2 1 4 ; vgl. auch Codex Eshnunna, § 3 1 .

58

H . G . I, § 8 (vgl. § 2 ; 4 ; 1 2 ; 1 4 ; 1 6 ; 17).

59

K.Fuchs, Die Alttestamentliche Arbeitergesetzgebung im Vergleich zum C o d e x H a m m u rapi, zum Altassyrischen und Hethitischen Recht, Diss., 1 9 3 4 , 2 3 .

60

K. Fuchs, a.a.O., 2 3 ; vgl. The Laws of Eshnunna, § 54—57.

61

Die außeratl. Gesetze, die sich mit entflohenen Sklaven beschäftigen, unterscheiden sich beträchtlich.

In dem nach J . B . Pritchard,

Hammurabi zusammengestellten

ANET

159,

»Lipit-Ishtar-Lawcode«

anderthalb Jahrhunderte bestimmt § 1 2 : Jener

vor

Mann,

zu dem der Sklave geflohen ist, und in dessen Haus er sich einen M o n a t aufgehalten hat, soll einen Sklaven als Ersatz geben; hat er keinen Sklaven, dann soll er nach § 13 dafür 15 Schekel Silber geben. Ähnlich wird in den ebenfalls vor Hammurabi entstandenen (s. RAA, Bd. 3 , 2 5 2 ) »Laws of Eshnunna«, § 4 9 , festgesetzt: Ergreift man einen Mann mit einem gestohlenen Sklaven bzw. einer Sklavin, dann soll er es durch einen anderen Sklaven ausgleichen.

131

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

D t n 2 3 l 6 f . die Auslieferung eines geflohenen Sklaven an seinen Herrn und erlaubt ihm statt dessen, sich an einem beliebigen Ort im Lande niederzulassen. Von entflohenen Sklaven oder Sklavinnen hören wir vereinzelt in atl. Erzählungen, so Gen 166 ISam25lO IReg239f. In der Hagar-Erzählung und in der Nabal-Erzählung wird nun in Übereinstimmung mit dem deuteronomischen Gesetz nichts von einem Versuch, jene Flüchtlinge zurückzuholen, erkennbar. Anders verhält sich dagegen Simei: Er verfolgt seine zu den Philistern geflohenen Sklaven bis nach Gath, fängt sie dort ein und bringt sie wieder nach Jerusalem. Allerdings handelt es sich hier um eine Situation, die der in Dtn23l6f. vorausgesetzten nicht entspricht, nur innerhalb Israels genießt ja der entflohene Sklave nach jenem Gesetz Schutz vor Auslieferung. Durchaus entsprechend jener dtn. Bestimmung handelt dagegen nach ISam 3011-15 David. Er läßt einen ägyptischen Sklaven verpflegen und verspricht ihm, ihn nicht seinem Herrn, einem Amalekiter auszuliefern; allerdings handelt es sich hier wohl nicht um eine Flucht, vielmehr erklärt der Sklave, er sei wegen seiner Erkrankung im Stich gelassen worden. — Die genannten Texte können somit zwar nicht als Belege dafür gelten, daß das dtn. Auslieferungsverbot zu jener Zeit schon gültig war, da die vorausgesetzten Situationen unterschiedlich, bzw. nicht genau zu erkennen sind. Andererseits zeigen aber ISam2510 und 3011-15, daß sich entflohene oder von ihren Herrn ausgesetzte Sklaven tatsächlich frei im Lande bewegen konnten. — Keine Parallelen finden sich für jene atl. Texte, die zeigen, daß in Israel der Sklave zur Familie seines Herrn gehörte. So handelt Gen 24 der Sklave Abrahams bei der Brautwerbung für Isaak als Abrahams vollwertiger Vertreter. Eine Integration in das religiöse Leben der Familie zeigen auch die Gesetze über die Beteiligung der Sklaven an der Beschneidung 62 , am Sabbat 6 3 , am Passah 64 , an anderen Festen und OpfermahlDer Codex Hammurabi dagegen setzt in den §§ 15—20 die Todesstrafe fest für den Fall, daß man die Flucht eines Sklaven unterstützt bzw. ihn nicht ausliefert (vgl. die Diskussion

der

verschiedenen

Bestimmungen

bei

G. R . D r i v e r / J . C . Miles,

Bd. 1,

105-108). Die hethitischen Gesetze § 22—24 sehen wiederum nur eine Belohnung für die Auslieferung eines Sklaven vor sowie die Zahlung einer »Nutzungs-Miete«, wenn der Finder den Sklaven in seinem Haus hat arbeiten lassen (vgl. E.Ring, Israels Rechtsleben im Lichte der neuentdeckten assyrischen und hethitischen Gesetzesurkunden, 1 9 2 6 , 1 4 0 f. 62 63

Gen 1 7 1 2 f. 23 ff. E x 2 0 9 f . 2 3 1 2 D t n 5 i 4 f . ; vgl. E.Jenni, Die theologische Begründung des Sabbatgebotes im Alten Testament, ThSt 4 6 , 1 9 5 6 , bes. 17ff.

64

E x 1243 f.

Diachronische Betrachtung

132

zeiten 6 5 und die Bestimmung, daß der Sklave eines Priesters sogar von den heiligen Opferspeisen essen durfte 6 6 . In diesem Zusammenhang muß auch auf Joel 3 2 hingewiesen werden, wo Jahwe verheißt, daß er seinen Geist auch auf Sklaven und Sklavinnen ausgießen wird. — Dieser Vergleich der atl. Sklavengesetze mit entsprechenden ao. Bestimmungen zeigt einerseits, daß auch in Israel der Sklave zunächst primär als »Besitz« seines Herrn betrachtet wurde 6 7 . Doch findet sich dann in wachsendem Maße das Bemühen, das Recht des Sklaven zu sichern, ihn als Person zu sehen 6 8 , ihn in das religiöse Leben zu integrieren 6 9 und in dem israelitischen Schuldsklaven den »Bruder« zu erkennen 7 0 . Einzigartig ist die Durchdringung der Sklavengesetze im Deuteronomium und im Heiligkeitsgesetz mit Paränesen und theologischen Reflexionen, die die Sklaverei als solche in gewisser Weise in Frage stellen. Welche Beurteilung der Sklaverei läßt sich nun den weisheitlichen und prophetischen Texten des A T entnehmen? Einerseits finden wir hier Aussagen, die das beschwerliche Dasein und die Unterordnung des Sklaven als das »Normale« voraussetzen, auch wenn es da Ausnahmen geben m a g 7 1 . P r o v 2 9 l 9 . 2 l wird ferner vor zu großer »Verzärtelung« gewarnt, nur »durch Worte« kann man einen Sklaven demnach nicht bessern. Dieser Aussage muß man freilich andererseits die kurz davor ausgesprochene Mahnung zur Seite stellen: »Züchtige deinen Sohn, so wird er dich erfreuen und dir Vergnügen bereiten!« (Prov 2 9 1 7 ) 7 2

Koh 721, wo der Fluch des Sklaven gegen seinen Herrn als keineswegs ungewöhnlich erscheint, zeigt, daß jene Prov 2919 dem Sklavenbesitzer empfohlene Haltung aus der Sicht des Sklaven alles andere als befriedigend war. Immerhin gab es nach israelitischem Glauben für den Sklaven die Aussicht, im Totenreich »frei« ('tfpn) von seinem Herrn zu sein 7 3 . Aber auch schon zu Lebzeiten gab es für den Sklaven die M ö g lichkeit, sein Dasein zu verbessern: 65

Lev 256 Dtn 12i2. ie 1 6 n . i4.

66

Lev 2 2 n .

67

Ex 2 1 2 0 f. 3 2 f.

68

Ex 217-ii. 26f. Dtn 23 i6f.

69

Vgl. die Anm. 6 2 bis 66 dieses Kapitels und Joel 3 2.

70

Dtn 1512 ff. Lev 25 39.

71

Hi 72 19i6 Koh IO7.

72

Vgl. Prov 2 9 1 5 u. ö. Die Parallelität von Sohn und Sklave findet sich auch Mal 16.

73

Hi 3 19.

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

133

»Ein verständiger Sklave wird Herr werden über einen schandbaren Sohn, und inmitten von Brüdern das Erbe teilen.« (Prov 1 7 2 ; vgl. 3 0 10) 7 4

Hi 3113-15 schließlich spricht Hiob davon, daß der Sklave ebenso wie er selbst von Jahwe erschaffen worden ist und Jahwe selbst daher für die Wahrung seines Rechtes eintritt. Er steht damit in einer weisheitlichen Tradition, die einerseits vom Schöpfungsglauben her die Fürsorge für die Armen fordert, andererseits auch vom Eintreten des »Gerechten« für das Recht der »Geringen« oder »Armen« weiß: »Wer den Geringen bedrückt, der schmäht dessen Schöpfer; doch ehrt ihn, wer sich des Armen erbarmt.« (Prov 1431) » ö f f n e deinen Mund zu gerechtem Spruch, schaffe Recht dem Armen und dem Elenden!« (Prov 31 9) »Weil der Gerechte Erkenntnis hat, schafft er Recht den Geringen, der Übeltäter versteht die Erkenntnis nicht.« (Prov 2 9 7 )

Allerdings geht es hier nur darum, daß das Recht des Sklaven nicht mißachtet wird, die Einrichtung der Sklaverei selbst wird jedoch nicht in Frage gestellt. Dagegen liegt J e r 3 4 9 N e h 5 5 I I C h r 2 8 l O doch wohl ein Bewußtsein davon zugrunde, daß man grundsätzlich nicht »den Bruder« als Sklaven halten kann, wobei allerdings nur der Angehörige des eigenen Volkes als »Bruder« gilt. Insofern stehen die Bestimmungen von Lev 25 39-42.54f. nicht isoliert im AT. Wenn auch nirgends sonst so radikal vom Exodusgeschehen her die Sklaverei als solche in Frage gestellt wird, so hat doch andererseits die Erfahrung des ägyptischen »Sklavenlebens« und der Befreiung aus dieser Not durch Jahwe dazu geführt, daß man sich dessen bewußt war: Jahwe nimmt sich gerade der Geringen an, und er erwartet von den einzelnen Angehörigen seines Volkes, daß sie das gleiche tun75. Als Abschluß unserer Untersuchung, wie im A T die Sklaverei beurteilt wird, gilt es nun noch eine bei der Wortfeldanalyse 7 6 beobachtete 74

Prov 3 0 io; vgl. Gen 1 5 3 ; zur Heirat eines ausländischen Sklaven mit einem israelitischen Mädchen s. II Chr 234f.

75

Vgl. Lev 2613 Dtn 513-is 621-25 1611-14 2417-22.

76

S. 8 7 f .

134

Diachronische Betrachtung

sprachliche Eigenart des Hebräischen auszuwerten: Als Oppositionsbegriff zu 135> finden wir durchgehend liTN , »Herr, Gebieter« 7 7 . Im Deutschen würden wir dagegen die Antonyme »Freier« und »Sklave« sowie »Herr« und »Knecht« zusammenstellen. Dieser Vergleich macht deutlich, daß der hebräische »Sklave« eben nicht primär als der »Unfreie« gesehen wurde, das Wort also auch nicht in erster Linie eine statische Klassenzuweisung intendiert. Der Gegensatz zu Jll^ , »Gebieter«, zeigt, daß hier eher eine dynamisch-funktionale Bedeutung zugrundeliegt. Im Zusammenhang mit der Analyse der referentiellen Bedeutung hatten wir ferner für die Grundbedeutung von 135> das Merkmal (abhängig) erkannt. Aufgrund dieses für sämtliche Bedeutungsvarianten konstitutiven Merkmale kann aber nun im Hebräischen auch der Gebieter oder Herr eines Sklaven, eines "QJ? , wiederum selbst als 13? bezeichnet werden: etwa im Verhältnis zum König, dessen 135?, d.h. »Bediensteter« oder »Untertan« er ist. Und der König, aber genauso die einzelnen Israeliten, können ebenfalls wieder, nämlich im Hinblick auf ihre Beziehung zu Jahwe, als 13? oder D'73? bezeichnet werden. So wird hier deutlich: Weil im Grunde alle Menschen in irgendeiner Weise »abhängig« sind, gehört der Sklave, an dem freilich diese Abhängigkeit in besonders starker Weise sichtbar wird, durchaus zur menschlichen Gemeinschaft. Anders als in Griechenland oder Rom ist er also nicht nur »lebendiges Werkzeug«. Als Ergebnis können wir dann festhalten: In Israel wurde die im Alten Orient selbstverständliche Einrichtung der Sklaverei ebenfalls akzeptiert. Anders als in Griechenland und Rom sah man aber im Sklaven nicht nur ein Besitzstück seines Herrn, sondern auch einen Menschen, dessen Recht gewahrt werden muß 7 8 . Die Erfahrung, daß Jahwe Israel aus Ägypten befreit hat, begründet in Israel das Wissen darum, daß Jahwe sich gerade der Geringen annimmt, für die Wahrung ihrer Rechte eintritt und dieses Verhalten auch von den einzelnen Angehörigen seines Volkes erwartet. So wird von daher zunächst die Forderung erhoben, die Rechte der Armen nicht zu mißachten, sie nicht um des eigenen Vorteils willen auszunutzen, sondern vielmehr ihnen zu helfen (Prov 319). Auch vom Schöpfungsglauben her wird deutlich, daß Gott sich des Armen annimmt: Wer sich des Armen erbarmt, ehrt damit Gott selbst 77

Anders nach A.Jepsen, Untersuchungen zum Bundesbuch, BWANT III, 5, 1927, 25, in Babylon: Dort ist der Herr »der Besitzer«, »belu«, des Sklaven.

78

Die Auffassung H.vanOyens, Ethik, 176, daß in Israel der Sklave ebenfalls als »unbeseeltes Werkzeug« behandelt wurde, wird somit durch die zahlreichen atl. Texte widerlegt, die von den Rechten der versklavten Menschen reden.

135

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

(Prov 1431). In letzter Konsequenz schließlich wird vom Exodusgeschehen her eine grundsätzliche Kritik an dem der Sklaverei zugrundeliegenden »Besitzrecht« eines Menschen gegenüber einem anderen laut, die allerdings auf den Bereich Israels beschränkt bleibt (Lev 25 39-42.55). Hier wird jene der Sklaverei zugrundeliegende Voraussetzung, ein Mensch könne das Eigentum eines anderen sein, für die Beziehungen der Israeliten untereinander negiert und damit im Ansatz der Weg zu einer grundsätzlichen Überwindung der Sklaverei gewiesen.

3.1.2.

Die Verwendung von 135> im Zusammenhang der Institution des Königtums in Israel

mit

Im Zusammenhang mit dem Königtum werden die Ausdrücke "Q? , und verwendet zur Bezeichnung einer bestimmten Art von Abhängigkeit: 1. der »Untertanen« von ihrem Herrscher, 2. von »Vasallen«-Staaten von dem Herrscher, dem sie unterworfen sind, 3. der »im königlichen Dienst Stehenden« von ihrem Herrn. 3.1.2.1. Die »Untertanen« des Königs Wenden wir uns zunächst einmal jenen Texten zu, in denen 135? , 13? und zur Kennzeichnung des Verhältnisses von »Untertanen« und König dienen dann fällt eines auf: Es geht hier häufig um Konfliktsituationen, jenes Verhältnis erscheint also durchaus problematisch 2 . Dies zeigt sich schon bei dem ersten Versuch, in Israel eine Art »Königtum« zu installieren, nämlich bei dem nach kanaanäischen Vorbild konzipierten »Stadtkönigtum« Abimelechs in Sichern 3 . Schon bald (s. J d c 9 2 2 ) traten hier Gegner auf, die es ablehnten, Abimelech Untertan zu sein (s. Jdc 928.38). Zwar gelingt es Abimelech zunächst noch, jene Widersacher zu besiegen, doch werden dabei Teile von Sichern zerstört 1

-735? : I Sam 8 n 17s I Reg 12? (II Chr 10?); II Reg 10s I Chr 213. nsy : Jdc 928.38 (vgl. 8 22 f.) I Reg 124 (II Chr IO4) Jer 2213 ff. II Chr 217. rnäJ! : Ex 223 59.111 Reg 124 (IIChr IO4) Neh 3s 5 ie I Chr 2630. n f t rrjä* : Ex 1 u 69 Dtn 2 6 s Js 14s (II Chr IO4) I Reg 124.

2

Nur I Sam 17s II Sam 2244 I I R e g l O s

I Chr 213 erscheint die Beziehung der Unter-

tanen zum König eher positiv, die zuletzt genannten Stellen betonen gerade den Gehorsam bzw. die Bereitschaft der Untertanen zum Gehorsam. 3

A. Alt, Staatenbildung, KS II, 6 f. / Grundfragen 263 f.

136

Diachronische Betrachtung

und viele Einwohner getötet. Abimelech selbst kommt schließlich bei dem Versuch, die Stadt Thebez zu erobern, ums Leben. Die spätere Überlieferung zeichnet nun das Unternehmen und die Gestalt Abimelechs als von vornherein nicht an Jahwes Willen orientiert und damit zum Untergang verurteilt. So wird uns — dies ist ein erstes Indiz hierfür —, anders als bei seinem Vater Gideon, von Abimelech keine Beauftragung und Entsendung durch Jahwe berichtet 4 . Weiter wird rückblickend sein Mißerfolg gedeutet als Vergeltung Jahwes—eine Vergeltung dafür, daß er seine 70 Brüder rücksichtslos ermordete (s. Jdc 95.56). Durch die Voranstellung der Jothamfabel (Jdc 97-15) erscheint ferner die Person Abimelechs lächerlich und als eo ipso ungeeignet für das von ihm angestrebte Herrscheramt. Schließlich bildet auch Gideons Ablehnung der ihm angetragenen Herrschaft über die Israeliten einen Kontrast zu dem Verhalten Abimelechs. Die von Gideon für seine Haltung gegebene Begründung weist auf eine grundsätzliche Spannung zwischen menschlichem und göttlichem Königtum hin: » . . . Ich will nicht über euch herrschen, auch mein Sohn soll nicht über euch herrschen, Jahwe

herrscht über euch.« (Jdc 8 2 3 ) 5

Diese grundsätzliche Kritik am Königtum entspricht der I S a m 8 7 erkennbaren Sicht, daß das Volk mit seinem Wunsch nach einem menschlichen König zur Zeit Samuels letztlich Jahwe selbst, seinen eigentlichen König, verworfen habe. ISam 810-18 finden wir neben dieser theologisch begründeten auch eine konkret-pragmatisch begründete Kritik am Königtum. So werden hier die Rechte des Königs gegenüber seinen Untertanen aufgezählt, wobei eine deutliche Steigerung zu erkennen ist, u.z. mit der Tendenz, die Last zu betonen, die das Königtum für die Israeliten bedeutet 6 . Zunächst werden noch durchaus ehrenvolle Positionen aufgeführt, die die Söhne und Töchter der Israeliten im Dienst des Königs einnehmen werden (ISam 4

Vgl. dagegen J d c 614-21 und S. H e r r m a n n , Geschichte Israels, 1 6 3 .

5

Vgl. R. Hentschke, Die sakrale Stellung des Königs in Israel, E L K Z 9 , 1 9 5 5 , bes. 7 0 und 7 4 ; C . Lindhagen a . a . O . 6 8 . Der Frage, in welcher Weise der atl. Glaube die Institution des Königtums beeinflußte, so d a ß sich die Stellung des Königs veränderte, geht auch W . H . Schmidt nach in seinem Aufsatz: »Kritik am Königtum«, FS G . v o n R a d , 1 9 7 1 , 4 4 0 - 4 6 1 . Vgl.

ferner:

K.H.Bernhardt,

Das

Problem

der

altorientalischen

Königsideologie

im

Alten Testament, VTS VIII, 1 9 6 1 (bes. 1 1 4 f f . ) . 6

H . J . S t o e b e , Das erste Buch Samuelis, 1 8 7 ; vgl. zu I S a m 8 : H . J . B o e c k e r , Die Beurteilung der Anfänge des Königtums in den deuteronomistischen Abschnitten des ersten Samuelbuches,

WMANT

31,

1969,

und R . E . C l e m e n t s ,

The deuteronomistic

of the founding of the m o n a r c h y in I Sam VIII, V T X X I V , 1 9 7 4 , 3 9 8 ^ 1 0 .

interpretation

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

137

811-13). Dann aber werden verschiedene Abgaben genannt, die das Volk dem König leisten muß und die den Ertrag des Landes (ISam 815) und den Viehbesitz (ISam 817) betreffen. Ferner müssen Sklaven und Sklavinnen, die Q'Tina und Esel für bestimmte »Vorhaben« zur Verfügung gestellt werden (ISam 816). Hier handelt es sich um die Heranziehung der jungen Leute zu militärischen Unternehmungen (vgl. Jdc 510: auf Eseln zieht man in den Kampf) und der Sklaven zu Frondiensten, wobei jedoch die angesprochenen Israeliten selbst noch davon ausgenommen sind. Der Höhepunkt I Sam 817: » . . . und ihr selbst werdet seine DHJ5!

werden«,

muß dann aber so verstanden werden, daß hiermit auch den Israeliten selbst die Heranziehung zu Fronarbeiten angekündigt werden soll 7 . 13V ist hier also im Deutschen mit »Fronknecht« zu übersetzen. — Freilich dürfte ein derartiges Vorgehen im Grunde stets als Übergriff des Königs verstanden worden sein, wie aus dem Protest Jeremias gegen Jojakim hervorgeht (Jer 2213-19; vgl. auch I R e g 1522). Jojakim zog Israeliten, seine »Volksgenossen«, zu Frondiensten heran 8 , um sich Prachtbauten errichten zu lassen. Die Anklagen und die Unheilsankündigung Jeremias zeigen nun, daß es zu jener Zeit keineswegs zu den Rechten des Königs gehörte, die Israeliten Fronarbeit leisten zu lassen. Dieses Vorgehen wurde vielmehr als unrechtmäßig empfunden. Soll man nun für die frühe Königszeit entsprechende Verhältnisse annehmen? Diese Frage wird unterschiedlich beantwortet, da die Überlieferung nicht ohne weiteres klar ist. Nach I R e g 5 2 7 hob Salomo »aus ganz Israel« Fronarbeiter aus; I Reg 9 20-22 dagegen heißt es, daß Salomo nur die nichtisraelitische Bevölkerung zu Fronarbeiten heranzog. J e nachdem, welcher Angabe man den Vorzug gibt, wird die Frage nach der Heranziehung der Israeliten zu Fronarbeiten unterschiedlich beantwortet. M . N o t h 9 vertritt aufgrund literarkritischer und sachlich-rechtlicher Erwägungen die Auffassung, daß nur die nichtisraelitische Bevölkerung 7

Gegen H . J . S t o e b e a.a.O. 1 8 8 , ist also I S a m 817 als Höhepunkt der Klimax, nicht als Abfall zu verstehen. Damit ist freilich noch nichts über die Herkunft des Verses gesagt. Wenn I Sam 817 im Zusammenhang der dtr. Bearbeitung dem alten Königsrecht hinzugefügt wurde (s. H . J . S t o e b e

a.a.O.

189), dann könnten sich darin gerade

Erfahrungen spiegeln, die man mit dem Königtum gemacht hatte. 8

W . Rudolph, Jeremia, 1 3 9 .

9

M . N o t h , Könige, BK I X / 1 , 1 9 6 8 , 9 2 und 2 1 6 - 2 1 8 .

negative

138

Diachronische Betrachtung

zu Fronarbeiten herangezogen wurde. Nach A.Alt 1 0 bestand dagegen eine Verpflichtung zu Fronarbeiten auch für die Israeliten — wahrscheinlich aber nicht für die Judäer —, u. z. als Ersatz für militärische Dienste n . T.N.D. Mettinger 12 schließlich rechnet ebenfalls mit einem Frondienst der Nordstämme und versucht darüber hinaus einen Ausgleich zwischen den beiden Texten zu schaffen, indem er unterscheidet zwischen 0!} (I Reg 527) und 13JTD5 (I Reg 921). Während sich 05 auch auf Israeliten beziehen kann, bleibt die Bezeichnung "l&'Gi} den Nichtisraeliten vorbehalten 13 . Damit stellt sich die Frage, wie überhaupt das Wort 05 zu verstehen ist und wie es durch die Hinzufügung des Partizips von ijy spezifiziert wird. Die Lexica 1 4 nennen als erste Bedeutung für 05 »Frondienst« bzw. »Zwangsarbeit« und verstehen etwa die Hälfte der 23 Vorkommen in diesem Sinn. Bei der anderen Hälfte der Stellen wird 0® im Sinne von »Fronarbeiter« bzw. »zu Zwangsdienst Aufgebotene« personal-kollektiv verstanden. Überprüft man jedoch diese Stellen, dann zeigt sich, daß 05, von zwei Texten abgesehen, stets personal zu verstehen ist. Für IReg 527 ist dies ohne weiteres ersichtlich: »Der König Salomo hob,Fronarbeiter' aus ganz Israel aus; die ,Fronarbeiterschaft' betrug 3 0 0 0 0 Mann.«

Der terminus technicus lautet 05 Diese Wendung mit n ^ findet sich auch IReg9l5, sowie IReg921 und IIChr88, nur daß es bei den beiden zuletzt genannten Stellen 05V heißt. Diese Differenz veranlaßt 10 11

A. Alt, Die Staatenbildung der Israeliten in Palästina, KS II, 5 9 / Anm. 1. Ähnlich ist S. Herrmann, Geschichte Israels, 2 2 4 f., der Ansicht, die Bewohner des Nordreiches, nicht aber die Judäer seien zu Fronarbeiten herangezogen worden.

12

T.N.D.Mettinger, Solomonic State Officials, Coniectanea Biblica O T 5, Lund, 1971,

13

T. N. D. Mettinger nimmt damit eine Differenzierung auf, die schon früher vorgenommen

136. wurde, etwa bei M. Haran, The Gibeonites, the Nethinim and the Servants of Salomon, V T XI, 1 9 6 1 , 1 6 3 f. 14

GBL, 4 3 9 ; KBL, 5 4 0 .

15

Der Ausdruck 015V rrn muß personal verstanden werden, da stets bestimmte Personengruppen genannt werden, die »zu Fronarbeitern werden«, so Gen 4915 Jos 1610 Dtn 2 0 n Jdc I30.33.3s Jes 3 1 s Thr 11; ähnlich Jos 17i3 und Jdc I28. Die

Amtsbezeichnung Oljn V? kennzeichnet

den

»Aufseher

über die

Fronarbeiter«:

II Sam 2 0 24 I Reg 4 s 528 12 is I l C h r l O i s E x l n (pl.) Lediglich Prov 1224 und E s t l O i liegt wahrscheinlich die Bedeutung »Fronarbeit« vor. KBL, 5 4 0 , wird zwar für Est 101 die Bedeutung »zu Zwangsdienst Aufgebotene« angegeben, dieses Verständnis ist jedoch von der syntaktischen Konstruktion her unwahrscheinlich, es heißt hier . . . »einen Frondienst auf (das Land) legen«.

V? 05 U'lp,

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

139

M.Noth 1 6 dazu, den Begriff XSi) im ersten Fall als »Fronarbeiter«, im zweiten dagegen als »Fronarbeit« zu verstehen, so daß sich die beiden Übersetzungen »Fronarbeiter ausheben« bzw. »zur Fronarbeit ausheben« ergeben. Hier handelt es sich nun offensichtlich um ein syntaktisches Problem, daher müssen wir zunächst die Struktur der jeweiligen Sätze untersuchen, in denen n ^ (hif.) einerseits mit und andererseits ohne begegnet. I Reg 5 27 und 915 erscheint Oij direkt als Akkusativobjekt zu n^y (hif.), bzw. wird durch ersetzt; I Reg 921 und IIChr38 dagegen haben wir ein als Suffix an n ^ angeschlossenes Akkusativobjekt »sie«, und das Präpositional gibt an, »wozu« sie »ausgehoben« wurden, nämlich »zu Fronarbeitern«, Wir müssen in diesem Fall also übersetzen: »er hob sie als Fronarbeiter aus«. Das V wird hier in einer in Verbindung mit sämtlichen Verba des Nehmens und Gebens charakteristischen Funktion verwendet, die keinerlei Auswirkungen hinsichtlich der Bedeutungsvarianz hat. So finden wir z.B. nebeneinander Ausdrücke wie: 13?1? npV

13? np1?

n^K1? inj

mjto inj

In keinem Fall wird hier jedoch die Bedeutung von »Sklaven« oder »Frau« durch die unterschiedlichen Konstruktionen zugunsten einer anderen Bedeutungsvariante verändert. Vielmehr muß das V in bestimmten Fällen aufgrund der syntaktaktischen Struktur stehen: immer dann nämlich, wenn von irgendeiner schon erwähnten Person oder Personengruppe ausgesagt werden soll, »wozu« sie genommen oder gegeben werden soll. II Reg 41 etwa haben wir die Wendung O H ^ rij?^ : » . . . Und nun kommt der Gläubiger, um sich meine zwei Kinder ,als Sklaven' zu nehmen.«

17

II Reg 5 26 dagegen steht die gleiche Wendung ohne 'p : » . . . Nun hast du zwar das Silber empfangen, um dir Kleider, Ölbäume und Weinberge, Kleinvieh und Großvieh,,Sklaven' und Sklavinnen zu kaufen . . . « .

16

M . N o t h , Könige, 2 1 3 / Vgl. GBL und KBL a.a.O.

17

Vgl. ebenso Gen 4 3 le Hi 4 0 2 8 u. ö.

140

Diachronische Betrachtung

Der gleiche Unterschied läßt sich bei den mit mjftt gebildeten Wendungen beobachten. mSKV heißt, daß jemand »die . . . zur Frau nimmt«, sie ist vorher schon in irgendeiner Weise erwähnt worden. npV dagegen meint »eine Frau nehmen«, in diesem Fall ist vorher noch nichts über sie gesagt worden, die näheren Angaben werden erst danach gemacht. In diesem Sinn findet sich rrate1? np^ z.B. Gen 129: »Warum hast du gesagt, sie ist meine Schwester, so daß ich sie mir ,zur Frau genommen habe'?« 1 8

np^ ohne \ steht dagegen beispielsweise IReg 1631: »... Und ,er nahm sich eine Frau', nämlich Isebel, die Tochter des Sidonierkönigs E t h b a a l . . . « . 1 9

Jdc 112 steht wiederum |nj mit b, weil der Name der Frau vorher genannt wird: »Und Kaleb sprach: Wer Kirjat-Sepher schlägt und einnimmt, dem ,gebe ich' Achsa, meine Tochter, ,zur Frau'.« 2 0

I R e g l l l 9 dagegen findet sich ohne V, weil die Charakteristik der betreffenden Frau erst nachgetragen wird:

genauere

»... er gab ihm eine Frau, und zwar die Schwester seiner eigenen Frau, die Schwester der Gebieterin Thahpenes.«

In Übersetzungen und Kommentaren werden diese Wendungen mit bzw. ohne b zwar meist in gleicher Weise übersetzt: »zur Frau geben oder nehmen« 2 1 , im Hebräischen werden sie jedoch in der Weise unterschieden, daß stets ein mit \> gebildetes Präpositional stehen muß, wenn die betreffende Frau schon vorher in irgendeiner Weise erwähnt ist; das Verb steht dagegen ohne V , wenn genauere Angaben erst nachgetragen werden. Die Wendung OoV (hif.) n ^ in I Reg 921 und IIChr88 ist also so zu verstehen, daß die schon vorher erwähnten Kanaanäer »als Fronarbeiter ausgehoben werden«. Zusätzlich werden diese Fronarbeiter I Reg 921 — der gleiche Ausdruck findet sich Gen 4915 und Jos 1610 — noch als 135* gekennzeichnet. T . N . D . Mettinger 2 2 vertritt die Ansicht, dies bedeute »für immer« und 18

19 20

Ebenso: Gen344.2i Ex620.23.2s D t n 2 1 n 234 25s J d c 3 6 142 ISam2539f. I I S a m l 2 9 I Reg 4is Ez 4422 u.ö. Weitere Stellen: Jer I 6 2 29s Hos 12 I Chr 7is 1 4 j II Chr 11 is u.ö. Ferner: J o s l 5 i s f . J d c l u 2 1 i . ? I Sam 1817.19.27 I R e g 2 i 7 . 2 i II Chr 2518 u.ö.

II Reg 149

IChr23s

21

Vgl. z.B. die Wiedergabe der entsprechenden Stellen bei M.Noth, Könige, und in den Übersetzungen.

22

T.N.D.Mettinger, a.a.O., 131 f.

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

141

sei nicht von I j y , sondern von "DK I I 2 3 abzuleiten. Nun spricht aber, abgesehen von der Konsonantendifferenz, auch der Zusammenhang von I Reg 9 21 f. eher dafür, daß das Partizip 13$> Assoziationen an das Substantiv im Sinne von »Sklave« weckte 2 4 . Das Verb dürfte dann hier in der Bedeutung »als Sklave arbeiten« gebraucht sein, und der Ausdruck iaSro?3 muß dann übersetzt werden: »sklavenähnliche Fronarbeiter« oder »zu sklavischem Zwangsdienst Aufgebotene«. Es liegt auf der Hand, daß dieser Terminus nicht den rechtlichen Status der Israeliten gegenüber Salomo bezeichnen konnte, sondern nur den der unterworfenen Kanaanäer ( I R e g 9 2 1 Jos 1610) bzw. den des Stammes Issaschar, der den Kanaanäern fronpflichtig wurde (Gen 4 9 1 5 ) 2 S . Es dürfte sich hier also um eine Bezeichnung handeln, die für die einem unterworfenen Volk entstammenden Fronarbeiter verwendet wurde. O b damit jedoch eine »permanente, lebenslange Zwangsarbeit« 2 6 gemeint ist, erscheint fraglich. Nach Analogie von Dtn 1517 würde man dann doch eher einen Ausdruck wie 135? erwarten. Die Verwendung des Partizips von i j y deutet vielmehr darauf hin, daß die betreffenden eben »wie ein Sklave arbeiten« mußten, d.h. unter besonders unangenehmen Verhältnissen Fronarbeit zu leisten hatten. Betrachtet man andererseits die Erzählung von der Reichsspaltung 2 7 , dann lassen die hier von den Israeliten gegen Salomo erhobenen Vorwürfe es durchaus plausibel erscheinen, daß Salomo von den Israeliten zwar keinen »sklavischen Zwangsdienst«, aber doch immerhin gewisse Fronarbeiten verlangte. Neben dem Verb 13V im Sinne von »Untertan sein« (IReg 124.7 I l C h r 104) findet sich hier der Ausdruck ruft? (IReg 1 2 4 und IlChr 104), der ebenso wie »Joch« die Schwere der den Israeliten auferlegten Lasten und Pflichten kennzeichnet. Als mfi? rnä? aber wird im A T sonst nur die »Zwangsarbeit« bezeichnet, die die Israeliten für die Ägypter (Ex 114 6 9 Dtn 2 6 6) bzw. für andere Herrschermächte (Jes 143) zu leisten hatten 2 8 . Die Auffassung, daß auch I R e g 1 2 4 auf bestimmte Frondienstleistungen der Israeliten angespielt wird, erscheint

23 24 25

26 27 28

KBL, 3. Vgl. M.Noth, Könige, 217. G. von Rad, Genesis, 372 f. Zum geschichtlichen Hintergrund von Gen 4914 f. vgl. auch H.-J.Zobel, Stammesspruch und Geschichte, BZAW 95, 1965, 8 5 - 8 7 ; H.-J.Kittel, Die Stammessprüche Israels, Diss., 1959, 24—26. W. Herrmann, Issakar, in: FF 37, 1963, 21—26, gibt einen kurzen Uberblick über die Geschichte des Stammes Issaschar. M. Haran, The Gibeonites, VT XI, 1961, 163. IReg 12i-2o IlChr 10, vgl. R.E.Clements, V T X X I V , 1 9 7 4 , 4 0 3 . Vgl. C. Lindhagen, 69.

142

Diachronische Betrachtung

dann aus folgenden Gründen durchaus plausibel: bedeutet im Zusammenhang mit Tätigkeiten im politischen Bereich auch an anderen Stellen »Fronarbeit« (s. N e h 3 5 518 IChr2630 I I C h r 2 l 7 ; vgl. E x 2 2 3 59.11); Ex 6 6 erscheint es neben n^go , das ebenfalls bestimmte Fronarbeiten bezeichnet; auch I Reg 1123 hören wir von einem V30 2 9 , d. h. einer bestimmten Art von Frondienst des Hauses Josef. — Die Frage, ob die Israeliten zur Zeit Salomos zu Fronarbeiten herangezogen wurden, läßt sich dann folgendermaßen beantworten: Verschiedene Texte sprechen dafür, daß zumindest die Nordstämme zu bestimmten Frondiensten herangezogen wurden (IReg527 1128 12). Allerdings waren die israelitischen Fronarbeiter wohl sehr viel besser gestellt als die kanaanäischen. Nur die Kanaanäer werden als TD&'ün , d.h. als »sklavenähnliche Fronarbeiter« bezeichnet. Da Gen4915 auch Issaschar, der den Kanaanäern fronpflichtig wurde, so bezeichnet wurde, dürfte diese Bezeichnung für die aus einem unterworfenen Volk stammenden Fronarbeiter typisch sein. Die Widerstände, die sich im Zusammenhang mit der Einführung der Fronarbeit für Israeliten immer wieder zeigen, machen deutlich, daß sie von den Israeliten keineswegs als »normal« empfunden wurde. Neben der grundsätzlichen, theologisch begründeten Ablehnung des Königtums (Jdc823 ISam87) war es offensichtlich auch die Frage der »Fronarbeit«, die immer wieder zu Konflikten zwischen dem König und seinen Untertanen führte. 3.1.2.2. Politische Unterwerfung und Vasallenstatus Israel war im Laufe seiner Geschichte selbst sowohl »Vasall« als auch andererseits souveräner Staat, dem andere Staaten als »Vasallen« unterstellt waren. So mußten die Israeliten in den Anfängen und in der späteren Zeit den Philistern, Moabitern, Assyrern u.a. Vasallendienste leisten 30 . Zur Zeit des davidischen Großreiches waren dagegen die Moabiter (IISam82), die Syrer (IISam86 vgl. IlSam 10) und die Edomiter (IISam8l3f.) Davids »Vasallen« 31 . Auch Salomo konnte noch weithin

29

T.N.D.Mettinger, a.a.O., 137ff., vertritt die Ansicht, daß der dem in Mari belegten Terminus sablu entsprechende Begriff V30 ein aus dem Aramäischen stammendes Synonym von 05 ist. - Eventuell bezeichnet V30 aber doch konkreter jenen Frondienst, der im »Lasten-Tragen« Vorkommen von

30 31

bei bestimmten Bauvorhaben besteht: vgl. P s 8 l 7 N e h 4 n

und die

in E x 111 311 54 f. 6 6f.

Jdc 315. ni. I Sam 4 9 (111) 17IIReg 17sf. 1 8 t 2 5 m Jes 14s Jer 2814 4 0 ? Hos 10s. Vgl. hierzu auch Gen 925-27 2523 2729.40 D t n 2 0 u I I S a m l 0 i 9 ; für die spätere Zeit s. II Chr 1 7 n 2 6 8 ; weitere Texte: Gen 144 28(47)48 Jdc 3s. 14 I S a m 4 9 I i i 179 II Sam

143

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

diesen Herrschaftsbereich halten 3 2 , wenn auch mit dem Verlust gewisser Teile Syriens und Edoms zu rechnen ist 3 3 . Aus II Sam 8 wird deutlich, daß die verschiedenen Vasallitätsverhältnisse zu differenzieren sind und von Fall zu Fall unterschiedliche Bestimmungen galten. Wesentlich ist jedoch für all diese Verhältnisse — und hierin besteht ihre Gemeinsamkeit —, daß die betreffenden Vasallenstaaten eben nicht souverän, sondern von den jeweiligen Herrscherstaaten abhängig waren. Sie durften also keine selbständige, gegen ihre politischen Herren gerichtete Außenpolitik treiben: etwa entsprechende Bündnisse schließen und sich von anderen Staaten militärische Unterstützung gewähren lassen. Für den Fall, daß sie dies doch taten — als Gegenbegriff zu UV erscheint dann das Verb TT? »abfallen« —, mußten sie mit kriegerischen Vergeltungsmaßnahmen rechnen 3 4 . Ferner waren die Vasallenstaaten verpflichtet, dem König, der sie besiegt hatte, Tribut zu zahlen. Der terminus technicus für »Tribut« lautet im A T nnjj : so zahlen die Israeliten zur Zeit der Richter dem König von M o a b Tribut (Jdc 3 1 5 . 1 7 f . ) , Moabiter und Ammoniter müssen später David Tribut zahlen (II Sam 82.6 I C h r 182.6; vgl. I R e g 5 l aus der Zeit Salomos), Hosea muß dem König von Assur Tribut zahlen (IIReg 173f.; vgl. Hos 106) etc. Das Ausbrechen aus dem Vasallenstatus besteht dementsprechend neben einer gegen die jeweilige Herrschermacht gerichteten Bündnispolitik auch in der Einstellung der Tributzahlungen 3 5 . Bei der Betrachtung der Texte, in denen es in irgendeiner Weise um den »Vasallenstatus« geht, fällt nun auf, daß auch dieses für unser Empfinden rein 1019 ( I C h r 1 9 i s ) I R e g 5 i II Reg 1 8 ? 2524 J e s 14a 6 O 1 2 J e r 5 i 9 174 2 5 xi. 14 2 7 7 - 9 . 1 1 - 1 4 . 1 7 2814 3 0 s f . 4 0 9 E z 3 4 27 Ps 1844 (II Sam 2244) 7 2 n Neh 934-37 Esr 9i. ljy

im Zusammenhang mit dem Aufenthalt in Ägypten: Gen 1513 f. E x l i 3

1 4 s . 1 2 . Der Ausdruck 0'"!?? rva

5ie

6s

findet sich E x 133.14 2O2 Dtn 5 s 6 1 2 7 s 8 1 4 1 3 6 ( s ) . u

J o s 2417 J d c 6 8 J e r 3413 M i 6 4 . Tjäj! : II C h r 1 2 s . Z . Z e v i t , The Use of 13?

as a Diplomatie T e r m in Jeremiah, J B L 8 8 , 1 9 6 9 , 7 4 - 7 7 , möchte

auch für J e r 2 5 9 2 7 6 4 3 1 0 die Bedeutung »Vasall« zugrunde legen. Z w a r trifft es durchaus zu, daß 1 3 ? im profanen Sprachgebrauch - und auch außerhalb des A T , wie die von Z . Z e v i t angeführten Belege zeigen - in diesem Sinne als terminus technicus gebraucht wird; bei den Jeremiastellen liegt jedoch kein Vasallenstatus in dem Sinne vor, wie er im folgenden beschrieben wird, vielmehr handelt es sich um religiösen

Sprachgebrauch,

daher s . u . Kapitel 3 . 2 . 2 . , 1 7 8 f . 32

Die etwas plerophorische Angabe I Reg 5 1 nennt allerdings wohl eine Idealausdehnung, vgl. S. Herrmann, Geschichte Israels, 2 0 5 .

33

I Reg 1114-22.23-25; vgl. S. Herrmann, Geschichte Israels, 2 2 2 f.

34

Besonders deutlich: Ez 1 7 n - 2 i ; vgl. ferner Gen 1 4 4 II Reg I 8 7 2 4 i Neh 2 i 9 66.

35

Vgl. R . de V a u x , Lebensordnungen II, 6 5 .

144

Diachronische Betrachtung

»profane« Verhältnis nicht sich selbst überlassen bleibt, sondern mit Hilfe theologischer Kategorien erfaßt und gedeutet wird 3 6 . Hier sind zunächst einmal Ps 1844-48 (entspricht II Sam 2 2 44-48) und Ps 728-11 zu nennen, die von einer Weltherrschaft des israelitischen Königs sprechen, d.h. davon, daß alle Völker ihm I j y »Untertan sind«. Während Ps 7 2 8-11 der Psalmist in einem evtl. beim Fest der Thronbesteigung angestimmten Königslied die Bitte um die Weltherrschaft des Königs an Jahwe richtet, wird Ps 1844-48 der Dank dafür laut, daß Jahwe den Beter zum »Haupt von Völkern« gesetzt hat: »Du hilfst mir aus dem Streit des Volkes, du setzt mich zum Haupt über Völker, ein Volk, das ich nicht kannte, ' 5 1 " T ? y , ! , es gehorcht mir mit gehorsamen Ohren . . . « (Ps 18 44 f.)

Hier zeigt sich also die Abhängigkeit darin, daß ein fremdes Volk »aufs Wort gehorcht«. Unabhängig von der Frage, wie diese Psalmen zeitlich einzuordnen sind 3 7 , ist eines deutlich: Bezogen »auf die ins Universale ausgeweitete historische Wirklichkeit des Großreiches David« 3 8 , erscheint hier Jahwe als der Herr der Völker, der darum »seinem« König die Macht über diese Völker geben kann. Auch wenn Israel in dieser Hinsicht an gewissen Vorstellungen einer ao. Königsideologie partizipiert, muß man doch gerade hier auch mit H . J . Kraus 3 9 auf die Differenzen in der Beurteilung des Königtums hinweisen 4 0 : Jener universale Aspekt in der ao. Königsideologie entsteht an dem Schnittpunkt von mythischer Kosmologie und sakraler Inthronisation — der Herrscher ist göttlicher König und deswegen auch Weltherrscher. Dagegen gründet im AT jene Vorstellung vom universalen Regiment in der Schöpfungslehre einerseits, der Vorstellung von der Erwählung des Königs durch Jahwe andererseits — weil Jahwe die ganze Erde und alle Völker gehören (Ps479 8912), darum kann er sie seinem König übergeben (Ps28). Das Königtum als solches 36

Ähnliches war im Zusammenhang mit der Institution der Sklaverei und bei dem Verhältnis von König und Untertanen festzustellen (vgl. Kap. 3 . 1 . 1 . und 3 . 1 . 2 . 1 . ) .

37

Vgl. hierzu H . J . K r a u s , Psalmen I, BK X V , 1 9 6 6 3 1 4 1 f . und 4 9 5 : Die Urgestalt dieser Psalmen sei recht früh, sicher vorexilisch entstanden.

38

A. Alt, Das Großreich Davids, KS II, 75.

39

H . J . Kraus, Psalmen I, 15.

40

C. Lindhagen, a.a.O., 63, spricht hier von einem »sakralen Königtum« auf der ideologischen Basis des Dualismus' des Neujahrsfestes. Zur inhaltlichen und methodischen Kritik der sich hier abzeichnenden Forschungsrichtung s. R. Hentschke, Die sakrale Stellung des Königs in Israel, E L K Z 9, 1 9 5 5 , 6 9 - 7 4 und M . N o t h , Gott, König, Volk im Alten Testament, Ges. Stud., 1 9 6 6 3 , 1 8 8 - 2 2 9 .

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

145

ist für Israel eben keine sakrale Institution, vielmehr wird der jeweilige König daran gemessen, ob er nach dem Willen Jahwes fragt und handelt. Dies wird besonders deutlich etwa an den Beurteilungen der verschiedenen Könige im dtr. Geschichtswerk, wobei hier dann nicht die politischen Erfolge, sondern die Kultpolitik des jeweiligen Königs das Kriterium bildet 4 1 . Nicht mehr auf den König, sondern auf die Stadt Jerusalem bezogen, finden wir die Vorstellung von einer Weltherrschaft bei Tritojesaja. Nach dem Exil, d.h. nachdem sie den Zorn Jahwes erfahren hat, wird der Stadt nun ihr Wiederaufbau durch »Fremde« und der Reichtum der Völker verheißen: »Und Fremde bauen deine Mauern, und ihre Könige IJWnf' ; denn in meinem Zorn habe ich dich geschlagen, aber in meinem Wohlgefallen habe ich mich deiner e r b a r m t . . . J a , das Volk und das Königreich, das ^Hi»? ¡ 6 , wird zugrunde gehen, und die Völker werden vernichtet werden.« (Jes 6010-12)

In der Apokalyptik begegnet schließlich Dan 727 die Erwartung, daß die Königsherrschaft über alle Reiche »dem Volk der Heiligen des Höchsten« gegeben werden wird: »Die königliche Macht, die Gewalt und die Größe der Königtümer unter allen Himmeln wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben. Seine königliche Macht ist eine ewige Macht, und alle Gewalten sollen ihm unterworfen und gehorsam sein.« (Obwohl sich Dan 727 die iay -Terminologie nicht findet, wird diese Stelle aus inhaltlichen Gründen behandelt.)

Wer sind nun diese »Heiligen des Höchsten«? M . N o t h hat sich, einen Gedanken von O.Procksch aufnehmend, gegen die meist vertretene Auffassung ausgesprochen, daß diese »Heiligen« das Volk Israel meinen 4 2 . Vielmehr seien im ursprünglichen Ge41

M . N o t h , Könige, zu I Reg 14i-i7, bes. 3 1 9 ; vgl. H.Weippert, Die »deuteronomistischen« Beurteilungen der Könige von Israel und Juda und das Problem der Redaktion der Königsbücher, B i b 5 3 , 1 9 7 2 , 3 0 1 - 3 3 9 .

42

M . N o t h , »Die Heiligen des Höchsten«, Ges. Stud., 1 9 6 6 3 , 2 7 4 - 2 9 0 . In neuerer Zeit wird Dan 727 auf das jüdische Volk bezogen z.B. von A.Bentzen, Daniel, H A T I, 19, 1 9 5 2 2 , 6 4 ; O.Plöger, Das Buch Daniel, KAT XVIII, 1 9 6 5 , 1 1 8 ; G. Fohrer, Theologische Grundstrukturen des Alten Testaments, Theolog. Bibl. Töpelmann, Bd. 2 4 , 1 9 7 2 , 2 6 5 .

10

Riesener, D e r S t a m m

146

Diachronische Betrachtung

dankengang von Dan 7 die »Heiligen des Höchsten« »himmlische Wesen« 4 3 ; erst spätere Zusätze (Dan720f.25bß) zeigten, daß man sekundär dann in den »Heiligen« das Gottesvolk sah. Maßgeblich ist für M.Noth die Beobachtung, daß sich die Bezeichnung »Heilige« in den dem Danielbuch zeitlich nahestehenden Texten und im Danielbuch selbst in der Regel auf himmlische Wesen bezieht, die einzige sichere Ausnahme ist PS3410 4 4 . Auch das Schrifttum von Qumran versteht die »Heiligen« als himmlische Wesen in der Umgebung Gottes 4 5 . Ferner spricht die Parallelität von »Höchster« und »Heilige des Höchsten« in Dan 7 2 5 a nach M.Noth gegen ein ursprüngliches Verständnis der »Heiligen« als »Israel«; M.Noth übersetzt hier: »Er wird Worte gegen den Höchsten reden und die Heiligen des Höchsten schwer kränken.«

46

Dan 713 f. wird alle Gewalt und Macht über die Völker dem »mit den Wolken des Himmels« kommenden Menschensohn übergeben. Je nachdem, ob man ihn als eine dem Bereich der Himmlischen zugehörige Gestalt ansieht, die bis zu dem, »der alt ist an Jahren«, aufsteigt, oder ob man in ihm die Verkörperung des theokratischen Israel findet 4 7 , wird man auch Dan I i i die »Heiligen« entweder als »Himmlische« oder als Angehörige des jüdischen Volkes verstehen. Folgt man M.Noth, dann wäre anzunehmen, daß die Vision von Dan 7 ursprünglich auf eine himmlische Herrschaft zulief, die nach dem Untergang der vier Weltreiche einsetzen sollte, daß dann aber das Gottesvolk mit jenen »Heiligen« identifiziert wurde. Traditionsgeschichtlich würde damit die Vorstellung von der Weltherrschaft des israelitischen Königs bzw. Zions aufgenommen, nun aber zunächst auf die himmlischen Wesen und dann auf die »Getreuen« des Gottesvolkes bezogen 48 . Andernfalls wäre die Gestalt Dies hängt damit zusammen, daß auch der »Menschensohn« in Dan 713 f. als jenes Israel verstanden wird, »das sich in seiner theokratischen Sonderstellung eindeutig von den übrigen Völkern und Reichen geschieden weiß«. (O.Plöger, 113) O.Plöger meint, daß in den folgenden Kapiteln »das Schicksal Israels zunehmend vordergründiger wird« (118), lehnt daher M . Noths Auffassung ab. 43

M.Noth,a.a.O.,282.

44

M.Noth,a.a.O.,276ff.

45

M . N o t h , a.a.O., 2 7 8 ff.

46 47 48

M.Noth,a.a.O.,286. S. O.Plöger, Daniel, 113. Eine vermittelnde Position in dieser Frage nimmt N. W. Porteous, Das Buch Daniel, ATD XXIII, 1 9 6 8 2 , 95, ein: Er stellt zunächst fest, M . N o t h vertrete seine Auffassung »mit zwingenden Gründen«, meint dann aber, der Verfasser von Dan 7 stelle sich die Getreuen unter den Juden »als von himmlischen Mächten gelenkt« vor, »so daß sie beinahe mit ihnen gleichgesetzt werden können«.

147

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

des »Menschensohnes« direkt im Zusammenhang mit der Erwartung einer Weltherrschaft des israelitischen Königs zu sehen und Dan 727 wäre dann das Volk als Träger dieser Herrschaft genannt. All diesen Texten gemeinsam und wesentlich ist hier die Überzeugung, daß jene Weltherrschaft nicht primär von den Menschen »erkämpft« wird — obwohl dies vordergründig auch bei David der Fall war —, sondern daß sie letztlich von Gott »verliehen« wird und nur in seiner Vollmacht ausgeübt werden kann, weil diese Herrschaft, streng genommen, ihm allein zukommt49. Von diesem Glauben her konnten die Propheten die etwa vom achten Jahrhundert eintretende geschichtliche Wende, durch die Israel mehr oder weniger zum Spielball der Großmächte wurde, sogar in gewisser Weise positiv beurteilen. So versteht etwa Jesaja in dem großen Kehrversgedicht Jes 9 7 - 2 0 (10 1 - 4 ) 5 2 5 - 3 0 das Aufkommen des assyrischen Weltreiches, das zum Verlust der politischen Souveränität Israels und Judas führte, als »ein Stück Verwirklichung jener Gerichtspläne Jahwes« 50 , von denen die Verkündigung Jesajas schon seit Jahren sprach. Es handelt sich also um einen von Jahwe bewußt in der Geschichte herbeigeführten Vorgang, den das Volk durch seinen Hochmut, sein Unrechttun, letztlich durch seine Gottlosigkeit veranlaßt hat. Aus Jerl7l-4 wird deutlich, daß wir auch bei Jeremia ein ähnliches Geschichtsverständnis, bezogen auf seine historische Situation, erkennen können. Selbst wenn sehr wahrscheinlich mit einer dtr. Bearbeitung dieses Abschnitts zu rechnen ist 51 , so läßt doch schon der Grundbestand die prophetische Gewißheit erkennen, daß Jahwes Zorn über Judas Söhne dessen politischen Zusammenbruch verursachen wird. Dementsprechend war Jeremia auch der Auffassung, daß man sich Nebukadnezar, durch den Jahwe Gericht hielt, »unterwerfen« müsse52; denn gegen Nebukadnezar zu rebellieren, bedeutete ja im Grunde, gegen Jahwe zu rebellieren53. Diese prophetische Sicht wird nun aufgenommen von der dtr. Theologie, wie sie sich im dtr. Geschichtswerk und in den der dtr. Redaktion 49

Vgl. A. Alt, Die Deutung der Weltgeschichte im Alten Testament, in: Grundfragen, 4 4 3 .

so

Vgl. A. Alt, Die Deutung der Weltgeschichte, in: Grundfragen, 4 4 6 .

51

W.Thiel, Die deuteronomistische Redaktion von Jeremia 1 - 2 5 , 2 0 2 f .

52

Jer 277-9. u-14. i7. Jer 2 7

ist zwar

dtr.

überarbeitet,

enthält

aber

nach

W.Rudolph,

Jeremia, 173, echte Jeremiaworte. 53

W . R u d o l p h , Jeremia, 1 7 5 (vgl. II Chr 3611-21); s. E z 1711-21: Zedekiah, der den mit den Babyloniern geschlossenen Bund gebrochen hat, hat den Bund mit Jahwe gebrochen, dessen Gericht wird daher angekündigt (vgl. W . Zimmerli, Ezechiel, BK XIII, 1, 1 9 6 9 , 384ff.).

148

Diachronische Betrachtung

zugeschriebenen Prophetentexten erkennen läßt. So finden wir etwa in der dtr. bearbeiteten Erzählung von der Tributzahlung an die Moabiter (Jdc 3 1 2 - 3 0 ) eine theologische Deutung sowohl dafür, daß die Israeliten einige Jahre Vasallen der Moabiter waren, als auch dafür, daß es ihnen schließlich gelang, wieder selbständig zu werden. Jdc 312 etwa heißt es: »Und wieder taten die Israeliten das, was böse war in Jahwes Augen. Da gab Jahwe Eglon, dem König von Moab, Macht über die Israeliten, weil sie das getan hatten, was böse war in Jahwes Augen.«

»Das, was böse war in Jahwes Augen«, wird kurz vorher als Baalsdienst gekennzeichnet ( J d c 2 l l 37 u.ö.). Während also z.Z. Josuas Israels "ray Jahwe galt (Jdc 2 7), wandten die späteren Generationen ihr den Baalen zu ( J d c 2 l l ) , und der Zorn Jahwes über diesen Abfall wird als der eigentliche Grund für die politische Unselbständigkeit gesehen. Ebenso kann sich aber auch durch Jahwes Hilfe das Volk, das sich ihm wieder zugewandt hat, von dieser Abhängigkeit befreien: Jahwe läßt einen Helfer kommen, und dieser befreit die Israeliten (Jdc 315ff.). Jdc312-15a liegt somit jene dtr. Geschichtsdeutung 54 zugrunde, die programmatisch Dtn 28 47 f. formuliert wird: »Dafür daß du Jahwe, deinem Gott, bei all dem Uberfluß nicht in Freuden und mit fröhlichem Herzen ,gedient hast', wirst du deinen Feinden,dienen', die Jahwe gegen dich loslassen wird, in Hunger und Durst, in Blöße und Mangel an allem . . . « .

J e r 5 l 9 finden wir in einem von der dtr. Redaktion stammenden Wort 5 5 eine ähnliche Deutung des Exils als einer Strafe für Israels Götzendienst: »Und es soll geschehen, wenn sie fragen: Wofür hat Jahwe, unser Gott, uns all dies angetan? Dann sollst du zu ihnen sprechen: Wie ihr mich verlassen und fremden Göttern ,gedient' habt in eurem Land, so sollt ihr nun Fremden,dienen' in einem Land, das euch nicht gehört.« 54

Vgl. M . N o t h , Uberlieferungsgeschichtliche Studien, 1 9 6 7

5 1 , und W.Richter, Tradi-

tionsgeschichtliche Untersuchungen zum Richterbuch, BBB XVIII, 1 9 6 3 , 3 f. 55

Vgl. W.Rudolph, Jeremia, 4 1 .

149

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

Jer 25 läßt sich in einem ebenfalls der dtr. Redaktion zugeschriebenen Abschnitt 5 6 wieder die Auffassung erkennen, daß Jahwe Israel dem König von Babel unterworfen hat, weil die Israeliten nicht auf Jahwes Wort gehört h a b e n 5 7 . Das chronistische Geschichtswerk nimmt schließlich diese Sicht auf. So wird IIChr 128 ebenfalls der Zusammenhang von politischer »Unterwerfung« Israels und seinem »Dienst« an Jahwe betont: »Doch sollen sie ihm [Schischak] .unterworfen sein', damit sie den Unterschied erkennen zwischen ,meinem Dienst' und dem der irdischen Reiche.«

Dies entspricht der dtr. Auffassung, neu ist hier nur ein gewisser »pädagogischer Akzent«. Die geschichtliche Erfahrung soll den Israeliten dazu verhelfen, den Jahwedienst besser zu würdigen. In den Bußgebeten der nachexilischen Zeit erscheint schließlich der Zusammenhang von verfehltem Jahwedienst ( i j y ) und darauf folgendem Gericht in Gestalt der Unterwerfung unter fremde Völker (135?) 58 fraglos akzeptiert. Dies war um so leichter möglich, als zu dieser Zeit eben schon die Verheißungen einer Befreiung von der babylonischen Fremdherrschaft (s. z.B. Jer 308f. Ez 3427 Jes 141-23) — im Zusammenhang mit einer erneuerten Jahweerkenntnis und einem erneuerten Jahwedienst — als erfüllt angesehen wurden. Wenn Deuterojesaja die Heimkehr aus dem babylonischen Exil als einen »neuen Exodus« darstellt (Jes 4316-21), dann ist damit deutlich, daß auch der Ägyptenaufenthalt als ein Leben unter politischer Fremdherrschaft empfunden wurde 5 9 . Eine (geschichts-)theologische, der oben dargestellten prophetischen und deuteronomistischen analoge Deutung dieser Zeit fehlt allerdings; dies ist darin begründet, daß eben erst mit der Herausführung aus Ägypten durch Jahwe die Geschichte des Volkes mit Jahwe begonnen hat. Das bewußte Durchleben dieser Geschichte führte dann für Israel zu der Überzeugung, daß es immer da, wo es als Volk sein »Heil« nicht bei Jahwe, sondern bei anderen Göttern oder Menschen suchte, gerade ins Un-Heil, d. h. in politische Unterwerfung und Unselbständigkeit geriet.

56

S . W . R u d o l p h , Jeremia, 1 5 9 , und W.Thiel, a.a.O., zusammenfassend 2 7 2 .

57

Jer25s-n.

Jahwe

wird

freilich

auch

an

den

Chaldäern

ihre

Schuld

heimsuchen:

Jer 2512-14. 58

S. bes. Neh 934-37 u. vgl. Esr 97.

59

Vgl. die in Anm. 3 1 im Zusammenhang mit dem Aufenthalt in Ägypten genannten Texte.

150

Diachronische Betrachtung

3.1.2.3. Die im Dienst des Königs Stehenden Von den D'lp? verschiedener Könige hören wir an vielen Stellen des AT. Es handelt sich hier »um eine Oberschicht, die ihre gehobene Stellung entweder ausschließlich oder doch hauptsächlich ihrer besonders engen Bindung an das Königtum verdankt und somit erst auf die Bildung der Reiche Israel und Juda hin entstanden sein kann ...« 6 0 Man sollte diese Leute also nicht als »Sklaven« 61 oder »Knechte« bezeichnen, da zu dieser Gruppe die hochangesehenen »Würdenträger« des Staates gehören. Das Wort Tjy wird hier verwendet, um die berufliche Abhängigkeit der so Bezeichneten vom König anzugeben. Da dies in Israel für jeden Dienstgrad und Rang galt, ergibt sich für igy ein großer Bedeutungsspielraum. Im Interesse einer präziseren Erfassung der Stellungen und der Tätigkeiten dieser D,'pJ> wollen wir im folgenden anhand einiger Texte kurz ihre Ämter und Aufgaben darstellen. Betrachten wir die zur Zeit Sauls spielenden Erzählungen, dann lassen sich hier noch keine sehr spezifischen Aufgaben der D,"!5S> erkennen. Sie leben in der Umgebung des Königs (ISam226), geben ihm Ratschläge (ISaml6l5ff. 287.23), verhandeln für ihn (ISam 1822ff. ) und begleiten ihn auch bei heimlichen und gefährlichen Unternehmen (ISam 287ff.); sie erscheinen hier also als die »Vertrauten« des Königs, als seine »Gefolgsleute«. Einige Texte zeigen freilich, daß sie auch speziellere Aufgaben zu erfüllen hatten. So dürfte etwa jener Ziba, von dem wir dann auch noch zu Davids Zeiten hören 6 2 , schon Sauls Güter verwaltet haben 6 3 . Aufgrund der Erfordernisse jener Zeit der Philisterkämpfe hatten die VlKlj? '13!? jedoch primär militärische Aufgaben und Ämter. Dies wird z.B. ISam 227deutlich: »Und Saul sprach zu seinen ,Gefolgsleuten', die um ihn herumstanden: Hört doch, ihr Benjaminiten, wird der Sohn Isais euch allen ebenfalls Felder und Weinberge geben? Wird er euch zu Anführern von Tausend oder Hundert machen ?« 60 61

A. Alt, Der Anteil des Königtums, KS III, 353 / Grundfragen, 372. So A.Alt, s. vorige Anmerkung. Auch K.H.Rengstorf,

bov'Koq, avvbov'Koq

etc., T h W N T

II, 269, charakterisiert den "13? (im politischen Sinn) primär als »Sklaven«, da er das Wort von der griechischen Wortgruppe 8o(5X.og . . . her versteht, die ein »immer als Beschränkung

empfundenes

Abhängigkeits-

oder Dienstverhältnis«

umschreibt,

also

»immer im Gegensatz zum Freiheitsgedanken« steht. Im Hebräischen bestimmt jedoch dieser Gegensatz keinesfalls den Gebrauch von 13? , vielmehr ist hier das Wort jn(< »Gebieter« Oppositionsbegriff zu 135? • 62

II Sam 9 1 6 i - 4 l 9 2 5 - 3 i .

63

S.o. 84und vgl. R.deVaux, Lebensordnungen I, 2 0 4 ; C. Lindhagen, 75.

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

151

Hier sind die DH^S die »Obersten« und »Hauptleute« Sauls. Da der König ihnen offensichtlich bestimmte Landgüter verleiht, dürfte es sich um »Lehensmänner« handeln. I S a m l 4 5 2 gibt eine knappe, bezeichnende Schilderung der Lage: »Der Kampf gegen die Philister war heftig zur Zeit Sauls;sah Saul nun einen heldenhaften oder starken Mann, so zog er ihn zu sich.«

Dem entspricht es, wenn nach ISam 1621 David an den Hof kommt und zunächst einmal Sauls Waffenträger wird. Nach ISam 185 führten Davids Erfolge schließlich dazu, daß Saul ihn über die »Kriegsleute«, d.h. nach ISam2214 die Leibwache, setzte und daß dies gut war in den Augen des Volkes und der anderen militärischen Führer Sauls. Die Tatsache, daß David nun in fünf Kämpfen gegen die Philister größere Erfolge aufzuweisen hatte als die anderen Hauptleute des Königs, führte dazu, daß sein Name hoch geehrt wurde (ISam 1830). — Aus ISam 2217ff. geht hervor, daß auch die D,S"i, die Läufer, zu den O1"!}? gehören. Damit ist ebenfalls eine persönliche Schutztruppe des Königs gemeint 64 , die dem Wagen voranläuft. Als Absalom und Adonia die Herrschaft an sich reißen wollten, verschafften sie sich ebenfalls Läufer (ISam 151 I R e g l 5 ) . Nach IReg 14 27f. hatten diese Läufer später ihre Wachräume am Eingang des Palastes. Die schwierige Frage, welche Stellung der zur Zeit Sauls erwähnte Edomiter Doeg (ISam 213 229.18) einnahm, wird von einigen Forschern in dem Sinne beantwortet, daß Doeg ebenfalls zu den »Läufern« gehörte 6 5 . Diese Auffassung setzt allerdings eine Konjektur voraus: Statt D'jh müßte man I S a m 2 1 8 D'ST lesen, cpyi werden nun auch ISam2212 erwähnt. In dieser Erzählung hören wir, wie Saul durch Doeg die Priester von Nob töten läßt, zu denen David geflüchtet war. So scheint sich diese Konjektur auf den ersten Blick zu empfehlen. Genaueres Hinsehen zeigt freilich, daß ISam 226-19 gerade unterschieden wird zwischen den »Läufern« und Doeg. Als sich nämlich die »Läufer«, d.h. die »Gefolgsleute« des Königs weigern, die Priester niederzustoßen, befiehlt Saul daraufhin Doeg, der nach I S a m 2 2 9 zufällig vor den »Gefolgsleuten« Sauls stand, er solle die Priester töten (ISam22l7f.). Die Erzählung zeigt also neben den Priestern drei Personen bzw. Personengruppen: den König, seine »Gefolgsleute« zu denen die »Läufer« gehören — und schließlich den Edomiter Doeg. 64

R. de. Vaux, Lebensordnungen I, 2 0 0 f.

65

S. z.B. S.R.Driver, Notes on the Hebrew Texts and the Topographie of the Books of Samuel, Oxford, I 9 6 0 2 , 1 7 5 f . ; R.deVaux, Lebensordnungen II, 2 3 ; weitere Vertreter dieser Auffassung bei H. J . Stoebe, Das erste Buch Samuelis, 394.

152

Diachronische Betrachtung

Insofern widerspricht diese Erzählung der These, Doeg habe zu den »Läufern« gehört 6 6 , und es empfiehlt sich, I S a m 2 l 8 beim M T zu bleiben. Dann wird Doeg hier also als einer der »Hirten« Sauls bezeichnet, u.z. als »der Stärkste«. Er dürfte demnach auf einem der königlichen Güter die Aufsicht über das Vieh gehabt haben. So zeigen diese Texte, wie schon zur Zeit Sauls das Königtum Auswirkungen auf die soziale Struktur hat. Es entsteht die neue Schicht der unmittelbar dem König Unterstellten, von ihm wirtschaftlich großzügig Ausgestatteten, die teils im militärischen Bereich (als Hauptleute, Leibwache oder einfache Soldaten), teils im zivilen Bereich (als Verwalter und Angestellte auf den königlichen Gütern) tätig sind. Nach dem Tode Sauls entstehen dann unter David weitere Ämter, die uns in den beiden Beamtenlisten IISam8l6-18 und 20 23-25 überliefert sind. Hier werden aufgeführt 6 7 : — — — — — —

der Befehlshaber des Heerbannes, der höchste Offizier der Söldnertruppe, der Schreiber, der Herold, der Fronarbeiterminister, die obersten Priester.

Hinzukommt das aus IlSam 1532-37 für die Zeit Davids zu erschließende und in der Beamtenliste Salomos (I Reg 45) aufgeführte Amt eines — königlichen Ratgebers. Ebenso wie die Soldaten, ihre Hauptleute und die persönlichen »Diener« am Hofe und auf den königlichen Gütern wurden auch die Inhaber all dieser Ämter zur Zeit Sauls und Davids als D'TJ? des Königs bezeichnet (für Joab s. I I S a m l 4 l 9 1829; für Hussaj s. IISaml534). Seit der Zeit Salomos jedoch werden die hohen königlichen Beamten meist 6 8 D'-ty (»hohe Staatsbeamte«) genannt, erstmals in der salomoni66

Wenn R. deVaux, Lebensordnungen II, 23, in ihm sogar den »Obersten« der Läufer sieht, dann wohl deshalb, weil , das sich I Sam 22 9 auf Doeg bezieht, auch »vorgesetzt« bedeuten kann (KBL, 629). Diesen Sinn hat die auch I Sam 226 f. 17 begegnende Wendung hier aber nicht, da sonst die ü'l^y als »Vorgesetzte« des Königs charakterisiert wären; sie meint hier vielmehr »vor jemandem stehend«, der wohl als sitzend vorgestellt ist.

67

Vgl. S. Herrmann, Geschichte Israels, 207 f. S. aber II Reg 19s, evtl. auch I Reg 1126.

68

153

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

sehen Beamtenliste I R e g 4 2 6 9 . Das Wort hebt somit stärker hervor, daß diese Männer höchst ehrenvolle und angesehene Ämter innehatten, daß sie nach dem König die »ersten Würdenträger« des Staates waren. Die auch noch weiterhin begegnende Bezeichnung 135> des . . . scheint sich später vor allem auf die unmittelbar dem König zugeordneten »militärischen Untergebenen«, und hier wieder besonders häufig auf die Leibwache zu beziehen: so II Reg 2412, aber wohl auch II Reg 1222 und 2123. Auch in der Erzählung von der Thronnachfolge Salomos bezieht sich die Wendung DJ'J'Tit '13V I R e g l nicht »reichlich unbestimmt« und allgemein auf »das königliche Gefolge« 7 0 , sondern David schickt hier die ihm unterstehenden Söldnertruppen samt ihrem Anführer Benaja mit, um Salomos Thronanspruch mehr Nachdruck zu verleihen. Dies geht aus der I Reg 138.44 genannten Zusammensetzung der Parteigänger Salomos hervor: hier erscheinen nämlich plötzlich auch die »Kreter und Plether«. Wenn es dann I R e g l 4 7 heißt, daß die den auf dem Königsthron sitzenden Salomo in bestimmter Weise »gegrüßt« haben, dann soll damit wohl auch zum Ausdruck gebracht werden, daß nun die Armee ebenfalls seinem Kommando untersteht. Der Schrecken Adonias und seiner Gäste, als sie von all diesen Vorgängen hören, erscheint nur allzu verständlich. Die salomonische Beamtenliste unterscheidet sich nun in einigen Punkten von den davidischen Listen. Neben dem schon erwähnten »königlichen Ratgeber« erscheinen hier noch zusätzlich - ein Minister für Wirtschaft und Abgabenwesen 7 1 und - ein Majordomus. Dagegen fehlt das Amt des »Söldnerführers«; es ist wohl zusammengefallen mit dem des »Heerbannführers«: I R e g 2 3 5 wird berichtet, daß der Söldnerführer Benaja das Amt des von ihm getöteten Joab erhielt, d.h. doch wohl, daß er nun beide Ämter bekleidete. Diese Kombination dürfte auch später erhalten geblieben sein 7 2 . Anders als I I S a m 2 0 2 5 wird ferner I R e g 4 2 nur noch ein »oberster Priester« erwähnt: der Sohn Zadoks 7 3 . Nach I R e g 2 2 6 f . war ja Ebjathar, der in den Thronfolgekämpfen Adonia unterstützt hatte, von Salomo verbannt worden. Zadok, der allein Priester blieb (IReg 235), muß dann 69

J.Begrich, Söfer und Mazkir, Ges. Stud., 1 9 6 4 , 8 2 . Vgl. II R e g 2 4 1 2 J e s 3 i 4 Jer I i s 2 26 24s

26 nf.

3410.21

3612.14.19.21

4417.21

Esr 825 92 u. ö. 70

M . N o t h , Könige, 2 3 .

71

S. Herrmann, Geschichte Israels, 2 2 9 .

72

M . N o t h , Könige, 6 6 .

73

I Reg 4 4 ist sekundärer Zusatz, s. M . Noth, Könige, 5 9 .

Hos 7 5

13 10

Hi 3 4 i s f .

154

Diachronische Betrachtung

wohl bald gestorben sein, so daß sein Sohn das Amt übernahm. Das Amt des »Schreibers« dagegen war zur Zeit Salomos doppelt besetzt — sicherlich im Zusammenhang damit, daß durch den Ausbau der inneren Verwaltung und der internationalen Beziehungen sich der Aufgabenkreis des Schreibers stark erweitert hatte 7 4 . Diese Beobachtung bringt uns zu der Frage, welche Tätigkeiten überhaupt mit den hier aufgeführten Ämtern verbunden waren. Der »Befehlshaber des Heerbannes« hatte den Oberbefehl über die von den einzelnen Sippen freiwillig im Bedarfsfall gestellten wehrfähigen Männer. Im Unterschied dazu befehligt der »höchste Offizier der Söldnertruppe« das stehende Heer von Berufskriegern. Die Niederlagen der Israeliten durch die aus einheimischen oder fremden Berufssoldaten gebildeten Philisterheere hatten den Israeliten den Wert eines stets kampfbereiten, militärisch gut ausgebildeten Heeres gezeigt. Daher bemühten sich die ersten Könige um den Aufbau und Ausbau eines stehenden Heeres, u.Z., wie die Erfolge Davids zeigten, offensichtlich mit gutem Erfolg. Das Amt des »Schreibers« weist ebenso wie das des »Herolds« den ägyptischen Einfluß auf die neugeschaffene Staatsverwaltung auf; denn die beiden Ämter entsprechen, wie J.Begrich 7 5 gezeigt hat, terminologisch und auch inhaltlich weithin den ägyptischen obersten Staatsämtern. Der »Schreiber« ist der persönliche Sekretär des Königs, er verfaßt königliche Erlasse und Ähnliches, ist andererseits für die diplomatische Korrespondenz zuständig. Ferner haben wir in ihm den Verfasser der amtlichen Annalen zu sehen 7 6 . Der »Herold« vermittelt zwischen dem König und seinen Untertanen. Einerseits teilt er gegenüber dem Volk den königlichen Willen mit, andererseits berichtet er dem König über alles, was die Bevölkerung betrifft, nennt verdächtige, aber auch verdiente Männer 7 7 . Der »Aufseher über die Fronarbeiter« war für die kanaanäischen (vgl. IReg527), aber auch für die (nord-)israelitischen Fronarbeiter zuständig, wie sich aus IReg 1218 schließen läßt: Nachdem sich das Nordreich u.a. 74

M . N o t h , Könige, 6 3 .

75

J. Begrich, Söfer und MazkTr, Ges. Stud., 6 7 - 9 8 .

76

Dies betont besonders T . N . D. Mettinger, Solomonic State Officials, 36—42. 4 8 ff.

77

J.Begrich, Söfer und MazkTr, Ges. Stud., 8 5 f f . ; die These H.GrafReventlows (Das Amt des Mazkir, T h Z

15,

1959,

1 6 1 - 1 7 5 ) , der Mazkir habe ein amphiktyonisches

Amt

innegehabt, Cr habe als eine Art »Bundesstaatsanwalt« (a.a.O., 1 7 5 ) für die Einhaltung des Bundesverhältnisses sorgen sollen, läßt sich, wie H . J . B o e c k e r

(Erwägungen

zum

Amt des Mazkir, T h Z 19, 1 9 6 1 , 2 1 2 - 2 1 6 ) und W.Schottroff (»Gedenken« im Alten Orient und im Alten Testament, 1 9 6 4 , 2 5 3 - 2 7 0 ) gezeigt haben, nicht halten.

155

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

aufgrund der Auseinandersetzungen über die Fronarbeit 78 selbständig gemacht hat, versucht Rehabeam durch die Entsendung Adonirams, des Aufsehers über die Fronarbeiter, doch noch eine Einigung zu erzielen. Der Versuch bleibt freilich erfolglos — Adoniram wird gesteinigt. Dies deutet doch wohl darauf hin, daß er schon vorher durch seine Amtsführung den Zorn der Israeliten erregt hat 7 9 . Die »obersten Priester« bzw. der »oberste Priester« erscheinen in den Listen der königlichen Beamten, weil sie am Staatsheiligtum Dienst taten und insofern auch unmittelbar dem König unterstellt waren. Der »königliche Ratgeber« oder auch »Freund des Königs« hatte die Aufgabe, den König bei schwierigen Entscheidungen zu beraten. Zur Zeit Davids bekleideten Achitophel und Hussaj dieses Amt, wie aus IlSam 15 31-37 1615-23 171-14 hervorgeht 80 . Das Amt des »Ministers für Wirtschaft und Abgabenwesen« wurde erst von Salomo geschaffen. IReg47-19 ist uns eine Liste der Gouverneure und Distrikte 81 überliefert, die reihum einen Monat lang den königlichen Hof mit Produkten des Ackerbaus und der Viehzucht zu versorgen hatten, während der Bedarf an ö l und Wein wohl aus dem königlichen Krongutbesitz gedeckt wurde 82 . Der »Minister für Wirtschaft und Abgabenwesen« hatte nun die Aufsicht über jene Gouverneure (IReg45) und war damit für das Abgabenwesen zuständig. Der ebenfalls erst seit Salomo begegnende »Majordomus« war wohl der oberste Verwalter des gesamten königlichen Krongutes 83 . Der II Reg 2212 (IIChr3420) begegnende Terminus ^ n 135? bezeichnet II Reg 25 8 den »Obersten der Leibwache«. I I S a m l 8 2 9 wird Joab als " ^ n 13? bezeichnet, der als Söldnerführer ebenfalls »Oberster der Leibwache« war. Daraus könnte man folgern, daß auch II Reg 2212 (IIChr 34 20) Asaja dieses Amt bekleidet. Der Besitzer dieses Amtes stand wohl in einem besonders engen Verhältnis zum König, wie uns das aus der Zeit Sauls von David überliefert wird, der anfangs ebenfalls dieses Amt bekleidete. Doch läßt sich in dieser Frage keine große Sicherheit erzielen, da weitere Belegstellen fehlen. 78

Vgl.

R. de. Vaux,

Lebensordnungen

I, 2 2 9 ,

und T. N . D. Mettinger,

Solomonic

State

Officials, 136. 79

M . N o t h , der im Zusammenhang mit I Reg 9 20 f. einen Frondienst für Israeliten ablehnt (Könige, 2 1 8 ) , äußert sich im Zusammenhang mit I Reg 1 2 i b (a.a.O., 2 7 8 ) sehr viel vorsichtiger.

80

H . D o n n e r , Der »Freund des Königs«, Z A W 7 3 , 1 9 6 1 , 2 6 9 - 2 7 7 .

81

A. Alt, Israels Gaue unter Salomo, KS II, 8 9 .

82

S. M . Noth, Könige, 6 6 f.

83

M . Noth, Könige, 6 6 ; T. N . D. Mettinger, Solomonic State Officials, 7 9 .

156

Diachronische Betrachtung

Dieser Überblick zeigt, wie über den Kreis der schon zur Zeit Sauls erkennbaren militärischen und zivilen Ämter hinaus von David und Salomo ein differenziertes System von hohen Staatsbeamten zur Verwaltung der in Personalunion verbundenen Reiche Israel und Juda geschaffen wurde 8 4 . Die Untersuchung des profanen Sprachgebrauchs wollen wir nun abschließen mit der Frage, worin eigentlich die Ablehnung der Sklaverei und des Königtums, die sich an einigen Stellen gezeigt hat, begründet ist. Beide Institutionen haben ja dies gemeinsam, daß die Abhängigkeit des 13? , die wir als eines seiner wesentlichen Merkmale erkannt hatten, hier damit zusammenhängt, daß der 13? zunächst einmal als »Eigentum« angesehen wird: Der Sklave ist Eigentum seines Herrn; die Untertanen, eroberte fremde Völker und die Bediensteten gelten als Eigentum des Königs. Dieser Eigentumsgedanke impliziert die Befehlsgewalt und Herrschermacht des jeweiligen Besitzers. Mit dieser Vorstellung kollidiert aber nun der atl. Glaube, daß Israel Jahwes Eigentum ist und er also sein eigentlicher Herrscher. Was für die Ablehnung des Königtums gilt, gilt auch hinsichtlich der Sklaverei: Der tiefste Grund dieser Ablehnung »ist die Spannung zwischen dem Anspruch Jahwes auf alleinige unmittelbare Herrschaft und der natürlichen Tendenz des Königtums« — man könnte sagen, des Menschen überhaupt — »zur Verselbständigung und Verabsolutierung des menschlichen Machtwillens« 85 . So kommt es schließlich zu einer grundsätzlichen Ablehnung der Sklaverei für alle Israeliten und zu einer Ablehnung des jeweiligen Königs, sofern er den ihm zugewiesenen Bereich und Auftrag eigenmächtig überschreitet 86 .

3.1.3.

Der formelhafte

Gebrauch

Im Zusammenhang mit der Institution des Königtums entwickelte sich in Israel auch ein »höfischer Stil« 1 , zu dem neben gewissen Zere84

Zum Fortleben dieser Ämter in späterer Zeit vgl. R.deVaux, Lebensordnungen

I,

1 9 5 - 2 1 9 . 2 2 9 ; II, 1 4 - 3 2 . 2 0 8 - 2 1 6 f . 2 2 5 - 2 4 4 . Einen Überblick über alle Texte, die die betreffenden Ämter erwähnen, sowie eine ausführliche Diskussion der damit verbundenen Probleme gibt T. N. D. Mettinger, C. Lindhagen,

Solomonic State Officials, Lund,

1971,

während

a.a.O., 7 1 - 7 8 , jene Stellen zusammenstellt, die die n ' l } ? eines israeliti-

schen bzw. eines nichtisraelitischen Königs erwähnen. 85

R. Hentschke, Die sakrale Stellung des Königs in Israel, ELKZ 9, 1955, 74.

86

Vgl. a u c h H . W . W o l f f , Anthropologie des Alten Testaments, 1 9 7 3 , 2 7 9 f f .

1

I.Lande, Formelhafte Wendungen der Umgangssprache im Alten Testament, Leiden, 1949, 68.

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

157

monien auch bestimmte Sprach-Formen und Formeln gehörten 2 . In der Erzählung von der Thronbesteigung Salomos I Reg 1.2 läßt sich dies besonders gut erkennen. In den drei Szenen, die Bathseba und Nathan im Gespräch mit dem König zeigen, finden wir einerseits die die erste Person ersetzende Selbstbezeichnung mit nipR ( I R e g l l 7 ) und 13? (IRegl26f.), andererseits gehäuft die Anrede ^li* bzw. 'iiit (IReg 117.18.20f.24.27.3l). Die Verben weisen freilich stets die 1. bzw. 2.pers. sg. auf, es wird also nicht konsequent die 3.Person gebraucht. Allerdings steht sonst in Sätzen, in denen 13? als formelhafte Selbstbezeichnung das Subjekt bildet, das Verb stets in der 3.pers., danach wird dann in der l.pers. wieder fortgesetzt, vgl. IlSam 1422: » . . . Und Joab sprach: Heute weiß dein Diener, daß ich Gnade gefunden habe in deinen Augen, mein Herr K ö n i g . . . «

Welche Funktionen erfüllen nun diese Formeln 3 ? Hinsichtlich des formelhaften Gebrauchs spricht Irene Lande 4 von einer »Unterwürfigkeitsformel«; der Betreffende bezeichne sich als »Sklave« des Angeredeten und bekunde damit seine Demut und seine Unterwerfung. C. Lindhagen 5 sieht in der Formel nicht nur einen Ausdruck der Unterlegenheit, sondern auch ein Zeichen dafür, daß die Beziehung zwischen den beiden Gesprächspartnern sich auf der Basis einer b e rit nach dem bai'a-Muster vollziehe. Der mächtigere Partner hat dabei Verpflichtungen gegenüber dem schwächeren, der 13? genießt also den Schutz seines Herrn und kann von daher an diesen auch Bitten richten 6 . Allerdings sieht C. Lindhagen einen Unterschied zwischen dem profanen und dem religiösen Gebrauch darin, daß im profanen Reden der Aspekt der Subordination dominiert, während in der religiösen Terminologie die Formel als Argument dient, durch das der Angesprochene zur Hilfe für den Redenden bewegt werden soll 7 . — Nun hatten wir schon bei der Analyse der formelhaften Verwendung von 13? in Gen 32 gesehen, daß Jakob hier durch diese Formel seiner momentanen totalen Abhängigkeit von Esau Ausdruck geben will 8 . Im 2

Dagegen war es vor der Königszeit wohl üblich, gegenüber Höhergestellten von sich selbst ohne weitere Förmlichkeiten in der l.pers. zu sprechen: vgl. J d c 3 i 9 f . 4i8.22 615 ff. I Sam 3 4 ff. s. I. Lande, a.a.O., 68.

3

Zur Bedeutung von nij(< s. 78 f., Zusf. 83.

4

I.Lande, a.a.O., 6 8 f f .

5

C. Lindhagen, a.a.O., 59.

6

C. Lindhagen, a.a.O., 56.

7

C. Lindhagen, a.a.O., 60.

8

S.o. 3 9 f .

158

Diachronische Betrachtung

Zusammenhang damit erscheint es nicht ohne weiteres einsichtig, warum sich hohe Staatsbeamte dem König gegenüber als »Sklaven«, ja sogar ein König gegenüber einem anderen König als »Sklave« bezeichnen soll (I Reg 2 0 920 32) 9 , da es Abhängigkeiten nicht nur im Zusammenhang mit der Institution der Sklaverei gibt. I.Lande muß denn auch zugestehen, daß im diplomatischen Verkehr von Königen untereinander die Formel präziser zu beschreiben ist als Ausdruck für ein entstehendes oder auch schon länger bestehendes Abhängigkeitsverhältnis 1 0 . Genau diesen Sinn hat die Formel aber auch dann, wenn sich die hohen Beamten gegenüber dem König als seine O'T^ bezeichnen. Nicht »sklavische«, d.h. erzwungene und unfreie Unterwürfigkeit soll ja durch die Formel bekundet werden, sondern das Bewußtsein jener Abhängigkeit, die z.B. für die dem König unterstellten Angehörigen des Hofes ganz selbstverständlich ist. So erscheint die Übersetzung der Formel mit »dein Sklave« unglücklich und im Hinblick auf das große Bedeutungsspektrum von "DJ? auch nicht notwendig. Es empfiehlt sich daher, die Formel z.B. mit »dein Diener« wiederzugeben, da auch hierbei jene Abhängigkeit und das damit zusammenhängende Angewiesen-Sein auf die Hilfe des Mächtigeren zum Ausdruck kommt. Darüber hinaus erweckt die Selbstbezeichnung ^35? und die Anrede mit ]i"iK »Gebieter« auch den Eindruck, daß der Redende bereit ist, sich von dem »Gebieter« etwas »befehlen« zu lassen (s. I I S a m 9 l l ) . Die Formel ist somit noch etwas präziser als Ausdruck einer — allerdings nur verbal dokumentierten — Dienstbereitschaft zu charakterisieren. D a ß dieser verbal zugesicherten Dienstbereitschaft nicht immer ein entsprechendes Verhalten entspricht, hatten wir schon im Zusammenhang von Gen 3 2 gesehen: J a k o b erweckt zwar bei Esau den Eindruck, er sei derjenige, der zu bestimmen habe, in Wirklichkeit setzt aber J a k o b voll und ganz seinen eigenen Willen durch 1 1 . Man muß hier also unterscheiden zwischen der Bedeutung, die der jeweilige Sprecher in einem konkreten Augenblick mit der Formel verbindet — sie mag für ihn oft nur eine rein formale Höflichkeitsgeste sein — und dem ursprünglichen Sinn der Formel. Inwiefern läßt sich nun die TH3-Kategorie im mit dem formelhaften Gebrauch von anwenden? 9

Zusammenhang

Man muß dann schon mit einer Neigung zu Übertreibung und Selbsterniedrigung rechnen, wie sie in der Selbstbezeichnung als »Hund« zum Ausdruck kommt (s. z.B. I Sam 1743 2415 II Sam 9 s).

10

I. Lande, a.a.O., 70.

» S.o. 3 9 f .

Der nichtreligiöse Sprachgebrauch

159

Wenn man nicht schon für jedes Zusammentreffen eines Unterlegenen mit einem Stärkeren die nng-Vorstellung heranziehen will — und das wäre offensichtlich unsinnig — muß man prüfen, ob in den entsprechenden Texten sich die Betreffenden im Zusammenhang mit irgendeinem Bundesschluß als »dein Diener« bezeichnen. Hier zeigt nun allerdings die Verwendung der 135? -Formel keineswegs eine ausgesprochene Affinität zu profanen nna-Verhältnissen 1 2 . Näherliegend erscheint daher ein anderer Zusammenhang: Die rP~i3 war sicherlich eine Möglichkeit, das Verhältnis eines Schwächeren zu einem ihm Überlegenen zu regeln, und in diesem Fall konnte die l35?-Formel auch in diesem Zusammenhang verwendet werden — ihr Verwendungsbereich erschöpfte sich damit aber keinesfalls, sondern ging darüber weit hinaus. Verschiedene Male begegnet nun auch im profanen Sprachgebrauch die Formel im Zusammenhang mit einer Bitte, so: I S a m l 2 l 9 2 0 8 2215 2 5 8 2 6 l 9 f . IlSam 1324 I I R e g l 6 7 1826. Auch I R e g 115-31 tragen im Grunde Bathseba und Nathan ein bestimmtes Anliegen dem König vor. Freilich verwenden sie hierbei keine Bitte, sondern schildern dem alten König David so geschickt die tatsächlichen, zum Teil vielleicht fiktiven Ereignisse, daß dieser aus seinem eigenen Entschluß heraus genau das tut, was ihren Wünschen entspricht 1 3 . Die häufige Anrede Davids als " ^ n 'alg hat in diesem Zusammenhang die Funktion, in David das Bewußtsein seiner Befehlsgewalt und Herrschermacht zu stärken, die Selbstbezeichnung als »deine Dienerin« bzw. »dein Diener« dagegen soll wohl die Treue betonen, mit der die beiden zum König stehen 1 4 , sowie ihre Bereitschaft, sich seinem Willen zu fügen. — Die 13V -Formel wird neben der schon aufgezeigten Verwendung in der Hofetikette und im diplomatischen Verkehr auch gebraucht gegenüber Propheten, höhergestellten Fremden und Unbekannten 1 S . Stets will der Redende mit dieser Selbstbezeichnung 1 6 zu erkennen geben, daß er sich seiner Abhängigkeit von dem Angeredeten bewußt und auch bereit ist, dessen Anordnungen zu folgen. 12

I S a m 2 0 8 zeigt sich ein Zusammenhang, aber hier wird wohl die "TSV -Bezeichnung deshalb gewählt, weil Jonathan zur königlichen Familie gehört. Das gleiche gilt für das Verhältnis der Untertanen zum König. So bleiben als Belege im Sinne C. Lindhagens: Jos 9 und Hi 4028.

13

Vgl. M . Noth, Könige, 2 0 ff.

14

M. Noth, Könige, 2 2 .

15

I. Lande, a.a.O.

16

Bzw. Fremdbezeichnung, z.B. Gen 43 28 4 4 24.27.30 I Sam 1 7 5 s I I R e g 4 i .

160

Diachronische Betrachtung 3.2. D E R R E L I G I Ö S E

3.2.1.

SPRACHGEBRAUCH

In den alten Pentat euch quellen und den Ergänzungen

dazugehörigen

Vorkommen: 13? ; Genl9i9 2414 2 6 24 32 u 5017 Ex4l0 1431 3213 Numllll 1424 ny : Ex3l24237l6.268l69l. 13 1 03.7.8.11.24.26 1 231 20 5 2 3 24f. rn3j> : Ex 122Sf. 13s

127f.

In den älteren Pentateuchquellen und den dazugehörigen Ergänzungen werden Abraham (Gen 2624), Lot (Gen 1919), Isaak (Gen 2414), Jakob (Gen 3 2 l l ) und alle drei gemeinsam (Ex3213) sowie Josefs Brüder (Gen5017), Mose ( E x 4 l 0 1431 N u m l l l l 127f.) und Kaleb (Numl424) als 13}? Jahwes bezeichnet bzw. nennen sich selbst gegenüber Jahwe oder seinen Boten ^13?. begegnet hier also in der Väter-, Mose- und Landnahme (Kaleb)-Tradition. Diese Texte werden nun von den verschiedenen Forschern recht unterschiedlichen Quellen zugewiesen. Nur je eine einzige Stelle ist mit ziemlicher Sicherheit E (Gen 5017) bzw. J (Num 1111) zuzuschreiben. Gen 5017: »So sollt ihr zu Josef sprechen: ,Ach, vergib doch die Sünde deiner Brüder und ihre Verfehlung, daß sie so schlecht an dir gehandelt haben!' So vergib nun die Sünden der

H3V des Gottes deines Vaters!« . . .

In diesem allgemein E zugesprochenen Text 1 erfahren wir, daß Josefs Brüder fürchten, nach dem Tode Jakobs werde Joseph ihnen ihr Handeln vergelten (Gen50l5f.). Sie übermitteln ihm daher die Bitte Jakobs, Josef möge seinen Brüdern verzeihen. Ihre eigene Bitte um Vergebung fügen sie hinzu und bezeichnen sich dabei als »Verehrer des Gottes deines Vaters«. Durch den Gebrauch dieser Wendung wollen die Brüder Joseph darauf aufmerksam machen, daß sie ja alle — Jakob, Josef und die Brüder — sich zu einem gemeinsamen Gott bekennen und ihn verehren. Das Bewußtsein der daraus resultierenden Zusammengehörigkeit soll nun Josef nachsichtig stimmen 2 . '13!? bezeichnet hier also die »Verehrer« eines 1

O. Eißfeldt, Hexateuch-Synopse, 1 9 2 2 , 1 0 5 ; H.Gunkel, Genesis, 4 8 8 . 4 9 0 ; H . Holzinger, Genesis, H S A T 1 , 1 9 2 2 4 , 9 6 ; G. von Rad, Das erste Buch Mose, 3 7 6 .

2

H.Gunkel, Genesis, 4 9 0 :

»Kultusgemeinschaft bindet die Menschen aufs stärkste zu-

sammen, mehr als selber Blutsverwandtschaft...«

161

D e r religiöse Sprachgebrauch

Gottes, die durch die gemeinsame Teilnahme an seinem Kult miteinander verbunden sind3. N u m l l l l , ein allgemein J zugeschriebener Text 4 , beginnt wie die Klagelieder des Einzelnen mit einer »Schilderung der Not«; diese wird hier zu einer mit nijV eingeleiteten Frage umgebildet5. »Und M o s e sprach zu J a h w e : , n^V handelst du so übel , und

nip'j finde ich keine Gnade in deinen

Augen, daß du die L a s t dieses ganzen Volkes mir auferlegst?'«

Mit rnp^ weist der Fragende, wie A. Jepsen 6 gezeigt hat, vorwurfsvoll auf ein Verhalten hin, das ihm nicht angemessen erscheint. Im Reden zu Gott beruht dieser Vorwurf auf dem Widerspruch von göttlicher Verheißung einerseits, göttlichem Handeln andererseits7. Charakteristisch ist hierbei die Ausrichtung auf die Zukunft. Die Frage \ nrtnr) na^ findet sich auch Ex 5 22, hier klagt Mose Jahwe an, daß er an dem Volk »übel handelt«. Der Vorwurf beruht darauf, daß das Auftreten Moses im Namen Jahwes die Lage der Israeliten sogar noch verschlechtert hat, daß Jahwe sie aber keineswegs »gerettet« hat, wie er es verheißen hatte (s. Ex 3 8 5 23). N u m l l l l f . dagegen wirft Mose Jahwe vor, daß er an ihm persönlich »übel handele«, da er die Last des ganzen Volkes ihm auferlege — während doch eigentlich nach Ansicht Moses Jahwe selbst für dieses Volk zuständig sei. Wenn sich Mose dabei als ^pp? bezeichnet, dann entspricht das den in den Psalmen üblichen Selbstbezeichnungen (s.u. Kap. 3.2.4.1), es handelt sich hier also nicht um einen bestimmten Titel, der Mose aufgrund seines Handelns zugesprochen wird. Ganz im Gegenteil erscheint Mose hier als der an seiner Aufgabe fast Zerbrechende; ähnlich vorwurfsvolle, an Jahwe gerichtete Klagen finden sich auch bei Jeremia: 3

Eine gewisse Doppelbödigkeit entsteht hier allerdings durch Josefs A n t w o r t (GenSCho). Von daher wird deutlich, daß die Brüder noch in einem anderen Sinn D ' l j y

waren,

nämlich mitbeteiligt a m Geschichtshandeln Gottes, ohne ihr Wissen an der Rettung eines »großen Volkes« mitwirkend. Dieser Sinn ergibt sich jedoch nur aus dem weiteren Z u s a m menhang, er ist nicht schon in d e m W o r t 13V

enthalten, dieses meint hier nur einfach

die Gruppe der Kultteilnehmer eines Gottes. 4

O . E i ß f e l d t , a . a . O . , 1 6 1 ; G . B . G r a y , A Critical and Exegetical C o m m e n t a r y o n N u m b e r s , I C C IV, 1 9 5 6 ( =

1 9 0 3 ) , 9 9 . 1 0 7 f . ; M . N o t h , Das vierte Buch M o s e . N u m e r i , A T D VII,

1 9 6 6 , 7 5 ; R . S m e n d , Alttestamentliches Lesebuch, 1 9 7 4 2 , 7 9 . 5

Vgl. Ps 1 0 ! 2 2 2 4 2 1 0 4 3 2 HK, 2. Erg., 1 9 6 6

8 8 i s und H . G u n k e l / J . B e g r i c h ,

Einleitung in die Psalmen,

217.

6

A. Jepsen, W a r u m ? Eine lexikalische und theologische Studie, B Z A W 1 0 5 , 1 9 6 7 , 1 0 6 - 1 1 3 .

7

A . Jepsen, B Z A W 1 0 5 , 1 0 8 .

11

Riesener, Der Stamm

162

Diachronische Betrachtung » nij^ dauert mein Schmerz so lang... ? Du bist mir wie ein Trugbach geworden, wie Wasser, auf das kein Verlaß ist.« (Jer 1518; vgl. 2018)

Die N u m l l l l in negierter Form begegnende »Formel des Wohlwollens« (|0 ns?j) 8 , die sich wiederholt in Verbindung mit 13? findet (s. Gen 183 1919 N u m 3 2 5 I S a m 2 5 8 ; mit nn?®: I S a m l l 8 Ruth 213. Gen 3 2 5 33 8.15 steht die Formel in einer Erzählung, die auch die Selbstbezeichnung mit häufig enthält), drückt »die Grundstimmung aus, aus der heraus sich dann als Folge eine Tat des Höherstehenden zugunsten des Niedrigerstehenden ergibt« 9 . Meist begegnet diese Formel im Zusammenhang mit bestimmten menschlichen Beziehungen 1 0 ; Jahwe erscheint als derjenige, bei dem man jn findet, nur in Verbindung mit Noah (Gen 68), Lot (Gen 1919), Mose (Ex33l2.l3.16f. Num 1111.15), David (II Sam 15 25 f.) und dem Volk Israel (Jer 312). Auffällig ist nun, daß die »Formel des Wohlgefallens« auch Ex 3312.13.16.17 in einem Abschnitt begegnet, in dem es um die Art und Weise geht, in der Jahwe Mose bei seiner Aufgabe »helfen« wird. In diesem »literarisch sekundären Anhang zu Kap. 3 2 « 1 1 erklärt Jahwe, daß sein »Angesicht« ( D'JD) als Zeichen seiner Gegenwart und Führung mit den vom Sinai aufbrechenden Israeliten mitziehen werde. Num 1114-17 dagegen wird die Klage Moses in einem wiederum sekundären Einschub 1 2 darauf zugespitzt, daß Mose allein dieses Volk nicht tragen könne; daraufhin verspricht Jahwe ihm 7 0 Mann von den Ältesten Israels zur Unterstützung. Gen 1919 findet sich die »Formel des Wohlwollens« ebenfalls in Verbindung mit der Selbstbezeichnung als 13?. Lot leitet hier seinen an Jahwe gerichteten Wunsch 1 3 mit einem Rückblick auf die schon gewährte Hilfe ein: 8 9 10

11 12 13

I. Lande, Formelhafte Wendungen, 95 f. I. Lande, a.a.O., 96. H.J.Stoebe, pn, THAT I, 1971, 589 rechnet daher mit einer ursprünglichen Herkunft aus dem Bereich höfischen Sprechens. Im Verlauf einer Demokratisierung sei die Formel dann aber für jeden angewendet worden, der als der Überlegene einem Schwächeren gegenübersteht. M. Noth, Das zweite Buch Mose, 211. M. Noth, Das vierte Buch Mose, 78. Gen 1917f. findet sich ein Personenwechsel, zuvor war die Rede von »Männern«, nun spricht Lot mit Jahwe selbst (s. H. Gunkel, Genesis, 206). Daher liegt hier wirklich religiöser Sprachgebrauch vor; Gen 192 sowie 18 3.5 wird 13V zwar auch als Selbstbezeichnung gebraucht, aber hier als profane Höflichkeitsformel (vgl. H. Gunkel, Genesis, 194).

Der religiöse Sprachgebrauch

163

» I^SV fand Gnade in deinen Augen, und du hast mir große Gunst erwiesen, daß du mich leben ließest, aber ich kann mich nicht ins Gebirge retten ...«

Anschließend bittet Lot dann, sich in die nahe gelegene Stadt Zoar flüchten zu dürfen. Diese Zoar-Erzählung, eine geologische Ätiologie, ist nach H.Gunkel und G. von Rad eine spätere Ergänzung 14 . Das Wort T3? in Verbindung mit der »Formel des Wohlwollens« impliziert hier die Anerkennung der Abhängigkeit: Lot verdankt dem bzw. den Angesprochenen (vgl. den Personenwechsel in G e n l 9 l 7 f . ) sein Leben, er bittet aber noch um weitere Hilfe. Durch die Verwendung der 15}'-Bezeichnung kommt hier also das völlige Angewiesen-Sein auf Jahwe bzw. seine Boten zum Ausdruck. Überhaupt ist für alle Stellen, an denen die »Formel des Wohlwollens« für die Beziehung Jahwe-Mensch begegnet, eines charakteristisch: In einer Situation äußerster Gefährdung wird damit ausgedrückt, daß Jahwe dem betreffenden Menschen hilft bzw. nicht hilft (bei Negation der Formel). Gen 2414 finden wir dann die 135?-Bezeichnung für Isaak: »So soll es sein: Das Mädchen, zu dem ich sage:,Neige doch deinen Becher, daß ich trinke' — und das dann sagt: ,trinke, und auch deine Kamele will ich tränken' — dieses hast du bestimmt, und daran will ich erkennen, daß du Gunst meinem Herrn erweist.«

Der Text wird sowohl J 1 S , als auch E 1 6 zugewiesen. Gen 2412-14 bittet der von Abraham zur Brautwerbung für Isaak ausgesandte Sklave Jahwe in einem Gebet um ein Zeichen, an dem er erkennen kann, welche Frau Jahwe für Isaak bestimmt hat. Dabei nennt er Isaak gegenüber Jahwe 113?. Durch diese Bezeichnung wird Isaaks Angewiesen-Sein auf Jahwes Fürsorge, die sich in der Auswahl der richtigen Frau für Isaak zeigt, betont. Auffällig ist, daß der Sklave in v. 12 Jahwe als »Gott meines Herrn Abraham« anredet. Insofern würde man die 13?-Bezeichnung eher in bezug auf Abraham erwarten, der überhaupt in diesem Abschnitt die Hauptperson ist — nicht etwa dem Isaak, sondern dem Abraham soll ja Jahwe durch Kenntlichmachung des rechten Mädchens »Gunst erweisen«: Die Bezeichnung »mein Herr« in Gen 2412.14 bezieht sich auf Abraham. 14

15

16

J R : H.Gunkel, Genesis, 206; G. von Rad, Das erste Buch Mose, 187; anders (J) O.Eißfeldt, O. Procksch, H. Holzinger, Kommentar zur Stelle. J: O.Eißfeldt, Hexateuch-Synopse, 38; H.Gunkel, Genesis, 249; G.vonRad, Das erste Buch Mose, 217. O. Procksch, Die Genesis, KAT1,1924 2 3 , 3 2 1 ff.

Diachronische Betrachtung

164

Isaak

wird als 135? bezeichnet, weil er als Sohn Abrahams

natürlich

auch dessen Gott verehrt (vgl. Gen 5017!). Gen 2 6 24 verheißt J a h w e in einem Heilsorakel dem Isaak, daß er ihn segnen und ihm zahlreiche N a c h k o m m e n geben will: »Und Jahwe erschien ihm in jener Nacht und sprach: ,Ich bin der Gott Abrahams, deines Vaters, fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir. Ich will dich segnen und deine Nachkommen zahlreich machen um Abrahams,

'TS? willen.'«

Das

G e n 2 6 24.25a

Abraham

Stück von

offensichtlich

Jahwe ein

" p y Drn3K T a ? 3

ist

als

ein

späterer

bezeichnet

Ehrentitel.

Was

bedeutet

Einsatz 1 7 .

wird, aber

dann nun

Wenn

hier

ist 135? dabei die

Wendung

(»um Abrahams, meines Dieners willen«)? Bei der

Beantwortung dieser Frage ist der ebenfalls sekundäre Abschnitt Gen 2 6 3 . 4 a 1 8 mit heranzuziehen, da sich Gen 2 6 24.25 a inhaltlich mit diesem Zusatz berührt. Auch Gen 2 6 3 . 4 a werden die Beistandszusage und Nachkommenverheißung (allerdings noch verknüpft mit der Landverheißung) für Isaak

mit der Abrahamtradition

verbunden, und zwar werden sie

angesehen als die Erfüllung eines dem Abraham von J a h w e geleisteten »Schwures«. Soll man nun die Wendung »um Abrahams, meines Dieners willen« in Gen 2 6 2 4 ebenfalls auf Jahwes »Schwur« bzw. auf die dem Abraham gegebene stimmte Verdienste

Verheißung

beziehen 1 9 ?

Oder soll damit auf be-

Abrahams angespielt werden, um derentwillen J a h w e

auch Isaak segnen will? So könnte man die Aussage

interpretieren,

wenn man sie von Gen 2 6 5 her versteht, wo die dem Isaak gegebene Verheißung damit begründet wird, daß Abraham auf Jahwes Stimme gehört und all seine Gebote befolgt hat. Beide Deutungen wären vom T e x t her möglich. Nun findet sich Ps 1 3 2 1 0 eine aufschlußreiche Parallele zu Gen 2 6 2 4 : » TJ.ay "m n a ? ?

wende dein Angesicht nicht von deinem Gesalbten! Geschworen

hat Jahwe dem David wahrhaftig und weicht nicht davon ab:,Könige aus der Frucht deines Leibes 2 0 lasse ich sitzen auf deinem Thron!'«

Hier geht es eindeutig um das Weiterwirken der von J a h w e seinem 13?

David zugeschworenen

Verheißung.

Von dieser Parallele her er-

17

Zur Begründungs. H.Gunkel, Genesis, 3 0 3 ; G. von Rad, Das erste Buch Mose, 235 ff.

18

H.Gunkel, Genesis, 300. 3 0 3 ; vgl. H.Holzinger, Genesis, 52; G.vonRad, Das erste

19

G.vonRad, Das erste Buch Mose, 237.

20

H. J . Kraus, Psalmen II, 877.

Buch Mose, 2 3 5 .

Der religiöse Sprachgebrauch

165

scheint es plausibel, die Wendung »um Abrahams, meines Dieners willen« in Gen 26 24 ebenfalls auf die Abraham gegebene Verheißung zu beziehen. Damit steht diese Aussage der in Gen 263.4a erkennbaren Sicht Abrahams nahe. Gen 265 dagegen, wo Abraham nicht nur als passiver Verheißungsempfänger, sondern als Vorbild an Gesetzestreue erscheint, zeigt sich eine andere Sicht Abrahams. Zu Gen 3211 s.o. p.39f. Zur Begründung des sekundären Charakters dieses Gebetes s. H. Gunkel 21 . Ex 410: »Mose aber sprach zu Jahwe: ,Ach Herr, ich bin kein beredter Mann, weder früher war ich es, noch bin ich es seit jenem Zeitpunkt, da du l ' p ?

sprichst;

vielmehr bin ich schwerfällig mit dem Mund und schwerfällig mit der Zunge.'«

Bei der literarkritischen Einordnung dieses Verses lassen sich ganz erhebliche Unterschiede feststellen: Während z.B. M.Noth diesen Vers J zuweist22, betrachtet ihn K.Gouders im Anschluß an O.Eißfeldt und G.Fohrer als elohistisch23, W.Richter und W.Fuß schließlich vermuten hier einen späteren Zusatz 24 . Während somit die Quellenzuweisung von Ex4io beträchtlich differiert, führt andererseits die formgeschichtliche Analyse zu einem eindeutigen Ergebnis: Hier liegt ein für das »Berufungsschema« typisches Element, »der Einwand des Berufenen« vor. Jenes »Berufungsschema wurde zuerst von E. Kutsch 25 entdeckt. Es begegnet im Zusammenhang mit Berufungen von Charismatikern und Propheten. E. Kutsch nennt vier für dieses Schema charakteristische Elemente: — Mitteilung des Auftrags durch Jahwe, — Einwand des Berufenen, — Abweisung des Einwandes durch die Zusage Jahwes, — ein Zeichen als Bestätigung dafür, daß Jahwe den Auftrag gegeben hat.

21

H. Gunkel, Genesis, 3 5 6 f.

22

M. Noth, Das zweite Buch Mose, 22. 3 2 (vgl. R. Smend, a.a.O., 69).

23

K.Gouders, Die prophetischen Berufungsberichte Moses, Isaías, Jeremias und Ezechiels, Diss., 1971, 16; O.Eißfeldt, Hexateuch-Synopse, 113f.; G.Fohrer, Überlieferung und Geschichte des Exodus, 38.

24

W.Richter, Die sogenannten vorprophetischen Berufungsberichte, FRLANT 101, 1970, 126; W.Fuß, Die deuteronomistische Pentateuchredaktion in E x 3 - 1 7 , BZAW 126, 1972, 64.

25

E. Kutsch, Gideons Berufung und Altarbau Jdc 611-24, T h L Z 8 1 , 1 9 5 6 , 7 5 - 8 4 .

166

Diachronische Betrachtung

Dieses Schema findet E.Kutsch in Jdc 614-17 Ex 310-12 (der elohistischen Erzählung von der Berufung Moses) Jer 15-10 und ISam 101-7 921.Im Anschluß an E. Kutsch erkannte man dieses Schema bzw. bestimmte Elemente dieses Schemas sowie weitere dazugehörige Elemente noch in anderen atl. Texten 2 6 . So wurde auch die Auffassung vertreten, es gäbe in Ex 3 . 4 neben dem elohistischen einen jahwistischen Beruf ungsbericht. E x 4 1 0 wird dann z.B. von K.Gouders 2 7 dem elohistischen, von W. Zimmerli 2 8 dagegen dem jahwistischen Berufungsbericht zugewiesen. Die Frage, welchem Berufungsbericht Ex 410 nun zuzurechnen ist, läßt sich am ehesten klären, wenn man ansetzt bei dem, was als gesichert gelten kann, nämlich bei der formgeschichtlichen Einordnung. Geht man also von dem Formelement »Einwand des Berufenen« in Ex 410 aus und vergleicht damit dann die »Einwände« der oben genannten Berufungserzählungen, dann zeigen sich hier zwei Typen von Einwänden. Einerseits weisen Mose, Gideon und Saul darauf hin, daß sie aufgrund ihrer geringen sozialen Herkunft die ihnen von Jahwe aufgetragene Führungsrolle nicht übernehmen können (Ex311 nach E; Jdc 615 ISam 921). Andererseits verweisen Mose und Jeremia darauf, daß sie aufgrund ihrer Unerfahrenheit und Ungeschicklichkeit im Reden zu der ihnen aufgetragenen Übermittlung des Jahwe-Wortes nicht fähig seien (Ex 410 J e r l 6 ) 2 9 . Die Einwände beziehen sich also direkt auf das von Jahwe Befohlene, nämlich entweder ein politisches Handeln, für das man bei dem Betreffenden eigentlich bestimmte Qualifikationen erwarten würde, oder aber ein prophetisches Auftreten, bei dem die Fähigkeit zu gewandtem Reden als Voraussetzung erscheint. Die enge Parallelität der Einwände Moses und Jeremias deutet nun darauf hin, daß auch Ex 410-12 Mose als Prophet erscheinen soll. Er wehrt sich zwar zunächst gegen die Übermittlung des ihm aufgetragenen Wortes Jahwes. Aufgrund der Abweisung dieses Einwandes durch Jahwe — dies geschieht durch den Hinweis auf Jahwes Schöpfermacht und die Beistandszusage — erscheint er jedoch dann in 26

N.Habel, The Form and Significance of the Call Narratives, ZAW 77, 1965, 2 9 7 - 3 2 3 ; W. Zimmerli, Ezechiel, BK XIII/1, 1969, zu Ez 1 - 3 ; H. Wildberger, Jesaja, BK X / l , 1972,

zu

Jes 6;

W.Richter,

Die

sogenannten

vorprophetischen

Berufungsberichte,

FRLANT 101, 1970; K.Gouders, Die prophetischen Berufungsberichte, 1971; L.Schmidt, Menschlicher Erfolg und Jahwes Initiative, W M A N T 38, 1970, 3 5 - 5 3 ; B.O.Longe, Prophetic Call Traditions and Reports of Visions, Z A W 8 4 , 1 9 7 2 , 4 9 6 - 5 0 0 . 27

K. Gouders, a.a.O., 3 7 - ^ 7 .

28

W. Zimmerli, Ezechiel-Kommentar, 17 f.

29

Vgl. Ex 612 den ähnlich gelagerten Einwand bei P — er bezieht sich hier allerdings auf den Auftritt vor dem Pharao bei Hofe und wirkt insofern durchaus verständlich.

Der religiöse Sprachgebrauch

167

noch stärkerem Maße als derjenige, durch den Jahwe selbst spricht. Mose wird hier also, wie schon M.Noth erkannt hat 3 0 , im Grunde als »klassischer Prophet« gesehen. Insofern besteht zwischen Ex 410-12 und 413-17 eine Spannung: Ex 410-12 will Mose selbst als Mittler des göttlichen Wortes zeigen, Ex 413-17 dagegen soll Aaron als Mittler eingeführt werden, Mose aber soll für ihn »Gott« sein ( E x 4 l 4 ) 3 1 . Als »Prophet« wie in Ex 410-12 wird Mose jedoch weder bei J noch bei E gesehen. Auch wenn man von dem »Auftrag« ausgeht, den Mose beim J bzw. E erhält, paßt Ex 410 weder zu J noch zu E. Nach E x 4 l 6 f . (J) soll Mose den Israeliten ankündigen, daß Jahwe ihr Elend gesehen hat und sie aus Ägypten führen will. Zu der Beauftragung mit dieser knappen Botschaft passen aber weder »Einwand« noch »Beistandszusage« in Ex 410-12, die sich sehr global auf ein länger anhaltendes »Sprechen« Jahwes mit Mose und Moses mit den Israeliten beziehen 32 . Noch weniger paßt Ex 410-12 zu der elohistischen Beauftragung Moses, denn hier soll ja Mose selbst die Israeliten aus Ägypten führen. Die einzig sinnvolle Fortsetzung zu diesem Auftrag stellt der sich Ex 311 (E) daran anschließende Einwand dar, der denen der anderen Charismatiker entspricht. Dann bleibt aber nur die Möglichkeit, daß Ex 410-12 einer späteren Tradition entstammt, die die Gestalt Moses im Lichte der klassischen Propheten sah 3 3 . Da diese Sicht dem auch Dtn 1815-18 erkennbaren Bild Moses entspricht, ist zu erwägen, ob Ex 410-12 nicht aus dtn.-dtr. Kreisen stammt. Da, wie oben ausgeführt, zum Berufungsbericht auch ein »Zeichen« gehört und sich dieses Formelement in Ex 312 in Verbindung mit dem Verb findet, erscheint es nun sinnvoll, auf die verbalen Vorkommen von "ny im Pentateuch einzugehen. Ex 312 wird i. a. E zugewiesen 3 4 : 30 31

32

33

34

M.Noth, Das zweite Buch Mose, 32. Gegen W.Richter, a.a.O., 126, wird man also Ex 410-17 nicht als eine von einer Hand stammende Ergänzung ansehen, sondern eher mit einem sukzessiven Wachstum rechnen. Ex 410 fällt in diesem Sinne besonders das und die Wendung DtfVtfö QJ taltj DJ auf. Von einigen Belegen bei J und im Bundesbuch abgesehen (Gen 312.5 Ex 5 7.14 2 1 29.36) begegnet die Verwendung von ^bflK und OtfVtf sehr häufig im dtrG (Dtn 4*2 194.6 Jos 34 418 20s I S a m 4 7 1 0 u 197 20n 216 IISam 52 1 5 20 II Reg 13s.) Die engste Parallele zu Ex 410 ist jedoch II Sam 3 ( Bö^tf DJ Map 03 ). W.Fuß, BZAW 126, 64 stellt in Ex410 verschiedene Merkmale von R , E fest, er möchte aber nur V. 10376 als redaktionell ansehen, den Rest E zuweisen. Dagegen sprechen formgeschichtliche Überlegungen, die bei W. Fuß fehlen. Ex 312 wird von O.Eißfeldt, Hexateuch-Synopse, l l l f . ; G.Fohrer, Überlieferung und Geschichte des Exodus, BZAW 91, 1964, 38; M.Noth, Das zweite Buch Mose, 22, E zugewiesen, bzw. von M. Noth, 29, E R .

168

Diachronische Betrachtung »Er sprach: ,Ich werde ja mit dir sein. Und dies soll dir das Zeichen dafür sein, daß ich dich sende: Wenn du das Volk aus Ägypten führst, |l"nyr) Gott an diesem Berg.'«

Das »Zeichen« soll hier die Funktion erfüllen, Mose zu vergewissern, daß Gott selbst ihn sendet. Eine ähnliche Funktion haben die in den Berufungen von Gideon (Jdc6l7) und Saul (ISam 102.6) genannten »Zeichen«. Freilich fällt bei dem in Ex 312 angekündigten »Zeichen« auf, daß es im Grunde nur eine zu spät kommende, nachträgliche Bestätigung sein kann: Nachdem Mose die Israeliten aus Ägypten geführt hat, soll er ja nach Ex 312 erst am Gottesberg aufgrund der Verehrung Gottes durch das Volk erkennen, daß Gott ihn gesandt hat. Auch das Vorkommen des Wortes »Gott« in der 3.pers. in einer Gottesrede und der Übergang von der 2.pers. sg. zur 2.pers. pl. in der Anrede lassen den Text inhomogen erscheinen35. Hinzukommt die Beobachtung, daß sich die Formel vom »JahweVerehren« sonst stets bei J bzw. in den entsprechenden Ergänzungen findet: Ex423 716.26 816 91.13 103.7f. 11.24.26 1231 23 25 36 . Dieses (»verehren«, »dienen«) meint stets eine »kultische Verehrung«; J spricht auch häufig von n3J (»opfern«): s. Ex53.8 8 4.21-25 1 025f.; vgl. E x 5 l 109: Es soll ein »Fest« für Jahwe gefeiert werden. Dies alles spricht dafür, daß Ex 312, so wie es nun vorliegt, kaum als elohistischer Text anzusehen ist. Da jedoch andererseits vom Berufungsschema her ein »Zeichen« an dieser Stelle durchaus zu erwarten wäre, ist anzunehmen, daß das auch sonst häufig im Zusammenhang mit den Plagen begegnende Motiv der kultischen Verehrung Jahwes ein ursprünglich hier genanntes »Zeichen« verdrängt hat 37 . Das Verb steht auch sonst nur in späteren Stücken des Buches Exodus, so etwa Ex 135: Daß im Ährenmonat das Mazzenfest stattfinden soll, wird hier damit begründet, daß in diesem Monat das Volk aus Ägypten ausgezogen ist 38 . Ex 205 und 2324 findet sich das Verbot, fremden Göttern zu »dienen«, d.h. sie kultisch zu verehren. Ex205 ist deutlich eine spätere Erweiterung des Dekalogs, die an dtn.-dtr. Stil erinnert 39 , ebenso zeigt Ex 23 24 ein »deuteronomistisches Gepräge« 4 0 . 35

M . Noth, Das zweite Buch Mose, 29.

36

Vgl. M . Noth, Überlieferungsgeschichte des Pentateuch, 31 ff.

37

Als redaktionell sieht auch W. Fuß, BZAW 126, 41 f., den Hinweis auf das »Dienen« an.

38

Zur zeitlichen Ansetzung s. M . Noth, Das zweite Buch Mose, 79; W. Fuß, a.a.O., 2 8 9 f.

39

M . N o t h , Das zweite Buch Mose, 131; vgl. W. Zimmerli, Das zweite Gebot, FS Bertholet, 1950, 553 ff.

40

M . Noth, Das zweite Buch Mose, 156.

Der religiöse Sprachgebrauch

169

Ex 205 D t n 5 9 Ex 23 24 Dtn 133 weist nun die Punktation der Masoreten auf Hofal-Formen hin. Weder der jeweilige Kontext dieser Stellen, noch die sonstige dtr. Auffassung von der »Fremdgötterverehrung« (s.u. Kap. 3.2.3) rechtfertigt aber inhaltlich ein Verständnis dieser Formen als Hofal. Daher erscheint die Annahme plausibel 41 , daß hier eigentlich Kai-Formen zu lesen sind. Die Masoreten punktierten evtl. als Hofal, um anzudeuten, daß ein derartiger Abfall Israels »veranlaßt werden« muß. Die drei Vorkommen von rnb}> im Pentateuch, die nicht P zuzuordnen sind, finden sich ebenfalls in Stücken mit dtr. Gepräge, nämlich Ex 1225f. und 135 4 2 . rniy meint hier den »kultischen Brauch«. Ex 1431, das nach M . N o t h zur jahwistischen Fassung des Meerwunders 4 3 gehört, finden wir den -Titel für Mose: »So sah (v. ) Israel die große Tat, die Jahwe an den Ägyptern getan hatte, und das Volk fürchtete (v. KT ) Jahwe und glaubte an Jahwe und an Mose, llay.«

Hier finden wir die beiden Wörter Hin und KT, mit denen die Erzählung in gewisser Weise spielt 44 , die also als das »Leitmotiv« dieser Darstellung anzusehen sind. So heißt es Ex 1410 von den Israeliten, die von den Ägyptern verfolgt werden, »da fürchteten sie sich sehr und riefen zu Jahwe«. Mose jedoch antwortet ihnen: »Fürchtet euch nicht, stellt euch hin und seht die Hilfe Jahwes, die er euch heute erweisen wird: denn wie ihr die Ägypter heute gesehen habt, werdet ihr sie nie wieder sehen.« (Ex 1413)

Zu Anfang sehen die Israeliten also nur die Ägypter, und dieser Anblick erweckt in ihnen nichts als Furcht. Mose lenkt jedoch durch seine Ankündigung ihren Blick auf das Handeln Jahwes. Nachdem dann Jahwe durch seine Hilfe die Israeliten gerettet hat, sehen diese die Ägypter tot am Rande des Meeres und fürchten nun Jahwe (Ex 1430f.). Aus der »Furcht« der Israeliten vor den Ägyptern wird also dadurch, daß sie Jahwes Handeln »sehen«, die »Furcht« vor Jahwe. Insofern geht es hier um das Verhältnis von Jahwefurcht und Menschenfurcht: die eine Furcht scheint jeweils die andere Furcht auszuschließen. Formgeschichtlich könnte man daher von einer »geschichtstheologischen Beispiel41

42 43 44

Vgl. W. Zimmerli, FS A. Bertholet 1950, 553, Anm. 1 und G. Seitz, Redaktionsgeschichtliche Studien zum Deuteronomium, BWANTV, 13 (93), 1971,144 ff. M. Noth, Das zweite Buch Mose, 72. 79; W. Fuß, a.a.O., 277. 289 f. M. Noth, Das zweite Buch Mose, 84. Weitere Wortspiele mit diesen beiden Verben finden sich: Ex343o Dtn 2810 J e s 4 1 s Sach 9s Ps404 52s 11174 Hi 621; vgl. J.Becker, Gottesfurcht im Alten Testament, Analecta Biblica 25, Rom, 1965, 6 und s.u. p.216f.

Diachronische Betrachtung

170

erzählung« sprechen. Nach J.Becker 45 erscheint hier die numinose »Furcht« vor Jahwes gewaltiger Tat als Ausgangspunkt für eine »Furcht«, die sich durch den Gedanken der Anerkennung Jahwes und der Hinwendung zu ihm dem kultischen Begriff »verehren« nähert. Folgt man nun dem hier aufgezeigten Duktus der Erzählung, dann wirkt die Aussage, daß das Volk auch an Jahwe und an »seinen Diener« Mose »glaubte« — "I3J> ist hier deutlich ein Ehrentitel für Mose —, wie eine später hinzugefügte Erläuterung. Auch geht es in der jahwistischen Erzählung um das Verhältnis der Israeliten zu Jahwe, nicht um ihren Glauben an Mose. Mose hat dort keine selbständige Funktion, auch das Wunder wird ja bei J, anders als bei P, ohne Beteiligung Moses von Jahwe selbst gewirkt. Daher liegt die Annahme nahe, daß das Motiv vom »Glauben des Volkes an Mose« erst in einer späteren Zeit im Zusammenhang mit einer stärkeren Verehrung Moses hinzugefügt worden ist. Ex 1431b dürfte daher J R zuzuweisen sein. Man könnte ferner die Frage stellen, ob auch schon Ex 1431a als redaktionell anzusehen sei. Einige Beobachtungen weisen in diese Richtung. So stellt Ex 1431a eine Doppelung zu Ex 1430b dar, wobei v.30b auf v. 13 bezogen und somit fest in der Erzählung verankert ist. Auch spielt beim Jahwisten die in v.31a begegnende Jahwefurcht keine große Rolle — anders als bei E die »Gottesfurcht« —, in ähnlichem Sinn findet sie sich nur Ex 920.30 . Die Verbindung von n(n und KT in der Weise, daß das »Sehen« des göttlichen Handelns dazu führt, daß man Jahwe »fürchtet«, begegnet sonst nur in späteren Texten: ISam 1224 J e s 4 l 5 Sach95 P s 4 0 4 . Wie für gilt auch für K T : Das Volk erscheint bei J sonst nicht als »Glaubensvorbild« oder »Muster« an »Gottesfurcht«, sondern eher in negativer Hinsicht als Beispiel für menschliche Aufsässigkeit und menschlichen Ungehorsam. Die Wendung ^ilj T ntey begegnet sonst niemals bei J, sondern nur noch in dem dtr. Text Dtn34l2, hier ist allerdings Mose selbst Subjekt, nicht Jahwe: Zeichen jener Ex 1431 sich abzeichnenden Tendenz, die Bedeutung Moses zu steigern. Möglicherweise ist also der ganze Vers 31 als redaktionell anzusehen, wobei dann hier einmal deutlich wäre, daß die theologisch-paradigmatische Intention der Erzählung vom Redaktor stammt 4sa . — Ex 3213: »Gedenke Abrahams, Isaaks und Israels, T 1 ? ? > denen du bei dir selbst geschworen hast: .Zahlreich machen will ich euren Samen 45 45a

J.Becker, a.a.O., 3 8 f . Vgl. R.Smend, Zur Geschichte von fSKn, in: VTS X V I , 1967, 2 8 7 .

Der religiöse Sprachgebrauch

171

wie die Sterne des Himmels, und dieses ganze Land, von dem ich gesprochen habe, will ich eurem Samen geben, und sie sollen es für immer besitzen.'«

Hier werden die drei Patriarchen in einem dtr. Zusatz 4 6 mit dem Ehrentitel »Diener« Jahwes bezeichnet. Die große Nähe dieses Abschnitts zu Gen 2 6 3.4 a. 24 einerseits, zu Dtn927 andererseits fällt auf. Jahwes Schwur und Verheißung, die er den Patriarchen geleistet hat, werden von Mose angeführt, um Jahwe davon abzuhalten, das ungehorsame Volk zu vernichten. Um der Verheißungsträger willen soll also das Volk .hier weiterbestehen; Gen263.4a.24 wird »um Abrahams willen« die Verheißung auch auf den Sohn übertragen. Die Gestalten der Verheißungsträger, die aufgrund der ihnen zuteil gewordenen Verheißung verehrt wurden, personifizieren hier also ebenso wie in Dtn 9 27 in gewisser Weise die Verheißung, und der "03? -Titel wird ihnen verliehen, weil eben Jahwes Wort, seine Verheißung an sie ergangen ist. Num 127.8: »Nicht so

M o s e : Über mein ganzes Haus ist er vertrauenswürdig gesetzt. Von

Mund zu Mund spreche ich mit ihm und von Angesicht, nicht aber in Rätseln (,und die Gestalt Jahwes sieht er). W a r u m habt ihr euch nicht gefürchtet, ' l ^ y a , gegen Mose zu sprechen?«

In dem von M . N o t h J R 4 7 zugewiesenen Abschnitt Num 126-8 betont Jahwe in einem an Aaron und Mirjam gerichteten Vorwurf zunächst die enge Vertrautheit zwischen Mose und ihm. Sie läßt die Auflehnung der beiden gegen Mose um so schlimmer erscheinen. Die einzigartige unmittelbare Verbundenheit wird hier im Kontrast gesehen zu der indirekteren Art, in der Jahwe zu den Propheten spricht. Dtn 3410 findet sich eine ähnliche Aussage in einem dtr. Abschnitt 4 8 , vgl. auch Ex 33 l l ! "T3? ist hier ein nur Mose, nicht den Propheten zukommender Ehrentitel. Er begegnet in Verbindung mit dem Hinweis darauf, daß Mose von Jahwe über »sein ganzes Haus« gesetzt ist, d.h. von ihm einen bestimmten Auftrag hat. Hier berührt sich der religiöse Sprachgebrauch eng mit dem profanen — auch von Abrahams Sklaven und von Josef hören wir, daß sie über das »Haus« ihrer Herren gesetzt sind (Gen 2 4 2 4140). Für ihren Herrn verwalten sie dessen gesamten Besitz und erfüllen in bestimmten Fällen auch stellvertretende Funktionen (s. bes. Gen 24), »repräsentieren« gewissermaßen den Herrn. Diese Aufgabe können sie freilich nur erfüllen, wenn sie den Worten, d.h. den Anwei46

M . Noth, Das zweite Buch Mose, 2 0 0 .

47

J R : M . Noth, Das vierte Buch Mose, 83 f.

48

Vgl. G. von Rad, Das fünfte Buch Mose, 1 5 0 .

172

Diachronische Betrachtung

sungen ihres Herrn wirklich folgen, sich also als »vertrauenswürdig« zeigen, so daß eine wirkliche Vertrautheit zwischen beiden entsteht. In eben dieser Beziehung steht nun nach Num 127f. Mose zu Jahwe. Er ist von ihm beauftragt mit der Besorgung des »ganzen Hauses« und hat sich dabei als vertrauenswürdig erwiesen. Er steht mit Jahwe in engem Kontakt und ist insofern ein noch zuverlässigerer Mittler des göttlichen Wortes als selbst die Propheten. Mose wird also hier als "73J> bezeichnet, weil er der einzig bevollmächtigte und wirklich zuverlässige Mittler des göttlichen Willens und Wortes ist. In dem sicherlich nicht den alten Quellen entstammenden Text Num 1424 wird Kaleb von Jahwe genannt 49 : »Aber

H3?

Kaleb, der einen anderen Geist gezeigt hat und mir ganz und gar nach-

gefolgt ist, ihn will ich in das Land bringen, in das er gekommen ist, und seine N a c h kommen sollen es besitzen.«

Kaleb vertraute als einziger nach der Erkundung des Landes (Num 1330) darauf, daß die Israeliten das Land auch erobern könnten. Ihm wird daher verheißen, daß er ins Land gelangen und seine Nachkommen es in Besitz nehmen sollen. Als "QJ* wird er bezeichnet, weil er »einen anderen Geist« gezeigt hat, einen Geist, in dem er »ganz Jahwe nachgefolgt ist« (Zu dieser Wendung vgl. Dtn 136 Jos 148.9.14 N u m 3 2 l l f . I R e g l l 6 5 0 ) . Er hat sich also durch sein Verhalten in einer bestimmten Situation als Jahwes »Diener« gezeigt, d.h. als einer, der sich voll und ganz von Jahwes Wort, von seiner Verheißung leiten läßt (vgl. Num 1331 146-9). Zusammenfassung: Eine Untersuchung der religiösen Verwendung des Stammes Tay in den alten Pentateuchquellen zeigt: 1. In den alten Quellen fehlt ¡T}3j; völlig. 13? wird von J und E Gen 5017 Num l l l l und evtl. noch Gen 2414 verwendet und bezeichnet an diesen Stellen den »Kultteilnehmer«, den Verehrer eines Gottes. Formal handelt es sich bei Gen 2414 um eine Fremdbezeichnung, sonst um Selbstbezeichnungen. Ebenso meint i j y in den alten Quellen die Teilnahme an einem bestimmten Kult. 49

W.Beltz, Die Kaleb-Traditionen im Alten Testament, B W A N T V, 18 (98), 1 9 7 4 , 18 ff., bes. 2 7 ; G . B . G r a y , Numbers, 1 5 5 ; s. 1 5 9 zur Begründung; dagegen nach M . N o t h , Das vierte Buch Mose, 9 7 : J ; nach O.Eißfeldt, Hexateuch-Synopse, 1 7 1 : E.

50

M . Noth, Das vierte Buch Mose, 9 7 .

Der religiöse Sprachgebrauch

173

2. Sehr viel häufiger begegnet i;j? in Texten, die als Zusätze zu den alten Quellen anzusehen sind. Dabei handelt es sich fast immer um Gesprächssituationen, sei es, daß Menschen zu Jahwe sprechen, so daß 13? Selbstbezeichnung ist (Gen 19193211 E x 4 l 0 Num l l l l ) , sei es, daß Jahwe zu oder von bestimmten Menschen spricht und sie als 135? bezeichnet, wobei es sich dann um einen Ehrentitel handelt (Gen 2624 Num 127f. 1424; etwas anders Ex 1431). 3. In den Fällen, in denen 13? Selbstbezeichnung des Menschen gegenüber Jahwe ist, will der Betreffende damit seine völlige Abhängigkeit von Jahwe und sein Angewiesen-Sein auf dessen Hilfe deutlich machen (Num l l l l Gen 1919 3211 Ex 410). 4. Wird 13? als Ehrentitel bestimmten Menschen verliehen, dann geschieht dies, um ihre besonders enge Verbundenheit mit Jahwe zu zeigen. Ihre Abhängigkeit von Jahwe wird daran deutlich, daß sein Wort ihre Existenz entscheidend bestimmt. So ist Abraham als Verheißungsträger (Gen 2624; vgl. Ex 3213), Mose als der von Jahwe Beauftragte (Num 127f. Ex 1431) und Kaleb als der der Verheißung Glaubende (Num 1424) Jahwes 13?. 5. In dtr. Zusätzen (Ex 12 25 f. 135) begegnet iT]ä? im Sinne von »kultischer Brauch«.

3.2.2.

Bei den vorexiliscben

Propheten

Vorkommen: 13? : Jes203 2220 3735 Jer7lS 254 265 29l9 30lO 3121 f.26 3515 444 Am 37 13? : Jes 1921.23 ]erSl9 82 1120 13l0 1611.13 229 256 309 3515 443 Zeph39 ni3? •• ni3? in religiösem Sinne fehlt bei den vorexilischen Propheten ebenso wie in den alten Pentateuchquellen. Auch 13? als Ausdruck für die kultische Verehrung Jahwes begegnet nur in späteren Zusätzen, so etwa Jes 1921 und Zeph 39 im Zusammenhang der eschatologischen Erwartung, daß die Fremdvölker Jahwe kultisch »verehren« werden 1 : 1

Zur zeitlichen Einordnung vgl. B.Duhm, Jesaja, 146; ferner die Jesaja-Kommentare von O.Procksch, 2 5 2 ; G.B.Gray, 3 3 2 f . , O.Kaiser, 89 u.a. Zu Zeph 3» s. K.Elliger, Das Buch der zwölf Kleinen Propheten, II, ATD X X V , 1 9 5 9 4 , 7 9 u. 81.

174

Diachronische Betrachtung »Und Jahwe wird sich Ägypten zu erkennen geben, und Ägypten wird Jahwe erkennen an jenem Tage, n}?!

mit Schlacht- und Speiseopfern und werden Jahwe Gelübde geloben und sie

erfüllen.« (Vgl. Jes 1923)

In einer späteren Erweiterung des Jeremia-Buches 2 finden wir dann auch die Erwartung, daß die Israeliten »an jenem Tage«, wenn Jahwe sie aus der politischen »Unterwerfung« befreien wird, »ihrem Gott dienen werden«: »An jenem Tage . . . werden nicht mehr Fremde sie »knechten«, H^jn Jahwe, ihrem Gott, und David, ihrem König, den ich ihnen erstehen lassen werde.« (Jer 30 8 f.)

Gottes-Dienst und politisches Untertan-Sein werden hier in Parallele gesetzt. Im übrigen findet sich tyi) nur auf die kultische Verehrung Götter bezogen, wie z.B. Jer 1310:

fremder

»Dieses böse Volk, das sich weigert, auf meine Worte zu hören, das einherläuft in der Verstocktheit seines Herzens und das anderen Göttern hinterherläuft,

und sich

vor ihnen niederzuwerfen - es ist geworden wie dieser Gürtel, der zu nichts mehr zu gebrauchen ist.«

Ähnlich begegnet der Vorwurf des Fremdgötterkultes: Jer 519 82 1110 1611.13 2 2 9 2 5 6 3515 443. Stets handelt es sich um dtr. bearbeitete Texte 3 . Typisch für die dtr. Bearbeitungsschicht in Jer 1310 ist die Wendung rrrr# (3 ^ n ) , die sog. »Starrsinnsformel« 4 .Siebegegnet nur indtr.bzw. dtr. bearbeiteten Texten 5 (Jer 724 (vgl. 913) 118 1310 (vgl. 1612 1812); 2317 und D t n 2 9 l 8 P s 8 1 l 3 ) . Im Jeremia-Buch steht sie stets in der Anklage gegen das eigene Volk. Exkurs zur Methodik Die Beobachtung, daß sich bestimmte Gedanken und Wendungen

des Jeremia-

Buches auch im dtr. Geschichtswerk finden, genügt allein noch nicht, um diese jr. Texte einer redaktionellen

Bearbeitungsschicht

zuzuweisen. Die Deuteronomisten

könnten

ja

auch ursprünglich jeremianische Formulierungen und Inhalte in ihr Werk übernommen 2

Zum sekundären Charakter von Jer 3 0 s f. vgl. die Kommentare von F. Giesebrecht, 162;

3

Zum redaktionellen Charakter dieser Stellen s. W.Rudolph, Kommentar z.St.; W.Thiel,

P. Volz, 278, Anm. 1; W. Rudolph, 190 f. Anders, aber nicht überzeugend, A. Weiser, 2 7 7 . Jeremia 1 - 2 5 , 136. 196. 284. 295ff. (zu J e r l 6 i o - i 3 und 22sf.) 120 (zu J e r 2 5 6 ) . 108. 110. 113 u.ö. (zu Jer 3 5 is). 74 f. 83 (zu Jer 4 4 3). 4

W.Thiel, Jeremia 1 - 2 5 , 1 2 2 .

5

W.Thiel, Jeremia 1 - 2 5 , 1 2 2 .

175

Der religiöse Sprachgebrauch

haben 6 . Es muß also über jene Feststellung hinaus überprüft werden, inwiefern sich die jeweilige Phraseologie und Aussageintention in den Gesamtzusammenhang entweder der Prophetie Jeremias oder der dtr. Theologie einfügt. Da im Rahmen dieser Arbeit keine ausführliche Untersuchung des Verhältnisses von jr. und dtr. Terminologie und Theologie möglich ist, sollen an dieser Stelle nur kurz die wichtigsten Kriterien genannt werden, die im folgenden bei der Beurteilung der Authentizität berücksichtigt werden (ohne daß sie an der jeweiligen Stelle dann nochmals explizit genannt werden). Den Nachweis einer intensiven dtr. Bearbeitung der jr. Worte hat in letzter Zeit W . T h i e l 7 erbracht. Er rechnet mit einer dtr. und einer postdtr. Redaktion. Da man die Möglichkeit offenhalten muß, daß an jenem Redaktionsprozeß verschiedene Theologen beteiligt waren, weist dtr. im folgenden nicht auf einen einzelnen hin, sondern auf eine bestimmte theologische Schule (s. u. Exkurs zu 3.2.3). Als charakteristisch für Jeremia ist anzusehen: 1. eine bildhafte, konkrete Sprache, 2. vorwiegend poetisch formulierte Sprüche 8 , 3. präzise Vorwürfe und absolute Ankündigungen, 4. das Dominieren von Klage und Leiden: Zwar finden sich schon in der frühen Verkündigung Jeremias (Jer 1-6) die Ankündigungen des Unheils, weil Israel Jahwe verlassen hat, doch herrscht das Pathos der Klage und des Leidens vor - der Schmerz Jahwes über den Abfall Israels, der Schmerz des Propheten, der das kommende Unheil sieht 9 . Charakteristisch für die dtr. Bearbeitungsschicht ist: 1. eine stereotype und abstrahierende Sprache 1 0 , die viele theologische Termini enthält, 2. vorwiegend prosaisch-paränetisch formulierte predigtartige T e x t e 1 1 , 3. generalisierende Vorwürfe und alternativ dargebotene Ankündigungen 12 , 4. der Aufweis, daß das Gerichtshandeln Jahwes gerecht war, herausgefordert durch die unaufhörlichen Verschuldungen des Volkes im Verlauf seiner ganzen

Geschichte 1 3 .

Durch die Paränesen und die Alternativdarstellung soll den angeredeten Hörern der Exilszeit die Möglichkeit eines Neuanfangs deutlich gemacht werden.

Es fällt also auf, daß von den vorexilischen Propheten l j y und iTjb? niemals mit Bezug auf den Jahwe-Kult verwendet werden. Läßt sich nun bei dem Gebrauch des Wortes 13? ähnliches beobachten? Zunächst einmal ist bemerkenswert, daß das Wort 73y in religiösem Sinn nur relativ selten begegnet. So findet es sich bei Jesaja nur dreimal: Jes 2 0 3 2 2 20 und 3735. 6 7

Zum Zusammenhang von Dtn-Dtr und Jeremia vgl. W.Thiel, Jeremia 1 - 2 5 , 35 ff. W.Thiel, Die deuteronomistische Redaktion des Buches Jeremia, Diss., Berlin, 1970, 2 Bände, vgl. ds., Die deuteronomistische Redaktion von Jeremia 1—25.

8

Dies gilt natürlich nur bedingt, vgl. W. Thiel, Jeremia 1 - 2 5 , 41 f.

5

G. von Rad, Theologie des Alten Testaments, Bd. II, 1968 5 , 203.

10

W.Thiel, Jeremia 1 - 2 5 , 3 6 f .

11

W.Thiel, Jeremia 1 - 2 5 , 4 2 f .

12

W.Thiel, Jeremia 1 - 2 5 , 2 0 1 .

13

W.Thiel, Jeremia 1 - 2 5 , 201.

176

Diachronische Betrachtung

Jes 203 wird Jesaja von Jahwe als Ha? bezeichnet: »Und Jahwe sprach: ,Wie

Jesaja nackt und barfuß gegangen ist drei Jahre lang

als Hinweis und Vorzeichen für Ägypten und Kusch, (Jes 2 0 4 : so wird der König von Assur wegtreiben die Gefangenen Ägyptens und die Verbannten von Kusch, Junge und Alte, nackt und barfuß, mit entblößtem Gesäß . . . ) ' « .

Der Form nach handelt es sich bei Jes 201-6 um einen Fremdbericht, es ist von Jesaja nur in der dritten Person die Rede. Durch die TJJ> -Bezeichnung in v.3 und durch die Hinzufügung des den Zusammenhang unterbrechenden v. 2 1 4 soll der Gehorsamscharakttr des zunächst sehr befremdlich erscheinenden Verhaltens Jesajas betont werden. Es handelt sich bei dem Nackt-Gehen also nicht um eine Eigenmächtigkeit oder gar Abartigkeit, sondern dieses Tun war von Jahwe befohlen, es war eine »Zeichenhandlung«ls. Da der 135> -Titel so offenkundig die gleiche Intention aufweist wie der sekundär hinzugesetzte v.2, liegt die Annahme nahe, daß er auch von demselben Verfasser hinzugefügt wurde. — Jes 2220: »An jenem Tage geschieht es: Da berufe ich ,rT?y , (Eljakim, den Sohn Hilkias).«

16

Jes22 2 0 - 2 3 handelt es sich, wie O.Kaiser betont 17 , um ein »Investiturorakel«, das mit der für eschatologisch gemeinte Zusätze charakteristischen Formel »an jenem Tage« eingeleitet wird. Im Zusammenhang mit der Erwartung eines Königs aus dem Hause Davids wird auch ein oberster Beamter als dessen Stellvertreter angekündigt, der »zum Vater« für die Jerusalemer und Judäer werden soll, d.h. mit »väterlicher Fürsorge« um sie besorgt sein soll. Der hier Erwartete wird von Jahwe selbst berufen und in sein Amt eingesetzt, das er als der von Jahwe »Beauftragte« führen soll. Der 13? -Titel weist wiederum auf die enge Verbundenheit mit Jahwe und den Gehorsam des so Bezeichneten gegenüber Jahwe hin und stammt ebenfalls nicht von Jesaja selbst 18 . Jes 3735: »Denn ich will diese Stadt beschützen, um ihr zu helfen, um meinetwillen und um "13? David willen.« 14 15

Vgl. die Kommentare von B. Duhm, 1 4 8 ; G. B. Gray, 3 4 5 ; O. Kaiser, 9 3 f. Vgl. G. Fohrer, Die Gattung der Berichte über symbolische Handlungen der Propheten, B Z A W 9 9 , 1 9 6 7 , 9 7 ; ds., B H W III, 1 6 3 8 .

16

Vgl. O.Kaiser, Der Prophet Jesaja. Kap. 1 - 1 2 und Kap. 1 3 - 3 9 , ATD XVII/XVIII, und 1 9 7 3 , 1 2 6 ff.

17

O. Kaiser, Jesaja, 127.

18

B . D u h m , Jesaja, 1 6 4 ; O.Kaiser, Jesaja, 127.

1960

177

Der religiöse Sprachgebrauch

Hier erhält David in einer an die Stadt Jerusalem gerichteten Heilsankündigung den Ehrentitel »mein Diener«. Der Gedanke, daß Jahwe »um« seines Dieners David »willen« zum Wohle Jerusalems, Judas und seiner Könige handelt, ist typisch deuteronomistisch, vgl. IReg 1113.34 154 I I R e g 8 l 9 1 9 . Die Wendung »um meinetwillen« dagegen ist typisch für Deuterojesaja, vgl. Jes 43 25 489 555. Der nachexilisch-deuteronomistische Charakter des Verses ist deutlich. Im Jeremia-Buch findet sich der 13? -Titel verhältnismäßig häufig, und zwar einerseits in der geprägten Formel '"i?? , so J e r 7 2 5 254 265 2919 3515 444. Stets handelt es sich hier um dtr. bearbeitete Texte 2 0 . Diese Prophetenformel stammt also nicht von Jeremia, sondern ist für die dtr. Bearbeitungsschicht typisch. Im dtr. Geschichtswerk findet sich die Formel IIReg 97 1713.23 2110 242, sonst nur noch in späteren Texten ( E z 3 8 l 7 S a c h l 6 E s r 9 l l Dan 96.10). Ein Vergleich von Jer264ff. mit IIReg 1713f. macht die Gemeinsamkeiten jener dtr. Bearbeitungsschicht im Jeremia-Buch mit den Verfassern des dtr. Geschichtswerk deutlich: »Sprich zu ihnen: so spricht Jahwe: Wenn ihr nicht auf mich hört, indem ihr in meiner Weisung wandelt, die ich euch gegeben habe, indem ihr auf die Worte

, der Pro-

pheten hört, die ich zu euch sende und die ich immer wieder zu euch gesandt habe, ohne daß ihr gehört habt, dann mache ich dieses Haus wie Silo . . . « (Jer 2 6 4 ff.)

Hier, wie auch an den anderen oben genannten Stellen des JeremiaBuches, dient die Formel von der »Prophetensendung« als Kontrastmotiv: Die Propheten erscheinen als D'"I3J , d. h. als die von Jahwe Gesandten, in seinem Auftrag und Namen Sprechenden. Vom Volk aber wird in stereotyper Weise immer wieder festgestellt, daß es »nicht gehört« habe. IIReg 1713f. heißt es in ähnlicher Weise: »Und ob auch Jahwe Israel und Juda durch all seine Propheten und Seher warnen ließ: Kehrt um von euren bösen Wegen und beachtet meine Weisungen und Gesetze gemäß der ganzen Thora, die ich euren Vätern geboten habe und die ich zu euch gesandt habe durch '"TJ?, die Propheten, so hörten sie doch n i c h t . . . «

Die gedankliche Nähe von Jer 265 zu dieser Stelle ist so offensichtlich, daß der dtr. Charakter von Jer 265 und den anderen Stellen, an denen sich die Prophetenformel findet, evident ist 2 1 . 19

S. u. Kap. 3 . 2 . 3 . 1 . Zum nachexilisch-dtr. Charakter des Verses s. die Kommentare von B.Duhm,

273f.;

O.Kaiser,

313;

O.Eißfeldt,

649f.

und

vergleiche

R.Deutsch,

Die

Hiskiaerzählungen, Diss., Basel, 1 9 6 9 , 9 6 f f . 1 0 5 . 20

Vgl. den Kommentar von W . R u d o l p h zu den genannten Stellen und W.Thiel, Jeremia 1 - 2 5 , 123.

12

Riesener, D e r S t a m m

21

W . Rudolph, Jeremia, 1 6 8 ; W.Thiel, Jeremia 1 - 2 5 , 1 2 3 f .

178

Diachronische Betrachtung

Dtr. Gepräge zeigt auch Am 3 7 2 2 : »Denn nichts tut der Herr Jahwe, ohne seinen Ratschluß v p j i ^ zu enthüllen.«

, den Propheten,

Während der Amos-Text, in den v.7 eingefügt wurde, zeigen will, daß das Prophetenwort notwendig aus dem an den Propheten ergangenen Jahwewort hervorgeht, betont v.7 die Verirawensstellung der Propheten bei Jahwe: Ihnen teilt er zuvor alles mit, was er beabsichtigt. 13? weist hier als Ehrentitel auf die besonders enge Beziehung der Propheten zu Jahwe hin. Während es nun sehr plausibel erscheint, daß den mit der Ausrichtung des göttlichen Wortes beauftragten Boten der 13? -Titel zugesprochen wird, überrascht es zunächst, daß auch Nebukadnezar, der babylonische König und Feind Israels, von Jahwe als sein "73y bezeichnet wird 2 3 : »Siehe, ich sende und nehme alle Stämme des Nordens — Spruch Jahwes — und zu Nebukadnezar, dem König von Babel, n?? , und ich lasse sie kommen über dieses Land und seine Einwohner und über alle Völker ringsum, und ich vollziehe an ihnen den Bann und mache sie zum Entsetzen, zum Gegenstand des Pfeifens und zu Trümmern für immer.« (Jer 25 9; vgl. ähnlich Jer 276 43 10)

Hier handelt es sich um eine an Juda und Jerusalem gerichtete Unheilsankündigung, die in v. 8 damit begründet wird, daß das Volk nicht auf Jahwes Worte gehört hat. Nebukadnezar wird in diesem Zusammenhang von Jahwe Hay genannt, weil er als Werkzeug für Jahwes Geschichtshandeln dient. Durch ihn vollzieht Jahwe das Gericht. Insofern handelt er im Sinne Jahwes. Inhaltlich berührt sich diese Sicht Nebukadnezars als Werkzeug Jahwes mit Vorstellungen, wie wir sie schon bei Jesaja finden. Jes 10 5 ff. wird »der Assyrer« als »Stecken« des Zornes Jahwes und als »Rute« seines Grimms bezeichnet. Als »Werkzeug« des göttlichen Zornes soll er wie Nebukadnezar das Volk strafen. Der Text Jer 25 9 stellt nun offenbar eine Kombination zweier vorgegebener Texte dar, nämlich Jer 115 und 4310 2 4 . Der Anschluß der Wendung »Nebukadnezars, den König von Babel ...« mit ^ ist schlecht, ohne daß dies jedoch zur textkritischen Ausscheidung berechtigt 2 5 . 22

23

24

W.H.Schmidt, Die deuteronomistische Redaktion des Amosbuches, ZAW 77, 1965, 185 ff.; H. W. Wolff, Arnos, 218 f. W.E.Lemke, Nebuchadrezzar, My Servant, CBQ 28, 1966, 4 5 - 5 0 möchte sämtliche Bezeichnungen Nebukadnezars als i j y Jahwes durch textkritische Operationen als nicht ursprünglich erweisen. Dagegen hat T. W. Overholt, King Nebuchadrezzar in the Jeremiah Tradition, CBQ 30, 1968, 39—48, gezeigt, daß die theologische Sicht Nebukadnezars im Jeremia-Buch die Verwendung dieses Titels durchaus verständlich erscheinen läßt. W.Thiel, Jeremia 1-25, 271, Anm. 19.

25

Gegen W. Rudolph, 160.

179

Der religiöse Sprachgebrauch

In Jer 4310, der Vorlage für Jer 25 9, findet sich ebenfalls der ig? Titel für Nebukadnezar: » . . . So spricht Jahwe Zebaoth, der Gott Israels: ,Siehe, ich sende und nehme Nebukadnezar, den König von Babel, 'l?? , und ich setze seinen Thron auf diese Steine, die du verscharrt hast, und er wird sein Prachtzelt über sie aufspannen.«

Hier wird ein Sieg Nebukadnezars über Ägypten angekündigt, bei dem er in das Land eindringen und dort seinen »Thron« aufstellen wird. Hinter diesem Geschehen aber steht Jahwe, Nebukadnezar ist wiederum nur das Werkzeug seiner Pläne und in diesem Sinne "73? . Die Formulierung dieser Unheilsankündigung: 'JJH mit nachfolgendem Partizip, die Jeremia in Verbindung mit einer Zeichenhandlung sprechen soll (Jer 43 8f.), erinnert sehr an die Formulierungen im dtr. Geschichtswerk 2 6 . Prophetische Ankündigungen, die die Formulierung rm mit l.pers. und nachfolgendem Partizip haben, finden sich auch I I S a m l 2 l l IReg 1131 1410 163 2013 2121 IIReg 19 7 2 0 5 2216.20; im Jeremia-Buch z.B. Jer323.28 2 7 J e r 3 5 l 7 2 8 Jer2917.21.32 2 9 und J e r 5 l 4 3 4 2 3 0 . Das Personalpronomen l.pers. sg. in Verbindung mit nVtf begegnet wiederholt in dtr. bearbeiteten Abschnitten des Jeremiabuches, so Jer 2515.16.27 265 3 1 . Da schließlich auch Jer 276, die dritte Stelle im Jeremia-Buch, an der Nebukadnezar als i j y bezeichnet wird, als dtr. anzusehen ist 3 2 , erscheint die Annahme plausibel, daß die Verwendung des 13? -Titels für Nekukadnezar der dtr. Bearbeitungsschicht zuzuweisen ist. Damit zeigt sich hier eine ganz neuartige, eigenartige Füllung des Wortes 135? : Unabhängig von dem kultischen Verhalten und der bewußten Haltung kann hier ein Mensch als 135? bezeichnet werden, weil sich durch ihn Jahwes Absichten in der Geschichte realisieren. Im Jeremia-Buch finden wir den 13V -Titel nun nicht nur in den bisher besprochenen Unheilsankündigungen oder Geschichtsdeutungen, sondern auch in Heilsankündigungen, so Jer 3010f.: »Du aber fürchte dich nicht,

Jakob -

Spruch Jahwes - , sei nicht nieder-

geschlagen, Israel! Denn siehe, ich rette dich aus der Ferne und deine Nachkommen aus dem Land ihrer Gefangenschaft, und Jakob wird wieder ruhig wohnen und sicher und ungestört sein. Denn ich bin mit dir - Spruch Jahwes 26

um dir zu helfen, denn ich

Vgl. W. Dietrich, Prophetie und Geschichte, FRLANT 1 0 8 , 1 9 7 2 , 6 4 ff.

27

W.Thiel, Deuteronomistische Redaktion des Buches Jeremia, Diss., 508. 512.

28

Nach W. Rudolph, Jeremia, 225: Quelle C.

29

Nach W. Rudolph, Jeremia, 181: Quelle B.

30

Vgl. W. Rudolph, Kommentar z. St.: eventuell echte Jeremia-Worte.

31

Jer 16i6 steht es in einem nach W. Rudolph von Jeremia stammenden Wort (112).

32

W.Thiel, Jeremia 1 - 2 5 , 2 3 4 .

180

Diachronische Betrachtung werde den Garaus machen unter all den Völkern, unter die ich dich gestoßen habe, aber dir werde ich nicht den Garaus machen . . . «

Jer4627f. findet sich dieser Text fast wörtlich ein zweites Mal, hier wird nur das Furchtverbot vor v. 28 noch einmal wiederholt, so daß der 13? -Titel für Jakob hier zweimal gebraucht wird. Die Frage, ob dieses Wort von Jeremia selbst stammt, wird in der Forschung unterschiedlich beantwortet. Während die älteren Kommentatoren 33 die Verse Jer30lOf. und 4627f. Jeremia absprechen, plädieren z.B. P.Volz 3 4 , W.Rudolph 3 5 , O.Kaiser und C.Lindhagen 3 6 für eine jeremianische Verfasserschaft. — Schon auf den ersten Blick fällt die große Ähnlichkeit dieser Worte mit denen Deuterojesajas auf. W.Rudolph stellt nun fest, dies könne nicht als Beweis für eine Abhängigkeit von Deuterojesaja gelten, da hier nur jeweils der typische Anfang des priesterlichen Heilsorakels vorliege, dessen sich sowohl Jeremia als auch Deuterojesaja bedient haben können. So richtig diese Beobachtung auch ist, fällt doch andererseits auf, daß Jeremia die Gattung des Heilsorakels in dieser Weise sonst nicht verwendet, ebensowenig finden sich die Bezeichnungen Jakob-Israel und der 13? -Titel für Israel außerhalb der dtr. redigierten Kapitel J e r 3 0 / 3 1 3 7 . Auch die Verheißung, daß Jahwe Israel nicht den Garaus machen wolle, begegnet sonst nur in dem redaktionellen Abschnitt J e r 5 l 8 f f . 3 8 . Jer427 und 510 findet sich innerhalb authentischer Jeremia-Worte die Wendung n"?3 ntoy , hier hat aber entweder ein Redaktor in Angleichung an Jer 518 3011 4 6 28 eine Negation hinzugesetzt, die freilich dem Duktus dieser Texte zuwiderläuft, oder die ganze Wendung ist auch hier als redaktionell zu betrachten. Dies alles spricht dafür, daß auch Jer30lOf./4627f. nicht von Jeremia selbst stammen. Dann stellt sich die Frage, wo der Ursprung jener Bezeichnung Israels als 13? zu sehen ist und was damit ausgesagt 33

F.Giesebrecht, Das Buch Jeremia, H K III, 2. 1, 1 9 0 7 2 ,

1 6 1 ( 1 6 0 f . weitere Vertreter

der Auffassung, daß Jer 3010 f. nicht von Jeremia stammt). 34

P. Volz, Der Prophet Jeremia, K A T X , 1 9 2 8 2 , 2 8 0 .

35

W.Rudolph, Jeremia, 1 8 8 .

36

O.Kaiser, Der königliche Knecht, F R L A N T N F 5 2 (70), 1 9 6 2 2 , 4 9 f . ; C.Lindhagen, The Servant Motif, 1 9 3 ff.

37

S. Herrmann,

Die prophetischen Heilserwartungen

im Alten Testament,

5 (85), 1 9 6 5 , 2 1 7 , A n m . 8 findet Jer 3 0 / 3 1 überhaupt keine »echten«

BWANT

V,

Jeremia-Worte

(s. 2 2 2 ) . M a g diese Sicht auch zu radikal sein, so muß doch andererseits festgehalten werden, daß Jer 3 0 / 3 1 »sicherlich im Endergebnis das Werk einer deuteronomistischen Konzeption« ( 2 2 1 ) ist. Vgl. W.Thiel, Jeremia 1 - 2 5 , 2 1 8 ! In seiner Dissertation über Jer 1—45 vermutet W.Thiele, 4 9 0 , daß die von Jer 3 0 4 und 3123-26 eingerahmte Sammlung in der ersten Hälfte der Exilszeit in Juda entstanden sei. 38

Vgl. W . Thiel, Jeremia 1 - 2 5 , 9 8 , Anm. 6 8 und W . Rudolph, Jeremia, 4 1 .

Der religiöse Sprachgebrauch

181

werden soll. Eine erste Antwort ergibt sich schon aus der Formanalyse von Jer30lOf. — demnach scheint im alten kultischen Heilsorakel die Wurzel für die Beziehung des 13? -Titels auf Israel zu liegen 39 . Der einzelne Kultteilnehmer ist "73? der Gottheit, an deren Kult er teilnimmt; dies gilt zunächst in Israel ebenso wie in den außerisraelitischen Religionen. Insofern dann Israel als ganzes Volk an dem Kult Jahwes teilnimmt, kann es ebenfalls als 13? Jahwes bezeichnet werden. Und so wie dem einzelnen im kultischen Heilsorakel Jahwes Beistand und Hilfe zugesprochen werden, kann dann auch dem ganzen Volk Jahwes Gegenwart und die Rettung aus der Not zugesagt werden 40 . Jer3321f.26 finden sich schließlich Heilsankündigungen, in denen David von Jahwe den Ehrentitel ,,!!3? erhält: (v. 20 »So spricht Jahwe: Wenn ihr meine f b e rit' an den Tag und meine r b e riP an die Nacht brechen könnt, daß nicht mehr Tag und Nacht zu ihrer Zeit eintreten,) dann wird auch meine r b e rit' für '13? David ungültig, so daß er keinen Sohn mehr haben soll, der auf seinem Thron herrscht, und für die levitischen Priester, meine Diener

('tT??)-« In v. 22 folgt die Verheißung zahlreicher Nachkommen für den 73? David und die Priester; v. 25 f. wird — mit Hinweis auf die Erschaffung von Tag und Nacht und die Erschaffung der Ordnung der Welt - ebenfalls Jahwes Treue zu den Nachkommen Jakobs und Davids verheißen. Inhalt der f b e rit' ist also Jahwes Zusage, seine Verheißung 41 . Dieser ganze Abschnitt ist sicher eine sekundäre Erweiterung aus nachexilischer Zeit 42 . Dtn. ist die Bezeichnung »levitische Priester« 43 ; dtr. ist die Verwendung des 735? -Titels für David 44 . Der Zusammenhang legt es hier nahe, daß David aufgrund der ihm zuteil gewordenen Verheißung als bezeichnet wird (dazu vgl. unten die Verwendung der 13? -Bezeichnung für David in IlSam 7 bzw. überhaupt im dtr.G!). So werden hier von einer postdtr. Redaktion dtn.-dtr. Elemente aufgenommen.

39 40

41 42

43 44

O. Kaiser, Der königliche Knecht, 49 f. Zur Frage, in welcher Zeit diese Rede von Israel als Tay Jahwes zuerst entstand, s.u. Kap. 3.2.4. und 3.2.5. Zur b e rit-Vorstellung vgl. u. 200 ff., 208 ff. u.ö. W.Rudolph, Jeremia, 217ff.; W.Thiel, Diss., Deuteronomistische Redaktion des Buches Jeremia, 526. W. Rudolph, Jeremia, 217. S.u. 191 ff.

182

Diachronische Betrachtung

Bezeichnenderweise wird den Priestern nicht der 13? -Titel beigelegt. Der Priester ist nift), d.h. »Kultbeamter«. Für die Verwendung der 13? -Bezeichnung ergibt sich somit das gleiche wie für den Gebrauch von I3y und rrjiv : In den mit Sicherheit authentischen Worten der vorexilischen Propheten fehlen religiöse Vorkommen von 13? wie von 13V und . Läßt sich für diesen Sachverhalt eine Erklärung finden? Bei der Beantwortung dieser Frage sind die schon besprochenen Vorkommen in den alten Pentateuchquellen mit heranzuziehen: 13J> und 13V wurden hier in eindeutig kultischem Sinn gebraucht45. Gerade der Kultus aber wird von den vorexilischen Propheten abgelehnt, insofern er »als ein Mittel der menschlichen Selbstbehauptung und Selbstsicherung«46 mißbraucht wurde. Da die Propheten auch den anderen terminus technicus für kultischen Dienst: JVTtf nicht gebrauchen (Jer 33 21 f. 5218 stammen nicht von Jeremia), ist anzunehmen, daß sie diese Ausdrücke bewußt vermeiden47. Der Grund dafür kann dann aber nur der sein, daß für die Propheten Gottes-»Dienst« nicht einseitig in der Erfüllung kultischer Handlungen besteht, die der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse dienen sollen. Vielmehr fordern die Propheten: »Es ströme wie Wasser das Recht und Taten des Rechts wie ein unversieglicher Bach!« (Am 524)

Und Jahwe spricht: »An Liebe habe ich Wohlgefallen, nicht an Schlachtopfern, an Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern.« (Hos 6«)

Das ganze Leben, nicht nur ein ausgesonderter Bezirk soll demnach an Jahwes Willen orientiert sein. In diesem Sinn aber konnten die vorexilischen Propheten die 13V -Terminologie offensichtlich nicht gebrauchen. Wenn dann andererseits, wie die Zusätze zeigen, in späterer Zeit 13? und 13^ offensichtlich theologisch durchaus relevant wurden, muß gefragt werden, welche inhaltlichen Modifikationen hierfür bestimmend waren und welche Kreise als Urheber dafür in Frage kommen. 45

S.o., Kap.3.2.1. (Zusf. 172f.).

46

R.Hentschke, Die Stellung der vorexilischen Schriftpropheten zum Kultus, BZAW 75,

47

Zum folgenden s. R. Hentschke, Vorexilische Schriftpropheten, 122, Anm. 1.

1957,174.

Der religiöse Sprachgebrauch

183

Zunächst einmal ist jedoch als Ergebnis der Untersuchung des Sprachgebrauches bei den vorexilischen Propheten festzuhalten: Zusammenfassung: 1.

Belege für 13? , 13? und ni3? in religiösem Sinne fehlen in den mit Sicherheit vorexilischen Prophetenworten.

2.

Das Verb begegnet als Bezeichnung für die kultische Verehrung Jahwes durch die Fremdvölker in den sekundären Heilsankündigungen Jes 1921.23 Zeph39; als terminus für den »Gottesdienst« der Israeliten in der dtr. beeinflußten Heilsankündigung Jer 30 8 f. Im Jeremia-Buch findet sich ferner in dtr. bearbeiteten Texten immer wieder der Vorwurf, daß das Volk anderen Göttern »dient« (Jer 519821110 1310 1611.13229 256 3715 443), d.h. hier wird das 13? nur mit fremden Kulten in Verbindung gebracht.

3.

Bei der Verwendung des 13? -Titels in sekundären Ergänzungen und Bearbeitungsschichten läßt sich eine große Vielfalt feststellen: Der Titel betont den Gehorsam des so Bezeichneten in der Unheilsankündigung Jes 203f. (auf Jesaja bezogen) und in dem eschatologisch gemeinten Zusatz Jes 2220; David erhält Jes 3735 Jer 33 21 f. 26 als der Verheißungsträger den Titel 13? (s. IlSam 7!). In den Heilsorakeln Jer30lOf.4627f. wird »Jakob«, d.h. Israel von Jahwe als sein 13? bezeichnet. Hier steht im Vordergrund die kultische Bedeutungskomponente: So wie der einzelne Kultteilnehmer als 13? der Gottheit bezeichnet werden kann, an deren Kult er teilnimmt, kann auch das ganze Volk, das an Jahwes Kult teilnimmt, als 13? Jahwes bezeichnet werden. Verhältnismäßig häufig (Am 37 Jer 725 254265 2919 3515 444) findet sich die dtr. Formel O'K^n '13? . Im Jeremia-Buch steht sie entweder in Unheilsankündigungen oder in Geschichtsdeutungen und soll hier mit deutlich machen, daß Jahwe das Volk durch seine Propheten immer wieder warnen ließ. Die Propheten sind Q,13? als die von Jahwe mit der Ausrichtung seines Wortes Beauftragten. Als 13? wird schließlich auch in den wohl der dtr. Bearbeitung zuzurechnenden Versen Jer 25 9 276 4310 der babylonische König Nebukadnezar bezeichnet. Er kann unabhängig von seinem kultischen Verhalten und seiner bewußten religiösen Einstellung als »Jahwes Diener« bezeichnet werden, weil Jahwe ihn als sein Werkzeug benutzt und durch ihn seine Absichten und Pläne in der Geschichte realisiert.

3.1.

3.2.

3.3.

3.4.

184

Diachronische Betrachtung

3.2.3.

Im Deuteronomium

und im deuteronomistischen

Geschichtswerk

Vorkommen: •73J? : Dtn 324 927 3236.43 345 Jos llf.7.13.15 514 8 31.33 9 8 1112.15 1 26 138 147 187 222.4f. 2429 Jdc28 ISam39f. 23l0f. 2539 IISam3l8 75.8.19f.21.25f.27f.29 2410 IReg36f.8f. 823f.25f.28f.30.32.36.52f.56. 59.66 11 13.32.34.36.38 148.18 1529 1836 IIReg8l9 97.36 1010.23 1425 1 713.23 1 812 1 934 2 0 6 21 8.10 13? •' Dtn 419.28 59 613 74.16 819 1012.20 1113.16 122.30 133.5.7.14 173 2814.36.47f. 64 2917.25 3017 3 1 20 Jos225 237.16 242.14.15.16.18f. 20f. 22.24.31 Jdc 27.11.13.19 36f. 106.10.13.16 ISam73f. 88 1210.14. 24.20 2619 IlSam 158 IReg96.9 1 631 22 54 II Reg 1018 f. 21 f. 23 1712.16.33.35.41 213.21 n-p?:

-

Vorbemerkungen

zur Terminologie und

Methodik

Im folgenden steht: »Dtn« für das Buch Deuteronomium, »Dt« für das Korpus Dtn 5—28 und »Dtr« für Deuteronomist(en). Das Attribut »dtn« (deuteronomisch) gehört dementsprechend zu Dtn und D t 1 , das Attribut »dtr.« (deuteronomistisch) dagegen zu Dtr. Als »dtrG« wird das die Bücher Dtn bis II Reg umfassende Werk der Dtr verstanden. Dtr meint hier also nicht einen einzelnen Verfasser, dem sämtliche bisher als dtr. erkannten Abschnitte von Dtn bis II Reg zuzuweisen wären 2 , vielmehr sind hier verschiedene Redaktionsschichten zu unterscheiden (ohne daß damit die Existenz eines dtrG bestritten werden soll). Mit Dtr wird also auf eine Mehrzahl von Traditionsträgern hingewiesen, die jedoch einer »theologischen Schule« angehören. Sie haben nicht nur die gesetzlichen und geschichtlichen Überlieferungen gesammelt und bearbeitet, wie besonders an den Büchern Dtn bis II Reg deutlich wird, sondern auch die prophetischen, wie z.B. am Jeremia-Buch zu erkennen ist 3 . 1

Ähnlich M . N o t h ,

Überlieferungsgeschichtliche Studien, 4, Anm. 1; L. Perlitt, Bundes-

theologie im Alten Testament, W M A N T 3 6 , 1 9 6 9 , 2, Anm. 2. 2

So zunächst M . Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien, s. bes. 8 9 ff.

3

Vgl. z.B. zu Jeremia: W.Thiel, Die deuteronomistische Redaktion des Buches Jeremia, Diss., Berlin, 1 9 7 0 , 2 Bände; zu Arnos: W . H . S c h m i d t , Die deuteronomistische Redaktion des Amos-Buches, Z A W , 7 7 , 1 9 6 5 , 1 6 8 - 1 9 3 ; zu Exodus: W . F u ß , Die deuteronomistische Pentateuch-Redaktion

in E x 3 - 1 7 ,

BZAW

126,

1 9 7 2 ; mit mehreren

Ver-

fassern des dtrG rechnen u . a . : A.Jepsen, Die Quellen des Königsbuches, 7 6 f f . ; G . v o n Rad,TheologieBd. 1 , 3 5 8 f . ; H . W . H e r t z b e r g , A T D 9 , 8 f . u. ds., ATD 10, 11, S.Herrmann,

Der religiöse Sprachgebrauch

185

Ein Zusammenhang zwischen Dtn und Dtr besteht insofern, als das Dtn für die Theologie und Phraseologie der exilischen Dtr die Grundlage bildet. Andererseits zeigen sich jedoch auch gewichtige Unterschiede, die mit den geschichtlichen Ereignissen nach der Zeit Josias, vor allem mit der Eroberung Jerusalems, der Zerstörung des Tempels und der Exilierung der Bevölkerung zusammenhängen4. Jene dtr. Theologie in den Büchern Dtn bis II Reg weist nun, wie besonders M . N o t h s gezeigt hat, inhaltliche Zusammenhänge auf, vor allem eine einheitliche Geschichtstheologie. Charakteristisch hierfür ist die Betonung der Wichtigkeit des Gehorsams gegenüber den göttlichen, die Lebensführung betreffenden Forderungen, das Fehlen eines positiven kultischen Interesses, das Anliegen, in Darstellung und Deutung des Geschichtsverlaufes das am Ganzen des Volkes sich auswirkende vergeltende Handeln Gottes deutlich werden zu lassen. Um ihre Auffassung darzustellen, verwenden die Dtr gern Reden6, die rückblickend und vorwärtsschauend den Gang der Dinge zu deuten suchen und die praktischen Konsequenzen für das Handeln der Menschen ziehen, s. z.B. Jos 1.23; ISam 12; IReg8l4ff. sowie Geschichtsbetrachtungen, s. z.B. Jos 12; J d c 2 1 1 ff. I I R e g 1 7 7 f f .

Bei der Untersuchung der Verwendung der 13V -Terminologie erscheint es nun methodisch sinnvoll, die Vorkommen im Dt und im dtrG gesondert zu betrachten und dabei nach eventuellen Differenzen zu fragen. Schon eine erste Sichtung der hier zu behandelnden Stellen zeigt, daß rein quantitativ die T3? - und -Vorkommen in den Büchern Dtn bis II Reg ihren Kulminationspunkt haben: Sie finden sich hier etwa lOmal so häufig wie im Pentateuch 7 . rrjäj? in religiösem Sinn fehlt wie in den alten Pentateuchquellen und bei den vorexilischen Propheten — abgesehen von einer Stelle (Jos 2227), die jedoch P zuzuweisen ist 8 und daher in Kap. 3.2.6 behandelt wird. Heilserwartungen, 1 9 2 ; H . W . W o l f f , Das Kerygma des deuteronomistischen Geschichtswerks, Ges. Stud., 3 2 0 ; L . R o s t , B H H W I, 3 3 7 ; J.Debus, Die Sünde Jerobeams, 1 1 4 f . ; W.Dietrich, Prophetie und Geschichte, bes. 1 3 9 f f . ; O . H . S t e c k , Israel und das gewaltsame Geschick der Propheten, 66, A n m . 3 ; H. Weippert, Die »deuteronomistischen Beurteilungen«, Bib 5 3 ,

1 9 7 2 , 3 0 1 - 3 3 9 ; G. Seitz, Redaktionsgeschichtliche Studien,

30,

Anm. 2 7 . 4

Vgl. W . Thiel, Jeremia 1 - 2 5 , 3 3 f.

5

M . Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien, 6. lOOff.

6

M . Noth, Uberlieferungsgeschichtliche Studien, 5 f.

7

Im folgenden können daher nur die wichtigsten Texte zitiert und besprochen werden,

8

M . Noth, Das Buch Josua, H A T 1 , 7 , 1 9 5 3 2 , 133.

auf analoge Stellen wird nur verwiesen.

186

Diachronische Betrachtung

3.2.3.1. 13? 1. Im Deuteronomium Von den zahlreichen 135? -Vorkommen im dtrG findet sich nur eines: D t n 9 2 7 im Dt. Sonst begegnet die 13? -Bezeichnung im Dtn nur in den dtr. Einleitungsreden (Dtn 3 24 9 ) und in den redaktionellen Schlußkapiteln (Dtn 3 2 36.43 Dtn 345). Dtn 927 entspricht die Verwendung des 13? -Titels für Abraham, Isaak und Jakob der von Ex 3 2 1 3 1 0 , Jahwe soll an die Patriarchen »denken«, d.h. an die ihnen gegebene Verheißung der Volkwerdung und Landnahme, damit er in seinem Zorn nicht das ganze Volk vernichtet: »Gedenke V W

Abraham, Isaak und Jakob, wende deine Aufmerksamkeit

nicht

auf die Halsstarrigkeit dieses Volkes, auf sein Unrecht und seine Verfehlung!«

Wie Ex 3213 personifizieren die Patriarchen gewissermaßen die Verheißung und erhalten den 13? -Titel, eben weil an sie Jahwes Verheißung ergangen ist. 2. Im deuteronomistischen Geschichtswerk 2.1. Mose als mn? 73? Häufig begegnet im dtrG 13? als Bezeichnung für Mose, so Dtn 3 23a. 25: »Herr Jahwe, du hast angefangen, i p } ?

deine Größe und deine starke Hand sehen

zu lassen . . . , ich möchte doch hinübergehen und das schöne Land da jenseits des Jordan sehen . . . ! «

In diesem Gebet, das literarisch zu dem Dtn 1—3 umfassenden Eingang des dtrG 1 1 gehört, gebraucht Mose gegenüber Jahwe die Selbstbezeichnung »dein Diener«. Inhaltlich trägt Mose hier nach einem Rückblick auf Jahwes früheres Heilshandeln eine Bitte vor: er möchte das verheißene Land betreten dürfen. Damit liegt an dieser Stelle die auch sonst in der Gebetssprache und hier besonders in den Bitten übliche Verwendung von 73? als formelhafte^ Selbstbezeichnung des Beters gegenüber seinem Gott vor 1 2 . Ebenfalls als dtr. ist Dtn 34 5 anzusehen13: 9 10

M . Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien, 14.27—40. S.o., 1 7 0 f .

11

M . Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien, 14.

12

Vgl. Kap. 3 . 2 . 4 . 1 . , 2 2 3 ff.

13

M . N o t h , Uberlieferungsgeschichtliche Studien, 2 1 3 ; G. von Rad, Das fünfte Buch Mose, 150.

187

Der religiöse Sprachgebrauch »Und dort starb Mose niT"13? , im Land Moab nach dem Wort Jahwes. «

Mose erhält hier den Ehrentitel »Diener Jahwes«. Die an die Grabnotiz in v. 6 anschließenden Verse 10-12 (die Verse 7-9 gehören zu P 1 4 ) enthalten eine Würdigung der einzigartigen Bedeutung Moses und erklären damit, in welchem Sinne ihm der "T3? -Titel verliehen wird. Einerseits war er der Prophet« schlechthin, nach ihm gab es keinen mehr, mit dem Jahwe »von Angesicht zu Angesicht« (vgl. Ex 3311 Num 128) vertraut war — auch wenn es nach ihm noch andere Propheten gab (v. 10). Andererseits handelte er als der von Jahwe Gesandte, all die vielen Wunder in Ägypten zeigen ihn als den »Diener Jahwes« (v. 11), besonders aber das »Meerwunder«: Dtn34l2 spielt auf das Wunder am Schilfmeer an, wie die sonst ungebräuchliche Wendung nptrin 1*n n ^ (»einen Erweis einer starken Hand wirken«) zeigt. Sie begegnet nur hier und in ähnlicher Form noch Ex 1431. Während aber Ex 1431 Jahwe selbst jenen n^llJ T (»Erweis einer mächtigen Hand«) wirkt, wird dieses Handeln Dtn34l2 Mose selbst zugeschrieben, der es freilich im Auftrag Jahwes, als dessen »Diener« vollbracht hat. So laufen an dieser Stelle die beiden Traditionslinien zusammen, die sich schon im Pentateuch gezeigt hatten: Die 13? Bezeichnung fanden wir hier einerseits in Texten, die die Gestalt Moses nach dem Bilde eines Propheten zeichneten (Ex 410-12 Num 127-9: hier wird Mose sogar noch über die Propheten gestellt), andererseits in einem Text, der sein geschichtliches Handeln im Auftrag Jahwes schildert (Ex 1431). Da Mose im dtrG sehr häufig den Ehrentitel »Diener Jahwes« erhält (Jos llf.7.13.15 831 1112.15 126 138 147 187 222.4f. IR.eg853.56 I I R e g l 8 l 2 218), stellt sich nun die Frage, ob sich diese Traditionslinien hier ebenfalls finden, bzw. in welcher Weise Mose hier als gesehen wird. Schon auf den ersten Blick ist festzustellen, daß es sich bei jenen Texten, abgesehen evtl. von Jos 14 7 1 5 , stets um Texte dtr. Herkunft handelt 16 . So fallen besonders die zahlreichen Vorkommen in den Reden Josuas (Jos 1 und 22) und im Tempelweihgebet Salomos (IReg 8) auf. Dem Inhalt des Josuabuches entsprechend, erscheint nun Mose hier primär in Verbindung mit der Landnahmetradition. So heißt es im Anschluß an ein Verzeichnis der von den Israeliten bei der Eroberung des Landes geschlagenen Könige: 14

M.Noth,

Uberlieferungsgeschichtliche

Studien,

190;

G. von Rad,

Das

fünfte

Buch

Mose, 150. 15

S. M. Noth, Josua, 84 f. Doch könnte der 13? -Titel auch dtr. Herkunft sein.

16

Vgl. Kommentar zur Stelle: M.Noth, Josua und Könige sowie Uberlieferungsgeschichtliche Studien.

188

Diachronische Betrachtung »Mose, n w 13?

, und die Israeliten schlugen sie, und Mose,

n w 13V , gab es

(d.h. das Land) als Besitztum an die Rubeniten, Gaditen und die Hälfte des Stammes Manasse.« (Jos 1 2 6 ) 1 7

Jos 115 138 187 224 wird in ähnlicher Weise im Zusammenhang mit der Feststellung, daß Mose den Rubeniten, Gaditen und halb Manasse das Ostjordanland gegeben habe, Mose als »Diener Jahwes« bezeichnet. Damit wird Dtn3l2f. aufgenommen und jene ältere Tradition von der Landnahme im Ostjordanland, die sich Num 32 findet 18 . Wenn nun Mose im Zusammenhang mit der Eroberung des Ostjordanlandes wiederholt »Diener Jahwes« genannt wird, dann soll dies darauf hinweisen, daß er dabei im Auftrag Jahwes handelt. Dieses Verständnis des 13? -Titels wird dadurch gestützt, daß in den dtr. Einleitungsreden Dtn2.3 Jahwe jeweils erst, verbunden mit der Verheißung des Sieges und der Landgabe, den Befehl gibt, gegen einen bestimmten König zu kämpfen. So heißt es z.B. Dtn 32: »Fürchte dich nicht vor ihm, denn ich gebe ihn, sein ganzes Volk und sein Land, in deine Hand, und du sollst an ihm handeln, wie du an Sichon, dem König der Amoriter gehandelt hast, der in Hesbon wohnte.« (Ähnlich in Dtn 224)

Während Mose also im Josuabuch im Zusammenhang mit seinem Handeln bei der Landnahme den 135? -Titel erhält, wird er I Reg 8 5 3 . 5 6 primär im Hinblick auf die durch ihn ergangene Verheißung als "735? bezeichnet: »Denn du hast sie dir zum Erbbesitz aus allen Völkern der Erde ausgesondert, wie du durch

Mose,

, verheißen

hast,

als du

unsere Väter

aus

Ägypten

führtest,

Herr Jahwe.« »Gesegnet sei Jahwe, der seinem Volk Israel Ruhe gegeben hat entsprechend all dem, was er verheißen hat, nichts ist hingefallen von all seinen guten Verheißungen, die er durch Mose, 1*135» , gesprochen hat.«

In diesen beiden Versen findet sich jeweils die Formel IST Vi? bzw. T3 nigi TfS? • Da hiermit eine Entsprechung zwischen einem Geschehen und der Ankündigung dieses Geschehens durch einen Mittler des göttlichen Wortes festgestellt wird, kann man diese Wendung als »Entsprechungsformel« bezeichnen. Sie begegnet sehr häufig in der dtr. 17

Z u m dtr. Charakter von Jos 1 2 i - 6 s. M . Noth, Josua, 71 und vgl. H . Holzinger, Das

18

Z u m geschichtlichen Verlauf der Einnahme des Ostjordanlandes vgl. S. Herrmann, Ge-

Buch Josua, 4 6 . schichte Israels, 1 4 2 f.!

Der religiöse Sprachgebrauch

189

Bearbeitungsschicht der Königsbücher 1 9 : I R e g l 2 l 5 1418 1 5 29 1 612.34 1716 II Reg 9 36 10.10 1425 1723 2 1 1 0 2 4 2 2 0 . Häufig wird sie dabei kombiniert mit der »Erfüllungsformel« mrp 1375 (IReg 1418 1 5 29 1 612.34 1716 II Reg 1425 242), die ebenfalls darauf hinweist, daß ein bestimmtes Geschehen als Erfüllung eines Prophetenwortes zu verstehen ist 2 1 . Stets handelt es sich dabei nämlich um Propheten, durch ( T ? ) die Jahwe jene Worte sprechen läßt 2 2 . Verschiedentlich werden diese Propheten dabei dann auch als bzw. DH^? bezeichnet, so: I R e g l 4 l 8 1529 IIReg 936 1010 1425 2110 2 4 2. Zwar handelt es sich meist um Unheilsankündigungen, deren Eintreffen festgestellt wird, doch wird andererseits IReg 1716 und IIReg 1425 auch die Erfüllung von Heilsworten, d. h. von Verheißungen konstatiert. So zeigt sowohl die Verwendung der »Entsprechungsformel« als auch die des "73? -Titels in IReg 853.56, daß Mose hier ebenfalls nach dem Bilde eines Propheten gezeichnet wird 2 3 , u.z. nach dem Bilde eines Heilspropheten. Jos 11-3 finden wir wiederum den igy -Titel für Mose. Nach Moses Tod im Ostjordanland soll nun Josua den Jordan überschreiten: »Nach dem Tode Moses, n w igy , sprach Jahwe zu Josua: .Mose, nay ist gestorben; auf, ziehe über diesen Jordan, du und dieses ganze Volk, in das Land, das ich ihnen gebe, den Israeliten. Jeder Ort, auf den du trittst, auf dem eure Fußsohlen (stehen), den gebe ich euch, wie ich Mose verheißen habe.'«

Hier wird nur davon gesprochen, daß die Verheißung an, nicht daß sie durch ihn ergangen ist, wobei dann in v.3 der Name »Mose« ohne "13? -Titel steht. Schließlich begegnet der -Titel noch verhältnismäßig häufig im Zusammenhang mit der Aussage, daß Mose den Israeliten etwas »geboten« habe (nix), bzw. daß er ihnen die oder rnin gegeben habe:

19

Zum dtr. Charakter dieser Texte vgl. M. Noth, Könige, Kommentar z.St. und ds.,

20

Vereinzelt auch in anderen Zusammenhängen, so z.B. E x 9 3 s Lev 1 0 n Num 7s 2723

21

Die Mehrzahl dieser Stellen nennt auch W.Dietrich, Prophetie und Geschichte, 22ff.

22

Auch I R e g l 6 3 4 , wo sich die Formel auf den Jos 626 von Josua überlieferten Fluch

Überlieferungsgeschichtliche Studien, passim. Jos 202 Jer 372. und erkennt hier eine prophetisch-dtr. Bearbeitungsschicht. bezieht, soll auf die Entsprechung von geschichtlichen Ereignissen und deren vorheriger Ankündigung - hier durch Josua - hingewiesen werden, so daß die Gestalt Josuas damit einen prophetischen Zug erhält. 23

Vgl. o. zu Ex 410-12 Num 126-8 Dtn 3410, 166ff. 173.

190

Diachronische Betrachtung »Nur gebt gut darauf acht, das Gebot und die Weisung zu befolgen, die euch Mose, > geboten h a t . . . « (Jos 22s)

In Verbindung mit dem 13? -Titel sprechen noch ähnlich pauschal die Texte J o s l 7 und II Reg 218 von der Thora, die Mose gegeben, und II Reg 1812 von »all dem, was Mose geboten« hatte; sonst bezieht sich das nis mehr auf einzelne konkrete Befehle, z.B. den Bannbefehl (Jos 1112), denAltarbau (Jos 8 31.33) und die Teilnahme an der Landnahme (Jos 113 222; vgl. auch Jos 147). Da von der Thora Moses ferner Jos 832 236 IReg 23 II Reg 23 25 gesprochen wird, handelt es sich hier wohl um eine typisch dtr. Vorstellung. Dabei weist der -Titel darauf hin, daß Mose jene Gebote und jene Weisung als der von Jahwe dazu Beauftragte, in seinem Namen Sprechende gegeben hat, wie es Jos 1115 im Zusammenhang mit dem Banngebot auch einmal explizit gesagt wird: »Wie Jahwe Mose, n j y , geboten hatte, so gebot Mose dem Josua, und so handelte Josua, er ließ in keiner Weise das beiseite, was Jahwe Mose geboten hatte.«

Die »Gehorsamskette« läuft hier von Jahwe über Mose bis zu Josua (vgl. dazu auch Jos 1, bes. 17!), so daß von daher dann auch Josua (Jos 24 29 Jdc28) als rnn' 13J> bezeichnet werden kann. Damit zeigt sich, daß der "qy -Titel für Mose in den Büchern Jos bis II Reg in verschiedenen Traditionszusammenhängen begegnet. Mose wird damit bezeichnet als derjenige, — der nach Jahwes Verheißung und Gebot im Ostjordanland den Stämmen ihre Wohnsitze gab (Jos 11-3.15 924126 138 ((147)) 187 224), — durch den Jahwes Verheißungen ergingen (IReg 853.56 ((Dtn 345.10))), — der dem Volk verschiedene Gebote, bzw. die Thora gegeben hat, die ihm wiederum von Jahwe selbst gegeben worden waren (Jos 17.13 8 31.33 1112.15 2 2 2.5 II Reg 1812 218). In auffälliger Weise ist in all diesen Fällen die Verwendung des "T5? -Titels mit dem Wort Jahwes verbunden: Jahwes an Mose gerichtete Verheißung und sein Gebot begründen die Landnahme seines 13? ; Mose ist derjenige, durch den die Verheißungen Jahwes ergehen, d.h. ein Heilsprophet; schließlich gibt Mose als Jahwes 135? die ihm von Jahwe mitgeteilten Gebote und die Thora weiter. Im dtrG werden insofern die beiden Linien fortgeführt, die sich schon in dem dtr. Abschnitt Dtn 345.10-12 gezeigt hatten, d.h. sowohl die prophetische als auch die stärker auf das geschichtliche Handeln bezogene Linie. Jedoch wird das Handeln hier

191

Der religiöse Sprachgebrauch

nicht mit dem Exodusgeschehen wie in Dtn 3410-12, sondern mit der Landnahme in Verbindung gebracht 24 . Neu gegenüber Dtn 3410-12 ist die Verwendung des 13}> -Titels für Mose im Zusammenhang mit der Gebots- und Thoraerteilung. Dies ist als eine dtr. Eigenart zu sehen, die jedoch ihre Vorlagen in der Gestaltung der Sinaiperikope (Mose als Verkünder der Gesetze des Bundesbuches) und des Dtn (das gesamte Dtn ist bekanntlich als Moserede stilisiert) hat. Die Beobachtung, daß sich mehr als die Hälfte aller Stellen, an denen Mose überhaupt den Titel nirp erhält, in dtr. Texten findet (s.o.; sonst außerhalb des Pentateuch und dtrG nur noch: Ps 10526 Neh 17f. 914 1030 IChr634 IIChrl3 246.9 Mal322 J e s 6 3 l l D a n 9 l l ) , zeigt, daß die Verwendung des Titels für Mose mit dem dtr. Sprachgebrauch und Denken in engem Zusammenhang gestanden haben muß 25 . Da sich auch hier jenes prophetische Mosebild findet (Dtn 1818 345.10 IReg 853.56; zur fürbittenden Funktion in D t n 9 l - 1 0 l l vgl. Am 7!), das sich schon Ex410-12 und Num 126-8 gezeigt hatte, erscheint die Annahme plausibel, daß die Vorstellung von dem »Propheten« Mose im Umkreis der dtr. Theologie entstanden ist 26 . 2.2. David als 13? Noch häufiger als Mose wird David in den Büchern ISam bis II Reg bezeichnet bzw. nennt sich selbst so: ISam23l0f. 2539 II als Jahwes Sam 318 7 5.8.19-21.25-29 24 10 IReg 36 824-26.66 1113.32.34.36.38 148 II Reg 819 1934 206. Formal zu unterscheiden sind dabei wieder einerseits jene Stellen, wo sich David im Gebet gegenüber Jahwe selbst dessen »Diener« nennt (ISam23l0f. 2539 IlSam 1719.20f.25-28 2410), und andererseits jene Texte, in denen David den Ehrentitel »Diener« Jahwes erhält. — ISam 2310f. 27 liegt die Situation einer Orakelbefragung vor, David bittet hier Jahwe, ihm Auskunft über sein künftiges Schicksal zu geben

24

Die in der Geschichte der Forschung entworfenen verschiedenartigen

»Mose-Bilder«

(vgl. dazu bes. R. Smend, Das Mosebild, 4 8 - 6 1 und Eva Oßwald, Das Bild des Mose) haben somit schon in der atl. Tradition ihre Vorlagen. Zur geschichtlichen Bedeutung Moses s. S. Herrmann, Mose, EvTh 28, 1968, 301—328 und Geschichte Israels, bes. 109 ff. 25

Vgl. C. Barth, Mose, Knecht Gottes, in: Parrhesia, FS K. Barth, 1966, 70.

26

Vgl. auch G. von Rad, Theologie, Bd. 1, 306 ff.; zum dtr. Charakter von Dtn 18 ia s. G.Nebeling, Die Schichten des deuteronomischen Gesetzeskorpus, Diss., 1 9 7 0 , 1 4 8 f.

27

ISam 23 handelt es sich um eine vordtr. Uberlieferung, s. H. J. Stoebe, Samuel 1 , 4 1 6 f f .

192

Diachronische Betrachtung

und bezeichnet sich dabei als 13?. Dieser Gebrauch von 135? im Rahmen einer Bitte findet sich auch I I S a m 2 4 l 0 2 8 im Zusammenhang mit der Volkszählung Davids als Bitte um Vergebung der Schuld. Der Verwendung innerhalb einer an Jahwe gerichteten Bitte korrespondiert I S a m 2 5 3 9 2 9 die Selbstbezeichnung Davids als 13? in einem kurzen Dank gebet. In all diesen Fällen gehört die Verwendung von 13? zu der im Kultus üblichen formelhaften Sprache. Sie bestimmt auch das im Anschluß an die Nathansverheißung von David vor Jahwe gesprochene Dankgebet II Sam 718-29, das in v. 25 und v. 29 wiederum Bitten um die Erfüllung der gegebenen Verheißung enthält 30 : »Und nun, du Gott Jahwe, laß Bestand haben für alle Zeit die Verheißung, die du n ? ? V?

und zu seinem Haus geredet hast und handle so, wie du verheißen hast.«

(II Sam 725)

Auf die an David ergangene Verheißung eines dauernden Bestandes seines Königtums beziehen sich nun verschiedene Stellen, an denen David der 135? -Titel zugesprochen wird, so vor allem I Reg 8 25 im Tempelweihgebet Salomos 31 : »Und nun, Jahwe, Gott Israels, halte

David, meinem Vater, was du ihm

verheißen hast, indem du sprachst: ,Es soll dir nicht fehlen vor mir an einem Mann, der auf dem Thron Israels sitzt - wenn nur deine Söhne auf ihren Weg achten, indem sie nämlich vor mir leben, wie du vor mir gelebt hast.'« (Vgl. I Reg 8 24.26.66!)

Die 135? -Bezeichnung für David kann an dieser Stelle in doppeltem Sinn verstanden werden. Einerseits könnte David als der Verheißungsträger 13? sein, andererseits aber auch als derjenige, der wirklich sein Leben »vor Jahwe«, d.h. nach seinem Willen geführt hat. Tatsächlich findet sich der 135?-Titel für David in Verbindung mit beiden Vorstellungen in den Königsbüchern. So schränkt I Reg 1113.32 32 H35> i n IVB1? Jahwe seine Unheilsankündigung ein: Das Königtum soll den Nachkommen Davids nicht gänzlich genommen werden, ein Stamm soll ihnen bleiben, und zwar »um Davids willen«, d.h. um der ihm gegebenen Verheißung einer dauerhaften Dynastie willen (IISam 7). 28 29

Ebenfalls vordtr., vgl. W . Caspari, Die Samuelbücher, K A T I V I I , 1 9 2 6 , 6 6 2 . I Sam 2 5

wird allgemein

als »ein Uberlieferungsstück

altertümlichen

Gepräges«

an-

gesehen (H. J. Stoebe, Samuel 1 , 4 5 2 ) . 30

II Sam 725.29

gehören

nach

L.Rost,

Thronnachfolgeerzählung,

162,

zu

der

alten

Grundlage dieses Gebetes aus der frühen Königszeit. 31

N a c h M . Noth, Könige, 1 7 4 , u. a. zeigt I Reg 814-61 dtr. Phraseologie und Theologie.

32

IReg 11 gilt als dtr.: M . N o t h , Könige, 2 4 6 ; W.Dietrich, Prophetie und Geschichte, 6 8 , Anm. 7 ; J. Debus, Die Sünde Jerobeams, 19.

193

Der regligiöse Sprachgebrauch

Hier legt der Zusammenhang es nahe, daß an die Nathansverheißung gedacht ist, d. h. an die Verheißung eines für alle Zeit bestehenden Königtums (IlSam 716). Um dieser Verheißung willen, d.h. weil Jahwe zu seinem Wort steht, soll Salomo das Königtum über einen Stamm, nämlich Juda, behalten. In ähnlicher Weise heißt es darum auch I I R e g 8 l 9 1934 206, daß Jahwe Juda, Jerusalem und Hiskia nicht preisgibt, sondern schützt: nämlich um seines »Dieners« David willen 33 . Den "73? -Titel in Verbindung mit der Aussage, daß David Jahwes Gebote befolgt und aufrichtig vor ihm gelebt habe, finden wir z.B. IReg 1138. Hier verheißt Jahwe durch Ahia von Silo Jerobeam, dem späteren König des Nordreiches: »So soll es sein: Wenn du auf alles hörst, was ich dir gebiete, und auf meinen Wegen einhergehst und tust, was recht ist in meinen Augen, indem du meine Gesetze und Gebote befolgst, wie es David, ' i s y , getan hat, dann werde ich mit dir sein und dir ein dauerhaftes Haus bauen, wie ich es David gebaut habe . . . «

In diesem dtr. T e x t 3 4 wird David vor allem als der gegenüber Jahwes Gesetzen und Geboten Gehorsame gezeichnet, und ein entsprechender Gehorsam wird als Voraussetzung dafür genannt, daß Jahwe auch mit Jerobeam sein und seiner Dynastie Bestand geben kann. In ähnlicher Weise wird David der 13?-Titel I R e g 3 6 1134 und 148 im Zusammenhang damit verliehen, daß er wirklich nach dem Willen Jahwes gelebt hat 3 5 . I I S a m 3 l 8 finden wir nun den 13?-Titel in Verbindung mit einer anderen Vorstellung von der Wirksamkeit Davids; doch sind bei diesem Vers zunächst textkritische Fragen zu klären, da der M T nicht ursprünglich sein kann. Abner fordert hier die Ältesten Israels auf, sich, ihrem Wunsch entsprechend, David als König zu wählen. In diesem Zusammenhang verweist er auf ein Jahwewort, das Davids Königtum legitimieren soll, das aber in den Handschriften nicht einheitlich überliefert wird. 33

Das in all diesen Texten begegnende

sieht W.Dietrich als charakteristisch für eine

bestimmte (nomistische) dtr. Bearbeitungsschicht an (s. bes. 20); eher soll aber doch damit auf die Verheißung hingewiesen werden. Mit einer sehr geringen Bearbeitung der Erzählung II Reg i8-20 rechnet R.Deutsch, Die Hiskia-Erzählungen,

110.

Zum

dtr. Charakter von II Reg 819 s. M. Noth, Uberlieferungsgeschichtliche Studien, 84, Anm. 1. 34

S. z. B. O. Eißfeldt, Könige, 521 f.; M . Noth, Könige, 2 4 6 . 262.

35

Zum dtr. Charakter dieser Texte s. W.Dietrich, a.a.O., bes. 2 8 f . : Er sieht in I R e g 1134 und 148 eine dtr. (nomistische) Bearbeitungsschicht; zu I R e g 3 6 s. 73, Anm.35 (es liege dtr. Sprachgebrauch vor).

13

Riesener, Der Stamm

194

Diachronische Betrachtung

Einmal heißt es: » . . . Durch David, 'TS? wird er mein Volk Israel aus der Hand der Philister und aus der Hand aller ihrer Feinde retten.«

Dieser Text ergibt hier keinen Sinn; denn wer soll jener unbekannte dritte sein, der »durch David« Jahwes Volk retten wird? Zahlreiche Handschriften und sämtliche Übersetzungen bieten nun aber einen anderen Wortlaut: » . . . Durch David . . . will ich mein Volk retten . . . «

Statt y?#in (3.pers.sg.) steht hier also, bzw. wird vorausgesetzt SHthR (l.pers.sg.). Damit erscheint Jahwe als Subjekt der Aussage, und da diese Lesart sinnvoll und in der Textüberlieferung auch gut bezeugt ist, entscheiden sich die meisten Kommentare 36 dafür, sie als ursprünglich, y'Ehn dagegen als fehlerhaft anzusehen. Andere Ausleger versuchen den Text zu korrigieren, indem sie das T5 entweder streichen 3 7 oder als redaktionelle Hinzufügung verstehen 3 8 . Gegen die Streichung des T3 spricht jedoch die Tatsache, daß die gesamte Textüberlieferung hierfür keinen Anhalt bietet. Will man dagegen T3 als redaktionelle Hinzufügung verstehen, dann muß man für diesen Zusatz eine plausible Begründung angeben können. Nach L.Schmidt soll dadurch unterstrichen werden, »daß Jahwe Subjekt der Rettungstat ist«, es soll also der »Anteil Jahwes an den Geschehnissen« noch gesteigert werden 39 . Dieses Ziel wird aber durch die Einfügung des T5 keineswegs erreicht, vielmehr ergibt sich ja nur die Aussage, daß irgendein Unbekannter durch David Jahwes Volk retten soll. Dies müßte ein Redaktor, bei dem ja doch eine intensive Beschäftigung mit dem Text vorauszusetzen ist, bemerkt haben. Auch die von L.Schmidt 40 als Parallelen angeführten Stellen J d c 6 l 4 und ISam9l6 zeigen, daß die jeweiligen Jahweworte vom Redaktor sorgfältig dem Kontext angepaßt werden. So erscheint das Verb Jdc6l4, wo Gideon direkt angeredet wird, in der 2.pers. sg.; ISam 916 dagegen, wo eine Aussage über Saul gemacht wird, steht die 3.pers. sg. L.Schmidt vertritt daher die Auffassung, der Redaktor habe aus ISam 916 einfach unpassenderweise die 3.pers.sg. übernommen41. Dann hätte also Jahwe in einem nach L.Schmidt an David gerichteten Wort gesagt: »David,... wird mein Volk ... retten.« Es fällt jedoch schwer 36

S. z. B. K. Budde, W. Nowack, H. P. Smith, Kommentar z. St., vgl. S. R. Driver, 2 4 9 .

37

W. Caspari, Kommentar z. St. und A. B. Ehrlich, Randglossen, z. St.

38

L. Schmidt, Menschlicher Erfolg, 136.

39

L. Schmidt, a.a.O., 136.

40

L. Schmidt, a.a.O., 136.

41

L. Schmidt, a.a.O., 137.

Der religiöse Sprachgebrauch

195

zu glauben, daß ein sonst äußerst sorgfältig reflektierender und formulierender Redaktor 4 2 hier zu einer so unglücklichen Formulierung gegriffen haben soll, zumal ja bei J d c 6 l 4 deutlich ist, daß ein an einen bestimmten Menschen gerichtetes Jahwewort auch persönlich, d.h. in der 2.pers.sg. gestaltet wird. Daher ist eher anzunehmen, daß die von L. Schmidt beobachtete Ähnlichkeit von IISam 3 l 8 mit I S a m 9 l 6 nicht aus einer unpassenden Übernahme, sondern vielmehr aus einer analogen Situation resultiert: Wie I S a m 9 l 6 ein Wort über Saul vorliegt, so handelt es sich auch IISam3l8 um ein Wort über David. Die Wendung Vi? TBK muß also als »sagen von« oder »in bezug auf« übersetzt werden 4 3 . Diese Bedeutung hat Vi? auch Gen 2 0 2, vor allem aber im dtrG II Reg 1932, wo ebenfalls damit ein Jahwewort über den König von Assyrien eingeleitet wird, das dann in der 3.pers. von diesem König spricht; in gleicher Funktion begegnet die Wendung z. B. noch Jer 2218 und 2719. Damit ergibt sich als Ubersetzung für IlSam 318: »Und nun: T u t es (d.h. wählt David zum König)! Denn Jahwe hat in bezug auf David gesagt: ,Durch David, meinen Diener, werde ich mein Volk Israel aus der Hand der Philister und aus der Hand aller ihrer Feinde retten.'«

Hier liegt also die Vorstellung zugrunde, daß Jahwe selbst sein Volk »rettet« 4 4 ; sie findet sich im dtrG noch Jdc 1012. David aber erscheint als derjenige, »durch« den Jahwe handelt, er ist gewissermaßen »sein Werkzeug«. Der 135>-Titel verdeutlicht also, daß David der von Jahwe Beauftragte ist. Völlig zutreffend hat L. Schmidt somit die Intention dieser Stelle in der Weise bestimmt, daß dadurch »die Siege Davids sekundär« 4 5 auf ein Jahwewort zurückgeführt werden sollen. David ist nach der Auffassung des Verfassers dieses Textes erfolgreich gewesen, weil Jahwe durch ihn Israel retten wollte. Der 13? -Titel erscheint hier also in Verbindung mit der Vorstellung, daß David in seinem geschichtlichen Handeln Jahwes Plan realisierte — in ähnlicher Weise werden, wie wir gesehen haben 4 6 , Nebukadnezar und Mose im Zusammenhang mit ihrem geschichtlichen Handeln als »Diener« Jahwes bezeichnet. 42

Vgl. die aufschlußreichen Ausführungen zu den anderen Verheißungen an David bei

43

So auch H. W . Hertzberg, Samuelbücher, 2 0 9 .

44

Sowohl inhaltliche Gründe als auch die äußere Bezeugung sprechen also für

L. Schmidt, a.a.O., 1 2 0 ff.

als ursprüngliche Lesart, aus der verhältnismäßig leicht durch einen Hörfehler werden konnte. 45

L.Schmidt, a.a.O., 1 3 4 .

46

S.o. 1 7 8 f . und 187ff.

JPpiK

196

Diachronische Betrachtung

Ähnlich dürfte IISam75.8 die Verwendung des 13? -Titels mit der Vorstellung zusammenhängen, daß David als König, d.h. in seinem geschichtlich-politischen Handeln Jahwes Absichten ausführt: »Und nun, so sollst du 'Tay1? David sprechen: So spricht Jahwe Zebaoth: Ich habe dich von der Weide, von deinem Platz hinter dem Vieh fortgenommen, damit du Herrscher über mein Volk Israel seiest.« (IlSam 7 8) 47

Damit zeigt sich, daß der -Titel für David ähnlich wie für Mose einerseits im Zusammenhang mit dem geschichtlichen Handeln gebraucht wird — ebenso wie Mose bei der Landnahme ist David in seinem politischen Handeln der von Jahwe Beauftragte (IISam3l8 75.8). Andererseits wird David ebenso wie Mose als der Verheißungsträger 13S> genannt (IReg824-26.66 1113.32 IIReg8l9 1 934 2 0 6), im Unterschied zu Mose aber erscheint er niemals als prophetischer Mittler der Verheißung. Schließlich unterscheidet sich David auch darin von Mose, daß er zwar 135? ist, der nach Jahwes Gesetzen und Geboten lebt (I Reg 3 6 1134.38 148), aber niemals 13?, durch den Jahwe seinen Willen verkünden läßt. Während es sich bei dieser Verwendung von 13V als Titel meist um relativ jungen, zumeist dtr. Sprachgebrauch handelt, dürfte der Gebrauch als Selbstbezeichnung in verschiedenen Gebeten vordtr. sein (ISam23l0f. 2410 2 5 39 II Sam 725.29). 2.3. Sonstige Verwendung von 13? im dtrG Angesichts der häufigen Verwendung des 13?-Titels für David muß es überraschen, daß Salomo kein einziges Mal von den Verfassern des dtrG den Ehrentitel 13J? erhält. Lediglich in seinem Traum zu Gibeon und im Tempelweihgebet bezeichnet sich Salomo selbst gegenüber Jahwe mehrfach als dessen (I Reg 3 7-9 828-30.52). Hier handelt es sich urn formelhafte — allerdings sehr bewußt verwendete — Gebetssprache, bei der die l.pers. durch die Wendung »dein Diener« ersetzt wird. IReg39 trägt Salomo nach einem kurzen Rückblick auf Jahwes Handeln, das ihn zum König werden ließ, Jahwe eine Bitte vor:

47

II Sam 78 handelt es sich nach M. Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien, 101, um eine ältere Überlieferung; vgl. H. W. Hertzberg, Samuel, 211 und 231 ff.

197

Der religiöse Sprachgebrauch »Mögest du doch

e,n

hörendes Herz geben, um dein Volk zu richten, um

den Unterschied zwischen gut und böse zu verstehen, denn wer kann dieses dein mächtiges Volk richten?«

Für seine Bitte um Beistand wählt Salomo hier den Ausdruck yatf D1? (»hörendes Herz«) 4 8 . Damit wird deutlich, daß es sich dabei nicht um eine dem autonomen Menschen beliebig verfügbare Qualität handelt, sondern daß sie je und je aus dem Hören auf Jahwes Willen erwachsen muß (vgl. I R e g 3 l l ) . Die von Salomo verwendete Selbstbezeichnung als 13? weist insofern ebenfalls darauf hin, daß er darauf angewiesen ist, so wie der Sklave jeweils auf seinen Herrn hört, auf Jahwe zu hören. Da nun ferner I Reg 8 28-30.52 135? ebenfalls nur noch als Selbstbezeichnung innerhalb der Bitten Salomos um Jahwes Aufmerksamkeit begegnet und sich somit niemals der Titel "735? im Zusammenhang mit Salomo findet, bleibt im ganzen dtrG David der einzige König, der als 13J> bezeichnet wird (Der Chronist dagegen nennt I I C h r 3 2 l 6 auch Hiskia Gottes 13? 4 9 ). Dies hängt sicherlich damit zusammen, daß nach Ansicht der Dtr Salomo gegen Ende seines Lebens sein »Herz« von Jahwe abwandte und sich anderen Göttern zuwandte ( I R e g l l l - 1 3 , bes. v. 4 ) 5 0 . All seine sonstigen Erfolge und auch die Erbauung des Tempels konnten diese Schuld nicht ausgleichen. So wird von I R e g l l l - 1 3 her einerseits deutlich, warum Salomo niemals den Titel rnn1 135? erhält, andererseits weist dieser Sachverhalt auch darauf hin, daß die Verwendung dieses Titels im Zusammenhang mit der dtr. Theologie gesehen werden muß und dort ihre Wurzeln hat. Als Selbstbezeichnung wird 135? ferner noch von Samuel gegenüber Jahwe gebraucht; I S a m 3 9 f . nennt sich Samuel aufgrund einer Anweisung Elis gegenüber Jahwe dessen 135?: »Eli sprach zu Samuel: ,Geh leg dich hin, und wenn er nach dir ruft, dann sollst du sprechen: Rede, Jahwe denn 11?S> ist bereit zum Hören!'«

I S a m 3 l 0 f f . berichtet dann, wie Samuel das von Eli Befohlene ausführt und wie Jahwe ihm daraufhin ein Handeln ankündigt, daß denen, die davon hören werden, »die Ohren gellen werden« (vgl. I I R e g 2 1 1 2 Jer 193 Hab 316). Der Abschnitt I S a m 3 hat innerhalb der Samuelüberlieferung von ISam 1—3 die Funktion, Samuel als Propheten zu zeigen. Während er 48

I Reg 34ff.

ist nach M . N o t h ,

Könige, 4 6 . 5 3 ,

u.a.

(z.B.

O.Eißfeldt,

Könige,

500)

vordtr. 49

S.u. Kap. 3 . 2 . 6 . , 2 6 1 .

50

Z u m dtr. Charakter dieses Abschnitts s. M . N o t h , Könige, 2 4 6 f f . und vgl. O.Eißfeldt, Könige, 5 1 9 f .

198

Diachronische Betrachtung

ISam2 als Priester erscheint (dem entspricht die Wendung rntfä ISam 218 und ISam3l), wofür die Geburtslegende ISam 1 die Begründung liefert, wird er ISam320 aufgrund des ISam31-19 Dargestellten als »Prophet« bezeichnet. Von daher wurde in der Auslegungsgeschichte auch wiederholt die Auffassung vertreten, ISam 3 handele es sich um eine »Berufung« Samuels51, bzw. eine ursprüngliche Berufungserzählung sei hier weggefallen 5 2 . Nun finden sich ISam 3 die sonst für Berufungserzählungen charakteristischen Formelemente wie etwa Auftrag, Einwand, Beistandszusage Jahwes und Zeichen nicht 53 . Daß Jahwe »mit« Samuel »war«, wird ISam 319 zwar festgestellt und ebenso gesagt, daß all seine Worte in Erfüllung gingen — »Zeichen« eines «echten« Propheten nach Dtn 28 21 f. —, aber die eigentlichen formalen Kriterien einer »Berufungserzählung« werden nicht erfüllt. Dennoch soll, wie aus ISam319-21 hervorgeht, inhaltlich so etwas wie eine Berufung zum Propheten erzählt werden: »Und Samuel wurde groß, und Jahwe war mit ihm und ließ keines von all seinen Worten hinfällig werden.«

Die von Eli in ISam39 dem Samuel aufgetragene Antwort auf den Ruf Jahwes kann man dann nur in dem Sinne verstehen, daß damit die gesamte prophetische Existenz auf eine knappe Formel gebracht werden soll. Der Prophet ist derjenige, zu dem Jahwe redet und der imstande ist, Jahwe zu hören (v. 9 und 10 wird das Partizip gebraucht). Und weil der Prophet wie ein 13? auf seinen Herrn hört, ist er der "Q5? Jahwes. Insofern könnte man sagen, daß ISam 3 durchaus die Funktion einer Berufungserzählung hat, anstelle des für jene Erzählungen typischen Schemas wird jedoch eine Formel eingeführt, die das Wesentliche eines Propheten darin sieht, daß er das Wort Jahwes hört. So wird von ISam 3 her die häufige Bezeichnung der Propheten als D'1% Jahwes im dtrG verständlich. Im Zusammenhang mit der Bezeichnung der Propheten als 13? bzw. zeigt sich nämlich, daß auch hier wieder der 13S>-Titel in enger Beziehung steht zum Wort Jahwes. Die Propheten sind »Diener« Jahwes, weil sie Jahwes Wort weitergeben. Dies wird einerseits deutlich an der engen Verbindung der »Erfüllungsformel« mit dem 13y-Titel für die Propheten. Sie werden nämlich häufig als 13? bzw. QH^y Jahwes bezeichnet im Zusammen51

H.W.Hertzberg, Samuelbücher, 2 9 f .

52

K. Budde, Die Bücher Samuel, 25.

53

S.o. zu Ex 4 1 0 : 1 6 5 ff.

Der religiöse Sprachgebrauch

199

hang mit der Feststellung, daß ein bestimmtes Geschehen als Erfüllung ihrer Worte zu verstehen ist: s. IReg 1418 1529 IIReg 936 1425 2110 242. Andererseits wird auch II Reg 1010 explizit gesagt, daß Jahwe tut, was er durch seinen Tjy hat ankündigen lassen: »Erkennet nun, daß nichts von dem Worte Jahwes hinfällig geworden ist, das Jahwe über das Haus Ahab geredet hat; und Jahwe hat getan, was er durch Elia angekündigt hat.«

Hier findet sich wie I S a m 3 l 9 die Wendung von dem Wort Jahwes, »das nicht hinfällig wurde« (wörtlich: »nicht zur Erde fiel«), vgl. auch: Jos 21 45 2314 IReg 8 5 6 54 . Aber auch das Handeln Elias geschieht »im Worte«, d.h. im Auftrag Jahwes, wie IReg 18 36 betont wird: »Bei der Darbringung des Opfers trat der Prophet Elia heran und sprach: Jahwe, Gott Abrahams, Isaaks und Israels, laß heute wissen, daß du Gott bist in Israel und ich l ^ j y ; denn auf dein Wort hin habe ich all dieses getan.«

Schließlich findet sich sogar in exilischer Zeit 5 5 die Vorstellung, daß Jahwe durch die Propheten seine Thora zu den Israeliten gesandt hat: »Obwohl Jahwe Israel und Juda durch all seine Propheten warnen ließ ..., die sprachen: ,Kehrt um von den bösen Wegen und beachtet meine Gebote und meine Gesetze gemäß der ganzen Thora, die ich euren Vätern geboten habe und die ich zu euch gesandt habe durch 'l^if, die Propheten', hörten sie nicht...« (IIReg 1713 f.)

An dieser Stelle wird deutlich, wie die verschiedenen Vorstellungen ineinander übergehen: Die Propheten erscheinen als Mittler der Thora — in dieser Funktion zeigen uns aber besonders die Sinaiperikope und das Dtn Mose; andererseits erscheint Mose an anderen Stellen als der Prophet schlechthin, z.B. N u m 127f. D t n l 8 l 8 (ohne T^J?) 345.10 IReg 853.56 — ein Hinweis darauf, daß wir uns hier schon in einem späteren Überlieferungsstadium befinden, wo die einzelnen Überlieferungen nicht mehr streng gesondert existieren. IIReg 1023 dagegen begegnet das Wort 135? in einem vordtr., vorexilischen Text 5 6 , der evtl. aus der letzten Zeit der Dynastie Jehus stammt 5 7 . »Da ging Jehu und Jonadab, der Sohn Rechabs, zum Baalstempel, und er sprach zu jenen, die Baal verehrten: ,Forschet und sehet, daß es nicht bei euch einen 'líyij Jahwes gibt, sondern nur Baalsverehrer.'« 54 55 56 57

S.u. 212. L. Perlitt, Bundestheologie, 12 ff. H.-C. Schmitt, Elisa, 1972,24 ff. H.-C. Schmitt, a.a.O., 27.

200

Diachronische Betrachtung

Hier bezeichnet das Wort Tj}> wie Gen 5017 die Gruppe der Kultteilnehmer eines Gottes, d.h. Jahwes. Ihnen werden diejenigen Israeliten gegenübergestellt, die den Baal »verehren« (Partizip von 13?) 58 . Eine etwas andere Bedeutung hat 13? in dem dtr. Tempelweihgebet Salomos 59 : » E r s p r a c h : J a h w e , G o t t Israels, wie du ist kein G o t t im H i m m e l d r o b e n u n d a u f der E r d e unten, der du die Berit u n d die T r e u e hälst f l ? ? ^ , die mit ihrem g a n z e n H e r z e n v o r dir leben.'« ( I R e g 8 23)

Hier sind die •'73? diejenigen, die durch ihre gesamte Lebensführung ihre Entscheidung für Jahwe dokumentieren, die vor Jahwe leben. Sinn der Formel aV ist es, die Ungeteiltheit der Zuwendung zu Jahwe zu betonen. Diese formelhafte Wendung findet sich auch als erstes Glied der häufiger begegnenden längeren Formel S>93 3V ^>33 (»mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele«), Während im Dtn die Kurzform fehlt — hier begegnet nur die Langform —, findet sie sich bei den Dtr (ISam73 1 220.24 IReg 148 IIReg 1031) und in jüngeren Texten 60 . Durch das Fehlen im Dtn, das Vorkommen bei Dtr und den späteren Charakter aller anderen Stellen wird die Formel als eindeutig dtr. charakterisiert. IReg 8 23 ist nun insofern wichtig, als wir hier die D'IJ? Jahwes tatsächlich in Verbindung mit der berit-Vorstellung finden — in einer Art hymnischen Prädikation (Partizipialstil) wird auf die berit-Treue Jahwes gegen seine D'13? hingewiesen —, die nach C. Lindhagen61 als wesentlichstes Moment der gesamten 135?-Terminologie anzusehen sein soll. Im Widerspruch zu C. Lindhagens Auffassung hatte sich jedoch schon bei der Analyse der profanen Verwendung von 13y gezeigt, daß eine besondere Affinität der iay-Vorkommen zur berit-Terminologie aus den Texten nicht hervorgeht. Auch bei der Untersuchung des religiösen Sprachgebrauches ist bisher neben Jer33 20f. IReg823 die einzige Stelle, die explizit eine Verbindung zwischen D'l^y und berit aufweist. Während somit der bisherige Textbefund die These C. Lindhagens nicht unbedingt stützt, hat andererseits die Diskussion der letzten Jahre über Bedeutung und Herkunft der »Bundesvorstellung« in Israel zu wichtigen Ergebnissen geführt62. 58

Vgl. u. 2 1 8 f.

59

S. M . N o t h , Könige, 1 7 4 f f . und Überlieferungsgeschichtliche Studien, 5 . 7 0 .

60

W.Thiel, Jeremia

1 - 2 5 , 8 8 f . ; vgl. II C h r 1 5 i s 2 2 9 3 l 2 i Joel 2 1 2 Z e p h 3 1 4 Ps 9 2

8612

1 1 1 i 1 1 9 2 . io.34.58.69.145 1 3 8 1 P r o v 3 s J e r 3 10 2 4 7 2 9 1 3 ( 3 3 4 9 L a n g f o r m ) . 61

S . C . L i n d h a g e n , 8 6 ff.

62

Einen

kurzen

Forschungsüberblick

die bei M . Weinfeld, m ?

gibt

L. Perlitt,

Bundestheologie,

, T h W A T 1 , 7 8 1 ff. g e n a n n t e L i t e r a t u r .

1—6;

vgl.

ferner

201

Der religiöse Sprachgebrauch

Insbesondere hat sich dabei mehr und mehr die Erkenntnis durchgesetzt, daß man picht von außeratl. Urkunden her eine »Bundesauffassung« und »Bundestheologie« in atl. Texte hineininterpretieren sollte, in denen sich die berit-Kategorie gar nicht findet. (Daher wird auch im folgenden nach dem Zusammenhang von 13V -Terminologie und beritVorstellung nur gefragt, wenn der jeweilige Text explizit diesen Zusammenhang aufweist.) In welchem Sinn das Wort berit da, wo es sich findet, dann zu verstehen ist, kann nur der jeweilige Kontext zeigen. Die meist verwendeten Übersetzungen »Bund«, »Vertrag« oder »Vereinbarung« entsprechen jedenfalls nicht der ursprünglichen Bedeutung des hebräischen Wortes nH363. Für ring wesentlich ist vielmehr die Idee einer »Verpflichtung«, u.z. nach E.Kutsch 6 4 zunächst einer »Selbstverpflichtung« (vgl. z.B. II Reg 233, von da aus kommt es zu der Bedeutung »Zusage«, »Zusicherung« etc.), dann einer Verpflichtung, die das Subjekt der Berit einem anderen auferlegt (vgl. z.B. Ezl7l3ff.), schließlich kommt es von der Selbstverpflichtung aus zu einer wechselseitigen b e rit, wenn nämlich die beiden Partner gegenseitig Verpflichtungen übernehmen (s. z.B. IReg526bß). Bemerkenswert ist nun, daß sich zwar im profanen Bereich diese drei berit-Möglichkeiten finden, daß es aber im theologischen Bereich, d.h. für das Gegenüber von Gott und Mensch, keine wechselseitige b e rit mit »gegenseitig einklagbaren Verpflichtungen« 65 gibt. Zwar kann ein bestimmtes, von Gott gefordertes Verhalten als Voraussetzung dafür angesehen werden, daß Gott seine Zusage hält (Ex 195); aber daß Gott seine b e rit hält, hat seinen Grund darin, daß Gott zu seinem Wort steht 6 6 . So meint b e rit als Bezeichnung für das Gegenüber von Gott und Mensch vor allem einerseits eine »Selbstverpflichtung« oder »Zusage« Jahwes, etwas Bestimmtes zu tun oder zu geben (z.B. Gen 1518 172.6.3-5 IlSam 235 etc.) und andererseits eine dem Menschen von Jahwe auferlegte »Verpflichtung« (z.B. Ex 195 I I R e g l 7 l 5 ) , wobei dann rnlri oder pfl häufig als Parallelbegriffe erscheinen. Der Frage nach der »Herkunft« dieser berit-Vorstellung, bei der in der Regel Jahwe das Subjekt der b e rit ist, und »deren Dominanz in einem bestimmten geschichtlichen und theoD . J . M c C a r t h y , Der Gottesbund im Alten Testament, 1 9 6 7 2 ;

E.Kutsch, Von Berit

zu »Bund«, KuD 14, 1968, 1 5 9 - 1 8 2 ; ds., »Bund« und Fest. Zu Gegenstand und Terminologie einer Forschungsrichtung, T h Q

150, 1970, 2 9 9 - 3 2 0 ,

dort 300,

Anm.4

weitere Literatur; vgl. auch E. Kutsch, T H A T I , 339—352. 63

S. bes. E. Kutsch, die in Anm. 62 genannte Literatur und M . Weinfeld, ThWAT I, 784.

64

E. Kutsch, T h Q 1 5 0 , 1 9 7 0 , 301 ff.

65

E. Kutsch, ThQ 150, 1 9 7 0 , 3 0 2 .

66

E. Kutsch, s. vor. Anm.

202

Diachronische Betrachtung

logischen Umkreis« ist in neuerer Zeit L.Perlitt nachgegangen 67 . Er kommt zu dem Ergebnis, daß erst die dtn. Prediger des 7. Jahrhunderts in der b e rit-Vorstellung ein Zentralmotiv ihrer Verkündigung fanden 6 8 . Die b e rit-Vorstellung dient den dtn. Theologen in Verbindung mit dem Hauptgebot dazu, für ihre Zeit Jahwes Gott-Sein zu beschreiben: »Von ihm her kamen alle Verheißungen und Gaben; zu ihm hin sollte alle Liebe gehen und in konkreter Entscheidung Gestalt gewinnen.« 6 9 Im Bereich der dtr. Geschichtserklärung wird dann die b e rit-Vorstellung aufgenommen; die Kategorie des »b e ritbruches«, verstanden als Verletzung der von Jahwe auferlegten »Verpflichtung« durch die Fremdgötterverehrung, wird nun zum Deutemittel der Geschichte: »Der schenkende, aber auch fordernde Gott wurde betrogen, das beschenkte, aber untreue Volk wurde bestraft.« 7 0 IReg823 ist nun b e rit offensichtlich als »Zusage« zu verstehen, die Jahwe seinen D'H}? hält. Hinsichtlich der Auffassung C. Lindhagens von der konstitutiven Bedeutung der Bundesvorstellung für die gesamte my-Terminologie ergibt sich aus diesen Forschungsergebnissen: 1. Da die »Bundes«-Kategorie erst relativ spät (im 7. Jh.) zu einem zentralen Theologumenon geworden ist, die W -Terminologie aber schon vorher und unabhängig davon begegnet, kann die »Bundes«Vorstellung nicht konstitutiv für das Verständnis des Stammes lay sein. 2. Wenn andererseits besonders in Texten dtr. oder postdtr. Herkunft (I Reg 823 J e r 3 3 20f.) das Wort TS? in Verbindung mit nna begegnet, dann deutet dies darauf hin, daß für die Deuteronomisten und die Späteren eine Verbindung dieses Wortes mit der b e rit-Theologie bestand. IReg 832.36 scheint

Bezeichnung für das ganze Volk zu sein:

»Du aber, mögest du im Himmel hören und handeln und T"!?? n(? richten, indem du den Übeltäter für schuldig erklärst und sein Handeln auf sein Haupt fallen läßt (,gibst') und indem du den Gerechten für gerecht erklärst und ihm gemäß seiner Rechtstat vergiltst (,gibst').« (I Reg 832}

Hier sind doch wohl »Übeltäter« und »Gerechte« gleichermaßen, d.h. alle Israeliten, unabhängig von ihrem Verhalten als D'l^? verstanden. 67

L. Perlitt, Bundestheologie, 3.

68

L. Perlitt, a.a.O., 2 7 9 .

69

L. Perlitt, a.a.O., 2 8 4 .

70

L.Perlitt, a.a.O., 38.

Der religiöse Sprachgebrauch

203

Das gleiche dürfte für I Reg 8 35 f. gelten: »Wenn der Himmel verschlossen wird, so daß es keinen Regen gibt, weil sie sich an dir verfehlen, und sie dann zu diesem Ort hin beten und deinen Namen bekennend preisen . . . , dann mögest du im Himmel es hören und die Verfehlung

verzeihen

(und deines Volkes Israel, denn du weisest ihnen den guten Weg, auf dem sie gehen sollen,) und Regen auf dein Land geben, das du deinem Volk als Erbbesitz gegeben hast.«

I Reg 8 35 f. geht es um den Fall, daß während einer katastrophalen Dürreperiode eine Volksklage gehalten wird. Das Volk spricht dabei ein Sündenbekenntnis und bittet Jahwe um Vergebung und um Regen. Ebenso wie I Reg 8 32 entspricht die -Bezeichnung an dieser Stelle der in den Gebeten üblichen Selbstbezeichnung der Betenden als Jahwes »Diener«. Eine Schwierigkeit entsteht hier aber dadurch, daß zur Bitte um Vergebung für 1'"!?? noch ^infe' hinzugesetzt wird, wodurch sich I'"!?? scheinbar auf die Könige bezieht 71 . Diese gesonderte Erwähnung der Könige wäre aber im gesamten Tempelweihgebiet singulär und äußerst ungewöhnlich, da es hier sonst immer um das Verhältnis des Volkes zu Jahwe geht. Daher wird verschiedentlich erwogen, entweder »deine Diener« oder »dein Volk Israel« zu streichen 72 . Nun hat man schon lange erkannt, daß die Begründung für die erbetene Sündenvergebung eigentlich überhaupt nicht paßt 7 3 , so daß die Annahme naheliegt, daß diese Begründung sekundär hinzugesetzt wurde. Dann ist es aber wahrscheinlich, daß zu der sonst im Gebet üblichen Bezeichnung (vgl. I Reg 832) VxTtP1 ^ipyi hinzugesetzt wurde, um durch die Begründung und explizite Nennung des Volkes die spezielle Klagesituation im Sinne einer allgemeinen Aussage über die Situation des Volkes vor Jahwe zu transzendieren. Ebenso wie IReg 832.36 bezieht sich das Wort O'Tp? in dem exilischen Psalm D t n 3 2 43.56 7 4 auf das ganze Volk, wie aus der parallelen Stellung von Oy und DH^S hervorgeht: »Ja, Recht schafft Jahwe seinem Volk, und

VQ? erbarmt er sich;

denn er sieht, daß die Kraft geschwunden ist, daß es aus ist mit dem Unmündigen und dem Mündigen.« (Dtn 3243) 71

M . N o t h , Könige, 187.

72

Nach I.Benzinger, Könige, 62, ist »Volk Israel«, nach M . N o t h , Könige, 187, l ' l ? ? evtl. sekundär.

73

S . M . N o t h , Könige, 187.

74

S. G. von Rad, Das fünfte Buch Mose, 143.

204

Diachronische Betrachtung »Preist, ihr Völker, sein Volk, denn das Blut v p ?

rächt er,

Rache nimmt er an seinen Feinden, aber das Land seines Volkes entsühnt er.« (Dtn 3 2 56)

Im Gegensatz zu II Reg 1023 wird hier also nicht mehr unterschieden zwischen jahwetreuen Israeliten und israelitischen Baalsverehrern. Vielmehr sind nun alle Mitglieder des Volkes Jahwes D'ia?. Damit ergibt sich, daß 13? im dtrG, abgesehen von seiner Funktion als Ehrentitel und Selbstbezeichnung für Mose und David, verwendet wird als: - Bezeichnung für die am Jahwe-Kult Beteiligten, d.h. die Anhänger des Jahwe-Kultes (IIReg 1023), - Selbstbezeichnung für Samuel (ISam39f.) und Salomo (IReg37-9 828-30.52f.), - Ehrentitel für die Propheten (IRegl4l8 1529 1836 IIReg97.36 1010 1425 1713.23 2110 242), - Bezeichnung für die Israeliten (IReg 823.32.36 Dtn 3243.56). Während 13? in dem vordtr. Text II Reg 1023 die auch in den alten Pentateuchquellen festgestellte kultische Bedeutung aufweist, d.h. einfach den Kultteilnehmer meint, zeigt sich bei der sonstigen Verwendung als Selbstbezeichnung und als Ehrentitel ein Zusammenhang mit einer gewissen »Worttheologie«: 13? ist derjenige, der das Wort Jahwes hört (ISam39f. I Reg 3 7-9; die Propheten werden als D'!?? bezeichnet, weil sie Mittler des göttlichen Wortes sind). Während IReg 8 23 schließlich die D'lpS! diejenigen sind, die durch ihre ganze Lebensführung ihre Entscheidung für Jahwe deutlich machen, weist IReg 8 32.36 der Kontext darauf hin, daß an diesen Stellen alle Israeliten als 0'135> bezeichnet werden. — Im Zusammenhang mit I Reg 823 ergab sich ein Hinweis darauf, daß die -Terminologie innerhalb der dtn.-dtr. Theologie mit der beritVorstellung in Verbindung stehen könnte. Bei der Untersuchung der verbalen Vorkommen ist nun zu prüfen, ob sich hierfür weitere Anzeichen finden. 3.2.3.2. 13V Im Gegensatz zu "13?, das im AT nur die Anhänger Jahwes bezeichnet, beschreibt 13? sowohl die Verehrung Jahwes, als auch die Verehrung anderer Götter. Im dtrG bezieht es sich sogar mehr als doppelt so häufig auf den kultischen Dienst an fremden Göttern als auf den

Der religiöse Sprachgebrauch

205

legitimen Jahwe-Kult. Bemerkenswert ist dabei, daß nach der Errichtung des Königtums, d.h. nach ISam 12, die Dtr überhaupt nicht mehr von einem auf Jahwe bezogenen 73? sprechen. (Lediglich I I S a m l 5 8 wird einmal beiläufig in einer vordtr. Überlieferung erwähnt, Absalom habe Jahwe durch ein Opferfest »verehren« wollen.) 1. Im Deuteronomium Während im Dt die "73? -Bezeichnung fast völlig fehlt, begegnet im Dtn relativ häufig, sowohl auf Jahwe bezogen ( D t n 6 l 3 1012.20 1113 135 28 47f.) als auch auf andere Götter (Dtn 4 19.28 74.16 8 19 1116 12 2.30 13 7.14 17 3 28 36.64) 7 5 . Bei den Stellen, die vom Jahwe-»Dienen« sprechen, handelt es sich der Form nach meist um Paränesen; entsprechend der Fiktion des Dtn als Moserede wird das Volk von Mose dazu ermahnt, Jahwe zu dienen: »Jahwe, deinen Gott, sollst du fürchten und ihm iSyn und bei seinem Namen schwören!« (Dtn 6 1 3 ; ähnlich Dtn 10 20 13 J)

Eine Eigenart von Dtn 613 1020 und 135 besteht darin, daß hier immer in einer Reihe ähnlicher Verben begegnet, die gemeinsam die rechte Haltung gegenüber Jahwe beschreiben sollen. So finden wir hier neben 73? zunächst KT (»fürchten«), womit nach J . B e c k e r 7 6 der besondere «Aspekt der alleinigen und treuen Verehrung Jahwes« betont werden soll. Die »alleinige und treue Verehrung Jahwes« intendieren aber doch wohl alle diese Verben; bei dem Wort NT dürfte als proprium noch der besondere Aspekt der »Furcht«-barkeit Jahwes mitschwingen, wie die Fortsetzung Dtn 614-16 zeigt. Das »Schwören beim Namen Jahwes«, das Dtn 613 und 1012 neben 13? begegnet, setzt natürlich ebenfalls die alleinige Anerkennung Jahwes voraus, da man im Namen des Gottes schwört, den man verehrt 7 7 . Wenn aber hier so gezielt auf das »Schwören« hingewiesen wird, dann könnte man annehmen, daß dieser Text einer Zeit entstammt, in der das »Schwören beim Namen Jahwes« eben nicht selbstverständlich war — vielleicht weil man als assyrischer Vasall auch beim Namen der assyrischen Götter schwören mußte. — So wird hier die grundsätzliche Anerkennung Jahwes veranschaulicht durch Termini, die einerseits auf die gesamte innere Haltung hinweisen, 75

Die Verwendung von

in den Schlußkapiteln des Dtn wird im Zusammenhang des

dtr. Sprachgebrauchs untersucht. 76

J. Becker, Gottesfurcht im Alten Testament, 93.

77

Vgl. F. Horst, Der Eid im Alten Testament, 2 9 7 f.

206

Diachronische Betrachtung

die aus der Furchtbarkeit Jahwes erwächst (NT), andererseits auf das gesamte kultische Verhalten (13?) und schließlich auf einen einzelnen Akt, das in jener Zeit wohl als besonders wichtig empfundene Schwören D t n l 3 5 findet sich in einer späteren Erweiterung78 sogar eine sechsgliedrige Reihe zur Beschreibung des rechten Jahwedienstes, hier werden noch nng ^ n , rrtXJp TW?, ^ a yatf und pai zum KT und hinzugefügt, wobei besonders die »Gebotsbefolgung« und das »Hören auf Jahwes Stimme« gegenüber Dtn6l3 und 1020 neu hinzukommen. Das »Befolgen der Gebote« dient aber auch Dtn 1012f. zur Erläuterung des 13?: »Und nun Israel, was verlangt Jahwe, dein Gott, anderes von dir, als daß du Jahwe, deinen Gott, fürchtest, so daß du auf all seinen Wegen gehst, daß du ihn liebst "Tbi^l Jahwe, deinem Gott mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, indem du die Gebote Jahwes und seine Satzungen befolgst...«

Indem hier das 13? geradezu als »Halten der Gebote und Satzungen« definiert wird, ist deutlich, daß es ganz und gar vom Gebotsgedanken her verstanden wird. (Zu der Wendung »mit ganzem Herzen und von ganzer Seele« s. auch D t n l l l 3 f . ; mit anderen Worten, vor allem ans: Dtn 429 6 5 13 4 2616 3 0 2.6.10.) Daß »Jahwe-Dienen« und »Halten der Gebote« zum Teil fast synonym sind, geht unter anderem auch daraus hervor, daß Dtn28l3f. (vgl. Dtn30l6f.) das auf die fremden Götter bezogene 13? verstanden wird als Abweichen von dem von Jahwe gebotenen Wort. Der Zusammenhang von Geboten und 13? findet sich auch Dtn 1113; während aber Dtnl0l2f. das 13? im Halten der Gebote besteht, erscheint hier als Inhalt der Gebote das 13?: »Es wird geschehen: Wenn ihr wirklich hört auf meine Gebote, die ich euch heute gebiete, indem ihr Jahwe, euren Gott liebt

mit eurem ganzen Herzen und von

ganzer Seele, dann gebe ich eurem Land Regen . . . « (Dtn 1113 f.)

13? und 13? werden also in unterschiedlicher Weise mit der Gebotsvorstellung verbunden: Während Mose als Mittler der Gebote 13? genannt werden kann, bezeichnet das Verb die Erfüllung der Gebote durch die Israeliten. 78

S. F.Horst, Privilegrecht, 4 3 ; J.Becker, Gottesfurcht im AT, 101; G.vonRad, Das fünfte Buch Mose, 69.

Der religiöse Sprachgebrauch

207

Dtn 28 47 f. begegnet 13? in einer begründeten Unheilsankündigung: »Deshalb weil du Jahwe, deinem Gott, in dem ganzem Überfluß nicht in Freuden und mit fröhlichem Herzen rrj3)?, rns?l deinen Feinden, den (!) Jahwe über dich entsenden wird, in Hunger und Durst, in Nacktheit und Mangel an allem; und er wird ein eisernes Joch auf deinen Nacken legen, bis er dich zugrunde gerichtet hat.«

Ein ähnlicher Zusammenhang von religiöser Verehrung Jahwes einerseits und politischer Unterwerfung andererseits findet sich, wie wir schon oben sahen, J e r 5 l 9 7 9 . Freilich lassen sich auch Unterschiede erkennen: Entsprechend dem im Dtn immer wieder begegnenden Motiv der »Freude vor Jahwe« 8 0 wird dem Volk Dtn2847 vorgeworfen, daß es Jahwe nicht »in Freuden und mit fröhlichem Herzen gedient hat«. J e r 5 l 9 dagegen erscheint der Fremdgötterkult als Grund der Strafe. Auch fehlt Dtn 28 47f. der Gedanke einer Exilierung, der Jer 519 betont wird. 13? bezieht sich Dtn 2847, wie aus dem Motiv der »Freude« hervorgeht, auf das kultische Verhalten; denn »fröhlich« sein soll Israel nach dem Dtn vor allem bei den verschiedenen kultischen Festen 81. So wie 13? als Terminus der Jahweverehrung häufig in Geboten begegnet, findet sich 13? als Terminus der Verehrung fremder Götter häufig in Warnungen, so z.B. Dtn 1116: »Hütet euch, daß euer Herz sich nicht verführen lasse und ihr abweicht Dfnsyi anderen Göttern und euch vor ihnen niederwerft.«

Gleichartige Warnungen finden sich auch Dtn 419 74.16 1230. Ähnlich wie bei dem rnrr 13? eine Affinität zu bestimmten Verben zur Reihenbildung führt, wird auch 13? als Ausdruck für die Verehrung fremder Götter verschiedentlich mit weiteren Verben verbunden. So findet sich nin Histafel in Verbindung mit 13? im Deuteronomium neben Dtn 1116 auch Dtn4l9 5 9 8 2 819 173 2925 3017 und wird am besten mit »sich niederwerfen« übersetzt; gemeint ist damit die kultische Prostration. Ferner begegnet neben 13? Dtn 2814 noch 'inj? "^n (vgl. Dtn 173 2917), das sich häufig auf die kultischen Festprozessionen bezieht 83 . Diese Verbindungen deuten darauf hin, daß auch 13? an all diesen Stellen die kultische Verehrung meint (ebenso: Dtn 428 74.16 135 122 137.14 2814.36.64). 79

Vgl. auch M . Seitz, Redaktionsgeschichtliche Studien, 2 9 2 ff.

80

Dtn 127.i2.i8 1 4 26 1 6 u . i4 2 6 u 2 h .

81

S. vorige Anm.

82

Zur Frage, ob hier und Dtn 13 s Hofal vorliegt vgl. o. 30.

83

Vgl. F. J.Helfmeyer, Die Nachfolge Gottes im Alten Testament, BBB 29, 1968, 190f. 210ff.

208

Diachronische Betrachtung

Einen Zusammenhang mit der berit-Vorstellung zeigt die Verwendung von inDtn7l6: »Du wirst all die Völker verschlingen, die Jahwe, dein Gott, dir gibt; dein Auge soll nicht schonend auf ihnen ruhen, und ihren Göttern

16 , denn das wäre für dich

ein Fallstrick.«

Diese Verheißung, an die eine Paränese angefügt wurde, gehört zu dem dtn. Abschnitt Dtn7l2-16, der verschiedene Verheißungen enthält, die dem Israel gelten, das sich einzig und allein an Jahwes Ordnungen und Gesetzen orientiert und sich nicht fremden Göttern zuwendet. Diesem Israel wird Jahwe auch nach Dtn 712 die berit und die »Treue« (ipri), »die er den Vätern zugeschworen hat«, halten. b e rit ist hier, wie besonders L. Perlitt 84 gezeigt hat, nicht primär Chiffre für das Gesetz, sondern für die Verheißung. Diese den Vätern gegebene Verheißung wird verstanden als eidliche Zusage Jahwes, Israel mit dem Land zu beschenken. Während in den alten Quellen das Land von Jahwe »nur« verheißen wird 8 5 , ist es also für die dtn. Auffassung — und auch für die dtr. — charakteristisch, daß Jahwe das Land den Vätern »zugeschworen hat« (yatfa). In einer Zeit, da der Besitz des Landes unsicher geworden war, mußte Jahwe ihn »garantieren«, eben »beschwören« 8 6 . Der Zusammenhang von b e rit und njy wird im Dtn also in der Weise gesehen, daß aus der Selbstverpflichtung Jahwes, d.h. aus seiner Zusage, sich die Mahnung an Israel ergibt, nun auch Jahwe allein zu »dienen«, bzw. die Warnung, keine anderen Götter zu »verehren«. 2. Im deuteronomistischen Geschichtswerk Dtn 2917.25 wird die »Verehrung« fremder Götter ebenfalls mit der berit-Vorstellung verbunden 87 . Dtn 2917 finden wir die Warnung, nur ja nicht die Götter fremder Völker zu »verehren«; Dtn 2925 gehört zu dem Abschnitt Dtn 2921-28, der den fiktiven Fall eines schon aufgrund des Abfalls von Jahwe wirksam gewordenen Fluches darstellt, und zwar »im Spiegel der von der Katastrophe aufgeschreckten umliegenden Völker« 8 S . Sie werden nach dem Grund dieser Schreckenskatastrophe 84 85

Zum Folgenden s. L. Perlitt, Bundestheologie, 60 ff. Vgl. J.G.Plöger, Literarkritische, formgeschichtliche und stilkritische Untersuchungen zum Deuteronomium, BBB 26, 1967, 63 ff.; dagegen rechnet N. Lohfink, Die Landverheißung als Eid, damit, daß schon J einen »Eid« an die Väter kannte.

86

L. Perlitt, Bundestheologie, 68; vgl. zu y ^ a : O. Procksch, Genesis, 149.

87

Zum dtr. Charakter von Dtn 2 9 vgl. z.B. M . N o t h , Überlieferungsgeschichtliche Studien, z.St.; G.vonRad, Das fünfte Buch Mose, 129 (»sehr spät«); L.Perlitt, Bundestheologie, 23 ff.

88

G. von Rad, Das fünfte Buch Mose, 129.

209

Der religiöse Sprachgebrauch

fragen und erfahren, daß Jahwe selbst sein abtrünniges Volk verflucht hat: » . . . weil sie verlassen haben die b e rit Jahwes, des Gottes ihrer Väter, und hingingen TTJJ?! anderen Göttern und sich vor ihnen niederwarfen, die sie nicht gekannt hatten und die er ihnen nicht zugeteilt hatte.« (Dtn 2 9 24 f.)

Das hier verwendete Frage-Antwort-Schema findet sich in ähnlicher Weise noch I Reg 9 8 f. und etwas knapper J e r 2 2 8 f . 8 9 . Auch J e r 5 l 9 911-15 und 1610-13 wird es verwendet, an diesen Stellen sind es aber nicht Fremde oder andere Völker, die nach dem Grund des Unheils fragen, sondern die Israeliten selbst; außerdem wird an den zuletzt genannten Stellen die Katastrophe in einem die Einheit abschließenden Gerichtswort erst für die Zukunft angekündigt. Dies widerspricht freilich der einleitenden Warum-Frage, die das Gericht bereits als geschehen voraussetzt. Daher soll wohl durch jene Gerichtsankündigungen nur die prophetische Verkündigung nachgeahmt werden 90 . Es ist also anzunehmen, daß die konstante Struktur und die durchgehende dtr. Phraseologie dieser Abschnitte auf die dtr. Prediger der Exilszeit als Verfasser dieses Schemas hinweisen. Das Schema sollte wohl in der damaligen Situation dazu helfen, die Katastrophe als selbstverschuldetes Gericht Jahwes zu akzeptieren. Dtn 2924 wird nun ebenso wie J e r 2 2 9 das Verlassen der b e rit als Grund des Gerichtes genannt, und dazu findet sich auffälligerweise eine inhaltliche und auch formale Parallele in einem akkadischen Text: »Jedesmal,

wenn die Einwohner

Arabiens einander fragten:

,Warum

hat

solches

Unheil Arabien getroffen?' (antworteten sie einander:) ,Weil wir die heiligen, Assur geschworene Eide nicht gehalten haben, weil wir die Freundlichkeit Assurbanipals, des von Ellil geliebten Königs, kränkten!'« (Rassam-Zylinder IX, Z 6 8 - 7 4 ) 9 1

Auch in diesem Text aus den Annalen Assurbanipals, der im 7. Jh. lebte, erscheint jenes Frage-Antwort-Schema zur Erklärung einer politischen Katastrophe, und es muß immerhin die Frage gestellt werden —ohne daß sie sich bisher sicher beantworten läßt —, ob bei den dtr. Predigern der Exilszeit die Kenntnis solcher Formen vorausgesetzt werden kann. Freilich handelt es sich in dem assyrischen Text um ein politisches Abkommen, das verletzt wurde, während es Dtn 2924 um das Verlassen der b e rit Jahwes geht, d.h. der Israel von Jahwe auferlegten Verpflichtung. 89

Vgl. zum Flgd. W.Thiel, Jeremia 1 - 2 5 , 2 9 5 ff.

90

W.Thiel, a.a.O., 2 9 9 .

91

T e x t übersetzt nach A N E T , 3 0 0 . Schon im vorigen Jh. wurde auf diese Parallele aufmerksam gemacht, vgl. W.Thiel, Jeremia 1 — 2 5 , 2 9 8 , Anm. 14.

14

Riesener, D e r S t a m m

210

Diachronische Betrachtung

Diese b e rit hat Israel verletzt, indem es andere Götter »verehrt« hat, und damit hat es selbst seinen Untergang verschuldet. Dtn 29 gehört mit seinen dtr. Anschauungen »in den Bereich einer frühexilischen theologischen Herausarbeitung der Schuld Israels in Korrespondenz zur Entschuldigung Jahwes« 92 . Dtn 3120 wird in einem redaktionellen Abschnitt aus nachexilischer Zeit 9 3 jener Abfall des Volkes schon vorausgesagt: »Denn ich werde es in das Land bringen, das ich seinen Vätern zugeschworen habe, fließend von Milch und Honig. Es wird essen und satt und fett werden und sich anderen Göttern zuwenden t m j j p und mich verwerfen, und es wird meine b e rît brechen. «

Auch hier meint b e rît die Israel von Jahwe aufgelegte Verpflichtung, die es durch den Abfall zu anderen Göttern brechen wird. Während also der dtn. Abschnitt Dtn 712-16 einen Zusammenhang von Tjy lund b e rit in der Weise aufweist, daß aufgrund der »Verheißung« (b e rît) Jahwes zum rechten Jahwedienst gemahnt wird bzw. vor der Verehrung fremder Götter gewarnt wird, weil dadurch Jahwes »Zusage« hinfällig werden würde, erscheint in den späteren dtr. Abschnitten Dtn 29 24 f. 3120 b e rît als die dem Volk von Jahwe auferlegte »Verpflichtung«, die es durch den »Fremdgötterkult« mißachtet hat. Im Buche Josua findet sich 13V dann außer in der Ermahnung zum aufrichtigen Jahwedienst Jos 225 94 (stilistisch ähnelt sie den im Dtn Mose in den Mund gelegten Ermahnungen) nur 9 5 noch Jos 23 und 24 9 6 . Die besonders zahlreichen Vorkommen in Jos 24 (auf Jahwe bezogen: J o s 2 4 1 4 f . 18-20.22.24.31; auf andere Götter bezogen: Jos 24 97 2.14-16.20) zeigen, daß das 13V hier ein zentrales Motiv darstellt . Den Kern des ganzen Abschnittes bildet Jos 2415: »... Wählt heute, wem jnäjffi : den Göttern, denen eure Väter jenseits des Flusses H?y oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus Jahwe.«

Hier wird der Charakter von Jos 24 deutlich — es handelt sich um einen nur lose mit einer geschichtlichen Situation verbundenen »Aufruf zur alternativen Entscheidung« 98 . 92 93 94 95 96 97 98

L. Perlitt, Bundestheologie, 23. G. von Rad, Das fünfte Buch Mose, 136. Zum dtr. Charakter vgl. M. Noth, Josua, 133. Zu Jos 2227 (P) vgl. Kap. 3.2.6. Damit ist im folgenden Jos 241-28 gemeint. Vgl. L. Perlitt, Bundestheologie, 256. L. Perlitt, a.a.O., 244.

211

Der religiöse Sprachgebrauch

Das Besondere in der Verwendung von l j y besteht hier darin, daß damit eine echte Alternative zwischen Jahwe und den Fremdgöttern gezeigt wird". Der Fremdgötterkult erscheint also nicht als die von vornherein un-mögliche Möglichkeit. berit meint in Jos 2425 a die »Verpflichtung« des Volkes 100 , es geht in diesem Zusammenhang um die Selbstverpflichtung Josuas (Jos 2415) bzw. des ganzen Volkes, wie das dreimalige in Jos 2418.21.24 zeigt. Inhalt dieser berit, dieser Verpflichtung, ist aber gerade die Alleinverehrung Jahwes. So entspricht hier dem »Verheißungseid« Jahwes — in diesem Sinn wird ja, wie Dtn7l2 deutlich geworden ist, in der dtn. Theologie die Väterverheißung interpretiert — der »Treueid des Volkes«. Die Zweiseitigkeit der berit besteht darin, daß für Israel »nur im Bleiben bei Jahwe die Verheißung zur Wirklichkeit wird« 101 . Insofern stellt die berit-Vorstellung in Jos 24 ein Zwischenglied zwischen der dtn. Auffassung von einer »Zusage« Jahwes und der dtr. von einer »dem Volk von Jahwe auferlegten Verpflichtung« dar. Eine Analyse von Jos 24 verweist also auf vordtr. Theologie und damit etwa auf das 7. Jahrhundert 102 . Möglicherweise sind mit den »Göttern jenseits des Flusses« bzw. den »Göttern der Amoriter« die assyrischen Staatsgötter gemeint. Dann könnte der Grundbestand von Jos 24 evtl. in der Zeit Manasses entstanden sein, der die von Ahas begonnene Umwandlung des Jerusalemer Tempels zu einem Assur-Heiligtum (IIReg 1610-18) noch fortsetzte (IIReg 214f.). In dieser Zeit könnte Jos 24 ein »Ruf in die innere Emigration«, eine Art »Durchhalteprogramm«103 gewesen sein: »Fern sei es von uns, Jahwe zu verlassen,

läS"1? anderen Göttern!«

(Jos 2416)

In dem dtr. Kapitel Jos 2 3 1 0 4 findet sich neben der Warnung vor der Verehrung der Götter der besiegten Völker (Jos 237) in v. 16 eine bedingte Unheilsankündigung: »Wenn ihr die b e rit Jahwes, eures Gottes, übertretet, die er euch geboten hat und hingeht OTnjsn anderen Göttern und euch vor diesen niederwerft, dann wird der Zorn Jahwes gegen euch entbrennen, und ihr werdet schnell aus dem schönen Land verschwinden, das er euch gegeben hat.«

Hier zeigt die Wendung, daß die berit von Jahwe »geboten« (rns) wird, daß damit wieder eine »Verpflichtung« des Volkes durch Jahwe, spe99 100

L. Perlitt, s. vorige Anm. L. Perlitt, a.a.O., 2 6 0 f f . ; E. Kutsch, T h Q 1 5 0 , 1 9 7 0 , 3 1 8 .

101

L. Perlitt, a.a.O., 2 6 4 .

102

L. Perlitt, a.a.O., 239ff. bes. 273. Mit einer dtr. Überarbeitung von Jos 24 ist allerdings zurechnen.

103

L.Perlitt, a.a.O., 277.

104

M . N o t h , Josua, 133.

212

Diachronische Betrachtung

ziell zur Alleinverehrung Jahwes gemeint ist. Die Übertretung dieses Gebotes aber wird nach diesem Wort zum Verlust des Landes führen, wobei durch die Verknüpfung mit Jos23l4f. deutlich gemacht wird, daß dieses Geschehen dann als Erfüllung des göttlichen Wortes zu verstehen ist (vgl. ISam319 Jos2145 IReg856 IIReglOlO): Ebenso wie Jahwes Verheißungen erfüllen sich auch seine Unheilsankündigungen bzw. Fluchandrohungen 1 0 5 . Geschichte erscheint hier also als Wirkungsgeschichte des göttlichen Wortes — dies aber ist eine der zentralen Katagorien der dtr. Theologie 106 . In dem dtr. Abschnitt J d c 2 1 0 7 findet sich im Zusammenhang mit iy> eine ähnliche b e rit-Vorstellung wie Jos 23: Es handelt sich ebenfalls um Jahwes b e rit, sie ist den Israeliten »geboten« (Jdc220), bei Übertretung durch die »Verehrung« fremder Götter (Jdc2ll.l3.19) entbrennt Jahwes Zorn (Jdc 220 Jos 2316). »Und es geschah dann, wenn der Richter starb, dann kehrten sie um und trieben es schlimmer als ihre Väter, indem sie fremden Göttern hinterherliefen, n ^ y ^ und um sich vor ihnen niederzuwerfen. Da entbrannte der Zorn Jahwes gegen Israel, und er sprach: ,Weil dieses Volk meine b e rit übertreten hat, die ich ihren Vätern geboten habe und nicht auf meine Stimme hört, will auch ich kein einziges mehr von den Völkern . . . vor ihnen vertreiben ...'« (Jdc 2 19-21)

Die Fremdgötterverehrung der Generationen nach Josua erscheint in scharfem Kontrast zu der Jdc 2 7 hervorgehobenen Alleinverehrung Jahwes zur Zeit Josuas. Auch hier wird b e rit somit inhaltlich verstanden als Verpflichtung zur Alleinverehrung Jahwes, die Verehrung fremder Götter dagegen stellt eine »Überschreitung« der b e rit dar. Im Richter-Buch finden wir das 13!?-Motiv schließlich noch unabhängig von der b e rit-Vorstellung in Jdc36f. und Jdc 106.10.13. Jdc35f. ist von Jdc 220f. her zu verstehen: Jahwes Ankündigung, daß er die fremden Völker nun nicht mehr vor den Israeliten vertreiben will, führt dazu, daß sie nun inmitten dieser Völker wohnen. Das daraus sich ergebende Connubium aber hat wiederum zur Folge, daß die Israeliten nun auch die Götter der fremden Völker »verehren« (Jdc 3 6) 108 . 105

L. Perlitt, a.a.O., 20. Zum Korrespondenzverhältnis von ergangenem Wort und geschichtlicher Erfüllung vgl. G. von Rad, Theologie, Bd. 1, 352ff. 107 M . N o t h , Überlieferungsgeschichtliche Studien, 7 u.ö.; W.Richter, Die Bearbeitungen des »Retterbuches« in der deuteronomischen Epoche, BBB 21, 1964, 2 6 - 5 1 ; 58-62; L. Perlitt, a.a.O., 21. los vgl. W. Richter, Retterbuch, bes. 44.

106

213

Der religiöse Sprachgebrauch

J d c 3 7 - l l hat W.Richter als ein »narratives Beispielstück« 1 0 9 bezeichnet. Dem auf fremde Götter gerichteten 73V Israels korrespondiert hier die politische Unterwerfung unter einen fremden Herrscher: »Dann taten die Israeliten, was böse war in den Augen Jahwes: Sie vergaßen Jahwe, ihren Gott, Israel,

den Baalen und den Äscheren. Da entbrannte der Z o r n Jahwes gegen

und er verkaufte sie in die Hand

Kuschan

Rischathaims

...,

die

Israeliten dem Kuschan Rischathaim acht Jahre lang.« (Jdc 3 7 f.)

Ob man nun wie W . R i c h t e r 1 1 0 Jdc37-11 wirklich als vorexilisch ansehen muß, bleibt fraglich, da das hier entworfene Geschichtsschema allzusehr dem aus Jdc 2 bekannten dtr. Schema entspricht und andererseits auch der Zusammenhang von Fremdgötterverehrung und politischer Unterwerfung durchaus dtn.-dtr. ist 1 1 1 . Auch stellt W.Richter selbst fest, daß die mit Götterbezeichnungen verbundene Formel nj? n^y*] ohne Zweifel »dtr. Herkunft« sei 1 1 2 . So dürfte es sich bei Jdc37-11 um eine »geschiehtstheologische Beispielerzählung« handeln, die das Korrespondenzverhältnis von Fremdgötterverehrung und politischer Unselbständigkeit einerseits, von erneuter Zuwendung zu Jahwe und seiner Hilfe für das Volk andererseits veranschaulichen will. Die Vorkommen von 13? in Jdc 106.10.13.16 gehören zu dem Abschnitt Jdc 106-16, der von W.Richter als »geschichtstheologischer Dialog« 1 1 3 bestimmt wird. Gegen diese Formanalyse spricht jedoch, daß nur die Verse 10-15 einen Dialog enthalten, wobei sich 13? in v. 10 und v. 13 findet: »Da schrieen die Israeliten zu Jahwe: ,Wir haben gegen dich gesündigt, denn wir haben unseren Gott verlassen,

den Baalen.'«

Darauf antwortet Jahwe: » . . . Ihr habt mich verlassen H3?ni anderen Göttern, darum will ich euch nicht mehr helfen.«

Dieses Gespräch soll wiederum den Zusammenhang von Fremdgötterverehrung und politischer Unterwerfung zeigen. Um weiter zu verdeutlichen, daß allein Jahwe Israel aus seiner Bedrängnis retten kann, wird der Dialog hier als Stilmittel eingesetzt. Der gesamte Abschnitt ist jedoch als »Erzählung« zu bestimmen, wie schon aus dem Einleitungs- und Schlußsatz hervorgeht, in denen sich wiederum findet: 109

W . Richter, Retterbuch, 9 0 .

110

So W . Richter, a.a.O., 9 1 , vgl. 6 1 .

111

Vgl. o. 1 4 8 f.

112

W . R i c h t e r , a.a.O., 5 8 .

113

W . R i c h t e r , a.a.O., 8 8 f .

214

Diachronische Betrachtung »Die Israeliten taten wiederum, was böse war in den Augen Jahwes, n ^ y v Baalen und Astarten . . . Jahwe aber verließen sie, Inn?}; 16 .« (Jdc 106)

den

Deutlich knüpft Jdc 106 an Jdc 3 7 an: Die Formulierungen entsprechen sich, und das lS'p k l weist auf Jdc 3 7 zurück. Der Abschluß in Jdc 1016 entspricht freilich nicht dem in Jdc3l0f., der von einer Befreiung der Israeliten und einer 40jährigen Ruhezeit für das Land spricht; Jdc 1016 heißt es nur: »Dann entfernten sie die fremden Götter aus ihrer Mitte VT^yn Jahwe, da wurde er unmutig über Israels Elend.«

Die wenig konkrete Aussage, daß Jahwe »unmutig wurde«, deutet nur eben an, daß Jahwe sich zur Hilfe entschloß — mehr kann der Erzähler hier jedoch auch nicht sagen, da ja nun J d c l 0 l 7 f f . die JephthaErzählung einsetzt, die zeigt, in welcher Weise Jahwe dem »Elend« der Israeliten ein Ende macht. Die Intention von Jdc 106-16 — die W.Richter z.T. zutreffend bestimmt hat 1 1 4 — läßt sich somit in dem Satz zusammenfassen: Wenn sich die Israeliten fremden Göttern zuwenden, geraten sie in politische Unterdrückung, wenn sie die fremden Götter wieder entfernen und Jahwe »dienen«, dann hilft er ihnen aus der Not. Da die Erzählung also wieder Beispielcharakter hat und der Aufbau und sogar einzelne Formulierungen Jdc 3 7-11 sehr ähneln, handelt es sich wiederum um eine »geschichtstheologische Beispielerzählung«. Bemerkenswert ist nun, daß wir nicht nur im Richter-Buch, sondern auch noch im I. Samuel-Buch jenen Zusammenhang von Aufgabe des Fremdgötterkultes einerseits, Jahwes politischer Hilfe für das Volk andererseits finden: »Da sprach Samuel zum ganzen Haus Israel: ,Wenn ihr euch mit ganzem Herzen Jahwe zuwenden wollt, dann entfernt die fremden Götter aus eurer Mitte und die Astarten und richtet euer Herz auf Jahwe irqajn ihm allein, dann wird er euch aus der Hand der Philister reißen.'« »Da entfernten die Israeliten die Baale und-Astarten n^y'l Jahwe allein.« (ISam 73.4)

Im folgenden wird dann berichtet, wie Jahwe die Israeliten aus der Bedrohung durch die Philister errettet (ISam 77-17), so daß sie auch die verlorengegangenen Städte zurückgewinnen können (zu der Aussage, 114

W.Richter, a.a.O., 89.

Der religiöse Sprachgebrauch

215

daß Samuel Israel »gerichtet« habe, in ISam7l5ff. vgl. J d c l 0 2 f . 127.9. 11.141631). Daß I S a m 7 als dtr. anzusehen ist, wurde schon lange erkannt 1 1 5 ; H.J.Stoebe weist nun ferner darauf hin, daß wir hier, im Unterschied zu ISam 8 nicht einem »Bearbeiter einer älteren Tradition«, sondern einem selbständigen »Erzähler« 116 begegnen. Dies entspricht den anhand von Jdc 37-11 und 106-16 gewonnenen Erkenntnissen: ISam 7 ist ebenfalls als » geschieh tstheologische Beispielerzählung« zu verstehen, die zeigt, wie Jahwe seinem Volk hilft, nachdem es die fremden Götter entfernt hat und ihm allein »dient«. ISam 1210 wird in der großen Rede, die Samuel im Zusammenhang mit der Einführung des Königtums hält, jenes Sündenbekenntnis des Volkes aus Jdc 1010 fast wörtlich zitiert: »Sie schrieen zu Jahwe und sprachen: ,Wir haben gesündigt, denn wir haben Jahwe verlassen "TäJJJI den Baalen und Astarten; nun aber rene uns aus der Hand unserer Feinde,

1WD •« Im Anschluß daran heißt es, daß Jahwe Jerubbaal, Bedan, Jephtha und Samuel gesandt habe, um die Israeliten aus der Hand ihrer Feinde zu retten. Während von den hier genannten »Rettern« Jephtha und Samuel schon im Zusammenhang mit Jdc 106-16ff. und ISam 7 begegnet sind, muß bei Bedan und dem sonst (aber vgl. Jdc 625-32) unter dem Namen Gideon bekannten Jerubbaal wohl bekannte Tradition vorliegen 1 1 7 . Gegenüber Jdc 1016 und ISam73f. weicht auch die Reihenfolge von Jahwe-Dienen und Jahwes Hilfe ab: ISam 1210 soll Jahwe zunächst das Volk »retten«, dann wollen sie ihm »dienen«; dagegen wollen die Erzählungen Jdc37-11 106-16 ISam 7 gerade zeigen, daß Jahwe dem Volk, das ihm »dient«, auch hilft. So zeigen sich hier trotz deutlicher Aufnahme des dtr. Geschichtsschemas im einzelnen doch Abweichungen, die die Annahme nahelegen, daß der Verfasser zwar der dtr. Schule zuzurechnen ist, aber nicht identisch ist mit dem Verfasser der »geschichtstheologischen Beispielerzählungen«. Das Motiv des Jahwe-Dienstes begegnet noch dreimal in der Rede Samuels: 115

116 117

M . N o t h , Überlieferungsgeschichtliche Studien, 57; A.Jepsen, Quellen, 95; H.J.Stoebe, Samuel 1,171. H.J.Stoebe, Samuel 1,171. Vgl. H. J. Stoebe, Samuel 1,237.

216

Diachronische Betrachtung »Wenn ihr nun Jahwe fürchtet Dfnsyi ihm und auf seine Stimme hört und euch nicht auflehnt gegen den Befehl des Herrn . . . (so ist es gut).« (ISam 1214) »Und Samuel sprach zum Volk:,Fürchtet euch nicht! Ihr habt zwar dieses Unrecht getan, doch weicht nicht ab von Jahwe nrnsgl Jahwe mit eurem ganzen Herzen!'« (ISam 1220) »Nun fürchtet Jahwe, DTI13?1 ihm wahrhaftig und mit ganzem Herzen; denn seht doch, was er Großes bei euch getan hat!« (ISam 1224)

Die Worte Samuels haben paränetischen Charakter; das Königtum erscheint zwar als ein »Unrecht« (ISam 1220), aber auch unter einem König steht dem Volk die Möglichkeit offen, Jahwe zu dienen, und nur darauf kommt es an. ISam 1224 begegnet nun wiederum ein Wortspiel mit KT und Hin, wie wir es schon Ex 1431 gefunden hatten. Das Volk wird aufgefordert, zu sehen (!K"i), was Jahwe Großes getan hat, und dies dient als Begründung dafür, daß das Volk Jahwe fürchten soll (IXT). Ebenso resultierte Ex 1431 die Jahwe-Furcht daraus, daß das Volk die große Tat Jahwes sah. Ähnlich wie bei Ex 1431 stellt sich die Frage, ob ISam 1224 zum alten Überlieferungsbestand zu rechnen oder als redaktionell, d.h. dtr. anzusehen ist. Um dies beurteilen zu können, muß man die Gewitterepisode (ISam 1216-20) mit hinzuziehen. Hier finden wir ebenfalls den Zusammenhang von riKT (ISam 1216.17) und KT (ISam 1218.20), doch zeigt das »Furcht «-Verbot Samuels (ISam 1220), daß die aus dem »Anblick« des Gewitters erwachsene »Furcht« nicht die ISam 1224 gebotene »Furcht« sein kann. Die ISam 1224 gemeinte »Furcht« ist offenbar ebenso wie Ex 1431 universaler, nämlich als grundsätzliche und unbedingt positiv bewertete Haltung gegenüber Jahwe zu verstehen. Dies entspricht aber, wie J. Becker gezeigt hat, dem dtr. Begriff der Gottesfurcht 118 . Von daher und aufgrund der dtr. Wendung »mit ganzem Herzen« liegt es nahe, ISam 1224 nicht als alten Überlieferungsbestand 119 , sondern als dtr. anzusehen. Möglicherweise geht dann auch die wahrscheinlich redaktionelle Bemerkung Ex 1431 auf eine dtr. Überarbeitung zurück. 118

J. Becker, Gottesfurcht im AT, bes. 116 ff.

119

So etwas zögernd H. J. Stoebe, Samuel I, 239.

Der religiöse Sprachgebrauch

217

Die Beobachtung, daß nach ISam 12 die Verfasser des dtrG niemals mehr vom Jahwe-Dienen, sondern nur noch von der Verehrung fremder Götter reden, zeigt, daß für sie die Königszeit eben nicht, wie es nach ISam 1220.24 noch möglich schien, die Zeit des »Jahwe-Dienstes«, sondern vielmehr die Zeit der »Fremdgötterkulte« war — abgesehen freilich von der Zeit Davids 1 2 0 , der ja auch als einziger König den Ehrentitel nirr erhält. So findet sich nach ISam 12 Thronfolgeerzählung 1 2 1 :

Jahwe nur noch in der vordtr.

»Denn folgendes Gelübte hat dein Diener getan, während ich mich in Geschur in Syrien aufhielt: ,Wenn Jahwe mich nach Jerusalem zurückkehren läßt, 'nisyi

Jahwe.'«

Hier meint i j y einen einzelnen kultischen Akt der »Verehrung« Jahwes; wie ISam 1512 zeigt, ist ein Opferfest gemeint. Dieser Sprachgebrauch entspricht dem der alten Pentateuchquellen. Ebenfalls um eine wohl alte, vordtr. Überlieferung 1 2 2 dürfte es sich bei der I S a m 2 6 1 9 von David zitierten, an ihn gerichteten Aufforderung: » . . . Gehe, I i ? anderen Göttern!«

handeln. ISam 2 6 1 9 fungiert als Überleitung zu ISam 2 7 , wo von Davids Aufenthalt bei den Philistern erzählt wird. Bei jener Aufforderung, die etwas verschlüsselt dazu aufruft, das Land Jahwes zu verlassen, ist also vorausgesetzt, daß David außerhalb Israels eben auch die jeweiligen fremden Landesgötter »verehren«, d.h. an deren Kult teilnehmen muß. Hier dürfte es sich um eine sehr alte Auffassung handeln, die die Erfahrung des auch im Exil möglichen Jahwe-Dienstes noch nicht voraussetzt. Neben ISam 88 wird dann vor allem in den Königsbüchern davon gesprochen, daß das Volk bzw. seine Könige »andere Götter, Baale etc. verehrt« haben; ISam 88 heißt es in einer Rede Jahwes an Samuel, die sich auf den Wunsch des Volkes nach einem König bezieht: »All ihren Werken entsprechend, die sie getan haben seit dem Tag, da ich sie aus Ägypten heraufgeführt habe, bis zu diesem Tage — sie haben mich nämlich verlassen n a r i fremden Göttern - so handeln sie nun auch an dir.«

In diesem dtr. Abschnitt 1 2 3 erscheint die gesamte Geschichte des Volkes seit dem Exodus als eine Geschichte des Abfalls von Jahwe bzw. der Fremdgötterverehrung (vgl. II Reg 17). 120 Auch Josia wird natürlich II Reg 2 3 25 positiv beurteilt. 121

L. Rost, Thronfolgeerzählung, 2 3 4 .

122

H . J . S t o e b e , Samuel, 4 6 5 . 4 7 1 .

123

H . J . S t o e b e , Samuel, 1 8 4 .

218

Diachronische Betrachtung

Ebenfalls mit Bezug auf das gesamte Volk wird in dem allgemein als dtr. angesehenen Abschnitt I Reg 9 6-9 124 vor der Fremdgötterverehrung gewarnt: »Wenn ihr und eure Söhne euch abwendet von mir und nicht bewahrt meine Gebote und Satzungen, die ich euch vorgelegt habe, und geht anderen Göttern und euch vor ihnen niederwerft, dann werde ich Israel vertilgen von der Bildfläche des Ackerlandes, das ich ihnen gegeben habe . . . « (I Reg 9 6 f.)

An diese bedingte Unheilsankündigung schließt sich eine ähnlich wie Dtn 29 23-27 und Jer228f. formulierte »Gerichtsbegründung im Frage-Antwort-Stil« an 1 2 5 . In der Gestalt Jehus begegnet dann später ein Mann, der noch einmal auf sehr radikale Weise versucht, in Israel die Alleinverehrung Jahwes durchzusetzen: II Reg 1 0 1 8 - 2 7 wird in einer vordtr. Erzählung126 berichtet, wie er sämtliche Propheten, Priester und »Verehrer« Baals zu einer Festversammlung einlädt und dann umbringen läßt. Terminologisch wird in dieser Erzählung stets differenziert zwischen Jahwe-Dienern (IIReg 1023: rnn; ' p y ) und denen, »die den Baal verehren« (IIReg 1 0 l 9 b . 2 1 - 2 3 : tyjn ), besonders deutlich wird dies II Reg 1 0 2 3 : »Und es kam Jehu und Jonadab, der Sohn Rechabs, zum Tempel Baals und sagte sich : ,Forschet und sehet, daß hier nicht bei euch einer np? befinde, sondern nur ^yjn ,"T3i'!'«

Diese terminologische Unterscheidung entspricht dem gesamten atl. Sprachgebrauch: 13J> in religiösem Sinn gibt es nur als rqrr Tay, das Verb dagegen kann die Verehrung fremder Götter ebenso wie die Verehrung Jahwes bezeichnen127. Substantiv und Verb haben hier beide kultische Bedeutung, sie weisen auf die zum Jahwe-Kult gehörigen Israeliten hin bzw. auf diejenigen, die am Baalskult teilnehmen. IIReg 1019a enthält nun ein textkritisches Problem: In einigen Handschriften werden hier die »Baalsverehrer« als D'TP?, in anderen dagegen ebenso wie IIReg 1 0 1 9 b . 2 1 - 2 3 mit dem Partizip von 73V bezeichnet. Inhaltliche und syntaktische Gründe sprechen nun allerdings dafür, daß ursprünglich an dieser Stelle die »Baalsverehrer« überhaupt nicht genannt waren: Nachdem Jehu zuvor ironisch geäußert hat: 124 125 126 127

Z . B . I.Benzinger, Könige, 65; R.Kittel, Könige, 81; M.Noth, Könige, 196. Vgl. o. 209 f. Zur Datierung s. H.-C. Schmitt, Elisa, 30. Dazu s.u. 270f.

219

Der religiöse Sprachgebrauch »Ahab 13? dem Baal ein wenig, Jehu Iii??? mehr«, (II Reg 1018)

läßt er zunächst alle »Propheten und Priester« des Baal rufen, damit sie einen Feiertag für Baal ausrufen (IIReg 1020), zu dem dann erst alle »Baalsverehrer«, d.h. israelitischen Teilnehmer am Baalkult, kommen sollen (IIReg 1021). Die Erwähnung dieser Baalsverehrer in IIReg 10l9a, die die Aufzählung des hauptamtlichen, zum Baals-Kult gehörigen Personals störend unterbricht 128 , paßt also auch inhaltlich nicht hierher. Es dürfte sich daher um eine Glosse handeln 129 , wobei schwer zu entscheiden ist, ob zunächst tatsächlich das Wort 13? in ihr gebraucht wurde und an dessen Stelle später in Angleichung an den sonstigen atl. Sprachgebrauch das Partizip trat, oder ob zunächst das Partizip stand, das dann in Angleichung an die beiden anderen Substantive in einigen Handschriften durch das Nomen verdrängt wurde. Während Jehu somit als der große Baals-Bekämpfer erscheint, wird anderen Königen der Vorwurf gemacht, daß sie den Baal bzw. andere Fremdgötter »verehrt« haben, und zwar zuerst dem schon IIReg 1018 genannten Ahab: »Nicht

genug

damit,

daß

er

in

den

Verfehlungen

Jerobeams

...

wandelte,

heiratete Isebel, die Tochter Etbaals, des Königs der Phöniker, und ging

er dem

Baal und warf sich vor ihm nieder.«

Ähnlich negativ werden Ahasja (IReg 22 54), Manasse (IIReg 213) und Amon (II Reg 2121) beurteilt. Stets begegnet an diesen Stellen Hin hist. als Parallelbegriff zu I j y , so daß deutlich ist, daß es hier um die kultische »Verehrung« geht. Die Wendung vom »Sich-Niederwerfen« und »Dienen« begegnet (neben E x 2 0 5 Dtn59) D t n 4 l 9 819 1116 173 2925 3017 J o s 2 3 1 6 J d c 2 l 9 I R e g 9 6 . 9 IIReg 1735 J e r l 3 l 0 1 6 l l 229 256 IIChr7l9.22, und zwar mit dem Objekt »andere Götter«; E x 2 3 2 4 Jos 237 sind die Götter Kanaans gemeint, I I R e g 2 l 3 I I C h r 3 3 3 (vgl. D t n 4 l 9 ) : das Himmelsheer; IIReg 1716 und 2121 Verschiedenes 130 . Niemals begegnet diese typisch dtr. Wendung im Zusammenhang mit Jahwe. Läßt sich nun hierfür ein Grund finden? Die Annahme liegt nahe, daß Hin hist. von den Dtr für die JahweVerehrung nicht verwendet wird, weil das Wort mit negativen Assozia128 129

Vgl. die Korrektur in L X X L . Vgl. die Kommentare von I.Benzinger, 1 5 3 ; R.Kittel, 2 4 0 und die Ausführungen bei H.-C. Schmitt, 2 3 3 , Anm. 2 2 1 .

130

S. W . Zimmerli, FS Bertholet 1 9 5 0 , 5 5 3 .

220

Diachronische Betrachtung

tionen belastet war, daß man es aber umgekehrt gerade wegen dieser Assoziationen gern in Verbindung mit den Fremdgötterkulten gebrauchte. Diese negativen Assoziationen könnten nun damit zusammenhängen, daß die Proskynese vor allem gegenüber dem König üblich war, also zur Hofetikette gehörte (s. z.B. ISam249 2814 IlSam 96.8 144.22f. IlSam 164 18 28 24 201 Reg 116.23.31.47.53 etc.). II Reg 17 werden in einem dtr. Rückblick auf die Ursachen der Katastrophe des Nordreiches 1 3 1 der »Götzendienst« des Volkes (IIRegl7l2) und die »Baalsverehrung« (II Reg 1716) als Grund für Jahwes Zorn genannt, der zur Vernichtung des Volkes führte. Die dabei verwendete b e rit-Vorstellung meint hier, wie L. Perlitt deutlich gemacht hat 1 3 2 , wiederum eine »Verpflichtung« des Volkes, nämlich zur Alleinverehrung Jahwes, wie aus UReg 1735 hervorgeht: »Und Jahwe verpflichtete sie ( n ' l ? Dill? njn; n ^ l ) und gebot ihnen: ,Fürchtet nicht andere Götter, werft euch nicht vor ihnen nieder, rniayfl nicht und opfert ihnen nicht!'«

In dem an dieses Verbot anschließenden Gebot des rechten JahweDienstes werden dann bezeichnenderweise die Wendungen vom »Fürchten«, »Sich-Niederwerfen« und »Opfern« wörtlich aufgenommen — nun natürlich positiv auf Jahwe bezogen; das Wort TS!! aber wird ersetzt durch die Mahnung: »Die Gesetze und Bestimmungen, die Weisung und das Gebot, das er euch geschrieben hat, sollt ihr allezeit halten!« (II Reg 1737)

Damit bestätigt sich hier die Beobachtung vom Charakter des auf Jahwe bezogenen i j y als einer Haltung des Gehorsams gegenüber Jahwes Gebot. Der Vorwurf gegenüber der nach 722 im Nordreich angesiedelten Bevölkerung besteht dann gerade darin, daß sie den rechten Jahwedienst vermischte mit der Verehrung ihrer früheren Landesgötter (II Reg 1733.41). Zusammenfassung 1. Im Dt findet sich der 13?-Titel nur Dtn 927; er wird hier den Patriarchen als Verheißungsträgern, weil also an sie Jahwes Verheißung erging, zugesprochen. 2. Im dtrG begegnet der 13J>-Titel sehr häufig. 131 132

M . N o t h , Überlieferungsgeschichtliche Studien, 6 u. ö.; L. Perlitt, a.a.O., 12 ff. L. Perlitt, a.a.O., bes. 14.

Der religiöse Sprachgebrauch

221

3. Mose wird damit bezeichnet als derjenige, — der nach Jahwes Verheißung und Gebot den Stämmen im Ostjordanland ihre Wohnsitze gab, — durch den Jahwes Verheißungen ergingen, — der dem Volk verschiedene Gebote bzw. die Thora gegeben hat, die ihm selbst von Jahwe gegeben worden war. 4. Ferner wird David

13? genannt,

— einerseits im Hinblick auf sein geschichtliches Handeln, — andererseits als Verheißungsträger, — schließlich weil er wirklich nach Jahwes Gesetzen und Geboten gelebt hat. 5. Deutlich besteht in allen diesen Fällen eine Beziehung zwischen dem Wort Jahwes und dem "JSS-Titel: Mose und David handeln auf Jahwes Weisung hin, seine Verheißung ergeht durch Mose bzw. an David, Jahwe teilt Mose seine Gebote und die Thora mit, David lebt nach den Geboten Jahwes. 6. Auch bei den sonstigen -Vorkommen im dtrG zeigt sich ein enger Zusammenhang zwischen Tjy-Bezeichnung und Gehorsam gegenüber dem göttlichen Wort: ISam39f. und I Reg 3 7-9 zeigen den 13? als denjenigen, der das Wort Jahwes hört, und die Propheten werden als D'13? bezeichnet, weil sie Mittler des göttlichen Wortes sind. 7. Während in dem vordtr. Text II Reg 1023 m "ig? den einzelnen Israeliten als Kultteilnehmer bezeichnet, erscheinen I Reg 8 23 die D1"!}? als diejenigen, die durch ihre gesamte Lebensführung ihre Entscheidung für Jahwe deutlich machen; IReg 832.36 Dtn 3243.56 ist Jahwes offenbar Bezeichnung für ganz Israel.

1. Während es 13? im dtrG wie im ganzen AT nur als rnrp tgy gibt, kann sich das i j y sowohl auf Jahwe als auch auf andere Götter richten. In den Büchern Dtn bis II Reg bezieht sich sogar mehr als doppelt so häufig auf fremde Götter als auf Jahwe. 2. Im Dt bezeichnet rnrp ns Tiy einerseits das gesamte kultische Verhalten des Volkes, andererseits jene Hinwendung zu Jahwe, die im Befolgen der Gebote besteht und zu der gemahnt wird. Das auf fremde Götter gerichtete meint die kultische Verehrung jener Götter durch Israel, vor der gewarnt wird und die als Abweichen von Jahwes Wort verstanden wird.

222

Diachronische Betrachtung

3. Im dtrG meint 13? einmal in einer vordtr. Überlieferung einen einzelnen kultischen Akt, nämlich ein Opferfest, das ein einzelner veranstaltet (IISaml58), in der Regel aber das gesamte kultische Verhalten des Volkes, das als Ausdruck des Gehorsams gegenüber Jahwe bewertet wird, während dementsprechend die kultische Verehrung fremder Götter durch das Volk oder einzelne Könige als Ungehorsam gegenüber Jahwe erscheint. 13V -Terminologie und nn? -Vorstellung Als charakteristisch für das dtn.-dtr. Denken ist die vorher so nicht begegnende Verbindung von 135? und 13? mit der berit-Vorstellung anzusehen. Während n'"i3 Dtn7l2 als »Selbstverpflichtung« Jahwes bzw. als den Vätern gegebene »Zusage« verstanden wird, erscheint sie in den hier untersuchten dtr. Abschnitten als »dem Volk von Jahwe auferlegte Verpflichtung« (Dtn29 24 3 1 20 Jos237 Jdc219-21 IIRegl735). Den Zusammenhang von 13? und n,13 zeigt das Dtn in der Weise, daß vor der »Verehrung« fremder Götter gewarnt wird (Dtn 716), weil sonst die »Zusage« Jahwes hinfällig werden würde; im dtrG dagegen erscheint die »Verehrung« fremder Götter als Mißachtung der dem Volk von Jahwe auferlegten »Verpflichtung«. Eine Zwischenstellung nimmt Jos24 ein: Hier erscheint die berit, die Selbstverpflichtung des Volkes bzw. seine Verpflichtung durch Josua zur Alleinverehrung Jahwes als Antwort auf das seit der Väterzeit dem Volk zugewandte Heilshandeln Jahwes. Da sowohl quantitativ als auch qualitativ, d. h. hinsichtlich der Differenziertheit der theologischen Anschauungen, das dtrG den Kulminationspunkt der gesamten 135* -Terminologie darstellt und hier erstmals 13? nicht nur in kultischem Sinn, sondern vom göttlichen Wort (als Verheißung und als Auftrag) her verstanden wird, ist der Umkreis der dtn.-dtr. Theologie als Ursprungsort der Vorstellung eines primär als »Gehorsam« verstandenen Jahwe-Dienstes anzusehen. Im Zusammenhang mit dem auffälligen Fehlen der gesamten 13? Terminologie bei den vorexilischen Propheten133 hatten wir die Frage gestellt, aufgrund welcher Entwicklungen besonders 13? und 13? in späterer Zeit theologisch so relevant werden konnten, daß sie im AT als die zentralen Wörter einer Beschreibung des Verhältnisses des Menschen zu Gott anzusehen sind. Deutlich haben sich nun die dtn.-dtr. Theologen als Urheber eines neuen Verständnisses von 13? und 13? gezeigt. 13? und 13? stehen danach nicht mehr in erster Linie im 133

S.o. 183.

223

Der religiöse Sprachgebrauch

Zusammenhang mit einem kultischen Handeln, das als Befriedigung egoistischer Bedürfnisse mißverstanden werden kann. (Die vorexilischen Propheten sehen im Kultus diese Gefahr.) Vielmehr werden "T35> und mit der Vorstellung des Gehorsams gegenüber Jahwe verbunden und können von daher zentrale Bedeutung gewinnen.

3.2.4.

In den Psalmen

Vorkommen: •735?

••

Psl8l 862.4.16

1912.14 2 7 9 3117 3 423 3 527 36 l 6918.37 8 94.21.40.51 9013.16 1 0215.29 1 05 6.25f.42

7870 792.10 1 0928 113l

11616

11917.23.38.49.65.76.84.91.122.124f.135.140.176

1 3210

1351.14136221432.1214410 13V •• Ps2li 2231 977100210223

1 341

10636

rrj3?: 3.2.4.1.13?

In den Psalmen begegnet 13? am häufigsten als Selbstbezeichnung des Beters gegenüber Jahwe, d.h. als Ersatz für die l.pers.sg., so: Ps 1 9 1 2 . 1 4 2 7 9 3 1 1 7 3 5 2 7 6 9 18 8 6 2 . 4 . 1 6 8 9 5 1 1 1 0 9 28 1 1 6 1 6

11917.23.38.49.

6 5 . 7 6 . 8 4 . 9 1 . 1 2 2 . 1 2 4 f. 1 3 5 . 1 4 0 . 1 7 6 1 4 3 2 . 1 2 .

Meist handelt es sich dabei um Klagelieder des Einzelnen ( = wie z. B. bei Ps 31:

KE),

»Laß leuchten dein Angesicht ^ a y V? , hilf mir in deiner Güte!« (Ps 31 17) 2

In gleicher Weise steht 13? in P s 2 7 9 3527 6918 862.4.16 8951 10215.29 1 0 9 28 143 2.12 in einer K E 3 . In der Regel begegnet es hier ebenso wie in Ps 3117 in einer an Jahwe gerichteten Bitte. Überhaupt wird l^y als Selbstbezeichnung in der Regel in Bitten verwendet (innerhalb einer KE: P s 2 7 9 3117 6918 862.4.16 8951 1432.12; 1

Aus inhaltlichen Gründen dürfte hier mit vielen HSS und L X X " " n

13? im Singular zu

lesen sein. 2

Zeitlich ist P s 3 1 i 7 schwer einzuordnen; vgl. H.-J. Kraus, Psalmen I, BK X V , 1, 1 9 6 6 3 , 2 4 8 ; Nach H.Gunkel, Psalmen, 131 entsprechen aber verschiedene Anschauungen den »urtümlichen Verhältnissen Israels«, d.h. man könnte mit einem hohen Alter des Psalms rechnen.

3

Zur formgeschichtlichen Bestimmung vgl. bes. die Kommentare von H. Gunkel und H.-J. Kraus.

224

Diachronische Betrachtung

in sonstigen Gattungen: P s l 9 l 4 11917.38.49.76.122.124f. 135.176), vereinzelt auch in einem nach der Erhörung der Bitte gesungenen Dankoder Loblied (Ps 11616; vgl. 3527). Aus welchem Grund erscheint nun 135? so häufig in Bitten, bzw. in welchem Sinn wird es hier verwendet? Einen ersten Hinweis gibt Ps 14312: »In deiner Güte vernichte meine Feinde, laß zugrundegehen alle, die mich bedrängen, denn ich bin !«

Daß der Beter Jahwes "735? ist, wird hier als Begründung für das erbetene Handeln Jahwes genannt. Von daher liegt die Annahme nahe, daß auch sonst die 13? -Bezeichnung als Motiv für das Eingreifen Jahwes dient. Es gilt nun zu klären, welches Bedeutungsmoment der 13? -Bezeichnung jene motivierende Funktion haben könnte. Methodisch empfiehlt es sich dabei, zunächst einmal den Inhalt der jeweiligen Bitten zu ermitteln, um sodann feststellen zu können, ob zwischen den bisher herausgearbeiteten Bedeutungsmöglichkeiten von 13? und der Tendenz jener Bitten eine Beziehung besteht. Eine Analyse der vielfältigen Bitten zeigt nun tatsächlich eine inhaltlich gleichbleibende Tendenz: Es geht dem Beter wie in Ps 3117 um Jahwes Zuwendung (s. bes. Ps27 9 6918 8 9 51 119135.176), die sich in seiner Hilfe für den Beter zeigt ( P s l 9 l 4 862.4.16 10926-28 11917.122 und vgl. besonders den Kontext der Bitten um Zuwendung Jahwes) und die nach Ps 14312 (vgl. Ps 109 28) sogar in der Ausrottung der Feinde bestehen kann (Jahwes ipö »Güte« ist hier also ganz und gar auf den Beter bezogen!). Die Bitte um Jahwes Zuwendung und Nähe erscheint auch als Bitte darum, daß Jahwe sein Wort oder seine Verheißung erfüllen möge: »Erfülle n ? ? ^ dein Wort, das denen gilt, die dich fürchten!« (Ps 1 1 9 3 8 ; Vgl. Ps 11949.76)

Dementsprechend findet sich dann auch Ps 119 65 der Dank dafür, daß Jahwe seinem »Wort« entsprechend an seinem 13? gehandelt hat. Die Hilfe Jahwes kann sich darin zeigen, daß Jahwe das Leben des Beters vor Feinden und anderen Bedrohungen schützt (Ps 109 28 119 17.122 14312), aber auch darin, daß er den Beter vor Verfehlungen schützt (Psl9l4), wobei die göttlichen Vorschriften und Rechtssätze der Erkenntnis von Jahwes Willen dienen (Ps 1912 11923.124f.). Zusammenfassend kann man dann sagen: Diese Texte zeigen den Beter als einen Menschen, der im Bewußtsein seines Angewiesen-Seins auf Jahwe in der Gegenwart bzw. Zuwendung Jahwes leben möchte (in

225

Der religiöse Sprachgebrauch

den prekativisch formulierten Sätzen) bzw. lebt (in den indikativisch formulierten Sätzen). Diese Situationsbeschreibung trifft nun wesentliche Bedeutungsmomente des Wortes 135? in seiner profanen Verwendung, u. z. insbesondere im Hinblick auf die personale Relation und die Abhängigkeit. Dann läßt sich der Sinn der Selbstbezeichnung des Beters als "735? folgendermaßen bestimmen: 13? bezeichnet in den Psalmen den Beter als den auf

die Gegenwart wiesenen.

Jahwes

bzw. seine Zuwendung

und sein Handeln

Ange-

Bemerkenswerterweise fehlt dagegen in Verbindung mit der Selbstbezeichnung als 13? ein Hinweis auf irgendwelche Ver-»Dienste« des Beters, aufgrund derer Jahwes Hilfe erbeten würde. Einziges Ver-Dienst des Beters ist es eben, sich ganz zu Jahwe zu halten ( P s 8 6 4 ) , ihm zu vertrauen (Ps862), alles von ihm zu erhoffen — d.h. im Grunde gerade auf eigene besondere Aktivitäten und »Verdienste« im eigentlichen Sinn zu verzichten. Eine Ausnahme bildet nur Ps 119176: Hier bittet der 13? , Jahwe möge ihn suchen, »denn deine Gebote vergesse ich nicht«. In diesem nachexilischen Psalm 4 bezeugt der Beter immer wieder, daß Jahwes Wort bzw. seine Thora wirklich das Zentrum seines Lebens bilden. Das Vertrauen auf Jahwe (Ps862) zeigt sich hier also nicht nur im Vertrauen auf sein Wort (Ps 11965.76.140), sondern auch im Sich-Halten an seine Gebote (vgl. Ps 119 23.124f. 135). Insofern der 135? hier und ebenso in P s l 9 l 2 als der den Gesetzen und der Thora Gehorsame erscheint, tritt das Moment der eigenen Aktivität etwas stärker hervor als in den bisher betrachteten Psalmen. Doch ist der Gesetzesgehorsam hier nicht als rein äußerliche Leistung verstanden, vielmehr weiß der Beter, daß er sein Leben verfehlen- würde, wenn Jahwes Wort und seine Weisung ihn nicht leiten würden 5 . Zeitlich sind die meisten Psalmen, in denen sich "135? als Selbstbezeichnung für den einzelnen findet, spät, d. h. im Exil oder nach dem Exil anzusetzen 6 . Nur P S 2 7 9 3117 109 28 könnte man evtl. — für eine genaue zeitliche Festlegung fehlen jedoch die Anhaltspunkte — als vorexilisch ansehen 7 .

4

H.-J. Kraus, Psalmen II, 8 2 3 ; ebenso H . Gunkel, 5 1 6 und die anderen älteren Kommentare.

5

Vgl. H.-J. Kraus, Psalmen II, 8 2 9 .

6

Vgl. bes. die älteren Kommentare von F.Baethgen, B . D u h m , H.Gunkel und R.Kittel und in neuerer Zeit H . - J . Kraus z. St.

7

15

S. H.Gunkel, Psalmen, 1 3 1 ; H.-J. Kraus, Psalmen I, 2 2 3 ; II, 6 1 7 . 7 4 8 . Riesener, D e r S t a m m

226

Diachronische Betrachtung

Die Verwendung der "135? -Bezeichnung in diesen früheren Psalmen unterscheidet sich insofern von der Verwendung in verschiedenen späteren Psalmen, als hier jeweils Jahwes Hilfe gegen Feinde erbeten wird, die den Beter von außen ganz elementar bedrohen (vgl. Ps279.12 3117-19 8951 f. 10925-29). In den späteren Psalmen dagegen erscheint 13? verschiedentlich in Bitten, die das Verhältnis des Beters zu Jahwe selbst betreffen: So bittet der "73? in P s l 9 l 4 , daß er von »großer Schuld« frei bleiben möge; Ps 143 2 fleht der 13?, daß Jahwe nicht mit ihm ins Gericht gehen möge, und auch die Betonung des Thora-Gehorsams in Ps 119 ist wohl in diesem Zusammenhang zu sehen. Zusammenfassend läßt sich dann sagen: "I35> als Selbstbezeichnung in den Psalmen hat seinen »Sitz« in den Bitten der KE und bezeichnet hier den Beter als den auf die Gegenwart Jahwes und sein Handeln Angewiesenen, der nicht auf eigene Ver»Dienste«, sondern allein auf Jahwe vertraut (Ps862). Die Mehrzahl der Psalmen, in denen T3J? in diesem Sinn begegnet, stammt aus späterer Zeit, doch dürften einige Belege schon vorexilisch sein. In diesen früheren Psalmen geht es dem Beter um Jahwes Hilfe gegen äußere Feinde, während es in den späteren Psalmen zum Teil um das Verhältnis zu Jahwe selbst geht. Auch jene Psalmen, in denen 135? im Plural als Bezeichnung für die Israeliten steht, stammen aus später, wohl meist nachexilischer Zeit: Ps3423 8 6937 792.10 9013.16 10215.29 10525 1131 11991 13514 13622 9 . Damit hängt es zusammen, daß diese Psalmen formgeschichtlich zum Teil schwer einzuordnen sind; sie enthalten Formelemente verschiedener Gattungen 10 , stellen zum Teil aber auch ganz neue Gattungen dar 1 1 . So läßt sich hier für die 13? -Bezeichnung kein fester »Sitz« angeben. Immerhin begegnet 13? auch hier verhältnismäßig oft in Psalmen, die als Klage des Volkes zu verstehen sind (Ps 792.10) bzw. Elemente von Volksklageliedern enthalten (Ps 9013.16), und in Lob- bzw. Dankliedern (Ps 3423 1131 1351413622). So entspricht die Verwendung von 13? in dem Volksklagelied Ps 7910 1 2 weithin dem in der KE aufgezeigten Gebrauch: 8

V. 23 ist nach H.-J. Kraus, Psalmen I, 2 6 7 , späterer Zusatz.

9

Zur zeitlichen Ansetzung dieser Psalmen vgl. die älteren Kommentare sowie H.-J. Kraus, Psalmen z. St.

10

Vgl. z. B. H.-J. Kraus zu Ps 1 0 2 : II, 6 9 5 und zu Ps 3 4 : 1 , 2 6 7 .

11

Vgl. zu Ps 9 0 : D. Michel, Tempora und Satzstellung, § 3 4 , bes. 2 1 3 ff.

12

Ps 7 9 ist sicher nachexilisch, vgl. z.B. H.Gunkel, Psalmen, 3 5 0 ; H.Schmidt, Psalmen, 1 5 2 ; H.-J.Kraus, II, 5 5 0 u.a.

Der religiöse Sprachgebrauch

227

» . . . Es möge kundwerden unter den Völkern — vor unseren Augen — die Rache für das vergossene Blut T79? .«

Wie der parallele Gebrauch von "73J> und Ton in Ps792 zeigt, meint hier die treuen Jahwe-Anhänger. Die gleiche Bedeutung findet sich in Ps6937 1 3 , wo die, die Jahwes »Namen lieben«, parallel zu den D'T}? genannt werden: »Und die Nachkommen v p ? werden es (das Land) als Besitz erhalten, und die seinen Namen lieben, werden darin wohnen.«

In ähnlicher Weise erscheinen auch Ps3423 die auf Jahwe »Vertrauenden« als Entsprechung zu den 01"!}? , während yijh (»Frevler«) Ps 3422 als Oppositionsbegriff begegnet 14 : »Den Frevler tötet das Unheil, wer den Gerechten haßt, muß es büßen, Jahwe kauft los das Leben V J J ? , keiner, der bei ihm Zuflucht sucht, muß büßen.«

Während in den bisher besprochenen Psalmen, evtl. abgesehen von Ps 7910, die -Bezeichnung auf eine Differenz zwischen Jahwe-Anhängern und Frevlern innerhalb des Volkes Israel hinweist, wird in anderen Psalmen damit der Gegensatz des ganzen Volkes zu den D'iS , zu den Nicht-Israeliten, ausgedrückt. So spricht der Psalmist Ps 10214 seine Zuversicht aus, daß Jahwe sich Zions erbarmen wird, und v. 15 f. werden dann die und die »Völker« kontrastiert: »Ja, T l ? ?

haben lieb (Zions) Steine

und haben Mitleid mit seinem Staub. Dann fürchten Völker den Namen Jahwes und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit.«

Auch Ps 105 25 13514 1 36 22 (hier "I3V im sg.), wo als Parallelbegriffe zu : Isif (»sein, d.h. Jahwes Volk«) bzw. »Israel« erscheinen, ist D'T}? als Bezeichnung für alle Israeliten zu verstehen. Dabei bietet Ps 135 auch einen Hinweis, welche Vorstellung bei dieser Verwendung des Wortes zugrundeliegen könnte: 13

Auch Ps 69 ist deutlich nachexilisch, vgl. H. Gunkel, 2 9 7 ; H.-J. Kraus, Psalmen, II, 4 8 2 u.a.

14

Ps 34 dürfte nachexilisch sein, vgl. R. Kittel, 128 und H.-J. Kraus, Psalmen, I, 2 6 8 , der feststellt, daß die Kunstform des Akrostichons, die den Psalm prägt, sich in exilischnachexilischer Zeit besonders durchsetzte. Zur Bedeutung von yijh s. O. Keel, Feinde und Gottesleugner, 1969, Feinde, 1 0 9 - 1 2 8 .

228

Diachronische Betrachtung »Denn Jah hat sich Jakob erwählt, Israel sich zum Eigentum!« (Ps 135 2; vgl. z. B. Dtn 32 91 Reg 8 53) »Ja, Jahwe schafft Recht seinem Volk, und er erbarmt sich Vy .« (Ps 135 14)

Die Auffassung, daß Jahwe für seine DHa? eintritt, könnte nach Ps 135 in gewisser Weise mit der Eigentumsvorstellung zusammenhängen. Wie Sklaven, Untertanen und königliche Beamte »Eigentum« ihrer jeweiligen Herren sind, erscheinen hier auch die Israeliten als Jahwes Eigentum, um das er sich kümmert. Insofern dürfte der Gebrauch von als Bezeichnung für das Volk Jahwes mit der Eigentumsvorstellung zusammenhängen und in nachexilische Zeit gehören, da die Psalmen, in denen er begegnet, deutlich auf eine späte Entstehungszeit schließen lassen 1S . Die in Ps 1351 an die rnrv H3V ergehende Aufforderung zum »Preisen« dürfte ebenso wie in P s l l 3 l an die ganze Kultgemeinschaft gerichtet sein 16 : »Hallelujah! Preiset den Namen Jahwes, preiset, ihr n w !«

Bei der ganz ähnlich lautenden Aufforderung in P s l 3 4 l , die D"T?5> meist 1 7 als »Priesterchöre« verstanden:

werden

»Segnet Jahwe, alle Hin' , die ihr in den Nächten in Jahwes Haus steht!«

Dieser Gebrauch von 135? wäre jedoch im gesamten AT singulär, da niemals den »Priester« bezeichnet. Eher dürfte es sich ebenso wie in Ps 1131 und 1351 um eine Aufforderung an die in Ps 135 zu einem nächtlichen Fest versammelte Kultgemeinde handeln, der dann in P s l 3 5 3 der Priester vom Heiligtum aus antwortet: »Es segne dich Jahwe aus Zion, der Himmel und Erde gemacht hat!«

15

16

17

Zu Ps 10525 vgl. H.-J. Kraus, Psalmen, II, 719; Ps 135 gehört nach H.Gunkel, Psalmen, 575, in die späteste Zeit der Psalmendichtung; Ps 136 weist nach H.-J. Kraus, II, 901, deutlich auf »Spätzeit« hin. Vgl. H.Gunkel, Psalmen, 491; In bezug auf Ps 1351 erwägt er allerdings, ob nicht »Priesterchöre« gemeint sind (575). Für P s l l 3 i und 134i rechnet H.-J.Kraus, Psalmen, mit »Priesterchören«, während er bei P s l 3 5 i Zweifel anmeldet. Vgl. ähnlich schon vorher B.Duhm z.St., H.Gunkel, Psalmen, 572f.; R. Kittel (Priester und Leviten), Kommentar z. St.

229

Der religiöse Sprachgebrauch

Tatsächlich singulär erscheint dagegen der Gebrauch von 13J? in Ps 11991: »Nach deinen Anordnungen bestehen sie noch heute; denn das alles sind

Ps 11989-91 will der Psalmist die Beständigkeit von Jahwes Wort und Treue anhand der Dauerhaftigkeit von Himmel und Erde veranschaulichen 1 8 , die jedoch ihrerseits wieder von Jahwes D'Pftto »abhängig« sind. Wenn hier Himmel und Erde als Jahwes D'f?^ bezeichnet werden, dann handelt es sich dabei um übertragene Redeweise, die aber immer noch das Moment der Abhängigkeit als Grundbedeutung erkennen läßt 1 9 . 13? als Bezeichnung für die Israeliten meint also einerseits die JahweAnhänger, die den Frevlern gegenüberstehen, andererseits sämtliche Israeliten, die als Jahwes Volk den anderen gegenüberstehen. Da sich keine vorexilischen Belege für diesen Gebrauch nachweisen lassen, liegt die Vermutung nahe, daß dieser Gebrauch erst in exilisch-nachexilischer Zeit in den Psalmen üblich wurde. Im Bereich der Psalmen begegnet 73$? schließlich noch als Ehrentitel für Männer, die für den Glauben Israels von besonderer Bedeutung waren, nämlich für: Abraham (Ps 1056.42), Mose (Ps 105 26) und David (Ps 7 8 70 8 9 4 . 2 1 . 4 0 1 3 2 1 0 1 4 4 1 0 / 1 8 1 3 6 1 ) .

Der nachexilische Psalm 105 gehört zu den »im hymnischen Stile vorgetragenen Geschichtspsalmen« 20 . Er beginnt mit einem sehr reich ausgestalteten imperativischen Aufruf 2 1 , in dem die Festgemeinde zum Lobpreis Jahwes aufgefordert und folgendermaßen angeredet wird: »Same Abrahams, H ? ? , Söhne Jakobs, seines Erwählten!« (Ps 1 0 5 6 )

In v. 7-11 folgt dann die Angabe des Themas 2 2 : Jahwes Treue zu seiner b e rit, die er Abraham zugesagt, zu seinem Schwur, den er Isaak geleistet hat. Der Inhalt dieser b e rit wird in v. 1 zitiert: 18 19

H. Gunkel, Psalmen, 5 2 8 . Zur

späten

Entstehungszeit

von

Psll9

vgl.

H.Gunkel,

Psalmen,

516;

H.Schmidt,

Psalmen, 2 2 0 u. a. 20

H . - J . K r a u s , Psalmen II, 7 1 8 f . ; C.Westermann, Das Loben Gottes in den Psalmen, 1 9 6 3 3 , 92ff.

rechnet ihn zu den

»beschreibenden Lobpsalmen«,

F.Criisemann,

Formgeschichte von Hymnus und Danklied in Israel, 7 6 f f .

Studien

zur

sieht hier die F o r m

des

»imperativischen Hymnus«. 21

F. Criisemann, a . a . O . , 7 6 .

22

S. D. Michel, Tempora und Satzstellung, 71 ff.; F. Criisemann, a.a.O., 76ff.

230

Diachronische Betrachtung »Dir will ich das Land Kanaan geben als euren Erbbesitz.«

Deutlich handelt es sich bei der b e rit um eine Zusage Jahwes an das Volk: nämlich um die Landverheißung 23 . Die gesamte Geschichte seit der Zeit der Erzväter bis zur Bewahrung in der Wüste wird dann im Hauptteil (v. 12-41) unter dem Gesichtspunkt der Verheißungstreue Jahwes erzählt: »Denn er gedachte seines heiligen Wortes an Abraham, il^y .« (Ps 10542)

Offensichtlich steht hier die Bezeichnung Abrahams als njrr Tjy wie im dtrG im Zusammenhang mit der an ihn ergangenen Verheißung. Mose dagegen erhält in v. 26 den Ehrentitel 13? Jahwes im Hinblick auf seine Taten in Ägypten, die er als Zeichen und Wunder Jahwes, d.h. als der für Jahwe Handelnde, in seinem »Dienst« Stehende vollbrachte. Ps894f. findet sich der -Titel für David in ähnlicher Weise e mit der b rit-Vorstellung verbunden wie bei der Verwendung dieses Titels für Abraham: »Ich habe eine b e rit gegeben (»geschnitten«) meinem Erwählten, ich habe geschworen David,

:

,Für alle Zeit will ich deinem Samen Bestand geben und für alle Geschlechter deinen Thron bauen.'«

Ps 893-6 wird ein Wort Jahwes zitiert 24 , in dem Jahwe selbst (v. 5) den Inhalt seiner b e rit, seines Schwures wiedergibt: wieder handelt es sich dabei um eine Zusage Jahwes an David, inhaltlich geht es um den für alle Zeit zugesicherten Bestand der davidischen Dynastie (s. IlSam 7). Ebenso wie Abraham erhält David als der Verheißungsträger den 13J? -Titel. Seine besonders enge Verbindung mit Jahwe macht das Wort in v. 21 deutlich: »Ich fand David.'T??

,

mit meinem heiligen ö l salbte ich ihn, ihn, an dem meine H a n d ständig festhält, ja, den mein Arm noch stützt.« (ähnlich: Ps 1 4 4 1 0 )

Ps 8 9 40 ff. findet sich dann die Klage darüber, daß Jahwe seine b e rit, seine Zusage an seinen "73? aufgehoben hat; v.50 fragt der Beter 23

Ps 105 io steht parallel zu b e rit: ptl ; auch ph meint hier die feststehende Verheißung, vgl. R . H e n t s c h k e , Satzung und Setzender, 101.

24

V. 3 ist 2. pers., sg. zu lesen, vgl. L X X und Hier. (Ebenso D . Michel, T e m p o r a und Satzstellung, 76; H.-J. Kraus, Psalmen, II, 614).

Der religiöse Sprachgebrauch

231

Jahwe, wo seine früheren »Gnadenerweise« (l'-jpn) seien, die er David doch zugeschworen habe. In einer Zeit, da das Land und das Königtum von Feinden zu Boden getreten worden sind (Ps 8939-46) 2 S , erinnert der Psalmist also Jahwe an die seinem 13? gegebene Zusage, um ihn so zum Eingreifen zu bewegen (Ps 8947-52). Ps 13210-12 wird in ganz ähnlicher Weise auf die Nathanverheißung Bezug genommen, die hier wie in Ps 8 9 4 als »Schwur« verstanden wird: »Um Davids, willen weise deinen Gesalbten nicht ab! Geschworen hat Jahwe dem David wahrhaftig, er geht nicht davon ab: ,(Könige 26 ) aus der Frucht deines Leibes lasse ich sitzen auf deinem Thron!'«

Hier wird Jahwe gebeten, um seines 13? David willen — David verkörpert hier gewissermaßen die Verheißung — seinen »Gesalbten«, d.h. den gegenwärtigen König, nicht abzuweisen. Dieser Psalm könnte seinen Sitz im Leben in einem Fest haben, »das dem Gedächtnis der Stiftung des Königshauses und seines Heiligtums gewidmet w a r « 2 7 . Da von einer Zerstörung des Heiligtums und Vernichtung des Königshauses nichts zu bemerken ist, könnte der Psalm vorexilisch sein 2 8 . Deutlich nachexilisch ist dagegen Ps 7 8 2 9 , wo sich in v. 70 der 13V Titel für David findet: »Er erwählte David, , und nahm ihn von den Schafhürden weg,

25

26 27 28

29

Es bleibt umstritten, in welche geschichtliche Situation Ps 89 gehört: Nach H.-J. Kraus, Psalmen II, 617) und A.Weiser, Psalmen (402), ist Ps 89 vorexilisch; ins 6. Jh. versetzt ihn E.König, Die Psalmen, 492, ins 5. Jh. H.Gunkel (Psalmen, 396), noch später B.Duhm, Psalmen (224). H.-J. Kraus, Psalmen, II, 877. H.Gunkel/J.Begrich, Einleitung, 142; vgl. H.-J. Kraus, Psalmen, II, 879ff. Vgl. H.-J. Kraus, Psalmen, II, 883, der mit einer jährlichen Feier des hier zugrunde liegenden Festes in der Königszeit rechnet. Dagegen sieht L. Perlitt, Bundestheologie, 51 f., den Psalm als nachdtr. an. Aber weder spielt Ps 13210 a auf den vorbildlichen Gehorsam Davids an, noch ist Ps 13212 von einem Israel-Bund die Rede, vielmehr geht es darum, daß die Söhne Davids die ihnen von Jahwe auferlegte »Verpflichtung« halten sollen, damit auch ihre Söhne auf seinem Thron sitzen können. Um zu einer genaueren zeitlichen Ansetzung von Ps 132 zu kommen, müßte man klären, ob V. 10-12 hier ursprünglich oder später hinzugefügt worden sind und woher die »Schwurformel« eigentlich stammt. H.Gunkel, Psalmen, 342; vgl. H.-J.Kraus, Psalmen, II, 540; dort auch andere Auffassungen genannt.

232

Diachronische Betrachtung von den Muttertieren holte er ihn fort, daß er weide Jakob, sein Volk, und Israel, seinen Erbbesitz. «

Hier wird die David gestellte Aufgabe besonders betont, so daß bei der Verwendung des 135? -Titels wohl die Vorstellung leitend war, daß Davids politisches Handeln im Auftrag Jahwes geschah. P s l 8 l und 361 findet sich der -Titel für David schließlich noch in Psalmenüberschriften. Ps 181 könnte die Verwendung der "73V -Bezeichnung vorstellungsmäßig mit Ps 14410 zusammenhängen: »... Dem nirr i j y , David (zugeschrieben ...), der zu Jahwe die Worte dieses Liedes sprach am Tage, da ihn Jahwe aus der Hand aller seiner Feinde rettete . . . « (Ps 181) »Der den Königen Heil schenkt, der errettet David, il}? , vom unheilvollen Schwert. « (Ps 144io; vgl. Ps 892i)

Ähnlich wird in P s 3 6 von einem Menschen gesprochen, der von Feinden gejagt wird und bei Jahwe Schutz gesucht hat (v. 12 und 8), so daß von daher die Zuweisung dieser Psalmen an David, den 13? Jahwes, zu erklären sein mag. 135? wird also als Ehrentitel gebraucht für Abraham und David im Hinblick auf die an sie ergangenen Verheißungen Jahwes, für Mose und David im Hinblick auf das ihnen von Jahwe aufgetragene Handeln bzw. auf ihre enge Verbindung mit Jahwe. Eine Verbindung des 13? Titels mit der b e rit-Vorstellung besteht hier insofern, als die Abraham und David gegebenen Verheißungen als b e rit Jahwes verstanden werden. 3.2.4.2.13? Das Verb 13? findet sich in religiösem Sinn nur P s 2 l l 2231 977 1002 1 0223 10636, wobei meist das 13? auf Jahwe bezogen ist, nur PS977 und 10636 wird damit die Verehrung der »Götzenbilder« bezeichnet. P s 2 l l ruft der König in Jerusalem den aufrührerischen Königen der Erde zu: » 113? Jahwe mit Furcht, küßt seine Füße mit Zittern!«

30

Diese Aufforderung erinnert an den in Ps 1002 ausgesprochenen Aufruf: 30

Zur Konjektur vgl. die älteren Kommentare und H. J. Kraus, Psalmen, I, 12.

Der religiöse Sprachgebrauch

233

« 113? Jahwe mit Freuden, tretet vor ihn mit Jubel!«

Freilich begleitet in Ps2 »Furcht«, in Ps 100 »Freude« die »Verehrung« Jahwes. Dies entspricht jedoch den in den Psalmen vorausgesetzten unterschiedlichen Situationen: Die rebellischen Könige sollen sich in Ps2 unterwerfen (zum Füße-Küssen als Zeichen der Unterwerfung vgl. J e s 4 9 23), um nicht Jahwes Zorn hervorzurufen. Ps 1002 dagegen wird die versammelte Kultgemeinde zur Freude bei der gottesdienstlichen Feier aufgerufen 31 , i j y meint in Ps 1002 den Vollzug der kultischen Feier; in P s 2 l l ist ebenfalls die kultische Verehrung Jahwes gemeint, aber wie aus dem Parallelismus hervorgeht, schwingt dabei bedeutungsmäßig die Vorstellung vom Untertan-Sein mit. Formgeschichtlich handelt es sich bei Ps 100 um einen »Prozessionshymnus« 32 , bei Ps2 um einen »Königspsalm« 3 3 , zeitlich sind beide Psalmen schwer einzuordnen 34 . Ähnlich wie in Ps 2 finden wir in dem exilischen oder nachexilischen P s l 0 2 3 5 die Vorstellung, daß die Völker und Königreiche Jahwe »verehren«: Ein künftiges Geschlecht wird Jahwe preisen (v. 19), »wenn sich Völker gemeinsam versammeln und Königreiche Täy^

Jahwe.«

(Ps 10223) In einer Zeit, da durch das Exil die vergangenen Heilstaten Jahwes verdunkelt erscheinen, wendet sich der Beter hier der Zukunft zu, in der alle Völker sich zur kultischen Verehrung Jahwes versammeln werden 36 . Auch der Psalmist des Dank- bzw. Lobliedes Ps2223-3l 3 7 , der von seiner Errettung erzählt, preist Jahwe als den Herrscher der Welt (Ps 2229), und wie er selbst werden auch die Nachkommen des Beters Jahwe »verehren«:

31

Vgl. H . Gunkel, Psalmen, 4 3 2 ; F.Crüsemann, a . a . O . , 6 7 . Von einer »das ganze Leben in Anspruch nehmende(n) Dienstbereitschaft« (H.-J. Kraus, Psalmen, II, 6 8 7 ) schwingt hier nichts mit.

32

H . - J . Kraus, Psalmen, II, 6 8 7 ; F.Crüsemann, a.a.O., 6 7 : »Imperativischer Hymnus«.

33

H. Gunkel, Psalmen, 5 .

34

P s 2 ist wohl vorexilisch, vgl. H. Gunkel, Psalmen, 5 ff.; H . - J . K r a u s , Psalmen, I, 1 4 f f . ; ähnlich die anderen Kommentare. Ps 1 0 0 gilt meist als nachexilisch, vgl. H. Gunkel, Psalmen, 4 3 2 ; R. Kittel, Psalmen, 3 2 5 ; H . - J . Kraus, II, 6 8 6 u. a.

35

H. Gunkel, Psalmen, 4 3 8 ; R. Kittel, Psalmen, 3 2 8 ; H.-J. Kraus, Psalmen, II, 6 9 7 u . a.

36

H.-J. Kraus, Psalmen II, 6 9 7 .

37

H . - J . K r a u s , Psalmen I, 1 7 7 ; H.Gunkel, Psalmen, 9 0 : »Loblied«; sichere Hinweise für eine zeitliche Ansetzung fehlen.

234

Diachronische Betrachtung »(Meine) Nachkommen

,

es wird erzählt werden von dem Herrn dem (künftigen) Geschlecht. « (Ps 2231)

Die Erfahrung der Hilfe Jahwes löst bei dem Beter die Erwartung aus, daß alle Völker, die schon Verstorbenen und die noch nicht Geborenen, Jahwe »dienen« werden. Vom Kommen jahwes als einer für die ganze Welt sichtbaren Theophanie spricht Ps97. Dann werden alle Völker seine Herrlichkeit sehen, doch »es werden zuschanden alle, die ein Götzenbild »verehren« ('!?>), die sich der Götzen rühmen, alle Götter aber werfen sich vor ihm nieder. « (Ps 977)

Hier meint I j y ebenso wie in Ps 10636 die kultische Verehrung von Götzenbildern, wobei bezeichnenderweise wieder das Partizip von ~iyi) verwendet wird 3 8 , um die »Verehrer« fremder Götter zu kennzeichnen. Beide Psalmen gehören in die nachexilische Zeit 3 9 . bezeichnet also in zumeist exilischen oder nachexilischen Psalmen einerseits die kultische Verehrung Jahwes, die ihm von seinem Volk (Ps223l 1002) bzw. von allen Völkern der Erde (Ps2ll 10223; vgl. Ps 22 29) entgegengebracht werden soll, andererseits auch die kultische Verehrung von Götzenbildern (Ps977 10636). Zusammenfassung: 1. 13? begegnet am häufigsten im Singular als Selbstbezeichnung des Beters gegenüber Jahwe. Diese Selbstbezeichnung hat ihren »Sitz« in den Bitten der Klage des Einzelnen und charakterisiert den Beter als den auf die Gegenwart und das Handeln Jahwes Angewiesenen, der nicht auf eigene Verdienste, sondern allein auf Jahwe vertraut (s. z.B. Ps862). 2. Im Plural findet sich 135? in nachexilischer Zeit als Bezeichnung für die Israeliten: Einerseits werden damit innerhalb des Volkes die »Anhänger« Jahwes charakterisiert (Oppositionsbegriff: yuh »Frevler« etc.), andererseits können aber auch alle Israeliten damit gemeint sein (Oppositionsbegriff dann: D'iJ »Völker«). 38

Vgl. zu II Reg IO23 218 f.

39

Vgl. H.Gunkel, Psalmen, 4 6 5 , zu Ps 106; H.-J. Kraus, Psalmen II, 6 7 2 . 7 2 8 .

Schon

F.Delitzsch, Psalmen, 617, B.Duhm, Psalmen, 2 3 2 und A.Bertholet machen auf die Abhängigkeit des Ps 9 7 von Dtjs aufmerksam (Bertholet, Psalmen, 226).

235

Der religiöse Sprachgebrauch

3. wird als Ehrentitel für Abraham und David im Hinblick auf die an sie ergangene Verheißung verwendet und für Mose und David, um ihren Gehorsam gegenüber Jahwe in dem ihnen von Jahwe aufgetragenen geschichtlichen Handeln und ihre enge Verbindung zu Jahwe zu betonen. 4. bezeichnet in zumeist exilischen oder nachexilischen Psalmen die kultische Verehrung Jahwes, die ihm von Israel bzw. von allen Völkern der Erde entgegengebracht werden soll, aber auch die kultische Verehrung von Götzenbildern.

3.2.5.

Bei Deuterojesaja und Tritojesaja

Vorkommen: Deuterojesaja: •73? : }es4l8f.42l. 1943l044lf.2l. 5417 13? •• }es 4323(24)

264544820493.5f.

50105213

5311

Tritojesaja: 13?;

Jes 566 6317 658f. 13-15 6614 3.2.5.1. Bei Deuterojesaja

Zwanzigmal finden wir bei Deuterojesaja, d.h. J e s 4 0 - 5 5 1 das Wort "733? in religiösem Sinn 2 . Sechs dieser Vorkommen stehen innerhalb der sogenannten »Ebed-Jahwe-Lieder« ( = EJL): J e s 4 2 1 493.5.6 5213 5 3 I I 3 . Die seit jeher immer wieder erörterte Frage der Identität des 133; der E J L 4 1

Im folgenden wird einfachheitshalber der Verfasser von Jes 4 0 - 5 5 (bzw. die Verfasser) »Deuterojesaja«

genannt, eine Entscheidung über die Einheitlichkeit dieser Kapitel

soll damit nicht präjudiziert werden. 2

Es handelt sich um die 18 unter der Überschrift »Vorkommen« genannten Stellen; Jes 4219 und 44 21 findet sich I j y je zweimal. Jes 497 begegnet "13? in profaner Verwendung:

Israel

wird

hier

als

den

Machthabern

»unterworfen«

bezeichnet

(vgl.

C. Westermann, Das Buch Jesaja, Kap. 4 0 - 6 6 , ATD 1 9 , 1 7 3 f . ) . 3

Zur Abgrenzung der EJL vgl. zuerst B.Duhm, Kommentar z.St., in neuerer Zeit zu J e s 4 2 i - 4 K.Eiliger, Jesaja II, z.St., sowie zu den anderen EJL: G.Sauer, Deuterojesaja, FS Geschichtsmächtigkeit und Geduld, 61.

4

S. in neuester Zeit E. Ruprecht, Die Auslegungsgeschichte zu den sog. Gottesknechtliedern im Buche Deuterojesaja unter methodischen Gesichtspunkten bis zu Bernhard Duhm, Diss., 1972; vgl. ferner C. R. North, The Suffering Servant in Deutero-Isaiah,

236

Diachronische Betrachtung

soll im Rahmen dieser Arbeit unter primär sprachlichen Gesichtspunkten behandelt werden. Methodisch bedeutet dies, daß im folgenden zunächst der Inhalt und sprachliche Kontext des Wortes 15V bei Deuterojesaja außerhalb der EJL erarbeitet werden soll. Dann sind in gleicher Weise die Vorkommen in den EJL zu untersuchen. Schließlich soll ein Vergleich beider Ergebnisse zeigen, welche Konsequenzen sich aus der sprachlichen Analyse für die Beurteilung des T3J> in den EJL ergeben. Während bei Dtjs sonst stets singularisch verwendet wird, begegnet es Jes 5 4 1 7 im Plural: » . . . und jede Zunge, die mit dir ins Gericht geht, wirst du widerlegen —, dies ist das Erbe n w '"Tay und ihre Gerechtigkeit vor mir, Spruch Jahwes.«

In dem von Jahwe an Jerusalem gerichteten Wort Jes54l4b-17 s wird »Jerusalem« ständig im Singular angeredet, der Plural von 13? in v. 17b überrascht daher zunächst. Man muß hier also einen Personenwechsel annehmen: Ging es bisher um die Unbesiegbarkeit der Stadt Jerusalem (Verben in der 2.sg.f.), so bezieht sich v. 17b auf die Israeliten, wobei die Erwähnung Jahwes in der 3.pers. in einem Jahwewort ebenfalls inkonsistent ist. So spricht neben der Verwendung von 13V auch die des Jahwenamens dafür, daß B.Duhm recht haben dürfte, der im Hinblick auf zahlreiche sprachliche, stilistische und metrische Auffälligkeiten diesen Abschnitt als »Zusatzdichtung« ansieht 6 . Während bei Tritojesaja (Jes 56—66) 13J? mit Bezug auf das JahweVolk stets im Plural begegnet, ist es also für Dtjs charakteristisch, daß "13? gerade als Bezeichnung für die Israeliten immer singularisch verwendet wird, so: Jes 418 f. 4219 4310 441 f. 2145 4 48 20. Formgeschichtlich handelt es sich bei Jes 418-13 und 441-5 um »Heilsorakel« 7 . »Du aber, Israel, H5y , Jakob, den ich erwählt habe, Same Abrahams, meines Freundes, den ich geholt von den Enden der Erde her und von ihren Säumen her gerufen, zu dem ich gesagt: ,Du bist " p ? ,

1 9 5 6 2 und die in den neueren Einleitungen von O.Eißfeldt, G.Fohrer und O.Kaiser genannte Literatur bzw. die dort genannten Forschungsüberblicke! 5

Jes 5 4 i 4 b - i 7 wird von C. Westermann, A T D 19, 2 2 4 als »Segenszusage« bestimmt.

6

B . D u h m , Jesaja, 4 1 1 f.

7

Vgl. z . B . J.Begrich,

Gesammelte Studien, 2 1 7 f f . und ds., Studien zu Deuterojesaja,

14ff. Z u Jes 418-13 441-5: C. Westermann, A T D 19, 5 7 f . ; 1 0 9 f . und ds., Gesammelte Studien, 1 1 7 - 1 2 4 ; K.Elliger, Jesaja II, 1 3 3 f f . ; 3 7 0 . Vgl. ferner A.Schoors, I am God Y o u r Saviour, VTS X X I V , 1 9 7 3 , 4 7 f f . und 7 7 f f . .

Der religiöse Sprachgebrauch

237

ich habe dich erwählt und nicht verworfen' —, fürchte dich nicht, denn ich bin mit d i r ! . . . « (Jes 418-10)

Diese Heilsorakel hatten ihren »Sitz im Leben« im Kult: Der Priester antwortete damit im Namen Jahwes auf die vorangegangene Klage des Einzelnen und teilte den Betern mit, daß Jahwe ihr Gebet erhört hatte und ihnen helfen wollte 8 . Von daher erklärt sich der Aufbau des Heilsorakels; es enthält meist 1. eine »Einführung«, 2. eine »Heilszusage« (im pf.: Zusage der Erhörung), 3. ein Glied, das die »Folge« oder den »Zweck« des göttlichen Eingreifens nennt (der Übergang wird meist durch Subjekts- und Tempuswechsel von der 1. zur 2. oder 3. pers. und vom Perfekt zum Imperfekt markiert) 9 . Jes 418-10 finden wir als Element der »Einführung« zunächst die »namentliche Anrede«. Sie ist sehr ausführlich gestaltet, da hier die Abrahams- und Exodustradition als Zeugnisse des göttlichen Heilshandelns herangezogen werden. Die Aufnahme dieser Traditionen weist darauf hin, in welchem Sinn der 735? -Titel für Israel hier zu verstehen ist: Israel ist Jahwes »Diener« oder »Knecht«, weil es von ihm »erwählt und berufen« ist. Hier steht im Vordergrund das Moment der-»Zugehörigkeit« zu Jahwe, während der Gedanke einer eigenen Aktivität Israels zurücktritt. Dies entspricht dem in den Klagen des Einzelnen beobachteten Sprachgebrauch, wo als Selbstbezeichnung ebenfalls in der Regel nicht auf besonders ver»dienstliche« Aktivitäten des Beters verweist, sondern darauf, daß dieser auf Jahwes Gegenwart und Hilfe angewiesen ist und auf Jahwe vertraut 1 0 . Jahwes Hilfe wird Jes 418-13 dem Israel dann nach der als Überleitung dienenden Formel »Fürchte dich nicht« in der »Heilszusage« ab v. 10b zugesprochen: Jahwe »hält« sein Volk, darum werden alle seine Feinde zunichte werden. Israel erscheint hier also als der von Jahwe erwählte igy , der darum auch seiner Hilfe gewiß sein darf. Jes 4 4 1 f. erscheint die 13? -Bezeichnung für Jakob/Israel wieder in der »Einführung« eines Heilsorakels:

ebenfalls

»Nun aber höre, Jakob, •HS? , Israel, den ich erwählt habe! So spricht Jahwe, der dich erschaffen, der dich gebildet von Mutterleib an, 8

9 10

H. E. von Waldow, Anlaß und Hintergrund der Verkündigung des Deuterojesaja, Diss., 1953, 11. H.E. von Waldow, a.a.O., 1 2 - 1 9 . S.o. 2 2 4 - 2 2 6 .

238

Diachronische Betrachtung der dir hilft: ,Fürchte dich nicht, '13?

Jakob,

Jeschurun, den ich erwählt!'«

Die »namentliche Anrede« Israels wird hier verknüpft mit der Schöpfungsvorstellung: Jahwe selbst hat Israel »geschaffen« (v. l) und »erwählt« (v. 2 ) n . Dieser Hinweis auf die Erschaffung durch Jahwe soll ebenso wie die Anrede mit 73? bei den Israeliten das Vertrauen auf Jahwe stärken und ihre Furcht beseitigen. Das Wort 73? wird also aus den Klagen des Einzelnen, wo es Ausdruck des Vertrauens des Beters auf Jahwe ist, übernommen, um den angeredeten Israeliten deutlich zu machen: Ihr könnt euch wirklich Jahwe überlassen und euch auf ihn verlassen, ihr gehört ihm (v. 5), und er ist euer Helfer. J e s 4 5 4 wird Israel in einem an Kyros gerichteten Wort von Jahwe '73? genannt: »Um « q ?

Jakob willen,

um Israels, meines Erwählten willen, habe ich dich bei deinem Namen gerufen, dir einen ehrenvollen Namen gegeben, obwohl du mich nicht kanntest.«

Hier soll deutlich gemacht werden: Die zuvor aufgeführten Verheißungen und all die großen Taten Jahwes an Kyros geschahen um Israels willen. Kyros erscheint hier als »Werkzeug« im Geschichtshandeln Jahwes, dieses Handeln aber richtet sich auf das Heil Israels. Insofern stellt er den Anti-Typus zu Nebukadnezar dar: Beide sind nichtisraelitische Könige, die Jahwes Geschichtspläne realisieren, der eine aber vollzieht das »Gericht« Jahwes an Israel, der andere ermöglicht die Rettung und Befreiung des exilierten Volkes. Wenn nun Nebukadnezar im Jeremia-Buch Jahwes 13? genannt wird 12 , könnte man auch für Kyros den 13? -Titel erwarten — er wird jedoch niemals damit bezeichnet; J e s 4 5 l wir er dagegen rrtfip genannt. C.Westermann 13 möchte das Fehlen der 13? -Bezeichnung für Kyros damit erklären, daß bei dem Wort »Knecht« die Stetigkeit eines wechselseitigen Verhältnisses gemeint sei, die für Kyros nicht zutreffe. Da jedoch auch bei Nebukadnezar kein stetiges, wechselseitiges Verhältnis zu Jahwe vorliegt, kann diese Deutung nicht zutreffen. Vielmehr hat das Wort 73? im Jeremia-Buch und bei Dtjs unterschiedliche Bedeutungen: 11

Vgl. Ps 1 0 5 6 die Bezeichnung Jakobs als »Erwählter« und Ps 8 9 4 die gleiche Bezeichnung

12

Jer 2 5 9 2 7 6 4 3 1 0 .

13

C. Westermann, A T D 19, 1 3 0 f.

für David.

Der religiöse Sprachgebrauch

239

J e r 2 5 9 276 4310 meint 135? den von Jahwe mit einem bestimmten geschichtlichen Handeln Beauftragten, der sich selbst jedoch seiner Abhängigkeit von Jahwe in keiner Weise bewußt ist. Dtjs kann diese Funktion nur einem rptfiy zuweisen, d.h. einem mit königlicher Macht und königlichem Auftrag Ausgestatteten. 135? dagegen meint bei Dtjs den in bewußter Abhängigkeit von Jahwe, im Vertrauen auf ihn Existierenden bzw. den wenigstens zu einer solchen Existenz Bestimmten oder Erwählten; denn faktisch waren die angeredeten Israeliten in dem von Dtjs intendierten Sinn eben gerade nicht 13? : »Wer ist schon so blind wie '75JT und taub wie mein Bote, den ich sende?« (Jes 4 2 1 9 a ) 1 4

In diesem im Disputationsstil gestalteten Abschnitt (Jes 4218-25) 1 5 wird Israel als Jahwes 13? und (»Bote«) bezeichnet. Damit wird ihm hier im Unterschied zu den bisher untersuchten Stellen ein bestimmtes Handeln zugewiesen, das wohl am ehesten als »Zeugnis« für Jahwe zu bestimmen ist. In ähnlicher Weise verbindet sich mit dem Wort 13? für Israel auch Jes 4310 und 4820 die Vorstellung, daß Israel dazu bestimmt ist, Zeugnis für Jahwe abzulegen: »Ihr seid meine Zeugen - Spruch Jahwes 1 6 , den ich erwählt habe, und damit ihr erkennt und mir glaubt und einseht, daß ich es bin. Vor mir wurde kein Gott gebildet, und nach mir wird keiner sein.« (Jes 43 10) »Zieht heraus aus Babel, flieht vor den Chaldäern! Mit Jubel verkündet und laßt es hören, tragt es bis an die Enden der Erde, sprecht:,Erlöst hat Jahwe vijy Jakob'!« (Jes 48 20)

Während mit der Metapher »Blindheit« und »Taubheit« Israels Jes 4218-25 darauf hingewiesen werden soll, daß Israel seine Niederlage und 14

Jes42i9b ist textlich ungeklärt, vgl. z.B. C.Westermann a.a.O. 91 und K.Elliger, Jesaja II, 270ff. (dort weitere Verbesserungsvorschläge), doch auch die weitgehenden Eingriffe K. Elligers zur Wiederherstellung des ursprünglichen Textes überzeugen nicht so recht.

15

Vgl. z. B. C. Westermann, a.a.O., 90ff.; K. Elliger, Jesaja II, 279ff., bes. 281. Sowohl die Überlieferung des Textes als auch der sonstige Sprachgebrauch bei Dtjs, der Israel immer mit singularischem "T3J> bezeichnet, sprechen dafür, daß hier 'Tay zu lesen ist, obwohl man vom Parallelismus her Plural erwarten würde.

16

240

Diachronische Betrachtung

Gefangenschaft nicht als Jahwes Gericht verstanden hat (Jes 42 22-25), geht es Jes 43 8-13 und Jes4820f. darum, daß Israel an Jahwes Hei7shandeln (Jes 4312 48 20 f.) erkennen soll, daß nur Jahwe Gott ist und daß es dies dann auch vor den Völkern bezeugen soll (Jes 4310 4 8 20). Die Israeliten sollen also nach Jes 4310 »Zeugen« dafür sein, daß es außer Jahwe keinen Gott gibt. Diese Vorstellung finden wir auch Jes 446-8.21 f., einem Abschnitt, der wie Jes438-13 als »Gerichtsrede« zu bestimmen ist 17 . »Denke daran, Jakob, und Israel, denn du bist 'IS? ! Ich habe dich gebildet, du bist mein 155> , Israel, vergiß mich nicht!«

Israel wird hier von Jahwe daran erinnert, daß Jahwe einzig ist (Jes 446-8) und daß es ihm gehört — nicht etwa den zuvor (Jes 44 9-20) ironisch und polemisch beschriebenen »Götzen« — und daß es dazu bestimmt ist, davon Zeugnis abzulegen (Jes 408). Die Bedeutung des Wortes 'liV als Bezeichnung für »Israel« bei Dtjs läßt sich dann folgendermaßen zusammenfassen: Primär wird damit auf die Zugehörigkeit des Volkes zu Jahwe verwiesen. Dies soll einerseits das Vertrauen des Volkes auf Jahwes Hilfe begründen bzw. stärken (Jes 418 f. 441 f. 21 454), andererseits aber soll die Erfahrung, daß Jahwe am Volk gehandelt hat und noch handelt, auch dazu führen, daß Israel nun für Jahwe Zeugnis ablegt (Jes 4219 a 4310 44 (8) 21 48 20). Jes 44 26 findet sich 135? wie Jes 4219 a parallel zu ^R1?» : »Der das Wort ( v p ? ) 1 8 aufrichtet und den Rat seiner Boten gelingen l ä ß t . . . «

Jahwe wird hier in hymnischem Stil gelobt als derjenige, der das Wort seiner D'ia? , d.h. seiner Propheten, sich als gültig erweisen läßt 19 . Der Singular von igy im MT dürfte so zu erklären sein, daß man schon sehr früh diese Aussage auf den 13V der EJL bezog. — Die Beobachtung, daß Jes 4426 und 4219 a das gleiche Wortpaar zur Charakterisierung der Propheten bzw. Israels dient, deutet darauf hin, daß auch Israel in gewisser Weise eine prophetische Aufgabe zu erfüllen hat: Es soll vor den Völkern Jahwes Handeln und seine Einzigartigkeit bezeugen, wie die Propheten zuvor in Israel Jahwes Willen und Handeln verkündet haben. 17

Zu Jes 4 3 8-13 vgl. bes. K. Eiliger, Jesaja II, 3 1 1 und C. Westermann, ATD 19, 9 9 ; zu Jes 446-8.2if. vgl. C.Westermann, ATD 19, 113ff.; zu Jes446-s s. auch A.Schoors, VT X X I V , 1 9 7 3 , 2 2 8 ff.

18

So die Übersetzungen, vgl. B. Duhm, Jesaja, 3 3 8 ; C. Westermann, ATD 19, 124.

19

Vgl. B.Duhm, Jesaja, 3 3 9 ; C. Westermann, ATD 1 9 , 1 2 7 f .

241

Der religiöse Sprachgebrauch

Freilich w i r k t gerade v o n J e s 4 2 1 9 a her Israels » Z e u g n i s « eigentümlich g e b r o c h e n , da es » b l i n d « und » t a u b « ist und d a m i t unfähig zur W a h r n e h m u n g dessen, w a s es bezeugen soll. Israel erscheint insofern als ein der zu seinem w i r k l i c h e n 135? -Sein erst n o c h gelangen m u ß

(vgl.

, Jes

4 4 5 ) , n ä m l i c h zu der aus e i n e m tiefen V e r t r a u e n zu J a h w e und dem G l a u ben an ihn e r w a c h s e n e n B e k u n d u n g der Einzigartigkeit J a h w e s . A n dieser Stelle k ö n n e n w i r J e s 4 3 23 f. b e t r a c h t e n , die einzige Stelle, an der w i r das V e r b 13V

bei D t j s finden:

» . . . l'fnjSJil irti mit Speiseopfern, und mit Weihrauch habe ich dich nicht beschwert..., du nur durch deine Verfehlungen, hast mir Mühe gemacht durch deine Sünden.«

In dieser »Appellationsrede des A n g e k l a g t e n « 2 0 w e i s t J a h w e o f f e n b a r den V o r w u r f der Israeliten z u r ü c k , sie hätten ihm d o c h i m K u l t stets »gedient« und d a r u m h ä t t e er ihnen auch helfen müssen. V i e l m e h r ging es dem V o l k im K u l t keineswegs u m J a h w e ( J e s 4 3 22.23 a), sondern — wie sich erschließen läßt — u m sich selbst, sein eigenes W o h l e r g e h e n . E i n e n so verstandenen »kultischen D i e n s t « aber hat J a h w e niemals v o n ihnen verlangt. In einer e x t r e m e n F o r m u l i e r u n g heißt es daher d a n n , d a ß j a in W i r k lichkeit Israel J a h w e h a b e »dienen« lassen — n ä m l i c h durch seine V e r f e h lungen. W i e 13V

die parallele V e r w e n d u n g v o n

5W J e s 4 3 23 f. zeigt,

wird

hier p r i m ä r als »sich plagen« v e r s t a n d e n 2 1 , allerdings »plagte« sich

Israel, wie die A u f z ä h l u n g der verschiedenen O p f e r zeigt, m i t der »kultischen V e r e h r u n g « J a h w e s . Stellen w i r nun die F r a g e , in w e l c h e m Sinn der 133?

der E J L J a h w e s

» D i e n e r « oder » K n e c h t « ist, dann stoßen wir gleich im ersten E J L auf eine Parallele zu dem bisher E r m i t t e l t e n : H i e r wird der

13? : T n a

(Erwähl-

ter) g e n a n n t : »Siehe da, 'T?? , an dem ich festhalte, mein Erwählter ('Tna ), an dem ich Gefallen h a b e . . . « (Jes 421)

E b e n s o wird J e s 4 3 20 4 5 4 v o n Israel gesagt, es sei T n a

b z w . heißt

es von J a h w e , d a ß er Israel » e r w ä h l t « h a b e ( J e s 4 1 8 f . 4 3 1 0 4 4 1 f. ( 4 8 1 0 ? ) 497). D i e B e s c h r e i b u n g der A u f g a b e des 135?

erinnert nun ebenfalls an das

Israel aufgetragene Z e u g e n - A m t : » . . . Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, damit er den Völkern 0911(15 bringt.« (Jes 42 1) 20

16

K.Elliger, Jesaja II, 366. Riesener, Der Stamm

21

K. Elliger, Jesaja II, 375.

242

Diachronische Betrachtung

Hier bezieht sich das Handeln oder die Verkündigung des Tjy auf die Nicht-Israeliten (vgl. Jes 424), so wie auch Israel selbst vor diesen Jahwe bezeugen soll. Immer wieder neu umstritten ist freilich die Frage, worin die »Verkündigung« des "13? besteht, bzw. wie hier das Wort ö^tto 2 2 zu verstehen ist. Einen Zugang zur Lösung dieses Problems findet man, wenn man von den Grundbedeutungen der Wörter einerseits, 135? andererseits ausgeht. DOTta ist hier, wie wohl als erster J. Begrich betonte 23 , im Sinne von »Urteil«, »Gerichtsentscheidung« zu verstehen. Geht man von dieser Grundbedeutung aus, dann ist zu klären, um wessen »Urteil« es sich dabei handelt, über wen es ergeht und welchen Inhalt es hat. Hier fällt nun auf, daß das Wort im ersten EJL zwar dreimal begegnet (Jes 411.3.4), aber jedesmal ohne ein Suffix, das die personalen Bezüge klären könnte. Von daher wird dann etwa von J.Jeremias die Auffassung vertreten, meine hier jeweils etwas anderes und beziehe sich auf andere Personen: v. 1 sei es »die königliche Herrschaft des Knechts über die Völker«, v. 3 »die prophetisch verkündigte Begnadigung Israels«, v. 4 die »heilvolle Willenskundgebung Jahwes für die Welt, die der Knecht als Mose für die Völker bringt« 2 4 . Demgegenüber vertritt K. Elliger in dem neuesten, z. Z. im Erscheinen begriffenen Kommentar 25 die Auffassung, sei als die »Entscheidung des göttlichen Weltregenten« zu verstehen, der von sich aus »Recht« setzt, das »die Ordnung der Dinge«, »den Lauf der Geschichte bestimmt«. Dieses Verständnis von , bei dem DStfO immer von Jahwe ausgeht, entspricht wohl eher dem hebräischen Text, da man doch erwarten würde, daß ein Personenwechsel (hinsichtlich des Urhebers des üSlfo) durch Suffixe gekennzeichnet werden würde. Dagegen hat die Auffassung viel für sich, daß das Objekt des D^tfa einerseits die Völker (Jes 421.4), andererseits auch Israel (Jes 423) darstellen. Denn die Jes 42 3 verwendeten Bilder dürften aus der Kultsprache stammen, wo sie besonders in Klagen und Bitten aus Babylonien den Beter als dem Tode nahe zeigen26. Diese Situation einer äußersten Gefährdung 22

Vgl. die zahlreichen, in dem Aufsatz von J.Jeremias, V T X X I I , 1972, 31—42 kurz

23

J . Begrich, Studien zu Deuterojesaja, 162.

24

J.Jeremias, V T X X I I , 1972, 39.

charakterisierten Auffassungen und K. Elliger, Jesaja II, 205 f.

25

K. Elliger, Jesaja II, 2 0 6 .

26

J.Jeremias, VT, X X I I , 1972, 36.

Der religiöse Sprachgebrauch

243

entspricht nun weithin der Situation Israels in jener Zeit; von daher liegt es nahe, auch den auf Israel zu beziehen — freilich nicht exklusiv, denn die in Jes 421.4 explizit genannten Völker, deren Kultsprache hier aufgenommen wird, dürften durchaus auch mit im Blick sein. Daraus folgt, daß man öS#a hier nicht einseitig als exklusive »Begnadigung Israels« 27 verstehen kann, obwohl eine Begnadigung Israels sicher auch gemeint ist. Aber die volle Bedeutung des Wortes ö^fH wird erst dann sichtbar, wenn man es von dem Wort Tay her versteht. Der in diesem ersten EJL von Jahwe nach Art eines königlichen 2 8 wird hier so feierlich vorgestellt, weil er »Ministers« präsentierte in gewisser Weise Jahwe selbst re-präsentiert\ Das Wort "Qy bezeichnet ja unter anderem den »bevollmächtigten Vertreter seines Herrn« 29 , und daß eben diese Bedeutung des Wortes 13J> hier zugrundeliegt, läßt sich auch daran erkennen, daß Jes 514f. das Tun Jahwes in ganz ähnlicher Weise beschrieben wird wie Jes 421.4. das Handeln des Tay : » . . . Denn Weisung geht von mir aus und mein

zum Licht für die Völker.

Schon bald nähert sich mein Heil, geht aus meine Hilfe, meine Arme werden die Völker richten, auf mich harren die Inseln, und auf meinen Arm warten sie.«

30

Ebenso bringt nach Jes 421 der 13V : D^tfl? für die Völker, und die »Inseln« warten auf ihn. Wenn demnach der igy Jes 421-4 Jahwe repräsentiert, dann ist es zulässig, aus dem von Jahwe dem Tay aufgetragenen Verhalten Rückschlüsse auf den Inhalt des göttlichen B^tflä zu ziehen. (Dieses Verfahren haben die meisten Ausleger im Hinblick auf das in Jes 423 nach ihrer Ansicht ausgesprochene »Begnadigungsurteil« für Israel ohnehin in der Regel geübt; es gilt jedoch nun, dies auszuweiten.) Die Jes 42 2.3 zur Beschreibung dieses Verhaltens verwendeten Bilder lassen sich aber nur in einer Weise interpretieren: Der ig? wird nicht nach Art der Marktschreier auftreten, sondern — wie sich e contrario erschließen läßt — eher im Verborgenen; er wird nicht nach dem Grundsatz handeln: Was schon fällt, dem gebe man noch einen Stoß, damit es 27

J.Jeremias,VT,XXII, 1972,37.

28

Vgl. K. Elliger, Jesaja II, 2 0 0 .

29

Vgl. z.B. Gen 24; Num 127f. I I S a m l 0 2 f f . ! Ganz und gar unpassend will G.Kehnscherper, FF 39, 1965, 2 7 9 - 2 8 2 im 15V bei Dtjs den leidenden, geschundenen Sklaven »in aller Welt« sehen, »der durch die Maßlosigkeit seiner Leiden die Überwindung dieser fluchwürdigen Institution gewirkt hat«, 280. Dagegen s. nur Jes 4 9 s 5 0 4 f.!

30

Auf diese Parallelität weist J. Jeremias, V T X X I I , 1 9 7 2 , 3 8 f. hin.

244

Diachronische Betrachtung

ganz zusammenstürzt, sondern — wie man wieder e contrario annehmen kann — er wird sich gerade derer erbarmen, die in äußerster N o t sind. Wenn wir nun von diesem Verhalten des T3J? her auf den Gottes schließen, dann ergibt sich als Inhalt dieses »Urteilsspruches« — »Gnade« od. Erbarmen 3 1 . Jahwes »Gnade« soll der "13? also Israel verkündigen, aber auch den »Völkern« und »Inseln«, die darauf warten. Jahwes »Gnade« für Israel und für die Völker, die am »Zerbrechen« und »Auslöschen« sind: dies ist nach J e s 4 2 l - 4 Inhalt des göttlichen »Mta und Inhalt der Verkündigung des , mit der ihn Jahwe hier beauftragt. Jes 493.5.6 finden wir das Wort 135? im zweiten E J L : »Er sprach zu m i r : , "13? bist du, Israel, an dem ich mich verherrlichen will'.« »Und nun spricht Jahwe, der mich von Mutterleib an sich T3?1? gebildet hat, um Jakob zu ihm zurückzubringen; doch obwohl Israel nicht gesammelt wurde (?), bin ich geehrt in den Augen Jahwes, und mein Gott wurde meine Stärke.« »Und er sprach:,Zu wenig ist's, daß du mir 12? seist, um die Stämme Jakobs wiederherzustellen und die Bewahrten Israels zurückzubringen, so mache ich dich zum Licht der Völker, daß meine Rettung reiche bis an die Enden der Erde'.«

In diesem zweiten E J L gibt der T3J? einen Dialog zwischen Jahwe und sich selbst wieder. Gleich das erste Wort Jahwes (Jes 4 9 3) aber stellt vor ein großes Problem: Hier wird der 13V als »Israel« bezeichnet. Daraus könnte man folgern, daß der "735? der E J L eben das Volk »Israel« verkörpere —, und wie die Geschichte der Auslegung zeigt, wurde diese Auffassung auch immer wieder vertreten 3 2 . Dagegen spricht aber die Beschreibung der Aufgabe, zu der der 135> nach J e s 4 9 5 »von Mutterleib an« gebildet worden ist: Er soll ja gerade »Jakob«, d.h. das Volk Israel zu Jahwe zurückbringen — auch wenn ihm dies nach Jes 494.5 anscheinend noch nicht gelungen ist. Wenn der 13? aber nach Jes 494-6 an Israel eine Aufgabe zu erfüllen hat, dann kann man ihn nicht einfach mit dem Volk identifizieren. Die Bezeichnung des 13? als »Israel« in Jes 4 9 3 ist also als Hinzufügung 31

Von einem »Gnadenakt« spricht im Zusammenhang mit Jes 421 f. auch W. Zimmerli, T h W N T V, 668, bezieht dies aber nur auf Israel.

32

Vgl. die bei C. R. Noth, The Suffering Servant in Deutero-Isaiah, Oxford, 1956 2 , passim genannten Vertreter der kollektiven Deutung sowie in neuester Zeit O. Kaiser, Einleitung, 1975 3 , 246.

Der Religiöse Sprachgebrauch

245

eines Redaktors zu beurteilen, der den unbekannten 133? der EJL mit »Israel« identifizieren wollte 33 . Auch die Beschreibung, die der 13? im dritten EJL von seinem Wirken gibt, entspricht nicht dem Bild des kleingläubigen, unwilligen Israel bei Dtjs 3 4 . Hier erscheint der 13? vielmehr als der ganz und gar Jahwe Gehorsame und allein auf ihn Vertrauende: Jahwe befähigt ihn dazu, Tag für Tag sein Wort zu hören und mit diesem Wort die Müden zu stärken (Jes504b.5/4a). Dieser Text zeigt deutlich, daß der "73? ein prophetisches Amt ausübt 35 . Darauf, daß er bei der Ausrichtung seiner Botschaft offensichtlich in ähnlicher Weise zu leiden hatte, wie wir es von Jeremia hören, macht besonders C. Westermann (s. vorige Anm.) aufmerksam. Der T35? ist jedoch kein Gerichtsprophet, vielmehr deutet der Zusammenhang darauf hin, daß seine Worte aufrichten und trösten sollen, also Heilsworte sind. Während nun in diesem EJL das Wort 135? selbst fehlt, findet es sich in dem zum EJL gehörigen Zusatz Jes 5010: »Wer unter euch Jahwe fürchtet, höre auf die Stimme iiy? ! « 3 6

Damit wird deutlich Jes 504 aufgenommen und derjenige als "73? bezeichnet, von dem dort geredet wird. Im vierten EJL finden wir dann noch zweimal die Bezeichnung 'Tay im Munde Jahwes: »Siehe,

wird Erfolg haben,

er wird sich erheben und hoch ragen, und er wird sehr erhaben sein.« (Jes 5213) » . . . Durch seine Erkenntnis wird der Gerechte, '"I3? , den vielen zu ihrem Recht verhelfen, und ihre Sünden wird er tragen.« (Jes 5 3 11)

Jes 5 2 1 3 - 1 5 und 5 3 1 1 f. handelt es sich um Jahwe-Verheißungen, die den 13? betreffen, aber nicht an ihn gerichtet sind (von ihm wird in der 33

Vgl. schon B . D u h m , Jesaja, 3 6 8 f . ; ferner C.Westermann, ATD 19, 1 6 9 f . ; der gleiche Vorgang läßt sich, wie aus dem L X X - T e x t hervorgeht, Jes 4 2 i beobachten

(anders

N. L. Tidwell, VTS X X V I , 1 9 7 4 , 8 4 - 9 1 ) . 34

G. von Rad, Theologie Bd. 2, 2 6 8 .

35

Vgl. schon B.Duhm, Jesaja, 3 7 9 ; ferner z.B. C. Westermann, A T D 19, 1 8 4 f . , der auf den engen Zusammenhang mit den Konfessionen Jeremias hinweist.

36

Z u m T e x t vgl. L X X .

246

Diachronische Betrachtung

3.pers. gesprochen): Sein Werk wird gelingen. Dafür, daß er viel gelitten (Jes52l4), ja sogar sein Leben für die Sünde der vielen gegeben hat (Jes 5312), wird er den Lohn erhalten (dies wird durch das Bild vom »BeuteTeilen« angedeutet). In dieses Jahwewort wurde ein Bericht derer eingefügt, die das Leiden und Sterben des 135? miterlebt haben und zu der Erkenntnis gekommen sind, daß er um ihrer Sünden willen geschlagen wurde (Jes 531-10). Insofern ist dieser Bericht »gleichzeitig ein Bekenntnis der Geretteten« 3 7 . Während es in den ersten drei EJL primär um den Woriauftrag des 13? ging, d. h. um die Verkündigung des göttlichen Wortes (s. die zentrale Stellung des D ^ im ersten EJL; vgl. Jes492 504.5!), steht in diesem vierten EJL das stellvertretende Leiden des 13? im Mittelpunkt. Daß dieses Leiden jedoch durchaus zur prophetischen Existenz gehören kann, zeigt sich an einer Gestalt wie Jeremia —, und tatsächlich finden sich ja auch in den EJL zahlreiche Anklänge an die Konfessionen Jeremias 38 . Am deutlichsten zeigt sich wohl die Parallelität an dem sowohl bei Jeremia als auch im vierten EJL begegnenden Bild des »Lammes« (Jer 1119; Jes 53 7) 39 . Während freilich Jeremia mit Hilfe dieses Bildes seine Ahnungslosigkeit gegenüber den Anschlägen seiner Feinde deutlich machen will, dient es im vierten EJL dazu, die Ergebenheit des T3? , d.h. das Fehlen jeglichen Widerstandes gegen Mißhandlungen zu zeigen. So schildert uns dieses letzte EJL den 13? als den glaubensstarken, ganz und gar Jahwe ergebenen, für die Sünde der anderen nach Jahwes Willen (Js 5311) Leidenden und Sterbenden. Auch von daher bereitet es Schwierigkeiten, den 135? mit »Israel« zu identifizieren; denn das Leiden Israels war ja durchaus nicht unverschuldet (vgl. Jes 40 2 43 24 501) 4 0 ! Zusammenfassung und Konsequenzen: Ein Vergleich der Verwendung des Wortes 13? in den EJL mit der in den anderen dtjs. Texten zeigt: Außerhalb der EJL wird vor allem Israel von Jahwe als '13? bezeichnet, um durch diesen Hinweis auf die Zugehörigkeit zu Jahwe einerseits das Vertrauen des Volkes zu stärken; andererseits soll damit auch deutlich gemacht werden: Israel ist dazu bestimmt, für Jahwe vor den Völkern Zeugnis abzulegen (Jes 4219 a 4310 44 8.21 48 20). In den EJL erscheint der 13? als derjenige, der sein Leben bis zur letzten Konsequenz aus dem Hören auf Jahwes Wort (Jes492 504f.) 37

C. Westermann, ATD 19, 207.

38

Vgl. C. Westermann, ATD 19, 184.

39

Zum Folgenden s. B. Duhm, Jesaja, 400.

40

Vgl. G. von Rad, Theologie Bd. 2 , 2 6 8 .

Der religiöse Sprachgebrauch

247

und aus dem Vertrauen auf Jahwe (Jes494f. 507-9 537) lebt. Er bezeugt Jahwe nicht nur vor seinem eigenen Volk (Jes423 495f. 531-10), sondern soll Jahwes B^tto , seine »Gnade« vor allen Völkern verkünden (Jes42l.4 491.6 5213). — Verschiedene Aussagen können sich einerseits auf den 13J> , andererseits auf Israel beziehen, z.B. heißt es von beiden, daß Jahwe sie »von Mutterleibe an« gebildet habe (Jes442 491.5; von Israel: Jes44 28), daß Jahwe sie »festhalte« (Jes42l; von Israel: 4110), daß Jahwe sich an ihnen »verherrliche« (Jes 493; von Israel: Jes 4423). Wenn aber nun andererseits aus den oben genannten Gründen eine einfache Identität von "73? und Israel unmöglich ist, dann muß sich ein anderer Grund für die Parallelität der Darstellung angeben lassen. J.Jeremias hat in Anlehnung an M.Buber 4 1 im Knecht die Verkörperung des »wahren Israel« sehen wollen, der anstelle Israels dessen unerfüllte Aufgabe, die Bezeugung Jahwes vor den Völkern, ausführt. Aber läßt sich eigentlich mit Gewißheit sagen, daß Israel bei Dtjs schon endgültig an dieser Aufgabe versagt habe? Wird diese Aufgabe nicht erst im Rahmen der Verkündigung Deuterojesajas dem Volk deutlich? Und spricht nicht gerade das letzte, als »Bekenntnis der Geretteten« gestaltete EJL dafür, daß Israel im Miterleben des Schicksals des 135? nun sein eigenes Schicksal versteht und damit frei wird zum Zeugnis für Jahwe? So gewiß die EJL den "Qy in seiner Aufgabe und Person als Propheten zeichnen, so transzendiert andererseits auch gerade das letzte EJL eine nur individuelle Deutung. Insofern kann man im "73? die »Verkörperung des wahren Israel« in der Weise sehen, daß er für das Volk, das durch ihn von seiner Schuld frei geworden und wieder zu Jahwe geführt worden ist, eben die Art der Existenz verkörpert, zu der es selbst als das Volk Jahwes gerufen ist. 3.2.5.2. Bei Tritojesaja Jes 566 finden wir das Wort 135? in einer prologartigen Thora über die Zugehörigkeit i m Jahwe-Gemeinde 4 2 : »Und die Fremdlinge, die sich Jahwe anschließen, ihm zu dienen und um den Namen Jahwes zu lieben und iV zu werden, 41 42

J. Jeremias, VT XXII, 1972,41. Vgl. O.Kaiser, Einleitung, 1975 3 , 249. Zur Zusammengehörigkeit von Jes56i-8 s. bes. D.Michel, ThViat 10, 1965/66, 220-225. Als dtr.-chr. sieht E.Sehmsdorf, ZAW 84, 1972, bes. 542—557, Jes 561-8 an. Aber liegt die Annahme nicht näher, daß der Verfasser dieses Abschnitts — er wird im folgenden einfachheitshalber als Tritojesaja bezeichnet, vgl. Anm. 1 dieses Kapitels — dtr. Vorstellungen aufgenommen hat und ebenso später der Chronist?

248

Diachronische Betrachtung alle, die den Sabbath halten, ihn nicht zu entweihen und die an meiner Verpflichtung (IT"13) festhalten - , sie bringe ich zu meinem heiligen Berg und mache sie fröhlich in meinem Bethaus ...« (Jes 56 6 f.)

Wie Jes 563 zeigt, hatten sich im Exil Nicht-Israeliten und Eunuchen Jahwe angeschlossen. Sie waren nach dem Gemeindegesetz von Dtn 231-3 vom kultischen Leben des Volkes ausgeschlossen. Jes 561-8 hebt diese Bestimmung auf: Jetzt wird mit Berufung auf traditionelle Jahweworte 4 3 das Halten des Sabbaths und Festhalten der Verpflichtung (IV"T?) Jahwes, d. h. die Alleinverehrung Jahwes als alleingültiges Kriterium der Zugehörigkeit zur Gemeinde genannt, "I3J? bezeichnet dabei wie in den alten Pentateuchquellen den Kultteilnehmer. Es ist hier jedoch Ausdruck für die von der ethnischen Zugehörigkeit unabhängige Zugehörigkeit zu Jahwe bzw. zur Gemeinde. Diese Verwendung von 13J> begegnet hier zum ersten Mal: Zwar wird ja, wie oben deutlich wurde, auch der fremde König Nebukadnezar als 13? bezeichnet, aber daß Ausländer als O'l}? zur Gemeinde Jahwes gehören können, ist eine neue Möglichkeit. In dem »Volksklagelied« Jes 6315-6411 4 4 erscheint 13? als Selbstbezeichnung für die Israeliten: »Warum ließest du uns abirren, Jahwe, von deinen Wegen, verhärtetest unser Herz, daß wir dich nicht fürchten? Kehre um —um ^'"¡jy willen, der Stämme deines Erbbesitzes!« (Jes 6317)

Diese Bitte erinnert an die Bitte in Ps 9013, und der Gebrauch von T3J> entspricht hier auch der in den Klagen des Einzelnen und des Volkes festgestellten Verwendung 4 5 : Die Betenden wissen sich Jahwe zugehörig (vgl. den Parallelausdruck n^qj in Jes 6317!), vertrauen auf seine Hilfe und appellieren daher an ihn, die N o t zu wenden (vgl. auch Ps 2910 90(15.) 16).Die Antwort auf diese Klage des Volkes finden wir Jes 65, w o das Wort 13? in v. 8 . 9 . 1 3 . 1 4 . 1 5 begegnet. Stets werden damit die »Getreuen« Jahwes bezeichnet, die den Abtrünnigen, von deren Abgötterei v. 1-7 ausführlich berichtet wird, gegenübergestellt werden. Um dieser »Getreuen« willen will Jahwe nicht das ganze Volk vernichten (Jes 658 vgl. Gen 1 8 2 3 - 3 3 ) , ihnen wird sogar verheißen, daß sie das Land Jahwes besitzen werden 43 44 45

So bestimmt D. Michel, a.a.O., die Funktion von Jes 56 i. Vgl. C. Westermann, ATD 19, 310. S.o. 223-226.

Der religiöse Sprachgebrauch

249

(Jes 659 — ebenso wie 13? im Plural bei Tritojesaja die Israeliten bezeichnet, erscheint bei ihm — vgl. auch v. 15 — der Parallelbegriff Tn? im Plural). Entsprechend der Scheidung des Volkes in Q'ia? und jene, die Jahwe verlassen, wird dann Jes 6513-15 den einen Heil, den anderen Unheil angekündigt: »Darum, so spricht der Herr Jahwe: ,Siehe, 'T??

werden e s s e n - i h r aber werdet hungern!

Siehe, ' I j y

werden trinken — ihr aber werdet dürsten!

Siehe, ' I ? ?

werden sich freuen — ihr aber werdet

enttäuscht werden! Siehe,

werden jubeln aus frohem Herzen -

ihr aber werdet schreien aus Herzensweh und klagen, weil ihr geistig zerbrochen seid! Und ihr müßt euren Namen lassen zum Fluchwort meinen E r w ä h l t e n . . . 4 6 , aber wird man mit einem anderen Namen rufen!'«

Während also in diesem Text der als D'l?? bezeichnete Teil des Volkes dem anderen abtrünnigen Teil gegenübergestellt wird, begegnet D'T}? Jes6614 wieder als Bezeichnung für das ganze Volk: » . . . und die Hand Jahwes wird sich kundtun Vjjy n» , aber zürnen wird er seinen Feinden.«

Die »Feinde« dürften hier nicht eine Gruppe innerhalb des Volkes sein 4 7 , sondern die feindlichen nicht-israelitischen Völker, da Jes6615f. von Jahwes Gericht über die Völker spricht.

Zusammenfassung: Damit weisen die vier Texte, in denen bei Tritojesaja das Wort begegnet, jeweils eine andere Bedeutung von auf: Jes 566 werden damit die Teilnehmer des Jahwe-Kultes unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit bezeichnet; Jes 6614 dagegen die Israeliten; in der Klage des Volkes Jes6317 ist es Selbstbezeichnung der Israeliten; Jes658f. 13-15 dagegen meint D'igy eine Gruppe innerhalb des Volkes Israel: nämlich die der Jahwe-»Anhänger«, denen die Abtrünnigen gegenübergestellt werden. 46

Zum Text s. B. Duhm, Jesaja, 4 7 8 und C. Westermann, ATD 1 9 , 3 2 0 .

47

S. C. Westermann, ATD 19, 3 3 4 .

Der religiöse Sprachgebrauch

251

rung D'K'ajn '"py wird hier mit der für Ezechiel charakteristischen Redeweise von den »Propheten Israels« (vgl. Ez 131.16) 3 verbunden. Ez28 25 und 3725 finden wir im Ezechielbuch den 735? -Titel für Jakob jeweils in einem redaktionellen »Erweiswort« 4 : »So spricht der Herr Jahwe: ,Wenn ich das Haus Israel sammle aus den Völkern, unter die sie zerstreut worden sind, und mich an ihnen heilig erweise vor den Augen der Völker und sie auf ihrem Land wohnen, das ich Ha?^ Jakob gegeben habe . . . , dann werden sie erkennen, daß ich Jahwe bin, ihr Gott'.« (Ez28 25 f.)

Ez28 25 3 725 verbindet sich die Jakobtradition mit der Vorstellung, daß Jahwe diesem seinem 135? das Land gegeben habe. Damit erhält hier erstmals Jakob allein den igy -Titel (Dtn927, vgl. Ex 3213 erhält er ihn nur in Verbindung mit den anderen Patriarchen; der 135? -Titel für Abraham begegnet Gen 2624 Ps 105 6.42, für Isaak Gen 2414; Jakob ist Ps 1056: Tri} ). Die Aussage, daß Jahwe Jakob das Land »gegeben habe«, fällt auf, da sonst immer nur die Rede davon ist, daß Jahwe den Patriarchen das Land »verheißen« oder »zugeschworen« habe. Die Vorstellung der »Landgabe« an Jakob dürfte daher die seit Deuterojesaja übliche Identifizierung von Jakob — Israel — Volk Israel voraussetzen. In der Heilsankündigung Ez3725 finden wir den 13? -Titel nicht nur für Jakob, sondern auch noch für David: »Und sie werden wohnen in dem Land, das ich 'Tiyii Jakob gegeben habe und in dem ihre Väter gewohnt haben; und sie, ihre Kinder und ihre Kindeskinder werden darin für alle Zeit wohnen, und David, "15? wird für alle Zeit ihr Fürst sein.«

Ebenso wird David in der Heilsankündigung Ez3724 und 3423f. von Jahwe ' I i ? genannt. Dabei fällt auf, daß sich Ez34 24 und 3724 eine Parallelität zwischen Jahwes Herrschaft und Davids Herrschaft findet, wie wir sie schon in dem sekundären Heilswort Jer 309ff. gefunden hatten 5 . Die hier zugrundeliegende Vorstellung: »Jahwe ihr Gott und David ihr König« 6 impliziert, wie auch der -Titel deutlich macht, daß der an jenen Stellen erwartete König ein König nach dem Willen und der Verheißung Jahwes sein wird 7 . 3 4

W. Zimmerli, Ezechiel, II, 958. W.Zimmerli, Ezechiel, II, 6 9 0 und 6 9 5 f . ; 909 und 912ff.; J.Garscha, Studien zum Ezechielbuch, 1 9 7 4 , 1 6 5 f . ; 2 2 6 - 2 2 9 .

5 6 7

S. 179. W. Zimmerli, Ezechiel, II, 843. W.Zimmerli weist E z 3 7 25 einem R zu (Ezechiel, II, 909), E z 3 4 2 3 f . 3 7 u a

dagegen

Ezechiel selbst (Ezechiel, II, 844; 908). J.Garscha spricht sogar alle Stellen Ezechiel ab:

250

Diachronische Betrachtung

3.2.6.

In verschiedenen

Schriften der exilischen

und nachexilischen

Zeit

Vorkommen: Ez282S3423f.3724f.38l7 Hag 223 Sach 3816 Mal322 Dan 96.10f. 17Hi 18 23 418 427f. chrG Esr2 55.58 9ll Nehl6-8.l0f. 220 757.60 914 1030 113 IChr634 1613 1 74.7.17-19.23-27 2 1 8 IIChrl3 614-17.19-21.23.27.42 2 4 6.9 3216 13? •' Ez 20(39)40 Mal 314.18 Hi 2115 3611 •735? ••

P

Num37f. 423f.26.30.37.41.47 75 8ll.15.19.22.25f. 169 186f.21.23 Jos 2227 chrG Neh 9351 Chr 28911 Chr 719.22 2418 308333.16.22 3433 353 rrj3?: Ez44u P Ex27l9 3016 3521.24 361.3.5 3821 3932.40.42 Num 3 7f.26.31.36 44.19.23f.26f.28.30-33.35.39.43.47.49 75.7-9 811.19.22.24-26 169 184.6f.21.23.31 Jos 2227 chrG Esr 820 Neh35 1 033.38 IChr 6 17.33 9i3f.28 2 3 24.26.28.32 2 4 3.19 251.6.8 2813-15.20f.297ll Chr 814 2412 3.2.6.1. Im Ezechielbuch

Während es für Tritojeseja und zum Teil auch für Deuterojesaja charakteristisch ist, daß sich 13? in der Regel auf das Volk Israel bezieht, ist es für Ezechiel charakteristisch, daß Israel niemals als 13? bezeichnet wird. Ez 3817 nennt Jahwe seine Propheten H?? : »So spricht der Herr Jahwe: ,Du bist es, von dem ich in früheren Tagen geredet habe durch ' 7 ? ? , die Propheten Israels, die in jenen T a g e n 1 prophezeiten, daß ich dich gegen sie bringen werde'.«

Dieses redaktionelle Wort 2 , von W.Zimmerli als »belehrende Interpretationsbemerkung« charakterisiert, richtet sich an Gog: Sein Kommen erscheint danach als Erfüllung alter Prophetenworte. Die dtr. Formulie1

S. W . Z i m m e r l i , Ezechiel, II, 9 2 3 .

2

S. W . Zimmerli, Ezechiel, II, 9 5 8 ; J. Garscha, 2 3 8 .

252

Diachronische Betrachtung

Das Verb 13y begegnet Ez 20(39)40 8 :

bei

Ezechiel

in der

Heilsankündigung

»Denn auf meinem heiligen Berg, auf dem hohen Berg Israels — Spruch des Herrn Jahwe —, dort wird das ganze Haus Israel insgesamt

im Lande. Dort werde ich sie

wohlgefällig annehmen, und dort werde ich fordern eure Hebeopfer, Erstlingsgaben und Geschenke, all eure heiligen Gaben.«

Der Zusammenhang deutet hier darauf hin, daß im Sinne einer 9 »kultischen Verehrung« zu verstehen ist . E z 4 4 l 4 findet sich schließlich in einer nicht von Ezechiel stammenden 10 , an die Leviten gerichteten Unheilsankündigung das Wort : »Ich mache sie zu Hütern der Arbeit am Tempel, für all Irrjä? und für alles, was in ihm getan werden muß.«

Im Unterschied zur prophetischen Unheilsankündigung, in der ein geschichtliches Strafhandeln Jahwes angesagt wird, zeigt diese Strafdrohung die Form einer kultischen Dienstordnung 11 . Weil die Leviten sich von Jahwe entfernt haben, sollen sie nur noch untergeordnete kultische Funktionen erfüllen. Ihnen fallen nur die niederen Tempeldienste zu, den eigentlichen »Altardienst« dagegen sollen nur noch die Priester, nämlich die Zadokiden ausüben. 3.2.6.2. Im Dodekapropheton und bei Daniel Das Wort begegnet im Dodekapropheton und bei Daniel einerseits in traditioneller Verwendung als Ehrentitel für Mose (Mal 3 22 Dan 911) und für die Propheten (Sachlö Dan 96.10). Die Bedeutung Moses und auch die der Propheten sehen diese Texte im Zusammenhang mit dem göttlichen Gesetz: Mose hat die Thora übermittelt, die Propheten haben zur Befolgung der Gesetze gemahnt. So will das wohl redaktionelle, deutlich im Zusammenhang mit dtr. Vorstellungen stehende, Jahwe in den Mund gelegte Mahnwort Mal 3 22 1 2 zur Gesetzesbefolgung aufrufen: Ez 3725 gehöre zu Deutero-Ezechiel; Ez 3724 sei redaktionell (229), E z 3 4 2 3 f . sei ein Nachtrag (203). 8

Z u Ez 2039 s. W . Zimmerli, Ezechiel, 1 , 4 3 7 .

9

W.Zimmerli, weist

Ezechiel, I, 4 5 3 weist E z 2 0 3 9 f . Ezechiel selbst zu; J . G a r s c h a

es Deutero-Ezechiel

zu

(12.1 ff.).

ZAW84,1972,501-516. 10

S. W . Zimmerli, Ezechiel, II, 1 1 2 8 .

11

W . Zimmerli, Ezechiel, II, 1 1 2 3 .

12

Vgl. K. Elliger, A T D 2 5 , 2 1 6 .

Zur

Deutero-Ezechiel-These

s.

dagegen

W.Zimmerli,

253

Der religiöse Sprachgebrauch »Behaltet im Gedächtnis die Thora Moses, ,rt3V , die ich ihm geboten habe am Horeb für ganz Israel, die Satzungen und Gesetze!«

Und bei Daniel heißt es in dem ausführlichen Gebet Dan 94-19, das in v. 17 auch die schon aus den Psalmen bekannte Wendung vom 13$> als Selbstbezeichnung in der Bitte um Erhörung und Zuwendung Jahwes enthält: »Wir haben gesündigt..., wir sind abgefallen von deinen Geboten und Satzungen, wir haben nicht gehört V I ? ? ^K , die Propheten, die geredet haben in deinem Namen zu unseren Königen, unseren Fürsten und unseren Vätern und zur ganzen Bevölkerung des Landes.« (Dan 9 5 f.)

Wie auch Dan 910 zeigt, werden die Propheten hier als Gesetzesprediger gesehen. Das Wort 13? bezeichnet hier wie auch besonders im dtrG den Übermittler des göttlichen Wortes, das als »Gesetz« verstanden wird. Andererseits findet sich im Dodekapropheton "73? auch als Ehrentitel für Serubbabel (Hag 223) bzw. den erwarteten n»X (Sach 38). »An jenem Tag - Spruch Jahwe Zebaotlis —, da nehme ich dich, Serubbabel, den Sohn des Sealtiel, und halte dich wie einen Siegelring, denn dich habe ich erwählt, Spruch Jahwe Zebaoths.«

- Spruch Jahwes - ,

Die T35> -Bezeichnung soll hier ebenso wie das Bild des »Siegelrings« für den Statthalter Serubbabel (vgl. J e r 2 2 2 4 die Bedeutung des Siegelrings!), einen Mann aus davidischem Geschlecht, einerseits die enge Verbundenheit mit Jahwe deutlich machen. Andererseits aber weist der 135? Titel auch auf eine Aufgabe hin: Serubbabel wird von Jahwe »erwählt«, d.h. doch wohl als Herrscher nach dem Willen Jahwes (wie David) 1 3 . Sach 3 8 wird der 133? -Titel ebenfalls für Serubbabel gebraucht, der hier allerdings nicht namentlich genannt, sondern als no? (»Sproß«) bezeichnet wird 1 4 (vgl. Sach 612): 13

Während Hag 223 meist dem Propheten selbst zugeschrieben wird (vgl. z.B. F.Horst, HAT 14, 209; K.Elliger, ATD 25 , 97f.), erwägt W.A.M.Beuken, Mispat, VT XXII, 1972, 81 f., ob Hag223b der chronistischen Überlieferung zuzuschreiben sei. Als einheitlich versteht dagegen auch K.-M.Beyse, Serubbabel und die Königserwartungen der Propheten Haggai und Sacharja, 1972, 56, Hag 223 und bestimmt den Inhalt folgendermaßen: »Nach Vollendung des Tempels tritt bei Jahwes Einzug in ihn eine Welterschütterung ein, die die Wiederaufrichtung des Davidreiches mit sich bringt.«

14

Vgl. bes. W.A.M.Beuken a.a.O. 288 und 275ff., aber z.B. E.Sellin, Das Zwölfprophetenbuch, KAT 1 , Bd. XII, 499.

254

Diachronische Betrachtung » H ö r e doch, Josua, hoher Priester . . . : ,Siehe, ich lasse kommen H3?

,Sproß'.'«

ls

.

Das Verb finden wir bei den nachexilischen Propheten des Dodekaprophetons nur Mal 314.18. Hier geht es um eine Anfechtung der nachexilischen Israeliten: All ihre Bemühungen bei kultischen Veranstaltungen sowie das Einhalten der verschiedenen rituellen Bestimmungen scheinen fruchtlos zu sein, da von einer Erfüllung der prophetischen Verheißungen angesichts der dürftigen Wirklichkeit nichts zu spüren ist. »Ihr sagt: ,Es ist sinnlos, 1b? Gott! Welchen Gewinn bringt es, daß wir seine Anordnungen befolgt haben und daß wir in Trauer einhergegangen sind vor Jahwe Zebaoth?'« ( M a l 3 14)

Die Gottlosen, die sich nicht um die kultischen Pflichten kümmern, scheinen recht zu behalten. Dagegen verheißt Jahwe aber denen, die ihn fürchten, daß sie für ihn an dem Tag, den er bereitet, »ein besonderer Schatz« sein werden: »Dann werdet ihr wieder sehen den Unterschied zwischen einem Gerechten und einem Gottlosen, zwischen 1JV Gott und dem, der H j y üb .« (Mal 3 18)

Da der Gegensatz zwischen dem »Gerechten« und dem Gottlosen vor allem »das religiös-kultische Gebiet« 1 6 zu betreffen scheint, meint hier ebenso wie Ez 20 40 die »kultische Verehrung« Jahwes. 3.2.6.3. Im Hiobbuch Innerhalb der in nachexilischer Zeit schriftlich fixierten Rahmenerzählung des Hiobbuches 17 erhält Hiob von Jahwe verschiedentlich den Titel H3? . »Da sprach Jahwe zum Satan: ,Hast du

Hiob beachtet?

Denn keiner ist wie er auf Erden, ein Mann, so aufrecht und vollkommen, gottesfürchtig und fern vom Bösen!'« (Hi 1 8 ; ebenso 2 3 ; vgl. 427f.)

Die Attribute, die hier Hiob charakterisieren, sind typisch für den weisheitlichen Sprachgebrauch 18 . Innerhalb dieses Sprachgebrauches sind sie wiederum bezeichnend für eine bestimmte Richtung, die die 15

Zum geschichtlichen Hintergrund dieses Wortes vgl. K.-M.Beyse, a.a.O., 8 9 f f .

16

K.Elliger, A T D 2 5 , 2 1 3 ; v g l . H . P . S m i t h , S a m u e l , I C C 3 0 , 7 7 .

17

O.Kaiser, Einleitung, 3 5 0 .

18

Vgl. auch A. Weiser, A T D 1 3 , 2 7 .

Der religiöse Sprachgebrauch

255

»Gottesfurcht« in engem Zusammenhang sieht mit einem rechten sittlichen Verhalten, das durch Wörter wie an , Ttf; , f i x , y"TO "19 etc. gekennzeichnet wird. So finden wir z.B. neben Hi 18 ( l l 23) auch H i 4 6 28 28 Prov37 813 1416 166 Ps34l2-23 I I S a m 2 3 3 die Verbindung von »Gottesfurcht« und »aufrechtem«, »vollkommenem«, »dem Bösen abgewandtem Verhalten«. Die Charakteristik Hiobs in Hi 18b zeigt also, in welchem Sinn der -Titel für den Nicht-Israeliten Hiob zu verstehen ist: Hiob ist in seinem sittlichen Verhalten vollkommen, er führt sein Leben ganz nach Gottes Willen — darum kann Jahwe ihn seinen lay nennen. Dagegen soll Hi427f. durch die viermalige Bezeichnung Hiobs als •n^y betont werden, daß Hiob sich in seinem Reden als Jahwes 73? gezeigt hat, der aufgrund seiner engen Bindung an Jahwe auch »richtig« ( nytoa) von ihm gesprochen hat. Er soll darum auch »Fürbitte tun« für die Freunde, die nicht »richtig« geredet haben. »Und es geschah, nachdem Jahwe diese Worte zu Hiob geredet hatte, da sagte Jahwe zu Eliphas aus Thema: ,Mein Zorn ist entbrannt gegen dich und deine beiden Freunde, denn ihr habt nicht richtig von mir gesprochen H3y3 Hiob.'« (Hi427)

H i 4 l 8 begegnet TS? in der ersten Rede des Eliphas an Hiob. Eliphas will hier Hiob davon überzeugen, daß kein Mensch vor Gott gerecht und rein sein kann: »Siehe v j j j r a traut er nicht, seinen Boten legt er Irrtum zur Last 1 9 , nun erst die Bewohner der Lehmhäuser ...!«

Eliphas macht hier geltend: Wenn Jahwe nicht einmal »seinen Dienern« traut, dann dürften wohl die »Bewohner der Lehmhäuser« noch sehr viel weniger »vertrauenswürdig« sein. Sind nun mit diesen beiden Gruppen »Engel« 20 und »Menschen« gemeint oder »Propheten« 2 1 und »einfache Leute«, die eben nicht in Steinhäusern, sondern nur in Lehmhäusern wohnen? Der Sprachgebrauch von deutet zunächst darauf hin, daß hier »Propheten« gemeint sein könnten — die Propheten werden häufig als bezeichnet bzw. als D'DkVs , und Jes44 26 findet sich auch ebenso wie H i 4 l 8 die Zusammenstellung von D1"!?? und O'D^ö als Bezeichnung für die Propheten. Andererseits aber steht das Hiobbuch der prophe19 20 21

Zur Übersetzung vgl. F. Horst, Hiob, BK XVI/1 z. St. So die Kommentare, vgl. F. Horst, G. Fohrer, A. Weiser, G. Hölscher, P. Volz etc. z. St. So das Targum.

256

Diachronische Betrachtung

tischen Tradition ebenso fern, wie es tion nahesteht. Und die Aussage in heiligen Wesen in seiner Umgebung darauf hin, daß auch H i 4 l 8 die darstellen.

andererseits der weisheitlichen TradiHi 1515, daß Gott den himmlischen nicht »traut« (vgl. Hi 254-6), deutet D'l?? den »himmlischen Hofstaat«

Während sich also von H i 4 l 8 her nicht mit Sicherheit ermitteln läßt, wer die D'IJ? sind, führt andererseits die Frage, wer die »Bewohner der Lehmhäuser« sind, zu einem eindeutigeren Ergebnis: Das Wort ~ßh findet sich 17mal im AT, sieben dieser Stellen stehen im Hiobbuch, d.h. hier häufen sich die Belege. ist bei Hiob Bild für das Vergängliche, Nichtige, Wandelbare (s. H i l 3 l 2 2716 3019 3414) und damit auch für den Menschen (s. H i l 0 l 9 336). Ebenso finden wir J e s 2 9 l 6 6417 -igh als Chiffre für das Verhältnis des »Geschöpfes« zu seinem Schöpfer. Wenn aber 17?n so häufig als Bild für den vergänglichen Menschen verwendet wird, dann bezeichnet der Ausdruck »Bewohner der Lehmhäuser« in H i 4 l 8 wohl auch die vergänglichen Menschen schlechthin und nicht die Bewohner besonders einfacher Häuser. Dann aber meint Q'T^ auch nicht die »Propheten« Jahwes, sondern seinen »himmlischen Hofstaat«. Um den Gegensatz von y f i ( H i 2 l 7 f f . 366) und p n j (Hi367ff.) und um ihr jeweiliges Schicksal geht es Hi 2115 und 3611, wo sich das Verb ~t2y im Hiobbuch findet. Hiob beklagt sich darüber, daß es den »Gottlosen« so gut geht, die doch Gott verspotten und sprechen: »Was ist schon der Allmächtige, daß 13"!??}, und was nützt es uns, wenn wir ihn bitten?« (Hi 2115)

Mal 314 findet sich, wie wir schon gesehen hatten — hier allerdings im Munde der Jahwe-Fürchtigen —, in ähnlicher Weise die Auffassung, es sei »vergeblich«, Jahwe zu »dienen«. Zugrunde liegt in beiden Fällen eine empirisch begründete Skepsis gegenüber dem Dogma des Tun-ErgehensZusammenhanges. Der Grundsatz der frühen »Weisheit«: »Die Gottlosen stürzen und sind dahin, aber das Haus der Gerechten hat Bestand«

22

(Prov 127)

ist jenen Späteren fraglich geworden. Elihu zwar hält noch fest an der Sicht, daß Gott das Leben derer »glücklich« gestaltet, die auf ihn hören: »Wenn sie hören

,

verbringen sie ihre Tage im Glück und ihre Jahre in Annehmlichkeit,

22

Vgl. dazu bes. G. von Rad, Weisheit in Israel, 1 7 0 ff.

Der religiöse Sprachgebrauch

257

w e n n sie aber nicht hören . . müssen sie vergehen . . . « . (Hi 3 6 1 1 f.)

Für Hiob ist diese Auffassung jedoch nicht akzeptabel. Zu oft ist es geschehen, daß die Gottlosen ein langes, genußreiches Leben geführt haben, ohne daß irgendein Unheil über sie gekommen ist, wie es doch nach dem Glauben der frühen Weisheit hätte geschehen müssen (Hi 217-18). Während die »Spötter« aus dieser Beobachtung die Konsequenz ziehen, daß es darum eben sinnlos und damit überflüssig sei, Gott zu »dienen«, bedeutet jene Durchbrechung des Tun-Ergehens-Zusammenhanges für jene, die sich mit ihrer ganzen Existenz an Jahwe gebunden wissen, eine schwere Anfechtung. Die Mal 318 den Jahwe-Fürchtigen als Trost zugesprochene Ankündigung einer eschatologischen Scheidung zwischen den Gottlosen und denen, die Gott »dienen«, behält im Grunde jenen Tun-ErgehensZusammenhang bei, nur daß seine Verwirklichung erst in einer noch ausstehenden Zukunft erwartet wird. Dagegen verzichten die »Reden« des Hiobbuches auf eine lehrmäßige Lösung der Frage nach dem TunErgehens-Zusammenhang. Die Antwort, die Hiob auf all seine Fragen erhält, läßt sich verbal nicht formulieren. Das Leiden Hiobs bleibt in seiner Rätselhaftigkeit und Undurchschaubarkeit bestehen — aber in der persönlichen Begegnung mit dem allmächtigen Gott wird es Hiob möglich, mit dieser »theologischen Aporie« zu leben, weil die Erfahrung der Gottesgemeinschaft stärker ist als alle aus dem Leid erwachsene Anfechtung 23 . 3.2.6.4. In der Priesterschrift Während in den vorexilischen Schriften rnbj? in religiösem Sinn fehlt, findet es sich in der Priesterschrift und in den dazugehörigen Ergänzungen 24 überaus häufig. Das Substantiv dagegen begegnet in der Priesterschrift ( = P) niemals in religiösem Sinn. Auch das Verb erscheint meist in der figura etymologica n"|S5>n (nK) "ny , nur Num 424.26.37.41 und8l5.25 1 87 steht es allein: »Dies sind die Gemusterten der Sippen der Kahathiter, a m Begegnungszelt, die M o s e und A a r o n gemustert hatten, u. z. g e m ä ß dem Befehl J a h w e s durch M o s e . « (Num 437) 23 24

Vgl. G. F o h r e r , Hiob, 5 5 8 f. Z u r literarkritischen Einordnung der V o r k o m m e n s. M . N o t h , des Pentateuch, 1 7 ff.

17

Riesener, Der Stamm

Überlieferungsgeschichte

258

Diachronische Betrachtung

13V erscheint hier in der bisher noch nicht beobachteten Bedeutung »(beruflich) kultische Pflichten erfüllen«. Es handelt sich dabei um niedere kultische Aufgaben, die in diesem sekundären P-Abschnitt 25 den Kahathiten (Num441 den Gersoniten) zugewiesen werden, d.h. bestimmten levitischen Gruppen (vgl. Num 815). Da in der Regel die Ausübung jenes »Dienstes« am Begegnungszelt durch die figura etymologica rrjä^n ni? 13? charakterisiert wird (s. Num 3 7 f . 4 2 3 . 3 0 . 4 7 7 5 8 1 9 . 2 2 . 2 6 169 1 8 6 . 2 1 . 2 3 ) , dürfte hier die Bedeutung von rrjäj| die Bedeutung von 13? beeinflußt haben, so daß das alleinstehende 13? sinngemäß der figura etymologica entspricht. 13? bezieht sich in der Regel auf den »Dienst« der Leviten-, Num 187a ist das sich auf den »Priester-Dienst« beziehende, inhaltlich überflüssige und syntaktisch ungeschickte Dfl"|3?l wohl nach dem Vorschlag von BHK (vgl. BHE/R) als Dittographie zu streichen. 13? bezeichnet also abgesehen von Jos 2227 an all den unter »Vorkommen« (S.250) genannten Stellen das hauptamtliche Verrichten untergeordneter kultischer Aufgaben, u.z. durch verschiedene levitische Gruppen. Diese Leviten werden hier deutlich unterschieden von den Priestern, die allein für die heiligen Geräte und den Altar zuständig sind (Num 183), während die Leviten es mit dem Begegnungszelt zu tun haben. Hinsichtlich der dieser levitischen Gruppen erfahren wir ferner, daß die Leviten für diesen »Dienst« geweiht werden sollen (Num 811.15), daß sie ihn nur im Alter von 30 bis 50 Jahren ausüben dürfen (s. z.B. Num423) und daß sie als Entgeld für ihre Arbeit den »Zehnten« aus ganz Israel erhalten sollen (Num 1820-24). bezeichnet also in der figura etymologica rqä?n HS in der Regel den beruflich ausgeübten kultischen »Dienst« der Leviten, der dem eigentlichen Priesterdienst untergeordnet ist. Jos 22 27 2 6 finden wir dagegen np? rnbjrn^ in einer anderen Bedeutung: »Denn ein Zeuge ist er zwischen uns und euch und unseren Nachkommen n)n' rnSjrns läy1? vor ihm mit unseren Brandopfern, Schlachtopfern und Heilsopfern, daß nicht etwa eure Söhne künftig zu unseren Söhnen sagen: ,Ihr habt keinen Anteil an Jahwe'.«

Jos 229-34 erzählt, wie die ostjordanischen Stämme sich einen Altar bauen, um Jahwe dort Opfer zu bringen, d. h. als Zeichen ihrer Zugehörigkeit zu Jahwe. Durch die figura etymologica in v. 27 wird die Ausübung des legitimen Jahwe-Kultes durch die ostjordanischen Stämme bezeichnet. — 25

Vgl. M. Noth, Numeri, ATD 7 , 3 9 ff.

26

Der Text ist nach M. Noth, HAT I, 7, 133, P zuzuweisen.

Der religiöse Sprachgebrauch

259

Da, wo rrjäy in der P ohne das Verb begegnet, meint es meist den »Dienst« der verschiedenen am Heiligtum beschäftigten levitischen Gruppen: »Dies ist mä? der Kahathiten am Begegnungszelt: das Allerheiligste.« (Num 4 4 ; Vgl. Nüm 419.24.27 f. 31.33.35.39.43.49 77 f.)

Die Kahathiten erhalten hier die Aufgabe, die zum Allerheiligsten gehörigen Gegenstände unterwegs zu tragen — aber erst, nachdem Aaron und seine Söhne diese sorgfältig verhüllt haben, damit die Kahathiten nicht etwa damit in Berührung kommen. (Vgl. Num 79: Die Kahathiten hatten die heiligen Geräte auf den Schultern zu tragen.) Deutlich stehen die Priester hier wieder über den Leviten. Num 187b wird in einem späteren Nachtrag27 auch das Priestertum als rnäj? bezeichnet: » . . . als

njrnj mb? gebe ich euch das Priesteramt...«

Nur hier wird das Priesteramt r^b? , ein »geschenkweise übertragener Dienst« genannt, in der Regel meint rrjb? den »Dienst« der Leviten. Dieser »Dienst« bezieht sich auf die »Wohnung« mit all ihren Bestandteilen (Ex2719 3 8 21 3932.40 Num326; vgl. Num331.36 426.32) bzw. auf das »Zelt« (Ex30i6 3521.24 Num824f. 184.31). n-jb? hat hier die Bedeutung »(kultischer) Dienst« oder »Verrichtung (an kultischen Gegenständen)« bzw. »Besorgung« oder »Wartung« (kultischer Gegenstände). Num 811 bezieht sich rrjij? direkt auf Jahwe und meint den »(kultischen) Dienst« für Jahwe. Ex 3 9 32.4228 findet sich rrjäg in einem anderen Zusammenhang: »Und

rrjäyi'j

der Wohnung des Begegnungszeltes wurde beendet, und die Israe-

liten machten alles dementsprechend, wie Jahwe Mose geboten hatte.«

Wie die parallele Verwendung von n - ]^ und npx^)? in Ex 3942 und 3943 zeigt, meint rrjäs; hier die »Arbeit«, die zur »Errichtung« ( = npH^p , vgl. z.B. Ex 3521) des Heiligtums notwendig war. Wenn diese »Arbeit« hier als nfä? bezeichnet wird, dann geschieht dies im Zusammenhang mit der Feststellung, daß sie all dem entsprach, was Jahwe Mose geboten hatte. meint hier also eine von einem Auftrag, einer Weisung abhängige Arbeit. Diese Bedeutung hat rTjiaj» auch in den Wendungen, in denen es als Nomen rectum zu n^K^p begegnet. Während npK^I? einfach »Arbeit« 27

M.Noth, Numeri, ATD 7 , 1 1 8 .

28

Nach M. Noth, Exodus, ATD 5, 221 handelt es sich um P-Nachträge.

260

Diachronische Betrachtung

schlechthin oder »Herstellung« irgendeiner Sache meint, charakterisiert ein als Nomen rectum hinzugesetztes ni35> diese »Arbeit« oder »Herstellung« als »nicht-selbständig«, »befohlen«, »weisungsgebunden« o.a., so: Ex3524 361.3 (mit Bezug auf die Herstellung des Heiligtums) 29 . Die Beobachtung, daß rnä? in der Regel nur den »Dienst« der Leviten, nicht den der Priester bezeichnet, dürfte dann so zu erklären sein, daß die Leviten eben auch den Priestern unterstellt und an ihre Weisungen gebunden waren 30 . 3.2.6.5. Im chronistischen Geschichtswerk 135? begegnet im chronistischen Geschichtswerk ( = chrG) 3 1 als Ehrentitel für Mose (Neh l7f. 914 1030 IChr 634 IlChr 13 246.9), David (I Chr 174.7 II Chr 615-16.42) und die Propheten (Esr 911) sowie als Selbstbezeichnung (für David: I Chr 17l7-19.23f.25f.27 218; Salomo: II Chr 619-21; Neh und die Jerusalemer Gemeinde: N e h l 6 . l l 220). Im Plural bezeichnet 135? die Israeliten (Neh 16.10f. II Chr 623.27), speziell die Jahwe getreuen Israeliten (II Chr 614); aber auch im Singular erscheint 12J? in einer an Deuterojesaja erinnernden Formulierung als Bezeichnung für Israel (IChr 1613: der parallele Gebrauch Jakob-Israel, 135? - TH3 findet sich ebenso bei Deuterojesaja). 135? wird im chrG also ähnlich verwendet wie im dtrG. Dieser Befund überrascht nicht, da ja bekanntlich die Bücher Samuel und Könige dem chrG als Quellen zugrunde gelegen haben 32 . Um so mehr Beachtung verdienen dann jene Stellen, an denen das chrG in der Verwendung von 135? vom dtrG abweicht. So fällt zunächst einmal auf, daß der 135? -Titel im chrG nur ein einziges Mal in Verbindung mit den Propheten gebraucht wird, im dtrG dagegen sehr häufig 33 . »Aber nun, was sollen wir hiernach sagen, unser Gott, da wir deine Gebote verlassen haben, die du durch T l ? ? > die Propheten, geboten hast...« (Esr 9 lof.) 29

30

31

32 33

Der profane Bereich der »Dienstleistungsarbeit« wird Lev 237f.21.25.35f. Num28i8.2sf. 291.12.35 als rnij? bezeichnet. Zur untergeordneten Stellung der Leviten vgl. A. H. Gunneweg, Leviten und Priester, 139. Seine Auffassung, daß das Amt der Aaroniten durch m® und bezeichnet wird (a.a.O.), entspricht nicht dem hier beobachteten Sprachgebrauch und auch nicht den von ihm als Belege zitierten Stellen, die UV in diesem Sinn gerade nicht enthalten (Ex 28 35.43 2 9 30). Damit werden die Bücher I und II Chr, Esr und Neh bezeichnet, vgl. M. Noth, Uberlieferungsgeschichtliche Studien. M. Noth, Überlieferungsgeschichtliche Studien, 133. S. 198 f.

Der religiöse Sprachgebrauch

261

In diesem Bußgebet, das Esra nach der Entdeckung der Mischehen spricht, erscheinen die Propheten als die Verkünder der Gebote Jahwes. Speziell ist hier an' das Verbot von Mischehen gedacht, das sich in den Prophetenschriften nur M a l 2 l l f . findet. Im Wortlaut ähnelt Esr9l0f. am ehesten Dtn7lff.; so dürfte hier bei den »Propheten« primär an Mose gedacht sein 34 , dessen Gebote jedoch nach der Auffassung von Esr9l0f. durch die Verkündigung der späteren Propheten aufgenommen wurden. Die Propheten als Gesetzeslehrer, Mose als Prophet — dieses späte Stadium einer Vermischung der verschiedenen Traditionen deutet sich in einigen Schichten des dtrG zwar schon an, doch erscheinen die Propheten im dtrG in erster Linie als die Mittler des aktuellen, in einer konkreten Situation gesprochenen Wortes Jahwes. Mose hingegen wird im dtrG zwar in bestimmter Weise als »Prophet« gezeichnet - aber eben darum, weil an ihn Jahwes Verheißungen ergingen, d.h. gerade nicht aufgrund seiner gesetzgeberischen Tätigkeit. Diese auf das lebendige, konkrete Wort Jahwes bezogene prophetische Linie fehlt im chrG in Verbindung mit dem -Titel — auch die Stellen, an denen Mose sonst im chrG den "qy -Titel erhält, sehen ihn nur als Mittler der Gebote bzw. Kultstifter (s. N e h l 7 f . 914 10301 Chr 634 II Chr 13 246.9). Eine weitere Eigenart des chrG ist die Verwendung des 135? -Titels für Hiskia: »Und seine Untergebenen redeten noch mehr gegen Jahwe, den (wahren) G o t t 3 5 und gegen Hiskia, inj? .« (II Chr 3216)

Während im dtrG nur David als Jahwes 13V bezeichnet wird, nennt der Chronist auch Hiskia Jahwes 13? . Dies hängt mit der hohen Wertschätzung zusammen, die der Chronist Hiskia entgegenbringt. Diese Wertschätzung ist darin begründet, daß Hiskia den Tempelkult wiederherstellte (II Chr 29), den Götzendienst in Stadt und Land ausrottete, eine große Passahfeier veranstaltete (II Chr 301—311), und sich der »Reformation« verschiedener kultischer Ordnungen annahm (II Chr 312-21). Hiskias kultische Maßnahmen sind also für den Chronisten der Grund, ihm den Ehrentitel Jahwes "73V zu verleihen (vgl. a u c h I I C h r 3 l 2 l ) . Schließlich findet sich im chrG noch Esr 255.58 Neh 757.60 113 der Ausdruck nttVtf . Damit sind die »Tempelsklaven« gemeint, wie schon bei der referentiellen Analyse deutlich geworden ist 3 6 . Wenn sie als 34

Vgl. W . Rudolph, Esra und Neheraia, H A T I, 2 0 , 91 f.

35

Vgl. W . Rudolph, Chronikbücher, H A T I, 2 1 , 3 1 0 .

36

S.43.

262

Diachronische Betrachtung

»Sklaven Salomos« bezeichnet werden, dann dürfte dies nach Auffassung der hier zugrundeliegenden Tradition damit zusammenhängen, daß Salomo einige der ihm als »Sklaven« gehörenden Kriegsgefangenen im Tempel für die untergeordnetsten Aufgaben einsetzte 37 . (Nach Esr820 sind die Esr258 neben den »Sklaven Salomos« genannten DTP? die Handlanger der Leviten, das dürfte ebenso für die »Sklaven Salomos« zutreffen; vgl. auch die Pflichten, die Jos 927 den gibeonitischen Tempelsklaven zugewiesen werden: Holzhauen und Wasserschöpfen.) Auch das Verb begegnet im chrG in ähnlicher Weise wie im dtrG, aus dem an verschiedenen Stellen mehr oder weniger wörtlich zitiert wird. So bezeichnet 13^ hier einerseits die kultische Verehrung fremder Götter durch die Israeliten (IIChr7l9.22 2418; vgl. I Reg 9 6 f. 9) bzw. durch die Könige (II C h r 3 3 3.22; vgl. II Reg 213.21). Andererseits meint 13? auch die Ausübung des Jahwe-Kultus (IIChr34 33; negiert: Neh 9 35), zu der gemahnt wird (I Chr 28 9 II Chr 308 3316). II Chr 35 3 werden die Leviten von Josia aufgefordert: » . . . u n d nun l"py Jahwe, eurem Gott, und seinem Volk Israel.«

Hier wird das kultische Agieren der Leviten als ein »Dienen« verstanden, das sich sowohl auf Jahwe als auch auf das Volk bezieht. Gemeint ist, wie II Chr 35 4-6 deutlich wird, daß die Leviten das Passah vorschriftsgemäß schlachten und zurichten sollen, damit so das Passah dem Gesetz Jahwes entsprechend vollzogen werden kann (vgl. II Chr 357-19). Indem sie auf diese Weise eine ordnungsgemäße Passahfeier der Israeliten für Jahwe ermöglichen, »dienen« sie Jahwe und auch seinem Volk 3 8 — in diesem Sinn begegnet 13? im dtrG nicht. — Vor allem aber ist die häufige Verwendung von rrjiiy im chrG neu gegenüber dem dtrG. Während iTjä? im dtrG nur in profanem Sinn begegnet, findet es sich in der Priesterschrift und im chrG häufig als Bezeichnung für kultische Verrichtungen. In der Verknüpfung von ¡Tjij; mit dem Kult ähneln sich P und chrG, andererseits zeigen sich aber auch deutliche Unterschiede. So begegnet rniy im chrG zunächst einmal in den Wendungen: »Dienst (im) Haus unseres Gottes« (Neh 1033), »Dienst (im) Haus Jahwes oder Gottes« (I Chr 23 24.28.32 256 28 21 297 II Chr 2935 3121), »Dienst (in) der Wohnung des HausesGottes« (IChr633; vgl. 23 26). 37 38

Vgl. W. Rudolph, Esra und Nehemia, 23. Vgl. W. Rudolph, Chronikbücher, 325.

Der religiöse Sprachgebrauch

263

»Und (es gab) auch Brandopfer in Mengen mit den Fettstücken der Heilsopfer und mit den Weinspenden für die Brandopfer; so wurde rqn'TTa mSj» wiederhergestellt.« (II Chr 29 35; ganz ähnlich wird II Chr 35 16 von der Wiederherstellung der Hin' mS? gesprochen.)

Mit »Dienst (im) Haus Jahwes« ist hier der gesamte »Tempeldienst« oder »Kultus« gemeint 3 9 . Diese Bedeutung liegt auch Neh 1038b zugrunde: »... und die Leviten, sie sind es, die den Zehnten erheben in allen Städten Wi^Sy .«

Den Leviten wird hier die Aufgabe zugewiesen, in allen Städten, die sich zum Jerusalemer »Kultus« halten, den Zehnten zu erheben 4 0 . I Chr 9 28 begegnet r r j i j als Nomen rectum: »Und einige von ihnen waren für die rrjä?n verantwortlich: abgezählt mußten sie sie hineinbringen und abgezählt mußten sie sie heraustragen.«

rrjijr qualifiziert hier jene Geräte als »kultische« Geräte. Die Wendung r r j ^ l n-jb? findet sich I Chr 2814 und II Chr 3413: Während I Chr 2814 die »einzelnen kultischen Verrichtungen« damit bezeichnet werden, sind II Chr 3413 »einzelne (profane) Dienstleistungen«, nämlich bei der Tempelausbesserung gemeint. Diese Wendung ersetzt also in gewisser Weise den Plural von iTjis; , der nirgends begegnet. Wie in der P begegnet auch im chrG der Ausdruck rTjäy rQK^Ij . Jedoch wird damit nur I Chr 919 die »untergeordnete« Arbeit der Torhüter bezeichnet, I Chr 913 2813.20 II Chr 2412 ist damit die für den Tempelkult notwendige Arbeit gemeint ( mn^n'3 mb? njK^p ). Andererseits bezieht sich im chrG auch auf den »Dienst« des Kultpersonals. Im Unterschied zur Priesterschrift aber, wo nur der »Dienst« der Leviten Tji? genannt wird, bezeichnet rqüy im chrG neben dem »Dienst« der levitischen Sänger 4 1 (I Chr 617 251 2821 (erster Beleg)) auch den der Torhüter (I Chr 26 8 II Chr 3515) und den der Priester: »Er stellte nach der Anweisung Davids, seines Vaters, die Abteilungen der Priester Dfi^Sjr^jr und die Leviten orrinjia"^? zu loben und zu dienen vor den Priestern, wie es jeder Tag verlangte,

39 40 41

Vgl. W. Rudolph, Chronikbücher, 298. Vgl. W. Rudolph, Esra und Nehemia, 178; Neh 10 38 b-4o ist Zusatz zum chrG. In einem späteren Zusatz (vgl. W.Rudolph, Chronikbücher, 189) wird sogar einmal vom »Dienst« der einzelnen Leuchter gesprochen, d. h. von ihrer »Verwendung«.

264

Diachronische Betrachtung und die Torhüter in ihren Abteilungen für jedes Tor, denn so w a r es das Gebot Davids, des Mannes Gottes.« (II Chr 814)

Von Salomo berichtet der Chronist hier, er habe nach Davids Anordnung eine Dienstordnung für das Kultpersonal festgesetzt. Dabei wird der Dienst der Priester als niS? (ebenso I Chr 243.19 II Chr 352), der der Leviten als (Plural) bezeichnet (vgl. I Chr 2332 II Chr 3116 ). An anderen Stellen wird mit dem Wort rrriy jedoch auch der Leviten- und der Priesterdienst zusammengefaßt, so I Chr 28 21 II Chr 312 3510. Ebenso kann das »Stehen« vor Jahwe (11$), das sonst terminus technicus für den priesterlichen Dienst ist, von Priestern und Leviten gleichermaßen ausgesagt werden (Neh 1244 I Chr 618), und der Ausdruck für den priesterlichen Dienst bei P: rr# ohne Objekt meint im chrG auch das levitische Dienen (I Chr 617 152 2612 u.ö.). Sprachlich wird also im chrG nicht so genau zwischen dem »Dienst« der Leviten und Priester differenziert wie in der P; daß sich auch inhaltlich die priesterlichen und levitischen Aufgaben im chrG teilweise überschneiden, zeigt die Untersuchung von A . H . J . Gunneweg 42 . Nicht spezifisch kultisch ist rrjijr Neh 3 5 zu verstehen: Der Mauerbau, d.h. der Wiederaufbau der zerstörten Jerusalemer Stadtmauer, erscheint hier als rrjb? für Nehemia. Auch II Chr 128 meint ¡Tjä? wohl nicht nur den »Kult«, sondern die Gesamtheit dessen, was Jahwe vom Volk erwartet: »Doch sollen sie ihm unterworfen werden, damit sie (den Unterschied)

erkennen

zwischen 'Alias; und dem »Dienst« der irdischen Königreiche.«

Die politische Unterwerfung der Israeliten unter den Pharao Schischak erscheint hier als Mittel, den Israeliten die Vorzüge des Jahwe-Dienstes deutlich zu machen.

Zusammenfassung: 1. Bei Ezechiel begegnet diel35> -Terminologie meist in redaktionellen Texten. 13? findet sich als Ehrentitel für die Propheten (Ez38l7), für David (Ez3423f. 3724f.) und für Jakob (Ez2825 3725). Damit wird hier erstmals Jakob allein, d.h. ohne Nennung der anderen Patriarchen als 135? bezeichnet; gleichzeitig fällt auf, daß sich hier in Verbindung mit der Jakobstradition die Vorstellung findet, Jahwe habe Jakob das Land »gegeben« 42

Gunneweg, Leviten und Priester.

Der religiöse Sprachgebrauch

265

(während das Land sonst den Patriarchen nur »verheißen« oder »zugeschworen« wird). 12y begegnet nur in der Heilsankündigung Ez 20(39)40 und meint die »kultische Verehrung« Jahwes durch Israel. rni? findet sich in einer sekundären an die Leviten gerichteten Unheilsankündigung ( E z 4 4 l 4 ) und bezeichnet hier den untergeordneten Tempel-»Dienst« der Leviten, der als Strafe für den Abfall der Leviten von Jahwe verstanden wird. 2. Im Dodekapropheton und bei Daniel erscheint tyi/ einerseits als traditioneller Ehrentitel für Mose und die Propheten (Mal 3 22 Dan 911 S a c h l 6 Dan 96.10), die als Übermittler der Thora bzw. als Gesetzesprediger gesehen werden. Hag 223 und S a c h 3 8 wird Serubbabel im Hinblick auf seine enge Verbundenheit mit Jahwe und das ihm wie David aufgetragene Herrscheramt von Jahwe als bezeichnet. 13^ findet sich nur Mal 314.18: In jene Anfechtung hinein, die der nachexilischen Jerusalemer Gemeinde aus dem Kontrast zwischen den überschwänglichen Verheißungen der Exilspropheten und der eher kümmerlichen Wirklichkeit erwuchs — der dürftige Alltag schien den Gottlosen recht zu geben, die die Jahweverehrung als sinnlos ansahen —, wird hier verheißen, daß Jahwe schließlich doch den Unterschied zwischen Gerechten und Gottlosen offenbar machen, d. h. sie entsprechend ihrem Verhalten behandeln wird. Bei dem I j y scheint es primär um kultischreligiöse Fragen zu gehen. 3. Im Hiobbuch erhält Hiob Hi 18 23 4 2 7 f. von Jahwe den Ehrentitel 'Tay . Während sich dies Hi 18 und 23 darauf bezieht, daß Hiob in seinem sittlichen Verhalten vollkommen und insofern gottesfürchtig ist und sein Leben ganz nach dem Willen Jahwes führt, steht der -Titel H i 4 2 7 f . im Zusammenhang mit der Feststellung, daß Hiob im Gegensatz zu den Freunden »richtig« von Jahwe gesprochen hat. Hi 418 steht 133? im Plural als Bezeichnung für den himmlischen Hofstaat. Hi 2115 3611 begegnet das Verb i j y als Ausdruck für das Verhalten derer, die auf Jahwe hören und sich an ihn halten; während ihr Leben nach der Auffassung des Eliphas auch »glücklich« verläuft, ist es nach der Auffassung der Gottlosen ganz und gar nutzlos, dem Allmächtigen zu »dienen«. 4. Während 13? in religiösem Sinn in der Priesterschrift und den entsprechenden Zusätzen fehlt, findet sich 13V hier verhältnismäßig häufig, u.z. in der Bedeutung »(beruflich) kultische Pflichten erfüllen« ( N u m 3 7 f . 4 2 3 f . 2 6 . 3 0 . 3 7 . 4 1 . 4 7 7 5 8 1 1 . 1 5 . 1 9 . 2 2 . 2 5 f . 1 6 9 1 8 6 f . 2 1 . 2 3 ) . Dabei

266

Diachronische Betrachtung

wird es häufig mit n"j3? verbunden (figura etymologica), das den hauptamtlichen, untergeordneten »Dienst« der Leviten bezeichnet. Dieser »Dienst« gilt den verschiedenen kultischen Gegenständen, ihrer Wartung und ihrem Transport. Sprachlich wird in der Priesterschrift zwischen dem »Dienen« der Priester (vor allem n~TB?) und der ihnen untergeordneten Leviten ( und ¡Tji? ) unterschieden; nur in dem späteren Nachtrag Num 18 7b meint iTjü? den »Dienst« der Priester. Jos 2227 meint r n ^ n 13? die »Ausübung des (legitimen) Jahwe-Kultes« durch die Stämme im Ostjordanland. 5. Im chronistischen Geschichtswerk werden 13? und 13? einerseits ähnlich verwendet wie im dtrG, aus dem z.T. mehr oder weniger wörtlich zitiert wird. Um so bemerkenswerter sind daher die Unterschiede: Anders als im dtrG erhalten die Propheten niemals als Übermittler der aktuellen Heils- oder Unheilsankündigungen Jahwes den 135? -Titel; nur E s r 9 l l begegnet der 13? -Titel für die Propheten, die hier jedoch in einer Linie mit Mose als Verkünder der göttlichen Gebote gesehen werden. — Hiskia wird vom Chronisten Jahwes 13? genannt, weil er sich mit großem Eifer der Reformation des Kultes zugewandt hat ( I I C h r 3 2 l 6 ; vgl. 312 und II Chr 29-31!). — Die in der Hierarchie des Kultpersonals auf der untersten Stufe stehenden »Tempelsklaven« werden Esr 255.58 Neh 757.60 113 als ntoVtf '1}? bezeichnet, sollen also als von Salomo dem Tempel übereignete »Sklaven« gekennzeichnet werden. — 13? meint II Chr 35 3 das kultische Agieren der Leviten bei der Passahfeier. — Der Chronist bringt also die Wörter 13? und 13? da, wo er sie nicht in traditioneller Weise verwendet, mit dem Kultus in Verbindung. Die Beobachtung, daß auch beim Chronisten wie im ganzen AT das Verb 13? die Beteiligung am Jahwe-Kult und auch an fremden Kulten bezeichnet, 13? jedoch nur für die Jahweverehrer verwendet wird, dürfte folgendermaßen zu erklären sein: Das Verb drückt ein bestimmtes Tun aus, es kann daher eine momentane Zuwendung zu fremden Göttern bezeichnen. Bei dem Gebrauch des Substantivs 13? aber war die Vorstellung leitend, daß damit eine über den Augenblick hinausgehende »Zugehörigkeit« angegeben wird, d.h. für Israel: die Zugehörigkeit zu Jahwe. Auch wenn Israel sich also in seinem kultischen Verhalten anderen Göttern zuwandte, blieb es das Volk Jahwes, sein 13? , auf ihn angewiesen und von ihm abhängig. rrjii? ist im chronistischen Geschichtswerk einerseits terminus technicus für »Tempeldienst« bzw. »Kult« (so Neh 1033.38 I Chr 928 2324. 28.32 2 5 6 2814.21 29 7 II Chr 2935 3121 3413/1 C h r 9 i 3 2813.20 II Chr 2412 in einer Status-constructus-Verbindung mit : »die für den

Der religiöse Sprachgebrauch

267

Tempelkult notwendige Arbeit«). Andererseits meint ¡Tjiij; auch den hauptamtlichen »Dienst« der verschiedenen Gruppen des Kultpersonals — also nicht nur, wie in der Priesterschaft den »Dienst« der Leviten — so den der levitischen Sänger ( I C h r 6 l 7 251 2821) (erster Beleg), den der Torhüter ( I C h r 9 l 9 268 IIChr35l5) und den der Priester (IChr243.19 IlChr 814 352). Sprachlich und inhaltlich wird zwischen levitischen und priesterlichen Aufgaben im chronistischen Geschichtswerk nicht mehr so genau differenziert wie etwa in der Priesterschrift. Schließlich meint rrji? N e h 3 5 und I I C h r l 2 8 einen nicht nur spezifisch kultisch zu verstehenden Dienst: Es geht hier einerseits um den Mauerbau der nachexilischen Zeit, andererseits wohl um die gesamte Lebenshaltung, die als »Dienst« für Jahwe verstanden wird.

4. Zusammenfassung Im AT finden sich folgende vom Stamm 13y gebildete Wörter: 13? , > > > , , sowie zwölf Eigennamen. Mit Hilfe der Wortbildungslehre und der Kontextanalyse lassen sich die Bedeutungen der sehr selten begegnenden Wörter r n j j = Dienerschaft, rvnay = Knechtschaft, / l ^ n = Tat, Werk relativ leicht erschließen. Bei den sehr häufig (zusammen über 1200mal) begegnenden Wörtern 135? , Ijy und ¡Tjiy sind die Methoden der referentiellen Analyse und der Wortfelduntersuchung besonders geeignet, die vielfältigen Bedeutungsmöglichkeiten dieser Wörter und die durch sie zum Ausdruck gebrachten Deutungen der Wirklichkeit sichtbar werden zu lassen. Ein besonders umfangreiches Bedeutungsfeld ergibt die referentielle Analyse des Wortes 135? : Im Zusammenhang mit der Institution der Sklaverei bezeichnet es den israelitischen Schuldsklaven, der nur für begrenzte Zeit zum Sklaven wird, aber auch diejenigen Israeliten oder Ausländer, die für alle Zeit zu Sklaven geworden sind sowie die Tempelsklaven. Im Zusammenhang mit der Institution des Königtums werden D'132 genannt: die Untertanen und Untergebenen des Königs, seine Fronarbeiter und Leibeigenen, seine Beamten, Minister, Diener, seine Generäle, Hauptmänner, Gefolgsleute, Soldaten, seine Vasallen und Unterworfenen. Jahwes DH?? sind seine Verehrer, Anhänger, Diener, Beauftragten, Werkzeuge, Knechte. Als formelhafte Selbstbezeichnung gegenüber anderen Menschen und gegenüber Jahwe signalisiert If?? , daß der Betreffende verbal seine Dienstbereitschaft bekunden möchte bzw. sich seiner Abhängigkeit von dem anderen bewußt ist. All diesen Einzelbedeutungen gemeinsam und insofern konstitutiv für die Grundbedeutung sind die Merkmale (Substantiv), (Mensch), (männlich), (abhängig). Ebenfalls ist wesentlich, daß es stets um ein bestimmtes Handeln oder Verhalten des als 13J> Bezeichneten geht, wobei dieses Handeln sich am Willen und Interesse der als Bezugspartner des 13? Genannten orientiert. Von daher läßt sich die in der Einleitung gestellte Frage, inwiefern "73? den einfachen Sklaven bezeichnen, aber z.B. auch höchster Ehrentitel des Menschen gegenüber Gott sein kann, eindeutig beantworten. Diese beiden Verwendungsweisen ergeben sich daraus, daß 135? seiner Grundbedeutung nach ein dynamischer Relationsbegriff ist: Der so Bezeichnete

Zusammenfassung

269

wird damit als abhängig von seinem jeweiligen Bezugspartner charakterisiert, und jene Abhängigkeit manifestiert sich in der Regel in einem Handeln oder Verhalten, das sich nach dem Willen des Bezugspartners richtet bzw. ihm zugute kommt. 13? begegnet — ebenfalls in Verbindung mit den Institutionen des Königtums und der Sklaverei — einerseits im Sinne von dienen, arbeiten, Untertan sein, sich unterwerfen sowie, in Verbindung mit landwirtschaftlichen Tätigkeiten, im Sinne von (Land) bestellen, (Land) bebauen. Bezogen auf Jahwe, aber auch auf andere Götter, bedeutet 13V : (kultisch) verehren, dienen. Die diesen Bedeutungen gemeinsamen syntaktischen und semantischen Merkmale sind: (Verb), (Handeln), (von anderen veranlaßt). Das vom Verb abgeleitete Nomen rnb? bezeichnet ebenfalls im profanen Bereich die (Sklaven-)Arbeit, sonstige (abhängige) Arbeit und Dienstleistung, die Fronarbeit, Landarbeit, (handwerkliche) Arbeit. Als Terminus des religiösen Bereiches zeigt rnä? eine besondere Affinität zum Kultus, es erscheint hier als Ausdruck für die Besorgung und Wartung kultischer Gegenstände sowie für die Arbeit und den Dienst der hauptamtlich für den Kult Verantwortlichen. ( w i r d niemals in diesem Sinn verwendet, es bezeichnet nur den Laien, der am Kult teilnimmt.) Daneben kann auch der (kultische) Brauch oder Ablauf rnä? genannt werden. Dieses (Substantiv) bezeichnet also eine (von anderen veranlaßte) (Tätigkeit). Die Wortfelduntersuchung von 13? in der Bedeutung »Sklave« und von rni? als Terminus für das »Handeln« Gottes zeigt, daß in den zum jeweiligen Wortfeld gehörigen Wörtern die Wirklichkeit unter Gesichtspunkten erfaßt und gedeutet wird, die sich keinesfalls mit unseren heutigen decken und die auch in den gängigen Übersetzungsvorschlägen für diese Wörter keineswegs erkennbar sind. Dies wird z.B. daran deutlich, daß für unser Sprachempfinden die Antonyme »Sklave«-»Freier« und »Herr«-»Knecht« zusammengehören, für den Hebräer dagegen 73? (»Sklave«) - filit (»Herr «), d.h. hier wird der Sklave nicht primär als Unfreier, als Besitz-»stück« gesehen — obwohl er natürlich zum »Besitz« seines Herrn gezählt wird —, sondern als derjenige, dem »befohlen« wird und der dementsprechend zu handeln hat. Daß die Institution der Sklaverei in Israel vom Jahwe-Glauben her in zunehmendem Maße als problematisch empfunden wurde, zeigt eine diachronische Betrachtung der entsprechenden Belegstellen. Vom Zentrum des atl. Glaubens aus erweist sich die »Besitzvorstellung«, die die Grundlage jeder Sklaverei bildet, für die Regelung menschlicher Beziehungen als unzulässig. Die Untersuchung der

270

Zusammenfassung

Verwendung von I3y im Zusammenhang mit dem Königtum zeigt, daß es auch hier aufgrund der Spannung zwischen Jahwes Anspruch auf alleinige und unmittelbare Herrschaft und der natürlichen Tendenz der Könige zur Verselbständigung und Verabsolutierung z.T. zur Ablehnung des Königtums kommt. Die diachronische Untersuchung des religiösen Gebrauches von 13? , 13? und rrjb? zeigt, daß jedes dieser Wörter seine eigene Geschichte hat. 13? findet sich in vorexilischer Zeit selten (meist in späteren Zusätzen), da, wo es begegnet, meint es den »Verehrer« Jahwes, d.h. den Kultteilnehmer. Als Selbstbezeichnung ( 1 f 3 ? etc.), die die l.pers. ersetzt, charakterisiert 13? im Reden zu Gott den Beter als den auf Jahwes Gegenwart und Handeln Angewiesenen. Während 13? und 13V bei den vorexilischen Propheten — ebenso wie rnb? in religiösem Sinn — fehlen, entwickeln sie sich in der deuteronomistischen Theologie zu zentralen Wörtern der Beschreibung des Verhältnisses Mensch-Gott. Dieser Wandel hängt zusammen mit einer veränderten Beurteilung des Kultus, zu dem die I3y -Terminologie eine Affinität aufweist. Die Propheten lehnen den Kultus ihrer Zeit ab, weil er primär als Mittel zur Befriedigung egoistischer Bedürfnisse mißbraucht wird. Für die Deuteronomisten dagegen entscheidet sich am kultischen Verhalten des Volkes und seiner Könige, ob Israel Jahwes Volk, d.h. ihm gehorsam ist — oder nicht, ob es also in der Entscheidung für Jahwe sein Leben gewinnt — oder aber in der Entscheidung für fremde Götter die Grundlagen seiner Existenzmöglichkeit verliert. Ebenso wie das kultische Verhalten als Gehorsam und damit vom Wort Jahwes her verstanden wird, werden nun auch 13? und 13V in Beziehung gesetzt zum Wort Jahwes: Mose und David erhalten den 13? -Titel als diejenigen, die auf Jahwes Weisung hin handeln und durch die bzw. an die Jahwes Verheißung ergeht; und während Jahwe seinem 13? Mose seine Gebote und die Thora mitteilt und durch ihn verkünden läßt, ist David Jahwes 13? , insofern er nach diesen Geboten lebt. Ebenso erhalten die Propheten den 13? -Titel, weil sie Jahwes Wort hören und dessen Mittler sind, und Israels »Dienen« zeigt sich darin, daß es Jahwes Gebote befolgt. Bei Deuterojesaja findet sich 13? als Bezeichnung für das Volk einerseits, für den 13? der Ebed-Jahwe-Lieder andererseits. Der 13? wird gezeichnet als derjenige, der sein Leben bis zur letzten Konsequenz aus dem Hören auf Jahwes Wort und aus dem Vertrauen auf Jahwe gelebt und damit Jahwe nicht nur vor seinem eigenen Volk, sondern vor allen Völkern bezeugt hat. Für Israel verkörpert er die Art der Existenz,

Zusammenfassung

271

zu der es selbst als das Volk Jahwes, d.h. als Jahwes "J3J> gerufen ist. In der Priesterschrift und im chronistischen Geschichtswerk gewinnt dann rnä? , das zuvor in religiösem Sinn fast völlig fehlt, große Bedeutung. Damit wird einerseits der »Dienst« des Kultpersonals (bei P der Leviten, im chronistischen Geschichtswerk verschiedener Kultbeamter), andererseits auch die »Wartung« kultischer Geräte sowie der ganze »Tempeldienst« oder »Kult« bezeichnet. Auch dient hier dazu, die (berufliche) Erfüllung kultischer Aufgaben zu beschreiben, während 13? niemals als Terminus für die Kultbeamten (wie Leviten oder Priester) begegnet (nur die Kult-»Sklaven« können als D'"!3? bezeichnet werden).

5. Literaturverzeichnis Z« den Abkürzungen vgl. das Abkürzungsverzeichnis der RGG, zu den dort fehlenden Abkürzungen vgl. die Verzeichnisse der neueren Einleitungen und Kommentare! Alt, A,. Der Anteil des Königtums an der sozialen Entwicklung in den Reichen Israel und Juda, KS III, 1959,348-372 (= Grundfragen, 367-391). Alt, A., Die Deutung der Weltgeschichte im Alten Testament, Grundfragen, 440—448. Alt, A., Israels Gaue unter Salomo, KS II, 76-89. Alt, A., Das Großreich Davids, KS II, 66-75 (= Grundfragen, 338-347). Alt, A., Grundfragen der Geschichte des Volkes Israel. Eine Auswahl aus den »Kleinen Schriften«, ed. S.Herrmann, 1970. Alt, A., Neues über Palästina aus dem Archiv Amenophis IV., PJ 20, 1924, 22^41 (= KS III, 158-175). Alt, A., Die Ursprünge des israelitischen Rechts, KS I, 278—332 (= Grundfragen, 203—257). Alt, A., Die Staatenbildung der Israeliten in Palästina, KS II, 1953, 1-65 (= Grundfragen, 258-322). Andersen, F. I., The Hebrew Verbless Clause in the Pentateuch, JBLM Series XIV, NashvilleNew York, 1970. ANET = Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament, ed. J. B. Pritchard, Princeton, 1955 2 . Bächli, O., Israel und die Völker. Eine Studie zum Deuteronomium, AThANT, Zürich, 1962. Baethgen, F., Die Psalmen, HK II, 2,1897 2. Bahner, W., Grundzüge der Feldtheorie von Jost Trier, Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Leipzig (Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe), 11, 1962, 593-598. Baltzer, D., Ezechiel und Deuterojesaja. Berührungen in der Heilserwartung der beiden großen Exilspropheten, BZAW 121,1971. Baltzer, K., Das Bundesformular, WMANT 4,1960. Baltzer, K., Zur formgeschichtlichen Bestimmung der Texte vom Gottesknecht im Deuterojesaja-Buch, FS G. vonRad, Probleme biblischer Theologie, 1971, 27-^43. Barr, J., Bibelexegese und moderne Semantik. Theologische und linguistische Methode in der Bibelwissenschaft, 1965. Barr, J., The Image of God in the Book of Genesis: A Study in Terminology, BJRL 51, 1968/69,11-26. Barr, J., Biblical Words for Time, SBT 33, rev. ed. 1969. Barth, J., Die Nominalbildung in den semitischen Sprachen, 1889-1891. Barth, C., Mose, Knecht Gottes, Parrhesia. Karl Barth zum 80. Geburtstag, FS 1966, 68-81. Baudissin, W.Graf, Zur Entwicklung des Gebrauchs von 'ebed in religiösem Sinne, BZAW 34,1920,1-9 (= Budde-FS). Baudissin, W.Graf, Kyrios als Gottesname im Judentum und seine Stelle in der Religionsgeschichte, Bd. III. IV, 1929.

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Register der im Zusammenhang mit T3J?, rrjbjj besprochenen Texte Gen 2,5 15 3,23 4,2 12 9,25 26 27 12,16 14.4 15.1 3 14 18,3 5 19,2 19 20.14 24,2 14 34 35 52 25.23 26.24 25 32 27,29 37 40 29.15 18 20 25 27 30 30,26 29 43 31,6 41 32.5 6 11 17 19 21 33,5 14 12

28,46 46 28,46 46 28,46 17,19,24,43,142 17,19,20,24,43,142 17,19,20,24,43,142 72,114 47,142,143 47,143 47,143 162 162 162 160,162,173 72,114 38,171 160,163, 172,251 16 72, 114 16 47,142 160,164,165,171,173, 251 164 38 47,142 43,71 48,142 48,112 48,112 48,112 48,112 48,51,53,112 48,112 48,51,112 48,112 114 48, 112 48,112 39, 157,158 20,72,114,157,158 40,157,158,160,165,173 38,157, 158 39, 157,158 39, 157,158 39 39 16,17

und

43.1 8 28 44,9 10 16 17 24 27 30 33 46,34 47.19 25 49,15 50. 2 17

71,139 159 17,24,33 17,18,19,24 17,24 17,18,19 159 159 159 17,34 27 17,19,24,42 17,19,24,42 47,48,72,141, 142 38 160,164,172,200

Ex 1,13 14 2,23 3,12 4,10 23 5,9 11 18 6,5 6 9 7,16 26

29,47,143 31,47,51,135, 141 31,51,135,142 166,167,168 44, 160, 165, 166, 167, 173, 187,191 168 51,135,142 31,51, 135, 142 47,143 29,47,143 31,51,142 51, 135,141 168 168

9,1 13 20 30 10. 3 10,7

168 168 170 170 168 168

11 24 26 12,25 26 31 44 13,3 5

168 168 48,168 51, 169,173 51, 169,173 168 131 143 51,53,168,169, 173

8,16

8

168

168

288

Register 14 14,5 12 31

20,2 5 9 10 21,2-11 21,2 5 6 7 20 26 27 32 22,24 23,24 25 27,19 30,16 32,13 34,21 35,21 24 36,1 3 38,21 39,32 40 42 Lev 25,6 25,39-55

143 47,143 47,143 38, 44, 160, 169, 170, 173, 187,216 71,143 30, 168,169,219 48,112,131 72,131 113,123,128 38, 41, 42, 48, 114, 115, 122,124,129 28,41,125,126,129 19,28,41,42,48,125,129 114,123,125,129,132 1,16,17,129,130,132 72,129,130,132 72,129,130,132 130,132 30,130,132 168,169,219 ...168 ...259 31,259 . . . . 160, 170, 171, 173, 'l86, . 251 48,112 31,259 259,260 . .260 260 31,259 259 31,259 . .259

25,39 40 42 44 46 55 26,13

132 113, 124, 126, 127, 128, 129,133,135 17,42,48,51,53,114,132 41,48 41,48,127 114 114 17,127 17,18,19,24,133

Num 3,7 8 26 31 36 4,4 19 23 24 26 4,27 28

258,265 53,258,265 31,259 31,259 31,259 31,259 31,259 53,258,265 31,257,259,265 31,257,259,265 31,53,259 31,259

30 258,265 31 259 32 259 33 31,259 35 31,259 37 257,265 39 31,259 41 257,258,265 43 31,259 47 53,258,265 49 259 7,5 53,258,265 259 7 8 259 9 259 8,11 32,51,258,259,265 15 257,258,265 19 258,265 22 53,258,265 24 31,259 25 257,259,265 26 258,265 11,11 .38, 44, 160, 161, 162, 172,173 12,7 2, 3, 16, 17, 160, 171, 172, 173,187,191,199 2, 3, 16, 160, 171, 172, 173, 8 187,191,199 14,24 160,172,173 16,9 258,265 18. 4 31,259 6 258,265 7 257,258,259,265,266 21 258,265 23 258,265 31 31,259 32. 5 162 25 38 27 38 Dtn3,24 4,19 28 5,6 9 13 14 15 6,12 13 21 7,4 8 16 8,14 19 9,27 10.12 20 11.13

186 205,207,219 48,205,207 71,143 30,169,207,219 48,112,133 131,133 48, 131,133 143 205,206 17,18,19,21,24,133 205,207,261 143 205,207,208,210,222 71,143 205,207,219 171, 186,220,251 48,205,206 205,206 48,205,206

Register 16 12.2 12 18 30 13. 3 5 6 7 11 14 IS, 12-18 15,12 15 17

30,17 31,20 32,36 43 56 34,5 11

205,207,219 205,207 72,132 72,132 27, 205, 207 30,169 48, 143,205,206,207 71,143 205,207 71,143 205,207 113,124,128,129, 132 38,41,48,115,123,124 126 17, 19, 21, 24, 42,123, 125, 141 41,48,126 46 132,133 133 132,133 205,207,219 47,142 29,46,248 28,46 131,132 133 133 51,135,141 206,207 205,207 46 47,148,205,206,207 47,148,205,206 205,207 71 207,208 207, 208, 209, 210, 218, 219 206,207,219 210 186 186,203,204,221 203,204,221 16,186, 187, 190,191,199 187,190

Jos 1,1 2 7 13 15 8,31 33 9,8 9 11 23 24

16,187,189, 190 187,189,190 187,190 16,187,190 16,187, 188,190 187,190 190 159 159 159 43,159 159, 190

18 19 16,11 12 14 17,3 20,11 21,3 4 23.1 6 24,18 22 ' 26,6 28,14 36 39 47 48 64 68 29.17 25

289 11,12 15 12.6 13,8 14. 7 16,10 18,7 22,2 4 5 27 23,7 16 24,2 14 15 16 17 18 19 20 21 22 24 29 31

187,190 187,190 187,188,190 187,188,190 187,190 47,48,141 187, 188,190 187,190 187,188,190 48,187,190,210 32,51,53,185,258,266 211,219 211,219 210 210 210,211 210,211 71,143 210,211 210 210 211 210 210,211 190 210

Ri2,7 8 11 13 19 3,6 7 8 14 24 6. 8 9,28 38 10,6 10 13 16

148,212 190 148,212 212 212,219 212 148,212,213,214,215 47,142,213,215 47,142,148 148 143 47,135 47,135 212,213,214,215 212,213,215 212,213,215 213,214,215

ISam 3,9 10 4. 9 7,3 4 8,8 16 17 11,1 12,10 14 19 20 24

38,44,197,198,204,221 38,44,197,198,204,221 47,142 214,215 214,215 217 114 17,24,135,137 47,142 215 216 159 216,217 216,217

290

Register 16,15 16 17 17,8 9 58 18,22 23 24 30 20,8 21,8 22.6 7 8 9 14 15 17 23,10 11 25,8 10 39 40 41 26,19 27.1 2 28.7 23 30.1 3

150 . ..150 38,150 17,19,24,135 17,24,43,47,142 159 38,150 150 16,150 16,151 159 151,152 150,151 150,151 151 151 151 151,159 38,151 191,196 191,196 159,162 112,131 191, 192,196 112 112 159,217 17,24 38,150 150 17,131

II Sam 3,18 7,5 8 7,19 20 21 25 26 27 28 29 8,2 6 14 9,2 6 8 10 11 12 10,2 3 4 19 13,24 14,19 22

44,191,193,195,196 181,191,196 44,181,191,196 181,191 181,191 181,191 181,191,192,196 181,191 181,191 181,191 181,191,192,196 17,24,38,43,142,143 17,24,38,43,142,143 17,19,24,38,43 17,19,150 150 150,158 46,150 38,150,158 17,19,150 16 38 16 43,47,142 159 152 157

30 15,8 14 34 16,19 18,29 19,27 28 29 22,44 24,10 I Reg 1,19 26 27 47 2,39 40 3,6 7 8 9 5,1 20 23 8,23 24 25 26 28 29 8,30 32 36 52 53 56 66 9,6 9 21 22 27 11,13 17 26 32 34 36 38 12,4 7 14,8 18 15,29

38 47,205,222 38 152,155 48,155 152,155 38,150 150 150 47,135,143 191,192 159 157,159 157,159 153 17,131 131 191,193,196 196,204,221 196,204,221 38,196,197,204,221 47,143 42 42 200,202,204,221 191,192,196 191,192,196 191,192,196 196,197,204 196,197,204 196,197,204 202,203,204,221 202,203,204,221 196,197,204 187, 188, 189, 190, 191, 199,204 187, 188, 189, 190, 191, 199 191,192 218,219,262 209,218,219,262 42, 47, 48, 137, 138, 141, 155 33,137 42 177,191,192,196 143 17,19,152 191,192,196 177,191,193,196 191 191,193,196 47,51,135,141 1, 2, 4, 17, 19, 21, 24, 30, 38,40,42,135,141 145,191,193,196 189,199,204 189,199,204

291

Register 18,36 20,9 32 22,54

199,204 158 158 219

II Reg 4,1 5,26 8,19 9,7 36 10,5 10 18 19 22 23 12,22 14,25 16,7 17,3 12 13 16 23 33 35 41 18.7 12 26 19. 5 34 20.6 21,3 8 10 21 23 22,12 24,1 2 12 25. 8 24

71,122,139,159 72,114,139 177,191,193,196 177,204 189,199,204 38,42,135 189,199,204 219 218,219 218 199,204,218,221 153 189,199,204 159 17,19,21,24,43,142,143 220 177,199,204 219,220 177,204 220 219,220 220 47,142,143 187,190 159 152 191,193,196 191,193,196 219,262 187,190 177,189,199,204 219,262 153 18,155 2,17,19,21,24,43,143 177,189,199,204 153 155 47,142,143

Jes 14,2 3

149 29, 47, 51, 135, 141, 142, 143,149 48, 173,183 183 175,176,183 175,176,183 49 46 51 175,176,183 236,237,240,241 236,237,240,241 235,241,243,244,247

19,21 23 20,3 22.20 28.21 30,24 32,17 37,35 41,8 9 42,1

19 43,10 23 24 44,1 2 21 26 45,4 48,20 49.3 5 6 7 50.10 52.13 53.11 54,17 56,6 60.12 63,11 17 65.8 9 13 14 15 66.14 Jer5,19 7,25 8,2 11,10 13.10 16.11 13 17.4 22.9 13 25.4 6 9 11 14 19 26.5 27.6 7 8 9 11 12 13 14 17

236,239,240,241,246 236,239,240,241,246 29,48,241 29,49,241,246 236,237,240,241 236, 237, 238, 240, 241, 247 17,236,240,246 240,255 236,238,240,241 236,239,240,246 235,244 235,244,247 235,244,247 43,241 245 235,245,247 235,245 16,236 17,24,247,248,249 47,143,144 191 248,249 248,249 248,249 248,249 248,249 248,249 249 47, 143, 148, 174, 180,183, 207,209 177,183 174,183 174,183 174,183,219 174,183,209,219 174,183,209 29,47,143,147 174,183,209,218,219 47,48,135,137 149,177,183 149,174,183,219 143, 149, 178, 179, 183, 239 47,143,149 27,47,143,149 149 177,179,183 44, 49, 143, 178, 179, 183, 239 47,143,147 47,143,147 47,143, 147 46,47,143,147 47,143,147 47,143,147 47,143,147 47,143,147

292

Register 28.14 29,19 30.8 9 10 33,21 22 26 34.9

44,3 4 46,27 28

47,142,143 177,183 143,149,174,183 143,149,174,183,251 37,179,180,181,183,251 111,181,183,200,202 I l l , 181,183 181,183 41, 48, 115, 125, 126, 128, 133 41,48 41,71 41,143 41,48,115,125 17,24,25,41 174,177,183 47,142,143 44, 143, 178, 179, 183, 239 48,174,183 177,183 37,179,180,183 37, 179,180,183

Ez20,39 40 28,25 29,18 20 34.23 24 27 36,9 34 37.24 25 38.17 44,14 48.18 19

252,265 48,252,254,265 251,264 29,48,51,53 48 251,264 251,264 47,143,149 28,46 28,46 251,264 251,264 177,250,264 252,265 46 46

Hos 12,13

48,112

10 11 13 14 16 35.15 40,9 43,10

Joel 3,2

132

Am 3,7

178,183

Mi 6,4

71,143

Zeph 3,9

173,183

Hag 2,23

253,265

Sachl,6 2.13 3,8 13,5

177,252,265 43 253,265 46

Mal 1,6 3.14

132 48,254,256,265

17 18 22

48,112 254,257,265 191,252,265

Ps2,ll 18,1 44 19.12 14 22,31 27,9 31.17 34,23 35,27 36.1 69.18 37 72,11 78,70 79.2 10 86,2 4 16 89,4 21 40 51 90.13 16 97,7 100,2 102.15 23 29 104,14 23 105,6 17 25 26 42 106,36 109,28 113,1 116.16 119.17 23 38 49 65 76 84 91 122 124 125 135 140

232,233,234 229,232 47,143,144 223,224,225 223,224,226 232,233,234 223,224,225,226 223,225,226 226,227 223,224 229 223,224 226,227 47,143,144 44,229,231 226,227 226,227 223,224,225,226,234 223,224,225 223,224 229,230,231 229,230,232 229,230,231 223,224,226,231 226,248 226,248 49,232,234 232,233,234 226,227 232,233,234 226 51 51 229,251 71 226,227 191,229,230 229,230,251 48,232,234 223,224,225,226 16,226,228 223,224 223,224 223,224,225 223,224 223,224 223,224,225 223,224,225 223 37,223,226,229 223,224 223,224,225 223,224,225 223,224,225 223,225

293

Register 176 132,10 134,1 135.1 14 136,22 143.2 12 144,10

223,224,225 164,229 16,228 228 226,227,228 226,227 223,226 223,224 229,230,232

H i 1,8 2,3 3.19 4.18 7,2 19,16 21,15 31,13 36,11 39,9 40,28 42,7 8

254,255,265 254,255,265 132 37,255,256,265 132 132 256,257,265 133 256,257,265 49 37,71,139,159 254,255,265 254,255,265

Prov 1 1 , 2 9 12,9 11 17,2 19,10 22,7 28,19 29,19 21 33,10 Koh 2 , 7 5,8 7,21 9. 8

17,18,41 17 46 133 38 17,18,41 46 132 132 133 72,114 28,46 132 19

10

20 3,5 5,5 18 7,57 60 9,14 35 36 10,30 33 38 11,3 I Chr 2,34 4,21 6,17 33 34 9,13 19 28 16,13 17,4 7 17 ig 19 23 24 25 26 27 18,2 f )l 19 19 >

-7

132

Est 7,4

71

Dan 9,6 10 11 17

177,252,253,265 177,252,253,265 16,191,252,253,265 253

Esr 2,55 58 8.20 9.9 11

43,261,266 43,261,262,266 262 12,42 177,260,261,266

Neh 1,6 7 8

260 191,260,261 191,260,261

32 24,3 19 25,1 6 26,8 30 27,26 28,9 13 14 ^0 / I 2y 7 >

11 2.19

260 143

II Chr 1,3 2,7

10

260

28 23

>24

260

. . 51,135,142,264,267 71,122,133 51,135,142 43,261,266 43,261,266 191,260,261 143,149,262 43,143,149 16,191,260,261 31,262,266 263,266 43,261,266 17,19 51 263,267 262 191,260,261 263,266 263,267 263,266 260 260 260 260 260 .260

260

. ...

260 260 260 260 17,19,24,143 17,19,21,24,143 17,19,24 47,143 135

260

266 262 262,264,266 262,264,266 264,267 264,267 263,267 31,262,266 263,267 51,135,142 51 262 263,266 53,263,266 263,266 262,263,264,266,267 262,266 191,260,261 42

Register

294 9 17 6,14 15 16 19 20 21 23 27 42 7,19 22 8,9 14 9,10 21 10,4 7 12,8 24,6

42 29,47,135,142 260 260 260 260 260 260 260 260 260 219,262 219,262 42,71 264,267 42 42 47,51,135,141 17,19,21,24,42,135 17,24,32,41,51,143,149, 264,267 191,260,261

Register der außer in? m?* T5ä nT3? ton} n^B}

Dlj

nfts 193-13i?0 ms^u 091015 "1?; :n?J •»W 13? (Name) -I3V3V» Kl?? nlT(t 13?

9 12 18 28,10 29,35 30,8 31.2 16 21 32,16 33.3 16 22 34,13 20 33 35,2 3 10 15 16 36,20

13$?, 1 3 ? u n d 87,88 76-83, 88 87,88 87 f. 90-94,105 f. 90-94,105 f. 94f., 105f. 83 f., 88 95 f., 105 f. 138-142 101,105 f. 13 96-98,105 f. 98 f., 105 f. 83f.,88 104,105 242-244 84f., 88 85 f., 88 13 14 15

14 15

16,191,260,261 263,266 262 71,133 262,263,266 262 264,266 264 261,262,266 197,261,266 219,262 48,262 262 263,266 155 29,262 264,267 262,266 51,264 262,263,267 51,262,263 17,24,41,147

besprochenen >«