Die Farben im Alten Testament. Eine Terminologische Studie

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungen
Transkription
Einleitung
A. Die Farbqualitäten
B. Die Pigmentfarben
C. Die Entwicklung der atl. Farbnomenklatur
Anhang: Überblick über die Nominalbildung bei den F. termini
Literaturverzeichnis
Register der Bibelstellen
Register der hebräischen Termini

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ROLAND GRADWOHL D I E FARBEN IM ALTEN T E S T A M E N T

ROLAND GRADWOHL

DIE F A R B E N IM A L T E N T E S T A M E N T

EINE TERMINOLOGISCHE STUDIE

1963

VERLAG

ALFRED

TÖPELMANN

- BERLIN

B E I H E F T E ZUR ZEITSCHRIFT FÜR DIE ALTTESTAMENTLICHE WISSENSCHAFT H E R A U S G E G E B E N VON GEORG

FOHRER

83

© 1963 by Alfred Töpelmann, Berlin 30, Genthiner Straße 13 Alle Rechte, einschl. der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, von der Verlagshandlung vorbehalten Printed in Germany Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30 Archiv-Nr. 3822632

MEINEM VATER Vr

VORWORT

Soweit uns bekannt ist, wurde bisher noch nie der Versuch unternommen, die alttestamentliche Farbterminologie umfassend darzustellen. Die älteren Arbeiten über die biblischen Farben, beispielsweise von B Ä H R und DELITZSCH (S. im Literaturverzeichnis), begnügten sich mit sprachlichen Hinweisen, um sich daraufhin ihrem Hauptanliegen, der symbolischen Deutung der Farben zuzuwenden. Daß sich ihre diesbezüglichen Thesen heutzutage nicht mehr vertreten lassen, versteht sich vollauf, wenn man bedenkt, daß ihren Ausführungen nicht Aspekte der vergleichenden Religionswissenschaft und der Textkritik, sondern bloß allgemeine physikalische und physiologisch-psychologische zugrunde lagen. Jedenfalls ist die Ausbeute an sprachlichen Erkenntnissen, die man aus diesen Werken gewinnt, äußerst gering. Die neueren Arbeiten wenden sich teils wenn auch sehr wichtigen, so aber doch immer eng begrenzten Problemen zu — z. B. neben den Bibelkommentaren die Artikel von K Ö H L E R , H E R T Z B E R G (»Grüne Pferde«), R I G N E L L U. a. m. —, teils versuchen sie nicht zu forschen, sondern bereits Bekanntes zusammenfassend zu überblicken. Man denke beispielsweise an die Lexika von GALLING, H A A G U. a. und an den Artikel von GUILLAUMONT, der als populärer Vortrag gehalten wurde und daher nicht in die Tiefe gehen konnte. Die vorliegende Abhandlung, die im November 1961 von der Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich als InauguralDissertation angenommen worden ist, versucht die bestehende Lücke teilweise auszufüllen. Sie berücksichtigt die vorhandene Literatur, soweit sie zugänglich war. Es sind im Wesentlichen sprachliche und textkritische Probleme, die besprochen werden. Einer späteren Untersuchung soll es vorbehalten sein, darauf aufbauend die Bedeutung der Farben in religionsgeschichtlicher Perspektive zu erhellen.

VIII

Vorwort

Ich möchte an dieser Stelle meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. HANS WILDBERGER (Zürich), für seine unermüdliche Unterstützung meinen herzlichsten Dank aussprechen. Er hat mir von Anfang an hilfreich zur Seite gestanden und die Arbeit durch zahlreiche Hinweise und wertvolle Ratschläge bereichert. Sehr verpflichtet bin ich des ferneren den Herren Professoren W. BAUMGARTNER (Basel), H. W . HERTZBERG (Kiel), N . H. TUR-SINAI (Jerusalem/Israel), Oberrabbiner Dr. Z. TAUBES, Rabbiner Dr. J . TEICHMAN und Dr. A. STUTSCHINSKY (alle in Zürich). Dem Herausgeber der ZAW, Herrn Prof. D. Dr. GEORG FOHRER (Erlangen), sowie der Verlagsbuchhandlung ALFRED TÖPELMANN (Berlin), gilt für ihre Bereitschaft, die Arbeit als Beiheft zur ZAW zu publizieren, mein ganz besonderer Dank. Zürich, im März 1962

ROLAND GRADWOHL

INHALTSVERZEICHNIS Vorwort

VII

Abkürzungen

XI

Transkription

XIII

Einleitung

1

A. Die Farbqualitäten

3

I. Rot 1. Die Wurzel 'dm 2. Die Wurzel hmr 3. *säröq 4. 6. fähöb 6. *sähör 7. pä'rür 8. Zusammenfassung

främüs

II. Grün/Gelb (die Wurzel jrq)

4 4 16 21 22 23 23 25 26 27

I I I . Blau

33

IV. Weiß 1. läbän und seine Derivate 2. Die Wurzel hwr 3. büs, besä

34 34 48 49

V. Schwarz 1. hüm 2. Die Wurzel ihr VI. Flecken- und Streifenmuster VII. Indirekte Farbangaben Zusammenfassung der Weiß-Schwarz-Terminologie

B. Die Pigmentfarben Vorbemerkung zu »malen, färben« I. Die tierischen Pigmente 1. Der Purpur 2. Karmesinrot

50 50 51 54 57 58

60 60 66 66 73

X

Inhaltsverzeichnis II. Die pflanzlichen Pigmente

78

III. Die mineralischen Pigmente

80 80

1. pük 2 . kähal

82

3. l'hör

82

4. d*jö

83

5 . siqrä

83

6 . ¡ä$ar

85

7.

säräd

8.

gir,

85

sid

Zusammenfassung

C. Die Entwicklung der atl. Farbnomenklatur

86 88

89

Anhang (Überblick über die Nominalbildung bei den F. termini)

100

Literaturverzeichnis

102

Kommentare zum A T

108

Encyclopädien und Zeitschriften

109

Register der Bibelstellen

110

Register der hebräischen Termini

115

ABKÜRZUNGEN AASF AB AH AkpAW AO APAW AS AT atl. B D B

BiA BH BLGr BRI BroLex BWAT CAD chW CMaL D DdlB DoB E EEi GB

HdNw HdtA HfM H R

HUCA J JE JPOS J SS KöhlerLex KSVH LS LXX MT

Annales Academiae Scientiarum Fennicae, Helsinki Analecta Biblica D E L I T Z S C H , »Assyrisches Handwörterbuch« Abhandlungen der königlich-preußischen Akademie der Wissenschaften Analecta Orientalia Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften D A L M A N , »Arbeit und Sitte in Palästina« Altes Testament alttestamentlich B R O W N - D R I V E R - B R I G G S , » A Hebrew and English Lexicon« S P E R B E R , »The Bible in Aramaic« Biblia Hebraica, ed. K I T T E L B A U E R - L E A N D E R , »Historische Grammatik« G A L L I N G , »Biblisches Reallexikon« B R O C K E L M A N N , »Lexicon Syriacum« Beiträge zur Wissenschaft vom Alten Testament The Assyrian Dictionary, Chicago LEVY, »Chaldäisches Wörterbuch« D R I V E R , »Canaanite Myths and Legends« Deuteronomiker Dictionnaire de la Bible, ed. V I G O U R O U X Dictionary of the Bible, ed. H A S T I N G S Elohist E I S S F E L D T , »Einleitung in das Alte Testament« G E S E N I U S - B U H L , »Wörterbuch« Handwörterbuch der Naturwissenschaften Handbuch des deutschen Aberglaubens Historisk-filologiske Meddelelser H A T C H - R E D P A T H , »Concordance« Hebrew Union College Annual Jahwist The Jewish Encyclopedia Journal of the Palestine Oriental Society Journal of Semitic Studies K Ö H L E R - B A U M G A R T N E R , »Lexicon« Kungl. Svenska Vetenskapsakademiens Handlingar L I D D F . L L A N D S C O T T , »A Greek-English Lexicon« Septuaginta masoretischer Text

XII

MVAeG MVG NaWGö OLZ P PS RB RGG R1VG RpThK RVV SkAW SREi Tg ThWZNt ThZ V v. 1. VT WO WTM wVdtOG WZKM ZAW ZDMG ZDPV ZSem ZW

Abkürzungen Mitteilungen der Vorderasiatisch-Ägyptischen Gesellschaft Mitteilungen der Vorderasiatischen Gesellschaft Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen Orientalistische Literaturzeitung Priesterschrift P A Y N E - S M I T H , »Thesaurus Syriacus« Revue Biblique Religion in Geschichte und Gegenwart Reallexikon der Vorgeschichte Realencyclopaedie für protestantische Theologie und Kirche Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften S E L L I N - R O S T , »Einleitung in das Alte Testament« Targum Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament Theologische Zeitschrift Vulgata varia lectio Vetus Testamentum Die Welt des Orients LEVY, »Wörterbuch über die Talmudim und Midraschim« Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen Orient-Gesellschaft Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins Zeitschrift für Semitistik und verwandte Gebiete Zeitschrift des Vereins für Volkskunde

ZUR TRANSKRIPTION B e i Zitaten aus der Literatur wurde die Transkription des betreffenden Werkes beibehalten.

1. Zur Transkription hebräischer Vokabeln 'äläf zäjin hët têt haf sämäk 'ajin

' z h t k s *

qöf sin sin täw Langer sêrë segöl

q s s t

pê' sâdê qämäs hätüf

p (nach Vokal /) s o

hatêf-\T6\td.\e werden etwas hochgestellt e sewä mobile hochgestelltes

Vokal

= è ä,

2. B e i der Transkription a r a b i s c h e r und s y r i s c h e r Wörter ist z u s ä t z l i c h zu beachten, daß f r i k a t i v e A u s s p r a c h e durch einen Strich unter dem betreffenden Konsonanten ( ) gekennzeichnet wird. arabisch ¿im ha ha

i h h

(lad gain

d g

3. A k k a d i s c h e und u g a r i t i s c h e Termini werden so wiedergegeben, wie sie in den betreffenden Lexika angeführt sind. 4. êtha thêta xi phi

Griechisch è th X ph

chi psi omega

eh ps ö

der Diphthong oy =

ou.

Abkürzungen für die Bücher des AT Gen, E x , Lev, Num, Dtn, Jos, J d c , I - I I Sam, I - I I Reg, Jes, J e r , Ez, Hos, Joel, Am, Ob, J o n , Mi, Nah, Hab, Zeph, Hag, Sach, Mal, Ps, Hi, Prov, R u t h , Cant, Eccl, Thr, E s t , Dan, Esr, Neh, X-II Chr.

EINLEITUNG Die vorliegende Arbeit setzt es sich zur Aufgabe, die alttestamentliche Farbnomenklatur darzustellen. In erster Linie soll das sprachliche Material gesammelt und gegliedert werden. Hierauf ist an Hand der Ergebnisse zu prüfen, ob und auf welche Weise sich die Farbnomenklatur entwickelt hat. Bei allem Reichtum an Farbbezeichnungen hat das AT bemerkenswerterweise keinen speziellen Terminus für den B e g r i f f d e r F a r b e , weder für Farbe als Sinneseindruck, noch als Farbton eines Farbstoffes zum Färben oder Malen 1 , entwickelt. »säba«(arabisch: sibga)2, das talmudische 3 und neuhebräische 4 Wort für Farbe, findet sich zwar J d c 5 30 im Plural sebaim (säba' im selben Vers muß gestrichen werden) 5 , doch nicht im Sinn von »Farbe«, sondern von gefärbten, bunten Stoffen oder Gewändern (selal sebaim, Beute an bunten Stoffen 6 ). Der Grund für das Fehlen eines abstrakten Begriffs liegt darin, daß die einzelnen Farben noch nicht als abstrakte Größen 7 , sondern als Bestandteile, als äußere Hülle der Objekte 8 gedacht wurden 9 . Bezeichnenderweise ist in vielen indogermanischen Sprachen das Wort für Farbe identisch mit dem Wort für Hülle, Haut 1 0 . Wie steht es um die alttestamentliche Farbnomenklatur? Es empfiehlt sich, für unsere terminologische Studie die Farbtermini des AT in zwei Hauptgruppen einzuteilen:

2

WEHR

»Das ABC der Farben«, 20ff., zur begrifflichen Bestimmung von »Einführung« 4 1 . 4 5 6 , Dozy I 8 1 6 .

3

LEVY,

WTM

1

MÜLLER,

»Farbe« siehe

* BEN

WALTER,

JEHUDA

IV

165.

XI

5367.

5

BH. • So auch B E N J E H U D A a. a. O . ' Cf. S C H R Ä D E R , »Reallexikon« I 297. 8 Cf. HESS, »Farbbezeichnungen« 74, HdtA II 1189. 9 In religiöser Hinsicht wirkt sich dies dahin aus, daß die Farbe als Wesensausdruck zur Gottheit gehört, siehe G R A P O W , »Die bildlichen Ausdrücke« 107; K E E S , »Götterglaube« 135 und ders., »Farbensymbolik« 414. Sie wird zusammen mit dem numen verehrt und besitzt daher eine numinose Wirkung, siehe R A T S C H O W in RGG (3. Aufl.) II 874f. 10

SCHRÄDER o p .

G r a d w o h 1, Farben

cit.

I

297. 1

2

Einleitung

A. I n B e z e i c h n u n g e n f ü r die F a r b q u a l i t ä t e n , das sind jene Farben, die den Gegebenheiten unserer Umwelt (farbige Lichter, farbige Körper) auf Grund eines jeweiligen bestimmten Sinneseindrucks zugedacht werden. B. I n B e z e i c h n u n g e n f ü r die P i g m e n t e , d.h. für Farbstoffe, die aus tierischen, pflanzlichen und mineralischen Substanzen gewonnen wurden, um mit ihnen andere Körper durch Überzug oder Beimischung zu färben. Es sei darauf hingewiesen, daß sich diese Arbeit auf die Betrachtung der Farbbenennungen beschränkt und daher die Ausdrücke für »Helligkeit, Glanz, Strahlen« (zöhar, 'ör, zdrah, nögah, sah, zak, qäran11 u. a. m.) und für »Dunkel, Finsternis« (hösäk, hasekd, 'afelä, 'alätä, qädar, u. a. m.) außer acht lassen wird. 1 1 Die Bedeutung von qäran ist allerdings umstritten. Cf. JIRKU in ZDPV L X V I I , 1944, 43ff.: nicht »Strahlen werfen«, sondern »Horner tragen« = »hörnertragende Gesichtsmaske«.

A. DIE FARBQUALITÄTEN Zu besprechen sind die Farben R o t , G e l b , G r ü n , B l a u (die Hauptfarben des Spektrums), sowie S c h w a r z und W e i ß . Wenn wir uns bei der Betrachtung der einzelnen Farben an die Reihenfolge halten, in der sie im Spektrum angeordnet sind (beginnend bei Rot), so bestehen dafür gute Gründe, die die Ausführungen •— vor allem der Abschnitt über die »Entwicklung der Nomenklatur« — deutlich werden lassen. Nicht aber wählten wir diese Anordnung, weil es sich bei den im AT vorkommenden Farben etwa um Spektralfarben handeln würde. Diese wurden gesehen und beachtet, zum Beispiel am Regenbogen (qäsät, Gen 9 I3f. P, Ez 1 28), doch wurde ihre Natur selbstredend noch nicht erkannt. Dem Regenbogen wurden stoffliche Qualitäten zugedacht 1 . Bevor die einzelnen Termini zur Sprache kommen, muß eine für alle Einzelfarben wichtige Erkenntnis vorausgeschickt werden. Wir haben festgestellt, daß die in gedanklicher Hinsicht noch fest verkettete Einheit von Farbe und Farbobjekt der Bildung eines Terminus für den abstrakten Begriff der Farbe abträglich war. Nun wird andererseits aus dieser Kohärenz heraus die Benennung einzelner Farben verständlich. Fragt man sich nämlich, wo der Ausgangspunkt zur Bildung von Farbtermini zu suchen ist, so erweist sich — wie schon andere vor uns gesehen haben (z. B. B A U E R - L E A N D E R 2 , GALLING 3 , H E R T Z B E R G ) 4 — die folgende A r b e i t s h y p o t h e s e als unumgänglich (und bisher auch nicht widerlegt): Die einzelnen Farbqualitäten müssen erstmals an Objekten aufgefallen sein, die a) im engen Gesichtskreis des Menschen lagen und immer wieder gesehen wurden und bei denen b) eine bestimmte Färbung sehr ausgeprägt war. Als nun nach und nach die Farben nicht nur gesehen, sondern auch sprachlich bezeichnet wurden, bediente man sich zur Benennung einer Farbe des Wortes, mit dem man das Farbobjekt zu benennen pflegte. Die Termini für farbenmäßig ähnliche Erscheinungen wurden daraufhin nach dem Terminus des betreffenden Farbprototyps ausgerichtet. So entstand um diesen Kristallisationspunkt herum eine mehr oder minder große Zahl derivierter 1 2 3 4

RÜHLE in RGG (2. Aufl.) IV, 2, 1811 f. BLGr 466. BR1 150. Im unveröffentlichten Artikel »Farben«. 1*

4

Die Farbqualitäten

Nomina und Verben. Leider ist es sehr oft nicht mehr möglich, jenen Ausgangspunkt zu bestimmen, doch gibt es, wie uns scheint, Beispiele, an denen dieser Prozeß eindeutig aufgezeigt werden kann. Wir werden jeweils zum gegebenen Zeitpunkt die Frage nach jenem Farbobjekt aufwerfen. Hier soll zur Verdeutlichung des Gesagten ein Beispiel vorweggenommen werden. Innerhalb des Farbsektors »Weiß« ist die Wurzel Ibn häufig vertreten und zwar mit läbän, weiß, lebänä, Mond (die weiße Scheibe), lebönä, Weihrauch u. a. m. Theoretisch könnte jedes dieser Objekte, die eine Weißfärbung besitzen, die Bildung nachfolgender Termini veranlaßt haben, doch weist die vergleichende Sprachwissenschaft den richtigen Weg. Sie stellt fest, daß arabisch labanun »Milch« bedeutet. Infolgedessen hat das hebräische Farbadjektiv läbän zunächst den Sinn von »milchfarben« besessen und ist dann im Laufe der Zeit (überall schon im alttestamentlichen Schrifttum) zu »weiß« geworden. Jedenfalls wird damit deutlich, daß die Vorstellung von Weiß bei der Farbe der Milch eingesetzt hat — was bei der Lebensweise von Hirten und Bauern auch gar nicht weiter verwunderlich ist — und somit alle übrigen Termini für die weißfarbigen Objekte von läbän denominiert sind. I.

ROT

1. Die Wurzel 'dm Am häufigsten trifft man bei den Bezeichnungen für Rot auf die Wurzel 'dm. Man möchte annehmen, daß Rot zu allererst an der Farbe des Blutes beobachtet worden ist, somit 'dm von däm, Blut, hergeleitet und ursprünglich zur Bestimmung eines blutroten Farbtons verwendet wurde. In etymologischer Hinsicht kann eine solche Annahme nicht erwiesen werden1, denn es fällt schwer, bei einer Derivation von 'dm aus däm, den Grund für das Auftreten des 'äläf am Wortanfang zu erkennen. Vom Ugaritischen und Akkadischen her ist kein Anhaltspunkt zu gewinnen, denn der Vergleich des ugaritischen 'dm (»to rouge oneself«)2 mit dm (Blut) 3 und des akkadischen adammu (rot sein)4 5 mit dämu (Blut) ergibt einen analogen Sachverhalt wie im Hebräischen. Selbst das aramäische 'adäm, 'admä, 'idmä (Blut) 6 hilft nicht weiter, da es sich hier beim 'äläf nicht um einen Wurzelkonsonanten, 1

So auch GUILLAUMONT 342.

2

GORDON Nr. 48, CMaL 1 3 6 : adm =

3

GORDON Nr. 483, CMaL 154. S. 10,

BEZOLD

Gegen G B 10, LEVIAS in Jewish E n c . IV 176. »be reddled« (mit Rötel bemalt).

4

SODEN

5

MUSS-ARNOLT 251, DELITZSCH, A H 220, CAD I I I 75.

107.

nung« siehe BROCKELMANN, Grundriß I 334. • W T M I 28.

»Mit sekundärer Deh-

5

I. Rot

sondern um ein 'äläf prostheticum handelt 7 . Nach G E S E N I U S 8 gehört däm möglicherweise zu den nomina primitiva, deren Verbalstämme nicht eruierbar sind9. Sollte dies zutreffen, so ließe sich denken, daß bei der Bildung von däm ein ursprüngliches 'äläf am Wortanfang ausgefallen sein könnte. Bei 'dm wäre dieses 'äläf noch erhalten. Eine solche Annahme steht indessen auf sehr schwachen Füßen, nachdem in keiner anderen semitischen Sprache ein ursprüngliches 'äläf bei däm vorkommt, und man wird daher mit BROCKELMANN 1 0 däm bei den von Haus aus zweiradikaligen Nomina einreihen. Ein etymologischer Zusammenhang von däm mit 'dm kann somit nicht nachgewiesen werden. Religionsgeschichtlich betrachtet hat aber eine Relation von Rot mit Blut zweifellos bestanden. Die Farbe des Blutes, dem im Denken der Alten eine erstrangige magische Bedeutung beigemessen wurde 11 , hat auf die Empfindung der roten Farbe einen starken Einfluß ausgeübt. Im AT findet sich ein Hinweis bloß an einer einzigen Stelle und zwar II Reg 3 22. Es heißt dort, das Wasser des Baches, in dessen Nähe Joram von Israel sein Truppenlager gegen Mesa von Moab aufgeschlagen hatte, sei durch die strahlende Morgensonne12 »rot wie Blut« gefärbt worden: 'adummim kaddäm (LXX: pyrra hösei haima, V: aquas rubras quasi sanguinem, Tg: majä sämeqin (v. 1.: sümäqtn)13 kidmä). Von dieser blutähnlichen Rotfärbung irregeleitet, sollen darauf die Moabiter geglaubt haben, das Wasser sei rot vom Blut der in plötzlich entbranntem Zwist sich gegenseitig bekämpfenden Feinde (v. 23: wajjakkü 'is reehü, einer erschlug den anderen). Man darf wohl annehmen, der Ausdruck »rot wie Blut« sei gleich wie im heutigen Sprachgebrauch häufig verwendet worden 14 , wenngleich aus der erwähnten Bibelstelle kein hundertprozentiger Beweis dafür erhältlich ist. '"dummtm kaddäm ist nämlich integrierender Bestandteil der Erzählung, ohne den der weitere Bericht — die Siegesstimmung der Moabiter und die nachfolgende Niederlage — nicht verständlich wäre. Daher mochte der Ausdruck »rot wie Blut« nicht deshalb gewählt sein, weil er jedermann geläufig war, sondern weil er sich für den Kontext zwangsläufig ergab. 7 8 10 11

12

WTM I 28, cf. Tg: däm, demä, chW 178. 9 Grammatik § 93 mm. Grammatik § 81 a. Grundriß a. a. O., so auch BERGSTRÄSSER, »Einführung«. Cf.

STEINMUELLER

422 ff.;

GRAF REVENTLOW,

VT

1960,

311ff.

MONTGOMERY-GEHMAN, »Kings« 361, denken an eine Färbung durch den roten Sandstein der Umgebung. Wegen hassämäs zät^hä *al hammäjim, die Sonne 13 schien auf das Wasser, ist ihre These nicht zutreffend. BiA II 277. 14 Auch im Akkadischen findet sich dieser Vergleich (CAD III 79): ». . . if the water (of a well) is red as blood«, oder »if a river carries water (looking) like blood«, oder »if (the water of) a river is like light-colored blood«.

6

A. Die Farbqualitäten

Neben der Rückführung von 'dm auf däm bestehen zwei weitere etymologische Deutungsversuche, die jedoch ebenfalls nicht zu überzeugen vermögen. D i e e r s t e E r k l ä r u n g stellt 'ädöm Mensch (Menschheit),

'ädöm

(rot) zu 'adämä,

E r d e u n d zu 'ädäm, k o l l e k t i v :

b e d e u t e d a h e r »erdfarben« (so HERTZBERG) 1 5 . E S f r a g t

sich bloß, o b n i c h t v i e l l e i c h t 'ädöm das p r i m ä r e W o r t ist u n d das L a n d n i c h t deshalb h e i ß t , weil es ursprünglich »rotes, gepflügtes L a n d « (KÖHLER) 1 6 , »rote E r d e «

'"dämä

(SCHWARZENBACH)17,

»eisenhaltig

rötlich

schimmernder Ackerboden«

(GALLING 18 ,

L E V Y ) 1 9 b e d e u t e t h a t u n d e r s t s p ä t e r für bestelltes, p f l a n z e n t r a g e n d e s L a n d ü b e r h a u p t 2 0 v e r w e n d e t worden i s t 2 1 . E b e n s o w ä r e 'ädäm

(ugaritisch 'dm)22 v o m A d j e k t i v

'ädöm h e r g e l e i t e t — B e z e i c h n u n g e n v o n K o n k r e t e n sind v i e l f a c h aus A d j e k t i v e n e n t s t a n d e n 2 3 — u n d b e z e i c h n e t e ursprünglich »die W e s e n m i t der r ö t l i c h e n H a u t f a r b e « 2 4 . D e r zweite D e u t u n g s v e r s u c h b r i n g t 'adämä,

'ädäm

u n d a u c h 'ädöm

a r a b i s c h e n 'ARFAMAI""25, H a u t z u s a m m e n (z. B . BAUER-LEANDER) 2 '. t e t e n 'adämä

die H a u t , die Oberfläche, 'ädäm

mit dem

D a n a c h bedeu-

die aus dieser H a u t E r z e u g t e n (cf. Gen

'äfärmin hä'ttdämä) u n d 'ädöm »fleischfarben« 2 7 , h a u t f a r b e n . E s s c h e i n t

2 , : . . . hä'ädäm

uns allerdings wenig w a h r s c h e i n l i c h , d a ß R o t a m s t ä r k s t e n a n der H a u t f a r b e auffiel und daher v o n d o r t h e r s p r a c h l i c h b e n a n n t wurde. D i e H a u t f a r b e ist j a z w a r als 'ädöm gesehen worden (s. u n t e n ) , a b e r doch wohl erst i n s e k u n d ä r e r B e t r a c h t u n g u n d n i c h t so, d a ß ihre F ä r b u n g als das R o t p a r e x c e l l e n c e gegolten h ä t t e .

Obschon ein etymologischer Nachweis nicht erbracht werden konnte, liegt es am nächsten, 'ädöm. als ursprünglich »blutfarben« zu deuten und zwar nicht nur, weil das Blut eine überragende Rolle spielte und sich daher die Aufmerksamkeit immer wieder darauf konzentrierte (Moment a) von S. 3), sondern auch, weil beim Blut die rote Farbe wie sonst nirgends ausgeprägt ist (Moment b) von S. 3). a)

'ädöm

Das Adjektiv 'ädöm, fem. ' " d u m m ä , ist nach der präfix- und affixlosen Nominalform mit dem Vokalismus ä und ö (nach qatul) 15

I m unveröffentlichten Artikel

16

KÖHLER,

17

S. 133.

19

WTM I

Lex. 18

»Farben«.

13.

BR1

161.

29.

20

KÖHLER,

21

S i e h e MAAG, »Arnos« 64.

Lex.

13.

22

GORDON N r . 5 0 ; C M a L 1 3 5 : »adm,

mankind,

23

BROCKELMANN, » S y n t a x « § 15, cf.

nös, Mensch, '"näsim, M ä n n e r , m i t

men«. ara-

bisch 'anis, gesellig. 24

Cf. dagegen BERGSTRÄSSER in Z S e m 1 9 3 0 , 2 8 : ». . . wenn wirklich ein Zu-

s a m m e n h a n g b e s t e h e n sollte, so ist er j e d e n f a l l s i m a l t t e s t a m e n t l i c h e n l ä n g s t vergessen, denn nirgends wird a u f diese E t y m o l o g i e angespielt . . .«. 25

LANE

26

B L G r 466, so a u c h BEN JEHUDA I 66, A n m . 2.

I

36;

WEHR

27

So B L G r

466.

9.

Hebräisch

7

I. R o t

gebildet worden, die für viele andere Farbtermini charakteristisch ist (z. B . järöq, grün, sähör, schwarz, sähöb, rotglänzend, ¿äröq, hellrot, bäröd, gescheckt, u. a. m.). Im Femininum dummä wird das ursprüngliche kurze u der Grundform durch sekundäre Gemination des folgenden Konsonanten gewahrt 2 8 . Ein tieferer Sinn ist in diesen Bildungen nicht zu erkennen. Das Farbadjektiv 'ädöm zählt man achtmal. Beim Jahwisten in G e n 25 30 erscheinen die rötlich-braunen, vielleicht gelblich-braunen Linsen, die J a k o b zu einer Mahlzeit kocht, als 'ädöm: haTiteni na min hä'ädöm hä'ädöm hazzä, »laß mich verschlingen vom Roten, diesem Roten da«. Die zweifache Nennung der Speise ist etwas sonderbar, paßt aber psychologisch gesehen ganz gut zum vierschrötigen, heißhungrig von der Jagd zurückkehrenden Esau, der in großer Hast sein Essen hinunterwürgen will, ohne es genau anzusehen. Wenn er nur seinen Magen füllen kann! Von manchen 2 " wird eine Emendation des ersten hä'ädöm, im Sinne des arabischen 'idämun30, (=

haedöml)31,

Zukost zum Brot, vorgeschlagen

was der Leseart der L X X entspräche (apo tou hepsematos tou

toutou, von diesem roten Gericht).

pyrrou

Sachlich ändert dies nichts an der Farbbenennung

der Linsen. (Die V liest wie die L X X : da mihi de coctione hac rujaw, gekochten roten Speise. Das Tg entspricht dem M T : min v. 1 . " : simmöqä simmöqä oder simmöqä

gib mir von dieser

simmöqa

sämeqä

häden,

sümeqä).

Die Stelle im Königsbuch, I I R e g 3 22, wo vom Wasser »rot wie Blut« (majim 'adummim kaddäm) die Rede ist, wurde schon besprochen (S. 5) und kann hier übergangen werden. Außer diesen beiden Belegen stammen alle restlichen Texte, in denen 'ädöm auftritt, aus exilischer und nachexilischer Zeit. C a n t 5 10 besingt das liebende Mädchen die Schönheit seines Geliebten: dödi sah we'ädöm, »mein Geliebter ist strahlend 3 4 ( L X X : leukos, weiß) und rot«, L X X : pyrros, V : Candidus et rubicundus, glänzend weiß und (hoch) rot 3 5 (!). E r besitzt eine helle Körperfarbe (die Übersetzung der V ist nicht sehr sinnvoll), vielleicht auch rosige Wangen, rötlichen Haarwuchs, was als besonders schön gilt (cf. T h r 4 2). Daß der Ausdruck besagen soll, der Geliebte sehe »gesund aus wie Milch und Blut« (LANG)36, ist unerwiesen. Wo fände sich ein Hinweis dafür, daß Milch und Blut als Symbole der Gesundheit gegolten hätten ? 28

B L G r 466 f.; GESENIUS, »Grammatik« § 93kk.

29

STRACK,

PROCKSCH

SKINNER,

GUNKEL,

HOLZINGER i m

Genesiskommentar

321.

30

LANE

32

rufus = rot, lichtrot, fuchsrot, siehe GEORGES I V 2421.

I

36;

WEHR

9.

31

BH.

33

BiA I 38.

34

Cf. SCHWARZENBACH 1 0 4 zu

35

rubicundus

36

In T h W z N t V I 952.

sehiah.

= hochrot, glühend rot, siehe GEORGES IV 2415.

z. S t . ,

gegen

8

A. Die Farbqualitäten

J e s 63 2 (tritojesajanisch) 37 heißt es im Gedicht, das J H W H ' s Rache an Edom schildert: maddü'a 5adöm lebüSäkd (für lilbüsäkä)38 e e e üb gädäkä k dörek b gat, »warum ist rot dein Gewand und deine Kleider (sind) wie die eines Weinkelterers?« L X X : erythra ta himatia, V : Quare ergo rubrum est indumentum tuum. J H W H , der Kriegsherr, wird anthropomorph dargestellt, was aber nicht dazu verleiten darf, als handelndes Subjekt den Messias 39 sehen zu wollen. Die roten Kleider, die er trägt, sind vielleicht eine rote Kriegsgewandung (cf. Nah 2 4: mHullaim, »in karmesingefärbter Kleidung«), Eher aber werden es Kleider sein, die vom Blut der Erschlagenen, das auf sie gespritzt ist, gerötet worden sind (v. 3: wajjiz (für wejez)40 nishäm lal begädäj, »ihr Saft ( = Blut) spritzte auf meine Kleider«), In diesem Sinne hat es wohl das Tg — trotz seiner freien Übersetzung — verstanden: müden jismeqün türin middam qetilin, »why then are the mountains red w i t h t h e b l o o d of t h e s l a i n « (Stenning). An vier Stellen dient 'ädöm der Beschreibung der Hautfarbe von Tieren, dreimal von Pferden, einmal von einer Kuh. Im ersten und letzten der Nachtgesichte S a c h a r j a s wird von einem süs 'ädöm (18), bzw. von süsim '"dummim (ls 62) gesprochen. L X X : hippos pyrros / hippoi pyrroi, V : equus rufus / equi ruft, fuchsrote Pferde, Tg: süse simöq, süsewän sumqin. Es sind Pferde rotbrauner Färbung, die sich von den fuchsroten (¿eruqqim, ls, s. unten S. 21 f.) farbenmäßig unterscheiden (daher ist auch die Übersetzung der V nicht zutreffend). Das Problem der Bedeutung der roten wie auch der andersfarbigen Pferde innerhalb der Apokalypse kann hier bloß angedeutet werden. Man sah in den verschiedenen Farben Symbole für die vier Himmelsgegenden ( S E L L I N 4 1 , M A R T I 4 2 ) oder für die Planetengottheiten Merkur, Mars, Jupiter und Saturn ( W I N C K L E R und Z I M M E R N ) 4 3 , oder man sah in ihnen das Abbild der Farberscheinungen, die sich bei Tagesanbruch in der Stufenfolge dunkelrot, hellrot, weiß 44 , am Firmament abzeichnen. Die Auseinandersetzung mit diesen Ansichten überschreitet den Rahmen dieser terminologischen Untersuchung (Genaueres siehe bei R I G N E L L ) 4 6 .

N u m 19 2 P wird zur Lustration eines mit einem Toten in Berührung gekommenen Israeliten die Asche einer roten Kuh vorgeschrieben: pärä 'adummä, L X X : damalin pyrran, V : vaccam ruf am, T g : töretä simöqHä. 37 38 41 42 43 44 45

E E i 417 weist den T e x t in die Zeit Haggais/Sacharjas oder Maleachis. 3 8 DdlB I I I 1065. 4 0 BH. BH. I m Kommentar z. St. S. 433. Dodekapropheton z. St. Siehe bei S E L L I N op. cit. So R O T H S T E I N siehe bei S E L L I N op. cit. »Nachtgesichte« 30ff. Dort auch über R O T H S T E I N S Ansicht, S. 32.

9

I. R o t

Nach dem Talmud wird das nachfolgende Attribut t'mimä, vollkommen ( L X X : amönon, tadellos, ohne Tadel 4 8 ; anders V : aetatis integrae, im gesunden (kraftvollen) Alter) 4 7 so verstanden, daß eine Kuh, die zwei schwarze oder zwei weiße Haare hatte, schon nicht mehr tauglich war (rniinä pärä II, 6). Diese rigorose Einschränkung, die erst aus nachträglicher Reflexion entstanden sein konnte, da nach dem atl. Wortlaut durch temimä

bloß körperliche Gebrechen ausgeschaltet werden sollten, mußte die

»rote Kuh« ( = rotbraune K u h ) 4 8 der Rabbinen zur größten R a r i t ä t werden lassen (cf. nach misnä pärä I I I , 5 haben Moses und Josua nur eine einzige rote Kuh zu besagtem Zwecke geschlachtet!!).

Rote Kühe und überhaupt rote Tiere wurden von

vielen antiken Völkern zur Lustration und zum Abwehrzauber

bevorzugt 4 *, wohl

wegen ihrer farbenmäßigen Ähnlichkeit mit Blut.

J o s 15 7 findet sich das nomen loci ma'ale 'adummim ( L X X : . . . tes prosbaseös Addamin, V: ascensionis Adommim), heute Tal'at oder Qal'at ed-Damm, in der Luftlinie etwa 10 km südwestlich von Jericho 5 0 . Es scheint sinnvoll, diesen Namen als »Aufstieg an den roten (rot-braunen) Felsen« zu deuten (HAAG)51, da der Fels in der Tat eine rötliche Farbe trägt (gegen Z O R E L L : ascensus sanguinis). 5 2

b) 'ädarn Das denominierte Verb 'ädam (arabisch: 'adima, rot sein) 53 findet sich siebenmal. Die älteste Stelle bietet J e s 118 (in der Streitrede JHWH's). 'im ja'dimü kattölä' kassämär jihjü (»wenn sie (die Sünden) rot sein werden wie der (Kermes)-Wurm, so werden sie (weiß) wie die Wolle sein«), Ja'dimü kattöla' (ja'dimü ist imperf. Hiphil) wird im Tg entsprechend durch jismeqün kizhöritä, sie werden rot werden wie die Glanzwurmfarbe (s e maq = rot sein, im Aphel = rot werden; sümmdq = etwas Rotes; zu tölä\ zehöritä cf. unten S. 73). In der L X X fehlt ein adäquates Verb. Sie schreibt: ean de ösin hös kokkinon, wenn sie (die Sünden) wie der Karmesin sein werden. Die V entspricht dem MT: et si fuerint rubra quasi vermiculus . . . Einer Qal-Form begegnet man erst in einem Text der Exilszeit 54 , in T h r 4 7: 'ädemü 'äsäm mippeninim, »sie waren .röter' an ihrem Leib als Korallen«. Die Rede ist von den Jünglingen (ne'drähä, konjiziert für n'zirähä, ihre Nasiräer) Jerusalems, die einst von schöner Gestalt gewesen sind, unter dem Einfluß der feindlichen Belagerung aber 46

PASSOW I,

47

Zur Bedeutung von integer siehe GEORGES I I I 3 4 0 — 3 4 3 .

L,

48

Siehe GRAY, »Numbers« z. St.

40

GRAY op. cit.; SCHEFTELOWITZ, »Opfer der roten Kuh« 117ff. Karte

155.

60

SIMONS,

51

In »Bibellexikon« 472.

52

S. 15.

63

KÖHLER,

54

S R E i 170.

Lex.

IIb.

1 2 , ZORELL

13.

10

A. Die F a r b q u a l i t ä t e n

schwärzer als Ruß wurden (v. 8). ('äsärn bedeutet Leib 55 , Prv 15 30 16 24 Ps 35 10 51 io, und ist nicht zu emendieren, obschon das Wort in der L X X fehlt. Die syrische Übersetzung liest den Plural). Die L X X setzt für 'ädemü epyrröthesan, die V: rubicundiores, das Tg: samlqü. 'ädemü bezeichnet hier das gesunde, gepflegte Aussehen eines Menschen (im Gegensatz zum kranken, ungepflegten), vielleicht belle, bräunlich-rötliche (natürlich nicht »rote«!) Hautfarbe. Dieser Teint galt zugleich als Merkmal besonderer Vornehmheit, wohl weil er sich vom landläufigen dunkelbraunen, sonnenverbrannten der Hirten und Bauern (cf. Cant 1 6) abhob (vgl. I Sam 16 12: 'admöni = helle, rötliche Haare des jungen David) 56 . In P r o v 23 31 (wahrscheinlich vorexilisch) 57 liegt eine Hitpaelform vor: 'al tera jajin kl jit'addäm, »sieh nicht in den Wein, wenn er einen roten Schein zeigt«58, denn dann ist die Gefahr des Sichberauschens besonders groß. Die L X X übersetzt frei, unter Weglassung eines Wortes für jit'addäm: me methyskesthe oinö, »berauscht euch nicht durch Wein«. Im Tg steht: . . . hamrä desimöq, »der Wein, der rot ist«. V: ne intuearis vinum quando flavescit, »schau den Wein nicht an, wenn er gelblich-rot 59 wird. I n Übereinstimmung mit dem heutigen Sprachgebrauch wird der

Rotwein6'

als rote Flüssigkeit gesehen, I n poetischen T e x t e n wird sinngemäß der R e b e n s a f t als »Blut der Traube« umschrieben (Gen 49 11: dam haima

staphyles,

näbim,

D t 32 14: dam

enäb,

K

LXX:

analog i m Ugaritischen: dm 'sm, »blood of trees / grape-vines, =

red

wine«) 6 1 . W e n n auch der S a f t einer Pflanze bisweilen als ihr B l u t gedeutet wurde, wie sich aus dem akkadischen dam

erini,

»resin of cedar« 6 2 (Zedernharz), deutlich

erhellt, so h a t b e s t i m m t bei der Umschreibung des W e i n s durch »Traubenblut« die farbenmäßige Ähnlichkeit besonders mitgespielt.

Siebenmal ist ein Partizip Pual zu finden. Einmal in Nah 2 4 im Singular me'oddäm, sechsmal in der Priesterschrift im Plural m^oddämim (Ex 25 5 26 14 35 7. 23 36 19 39 34). In Jes 63 1 mit zä ba 55

Cf. K R A U S ,

56

Interessant ist die Feststellung, daß z. B . die alten Ägypter vor rothaarigen

»Klagelieder«

67.

Menschen ein unheimliches Gefühl der Angst empfanden und sie bisweilen mißhandelten, siehe KEES, »Farbensymbolik« 456 (die Gründe siehe dort). 57

E E i 584

58

So KÖHLER L e x . 12, desgleichen BEN JEHUDA I 64.

S R E i 158.

59

Zu flavesco

60

W i e FORBES I I I 76 mitteilt, besaßen schon die alten Ägypter sechs ver-

G B : »sich rötet«.

siehe GEORGES I I 2785.

schiedene W e i n a r t e n . E s ist uns jedoch n i c h t bekannt, o b es damals schon Weißwein gab.

HERTZBERG, Z D P V 1953, 179, meint zwar, die übliche F a r b e der T r a u b e n sei

wie in der Gegenwart »gelblich-grün« gewesen, doch scheint mir seine Auffassung als nicht begründet, siehe unten Anm. 149. 61

GORDON Nr. 4 8 3 ; dm = 1. blood, 2. juice (so CMaL 154).

62

CAD

III

79.

S o a u c h BEZOLD 1 0 7 ;

RÜTHY,

»Pflanze«

42.

11

I. Rot

me'^döm hamüs begädim mibbosrä«, »wer kommt da aus Edom, mit grellroten Kleidern aus Bozra?« wird me'ädöm von K I T T E L 6 3 in me'oddärn und mibbosrä in mibböser (vom Weinlese-Halten) abgeändert. ( L X X : Edom . . . Bosor, V: Edom . . . Bosra). Die Textänderung ist indessen unnötig, da Edom und Bosra ( = Stadt in Edom) gut zusammenpassen. Nah 2 4 beschreibt den Schild der Krieger, die den Untergang Assurs herbeiführen (Fall Ninives 612 v. Chr.), als rot, d. i. rotgefärbt: mägen gibbörehü me'oddäm (der Schild seiner Helden ist rotgefärbt) 64 . Tg: tense gibbärehön mesamqin. In der L X X fehlt ein entsprechender Ausdruck. Die V hat offensichtlich mit rotgefärbten Schildern nicht viel anzufangen gewußt und übersetzt daher: clipeus fortium eius ignitus, der Schild seiner tapferen (Krieger) ist feurig, glühend«. Rotgefärbte Schilde dienten zunächst, wie die scharlachrote Kriegsrüstung (im selben Vers: 'anie hajil mHullaim, in Scharlach gekleidete Krieger), apotropäischen Zwecken*5 (Abwehr von Dämonen, die den Krieger schädigen könnten). Sekundär spielte wohl auch ein psychologisches Moment mit' 6 . Rot ist aufreizend und anspornend und bringt einerseits den Träger der Farbe »in Stimmung«, andererseits versetzt es den Feind in Angst und Panik. Ferner sollte die Rotfärbung ( = symbolische Blutfärbung) den Krieger mit zusätzlichen Kräften (Mana) versehen. (Man vergleiche etwa die Sitte der Römer, das Gesicht des Triumphators mit Mennig rot zu bemalen)67. Über das Material, mit dem Schilde angestrichen wurden, wird nichts ausgesagt.

Bei den Stellen in E x o d u s ist von Tierhäuten (Widderfellen) die Rede, die mit einem roten Pigment bestrichen und dadurch wasserundurchlässig wurden68. Sie werden genannt: 'öröt 'elim me'oddämim, »rotgefärbte Widderfelle«. L X X : dermata erythrodanömena, V: pelles arietum rubricatas ( = rotgefärbte Felle von Widdern), Tg: maske d'dikre mesammeqe, v. I 6 9 . mesümeqe (in 26 14 36 19 39 34: maske dikre m.). Wie in Nah 2 4 ist auch hier die Rotfärbung künstlich hervorgerufen worden und stellte keine natürliche Farbe dar. Im Gegensatz zu Qal, Hiphil und Hitpael ( = rot sein, werden), muß das Piel, das im AT nirgends vorkommt und nur rückwirkend aus dem Pual erschlossen werden kann, die Bedeutung »rot machen, rot färben« besessen haben. Im talmudischen Hebräisch ist es gebräuchlich, z. B. ham'addem 'ödäm, wenn jemand (das Fell eines Tieres durch Blutanschwellung) rot macht 70 . 63

64 65 66

BH.

So auch B E N J E H U D A I 6 4 . Cf. S E L I G M A N N , »Böse Blick« WUNDERLICH

a. a.

»Technik«

II

274ff.;

WUNDERLICH

123;

FRAZER,

»Golden Bough«

67

NEUBURGER,

68

HESS, »Beduinisches« 1 2 1 .

60

BiA I 133 u. a. m. JerüZälmi sabbät VII 10 c; siehe WTM I 28.

70

77.

O. 148.

12

A. Die Farbqualitäten

'adamdäm Durch Reduplikation des zweiten und dritten Radikals von 'ädörn ist das Adjektiv 'adamdäm, fem. 'adamdämät, »rötlich«71, gebildet worden, das nur von P verwendet wird und zwar sechsmal bei der Schilderung aussätziger Erkrankungen. c)

Bei diesen Erkrankungen handelt es sich vermutlich um die P s o r i a s i s v u l g a r i s , um die Schuppenflechte, die in der griechischen Medizin mit lepra (so stets in der L X X bei der Übersetzung von sära'at) bezeichnet wird. Die Krankheit zeigt rötliche, vollkommen mit weißen Schuppen bedeckte Flecken, die plötzlich am ganzen Körper auftreten oder sich in langsamer Entwicklung vergrößern und zusammenfließen. Die Krankheitsursachen sind nicht bekannt. Eine Ansteckungsgefahr besteht nicht, doch scheint eine erbliche Veranlagung zur Krankheit eine gewisse Rolle zu spielen. I m übrigen ist der Kranke in der Regel durchaus nicht geschwächt und kränklich und in seinen körperlichen Leistungen nicht behindert. Daher ist die Gleichsetzung dieser Krankheit mit der Lepra, die zu Verstümmelungen und Verkrüpplungen der Glieder führt und von der heute noch Millionen von Menschen betroffen sind, abzulehnen. Beim biblischen Aussatz handelt es sich um eine relativ harmlose Hautkrankheit, die allerdings sehr oft chronisch wird. I m AT ist sie so eingehend beschrieben, weil sie in kultischer Hinsicht die Kranken »unrein« macht und sie aus der Volksgemeinschaft und der Teilnahme am Gottesdienst ausschließt (Genaueres siehe bei F R I T Z R I E N E C K E R 7 2 und K Ö H L E R ) ' 3 .

L e v 13 19 wird u. a. als Symptom eines an der Stelle einer geheilten Entzündung (v. 18 sehin wenirpä) auftretenden »Aussatzes« »ein weiß-rötlicher Fleck« genannt: bahärät lebänä 'adamdämät. Tg: bahrä häwrä sämeqä. Nach der L X X und der V allerdings ein weißer o d e r rötlicher Fleck: leukainousa e pyrrizousa / alba sive subrufa. L e v 13 24 spricht von einer bahärät l'bänä >adamdämät 'ö lebänä, von einem »weißrötlichen oder weißen Fleck« ( = Flechte), der sich auf einem Brandmal (mikwat 'es) bilden kann. Tg: bahrä säm'qä 'ö häwerä. V: albam sive ruf am. Die L X X nennt wiederum eine Farbe mehr: leuhon hypopyrrizon e ekleukon. L e v 13 42 nennt einen auf der Vorder- oder Hinterglatze auftretenden weiß-rötlichen »Aussatz«: näga' läbän '"damdäm. Tg: maktas (Vertiefung) häwar (sie!) sämmöq (v.l. 7 4 simmöq). L X X und V nennen auch hier zwei Färbungen: haphe leuke e pyrrizousa, V: albus vel rufus. L e v 13 49 gibt die Merkmale eines an Kleidern oder Stoffen aus Wolle, Leinen oder Leder befindlichen Aussatzes (V: lepra) an: näga' fraqraq 'ö 'adamdäm. Tg: maktäsä järöq 'ö sämmöq (v. I. 75 simmöq). L X X : he hafe chlörizousa e pyrrizousa, V: alba (!) aut rufa. 71

GB

72

»Lexikon zur Bibel« 805 f. »Aussatz« in ZAW 67, 1955, 290f. BiA I 186. ' 6 BiA I 186.

73 74

11;

BDB

10;

KÖHLER,

Lex

13.

13

I. Rot

L e v 14 37 beschreibt den »Aussatz«, der an Gebäuden ausbrechen kann und nennt seqaarüröt74 fraqraqqöt '5 ' adamdammöt, »grünliche oder rötliche Vertiefungen«. Tg: fiahtin järeqän 'ö sämeqän, L X X : koiladas chlörizousas e pyrrizousas, V: valliculas pallore sive rubore deformes (kleine Täler = Höhlungen, die durch Blässe oder Röte entstellt sind). Bei dem Stoff- und Gebäudeaussatz »lagen wahrscheinlich Schimmel-, Moder- und Stockflecke vor« (so R I E N E C K E R ) 7 7 . Wenn wir '"damdäm mit »rötlich« wiedergegeben haben — und die Stellen, die es neben läbän nennen, legen eine solche Wiedergabe nahe — so hat man einen hellen, ans Weiße grenzenden Farbton darunter zu verstehen. Diese Auffassung steht im Gegensatz zu einer talmudischen Meinung78, die in '"damdäm genau das Gegenteil sieht, nämlich ein sehr starkes Rot: '"damdäm säbe'"dummim = »das Rot unter den Rotfärbungen«, ein Hochrot. Allerdings war schon damals auch unsere Ansicht vertreten — sie wird von Rabbi Akiba vorgetragen (s. Misnä negä'im I, 2)« — »'"damdäm kejäjin mäzüg bemajim«, »'"damdäm ist wie Wein vermischt mit Wasser«, d. h. also rötlich. Bereits zur Zeit der Misnä war demnach die Bedeutung der Pe'al'alForm umstritten 79 . Im Arabischen erscheinen alle Farbtermini in der Elativform 'aph'al (z. B. 'abjad, weiß, 'aswad, schwarz, 'ahmar, rot), die auch zur Bezeichnung von Körperfehlern und hervorstechenden Eigenschaften verwendet wird. Der Positiv ist ganz verschwunden80. Im Aramäischen werden die Farbwörter durch eine entsprechende Intensivform gebildet, indem nämlich der zweite Radikal verdoppelt wird (z. B . hiwwär, weiß, 'ukkäm, schwarz, summäq, rot). Im Hebräischen findet man nun bei Farben die Pe'al'al-Form — neben '"damdäm noch fraqraq, grünlich und Seharhör, schwärzlich —, die im allgemeinen eine intensive Bedeutung besitzt, cf. h"fakfak, verkehrt, h"laqlaq, glatt, '"qalqal, krumm 81 . Wenn auch nicht mit Sicherheit, so doch mit großer Wahrscheinlichkeit folgert GUILLAUMONT82 aus der dreifachen Koinzidenz von Intensivformen — besonders bemerkenswert ist dabei, daß im Arabischen, Aramäischen und Hebräischen jeweils verschieden geartete Intensivformen für die Bildung von Farbtermini verwendet wurden — bei den alten Semiten habe zwischen der Wahrnehmung der Farbe und der Vorstellung der Intensität (»entre la '« Zu seqa'"rüröt siehe BLGr 486. 7 7 S. 806. 78 Babli sebü'öt 6 a ; Jerüsälmi sukkä 63d. 78

Siehe BEN

80

Cf. BROCKELMANN, »Grundriß« I 372; BLGr 483, Anm. 1. BROCKELMANN, »Grundriß« I 367F.; BLGr 482. S. 345.

81 82

JEHUDA I

65,

Anm. 1 und W T M

IV

538.

14

A. Die Farbqualitäten

perception de la couleur et la notion d'intensité«) eine Relation bestanden. Seltsam ist dann allerdings, daß GUILLAUMONT fraqraq (das er anführt) mit verdâtre, grünlich, wiedergibt. Nach seiner These wäre doch vielmehr mit »tiefgrün«, oder zumindest »grün« zu übersetzen (cf. BROCKELMANN83, der in der Tat 'adamdäm mit »rot« und fraqraq mit »grün« wiedergibt). Gesetzt den Fall, die Ansicht von GUILLAUMONT sei richtig — und man muß zugeben, daß sie zweifellos viel für sich hat —, so ermöglicht sie das Verständnis jener talmudischen Ansicht, die 'adamdäm als 'ädöm säbe'adummim (hochrot) versteht. Dem stehen nun aber die alttestamentlichen Textstellen, in denen 'adamdäm neben läbän (weiß) genannt wird, entgegen. Dort muß '"damdäm zweifellos einen helleren Farbton, ein Rötlich, im Auge haben. Zur Lösung dieses Widerspruchs könnte vielleicht gesagt werden, daß bei den Pe'al'al-Formen der Farben die anfängliche Intensivbedeutung im Laufe der Zeit verblaßt sei (Bedeutungswandel der Termini), wobei dann die Ansicht vom »Hochrot« den frühen Zustand, diejenige vom Rot in der »Wein-Wasser-Gemisch «-Farbe den späteren vertreten würde. Viel wahrscheinlicher scheint uns indessen die Annahme, die Pe'al'al-Formen der Farbadjektive seien von allem Anfang an nicht als Intensiva, sondern — entsprechend jenen Nomina mit wiederholtem dritten Radikal 84 — als D i m i n u t i v a verstanden worden (vielleicht auch als Nomina mit ursprünglich — jetzt bestimmt verblaßter — iterativer Bedeutung, cf. BROCKELMANN 8 5 ). Vollständige Sicherheit wird man wohl kaum gewinnen können, doch scheint uns die Ansicht, '"damdäm sei »hochrot«, zumindest fürs alttestamentliche Schrifttum nicht zutreffend. d)

'admönt Dreimal begegnet man einem durch das Afformativ -öni erweiterten Farbadjektiv: 'admöni, rötlich, von rötlichem Haarwuchs, bzw. rötlicher Körperfarbe. Durch das Afformativ -öni (cf. qadmönl, östlich, von qädäm, Osten, jidde'öni, Wahrsager, von jäda', wissen) soll die Zugehörigkeit zu einer konkreten oder abstrakten Gattung ausgedrückt werden (viel häufiger ist allerdings entweder bloß ein -i, oder bloß ein -ön als Afformativ) 8 6 . G e n 20 25 J wird Esau wegen seines rötlichen Haarwuchses als 'admönt bezeichnet: wajjësë' häri'sön 'admônï, »als erster kam ein Rothaariger zur Welt«. Tg: ünefak qadmä'a simmöq, L X X : exëlthen de ho prötotokos fyrrakës, V: qui firimus egressus est rufus erat. 83

Op. cit. I 368.

84

S i e h e BROCKELMANN o p . c i t . I 3 6 6 .

85

Op. cit. I 368. Zu Wmarmar siehe I 519. Siehe BLGr 501; GESENIUS, »Grammatik« § 8 6 1 ; BEER-MEYER I 110.

86

I. Rot

15

I S a m 16 12 schildert den jungen David. E r besitzt ein schönes Aussehen (tob rö'i). Besonders auffallend — denn deshalb werden sie verzeichnet — sind seine rötlichen Haare ('admöni, Tg: sämöq, v. I. 87 simmöq, L X X : pyrrakes, V : rufus) und seine schönen Augen, (jefe 'enäjim). I S a m 17 42 heißt es, Goliath habe den gegen ihn zum Kampfe antretenden David verachtet (wajjibzehü). Die Geringschätzung wird motiviert durch kl häjä na'ar we'admöni Hm jefe mar'ä, »denn er war (noch) jung und ein Rothaariger (Tg: wesämmöq, v. I. 8 8 wesimmöq, L X X : pyrrakes, V : rufus) von schönem Aussehen«. we'admöni 'im. jefe mar'ä paßt natürlich gar nicht als Begründung und ist offenbar Zusatz aus einer Zeit, da von Davids äußerer Erscheinung in stereotyper Formel gesprochen wurde. Nur so läßt sich u. E. dieser sinnstörende Ausdruck erklären. e)

'ödäm Dreimal nennt das AT zusammen mit anderen Edelsteinen den 'ödäm (Ex 28 17 39 10 P, Ez 28 13), einen roten Stein (Tg: sämeqän), den Karneol ( = L X X : sardion, V : sardius) oder Rubin 8 9 , 'ödäm bedeutet ursprünglich wohl »Röte« 90 . f)

'ädöm Vielleicht steht das nomen proprium 'ädömn, ugaritisch 92 : 'udm, akkadisch: udumu93 und udume, mit 'ädöm in Zusammenhang und benennt einen bestimmten, durch rote Erde gekennzeichneten Bereich. Eher wird man aber bei 'ädöm an die Hebraisierung des allgemein bekannten Namens denken, dessen Bedeutung nicht mehr auszumachen ist. Ein R ü c k b l i c k auf die Wurzel 'dm läßt deutlich werden, daß ihr Verwendungsbereich sehr umfassend war, denn die von 'dm hergeleiteten Termini finden sich bei der Beschreibung von Mensch und Tier (Haut, Haare), bei der Farbangabe von Blut, Wein und Wasser, von Eßwaren (Linsen), aussätzigen Erkrankungen, Schmuck, Kleidung und künstlicher Färbung. Zwangsläufig ergibt sich bei diesem großen Spielraum die Erkenntnis, daß — im Gegensatz zur physikalischen Farbenlehre, in 87 88 89

BiA II 125. BiA II 130. KÖHLER,

Lex

13;

ZORELL

13.

BLGr 460. 8 1 Zur geographischen Lage siehe SIMONS 23 ff. •2 GORDON Nr. 52; CMaL 135 (unknown place) ? 93 KÖHLER, Lex 10, siehe auch MONTGOMERY, »Arabia« 65, Anm. 22. 90

16

A. Die Farbqualitäten

welcher der Sektor der roten, wie auch der aller übrigen »Farben« scharf begrenzt ist (unten S. 98) — die F a r b a n g a b e n von 'dm n i c h t präzis sein können. Hier liegt ein wesentlicher Unterschied der antiken Farbausdrücke, nicht nur der hebräischen des AT, zur reichhaltigen und präzisen Farbbestimmung in der heutigen wissenschaftlichen Terminologie. (In der Umgangssprache werden die diversen Farbtöne einer bestimmten Gattung freilich noch heute selten genau auseinander gehalten.) 2. Die Wurzel hmr Das Arabische kennt ein Verbum hamara, bedecken, in der 5. Stammform: gären, brausen, schäumen94 und ein Verbum hamara, in der 2. Stammform: röten, rot färben95, in der 9.: erröten, sich schämen96 (cf. 'ahmar, rot) 97 . Analog werden von den Lexikographen auch im Hebräischen zwei verschiedene Wurzeln hmr proponiert98, wobei sie jedoch bei der Abgrenzung der beiden Wurzeln nicht gänzlich übereinstimmen. G E S E N I U S " und K Ö N I G 1 0 0 Z. B . zählen Ex 2 3 wattahmerä (sie verpichte mit Erdharz) zu hämar, rot sein, so wie sie auch hemär, Erdharz, Asphalt und hömär, Ton, Lehm, dieser Wurzel angliedern. Nach K Ö H L E R 1 0 1 hingegen ist hemär von hämar, gären, deriviert und besitzt den ursprünglichen Sinn von »Stoff zum Überziehen« (cf. arabisch hamara). Das h°marmerü (= Pe'aTal-Form mit iterativer Bedeutung)102 in Hi 1 6 16 gehört nach G E S E N I U S , K Ö N I G , K Ö H L E R ZU hämar, rot sein, das h°marmerü in Thr 1 20 2 11 jedoch zu hämar, gären. Hierin unterscheidet sich M A N D E L K E R N S 1 0 3 Auffassung. Alle Pe'al'al-Formen ordnet er einer Wurzel hmr bei, die »aestuare, fervere« und zugleich auch »rubrum esse« bedeuten soll. Davon zu trennen sei ein hämar, »bituminare« (Ex 2 3), welches von hemär denominiert wurde. hamör, Esel, hömär, Lehm, jahmür, Rehbock, wird übereinstimmend zu hämar, rot sein, gezählt, hämär, Wein, hingegen zu hämar, gären. Einzig M A N D E L K E R N 1 0 4 läßt bei hämär beide Möglichkeiten der Zuordnung zu. 94

LANE I I 807F.; WEHR 235.

95

LANE I I 6 4 0 ; WEHR 185.

97

LANE I I 6 4 1 ; WEHR 186.

98

P S suppl. 129 haben daher offenbar die beiden Wuzeln vermengt. Sie notieren

96

DOZY I 321.

ein syrisches hammar (Pael eines von hamrä, Wein denominierten Verbs), »to ferment« und setzen daneben ein Etpa"al 99

(ethammar)

B G 242.

100

Wörterbuch 115.

102

BROCKELMANN, »Grundriß« I 519.

103

Konkordanz 404.

101

104

L e x 313. Op. cit.

in der Bedeutung »to become red«.

17

I. Rot

Angesichts dieser divergierenden Meinungen fällt es nicht leicht, ein abschließendes Urteil zu fällen. Folgende Erwägungen müssen aber überdacht werden: 1. K Ö H L E R S Zuordnung von hemär zu hämar, gären, ist nicht zu rechtfertigen, hemär entspricht dem arabischen hamirun und dieses Wort gehört eindeutig zu hamara, röten. Nun ist zwar der Asphalt nicht rötlich, sondern schwärzlich 105 . Daß er aber dennoch in terminologischer Hinsicht mit hämar zusammengebracht wurde, kann angesichts der wenig differenzierten und unpräzisen Farbnomenkaltur des AT nicht weiter verwundern 106 . 2. h°marmerü in Thr 1 20 2 11 charakterisiert den Zustand der menschlichen Eingeweide, die auf eine heftige Gemütsbewegung reagieren: me'aj h°marmerü (in 1 20, L X X : he koilia mou etarachthe, mein Bauch war in Unruhe, bewegte sich heftig. V : conturbatus est venter meus, verwirrt ist mein Bauch. Ähnlich das Tg: me'aj 'itgarü, meine Eingeweide brausten auf, eig. entrüsteten sich, haderten cf. taggär, Streit, Hader) und h°marmerü me'aj (2 11, L X X : etarachthe he kardia mou, mein Herz war in Aufregung. V : conturbata sunt viscera mea. Tg: 'idaga'ran me'aj = me'aj 'itgarü). In Hi 16 16 wird nun h°marmerü zu hämar, rot sein, gerechnet. Der Vers pänaj h°marmerü minni bäki, »mein Gesicht war gerötet vom Weinen« ist in der L X X etwas abweichend überliefert. Statt pänaj liest sie me'aj: he gaster mou synkekautai apo klauthmou, mein Bauch glüht, brennt vom Weinen. Weshalb die L X X , die doch auch von den Eingeweiden spricht, das hebräische h°marmerü durch synkekautai und nicht, wie bei den Stellen in Threni, durch etarachthe wiedergibt, ist uns gänzlich unersichtlich. Wir vermuten aber, daß ihre Übersetzung den Anstoß gegeben hat, den Ausdruck als »sie sind gerötet« zu interpretieren. Die Richtung zur ebenso berechtigten Wiedergabe »mein Gesicht ist erregt (in Zuckungen) vom Weinen« weist die V : facies mea intumuit a fletu, mein Gesicht ist angeschwollen vom Weinen. Soll die ursprüngliche Bedeutung von hämar ( = bedecken) zu ihrem Recht kommen, so greife man nach der Übersetzung des Targum: 'appäj mHastesin min bekötä, mein Gesicht ist beschmutzt vom Weinen (täsas — cf. arabisch tassa — mit Schmutz bedecken, beschmutzen, Pilpel tistes = mit Schlamm besudeln) 107 . Dreht man den Spieß um, so wären auf Grund von Hi 16 16 (mein Gesicht war gerötet vom Weinen) die Verse in Threni durch »meine Eingeweide waren gerötet« zu übersetzen. Obschon eine Röte der 105

Siehe

FORBES

III

224;

HAAG,

»Bibellexikon«

109.

Ich sehe nachträglich, daß auch BEN JEHUDA I I I 1630 hömär zusammennimmt und von hämar, rot sein, herleitet. 106

107 W T M

II

G r a d w o h l , Farben

200.

2

und

hemär

18

A. Die Farbqualitäten

Eingeweide nicht beobachtet werden konnte, ließ sich ohne viel Phantasie ausdenken, daß auch die Eingeweide als Folge einer großen Erregung ihre Farbe änderten. Weshalb soll man also genötigt sein, für h°marmerü zwei verschiedene Wurzeln vorauszusetzen ? Ob h°marmerü zu hämar, rot sein, oder hämar, gären, zu zählen ist, kann wohl nicht entschieden werden108, doch soviel hat sich ergeben, daß sich alle Stellen von einem Verb her verstehen lassen 109 . 3 . M A N D E L K E R N S Zuordnung der Verbformen ist abzulehnen, da das Arabische für »gären« und »röten« zwei verschiedene Stämme kennt. Es erübrigt sich auch, für »verpichen« ein separates Verb anzunehmen, nachdem hämar die Grundbedeutung von »bedecken« besitzt. 4. hämär, Wein (im nachexilischen Psalm Dtn 32 l i und in Jes 27 2)110 muß ohne jeden Zweifel zu hämar, gären, gestellt werden. Dies ergibt sich aus dem ugaritischen hmr111 und dem arabischen hamr112, die mit hämär identisch sind (aus dem syrischen und aramäischen hamrä113 kann nichts erschlossen werden). Im Folgenden kommen die einzelnen Texte zur Sprache. Das Verb wurde bereits behandelt. Im Übrigen werden neben den unzweideutig von hämar, rot sein, derivierten Termini auch jene berücksichtigt, deren Zugehörigkeit zu dieser Wurzel nicht ausgeschlossen ist. a)

hömär

SCHWARZENBACH 114 hat diesen Terminus untersucht und ist seinem Vorkommen im AT nachgegangen. Er nimmt an, hömär, ugaritisch hmr,115 habe ursprünglich den »roten Lehm« bezeichnet, doch sei diese spezielle Bedeutung verblaßt. Diese Annahme leuchtet durchaus ein. Hömär heißt 1. Lehm, der dem Töpfer zur Herstellung seiner Ware diente und vom Baumeister als Mörtel beim Zusammenfügen von Ziegelsteinen verwendet wurde und 2. K o t (Straßenkot und im übertragenen Sinn: Wertlosigkeit). Der Stellennachweis findet sich bei SCHWARZENBACH und wird von uns vorausgesetzt. Gegen Z O R E L L 2 5 1 , der alle Pealalformen zu liämar, gären, rechnet. Cf. Z O R E L L 251, dessen bestimmte Zuteilung zwar nicht unbedingt zutreffen muß (siehe die vorhergehende Anmerkung), aber in der Interpretation der Texte mit unserer ersten Deutung übereinstimmt: mestuant, fervent . . . viscera (cor) vehementer afflicti Thr 1 20 2 11, facies vehementer flentis J o b 16 16«. JIO Wo allerdings häräm hämär auf Grund der L X X , ampelos kalos, und des Tg — kekäräm nesiw be'ar'ä täbä, wie ein Weinberg, der sich auf gutem Grund befindet, steht — in käräm hämäd (BH), begehrenswerter Weinberg, zu emendieren ist. 108

109

111

GORDON

Nr.

112

LANE

808;

113

P S I 1308.

II

713;

CMaL

WEHR 114

140.

235.

S. 132 f.

115

CMaL 139.

19

I. Rot

Die auf Grund der Jesaiarolle vom Toten Meer vorgeschlagene Textemendation in Jes 29 16c von uftjesär 'ämar in wejesär hömär (Lehmgebilde) paßt gut, da das Prädikat des Satzes (jö'mar) ohnehin schon genannt ist. In Jes 45 9, wo wiederum auf Grund der Rolle hajö'mar hömär in höj ha'ömer (nicht: höj 'ömer, wie S C H W A R Z E N B A C H ungenau angibt) abgeändert werden soll, verdient hingegen u. E. der masoretische Text den Vorzug. Denn sowohl was den Inhalt angeht, gleicht diese Stelle dem Text in Jes 29 16 — sie stellt den in frecher Anmaßung mit Gott hadernden Menschen dem Lehm gegenüber, der sich in des Töpfers Hand gefügig zeigt — als auch was die Form anbetrifft. Dein Weheruf (höj) über die Menschen, der dort in v. 15 enthalten ist, folgt der Vergleich mit dem Lehm. Durch die Leseart der Jesaiarolle geht die Parallele verloren.

b) hemär Hemär, arabisch hamirun116, syrisch hwmr117 (unpunktiert bei PS), vielleicht ägyptisch mrh118, L X X : asphaltos, V: bitumen, Tg: hemära, Erdharz, Asphalt, diente bisweilen als Mörtel beim Häuserbau, wie das AT verzeichnet und archäologische Ausgrabungen119 bestätigen und wurde auch, gleich wie Pech (zäfät), als wasserabstoßendes Verdichtungsmittel verwendet. In Babylonien wurde der Asphalt gar als Farbstoff benützt 120 . Im AT findet sich das Wort dreimal. Gen 11 3 J : wehahemär häjä lähäm lahömär, der Asphalt diente ihnen als Mörtel121. Tg: sijjd (als Zement, so auch V: pro cemento). L X X : pelos, als Lehm. Gen 1410 E : bä'äröt hemär (Asphaltgruben). L X X : freata (Brunnen) asphaltou, V: puteos multos bituminis, viele Asphaltbrunnen, Tg: berin . . . hemärä. E x 2 3 E : wattahmerä bahemär übazzäfät, sie verpichte es (das Binsenkörbchen) mit Erdharz und mit Pech. Die Übersetzungen stimmen mit dem MT überein. L X X : katechrisen auten asphaltopisse, V: et levit eam bitumine ac pice, und sie polierte es mit Asphalt und mit Pech, Tg: wahpäteh behemärä üb'ziftä. c) hamör (97mal belegt) Der graue Esel, der im Leben des Alten Orients eine erstrangige Rolle spielte 122 (als Reittier, II Sam 16 2, Lasttier, Gen 45 23 E, bei der Feldarbeit, Dtn 22 10), wurde nach seiner grauen, offenbar einen rötlichen Einschlag besitzenden (oder wurde Grau als Rot gesehen ? cf. unten zu sähör) Hautfarbe benannt. Hebräisch heißt er hamör, 1 1 7 P S suppl. 129. 118 H U M B E R T , I 321. »Dict. hebr.« 201. 120 F O R B E S I I I Siehe K O L D E W E Y I 6. 224. 1 2 1 Zur Illustration: Das große Staditor von Nippur (um 3 0 0 0 v. Chr.) ist aus Ziegeln errichtet, die mit Asphalt verbunden sind und dem Bau dadurch eine große Festigkeit verleihen; siehe N E U B U R G E R 1 3 7 . 116

DOZY

119

122

Cf. NOTH, » W e l t des A T « 33. 2*

20

A. Die Farbqualitäten

akkadisch — neben anderen Bezeichnungen123 — imeruiu (oder emäru, emeru, imiru)125, ugaritisch hmr126, arabisch127 himärun, aramäisch hamärä12S, syrisch h'mar und hemärä129 ( L X X : onos, V: asinus). Nennenswert ist die spanische Bezeichnung burro, aus griechisch pyrros, rot, der offenbar dieselbe Farbvorstellung zugrunde liegt. d)

jahmür Das Präformativ j, das mit dem Imperfekt-Präformativ j verwandt ist — vielfach gehen Nomina mit vorgesetztem Bildungselement auf Verbformen zurück130 —, dient zur Bildung von Beschreibewörtern, besonders zur Bezeichnung von Tier- und Pflanzennamen131. Jahmür, bei dem der Vokal der Endsilbe gedehnt wurde, nachdem die Herkunft aus dem Verbum einmal verdunkelt war132, bedeutet daher eigentlich »was rot ist«133, d.i. »Rotwild«134, vielleicht der Rehbock 135 , oder eine Antilope von rötlicher Färbung 136 (cf. jansüf, eine Wasservogelart, eig. »was bläst«, jishär, öl, eig. »was glänzt« u. a. m.). Im MT steht jahmür zweimal: D t n 14 5 und I Reg 5 3. An beiden Stellen wird es mit 'ajjäl, Hirsch und sebi, Gazelle, zwei anderen »reinen«, zum Genuß erlaubten Tieren genannt. Das Targum setzt jahmürä (Dtn 14 5) und den Plural jahmünn (I Reg 5 3), syrisch heißt das Tier ebenfalls jahmürä131. In der L X X fehlt in der Stelle des Königsbuches ein entsprechendes Wort. Die V setzt dort ( = 4 23), wie auch im Deuteronomium, bubalus (nach GEORGES138: »afrikanische Gazelle«), In Dtn 14 5 schreibt die L X X -pygargos ( = eine Antilopenart). Überblicken wir die von der Wurzel hmr gebildeten Termini, wobei wir nochmals festhalten möchten, daß die Frage der Derivierung bei einigen offen bleibt, so fällt im Vergleich mit den von 'dm hergeleiteten Folgendes auf: 123

Siehe SALONEN, »Hippolog. Acc.« 52.

124

DELITZSCH,

125

CAD VII 110.

AH

91;

126

GORDON N r . 6 4 6 ;

127

LANE I I

641;

CAD

CMaL

WEHR

VII

110.

139.

186.

128

WTM

II

77.

12» p S i 1309 und suppl. 129; BroLex 241. Zu Farbschattierungen bei Eseln siehe BREHMS Tierleben »Säugetiere« III, S. 657. 130 BLGr 485; GESENIUS, »Grammatik« 85 d, anders allerdings KÖHLER (WO I 4041), der im ; ein hebr. Nominalpräfix erkennen will. 131

B L G r 4 8 7 ; BEER-MEYER I 105.

132

BLGr 487.

133

B L G r 4 8 8 ; BEER-MEYER

105.

KÖHLER, »Problems« 15: . . . through the hair . . .«. 134

135

KÖHLER,

136 GB 298.

Lex

378;

137

ZORELL

PS I 1591.

»the animal with the red skin that shines

308. 138

I 870.

I. Rot

21

1. Ein Farbadjektiv, das 'ädöm oder 'adamdäm entspräche, ist nicht vorhanden. 2. Termini von hmr bezeichnen Tiere, möglicherweise Mineralien und eine menschliche Empfindung. Jedenfalls ist die Anwendungsmöglichkeit beschränkter gewesen als bei 'dm. 3.

*säröq

Als hapax legomenon steht in Sach 1 8 als Benennung der Hautfarbe von Pferden S'ruqqtm (Plural der nicht belegten Qatul-Bildung Säröq,

c f . 'adummim

MANN)

144

von

'ädöm).

Das Targum übersetzt mit q'wähin, mit schwarzer Mähne, die L X X mit foikiloi, bunt, mehrfarbig. Mit demselben Wort gibt die L X X aber auch die hebräischen Ausdrücke hüm, bäröd, näqöd, riqmä, pas wieder, so daß ihrer Übersetzung von S'ruqqtm kein Gewicht beigemessen werden darf. Dasselbe gilt auch für die Wiedergabe der V, die — entsprechend der L X X — warii« setzt, ein Wort, das desgleichen für die Übersetzung von näqöd, 'äqöd u. a. benützt wird. Arabisch sariqa und auch saqira (Metathese von r und q) heißt »von heller Gesichtsfarbe sein, blond sein«139, 'asqaru (nach der für Farben typischen Elativform 'aph'al gebildet) ist ein Pferd mit fuchsroter Hautfarbe, rotem Schwanz und roter Mähne 140 , der »Rotfuchs« (cf. syrisch seqar, rubrum fecit 141 , akkadisch sarqu, hellrotes Blut 1 4 2 und ugaritisch irq, blood-red, raw) 143 . Unter süsim . . . ieruqqim werden daher Pferde von fuchsroter Hautfarbe gemeint sein, die von den im gleichen Vers genannten '"dummtm, den rotbraunen, zu unterscheiden sind. (Zum anlautenden Sin von Seruqqim ist zu bemerken, daß sich hebräisch Sin und arabisch sin entsprechen, siehe bei B R O C K E L .

Daß es sich bei den pruqqim um eine Rotfärbung handelt, wird u. E. durch folgendes erhärtet: In Jes 16 8 (wahrscheinlich unecht, aber doch älter als Sach 1 s) 14& steht für »ihre Trauben« das nur dort anzutreffende serüqqähä (sie!, vielleicht sind hier zwei Lesarten zur Wahl offen: serüqähä und seruqqähä)146. Die L X X übersetzt mit 139 W E H R 4 3 7 ; DOZY I 140

Siehe LANE I V

774.

1581.

So BroLex 495; P S II 2721: »fueavit«. AH 692; MUSS-ARNOLT 1119; BEZOLD 107: sarqu bedeutet helles, dämu dunkles Blut. 1 4 3 CMaL 149 und dort Anm. 12, wo das ugarit. Wort mit säröq »sorrel« und arab. Sariqa, »was blood-red« verglichen wird. 144 Grundriß I 128, Tabelle I X . " 5 E E i 387. 1 4 ' Cf. söreq, »hellrote geschätzte Traubenart« (KÖHLER, Lex. 933); so auch Low, »Flora« I 81; BG 795; B D B 977; ZORELL 809. Jdc 16 4 nennt den nahal söreq. Der Ort söreq (= hirbet es-sureik, SIMONS S. 302, § 614, nach KÖHLER, Lex 917: Süriq) 111 142

A. Die Farbqualitäten

22

tas ampelous, das Targum (frei) mit siltönehön, »ihre Herrschaft« 147 , die V mit flagella = »die obersten Ranken des Weinstocks« (GEORGES)148. Zwischen der Farbe der blauroten Trauben oder eher noch der ihres rötlichen Saftes und derjenigen der Pferde wurde offenbar eine Ähnlichkeit gesehen. In sprachlicher Hinsicht wirkte es sich dahin aus, daß das Wort für Trauben auch als Farbbezeichnung für Pferde verwendet wurde 119 . N i c h t v o n d e r H a n d zu weisen ist allerdings eine d i e in e i n e g a n z a n d e r e R i c h t u n g w e i s t . Sie s t e l l t *iäröq iqr

( M e t a t h e s i s v o n r u n d q), d a s i m P i e l a l s P a r t i z i p in J e s 3 16 b e l e g t

i s t : meiaqqeröt rote mit

Vermutung, zum Verbum

Paste,

'enäjim, siehe

»siqrafarben«

sie b e s t r e i c h e n i h r e A u g e n m i t siqrä

unten

S. 8 3 f . ) .

ieruqqim

wäre

( = eine

dementsprechend

wiederzugeben.

W o r a u f i m m e r m a n die H e r k u n f t d e s W o r t e s g r ü n d e n will, die Übersetzung

des T g

(»mit

schwarzer

Mähne«)

wird schwerlich

zu-

t r e f f e n . D e n n e r s t e n s h a n d e l t es s i c h u m e i n e R o t f ä r b u n g u n d z w e i t e n s soll d u r c h ¿eruqqim

n i c h t bloß die F a r b e d e r M ä h n e , sondern, wie bei

den a n d e r e n i m T e x t e n t h a l t e n e n F a r b a n g a b e n , die des g a n z e n Tieres genannt

werden. 4.

hämüs,

syrisch150

( a r a m ä i s c h hames cf.

hömäs,

Essig,

hamüsä

u n d hamas151, hämes,

hämüs ( = acidus),

das Partizip von

s y r i s c h hemas152,

Gesäuertes),

bedeutet

hämas

s c h a r f , s a u e r sein, »scharf,

stechend,

liegt nördlich vom wädi es-sarär (siehe S I M O N S , Karte I I B , Nr. 5 5 ) . Beim nahal söreq handelt es sich vermutlich um einen kleinen Nebenfluß dieses Wadi (siehe S I M O N S op. cit.). L X X Codex A: Sörech, Codex B : Alsörech. Der Name besagt: »Wady of choice vines« ( B D B 977). Wegen seiner Trauben wird auch mahreqä (Gen 36 36 I Chr 1 42) berühmt gewesen sein. Die annähernde Lage dieses edomitischen Ortes kann aus dem Namen eines Berges, gebel müsräq (etwa 35 km S S W von Ma'än, im Negev, siehe Z O R E L L 4 7 8 ) erschlossen werden (siehe S I M O N S S . 2 2 1 , § 3 9 0 und Karte I I I C , XXII/D).

»have murdered . . . their princes« ( S T E N N I N G ) . I I 2777. 149 H E R T Z B E R G in ZDPV 1953, 180, will säröq als »grün, fahl« deuten, indessen scheint das arabische 'asqar (auch akkad. sarqu) deutlich eine Rotfärbung zu rechtfertigen. Aus Gen 49 11 beweisen zu wollen, daß die *seruqqim grünlich-gelbe und nicht rote Trauben sind, scheint uns sinnwidrig. Richtig ist zwar, daß ein Gewand, in Rotwein gewaschen, nicht weiß wird (weshalb der Vers nach D A L M A N , H E R T Z B E R G , von Weißwein reden muß!), doch geht es dem Dichter gar nicht um Erteilung eines »Waschunterrichts«, sondern vielmehr um die bildliche Beschreibung von Judas Reichtum: Sein Überfluß an Wein ist so groß, daß er in Wein seine Kleider waschen kann. Der Dichter kann ebenso gut an Rotwein, wie an Weißwein denken! 147

148

150 151 152

P S I 1307. WTM I I 73. P S I 1306,; BroLex 204.

23

I. R o t

grell«. Im AT ist das Partizip nur einmal belegt, im tritojesajanischen Text Jes 63 1: hamüs begädim (stat. constr.), grell an Kleidern, mit grellen Kleidern. Aus dem Kontext ergibt sich, daß unter hämüs eine Farbe angegeben werden soll, cf. KÖHLER153: »in grelle Farben gekleidet«. Auf Grund von v. 2 (maddü'a 'ädöm lebüsäkä, »warum ist rot dein Gewand?«) kann es sich nur um eine rote handeln ( L X X : erythema, Röte), hämüs ist daher mit »grellrot« zu übersetzen (cf. GB 1 5 4 : »hochrot«, B D B 1 5 5 : »red of garment«). Das Tg übersetzt frei, die V ohne Farbangabe: tinctis vestibus, »mit gefärbten Kleidern«. 5. sähöb Von der Wurzel shb (arabisch sahiba157, rotgelb sein) verwandt mit zhb (arabisch: II dahiba, goldgelb sein, dahabun, Gold168; hebräisch nur als Nomen belegt: zähäb, Gold), ist ein Partizip Hophal mushäb und das Farbadjektiv sähöb vorhanden. Eine Qalform tritt erst im Talmud auf (sah a bü fänäw, sein Gesicht glänzte, wurde goldgelb159). E s r 827 werden Geräte aus nehösät mushäb genannt, aus »rotglänzendem Kupfer« 160 ( L X X : chalkou stilbontes und V: vasa aeris fulgentis, »aus glänzendem Kupfer«), die sich in ihrer farbenmäßigen Erscheinung nicht sehr von goldenen unterschieden haben (hamüdöt kazzähäb, »sie sind schön wie Gold«), Bei mushäb tritt also neben dem Farbton ein auffallender Glanz in Erscheinung (nehösät ist ein Masculinum, cf. I Reg 7 45 Ez 1 7, deshalb ist die masculine Form mushäb in Ordnung). Das Farbadjektiv sähöb erscheint dreimal als Attribut neben ieär, Haar, Lev 13 30. 32. 36: ie'är sähöb ist »rotglänzendes Haar« (Tg: v. 30: se'är sümäq, v. 32. 36: saar sümäq, »ein rotes Haar«), vielleicht gemäß der L X X (xanthizön) und der V (flavus) ein »gelbes Haar«. Im modernen Hebräisch bedeutet sähöb »gelb«161. 15e

6. *sähör Von der Wurzel shr (syrisch seharUi; sührä = vir rubicundus163) sind *sähör, fem. plural sehöröt, sähar und der Eigenname söhar gebildet. Die genaue Bedeutung kann nicht mit Sicherheit ermittelt werden. In J d c 5 10 ist von 'Hönöt sehöröt die Rede. KÖHLER164 denkt an »gelblich-rote« Eselinnen166 und zieht das arabische 'asharu, gelblich153

Lex

157

WEHR

310.

160

Cf. DRIVER in W O 1954, 2 5 : »copper of a reddish yellow colour« (vielleicht

478.

154

240. 158

155

WEHR

330.

282.

156 159

KÖHLER, Babli

Lex

m"nähöt

795;

GB

»orichale«). 161 16

BEN JEHUDA X I 5402 (auch »rotgelb«).

2 B r o L e x 626.

164

183

675.

1 8 a.

P S I I 3394.

L e x 821.

i«5 OETTLI, »Richter« z. St.: Sie sind die »Reittiere der Vornehmen«.

A. Die Farbqualitäten

24

rot, als Vergleich heran (cf. sahara, Wüste 166 , das Gebiet von gelblichroter Farbe). ZORELL167 entscheidet sich für Gelb (esse coloris fulvis), BROCKELMANN168 und BEN JEHUDA169 für Weiß. Zu den Eselinnen paßt aber eher ein »rötlich-grau« (BDB 1 7 0 »reddish-gray«, cf. arabisch suhratun, »reddish-gray colour«) von heller Tönung 171 , das sich vom gewöhnlichen matten Grau der Esel auffallend abhebt und als »glänzend« (V: super asinos nitentes, LEVY 172 : blendend weiß) empfunden werden kann. Der Codex Alexandrinus nennt keine Farbe und schreibt bloß epi hypozygiön, auf Lasttieren (='Hönöt). Nicht sehr sinnreich ist die Leseart des Codex Vaticanus: epi onou theleias mesembrias, auf einem Esel des weiblichen Mittags. Offenbar hat er statt sehöröt den von söhar, Glanz, Licht, gebildeten Dual soh°rajim (Ps 37e Gen 43 16 u.a.), Mittag, gelesen. Eine Farbangabe fehlt jedenfalls in beiden Codices. Das Tg umschreibt mit 'Hänän dehasikän (v. 1.: dahsikän) bemine (v. 1.: bekol mine173) sijjürin, Eselinnen, die mit allerlei farbigem Zeug gesattelt sind (hasak, binden, besonders Esel satteln 174 ; sijjür, eig. Malerei, Bildnis, Gemälde)175. Zweifellos kommt dem Moment des Glänzens, der Helligkeit, eine große Bedeutung zu (cf. ugaritisch shrr, »blazed, shone fiercly«) 176 , denn für das nomen proprium söhar, dem man fünfmal begegnet (Gen 23 8 25 9: Vater des Hethiters Ephron. Gen 46 10 E x 6 15: Sohn Simeons, I Chr 4 7 (als Qere zum Ketib f söhar: Name einer Sippe in Juda)) wird Num 26 13, das E x 6 15 entspricht, der Name zärah genannt (von zärah, strahlen) = der Strahlende. Folglich wird söhar denselben Sinn wie zärah besessen haben. $ahar, das in E z 2718 mit sämär (sämär sähar, etwa: Wolle von weiß-gelblicher Färbung) vorkommt, wird von KÖHLER177 in sädad emendiert (Sadad liegt etwa 100 km von Damaskus entfernt, das im selben Vers als Lieferant dieser Wolle genannt ist). Vielleicht liegt aber in sahar eher noch eine Dittographie von sämär vor. L X X : eria ek Miletou ('), V : in lanis coloris optimi, in Wollstoffen von bester Farbe. Das Tg schreibt: wa'amar milat kebenä, und die Wolle von der Wolle eingehüllter Schafe (milä und milat, syrisch miltä, Wolle 1 7 8 : käban, einhüllen, umhüllen 178 ). Nach dem Talmud umhüllte man die Lämmer, um feine Wolle zu gewinnen 180 . Es scheint uns, daß das Tg das sämär sähar als sämär sähör, als weiße Wolle, verstanden hat. (Aquila und Theodotion lesen Sour 181 , also einen Eigennamen, der auch als Wiedergabe von '"sür, sür, Sür gebraucht wird und zum Verständnis von sahar nicht viel beiträgt.) 18« WEHR 459; cf. DOZY I 820: = »rosée« (blaßrot). 167

S. 129.

169

XI

5458.

168

BroLex 626. 170

S. 850.

Zu hellhäutigen Eseln siehe B R E H M S Tierleben »Säugetiere« I I I 657. 172 WTM IV 182. 173 BiA I I 55. 174 WTM II 124. 175 WTM IV 187. 1 7 8 CMaL 150 und Anm. 8 (»arab. sahrâ'u, burning desert«). 177 Lex 801. 1 7 8 WTM I I I 101. 1 7 9 WTM I I 288. 180 W T M I I 288. 181 Siehe H A T C H - R E D P A T H , Suppl. 147. 171

I. R o t

25

7. pä'rür Pä'rür, aus pa' rür gebildet unter Quieszierung des 'äläf182, bedeutet nach G E S E N I U S 1 8 3 , K Ö H L E R 1 8 4 , K Ö N I G 1 8 5 U. a. »Röte«, eigentlich »Siedehitze« (von prr, arabisch ' a f a r a 1 8 6 , syrisch nefar, sieden) 187 und ist nach ihnen zu unterscheiden von pärür (ohne 'äläf), »Kochtopf«. (Nach B E N - J E H U D A 1 8 8 sind der Ursprung und die Bedeutung des Wortes unklar.) Rein sachlich gesehen ist der Schritt vom Gefäß, das Hitze erzeugt, zur Begleiterscheinung, der Glut, ein sehr kleiner, so daß der »Siedetopf« wohl auch bildlich für »Siedehitze« gebraucht werden konnte. Diese Überlegung legt es uns nahe, nur einen einzigen Terminus anzunehmen. Sprachgeschichtlich läßt sie sich durchaus fundieren. Pa'arür könnte sich zunächst zu pä'rür und dann zu pärür, unter gänzlicher Weglassung des 'äläf, entwickelt haben, genauso wie fr'erit zu serit (I Chr 12 39), »Überrest« und te'ömim und tö'amim zu tömim, Zwillinge (Gen 25 24) wurden189. Nicht genug damit, wird unsere These durch die L X X , die V und das Tg untermauert, wie wir sogleich darlegen werden. Neben dem pärür in Num 11 8 J E (Glosse), Jdc 6 19, I Sam 214, das bestimmt mit »Kochtopf, Siedetopf« zu übersetzen ist ( L X X : chytra, V: olla, Tg: qidrä), da es das Gefäß ist, in welchem man zu kochen pflegte (Num 11 8: bisMü, sie kochten), begegnet man pä'rür, das nach Ansicht der Lexikographen vom ersten unabhängig sein soll, an zwei Stellen. Beide Male soll durch den Ausdruck eine Gemütsbewegung beschrieben werden. J o e l 2 6 heißt es »kol pänim qibbesü fä'rür und Nah 2 n üf'ne kulläm qibbesü fä'rür. Daß pä'rür »Glut, Hitze« bedeutet, soll nicht bestritten werden, wenngleich der Ausdruck qibbes pä'rür (Glut sammeln) nicht ohne weiteres verständlich ist und in der Tat auf zwei verschiedene, sich widersprechende Arten interpretiert werden kann. K Ö H L E R vertritt die Auffassung, die auch uns auf Grund der folgenden Ausführungen einleuchten will, durch qibbes pä'rür werde eine Ansammlung von Glut im Gesicht, ein »vor Erregung glühen« ausgedrückt. G E S E N I U S hingegen denkt an »sammeln, einziehen von Röte«, was gleichbedeutend sei mit »erblassen«. Worauf es uns im Moment jedoch ankommt, ist etwas anderes. Es fällt uns auf, daß die L X X beide Male schreibt, das Gesicht sei hös proskaama chytras, wie die Glut des Topfes. Desgleichen nennt auch die V den »Topf«: omnes vultus redigentur in ollam, alle Gesichter werden in den Topf zurückgebracht, zurückversetzt werden 190 (Joel 2 6) und et facies a

182 188 188 1,0

1 8 3 G B 632. B L G r 483. KÖHLER, Lex 750.

181 587

1 8 5 Wörterbuch 356. Lex 750. BroLex 441 (fehlt bei PS).

1 8 9 Siehe B L G r 224. X 4809. Zu redigo siehe GEORGES IV 2251.

26

A. Die Farbqualitäten

omniurn eorurn sicut nigredo ollae, die Gesichter von ihnen allen sind wie die Schwärze des Topfes (mit dem Prädikat qibb'sü hat sie hier nicht viel anzufangen gewußt), so in Nah 2 11. Auch im Tg tritt der Topf wieder auf: 'ithappiü 'ikrüm 'ükkämin kiqderä (Joel 2 6, keqidrä in Nah 2 n ) , es bedeckte sich mit schwarzer (!, cf. nigredo der V) Farbe wie ein Topf. Hätte zwischen pärür und pä'rür keine Relation bestanden oder hätten zumindest diese Übersetzungen keine gesehen, so wäre es gänzlich unverständlich, weshalb bei allen drei der Topf genannt wird. Wenn dies aber geschieht, so ergibt sich daraus, daß sie pärür mit pä'rür identifiziert haben 1 9 1 - 1 9 2 . Qibbes pä'rür heißt demnach »den Topf aufnehmen« (cf. Jes 40 n , wo qibbes den Sinn von »aufnehmen« besitzt) 193 und kann im übertragenen Sinn nur als »vor Erregung glühen« (wie KÖHLER) verstanden worden sein. Denn wenn man einen heißen Topf ergreift, so kühlt man sich dabei nicht ab, sondern wird im Gegenteil von der ausstrahlenden Glut erhitzt. Der Ausdruck »den Topf ergreifen« muß schlechthin für »sich erhitzen« gebraucht worden sein, weshalb die Redewendung »das G e s i c h t ergreift den Topf« nicht als sonderbar empfunden wurde. Bei unserer These bleibt ein Punkt etwas schwierig, auf den indessen kein Gewicht gelegt werden darf. Die Frühform tritt nach der Spätform auf, denn pärür ist schon beim Jahwisten (Jdc 6 19) belegt, pä'rür hingegen erst bei Nahum (Ende des 7. Jh.) und Joel (gar nachexilisch). Beim spärlichen Vorkommen dieses Terminus dürfen indessen keine weittragenden Schlüsse gezogen werden. Es läßt sich denken, daß in der späteren Zeit durch Zufall, oder mit Absicht (archaisierende Tendenz?) die Frühform verwendet wurde. 8. Zusammenfassung Fassen wir die Quintessenz der bisherigen Betrachtungen kurz zusammen» so können wir etwa Folgendes festhalten: Unter den Termini für R o t ist die Wurzel 'dm am häufigsten vertreten. Ein grammatikalischer Zusammenhang von 'dm mit däm, Blut, ließ sich nicht beweisen, doch ist er wahrscheinlich. Mit Bestimmtheit hat indessen in psychologischer Hinsicht die Blutfarbe die Vorstellung von Rot beeinflußt. Es zeigte sich, daß die Farben nicht im engbegrenzten physikalischen Sinn gefaßt werden dürfen. Dies ist nicht weiter erstaunlich, da selbst in heutiger Zeit die diversen Farbtöne einer bestimmten Gattung zumindest in der Umgangssprache (anders in wissenschaftlichen Abhandlungen über Farben) selten differenziert werden. lsi prr_ s i e ( j e n > erweist sich damit als denominiertes Verb, pä'rür gehört vielleicht zu einer Wurzel p'r, deren Bedeutung indessen nicht bekannt ist (sie ist jedenfalls verschieden von p'r, ausstatten, schmücken). 192 Man beachte übrigens, das H R II 1480 b unter chytra sowohl pärür als auch pä'rür verzeichnen. 193 L X X und V übersetzen allerdings wörtlich: synaxei, bzw. congregabit.

27

I I . Grün/gelb

Von der Wurzel 'dm sind, wie wir gesehen haben, folgende Wörter hergeleitet: 1. 'ädöm, rot, blutrot (Gewand), rotbraun (Pferde, Kühe), rötlich-braun (Linsen), weinrot (Wein), hellrot (Gesichtsfarbe). 2. Das Verb 'ädam. Im Qal und Hiphil bedeutet es »rot sein, werden«, im Hitpael »einen roten Schein zeigen«, im Pual »rot färben«. 3. '"damdäm, rötlich (Haare), nur bei P. 4. 'admöni, rötlich (Haare, Gesichtsfarbe). 5. 'ödäm, Rubin oder Karneol, bei P und Ez. Neben der Wurzel 'dm findet sich im AT hmr, bei dem ein 'ädöm oder '"damdäm entsprechendes Farbadjektiv fehlt und das in seiner Anwendung wohl begrenzter war. Ungeklärt blieb der Sinn der Verbalform h°marmerü. Wir postulierten eine einheitliche Zuordnung der Textstellen (entweder zu hämar, rot sein oder hämar, gären). Besprochen wurden hemär, Asphalt, hömär, Lehm, Ton, h"mör, Esel, und jahmür, Rotwild, nicht hingegen hämär, das zu hämar, gären, gehört. Weniger häufig anzutreffen waren die folgenden Termini: *säröq, fuchsrot (Pferde, cf. arab. aiqaru), vermutlich ursprünglich entweder mit tfruqqim, Trauben, oder mit siqrä (roter Farbstoff) zusammenhängend. hämüs, grellrot (Kleidung), mushäb, rotglänzend (Kupfer) und sähöb, rotgelb (Haare), sähör, vermutlich »rötlich-grau« (Eselinnen) und sahar, dessen Bedeutung nicht klar ist. pä'rür, nach unserer These identisch mit pärür, mit dem primären Sinn »Kochtopf« und dem sekundären »Siedehitze, Röte«. I I . GRÜN / G E L B

Die grüne Farbe wurde zuerst dort beobachtet, wo sie weithin vertreten ist, nämlich an den Gewächsen der Pflanzenwelt. Wenn man von Grün sprach, dachte man an das Grüne der Natur. In diesem Stadium ist die Entwicklung der Nomenklatur im Wesentlichen stehen geblieben. Sämtliche Termini sind von einer einzigen Wurzel gebildet. Auch hierin zeigt sich der Frühzustand der Entwicklung erhalten. Der Stamm heißt jrq1, akkadisch arqu2, erqu, urqu3, grün, gelblichgrün, arabisch waraq, Blatt 4 und war(i)q, Silbergeld, südarabisch warq, Gold5, ugaritisch jrq, Gold6, syrisch jarqä, jüraq und ireq, »olus«7, Gemüse. Die hebräischen Bezeichnungen lauten: järäq, järäq, järöq, jeraqraq, jeräqön. a) järäq, das Grüne Der Ausdruck läßt sich achtmal nachweisen. 1 Daneben gibt es selbstredend eine Menge von Bezeichnungen für die einzelnen Gewächse (siehe RÜTHY 9 — 40), die jedoch alle nicht auf die Farbe anspielen und daher bei unserer Arbeit nicht in Betracht zu ziehen sind. 2

MUSS-ARNOLDT

104.

4

WEHR

DOZY

796.

5

BERGSTRÄSSER,

6

GORDON Nr. 865; CMaL 166.

7

P S I 1632f.; BroLex 309.

943;

cf.

3

II

BEZOLD

69. »Einführung«

191.

28

A. Die Farbqualitäten

Gen 1 30 P steht järäq im status constr. mit 'eiäb: järäq 'eiäb, das Grüne an Kräutern, die als Nahrung (le'oklä) dienen. Tg: järöq 'isbä. L X X : chorton chloron (grünes Gras, grüne Nahrungsmittel). In der V fehlt der Ausdruck. Derselben Wortverbindimg begegnet man auch Gen 9 3 P, wo die L X X allerdings mit lachana chortou (etwa: grasartige Kräuter) übersetzt. Das katastrophale Verheerungswerk von Heuschreckenschwärmen, die ein Gebiet heimsuchen — sie fressen alles Grüne an Kräutern und Bäumen weg — wird E x 10 15 J E beschrieben: welö' nötar kol järäq bä'es übe'eiäb haiiädä, es blieb nichts Grünes an den Bäumen und an den Kräutern (Gräsern) der Felder übrig. L X X : chlöros, V: virens (grünend, grün), Tg: järöq. Num 22 4 J E sind unter järäq haiiädä die den Tieren — genannt wird der §ör, Ochse — zur Nahrung dienenden Gräser und Kräuter des Feldes zu verstehen. L X X : ta chlöra ek tou pediou, Tg: järöqä dehaqlä, V: herbas (ohne Nennung des »Feldes«), J e s 15 6 (Echtheit fraglich8) ist die einzige Stelle zu finden, wo järäq ohne nähere Bestimmung genannt wird und daher schlechthin »Grünes, grüne Pflanzen« bedeuten muß. Tg: järöq (»green thing«, STENNING), V: viror omnis. Auf Grund der L X X , chortos gar chlöros (grünes Gras), läßt sich allerdings denken, daß in ihrer hebräischen Vorlage auch hier järäq 'eiäb (wohl nicht järäq däsä, da däsä im gleichen Vers bereits genannt wird) gestanden haben könnte. Nach Ps 37 2 (nachexilisch ?9) werden die Missetäter schnell wie das »Grün der Kräuter verwelken«: ükejäräq däsä jibbölün. L X X : lachana chloes (Kraut der jungen Saat), V: olera herbarum (Kräuter der Saat). Es gibt einige Segolata, die den status constructus des Singulars nach der Form qetal bilden (z. B. gebar zu gäbär, Mann. hadar zu hädär, Zimmer). Zu ihnen gehört auch järäq, das für den stat. constr. neben dem regulären järäq auch ein jeraq kennt 10 . Diese Form ist zweimal belegt (Jes 37 27 und im Parallelbericht II Reg 19 26). J e s 37 27 und II Reg 19 26 werden im Spottlied gegen Sanherib die Einwohner ehemals befestigter, nunmehr zerstörter Städte mit dem »Grün der Kräuter«, wiraq däsä, verglichen, und damit wird, wie in Ps 37 2, auf das rasche Verblühen der Frevler angespielt. Das Tg liest an beiden Stellen ükejäröq dit'ä (v. I 1 1 : w'kiroq). Die L X X übersetzt in II Reg 19 26 mit chlöra botane (grünes Kraut). Bei der Jesaiastelle fehlt ein entsprechender Ausdruck. Die V schreibt in Jesaia gramen pascuae (Kraut, Pflanze der Weide), in II Reg virens herba tectorum, das grünende Gras der Dächer ( = wiraq + hasir gaggöt, das Wort däsä fehlt). 8 11

8 KRAUS, »Psalmen« I 288. E E i 387. Siehe BiA II 317.

10

B L G r 673.

II. Grün/gelb

29

Auf Grund der Texte, in denen järäq auftritt, ergibt sich Folgendes: Das W o r t b e d e u t e t das »Grüne« in w e i t e s t e m S i n n e (und nicht nur das »grüne Blatt«, wie B E N J E H U D A 12 vermerkt). Im Gegensatz zu chlöros der L X X wird järäq nur substantivisch gebraucht. Der Terminus bezeichnet bald die pflanzliche Nahrung für Mensch und Tier (Produkte des kultivierten Bodens, Gen 1 30 9 3: das Grüne an Kräutern, Ex 10 15: die grünen Halme des unreifen Korns und das Laub der Bäume, Num 22 4: die Gewächse der Felder), bald allgemein das frische, wildwachsende Grün, das rasch aufsprießt und rasch vergeht und daher zur bildhaften Schilderung des raschen Untergangs der Frevler gewählt wird. b) järäq, das Gemüse Das Wort findet sich dreimal. D t n 1110 (aus den Paränesen zum Deuteronomium) stellt den gan hajjäräq, den Gemüsegarten, der bewässert wird (wehisqitä) und daher stets gedeiht ( = Symbol für Ägypten), einem Gebiet gegenüber ( = Symbol für Palästina), das vom »Regen des Himmels« (v. 12) abhängig ist und nur dann fruchtbar wird, wenn genügend Regen fällt 13 . L X X und Tg übersetzen gleichbedeutend mit hös kefion lachaneias bzw. keginat jarqä. In der V fehlt die Wiedergabe von järäq (in hortorum morem aquae ducuntur inriguae, »nach den Gartengebräuchen wird das Wasser, das bewässert, herbeigeführt«). Von einem Gemüsegarten ist auch in der alten Prophetengeschichte I Reg 212 die Rede. Ahab möchte den Weinberg (käräm) Naboths, der an seinen Palast grenzt, kaufen und zum Gemüseanbau benützen. Daß es sich bei järäq, so wie wir vermuten, in der Tat um »Gemüse« handelt, kann aus Ahabs Worten geschlossen werden:»Gib mir deinen Weinberg und er diene mir als Gemüsegarten (wihi Ii legan järäq), denn er befindet sich nahe zu meinem Hause (ki hü qäröb 'esäl beti)«. Nur wenn järäq »Gemüse« heißt, das für die täglichen Mahlzeiten benötigt wurde und daher aus praktischen Gründen in der Nähe des Wohnortes erhältlich sein mußte, ist Ahabs Kaufgrund verständlich. L X X : eis kepon lachanön, V: hortum olerum (Gemüsegarten), Tg: l'ginat jarqä. P r o v 15 17 (wahrscheinlich nachexilisch, obschon Prov 10—22 ie auch vorexilisches Spruchgut enthält 14 ) wird die bescheidene, aber liebevoll zubereitete und dargebotene »Mahlzeit aus Gemüse« ('"ruhat järäq) einem gemästeten Ochsen (sör 'äbüs) vorgezogen. L X X : xenismos lachanön, V: ad olera. Das Tg übersetzt frei mit täb qälil bidhalteh dä'Hähä, besser ein Wenig in Gottesfurcht . . . Wir sehen, järäq ist in seiner Bedeutung offensichtlich enger begrenzt als järäq. Es bezeichnet Gewächse, die im Gegensatz zu dem 12

IV 2161.

13

Cf. REYMOND, »L'eau« 1 2 8 .

14

E E i 583.

30

A. Die Farbqualitäten

auf weiten Feldern, ohne besondere Pflege gedeihenden Getreide, oder zu den Baumfrüchten, auf relativ kleinem Grund (gan) angebaut und mit Umsicht großgezüchtet werden. Unter järäq ist zweifellos »Gemüse«15 zu verstehen. In Hi 39 8 findet sich järöq (nach der bei Farben häufigen qatulNominalbildung), das im modernen Hebräisch als Farbadjektiv Grün verwendet wird, im AT jedoch noch das »Grüne der Natur« meint ( K Ö H L E R 1 6 : »grünende Pflanzen«, B D B 1 7 : »green thing, only as food of wild ass«, so auch B E N J E H U D A 1 8 ) : weahar kol järöq jidrös, und jeglichem Grüngewächs spürt er ('äröd, der Wildesel) nach«. järöq besitzt demnach die Bedeutung von järäq, d. h. das Grüne 19 im weitesten Bereich, nicht nur »Gemüse«. Dem entspricht die L X X , die entgegen der Übersetzung von järäq — sie schreibt dort jeweils lachanon — hier pantos chlöros setzt, also den Ausdruck, der mehrmals bei der Wiedergabe von järäq wiederkehrt. Man beachte auch die V: virentia quaequae, welches Grün es immer sei. Diese Erweiterung der Bedeutung von järäq in der späteren Form läßt uns vermuten, die Termini järäq und järäq seien im Laufe der Zeit (eventuell erst in nachexilischer Zeit) nicht mehr auseinandergehalten worden. In der Tat ist im talmudischen Hebräisch jarqä (— järäq) identisch mit järäq ( = Grünes, Grünkraut, Gemüse 20 ). Järöq bedeutet gar »grün, gelb« und ist damit, anders als der biblische Terminus, der sich nur auf botanische Produkte bezieht, ein Farbadjektiv geworden21. c) jeraqraq, g r ü n l i c h - g e l b l i c h , f a h l , b l a ß Dem Terminus (cf. syrisch jüraq, jüräqä, pallidus, flavus 22 ) begegnet man dreimal. In Ps 68 14 ( n a c h D U H M 2 3 , G U N K E L 2 4 : nachexilisch, nach K R A U S 2 5 , SCHMIDT26: Frühzeit, Epoche Sauls) werden die Schwingen einer Taube mit gelblich schimmerndem Gold verglichen: biraqraq härüs. L X X : en chlöroteti chrysiou, V : in fallore auri (in der Blässe, gelblichen Farbe des Goldes). Gold (härüs, cf. akkadisch huräsu21, ugaritisch hrs28J mit starkem Silberzusatz ist gelb 29 . Einen Schritt weiter ist man im Ugaritischen, wo nicht nur die Farbe des Goldes, sondern das Gold selbst jrqz0 genannt wird. 16 Lex 403. 17 438. 1 8 IV 2153. Cf. ThWzNt IV 66. 2 0 WTM II 268. So auch GB 318: »Das Grüne«. 21 Cf. dam hajjäröq, das gelbe Blut (einer Menstruierenden), WTM II 268. Im modernen Hebräisch wird järöq für Grün gebraucht. 22 PS I 1632. 23 »Psalmen« 255. 2 4 »Psalmen« 286. 2 5 »Psalmen« I 471. 26 »Psalmen« 131. 2 7 CAD' VI 245; ZIMMERN, »Fremdwörter« 58. 28 CMaL 139. 2 9 KÖHLER, Lex. 406. 3 0 GORDON Nr. 865; CMaL 166. 15

19

II. Grün/gelb

31

Zweimal trifft man fraqraq bei der Schilderung aussatzartiger Erkrankungen: L e v 13 49 gilt ein näga fraqraq als Symptom eines »Aussatzes« an Kleidern oder Stoffen aus Leinen, Wolle und Leder (cf. oben S. 12). L X X : he hafe chlörizousa, Tg: maktäsä järöq. Die V liest statt fraqraq ein läbän (weiß, alba). L e v 14 37 sind grünliche Vertiefungen — seqa'arüröt fraqraqqöt — Merkmale einer »Aussatz«erkrankung (Pilz), die an den Wänden von Häusern ausbrechen kann. L X X : koiladas chlörizousas, Tg: fiahtin järeqän, V : valliculas pallore . . . deformes (kleine Höhlungen, die durch Blässe . . . entstellt sind). Mit fraqraq ist die engbegrenzte Bezogenheit auf Objekte der Pflanzenwelt durchbrochen und ein Begriff geschaffen, welcher der farbmäßigen Benennung grüner Gegenstände schlechthin dient. (Nach einer Ansicht des Talmud bedeutet fraqraq nicht grünlich, sondern »das Grünste unter den grünen Farben«, järöq säbiröqin31, cf. dazu oben S. 13f.). d)

jeräqön Sechsmal läßt sich jeräqön nachweisen, wobei allerdings Hag 2 17 vielleicht späterer Zusatz ist. jeräqön ist zunächst Name jener Getreidekrankheit, bei der das Getreide vergilbt ( = »Rost«). Zu jeräqön cf. syrisch meriqänä'a (bei BROCKELMANN33 unpunktiert mrjqn') und jarqänä3i, akkadisch ammuriqänti (siehe bei ZIMMERN35, der an anderer Stelle 3 6 allerdings amtirriqänu liest), »Gelbsucht«. Für jeräqön in Am 4 9 heißt es in der L X X : ikteros, Gelbsucht, in der V : aurugo Gelbsucht, Getreidebrand 37 , im Tg: jarqänä. Die im gleichen Vers genannten siddäfön- ( L X X : pyrösis, Feuersglut) und Heuschrecken (gäzäm)- Schäden ergeben zwangsläufig unter ikteros »Gelbwerden des Getreides« (und nicht Gelbsucht des Menschen) D t n 28 22 nennt in J H W H s Strafandrohung, die auch körperliche Pein enthält (Schwindsucht, Entzündung, Fieberglut), zwei — möglicherweise drei, wenn häräb, Schwert, nicht eliminiert, sondern in höräb, Dürre, emendiert wird — landwirtschaftliche Katastrophen: siddäfön und jeräqön (V: robigine, durch Rost, Getreidebrand 38 ). Tg: übesadfänä übejarqänä ( v . l . 3 9 : übejarqönä). L X X : kai anemophthoriä kai te öchrä, sowohl durch Windschaden 40 , als auch durch Brandkorn 4 1 . 31 35 37 40

41

3 2 PS suppl. 166. 3 3 BroLex 310. 3 4 PS I 1633. WTM II 269. 36 Z D M G 58, S. 953. »Fremdwörter« 49, so auch M E I S S N E R II 301. 3 8 Siehe G E O R G E S IV 2400. 3 9 BiA I 337. Siehe G E O R G E S I 740. P A S S O W I, 1, 220; LS 132; blasting, blight. PASSOW II, 2, 2645; LS 2042.

A. Die Farbqualitäten

32

In I R e g 8 37 (deuteronomistisch 42 ) wird jeräqön in der L X X durch erysibe43 (Meltau oder vielleicht Getreiderost) übersetzt. Tg: jarqänä. V : rubigo (in der V ist die Reihenfolge der aufgezählten Katastrophen anders als i m . M T : fames (= raäb) ... festilentia (— däbär) . . . corruptas aer (= siddäfön) . . . aerugo (Habsucht, Eigennutz 44 , = rib, s t a t t ' a r b ä ? ) . . . locusta (Heuschrecke, = häsili6) . . . rubigo (= jeräqön)). H a g 2 17 stimmt wörtlich mit Am 4 9 überein und ist vielleicht Zusatz (cf. BH). Allerdings paßt der Ausdruck gut zum Kontext. jeräqön wird von der V auch hier durch aurugine wiedergegeben. Für Siddäfön und jeräqön bietet die L X X aphoria und anemophthoria, Unfruchtbarkeit und Windschaden, jeräqön entspräche anemophthoria (so führen es H R in der Tat auf 46 ), was u. E. indessen nicht zutreffen kann. Vielmehr ist anemophthoria gleichbedeutend mit Siddäfön (wie in Dtn 28 22). Wir vermuten daher, daß in der hebräischen Vorlage der L X X kein jeräqön gestanden hat. Für aphoria könnte sich ein sinnämön vorgefunden haben, sinnämön, aramäisch und syrisch sunämäa, Unfruchtbarkeit, Dürre des Getreides, findet sich zwar erst im nachbiblischen Hebräisch, doch ist die Wurzel snm als Partizip senümöt, unfruchtbar, mager ( L X X : leptoi), schon im AT belegt (Gen 4123 E). Bemerkenswerterweise steht senümöt neben i'edüföt (ausgedörrt, ausgeblasen, L X X : anemophthoroi), was uns in der Annahme bestärkt, die L X X habe bei unserer Textstelle hikketi 'ätkäm bassinnämön übaSSiddäfön gelesen.

Zum Text i n I I C h r 628, der wörtlich mit I Reg 8 37 kongruiert, ist lediglich zu bemerken, daß die L X X mit ikteros (dort: erysibe), die V mit aurugo (dort: rubigo) übersetzen. Sachlich ändert dies nichts. Die s e k u n d ä r e B e d e u t u n g von jeräqön ( — Gelbwerden des Gesichts) kommt nur einmal vor, doch scheint die G e s i c h t s b l ä s s e allenthalben beobachtet worden zu sein (cf. den Eigennamen kimham, I I Sam 19 38f. 41, »von fahler Gesichtsfarbe«) 48 . J e r 30 6 : 4 9 wenähäfkü kol pänim l'jeräqön, jedes Gesicht verwandelte sich zur Blässe, jedes Gesicht wurde blaß (zu dieser Bedeutung von häfak Niphal cf. Lev 13 25). V : et conversae sunt universae facies in auruginem. L X X und Tg lesen etwas abweichend: estraphesan prosöpa, eis ikteron egenethe bzw. ümissHantn (es ändert sich) kol 'appajä, lemäKdwe kejarqänä = hebr. wenähäfkü kol pänim, lejeräqön häjü. Der Sinn bleibt derselbe. Verursacht wird dieser jeräqön durch harädä, pahad, Schrecken (v. 5), oder durch heftige Schmerzen, wie sie eine Gebärende (jöledä) erleidet (v. 6). Aus der Übersicht über die angeführten Texte ergibt sich Folgendes : 12 45 48 49

4 3 = öchra, 4 4 GEORGES I 199. E E i 346. L S 2042. 4 6 I 87. 4 7 WTM IV 203. = »Schabe«; KÖHLER, Lex 319 (>). NOTH, »Personennamen« 225; cf. auch unten zu hwr, S. 48f. Aus dem vorexilischen »Trostbüchlein«, siehe E E i 438.

33

I I I . Blau

Mit järäq, järäq und järöq ordnet sich auch jeräqön in die Reihe der Termini ein, die, jedenfalls primär, bloß auf Dinge der Pflanzenwelt bezogen waren. Jeräqön bezeichnet einen ganz bestimmten Zustand im steten Wandel der Vegetation, und zwar, im Gegensatz zum aufsprießenden, der Reife sich nähernden Getreide ( = järäq), dessen Hinwelken und Gelbwerden. Es ist der Name einer Getreidekrankheit (»Rost«), Naheliegend war es, das beim Getreide beobachtete Vergilben mit dem Erbleichen, Erblassen des Gesichts zu vergleichen und somit jeräqön sekundär, unter Durchbrechung der ursprünglichen Gebundenheit, für den Wechsel der Gesichtsfarbe als Folge eines panischen Schreckens oder heftiger Schmerzen zu verwenden50. I I I . BLAU

Für die Farben des blauen Bereichs hat das AT keine sprachlichen Begriffe entwickelt (so auch GALLING)1. Wir werden später versuchen, die Gründe für diese erstaunliche Lücke zu erkennen. Unter den tierischen Pigmenten findet sich tekelät, Purpurblau, doch ist damit, wie ebenfalls gezeigt werden wird, nicht eigentlich eine Farbe, sondern ein Farbstoff zu verstehen. Es wurde nun allerdings versucht, in der Schilderung der Theophanie J H W H s (Ex 24 l - l l J E ) einen Terminus für Blau nachzuweisen. Der klare, blaue Himmel, der sich als Thron (cf. Ez 1 26 10 l) zu J H W H s Füßen ausbreitet (w e tahat ragläw, Tg — unter Umgehung des anthropomorphen Ausdrucks — ütehöt kürse, unter dem Thron), 50 Ein Hinweis: Das 18mal im AT vorkommende ra'anän, das zumeist auf die Beschaffenheit von Bäumen oder ihren Früchten hinweist, ist keine Farbbezeichnung (gegen GALLING, BR1 151 = »grün«; BROCKELMANN, »Grundriß« I 365 = »grün«, G B 768 = »grün«), sondern bedeutet » l a u b r e i c h , üppig« (KÖHLER, Lex. 901; B L G r 483 = »üppig«) und dann »frisch, s a f t i g « (KÖHLER a . a . O . ; BEN JEHUDA X I I I 6659, B D B 947 = »luxuriant, fresh, flourishing«); cf. arabisch marnaaf»Ort, Garten mit frischen Pflanzen« (so BARTH, »Wurzeluntersuchungen« 46; RÜTHY 63 und Anm. 1).

Die Übersetzungen bestätigen diese Auffassung. Das Tg übersetzt durchgehend (bis auf Ps 92 15, wo das synonyme ratib, feucht, saftig, steht, siehe WTM IV 443) mit 'aböf, dichtbelaubt (WTM I I I 609). Die L X X und die V bieten mannigfache Wiedergaben, die (mit Ausnahme von Jer 17 8 in der V — viridis, beim Blatt) den Sinn von »dichtbelaubt, schattig, fruchtbar« besitzen (in Ps 92 15 — fehlt in der V — übersetzt die L X X frei: epathountes, sie tun sich gütlich, siehe PASSOW I, 2, 1245). Die Termini lauten in der L X X : dasys, aisödes, syshios, euskios, kataskios ( = dichtbelaubt), pykazön (Hos 14 9, »cover closely«, L S 1552), piön (Ps 92 15, »fat« L S 1409, bei der Olive), katakarpos (»fruitful«, L S 893, bei der Olive). Die V übersetzt mit frondosus ( = frondeus, J e r 17 2) und nemerosus, »waldreich, belaubt«, einmal mit über (reichhaltig, fruchtbar, in J e r 11 16), floridus (mit Blüten versehen, in Cant 116) und viridis (Jer 17 8). 1

BR1 151.

G r a d w o h l , Farben

3

34

A. Die Farbqualitäten

wird dort mit ma'ase libnat hassappir, mit dem »Werk aus einem Saphir (Lapislázuli) Ziegel 2 « (HOLZINGER: »Saphirplattenwerk«) 3 verglichen. L X X : ergon plinthou sappheirou, V : opus lapidis sapphirini, TG: ke'öbäd 'äbän täbä ( = Werk aus kostbarem Stein), 2 4 1 0 . E s scheint indessen, der tiefblaue Lapislázuli sei hier nicht wegen seiner Farbe, sondern wegen seines Glanzes, seiner »Reinheit« (lätöhar, L X X : té katharioteti, V: cum serenum est, wenn er hell, klar ist, T g : lebärirü) zum Vergleich herangezogen 4 , so daß es nicht angeht, die Formel »saphirblau = himmelblau« 5 daraus herzuleiten. IV.

WEISS

Wir haben vorgreifend oben (S. 4) festgestellt, daß Weiß am häufigsten bei der Milch beobachtet wurde (cf. GALLING, H E R T Z BERG). Das liegt bei einem Volk der Bauern und Hirten, aber auch bei den nicht seßhaften Nomaden, die Milch verwenden (cf. Gen 18 8), auf der Hand. Die Sprache kann es bestätigen. Der gebräuchlichste Ausdruck für Weiß heißt läbän. Die Milch heißt nun zwar im atl. Hebräisch nicht mehr läbän, sondern häläb, doch nennt sie das Arabische noch laban oder liban1 (es ist dies die »gesäuerte« Milch, die — neben der süßen, frischen = halib, cf. hebr. häläb, ugarit. hlb2 — ebenfalls getrunken wird)3. Die Terminologie im atl. Hebräischen ist hier bereits auf einer Stufe angelangt, wo die ursprüngliche Bedeutung dieses Wortes zugunsten der Farbbezeichnung zurückgedrängt ist und nicht mehr gebraucht wird. 1. läbän und seine D e n o m i n a t i v a a) läbän Das Farbadjektiv läbän, fem. sing. lebänä, fem. plur. lebänöt, wird im AT 27 mal gezählt. Gen 30 35 J spricht von weißgefleckten Ziegen: kol'a$är läbän bö. L X X : pan ho én leukon en autois, V: albi . . . velleris (von weißer Haut), Tg: kol dehiwwär beh. Gen 30 37 J nennt pesälöt lebänöt, weiße (in frische Ruten eingeritzte) Streifen. L X X : lepismata leuka, Tg: qilfin (v.l. 4 : qelifin) hiwwärin. Die Streifen sind darum weiß, weil die Rinde der Ruten (maqlöt) abgeschält (päsal) und das sich darunter befindliche weiße Holz freigelegt wurde ( = mahéof halläbän, V: detractisque corticibus . . . candor apparuit, nachdem die Rinde abgeschält war, erschien das Weiße). 2 Nach MUSS-ARNOLT 476 ist dieses lebenä allerdings mit akkadisch libittu (1) = »Grundstein, Grundfeste« (im Gegensatz zu libittu (2) = Ziegelstein) in Zusammenhang zu bringen. W i r sehen keinen zwingenden Grund, für das Hebräische bei lebenä zwei verschiedene Stämme vorauszusetzen. 3

I m Exodus-Kommentar z. St.

4

So auch

1

WEHR

GUILLAUMONT 3 4 4 .

763.

2

CMaL 138.

6 3

S o DELITZSCH, DALMAN, A S

»Iris«

VI

288.

19. 4

BiA

I

49.

IV. Weiß

35

In Gen 49 12 J , im alten, in seinem Grundbestand vorköniglichen, vielleicht noch aus vorkanaanäischer Zeit 5 stammenden Spruch über Juda heißt es: ülebän sinnajim mehäläb, »das Weiß der Zähne (ist weißer) als Milch«6. D a s m v o n mehäläb

w i r d v o n uns (mit v. R A D 7 i m Gegensatz zu RASCHI8, SELLIN9

u. a.: »weiß von Milch«) in komparativischem Sinne verstanden. Diese Ansicht wird gestützt durch die L X X : kai leukoi hoi odontes autou e gala und die V: et dentes lade candidiores (das Tg übersetzt frei).

Aus diesem Vers wird u. E. ersichtlich, wie sehr zur Zeit von J die ursprüngliche Bedeutung von läbän ( = Milch) bereits verdrängt sein mußte. Denn welchen Sinn hätte ein Satz: »und das Milchweiß der Zähne ist weißer als Milch« ? — Vielleicht ist sogar die Vermutung berechtigt, daß überhaupt jeder Rest einer Erinnerung an die früheste Bedeutung schon verloren gegangen war. (Genaueres im Abschnitt »Die Entwicklung der Farbnomenklatur«.) E x 16 31 J E vergleicht das Manna (coriandrum)10, das noch heute auf der Sinaihalbinsel11 bekannt ist, mit den weißlich-gelblichen Samenkörnern des Korianders: kezära gad läbän. L X X : hös Sperma koriou leukon, V: quasi semen coriandri album, Tg: k'bar zera' giddä hiwwär. In der P r i e s t e r s c h r i f t erscheint läbän 19mal. Alle Stellen finden sich in L e v 13, bei den Satzungen, die sich mit den Symptomen der verschiedenen »Aussatz«erkrankungen beschäftigen. Weiße, d. h. ergraute Haare auf der Körperhaut, gelten als Zeichen eines »Aussatzes«, da sie sich infolge der Krankheit verfärbt (häfak) haben. Siebenmal ist von ieär läbän oder ieär . . . häfak läbän die Rede (13 3f. 10.20f. 25), L X X : thrix leuke, Tg: ¿e'ar hiwwär, V: et -pilos in album mutatos colorem. Einige Male umschreibt die V mit coloris pristini (von der früheren Farbe, v. 4), et capillorum mutarit aspectum (v. 10), si pilorum color non fuerit inmutatus (v. 26). Sinngemäß entspricht dies jeweils ie'ar häfak, resp. 15 häfak läbän. E E i 236, in seiner jetzigen Form allerdings aus davidischer Ära; SREi 36. • »Altisraelitisches Schönheitsideal« (GÜNKEL, »Genesis« z. St.). Zum stat. constr. lebän ist zu bemerken, daß das zweite qämäs von läbän in druckloser Stellung (vor maqqef) zunächst zu i verdünnt (cf. dibre als stat. constr. plur. von däbär, oder kitföt von hätef) und dann zu einem segöl weitergebildet wurde (siehe BLGr 566; nach GESENIUS, »Grammatik« § 93 dd stammt der stat. constr. l'b&n von einer Nebenform *läben). 6

»Genesis« z. St. Im Kommentar z. St.: »meröb häläb«, wegen der Fülle an Milch. » Genesis 270. 10 Low, »Flora« I I I 441 if.; BEER, »Exodus« z. St.; HOLZINGER, »Exodus« z. St. 11 Siehe KÖHLER in ThZ 1948, 235; über das Gegenstück des Manna, den Honigtau, siehe EGLIN, ThZ 1948, 236f. 7 8

3*

A. Die Farbqualitäten

3 6

Weiße Flecken (bahärät lebänä, 134.19. 24. 38f., L X X : telauges leuke, V : lucens candor, v. 19. 24 fehlt die Übersetzung), eine weiße Narbe (¿e'et lebänä, 1310.19.43, L X X : oule leuke, V : cicatrix alba, KÖHLER12: »Hautmal«, B D B 1 3 = »swelling«), ein weißer Ausschlag (näga' läbän, L X X : haphe leuke, V: albus color, 13 42, cf. v. 17) oder gar ein Weißwerden der ganzen Körperhaut (13 13) oder eines großen Teils (13 16) gelten als Zeichen von Erkrankungen, wobei allerdings nicht alle die kultische Unreinheit und den Verlust der Kultfähigkeit nach sich ziehen (cf. 13 13.17. 38f.). Analog zu läbän in diesen Versen ist »aussätzig wie Schnee« (Ex 4 6 J , Num 12 10 E, I I Reg 5 27. Genaueres siehe unten im Abschnitt »Indirekte Farbbezeichnungen«). L e v 13 39 nennt bähäröt kehöt lebänöt, mattweiße Flecken. Tg: bahrän'ämin14 häwerän, V: subobscurum alborem (ein etwas dunkles 15 Weiß). Interessant ist der Vergleich des MT mit der L X X . Im vorangehenden Vers übersetzt die L X X die hebräischen Worte bähäröt, bähäröt lebänöt, »Flecken, weiße Flecken« mit augasmata augazonta leukathizonta, etwa: »weißlich strahlende Glanzflecken« (augasma, das Glänzende16 = dasselbe wie bahärät, von bhr, aram. und syr. behar, glänzen, leuchten, bähir, glänzend) 17 . Die L X X hat offenbar das zweite bähäröt (bhrt geschrieben) als Partizip gelesen, vielleicht als böharöt oder beheröt (= augazonta), also: bähäröt böharöt (beheröt) lebänöt. Auffallend ist aber vor allem, daß bähäröt kehöt lebänöt in v. 39 von der L X X ebenfalls mit augasmata augazonta leukathizonta wiedergegeben ist. Das mit einer mater lectionis geschriebene masoretische kehöt (khwt) müßte daher nach der L X X in bhrt (böharöt oder beheröt) emendiert werden, was insofern keine Schwierigkeiten verursachte, als b und k, sowie r und w häufig verwechselt wurden (siehe DELITZSCH)18. Es fragt sich allerdings, ob die Leseart der L X X den Vorzug verdient. Der MT ergibt einen vernünftigen Sinn und wir sehen keinen zwingenden Grund zur Textänderung.

Alle Stellen in S a c h a r j a sprechen von weißen Pferden (Schimmel). S a c h 1 8 nennt unter anderen auch ülebänim ( L X X : kai leukoi, V: equi . . . albi, Tg: wehiwärejän), 6 3 süsim lebänim ( L X X : hip-poi leukoi, V : equi albi, Tg: süsewän hawärin), 6 6 wehallebänim ( L X X : kai hoi leukoi, V: et albi, Tg: wehawärin). Nach E c c l 9 s sollen die Kleider des Menschen stets weiß, fleckenlos, gepflegt sein: begädäkä lebänim, L X X : himatia sou leuka, V : vestimenta tua Candida, Tg: kesutäk hiwärin. Rückblickend stellen wir fest, daß unter läbän sehr verschiedenartige Farbschattierungen verstanden werden. Einzelne Farbnuancen werden schärfer differenziert. Es gibt ein »mattweiß«, ein »rötlichweiß«, ein »weißer als Milch« und ein »weiß wie Schnee« (siehe unten zu Jes 1 1 8 ) . 12 15 16

17

13 673. 1 4 Von 'ami, Lex. 913. dunkelsein, werden, WTM III 661. Siehe G E O R G E S IV 2 8 7 0 . P A S S O W I, 1, 439; LS 274: brightness, whiteness. 1 8 »Lese- und Schreibfehler« 107b und 109a. KÖHLER, Lex 111.

IV. Weiß

37

b) läban Das denominierte Verb (cf. syrisch leban, albus fuit 19 ) ist nur im Hiphil und Hitpael mit Sicherheit nachweisbar. Das Piel wird konjiziert. Ein Qal ist nicht vorhanden. Das in Gen 11 3 E x 5 7.14 vorkommende Ihn, Ziegel streichen, ist von lebenä, Ziegel, denominiert und von unserer Wurzel zu trennen. Indirekt besteht allerdings ein Zusammenhang, da lebenä von läbän hergeleitet ist. Ein Hiphil findet sich J e s I i s : kassäläg jalbinü, weiß wie Schnee werden sie (die Sünden Israels). Entsprechend liest das Tg: kHalgä jahwerün (v.l. 2 0 : jihwerün), cf. Dan 7 9: kitlag hiwwär, weiß wie Schnee. In der L X X ist anders als im MT JHWH Subjekt des Satzes: hös chiona leukanö, wie Schnee werde ich sie weiß machen ( = 'Habben}), cf. die V: quasi nix dealbabuntur, wie Schnee werden sie weiß gewaschen werden (durch ein nicht genanntes Subjekt). J o e l I 7 : hilbinü iärlgahä, weiß wurden seine (des Weinstocks) Ranken, d. h. kahlgefressen (cf. häiöf, ebenda) von den Heuschreckenschwärmen, die das Land heimsuchen. Tg: hawärü sibbäsähä. V: albi facti sunt rami eius. Wiederum liest die L X X an Stelle des Hiphil, das »weiß werden« bedeutet und daher im AT bloß intransitive Bedeutung besitzt 21 , ein »weiß machen«: eleukanen klemata autes. Erst aus dem nachbiblischen Hebräisch ist auch eine transitive Bedeutung des Hiphil bekannt (z. B. hammalbin fne hawerö bärabbim22, wer das Gesicht des Nächsten öffentlich blaß macht, d. i. ihn beschämt). In Ps 519 (Ansetzung zwischen Jeremia/Ezechiel-Nehemia23) wird Weiß zum Symbol der Sündlosigkeit (cf. Jes I i s ) : tekabbeseni ümissäläg 'albin, wasche mich und ich werde weißer als Schnee. L X X : kai hyfter chiona leukanthesomai, V: et super nivem dealbabor, Tg: ümin talgä 'äthawär. Die Wendung steht im parallelismus membrorum zu tehatte'eni be'ezöb we'äthär, entsühne mich mit dem Ezob und ich werde rein. Die Sünden kleben am Menschen wie Schmutz und müssen weggewaschen werden, dann wird der Mensch rein. Weiße, fleckenlose Kleider (cf. Eccl 9 8) sind nicht bloß ästhetisch 24 , sondern gelten auch als Zeichen eines rechtschaffenen Charakters. Deshalb hatten nach babylonischer Sitte Delinquenten oder Büßer »als Zeichen ihrer Gemütsverfassung schmutzige Kleider anzuziehen« (MEISSNER)25. 19

PS

II

20

Bei

S T E N N I N G Z. S t .

1885.

2 1 Zur intransitiven Bedeutung des Hiphil im allgemeinen siehe BROCKELMANN, »Grundriß« I 527. 22 'äböt I I I , 1 1 ; weitere Stellenangaben bei B E N J E H U D A V 2 6 1 2 . 23

KRAUS, »Psalmen« I 3 8 4 .

Cf. KEES, »Farbensymbolik« 44: weiße Kleidung als Ideal des vornehmen Mannes. Zu weißer Kleidung siehe auch RADKE, »Bedeutung« S. 9, Anm. 24. 2 5 I 409. 24

38

A. Die Farbqualitäten

In D an 11 35 kann das wHalben als inf. constr. des Hiphil ( = ülehalben) aufgefaßt werden — das anlautende h des Infinitivs Niphal und Hiphil wird nach einem Proklitikum bisweilen elidiert 26 — und den Sinn von »weiß, geläutert werden« besitzen ( L X X : katharisthenai, Theodotion: apokalyphthenai [von Schuld?] enthüllt werden), doch legt das vorangehende transitive ül'bärer (und »zu läutern«, »auszulesen«, L X X allerdings passivisch: eklegenai, so auch Theodotion: eklexasthai) den inf. constr. des P i e l nahe. Daher wäre wohl zu lesen: ültfabben27. Zu erwägen ist andererseits die Möglichkeit, daß in diesem späten Text das Hiphil in transitivem Sinn verwendet wird (cf. B e n J e h u d a 2 8 , der diese Stelle unter »weiß m a c h e n « aufführt), wie es ja im Talmud üblich wird (siehe oben). Die zuvor geäußerte Meinung über die atl. Bedeutung des Hiphil von läban müßte dann dementsprechend berichtigt werden. Wegen des spärlichen Quellenmaterials kann ein Urteil kaum gefällt werden. Das H i t p a e l schließlich tritt D a n 12 10 auf, im Sinne von »sich läutern«: wejitlabbenü, L X X : hagiasthösi, V: dealbabantur, Theodotion: gkleukanthösin. c) lebänä Die gebräuchlichen Ausdrücke für Sonne und Mond sind sämäs und järeah. Dreimal in poetischen Texten der nachexilischen Zeit wird die Sonne hammä, die »Heiße«, genannt und parallel dazu der Mond lebänä, die »weiße« Vollmondscheibe 29 . In J e s 24 23, einem eschatologischen Stück aus nachexilischer Zeit 30 , liest man: wehäferä hallebänä übösä hahammä, »und es schämt sich der Mond und zuschanden wird die Sonne«. V: et erubescat luna et confudetur sol, es errötet der Mond und es wird beschämt die Sonne. Der Grund für dieses seltsame Verhalten der beiden Gestirne, das ja nicht recht verständlich ist — nach Jes 30 26 wäre anzunehmen, daß sie an Strahlenkraft z u n e h m e n ! , siehe unten —, wird im Nachsatz angegeben: ki mälak JHWH sebä'öt behar sijjön, denn J H W H ist König auf dem Zionsberg (cf. das zuvor in v. 21 Verkündete: jifqöd JHWH, J H W H wird sein Strafgericht abhalten). Zweifellos hat die L X X den besseren Text überliefert, was auffallenderweise nicht im kritischen Apparat der BH vermerkt wird: kai takesetai he plinthos kai peseitai to teichos, hinschwinden wird der Ziegel, niederfallen die Mauer, Festung. Sie liest also lebenä (Ziegel) statt lebänä und hömä (Mauer) statt hammä. Wenn J H W H König ist, 26

BLGr 228.

27

BH, Z o r e l l 389 .

28

V 2612.

In der orientalischen Mythologie wird die Farbe des Mondes bisweilen auch als grün aufgefaßt, siehe Stucken, »Beiträge« 1 5 9 — 1 6 6 . 3 0 E E i 392. 29

39

IV. Weiß

werden die Ziegel und Mauern der Feinde zuschanden. (Wir erhalten einen synonymen Parallelismus, bei dem lebenä als pars pro toto genannt ist). Ohne Änderung eines einzigen Konsonanten erhält der Satz einen sinnreichen Inhalt 3 1 . J e s 30 26 (eine unechte Heilsweissagung aus exilischer oder eher nachexilischer Zeit 32 )redet davon, daß am Tag, da J H W H die Wunden seines Volkes heilt, Sonne und Mond an Strahlenkraft zunehmen werden: wehdjä 'ör hallebänä ke'ör hahammä, we'ör hahammä jihjä sib'ätajim, das Licht des Mondes wird sein wie das Sonnenlicht, und das Sonnenlicht wird siebenfach (stärker, als es jetzt ist). Sonne und Mond werden in der L X X mit helios und selene, in der V mit luna und sol, im Tg mit simsa und seherä übersetzt. C a n t 6 10 vergleicht die Schönheit der Geliebten mit dem Mond, ihre Reinheit, Auserlesenheit mit der Sonne: jäfä kallebänä, bärä kahammä. L X X , V und Tg übersetzen gleich wie in Jes 30 26. d) lebönä Zu einem nicht erhaltenen läbön33, vgl. arabisch lubän34, ist das Femininum lebönä gebildet worden. Es bedeutet »Weihrauch«, Boswellia Carteri Bird 3 5 , eig. die »Weiße«, weißes, an der Bruchfläche goldgelbes Baumharz. Besonders geschätzt ist der reine (weiße) Weihrauch, lebönä zakkä (Ex 30 34 Lev 24 7), der nach dem Talmud zusammen mit zehn anderen Spezereien zum Räucherwerk im Tempel benützt wurde 36 . Der Weihrauch gehört zu den Gütern, die in Palästina importiert worden sind. Als Herkunftsort nennt das AT zweimal (Jer 6 20 Jes 60 e) sebä', L X X : Saba, das berühmte Reich im südwestlichen Arabien. Lebönä wird22mal gezählt. Die L X X setzt dafür 20mal libanos, einmal das gleichbedeutende libanötos. Zweimal liest sie statt lebönä das nomen proprium lebänön (Libanongebirge). Libanos ist Lehnwort aus dem Semitischen, woraus sich ergibt, daß die Griechen mit dem Produkt zugleich auch seine Bezeichnung übernommen haben. Die V schreibt jeweils thüs. Im Tg wird lebönä mit l'böntä, selten lebüntä (einmal setzt es sogar das hebr. lebönä) wiedergegeben. Das Syrische kennt ein l"wütä oder lewötä31. Die

meisten

Ingredienzen, 31

atl.

Stellen

erwähnen

lebönä

im Zusammenhang mit anderen

die zur Herrichtung eines Räucheropfers ( = qetörät

Das T g übersetzt frei: w jibahlön

d fäl hin

e

e

l seh rä,

e

e

e

u^jitkan'ön

sammim, d säg dln e

e

cf. DE lesimsä,

»and they t h a t serve the moon shall be put to shame, and they t h a t worship the sun shall be confounded« (STENNING). Interessant ist dabei — wenngleich dies natürlich kein Beweis für unsere These sein kann — daß auch das Tg nicht von einem Abnehmen der Strahlenkraft von Gestirnen, sondern von einer Beschämung der Menschen spricht. 32

EEi

35

L o w , »Flora« I 312f.

381.

37

B r o L e x 357.

33

KÖHLER,

ThZ 36

1948,

234.

W T M I I 470.

P S I I 1 8 8 5 liest

l'wüntä.

34

WEHR

763.

40

A. Die Farbqualitäten

VAUX) 3 8 benötigt wurden 39 . Man wird daher annehmen dürfen, daß lebönä vor allem — und vielleicht zu Beginn seines Bekanntwerdens wegen der Kosten ausschließlich — für kultische Zwecke verwendet wurde. Mit der Verfeinerung der Lebensweise und der — möglicherweise unter griechischem Einfluß — erfolgten Wertschätzung der Körperpflege fand der Weihrauch als Parfüm auch in der Kosmetik Eingang (Cant 3 6 4 6.14). lebönä wird erstmals bei Jeremia erwähnt, was uns vermuten läßt, daß der südarabische Weihrauch erst vom Ende des 7. Jh.s an in Palästina Bedeutung erlangte, wenn er auch vielleicht schon früher bekannt geworden sein mochte.

Lebönä wird in Jer 6 20 17 26 41 5 genannt. 6 20 ist bestimmt echt, die beiden anderen Stellen werden der Unechtheit verdächtigt 40 . (41 5 aus dem Bericht über Gedaljas Ermordung scheint nicht einmal von Baruch zu stammen, siehe EISSFELDT41.) J e r 620 lautet: lämmä zä Ii l'bönä missebä' täbö', wozu kommt mir der Weihrauch aus Saba (da doch eure Opfer nicht wohlgefällig aufgenommen werden)42 ? In J e r 17 26 steht lebönä neben minhä, 'ölä, zäbah und tödä und wird daher wohl nicht bloß die Zutat zu einem Opfer, sondern das Opfer (Räucheropfer) selbst bezeichnen. Desgleichen wird auch J e r 41 5 unter lebönä, das mit minhä genannt wird, ein Opfer zu verstehen sein. Alle übrigen Texte, in denen der Terminus erwähnt wird, stammen aus exilischer und nachexilischer Zeit. J e s 43 23 (deuterojesajanisch) macht dem Volk u . a . zum Vorwurf, daß es den JHWH-Dienst als Last (v. 23 jägatä) empfinde, obschon J H W H es »nicht mit (der Forderung nach) Weihrauch ermüdet« habe: wHö högatikä bilbönä. L X X : oude enkopon epoiesa se en libanö. V: nec laborem tibi praebui in thure, Tg: welä 'atqefet' "läk bilbönHä. J e s 60 6 (tritojes.) zählt zu den Importwaren aus Saba auch den Weihrauch: zähäb ülebönä jiiiaü, Gold und Weihrauch tragen sie (cf. Jer 620). L X X : pherontes chrysion kai libanon, V: aurum et thus deferentes, Tg: dehab ülebönä. J e s 66 3 (tritojes.) spricht von mazkir lebönä, wer den Weihrauch in Duft aufgehen läßt. Diese Bedeutung des Hiphilpartizips von zäkar ist denominiert von 'azkärä, Duftteil, der vom Opfer zu verbrennende Teil. Im Zusammenhang mit lebönä ist 'azkärä einige Male genannt (Lev 2 2.16 6 8). Die L X X und die V haben mazkir im üblichen Sinn des Wortes wiedergegeben, als »in Erinnerung bringen«: ho didous »Institutions« I I 301. Räucheropfer wurden schon bei den Babyloniern dargebracht, doch war ihnen der südarabische Weihrauch nicht bekannt; siehe JEREMIAS, »Das Alte Testament« 586. 38 39

4 1 E E i 443. E E i 427, 443. Die L X X und die V lesen tabi'ü: hina ti moi libanon ek Saba pherete ut quid mihi thus de Saba affertis, wozu bringt ihr mir Weihrauch aus Saba . . . 40

42

bzw.

IV. Weiß

41

iibanon eis mnemosynon bzw. qui recordatur thuris ( = wer des Weihrauchs eingedenk ist?).

Erwartungsgemäß wird lebönä in der Priesterschrift, und zwar immer in den Opfer behandelnden Partien, etliche Male vorgefunden (Ex 30 34 Lev 2 1 f. I5f. 5 n 6 s 24 7 Num 5 15). E x 30 34 und L e v 24 7 nennen die lebönä zakkä, den reinen Weihrauch. L X X : Iibanon diaphane (Ex) oder Iibanon katharon (Lev). V: thus lucidissimum, hellsten Weihrauch. Tg: leböntä dakitä*3, reinen Weihrauch. L e v 5 n (hattä't, Sündopfer) und Num 5 15 (minhat qenä'öt, das Opfer beim Ordal für die der ehelichen Untreue verdächtigten Gattin) verbieten ihrer Absicht entsprechend die Zugabe von Öl und wohlriechendem Weihrauch: wHö jitten 'älähä l'bönä (Lev) und welö jitten 'äläw l'bönä (Num). Die L X X schreibt beide Male: oude epithesei ep' autö Iibanon, die V: nec turis aliquid imponet. Es verlohnt sich nicht, die übrigen oben genannten Stellen einzeln aufzuführen, da ihnen für unsere Studie nichts Neues entnehmbar ist. Nach Neh 13 s. 9 war der Weihrauch zusammen mit anderen zu kultischen Zwecken benötigten Objekten in einem besonderen Tempelgemach untergebracht und der Obhut der Leviten anvertraut (nach I Chr 9 29). Die Verwendung des Weihrauchs in der Schönheitspflege wird erwähnt in Cant 3 6: mequttärät (Aquila44, Vulgata (ex aromatibus), Tg: miqqHörät) mör ülebönä, sie (die Geliebte) ist voll Duft von Myrrhe und Weihrauch ( L X X : Iibanon, V: thus, Tg: leböntä) und Cant 4 e : 'eläk Ii 'äl har hammör we'äl gib'at hallebönä, ich will gehen zum Berg der Myrrhe und zum Hügel des Weihrauchs (Weihrauchbaums). Die L X X liest nach R A H L F S und S W E T E an Stelle von lebönä das nomen proprium lebänön: . . . pros to oros tes smyrnes kai pros ton bounon tou Libanon. Der MT (so auch V: ad collem thuris) ist besser, da mör im ersten Halbsatz ein paralleles lebönä (cf. Cant 3 6) nahelegt. Desgleichen wird die masoretische Leseweise in Cant 4 14 der L X X vorzuziehen sein. Für se lebönä, Weihrauchholz, das mit e vielen edlen Gewürzen (rä'se b sämim) u.a. mör, aufgezählt wird, setzt die L X X nach R A H L F S und S W E T E meta pantön xylön tou Libanon. Anders als in 4 6 stimmt hier die V mit der L X X überein: cum universis lignis Libani. Wenn wir so lesen, fehlt indessen der Weihrauch, der innerhalb der Gewürze eine wichtige Stellung einnahm. Im nachfolgenden Vers wird der Libanon genannt, was die Verschreibung von L X X und V erklären dürfte. Tg: qese lebüntä (qesä = Span, Holzstück)45. 43

WTM I 404.

44

Siehe B H .

48

WTM IV 298.

42

A. Die Farbqualitäten

e) libnä Die Herkunft der Endung -ä von libnä kann nicht mit Sicherheit eruiert werden. BAUER-LEANDER führen libnä auf ein *libnat zurück (cf. 'issä, Brandopfer, von 'issat46), ohne dabei die andere, uns auf Grund des entsprechenden arabischen lubna47 eher einleuchtende Möglichkeit auszuschließen, -ä könnte aus -aj entstanden sein (cf. sädä, Feld, neben einem iädaj; die beiden, bloß dialektisch verschiedenen Formen iärä und £äraj, Sarah48). Die zweite Version findet sich auch bei GESENIUS49. libnä tritt im A T nur zweimal auf, in Gen 30 37 J und in Hos 4 13. Schon die alten Übersetzungen variieren in der Bestimmung des Wortes. Es muß sich bei libnä zweifellos um einen Baum oder um ein Gesträuch handeln, die durch eine besondere Weißfärbung aufgefallen sind (cf. BEN JEHUDA50). Zu Gen 30 37 J maqqal libnä Iah, ein frischer »Libnä«stab, schreibt die L X X rabdon styrakinen chlöran, einen grünen Storaxstab. Die Storaxstaude (Styrax officinalis L.) besitzt milchweiße Blütentrauben und mit weißem Filz überzogene Blätter 51 . Das Tg und die V denken hingegen an die Weißpappel: hütrin dilebän52, bzw. virgas populeas, Pappelzweige. Auffallend ist zudem, daß bei dem in H o s 4 13 genannten libnä auch die L X X mit leuke, Weißpappel, übersetzt. Tg und V wiederum leban bzw. populus. Man ist daher geneigt, unter libnä die Weißpappel zu verstehen, wenngleich eine endgültige Festlegung wegen des spärlichen Textmaterials ausbleiben muß. (Die Wörterbücher sind desgleichen unsicher53.) f) lebenä lebenä — ugaritisch: lbnt5i, akkadisch: libittu (ungebrannter Ziegelstein, siehe MUSS-ARNOLT55), arabisch56: labina, syrisch lebettäbl (aus lebentä58, weshalb das t nicht frikativ ausgesprochen wird), plur. lebene59, aramäisch: lebintä60) — der Ziegelstein, ist aus Habinat (-= Femininform qatilat zu qatil) entstanden61. Ein Masculinum laben « 49

456 Anm. 2. Grammatik § 86i.

47 50

WEHR 763. V 2613.

48

B L G r 512.

52 W T M I I 469. L o w , »Flora« I 290; I I I 338f. 39 4. GB 377: von unsicherer Bedeutung«, da »Storaxstaude zu Hos 4 13 weniger paßt«; B D B 527: »Styrax officinalis, but L X X leuke«. KÖHLER, Lex 472: »Storaxbaum«; BEN JEHUDA V 2613f.: »Baumart . . . Weißpappel oder styrax«; ZORELL 389: »Populus« oder »storax«; KÖNIG, »Wörterbuch« 194: 1. Storaxbaum, 2. in Hos 4 13: 54 GORDON, Nr. 1003; CMaL 159. Weißpappel? 51 53

55 56 59

S. 476; cf. DELITZSCH, A H 370; ZIMMERN, »Fremdwörter« 31. 57 BroLex 35 7. 58 PS I I 1886. WEHR 762. 60 61 B L G r 466. BroLex a. a. O. W T M I I 470.

IV. Weiß

43

(aus läbän, cf. zäqen, Greis, eig. »barbatus« aus zäqän, Bart 6 2 ) ist nicht erhalten 63 . Auch bei lebenä ist die Bildung des Terminus von der auffallenden hellen, weißlich-gelblichen Farbe des Objektes ausgegangen. Waren die Ziegel aus weißem kreideartigem Ton fabriziert, so waren sie von Natur aus hellfarbig, aber auch anfänglich rötlichbraune Ziegel nahmen infolge Erhitzens durch die Sonnenstrahlen und Austrocknens durch die Luft oder infolge regelrechten Brennens (cf. Gen 11 3), sehr oft einen gelblichen Farbton an, wenngleich zwischen hellgelb und dunkelrot alle Schattierungen bekannt waren64. In Ägypten sind die aus Nilschlamm und zur größeren Haltbarkeit mit beigemengtem Stroh (täbän E x 5) hergestellten Ziegelsteine in allen Perioden meist nur luftgetrocknet gewesen65, wogegen in Mesopotamien auch das Brennen beliebt war (cf. DALMAN66, der auch die Ziegelfabrikation beschreibt). Zur Illustration können die durch Brennen 67 gelb und glashart gewordenen Ziegel des Nebukadnezar-Palastes dienen68.

Die Tätigkeit des Ziegelstreichens wird im AT durch das von l'bmä denominierte Verb lab an (Gen 11 3 E x 5 7. 14, arabisch Ihn II69, ugaritisch Ihn70, to make bricks), L X X : plintheuein, wiedergegeben. Der Talmud verwendet ein Piel libben für die Funktion des Ziegelbrennens (von LEVY 71 wohl zu Unrecht bei läban, weiß sein, eingereiht). Im MT erscheint lebenä zwölfmal. Allerdings ist der Terminus in Jes 65 3 möglicherweise zu emendieren. (Zur Konjektur in Jes 24 23 siehe oben S. 38f.). Die L X X übersetzt mit plinthos72. Viermal setzt sie plintheia, das Ziegelstreichen 73 . Die V schreibt jeweils later, Ziegel. Im Tg findet man lebentä, für den Plural libne, libnin und Pbenajjä oder libnajjä. Einmal wird Pbenä mit 'abnä (Stein) gleichgesetzt. Gen 11 3 J berichtet von der Herstellungs- und Verwendungsweise von Ziegelsteinen: häbä nilbenä Pbenim weni§refä liirefä, wattehi lähäm hallebena le'äbän, »wohlan, laßt uns Ziegel streichen und sie im Feuer brennen. Es war (diente) ihnen der Ziegel als Stein«. L X X : plintheusömen plinthous kai optesömen (optein = Ziegel brennen) autas pyri. Kai egeneto autois he plinthos eis lithon. V : faciamus lateres et coquamus eos igni habueruntque lateres pro saxis. Gleichbedeutend ist auch das Tg: habü nirme libnin weniiröfinnün benüra 7 4 a e (v. I. : 4 joqedHd, in brennendem Feuer), wah wat l hön lebentä le'abnä. Gemäß E x 114 sollen die Israeliten in Ägypten »mit Lehm und mit Ziegelsteinen«, behömär übilbenim ( = wohl ein hen dia dyoin), gearbeitet haben. L X X : tö pelö kai te plintheia, Tg: bHinä übelibne 62

BLGr 447.

65

KAUTZSCH,

67 6 9

71 73

6 3 BLGr 464. 6 4 N E U B U R G E R 404. »Heilige Schrift« I 115, Anm. a. 6 6 AS V I I 19f. Genaueres darüber bei N E U B U R G E R 136ff. 6 8 K O L D E W E Y II 45. 7 0 G O R D O N Nr. 1003, CMaL 159. W E H R 762. 72 WTM II 467. = »brick, whether sun- or fire-baked«, LS 1422. 74 BiA I 15. P A S S O W II, 1, 959. LS 1421: »brickmaking«.

44

A. Die Farbqualitäten

v. I. 75 : übtfibmn), V: . . . luti et lateris (des Tons und Ziegels). Nach SELLIN-ROST 76 gehört der Vers ganz zu P , nach EISSFELDT 7 7 ist er hingegen mit anderen Quellen gemischt und zwar so, nach der Zuteilung von KAUTZSCH 78 , daß die Worte behömär übilbenim zu J gehören. Zu J gehören auch alle übrigen Stellen in Exodus. E x 5 7: lilbön haWbenim, um Ziegel zu streichen. L X X : eis ten plinthourgian. V: ad conficiendos lateres (zum Anfertigen von Ziegeln), Tg: lemirme libnin. E x 5 8: matkönät hallebenim, ein bestimmtes Quantum von Ziegeln (die abzuliefern sind). L X X : ten syntaxin tes plintheias, V: mensuram laterum, Tg: säküm (v.l.: seköm) libnajjä (v.l.: l'-benajjä79) (matkönät = tökän, v. 18). Zu E x 5 16 ist zu bemerken, das das lebentm in der L X X singularisch mit kollektiver Bedeutung übersetzt wird (ten plinthon). V: lateres, Tg: welibnajjä (v.l. 8 0 : lebenajjä). In E x 518 ist tökän lebenim (besser nach dem Samaritanus: e hall bemm) mit matkönät hallebemm (v. s) gleichbedeutend und wird von der L X X und dem Tg wörtlich gleich wiedergegeben. Die V ist wohl inhaltlich identisch: consuetum numerum laterum, die gewohnte Zahl von Ziegeln. In E x 5 19 setzt die L X X für millibnekäm, an euren Ziegelsteinen, tes flintheias (an der Arbeit) des Ziegelstreichens (sollt ihr nichts vermindern). Sinngemäß ist dies dasselbe. V: quicquam de lateribus, Tg: millibnekön. In E x 2410 ist der stat. constr. libnat verzeichnet: kema'ase libnat hassappir. (Zum Vers siehe oben S. 34). In J e s 9 9 steht lebenim als Gegensatz zu gäzit, behauener Stein: e l benim nafälü w'gäzit nibnä, Ziegel fielen und behauene Steine werden wir zum Bau verwenden. L X X (dort v. 10): plinthoi peptökasin alla deute laxeusömen lithous, Ziegel fielen, aber so wollen wir denn Steine behauen. V: lateres ceciderunt, sed quadris lapidibus aedificabimus, Ziegel sind gefallen, aber mit Quadersteinen werden wir bauen. Das Tg übersetzt frei. In J e s 65 3 (tritojes.) sind die Worte ümeqatterim 'al hallebenim, und sie räuchern auf Ziegelsteinen, wohl zu emendieren in ümeqatterim 'al hä'"bänim, und sie räuchern auf den Steinen (nämlich des Altars). Unsere Vermutung, bei der im Gegensatz zum Vorschlag der BH, lebenim in hähärim, die Berge, zu ändern, bloß ein einziger Buchstabe anders gelesen werden muß (statt lämäd ein 'äläf), wird durch die Leseart der Jesaiarolle vom Toten Meer gestützt. Dort heißt es: 76 78

BiA I 89. »Heilige Schrift« z. St.

76 79

SREi 48. BiA I 96.

77 80

EEi 224. BiA I 96.

IV. Weiß

45

wjnqw jdjm 7 h'bnjm = w o h l : wajfnaqqü jädajim 'al hä'abänim, sie reinigten die Hände auf den Steinen, d. i. sie entsühnten sie, machten sie frei von Schuld (cf. zum entsühnenden Händewaschen Dtn 21 6ff.). Die »Reinheit der Hände« wird im AT niqjön kappajim ( = jädajim) genannt (siehe Gen 20 5 Ps 26 6 73 13). Das Räuchern auf dem Altar wurde möglicherweise zum Zwecke der Entsühnung vorgenommen, so daß MT und Jesaiarolle inhaltlich übereinstimmen könnten. Die L X X — kai thymiösin epi tais plinthois tois daimoniois —, die V — et sacrificant super lateres — und das Tg — ümasseqin busmin 'al libnajjä, »offering spices upon bricks« (Stenning) — stimmen in bezug auf die Ziegelsteine mit dem MT überein und bieten, wie der nicht emendierte MT die Schwierigkeit, daß unseres Wissens nirgends berichtet wird, man habe auf Ziegeln ein Räucheropfer hergerichtet. Wenn Dalman 81 schreibt: »Wenn Götzendiener auf Ziegeln (lebenim) räuchern (Jes 65 3), wird wohl das Räucherwerk auf Ziegelplatten angezündet, die man in den Gärten, in denen man opfert, zur Verfügung hat«, so stützt er seine Vermutung, wie er selbst angibt, auf unsere Textstelle und kann uns bei unserem Problem nicht weiterhelfen. In E z 41 wird dem Propheten aufgetragen, einen Ziegel zu nehmen und darauf die Stadt (Jerusalem) einzuzeichnen, einzugravieren: qah lekä l'benä. L X X : labe seautö plinthon, V: sume tibi laterem. Auffallend ist die Übersetzung des Tg: sab ( = Imperativ von nesab, nehmen) läk 'abnä, nimm dir einen S t e i n . Sollte man daraus folgern dürfen, daß auch Jes 65 3 die l'benim im Sinne von »Steinen« zu verstehen seien, wobei sich dann die von uns vorgeschlagene Textkorrektur erübrigen würde ? Wir glauben nicht, denn eine solche Interpretation bloß auf Grund der oft sehr ungenauen und freien Übersetzung des Targum scheint zu ungesichert. Nomen denominativum von lebenä ist malben, syrisch malbänä82, Ziegelei, Ziegelform 83 , vielleicht auch (so DALMAN84) »ein gestampfter Lehmboden«. Das Wort darf übergangen werden, da es nicht mehr in direktem Zusammenhang mit der Farbterminologie steht.

g) nomina propria Von der Wurzel Ihn sind sechs atl. Eigennamen gebildet. Die beiden bekanntesten sind läbän und lebänön, daneben finden sich lebönä, libnä, libni und l'bänä. läbän 1. läbän als nomen proprium von Jakobs Schwiegervater (ursprünglich ist Laban wohl altassyrischer Gottesname85, cf. Muss81

AS VII

82

B r o L e x 357, P S

20.

85

KÖHLER, Lex. 472. Zur Person und ihrer geschichtlichen Bedeutung siehe

II

1887.

83

NOTH, » Ü b e r l i e f e r u n g s g e s c h i c h t e « 1 0 0 ff.

KÖHLER, L e x . 6 2 7 .

84

AS VII

20.

46

A. Die Farbqualitäten

ARNOLT86: »Laban, Gott der Bedrängnis«) zählt man im AT 52 mal. L X X : Laban, so auch V und Tg. Alle Stellen finden sich in der Genesis und sind in allen drei Quellen J , E und P vertreten. Es erübrigt sich, sie einzeln aufzuführen. 2. Als Wüstenstation wird läbän einmal in Dtn 11 (deuteronomistisch) genannt und ist nach SIMONS 8 7 U. a. möglicherweise identisch mit libnä in Num 33 20f. (siehe unten) L X X : Lobon, V : Laban. Im Tg wird der ganze Vers in midraschartiger Interpretation gedeutet, wobei läbän übergangen ist. Bei der Lokalität muß dem Namen eine helle, auffallende Beschaffenheit, helle Häuser oder helles Gestein in der Umgebung ( B O R É E : »white village«88) zugrunde liegen. lebänön Im MT tritt l'bänön 70 mal auf. Das Suffix -ön (aus -än) ist für denominierte Nomina charakteristisch 89 . lebänön bedeutet eigentlich der »weiße« Berg 90 . Auf Ugaritisch heißt er Lbnn91, auf Akkadisch Labnanu, Labnana oder Libnana92, in hethitischen Verträgen Lablani und Labnana9S, auf Arabisch gebet el-libnän94 und Lubnan95, auf 96 Syrisch lebnän . Das Tg nennt ihn libnan, die V Libanus, die L X X Libanon und einige Male (Dtn 1 7 3 25 11 24 Jos 1 4 9 l) Antilibanon. Dies überrascht nicht, da Dtn 1 7 Jos 13 5 f. nicht nur auf das Gebirge längs des Mittelmeers, sondern auch auf das parallel dazu verlaufende des Antilibanon samt der dazwischenliegenden Senke anzuspielen scheinen 97 . J e r 18 14 spricht vom Säläg lebänön, vom Schnee des Libanon. L X X : chiön apo tou Libanou, Tg: mê telag, Schneewasser. (Zu den Schneeverhältnissen im Gebirge und dem starken Schneefall im Libanon während des Winters siehe DALMAN98.) Man beachte, daß der östliche Gebirgszug (im AT: härmön) von den Arabern wegen seines ewigen Schnees »dschebel et-teldsch, Schneeberg« (siehe NOTH)99 genannt wird.

lebönä Jdc 2119 wird der Ortschaftsname lebönä genannt, der vermutlich aus lebänä, die »Weiße« gebildet wurde 100 — dasselbe mit aramäischer Lautverschiebung findet sich im Namen libnä101 — und daher nicht als »Weihrauch«102 zu deuten ist. Codex Alexandrinus 86 87

470. 1 4 7 . 2 5 6 , s i e h e a u c h KÖNIG, » W ö r t e r b u c h « 1 9 4 , ZORELL 2 6 6 , K Ö H L E R , L e x . 4 7 2 .

88

»Ortsnamen« 25, Nr. 111.

89

BLGr 600.

90

91

GORDON, N r . 1 0 0 4 , C M a L 1 5 9 .

92

MUSS-ARNOLT

471.

93

J I R K U in O L Z 1 9 2 3 ,

96

PS

4f.

98

AS I, 2, 231 und AS I, 2, 648.

II 1886.

100

BAUER,

»Eigennamen«

102

Gegen BORÉE S. 37.

74.

KÖHLER, Lex. 473.

94

SIMONS 6 5 f .

97

S i e h e SIMONS a . a . O .

99

Welt des AT, S. 26, 52.

101

BAUER a. a. O.

95

WEHR

763.

47

IV. Weiß

und Vaticanus lesen Leböna, das Tg ist unsicher. Es setzt lebönä, in v. 1.103 aber libnä (!) und leböntä. Vbönä wird im Text verzeichnet, um die Lage von silö (hirbet selün10i) genauer zu fixieren, denn silö liegt minnägäb lilbönä, südlich (genauer: südöstlich) von lebönä. Daher darf zu Recht angenommen werden, es sei mit dem heutigen el-lubban oder lubban sherqiyeh (zu unterscheiden vom westlicher gelegenen lubban rentis) identisch 105 . Noch heute sieht El-lubban von der Ferne weiß bzw. hellgrau aus. libnä Der Name findet sich in N u m 33 20f. P als Örtlichkeit in der Wüste, deren Lage nicht mehr fixierbar ist. Für die Annahme von SIMONS (siehe oben, so auch K Ö H L E R , K Ö N I G , ZORELL), die oben angeführt wurde, Libnä sei mit Läbän (von Dtn 11) zu identifizieren, können wir keinen Anhaltspunkt linden. Die Übersetzungen haben den Namen verschieden überliefert: Tg: libnä, Samaritanus 1 0 6 : lebönä, V: Lebona, L X X : Lemöna (!, nach RAHLFS) und Keböna (!, siehe HR). Verschieden von diesem Libnä begegnet man 15 mal einem Ort desgleichen Namens, der in der sefelä, unweit von läkis (Teil edDuwer, siehe Jos 10 31, vordeuteronomistisch 107 : ». . . es zog Josua . . . von Libna nach Lachisch) liegt. Es handelt sich entweder um den Teil Bornat, etwa 4 km nordwestlich von Beit GubrinlüH, oder um den Teil es-safi, etwa 10 km westlich vom biblischen 'azeqä ( = etwa 18km nordöstlich von läkis; 'azeqä = Teil zakariyä109). Es ist uns nicht bekannt, ob in Libnä weißes Gestein oder helle Erde vorzufinden sind, so daß wir die Frage nach dem Ursprung der Namensgebung offen lassen müssen 110 . Die L X X schreibt Lebna (v. 1.: Lobena, Lomna siehe HR), die V: Lebna, das Tg: libnä. libni In den genealogischen Listen von P (Ex 6 17 Num 3 18. 21 26 58) sowie in der Chronik (I Chr 62. 5. 14) ist der Name libni, der als Sohn Gersons und als Ahnherr der levitischen Libnisippe (Num 3 21 26 58) genannt wird, verzeichnet. Der Name Libni — die Frage nach der Historizität der Sippe und ihres Ahnherrn muß in diesem Zusammenhang nicht aufgerollt werden — heißt der »Weiße« (cf. 'admöni mit 'ädöm) und ist synonym mit läbän. Das Suffix -i tritt bei den Gentiiicia sehr häufig auf. L X X : Lobeni, V: Lobni (z.B. Ex 617 Num 26 58 u.a.) und Lebni (Num 3 18. 21 u. a.), Tg: libni. 103

104

SIMONS 3 0 5 .

105

SIMONS a. a. O.

10

10

EEi

108

SIMONS

BiA 11 93. « Siehe BH.

1®» S I M O N S

146.

'

110

305.

SIMONS

147.

läßt nichts darüber verlauten.

48

A. Die Farbqualitäten

lebänä E s r 2 45 schreibt die BH den m a s k u l i n e n Eigennamen mit h als letztem Buchstaben ( L X X : LabanÖ), Neh 7 48 nach der editio Bombergiana 111 des J A C O B BEN CHAJIM hingegen in aramäischer Schreibung mit einem 'äläf ( L X X : Labana, V: Lebana). lebänä war das Oberhaupt einer aus Babylonien zurückkehrenden Familie. W i r haben nunmehr sämtliche von läbän derivierten Vokabeln behandelt. Fragen wir uns, welche Dinge dem Hebräer als d e n B e g r i f f läbän a m k l a r s t e n v e r t r e t e n d erschienen sind, so lautet die Antwort: M i l c h , S c h a f w o l l e u n d S c h n e e . An ihnen mißt er den Grad der Weißfärbung anderer Objekte, die nicht nur das eigentliche Weiß, sondern auch ein Hellgrau bezeichnen (z. B . die Farbe der Ziegel, der Dörfer usw.): die Zähne sind weißer als Milch (Gen 49 12), der Aussatz weißer als oder weiß wie Schnee ( E x 4 6 Num 12 10 I I Reg 5 27), die Sünden werden weißer als Wolle oder Schnee (Jes 118), weiß wie Schnee auch die Gewandung (Dan 7 9). Daß dabei der Schnee, soweit sich dies aus dem zahlenmäßigen Auftreten im A T eruieren läßt, häufiger zum Vergleich herangezogen wird, beruht wohl erstens darauf, daß der Vergleich mit dem selten anzutreffenden Objekt eindrücklicher und exquisiter wirken mußte als mit Milch und Wolle, mit denen die Hirten und Ackerbauern täglich zu tun hatten. Zweitens besitzt zudem der Schnee, der bei Sonnenschein zu einem die Augen blendenden Weiß erstrahlt, eine Helligkeit, die sonst nirgendwo angetroffen wurde (Sir 43 18: kallos leukotetos autes (des Schnees) ekthaumasei ophthalmous).

2. Die W u r z e l

hwr112

Die Wurzel hwr findet sich auch im Arabischen (hawira)113, Aramäischen (hawar)114 und Syrischen (hewar)115. Das Farbobjekt ist nicht bekannt. Das AT weist zweimal im Buch Jesaia — beide Stellen sind unecht 116 , in sprachlicher Hinsicht jedoch aufschlußreich — das V e r b u m häwar, blaß sein, auf. J e s 19 9 wird trotz der L X X , kai tous ergazomenous ten bysson, und der V, texentes subtilia (diejenigen, die Feines weben), dem Vorschlag der BH, der durch die Jesaiarolle vom Toten Meer bekräftigt wird, zuzustimmen sein. An Stelle von we'öregim höräj ist zu konjizieren we'öregtm häwerü, und die Weber erblassen. Der Ausdruck fehlt im Tg. 111

Siehe B H .

112

T r o t z KÖHLERS ( L e x . Suppl. 1 0 0 ) u n d ZORELLS (688F.) A n s i c h t , die a u c h

shh (davon sah, hell, klar, sahlah, der nackte Fels u. a.) im Sinne von »weiß sein« verstehen, schließen wir diese Wurzel aus. sähah heißt nicht »weiß sein«, sondern »glänzend, rein, ungetrübt sein« (siehe SCHWARZENBACH 104) und gehört nicht zu den F a r b wörtern. 113

L A N E I , 2, 6 6 6 .

115

B r o L e x 223, P S 1 1 2 2 9 : »albus fuit«.

114

116

WTM

II

26.

E E i 382, 387.

49

IV. Weiß

J e s 29 22 wHö 'attä pänäw jähäwärü, und nicht soll sein (Jakobs) Gesicht noch erblassen. L X X : oude nyn to prosöpon metabalei. V: nec modo vultus eius erubescet. Tg: lä mik'an 'appehön jistanjän, »not from henceforth shall their faces change colour (lit. be changed)«, STENNING117.

D a n 7 9 verzeichnet das Adjektiv hiwwär, weiß, das im Aramäischen und Syrischen 118 (hewar und hewwär) äußerst häufig auftritt (cf. beispielsweise die oben angeführten Stellen aus dem Targum, in denen das hebräische läbän durch hiwwär wiedergegeben wird). Das Adjektiv und auch das Verb, das in Texten vorkommt, die unecht sind und etwa um die Exilszeit dem AT einverleibt sein mochten, lassen uns vermuten — zumal sie im AT selten anzutreffen sind — daß die W u r z e l hwr a u s d e m a r a m ä i s c h e n S p r a c h b e r e i c h e n t l e h n t worden ist. Denominierte Nomina von hiwwär sind hür, feines weißes Linnen, Byssus (so auch BEN JEHUDA119), erstmals in Est 16 8 15. L X X : byssos, Tg: hür. Die V setzt in 1 6 das Adjektiv byssinus, in 8 15 liest sie indessen ganz anders: aeriis, mit luftfarbenen (himmelblauen). Ferner ist zu vermerken hört, arabisch huwwärä, syrisch plur. fem. he(w)wärätä120, Gebäck aus Weißmehl 121 (Gen 4 0 i 6 E ) . L X X : (tria kana) chondritai, V: (tria canistra) farinae, drei Körbe mit Mehl. hört tritt im AT relativ früh auf. Vielleicht war es eine ganz bestimmte, damals verbreitete Art von Gebäck, die mit ihrem Namen im israelitischen Gebiet bekannt und verbreitet wurde. 3. büs, besä Die Frage, ob büs (LXX: byssos, V: byssus), der erstmals bei Ez 27 16 erwähnt und sonst nur in nachexilischen Texten genannt wird, Leinen oder Baumwolle sei, wie auch die Frage nach seinem Herkunftsort, dürfen hier übergangen werden. Köhler 122 hat sich eingehend mit ihnen auseinandergesetzt, ohne sie allerdings abklären zu können. Wichtig ist in unserem Zusammenhang aber seine zutreffende Feststellung, das wertvolle Gewebe sei nach seiner hellen, weißen Farbe benannt worden. Im Akkadischen bedeutet pasü123 11 ' Rückblickend stellen wir fest, daß bereits zur atl. Zeit das durch eine heftige Gemütsbewegung hervorgerufene Erröten und Erblassen des Gesichts beobachtet und durch Farbbegriffe beschrieben wurde. — Für E r r ö t e n nennt das AT: qibbes pä'rür (oben S. 25t.), pänaj h°marmerü (oben S. 17f.), für E r b l a s s e n : wenähäfkü hol pänirn l'jeräqön (oben S. 32) pänäw jähäwärü (S. 49) (cf. das talmudische hammalbin pene hawerö oben S. 37). 118

BroLex 223

119

III 1474

120

BroLex 223, P S I 1231. »Kleine Lichter« 48—51.

122

P S I 1230 und suppl. 122.

cf. a u c h HONIG 14, 70.

G r a d w o h 1, Farben

121 123

KÖHLER, Lex. 333. BEZOLD 224. 4

50

A. Die Farbqualitäten

(pesü) 124 , weiß sein, fisü125, weiß, hell, rein, büsu126, Byssos. Im Arabischen heißt bada, weiß sein, 'abjad 1 2 7 , weiß. Bus ist daher jedenfalls Weißzeug (cf. FRAENKEL128), auch wenn der Stoff nicht genau bestimmt werden kann. Aramäisch 129 und syrisch 130 heißt er büsä. Von derselben Wurzel (bws) ist *besä, plural besim, Eier, akk. besu131, arabisch bajdat""132, aramäisch biatä133, syr. plur. bi'e13i, hergeleitet (Dtn 22 6 Jes 10 14 u. a.), woraus ersichtlich ist, daß auch hier die sprachliche Bezeichnung mit der Weißfärbung zusammenhängt. Das ursprüngliche Farbobjekt kann nicht mehr angegeben werden. v . SCHWARZ

Es überrascht nicht, daß die schwarze, schwarz-braune Farbe am meisten an Objekten wahrgenommen wurde, die der bräunenden, schwärzenden Wirkung der Hitze (Feuer, Sonne) ausgesetzt waren 1 . Diese Feststellung ist für das Verständnis der sprachlichen Ausdrücke von großer Wichtigkeit. 1. hüm hüm stammt von der Wurzel hmm, warm sein, cf. akkadisch emmu2 und ammu, fem. emmetu3, ugaritisch hm*, aramäisch seham5, syrisch sehem6 und seham7 (davon ist das Adjektiv sehöm hergeleitet, das das Tg bei der Übersetzung des hebr. hüm benützt). hüm bedeutet ursprünglich »erhitzt« (cf. hörn, akkadisch ummu8, ugarit. hm9, aramäisch 10 und syrisch hümä11, Wärme, Hitze und ham, warm, heiß) und wurde dann, weil »Erhitztes«, und zwar vor allem durch Feuer Erhitztes, sich dunkel verfärbt, für »bräunlich, schwärzlich, braun-schwarz 12 « (BEN JEHUDA13: »dunkel, schwarz«) verwendet. Die L X X setzt fhaios, schummerig, d. h. von unbestimmter Farbe 124

MUSS-ARNOLT 8 1 8 .

125

128

ZIMMERN,

127

W E H R 75,

128

In HUCA 1960, 85.

129

WTM I 201.

130

BroLex

131

KÖHLER, L e x .

133

WTM

132 W E H R 134

»Fremdwörter« 37.

63, P S

I 472.

75.

BEZOLD a . a. O . , MUSS-ARNOLT a. a. O .

In diesem Sinn auch GALLING, BR1 151.

3

CAD I V

5

WTM IV 533. II

150.

7

PS

9

CMaL 138. P S I 1297.

12

122.

221.

P S I 558.

I

II

I

76.

4116.

So a u c h

GUILLAUMONT

2

AH 85.

4

GORDON, N r . 6 3 8 , C M a L

6

BroLex 769.

8

MUSS-ARNOLT

10

WTM II 24.

138.

54.

345.

I I I 1468. Wir können BEN JEHUDA, der den Ursprung des Wortes als unbekannt betrachtet (a. a. O. Anm. 1), nicht zustimmen, da das Wort u. E. mit Sicherheit von der Wurzel hmm deriviert ist. 13

51

V. Schwarz

zwischen Weiß und Schwarz 14 , einmal poikilos, bunt, gesprenkelt, gefleckt 15 . Die V nennt niger oder furvus ( = kohlenschwarz, rabenschwarz), was aber wohl kaum zutreffen dürfte, da nicht hüm sondern sähör (siehe unten) als »kohlenschwarz« anzusehen ist. ImAT wird hüm lediglich einige Male vom J a h w i s t e n gebraucht, und zwar bei der Beschreibung der Hautfarbe von Schafen. Gen 30 32: kol iä . . . hüm bakke£äbim, jedes dunkelfarbige Lamm unter den Schafen. L X X : pan probaton phaion en tois arnasin. V: quodcumque furvum, v. 33: wehüm bakkeiäbim, und dunkelfarbige unter den Schafen. L X X : kai phaion en tois arnasin, V: et omnia . . . furva, v. 35: wekol hüm bakkesäbim, und jedes dunkelfarbige unter den Schafen. L X X : kai pan ho en phaion en tois arnasin, V : cunctum autem gregem unicolorem id est albi et nigri velleris (!), aber die ganze einfarbige Herde, das ist jene mit weißer und schwarzer Haut (färbe), v. 40 wekol hüm besön läbän, und jedes dunkelfarbige in der Herde Labans, ist sinnstörend (wie BH richtig vermerkt) und muß gestrichen werden ( L X X : kai pan poikilon en tois amnois, V: alba qaeqae et nigra Laban). KÖHLER18 lehnt die Bedeutung von hüm als »schwarz, dunkelfarbig« ab und befürwortet die Übersetzung »heiß, erregt, brünstig, läufig, zur Begattung geeignet«. Sie passe ausgezeichnet zu dieser Viehzüchtergeschichte und werde dem Sinn von hmm gerecht. Dieser Auffassung möchten wir entgegenhalten, daß die Nennung von Hautfärbungen bei den anderen Tieren (näqöd, bäröd usw. siehe unten) auch bei den Schafen auf eine Färbung hinweist. Zudem wäre unverständlich, weshalb gerade bei den Schafen die Begattungsfähigkeit besonders hervorgehoben werden müßte, da doch offensichtlich auch die Ziegen brünstig waren.

2. Die W u r z e l shr a) sähör Die Wurzel shr ist im AT neunmal vertreten und zwar immer in Texten aus exilischer und nachexilischer Zeit. Das Aramäische kennt ein sihör, auch sihörä, für die »schwarze, ausgebrannte Kohle17.« Im AT steht als hapax legomenon in Thr 4 8 sehör, das gewöhnlich mit »Ruß« wiedergegeben wird (so auch L X X : asbölen), aber wohl richtiger in Übereinstimmung mit dem Aramäischen durch »schwarze Kohle« zu übersetzen ist (cf. V zur Stelle: super carbones). (Im Syrischen 18 bedeutet sühärä zunächst Kohle, dann aber auch Schwärze PASSOW II, 2, 2201. L S 1913: »of any colour mixed of black and white«. PASSOW 11,1,980. L S 1430: I . : many coloured, spotted, pied, dappled. I I . : wrought in various colours . . . 1 6 In ThZ 1949, 314f. und Lex. 282. " WTM IV 470. 1 8 P S I I 4126, BroLex. 771. 14

15

4*

A. Die Farbqualitäten

5 2

und Ruß 19 .) shr ist wohl aus dem aramäischen Sprachgebiet entlehnt worden. Im Gegensatz zu hüm wird durch das Farbwort sähör nicht bloß ein »dunkelfarbig«, sondern ein tatsächliches Schwarz bestimmt, denn sähör bedeutet »kohlenschwarz«20, evtl. »rußschwarz«. Man versteht daher, daß in den späten Schriften des AT das ungenaue hüm zugunsten des präziseren sähör zurückgedrängt ist. Im modernen Hebräisch wird hüm für braun und sähör für schwarz gebraucht. Die L X X übersetzt sähör mit melas, die V mit niger, das Tg auffallenderweise mit 'ükäm (syrisch: 'ükama21), schwarz, einmal mit dem identischen 'üham. Nie jedoch beläßt es sähör. Offenbar ist die Entwicklung von sihör zu sähör auf das Hebräische beschränkt geblieben und muß demnach erfolgt sein, als der Stamm bereits aus dem Aramäischen entlehnt war. Das Farbadjektiv sähör (syrisch: sühar und sührä)22 steht in L e v 13 3i: Wseär sähör, »und schwarzes Haar«. Tg: Wiaar 'ükäm. Die Stelle spricht von den Symptomen eines »aussatz «artigen Ausschlags an Kopf- und Barthaar. Die L X X liest statt dessen: thrix xanthizousa, gelbes (blondes) Haar, also ¿e'ar sähöb, das auch im MT in v. 30. 32. 36 als Zeichen der Krankheit angegeben wird. Der MT ist daher hier zu emendieren. Dabei sind zwei Möglichkeiten der Emendation zulässig. Erstens, indem man das masoretische we$e'är sähör 'en bö nach der L X X (thrix xanthizousa ouk estin en aute) in weSeär sähöb 'en bö abändert, oder zweitens — was auf dasselbe herauskommt — indem man nach der V (et capillum nigrum) das Wort 'en streicht. In v. 37 ist ieär sähör hingegen in Ordnung, da an den in der normalen Farbe frisch nachgewachsenen Haaren — das sind in der Regel eben schwarze — erkannt werden soll, daß die Krankheit ausgeheilt ist (Tg: wesa'ar 'ükäm, L X X : thrix melaina, V: capilli nigri). Von schwarzen Haaren, und zwar von »rabenschwarzen«, spricht auch Cant 5 n : sehöröt kä'öreb. L X X : melanes hös korax, V: nigrae quasi corvus. Tg: 'ükämin ka'agappe 'ürbä, schwarz wie die Flügel des Raben. Zusammen mit andersfarbigen Pferden werden in Sacharja auch schwarze genannt. S a c h 62: süslm sehörtm, L X X : hippoi melanes. Tg: süs'wän 'ükmin, 6 6 mit Artikel hassüsim hassehörim ( L X X : hoi hippoi hoi melanes, Tg wieder süsewän 'ükmin). 19

Cf. arabisch Shr II, berußen, mit R u ß schwärzen, WEHR 416. I m libanesischen

Arabisch heißt Shar, Ruß, siehe L. BAUER, »Wörterbuch der Umgangssprache« 249. 20

Cf. BEN JEHUDA X I V 7 0 3 6 : »k e säba' happähäm«

21

B r o L e x 18, P S I 182.

22

P S suppl. 331.

(wie die Farbe der Kohle).

V. Schwarz

53

Nach Cant I5.6 ist die sonnenverbrannte Haut schwarz, v. 5: s'hörä 'ani wenä'wä, schwarz bin ich und (trotzdem) schön. L X X : melaina eimi kai kale, V: nigra sum, sed formosa (aber wohlgestaltet). Das Tg übersetzt frei. b) s'harhör Cant 1 6 setzt bei der Sonnenbräune statt sehörä (v. 5) das durch Reduplikation des zweiten und dritten Radikals gebildete s'harhörät (von *seharhör), das — gleich wie damdäm, jeraqraq — einen helleren Farbton bezeichnet, also »schwärzlich«. L X X : memelanomene, V: fusca (dunkel, schwärzlich), Tg: qaddäretä23, schmutzig, schwarz (von qedar)24. c) sehör Dem Nomen s'hör begegnet man in T h r 4 s : häsak miss'hör to'°räm, dunkler als eine schwarze Kohle ist ihre (der Adligen, nezirähä, BH konjiziert ne'ärähä, ihrer Jugendlichen) Gestalt, die einst heller als Schnee war (v. 7). sehör wird in der L X X , wie erwähnt, mit »Ruß« übersetzt: eskotasen hyper asbolen to eidos autön. Die V schreibt jedoch: denigrata est super carbones facies eorum, geschwärzter als Kohlen ist ihr Gesicht. Das Tg übersetzt in freier Interpretation: häsak min 'ükmHä degälütä rawhön, dunkel von der Schwärze des Exils wurde ihr Raum, ihr einstiger Wohlstand ( = rewähä, räwah)25. Die Schwärze der Haut ist hier Symptom des durch Unterernährung hervorgerufenen Zerfalls des menschlichen Körpers, im Unterschied zur hellen Hautfarbe (Thr 4 7) oder zur Sonnenbräune (Cant 1 5). (Auch die Babylonier kennen schwarze Krankheiten 26 .)

d) sähar Das Verbum (syrisch: sehar)27 findet sich Hi 3030: 'ort sähar me'äläj, meine Haut war schwarz (BEN JEHUDA28: eig. verbrannte) von mir, d. h. sie hing schwarz von meinem Körper herab, löste sich von ihm. Den gleichen Sinn bieten das Tg — maski s'ham me'lawaj (mesak, maskä, Haut) 2 9 und die V: cutis mea denigrata est super me, (meine Haut ist geschwärzt auf mir). L X X : to de derma mou eskotötai (= häsak, an Stelle von sähar, cf. Thr 4 8) megalös. WTM iv 248. Nach G U I L L A U M O N T 3 4 1 soll 'öreb, akkadisch äribu ( M U S S - A R N O L T 9 5 ) der Rabe, mit 'rb, dunkel sein, 'äräb, Abend, Dunkel, zusammenhängen und so wegen seiner schwarzen Farbe benannt worden sein. Wie KÖHLER, Lex 733, jedoch vermerkt, ist der Name als »Schallwort« zu deuten. 25 WTM IV 432. 23 24

2 6

MEISSNER

"

BroLex 770, PS II 4125. 2» WTM III 277. X I V 7034.

28

II

303.

54

A. Die Farbqualitäten VI. FLECKEN- U N D S T R E I F E N M U S T E R 1

J . J . HESS h a t bei innerarabischen B e d u i n e n s t ä m m e n Forschungen über Farbbezeichnungen angestellt. Aus der Liste v o n F a r b wörtern, die er alphabetisch zusammengestellt h a t , läßt sich folgendes Ergebnis gewinnen: Neben der Reichhaltigkeit an sprachlichen Ausdrücken f ü r gewisse F a r b t ö n e — es herrschen u n t e r dem E i n f l u ß der W ü s t e vor allem die gelben u n d b r a u n e n vor, bei denen die verschiedenen F a r b a b s t u f u n g e n sehr differenziert wiedergegeben werden — kennen die Beduinen Ausdrücke, die sich nicht auf eine F a r b t ö n u n g , sondern auf ein b e s t i m m t e s F l e c k e n - u n d Streifenmuster2 beziehen. So wird ein vollkommen weißer Schimmel begrifflich unterschieden von einem Schimmel mit schwarzer Mähne und Schweifspitze, von einem mit braunen Flecken in der Größe eines Geldstückes (Fliegenschimmel), oder von einem mit hellgraublauen Haaren. Ein Pferd mit rötlichem Fell, rötlicher Mähne und rötlichem Schweif wird anders benannt als eines mit rotem oder rotbraunem Fell, schwarzer Mähne und schwarzem Schweif, oder als ein gänzlich rotbraunes, ohne einen Fleck einer anderen Farbe. Ein braunes mit einem kurzen weißen Strich auf der Stirne heißt anders als ein braunes mit einem längeren von der Stirn bis zum Nasenbein gehenden weißen Strich usw. Eine analoge Unterscheidung der Pferde (es handelt sich um Zuchthengste) nach Farben, aber auch nach Farbmustern, findet sich bereits in akkadischen Inschriften 3 .

Bei der Klassifizierung der P f e r d e w u r d e n demzufolge nicht n u r die Farbe, sondern auch die verschiedenartige Verteilung u n d Ano r d n u n g der einen oder der diversen F a r b e n berücksichtigt. E i n Gegenstück zu dieser A r t der Kennzeichnung bietet auch das AT, u n d zwar in der b e k a n n t e n E r z ä h l u n g G e n 30 29-43 J u n d 31 4-18» E . Die dort g e n a n n t e n Ausdrücke lassen deutlich werden, d a ß den israelitischen Viehzüchtern diese Weise der Gruppierung von Tieren i n n e r h a l b einer b e s t i m m t e n G a t t u n g geläufig war. E s sind vier verschiedene Ausdrücke f ü r Flecken- bzw. Streifenmuster, die insgesamt im J - B e r i c h t u n d der D u b l e t t e v o n E e r w ä h n t werden. B e i J liest m a n näqöd, 'äqöd u n d tälü' ('äqöd s t e h t allerdings f ü r näqöd in v. 35, cf. L X X u n d ist späterer Zusatz in v. 40, siehe BH), b e i E näqöd, (äqöd u n d bäröd. D a s Tg übersetzt durchwegs einheitlich, die L X X u n d die V hingegen bieten f ü r die einzelnen W ö r t e r verschiedene Wiedergaben, weil sie o f f e n b a r nicht m e h r genau Bescheid w u ß t e n . 1 2 3

»Farbbezeichnungen« 74ff. Op. cit. 82 ff. Siehe S A L O N E N , »Hippologica Accadica« 25.

55

VI. Flecken- und Streifenmuster

näqöd von nqd (cf. arabisch naqata, punktieren4, hebräisch n quddä, Punkt, Kügelchen, Zierkügelchen5, arabisch nuqta6, syrisch neqüdä, Punkt, Tropfen)7 bedeutet »punktiert«8, »kleingefleckt, gesprenkelt«9. Das Tg liest nemör, plur. nemörin, fem. plur. nemorätä10 (cf. arabisch numrä, Fleck, 'anmar, gefleckt) 11 , was denselben Sinn besitzt. Die L X X schreibt rantos (in 30 32f. 35), besprengt, bespritzt, gesprenkelt, fleckig12 oder poikilos (in 30 3 9 31 8 . 1 0 . 1 2 ) , bunt, buntfarbig, gesprenkelt, gefleckt 13 . Die V nennt varius (so 30 32f. 39 31 s), mannigfarbig, buntfarbig, bunt 14 oder maculus (3110), gefleckt, bunt 15 oder respersus (3112), besprengt16. tälü', gefleckt 17 (plur. fem. in Ez 16 ie: bämöt Hü'öt, bunte Opferhöhen, L X X : eidola rapta) wird im Tg mit reqö'a, plur. reqö'in und reqö'ajjä, plur. fem. reqö'ätä, »großgefleckt«18 (im Gegensatz zu nemör, kleingefleckt) identifiziert. Die L X X hat dafür dialeukos (in 30 32f. 35 J), mit weiß untermischt, zum Teil weiß 19 und spodoeide rantos (30 39 J), aschfarbig gefleckt 20 . In Jos 9 5 liest man das Partizip pual mHuUä'öt: ne'dlöt . . . mHullä'öt, besohlte 21 Schuhe. L X X : sandalia katapepelmatömena (katapelmatoun = besohlen, flicken), Tg: üm'sänän ... ümeraq'in (mesänä, Schuh, angeschnürte Sandale). In der V steht maculosus (30 32 f. 35, = näqöd in 31 10), spar so vettere, mit besprenkelter Haut (30 32) oder entsprechend Ddiverso colore respersa« (30 39). bäröd, syrisch: bäredä (»gradinatus, qui colore albo est cum nigro commixto«, so PS 2 2 , cf. bäräd, syrisch bärdä, Hagel23), kommt nur im E-Bericht vor und wird mit dem analogen talü' des J-Berichts identisch sein. Es bedeutet daher »großgefleckt, gescheckt«24, »scheckig (weiß und dunkel25)«. Als Beleg für die Analogie der beiden Wörter vergleiche man quddlm nequddim üb'ruddim (3110.12 E) mit ('"quddim) n'quddlm ütHü'im (30 39 J). Das Tg bietet passihim, gesprenkelt, e

1

WEHR 8 8 2 , DOZY I I 714.

6

KÖHLER in T h Z 1 9 4 9 ,

6

WEHR a . a. O., DOZY a . a . O.

7

PS II

8

So a u c h BEN JEHUDA V I I I 3 7 8 4 .

9

KÖHLER, L e x . 1 4 8 , ZORELL 1 2 7 .

233.

2450.

10

LEVY c h W 112.

12

PASSOW II, 2, 1323, LS 1565: »sprinkled, hence: speckled or spotted«. PASSOW II, 1, 980. LS siehe oben Anm. 15. S. 51

13

11

WEHR 8 8 9 , DOZY I I

14

GEORGES I V 3 3 7 0 .

16

GEORGES I V

17

KÖHLER, L e x . 3 5 2 , ZORELL 2 8 4 , B E N JEHUDA I V

15

GEORGES I I I

724f.

752.

2350. 1876.

WTM IV 470. 1 9 PASSOW I, 1, 645. LS 401: »quite white«. 2 0 PASSOW II, 2, 1 5 0 6 . L S 1 6 2 9 zu spodoeides: »ashy, ash-coloured« zu siehe oben Anm. 12. 18

21

B E N JEHUDA I V 1 8 7 5 :

22

I 603, cf. BroLex 95.

»geflickt«. 23

PS a. a. O.

21

KÖHLER, L e x . 1 4 8 , ZORELL 1 2 7 .

25

BEN JEHUDA I I

610.

rantos

56

A. Die Farbqualitäten

verschiedenfarbig 26 , die L X X spodoeideis rantoi (so auch für Hü'im in 30 39!) und -poikilos (Sach 6 3. 6 bei der Hautfarbe von Pferden). In der V heißt der entsprechende Terminus diversorum colorum, von verschiedenen Farben (3110) und maculosus (3112 =tälü' in 30 32f. 35 und näqöd in 3110). Mit näqöd, tälu und bäröd werden demnach, wie wir rückblickend erkennen, Fleckenmuster bei Schafen, Ziegen und Pferden angegeben, die sich nicht in der Farbe, sondern in der Größe voneinander unterscheiden. Mit näqöd werden die kleinen, mit tälü' und bäröd die größeren oder großen Flecken gekennzeichnet. Über die Farben der Flecken wird nichts ausgesagt. (Vermutlich handelt es sich bei den Ziegen, die meistens schwarzhaarig waren, um weiße Flecken, bei den Schafen hingegen um dunkle. Die Fleckung der Pferde läßt viele Möglichkeiten zu.) 'äqöd ist nicht identisch mit näqöd, wie sich aus 31 8.10, wo 'äqöd neben näqöd steht, deutlich erhellt, wenn auch in 30 35 vielleicht an Stelle des '«quddlrn mit der L X X ein nequddim zu lesen ist. 'äqöd bezieht sich auf ein Streifenmuster und ist als »gebändert, gestreift« (ZORELL27: variegatus striatus, cf. 'äqad, syrisch ' e qad 2 8 , binden) zu verstehen. KÖHLER29 übersetzt »mit gewundenem Schwanz«, was uns undurchsichtig ist. Im Tg lautet der entsprechende Ausdruck regöl (von rägäl, Fuß), »was am Fuße (oder am Schenkel) gefleckt, gezeichnet ist 30 « (cf. BEN JEHUDA31), plur. regölin und regölajjä. Die L X X ist offensichtlich auch hier in der Bedeutung des Wortes unsicher. Sie schreibt dialeukos (30 39f. 3110.12) und leukos (31 8). 30 35 liest sie rantos, d. i. nequddim, wie erwähnt. Die V verzeichnet alba (30 39f.) und varius (3110.12 = näqöd in 30 32f. 39 31 8). Es ist wahrscheinlich, daß die israelitischen Viehzüchter zur Unterscheidung und Kennzeichnung der einzelnen Tiere einer bestimmten Gattung nach den sich auf dem Fell abzeichnenden, unendlich vielfältigen Weiß-Schwarz, oder zumindest HellDunkel-Flecken- und Streifenmustern noch viel mehr Termini gekannt haben, als uns im AT überliefert sind. Bei der relativ wenig entwickelten Nomenklatur für gewisse Farbbereiche, werden gerade diese Ausdrücke, die selbst von einem Farbenblinden, oder von einem, dessen Farbempfinden wenig geschult war, richtig angewandt werden konnten, eine besondere Bedeutung besessen haben. 2 7 622. 2 8 P S II 2963. WTM IV 85. Lex. 730. 3 0 WTM 407. 3 1 I X 4669: tajiH 'äqöd, ¡äjeS beraglö lemattä he'en tabba'at, üäsäba ha'sse'äröt säbib härägäl bemäqöm hazzä mithallef missäba' &'aröt Se