Stadt und Eidgenossenschaft im Alten Testament: Eine Auseinandersetzung Mit Max Webers Studie »Das Antike Judentum« [Reprint 2018 ed.] 3110085917, 9783110085914

In der Reihe Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft (BZAW) erscheinen Arbeiten zu sämtlichen Ge

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Stadt und Eidgenossenschaft im Alten Testament: Eine Auseinandersetzung Mit Max Webers Studie »Das Antike Judentum« [Reprint 2018 ed.]
 3110085917, 9783110085914

Table of contents :
VORWORT
INHALTSVERZEICHNIS
VORBEMERKUNGEN ZUR PROBLEMSTELLUNG
0. DAS 'ANTIKE JUDENTUM' IN DER DISKUSSION
1. ÜBERLEGUNGEN ZUR GESCHICHTSPHILOSOPHIE UND METHODOLOGIE BEI MAX WEBER
2. IDEALTYPISCHE BEGRIFFSBILDUNG IM 'ANTIKEN JUDENTUM'
3. DER IDEALTYPUS 'ANTIKE STADTHERRSCHAFT'
4. DER IDEALTYPUS 'EIDGENOSSENSCHAFT'
5. 'ANTIKE STADTHERRSCHAFT1 UND 'EIDGENOSSENSCHAFT'
6. SOZIOLOGISCHE HINTERGRÜNDE DER ENTSTEHUNG VON SIEDLUNGEN UND ALTTESTAMENTLICHE MODELLE ZUR LANDNAHME
7. SIEDLUNGEN IN VORSTAATLICHER ZEIT
8. SIEDLUNG UND GESELLSCHAFTLICHE INSTITUTION DER VORSTAATLICHEN ZEIT ISRAELS. EINE INTERPRETATION ANHAND DER IDEALTYPEN 'ANTIKE STADTHERRSCHAFT', 'EIDGENOSSENSCHAFT/ REGULIERTE ANARCHIE' UND 'SEGMENTÄRE GESELLSCHAFT'
9. MONARCHIE UND STADT
SCHLUSSBEMERKUNGEN
ABKÜRZUNGEN
LITERATURVERZEICHNIS
BIBELSTELLENREGISTER
ORTSREGISTER

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Christa Schäfer-Lichtenberger Stadt und Eidgenossenschaft im Alten Testament

Christa Schäfer-Lichtenberger

Stadt und Eidgenossenschaft im Alten Testament Eine Auseinandersetzung mit Max Webers Studie »Das antike Judentum«

w DE

G

Walter de Gruyter • Berlin • New York 1983

Beiheft zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft Herausgegeben von Georg Fohrer 156

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der Deutschen

Bibliothek

Schäfer-Lichtenberger, Christa: Stadt und Eidgenossenschaft im Alten Testament : e. Auseinandersetzung mit Max Webers Studie »Das antike Judentum« / Christa Schäfer-Lichtenberger. — Berlin ; N e w York : de Gruyter, 1983. (Beiheft zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft ; 156) ISBN 3-11-008591-7 N E : Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft / Beiheft

© 1983 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung — J . Guttentag, Verlagsbuchhandlung - Georg Reimer - Karl J . T r ü b n e r - Veit & Comp., Berlin 30 Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Ubersetzung, der Herstellung von Mikrofilmen und Photokopien, auch auszugsweise, vorbehalten. Printed in Germany Druck: Werner Hildebrandt O H G , Berlin 65 Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin 61

VORWORT Die vorliegende Studie wurde im Wintersemester 1979/8o von der Theologischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg als Dissertation angenommen. Für die Veröffentlichung wurde die inzwischen erschienene Literatur, soweit sie mir zugänglich war, nachgetragen, die Arbeit etwas gekürzt und geringfügig überarbeitet. Mein Lehrer Herr Professor Dr.Rolf Rendtorff hat ihre Entstehung als geduldiger Gesprächspartner und kritischer Leser begleitet und mich ermutigt, das alttestamentliche

Forschungs-

feld von den weniger begangenen soziologischen Pfaden her zu erkunden. Ihm sei hierfür ganz herzlich gedankt. Herrn Professor Dr.Frank Crüsemann danke ich für das Interesse an dieser Arbeit, hilfreiche Anregungen und schließlich das Korreferat. Die Soziologie Max Webers habe ich in der Schule von Herrn Professor Dr.Wolfgang Schluchter buchstabieren gelernt. Für seine engagierte Anteilnahme, die diese Arbeit in vielerlei Hinsicht gefördert hat, bin ich ihm sehr dankbar. Danken möchte ich auch Herrn Professor D.Dr.Georg Fohrer D.D. für die bereitwillige Aufnahme der Studie in die Reihe der 'Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft'. Frau Irmhild Plenkers verdanke ich die Reinschrift des Manuskripts.

Heidelberg, im Juli 1982

Christa

Schäfer-Lichtenberger

INHALTSVERZEICHNIS

VORBEMERKUNGEN ZUR PROBLEMSTELLUNG 0.

DAS 'ANTIKE JUDENTUM* IN DER DISKUSSION

1.

ÜBERLEGUNGEN ZUR GESCHICHTSPHILOSOPHIE UND METHODOLOGIE BEI MAX WEBER

1.1 1.2 1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.2.3.1

2.

Die Bestimmung der Begriffe 'Wirklichkeit' und 'Tatsache' Das idealtypische Verfahren Der Idealtypus als h i s t o r i s c h e r Grenzbegriff Der reine Typus Zum Verhältnis von historischem Idealtypus und Hypothese Implikationen f ü r die Auseinandersetzung mit dem 'Antiken Judentum'

1 - 7 9-14

15-37 17 24 24 28 33 36

IDEALTYPISCHE BEGRIFFSBILDUNG IM 'ANTIKEN JUDENTUM'

39 - 46

2.1

Gegensatztypen im 'Antiken Judentum'

40

2.2

Historische Idealtypen, die die Sicht des antiken Judentums bestimmen

45

3.

DER IDEALTYPUS 'ANTIKE STADTHERRSCHAFT'

3.1

'Antike Stadtherrschaft' a l s Herrschaftstypus

3.1.1 3.2 3.2.1 3.2.2 3.2.2.1 3.2.2.2

in Palästina Soziale Strukturen Webers Darlegungen zur 'Soziologie der Stadt' und der Typus 'Antike S t a d t h e r r s c h a f t ' Siedlungs- und Staatstypen der Antike Soziologie der Stadt Grundzüge s t ä d t i s c h e r Gesellschaft Die antike Geschlechterstadt

47 - 106 47 50 53 53 59 60 63

VIII

Inhaltsverzeichnis

3.3

Vergleich des Typus 'Antike Geschlechterpolis' mit dem Typus 'Antike S t a d t h e r r s c h a f t '

68

3.4

Die historischen Bestandteile des Typus 'Antike Stadtherrschaft 1

71

3.4.1 3.4.2

Die Entstehung von P a t r i z i a t und Plebejat i n Rom Die Siedlungsweise der nordwestgriechischen Einwanderer und die Entstehung der Polis

72

3.4.2.1 3.4.2.2

Das Verhältnis von Stadt- und Landbewohnern in Athen Die rechtliche Stellung der nicht-bürgerlichen Bevölkerung Die Siedlungsweise der dorischen Einwanderer Entwicklung der Verfassung und Stellung der verschiedenen Bevölkerungsklassen zueinander Antike Sozialgeschichte und ihre Verwendung im Idealtypus 'Antike Stadtherrschaft'

77

3.4.3 3.4.3.1 3.4.4 3.5 3.5.1 3.5.2 3.5.3 3.5.3.1

Probleme und Fragen, die sich aus der Anwendung des Idealtypus 'Antike Stadtherrschaft' auf die i s r a e l i t i s c h e Sozialgeschichte ergeben Die Klassifizierung der Städte Zum Verhältnis der Städte Das Verhältnis der Bevölkerungsschichten Der m i l i t ä r i s c h e Aspekt

3.5.3.2 3.5.3.3 3.5.4

Der ökonomische Aspekt Der soziale Aspekt Konsequenzen f ü r den Fortgang der Arbeit

4.

DER IDEALTYPUS 'EIDGENOSSENSCHAFT'

4.1

'Eidgenossenschaft' als Herrschaftstypus in Palästina Webers Studien zur ' t r a d i t i o n a l e n und charismatischen Herrschaft' und der Typus 'Eidgenossenschaft'

4.2

75

79 81 82 84 89 89 92 95 95 97 100 105

107 - 136 107 114

4.2.1 4.2.2

'Traditionale Herrschaft' Charismatische Herrschaft und ihre I n s t i t u t i o nalisierung

4.2.2.1 4.2.2.2

Bestimmungsgründe des reinen Typus Veralltäglichung und I n s t i t u t i o n a l i s i e r u n g des Charisma Das Verhältnis von Tradition und Charisma im Herrschaftstypus 'Eidgenossenschaft'

121

Die materialen Bestandteile des Typus 'Eidgenossenschaft'

128

4.2.3 4.3

117 119 119

124

Inhaltsverzeichnis 4.4

IX

Hypothesen und Fragestellungen, die sich aus der Anwendung des Idealtypus 'Eidgenossenschaft' auf die Richterzeit ergeben

130

5.

'ANTIKE STADTHERRSCHAFT* UND 'EIDGENOSSENSCHAFT'

137 - 150

5.1 5.1.1 5.1.2 5.1.3 5.1.4 5.2

Allgemeiner Vergleich Politische und m i l i t ä r i s c h e Organisation Rechtsordnung Soziale Schichten Wirtschaft Das Verhältnis von 'Antiker Stadtherrschaft' und 'Eidgenossenschaft' in der Geschichte I s r a e l s Vorstaatliche Zeit Staatliche Zeit

137 139 141 142 143

5.2.1 5.2.2 6.

SOZIOLOGISCHE HINTERGRÜNDE DER ENTSTEHUNG VON SIEDLUNGEN UND ALTTESTAMENTLICHE MODELLE ZUR LANDNAHME

6.1 6.1.1 6.1.2 6.1.3 6.2 6.2.1 6.2.1.1 6.2.1.2 6.2.2 6.2.2.1 6.2.2.2 6.2.2.3 6.2.3 6.2.4 6.3.

145 145 147

Mögliche Organisationsformen nomadisierender Gruppen im Übergang zur Seßhaftigkeit Familie Die Schar Stamm und Stämmebund Modelle zur Landnahme der i s r a e l i t i s c h e n Stämme Ijifiltrationsmodelle Alt Noth Eroberungsmodelle Albright Wright Yeivin Revolution s t a t t Landnahme Ein integratives Modell Einige Bemerkungen zum Verhältnis von Landnahmetheorie und Siedlungsgeschichte

7

SIEDLUNGEN IN VORSTAATLICHER ZEIT

7.0

Methodische Erwägungen zur Bestimnung der Herkunft der Siedlungen

151 - 194 152 153 157 162 167 169 169 177 179 179 181 182 184 187 191 195 - 322 196

X

Inhal tsverzeichnis

7.1

Die alttestamentliche Textbasis

198

7.2

Auswertung der Texte

202

7.2.0

Vorbemerkung

202

7.2.1

Siedlungen kanaanäischer Herkunft

203

7.2.1.1

Die nicht eroberten Siedlungen

204

Exkurs zu den Herrschaftsstrukturen der mit Israel in der Richterzeit politisch verbundenen kanaanäischen Siedlungen

209-221

7.2.1.2

Eroberte Siedlungen der Kanaanäer

222

7.2.2

Israelitische Siedlungen in den alttestamentlichen Texten über die Richterzeit

225

7.3

Politische und soziale Verhältnisse in den israelitischen Siedlungen der vorstaatlichen Zeit

228

7.3.1

Ophra

228

7.3.2

Pnuel und Sukkoth

232

Exkurs zu 10 / CPIK» im AT

243-254

7.3.3

Gilead

7.3.4

Gibea

255 267

7.3.5

Jabes-Gilead

275

7.4

Die israelitische Stadt der Richterzeit

287

7.4.1

Die Beziehungen der Städte untereinander

287

7.4.2

Die städtische Gesellschaft

290 7

7.4.3

Exkurs zum Vorkommen der "i yn 'fJN im AT

292-295

Exkurs zur 'primitiven Demokratie' in Mesopotamien

297-301

Sozioökonomische Verhältnisse

309

Resümee: Die typische israelitische Stadt der Richterzeit 8.

322

SIEDLUNG UND GESELLSCHAFTLICHE INSTITUTION DER VORSTAATLICHEN ZEIT ISRAELS. EINE INTERPRETATION ANHAND DER IDEALTYPEN 'ANTIKE STADTHERRSCHAFT1, 'EIDGENOSSENSCHAFT/REGULIERTE ANARCHIE' UND 'SEGMENTÄRE GESELLSCHAFT'

8.1

323 - 367

'Antike Stadtherrschaft'

325

8.2

'Eidgenossenschaft/regulierte Anarchie'

329

8.3

Das vorstaatliche Israel als segmentäre Gesellschaft

333

8.3.1

Der Begriff 'Segmentäre Gesellschaft'

333

Inhaltsverzeichnis 8.3.2 8.3.3 8.3.4 8.3.4.1 8.3.4.2 8.3.4.3

Grundstrukturen der Gesellschaft des vorstaatlichen Israel Jos 22,1o-34 als Spiegel segmentärer Vorgänge

XI

335 338

8.3.5

ö f f e n t l i c h e Instanzen, Recht und Rechtsprechung ö f f e n t l i c h e Instanzen Rechtsgemeinschaft und 'Richter' Einige Rechtsfälle im Spiegel der segmentären Gesellschaft Führerschaft ohne Kontrolle - der N'tO

9.

MONARCHIE UND STADT

9.1

Ausbildung verschiedener Siedlungsformen

37o

9.2 9.3 9.3.1 9.3.1.1 9.3.1.2

375 381 381 385

9.3.2.3 9.3.2.4

Siedlungen ohne Namen I s r a e l i t i s c h e Stadtstaaten in der Königszeit? Der Stadtstaat Jerusalem Die Eroberung Jerusalems nach 2.Sam 5,6-9 Der s t a a t s r e c h t l i c h e Hintergrund von Mi 2,1-5 und Mi 5,1-5 Der yiN Dy - eine Anti-Jerusalem-Gruppierung? Sanheribs t e r r i t o r i a l e Neuordnung Der S t a d t s t a a t Samaria Die i s r a e l i t i s c h e Hauptstadt J e s r e e l Samaria l i e g t im Geltungsbereich kanaanäischen Rechts Privatbesitz - s t a a t s r e c h t l i c h e Sonderstellung Kanaanäische Bevölkerung und Kulthoheit Samarias

4o1 4o5 413

9.4

Abschließende Bemerkungen

418

9.3.1.3 9.3.1.4 9.3.2 9.3.2.1 9.3.2.2

SCHLUSSBEMERKUNGEN ABKÜRZUNGEN

342 342 344 353 355 369 - 42o

39o 391 395 396 399

421 - 429 43o

LITERATURVERZEICHNIS

431 - 466

BIBELSTELLENREGISTER ORTSREGISTER

467 - 48o 481 - 485

VORBEMERKUNGEN

ZUR

PROBLEMSTELLUNG

Die an der Sozialgeschichte

Israels interessierte

Alttesta-

mentlerin steht vor der doppelten Schwierigkeit, daß sie einmal der Sozialgeschichte

ihr Recht lassen m u ß , also histo-

risch nicht naiv sein darf, zum anderen dabei auch nicht soziologisch naiv werden soll, und das am wenigsten dort, wo - wie bei Max Weber die soziologische

die Welt des Historischen selbst in

Reflexion einbezogen wird.

Historische und soziologische Naivität sind, seit die Soziologie selbst das Thema der Geschichtswissenschaft^

wurde,

miteinander verkoppelt, und beide sind zu vermeiden. Sozialgeschichte

richtig betreiben, heißt soziologisch

und

historisch vorgehen. Es wäre soziologisch naiv zu glauben, das, was uns aus der Geschichte überkommen ist, sei so etwas wie ein einfach Vorliegendes, ein handliches Faktum und nicht selbst ein Unabgeschlossenes, das ob seiner Unabgeschlossenheit vorläufig und keineswegs

fertig

und also auf

seine Fragwürdigkeit hin soziologisch anzugehen sei. Historisch naiv wäre es zu glauben, daß soziale Phänomene

histo-

risch greifbar würden, ohne daß dies eines Rekurses auf die Strukturbedingungen menschlichen Zusammenlebens Soziologie und Sozialgeschichte

bedürfe.

Israels haben einen gemein-

samen Erfahrungsgegenstand, weisen aber die Alttestamentier auf zweierlei Zugangswege und letztendlich auch aussichten hin. Erhebt die Sozialgeschichte

Erkenntnis-

zunächst

rein

historisch die sozialen Phänomene als 'bruta facta', so bedarf sie doch zu ihrem Verständnis der soziologischen

Inter-

pretation. Dabei gerät die Sozialgeschichte

leicht in die

Gefahr zu übersehen, daß die soziologische

Interpretation

mit einem spezifischen Bezugssystem

arbeitet, das

unhisto-

risch insofern ist, als es mit den Regelmäßigkeiten 1

sozialer

Zum Verhältnis von Geschichte und Soziologie gibt es eine intensive Debatte, vgl hier nur die Sammelbände von Wehler (1972.1973) und Baumgartner/Rüsen (1976) .

Vortiemerkungen zur Problemstellung

2

Figurationen rechnen muß, mithin damit, daß die Rahmenbedingungen der untersuchten Prozesse konstant seien. Hier gilt es jener historischen Naivität zu begegnen, die aus ihrem soziologischen Wissen ein Gerüst von festen Kategorien gezimmert hat und bereithält, alles was ihr je unterläuft, an diesem Kanon zu messen, es zu kanonisieren, so es ins Gerüst paßt, und zu verwerfen, wo nicht. Zuerst stellt sich also die Aufgabe, jenen soziologischen Kategorien und Typologien selbst nachzugehen, ihre Genesis aufzudecken und die Grenzen ihrer Aussagefähigkeit zu erspüren. Die Soziologie so mit der Historie

konfrontierend,

verwandelt sich das drohende, alles unter sich begrabende Kategoriengerüst in eine heuristisch fruchtbare Strickleiter, die im Falle ihres Ungenügens zwar auch der Auflösung, aber nicht mehr der Zerschlagung bedürftig, nur neu zu knüpfen ist. Gelingt es, in der Sozialgeschichte sich derart soziologische Typen dienstbar zu machen, so wachsen ihr fortwährend

- in Entwurf und Konstruktion -

neue, der So-

ziologie abgelauschte, an der Historie überprüfte Verstehenstypen zu. Nur wenige wagten es bisher, sich dem alttestamentlichen 2

Felde vom soziologischen Pfade her zu nähern . Den Versuch, 2

Außer Betracht bleiben hier die Arbeiten v o n Alttestamentlern wie Alt, de Vaux, Pedersen u.a., die zwar sozialgeschichtlich orientiert sind, aber keine soziologischen Analysen im eigentlichen Sinne liefern. Den umfassendsten Umwurf - in Hinblick auf die vorstaatliche Zeit Israels - legte Gottwald (1980) vor. Interessante Einzeluntersuchungen stellen die Arbeiten von Halligan (1975) und Frick (1977) dar. Eine Auseinandersetzung mit dem monumentalen Werk von Gottwald kann hier nicht geführt werden. Wo sich sachliche Berührungspunkte zwischen seinen u n d m e i n e n Thesen ergeben, werde ich auf sie eingehen. Die Dissertation v o n Frick (1977) ist theoretisch abhängig von d e m soziologischen Funktionalismus G.Sjobergs. Frick versucht, eine funktionale Kausalanalyse zu liefern, und ordnet seinem Ziel 'Verständnis alttestamentlicher Geschichte als Sozialanthropologie' die Texte unter. Eine einigermaßen gerechte Einschätzung der Arbeit erfordert zuvor die Auseinandersetzung mit dem Funktionalismus v o n Sjoberg. Das kann hier nicht geleistet werden. Halligans Dissertation (1975) bietet eine Sammlung v o n - dem Kenner vertrauten Vor-Urteilen über die Bewertung der Stadt in der israelitischen Geschichte. Leider gelingt es ihm nicht, in dieser Hinsicht Dtr k r i tisch zu befragen. A u c h w e r d e n seine Aussagen durch die wenig reflektierte Zugrundelegung v o n J als Textbasis relativiert.

Vorbemerkungen zur Problemstellung

3

das Feld ganz abzuschreiten, unternahmen eigentlich nur zwei, jeweils aus ihrem Fache abirrende Wanderer, der Alttestamentler Antonin Causse und der Soziologe Max Weber. Blieb Causse mit den so gewonnenen Erkenntnissen weitgehend ungestört, so wurden Max Weber doch unbesehen einige der hervorgebrachten Früchte abgenommen und ohne Herkunftsangabe auf dem alttestamentlichen Markt zur Schau gestellt. Die Sozialisierung der wenigen, gut erreichbaren Früchte des 'Antiken Judentum 1

ist psychologisch verständlich. Weniger ein-

sichtig scheint, daß 'Du groupe ethnique à la communauté religieuse' von Causse Dornröschen gleich immer tiefer ins Verschwiegene geriet^. Dabei bietet Causse mit seinem durchgängigen Interesse an der primitiven Mentalität und ihrer Entwicklung in Israel eine leicht nachvollziehbare psychologische

sozio-

Interpretation des Alten Testaments an.

Causse gründet sich soziologisch auf Dürkheim und LêvyBruhl. Von Dürkheim, dem Altmeister der französischen Soziologie, entlehnt er sein Verständnis der kollektiven Bewußtseinsformen als dem logischen Resultat der Unabhängigkeit einer sozialen Gruppe von einer Zentralinstanz. Als Komplement dient ihm hierzu die Theorie Lêvy-Bruhls von den drei Perioden der Bewußtseinsformen. Vor allem die Unterscheidung von prä-logischen und logischen Bewußtseinsformen

verwandelt

sich bei Causse in ein universelles Entwicklungsprinzip Geschichte, mit dessen Hilfe er die

der

geistesgeschichtlichen

Grundstrukturen des Alten Testaments nachzeichnet. Methodologisch voll ausgereift in seiner eigentümlichen Rezeption der französischen Soziologie ist sein Hauptwerk über die Entwicklung der israelitischen Gesellschaft 'Du groupe ethnique à la communauté religieuse' von 1937, das hier ob seiner Unbekanntheit skizziert werden soll. Causse versucht in diesem Werk, die Hauptideen des AT analog den bei Dürkheim und Lêvy-Bruhl entlehnten Kategorien zu interpretieren. Gleich zu Beginn des Buches stößt man auf die These, daß die primiti-

3

In neuester Zeit - 1978 - wurde es von einem modernen Prinzen aus Amerika, ST Kimbrough, wieder wachgeküßt.

4

Vorbemerkungen zur Problemstellung

ven, von Israel gesammelten Erzählungen um den Klan kreisen und den Beg r i f f des Toteins illustrieren. Das Individuum werde zur Zeit dieser Sammlungen noch nicht in der Gruppe unterschieden. Die israelitische Gesellschaft werde in diesem Stadium durch die mystische Solidarität charakterisiert. Diese Solidarität manifestiere sich in dem mystischen Band des Gottesbundes. In der psychisch-physischen Einheit, die daraus resultiere, hätten Aktion und Reaktion eine gemeinsame Basis, da j a für die prä-logische Mentalität eine mystische Macht auf die Grippe einwirke. Die Primitiven treffen keine Unterscheidung zwischen dem Natürlichen und dem Obernatürlichen, fragen also auch nicht nach der Differenz zwischen Ursache und Wirkung, die für sie dann auch so gar nicht bestehen kann. In der Zeit nach der Landnahme ändert sich die ökonomische Struktur Israels radikal, aber der Kult bewahrt noch einen Teil seiner primitiven Spontaneität. Die Monarchie hätte nicht eingeführt werden können ohne die magische Vorstellung von dem Führer, in dessen Persönlichkeit das Leben der Gruppe irikamiert i s t . Durch die Zentralisation der Autorität und der kultischen Aktivitäten beschleunigt die Monarchie die Zerstörung der mystischen Solidarität, die das vorkönigliche Israel zusammenhielt. Man schreitet nicht nur zu einer neuen gesellschaftlichen Ordnung vor, sondern auch zu einer höheren Stufe der Religion: der Individualismus und damit die logischen Bewußtseinsformen beginnen zu erscheinen. Die Propheten erheben sich - noch ganz von der primitiven Mentalität geprägt und unter dem Banner der mystischen Bundessolidarität - , um gegen die Ungerechtigkeit der neuen Ordnung zu protestieren. In dem von Causse ausgearbeiteten Entwicklungsschema führt das Dtn von der prä-logischen zur logischen Mentalität. Das Dtn repräsentiert den Sieg der logischen Mentalität und des Individualismus über die prälogische Mentalität und den Kollektivismus. Causse' s o z i o l o g i s c h e Analyse b e s t i c h t in i h r e r durchkonstrui e r t e n P r ä z i s i o n ; s i e verdankt d i e s e s einem in s i c h g e s c h l o s senen I n t e r p r e t a t i o n s m o d e l l . Doch läßt das wiederum die Anwendbarkeit e i n e r s o z i o - p s y c h o l o g i s c h e n Theorie der Entwicklung der Bewußtseinsformen auf h i s t o r i s c h e F r a g e s t e l l u n g e n p r o b l e m a t i s c h werden. Zudem s c h e i n t e s , a l s habe Causse d i e monumentale G e s c h l o s s e n h e i t s e i n e s Werkes mit e i n e r verkürz-

Vorbemerkungen zur Problemstellung ten Rezeption der seine Studien fundierenden

5 soziologischen

Theorien erkauft. Causse vermittelt dem aufmerksamen Leser den Eindruck, als seien die prä-logische u n d die logische M e n t a l i t ä t nicht füreinander verständlich u n d w ü r d e n in der Entwicklung raelitischen Gesellschaft zwei chronologisch

der is-

aufeinander

folgenden Stadien entsprechen. Dagegen hat LSvy-Bruhl

be-

tont, daß die primitive M e n t a l i t ä t nie vollständig aus dem Leben einer Gesellschaft verschwinde. A u c h versteigt er sich nicht zu der Behauptung, daß eine Gesellschaft sich chronologisch von einem Stadium der Irrationalität

zu einem Stadium

der Rationalität entwickele^. Causse vermischt die bei LlvyBruhl noch reinlich geschiedene primitive M e n t a l i t ä t mit den p r ä - l o g i s c h e n Bewußtseinsformen. Die primitive

Mentalität

ist nach Lfevy-Bruhl nicht durch das Fehlen der V e r b e g r i f f l i chung ausgezeichnet, sondern durch den Umstand, daß sie der Affektivität größere Bedeutung zukommen läßt, als es die logische M e n t a l i t ä t

gestattet.

Bezieht m a n die Interpretation von Causse auf die ursprünglichen T h e s e n bei L6vy-Bruhl zurück, dann entbehrt auch sein Verständnis der Prophetie, als getragen von der prä-logischen M e n t a l i t ä t , zwar nicht der Phantasie, hängt aber theoretisch in der Luft. Der Individualismus

ist nach L6vy-Bruhl

eher eine interne Veränderung der m e n t a l e n Strukturen als ein Obergang von den p r ä - l o g i s c h e n zu den logischen Bewußtseinsformen. Der von Causse unternommene Versuch, aus der chronologischen Abfolge der Pentateuchquellen eine Chronologie der israelitischen M e n t a l i t ä t zu rekonstruieren, sich angesichts der israelitischen

führt

Geschichtskonzeption

selbst ad absurdum. Denn das prä-logische Schema erliegt der K o n f r o n t a t i o n mit dem israelitischen Bewußtsein der Geschichte als einem H a n d l u n g s f e l d Jahwes. Diese uns überlieferte Zuversicht ist nicht erst im logischen Rahmen des Dtn aufgetreten, sondern bereits im M i r i a m l i e d u n d im D e b o r a l i e d hörbar.

4

Vgl. Levy-Bruhl 1925, 1931, 19352

6

Vorbemerkungen zur Problemstellung Das Stufenmodell von Causse, das auf einem

Mißverständnis

der zugrunde liegenden soziologischen Kategorien

beruht,

scheint für eine sozialgeschichtliche Problemstellung

wenig

fruchtbar^. Die Interpretation sozialer Konflikte als Konflikte

zwischen Bewußtseinsformen immunisiert sich gegen wi-

derstrebende historische Überlieferungen.

Systemüberschrei-

tende neue Einsichten und Perspektiven erlaubt sie nicht. Methodisch bietet Causse nur ein systemimmanentes

Vorgehen

an, das zudem gegen eine Revision seines Ansatzes

im Laufe

der Untersuchung

gefeit ist. M a n kann nicht umhin,

soziologischen Vorgehen eine gewisse historische und Blindheit

diesem

Naivität

zu attestieren^.

Diese Gefahr ist bei Max Weber durch seine Begriffsbildung

idealtypische

so nicht gegeben. Denn der idealtypische

griff enthält in sich ein Moment kontinuierlicher

Be-

Wandlung.

Als historischer Grenzbegriff bedarf er der Konfrontation mit der empirischen Wirklichkeit und entsteht so erst aus dieser Begegnung. Erweist sich ein Idealtypus zeß als Verzeichnung andersetzung

in diesem Pro-

der Wirklichkeit, so birgt die Ausein-

selber den Kern einer neuen, der Wirklichkeit

angemesseneren Begriffsbildung

in sich. Weber stellt hier

ein begriffliches Präzisionsinstrument bereit, das der So7 zialgeschichte unentbehrlich

ist

. Steuert doch der Sozial-

geschichtler im idealtypischen Rekurs

zwischen Skylla und

Charybdis, der historischen Blindheit und

soziologischen

Naivität, sicher hindurch. 5

Schottroff (1974 S.55) wirft Causse zu Recht soziologischen Determinismus vor. 6 Daher ist mir auch der von Kimbrough (1978) mit viel Energie unternommene Wiederbelebungsversuch nur noch psychologisch verständlich. Für eine sozialhistorische Arbeit am Alten Testament tragen die Arbeiten von Causse wenig aus. Eine andere Frage wäre es, wollte man mit Hilfe dieser Methode eine Ideengeschichte des Alten Testaments schreiben. Nur käme man dann heutzutage nicht an der inzwischen sehr differenzierten psychologischen Forschung zur Entwicklung des Erkennens vorbei. Hier sei nur exemplarisch auf Fiaget (1975) verwiesen. 7 Vgl hierzu Hughes 1960/61; Martindale 1959; Watkins 1972; P. Meyer 1973. Weder Begriff noch Methode wurden von Max Weber in die Wissenschaft eingeführt. Das Konzept entsprang einer ausgedehnten Diskussion um den Wissenschaftscharakter der Geschichtsschreibung, vgl hierzu Janoska-Bendl 1965 S.17ff.

Vorbemerkungen zur Problemstellung

7

Weber entwickelt mittels der Konstruktion von Gegentypen ein Bild der Gesellschaft des antiken Judentums, das von seinem Ansatz her fragmentarisch bleiben muß. Gerade dieser fragmentarische Charakter des 'Antiken Judentums'

fordert

zum Nachdenken der vorgezeichneten Strukturen auf. Der nicht überschätzbare Vorzug des 'Antiken Judentum' vor 'Du groupe ethnique à la communauté religieuse' liegt für den Alttestamentler darin, daß er, auf Webers Spuren wandelnd,

zugleich

der Geschichte und der Soziologie begegnet. Der langen Vorrede kurzer Sinn - die Auseinandersetzung mit Max Webers Ansatz hat die vorliegende Arbeit entstehen lassen, die darob als Ausweis seiner Fruchtbarkeit verstanden werden möchte. Die Frage, womit der Anfang dieser Arbeit zu machen sei, beantwortet sich nun von selbst. Nach dem

forschungsüblichen

Präliminarium, in dem die Vorgänger auf diesem Felde der Auseinandersetzung mit dem 'Antiken Judentum' dingfest zu machen sind, werden zu Anfang, im ersten Kapitel, einige Überlegungen zur Geschichtsphilosophie und Methodologie Max Webers stehen. Daran schließt sich ein Oberblick zu den inhaltlichen Begriffsbildungen des 'Antiken Judentums' an (Kap. 2). Alldieweil der von der 'Wissenschaftslehre' Max Webers und der alttestamentlichen Exegese gleichermaßen sich herleitende Geist methodologisch empfindsam geworden, wird die Auswahl der mit dem Alten Testament zu konfrontierenden auf die beiden Typen 'Antike Stadtherrschaft' 'Eidgenossenschaft'

Idealtypen

(Kap. 3) und

(Kap. 4) eingegrenzt. Beide Typen werden

in Kapitel 5 miteinander verglichen, um dann in den folgenden Kapiteln (6 - 9) der alttestamentlichen Feuerprobe ausgeliefert zu werden. Das exegetische Interesse gilt dabei mehr dem Alten Testament als dem Schrifttum Max Webers. Max Weber wird hier nicht um seiner selbst willen thematisiert, sondern dient als Zugangsweg zu den genannten Problemen der israelitischen Gesellschaft.

0.

DAS 'ANTIKE JUDENTUM'

Das 'Antike Judentum 1

IN DER DISKUSSION

wurde erstmals in den Jahren 1917 bis

1919 im Archiv für Sozialforschung

abgedruckt^.

In der lite-

rarisch greifbaren Forschung ist es auf geringe Resonanz gestoßen. Von seinem ersten Erscheinen an bis zum Jahre läßt sich nicht einmal ein Dutzend Aufsätze

1980

- ausführliche

Besprechungen? eingeschlossen - nachweisen, die sich mit ihm beschäftigen . Die meisten Publikationen zum 'Antiken Judentum' fallen unmittelbar in die Zeit der ersten Auflage gesammelten Aufsätze des

der

'Antiken Judentum' von 1921^ oder

erschienen im Kontext der Obersetzungen des Werkes ins Englische^ oder

Französische^.

In jüngster Zeit hat das

'Antike Judentum' wieder mehr Be-

achtung gefunden^ Von den wenigen Soziologen, die das Werk überhaupt bemerkten, wurden die Aufsätze ken Judentum teils mit zurückhaltender Zustimmung

seinerzeit 7

zum antiaufgenom-

men; teils wurden einzelne Begriffe, die die Sicht des antiken Judentums bei Weber bestimmen, einer kritischen Sichtung D unterzogen . Allein Bendix widmet dem 'Antiken Judentum' 1

2 3 4 5 6

7 8

Zur Publikationsweise vgl Schluchter 1981 S.13 A 8. Das 'Antike Judentum' sollte Teil einer umfangreicheren Studie zur Religionssoziologie werden, in deren Verlauf das Judentum bis zur Herausbildung des Rabbinats untersucht werden sollte. Außerdem plante Max Weber, den Gegensatz zwischen asiatischer und vorderorientalischer Religion anhand konkreter historischer Beispiele näher zu untersuchen. Vgl hierzu Winckelmann 1981 S.221f. Hahn (1966 S.I57) bemerkt ausdrücklich, daß die soziale Geschichte Israels nicht ohne Rückgriff auf ein soziologisch erprobtes Instrumentarium erforscht werden kann. Caspari 1922; Hintze 1922; Schiper (1924) 1959; Guttmann 1925 Berger 1963 Raphael 1970 Im Herbst 1979 fand im Haus der Werner-Reimers-Stiftung in Bad Homburg eine Tagung über das 'Antike Judentum' statt. Die dort gehaltenen Vorträge und ihre Publikation (hrg von W.Schluchter 1981) haben die Diskussion um das 'Antike Judentunf aufleben lassen. Vgl auch Neusner 1981; Rodd 1979 SJTh 32; ders. 1981 JSOT 19. So Hintze 1922 So etwa Guttmann (1925) für die Begriffe 'Bund', 'Stadtherrschaft' und 'Paria' .

Das 'Antike Judentum' in der Diskussion

1o

- im R a h m e n seines R e f e r a t e s

der W e b e r s c h e n S c h r i f t e n -

9

eine a u s f ü h r l i c h e D a r s t e l l u n g

. Bendix s y s t e m a t i s i e r t den oft

nicht d u r c h s i c h t i g e n G e d a n k e n g a n g des

'Antiken J u d e n t u m '

durch die U n t e r s c h e i d u n g h i s t o r i s c h e r S a c h v e r h a l t e v o n Glaubensinhalten""'. Eine k r i t i s c h e B e s c h ä f t i g u n g d a r ü b e r hinaus u n t e r b l e i b t jedoch; sie w ü r d e wohl auch n i c h t der

Intention

seines W e r k e s e n t s p r e c h e n ' '. Der e i n z i g e A u f s a t z , der sich in n e u e r e r Zeit m i t dem 'Antiken J u d e n t u m ' b e f a ß t , w u r d e v o m 1 2

U b e r s e t z e r des W e r k e s , von F . R a p h a e l

ausgiebiger

französischen

, geschrieben.

Raphael

b e g n ü g t sich im w e s e n t l i c h e n m i t e i n e m R e f e r a t der H a u p t l i nien des

'Antiken J u d e n t u m ' , vor allem der das Werk

menden religionsgeschichtlichen

Idealtypen

'Bund',

tie' u n d 'Paria'. Zwar w e i s t er w i e d e r h o l t auf die Reichweite

bestim'Prophebegrenzte

des m e t h o d o l o g i s c h e n A n s a t z e s h i n , doch v e r m i ß t

m a n die bei einem S o z i o l o g e n zu e r w a r t e n d e k r i t i s c h e x i o n dieses V e r f a h r e n s

a n h a n d der von W e b e r

Refle-

verwandten

Idealtypen. A u f f ä l l i g

ist auch s e i n D e s i n t e r e s s e an den

sozialgeschichtlichen

Idealtypen.

B e z e i c h n e n d für die K o m p l e x i t ä t , die m a n g e l n d e tigkeit der A r g u m e n t a t i o n u n d die sich daraus schwierige V e r s t ä n d l i c h k e i t Obersetzer und Rezensenten'^

des

Durchsich-

ergebende

'Antiken J u d e n t u m ' , auf die

g e m e i n s a m v e r w e i s e n , ist

auch,

daß die w e n i g e n A u f s ä t z e , die sich, a b g e s e h e n v o n den exp l i z i t e n B e s p r e c h u n g e n des W e r k e s , m i t dem

'Antiken J u d e n t u m '

b e f a s s e n , a u s s c h l i e ß l i c h sich auf drei B e g r i f f e des Judentum'

'Antiken

beziehen.

Die A n w e n d u n g des Typus

'Pariavolk' auf die S i t u a t i o n des

n a c h e x i 1 i s e h e n J u d e n t u m s hat v e r s t ä n d l i c h e r w e i s e

die

höch-

9 Bendix 1964 S.156-199 10 Ders. a.a.O. S.169 11 Käsler (1979)S.128-136) bietet eine nacherzählende Zusammenfassung des 'Antiken Judentum'. So ist es nicht verwunderlich, wenn er Max Weber vorwirft, daß dieser im zweiten Teil des 'Antiken Judentum' im Narrativen steckenbleibe. 12 Der Aufsatz ist jetzt auf Deutsch erschienen in Schluchter (hrg) 1981 S.224ff. Zitiert wird hier nach dem französischen Original (197o). 13 Vgl Raphael (197o S.298), der den Stil beklagt; Guttmann (1925 S.198), der auf die Mängel der Disposition verweist.

Das 'Antike Judentum' in der Diskussion

11

14 sten literarischen Wogen erregt

. Daneben finden nur noch

der Charisma-Begriff und der 'Prozeß der Rationalisierung' in diesem Zusammenhang das Interesse soziologischer Forscher. Berger 1 ^ versucht mit Hilfe des Weberschen Charisma-Begriffes, die Kultprophetie ä la Uppsala auf ein gesichertes soziologisches Fundament zu stellen. W a x 1 ^ beschäftigt sich mit dem 'Prozeß der Rationalisierung', der dem 'Antiken Judentum' zufolge eine Wirkung der prophetischen Ethik ist. Wax konstatiert, daß durch die Aufhebung der magischen Weltsicht, die eine Folge der Rationalisierung ist, eine neue Auffassung der Zeit durch die Prophetie aufgebracht wurde. Die Prophetie löse den Obergang aus von dem durch natürliche Zyklen bestimmten Zeitverständnis zu einer Auffassung der Zeit als einer idealen Ordnung. Die selektive Rezeption des 'Antiken Judentum' auf soziologischer Seite wird nicht nur in der Darstellung von Bendix deutlich, sondern leider auch in den Arbeiten von Parsons. Parsons erwähnt in seinem historischen Abriß der Soziolo17 gie zwar Webers Studien zu China und Indien, jedoch nicht das 'Antike Judentum'. Allerdings verwendet Parsons in einer späteren Studie einige Annahmen Webers für seine Konzeption der Saatbett-Gesellschaft 1 8 . In der alttestamentlichen Forschungsgeschichte verlief die 'Karriere' des 'Antiken Judentum' nicht sehr viel anders. In Anmerkungen oder Nebensätzen 1 9 und in Forschungsgeschich20 ten wird es zustimmend aufgenommen , doch führt sogar die ausdrückliche Anerkennung der Einzigartigkeit des Werkes

14

15 16 17 18 19

20 21

21

Der "Begriff ist historisch ungenau und nicht frei von ideologischen Konnotationen" resümiert Schluchter (1981 S.52) die Debatte. Vgl Liebeschttz 1964; Taubes 1964; Shmueli 1968; Cahnman 1974; Fleischmann 1981. Berger 1963 Wax 1959 Parsons 1967 S.500ff Ders. 1975 S.151ff Gressmann 1924 ZAW 42 S.17 A 1; Causse 1937 S.9 A 1; H.G.May 1944. Es gibt aber auch noch moderne Forscher im A l t e n Testament (so z.B. Brueggemann 1979 JBL 98), die, obwohl sie explizit ihr soziologisches.Interesse betonen, Max Weber nicht zu kennen scheinen. Hahn 1966 S.159ff; Albright 1946 S.59; Kraus 1956, S.294ff So Kraus 1956 S.294

12

Das 'Antike Judentum' in der Diskussion

nicht zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit ihm. Dieses ist um so mehr verwunderlich, als es ein offenes nis zu sein scheint, daß die beiden Größen der lichen Forschung, A.Alt und M.Noth, in ihren

Geheim-

alttestament-

sozialgeschicht-

lichen Untersuchungen

zu einem erheblichen Teil Hypothesen 22 verwenden, die so zuerst von Weber geäußert wurden . Für 23 Alt sei hier nur auf die Transhumanz-Vorstellung und die 24 Thesen zur Entstehung Israels verwiesen. Auch Noths Theorie der Amphiktyonie

der 12 Stämme, die für Jahrzehnte

schichte und Theologie des Alten Testaments

Ge-

gleichermaßen

beeinflußte, läßt sich bis ins 'Antike Judentum' zurück 25 folgen . Das 'Antike Judentum' fiel auch bei anderen For26 Schern auf fruchtbaren Boden. Die Arbeiten von Eichrodt , 27 28 29 30 31 Lurje , Menes , Hempel , North und Neher machen nicht zu unterschätzende,

teils unbefragte Anleihen bei Max Weber. 32 Das gilt auch für das Werk von Gottwald Seltsamerweise tum' nicht

ist diese Partizipation am

zu einer kritischen Erörterung

'Antiken Juden-

der Weberschen Me-

thode und seiner Thesen g e d i e h e n ^ . M a n erntete 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33

zwar im rei-

Vgl Kraus 1956 S.376 Vgl.von Alt 'Die Landnahme der Israeliten in Palästina'(KS I S.89ff) und 'Die Staatenbildung der Israeliten in Palästina' (KS II S.lff) mit Weber AJ S.lOf. Vgl Alt 'Der Gott der Väter' (KS I S.lff) mit Weber AJ S.87ff. Vgl Noth 'Das System der 12 Stämme Israels' mit Weber AJ S.90ff. Eichrodt 19678 Lurje 1927 BZAW 45 - die Annahme von der politischen Herrschaft der städtischen Geschlechter ist von Weber übernommen worden. Menes 1928 BZAW 50 - das Recht als Niederschlag sozioökonomischer Konflikte ist eine Konzeption, die im AJ (S.66ff) vorgelegt wurde. Hempel 1938 übernimmt von Weber die Annahmen zur Rolle des Bundesheerbannes und der Bedeutung der Bundesschlüsse zwischen Bauern und Viehzüchtern (vgl AJ S.46ff. S.90ff). North 1954 hat aus dem AJ den Eigentumsbegriff und die Vorstellung von der Seisachthie entlehnt. Neher 1950 übernimmt die von Weber entworfene Bundes-Vorstellung (AJ S.81ff) und legt sie seiner Interpretation der Theologie des Arnos zugrunde (S.40ff, S.157ff). Gottwald 1980 Schottroff (1974, VF 19) sieht wohl, wo bei Max Weber anzusetzen wäre, kommt aber - im Rahmen seines Überblicks - verständlicherweise nicht über kritische Bemerkungen hinaus. Auch die in jüngster Zeit erschienenen Aufsätze von E.Otto (1981 BN 15) und L.Schmidt (1982 KuD 28) bringen in dieser Hinsicht keinen Fortschritt; dh nach wie vor mangelt es an Arbeitern im Weinberg des

Das 'Antike Judentum' in der Diskussion chen Garten des

13

'Antiken Judentum', fragte aber lieber nicht,

von welchem Baum der Erkenntnis die wohlgeformten

Früchte

stammten. Eine bemerkenswerte Ausnahme unter den

alttestamentlichen

Forschern bildet jedoch W.Caspari. Seine sich auf das

'An-

tike Judentum' beziehenden Arbeiten verdienen es, näher in Augenschein genommen zu werden. Sieht m a n einmal von den Aufsätzen, die sich Fragestellungen

innerhalb des

einzelnen 34 'Antiken Judentum' widmen ,

ab, dann ist hier seine Schrift von 1922 "Die

Gottesgemeinde

am Sinai" hervorzuheben. Diese Arbeit von Caspari ist seit dem Erscheinen der ersten gesammelten Ausgabe des Judentum'

'Antiken

die einzige Untersuchung gewesen, die wenigstens

den Versuch einer Befragung

des 'Antiken Judentum' vom Stand

der alttestamentlichen Forschung her unternimmt. Daher möchte ich seine Position zum 'Antiken Judentum' Casparis Hauptthese

skizzieren.

ist die Annahme, daß die 35 Ursprünge . Daher unter-

Israels auf religiösem Gebiet zu suchen sind zieht er vor allem Webers Vorstellungen

zur Militärorganisa-

tion der vorstaatlichen Zeit Israels einer kritischen und detailreichen Analyse. Es gelingt ihm, an wesentlichen ten nachzuweisen, daß Weber, verglichen mit dem

Punk-

damaligen

Stand der Forschung, mit noch nicht eingelösten oder auch nicht verifizierbaren soziologischen Hypothesen

arbeitet.

Caspari weist u.a. nach, daß Vorstellungen wie die, daß Mose bereits ein 3 7 Volk v o r f a n d ^ , Jahwe von Anfang an ein Kriegsgott w a r oder der Bund in seiner rechtlichen Form ein die Beziehung Jahwe/Israel von Anfang an prägendes Element 38 war oder gar in der Richterzeit ein organisierter Heer39 bann bestand , reine Annahmen sind.

34 35 36 37 38 39

'Antiken Judentum', während die Zahl der Kostproben sammelnden Spaziergänger sich erhöhte. Caspari ZAW 39.1921 S.174ff; ders. 1921 Der Gott der Plebejer; ders. 1922 Orgiastik und alttestamentliche Weissung; ders. 1922 Das Alter des palästinensischen Kolonats. Caspari Die Gottesgemeinde am Sinai 1922 S.83 Ders. a.a.O. S.10 Ders. a.a.O. S.112ff Ders. a.a.O. S.137ff Ders. a.a.O. S.15ff

Das 'Antike Judentum' in der Diskussion

14

S e i n H a u p t a r g u m e n t g i p f e l t in dem V o r w u r f an W e b e r , daß ser in s e i n e m V e r s t ä n d n i s Staats- und Heereswesens Pariavolkes

der E n t w i c k l u n g

des

die-

vorexilischen

sich v o n s e i n e r K o n z e p t i o n des

leiten läßt, dabei aber den E i n f l u ß r e a l e r p o l i -

tischer F a k t o r e n u n t e r s c h ä t z . C a s p a r i s A r g u m e n t a t i o n o r i e n t i e r t sich a n d e n H a u p t g e d a n ken des 'Antiken J u d e n t u m ' . E i n e s y s t e m a t i s c h e A n a l y s e 'Antiken J u d e n t u m '

des

fehlt s e i n e r K r i t i k , v o n der aus er eine

dem 'Antiken J u d e n t u m ' g e g e n ü b e r e i g e n s t ä n d i g e P o s i t i o n h ä t te g e w i n n e n k ö n n e n .

In s e i n e n A n m e r k u n g e n folgt er k r i t i k l o s

W e b e r s oft s p r u n g h a f t e n Ü b e r l e g u n g e n u n d ü b e r s i e h t so den bei W e b e r a n g e l e g t e n s y s t e m a t i s c h e n Z u s a m m e n h a n g

zwischen

den e i n z e l n e n h i s t o r i s c h e n I d e a l t y p e n . H ä u f i g g e l a n g t

Cas-

pari so n u r zu e i n e r K o n f r o n t a t i o n der a l t t e s t a m e n t l i c h e n funde m i t den T h e s e n W e b e r s ^ .

Seine im e i n z e l n e n

Be-

berechtig-

te u n d k e n n t n i s r e i c h e Kritik b l e i b t dem 'Antiken J u d e n t u m ' i n s o f e r n ä u ß e r l i c h , als sie sich nicht auf die das W e r k

fun-

dierende M e t h o d e , das i d e a l t y p i s c h e V e r f a h r e n , einläßt. M . E . m i ß v e r s t e h t er die d i e s e r M e t h o d e i n h ä r e n t e n w e n n er m e i n t , die U n a n g e m e s s e n h e i t

Intentionen,

der v o n W e b e r

erarbeite-

ten I n t e r p r e t a t i o n s t y p e n d a d u r c h e r w i e s e n zu h a b e n , daß er ihm ein falsches V e r s t ä n d n i s

einiger alttestamentlicher

Ele-

mente der v e r w e n d e t e n T y p e n b e g r i f f e n a c h w e i s t . So ist vers t ä n d l i c h , daß C a s p a r i s

auch q u a n t i t a t i v

m a s s i v e Kritik

'Antiken J u d e n t u m ' n i c h t die u n k r i t i s c h e R e z e p t i o n in der a l t t e s t a m e n t l i c h e n F o r s c h u n g v e r h i n d e r n zu s t e l l e n n o c h sie für die

te Israels k r i t i s c h w e i t e r

desselben

konnte.

Denn es ist ihm w e d e r g e l u n g e n , die W e b e r s c h e b i l d u n g in Frage

am

Begriffs-

Sozialgeschich-

zu e n t w i c k e l n . Eine

wesentliche

Rolle s p i e l t e sicher h i e r b e i , daß mit D e t a i l k r i t i k , u n d sei sie noch so a u s f ü h r l i c h , die in ihrer G e s c h l o s s e n h e i t zeugenden Konzeptionen Webers

zur i s r a e l i t i s c h e n

s c h i c h t e n i c h t zu e r s c h ü t t e r n

sind.

40

über-

Sozialge-

Besonders deutlich w i r d dieses an den sachlich verdienstvollen Aufsätzen v o n Caspari ZAW 39, 1921 S.174ff und 1922 'Das Alter des palästinensischen Kolonats'.

1.

ÜBERLEGUNGEN ZUR GESCHICHTSPHILOSOPHIE UND METHODOLOGIE BEI MAX WEBER

Die Mängel der bisherigen alttestamentlichen Rezeption^

des

'Antiken Judentum' haben gezeigt, daß der stillschweigende Verzicht darauf, die das Werk fundierenden theoretischen Voraussetzungen und Methoden zu verstehen, teilweise zu gravie2

renden blinden Flecken führt . Man läuft querbeet durch das 'Antike Judentum', orientiert an den für den Alttestamentier gerade erkennbar blühenden Blumen und übersieht dabei die systematisch angelegten Wege sowie die konkreten Strukturen, die sie bilden. So verschenkt man die vom 'Antiken Judentum' her sich bietenden Chancen, von den Hauptwegen ausgehend neue Zugangsmöglichkeiten zur Sozialgeschichte Israels zu finden. Webers Konzeption kann für die Erforschung des Alten Testaments fruchtbar gemacht werden, wenn sie zur Orientierung auf dem ungeheuren Meere alttestamentlicher Überlieferungen dient. Ausgewählte Begriffe des 'Antiken Judentum' sollen als Mittel der Erforschung alttestamentlicher Traditionen verwendet werden. Dazu ist es sinnvoll, zunächst die theoretischen und methodologischen Implikationen dieser 'Mittel' 1 2

3

darzulegen^.

Die alttestamentliche Forschung schwankt zwischen den beiden Extremen 'kritiklose Rezeption' und 'detailwütige Besserwisserei'. Dieser Vorwurf ist nicht nur für die alttestamentlichen Fachwissenschaftler gültig, auch für die Soziologen gilt er noch. "Eine Rekonstruktion der Weberschen Methodologie, die die Praxis seiner Verfahrensweisen in den materialen Forschungen zu analysieren und die mit ihr verbundene Begriffsbildung zu explizieren hätte, um beides daraufhin mit der von ihm ausformulierten Theorie seiner Methode zu vergleichen, gehört zu den vordringlichsten Desiderata der Weber-Forschung." stellt Zingerle (1981 S.6) fest. "Für Vertreter dieser Disziplinen (alttestamentliche Wissenschaft, Archäologie und Geschichte des Vorderen Orients, Judaistik, Indologie, Sinologie und entsprechende Fachzweige), die in der Regel auf Aspekte der entsprechenden Einzelstudie zur WERW eingehen, ohne andere Teile, sei es der Religionssoziologie, sei es anderer

16

Geschichtsphilosophie und Methodologie Daher werde

sen des

ich

~ noch v o r der E r l ä u t e r u n g

'Antiken J u d e n t u m '

-

'Wirklichkeit und Tatsache'

schaf ts lehre^

4

5

von

bei W e b e r e i n g e h e n , die 4

schichtsphilosophischen Voraussetzungen logischen V o r g e h e n s w e i s e n

der H a u p t t h e -

auf die K o n s t i t u t i o n

ge-

sowie die m e t h o d o -

an H a n d seiner A u f s ä t z e

zur W i s s e n -

nachzeichnen.

Werkbereiche Webers,heranzuziehen, erweist sich Webers Begrifflichkeit häufig als eingebautes Rezeptionshindernis. Es wirkt sich in zwei typischen Formen aus. Zum einen wird die besondere typologische Prägung von Ausdrücken, deren Bedeutung zunächst aufgrund allgemeinsprachlicher Gepflogenheiten auf der Hand zu liegen scheint, verkannt; ... Im anderen Falle ist man sich des konstruierten Charakters der... typologischen Prägungen bewußt, geht aber einer Auseinandersetzung mit ihnen aus dem Wege..." Zingerle 1981 S.189f. Die von Zingerle festgestellten zwei Typen der Rezeption der RS lassen sich auch in der alttestamentlichen Wissenschaft nachweisen. Gerade die Arbeiten von Caspari zum 'Antiken Judentum' legen die Notwendigkeit des methodologischen Zugangs dar.2 Max Weber Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre 1951 zit. WL. Auf die allgemeine, geschichtsphilosophische Debatte jener Zeit kann hier nicht näher eingegangen werden. Zum Thema 'Historie/Soziologie' bei Max Weber vgl u.a. Bendix 1975 S.331ff; ders. 1982 S.9ff. 36ff; Braudel 1977; Dux 1971; G.Roth in Roth/Schluchter 1979 S.119ff. 144ff; Schluchter 1979 S.15ff. Hier wird nur die Position Max Webers dargelegt und nicht der Versuch unternommen, die zu diesem Thema in den letzten 20 Jahren innerhalb der Sozialwissenschaften geführte Debatte nachzuzeichnen.

1.1

Die Bestimmung der Begriffe 'Wirklichkeit' und 'Tatsache'

^il]Sli9hkeit_als_Kulturwirklichkei t Weber geht in Nachfolge des Neukantianismus und in Anschluß an Rickerts Wertphilosophie davon aus, daß die Erkenntnis individueller Erscheinungen nur dann logisch sinnvoll ist, wenn man die Voraussetzung trifft, "daß ein endlicher Teil der unendlichen Fülle der Erscheinungen allein bedeutungsvoll sei"^. Kulturwissenschaftliche Erkenntnis strebt nach der sicheren Zurechnung einzelner konkreter Kulturvorgänge der historischen Wirklichkeit zu konkreten historisch gegebenen 7

Ursachen . Ihr Ziel ist die Erkenntnis der Wirklichkeit in g ihrer Kulturbedeutung und in ihrem kausalen Zusammenhang . Erkenntnis der Wirklichkeit ist immer Erkenntnis einer Kulturwirklichkeit. Alle wissenschaftliche Erkenntnis geht davon aus, daß nur ein endlicher Teil des untersuchten Gegenstandes wesentlich g im Sinne von wissenswert sei . Diesen begrenzten Teil kann man nur gewinnen, wenn man über feste Gesichtspunkte verfügt, von denen die Erkenntnis ausgehen kann. Die Zurechnung eines konkreten Erfolges zu einer konkreten Ursache wird erst dann möglich, wenn aus der 'Unendlichkeit von ursächlichen Momenten', die das Zustandekommen des einzelnen Vorgangs bedingt haben, eine Auslese getroffen werden kann. In dem Stoff selber sind keine Anhaltspunkte vorhanden, da nicht die 'sachlichen Zusammenhänge der Dinge', sondern die 'gedanklichen Zusammenhänge der Probleme' die Arbeitsgebiete 6 7 8 9

WL WL WL WL

S.177 S.168 S.174 S.171

18

Geschichtsphilosophie und Methodologie

der Wissenschaften bestimmen^®. Die Auswahl des Gegenstandes und der Untersuchungsperspektive wird allein durch die Art unseres

Forschungsinteresses

b e s t i m m t ^ . Alle Erkenntnis der Kulturwirklichkeit ist eine 12

Erkenntnis unter spezifisch besonderen Gesichtspunkten Allgemeingültige Werte, auf die der Forscher

rekurrieren

könnte, sind nicht verfügbar. Einziger transzendentaler Wert ist nach Weber wohl, "daß wir Kulturmenschen sind, begabt mit der Fähigkeit und dem Willen, bewußt zur 1 3 Welt Stellung zu nehmen und ihr einen Sinn zu verleihen" Bestimmte Erscheinungen müssen wir dazu als bedeutsam beurteilen können. Denn Erkenntnis von Kulturvorgängen ist nur möglich auf der Grundlage der Bedeutung, die sie für uns haben. Diese Bedeutung hängt ab von den Wert'ideen, unter denen wir die Wirklichkeit im jeweiligen Fall betrachten. Erst die Beziehung auf Werte verleiht den individuellen Bestandteilen der Wirklichkeit für uns Bedeutung. Das historische Individuum kann nur durch die Beziehung auf Wertideen konstituiert werden. Die Erkenntnis historischer Individuen ist demgemäß logisch notwendig an die Beziehung auf Wertideen gebunden. Kulturerscheinungen berühren unsere Interessen insoweit, als sie unseren "Erkenntnistrieb unter Gesichtspunkten erregen, die hergeleitet sind aus Wertideen, welche das Stück Wirklichkeit, welches 1 in 4 jenen Begriffen gedacht wird, für uns bedeutsam machen" . Unter den besonderen Gesichtspunkten, von denen unsere Erkenntnis ausgeht, versteht Weber universelle

Kulturwerte.

Objektive Analyse der Wirklichkeit, dh Analyse unter Absehung von einseitigen, kulturbedingten Wertideen, ist nicht möglich. Der Grund liegt auch in der Beschaffenheit des Erkenntniszieles der Wirklichkeitswissenschaften:

"Wir wollen

die uns umgebende Wirklichkeit des Lebens... in ihrer Eigen10 11 12 13 14

WL WL WL WL WL

S. 166 S.271f S.181 S. 180 S. 181

Begriffe 'Wirklichkeit1 und 'Tatsache'

19

art verstehen - den Zusammenhang und die Kulturbedeutung rer einzelnen Erscheinungen in ihrer heutigen Gestalt seits, die Gründe ihres geschichtlichen Gewordenseins

andererseits."^

ih-

einer-

So-und-nicht-anders

Kulturwissenschaftliche

kenntnis ist insofern an 'subjektive' Voraussetzungen

Er-

gebun-

den, als sie Bestandteile der Wirklichkeit untersucht,

denen

wir Kulturbedeutung beilegen. Jene Wertideen aber, von denen wir der Wirklichkeit her Bedeutung ihrem Charakter als Kulturwerte

zumessen, sind, was aus

folgt, historisch

wandelbar^.

Nach Weber kann die Logik nicht mehr leisten, als die Bedingtheit des historischen Interesses durch

Wertgesichtspunk-

te aufzuzeigen. "Für die strikt auf dem Boden der Methodik verweilende Betrachtung duelle Bestandteile Betrachtung

ist der Umstand, daß gewisse

der Wirklichkeit als Objekt

indivi-

historischer

ausgelesen werden, schlechterdings nur durch den

Hinweis auf dies faktische Vorhandensein eines entsprechen1 7 den Interesses zu begründen." Das 'Was' der Forschung ist nach Weber nie objektiv bestimmbar. Allerdings bedeutet

das

nicht, daß jeder Forscher willkürlich verfahren kann. Denn für das 'Wie', die Erkenntnis kausaler Zusammenhänge,

ist

der Forscher an die Normen unseres Denkens gebunden. Nur der Ausgangspunkt

- die Auswahl und Abgrenzung des Stoffes

die Richtung und Reichweite der Fragestellung tiv durch Werte bedingt. Nur hier spielen

-

ist

und

subjek-

Wertbeziehungen

eine Rolle. Die Untersuchung bleibt jedoch an objektive Normen, vor allem an die formalen Operationen kausaler

Zurech-

nung gebunden. "Denn wissenschaftliche Wahrheit ist nur, was 1 8 für alle gelten w i l l , die Wahrheit wollen." Weber folgt in der Begründung seines methodologischen Ver19 fahrens im Prinzip den Methoden Rickerts 15 WL S.170f 16 WL S. 262 17 WL S.254 18 WL S.184 - Weber nimmt hier an, daß Uber die Wahl der Methoden, die geeignet sind, zur wissenschaftlichen Wahrheit zu gelangen, unter den Forschern Einigkeit besteht. 19 Vgl hierzu Freyer 1930 S.155; Schelting 1922 S.644ff; JanoskaBendl 1965 S.17ff; Schluchter 1978 S.447f, der auch auf die Bedeutung Emil Lasks für Weber hinweist. Vgl auch Schluchter 1979 S.23ff.

20

Geschichtsphilosophie und Methodologie

Die Bestimmung, was historisch bedeutsam ist, wird nach 20 Rickert durch die Beziehung des historischen Individuums auf Werte entschieden. Ein historisches Individuum wird über21 haupt erst durch diese Bezugnahme konstituiert . Die Auswahl des betreffenden Gegenstandes beruht auf der Entscheidung, ob er einen allgemeinen und anerkannten Wert verkör22

pert

. Rickert geht von einer Theorie objektiver und allge-

meingültiger Werte aus. In 23 diesem Punkt liegt die entscheidende Differenz zu Weber . Bei Weber bleibt die Frage, was diese Werte bedingt und konstituiert, offen.

Solches Fragen

verweist er in Gebiet der Geschichtsphilosophie bzw der 'Psychologie desdas historischen Interesses 1 24 25

Aus dem Umstand, daß er von 'universellen Kulturwerten' bzw auch von 'Werten, die für eine Epoche

charakteristisch

s i n d ' ^ , spricht, läßt sich wohl entnehmen, daß die Wertwahl faktisch nicht willkürlich, sondern durch die jeweilige Kultur vorgegeben ist. Bedenkt man, daß alle Werte für Weber nur als historische, mithin wandelbare Ideen vorstellbar sind, dann wäre die Antwort auf die Frage nach der Wertentstehung weniger in einer Geschichtsphilosophie als in einer kritischen Theorie der Kultur 2 7 verbunden mit einer Theorie der Sozialisation zu suchen iyi§i2ri§9he_Tatsache^_und_^obiektive_Mö^ Auch kulturwissenschaftliche Erkenntnis ist kausale Erkenntnis in dem Sinne, als es 2 8 um die "Zurechnung konkreter Erfolge zu konkreten Ursachen" geht. Aber nur durch die wertbeziehende Reduktion der unendlichen Fülle konkreter Erscheinungen auf ihre wesentlichen Bestandteile wird kausale Analyse überhaupt möglich. 20 21 22 23 24 25 26 27 28

Rickert 1929 Ders. a.a.O. S.320ff Ders. a.a.O. S.328ff, 339ff Vgl hierzu Schelting 1934 S.232ff Zu den philosophischen Voraussetzungen vgl Schaaf 1946 S.41ff W L S.181 W L S.260 Vgl u.a. Habermas 1973; Döbert/Nunner-Winkler 1975; Geulen 1977 W L S.179

Begriffe 'Wirklichkeit' und 'Tatsache' "Unsere e i g e n t l i c h e Frage i s t

...

: durch welche

21

logische

O p e r a t i o n e n gewinnen w i r d i e E i n s i c h t und vermögen w i r

sie

d e m o n s t r i e r e n d zu b e g r ü n d e n , daß e i n e s o l c h e K a u s a l b e z i e h u n g z w i s c h e n j e n e n ' w e s e n t l i c h e n ' B e s t a n d t e i l e n des E r f o l g e s und b e s t i m m t e n B e s t a n d t e i l e n aus d e r U n e n d l i c h k e i t d e t e r m i n i e r e n 29

d e r Momente v o r l i e g t . " Nun w i r d d i e l o g i s c h e S t r u k t u r e i n e r s o l c h e n Annahme durch d i e O p e r a t i o n e n b e s t i m m t , d i e n o t w e n d i g w e r d e n , wenn i h r e G ü l t i g k e i t im Z w e i f e l s f a l l zu d e m o n s t r i e r e n i s t ^ ® . Die k a u s a l e Zurechnung v o l l z i e h t s i c h i n G e s t a l t e i n e s G e d a n k e n p r o z e s s e s , w e l c h e r e i n e S e r i e von A b s t r a k t i o n e n e n t h ä l t . E n t s c h e i d e n d i s t , daß w i r von den t a t s ä c h l i c h e n k a u s a l e n Komponenten des V e r l a u f e s e i n e o d e r e i n i g e i n i h r e r R i c h t u n g uns a b g e ä n d e r t denken und uns f r a g e n , ob u n t e r den d e r g e s t a l t a b g e ä n d e r t e n Bedingungen des H e r g a n g s d e r g l e i c h e E r f o l g o d e r e i n a n d e r e r zu e r w a r t e n g e wesen w ä r e . Durch d i e denkende K o n s t r u k t i o n e i n e s i n bezug auf e i n e o d e r e i n i g e Bedingungen a b g e ä n d e r t e n V e r l a u f e s s c h a f f e n w i r uns ' P h a n t a s i e b i l d e r ' . D i e s e P h a n t a s i e b i l d e r s t e l l e n d i e v e r s c h i e d e n e n M ö g l i c h k e i t e n des h i s t o r i s c h e n V e r l a u f s u n t e r g e ä n d e r t e n Bedingungen d a r . Gerade d e r A u f w e i s , daß i n e i n e r b e s t i m m t e n h i s t o r i s c h e n S i t u a t i o n m e h r e r e o b j e k t i v e M ö g l i c h k e i t e n des V e r l a u f s v o r l a g e n , d i e n t d a z u , d i e k a u s a l e R e l e v a n z d e r F a k t o r e n , d i e den t a t s ä c h l i c h e n Hergang beeinflußten, abzuschätzen. Untersucht man m i t t e l s der Kategorien 'objektive Möglichkeit' und 'adäquate Verursachung' die p o l i t i s c h e Situation i n Syrien-Palästina vor dem Ausbruch des syrisch-ephraimitischen Krieges gegen Juda, dann e r gibt sich folgendes: Die Gesandtschaft des Ahas an die Assyrer war kausal i r r e l e v a n t f ü r die Tatsache des assyrischen Feldzuges, kausal r e l e vant war s i e f ü r den Zeitpunkt der Ausdehnung des Feldzuges auf I s r a e l . Gleichfalls kausal relevant war die Gesandtschaft f ü r die im J e r u s a l e mer Kultus durchgeführten Veränderungen.

29 30

WL S.273 W L S.278; vgl dazu Schclting 1934 S.262, der eine ausführliche Darstellung der im Zweifelsfall logisch notwendigen Operationen gibt.

Geschichtsphilosophie und Methodologie

22

Dieser zum Erweis der Gültigkeit einer Hypothese erforderliche Gedankenprozeß kann als eine Art 'Experiment' werden. Bei konstanten Randbedingungen keit der Historie -

verstanden

- eine Eigentümlich-

wird eine systematische Variation der

Bedingungsvariablen unternommen, die zu möglichen Effekten führt. Diese nennt Weber dann 'Möglichkeitsurteile'. Mit Hilfe von Isolationen und Generalisationen wird das Gegebene so weit in seine Bestandteile zerlegt, bis jeder von diesen in eine 'Regel der Erfahrung' eingefügt und also

festgestellt

werden kann, welcher Erfolg von jedem einzelnen von ihnen, bei Vorhandensein der anderen als 'Bedingungen' t nach einer Erfahrungsregel zu erwarten gewesen wären. Die Kategorie 'der objektiven Möglichkeit' bedeutet hier nur die Bezugnahme auf ein positives Wissen von Regeln des Geschehens, dh nach Weber auf unser nomologisches Wissen. Jedes historische Urteil ist ein derart kategorial

geformtes

Gedankengebilde. Sachlich empfängt es seine Gültigkeit dadurch, daß wir zu der 'gegebenen Wirklichkeit' unser nomologisches Wissen hinzubringen. Die kausale Entwicklung der Bedeutung eines historischen Individuums erfolgt durch die Isolierung und Generalisation seiner wesentlichen Bestandteile und die Konstruktion von Möglichkeitsurteilen. Die Frage nach der Geltung der Möglichkeitsurteile

stel-

len, heißt fragen, ob bei der Variation oder Ausschaltung einer oder einiger mitbedingender Faktoren nach unserem nomologischen Wissen der Ablauf der Ereignisse eine irgendwie anders gestaltete Richtung hätte nehmen können. Der Grad der Begünstigung bzw der Hemmung eines bestimmten Erfolges durch bestimmte Faktoren kann nach Weber zwar nicht statistisch bestimmt werden, aber doch durch den Vergleich mit der Art, wie andere Faktoren ihn 'begünstigt' haben würden, generell eingeschätzt werden. Bei hinreichender Abänderung der Faktorenkonstellation in der Phantasie ist eine relative Bestimmung des Grades der 'objektiven Möglichkeit 1

denk-

bar. "Solche Fälle der Beziehung bestimmter, von der geschichtlichen Betrachtung zu einer Einheit zusammengefaßter und isoliert betrachteter Komplexe von 'Bedingungen' zu einem

Begriffe 'Wirklichkeit' und 'Tatsache' eingetretenen 'Erfolg', welche diesem letztgenannten

23

logischen

Typus entsprechen, wollen wir ... adäquate Verursachung nennen und ... von 'zufälliger' Verursachung da sprechen, wo für die historisch in Betracht kommenden Bestandteile des Erfolges Tatsachen wirksam wurden, die einen Erfolg herbeiführten, welcher einem zu einer Einheit zusammengefaßt gedachten Bedingungskomplex nicht in diesem Sinne 'adäquat'

war^.

In diesem Gegensatz von zufälliger und adäquater Verursachung handelt es sich nicht um Unterschiede der objektiven Kausalität des Ablaufs historischer Vorgänge, sondern nur darum, daß ein Teil der im 'Stoff' des Geschehens vorgefundenen Bedingungen abstrahiert und isoliert wird zu einem Gegenstand von Möglichkeitsurteilen. Es findet eine isolierende und abstrahierende Betrachtung von Zusammenhängen statt, die so in der Wirklichkeit keine Entsprechung hat. "Um die wirklichen Kausalzusammenhänge ren wir unwirkliche."

31 WL S.286 32 WL S.288

32

zu durchschauen, konstruie-

1.2

Das idealtypische

Verfahren

Die Verwendung der Kategorien 'adäquate Verursachung'

'objektive Möglichkeit'

und

führt zur Konstruktion von katego-

rial geformten Gedankenbildern, die unwirkliche

Kausalzusam-

menhänge repräsentieren. Die logische Funktion und Struktur der Idealtypen wird von den beiden verwendeten

Kategorien

bestimmt. Von der Verwendung

des Idealtypus her lassen sich

dene Aspekte an ihm beobachten, die methodologisch

verschiebedeutsam

werden.

1.2.1

Der Idealtypus

Der Idealtypus

als historischer

Grenzbegriff

ist eine Folge des Bemühens, die

einer Kulturerscheinung

Bedeutsamkeit

schärfer herauszuarbeiten. Die be-

griffliche Formung komplexer historischer Zusammenhänge nach Weber zwangsläufig

führt

zur Bildung von Begriffen, die den

Charakter von Idealtypen an sich

tragen"^.

Die Bildung eines Idealtypus erfolgt "durch

einseitige

Steigerung eines oder einiger Gesichtspunkte und durch Zusammenschluß einer Fülle von diffus und diskret, hier mehr, dort weniger, stellenweise gar nicht, vorhandenen

Einzeler-

scheinungen, die sich jenen einseitig herausgehobenen sichtspunkten bilde""^.

fügen, zu einem in sich einheitlichen

Bestimmte Züge des historischen Individuums wer-

den "einseitig

in ihren Konsequenzen gesteigert zu einem

sich widerspruchslosen

33 34 35

Ge-

Gedanken-

Idealbilde

zusammengefügt""^.

in

Diese

WL S.202. Zur realen Geltung religiöser Typologie vgl Weber RS I S.536ff; Küenzlen 1980 S.124. WL S.191 WL S.191

Das idealtypische Verfahren

25

Züge treten durch die Steigerung aus ihrer Kontextgebundenheit in ihrer Eigenart heraus. Das Mittel der Steigerung wesentlicher Bestandteile des historischen Individuums impliziert auch, daß zufällige Momente ihrer Verursachung schieden werden. Steigerung ist immanent -

ausge-

- interpretiert man Weber

eine Folge der Anwendung der Kategorien

'objekti-

ve Möglichkeit' und 'adäquate Verursachung'. "Solche Begriffe sind Gebilde, in welchen wir Zusammenhänge unter Verwendung der Kategorie der objektiven Möglichkeit konstruieren, die unsere, an der Wirklichkeit orientierte und geschulte Phan36 tasie als adäquat beurteilt." Das Verfahren der Steigerung scheint gegenüber denen der Isolierung und Generalisierung von Elementen der Wirklichkeit 37 ein Mehr zu enthalten . Der Hauptakzent bei der Steigerung liegt auf dem 'einseitig in ihren Konsequenzen', was deutlicher als 'Isolierung und Generalisierung' auf die kausalen Zusammenhänge abzielt. Steigerung strebt unmittelbar die Verdeutlichung der Zurechnung eines konkreten Erfolges zu einer konkreten Ursache

an^.

Beschrieben wird der Idealtypus als Gedankenbild, das bestimmte Beziehungen und Vorgänge des historischen Lebens zu einem in sich widerspruchslosen Kosmos gedachter Zusammenhänge vereinigt. Idealtypen sind Phantasiebilder, gewonnen 39 durch Abstraktion aus der Realität . Dem Charakter nach 40 handelt es sich um Utopien , die sich von der Wirklichkeit 41

durch ihre begriffliche Reinheit unterscheiden

. Herausra-

gendes Kennzeichen des Idealtypus ist seine logische Vollk o m m e n h e i t ^ . Für die Wirklichkeit nimmt er die Bedeutung 36 37 38

39 40 41 42

WL S. 194 Anders Janoska-Bendl 1965 S.38 Dahinter zeichnet sich wohl das später für den reinen Typus bedeutsam gewordene Schema der maximalen Rationalität ab, vgl auch Oppenheimer (1925 S.42), der das scheinbare Dilemma 'Steigerung von Elementen der Wirklichkeit' auflöst in eine Steigerung von Sinnbedeutungen. Seine Auffassung läuft meiner parallel, da nach Weber Sinn nur rational verstehbaren Handlungen/Beziehungen zukommt. WL S.275 WL S. 190 WL S.191 WL S.200

26

Geschichtsphilosophie und Methodologie

eines rein idealen Grenzbegriffes

an, "an welchem die Wirk-

lichkeit zur Verdeutlichung bestimmter bedeutsamer

Bestand-

teile ihres empirischen Gehalts gemessen, mit dem sie verglichen

wird"^.

In konsequenter Durchführung seines

wertphilosophischen

Ansatzes bestimmt Weber den Idealtypus nicht als Ziel, son44 dern als Mittel der Forschung . Idealtypen sind begriffliche Hilfsmittel

der Erkenntnis. Der idealtypische

Begriff

dient dem Zurechnungsurteil. Er ist keine Hypothese, weist jedoch der Hypothesenbildung die Richtung und dient der Er45 . Wieweit es sich um ein Gedanken-

probung einer Hypothese

spiel oder um eine wissenschaftlich

sinnvolle

Begriffsbil-

dung handelt, das entscheidet sich am Erfolg "für die Erkenntnis konkreter Kulturerscheinungen

in ihrem

hang, ihrer ursächlichen Bedingtheit und ihrer

Zusammen- 46 Bedeutung"

Der Idealtypus stellt den Versuch dar, historische duen oder deren Einzelbestandteile

in genetische

zu fassen. Der Zweck dieser Begriffsbildung

liegt

die Eigenart von Kulturerscheinungen verstärkt beiten. Idealtypische Begriffsbildungen

Indivi-

Begriffe darin,

herauszuar-

zeichnen ihre we-

sentlichen Gesichtspunkte nach, und zwar so, daß diese

in

ihren Besonderheiten herausgehoben werden. Dazu bedarf es der Konfrontation des Empirischen mit dem

Idealtypus.

Neben der Zurechnungsfunktion und derjenigen, der Darstellung schärferen Ausdruck zu verleihen, unterscheidet Weber 47 noch diejenigen der Messung und Vergleichung . Idealtypen werden als begriffliche Mittel

zur Messung und Vergleichung 48 der Wirklichkeit mit ihnen benutzt . Sie stellen Konstruktionen zur Messung und systematischen Charakterisierung individuellen Zusammenhängen

Verwendung des Idealtypus

43 44 45 46 47 48

dar. Systematisch

in diesem Sinne

führt die

zur ordnenden

WL S.194 WL S.179.193.208 WL S.193.203; zum Verhältnis von Hypothese und Idealtypus vgl oben S.18ff WL S.193 Vgl Oppenheimer 1925 S.38 WL S.199

von

27

Das idealtypische Verfahren Überwindung

der M a n n i g f a l t i g k e i t

seiner A u f g a b e als M a ß s t a b

liegt der einzigartige

49

sehe W e r t des

Idealtypus

der K u l t u r w i r k l i c h k e i t .

Solche

heuristi-

. Die empirische W i r k l i c h k e i t

mit dem Idealtypus v e r g l i c h e n bzw mit ihm

dern auch im p r a k t i s c h e n Sinne v o r b i l d l i c h e Typen. sondern

sind sie d a n n auch nicht m e h r

wird

konfrontiert^®.

Idealtypen sind nicht nur im logischen S i n n e ,

Bedeutung

logische

son-

In d i e s e r

Hilfsmittel,

Werturteile^.

Idealtypen k ö n n e n aber als h i s t o r i s c h e D a r s t e l l u n g

des em-

p i r i s c h G e g e b e n e n b e t r a c h t e t w e r d e n , doch dann sind sie von relativer G ü l t i g k e i t , dafür aber von hohem Wert.

In

In der G e s c h i c h t e

lediglich

ist die ideal typische

das M i t t e l , "planvoll

nur

heuristischen Konstruktion

die gültige Zurechnung

eines

h i s t o r i s c h e n V o r g a n g e s zu seinen w i r k l i c h e n U r s a c h e n aus dem Kreise der nach Lage u n s e r e r E r k e n n t n i s m ö g l i c h e n zu zie-

52

hen"

. Idealtypen dienen h i e r als

fe m a n sich auf dem chen'

'ungeheuren M e e r e der e m p i r i s c h e n

zurechtfindet^.

chen Forschung

'Nothäfen', mit deren Hil-

Ein F o r t s c h r e i t e n

zieht eine Oberwindung

Tatsa-

der w i s s e n s c h a f t l i -

des

Idealtypus

nach

sich, sofern er als e m p i r i s c h geltend oder als

Gattungsbe-

griff gedacht ist. Jedoch

ist den h i s t o r i s c h e n

Disziplinen

neben der V e r g ä n g l i c h k e i t

aller Idealtypen auch die

lichkeit

ständiger N e u b i l d u n g e n

m i t denen die Geschichte

eigentümlich.

Pie

a r b e i t e t , sind nur relativ

te B e g r i f f e . Sobald sie jedoch

zu in sich

Unvermeid-

Synthesen, bestimm-

widerspruchslosen

G e d a n k e n b i l d e r n e n t w i c k e l t w e r d e n , w a n d e l n sie sich

zum

s t r a k t e n Idealtypus, der die W i r k l i c h k e i t

bestimm-

ten P e r s p e k t i v e b e l e u c h t e t .

aus einer

D i e s e r abstrakte

Begriff

kein S c h e m a , in das die W i r k l i c h k e i t

restlos

werden k ö n n t e ^ .

seiner Bildung

Denn die P r i n z i p i e n

dazu, daß die w e s e n t l i c h e n B e s t a n d t e i l e überzeichnet,

49 50 51 52 53 54

WL WL WL WL WL WL

S.205 S.202, 212 S.199f S. 204 S.206 S.207

n e b e n s ä c h l i c h e und

der

ab-

ist

eingeordnet führen

Wirklichkeit

zufällige M o m e n t e

aber

28

Geschichtsphilosophie und Methodologie

ausgeschieden werden. Idealtypische Konstruktion und tatsächlicher Verlauf der Geschichte sind streng zu u n t e r s c h e i d e n ^ . Die idealtypische Begriffsbildung bringt es mit sich, daß von derselben Kulturerscheinung

zahlreiche Utopien sich ent-

werfen lassen, von denen keine der anderen gleicht, keine aber auch in der empirischen Wirklichkeit als tatsächlich geltende Ordnung beobachtet werden

kann^.

Ob der historisch empirische Verlauf dem idealtypisch konstruierten entspricht, das ist erst mit Hilfe dieser Konstruk57 tion zu untersuchen

. Liegt eine Entsprechung

zwischen

Idealtypus und 'Tatsachen' nicht vor, und vorausgesetzt, der Idealtypus war richtig konstruiert, dann wäre die Abweichung der 'Tatsachen' vom Idealtypus zu erklären. Der Idealtypus hat, indem er seine Unwirklichkeit manifestierte, seinen logischen Zweck erfüllt, zur schärferen Erfassung der Wirklichkeit zu führen.

1.2.2

Der reine Typus

Im Objektivitätsaufsatz wie auch in dem Aufsatz über

'Objek-

tive Möglichkeit und adäquate Verursachung in der historischen Kausalbetrachtung' wird der Idealtypus als historischer Grenzbegriff entwickelt. Weber weist ausdrücklich alle Beziehungen zu den Gesetzesbegriffen und auch den generellen uS8 t Typen ab In seinen späteren Schriften tritt nun deutlich die Tendenz hervor, kulturtheoretische Begriffe als eigenständige Erkenntnisziele

zu proklamieren. Bereits in der Auseinander-

setzung mit Eduard Meyer betont Weber die Möglichkeit, die Historie als "ethnographisches Material für die Gewinnung allgemeiner

Begriffe, Analogien und Entwicklungsregeln,

für

die Vorgeschichte nicht nur unserer, sondern 'jeder' Kultur"

55 56 57 58

WL WL WL WL

S.195 S.192 S.203 S.178

Das idealtypische Verfahren zu benutzen

29

59

Eindeutig w i r d ein Wandel in seiner Auffassung von der Funktion des Idealtypus in seinem Aufsatz von 1913 "Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie"^® u n d in seiner soziologischen Kategorienlehre, die "Wirtschaft u n d Gesellschaft" einleitet. Als Aufgabe der Soziologie gilt, die durchgehenden allgemeinen Handlungszusammenhänge

des

gesell-

schaftlichen Lebens zu formulieren. Daher w e r d e n die soziologischen Typenbegriffe als generelle Regeln des Geschehens bestimmt^.

Gegenüber den historischen Begriffen sind die

soziologischen T y p e n relativ inhaltsleer. Dafür b i e t e n sie eine gesteigerte Eindeutigkeit der Begriffe. M e t h o d i s c h geht W e b e r vom Begriff des Verstehens aus, den er in seinem Aufsatz "Ober einige Kategorien der verstehenden Soziologie" aufgreift u n d präzisiert. Als Optimalfall sinnhaften Verstehens gilt ihm nales Handeln. Denn die verstehende Soziologie

zweckratio-

differenziert

nach den typisch sinnhaften Bezogenheiten des Handelns. Das Zweckrationale dient ihr als Idealtypus, um die Tragweite 62

des Zweckirrationalen einschätzen zu können

. Weber legt

dem zu verstehenden H a n d e l n ein zweckrationales Schema zugrunde, um das reale durch Irrationalitäten beeinflußte H a n deln als 'Abweichung' von dem bei rein rationalem V e r h a l t e n zu erwartenden Verlauf zu v e r s t e h e n ^ . "Solche schen Konstruktionen ...stellen

idealtypi-

dar, wie ein bestimmt

ge-

artetes menschliches Handeln ablaufen w ü r d e , w e n n es streng zweckrational ... und eindeutig nur an einem Zweck ... 64 orientiert wäre."

Vorausgesetzt w i r d eine Handlungssitua-

tiön, in der der Handelnde unter Zuhilfenahme alles baren nomologischen Wissens über diese Situation

verfüg-

rational

ein Ziel anstrebt. In diesem Fall liegt zunächst ein subjektiv zweckrationales H a n d e l n vor. Objektiv zweckrational 59 60 61 62 63 64

WL S.265 Vgl Tenbruck 1959 S.579f WuG S.9 WL S. 430 WuGc S.3 WuG S.4

oder

30

Geschichtsphilosophie und Methodologie

richtigkeitsrational

ist es erst, wenn ein Beobachter, der

über das ausreichende nomologische Wissen verfügt, vom Standpunkt des Beobachters aus zu dem Urteil kommt, daß der Handelnde objektiv rational vorging, um sein Ziel zu erreichen. Die Richtigkeitsrationalität bestimmt sich immer vom Standpunkt des 'besserwissenden' Beobachters her.

Richtigkeits-

rationales Handeln ist ein solches, das der Idealtypus vorschreibt. Der Idealtypus wird zum Modell des

richtigkeits-

rationalen Handelns. Der Richtigkeitstypus wird zum Maßstab des empirischen Verlaufes. Er erklärt die Identität oder die Differenz des realen Verlaufes mit dem objektiv

richtigkeitsrationalen

Handeln. Die Richtigkeitsrationalität

dient der Soziologie

als Idealtypus^^. Jene idealtypischen Konstruktionen sozialen Handelns sind in einem bestimmten Sinn wirklichkeitsfremd und in der Realität so wenig anzutreffen "wie eine physikalische Reaktion, die unter Voraussetzung eines absolut leeren Raumes errechnet" w u r d e ^ . Je eindeutiger die soziologischen Idealtypen konstruiert sind, desto weltfremder werden sie. Dafür werden sie für die soziologische

Forschung

terminologisch, klassifikatorisch sowie heuristisch mit steigendem Grad der Wirklichkeitsfremdheit

bedeutsam.

Vor allem in den in 'Wirtschaft und Gesellschaft'

enthal-

tenen Aufsätzen entwickelt Weber nun Idealtypen sozialen Handelns als

Richtigkeitstypen.

Jedoch enthält der soziologische Richtigkeitstypus

inso-

fern noch ein historisches Moment, als die Werte, die seinen logischen Kern bilden, aus der Wirklichkeit gewonnen wer67 den . "Und es hängt durchaus von den Wertbeziehungen ab, inwieweit gerade ein Riehtigkeitstypus als Idealtypus ..„. - , „68 maßig wird.

zweck-

Der Begriff des Idealtypus ist bei Weber mehrdeutig. 69 unterschied in seiner Studie von 1922 zwei Be-

Schelting

65 66 67 68 69

WL S.436 WuG S.10 Vgl Freyer 1930 S.152 WL S.438 Schelting 1922 S.701ff

Das idealtypische Verfahren

31

deutungen des Idealtypus: den kausal-realen Typus und einen akausalen-ideellen Typus. Jedoch wollte er nur den kausalrealen Begriff, der Webers Richtigkeitstypus überhaupt als Idealtypus verstanden

entspricht,

wissen.

70

Pfister

knüpfte mit seiner Unterscheidung von histori-

schem und soziologischem

Idealtypus an Scheltings

Überlegun-

gen an. Im Gegensatz zu Schelting möchte er beide Typen als Idealtypen gewertet wissen. Pfister versteht den

soziologi-

schen Idealtypus als Möglichkeitstypus. Denn dieser Typus umfaßt im wesentlichen

raumzeitlich unabhängige Aussagen

möglichen gemeinten Sinn bzw Aussagen für die Chance Eintretens

zweckrational

Der historische

zu erwartender

des

Handlungen.

Idealtypus unterscheidet sich vom

gischen vor allem durch sein Objekt, ein empirisch nes

über

soziologegebe-

Konkretum.71

Oppenheimer

bezieht die Gegenposition

seinem Vorverständnis

aller Sinngebilde

gehend, will er nur den historischen

zu Schelting.

Von

als historischer

Idealtypus gelten

aus-

las-

sen. Doch kann Oppenheimer aufgrund seines weiten Vorverständnisses von sinnhaftem Handeln eigentlich alle rungen des Idealtypus bei Weber

- die

wie auch diejenigen Typen, die der historischen schärferen Ausdruck verleihen 72 Janoska-Bendl

darunter

Darstellung

fassen.

weist darauf hin, daß die inhaltliche

ferenz in der idealtypischen Begriffsbildung wendung der Begriffe

'Idealtypus'

und

'Idealtypus'

Dif-

sich in der Ver-

'reiner Typus'

spiegele. Während im Objektivitätsaufsatz Ausdruck

Schattie-

Richtigkeitstypen

wider-

durchgehend

der

gebraucht ist, überwiegt in den sozio-

logischen Studien die Verwendung des Ausdrucks 'reiner Typus'. Janoska-Bendl

'Typus'

zieht Webers Definition

bzw des

Verstehens "Verstehen heißt in all diesen Fällen: deutende Erfassung: a) des im Einzelfall real gemeinten (bei historischer Betrachtung) oder

b) des

durchschnittlich und annäherungsweise gemeinten (bei soziologischer 70 71 72

Pfister 1928 S.138ff Oppenheimer 1925 Janoska-Bendl 1965 S.46

Geschichtsphilosophie und Methodologie

32

Massenbetrachtung) oder

c) des für den reinen Typus (Idealtypus) einer

häufigen Erscheinung wissenschaftlich zu konstruierenden ('idealtypisehen') Sinnes oder Sinnzusamnenhangs."

73

zum Verständnis des idealtypischen Begriffs heran und kommt so zu einer Dreiteilung des Idealtypus. Sie unterscheidet Idealtypen im engeren Sinne als Modelle sozialen Handelns von maximaler Rationalität

(= soziologischer Typus) von den

Idealtypen im weiteren Sinne als Begriffsstenographie

oder

Überzeichnung. Der Idealtypus im weiteren Sinne ist bezogen auf:

a) historische Individuen in Form von genetischen Be-

griffen und

b) auf raumzeitlich nicht festgelegte, wieder74

holbare Erscheinungen Vergleicht man das Verständnis des Idealtypus, das dem Objektivitätsaufsatz

zugrunde liegt, mit der Auffassung vom

reinen Typus in der soziologischen Kategorienlehre, dann lassen sich hinsichtlich der Funktion mindestens zwei Idealtypen unterscheiden. Im Objektivitätsaufsatz überwiegt die Verwendung des Idealtypus als historischer Grenzbegriff. Allerdings finden sich, besonders was seine Funktion als 75

Maßstab betrifft

, erste Ansätze zur Bildung des soziologi-

schen Idealtypus. In den späteren methodologischen

Schriften

tritt ebenso eindeutig der 'reine Typus' der Soziologie, der rationale Richtigkeitstypus hervor. Sowohl was die Funktion, als auch was die Verwendung des reinen Typus betrifft, kann man von einer Entwicklung in Webers Methodologie

sprechen.

Der Idealtypus hat sich von einem anfänglichen Hilfsmittel zur Feststellung der empirischen Wirklichkeit

zu einem Typen-

begriff gewandelt, der generelle Regeln des Geschehens ausdrücken soll. Dann aber ist der reine Typus nicht mehr Hilfsmittel der Erkenntnis, sondern ihr Ziel 76

73 74 75 76

WuG S.4 Janoska-Bendl 1965 S.55 WL S.199 Vgl hierzu Antoni (1950 S.lölff), der an diesem Punkt Weber innerhalb der Soziologie den maßgeblichen Einfluß für die Uberwindung des traditionell historischen Denkens und für die Entwicklung soziologischer Sichtweisen zuschreibt.

Das idealtypische Verfahren

33

Besonders deutlich wird diese Entwicklung vom als heuristischem Mittel der Historie

Idealtypus

zum generellen Verste-

henstypus sozialer Interaktionen an den verschiedenen gen Webers

Fassun-

zur Herrschaftssoziologie

sellschaft 1 . Die historisch

in 'Wirtschaft und Ge77 letzte Fassung zeichnet sich

durch weitgehende Formalität und historische Abstraktion ge78 genüber der ersten Fassung aus. Die Historie spielt in der letzten Fassung nur noch in Form von Belegen eine Der Tendenz nach stehen die Herrschaftstypen der Fassung den reinen Typen der u 79 nahe Für das

'Soziologischen

Rolle. letzten

Grundbegriffe 1

'Antike Judentum' bleibt zu fragen, wie weit sich

diese Verflüchtigung

der Historie aus dem idealtypischen

griff methodologisch

in ihm widerspiegelt.

Es ist zu untersuchen, welchem Idealtypus Werk verwendeten Begriffe Methode des

die in diesem

zuzurechnen sind. Eine Klärung

'Antiken Judentum' kann manchem

Be-

der

Mißverständnis

vorbeugen und Aufschluß darüber geben, ob das Werk als Sozialgeschichte

Israels gedacht war

Alttestamentlern Judentums

gelesen -

- so wird es von den

oder als Soziologie des

antiken

zu verstehen ist. Letztlich läßt sich die Frage

nach der Methode nur beantworten, wenn zugleich Webers Aufnahme und Interpretation alttestamentlicher Traditionen untersucht wird. Eine Exegese dieser und die Analyse ihrer Verwendung einer derartigen

1.2.3

Oberlieferungskomplexee

ist notwendiger

Bestandteil

Fragestellung.

Zum Verhältnis von historischem

Idealtypus

und

Hypothese Weber grenzt den Idealtypus ideales Gedankengebilde Geschichte

77 78 79

in zweierlei Hinsicht ein: als

ist der Idealtypus streng von der

zu unterscheiden; dieses bedeutet jedoch

WuGn S.122ff; vgl dazu Schluchter 1979 S.122ff WuG S.541 ff Vgl Tenbruck 1959; Mommsen 1974 S.202f

keines-

34

Geschichtsphilosophie und Methodologie

falls,

daß e r eine h i s t o r i s c h e Hypothese

vorstellt.

Im Rahmen e i n e r h i s t o r i s c h e n A r b e i t s c h e i n t es mir geboten zu s e i n , d i e Beziehung zwischen Idealtypus und Hypothese näher zu beleuchten. An zwei S t e l l e n innerhalb der W i s s e n s c h a f t s l e h r e

- von

denen die folgenden Überlegungen ihren Ausgang nehmen das V e r h ä l t n i s von Idealtypus und Hypothese e x p l i z i t

ist

ausge-

sprochen. Der negativen Bemerkung, daß der Idealtypus keine Hypothese 80

i s t , aber der Hypothesenbildung die Richtung weisen w i l l , s t e h t die Hervorhebung s e i n e r s p e z i f i s c h e n Funktion in d i e sem Zusammenhang, "daß der Idealtypus der Erprobung e i n e r Hypothese d i e n t " 81 ,gegenüber. Hypothesen lassen sich nach Weber als 82

bestimmen

Möglichkeitsurteile

. Es handelt sich bei ihnen um t h e o r e t i s c h e Aus-

sagen, deren Geltung f ü r eine s p e z i f i s c h e W i r k l i c h k e i t hauptet w i r d .

be-

I d e a l t y p e n sind demgegenüber a l s B e g r i f f e ge-

faßt. Um das V e r h ä l t n i s von Idealtypus und Hypothese zu e r l ä u t e r n , e r s c h e i n t es mir s i n n v o l l , Beispiel

das von Weber s e l b s t

f ü r die 'Erprobung e i n e r Hypothese'

entwickelte

nachzudenken.

Im Anschluß an seine Ausführungen zu der Darstellung von Entwicklungen als I d e a l t y p e n kommt Weber auf einen möglichen Zusammenhang zwischen streng handwerksmäßig

organisierter

G e s e l l s c h a f t und k a p i t a l i s t i s c h e r W i r t s c h a f t s f o r m zu sprechen. "Man kann z.B. zu dem theoretischen Ergebnis gelangen, daß in einer streng 'handwerksmäßig' organisierten Gesellschaft die einzige Quelle der Kapitalakkumulation die Grundrente sein könne. Daraus kann man dann v i e l l e i c h t . . . ein rein durch bestimmte einfache Faktoren . . . bedingtes Idealbild einer Umbildung der handwerksmäßigen in die kapitalistische Wirtschaftsform konstruieren. Ob der empirisch-historische Verlauf der Entwicklung tatsächlich der konstruierte gewesen i s t , wäre nun erst mit Hilfe dieser Konstruktion als heuristischem Mittel zu untersuchen im

80 WL S.190 81 WL S.203 82 WL S.274ff

Das idealtypische Verfahren

35

Wege der Vergleichung zwischen Idealtypus und 'Tatsachen'. War der Idealtypus ' r i c h t i g ' konstruiert und entspricht der tatsächliche Verlauf dem idealtypischen nicht, so wäre damit der Beweis g e l i e f e r t , daß die mittelalterliche Gesellschaft eben in bestimmten Beziehungen keine streng 'handwerksmäßige' war. Und wenn der Idealtypus in heuristisch 'idealer' Weise konstruiert war . . . dann wird er zugleich die Forschung auf den Weg lenken, der zu einer schärferen Erfassung jener nicht handwerksmäßigen Bestandteile der mittelalterlichen Gesellschaft in ihrer Eigenart und historischen Bedeutung führt." 8 3 Weber geht von der Aussage a u s , daß die m i t t e l a l t e r l i c h e Ges e l l s c h a f t e i n e s t r e n g handwerksmäßig o r g a n i s i e r t e war. Bei d i e s e r Aussage h a n d e l t es s i c h um e i n e Hypothese, in der e i n Idealtypus - ' s t r e n g handwerksmäßig o r g a n i s i e r t e G e s e l l s c h a f t ' - vorkommt. Der Hypothese l i e g t d i e Annahme zugrunde, daß die dem K a p i t a l i s m u s h i s t o r i s c h vorausgehende Wirts c h a f t s f o r m in i h r e n r e a l e n B e s t a n d t e i l e n adäquat vom I d e a l typus e r f a ß t w i r d . Weitere Voraussetzungen, die aber n i c h t ü b e r p r ü f t werden, s i n d : a) i n e i n e r s t r e n g handwerksmäßig o r g a n i s i e r t e n G e s e l l s c h a f t i s t die e i n z i g e Form der K a p i t a l akkumulation die Grundrente und b) d i e F a k t o r e n , die die Umbildung d i e s e r G e s e l l s c h a f t s f o r m in e i n e k a p i t a l i s t i s c h e bee i n f l u ß t e n , s i n d bekannt. S o l l e r f o r s c h t werden, wie die e m p i r i s c h e Entwicklung zum K a p i t a l i s m u s v e r l i e f , dann wäre zunächst mit H i l f e der a l s bekannt v o r a u s g e s e t z t e n Faktoren und dem I d e a l t y p u s ' s t r e n g handwerksmäßig o r g a n i s i e r t e G e s e l l s c h a f t ' e i n i d e a l t y p i s c h e s B i l d des V e r l a u f s zu zeichnen. M i t t e l s des so gewonnenen I d e a l t y p u s des E n t w i c k l u n g s p r o z e s s e s i s t durch V e r g l e i c h u n g d i e s e s I d e a l t y p u s mit den ' T a t s a c h e n ' zu bestimmen, ob der f a k t i s c h e Hergang dem k o n s t r u i e r t e n e n t s p r a c h . Stimmt der r e a l e V e r l a u f mit dem i d e a l t y p i s c h e n n i c h t ü b e r e i n und war 84

der Typus h e u r i s t i s c h r i c h t i g k o n s t r u i e r t , dann war die Ausgangshypothese f a l s c h . D i e s e r Schluß e r g i b t s i c h d a r a u s , 83 84

WL S.203 Richtig konstruiert ist ein Idealtypus, wenn die in ihm behaupteten Zusammenhänge unserer Phantasie als objektiv möglich und unserem nomologischen Hissen als adäquat erscheinen.

36

Geschichtsphilosophie und Methodologie

daß sowohl die jetzige Wirtschaftsform, der Endpunkt

der

konstruierten Entwicklung, als auch die Faktoren, die zu der früheren W i r t s c h a f t s f o r m hinzugekommen sind, als fest u n d bekannt gelten. In diesem Fall hätte der neu gebildete

Ideal-

typus des E n t w i c k l u n g s p r o z e s s e s , gerade indem er seine Unwirklichkeit m a n i f e s t i e r t e , seinen Zweck erfüllt. Der Nachweis seiner Unwirklichkeit führt zur Verwerfung

folgender

Hypothesen: a) die idealtypische Konstruktion gibt den faktischen Hergang adäquat w i e d e r , b) die mittelalterliche schaftsform w a r eine streng handwerksmäßig H y p o t h e s e n w e r d e n hier also durch die

Wirt-

organisierte.

Inbeziehungsetzung

eines b e s t i m m t e n Idealtypus mit einem konkreten

historischen

Sachverhalt gebildet. Nicht der Idealtypus selber ist die Hypothese, sondern die Behauptung, daß die im Idealtypus beschriebenen Zusammenhänge den realen entsprechen. In diesem Sinne weist der Idealtypus dann der Hypothesenbildung

die

Richtung. Der Idealtypus ist nicht falsifizierbar. Dies ergibt sich aus dem Umstand, daß er keine Hypothese ist, sondern beansprucht, Maßstab der Wirklichkeit zu sein, sowie aus seiner logischen Vollkommenheit. Seine Eigenart besteht gerade

dar-

in, daß er als Konstruktion ja auch nicht mit den m e i s t e n Bestandteilen der Wirklichkeit ü b e r e i n s t i m m e n kann. "Das Kriterium für die theoretische Richtigkeit k a n n abgesehen von der logischen Widerspruchsfreiheit -

nach We-

ber immer nur der Bezug auf Gesichtspunkte sein, die für den Forscher subjektive, für die Epoche zeitbedingte

Geltung

besitzen."85 1.2.3.1

Implikationen für die Auseinandersetzung mit dem 'Antiken Judentum'

Eine kritische Beschäftigung mit dem 'Antiken Judentum'

muß

sich an den Idealtypen orientieren, die Webers Werk bestimmen. Damit ist das methodologische V o r g e h e n w e i t g e h e n d vorge zeichnet.

85

Janoska-Bendl 1965 S.87

Das idealtypische Verfahren

37

Die Idealtypen, die das Werk kennzeichnen, sind zu erheben und darzustellen. Zur Hypothesenbildung wird dann jeweils ein relevanter Idealtypus - z.B. 'antike Stadtherrschaft 1

-

her-

ausgegriffen und in Beziehung gesetzt zu dem betreffenden historischen Sachverhalt - in diesem Fall zu der gesellschaftlichen Organisation der israelitischen Stadt in der Richterzeit. Zu überprüfen ist die Hypothese, daß die israelitische Stadt dieser Zeit entsprechend dem Idealtypus

'antike Stadt-

herrschaft' organisiert ist. Dazu ist der Idealtypus Stadtherrschaft'

'antike

in seinen bei Weber verwendeten Bestandtei-

len zu rekonst ruieren, und das von Weber verarbeitete historische Material ist zu erheben. Denn die Angemessenheit des Idealtypus

' antike Stadtherrschaft'

ist mit davon abhängig,

daß die im Idealtypus enthaltenen Faktoren denen entsprechen, die den 'historischen Sachverhalt' konstituieren. Der rekonstruierte Idealtypus bietet bestimmte

Zugangsmöglich-

keiten zum 'historischen Sachverhalt'. Er ist ein heuristisches Mittel zur Erfassung des 'historischen Sachverhalts'. Die sich hieraus ergebenden Fragen führen zur Untersuchung der historischen Überlieferungen zum Komplex

'Israelitische

Stadt der Richterzeit'. Daran schließt sich mittels der exegetisch-historisch wonnenen Informationen die Bildung eines Idealtypus tische Stadt der Richterzeit' an. Dieser neue ist dann mit dem Ausgangstypus

ge-

'Israeli-

Idealtypus

'antike Stadtherrschaft'

zu

vergleichen. Weichen beide Idealtypen in ihren wesentlichen Bestandteilen voneinander ab, dann ist die Ausgangshypothese israelitische Stadt der Richterzeit ist dem Typus Stadtherrschaft'

"die

'antike

zuzuordnen" falsch. Der Erweis der Unange-

messenheit des Idealtypus

'antike Stadtherrschaft' wird

aber im gleichen Zuge zur Bildung eines neuen, der historischen Oberlieferung angemesseneren Idealtypus haben.

geführt

2.

IDEALTYPISCHE BEGRIFFSBILDUNG IM 'ANTIKEN JUDENTUM'

B e z e i c h n e n d für Webers methodologisches V o r g e h e n

- auch in

seinen A u f s ä t z e n zur Wirtschaftsethik der Weltreligionen ist die Untersuchung eines historischen Phänomens mittels der Bildung von Begriffen, deren Inhalte als Gegensätze

auf-

einander bezogen sind. Sowohl seine Chinastudie als auch diejenige über

Indien

gleichen in der Anwendung dieses Verfahrens den A u f s ä t z e n zum antiken Judentum. In der Studie über China^ beschreibt Weber die Sozialgeschichte

chinesische

im w e s e n t l i c h e n am Leitfaden des Gegensat-

zes zwischen autonomen ländlichen S i e d l u n g s e i n h e i t e n

und

städtischen Verwaltungszentren, die der kaiserlichen

Zentral-

verwaltung unterstehen. Demnach ist die chinesische

Gesell-

schaftsgeschichte geprägt von der Auseinandersetzung

zwi-

schen der p a t r i m o n i a l e n H e r r s c h a f t s f o r m , die ihren Ausdruck in einer zentral g e l e i t e t e n kaiserlichen Bürokratie findet, 2 und einer autonomen Sippenverfassung . Der U n t e r s c h i e d zwischen ländlichen u n d städtischen Siedlungseinheiten werde zudem stereotypisiert durch die alle ren durchdringende

Gesellschaftsstruktu-

Sippenorganisation.

Auch im 'Antiken Judentum' bestimmt die Wahl der begrifflichen Gegensatzpaare die Darstellung der israelitischen Gesellschaftsgeschichte. Hier b i l d e t dieses V e r f a h r e n die A u s gangsbasis

für eine am sozialen Wandel orientierte

Ge-

schichtsschreibung. Die Auswahl der an diesem Prozeß maßgeblich beteiligten G r u p p i e r u n g e n u n d ihre historische

Erfas-

sung in idealtypisch überzeichneten Begriffen führt zur kausalen Nachzeichnung des für die israelitische typischen

Entwicklungsverlaufes.

1 RS I S.276ff; vgl Zingerle 1972; ders. 1981 S.166ff 2 RS I S.375f

Gesellschaft

2.1

Gegensatztypen im 'Antiken Judentum'

Im folgenden werden die von Weber zur Erfassung der

israeli-

tischen Gesellschaft gebildeten Idealtypen anhand ihrer charakteristischen Merkmale Den Ausgangstypus

skizziert.

seiner Untersuchung stellt der Begriff

des 'Paria' dar. Weber wendet diesen Begriff pointierter Absetzung von dem Pariatypus

- durchaus

in

der Indienstudie^ -

auf die nachexilische Situation des jüdischen Volkes Seine Darstellung des vorexilischen Judentums

an.

orientiert

sich an der Frage, welche Entwicklungsbedingungen

innerhalb

der vorexilischen Gesellschaft

Paria-

zur nachexilischen

situation hinführten. Das Erklärungsmodell stimmt die erkenntnisleitenden der vorexilischen

des Paria be-

Interessen der Untersuchung

Gesellschaft4.

Die Frage, wie das jüdische Volk

zu einem Pariavolk

den ist, verfolgt Weber durch die akzentuierte

gewor-

Beschreibung

ausgewählter sozialer Gegensätze der vorexilischen

Gesell-

schaft. Die konfligierenden Gruppen werden begrifflich historische

Idealtypen entwickelt, die in ihren

aufeinander bezogen sind. Diese Methode

-

als

Gegensätzen

'Geschichts-

schreibung' mittels korrespondierender Gegentypen -

be-

stimmt den Verlauf der Argumentation. Das Verhältnis

der

einzelnen Typen untereinander ist durch ihre

spezifischen

Charakteristika und die sich hieraus ergebenden gegensätze bestimmt. Die wesentlichen Züge der

Interessenvorexilischen

Sozialgeschichte entwickelt Weber an dem von ihm postulierten Interessengegensatz Stadt/Land, der die

3 4

israelitische

AJ S.5f Hier stellt sich sogleich die Frage, wieweit die Wahl des Ausgangstypus die Darstellung der vorexilischen Sozialgeschichte präformiert. Eine Antwort erfordert nicht nur eine Analyse der Einzelbegriffe, sondern auch die Konfrontation dieser mit den historischen Sachverhalten.

Gegensatztypen im 'Antiken Judentum1

41

Gesellschaftsstruktur forme. Zugleich stellt dieser Gegensatz bei Weber ein äußerst wirksames Moment des Wandels der israelitischen Gesellschaft

dar.

Die Auffassung, daß die Beziehung zwischen städtischen und ländlichen Siedlungen von antagonistischen Herrschaftsinteressen geprägt ist, legt zwar nicht die Auswahl der historischen Idealtypen fest

- diese orientiert sich an den

'bruta facta' der Historie -,

beeinflußt aber ihre inhalt-

liche Gestaltung sowie ihre Verwendung innerhalb der dem 'Antiken Judentum'eigentümlichen

Erkenntnisperspektive.

Laut Weber entsprechen dem Land/Stadt Antagonismus

zwei

widerstreitende Herrschaftsformen, die 'antike Stadtherrschaft' und die 'israelitische Eidgenossenschaft'. Weber identifiziert also den Interessengegensatz mit einem begrifflichen

Gegensatz.

Beide Interessengruppierungen sieht Weber in einem gemeinsamen Gegensatz zu den nichtseßhaften Gruppen der Beduinen stehen. Die Beduinen, die keinen Ackerbau und keine befestigten Orte noch zeitlich andauernde

Herrschaftsverbände

kennen, bilden innerhalb der Sozialstruktur den Gegenpol zur städtisch organisierten Bevölkerung. Die einzige

andauernde

Form organisierten Zusammenhalts unter den Beduinen ist die Sippenverfassung. Herrschaftsbildungen, die einzelne Sippen übergreifen, beruhen fast immer auf der Anerkennung des Charismas eines durch militärische Leistungen heraus ragenden Anführers. Die städtisch verfaßte Gesellschaft ist für Weber in ihren dominierenden Zügen der genaue Gegentypus der nomadischen Gesellschaft. Im Regelfall repräsentiert die städtische Gesellschaft einen Herrschaftstypus, an dessen Spitze ein Patriziat steht, das in erbcharismatischen Sippen verfaßt ist. Hervorragendes Merkmal der Stellung des Patriziats ist seine militärische Dominanz über die umwohnenden Ausübung und Aufrechterhaltung

Landbewohner.

der patrizischen Macht wird

ermöglicht durch den Umstand, daß allein das Patriziat in der Lage ist, die fortschrittlichste Waffe gen -

- die Streitwa-

anzuschaffen und zu führen, ökonomische Voraussetzung

zur Haltung und zum Ausbau der Überlegenheit ist zum einen

Ideal typische Begriffsbildung im 'Antiken Judentum1

42

die Konzentration des Grundbesitzes in den stadtsässigen Adelssippen, zum anderen die Monopolisierung des Rechts durch den stadtsässigen

Adel.

Dem stadtsässigen Patriziat steht die landsässige Bauernbevölkerung gegenüber. Einesteils gehören die Bauern dem Bereich der Stadtherrschaft an, andernteils sind sie jedoch in einem von Weber als 'Eidgenossenschaft' bezeichneten Verband organisiert. Diesem Verband kommen ursprünglich nur kultische Funktionen zu. Der Herrschaftsform nach ist die

'Eidgenossen-

schaft' so etwas wie ein charismatisch geleiteter Bauernbund. Bedeutsamstes Merkmal dieses Bundes sind die Partnerschaft der von den Bundesangehörigen verehrten Gottheit am Bund und die von ihr garantierten Sozialordnungen des Bundes. Die halbnomadischen Kleinviehzüchter gehören als Gerim der israelitischen 'Eidgenossenschaft'

an. Weitere für den Be-

stand konstitutive soziale Gruppen sind die levitischen Priester, die Nasiräer und die Kriegspropheten. Weber erfaßt die für die jeweilige Herrschaftsform vanten sozialen Gruppen, wobei er die Unterschiede den Gruppierungen betont, die Differenzierungen der Einheiten weitgehend

rele-

zwischen

innerhalb

ausblendet.

Das Verhältnis der beiden

für die jeweilige Herrschafts-

form typischen Gruppen, der Patrizier und der Bauern, bekommt die Funktion eines propulsiven Moments in seiner Darstellung von der Entwicklung der israelitischen Gesellschaft. Weber schreibt dabei dem Dualismus innerhalb der

'plebeji-

schen Schicht', Bauern versus Viehzüchter, eine einflußreiche Rolle zu. Gemeinsam ist den seßhaften Teilen der Bevölkerung die Frontstellung gegen die Nomaden. Zu Beginn der israelitischen Geschichte bestehen diese Sozialgebilde Nomaden -

- Patriziat, Bauernschaft,

Kleinviehzüchter,

nebeneinander in einer Art von labilem Gleichge-

wicht . Für Weber zerstört die Einrichtung der Monarchie das prekäre Gleichgewicht in diesem sozialen System. Die Monarchie brachte die Begünstigung des Patriziats unter Hervorhebung der Stadtherrschaft mit sich. Die Schaffung einer einheitlichen Militärmonarchie mit der im Besitz der Streitwagen

Gegensatztypen im 'Antiken Judentum'

43

befindlichen patrizischen Schicht an der Spitze des Staates verstärkte

die bereits in der Frühzeit in Ansätzen bestehen-

de Überlegenheit der Patrizier. Die Machtverhältnisse auf Dauer stereotypisiert, was eine Hierarchisierung zialstruktur nach sich

wurden der So-

zog.

Die verschiedenen Stadien der Entwicklung der israelitischen Gesellschaft

finden ihren Niederschlag

in den Rechts-

sammlungen. Das Recht konserviert den jeweiligen Stand der Auseinandersetzung

der um die Herrschaft

konkurrierenden

Gruppen. Das Bundesbuch versucht einen Ausgleich

zwischen

den Interessen des Patriziats und der plebejischen

Schich-

ten zu verankern. Weber bemerkt als besonders auffällig, daß in dem kodifizierten Recht Gesetze überwiegen, die die Interessen der ansässigen Bauern schützen, und solche

Gebote,

die den Schutz von Sklaven und Metöken zum Inhalt haben. Das Bundesbuch Widerstandes

ist demnach das Resultat eines

erfolgreichen

der Bauern und Kleinviehzüchter gegen das Pa-

triziat^ . Im Gegensatz

zum Bundesbuch

ist das Deuteronomium

bereits

von stadtstaatlichen Verhältnissen geprägt. Es spiegelt wesentlich verschobene gesellschaftliche Machtpositionen Der einstmals

freie Bauer des Bundesbuches hat als

ner dem stadtsässigen Patrizier seinen Erbbesitz

wider

Schuld-

überlassen

müssen. Er bewirtschaftet nun den ihm früher selbst

gehören-

den A c k e r als Pächter oder Kolone des Patriziers. Die Verschärfung der antiken Klassengegensätze Ausdruck

findet auch

ihren

in dem erheblich gestiegenen Anteil an Bestimmun-

gen, die dem Schutz des landlos gewordenen Bauern, der sich als Lohnarbeiter verdingen m u ß , dienen. Das Heiligkeitsgesetz entstammt nicht der Realität, sondern theologischer Konsequenzmacherei. Doch kann es als radikale Reaktion auf die bedrückenden Klassengegensätze,

die

sich im Deuteronomium widerspiegeln, verstanden werden. Das

5

AJ S.68. Weber sieht besonders im Prozeß-, Sklaven- und Metökenrecht Parallelen zur Gesetzgebung der griechischen Aisymneten und römischen Dezemvirn gegeben. Deren Gesetze stellen eine Reaktion der Oberschicht auf die in sozialen Kämpfen angemeldeten Bedürfnisse der Unterschichten dar.

44

Idealtypische Begriffsbildung im 'Antiken Judentum1

Heiligkeitsgesetz versucht, die Entstehung antagonistischer Schichten im Ansatz zu verhindern. Als geeignete Maßnahmen zur Verhinderung einer Aufspaltung der israelitischen Gesellschaft in Klassen werden eine grundsätzliche Änderung des Bodenrechts und eine umstürzende Neubestimmung des Schuldrechts angestrebt.

2.2

Historische Judentums

I d e a l t y p e n , die die Sicht des

antiken

bestimmen

Zu den h i s t o r i s c h e n I d e a l t y p e n , die W e b e r s V e r s t ä n d n i s Sozialgeschichte

des a n t i k e n J u d e n t u m s e x e m p l a r i s c h

lassen, g e h ö r e n der Typus Typus

'israelitische

'antike S t a d t h e r r s c h a f t '

der

werden u n d der

Eidgenossenschaft'.

Beide H e r r s c h a f t s f o r m e n d u r c h z i e h e n als G r u n d t y p e n

seine

D a r s t e l l u n g der i s r a e l i t i s c h e n G e s e l l s c h a f t s g e s c h i c h t e .

Der

W a n d e l der S o z i a l s t r u k t u r in der v o r e x i l i s c h e n Zeit ist demnach die Folge der D y n a m i k ihrer k o n f l i k t g e l a d e n e n

Beziehung.

A l l e r d i n g s v e r ä n d e r n sich b e i d e H e r r s c h a f t s typen in ihrem Verhältnis

zueinander, s o b a l d sie e i n e m g e m e i n s a m e n H e r r -

s c h a f t s v e r b a n d , dem d a v i d i s c h - s a l o m o n i s c h e n

Patrimonialstaat,

u n t e r g e o r d n e t w e r d e n . Aus ihrem u r s p r ü n g l i c h e n

Nebeneinander

w i r d d u r c h die E i n f ü h r u n g e i n e r d r i t t e n G r ö ß e , der s c h e n M o n a r c h i e , die U n t e r o r d n u n g der e i n e n 'Eidgenossenschaft'

u n t e r die andere Form

israeliti-

Herrschaftsform

'antike

Stadtherr-

schaft' . Die M o n a r c h i e v e r w e n d e t P r i n z i p i e n des H e r r s c h a f t s typus 'antike S t a d t h e r r s c h a f t ' , um sich d e n T y p u s

'Eidgenos-

senschaft' u n t e r z u o r d n e n u n d l e t z t l i c h den in ihm

repräsen-

tierten V e r b a n d a u f z u l ö s e n . genossenschaft'

In dem M a ß e wie der T y p u s

'Eid-

seine reale Basis durch die p o l i t i s c h e

und

s o z i o ö k o n o m i s c h e E n t w i c k l u n g v e r l i e r t , g e w i n n e n die ihn b e g l e i t e n d e n r e l i g i ö s e n V o r s t e l l u n g e n an R e l e v a n z .

Innerhalb

der s o z i a l e n G r u p p e n , die durch den e i n s e t z e n d e n

sozioökono-

m i s c h e n W a n d e l ihres E i n f l u s s e s u n d ihrer

Selbstbestimmungs-

c h a n c e n b e r a u b t w e r d e n , e r f a h r e n die sich am J a h w e b u n d o r i e n t i e r e n d e n r e l i g i ö s e n G l a u b e n s i n h a l t e eine Die E n t w i c k l u n g

der J a h w e r e l i g i o n u n d des

Kultes v e r l ä u f t u m g e k e h r t p r o p o r t i o n a l

Aufwertung.

jahwistischen

zur p o l i t i s c h e n

s o z i o ö k o n o m i s c h e n K a r r i e r e der b e i d e n S t a a t e n Israel Juda.

und

und

46

Idealtypische Begriffsbildung im 'Antiken Judentum'

Die Arbeit wird sich im weiteren Verlauf auf die Untersuchung der beiden Typen 'antike Stadtherrschaft' und 'Eidgenossenschaft' konzentrieren. Diese beiden Typen sind konstitutiv für Webers Interpretation der sozialen Verhältnisse des vorexilischen Judentums. Deutlich wird dieses u.a. an seiner Sicht des vorexilischen Rechts als Spiegel antiker Klassengegensätze, seiner Auffassung von der älteren Prophetie als Gelegenheitsprophetie mit spezifischen militärischen Funktionen im Rahmen der 'Eidgenossenschaft' und vor allem in der Beschreibung des gesellschaftlichen Gegensatzes zwischen Patriziat und Plebejat. Auch sein Verständnis der Propheten als Demagogen und Verfechtern einer plebejischen Ethik beruht auf seiner Interpretation der vorexilischen Sozialgeschichte im Lichte dieser beiden Herrschaftstypen.

3.

DER IDEALTYPUS

'ANTIKE

STADTHERRSCHAFT'

Im folgenden wird der Idealtypus

'Antike Stadtherrschaft'

seinen Grundzügen, so wie er im 'Antiken Judentum' nachgezeichnet. Dann wird der so rekonstruierte

in

vorliegt,

Idealtypus

mit Webers Überlegungen in früheren Schriften zur Soziologie der Stadt verglichen. Dieser Vergleich

ist der Ausgangs-

punkt für die Erhebung der historischen Elemente, die den Typus

'Antike Stadtherrschaft'

prägen. Daran

anschließend

werden einige Fragen und Probleme skizziert, die sich aus der Anwendung

des Typus auf die israelitische

Sozialgeschich-

te ergeben.

3.1

'Antike Stadtherrschaft'

als Herrschaftstypus

in Palästina

Die Konzeption der 'Antiken Stadtherrschaft' wird hier in systematisierter Form dargestellt und interpretiert. Interpretation^

erstrebt eine Verdeutlichung

Die

der Grundlinien

des Typus. Die syrisch-palästinensischen

Städte gehören nach Weber

zur Organisationsform der Vollstädte. Als Kriterien der Voll2 gilt dabei die Erfüllung folgender Merkmale:

Stadt 1)

Die Stadt ist Marktort für das umliegende

2)

Sie ist befestigt und verfügt über einen eigenen Wehr-

Gebiet.

verband.

1 2

Interpretationen, die hier von Webers Überlegungen in WuG S.727ff ausgehen, sind im Text durch eine engere Schrittweite der Typen gekennzeichnet. AJ S.16ff

48

Der Idealtypus 'Antike Stadtherrschaft'

3)

Die S t a d t i s t S i t z des L o k a l g o t t e s und e i n e s von P r i e s t e r n v e r s o r g t e n ständigen K u l t e s .

4)

S i e i s t S i t z e i n e s monarchischen oder o l i g a r c h i s c h e n Herrschaftsträgers.

Von der v o r i s r a e l i t i s c h e n Z e i t b i s in die K ö n i g s z e i t h i n e i n l a s s e n s i c h verschiedene Kategorien von S t ä d t e n u n t e r s c h e i den. Zu e i n e r b e f e s t i g t e n Hauptstadt gehört e i n e Reihe von Landstädten; beiden sind Dörfer a l s p o l i t i s c h e Dependenzen zugeordnet . A l l e r p o l i t i s c h e E i n f l u ß l i e g t in den Händen der in der Hauptstadt a n s ä s s i g e n Herrensippen. Nur die h i e r wohnhaften 'Großen' gehören zu den p o l i t i s c h v o l l b e r e c h t i g ten Sippen^. In letzter Konsequenz können nur die Bürger der Vollstadt als politisch vollberechtigt angesehen werden. Denn einzig der in der Stadt ansässige Patrizier kann all der Vorteile und Vorrechte teilhaftig werden, die ihm die Stadtsässigkeit bietet: Teilnahme am Wehrverband als Vollkrieger, Beteiligung an der Herrschaft über Stadt und Land, Ausübung des Rechts, Verwertung ökonomischer Chancen, die sich aus der Stadtsässigkeit ergeben. Die S t a d t s ä s s i g k e i t wird i h r e r V o r t e i l e wegen vom P a t r i z i a t g e s u c h t ^ . S i e i s t die Voraussetzung zur Ausbeutung der lands ä s s i g e n Bauern. Das V e r h ä l t n i s zwischen S t a d t p a t r i z i a t und Landbevölkerung wird durch den Kampf des P a t r i z i a t s um S i cherung und Ausbau s e i n e r p o l i t i s c h - r e c h t l i c h e n , m i l i t ä r i schen und sozioökonomischen Ü b e r l e g e n h e i t bestimmt*'. 7 Die H e r r s c h a f t s f o r m kann a l s e r b c h a r i s m a t i s c h e s P a t r i z i a t b e z e i c h n e t werden. Entweder s t e h t e i n e r b c h a r i s m a t i s c h e r Fürst a l s primus i n t e r pares an der S p i t z e der S t a d t oder die Ä l t e s t e n der p a t r i z i s c h e n Sippen beherrschen s i e . Im e r s t e n F a l l kann man n i c h t von Monarchie im s t r e n g e n Sinne sprechen, der Fürst h e r r s c h t n i c h t a l s Individuum, sondern i n 3 4 5 6 7

AJ AJ AJ AJ AJ

S.18f S.22£.26f S.26 S.27 S.21.25

'Antike Stadtherrschaft' als Herrschaftstypus in Palästina Abstimmung mit s e i n e r Sippe. Die S t a d t e r s c h e i n t a l s O l i g a r c h i e der Familienhäupter der F ü r s t e n s i p p e .

49

eine

Die s t a d t s ä s s i g e n P a t r i z i e r sind aufgrund i h r e r ü b e r l e g e nen r e c h t l i c h e n und ökonomischen P o s i t i o n a l s e i n z i g e i n der Lage, die F o r t s c h r i t t e der M i l i t ä r t e c h n i k zu nutzen. A l l e i n O

ih re S c h i c h t s t e l l t die Streitwagenkämpfer , da s i e a l s e i n zige in der Lage i s t , Angehörige f ü r den M i l i t ä r d i e n s t a l s V o l l k r i e g e r f r e i z u s e t z e n . Nur • der Streitwagenkämpfer i s t V o l l k r i e g e r (Gibbor/Ben H a i l ) . Die Teilnahme am Wehrverband a l s V o l l m i t g l i e d i s t an die S e l b s t e q u i p i e r u n g gebunden. Diej e n i g e n , die s i c h der t e c h n i s c h am w e i t e s t e n e n t w i c k e l t e n und e f f e k t i v s t e n Kampfwaffe bedienen können sowie zu ihrem Erwerb ökonomisch i n der Lage s i n d , g e l t e n a l s V o l l m i t g l i e d e r des Verbandes. Die Bauern dienen den P a t r i z i e r n nur a l s Fußvolk und m i l i t ä r i s c h e H i l f s t r u p p e . M i l i t ä r i s c h u n t e r s t e h e n s i e dem Oberbefehl des P a t r i z i a t s . Die waffentechnische Überlegenheit des Patriziats hält die Bauern in ihrer rechtlichen und ökonomischen Abhängigkeit fest. Der Besitz und die Verfügung über die wirksamste Waffe s t a b i l i s i e r t das politische Machtgefüge. Die machtmäßig unterlegene Grippe hat, solange sie waffentechnisch nicht gleichziehen kann, keine Möglichkeit, das Herrschaftsverhältnis zu verändern. Die bestehenden Machtstrukturen treten im Laufe der Zeit immer reiner hervor. In der ökonomischen Sphäre e r f ä h r t das bestehende H e r r s c h a f t s v e r h ä l t n i s s e i n e konstant s i c h t b a r e Ausprägung 1 0 . Der s t a d t s ä s s i g e P a t r i z i e r i s t der Grundherr, der s e i n e n Großgrundbes i t z durch Hörige, Kolonen und Schuldsklaven b e w i r t s c h a f t e n läßt. Die s t a d t s ä s s i g e n P a t r i z i e r s i p p e n beherrschen ökonomisch die Bewohner des umliegenden Landes. Die P a t r i z i e r l e ben in der S t a d t von den Renten i h r e s G r u n d b e s i t z e s . Der w i r t s c h a f t l i c h e Charakter der S t a d t wird dadurch bestimmt, daß s i e Konsumentenzentrum i s t . Die M i t t e l zur Bewucherung des Landes beziehen die P a t r i z i e r aus i h r e r B e t e i l i g u n g am 8 AJ S.27 9 AJ S.29 10 AJ S.30

50

Der Idealtypus 'Antike Stadtherrschaft'

H a n d e l 1 1 . Die S t a d t s ä s s i g k e i t b i e t e t ihnen die Gelegenheit zur Teilnahme am Handel und damit die Chance, den durch den Großgrundbesitz e r w i r t s c h a f t e t e n Mehrwert im Handel zu k a p i t a l i s i e r e n . Dazu kommen noch die Einnahmen aus den Marktund H a n d e l s z ö l l e n . Die Beteiligung am Handel und ihre Institutionalisierung in Form von Handelsgeschäften, die nicht mehr ausschließlich der Verwertung eigener Überschüsse dienen, führt zu einer zweiten, vom Landbesitz unabhängigen Einnahmequelle. Erst die Einnahmen aus aktivem und passivem Handel s i chern die ökonomische Überlegenheit des Patriziats auf Dauer gegenüber der freien Bauernschaft. Die Bauern, die weitgehend für den Eigenbedarf produzieren, sind im Fall von wirtschaftlichen Notlagen wie Viehverlust oder Mißernte darauf angewiesen, vom Patriziat das fehlende Kapital zu leihen. Da sie von Anfang an als nicht stadtsässige Bürger keinen eigenen Zugang zum Recht haben, sind sie der ökonomischen Übermacht des Gläubigers wehrlos ausgesetzt. Der ökonomische Aspekt der Beziehung stadtsässiges Patriziat/landsässige Bauernschaft bildet ein dynamisches Element in dieser Beziehung. Die Folge war allerdings eine fortschreitende Stereotypisierung des wirtschaftlichen Ausbeutungsverhältnisses. Diese Entwicklung f ü h r t zwangsläufig zum t y p i s c h a n t i k e n K l a s s e n g e g e n s a t z : e i n e r s e i t s das P a t r i z i a t , das über Handel und Grundbesitz v e r f ü g t , a n d e r e r s e i t s der s e i n Land a l s Höri12 ger oder Schuldsklave b e w i r t s c h a f t e n d e

3.1.1

Soziale

Bauer

Strukturen

S t a d t - und Landbevölkerung gehören einem beiden gemeinsamen s o z i a l e n System, der S i p p e n v e r f a s s u n g ,

an1\

Die S t a d t wird von den ökonomisch v o l l wehrfähigen

erbcharis-

matischen Sippen r e g i e r t

interlokal

11 12 13 14

14

.

Diese Sippen sind auch

A J S.26 A J S.27. Weber redet an d i e s e r Stelle von den "typischen Erscheinungen der frühantiken Polis" ; vgl ders. a.a.O. S.33. A J S.19.22.30 A J S.25. "Wenn so die vollentwickelte altisraelitische Stadt ein Verband der ökonomisch wehrfähigen erbcharismatischen Sippen war...

'Antike Stadtherrschaft 1 als Herrschaftstypus in Palästina

51

angesessen. Die Ä l t e s t e n s i n d die V e r t r e t e r der v o l l b e r e c h t i g t e n Sippen. In i h r e n Händen l i e g t die r e a l e Macht. S i e h a l t e n G e r i c h t und r e g e l n die Verwaltung. Neben den Ä l t e s t e n s p i e l e n die Häupter der V a t e r h ä u s e r , bei ihnen handelt es s i c h um die Familienhäupter der wehrhaften Sippen, noch e i n e e i n f l u ß r e i c h e R o l l e ^ . Die ökonomisch v o l l wehrhaften Sippen b i l d e n das P a t r i z i a t . Das P a t r i z i a t r e g i e r t die S t a d t entweder a l s A r i s t o k r a t i e , a l l e e r b c h a r i s m a t i s c h e n Sippen sind u n t e r e i n a n d e r g l e i c h b e r e c h t i g t , oder e i n e Sippe gewinnt die V o r h e r r s c h a f t und b e h e r r s c h t die S t a d t i n der G e s t a l t e i n e s i h r e r herausragenden M i t g l i e d e r ^ ® . Die Sippen u n t e r s c h e i d e n s i c h h a u p t s ä c h l i c h h i n s i c h t l i c h i h r e r ökonomisch bedingten Wehrfähigkeit und i h r e r e r b c h a r i s m a t i s c h bedingten P o s i t i o n im Machtgefüge 1 7 Land- wie s t a d t s ä s s i g e Sippen gehören einem beide umfassen18

den s t ä d t i s c h e n H e r r s c h a f t s s y s t e m an . In diesen Herrs c h a f t s v e r b a n d können fremde Sippen aufgenommen werden. 19

Das System i s t hierarchisch gegliedert . Die Position des einzelnen Mitglieds wird bestimmt durch die soziale Stellung seiner Sippe. Das Ansehen der Sippen und ihre Teilhabe an der Macht bestimmen sich wiederum nach dem Grad ihrer Wehrfähigkeit, dem Ort ihrer Ansässigkeit und ihrem Erbcharisma. Der Grad der Wehrfähigkeit i s t eine direkte Folge des erwirtschafteten Einkommens der Sippe.

15 16 17 18

19

Politisch entspricht dieser Zustand etwa dem, was für die hellenistische Ceschlechterstadt und für Rom in der Zeit der Aufnahme der gens Claudia in den Bürgerverband gegolten haben muß." A J S.22 A J S.21 A J S.30 Heber setzt voraus, daß der Bereich städtischer Organisation sich soweit erstreckte, wie die Beduinen räumlich ferngehalten werden konnten (S.43). Da die Bauern der Fronknechtschaft des städtischen Patriziats am meisten ausgesetzt w a r e n (64), werden sie auch dem städtischen Organisationssystem angehört haben. A n einer Stelle (AJ S.19 A 1) kann er sogar von "vollentwickelten israelitischen Stadtstaaten" reden. Das ergibt sich aus seiner Unterscheidung von erbcharismatisch voll wehrfähigen Sippen von wehrfähigen Sippen, die politisch nicht vollberechtigt sind. Ferner existieren noch die minderberechtigten Sippen der Gerim (vgl A J S.25.40.43).

Der Idealtypus 'Antike Stadtherrschaft'

52

E i n bedeutsamer Faktor, der sich neben der Sippenverfassung auf die Sozialstruktur auswirkt, ist die Verfügung über Grundbesitz. Grundbesitz u n d Stadtsässigkeit sind die b e i d e n Voraussetzungen, die für den uneingeschränkten Zugang 20 Recht erfüllt sein m ü s s e n

zum

A u ß e r dem Stadtpatriziat u n d der Bauernschaft lassen sich als gesellschaftlich relevante Gruppierungen noch die Klein21

22

Viehzüchter u n d die H a n d w e r k e r anführen. Kleinviehzüchter und H a n d w e r k e r b i l d e n die Gruppe der Gerim. Die Gerim 23 sind nicht in Sippen, sondern in O r t s v e r b ä n d e n organisiert A m Grundbesitz sind sie nicht b e t e i l i g t , gehören auch nicht 24 zu den vollberechtigten M i t g l i e d e r n des Wehrverbandes Die Gerim leben in einem festen Rechtsverhältnis

zur seßhaf-

ten Bevölkerung. Die Kleinviehzüchter sind die natürlichen

Bündnispartner

der Bauern gegen die Beduinen einerseits, das Patriziat

ande-

rerseits. Sie befinden sich im Übergang zur Seßhaftigkeit. Die politische Interessenidentität

zwischen Bauern u n d Wan-

derhirten w i r d allerdings überlagert von ihrem

ökonomischen

25 Dualismus

. Das A n w a c h s e n der seßhaften

Bauernbevölkerung

führt zur Verringerung der Weidereviere. Dies hat den Zerfall der Viehzüchterstämme u n d ihre Entmilitarisierung

zur Folge.

Der V e r b r e i t u n g s g r a d der städtischen O r g a n i s a t i o n hängt von der allgemeinen p o l i t i s c h e n Machtlage und davon ab, wie weit es gelang, die Razzien der Beduinen in das besiedelte 26 Land zu u n t e r b i n d e n Der gemeinsame H a u p t f e i n d der H i r t e n u n d Bauern ist das wehrhafte Patriziat der Städte. Bauern u n d V i e h z ü c h t e r erstreben neben der H e r r s c h a f t über die K a r a w a n e n s t r a ß e n die Sicherung ihrer A b g a b e n - u n d Fronfreiheit vom Patriziat . H a u p t i n t e r e s s e n t e n des Kampfes sind die Bauern, da sie der Fronknechtschaft am m e i s t e n ausgesetzt waren. 20 AJ S.66.68f 21 AJ S . 4 6 f f 22 AJ S . 3 4 f f 23 AJ S. 40 24 AJ S.43 25 AJ S . 4 6 f . 6 2 f f 26 AJ S.43

3.2

Webers Darlegungen der T y p u s

'Antike

zur 'Soziologie der Stadt'

und

Stadtherrschaft'

A n zwei S t e l l e n seines W e r k e s ä u ß e r t sich W e b e r zur S o z i o l o 27 gie der a n t i k e n S t a d t , zum e i n e n in s e i n e m A r t i k e l v o n 28

1909 'Die A g r a r v e r h ä l t n i s s e einem Kapitel schrift

im A l t e r t u m '

, zum a n d e r e n in

in 'Wirtschaft u n d G e s e l l s c h a f t ' m i t der Ü b e r - 29

'Die n i c h t l e g i t i m e H e r r s c h a f t

das p o s t h u m v e r ö f f e n t l i c h t

(Typologie der Städte)' ,

wurde.

Der im 'Antiken J u d e n t u m ' v o r l i e g e n d e Typus der

'Antiken

S t a d t h e r r s c h a f t ' w e i s t a u f f ä l l i g e B e r ü h r u n g e n mit dem Typus der 'antiken G e s c h l e c h t e r s t a d t '

aus 'Wirtschaft u n d G e s e l l -

schaft'

auf"^.

3.2.1

S i e d l u n g s - u n d S t a a t s t y p e n der A n t i k e

D e n A b r i ß zur S t a d t - u n d S t a a t s s o z i o l o g i e

der A n t i k e in sei-

nem A r t i k e l v o n 1909 könnte m a n auch u n t e r die 'Von der s t ä d t i s c h e n O r g a n i s a t i o n

27

28 29 30

Überschrift

zur s t a a t l i c h e n

Verfassung

Die Wirkungsgeschichte der 'Soziologie der Stadt' steht im umgekehrten Verhältnis zur theoretischen Bedeutung dieser Abschnitte, vgl hierzu Zingerle 1981 S.146ff. GASW S.lff. Der Artikel wurde ursprünglich für das 'Handwörterbuch der Staatswissenschaften' 1909 verfaßt. W u G 5 S.727-814 Das Kapitel (WuG S.727ff) wurde posthum veröffentlicht, im 'Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik' 1921, Bd 47 S.621ff, unter dem Titel 'Die Stadt'. Die engen Berührungen, die es m i t d e m 'Antiken Judentum' aufweist, lassen eine Entstehung dieses Kapitels im Zusammenhang mit d e m 'Antiken Judentum' wahrscheinlich werden. Teilweise scheint das Stadtkapitel Vorstudien zum A J zu enthalten, was z.B. die Geschlechterstadt betrifft, teilweise auch gerade hinsichtlich seiner Darlegungen zur 'Stadtgemeinde' enthält es eine durchdachtere Konzeption zur Stadt als im AJ. Zwischen den beiden Schriften scheint ein gegenseitiges, recht diffiziles Abhängigkeitsverhältnis zu bestehen, das im einzelnen erst n o c h untersucht w e r d e n müßte.

Der Idealtypus 'Antike Stadtherrschaft'

54

der antiken Gesellschaft 1

stellen, wenigstens was den Ent-

wurf der Einleitung betrifft. Weber stellt hier sieben Typen städtischer und staatlicher Herrschaft vor, die unterschiedlichen und zum Teil aufeinander und auseinander folgenden Organisationsstadien entsprechen. Es handelt sich um die Typen Bauerngemeinwesen Burgherrschaft (2), Adelspolis

(1),

(3), Fron- und/oder Tribut-

königtum (4), autoritärer Leiturgiestaat (5), Hoplitenpolis (6) und Bürgerpolis

(7). Diese Stadien stellen nach Weber

universelle Phänomene der Stadt- und Staatsentwicklung dar. Sie sind historisch voneinander

abhängig^. 32 Der erste Typus, das Bauerngemeinwesen , gehört nur zu

den ferneren Vorläufern der Stadt. Bezeichnend für diesen Typus ist das Zusammenwohnen von Ackerbürgern in Haus- und Dorfgemeinschaften, das weitgehende Fehlen ökonomischer, sozialer und militärischer Differenzierungen, die Ausübung von Herrschaft durch den Sippenverband und die Ältesten sowie den Mangel an überdauernden politischen Institutionen, die unabhängig von Verwandtschaftsbeziehungen

sind.

Vom ersten Typus lassen sich keine direkten Verbindungslinien zu den folgenden Organisationsstadien der Stadt ziehen. Der zweite Typus, die Burgherrschaft, besteht historisch neben dem Typus des Bauerngemeinwesens"^. Die Burgherrschaft ist der 'Urtypus', aus dem sich alle weiteren städtischen Herrschaftsformen ableiten lassen. Die Entstehung des Burgenkönigtums unterliegt bestimmten ökonomischen Bedingungen, vor allem ist sie an grundrentenfähigen

frucht-

baren Boden und die Möglichkeit zu Handelsgewinnen gebunden. In Ansätzen liegt hier eine Differenzierung nach Ständen vor zwischen dem Burgherrn, dem Kreis, der seine Gefolgschaft bildet, und den Bewohnern des umliegenden, von der Burg beherrschten Landes. Die Burgherrschaft ist die Grundlage der antiken Stadtentwicklung.

31 GASW S.35 32 GASW S.35f 33 GASW S.36f

'Soziologie der Stadt' und der Typus 'Antike Stadtherrschaft'

55

34 Typ 3, die antike Adelspolis

, entwickelt sich aus der Burg-

herrschaft durch die Emanzipation des Lehensadels des Burgkönigs von seiner Vorherrschaft. Dieser Adel konstituiert sich als eine autonome städtische Gemeinde, die von den adeligen Geschlechtern verwaltet wird. Die Geschlechter grenzen sich aufgrund erbcharismatischer Vorzüge und einer allen gemeinsamen ritterlichen Lebensführung von der übrigen Bevölkerung ab. Herausragendes Merkmal der gesellschaftlichen Verhältnisse ist die Differenzierung in zwei bestimmte Klassen, in eine adelige Gläubiger- und Grundherrenschicht, der die breite Schicht der schuldversklavten Bauern gegenübersteht. Vom Typus des Burgkönigtums kann noch eine andere Entwicklung ihren Ausgang nehmen. Für den Fall, daß es dem Burgherrn gelingt, die ökonomische und militärische Macht in seiner Hand zu konzentrieren und so Herr seiner Gefolgschaft zu werden, entsteht das Fron- bzw Tributkönigtum (Typ 4)"^. Bei diesem Prozeß spielen vor allem die

verkehrswirtschaftlichen

Verhältnisse eine Rolle. Unter dieser Herrschaftsform verliert die Stadt ihre politische Autonomie. Bezeichnend für diese Herrschaft ist das Entstehen einer bürokratischen Verwaltung . Der fünfte Typus, der autoritäre L e i t u r g i e s t a a t ^ ,

entwik-

kelt sich mit steigender Rationalisierung der staatlichen Bedarfsdeckung aus der einen Variante des vierten Typus, dem Fronkönigtum. Typ 4 und Typ 5 gemeinsam ist, ganz ähnlich wie auch dem Typ 3, der antiken Adelspolis, eine Klasse von Bodenwucher treibenden Adelssippen und die Existenz einer Klasse von bewucherten und schuldversklavten Bauern. Verschiedene Übergangsstufen verbinden den Typ der Adels37 . In der Hoplitenpolis

polis mit Typ 6, der Hoplitenpolis

ist die Herrschaft der Geschlechter zugunsten der Teilnahme aller Vollbürger an der Herrschaft durchbrochen. Die Vollbürgerschaft ist an zwei Kriterien gebunden, den Besitz von Land in einer bestimmten Mindestgröße und die Teilnahme am 34 35 36 37

GASW GASW GASW GASW

S.37f S.38f S.39 S.AOff

56

Der Idealtypus 'Antike Stadtherrschaft'

H e e r v e r b a n d a l s s i c h s e l b s t e q u i p i e r e n d e s M i t g l i e d . Die H o p l i t e n p o l i s w i r d von d e r f r e i e n A c k e r b ü r g e r s c h a f t g e t r a g e n . S i e v e r s u c h t , den K l a s s e n k a m p f z w i s c h e n g r u n d b e s i t z e n d e m Adel und von G r u n d b e s i t z v e r l u s t und Verarmung b e d r o h t e r Baue r n s c h a f t d u r c h f e s t e R e c h t s b i l d u n g zu s c h l i c h t e n . D i e s e s f ü h r t zu m a n n i g f a l t i g e n s t a d t w i r t s c h a f t l i c h e n Bestimmungen, die eine w e i t e r e D i f f e r e n z i e r u n g der B ü r g e r s c h a f t verhindern s o l l e n . Die S c h u l d s k l a v e r e i w i r d i n d e r H o p l i t e n p o l i s w e i t gehend d u r c h d i e K a u f s k l a v e r e i a b g e l ö s t . 38 Typ 7, d i e d e m o k r a t i s c h e B ü r g e r p o l i s , s t e l l t das l e t z t e S t a d i u m s t ä d t i s c h e r H e r r s c h a f t s f o r m d a r . S i e f o l g t aus d e r A b l ö s u n g des V o l l b ü r g e r r e c h t s von d e r P f l i c h t z u r S e l b s t e q u i p i e r u n g und d e r Z u l a s s u n g a l l e r V o l l b ü r g e r zu den S t a a t s ä m t e r n . Die i n d e r H o p l i t e n p o l i s d u r c h m i l i t ä r i s c h e I n t e r e s s e n und S i p p e n r e c h t e noch e i n g e s c h r ä n k t e F r e i h e i t des B o d e n v e r kehrs wird in der demokratischen Bürgerpolis wiederherges t e l l t . Die B a u e r n s c h a f t s i n k t i n d i e S t e l l u n g von P a r z e l l e n p ä c h t e r n ab. Der a n t i k e S t a d t s t a a t w i r d dann von d e r u n i v e r s e l l e n M i l i t ä r m o n a r c h i e a b g e l ö s t . In i h r t r i t t d i e l ä n d l i c h e G r u n d h e r r s c h a f t m i t dem G r u n d h e r r n a l s O r t s o b r i g k e i t 39und den an den Boden g e b u n d e n e n b ä u e r l i c h e n Kolonen h e r v o r Graphisch l ä ß t sich die Aufeinanderfolge der s t ä d t i s c h e n / s t a a t l i c h e n O r g a n i s a t i o n s s t a d i e n etwa wie f o l g t v e r d e u t l i c h e n : Bauemgemeinwesen (Typ 1)

Burgherrschaft (Typ 2) Adelspolis (Typ 3)

Fron-/Tributkönigtum (Typ 4)

Hoplitenpolis (Typ 6)

Leiturgiestaat (Typ 5)

l

1

Bürgerpolis (Typ 7)

38

GASW S.40ff

39

GASW S . 4 2 f

J/

'Soziologie der Stadt' und der Typus 'Antike Stadtherrschaft1

57

V o n Typ 2 gehen zwei E n t w i c k l u n g s r i c h t u n g e n aus, deren Entstehen von verschiedenen Prinzipien lisierung -

- Charisma u n d Rationa-

beeinflußt wird. Die von Typ 2 über die T y p e n

3, 6, 7 verlaufende Reihe kann als die

aristokratisch-demo-

kratische Linie bezeichnet werden. In eigentümlicher Weise w i r d diese Richtung durch die Aufeinanderfolge von G e g e n t y p e n - die Adelspolis

(3) ist der Gegentypus

zur Burgherrschaft

(2), Typ 6, die Hoplitenpolis, ist der Gegentypus polis

(3) -

zur A d e l s -

bestimmt. Vor allem das A u f t r e t e n der Gegenty-

pen ist eher durch revolutionäre charismatische bedingt als durch Rationalisierungsprozesse.

Bewegungen

Bei den Ratio-

nalisierungsprozessen steht die Entwicklung der M i l i t ä r technik im Vordergrund. A l l e i n Typ 7, der Endtypus der aristokratisch-demokratischen Linie, geht ü b e r w i e g e n d durch Rationalisierung aus seinem v o r a n g e h e n d e n Typ 6 hervor. Die von Typ 2 über Typ 4 u n d Typ 5 verlaufende

Entwicklung

repräsentiert den m o n a r c h i s c h e n Zweig. Die Entstehung

die-

ser H e r r s c h a f t s f o r m e n w i r d vorangetrieben durch eine sich steigernde Rationalisierung der ihnen eigenen Herrschaftsmechanismen, vorwiegend des Bürokratisierungsprozesses.

Hier

handelt es sich bereits um das A u f k o m m e n staatlicher Organisationsformen, innerhalb deren städtische zur Bedeutungslosigkeit

Herrschaftsformen

herabsinken.

Gegen Ende seiner Einleitung zu den

'Agrarverhältnissen

im Altertum' bemerkt Weber, daß der israelitische

Herr-

s c h a f t s v e r b a n d in dieser Typologie keinen Platz findet, da es sich bei Altisrael um eine "militärisch als H o p l i t e n v e r 40 band, konstituierte Samtgemeinde von Bauernschaften" handele, die Weber zufolge allerdings immer sekundär, teilweiser Aufnahme von städtischen Institutionen Auf die Entwicklung des israelitischen

unter auftritt.

Herrschaftsverban-

des geht Weber dann gesondert ein u n d versucht, sie an H a n d der vorexilischen Rechtssammlungen typologisch nen^.

nachzuzeich-

Danach entsprechen dem Bundesbuch in etwa Zustände,

wie sie Typ 3, die antike A d e l s p o l i s , kennzeichnen. 40 41

GASW S.43 GASW S.83ff

Das

Der Idealtypus 'Antike Stadtherrschaft1

58

Deuteronomium entstammt in groben Zügen Tyt> 4 und teilweise Typ 5. In diesem konkreten historischen Fall wird die Entwicklung von Typ 3 (Adelspolis) zu Typ 4 (Fron-, Tributkönigtum), die an und für sich nach der in der Einleitung skizzierten Abfolge der Typen nicht eintreten kann, getragen durch das Auftauchen charismatischer Führer wie Saul und David. Die charismatische Herrschaft nimmt hier eine vermittelnde Funktion ein. Man vermißt an dieser Stelle jedoch ein Eingehen auf die in der Einleitung betonte Sonderstellung des

israelitischen

Herrschaftsverbandes. Dieser trägt, verwendet man einmal die von Weber entworfene Typologie, Züge von Typ 1 (Samtgemeinde von Bauernschaften) und Typ 6 (Hoplitenverband). Es bleibt zu fragen, wieweit die monarchische Entwicklung Israels ein notwendiges Ergebnis der Auseinandersetzung heterogener Typen, nämlich der Typen Bauerngemeinwesen/Hoplitenpolis

und

Adelspolis, ist. Methodologisch bemerkenswert an diesem Artikel zu den 'Agrarverhältnissen im Altertum' ist, daß hier die typologische Methode dem Ziel der historischen Analyse, der Herausarbeitung der Eigenart der behandelten historischen Gegenstände .untergeordnet ist. Das typologische Verfahren bringt hier eine bestimmte historische Entwicklung zur Darstellung. Diese idealtypischen Begriffe dienen der orientierenden Klassifikation der nach militärischen Aspekten geschiedenen 42 Organisationsformen . Die Ausrichtung an der Entwicklung der Militärtechnik und der Organisation des Heereswesens bei der Abgrenzung der Typen ist auffällig. Dieser zum bestimmenden Kriterium der Typenbildung gewordene Faktor ist wohl eine Folge der weitgehenden Orientierung an der griechischen und römischen Verfassungsgeschichte. Doch bereits bei der idealtypischen Interpretation des historischen Materials werden erste Ansätze sichtbar, so bei der Interpretation des Bundesbuches im Lichte von Typus 3, die auf eine mögliche Resistenz des verwandten Begriffs der widerstrebenden Historie gegenüber hindeuten. 42

GASW S. 43f

'Soziologie der Stadt' und der Typus 'Antike Stadtherrschaft'

59

Um d i e s e s zu k o n k r e t i s i e r e n , s o l l h i e r Webers Deutung des Bundesbuches s k i z z i e r t werden. Das Bundesbuch birgt nach Weber noch Kunde aus der Zeit vor der Stadt 43 sässigkeit der israelitischen Stämme . Nichtsdestotrotz tragen seine Bestimmungen einen ähnlichen Charakter wie viele der zum Ausgleich der 44 Ständekämpfe im Okzident erlassenen Gesetze , die dem Ausgleich der Folgen der Schuldknechtschaft der landsässigen Bauern durch die städtischen Adelssippen dienen sollten. Da aber auch Weber nicht ernstlich davon zu reden vermag, daß der kanaanäische städtische Adel hier das Patriziat, die Israeliten die aufständische, von Kaplänen organisierte Plebs darstellen, so hat das Bundesbuch doch zumindest eine Entwicklung zur Knechtung der Bauernschaft durch die stadtsässigen Geschlechter vor Augen und sucht sie - quasi prophylaktisch - zu verhindern. Der i d e a l t y p i s c h e Beg r i f f t e n d i e r t manchmal dazu, wie s i c h h i e r an der Verwendung von Typ 3 z e i g t , i n der konkreten Anwendung s e i n e n h i s t o r i s c h e n Charakter ab- und dem konkreten h i s t o r i s c h e n Individuum gleichsam e i n M o d e l l k l e i d überzus t r e i f e n . Die Behauptung des Typus wird in diesem F a l l mit e i n e r h i s t o r i s c h e n Spekulation b e z a h l t .

3.2.2

S o z i o l o g i e der S t a d t

In den ' A g r a r v e r h ä l t n i s s e n im Altertum'

s k i z z i e r t e Weber im

w e s e n t l i c h e n u n t e r m i l i t ä r i s c h e n Aspekten e i n e Typologie der antiken S t a d t , insbesondere in i h r e r Form des S t a d t s t a a t e s . 45 In ' W i r t s c h a f t und G e s e l l s c h a f t ' v e r s u c h t e r im V e r g l e i c h a n t i k e r Stadtformen mit m i t t e l a l t e r l i c h e n Stadtformen die Grundzüge s t ä d t i s c h e r G e s e l l s c h a f t zu e n t w i c k e l n . Dabei werden vor allem die ökonomischen und p o l i t i s c h - a d m i n i s t r a t i v e n Gesichtspunkte b e r ü c k s i c h t i g t . Im Zentrum s e i n e r Überlegungen s t e h t h i e r die S t a d t und n i c h t der S t a d t s t a a t , darin

43 GASW S.84 44 GASW S.87 45 WuG5 S.727ff

Der Idealtypus 'Antike Stadtherrschaft'

60 liegt

die entscheidende Differenz zu den betreffenden Passa-

gen in den 'Agrarverhältnissen im Altertum'. 3.2.2.1

Grundzüge städtischer Gesellschaft

Die Stadt ist eine relativ geschlossene Siedlung, deren Bewohner zum überwiegenden Teil von nichtlandwirtschaftlichen 46 Einkommen leben . Zu einer Stadt im ökonomischen Sinne gehört, daß ihre Bevölkerung einen wesentlichen Teil ihres Alltagsbedarfes auf dem Markt und mit Hilfe des Marktes deckt. 47 Drei mögliche Arten

der Entstehung einer Stadt werden von

Weber unterschieden: 1)

Die Gründung einer Stadt in Anlehnung an einen Fürstenhof.

2)

Landesfremde Eindringlinge schließen sich in einer eige-

3)

Einheimische Zwischenhandelsinteressenten schließen sich

nen Siedlung

zusammen.

an einem verkehrsgünstig gelegenen Ort zu einer Siedlung zusammen. Allen Ursprungsformen gemeinsam ist, daß es sich um eine Zu48 sammensiedlung bisher ortsfremder Zuzügler handelt . Wesentliches Merkmal der so entstandenen Siedlung ist die Existenz eines lokalen Marktes als ökonomischem Mittelpunkt der Ansiedlung. Den drei Entstehungstypen stehen gleichfalls drei ökonomisehe Grundtypen 49 gegenüber: 1)

die Konsumentenstadt

2)

die Produzentenstadt

3)

die Händlerstadt

Diese ökonomischen Typen befinden sich jeweils in einer mehr oder minder großen Affinität zum politischen Ursprung der Stadt. Die Konsumentenstadt folgt weitgehend dem Typus der Fürstenstadt. Ihr Markt dient hauptsächlich der Versorgung des 46 WuG^ S.727 47 Vyu . 34 35 Gibea , Gibea Sauls und Gibea Gottes werden als Be-

29 30

31 32 33 34 35

Nur in Jud 2,1-5 Nur I.Sam 23,15f.l8f. Vers 19 spricht dafür, daß es sich um eine Landschaftsbezeichnung handelt. Als David nach flieht, kommt er von einem festen Platz, desgleichen auf seiner Flucht nach Hores. Auch hier wird es sich eher um eine unzugängliche Landschaft als um eine feste Siedlung handeln. Nur l.Sam 22,5. Es handelt sich um ein Ualdgebiet im Gebirge Juda, das David als Zuflucht dient. Nur Jud 15,9.14.17.19, aller Wahrscheinlichkeit nach ein Hügel. Nur Jud 3,26, vgl hierzu Täubler 1958 S.22ff l.Sam 11,4; 15,34; 2.Sam 21,6; Jes 10,29 Nur 1.Sam 10,5

Auswertung der Texte

203

Zeichnungen des einen benjaminitischen Gibea

gezählt"^.

Die beiden Siedlungen namens Horma werden nicht eigens erwähnt, sondern erscheinen unter den vormaligen kanaanäischen 37 Namen dieser Siedlungen, Zephat und Arad . Jebus wird Jeru38 salem und 'Palmenstadt 1 Jericho zugerechnet . In den Listen erscheint auch nicht 1.Sam 15,4; 27,8

n V m

niOD

, da ich in I.Sam 15,7 nach

lese.

Damit verbleiben 163 Ortsbezeichnungen. Vier Ortsnamen 39 dienen ausschließlich der Lokalisation von Ereignissen: m « , 40 41 42 1Ty , im* , ti¡7ip . Diese Ortschaften scheinen nichtisraelitisch

zu sein, der mangelnden Information wegen

läßt sich das nicht eindeutig Von den restlichen

klären.

159 Orten lassen sich, allerdings mit

unterschiedlich hohem Wahrscheinlichkeitsgrad, gen kanaanäischer Herkunft und 59 Siedlungen

100 Siedlun-

israelitischer

Herkunft bestimmen. Fast 2/3 der erwähnten Ortschaften nichtisraelitischer

7.2.1

sind

Provenienz.

Siedlungen kanaanäischer

Herkunft

Die kanaanäischen Siedlungen zerfallen in zwei Gruppen. Den von den Israeliten laut Tradition eroberten Städten jene gegenüber, die nicht eingenommen worden sind. beiden Gruppen scheinen auch Unterschiede Verfassung

stehen Zwischen

in der politischen

zu bestehen. Daher sollen sie hier gesondert be-

trachtet werden.

36

37 38 39 40 41 42

Simons 195955 669-70 unterscheidet Gibea Gottes von dem Gibea Sauls. Gibea Gottes wird von ihm mit Geba gleichgesetzt. M.E. zeigen die Ereignisse in I.Sam 10,lOff, vor allem die Reaktion der Leute in V.11, die Saul offensichtlich kennen, daß Gibea Gottes identisch ist mit dem Gibea Sauls. Vgl auch Stoebe Komm, z. St. Vgl Fritz 1966 ZDPV 82 S.331 ff Simons 1959 5 430 A 222, § 515-16 Nur Jos 3,16 I.Sam 4,1; 5,1; 7,12. Es scheint mir höchst zweifelhaft, daß es sich hier um eine Siedlung handelt. Innerhalb des Textbestandes nur Jos 3,16, darüber hinaus noch in 1.Kön 4,12; 7,46 Nur Jud 8,10

204

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

7.2.1.1

Die nicht eroberten Siedlungen

Die Oberlieferung verweist für 25 Orte ausdrücklich darauf hin, daß sie von den Israeliten nicht eingenommen worden sind. Zu den Städten, die nicht erobert wurden, denen die Tradition aber nicht explizit dieses bestätigt, kommen noch jene hinzu, die durch Vertrag angegliedert wurden: Beeroth, 43 Kirjath Jearim, Kephira . Von den philistäischen Städten 44 Ekron, Gaza und Askalon ist historisch sicher, daß sie in der Richterzeit nicht zu Israel oder Juda gehörten. Auch Sichern und Thebez waren bis zur Zeit Abimelechs noch nicht 45 israelitisch

. Kegila konnte seine Unabhängigkeit noch in

der Zeit Sauls bewahren. Damit erhöht sich die Zahl der nicht eroberten Städte, die als eigener oder in einem von den Israeliten gesonderten Herrschaftsverband weiter bestehen, auf 33 Städte. Ober die Konstatierung der Nicht-Einnahme hinausgehende Informationen beschränken sich zumeist auf recht kurze Hinweise zu ihrer politischen Verfassung. 15 Städte scheinen eine nicht-monarchische Verfassung zu haben, abgesehen von den Städten der Philister. Für diese 15 Städte taucht vor ihren Namen die Bemerkung 'in1, '^ya oder

'»jn

auf. Es handelt sich um: Beth Anat (Jud 1,33),

Beth Semes/Har Heres (I.Sam 6,20), Beth Semes (Jud 1,33), Gibeon (Jos 11,19), Beeroth (Jos 9,17), Kephira (Jos 9,17), Jibleam (Jud 1,27), Nahalol (Jud 1,30), Kegila (I.Sam 23,12), Akko (Jud 1,31), Sidon (Jud 1,31), Kitron (Jud 1,30), Kirjath Jearim (Jos 9,17), Sichern (Jud 9), Thebez (Jud 9,51).

43 44

45

Für Gibeon liegt ein entsprechender Hinweis in Jos 11,19 vor. Es ist also in der Liste der nicht eingenommenen Städte bereits enthalten. Vgl I.Sam 4-6; 21,12; 27,3. Die Notiz in Jud 1,18, die dem zu widersprechen scheint, stammt, wenn sie überhaupt eine historische Reminiszenz enthält, jedenfalls nicht aus der Richterzeit. Zudem liegt zwischen Jud 1,18 und 1,19 ein Widerspruch vor. Vgl auch Wright 1946 JNES 5 S.109 Zu Sichern vgl Jaros 1976 S.80. Die geographische Nähe der Stadt Thebez zu Sichern und die Ähnlichkeit der politischen Strukturen machen wahrscheinlich, daß diese Stadt in irgendeiner Form mit Sichern verbunden war. Thebez wird ebenso wie Sichern bis auf Abimelech seine Unabhängigkeit bewahrt haben.

Auswertung der Texte

205

Dem stehen fünf Städte gegenüber, für die eine monarchische Herrschaftsform belegt ist. Es handelt sich um die Städte: Aphek

(Jos 12,18), Gezer (Jos 10,33), Gath

21,11; 27,2), Jerusalem

(Jos 10,1), Thaanach

(Jos

(I.Sam 17,21).

Die Bezeichnung eines philistäischen Herrschers als begegnet nur für Gath, in dem zweimaligen Gastspiel bei Achis von Gath

(I.Sam 21,1ff; 27) sowie

'König 1

Davids

I.Kön 2,39. An-

sonsten werden die Herrscher von Askalon, A s d o d , E k r o n , Gaza 46 und Gath immer als D'JTD bezeichnet. Gath wird seiner politischen Verfassung nach eher den durch die C J l ü

regierten philistäischen Städten zuzurech47 nen sein als den kanaanäischen Königsstädten . Die philistäischen

O'JTD

dürfen aber 48 nicht mit den kanaanäischen 'Köni. In der vorstaatlichen Zeit Is-

gen' gleichgesetzt werden

raels ist die politische Organisation der philistäischen Pentapolis nicht monarchisch, wenn auch spätere

Veränderun-

gen auf monarchische Regierungsformen hin nicht

ausgeschlos-

49 sen werden können Es bleiben nur vier Städte übrig lem, Thaanach - ,

- A p h e k , Gezer, Jerusa-

für die aufgrund der

alttestamentlichen

Traditionen eine monarchische Herrschaft angenommen

werden

kann. Dor kommt in der El-Amarna Korrespondenz nicht

vor.

Von Megiddo ist aus dieser Zeit bekannt, daß sein Stadtfürst Biridja mit Labaja und seinen Söhnen in Feindschaft

lag^.

In der Mitte des 14. Jh kam es in Palästina zu wiederholten Aufständen der Bevölkerung gegen die Stadtkönige, die weise auch zur Beseitigung monarchischer

teil-

Herrschaftsformen

f ü h r t e n 5 1 . Die alttestamentliche Oberlieferung

hinsichtlich

Megiddo und Dor ist nicht einheitlich. Beide Städte sind in 46 47 48 49 50 51

Vgl Jos 13,3; Ri 3,2; 16,30; I.Sam 6,18 u.a. Der Singular dieses Wortes ist nicht belegt. Das ungebräuchliche •pD scheint durch das geläufigere "i^n ersetzt worden zu sein, vgl Stoebe Komm. S.398. pD scheint mit TTjpawoc etymologisch verwandt zu sein. Vgl Bossert 1927 OLZ 30 Sp. 652, anders Feigin 1926 AJSL 42, S.53ff, Bork 1940 AfO 13 S.228 Vgl A.H. Jones 1975 S.154 EA 244,246 Vgl EA 248,14; 285,43ff

206

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit 52

der Liste der b e s i e g t e n Könige v o n Jos

12

den aber im n e g a t i v e n B e s i t z v e r z e i c h n i s Terminus

'2KM'

aufgeführt, wer-

von Jud 1 mit

N u n ist für die Liste v o n Jos

12 typisch, daß alle h i e r

a u f t a u c h e n d e n O r t s c h a f t e n als Städte eines Königs werden. Andererseits Jud 1 eigentümlich, Argumentation,

dem

verbunden. bezeichnet

ist dem n e g a t i v e n B e s i t z v e r z e i c h n i s daß alle H i n w e i s e auf Könige

daß der V e r f a s s e r v o n Jos

m a t i o n e n u n t e r der O b e r s c h r i f t

12,9ff seine

'besiegte Könige'

von

fehlen. D e r Infor-

vereinheit-

licht h a b e , könnte e n t g e g e n g e h a l t e n w e r d e n , daß der S a m m l e r der N o t i z e n v o n J u d 1 aus e i n e r a n d e r e n h i s t o r i s c h e n

Situa-

tion heraus e i n Interesse d a r a n gehabt h a b e n k ö n n t e , Könige u n t e r den T i s c h f a l l e n zu lassen. H i n t e r der ligen N i c h t - E r w ä h n u n g

die auffäl-

der H e r r s c h e r könnte sich ein p o l i t i -

scher A n s p r u c h der A r t v e r b e r g e n , daß alle k a n a a n ä i s c h e n V o r b e w o h n e r zu v e r t r e i b e n seien, es also n i c h t reiche, die Könige a b z u s e t z e n . D e n n die e n t s p r e c h e n d e A u s s a g e

'es

gelang

n i c h t , den König v o n X zu v e r t r e i b e n ' ) z i e l t n u r auf e i n e n Besitzwechsel

der S t a d t , n i c h t auf eine g r u n d s ä t z l i c h e

seitigung/Vertreibung

Be-

ihrer B e w o h n e r ab. V o n D t n 7,1-5;

20,

16ff her b e t r a c h t e t stellt J u d 1,21.27ff dann e i n e n T a d e l an der P o s i t i o n von Jos

12,9ff^

dar.

In J u d 1,21.27ff ist die formelhafte S p r a c h e

auffällig.

B e a c h t e t m a n die fest g e p r ä g t e n W e n d u n g e n , dann l a s s e n sich drei G r u p p e n v o n S t ä d t e n z u s a m m e n s t e l l e n . S t ä d t e , die weitere Hinweise eingeführt werden - Aphek (1,27), S t ä d t e n a m e n , die mit 'ifl 7 (1,27), K i t r o n , N a h a l o l Zusatz Gezer 52

53

'af

7

'Dia'n

1

(1,31), T h a a n a c h

verbunden sind - Jibleam

(1,30), u n d S t ä d t e n a m e n m i t

Jerusalem

ohne

(1,21) b z w

einem

awi'ii 'yjan'

(1,29). S t e c k t h i n t e r d i e s e r V a r i a t i o n k e i n Z u f a l l ,

Auf eine Auseinandersetzung mit Fritz (1969 ZDPV 85,136ff) muß hier leider verzichtet werden. Hierzu wäre eine ausführliche Exegese v o n Jos 10-12 notwendig, die hier nicht geleistet werden kann. Auch w e n n Dtr Jud 1 vorgefunden hat, wäre Noths apodiktisches U r teil (Überlieferungsgeschichtl. Studien S.8), daß J u d 1 keine Spuren einer dtr Bearbeitung aufweist, zu überprüfen. Bemerkenswert ist in Jud 1 auch die formelhafte Verwendung des ' » ' i m (rt1 , zumal der Hiphil v o n B T fast ausschließlich im dtr Geschichtswerk vorkommt.Vgl den entsprechenden Artikel von H.H. Schmidt 1971 Sp.778ff

207

Auswertung der Texte sondern ein aufzeigbares Argument Städte

System, dann ließe sich hieraus

für die F o r m der p o l i t i s c h e n O r g a n i s a t i o n aus J o s

Megiddo, Gezer, Aphek

-

12,9ff

- Jerusalem, Thaanach,

f i n d e n s i c h in J u d 1 w i e d e r .

und T h a a n a c h w e r d e n ohne

Dor,

Aphek

jegliche Bemerkung aufgeführt,

u n d J e r u s a l e m m i t der o b i g e n U m s c h r e i b u n g , M e g i d d o

Gezer

und Dor

'Ml'.

Die Wendung In d e r F o r m vor

dieser

gewinnen.

6 Königsstädte

mit

ein

55

.

'Y

Ml' 201 7 ¡1

' Y2

belegen54.

X' l ä ß t s i c h im AT v i e r m a l

X' k o m m t sie d a g e g e n i n s g e s a m t

Der geographische

z e i c h n e n als a u c h e i n e S t a d t . D o c h ü b e r w i e g e n die mit den Städtenamen. lich5^

12 M a l

Name kann sowohl eine Landschaft

B e i d e W e n d u n g e n w e r d e n fast

be-

Wendungen ausschließ-

in V e r b i n d u n g m i t d e n N a m e n v o n K ö n i g s s t ä d t e n

ge-

braucht5^ . Eine 10a;

In J o s gegen zu

inhaltliche

Parallele

zu J o s

1 2 , 2 a l i e g t in J o s

1 3 , 2 1 a v o r , die s p r a c h l i c h e A b w e i c h u n g 1

12 ; 2 a s t e h t ' liatria awi'iT, i n J o s 11aöna "l^n ifN 1 .

ist

13,

geringfügig.

13,10.a.21a

Die gleiche Abwandlung, von

daJBi'n

"iVn f i n d e t s i c h a u c h i n d e n p a r a l l e l e n A u s s a g e n v o n J o s

12,4 u n d J o s

1 3 , 1 2 . D a h e r l i e g t es n a h e , das

im S i n n e v o n ' Y a dung

taucht nur

lVn "1PN

X'

1

Ya lUl'(n)

zu v e r s t e h e n . D i e l e t z t e r e

X' Wen-

z u s a m m e n m i t d e m N a m e n des K ö n i g s a u f , w ä h -

r e n d die O b e r l i e f e r u n g

die F o r m u l i e r u n g m i t a t n 1

zieht, wo ein Name nicht überliefert

dort

ist, aber ein

vor-

Gentili-

cium. Die Formulierung nichtmonarchische S t e l l e , w o sie d e s s e n : 'liyaA

54 55 56

57

'Gentilicium + Y a

iDi'(n)

Städte nicht belegt. A n

zu e r w a r t e n w ä r e , 'afl7

'inn'.

in J o s

X' ist

für

entsprechender

11,19, steht

statt

G i b e o n ist a b e r e i n d e u t i g

eine

Num 21,1; 33,40; Jud 1,17.21 Gen 14,7; Num 14,45; Dtn 1,44; 11,30; Jos 12,2.4; 16,10; 17,16; 24,8; Jud 1,10.29; 1.Kön 9,16 Zu "inn lüiün in Gen 14,7, das sonst nur noch in 2.Chr 20,2 vorkommt, fehlt jegliche Information, die eine Zuschreibung zu einer Herrschaftsform gestatten würde. Gezer (Jos 16,10; Jud 1,29; 1.Kön 9,16), Hebron (Jud 1,10), Hesbon (Jos 12,2), Astharoth und Edrei (Jos 12,4), Arad (Num 21,1; 33, 40), Jerusalem (Jud 1,21)

208

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

Stadt mit 'demokratischer'

Verfassung.

Damit läßt sich wahrscheinlich machen, daß in Jud 27ff nur

1,21.

zwei Formen der Zitierung von Königsstädten

vorlie-

gen, eine kommentarlose Anführung des Namens oder eine Um58 Schreibung, die auf die Herrschaftsform anspielt . Die Wahl der Form

'Y 'IUI 7

' für Megiddo und Dor mag eine Differenz

der politischen Verfassung dieser Städte Königsstädten

zu den kanaanäischen

andeuten.

Die vermeintliche Spannung 12,9ff und Jud 1,21.27ff

zwischen den Aussagen von Jos

- einige Königsstädte aus Jos

scheinen dem negativen Besitzverzeichnis archische Verfassung

zu besitzen -

könnte ein Ergebnis

politischen Entwicklung dieser Städte im Zusammenhang der Staatenbildung

12

zufolge keine monder

mit

der Israeliten und/oder der philistäi-

schen Annexionspolitik

im 11. Jh sein. Die

'demokratisch'

regierten Städte, die nicht wie die gibeonitische lis sich in einem Schutzverhältnis

Tetrapo-

zu Israel befanden, konn-

ten unter dem militärischen Druck ihrer Nachbarn die Notwendigkeit zu einer monarchischen Re- bzw Umorganisation

spü-

59 ren

. Gesellschaftsgeschichtlich

denkbar ist auch der um-

gekehrte Verlauf der politischen Entwicklung.

In den Städten

kam es zu Aufständen, in deren Folge die Monarchie w u r d e ^ . Von der reinen Textaussage

beseitigt

in Jud 1 her kann nicht

ausgeschlossen werden, daß die Israeliten diese Städte ihre politische Abhängigkeit brachten und die Könige ten*^, dann jedoch nicht in der Lage waren, die

in

absetz-

Bevölkerung

zu vertreiben.

58 59 60 61

Vgl Watson 1970 VT 20 S.502 Vgl Alt KS I S.246ff, S.256ff. Dann liegt die Vermutung nahe, das negative Besitzverzeichnis von Jud 1 spiegele historisch frühere Herrschaftsverhältnisse wider als die Liste in Jos 12. So könnte Mendenhall von seiner Position aus argumentieren. Für diesen Fall ist mit der Einsetzung israelitischer Vögte zu rechnen, vgl Jud 9. Allerdings ist einschränkend zu sagen, daß dieser Vorgang auf der Seite der Israeliten irgendeine Form monarchischer Herrschaft voraussetzt, andernfalls die israelitische Gesellschaft jener Zeit ein sehr hohes und differenziertes Niveau 'demokratischer Herrschaft' aufgewiesen hätte. Das letztere scheint für die erste Siedlungsphase der Israeliten in Palästina historisch weniger wahrscheinlich.

Auswertung der Texte

209

Exkurs zu den Herrschaftsstrukturen der mit Israel in der Richterzeit politisch verbundenen kanaanäischen Siedlungen Die politische Verfassung kanaanäischer Städte, die friedliche und zum Teil auch vertraglich geregelte Beziehungen mit den israelitischen Stämmen eingehen, ist nicht-monarchisch. Sie trägt entweder oligarchische Züge oder ist von der Beteiligung der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung an der Stadtpolitik geprägt. Als Beispiele sollen hier die Oberlieferungen zu Gibeon, Beth Semes, Sichern, Thebez und Kegila herangezogen werden. Gibeon Wichtige Hinweise zur politischen Struktur des vorisraelitischen Gibeon enthält Jos 9. Das Kapitel berichtet von den Verhandlungen der Gibeoniten und der ihnen angeschlossenen Städte Beeroth, Kirjath Jearim und Kephira mit den Israeliten. Die Abgrenzung des ältesten literarischen Bestandes von Jos 9 und die historische Bewertung der dahinter stehenden Traditionen sind in der Forschung kontrovers. Sowohl die literarkritische Aufteilung in selbstän62

dige Quellen

wie auch die mehr überlieferungsgeschichtlich bestimmte

Annahme einer Josuasage und einer Israelsage, die ineinander gefügt wurden^, haben das gleiche Manko zu bewältigen. Vollständige Erzählungsfäden lassen sich nicht knüpfen^. Ältere Kommentare gingen von einer Haupterzählung aus, die durch P ergänzt wurde^. Auch Rudolph rechnet bei seiner Phantomjagd nach E mit einer von J herrührenden Erzählung, 66 die von 67 P konplementiert und von Dtr in Zusätzen kommentiert wurde . Noth zählt in Umkehrung der Argumentation Rudolphs die 'Mann Israel'-Stücke zum ältesten Bestand und möchte die Person Josuas einer Bearbeitungsschicht

des Samnlers anla-

sten. Noth hält gerade die von früheren Forschem P zugeschriebenen Stücke für Bestandteile der ältesten Tradition, 68 da hier die amphiktyonischen Verhältnisse sich widerspiegelten. Liver folgt in der literarischen Bewertung weitgehend Noth. 62 63 64 65 66 67 68

Eißfeldt 1922 S.220ff Möhlenbrink 1938 ZAW 56 S.242ff Blenkinsopp 1972 S.32ff Steuernagel 1923 Komm.z.St. Rudolph 1938 S.200ff Noth 1953 2 Komm.z.St. Liver 1963 JSS 8 S.227ff

210

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

Das literarische Problem von Jos 9 kann hier nicht gelöst werden. Doch bleibt festzuhalten, daß die in unserem thematischen Zusammenhang interessierenden Verse 3,4 und 11 von fast allen Forschern der älte69 sten Schicht zugewiesen werden . Die historische Einordnung dieser Tradition hängt wesentlich vom Ver70

ständnis des ätiologischen Charakters der Erzählung ab. Möhlenbrink

erkennt analog seinen beiden Rezensionen eine profanhistorische Ätiolo71 72 wie für Noth sind die gie neben einer Kultätiologie. Für Rudolph 73 kultätiologischen Züge dominant, während Liver der frühesten Tradition jegliches ätiologische Moment abspricht. Nach Rudolph und Noth setzt die 74 Grunderzählung die Kultsklaverei der Gibeoniten voraus. Möhlenbrink 75 und Liver

stellen dagegen die antigibeonitischen Tendenzen

erschleicht sich von den Israeliten ein Bündnis -

- Gibeon

in den Vordergrund.

Die Sage wende sich im Kern gegen Gibeon und die Auslieferung der Sauliden durch David. Das ursprüngliche Bündnis zwischen Gibeon und den Israeliten scheint der Stadt einen Status minderen Rechts eingeräumt zu haben, wie aus 76 2.Sam 21,4 ersichtlich wird . Allerdings geben weder 2.Sam 21,4 noch 1-Kön 3,4ff etwas vom rechtlichen Status der Gibeoniten als Kultsklaven zu erkennen. Die Verfluchung der Gibeoniten zu Wasserschöpfern und Holzhauern am Tempel Jahwes setzt verschiedene historische Ereignisse voraus: 1)

Die Fronpflicht der Kanaanäer, die von I.Kön 9,21 auf Salomo zu-

2)

Die kultische Bedeutung der Höhe von Gibeon im israelitischen

rückgeführt wird. Staatskult, der nach I.Kön 3,4ff bis zum Tempelbau in Jerusalem eine hervorragende Rolle zukam. 3) Gibeon stand die Blutsgerichtsbarkeit über Israeliten 77 nicht zu. 4) Möglicherweise wurden nach den salomonischen Umbauten am Jerusa-

69 70 71 72 73 74 75 76 77

Vgl auch Halbe 1975 VT 25 S.613ff Möhlenbrink 1938 ZAW 56 S.243f Rudolph 1938 S.204 Noth 19532 Komm. S.54f Liver 1963 JSS 8 S.234 Möhlenbrink 1938 ZAW 56 S.245 Liver 1963 JSS 8 S.243 In altorientalischen Vasallenverträgen ist es üblich, daß der Souverän seinem Vasallen Hilfe gegen Angriffe zusagt. Vgl hierzu Fensham 1964 BA 27 S.99f Vgl hierzu K.Rupprecht 1977 BZAW 144

211

Auswertung der Texte lemer Tempel u.a. auch Angehörige des niederen Kultpersonals von Gibeon an das neue Zentralheiligtum nach Jerusalem versetzt.

Dagegen erfordert das Motiv vom erschlichenen Bündnis weniger historische Annahmen. Es setzt neben einem Vertrag beider Partner die Infragestellung dieses Vertrages durch Israel voraus, von der in 2.Sam 21,4 noch Bruchstücke erhalten sind. Dieses Motiv bedarf der oben genannten vier zusätzlichen Annahmen nicht, die benötigt werden, hält man die Kultätiologie für ursprünglich. 2.Sam 21,4 läßt durchblicken, daß der 78 gibeonitische Vertrag von Saul gebrochen wurde . Das Motiv 'erschlichener Vertrag' kann gut als propagandistische Rechtfertigung des Vorgehens Sauls gegen Gibeon gelten. Historisch ist die Entstehung dieses Motivs früher anzusetzen als das Vorhandensein gibeonitischer Kultsklaven am Tempel in Jerusalem. Insofern richtet sich die älteste Version in erster Linie gegen Gibeon. Erst nach den Ereignissen von 2.Sam 21 konnte sie auch antidavidisch gelesen werden. Die kultätiologische Bearbeitung der Tradition entschärft die Betrugsversion, indem sie die Gibeoniten gleich nach Aufdeckung des Schwindels ihrer gerechten Strafe zuführt. Gerade der Akzent auf der Aussage in Jos 9,20, daß die Gibeoniten am Leben gelassen werden sollen, wendet sich gegen Saul und rechtfertigt David. Die innenpolitischen Verhältnisse der gibeonitischen Tetrapolis werden sich in der Zeit zwischen der Landnahme der israelitischen Stämme 79 und der Regierung Sauls nicht wesentlich verändert haben . Daher kann die älteste Version von Jos 9, die in den Versen 3-15a.17b zu suchen ist, zur Erhellung der vorisraelitischen Verfassung Gibeons und der Städte Kephira, Beeroth und Kirjath Jearim herangezogen werden. Jos 9,3f erscheinen die Bewohner von Gibeon ' liy^A '1PT"

als die

Verhandlungspartner der Israeliten. In Jos 9,11 nennen die gibeonitischen Gesandten die Ältesten und die Bewohner der Stadt als ihre Auftraggeber. In Jos 10,6 schicken die 1 I W A 'öjn 1 nach Josua, um Hilfe für die bedrohte Stadt zu erlangen. Die politische Verfassung von Gibeon weist alle Züge einer 'primitiven Demokratie' 80 auf. Zu den Organen einer derartigen Verfassung gehö78 79 80

Vgl Schunck 1963 S.132ff; Blenkinsopp 1974 VT 24 S.4ff Zur Geschichte Gibeons in der Richterzeit vgl Blenkinsopp 1972 S.53ff Vgl unten ausführlich Punkt 7.4.2

212

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

ren das Gremium der Ältesten und die Grippe der kriegsfähigen Männer. Die Ältesten sind offenbar nur im Konsens mit den Bewohnern der Stadt verhandlungsfähig. Aus den Texten ist nicht ersichtlich, ob unter den 'Bewohnern Gibeons' eine allgemeine Stadtversammlung zu verstehen ist. Existenz und Funktionieren einer solchen Versammlung würden auch archäologische Spuren hinterlassen. Das Zusammentreten zahlenmäßig umfangreicherer Gruppen setzt entsprechende Räumlichkeiten voraus. Geeignet ist hierfür ein größerer Platz oder offener Hof. Auch das Vorhandensein eines geräu81

migen Gebäudes mit Vorhof, dem die typischen Merkmale

eines Wohn- und

Wirtschaftshauses fehlen, bei gleichzeitiger Existenz durchschnittlich kleinerer Hauseinheiten in der übrigen Stadt kann auf eine Versammlungsstätte hindeuten. Allerdings könnte auch ein entsprechend genutzter Tempel diesen Zweck ermöglichen. Die Ausgrabungen von Gibeon durch Pritchard

82

können solche Fragen

leider nicht beantworten. Architektonische Reste der Spätbronzezeit wurden im Ausgrabungsareal nicht gefunden. Voraussetzung hierzu wäre auch eine Flächengrabung und nicht eine stichprobenartige Sondierung gewe83 sen

. Auch für Kirjath Jearim wird zwischen den Bewohnern der Stadt

(I.Sam 6,21) und den Männern der Stadt unterschieden (I.Sam 7,1). Bemerkenswert ist, daß bereits in der frühen Regierungszeit Davids derartige Einrichtungen in Gibeon nicht mehr bestehen. In 2.Sam 21 werden nur allgemein die Gibeoniter als Verhandlungspartner des Königs genannt. Als allein stilistisch bedingte Abwandlung läßt sich das tPJiyAn nicht begreifen; zumal gerade in den Samuelisbüchern die jeweiligen Verhandlungspartner und Adressaten vertreten -

- sofern sie 84 größere Gemeinschaften recht genau unterschieden werden . Wahrscheinlich verlor

Gibeon unter Saul die politische Selbständigkeit und wurde Israel angegliedert. Dieses hat sich auch auf die innerstädtischen Strukturen ausgewirkt. Spätestens jedoch nach der zentral durchgeführten Heeresorganisation Davids (2.Sam 24) verlor die Gruppe der kriegsfähigen Männer die Grundlage ihres politischen Einflusses.

81 82 83 84

Herd, Mühlstein, Vorratsbehälter, Viehunterkunft Pritchard 1959 VTS 7 S.lff; ders. 1962 Zur methodischen Problematik vgl Crüsemann 1979 ZAW 91 S.177ff; Nissen 1972 S.145. Vgl I.Sam 11; 31,11 ff; 2.Sam 2,4f

Auswertung der Texte

213

Beth Seroes Beth Semes gehört nach Jud 1,35 zu den von den Israeliten nicht eingenom85 . Nach 1.Sam 6,12ff ist Beth Semes dem philistäischen

menen Städten

Einflußbereich zuzurechnen. Das reiche Vorkommen philistäischer Keramik in Stratum III spricht dafür, daß die Stadt eine nichtisraelitische Be86 völkerung hatte

. Auch die Verbindung zur gibeonitischen Tetrapolis

- Beth Semes schickt die Lade zur nächstgelegenen Stadt der Tetrapolis Kirjath Jearim weiter und nicht zur nächsten judäischen Ortschaft deutet auf eine Zugehörigkeit zur kanaanäischen Bevölkerung hin 87 . I.Sam 6,19-7,1 gehört zu den ältesten Oberlieferungsstücken der Ladeerzäh88 lung

. Die Verse begründen, warum die Lade nach Kirjath Jearim gebracht

wurde. Die 'Männer' von Beth Semes sind zuständig für die Lade. Sie entscheiden über ihren Verbleib (6,20). Die 'Männer' schicken Boten an die 'Bewohner' von Kirjath Jearim. Die Männer der Stadt sind in Beth Semes die Gruppe, die über das Geschick der Stadt zu bestimmen hat. In der vorliegenden Situation trifft diese Gruppe einen kultpolitischen Beschluß und nicht irgendeine übergeordnete politische Instanz. Sichern Sichern gehört zu den kanaanäischen Städten, die mit den umwohnenden Israeliten in friedlicher Koexistenz lebten. Die Stadt wurde oligarchisch regiert, wie Gen 34 und Jud 9 zeigen. liyQ.L'ya Die Herren (O'VlQ) Testaments erwähnt

einer Stadt werden in 20 Versen innerhalb des Alten 89 .

Jos 24,11 erzählt Josua in seiner großen Abschiedsrede, daß die Herren von Jericho gegen die einwandernden Israeliten kämpften. Jos 24 ist 85 86

87 88 89

Vgl Elliger BHH I Sp.229 Artikel 'Beth-Semes'; Wright 1975 EAE I S.248-253 Artikel 'Beth-Shemesh' Vgl Wright a.a.O., der die Zerstörung von Stratum IV der israelitischen Einwanderung zuschreibt und danach für Stratum III eine israelitische Bevölkerung ansetzt. Die Identität der Zerstörer von Stratum IV ist fraglich und folgt nicht automatisch aus der Tatsache der Zerstörung. Wrights Interpretation der Befunde von Stratum III und IV ist weitgehend seiner Landnahmetheorie verhaftet. Vgl hierzu Wright 1958 S.62ff Vgl auch Rost 1926 S.40 A 68 und A 69 Ders. a.a.O. S.46f; Stoebe Komm.z.St. Num 21,28 ist Verschreibung für il'jyi , vgl.Kommentare z.St.

214

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

ein deuteronomistischer Text

90

, dem keine weitere Bedeutung für die Re91 konstruktion der Frühgeschichte Israels in Kanaan beigemessen wird . Die Mehrzahl der Belege findet sich in Jud 9, 14 mal im Zusammenhang

mit Sichern, einmal für Thebez. An zwei Stellen (I.Sam 23,11f) ist von den Herren Kegilas die Rede. Jud 20,5 beschuldigt der geschädigte Levit die 'Herren' von Gibea , ihm nachgestellt und seine Nebenfrau zu Tode geschändet zu haben. Nach Jud 19,22 waren es aber die 'Männer' von Gibea , die ihn bedrohten und sich an seiner Frau vergriffen. Die Differenz zwischen 'Männern' und 'Herren' ließe sich auf den unterschiedlichen Sprachgebrauch verschiedener Schichten verrechnen. Jud 20,5 92gehört zu dem von der Redaktion der Kapitel 19-21 aufgenommenen Stoff . Doch ist das Verhältnis zwischen Tradition und erster Redaktion in Jud 20 wegen der starken Überarbeitung besonders dunkel. Ein ähnlicher Wechsel von 'Männer' zu 'Herren' ist noch für Jabes-Gilead bezeugt. I.Sam 11,1.5.9f und 2.Sam 2,4f treten die 'Männer' von Jabes auf. Dagegen wendet sich David in 2.Sam 21,12 an die 'Herren' von Jabes, um die sterblichen Überreste Sauls und Jonathans zu erlangen. Von den 'Herren' einer israelitischen Stadt ist nur in Jud 20,5 und 2.Sam 21,12 die Rede. Die 'Herren' einer Stadt sind in der Richterzeit für israelitische Siedlungen verglichen mit der häufigen Erwähnung der 'Männer' eine Ausnahme. An beiden Stellen läßt sich nicht ausschließen, daß der Wechsel der Termini zu Lasten der Redaktion geht. Die beiden Ausdrücke gleichsetzen, das hieße der Redaktion eine gewisse sprachliche und auch soziologische Borniertheit zumuten. Handelte es sich in diesem politischen Kontext wirklich um bedeutungsgleiche Begriffe, dann wäre ein häufigerer Austausch zu erwarten als nur an diesen zwei Stellen im AT. Der prononcierte Gebrauch von 'Männer der Stadt' in den Überlieferungen

- besonders

auffällig ist dieses in I.Sam 11 -

zur Frühgeschichte Israels spricht 93 nicht für eine Synonymität der Begriffe . Redet aber eine spätere Be- und Verarbeitung der Tradition von 'Herren' statt von 'Männern', dann bleibt doch zu fragen, ob diesem Sprachgebrauch

90 91 92 93

Perlitt 1969 S.239ff Perlitt 1969 S.273 Schunck 1963 S.65 Nielsen (1959 S.161) setzt dagegen die den Bewohnern gleich.

'Herren' von Sichern mit

Auswertung der Texte

215

in der historischen Realität eine Veränderung der politischen Situation vorausging. Die Bezeichnung 'Männer' war nicht angemessen, da dieser Kreis in seiner Gesamtheit nicht mehr für die politischen Belange der Stadt zuständig war. Die vormalige Position der 'Männer' hatten jetzt die 'Herren' inne. Die politische Verfassung der Stadt hatte sich in Richtung auf die Ausbildung einer Herrenschicht hin gewandelt. Nicht mehr alle Männer der Stadt, sondern nur noch die so genannten 'Herren' bestimmten die Stadtpolitik. In dem Wechsel von 'Männer' zu 'Herren' zwischen den Ereignissen von 1-Sam 11 und 2.Sam 21,12 deuten sich Veränderungen der innerstädtischen Herrschaftsstrukturen von Jabes an. Auch für das Verhältnis von Jud 19,22 zu Jud 20,5 kann ein vergleichbarer politischer Entwicklungsprozeß angenommen werden. Jud 20,5 ist fest verankert in einer Schicht, in der die gesamtisraelitische Perspektive die Sicht der Ereignisse bestimmt. Davon ist in Jud 19,1-28 noch nichts zu merken. Diese israelitisierende Tendenz ist vor der Reichseinigung durch David kaum denkbar. Es ist zu erwarten, daß die aktuelle Gegenwart des Redaktors die Schilderung der vorstaatlichen Verhältnisse in Jud 20 mitbestimmte. Die 'Herren' von Gibea

in Jud 20,5 könnten eben-

falls auf eine entsprechend veränderte Ortsverfassung hinweisen wie die von Jabes in 2.Sam 21,12. Für die Frühzeit Israels werden die 'Herren' einer Stadt ausschließlich für die kanaanäischen Städte erwähnt. Da in der Oberlieferung auch für kanaanäische Städte ein Unterschied zwischen 'Männern' und 'Herren' gemacht wird

- im Hinblick auf Gibeon oder Beth

Semes ist nie von 'Herren', sondern immer von 'Männern' die Rede -,

ist

die Identität beider Gruppen unwahrscheinlich. Das Vorkommen von 'Herren' weist auf oligarchische Herrschaftsbildungen hin. Gen 34 gilt dem gegenwärtigen Forschungsstand nach als eine Reflexion 94 der exilisch-nachexilischen Zeit zu Jud 9 . Differenzen in der Schilderung der internen sichemitischen Herrschaftsverhältnisse zwischen Gen 34 und Jud 9

- in Gen 34,20ff ist die herrschende Sippe bei der

Entscheidung über die Aufnahme neuer Mitbürger von der Zustimmung der Männer abhängig -

können hier historisch nicht ausgewertet werden, so-

lange von der Forschung das Verhältnis zwischen überlieferungsgeschichtlich später Tradierung eines Stückes und seinem Inhalt, der sich plausibel auf historisch wesentlich frühere Ereignisse beziehen läßt, 94

So schon Meyer 1906 S.416f; Sellin 1922 S.57; neuerdings auch Jarog 1976 S.80.

216

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

nicht gelöst ist. Jud 9 steht überlieferungs- wie auch redaktionsgeschichtlich den Ereignissen näher als Gen 34. Zur Redaktionsgeschichte von Jud 9 hat es in 95 neuerer Zeit zwei ausführliche Untersuchungen gegeben, die von Richter 96 und die von Crüsemann . Beide differieren sowohl in der Bestimmung der einzelnen Traditionen und ihrer Schichten wie auch ihrer historischen Einordnung. Der wesentliche Unterschied liegt darin, daß Richter die 97 erste Redaktion in der Zeit Jehus ansetzt , Crüsemann damit aber in die 98 salomonische Zeit hinaufgehen möchte . Crüsemanns Analyse von Jud 9 ist derjenigen von Richter vorzuziehen, zumal seine Argumente für die Bestimmung des alten Kerns in den Versen * 99 23.25.42 -54

zusätzlich einen Anhalt finden in den inhaltlichen Paralle-

len dieser Erzählung mit den Stücken, die vom Niedergang Sauls handeln. Abimelechs Untergang wird ebenso100 wie Sauls Abstieg durch einen vom Herrn geschickten bösen Geist erklärt . Dagegen mutet die Erzählung in den Versen 26-41 etwas 'moderner' a n ^ . Hier ersteht dem Abimelech in Gaal ein Widersacher, der eine Verschwörung gegen ihn inszeniert. Diese Erzählung erinnert inhaltlich an die politischen Machtkämpfe unter Salomo. Eine vergleichbare profane Interpretation wird in I.Kön 11,14ff sichtbar. Hinzu kommt, daß das Amt des102'Vyn "lü ' nur in den Hauptstädten Jerusalem und Samaria belegt ist . Der Stadthauptmann ist dem König für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung verantwortlich. Genau diese Funktion erfüllt Sebul für Abimelech in Sichern. Die zweite Erzählung in V.26-41 beschreibt das Abhängigkeitsverhältnis Sichems analog der Beziehung einer israelitischen Hauptstadt zu dem Monarchen. Die Erzählung in V.26-41 ist eine Anpassung der alten Tradition aus V.23.25. 42-49 an die Verhältnisse der Königszeit. Es handelt sich um eine recht selbständige Version der Abimelech-Sichem Episode, die literarisch nicht

95 96 97 98 99 100 101 102

Richter 1963 S.246ff Crüsemann 1978 S.32ff Richter 1963 S.315f. Zur frühesten literarischen Bearbeitung gehören nach Richter die V. 1-7.16a.19b-21.23f.56f (S.300ff). Nach Crüsemann^l978 S.39 liegt die entsprechende Redaktion in den Versen 1.2 -6 .7.16a.19b.56f vor. Doch ist in den V.2-6 alte Tradition verarbeitet. Ders. a.a.O. S.34 Vgl Jud 9,23 mit 1.Sam 16,14-23 und 18,10-12 Gegen Richter 1963 S.266ff, der diese Erzählung zur ältesten Schicht rechnet. Vgl unten Exkurs zu O'lü / 1B (7.3.2)

Auswertung der Texte

21 7

103 vom alten Kern abhängig sein muß

. Die zeitgemäßere Fassung wurde in

den Anfang der älteren Erzählung hineingeschoben. Zeitlich steht die zweite Version der Redaktionsschicht nahe, die beide Erzählungen miteinander verknüpft. Von der königskritischen Redaktion ist in ihr noch nichts zu bemerken. Allerdings werden sowohl in V.26-41 wie auch in V.1-6 die Herren von Sichern als ziemlich unzuverlässige Vasallen beschrieben, die, nur auf ihren Vorteil bedacht, eingegangene Verpflichtungen bedenkenlos verletzen. Die beiden Versionen unterscheiden sich hinsichtlich der handelnden Personen und Gruppen. In der älteren Erzählung stehen sich als Gegenspieler Abimelech und die Herren von Sichern gegenüber. Dem Oy von Sichern kommt in dem Konflikt eher eine passive Rolle zu. Die 7TAn '"7JU D3f,

die in V.46-49 als Kontrahenten Abimelechs erwähnt werden, sind

mit den DDP ^ y a identisch^. Gerade wenn man die Verse 23.25 als die Einpangsverse der alten Tradition betrachtet, liegt auf der Hand, daß dieselbe Gruppe in V.46-49 gemeint ist. Ansonsten wäre es sehr auffällig, daß die in V.23.25 verantwortlich gemachten Führungspersonen bei der Zerstörung der Stadt fehlen. Insofern sind die Verse 46-49 eine aus den Zusammenhang von V.23.25 und V.42-45 sich ergebende notwendige Fortsetzung des Ablaufes in V.42-45. Der Unterscheidung von Dy

und QDf '"m

in V.23.25, V.42-45 korrespondiert die von tDü T u n •'PJN und "71A3 'Vya DDP

in V.46-49. Schwierig ist nur in V.46-49, daß die so benannte

Gruppe nicht in den VtAD , sondern in den n'ix

des m a

"7K n 7 a

sich

flüchtet. Was immer sich hinter dem dunklen Wort rrnü verbergen mag, so deutet die Bestimmung des Zufluchtsortes als rPlJi , die Benennung des Flüchtenden als dop Vtad 'Vya nur ein Teil des "7TA/1

bzw DDE/

an, daß der n n n

ist. Innerhalb Sichems ist ein besonders befe-

stigter Teil der Stadt vom restlichen Stadtgebiet als *77An scheiden^. Die

zu unter-

"77An ''fJN könnten die Bewohner dieses Stadtteils sein.

In der jüngeren Erzählung wird die Verbindung zwischen Abimelech und Sichern von einem Stadthauptmann namens Sebul gehalten. Sebul gilt als Abimelechs

TJ7D, dh er ist ein von Abimelech eingesetzter Verwalter.

In Sichern haben interne Machtverschiebungen stattgefunden. Die Herren

103 104 105

Crüsemann 1979 S.37 Der Ausdruck ist eine stilistisch bedingte Abwandlung des DOS) die vom tOf ^TAB in V.49 angeregt worden ist. Vgl Wright 1967 S.365

,l

7y2

218

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

von Sichern haben eine stadtfremde Sippe ^ ^ aufgenommen. Aus dem Text geht nicht eindeutig hervor, ob die Neuankömmlinge zur breiten Masse des Volkes gerechnet wurden oder ob sie in ein spezifisches Dienstverhältnis zu den Herren von Sichern traten^1^. Jedenfalls sind die Herren von Sichern befugt, ohne Konsultation mit Abimelech neue Bewohner aufzunehmen, denn erst die politischen Umtriebe der letzteren führen zum Einschreiten des Stadthauptmannes. Die Bevölkerung von Sichern ist am poli108 tischen Geschehen der Stadt nicht maßgeblich beteiligt . Über den Einsatz der kriegsfähigen Männer entscheidet eine ihnen übergeordnete Instanz [V. 29a), die Herren. Auch in der zweiten Version der Begebenheiten bleibt die 'aristokratische' Verfassung Sichems erhalten. Das Geschehen um Gaal deutet eine relativ große innenpolitische Unabhängigkeit 109 der kanaanäischen Stadt gean. Es kann angenommen werden,

genüber ihrem israelitischen Oberherm

daß die in V.26-40 berichteten Herrschaftsverhältnisse sich an der bestehenden Verwaltungspraxis der davidisch-salomonischen Zeit orientierten. Das lockere Abhängigkeitsverhältnis Sichems mit seiner innenpolitisch autonomen Oligarchie könnte typisch für das Verhältnis der in der frühen Königszeit angegliederten kanaanäischen Städte zum israelitischen Staat sein. In der älteren Tradition kommt es zum Konflikt, als die Herren von Sichern

- entgegen ihrer Abmachung mit Abimelech -

den Straßenzoll für

sich wieder reklamieren. In der späteren Erzählung ist der casus belli erst eingetreten, als die Herren von Sichern Vorbereitungen treffen, sich mit militärischer Gewalt aus dem israelitischen Herrschaftsgebilde zu lösen. Das Wegerecht muß demnach in dieser Zeit eindeutig zugunsten des Oberherm geregelt worden sein. 106 107

108

109

Reviv 1966 IEJ 16 S.254 A 8 verweist darauf, daß aj)u "in the sense of a person closely connected to a royal court, dependent on a ruler or other prominent person" gebraucht werden kann. Das DDWl nny'l in V.26aß ist nach d e m m ' l von V.26a unsinnig. Die Auslassung in LXX^ erklärt sich von daher gut. LXX® hat es wörtlich übersetzt. Das n y kann eine Verschreibung von "Tay sein. 2 "riy = 'jemandem dienen' findet sich in dieser Form auch in Jer 25,14; 27,7. Gegen Nielsen 1959 S.144.160. Die 'linn 'B3N' werden von Gaal als konkurrierende Herrschaftsgruppe zitiert, sind aber nicht aktiv am Geschehen beteiligt. Meyer 1906 S.413.416 setzt sie mit den Herren gleich. Reviv 1966 IEJ 16 S.254f stellt die Parallelen zwischen Labaja und Abimelech heraus. Auch Labaja war kein Sichemit.

Auswertung der Texte

219

Geht man davon aus, daß die erste Redaktionsschicht aus der Zeit vor der Reichstrennung stammt, dann ist zu untersuchen, wie weit sich aus der in V.2-6 verarbeiteten Tradition noch historische Schlußfolgerungen auf die interne Herrschaftsstruktur des richterzeitlichen Sichern ziehen lassen. In V.6 versammeln sich die DDf 'Vya und das Ni"7n n'2 , um Abimelech zum König zu machen. Das

Nl"7fi n'2 wird in V.20, der zu dersel-

ben Schicht gehört, noch zweimal ausdrücklich neben den Herren erwähnt. In V.20 mag die Anführung des Die mit

Ml1?)! n'2 von V.6 her begründet sein.

Ni^n Jl'2 bezeichnete Grippe hat in der älteren Überlieferung

kein Gegenstück. Dort stehen die Herren neben dem nicht weiter unterschiedenen

ny. Der Ausdruck

Ki"7n n'a Vdi kann aber nicht als stili-

stische Abwandlung vom Textkontext her erklärt werden, da das anders als der VTAn Ni"7n n 7 2

Ni"7n

sonst nirgends erwähnt ist. Zudem erscheint das

als Sondergruppe neben den Herren von Sichern. Es ist an der

Ausführung der zwischen Abimelech und den Herren von Sichern getroffenen Vereinbarung beteiligt. Nl^n

bezeichnet eine Aufschüttung zu Befestigungszwecken. In Sichern

befand sich der gesamte Tempelbereich in der Nähe des Nordwesttores auf einer derartigen Aufschüttung^^. Solche Terrassierungen finden sich in allen Außenbezirken der Stadt zwischen der Mauer D und der Mauer A. Auch das Osttor ruht auf massiven Auffüllungen^ ^ ^. Eine Gleichsetzung 112 des NT1?)! mit dem Tempelbezirk verkürzt den Sachverhalt . Die massiven Aufschüttungen, die zu einer beträchtlichen Erweiterung des Stadtgebietes führten, gehen hauptsächlich in die Zeit der hurritischen Einwanderung zurück. Der Ausdruck Ni^n n'2

könnte die Bewohner von Sichern umfassen, die

in diesen äußeren Stadtbezirken wohnen, die durch Auffüllung gewonnen wurden. Ihre Heraushebung in Jud 9,6 kennzeichnet sie als eine an der Herrschaft der Stadt beteiligte Gruppe. Da sie in den 'neueren' Stadtrandbereichen leben, könnten sie zu den Nachkommen jener in der Mittelbronzezeit eingedrungenen Herrenschicht gehören. Diese Einwanderer bestanden nicht nur aus isolierten 'Herrenkriegern' mit ihren Streitwagen, sondern sie werden auch etliches niedere Fußvolk mit sich gebracht haben 110 111 112 113

Aus diesen ging dann das

Nl7n IP3 hervor. Das

Vgl Wright 1965 S.62ff; 103f Ders. a.a.O. fig 31 So Nielsen 1959 S.166f Der Einbruch der so genannten Hyksos brachte in Syrien/Palästina

220

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

ist in irgendeiner Form noch an der Herrschaftsausübung in Sichern beteiligt im Gegensatz zu den kanaanäischen 'Urbewohnem' der Stadt. Das Nl^n n'a umfaßt die breite Basis der Herrenschicht, die 07,7JQ sind jene Mitglieder, die zur herrschaftsausübenden Elite dieser Schicht gehö114 ren . Das Nl^n n 7 awird u.a. die Krieger gestellt haben. Angesichts der Ausdehnung des so genannten Bezirks und der geringen Größe damaliger Stadttruppen^^ ist es unwahrscheinlich, daß das NlVn n'2 in seiner Gesamtheit ausschließlich im Waffendienst tätig ist. Das vermeintliche Fehlen dieser G r u p p e ^ in der Tradition über die Zerstörung der Stadt erklärt sich daraus, daß sie hier als Sondergruppe innerhalb der Stadtbevölkerung keine Funktionen hatte. Zumindest ist es historisch wahrscheinlich, daß Jud 9,6 eine zutreffende Erinnerung an eine in sich differenzierte Oberschicht in Sichern bewahrt hat. Thebez Die Tradition über Abimelechs Tod in Thebez ist Bestandteil der ältesten Abimelech-Oberlieferung. Thebez gehört zu den kanaanäischen Städten. Bei der Belagerung der Stadt durch Abimelech flüchten alle Männer und Frauen und die v y n '^ya in einen stark befestigten Turm. Die gesonderte Aufzählung der "Herren der Stadt' deutet an, daß Thebez eine oligarchische Verfassung besaß. Es ist aufschlußreich, daß der Widerstand gegen Abimelechs Bestrebungen, in Mittelpalästina eine weitere Region unter seine Oberherrschaft zu vereinigen, in den 'aristokratisch' regierten kanaanäischen Städten sich konzentrierte. Die Herrenschicht dieser Städte hatte durch eine andauernde Assoziation ihrer Städte an Abimelechs Herrschaftsgebilde eine Verminderung ihres politischen Einflusses und den Verlust wichtiger ökonomischer Privilegien zu befürchten.

114 115 116

nachweislich eine höhere Besiedlungsdichte mit sich. Vgl Jirku 1932 JPOS 12 S.Slff; Helck 1962 S.92ff Vgl Reviv IEJ 27.1977 S.195 Die El Amarna Briefe (u.a. 108; 238; 244; 295) zeigen, daß den bedrängten Stadtfürsten oftmals eine Anzahl von 40-100 Kriegern zur Behauptung ihrer Stadt ausreichend schien. Ni^n n'2 und D3B "71*11 'SUN könnten den gleichen Kreis von Leuten bezeichnen. Aufgrund der vorhandenen Informationen ist dieses nicht entscheidbar.

Auswertung der Texte

221

Kegila Kegila war eine alte Kanaanäersiedlung. In den El A m a m a Briefen ist mehrfach von ihr die Rede. Die Herrschaft über Kegila ist zwischen Suwardata und Abditjepa von Jerusalem strittig^ ^. Die Stadt versuchte in den Auseinandersetzungen, die um sie entstanden, die Situation für 118 sich auszunutzen und sich von jeder Oberherrschaft zu befreien Kegila zählte zur Zeit Sauls noch nicht zu Juda. I.Sam 23,3 argumentieren Davids Anhänger gegen den Zug nach Kegila damit, daß ihre Situation in Juda schon unsicher und gefährlich genug sei, geschweige denn erst in Kegila. Kegila gehört demnach nicht zu Juda. Die Erwähnung Kegilas in 1.Chr 4,19 kann als Indiz für eine erst in der frühen Königszeit erfolgte Annexion gelten. Denn Kegila wird in einer zweiten Ergänzung der Kaleb Genealogie und da auch nur in einer Seitenlinie aufgeführt. Nach Jos 15,44 gehört Kegila neben den kanaanäischen Städten Libna, Maresa und Achsib zum 4. judäischen Bezirk. Die ausführlichste Überlieferung zu Kegila ist in I.Sam 23,1-13 ent1 ig halten . David zieht mit seiner Streifschar nach Kegila und befreit 120 die Stadt von philistäischen Plünderem/Steuereintreibern . Daraufhin lassen sich David und seine Mannen in Kegila nieder. Davids Position in Kegila wird brenzlig, als Saul beabsichtigt, seinetwegen gegen die Stadt zu ziehen. Das Jahweorakel tut David kund, daß die 'Herren' von Kegila ihn Saul ausliefern werden (I.Sam 23,12). Mithin sind die Herren von Kegila für das politische Schicksal der Stadt angesichts einer äußeren Bedrohung zuständig und nicht die in 23,5 erwähnten Bewohner Kegilas in ihrer Gesamtheit. In Kegila herrschte in der späten Richterzeit offenbar eine Oligarchie. EA 280,18 und 289,27 ist noch von den 'Leuten' von Kegila die Rede, als die Unabhängigkeitsbestrebungen der Stadt beschrieben werden. In der Zwischenzeit wird sich in Kegila eine oligarchische Führung etabliert haben. Die nicht eroberten kanaanäischen Städte weichen in ihrer Herrschaftsstruktur

117 118 119 120

deutlich von der Vorstellung der kanaa-

Vgl EA 279, 1 1 ff; 280,9ff Vgl EA 280,16f; 289,25ff I.Sam 23,1-13 gilt als historisch zuverlässige Uberlieferung, vgl zuletzt Stoebe Komm.z.St. Der Text läßt beide Möglichkeiten zu. Im Endeffekt wird es für die Betroffenen auf das gleiche hinauskommen.

222

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

näischen Königsstädte ab. Typisch für diese Siedlungen die Herrschaftsausübung nerschaft oder eine

scheint

durch einen breiten Kreis der Bewoh-

'Aristokratie 1

zu sein. Dem hohen Anteil 1 21 - 14 Städte haben eine 12 2 'demokratische' Verfassung, 8 Städte eine 'aristokrati12 3 sehe' Herrschaftsform - stehen nur vier Städte gegenüber,

nichtmonarchisch

regierter Städte

die als Königsstädte eindeutig ausgewiesen Zu den restlichen

7 Städten

lab, Rehob, Saalbim, Beth Sean rer Textbasis

sind.

- A c h s i b , Ajalon, H e l b a , Achist eine Aussage auf unse-

zu ihrer politischen Verfassung nicht

möglich,

da die vorliegenden Informationen nicht ausreichen^'*. vorstaatlichen Zeit sind sie offensichtlich von den

In der

Israeli-

ten nicht annektiert worden. Es bleibt zu untersuchen, ob die der Tradition nach eroberten Städte auch mehrheitlich einem bestimmten

Herrschafts-

system zugeordnet werden können. 7.2.1.2

Eroberte Siedlungen der Kanaanäer

Die überwiegende Mehrheit der eroberten Städte

liegt im West-

jordanland. Zu einigen der westjordanischen Städte

liegen

widersprüchliche Überlieferungen vor, was die 'Tatsache'

ih-

rer Eroberung betrifft. Es handelt sich um die Städte Askalon, Gaza, Ekron, Jerusalem, Gezer, Thaanach, Dor, Me-

121

122 123 124

Es handelt sich um die Städte: Beth Anat, Beth Semes/Har Heres, Beth Semes/Naphtali, Gibeon, Beeroth, Kephira, Kirjath Jearim, Dor, Jibleam, Megiddo, Nahalol, Akko, Sidon, Kitron. Die Argumentation von Gottwald (1980 S.512ff) zum Verständnis des Begriffes überzeugt mich genausowenig wie Christensen (JSOT 18 1980 S.117). Die Berufung auf Alts Miszelle (KS I S. 274ff) für die Gleichung iwi' = Herrscher ist eher geeignet, Zweifel an der Haltbarkeit seiner These zu begründen. Keinesfalls rechtfertigen die Überlegungen von Alt die novellistischen Ausführungen Gottwalds zu diesem Begriff. Hierzu rechne ich die Städte der philistäischen Pentapolis und Sichern, Kegila, Thebez. Aphek, Gezer, Jerusalem, Thaanach Die Städte Achsib, Ajalon, Helba, Achlab, Rehob und Saalbim werden entweder nur einmal erwähnt oder spielen erst wieder in der Königszeit eine Rolle. Beth Sean stand bis zum Zusammenbruch der ägyptischen Oberherrschaft unter ägyptischer Verwaltung. Über einen einheimischen Herrscher ist nichts bekannt. Die Philister hatten nach l.Sam 31,10ff zumindest eine Besatzung in Beth Sean.

Auswertung der Texte

223

giddo. Die Aussagen über ihre Nicht-Einnahme gelten als zuverlässiger. Jerusalem kam erst unter David (2.Sam 5,6ff), Gezer unter Salomo (I.Kön 9,16) zu Israel-Juda. Beide Städte haben sich ebenso wie Dor (Jud 1,27), Thaanach (Jud 1,27), Megiddo (Jud 1,27) und Aphek (Jud 1,31) gegenüber den einwandernden Gruppen behaupten können. Die beanspruchten philistäischen Städte gehören ebenfalls nicht in die Reihe der eroberten Siedlungen. Es bleiben 43 Siedlungen übrig, für die mehr oder minder explizit eine Eroberung in den Texten widerspruchsfrei behauptet wird. Ausdrückliche Hinweise fehlen für Astharoth, Jahaz und Salcha, die alle drei zum eroberten ostjordanischen Gebiet gehören. Die Oberlieferung über diese Ortschaften ist spärlich und im wesentlichen auf Angaben über ihre politische Verfassung sowie ihre Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen der Vorbewohnerschaft des Landes beschränkt. Es ist bemerkenswert, daß der überwiegende Teil der eroberten Siedlungen monarchisch regiert wurde oder Teil eines monarchischen Herrschaftsbereiches war. Die westjordanischen Städte treten in der Oberlieferung als autonome Königsstädte auf. Die ostjordanischen Städte gehören den Herrschaften Ogs von Basan

1 25

und Sihons

von Hesbon an. Während mit einer Ausnahme alle westjordanisehen 125

126

Städte

126

von Königen beherrscht wurden, finden sich

Selbst w e n n m a n die Historizität der Person des O g v o n Basan in Frage stellt, so verrät doch die Tradition von einem v o r israelitischen Herrschaftsgebilde im Basan, zu dem Astharoth, Edrei und Salcha gehörten, daß entsprechende Überlieferungen über eine Zusammengehörigkeit dieser Städte vorhanden waren. Vgl Noth ABLAK I 441 ff und Bartlett PEA 101 1969; ders. VT 20 1970. Ai, A r a d und Jericho sind den archäologischen Funden zufolge zur Zeit der Einwanderung der Israeliten nicht besiedelt gewesen. V o n der Tradition werden sie als Königsstädte bezeichnet. Das läßt darauf schließen, daß für diese Attribution bestimmte A n haltspunkte vorhanden waren, neben den bedeutenden Überresten dieser Festungen auch die Kenntnis, daß derartige Festungen eine hohe Affinität zu monarchischen Herrschaftssystemen haben. Möglich ist auch, daß diese Zuschreibung auf der in den Eroberungstraditionen sichtbar werdenden grundsätzlichen Frontstellung der kanaanäischen Könige gegen die Israeliten beruht. Demzufolge schrieb m a n sich erst die Zerstörung vorgefundener Ruinen zu und postulierte dann den dazugehörigen königlichen Gegner.

224

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

im Ostjordanland mindestens TN'

zwei Ortschaften, Kenath und

nin , die keiner Monarchie

zugerechnet werden

Positive Hinweise auf eine andere Herrschaftsform

können. fehlen je-

doch für beide. Einzig für die westjordanische Stadt Lais ist eine

'demokratische' Herrschaftsform wahrscheinlich

(Jud

18,7.27). Die Unterscheidung

der beiden Gruppen kanaanäischer

mittels des Kriteriums Eroberung/Selbstbehauptung großen und ganzen überein mit der Verteilung schaftsformen, der Monarchie und der Herrschaft. Die Gruppe der e r o b e r t e n

Städte

stimmt im

zweier Herr-

nicht-monarchischen Städte ist politisch

homogener als die Gruppe der nicht eroberten

Städte.

Offensichtlich sind die Israeliten bei ihrer Landgewinnungspolitik

recht unterschiedlich

den Städten gegenüber ver-

fahren. Städte, die nicht-monarchisch

regiert wurden, hatten

höhere Chancen, mit den Israeliten in friedlicher

Koexistenz

zu leben. Auch werden diese Städte in den Traditionen nirgends unter den Angreifern aufgeführt. Dagegen treten die Königsstädte als militärische Gegner der Israeliten

auf.

Entsprechend scheint das Vorgehen der Israeliten den Königsstädten gegenüber durch eine aggressive und Annexionspolitik

gekennzeichnet

kompromißlose

zu sein.

Eine derart differenzierte Behandlung der Kanaanäer entsprechende Schlußfolgerungen

auf die politische

der israelitischen Gruppen und die soziale Struktur Ortschaften

läßt

Verfassung ihrer

zu. Es darf vermutet werden, daß die Ähnlichkeit

Auch wenn die so 'gefundenen' Könige historischer Realität entbehren, würde diese Fiktion doch die historische Annahme stützen, daß die Israeliten weit häufiger in militärische Auseinandersetzungen mit den monarchischen Städten verwickelt waren als mit den nicht-monarchisch regierten Städten. Anab gehört neben Hebron und Debir nach Jos 11,21 zu den Städten der Enakiter. Hebron ist als Königsstadt überliefert (Jos 10; 12,10), für Debir ist ebenfalls ein König belegt (Jos 10,3; 10,39; 12,13). Es ist zu erwarten, daß Anab ein ähnliches Herrschaftssystem wie die übrigen Enakiterstädte hatte. Die Frage bleibt offen, ob Anab und Debir von Hebron abhängig waren und damit keine autonomen Stadtstaaten. Für Debir könnte ein entsprechender Hinweis in Jud 1,11.15 - Kaleb/Hebron tritt die Wasserquellen an Othniel/Debir ab - vorliegen. Zephat/Horma rechne ich der Formel H3* a»l' 'JJOil wegen zu den Königsstädten.

225

Auswertung der Texte

der gesellschaftlichen Strukturen zwischen bestimmten kanaanäischen Städten u n d israelitischen Siedlungen h ö h e r war als die strukturellen Übereinstimmungen in der Gruppe der kanaanäischen Städte

insgesamt.

Es ist jedenfalls nicht sinnvoll, vom Typus

'kanaanäische

Stadt' zu sprechen. Diese Städte unterscheiden sich in ihrer politischen O r g a n i s a t i o n deutlich und sind mindestens Typen politischer Herrschaft 'primitive Demokratie' -

7.2.2

- Monarchie,

drei

'Aristokratie 1 ,

zuzurechnen.

Israelitische Siedlungen in den

alttestamentlichen

T e x t e n über die Richterzeit 59 Siedlungen erscheinen den alttestamentlichen Aussagen zufolge als israelitische Gründungen. Doch w e r d e n 6 dieser Ortsnamen in ägyptischen T e x t e n aus vorisraelitischer

Zeit

erwähnt. Geba w i r d sowohl von Thutmosis III wie auch von Ramses II 1 27

in den topographischen Listen aufgeführt

E i n Fürst von Beth H a r a m steht in den jüngeren Ä c h t u n g s 128

texten verzeichnet

Bethlehem ist möglicherweise mit der Stadt des Landes Jerusalem namens Beth Ninib zu identifizieren, die in EA 290, 1 29 16 eine Rolle spielt

. Da die Oberflächenuntersuchung

des

Teils auch Hinweise auf eine Besiedlung in der Bronzezeit e r g a b ^ 3 ® , spricht einiges dafür, daß

Bethlehem bereits vor

der Einwanderung der Israeliten gegründet w o r d e n ist. Eine Neugründung in der Eisen I Zeit ist weniger wahrscheinlich. Sunem w i r d unter Thuthmosis

III u n d in den El A m a r n a Brie-

fen genannt^"^. Zorea^"^ u n d A r o e r / J u d a ^ 3 3 sind ebenfalls 127 128 129

Simons 1937 I 114 (Thutmosis III), XXI 23 (Ramses II) HeIck 1962 S.54 No.4 Für eine Gleichsetzung sprachen sich aus Schröder 1915 OLZ 18 S.294f; Alt KS I S.107; Aharoni 1967 S.159ff. Dagegen argumentiert Avi-Yonah 1975 EAE S.198ff Artikel Bethlehem. 130 Vgl Avi-Yonah 1975 S.198ff 131 Simons 1937 Liste I No 38; EA 290,16 132 EA 273,21 133 EA 256,25; vgl Alt KS III S.404ff

226

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

aus dieser Korrespondenz

bekannt.

Die betreffenden Städte wurden wahrscheinlich von den einwandernden Israeliten vorgefunden. Jedenfalls litische Herkunft

ist ihre

israe-

zweifelhaft.

53 Ortschaften dürfen der_Tradition_nach, so lange

diese

archäologisch nicht widerlegt ist, als israelitische

Grün-

dungen der Eisen I Zeit betrachtet werden. Doch finden sich 1 34 auch in dieser Gruppe noch Ortsnamen vermutlich ägypti135 scher Herkunft wie Pirathon oder eindeutig kanaanäischen 1 36 Ursprungs wie Thimnat-Heres Eine historische Auswertung des Befundes erfordert,

daß

alle Texte, in denen die 53 Ortschaften erwähnt werden, verlässig datierbar sind. Hierzu wären ausführliche

zu-

Exegesen

der Texte notwendig mit dem Ziel, ihren historischen Ort zu bestimmen. Ein derartiges Vorhaben würde den Rahmen

dieser

Arbeit sprengen. Eine mögliche Eingrenzung der Texte

sehe

ich darin, die historische Auswertung von

auf

solche Ortschaften

vornherein

zu beschränken, zu denen

Informationen

über ihre soziale Struktur vorliegen. Abgesehen von zwei Stellen, an denen Ortsnamen beiläufig im Zusammenhang

mit

sozialen Funktionsträgern auftauchen bzw als Siedlung eines 137 Berufsstandes gelten , liegen nur zu sechs namentlich erwähnten Städten

- Ophra, Sukkoth, Pnuel, Gilead, Gibea ,

Jabes - Aussagen zu ihren gesellschaftlichen Verhältnissen vor. Alle übrigen Namen dienen der Lokalisierung von Ereig138 nissen , als Herkunftsangabe von in der Frühgeschichte

134

Vgl Boree 1968 S.121 ff zu den Ortsnamen. Boree weist darauf hin, daß eine spezifische israelitische Namengebung nicht nachweisbar ist. 135 Pirathon erinnert an 'per Aton' = Haus des Aton. 136 Vgl Elliger BHH III Sp.1972 Artikel 'Thimna(t)'. Es fällt auf, daß zwei Führerpersönlichkeiten der vorstaatlichen Zeit - Josua, dessen Grab nach Jud 2,9 in Thimnat Heres sich befindet, und Abdon ben Hillel, einer der kleinen Richter, der nach Jud 12,13 aus Pirathon stammt - in enger Verbindung mit Ortschaften erwähnt werden, deren Namen einen nichtjahwistischen Kult bezeugen. Josua scheint der Tradition nach, wie Jos 10,12f vermerkt, auch sonst nicht ganz unvertraut mit dem Sonnenkult zu sein. 137 l.Sam 8,2 ist Beerseba Sitz zweier Richter. l.Sam 22,19 wird Nob als Priesterstadt bezeichnet. 138 Z.B. Abel Mehola (Jud 7,22), Baal Thamar (Jud 20,33)

Auswertung der Texte

2 27

1 39 Israels bedeutsamen Personen

, oder sie sind ein Bestand-

teil überlieferter Listen^*"*. Im Mittelpunkt der folgenden Untersuchungen werden die Aussagen über die Orte Ophra, Sukkoth, Pnuel, Gibea und Jabes

, Gilead

stehen.

Die Analyse verfolgt formal das Ziel, den historischen Ort dieser Texte

zu bestimmen, insbesondere die Frage zu beant-

worten, ob hier Schilderungen der gesellschaftlichen nisse einer israelitischen Siedlung der Richterzeit gen. Inhaltlich geht es darum, einen Idealtypus tischen Siedlung

Verhältvorlie-

der israeli-

zu konstruieren, der mit dem Stadttypus

Weber vergleichbar ist. Dieser zu konstruierende Typus dann mit den Hypothesen

ist

zu konfrontieren, die sich aus dem

Modell der 'Eidgenossenschaft'

als regulierter Anarchie

die typische soziale Struktur einer israelitischen

für

Siedlung

ergeben.

139 140

von

Pirathon (Jud 12,13); Rama (l.Sam 1,1) Hierher gehören die Ortsverzeichnisse von Rüben und Gad in Num 32,34-38 (Num 32,3 ist ein Auszug aus 32,34-38 vgl Noth Komm.z.St.) und die Liste judäischer Siedlungen aus l.Sam 30, 27-31 (vgl hierzu Fritz ZDPV 41 1975).

7.3

Politische und soziale Verhältnisse in den israelitischen Siedlungen der vorstaatlichen Zeit

7.3.1

Ophra 1 41

Ein Ophra

ist wahrscheinlich in den ägyptischen Ächtungs-

texten verzeichnet

142

. Da es aber außer einem manassitischen

noch ein benjaminitisches Ophra (I.Sam 13,17) gibt und den Ächtungstexten weitere Hinweise nicht entnommen werden können, ist zum einen nicht entscheidbar, welches Ophra hier gemeint ist, zum anderen kann sich hinter dem ägyptischen '-p-r auch Affuleh verbergen. Das biblische Ophra ist mit der israelitischen Sippe Abieser eng verbunden. Die Bezeichnung in Jud 6,24 "Ophra Abiesers" dient offenbar von einer darf anderen 1 4 3 Unterscheidung gleichnamigen Siedlungder . Aus der Kennzeichnung auf

141 142

Z u m Namen vgl Schunck 1961 VT 11 S.188ff Alt KS III S.69 A 1; Helck 1962 S.59 No 42. Aharoni (1967) möchte das '-p-r der Liste Thutmosis III (I 53) mit Affuleh identifizieren, wogegen v o n der geographischen Gliederung der Liste nichts einzuwenden ist. Fragwürdig scheint mir jedoch, w e n n er dieses Affuleh dann mit O p h r a gleichsetzt (S.241), zu diesem Zweck jedoch einen Teil des Klans Abieser nordwärts ins Jesreeltal abwandern lassen muß. Aharonis Abwanderung scheint weniger historisch begründet als v o n d e m Wunsch bestimmt, Ophra über das Mittelglied Affuleh in dem ägyptischen '-p-r wiederzufinden. Der Kern seiner Gleichung entbehrt des historischen Fundaments, denn die Samaria Ostraka mit der E r wähnung Abiesers im Gebirge Ephraim sprechen gegen seine Vermutung. Zudem bekäme er gleich zwei Ophras in diesem Teil der Jesreelebene. Denn Aharoni h a t übersehen, daß auf Nr. 53 '-p-r wr Nr. 54 '-p-r Sr folgt. Die Liste kennt also zwei gleichnamige Orte, die nur durch den Zusatz 'groß' bzw. 'klein' unterschieden sind.

143

Das zweite Ophra könnte mit Affuleh identisch sein, muß es aber nicht. Wie sich dieser Sachverhalt zu den in der Liste Thutmosis III in I 53 und I 54 erwähnten '-p-r w r und '-p-r ?r verhielt, bliebe zu untersuchen. In Hinblick auf die Zeit und die Umstände der Ansiedlung der israelitischen Sippe Abieser wäre die Beantwortung der Frage: Ist das Ophra Abiesers m i t einem der

Politische und soziale Verhältnisse eine besondere Verbundenheit

229

der israelitischen Sippe Abie-

ser mit Ophra geschlossen werden. Möglicherweise wurde diese 1 44 Siedlung von der Sippe Abieser gegründet . Bis zum Erweis des Gegenteils betrachte ich diese Siedlung als

israelitisch.

In den Texten zur vorstaatlichen Zeit wird Ophra in Jud 6,11; 6,24; 8,2 7.32 und 9,5

erwähnt.

Jud 8,27 wird Ophra als die Stadt Gideons bezeichnet, in der er ein Ephod aufstellte. Nach Jud 8,32 ist Ophra der Begräbnisort Gideons und in 9,5 ist es der Schauplatz der Ermordung seiner Söhne durch Abimelech. Jud 6,24 und Jud wird Ophra durch den gehörig

Beinamen

zum Klan Abieser

In Jud 6,11-24.25-32

1

1 T y n '2N

8,32

eindeutig als

zu-

ausgewiesen.

finden religiöse

Auseinandersetzungen

zwischen Gideon und Baalsanhängern in Ophra statt, die vor allem in Jud 6,26-32 ein Licht auf die soziale und Struktur der Siedlung

Ehe diese Informationen als Bausteine

für den

Idealtypus

'vorstaatliche israelitische Siedlung' Verwendung können, ist zu untersuchen, welcher historischen der Geschichte

rechtliche

werfen.

Israels diese Traditionen

finden Situation

entstammen.

Jud_6i11;24 Die m.W. neueste ausführlichste Exegese dieses Textes wurde von L . S c h m i d t ^ ^

vorgelegt. Nach Schmidt ist in Jud

eine kanaanäische Kultätiologie

6,11-24

durch eine in den Versen

12-16. 17b, 18aß erkennbare Bearbeitungsschicht

11bß,

zu der Beru-

fung eines israelitischen Führers umgestaltet worden. Vom Bearbeiter stammt daher auch die Lokalisierung der Ereig-

144

145

beiden '-p-r genannten Orte in der Liste Thutmosis III identisch? sehr aufschlußreich. Die Bestimmung des Ortes nach einer israelitischen Sippe scheint mir zwingend darauf hinzuweisen, daß dieser Ort entweder von der betreffenden Sippe gegründet wurde oder - falls es sich bei dem Ophra Abiesers doch um eines der beiden '-p-r aus der Liste Thutmosis III handelt - von dieser Sippe erobert und neu besiedelt worden ist. Nach l.Chr 7,18 gehört Abieser zu den Nachkommen Manasses, die seine aramäische Nebenfrau gebar. Um diesen Zusammenhang zu erhärten, wäre eine Untersuchung jener Lokalnamen, die mit Patronomina verbunden sind, wünschenswert. L.Schmidt 1970 S.22-53

230

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit 1 46

nisse in Ophra in V.11a und 24b Sowohl der schematische Aufbau der Berufungserzählung wie auch die Art, in der der Einwand des Berufenen formuliert 1 47 ist, lassen es nach Schmidt unwahrscheinlich erscheinen, daß eine derartige Berufung in vorstaatlicher Zeit praktiziert wurde. Die Bearbeitung von Jud 6,11-24 ist wohl vordeuteronomistisch 1 48, von ihrer Aussage her aber frühestens 1 49 m

der Zeit Jehus denkbar Der betreffende Text kann also nicht als historisches

Zeug-

nis über ein vorstaatliches Ophra reklamiert werden. Jyyn TP; Jud 10,18 iy"7A 'Tü; l.Sam 14,50; 17,55;

236

26,5 Abner als N23( ~\t) ; l.Sam 17,18 ein namenloser I^Ntl TB; l.Sam 18,13 David als t^N 1» und l.Sam 22,1 nur als TB. Ps 68,28 treten die l l ^ m r ' TB und die "»^naj 'TB auf. Der Psalm weist in die Frühzeit Israels. Es finden sich in ihm Anspielungen auf die aus dem Deboralied bekannten Ereignisse. Die Verse 1-28 stammen spätestens aus der Zeit Sauls, vgl Kraus Komm.z.St. l.Sam 14,50; 17,18.55; 18,13; 22,2; 26,5

Politische und soziale Verhältnisse

251

der militärische Aufgaben zu erfüllen hat, zumindest ist er der Anfüh237 rer einer kriegerischen Schar . Der typische "if der Zeit Sauls ist ein Führungsoffizier im königlichen Dienst. Die übrigen Belege zeigen den "W in einer Führungsposition, doch scheint der Inhaber dieser Position kein von einer vorgeordneten Stelle weisungsabhängiger Funktionär zu sein.

238

Num 21,18 werden die 'Dyn 'a'U 1 D'TB' genannt

. Dieser Ausdruck

deutet eine Beziehung zu den "7N"W> 'ppn an, die sich in Jud 5,9 auch dadurch auszeichnen, daß sie Oy} •'2TJrinn heißen. Der

ist jemand,

der eine freiwillige Verpflichtung eingegangen ist. Von Jud 5,9 her können die • '>H!i von Num 21,18 als charismatische Führer gesehen werden, als Anführer, die unter Berufung auf Jahwe den Gehorsam einer Gruppe zu einer gemeinsamen Aktion, meist wird es sich um kriegerische 239 Händel drehen, fordern . Psalm 68 enthält in seiner frühen Fassung eine Anspielung auf die Ereignisse, von denen auch das Deborahlied singt

240

. In Vers 28 tragen sowohl die Anführer Sebulons als auch die 241 Naphtalis den Titel CPHy . In dem Vers treten die führenden Repräsentanten der beiden Stämme in einer gemeinsamen kultischen Siegesfeier auf. Im Deborahlied heißen die Anführer des Heeresaufgebotes von Issa242 char tp-iKi (Jud 5,15)

. Bemerkenswert ist, daß die Führer der drei

Nordstämme diesen für die vorstaatliche Zeit Israels ungebräuchlichen Titel tragen. Der Kontext, in dem diese n n f

auftauchen, läßt weniger

an eine militärisch-bürokratische Führungsposition als an charismatisch beanspruchte Führungspositionen denken. Die Textbasis ist zu gering, um weitergehende Schlüsse daraus ziehen zu können, was z.B. die Verbreitung dieser 'Institution' betrifft. 237

238

239

240 241 242

Möglicherweise ist die Bezeichnung Davids als TB in l.Sam 22,1 auch von seinem in l.Sam 18,13 erwähnten Rang als I^N TB beeinflußt. Der Titel ohne ein Substantiv im Genitiv für den Anführer einer Streifschar kommt nur hier für David vor, vgl l.Kön 11,24. Num 21,18 gilt als altes Überlieferungsstück, das wahrscheinlich im Zusammenhang mit Num 21,14f in den Text übernommen worden ist, vgl Noth Komm.z.St; ders. ABLAK I S.88f Hier könnte auch ein Anachronismus vorliegen. Doch lassen sich die •'Tü an dieser Stelle keinesfalls als von einer dritten Größe abhängige Vorgesetzte verstehen. Vgl Kraus Komm.z.St. m i n 7 '"Ii) ist ein späterer Zusatz aus der Zeit der Übernahme des Psalms in den Jerusalemer Kultus, vgl Kraus Komm.z.St. In Jud 5,15 ist T D W > 'Iii zu lesen, vgl Komm, z. St. ; Richter 1963 S.78

252

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

Jedenfalls scheint es sich bei diesen n'H» anders als bei den ab Jeremia bezeugten miii' ''tBi nicht um eine breite Führungsschicht der Stämme zu handeln. Da die betreffenden Stämme einige Generationen länger im Lande wohnten als die süd- und mittelpalästinensischen Stämme, kann dieser Terminus hier auch darauf hinweisen, daß sie in der internen Organisation ihrer Verbände weiter fortgeschritten waren. Eine derartige Organisation kann ihren Ursprung haben in der prekären politischen Situation zwischen den kanaanäischen Stadtstaaten und der ständigen Bedrohung, die von ihnen ausging'^. An drei Stellen innerhalb der Überlieferungen zur vorstaatlichen Zeit spielen D7"I1!> in Hinblick auf eine Siedlung eine Rolle. Dieses ist um so auffälliger, da, abgesehen von dem für Jerusalem und Samaria belegten Stadthauptmann/Stadtvorsteher mit dem Titel v y n "lü und der erst ab Jeremia nachweisbaren Bezeichnung der Jerusalemer Führungsschicht als tPlK) , in der Königszeit •,ni!/ nicht als kommunale Körperschaft erscheinen. Als Bezugsgröße wird in der Königszeit für die D'iü durchgängig die Militärverwaltung, der Heeresdienst und die königliche Zivilverwaltung genannt. Zwar legt Manasse nach 2.Chr 33,14 "7TI 'ni» in die befestigten Städte Judas, und 2.Chr 17,19 schreibt Josaphat eine ähnliche Intervention zu, doch sind diese Funktionäre eindeutig der königlichen Heeresverwaltung zugeordnet. Die Aktion ist auf die Festungen beschränkt. Aus den chronistischen Notizen ist nicht ersichtlich, wieviele Heeresoffiziere pro Festung abgeordnet wurden. Entnehmen läßt sich der Bemerkung nur, daß in einer bestimmten Kategorie von Siedlungen, jenen, die zu Festungen ausgebaut worden waren, der Militärdienst von Fachleuten beaufsichtigt wurde, die wiederum einer zentralen Militärverwaltung unterstanden. Diese 07"itf werden innerhalb einer Stadt schwerlich eine Militärbehörde gebildet haben, die der jeweiligen 'bürgerlichen' Stadtverwaltung untergeordnet war. In den Festungsstädten 244 gehörte das Verteidigungswesen und damit auch die Miliz nicht mehr in einen eigenständigen kommunalen Verwaltungsbereich. Falls in den richterzeitlichen Siedlungen eine Differenzierung zwischen ziviler und militärischer Verwaltung bestand, dann ist es sehr 243 244

Es wäre denkbar, daß zumindest im Fall von Issachar die Einbeziehung in das ägyptische Fron- und Abgabensystem eine entsprechende Herrschaftsstruktur bereitstellte. V n 1 TW scheinen Offiziere des Volksheeres zu sein, vgl 2.Sam 24,2; 24,4; 2.Kön 25,26; Jer 40,7.13; 41,11.16; 42,1.8; 43,4

Politische und soziale Verhältnisse

253

verwunderlich, daß in der Königszeit erst so spät auf sie zurückgegriffen wird. Die Annahme ist wesentlich wahrscheinlicher, daß in die Texte 245 über Sukkoth, Gilead und Sichern spätere Herrschaftsverhältnisse zurückprojiziert worden sind. In Jud 9,30 wird Sebuls Funktion in Sichern als T y p in angegeben. Sebul steht als T»j7D in einer direkten Abhängigkeitsbeziehung zu Abimelech, dem Herrn Sichems. In der Erzählung ist Sebul für Ruhe und Ordnung in Sichern zuständig und Abimelech gegenüber verantwortlich. Hier liegt inhaltlich eine deutliche Parallele zu den Aufgaben 246 der Stadtvor. Die politi-

Steher von Samaria und Jerusalem in der Königszeit vor

schen Verhältnisse in Sichern können nicht als typisch für israelitische Siedlungen schlechthin gelten. Zum einen ist Sichern eine kanaanäische Stadt, die sich in politischer Abhängigkeit von Israeliten befindet, zum anderen kann sie hier als eine Art 'Hauptstadt1 Abimelechs betrachtet werden. Auch gehört die Person des 'Stadtvorstehers' einer zweiten 247 Erzählungsschicht

an, von der sehr zweifelhaft ist, daß sie Verhält-

nisse der Richterzeit wiedergibt. Die Bezeichnung Sebuls mit einem Titel, der in der israelitischen Königszeit nur für ein Amt in den Hauptstädten Samaria und Jerusalem nachweisbar ist, kann als Indiz für eine Abfassung in der Königszeit gelten. Die Erzählung von Gideons Auseinandersetzung mit der Stadt Sukkoth in Jud 8,5-7.14-16 und die Einleitung zur Jephtatradition in Jud 10,18 sind für die vorstaatliche Zeit die einzigen Schilderungen städtischer Verhältnisse, in denen die 07">f zusätzlich zu den Ältesten auftreten. Der Hintergrund beider Erzählungen wird von Kriegshandlungen bestimmt. Jud 8,6 wie auch Jud 10,18 präsentieren die D'"»? 245 246

247

der jeweiligen Stadt

Vgl Crüsemann 1978 S.36ff zu Sichern Richter (1963 S.270f) rechnet Jud 9,26-40 zur ältesten Schicht. Diese Erzählung sei mit der Einheit V.46-54 in davidisch-salomonischer Zeit zusammengestellt worden (S.277). Crüsemann (1978 S.32ff) bestimmt die Abfolge der beiden Schichten genau umgekehrt. S.M. nach ist die älteste Schicht in 9,23.25.42*. 43-54 zu suchen, und in V.26-41 liegt eine erste große Ergänzung vor. Der v y n 1» von 9,30 weist eher in die Königszeit als in die Richterzeit. Die V.26-40 schildern, was mit einer kanaanäischen Stadt geschieht, wenn sie den Aufstand probt gegen ihren israelitischen Oberherrn. Sie hat keine Chance, sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien. Die geschilderten politischen Verhältnisse können gut aus der frühen Königszeit stammen. Vgl auch die Komm, von Moore und Burney z.St.; Eißfeldt 1925 S.24ff

254

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

als das Gremium, das in dieser Situation für die Stadt verantwortlich zu entscheiden hat. Eine kontinuierliche militärische Organisation in einer altisraelitischen Stadt mit eigenen Funktionären wäre für die Richterzeit eine Besonderheit. Nun gehören die Ty"7A 'iE' in Jud 10,18 zu einer späteren Bearbei248 tung der Tradition, die nicht vor der Königszeit angesetzt werden kann. Der Bearbeiter hat hier das zu seiner Zeit zuständige Gremium eingesetzt. Eine weitere Beobachtung stützt diese Vermutung. Das Zusammentreffen von Ältesten und D1")!!' i s t eine ausgesprochene Rarität. Die früheste Erwähnung beider Gruppen in einem gemeinsamen Handlungskontext außerhalb dieser beiden Texte findet sich für die Anfangszeit Jehus. In 2.Kön 10,1.5 i s t die Hauptstadt Samaria die diesen beiden 'Körperschaften1 zugeordnete Größe. Jes 3,3f sind die Ältesten und die tppnnin einer Aufzählung der führenden Vertreter Judas und Jerusalems erwähnt. In Jes 3,14 ergeht an die Ältesten und die D'if des Volkes ein gemeinsames Drohwort des Propheten. Mit Ausnahme von Num 22,Ii, wo die Ältesten und die O'lf zusammen auftreten, ihre Beziehung aber durchaus im Dunkeln der Oberlieferung bleibt, sind die Ältesten gemein249 sam mit den O'lferst wieder in nachexilischen Schriften angeführt Die obigen Überlegungen b e r e c h t i g e n zu der Annahme, daß die ursprünglichen Verhandlungspartner Gideons i n Jud 8 , 6 n i c h t die niDD ' T f waren. Die niJD sind w a h r s c h e i n l i c h von der Bearbeitung h i e r e i n g e t r a g e n worden und haben eine andere 248 249

Vgl Richter 1966 Bib 47 S.554f Vgl 1.Chr 15,25; Esra 10,8.14. Die Chronik tendiert dazu, ehemals von den Ältesten eingenommene Positionen mit Q'lf zu b e setzen, vgl hierzu l.Kön 20,8 mit l.Chr 28,21. Der auffällige Befund - in der Königszeit erscheinen die Ältesten und die U'IBJ nicht als zusammengehörige Gruppe - könnte auf eine Frontstellung beider Gruppierungen hindeuten. Die Ältesten wären als Repräsentanten der alten traditionalen Ordnung, die auf V e r wandtschaft sich gründete, zu denken. Die n'lf w ä r e n dagegen die Vertreter der monarchischen Ordnung. Auch in Jes 3,2f, dem klassischen Verzeichnis sozialer und politischer Machtpositionen aus der Königszeit,sind beide voneinander abgesetzt. In V.2 w e r d e n die Ältesten in einem Atemzug mit den schon aus der Richterzeit bekannten Gruppierungen der 'Helden, Kriegsmänner, Richter, Propheten und Wahrsager' genannt. In V.3 folgt dann die Aufzählung der Positionen der Reihenfolge jener in der Königszeit tonangebenden Schichten. Eine Untersuchung der Verhältnisse dieser b e i d e n voneinander unterschiedenen Gruppierungen dürfte gesellschaftsgeschichtlich aufschlußreich sein.

255

Politische und soziale Verhältnisse Gruppe v e r d r ä n g t . In Frage k o m m e n die Ä l t e s t e n oder die

'Män-

250

ner 1

von Sukkoth

, die d u r c h e i n e n B e a r b e i t e r in der Kö-

n i g s z e i t g e g e n die n u n m e h r wechselt worden

zuständige

'Behörde' Q'iö

ausge-

sind.

J u d 8,5-7.14-16 b i e t e t das B i l d e i n e r p o l i t i s c h n o c h u n d i f f e r e n z i e r t e n i s r a e l i t i s c h e n S i e d l u n g . Als

liche G r u p p i e r u n g e n t r e t e n nur die Ä l t e s t e n u n d die in E r s c h e i n u n g . Der TyJ aus 8,14 ist w o h l eine m i s c h a b h ä n g i g e P e r s o n 2 51

7.3.3

recht

gesellschaft'Männer'

sozioökono-

Gilead

Die E x i s t e n z e i n e r S t a d t dieses N a m e n s ist in der F o r s c h u n g 252 nicht u n b e s t r i t t e n . Doch s c h e i n t es sich in w e n i g s t e n s vier T e x t e n bei dem e r w ä h n t e n G i l e a d um eine O r t s c h a f t

die-

ses N a m e n s und n i c h t um das L a n d G i l e a d zu h a n d e l n . In J u d 11,1-11

t r e t e n die Ä l t e s t e n v o n G i l e a d auf. In der

v o r s t a a t l i c h e n Zeit k ö n n e n die Ä l t e s t e n m i t der B e z u g s g r ö ß e J u d a oder Israel

zusammen g e n a n n t w e r d e n . Doch findet

sich

n i r g e n d s eine E r w ä h n u n g von Ä l t e s t e n im Z u s a m m e253 nhang mit einer L a n d s c h a f t oder einem der a n d e r e n Stämme . Namen, die die lokale Z u g e h ö r i g k e i t v o n Ä l t e s t e n u n d damit 254 K o m p e t e n z b e r e i c h a n g e b e n , sind immer O r t s n a m e n

250 251

252

253 254

ihren

Vgl l.Sam 11,1 und 11,3 den Wechsel von 'Männern' v o n Jabes zu 'Ältesten' v o n Jabes. Stähli (1978 S.90.97) faßt ihn als einen Jüngling auf. Wäre ein Jüngling hier gemeint gewesen, dann wäre H13D Tyj zu erwarten und nicht ni3D 'BIN Ty3 . Die explizite Erwähnung einer Bezugsgröße ist nur erforderlich, falls damit eine Eingrenzung vorgenommen wird. Greift Gideon sich nur einen jungen M a n n aus Sukkoth, dann ist es überflüssig, ihn noch einmal ausdrücklich dem Kreis der Männer aus Sukkoth zuzuordnen. Zum schreibkundigen lyi vgl noch Jes 10,19. Noth (ABLAK I S.355ff) plädiert für die Existenz einer Stadt dieses Namens, Ottosson (1969 S.29ff) setzt dagegen Ha-Mizpa und Gilead gleich. Richter (1966 Bib 47 S.497 A 2) hält sich vorsichtig in der Mitten. Vgl die Übersicht bei Roeroe 1976 S.XIIIff Vgl außer Jud 8,5ff; l.Sam 11 auch die Stellen, an denen die -pyn genannt werden, u.a. D t n 19,12; Jos 20,4; 1.Sam 16,4

256

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

Die Route, die Joab und die Musterungsbeamten in 2.Sam 24, 5-8 nehmen, wird ausschließlich durch bekannte

städtische

Fixpunkte beschrieben. Daher liegt die Annahme nahe, daß die geographische Bezeichnung Gilead in V.6 auch hier auf eine Stadt dieses Namens verweist und nicht auf eine Landschaft. In Hos 6,8 heißt Gilead explizit Stadt der Übeltäter. Hos 12,12 nimmt auf diese Stelle Bezug und setzt die Frevel von Gilead in Parallele zu denen, die in Gilgal geschehen. Das alttestamentliche Gilead wird von Noth auf der chirbet 255 . Die chirbet dschel'ad hat bisher,

dschel'ad angesetzt

soweit mir bekannt ist, ihre archäologische Jungfräulichkeit 256 256 bewahrt. Doch lassen die von de Vaux und Glueck erhobenen Oberflächenfunde die Existenz einer Siedlung in der Eisen I Zeit hier zu. Informationen über die Stadt Gilead sind im wesentlichen in der Tradition über Jephta enthalten. Bernerkungen_ zur_Literarkri tik_von_Jud_ 10_, 1 7rJ J _,J 1 Die Jephta-Überlieferung in Jud 10,17-12,7 zerfällt in mehrere kleinere Einheiten, die in einem komplizierten Oberlieferungsprozeß miteinander verbunden worden sind. Diese Einheiten lassen sich in ihrem ursprünglichen Bestand noch voneinander abheben. In einem dieser Traditionsstücke, in Jud 10,17-11,11, ist die Stadt Gilead Schauplatz und Hintergrund des Geschehens. Die Handlung wird von Jephta, einem ihrer ehemaligen Bewohner, und von ihren Vertretern getragen. In Jud 10,17f findet sich eine Einleitung zur Jephta-Überlieferung. Sowohl zwischen den Einleitungsversen und dem Hauptstück, wie auch innerhalb der Erzählung selber, sind einige Doppelungen und Unstimmigkeiten bemerkbar. Inhaltliche Parallelen sind in den Versen 10,17//11 ,4// 11,5a vorhanden. Desgleichen nimmt 10,18b mit geringfügigen Abweichungen im Wortlaut 11,8b vorweg. Auffälliger noch sind die Spannungen. Nach

10,17//11,4//

11,5a ist Israel mit den Ammonitern in kriegerische Ausein255 Noth ABLAK I S.363f; Simons 1959 § 93,415 256 De Vaux 1938 RB 47 S.416f; N.Glueck 1939 AASOR 18/19 S.231f

257

Politische und Soziale Verhältnisse andersetzungen verwickelt. Dagegen ist nach 10,18b;

11,5-11

nur die Stadt Gilead betroffen. Gilead bezeichnet in 11,1 und in 11,5-11 mindestens gar drei verschiedene Nach

10,17;

zwei verschiedene, wenn nicht

Größen.

10,18b soll der gesuchte Anführer

K)NT

entsprechende Angebot in 11,6 aber lautet

werden. Das

1' Jtj7.

Zudem set-

11,8b.11a voraus, daß der Erwählte sogleich

zen 10,18b; Position des

Ki>n

bekleiden w i r d , während dieses nach

erst eine Folge des siegreichen Kriegsausganges

die

11,9f

sein soll.

In 10,18a tauchen als Vertreter der Stadt Gilead neben dem Volk

D'Tf

auf. In 11,1-11

spielen sie keine Rolle mehr.

10,18 vermittelt den Eindruck eines führerlosen Heeres. Das paßt nicht recht zum Auftreten der O'iü.

Außerdem ist in

10,17b die Rede davon, daß das israelitische Heer

aufgeboten

und in Mizpa versammelt worden ist. Im jetzigen Kontext verhalten sich

10,17b und 10,18a widersprüchlich

Die Herkunftsbezeichnung

'Gileaditer'

position zu dem Eigennamen

zueinander.

in 11,1a steht in Op-

'Gilead' in

11,1b.

Nach 11,2b ist Jephta von seinen Brüdern vertrieben worden. In 11,7b werden die Ältesten der Stadt Gilead dafür verantwortlich

gemacht.

Q^er1ieferungsgeschichtIiche.Überlegungen Die Einleitung

zur Jephta-Überlieferung

in 10,17 gehört

lich einem späteren Oberlieferungsstadium

deut-

an, in dem die

lokal begrenzten Konflikte der Richterzeit als Angelegenhei25 7 ten ganz Israels verstanden wurden . Vergleicht man die258 sen Vers mit der Einleitung anderer Schlachtberichte , dann fällt auf, daß hier ein stark strukturierter vorliegt. Aktion und Reaktion der beiden Gegner

Auftakt

entsprechen

sich jeweils. Auch das mehrdeutige Gilead in 10,17a

läßt

den Eindruck einer Maßanfertigung zur Einpassung der folgen259 den Tradition entstehen . Gilead läßt sich hier durchaus 257 258 259

Vgl Komm.z.St.; Täubler 1958 S.283; Gressmann SAT I S.225; Richter 1966 Bib 47 S.547f Vgl 1.Sam 4,1; 2.Sam 10,7f.l6f Vers 17 ist aus einem Guß und nur mit Gewalt auf zwei Schichten verteilbar, wiewohl Richter es versucht (1966 Bib 47 S.496).

25 8

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit 260

als Landschaftsname

lesen

. Die Interpretation von Gilead

als Name einer Landschaft bildet eine Brücke

zwischen der

Größe Israel in 10,17b und der Stadt Gilead in 11,5b-11, sowie dem Personennamen Gilead in Der Versteil

10,18b;

11,1b.

10,18aa wirkt überfüllt. Die hier

eingeführ-

ten D'Tf von Gilead stehen in Spannung zu den in 11,5b-11 handelnden Ältesten der Stadt. Die •7 "lf werden ein späterer 261 Zusatz sein

. Ein Redaktor hat hier die im Fall eines

ges zuständige oyn

'Körperschaft 1

seiner Zeit eingetragen.

wird zusammen mit den O'lf

in den Text

hineingekommen

sein, denn das 'Volk' ist die den 'Offizieren' Größe"^^. Der Vers Wendung

myT

"7N W N

KrieDas

zugeordnete

18 wird ursprünglich vielleicht mit der nilK'l

begonnen haben, die auch an an-

deren Stellen als eine geprägte Wortverbindung mit dem Verb im Plural belegt i s t ^ ^ . Dann wird die Ursprünglichkeit des Dyn 264 lieh

in 11,11a

frag-

. Die Gruppe, die in der Richterzeit für die Ent-

scheidung über Krieg und Frieden zuständig ist, in Jud •y fiwird r 8,4 und in 1-Sam 11,1 als 'X im MT weder die Verbindung in einer

'fJN' bezeichnet

"l'yn D.V

. Zudem ist

belegt, noch steht

'Status constructus'-Verbindung

Dy

mit einem Orts-

namen. 10,18b nimmt

11,8b vorweg und steht in Spannung

gebot der Ältesten in 11,6a. Die Position des der des

"NT

zu dem Ankann auf

aufbauen. Sie ist aber von ihr zu unterschei-

den, wie das Angebot der Ältesten in 11,6 und Jephtas For266 . 10,18b bereitet 11,8b vor

derung in 11,9 merken lassen

und legitimiert das in 11,8b scheinbar eigenmächtige 260

261 262 263 264 265 266

Handeln

i njn gibt den Platz an, wo gelagert wird, vgl l.Sam 4,1. Aber nur "7y ilin heißt belagern (l.Sam 11,1; 1 .Kön 16,15). Da die Ammoniter kaum in der Stadt Gilead selber lagern werden, läßt sich das 'Gilead' hier besser als geographische Bezeichnung der Region Gilead verstehen. Vgl Moore Komm.z.St.; Burney Komm.z.St. Vgl 2.Kön 25,26 Vgl Gen 11,3; Jud 6,29; l.Sam 10,11; Jer 22,6; Jon 1,7 Das vermerkte bereits Nowack Komm.z.St. In einem Fall sind die D'^yi von Kegila genannt. Doch handelt es sich hier um eine der Herkunft nach kanaanäische Stadt. Gegen Bartlett 1969 VT 19 S.l

259

Politische und soziale Verhältnisse der Ältesten. Für den Verfasser von 10,18b

ist es

selbstver-

ständlich, daß der Führer in Kriegszeiten auch im Frieden eine Herrschaftsposition beanspruchen kann. Die Funktion von 10,18b im jetzigen Kontext und die fast wörtliche stimmung mit

Oberein-

11,8b machen wahrscheinlich, daß beide von der

gleichen Hand zugefügt worden sind. Das Angebot von 11,6 ist sicher ursprünglicher als das von 10,18b und 11,8b, da es sich unmittelbar aus den Erfordernissen

der Kriegssituation

ergibt. Auch ist nicht einsichtig, warum die Ältesten nur die Position des

p^p

anbieten, wenn ein

Beschluß zuvor gefaßt worden Die Spannungen

anderslautender

ist.

zwischen 11,1 und 11,2 liegen im Verhältnis

von V.1a zu den Aussagen in V.2a und

1b. Die Logik, die V.1a

und V.1b verknüpft, bleibt mir hier nicht nur formal jektwechsel

- die Apposition

7

"ry7An

(Sub-

wird Subjekt in 1b) ver-

schlossen. Auch unter inhaltlichen Gesichtspunkten kommt die 26 7 Zeugung Jephtas durch Gilead ein wenig spät . Das Hifil von

in 1b in der Bedeutung

'zeugen' ist recht

lich und erinnert an den Sprachgebrauch von P. V.1b

ungewöhnversucht

Jephta genealogisch und historisch einzuordnen. Diese Einfügung zerreißt die vorliegende Gegenüberstellung rm t

mit den

ntcND

ander gut verbunden.

''32.

des

ni'N

11

V.1b und V.2a sind unterein-

2a versucht den Gegensatz

und 2b wieder herauszuarbeiten. Dieser Versteil

zwischen

1a

unterstreicht

noch einmal die rechtlich niedere Herkunft Jephtas, bringt 26 8 aber keine zusätzlichen Informationen . V.1b und V.2a sind

267

268

Mendelsohns Rekonstruktion (1954 IEJ 4 S.118f) der rechtlichen Seite des Konflikts in Analogie zu einem Gesetz des Lipit-Ishtar Codex, geht weit über die Aussagen des Textes hinaus, auch wenn man die sekundären Zusätze einbezieht. Zudem ist der von ihm für Jephta rekonstruierte Fall im betreffenden Codex nicht vorgesehen. V.la und V.2b besagen nur, daß Jephta von seinem Vater als rechtmäßiger und damit erbberechtigter Sohn anerkannt worden war. Nach Codex Hammurabi § 167, 170, 176 und 191 (vgl auch Jirku 1927 S.113f; Schmökel 1930 S.55) befinden sich die Brüder etwas außerhalb der Legalität, ähnlich wie auch Sara in Gen 21,10. Beidemale wird der Terminus W1A verwendet (vgl hierzu Falk 1964 S.154). Gen 25,6 findet Abraham die Söhne der Nebenfrauen ab. Diese Stelle unterscheidet sich in der Wortwahl deutlich von Gen 21,10 und Jud 11,2. Zu m A vgl auch den Artikel von Ringgren ThW AT II Sp.72ff An dieser Stelle hätte eine Formel wie nnSP '3N ly'lX JINI

260

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit 269

ein späterer

Zusatz

V.3 schließt gut an V.1a.2b an. Die Angaben in V.5b

über

Jephtas Aufenthalt in Tob stimmen mit denen von V.3a überein. Daß die Ältesten Gileads als Beauftragte der Stadt Jephta holen gehen, entspricht ihrer Funktion als Vertreter der Siedlung^*"*. V.5a nimmt nochmals V.4 auf. Nun ist V.4 in einigen Handschriften nicht belegt, was aber auf den Versuch einiger Abschreiber hindeutet, die Doppelung

zu beseitigen. V.4 be2 71 . Der Vers führt

• 'OTi 'n 7 i eine neue Szene

ginnt mit dem

die Kriegssituation neu ein. Damit steht er in Spannung 10,17. Der Vers in Tob

bietet

zu

aber einen guten Übergang von Jephta

(3a) zu der Aussendung

der Ältesten in V.5b. Eine

Schwierigkeit, die V.4 aber mit V.Sa teilt, besteht

darin,

daß auch hier Israel als Gegner genannt ist. Doch ist darin nicht notwendig bereits eine Ausweitung des Konfliktes ganz Israel zu sehen, wie sie in 10,17 deutlich

auf 272

vorliegt

Das Israel hier kann im Sinne eines pars pro toto verstanden werden

- wie in 1-Sam 11,2

mit Gilead ist auch Is-

2 73 rael betroffen

. V.4 stellt auch die Beziehung

zwischen

Israel und der Stadt Gilead h e r , die sonst in der Einheit 11,1-11 nicht erwähnt würde. V.Sa ist gegenüber V.4

269 270 271 272 273

sekun-

(vgl Gen 9,18; 22,21) oder ly^A U Nim (vgl Lev 24,10 eine inhaltliche und sprachliche Parallele zu Jud 11,1) nahegelegen. Die genealogische Klassifizierung primär nach der Mutter ist auffällig. Im AT kommt sie nur in begründeten Ausnahmefällen vor, vgl Gen 29,13; Lev 24,10; 1.Kön 17,17. Die Kommentatoren stimmen darin weitgehend überein. Vgl auch l.Sam 30,26 Ein ähnlicher Neuansatz liegt in Jos 23,1; Jud 15,1 vor. Vgl Eißfeldt 1925 S.12-15; ders. KISchr II S.71 W.Schulz (1974 S.45ff) weist auf die Differenz im Gebrauch von *7NTK/7 Dy und "7N-1BP hin. Ihrer Untersuchung zufolge ist die Benennung abhängig von der Art der Aktivität (S.50) und aspektivisch gebunden (S.67f). Es wäre einmal zu überprüfen, ob sich in der Verwendung von 'Israel' gegenüber 'Söhne Israels'und dem 'Mann Israel' Bedeutungsunterschiede nachweisen lassen. Möglicherweise bezeichnet nur 'Söhne Israels' die Gesamtheit der Stämme Israels; während 'Israel' und 'Mann Israel' zwar theoretisch auch auf die Gesamtheit bezogen werden können, die Verwendung dieser letzteren Termini aber nicht impliziert, daß alle Personen, die zu dieser Gesamtheit gerechnet werden, auch an der betreffenden Aktion beteiligt waren.

Politische und soziale Verhältnisse där

2 74

. Sein Anschluß mit

261

hünd '¡TM

verweist auf eine vor2 75 ausgehende Situation. V.5a ist ein Rückbezug auf 10,17a

V.5a ist von 10,17 abhängig. Denn 10,17 läßt Israel zum Kriege versammelt sein, während in 11,1-11

bereits

diese

Situa-

tion gerade nicht besteht, und besonders V.4 und V.5b

ver-

anschaulichen, daß von seiten Gilead/Israel noch keine Gegenaktionen getroffen worden sind. V.5a versucht die einander widersprechenden Aussagen von 10,17 Heer ist aufgeboten und versammelt -

- das

israelitische

mit der von

11,1-11

- die Ältesten von Gilead müssen erst militärischen aus Tob holen -

Entsatz

zu vereinbaren. Allerdings folgt V.5b

unvermittelt auf V.4. Diese Lücke würde

etwas

10,18a* gut aus-

füllen. V. 6 setzt V.5b

fort.

Zwischen V.6 und V.7b und ebenfalls bestehen leichte Unstimmigkeiten.

zwischen V.2b und V.7a

In V.6 erhält Jephta

notwendigen Informationen von den Ältesten.

In V.7b

alle

fragt

er dagegen nach dem Grund ihres Kommens. Seine Frage wirkt sprachlich ungeschickt, sie kommt nach V.6 auch zu spät. In V.7a macht Jephta die Ältesten für seine Vertreibung verant2 76 wortlich, nach V.2b waren es aber seine Brüder . Die Umwandlung

der Brüder2 7aus V.2b zu Stammesgenossen in V.7a ist 7 sprachlich möglich , um so die Verbindung zu den Altesten in V.7a herzustellen. Nach der betonten Opposition des ruiT nü'K und der nf>xn

13

in 11,1f ist sie wenig wahr-

scheinlich. Der Versuch, in 11,2b und in 11,7a zwei Versionen der Vertreibung Jephtas durchschimmern

- 2 einen 78 Familienkonflikt und eine politische Auseinandersetzung -, kann sich außer auf die Spannung Gruppe in V.2b und den in V.7a

274 275 276 277 278

zu sehen

zwischen der handelnden

zur Rechenschaft

aufgeforder-

Vgl Nowack Komm.z.St.; anders Richter (1966 Bib 47 S.495f) und Noth (ABLAK I S.508 A 47) Eine sprachliche Parallele findet sich in Gen 12,11. Vgl Dreyfuss 1958 RSPhTh 42 S.8f, der annimmt, daß die Brüder hier auf ungeteiltem Erbe sitzen. Vgl Komm, von Budde, Burney, Nowack; Ottosson 1969 S.159 So Richter 1966 KLb 47 S.494. Er läßt seiner Phantasie an dieser Stelle freien Lauf. S.554 wird daraus ohne weitere Diskussion eine gültige Annahme gezaubert.

26 2

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit 2 79

ten Altesten nur auf die Phantasie

seines

'Unternehmers'

berufen. Nun ist der Familienkonflikt in der Tradition deutlich bezeugt. Der Vorwurf in V.7a besagt aber ebenso klar, daß die Ältesten an seiner Lösung beteiligt waren. V.7a setzt eine Lösung voraus, in der die Regelung von Familienkonflikten, die Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Siedlung hatte

- z.B. den Bestand der wehrfähigen Männer berührte

nur mit Zustimmung kommunaler Vertreter gültig wurde. Die Geschichte der weisen Frau von Thekoa in 2.Sam 14,6ff zeigt, daß in der Zeit Davids noch keine Appellationsinstanz in den Ortschaften existierte, bei der man die Revision von 279

Da die Verfasserin gegen derartige Versuchungen nicht so gefeit ist, wie die letzte Anmerkung vermuten läßt, möchte sie - frei nach Max Weber - eine eigene Phantasie zum Hintergrundkonflikt beisteuern. Die nirm W N aus Jud 11,2b, Jephtas Mutter, ist eine Ausländerin hoher Abkunft, die aus Tob stammt. Sie hat im Wege der interlokalen Heiratspolitik der aramäischen Adeligen einen vermögenden Gileaditer vornehmer Herkunft geheiratet. Selbstverständlich hat dieser sich auch noch eine einheimische Frau genommen. Die ausländische Heirat war für Jephtas Vater eine Möglichkeit, seine sozio-ökonomische Stellung in der Stadt Gilead auszubauen. Jephta erbt die Position des Vaters als Vfl tllA. Durch seinen aramäischen Rückhalt erlangt er in der Stadt politisch und ökonomisch eine zentrale Machtposition. Sein ererbtes mütterliches Vermögen nutzt er zu einer verstärkten agrarwirtschaftlichen Expansion. Jephta überbietet die Löhne für freie Arbeiter und kann binnen kurzem alle verfügbaren Lohnarbeiter den übrigen Großbauern abwerben. Dadurch macht er sich in der Unterschicht genauso beliebt wie unbeliebt bei seinen Standesgenossen. Die einheimische Oberschicht, die seinen wirtschaftlichen Einfluß fürchten gelernt hat und u m ihre politische Vorrangstellung fürchtet, verbündet sich mit seinen inzwischen herangewachsenen Halbbrüdern. Gemeinsam erhebt m a n gegen ihn die Anklage, nach der Alleinherrschaft zu streben und die Lohnarbeitermassen zum Aufruhr zu reizen. Jephta w i r d das Opfer des alljährlich nach gut griechischem Vorbild durchgeführten Ostrakismus, bei dem selbstverständlich nur die landbesitzenden Vollbürger ihr Scherbenrecht haben. Jephta muß zu seinen mütterlichen Verwandten n a c h Tob fliehen. Ihm ziehen die Lohnarbeiter - O'P'T n'WJK - nach, die nicht mehr gewillt sind, sich den nunmehr wieder verschärften Bedingungen des freien Arbeitsmarktes v o n Gilead zu stellen. Jephtas Abzug hinterläßt eine wirtschaftlich geschwächte Stadt, die innerlich durch Führungskämpfe gespalten ist. Diese Situation versuchen die Ammoniter für sich auszunutzen, u m die Stadt ihrem Herrschaftsbereich einzuverleiben. N u n bleibt den Gileaditern nichts anderes übrig, als Jephta und seine Anhänger zurückzurufen. Als Gegenleistung m ü s s e n sie Jephta die vorher versagte Stellung als Oberhaupt der Stadt einräumen.

263

Politische und soziale Verhältnisse

Entscheidungen der Sippe/Familie anfechten konnte. Ausdrücklich ist das autonome Familienrecht erst im Dtn worden. Nach Dtn 21,18-21 Zustimmung

eingeschränkt

darf der ungehorsame Sohn nur mit

der Ältesten und unter Mitbeteiligung aller Män-

ner der Stadt getötet werden.

In Ex 21,15.17 ist für den

gleichen Fall noch keine vermittelnde

Instanz

vorgesehen.

V.7a trägt also Zustände aus der Königzeit in die

Richter-

zeit vor. Ähnlich wie die Einfügung in 10,18aa ly^A ~>lti bringt er die Erzählung rechtlich und politisch auf den zu 2 80 seiner Zeit aktuellen Stand . V.7b versucht etwas ungeschickt, den Bezug zu V.6 2 81wieder herzustellen, der durch V.7a unterbrochen wurde . V.7b ist von V.7a abhängig. V.8a schließt direkt an V.7b an und wiederholt die in V.6 gegebene

Information nochmals. V.8b bringt ein weiteres An-

gebot an Jephta, üni

zu werden. Die Antwort der Ältesten

in V.8 geht auf den Vorwurf Jephtas in V.7a nicht ein. Dieses ist auch nicht

zu erwarten, wenn V.7a eine

geltende

Rechtspraxis wiedergibt, die keiner Verteidigung Nach V.7a hat Jephta durch die Maßnahme

bedarf.

der Ältesten

'bürgerlichen' Rechte verloren. Das Angebot

in V.8b

ziert, daß diese Rechte nicht nur wiederhergestellt sondern Jephta die über den Status des vormaligen herausragende Position des fNT

seine impliwerden,

^'n

T12A

erhält. Soweit bezieht sich

V.8b auf V.7a. V.9a wirkt wie eine unnötige Verdeutlichung mit Betonung des

'niN onN 0'2'K/n QN.

seiner

Das gleiche gilt für das

Verhältnis von V.9b und V.8b. Jephtas Forderung

in V.9b

kommt nach V.8b etwas zu spät. Jephta präsentiert hier eine

280

281

Dtn 21,15-17.18-21 spiegelt sicher Zustände wider, die älter sind als die Abfassung des deuteronomischen Grundgesetzes. Die Einschränkung des Sippenrechts, insbesondere des Rechts der Sippe über Hab und Gut sowie Leben ihrer Angehörigen, ist eine unumgängliche Notwendigkeit für jede zentrale Herrschaftsinstanz. Der Monarch muß seine Beamten und Anhänger vor dem Zugriff des Sippenrechts schützen, zum einen, um sich ihrer Loyalität in Konflikten zu versichern, zum anderen, um auch mit dem Sippenrecht konfligierende Interessen durchsetzen zu können. Insofern ist eine Veränderung des Rechts bereits in der frühen Königszeit - erste Ansätze zeigen sich in 2.Sam 14,6ff - wahrscheinlich. Dieses Vorgehen erinnert an dasjenige in 11,2a.

264

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

Bedingung, deren Zusage nach V.8b längst ergangen ist. Dage282

gen stellt V.9 eine gute Fortsetzung von V.6 dar

. Jephta

weist die Ältesten ausdrücklich darauf hin, daß sie ihn wieder zurückbringen, dh auf die impliziten Folgen ihres Tuns. Sie setzen ihn in seine alten Rechte wieder ein, damit er ihr militärischer Anführer sein kann. Dafür verlangt er aber, , . . 283 n . „ „ , 284 nach einem cSieg als put eingesetzt zu werden In V.10 erfolgt die Zustimmung der Ältesten in Form einer eidlichen Zusage. V.9 und V.10 gehören zusammen. V.10, die mehr oder minder freiwillige, durch die Notsituation bedingte Zustimmung der Ältesten, ist mit V.8b, dem freiwilligen Angebot der Ältesten, nicht vereinbar. V.11 macht einen überarbeiteten Eindruck. V.11a schließt A problemlos an V.10 an. Das Dyn fehlt in LXX und Syrohexaplaris*.

nyil kann ein späterer Zusatz sein, der von 10,18a

her in den Text geraten ist. Eine leichte Unebenheit besteht zwischen der bedingten Forderung Jephtas in V.9a und ihrer bedingungslosen Erfüllung in V.11a. Die Erhebung zum ünt kommt eigentlich zu früh. Der Situation angemessen ist nur die Ernennung zum 2 85 l'^P • Die sofortige Einsetzung zum Kim geht allerdings konform mit den Aussagen von 10,18b und 11,8b. Sie wird von der gleichen Hand stammen wie 10,18b und 11,8b. V. 11b ist nach V.10 und V.11a ziemlich unpassend. Im jetzigen Kontext kann er nur die Bedeutung haben, daß Jephta den Schwur der Ältesten in Mizpa wiederholt. Es ist höchst fraglich, ob es dieser Prozedur noch bedarf, auch wäre ihre Gültigkeit nicht der Schwörende, sondern derjenige, dem zugeschworen 282 283

284 285

Vgl Eißfeldt 1925 S.74 Budde (Komm.z.St.) und Nowack (Komm.z.St.) halten in Anschluß an Holzinger 'JS^ OIIIN Hin' injl für dtn Sprachgebrauch. Außer Jud 11,9 findet sich diese Wendung nur noch in Dtn 1,21 und 2,36. Häufiger ist der Gebrauch v o n l ' l ... 'Hin' inj, etwa 12mal (Dtn 7,24; Jos 2,24; 21,42; Jud 3,28; 4,14; 7,15; 16,23.24; l.Sam 17, 47; l.Kön 22,12.15; 2.Kön 3,18). Die Basis für eine dtn Herkunft ist m.E. zu schmal. Auch w e n n V.9aß ein späterer Zusatz wäre, würde dieses an der Zuordnung v o n V.9 zu V.6 nichts ändern. Die Positionen des PNT und des l'XP sind zu unterscheiden. Auf beide komme ich im Verlauf der Arbeit (7.4.2.) n o c h zurück. Gerade V Y p wird k e i n redaktioneller Zusatz sein, gegen E i ß feldt 1925 S.74 A 1.

Politische und soziale Verhältnisse wurde, legt den Eid Jahwe vor -

265

zweifelhaft. In Hinblick

auf den Eid von V.10 vertritt V.11b offensichtlich tion, daß derartige Schwüre des sakralen Stempels

die Posibedürfen.

Das Mizpa in V.11b weist auf 10,17 zurück und voraus

auf

11,34. Inhaltlich gehört V.11b eher zu Jephtas Gelübde 11,30£. V.11b wird von dort an diese Stelle geraten Der Abschluß des Traditionsstückes

in 286 sein

erfordert eine Notiz

über den Krieg mit den Ammonitern und seinen Ausgang. Im unmittelbaren Kontext ist der Schluß durch die Einarbeitung der Moab-Israel-Diskussion in V.12-28 und die Einfügung des 287 Gelübdes

in V.30f.34-36 verdrängt worden.

Möglicherweise

befindet sich ein Teil des ursprünglichen Schlusses noch in 11,32288. Die_älteste_Tradition_in_Jud_2Qi22zllill_ beitungen Zur Grundschicht 10,18a*;

der Jephtatradition

gehören

11,1a.2b.3£;

1 1,5b.6.9-1 1a*.32. Diese nicht vollständig

tene Einheit

zeigt einen klaren formalen Aufbau.

Exposition

11,1a.2b.3 Vorgeschichte

Hauptteil

11,4;

des

10,18a*;

11,4

'Helden'

1 1 , 5b . 6 . 9 -1 1 a *

Einsatz - Beschreibung ellen

10,18a*;

erhal-

der aktu-

Situation

I.Szene - Motivation für die Revision der Folgen aus der Vorgeschichte, Konsequenzen aus 11,4 und

10,

1 8a* 11 , 6 . 9 .10;2.Szene - Gespräch und Handlungs11,11a* folgen Schluß

286 287 288

11,32

Erfolg

Vgl Moore Komm.z.St. Es handelt sich hier um Überlieferungsstücke, die ursprünglich mit der Jephta-Uberlieferung nicht zusammenhingen. Vgl Richter 1966 Bib 47 S.503ff.522ff Vgl Täubler 1958 S.283.286, der allerdings noch die V.29*.33 zum Schluß rechnet, anders dagegen Richter a.a.O. S.548f.

266

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

Als nicht zur Grundschicht gehörig erwiesen sich die Verse 10,17.18b;

11,1b.2a;

11,5a.7-8.11b und Zusätze in 10,18a und

11,11a. Die Einfügung in 10,18a und die Verse

10,18b

und

11,7-8 weisen eine ähnliche Tendenz auf. Durch diese Einfügungen nimmt alles seinen geordneten Gang. Die

zuständigen

Gremien fassen nunmehr in 10,18 ihren Beschluß, den die Ältesten in 11,8 weisungsgemäß ausführen. Sie werden jetzt nicht 2 89 mehr von Jephta in 11,9 überrumpelt . 10,17 und 11,5a.11b sind der gleichen Hand der von

zuzuschreiben. Ob diese identisch mit

10,18b;

11,7-8 ist, 290 das kann auf dieser Textbasis nicht entschieden werden . Die Zusätze in 11,1b.2a werden schwerlich mit den beiden Bearbeitungen

zusammenhängen.

§2?i2l2gi§9!]_r?I®Y§5ie_Daten_zur_richterz Die in der Grundschicht geschilderten politischen

Verhältnis-

se können so historisch nur in der vorköniglichen Zeit bestanden haben. Das Traditionsstück lieferung

kann als verläßliche

zur sozialen und politischen Struktur einer

Über-

rich-

terzeitlichen israelitischen Siedlung betrachtet werden. Der Text läßt folgende Gruppen hervortreten:

die Bewohner

Gileads, für die kein Kollektivbegriff überliefert

ist, es

sei denn die von einem Bearbeiter stammenden Verse

10,18b

und 11,8b haben das

Ty^A

'atn

7

schon vorgefunden und

griffen; die Ältesten Gileads; ein tig

na IT nf>N

tionen

289

290

291

29 1

u

sind der

ist; die pnt

^Ti "I12A, der

¡lBi'Nii 'Ja.

und der

Als

aufge-

gleichzei-

Herrschaftsposi-

belegt.

Es wäre interessant, einmal zu untersuchen, ob zwischen dieser Hand und derjenigen, die sich in Jud 17,6; 18,1; 19,1; 21,25 zu erkennen gibt, eine Verwandtschaft besteht. Vgl zu den letztgenannten Stellen Noth ABLAK I S.133ff; Crüsemann 1978 S.161f£ Gehören 10,17 und 11,Ja.IIb zur dtn Redaktion des Richterbuches, dann sind 10,18 ; 11,7-8 wohl einer früheren Bearbeitungsschicht zuzurechnen. Aufschluß hierüber kann letztlich nur eine redaktionsgeschichtliche Untersuchung des Richterbuches erbringen. Der Begriff 'Position' wird hier gebraucht als Bezeichnung des Schnittpunktes, den ein einzelner in einem sozialen Beziehungsgefüge innehat (vgl Dahrendorf 1972). Eine soziale Position unterscheidet sich von einem Amt dadurch, daß sie nicht unabhängig von dem Individuum existiert, das sie einnimmt.

Politische und soziale Verhältnisse

267

Im w e i t e r e n V e r l a u f der A r b e i t w e r d e ich sowohl auf die P o s i t i o n e n des

ünt

wie des

u n d die G r u p p i e r u n g Ä l t e s t e

l'XP

den Status des

V'n "lim

zurückkommen.

B e m e r k e n s w e r t an dem B i l d , das die g e s e l l s c h a f t l i c h e n h ä l t n i s s e der S t a d t G i l e a d b i e t e n , ist das n i e d r i g e sche O r g a n i s a t i o n s n i v e a u .

Ver-

politi-

D a r i n ist die S t a d t G i l e a d der

S t a d t S u k k o t h v e r g l e i c h b a r . A u c h fehlt in G i l e a d ebenso wie in S u k k o t h eine

zentrale H e r r s c h a f t s i n s t a n z ,

die in den ge-

s e l l s c h a f t l i c h e n S t r u k t u r e n v e r a n k e r t ist. Die v o n J e p h t a nach dem Sieg über die A m m o n i t e r m ö g l i c h e r w e i s e ausgeübte H e r r s c h a f t

in G i l e a d

ist e i g e n t l i c h der p o l i t i s c h e n

Verfas-

sung v o n G i l e a d fremd. J e p h t a s H e r r s c h a f t v e r d a n k t ihre E x i stenz wohl dem V e r s a g e n der ü b e r k o m m e n e n t r a d i t i o n a l e n p o l i tischen G r u p p i e r u n g e n in e i n e r den B e s t a n d der S t a d t h e n d e n S i t u a t i o n . Der O b e r l i e f e r u n g n a c h J u d 10,18; h a n d e l t e es sich bei der E t a b l i e r u n g um eine v o r ü b e r g e h e n d e

7.3.4

der P o s i t i o n

bedro11,8

desüNl

Erscheinung.

Gibea 29 2

Die alte O r t s l a g e v o n G i b e a w i r d seit Gross

auf dem Teil

el-Fül a n g e s e t z t . Ü b e r diese L o k a l i s i e r u n g b e s t e h t e i n so w e i t g e h e n d e r K o n s e n s u s u n t e r den F o r s c h e r n , daß m293 a n fast v e r sucht ist, von e i n e r unico loco Wahl zu s p r e c h e n 294 A u f dem Teil el-FOl fanden m e h r e r e G r a b u n g e n s t a t t , die sich auf den G i p f e l u n d den O s t h a n g k o n z e n t r i e r t e n . Die heste B e s i e d l u n g erfolgt

frü-

des Teils s c h e i n t in der M i t t e l b r o n z e z e i t

zu sein. A u ß e r ihr lassen sich noch fünf

kontinuier-

liche B e s i e d l u n g s p e r i o d e n n a c h w e i s e n . A r c h i t e k t o n i s c h e

Ober-

reste s i n d erst für den Z e i t r a u m b e l e g b a r , der dem Bau der ersten Festung

292 293 294

(Periode

II) v o r a u s g i n g . Die S i e d l u n g s s c h i c h t I

Gross Theologische Studien und Kritiken 1843 S.1082, zitiert nach Sinclair 1964 BA 27 S.52 A 1 Vgl Albright 1924 AASOR IV S.28ff; Alt PJ 30 1934 S.8f; Abel 1938 S.334; Simons 1959 § 669-670; Sinclair 1976 EAEII S.444ff 1922-23/1933 unter der Leitung Albrights, ab 1964 unter der Leitung von P.Lapp

26 8

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

ist von einer Aschenschicht bedeckt

295

. Ende des 11.Jh wurde

auf dem Gipfel eine Festung errichtet, die etwa zwischen 296

1025

und 950 bestand Die Konzentration der Ausgrabungen auf die Zitadelle den umliegenden Bereich hat zur Folge, daß über die

und

architek-

tonischen Oberreste der Siedlung aus der Eisen I Zeit wenig ausgesagt werden kann; für die Eisen I Zeit

zumal29 der Osthang sich wenig 7 zeigte

Zur Erhellung der sozialen Verhältnisse chen Zeit tragen diese Grabungsbefunde

in der vorstaatli-

zur Zeit nicht mehr

bei, als bereits aus den biblischen Texten über kannt

ergiebig

Gibea

be-

ist.

Gibea._in_d.er_biblischeri

Oberlieferung

Gibea spielt in der frühen Geschichte de Rolle.

Israels eine

bedeuten-

In Jud 19 wird das Verhalten ihrer Bewohner

zum

Auslöser eines israelitischen Bruderkrieges, dessen Schauplatz die Stadt und ihre Umgebung nach Jud 20 sind. Im unterhalten die Philister eine Besatzung

in Gibea

10,5). Später wird Gibea die Residenz von Saul 23,19;

11.Jh

(I.Sam

(I.Sam

14,2;

26,1).

In den meisten Texten, in denen Gibea erwähnt wird, ist die Siedlung nur der Schauplatz von Ereignissen, oder die Stadt bleibt im Hintergrund dieser Ereignisse. Nur in Jud den die Stadt und ihre Bewohnerschaft handelnd

19f wer-

geschildert.

Der Text läßt einiges von der gesellschaftlichen

Struktur

der Siedlung durchschimmern. Daher wird dieser Text einer näheren Betrachtung

295 296

297

unterzogen.

Albright 1933 BASOR 52 S.7 bezieht diese Ascheschicht auf die Zerstörung Cibeas in Jud 20. Albright a.a.O. S.8 vermutete, daß die Philister als erste eine Festung in Cibea bauten. Die Festung Sauls hält er für einen Wiederaufbau der zerstörten Philisterfestung. Die Ergebnisse von Lapp (1965 BA 28 S.4), die vor allem auf der Datierung der Tonscherben beruhen, die zur 1 Festungsschicht' gehören, deuten darauf hin, daß die Festung erstmals von Saul erbaut worden ist. Vgl Sinclair 1964 BA 27 S.60ff

269

Politische und soziale Verhältnisse Oer_historische_Hintergrund_von_Jud

19-20

Die H i s t o r i z i t ä t der E r e i g n i s s e u m G i b e a in J u d 19-21 s e i t d e m W e l l h a u s e n den g e s c h i c h t l i c h e n G e h a l t d i e s e r l i e f e r u n g e n in Frage s t e l l t e , in der F o r s c h u n g bezweifelt

ist, Ober-

nachdrücklich

worden^**.

299 300 W e l l h a u s e n n a h m die v o n G ü d e m a n n u n d Graetz herausg e s t e l l t e a n t i b e n j a m i n i t i s c h e T e n d e n z der K a p i t e l zum A n l a ß , ihnen j e g l i c h e n h i s t o r i s c h e n W e r t für die R i c h t e r z e i t abzus p r e c h e n ' ^ . Seine Skepsis ist v o n n i c h t zu u n t e r s c h ä t z e n d e r W i r k u n g auf die h i s t o r i s c h e F o r s c h u n g g e w e s e n . Das V e r d i k t W e l l h a u s e n s hat das a l t t e s t a m e n t l i c h e L a g e r in d i e s e r Frage . . ,302 polarisiert Zu denen, die sich a u s d r ü c k l i c h für eine p o s i t i v e sche I n t e r p r e t a t i o n von J u d 19-21 terzeit a u s s p r a c h e n ,

histori-

als T r a d i t i o n aus der Rich-

zählt auch N o t h . A l l e r d i n g s h ä l t N o t h

die E r z ä h l u n g e n v o n Kapitel

21 für e i n e n s e k u n d ä r e n

Nach-

tragt"^. Der h i s t o r i s c h e K e r n der E r e i g n i s s e von J u d

19-20

sei eine a m p h i k t y o n i s c h e T r a d i t i o n . Diese k a n n "nur

verstan-

den w e r d e n als B e r i c h t über e i n e n A m p h i k t y o n e n k r i e g

gegen

ein M i t g l i e d der A m p h i k t y o n i e , das o f f e n b a r g e g e n das A m 304 p h i k t y o n e n r e c h t sich v e r g a n g e n h a t t e " . A n l a ß zum Krieg war das S e x u a l v e r b r e c h e n v o n Gibea. N o t h hält gerade Züge der Ü b e r l i e f e r u n g ,

die der h i s t o r i s c h e n Kritik

die seit

W e l l h a u s e n als C h a r a k t e r i s t i k u m s p ä t e r E n t s t e h u n g u n d als H i n w e i s auf eine A b h ä n g i g k e i t v o n P g a l t e n Auftreten Gesamtisraels

- nämlich

h i s t o r i s c h w e r t v o l l . Doch ist sein L ö s u n g s v e r s u c h mit

298 299 300 301

302 303

304

das

als eines s a k r a l e n V e r b a n d e s

für der

Vgl Bleek Einleitung in das AT 1886 S.173f.l77ff Güdemann 1869 M G W J 18 S.357ff Graetz 18742 S.320ff , In seinem Werk über 'Israelitische und Jüdische Geschichte' 1921 verzichtet Wellhausen folgerichtig auf eine Verwendung v o n Jud 19-21 und verweist für diese Kapitel nur (S.44 A 1) auf die entsprechenden Passagen in seiner 'Composition des Hexateuchs'. Vgl dazu im einzelnen das ausführliche Referat zur Literatur bei Eißfeld KISchr II S.66ff; vgl Jüngling 1981 S.1-49 Noth 1930 S.164.169. Crüseraann (1978 S.158ff) weist darauf hin, daß literarisch sekundär hier noch nicht traditionsgeschichtlich spät heißen muß. N o t h 1930 S.170

270

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

bisher für die vorstaatliche Zeit nicht nachgewiesenen Amphiktyonie aller israelitischen Stämme b e l a s t e t ^ ^ . Abgesehen von dieser Prämisse lenkte Noth die Aufmerksamkeit auf einen historischen Kern von Jud 19 und 20, der sich wohl in einem kriegerischen Geschehen um die Stadt Gibea und die Benjaminiten kristallisiert. Eine derartige

innerisraeliti-

sche Auseinandersetzung kann sich nur in der vorstaatlichen Zeit ereignet haben. Im Anschluß an Noth hat Eißfeldt 1935

306 einen bedenkens-

werten Versuch zur historischen Ehrenrettung von Jud 19f unternommen. Ausgangsbasis seiner Überlegungen ist die Beobachtung, daß an dem zugrunde liegenden Konflikt ein Ephraimit als Geschädigter und einige Benjaminiten als Schädiger beteiligt waren. Daraus zieht Eißfeldt den Schluß, daß der Kreis der am historischen Konflikt beteiligten Parteien 30auf 7 die beiden Stämme Ephraim und Benjamin zu begrenzen ist 'Vergewaltigung mit Todesfolge in Gibea' dient als Etikettierung für ein politisches Vergehen von Benjaminiten gegen Ephraim. In Jud 20 handelt es sich um die Versuche einiger Städte des ephraimitischen Südlandes, 308 sich die politische . Nach Eißfeldt spie-

Autonomie von Ephraim zu erkämpfen

gelt Jud 19f die Geburtsstunde des Stammes Benjamin wider. Doch verblieb der Stamm nach den Wirren um Gibea in einer Art von Patronat zu Ephraim.

309

Auf der Basis der Interpretation Eißfeldts liest Schunck aus Jud 20 einen gegenteiligen Ausgang heraus. Benjamin ver-

305

306 307 308 309

Das anfangs sehr einleuchtende, von Noth entworfene Paradigma hat gerade in der neueren Zeit eine Reihe v o n kritischen Untersuchungen nach sich gezogen. Die Amphiktyonie Nothscher Prägung wird demnach als historischer Idealtypus ihren Platz in der Geschichte der alttestamentlichen Forschung einnehmen können. Die Diskussion k a n n hier nicht aufgenommen werden, vgl Herrmann 1962 ThLZ 87 S.561ff; Orlinsky 1962 Or Ant 1 S.llff; Fohrer 1966 ThLZ 87 S.801ff.893ff; Smend 1967 (Fourth World Congress of Jewish Studies) S.57ff; de Vaux 1971 HThR 64 S.415ff; ders. 1973 S.15ff; Mayes 1974 S.15ff; Gottwald 1975 VTS 28 S.89ff; Geus 1976 S.193ff. Eißfeldt KISchr II S.64-80 Ders. a.a.O. S.71 Ders. a.a.O. S.76 Schunck 1963 S.70

271

Politische und soziale Verhältnisse lor seine Unabhängigkeit und wurde Ephraim als Südprovinz

angegliedert. Schuncks historische Deutung des Ausgangs beruht auf einem sachlich nicht zutreffenden Verständnis von Jud 1 5 , 1 4 ^ ® und der Spätdatierung des Benjamin-Spruches 311 Gen 49,27

aus

. Zudem ist er genötigt, die Ereignisse von Gibea

zeitlich nach denen des Deborahliedes anzusetzen. Historisch läßt sich dieses nur schwer mit der Führerrolle unter Saul

Benjamins

vereinbaren.

Eißfeldts Interpretation, die auch den Vorzug hat, der Amphiktyoniethese nicht zu bedürfen, kann höhere historische Wahrscheinlichkeit

zugesprochen werden als den Thesen von

Noth und Schunck. Eißfeldts historische Rehabilitation von Jud 19f fand weitgehende Anerkennung in der 31 Forschung, wie 2 gerade auch die Variation von Schunck zeigt Iiitische_und_ü^ Oi§!sy§§ion_ zu_jud_ 19f Der Klarheit der historischen Ereignisse von Jud 19f korrespondiert ein recht komplizierter literarischer Oberlieferungsprozeß. Sind sich die Exegeten noch weithin einig, was 31 3 die nachexilische Bearbeitung von Kapitel 20 betrifft , so ist doch die Beurteilung der einzelnen literarischen Entwicklungsstufen

kontrovers.

Hier stehen j e n e ^ ^ , die die Inhomogenitäten der Erzählung mit Hilfe der Quellenscheidung erklären, denen"^ 5

gegenüber,

die von einer Grunderzählung ausgehen, die mehrere Bearbeitungen erfuhr. In der Bewertung der literarischen Verhältnisse von Kap.19 310 311

312

313

314 315

Zu Jud 15,14 vgl Zobel 1965 BZAW 95 S.46f Zobel a.a.O. S.107f argumentiert überzeugend für eine Entstehungszeit um 1200. Zum Sitz im Leben des Spruches vgl. H.-J.Kittel 1959 S.37f.67f.76ff Vgl Hertzberg Komm.z.St.; Zobel 1965 BZAW 95 S.117 (der jedoch mit Schunck Benjamin unterliegen läSt, S.118); de Vaux 1973 S.36; Mayes 1974 S.81 Vgl die einschlägigen Kommentare, ferner Eißfeldt 1925 S.97ff; Noth 1930 S.162ff; Schunck 1963 S.67f; Rösel 1976 ZDPV 92 S.31ff; Crüsemann 1978 S.158ff Budde 1890, 1897; Moore 1898; Nowack 1902; Burney 1920 Noth 1930 S.165ff; Schunck 1963 S.61ff

272

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

stimmen die Vertreter der Quellentheorie im Ergebnis mit denen der überlieferungsgeschichtlichen Methode im wesentlichen überein. S c h u n c k ^ ^ rechnet den größten Teil des Kapitels

- 19,1 -12a.13b-2 2 *.23-30a -

zu dem von R^ aufgenomme-

nen und überarbeiteten Stoff. Die Grunderzählung kann hier s.E. nicht mehr von der Überarbeitung abgelöst werden. 317 317 317 Moore , Burney und Nowack folgen bei der Bestimmung der beiden Quellen J und E weitgehend ihrem Vorläufer 318 Budde

. Dieser erkennt in einigen Doppelungen in Jud 19,

1-10 seine beiden Hauptquellen, sieht deren Spuren in V.1121 sich fortsetzen und die doppelte Fassung dann in V.22-30 stärker hervortreten. Doch verzichtet Budde wohlweislich darauf, eine explizite Trennung der beiden Fäden durchzuführen. Einmal läßt sich nach seinem eigenen Eingeständnis die Scheidung nicht sauber durchziehen 31 9 , zum anderen herrscht eine 320 zu große Ähnlichkeit zwischen beiden Darstellungen , oder aber beide Fassungen sind zu sehr miteinander verschmol321 zen 322 Einzig Eißfeldt kann der Versuchung zur Quellen-Scheidung nicht widerstehen. Er schneidet quasi mit dem Rasiermesser so lange Viertelesverse und kleinere Einheiten auseinander, bis er in einem 323 schon genial anmutenden Puzzle L und J zusammensetzen kann . Für J reicht es jedoch trotz alledem nur zu einem recht dürren Gerippe, dem auch noch we324 sentliche Teile der Wirbelsäule zu fehlen scheinen

316 317

318 319 320 321 322 323

324

Schunck 1963 S.65 Moore (1898) bezieht sich noch auf Budde (1890). Nowack (1902) und Burney (1920) folgen Budde (1897). Differenzen zwischen Moore einerseits und Nowack/Burney andererseits gehen auf Veränderungen der Position Buddes zwischen 1890 und 1897 zurück. Budde 1890, 1897 Budde 1897 S.128 zu Jud 19,1-10 Ders. a.a.O. S.130 zu Jud 19,16-21 Ders. a.a.O. S.131 zu Jud 19,27-30 Eißfeldt 1925 S.97ff Diese feinmechanische Arbeit führt er unter erschwerten Bedingungen durch, da die beiden Erzählungen seiner Meinung nach sich sehr ähnlich gewesen sind. "So konnten sie hier besonders gründlich miteinander verschmolzen werden, und ihre Auseinanderlegung ist daher nicht leicht." (S.97f) Vgl ders. a.a.O. S.50* und S.51*. Die Ereignisse von Gibea kann man bei J nur erahnen.

Politische und soziale Verhältnisse

273

Sowohl die Miniaturarbeiten Eißfeldts wie auch die Schatten-Spiele des Budde-Ensembles

lassen das

überlieferungsge-

schichtliche Vorgehen Noths und Schuncks in seiner Evidenz nur deutlicher

hervortreten.

Die literarischen

'Urheberrechte' an Kapitel

20 teilen sich

hier laut Urteil der Literarkritiker mehr als zwei

'Verfas-

ser' . Sie finden neben den aus Kapitel

19 bereits erkannten 325 Quellen J und E noch eine nachexilische Quelle . Überlieferungsgeschichtlich

liest sich das dann so, daß zu der

durch R^ bearbeiteten Grunderzählung noch eine probenjamini2 326 tische Bearbeitung durch R hinzukam . Noth möchte von einer durchgehenden Bearbeitung

nichts wissen, sondern be-

tont "Alle bisher behandelten sekundären Stücke haben je ihre besondere 32 7Eigenart und stehen in keinerlei miteinander" In Kapitel

20 interessiert unter

Aspekt allein V . 1 5 , in dem die

Zusammenhang

sozialgeschichtlichem

nyiA

erwähnt sind. Die

Abfassung von V.15 wird jedoch von beiden Schulen einträchtig in die nachkönigliche

Zeit verlegt. Budde und Nachfol-

328 ger

weisen V.1S einer späten nachexilischen Schicht

Schunck329

zu.

erkennt in V.15 seinen R 2 . N o t h 3 3 0 hält V.15-17

für einen Zusatz. Die Obereinstimmung renden Forschungsansätze

der beiden

divergie-

in der Spätdatierung von V.15

spricht kaum dafür, daß dieser Vers andere Verhältnisse die seiner Zeit reflektiert. zeitliche Gibea wird er nicht

Informationen über das

als

richter-

enthalten.

Da die Grunderzählung von Jud 19 von ihrer ersten Redak331 332 tion kaum noch abzuheben ist , sind einzelne Textaussa-

325 326 327 328 329 330 331 332

Vgl Budde Komm.z.St.; Moore Komm.z.St.; Nowack Komm.z.St.; Burney Komm.z.St.; Rösel 1976 ZDPV 92 S.31ff Schunck 1963 S.67, der R 2 mit Dtr identifiziert gegen Noth (1943 S.54 A 2), der Jud 17-21 literarisch nicht zum DtrG rechnet. Noth 1930 S.167 Vgl auch Lagrange Komm.z.St.; Eißfeldt 1925 S.101 Schunck 1963 S.65 A 55 Noth 1930 S.166 Schunck 1963 S.65 setzt den Bearbeiter im 6.Jh an, Crüsemann dagegen in der zweiten Hälfte des lo.Jh (1978 S.162ff). Ein Umstand, der sich im fruchtlosen Bemühen etlicher Exegeten um eine zweite Quelle widerspiegelt.

274

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

gen nur eingeschränkt als Zeugnisse vorstaatlicher

Verhält-

nisse verwendbar. Zur idealtypischen Rekonstruktion

der

richterzeitlichen Siedlung können sie nur herangezogen werden, sofern sie Parallelen in von ihnen unabhängigen staatlichen Überlieferungen

vor-

finden.

§25i2i°Si§?!}_bgdeutsame_Informationen_i^ In Kapitel

19 ist bemerkenswert, daß der Ehemann ähnlich wie

Micha in Kapitel

17f offensichtlich nicht als in einer Sied333 lung wohnend gedacht ist . Der Mann ist vermögend genug,

um sich eine Nebenfrau, zwei Esel und mindestens einen

Tyj

leisten zu können. Gibea und Rama werden in V.13

nmpn

genannt. Falls

dieses

nicht nur späten Sprachgebrauch'^'* darstellt, bleibt nach einer möglichen Bedeutungsdifferenz

zwischen

m^n

zu fragen, ferner ob hiermit sich soziologische zwischen Siedlungen verbinden

und

l'V

Unterschiede

lassen^55.

Im Zusammenhang mit den Ereignissen in Gibea treten die 3 36 vyn als geschlossen handelnde Gruppe auf . A u f dem für Jud 19f herausgestellten Hintergrund einer politisch spannten Atmosphäre

ge-

zwischen Ephraim und Benjamin kann das

Verlangen der 'Männer' auch politisch und nicht nur moralisch gedeutet werden. Ein Angehöriger des Stammes, mit

333

334 335

336

Jud 17f wie auch Jud 19 lassen vermuten, daß im Gebirge Ephraim die Anlage von Einzelhöfen keine Ausnahme war. Die geographisch bedingte Situation, die einen relativen Schutz vor politischer Abhängigkeit durch kanaanäische Städte bot, könnte Streusiedlungen begünstigt haben. Die Bezeichnung als DlpD taucht nur in dem sicher nicht zur Grunderzählung gehörenden V.13 und in der Bemerkung V.16b auf, die auch zweifelhafter Herkunft ist (vgl Komm.z.St.). Falls Dl¡711 abwertend gebraucht sein sollte, in dem Sinne 'Gibea ist keine l'y , sondern nur ein DlpD ', kann dieses soziologisch eine von der V y zu unterscheidende Größe signalisieren. Für eine historische Auswertung dieser möglichen soziologischen Differenz wäre das Alter der betreffenden Verse genauer zu bestimmen. Die Wendung findet sich nur in Jud 19,22. Das Vorliegen einer geprägten Wortverbindung wird durch den Zusatz l7y,,72 '3a 'W3M etwas verdeckt. Diese Beschimpfung kommt in 19,22 etwas zu früh. Sie wird von 20,13 her eingedrungen sein. Zum Begriff "7y'"71 vgl Otzen ThW AT I Sp.654ff

275

Politische und soziale Verhältnisse

dessen Vorherrschaft sie nicht mehr einverstanden sind, hat sich in Gibea das Gastrecht gegen den offenbaren Willen der Mehrheit T»yn

der Bewohnerschaft

">V1H

'erzwungen'. Die Gruppe, die die

umfaßt, ist dadurch in ihrer Kompetenz

übergangen

worden, sie versucht jetzt nachträglich, des politisch

nicht

genehmen Fremdlings habhaft zu werden. Sei es, daß man ihn ob seiner Hartnäckigkeit

für einen Spion hält, den man be-

fragen möchte, oder auch nur, um ihn demonstrativ vor die Tore

zu setzen. Der Ablauf des nächtlichen Geschehens

weist auch, daß das von einem einzelnen Hausherrn

be-

gewährte

Gastrecht nicht ohne seine Zustimmung von seinen Mitbür337 gern aufgehoben werden kann . Die rechtlich starke Posi338 tion des einzelnen Hausherrn seiner Siedlungsgemeinschaft gegenüber deutet auf eine geringe politische dieser Gesellschaft hin. Eine öffentliche 339 Sanktionsgewalt meinsames Merkmal

ist nicht vorhanden. Dieses ist ein geder Siedlungen Sukkoth, Gilead und Gibea

in der Richterzeit. Ausdifferenzierung diese

7.3.5

Organisation

Zentralinstanz mit

Gleichfalls kennzeichnet eine

geringe

der gesellschaftlichen Einrichtungen

alle

Siedlungen.

Jabes-Gilead

Die Lokalisierung

der Stadt Jabes im Bereich des Wadi Jabis

stößt auf allgemeine

Zustimmung. Die antiken Überreste

von

Jabes wurden zunächst auf dem Teil der el-halawe vermu340 tet . Glueck, der hier jedoch keine eisenzeitlichen Funde

337

338 339

340

Es wäre zu untersuchen, ob in geschlossenen Siedlungsgemeinschaften jeder Hausherr autonom bei der Gewährung des Gastrechts war. Auch in nomadischen Zeltverbänden, die nicht nur zeitweilig zusammenlagern, liegt Gewährung und Ausübung des Gastrechts meist beim Schech. Vgl Jos 2,2f, wo der König von Jericho die Initiative ergreift. Der Begriff 'Zentralinstanz' wird hier im Sinne der Definition von Sigrist (1967 S.102) gebraucht: "Von Zentralinstanz spreche ich nur dann, wenn Instanz, ihr unterstellter Erzwingungsstab und eine das Reaktionshandeln beider anerkennende Gruppe zu unterscheiden sind." Vgl die Erörterungen bei Abel 1938 S.352

2 76

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

machte

341

, schlug dann die tulul abu charaz und el-mekbere

vor, die nachweislich zwischen dem 12. und 7. Jh besiedelt 342 waren . Glueck stützt sich dabei weniger auf die Ergebnisse der Oberflächenuntersuchung

als auf seine

Interpretation

der biblischen Stellen über Jabes, vor allem auf I.Sam 31, 11ff. In einer ausführlichen Studie entzieht N o t h ^ ^

dieser

Interpretation die biblische Basis. Noth greift seinerseits eine Bemerkung aus dem Onomastikon des Euseb auf über die Lage eines Dorfes namens 'labeis Galaad'. Diese Angaben bewegen ihn dazu, Jabes-Gilead auf dem Teil el-maklub

anzuset-

zen 344 . Der Teil kommt dem archäologischen Befund nach als 345 Ortslage des antiken Jabes-Gilead in Frage . Noths Gleich346 Setzung konnte sich in der Forschung behaupten . Teil elmaklub ist bisher abgesehen -

- von der Oberflächenuntersuchung

Gluecks

nicht weiter erforscht worden.

In der biblischen Oberlieferung kommt Jabes für die vorstaatliche Zeit in Jud 21,8-14; I.Sam 11; 31,11-13;

2.Sam

2,4-7 vor. Die Texte sollen in dieser Reihenfolge, die gleichzeitig eine chronologische Ordnung darstellt, auf weitere Informationen befragt werden. Jud_21i8:14 Li terarkritische_und_

ryiiS? S^^^hichtliche _Anme rkungen

Jud 21,8-14 ist ein Teil der Oberlieferung von 21,1-14. Diesem Stück geht es darum, die dezimierten Benjaminiten im wahrsten Sinne des Wortes aufzubauen und mit Frauen zu versorgen. Die literarkritische Schule zerfällt bei der Beurteilung dieser Tradition in zwei Lager. Die eine Seite schreibt 34 7 ,

den Kern der Jabes-Überlieferung einer älteren Quelle zu

341 342 343 344 345 346 347

N.Glueck 1951 AASOR 25/28 S.223f Ders. a.a.O. S.26lff; ders. 1943 BASOR 91 S.8; ders. 1943 BASOR 92 S.4f Noth A B L A K I S.479ff Ders. a.a.O. S.484f Glueck 1951 AASOR 25/28 S.214f Bereits Gressmann 1921 SAT 2,1 S.44; vgl Elliger Artikel Jabes BHH II Sp. 790f; Ottosson 1969 S.195f Budde Komm.z.St. erkennt E; Burney Komm.z.St. erkennt J; Eißfeldt 1925 sieht seinen L.

277

Politische und soziale Verhältnisse

die eine nachexilische Bearbeitung erfahren hat; die ande348 ren dagegen h a l t e n den Hauptteil für nachexilisch u n d 349 zweifeln teils auch seinen historischen Charakter an Noth übernimmt Buddes These von den zwei Versionen der Jabes Erzählung"^^ und erklärt sie zu V a r i a n t e n einer ätiologischen Sage, die die besonderen Beziehungen zwischen Jabes u n d Gibea zum Inhalt habe. Diese ätiologische Sage werde in J u d 20,48

- einem Zusatz zur Erzählung -

vorbereitet.

In der ursprünglichen Erzählung sei nicht von der Tötung aller Benjaminiten, einschließlich der Frauen, die Rede. Demnach sei J u d 21 ein sekundärer Nachtrag, der ätiologische Sagen unbestimmbarer Herkunft mit dem Kampfesgeschehen

in

Gibea verbinde. S c h u n c k ^ ^ hält 21,5-14 für2 den Grundbestand der ätiologisehen Sage, die von seinem R stark überarbeitet u n d mit J u d 19£ verknüpft wurde. Die Bannversion gehe auf die 352 .. , zuruck.

Bearbei-

tung

Schunck ist soweit zuzustimmen, als m a n in Jud 21,1-14 nicht mit durchgängiger Zweisträngigkeit, sondern mit einem bearbeiteten Grundbestand zu rechnen hat. Die Frage nur, ob die dunkle historische Herkunft dieses

bleibt

Grundbestan-

des nicht doch erhellt w e r d e n kann. Betrachtet man die beiden k o n k u r r i e r e n d e n Frauenbeschaffungsaktionen von J u d 21 im Zusammenhang, so fällt auf, daß sie nicht nur einfach nebeneinander gestellt sind, sondern durch das Motto Verse

der

1.7a und 18a zusammengehalten w e r d e n , auf das auch

V.22b anspielt. Auch sind beide Erzählungen in den Versen 12a u n d 22a inhaltlich aufeinander bezogen. Diese

explizi-

ten sachlichen V e r k n ü p f u n g e n lassen vermuten, daß beide T r a d i t i o n e n gemeinsam in einem literarischen Kontext überliefert w o r d e n sind. Dabei sind beide Oberlieferungen die Benjamin/Ephraim-Auseinandersetzung

w o r d e n , mit der sie ursprünglich historisch nicht

348 349 350 351 352

Nowack Komm.z.St.; Simpson 1958 z.St. Moore Komm. S.405.407 Noth 1930 S.163 Schunck 1963 S.60f Ders. a.a.O. S.60 A 29

auf

von 19f b e z o g e n zusammen-

2 78

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

gehören"^^. Jud

19f und 21 sind nicht nur wegen der

samen benjaminitischen Tradition

zusammengewachsen,

auch, weil sie sich ergänzende und gegenseitig

gemeinsondern

steigernde

Illustrationen der sie rahmenden Merksätze von Jud 19,1a und 354 21,25 sind. Crüsemann hat aufgezeigt, daß der gemeinsame 355 historische Ort die nicht nur Jud

dieser königsfreundlichen Aussagen,

durch

19f und Jud 21, sondern auch 17f und

19ff

zusammengehalten werden, in der frühköniglichen Zeit zu suchen ist. Damit steht Crüsemann in der historischen

Einschät-

zung des Grundbestandes Eißfeldt"^^ nahe, der seinen L, dem er den Grundbestand hier zuschreibt, zwischen 950 und 850 ansetzt. Diese Rahmenformeln sind keine spätere Zutat, sondern sie verdeutlichen das Interpretationsmuster 17-21

der in Jud

gesammelten Traditionen. Die Überlieferungen sind be-

reits in ihrem vorliegenden Grundbestand von der proköniglichen Tendenz geprägt. Die ideologische Strukturierung

hat

auch die Inhalte der rezipierten Traditionen beeinflußt teils in ihr Gegenteil

und

verkehrt.

§25i2i°Si§2t!®_Anmerkungen_ zu_Jud_21 ¿8-14 Die Jabes-Überlieferung

von Jud 21,8-14 ruht auf einer hi-

storisch sicher zutreffenden Erinnerung an engere und verwandtschaftliche min und Jabes

politische

Beziehungen zwischen Gibea in Benja-

in Gilead. Diese Verbindung

schloß wohl

auch

ein gegenseitig gewährtes Konnubium mit ein. Der Austausch von Frauen ist aber immer eine Folge politischer und sozioökonomischer Umstände. Das Konnubium von Jud 21,8-14 nicht Ursache, sondern Ergebnis

der spezifischen

ist

Relation

beider Städte. Diese besonderen Beziehungen haben bereits 35 7 in der Zeit vor Saul bestanden . Ihren Ursprung können sie in einer gemeinsamen

Interessenlage beider Siedlungen in der

frühen Zeit Israels haben. Bedenkt m a n , daß Gilead außer von 353 354 355 356 357

Ihr Anschluß wurde vorbereitet durch die Zahlen in 20,35.47 und den Übergang 20,48; 21,1. Crüsemann 1978 S.155ff Ders. a.a.O. S.162ff Eißfeldt 19643 S.264 l.Sam 11 baut auf diesen Beziehungen auf.

279

Politische und soziale Verhältnisse M a c h i r auch v o n m a n a s s i t i s c h e n u n d e p h r a i m i t i s c h e n

Sippen

35 8

b e s i e d e l t w o r d e n ist

, d a n n fällt eine m ö g l i c h e

Interessen-

i d e n t i t ä t zwischen G i b e a u n d Jabes ins A u g e . V o n E p h r a i m b e k a n n t , daß der S t a m m b e m ü h t w a r , seine V o r h e r r s c h a f t

ist

über

die v o n359s e i n e r G e m e i n s c h a f t aus k o l o n i s i e r t e n G e b i e t e zu wahren . Die U n a b h ä n g i g k e i t s b e s t r e b u n g e n der B e n j a m i n i t e n k o n n t e n w o h l auf die S o l i d a r i t ä t g l e i c h g e s i n n t e r K o l o n i e n im O s t j o r d a n l a n d rechnen. Das V e r h a l t e n der S t a d t G i l e a d in einer prekären Kriegssituation

- die S t a d t zieht es v o r ,

sich in die A b h ä n g i g k e i t eines e h e m a l i g e n Bürgers u n d nunmehrigen Bandenchefs

zu b e g e b e n , als E n t s a t z durch den n a h e -

bei w o h n e n d e n s t a r k e n Stamm E p h r a i m a n z u f o r d e r n -

deutet

auf e i n e n b e w u ß t e n V e r s u c h h i n , von E p h r a i m u n a b h ä n g i g b l e i b e n . Die vom K e r n E p h r a i m s a u s g e h e n d e n

zu

Zentralisations-

t e n d e n z e n in der R i c h t e r z e i t s c h e i n e n in den

israelitischen

R a n d g e b i e t e n auf e r h e b l i c h e n W i d e r s t a n d g e s t o ß e n zu sein"^ 1 ^. W i e w e i t es zu e i n e m g e m e i n s a m e n W i d e r s t a n d im R a h m e n des b e n j a m i n i tischen U n a b h ä n g i g k e i t s k a m p f e s

kam, der dann orga-

nisierte F o r m e n a n n a h m , das k a n n n u r v e r m u t e t w e r d e n . falls w i r d die U n t e r s t ü t z u n g B e n j a m i n s

Jeden-

sicher m e h r als e i n

gemeinsames Konnubium umfaßt haben. Die t e n d e n z i ö s e B e a r b e i t u n g v o n J u d 21,8-14, die

ihren

A u s d r u c k d a r i n f i n d e t , daß die F r a u e n v o n Jabes n u n m e h r

nicht

freiwillig den B e n j a m i n i t e n v o n G i b e a ü b e r l a s s e n w e r d e n , ist l i t e r a r i s c h v o m G r u n d b e s t a n d der T r a d i t i o n n i c h t

ablös-

bar. D a h e r sind e i n z e l n e A u s s a g e n d i e s e r E r z ä h l u n g ü b e r die Stadt J a b e s nur b e d i n g t 358 359 360

- bei A b s i c h e r u n g d u r c h

eindeutig

Vgl Täubler 1958 S.190ff.246ff; de Vaux 1971 S.538f Vgl Jud 12,1-7; 8,1-3 Vielleicht verbirgt sich hinter Jos 17,8f eine ähnliche A u s einandersetzung zwischen E p h r a i m und Hanasse. Erste Ansätze zur Bildung eines größeren Herrschaftsbereiches in Israel scheinen v o m Haus Joseph einige Zeit vor Saul ausgegangen zu sein. Verschiedene Faktoren m ö g e n dieses begünstigt haben, u.a. wird die geographische Lage eine Rolle gespielt haben, die Ephraim eine Auseinandersetzung m i t kanaanäischen Städten ersparte. Zu fragen wäre auch, ob die ephraimitischen Vorherrschaftsbestrebungen im Zusammenhang damit stehen, daß dieser Verband noch eine funktionierende soziale Gemeinschaft bildete. Dazu wäre auch eine Untersuchung der Organisationsformen der anderen Stämme erforderlich.

280

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

auf die Richterzeit rückführbare Parallelen für diese Zeit

historisch

auswertbar.

In Jud 21,9 ist das W l

7

'IUI'

auffällig. Die Wendung

läßt sich hier nicht wie in 21,10.12 durch sachliche

Notwen-

digkeit erklären, noch findet sie sich in 21,8. Ob ein terminologischer Gebrauch vorliegt, der auf bestimmte

politi-

sche Strukturen verweist, ist von dieser Stelle allein her nicht entscheidbar. Wl'

In diesem Zusammenhang könnte das

in V.9b auch auf die Bearbeitung

Vorbereitung von V.10b

'IBI'

zurückgehen und der

dienen.

l-i§am_11^1:11 tiierarkritische_und_über^ 361 I.Sam 11,1-11

ist ein Teil der 36 2

Saul-Überlieferung recht selbständiges

vordeuteronomistischen

, der innerhalb

dieser Tradition

Stück bildet. Der Text gilt

ein

allgemein

als alte, zuverlässige Tradition, die einen historischen Sachverhalt aus der Anfangszeit Sauls zutreffend schil36 3 dert

. Die Oberlieferung

ist von einer

novellistischen

Darstellungsart geprägt, die sich nicht mehr von der zugrundeliegenden Tradition lösen

läßt.

Die Erzählung ist inhaltlich und formal

offensichtlich

mit den Rettergeschichten aus Jud 3 und 6f verwandt.

Ihre

Komposition entspricht dem Aufbau der Berichte über die von den Rettern geführten Jahwekriege"^^. Diese Oberlieferung

in

I.Sam 11 ist aber weniger schematisiert und enthält mehr individuelle

Züge3^^.

Zum Schema des Jahwekrieges 361 362 363 364

365

gehört auch die

Geistbegabung

V.12-15 sind ein redaktioneller Ausgleich zu 10,17-27, vgl die Komm, von Budde, Nowack, Smith, Stoebe z.St. So Mildenberger 1962 S.17 Vgl Budde 1890 z.St.; Gressmann 1921 SAT 2,1 S.42ff; Eißfeldt 1931 z.St.; Hylander 1932 S.155ff; Stoebe Komm.z.St. Smend (1963 S.17) sieht in I.Sam 11 die erste Einberufung des israelitischen Heerbannes. Das ist angesichts des charismatischen Charakters des Zuges nach Jabes sehr unwahrscheinlich (vgl weiter unten im Haupttext) . Zur Übereinstimmung mit Jud 3 und 6f vgl die gründliche Untersuchung von Richter 1963 S.175ff. Vgl z.B. den Aufruf zur Kriegsfolge in V.7a, der zwar an Jud 19, 29 erinnert, aber in Jud 3 und Jud 6f keine Parallele hat.

Politische und soziale Verhältnisse in 11,6, die B e s t a n d t e i l

281

der G r u n d s c h i c h t ist"*^. A n

d ä r e n Z u s ä t z e n w e r d e n a l l g e m e i n in V . 7 a ^Ninö "inNl ausgeschieden^^.

sekun-

u n d V.8b

Z w e i f e l h a f t e r H e r k u n f t scheint m i r

auch

V . 8 a zu sein. Seine e i n z i g e F u n k t i o n b e s t e h t darin, V.8b v o r z u b e r e i t e n , v o n dem er k a u m zu t r e n n e n ist. A u ß e r d e m führt V . 8 a , rechnet m a n ihn zur G r u n d s c h i c h t , dazu, daß die Boten verspätet Der s a c h l i c h e

- erst v o n Besek -

abgeschickt

werden.

Z u s a m m e n h a n g v o n V.7b u n d V . 8 a ist m e r k w ü r d i g .

In k e i n e m der a l t t e s t a m e n t l i c h e n S c h l a c h t b e r i c h t e Volk erst aus u n d w i r d d a n n g e m u s t e r t . Besek m a g

zieht das geographisch

e i n h e r v o r r a g e n d g e e i g n e t e r O r t " ^ " für eine M u s t e r u n g

vor

einem Zug nach Jabes sein; doch b e w e i s t dieses n u r , daß der V e r f a s s e r des V e r s e s

8 gute O r t s k e n n t n i s s e b e s a ß . N i c h t

läßt

sich hieraus s c h l i e ß e n , daß Saul vor s e i n e m Zug n a c h Jabes t a t s ä c h l i c h s e i n e n H a u f e n in Besek m u s t e r t e . Möglichkeiten sind nicht mit historischen

Topographische

Sachverhalten

g l e i c h z u s e t z e n . V . 8 a s t ö r t auch den fein k o m p o n i e r t e n A u f b a u der E r z ä h l u n g . Zur G r u n d s c h i c h t , die in e i n e r

Bearbeitung

mit i s r a e l i t i s c h e r A u s w e i t u n g v o r l i e g t , g e h ö r e n die V . 1 - 6 . 7*.9-11 . In der G r u n d e r z ä h l u n g w e r d e n die H a u p t b e t e i l i g t e n

ursprüng-

lich nur die A m m o n i t e r m i t ihrem F ü h r e r N a h a s , J a b e s u n d 369 seine V e r t r e t e r , sowie G i b e a u n d Saul g e w e s e n sein . Die B e a r b e i t u n g , die die T r a d i t i o n auf Israel a u s g e d e h n t a e r k e n n b a r . Sie ist noch in den V e r s e n 2 b , 3 a ß y .3770 sich durch das

^Kif» Via* ^oa

S c h i c h t , die die E r e i g n i s s e

J

' u . Jedenfalls

verrät

ist diese

auf Israel b e z i e h t ,

literarisch

so eng m i t der a l t e n Ü b e r l i e f e r u n g v e r b u n d e n , daß u n d B e a r b e i t e r h i e r i d e n t i s c h sein

hat,

Sammler

dürften.

Die E r z ä h l u n g b e s t e h t aus e i n e r A b f o l g e v o n drei

Szenen

mit w e c h s e l n d e m S c h a u p l a t z , die durch den Gang der H a n d l u n g 366

367 368 369 370

Vgl Ottosson 1969 S.197; anders Hylander 1932 S.158f, der in V.6a eine religiöse Deutung verwendet, die nicht zum Grundbestand gehören kann. Vgl die Kommentare von Budde, Nowack, Smith, Stoebe z.St. Vgl zur Lage P.Welten 1965 ZDPV 81 S.138ff Vgl Stoebe Komm. S.226 Diese Angabe findet sich sonst nur noch in Jud 19,29; l.Sam 27,1; 2.Sam 21,5; l.Kön 1,3; 2.Kön 10,32.

Siedlungen in v o r s t a a t l i c h e r Zeit

282

eng u n t e r e i n a n d e r v e r b u n d e n Exposition 1.Szene (in Jabes)

V.1a V.1b- 3

2.Szene (in Gibea)

V.4- 9b

3.Szene (in Jabes)

V.9b-11

sind.

Belagerung von Jabes durch die Anmoniter Verhandlung des Nahas mit den Vertretern der Stadt 1b - Obergabeangebot der 'Männer' von Jabes (Reaktion auf 1a) - Bedingung des Nahas (Reaktion auf 1b) 2 3 - Bedingte Zurücknahme des Angebots von 1b durch die Ältesten (Konsequenz aus 1b.2) die Boten, das Volk und Saul 4a Bericht der Boten Wirkung auf das Volk (Reaktion auf 4a, 4b Bestätigung der Erwartung von 3b) Einführung der Person Sauls 5a ( i n h a l t l i c h bezogen auf 4b) Antwort auf Sauls Frage (Reaktion auf 5b 5a, sachliche Entsprechung zu 4a) Geistbegabung Sauls (Unterbrechung 6a des in 3b.4a vorgezeichneten Handlungsablaufes von außen) Wirkung auf Saul (Folge von 6a) 6b Reaktion Sauls (Folge von 6ab) 7a Wirkung auf das Volk (unmittelbare Fol7b a ge von 7a, sachlich p a r a l l e l mit 6a) Reaktion des Volkes (Entsprechung zu 7a) 7bß p o s i t i v e r Bescheid an die Boten (Reak9a tion Sauls auf 7bß, g l e i c h z e i t i g Aufhebung der negativen Erwartung von 3b und i h r e r vermeintlichen Bestätigung in 4b) Rettung der Stadt 9ha ß - Rückkehr der Boten und Bericht (Ergebnis von 3aß) 9bY - Wirkung auf das Volk (unter positivem Vorzeichen sachlich p a r a l l e l mit 4b, V.9 i s t formal im Aufbau mit V.4 p a r a l l e l ) 10 - Antwort an Nahas (Reaktion auf 9b, Rückbezug auf 3b) 11a - Entsatz durch Saul (Ergebnis von 7b(J) 11b - S i e g e l (Folge von 11a, positive E r f ü l lung der Erwartung von 3b a)

§ 2 5 i ° i ° S i § ? ! } S _ N 2 t i zen_ zu_ 1 . Sam_ 11 A 1 ; 11 Die S t a d t J a b e s w i r d i n den V e r h a n d l u n g e n m i t Nahas d u r c h d i e Gruppe d e r » ' 2 ' •>!!/:>< und d e r i ' l ' ^3]7T v e r t r e t e n . Die V e r h a n d l u n g e n werden von den 'Männern von J a b e s ' e r ö f f n e t .

371

Die Schlußnotizen der Schlachtberichte sind recht variabel ge-

staltet, vgl Jud 3 , 2 9 ; 4 , 1 6 b ; 8 , 1 2 b ; 1 1 , 3 2 . 3 3 ;

l.Sam4,10.

P o l i t i s c h e und s o z i a l e Verhältnisse Die Ä l t e s t e n

schalten

drohende E r g e b n i s schlag

führt

den a b e r d i e

sich

i n dem das

f ü r d i e S t a d t unannehmbar w i r d .

Ihr

Vor-

z u n ä c h s t aus der S a c k g a s s e h e r a u s .

In 11,5

'Männer von J a b e s '

Aussendung

der Boten v e r a n t w o r t l i c h e p i e r u n g empfängt i n in

i n dem Moment e i n ,

283

als

das f ü r d i e

Gremium g e n a n n t .

1 1 , 9 b den B e r i c h t

Die g l e i c h e

der Boten.

11,9a als Adressaten seiner Nachricht

Saul

den ü 7 ! 7

werGrup-

nennt

f'N.

Die Wendung f ' a ' t/'N i s t singulär im AT. LXX, Targum ed.Lagardianae, Vulgata und der Syrer haben auch stattdessen

tfJN gelesen. LXX

7

tendiert ohnehin dazu, keine Differenz zwischen 'X f'N zu machen (vgl zu I.Sam 1 1 , 8 ) .

1

und 1X "WN '

f ' l 1 'HON i s t die gebräuchlichere For-

mel. Die abweichenden Lesarten der obigen Handschriften können a l s Angleichung an 11,9b verstanden werden. Das 0 7 l 7 K'N i s t a l s die schwierigere Lesart beizubehalten. Gemeinschaften, die mit W N

bezeichnet werden, sind im AT I s r a e l

372

,

Juda, Ephraim und Benjamin. Städtische Gemeinschaften finden s i c h , mit Ausnahme der Stadt Jabes an dieser S t e l l e , nicht darunter. An a l l e n anderen S t e l l e n werden selbständige Kollektive unter diesem B e g r i f f zusammengefaßt, die p o l i t i s c h weitgehend autonom sind. V i e l l e i c h t l ä ß t der Ausdruck P 7 3 7 WH durchscheinen, daß es sich bei dieser Siedlung um eine r e l a t i v unabhängige Stadt handelt. Dazu paßt, daß die Stadt auch im F a l l der Belagerung e r s t von verwandten Siedlungen Hilfe anfordern muß. Diese Unterstützung e r f o l g t nicht automatisch, wie das in einer Situation zu erwarten i s t , in der mehrere Siedlungen einem gemeinsamen, ihnen auch übergeordneten p o l i t i s c h e n Verband angehören. Auswärtige Hilfe bedarf der ausdrücklichen Zustimmung der Verantwortlichen der Siedlung. Der Ausdruck

f7a7

f7N

sche Ungebundenheit Den r e l a t i v von J a b e s über,

differenzierten

steht

e i n Hinweis a u f d i e

innenpolitischen

d i e amorphe Masse des in

Dy

Verhältnissen

von G i b e a Zwar i s t

1 1 , 5 a h e r a u s g e h o b e n worden,

Vgl hierzu Schmitt 1970 S.37ff

politi-

gelten.

aus d e r d i e P e r s o n S a u l s h e r a u s r a g t .

Erzähler bereits

372

kann a l s

der S t a d t

doch

gegenS a u l vom zur

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

284

Hauptperson im Verlaufe der Ereignisse wird er erst die •'m"7N n n

von 11,6a und die sich hieran

Folgen in 11,7. Seine Anerkennung telt durch den m n '

ins

in

durch

anschließenden

durch den Oy

wird

vermit-

11,7b.

Die Schilderung Sauls als eines charismatischen Führers bestimmt die Szenerie in Gibea von Anfang an. Zum Charismatiker gehört der Oy , der eine in sich ungeschiedene und handlungsunfähige Menge ist. Der oy

wird

zu einem

handlungsfä-

higen Verband durch die Auswirkungen des Charismas.

Keines-

falls kann der Charismatiker Saul hier auf eine bereits vir373 tuell konstituierte Truppe, die nur des Aufrufs bedarf , zurückgreifen. Auch erübrigt das Einbrechen des Charismas den Einsatz jener Institutionen, die für die Regulierung

des

A l l t a g s h a n d e l n zuständig sind. Die Aussagen über den Oy von Gibea, der zu einer handlungsfähigen Gemeinschaft erst die Auswirkung

des Charismas wird, dürfen keinesfalls

verstanden werden, daß Gibea als Stadt in ihrer

durch dahin

alltäglichen

politischen Organisation weniger differenziert war als Jabes. l-§am_31i11:13 Das Stück gehört mit I.Sam 11 zusammen zum ältesten 3 74 der Saul Tradition

. Es enthält ein in sich

Bestand

abgeschlosse-

nes Unternehmen, das ausgelöst wird von der in 31,10 berichteten Aktion der Philister. Der Aufbruch des

373

374

Vn

VH

von Jabes erfolgt

offensichtlich

Anders Noth 1930 S.109, der zu dieser Stelle feststellt, Saul "berief den Heerbann der amphiktonischen Stämme nach Besek...". von Rad 19654 S.21; Pedersen 1940 (III/IV) S.43; Mildenberger 1962 S.179f; Alt setzt 1930 (KS II S.18) den Heerbann noch nicht für l.Sam 11 voraus, 1951 (KS II S.118f) hat er sich Noth angeschlossen. Zur Kritik an der Konzeption des 'Heiligen Krieges' als typisch israelitischer Institution vgl M.Weippert 1972, ZAW 84, S.460ff; H.Jones 1975 VT 25 S.642ff. Vgl Nübel (1959 S.64), der dieses Stück zum Grundbestand der Aufstiegsgeschichte Davids zählt, ebenso Mildenberger (1962 S.116f). "Unser Geschichtsschreiber versucht das Königtum Sauls gleichsam im Schema des davidischen Königtums zu erfassen." (S.165f). Schunck schreibt das Stück einer Gilgal-Jabes-Quelle zu (1963 S.107 A 173). Eine Abfassung in der frühen Königszeit Davids und damit die zeitliche Nähe zu den historischen Ereignissen scheint damit wahrscheinlich.

Politische und soziale Verhältnisse spontan auf die Nachricht von 31,10b hin. Dem auch, daß hier weder die i'3' ' m x genannt sind, wie in I.Sam

285 entspricht 7

noch die

3i7T

11,1-3. Der informelle

des Streifzuges und seine Begleitumstände

Charakter

deuten an, daß der

"7' n C'N von Jabes keine feststehende Einrichtung der Stadt darstellt.

In 1-Sam 11,1-3 handelt es sich um die

förmliche

Aussendung einer Delegation der Stadt. In 31.11-13 fehlen offizielle Institutionen,und i'l'

genannt. Der "7T1 11'N

Ci'

zusammengestellte

als Bezugsgruppe werden die könnte eine ad hoc aus

'1U'

den'üJN

'Truppe' sein, deren Teilnehmer 375 auszeichnen

sich

vor allem durch ihren Wagemut 2.:Sam_2i4b::7

V.4b verbindet Davids Botschaft an Jabes mit der vorhergehenden Salbung

zum König über Juda in V.4a und ordnet die Tra-

dition historisch entsprechend ein. Das Stück V.5-7 ist Be3 76 standteil der Aufstiegsgeschichte Davids . Von geringfügi377 gen Variationen in der Uberlieferung und einer Umstellung 3 78 abgesehen , ist der Text gut überliefert. Empfänger der Botschaft Davids sind die

E"l7

7

f J N , die

gleiche Gruppe, die auch Sauls Nachricht in I.Sam 11,9b erhält. Davids Aufforderung "7'n 'aaV Gruppe ab. Das wie das

7

"7 n O'N

Vn

'ja

von

1'ill

zielt auf diese

ist hier im gleichen Sinn

1-Sam 31,12. Die Bezeichnung

gebraucht 379 IHK

ist zwar ein geläufiger Titel für den König, sie beinhaltet 375

376 377

378 379

B'N ^Tl ist gegenüber ^Tl 12 wesentlich seltener belegt. Außer in 2.Sam 24,9, wo es mit 'Kriegsmann' wiedergegeben werden kann, bezeichnet V n S 1 « an den übrigen Stellen (l.Chr 10,12// I.Sam 31,11; Jud 3,29; 1.Kön 1,42; l.Chr 26,8) jemanden, der als Person durch die Eigenschaft "7'n ausgezeichnet ist und kein Kollektiv. Vgl Nübel 1959 S.67f.l23; Mildenberger 1962 S.117 A 46; anders Grrfnbaek 1971 S.225 LXX hat in V.5 fiyoüuevoe statt öcvßpes . Da der Terminus in V.4b aus V.5 stammt, bezeugt LXX indirekt die Ursprünglichkeit von B'31 'tUN auch in V.5. fiyoüliEvoe ist eine Änderung, die auf einem Vorurteil über die dem König angemessenen Gesprächspartner beruhen kann. LXX läßt David mit der ihm adäquaten Ebene der Hierarchie in Jabes korrespondieren. Vgl hierzu die einschlägigen Kommentare z.St. Vgl den entsprechenden Artikel von Eißfeldt I H N in ThW AT I Sp.65

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

286

aber nicht zwangsläufig ein spezifisches Herrschaftsverhältnis von Saul zu Jabes. Daß David in 2.Sam 2,5-7 sich an die t;->27 -»ujn

wendet, ist indirekt eine Bestätigung dafür, daß

der "7'n V>H

von I.Sam 31,12 keine dauerhafte Institution

der Stadt und keinen g e s c h l o s s e n e n Kreis

darstellte.

Di e _ ge sellschaftlichen_Verhältnisse_in_Jabes Die Stadt Jabes erscheint in den Texten als relativ unabhängiger politischer Verband. In Verhandlungen mit auswärtigen •Mächten' heißt dieser Verband

'i'l' «"«'

oder ' w:! 7 '2K/" .

An gesellschaftlichen Gruppierungen treten innerhalb der Stadt die Ältesten und die 'Männer' von Jabes hervor. Die Ältesten sind so etwas wie ein handlungsbevollmächtigtes Gremium von Repräsentanten. Die entscheidende Kompetenz in militärischen und außenpolitischen Fragen liegt jedoch bei den 'Männern' der Stadt. Die Ältesten können zwar die Ausführung eines Beschlusses der 'Männer' zeitweilig aufschieben, ihn letztlich aber nicht verhindern. Die politische Struktur der Stadt Jabes weist große Ähnlichkeiten mit derjenigen der Städte Sukkoth, Gilead und Gibea auf. Auch Jabes kennt keine öffentliche Zentralinstanz. Die Bildung öffentlicher Instanzen orientiert sich offensichtlich an Merkmalen wie 'Alter' und 'Geschlecht' sowie sozialer Position.

7.4

Die israelitische Stadt der Richterzeit

Die Obereinstimmungen in der Organisation des öffentlichen Lebens dieser vier richterzeitlichen Städte Gilead, Jabes, Gibea -

- Sukkoth,

sind bemerkenswert. Daher soll in

diesem Abschnitt der Versuch gewagt werden, den sozialgeschichtlichen Idealtypus

'israelitische Stadt der Richter-

zeit' zu konstruieren. Als Material werden die inzwischen mittels Exegese erhobenen Daten zu diesen vier Städten dienen. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei den aufgetretenen sozialen Gruppierungen und den sich abzeichnenden politischen wie sozioökonomischen Positionen gelten.

7.4.1

Die Beziehungen der Städte untereinander

Die israelitischen Städte der Richterzeit stehen politisch recht unverbunden nebeneinander. Eine Zugehörigkeit

zu einem

gemeinsamen Herrschaftsverband ist nicht nachweisbar. Die Siedlungen handeln politisch weitgehend unabhängig voneinander. Sichtbar wird dieses auch an den Begriffen, mit denen die Städte als Verhandlungspartner bezeichnet werden. Hier werden die 'X

' I W T ' genannt, oder es ist von den

' X ' m N /Xf>N ' die Rede. Solche Termini können als

Indikator

für die außenpolitische Unabhängigkeit der Stadt gelten. Die betreffende Stadt ist eine politische Gemeinschaft sui generis. Die Wendungen deuten auch bestimmte innenpolitische •7 Strukturen an . Ein gemeinschaftliches Handeln, das mehrere

380

Ähnliche innenpolitische Verhältnisse lassen die El Amarna Briefe für einige syrische und palästinensische Städte erkennen, vgl Artzi 1964 ZA 58 S.161 ff zu EA 59, EA 140; Reviv 1969 JESHO 12 S. 286f.290; ferner EA 139, 280, 289, 290. In den drei letzten Briefen ist von den eigenmächtigen politischen Taten der Männer von Kegila die Rede.

288

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

Städte miteinander verbindet, kommt nur unter äußerer Bedrohung

zustande. Benjaminitische Siedlungen verbünden

gegen Ephraim, um ihre Unabhängigkeit

sich

zu behaupten bzw zu

erringen. Die Wahl der Bündnispartner erfolgt auch unter dem Gesichtspunkt, die eigene

offensichtlich

Selbständigkeit

nach außen nicht durch militärische Verpflichtungen

zu beein-

trächtigen. Zwischen einzelnen Siedlungen scheint es so etwas wie ein stillschweigendes Einvernehmen über

gegenseiti-

gen Beistand bei äußerer Bedrohung gegeben zu haben. Als Prototyp können hier die Beziehungen

zwischen Gibea und Jabes

gelten. Doch sind keine interkommunalen bar, die gegebenenfalls

Institutionen

gemeinsame Angelegenheiten

sieren und regeln könnten. Besonders deutlich wird

erkenn-

organidieses

Fehlen derartiger Organisationsformen beim Entsatz der Stadt Jabes durch Kriegsscharen aus Gibea unter der Führung

Sauls.

Das Hilfegesuch aus Jabes trifft in Gibea nicht auf vorhandene Einrichtungen, die sozusagen nur in den Dienst werden müßten. Jabes kann an Gibea einen Appell Die bedrohte Siedlung

gestellt

schicken.

ist darauf angewiesen, daß die so Auf-

gerufenen freiwillig Folge leisten. Gerade der

charismati-

sche Charakter des von Saul geleiteten Unternehmens das Fehlen institutioneller

belegt

Hilfsmöglichkeiten.

Die Auseinandersetzungen Gideons mit Sukkoth zeigen auf, 381 und Sukkoth kein derartiges Eindaß z.B. zwischen Ophra vernehmen bestand. Die Stadt Sukkoth verweigert die erbetene Hilfeleistung. Die Männer Ophras haben keinen Anspruch auf Unterstützung bei ihrem Zug gegen die Midianiter.

Bei-

de Seiten, die Männer Ophras wie die Männer Sukkoths, handeln auf eigenes Risiko. Die folgerichtig

für Sukkoth hier-

aus erwachsende Sanktion betrifft nur ihre Siedlung. An

die-

ser Strafaktion der Abiesriten unter Gideon ist weniger

auf-

fällig, daß sie tatsächlich wie angedroht auch

eintritt,

als daß sie für Abieser und Gideon keine Konsequenzen 381

hat.

Gideon gehört der Sippe Abieser an, die in Ophra wohnhaft ist. Daher wird Ophra auch " n y n 'ax jnny' genannt (Jud 6,24). Gideon ist offenbar mit der gesamten Kriegsmannschaft Ophras (Jud 7,6 vgl Am 5,3) aufgebrochen. In diesem Sinne kann er als - wenn auch selbst ernannter - Repräsentant Ophras gelten.

Die israelitische Stadt der Richterzeit Sukkoth steht Abieser/Ophra

289

allein und ohne Verbündete

gegen-

über. Als die Stadt Sukkoth in dem zweiseitigen Konflikt unterliegt, kann sie nicht auf Hilfe von anderen

israelitischen

382 Siedlungen rechnen

. Dieses darf so verstanden werden,

die israelitischen Siedlungen des mittleren Jordantales Bereich des Jabbokunterlaufes keine gemeinsame

daß im

Organisation

zu ihrem Schutz besaßen. Ähnlich stellt sich die Lage der Stadt Gilead, als sie von den Ammonitern belagert wird. Gileads Vertreter

unternehmen

nicht wie die von Jabes einen Versuch, von einer ihnen verwandten und/oder benachbarten Siedlung Entsatz

anzufor-

383 dern

. Sie ziehen es vor, eine ihnen nahestehende

schar mit einem ihrer ehemaligen

Frei-

'Bürger' an der Spitze an-

zuheuern. Der mangelnde politische

Zusammenhalt der israeli-

tischen Städte des Ostjordanlandes wird so überdeutlich. die Stadt Gilead kann sich den Luxus einer Freischar die Siedlung muß über entsprechende ökonomische verfügen. Denn daß Jephta mit der Würde eines

Aber

leisten;

Ressourcen

militärischen

Krisenmanagers und der Ehre eines Retters allein entlohnt werden könne, kann nicht als realistische

Ausgangsposition

der Stadt für die Verhandlungen mit ihm gedacht werden. Nicht vorhergesehen in der Planung w a r , daß die Wahrung außenpolitischen Unabhängigkeit gen nach sich ziehen 382

383 384

innenpolitische

der

Veränderun-

würde^^.

Die Auseinandersetzungen zwischen Ophra und Sukkoth lassen vermuten, daß Sukkoth in jener Zeit eine nichtisraelitische Bevölkerung hatte. Gegen diese Annahme sprechen allerdings die Verhandlungen zwischen Gideon und Sukkoth. Gideon erwartet ganz selbstverständlich von Sukkoth Unterstützung für seinen Feldzug. Auf der 'beeindruckenden Zahl1 der mitgebrachten Kriegsschar kann diese Erwartung schwerlich beruht haben. Denn auch nach dem Sieg über die Midianiter nimmt er Sukkoth nicht ein, sondern erreicht nur eine Bestrafung der Verantwortlichen. So bleibt nur der Schluß übrig, daß Gideon von der Stadt Sukkoth Unterstützung erwarten durfte, da zwischen den Bewohnern von Ophra und jenen von Sukkoth bereits in irgendeiner Form verbindliche soziale und politische Beziehungen (Verwandtschaft oder Vertrag, beides geht ineinander über) bestanden. Ein Umstand, der recht befremdlich anmutet, denkt man an die vermeintliche Organisation der Stämme innerhalb einer Amphiktyonie. Die Situation der kanaanäischen Stadt Kegila ist nach l.Sam 23 vergleichbar. Die Stadt wird ihren Retter David erst wieder

290

Siedlungen i n vorstaatlicher Zeit

7.4.2

Die

städtische

Der politische stimmt, Die

Alltag

den Ältesten

Position

gewöhnliche

des

Gesellschaft

der der

fNT

Städte Stadt

und

Situationen

die

wird

und des

von

den

zwei

Gruppen

'Männern

VXP

ist

nur

be-

der

Stadt'.

für

außer-

belegt.

DieÄltesten Die

Ältesten 386

lung

in

385

der

sind

als

Richterzeit

Bethlehem

(I.Sam

typischen

Repräsentanten

nen

16,4)

stellvertretend

werden Dritten

(Jud

Vertreter

8,16).

für

für

einer

Sukkoth,

überliefert. einer ihre

Älteste

Die

Siedlung

Stadt

werden

zur auch

israelitischen Gilead, Ältesten nach

ausgesandt,

wobei

sie weitgehende

Verhandlungsführung

haben

können

litischen

385

386

Bereich

liegt

ihre

(Jud

Jabes

und

sind

die

außen.

Rechenschaft als

Hauptaufgabe

Sie

Vollmachten

in

der

Im

kön-

gezogen

Unterhändler

11,5-10).

Sied-

in

zu der

außenpo-

personalen

los, als dieser selber v o n einer dritten Macht bedroht wird und seine Position in Kegila nicht mehr halten kann. Das von David erwartete Verhalten der 7l7yn Kegilas weist darauf hin, daß seine Herrschaft nicht unbedingt den politischen Traditionen dieser Stadt entspricht. Aus der El Amarna Korrespondenz ist bekannt, daß Kegila keinen eigenen Stadtherrscher besaß und eifrig b e müht war, nicht in die Abhängigkeit eines größeren Herrschaftsverbandes zu geraten, vgl EA 28,18; 289,29; 290,18. Zu d e n Ältesten als Repräsentanten größerer sozialer Gemeinschaften vgl die Artikel v o n Botterweck/Conrad ThW AT II Sp. 644ff; McKenzie Bib 40 1959 S.522ff. Die v o n Conrad postulierte Ableitung der Ältestenverfassung aus dem Nomadismus macht w e i t reichende Annahmen zur Entstehung des Staates und ist entsprechend kritikbedürftig. Älteste als 'politische Funktionäre' einer sozialen Gemeinschaft sind allenfalls ein Indiz dafür, daß diese Gemeinschaft gesellschaftlich auf der Basis v o n Verwandtschaftsbeziehungen organisiert ist, nicht aber für eine wie auch immer geartete nomadische Wirtschafts- und L e bensform. Jos 9,11 werden die Ä l t e s t e n v o n Gibeon erwähnt. Dieses ist die einzige Stelle im AT, an der die Ältesten einer kanaanäischen Stadt erscheinen. Der Vermutung, daß hier eine Übertragung israelitischer Verhältnisse auf Gibeon vorliege, kann entgegnet werden, daß Gibeon zur Gruppe der 'demokratisch' regierten kanaanäischen Städte gehört. Für Gibeon sind nicht nur Älteste belegt, sondern es finden sich auch Anzeichen für die Institution der 'Männer der Stadt', die im AT nur für Städte überliefert ist, die zum Herrschaftssystem 'primitive Demokratie' gehörten.

Die israelitische Stadt der Richterzeit Vertretung

291

ihrer Stadt. Diese Funktion kennzeichnet

Stadtälteste

fast alle

des Alten Orients. Die Ältesten Kleinasiens in 38 7 nehmen derartige Aufgaben wahr wie

der hethitischen Zeit

auch die Stadtältesten des syrisch-palästinensichen Gebie388 tes . In vergleichbarer Stellung sind auch Stadtälteste 389 aus sumerischen und akkadischen Texten bekannt Die Ältesten sind keine unabhängige Herrschaftsinstanz 390 rer Stadt, geschweige denn ein Regierungsorgan

ih-

Pi5_lMänner_der_Stadt^jyn__7KON In der Stadtpolitik wirken die Ältesten mit den 'Männern der Stadt'

zusammen. Die

'Männer der Stadt' treten in den Texten

als die Gruppe hervor, bei der die entscheidende Macht

liegt.

Die 'Männer der Stadt' bestimmen letztlich, ob die Stadt ein Kapitulationsangebot

akzeptiert oder ablehnt

(I.Sam

Sie sind auch zuständig, wenn es gilt, einer den Streifschar Unterstützung gern

11,10).

vorüberziehen-

zu gewähren oder zu verwei-

(Jud 8,5). An ihre Adresse sind die für die Stadt be-

stimmten Mitteilungen Dritter gerichtet

(I.Sam

11,9;

2.Sam

2,5). Die Anwesenheit Fremder in einer Stadt ist Sache 'Männer der Stadt', nicht der Ältesten Die

Tyn

7

tMN

(Jud

19,22).

sind die Gruppe, bei der die

Entscheidungs-

befugnis über Krieg und Frieden liegt. Die Texte

387 388 389 390

der

enthalten

Klengel (1965 ZA 57 S.229) verweist auf die Rolle, die die Ältesten der Stadt Zalpa in den Verhandlungen mit dem hethitischen König spielen. Vgl Reviv 1969 JESHO 12 S.287; Sloush 1913/14 S.303ff Vgl Klengel 1960 Or 29 S.368f McKenzie (1959 Bib 40 S.525) sieht in den Ältesten ein 'governing body', dessen Kompetenzen über seine repräsentativen Funktionen weit hinausgehen. Die Ältesten erscheinen in den Texten der Richterzeit aber nicht als Körperschaft mit eigener Befehlsgewalt. Teilweise übernehmen sie die Funktionen der Exekutive. Bedeutsam ist auch ihre Rolle im Rechtsgeschehen. Die Entwicklung des Rechts vom Bundesbuch zum Deuteronomium führt zur Minderung der Rechte des Hausvaters in Familienfragen und zur Einschaltung der Ältesten gerade in diesen Angelegenheiten. Die Ältesten bekommen bei der Bildung größerer sozialer Gemeinschaften Aufgaben zugewiesen, deren Erfüllung für das Funktionieren der Gesellschaft unerläßlich ist. Zu den vielfältigen Aufgaben der Ältesten vgl auch Bornkamm ThW NT VI S.655-658.

292

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

keine Hinweise d a r a u f ,

daß die vyil 't/JN

e i n e k l e i n e Aus-

wahl aus den Männern der S t a d t d a r s t e l l e n .

Die

i n denen die 'Männer der S t a d t '

lassen

auftreten,

Situationen, erkennen,

daß es s i c h h i e r um e i n e Versammlung a l l e r r e c h t l i c h f r e i e n 391 und ökonomisch s e l b s t ä n d i g e n Männer der S t a d t h a n d e l t . 39 2 S i e s i n d n i c h t mit dem K r e i s der A l t e s t e n g l e i c h z u s e t z e n 39 3 Doch b i l d e n die A l t e s t e n e i n e Untergruppe der 'Männer der S t a d t ' .

Die "l'yn '03N

s i n d die Gesamtheit a l l e r

l i c h f r e i e n Männer der S t a d t , Verteidigung zuständig

e i n e Gruppierung,

recht-

die f ü r

die

ist.

Exkurs _ zum_ Vo rkommen_de r_ _T_7 y_n_ J'JiPÜ. _ iüL^I Die Gruppierung TVil 'H3N bzw der X w i r d

im AT 53mal erwähnt

394

.

Ca 25mal handelt es sich bei den 'Männern der Stadt 1 um eine Gruppierung in außerisraelitischen Städten. Bedenkenswert sind hier die Stellen, an denen die 'Männer der Stadt' als eigenständige Gruppe in den Angelegenheiten ihrer Stadt sichtbar 395 werden . Nur diese Stellen werden im folgenden untersucht. Dabei werden Aussagen über nichtisraelitische Städte mit berücksichtigt. Gen 19,4 f ä l l t durch die Doppelung 1T7T iyi nyjn...DTO 'Kjn vyn -»»jni 391

392 393

394

395

Die D'iyj sind zwar rechtlich frei, aber ökonomisch nicht selbständig (vgl Stähli 1978 S.178). Die Texte lassen nicht erkennen, ob eine ökonomische Bindung innerhalb der Familie - erwachsener, verheirateter Sohn in patriarchalisch geführter Hauswirtschaft - von der Versammlung der 'Männer der Stadt' ausschließt. Wolf 1947 JNES 6 S.99 identifiziert die Ältesten der Stadt und die Männer der Stadt miteinander. Zu den 'Männern der Stadt' gehören nicht nur diejenigen, die zum Kampf ausziehen, sondern auch die, die dem 'Landsturm' angehören, die älteren Männer, die nicht älteste sind. Nicht mitgerechnet wurden hier die Nennungen in den Rückwandererverzeichnissen von Esra 2,22ff; Neh 3,2ff; 7,26-33. Hier handelt es sich offensichtlich um eine Aufzählung der männlichen Bevölkerung, nicht aber um eine Versammlung der betreffenden Orte. In den Listen wechselt auch der Ausdruck D'fiNmit ab, was dagegen spricht, daß 'Männer' hier als eine geprägte Wendung mit spezifischem soziologischen Hintergrund vorliegt. Außer Betracht bleiben hier die Stellen, an denen X'flJN / O'üiJN Krieger bedeutet (Jos 7,4f; 8,14.20f.25; 2.Sam 11,16), die gesamte Bevölkerung gemeint ist (Jud 9,49; 19,16; Gen 13,13; l.Sam 5,9; Jer 48,31.36; Jon 3,5; l.Chr 4,22), oder es sich um eine Herkunftsbestimmung handelt (2.Kön 17,30).

293

Die israelitische Stadt der Richterzeit 396 nxpn oyn "73

auf. Ist QID 'fax

hier ein späterer Zusatz, dann

wird das auch für die Explikation nspn oyn "73 Tj7T XVI ">y:n gelten, die durch das DTD '"D1H nur die "pyn DTD

in V.4aßb

vorbereitet wird. Ursprünglich werden

sich nach den Fremden erkundigt haben. Die an 'BUK

anknüpfende Erläuterung ist indirekt ein Hinweis dafür, daß die

"pyn 'fJN eben nicht 'alles, was männlich ist', umfaßt haben. Da es mehr als unwahrscheinlich ist, daß über die Stadt Sodom zur Zeit der Abfassung dieses Textes noch so detaillierte Kenntnisse bestanden haben, wird es sich hier bei der Erwähnung der "Pyn 7f3N um eine Übertragung israelitischer Verhältnisse auf eine fremde Stadt handeln. Gen 24,13 ist von den v y n 7K»JN n m

die Rede. Abrahams Knecht will

sich aus diesem Kreis eine Braut für Isaak ersehen. Wollte der Knecht nur eine der unverheirateten Frauen bzw Jungfrauen sich aussuchen, so könnte hier auch Ausdruck

"P.vn niVina/nnyj bzw "Pyn

u m

stehen. Der

"Pyn 'KON m 3 2 grenzt die Bezugsgruppe ein, nur die Töchter

der zu den "pyn 'EUN gehörenden Bewohner, nicht die Töchter aller Bewohner der Stadt, kommen als Bräute in Frage.

"Pyn 'fjN wird hier so-

viel bedeuten wie 'die freien Männer der Stadt'. Auch bei dieser Stelle dürfte es sich um eine Übertragung israelitischer Verhältnisse auf eine fremde Stadt handeln. Gen 34,20 verhandeln Hamor und Sichern wegen der Jakobiten mit den D"Py '0JN , die in 34,24 l"Py iyf 'NXl7

heißen. Dieser Ausdruck397 kennzeichnet sie als die Gruppe der kampfesfähigen Männer der Stadt

Diese Gruppe hat also in Sichern über die Aufnahme der Jakobiten in den Stadtverband und die dabei zu erfüllenden Bedingungen zu befinden. Bei diesem Beleg kann nicht ausgeschlossen werden, daß israelitische Verhältnisse in die Schilderung eingeflossen sind, denn in Jud 9 spielt die Gruppe der 'Männer der Stadt' für Sichern keine Rolle. Doch ist die Frage der 'israelitisierenden Verzeichnung' hier nicht so eindeutig zu beantworten wie bei der Beschreibung der Stadt Sodom und der Stadt Nahors. Eine Antwort könnte erst die Untersuchung des Verhältnisses der Sichem-Tradition von Jud 9 und Gen 34 bringen. Jos 10,6 senden die 'Männer' von Gibeon Boten nach Gilgal, um Josua 396 397

Vgl Gunkel Komm.z.St.; anders Westermann Komm.z.St. Zu dem Terminus ">yB 7N3fT» vgl die Kontroverse zwischen Speiser (BASOR 114 S.20ff - 1956) und Evans (BASOR 150 1958 S.28ff). In diesem Fall wird es sich um die Gesamtheit der kampfesfähigen Männer handeln.

294

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

zur Hilfe aufzufordern. I.Sam 5,7f beschließen die 'Männer' von Asdod, daß die Lade bei ihnen nicht bleiben soll, und bieten die D ^ n D

zur Beratung auf.

I.Sam 6,15.19f ist von den 'Männern' von Bethsemes die Rede. V.15 ist 398 ein späterer Zusatz zum Text , der hier außer Betracht bleiben kann. In V.19 läßt sich das 'Männer1 von Bethsemes auch als 'Bewohner' von Bethsemes verstehen, aber in V.19aß fällt die Ausweitung auf den DV auf. In V.20 fassen die 'Männer' von Bethsemes und nicht der °y den Beschluß, die Lade weiterzusenden. Das Verhältnis von Q.V und tPKUN deutet m.E. an, daß es sich bei den 'Männern' um eine besondere Gruppierung in der Stadt Bethsemes handelt, die für die Lösung des Problems zuständig ist. I.Sam 7,1 holen die 'Männer' von Kirjath Jearim die Lade ab und nehmen Eleasar ben Abinadab in ihren Dienst. Die Belege zu Gibeon, Asdod, Bethsemes und Kirjath Jearim können zutreffende Berichte über gesellschaftliche Gruppierungen in diesen Städten sein. Die Texte bieten keinen Anhalt für die Behauptung, daß die 'Männer der Stadt' eine kleine Herrschaftsgruppe sind. Sie lassen deutlich werden, daß in den genannten kanaanäischen Städten die freien kriegsfähigen Manner in ihrer Gesamtheit wesentlichen Einfluß auf die städtische Tagespolitik nehmen. Die israelitischen Städte der Richterzeit weisen vergleichbare Zustände auf, wie die Erörterungen zu Sukkoth, Gibea und Jabes gezeigt haben. Jud 12,4f könnte ein weiterer Beleg für die Existenz dieser Gruppierung sein, falls Gilead hier der Name einer Stadt und nicht der Region ist. Nach den Ereignissen von Jud 11,1-11 ist das nicht unwahrscheinlich. Jud 6,27f.30 untersuchen die Männer von Ophra ( v y n "'fJN) einen Kultfrevel. Nach Dtn 21,30 und 22,21 ist die Vollstreckung der Todesstrafe am ungehorsamen Sohn und der unkeuschen Tochter ihre Aufgabe. I.Kön 21,11 werden die Ältesten und d i e D ' n n

von Jesreel als v y n 'tON

bezeichnet, die für die Ausführung des Justizverbrechens an Naboth zuständig sind. Die m i n finden sich in alten Oberlieferungen 399nicht. Zuerst werden sie von Jeremia erwähnt (Jer 27,20 und 34,6)

398 399

Vgl Stoebe Komm.z.St. Evans (1962 JRH S.7f) vermutet von 2.Chr 32,6 her, daß sich hinter Jer 17,19 eine politische Versammlung des Volkes verberge.

Die i s r a e l i t i s c h e Stadt der Richterzeit

295

D m n sind wohl nur eine kleine Schicht b e s s e r g e s t e l l t e r und e i n f l u ß reicher 'Bürger'. Diese Schicht umfaßt nicht mehr a l l e f r e i e n und kriegsfähigen Männer einer S t a d t 4 0 0 . In der Königszeit t r e t e n die 'Männer der Stadt' als p o l i t i s c h e r Faktor kaum noch in Erscheinung 40 ^. 2.Kön 2,19 wenden sich die v y n 'KUX von Jericho an den Propheten Elisa wegen ihres ungenießbaren Wassers. 2.Kön 23,17 geben die 7 fJN "Pyn von Bethlehem Josia Auskunft über ein Denkmal. J e r 11,21-23 enth ä l t ein Drohwort des Propheten, das e r an die 'Männer' von Anathot r i c h t e t , die ihm das Weissagen verbieten wollen. Die Versammlung d e r ' f J N v y n h a t n u r i n d e r v o r s t a a t l i c h e n Z e i t I s r a e l s i n den S t ä d t e n d i e p o l i t i s c h e G e w a l t . In d e r K ö n i g s z e i t v e r l i e r t d i e G r u p p i e r u n g d e r 'Männer d e r S t a d t ' durch das z e n t r a l o r g a n i s i e r t e und g e l e i t e t e Heer sowie durch d i e Übernahme des V e r t e i d i g u n g s w e s e n s d e r e i n z e l n e n S t ä d t e durch d i e Z e n t r a l r e g i e r u n g i h r e M a c h t b a s i s und i h r e n 402 wichtigsten Einflußbereich . Die Gruppe s c h e i n t s i c h a b e r in der K ö n i g s z e i t 4 0 ^ in bestimmten E i n f l u ß b e r e i c h e n (Jud 6, 2 7 f . 3 0 ) b e h a u p t e t haben zu k ö n n e n , m ö g l i c h e r w e i s e g e l a n g d i e s e s i h r e h e r i n den S t ä d t e n , d i e k e i n e k ö n i g l i c h e n R e s i d e n z e n h a t t e n ( J e r 11 , 2 1 - 2 3 ) . ¿Manner_der_Stadt^_und_Stadtälteste In d e r i s r a e l i t i s c h e n S t a d t d e r F r ü h z e i t b e s t a n d e n zwei Gremien n e b e n e i n a n d e r , d i e im p o l i t i s c h e n A l l t a g a u f e i n a n d e r a n g e w i e s e n waren und z u s a m m e n a r b e i t e t e n . Die w e s e n t l i c h e 400

401 402 403

2.Chr 32,6 richtet sich Hiskia aber an die Versammlung der Heeresobersten, nicht an eine allgemeine Volksversammlung. Es scheint mir sehr zweifelhaft zu sein, daß das Tor Jerusalems in der Königszeit der Ort politischer Versammlungen des Volkes im Sinne einer ständigen Einrichtung war, wie Evans das annimmt. Mehr als einen allgemeinen Treffpunkt wird es nicht geboten haben. Jes 34,12 stammt aus nachexilischer Zeit (vgl Sellin/Fohrer 1965 10 S.405). Vgl Ploeg 1950 S.57f; ders. 1951 S.54 2.Sam 24,1-9 zeigt, welche Widerstände in Israel-Juda gegen eine von der Zentralmacht durchgeführte Musterung bestanden. Verständlich wird die Ablehnung der Musterung vor allem dann, wenn mit ihr eine Verletzung örtlicher Machtinteressen einherging.

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

296

Macht lag sicher bei der Gruppe, die faktisch durch ihre Verfügung über die Waffen sich auch gewaltsam in inneren Konflikten behaupten konnte, bei den v y n

7

mN.

Berichte über Alltagssituationen, in denen diese Gruppierung eine Rolle spielt, fehlen. Das kann als Indikator dafür gelten, daß diese Versammlung keine ständigen Organe kannte und keine festgefügte dauerhafte Institution im Sinne einer Behörde darstellte, sondern ad hoc und bei Bedarf zusammentrat. Allerdings müssen die Kriterien, die über die Zugehörigkeit entschieden, für alle einsichtig und überprüfbar gewesen sein. Eine Versammlung der 'Männer der Stadt' ist hauptsächlich für Krisensituationen belegt, deren Lösung in jeder Hinsicht von dieser Gruppe nicht nur zu verantworten, sondern dann auch zu tragen war. Die Stadtältesten erscheinen mehr als Repräsentanten ihrer Siedlung und als eine Art von Ratsversammlung neben den 'Männern der Stadt'. Die 'Männer der Stadt' sind eher so etwas wie eine Vollversammlung. Die Stadtältesten sind für das politische Kleingeschäft und innerstädtische Konfliktregelungen zuständig. In der Königszeit treten beide Gruppierungen in den politischen Hintergrund. Die Stadtältesten verlieren in den Texten ihre politischen Funktionen an die 'Ältesten Israels' und die 'Ältesten Judas'. Sie werden weitgehend auf die Erfüllung judikativer Funktionen im Rechtsprozeß reduziert^®^, während den 'Männern der Stadt' hier die Exekutive verbleibt. Allerdings sind nach I.Kön 21,8ff die Ältesten von Jesreel, abgesehen von ihrer rechtlichen Funktion an dieser Stelle, zusammen mit den D 7 n n

zuständig für die Anordnung einer Fastenzeit.

Dieses Geschehen deutet an, daß die Repräsentanten der Ortsgemeinde noch im 9. Jh in wichtigen Entscheidungen vom König institutionell unabhängig w a r e n ^ ^ . Das Ausrufen eines für

404

Vgl D t n 19,12; 21,2ff.6.19f; 22,15-18; 25,7.9; Jos 20,4;

405

In welchem Verhältnis die 'Ältesten Israels' und die 'Ältesten Judas' zu den Stadtältesten stehen, kann hier nicht geklärt w e r den. Die Kreise k ö n n e n sich überschneiden, m ü s s e n aber nicht in allen Mitgliedern identisch sein. Offen bleibt auch die Beziehung zwischen den Stammesältesten, den Stadtältesten und den Ältesten

Ru 4,2.9.11

Die israelitische Stadt der Richterzeit

297

a l l e Bewohner der Stadt verbindlichen Fastens i s t n i c h t nur eine k u l t i s c h e Angelegenheit, sondern s t e l l t auch einen Eing r i f f in das W i r t s c h a f t s l e b e n der Stadt dar. Dieses p r i m i t i v e demokratische Herrschaftssystem der i s r a e l i t i s c h e n Städte - Vollversammlung a l l e r f r e i e n Männer und Rat der Ä l t e s t e n - e n t s p r i c h t der Verfassung a l t o r i e n t a l i scher Städte des Zweistromlandes^'""' und auch i h r e r Kolonien in K l e i n a s i e n .

407

Formen primitiver demokratischer Organisation sind literarisch überliefert für die Städte Uruk, Assur, Sippar und die altassyrische Handelskolonie Kanesch. Uruk Das Gilgamesch-Epos wird von den Altorientalisten als Beleg für die Existenz primitiver demokratischer Herrschaftsverhältnisse in Uruk herangezogen, da hier zwei Versammlungen der Stadt sichtbar werden, die

406

407

Israels bzw Judas. Falls die Stammesältesten nicht eine politische Fiktion aus der Königszeit sein sollten (was auch für die Ältesten Israels bzw Judas gelten könnte), sollten sie nicht ohne eingehende Untersuchung der Texte mit anderen Ältestengruppierungen gleichgesetzt werden. Vgl auch Timm 1982 S.122. Sollte die v o n Timm wahrscheinlich gemachte Vermutung, daß Naboth ein Bürger Samarias war (ders. a.a.O. S.l!8ff), sich beweisen lassen, dann w ä r e n die Vorgänge v o n l.Kön 21,1-16 gar ein Beleg für die politisch recht selbständige Position der Ortsgemeinde gegenüber der Zentralgewalt in der Hauptstadt. Malamat (1963 JNES 22 S.247ff/BA 28 1965 S.47ff) sieht in den zwei Versammlungen von Uruk den Prototyp für die Versammlung der 'Alten' und 'Jungen' unter Rehabeam in l.Kön 12. Die einzige erkennbare Parallele liegt m.E. darin, daß ein Herrscher zwei unterschiedliche Gruppen u m ihre Meinung zu einer fälligen E n t scheidung konsultiert. Die Position des Königs Rehabeam dürfte sich v o n der des Gilgamesch durch ein erhebliches 'Mehr a n Macht' unterscheiden. Das altsumerische Königtum war ein zeitlich b e grenztes Amt (vgl Jacobsen 1943 JNES 2 S.165.170 A 66.171ff). Der König war e i n abwählbarer Kriegshäuptling (Jacobsen 1957 ZA 52 S.103f). Als 'primitive Demokratie' w e r d e n hier demokratische Herrschaftsformen bezeichnet, in denen die Entscheidungsfindungsprozesse weitgehend nicht formalisiert sind, z.B. W a h l e n durch Akklamation entschieden werden können. Zur 'primitiven Demokratie' vgl Soggin 1967 S.I36ff

29 8

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

Versammlung der Stadtältesten und diejenige der 'Männer der Stadt' Agga von Kisch fordert Gilgamesch von Uruk auf, sich seiner Herrschaft zu beugen. Gilgamesch legt die Frage den Ältesten vor und plädiert für Widerstand. Die Versammlung der Ältesten stimmt ihm zu. Daraufhin unterbreitet Gilgamesch die Forderungen Aggas den Männern seiner Stadt. Sie lehnen gleichfalls die Obergabe der Stadt ab und rufen den König zum Kampf auf. Diese Version des altsumerischen Heldenepos zeigt, daß Gilgamesch als Herrscher von Uruk eine Kriegserklärung nicht aus eigener Machtvollkommenheit abgeben konnte. Zudem reichte offensichtlich die Zustimmung der Ältesten nicht aus, sondern die der Männer war auch notwendig. Eine zweite Variante dieser Begebenheit erzählt, daß die Ältesten von Uruk Gilgamesch nach seiner Widerstandsrede auffordern, die Bedingungen 409 Aggas zu akzeptieren

. Gilgamesch wendet sich trotzdem an die 'Männer

der Stadt', die ihm die gewünschte Unterstützung zusagen. Daraufhin erklärt Gilgamesch von Uruk dem Agga von Kisch den Krieg. Der Konsensus der 'Männer der Stadt1 konnte offensichtlich das Veto der Ältesten von Uruk aufheben. Die Stadtversammlung konnte vom König auch zur Erörterung und Entscheidung komplizierter Rechtsfälle einberufen w e r d e n ^ . Assur_und_Kanes ch Auch die politischen Strukturen der Stadt Assur und ihrer Kolonien aus der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends können hier zum Vergleich herangezogen w e r d e n ^ . In der Hauptstadt Assur bestand eine Stadtversammlung neben einem 412 Kollegium von Altesten . Zur Stadtversammlung gehörten möglicherweise 413 auch die Frauen . Die Versammlung selber hatte einen ständigen Ausschuß 414 . Die Stadtvon fünf Mitgliedern, der auch als Gerichtshof fungierte versammlung war für juristische Fragen zuständig, u.a. auch für die 408 409 410 411

412 413 414

Vgl Jacobsen 1943 JNES 2 S.165ff; Evans 1958 JAOS 78 S.lff Evans a.a.O. S.3; Kramer 1964 RA 58 S.153 Evans a.a.O. S.4 A 20; Jacobsen 1957 ZA 52 S.130ff; Larsen 1976 S.284ff Die zeitliche Differenz zwischen der Richterzeit und der altassyrischen Zeit ist nicht größer als die zwischen der Richterzeit und der Zeit Josias. Larsen 1976 S.I62ff Ders. a.a.O. S.161 Ders. a.a.O. S.166

Die israelitische Stadt der Richterzeit

299

rechtliche Abwicklung von Erbschaftsangelegenheiten. Für die Regelung 415

von Erbfällen beantragte man bei ihr einen Rechtsanwalt . In die Kompetenz der Stadtversammlung fielen öffentliche Aufgaben wie die Unterhaltung der Stadtbefestigung und die Verteilung der wirtschaftlichen 416

Kosten

. Die Versammlung kontrollierte die assyrischen Handelskolonien

politisch und wirtschaftlich. Sie nahm sogar auf den Handel der assyrischen Kaufleute innerhalb Anatoliens und ihnen z.B. , 417 untersagte Geschäfte mit anatolischen Textilien Einfluß zu machen . Diese Stadtversamm418

lung war in Assur die oberste Autorität des politischen Lebens

. Die

Beschlüsse der Stadtversammlung von Assur waren bindend für alle Bürger der Stadt, auch für diejenigen, die im Ausland weilten. Das Kollegium 419 der Altesten war für die Versammlung eine Art von Ausführungsorgan In der altassyrischen Handelskolonie Kanesch gab es eine Gruppe der 420

'Großen' und eine Gruppe der 'Kleinen'

. Die Versammlung aller Kolo-

nisten, der 'Großen' und der 'Kleinen', wurde nur einberufen, wenn sich die 'Großen' nicht einigen konnten. Die Vollversammlung wurde durch422 421 einen Sekretär auf Beschluß der 'Großen' zusammengerufen . Evans konnte zeigen, daß die 'Großen' und die 'Kleinen' von Kanesch sich nicht 423

durch ihr Alter unterscheiden, wie Jacobsen

annahm. Die Gruppe der

'Großen' gehörte zur wirtschaftlichen Oberschicht der Handelskolonie. Die Gruppe der 'Kleinen' hatte in allen die424 Kolonie betreffenden Fragen nur eingeschränkte Mitwirkungsmöglichkeiten . "The 'great men' of Kanesh are likely to have been the leaders of the local factories of the main firms in the City."^2^ Der Rat der 'Großen' war eine ständige Einrichtung der Kolonie, in dem alle Fragen426 erörtert wurden, bevor sie der Vollversammlung vorgelegt werden konnten

415 416 417 418 419 420 421 422 423 424 425 426

Larsen 1976 S. 174ff Ders. S.163.170 Ders. a.a.O. S.172 Ders. a.a.O. S.191 Ders. a.a.O. S.165 Ders. a.a.O. S.248ff; Jacobsen 1943 JNES 2 S.161; Evans JAOS 78 S.4f Larsen a.a.O. S.184.304 Evans a.a.O. S.9 Jacobsen a.a.O. S.16I A 13 Evans a.a.O. S.8 Larsen a.a.O. S.125, vgl auch S.288ff Ders. a.a.O. S.295

1958

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

300

Sigpar Die Tontafelfunde von Sippar enthalten reiches Material zur Verwaltung 427

und politischen Struktur einer altbabylonischen Stadt

Die Stadt Sippar war in eine Anzahl von Distrikten/Nachbarschaften 428

eingeteilt. Diese nahmen polizeiliche und richterliche Aufgaben wahr Die Bürger von Sippar bildeten eine Körperschaft nannt -,

- Stadt (älum) ge-

die Gemeinschaftsaufgaben übernahm. Die 'Stadt' verteilte ge-

meinsam mit den Ältesten z.B. herrenloses Land. Sie setzte auch die 429 Preise für Pachtland fest und verteilte K o m an die Kanalarbeiter Sippar hatte einen Bürgermeister (rabianu), dessen Amt jährlich neu besetzt wurde. Aus der Zeit Ammi-saduqas ist eine Bürgerversammlung (puhrum) überliefert. Diese Versammlung hat im wesentlichen 430 juristische " Aufgaben. Die Bürgerversammlung hat einen eigenen Vorsteher

. Neben

dieser Versammlung finden sich noch Hinweise auf ein Organ, das 'freie Männer' (awelu) heißt. Dieses Gremium inspiziert die Befestigung der Stadt und sitzt in Familienangelegenheiten zu Gericht. Nach der Angliederung des vorher unabhängigen Sippar an Babylon unter der ersten babylonischen Dynastie kommt es in der Verwaltung der Stadt zu beträchtlichen Veränderungen. Die Hafenbehörden (karum) und mit ihnen eine wohlhabende Kaufmannschaft übernehmen alle wichtigen 431 Aufgaben, die zuvor von der 'Stadt' und den Altesten erledigt wurden

. Der karum

wird das entscheidende Verwaltungsorgan in Sippar. Sein Vorsteher löst an Bedeutung und Einfluß den rabianu ab. Der rabianu wird später offen432 bar durch einen Gouverneur (Sapiru) ersetzt

. Grundlage der internen

Machtverschiebung in Sippar zwischen der 'Stadt' und dem karum ist die Vermittlungsaufgabe,

die der karum zwischen Sippar und dem babyloni-

schen Oberherrn einnimmt. Der karum ist dem König gegenüber für die königlichen Steuern verantwortlich und wird auch für ihre Erhebung zu433

ständig gewesen sein

. Die Aufsicht über die nunmehr königlichen Vor-

ratshäuser und die Verteilung von Korn aus ihnen liegt jetzt beim karum. Auch die Tempelwirtschaft fällt teilweise in die Kompetenz des Vorstehers des karum. Ab der Zeit Hammurabis findet in Sippar eine fortschrei427 428 429 430 431 432 433

Harris 1975 S.57ff Dies. a.a.O. S.57f Dies. a.a.O. S.59 Dies. a.a.O. S.65ff Dies. a.a.O. S.67ff Dies. a.a.O. S.77 Dies. a.a.O. S.73

Die israelitische Stadt der Richterzeit

301

tende Differenzierung der Stadtverwaltung statt. Gleichzeitig bekommen Dienstleistungsberufe wie Türsteher und Barbiere öffentliche Aufgaben 434 zugewiesen Ugarit In den ugaritischen Siedlungen hat es eine allgemeine Versammlung der Bewohner gegeben, die bei der Regelung interner lokaler Angelegenhei435 ten tätig wurde . Die entsprechenden Textzeugnisse sind aber bisher noch nicht so weit aufgearbeitet, daß sie hier herangezogen werden können. Aus den a l t t e s t a m e n t l i c h e n Texten geht n i c h t h e r v o r ,

daß die

Ä l t e s t e n e i n e r i s r a e l i t i s c h e n Stadt überwiegend d i e e i n f l u ß 4 36 reichen Familien v e r t r e t e n wie in Uruk . Die hohe Zahl, d i e g e l e g e n t l i c h f ü r die Gesamtheit der Ä l t e s t e n e i n e r s t ä d t i schen Gemeinschaft angegeben w i r d , deutet an, daß s i e n i c h t nur die Oberschicht 4 3 7 v e r t r e t e n . 70 Älteste werden in Ex 24,1.9 und Num 11,16.24f erwähnt. Da die Zahl 70 nicht zur Fiktion der 12 Stämme paßt, wird sie diesem Schema vorgegeben gewesen sein. Die Ältesten Israels bzw die Ältesten Judas sind als Versammlung, verglichen mit den Stadtältesten, ohnehin eine zeitlich spätere Erscheinung. In Jud 8,14 sind in einem Zusatz 70 Älteste belegt 438 für die Stadt Sukkoth . Da es sich hier um einen Zusatz handelt, wird der Glossator von einer zu seiner Zeit üblichen Durchschnittsgröße der Ältestenversammlung einer Siedlung ausgegangen sein. Dann liegt die Vermutung nahe, daß die Begrenzung auf 70 Älteste in Ex 24 und Num 11 an der zahlenmäßigen Größe der Ältestenversammlung einer Stadt sich orientiert. Gehören die Ältesten zu den Familienhäuptem, so können 70 Älteste eine erhebliche Anzahl von Bewohnern repräsentieren. Nach Esra 8,1-14 führen die Oberhäupter der Familien zwischen 28 und 300 männliche Per434 435 436

437 438

H a r r i s 1975 S.82ff V g l H e l t z e r 1976 S.77f Die Ä l t e s t e n sind n a c h J a c o b s e n (1943 J N E S 2 S.166 A 44; 1964 RA 58 S.158) u n d E v a n s (1958 JAOS 78 S.7f) die H ä u p t e r der e i n flußreichen großen Familien. V g l a u c h M c K e n z i e 1959 Bib 40 S . 5 3 8 Zur Zahl vgl o b e n S. 241

302

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

sonen mit sich, im statistischen Durchschnitt etwa 125 Personen männlichen Geschlechts. Auch wenn man das 'normale' IN H'2 , das die Ursprungsfamilie inklusive drei erwachsene Söhne plus drei Schwiegertöch439 umfassen wird, mit etwa 17 Mitgliedern ansetzt, ter plus Kindeskinder dann können 70 Älteste bereits 1190 Personen vertreten^®. Die Beziehungen zwischen den i s r a e l i t i s c h e n Ä l t e s t e n und den 'Männern der S t a d t ' scheinen noch n i c h t so f o r m a l i s i e r t zu s e i n wie i n den mesopotamischen S t ä d t e n . Die g e s e l l s c h a f t l i che O r g a n i s a t i o n der i s r a e l i t i s c h e n S t a d t i s t weniger d i f f e r e n z i e r t . Die genannten mesopotamischen S t ä d t e sind Handelsmetropolen und haben schon von daher e i n höheres Organisat i o n s n i v e a u . Auch f ü r die in der Handelskolonie Kanesch s i c h abzeichnende ökonomische D i f f e r e n z i e r u n g zwischen 'Großen' und ' K l e i n e n ' , die s i c h in der S t a d t Assur zur g l e i c h e n Z e i t n i c h t nachweisen l ä ß t , f e h l e n i n der i s r a e l i t i s c h e n S t a d t der R i c h t e r z e i t die Hinweise. 'Älteste' schriebene'

und 'Männer der S t a d t '

sind s o z i o l o g i s c h

'zuge-

Positionen.

Di^-Eyhrungspositionen

li < 1

""

Außer den ' Ä l t e s t e n ' und den 'Männern' sind noch zwei g e s e l l s c h a f t l i c h r e l e v a n t e P o s i t i o n e n erkennbar, die des l7*? und des tfNl. Beide Führungspositionen werden nur f ü r die 441 S t a d t Gilead erwähnt. 439 440

441

Nach 1.Chr 26,10 gehörten die verheirateten Brüder einem 'Vaterhaus' an. Vgl Andersen 1969 Bibl Transl 20 S.36f Shiloh (EI 15 1981 S.274ff) gibt die durchschnittliche Bevölkerungsdichte für eine Stadt der Eisenzeit in Palästina mit ca 160-200 Einwohner pro Morgen an. Jephtas Gastspiel als T>¥j7 und »NT in der Politik der Stadt Gilead und der Geschichte Israels mahnt allein schon zur Vorsicht bei Verallgemeinerungen. Unterstellt man, daß das O s t jordanland vom W e s t e n her kolonisiert worden ist, also eine andere Besiedlungsgeschichte erlebte, dann ist auch mit gewissen Verschiebungen in der politischen Struktur der Kolonien zu rechnen. Bereits zwischen der Verwaltung der Handelskolonie Kanesch und der Mutterstadt Assur zeigten sich bedeutsame D i f ferenzen. Auch die politischen und gesellschaftlichen Strukturen der ionischen Kolonien in Kleinasien weichen je nach den Umständen ihrer Gründung teils erheblich von denen der griechischen Pflanzstadt ab (vgl Busolt 1920 3 S.151f). Faktoren,

Die i s r a e l i t i s c h e Stadt der Richterzeit

303

JZ*? 44 2 Der B e g r i f f kommt im AT i n s g e s a m t 11mal v o r . Gewöhnlich w i r d e r von d e r Wurzel ''i^i 7 I I ' a b g e l e i t e t ' * ^ , d i e i n d e r Grundbedeutung mit ' r i c h t e n , e n t s c h e i d e n , d u r c h f ü h r e n ' ü b e r s e t z t wird. Jos 10,24 ragen die nnrOnn 'tUN aus dem "iNlf' D'N heraus. Offenkundig handelt es sich um militärische Anführer. Josua t r i f f t allerdings keine Auswahl unter ihnen. Da s i e den fünf Königen die Füße auf die Hälse setzen s o l l e n , können es nicht a l l z u v i e l e gewesen sein. l'Xi' bezeichnet h i e r einen hohen militärischen Rang. Jud 11,6.11 wird der m i l i t ä r i s c h e Oberbefehlshaber der Stadt Gilead mit diesem T i t e l bezeichnet. Die Position des P^i 7 i s t k l a r von der des tiNl geschieden. Jes 1,10-18 i s t ein Drohwort an die in V.10 genannten D17D ^3"*3f|7 und das miny oy. Die ü n o ' J ' x p ragen als Führer aus einer größeren 444 Menge hervor In Jes 3,1-3 i s t davon die Rede, daß a l l e t r a d i t i o n a l e n Führer verschwinden werden. In 3,4-5 wird die allgemeine Führungslosigkeit durch die Aufzählung ungeeigneter Führer unterstrichen. 3,6-7 berichten von dem mißglückten Versuch, irgend jemanden zum P^P zu bestimmen. Der P^i 7 wird h i e r nicht unter den gewöhnlichen Führungspositionen in 3, 1-3 erwähnt. Der Sturz der bisherigen Ordnung f ü h r t zur Wahl eines T*2(i7. In V.6b wird diesem eine ziemlich unumschränkte Herrschaft angeboten. V.7 lehnt der Auserwählte es ab, Dy P^i 7 zu sein. Jes 22,3 heißt es, daß a l l e • ' j ' x p Jerusalems geflohen sind ohne einen Bogenschuß. Dem Kontext nach kann es sich nur um m i l i t ä r i s c h e

442 443 444

die sich hierbei auswirken, sind neben d e n externen Bedingungen wie vorgefundene Bevölkerungsdichte und Haltung der V o r bewohner zu den Neusiedlern, vor allem auch interne Variablen wie Motive der Kolonisation (Bevölkerungsüberschuß in der Heimat/politischer Dissens) und die Organisationsformen der Auswanderer. Prv 23,15 handelt es sich u m eine Verschreibung für HYlp. Vgl Ploeg 1950 S.52; Wildberger Jesaja Kommentar S.37 Mit Stadtmagistraten oder Stadtoberhäuptern (so Wildberger Komm.z.St.) dürfte die Stelle überinterpretiert sein. Eher ließe sich O H P ^3SfjT auch hier als militärischer Titel verstehen. Denn m i t Dy wird recht häufig der Heerbann b e zeichnet (vgl Rost 1965 S.9I).

304

Siedlungen in v o r s t a a t l i c h e r Zeit

Anführer handeln. Mich 3,1.9 wird den a w und den *}tr\V IT2 'J'XPder Vorwurf der Rechtsbeugung gemacht. Der Text läßt nicht erkennen, ob h i e r dieselbe Führungsgruppe mit unterschiedlichen Titeln angeredet wird, oder ob zwei zu unterscheidende Gruppen - etwa eine m i l i t ä r i s c h e und eine z i v i l e Führungselite - gemeint sind. In Prv 6,7 wird von der Ameise gesagt, daß s i e keinen l'^i 7 keinen Amtmann und keinen Herrscher h a t . Sie bewältigt ihren Alltag ohne jede Anleitung. Der l 1 ^ i s t h i e r jemand, der andere anweist, a n l e i t e t . Dan 11,18 wird ein Feldherr l 7 *? genannt. A u s g a n g s b a s i s des scheint eine m i l i t ä r i s c h e Position gewesen zu s e i n . Nach J u d 1 1 , 6 . 1 1 w i r d m i t diesem Ausdruck d i e o b e r s t e B e f e h l s g e w a l t e i n e r s e l b s t ä n d i g e n S i e d l u n g ums c h r i e b e n . Der O b e r b e f e h l s h a b e r w i r d von den V e r t r e t e r n d e r S t a d t auf B e s c h l u ß des V o l k e s e i n g e s e t z t . S e i n e A u f g a b e t r ä g t ü b e r w i e g e n d m i l i t ä r i s c h e n C h a r a k t e r und i s t z e i t l i c h b e 445 grenzt . Die B e g l e i t e r s c h e i n u n g e n d e r Wahl d i e s e s A n f ü h r e r s w e i s e n d a r a u f h i n , daß e s s i c h h i e r k e i n e s f a l l s um e i n c h a r i s m a t i s c h e s 'Amt' h a n d e l t . Von i h r e r F u n k t i o n h e r i s t d i e s e S t e l l u n g e h e r d e r P o s i t i o n des m i l i t ä r i s c h e n K r i s e n m a n a g e r s v e r g l e i c h b a r , d a r i n dem r ö m i s c h e n D i k t a t o r ä h n 446 lieh . Der s p e z i f i s c h e Gebrauch des T i t e l s i n J u d 1 1 , 6 . 1 1 kann a n d e u t e n , daß e i n e d e r a r t i g e P o s i t i o n im S o z i a l g e f ü g e v o r g e s e h e n war und b e i B e d a r f b e s e t z t w u r d e . E b e n f a l l s e i n e n hohen m i l i t ä r i s c h e n Rang b e l e g t d i e s p ä t e S t e l l e Dan 1 1 , 1 8 . Sowohl J o s 10,24 wie auch J e s 2 2 , 3 b e z e u g e n , daß d e r T ^ P e i n m i l i t ä r i s c h e r F ü h r e r i s t . Beide S t e l l e n r e c h n e n b e r e i t s m i t m e h r e r e n d e r a r t i g e n F ü h r e r n . Der T i t e l T X ? s c h e i n t im M i l i t ä r w e s e n e i n e ä h n l i c h e E n t w i c k l u n g d u r c h l a u f e n zu haben wie d e r T i t e l ii>, d e r a n f a n g s auch n u r auf den I n h a b e r d e r m i l i t ä r i s c h h ö c h s t e n B e f e h l s p o s i t i o n , den K3X angewandt w u r d e . J e s 1 , 1 0 und 3 , 6 f l ä ß t d e r Gebrauch des T i t e l s noch m i l i 445 446

Sonst wäre nur schwer verständlich, w a r u m Jephta sich als Folge eines Sieges die Stellung des BNT ausbedingt. Vgl Donner 1956 S.25 A 1

Die israelitische Stadt der Richterzeit

305

t ä r i s c h e Konnotationen durchschimmern. Ähnlich wie i n Mich 3 , 1 . 9 s t e h t die allgemeine Bedeutung ' L e i t e r / F ü h r e r ' im Vordergrund. A l l e r d i n g s e r i n n e r n in J e s 3 , 6 f die Umstände der Wahl - allgemeine k r i e g s b e d i n g t e N o t s i t u a t i o n und Führungsl o s i g k e i t - an die E r g e b n i s s e , die der Wahl J e p h t a s vorausgingen. Prv 6 , 7 s t e l l t den TX^ in e i n e Reihe mit dem Amtsmann und dem H e r r s c h e r , b e s c h r e i b t a l s o e i n in s e i n e r Macht und s e i nem Wirkungskreis b e g r e n z t e s L e i t u n g s - ' A m t ' . In jedem F a l l handelt es s i c h beim s o z i o l o g i s c h um eine erworbene P o s i t i o n . f KT

447

K/NT i s t a l s T i t e l im AT ca lOOmal b e l e g t . 2/3 a l l e r S t e l len s i n d in n a c h e x i l i s c h e n S c h r i f t e n zu f i n d e n . Der T i t e l kommt dem Oberhaupt e i n e r s o z i a l e n Gemeinschaft zu, e i n e r Familie oder dem Anführer e i n e s s o z i a l e n Verbandes. Zwei ' A r t e n ' von Häuptern l a s s e n s i c h voneinander abgrenzen: 'Haupt' a l s zugeschriebene P o s i t i o n - jemand e r w i r b t f a k t i s c h durch Geburt und/oder K o n s t e l l a t i o n in einem Verwandts c h a f t s g e f ü g e e i n Anrecht auf d i e s e P o s i t i o n - und 'Haupt' a l s erworbene P o s i t i o n - jemand wird dazu e r n a n n t , gewählt. 448 Der typische 'geborene' ünt i s t im Regelfall ein in Ji'2 tWT . Dabei handelt es sich um einen Ausdruck, der die Stellung einer Person innerhalb eines Verwandtschaftsgefüges definiert, persönliche Fähigkeiten scheinen hierbei weniger relevant zu sein 449 . Das Vaterhaus als 450 politisch wichtige Verwandtschaftsgruppe i s t nachexiIiseher Herkunft Der soziale Status des 'Hauptes' i s t oft die Voraussetzung für die Bekleidung anderer Ämter^' und die Übernahme von Aufgaben für die soziale Gemeinschaft. Diese 'Oberhäupter' sind nicht mit den Ältesten der Stäm-

447 448 449 450 451

Vgl die Übersicht bei Rost 1938 S.65f Der Chronist bezeichnet unter mehreren Brüdern immer nur einen als »N-in, vgl l.Chr 9,17; 12,3; 23,8. In der Regel wird der Erstgeborene 'Haupt' seiner Brüder. 1.Chr 26,10 konstatiert ausdrücklich die Regelung als Ausnahme. So Rost 1938 S.68 Vgl N u m 13,4; 25,4; Dtn 1,15

306

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

me identisch

452

. Die ••»uze» 'üni bzw niun

Wortverbindung in Num 32,28

453

werden, wie die

und Jos 21,1 zeigt, mit dem Kreis der Fa-

milienoberhäupter übereinstimmen. Hier wird man kaum vom Stammesoberhaupt sprechen können. Die Stellung des Stammesoberhauptes setzt eine intratribale, zentral durchgeführte Organisation des jeweiligen Stammes voraus, die sich in keiner Zeit für die israelitischen Stämme der vor454 staatlichen Zeit nachweisen läßt In der Verbindung

' 'Q^N 'PNI4 5 5 trägt der Vorgesetzte militäri-

scher Einheiten eigentlich einen zivilen Titel. Der übliche Titel für die Anführer einer Untereinheit des Heeres ist "W. Die Wendung 'ffO *7K~w~> 'D^N setzt die Existenz einer umfassenden Heeresorganisation der Stämme voraus. Zudem sind diese Titel nur in literarisch späten Texten 456 belegt

. Solchen Führungsämtern fehlt in der vorstaatlichen Zeit die

gesellschaftliche Die Bezeichnung Basis. des Königs als 'Haupt' ist rein symbolisch 457 . Der Ausdruck kann nicht als Zeuge einer sich ungebrochen durchhaltenden 458 Tribalverfassung angesehen werden Mich 3,1.9.11 werden die 'Häupter Jakobs' der Rechtsbeugung beschuldigt. In der Königszeit lag die Rechtsprechung in den Händen der Ältesten und der königlichen Beamten. Die 'Häupter Jakobs' sind wohl eine Führungsschicht mit teilweise divergierenden Loyalitätsverpflichtungen. Zudem dürften sie aus geborenen Mitgliedern (Älteste) und ernannten Mitgliedern (Beamte) bestanden haben. Ein besonderes Richteramt des fNT 452 453 454 455 456 457 458

Vgl Dtn 5,23; Jos 23,2. Jeder Älteste wird ein 3N »KT sein, aber nicht jedes 3N il'3 PNI ein Ältester. Vgl Num 30,1; 32,28; Dtn 5,20; Jos 19,51; 21,1; 1.Kön 8,1; 2.Chr 5,2 Gegen Bartlett (1969 VT 19 S.10), der hier einen 'tribal leader' erkennt. Der Chronist verwendet gern den Titel BNT für militärische Positionen (l.Chr 12,15.21.24). Vgl Num 1,16; 10,4; Jos 22,12.30 Num 1,5-16 gehört zu P (Noth 1948 S.233 A 574), ebenfalls Num 10 (Noth 1948 S.203), Jos 22,7-34 ist literarisch später als Dtr (Noth 1943 S.45 A 4). Nur l.Sam 15,7; Jes 7,8f; Hos 2,2 So H.P.Müller (Artikel »NT 1976 Sp.706). Seine Hypothese, die auf Bartletts Annahmen (1969) aufbaut, hat einen kleinen Schönheitsfehler: die von ihm zur Begründung angeführten Stellen sprechen keinesfalls von dem Oberhaupt eines Stammes geschweige denn von Stammesoberhäuptern. l.Sam 15 ist ein später Anhang zur Saulsgeschichte (Noth 1943 S.62 A 1), dessen Abfassung kaum vor der Zeit der großen Propheten denkbar ist (vgl Stoebe Komm. S.279; Bernhardt 1961 S.149; Schunck 1963 S.82.84).

Die israelitische Stadt der Richterzeit

307

459 wird man aus diesem Text nicht erschließen können

. Der Text besagt

nur, daß die allgemein als a p y ~>n_ viju Der

^'n n a A

spielt in Webers Auffassung der

israelitischen

Stadt eine wichtige Rolle in Wirtschaft und Politik. hält den Ausdruck zig die Gruppe

für die Bezeichnung

der Vollbürger sei ökonomisch

gen Selbstausrüstung 475 476

Weber

des Vollbürgers.

Ein-

zur vollwerti4 76 fähig und politisch vollfrei . Aus

2.Chr 13,7 ist eine tendenziöse Verzeichnung der Umstände, unter denen Jerobeam König wurde. Weber AJ S.21

314

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

dieser Gruppe rekrutiere sich in der Königszeit dann die 477 adelige Ritterschaft . V n "linA sind ihm zufolge Besitzer von Erbland, die von den freien israelitischen Grundbesit478 zern zu unterscheiden seien . Die nur freien israelitischen Grundbesitzer, die nicht über Erbland verfügen, stellen mi4 79 litärisch den nnnVnn Oy . Die von Weber postulierte Existenz einer ökonomisch und militärisch gesonderten von Vollfreien impliziert

Gruppe

zwei Arten von Grundbesitz

inner-

halb der israelitischen Gesellschaft der vorstaatlichen Erbland, das nicht veräußerbar w a r , und frei Grundbesitz.

Zudem ist durch die Gleichung

Zeit:

verfügbarer

O'fl "I12A

Besitzer von Erbland = ökonomisch vollwertige

Selbstequi-

pierung' vorausgesetzt, daß Grundvermögen an Erbland in der Regel einen prößeren Umfang hatte als nicht erblich

gebunde-

ner Grundbesitz. Das wiederum bedeutet, daß der Besitz an Boden bereits in dieser Zeit ungleich verteilt war. Jud 11,1 wird Jephta

V 7 n "liaA

genannt. Der Begriff ist an

dieser Stelle mehrdeutig. Bezieht man die Aussage auf

11,2b,

dann ist es möglich, hierunter einen 'Besitzer von Erbland' im Sinne Webers des

V'n T U A

zu verstehen. Jephta, der bereits den Status

innehatte,

verliert diesen durch den Aus-

schluß vom Erbe wieder. Aus diesem Zusammenhang geht nicht hervor, ob der

Vn

naA

genannte Besitzer einer

nVna

nomisch einer vermögenderen Klasse angehörte als der le' israelitische Landeigentümer.

'J'n n i A

i n Jud

11,1

auch von 11,3ff her gelesen werden. Dann liegt eine zung des Sinnes mit

öko'norma-

Oberset-

'starker, mutiger Krieger' näher. In

diesem Fall ist der Gebrauch des Terminus unabhängig

von

der vormaligen Stellung Jephtas in seiner Heimatstadt. "7'n

1131

bezeichnet dann eine Eigenschaft der Person Jephtas,

die ihm auch nach Verlust seiner Die Bedeutung von

Vti TI1A

nVm

verbleibt.

ist in der

alttestamentlichen

Forschung umstritten, gerade was die mögliche

477 478 479

kann

Weber AJ S.109 Ders. a.a.O. S.19 A 1 Ders. a.a.O. S.20

ökonomische

Die i s r a e l i t i s c h e Stadt der Richterzeit

315

K o n n o t a t i o n b e t r i f f t ^ ® ® . K l ä r u n g vermag h i e r e i n e U n t e r s u chung d e r B e g r i f f e "77n 1UA, "iTi 13, "77n WN b r i n g e n . Dabei w i r d das Vorkommen s o l c h e r ' M ä n n e r ' In d e r R i c h t e r z e i t und f r ü h e n K ö n i g s z e i t im M i t t e l p u n k t des I n t e r e s s e s s t e h e n .

113A i s t eine Intensivform des Verbs "UA = stark sein, überlegen 481 sein . Dahinter s t e h t "eine besonders starke oder mächtige Person, die große Taten v o l l f ü h r t , vollführen kann oder ausgeführt hat und die darin andere überragt.' Ein H2A i s t jemand, der sich in irgendeiner Hinsicht von der großen Menge der D'THA abhebt. Die häufigste Verwendung des Begriffs f i n d e t sich im Militärwesen. Hier kann das einfache n i A den normalen Kriegsmann (Hos 10,13; J e r 46,12), aber auch den Kriegshelden oder Söldner (2.Sam 23,8.16f.22) bezeichnen. 483 Als Grundbedeutung von "7TI kann ' K r a f t , Stärke, Macht' gelten . In der biblischen Tradition besteht eine ausgeprägte Tendenz, den Begriff f ü r 'Heeresmacht' einzusetzen. Auch in Verbindungen mit den indivudalisierenden Beiwörtern TI2A bzw p oder dem Kollektivem f'N wird überwiegend auf das Heer Bezug genommen. Als persönliche Eigenschaft/Fähigk e i t kann *77n dann 'Stärke im Sinne von Mut/Tapferkeit' b e d e u t e n " ^ . Die Zusammenstellung VT! "IIIA kommt insgesamt 41mal im AT vor, am häufigsten beim Chronisten (29mal). "7'n 732 / p i s t 18mal (Chr 7 x) und "7'n ->V1H/ D'K 20mal (Chr 4 x) belegt. Alle drei Termini haben im chronistischen Geschichtswerk die umfassendste Bedeutung; teilweise werden s i e dort synonym g e b r a u c h t ^ ^ . Ausgangsbasis f ü r das Verständnis von 1770 in Jud 11,1 und 1 .Sam 9,1 s o l l t e daher der Sprachgebrauch der vorexilischen Zeit sein. Zur Sicherung einer möglichen ökonomischen Konnotation von 7'n H2A wird nicht nur diese Wortverbindung, sondern auch jene mit wk und 11 untersucht. 480 481 482 483 484 485

Vgl Ploeg 1941 RB 50 S.120ff (contra); Pedersen 1926 S.230, 499 (pro) Vgl Bauer/Leander 1922 S.479 Kosmala ThWAT II Sp.909 Vgl Eising ThWAT II Sp.904 Vgl 1.Sam 18,17; 2.Sam 2,7; 13,28 Vgl 1 .Chr 26,6-8. In V.6 werden die Söhne Semajas "7'n 'IllA genannt. In V.7 w e r d e n sie als ^Tl '32 bezeichnet und in V.8 heißen sie zusammen mit ihren übrigen männlichen Anverwandten Vn

WH

.

316

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

"7'n 'tUN/j^N In Jud 20,44.46 ; 2.Sam 23,2o;24,9; 2.Kön 24,16; Nah 2,4 und sind die "7'n 'üJN/ f'M

Ps76,6 486 .

dem Kontext nach Krieger. Der Wortgebrauch in

2.Sam 23,20 neben dem in 2.Sam 24,9 zeigt, daß "7'n B'N nicht zwischen Berufssoldaten und Miliz differenziert. Jud 3,29; 1.Sam 31,12 und 2.Sam 11,16 wird einer Gruppe von Männern die Eigenschaft,Vn ü'N

zu sein

zugeschrieben. Auch hier ist die Beziehung zum Kriegsdienst deutlich, wenn auch die Betonung des zu der Vermutung, daß die

Vn VK

auffällt. 2.Sam 11,16 gibt Anlaß

"7'n 'KON besonders gefährliche Gegner waren,

von denen Joab Ausfälle aus der belagerten Stadt erwarten konnte. Bei der Belagerung einer Stadt werden alle Männer zu ihrer Verteidigung aufgeboten. Aber nicht alle Männer sind

- vor allem aus Altersgründen -

an besonders umkämpften Stellen einsetzbar oder in der Lage, Ausfälle zur Entlastung zu machen und Einzelkämpfe zu riskieren. Mit den 'KON Vn

von 2.Sam 11,16 werden die Manner gemeint sein, die nach Alter und

körperlicher Verfassung wie auch psychischer Fähigkeit in der Lage sind, zum Angriff überzugehen. Die Wiedergabe des Terminus mit 'kampfesfähige Männer' würde auch die Hervorhebungen in Jud 3,29; 20,44.46 und I.Sam 31,12 gut erklären. Jes 5,22 werden die Begriffe Q'TiaA

und V'fi

verwendet, aber gerade eine Obersetzung des V n

zwar symbolisch 7

fJN mit 'kamp fes fähige 487

Männer' betont gut die darin liegende feine Ironie 488 Ex 18,21.25

werden

^Tl

ausgesucht, die das Volk richten sol-

len. Die Titel, die sie erhalten, sind militärischer Herkunft. Das Stück spiegelt eine Reorganisation des Heerwesens wider, in der die Heeresoffiziere Funktionen in der Rechtsprechung übertragen bekommen. Es versteht sich von selber, daß diese Offiziere

"7'n

sind.

Gen 47,6 und I.Kön 1,42 verweist der Begriff auf eine persönliche Eigenschaft, die nicht unmittelbar dem militärischen Kontext verhaftet ist. An beiden Stellen ist eine Übersetzung mit 'zuverlässig/tüchtig' möglich. "77n 'EUN/ü'N ist in der Mehrzahl der Belege der Mann/die Gruppe von Männern, die in den Kampf ziehen. Der V n ü'K einer Siedlung ist ihre 486 487 488

Ps 76 gilt als vorexilisch, vgl Kraus Komm.z.St. Der Alkoholismus unter den Soldaten dürfte kein Privileg unserer Zeit sein. In der Antike diente Alkohol auch als Aufputschmittel unmittelbar vor dem Kampf. Die Zugehörigkeit von V.2Ib und 25b zur Grundschicht ist umstritten, vgl Komm.z.St.; Knierim (1961 ZAW 73 S.167ff) hält die Versteile für Zusätze, die die Zeit Josaphats widerspiegeln.

Die i s r a e l i t i s c h e Stadt der Richterzeit

317

m i l i t ä r i s c h e Stärke und kann in der Richterzeit a l s Ausdruck i h r e r p o l i tischen Macht gelten. Es gibt keine Hinweise dafür, daß es sich um eine .geschlossene Cnnoe handelt. Auch ein großer Teil der chronistischen Stellen läßt sich von der Bedeutung 'kampfesfähige Männer' her verstehen. JUJI-IPA/.IA In einem eindeutig militärischen Zusammenhang f i n d e t sich die Wendung in Dtn 3,18 und Jud 21,10 in der Bedeutung ' K r i e g s l e u t e ' . I.Sam 14,52 i s t damit der zum Kriegsdienst/Kampf geeignete Mann gemeint. Die Aufforderung in I.Sam 18,17; 2.Sam 2,7; 13,28 ^ n ia zu sein, läßt V'fi h i e r a l s eine psychische Fähigkeit im Sinne von Mut/ Tapferkeit erscheinen. Dieses Verständnis wird auch 2.Sam 17,10 zugrunde liegen. Das "7'N ' J I Q'BJN von Jud 18,2 kann von Jud 21,10 und 2.Sam 17,10 her gelesen werden. Hier können sowohl tapfere Männer gemeint sein wie auch Kriegsleute im engeren Sinne. Ähnlich verhält es sich mit den fünfzig ^'N ' J I D'SIJN von 2.Kön 2,16, die Elia suchen gehen sollen. Die Gemeinschaft, in der s i e leben, kann zwar nicht als Kriegsorden verstanden werden, doch f ä l l t neben der umständlichen Formulierung die Zahl a u f , die f ü r s i e angegeben wird. Denn 50 Männer umfaßt eine der Untereinheiten des Heeres. I.Kön 1,52 s t e l l t Salomo als Bedingung f ü r die Zusicherung, Adonia am Leben zu lassen, "7T1 la^ nTP. Formal erinnert die Wendung an 2.Sam 2,7 und 13,28. Auch h i e r i s t vorausgesetzt, daß die angeredete Person i h r Verhalten so beeinflussen kann, daß s i e ein Vn I i i s t . Adonia hat in I.Kön 1,51 mit seiner Bitte an Salomo diesen als rechtmäßigen Nachfolger Davids anerkannt und auf seine Ansprüche v e r z i c h t e t . Salomos Antwort bezieht sich direkt auf diesen Verzicht. "7'n I i bedeutet soviel wie ' t r e u , zuverlässig' in dem Zusammenhang. Mit anderen Worten heißt das, b l e i b t Adonia bei seiner angebotenen Unterwerfung, so wird keines seiner Haare zu Boden f a l l e n . Im Gebrauch von Vn in überwiegt der Hinweis auf eine psychische Eigenschaft des Betroffenen, die f ü r diesen r e l a t i v l e i c h t beeinflußbar ist. "7'N _TIIA

Die Jos des dem

Wortverbindung i s t in den vorexilischen Schriften nur 12mal b e l e g t . 1,14 heißen a l l e Männer der Ostjordanstämme, die an der Eroberung Westjordanlandes teilnehmen, ''Tin 'TtiA. Jos 6,2 verheißt Jahwe Josua, Jericho, seinen König und die'J'nn 'H3A in seine Gewalt zu

318

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit 489

geben

. Jos 8,3

sind die "7>nn 'miA eine Auslese aus dem gesamten

Kriegsvolk, die in den Hinterhalt bei Ai gelegt wird. Die ihm zugedachte Funktion läßt sie als Grippe besonders qualifizierter Krieger erscheinen. Jos 10,7 werden die "7Tiil 'lllA gesondert neben dem Kriegsvolk erwähnt. Der Terminus in 10,7 kann ein Zusatz sein, der von 8,3 herkomnt 490 . Jud 6 , 1 2 ist *7'nn t u a

ehrenvolle Anrede des Engels an Gideon in der

Bedeutung 'starker Held'. Es kann auch als eine Anspielung auf seine späteren Taten verstanden werden. Der Ausdruck weist dann voraus auf Gideons militärische Fähigkeiten. Allerdings ist zu bedenken, daß Jud 6, 12b zur Umgestaltung einer ursprünglichen Kultätiologie gehört, deren Bearbeitung frühestens in der Zeit Jehus anzusetzen ist491 1.Sam 9,1 wird Sauls Vater Kisch V'n "lllA genannt, während Saul sel492 ber als Tina vorgestellt wird . Die Verwendung des typischen Begriffs für Jungkrieger 4 ^ läßt für

111A auch an eine militärische Bedeu-

tung denken. Der Begriff betont, daß Kisch selber noch zur aktiven 494 Kaupfmannschaft gerechnet wurde . 7'n TI3A ist an dieser Stelle der freie Krieger, der eine eigene Hauswirtschaft betreibt. David wird in l.Sam 16,18 u.a. als

^ t i "lllA und nnrOn W H

angeprie-

sen. Der Vers verrät in seiner Anhäufung außergewöhnlicher Eigenschaften deutlich das Bemühen, alle495 bekannten Vorzüge des späteren ins rechte Licht zu setzen.

Königs

Das singuläre Nebeneinander von 'Kriegs-

held' und 'Kriegsmann', das eine inhaltliche Parallele in Jos 8,3 hat, kann so entstanden sein. 1-Kön 11,28 wird Jerobeam ein "'Tl 112A es von ihm, daß er ein

genannt. Gleichfalls heißt

Tin ist, also ein unverheirateter Mann. Zudem

ist Jerobeam der Sohn einer Witwe und Beamter Salomos. Als Sohn einer Witwe wird Jerobeam nicht gerade vermögend gewesen sein496 . Auch die 489 490 491 492

493 494 495 496

Noth Komm.z.St. hält den Ausdruck hier für eine Glosse. Vgl Noth Komm.z.St. Mit L.Schmidt 1970 S.52 l.Sam 9,1f gehört zur Grundschicht einer alten Sage in l.Sam 9-10 (nach L.Schmidt 1970 S.63ff). Die Sage versucht Sauls Erfolge als Krieger auf eine Begegnung mit einem unbekannten Seher in seiner Jugend zurückzuführen. Entstanden ist sie in der Zeit Sauls vor seiner Wahl zum König (Schmidt S.82). Demnach steht l.Sam 9,1 Jud 11,1 von allen Parallelstellen historisch am nächsten. Vgl Wildberger 1975 Sp.276; vgl Am 4,10; Jes 9,16; Jer 18,21 Vgl L.Schmidt 1970 S.78 Es bliebe zu fragen, ob die Zuschreibung des Status 'J'n "lllA an das Merkmal 'Verfügung über einen Oikos' gebunden ist. Vgl l.Sam 17,42; 2.Sam 17,8

Die israelitische Stadt der Richterzeit

319

Mitteilung, daß Jerobeam ein Beamter Salomos war, der am Bau der Stütz497 mauern Jerusalems mitarbeitete , läßt durchblicken, daß Jerobeam nicht zur besitzenden Schicht gehörte, sondern seinen sozialen Aufstieg Salomo verdankte. "J'n T12A wird dann hier weder mit 'Kriegsheld' noch mit 'Grundbesitzer' zu übersetzen sein, sondern eher als 'tüchtiger Mann'. 2.Kön 5,1 heißt Naeman, der Heerführer des Königs von Aram, "7'n "IHA. 2.Kön 15,20 legt Menachem von Israel eine Kriegssteuer von 50 Schekel Silber zur Aufbringung der assyrischen Tribute auf alle "iTin 'lllA. Immerhin gehören zu ihnen 60 000 Personen, es handelt sich also um eine breite Schicht von Israeliten, die betroffen ist. Diese ist kaum als adelige Oberschicht vorstellbar. Die

'i'nn '112A sind die Klasse der von

Vermögen und Alter her zum aktiven Heerdienst verpflichteten freien Israeliten. In der Mehrzahl wird es sich um Männer handeln, die über Grundbesitz verfügen. Doch ist unwahrscheinlich, daß zum aktiven Heerdienst ausschließlich Grundbesitzer herangezogen wurden und etwa geeignete Handwerker davon befreit waren. Andererseits ist zu bedenken, daß die kriegsfähigen jungen Männer sicher nicht deswegen vom Wehrdienst 498 verschont blieben, nur weil sie noch zur Hauswirtschaft ihres Vaters 499 gehörten und über eigenes Vermögen nicht frei verfügen konnten Setzt man voraus, daß die durchschnittliche Familie ein bis drei Kämpfer (Vater und erwachsene Söhne) stellen konnte, dann würden 50 500Schekel pro . Von I.Sam

Kopf eine erhebliche Belastung ihrer Finanzkraft bedeuten

9,1 her drängt sich die Überlegung auf, daß in 2.Kön 15,20 mit 'lUA 7'nn

ebenfalls die wirtschaftlich selbständigen Heeresangehörigen ge-

meint sind. 2.Kön 24,14 führt Nebukadnezar 10 000 ^Tin ->Tm

in die Verbannung,

und nur der yiNii Dy n"7l bleibt zurück501. Die "J'lin 'TOA

sind eine

relativ breite Schicht jener Judäer, die den Krieg gegen die Assyrer

497

498

499 500 501

iunVN ist eine verwitwete Frau, die keinen männlichen Verwandten mehr hat, der für sie und ihre Kinder aufkommen kann. Vgl den betreffenden Artikel von Hoffner ThWAT I Sp.308ff Mit n^K^nn 'uy bzw n3N"7M D'Byn werden diejenigen bezeichnet, die bei den Arbeiten selber die Hand anlegen müssen, vgl 1.Kön 5,30; 9,23; 2.Kön 12,12. 15f; 22,5.9; Noth Komm.z.St. In den ugaritischen Konskriptionslisten wurden nur die Familienoberhäupter erfaßt (vgl Heltzer 1976 S.110). Hier ist das Modell der patriarchalischen Hauswirtschaft vorausgesetzt, vgl dazu Weber 1958 S.57f; ders. WuG 5 S.214f. In der späten Königszeit war die Kernfamilie der Sippe gegenüber wirtschaftlich autonom, vgl Jer 32,7ff.

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

320

materiell und personell getragen haben. Es wird sich hier um die den Wehrdienst ausübenden freien Männer handeln. In seiner Zusammensetzung wird dieser Kreis dem von 2.Kön 15,20 ähneln. Das bedeutet auch, daß nicht die gesamte Kriegsmannschaft 597 deportiert worden i s t . Die nicht zu den Vnn ' U l i gehörenden Krieger, vor allem die D ' n m blieben wohl im Lande. Zedekia konnte bekanntlich bereits neun Jahre später erneut einen Aufstand gegen die Oberherrschaft Babels wagen. Offensichtlich verfügte er noch über ausreichend kämpferprob te Truppen. Die letztgenannten Stellen, zusammen mit I.Sam 9,1 werfen auch ein Licht auf die Position Jephtas als "7TI "I13A in Jud 11,1. Jephta war ein erprobter Kämpfer. Offenbar war Jephta der Älteste unter den Söhnen seines Vaters (11,2b). Möglicherweise lebte er mit den heranwachsenden Brüdern auf ungeteiltem Erbe zusammen. Dann bedeutet "i'n TI2A hier, daß Jephta der ' Haushai tsvorstand' war. Auf dem Hintergrund von 1 .Sam 9,1; 2.Kön 15,20; 24,14 kann Vn n : u in Jud 11,1 nicht als 'Großgrundbesitzer' oder 'Mann mit großem Vermögen' verstanden werden. Das Verb " 7 n 3 in der Bemerkung n'23 ^run crt (11,2b) 5 0 3 verweist nur darauf, daß zum Erbe Jephtas auch Land gehörte. Jephta war bis zu seiner Vertreibung Grundbesitzer. Dem Chronisten scheint dieses Verständnis von ^Ti n n o c h geläufig gewesen zu sein, wenn er an einigen Stellen die "J'n 'TllA nüt den S04 HUN n n 7 ffn i d e n t i f i z i e r t . In der Bedeutung 'Haushaltsvorstand', 'Oberhaupt einer ökonomisch selbständigen Hauswirtschaft' wirkt die Verwendung des Begriffs ^'n TI2A in 1-Chr 9,13 für die Familienhäupter der Priester nicht mehr ganz so befremdlich. 502

Die Bedeutungen von "77n eck, V n 12 und "J'n n i A s i n d voneinander abgrenzbar. *77n VH b e z e i c h n e t vor a l l e m den kampfesfähigen Mann, den K r i e g e r , der zum A n g r i f f / zur V e r t e i d i g u n g a u s z i e h t . Der Ausdruck b e t r a c h t e t d i e b e t r e f f e n d e Person a l l e i n u n t e r dem Aspekt i h r e r W e h r f ä h i g k e i t . •7T1 ü'N i s t eine rein m i l i t ä r i s c h e Q u a l i f i k a t i o n . 502 503 504

2.Kön 24,16 gilt als Dublette zu 24,15a. Vgl Klosterroann Komm.z.St. Das Objekt v o n 'inj ist zumeist Land. Vgl Wanke 1976 Sp 56 Jud 11,2b dürfte die älteste Erwähnung des 3N Jl'1 sein. Rost (1938 S.56) hat diese Stelle übersehen.

321

Die israelitische Stadt der Richterzeit Dagegen dient

V'n 11

hauptsächlich

psychischer Fähigkeiten wie

zur Umschreibung

'Tapferkeit, M u t , Tüchtigkeit,

Zuverlässigkeit', die sich im militärischen Bereich wie im normalen Alltag erweisen können, ^'n p zu "7'n ü'N V n na.»

auch

ist im Gegensatz

kein spezifisch militärischer

Terminus.

verweist als einziger der drei Begriffe auf einen

gesellschaftlichen Status. Dieser Ausdruck versucht, eine soziale Position unter mehreren Aspekten zu fassen: der "7TI

ist ein kampfesfähiger M a n n , der aber vom

durch die Heraushebung

Vn

der ökonomischen^®^ und sozialen Posi-

tion abgehoben wird. Der

V'n "I12A

ist in der Regel Haupt

einer Hausgemeinschaft und steht einer selbständigen wi rtscha ft v o r

506

.

lliA

VH

Der Begriff hat also auch eine

Haus-

ökonomi-

sche Bedeutung, in deren Zentrum aber der Aspekt

'wirtschaft-

liche Eigenverantwortlichkeit'

erheblichen

Vermögens'

steht.

V n "H2A

und nicht

'Besitz

deutet nicht automatisch

auf

einen vermögenden Mann hin, sondern eher auf einen Hausvater mit erwachsenen Söhnen

(I.Sam 9,1) oder den ältesten

der eine patriarchale Vorzugsstellung schaft

in einer

(Jud 11,1) einnimmt. Ein ökonomisch

Begriff liegt nicht vor, in dem Sinne, daß

Bruder,

Erbengemein-

differenzierender "7T1 "lUA

den Groß-

grundbesitzer vom normalen Grundbesitzer unterscheidet. Auch finden sich keine Hinweise auf eine politisch Sonderstellung

505 506

des

rechtliche

V'fl 113A.

I.Chr 5,24; 7,2.9.1!; 26,2; 2.Chr 26,12 Köhler (1953 S.I8f) weist bei der Übersetzung von l.Sam 16,18 darauf hin, daß es sich bei dem V n "I11A um einen "hablichen Mann" handele. Als Ausnahmen von der Regel (Haupt eines Oikos) sind hier nur David (l.Sam 16,18), Jerobeam (l.Reg 11,28) und Jephta (Jud 11,2) zu notieren. Alle drei wurden aber im Verlauf ihrer politischen Karriere auch im ökonomischen Sinn zum V n "I11A. Für alle gilt, daß sie im Verlauf einer normal erwartbaren Laufbahn wohl nicht zum ^'n "I12A im ökonomischen Sinne geworden wären. Jephta war ein von seinem landwirtschaftlichen Erbe vertriebener Bürger. Jerobeam war als Sohn einer Witwe gezwungen, in den Staatsdienst zu treten. Und David als der jüngste Sohn seines Vaters hatte auch nicht die besten Chancen, das Erbe ungeteilt anzutreten.

32 2

Siedlungen in vorstaatlicher Zeit

Resumfee. Die typische i s r a e l i t i s c h e S t a d t der R i c h t e r z e i t Die i s r a e l i t i s c h e S t a d t der R i c h t e r z e i t ist eine

selbständi-

ge p o l i t i s c h e G e m e i n s c h a f t . D e m H e r r s c h a f t s s y s t e m n a c h geh ö r t sie zum Typus

'primitive D e m o k r a t i e ' . H e r r s c h a f t

wird

h a u p t s ä c h l i c h v o n zwei G r u p p i e r u n g e n , den Ä l t e s t e n u n d den M ä n n e r n , ausgeübt. Es gibt

- m i t A u s n a h m e v o n J u d 8,14 -

keine H i n w e i s e dafür, daß diese G r u p p i e r u n g e n sich zu Institutionen mit eigenständigen Organen entwickelt Eine

zentrale H e r r s c h a f t s i n s t a n z

hatten.

fehlt, zentrale

Herr-

s c h a f t s p o s i t i o n e n e n t s t e h e n im Z u s a m m e n h a n g m i t K r i s e n u n d sind vorübergehende

Erscheinungen.

Die S t a d t b i l d e t e i n e n e i g e n e n W e h r v e r b a n d . Militärverbandes schiede'

f i n d e n sich keine ü b e r

Innerhalb

'natürliche

nung

Unter-

(Alter, p h y s i s c h e u n d p s y c h i s c h e F ä h i g k e i t e n )

a u s g e h e n d e n D i f f e r e n z i e r u n g e n . Eine m i l i t ä r i s c h e

des hin-

Rangord-

fehlt.

Das W i r t s c h a f t s l e b e n der S t a d t w i r d b e s t i m m t von der p a t r i archalen Hauswirtschaft,

d e r e n Basis die L a n d w i r t s c h a f t

T y p i s c h ist eine g e r i n g e D i f f e r e n z i e r u n g

ist.

der A r b e i t s t ä t i g -

k e i t e n , was auf eine g l e i c h m ä ß i g e V e r t e i l u n g des

Bodens

s c h l i e ß e n läßt. S o z i o ö k o n o m i s c h e K l a s s e n h a b e n sich

erkenn-

b a r noch n i c h t h e r a u s g e b i l d e t . Ö k o n o m i s c h e V e r s a g e r

(cPt/iN

D'p'T ) u n d / o d e r v o n ihrer V e r w a n d t s c h a f t s g r u p p e

Ausgestoße-

ne f a l l e n a u f g r u n d der g e r i n g e n D i f f e r e n z i e r u n g der W i r t s c h a f t aus dem s o z i a l e n V e r b a n d h e r a u s . H a n d w e r k e b e n s o w e n i g eine Rolle wie i n t e r l o k a l e r

spielt

Handel.

Das k u l t i s c h e L e b e n b l e i b t im Dunkel der

Oberlieferung.

Im ö f f e n t l i c h e n L e b e n der S t a d t w i r k e n w e d e r k u l t i s c h e s t a n z e n m i t n o c h t r e t e n s p e z i f i s c h e L o k a l k u l t e u n d eine kale P r i e s t e r s c h a f t h e r v o r . A u c h eine eigene wird nicht

sichtbar.

Inlo-

Stadtgottheit

8.

SIEDLUNG UND GESELLSCHAFTLICHE

INSTITUTION DER VORSTAAT-

LICHEN ZEIT ISRAELS. EINE INTERPRETATION ANHAND DER IDEALTYPEN

'ANTIKE STADTHERRSCHAFT',

REGULIERTE ANARCHIE' UND

'EIDGENOSSENSCHAFT/

'SEGMENTÄRE

GESELLSCHAFT'

Die historische Analyse im vorangehenden Abschnitt ergab, daß die gesellschaftlichen Strukturen der israelitischen

Städte

einen hohen Grad an Ähnlichkeit besitzen. Diese

strukturel-

len Obereinstimmungen weisen über die einzelnen

Siedlungen

hinaus auf ein

'verbindendes Ganzes'. Verständlich

gemacht

werden können sie nur, wenn sie im Rahmen eines sie

verbin-

denden gesellschaftlichen Rahmens betrachtet werden. Methodisch erfordert dieses den Übergang von der an der historisch-kritischen Exegese orientierten Untersuchung der von soziologischen Typen geleiteten

zu

Interpretation.

Erst die soziologische Erweiterung der Perspektive

ermög-

licht ein Verständnis der historischen Fakten und ihres Zusammenhanges ^. Als soziologische Erkenntnistypen bieten sich die von Max Weber im 'Antiken Judentum' entwickelten

Idealtypen

Stadtherrschaft'

an sowie der Typus

und

'Eidgenossenschaft'

der 'regulierten Anarchie' Der Typus

archie' beschreibt Eidgenossenschaft lierte Anarchie'

2 3

'Wirtschaft und

'regulierte Anarchie' kann als

der 'Eidgenossenschaft'

1

aus

'Antike

Gesellschaft'. 2 'Alltagstypus'

verstanden werden.

'Regulierte An-

bei Weber den Zustand der

israelitischen

in Friedenszeiten. Weber hat die

'regu-

in 'Wirtschaft und Gesellschaft'"^ begriff-

Es liegen einige methodische Versuche in dieser Richtung vor, vgl Noth 1930; Alt KS III S.258ff; Lurje 1927; Jepsen 1934; Mendenhall 1973; Gottwald 1975; Crüsemann 1978 S.201ff; Fendler 1973 EvTh 33; Prewitt (1981 JNES 40.87ff); Wilson (1979 BA 42.1lff). 'Alltagstypus' bezeichnet hier jenen Zustand, den eine 'Eidgenossenschaft' unter den normalen Verhältnissen des alltäglichen Lebens in friedlichen Zeiten annehmen kann. WuG5 S.515.519

324

Siedlung und gesellschaftliche Institution

lieh nur skizziert. Dieser bei Weber angelegte Typus wurde 4 von Sigrist unter dem Begriff 'Segmentäre Gesellschaft' ethnologisch aufgearbeitet. Der Typus

'Segmentäre

Gesellschaft'

stellt einen interessanten Interpretationsrahmen

zum Ver-

ständnis der gesellschaftlichen Organisation des

vorstaatli-

chen Israel bereit^. Im Laufe der folgenden Ausführungen werden zunächst Typen

'Antike Stadtherrschaft'

und

'Eidgenossenschaft'

die mit-

tels des erarbeiteten alttestamentlichen Materials auf ihre Anwendbarkeit befragt. Im Anschluß daran wird der Begriff 'Segmentäre Gesellschaft' erläutert. Anhand des

ethnologi-

schen Materials werden dann die wesentlichen Merkmale

dieser

Gesellschaftsform mit den Daten der alttestamentlichen Traditionen zur Richterzeit

4

5

verglichen.

Sigrist 1967. Zum ethnologischen Material vgl jetzt Kramer/Sigrist 1979. Unter dem Titel 'Gesellschaften ohne Staat' wurden englische und amerikanische Beiträge herausgegeben, die ursprünglich zwischen 1920 und 1969 erschienen sind. Crüsemann (1978 S.201ff) kommt das Verdienst zu, diesen Typus in die alttestamentliche Diskussion eingebracht zu haben.

8.1

'Antike Stadtherrschaft'

Die von Max Weber für die Vollstadt aufgestellten Kriterien werden von den altisraelitischen Städten nur im geringen Maße erfüllt. Die altisraelitische Siedlung tritt weder als Marktort des umliegenden Landes noch als Festungsort in Erscheinung. Doch bildet sie einen eigenen Wehrverband, dem alle freien kriegsfähigen Männer angehören. Der Wehrverband ist keine stehende Einrichtung; er tritt ausschließlich in akuten Krisensituationen zusammen. Die Teilnahme an offensiven Aktionen, die über die Abwehr einer unmittelbaren Bedrohung der Stadt hinausgehen, ist freiwillig (I.Sam 11,5ff; 31,11 ff). Dieser Wehrverband ist keine

Zwangskörperschaft.

Eine Differenzierung nach militärischen Gattungen, Ausrüstung, Übung und ökonomischem Vermögen besteht innerhalb der Miliz nicht. Die typische israelitische Stadt ist auch nicht Sitz eines monarchischen oder oligarchischen Machtträgers.

Kanaanäische

Städte, die mit Israel politisch verbunden sind, haben in ihrer Mehrheit eine 'demokratische Verfassung', in der Minderheit eine aristokratische Organisation. Das Bündnis einer kanaanäischen Königsstadt mit israelitischen Siedlungen ist nicht nachweisbar. Ansätze zur 'monarchischen Herrschaftsbildung' wie in der Stadt Gilead entspringen historisch singulären Machtkonstellationen und sind eher eine vorübergehende Erscheinung. Die Stadtherrschaft liegt in den Händen der Versammlung der 'Männer der Stadt' und ihrer Ältesten. Dieses Faktum hebt die israelitische Stadt deutlich von der griechischrömischen Polis ab, die

Webers Typus 'Antike Stadtherrschaft'

prägte. Der Gegensatz 'Patriziat/Bauernschaft', der für die antike Polis beherrschend ist, fehlt der israelitischen Stadt. Auch die Scheidung in erbcharismatisch voll wehrfähige Sippen und minderberechtigte Sippen ist ihr fremd.

326

Siedlung und gesellschaftliche Institution

Die S i p p e n s p i e l e n im p o l i t i s c h e n L e b e n der S t a d t keine erkennbare Rolle m e h r . Es ist b e m e r k e n s w e r t , daß die Ä l t e s t e n immer als die R e p r ä s e n t a n t e n ihrer Stadt e r s c h e i n e n u n d n i c h t als S i p p e n ä l t e s t e

a u f t r e t e n . Innerhalb

des

Siedlungsverbandes

scheint die soziale P o s i t i o n des e i n z e l n e n n i c h t durch die Sippenzugehörigkeit

determiniert

zu sein. Es w ä r e j e d o c h ein

T r u g s c h l u ß , aus d i e s e m U m s t a n d auf eine völlige

Bedeutungs-

losigkeit v e r w a n d t s c h a f t l i c h e r G r u p p i e r u n g e n in der R i c h t e r zeit zu s c h l i e ß e n . E h e r w e i s e n O r t s b e z e i c h n u n g e n wie Abiesers'

d a r a u f h i n , daß eine w e i t g e h e n d e

'Ophra

Übereinstimmung

zwischen S i e d l u n g s g e m e i n s c h a f t u n d V e r w a n d t s c h a f t s g r u p p e

be-

steht. D i e s e r U m s t a n d könnte e r k l ä r e n , w a r u m die S i p p e n im p o l i t i s c h e n L e b e n o f f e n b a r keine B e d e u t u n g h a b e n . W a r e n Sipp e n v e r b a n d u n d l o k a l e r V e r b a n d i d e n t i s c h , dann entfiel Notwendigkeit einer gesonderten Interessenvertretung

die

der

Sippe. Die relative ö k o n o m i s c h e G l e i c h h e i t a l l e r freien

Bewohner,

die auf i h r e r g l e i c h m ä ß i g e n B e t e i l i g u n g am G r u n d b e s i t z

grün-

det, führt dazu, daß e i n z e l n e B e w o h n e r n u r a u f g r u n d h e r v o r ragender persönlicher Fähigkeiten

- M u t u n d E r f o l g im K a m p f ,

gelungene S c h l i c h t u n g v o n S t r e i t f ä l l e n , B e w ä h r u n g als phet -

ihre g e s e l l s c h a f t l i c h e

Stellung verbessern

Pro-

können.

In den B e z i e h u n g e n der S t ä d t e u n t e r e i n a n d e r k o m m t n o m a d i s i e r e n d e n V i e h z ü c h t e r v e r b ä n d e n keine B e d e u t u n g zu, n o c h lassen sich K o n f l i k t e

zwischen dauerhaft ansässiger und nomadi-

scher i s r a e l i t i s c h e r B e v ö l k e r u n g aus d e n T e x t e n b e l e g e n . f e s s i o n e l l e V i e h z u c h t ist erst für den A u s g a n g der zeit b e z e u g t . N a c h I.Sam 21,8 hatte Saul H i r t e n .

I.Sam 25

zeigt, daß Nabal s c h w e r p u n k t m ä ß i g K l e i n v i e h z u c h t

betrieb.

A u c h D a v i d e r s c h e i n t in e i n e m Zweig der T r a d i t i o n

(I.Sam

11) als H ü t e r der Schafe seines V a t e r s . D o c h m i t

25,8)

(I.Sam 16,20) u n d A b i g a i l s an D a v i d

l a s s e n in i h r e r Z u s a m m e n s e t z u n g

Geschen(I.Sam

e r k e n n e n , daß auch

J u d a die V i e h w i r t s c h a f t n e b e n der L a n d w i r t s c h a f t

16,

nomadischer

W i r t s c h a f t s w e i s e h a t das h e r z l i c h w e n i g zu tun. Die ke Isais a n Saul

Pro-

Richter-

in

betrieben

w u r d e . E i n z i g der S t a m m R ü b e n ist v o n J u d 5,16 h e r als

ein

'Antike Stadtherrschaft'

32 7

V i e h z ü c h t e r v e r b a n d b e k a n n t ^ . Doch dürfte dieses tion eines i n n e r i s r a e l i t i s c h e n G e g e n s a t z e s

zwischen

und Viehzüchtern nicht genügend Anhaltspunkte Land- oder S t a d t s ä s s i g k e i t

zur K o n s t r u k Bauern

bieten.

ist für die S t e l l u n g des

nen in der G e s e l l s c h a f t des r i c h t e r z e i t l i c h e n gültig. A u c h lokale Kulte m i t s t a d t e i g e n e r

Israel

gleich-

Priesterschaft

sind nicht überliefert. Kultisches Geschehen bleibt w e i t es sich n i c h t um die Lade u n d i h r e n j e w e i l i g e n handelt -

als I n s t i t u t i o n im V e r b o r g e n e n . A l l e

s t i s c h e n M e r k m a l e des W e b e r s c h e n S t a d t t y p u s elitischen

einzel-

- soStandort

charakteri-

fehlen der isra-

Stadt.

K a n a a n ä i s c h e S i e d l u n g e n , die in i r g e n d e i n e r Form m i t den i s r a e l i t i s c h e n S i e d l u n g e n p o l i t i s c h a s s o z i i e r t sind,

ähneln

diesen in ihrer V e r f a s s u n g . A u s n a h m e n s i n d k a n a a n ä i s c h e Städte wie Sichern, T h e b e z u n d K e g i l a , d e n e n die eine o l i g a r c h i s c h e H e r r s c h a f t

Tradition

zuschreibt.

Die S t a d t Sichern k o m m t dem S t a d t t y p u s W e b e r s am n ä c h s t e n . Doch g e r a t e n Sichern wie T h e b e z im V e r l a u f e

ihrer

gen zu den u m w o h n e n d e n I s r a e l i t e n in k r i e g e r i s c h e

BeziehunVerwick-

lungen m i t d i e s e n u n d w e r d e n um 1200 total zerstört. A u s w i r k u n g e n ihrer o l i g a r c h i s c h e n V e r f a s s u n g auf die p o l i t i s c h e Verfassung

i s r a e l i t i s c h e r S i e d l u n g e n s i n d daher b e g r e n z t .

Das V e r h ä l t n i s v o n K e g i l a zu den a n g r e n z e n d e n

judäischen

O r t s c h a f t e n bliebe noch zu u n t e r s u c h e n . Z w i s c h e n i s r a e l i t i s c h e n S i e d l u n g e n u n d den

kanaanäischen

K ö n i g s s t ä d t e n findet keine K o o p e r a t i o n statt. Der

Behauptung,

daß eine derartige K ö n i g s s t a d t e r o b e r t w u r d e , folgt die V e r s i c h e r u n g , daß die b e t r e f f e n d e B e v ö l k e r u n g tet w o r d e n ist. A n g e s i c h t s

sogleich

ausgerot-

der p o l i t i s c h e n S t r u k t u r e n

l i t i s c h e r S i e d l u n g e n gewinnt diese bei Dtr m a s s i e r t

israe-

auftre-

tende, v e r m e i n t l i c h

i d e o l o g i s c h e F o r d e r u n g an h i s t o r i s c h e r

Wahrscheinlichkeit.

Ethnologische Ergebnisse weisen

darauf

hin, daß akephale V e r b ä n d e , in d e n e n ei ne O b e r s c h i c h t

nicht

a u s g e b i l d e t ist, dazu t e n d i e r e n , die im Krieg b e s i e g t e n

6

Der Stamm Rüben scheint ein Sonderschicksal gehabt zu haben. Aus staatlicher Zeit sind keine sicheren Wohnsitze des Stammes bekannt. Vgl Noth 1963 5 S.63f; de Vaux 1973 S.60ff.

Fein-

328

Siedlung und gesellschaftliche Institution

de umzubringen, sofern sie das eroberte Land zur eigenen Ansiedlung benötigen. Sie haben keinen Bedarf für den durch ihre Kriegserfolge gewonnenen Oberschuß an Arbeitskräften^. Der Typus

'Antike Stadtherrschaft'

verzerrt das

sche Bild, das die israelitischen Städte der

soziologi-

Richterzeit,

vor allem in ihren Beziehungen untereinander.bieten. Die israelitische Gesellschaft dieser Zeit enthält nicht die Elemente, die zur Bildung des Typus benötigt werden.

7

Vgl Cohen/Schlegel 1967 S.135ff. Noch David tötete 2/3 der Moabiter (2.Sam 8,2). Dagegen hatte er für die später besiegten Ammoniter (2.Sam 12,31) Verwendungsmöglichkeiten.

8.2

'Eidgenossenschaft/regulierte

Die O b e r l i e f e r u n g e n

Anarchie'

zur R i c h t e r z e i t s a g e n ü b e r die E n t s t e -

hung der ' E i d g e n o s s e n s c h a f t ' w e n i g aus. Doch w i r d Webers religiöse V e r b a n d s b i l d u n g , die um die P e r s o n des M o s e in ihren G r u n d a n n a h m e n v o n der a l t t e s t a m e n t l i c h e n bestätigt.

In der D i s k u s s i o n hat sich

sus h e r a u s g e b i l d e t ,

kreist,

Forschung

t e n d e n z i e l l ein K o n s e n -

der wie folgt u m s c h r i e b e n w e r d e n k a n n .

'Mose' b e z e i c h n e t eine h i s t o r i s c h e P e r s ö n l i c h k e i t , die im g Namen Jahwes

zur F l u c h t aus Ä g y p t e n a u f g e r u f e n h a t

ihrer F ü h r u n g v e r e i n i g t e n sich G r u p p i e r u n g e n

. Unter

unterschied-

lichster P r o v e n i e n z . M e e r w u n d e r u n d S i n a i e r e i g n i s

gehören

zu den d i e s e n ' h e r g e l a u f e n e n H a u f e n ' v e r b i n d e n d e n

Ereignis-

sen .

g

V e r m u t l i c h nach e i n e m längeren A u f e n t h a l t in K a d e s c h

und

dem Z u s a m m e n t r e f f e n m i t v e r w a n d t e n l e v i t i s c h e n G r u p p e n an diesem H e i l i g t u m ,

zieht die M o s e - S c h a r ins s ü d l i c h e

Ostjor-

danland^®. M o s e w a r der c h a r i s m a t i s c h e A n f ü h r e r eines freiwilligen Zusammenschluß gegründeten religiösen

durch

Verban-

des. L e g i t i m i e r t w u r d e seine F ü h r u n g s p o s i t i o n zum e i n e n durch die B e r u f u n g auf i n d i v i d u e l l e T h e o p h a n i e n , ren durch s e i n e n A n s p r u c h , der I n t e r p r e t und

zum ande-

ausgezeichnete

I n t e r e s s e n v e r t r e t e r der ihm e r s c h i e n e n e n G o t t h e i t J a h w e

zu

sein. Die T r a d i t i o n e n der M o s e - S c h a r w u r d e n v o n dem u n t e r der L e i t u n g J o s u a s s t e h e n d e n V e r b a n d , der nach M i t t e l p a l ä stina einwanderte, 8 9

10

weitergepflegt.

V(;l Noth 1948 S.175ff; H.Schmid 1968 S.lff; Rendtorff 1975 S. 152ff Der Aufenthalt der Israeliten in Kadesch ist in der Forschung umstritten. N o t h (1948 S. 1 8 0 lehnt ihn ab, Schmid (1968 S. 106ff) plädiert dafür. Soziologisch erforderlich wäre nur irgendeine Form v o n Sammlung und Konstituierung der heterogenen Gruppen als handlungsfähiger Verband. Vgl Schmid 1968 S.106ff; Noth 1948 S.176f; Smend 1963 S.97. Der Begriff 'Mose-Schar' wird hier als soziologischer Idealtypus verwendet.

330

Siedlung und gesellschaftliche Institution

In den Traditionen zur Richterzeit findet sich

nirgends

ein Hinweis auf den Verband der Einwanderer und ihre ursprünglichen Siedlungsgemeinschaften, von denen die genossenschaft 1

'Eid-

ihren Ausgang nahm. Auch die Personen Mose

und Josua bleiben im Dunkel der Spuren einer ursprünglich

Traditionen^.

religiösen Verbandsbildung

den sich in Texten, die über gemeinsame kriegerische nen von Israeliten berichten. Entsprechende

Aktio-

Oberlieferungen

(Jud 5) lassen erkennen, daß das Gemeinschaftshandeln Siedler sich an einer allen vorgegebenen Tradition niil' Dy

zu sein. Diese

schaft tritt nur bei faktischer Bedrohung wohnten Territoriums

der

religiö-

sen Inhalts orientiert. Im Zentrum dieser Tradition das Bewußtsein davon, der

fin-

steht

Gemein-

des gemeinsam be-

zusammen. Aus dem Bewußtsein der Zuge-

hörigkeit ist weder Anspruch noch Verpflichtung

zur Teilnah-

me an gemeinsamen Aktionen entstanden. Die jeweilige

Zusam-

mensetzung eines Aufgebotes bestimmt sich danach, wieweit wirklich territoriale 1 2

giert werden

Interessen der einzelnen Gruppen

. Nur zur Abwehr äußerer Bedrohung

tan-

in akuten

Krisensituationen tritt die größere Gemeinschaft in Aktion. Im Alltagsleben der Städte wirkt sich die Eidgenossenschaft'

'kriegerische

nicht aus. Die politischen

Institutionen

der Städte stehen scheinbar unverbunden neben den auftretenden kriegerischen Vergemeinschaftungen. dem

temporär Zwischen

'Israel im Kriege' und dem 'Israel im Frieden'

eine deutliche Diskrepanz. Die in Notzeiten Einheit verschwindet Bedeutungslosigkeit

liegt

funktionierende

im Alltagsleben und sinkt fast bis

Siedlungsorganisation und Jahwevergemeinschaftung nebeneinander gelagerte soziologische Einheiten ohne tutionelle 11

12

zur

herab. sind insti-

Vermittlung.

Es dürfte kein Zufall sein, daß Traditionen über die Führerpersönlichkeiten der Frühgeschichte Israels in der Königszeit gesammelt wurden. Erst in dieser Zeit gewannen sie auch an aktueller Relevanz, vgl Porter 1963. Vgl Smend 1963 S.14ff. Die von Ehud, Barak, Gideon und Jephta geleiteten Kriegszüge fanden in einem engen territorialen Rahmen statt. Nur unmittelbar betroffene Stämme waren an den Unternehmungen beteiligt.

1

Eidgenossenschaft/regulierte Anarchie'

Einen Versuch, diesen Hiatus soziologisch

331

zu erklären,

stellt das Modell der kultischen Amphiktyonie von Noth dar; demzufolge war das vorstaatliche

Israel in einem

Stämmebund nach dem Muster griechischer Städtebunde Dieser Bund organisierte sich um ein gemeinsames

verfaßt.

Zentralhei-

ligtum, an dem die gemeinisraelitischen Traditionen wurden und allen gemeinsame kultische Feiern

(1930) 12-

gepflegt

stattfanden.

Institutionen dieses Bundes w a r e n unter anderem die

'Richter

Israels', der Heerbann und der Jahwekrieg. Die Amphiktyonie hat das Verständnis

der vorstaatlichen Epoche Israels in der

alttestamentlichen Forschung über eine Generation

geprägt.

In der letzten Zeit ist aber die Frage nach der Angemessenheit dieses Modells Argumente

zunehmend schärfer gestellt worden. Die 13 der Bestreiter sind wohl begründet und so gewich-

tig, daß die altisraelitische Amphiktyonie Nothscher Herkunft nicht mehr als hinreichendes Erklärungsmodell Gesellschaft des vorstaatlichen

Israel

Die Destruktion dieses Modells

für die

gelten kann.

führte dazu, daß man nur

noch negativ als Fehlen staatlicher Organisation

beschrei-

ben konnte, was die Einheit Israels in vorstaatlicher auf Dauer

sicherte.

14

Dieser Aporie sucht Crüsemann Gesellschaft'

mit dem Modell

zu begegnen. Der Typus der

'Segmentäre

'Segmentären

schaft' erklärt seiner Meinung nach gerade die

gemeinschaften, 13

14

Gesell-

scheinbar

widersprüchlichen Traditionen über die Einheit Israels sus Zerfall in partikulare

Zeit

Interessen verfolgende

religiöses Gemeinschaftsbewußtsein

ver-

Stammesbei

Vgl Orlinsky 1962 OrAnt 1; Fohrer 1966 ThLZ 91; Herrmann 1962 ThLZ 87; de Vaux 1971 HThR 64; de Vaux 1973 S.15ff; Mayes 1974 S.15ff; Gottwald 1975 VTS 28; Ders. 1980 S. 345ff; Geus 1976 S.193ff. Verteidigt wurde die Amphiktyonie in letzter Zeit von Bächli 1977. M.E. leidet die These daran, daß sie zu sehr an dem Schema staatlicher Verfassungen orientiert ist. Es wäre sicher reizvoll, die kultische Amphiktyonie einmal auf dem Hintergrund einer 'segmentaren Gesellschaft' zu betrachten. Möglicherweise kann eine modifizierte Konzeption der Amphiktyonie, die weniger nach institutionellen Verbindungen als nach traditional beachteten kultischen Gemeinsamkeiten sucht, heuristisch ergiebig sein für die Gesellschaftsgeschichte des frühen Israel. Crüsemann 1978 S.203ff

332

Siedlung und gesellschaftliche Institution

gleichzeitig auftretender mangelnder Zumindest für die unter dem Stichwort Königtum'

Alltagssolidarität. 'Widerstand gegen das

zusammengefaßten Überlieferungen ist es Crüsemann

gelungen, eine segmentäre Gesellschaft als Hintergrund plausibel

soziologischen

zu machen.

Ein ausführlicher Detailvergleich, verbunden mit

einer

Überprüfung der Angemessenheit dieses soziologischen kann hier nicht durchgeführt werden. Dazu sind Einzelstudien

zu Landnahmeprozeß und

Typus,

umfangreiche

Siedlungsgründungen,

Recht und Religion des vorstaatlichen Israel und der Bedeutung des Verwandtschaftssystems

erforderlich. Doch

erscheint

dieser Typus, der ja eine logische Weiterentwicklung 'regulierten Anarchie' von W e b e r ^

ist, als Kompaß auf dem"

'ungeheuren Meere der Tatsachen' besonders

15

der

geeignet.

Zum Verhältnis von 'Eidgenossenschaft' und 'regulierter Anarchie' bei Weber vgl oben S. 1 18 f .

8.3

Das vorstaatliche

8.3.1

Der Begriff

Der Begriff E.Dürkheim Dürkheim

Israel

als s e g m e n t a r e

'Segmentäre

'Segmentäre

Gesellschaft'

Gesellschaft'

'De la d i v i s i ó n d u t r a v a i l

g e h t a u f das W e r k social'

verstand darunter eine Gesellschaft,

einander gleichen Segmenten sich Gesellschaft

g i b t es k e i n e

Gesellschaft

(1893)

Zentralinstanz.

Der

der einzelnen Segmente w i r d durch mechanische

zurück.

die aus

zusammensetzte.

In

von

unter-

dieser

Zusammenhalt Solidarität

gestiftet16. 1 7 Fortes

und Evans-Pritchard

griff bestimmte segmentäre plexität,

Formen afrikanischer Systeme. Danach

Gesellschaften

i n g e n e a l o g1i8s c h

den sogenannten

'Lineages'

re E i n h e i t w i r d n i c h t d u r c h e i n e d u r c h die O r i e n t i e r u n g ser L i n e a g e s ,

Kom-

organisierten

, verbunden sind.

Zentralinstanz,

der M i t g l i e d e r

Diese

Ih-

sondern

an d e r S t r u k t u r

die d e n R a h m e n des p o l i t i s c h e n S y s t e m s

den, k o n s t i t u i e r t .

Be-

sind

soziale Einheiten größerer

deren Mitglieder

Segmenten,

beschrieben unter diesem

diebil-

Gesellschaftsform wurde von

Evans-

19 Pritchard

als

'acephalous

kinship State'

bezeichnet.

Die m e i s t e n d e r a f r i k a n i s c h e n G e s e l l s c h a f t e n , pus

lineare Deszendenzgruppen Absetzung

auf. Daher schlägt Sigrist

von Dürkheim vor, "die Gleichheit

einer segmentaren Gesellschaft

der

Ty-

ren". Segmentäre

uniin

Segmente

d u r c h das F e h l e n e i n e r

schaftlichen Ober- und Unterordnung von Gruppen

16 17 18 19 20

die d e m

a n g e h ö r e n , w e i s e n r a n g - u n d f u n k t i o n s d i f f e r e n z i e r20 te

zu

Gesellschaft w i r d von ihm bestimmt

herr-

definieals

Dürkheim 1902 S.100.150 Fortes, M./Evans-Pritchard,E.E. 1940 Dies. a.a.O. S.6f; zur Funktion der Lineage vgl Fortes 1973 S.272ff Zit. nach Sigrist 1967 S.27 Ders. a.a.O. S.29

Siedlung und gesellschaftliche Institution

334

"eine akephale

... G e s e l l s c h a f t , d e r e n p o l i t i s c h e

Organisa-

tion durch p o l i t i s c h g l e i c h r a n g i g e u n d g l e i c h a r t i g u n t e r t e i l 21 te m e h r - oder v i e l s t u f i g e G r u p p e n v e r m i t t e l t ist" . Das Fehlen e i n e r Z e n t r a l i n s t a n z b e d e u t e t , daß es keine

öffentliche

Instanz gibt, "welche die V e r b i n d l i c h k e i t ihrer K o n t r o l l e g e g e b e n e n f a l l s m i t ö f f e n t l i c h g e b i l l i g t e n p h y s i s c h e2 n2 Sanktionen, d e r e n V o l l z u g d e l e g i e r b a r ist, d u r c h s e t z t " tare G e s e l l s c h a f t e n e n t s p r e c h e n der v o n W e b e r in und Gesellschaft'

skizzierten

. Segmen-

'Wirtschaft

'regulierten Anarchie'

w e i t , als beide keine a u ß e r h ä u s l i c h g e o r d n e t e

inso-

Dauergewalt

23

kennen

. Die p o l i t i s c h e V e r f a s s u n g e i n e r s e g m e n t a r e n

schaft b i e t e t das B i l d e i n e r r e g u l i e r t e n A n a r c h i e . lierte A n a r c h i e ' b e s c h r e i b t den Z u s t a n d der Eidgenossenschaft

Gesell-

'Regu-

israelitischen

im Frieden.

T y p i s c h für eine s e g m e n t a r e G e s e l l s c h a f t ist die

kontinu-

ierliche A u s g l i e d e r u n g v o n U n t e r g r u p p e n u n d N e u g l i e d e r u n g der G e s e l l s c h a f t ^ .

Der Segmentation von Untergruppen

ent-

spricht dabei der P r o z e ß der A s s i m i l a t i o n der

abgespaltenen

T e i l e . Die K o n s t a n z des s e g m e n t a r e n P r o z e s s e s

ist dabei

w e s e n t l i c h e V o r b e d i n g u n g 25für die andauernde A k e p h a l i e segmentaren Gesellschaft

die

der

. Die I n t e g r a t i o n e i n z e l n e r E l e -

m e n t e w i r d durch g e n e a l o g i s c h e

Systembildung

gewährleistet.

Die B e z i e h u n g e n der Segmente u n t e r e i n a n d e r sowie ihrer T e i le z u e i n a n d e r w e r d e n als V e r w a n d t s c h a f t s b e z i e h u n g e n niert. V o r a u s s e t z u n g

die p a t r i l i n e a r e V e r f a s s u n g der u n i l i n e a r e n pL e uV n id e heine W i rktasncnh2 a6f t s s t u f e , an nd/ v e r eb re bs tt i mw me tred e n

21 22 23 24 25 26

defi-

für e i n h o h e s I n t e g r a t i o n s n i v e a u

ist

Deszendenzgrup-

auf der B e s i t z

Sigrist 1967 S.30 Ders. a.a.O. W u G 5 S.519.670 Sigrist 1967 S.32ff. Zur segmentalen Differenzierung vgl auch Schluchter 1979 S . l U f f Sigrist 1967 S.45ff Ders. a.a.O. S.93f

von

Das vorstaatliche Israel als segmentäre Gesellschaft 8.3.2

33S

Grundstrukturen der Gesellschaft des vorstaatlichen Israel

Die Grundvoraussetzungen für eine segmentäre

Gesellschaft

lassen sich für die Gesellschaft des vorstaatlichen Israel 27 . Die einzige umfassende Organisation, die für

nachweisen

das frühe Israel belegt ist, ist diejenige auf der Basis von Verwandtschaftsbeziehungen. Dieses lassen die Genealogien 28 und I.Chr 1-9 durchblicken.

von Num 26

In einem Vergleich afrikanischer und biblischer

Genalogien

29

hat Malamat

die strukturellen Obereinstimmungen herausge-

stellt. Auch die biblischen Genealogien des frühen Israel drücken politische Beziehungen aus. Sie haben die gleiche Funktion wie die afrikanischen Parallelen. Die Sippen können in diesem Sinne als

israelitischen

'Lineages' verstanden wer-

den. Die israelitische Lineage ist ebenfalls patrilinear organisiert^®. Solche Genealogien sind kein exklusives Merkmal 31 zeigen

nomadischer Gruppen, wie die afrikanischen Beispiele

Die Zuordnung einiger Sippen ist in der vorchronistischen Oberlieferung variabel. Eine Sippe Hezron wird in Num 26,6 und 26,21 sowohl für Juda wie auch für Rüben aufgeführt. Die 27 28

29 30

31

2 Dürkheim (1902 S.151) war wohl der erste, der Israel zu den segmentaren Gesellschaften zählte. Num 26 gilt als Überlieferung aus der Frühzeit Israels, vgl Noth 1930 S.122ff; ders. Komm.z.St.; Westermann Genesis S.8ff; ders. 1976 S.55ff. Die Studie von Andersen (1969 BiTr S.34ff) zeigt, daß die nnainn die wichtigste verwandtschaftliche Gruppierung in Israel bis zur Zeit Davids war. Ihr Zurücktreten in der Königszeit deutet an, daß sie ihre wichtigste gesellschaftliche Funktion, Konstituierung sozialer Einheit, offenbar verloren hatte. De Vaux 1973 S.43ff; Gottwald (1980 S.51) hält zwar die Liste in ihrer vorliegenden Form für unhistorisch, verzichtet aber nicht auf die Annahme "The late P traditionist seems to have had access to archaic data..." Malamat 1973 Arch.Europ.Soc. 14 Die Untersuchungen von Wilson (a.a.O.)und Prewitt (a.a.O.) differenzieren hinsichtlich der Bedeutung der patrilinearen Deszendenz. Beide arbeiten für die Bestimmung der Position eines Individuums im genealogischen System der Genesis die Bedeutung der matrilinearen Beziehung heraus. Anders de Vaux 1960 I S.20ff; Ramlot 1964 BVC 60. Die Nuer betreiben neben der Landwirtschaft stationäre Viehwirtschaft (Fortes/Evans-Pritchard 1940 S.272ff), die Tallensi hauptsächlich Landwirtschaft (dies. a.a.O. S.248f).

Siedlung und gesellschaftliche Institution

336

Sippe Serah ist ebenfalls in den zwei Stämmen Juda und Simeon (Num 26,13.20; Jos 7,16ff) vertreten. In den Überlieferungen treten Sippen in Erscheinung wie die Zuphiter Kenisiter

(Jos 14,6), Abieser

21), Ephratiter

(Jud 6,11), Matri

(I.Sam 17,2) und Bichriter

(I.Sam

(I.Sam

(2.Sam

1,1),

10,

20,14),

die in dem älteren Verzeichnis von Num 26 noch keinen Platz fanden. In I.Chr 1-9 findet sich häufig die doppelte bzw sogar dreifache Zuordnung einer Sippe. Hier gibt es u.a. eine Sippe namens Beria in Ephraim, Benjamin und Asser. Die Verteilung gleichnamiger Lineages auf mehrere Stämme deutet

auf

Abspaltungen und Abwanderungen von Unterteilen der betref32 fenden Lineage hin . Die Genealogien von 1.Chr 1-9 unterscheiden sich von dem Verzeichnis Num 26 in einem wesentlichen Merkmal. Hier stehen die Sippen nicht mehr nebeneinander, sondern sind durch die Termini

unverbunden

'Vater, Sohn,

Bruder, Tochter, Frau, Nebenfrau' einander zu- und untergeordnet. Hinter der Hierarchisierung nach dem Muster der Familie verbirgt sich eine 33 politische Entwicklung, die zu Rangunterschieden führte . In Num 26 sind kanaanäische Städte wie Thirza und Sichern noch als

Verwandtschaftsgruppen

voll eingegliedert worden. Dagegen werden die später

ange-

gliederten kanaanäischen Städte in I.Chr 1-9 nur noch so zugeordnet, daß z.B. ein genealogisches Glied als Vater von 34 . Die so entstandene Seiten-

Kirjath Jearim bezeichnet wird linie wird

- anders als die Hauptlinie

-

nicht weiter ver-

folgt. Die kanaanäische Stadt bildet im weiteren Verlauf keinen neuen Knotenpunkt innerhalb der

Genealogie.

Die Abspaltungen, Neugliederungen und Assimilationen

von

Gruppen, die in den Genealogien sichtbar werden, sind typisch für segmentäre G e s e l l s c h a f t e n ^ . Sie verweisen einen kontinuierlichen Prozeß von Umgliederungen. seits deutet die Hierarchisierung

Anderer-

der Genealogien in der

Chronik und die Unfähigkeit des dortigen Verfassers, 32 33 3U 35

auf

kanaanä-

Vgl auch hierzu die Ausbreitung benjaminitischer Sippen nach Osten, Yeivin 1971 IEJ 21 S.149f Vgl auch Bohannan 1958 Vgl auch I.Chr 4,17ff Sigrist 1967 S.33.45ff

Das vorstaatliche Israel als segmentare Gesellschaft

33 7

ischen Städten einen 'normalen' Platz im Verwandtschaftssystem einzuräumen, an, daß diese segmentäre Dynamik zum Halt gekommen war. Die Ereignisse von Jud 8,1-3; 12,1-6 und 19-20 können als Indiz für erfolgte Segmentationen gelten. Sowohl in Jud 8,1-3 wie auch in 12,1-6 sieht der Stamm Ephraim sich in seinem Recht der KriegsteiInahme verletzt. Ephraim betrachtet offenbar die von den Manassiten bzw. Gileaditern eigenmächtig ohne seine Erlaubnis unternommenen Kriegszüge als illegal. Während sich aus Jud 12,1-6 ergibt, daß Ephraim in keiner Weise an den Kämpfen gegen die Ammoniter beteiligt war, verweist Jud 8,1-3 darauf, daß Ephraim immerhin an der Verfolgung der geschlagenen Midianiter teilhatte und die Beute mitkassierte. Nach Jud 8,1-3 reklamiert Ephraim bereits den Umstand, daß er vor ein fait accompli gestellt und seine Zustimmung nicht vorher eingeholt worden ist. Ephraim bestreitet das Recht der Manassiten unter der Führung Gideons, aus eigener Machtvollkommenheit Krieg zu führen. Die gleiche Haltung nimmt der Stamm gegenüber Gilead ein. Hier wird die Kampfansage begründet mit dem Vorwurf, daß die Gileaditer Flüchtlinge aus Ephraim/Manasse seien (12,4), also keinesfalls rechtlich autonom. Jud 20 berichtet in seiner ursprünglichen Fassung von dem vergeblichen Versuch Ephraims, die Verselbständigung seiner südlichen Bezirke zu v e r h i n d e r n ^ . Bei dem Kern von Gilead und Benjamin handelt es sich um abgewanderte/abgespaltene Elemente des Hauses Joseph. In der Forschung besteht über Ursprung und Zusammensetzung des Hauses Joseph keine Einigung. Es ist strittig, ob 'Haus Joseph' ein Ausdruck der vormaligen Einheit von Ephraim und Manasse/ 37 oder einen Zusammenschluß ehemals unabhängiger 38 Stämme repräsentiert . Täubler differenziert die These der

Machir ist

ursprünglichen Einheit dahingehend, daß Machir einer älteren Einwanderungsschicht angehörte, die von Teilen des Hauses Joseph (Manasse) absorbiert worden ist 39 36 37 38 39

In der historischen Interpretation v o n Jud 19-20 folge ich w e i t gehend Eißfeldt KlSehr II S.64ff; vgl oben S. 269ff So Alt KS I S.127f.162ff; Täubler 1958 S.187ff; Kaiser 1960 VT 10 S. 9 So Nielsen 1959 S.126ff; de Vaux 1971 S.589ff Täubler 1958 S.190ff

338

Siedlung und gesellschaftliche Institution

Die These, daß das

'Haus Joseph' anfangs mit Ephraim

gleichzusetzen sei und Manasse einen aus späterer Zeit verselbständigten Teil Ephraims tationsrahmen

darstelle, gewinnt im

Interpre-

'Segmentare Gesellschaft' an Plausibilität.

Zu den Absplitterungen von einer kontinuierlichen

Abstam-

mungsgruppe gehören auch solche, die mit dem Verhalten von Solidargemeinschaften

in Blutfehden zusammenhängen. Die Wei-

gerung, ein Ko-Segment in einer Blutfehde beschleunigt

zu unterstützen,

die Entfremdung^®. Dieser Sachverhalt

Gideons Midianiterfeldzug

(Jud 6,33ff)

setzungen mit Ephraim voranging,

liegt

der den Auseinander-

zugrunde.

Ausmaß und Häufigkeit der Segmentationen werden

begünstigt

durch Freizügigkeit und die Möglichkeiten räumlicher Expansionen, beides sind Bedingungen, die in der Frühzeit

Israels

vorlagen. Es steht außer Frage, daß das vorstaatliche

Israel

sich

auf einer der segmentaren Gesellschaft entsprechenden Wirtschaftsstufe befand. Vererbung von Vieh und Land ist zu dieser Zeit die gewöhnliche Form der Weitergabe von Vermögenswerten.

8.3.3

Jos 22,10-34 als Spiegel segmentärer Vorgänge

Die Folge institutioneller Segmentation ist das Eintreten 41 ritueller Autonomie

. Jos 22,10-34 könnte eine

Erinnerung

an einen derartigen Prozeß ritueller Verselbständigung

ent-

halten . Der Text trägt sichtbare Spuren priesterlicher Redaktion, kann aber 42 nicht eindeutig dem Konto von P gutgeschrieben werden . Einige Ausleger43 hat die Nähe zu P veranlaßt, in ihm nur die Reflexion einer exi-

40 41 42 43

Sigrist 1967 S.37 Sigrist 1967 S.35.44; Tait (1967 S.167ff) berichtet, daß die Errichtung eines Erdschreines zu den ersten Aufgaben gehört, die eine Neusiedlergruppe in Angriff nimmt. Vgl Rendtorff 1967 S.59; Komm.z.St. So Menes 1932 ZAW 50 S.268ff; Vink 1969 OTS 15 S.73ff

Das vorstaatliche Israel als segmentare Gesellschaft

339

lischen bzw nachexilischen Situation zu sehen. Noth nimmt dagegen an, daß eine alte ortsätiologische Überlieferung im Hintergrund stehe^. Möhlenbrink fragt angesichts der Gestalt des Priesters Pinehas, ob eine kultpolemische Auseinandersetzung zwischen dem Heiligtum von Silo und 45 einem anderen Heiligtum am Jordan vorliege . De Vaux meint, daß in Jos 22,10-34 eine Erinnerung sich erhalten hat "d'une Opposition cultuelle entre le sanctuaire de Silo . . . et son sacerdoce . . . et les tribus de 46 Transjordanie" . Die Opposition zwischen der Größe I s r a e l und den t r a n s j o r d a nischen Stämmen i s t grundlegend f ü r d i e s e Ü b e r l i e f e r u n g . Daher kann diese T r a d i t i o n kaum nach dem Untergang des Nordreiches entstanden s e i n . Gegenstand der Auseinandersetzung i s t die eigenmächtige Einrichtung eines Kultes durch o s t jordanische Gruppen. Num 32,7 s p i e l t

darauf an, daß d i e o s t -

jordanischen Stämme nicht im verheißenen Land wohnen. 26,19 macht d e u t l i c h ,

I.Sam

daß Jahwe im Ausland nicht v e r e h r t wer-

den konnte. Handelte es sich bei den o s t j o r d a n i s c h e n Siedl e r n zum T e i l um abgewanderte Gruppen vom Gebirge Ephraim, dann befanden diese sich k u l t i s c h in e i n e r prekären S i t u a t i o n , w o l l t e n s i e an der Verehrung des gemeinsamen Gottes f e s t h a l t e n . Deutlich wird dieses von den O s t j o r d a n i e r n in Jos 22,24f angesprochen;

eine Befürchtung, die nach I.Sam

26,19 a l s begründet g e l t e n kann. Ein T e i l

i h r e r Aussagen v e r h ä l t sich widersprüchlich zu

ihren Beteuerungen, das Gebot der E i n h e i t der nicht v e r l e t z e n zu w o l l e n . Denn das in V.24f Argument i s t auf dem Hintergrund e i n e r wenig

Kultstätte vorgebrachte

Kultzentralisation

sinnvoll.

47 Ursprünglich ist jede Schlachtung von Vieh ein Opfer im sakralen Sinn . Die Unmöglichkeit, mangels Jahwealtar am Opferdienst teilzunehmen, imp l i z i e r t entweder den Verzicht auf jeglichen Fleischgenuß oder das

44 45 46 47

Noth Komm.z.St. S.134f Möhlenbrink 1938 ZAW 56 S.246 De Vaux 1971 S.538 Vgl van der Leeuw 1970 S.403.408

340

Siedlung und g e s e l l s c h a f t l i c h e I n s t i t u t i o n

'den anderen Göttern dienen', dh die Benutzung der Altäre fremder Gött e r zur Schlachtung. Das Zentralisationsgebot aus Dtn 12 hat dann auch f o l g e r i c h t i g zur Säkularisierung des Fleischgenusses geführt (Dtn 12, 15.20f), eine logische Folge der Einheit der K u l t s t ä t t e , wollte man die e n t f e r n t e r wohnenden Jahweanhänger nicht zu Vegetariern machen. Auch d i e R e a k t i o n d e r a b g e s a n d t e n I s r a e l i t e n auf d i e E n t s c h u l d i g u n g d e r O s t j o r d a n i e r l ä ß t von dem z u v o r h o c h g e s p i e l t e n Anlaß des S t r e i t e s ' V e r s t o ß gegen E i n h e i t d e r K u l t s t ä t t e ' n i c h t s mehr merken ( V . 3 0 - 3 3 ) . Aus den b e t r e f f e n d e n V e r s e n g e h t n u r h e r v o r , daß d i e I s r a e l i t e n m i t d e r e r h a l t e n e n Ausk u n f t z u f r i e d e n waren. B e r e i t s i n i h r e r A n f r a g e i s t das Motiv ' K u l t z e n t r a l i s a t i o n ' n u r i n V . 1 9 b y e r w ä h n t . S i e h t man von d i e s e r Bemerkung e i n m a l a b , dann f e h l t i n i h r e r Anklage j e d e r H i n w e i s d a r a u f , daß n u r e i n e i n z i g e r J a h w e a l t a r l e g i t i m s e i . Trotzdem b e s t r e i t e n s i e den O s t j o r d a n s t ä m m e n das Recht auf e i n e n e i g e n e n A l t a r b a u und i d e n t i f i z i e r e n d i e s e n Vorgang m i t A b f a l l von J a h w e . In der mit Entschuldigungen r e i c h versehenen Antwort der Ostj o r d a n i e r f i n d e t s i c h i n V . 2 7 , n u r mäßig e n t s c h ä r f t , d i e Aussage daß s i e t r o t z a l l e r A u s f l ü c h t e wohl b e a b s i c h t i g e n , 48 den g e b a u t e n A l t a r zum O p f e r n zu n u t z e n Die Aussage von V.27 l a u t e t in ihrem Kem TM"? m n ' i m y m n y l u ^ t u i lj'nan 'J'imyi. Sie s t e h t in deutlicher Spannung zum unmittelbaren Kontext. Allerdings i s t die Aussage, daß man Jahwe mit allen üblichen Opfern verehren wolle, durch die Einfügung von m i y vor und TJQ1? h i n t e r Jahwe etwas v e r s c h l e i e r t worden. Die Spannung zu V.26 und V.28 wurde so gemildert. Die Wendung in V.27 n i n ' n n y riN -ny1? "PJQV i s t im AT singulär und wirkt umständlich. Der einzige vergleichbare Ausdruck f i n d e t sich in Num 8,11 mn 7 r m y TIN 7ay"7 , aber ohne das T I D V . Num 8,S-26 gehört zu einer späten Ergänzung der Levitenordnung und i s t jünger a l s P. V.11 i s t wiederum ein späterer Zusatz inner49 halb dieser Ergänzung . Zudem i s t die Formel nin 7 nx I2yi gebräuch-

48 49

Vgl Rendtorff 1967 S.50 Vgl Noth Komm.z.St.

Das vorstaatliche Israel als segmentäre Gesellschaft

341

I i eher"'®. Die Worte 173D'7 und "ny1? gehören einer Überarbeitung an, die die Antwort der Ostjordanstämme ideologisch im Sinne von Dtn 12 reinigt. V.28 steht nicht nur in einer inhaltlichen Spannung zu V.27, sondern wiederholt auszugsweise nochmals V.24a und V.25b.

V.28 bereitet V.29

inhaltlich vor und i s t von ihm nicht zu trennen. V.28f ist mit V.23 durch das Motiv 'nicht zum Opfern' verbunden. V.27 schließt nach rückwärts gut an V.26a an, der seinerseits auf V.25 und V.24 verweist. Der Anfang von V.24 knüpft von der Konstruktion her an V.22b an. V.22 und V.21 gehören inhaltlich und formal zusammen. In der Antwort der Ostjordanstämne gehören die V.21.22.24-26a.2?'; zur Grundschicht. Die Verse 23.26b.28f gehören zu einer Bearbeitung, die das Motiv 'nicht zum Opfern' einfügte und auch V.27 entschärfte. Die Grundschicht in der Antwort der Ostjordanstämme läßt

er-

kennen, daß der zugrundeliegende K o n f l i k t noch nicht von der Frage der K u l t z e n t r a l i s a t i o n ausging. In d i e s e r Schicht

zwei-

f e l n die Westjordanstämme das Recht der im Ostjordanland siedelnden I s r a e l i t e n an, einen e i g e n e n , von ihnen unabhängigen Kult zu b e t r e i b e n . Die R e c h t f e r t i g u n g der O s t j o r d a n i e r zielt

darauf ab, die Errichtung des A l t a r s als bewußten Akt

des Festhaltens an der k u l t i s c h e n Gemeinschaft mit den Anklägern zu i n t e r p r e t i e r e n . übrig,

Diesen b l e i b t somit nichts

anderes

a l s die K u l t s t ä t t e anzuerkennen. Die o s t j o r d a n i s c h e n

S i e d l e r haben damit ihre r i t u e l l e Autonomie von den w e s t j o r danischen I s r a e l i t e n errungen. Dieses Recht b e l e g t die hint e r Jos 22,10-34 stehende T r a d i t i o n .

In d i e s e r

handelt es sich nur sekundär um die R i v a l i t ä t e n

Überlieferung zwischen zwei

H e i l i g t ü m e r n . Der fehlende Name des neuen Heiligtums wäre in der Tat a u f f ä l l i g ,

f a l l s es sich hauptsächlich um e i n

Konkurrenzunternehmen zu dem von S i l o handeln würde. Die S i t u a t i o n verändert s i c h ,

falls

durch die T r a d i t i o n über

diesen Altarbau im Ostjordanland und seine Beglaubigung durch die Westisraeliten generell

die Errichtung von j a h w i s t i s c h e n

Heiligtümern im Osten s a n k t i o n i e r t w i r d .

In Jos 22,10-34

s t e h t primär d i e Opposition zwischen Ost und West im Vorder-

50

So Ex 10,26; Dtn 10,12; Jos 24,15.19; Ps 102,23; 2.Chr 33,16; 34,33

Siedlung und gesellschaftliche Institution grund des Geschehens. Dieser Gegensatz findet im Streben des Ostens nach kultischer Eigenständigkeit

seinen Ausdruck, er

bestimmt den Ablauf der Ereignisse. Die Begebenheit von Jos 22,10-34 schildert einen Konflikt, der typisch für eine mentare Gesellschaft

8.3.4

Öffentliche

seg-

ist.

Instanzen, Recht und

Die Obereinstimmungen

zwischen dem Typus

Rechtsprechung 'Segmentare

schaft' und der vorstaatlichen Gesellschaft übersehbar. Auffällig

Gesell-

Israels sind un-

ist diese Ähnlichkeit im Bereich

des

öffentlichen Lebens und den Formen seiner Organisation, besondere der Rechtssphäre und beim Auftreten

ins-

öffentlicher

Ins tanzen"* ^. 8.3.4.1

öffentliche

Das vorstaatliche

Instanzen

Israel kennt ebensowenig wie die

afrikani-

schen Gesellschaften eine zentrale HerTschaftsinstanz. Richter, weder die

'kleinen 1

noch die

'großen',können

nicht als Zentralinstanz reklamiert werden. Die unter Bezeichnung

'Richter Israels'

Die hier der

überlieferten Gestalten hat-

ten räumlich wie zeitlich einen begrenzten Einfluß. Sie waren entweder charismatische Kriegsführer wie Ehud, Othniel, Barak und Gideon ,Schutzherren einer Stadt, so Abimelech Jephta, oder aber Führer, die sich im Alltagsleben besondere persönliche Fähigkeiten in Rechtsprechung 52 phetie ausgezeichnet hatten Die Institution des Kriegsführers

und

durch und Pro-

ist auch den betreffen-

den afrikanischen Gesellschaften b e k a n n t ^ . Ebenso sind 54 charismatische Bewegungen eine ihnen geläufige Erscheinung 51 52 53 54

Die Frage der Entstehung von Zentralinstanzen in segmentaren Gesellschaften wird hier nicht weiter aufgerollt, vgl hierzu Sigrist 1967 S.204ff, für Israel Crüsemann 1978 S.122ff.208ff. Vgl die Überlieferungen zu Debora, Jair, Thola, Samuel u.a. Bei den Tiv ist der tyo or der Kriegsführer. Bei den Nuer ist die Kriegsführung eine der Aufgaben des Leopardenfellpriesters, vgl Sigrist 1967 S.134.140; Evans-Pritchard 1956 S.290ff. Sigrist 1967 S.209ff

Das vorstaatliche Israel als segmentare Gesellschaft

343

Die Berufung fremder Führer bei äußerer Bedrohung und die Unterstellung unter ihre zeitweilige Herrschaft wird auch in diesen Gesellschaften gelegentlich p r a k t i z i e r t ^ . Segmentäre Gesellschaften kennen in der Regel an alltäglichen öffentlichen Instanzen, die das gesellschaftliche

Leben

innerhalb der Siedlungsgemeinschaft regulieren, nur die Ältesten und die Versammlung der Männer. Bei den Amba werden Streitfälle zwischen Dorfbewohnern von den Ältesten des ganzen Dorfes b e i g e l e g t ^ . Der Streitbeendigungsvorschlag der Ältesten wird erst gültig, wenn die Versammlung der anwesenden Männer per Akklamation ihm zustimmt. Freilich kann der unterlegene Teil sich weigern, den Beschluß anzuerkennen, und niemand wird ihn zur Anerkennung

zwingen.

Die Ältesten entscheiden auch über die Niederlassung von Zuwanderern im Dorf und haben das Recht, asoziale Mitbewohner aus der Gemeinschaft

auszuweisen.

Die Ältesten der Tiv dürfen rezidive Diebe in die Sklaverei 57

verkaufen

. Ansonsten sind sie bei der Regelung interner An-

gelegenheiten relativ einflußlos. Auf die Unternehmungen der Männer haben sie keinen entscheidenden Einfluß. Die Ältesten der Lugbara können bei kriegerischen Auseinandersetzungen allenfalls versuchen, ihre 5 8 Männer zur Einstellung der Feindseligkeiten zu überreden sie im wesentlichen nur repräsentative

. Nach außen haben Funktionen.

Die Ältesten der Tallensi vertreten ihre Genossen 59bei der Erfüllung ritueller Pflichten an den Ahnenschreinen

. In

kritischen Situationen kommt ihnen eine Vermittlungsposition zu. In allen angeführten afrikanischen Ethnien sind die Ältesten zur Ausführung ihrer Beschlüsse und Vorhaben auf die Zustimmung der Männer angewiesen. In den israelitischen Siedlungen wird das öffentliche Leben von vergleichbaren Gruppierungen bestimmt. 55 56 57 58 59

Sigrist 1967 Ders. a.a.O. Ders. a.a.O. Ders. a.a.O. Ders. a.a.O.

S.229ff S.130ff S.133 S.135 S.147

Durchgehend

Siedlung und gesellschaftliche Institution

344

treten hier die Ältesten und die 'Männer der Stadt' bei der Erfüllung öffentlicher Aufgaben in E r s c h e i n u n g ^ . Die Ältesten repräsentieren ihre Siedlung nach außen und führen auch Verhandlungen für sie. In letzter Instanz zuständig sind die 'Männer der Stadt'. Die Männer müssen Beschlüsse der Ältesten sozusagen gegenzeichnen. Gemeinschaftliches Handeln mehrerer Städte kommt nur in Krisensituationen zustande. Konstituiert wird diese Gemeinschaft durch den Anspruch eines charismatischen Anführers auf Nachfolge. Offenbar bestehen zwischen den Siedlungen Solidaritätsverpflichtungen, wie der Hilferuf von Jabes an Gibea (I.Sam 11) vermuten läßt. Solidarität ist aber an vorhandene Verwandtschaftsbeziehungen 14)^

(Jud 21,8-

gebunden. Im politischen Alltag bestehen die Siedlun-

gen im wesentlichen nebeneinander her. Vergemeinschaftungen finden im Alltag nicht statt.

8.3.4.2

Rechtsgemeinschaft und 'Richter'

Die segmentäre Gesellschaft besitzt alle Merkmale einer Rechtsgemeinschaft mit Ausnahme der Zentralinstanz und ihrer juristischen Kompetenzen. Eine Instanz, die durch das Verhängungs- und Vollstreckungsmonopol ausgezeichnet ist, fehlt der segmentären Gesellschaft. Das Recht wird durch schiedsrichterliche Instanzen

ausgeübt^.

Die Reaktionstätigkeit wird organisiert und reguliert durch Normierung der Reaktionsweisen im Verhältnis zu den Normverletzungen und teilweise auch des förmlichen Verfahrens. Die Normen beziehen sich nicht nur auf Strafvergehen,

sondern

ebenfalls auf Vertragsbeziehungen. Der rechtliche Mechanismus funktioniert durch Selbststeuerung. Das Rechtsverhalten ist motiviert durch die Erwartung von Reziprozität. Verletzungen von Solidaritätsverpflichtungen werden nicht mit physischen Sanktionen, sondern mit dem Abbruch reziproker Be-

60 61 62

Vgl oben S. 29off Vgl oben S. 278ff Sigrist 1967 S.108

Das vorstaatliche Israel als segmentare Gesellschaft

345

Z i e h u n g e n b e a n t w o r t e t . B o y k o t t u n d S e l b s t h i l f e sind

typische

rechtliche V e r h a l t e n s w e i s e n . N o r m b r ü c h e

innerhalb e n g e r V e r -

w a n d t s c h a f t s g r u p p e n wie B r u d e r m o r d , T o t s c h l a g der E h e f r a u g e l t e n als U n f ä l l e u n d w e r d e n n i c h t g e a h n d e t . M a t e r i e l l e p h y s i s c h e S a n k t i o n e n w e r d e n erst jenseits der te v e r h ä n g t . R e c h t s k o n f l i k t e A n f a n g an K o n f l i k t e

zwischen Individuen sind von

z w i s c h e n G r u p p e n . Die A u s w e i t u n g

des K o n -

fliktes h ä n g t von der s o z i a l e n Distanz der a n f ä n g l i c h e n t r a h e n t e n ab u n d von der B e u r t e i l u n g Älteste und Großfamilienhäupter. rigen auch die U n t e r s t ü t z u n g Konflikte

und

Kleinstintegra-

des K o n f l i k t e s

Kon-

durch

Diese k ö n n e n i h r e n A n g e h ö -

in e i n e r R e c h t s s a c h e

verweigern.

innerhalb e i n e r S i e d l u n g w e r d e n durch die V e r -

m i t t l u n g der Ä l t e s t e n

beigelegt.

In e i n e r S o z i a l o r d n u n g , die v o m S c h l i c h t u n g s v e r f a h r e n p r ä g t ist, k a n n auch der G e w i n n e r eines Streites

setzung des Urteils nicht auf die U n t e r s t ü t z u n g s e i n e r pe v e r z i c h t e n . A l l e r d i n g s h a t der v o n den P a r t e i e n ne S c h i e d s r i c h t e r

ge-

zur D u r c h Grup-

angerufe-

in der Regel e i n Interesse an der V o l l -

s t r e c k u n g des U r t e i l s . S e i n Prestige h ä n g t vom G e l i n g e n

der

V e r m i t t l u n g ab. Im R e g e l f a l l h a t die u n t e r l e g e n e Gruppe

also

n i c h t nur die o b s i e g e n d e Gruppe g e g e n sich, s o n d e r n

gleich-

falls den S c h i e d s r i c h t e r u n d s e i n e n A n h a n g . D a h e r w e r d e n als S c h i e d s r i c h t e r b e v o r z u g t P e r s o n e n a n g e r u f e n , deren s c h a f t l i c h e P o s i t i o n u n d d e r e n Prestige die eines R e c h t s s p r u c h e s

gesell-

Durchsetzbarkeit

e r l e i c h t e r n . H ä u f i g s i n d dieses

Prie-

ster, F e t i s c h b e s i t z e r , P r o p h e t e n , K r i e g s f ü h r e r oder

reiche

Männer^,

gelten

dh Instanzen, die e n t w e d e r als s a k r o s a n k t

u n d d e r e n Fluch g e f ü r c h t e t ist, oder P e r s o n e n , die durch b e sondere p e r s ö n l i c h e Q u a l i t ä t e n u n d F ä h i g k e i t e n

ausgezeichnet

s i n d u n d i n f o l g e d e s s e n eine soziale M a c h t p o s i t i o n R e c h t s ü b e r l i e f e r u n g e n und R e c h t s p r a x i s

des

innehaben.

vorstaatlichen

Israel, teilweise noch solche aus der R e g i e r u n g s z e i t

63

Davids,

Sigrist (1967 S.136ff) verweist für die Nuer auf die Instanz des Leopardenfellpriesters. Der Leopardenfellpriester wird vor allem bei Normkonflikten als Vermittlungsinstanz angerufen. Bei den Tiv vermittelt in derartigen Situationen der Kriegsführer (Sigrist 1967 S.134). Zum Leopardenfellpriester vgl Evans-Pritchard 1956 S.290ff.

346

Siedlung und gesellschaftliche Institution 64

können als Reflex

segmentärer Gesellschaft verstanden wer-

den. Das Bundesbuch Ex 20,12-23,19 stammt in seinen wesentlichen Bestandteilen aus der R i c h t e r z e i t ^ . Die in ihm enthaltenen Rechtssätze sind durchaus vergleichbar mit dem Recht segmentärer Gesellschaften. Das Bundesbuch kennt keine allgemein verbindlichen Rechtsinstanzen mit Sanktionsgewalt und entbehrt jeden Hinweises auf eine öffentliche

Zentralinstanz.

In seinem vermutlich ältesten Teil, der Beispielsammlung von Fallentscheidungen in Ex 21,2-22, fehlen familienrechtliche B e s t i m m u n g e n ^ . Auseinandersetzungen innerhalb der Familie sind rechtlich noch nicht existent. Der formale, unpersönliche Stil des C o d e x ^ erweckt den Eindruck eines auf traditionalem Wege gewachsenen Rechts, das von Rechtsgewohnheiten bestimmt wird. Die kasuistischen Rechtssätze sind Urteilsvorschläge, die als Präzedenzfälle d i e n e n ^ . Die Verbindlichkeit dieses Rechts wird nicht durch die Berufung auf höhere Autorität oder rechtsetzende Instanzen gesichert, sondern 64 65

66

67 68

Zum Recht als Reflexion der Sozialordnung vgl Beyer 1951 S.12ff Vgl.Jepsen 1927 S.99; Alt KS I S.278ff; Cazelles 1946 S.170; Horst RGG I Sp 1523ff; Rost 1965 ZAW 77; Mendenhall 1970 S.16f; Boecker 1976 S.122. Gelegentlich wird auch für eine spätere Abfassung des Bundesbuches plädiert, so Menes (BZAW 50 1928 S.39ff), Sellin/Fohrer ( 1 9 6 5 1 0 S.149f), die für das 9.Jh stimmen. Bei der Bestimmung des Alters der Gesetze und ihres soziologischen Hintergrundes ist aber zu unterscheiden zwischen der Zeit, in der die Gesetze zu einem Codex zusammengestellt worden sind und möglicherweise noch formalisiert, und jener Zeit, die sie widerspiegeln. Gerade im Falle des Gewohnheitsrechtes ist das Alter der entsprechenden Gebote meist höher als ihre Sammlung in einem Corpus. Der Codex wird eher zu Beginn der frühen Königszeit - Sicherung der Eigentumsinteressen und des überlieferten Gewohnheitsrechts als in der mittleren Königszeit entstanden sein. Denn wie 2.Sam 12,5 zeigt, konnte der König recht frei bei der Zumessung v o n Strafen sein, was Eigentumsvergehen betrifft (V.6 macht ganz den Eindruck eines Zusatzes, David w i r d durch das geltende Recht korrigiert). Das Fehlen der Todesstrafe ist typisch für akephale Gesellschaften. Kephale Gesellschaften kennen dagegen auch für Eigentumsvergehen eher die Todesstrafe. Paul (1970 S.43f) vermerkt dieses Fehlen familienrechtlicher Bestimmungen als Besonderheit des Bundesbuches, das es von den altorientalischen Rechtscodizes deutlich unterscheidet. Die V.15.17 in Kap.21, die familienrechtliche Bestimmungen bringen, gehören zu einer Interpolation, vgl im einzelnen Alt KS I S.303ff. Zum Rechtsstil vgl Wagner 1969 ZAW 81 Vgl Liedke 1971 S.55f

Das vorstaatliche Israel als segmentäre Gesellschaft

34 7 69

allein Die

durch

Sammlung

allgemeine

die

Orientierung

Zugänglichkeit

gehören

Verfahren.

Streitbeendigungsvorschläge dieser

typischen vermittelte

Fällen te

ein

des

und

A l71 ltags

ihre

erübrigt

Verfahren.

solcher

Das

bedarf

. Die

sie

ihre

als

Kenntnis

durch Herkommen

in

und

vergleichbaren

traditional zu

und

Voraussetzungen

d i e s e n 70 kommen

zur A n w e n d u n g

Anerkennung

als

Entscheidungen

zu d e n

In

Entscheidungen

förmliches

'Privatrecht'

keiner

der Tradition

gewohnheitsrechtlicher

schiedsgerichtlicher

Sitte

an

seinem

legitimier-

Funktionieren

Sonderinstanzen

Richter_ohne_Amt Schiedsrichter

im

eigentlichen

erst

wo

die

dort

fälle Jud ten

69 70 71

Schlichtung

als

Vermittler

treten

außeralltäglicher

Rechts-

ansteht. 4,4f

Recht

raeliten von

auf,

Sinne

ihr

berichtet, sprach.

zu

ihrem

daß

In V . 5

die heißt

Wohnsitz

zu e r l a n g e n .

Debora

Prophetin es

zogen, wurde

Debora

den

ausdrücklich, um

eine

Israeli-

daß

die

Is-

Rechtsentscheidung

ausschließlich

auf

Antrag

Zum Gewohnheitsrecht als Rechtsquelle und seiner Entwicklung vgl Geiger 1970 2 S.116ff.177f.182 Vgl Liedke 1971 S.88ff Gurvitch (19742 s . 188ff) rechnet das israelitische Recht zu den relativ rationalisierten Rechtssystemen, in denen die häuslichpolitische Gruppe vorherrscht. Diese Rechtssysteme zeichnen sich u.a. durch eine Verminderung des religiösen und magischen Einflusses auf das Recht aus und durch einen gewissen Grad an Rationalisierung und Verweltlichung. Halbe (1975 S.471ff) verkennt den Charakter des kasuistischen Rechts im Bundesbuch, w e n n er gerade die Bildung dieser Rechtssätze aus der Rechtssprechung Samuels und der anderen kleinen Richter herleitet. Die Sammlung von Fällen, ihre Kategorisierung und Typisierung ist ein Merkmal einer auf Gewohnheitsrecht ruhenden Rechtspraxis. Hinter den kasuistischen Rechtsentscheidungen steh e n nicht verschiedene konfligierende Personalrechtszugehörigkeiten, die es zu überwinden gilt, sondern eher Unstimmigkeiten über das Verhältnis v o n Sanktion und Vergehen. Halbes unreflektierte Anwendung des Begriffs 'Personalrechtszugehörigkeit' führt zu teilweise recht absurden Schlußfolgerungen auf mögliche Rechtsfälle, die Ex 21,2ff zugrunde liegen. Im Fall v o n Ex 22,If hieße das z.B., daß hinter dieser Entscheidung der Konflikt zwischen einer Gemeinschaft mit Recht auf Viehdiebstahl oder aber einer Gemeinschaft mit Kollektiveigentum und einer Gemeinschaft, die Viehdiebstahl sanktioniert, steht.

Siedlung und gesellschaftliche Institution

348

der Parteien tätig. Sie war nicht Inhaberin eines

institu-

tionalisierten Richteramtes. Debora wurde wegen ihrer prophetischen Qualitäten als Rechtsvermittlerin aufgesucht.

Diese

ließen sie besonders geeignet erscheinen, in außergewöhnlichen Streitfällen als Schiedsrichterin

zu wirken.

Samuel tritt in der biblischen Tradition als Priester, Prophet und Richter auf. Ober das Verhältnis seiner

'Ämter' be-

steht in der Forschung ein Konsensus in der Richtung,

daß

Priester und Prophet als Seitentriebe der Traditionsbildung 72 zu betrachten seien . Samuel sei im eigentlichen Sinne nur 73 74 Richter . Rendtorff entdeckt an diesem Bild ein wichtiges Detail. Er greift auf eine Bemerkung von N o t h ^

über Züge

charismatischen Rechtssprechens bei Debora und Samuel

zurück

und verweist in diesem Zusammenhang auf die Rechtsfälle Num 9,6ff;

15,32ff;

27,1ff, die durch inspirierte

von

Rechtsent-

scheidung gelöst wurden. Die zutage geförderte Analogie bewegt ihn zu der Frage, "ob nicht die Wahrnehmung der charismatischen Funktionen der amphiktyonischen Amtsträger 76 das Wesen dieses frühen Prophetentums ausmacht"

gerade

Folgt man seiner Überlegung, dann befähigt erst die Bewährung als Prophet zur Ausübung richterlicher Aufgaben. von Rendtorff angedeutete Differenz

zwischen

Persönlichkeit und gesellschaftlicher Rolle verliert in der Untersuchung

Die

charismatischer sich

von Macholz wieder. Zwar ist ihm Samuel 77 , der an den Jahwehei-

ein charismatischer Rechtssprecher

ligtümern Bethel, Gilgal und Mizpa als Mittler göttlichen Rechtsbescheides wirkt, aber gleichwohl gilt ihm Samuel 78 nicht als Prophet

. Der charismatische Rechtssprecher

Samu-

el, der zuvor nicht Prophet sein durfte, wirft die Frage wie denn Samuel

zu seinem

mit gutem Grund auf die Amphiktyonie als

gemeinisraelitische

Organisation verzichtet, existiert auch keine 72 73 74 75 76 77 78

auf,

'Amte' gekommen ist. Da Macholz

Vgl Macholz 1966 S.202ff Hertzberg 1954 ThLZ 79 Sp.288 Rendtorff 1962 ZThK 59 Noth 1958 S.20f Rendtorff 1962 S.164 Macholz 1966 S.123f.126 Ders. a.a.O. S.202ff

Institution,

Das vorstaatliche Israel als segmentare Gesellschaft die das Amt

349

zu vergeben hätte, in dem Samuel erst einmal als

Charismatiker hervortreten könnte. Verknüpft man so unlöslich wie Macholz den Nachweis charismatischer

Fähigkeiten

mit der Wahrnehmung von Funktionen im Rechtsleben, dann kann der charismatische Rechtssprecher Samuel nur noch per Zufall sein Talent auf diesem Gebiet entwickelt haben. 79 Dieser Verlegenheit entgeht Hensel , wenn er unter dem Hinweis auf die Schwierigkeit, in der Frühzeit Israels schen Priester und Prophet fung auf Dtn

zu unterscheiden, und

zwi-

mit Beru-

17,9 und 1.Sam 7,15f Samuel ungeteilt alle drei 80

Rollen

zuerkennt

Charismatische

Rechtsprechung

naler Instanzen wie sie

ist keine Funktion

z.B. das priesterliche Ordal,

ist an das persönliche Charisma des Richters

traditiosondern 81

gebunden

Diese persönliche Eigenschaft Samuels kann nicht in seinem Richtertum gesucht werden

- hierbei handelt es sich um eine

von ihm übernommene soziale Rolle -,

sie liegt in seinen

prophetischen Gaben. Man kann nicht dem Samuel die prophetischen Züge konfiszieren und ihn dabei zum

charismatischen

Rechtssprecher ernennen. Samuels Richter-'Amt' mag sich ähnlich wie das der Debora entwickelt haben. Ein als

Prophet

ausgewiesener Charismatiker wird zunehmend zur Vermittlung in Rechtsstreitigkeiten

aufgefordert und 'wächst'

in die

Rolle eines Schiedsrichters hinein. Die Zuschreibung scher Tätigkeiten an Samuel

juridi-

ist selbst dann historisch

auf-

schlußreich, wenn der Richter Samuel ein Werk späterer Traditionsbildung wäre 8 2 . Sie verwiese auf die bestehende

79 80 81

82

Pra-

Hensel 1971 S.162 Ders. a.a.O. S.ll7f; 154ff "Die spezifisch charismatische Form der Streitschlichtung ist die Offenbarung durch den Propheten oder das Orakel oder der aus streng konkreten und individuellen, aber absolute Geltung beanspruchenden Wertabwägungen heraus gefundene 'salomonische' Schiedsspruch eines charismatisch qualifizierten Weisen. ... Die genuin charismatische Herrschaft kennt daher keine abstrakten Rechtssätze und Reglements und keine 'formale' Rechtsfindung. Ihr 'objektives' Recht ist konkreter Ausfluß höchst persönlichen Erlebnisses von himmlischer Gnade und göttergleicher Heldenkraft ..." WuG5 S.657 Stoebe Komm. S.170ff spielt hierauf an.

Siedlung und gesellschaftliche Institution

350

xis, Persönlichkeiten mit hohem gesellschaftlichen Prestige als rechtsvermittelnde Instanzen zu beschäftigen. Nicht nur Charismatiker sind aus der Frühzeit Israels als Richter bekannt. Einige aus der Reihe der kleinen Richter waren offensichtlich recht vermögende Männer

83

. Es ist kaum

vorstellbar, daß die betreffenden Männer erst während ihrer 84

Zeit als Richter zu soviel Hab und Gut gelangten . Wahrscheinlich ist, daß sie bereits vor der Übernahme des richterlichen 'Amtes' für die damalige Zeit ungewöhnlich begü85

tert waren

. Dieser Umstand ließ es Streitenden geradezu

angeraten scheinen, ihre Vermittlung zu suchen. Ein reicher Mann kann sich seine Unbestechlichkeit eher leisten. Auch verfügt er über einigen ökonomischen Druck, was die Durchsetzbarkeit seiner Urteilsvorschläge

angeht.

Die kleinen Richter verlieren mit der Deponierung der Amphiktyonie^

im Museum der alttestamentlichen

Forschungs-

geschichte die von Noth postulierte soziologische Basis ihres Amtes. Sie werden zu Richtern ohne Institution, quasi zu im sozialen Raum freischwebenden Instanzen. Immerhin ist von ihnen eine kontinuierliche Rechtstätigkeit über mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte überliefert. Ihr langjähriges Wirken als Richter ist unter den Bedingungen einer segmentären Gesellschaft verständlich.

83

84

85 86

Die für Jair, Ibzan und Abdon angegebenen Kinderzahlen (Jud 10,4; 12,9.14) lassen auf den Besitz mehrerer Frauen schließen. Die betreffenden Männer hatten also bereits in Brautpreisen ein erhebliches Vermögen investiert. Es handelt sich hier um eine in einfachen agrarischen w i e auch nomadischen Gesellschaften durchaus übliche Praxis, überzähliges Vieh oder sonstige leicht verderbliche Vermögenswerte wertbeständig und mit Zinsen anzulegen. Ibzan v o n Bethlehem werden 7 Jahre, Abdon aus Pirathon 8 Jahre zugeschrieben. Es besteht kein Grund, derart konkrete Zahlenangaben zu bezweifeln (vgl N o t h 1969 S.76 A 15). Eine solch k u r ze Zeit mag vielleicht dazu ausreichen, entsprechende Rücklagen zur Anschaffung mehrerer Frauen zu erwirtschaften. Doch dürfte die Zeit nicht nur infolge unverminderter Geschäfts- und Rechtstätigkeit zum Erwerb der Frauen, Zeugung und Geburt zahlreicher Kinder etwas knapp werden. Vgl Hertzberg 1954 ThLZ 79 Sp.289 Damit ist nur die 'verstaatlichte' Form der Amphiktyonie gemeint, vgl oben A 13 zu S. 331

Das vorstaatliche Israel als segmentare Gesellschaft

351

D i e s e ' R i c h t e r ohne A m t ' sind P e r s o n e n , die b e s o n d e r e s s e h e n g e n i e ß e n , sei es w e g e n b e w ä h r t e r c h a r i s m a t i s c h e r

AnEigen-

s c h a f t e n oder auch w e g e n der A n s a m m l u n g b e t r ä c h t l i c h e n V e r m ö g e n s . D e r a r t i g e mit ihrer P e r s o n v e r b u n d e n e oder in ihrer P e r s o n liegende U m s t ä n d e f ü h r e n dazu, daß sie die S c h l i c h tung v o n R e c h t s s t r e i t i g k e i t e n a n g e t r a g e n b e k o m m e n .

In der

Folge d a v o n k ö n n e n sie sich erst als c h a r i s m a t i s c h e w e i s e auf diesem G e b i e t p r o f i l i e r e n .

Ihre e r s t e n

Rechts-

Klienten

geraten nicht p e r Zufall an sie, s o n d e r n w ä h l e n sie als

Rich-

ter, weil ihnen v o n e i n e m a n d e r e n Gebiete der Ruf des A u ß e r gewöhnlichen

vorhergeht.

Alle R i c h t e r der v o r s t a a t l i c h e n Zeit h a b e n e i n e n b e g r e n z ten W i r k u n g s k r e i s , der zumeist i d e n t i s c h ist m i t ihrem H e i 87

m a t o r t u n d der n ä h e r e n Die R e c h t s p r e c h u n g

Umgebung

der 'Richter ohne A m t ' k o n k u r r i e r t

mit der O r t s g e r i c h t s b a r k e i t .

Die O r t s g e r i c h t s b a r k e i t

nicht

ruht

auf dem t r a d i e r t e n G e w o h n h e i t s r e c h t . Die R i c h t e r d a g e g e n w e r den in s o l c h e n F ä l l e n zur V e r m i t t l u n g e i n g e s c h a l t e t , in den e n das G e w o h n h e i t s r e c h t n i c h t greift, v o r allem dort, wo g l e i c h w e r t i g e N o r m e n zu v e r m i t t e l n s i n d , wie B l u t r a c h e sus F r i e d e n s g e b o t 87

innerhalb e i n e r

ver-

Solidargemeinschaft.

Richter (1965 ZAW 77 S.56f) schließt daraus, daß es sich bei den kleinen Richtern u m von den Ältesten eingesetzte Richter einer Stadt und deren Landbezirk handele. Von einer entsprechenden Kompetenz der Ältesten ist im AT nichts bekannt. Als Analogie dient Richter die Forderung der Ältesten nach einem König in l.Sam 8. Die Richter sollen analog dem König von den Ältesten als der politisch entscheidenden Gruppe gewählt worden sein. In l.Sam 8 treten die Ältesten als die Sprecher des Volkes auf. Samuels Antwort in V.22 richtet sich an die Männer Israels. Die Unterscheidung in Älteste und Männer entspricht genau derjenigen, die auch in den Städten der Richterzeit üblich war. Aber in der israelitischen Stadt der Richterzeit w a r e n die 'Männer der Stadt' und nicht die Ältesten die eigentlich politisch einflußreiche Gruppe. Der begrenzte Wirkungskreis der Richter erklärt sich aus den schwierigeren Verkehrswegen und den arbeitsintensiveren Kommunikationsmitteln jener Zeit. Diese behinderten nicht nur die Verbreitung der Fama eines Richters, sondern auch die Möglichkeiten interessierter Klienten, sie gegebenenfalls auszuprobieren. Eine andere Frage ist es, ob das Auftreten v o n Richtern in Verbindung mit Städten auf Veränderungen in der Sozialordnung und W i r t schaft der betreffenden Region hinweist. Das Entstehen bedeutsam e r Einzelvermögen mit entsprechendem Gewinn a n Sozialprestige könnte ein Indikator hierfür sein.

352

Siedlung und gesellschaftliche Institution

In vieler Hinsicht ist der König der geeignetste

Richter,

den ein Rechtssuchender sich wünschen kann. Der König ist die sichtbarste Verkörperung anerkannter Autorität, an Macht und Prestige schlechthin nicht zu übertreffen. Als Mann von Vermögen ist der König weniger leicht bestechlich als ein Berufsrichter oder ein durchschnittlich bemittelter Laienrichter. Ein Rechtsspruch des Königs profitiert von dessen Autorität. Die Parteinahme des Königs verändert das bestehende Gleichgewicht der Macht zwischen den Kontrahenten

zugun-

sten dessen, der den Spruch erlangt. Ein Königsurteil hat höhere Chancen, realisiert zu werden, als das eines lokalen Würdenträgers. Der israelitische König zog automatisch, ohne daß es nach Einführung der Monarchie einer Neuordnung des Rechtswesens bedurft hätte, allein aufgrund seiner

zentralen

sozialen Stellung als Herrscher, jene Rechtsfälle an sich, die vordem Charismatikern oder 'großen Männern' zur Schlichtung vorgelegt wurden. 2.Sam 15,2-6 erzählt, daß Israeliten, die einen Rechtsstreit 88 hatten, damit zum König kamen . Die Kompetenz des königlichen Richters ist auf bestimmte Rechtsfälle beschränkt. Zwar verlautet über ihren Inhalt an dieser Stelle nichts, doch liegt eine formale Einschränkung in dem Umstand, daß die Israeliten von sich aus den König als Richter anrufen. Der König wird nur auf Antrag der Partei tätig. Er zieht nicht von sich aus eine Sache an sich. Der gleiche Sachverhalt, der in 2.Sam 15,2 mit den Worten

03un'7 "pnil "7K Nil1?

umschrieben wird, heißt in Jud 4,5

"7KTB7 ->32 n'"7N l V y i

USt/nV , als von Deboras Rechtstätigkeit die Rede ist. Beide Wendungen stimmen inhaltlich darin überein, daß die Initiative von den Israeliten ausgeht.

88 üsun1? "I^nn "7H NllV ist Näherbestimmung zu n'T und kann wiedergegeben werden als "einen Rechtsstreit der Art, daß man damit zum König zum Entscheid kam". Macholz 1972 ZAW 84 S.169

Das vorstaatliche Israel als segmentare Gesellschaft 8.3.4.3

353

Einige Rechtsfälle im Spiegel der segmentären Gesellschaft

Der einzige, von einer israelitischen Rechtspartei König Da89 vid zur Schlichtung vorgetragene Rechtsfall , der aus der frühen Königszeit überliefert ist, läßt sich von den traditionalen Rechtsnormen her nicht lösen. In dem fingierten Rechtsfall der Witwe von Thekoa

(2.Sam

14) trägt die Frau dem König vor, daß einer ihrer beiden Söhne den anderen im Zorn erschlagen habe. Die Verwandtschaft verlange von ihr nun die Herausgabe des Totschlägers, um die Blutrache an ihm zu vollziehen. Die Frau wendet dagegen ein, daß sie mit dem Tod des letzten Sohnes einen noch größeren Schaden erleiden würde. Denn mit seinem Tode würden ihrem Mann weder Namen noch Nachkommenschaft auf dem Acker bleiben. Zwei gleichwertige Rechtsgüter konfligieren hier: das Recht der Agnaten auf Blutrache und das Recht der Familie auf die physische Sicherung ihres Weiterbestandes. Beide Rechtsgüter sind durch die Tradition geschützt. Im Rahmen des tradierten Rechts ist dieser Streitfall nicht entscheidbar. Die Argumentation der Witwe läuft auf die Behauptung zu, daß es innerhalb der Familie keinen verfolgungswürdigen Totschlag geben kann, sondern nur ein durch zufällige Verq0 kettungen bedingtes Unglück - on'3'>a ^ X N

T>NI

Rechtsinterpretation entspricht der Rechtslogik

.

Ihre

segmentä-

rer Gesellschaften, die Totschlag und Körperverletzung unter Verwandten nicht ahnden und derartige Fälle als Unfälle betrachten. "Innerhalb der kleinen autonomen Segmente gibt es auch keine Kompensation, da der Täter selbst zur geschädigten Gruppe gehört." 91

89

90

91

Außer Betracht bleiben alle Fälle, die von Anfang an in die Zuständigkeit des Königs fielen, bzw jene, in die er als 'Partei' verwickelt war, vgl im einzelnen hierzu die Arbeit von Macholz 1972 ZAW 84 S. 157ff. Der Totschlag wird in der Erzählung der Frau, auch was den formalen Aufbau ihrer Aussage betrifft, als die Folge des Fehlens eines Schlichters hingestellt. Sigrist 1967 S.1 19

354

Siedlung und gesellschaftliche Institution

A n dem Fall ist auch bemerkenswert, daß die Witwe Herausgabe des Sohnes -

- durch

seiner Bestrafung zustimmen muß.

Diese Einzelheit deutet neben

der rechtlich

selbständigen

Position der Witwe auch an, daß die Familie gegenüber der Sippe eine gewisse Rechtsautonomie besaß. Der von Joab erfundene Fall ermöglicht es David, Absaloms Brudermord unter diesem Gesichtspunkt ungesühnt zu lassen. Sein Verhalten nach der Vergewaltigung Thamars durch ihren Bruder Amnon mag nicht nur auf der Liebe zu seinem Ältesten beruhen. Die Tat wird von David als nicht verfolgungswürdig behandelt. Innerhalb der Familie hat der einzelne keine Rechte, die er gegenüber der Gemeinschaft geltend machen könnte. Die Rechtsautonomie der Familie zeigt sich im Falle von Jephtas Vertreibung gleichermaßen. Es gab damals offensichtlich keine Rechtsinstanz, die befugt war, in einer strittigen Erbsache zu intervenieren. Die obsiegenden Brüder Jephtas bedürfen für ihr Handeln keiner weiteren Legitimation. Die Möglichkeiten, sich gegen die Verletzung Rechte durch die Familie oder einzelne

'individueller'

Familienangehörige

in der Richterzeit zur Wehr zu setzen, sind wohl für den geschädigten Teil gering. Das einzige Sanktionsmittel, das Michas Mutter in Jud 17 gegen den zunächst unbekannten Dieb bleibt, ist seine Verfluchung. Damit zwingt sie jedoch den Betroffenen, ihren Sohn, zur Offenbarung und Rückgabe des Silbers. Freilich war diese Verfluchung ein Eigentor, da der Fluch, der dem Sohn gilt, auch die Mutter betrifft. Michas Mutter spricht als Gegenmittel sofort einen Segen über den verfluchten Sohn und fühlt sich verpflichtet, der Gottheit einen Teil des wiedergewonnenen Silbers zu weihen. Die Ahndung von Eigentumsverletzungen zwischen Gruppen scheint ebenfalls von den Möglichkeiten zur Selbsthilfe des Geschädigten abhängig zu sein. In Jud 18 setzt Micha mit seinen Nachbarn den Daniten nach, die ihm Gottesbild samt Priester entführt haben. Micha verzichtet aber auf Gewaltanwendung, als er einsehen muß, daß die andere Seite stärker ist. Unter diesen Umständen gibt Micha ung segmentärer Gesellschaften -

- nach der Anschau-

seinen Eigentumsanspruch auf.

Das vorstaatliche Israel als segmentäre Gesellschaft 8.3.5

Führerschaft ohne Kontrolle - der

355

N'm

Eine geläufige Form der Führerschaft in segmentaren

Gesell-

schaften ist diejenige, die von Führern ohne soziale

Kontrol-

le ausgeübt wird, dh auf Normbrüche erfolgt keine offizielle 92 Reaktion . Solche Führer treten in Problemlösungssituationen auf, sei es, daß es um die Bewältigung eines

technischen

Problems geht,oder auch, daß die betreffende Gruppe sich mit einer anderen Gruppe verständigen muß. Der Führer ist dann Sprecher seiner Gruppe, beauftragt ,für sie zu verhandeln und ihre Interessen zu wahren. Entscheidungsbefugt

ist er nicht.

Beschlüsse bedürfen der ausdrücklichen Billigung durch seine Gruppe. Häufig

ist die Gruppe bei den Verhandlungen

im

Hintergrund mit anwesend. Typisch für diese Form der Führerschaft

- auch für die eines Anführers

im Kampf -

ist ihr

intermittierender Charakter. Ein derartiges Führungssystem ist besonders ausgeprägt bei den Nuer 9 3 . Die Stammesführer der Nuer und auch ihr Leopardenfellpriester gehören in die Kategorie der Sprecher 94 (ruic)

. Der Einfluß eines Sprechers

ist an sein

soziales

Ansehen geknüpft. Das Prestige eines solchen ruic ist nicht nur von seinen außergewöhnlichen

rhetorischen und

intellek-

tuellen Fähigkeiten abhängig, sondern auch davon, daß er ein überdurchschnittlich

hohes soziales Engagement

zeigt, indem

er z.B. uneigennützig bei der Bewältigung alltäglicher rungsbeschaffung gaben

für den Stamm) wie außeralltäglicher

(Hilfe bei der Bereitstellung von Heiratsvieh)

Die öffentliche Unterstützung, auf die ein ruic

(NahAuf-

hilft.

rechnen

kann, korreliert mit dem so erworbenen Ansehen. Der ruic w a r aber nur ein primus inter pares in einem

Stammessegment.

Versammelten sich die Sprecher mehrerer Stammesteile,

dann

galt der einflußreichste unter ihnen als Sprecher des Stammes. Die wichtigste Aufgabe eines ruic w a r die Organisation von Kriegs- und Beutezügen. Oft initiierte derselbe

92 93 94

Sigrist 1967 S.96ff Lewis,B. 1951 S.77ff Ders. a.a.O. S.79ff

Führer

Siedlung und gesellschaftliche Institution

356

e i n e s Stammes s o l c h e Unternehmungen, an denen e r

selbst

n i c h t teilnehmen mußte. Seine F ü h r e r s c h a f t war auf d i e gemeinsamer A k t i o n e n b e s c h r ä n k t .

In der Z w i s c h e n z e i t

Zeit

hatte

e i n r u i c weder besondere Kompetenzen noch Funktionen. DerK^üü In der F r ü h z e i t I s r a e l s s c h e i n t es w e n i g s t e n s e i n ben, das s t r u k t u r e l l gleicht.

'Amt'

der P o s i t i o n des a f r i k a n i s c h e n

Es h a n d e l t s i c h um d i e P o s i t i o n des N ' t u .

Forschung b e s t e h t h i n s i c h t l i c h Bedeutung E i n i g k e i t ,

seiner

zu ge-

ruic In der

gesellschaftlichen

doch scheiden s i c h d i e G e i s t e r an der

i n h a l t l i c h e n Beschreibung der Funktionen und Kompetenzen ses

die-

'Amtes'.

Noth hält den hCUl der vorstaatlichen Zeit für einen Amtsträger der 95 . Jeder der zwölf Stämme entsandte einen N^üü an 96 das gemeinsame Heiligtum zur Führung der amphiktyonischen Geschäfte .

Jahweamphiktyonie

Diese Abgesandten entsprechen in etwa den griechischen Hieromnemonen 97 und haben vergleichbare sakrale Funktionen . Den Begriff leitet 98 er von *7|7 NUJ her und übersetzt ihn mit 'Sprecher' 99 Rost argumentiert im Gegensatz zu Noth, daß P im Gebrauch des Titels auf Ez fuße. Doch habe P auch auf ältere Überlieferungen zurückgeg r i f f e n und ihn als Bezeichnung des Stammesführers verwendet. Besondere sakrale Aufgaben sind mit diesem Amt nicht verbunden. Ungeklärt bleibt bei Rost, welche gesellschaftliche Rolle dem N'KU ursprünglich zugeschrieben werden kann. 100

Ploeg

verweist darauf, daß es offensichtlich D'iCfl

unterschied-

lichen Ranges in den einzelnen Stämmen gibt. " . . . les nesî'im sont les chefs du peuple, c'est-à-dire soit les chefs des tribus, soit des mispahôt."^ Der Begriff habe keine religiöse Bedeutung. Der N'UJ ist "l'homme êlevê" 102 . Er i s t jemand, der sich selbst über die anderen 95 Noth 1930 S.151 ff 96 Ders. a.a.O. S.160f 97 Noth Exodus Komm. S. 151f; Numeri Komm. S.20f 98 Noth 1930 S.162 99 Rost 1938 S.74f 100 Ploeg 1950 RB 57 S.47ff 101 Ders. a.a.O. S.47 102 Ders. a.a.O. S.50

Das vorstaatliche Israel als segmentare Gesellschaft

357

erhoben hat, ein selbsternannter Führer. S p e i s e r ^ stimmt mit Rost und Ploeg darin überein, daß sich hinter diesem Amt kein r e l i g i ö s e r Funktionär verberge. Gegen Ploegs Vorstellung des ' s e i f made leader' wendet er ein, "that the naSi owed his position ultimately to his patriarchal Standing... in Order to qualify as tribal _ 104 leader, the nasi had to be a duly recognized head of a b e t - ' a b . " Jede patriarchale Gruppierung hatte ihren eigenen N'EO. Der N'öJ war kein selbsternannter Führer. Speiser erklärt ihn unter Berufung auf Num 1,16 und 16,2 zum "duly elected c h i e f t a i n " 1 ^ . E b a c h ^ verwirft die von Speiser zur Stützung seiner These herangezogene altorientalische Parallele zur vermeintlichen Wahl des N'PJ Erhöhung des Gottes Kingu durch die Tiamat - als nicht vergleichbar. Der T i t e l , den er unübersetzt lassen möchte, 107 sei aber in der vorstaatlichen Gesellschaftsordnung Israels verwurzelt. Es "überwiegen die Züge des 108 Führers einer kleinen politischen Einheit" . Sakrale Funktionen sind 109 mit dieser Führerschaft nicht zwingend verbunden Rost,

Ploeg,

S p e i s e r und Ebach gehen davon aus,

ein p o l i t i s c h e r Anführer i s t .

Speiser

einer kleinen verwandtschaftlichen Ebach schweigen s i c h über d i e rückt

'Karriere'

demokratisch

gewählten

soziologischen Sprecher

Führer,

aus.

den N ' f J

der

einer

indem e r

Ploeg

Speiser

'Präsidenten'.

K a t e g o r i e von Führern zu,

da-

Noth

Position anderen

ihn

als

bestimmt.

Die Anhänger des p o l i t i s c h e n K o n z e p t i o n her s c h w e r l i c h N'BJ e r k l ä r e n , Ploegs

Rost und

N7üJ

n i c h t nur m i t seinem s a k r a l e n V e r s t ä n d n i s

von den ü b r i g e n ab, sondern r e c h n e t

103 104 105 106 107 108 109 110

des

daß der N ' f J

i n ihm den Führer

Gruppierung.

ihn i n d i e Nähe der c h a r i s m a t i s c h e n

gegen zum f o r m a l weicht

sieht

Führungsamtes können von

d i e b e g r e n z t e n Kompetenzen

d i e Gen 34,2 o d e r Num 13,2

"l'homme qui

s'elöve

S p e i s e r 1963 CBQ 25 S . l l l f f D e r s . a . a . O . S.113 D e r s . a . a . O . S.114 Ebach 1972 S.54 D e r s . a . a . O . S.55 D e r s . a . a . O . S.56 D e r s . a . a . O . S.52 P l o e g 195o RB 57 S . 5 o

ihrer des

andeuten.

au-dessus des

autres"^^ist

Siedlung und gesellschaftliche Institution

358

in d i e s e r vagen Umschreibung vom C h a r i s m a t i k e r n i c h t mehr zu u n t e r s c h e i d e n . Auch verdankt d i e s e r Führer s e i n e Machtvollkommenheit spiel,

eigene

im w e s e n t l i c h e n einem g e i s t r e i c h e n

ist^^.

Die von S p e i s e r angenommene Wahl des N ' f J

könnte

s e i n e mangelnde Macht e r k l ä r e n , nur s t e h t d i e s e Wahl l i c h auf tönernen Füßen. Außer Noth kann k e i n e r

text-

verständlich

machen, welche s o z i o l o g i s c h e n Hintergründe b e d i n g e n , der « ' f J Titel,

mit einem S o n d e r t i t e l

daß einem

darstellt,

Füh-

wirkt.

Noths Anregung, daß der

so etwas wie einen

Sprecher

wurde b i s h e r n i c h t aufgenommen. Auch f a l l s

der

k e i n e s f a l l s e i n s a k r a l e r Funktionär und d i e Amphik-

t y o n i e abzuschreiben i s t , tes'

ausgezeichnet wird,

der im System v e r w a n d t s c h a f t l i c h a b g e l e i t e t e r

rungspositionen a u f g e s e t z t

N'fJ

Wort-

das so nur i n der f r a n z ö s i s c h e n Sprache möglich

b l e i b t Noths A u f f a s s u n g des

a l s das e i n e s Sprechers

'Am-

zu bedenken. D i e s e r i n der D i s -

kussion v e r n a c h l ä s s i g t e Aspekt und das V e x i e r b i l d des

N7m

i n der Forschung l e g e n nahe, d i e B e l e g e nochmals zu s i c h 112 ten De r_

' _ in_ de r_b ib I i s chen_Übe r 1 i e f e rung

Ein wesentlicher Grund für die Schwierigkeiten, die Rolle und die ö f fentlichen Funktionen des

näher zu bestimmen, l i e g t darin, daß

die überwiegende Mehrheit der Belege den Überlieferungskomplexen Ez und P a n g e h ö r t ^ , die Hauptwirksamkeit des N7fJ aber für die vorstaatliche Zeit Israels angenommen wird. Es finden sich nur zwei sichere vorexilische Erwähnungen des N7P3 . Ex 22,27 wird die Verfluchung Gottes und des inyi Der N 1 ^

verboten.

i s t eine schutzwürdige Person, die in einem Atemzug mit Gott

genannt werden kann. Zwar deutet dieses an, daß H^vi eine exponierte soziale Position bezeichnet, doch kann aus der Parallelisierung mit

111 112 113

Ploeg wechselt ohne weitere Begründung vom Partizip Passiv 'élevé' zum reflexiven 's'élever' über. Zuvor hatte er aber KV1 mit élever und nicht mit s'élever übersetzt. In der Zuordnung der Stellen zu den Uberlieferungskomplexen folge ich Rost 1938 S.69ff. Nachexilische Belege: Esr 1,8; l.Chr 2,10; 4,38; 5,6; 7,40; 2.Chr 1,2; 2.Chr 5,2//l.Kön 8,1

Das vorstaatliche Israel als segmentäre Gesellschaft

359

114 DTiVn

nicht gefolgert werden, daß es nur einen K'BJ gibt

, und in-

folgedessen hier mit einer Zentralinstanz zu rechnen sei. Gerade die Formulierung

1 W 3 N'PJ scheint vorauszusetzen, daß es mehrere Inhaber

dieser Position nebeneinander geben kann, denn nur die Verfluchung dessen, der zum oy gehört, ist untersagt^. Das Gebot ist ein Indiz für die Schutzwürdigkeit des N'BO wie auch seine Schutzbedürftigkeit. Es verweist auf die Notwendigkeit, den Inhaber dieser Position vor magischer Verfolgung zu schützen. Indirekt besagt dieses, daß der N'fJ sich in einer gesellschaftlichen Position befand, in der er den Zorn seines Oy und eventuell auch Verfluchung durch seine Angehörigen zu befürchten hatte. Er verfügte aber nicht über ausreichende Möglichkeiten, sich gegen dessen Auswirkungen zu schützen. Der betreffende Inhaber dieser sozialen Position wird keine Chancen zur sozialen Kontrolle seiner Gegner besessen haben. Das Wort ny gehört zu den Verwandtschaftsbezeichnungen^. Ursprünglich meint es den Vaterbruder. Seine Bedeutung hat sich von hierher auf alle Verwandten väterlicherseits ausgeweitet. In diesem Sinne ist 117 es nachweislich noch zu Anfang der Monarchie gebräuchlich gewesen . Der «•»fj

von Ex 22,27 ist also der 'Repräsentant' einer Verwandtschafts-

gruppe. Da der

N'fJ Gegenstand einer Rechtsnorm werden konnte, ist es

berechtigt, hinter dieser Position eine Instanz zu vermuten, die im Alltagsleben bedeutsam war. Gen 34,2 kennt Sichern ben Hamor als n N D N'tn. Das V1NH 118 von 34,2 ist dem Kontext nach eindeutig auf die Stadt Sichern zu beziehen . In den 119 Verhandlungen mit den Jakobiten treten Sichern und Hamor als Unterhändler der Stadt auf. Der Ablauf der Verhandlungen macht deutlich, daß sie nicht befugt sind, das intendierte Bündnis aus eigener Kompetenz abzuschließen. Denn sie legen die ausgehandelten Vertragsbedingungen den Männern ihrer Stadt vor (V.21ff), die die Vereinbarungen ratifizieren. 114 115 116 117 118 119

Der Begriff DTl^N deutet nicht zwingend auf einen monotheistischen Hintergrund. Vgl Rost 1938 S.71 Rost 1964 S.90; Lohfink 1971 S.285 Vgl Hülst 1975 Sp.292 Rost (1938 S.71) vermutet, daß die Wendung Y1Nn eine Kurzform von YTNil Qy «'m ist, allerdings ist die 'Vollform1 im AT nicht belegt. Rost (a.a.O.) ist soweit zuzustimmen, als es für das Verständnis des N'»} unerheblich ist, ob Sichern oder Hamor diese Position einnimmt.

360

Siedlung und gesellschaftliche Institution

Der

Sichern tritt als Sprecher und Vermittler der Stadt auf

120

.

In Ez 1-39 ist N'lüj (sing.) der Titel eines Herrschers minderen Ran121 ges

. Ez 40-48 dient

zur Kennzeichnung des künftigen Herrschers

Israels, der in seiner politischen Macht gegenüber dem vorexilischen König deutlich eingeschränkt wurde von dem Verfassungsentwurf. Einzig im Kult hat der N'üJ noch erhebliche Aufgaben und Pflichten. Doch ein hieraus eventuell resultierender politischer Einfluß wird durch die strikte Trennung zwischen Tempel und Palast von Anfang an eingedämmt. 122 Der Herrscher fungiert vielmehr als Stellvertreter des Volkes

. Sei-

nen Vorrang genießt er allein als Protagonist auf der kultischen Bühne. Eine politische und soziale Sonderstellung gebührt ihm nicht. Sein ökonomischer Einfluß ist durch die für ewige Zeiten gelten sollende Landverteilung und Ausgrenzung eines unveränderlichen Anteils für den Monarchen auf ein Minimum reduziert. Von den Aufgaben des vorexilischen Königs bleibt ihm die Sorge für USPn und ¡V7X . Ez 45,10ff bestellt den iCKU zum Hüter traditionaler Rechtsgarantien. Typisch für den N'tfi des Verfassungsentwurfes ist das Fehlen eigener Macht und jeden politischen Spielraumes. In allen Entscheidungen wird er an die Kette der Tradition gelegt, damit aber abhängig gemacht von dem, was dem Volke als Tradition gilt. Der prononcierte Gebrauch des Titels für den Herrscher des nachexilischen Israel geht einher mit der Verwandlung einer Zentralinstanz in eine Ehrenstellung. Dem Begriff N'CJ haftet ein unverkennbar programmatischer Charakter an. Die Selbstverständlichkeit, mit der der künftige Herrscher

genannt wird, gibt zu erkennen, daß eine entspre-

chende soziale Position als bekannt vorausgesetzt wurde. Die in Ez 21, 17; 22,6 und 39,18 angesprochenen D^K'^J werden kaum als Vorlage gedient haben. Denn hier scheint N'eu , wie der Vergleich von 22,6 mit 22,27 (D'neO zeigt, eher das bei Ez wenig gebräuchliche O'IB zu er123 setzen

und sich auf die Führungsschicht des Landes zu beziehen. Mit

der Aufzählung öffentlicher Instanzen in 7,26f, unter denen auch ein H~>V1 120 121 122 123 124

erwähnt wird, verhält es sich ä h n l i c h ^ . Der Konzeption des N'KU Eine Wiedergabe des Begriffes mit 'Fürst' verkennt den Charakter dieses 'Amtes' und schreibt ihm mehr Macht zu, als dem Inhaber dieser Position zusteht. Vgl Speiser 1963 CBQ 25 S.116 Ebach 1972 S.46ff Ez 45, 15ff, vgl Ebach 1972 S.202ff, D'l» kommt bei Ez nur noch 17,12 vor. Vergleichbare Aufzählungen finden sich u.a. Jes 3,2f; Jer 4,9; 44,9.

Das vorstaatliche Israel als segmentäre Gesellschaft

361

in Ez 40-48 war eine gesellschaftliche Position vorgegeben, deren Inhaber allenfalls vor dem Volk einen Ehrenvorrang hatte und dessen politischer und sozialer Einfluß qua Position und Bindung an die Tradition begrenzt war. Von den aus der Königszeit bekannten öffentlichen Instanzen - König, Priester, Prophet, Offizier, Beamter, Ältester, Richter ist das Amt des N'f] bei Ez nicht ableitbar. Das Schweigen der Texte aus der Königszeit

- sieht man einmal von Gen 34,2 ab -

über eine der-

artige öffentliche Instanz, die gleichwohl im apodiktischen Teil des Bundesbuches besonderen Rechtsschutz genießt, spricht dafür, daß die Position des N'fJ der Gesellschaftsordnung des vorstaatlichen Israel entstammt, in der auch die Grundzüge dieses 'Amtes' gelegt worden sind. Der Löwenanteil der Belege für den N'fJ findet sich im Überlieferungskomplex von P. Die in Ex 22,27 erkennbaren Umrisse der Position, die den N'fj als Vertreter einer Verwandtschaftseinheit andeuten, werden in P präzisiert. Innerhalb des Verwandtschaftssystems ist der K'öJ zumindest ein IN m eine nnD^n ein N'fJ

PiO (Num 7,2a)125. Nach Num 3,30.35 entfällt auf 126 . Da schwerlich vorstellbar ist, daß der Stamm

Levi innerhalb des Verwandtschaftsgefüges in seinen Untergliederungen von den übrigen größeren Einheiten abweicht, kann mit einer Vielzahl von

gerechnet werden. Eine Reihe von Stellen scheint dieses

implizit vorauszusetzen. Num 13,2 setzt als Kriterium für die Wahl der Kundschafter, daß sie jeder ein N'tüj sind. Die anschließend aufgeführten Namen stimmen nicht mit den Listen überein, in denen die D'^^fJ erwähnt sind, die als Stammesführer gelten. Dieses kann nur als Indiz dafür gewertet werden, daß pro Stamm mehr als ein fff2 vorhanden war. Num 16,2 berichtet von 250 •'«'fJ , die sich gegen Mose auflehnen 127

125 126 127

Vgl auch die nachexilischen Belege I.Chr 4,40; 2.Chr 1,2; 5,2 So auch nach l.Chr 4,38 Es besteht weder textkritisch noch überlieferungsgeschichtlich ein Anlaß, die Angabe '250 Männer' in V.2a von der Nennung der m y 'N'fJ in V. 2b zu trennen. Gründe für eine durch einen späteren Bearbeiter oder Glossator ausgeweitete Ausdehnung der Empörung von der Sippe Korah auf weitere Sippen werden kaum bestanden haben. Eher scheint der Text auf das Gegenteil hinzuweisen, eine ursprünglich weitere Kreise des Volkes umfassende Revolution wurde zum höheren Ruhme der Führer auf wenige Abweichler beschränkt. Die in der Forschung bestehenden Zweifel an der Zahlenangabe beruhen sämtlich auf dem Vor-Urteil von Noth, daß es nur 12 •'N'WJ geben könne. V.2b steht in Apposition zu V.2a(B. Der Versteil ist nicht überflüssig, sondern entspricht mit seinen ausführlichen Angaben der offenkundigen

362

Siedlung und gesellschaftliche Institution

Diese 250 Personen werden DP 'KJN Tyin 'N1i7 genannt. Doch besagt diese Aussage nicht, daß sie als D'K'fJ 128 sind

von der Gemeinde berufen worden

, sondern die von einer Versammlung des Volkes berufenen Vertre-

ter der Empörung gegen Mose/Aaron waren.

und D'N'PJ

waren sie

schon zuvor. Der Ausdruck DE» ~>i)lR weist sie als Personen aus, die in ihrer Position ein erhebliches Sozialprestige genießen. Num 34,18 soll aus jedem Stamm ein N'fj - nicht der «'E/J - bei der Landverteilung assistieren. Die Namensliste weicht sowohl in der Reihenfolge der Stämme wie auch der Aufzählung der Namen von den Stammesführerüsten in Num 1,5ff; 2,3ff und 7,12ff a b ^ . Num 25,14 wird ein N'fJ namens Simri aus dem Stamm Simeon erwähnt, der ansonsten in keiner der Listen der O'N'K/J auftaucht. Ex 34,31 ruft Mose den Aaron m y a O'N'PJ

toi

zu sich. Die Formulie-

rung erinnert an das inyi N'PJ von Ex 22,27. Die Wendung kann wiedergegeben werden mit 'und alle, die

sind in der Gemeinde'. Da ein

Hinweis auf die zwölf Stammesführer fehlt und auch aus dem Kontext keine etwaige Einschränkung ersichtlich ist, wird die Hervorhebung 'alle' so zu verstehen sein, daß hier die Gesamtheit aller D'N'iyj versammelt wird. Num 27,1f treten die Töchter Zelophads in einer Erbrechtsangelegenheit vor Mose, den Priester Eleasar, D'N'fjn und die ganze Gemeinde. Num 36,1 wenden sich in der gleichen Rechtssache die Gileaditer an Mose und o,N'>i!'Jn , die hier zusätzlich noch als n u n ' m o

bezeichnet

werden. Dieser erläuternde Zusatz, der zur Bestimmung der 12 D'N'fJ nicht genügen würde, macht es für diese Stelle wahrscheinlich, daß hier eine größere Anzahl von D'N'E'J versammelt ist. Jos 17,4 treten die Töchter Zelophads an Josua, den Priester Eleasar und n'N'tnil heran, um die Zuteilung des Erblandes gemäß der Entscheidung von Num 27,7ff zu verlangen. In Num 34,18 war bestimmt worden,

128 129

Intention Ps, hier keine Verwechslungen aufkommen zu lassen. P differenziert immer durch entsprechende Bemerkungen die Zwölf, die als Stammesführer gelten, von solchen, die es nicht sind. Speiser (1963 CBQ 25 S.113ff) schließt aus dieser Stelle, daß es sich bei der Position um ein Wahlamt handeln müsse. Num 34,22ff stimmt mit der Liste von Num 13,5ff einzig in der Person des Kaleb überein. Bei der Abfassung der Liste in Num 34,22ff wird die Annahme der 'Vierzigjährigen Wanderschaft und des Aussterbens der alten Generation' mitgewirkt haben. Die Differenzen zwischen Num l,5ff einerseits und Num 2,3ff // 7,12ff andererseits können damit nicht erklärt werden.

Das vorstaatliche Israel als segmentäre Gesellschaft

36 3

daß 0 7 N'm bei der Landverteilung mitwirken sollten. Aus dem dortigen Kontext ergab sich, daß diese nicht mit den 12 Stammesführern identisch sind. In Jos 17,4 wird es sich um die gleiche Gruppe handeln wie in Num 34,18. Num 32,2 wenden sich die Stämme Gad und Rüben an Mose, den Priester Eleasar und

myn 'N'PJ, Lim eine bevorzugte Landzuteilung im Ostjordan-

land genehmigt zu bekommen. Mose richtet seine Antwort an den Priester Eleasar, Josua und die nilN 'PNT (V.28ff). Da ein «'fj in jedem Fall auch ein

2H n72 VH1 ist, sind die Termini hier austauschbar. Der thema-

tische Zusammenhang mit Num 34,18 läßt an eine vergleichbare Gruppierung denken. Ex 16,22 berichten myn 'K'fa Vd dem Mose vom Ergebnis der Mannaeinsammlung am Vortage des Sabbats. Wie in Ex 34,31 ist die Gesamtheit der D^N'^J gemeint. Num 31,13 betont, daß neben Mose, dem Priester Eleasar, myn

"7D

den vom Kriegszug heimkehrenden Männern entgegen gehen. Die zwölf Stammesführer sind aber von Num 2,3ff und 10,4ff eindeutig mit militärischen Aufgaben verbunden, so daß ihr Fehlen unter den Kriegsteilnehmern kaum zu erklären wäre. Die Mehrzahl der D^N^fJ wird an dem Kriegszug gegen die Midianiter nicht teilgenommen haben. Offenbar wird der normale N'KU nicht durch militärische Funktionen charakterisiert. Ihre Gegenwart wird jedoch zur Legitimation der folgenden Beutebestimmungen erforderlich gewesen sein. In Jos 9,18f.21 gelten die tPN7f3 als Verhandlungsführer der Israeliten beim Abschluß des gibeonitischen Bündnisses. Die betreffenden Verse gehören wohl nicht zur Grundschicht, sondern zu 130 einer Bearbeitung aus der Königszeit . Immerhin hindern die CPN^m das Volk daran, einen geschlossenen Vertrag zu brechen, und treten für die Wahrung des Rechts ein. Lev 4,22 stellt den N'fJ im Falle des Sündopfers günstiger als den Mann aus dem Volke. Von ihm wird nur ein Ziegenbock als Opfer erwartet, vom Durchschnittssünder wird eine weibliche Ziege verlangt^.

130 131

Vgl Noth Komm.z.St. Der N'EM ist dadurch ökonomisch etwas begünstigt. Im Regelfall ist das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Tieren beim Kleinvieh I : 1 bei der Geburt, das bedeutet, daß ein großer Teil der Böcke überflüssig ist. Denn zur Zucht wird auf etwa 60 weibliche Tiere ein männliches Tier benötigt. (Diesen Hinweis verdanke ich meinem schafezüchtenden Vater, konnte ihn aber auch wissenschaftlich legitimieren durch Behrens et alii Lehrbuch der Schafzucht 1979 S.93f.) Selbst wenn man den altorientalischen

364

Siedlung und gesellschaftliche Institution

Die Etablierung von zwölf CPN^m

als Vertreter ihrer Stämme ist zum

einen ein Produkt der Systematisierung der Beziehungen der Stämme durch P, andererseits ergibt sie sich zwangsläufig aus dem Fehlen gemeinsamer Handlungsträger. Die Zwölf werden von P entweder durch die Angabe der Zahl bzw ihre Aufzählung (Num 1,5ff; 1,44ff; 2,3ff; 7,12ff; 17,21) oder durch eine entsprechende inhaltliche Ausführung aus der Gesamtheit der 132 • 'fCt/J herausgehoben

. Die Hauptaufgabe der Zwölf besteht in der Mu-

sterung der wehrfähigen Israeliten (Num 1,4). 133Diese Funktion unterschei. Num 7 bringen die Zwölf det sie von den übrigen D'N'W (Num 7,2bß) Opfer und Abgaben an das Heiligtum dar. Die ansehnlichen Mengen an Edelmetall, im Zusammenhang mit dem Fehlen jeglicher Angaben über die Abgaben des Volkes, lassen vermuten, daß die Zwölf hier als Stellvertreter ihrer Stämme fungieren^ ^ . Jos 22,14 werden 10

der zum Kriegszug angetretenen 10 Stämme

in Begleitung des Priesters Pinehas an die Rubeniten und Gaditen abgesandt. Der Nachdruck, der in V.14aß darauf liegt, daß pro Stamm nur ein N'EU m i t k a m ^ , wäre überflüssig, wenn es so etwas wie eine ständige Einrichtung der •'NPJ

als Vertreter des jeweiligen Stammes in

kontinuierlicher Besetzung durch ein und dieselbe Person gäbe. Zum einen läßt die Bemerkung erkennen, daß die Zehn eine Auswahl aus einer größeren Population von D'N'KO sind, zum anderen setzt die Beschränkung auf 10 Personen natürlich die Bestellung der 12 CPN"^:) In V. 30 werden die O'N'KO

von den 'JNIKJ' 'D^N 'tiNT

die nach Num 1,16 identisch sind mit den CN'fJ

voraus.

unterschieden,

der Stämme. Auch wenn

in V.30 die 'Häupter der Tausende Israels' literarisch ein Zusatz sein s o l l t e n ^ , deutet sich hier eine gewisse Unsicherheit über das Verhält-

132 133 134 135 136

Böcken weniger Leistung abverlangt, wird immer noch ein beträchtlicher Überschuß an männlichen Tieren vorhanden sein. Das Opfer eines weiblichen Tieres ist dann im wahrsten Sinne des Wortes ein Opfer! So Num 7,2f; Num 10,4bß verweist die Apposition auf Num 1,16b, wo eindeutig die zwölf Stammesvertreter gemeint sind. Daher wird es sich bei der Musterung der Leviten in Num 4,34.46 auch um die Zwölf handeln. Ex 35,27 läßt offen, ob hier die Zwölf auftreten. Von Ex 39,6. 10-14 liegt es nahe, an sie zu denken und nicht an die Gesamtheit aller • 'N'>iU. Das 3N n'2 in« N'WJ zerstört den Zusammenhang und ist wohl eine Glosse, vgl Noth Komm.z.St. So Noth Komm.z.St. Man darf dem hier wirkenden Ergänzer schon zutrauen, daß er die 'Häupter der Tausende Israels' auch ohne

Das v o r s t a a t l i c h e I s r a e l a l s segmentäre Gesellschaft

36 5

nis beider Gruppen an. V.32f legt dar, daß die abgesandten Stammesvert r e t e r f ü r die d i e s s e i t s des Jordans gebliebenen I s r a e l i t e n nur Berichte r s t a t t e r ohne Entscheidungsvollmacht waren. Denn der Beschluß, nicht gegen die Ostjordanstämme zu ziehen, wird vom Volk g e t r o f f e n . Das Kollegium der zwölf Stammesvertreter i s t weder als Legislative noch a l s Exekutive in der Oberlieferung erkennbar. Der n a c h e x i l i s c h e Gebrauch des T i t e l s N'PJ

belegt,

daß m i t

e i n e r u n b e s t i m m t e n Anzahl von D1N'>m p r o Stamm zu r e c h n e n 1 37 ist . Die P o s i t i o n des N ' m i s t immer m i t e i n e r v e r w a n d t s c h a f t l i c h e n G r u p p i e r u n g v e r k n ü p f t . N ' ü ] im S i n n e des Stamm e s v e r t r e t e r s kommt a u ß e r h a l b d e r L i s t e n n u r f ü r den auch aus den L i s t e n b e l e g t e n Nahason von J u d a ( I . C h r 2 , 1 0 ) und den a n s o n s t e n u n b e k a n n t e n B e r i a von Rüben ( I . C h r 5 , 6 ) v o r . Der N ' f a i s t d e r R e p r ä s e n t a n t e i n e r v e r w a n d t s c h a f t l i c h e n E i n h e i t , d i e m e h r e r e V a t e r h ä u s e r u m f a ß t und k l e i n e r a l s e i n Stamm i s t . Die I n t e r e s s e n des V o l k e s werden von d e r Gesamth e i t d e r o ' N ' E / j v e r t r e t e n . I n d e r Empörung gegen Mose und Aaron s i n d s i e d i e b e r u f e n e n W o r t f ü h r e r des V o l k e s , a n d e r e r s e i t s t r e t e n s i e b e i d e r R e g e l u n g von A l l t a g s f r a g e n a l s V e r b i n d u n g s l e u t e zu Mose und Aaron a u f . S i e haben b e t r ä c h t l i chen E i n f l u ß auf d i e M e i n u n g s b i l d u n g im Volk (Num 1 3 , 3 2 - 1 4 , 1 ) . L e t z t l i c h i s t das Volk a b e r i n s e i n e r E n t s c h e i d u n g i h n e n

137

das verräterische 'und' hätte einfügen können, w e n n in der ihm vorliegenden Tradition das Verhältnis der D'N'KM und 'Häupter der Tausende Israels' so eindeutig gewesen wäre, wie N u m 1 , 1 6 glauben machen möchte. Das Verhältnis beider Gruppierungen kann hier nicht näher untersucht werden, doch soll die Vermutung geäußert werden, daß die Gleichsetzung beider erst nach der Einführung des Stammesvertreters durch P erfolgt ist. Die Bezeichnung 'Haupt der Tausend Israels' verweist auf einen militärischen Hintergrund. Militärische Funktionen aber sind es, die die zwölf Stammesvertreter hauptsächlich aus der großen Menge der übrigen O'N'BiJ herausheben. Die Zuschreibung dieses Titels an die Zwölf untermauert die auf dieser Basis konstruierte Differenz. Bedenkt man, daß l1?« auch eine nnDWfJ bezeichnen kann (Jud 6 , 1 5 ) und die auffällige Befreiung der großen Mehrheit der D'K'fJ v o n der militärischen Verpflichtung, dann drängt sich die Frage auf, ob hier die priesterschriftliche Systematik etwaigen Rangunterschieden zuarbeitete. Der Titel "NT wäre für einen normalen N'IU als 'Führer' einer Verwandtschaftseinheit so ungewöhnlich nicht, vgl l.Sam 1 0 , 1 9 ; 2 3 , 2 3 ; Mi 5 , 1 ; Andersen 1969 BiTr 20 S . 3 6 . Vgl I.Chr 4,38; 7,40; 2.Chr 1,2; 5,2

366

Siedlung und gesellschaftliche Institution 1 jg

gegenüber selbständig

(Num 14,4)

. Ober die Einsetzung der

• •»«'m sagen die Texte nichts aus. Bekannt ist nur, daß sie eine soziale Einheit nach außen vertreten und offenbar Männer mit hohem sozialen Ansehen sind. Aus keiner der Stellen ist ablesbar, daß sie eine von ihrer Gruppe unabhängige Position haben und in deren interne Beziehungen von einer ihnen eigenen Machtbasis her regulierend eingreifen können. Ihre Hauptfunktionen liegen in der Vermittlung der Außenbeziehungen der von ihnen vertretenen Einheiten. Dies alles läßt daran denken, daß der N^fJ

als Sprecher seiner Gruppe

fungiert. Sein Einfluß beruht im wesentlichen auf seinem sozialen Prestige. In dem Sinne hat er eine prekäre

Führungs-

position. In seiner Funktion als Sprecher und Repräsentant ist der N 7 m

P vorgegeben gewesen.

Geht man von einer Grundbedeutung des N'PJ

als Sprecher/

Repräsentant aus, dann wird die dunkle Anrede der Hethiter von Hebron in Gen 23,6 tuliert -

- Abraham wird als D'ii^N N'PJ

ti-

verständlich. Abraham wird hier 'Sprecher Gottes'

genannt. Der

der vorstaatlichen Zeit ist charakteri-

siert durch die für einen Sprecher segmentärer Gesellschaften typischen Merkmale. Seine Führerschaft ist intermittierend, beruht aber nicht auf Charisma wie die des charismatischen Richters oder Kriegsführers. Basis seines

sozialen

und politischen Einflusses ist das Prestige, das er sich durch Unterstützung seiner Angehörigen in der Bewältigung des Alltagslebens erworben hat. Die prekäre Machtbasis des Sprechers erklärt auch, warum sich das Bundesbuch

seiner

besonders annahm. Der Sprecher übernimmt die Funktion eines 'facilitators' und hält die Alltagsgeschäfte am Laufen. Er vermittelt in Beziehungen zwischen Gruppen und wird als Interessenvertreter seiner Gruppe eingesetzt. Die Organisation von gemeinsam aufzubringenden kultischen Abgaben ist seine Aufgabe wie auch Planung und Vorbereitung von Gemeinschaftsaktionen wie Kriegszügen, so in der Sicht von P jedenfalls.

138

Das Volk begehrt in Num 14,4 einen T'Xi' einzusetzen und nicht einen N'SO. Das schließt nicht aus, daß auch ein N 1 »! zum •pxj? gewählt werden konnte.

Das vorstaatliche Israel als segmentare Gesellschaft

367

Der Titel N'BJ b e z e i c h n e t n i c h t e i n A m t , s o n d e r n eine

soziale

P o s i t i o n , d e r e n Inhaber k e i n e S a n k t i o n s g e w a l t hat. Die Beh a u p t u n g dieser P o s i t i o n ist d a v o n a b h ä n g i g , w i e w e i t

die

repräsentierte

gewahrt

sieht. Der N ^ m

Gruppe ihre I n t e r e s s e n durch den K'üJ übt F ü h r e r s c h a f t ohne K o n t r o l l e

aus.

Resümee Die D i s k u s s i o n der v e r s c h i e d e n e n T y p e n Organisation Segmentäre

(Antike S t a d t h e r r s c h a f t /

Gesellschaft)

'Segmentäre G e s e l l s c h a f t '

gesellschaftlicher Eidgenossenschaft/

hat e r g e b e n , daß der T y p u s e i n e n sehr f r u c h t b a r e n

Interpre-

t a t i o n s r a h m e n für die G e s e l l s c h a f t des v o r s t a a t l i c h e n anbietet. Dieser Typus erlaubt, scheinbar I n f o r m a t i o n e n zur R i c h t e r z e i t

Israel

widersprüchliche

z u s a m m e n z u s c h a u e n u n d zu

verstehen. S i c h t b a r w u r d e dieses an den ü b e r l i e f e r t e n der v o r s t a a t l i c h e n G e s e l l s c h a f t mit ihrem V e r h ä l t n i s von c h a r i s m a t i s c h e r F ü h r u n g u n d

Grundstrukturen

eigentümlichen alltäglicher

A n a r c h i e . Das ö f f e n t l i c h e L e b e n , k u l t i s c h e V o r g ä n g e Rechtspraxis

sind v o n dieser G e s e l l s c h a f t s f o r m

Der S a c h v e r h a l t

tritt b e s o n d e r s

gesellschaftlicher

Rollen

und

geprägt.

dort h e r v o r , wo die U m r i s s e

(Sprecher, K r i e g s f ü h r e r ,

e r k e n n b a r w e r d e n . Denn hier liegen keine Ä m t e r im t i o n e l l e n Sinne vor, s o n d e r n soziale

Positionen.

Richter) institu-

9.

MONARCHIE UND STADT

Die Entstehung der israelitischen Gesellschaftsstrukturen in der frühen Königszeit ist für Weber das Ergebnis der Konfrontation der beiden Organisationsformen 'Antike Stadtherrschaft' und 'Eidgenossenschaft' unter Vermittlung der Institution 'Monarchie'. Die Monarchie macht sich Grundprinzipien der antiken Stadtherrschaft zu eigen und unterwirft die Eidgenossenschaft diesem System^. Die israelitischen Städte verlieren nicht nur ihre Unabhängigkeit durch die Reichsbildung, sondern auch ihre Selbstverwaltung. Am Ende der Entwicklung hat sich das Reich Juda in einen Stadtstaat mit der Polis Jerusalem und den politisch-rechtlich von ihr abhängi2

gen Kleinstädten und Dörfern verwandelt . Diese Thesen sollen an drei Punkten etwas näher betrachtet werden. Anfangs wird die Entwicklung der Siedlungsformen in der Königszeit skizziert. Anschließend werden Anhaltspunkte für eine hierarchische Zuordnung der Siedlungen untersucht. Im Zentrum der Überlegungen aber steht die Frage nach der Angemessenheit der Thesen von den Stadtstaaten Jerusalem und Samaria.

1 Vgl AJ S.65.108f 2 Vgl AJ S.71

9.1

In

Ausbildung

der

verschiedener

Richterzeit

fehlten

den

nennenswerte

Befestigungen^.

Bewohner

Westjordanlandes

des

Bergkuppen, dan

aus^.

jedoch

in H ö h l e n

bereits

in

dieser

sie

verfügen

also

die

Position

einer

sellschaft

wirkt

nicht

In

lung

aus.

oder

Ostjordanische

über

der

klassifiziert,

4

5

6

7

die

sie

nach

nach

wie

einer

in

Siedlungen

der

ist

des

der der

die

den

Jorkönnen

standhalten,

Mauerwerk^.

Auf

frühisraelitischen

Ge-

die

einer

Stellung das

Siedlungen

zum Heere

über

oder Jabes

Belagerung

Landes

Zahl

suchten

festungsartigen

Osten

Gilead

Vorhandensein

Königszeit''

zur U n t e r s c h e i d u n g

auf

entsprechendes

im V e r t e i d i g u n g s s y s t e m

wahrscheinlich

3

Zeit

das

terium

Zuflucht

wichen

ein

werden

israelitischen

In K r i e g s g e f a h r e n

Städte

Siedlung

sich

Siedlungsformen

Befestigung einer

Sied-

wichtigste

geworden.

der wehrfähigen 7 stellen .

Kri-

Städte Männer

Die israelitischen Ortschaften lagen häufig auf Bergkuppen. Die äußerste Reihe der Häuser bildete einen geschlossenen Ring (vgl Shiloh IEJ 1978.28.S.45f). In Untergaliläa orientierte sich die Anlage der Siedlungen an den tektonischen Oberflächenstrukturen. Amiran (1953 IEJ 3; 1956 IEJ 6) geht in ihren Untersuchungen zwar von der Verteilung der derzeitigen arabischen Siedlungen aus, doch w i r d die Orientierung an den allgemeinen tektonischen Oberflächenverhältnissen v o n Anfang an die Anlage von Siedlungen hier bestimmt haben. Vgl Jud 6,2; l.Sam 14,22; 31,7. Archäologische Befunde sprechen dafür, daß die israelitischen Siedlungen der E i s e n I Zeit in der Regel nicht befestigt waren. Vgl Jud 10,17; l.Sam 11,1; als Parallele k a n n hier die ionische Kolonisation der kleinasiatischen Küste herangezogen werden, vgl Busolt 1926 S.151f, Die Untersuchung beschränkt sich aus arbeitsökonomischen Gründen auf die Zeit von David bis Ahab. In der Regel bezieht sich der Begriff 'Königszeit' nur auf diese Periode. A m 5,3 ist ein Indiz für eine entsprechende militärische Klassifizierung der Siedlungen. Bei den ausrückenden Männern w i r d es sich schwerlich u m Söldner, sondern u m wehrpflichtige Männer einer Siedlung handeln. A m 5,3 läßt die Behauptung Junges (1937 S.23), daß das Heer im 8. Jh ausschließlich aus Berufssoldaten bestand, zweifelhaft werden. Vgl auch Knierim 1961 ZAW 73 S.167ff

Ausbildung verschiedener Siedllingsformen

371

Das Recht unterscheidet die Siedlungen danach, ob sie eine g Ummauerung haben oder nicht D'iim

. Mauerlose Siedlungen sind die

und tPTDD . Die Bewohner der O'ixn

gehören mit zu

den Stadtbewohnern. Im Gesetz über den Hausverkauf

(Lev 25,29-34) werden

zwei

Ausnahmeregelungen getroffen. Hausverkauf auf ewig ist nur in ummauerten Städten

zulässig. In den Städten ohne Mauer

fallen die Häuser im Jobeljahr an den Verkäufer

zurück. Ab-

weichend von dieser Bestimmung bekommen die Leviten in den offiziell anerkannten Levitenstädten, unabhängig von dem Umstand, ob die Stadt eine Mauer hat, ein zeitlich tes Rückkaufrecht

unbeschränk-

zugesichert. Zusätzlich werden die von ih-

nen verkauften Häuser, sofern sie nicht

zurückgekauft

sind, im Jobeljahr frei. In V.31 wird dann der Fall in den D 7 T x n 1

worden

'Häuser

gesondert erörtert. Offenbar ist es notwen-

dig, sie trotz fehlender Mauer von den befestigten gen in dieser Angelegenheit

rechtlich extra

Diese betonte Erwähnung der

D'TXn

Siedlun-

abzugrenzen.

ist überflüssig, wenn sie

allein vom fehlenden Mauerwerk her eindeutig

zu den offenen

Siedlungen des Landes gehörten. Die Notwendigkeit, den Hausverkauf für sie in einer Sonderbestimmung

zu regeln, obwohl

das Kriterium in V.29 eindeutig ist, zeigt an, daß hinsichtlich ihrer rechtlichen Kategorie Zweifel aufkommen Eine bestehende Unsicherheit Siedlungen

konnten.

darüber, welcher Klasse

diese

zuzurechnen seien, deutet an, daß sie in einer

engen Beziehung

zu den ummauerten Städten stehen.

Gehörten

sie zu den offenen Dörfern, dann wäre eine rechtliche nung

Zuord-

zweifelsfrei möglich. Wahrscheinlich handelt es sich

bei ihnen um rechtlich unselbständige Niederlassungen, Bewohner zur Siedlungsgemeinschaft

einer ummauerten

deren

Stadt

gerechnet wurden. Für sie wie für die Leviten wird das festgesetzte Kriterium außer Kraft gesetzt. q fenbar zum Ackerland einer Stadt . 8

9

O'ixn

gehören of-

Lev 25,29ff wird kaum aus der Landnahmezeit stammen, wie North (1954 S.203ff) für die Grundschicht postuliert, da die Siedlungen erst in der staatlichen Zeit in nennenswertem Maße befestigt worden sind. Die davidisch-salomonische Zeit wird solche Unterscheidungen eher hervorgebracht haben. Vgl Noth 19635 S.199f Jos 21,12 setzt das Ackerland einer Stadt in enge Beziehung zu den

Monarchie und Stadt

372 Die D 1 T 2 3

sind s e l b s t ä n d i g e S i e d l u n g s e i n h e i t e n n e b e n

den

Städten10. A n der Spitze der u m m a u e r t e n Städte steht die "ixan V y

.

Die B e v ö l k e r u n g des u m l i e g e n d e n o f f e n e n Landes flüchtet bei K r i e g s g e f a h r in sie. Die k l e i n s t e s e l b s t ä n d i g e h e i t s c h e i n t der

Festungsein-

"1X13 "7lAn zu sein. In ihm ist aber n o c h

a u s r e i c h e n d Platz für die E r r i c h t u n g e i n e r K u l t s t ä t t e

(Z.Kön

17,9). G e b a u t w i r d er an s t r a t e g i s c h e n S t e l l e n in R e g i o n e n 12 mit geringer Siedlungsdichte . In der Regel verfügt der 'Turm' ü b e r e i n e n w e i t e n Innenhof oder e i n e n

entsprechend

g e s c h ü t z t e n V o r h o f zur A u f n a h m e der H e r d e n 1 ^ .

In den Fe-

s t u n g s s t ä d t e n w a r e n auch die W a g e n t r u p p e n s t a t i o n i e r t . tärisch s i n d die b e f e s t i g t e n Städte e i n a n d e r

Mili-

hierarchisch

14 zugeordnet

. Uber A u s w i r k u n g e n auf die zivile

der F e s t u n g s s t ä d t e

ist nichts b e k a n n t , da die

Verwaltung Überlieferun-

gen sich h i e r a u s s c h w e i g e n . Die P r o v i n z e i n t e i l u n g s c h e i n t von dem F e s t u n g s s y s t e m u n a b h ä n g i g T>yn

Judas

zu s e i n 1 ^ .

Ein

amtet o f f e n b a r n u r in den b e i d e n H a u p t s t ä d t e n

Jerusalem und S a m a r i a ^ .

Die w e n i g e n T e x t e , in d e n e n ver-

schiedene S t ä d t e g r u p p e n n e b e n e i n a n d e r s t e h e n , lassen nichts v o n e i n e m p o l i t i s c h - r e c h t l i c h e n V o r r a n g der F e s t u n g s s t ä d t e 1 7 erkennen

. Allerdings

i m p l i z i e r t die P r o v i n z e i n t e i l u n g

das wie auch die des v e r e i n i g t e n K ö n i g r e i c h e s , daß es

Ju-

für

jede P r o v i n z e i n e n V o r o r t gab, in dem die S t e u e r n u n d N a t u r a l a b g a b e n der B e v ö l k e r u n g

zusammenkamen. Kornspeicher

für

vz öe ln kt er in Pdie r o v iB ne z ru an lg e n w au rn ed n F e s t uanlglee nn Satnägdetleeng,t 1n8i c h t nur in den

10 11 12 13 14 15 16 17

18

c u m . Die Leviten sollen weder Feld noch D'lin erhalten, vgl hierzu auch Jos 15,32.36; 19,16.23.31.39.48; N e h 11,25. Vgl 1.Sam 6,18; l.Chr 27,25 vgl 2.Kön 17,9; 18,8 Vgl Aharoni et alii 1960 IEJ 10 S.109ff; Aharoni 1967 IEJ 17 S.12 Vgl Aharoni 1967 IEJ 17 Aharoni 1958 IEJ 8 S.36ff Alt KS II S.311 Vgl oben S. 248f Vgl l.Chr 27,25b; 2.Kön 17,9; 18,8. A n diesen Stellen liegt offensichtlich eine militärische Klassifizierung der Siedlungen vor. Jer 7,34; 17,26; 36,9 spricht allgemein v o n d e n Städten Judas und v o n Jerusalem. Vgl Gen 41,48. Die Josephnovelle ist ein Produkt der frühen

Ausbildung verschiedener Siedlungsformen

3 73

I.Chr 27,25 berichtet von einer zentral geleiteten Vorratshaltung, die Speicher sind aber dezentral in Städten, Dörfern und

'Türmen' vorhanden. Die Erwähnung der Dörfer in

diesem Zusammenhang deutet auf ein gewisses Maß an Autonomie hin, das die Siedlungen sich in diesem Bereich wahren konnten. Doch verrät die Einsetzung eines Oberbeamten durch den Hof, daß die Siedlungen Abgaben an den Hof zu senden hatten19. Salomo wie Josaphat von Juda wird der Bau von Vorrats20 Städten zugeschrieben . Dabei ist wohl analog zu den Wagen21 und Pferdestädten

an die Anlage von Getreidedepots

schon bestehenden Städten zu denken. In der

in

salomonischen

Zeit dürfte der Ausbau der Streitwagengarnisonen mit der Anlage von Speichern zusammenhängen. Zur Versorgung der Pferde waren erhebliche Mengen von Heu und Getreide Die Anlage der Vorrats-'Städte' litärischen

erforderlich.

ist ein Bestandteil der mi-

Infrastruktur.

Die Siedlungen werden von der Zentralverwaltung

nur soweit

erfaßt, wie sie als Garnison und Festung ausgebaut sowie als

waren,

Abgabeneinheiten.

Eingriffe

in die lokale Verwaltung der Siedlungen

nicht bekannt. Eher kann das Gegenteil behauptet Denn die Königin Isebel hält

sind

werden.

I.Kön 21,8 streng den Dienst-

weg ein. Der Ablauf des Verfahrens macht deutlich, daß die Zentralverwaltung

sich wohl in lokale Angelegenheiten

schen und Einfluß nehmen konnte. Zur Durchsetzung le war sie aber auf die Mitarbeit der örtlichen

einmi-

ihrer Zie-

Repräsentan-

ten angewiesen. Insofern legt der Justizmord von Jesreel beredtes Zeugnis für die Selbstverwaltung

19 20

21

von Jesreel

ein

ab.

Königszeit. Daher kann sie auch als Reflexion der soziologischen Verhältnisse dieser Zeit herangezogen werden, vgl Crüsemann 1978 S. U3ff. Vgl für Ugarit Heltzer 1976 l.Kön 9,19; 2.Chr 17,12. Redford (VT 13, 1963 S.414) hält die Erwähnung der S11J3DD an allen Stellen für spät und behauptet, daß sie nur beim Chronisten vorkommen. Dabei hat er die Stelle l.Kön 9,19 übersehen. Es besteht kein Anlaß, an der historischen Verläßlichkeit des Verses zu zweifeln, wenigstens was die Aussagen der ersten Vershälfte betrifft. Vgl Noth Komm.z.St. S.215f l.Kön 9,19; 10,26

374

Monarchie und Stadt

Isebel s t a n d e n in J e s r e e l keine k ö n i g l i c h e n B e a m t e n zur V e r fügung, die b e f u g t w a r e n , in A n g e l e g e n h e i t e n der S t a d t

zu

intervenieren. Die A u s e i n a n d e r s e t z u n g e n um den Kult in O p h r a 32)

22

(Jud 6,25-

zeigen, daß die Stadt in dieser A n g e l e g e n h e i t

autonom

war. Zuständig

für die U n t e r s u c h u n g des K u l t f r e v e l s s i n d die 23 T»yn 7 f J N , n i c h t eine ü b e r g e o r d n e t e staatliche Instanz

K ö n i g l i c h e B e a m t e , die in die Städte des Landes v e r s e t z t wurden, g e h ö r e n der H e e r e s v e r w a l t u n g

22 23

24

an^.

L.Schmidt 1970 S.52 Vgl hierzu oben S . 2 3 1 . Es handelt sich hier u m eine der w e n i g e n Stellen aus der Königszeit, in der die Gruppierung T>yn 'KON als politisch relevante öffentliche Instanz einer israelitischen Stadt sichtbar wird. Die Einsetzung von königlichen Richtern in allen befestigten Städten Judas, die 2.Chr 19,5-11 Josaphat vornehmen läßt, spiegelt die deuteronomische Reform wider (vgl Junge 1937 S.85ff). Gerade die Zentralisation der sakralen Gerichtsbarkeit, die ein Kennzeichen der juristischen Reform des Josaphat nach 2.Chr 19 ist, setzt die Kultzentralisation in Jerusalem voraus. Dieses haben sowohl Knierim (1961 ZAW 73) wie auch Macholz (1972 ZAW 84 S.314ff) übersehen. Zudem w e i s e n alle von Macholz für das Funktionieren königlicher Gerichtsbarkeit angeführten Stellen frühestens in das ausgehende 8.Jh und sind mit Jerusalem als W i r kungsort verbunden. Alle Ausleger v o n 2,Chr 19,5-11, die Josaphats Justizreform für historisch halten, geraten in die Verlegenheit, ein Nebeneinander von lokaler und königlicher Gerichtsbarkeit annehmen zu müssen. Manche wie Macholz (S.324) oder de Vaux (1960 II S.248) lassen kommunale Gerichtsbarkeit unausgeglichen neben der königlichen Gerichtsbarkeit bestehen. Rudolph (Komm.z.St. S.257f) versucht, dieses Problem dadurch zu lösen, daß er Josaphats Richter ausschließlich zuständig sein läßt für die Schlichtung v o n Streitigkeiten zwischen Angehörigen der Garnison und der Zivilbevölkerung. Die Garnison hätte die Jurisdiktion der lokalen Gerichte in solchen Fällen nicht anerkannt. Josaphat war sicherlich nicht der erste König, der Garnisonen in den . Städten einrichtete. Rudolphs Argument wirft die Frage auf, wieso Zivilbevölkerung und Garnison offenbar fast 130-150 Jahre ohne diese Sonderrichter miteinander auskamen. Die Einsetzung beamteter Richter durch eine Zentralinstanz setzt voraus, daß eine funktionierende Ortsgerichtsbarkeit nicht mehr bestand bzw ineffektiv geworden war. Das deutet aber auf beträchtliche gesellschaftliche und politische Umwälzungen hin. Eine entsprechende soziologische Situation könnte in den unter Manasse wieder zu Juda gekommenen Landesteilen bestanden haben, ebenso in den v o n Josia annektierten israelitischen Gebieten.

9. 2

Siedlungen ohne Namen

Im AT findet sich in den Büchern Num, Jud, Jos, Jer, Ez, Neh, 25 Chr 47mal der Hinweis 'die Stadt X und ihre Töchter' Die Begriffe n ' m j a

und n'ixn

sind nicht austauschbar,

wie ihre Parallelisierung in Jos 15,46f zeigt. Es handelt sich bei den Töchtern offenbar um Siedlungen, die von den Clin

zu unterscheiden sind. Sie stehen als Tochter in einer

besonderen Beziehung zu der namentlich genannten Stadt. Der gewählte Begriff läßt vermuten, daß es sich in irgendeiner Form um eine Abhängigkeit handeln wird. 26 Max Weber hat diesen Sprachgebrauch zur Grundlage seiner These gemacht, daß es in den vollentwickelten israelitischen 27 Stadtstaaten 2 Klassen von Siedlungen gab, die rechtlich zu differenzieren sind: die Klasse der Vollstädte und diejenige der Landstädte. In den Vollstädten wohnte die Herrenschicht, in den Tochterortschaften waren Periöken angesiedelt. Die Bewohner der Periökenstädte waren politisch rechtlos. Für die Richterzeit konnte seine These widerlegt werden, doch stellt dieses ihre Gültigkeit für die staatliche 28 Zeit noch nicht automatisch in Frage . Daher sollen die Belege, die etwa je zur Hälfte aus der staatlichen und der nachexilischen Zeit stammen, auf ihren politischen Hintergrund untersucht werden. 32 Städte 29 werden zusammen mit ihren Töchtern in der 25

Jos 15,28 ist mit L X X und nach N e h 11,27 n'ni'Ti.

26 27 28

A J S.18ff A J S. 19 A 1 Caspari (1921 ZAW 39) sieht d e n Vergleichspunkt für die als 'Töchter' bezeichneten Siedlungen in der w i r t s c h a f t l i c h e n A b h ä n gigkeit einer Tochter. Das W e s e n dieser Siedlungen liege in der Unterbrochenheit ihrer Bewohnung. Hesbon (Num 21,25; J u d 11,26), Jaeser (Num 21,32), Kenath (Num 32,42; 1.Chr 2,23), Gaza (Jos 15,47), Beerseba (Jos 15,28; N e h 11,27), Bethsean (Jos 17,11.16; Jud 1,27; l.Chr 7,29), T a a n a c h

29

n'niJl

zu lesen statt

376

Monarchie und Stadt

O b e r l i e f e r u n g genannt.

In k e i n e m der T e x t e sind die T ö c h t e r

n a m e n t l i c h erwähnt. N i r g e n d s

in den T r a d i t i o n e n w i r d eine -in

S t a d t X als die T o c h t e r der S t a d t Y b e z e i c h n e t

. 15 der

Städte s i n d in v o r e x i l i s c h e n T r a d i t i o n e n e r w ä h n t ,

1 Stadt

bei Ez u n d 16 N e n n u n g e n e n t s t a m m e n n a c h e x i l i s c h e n

Oberliefe-

rungszusammenhängen . 14 der 15 in v o r e x i l i s c h e n T e x t e n g e n a n n t e n Städte n i c h t i s r a e l i t i s c h e n U r s p r u n g s . Die b e t r e f f e n d e n

sind

westjorda-

n i s c h e n Städte w u r d e n erst u n t e r D a v i d i s r a e l i t i s c h e r h o h e i t u n t e r s t e l l t . Die T o c h t e r o r t s c h a f t e n der

Ober-

ostjordani-

s c h e n Städte w e r d e n im Z u s a m m e n h a n g mit ihrer E r o b e r u n g

er-

w ä h n t . Die n a m e n l o s e n S i e d l u n g e n w e r d e n v o n den E r o b e r e r n p o l i t i s c h der n a m e n t l i c h a u f g e f ü h r t e n S t a d t

zugerechnet.

Die b e h a u p t e t e B e z i e h u n g reicht a l l e r d i n g s n i c h t aus, um Rückschlüsse

auf die p o l i t i s c h - r e c h t l i c h e

w o h n e r der T o c h t e r o r t s c h a f t e n

S t e l l u n g der Be-

zu j e n e n der H a u p t o r t e

zu zie-

hen. Die a u t o c h t h o n e B e v ö l k e r u n g wurde a u s g e r o t t e t u n d die Städte v o n den E r o b e r e r n n e u b e s i e d e l t . D a h e r w e r d e n vorhandene Abhängigkeitsbeziehungen

die s p ä t e r e n

etwaige

Beziehungen

zwischen den S i e d l u n g e n k a u m b e e i n f l u ß t h a b e n k ö n n e n . israelitischen Städten Hesbon, Jaeser und Aroer werden auch keine

30

31

Töchter m e h r z u g e s c h r i e b e n

31

Den dann

. J u d 1,15 deutet an,

(Jos 17,11; Jud 1,27; l.Chr 7,29), Dor (Jos 17,11; Jud 1,27; l.Chr 7,29), Jibleam (Jos 17,11; Jud 1,27), E k r o n (Jos 15,45), Asdod (Jos 15,47), Endor (Jos 17,11), Megiddo (Jos 17,11; J u d 1,27; l.Chr 7,29), Aroer (Jud 11,26), Rabbath Ammon (Jer 49,2), Tyrus (Ez 26,6), Dibon (Neh 11,25), Aseka (Neh 11,30), Bethel (Neh 11,31; l.Chr 7,28; 2.Chr 13,19), Madmannah (Neh 11,28), Jeschana (2.Chr 13,19), Gimso (2.Chr 28,18), Gezer (l.Chr 7,28), Sichern (l.Chr 7,28), A j a (l.Chr 7,28), Lod (l.Chr 8,12), Gath (l.Chr 18,1), Ephron (2.Chr 13,19), Socho (2.Chr 28,18), Basan (?) (l.Chr 5,16), Kirjath Arba (Neh 11,25), Thimna (2.Chr 28,18). A m deutlichsten wird dieses in den genealogischen Listen v o n l.Chr 2-9. Hier w i r d bei der genealogischen Zu- und Einordnung v o n Städten eine Stadt niemals als Tochter einer anderen Stadt be zei chnet. Städte w e r d e n als Vater oder Söhne anderer Städte aufgeführt (vgl l.Chr 2,42ff). Jos 13,17ff ist zwar v o n den Städten Hesbons die Rede, diese w e r d e n aber namentlich angeführt und auch nicht Töchter genannt. Einzig Kenath bleiben die Töchter - nach l.Chr 2,23 - erhalten. Kenath wird hier auch als Stadt Jairs und nicht Nobahs, wie in N u m 32,42, betrachtet. Der Vers l.Chr 2,23 gehört einer

Siedlungen ohne Namen daß bestehende Abhängigkeiten offensichtlich

377 aufgelöst wur-

den durch die Eroberer. Die Stadt Debir erhält die Verfügung über die Wasserquellen, die zuvor wohl von Hebron aus kon32 trolliert wurden Jud 1,11-15 stimmt fast wörtlich mit der parallelen Oberlieferung der Tradition in Jos 15,13-19 überein. Noth geht davon aus, daß es sich hier um eine ätiologische Sage handele, die erkläre, warum die oberen und unteren Wasserbecken zu Debir gehörten. Er nimmt an, daß die Quellgebiete zunächst den eher im Lande ansässig gewordenen Kalebitem gehörten, die sie dann nachträglich an die mit ihnen verwandten Othnieliter abtraten. Die hier gebrauchte Familienterminologie zur Umschreibung von Siedlungsbeziehungen (Bruder und jüngerer Bruder/Schwiegervater und Schwiegersohn) weist auf eine Abhängigkeit Debirs von Hebron hin. Diese Abhängigkeit zwischen beiden Siedlergruppen kann mitgebracht worden sein. Denn zu Anfang kann Debir noch nicht frei über das umliegende Land und die Quellen verfügen. Doch ist zusätzlich mit dem Umstand zu rechnen, daß die kanaanäische Stadt Debir vormals politisch abhängig von dem kanaanäischen Hebron war. Denn Debir wird erst nach Hebron erobert und auch von Hebron aus. Auffällig an der Tradition ist der Unterschied zwischen der Aufforderung, iim zu verlangen (Jos 15,18//Jud 1,14), und der ausgesprochenen Bitte um Wasserquellen (Jos 15,19//Jud 1,15), die dann auch erfüllt wird. Diese Diskrepanz gibt Anlaß zu einigen Vermutungen über das Verhältnis beider Städte. Befanden sich die Bewohner Debirs hinsichtlich ihres Landbesitzes in Abhängigkeit von Hebron? Hatte Hebron durch die Sperrung der Wasserversorgung -

- etwa

die Möglichkeit, die Land-

wirtschaft von Debir zu kontrollieren? Existierte vielleicht sogar ein gemeinsames Wasserversorgungssystem? War Debir ursprünglich von Hebron aus gegründet worden? Die LXX weicht in der Überlieferung zu Jos 15,13 an einer Stelle signifikant ab. KT redet davon, daß Kaleb Kirjath Arba bekommt, ¡73yn 7aN . LXX hat stattdessen

uetp6noA.iv Evan, ebenfalls

in Jos 14,15. Nach Jud 1,20 (MT) vertreibt Kaleb von Hebron aus die

32

späteren Hand als Chr an (vgl Rudolph Komm.z.St.) und wird daher kaum Verhältnisse der vorstaatlichen Zeit widerspiegeln. Vgl Noth Komm. S.90

Monarchie und Stadt

378

drei Söhne Enaks, dem LXX Text zufolge aber heißt es: xdg TpeCg n6Xecs n a t fegfjpev ¿ H E L Ö E V T O Ü Q T P E L Q u t o g Evan. Die Möglichkeit kann nicht ausgeschlossen werden, daß '2N eine Verlesung aus OK i s t in Jos 15,13. Die Bezeichnung DK i s t auch f ü r eine i s r a e l i tische Stadt - Abel Beth Maacha in 2.Sam 20,19 - ü b e r l i e f e r t . Die Stadt wird h i e r "7N-W1 DNl "Py genannt. Das Verhältnis der LXX Oberlieferung zur KT Oberlieferung kann h i e r nicht ausdiskutiert werden. Auch bedürfte die Frage der i s r a e l i t i s c h e n Metropolis einer ausführlichen Untersuchung. Die S i t u a t i o n d e r w e s t j o r d a n i s c h e n S t ä d t e m i t T ö c h t e r n u n t e r s c h e i d e t s i c h i n e i n e r H i n s i c h t w e s e n t l i c h von d e r j e n i g e n d e r o s t j o r d a n i s c h e n S t ä d t e . S i e wurden n i c h t e r o b e r t , s o n d e r n dem i s r a e l i t i s c h e n S t a a t a n g e g l i e d e r t . Vorhandene V e r w a l t u n g s e i n t e i l u n g e n s i n d d a b e i wohl vom i s r a e l i t i s c h e n S t a a t übernommen w o r d e n . Die i s r a e l i t i s i e r t e n K a n a a n ä e r s t ä d t e w u r den i n d e r s a l o m o n i s c h e n D i s t r i k t e i n t e i l u n g i n zwei e i g e n e n B e z i r k e n " ^ z u s a m m e n g e f a ß t . J u s t d i e s e S t ä d t e v e r f ü g e n nach J o s 17,11 noch ü b e r T ö c h t e r . Die S t e l l e i s t v i e l l e i c h t e i n I n d i z d a f ü r , daß i n den b e t r e f f e n d e n k a n a a n ä i s c h e n S t a d t s t a a t e n die i n t e r n e Verwaltungseinteilung die Eingliederung i n das i s r a e l i t i s c h e P r o v i n z s y s t e m ü b e r l e b t h a t . Der p h i l i s t ä i s c h e

S t a d t s t a a t Ekron g e h ö r t e , wenn ü b e r 34 h a u p t , p o l i t i s c h n u r v o r ü b e r g e h e n d u n t e r H i s k i a zu J u d a Es i s t wenig w a h r s c h e i n l i c h , daß i n d i e s e r k u r z e n Z e i t d i e i n t e r n e n V e r w a l t u n g s s t r u k t u r e n des S t a d t s t a a t e s r e v i d i e r t wurden. F a l l s i n der K ö n i g s z e i t p o l i t i s c h - r e c h t l i c h u n g l e i c h g e s t e l l t e S i e d l u n g e n e x i s t i e r t e n , k ö n n t e n s i e s i c h im B e r e i c h ehemaliger kanaanäischer S t a d t s t a a t e n befunden haben. Das V o r h a n d e n s e i n von T ö c h t e r n i s t i n d e r v o r e x i l i s c h e n O b e r l i e f e r u n g t y p i s c h f ü r k a n a a n ä i s c h e S t ä d t e . Die D r e i t e i l u n g wiederum - r P T J f n - r p m 3 3 - T ' y - i s t e i n e B e s o n d e r h e i t der p h i l i s t ä i s c h e n S t a d t s t a a t e n ^ . 33 34 35

1.Kön 4,11f der vierte und fünfte Bezirk N a c h K a l l a i - K l e i n m a n n 1958 VT 8 S.139.152 Vgl a u c h die E r w ä h n u n g v o n zwei S i e d l u n g s k a t e g o r i e n in l.Sam 6,18, die in d i e s e r F o r m der A u f z ä h l u n g aber noch w e n i g s t e n s eine w e i tere Kategorie v o r a u s s e t z t . D i e U n t e r s c h e i d u n g v o n L a n d s t a d t und

Siedlungen ohne Namen Der Ausdruck 'die Stadt X und ihre Töchter 1

379 könnte eine

gewisse Selbständigkeit der betreffenden Stadt und der Siedlungen ihres Umlandes innerhalb der israelitischen Verwaltung

andeuten^.

Beerseba ist die einzige israelitische Stadt, der im Rahmen vorexilischer Oberlieferung Töchter zugeschrieben werden (Jos 15,28). Die Stadt wurde zu Beginn der Monarchie als Ver37 waltungszentrum des Negeb ausgebaut . In der Eisen II Zeit kam es in der Südregion von Beerseba zur Anlage zahlreicher 38 landwirtschaftlicher Siedlungen . Die Entwicklung der Negebsiedlungen lief parallel dem Ausbau der Wüstenstraßen und 39 der Errichtung von Forts . Die Kultivierung der Wüstenprovinz unterstand offenbar einer zentralen Planungsinstanz. Die Wendung 'Beerseba und ihre Töchter' kann ein Ausdruck dafür sein, daß von Beerseba aus eine systematische Besiedlung der Region gefördert wurde. Traditional gewachsene Beziehungen zwischen den Siedlungen des Negeb fehlten weitgehend. Die königliche Verwaltung konnte beim Ausbau des Bezirks eine zentrale Administration einführen, ohne auf lokale, traditional verankerte Widerstände zu stoßen, zumal der einzige bedeutendere Ort mit lokaler Tradition, Beerseba, zum Vorort des südlichen Negeb gemacht wurde. Die ungenannten Neugründungen könnten der Verwaltungshoheit von Beerseba unterstellt worden sein. In der frühexilischen Periode werden zwei ausländische Hauptstädte mit ihren Töchtern erwähnt, Jer 49,2 Rabbath Ammon und Ez 26,6 die Töchter von Tyrus auf dem Lande. 'Die

36

37 38 39

Hauptstadt in l.Sam 27,5 impliziert für Gath drei Klassen von Ortschaften, da die Dörfer hier nicht mit erwähnt werden. Vgl Cassis 1965 Jos 17,8 läßt das 'Land Thappuah' Manasse zufallen, die Stadt Thappuah jedoch dem Ephraim. Bei d e m Land w i r d es sich nicht u m das Ackerland der Stadt handeln, sondern u m die zu Thappuah gehörige Region m i t den Siedlungen. Die Zugehörigkeit der philistäischen Städte Asdod und Gaza zu Juda nach Jos 15,47 ist Folge des theoretischen Anspruches des Bearbeiters, der aber die historische Realität soweit berücksichtigt, daß er die Vororte den beiden Städten beläßt. Vgl Gilead EAE I 1975 S.165f Vgl Aharoni et alii 1960 IEJ 10 Vgl Aharoni 1958 IEJ 8; ders. 1967 IEJ 17

380

Monarchie und Stadt

T ö c h t e r v o n T y r u s auf dem Lande'

ist eine U m s c h r e i b u n g

die auf dem F e s t l a n d l i e g e n d e n V o r o r t e der Inselstadt. bath Ammon und Töchter

1

für 'Rab-

steht für das ganze L a n d der A m m o n i -

ter. Die n a c h e x i l i s c h e n Belege s c h r e i b e n e i n e r b u n t e n V i e l f a l t von Städten Tochterortschaften

zu. E t l i c h e d i e s e r S t ä d t e 40 . V o n den i s r a e l i t i s c h e n

sind v o r i s r a e l i t i s c h e n U r s p r u n g s

O r t s c h a f t e n liegen vier S i e d l u n g e n

- Jeschana, Gimso, Aja, 41 zwei S i e d l u n g e n - Dimona

Ephron -

im G e b i e t von E p h r a i m , 42 und Madmannah - im n ö r d l i c h e n T e i l des N e g e b , eine 43 im B a s a n

Stadt

. Es kann n i c h t a u s g e s c h l o s s e n w e r d e n , daß die

W e n d u n g , die sich h ä u f i g

in A n h ä n g e n u n d s e k u n d ä r e n

Zusätzen

findet, eher K e n n z e i c h e n eines44 B e a r b e i t e r s als A u s w e i s realer S i e d l u n g s v e r h ä l t n i s s e ist . D o c h k a n n das m a s s i e r t e A u f t r e t e n v o n T o c h t e r o r t e n in N e h 11,25-35 a n z e i g e n , daß in j e n e r Zeit N e u g r ü n d u n g e n von e i n e r b e s t i m m t e n aus g e f ö r d e r t w u r d e n .

2.Chr 13,19 könnte

auf eine V e r w a l t u n g s e i n t e i l u n g distrikten

Mutterstadt

für das

Nordreich

h i n w e i s e n , die sich an S t a d t -

orientiert^.

A u f eine B e s t i m m u n g d e r g e o p o l i t i s c h e n B e d e u t u n g der W e n dung 'die S t a d t X u n d ihre T ö c h t e r '

in der

nachexilischen

O b e r l i e f e r u n g muß h i e r v e r z i c h t e t w e r d e n . E r f o r d e r l i c h h i e r z u eine U n t e r s u c h u n g

der p e r s i s c h e n

Distriktseinteilung

in P a l ä s t i n a u n d ihrer R e f l e x i o n in der b i b l i s c h e n

40 41 42 43 44 45 46

wären

Tradi-

So Kirjath Arba/Hebron, Aseka, Bethel, Gezer, Sichern, Lod, Gath, Socho, Thimna. N e h 11,25 ist mit Abel (1938 II S.305) Dimona statt Dibon zu lesen. Simons (1959 § 322) schlägt mit überzeugenden Argumenten vor, Madmannah statt des sonst unbekannten Mechona zu lesen. Der Name der Stadt scheint in l.Chr 5,16 ausgefallen zu sein, vgl Galling Komm.z.St. Vgl Rudolph Komm.z.St. S.189f; Galling Komm.z.St. S.110 Die Uberlieferung über d e n Sieg Abias gilt als historisch zuverlässig, vgl Rudolph Komm.z.St. S.236. Dabei wäre das Verhältnis der in Neh 3,9.12-19 durchscheinend e n Distriktseinteilung mit den Angaben von N e h 11,25-35 zu vergleichen.

9.3

Israelitische Stadtstaaten in der Königszeit?

Von Albrecht Alt wurden zwei soziologische Modelle entwikkelt

- die Hauptstädte Jerusalem und Samaria als Typen von

Stadtstaaten

die das Verständnis des israelitischen und

judäischen Königtums in der alttestamentlichen Forschung sichtbar und nachhaltig beeinflußt haben. Die Konstruktion dieser beiden Modelle orientiert sich im wesentlichen an den von Weber für die antike Vollstadt aufgestellten Kriterien. Die Vorstellung von den Stadtstaaten Jerusalem und Samaria eignet sich hervorragend für eine Überprüfung der These Webers zum Charakter der israelitischen Stadt. Falls eine der israelitischen oder judäischen Städte dem Typus Stadtstaat 1

'Vollstadt/

nahe käme, dann wären die beiden Hauptstädte die

ersten Anwärter auf diesen Rang. Daher sollen im folgenden die tragenden Teile der Altschen Konstruktion untersucht werden.

9.3.1

Der Stadtstaat Jerusalem

Die Stadt Jerusalem ist in den El-Amarna Briefen als eigener Staat unter einem König erwähnt. Zur Herrschaft Jerusa47 lems gehörten mehrere Städte des judäischen Gebirges . Der Stadtstaat konnte seine Unabhängigkeit bis in die Zeit Davids bewahren. Seine politische Organisation vor der Annexion durch David ist nicht bekannt. Gelegentlich werden Vermutungen laut, daß er bis zum 48 Verlust seiner Selbständigkeit monarchisch regiert wurde

47 48

Vgl E A 289, 290 Hinter der Person Araunas in 2.Sam 24,17f wurde gelegentlich der letzte jebusitische König vermutet (vgl Smith Komm.z.St.; A h l ström 1961 VT 11,S.!17f; Yeivin 1953 VT 3 S.149). Watson (1970 VT 20 S.501 f) versteht den Ausdruck 301' 'tm'il von 2.Sam

382

Monarchie und Stadt

2.Sam 5,6-9 b e r i c h t e t , daß D a v i d m i t s e i n e n M ä n n e r n

gen

J e r u s a l e m zog, die S t a d t e i n n a h m u n d sich dort n i e d e r l i e ß . Die Wahl J e r u s a l e m s

als H a u p t s t a d t des v e r e i n i g t e n

ches empfahl sich v o n der G r e n z l a g e

Königrei-

der S t a d t zwischen

u n d J u d a her. J e r u s a l e m w a r g e g e n ü b e r dem p o l i t i s c h e n

Israel Gegen-

satz I s r a e l / J u d a n e u t r a l . D a v i d s V o r g e h e n w u r d e v o n dem p o l i tischen M o t i v g e l e i t e t , eine v o n Israel u n d v o n J u d a hängige H a u p t s t a d t

unab-

zu e t a b l i e r e n .

" D a r u m läßt er J e r u s a l e m d u r c h seine e i g e n e n M a n n e n ,

die

ganz p e r s ö n l i c h an ihn g e b u n d e n e n G e f o l g s l e u t e u n d S ö l d n e r , die nur die a u s f ü h r e n d e n O r g a n e seines f r e i e n W i l l e n s

sind,

im Sturme n e h m e n , damit die S t a d t aus den H ä n d e n der J e b u s i ter u n m i t t e l b a r in s e i n e n B e s i t z ü b e r g i n g e u n d n a c h

dem

Recht der E r o b e r u n g h e i ß e n k ö n n t e , wie er sie h e i ß e n w o l l t e : 4P Davids

Stadt."

V o n d i e s e m Recht der E r o b e r u n g her läßt D a v i d , wie A l t in seinen späteren S t u d i e n ^

e n t w i c k e l t , den S t a d t s t a a t

Jerusa-

lem als eigene s t a a t l i c h e Größe n e b e n J u d a u n d Israel w e i t e r b e s t e h e n . D a v i d , der als König Israel u n d J u d a in P e r s o n a l u n i o n regiert, v e r b i n d e m i t t e l s P e r s o n a l u n i o n n o c h

den

S t a d t s t a a t J e r u s a l e m m i t den R e i c h e n Israel u n d J u d a .

Zwar

sei D a v i d b e s t r e b t , die neue H a u p t s t a d t k u l t i s c h m i t beiden anderen Staatsgebieten

zu v e r k n ü p f e n ,

den

doch die T r e n -

nung der S t a a t s g e b i e t e w e r d e d a d u r c h n i c h t a u f g e l ö s t ^ .

Denn

n a c h A l t " k o n n t e J e r u s a l e m seine F u n k t i o n als K ö n i g s s i t z

nur

e r f ü l l e n , w e n n ihm s t a a t s r e c h t l i c h seine alte F r e m d h e i t d e n israelitischen und judäischen Nachbarn... gegenüber belas52 sen b l i e b "

. Der S t a d t s t a a t J e r u s a l e m g e h ö r t e n a c h

dem

Recht der E r o b e r u n g nur D a v i d u n d s e i n e n E r b e n . Für ihn k a m a u s s c h l i e ß l i c h als R e g i e r u n g s f o r m das d y n a s t i s c h

gebundene

K ö n i g t u m in B e t r a c h t 5 ^ . E i n F a k t u m , das der Ü b e r n a h m e

49 50 51 52 53

des

5,6 als Umschreibung für 'König von Jerusalem', vgl hierzu auch Jud 1,21a und die Ausführungen hierzu oben S.206ff Alt KS III S.254 Alt KS II S.45ff; ! 16ff; 244f; KS III S.258ff; 303ff; 373ff Alt KS II S.46 KS II S.47 KS II S.62

Israelitische Stadtstaaten in der Königszeit?

383

dynastischen Prinzips für die Reiche Israel und Juda den Weg i f 54 bereitete Gerade in innenpolitischen Krisen seien Juda und Jerusalem als eigene politische Größen erkennbar. Jerusalem sei immer der Ausgangspunkt der Putsche gegen den regierenden Davididen, und mit schöner Regelmäßigkeit erzwinge

dann das Volk

von Juda wieder die Erhebung eines Davididen auf den Thron T -, 55 von Jerusalem Weitere Argumente für den Dualismus Juda/Jerusalem

findet

Alt beim Propheten Micha, dessen Scheit- und Drohworte fast regelmäßig der Stadt Jerusalem gelten würden. Micha 2 und 3 betrachteten und behandelten die Stadt Jerusalem als einen Staat für s i c h ^ . Die Verantwortung

für die

sozioökonomische

Entwicklung lege Micha ausschließlich dem Stadtstaat Jerusalem zur Last. Alt hält es nicht für ausgeschlossen, daß auch Angehörige wohlhabender Geschlechter aus dem Lande Juda hieran beteiligt waren. Doch der von dieser Differenzierung her drohenden Auflösung des Micha unterstellten Gegensatzes Stadtstaat Jerusalem/Land Juda wird Alt mit dem Argument Herr: "Sie traten damit aber notwendig in die Gesellschaft der Herren von Jerusalem ein, siedelten wohl auch dorthin über und konnten dann kaum mehr als echte Judäer im Sinne 57 des Gegensatzes Stadt und Land betrachtet werden." Das Zukunftswort über den künftigen Herrscher Israels in Mi 1, 5ff besage, daß die Verbindung Judas mit dem Stadtstaat Jerusalem durch die Vernichtung des letzteren beseitigt wer58 de

. Der künftige Herrscher werde ausschließlich König von

Juda sein. Das neue Reich

werde für sich ohne Jerusalem be-

stehen. Die angedrohte Nichtberücksichtigung bei der Landverteilung gelte den Herren von Jerusalem risch ist die von Micha angegriffene

(Mi 2,4f). Histo-

Latifundienbildung

durch das fortschreitende Eingreifen der Herren der Stadt in die ökonomischen Verhältnisse des Landes nur möglich 54 55 56 57 58

Alt KS II S. 130 KS II S. 127 KS III S.373 A 2 KS III S.374 A 2 KS III S.376f. 379

Monarchie und Stadt

384

g e w e s e n "auf der G r u n d l a g e der seit D a v i d b e s t e h e n d e n

Perso-

n a l u n i o n zwischen dem Reiche J u d a u n d dem S t a d t s t a a t J e r u s a 59 lern mit d e u t l i c h e m Ü b e r g e w i c h t des l e t z t e r e n . . . " Micha sehe die V o r a u s s e t z u n g

für die v o n ihm p r o p a g i e r t e

Agrarre-

form in e i n e m g e w a l t i g e n E i n g r e i f e n J a h w e s , das zur V e r n i c h tung J e r u s a l e m s

führen würde6*"*.

Der A n t a g o n i s m u s

zwischen dem S t a d t s t a a t J e r u s a l e m und dem

R e i c h J u d a liege o f f e n b a r auch S a n h e r i b s N e u o r d n u n g der p o l i tischen V e r h ä l t n i s s e

in S ü d p a l ä s t i n a n a c h der N i e d e r l a g e

H i s k i a z u g r u n d e 6 ^ . S a n h e r i b s E i n t e i l u n g greife die zwischen J u d a u n d J e r u s a l e m auf. N u r der S t a d t s t a a t lem v e r b l e i b e

des

Grenze Jerusa-

dem D a v i d i d e n . Das R e i c h J u d a w i r d der O b e r h o -

heit der p h i l i s t ä i s c h e n V a s a l l e n A s d o d , E k r o n u n d G a z a

unter-

stellt62. D e r S t a d t s t a a t J e r u s a l e m g e h ö r t zu den w e i t h i n

akzeptier-

ten T h e s e n in der a l t t e s t a m e n t l i c h e n F o r s c h u n g u n d hat einen Stammplatz

6

in den G e s c h i c h t e n I s r a e l s ^

sich

erobert.

Das M o d e l l des d a v i d i s c h e n S t a d t s t a a t e s J e r u s a l e m ist v o n A l t aus k u n s t v o l l m i t e i n a n d e r v e r s t r e b t e n H y p o t h e s e n tet, in die g l e i c h s a m wie bei e i n e m F a c h w e r k h a u s F a k t e n e i n g e f l o c h t e n w o r d e n sind. Die h i s t o r i s c h e w u r d e dabei den t r a g e n d e n B a l k e n

errich-

historische Füllung

eingepaßt.

Die Statik d i e s e r K o n s t r u k t i o n soll n u n m e h r auf ihre

Stand-

f e s t i g k e i t , sowohl v o n der G r u n d l e g u n g als auch v o n den S t ü t z p f e i l e r n her, g e p r ü f t w e r d e n . H i s t o r i s c h e Basis ist der B e r i c h t v o n der E r o b e r u n g J e r u s a l e m s

in 2.Sam 5,6-9. H a l t

w i r d dem M o d e l l v e r l i e h e n d u r c h die A n n a h m e n über die rechtlichen Hintergründe

e i n i g e r M i c h a w o r t e , den

staats-

VTND Oy

als n a t i o n a l - j u d ä i s c h e r , a n t i j e r u s a l e m i t i s c h e r G r u p p i e r u n g und Sanheribs vermeintliche Berücksichtigung alter Stammesg r e n z e n 64

59 60 61 62 63 64

Alt KS III S. 378 KS III S.381 KS II S.244 KS II S.245 , , Vgl N o t h 1963 S.175f; Herrmann 1973 S.199; Gunneweg 1976 S.72; vgl aber Buccelati (1967 S.237f), der Zweifel äußert. Das Dynastieargument - die dynastische Verbindung Jerusalems mit dem Haus Davids habe auch die Stabilität der davidischen

385

Israelitische Stadtstaaten in der Königszeit? 9.3.1.1

Die Eroberung Jerusalems nach 2.Sam

5,6-9

Die Eroberung des Stadtstaates Jerusalem durch David und seine Mannen ist dem Fundament des von Alt errichteten des zuzurechnen. Dabei ist zu unterscheiden

Gebäu-

zwischen dem Akt

der Eroberung und seiner Ausführung durch eine bestimmte pe unter der Führung Davids. Aus der gewaltsamen Jerusalems resultieren nach Alt weitreichende che

Grup-

Einnahme

staatsrechtli-

Konsequenzen.

Der Text über die Eroberung Jerusalems

in 2.Sam 5,6-9 ist

an einigen Stellen verderbt und recht dunkel, was die näheren Umstände der Einnahme betrifft. Der Bericht wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet. Zum Grundbestand der Überlieferung^ 5

gehören die Verse 6.

7a.8aa.9. Die entscheidenden Verse sind dunkel

(8a) oder Zu-

sätze

der Stadt.

(7b.8b). V.7 berichtet vom Besitzwechsel

Das hier verwendete Verb

"TO1?

deutet nicht zwingend auf eine

gewaltsame Einnahme Jerusalems h i n ^ .

Die rätselhafte

Aussa-

ge und Zeichenhandlung Davids in V.8a ereignet sich in Jerusalem, als David im Besitz der Stadt ist. Hier liegt ein 67 Schutzeid zugunsten der jebusitischen Bevölkerung vor Die historischen Umstände, unter denen Jerusalem

Regie-

rungssitz der Davididen wurde, und Davids auf Ausgleich schen Kanaanäern und Israeliten bedachte

Innenpolitik

eine Obergabe Jerusalems nach Verhandlungen

zwi-

machen

wahrscheinlich.

Die Wahl als Regierungshauptstadt beruht auf der günstigen Grenzlage der Stadt zwischen Israel und Juda.

Siedlungsge-

schichtlich verhielt sich die Stadt gegenüber dem alten Dualismus Israel/Juda neutral. Zudem war der König beim Ausbau einer ehemals kanaanäischen Stadt nicht an die Wahrung litischer Traditionen

65 66 67

israe-

gebunden.

Dynastie für Juda garantiert - ist für Alt nicht konstitutiv. Zur Kritik an dieser Vorstellung vgl die ausführlichen Überlegungen von Buccellati 1967 S.195ff Eine detaillierte Untersuchung des Textes findet sich bei Schäfer (1979 S.297-305), zur Text- und Literarkritik von 2.Sam 5,6-9 vgl dies. S.297f Vgl dies. a.a.O. S.300 Vgl dies. a.a.O. S.298-301. Die hier zitierten Partien erscheinen demnächst als Einzeluntersuchung.

386

Monarchie und Stadt

David scheint an Saul ein Vorbild gehabt zu haben. Schunck6® und ihm 69 folgend Blenkinsopp führen einige bedenkenswerte Argumente dafür an, daß Saul versuchte, eine kanaanäische Stadt, nämlich Gibeon, zur Haupts t a d t seines Reiches auszubauen. Dabei scheint Saul auf Widerstand von seiten Gibeons gestoßen zu sein (2.Sam 2 1 , 1 f f ) . Gibeon war zwar eine n i c h t i s r a e l i t i s c h e Stadt, aber keine Königsstadt, sondern in i h r e r pol i t i s c h e n Struktur den i s r a e l i t i s c h e n Siedlungen vergleichbar. Die Umwandlung Gibeons zur königlichen Residenz wird die innerstädtischen gesellschaftlichen Verhältnisse erheblich t a n g i e r t haben und befand sich wohl im offenen Widerspruch zu ihren 'demokratischen' Traditionen. Die Einnahme J e r u s a l e m s h a t von Anfang an i h r e s p ä t e r e Funkt i o n im Auge g e h a b t . Bedenkt man, daß David m i t e i n e r im V e r g l e i c h zum H e e r b a n n z a h l e n m ä ß i g schwachen Truppe gen J e r u salem a n r ü c k t e , dann e r s c h e i n t kaum v o r s t e l l b a r , daß d i e s e r Haufen d i e S t a d t wirksam b e l a g e r n k o n n t e , dh von i h r e r V e r sorgung abschneiden. Es i s t keine Situation bekannt, in der Davids Söldner a l l e i n ohne die Unterstützung des Heeres eine Stadt belagert und erobert h ä t t e n . Der Fall von Rabbath Ammon geht auf das Zusammenwirken der Heere I s r a e l s , Judas und der Söldner Davids zurück (2.Sam 11,11; 12,26ff). Auch Abel Beth Maacha wurde durch die Söldner im Verein mit dem Heerbann Judas belagert (2.Sam 20,1; 3,22). Davids Mannen konnten wohl eine von den P h i l i s t e r n belagerte Stadt entsetzen (1-Sam 23,1-5), aber b e r e i t s zur Behauptung der Stadt gegen Saul reichten ihre Kräfte nicht aus (1-Sam 23,13). Der Ausgang des Absalom-Aufstandes scheint allgemein als Beweis der militärischen Überlegenheit der Söldner Davids über die Heere I s raels und Judas zu g e l t e n . Doch sprechen e t l i c h e , in der Tradition dieses Bürgerkrieges ü b e r l i e f e r t e Informationen dagegen, daß sich h i e r als Gegner auf der einen Seite nur die Söldner Davids und auf der anderen Seite der vereinigte Heerbann begegneten. Die ostjordanischen Geb i e t e waren David treu geblieben. 2.Sam 18,1-5 belegt, daß außer den Söldnern zahlenmäßig nicht unerhebliche i s r a e l i t i s c h e Truppen f ü r David kämpften. Musterung und Neuordnung wären sonst überflüssig. Die Ent-

68 69

Schunck 1963 S.123ff Blenkinsopp 1974 S.4ff

I s r a e l i t i s c h e Stadtstaaten in der Königszeit?

387

scheidungsschlacht wurde auf offenem Felde gesucht, nicht in der Belagerung und Eroberung einer Festung. Bessere Ausrüstung und Übung der Söldner mögen hier den Ausschlag gegeben haben. Die Schlacht haben s i e nicht a l l e i n gewonnen. In 2.Sam 5,6 i s t von Davids Männern die Rede. Dieser Kreis besteht nicht aus Söldem, sondern i s t ein bunt zusammengewürfelter Haufen von Verwandten und g e s e l l s c h a f t l i c h entwurzelten Leuten (I.Sam 2 2 , 1 f ) . Die Obersiedlung nach Jerusalem fand vor den Entscheidungskämpfen mit den 70 Philistern s t a t t . Davids Söldner rekrutierten sich, wie ihre Bezeichnung als

'nVani 'nion durchblicken l ä ß t , aus philistäischen Landen.

Die Möglichkeit, in nennenswertem Maße hier Söldner anzuwerben, bestand e r s t nach den Siegen über die P h i l i s t e r . Die Männer Davids hießen gewöhnlich nicht THiy , während die Söldner nicht t>iun genannt wer71 den . David zog aber mit 'seinen Männern' und nicht mit 'seinen Söldnern' gen Jerusalem. Dann kann die Aussage von V.6a dahin verstanden werden, daß David mit seinem Anhang nach Jerusalem zieht. B e a b s i c h t i g t e David von Anfang a n ,

diese Bergfestung

n e r H a u p t s t a d t zu machen, dann i s t

es u n w a h r s c h e i n l i c h ,

er sie

zuvor m i t K r i e g ü b e r z o g ,

zu s e i daß

um s i c h a n s c h l i e ß e n d ganz

f r i e d l i c h u n t e r den gerade so h e f t i g Bekämpften

niederzulas-

sen. Vielmehr h a t t e n beide S e i t e n ein I n t e r e s s e

an e i n e r

gütlichen Einigung.

Die J e b u s i t e r konnten nach der V e r e i n i -

gung der b e i d e n R e i c h e I s r a e l noch i h r e w i r t s c h a f t l i c h e David k o n t r o l l i e r t e

und J u d a weder i h r e

Unabhängigkeit

sämtliche

kehrswege und H a n d e l s r o u t e n .

für Jerusalem wichtigen Dem König von I s r a e l

m a n g e l t e es an e i n e r n e u t r a l e n , z e n t r a l e r Lage. Vermutlich

70 71

Ver-

und J u d a

ausbaufähigen Hauptstadt

i s t David a n g e s i c h t s

d i e mit der f r i e d l i c h e n Obergabe d e r S t a d t

in

der von ihm

a n g e s t r e b t e n Z i e l e i n Verhandlungen m i t J e r u s a l e m ten,

politische

a u f Dauer behaupten

eingetre-

endeten.

Vgl Aharoni 1967 S.260f; Hauer 1970 CBQ 32 S.571 ff; anders N o t h 1963 5 S.173f.178 Vgl zu 'Davids Männern' l.Sam 23,3.5.13.23f.26; 24,4f.8.23; 27,2.8; 29,2; 30,1.3; 25,13; 2.Sam 2,3 / Dy in l.Sam 30,4.6 / W in l.Sam 25,5.9.12; 2.Sam 1,15. Als D'liy werden Davids Männer ausschließlich in l.Sam 25,10.40f bezeichnet, zu dieser Ausnahme vgl oben S. 311. / O'iay = Söldner in 2.Sam 11,11; 20,6.

388

Monarchie u n d Stadt

Jerusalem sich von legenen

konnte einem

davon

etwas

Stadtstaat

nur

profitieren.

abseits

in

die

des

Die

Stadt

politischen

blühende

wandelte

Geschehens

Hauptstadt

des

neuen

geRei-

ches . Die

Quellen

schweigen,

was

Einleitung

der Verhandlungen

Jedenfalls

hat

Zadok

in

seine

Heiligtum rüchtigten Der mit daß

72

73

74

75

Kauf

David

offenbar

Dienste

jahwisiert, Tempel

mögliche Seiten

Initiative

Jerusalems

zur

betrifft

72

jebusitischen Priester 73 übernommen und ein jebusitisches

das

Jahwes

der Tenne

eine von den

später

von

ausgebaut

Araunas

Salomo 74

zum

berühmt-be-

wurde

verrät,

unabhängig

von

den

hier-

v e r b u n d e n e n k u l t p o l i t i s c h e n T e n d e n z e n d e r Ü b e r l i e 75 ferung, David den Privatbesitz der Jebusiter respektierte

Nimmt m a n an, daß in Jerusalem noch ein König regierte, so könnte die Stadt durch seine Beseitigung ihrerseits Anschluß an David gesucht haben. Derartige 'politische Klugheit' bestimmte in der El-Amarna Zeit das Verhalten der Bevölkerung von Byblos (EA 68ff), Megiddo (EA 242-246) und Lakisch(EA 288,43f).Das Volk entledigte sich des ineffektiven Machthabers und schloß sich dem erfolgreicheren Herrscher an. Zadok taucht erst mit und in Jerusalem auf. Seine Herkunft w i r d zunächst verschwiegen (2.Sam 8,17). Die nachexilischen Tradition e n verschaffen ihm dann einen untadeligen aaronidischen Stammbaum (l.Chr 5,27ff). In ihm tritt Zadok a n die Stelle des Ahimelech b e n Ahitub und verdrängt den Äbjathar ben Ahimelech. Bentzen (1933 ZAW 51 S.174) hält Zadok für den letzten Priesterkönig v o n Jerusalem. Zur jebusitischen Herkunft Zadoks vgl Rowley J B L 58 1939, 1950; zur davidischen Religionspolitik Soggin 1966 ZAW 78; Cazelles 1955 PEQ 86 S.173. Die jebusitische Vergangenheit des Tempels hat K.Rupprecht (1977 BZAW 144) in einer gründlichen Studie wahrscheinlich gemacht, vgl insbesondere S.13-15.25ff. Rupprecht (1977 S.15f) ist soweit zuzustimmen, daß in 2.Sam 24, 18ff keine Uberlieferung über einen historischen Kauf der Tenne durch David vorliegt. Die Konkurrenz zwischen der Ätiologie über Davids Altarbau auf der Tenne Araunas mit der Legende v o n der Tempelgründung durch Salomo deutet das hohe Alter der ersten Tradition an. Selbst w e n n der Kauf der Tenne unhistorisch war, bezeugt die Ätiologie, die den Ereignissen historisch nahe steht, daß der König Privatland, das er für seine Zwecke b e n ö tigte, kaufen mußte u n d nicht einfach enteignet hat bzw qua Recht der Eroberung für sich beanspruchte. Alt (KS III S.333 A 4) hat dieses trotz seiner Eroberungsthese gesehen, anders Fuß (1962 ZAW 74 S.164). Der Nachdruck, m i t dem hier die Rechtmäßigkeit der Transaktion dargelegt wird, hat eine historische Parallele im Bericht Sargons über d e n Erwerb der Ortschaft Magganuba als Baugrund für Dur-5arruukin (vgl unten S.412 , die Quellenangabe findet sich unten in A 192.193).

Israelitische Stadtstaaten in der Königszeit?

389

Von einer Vertreibung der Jebusiter ist nichts bekannt. 2.Sam 5,9 schreibt David sogleich nach seiner Übersiedlung 76 den Ausbau der Stadt zu . Diese Aussage ist indirekt ein Hinweis darauf, daß der Mehrbedarf an Unterbringungsmöglichkeiten nicht durch die Ausrottung oder Ansiedlung der Jebusiter gedeckt worden ist. David herrschte nicht nach dem Recht der Eroberung in Jerusalem, sondern im Einverständnis mit den Jebusitern. Entfällt dieses 'Recht der Eroberung' mangels Eroberung, das den Grundstein der Altschen Konstruk77 tion 'Davids Stadtstaat Jerusalem' bildete , dann ist die Stabilität des so kunstvoll errichteten Gebäudes

erschüttert.

Man mag wohl noch argumentieren, daß auch eine Vereinbarung zwischen beiden Parteien zum staatsrechtlichen Sonderstatus von Jerusalem hätte führen können. Nur unterstellt dieser 78 Gedankengang

, daß im alten Israel des 10. Jh eine

reinli-

che Trennung zwischen Person und Amt des Königs üblich war, dh daß die Privatperson David staatspolitisch bedeutsame Akte unternehmen konnte, ohne daß der König David involviert wurde. Die Jebusiter hatten sich der Macht gebeugt, die der König von Israel und Juda repräsentierte, nicht dem Kondottiere David. David als König gen Jerusalem ziehen lassen und an der Grenze einen Moment als Privatperson erscheinen lassen, auf daß er unabhängig von seinen bisherigen Königswürden eine neue dazu erwerbe - diese Vorstellung ist ein intellektuelles Zauberkunststück besonderer Art, das einem tumben historischen Verständnis des Geschehens einfach fremd bleiben muß. 76

77 78

Hier ist nicht wie in l.Kön 9,15.24; 11,27; 2.Chr 32,5 die Befestigung und Instandsetzung der Terrassen gemeint. An den zitierten Stellen steht jeweils JIM iUl / nx ¡7Tn . In 2.Sam 5,9 dagegen heißt es illPll Nl^nil in n'lD -rn in'l. Es handelt sich um den Ausbau der Stadt, der sich von den Terrassen bis zum Palast hinzieht. Alt KS II S.45f.123.244 A 3, KS III S.254 Implizit ist diese Annahme auch in der Eroberungsthese enthalten. Selbst unter der Voraussetzung, daß David wirklich mit seinen Söldnern die Stadt erobert hätte, besagt das noch nicht, daß die Stadt damit in Davids Privatbesitz übergegangen ist. Die Loyalität der Söldner zum jeweiligen Herrscher beweist nicht, daß deren Erfolge dem Privatkonto des Herrschers gutgeschrieben w u r den. Besoldet wurden sie doch wohl aus Staatseinnahmen. Vgl auch Buccellati 1967 S.163

390

Monarchie und Stadt

Die U n t e r w e r f u n g der k a n a a n ä i s c h e n S t a d t s t a a t e n im N o r d e n des Reiches brachte dem K ö n i g v o n Israel u n d J u d a n i c h t le neue S t a d t k ö n i g s t ü m e r e i n , s o n d e r n zog die B i l d u n g Provinzen und Verwaltungseinheiten nach

vie-

neuer

sich.

J e r u s a l e m n i m m t nur s o w e i t eine S o n d e r s t e l l u n g e i n , als diese k a n a a n ä i s c h e S t a d t H a u p t s t a d t des Reiches w u r d e . angeblichen Stadtkönig von Jerusalem und seinen

Dem

Nachfolgern

w i r d in der g e s a m t e n Ü b e r l i e f e r u n g der Titel 'König v o n J e r u 79 salem' v o r e n t h a l t e n . D i e s e r S t a d t s t a a t im Staate ist n i c h t 80 einmal als g e s o n d e r t e r H e r r s c h a f t s b e r e i c h a u s g e w i e s e n Die d y n a s t i s c h v e r f a ß t e M o n a r c h i e w u r d e in Israel u n d J u d a n i c h t erst ü b e r den S t a d t s t a a t J e r u s a l e m h e i m i s c h ,

sondern

galt s c h o n zur Zeit Sauls als die ü b l i c h e Form der 81 für das o b e r s t e H e r r s c h a f t s a m t

Nachfolge

9.3.1.2

Der s t a a t s r e c h t l i c h e H i n t e r g r u n d v o n Mi u n d Mi

2,1-5

5,1-5

Die S c h e l t r e d e n u n d D r o h w o r t e M i c h a s in Kapitel

2,1-5 u n d in

5,1-5 r i c h t e n sich g e g e n die w i r t s c h a f t l i c h e A u s b e u t u n g

sei-

ner Z e i t g e n o s s e n durch die O b e r s c h i c h t J u d a s . Als A u s w e i s des p o l i t i s c h e n A n t a g o n i s m u s J u d a / J e r u s a l e m s i n d sie

überin-

terpretiert . 82

Mi 2,1-5

findet sich n i r g e n d s e i n A n h a l t für die V e r m u -

tung, "daß diese r ü c k s i c h t s l o s e n G r o ß e n n u r in J e r u s a l e m

sit-

zen u n d die v o n i h n e n E r p r e ß t e n auf dem L a n d e , so daß hier der G e g e n s a t z z w i s c h e n H a u p t s t a d t u n d L a n d s c h a f t zum T r a g e n 83 käme..."

. V i e l m e h r w e r d e n h i e r a l l g e m e i n die

landhungrigen

Herren angeprangert, denen wirtschaftlich schwache 79

80

81 82 83

Kleinbau-

Die Behauptung v o n Seebass (1974 VT 24 S.478 A I ) , daß der König v o n Juda auch König v o n Jerusalem heißen könne, hat keine T e x t basis . Vgl hierzu 2.Sam 5,4f; 1.Kön 1,35; 11,42; 14,21; 15,1; 15,9; 22, 41; 2.Kön 8,16.25; 15,32; 16,1 18,1. Es heißt an diesen Stellen kein einziges Mal, daß ein König über Jerusalem und Juda herrschte. Die Formel lautet immer: 'Er war König über Juda und regierte in Jerusalem'. Vgl hierzu Buccellati 1964 S.56 Vgl Buccellati 1967 S.167ff Z u m Text vgl Schäfer (1979 S.305f) Rudolph KAT XIII,3 S.54

Israelitische Stadtstaaten in der Königszeit? ern und ökonomisch unselbständige Stadtbewohner

391

ausgeliefert

sind. In Mi 5,1-5 deutet nichts auf einen Gegensatz zwischen dem künftigen König und der Stadt Jerusalem hin. Die Herkunft des Königs aus dem Klan Ephrata ist ein wenig

stichhaltiges

Argument für die Verwerfung Jerusalems und der davidischen Dynastie. Eher läßt sich der Text als Prophezeiung des David 84

redivivus verstehen

. Michas Kritik richtet sich nicht exklu-

siv an die Herren von Jerusalem. Mi 6,1-5 fordert Jahwe das ganze Volk auf zu einem Streitgespräch. Von dem Propheten der politisch revolutionären Fronde des Reiches Juda gegen den Stadtstaat Jerusalem sollte man eine derartige Nestbeschmutzung nicht erwarten. 9.3.1.3

Der yixn ay

- eine Anti-Jerusalem-Gruppierung?

Die politische Wirksamkeit dieser Gruppierung scheint im Gegensatz zu derjenigen der 'Herren von Jerusalem'

zu stehen.

Die betreffende Gruppe tritt erstmals in der Revolution des Priesters Jojada gegen Athalja ans Licht der Geschichte. Von 85 einer führenden Rolle des yiNn Oy kann keine Rede sein Er begrüßt den Aufstand, und 2.Kön 11,20 bemerkt: Oy nnt/n nupf "i'ym

ynKD.

In den folgenden Jahrhunderten

erscheint

er als besonders königstreue Schicht, die in Palastintrigen zugunsten der Davididen eingreift. Nach Würthwein 8 6

schließt der

VTKH ay

alle freien und po-

litisch vollberechtigten Bürger Judas außerhalb Jerusalems 87 ein. Würthweins Konzeption wurde von Soggin und Ihromi ausgestaltet. Beide legen ihren Studien die These vom

Dy

yiNfl als staatstragender judäischer Schicht zugrunde. Soggin erklärt den

ynNH Dy

zum Träger der jahwistischen Traditio-

nen. Ihromi sucht eine Bestätigung für den national-judäischen Charakter dieser Gruppe in der vermeintlich

landjudäi-

schen Herkunft der Mutter jener Könige, die durch den Dy n N n auf den Thron 84 85 86 87

gelangten.

Vgl Rudolph KAT XIII,3 S.95f; Weiser ATD 24 S.273 Vgl Rudolph 1950 S.477 Würthwein 1936 S.16 Soggin 1963 VT 13 S.187ff; Ihromi 1974 VT 24 S.42ff

392

Monarchie und Stadt

Die o r i g i n e l l e Hypothese Ihromis hat nur eine Schwäche. Von den aufgezählten angeblich landjudäischen Königsmüttern kommen nur zwei eindeut i g aus Juda-Zibja von Beerseba, die Mutter des Joas und Jedida von Bozkath, die Mutter des J o s i a . Zwei der angeblich landjudäischen Frauen sind Jerusalemerinnen - Juaddan, die Mutter des Amazja und Nehustha, die Mutter des Jojachin. Hamutal, die Mutter des Joahas und des Zedekia, kam aus Libna. Libna war zur Zeit des Joram von Juda abgefallen (2.Kön 8,22). Diese a l t e Kanaanäerstadt wird schwerlich a l s national-judäische Landstadt gelten können, s e l b s t wenn sie später von Juda zurückgewonnen wurde. I h r o m i s Behauptung t r i f f t s c h l i c h t w e g n i c h t z u . Als S t ü t z e d e r K o n z e p t i o n Würthweins e n t w i c k e l t , g l e i c h t s i e ' e i n e m S c h i l f r o h r , das man m i t d e r Hand a n f a ß t , so k n i c k t es zusammen und d u r c h s t i c h t d i e ganze H a n d ' . Die I n t e r v e n t i o n des VTNn ny i n p o l i t i s c h e n K r i s e n i m p l i z i e r t n i c h t eine s t a a t s r e c h t l i c h e Sonderstellung der dahint e r s t e h e n d e n Gruppen, s o n d e r n n u r e i n e n p o l i t i s c h e n Gegens a t z z w i s c h e n den A n g e h ö r i g e n des J e r u s a l e m e r H o f e s und d e r übrigen Bevölkerung

88

. Jerusalem r e p r ä s e n t i e r t die I n t e r e s 89 sen d e r H ö f l i n g e g e g e n ü b e r d e r B e v ö l k e r u n g Der A u s d r u c k yTKn Oy w i r d im AT i n u n t e r s c h i e d l i c h e r , vom K o n t e x t a b h ä n g i g e r B e d e u t u n g v e r w e n d e t . An e t l i c h e n S t e l l e n w i r d d a m i t d i e g e s a m t e B e v ö l k e r u n g e i n e s Landes b e z e i c h n e t , o d e r es w i r d h i e r m i t auf a l l e T e i l n e h m e r e i n e r R e c h t s g e m e i n 90 s c h a f t verwiesen . Die V i e l f a l t an B e d e u t u n g e n bewegt N i 91 cholson d a z u , dem Ausdruck den C h a r a k t e r e i n e s t e r m i n u s t e c h n i c u s zu b e s t r e i t e n . E i n e gemeinsame B e d e u t u n g f ü r a l l e V e r w e n d u n g s a r t e n s e i n i c h t zu f i n d e n . V e r g l e i c h t man d i e Verwendungen des T e r m i n u s f ü r d i e s o z i a l e Größe J u d a , dann kann doch auf e i n e d a h i n t e r s t e h e n d e , s o z i o l o g i s c h j e w e i l s identische Einheit - die p o l i t i s c h handlungsfähige männliche B e v ö l k e r u n g , d i e i n d e r a k u t e n K r i s e n s i t u a t i o n v o r O r t i s t - g e s c h l o s s e n w e r d e n . K e i n e s f a l l s h e i ß t d a s , daß d i e s e 88 89 90 91

Vgl de Vaux 1964 RA 58 S.168f Vgl Nicholson 1965 JSS 10 S.62; Buccellati 1967 S.177 Vgl u.a. Gen 42,6; Lev 4,27; 20,2; 2.Kon 16,15 Nicholson a.a.O. S.59ff

Israelitische Stadtstaaten in der Königszeit? Gruppierung

393

i n s t i t u t i o n a l i s i e r t w o r d e n w a r , gar e i n

sches P a r l a m e n t oder eine den König b e r a t e n d e 92 p e r s c h a f t darstellte

judäi-

judäische

. Die p o l i t i s c h e W i r k s a m k e i t

Kör-

dieses

v ö l k e r u n g s t e i l e s u n d seine g e l e g e n t l i c h b e r i c h t e t e

Be-

Opposi-

tion zum H o f b e l e g t n o c h n i c h t eine s t a a t s r e c h t l i c h e

Sonder-

stellung der B e v ö l k e r u n g v o n J u d a , v e r g l i c h e n mit der P o s i tion der B e w o h n e r von J e r u s a l e m . W ü r t h w e i n setzt die These v o m S t a d t s t a a t J e r u s a l e m als h i s t o r i s c h e s F a k t u m v o r a u s , in d e s s e n L i c h t e er die Belege A u f t r e t e n des YTNil Dy i n t e r p r e t i e r t 9 3 . Dieses gilt auch

zum für

die zentrale Stelle seiner A r g u m e n t a t i o n , für Z.Kön 11 94 20a , die s p ä t e r v o n A l t als w e s e n t l i c h e Stütze für den 95 S t a d t s t a a t J e r u s a l e m b e t r a c h t e t wurde Von einer aktiven Beteiligung

des yTNH D.v

am Sturz

A t h a l j a k a n n keine Rede sein. Alle N e n n u96 n g e n dieser rung vor V . 2 0 s i n d l i t e r a r i s c h s e k u n d ä r

. Die

der

Gruppie-

Verschwörung

g e g e n A t h a l j a u n d die E r h e b u n g des Joas w u r d e von e i n e r am H o f w i r k e n d e n F r a k t i o n b e t r i e b e n . Der yiNn Dy

ist erstmals

e r w ä h n t , als alles W e s e n t l i c h e s c h o n g e s c h e h e n ist. Die t e r p r e t a t i o n der A u s s a g e von V . 2 0 a v y n i novo

h ä n g t vom V e r s t ä n d n i s

In-

rinn D.v "70 nnb'i

der K o n j u n k t i o n ab. Das waw p e r -

fektum v o n V . 2 0 a ß k a n n als A u s d r u c k e i n e r l o g i s c h e n

oder

z e i t l i c h e n Folge von V . 2 0 a a v e r s t a n d e n w e r d e n . D a n n

scheint

V . 2 0 zu s i g n a l i s i e r e n , daß das V e r h a l t e n b e i d e r

Subjekte,

'Volk des Landes' u n d ' S t a d t ' » u n t e r s c h i e d l i c h w a r und eine O p p o s i t i o n a u s d r ü c k t e . Aus diesem G e g e n s a t z

läßt sich

n ä c h s t nur ablesen, daß die S t a d t anders als das 'Volk

zudes

Landes' n i c h t m i t l a u t s t a r k e r B e g e i s t e r u n g auf die E r h e b u n g des Joas reagierte. Die

' G l e i c h g ü l t i g k e i t ' mag

daß sie s i c h mit dem R e g i e r u n g s w e c h s e l

bedeuten,

abfand, setzt m a n

v o r a u s , daß e i n g r u n d l e g e n d e r p o l i t i s c h e r Dissens 92 93

94 95 96

zwischen

Vgl Talmon 1967 S.74ff Würthwein (1936 S.16) referiert zunächst Alts These v o m Stadtstaat Jerusalem und erklärt, daß die im AT häufige Gegenüberstellung von Jerusalem und Juda "ohne Einblick in den vorgeführten Sachverhalt völlig unverständlich bleiben muß". Würthwein 1936 S.22-25 Alt KS II S.127 Rudolph 1950 S.476ff

Monarchie und Stadt

394

b e i d e n G r ö ß e n b e s t a n d . N i c h t i m p l i z i e r t ist, daß sie

sich

ruhig v e r h i e l t , w e i l ihr in d i e s e r Frage keine eigene

poli-

tische H a l t u n g

zukam, da sie n i c h t zur j u d ä i s c h e n V o l l b ü r g e r 97 S c h a f t g e r e c h n e t w u r d e . Diese v o n W ü r t h w e i n gezogene S c h l u ß f o l g e r u n g b e r u h t auf der zuvor g e s e t z t e n A n n a h m e S t a d t s t a a t e s J e r u s a l e m . Als Indiz für die E x i s t e n z selbständigen Stadtstaates

des

eines

k a n n sie k e i n e s f a l l s gelten.

aus der Ä u ß e r u n g a b g e l e i t e t e p o l i t i s c h e G e g e n s a t z n i c h t , daß h i n t e r der Größe S t a d t e i n S t a d t s t a a t

Der

besagt vorzustel-

len sei.

'Stadt' k a n n auch als U9 m8s c h r e i b u n g für den J e r u s a lemer H o f g e b r a u c h t w o r d e n sein . Doch v e r l i e r t sich in dieser von de V a u x b e v o r z u g t e n I n t e r p r e t a t i o n der in der R e v o lution o f f e n k u n d i g g e w o r d e n e P a r t e i e n s t r e i t am H o f w i e d e r . E i n e n b e d e n k e n sqw9e r t e n A u s w e g aus d i e s e m D i l e m m a b i e t e t die von

Buccellati"

v o r g e s c h l a g e n e D e u t u n g an. B u c c e l l a t i

steht V . 2 0 a im Sinne eines R e s ü m e e s u n d ü b e r s e t z t

dementspre-

chend: "all the p e o p l e of the land r e j o i c e d , and the [which h a d b e e n the immediate b a c k g r o u n d of the

ver-

city

revolution

against A t h a l j a ] e n j o y e d (once more) o r d e r and p r o s p e r i t y (£aquat)."In

dem Verb

vpv

e r k e n n t B u c c e l l a t i e i n Echo

aus dem e n t s p r e c h e n d e n R e f r a i n der

Richterüberlieferungen,

J u d 3,11; 3,30; 5,30; 8,28. Das Verb w e r d e in d i e s e m Sinne n i c h t n u r für ein L a n d , s o n d e r n auch für e i n Volk 10) oder die B e w o h n e r e i n e r S t a d t

(Jud 18,7.27)

(Jer 30,

gebraucht^®^.

Die V e r s i o n von B u c c e l l a t i h a t den V o r z u g , daß sie w e d e r w i e d i e j e n i g e von W ü r t h w e i n w e i t e r e r A n n a h m e n zum V e r s t ä n d nis der A u s s a g e v o n V . 2 0 a b e d a r f , noch wie die v o n de V a u x zur V e r s c h l e i e r u n g

der im U m s t u r z aktiv g e w o r d e n e n

Hofpar-

teien führt. W e l c h e r S a c h v e r h a l t auch immer sich h i n t e r V. 20a v e r b e r g e n mag, der s t a a t s r e c h t l i c h e D u a l i s m u s

Juda/Jeru-

salem ist so lange hier n i c h t a n z u t r e f f e n , bis daß m a n hineinträgt. 97 98 99 100 101

Würthwein 1936 S.25 De Vaux 1964 RA 58 S. 169 Buccellati 1967 S.168ff Ders. a.a.O. S.169 Buccellati (1967 S.57) weist auf eine Parallele in EA 144, 10-12 hin.

ihn

395

Israelitische Stadtstaaten in der Königszeit?

Die Aussagen über den yTND Oy deuten an, daß diese Gruppierung einen Teil der Jerusalemer Bevölkerung repräsentiert, den Teil, der politisch eng mit der davidischen Dynastie verbunden ist. Seiner Herkunft nach mag es sich um die Nachkommen der Judäer handeln, die mit David von Hebron nach Jeru102 salem übersiedelten

. Sicheres läßt sich darüber nicht sa-

gen. 9.3.1.4

Sanheribs territoriale Neuordnung

Sanheribs politische Neuordnung Palästinas nach der Niederlage Hiskias spiegelt gerade nicht den von Alt postulierten staatsrechtlichen Antagonismus wider. Sanherib verteilt die 103 annektierten judäischen Städte an Asdod, Ekron und Gaza Hätte er über diese Städte einen eigenen König eingesetzt, dann gewönne Alts These hier festen Boden. Das Ausmaß der assyrischen Annexion orientiert sich allein an den Grenzen, die faktisch durch die assyrische Besetzung des Landes geschaffen wurden. Sanherib vermerkt in seinen Inschriften, daß er die geplünderten Städte dem Hiskia wegnahm und so sein Land verkleinerte, nicht aber, daß er den Staat Juda 104 abtrennte und Hiskia nur den Stadtstaat Jerusalem

beließ

Resumfee Die vorhandenen Informationen zum politischen Verhältnis von Juda und Jerusalem können als Fundament die von Alt darauf errichtete Konstruktion 'Stadtstaat Jerusalem' nicht tragen. 102

103 104

So T a l m o n 1967 S.75f. Zweifelhaft scheint mir Talmons Annahme, daß m i t David auch originäre Hebroner politische Traditionen nach Jerusalem kamen. Gen 23,7 sind die nn '31 weder ein Teil des VTKD Oy, noch ist dieser ein Teil der Hebroner Bevölkerung, wie Talmon annimmt, nn '33 ist eine differenzierende Apposition zu VINil ny an dieser Stelle. G e n 23,7 eignet sich nicht als Beleg für Talmons Vermutung, daß der YTNH Dy generell einen Teil der T y n 7 » J N darstelle. Das Verhältnis dieser beiden Gruppierungen ist durchaus ungeklärt und bedarf noch einer Untersuchung. Für Hebron sind im Gegensatz zu den Städten Sichern oder Bethsemes die T y n 'BON nicht belegt. Die Gruppierung taucht ja im Zusammenhang m i t Königsstädten nicht auf. ANET S.288 Vgl Dougherty 1930 JBL 49

Monarchie und Stadt

396

Das N e b e n e i n a n d e r v o n J e r u s a l e m u n d J u d a , das sich so e x p l i zit h a u p t s ä c h l i c h bei den P r o p h e t e n findet, e r k l ä r t sich u n g e z w u n g e n e r aus der z e n t r a l e n R o l l e , die eine H a u p t s t a d t p o l i t i s c h e n u n d s o z i a l e n L e b e n eines m o n a r c h i s c h

Landes s p i e l t ^ ^ . A u f die H a u p t s t a d t k a n n m a n sich "l7yn

d e s s e n e i n f a c h m i t der B e m e r k u n g

Der S t a d t s t a a t

infolge-

beziehen^®*'. E i n der-

artiger S p r a c h g e b r a u c h ist im A l t e n O r i e n t nicht

9.3.2

im

regierten

ungewöhn-

Samaria

Der S t a d t s t a a t S a m a r i a v e r d a n k t seine E n t d e c k u n g A . A l t

und

s e i n e r I n t e r p r e t a t i o n der G e s c h i c h t e

des

Israels im Lichte

Antagonismus

I s r a e l i t e n / K a n a a n ä e r . Der S t a d t s t a a t S a m a r i a ist 108 eine aus s e i n e m G e s c h i c h t s b i l d logisch k o n s e q u e n t e n t w i k kelte

Vorstellung.

Erstmals Königtums

innerhalb eines V e109 r g l e i c h e s zur E n t w i c k l u n g des skizzierte A l t die U m r i s s e

in Israel u n d J u d a

des S t a d t s t a a t e s

S a m a r i a . S a m a r i a ist das o m r i d i s c h e

stück zur d a v i d i s c h e n K ö n i g s s t a d t J e r u s a l e m . Die

dete S t a d t S a m a r i a w a r eine p o l i t i s c h e G r ö ß e e i g e n e r inmitten des a l t e n Seine These

1

Gegen-

neugegrünOrdnung

1

Staatswesens^ " .

vom b e s o n d e r e n s t a a t s r e c h t l i c h e n

Charakter

S a m a r i a s baute A l t w e n i g e J a h r e s p ä t e r a u s ^ \ Dabei k n ü p f t e er an zwei B e o b a c h t u n g e n an, der K o n s t a n z der i s r a e l i t i s c h e n 11 2 R e s i d e n z seit Omri u n d dem N e b e n e i n a n d e r von J e s r e e l u n d S a m a r i a 11 3 . Im l e t z t e r e n v e r m u t e t A l t die E r f ü l l u n g e i n e r 105

106 107 108 109 1 10 111 112 113

Die Fremdvölkersprüche in Jes 15,19 oder Jer 46-51 böten sonst reichliches Material für bisher nicht entdeckte Stadtstaaten des Alten Orients. Buccellati (1967 S.224 A 118) führt hier das Lakis Ostrakon IV,7 an. Vgl Kupper (1957 S.A A I ) . Die Stadt Assur wird häufig ohne Namen, nur als 'die Stadt' erwähnt. Vgl kritisch dazu de Vaux 1956 RB 63 S.103ff; Mendenhall 1973 S.10.17.198ff Alt KS II S.116ff KS II S.123f KS III S.258ff KS III S.259 KS III S.261

Israelitische Stadtstaaten in der Königszeit? politischen Notwendigkeit, nämlich den Bedürfnissen der divergierenden Bevölkerungsteile gerecht zu werden. Jesreel war die H a u p t s t a d t für die Israeliten u n d Samaria das

Zentrum

für die Kanaanäer. Zum Stadtstaat w i r d Samaria durch die Begleitumstände seiner Entstehung u n d die hieraus

resultieren-

den staatsrechtlichen Konsequenzen. Das Gebiet von Samaria gehöre zum kanaanäischen Landesbereich. Dieses ergibt sich für Alt aus dem V e r k a u f des Hügels, der so nur im Geltungsbereich k a n a a n ä i s c h e n Rechts möglich s e i ^ ^ . Samaria werde durch den Kauf persönliches Eigentum der Omriden u n d nehme damit von A n b e g i n n an eine Sonderstellung im Reich ein, die auch staatsrechtliche Formen

annehme^

Omri gab der kanaanäischen Oberschicht in dem Stadtstaat Samaria einen Ersatz für die verlorene Eigenständigkeit rer früheren S t a d t s t a a t e n ^ ^ . Geschlechter w u r d e n Lande draußen -

Die führenden

ih-

kanaanäischen

- unter Beibehaltung ihres Besitzes

im

nach Samaria verpflanzt u n d an der Staats117

Verwaltung beteiligt

. Damit w a r e n weitreichende

Einwir-

kungsmöglichkeiten für die kanaanäische Oberschicht auf das gesamte Herrschaftsgebiet der Dynastie eröffnet. Mit der Errichtung des Stadtstaates Samaria beabsichtigte Omri, die Integration der kanaanäischen Bevölkerungsteile Folglich wurde der Stadtstaat Samaria aus dem

zu fördern.

Geltungsbereich

der J a h w e r e l i g i o n ausgespart, was Alt am Bau eines Baalstempels in Samaria und fehlenden H i n w e i s e n auf ein Jahweheilig118 tum erkennt Der Stadtstaat Samaria w a r politisch allein durch die von den O m r i d e n begründete Personalunion mit dem Reich verbunden. Als Privateigentum konnte Samaria nur

Israel

innerhalb

dieser Dynastie vererbt werden. In den V e r h a n d l u n g e n Jehus mit den führenden Beamten in Samaria erblickt A l t eine Bestätigung der

114 Alt KS III S.264 115 KS III S.267 116 KS III S.270 117 KS III S.280 118 KS III S.274f

staatsrechtlichen

39 8

Monarchie und Stadt

S o n d e r s t e l l u n g der S t a d t

1 19 . J e h u e r k e n n e h i e r S a m a r i a als

e i n e n S t a d t s t a a t sui generis an, m a c h e aber seinen s t a n d v o n der A u f r e c h t e r h a l t u n g

Fortbe-

der P e r s o n a l u n i o n mit

a b h ä n g i g . Die a r i s t o k r a t i s c h e O b e r s c h i c h t v o n S a m a r i a m i t der E r m o r d u n g der A h a b s ö h n e

sage

für ihr S t a a t s w e s e n der al-

ten D y n a s t i e ab u n d akzeptiere J e h u als i h r e n König. Einladung

Israel

Jehus

zum B a a l s f e s t in S a m a r i a s c h i e n zunächst als Be-

s t ä t i g u n g des s a k r a l e n B e s t a n d e s des S t a d t s t a a t e s

verstehbar.

M i t der T ö t u n g der f ü h r e n d e n k a n a a n ä i s c h e n G e s c h l e c h t e r der Z e r s t ö r u n g des B a a l s t e m p e l s des S t a d t s t a a t e s

S a m a r i a als p o l i t i s c h e r Größe ein.

v e r l o r u n t e r der n e u e n D y n a s t i e

und

leitete J e h u die A u f l ö s u n g die p o l i t i s c h e

Samaria

Eigenständig-

keit u n d w u r d e auch k u l t i s c h in den G e l t u n g s b e r e i c h der J a h i- • • -. • j 120 wereligion eingegliedert U n g l e i c h s e i n e m V o r g ä n g e r J e r u s a l e m w a r dem S t a d t s t a a t S a m a r i a keine derartig u n u m s t r i t t e n e

Forschungskarriere

be-

s c h i e d e n . Zwar fand auch der S t a d t s t a a t S a m a r i a s e i n e n Platz 1 21 in den G e s c h i c h t e n Israels u n d der RGG . A b e r s c h o n in der 1 22

Darstellung

der G e s c h i c h t e S a m a r i a s v o n P a r r o t

w i r d er

ohne D i s k u s s i o n in die A n m e r k u n g e n v e r b a n n t . V o n A n f a n g

an

m e l d e t e n s i c h , w e n n auch v e r e i n z e l t , k r i t i s c h e S t i m m e n ,

die

an seine E x i s t e n z n i c h t zu 1g2l3a u b e n reichte v o m m i l d e n Zweifel über 1 24 der A r g u m e n t a t i o n s b a s i s bis zur 1 25 Setzung m i t der K o n z e p t i o n . Die isoliert

vermochten. Deren Tenor pauschales Infragestellen detaillierten Kritik blieb

- vor allem im d e u t s c h e n S p r a c h r a u m -

n i c h t zu der v o n den R e z e n s e n t e n a n g e r e g t e n 119 120 121

122 123 124 125 126

Auseinandermerkwürdig und

führte

Diskussion^**,

Alt KS III S.285 KS III S.295 , Noth 1963 5 S.212; Gunneweg 1972 S.95; Bach RGG V Sp.350f; vgl auch W e l t e n 1973 EvTh 33 S.II; Seebass 1974 VT 24 S.478 A 1; JaroS 1979 S.23ff.35 Parrot 1957 S.14 A 4,S.28 A 3 Wallis 1976 VT 26 S.492 Wright 1956 JNES 15 S.125; ders. 1959 BA 22 S.69 A 2 De Vaux 1956 RB 63 S.102ff; Buccellati 1967 S.186ff; T i m m 1982 S.142ff Als typisch mag hier eine lapidare Bemerkung Weipperts, in der ansonsten recht ausführlichen Besprechung des Werkes v o n Buccellati stehen: "hier erscheinen mir Buccellatis Argumente noch nicht wirklich durchschlagend, u m den Thesen Alts den Boden zu entziehen." (1973 ZDPV 89, S.93)

Israelitische Stadtstaaten in der Königszeit?

399

die hier nun aufgenommen werden soll. Die folgende Erörterung wird sich, abweichend von dem Argumentationsgang bei Alt, an den Hypothesen orientieren, die das Fundament der logisch beeindruckenden Konstruktion Stadtstaat Samaria bilden. Der Stadtstaat Samaria ist auf vier voneinander unabhängigen Thesen gegründet worden, von denen drei (1,2,4) nur auf dem Hintergrund des supponierten Antagonismus

Israeliten/Ka-

naanäer verständlich werden. I

Jesreel ist unter den Omriden israelitische Hauptstadt neben Samaria.

II

Samaria liegt im Geltungsbereich des kanaanäischen Rechts.

III

Samaria ist Privatbesitz der Omriden und hat eine

IV

Samaria hat eine überwiegend kanaanäische

eigene staatsrechtliche Verfassung. Bevölkerung

und eine eigene Kulthoheit. Das Vorgehen Jehus in 2.Kön 10,1 ff gab Alt wohl die Anregung 127 für seine Rekonstruktion , letztlich wird es von ihm aber nicht als Baustein, sondern als Reflex des bereits entworfenen Modells behandelt. Läßt die Haltbarkeit der vier Thesen sich in Frage stellen, dann 12fehlt den Verhandlungen Jehus 8 der staatsrechtliche Aspekt 9.3.2.1

Die israelitische Hauptstadt Jesreel

Jesreel ist als Aufenthaltsort israelitischer Könige aus 1.Kön 18,45f; 21,1; 2.Kön 8,29; 9,15-17.30; 10,6f bekannt. Dort befand sich ein Palast der Omriden (I.Kön 21,1; 2.Kön 8,29). Die Bevorzugung Jesreels als Wohnsitz in I.Kön

18,45f

und 2.Kön 8 , 29 ; 9 ,15 ff hängt mit der geographischen Lage der Stadt zusammen. In beiden Situationen lag Jesreel näher an Karmel bzw an Ramoth Gilead. Der Weg nach Samaria führte

127 128

Alt KS II S.124f; KS III S.284 Als eigenständiges Argument wird diese Überlieferung v o n Alt auch nicht behandelt.

400

Monarchie und Stadt

über Jesreel , 130 gegeben

1 29 . Ä u ß e r l i c h e M o m e n t e h a b e n hier den A u s s c h l a g

J e s r e e l ist als k ö n i g l i c h e R e s i d e n z b e l e g t , tritt dabei aber niemals in O p p o s i t i o n zu S a m a r i a . Zudem scheint die Kön i g i n Isebel in e n g e r B e z i e h u n g zu J e s r e e l zu stehen. I.Kön 1 31

21,5-15

schreibt Isebel n i c h t n u r die V e r a n t w o r t u n g

die E r m o r d u n g N a b o t h s

zu, s o n d e r n läßt d u r c h b l i c k e n ,

für

daß

Isebel w e i t m e h r als A h a b am A u s b a u der R e s i d e n z in J e s r e e l i n t e r e s s i e r t war.

I.Kön 21,2 v e r m e r k t , daß Ahab für

seinen

Palast in J e s r e e l n o c h k e i n e n G e m ü s e g a r t e n oder m i n d e s t e n s doch n i c h t a u s r e i c h e n d e s G a r t e n l a n d b e s i t z t . Der h i e r

offen-

k u n d i g w e r d e n d e M a n g e l v e r r ä t , daß der A u s b a u der R e s i d e n z wohl erst u n t e r Ahab e r f o l g t e , J e s r e e l m i t n i c h t e n u n t e r Omri so b e d e u t e n d e F u n k t i o n e n als R e g i e r u n g s s i t z an sich

gezogen

hatte, daß für eine a u s r e i c h e n d e V e r s o r g u n g des H o f e s

mit

L e b e n s m i t t e l n h i e r R e c h n u n g g e t r a g e n w e r d e n k o n n t e . A m einfachsten läßt sich der L a n d b e d a r f

für die R e s i d e n z in J e s -

reel als eine Folge der H e i r a t des K r o n p r i n z e n A h a b m i t s i d o n i s c h e n P r i n z e s s i n Isebel Der v e r m e i n t l i c h g e n u i n

der

verstehen.

israelitische/antikanaanäische

C h a r a k t e r der S t a d t w i r d f r a g w ü r d i g , liest m a n in 2.Kön

10,

11, daß u n t e r den in J e s r e e l e r s c h l1a32 g e n e n A n h ä n g e r n des H a u ses Ahab auch seine P r i e s t e r w a r e n

. Sollte es sich bei

d i e s e n P r i e s t e r n um jene B a a l s p r i e s t e r h a n d e l n , die zur U m 129 130

131

132

Vgl Napir 1959 VT 9 S.376 A 3; Buccellati 1967 S.188 Ahab flüchtete vor d e m bevorstehenden Unwetter in die nächstgelegene Residenz. Joram war in der Schlacht vor Ramoth Gilead verwundet worden und wurde auch in die nächste königliche Residenz gebracht. Zur Überlieferungsgeschichte des Textes vgl Steck 1968 S.32ff. Steck hebt einen älteren Grundbestand mit der Hauptperson Ahab v o n einer jüngeren Isebel-Erzählung ab. Die Einheitlichkeit der Erzählung wird aber von vielen Forschern festgehalten, vgl Baltzer 1965 WuD 8 S.75ff; Fohrer Elia 1968 2 S.24ff; W e l t e n 1973 EvTh 33 S.20f.33; Seebass 1974 VT 24. Da auch Steck die v o n ihm konstruierte jüngere Isebel-Erzählung historisch nahe an die berichteten Ereignisse rückt, enthält I.Kön 21 sicher eine h i storisch zutreffende Erinnerung an eine enge Beziehung Isebels zu Jesreel. Das impliziert nicht die Historizität des Gespräches zwischen Ahab und Isebel, vgl hierzu Timm 1982 S.lllff. Vgl auch Napier 1959 VT 9 S.366ff. Seine geographische Interpretation v o n 2.Kön 10 ist allerdings wenig überzeugend.

Israelitische Stadtstaaten in der Königszeit?

401

gebung Isebels gehörten?^"^ V o n einem offiziellen

jahwisti-

schen königlichen Heiligtum in Jesreel ist nichts

bekannt.

Auch ist eindeutig Samaria und nicht Jesreel Sitz der Staatsverwaltung

(I.Kön 22; 2.Kön

10,1ff).

Die Existenz mehrerer königlicher Residenzen ist in den altorientalischen Reichen nicht ungewöhnlich. Sogar für das kleine Juda ist zumindest eine weitere königliche 1 34 bekannt

. Aus dem Nebeneinander

ze folgt nicht automatisch

Residenz

zweier königlicher Wohnsit-

die Einrichtung

zweier

rechtiger Verwaltungszentren des L a n d e s N u r densein von zwei Verwaltungszentren

gleichbe-

das Vorhan-

des Reiches belegt

auch

die Existenz von zwei Hauptstädten. Die Dualität der Verwaltung ist nicht bezeugt. Alt rechnet selber auch nicht da136 mit

. Die Beibehaltung Samarias unter Jehu und seinen Nach-

folgern als Regierungssitz mutet merkwürdig an, postuliert man mit Alt eine israelitische Hauptstadt Jesreel. An und für sich hätte dann Jehu Jesreel als Hauptstadt und nicht Samaria beibehalten sollen. Jesreel spielt nicht einmal mehr als königliche Residenz nach der Revolution Jehus eine Rolle. Indirekt ist dieses ein Hinweis auf die besondere

Verbun-

denheit der Stadt mit dem Haus Ahab und vor allem der Königin Isebel. 9.3.2.2

Samaria liegt im Geltungsbereich

kanaanäischen

Rechts Alt geht davon aus, daß der Erwerb großer

zusammenhängender

Ländereien nur nach kanaanäischem Recht möglich war; da das israelitische Recht angeblich jegliche Veräußerung von Land untersage.

133 134 135 136

Vgl hierzu 1.Kön 11,18 - im Zuge der Revolution in Juda wird auch der Baalspriester Matthan getötet. Vgl Jer 22,13ff und den Artikel über Ramat Rachel = Beth Hakerem von Aharoni 1978 EAE IV S.1000 Vgl de Vaux 1956 RB 63 S.105 Alt (KS III S.280) geht doch davon aus, daß "eine dauernde Einwirkung der kanaanäischen Führungsschicht auf das ganze Herrschaftsgebiet der Dynastie gegeben" war. Diese Annahme vereinbart sich schlecht mit seiner Hypothese von der israelitischen Hauptstadt Jereel.

402

Monarchie und Stadt

Da der Kauf nach kanaanäischem Recht vor sich ging, lag der Hügel im Geltungsbereich

des kanaanäischen Rechts. Alt

stützt seine Argumentation auf den vermeintlichen

Gegensatz

zwischen dem Kauf des Hügels durch Omri und der aus

I.Kön

21,3 bekannten Weigerung Naboths, seinen Weinberg an Ahab zu verkaufen .Die Verhandlungen Ahabs mit Naboth können jedoch nicht als Kronzeuge äußerlichkeit

für die generell geltende

Unver-

israelitischen Bodens herhalten. Ahabs

Tausch-

bzw Kaufangebot ist nur sinnvoll, wenn die Möglichkeit be13 7 stand, den begehrten Weinberg zu erwerben . Der Verkauf wird von Naboth ausdrücklich mit dem Hinweis verweigert, 138 daß der Weinberg zur n"7m gehöre . Aus der Episode folgt nur, daß eine spezifische Kategorie von Land, das erblich gebundene Land, nicht frei veräußerbar war. Dahinter

steht

weder eine grundsätzliche Unveräußerlichkeit

des Erblandes

noch anderen Grundbesitzes. Ahabs, wenn auch

mißlungener,

Versuch, den Weinberg

legal durch Kauf oder Tausch

zu er-

werben, bezeugt, daß auch israelitische Grundbesitzer

Land

1 39 veräußerten

. Der von Alt auf der Linie

verkauf' konstruierte Gegensatz

'Verkauf-Nicht-

zwischen kanaanäischem

israelitischem Recht ist aus dieser Episode nicht

und

ableitbar.

Aus der Größe des von Omri erworbenen Besitzes allein kann nicht zwingend auf einen kanaanäischen Vorbesitzer

geschlos-

sen w e r d e n ^ ® .

Eigentü-

137 138

139 140

Noch bietet der Name des vormaligen

Vgl auch Andersen 1966 JBL 85 S.49ff; Timm 1982 S.124ff Zur n"7ru vgl Bolle 1940 S.119ff; Bess 1963 S.55ff; von Rad 1971 S.89; Gerlemann (1977 ZAW 89) kommt hinsichtlich des Begriffes zu dem Ergebnis, daß hiermit nicht ein Grundeigentum, sondern ein Wohnsitz bezeichnet werde. Vergleichbare Einschränkungen für die Veräußerung von Erbland liegen in Mari (Malamat 1962 JAOS 82) und wohl auch in Nuzi (H.Lewy 1942 Or 11, Koschaker 1944 ZA 14) vor. Der Frage, in welcher Form das geschah - z.B. als Adoption (vgl die Praxis in Nuzi Cassin 1938) - kann hier nicht nachgegangen werden. Jud 17 gibt zu erkennen, daß bereits in der vorstaatlichen Zeit mit Großgrundbesitz zu rechnen ist (vgl auch l.Sam 25). Auch der Gileaditer Barsillai (2.Sam 17,27; 19,33) und Machir aus Lodebar (2.Sam 17,27) werden ihren Reichtum kaum erst unter David erworben haben. Davids Versuch, die Familie Barsillais an den Hof in Jerusalem zu binden (2.Sam 19,34-39), deutet an, daß Barsillais Familie bisher keine Bindungen an den königlichen Hof besaß, dh aber, daß sie kaum ihr Vermögen im Dienste

Israelitische Stadtstaaten in der Königszeit? mers "int;

403

Anlaß, a u s s c h l i e ß l i c h an s e i n e kanaanäische Her141

k u n f t zu denken . Die T r a n s a k t i o n des Hügels von Samaria e n t h ä l t k e i n e r l e i s i c h e r e Hinweise auf d i e i n d i e s e r Region g e l t e n d e Bodenordnung und Rechtsordnung. Aus der g e o g r a p h i schen Lage e i n e s zuvor u n b e s i e d e l t e n Hügels i s t die kanaanäi s c h e Rechtsordnung n i c h t e r k e n n b a r , a l l e n f a l l s aus der Rechts Z u g e h ö r i g k e i t s e i n e s V o r b e s i t z e r s , die h i e r n i c h t e r sichtlich wird^^. Die i n der a l t t e s t a m e n t l i c h e n Forschung w e i t v e r b r e i t e t e These, daß mit der Annexion der kanaanäischen L a n d e s t e i l e i n der frühen K ö n i g s z e i t es zu einem Nebeneinander von i s r a e l i tischem und kanaanäischem Recht komme, h a r r t b i s h e r noch e i n e r g r ü n d l i c h e n Untersuchung, vor a l l e m , was die Frage des Bodenrechtes b e t r i f f t . Die Unterscheidung zwischen israelitischem und kanaanäischem Recht geht auf Alts Studie über 'Die Ursprünge des israelitischen Rechts' zu143

rück . Die hierin herausgearbeitete Polarisierung zwischen kanaanäischem und israelitischem Recht beruht auf Alts Annahme, daß das apodiktische Recht genuin israelitischen Ursprungs sei und im Alten Orient nicht seinesgleichen finde. Alts Ergebnisse werden gewöhnlich in144 den einschlägigen Untersuchungen undiskutiert als gültig übernommen Seine Ausgangshypothese - apodiktischer S t i l = typisch israelitisch i s t nicht länger haltbar, nachdem die allgemeine Verbreitung 145 von Rechtssätzen apodiktischen S t i l s im Alten Orient erkannt wurde . Zusätzlich gründet sich die Unterscheidung der beiden Rechtsgemeinschaften auf die

141 142 143 144 145

des Königs erworben haben wird. Nach Noth (1928 S.177) gehört int) zu den Danknamen und ist als Kurzform des Namens in'TDW zu betrachten. Der Talkessel war vor der Gründung Samarias - im Gegensatz zum Hügel - besiedelt. Uber die Zugehörigkeit der Ortschaft ist nichts bekannt. Vgl Bach 1958 ZDPV 74 S.41ff Alt KS I S.278ff Vgl Baltzer 1965 WuD 8; Waldow 1970 CBQ 32; Boecker 1976 S.77ff Der Kern des Edikts Ammisaduqas besteht aus apodiktischen Rechtssätzen, vgl hierzu Hentschke 1966 ThViat 10 S.115ff; zum apodiktischen Stil altorientalischer Rechtssätze ferner die Untersuchungen von Mendenhall 1970 S.3ff; Kilian 1963. Liedke (1971 S.120ff) weist darauf hin, daß apodiktische Rechtssätze typisch für autoritär gesetztes Recht sind und eine dem Alten Orient geläufige Erscheinung.

Monarchie und Stadt

404

bisher nicht bewiesenen Annahmen, daß 1) i s r a e l i t i s c h e s und kanaanäisches Recht sich m a t e r i a l i t e r fundamental unterscheiden und 2) die dem i s r a e l i t i s c h e n Staat einverleibten kanaanäischen Regionen ihre eigene Rechtsordnung behielten. Die angeblich f ü r I s r a e l so typische Erbgebundenheit von Land f i n d e t sich auch in Nuzi und Mari. Aus Ugarit liegen Urkunden vor, die eine 146 147 Erbgebundenheit von Land durchblicken lassen . Klima weist darauf h i n , daß der ugaritische König versuchte, durch die Einfügung gesondert e r Klauseln in den Landschenkungsurkunden die Vererbung innerhalb der Familie s i c h e r z u s t e l l e n . Königliche Landschenkungen e r f o l g t e n an 'PN und seine Söhne auf ewig' 148 . Ein ähnlicher Hinweis f i n d e t sich in neu149 assyrischen Urkunden über königliche Landschenkungen . Die mittelassyrische Zeit kannte beim Landverkauf noch das Einspruchsrecht der Gemeinde, auch wird h i e r s t r i k t zwischen ererbtem und erworbenem Land unteru- J 150 schieden Im Alten Orient u n t e r l i e g t der Grundstückshandel nachweislich Einschränkungen erb- und f a m i l i e n r e c h t l i c h e r , aber auch p o l i t i s c h e r Art. Daher scheint es gewagt, ausgerechnet das kanaanäische Recht a l s den Gegentypus des i s r a e l i t i s c h e n Rechts in Bodenfragen zu p o s t u l i e r e n . Es i s t e b e n s o w a h r s c h e i n l i c h , besitzer nicht völlig

daß k a n a a n ä i s c h e

Grundstücks-

f r e i bei der Veräußerung i h r e s

t e n L a n d b e s i t z e s w a r e n , wie daß I s r a e l i t e n auch ü b e r

gesamnicht

e r b g e b u n d e n e s Land v e r f ü g e n k o n n t e n . Der Vorgang d e r T r a n s a k t i o n e n t h ä l t k e i n I n d i z d a f ü r , d e r Hügel k a n a a n ä i s c h e r Grund und Boden w a r . A l t s

daß

Versuch,

i h n im W i r k u n g s k r e i s d e r k a n a a n ä i s c h e n K u l t u r zu v e r a n k e r n , hat einen kleinen Schönheitsfehler:Der

Hügel war b i s

Bau S a m a r i a s u n b e s i e d e l t und m a n g e l s K u l t u r t r ä g e r j e g l i c h e r Kultur

146 147 148 149 150 151

zum

gegenüber

neutral^^.

Vgl Haase 1967 ZA 24 Klima 1956 ArOr 24 S.362 Heltzer 1976 S.48ff Postgate 1969 PI 9-12,42 Diakonoff 1969 S.206ff Eine landwirtschaftliche Nutzung - z.B. als Weinberg - k a n n nicht ausgeschlossen werden. Aufschluß hierüber könnte der v o n Omri bezahlte Kaufpreis geben. Die Preise für Weinberge, Olivenpflanzungen, Gartenland und sonstige Äcker m ü s s e n sich unterschie-

Israelitische Stadtstaaten in der Königszeit? 9.3.2.3

Privatbesitz - staatsrechtliche

405

Sonderstellung

Aus dem h i s t o r i s c h v e r b ü r g t e n K a u f des B a u g r u n d e s v o n S a m a r i a durch den König Omri

zieht A l t zwei S c h l u ß f o l g e r u n g e n ,

zwar n i c h t ob ihrer internen L o g i k , aber h i n s i c h t l i c h historischen 1)

'Schlüssigkeit1

fraglich

die ihrer

sind.

Der K a u f durch den König läßt den Hügel

zum

Privatbesitz

des K ö n i g s u n d s e i n e r Sippe w e r d e n . D e r König u n d seine N a c h k o m m e n k ö n n e n über die h i e r e r b a u t e S t a d t

unabhängig

v o n ihrer e i g e n e n s t a a t s r e c h t l i c h e n P o s i t i o n als H e r r s c h e r f a m i l i e v e r f ü g e n . Omri e r w i r b t den Hügel v o n S a m a r i a n i c h t als König v o n Israel, s o n d e r n als p r i v a t e r 2)

Bauherr.

Der p r i v a t e B a u h e r r Omri v e r l e i h t nach v o l l e n d e t e m

Bau,

in s e i n e r E i g e n s c h a f t als König v o n Israel, der S t a d t die p o l i t i s c h e n Rechte eines S t a d t s t a a t e s . D e r König Omri v o n Israel e r h e b t sich selbst, den m e r dieses S t a d t s t a a t e s ,

Privateigentü-

in den Rang des

Stadtkönigs

von Samaria. ad_1} Die T r e n n u n g v o n A m t u n d P e r s o n ist dem A l t e n T e s t a m e n t

fremd.

In den a l t o r i e n t a l i s c h e n S p r a c h e n gibt es k e i n e n der jene F u n k t i o n e n k e n n z e i c h n e t , die e i n A m t

Begriff, 1 52 ausmachen

Israel ist in der K ö n i g s z e i t dem C h a r a k t e r nach ein P a t r i m o n i a l s t a a t im w e i t e r e n S i n n e ^ ^ .

" D e m p a t r i m o n i a 1 en Amt

fehlt v o r allem die b ü r o k r a t i s c h e S c h e i d u n g von und amtlicher Sphäre."^''

'privater'

Im A l t e n T e s t a m e n t f i n d e n sich

keine H i n w e i s e auf eine T r e n n u n g von S t a a t s v e r m ö g e n u n d Priv a t b e s i t z des

152 153 154

Königs.

den haben und dürften höher gelegen haben als jene jungfräulichen Bodens. Insgesamt sind im AT nur 6 Landverkäufe verzeichnet (vgl Stadler 1975 S.32). Denn l.Kön 9,11 liegt k e i n Landverkauf vor, sondern eine Abtretung der Zoll- und Steuerhoheit. G e n 47,19f.22 ist rein fiktiv. Die verkauften Ländereien sind v o n d e m Ausmaß eines Zeltplatzes, einiger Äcker oder eines ganzen Berges (Samaria). Ohne zusätzliche altorientalische Daten über die nach Art des Grundstücks gezahlten Preise ist die Verkaufssumme für den Berg v o n Samaria nicht interpretierbar. N o t h 1958 S.5 A J S.109.197 W u G 5 S.596

406

Monarchie und Stadt

Eine Differenzierung zwischen Privatvemögen und Amtsvermögen scheint im Alten Orient einzig in Ägypten eingetreten zu sein. In Ägypten wurden seit dem Mittleren Reich die Felder Pharaos danach unterschieden, ob sie zur Versorgung des Hofes oder der Beamtenschaft dienten^. Die Güter, die zur Versorgung des Palastes bestimmt waren, unterstanden einer eigenen Verwaltung. Die Eigentumsverwaltungen verstorbener Könige blieben in bestimmtem Umfange auch nach deren Tode erhalten. Teils war dieses davon abhängig, ob die Paläste in der Folgezeit vom Nachfolger noch genutzt wurden, in dem Fall wurden auch die Felder der dazugehörigen Gutsanlagen weiter gesondert verwaltet. Ein wesentlicher Faktor für die Eigenständigkeit der Güterverwaltungen verstorbener Könige war ihre Aufgabe, für die Versorgung der Totentempel zu sorgen^. Die Königin hat auch einen von der Güterverwaltung des Königs getrennten Haushalt mit eigenen Einkünften. Die sogenannten staatlichen Felder gehörten zur Ausstattung der Ämt e r ^ . Die Versorgung der hohen Beamten erfolgte im Neuen Reich durch 158 . Beim Ausscheiden aus dem Amt fielen

die Zuweisung von Ländereien

diese Pfründen wieder an den König zurück. Auch von diesen Lehnsfeldern 159 waren Steuern zu entrichten . Die Abgaben wurden an die jeweils zuständige vorgesetzte Behörde abgeliefert. Das antike Ägypten war ein patrimonial-bürokratischer S t a a t D i e bürokratische Organisationsform unterschied das Pharaonenreich deutlich von jenen altorientalischen Reichen, die zwar auch patrimonial, doch auf der Basis traditionaler und nicht bürokratischer Herrschaft verfaßt waren. Die Trennung des Haushalts der Königin und der betreffenden Güter von der für die königlichen Güter zuständigen Verwaltung bedeutet nicht, daß die ägyptische Königin Privatbesitzerin dieser Güter ist. Eine rechtlich relevante Distinktion zwischen staatlichen Feldern und königlichen Feldern impliziert, daß der Pharao über das Staatsland nicht mehr frei verfügen kann, dh Schenkungen dürfte er nur noch aus seinem 'Privatbesitz' vornehmen. Darüber ist aber nichts bekannt. Das einzige Land, das wirklich der Verfügbarkeit der Könige entzogen war,

155 156 157 158 159 160

HeIck Ders. Ders. HeIck Ders. WuG5

1958 S.89ff a.a.O. S.96 A 1 a.a.O. S.108ff 1975 S.249ff a.a.O. S.246ff S.607f

I s r a e l i t i s c h e Stadtstaaten in der Königszeit?

407

war wohl das Land der Totentempel i h r e r Vorgänger. Das Entstehen einer gesonderten königlichen Eigentumsverwaltung i s t das Ergebnis eines langen Prozesses der Bürokratisierung der Verwaltung des Landes und wurde erheblich gefördert durch das Interesse der Pharaonen, den wirtschaftlichen Bestand i h r e r Totentempel zu sichern. Als Analogie sind die ägyptischen Eigentumsverhältnisse f ü r d i e j e n i gen des alten I s r a e l nicht verwendbar. Die ägyptische Monarchie i s t s t r u k t u r e l l mit der i s r a e l i t i s c h e n Monarchie nicht vergleichbar. Die Verwaltung des Pharaonenreiches gehört einem anderen Organisationstypus an und hat dazu eine lange altehrwürdige Tradition. Nach d e r R e i c h s t e i l u n g i s t d e r r p a n *7y i f N d e r e i n z i g e M i n i s t e r im A u f g a b e n b e r e i c h W i r t s c h a f t / F i n a n z e n ^ . Die A u f g a b e O b a d j a s i n I.Kön 1 8 , 3 f f , d e r d i e s e s Amt u n t e r Ahab i n n e h a t t e , w e i s t d a r a u f h i n , daß d i e s e r Beamte n i c h t n u r f ü r das u n t e r u n m i t t e l b a r e r k ö n i g l i c h e r V e r w a l t u n g s t e h e n d e Krongut z u s t ä n d i g w a r , s o n d e r n auch f ü r den E i n g a n g d e r N a t u r a l s t e u 16 2 ern . Die E i n z i e h u n g des L a n d e i g e n t u m s e i n e r g e s t ü r z t e n 16 3 D y n a s t i e durch den n e u e n König g e h ö r t e zu den B e g l e i t e r scheinungen jeder i s r a e l i t i s c h e n Revolution. O f f e n s i c h t l i c h b e s t a n d k e i n U n t e r s c h i e d z w i s c h e n dem P r i v a t b e s i t z d e r Dyn a s t i e und dem K r o n g u t . S t a a t s v e r m ö g e n und P r i v a t v e r m ö g e n d e r Könige wurden w e d e r r e c h t l i c h noch a d m i n i s t r a t i v u n t e r s c h i e d e n . U n ü b e r s e h b a r w i r d d i e s e s im Umgang m i t dem g e r a d e zu t y p i s c h e n P r i v a t b e s i t z e i n e s K ö n i g s , d e r a l l e i n s e i n e r k ö n i g l i c h e n N u t z n i e ß u n g u n t e r l i e g t , dem Harem. Die Übernahme des Harems durch den U s u r p a t o r ^ bzw den l e g i t i m e n N a c h f o l -

161 162 163

164

Vgl hierzu Mettinger 1971 S.87ff Vgl Noth 1927 S.218 David hat den Besitz Sauls übernommen (2.Sam 9,7; 12,8). Omri hat wahrscheinlich die Immobilien des Hauses Baesa annektiert, wie der omridische Besitz in Jesreel andeutet. Denn Baesa stammte aus Issachar. Nach der Ausrottung der Omriden ging das königliche Vermögen an Jehu über. 2.Sam 12,8 schreibt David die Übernahme des Harems von Saul zu. 2.Sam 16,21f eignet sich Absalom die zurückgelassenen Haremsdamen seines Vaters an. I.Kön 2,13ff verlangt Adonia von Salomo Abisag von Sunem als Frau, die zum Harem ihres Vaters David gehörte. Salomo interpretiert diese 'Bitte' als den Versuch, ihm die Königswürde streitig zu machen.

408

Monarchie und Stadt

g e r des Königs s t e l l t i h n r e c h t l i c h auf e i n e S t u f e m i t dem Krongut. A u f f ä l l i g wird diese Praxis besonders bei der l e g i timen Nachfolge 'König - d e s i g n i e r t e r T h r o n f o l g e r ' . Lev 18.8//21.11 v e r b i e t e t den geschlechtlichen Umgang mit dem Weibe des Vaters. Dieses Gesetz r i c h t e t sich mithin u . a . auch gegen die am Königshofe herrschende Praxis, den Harem des verstorbenen Königs durch den neuen König weiterführen zu lassen. Die Vorstellung, daß der Harem aufs wohlverdiente A l t e n t e i l gesetzt wurde, entspringt wohl nur der frommen Phantasie einiger Theologen. R e c h t l i c h v e r s t ä n d l i c h w i r d d i e s e P r a x i s , wenn d e r Harem zu den Vermögenswerten des Amtes g e h ö r t e . Der Harem war f ü r j e den König e i n I n s t r u m e n t s e i n e r A u ß e n p o l i t i k . Zu den e r h a l t e n e n T r i b u t e n z ä h l t e n auch H a r e m s d a m e n ^ ^ . M i l i t ä r i s c h wen i g e r e r f o l g r e i c h e Könige wie H i s k i a mußten neben dem mat e r i a l e n T r i b u t dem S i e g e r auch i h r e n Harem a u s l i e f e r n ^ ^ . Die Verwendung des k ö n i g l i c h e n Vermögens wie s e i n e O b e r t r a g u n g auf den j e w e i l i g e n N a c h f o l g e r im Amt s p r e c h e n d a f ü r , daß n e u e r w o r b e n e r L a n d b e s i t z r e c h t l i c h zum 'Amtsvermögen' des Königs g e h ö r t e und n i c h t e i n e p r i v a t r e c h t l i c h e S o n d e r s t e l l u n g g e n o ß . E i n e r d e r a r t i g e n T e i l u n g des k ö n i g l i c h e n V e r mögens f e h l t e ü b e r d i e s d i e f i n a n z r e c h t l i c h e B a s i s , d i e g e s o n d e r t e V e r r e c h n u n g und I n v e s t i t i o n nach H e r k u n f t s a r t d e r E i n k ü n f t e . Omri h ä t t e den Hügel b e r e i t s aus s e i n e r P r i v a t s c h a t u l l e b e z a h l e n m ü s s e n , wenn e r i n s e i n e n P r i v a t b e s i t z ü b e r g e h e n s o l l t e . Der von Omri g e k a u f t e Hügel w i r d T e i l des K r o n g u t e s gewesen s e i n . S e i n B e s i t z war r e c h t l i c h an das Herrscheramt gebunden. Ein Siegelabdruck aus der späten Königszeit könnte auf eine inzwischen eingetretene Unterscheidung von Privatvermögen und Amtsvermögen des jeweiligen Königs hinweisen. In Debir, Ramat Rachel und Beth Semes wur-

165

Von den fünf aufgezählten Herkunftsvölkern der Haremsdamen in l.Kön 11,1 gehören die ersten drei zu den von David unterworfenen Ländern.

166 ANET S.288

409

Israelitische Stadtstaaten in der Königszeit? den vier Siegelabdrucke mit der Aufschrift 167 Albright

identifizierte den

P I 1 Tyj D,i7,'7N gefunden.

1317 der Siegel mit dem König Jojachin,

der nach der ersten Zerstörung Jerusalems deportiert wurde. Eljakim ist dann der Verwalter von Jojachins Besitz in Juda während dessen Gefangenschaft. Diese Interpretation bewegte Z i m m e r l i ^ zu der Vermutung, daß Jojachin auch nach seiner Deportation noch in Juda als rechtmäßiger König galt. Trifft die Deutung des Namens auf den gleichnamigen König zu,sowie die Datierung der Abdrücke in die Zeit zwischen die erste und zweite Zerstörung Jerusalems, dann wäre in der Tat zu bedenken, ob im Juda des ausgehenden 6.Jh der Privatbesitz des Königs vom Amtsbesitz getrennt worden war. Doch bestehen ernstzunehmende Zweifel 169 an dem von Albright vorgeschlagenen Verständnis der Siegelaufschriften 1 70

läßt die Zuschreibung des Siegels

Eine Beobachtung von F.M.Cross jr

an einen Beamten des Königs Jojachin fragwürdig werden, denn seiner Meinung nach ist die Siegelaufschrift nach ihren paläographischen Merkmalen beträchtliche Zeit vor Jojachin entstanden. 171 Mrs.Lapp

kommt nach einem Vergleich der Krughenkel mit dem Titel

und der Henkel mit dem Titel "lVn

aufgrund des verwendeten Ton-

materials zu dem gleichen Schluß wie Cross. Die Identität

172

7317 = König Jojachin ist nicht gesichert. Avigad

verweist auf zwei judäische Siegelabdrücke aus dem 7.Jh und dem 8.Jh mit der Aufschrift

ny: m ^ V n

und

'An iyj ' n 7 ^ , die weder auf einen

israelitischen noch auf einen judäischen 1 73König deuten. Zwei ammonitisehe Siegel tragen auch den Titel

ny]

. Uber die Dienstherren dieser

Verwalter ist ebenfalls nichts bekannt. Eröffnen die übrigen

ny] Siegel die Möglichkeit, daß

pi7

auch ein

anderer als der König Jojachin war, so machen die an den Eigentümlichkeiten der Paläographie und des Torunaterials anknüpfenden Argumente 7 dieses zur Gewißheit. Der Dienstherr ein vermögender Grundbesitzer gewesen131 sein 174des Verwalters Eljakim wird

167 168 169 170 171 172 173 174

Albright 1932 JBL 51 Zimmerli BK 18,1 S.43f Vgl Stähli 1978 S.182ff Nach einer Mitteilung von Malamat 1975 VTS 28 S.138 A 34 Nach einer Mitteilung von Ussishkin 1976 BASOR 223 S.ll Avigad 1976 S.294ff Avigad 1964 IEJ 14 S.192f; ders. 1970 S.284ff So auch Gibson 1971 I S.66 A 1

410

Monarchie und Stadt

Die Siegelabdrücke sind als Belege f ü r eine sich abzeichnende Trennung von Privatbesitz der Könige und Staatsvermögen nicht verwertbar. ad_2} Die z w e i t e H y p o t h e s e i s t i n d e r e r h o b e n e n Form b e r e i t s n i c h t mehr g ü l t i g , da s i c h d i e Trennung z w i s c h e n dem König a l s ö f f e n t l i c h e r I n s t a n z und p r i v a t e m B a u h e r r n n i c h t n a c h w e i s e n l i e ß . S i e i s t d a h i n zu m o d i f i z i e r e n , daß d e r ö f f e n t l i c h e B a u h e r r Omri a l s König von I s r a e l d i e von ihm e r b a u t e S t a d t S a m a r i a s t a a t s r e c h t l i c h aus s e i n e m H o h e i t s g e b i e t a u s g e s o n d e r t h a t und i h r e i n e s t a d t k ö n i g l i c h e V e r f a s s u n g v e r l i e h . Zu p r ü f e n i s t , ob d e r Monarch auf K r o n l a n d e i n e n e i g e n e n S t a a t e t a b l i e r e n und s e i n e H o h e i t s r e c h t e s o z u s a g e n an s i c h selber abtreten konnte. Die S o u v e r ä n i t ä t ü b e r das G e b i e t von S a m a r i a b e s a ß Omri schon v o r dem Kauf des H ü g e l s . E i n e A b t r e t u n g von H o h e i t s r e c h t e n durch Verkauf e i n e s L a n d e s t e i l e s l i e g t bei der Verä u ß e r u n g d e r L a n d s c h a f t Kabul durch Salomo an Hiram von Tyr u s i n I.Kön 9 , 1 1 f f v o r . D i e s e T r a n s a k t i o n u n t e r s c h e i d e t s i c h i n zwei w e s e n t l i c h e n P u n k t e n von d e r des Omri. Hiram e r w i r b t d i e p o l i t i s c h e n Rechte über eine Region, über die e r zuvor n i c h t v e r f ü g t e . K o n k r e t b e d e u t e t d i e s e r Vorgang f ü r d i e Bewohner, daß s i e h i n f o r t S t e u e r n , Z ö l l e , F r o n d i e n s t , W e h r d i e n s t e t c dem König von T y r u s s c h u l d e t e n . Die p o l i t i s c h e n R e c h t e ü b e r d i e Region S a m a r i a s l a g e n v o r dem Kauf b e i Omri. Dazu b e d u r f t e es k e i n e s H a n d e l s mehr. Hirams Kauf v e r ä n d e r t n i c h t d i e b e s t e h e n d e n E i g e n t u m s v e r h ä l t n i s s e an Grund und Boden. Der König von T y r u s w i r d n i c h t G r u n d e i g e n tümer von K a b u l , s o n d e r n S o u v e r ä n . König Omri von I s r a e l v e r ä n d e r t m i t dem Kauf d i e E i g e n t u m s v e r h ä l t n i s s e . Die Übernahme J e r u s a l e m s d u r c h David i s t s t r u k t u r e l l m i t dem Kauf S a m a r i a s n i c h t v e r g l e i c h b a r . Der S t a d t s t a a t J e r u s a l e m war e i n u n a b h ä n g i g e r S t a a t , d e r d u r c h Davids E i n g r e i fen seinen s t a a t s r e c h t l i c h e n Charakter v e r l o r . Omris Vorgehen s c h e i n t e h e r v e r g l e i c h b a r m i t e n t s p r e c h e n den Unternehmungen a s s y r i s c h e r H e r r s c h e r zu s e i n . Mehrere a s s y r i s c h e H e r r s c h e r g r ü n d e t e n neue R e s i d e n z e n .

Israelitische Stadtstaaten in der Königszeit? Tukulti-Ninurta

I (1246-1206)

411

gründete auf dem O s t u f e r

Tigris g e g e n ü b e r von A s s u r die S t a d t

des 1 75

Kar-Tukulti-Ninurta

Die S t a d t w u r d e auf L a n d g e b a u t , das v o r h e r u n b e s i e d e l t w a r und wüst lag. K a r - T u k u l t i - N i n u r t a v e r l o r u n t e r den N a c h f o l gern des E r b a u e r s rasch an 176 B e d e u t u n g u n d wurde als residenz wohl a u f g e g e b e n

Königs-

Im n e u a s s y r i s c h e n R e i c h k o m m t es u n t e r A s s u r n a s i r p a l und S a r g o n II zur G r ü n d u n g e i n e r n e u e n H a u p t s t a d t bei

II gleich-

zeitiger A u f g a b e der a l t e n H a u p t s t a d t . A s s u r n a s i r p a l II (883-859) w a r ein Z e i t g e n o s s e O m r i s u n d A h a b s . W ä h r e n d s e i n e r e r s t e n R e g i e r u n g s j a h r e residierte er 177 m e i s t in N i n i v e . A s s u r n a s i r p a l v e r f ü g t e auch ü b e r e i n e n Palast in A s s u r 178 . In der F o l g e z e i t baute er K a l a c h auf, 1 79 das nach s e i n e n e i g e n e n W o r t e n e i n R u i n e n h ü g e l w a r . Kalach 1 80 wurde v o n ihm m i t K r i e g s g e f a n g e n e n b e s i e d e l t u n d zur H a u p t stadt a u s g e b a u t . In der N ä h e v o n K a l a c h hatte A s s u r181 nasirpal die S t a d t Imgur-Ellil als S o m m e r r e s i d e n z a u s g e b a u t . In den I n s c h r i f t e n A s s u r n a s i r p a l s w i r d K a l a c h nur einmal 'meine 18 2 18 3 Stadt' g e n a n n t , ebenso wie A s s u r . S o n s t ist immer neutral v o n der S t a d t K a l a c h die Rede. Die A n g a b e 'meine Stadt' findet sich in den a s s y r i s c h e n I n s c h r i f t e n a u s s c h l i e ß l i c h in V e r b i n d u n g m i t der j e w e i l i g e n H a u p t s t a d t , u n a b h ä n g i g von ih1 84 rem E r b a u e r

. Als Indiz eines b e s o n d e r e n

Eigentumsverhält-

nisses k a n n die B e m e r k u n g nicht gelten. In den Assurnasirpals

Berichten

f i n d e n sich k e i n e r l e i H i n w e i s e , die eine be-

sondere s t a a t s r e c h t l i c h e

P o s i t i o n v o n K a l a c h e t w a als

staat v e r m u t e n lassen. S e i n S o h n u n d N a c h f o l g e r

Stadt-

Salmanasser

III gab K a l a c h u n m i t t e l b a r n a c h dem T o d e A s s u r n a s i r p a l s als H a u p t s t a d t auf u n d regierte A s s y r i e n w i e d e r von A s s u r aus 185 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185

Inschrift 15,41f (Weidner 1959 S.24), Inschrift 16,88ff (Weidner 1959 S.28f), Inschrift 17,41ff (Weidner 1959 S.31). Weidner 1959 S.25 Anmerkung zu Inschrift 15,61 f Weißbach RLA I S.218 ARA No 551 ARA No 489, 492, 506, 511 ARA No 489 Meissner 1926 S.129 ARA No 519 ARA No 552 ARA No 100, 114, 146, 675, 682, 683 Olmstead 1923 S.150

Monarchie und Stadt

412

E i n e n Teil der F e l d z ü g e u n t e r n a h m S a l m a n a s s a r von N i n i v e 186 187 aus , doch b r a c h t e er die Beute jeweils nach A s s u r . In s e i n e n letzten R e g i e r u n g s j a h r e n , als er z u n e h m e n d auf p o l i tische W i d e r s t ä n d e

in A s s u r stieß, residierte

Salmanasser

III w i e d e r in K a l a c h . S a r g o n II (722-705) k a m als U s u r p a t o r auf den a s s y r i s c h e n T h r o n . E r ist der e i n z i g e a s s y r i s c h e K ö n i g , der n i c h t Assurtempel

in A s s u r gekrönt w u r d e . Der zeit seines

im

Lebens

a n d a u e r n d e W i d e r s t a n d g e g e n seine H e r r s c h a f t , der von der Assurpriesterschaft

g e t r a g e n w u r d e , b e w o g ihn dann zur G r ü n 188 dung e i n e r n e u e n H a u p t s t a d t . In s e i n e m 9 . R e g i e r u n g s j a h r e 1 89 erwarb S a r g o n die O r t s c h a f t M a g g a n u b a , die e n t v ö l k e r t 1 90 w a r u n d als A c k e r l a n d g e n u t z t w u r d e . Die E i g e n t ü m e r die1 91 ser F e l d e r w u r d e n u m g e s i e d e l t . In M a g g a n u b a gründete Sargon die neue H a u p t s t1a9d t 2 Dur S a r r u u k i n , die er mit fangenen b e s i e d e l t e

Kriegsge-

. N a c h dem Tode Sargons w u r d e

Dur

S a r r u u k i n als ständige R e s i d e n z a u f g e g e b e n , blieb aber Sitz eines P r o v i n z s t a t t h a l t e r s . folger s i e d e 1 t e , n a c h N i n i v e Die a s s y r i s c h e n

S a n h e r1i9b 3 , Sargons S o h n u n d N a c h über

I n s c h r i f t e n lassen nichts d u r c h b l i c k e n

eine e t w a i g e s t a a t s r e c h t l i c h e

Sonderstellung

der

über

neugegrün-

deten H a u p t s t ä d t e . N a c h dem Tode ihrer G r ü n d e r w u r d e n Städte als H a u p t s t ä d t e b a l d w i e d e r a u f g e g e b e n . Die

diese

Nachfol-

ger r e g i e r t e n A s s y r i e n w i e d e r v o n A s s u r bzw Ninive aus. Die Beibehaltung

der k ö n i g l i c h e n H a u p t r e s i d e n z

in K a l a c h bzw in

Dur S a r r u u k i n w a r o f f e n b a r für die P o s i t i o n der

assyrischen

Könige als H e r r s c h e r u n e r h e b l i c h . M a n w i r d daraus

schließen

dürfen, daß die a s s y r i s c h e n Könige auch in e i n e r S t a d t ,

die

auf von

ge-

186 187 188

189 190 191 192 193

ihrem E r b a u e r

für die Krone e r w o r b e n e m G e l ä n d e

ARA No 623, 643, 646, 653, 656, 668 AHA No 632, 643, 682 Sargons Bemühungen u m die Gunst der Bewohner v o n Assur (Stadt) sind deutlich sichtbar in einem Gottesbrief, den er im Tempel Assurs öffentlich ausstellte, vgl Oppenheim 1960 JNES 19 S.133ff. Unger RLA II S.250 Postgate 1969 PI 20-21,27 Ders. a.a.O. Winckler 1889 XIV 88ff; ARA II No 86 Meissner 1926 S.192

Israelitische Stadtstaaten in der Königszeit? gründet w u r d e , r e c h t l i c h keine andere P o s i t i o n

413

beanspruchen

k o n n t e n als in der a l t e n H a u p t s t a d t A s s u r . Sie h a b e n in den n e u e n H a u p t s t ä d t e n n i c h t als S t a d t k ö n i g e S a r r u u k i n u n d Könige v o n A s s y r i e n

von K a l a c h bzw Dur

regiert.

B e m e r k e n s w e r t an den I n s c h r i f t e n ist der N a c h d r u c k ,

mit

dem der rechtmäßige Erwerb des B a u l a n d e s h e r a u s g e s t e l l t oder seine

wird,

Herrenlosigkeit.

Die v o n A l t als S t a d t s t a a t r e k o n s t r u i e r t e

israelitische

H a u p t s t a d t S a m a r i a ist im A l t e n O r i e n t ohne

Parallele.

Die V o r a u s s e t z u n g e n , die A l t für die dritte These

histo-

risch e i n g e h e n m u ß , lassen sich nicht n a c h w e i s e n . W e d e r

ist

für das 9. J h der König von Israel als P r i v a t p e r s o n v o n dem König als Inhaber eines ö f f e n t l i c h e n A m t e s n o c h ist eine S t a a t s g r ü n d u n g

unterscheidbar,

auf K r o n l a n d h i s t o r i s c h

plau-

sibel . 9.3.2.4

K a n a a n ä i s c h e B e v ö l k e r u n g und K u l t h o h e i t

Samarias

Die A n n a h m e , daß König Omri " v o r z u g s w e i s e oder s o g a r aus1 94 s c h l i e ß l i c h nur K a n a a n ä e r h e r a n z o g " zur B e s i e d l u n g Samarias,

folgt n o t w e n d i g aus d e m P o s t u l a t des

Stadtstaates

kanaanäischen

Samaria. 'Kanaanäer aus

Sama-

ria' s c h e i n t das w e n i g b e k ü m m e r t zu h a b e n . Sie g a b e n

Die E l t e r n der n a m e n t l i c h b e k a n n t e n

ihren

K i n d e r n recht h ä u f i g j a h w i s t i s c h e V o r n a m e n . Dabei

handelte

es sich u m so b e d e u t e n d e P e r s o n e n wie A h a s j a u n d J o r a m , Söhne u n d N a c h f o l g e r A h a b s , den P r i n z e n Joas

(I.Kön

die

22,6)

sowie den F i n a n z - u n d W i r t s c h a f t s m i n i s t e r O b a d j a u n d den Hofpropheten Zedekia

(I.Kön 22,11). Die ä u ß e r e n U m s t ä n d e

der B e f r a g u n g des J a h w e p r o p h e t e n M i c h a

- Micha

erscheint

innerhalb k ü r z e s t e r Zeit vor den b e i d e n K ö n i g e n am H1o95 fe lassen auch ihn als B e w o h n e r v o n S a m a r i a e r s c h e i n e n De V a u x h a t in Z u s a m m e n a r b e i t m i t K . K e n y o n die phie v o n Teil el F a r ' a h

194 195 196

(Thirza) u n d S a m a r i a

Alt KS III S.269 Vgl Buccellati 1967 S.230 De Vaux 1969 S.326ff

Stratigra196

verglichen

414

Monarchie und Stadt

Dabei machte e r d i e B e o b a c h t u n g , daß d i e B e s i e d l u n g von T h i r z a a b r u p t a b b r i c h t i n dem Moment, i n dem d i e B e s i e d l u n g 197 von S a m a r i a a n f ä n g t . Z e i t l i c h p a r a l l e l zum Aufbau von S a maria finden sich in Thirza u n v o l l e n d e t e Bauten. " I I e s t v r a i s e m b l a b l e que b e a u c o u p d ' h a b i t a n t s de T i r s a , a r t i s a n s ou m a r c h a n d s , o n t s u i v i l ' e x o d e de l a C o u r , dont i l s t i r a i e n t l e u r s u b s i s t a n c e . I l e s t même p o s s i b l e q u ' O m r i , f o n d a n t s a n o u v e l l e c a p i t a l e s u r un s i t e d é s e r t , y a i t t r a1 n9s8p l a n t e , en t o u t ou en p a r t i e , l a p o p u l a t i o n de T i r s a . " H i s t o r i s c h i s t das s e h r w a h r s c h e i n l i c h . Ein B a a l s t e m p e l m S a m a r i a i s t a l s B a s i s f ü r den v e r m e i n t l i c h k a n a a n ä i s c h e n C h a r a k t e r d e r S t a d t n i c h t t r a g f ä h i g genug. S e i n e E r r i c h t u n g w i r d im Zusammenhang m i t d e r t y r i s c h e n H e i r a t v e r s t ä n d l i c h und h a t i n den h e i d n i s c h e n Tempeln, d i e S a lomo s e i n e n a u s l ä n d i s c h e n F r a u e n b a u t e , e i n e h i s t o r i s c h e P a r a l l e l e . Aus d e r f e h l e n d e n Erwähnung des J a h w e t e m p e l s i s t n i c h t d i e E x k l u s i v i t ä t des B a a l i s m u s i n S a m a r i a a b l e i t b a r . E i n d e r a r t i g e r V e r w e i s f e h l t s o g a r f ü r J e s r e e l . Dagegen s p r e chen neben den ü b e r l i e f e r t e n ' S a m a r i e r n ' m i t j a h w e h a l t i g e n Namen auch d i e in Samaria vorhandenen j a h w i s t i s e h e n Propheten. 19°' I.Kön 22,Sff " b i t t e t Josaphat von Juda den König Ahab von I s r a e l , Jahwe zu befragen wegen des bevorstehenden Feldzuges. Die herbeigeholten Propheten werden in V.6 h i n s i c h t l i c h i h r e r kultischen Zugehörigkeit nicht näher q u a l i f i z i e r t . Die Frage des Josaphat läßt s i e aber tenden197 198

199

De Vaux 1969 S.326 De Vaux 1969 S.327. A m Südrand des Talkessels v o n Samaria bestand eine größere Siedlung, die mit bzw kurz nach der Gründung von Samaria verschwand (Bach 1958 ZDPV 74 S.53). Von daher ist denkbar, daß auch Bewohner dieser Siedlung nach Samaria übersiedelten. Die Ursprünglichkeit der Person Ahabs in l.Kön 22 ist umstritten, vgl die bei Gray Komm.z.St. referierte Diskussion. Falls hier eine in Prophetenzirkeln überlieferte Erzählung von einem namenlosen König auf Ahab übertragen worden ist, dann ist dieses recht früh erfolgt (Gray 1970 S.418). Die Identifizierung des Königs von Israel deutet an, daß die Traditionen über Ahab Anhaltspunkte hierfür boten, beide Erzählungen mit seiner Person zu verknüpfen. Dieser Vorgang wäre nur schwer vorstellbar, w e n n zur Zeit Ahabs in Samaria ausschließlich kanaanäische Baalspropheten gewirkt hätten.

I s r a e l i t i s c h e Stadtstaaten i n der Königszeit?

415

ziös als nichtjahwistische Propheten (V.7) erscheinen. Ahabs Antwort (V.8) u n t e r s t e l l t die Zugehörigkeit der herbeigeholten Propheten zum Jahwismus. Unterstützt wird diese Zuordnung durch das Auftreten Zedekias in V.24, der zu diesem Kreis gehört und e x p l i z i t beansprucht, im Besitze des Geistes Jahwe zu sein. Die Jahwepropheten sind h i e r k u l t i 200 sehe Amtsträger im Dienste des Königs Wo j a h w i s t i s c h e P r o p h e t e n v e r s a m m e l t werden k ö n n e n , d ü r f t e d e r z u g e h ö r i g e J a h w e t e m p e l n i c h t a l l z u f e r n s e i n . Von J e h u w i r d n u r d i e Z e r s t ö r u n g des B a a l s t e m p e l s b e r i c h t e t , e i n V e r merk ü b e r den Bau e i n e s J a h w e t e m p e l s f e h l t . Zur V e r s c h w e i gung e i n e s von J e h u e r r i c h t e t e n Tempelbaues i n S a m a r i a h a t t e d i e O b e r l i e f e r u n g a n g e s i c h t s des j a h w i s t i s c h e n C h a r a k t e r s s e i n e r R e v o l u t i o n wenig A n l a ß , d e r t e n d e n z i ö s e n B e a r b e i t u n g d e r Omri- und A h a b t r a d i t i o n e n e n t s p r i c h t das V e r s c h w e i g e n e i n e s d e r a r t i g e n Tempels schon e h e r . Keine d e r T h e s e n , d i e A l t z u r K o n s t r u k t i o n des S t a d t s t a a t e s S a m a r i a v e r w a n d t e , kann e i n e r k r i t i s c h e n N a c h f r a g e s t a n d h a l t e n . Auch d e r B e r i c h t ü b e r J e h u s V e r h a n d l u n g e n ( I . K ö n 10) m i t den f ü h r e n d e n S t a a t s b e a m t e n i n S a m a r i a s a g t n i c h t s ü b e r e i n e s t a a t s r e c h t l i c h e Autonomie d e r S t a d t a u s . J e h u muß n o t wendig m i t den f ü h r e n d e n Männern des S t a a t e s i n K o n t a k t t r e t e n . S e i n Ü b e r r a s c h u n g s c o u p von J e s r e e l h a t t e d i e S t a a t s v e r waltung n i c h t t a n g i e r t . Beherrschen konnte er I s r a e l nur, wenn e r auch d i e o b e r s t e n Behörden des Landes i n s e i n e Gew a l t b r i n g e n k o n n t e . Die s a ß e n a b e r i n d e r H a u p t s t a d t . D i e s e F ü h r u n g s s c h i c h t k o n n t e dem P r ä t e n d e n t e n noch W i d e r s t a n d e n t g e g e n s e t z e n . Mit dem V e r z i c h t d a r a u f e r k e n n t s i e J e h u a l s König von I s r a e l a n . Der T i t e l ' K ö n i g von S a m a r i a ' i s t i n I.Kön 21,1 und 2.Kön ?o 1 1,3 ü b e r l i e f e r t . In I.Kön 21,1 i s t d e r T i t e l ' K ö n i g von Samaria'

eine Glosse202,

d i e d u r c h den Z u s a t z

"7 N v 1T 7 1 tön

i n V.1a h e r v o r g e r u f e n w u r d e . Der T i t e l r e f l e k t i e r t 200 201 202

Vgl Alt für Vgl

die

poli-

Kraus 1962 S.124f verwendet den Titel 'König v o n Samaria' nicht als Argument seine Stadtstaatthese. Seebass 1974 VT 24 S.478 A 1

416

Monarchie und Stadt

tische Situation nach dem Eingreifen Tiglathpilesers

III,

als das israelitische Territorium auf die Umgebung von Samaria reduziert worden war. Seine Verwendung

für Ahab und Ahas-

ja ist tendenziös und Teil der abfälligen Beurteilung Könige in den betreffenden

beider

Erzählungen.

Resumfe Die Untersuchung

der Verfassung Samarias wies nach, daß die

Stadt nicht als politisch autonomer Stadtstaat unter den Omriden verfaßt war. Samaria war die Hauptstadt des Reiches Israel mit allen entsprechenden Funktionen und Vorteilen, die einer Hauptstadt

in einem monarchisch

organisierten

Staat zukommen. Die politische Rolle, die Samaria

hierbei

spielt, ist gut vereinbar mit der Position der Stadt als Hauptstadt des Reiches

Israel.

Die vier grundlegenden Thesen Alts durchgängig I.

in ihre Gegenthesen

Jesreel

lassen sich nahezu

verwandeln:

ist nicht eine zweite israelitische

stadt neben Samaria. Jesreel

ist königlicher

Haupt'Zweit-

wohnsitz' und vermutlich von Isebel bevorzugte

Resi-

denz . II.

Das kanaanäische Recht ist eine der großen Unbekannten in der israelitischen Sozialgeschichte. tungsbereich des kanaanäischen Rechts auf

Der Gel-

israeliti-

schem Gebiet liegt so im Dunkeln, daß bisher nicht einmal seine Existenz erwiesen ist. Gänzlich lativ ist unter diesen Umständen die Samarias III.

im Geltungsbereich

speku-

Lokalisierung

kanaanäischen

Rechts.

Die Hauptstadt Samaria war kein Privatbesitz

der

Omriden. Der Baugrund von Samaria gehört zum Krongut. Die Entwicklung der privaten

Eigentumsverhält-

nisse an Grund und

Boden in der Stadt und um die 203 Stadt herum bliebe noch zu untersuchen

203

Hier stellen sich Fragen wie: Hat der König das Bauland wieder reprivatisiert und an die Bewohner verkauft? Oder wohnten alle gemeinsam zur 'Untermiete' beim König? Oder gar kosten-

Israelitische Stadtstaaten in der Königszeit?

417

Samaria hat weder eine überwiegend kanaanäische kerung noch eigene Kulthoheit. Die Hauptstadt einen beachtlichen Anteil an israelitischen nern, die den Oberlieferungen

zufolge die

Mehrheit bilden. Samaria fällt in den

Bevöl-

hat

Bewoh-

eindeutige

Geltungsbereich

der Jahwereligion.

los? Ein Vergleich mit den entsprechenden Transaktionen bei der Gründung und dem Ausbau von Achet-Aton wäre sehr aufschlußreich (vgl hierzu Fairman 1965).

9.4

Abschließende

Bemerkungen

Die O b e r l i e f e r u n g e n aus der K ö n i g s z e i t lassen e r k e n n e n , die i s r a e l i t i s c h e n Städte keine s e l b s t ä n d i g

daß

handlungsfähi-

gen M i l i t ä r v e r b ä n d e m e h r b i l d e n , s o n d e r n in ein

territorial

o r g a n i s i e r t e s W e h r s y s t e m e i n g e g l i e d e r t w o r d e n sind. V o r allem u n t e r m i l i t ä r i s c h e m A s p e k t d i f f e r e n z i e r e n sich die voneinander. Abhängigkeitsbeziehungen bestehen

Städte

vermutlich

dort, wo sie auch vor der S t a a t s b i l d u n g v o r h a n d e n w a r e n , Umkreis k a n a a n ä i s c h e r Städte. Es gibt keine A n z e i c h e n daß t r a d i t i o n a l e g a l i t ä r e B e z i e h u n g e n zwischen

im

dafür,

israeliti-

s c h e n S i e d l u n g e n in der frühen K ö n i g s z e i t durch die M o n a r c h i e in ihren G r u n d z ü g e n v e r ä n d e r t w o r d e n sind. O f f e n b a r die Z e n t r a l g e w a l t u n g e h i n d e r t nur außerhalb lungsbereiche

konnte

der a l t e n Sied-

- bei der s t a a t l i c h g e l e n k t e n u n d k o n t r o l l i e r -

ten E r s c h l i e ß u n g n e u e r S i e d l u n g s g e b i e t e

-

l i e r e n d in die B e z i e h u n g e n der S i e d l u n g e n

politisch

regu-

eingreifen.

Es lassen sich m e h r e r e , s t r u k t u r e l l d i f f e r e n t e T y p e n Siedlungsbereichen und Siedlungsorganisation 1)

Typus

'altisraelitischer Kernbereich'

von

erkennen:

- charakteri-

siert durch e g a l i t ä r e B e z i e h u n g e n der S i e d l u n g e n unt e r e i n a n d e r . Die S i e d l u n g e n sind i n t e r n nach dem Muster

'primitiver D e m o k r a t i e '

v e r f a ß t . Die

gen s i n d zu B e g i n n der K ö n i g s z e i t 2)

Typus

Siedlun-

unbefestigt.

' K o l o n i s a t i o n in der v o r s t a a t l i c h e n Zeit' -

k e n n z e i c h n e n d ist h i e r die s c h w e r p u n k t m ä ß i g e mensiedlung

der I s r a e l i t e n in g r ö ß e r e n

Die S i e d l u n g e n g e h ö r e n auch dem T y p u s kratie'

an. Sie sind g r ö ß t e n t e i l s

Zusam-

Siedlungen. 'primitive

in der

Demo-

vorstaatlichen

Zeit b e f e s t i g t . Das interne O r g a n i s a t i o n s n i v e a u

ist

d i f f e r e n z i e r t e r als in den S i e d l u n g e n des T y p u s

I.

419

Abschließende Bemerkungen 3)

Typus

'Bereich ehemals k a n a a n ä i s c h e r K ö n i g s s t a d t '

a u f f ä l l i g s t e s M e r k m a l s i n d h i e r die

-

Abhängigkeitsbe-

z i e h u n g e n der S i e d l u n g e n zur e h e m a l i g e n

Zentralstadt.

V o r h a n d e n e A b h ä n g i g k e i t e n b l e i b e n zumindest auf der Ebene der V e r w a l t u n g 4)

Typus

erhalten.

'staatliche K o l o n i s a t i o n / z e n t r a l

organisierte

E r s c h l i e ß u n g v o n Land' - h i e r g e s t a l t e t eine

Zentral-

gewalt A n l a g e u n d O r g a n i s a t i o n der S i e d l u n g e n h i e r a r c h i s c h e n G e s i c h t s p u n k t e n . Es k a n n eine sche H i e r a r c h i e

5)

nach politi-

der S i e d l u n g e n nach dem V o r b i l d von

Typus

3 entstehen.

Typus

'Bereich ehemals k a n a a n ä i s c h e r Städte m i t

kratischer Verfassung' mit Typus

- der Typus h a t

1. M ö g l i c h e r w e i s e

demo-

Ähnlichkeiten

ist er v o m e r s t e n T y p u s

durch ein höheres O r g a n i s a t i o n s n i v e a u u n d den A u s b a u der B e f e s t i g u n g e n in v o r s t a a t l i c h e r Zeit zu u n t e r scheiden . Die T r a d i t i o n e n ü b e r a l t i s r a e l i t i s c h e S i e d l u n g e n in der Kön i g s z e i t sind s p ä r l i c h . Es w i r d aber s i c h t b a r , daß

diese

S i e d l u n g e n sich in b e s t i m m t e m U m f a n g e eine interne

Selbst-

v e r w a l t u n g , soweit h i e r die frühe K ö n i g s z e i t b e t r a c h t e t w u r de, b e w a h r e n k o n n t e n . Das M o d e l l

'Antike S t a d t h e r r s c h a f t ' mag die B e z i e h u n g e n

S i e d l u n g e n i n n e r h a l b des B e r e i c h s nigsstädte

(Typus 3) p r ä f o r m i e r t h a b e n . Seine G r u n d z ü g e

b e n v e r m u t l i c h in den B e r e i c h e n des T y p u s 4 (staatlich schlossene Regionen)

die E n t w i c k l u n g der

P r i n z i p i e n des Typus

schaft' auch in der frühen K ö n i g s z e i t n i c h t

zur A n w e n d u n g Stadtherr-

nachweisbar.

S t a d t s t a a t l i c h e O r g a n i s a t i o n findet sich in d i e s e r

Zeit

n i c h t m e h r . A u c h eine R e o r g a n i s a t i o n n a c h dem M u s t e r ist n i c h t

haer-

Zentralinstanz

'Antike S t a d t h e r r s c h a f t '

In ihrer reinen F o r m ist die 'Antike

Stadtstaates

Kö-

Siedlungsverhält-

nisse geprägt. In d i e s e n R e g i o n e n konnte die bringen.

der

früherer k a n a a n ä i s c h e r

des

belegt.

Die b e i d e n H a u p t s t ä d t e , J e r u s a l e m u n d S a m a r i a , K r i t e r i e n , die k o n s t i t u t i v

erfüllen

für die V o l l s t a d t u n d m i t h i n

für

420

Monarchie und Stadt

die Verfassung des Stadtstaates

sind, nicht. Sie bilden we-

der einen autonomen Wehrverband, noch verfügen sie über einen eigenständigen Lokalkult. Die übrigen Städte des Landes ihnen, soweit das aus den Traditionen ersichtlich politisch-rechtlich

sind

ist, nicht

untergeordnet. Die Bewohner der Haupt-

stadt haben keinen erkennbaren privilegierten Status

poli-

tisch-rechtlicher Natur, verglichen mit den übrigen

Landes-

bewohnern. Die Hauptstadt untersteht offenbar der Verwaltung

zentralen

des Hofes und hat keine vom Hof unabhängige Ver-

waltung. Die 'demokratische

Institution'

der

vyn

'KMN

ist weder für Jerusalem noch für Samaria^®^ bezeugt in den Überlieferungen.

204

Die starke Position der v y n 'WJK in den israelitischen Städten könnte mit ein Grund gewesen sein für die Wahl einer nichtisraelitischen Stadt als Hauptstadt im Falle Jerusalems und für die Gründung einer neuen Hauptstadt im Falle Samarias.

SCHLUSSBEMERKUNGEN

Rückblickend soll hier der Verlauf der Arbeit

- von der

soziologischen Begriffsbildung zur alttestamentlichen Exegese -

noch einmal verdeutlicht werden. Daran schließt sich

eine Skizze der Fragestellungen an, die sich unmittelbar aus den Hauptthesen der Arbeit ergeben. In der Sicht Webers beherrschen die beiden Idealtypen

'Antike

Stadtherrschaft' und 'Eidgenossenschaft' die Entwicklung der israelitischen Gesellschaft bis zum Aufkommen des Königtums. Die Monarchie entsteht aus dem spannungsvollen Miteinander der beiden konkurrierenden Herrschaftsformen. Als dritte Größe im Bunde ordnet sich das Königtum, indem es sich Herrschaftsprinzipien der 'Antiken Stadtherrschaft' zu eigen macht, die 'Eidgenossenschaft' unter. Die Herrschaftsstrukturen der 'Eidgenossenschaft' verändern sich in Richtung auf die 'Antike Stadtherrschaft'. Charakteristisch für den Herrschaftstypus

'Antike Stadt-

herrschaft' sind zwei Momente, die ständische Gliederung der städtischen Gesellschaft in Patriziat und Plebejat und die politisch-rechtliche Abhängigkeit der Siedlungen von der Vollstadt. Inhaltlich ist dieser Typus an der Polis griechisch-römischer Provenienz orientiert. Der Idealtypus 'Eidgenossenschaft' ist als Gegentypus zur 'Antiken Stadtherrschaft' konzipiert. Dieser Typus unterscheidet sich von der 'Antiken Stadtherrschaft' durch das Fehlen einer Zentralgewalt und der hierarchischen Organisation der Gesellschaft. Der Ursprung der israelitischen 'Eidgenossenschaft' liegt in einer religiös-militärischen Vergemeinschaftung landsuchender Elemente. Die

'Eidgenossen-

schaft' umfaßt heterogene soziale Einheiten, die aber soziologisch nebeneinander gelagert sind. Organisiert ist die 'Eidgenossenschaft' auf der Basis von Verwandtschaftsbezie-

422

Schlußbemerkungen

hungen und Nachbarschaftsgemeinschaften.

Gemeinschaftshan-

deln entsteht durch das Aufkommen charismatischer Führung in Krisensituationen.

Inhaltlich ist der Typus

schaft', anders als der Typus

'Eidgenossen-

'Antike Stadtherrschaft', weit-

gehend aus alttestamentlichem Material gebildet worden. Die beiden Herrschaftstypen schließen sich von ihrer logischen Konzeption her aus. Weber bestimmt ihr Verhältnis als ein gegensätzliches, postuliert aber trotzdem, daß die Herrschaftsbereiche der kanaanäischen Stadtstaaten und der Israelitischen Eidgenossenschaft sich in einem erheblichen Anteil ihrer Mitglieder überschnitten. Logisch liegt hier eine Inkonsequenz vor, ein Opfer, das Weber den seinen beiden Idealtypen sich nicht immer fügenden alttestamentlichen Oberlieferungen zu bringen genötigt ist. Ebenfalls ist die, wenn auch nur ansatzweise, behauptete Entwicklung eines

israeli-

tischen Patriziats im Schöße der Eidgenossenschaft

eigentlich

logisch von Webers Konzeption der beiden Typen her ausgeschlossen. Daß er dennoch damit schon in der Frühzeit Israels rechnet, geht auf im Lichte des Idealtypus

'Antike Stadt-

herrschaft' verzerrt gesehene alttestamentliche

Oberlieferun-

gen zurück. Die beiden Begriffe sind logisch durchaus voneinander abgesetzt. In ihrer Anwendung hält sich Weber daran aber nicht. Statt die Idealtypen in der Konfrontation mit dem historischen Material zu reformulieren, läßt er sie ineinanderlaufen, ein Umstand, dem ihre Konzeption als antagonistische Typen eigentlich vorbeugen sollte. Die

'empirische

Schlamperei' ermöglicht mit die Resistenz vor allem des Idealtypus

'Antike Stadtherrschaft'

gegen widerstrebende

testamentliche Traditionen. Die Behauptung des Typus

alt-

'Antike

Stadtherrschaft' wider die alttestamentliche Tradition stimmt auffällig überein mit Webers erkenntnisleitendem

Interesse.

Seine Sicht des antiken Judentums wird durch den Idealtypus des 'Pariavolkes' beherrscht. Ausgehend von diesem Typus, ist Weber bemüht zu zeigen, daß die Entwicklung

zum Paria-

volk in der Sozialordnung des frühen Israels präformiert war. Der Typus 'Antike Stadtherrschaft' plausible Hypothese stems -

liefert ihm eine

- innerhalb seines Argumentationssy-

für die Entstehung eines israelitischen Plebejats

423

Schlußbeme rkungen in der Frühzeit und die hier schon angelegte Entwicklung plebejischen Gesinnungsreligion. Daher ist der Typus Stadtherrschaft'

gerade für seine übergreifende

zur

'Antike

Pariathese

unentbehrlich. Einige alttestamentliche Problembereiche wurden, ausgehend von der Frage nach der Angemessenheit der Idealtypen Stadtherrschaft' und 'Eidgenossenschaft' als

'Antike

Interpretations-

modelle der israelitischen Gesellschaft, näher in Betracht gezogen: die Organisation der Israeliten zur Zeit der Landnahme, die israelitische Stadt der Richterzeit, die Grundstrukturen der Gesellschaft des vorstaatlichen Israel, Stadt und Monarchie. Die Diskussion der bekanntesten Landnahmetheorien

zeigte,

daß sie der gesellschaftlichen Verfassung der sich niederlassenden Israeliten wenig Beachtung schenken. Auch zum Verständnis der Entwicklung der 'Eidgenossenschaft' nicht viel bei. Eine dem Typus

tragen sie

'Eidgenossenschaft'

zuzuord-

nende Landnahmetheorie hätte spezifische Voraussetzungen

zur

Art und Weise der Aneignung des Landes, der Organisationsform der Siedler und zur Entstehung eines

Gemeinschaftsbewußtseins

zu machen. Die als 'regulierte Anarchie' konzipierte

'Eidge-

nossenschaft' scheint theoretisch eher ableitbar aus jenen Landnahmemodellen, die mit einer weitgehend friedlich verlaufenen 'Besetzung' des Landes durch getrennt operierende, lokker organisierte Einheiten, die voneinander autonom waren, rechnen. Die Entwicklung des Gemeinschaftsbewußtseins daher nicht ausschließlich

kann

ihren Anfang von dem Siedlungs-

vorgang her genommen haben, sondern muß auf andere Faktoren rückführbar sein. In Betracht kommt hier die

religiös-mili-

tärische Verbandsbildung einer Gruppierung, die innerhalb des Siedlungsgebietes geographisch wie kräftemäßig eine zentrale Position einnehmen konnte. Diese theoretisch

notwen-

dige Annahme wird in ihrer Grundstruktur eingelöst durch die in der alttestamentlichen Forschung weithin akzeptierte These von den israelitischen Ägyptenflüchtlingen, die sich vor dem Eindringen in das gelobte Land als scher Verband

religiös-militäri-

konstituierten.

Landnahmemodelle, die die gewaltsame Eroberung des Landes

424

Schlußbemerkungen

durch m i l i t ä r i s c h o r g a n i s i e r t e Stämme oder gar e i n e n mebund postulieren, schließen theoretisch dung e i n e r ' E i d g e n o s s e n s c h a f t '

aus, v e r l a n g e n aber

zusätz-

lich H y p o t h e s e n , wie den Zerfall der u r s p r ü n g l i c h e n schen Organisation,

12-Stäm-

zwar n i c h t die Bilpoliti-

die alle I s r a e l i t e n oder doch e i n e n er-

h e b l i c h e n , g e s c h l o s s e n z u s a m m e n w o h n e n d e n Teil Das F e h l e n von F e i n d e n könnte

umfaßte.

z.B. den Zerfall e i n e r

a r t i g e n O r g a n i s a t i o n e r k l ä r e n . Die E r o b e r u n g s m o d e l l e eine h ö h e r e A f f i n i t ä t .zum T y p u s

'Antike

der-

haben

Stadtherrschaft'.

Die E n t s t e h u n g s t a d t s t a a t l i c h o r g a n i s i e r t e r Gebiete

folgt

eher aus e i n e r g e w a l t s a m e n Aneig'nung des Landes durch eine militärisch durchorganisierte

u n d als V e r b a n d e x k l u s i v

kon-

stituierte soziale G e m e i n s c h a f t , die sich g e g e n die V o r b e w o h ner scharf

abgrenzt.

Das Bild, das die a l t t e s t a m e n t l i c h e n Texte v o n den tischen S t ä d t e n der R i c h t e r z e i t spruchslos

israeli-

zeichnen, fügt sich w i d e r -

in die K o n z e p t i o n der ' E i d g e n o s s e n s c h a f t '

ein.

Die B e z i e h u n g e n der Städte u n t e r e i n a n d e r s i n d n i c h t

durch

eine Z e n t r a l g e w a l t r e g u l i e r t . G e m e i n s c h a f t s a k t i o n e n

mehrerer

S i e d l u n g e n e n t s t e h e n a d hoc angesichts

einer äußeren

hung. K o n s t i t u i e r u n g u n d Führung s o l c h e r

Bedro-

Aktionsgemeinschaf-

ten b e r u h t auf c h a r i s m a t i s c h e r A u t o r i t ä t . Das

öffentliche

L e b e n der Städte w i r d von zwei G r u p p i e r u n g e n b e s t i m m t , Ä l t e s t e n u n d den 'Männern der Stadt'. Ä l t e s t e u n d der Stadt' s i n d keine s t ä n d i g e n Organe oder

Körperschaften

im s t a a t l i c h e n S i n n e , s o n d e r n eine A r t R a t s v e r s a m m l u n g Vollversammlung

a l l e r r e c h t l i c h freien, ö k o n o m i s c h

digen M ä n n e r der S t a d t . Innerhalb

der s t ä d t i s c h e n

s c h a f t läßt sich für die R i c h t e r z e i t eine

den

'Männer und

selbstänGesell-

Ausdifferenzierung

sozioökonomischer Vorrangspositionen nicht feststellen.

Ka-

n a a n ä i s c h e S t ä d t e , die m i t i s r a e l i t i s c h e n S t ä d t e n in friedl i c h e n B e z i e h u n g e n leben, w e i s e n eine den

israelitischen

Städten vergleichbare Herrschaftsstruktur

auf. Beide

nach dem M u s t e r der ' p r i m i t i v e n D e m o k r a t i e ' v e r f a ß t . Entstehung

sind Die

z e n t r a l e r F ü h r u n g s p o s i t i o n e n ist ein P r o d u k t h i -

s t o r i s c h s i n g u l ä r e r M a c h t k o n s t e l l a t i o n e n u n d für diese eine e p h e m e r e Der T y p u s

Zeit

Erscheinung.

'Antike S t a d t h e r r s c h a f t *

erwies sich als

nicht

425

Schlußbeme rkungen angemessen für die Interpretation der gesellschaftlichen

Verhältnisse israelitischer Städte der Richterzeit sowie der mit ihnen politisch verbundenen kanaanäischen Städte. Oberdeutlich wird dieses, zieht man zum Verständnis Grundstrukturen der richterzeitlichen Gesellschaft

der

Israels

das soziologische Modell der segmentären Gesellschaft heran. Dieser Typus stellt eine von Sigrist erarbeitete Fortentwicklung der 'Eidgenossenschaft 1

Webers dar. Die israeli-

tische Eidgenossenschaft erfüllt alle wesentlichen Kriterien einer segmentären Gesellschaft. Die für diese Organisationsform typische segmentäre Dynamik ist noch ablesbar an den genealogischen Oberlieferungen und an einer in Jos

22,1o-34

berichteten Tradition über die kultische Verselbständigung der ostjordanischen Siedler. Auch die Rechtspraxis trägt die charakteristischen Züge einer Rechtsgemeinschaft ohne Zentralinstanz an sich. Bezeichnend hierfür sind das Vorherrschen schiedsrichterlicher Verfahren und das Fehlen eines Richter-Amtes. Gesellschaftlich bedeutsame Rollen haben nicht ein Amt als Basis, sondern eine durch hohes soziales Prestige bedingte soziale Position. Sichtbar werden in den biblischen Oberlieferungen

zu dieser Zeit die Positionen des

Anführers im Kriege, des Sprechers und des Richters. Die Traditionen aus der frühen Königszeit über die israelitischen Städte zeugen von der Wirksamkeit der inzwischen etablierten monarchischen Instanz. Die Städte haben ihre militärische und politische Autonomie verloren, konnten aber einige Reste interner Selbstverwaltung wahren. Die politischrechtlichen Beziehungen der Siedlungen untereinander sind noch sichtbar von ihrer jeweiligen vorstaatlichen Vergangenheit geprägt. Abhängigkeitsbeziehungen

treten in den Quel-

len nur dort hervor, wo ehemalige kanaanäische

Stadtstaaten

lokalisierbar sind, oder aber in Landesteilen, die unter Leitung der Zentralregierung erschlossen und besiedelt worden sind. Eine Organisation nach dem Vorbild der Stadtherrschaft'

'Antiken

läßt sich auch nicht für die beiden Haupt-

städte Jerusalem und Samaria behaupten. Die Verfassung der beiden Städte trägt der königlichen Residenz Rechnung. Denn weder für Jerusalem noch für Samaria ist die für eine israe-

Schlußbemerkungen

426

litische Stadt typische demokratische Institution der 'Männer der Stadt' überliefert. Beide Städte unterstehen, durch die Einrichtung eines Amtes des

vyn

"lü , offenbar direkt

der königlichen Verwaltung. Die Frühgeschichte

Israels spiegelt das Bild einer Segmen-

tären Gesellschaft wider. Der Idealtypus ist eine adäquate Abbildung der

'Eidgenossenschaft'

Gesellschaftsorganisation

des frühen Israel. Dagegen ist die Wirksamkeit der 'Antiken Stadtherrschaft'

in der vorstaatlichen Zeit Israels nicht

belegbar. Auch die Monarchie übernimmt

Herrschaftsprinzipien

der 'Antiken Stadtherrschaft' nicht ungebrochen und verfügt offenbar nicht über ausreichend politischen Spielraum und Macht, um sie in allen Regionen gleichmäßig durchsetzen zu können. Ausblick Die 'Eidgenossenschaft'

zieht sich wie ein roter Faden durch

die Gesellschaftsgeschichte

des frühen Israel bis in die Kö-

nigszeit hinein. Anfang und Ende dieses Fadens verlieren sich jeweils im Dunkel der Oberlieferung. Entstehung und Bestehen der israelitischen Eidgenossenschaft sind mitbedingt durch den Zusammenbruch der ägyptischen Oberherrschaft über Palästina im Laufe des 12. Jh. Palästina war bis dahin eine ägyptische Provinz gewesen und in das Fron- und Abgabensystem voll eingegliedert. Eine nicht unerhebliche Anzahl kanaanäischer Städte hatte unter der ägyptischen Herrschaft ihre Selbstverwaltung

verloren.

Diese Städte waren nach dem Vorbild königlicher Domänen organisiert worden^. Das Ende der ägyptischen Herrschaft in diesen Gebieten einen herrschaftsfreien Bereich

ließ

entstehen.

Es ist denkbar, daß in den betroffenen Regionen sich Formen primitiver Demokratie herrschaft -

- in Reaktion auf die vormalige Fron-

entwickeln konnten. Die auffällige

'demokra-

tische' Verfassung einiger Städte wie Gibeon oder Beth Semes verdient unter diesem Aspekt eine nähere

1

Vgl HeIck 1962 S.261f

Betrachtung.

Schlußbeme rkungen

427

Der A n f a n g der i s r a e l i t i s c h e n G e s c h i c h t e

ist v o n e i n e r

re-

ligiösen V e r g e m e i n s c h a f t u n g m a r k i e r t . Die Frage n a c h der V e r m i t t l u n g dieses G e m e i n s c h a f t s b e w u ß t s e i n s se der 'Eidgenossenschaft'

an die s p ä t e r e n Krei-

ist n o c h n i c h t gelöst. Das

Problem

der L a n d n a h m e k ö n n t e v o n zwei S e i t e n h e r g l e i c h z e i t i g g a n g e n w e r d e n , v o n der u r s p r ü n g l i c h e n r e l i g i ö s e n s c h a f t u n g u n d v o n der S i e d l u n g s g e s c h i c h t e

ange-

Vergemein-

der frühen Rich-

ter zei t. Die p o l i t i s c h e u n d religiöse Rolle, die der B u n d in der G e s e l l s c h a f t s g e s c h i c h t e auf dem H i n t e r g r u n d der

ursprüngliche

Israels s p i e l t e , w ä r e

' E i d g e n o s s e n s c h a f t ' neu zu u n t e r s u -

chen. Die v o n N o t h entworfene A m p h i k t y o n i e könnte det m a n sie ihrer s t a a t l i c h e n M o m e n t e -

auf dem B o d e n der

s e g m e n t ä r e n G e s e l l s c h a f t als e i n f r u c h t b a r e r entfaltet

- entklei-

Verstehenstypus

werden.

In d i e s e m Z u s a m m e n h a n g

ist auch das s o z i o l o g i s c h e

der ' S e g m e n t ä r e n G e s e l l s c h a f t ' w e i t e r z u e n t w i c k e l n .

Modell

Sinnvoll

wäre eine K o n f r o n t a t i o n m i t dem M o d e l l der ' p r i m i t i v e n Dem o k r a t i e ' . In H i n b l i c k auf die i s r a e l i t i s c h e n

Verhältnisse

wäre eine U n t e r s u c h u n g über die B e d e u t u n g u n d R e l e v a n z meinschaftsstiftender und gemeinschaftserhaltender n e n in s e g m e n t ä r e n G e s e l l s c h a f t e n

ge-

Traditio-

wünschenswert.

S o z i o l o g i s c h stellt sich die Frage nach der

Bundestheolo-

gie neu. Als t h e o l o g i s c h e R e f l e x i o n m a g die B u n d e s t h e o l o g i e 2 ein P r o d u k t s p ä t e r e r Zeit sein . Eine Z u s a m m e n s c h a u dieser t h e o l o g i s c h e n R e f l e x i o n mit der s o z i o l o g i s c h e n Basis genossenschaft' neue Impulse

könnte der D e b a t t e um die

geben.

Es ist zu e r w a r t e n , daß O b e r l i e f e r u n g e n aus der zeit der ' E i d g e n o s s e n s c h a f t ' teristischer Umdeutung H e r r s c h a f t dienten.

in der K ö n i g s z e i t

Gründungs-

- in c h a r a k -

als L e g i t i m a t i o n s b a s i s

der n e u e n

In e i n e r s e g m e n t ä r e n G e s e l l s c h a f t

steht das B e d ü r f n i s , a u ß e r h ä u s l i c h e

Gewalt traditional

B e r u f u n g auf frühere F ü h r u n g s p e r s ö n l i c h k e i t e n

zu

ren, so n i c h t . Die M o n a r c h i e stößt h i e r auf eine

2

'Eid-

Bundestheologie

So Perlitt 1969 S.239ff

bedurch

legitimieLegitima-

Schlußbemerkungen

428

tionslücke. Gerade die T r a d i t i o n e n über M o s e u n d J o s u a ents p r e c h e n d i e s e m Interesse. D a h e r k a n n in dieser Zeit m i t der N e u b i l d u n g s o l c h e r T r a d i t i o n e n oder e i n e r schen Umschreibung

auch

spezifi-

alter Traditionen gerechnet werden.

Als Form p o l i t i s c h e r V e r g e m e i n s c h a f t u n g hörte die E i d g e n o s s e n s c h a f t mit der E i n r i c h t u n g der M o n a r c h i e

zu b e s t e h e n

auf. Die S t r u k t u r e n der s e g m e n t a r e n G e s e l l s c h a f t h a b e n dem e n t s t e h e n d e n S t a a t ihren Stempel a u f g e d r ü c k t . Die sche M o n a r c h i e

sah sich zu B e g i n n m i t e i n e r

israeliti-

antiherrschaft-

lichen T r a d i t i o n k o n f r o n t i e r t ^ , die ihre s o z i o l o g i s c h e in den s e g m e n t a r e n S t r u k t u r e n der f r ü h i s r a e l i t i s c h e n schaft h a t t e . Es bliebe

zu u n t e r s u c h e n , ob sich

der s e g m e n t a r e n G e s e l l s c h a f t auch a u ß e r h a l b des b e r e i c h e s d u r c h g e h a l t e n h a b e n . Die b i b l i s c h e

Basis

Gesell-

Strukturen Herrschafts-

Überlieferung

- vor allem die p r o p h e t i s c h e K r i t i k , die sich an das Volk richtet -

ist auf m ö g l i c h e r w e i s e

der ' E i d g e n o s s e n s c h a f t '

späte

Widerspiegelungen

h i n n e u zu lesen. Ob W e b e r s

These

"Aus e i n e r h i s t o r i s c h b e d i n g t e n s o z i a l e n Form des p o l i t i s c h e n V e r b a n d e s w u r d e die b e r i t h also n u n ein

theologisches

4 Konstruktionsmittel" betreffenden Texte Theologisch Ausdruck

z u t r i f f t , k a n n nur eine A n a l y s e

der

bringen.

fand der W i d e r s t a n d g e g e n das K ö n i g t u m

in der V o r s t e l l u n g v o m K ö n i g t u m J a h w e s , das

e i n e m Teil der O b e r l i e f e r u n g als G e g e n t y p u s

seinen in

zum m e n s c h l i c h e n

K ö n i g t u m e n t w o r f e n w u r d e ^ . E i n so d e f i n i e r t e s K ö n i g t u m J a h wes ist eine t h e o l o g i s c h e R e a k t i o n auf die

Herrschaftsan-

sprüche des M o n a r c h e n ^ . H i n t e r der b e t o n t e n R e d e , daß J a h w e die H e r r s c h a f t a u s ü b e n solle u n d n i c h t e i n m e n s c h l i c h e r

Kö-

nig, v e r b i r g t sich eine t h e o l o g i s c h e R e f l e x i o n der T r a d i t i o nen der v o r s t a a t l i c h e n G e s e l l s c h a f t Israels a n g e s i c h t s 3

4 5 6

der

Die Vermittlung der politisch-sozialen Opposition gegen das Königtum "geschah durch Vermittlung derjenigen Intellektuellenschichten, welche die Erinnerung an die alten Traditionen der vorsalomonischen Zeiten pflegten und ihnen sozial nahestanden". A J S.292, vgl auch A J S.295. 318. Crüsemann (1978 S.122ff) hat den h i s t o rischen Ort dieser traditional legitimierten Resistance herausgearbeitet. A J S.356f Vgl Crüsemann 1978 S.73ff Zum Alter dieser Traditionen vgl von Rad 1933

Schlußbemerkungen

429

vom Königtum ausgehenden gesellschaftlichen Veränderungen. Dem Argument der königsfreundlichen Partei, in der Richterzeit habe die reinste Willkür geherrscht und statt eines Königs habe man eine Leerstelle gehabt, kann die theologisch bewußt gewordene Gegenpartei vorhalten, daß in dieser Zeit Jahwe Israels König gewesen sei und Israel mitnichten eines menschlichen Königs bedürftig war. Jahwe herrscht über die Menschen als König^. Ein Mensch, der sich als König über seine Brüder setzt, widerstrebt Jahwe. Jahwe allein ist König.

7

Das Königtum Jahwes spielt auch im Jerusalemer Kult eine Rolle. Gewöhnlich werden die Ursprünge dieser Vorstellung in kanaanäischen Traditionen (vgl Kraus B K XV, 1 S.197ff) gesucht, die vor allem durch jebusitische Überlieferungen vermittelt worden sind (vgl H.Schmid 1955 ZAW 67). Es ist auch zu bedenken, daß die k u l tische Erhöhung Jahwes ein Argument bietet gegen die Rede v o n der politischen Herrschaft Jahwes. Das kultische Königtum Jahwes k a n n dabei durchaus in der Übernahme kanaanäischer Traditionen seinen Ursprung haben. Die Rede v o m Königtum Jahwes im kultischen Geschehen nimmt - unabhängig v o n ihrer Herkunft - der Rede v o m p o l i tisch wirksamen Königtum Jahwes die ideologische Spitze. Erst die nachexilische Zeit bietet die Voraussetzungen zur problemlosen Integration beider Traditionszweige.

Abkürzungen Die Abkürzungen im Literaturverzeichnis richten sich nach S.Schwertner, IATG. Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete (1974). Sofem Abkürzungen im IATG nicht aufgeführt sind, wird 3 dem Abkürzungsverzeichnis der RGG

gefolgt.

Monographien werden in der Regel nur mit Autorennamen und Erscheinungsdatum angeführt, Aufsätze mit Autorennamen, Erscheinungsdatum und Angabe der Zeitschrift. Folgende Abkürzungen wurden zusätzlich verwendet: M.Noth Aufsätze zur biblischen Landes- und Altertumskunde. Bd I und Bd II, 1971. hrg. von H.W.Wolff ABLAK AES

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4,24

241

21 ,2-22

346

5,31

241

21 ,15.17

263

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22 , 1 f

347A71

11.3

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22 ,21

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261A275

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23 ,12

312

19.4

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3o ,12-16

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23.6

366

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24,13

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26oA268

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34

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364

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362(A)129,363f

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468

7,2

Bibelstellenregister

364

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348

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363

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3o5A451

32,34-38

227A140 375A29,376A31

13,5£f

362

32,42

13,32-14,1

365

33

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14,4

3o7(A)461,3o8f,366

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15,32ff

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16,2

361(A)127

34,22ff

362A129

17,21

364

36,1

362

21

198,2ol

21,1

2o7A54.A57

Dtn

21,14f

251A238

1,15

245,3o5A451

21,18

25oA235,251(A)238

1,21

264A283

21 ,25

375A29

1,44

2o7A55

21,27

197

2,36

264A283

21,28

213

3,18

317

21 ,3o

197

5, 2o

3o6A453

21,32

375A29

5,23

3o6A452

22,7f

254

7,1-5

2o6

25,4

3o5A451

7,24

264A283

25, 14

362

lo, 12

34lA5o

26

335(A)28,336

11,3o

2o7A55

26,6

335

12

34of

26, 13.2o

336

12,15.2of

34o

26,21

335

13,6ff

23oAl51

26,29

178A48

17,9

349

Bibelstellenregister

469

lo--12

2o6A52

2o6

lo,,1

2o5

244

lo,,3

224A126

21,2ff.6

296A4o4

lo,,5

197

21,15-17.18-21

263A28o

lo,,6

211,293f ,311

19,12

255A54,296A4o4

2o 2o,9

21 , 18-21

263

lo,,7

318

21,19f

296A4o4

lo,, 12f

226A136

21,3o

294

lo,,24

3o3f

22,15-18

296A4o4

lo,,33

2o5

22,21

294

11.,19

2o4(A)43 , 2o7

24,16

lo3Al16

11,,21

224A126

25,5-lo

lo3Al16

11,,22

197

25,7.9

296A4o4

12

2o6,2o8A59

33,8ff

126A92

12,,2

2o7(A)55 .57

12,,2.4

2o7

12,,4

2o7(A)55 .57

1-2

2o 1

12,,9f f

2o6f f

1,14

317

12,, lo

224A126

Jos

2,2f

275A338

12,,13

224A126,:226A136

2,24

264A283

12,,18

2o5

2-11

179,18o(A)54

13

2o 1

3,16

197,2o3A39.41

13--19

198-2ol

5,14

31 1

13,,3

2o5A46

6,2

317

13,,lo

2o7

7,16ff

336

13,,12

2o7

8,3

318

13,,15-28.32

2o 1

8,33.35

312

13,, 17ff

376A31

9

2o9ff

13,,21

2o7

9,3

21o

14,,6

336

9, 3f

21 1

14,,15

377

9,4

21 o

15,,3

2oo

9,8f.11.24

311

15,,13

377f

9, 1 1

21of,29oA386

15,,13-19

377

9,17

I97,2o4

15,,18

377

9,18f.21

363

15,,19

377

9,2o

21 1

15,,21-62

2oo

9,23

31o

15,,28

375A25.29

lo

181(A)63,224A126

15,,32.36

372A9

Bibelstellenregister

470 15,,44

221

Jud

15,145

376A29

I

15,, 4 6 f

375

15,,47

375A29.379A36

1 , lo

16

2oo

1,11

197

16, , l o

2o7A55.57

1,11-15

376

17

2oo

1.11.15

224A126

17,,4

362f

1,14

377

181,182(A)65,2oof 2o6f,2o8(A)59 2o7A55.57

17,,8

379A36

1,15

375,377

17,, 8 f

279A360

1,17.21

2o7A54

17,,11

376A29,378

1,18

2o4A44

17, 1 1 . 1 6

375A29

1,19

2o4A44

17, 16

2o7A55

1 ,2o

377

17, ,21

2o5

1,21

2o6,2o7A57

18, 2 1 - 2 8

2oo

1,21.27ff

2o6,2o8

19, , 2 - 7 . 4 1 - 4 6

2oo

1,24

241A196

19, 15

2o1A23

1 ,27

2o4,2o6,223,

19, 1 6 . 2 3 . 3 1 .

372A9 1,27ff

88

39.48

375A29

19, 51

3o6A453

1 ,29

2o6,2o7A55.57

2o, 4

255A254,296A4o4

1,3o

2o1A23,2o4.2o6

2o, 9

312

1,31

197,2o4,2o6,223

21

198

1,33

2o4

21 , 1

25oA233,3o6(A)453

1,33

2o4

2 1 , 12

371A9

1,35

213

2 1 , 42

264A283

2,1-5

2o2A29

22, 7-34

3o6A456

2,8

31 1

2 2 , 10-34

338-342,425

2,9

226AI36

22, 12.3o

3o6A455

3

28o

2 2 , 14

25oA234,364

3,2

2o5A46

2 2 , 3o

364

3,11

394

22, 32f

365

3,24

311

23, 1

26oA271

3,26

2o2A33

23, 2

3o6A452

3,28

264A283

24, 8

2o7A55

3,29

282A371,285A375, 316

24

21 3 f

24, 1 1

213

3,3o

394

2 4 , 17

311

4

96A1o9

Bibelstellenregister 4 4f

347

471

8, 5 - 9 . 1 4 - 2 1

234-243 25oA235,253f

4 5

352

8, 6

4 14

264A283

8, lo

197,2o3A42

4 16

282A371

8 , 12

282A371 255,3ol

5

33o

8 , 14

5 9

251

8 , 16

29o

5 15

25oA235,251(A)242

8 , 27

229f

5 16

326

8 , 28

394

5 3o

394

8 , 32

229f

9

2o4,2o8A61,

6--8

234,242

6 2

37oA4

6 8

311

9, 1-6

217

6 1 1

229f,336

9, 4

312

6 1 1-24

229,23o(A)15o

9, 5

229,241

6 11-24.25-32

229

9 , 3o

248(A)225,25o

6 12

318

6 15

365A136

9, 46-54

253A246

6 24

229f,288A381

9 , 51

2o4

6 25

23oAl51

9 , 51

2o4

6 25-32

23o-232,237A186,

lo,4

35oA83

311,374

lo, 1 7

37oA5

213-220

A235,253(A)246

6 26-32

229

lo,17-11,1 I

24oA193,256-267

6 27

31 1

l o , 18

25oA235,253f

6 27f.3o

294f

1 , 1

314f.318A492,

6 29

258A263

6 33f f

338

1 ,1-11

243A2o4,294

7

234

1 ,2

32oA5o4.5o6

7 6

288A381

1 ,3

312

7 15

264A283

1 ,3ff

314 29o

32of

7 22

226A138

1 ,5-lo

8

234,243A2o3

1 ,5.7-11

242A2o2

8 1-3

279A359,337

1 ,6.11

3o3f

8 4

258

1 ,9

3o7

8 4. lo-13

234A171

1 ,9.11

3o8

8 5ff

255A254

1 ,12-28

265

8 5-7

235

1 ,24

231 Al 54

8 5-7.14-16

232f,238-243,253,

1 ,26

375A29

255

1 ,3of.34-36

265

Bibelstellenregister

472

1 1,32

265

2o - 2 1

236

11,32f

282A371

2o , 5

214f

12,1-6

337

2o , 1 3

274A336

12,1-7

279A359

2o , 1 5

273

12,4

337

2o , 3 3

226A138

12,4f

294

2o , 3 5

278A353

12,9.14

35oA83

2o , 4 4 . 4 6

316

12, 13

226AI36,227A139

2o , 4 7

278A353

14,1

197

2o , 4 8

277.278A353

15,1

26oA271

21

269,277f

15,9.14.17.19

2o2A32

21 , 1

277.278A353

15, 14

271(A)3lo

21 , 1 - 1 4

277

15, 18

311

21 , 5 - 1 4

277

16,23f

264A283

21 , 7

277

16, 3o

2o5A46

21 , 8 - 1 4

276-28o,344

17

354,4o2A14o

21 , 1 °

317

17-18

274(A)33,278

21 , 1 2

277

17-21

273A326.278

21 , 1 8

277

17,6

266A289

21 , 2 2

277

17,7-9

312

21 , 2 5

266A289,278

17,7.9

312

18

354

I Sam

18, 1

266A289

1, 1

227A139.336

18,2

317

3 , 9f

311A47o

18,7.27

224,394

4-16

2o4A44

19

268,274(A)333,3o9

4, 1

2o3A4o,257A258

337(A)36

4 , lo

282A371

19-21

214,24oAl93,269

5, 1

2o3A4o

(A)3ol,278

5 , 7f

294

19,1

266A289,278,312

9-7,1 (>,'

213

19,1.16

312

6, 12ff

213

19,13

274(A)334

6, 15.19f

294

19, 19

311

6 . 17

197

19,22

2 8 o A 3 6 5 , 2 8 1 A37o

6 , 18

2o5A46,372A1o,

2o

214,236A184,243

1 9-2o

258A260

268,269-274,277f,

A2o4,268A295,337

378A35 6 , : 2o

2o4,213

Bibelstellenregister

473

6,21

212

13,19f

96Alo9

7,1

212,294

14,2

268

2o3A4o

14,12

239

7,12 7,15f

349

14,22

37oA4

8

35IA87

14,5o

244,25oA235.236

8,2

226A137

l4,5off

3o7A461

8,12

245

14,52

246A217,317

8,14f

31 1

15,4

2o3

8,22

351A87

15,7

2o3,3o6A457

9

3o9

15,34

2o2A34

9-lo

318A492

16,1

192Alo7

9,1

315,318(A)492,

16,3

242A2o2

319ff

16,4

255A254,29o

9,2

310A465

16,11

326

lo,5

2o2A35,268

16,14-23

216A100

lo, 1 1

258A263

16,15-17

311A469

lo,loff

2o3A36

16,18

318,321A5o6

lo,17-27

28oA261

16,2o

326

l o , 19

365A136

17,1

197

lo,21

336

17,2

336

11

197,212,214f,24o

17,8

311A469

A193,243A2o4,255

17,9

311

A254,276,3o9,344

17,18

25oA235.236

255A250,258(A)26o

17,32.34.36.58

31lA47o

37oA5

17,42

318A496

11,1-11

280-284

17,47

264A283

11,1-3

285

17,55

25oA235.236

11,1.5.9f

214

18,5

246A217

11,2

26o

18,5.22-26.30

311A469

11,3

242A2o2,255A25o

18,lo-12

216A100

11,4

2o2A34

18,13

246A217,25oA236

1l,5ff

325

11,9

291

18,17

315A484.317

11, lo

291

18,19

192AIo7

11,1

251A237

11,12-15

28oA361

19,1

311A469

12,19

31lA47o

2o,8

311A470

13,17

228

21,Iff

2o5

474

BibeIs te1lenregis t e r

21 . 8

246A217,3o7A461,

25 , 1 1

3io

3o9,326

25 , 1 3

387A71

21 , 8 . 12

2o4A44,311A469

26 , 1

268

22, ,1

25oA235,251A237

26 , 5

25oA235.236

22, , l f

387

26 , 18f

31IA47o

22, , 2

245A216,247A22o

26 , 1 9

339

25oA236

27

2o5

22, , 5

2o2A31

27 ,1

281A370

22, , 6 - 9 . 1 4

311A469

27 , 2

2o5

22, ,7

245A217,312

27 , 2 . 8

387A71

22, ,9

246A217

27 , 3

2o4A44

22, , 9 . 1 7

3o7A461

27 , 5

379A35

2 2 , , 15

31lA47o

27 , 1 1

2o5

22, ,19

226A137

28 , 2

311A47o

23

236A183.289A384

28 , 7

311A469

23, , 1 - 5

386

29 , 2

387A7I

2 3 ,, 1 - 1 3

221(A)119

29 , 3

311A469

2 3 ,, 3

221

3o , 1 . 3

387A71

2 3 ,, 3 . 5 . 1 3 .

387A71

3o , 4 . 6

387A71

3o , 1 I f f

241A196

23f 26 2 3 , ,5

221

3o , 1 3

31 1

2 3 ,, l o f

31lA47o

3o , 2 6

26oA27o

23, , 1 If

214

3o , 2 7

197

2 3 , ,12

2o4,221

3o , 2 7 - 3 1

227A140

2 3 ,, 1 3

386

31 , 7

37oA4

2 3 ,, 1 5 f . 1 8 f

2o2A3o

31 , l o

284f

2 3 , , 19

268

31 , l o f f

222

2 3 ,, 2 3

365A136

31 , 1 1

285A375

2 3 ,, 2 5

311

31 , 1 1 - 1 3

212,276,284f,

2 4 ,, 4 f . 8 . 2 3

387A71

25

313,326,4o2A14o

325 31 , 1 2

286,316

2 5 , ,5

311

2 5 ,, 5 . 9 . 1 2

387A71

IX Sam

2 5 , ,7

3o9

1, 13

312

2 5 , ,8

326

1, 15

387A71

2 5 ,, 8 . 3 9

311A47o

2 , :3

387A71

2 5 ,, l o

311

2,'

245A216

2 5 ,, l o . 4 o f

311.387A71

2 , . 4f

t.

212,214

Bibelstellenregister

475

2,4-7

276,285f

2o,6

387A71

2,5

291

2o,14-22

236.237A186

2,7

315A484,317

2o, 19

378

2,8

244

2o,23ff

3o7A461

3,1

31oA465

21

21 If

5,4f

39oA8o

21,Iff

386

5,6

381A48

21,4

21of

5,6ff

223

21,5

281A370

5,6-9

382,384-389

21 ,6

2o2A34

8,2

328A7

21,12

214f

8, 16ff

246A219,3o7A461

23,8.16f.22

315

8,17

388A73

23,8.18

3o7

9,7

4o7Al63

23,2o

316

9,9

242A198,31oA465

24

212

1 o,7f.16f

257A258

24,1-9

246A218,295A4o3

11,11

386.387A71

24,2

244,252A244

11,16

316

24,4

244.252A244

12,5

346A65

24,4ff

245A212

12,6

346A65

24,5-8

256

12,8

4o7A163.164

24,9

285A375,316

12,26f f

386

24,17f

381A48

12,31

328A7

24,18ff

388A75

13,28

315A484,317

14

353

I Reg

14,6ff

262,263A28o

1,3

281A37o

15,2

352

1,19

244

15,2-6

352

1,25

245

16, 1

31oA465

1,35

39oA8o

16,21 f

4o7Al64

1,42

285A375,316

17,8

318A396

1,51

317

17, lo

317

1 ,52

317

17,27

4o2A14o

2,13ff

4o7Al64

18, 1

245

2,26

94A1o5

18,1-5

246A218.386

2,32

244

19, 14

244,336

2,39

2o5

19,33

4o2A14o

3,4ff

21o

19,34-39

4o2A14o

4, Iff

3o7A461

2o, 1

386

4,1 Iff

378A33

Bibelstellenregister

476

4,12

2o3A41

18,45f

399

5,25

99A111

2o

248A222

5,28

247

2o,8

254A249

5,3o

247.319A498

2o,14ff

247

7,46

2o3A41

2 o , 1 4 f . 1 7 . 19

247

8,1

3 o 6 A 4 5 3 , 3 5 8 A 1 13

21,1

399,415

9,11

4o5A151

21,1-16

297A4o5

9,uff

41o

21,2

4oo

9,15.24

389A76

21,3

4o2

9 , 16

2o7A55.57,223

21,5-15

4oo

9,19

96Alo8,373A2o.21

21,8

373 296

9,21

2 lo

21,8ff

9,22

245

21,9.12

3o7A459

9,23

247,319A498

21,11

294

lo

415

22

4ol.414A199

lo,26

373A21

22,5ff

414f

11,1

4o8A165

22,6

413

1 1, 1 4 f f

216

22,1 1

413

11,15

244

22.,12.15

264A283

11,18

247,4o1A133

22,41

39oA8o

11,21

245A216

22,16

248(A)223

11 , 2 4

251A237

1 1,27

389A76

II

11,28

318,321A5o6

1,3

415

1 1,42

39oA8o

1,9-11

245

Reg

12

297A4o6

2,16

317

12,25

237

2,19

295

14,21

39oA8o

3,18

264A283

14,27

245

4,13

244

15,1

39oA8o

5,1

319

15,9

39oA8o

8,16.25

39oA9o

16,9

245A215

8,21

245

16,15

258A260

8,22

392

16,16

244

8,29

399

17,17

26oA268

9,5

244

18

231

9,15-17.3o

399

18,3ff

4o7

lo

4ooAI32

Bibelstellenregister

477

lo, 1

248A223

3,2f.14

lo,Iff

399,4ol

3,3

245

lo,1.5

254

3,3f

254

lo,5

248A223

3,4-5

3o3

232A256

lo,6f

241,399

3,6-7

3o3ff,3o9

lo, 1 1

4oo

3,14

254

lo,32

281A370

5,22

316

11,4

245

7,8f

3o6A457

11,9

245

lo,19

255A251

11,15

245

lo,29

2o2A34

1 1,19

245

15,19

396Alo5

1 1,2o

391,393f

22,3

3o3f

12,12.15f

319A498

34,12

295A4o1

15,2o

319f

15,32

39oA8o

Jer

16,1

39oA8o

4,9

36oAl24

16,15

392A90

7,1

232A157

17,9

372A11.17

7,34

372A17

18,1

39oA8o

11,2

232A157

18,8

372A11.17

11,21-23

295

22,5.9

319A498

17,26

372A17

23, If

249A227

18;21

318A493

23,8

248

22,13ff

4olA134

23,17

295

24, 1

249

24, 14

319f

25,14

218A1 o 7

24, 16

316,32oA5o2

26, lo

249

25,19

244

27,7

218A1o7

25,23.26

244A21 o

27,2o

294

25,25

245A214

29,2

249

25,26

252A244,258A262

3o, lo

394

32,7ff

319A5ol

34,19

249

Jes 1, lo

3o4

36,9

372AI7

1,lo-If

3o3

38,17f.22

25oA231

3o7

39,3

25oA23I

3, 1-3

3o3

4o, 7

249A229,252A244

3,2f

254A249,26oAI24

4o, 13

244A21 o,252A244

1,23

Bibelstellenregister

478

41,1

245A214

Am

41.11

244A21 o,249A229,

4,1o

318A493

252A244

5.3

288A381,37oA7

41, 13.16

244A21 o

42.1 .8

244A21o,252A244

43,4

252A244

1,7

258A263

43,4f

244A2lo

4, I f

231A155

44,9

36oAl24

3,7f f

231 Al 55

44, 16

252A244

46-51

396

46, 12

315

1,5ff

383

49.2

376A29

2

383

52, lo

249(A)229

2,1-5

390

52,25

244

2,4f

383

3

383

3,1.9

3o4f

Ez

Jon

Mi

1-39

36o

3, 1.9.11

3o6

11,1

249

5,1

365A136

17.12

36oAl23

5,1-5

39of

18,4

231A155

6, 1-5

391

21.17

36o

22,6

36o

Nah

22,27

36o

2.4

26,6

376A29

27, 17

99A111

Ps

27,26f

36o

68,1-28

25oA235,251

39.18

36o

68,28

25oA235,251

4o-48

36of

76

316A486

45,loff

36o(A)122

76,6

316

1o2,23

341A5o

316

Hos 3o6A457

Prv

5,1

232A156

6,7

5, lo

249(A)228

l o , 13

315

2,2

3o4f

Ru 4,2.9. 1 1

296A4o4

Bibelstellenregister 4,38

Est 1,3

479 358A113.361A126 365A137

247,248A222

1,18

25oA231

4,4o

361A125

7,28

25oA231

5,6

358A113,365

8,9

247.248A222

5,16

376A29,38oA43

9,3

247,248A222

5,24

321A5O5

5,27ff

388A73

Dan 11,18

3o4

7,2.9.1 1

321A5O5

7,18

229A144

7,28

376A29

7,29

375A29

1,8

358A113

7,4o

358A113,365A137

2,22ff

292A394

8,12

376A29

8, 1-14

3ol

9,13

32o

8,29

25oA233

9,17

3o5A448

8,35

241

l o , 12

285A375

lo,8.14

254A249

12,3

3o5A448

l o , 14

25oA233

12,15.21.24

3o6A454

15,5ff

25oA233

15,25

254A249

18,1

376A29 249

Esr

Neh 3,2ff

292A394

3,9.12-19

38oA46

21,2

7,26-33

292A394

23,8

3o5A448

1 1,25

376A29

26,2

321A5o5

11,25-35

38o

26,6-8

315A485

1 1,27

375A25.29

26,8

285A375

1 1,28

376A29

26, l o

3o2A439,3o5A449

1 1,3o

376A29

26,36

3o8A463

11,31

376A29

27,Iff

244

27,1-15

244A211

27,3

244

182,335f

27,5

244

I Chr 1-9 2-9

376A30

27,22

25oA234

2, l o

358A113,365

27,25

372A10.17,373

2,23

375A29.376A31

27,25ff

247

2,42ff

376A30

28,1

250A234

4. 19

221

28,21

254A249

48o

Bibelstellenregister

29,6

II

25oA234

Chr

1,2

358A113,361A125, 365AI37

5,2

3o6A453,361A125,

13.7

313A475

13, 19

376A29,38o

17,12

373A20

17,12ff

249

17.19

252

18,25

248

19,5-11

374A24

2o, 2

2o7A56

24,23

249

2 6 , 12

321A5o5

2 8 , 18

376A29

29-30

249A227

29.20

249

3o, 1

249A227

32,6

294A399,295A4oo

33,14

244A21o,249,252

365A137

3 3 , 16

341A50

34.8

248

34,8f

248

34,29f

249A227

34,33

341A50

Ortsregister Abel Beth Maacha

236,378,386

Abel Mehola

226A138

Achlab

2ol.222(A)124

Achsib

197,2ol,221,222

Beeroth

197,2o4,2o9, 211,222A121

Beerseba

226A137,375 A29,379

(A)124

Besek

281.284A373

Adam

197,2o3

Bethel

179,181A62,

Affuleh

228(A)142.143

183,348,376

Ai

181A62,223A126

A29,38oA4o

Aja

376A29,38o

Ajalon

222(A)124

Akko

2ol,2o4,222 A121

Bethlehem

188,192Alo7, 225(A)129,29o 295,35oA84

Beth Anat

2ol,2o4,222

Anab

224A126

Anathot

94A1o5,295

Beth Hakerem

4olA134 225

Aphek

A121

2ol,2o6ff,

Beth Haram

222A123,223

Beth Ninib

225

Arad

2o3,2o7A57,

Beth Sean

222(A)124,

Aroer

2ol,225,376

223A126

375A29 Beth Semes

Asdod

197,2o5,294,

294,395A1o2,

376A29,379A36,

4o8,426

384,395 Aseka

2ol,2o4,2o9, 213 (A) 85,215,

(A) 29

376A29,38oA4o

Beth Semes (Naphtali)

222A12I

Askalon

197,2o4f,222

Bozkath

392

Assur

297ff,3o2(A)441,

Byblos

388A72

396Alo7,411,412

Debir

(A)188,413 As tharoth

2o7A57,223(A)125

Atharoth

197

179,188,197, 224A126,377 4o8

Dibon

197.376A29, 38oA4o

Baal Thamar

226A138

Dimona

38o(A)4o

Babylon

3oo

Dor

2o5,2o7f,222

Basan

223A125,376A29,

(A)121,223,

38o

376A29

Ortsregister

482 Dur-íarruukin

388A75,412f

Gilead

Edrei

2o7A57,223A125

Gilgal

Ekron

2o4f,222,376

325,337,369, 379A37

A29,378,384,

256,284A374, 293,348

Gimso

376A29,38o

395 Endor

376A29

Ha-Mizpa

255A252

Ephron

376A29,38o 176f

Har-Heres/ Beth Semes

2o4,222A121

Esthaol Gath

2o5,376A29,379 A35,38oA4o

Gaza Geb a

2o4f,222,375A29,

Hazor Hebron

179,183f,189, 196A4 91,188,2o7A57, 224A126,3o8

379A36,384,395

A463.366.377,

2o3A36,225

395Alo2

Gerar

177

Helba

222(A)124

Gezer

2o5ff,2o7A57,

Hesbon

183,188,19o,

Gibea

222(A)123,223,

197,2ol,2o7

376A29,38oA4o

A57,223,375

2o2,2o3(A)36,

A29,376(A)31

214f,226f,236,

Hezron

335

24oAl93,267,268

Horma

188,2o3

Jabes

197,214f,226f,

A295.296,269-275, 277ff,283f,286ff, Gibeon

Gilead

294,344

236,24oA193,

181A62,189,2o4

255A25o,275,

(A)43,2o7,2o9ff,

276(A)346,

211A79,212,215,

277ff,28oA364,

222A12I,29oA386,

281ff,284(A)

293f,31o,386,426

374,285(A)377,

184,188,226f,24o

286ff,29o,294,

A193,253,255

344,369

(A)252,256ff, 258A26o,259ff, 262A279,266f,275, 278f,286-290,294, 3o2(A)441,3o3,3o8,

Jaeser

375A29,376

Jahaz

223

Jarmuth

189

Jattir

197

Jebus

2o3

Ortsregister Jericho

Jerusalem

Jeschana Jesreel

Jibleam Kadesch Kadesch Barnes Kalach Kanesch Karkor Kegila

18IA62,183,189, 213,223A126,295, 317 91, lo6,15o(A)5, 197,2o3,2o5f,2o7 (A)57,21of,216, 221,222(A)123, 223,248f,251(A) 241,252ff,295(A) 4oo,3o3,319,368, 372(17),374A24, 381,382(A)48, 383,384(A)64, 385ff,388(A)72. 73, 389,39o(A) 79.8o,391,393 (A)93,394,395(A) lo2,396,398,4o2 A14o,4o9f,419, 42o(A)2o4,425, 429A7 376A29,38o 91,92Alo2,lo5, 294,296,373f, 396f,399,4oo(A) 1 31,4ol (A) 1 36, 4o7A163,414ff 2o4,2o6,222A121, 376A29 183, 187f,329(A)9 18o 41 Iff 297ff,3o2(A)441 197,2o3 2o4,2o9,214,221, 222A122,236A183, 258A265,287A38o,

483

Kegila Kenath Kephira Kirjath Arba/ Hebron Kirjath Jearim

Kitron Lais Lakisch Libna Lod Lodebar Lus Madmannah Magganuba Maresa Mechona Medeba Megiddo

Merom Mizpa Nahalol Ninive Nob Nob ah Nuzi

289A384.327 224.375A29, 376A31 2o4,2o9,211, 222A121 376A29.377, 38oA4o 2o4,2o9,211 ff 222A121,294, 336 2o4,2o6,222 AI 21 224 179.388A72 221,392 376A29,38oA4o 4o2A14o 241 AI 96 376A29,38o(A) 42 388A75.412 221

38oA42 2o I 196A4,2o5,2o7f, 222(A)121,223, 376A29,388A72 189 257,264f,348 2ol(A)23,2o4 2o6,222A121 41 lf 226A137 376A31 4o2,4o4

Ortsregister

484

Sichern

376A29,38oA4o

23o(146),288(A)

Sidon

2o4,222A121

381,289(A)382,

Silo

339,341

294,374

Sippar

297.300

Palmenstadt/ Jericho

2o3

Socho

197.376A29,

Pirathon

192Alo7,226(A)

Sodom

293

135.227A139,

Sukkoth

226f,232-236,

Ophra

226f,228(A)142.

395Alo2

143.229(A)144,

Pnuel

Rabbath Ammon

38oA4o

35oA84

237(A)185,

226f,232-236,

238f,24o(A)

237(A)185.186,

193,241,253,

238A189,242A2oo

255(A)251,267,

376A29,379f,386

275,286ff,289

Rama

227A139,274

(A382) , ?.9o,

Ramat ha Mizpe

2o I

294.301

Ramat Rachel

4olA134,4o8

Raraoth Gilead

399,4ooAl3o

Rehob

Sunem

225,4o7A164

2ol.222(A)124

Tell Deir 'Alla Teil el Ahsls

232 233

Saalbim

222(A)124

Tell el Far'ah

413

Salcha

223(A)125

Teil el Fül

267

91,92Alo2,lo6,

Thaanach

lo5,2o5ff,222

Samaria

216,248(A)223,

(A)123,223,

252ff,368,372,

375A29

381,396-4o1,

Thappuah

379A36

4o3(A)142,4o4,

Thebez

2o4(45),2o9,

4o5(A)151,41o,

214,22o,222

413,414(A)198.

Sichern

A122.327

199,415ff,419,

Thekoah

42o(A)2o4,425

Thimna

91,94Alo6,172,

262,353 I97,376A29, 38oA4o

176,183,186,189f,

Thitnnat-Heres

226(A) 136

2o4(A)43,2o9,213,

Thirza

91,92Alo2,237,

214(A)93,216-22o, 222A122,253,293, 327,336,359,36o,

336,414 Tyrus

376A29,379,4 lo

Ortsregister Ugarit

3ol, 4o4

Uruk

297A4o6,298,3ol

Zalpa

291A387

Zephat/Horma

2o3,224A126

Zorea

176f,225

BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FÜR DIE ALTTESTAMENTLICHE WISSENSCHAFT

Konrad Rupprecht

Der Tempel von Jerusalem Gründung Salomos oder jebusitisches Erbe? Groß-Oktav. X, 109 Seiten. 1977. Ganzleinen DM 5 4 , ISBN 3 11 006619 X (Band 144)

August Strobel

Der spätbronzezeitliche Seevölkersturm Ein Forschungsüberblick mit Folgerungen zur biblischen Exodusthematik Groß-Oktav. XII, 291 Seiten. 1976. Ganzleinen DM 110,ISBN 3 11 006761 7 (Band 145)

Peter Weimar

Untersuchungen zur Redaktionsgeschichte des Pentateuch Groß-Oktav. X, 183 Seiten. 1977. Ganzleinen DM 8 2 , ISBN 3 11 006731 5 (Band 146)

Rolf Rendtorff

Das überlieferungsgeschichtliche Problem des Pentateuch Groß-Oktav. VIII, 177 Seiten. 1977. Ganzleinen DM 8 7 , ISBN 3 11 006760 9 (Band 147)

Charles F. Whitley

Koholeth His Language and Thought Edited by Georg Fohrer Large-octavo. VIII, 199 pages. 1979. Cloth DM 9 6 , ISBN 3 11 007602 0 (Volume 148)

Preisänderungen vorbehalten

Walter de Gruyter

W DE G

Berlin • New York

BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FÜR DIE ALTTESTAMENTLICHE WISSENSCHAFT

Ingrid Riesener

Der Stamm 'abad im Alten Testament Eine Wortuntersuchung unter Berücksichtigung neuerer sprachwissenschaftlicher Methoden Groß-Qktav. VIII, 294 Seiten. 1978. Ganzleinen DM 1 4 8 , ISBN 3 11 007260 2 (Band 149)

Prophecy Essays presented to Georg Fohrer on his sixty-fifth birthday 6. September 1980. Edited by J. A. Emerton Large-octavo. VIII, 202 pages, Frontispiece. 1980. Cloth DM 9 2 , ISBN 3 11 007761 2 (Volume 150)

Gerald Sheppard

Wisdom as a Hermeneutical Construct A Study in the Sapientializing of the Old Testament Large-octavo. XII, 178 pages. 1980. Cloth D M 7 8 , ISBN 3 11 007504 0 (Volume 151)

J. A. Loader

Polar Structures in the Book of Qohelet Edited by Georg Fohrer Large-octavo. XII, 138 pages. 1979. Cloth DM 69.50 ISBN 3 11 007636 5 (Volume 152)

Walter Beyerlin

Werden und Wesen des 107. Psalms Groß-Oktav. XII, 120 Seiten. 1978. Ganzleinen D M 69.50 ISBN 3 11 007755 8 (Band 153)

Preisänderungen vorbehalten

Walter de Gruyter

W DE G

Berlin • New York

BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FÜR DIE ALTTESTAMENTLICHE WISSENSCHAFT

Hans Ch. Schmitt

Die nichtpriesterliche Josephsgeschichte Ein Beitrag zur neuesten Pentateuchkritik Groß-Oktav. XII, 225 Seiten. 1979. Ganzleinen DM 8 6 , ISBN 3 11 007834 1 (Band 154)

Georg Fohrer

Studien zu alttestamentlichen Texten und Themen Groß-Oktav. X, 212 Seiten. 1981. Ganzleinen DM 8 4 , ISBN 3 11 008499 6 (Band 155)

Claus Petersen

Mythos im Alten Testament Bestimmung des Mythosbegriffs und Untersuchung der mythischen Elemente in den Psalmen Groß-Oktav. XVIII, 280 Seiten, 3 Tabellen. 1982. Ganzleinen D M 8 8 , ISBN 3 11 008813 4 (Band 157)

Philip J. Nel

The Structure and Ethos of the Wisdom Admonitions in Proverbs Large-octavo. XII, 142 pages. 1982. Cloth DM 7 4 , ISBN 3 11 008750 2 (Volume 158)

Georg Fohrer

Studien zum Buche Hiob (1956-1979) Zweite, erweiterte und bearbeitete Auflage Groß-Oktav. XII, 146 Seiten. 1983. Ganzleinen D M 7 2 , ISBN 3 11 008967 X (Band 159)

Preisänderungen vorbehalten

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