Der Staat. Lateinisch - Deutsch.
 3760816533, 9783760816531

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SAMMLUNG

TUSCULUM

Sammlung Tusculum Herausgegeben von Karl Bayer, Manfred Fuhrmann, Gerhard Jäger

MARCUS TULLIUS CICERO

DER STAAT Lateinisch und Deutsch

Herausgegeben und übersetzt von Karl Büchner

A R T E M I S & WINKLER V E R L A G

D e r Verlag dankt Peter L. Schmidt für die Z u s a m m e n s t e l l u n g der Bibliographie.

Die Deutsche Bibliothek-CIP-Einheitsaufnahme Cicero, Marcus Tullius: D e r Staat: lat. u. dt.; Marcus Tullius Cicero. Hrsg. und übers, von Karl Büchner. 5. Aufl. - M ü n c h e n ; Zürich: A r t e m i s und Winkler, 1993 (Sammlung Tusculum) Einheitssacht.: D e re publica ISBN 3-7608-1653-3 N E : Büchner, Karl [Hrsg.]

5. Auflage 1993 Artemis & Winkler Verlag © 1993 Artemis Verlags G m b H , M ü n c h e n . A l l e R e c h t e , einschließlich d e r j e n i g e n des auszugsweisen A b d r u c k s u n d der p h o t o m e c h a n i s c h e n W i e d e r g a b e , vorbehalten. Druck: B o s c h - D r u c k , Landshut. Printed in G e r m a n y

INHALT Erstes Buch Zweites Buch

6 96

Drittes Buch

164

Viertes Buch

224

Fünftes Buch

238

Sechstes Buch

248

Scipios T r a u m

258

Nichteingeordnete F r a g m e n t e

277

Nachwort

279

Einleitung

281

Verzeichnis und E r k l ä r u n g der E i g e n n a m e n . . .

352

Z u r Einordnung der F r a g m e n t e

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Bibliographie

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LIBER

PRIMUS

Oie, quoniam plura beneficia continet patria, et est antiquior parens quam is qui creavit, maior ei profecto quam parenti debetur gratia. ÇNon.p. 4.26,9) De re publica Piatonis se comitem profitetur, in Consolatione filiae ' Crantor tm inquit, 'sequoritem Paruietium de officiis. (Pltn. nat. bist.praef. 22) Praeterea est quaedam publica etiam eruditorum reiectio. Utitur illa et M. Tullius extra omnem ingenti alean positus, et quod miremur, per advocatum dtfenditur: nee doctissimis t · Manium Persium bate legere nolo, Jumum Congum volo. Stgodsi boc Lucilius, qui primus condidit stili nasum, dicendum sibi putavit, Cicero mutuandum, praesertim cum de re publica scriberet, quanto nos causatius ab aliquo iudice defendimur ? (Plm. nat. bist.praef. 7)

ERSTES BUCH C^m Anfang sind die beiden ersten Sjtaternionen und das erste Blatt J des dritten verlorengegangen. Das sind 2 mal 8 + 1 Blatt. Da sieb errechnen läßt, daß jedes Blatt des Palimpsestes etwa 14 Teubnerzeilen umfaßte, fehlen etwa 238 Teubnerzeilen, also etwa 8 - 1 0 Seiten. Wir können nur erschließen, daß Cicero in ihnen den Bruder Quintus, dem er das Werk widmet, angeredet bat. Rechtfertigt er sein Werk über den Redner mit einer Bitte des Bruders, so mag er hier das Werk als Dienst am Vaterland begründet haben wie Sallust seine Geschichtsschreibung. In diesen Zusammenhang mag von den noch ni cht eingeordneten Fragmenten das zweite gehören Çlibri i der.p.fragm. inc. st dis

frg.2,Ziegler2*,

Non. p. 426,9): « So wird, da das Vaterland noch mehr Wohltaten umschließt und ein ehrwürdigerer Vater ist als der, der einen zeugte, in der Tat ihm größerer Dank geschuldet als dem Vater. » Cicero ist dam wahrscheinlich auf Art und Wesen seines Werkes eingegangen. Mit einem Wort des Satirendichters Lucilius: « Und nicht für die Gelehrtesten! Manius Persius soll das nicht lesen, Junius Congus wohl!» - bat er entschuldigend das Publikum abgegrenzt, für das er schreibt: nichtfür die Gelehrten (vgl. Plinius nat. hist, praef. 7 = frg. inc. 1

Ziegler1·).

Ebenso wird er wohl auch hier ausdrücklich seine Gefolgschaft Piatos bekannt haben (vgl. Plinius nat. bist, prooem. 22-

von Ziegler von der

3. Auflage ab unter die Fragmente eingereiht). Von dem Gedankengang, mit dem der Palimpsest einsetzt, kann nicht viel verloren sein. Das Leben für die Gemeinschaft und mit dem Ziel der virtus wird dem Leben für den Genuß entgegengesetzt. Ein positiver Gedankengang (einschl. § 3J) wird ergänzt durch einen negativen (einschl. § 11_). Im ersten ist das Beweisende die begeisternde Vorbildhafttgkeit der Helden Roms, die allen Verlockungen widerstanden haben, im * von der ). Auflage 2b wie hier eingeordnet.

LIBER

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PRIMUS

A qua isti avocant. (Arus. Mess. I 74 Mormorale) Profecto omnis istorum disputado, quamquam ubérrimos fontes virtutis et scientiae continet, tamen conlata cum eorum actis perfectisque rebus vereor ne non tantum videatur utilitatis adtulisse negotiis hominum, quantam oblectationem otio. (Lact.imt. 3,16, $)

ι 1

... petu liberavissent nec C. Duelius A.Atilius 63 L. Metellus terrore Karthaginis, non duo Scipiones oriens incendium belli Punici secundi sanguine suo restinxissent nec idexcitatum maioribus copiis aut Q^Maximus enervavisset aut M.Marcellus contudisset aut a portis huius urbis avolsum P. Africanus compulisset intra hostium moenia. M . vero Catoni homini ignoto et novo, quo omnes | qui isdem rebus studemus quasi exemplari ad industri- 64 am virtutemque ducimur, certe licuit Tusculi se in otio delectare, salubri et propinquo loco. Sed homo demens ut isti putant, cum cogeret eum necessitas nulla, in his undis et tempestatibus ad summam senectutem maluit iactari, quam in illa tranquillitate atque otio iucundissime vivere. Omitto innumerabilis viros, quorum singuli saluti huic civitati | fuerunt, et qui sunt 77 procul ab aetatis huius memoria, commemorare eos de-

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ERSTES BUCH

zweiten sind die Gegner hauptsächlich die Epikureer. In diesen allgemeinen Zusammenhang gehören wohl noch die frg. inc. 5

und6:frg.6:aqua

isti avo cant, «.von dem Çdem Staate•) diese wegrufen Çdie Epikureer wahrscheinlich^)» und frg. 5. «Wirklich fürchte ich, daß alle Darlegung dieser Leute, mag sie auch reiche Quellen der Vollkommenheit und Wissenschaft enthalten, doch verglichen mit ihren Handlungen und Taten nicht soviel Nutzen den Geschäften der Menschen gebracht haben, wie Ergötzen für die Muße. » Das letzte Fragment ist bei Lactanz erhalten und nicht ausdrücklich für de re publica

bezeugt.

Ein positiver Gedanke, der den Gegensatz Virtus und Otium verbindet, mag vorausgegangen sein, in dem diese Fragmente ihren Platz haben konnten. Etwa: von den Lebensformen entsprechen nicht die dem Wesen des Menschen am meisten, die auf otium, sondern die auf virtus ausgeben. So nicht die Lehre der Epikureer, die vom Staate abrufen. Aber auch nicht die Philosophen insgesamt, deren Lehre doch mehr ein Ergötzen für die Muße ist. Wohin wäre es mit Rom gekommen, wenn alle Männer so gedacht hätten. iDann-

so ergänzt Angelo Mai-hätten

M.Camil-

lus R o m nicht v o r dem> A n s t u r m . ...

us

ne|us, ut di|nt quid| 302

x filia. Quo | ille morodem | no na|monilympia|xta

et

quin|esima, acilius | legi pos|m de Ro|li [iam] immor|talitate creditum, cum 67 iam inveterata vita hominum ac tractata esset et cognita. Sed prefecto tanta fuit in eo vis ingenii atque virtutis,

ZWEITES

BUCH

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schlechtem von Menschen gelebt haben, so daß die Möglichkeit etwas zu erdichten leicht war, da die Unerfahrenen mühelos zum Glauben veranlaßt wurden, Romulus aber vor weniger als 600 Jahren gelebt hat, wie wir sehen, als die Schriften und Wissenschaften schon altbekannt waren und jener ganze alte Irrtum, aus dem ungebildeten Leben der Menschen entstanden, beseitigt war. Denn wenn, was in den Zeittafeln der Griechen aufgespürt wird, Rom im zweiten Jahr der siebenten Olympiade gegründet wurde, ist das Zeitalter des Romulus in das Jahrhundert gefallen, wo Griechenland schon voll von Dichtern und Musikern war und den Sagen, außer von alten Dingen, schon weniger Glauben gezollt wurde. Denn io8Jahre, nachdem Lykurg seine Gesetze zu schreiben begann, ist die erste Olympiade angesetzt worden, von der manche, durch den Namen getäuscht, glauben, sie wäre von demselben L y k u r g eingerichtet worden; den Homer aber setzen die, die das wenigste sagen, etwa dreißig Jahre vor die Zeit des L y k u r g . Daraus läßt sich ersehen, daß Homer sehr viele Jahre vor Romulus gelebt hatte, so daß, da die Menschen aufgeklärt und durch die Zeiten selber gebildet waren, kaum irgendein Raum fiirs Erdichten war. Die alte Zeit nämlich nahm Sagen an, wenn sie auch bisweilen «ungereimt» erfunden waren, dieses Zeitalter aber, zumal es schon gebildet war, verspottete alles, was nicht geschehen kann, und wies es zurück. Hesiod darauf, obwohl er viele Generationen nach Homer lebte, hat doch noch, wie feststeht, vor Romulus gelebt. Wenige Jahre nach Gründung der Stadt ist Stesichorus geboren worden, sein Enkel, wie manche sagen, von einer Tochter. In dem Jahre, in dem jener gestorben ist, ist Simonides geboren worden in der j6. Olympiade. Um so leichter läßt sich darum erkennen, daß man zu einer Zeit an die Unsterblichkeit des Romulus glaubte, als das Leben der Menschen schon alt geworden und durchdacht und erkannt war. Aber in ihm war in der T a t eine solche Kraft des Geistes

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L.IBER

SECUNDUS

ut id de R o m u l o Proculo Iulio homini agresti credcretur, q u o d mUltis iam ante saeclis nullo alio de mortali homines credidissent; qui inpulsu p a t r u m , q u o illi a se invid i a m i n t e r i m s R o m u l i pcllerent, in contiene dixisse fertur, a se visum esse in c o colle | R o m u l u m qui nunc Q u i rinalis v o c a t u r ; e u m sibi mandasse ut populum rogarct, ut sibi eo in colle d c l u h r u m fieret ; se d e u m esse et Quirin u m vocari.

V i d e t i s n e igitur unius viri Consilio non solum o r t u m n o v u m p o p u l u m , n c q u e ut in cunabulis v a g i e n t e m rel i c t u m , sed a d u l t u m iam e t pacne p u b e r c m ?' T u m Laelius : ' N o s vero v i d e m u s , et te q u i d e m ingressum ratione ad d i s p u t a n d u m n o v a , q u a e | nusquam est in Graccor u m libris. N a m princeps ille, q u o n e m o in scribendo praestantior fuit, aream sibi s u m p s i t , in qua civitatem e x t r u e r e t arbitratu suo, praeclaram ille quidem fortasse, sed a vita h o m i n u m a b h o r r e n t e m e t moribus, reliqui disseruerunt sine ullo c e r t o exemplari formaque rei publicae de generibus et de rationibus c i v i t a t u m ; tu mihi videris u t r u m q u e f a c t u r u s : es | c n i m ita ingrcssus ut quae ipse reperias tribuere aliis malis q u a m , ut facit apud Platonem Socrates, ipse fingere et illa de urbis situ revoces ad rationem quae a R o m u l o casu a u t necessitate facta s u n t , et disputes non v a g a n t i oratione, sed defixa in una re publica. Q u a r e p e r g e ut i n s t i t u i s t i ; prospiccre enim iam videor te reliquos reges persequente quasi perfectam rem p u b l i c a m . '

ZWEITES

BUCH

II3

und männlicher Vollkommenheit, daß man dem Proculus Julius, einem bäuerischen Manne, über Romulus glaubte, was schon viele Jahre vorher die Menschen von keinem Sterblichen sonst geglaubt hätten; dieser soll auf Veranlassung der Väter, damit jene dadurch Verdacht und Haß wegen des Verschwindens des Romulus von sich abwändten, in der Volksversammlung gesagt haben, Romulus sei von ihm auf dem Hügel gesehen worden, der jetzt Quirinal heißt; er habe ihm aufgetragen, er solle das Volk bitten, daß ihm auf diesem Hügel ein Heiligtum gebaut werde; er sei ein Gott und heiße Quirinus. Seht ihr nun, daß durch eines Mannes Ratschluß nicht nur ein neues Volk entstanden ist und nicht wie in der Wiege schreiend hinterlassen, sondern schon herangewachsen und fast mannbar?» Darauf Laelius: «Wir sehen es und auch, daß du auf einem neuen Wege in die Erörterungen getreten bist, der sich nirgends in den Büchern der Griechen findet. Denn jener Geistesfürst, den niemand im Schreiben übertraf, nahm sich einen Platz, um auf ihm einen Staat nach seinem Gutdünken aufzurichten, der vielleicht von seinem Standpunkt aus vorzüglich ist, aber dem Leben der Menschen und ihren Sitten abhold, die übrigen haben ohne jede feste Idee und Gestalt eines Gemeinwesens über die Arten und die Grundbegriffe der Staaten Erörterungen geführt; du bist dabei, scheint mir, beides zu tun : du hast es nämlich so angelegt, daß du lieber anderen zuschreiben willst, was du selber findest, als es selbst ausdenken, wie es Sokrates bei Plato macht, und jenes über die Lage der Stadt, was von Romulus durch Zufall oder Notwendigkeit getan worden ist, auf die Vernunft zurückführst, und daß du nicht in einer im leeren Raum schweifenden Rede die Gedanken vorträgst, sondern in einer, die fest an ein bestimmtes Gemeinwesen verhaftet ist. Daher fahre fort, wie du begonnen; glaube ich doch schon, wenn du die übrigen Könige noch verfolgst,

LIBER

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12 23

SECUNDUS

'Ergo' inquit Scipio 'cum ille | Romuli senatus, qui 281 constabat ex optimatibus, quibus ipse rex tantum tribuisset, ut eos patres vellet nominan patríciosque eorum liberos, temptaret post Romuli excessum ut ipse regeret sine rege rem pubücam, populus id non tulit, desiderioque Romuli postea regem flagitare non destitit; cum prudenter illi principes novam et inauditam ceteris gentibus interregni ineundi rationem excogi-| 282 taverunt, ut quoad certus rex declaratus esset, nec sine rege civitas nec diuturno rege esset uno, nec committeretur ut quisquam inveterata potestate aut ad deponendum Imperium tardior esset aut ad optinendum muñidor.

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Quo quidem tempore novus ille populus vidit tarnen id quod fugit Lacedaemonium Lycurgum, qui regem non deligendum duxit, si modo hoc in Lycurgi potestate I potuit esse, sed habendum, qualiscumque is fo- 283 ret, qui modo esset Herculi stirpe generatus; nostri illi etiam tum agrestes viderunt virtutem et sapientiam regalem, non progeniem quaeri oportere.

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Quibus cum esse praestantem Numam Pompilium fama ferret, praetermissis suis civibus regem alienigenam patribus auctoribus sibi ipse populus adscivit, eumque ad regnandum | Sabinum hominem Romam Curi- 284 bus acci vit.Qui ut hue venit, quamquam populus curiatis eum comitiis regem esse iusserat, tamen ipse de suo imperio curiatam legem tulit, hominesque Romanos insti-

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das Gemeinwesen gleichsam vollendet im voraus vor mir zu sehen. » «Als sonach», sagte Scipio, «jener Senat des Romulus, der aus den Optimaten bestand, denen der König selbst soviel eingeräumt hatte, daß er sie Väter genannt wissen wollte und ihre Kinder Patrizier, nach dem Schciden des Romulus versuchte, selber das Gemeinwesen ohne König zu lenken, ertrug das Volk das nicht, und aus Sehnsucht nach Romulus ließ es fortan nicht ab, einen König zu fordern; da erdachten jene fürstlichen Männer klug das neue und den übrigen Völkern unerhörte Mittel, ein Interregnum zu beginnen, daß, bis ein bestimmter König verkündet wäre, der Staat nicht ohne König sei und doch auch nicht einen einzigen dauernden König besäße und es nicht zugelassen würde, daß irgendeiner, wenn seine Macht schon älter geworden sei, entweder zu säumig wäre, seine Befehlsgewalt abzugeben oder zu sehr gestärkt, sie festzuhalten. In dieser Zeit sah jenes junge Volk doch schon, was dem Spartaner Lykurg entging, der meinte, ein König sei nicht zu wählen - wofern das überhaupt in des Lykurg Gewalt hätte sein können - , sondern man müsse jeden nehmen, wie geartet er auch immer wäre, wenn er nur aus dem Stamm des Herkules geboren sei; jene unsere Landsleute aber, die damals noch bäurisch waren, sahen doch, daß man die königliche Tüchtigkeit und Weisheit suchen müsse, nicht die Abstammung. Als ihnen das Gerücht zutrug, daß Numa Pompilius überragend sei, überging das Volk seine Mitbürger und holte auf Rat der Väter einen fremdgeborenen König herbei und rief ihn, damit er König wäre, zu sich, einen sabinischen Mann aus Cures nach Rom ! Als er hierher kam, brachte er doch, obwohl das Volk in den Kuriatskomitien ihn König zu sein geheißen hatte, selber über seine Herrschaft ein Kuriatgesetz ein, und als er

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SECUNDUS

tuto Romuli bellicis studiis ut vidit inccnsos, existimavit eos paulum ab illa consuetudine esse revocandos.

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Ac primum agros quos bello Romulus ceperat divisit viritim civibus, | docuitque sine depopulatione atque 87 praeda posse eos colendis agris abundare commodis omnibus, amoremque eis otii et pacis iniecit, quibus facillime iustitia et fides convalescit, et quorum patrocinio maxime cultus agrorum pereeptioque frugum defenditur. Idemque Pompilius et auspieiis maioribus inventis ad pristinum numerum duo augures addidit, et sacris e prineipum numero pontífices quin |que praefecit, et ani- ss mos propositis legibus his quas in monumentis habemus arden tis consuetudine et cupidi tate bellandi religionum caerimoniis mitigavit, adiunxitque praeterea flamines, Salios virginesque Vestales, omnisque partis rcligionis

27 statuit sanctissime.Sacrorum autem ipsorum diligentiam difficilem, apparatum perfacilem esse voluit; nam quae perdiscenda quaeque observanda es|sent, multa consti- 69 tuit, sed ea sine inpensa. Sic religionibus colendis operam addidit, sumptum removit; idemque mercatus hados omnesque conveniundi causas et celebritates invenit. Quibus rebus institutis ad humanitatem atque mansuetudinem revocavit ánimos hominum studiis bellandi iam immanis ac feros. Sic ille cum undequadraginta annos sum|ma in pace concordiaque regnavisset - sequa- 7° mur enim potissimum Polybium nostrum, quo nemo fuit in exquirendis temporibus diligentior - , excessif e vita, duabus praeclarissimis ad diuturnitatem rei publicae rebus confirmais, religione atque dementia.'

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sah, daß die römischen Menschen durch die Ordnung des Romulus in kriegerischem Eifer erglüht waren, meinte er, sie müßten ein wenig von dieser Gewohnheit abgebracht werden. Und zuerst verteilte er die Äcker, die Romulus im Kriege genommen hatte, Mann für Mann unter die Bürger, und lehrte sie, daß sie ohne Verwüstungen und Beute durch Bestellung der Äcker Überfluß haben könnten an allen Vorteilen. Er pflanzte ihnen die Liebe zu Ruhe und Frieden ein, durch die am leichtesten Gerechtigkeit und Treu und Glauben erstarken und unter deren Schutz am meisten die Bestellung der Äcker und die Ernte der Feldfrucht gesichert wird. Und derselbe Pompilius hat auch die großen Auspizien erfunden und zur früheren Zahl zwei Auguren hinzugefügt ; an die Spitze der Opferstellteeraus der Schar der fürstlichen MännerfünfPontifices, und die Gemüter sänftigte er, nachdem er Gesetze aufgestellt hatte, die wir noch auf den Denkmälern haben, da sie vor Gewohnheit und Begierde Krieg zu führen brannten, durch feierliche religiöse Gebräuche. Außerdem fügte er die Flamines, die Salier und die Vestalinnen hinzu, und alle Teile der Religion setzte er aufs heiligste fest. Die Beachtung der Opfer selber aber, wollte er, solle schwierig, ihre Zurüstung sehr leicht sein. Denn er setzte vieles fest, was zu lernen und was zu beobachten sei, aber dies ohne Aufwand. So machte er den Kult mühevoll, Aufwendungen beseitigte er. Und derselbe König hat auch die Märkte, die Spiele und alle Gründe, zusammenzukommen und Festlichkeiten erfunden. Durch Einrichtung dieser Dinge hat er die Gemüter der Menschen, die durch die kriegerischen Leidenschaften schon roh und wild geworden waren, zu Menschlichkeit und Sanftheit zurückgebracht. Als er so neununddreißig Jahre in höchstem Frieden und tiefster Eintracht König gewesen war - folgen wir nämlich am besten unserem Polybios, dem sorgfältigsten in der Erforschung der Zeiten, den es gab - ,

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15 a8

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SECUNDUS

Q u a e c u m Scipio dixissct, 'Verene' inquit Manilius ' h o c m e m o r i a e p r o d i t u m est A f r i c a n e , r e g e m i s t u m N u m a m P y t h a g o r a e ipsius d i s c i p u l u m a u t c e r t e P y t h a g o r e u m fuisse ? | Saepe e n i m hoc d e m a i o r i b u s n a t u audi- 2 « v i m u s , et ita i n t e l l e g i m u s v u l g o c x i s t i m a r i ; n c q u e v e r o satis id a n n a l i u m p u b l i c o r u m a u c t o r i t a t e

dcclaratum

videmus.' T u m Scipio: 'Falsum est cnim Manili' inquit 'id t o t u m , n e q u e s o l u m fictum sed e t i a m i m p e r i t e abs u r d e q u e fictum ; ca s u n t e n i m d e m u m n o n ferenda m e n dacia, q u a e non s o l u m ficta esse sed ne fieri q u i d e m p o t uisse c e r n i m u s . N a m q u a r t u m | i a m a n n u m r e g n a n t e 296 L u c i o T a r q u i n i o S u p e r b o S y b a r i m e t C r o t o n e m e t in eas Italiac partis P y t h a g o r a s v e n i s s e r e p c r i t u r ; o l y m pias e n i m s e c u n d a et s e x a g e s i m a e a d e m S u p e r b i regni 29 i n i t i u m e t P y t h a g o r a e d e c l a r a t a d v e n t u m . E x q u o intellegi regiis annis d i n u m e r a t i s p o t e s t a n n o fere c e n t e s i m o e t q u a d r a g e s i m o p o s t m o r t e m N u m a e p r i m u m Italiani P y t h a g o r a m

| a t t i g i s s e ; n e q u e hoc i n t e r eos q u i 39

d i l i g e n t i s s i m c p e r s e c u t i s u n t t e m p o r u m annales, ulla e s t u m q u a m in d u b i t a t i o n e v e r s a t u m . ' ' D i i n m o r t a l e s ' i n q u i t M a n i l i u s ' q u a n t u s iste e s t h o m i n u m e t q u a m i n v e t e r a t u s e r r o r ! A c tarnen facile p a t i o r n o n esse nos t r a n s m a r i n i s nec i n p o r t a t i s a r t i b u s e r u d i t o s , sed g e n u 16 30

inis d o m e s t i c i s q u e v i r t u t i b u s . ' ' A t q u i m u l t o id facilius c o g n o s c e s ' , i n q u i t A f r i c a n u s , 'si | p r o g r e d i e n t e m r e m p u b l i c a m a t q u e in o p t i m u m s t a t u m n a t u r a l i

quodam

i t i n e r e e t c u r s u v e n i e n t e m v i d e r i s ; q u i n h o c i p s o sapient i a m m a i o r u m s t a t u e s esse l a u d a n d a m , q u o d m u l t a int e l l e g e s e t i a m a l i u n d e s u m p t a m e l i o r a a p u d nos m u l t o esse f a c t a , q u a m ibi f u i s s e n t u n d e h u e translata e s s e n t

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schied er aus dem Leben, nachdem er die zwei vortrefflichsten Dinge zur Dauer des Gemeinwesens befestigt hatte, Gottesfurcht und Milde.» Als das Scipio gesagt hatte, sagte Manilius: «Ist dies wahrheitsgemäß überliefert, Afrikanus, daß dieser König Numa Schüler des Pythagoras selbst oder wenigstens Pythagoreer gewesen ist ? Oft nämlich haben wir dies von Älteren gehört und wissen, daß man allgemein so glaubt; wir sehen aber, daß es durch die Gewähr der öffentlichen Jahrestafeln nicht genügend klar ausgesprochen ist.» Da sagte Scipio: «Falsch ist nämlich, Manilius, das Ganze und nicht nur erdichtet, sondern dazu töricht und unsinnig erdichtet. Denn die Art Lügen vornehmlich ist unerträglich, von denen wir sehen, nicht nur daß sie erdichtet sind, sondern daß sie nicht einmal hätten geschehen können. Denn als Lucius Tarquinius Superbus schon das vierte Jahr König war, findet man, ist Pythagoras nach Sybaris, Kroton und diesen Teilen Italiens gekommen; denn die 62.Olympiade verkündet zugleich den Anfang des Königtums des Superbus und die Ankunft des Pythagoras. Daraus läßt sich, zählt man die Jahre der Königsherrschaft durch, erkennen, daß Pythagoras etwa im 140.Jahre nach dem T o d e des Numa zum ersten Male Italien berührt hat; und das ist unter denen, die die Jahrestafeln der Zeiten am sorgfältigsten verfolgt haben, nie in irgendeinen Zweifel gezogen worden.» «Ihr unsterblichen Götter», sagte Manilius, «wie groß ist doch dieser Irrtum der Menschen und wie eingewurzelt ! Doch will ich's leicht tragen, daß wir nicht durch überseeische und eingeführte Künste gebildet worden sind, sondern durch angeborene und einheimische T u g e n d e n . » «Das wirst du jedoch noch viel leichter erkennen», sagte Africanus, «wenn du siehst, wie das Gemeinwesen Fortschritte macht und in den besten Zustand sozusagen auf einem natürlichen W e g e und Laufe kommt. Ja, gerade deshalb, wirst du behaupten, ist die Weisheit der Vorfahren zu

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atque ubi primum extitissent, intellegesque non fortuito populum R o m a n u m sed Consilio et disciplina confirma|tum

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esse nec tamen adversante fortuna.

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Mortuo rege Pompilio T u l l u m Hostilium populus regem interrege rogante comitiis curiatis creavit, isque d e imperio suo exemplo Pompili p o p u l u m consuluit curiatim. Cuius excellens in re militari gloria magnaeque extiterunt res bcllicae,fccitque idem et saepsit de manubis comitium et curiam, constituitque ius q u o bella indicerentur, quod per se iustissime inventum sanxit | fe- 218 tiali religione, ut o m n e bellum q u o d denuntiatum indictumque non esset, id iniustum esse atque inpium iudicaretur. Et ut advertatis a n i m u m q u a m sapienter iam reges hoc nostri vidcrint tribuenda q u a e d a m esse populo - multa enim nobis de eo genere dicenda sunt - , ne insignibus quidem regiis T u l l u s nisi iussu populi est ausus uti. N a m ut sibi duodeeim lictores c u m fascibus anteire liceret...'

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loben, weil du erkennen wirst, daß vieles, auch wenn es anderswoher genommen wurde, bei uns viel besser gemacht worden ist, als es dort gewesen ist, woher es hierher übertragen wurde und wo es zuerst entstanden war, und du wirst erkennen, daß das römische Volk nicht zufällig, sondern durch weisen Rat und durch Zucht festgefügt wurde, freilich nicht so, daß das Glück darwider gewesen wäre. Als der König Pompilius tot war, hat das Volk den Tullus Hostilius auf Antrag des Zwischenkönigs in den Kuriatkomitien gewählt, und dieser hat dann über seine Herrschergewalt nach dem Beispiel des Pompilius das Volk nach Kurien befragt. Von ihm gingen aus ein hervorragender Ruhm im Kriegswesen und große Kriegstaten, und er baute auch und umzäunte aus der Beute das Komitium und die Kurie und setzte das Recht fest, wonach Kriege angesagt werden sollten; das hat er, nachdem es aus sich selbst heraus in höchster Gerechtigkeit gefunden worden war, durch den Fetialkult gesichert, daß jeder Krieg, der nicht angesagt und erklärt worden wäre, für ungerecht und ruchlos sollte gehalten werden. Und damit ihr bemerkt, wie weise schon unsere Könige gesehen haben, daß man manches dem Volke einräumen müsse - viel müssen wir nämlich noch über dieses Gebiet sagen - : sogar die königlichen Abzeichen wagte Tullus nur auf Geheiß des Volkes zu fuhren. Denn daß ihm erlaubt sei, daß die zwölf Liktoren mit den fasces vorausgingen, .228,i8) ut auriga indoctus e curru trahitur opteritur laniatur elidi tur. (Non.p. 292,38)

42 69

... dici possit.' T u m Laelius : 'Video iam, illum quem expectabam virum cui praeficias officio et muneri.' 'Huic scilicet' Africanus 'uni paene - nam in hoc fere uno sunt cetera - , ut numquam a se ipso instituendo contemplandoque discedat, ut ad imitationem sui vocet alios, ut scse splendore animi et vitae suae sicut speculum praebeat civibus. Ut enim in fidibus aut | tibiis atque ut in cantu ipso ac vocibus concentus est quidam tenendus ex distinctis sonis, quem inmutatum aut discrepantem aures eruditae ferre non possunt, isque concentus ex dissimillimarum vocum moderatione concors tamen efficitur et congruens, sic ex summis et infirmis et mediis interiectis ordinibus ut sonis moderata ratione civitas con Lücke von 28 Teubnerzeilen Çdie 2 ersten Blätter des XXIX. Quaternioni. Pbilus bat sieb bereit erklärt, die Rede des Karneades gegen die Gerechtigkeit zu vertreten, sieb aber ausbedungen, daß die andren Karneades entsprechend antworten. Er bat zu Beginn die Definition Piatos und des Aristoteles gegeben, um ibr beißes Bemühen um die Sache dann mit dem wiedereinsetzenden § 12 als vergeblich hinzustellen. Drei Fragmente des Nonius und Referate des Laktanz scheinen darauf hinzuweisen, obwohl Nonius alle drei Fragmente für das 2. Buch bezeugt. ... daß ihr Karneades antwortet, der häufig die gerechtesten Sachen aus der Boshaftigkeit seines Geistes zu verspotten pflegte. » Wer nicht weiß, wie groß des Karneades, eines Philosophen der akademischen Schule, Kraft in der Debatte, wie groß seine Beredsamkeit, wie groß sein Scharfsinn war, wird eben dies aus dem Preis Ciceros erkennen oder dem des Lucilius, bei dem Neptun über eine sehr schwierige Sache spricht und zeigt, daß das nicht dargelegt werden könnte, ,«und wenn den Karneades selber der Orkus heraufschickt' ». Als dieser von den Athe-

8

LIBER oratoribus.

TERTIUS

Sed idem disputationem suam postridic

contraria

disputatone subvertit, et iustitiam quam pridie laudaverat sustain., non quidem pbilosopbi gravitate,

cuius firma et stabilis

debet esse sententia, sed quasi oratorio exercitii genere in utramquepartem disserendi; quod ille facere solebat ut alios quidlibet adserentesposset refutare. Earn disputationem qua iustitia evertiturapud

Ciceronem Lucius Furius recordatur, credo quoniam

de re publica disserebat, ut defensionem laudationemque eius induceret, sine qua putabat regi non posse rem publicam. Carneades autem ut Aristotelem

refelleret ac Platonem iustitiae patronos,

prima ilia disputatione collegit ea omnia quae pro iustitia dicebantur, ut posset ilia, sicut fecit, evertere. (Lact.

inst.

$,14,

3-5.)

Plurimi quidem pbilosopborum, sed maxime Plato et Aristoteles, de iustitia multa dixerunt,

adserentes et extollentes earn

summa laude virtutem, quod suum cuique tribuat, quod aequitatem in omnibus servet; et cum ceterae virtutes quasi tacitae sint et intus inclusae, solam esse iustitiam, quae rue sibi tantum conciliata sit nec occulta, sed foras tota promineat, et ad bene faciendum prona sit, ut quam plurimis prosit. Quasi vero in iudicibus solis atque in potestate aliqua constitutis iustitia esse debeat et non in omnibus ! At quin nullus est bominum ne infimorum quidem ac mendicorum, tn quem iustitia cadere non possit. Sed quia ignorabant quid esset, unde profiueret, quid operis baberet, summam illam virtutem, id est commune omnium

bonum,paucis

tribuerunt, eamque nullas utilitates proprias aucupari, sed alienis tantum commodis studere dixerunt.

Nec inmerito

extitit

DRITTES

BUCH

179

nern als Gesandter nach Rom gesandt worden war, sprach er in strömender Rede über die Gerechtigkeit, mit Galba und Cato Censorius als Zuhörern, den besten damaligen Rednern. Aber derselbe Mann hat seine Darlegung dann am folgenden Tage durch eine Gegenrede umgestoßen und hat die Gerechtigkeit, die er tags zuvor gelobt hatte, vernichtet; nicht zwar mit dem Ernst des Philosophen, dessen Meinung fest und standhaft sein muß, sondern gleichsam in der rhetorischen Übungsform des nach beiden Seiten Sprechens; das pflegte jener zu tun, um andere, die irgendetwas fest behaupteten, widerlegen zu können. Diese Rede, in der die Gerechtigkeit gestürzt wird, ruft sich bei Cicero Lucius Furius ins Gedächtnis zurück, ich glaube zu dem Zwecke, da er ja über das Gemeinwesen sprach, um eine Verteidigung und eine Lobrede auf sie einzuführen, ohne die nach seiner Meinung das Gemeinwesen nicht geführt werden könne. Karneades aber sammelte, um Aristoteles und Plato zu widerlegen, die Anwälte der Gerechtigkeit, am Anfang jener Rede alles das, was für die Gerechtigkeit gesagt wurde, um es, wie er's getan hat, stürzen zu können. Die meisten Philosophen, besonders aber Plato und Aristoteles, haben vieles über die Gerechtigkeit gesagt, sie erklärend und als Tugend von höchstem Lob hervorhebend, weil sie einem jeden das Seine zuteile, weil sie die Gleichheit unter allen bewahre; und während die übrigen Tugenden gleichsam stumm und drinnen verschlossen seien, sei die Gerechtigkeit die einzige, die nicht nur sich verbunden sei noch verborgen, sondern ganz nach draußen rage und bereit sei zum guten Handeln, um möglichst vielen zu nützen. Gerade als ob in Richtern allein und denen, die in irgendeiner Machtstellung stünden, Gerechtigkeit sein müßte und nicht in allen ! Und doch ist keiner unter den Menschen, auch nicht unter den geringsten und Bettlern, den die Gerechtigkeit nicht angehen könnte. Aber weil sie nicht wußten, was sie sei, woher sie ausströmt, was sie

1 So

LIBER

TERTIUS

Cameades bono lummo ingenio et acumine, qui refelleret istorum orationem, et iustitiam quae fundamentum stabile non babebat everteret, non quia vituperandam eise iustitiam sentie bat, sed ut illos dejeiisores eius ostenderet nihil certi nihil firmi de iustitia disputare. (Lact.epit.

50 [55], 5 - 8 )

Iustitia foras spectat et proiecta tota est atque eminet. (Non.p. 3 7 3 , 3 0 ) Quae virtus praeter ceteras totam se ad alienas utilitates porrigit atque explicat. (Non.p. 8 "

299,10)

ÇPbil.J) '... et reperirei et tueretur, alter autem de ip- 20s sa iustitia q u a t t u o r implevit sane grandis libros. N a m ab C h r y s i p p o nihil m a g n u m nec magnificum desideravi, qui suo q u o d a m more loquitur, ut omnia verborum momentis, non rerum ponderibus examinet. Illorum fuit heroum, earn v i r t u t e m , quae est una, si modo est, m a x i m e munifica et liberalis, et quae omnis magis q u a m sepse diligit, aliis nata potius | q u a m sibi, exci- 206 tare iacentem et in ilio divino solio non longe a sapientia

13 conlocare. N e c v e r o illisaut voluntas d e f u i t - quae enim iis scribendi alia causa aut quod o m n i n o consilium fuit ? - aut i n g e n i u m , q u o omnibus praestiterunt; sed eorum et v o l u n t a t e m et copiam causa v i c i t . lus enim d e quo quaerimus civile est aliquod, naturale n u l l u m ; nam si esset, ut calida et frigida, amara et dulcia, sic essent iusta e t iniusta eadem omnibus. 9 14

N u n c a u t e m , si quis ilio Pacuviano 'invehens alitum a n g u i u m c u r r u ' multas et varias gentis et urbes despi-

'7

DRITTES BUCH

l8l

zu tun h ä t t e , haben sie j e n e h ö c h s t e T u g e n d , das heißt das gem e i n s a m e G u t aller, nur wenigen zugewiesen und haben ges a g t , sie ginge aufkeinen eigenen N u t z e n aus, sondern b e m ü h e sich nur um fremde Vorteile. U n d mit R e c h t t r a t Karneades auf, ein M a n n von h ö c h s t e r Geisteskraft und h ö c h s t e m Scharfsinn, u m die R e d e dieser L e u t e zu widerlegen u n d die G e r e c h tigkeit, die keine feste G r u n d l a g e h a t t e , u m z u s t ü r z e n , nicht weil er m e i n t e , man müsse die G e r e c h t i g k e i t tadeln, sondern um zu zeigen, daß j e n e ihre V e r t e i d i g e r nichts Gewisses, n i c h t s F e s t e s über die G e r e c h t i g k e i t v o r b r ä c h t e n . Die G e r e c h t i g k e i t schaut nach außen, s t r e c k t sich v o r und r a g t heraus. Diese T u g e n d richtet sich v o r den anderen g a n z a u f fremden N u t z e n und entfaltet sich dabei. « . . . fand und s c h ü t z t e , d e r andere aber füllte ü b e r die G e r e c h t i g k e i t selber vier wirklich g r o ß e B ü c h e r . D e n n v o n C h r y sipp habe ich nichts G r o ß e s und P r ä c h t i g e s e r w a r t e t , d e r irg e n d w i e a u f seine eigene W e i s e r e d e t , d e r a r t d a ß e r alles nach Feinheiten in den W o r t e n , nicht nach d e m G e w i c h t d e r D i n g e a b w ä g t . Sache j e n e r Helden w ä r e es g e w e s e n , diese T u g e n d , die, wofern sie ü b e r h a u p t ist, als einzige besonders schenkfreudig und g r o ß z ü g i g ist und die alle m e h r als sich selber liebt, für andere eher geboren als. für sich selber, a u f z u w e c k e n , als sie darniederlag, und a u f jenen g ö t t l i c h e n T h r o n n i c h t w e i t von der W e i s h e i t zu setzen. E s fehlte jenen a b e r n i c h t d e r W i l l e was h a t t e n sie denn fur einen anderen G r u n d zu schreiben o d e r was war ü b e r h a u p t ihre A b s i c h t ? - o d e r die B e g a b u n g , d u r c h die sie alle ü b e r r a g t e n ; aber ihren Willen u n d ihre M ö g l i c h k e i t besiegte die Sache. Das R e c h t n ä m l i c h , w o r ü b e r w i r die U n t e r s u c h u n g führen, ist e t w a s v o n S t a a t s w e g e n , n i c h t v o n N a t u r . Denn wäre es so, so wäre wie das W a r m e und das Kalte, das B i t t e r e und das Süße, g e r e c h t und u n g e r e c h t für alle dasselbe. J e t z t a b e r : wenn einer a u f j e n e m P a c u v i a n i s c h e n , ,geflügel-

LIBER TERTIUS

cere et oculis conlustrare possit, videat primum in ilia incorrupta maxume gente Aegyptiorum, quae plurimoruni saeculorum et eventorum memoriam littcris continet, bovem quendam putari dcum, quern Apim Aegy ptii nominant, multaque alia portenta apud eosdem et cuiusque generis | beluas numero consecratas deorum; deinde Graeciae sicut apud nos delubra magnifica humanis consecrata simulacris, quae Persae nefaria putaverunt; camque unam ob causam Xerxes inflammari Atheniensium fana iussisse dicitur, quod deos, quorum domus esset omnis hie mundus, inclusos parietibus contincri nefas esse duceret. Post autcm cum Pcrsis et Philippus, qui cogitavit, et Alexander, qui gessit, liane bellandi causam infe|rcbat, quod vellct Graeciae fana pocnire; quae ne reficienda quidem Grai putaverunt, ut esset posteris ante os documentum Persarum sceleris sempiternum. Q u a m multi, ut Tauri in Axino, ut rcx Aegypti Busiris, ut Galli, ut Poeni, homines immolare et pium et diis immortalibus gratissumum esse duxerunt ! Vitae vero instituta sic distant, ut Cretes et Aetoli latrocinan honestum putent, Lacedaemonii suos omnis agros esse dictitarint | quos spiculo possent attingere. Athenienses iurare etiam publice solebant omnem suam esse terram quae oleam frugesve ferret; Galli turpe esse ducunt frumentum manu quaerere, itaque armati alíenos agros demetunt; nos vero ¡ustissimi homines, qui Transalpinas gentis oleam et vitem serere non sinimus, quo pluris sint nostra oliveta nostraeque vineae; quod cum faciamus, prudenter facere dicimur, ¡uste non diciI mur, ut intellegatis discrepare ab aequitate sapientiam. Lycurgus autem, ille legum optumarum et aequissumi iuris inventor, agros locupletium plebi ut servitio colendos dedit.

DRITTES

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ten Schlangenwagen' fahrend auf viele und mannigfaltige Völker und Städte herabblicken und sie mit den Augen mustern könnte, würde er zuerst bei jenem besonders unvermischten Stamme der Ägypter, der das Gedächtnis sehr vieler Jahrhunderte und Ereignisse in den Schriften umfaßt, sehen, daß ein Stier für einen Gott gehalten wird, den die Ägypter Apis nennen, und daß viel andere Ungeheuer und wilde Tiere jeder Art bei denselben Leuten in die Zahl der Götter geweiht worden sind; dann in Griechenland, daß wie bei uns prächtige Heiligtümer Götterbildern in Menschengestalt geweiht sind, die die Perser für Frevel gehalten haben; und allein aus dem Grunde habe Xerxes befohlen, heißt es, die Heiligtümer der Athener zu verbrennen, weil er meinte, es sei Sünde, Götter, deren Haus das ganze Weltall sei, zwischen Wänden eingeschlossen zu halten. Später aber brachte Philipp, der ihn plante, und Alexander, der ihn führte, diesen Grund für den Krieg mit den Persern vor, daß er die Heiligtümer Griechenlands rächen wolle; nicht einmal wiederhergestellt werden dürften sie, haben die Griechen gemeint, damit die Nachwelt einen ewigen Beweis fur das Verbrechen der Perser vor Augen hätte. Wie viele, wie zum Beispiel die Taurer am Schwarzen Meer, wie der König von Ägypten Busiris, wie die Gallier, wie die Punier, haben geglaubt, es sei fromm und den unsterblichen Göttern höchst willkommen, Menschen zu opfern ! Die Einrichtungen des Lebens aber unterscheiden sich so, daß die Kreter und Ätoler Raubzüge für anständig halten, die Lazedämonier gesagt haben, ihnen gehörten alle Äcker, die sie mit ihrem Speer erreichen könnten. Die Athener pflegten sogar von Staats wegen zu schwören, alles Land gehöre ihnen, was Oliven und Getreide trüge; die Gallier halten es für Schande, das Brotgetreide mit Handarbeit zu erwerben; daher mähen sie bewaffnet fremde Äcker ab! Wir aber sind die gerechtesten Menschen, die wir die Völker jenseits der Alpen

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Genera vero si velim iuris institutorum morum consuetudinumque describere, non modo in tot gentibus varia, sed in una urbe, vel in hac ipsa, milliens mutata demonstrem, ut hic iuris noster interpres alia nunc Manilius iura dicat esse de mu|lierum legatis et hereditatibus, alia solitus sit adulescens dicere nondum Voconia lege lata; quae quidem ipsa lex utilitatis virorum gratia rogata in mulleres plena est iniuriae. Cur enim pecûniam non habeat mulier? Cur virgini Vestali sit heres, non sit matri suae? Cur autem, si pecuniae modus statuendus fuit feminis, P. Crassi filia posset habere, si unica patri esset, aeris milliens salva lege, mea triciens non posset...'

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Oliven und Wein nicht anbauen lassen, damit unsere Ölhaine und Weinberge um so mehr wert sind; wenn wir dies tun, so sagt man, wir handelten klug, man sagt nicht, wir handelten gerecht, damit ihr einseht, daß zwischen Weisheit und Gerechtigkeit ein Unterschied besteht. Lykurg aber, jener Finder der besten Gesetze und der gleichmäßigsten Rechtes, gab die Äcker der Begüterten dem Volk wie Sklaven zum Bebauen. Wenn ich aber die Arten des Rechts, der Einrichtungen, der Sitten und Gewohnheiten beschreiben wollte, könnte ich zeigen, daß sie nicht nur bei so vielen Völkern voller Mannigfaltigkeit sind, sondern in einer einzigen Stadt, sogar in dieser selbst hier, tausendmal geändert worden sind, so daß dieser unser Rechtsausleger Manilius hier sagt, anderes Recht bestünde jetzt über die Legate und Erbschaften der Frauen, anderes sei er in seiner Jugend zu sprechen gewöhnt gewesen, als das Gesetz des Voconius noch nicht eingebracht war. Dieses Gesetz, zum Nutzen der Männer beantragt, ist voller Unrecht gegen die Frauen. Warum soll denn eine Frau nicht Geld besitzen? Warum soll eine Vestalin einen Erben haben können, nicht dagegen ihre Mutter? Warum aber, wenn man für die Frauen eine bestimmte Höhe des Vermögens festsetzen mußte, hätte des Publius Crassus Tochter, wenn sie die einzige Tochter ihres Vaters wäre, unbeschadet des Gesetzes hundert Millionen Sesterzen, meine aber nicht 3 000000 haben können? Die Lücke umfaßt 14 Teubnerzeilen (7. Blatt des XXIX. §uatermo). Die Recbtskenntnis des Römers bat hier weitere Beispiele ungerechter Gesetzgebung am Einzelfall entwickelt, um zum Schluß zu kommen, daß die Gesetze vom Staate und zwar von den Machthabern, wie beim Gesetz über die Besitzverbältnisse der Frauen den Männern zuliebe, zu ihrem Forteil gemacht worden seien. Am Anfang des Neueinsatzes ist ein si natura zu ergänzen. Zu isdem und aliis ist legibus zu ergänzen.

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(~P¿ Denn als man ihn fragte, von welcher Verruchtheit getrie-

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L I B E R TE RTIUS

14 marc haberet infestum uno myoparone, 'eodem' inquit 'quo tu orbem terrae'. (Non. p. 125, 12; vgl. Augustin, civ. 4, 4, 8-14J)

15 (7Ά»/._) '... praeter Arcadas et Atheniensis, qui credo timentes hoc interdictum iustitiae ne quando existeret, commenti sunt se de terra tamquam hos ex arvis musculos extitisse. 16 Ad haec illa dici soient primum ab iis qui minime sunt 26 in disserendo mali, qui in ea causa eo plus auctoritatis habent, quia cum de viro bono quaeritur, quem apertum et simplicem volumus esse, non sunt in disputando vafri, non veteratores, non malitiosi; negant enim sapientem id Icirco virum bonum esse, quod eum sua sponte ac per se bonitas et iustitia delectet, sed quod vacua metu cura sollicitudine periculo vita bonorum virorum sit, contra autem improbis semper aliqui scrupus in animis haereat, semper iis ante oculos iudicia et supplicia versentur ; nullum autem emolumentum esse, nullum iniustitia partum praemium tantum, semper ut timeas, semper ut adesse, semper ut impendere aliquam poenam pûtes, damna ...'

/

2

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ben er mit einem Kaperschiff"das M e e r gefährlich mache, sagte er: «Von derselben, von der du den Erdkreis.» Da die Blätter nicht zu einem Quaternio geboren undfür die porigen galt, daß sie nicht Außenblätter waren, ist mindestem eine Lücke von 2 Blättern anzusetzen, da auch die folgenden Blätter nicht Außenblätter waren. Also sind mindestens 28 Teubnerzeilen ausgefallen. In dieser Lücke ist das Wort gefallen, daß die Römer in ihre Hütten zurückkehren müßten, wenn sie gerecht sein wollten, wie der Anfang des Neuen zeigt. Hier auch der Vergleich mit dem Seeräuber. Doch war hier nicht der Abschluß der Erörterung über den Imperialismus. Daß im folgenden dann wieder - es wechselt übrigem auch im Anfang die Behandlung der communia und der propria ab, so daß Laktanz sehr summarisch berichtet haben muß - vom vir bonus die Rede ist, dient nur als Beweis, daß auch die Völker lieber ungerecht herrschen wollen. ... außer den Arkadern und A t h e n e r n , die, glaube ich, aus Furcht, d a ß dieses G e b o t der G e r e c h t i g k e i t einmal a u f k ä m e , sich ausgedacht haben, daß sie aus der Erde w i e diese Mäuschen hier aus dem Boden gekrochen seien. Hiergegen pflegt jenes zunächst von denen gesagt zu werden, die am wenigsten in der Erörterung böswillig sind und die deshalb in dieser Sache um so mehr G e w i c h t haben, weil sie, wenn eine Untersuchung über den rechten M a n n angestellt wird, den wir uns offen und ohne Falsch vorstellen, in der Debatte nicht pfiffig, nicht verschlagen, nicht böswillig sind; sie sagen nämlich, der Weise sei nicht deshalb ein redlicher M a n n , weil ihm G ü t e und Gerechtigkeit an sich und durch eigene Kraft Freude bereiteten, sondern weil das Leben des redlichen Mannes frei von Furcht, Sorgen, A u f r e g u n g , Gefahr sei, dagegen den Ruchlosen immer ein Bedenken in der Seele hafte, ihnen immer Gerichte und Strafen v o r A u g e n stünden; kein Vorteil, kein durch U n g e r e c h t i g k e i t erworbener Lohn aber sei so groß, daß du immer in F u r c h t sein möchtest, daß du

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200

17 27

ÇPbil.)

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' Q u a e r o : si d u o s i n t , q u o r u m alter o p t i m u s

v i r a e q u i s s i m u s s u m m a i u s t i t i a s i n g u l a r i fide, alter ins i g n i scelere e t a u d a c i a , e t si in c o sit e r r o r e c i v i t a s , u t b o n u m illum v i r u m s c e l e r a t u m f a c i n e r o s u m n e f a r i u m p u t e t , c o n t r a a u t e m q u i sit i n p r o b i s s i m u s exis t i m e t esse s u m m a p r o b i t a t e ac fide, p r o q u e hac o p i n i o ne o m n i u m c i v i u m b o n u s ille v i r v e x e t u r r a p i a t u r , m a nus ei d e n i q u e auferantur-, e f i o d i a n t u r o c u l i , d a m n e t u r vinciatur uratur e \ t c r m i ¡ n e t u r e g e a t , p o s t r e m o iure

u

e t i a m o p t i m o o m n i b u s iniserrimus esse v i d e a t u r , c o n t r a a u t e m ille i m p r o b u s l a u d e t u r c o l a t u r , a b o m n i b u s dilig a t u r , o m n c s ad e u m h o n o r e s , o m n i a i m p e r i a , o m n e s opes, omnes undique copiae conferantur, vir denique o p t i m u s o m n i u m e x i s t i m a t i o n e e t d i g n i s s i m u s o m n i fortuna optima iudicetur: quis tandem erit tam demens q u i d u b i t e t u t r u m se esse malit ?

18 28

Q u o d in s i n g u l i s , i d e m est in p o p u l i s : nulla e s t t a m stulta civitas, | quae non iniuste imperare malit q u a m s e r v i r e iuste. N e c v e r o l o n g i u s a b i b o . C o n s u l e g o q u a e sivi, c u m v o s m i h i essetis in Consilio, d e N u m a n t i n o foc-

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DRITTES BUCH

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immer denken möchtest, eine Strafe winke, immer, eine Strafe drohe, Nachteile . . . Lücke von 28 oder 56 Teubnerzeilen, dem Zusammenbang nach eher die kleinere Lücke. Es ist ausgeführt worden, daß der vir bonus nur aus sapientia d. h. hier, um nicht in Konflikt mit den Gesetzen zu kommen, gerecht ist, oder um seine Seelenruhe zu wahren. Nicht in Konflikt kommt nur der sapiens, der mit den iVölfen heult. Nur dieser bat Erfolg. Dies muß ausgeführt worden sein, damit dann der Kontrast in der Entgegenstellung des Guten, der für schlecht gehalten, und des Schufts, der geehrt wird, um so schärfer ist. Hier dürfte Laktanz, inst. 5,16, 5-13, einzuordnen sein. «Ich frage: wenn zwei sind, von denen der eine der beste Mann, der billigste, von letzter Gerechtigkeit und einzigartiger Verläßlichkeit ist, der andere von ausnehmender Verruchtheit und Verwegenheit, und wenn die Gemeinde in dem Irrtum lebt, daß sie jenen guten Mann für einen verbrecherischen, ruchlosen, frevelhaften hielte, dagegen aber meinte, der, der der ruchloseste ist, sei von größter Rechtlichkeit und Verläßlichkeit, und entsprechend dieser Meinung aller Bürger jener gute Mann gequält, geschleift, seine Hände ihm schließlich abgenommen, die Augen ihm ausgestochen würden, er verurteilt, in den Kerker geworfen, gebrannt, verbannt würde und in Armut lebte, endlich noch mit dem besten Recht allen am kläglichsten zu sein schiene, dagegen aber der Ruchlose gelobt, verehrt und von allen geliebt würde, alle Ehren, alle herrschenden Stellen, alle Macht, aller Reichtum aus aller Welt auf ihn gehäuft würden, und er in der Meinung aller endlich als der beste und jedes vortrefflichen Geschickes würdigste Mann gälte: wer wird dann denn so wahnsinnig sein, nicht zu wissen, welcher von beiden er lieber sein möchte ? Wie bei den einzelnen, so bei den Völkern : kein Staat ist so dumm, daß er nicht lieber ungerecht herrschen als gerecht Sklave sein wollte. Ich will aber nicht weiter weggehen: als Konsul

UBER

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dcre. Q u i s ignorabat Q . P o m p e i u m fecisse foedus, ead e m in causa esse M a n c i n u m ? A l t e r vir o p t i m u s etiam suasit r o g a t i o n e m me ex senatus consulto ferente, alter acerrime se defendit. Si pudor quaeritur si probitas si fides, M a n c i n u s haec attulit, si ratio consilium prudentia, Pompeius antistat. U t r u m ...'

ÇPbil.J '... N o n gravarer Laeli, nisi e t hos velie putarem et ipse c u p e r e m te q u o q u e aliquam p a r t e m huius nostri sermonis attingere, praesertim c u m heri ipse dixeris te nobis, etiam s u p e r f u t u r u m . V e r u m id q u i d e m fieri non p o t e s t ; ne desis omnes te r o g a m u s . ' (Geli. i , 22,8) 'sed i u v e n t u t i nostrae minime a u d i e n d u s ; quippe si ita sensit u t loquitur, est h o m o inpurus ; sin aliter, q u o d malo, oratio est tarnen inmanis.' {.Non.p. 323,18)

DRITTES

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habe ich, während ihr bei der Beratung wäret, über das Bündnis mit Numantia Umfrage gehalten. Wer wußte nicht, daß Quintus Pompeius das Bündnis abgeschlossen hatte, daß Mancinus in derselben Lage war? Der eine vortreffliche Mann befürwortete sogar den Antrag, als ich ihn auf Grund des Senatsbeschlusses stellte, der andere verteidigte sich aufs heftigste. Wenn man Anstand, wenn Rechtlichkeit, wenn Verläßlichkeit sucht, so brachte das Mancinus mit, wenn Vernunft, Rat, Klugheit, so steht Pompeius auf der Gegenseite. Welcher von beiden ... Die Größe der Lücke ist nicht zu bestimmen. Sie enthält den Schluß der Rede, in der sich Philus im Politischen mit der Situation des vir bonus beschäftigt haben muß. Fon dem Übergangsgespräcb, in dem Laelius um seine Rede gebeten wird, und in dem das Entsetzen über die Rede zum Ausdruck gekommen ist, sind um zwei Fragmente erhalten. «Ich würde nicht beschwerlich fallen, Laelius, wenn ich nicht glaubte, diese wollten es, und auch nicht selbst wünschte, daß auch du einen Teil dieses unseren Gesprächs anrührtest, zumal du gestern selbst gesagt hast, du würdest uns sogar mehr als genug zur Verfugung stehen. Aber das ist nicht möglich: daß du uns nicht im Stich läßt, bitten wir dich alle. Unsere Jugend darf ihn auf keinen Fall anhören; denn wenn er so denkt, wie er spricht, ist es ein unsauberer Mensch : wenn anders, was ich lieber annehmen möchte, ist die Rede dennoch ungeheuerlich. Fon der Rede des Laelius ist im Palimpsest nichts außer dem Schluß erhalten, der der Antithese des Philus, Tod oder Ungerechtigkeit, die Antithese Gerechtigkeit oder Tod antworten läßt. Dagegen sind eine Reibe von Stellen und Nachklängen aus ihr enthalten. Sie folgen in der Anordnung der Ausgabe von Ziegler. Uber den Sinn der Rede vergleiche die Einleitung. An den Anfang der Rede gehören aber wohl drei noch

LIBER

TERTIUS

S a r d a n a p a l l u s ille v i t i i s m u l t o q u a m n o m i n e ipso deformior. {Schot. luv. sat. 1 0 , 3 6 2 ) Poeni p r i m i m e r c a t u r i s e t m e r c i b u s suis a v a r i t i a m et m a g n i f i c e n t i a m e t i n e x p l e b i l e s c u p i d i t a t e s o m n i u m rer u m i n p o r t a v e r u n t in G r a c c i a m . {Non.p. 4 3 1 , 1 1 ) E s t i g i t u r q u i d d a m t u r b u l e n t u m in h o m i n i b u s s i n g u lis, q u o d vel e x u l t â t v o l u p t a t e , v e l m o l e s t i a f r a n g i t u r . {Non.p. 3 0 1 , 5 ) ("Lif/.J) ' E s t q u i d e m v e r a lex recta r a t i o , n a t u r a e c o n g r u e n s , diffusa in o m n i s , c o n s t a n s , s e m p i t e r n a , q u a e v o c e t ad o f f i c i u m i u b e n d o , v e t a n d o a f r a u d e d e t e r r e a t , q u a e tarnen ñ e q u e p r o b o s frustra i u b e t a u t v e t a t , nec i m p r o bos i u b e n d a a u t v e t a n d o m o v e t . H u i c l e g i nec o b r o g a r i fas e s t , ñ e q u e d c r o g a r i a l i q u i d ex hac l i c e t , ñ e q u e t o t a a b r o g a r i p o t e s t , nec v e r o a u t per s e n a t u m a u t per p o p u l u m solvi hac l e g e p o s s u m u s , ñ e q u e e s t q u a e r e n d u s exp l a n a t o r a u t i n t e r p r e s S e x t u s A e l i u s , nec e r i t alia lex R o m a e alia A t h e n i s , alia n u n c alia p o s t h a c , sed e t o m n e s g e n t e s e t o m n i t e m p o r e una lex e t s e m p i t e r n a e t i n m u tabilis c o n t i n e b i t , u n u s q u e e r i t c o m m u n i s q u a s i m a g i s t e r et i m p e r a t o r o m n i u m d e u s : ille legis h u i u s i n v e n t o r , d i s c e p t a t o r , l a t o r ; c u i q u i non p a r e b i t , ipse se f u g i e t ac n a t u r a m h o m i n i s a s p e r n a t u s hoc ipso luet m a x i m a s p o e nas, e t i a m s i c e t e r a supplicia q u a e p u t a n t u r e f f u g e r i t . {Lact. imi. 6 , 8 , 6 - 9 )

n u l l u m b e l l u m suscipi a c i v i t a t e o p t i m a nisi a u t p r o fide a u t p r o salute.

{Aug.ctv.22,6)

DRITTES

nicht untergebrachte

BUCH

Fragmente, die das, was Philus als das Normale

aufstellt, anknüpfend als Entartung

brandmarken.

Jener berüchtigte Sardanapall, der durch seine Laster noch viel ungestalter ist als durch seinen Namen selbst. Die Punier haben zuerst durch ihren Handel und ihre Waren Habsucht, Großartigkeit und unersättliche Begierden nach allen Dingen nach Griechenland eingeführt. Es gibt also etwas Ungeordnetes in den einzelnen Menschen, das entweder überschäumt in Lust, oder von Beschwerden erdrückt wird. «Es ist aber das wahre Gesetz die richtige Vernunft, die mit der Natur in Einklang steht, sich in alle ergießt, in sich konsequent, ewig ist, die durch Befehle zur Pflicht ruft, durch Verbieten von Täuschung abschreckt, die indessen den Rechtschaffenen nicht vergebens befiehlt oder verbietet, Ruchlose aber durch Geheiß und Verbot nicht bewegt. Diesem Gesetz etwas von seiner Gültigkeit zu nehmen, ist Frevel, ihm irgend etwas abzudingen, unmöglich, und es kann ebensowenig als Ganzes außer Kraft gesetzt werden. Wir können aber auch nicht durch den Senat oder das Volk von diesem Gesetz gelöst werden, es braucht als Erklärer und Deuter nicht Sextus Aelius geholt werden, noch wird in Rom ein anderes Gesetz sein, ein anderes in Athen, ein anderes jetzt, ein anderes später, sondern alle Völker und zu aller Zeit wird ein einziges, ewiges und unveränderliches Gesetz beherrschen und einer wird der gemeinsame Meister gleichsam und Herrscher aller sein: Gott! Er ist der Erfinder dieses Gesetzes, sein Schiedsrichter, sein Antragsteller, wer ihm nicht gehorcht, wird sich selber fliehen und das Wesen des Menschen verleugnend wird er gerade dadurch die schwersten Strafen büßen, auch wenn er den übrigen Strafen, die man dafür hält, entgeht. Daß kein Krieg vom besten Staate unternommen werde außer für gegebenes Wort oder das Heil.

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20(5

TERTIUS

S e d his p o e n i s q u a s e t i a m s t u l t i s s i m i s c n t i u n t , e g e state exilio vinculis v e r b e r i b u s , elabuntur saepe p r i v a t i oblata mortis celeritate, civitatibus autem mors

ipsa

poena est, quae v i d e t u r a poena singulos vindicare; deb e t e n i m c o n s t i t u t a sic e s s e ci v i t a s u t a e t e r n a s i t . I t a q u e n u l l u s i n t e r i t u s e s t rei p u b l i c a e n a t u r a l i s u t h o m i n i s , in q u o m o r s n o n m o d o n e c e s s a r i a e s t , v e r u m e t i a m o p tanda persacpc. Civitas autem c u m tollitur deletur ext i n g u i t u r , simile est q u o d a m m o d o , ut p a r v a

magnis

c o n f e r a m u s , ac si o m n i s hie m u n d u s in t e r e a t e t c o n c i d a t . (.Aug. civ.

35

22,6)

Illa i n i u s t a bella s u n t q u a e s u n t sine c a u s a s u s c e p t a . N a m extra ulciscendi aut propulsandorum hostium causam bellum geri i u s t u m nullum potest. N u l l u m b e l l u m i u s t u m h a b e t u r nisi

denuntiatum,

nisi d i c t u m , nisi d e r e p e t i t i s r e b u s . (7¡id. etym. 1 8 , ι , 2-3J) N o s t e r a u t e m p o p u l u s sociis d e f e n d e n d i s

tcrrarum

i a m o m n i u m p o t i t u s e s t . (^£>».^.498,18) 24 36

Diiputatur

certe acerrime atque fortissime in eisdem ipsis de

re publica libris adrersus iniustitiam pro iustitia. cum prius ageretur pro iniustitiaepartibus diceretur nisi per iniustitiam

Et

quoniam,

contra iustitiam,

et

rem publicam stare augerique non

posse, hoc reluti validissimum positum erat, iniustum esse ut homines bominibus dominantibtts serviant, quam tarnen iniustitiam nisi sequatur imperiosa civitas, cuius est magna res publica,

non

earn posse provinciis imperare: responsum est a parte iustitiae ideo iustum esse, quod talibus bominibus sit utilis servitus, et pro utilitate eorum fieri cum recte fit, id est cum inprobis aufertur iuriarum licentia, et domiti melius se babebunt, quia deterius se babuerunt; subditumque est, ut ista

in-

indomiti

ratiofirmaretur,

veluti a natura sumptum nobile exemplum, atque dictum

est:

DRITTES

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207

Aber diesen Strafen, die auch die Dümmsten spüren, Armut, Verbannung, Kerker, Schlägen werden einzelne oft entgehen, da ein schneller Tod möglich ist. Staaten aber ist gerade der Tod, der die einzelnen von der Strafe zu befreien scheint, Strafe; es muß nämlich ein Staat so eingerichtet sein, daß er ewig ist. Deshalb gibt es keinen natürlichen Untergang eines Gemeinwesens wie den eines Menschen, bei dem der Tod nicht nur notwendig, sondern auch häufig wünschenswert ist. Wenn aber ein Staat beseitigt, vernichtet, ausgelöscht wird, so ist es, um Kleines mit Großem zu vergleichen, in gewisser Weise dem ähnlich, als ob diese ganze Welt zugrunde ginge und zusammenstürzte. Jene Kriege sind ungerecht, die ohne Grund unternommen werden : denn ohne den Grund, sich zu rächen oder die Feinde zurückzuschlagen, kann kein gerechter Krieg gefuhrt werden. Kein Krieg gilt als gerecht außer dem angesagten, erklärten, außer nach Stellung der Forderung auf Rückgabe des Eigentums. Unser Volk aber hat sich durch die Verteidigung der Bundesgenossen schon aller Länder bemächtigt. Gestritten wird freilich aufs schärfste und tapferste in denselben Büchern über das Gemeinwesen gegen die Ungerechtigkeit für die Gerechtigkeit. Und da ja, als früher fur die Partei der Ungerechtigkeit gegen die Gerechtigkeit gekämpft und gesagt wurde, nur durch Ungerechtigkeit könne ein Gemeinwesen sich erhalten und vergrößern, dies gleichsam als die festeste Grundlage genommen worden war, ungerecht sei, daß Menschen Menschen, die herrschen, dienstbar seien eine Ungerechtigkeit freilich, bei deren Vermeiden ein herrschender Staat, dessen Gemeinwesen groß ist, nicht über Provinzen gebieten könne: wurde von Seiten der Gerechtigkeit geantwortet, das sei deshalb gerecht, weil solchen Menschen die Knechtschaft nützlich sei, und es geschehe zu ihrem Nutzen,

208

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TERTIUS

C u r igitur deus homini, animus imperat corpori, ratio libidini ceteris vitiosis animi partibus? (Aug.ci'p.19,21)

25 37

Scd et imperandi et serviendi sunt dissimilitudines cognoscendae. N a m ut animus corpori dicitur imperare, dici tur etiam libidini, sed corpori ut rex civibus suis a u t parens liberis, libidini a u t e m ut servis dominus, quod earn coërcet et frangit, sic r e g u m , sic imperatorum, sic m a g i s t r a t u u m , sic p a t r u m , sic populorum imperia civibus sociisque praesunt ut corporibus animus, domini a u t e m servos ita fatigant ut optima pars animi, id est sapientia, eiusdem animi vitiosas imbecillasquc partes, u t libídines, u t iracundias, ut perturbationes ceteras. (Aug.c.Iul.

4 , 1 2 , 6 1 t. X p. 613 Ben.)

Est e n i m genus iniustae servitutis, c u m ii sunt alterius q u i sui possunt esse; c u m a u t e m ii famulantur ... (Non.p. 1 0 9 , 1 ) 26 38

Si scieris, inquit Carneades, aspidem occulte latere uspiam, et velie aliquem inprudentem super earn assidcre cuius mors tibi emolumentum futura sit, improbe feceris nisi monueris ne assidat, sed inpunite tarnen; scisse enim te quis coarguerepossit ? Sed nimis multa. Perspicuum est enim, nisi aequitas fides iustitia proficiicantur a natura, et si omnia baec ad utilitatem referantur, virum bonum non posse reperiri; deque bis rebus satis multa

DRITTES

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wenn es richtig geschieht, das heißt, wenn den Ruchlosen die Möglichkeit zu Übergriffen genommen wird und wenn die Unterworfenen sich besser dabei befinden, weil sie, nicht unterworfen, sich schlechter befunden haben ; und es wurde, damit dieser Beweis verstärkt würde, ein gleichsam von der Natur genommenes großes Beispiel angefügt und gesagt: oder sehen wir nicht, daß eben den Besten die Herrschaft zum größten Nutzen der Schwachen von der Natur selber gegeben worden ist ? Warum befiehlt denn Gott den Menschen, die Seele dem Körper, die Vernunft den Gelüsten, der Leidenschaft und den übrigen mangelhaften Teilen derselben Seele? Aber sowohl im Befehlen als auch im Dienen müssen Unterschiede erkannt werden. Denn wie man sagt, daß der Geist dem Körper befehle, aber auch den Gelüsten, dem Körper wie ein König seinen Bürgern oder ein Vater seinen Kindern, den Gelüsten aber wie ein Herr den Sklaven, weil er sie bändigt und bricht, so gebietet die Befehlsgewalt der Könige, so der Feldherrn, so der Beamten, so der Väter, so der Völker den Bürgern und Bundesgenossen wie der Geist den Körpern, Herren aber setzen ihren Sklaven zu, wie der beste Teil der Seele, das heißt die Weisheit, dem schlechten und schwachen Teile dieser selben Seele, wie den Begierden, den Aufwallungen, wie den übrigen Leidenschaften. Es gibt nämlich eine Art ungerechter Dienstbarkeit, wenn die in der Gewalt des anderen sind, die sich selber gehören können; wenn aber die dienen ... Wenn du weißt, sagte Karneades, daß irgendwo eine Schlange verborgen lauert und irgendeiner will sich unvorsichtig daraufsetzen, dessen Tod dir vorteilhaft sein würde, wirst du ruchlos handeln, wenn du ihn nicht warnst, sich zu setzen, aber doch straflos; denn wer könnte dich überfuhren, daß du es gewußt hast ? Aber es ist schon zuviel. Klar ist nämlich : wenn Billigkeit, Verläßlichkeit, Gerechtigkeit nicht aus der Natur hervorgehen

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TERTIUS

in nostris de re publica libris sunt dicta a Lacho. (Cic. fin. 2, 18, 59)

Sed ut ipsi suum animum periclitentur cum vident quid se putent esse facturos. (Mw;.^. 364,7) Et li, ut not a te admonemur, recte in iltis libris diximus nibil esse bonum nisi quod bonestum, nibil malum nisi quod turpe sit ... (Cic.Att. io, 4, 4) 27 Filióla tua te delectari laetor et probari tibi φνσιχήν esse την προς τά τέχνα. Etenim si hoc non est, nulla potest bomini esse ad hominem naturae adiunctio; qua sublata vital societas tollitur. 'Bene eveniai1, inquit Carneades, spurce, sed tarnen prudentius quam Lucius noster et Patron; qui cum omnia ad se referont, qutcquam alterius causafieriputent, et cum ea re bonum virum oportere esse dicant, ne malum babeat, non quo id natura rectum sit, non intellegant se de callido bomine loqui, non de bono viro. Sedbaec opinar sunt in its libris, quos tu laudando ánimos mibi addidisti. (Cic.Att. 7,2,4)

In quibus assentior sollicitam et periculosam iustitiam non esse sapientis. {Prise. 8, 6, 32 p. 399,13 Hertz) 28 Vult paene virtus honorem, nec est virtutis ulla alia 40 merces. Quam tarnen illa accipit facile, exigit non acerbe. (.Lact.inst.$, 18, 4-8)

Nisi si quis Athonem pro monumento vult funditus effingere. Quis enim est Athos aut Olympus tantus? (Prise. 6,13,70/. 25 j , 9)

DRITTES BUCH

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und wenn alles dies auf den Nutzen bezogen wird, läßt sich der gute Mann nicht finden. Und über diese Dinge ist genug in unseren Büchern über den Staat von Laelius gesagt worden. Der Sinn dieser Erzählungen nem Sinne

des Körnendes wurde von Laelius in sei-

interpretiert:

Sondern damit sie selber ihre Gesinnung auf die Probe stellen sollen, wenn sie sehen, was sie glauben, daß sie tun würden. Und wenn wir, woran wir von dir erinnert werden, richtig in jenen Büchern gesagt haben, daß nichts gut, außer was sittlich schön, nichts ein Übel, außer was schändlich ist... Ich freue mich, daß du dich über dein Töchterchen freust und dir einleuchtet, daß die Liebe zu den Kindern von Natur ist. Denn wenn es die nicht gibt, kann es keine natürliche Verbindung von Mensch zu Mensch geben; ist die beseitigt, hört jede Lebensgemeinschaft auf. «Wohl bekomm's ! » sagt Karneades, unflätig, aber doch klügeT als unser Lucius und Patron; da die alles nur auf sich beziehen, können sie nie glauben, daß irgendetwas des Nächsten wegen geschehe, und da sie sagen, daß man deshalb ein guter Mann sein müsse, um nichts Übles zu erfahren, nicht weil das von Natur richtig sei, dürften sie nicht einsehen, daß sie über den schlauen Menschen sprechen, nicht über den guten Mann. Aber das steht, meine ich, in den Büchern, durch deren Lob du mir Mut gemacht hast. Hier stimme ich darin bei, daß eine unsicher gespannte und gefährliche Gerechtigkeit nicht Sache eines Weisen ist. Fast will die Vollkommenheit die Anerkennung, und es gibt keinen anderen Lohn für die Vollkommenheit. Den jedoch nimmt sie leicht entgegen, fordert ihn aber nicht scharf. Die Unmöglichkeit, waltigen Bild

solche Leistung

zu belohnen, wird in einem ge-

gefaßt:

Wenn nicht jemand als Denkmal den Athos von Grund auf aufrichten will. Denn welcher Athos oder Olymp ist so groß... ?

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212

TERTIUS

Huic tu viro quas dividas obicies? Quae imperia? Quae regna? Q u i ista putat humana, sua bona divina iudicat. Sed si aut ingrati universi aut invidi multi aut inimici potentes suis virtutem praemiis spoliant, ne illa se multis solaciis oblectat, maximeque suo decore se ipsa sustentât. (Lact. inst. 5,18, 4-8) Quorum non corpora sunt in caelum elata ; ñeque enim natura pateretur, ut id quod esset e terra nisi in terra maneret. (Aug. civ. 22, 4) numquam viri fortissimi fortitudinis inpigritatis patientiae ... (Non.p. 125, 18) Pyrrhi videlicet largitas Fabricio aut Samnitium copiae Curio defuerunt. (Non.p. 132, 17) Cuius etiam focum Cato ille noster, cum venerat ad se in Sabinos, ut ex ipso audiebamus, visere solebat, apud quem sedens ille Samnitium, quondam hostium [tumj iam clientium suorum, dona relegaverat. (Non.p. 522, 26) 29 41

... Asia T i . Gracchus, perseveravit in civibus, 249 sociorum nominisque Latini iura neclexit ac foedera. Quae si consuetudo ac licentia manare coeperit latius imperiumque nostrum ad vim a iure traduxerit, ut, qui adhuc volúntate nobis oboediunt, terrore teneantur, etsi nobis qui id aetatis sumus evigilatum fere est, tarnen de posteris nostris et de illa immortalitate rei publicae sollicitor, quae poterat esse perpetua, si pa|triis 2so viveretur institutis et moribus.'

30

Quae cum dixisset Laelius, etsi omnes qui aderant

DRITTES

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213

Welche Reichtümer wirst du diesem Manne hinwerfen? Welche Befehlsstellen ? Welche Königtümer? Ihm, der dies für menschlich, seine Güter für göttlich hält! Aber wenn entweder die undankbare Gesamtheit, oder die vielen Neider oder mächtige Feinde die Vollkommenheit ihres eigenen Lohnes berauben, dann erfreut sie sich fürwahr vielen Trostes und hält sich am meisten durch ihren eigenen Glanz aufrecht. Nicht ihre (des Herkules und Romulus) Körper sind in den Himmel erhoben worden; denn die Natur würde es nicht dulden, daß das, was aus Erde wäre, anderswo als in der Erde bliebe. Nie die tapfersten Männer ihrer Tapferkeit, Energie, Ausdauer . Natürlich fehlte offenbar Pyrrhus' Reichsein dem Fabriáus oder die Machtmittel der Samniten dem Curius. Dessen Herd sogar pflegte unser Cato, wenn er nach Hause ins Sabinerland gekommen war, wie wir von ihm selber hörten, zu besuchen, an dem jener gesessen, als er die Geschenke der Samniten, einst der Feinde, jetzt seiner Schützlinge zurückwies. Beginn det XL. ^uaternio: «· 517. 35) Firmiter enim maiores nostri stabilita matrimonia esse voluerunt. (Non.p. j i 2 , 27) Oratio Laeli, quam omnes habemus in manibus, quam simpuvia pontificum dis inmortalibus grata sint Samiaeque, uti scribit, capudines. (Non.p. 398, 28) 8

Nam Scipiontm ipsum bate occasio ad rutrrandum somnium

8

provocarti, quod longo tempori se testatus est silentio condidisse. Cum enim Laelius qutreretur nullas Nasi cae statuas in publico in inter fedi tyranni remunerationem locatas, respondit Scipio post alia in bate verba: ÇScip._) 'Sed quamquam sapientibus conscientia ipsa factorum egregiorum amplissimum virtutis est praemium, tamen illa divina virtus non statuas plumbo inhaerentes nec triumphos arescentibus laureis, sed stabiliora quaedam et viridiora praemiorum genera desiderat.' 'Quae tandem ista sunt?' inquit Laelius. T u m Scipio : 'Patimini me' inquit, 'quoniam tertium iam diem fenati sumus, et cetera quibus ad narrationem somnii venti, docens ilia esse stabiliora et viridiora praemiorum genera, quae ipse vidisset in caelo bonis rerumpublicarum servata rectoribus. (.Macr. in somn.Scip. 1, 4., 2 sq.)

reapsc sepse

SECHSTES BUCH

251

Bei diesen wäre, wie ihr euch erinnert, durch das Zusammenkommen einer überaus wankelmütigen Menge, die sich durch Geld hatte sammeln lassen, plötzlich das Begräbnis geschmückt worden. Fest wollten nämlich unsere Vorfahren die Ehen gegründet. Die Rede des Laelius, die wir alle in Händen haben, wie die Opferschalen der Priester den unsterblichen Göttern willkommen sind und die samischen Henkelschalen, wie er schreibt... Denn den Scipio selber hat folgende Gelegenheit zum Erzählen seines Traumes gereizt, den er lange Zeit, wie er bezeugt, still bei sich behalten hatte. Als nämlich Laelius sich beklagte, daß dem Nasica in der Öffentlichkeit keine Statuen zur Belohnung für die T ö t u n g des Tyrannen gesetzt worden seien, antwortete Scipio nach anderem mit diesen Worten : « Aber obwohl den Weisen das Bewußtsein hervorragender Taten selber reichster Lohn ihrer Vollkommenheit ist, so sehnt sich jene göttliche Vollkommenheit doch nicht nach Statuen, die mit Blei verklammert sind, noch nach Triumphen mit verdorrendem Lorbeer, sondern nach festeren und frischeren Arten von Belohnungen. » «Was sind denn das für welche ? » fragte Laelius. Daraufsagte Scipio: «Gestattet, daß ich, da wir ja schon den dritten T a g Ferien feiern», und das übrige, womit er zur Erzählung des Traumes kommt, wobei er zeigt, daß jene die festeren und frischeren Arten von Belohnungen sind, die, wie er selber gesehen, im Himmel für die guten Lenker der Staaten aufbewahrt würden. Seneca scheint, um zu zeigen, wofür ein Philologe sich in Ciceros ¿Staat1 interessieren würde, den Schluß aufgeschlagen zu haben und außer den Formen reapse statt re ipsa und sepse statt se ipse folgende als Einleitung des Somnium Scipioitis passende Stücke gefunden zu haben:

LIBER SEXTUS quoniam sumus ab ipsa calce eius interpellatione revocati. ... cui nemo civis ñeque hostis quibit pro factis reddere opis pretium ÇSen.epist. 1 0 8 , 3 2 , 5 9 ; fragm. 6 6

inceri. 7 Zie gier._)

Hune ordinem Tullius non minore iudicio reservans quam ingenio repertus est. Postquam in omni reipublicae otto ac ntgotio palmam iustitiae disputando dédit, sacras immortalium

ani-

marum sedes et caelestium arcana regionum m ipso consummati operis fastigio locavit, indi cani quo bis perveniendum veì potius revertendum sit, qui rempublicam cumprudentia iustitia

forti-

tudine ac moderatione tractaverint.

Sed ille Platonicus secreto-

rum relator Er quidam nomine fuit,

natione Pampbylus, miles

officio, qui cum vulneribus in proelio acceptis vitam effudisse visus duodecimo demum die inter úteros unaperemptos ultimo esset bonorandus igne, subito seu recepta anima seu retenta, quicquid emensis inter utramque vitam diebus egerat videratve,

tamquam

publicumprofessus indicium humano generi enuntiavit. Hanc fabulam Cicero licet ab indoctis quasi ipse veri conscius doleat irrisam, exemplum tamen stolidae reprebensionis vitans excitari narraturum

7 1

quam rivivisene

Acpriusquam

maluit.

somnii verba consulamus, enodandum nobis est,

a quo genere bominum Tullius memorct vel irrisam Platonis fabulam, vel ne sibi idem eveniat non vereri. Nec e»im bis verbis vult inperitum vulgus intellegi, sed genus bominum veri ignarum sub peritiae ostentatione, quippe quos et legisse talia et ad

SECHSTES

BUCH

253

da wir durch seine Unterbrechung vom Ziel schon fast zurückgerufen wurden. ... dem wird keiner der Feinde und Bürger Können für seine Tat gehen entsprechenden Lohn. Diese Ordnung hat Tullius mit nicht geringerem Urteil, wie man findet, als Geist bewahrt. Nachdem er in jeglicher Zeit der Muße und des Betriebes des Staates der Gerechtigkeit in der Erörterung den Preis gegeben hat, hat er die heiligen Wohnstätten der unsterblichen Seelen und die Geheimnisse der himmlischen Gefilde gerade an den Höhepunkt des Gesamtwerkes gesetzt, damit anzeigend, wohin die gelangen oder besser zurückkehren müssen, die das Gemeinwesen mit Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Selbstbeherrschung geführt haben. Aber jener platonische Berichter der Geheimnisse war ein Mann namens Er, von Herkunft Pamphylier, von Beruf Soldat, der, als er infolge der in der Schlacht empfangenen Wunden das Leben ausgehaucht zu haben schien und am zwölften Tage erst unter den mit ihm Umgekommenen mit dem letzten Feuer geehrt werden sollte, plötzlich, sei es daß er das Leben wiedergewann oder behalten hatte, alles, was er in den Tagen, die er zwischen beiden Leben durchmessen, gesehen und erlebt hatte, dem Menschengeschlecht verkündete, als ob er eine öffentliche Anzeige zu machen hätte. Mag Cicero auch, selber gleichsam des Wahren sich bewußt, bedauern, daß diese Geschichte von Ungebildeten verlacht wurde, hat er doch, das Beispiel törichten Tadels vermeidend, den Erzähler lieber aufwecken als aufleben lassen wollen. Und bevor wir die Worte des Traumes befragen, müssen wir zu entwirren versuchen, von welcher Art Menschen Tullius erwähnt, daß die Geschichte Piatos verlacht worden ist, beziehungsweise daß er nicht furchtet, daß ihm dasselbe geschehe. Er will nämlich mit diesen Worten nicht die ungebil-

254

LIBER

SEXTUS

reprehtndendum animates constarti. Dicemus igitur, et quos m tantum pbilosopbum referat quandam censurât exercuisse levitatem, quisve eorum etiam ¡crtptam reliquerit accusationem ... Epicureorum tota factio, aequo semper errore a vero devia et illa semper existimans deridenda quae nesciat, sacrum volumen et augustissima irrisit naturae secreta. Colotes vero, inter Epicuri auditoresfamosior et loquacitate notabilior, etiam in librum rettulit, quae de hoc amarius cavillatiti est. Sed cetera quae iniuria notavit, liquidem adsomnium de quo bicprocedit sermo non attirant, boc loco nobis omittenda sunt, illam calumniam persequemur, quae nisi supplodetur manebit Ciceroni cum Platone communis. Ait a pbilosopbo fabutam non oportuisse confingi, quoniam nullum figmenti genus veri professoribus conveniret. Cur enim, inquit, si rerum caelestium notionem, si babitum nos animarum docere voluisti, non simplici et absoluta hoc insinuatione curatum est, sed quaesitapersona casusque excogitata novitas et composita advocati scaena figmenti ipsam quaerendi veri ianuam mendacio poUuerunt ? Haec quoniam, dum de Platonico Ere iactantur, etiam quietem Africani

nostri somniantis

incusant,

... resistamus urgenti, et frustra arguens refellatur, ut una calumnia dissoluta utriusque factum incolumem ut jas est retineat dignitatem. (.Macr. insomn. Scip. i , i , 8 - 2 , 5)

SECHSTES

BUCH

255

dete Masse verstanden wissen, sondern eine Menschengattung, die bei allem Prahlen mit ihrer Kenntnis der Wahrheit nicht kundig ist, da von ihnen feststand, daß sie solches gelesen hatten und zum Tadel gestimmt waren. Wir werden also sagen, welche Leute nach seinem Bericht gegen einen so großen Philosophen den Leichtsinn einer Rüge verübt haben und wer von ihnen gar eine geschriebene Anklage hinterlassen hat. Der Epikureer ganze Sippe, in gleichem Irrtum immer von der Wahrheit abweichend und immer für lächerlich haltend, was sie selber nicht versteht, hat das heilige Buch und die erhabensten Geheimnisse der Natur verspottet, Kolotes aber, unter Epikurs Hörern ziemlich berüchtigt und durch seine Geschwätzigkeit auffallend, hat sogar in ein Buch gebracht, was er über diesen so bissig gespöttelt hatte. Das übrige aber, was er zu Unrecht gerügt hat, wofern es den Traum, über den diese Rede geht, nicht berührt, können wir hier beiseite lassen. Den An wurf nur wollen wir verfolgen, der, wofern er nicht zunichte gemacht wird, Cicero mit Plato zusammen treffen wird. Er sagt, von einem Philosophen hätte nicht eine Geschichte ausgedacht werden dürfen, da den Verkündern der Wahrheit keine Art von Erdichtung anstünde. Warum ist denn, sagt er, wenn du uns die Kenntnis der Dinge am Himmel, wenn du uns den Zustand der Seelen lehren wolltest, das nicht in einfacher und unbedingter Darstellung besorgt worden, sondern haben eine hergeholte Person, ein neuartiges, ausgedachtes Ereignis und die gestellte Szene einer zu Hilfe gerufenen Dichtung schon die Türe der Wahrheitssuche mit einer Lüge besudelt ? Da dies, während es vom platonischen Er verbreitet wird, ja auch die Ruhe unseres träumenden Africanus anklagt, wollen wir dem Bedränger Widerstand leisten, und er soll als eitler Ankläger widerlegt werden, damit, wenn der eine Anwurf aufgelöst ist, beider Tun, wie es recht ist, unversehrt seine Würde bewahre.

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