Fabeln der Antike: Griechisch-Lateinisch-Deutsch
 3760815359, 9783760815350

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SAMMLUNG

TUSCULUM

Herausgegeben von Karl Bayer, Manfred Fuhrmann, Gerhard Jäger

FABELN DER ANTIKE Griechisch - Lateinisch - Deutsch

Herausgegeben und übersetzt von Harry C. Schnur Ü b e r a r b e i t e t v o n Erich Keller

ARTEMIS & WINKLER

Tiithigniii : Danultmg iti Atsop. RolfigMTigi Schah ( Х/аИкли). Witdirgabt nach Urna Р/шЫ „Maierei tpui Zticbmmg der Griechen" т. BanJ. Minchen 192).

Die D e u t s c h e Bibliothek - C I P - E i n h e i t s a u f n a h m e Fabeln d e r A n t i k e : H r s g . u n d übers, von H a r r ) ' C . S c h n u r . U b e r a r b . von Erich Keller. 3. A u f l . - Düsseldorf ; Z ü r i c h ; A r t e m i s u n d W i n k l e r , 1997 (Sammlung Tusculum) I. A u f l . im H e i m e r a n - V e r l . , M ü n c h e n ISBN 3-7608-1535-9 N E : Schnur, Harry C. [Hrsg.]; Keller, Erich [ B e r a b . ]

3., verbesserte A u f l a g e 1997 A r t e m i s & W i n k l e r Verlag D ü s s e l d o r f / Z ü r i c h О 1997 A r t e m i s Verlags A G Z ü r i c h Alle R e c h t e , einschließlich d e r j e n i g e n des auszugsweisen A b d r u c k s und der photomechanischen Wiedergabe, vorbehalten. Gesamtherstellung: Pustet, Regensburg Printed in G e r m a n y

INHALTSVERZEICHNIS Zur dritten Auflage Vorwort Anmerkungen zum V o r w o r t Texte mit deutscher Ü b e r s e t z u n g Altes Testament Hesiod und Archilochos Aesop Syntipas Phaedrus Buch I Buch II Buch III Buch IV Buch V Appendix Perottina Zander Babrius Avian Zeittafel Bibliographie (Andreas Beschorner)

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ZUR DRITTEN AUFLAGE Für die vorliegende Ausgabe wurde von Andreas Beschorner eine neue, umfangreiche Bibliographie erstellt, die den aktuellen Forschungsstand wiedergibt. Eine Reihe wertvoller kleinerer Veränderungen und Ergänzungen verdankt dieser Band Erich Keiler, der bereits die zweite Auflage überarbeitet hatte. Die Textgestalt blieb im wesentlichen unverändert.

VORWORT Die Fabel: Begriffsbestimmung Weder vom Wortsinn noch vom Inhalt her ist jemals eine völlig befriedigende Definition der Fabel gelungen. Die griechischen Bezeichnungen mjthos, aines oder schlechthin logos sind vieldeutige Wörter: sie bedeuten (mündliche) Erzählung, poetische (im Gegensatz zu faktischer) Darstellung, auch wohl „Sprichwort" ; besonders das hundertfach schillernde logos kann sowohl tatsächliche wie fiktive Geschichte und letzthin alles Gesprochene oder Erzählte bedeuten. Ebenso vieldeutig ist das lateinische fabula (von fari, sprechen), das nicht nur alle vorgenannten griechischen Entsprechungen, sondern darüber hinaus auch noch „Drama" wiedergibt. Gemeinsam wäre also der etymologischen Begriffsableitung etwa „erdichtete Erzählung" - eine zu weitmaschige Definition, wobei noch hinzukommt, daß z. B. bei Phaedrus historische Anekdoten ebenfalls als Fabel bezeichnet werden. Und wenn wir bei dem Wort Fabel in erster Linie an die aesopische Tierfabel denken, in der Tiere redend und handelnd auftreten, so erscheint sehr häufig Unbelebtes, von Natur oder Menschenhand Geformtes; auch Menschen, Götter, personifizierte Naturkräfte. Inhaltlich berührt und überschneidet sich die Fabel mit Märchen und Sage ebenso wie mit Parabel und Allegorie, Epigramm und Satire - der Satire im modernen Sinn, da ja antike Gattungsnamen wie „Satire" oder „Elegie" längst ihre Bedeutung gewandelt haben. Wohl mag sich noch der Zweck der Fabel einer Definition bieten: „to point a moral and adorn a tale", also eine kurze Erzählung, die eine ausdrückliche (Promythium, Epimythium) oder implicite dargestellte Lebensweisheit enthält; aber auch hier versagt die Definition, wenn wir eine Anekdote oder einen bloßen Witz vor uns haben; und selbst die Kürze ist nicht immer das Merkmal der Gattung (Phaedrus hat mehrmals bis zu sechzig Zeilen). Die äußere Form der Fabel gar ist ganz

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variabel - Prosa und verschiedene Versmaße, mit A u s n a h m e der rein lyrischen. Definitionen wurden schon in der Antike immer wieder versucht. So definiert Theon (2.Jhdt. n . C h r . ) in seinen Progymnasmati^ die Fabel als „eine unwahre Erzählung, die eine Wahrheit darstellt, wobei wohlverstanden nicht von allen Erzählungen hier die Rede ist, sondern nur von solchen, w o der vergleichsweise a n g e f ü h n e Gegenstand deutlich ausgedrückt w i r d . " Ähnliche Definitionen besitzen wir von Aphthonios^ (3. Jhdt. n. Chr.) und zahlreichen anderen antiken Autoren, so z. B. Isidorus (560-636) Orig. 1,40: „Fabeln benannten die Dichter von fari, weil es nicht wahre, sondern nur durch Erzählung fingierte Dinge sind. Sie wurden zu folgendem Zweck e i n g e f ü h r t : daß durch fiktive Gespräche stummer Tiere miteinander ein gewisses Abbild menschlichen Lebens erkannt würde. Als erster soll sie Alcmaeon^ aus Kroton erfunden haben; man nennt sie aesopische, weil dieser in Phrygien sich mit ihnen hervortat. Es gibt nun aesopische und libysche Fabeln; in den erstgenannten werden stumme Tiere als miteinander redend dargestellt, oder Unbelebtes wie Städte, Bäume, Berge, Felsen, Flüsse; libysche sind es, wenn Menschen mit Tieren oder Tiere mit Menschen redend vorgestellt werden." Unter den Modernen beschäftigt sich vor allem Lessing (Abhandlung v o m Wesen der Fabel) mit der Fabel im engeren Sinn, der aesopischen, die er als Lehrgedicht betrachtet: „ W e n n wir einen allgemeinen moralischen Satz auf einen besonderen Fall zurückführen, diesem besonderen Fall die Wirklichkeit erteilen und eine Geschichte daraus dichten, in welcher man den allgemeinen Satz anschauend erkennt, so heißt diese Erdicht u n g eine Fabel." Man sieht leicht, daß diese scharfsinnige Definition eben doch nicht alle Arten der Fabel umfaßt. Hatten Lessings V o r g ä n g e r vielfíiltige Unterarten der Fabel postuliert - etwa wie A p h t h o nios, der vernünftige, sittliche und vermischte unterscheidet - , so hat Herder' theoretische, sittliche und Schicbalsfabeln, wobei Lessing die sittlichen in „mythische" und „hyperphysische" unterteilt. Es findet sich aber das Wunderbare auch im Märchen,

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das e b e n s o wie die Fabel u r s p r ü n g l i c h V o l k s d i c h t u n g ist, n a h e verwandt der epischen E r z ä h l u n g ' . D o c h hat das W u n d e r b a r e , das im Epos eben als außergewöhnlich, als mirakulös, erscheint, eine fantastische Eigenrealität. D i e n o r m a l e Kausalität, welche die meisten Fabeln i m m e r h i n beherrscht, ist a u f g e h o b e n , u n d das Z a u b e r h a f t e regiert. W e n n im M ä r c h e n Tiere auftreten, so ist ihr Verhalten nicht a r t b e d i n g t , wie meistens in der F a b e l : der K ü r b i s wird zur g o l d e n e n K u t s c h e , der s c h ö n e Prinz ein häßlicher Frosch, der Z a u b e r t e p p i c h fliegt mit Passagieren d u r c h die L ü f t e , der Kater trägt Stiefel. D i e H a n d l u n g konzentriert sich nicht wie in der Fabel auf einen Vorfall, s o n d e r n wird ins Breite a u s g e s p o n n e n . D a s . Märchen w e n d e t sich an ein naiv-unkritisches P u b l i k u m , meist an K i n d e r o d e r p r i m i t i v e Menschen, u n d die satirisch-kritische T e n d e n z vieler Fabeln ist i h m völlig f r e m d - es „ f a b u l i e r t " . E n g e r v e r w a n d t ist die Fabel d e m Gleichnis, weshalb auch , , F a b e l " im Hebräischen mit maschal, Beispiel, w i e d e r g e g e b e n wird, e b e n s o wie im Mhd. bispel. Eine kurze, ebenfalls nicht u n u m s c h r ä n k t z u t r e f f e n d e D e f i n i t i o n gibt J. Jacobs (1889). D i e Fabel sei eine kurze h u m o r i s t i s c h e u n d allegorische E r z ä h l u n g , in der Tiere eine einfache moralische W a h r h e i t illustrieren o d e r eine weise Maxime a u s d r ü c k e n . Ihr a n e k d o t i s c h e r Charakter unterscheide sie v o m S p r i c h w o r t , während sich die Parabel mit ethisch h ö h e r s t e h e n d e n menschlichen B e z i e h u n g e n beschäftige. J a c o b s beschränkt also seine ganz ann e h m b a r e Definition auf die Tierfabel. Eine einigermaßen brauchbare, wenngleich willkürliche Definit i o n der Fabel gibt B. E. Perry (Aesopica S. DQ. N a c h i h m m u ß die aesopische Fabel, im Gegensatz zur C h r i e o d e r einem historischen Beispiel, ofl^enbar u n d absichtlich fiktiv sein, o b die H a n d l u n g n u n möglich sei o d e r nicht. Sie ähnele d e m im g n o m i s c h e n Aorist f o r m u l i e r t e n S p r i c h w o r t , sei aber u n ä h n l i c h der Art des P h y s i o l o g u s o d e r des h o m e r i s c h e n Gleichnisses. W ä h r e n d diese beiden allgemein gehalten sind, m u ß die Fabel den A n s p r u c h e r h e b e n , eine b e s t i m m t e H a n d l u n g o d e r Ä u ß e r u n g , die einmal in d e r V e r g a n g e n h e i t v o n b e s t i m m t e n C h a r a k t e r e n vollbracht w u r d e , wiederzugeben. Schließlich m u ß sie w e n i g s t e n s d e m An-

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schein nach nicht um ihrer selbst willen erzählt werden (wie so viele Tiergeschichten bei Aelian, einschließlich der ätiologischen Abart mit einer rein wissenschaftlichen Pointe), sondern um einer Pointe willen, die moralisch, paränetisch oder persönlich ist. Schon der Umfang aller dieser versuchten Definitionen - ganz abgesehen von den Ausnahmen, die so zahlreich sind, daß sie die Regel nicht bestätigen, sondern durchlöchern - zeigt, wie mißlich es ist, eine starre Definition der Fabel zu versuchen. Und ferner haben fast alle Definitionen eines vergessen, nämlich den Witz. Eine Fabel, die uns nicht ein Lächeln entlockt, ob sie nun Schlauheit oder Dummheit darstellt. Heiliges verspottet oder einen Überraschungseffekt bietet, bleibt blutlose Allegorie. Verwandle Gattungen Sodann gibt es Randgebiete der Fabel. Ist das Streitgespräch, die Synkrisis, zwischen Ölbaum und Dornbusch, Wasser und Wein, eine echte Fabel oder lediglich eine dialektische Übung? Bereits in altbabylonischer Spruchweisheit finden wir solche Streitgespräche (Pferd - Ochse, Palme - Tamarinde). Diese nach Lambert'* aus der Zeit der dritten Dynastie vor Ur, also von ca. 2000 bis 1900 datierenden Wettstreite wurden bei festlichen Anlässen zur Erheiterung des Hofes vorgetragen (sumerische, dann akkadische, assyrische und aramäische Spruch- und Weisheitsbücher reichen von der vorerwähnten Periode bis ins 7. vorchristliche Jahrhundert). Solche „Rangstreitliteratur" gab es überall und zu jeder Zeit: uns liegen am nächsten etwa die Rangstreitgedichte der Goliarden (Kleriker-Ritter) oder der Wasser-Wein-Wettstreit in: „Des Knaben Wunderhorn". Wie nahe ist Spruchweisheit der Fabel verwandt? „Beobachte die Ameise und lerne von ihr, du Fauler!" Oder das alte Skolion' (zum Vortrag beim Symposion bestimmtes Lied) : „Der Krebs packte die Schlange und sprach : Geradezu muß ein Kumpan sein und nicht auf krumme Wege sinnen." An die Fabel grenzen z. B. altbabylonische Sprichwörter wie das folgende: „Wenn ich aufspeichere, wird man mich bestehlen; wenn ich verschwende, wer wird mir geben?" Auch die im (später noch zu besprechenden) Buch Ahiqar enthaltenen Sprüche sind oft der Fabel nahe'.

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Tierepos Ein Tierepos kennt die Antike nicht: der Froschmäusekrieg (Batrachomyomachia) ist lediglich Eposparodie. Erst im Mittelalter, das bereits die einzelne Fabel ausgeschmückt und homiletisch-allegorisch erweitert hatte, treten tierische Persönlichkeiten, deren Charakter feststeht, in laufenden Episoden auf; die Tendenz des Tierepos ist allegorisch-satirisch. Verwendung und Ursprung K u r z war die Fabel in ihrer ursprünglichen F o r m , s o w o h l die sumerische wie diejenige, die uns unter dem N a m e n Aesops überliefert ist. Erst als sie „ l i t e r a t u r f a h i g " gemacht w u r d e , w a r d sie geschmückt und ausgedehnt, wie wir dies bei Avian sehen. Als literarische G a t t u n g nämlich w u r d e die Prosafabel in der Antike nicht angesehen: sie war reines Rohmaterial, f ü r rhetorischen G e b r a u c h alphabetisch a n g e o r d n e t , u n d erst ihre poetischen Bearbeiter, beginnend mit Phaedrus, erheben einen bescheidenen Anspruch darauf, zur „ L i t e r a t u r " zu gehören. Wegen ihrer Kürze, Einprägsamkeit und Moralität war die Fabel beliebtes Schulübungsmaterial. W i r besitzen einen Papyrus' mit dem ungelenken Versuch eines Schul knaben, eine Fabel nachzuerzählen. Quintilian (1,9,1) läßt den Schüler, gleich n a c h d e m er den A m m e n m ä r c h e n entwachsen sei, Aesops Fabeln in reinem aber schlichtem Stil erst in Prosa nacherzählen, dann mit anderen Worten wiedergeben, schließlich etwas k ü h n e r paraphrasieren. E b e n s o erwähnt er (5,11,19 ff.) die Fabel als rednerisches Schmuckmittel, besonders um Naive und Ungebildete zu ergötzen und dadurch leichter zu überzeugen. Quintilian hat auch erkannt, d a ß die Fabel oft zum Sprichwort s c h r u m p f t , oder auch nur zur andeutenden R e d e w e n d u n g . Deutsche W e n d u n g e n wie der Eselstritt, der Löwenanteil, sich mit f r e m d e n Federn s c h m ü c k e n , der Wolf im Schafspelz, saure T r a u b e n , gehen sämtlich auf Fabeln zurück ; so sagte der R ö m e r bos clitellas {portabat'), societas leonina, sus Minervam, vestigia terrent. Treffend erkennt Quintilian den didaktischen G e b r a u c h der Fabel. In der Vorschule der Rhetorik war der Schüler gehalten, zu einer gegebenen Fabel eine Moral zu finden (daß wir zu

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manchen Fabeln mehr als eine, oft nicht besonders gut passende, Moral haben, mag das Ergebnis solcher Schulübungen sein), und wohl auch, zu einem Sprichwon oder einem Apophthegma eine illustrierende Fabel zu erfinden. Hier also berührt sich die Fabel gleichfalls mit der Spruchweisheit. Wollen wir zusammenfassend eine annähernde Begriffsbestimmung der Fabel wagen, so müssen wir uns mit der Feststellung begnügen, daß es eine kurze, pointierte und witzige Geschichte ist, dem Epigramm also recht ähnlich, von dem sie sich allenfalls dadurch unterscheidet, daß ein Vorgang hier nicht nur erwähnt, sondern, wenn auch kurz, geschildert wird. Oft grenzt die Fabel auch an die Fazetie, ja an den erotischen Witz, die Zote. Sie ist also ein Histörchen, eine Schnurre, in der oft nicht-menschliche Wesenheiten redend und handelnd auftreten. Ihr Ursprung? Der menschliche Urtrieb, Legenden, Märchen, Geschichten zu ersinnen, zu erzählen und ihnen zuzuhören, also ein Vergnügen, das Erzähler und Hörer teilen, wobei praktische Lebensweisheit - keineswegs immer ethisch hochstehend - in unterhaltender Form präzisiert wird. Der tiefere Ursprung der Fabel mag im animistischen Denken wurzeln, dem alles, Tiere, Pflanzen und Steine ebenso wie elementare Naturerscheinungen, beseelt und mit Willen und Sprache begabt sind. Noch heute haben wir unbewußt den Hang zum anthropomorphischen Denken, das Ruskin' als „the pathetic fallacy" charakterisierte: das mitleidslose Meer, der grausame Wolf, drohende Wolken.

Geschichte der Fabel Die Annahme, daß die Fabel aus dem Nahen oder Fernen Osten „stamme" und von d o n nach Ionien und Griechenland gekommen sei, beruht auf einem I r n u m . Wohl können wir eine Wanderung von Fabelmotiven in dieser Richtung verfolgen, aber Fabeln hat es zu allen Zeiten und wohl bei allen Völkern gegeben. Lange vor Aesop hatten Hesiod und andere Dichter der Griechen Fabelmotive, wir kennen Fabeln aus ägyptischer und chinesischer Vorzeit, und ohne Zweifel gilt dies für viele andere Kulturen. Was wir in historischer Reihenfolge erkennen können, ist die

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Auj^^eichnimg der Fabel : wir haben vor uns, nicht eine Geschichte der Fabel, sondern eine Geschichte der Fabelliteratur. Diese Geschichte zeigt eine beispiellose Verschachtelung von Motiven und Überlieferungen, von Hin- und Rückwanderungen, die fast unentwirrbar ist. Fabelmotive wurden von einer Sprache in viele andere übernommen, übersetzt, erweitert, rückübersetzt; oft wurden sie aufgrund falscher Etymologien oder mißverstandener und deformierter Namen historischen, pseudohistorischen oder apokryphen Verfassern zugeschrieben. So wird z. B. im Hebräischen „Aisopos", „Sophos" und „ J o s e p h u s " („Josippos") mit fast dem gleichen Graphem wiedergegeben, wodurch Verwechslungsmöglichkeiten entstanden, deren keine unbenutzt gelassen wurde. Ähnliches gilt für die Wiedergabe griechischer Namen im Syrischen; werden dann solche Namen noch durch Persisch (Pählevi) oder Armenisch gefiltert, so ergibt sich ein schwer entwirrbares Durcheinander. Da man heute, wie wir noch im einzelnen sehen werden, trotz intensiver Wechselbeziehungen zwischen mesopotamischem und griechischem Fabelgut die Polygenese der Fabel annimmt (während noch Jacob Grimm'" an ihren nordisch-germanischen Ursprung glaubte), erhebt sich die Frage, warum ähnliche Fabelmotive in vielfältigen Kulturen erscheinen. Die einfache Antwort ist, daß in jeder Gesellschaftsform, von der primitiven bis zur hochorganisierten, ungefähr dieselben Weisheits-, Lebcnsklugheits- und Anstandsiehren das Zusammenleben regeln. „Respektiere das Alter," „höre viel und sprich wenig", „lege dich nicht mit Stärkeren an," „vertraue nicht dem Weibe", „werde aus Schaden k l u g , " - unzählige Maximen dieser Art, zusammen mit den sie illustrierenden anthropomoφhischen Tierfabeln, können autochthon entstanden sein. So könnte man auf Ecclesiastes wie auf den Disticha und Monosticha Catonis Fabeln aufbauen. Der Mode der Zeit entsprechend haben manche, beginnend mit Crusius (1913), der Fabel einen „soziologischen" Ursprung zugeschrieben. Das Aufmucken des Sklaven, des kleinen Mannes, des Armen gegen die Reichen und Mächtigen finde sein Ventil in der Fabel, ähnlich wie in heutigen Linksdiktaturen im politi-

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sehen Witz. Crusius behauptet, die Fabeln in Europa, ein Ausdruck der Spannung zwischen Herren und Knechten, beginne mit dem Aufsteigen der niederen Volksschichten, der Bauern und Halbbünigen. „Die Fabeln begleiten den Bauernaufstand in der Moral." Ebenso stark formulierte es Spoerri (1942) in seiner Abhandlung „Der Aufstand der Fabel." Er sagt: „Sie sieht die Großen in ihrer ganzen Brutalität, Machtgier und Heuchelei", weshalb die Fabel im 18. Jhdt. besonders floriert habe. Erformulien dies recht bombastisch : „Die Fabel ist der Feuerbrand, der aus den Kellergewölben der Paläste aufsteigt. Die Könige und Helden haben ausgespielt . . . schließlich verwandelt das Volk Literatur in blutige Realität." Arno Schirokauer (1953) und Karl Meuli (1954) drücken sich weniger pathetisch aus, teilen aber diese Ansicht. Die konsequenteste Darstellung dieses marxistischen Standpunktes bringt Dithmar. Nach ihm ist die Fabel „in ihrem Wesen existenz- und gesellschaftskritisch" und „ein vorzügliches Kampfmittel in der politischen, sozialen und religiösen Auseinandersetzung." Es sei nicht zufällig, daß Aesop und Phaedrus Sklaven waren, und er behauptet, . d a ß auch die sogenannte Moral der Fabel sklavisch ist, eine Antimoral, die sich gegen die Vereinigung von Macht und Moral in der Hand der Herrschenden richtet." Hierzu wäre zu sagen, daß D. selber (S. 13) die Möghchkeit erwähnt, „daß Aesop überhaupt keine historische Gestalt ist", er also schwerhch unterstellen kann, daß er ein Sklave war. Phaedrus wiederum gehörte als Freigelassener des Augustus und Hofangestellter dem Mittelstand an - einem Stand, der im julisch-claudischen Zeitalter beträchtlichen Einfluß erwarb, da sich die Herrscher lieber auf ihn stützten als auf Senatoren oder Ritter, deren Ergebenheit f r a g w ü r d i g war. p e m e r : was auf neuere Tendenzdichter wie Pfeffel und Christ. A u g . Fischer zutrifft - mit ihren wütenden Anklagen gegen „Despoten, Wüteriche, Sultane" - ist keineswegs für eine allgemeine Genese der Fabel brauchbar. Wenn D. vollends moderne Fabeln zitiert, etwa von W . Schnürte, Brecht, Amtzen u. a., so sind dies meist radikal-politische Aphorismen. Für das Wesen der antiken

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Fabeln besitzen diese keinen Aussagewert, und die Retro-Projektion klassenkämpferischer Schlagworte ist ein Taschenspielertrick. Weiter: die Entstehungszeit der teils von Osten nach Westen, teils in umgekehrter Richtung gewanderten Fabelmotive ist überhaupt nicht bestimmbar, weshalb die aesopische Fabel nicht mit einer bestimmten sozialpolitischen Epoche der griechischen Gesellschaft identifiziert werden kann. Oder sollen wir annehmen, daß schon altsumerische Fabeln, mit denen aesopische übereinstimmen, der „Revolte des kleinen Mannes" entspringen? Entscheidend ist allein der Kontext, in dem eine Fabel illustrierend oder polemisch verwendet wird: dieser zeigt ihre Verwendung, nicht aber ihren Ursprung. Je nach der jeweiligen Situation können die unschuldigsten Histörchen oder Bibelzitate, Märchen oder Fabeln, den jeweiligen Machthabem in die falsche Kehle kommen. Man erzählt, daß Anfang dieses Jahrhunderts eine chinesische Übersetzung von Grimms Märchen erschienen sei: ein Mandarin rief erzürnt aus: „Dies zielt auf uns!", und verbot sie. Verfremdung einer Gattung sagt nichts über ihren Ursprung. Betrachten wir die bekannte Fabel vom Wolf und Lamm, das alle Vorwürfe widerlegt, aber doch gefressen wird: „So war es halt dein Vater, der mich beschimpft hat." Wie leicht könnten Machthaber verschiedener politischer Systeme Gewaltmißbrauch, welcher „Sippenhaftung" oder nicht-proletarische Abkunft zum Vorwand für Ungerechtigkeit nimmt, auf sich beziehen! Als Phaedrus Aesop-Fabeln in lateinische Verse kleidete, bezog der mächtige Sejan manches auf sich und bestrafte den Dichter. Nicht jede Unzufriedenheit ist Gesellschaftskritik. Der Esel, der sich über sein hartes Los beschwert, der Arme, der unzufrieden ist, der Schwächere, der im Kampf dem Stärkeren unterliegt das hat es zu allen Zeiten gegeben, aber ein „Bauernaufstand" ist es gewiß nicht. Was Thersites" gegen Agamemnon vorbringt, ist sachlich nicht abwegig, so daß Odysseus allein das argumentum ad haculum hat, um ihn zum Schweigen zu bringen, aber das macht Thersites nicht zum klassenkämpferischen Revolutionär.

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Daß der einfache Soldat aufbegehrte und schimpfte, gab es zu allen Zeiten und in allen Heeren. Beachten wir ferner, daß neben kritischen Fabeln - und diese erstrecken sich nur auf den privaten Bereich, ohne ein Angriff auf die Gesellschaftsordnung zu sein - eine ungleich größere Anzahl von Fabeln empfiehlt, sich der Macht zu beugen, sich im niederen Stand sicherer zu fühlen als es die Prominenten können. Manchmal werden die Götter verspottet oder die Religion skeptisch betrachtet: eben so oft aber wird fromme Gottergebenheit angeraten oder Unrecht von den Göttern bestraft. Wir haben eben in den ,,aesopischen" Fabeln Einflüsse heidnischer, alt-babylonischer, alt-jüdischer Art. Darum ist auch das empfohlene Verhalten keineswegs immer ethisch hochstehend ; sehr oft lehrt die Fabel, man solle rücksichtslos seinen Vorteil wahrnehmen oder wenigstens rein praktisch handeln; man solle sich für Unbilden rächen oder dem Feind zuvorkommen. Manche Fabeln besitzen überhaupt keine ,,Moral" im landläufigen Sinn oder sind rein humoristisch und unterhaltend. Horaz hat Phaedrus stark beeinflußt: sein Wort'^ aut prodesse volunl aut delectarepoetae wiederholt Phaedrus mit geringer Abwandlung in seiner Definition der Fabel : risum movet et prudenti Consilio vitam monet. Nur scheinbar postuliert Phaedrus (Prolog zu Buch III) einen soziologischen Ursprung der Fabel. Wir übersetzen ganz wörtlich: Jetzt will ich dir kurz darlegen, warum die Gattung „Fabel" erfunden wurde. Der ohnmächtige Sklave (servitus obnoxia), der ja nicht zu sagen wagte, was er wollte, legte seine eigenen Gefühle in Fabeln hinein und entging so mittels erdichteter Scherze (fictis iocis) der calumnia (Anklage, besonders die falsche oder schikanöse; wohl auch = Strafe). Also doch „Sklavenaufstand?" Nein, höchstpersönliches Anliegen des Phaedrus, denn er fährt fort : Wo jener (Aesop) einen Pfad hatte, baute ich eine Straße und habe mehr Stoffe erdacht als jener hinterlassen hatte, obwohl manches, das ich erwählte, mich ins Unglück gestürzt hat. Hätte ein anderer als Sejan mich angeklagt, wäre ein anderer

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als Zeuge gegen mich aufgetreten, wäre schließlich ein anderer Richter gewesen, dann wir erwarten: wäre mir nichts geschehen, aber nein: dann würde ich bekennen, solche Unbilden verdient zu haben und nicht mit solchen Heilmitteln (nämlich weiterer Dichtung) meinen Schmerz lindern. Wenn aber fortan einer fälschlich Verdacht faßt und auf sich persönlich bezieht, was als allgemeine Moral gedacht ist (rapiens ad se quod erit commune omnium), dann wird er in seiner Torheit sein schlechtes Gewissen entblößen. Phaedrus ist also keineswegs der Fürsprecher der Entrechteten; ihm persönlich hat der mißtrauische Machthaber Unrecht getan. Man erinnert sich Luthers mörderischer Wut gegen den völlig unschuldigen Epigrammatiker Lemnius", der sich mit genauer Not retten konnte und danach allerdings, wie Phaedrus an Sejan, sich an Luther rächte (Monachopornomachia). Übrigens lag die Opposition in der frühen Kaiserzeit keineswegs beim „ V o l k " in Rom ein verschwommener Begriff - sondern allenfalls bei der senatorischen Aristokratie. Weisheitsliteratur Ein wichtiger Vorläufer der aesopischen Fabel ist, wie bereits erwähnt, die orientalische Weisheitsliteratur - gnomische Sprüche, die oftmals Vergleiche mit Tieren und Pflanzen verwendend entweder kondensierte Fabeln sind oder zu solchen ausgeweitet wurden. Eine (nach Perry) bis ins 18. Jhdt. v. Chr. zurückgehende Tradition solcher in Keilschrift aufgezeichneten Sprüche fand dann gegen Ende des 7.Jhdts. im Buch Ahiqar ihren Niederschlag; die Texte folgen sich in sumerischer, akadischer, assyrischer und schließlich aramäischer Sprache. Parallel geht die Entwicklung altjüdischer Spruchweisheit. König Salomon (970-930) wurden 3000 Sprüche, gleichfalls oft über Tiere und Pflanzen, zugeschrieben. Diese wahrscheinlich erst unter König Zedekiah (597-586), dem letzten Herrscher vor dem babylonischen Exil, redigierte Sammlung enthält Zusätze die von anderen Weisen (Agur bin J a k e h ; „ L e m u e l " ) stammen. Es sind

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gleichfalls A p h o r i s m e n , die einerseits zum Sprichwort geschrumpfte Fabeln, andererseits auffallende Parallelen mit den Sprüchen des Assyrers Ahiqar zeigen; auch ägyptische Fabeln haben eingewirkt. Dieses Buch ,,Von der Geschichte und der Weisheit des Ahiqar", von dem ein Teil in der Aesop-Vita (W) erscheint, hat zweifellos einen historischen Kern. Die H a n d l u n g spielt unter den Königen von Niniveh Senaherib (705-681) und A s a r h a d d o n (681-668), deren Kanzler er war. Der weise Wesir bestimmt seinen Schwestersohn zu seinem Nachfolger und erteilt ihm eine Reihe weiser Lehren. D e r u n d a n k b a r e Neffe aber (sein N a m e schwankt zwischen Nadan, N a d a b und einem halben D u t z e n d anderer Formen) bezichtigt Ahiqar einer V e r s c h w ö r u n g . Dieser wird v o m K ö n i g zum T o d e verurteilt, aber durch den ihm befreundeten Henker gerettet und v e r b o r g e n gehalten. Als der ägyptische Pharaoh dem K ö n i g Ratselfragen und scheinbar unlösbare Aufgaben vorlegt, wird Ahiqar wieder in G n a d e n a n g e n o m m e n . Er löst die A u f g a b e n (diese V o r g ä n g e erscheinen in der Aesop-Vita [W 123 ff.]) u n d sein Neffe wird in seine H a n d gegeben. Ahiqar läßt ihn halbtot prügeln und hält ihm dann strafverschärfend seine U n d a n k b a r k e i t in einer langen Reihe von Sprüchen und Gleichnissen vor, deren viele sich der Fabel nähern. Z u m Schluß zeij>\atzt der Neffe. Das Buch Ahiqar hat die vielfältigsten B e r ü h r u n g e n mit der gesamten orientalischen Literatur, dem Alten und dem Neuen Testament (besonders dem apokryphen Buch Tobit), dem babylonischen T a l m u d ; Parallelen finden sich bei D e m o k r i t , Menander und, wie gesagt, in der Aesop-Vita. D e r N a m e Ahiqar war gleichfalls der Titel eines (verlorenen) Werkes v o n Theophrastos. Über den gesamten A h i q a r - K o m p l e x (der sich wiederum mit , , L o q m a n " berührt) informiert das m o n u m e n t a l e Werk von F. Nau in ausführlichem Detail. Altsumerische S p r i c h w ö n e r , die trotz ihrer K ü r z e - von Perry als „ m e t a p h o r i s c h " bezeichnet - eigentlich Fabeln sind, entsprechen griechischen Sprichwörtern, z . B . : „Als ich dem Wildochsen entrann, stand ich der wilden K u h g e g e n ü b e r " , vgl. von Charybdis zur Scylla, f r o m the frying pan into the fire, v o m

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Regen in die Traufe. Diogenian'·* (2. Jhdt. η. Chr.) hat das bekannte Sprichwort, „Die Berge kreißen und gebären eine Maus," das Phaedrus durch Hinzufugung beschreibender Einzelheiten zur Fabel erweitert. Oder: Theognis 329f. : „Der Kluge bewegte sich langsam, doch durch der Götter Ratschluß, Kyrnos, überholte er den Schnellfüßigen," was bei Aesop (H 420) als die bekannte Fabel von Hase und Schildkröte erscheint. Quintilian erkannte diese Identität von Fabel und Sprichwon ( 5 , 1 1 , 2 1 ) : ,,Jene Gattung von paroimia, die wie eine kürzere kleine Fabel ist und allegorisch aufgefaßt w i r d . " Der Ahiqar-Roman, aus dem man Motive selbst im Tibetanischen findet und der ein Bestandteil der 1001 Nacht ist, stellt also eine Mündung von ältestem und einen Quell jüngeren Weisheits-, Spruch- und Fabelgutes dar. Die Urform, in der der Roman aufgezeichnet wurde, war fast mit Sicherheit hebräisch oder aramäisch; seine Niederschrift wird zwischen 550 und 450 angesetzt. Indische Fabeln Als eine weitere Quelle der griechischen Fabel sah man lange Zeit die einem Bidpai genantiten Verfasser zugeschriebenen Fabeln an, die von Buddhas früheren Existenzen in Tiergestalt erzählen. Als Pantschatantra (das Fünfteilige) wurde das Buch aber erst im 2. vorchr. Jhdt. niedergeschrieben; zwei im ersten Buch erscheinende (Schakal-) Personen, Kaiila und Dimna, bilden den Gegenstand eines besonderen Buches, das erst im 6. Jhdt. n.Chr. in mittelpersischer Sprache (Pählevi) erschien. Eine weitere indische Fabelsammlung, älter als Bidpai, sind die Jataka, frühere Inkarnationen des Buddha beschreibend, die dem Weisen Käsyapa zugeschrieben werden. Eine ceylonesische Gesandtschaft brachte sie ca. 50 n. Chr. nach Alexandria, wo sie übersetzt wurden: es ist denkbar, daß sich unter dem Namen „Kybisses", dem Babrius (Beginn von Buch II) die Erfindung der „libyschen" Fabeln zuschreibt, ,,Käsyapa" (hebr. Kubsis) verbirgt. Diese indischen Fabeln sind aber nicht so uralt, als daß man, so zahlreich ihre Entsprechungen mit Aesop sind, die aesopischen

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Fabeln von ihnen herleiten müßte. Durch den Alexanderzug und die Gräzisierung des Orients können ebenso gut griechische Fabelmotive nach Osten gewandert sein (wie sich ja auch die Einwirkung hellenistischer Kunst im westlichen Indien nachweisen läßt). Die erste westliche Fabelsammlung (abgesehen von dem umstrittenen „Volksbuch von Aesop"), von Demetrios von Phaleron um 300v.Chr. zusammengestellt, lag vor, ehe das Pantschatantra aufgezeichnet wurde. Zudem ist uns eine ganze Anzahl voraesopischer griechischer Fabeln bekannt. Man hat daher die Theorie der Fabeldiffusion aus tintm Punkt, wie noch gegen Ende des 19.Jhdts. vertreten (Benfey), heute wohl endgültig fallen gelassen. Nachdem wir die Intensität kultureller und kommerzieller Beziehungen zwischen Ionien wie auch dem griechischen Festland einerseits und dem Orient andererseits schon im prähistorischen, „helladischen" Zeitalter erkannt haben, können wir höchstens gegenseitige Beeinflussung, nicht aber einseitigen ost-westlichen Import von Fabeln feststellen. Atsop Im Abendland ist der Begriff,,Fabel" untrennbar mit dem Namen Aesop verbunden. Man darf ihn als zumindest halb-historische Persönlichkeit betrachten: wenn Herodot" ihn etwa hundert Jahre vor seiner eigenen Zeit annimmt, so ist dieser Abstand nicht groß genug, um uns die Historizität Aesops gänzlich leugnen zu lassen. Daß seine Lebensbeschreibungen spät und widersprüchlich sind und viele Schwanke und Fabeln an den bekannten, zum Gattungsnamen gewordenen, Namen „Aesop" gehängt wurden, nimmt nicht wunder. Er stammte wohl aus Phrygien, also einem dem babylonisch-mesopotamischen Kulturkreis nicht fernliegenden Lande; seine ungefähren Lebensdaten wären etwa 620-561. Dies würde ihn zum Zeitgenossen der ,,Sieben Weisen" machen, mit denen ihn die Legende zusammenbringt; er wäre auch nicht allzu weit entfernt von der Zeit Sakyamunis, des Buddha, ebenso von Confucius und Zoroaster - gleichfalls historischer aber von Legenden umrankter Persönlichkeiten. Aesop, so erzählt die Tradition, sei ein mißgestalteter, ja anfangs der Sprache beraubter Sklave gewesen; er habe erst dem

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„Philosophen" Xanthos von Samos gedient, sei dann, freigelassen, Freund und Berater des Krösus geworden, als dessen Gesandter er schließlich von den Delphiern aufgrund einer ungerechten Anklage hingerichtet worden sei. Seine Lebensgeschichten enthalten Eulenspiegeleien und Witze, wobei insbesondere der Philosoph Xanthos hereingelegt wird, sowie eine Anzahl eigentlicher Fabeln. Viele andere waren, ehe sie selbständig wurden, sicherlich in seine Lebensbeschreibung eingebettet. Wahrscheinlich gab es lange vor der Sammlung des Demetrios ein altjonisches Volksbuch vom Aesop - eine Annahme mehrerer Gelehrter, darunter Hausrath. Perry bestreitet dies entschieden, allerdings mit Argumenten, die nicht jeden überzeugen werden. Im 6. oder 5. Jhdt. solle es ein solches Volksbuch gegeben haben ? „Kann man sich vorstellen," fragt Perry (Praef. ad vit. Aes. p. 3), „daß Männer jener strengen Zeit, seien es Athener, lonier oder Dorer, ein Prosabuch über Aesop gelesen haben sollten, das unter den anderen Büchern jener Zeit, mit viel ernsterem Inhalt, durch Frivolität hervorgestochen wäre (levitate insignis)} Wer dies behauptet, begeht einen großen historischen I m u m , " und Perry fährt fort: nur für ernste Zwecke und Berichte, nicht zur leichtfertigen Verbreitung bloßer Scherze hätten Männer damals zur Feder gegriffen : auch habe man nicht über Einzelpersönlichkeiten, sondern über Geschichte und Philosophie geschrieben. Höchstens handle es sich, neben mündlicher Überlieferung, um gelegentliche Erwähnung seitens einzelner Logographen. Ungern widerspricht man einem Gelehrten vom Rang Perrys, aber zwingend sind seine Argumente nicht. Daß im vorderen Orient solche ,,leichtfertigen" Bücher, wenn auch in semitischen Sprachen, zu jener Zeit existierten und weitgehend rezipiert wurden, haben wir bereits gesehen. Daß es, wie die ,,Milesischen Geschichten" beweisen (die allerdings erst später von Aristeides gesammelt wurden, aber doch wohl auf alte Tradition zurückgehen), gegenüber der „seriösen" und anerkannten Prosa auch eine Subliteratur des Schwankes, der Fazetie, gegeben haben kann, ist u. E. nicht auszuschließen; und schließlich stellen viele Streiche und schlaue Antworten Aesops eine Widerlegung oder ad absurdum-Führung der Fachphilosophen dar - also auf etwas

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anderer Ebene doch ungefähr das, was Sokrates mit seiner scherzhaft-ironischen Widerlegung der Sophisten tat. Hierbei fällt iminer wieder eine starke Ähnlichkeit zwischen Aesop und Sokrates auf. Beide sind, entgegen dem hellenischen Schönheitsideal, häßlich, während z.B. die Schönheit des Philosophen Gorgias berühmt war. Beide benutzen den Witz als Waffe gegenüber dem tierischen Ernst der Berufsweisen ; beide fallen durch ungerechten Richterspruch ; und der Kreis rundet sich, da der seine Hinrichtung erwartende Sokrates Fabeln Aesops in Verse bringt, also doch wohl etwas wie eine geistige Verwandtschaft spürt. Phatdrks Bei den Römern erscheinen Fabeln schon lange vor Phaedrus. Der Konsul Menenius Agrippa (nach der Tradition 495 v. Chr.) verwendete die an sich ganz unpolitische Fabel vom Magen und den Gliedern („Syntipas" 35) zu einem politischen Zweck"; Horaz hat mehrere Fabeln, darunter in knapperer Form als Babrius (108) „Stadtmaus und Landmaus""; und zweifellos gab es bodenständige italische Fabeln. Der erste aber, der die Fabel durch dichterische Formung „literaturfähig" machte, war Phaedrus. Sein Erfolg muß zunächst gering gewesen sein. Abgesehen davon, daß ihm wirkliche oder vermeintliche Anspielungen auf Tiberius' mächtigen Minister Sejan eine calamitas (schwere Unannehmlichkeiten) eintrugen, wurde er von Seneca nicht nur nicht zur Kenntnis genommen, sondern der Philosoph bezeichnet (ad Pol^h. de consol. 8 , 3 J die Herausgabe einer lateinischen Sammlung aesopischer Fabeln als ein ,,vom römischen Talent noch nicht unternommenes Werk" - intemptatum Romanis ingeniis opus. Da die consolatio unter Claudius im J. 43 erschien, während Sejan schon i. J. 31 gestürzt war, ist kaum anzunehmen, daß Phaedrus mit der Veröffentlichung seiner Fabeln (in denen Tiberius lobend erwähnt wird) so lange gewartet habe. Seit langem bemüht man sich, diese auffallende Unterlassung Senecas zu erklären : eine Sammlung der z. T. recht abstrusen, von früheren Gelehrten vorgebrachten Versuche findet sich bei De Lo-

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renzi (op. laud. pp. 5 - 1 6 ) . Für Nichterwähnung eines Schriftstellers bei einem anderen, der ihn kennen mußte (MartialStatius, Lucretius in Ciceros philosophischen Schriften), ist gemäß dem juristischen Satz negativa non sunt probanda schwerlich eine zwingende Begründung zu finden. Auch bei Quintilian, der sich ja mit griechischen Fabeln beschäftigt, wird Phaedrus nicht erwähnt. Freilich ist zu bedenken, daß Quintilian von der griechischen Schulung spricht und nicht eine Literaturgeschichte, sondern eben ein Handbuch zur Rhetorenausbildung gibt. Erst bei Martial (3,20) finden wir Phaedrus erwähnt : anatmulatur improbi iocos Phaedri? - ein Urteil, das ebenfalls zu vielen Konjekturen Aniaß gegeben hat". Eine Biographie des Phaedrus hat De Lorenzi in scharfsinniger Auswertung autobiographischer Anspielungen rekonstruiert, wobei er sich natürlich auf frühere Gelehrte, darunter Joh. Scheffer aus Straßburg (1621-1679) stützt. Phaedrus wurde also ca. 18 V. Chr. in Pierien, der an Thessalien angrenzenden Region Makedoniens, wahrscheinlich in Pydna geboren. Möglicherweise war seine Mutter eine Hetäre und verließ ihn bald nach der Geburt. Er wurde von einer Sklavin des Rhetors Antipater von Thessalonike aufgezogen, und nach einer militärischen Expedition in den Jahren 13-11 nahm der kaiserliche General Lucius Calpurnius Frugi den Antipater mit nach Rom, und mit ihm den jungen Phaedrus. Phaedrus, ein Altersgenosse des jungen Neffen des Augustus, Lucius Caesar, den dieser adoptierte und zu seinem Nachfolger heranziehen wollte, wurde in den Hofstaat des Prinzen aufgenommen - natürlich als Sklave - , um mit ihm Griechisch zu sprechen. Bei dem berühmten Professor Verrius Flaccus wurde Phaedrus zusammen mit dem Prinzen Lucius und dessen Bruder Caius erzogen. Als Prinz Lucius in jugendlichem Alter starb, wurde Phaedrus ein Sekretär des Augustus - dieselbe Stellung, die er Horaz angeboten hatte. Der Kaiser rekrutierte seine Sekretäre vorzugsweise aus dem Freigelassenenstande: er wurde also bald, spätestens aber im Testament des Augustus, freigelassen. Vielfach wird, wohl zu Recht, behauptet, er habe, wie es Freigelassene zu tun pflegten (Martial verspottet einen früheren Cinnamus, der sich Cinna nannte), seinen Namen zu

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„Phaeder" latinisiert : ein direkter Nachkomme des Dichters hicii jedenfalls C.Julius C. f. Phaeder. Er mag mit dem irrsinnigen Agrippa Postumus, dem jüngeren Bruder des Lucius, Kontakt gehabt haben, blieb aber nach dessen Verbannung in Rom. Hier wohnte er den Spielen zu Ehren des Tiberius i.J. 6n.Chr. bei: bei dieser Gelegenheit ereignete sich der von ihm dargestellte (5,7) amüsante Zwischenfail, die Blamage des Flötenspielers L. Cassius Princeps, der den alternden Bathyllus, einen von Augustus ausgezeichneten Tänzer, begleitete. Nach dem Tode des Augustus scheintTiberius Phaedrus in seinem Landhaus bei K a p Misenum beschäftigt zu haben. Um das Jahr 18 wollte er seine ersten zwei Bücher dem Kaiser überreichen lassen. Es kam dem mißtrauischen Sejan zu Ohren, daß hier ein Freigelassener sich erlaube, die Person des Kaisers in einer seiner Anekdoten erscheinen zu lassen. Entweder war Sejan selber Ankläger, Zeuge und Richter in einer Person (wie Prolog zu Buch 3,41 ff. anzudeuten scheint), oder der Kaiser saß zu Gericht; doch war das Urteil ein relativ mildes - vielleicht Verbannung, vielleicht Schreibverbot. Es lag eben doch nichts Konkretes gegen den Dichtcr vor. Merkwürdig ist indes, daß verurteilte römische Dichter (Phaedrus, Ovid, Juvenal) über die Anklagepunkte schweigen: war dies vielleicht eine richterliche Auflage? Jedenfalls sah sich Phaedrus nach dem Sturz Sejans wieder rehabilitiert und fand auch (uns nur dem Namen nach bekannte) Hofbeamte, Eutychus und Particulo, als Gönner. Er starb unter Claudius oder Nero, also Anfang der fünfziger Jahre. Der äußere Erfolg, die Anerkennung als Dichter, blieb ihm zu Lebzeiten versagt, und außer der zweifelhaften Erwähnung bei Martial erscheint er in der Antike nur noch einmal, bei Avian". Erst als die erste Ausgabe erschien (Pithou 1596), wurde Phaedrus wieder bekannt und berühmt. Im Mittelalter kannte man nur die im .Romulus" enthaltenen Prosaparaphrasen^". Seine Fabeln und Anekdoten, meist länger als seine aesopischen Vorbilder, sind im allgemeinen doch schlicht und sparsam und in einfachem Stil gehalten. Daß er den hohen Stil der Tragödie parodieren kann, zeigt 4,7. O b der manchmal auftretende Reim nur auf grammatischem Endungsgleichklang (Flexionsreim) Ье-

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ruht oder beabsichtigt ist (sehr auffallig in 2 , 9 ; a u c h 2 , 8 ; 2 , 4 ; 1,20; 1 , 1 5 ; 1 , 9 ; 1 , 8 ; 1 , 5 ; 1,1, 3f". et pass.) sei dahingestellt. Jedenfalls hat sich seine reine S p r a c h e an L a b e r i u s u n d Publilius Syrus e b e n s o gebildet wie an H o r a z u n d O v i d . D a ß seine F a b e l n f ü n f B ü c h e r u m f a ß t e n , teilt uns A v i a n m i t ; das uns v o r l i e g e n d e 5. B u c h e n t h ä l t n u r zehn F a b e l n u n d ist mit Sicherheit u n v o l l s t ä n d i g . Z w e i u n d d r e i ß i g w e i t e r e F a b e l n f a n d der R e n a i s s a n c e g e l e h r t e Nicola P e r o t t i ; eine w e i t e r e A n z a h l hat mit g r o ß e m G e s c h i c k Z a n d e r aus d e n P r o s a p a r a p h r a s e n des „ R o m u l u s " metrisch r e k o n s t r u i e r t . Bahrius War P h a e d r u s ein lateinisch s c h r e i b e n d e r G r i e c h e , so h a b e n wir in B a b r i u s einen hellenisierten R ö m e r , d e r griechisch schrieb. E r war d e r erste, der, s o w e i t u n s b e k a n n t , aesopische Fabeln in griechische Verse k l e i d e t e ; erhalten sind n u r C h o l i a m b e n ( H i n k j a m b e n ) , d o c h hat er auch a n d e r e V e r s m a ß e b e n u t z t . H a t man ihn f r ü h e r ins 3. J h d t . n. Chr. setzen w o l l e n , so ist - aus G r ü n d e n , die hier im e i n z e l n e n d a r z u l e g e n zu weit f u h r e n w ü r d e h e u t e die h e r r s c h e n d e M e i n u n g , d a ß er E n d e des 1., A n f a n g des 2. J h d t . w i r k t e , u n d d e r f r ü h e r e Ansatz u n t e r A l e x a n d e r S e v e r u s (f 235) w i r d nicht m e h r a u f r e c h t e r h a l t e n . L e t z t e G e w i ß h e i t besteht allerdings n i c h t . ' ' Selbst sein N a m e steht nicht g a n z fest ( B a b r i e / ? B a b r i a j ? ) , d o c h scheint es d e r g u t - r ö m i s c h e N a m e V a l e r i u s B a b r i u s g e w e s e n zu sein. E r v e r f a ß t e zwei B ü c h e r mit ca. 200 F a b e l n , v o n d e n e n 143 erhalten s i n d ; hinzu k o m m e n vielfache N a c h a h m u n g e n . E i n b y z a n t i n i s c h e r M ö n c h , I g n a t i u s , r e d u z i e r t e eine A n z a h l babrianischer F a b e l n auf Vierzeiler - ein nicht sehr glückliches U n t e r n e h m e n . D i e an die a u t h e n t i s c h e n F a b e l n a n g e h ä n g t e n E p i m y t h i a gelten z w a r als u n e c h t , a b e r viele v o n i h n e n sind antik u n d w e r d e n , w o passend, in d e r v o r l i e g e n d e n S a m m l u n g gelegentlich wiedergegeben. Babrius war Erzieher eines s e m i t i s c h e n P r i n z e n n a m e n s Branchos, des S o h n e s eines Königs Alexander (wie m a n a n n i m m t , v o n Cilicien), u n d war, wie wir gesehen h a b e n , m i t d e m babylonisch-assyr i s c h e n Fabelgut vertraut; d a n e b e n lag i h m n a t ü r l i c h das Aesop-

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Buch von Demetrios Phalereus vor, und er mag auch die als Augustana bekannte umfangreichere griechische Fabelsammlung gekannt haben. Nikostratos, wie sein Zeitgenosse, der i.J.161 verstorbene Rhetor Hermogenes, berichtet, hatte ein zehnbändiges Fabelbuch verfaßt; wenn wir Babrius nicht zu früh ansetzen, kann er dieses Prosa werk gekannt, ja als Vorlage einer Versübersetzung benutzt haben (nach Suidas soll Babrius ebenfalls 10 Bücher Fabeln verfaßt haben). Wenn Perry annimmt, ohne es indessen beweisen zu können, daß Quintilians Bemerkung über griechische Fabeln (1,9,1) sich auf Babrius beziehen könnte - er starb i. J. 100 wäre ein etwas früherer Ansatz nötig. Jedenfalls sind wir bezüglich der Lebenszeit und -umstände des Babrius völlig im Dunkel. Die tdiHo princtps wurde erst 1844 veröffentlicht; sie basierte auf einem aus dem 10. Jhdt. datierenden Athos-Codex. Bis dahin waren nur Prosa-Paraphrasen sowie einzelne Bruchstücke bekannt. Sein Versmaß war der Choliambus - ein dem Deutschen fremdartiger Vers, so daß die vorliegende Sammlung mit wenigen Ausnahmen den jambischen Senar gebraucht.^^ Die ersten 123 Stücke zeigen alphabetische Anordnung, welche in den letzten gestört ist. Alle uns bekannten Babrius-Fabeln stammen letztlich aus dem Aesop-Corpus ; die geschickte Bearbeitung verleiht ihnen poetischen und gedanklichen Wert. Vielfache, oft sehr geschicktc Nachahmungen beweisen ihre verdiente Beliebtheit. Als Kuriosum sei erwähnt, daß ein Neugrieche, Minoides Mylas, der zwischen 1850 und 1855 viele Manuskripte entdeckte, eine Sammlung von 95 babrianischen Fabeln fand und abschrieb, von denen 28 eigene Fälschungen sind. Der originale Babrius-Text wurde fernerhin durch viele Interpolationen erweitert, bei deren Ausmerzung die Herausgeber unterschiedlich urteilen.^' Avian Der dritte Fabelschreiber unserer Sammlung ist Avianus. Er wird (nicht unbestritten) am Ende des 4. Jhdts. gelebt haben. Von ihm haben wir 42 Fabeln in lateinischen elegischen Distichen. Auch hier wurde der Name des Dichters angezweifelt (Avianius? Avienus?); ferner wurde er mit dem gleichzeitigen lateinischen

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Dichter Rufius (sic) Festus Avienus verwechselt.^' Heute wird angenommen, daß seine Fabeln, die durchweg das Christentum ignorieren, zwischen 365 und 379 verfaßt wurden. Es bestanden ja noch heidnische Kulte (Isis);" auch der ungefähr gleichzeitige Ausonius macht zwar eine flüchtige Verbeugung vor der neuen Staatsreligion, verharrt aber durchweg bei der klassischen Mythologie. Er widmet sein Werk einem Theodosius, und es wurde lange Zeit angenommen, daß dies der Kaiser Flavius Theodosius Magnus (f 395) gewesen sei, zumal zwei frühe Manuskripte zu ad Thtodosium den Zusatz imperatorim haben. Indeß hat Robinson Ellis in seiner vortrefflichen Ausgabe überzeugend nachgewiesen, daß es sich um Ambrosius Macrobius Theodosius (um 400) handelt, den Verfasser der Saturnalia und eines neuplatonischen Kommentars zu Ciceros Somnium Scipionis, sowie anderer Schriften. Die 42 Fabeln stellen, wie Avian in seiner Vorrede aussagt, das Gesamtwerk dar. Dreiundzwanzig Fabeln des Avian finden sich in dem, was uns von Babrius erhalten ist, eine weitere beruht nachweislich auf einer verlorenen Babrius-Vorlage, eine weitere auf einem Babrius-Gedicht, von detn nur eine Zeile erhalten ist. Ein Gedicht zeigt Anklang an eine Fabel des Babrius. Für die anderen finden wir in dem uns vorliegenden Babrius keine Vorlage, doch stammen die meisten aus Aesop und/oder Phaedrus. Avian sagt selber, daß er seine Fabeln sowohl Phaedrus wie Babrius entnommen habe; Anspruch auf Originalität erhebt also allein die Versbearbeitung, wobei der Dichter bescheiden von seiner rudis latinitas spricht. Avian bedient sich eines anspruchsvollen Versmaßes, des elegischen Distichs, während Babrius und Phaedrus richtig erkannt hatten, daß das jambische Metrum, welches sich dem Rhythmus der Alltagssprache nähert, zu der einen schlichten Stil erfordernden Fabel besser paßt. Trotzdem ist das summarische Verdammungsurteil von H.J. Rose (Handbook of Latin Literature, New York 1960, S. 532), .Ein Poetaster, der schlechte elegische Verse schrieb", wie so viele oberflächliche Werturteile dieses Autors abzulehnen. Sein Latein wie auch seine Prosodie sind von bemerkenswerter Korrektheit; seine Sprache, die sich an Vergil

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Vorwort

anlehnt, sowie seine Syntax sind mit sehr wenigen Ausnahmen regelmäßig." Einige prosodische Freiheiten (neunmal Längung kurzer Silbe in der Zäsur des Pentameters, zweimal an dieser Stelle Hiatus) sind durch klassische Vorbilder häufig belegt oder sind, 2. B. durch Wortumstellung, unschwer zu heilen. Zwei Promythia und zwei Epimythia (in je einem findet sich ein metrischer Verstoß) werden ohnehin als unecht betrachtet. Promythia hat Avian überhaupt nicht, während die Moral oft nur implicite erscheint; etwa zehnmal wird sie in zwei Versen ausgedrückt, die eng mit dem Gedicht zusammenhängen. Avians Verse sind nicht hohe Poesie - wie könnten sie es bei diesem Stoff auch sein? - aber anmutig und glatt. Da sie auch keine ,,unmoralischen" Episoden enthalten, waren und blieben sie eine beliebte Schullektüre auch im Mittelalter. Die ältesten uns vorliegenden Mss. gehen ins 9. und lO.Jhdt. zurück. Durch die neueste Ausgabe (A. Guaglianone, 1958) ist das klassische Werk von Ellis keineswegs überholt. „ Romulus" Ein wohl in das 2. Jhdt. n.Chr. zurückgehender, allerdings nicht mehr erhaltener Aesopus tatinm in Prosa bildet die Quelle des „Romulus". Dieser in sehr zahlreichen Abschriften vorliegende Text - er schwankt stark und weist viele Varianten auf - wird einem angeblichen Romulus zugeschrieben, der das Werk seinem Sohn Tiberinus widmete. Es ist versehen mit einem apokryphen Brief Aesops an seinen Herrn „ R u f u s " ( = X a n t h o s ) und erscheint in zwei Hauptrezensionen, der Gallicana und Ademari einerseits, der recensio vetus andererseits. Die älteste Handschrift stammt aus dem 10. Jhdt. : es gibt sehr viele codd., deren gegenseitige Beziehungen nicht restlos geklärt sind.^^ Fest steht, daß ein Großteil der Sammlung aus Prosaparaphrasen des Phaedrus besteht : durch die Prosafassung schimmern die Verse so deutlich hindurch, daß ihre Wiederherstellung mit Erfolg unternommen wurde (Luc. Müller, Postgate, besonders Zander). Die Entstehung des „ R o m u l u s " wird zwischen 350 und 500 angenommen: christliche Einflüsse sind, wie auch bei Avian, minimal.

Vorwort

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Mit „ R o m u l u s " schließt die antike Periode der Fabel, doch überbrückt er den Ü b e r g a n g zum Mittelalter. Die Fabel lebte fort und findet sich bereits in voller Blüte im f r ü h e n Mittelalter, beginnend in der Karolingerzeit. Ein zweiter Band dieser S a m m l u n g beschäftigt sich mit der Fabel im Mittelalter, besonders auch mit ihrem Bedeutungswandel (Lateinische Fabeln des Mittelalters, S a m m l u n g T u s c u l u m , 1979). - Aus der übergroßen Fülle von Fabeln - allein Halms Sammlung „aesopischer" Fabeln zählt über 400 - konnte natürlich nur eine Auswahl getroffen werden, wobei Wert darauf gelegt wurde, neben den landläufigen auch weniger bekannte vorzulegen; wo mehrere Autoren denselben Stoff verarbeitet haben, wurde die ansprechendste Version gewählt. U n d zum Schluß: mögen sich die W o r t e bewahrheiten: Fabula delectat salibus iuvenesque senesque, n a m q u e brevi spatio nos m o n e t atque docet. Hic animalia muta, hic n o n animata l o q u u n t u r , hic homines videas n u m i n i b u s socios. Astas miramur, stultos ridemus, at ipsi nostros sic mores cernimus in speculo. Pastillos dulci nam t e g m i n e condit amaros saepe sagax medicus, sicque placent pueris. N a r r a t u r de te (sic Flaccus) fabula, lector: ut te ipsum noscas, perlege, disce - vale!^' (H. C. Schnur)

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Vorwort Anmerkungen

^um

Vorwort

Rhctores Graeci, ree. L. Spengel, II, Uipz. 1854, S. 72. 2.

Ebenda. S. 21. 3. Perry, Ач. 230 sagt: Möglicherweise wurde der Name Alcmaeon bei den Arabern in Spanien zu Loqman (Luqman) kornimpien; sie kannten schon einen im Koran (31) erwähnten Weisen dieses Namens, der von Petrus Aiphonsus mit Bileam identifiziert wird; aber zu Anfang des 12. Jhdts. war ein Fabulist Loqman noch nicht erfunden. 4. .Adrastea", 1801. Sämmtliche Werke, hrsg. von B. Suphan, XXIll, S. 252-73 5. W. Wundt (Völkerpsychologie), der festgestellt hat, daß es bei allen Völkern Tierfabcln gibt, darunter mythologische und biologische, unterscheidet nicht streng zwischen Fabel und Märchen. Er sieht (S. 427) einen Übergang vom mythologischen zum biologischen Märchen, von hier aus zur Scherzfabel und der mit ihr verwandten moralischen Fabel: aus der Scherzfabel entstehe dann das Tierepos, wobei der Schwank zur Satire wird, die einen moralischen Zweck in sich trägt, was bei Aesop nicht überall der Fall war. Von der scherzhaften und moralischen Tierfabel sei zugleich eine Rückwirkung auf die Märchendichtung ausgegangen. 5a. W. G. Lambert, Babylonien Wisdom Literature, Oxford 1960. 6. Siehe unten S. 306 f 7. Ein frappantes Beispiel, wie nicht nur der Inhalt, sondern der genaue Wortlaut einer altbabylonischen Fabel wörtlich von dem hellenisierten Römer Babrius (der in Kleinasien wirkte und die Fabel aus Assyrien herleitete) übernommen wurde, ist diese (Ebeling, op. cit. S. 50): „Als die Schnake sich auf den Elefanten gesetzt hatte, sagte sie, .Bruder, war ich dir zu schwer? Wenn ja, will ich fortfliegen, zu jenem Teiche hin.' Sprach der Elefant zur Schnake: ,Ich habe nicht bemerkt, daß du auf mir saßest. Was bist du schon? und flogst du weg, so habe ich es auch nicht bemerkt.'" Vgl. Babrius 84: »Auf das gekrümmte Horn eines Ochsen setzte sich eine Schnake und sagte nach einer Weile summend: .Wenn ich deinen Hals zu sehr belaste und beuge, will ich fortgehen und mich auf die Pappel dort am Fluß setzen.* Sprach der Ochse: ,Es ist mir gleich, ob du bleibst oder gehst; selbst dein Kommen habe ich nicht bemerkt' " Hier ñnden wir sogar das Detail, da£ das Insekt zum Wasser fliegt; diese Eiiuelheit fehlt in der ganz ähnlichen aesopischen Fabel (H 235). Die babylonische Vorlage war 716 v. Chr. von einer älteren abgeschrieben worden. (Sämtliche vorstehende Beispiele bei Perry, Babrius and Pbaedrus, S. XXXII ff., wo er auf seine (Quellen verweist) Zur gleichen Fabil gehört vermutlich auch das babylonische Sprichwort (Lambert, op.lauä. p. 2 7 8 , 7 - 8 ) :

Vorwort

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ta-al-ii-ik mi-i-nu ' tu-si-ib mi-i-nu / ta-az-zi-iz- mi-i-nu (du gingst f o r t ? Na u n d ? D u bliebst s t e h e n ? Na u n d ? D u kamst z u r ü c k ? Na und?) Es ist mit Sicherheit a n z u n e h m e n , daß eine g r i e c h i s c h c Ü b e r t r a g u n g

des

A h i q a r - R o m a n s B a b r i u s v o r l a g , zumal B a b r i u s selbst den U r s p r u n g der F a b e l im alten Assyrien sucht. Ein Beispiel g e n ü g e ; Ahiqarl26

Babrius 1, 38

Mein S o h n , du warst zu mir wie ein

Holzfäller, die eine zähe F i c h t e s c h o n

B a u m , der denen, die fällen, s a g t :

teilweise gespalten hatten,

Hättet ihr nicht einen T e i l v o n mir

K e i l e hinein, um sie zu spalten und

in H ä n d e n , so hättet ihr euch nicht

sich ihre weitere Arbeit zu erleich-

auf mich gestürzt.

steckten

tern. D e r B a u m seufzte und s p r a c h ; W i e kann ich die Axt tadeln, die doch nicht v o n m e i n e m G e s c h l e c h t ist, und nicht v i e l m e h r die b ö s e n K e i l e , deren M u t t e r ich bin. H i e r und d o n in mich hineingetrieben,

werden

sie

mich

zerreißen. D i e b e k a n n t e L e b e n s w e i s h e i t , daß es töricht ist. einen kleinen a b e r sicheren Vorteil zugunsten eines unsicheren und nur erhofften a u f z u g e b e n ( L o q m a n 39, A e s o p 2 3 3 , B a b r i u s 7 9 , Phaedrus 1 , 4 , Avian 2 0 , und so n o c h oft) lautet bei A h i q a r ( 6 8 ) : E i n e Ziege nahebei ist m e h r wert als ein Stier, der entfernt ist, und ein Spatz in deiner Hand ist m e h r w e n als h u n d e n , die fliegen ~ was ja n o c h heute im S p r i c h w o n „ E i n Spatz in der H a n d ist besser als eine T a u b e auf dem D a c h " fonlebt. 8. Vergleiche unten S. 62 f. 9. J o h n Ruskin, M o d e m Painters. Vol. III, Pait IV, Chapt. XII: O f the Pathetic Fallacy. New Universal Library, London o . J . (ca. 1905), S. 1 6 6 - 8 3 . 10. Reinhart Fuchs, 1834. 11. H o m e r . Illas 2. 225 ff. 12. Ars poetica. V. 333. 13. Luther. Weimarer Ausg.. 50. 350; 5 4 . 1 7 5 . 14. С о ф и 5 Paroem. Graec. I. 8. 75; Phaedrus 4 . 2 4 ; unten S. 218. 15. 2,134 16. Livius 2, 32, 9-11. Zu Syntipas unten S. 160. 17. Satire 2. 6. 79 ff.

32

V'oruon

Ιβ. Díc Lesart der codd. loς έγειρε, και τεΰξη της ύγιείας." Ή δέ άπεκρίβη προς τόν αίλουρον ταύτα ,,έάν σύ παρέλ9ης, εγώ ούκ αποθνήσκω ζωην γάρ ζήσω δορκάδος ύπερτέραν." Τούς δολίους ύποκριτάς, τούς λέγοντας φιλεϊν, ó μύ3ος ελέγχει.

(Halm 16b)

Αίξ και "Ονος. Αίγα και δνον ετρεφε τις. Ή δέ αΐξ φθονήσασα τω ονφ διά τό περισσόν της τροφής, ελεγεν, ώς όίπειρα κολάζη, ποτέ μέν άλήθων, ποτέ δέ άχθοφορών'καί συνεβούλευεν έπίληπ τον έαυτόν ποιήσαι καί κοπαπεσείν εν τινι βόθρω, καί άνοοιαϋσεως τυχείν. 'Ο δέ πιστεϋσας κοά πεσών συνετρίβη. Ό δέ δεσπότης τόν Ιατρόν καλεσας ήτει β ο η Μ ν . Ό δέ αίγός πνεύμονα έγχυματίσαι ελεγεν αύτώ, και της ύγιείας τυχείν. Τήν δέ αίγα Ούσαντες τόν ονον Ιάτρευον. "On δστις каЭ' έτερου δόλια μηχανάται, εαυτού γίνεται τών κακών αρχηγός. ( H a l m 18)

'Αλιεΰς. 'Αλιεύς εν τινι ποταμφ ήλίευε. Και δή κατατείνας τά δίκτυα ώς περιέλαβεν έκατέρο)θεν τό ρεύμα, προσδήσας κάλ(9 λίθον, ετυπτε τό ΰδοιρ, δπως οί Ιχθύες φεύγοντες άπαραφυλάκτως τοις βρόχοις έμπέσωσι. Τών δέ περί τόν τόπον οίκούνιων τις θεασάμενος οώτόν τούτο ποιούντα, έμέμφετο, ώς τόν ποτίϊμόν θολούντα και μή έώντα αυτούς διαυγές ύδωρ πίνειν" ó δέ άπεκρίνατο' ,,άλλ' έάν μή ούτως ó ποταμός ταράσσηται, έμέ δεήσει λιμώττοντα άποδανεΐν."

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HUHN UND KATZE Kin H u h n lag einmal krank. Die Katze beugte sich über es und sprach: „Wie geht es dir. Liebste? Was fehlt d i r ? Brauchst du irgend etwas, so laß mich's wissen, und ich schaffe dir alles heran: steh nur auf und werde wieder g e s u n d ! " Das H u h n aber sprach zur Katze: „ G e h du nur fort, dann werde ich nicht sterben! Nein, leben werde länger als die H i r s c h k u h ich. Auf listige Heuchler, die Liebe vortäuschen, zielt diese Fabel. Im Original ist der letzte Satz d e r Fabel (Nein, leben ...) ein Vers.

ZIEGE UND ESEL Es hielt sich einer eine Ziege und einen Esel. Die Ziege aber ward neidisch auf den Esel, weil er mehr Futter bekam, und sagte ihm, er ließe sich übermäßig ausnutzen: bald müsse er die Mühle drehen, bald Lasten schleppen. E r solle, riet sie ihm, einen Anfall vortäuschen, sich in einen G r a b e n fallen lassen und so etwas Ruhe finden. Er ließ sich überreden und brach zusammen. Der Herr holte einen Arzt zu Hilfe: der sagte ihm, er solle dem Esel einen Umschlag von Ziegenlunge machen, dann w ü r d e er gesund. Man schlachtete die Ziege und behandelte den Esel. Wer anderen mit T ü c k e nachstellt, ist der Hauptschuldige an seinem eigenen Leid.

D E R F I S C H E R IM T R Ü B E N W A S S E R Ein Fischer fischte in einem Fluß. Er spannte seine Netze von beiden Flußufern d u r c h den Fluß, band einen Stein an ein Tau und schlug damit ins Wasser, damit die Fische auf der Flucht ins Netz gerieten, ohne es zu merken. Ein Anlieger beobachtete ihn bei dieser Tätigkeit und schalt ihn, weil er den Fluß t r ü b e und ihn kein klares Wasser mehr trinken ließe. D e r aber sprach: „ W i r d der F l u ß nicht so aufgewirbelt, so m ü ß t e ich H u n g e r s sterben."

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Ουτω καά των πόλεων οί δημοτγωγοί τότε μάλιστα εργάζονται, δταν τάς πατρίδας εις στάσεις περιάγωσιν. (Halm 25)

Αλιεύς. 'Αλιεύς, τό ί ^ ό ς αίγραν δίκτυον έκ της θαλάσσης έκβοιλών, τών μεν μεγάλων Ιχθύων εγκρατής γέγονε, κοά τούτους έν τη γη ήπλωσεν οί δε βραχύτεροι τών Ιχθύων διά τωντρυμαλιών διέδρασαν έν τη θαλάσση. "Οτι εύκολος ή σοπηρία τοις μή μεγάλως εύτυχοΟσιν, τους δέ μεγάλους δντας τή δόξη σπανίως Γδοις αν έκφεύγειν τήν δίκην. (Halm 26) 'Αλκυών. 'Αλκυων ορνεόν έστι φιλέρημον διά παντός έν θαλάττη διαιτώμενον. Ταύτην λέγεται τάς τών ανθρώπων θήρας φυλαττομένην έν σκοπέλοις παραθαλαττίοις νεοττοποιείσθαι. Και δή ποτε τίκτειν μέλλουσα παρεγένετο εις τι άκρωτήριον, κοά θεασαμένη πέτροίν έπί θαλάσση ένεοττοποιεϊτο ενταύθα. 'Εξελθούσης δ' αύτής ποτε έπί νομήν, συνέβη τήν θάλασσαν ύπό λάβρων πνευμάτων κυματωθεΐσαν έξαρθήναι Μέχβΐ fnç κοΛιας, κοά ταύτην έπικλύσοισοτν τούς νεοττούς διαφθείραι. Και ή άλκυών έπανελθοΟσα ώς εγνω τό γεγονός, είπεν' ,,άλλ' έγωγε δειλαία, ήτις τήν γήν ώς έπΐβουλον φυλαττομένη έπί ταύτην κατέφυγον, ή πολλω μοι γέγονεν άπιστοτέρα." Ουτω καΐ τών ανθρώπων ένιοι τούς έχθρούς φυλαττόμενοι λανθάνουσι πολλω χαλεπωτέροις τών έχθρών φίλοις έμπίπτοντες. ( H a l m 29) 'Αλώπεκες. Ποτέ άλώπεκες έπχ τόν Μαίανδρον ποταμόν συνηθροίσθησαν, πιεΐν έξ αύτοΰ θέλουσαΓδιά δε τό ροιζηδόν φέρεσθαι τό υδωρ, άλλήλας προτρεπόμεναι ούκ έτόλμων είσελθεϊν.

Aesop

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So strengen sich auch im Staate die Demagogen dann am meisten an, wenn sie ihr Land in Bürgerzwist stürzen.

DER FISCHER Ein Fischer, der sein Netz zum Fang im Meer auswarf, bemächtigte sich der großen Fische und brachte sie an Land; die kleinen aber schlüpften durch die Maschen und entkamen ins Meer. I.eicht retten sich die, die nicht zu p r o m i n e n t sind; die hohen Würdenträger aber sieht man nur sehen dem Strafgericht entgehen.

DER EISVOGEL Der Eisvogel liebt die Einsamkeit und lebt gänzlich auf dem Meer. Er soll, um sich vor der J a g d d u r c h Menschen zu schützen, auf Klippen am Strande nisten. Als also seine Zeit zum Eierlegen kam, flog er auf ein Vorgebirge, sah einen Felsen am Meer und baute dort sein Nest. Als er dies einmal auf N a h r u n g s u c h e verließ, begab es sich, d a ß das von heftigen S t ü r m e n aufgewühlte Meer bis an den Felsen schwoll, ihn überspülte und die J u n g e n tötete. Als der Eisvogel z u r ü c k k a m und dies sah, sprach e r : ,, Wehe mir, der ich mich v o r den G e f a h r e n des Festlandes sichern wollte und an diesen O r t floh, der sich als viel unzuverlässiger erwiesen h a t ! " So verbergen sich auch manche Menschen, die sich v o r Feinden sichern wollen, und fallen Freunden in die Hände, die schlimmer sind als Feinde.

DIE FÜCHSE Einst versammelten sich die Füchse am Mäanderfluß, um aus ihm zu trinken. Da aber das Wasser brausend dahinschoß, wagten sie sich nicht hinein, obgleich sie einander ermutigten. Einer aber.

Sí)

Лсм>р

Μι4ς δέ αύτών διεξιούσης, επί щ ειιτελίζειν τάς λοιπάς, καά δειλίαν καταγελώσης, έαυτήν ώς γενναιοτέβον προκρί νασα δαρσαλέως είς τό υδωρ έπήδησεν. ΤοΟ δέ ρεύματος τοαίτην ε'ις μέσον καττασύρατντος, και των λοιπών, παρά τήν οχδην του ποταμού έστηκυιών, πρός αύτήν είπουσών έάσης ημάς, άλλα στραφείσα ύπόδειξον τήν είσοδον. δι' ή ; ακινδύνως δυνησόμε3α πιείν," εκείνη άποτγομένη έλεγεν' ,,άπόκρισινέχωε'ις Μίλητον, κοή τίϊύτην έκεΐσε άποκομίσαι βούλομαΓέν δέ τω έπανιέναι με, υποδείξω ύμίν." Πρός τους κατά άλαζονείαν έοαιτοίς κίνδυνον επιφέροντας. ( H a l m 30) D e r M a a n d e r , durch Sumptgt-iandt- so langsam

fließend,

d a ß er sich selbst / u

b e g e g n e n s c h e i n t ( d a h e r d a s b e k a n n t e M a a n d e r m u s t e r ) w a r e i g e n t l i c h als das G e g e n t e i l e i n e s r e i ß e n d e n S t r o m e s b e k a n n t , ,,ϊ-'in F l u ß " h a t t e g e n ü g t : vielleicht

'Αλώπηξ και Δρυτόμος. "Αλώπηξ κυνηγούς φεύγουσα ώς έ&εάσατό τινα δρυτόμον, τούτον Ικέτευε κίττακρύψαι οώτήν ό δ' αύτη πορήνεσεν, εις τήν εαυτού καλύβην είσελβούσαν κρυβήναι. Μετ' ού πολύ δέ παραγενομένων των κυνηγών και τού δρυτόμου πυνβανομένων, ει τεθέαται άλώπεκα τηδε παριοϋσαν, εκείνος τη μέν φωνή ήρνείτο έίορακέναι, τή δέ χειρί νεύων έσήμαινεν οπου κατεκέκρυπτο. Των δέ ούχ οις ένευε προσσχόντων, αλλ' οις έλεγε πιστευσάντων, ή αλώπηξ Ιδοΰσα αύτούς άπαλλαγέντας, έξελδούσα άπροσφωνητί έπορεύετο' μεμφομένου δ' αύτήν τού δρυτόμου, ειγε διασωθεΐσα ύπ' οώτοϋ ούδέ φωνής αύτόν ήίίωσεν, εφη ,,άλλ' έγωγε ηύχαρίστησα αν σοι, si τοί; λόγοις δμοια τα έργα των χειρών και τους τρόπους είχες ." Τούτ(9 τφ λόγί^ χρήσαιτ' αν τις πρός εκείνους των ανθρώπων, οϊτινες τά μέν χρηστά σαφώς επαγγέλλονται, έργα δέ φαύλα δρώσιν. ( H a l m 35) Αλώπηξ και Κύων. "Αλώπηξ είς άγέλην προβάτων ε1σελ3ο0σα θηλαζόντων, των όρνιων έν άνοίλαβομένη προσεποιειτο καταφιλεΐν'έρωτη-

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der sich über die anderen und ihre Feigheit lustig machte, sich selber aber als mutiger hinstellte, sprang kühn ins Wasser. Die Strömung zog ihn in die Mitte des Flusses; die anderen aber standen am Ufer und riefen ihm zu: ,,Laß uns nicht im Stich, sondern komm zurück und zeige uns den Zugang, w o wir ungefährdet trinken können." Doch der, von der Strömung fortgerissen, rief zurück: „Ich hab eine Bestellung in Milet, die will ich jetzt dorthin bringen; wenn ich wieder zurückkomme, will ich's euch zeigen." Auf diejenigen, die sich aus Großmannssucht selbst gefährden. liegt hier schon die (von spiteren Fabeldichtern oft gebrauchte) Lokalisierung vor, die der Geschichte Wahrscheinlichkeit verleihen soll. Ahnliches gilt, wenn eine witzige Antwort als Anekdote verschiedenen historischen Persönlichkeiten in den Mund gelegt wird.

FUCHS UND H O L Z F Ä L L E R Auf der Flucht vor den Jägern erblickte ein Fuchs einen Holzfäller und bat ihn, ihn zu verstecken. Der forderte ihn auf, sich in seiner Hütte zu verbergen. Bald darauf kamen die J ä g e r heran und erkundigten sich bei dem Holzfäller, ob er einen Fuchs habe vorbeilaufen sehen. Der sagte zwar nein, zeigte aber mit der Hand auf das Versteck. Da sie aber nicht auf seinen W i n k achteten, sondern seinen Worten glaubten, entfernten sie sich. Der Fuchs sah es, kam heraus und machte sich auf den Weg, ohne ein Wort zu sagen. Als ihm der Holzfäller vorwarf, er habe seinen Retter auch nicht eines Wortes gewürdigt, sprach der: „Wohl hätte ich dir gedankt, wenn das, was deine Hände tun, und dein Charakter, deinen Worten entspräche." Dieser Fabel möchte sich einer gegen solche Menschen bedienen, die zwar das Rechte laut verkünden, aber Unrecht tun. FUCHS UND HUND Hin Fuchs mischte sich unter eine Schafherde, w o die Lämmer gerade am Säugen waren, nahm ein kleines und tat, als liebkose

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3 ε ΐ σ α δέ ύπό κ υ ν ό ς

,,τί τ ο ύ τ ο π ο ι ε ί ς ; "

,,τιδηνοϋμαι

οιύτό,

ε φ η , κοά τ ι ρ ο σ π α ί ζ ω . · Κ ο ά ó κ ύ ω ν ε φ η , , κ α ί ν υ ν . ôtv μ ή ά φ η ς τ ό à ç v i o v , τά κ υ ν ώ ν σ ο ι

προσοίσω."

Π ρ ό ς όίνδρα ρ ^ ι δ ι ο υ ς γ ό ν κ od μ ω ρ ο κ λ έ π τ η ν ó λ ό γ ο ς ε ί ί κ α ι ρ ο ς . (Halm 38)

Ά λ ώ π η ξ Kai ΠοιρδοΛις. "Αλώττηξ και π ά ρ δ α λ ι ς π ε ρ ί κ ά λ λ ο υ ς ή ρ ι ζ ο ν .

Τ η ς δ έ παρδά

λ ε ω ς παρ" έ κ α σ τ α τ ή ν τ ο υ σ ώ μ α τ ο ς π ο ι κ ι λ ί α ν π ρ ο β α λ λ ό μ ε ν η ς , ή ίάλωπηξ ύ π ο τ υ χ ο Ο σ α ε φ η ' ,,και π ό σ ο ν ε γ ώ σ ο υ

κοιλλίων

ύπάρχω, ή τ ι ς ο ύ τ ό σ ώ μ α , τ ή ν δέ ψ υ χ ή ν πεποίκιλμαι ; " ' Ο λ ό γ ο ς δ η λ ο Ι , οτι του σ ω μ α τ ι κ ο ύ κάλλους άμείνων εστίν ό της διανοίας κ ό σ μ ο ς .

(Halm 42)

A v i a n 4(1. D a s c n t s p r c c h e n d c G e d i e h t d e s B a b r i u s ist n u r in e i n e r P r o s a paraphrasc

erhalten

(Bodl.

Paraphr.

I-lllis in B a b r i a n i s c h c n S c a z o n - X e r s c n

132

Kn).

wurde

aber

von

Robinson

rekonstruiert.

Ά λ ώ π η ξ και

Πίθηκος.

Ά λ ώ π η ξ Και π ί θ η κ ο ς έ ν τ α ύ τ ω ό δ ο ι π ο ρ ο Ο ν τ ε ς π ε ρ ί ε υ γ ε ν ε ί α ς ήριζον.

Πολλά

δέ έκατέρων

διεξιόντων,

επειδή

έγένοντο

κατά τινα τόπον, έ ν τ α 6 9 α άποβλέψας άνεστέναξεν ó π ί 3 η κ ο ς " τ η ς δ ' (άλώπεκος έ ρ ο μ έ ν η ς τ ή ν αίτίαν, ó π ί β η κ ο ς έ π ι δ ε ί ξ α ς α ύ τ ή τά μ ν ή μ α τ α , ε φ η " , , ά λ λ ' ο ύ μ έ λ λ ω κλαίειν, ο ρ ώ ν τάς σ τ ή λ ο ς τ ω ν π α τ ρ ι κ ώ ν μ ο υ α π ε λ ε ύ θ ε ρ ω ν και δ ο ύ λ ω ν ; "

Κά-

κ ε ί ν η π ρ ο ς αύτόν ε φ η " „ ά λ λ α ψ ε ύ δ ο υ ό σ α β ο ύ λ ε ι ' ο ύ δ ε ί ς γαρ τούτων άναστάς σ ε ελέγξει." Ο υ τ ω icaì τ ω ν ά ν θ ρ ώ π ί ο ν ο ί ψ ε υ δ ο λ ό γ ο ι τ ό τ ε μ ά λ ι σ τ α κ α τ α λαζονεύονται, δταν τους έλέγχοντος μή έχωσι. ( H a l m 43)

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er es. Der Hund fragte: „Was machst du d a ? " - E r antwortete: „Ich bemuttere es und spiele mit i h m . " Da rief der H u n d : „ L a ß das L a m m sofort los, sonst schicke ich dir die Meute auf den Hals!" Die Fabel paßt gut auf einen recht törichten Missetäter.

FUCHS U N D L E O P A R D Der Fuchs und der Leopard stritten darüber, wer schöner sei. Als der Leopard im einzelnen die bunte Vielfalt seines Körpers anführte, entgegnete der F u c h s : ,,Aber wieviel schöner bin ich doch als du, da ich nicht кбфегНсЬ, wohl aber geistig von bunter Vielfalt b i n ! " Die Fabel zeigt, daß der Schmuck der Intelligenz mehr wert ist als körperliche Schönheit. Geistige statt кофегНсЬег Vorzüge: ein häufiger topoi. Vgl. u. a. Sidon. epitt. S, 1 0 , 2 e r u b e s c e b a t . . . formae dote placuisse quippe cui merito ingenii sufìTecisset adaman, et vere optimus quisque morum praestantius putchritudine placet.

FUCHS UND A F F E Fuchs und Affe zogen miteinander des Weges und stritten, wer von edlerer Abstammung sei. Beide brachten vieles v o r ; als sie aber an einen Ort kamen ( w o Grabmäler w a r e n ) , starrte der Affe sie an und schluchzte. D e r Fuchs fragte, warum; da zeigte der Affe auf die Grabsteine und sagte: „ W i e soll ich nicht weinen, wenn ich die Grabmäler von Freigelassenen und

Knechten

meiner Ahnen s e h e ! " Darauf der F u c h s : , , L ü g e soviel du willst: von jenen wird keiner aufstehen, um dir zu widersprechen." So prahlen auch bei den Menschen die L ü g n e r am meisten dann, wenn sie keiner widerlegen kann. Vgl. Archilochos Fr. 81 D., Babrius 81, Syntipas 14

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Aesop

"Αλώπηξ και Πίδηκος. Έ ν συνάδω τών άλογων ζώων ;ή3ηκος όρχησάμενος icaí εύδοκιμήσας βασιλεύς ύπ" οιύτών έχειροτονή^η'άλώπηξ δέ οίύτω φ^ονήσασα ώς έδεάσοιτο εν τινι παγίδι κρέας κείμενον, άγαγοΟσα αώτόν ενταύθα ελεγεν, ώς εύροΟσα 9ησαυρόν οηπή μεν ούκ έχρήσατο, γέρας δέ αύτώ της βασιλείας τετήρηκε, icaì παρήνει οώτω λαβείν. ΤοΟ δέ άτημελήτως έπελ3όντος, και ύπό της παγίδος συλληφθέντος, αΐτιωμένου τε τήν χλώπεκα ώς ένεδρεύσασαν αύτφ, εκείνη έφη ,,ω πίθηκε, σύ δέ τοιαύτην ψυχήν έχων τών αλόγων ζώΐΒν βασιλεύσεις ;" Ούτως οΐ τοις πράγμασιν άπερισκέπτως έπιχειροΰντες σύν τφ δυστυχείς είναι και γέλοπα όφλισκάνουσι. (Halm 44)

ΡΛώπηξ κόλουρος. Άλώπηξ ύπό τίνος παγΐδος τήν ούράν άποκοπείσα, επειδή δι' αίσχύνην άβίωτον ήγείτο τόν βίον έχειν, έγνω δείν και τάς οίλλας αλώπεκος εις τό αύτό προσοτγοτγείν, ϊνα τφ κοινφ πάθει τό ϊδιον έλάττοιμα συγκρύψη. Κοά δη άπάσας άθροίσασα παρήνει αύταίς τάς ούράς άποκόπτειν, λέγουσα, ώς ούκ απρεπές μόνον τούτο, άλλα και περισσόν τι αύτοης βάρος προσήρτηται. Τούτων δέ τις ύποτυχοΰσα εφη ' ,,ω αίίτη, αλλ' εΐ μή σοι τούτο συνέφερεν, ούκ αν ήμίν οωτό συνεβούλευσας." Ό λόγος πρός εκείνους, οΐ τάς συμβουλίας ποιούνται τοις πέλας ού δι' εύνοιαν, αλλά δια τό έαυτοΓς συμφέρον. (Halm 46)

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DER AFFE ALS K Ö N I G ? Auf der V e r s a m m l u n g der Tiere tanzte der Affe und war so populär, d a ß er d u r c h A b s t i m m u n g zum K ö n i g gewählt wurde. Dies neidete ihm der Fuchs, und da er in einer Falle ein Stück Fleisch liegen sah, f ü h r t e er den Affen dorthin und s p r a c h : „Ich habe etwas Wertvolles g e f u n d e n , doch hab' ich mir's nicht angeeignet, sondern als G a b e f ü r den K ö n i g a u f b e w a h r t : geh nur hin und nimm dir's !" Nichts Böses ahnend ging der Affe hin und saß sogleich m der Falle. E r beschuldigte den Fuchs, er habe ihn in einen Hinterhalt gelockt, doch dieser sagte: ,,Herr Affe, mit so wenig Verstand willst du K ö n i g über die Tiere s e i n ? " So erntet, wer Geschäfte o h n e Vorbedacht in Angriff n i m m t , zum Schaden noch den Spott. Das W o n όίλσγον, das sich hier und n o c h an a n d e r e n Stellen als E p i t h e t o n f ü r „ T i e r " findet, b e d e u t e t : 1. nicht mit V e r n u n f t b e g a b t , 2. nicht mit Sprache begabt. Da keine dieser B e d e u t u n g e n in der Fabel am Platze ist, w u r d e das W o n unübersetzt gelassen. Es ist ü b r i g e n s im N e u g r i e c h i s c h e n , statt „ h i p p o s " , das W o n f ü r , , P f e r d " g e w o r d e n .

D E R FUCHS MIT D E M S C H W A N Z S T U M M E L Einem Fuchs hatte eine Falle den Schwanz abgeschnitten. Der Schande wegen erschien ihm das Leben nicht lebenswert, doch beschloß er, es m ü ß t e n auch die anderen Füchse in denselben Zustand versetzt werden, damit, was alle träfe, seinen eigenen Verlust verbärge. So versammelte er sie alle und redete ihnen zu, sich die Schwänze abzuschneiden. Ein Schwanz sei nicht n u r unschön, stelle auch ein unnützes Gewicht dar. D o d i einer der Anwesenden entgegnete i h m : „ H e du, wäre dir das nicht zugestoßen, du rietest es uns nicht." Das geht auf die, die Nahestehenden Rat geben, nicht aus echter Geneigtheit, sondern zum eigenen Vorteil.

62

Aesop

Άνδροφόνος. "Av3g(0Jtóv τις άποκτείνας ύπό τά>ν αύτοΟ συγγενών έδιώκετο. Γενόμενος δέ κατά τόν Νεΐλον ποταμόν, λύκου οιύτφ άπαν τήσαντος, φοβηθείς άνέβη επί π δένδρον τφ ποταμιροέκριναις." Ό λόγος δηλοΐ, ότι οί φύσει πονηροί, καν χρηστότητα έπαγγέλλωνιαι, ού πιστεύονται. (Halm 277)

Aesop

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WOLF UND ZIEGE Ein Wolf sah eine Ziege hoch auf einem Felsen grasen, und da er nicht zu ihr hinauf konnte, redete er ihr zu, doch herunter zu kommen : sie könne ja versehentlich stürzen, und dort, wo er sei, gebe es Wiesen und viel bessere Tränke. Sie aber antwortete: „Du rufst mich nicht zum Grase, dir mangelt's nur am Fräße.V So nützen auch den Bösen ihre Tricks nicht, werm die Einsichtigen sie widerlegen. Auch im Text rciml sich die A n t w o r t d e r Ziege. I m T e x t zahlreiche Varianten.

WOLF UND LÄMMCHEN Ein Wolf setzte einem Lämmchen nach: das flüchtete sich in einen Tempel. Der Wolf rief ihm zu, der Priester werde es dem Gotte opfern, wenn er es finge. Da sprach es: „Lieber will ich eines Gottes Opfer werden als von dir zerrissen zu werden." Die Fabel zeigt, daß, wenn man schon sterben muß, ein Tod in Ehren besser ist.

WOLF UND PFERD Als der Wolf einmal über die Äcker wanderte, fand er ein Gerstenfeld. Da er Gerste nicht fressen konnte, ließ er sie stehen und zog weiter. Er traf das Pferd und rief ihm zu, er habe Gerste gefunden, sie aber nicht gefressen, sondern sie für das Pferd aufbewahrt, weil er so gerne das Knirschen seiner Zähne höre. Das Pferd antwortete: „Mein Guter, wenn Wölfe sich von Gerste ernähren könnten, hättest du wohl kaum deinen Ohren den Vorzug vor deinem Magen gegeben." Die Fabel zeigt, daß man den Bösen nicht traut, auch wenn sie Bravheit vorgeben.

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Aesop

Λύκος και Λέων. Λύκος πλανώμενός ποτ' έν έοήμοις τόποις, κλίν4>ντος ήδη Λρός δύσιν Ύπεβίονος, δολιχήν έοωτοΰ τήν σκιάν Ιδων εφη ' ,,λέοντ' εγώ δέδοικα, τηλικοϋτος ûiv, πλέδβου τ' εχων τό μήκος ; ού θηρών άηλώς πάντων δυνάστης àSçôiov γενήσομαι ;" λύκον δε γαυροοβέντα καρτεοός λεων ελών κατήσθι' ó δ' έβόησε μετανοών" ,,οίησις ήμϊν πημάτιον παοαιτία."

(Halm 280)

Diese Fabel ließ ш ihrer P r o s a f a s s u n g ein u r s p r ü n g l i c h jambisches Versmalì so deutlich erkennen, d a ß Halrri (1852) im A n s c h l u ß an L a c h m a n n s B e m e r k u n gen zur Corais-Schneider-Ausgabe aeropischer Fabeln (1810) das Metrum

Λύκος και "Ονος. Λύκος, των λοιπών λύκων στρατηγήσας, πασιν εταξε νόμον αύτοΐς προτείνος, ϊν', δ,τι τις αύτών δηποτοΰν κυνηγήσι;ι, είς μέσον άγάγρ, και μοιράσχ) τοις πάσι. Ταί3τ' ουν ονος άκηκοώς, τήν χαίτη ν έσεισε και γελών έφη τάδε" „καλώς εϊρηκας, ω πρώταρχε τών λύκων' άλλα πώς σύ χδβς ή ν έκράτησας όίγραν, κοίτη παρέθου τή Ιδία λαθραίως είς τροφήν σοι; κόμισον ταύτην μερισθήναι τοις πασιν." Ό δέ 3αμβη θείς κατέλυσε τούς νόμους. Ό μύθος δηλοί, οτι οΐ τούς νόμους όρίζειν δοκοΟντες, έν οις οίν όρίζωσι και δικάζωσιν, ούκ έμμένουσιν. (Halm 281)

Λύκος και Ποιμένες. Λύκος Ιδών ποιμένας έσθίοντοις έν σκηνή πρόβατον, έγγύς προσελθών ,,ήλίκος" εφη „αν ην ύμίν θόρυβος, ει εγώ τοϋτο έποίουν ;" (Halm 282)

Aesop WOLF UND

119 LÖWE

Es schweifte einst der W o l f dahin durch wüstes Land, als sich die Sonne neigte schon zum Untergang. Da sah er seinen langen Schatten, und er sprach : „Ich soll den L ö w e n fürchten, da so g r o ß ich bin, wohl hundert F u ß an L ä n g e ? K ä m e mir's nicht zu, daß füglich ich der Herrscher aller Tiere sei ? " Den Wolf, den Prahler, packte gleich der starke Leu und fraß ihn auf. Der schrie - jetzt wußt' er's besser ja: „Ins Unglück stürzt sich einer, der sich überschätzt." wiederherstellte. Auch in zahlreichen anderen Fabeln schimmert ursprünglich Metrisches durch, worauf in der vorliegenden Auswahl gelegentlich verwiesen ist.

WOLF UND ESEL Ein Wolf, als oberster K o m m a n d a n t der anderen Wölfe, erließ ein Gesetz, wonach hinfort jeder die Beute, die er erjagte, mitbringen müsse, um sie unter alle zu verteilen. Das hörte ein Esel, schüttelte v o r Lachen seine Mähne und sprach: „ W o h l gesprochen, Herr Obergeneral der W ö l f e ! Aber warum hast du das Wild, das du gestern erlegtest, heimlich in dein Lager geschafft, um es selbst zu fressen?" D e r verblüffte W o l f hob das Gesetz auf. Die Fabel zeigt, daß diejenigen, die sich anmaßen, Gesetze zu erlassen, sich an die eigene Satzung und Recht nicht halten.

WOLF UND HIRTEN Ein W o l f sah, wie Hirten in ihrer Hütte ein Schaf verzehrten. E r ging hinzu und sprach: „ E i n schönes Geschrei hättet ihr erhoben, wenn ich dasselbe getan h ä t t e . " Aus Plutarch VII up. com. 13. Vgl. das römische Sprichwort : Jm quam fatimt prov. Nr. 6 7 9 0 ) ; cf. Ter. Ad. 823.

idem, ¡tupí non ts! idem (Walther

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Μάντις. Μάντις, έπ' άγοβάς καθήμενος, διελέγετο. Έπιστάντος δέ τίνος αίφνης και όοιοτγγείλαντος, ώς οά της οΐκίος οώτου θυβίδες άναπεπταμέναι τε πάσαι ειεν και Jtávra τά ένδον «ΦΏΟημένα, άνεπήδησέ τε στενάξας και δρομαίος ηει. Τβέχοντα δέ τις αυτόν 8εασάμενος „ω ούτος," ε'ιτκν ,,ό τάλλότβία πράγματα »ιροειδέναι έποτγγελλόμενος, τά σαυτοΟ ού πβοεμαντεύου;" Ό μύθος πβός τους τόν μέν εαυτών βίον φαύλως διοικούντος, τών δε μηδέν αΰτοίς ποοσηκόντων προνοείσθαι πειρωμέ νους. (Halm 286)

Μέλισσαι και Ποιμήν. Έν κοίλη δρΐΗ μέλι κατειργάζοντο μέλισσαι. Ποιμήν δέ τις αύταϊς έργαζομένοις περιτυχών, άφελέσθαι προηρεΐτο του μέλιτος" αί δέ αλλοθεν αλλαι »ιεοιιτιτάμεναι αύτόν ώθουν τοις κέντροις. Και τελευταιον ó ποιμήν ,,απειμι" εφη „μηδέν δεόμενος μέλιτος, ει δει μελίσσαις πεβιτυχείν." Τα κακά κέρδη τοις διώκουσι κίνδυνος. (Halm 288) Bei A p h t h o n i o s (27) z u g r u n d e liegt das S p r i c h w o n μηδέ μέλι, μηδέ μ έ λ ι σ σ α ς Vgl. auch Diogemaití centuria 6 . 3 8 (in: Leutsch-Schneidewin, Paroemiographi Graeci I (1839, Nachdruck 1965]:

Μύρμηξ. Μύρμηξ ó νύν τό παλαιόν άνθρωπος ην" και τη γεωργία προσεχών τοις ιδίοις πόνοις ούκ ήρκείτο, αλλά κοά τοις άλλοτρίοις εποφθαλμιών διετέλει, τούς τών γειτόνων καρπούς ύφαιρούμενος. Ό δέ Ζευς άγανακτήσας κατά της πλεονεξίας αύτου μετεμόρφοκτεν αύτόν εις τοΟτο τό ζφον, ö καλείτοη μύρμηξ. Ό δέ και τήν μορφήν άλλάξας τήν διά-

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DER H E L L S E H E R Ein Hellseher saß am Markt und trug vor. Plötzlich kam einer gelaufen und meldete ihm, alle Tore seines Hauses seien aufgebrochen und drinnen sei alles ausgeraubt. Wehklagend sprang er auf und rannte aus Leibeskräften nach Haus. Als einer ihn so rennen sah, sprach er: „Mein guter Mann, du gibst vor, das, was andere angeht, vorherzusehen ; warum sähest du nicht voraus, was dich selbst betraf?" Das geht auf diejenigen, die ihr Leben unnütz vertrödeln, ohne zu versuchen, für ihre eigenen Belange Vorsorge zu treffen. Liegt in drei unwesentlich a b w e i c h e n d e n F a s s u n g e n v o r .

BIENEN UND HIRTE In einer hohlen Eiche stellten Bienen Honig her. Ein Hirte überraschte sie bei ihrer Arbeit und schickte sich an, ihnen den Honig wegzunehmen. Sie aber flogen von allen Seiten herbei und stachen ihn mit ihren Stacheln. Schließlich rief er aus: „Ich geh' ja schon: ich brauche keinen Honig, wenn ich es deshalb mit den Bienen zu tun kriege!" Unrecht Gut bringt den, der ihm nachjagt, in Gefahr. Μηδέ μέλι, μηδέ μέλισσας έιή τών μή βουλομένων icodeìv τι άγα3όν μετά άπευκτοΟ.

DIE AMEISE Was heute eine Ameise ist, war ursprünglich ein Mensch. Er trieb Ackerbau, aber hatte nicht genug an dem Ergebnis seiner eigenen Arbeit, sondern warf stets seine Augen auf die Felder anderer und nahm seinem Nachbarn die Feldfrüchte weg. Aus Unwillen über seine Habgier verwandelte ihn Zeus in das Tierchen, das man Ameise nennt. Seine Gestalt war verändert, aber nicht sein Charakter, denn noch heutigen Tags geht er durch die

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θεσιν ού μετέβαλε μέχρι γάρ νΟν κοιτά τάς άρούρας περιιών τούς πόνους των ϋλλων συλλέγει και έαυτώ άποθησαυρίζει. Ό λόγος δηλοί, δτι οΐ φύσει πονηροί, καν τά μάλιστα κολάζωντοι, τον τρόπον ούκ άποτί^ενται. (Halm 294)

Μύρμηξ και Περιστερά. Μύρμηξ διψήσας, κατελ&ων εις πηγή ν, παρασύρεις ύπό τοΟ ρεύμοττος, άπεπνίγετο. Περιστερά δέ τούτο 3εασαμένη, κλώνα δένδρου περιελούσα, είς τήν πηγήν έρριψεν, έφ' ου καί καβίσας ó μύρμηξ διεσώβη. Ίξευτής δέ τις μετά τούτο τούς καλάμους συνβε'ις, επί τό τήν περιστεράν συλλαβεϊν ήει. Τούτο δ' ó μύρμηξ έαιρακώς, τόν του Ιξευτοΰ πόδα εδακεν. Ό δέ άλγήσας τούς τε καλάμους έρριψε, κοά τήν περιστεράν αύτίκα φυγείν έποίησεν. Ό μΰ&ος δηλοί, ότι δει τοις εύεργέταις χάριν άποδιδόναι. (Halm 296) In drei F a s s u n g e n mit verschiedenen E p i m y t h i a : 1. Selbst S c h w ä c h t k ö n n e n zur rechten Zeit helfen. 2. Selbst die v e r n u n f t l o s e n Tiere haben G e f ü h l , d r u m müssen auch wir unseren Wohltätern es vergelten. Diese Moral fdem aus d e m

Νεανίσκος κοά "Ιππος. Νεανίσκος τις έφ' ϊππον άνέβη μαινόμενον. 'Αρπάσας δέ αυτόν έφερεν ό ϊππος ó δ' ούκ ετι καταβή ναι του ϊππου 8έοντος έδύνατο. Καί τις ά«αντήσας ήρώτησεν αυτόν ,,ποίιχν άπεισιν;" Ό δ' ειπεν' ,,δποι αν τούτφ δοκη," δεικνύς τόν ϊππον. Οίπω πολλοί, αν τις έρωτ^ ,,ποΐφέρεσθε ;" τάλη3ή έ^έλοντες λέγειν, έρούσιν, απλώς μέν ,,δποιπερ αν ταϊς έπχ^υμίαις δοκη," κατά μέρος δέ δποιπερ αν τη ηδονή δοκή, ποτέ δέ

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Felder, sammelt ein, was andere erarbeitet haben, und speichert es für sich auf. Die Fabel zeigt, daß, wer von Natur böse ist, trotz strengster Strafen seine Art nicht wandelt. Zwei fast identische Fassungen. Dies ist das einzige Mal, daß die sonst als Vorbild hingestellte Ameise schlecht wegkommt.

A M E I S E UND T A U B E Eine durstige Ameise war zum Quell gekommen, wurde v o n der Strömung fortgeschwemmt und drohte zu ertrinken. Eine Taube sah's, brach einen Zweig von einem Baum und warf ihn ins Wasser: die Ameise kletterte darauf und rettete sich so. Da stellte ein Vogler der Taube nach, sie mit der Leimrute einzufangen. Dies sah die Ameise und biß den Vogelsteller in den Fuß: v o r Schmerz ließ der die Rute fallen, und sogleich konnte die Taube wegfliegen. Die Fabel zeigt, daß man seinen Wohltätern dankbar sein soll. 13. J a h r h u n d e n scammenden coJ. Моя. entnommen) ist typisch byiantinisch: die Tiere als „vernunftlos" ги bezeichnen - in einer Variante heißt es auch „wir, die wir mit Vernunft begabt sind" - sprengt den Rahmen der Fabel und macht sie zum Gleichnis.

J Ü N G L I N G U N D PFERD Ein Jüngling bestieg ein wildes Pferd, das mit ihm durchging: er konnte von dem rasendem Roß nicht mehr absteigen. Es traf ihn einer und fragte ihn : „Wohin reitest du ?" - er deutete auf das Pferd und rief : „ W o h i n es ihm beliebt." So werden auch viele auf die Frage, „wohin treibt ihr?" wahrheitsgemäß einfach antworten müssen, „wohin es meinen Trieben beliebt", je nachdem einer der Sinnenfreude nachstrebt, oder dem Ruhm, oder vielleicht der Gewinnsucht ; manchmal ist es

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Aesop

δ π ο ι τ ή δ ό ξ η , π ο τ έ δέ au τ η φ ι λ ο κ ε ο δ ε ί ^ π ο τ έ δέ ό » υ μ ό ς , π ο τ έ δέ ό φ ό β ο ς , π ο τ έ δέ α λ λ ο τι τ ο ι ο ύ τ ο ν οώτούς έ κ φ έ ^ ε ι . (Halm 302)

Ν ο σ ώ ν και Ί α τ β ό ς . Ν ο σ ώ ν τις κοά ύ π ό τ ο υ ΙατοοΟ έ ο ω τ ώ μ ε ν ο ς , δ π ω ς δ ι ε τ έ θ η , π λ έ ο ν ειπε τ ο υ δ έ ο ν τ ο ς Ιδοωκέναι" ό δέ òryaSòv ε φ η τ ο ΰ τ ' ε ί ν α ι . Έ κ δευτέρου δέ π α ο ' αύτοΰ π ά λ ι ν έ ο ο ι τ η θ ε ί ς , ό π ω ς ε σ χ ε , Φ ο ί κ η σ υ σ χ ε θ ε ί ς είπε σ φ ο δ ^ ώ ς δ ι α τ ε τ ι ν ά χ θ α ι ό δέ και τ ο ΰ τ ' ά γ α θ ό ν ε φ ι γ τ ε ν ε ί ν α ι . Έ κ δέ τβίτου α υ 3 ι ς ^ ω ^ 9 ε ί ς , ο π ω ς δ ι ε γ έ ν ε τ ο , ε ι π ε ν ύ δ έ ο φ π ε ο ι π ε π τ ω κ έ ν α ι ' ό δέ κοά τ ο ϋ τ ο π ά λ ι ν ά γ ο 9 ό ν ε ι π ε ν ε ί ν α ι . Ε ί τ α τών ο ι κ ε ί ω ν τ ι ν ό ς αυτόν έ ο ω τ ή σ α ν τ ο ς , ό π ω ς έ χ ε ι ' , , έ γ ώ " ειπεν, ,,ω ο ύ τ ο ς , οπό τών ά γ α 3 ώ ν οοιόλλυμαι ." Ό μ ΰ β ο ς δ η λ ο ϊ , ότι μ ά λ ι σ τ α τ ώ ν ά ν θ ο ώ π ω ν δ υ σ χ ε ρ α ί ν ο μ ε ν τούς π ο ό ς χ ά ο ι ν αεί β ο υ λ ο μ έ ν ο υ ς λ έ γ ε ι ν . (Halm 305)

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Zorn, manchmal Furcht, manchmal etwas Anderes, das sie fortreißt. Aus Lukian (2. Jahrhundert n. Chr.) CJH. 18. Auch hier wird die Fabel schon zum Text einer Predigt: die Moral ist länger als die Fabel. Das Gleichnis v o n den zwei Pferden, dem guten und dem bösen Trieb, findet sich schon bei Piaton, Phaiiiroi 246-248.

DER KRANKE UND SEIN ARZT Ein Arzt fragte seinen Patienten, wie es ihm ginge. Der erwiderte: „Ich leide an übermäßigem Schweiß." - „Das ist ein gutes Zeichen," sagte der Arzt. Wiederum fragte er den Kranken nach seinem Ergehen. „Ich habe heftigen Schüttelfrost," sagte der. ,,Auch dies ist ein gutes Zeichen," sprach der Arzt. Als er den Kranken zum dritten Mal befragte, sagte er, jetzt habe ihn die Wassersucht befallen. Aucfi dies bezeichnete der Arzt wiederum als ein gutes Zeichen. Als nun ein Freund den Kranken fragte, wie es ihm ginge, sagte der: „Mein Lieber, an lauter guten Symptomen verrecke ich." Die Fabel lehrt, daß uns die Leute am meisten zuwider sind, die uns immer etwas Angenhmes sagen wollen.

MEDICUS ET AEGROTUS Medicus rogavit aegrotum quid sentiat. ,Nimio mano sudore.' - ,Est indicium bonum!' herum rogatus, .Artus, heu, quassat febris, comburor, ei, modo, postea sed aigeo.' Medicus refert: ,Est hoc quoque indicium bonum.' Amicus aegrum visit ас rogat: ,Quid est, die quomodo tecum?' - ,Prae tot dispereo bonis.'

H. С. S.

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Aesop

Νυκτεβ'ις tcoi Γαλή. Νυκτεοίς, έπί γης πεσοϋσα, ύπό γαλής συνελήφ3η' και μέλλουσα ά ν α ι ο ε ΐ σ ^ πεο'ι σίοτηβίας έδεϊτο. Τής δέ φαμενης, μή δύνοσ^αι αυτήν οοίολύσαι, φύσει γαρ πασι τοις πτη^ίς πολεμείν, αύτή έλ«γεν ούκ όρνις, άλλά μΰς είναι, και ούτως άφείθη. ' Υστερον δέ πάλιν τιεσουσα, κοά ύφ" έτερος συλληφθείσα γαλής, μή βρωθήναι έδεϊτο. Τής δέ ειπούσης ο^ασιν έχθραίνειν μυσίν, αύτή μή μύς, άλλα νυκτερίς ελεγεν είναι, κοά πάλιν άπελύ3η. Και ουτω συνέβη, δις αύτήν άλλαξαμενην τό δνομα, σωτηρίας τυχείν. Ό μύθος δηλοΐ, δτι δει κοά ημάς μή τοις αύτοΐς òei έπιμένειν, λογιζομένους, ώς οΐ τοις καιροΐς συμμετασχηματιζόμενοι πολλάκις τούς κινδύνους έκφεύγουσιν. (Halm 307)

Ξυλευόμενος και Ερμής. Ξυλευόμενός τις παρά τινά ποταμόν τόν οίκεΐον άπέβαλε πέλεκυν. 'Αμήχανων τοίνυν παρά τήν οχδην καθίσας ώδύρετο. 'Ερμής δέ, μα3ών τήν α'ιτίαν και οίκτείρας τόν όίνθρωπον, καταδύς είς τόν ποταμόν, χρυσουν άνήνεγκε πέλεκυν, και, εί ούτός έστιν, öv άπώλεσεν, ήρετο. Toö δέ μή τοΟτον είναι φαμένου, αυ3ις καταβάς, άργυρουν άνεκόμισε. Του δέ μηδέ τοϋτον είναι τόν οίκεΐον είπόντος, έκ τρίτου καταβάς. εκείνον τόν οίκεΐον άνήνεγκε. Του δέ τοΟτον άληβώς είναι τόν άπολωλότα φαμένου, 'Ερμής, άποδε^άμενος αυτού τήν δικαιοσϋνην, όίπαντας ainej έδωρήσατο. Ό δέ παρογενό^ιενος πρός τούς εταίρους τά συμβάντα αύτοΐς διεξελήλυθεν ων εις τις τά ϊσα διαπρά^ασ^αι έβουλεύσοτο, και παρά τόν ποταμόν έλθών, καί τήν οίκείαν άξίνην έξεπίτηδες άφείς είς τό φεϋμα, κλαίων έκάθητο. 'Επιφανείς ούν ó 'Ερμής κάκείνφ καί τήν

Aesop

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FLEDERMAUS UND WIESEL Einst fiel die Fledermaus zu Boden und wurde von einem Wiesel gepackt. In Todesnot flehte sie um ihr L e b e n ; das Wiesel aber sprach: „Ich kann dich nicht freilassen, denn von Natur bin ich allen Vögeln f e i n d . " „ I c h bin aber gar kein V o g e l , sondern eine Maus," sagte die Fledermaus, und wurde daraufhin freigelassen. Bei einer späteren Gelegenheit fiel sie wiederum und wurde von einem anderen Wiesel gefangen, und wiederum bat sie um ihr Leben. „Ich hasse alle M ä u s e , " sprach das Wiesel ; sie aber sagte : „Ich bin keine Maus, sondern eine Fledermaus," und wurde wieder freigelassen. So geschah es, daß ihr Rettung wurde, da sie zweimal ihren Namen verändert hatte. Die Fabel zeigt, daß auch wir nicht starrsinnig auf demselben Standpunkt beharren, sondern überlegen sollen, daß man, wenn man sich in die Läufte schickt^ gar oftmals der Gefahr entrinnt. \'gl. das arabische S p r i c h w o r t : Man sagte zum K a m c l v o g c l ( S t r a u ß ) „ F l i e g ! " , sprach er, „ I c h bin ein T i e r . " Man sagte, „ T r a g e ! " , sprach er, „ I c h bin ein Vogel."

DIE H O L Z F Ä L L E R UND HERMES Einem Holzfäller fiel seine Axt in einen Fluß. E r saß am Ufer, wußte sich nicht zu helfen und j a m m e n e laut. Hermes erfuhr, was geschehen war, und der Mann tat ihm leid ; so tauchte er in den Fluß, holte eine goldene Axt herauf und fragte, o b er diese verloren habe. Als der Mann „ N e i n " sagte, tauchte Hermes wieder und holte eine Axt aus Silber heraus. Als der Mann wiederum sagte, es sei die seine nicht, tauchte er zum dritten Mal und brachte ihm seine eigene A x t wieder. Als der Mann wahrheitsgemäß sagte, die sei es, schenkte ihm Hermes alle drei als Anerkennung für seine Rechtschaffenheit. Der Mann ging zu seinen Genossen und erzählte ihnen ganz genau, was ihm geschehen war. Das wollte ihm nun ein anderer nachtun: er ging zum Fluß, ließ seine Axt absichtlich ins Wasser fallen, setzte sich hin und weinte. Wieder erschien

Hermes,

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Aesop

οίΐτί^ν μαθών του 3βήνου, καταβάς χςυσην οι^ίνην έ^ήνεγκε, και ήρετο, εΐ ταΰτην άπέβαλε. Του δε σύν ήδονχί „ναι άληθώς ήδ' εστί" φήσαντος, μισήσας ó 3εός την τοσαύτην άναίδειαν, ού μόνον έκείνην κατέσχεν, άλλ' ούδέ την οίκείαν άτιέδωκεν. Ό μϋθος δηλοί, δτι, δσον τοις δικαίοις τό &είον συναίρεται, τοσούτον τοις άδίκοις έναντιοΟται. (Halm 308)

'Οδοιπόροι και "Αρκτος. Δύο φίλοι την αύτην όδόν έβόδιζον. "Αρκτου δέ αύτοίς έπιφανείσης, ό μεν εις φβάσας άνέβη έττί τι δένδρον και ένταΰόα έκρύπτετο' ó δέ ετερος, μέλλων περικατάληπτος γίνεσ&οι, πεσών έ»η του έδάer te s u m e r e ; "

Phaedrus II

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B U C H II PROLOG Das beispielhafte V o r b i l d ist die A n Aesops. und Fabeln streben nichts als dieses Eine a n : daß sie der Menschen I r r u n g e n berichtigen und sich an ihnen schärfe Geistestätigkeit. W o f e r n denn scherzhaft die E r z ä h l u n g ist, soll sie wenn man sein Ohr ihr leiht und sie d e m Z w e c k entspricht sich nicht empfehlen durch V e r f a s s e r n a m e n ; nein, nur durch sich selbst. B e w a h r e n will ich sorglich w o h l den Geist des Alten ; schieb ich aber e t w a s ein, damit des A u s d r u c k s Wechsel auch e r g ö t z e n m a g , so n i m m es, lieber Leser, f r e u n d l i c h an, vorausgesetzt, d a ß meine K ü r z e W ü r z e ist. Doch weil ich Kürze nicht w e i t s c h w e i f i g loben will, sag ich dir an, w e s h a l b du G i e r i g e n w e i g e r n sollst, was du Bescheidenen gibst, auch w e n n sie's nicht v e r l a n g t . zur tolgenden Fabel 2,1 gezogen. - Programmatisch heb« der Dichter den didaktischen Zweck hervor; für Scherzhaftes entschuldigt er sich gewissermaßen. Ein Grieche brauchte dies nie zu tun, aber der altrömische Begriff der gravitas verlangte dies wohl immer noch. Er will den Stil Aesops wahren (denn so müssen wir JMMJ und mos hier wohl auffassen), also \m ¿enus МсеяШ humiU und knapp schreiben, wie denn auch die wenigen Fabeln dieses Buches ausnahmslos kurz sind. - Zu varittas vgl. Val. Max. 2,10 extr. 1 dandum est aliquid loci etiam aliegenis exemplis, ut domesticis aspersa varietale ipsa delcctent; Justin praef. 1 sive varietale et novitate operis delectatus; aber .deiectat variatio' steht nicht schon im Horatio." Vgl. gnech.MCTaßoXf) JtóvTCOV γλυκύ.(Eurip. Or. 234). Aristot riel. 1,11 und etk. Nie. 7,15.

RIND, L Ö W E U N D R Ä U B E R Ein L ö w e riß ein R i n d und stand auf i h m : da k a m hinzu ein J ä g e r und v e r l a n g t e seinen Teil. „Ich g ä b ' s d i r , " sprach d e r , , . n ä h m s t du d i r ' s nicht i m m e r s e l b s t , "

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5

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Phaedrus II

et improbum reiecit. forte innoxius viator est deductus in eundem locum, feroque viso rettulit retro pedem. cui Placidus ille „ N o n est quod timeas" ait; „en, quae debetur pars tuae modestiae audacter tolle." tunc diviso tergere silvas petivit, homini ut accessum daret. Exemplum egregium prorsus et laudabile; verum est aviditas dives et paup>er pudor. Ob

pToeJaior

Gtorg.

hier . R i u b e i '

1,130) b e d e u t e t ,

oder .Riubtiei",

ist u m s t r i t t e n .

vielleicht

Mit Burmann

den

W o l f (cf.

überseuen

wir

Verg. Jäger*:

3. AESOPVS AD Q V E N D A M D E SVCCESSV I N P R O B O R V M

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Laceratus quidam morsu vehementis canis, tinctum cruore panem inmisit malefico, audierat esse quod remedium vulneris. tunc sic Aesopus: ,,Noli coram pluribus hoc facere canibus, ne nos vivos devorent, cum scierint esse tale culpae praemium." Successus inproborum plures allicit.

4. A Q V I L A , F E L E S E T APER Aquila in sublimi quercu nidum fecerat; feles cavernam nancta in media pepererat ; Sus nemoris cultrix fetum ad imam posuerat. tum fortuitum feles contubernium fraude et scelesta sic evertit malitia. ad nidum scandit volucris: „Pernicies" ait „tibi paratur, forsan et miserae mihi.

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und wies den Frechen ab. Da kam ein Wandersmann, der schuldlos war, desselben W e g s ; doch als er dort das Raubtier sah, wich er zurück. Doch freundlich sprach der L ö w e : „Du hast keinen Grund zur Furcht, drum nimm getrost den Anteil, welcher dir gebührt, weil du bescheiden bist." Er teilte drauf das Fleisch und gab, zum Wald sich wendend, so dem Menschen freien Weg. Ein prächtig Vorbild wohl und löblich g a r : jedoch in Wirklichkeit wird Gier bereichert. Anstand arm. vgl. Ovid met. 12,306 Abas praedator apronim, wie denn auch prútda oh für Jagdbeute, Fang, steht.

AESOP ÜBER DEN E R F O L G DES B Ö S E N Ein Mann, verwundet einst durch bösen Hundes Biß warf Brot, mit seinem Blut getränkt, dem Unhold vor, dies würde seine Wunde heilen, hörte er. Da sprach Aesop: „ L a ß andre Hunde dies nicht sehn, sonst fressen sie uns alle lebend auf, wenn sie erfahren, daß man so die Übeltat belohnt." Die Bösen, wenn erfolgreich, locken andre an. Vgl. Aesop .Der vom Hund Gebissene' (Halm 221).

A D L E R , K A T Z E UND W I L D S A U Ein Adler baut' auf hoher Eiche sich sein Nest; auf halber Höhe fand ein Loch die Katze, w o sie ihre Jungen warf; ganz unten an dem Baum bracht' eine Wildsau ihre Ferkel auch zur Welt. Die Wohngemeinschaft, die der Zufall so geschafft, vernichtete der Katze ruchlos-böse List. Sie kletterte hinauf zum Adlernest und sprach : ,.Verderben droht dir und vielleicht mir Armen auch.

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P h a e d r u s II

nam fodere terram q u o d vides cotidie a p r u m insidiosum, q u e r c u m vult evertere, ut nostrani in plano facile p r o g e n i e m o p p r i m â t , " terrore offuso et pcrturbatis sensibus, derepit ad cubile saetosae suis; „ M a g n o " inquit „in pericio sunt nati tui. nam simul exieris pastum c u m tenero grege, aquila est parata rapere porcellos tibi." hunc q u o q u e timore p o s t q u a m complevit locum, dolosa t u t o condidit sese cavo, inde evagata noctu suspenso pede, ubi esca se replevit et p r o l e m suam, pavorem simulans prospicit t o t o die. ruinam metuens aquila ramis desidet; aper rapinam vitans non prodit foras, quid multa? inedia sunt c o n s u m p t i cum suis, felisque catulis largam p r a e b u e r u n t dap>em. Q u a n t u m h o m o bilinguis saepe concinnet mali, d o c u m e n t u m habere hinc stulta credulitas potest.

7. M V L I D V O E T L A T R O N E S

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Muli gravati sarcinis ibant d u o ; unus ferebat fiscos cum pecunia, alter tumentes m u l t o saccos h o r d e o . ille onere dives celsa cervice eminet clarumque collo iactat t i n t i n n a b u l u m ; comes quieto sequitur et placido gradu. subito latrones ex insidiis advolant interque caedem f e r r o ditem sauciant, diripiunt n u m m o s , neglegunt vile hordeum. spohatus igitur casus c u m fleret suos, „ E q u i d e m " inquit alter „ m e c o n t e m p t u m gaudeo; nam nil amisi, пес sum laesus v u l n e r e . " H o c a r g u m e n t o tuta est h o m i n u m tenuitas, magnae p>ericlo sunt opes obnoxiae.

Phaedrus II

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denn w e n n du täglich w ü h l e n siehst die Sau, so will mit Arglist stürzen sie den B a u m , um d a n n am B o d e n leicht zu fressen unsere B r u t . " N a c h d e m sie ihn in S c h r e c k e n so versetzt und g a n z v e r w i r r t , kroch sie z u r borstigen Sau hinab: » G e f ä h r d e t sind die J u n g e n d i r : sobald du deine zarte S c h a r zur W e i d e führst, raubt deine Ferkelchen der A a r . " A u c h hier verbreitete sie A n g s t , und listenreich v e r b a r g sie sich in sicherer H ö h l u n g . Nachts n u r schlich heraus sie, fütternd sich und ihre B r u t ; am T a g saß, Furcht vortäuschend, auf der A u s s c h a u sie. Der A a r , den Sturz des B a u m e s fürchtend, sitzt a m A s t ; die S a u , vor R a u b z u g b a n g e n d , w a g t sich aus der Suhle nicht. Kurz - jedes mit den J u n g e n starb den H u n g e r t o d , und Katz' u n d Kätzchen boten so ein Festmahl sie. Welch Unheil oftmals stiftet D o p p e l z ü n g i g k e i t erlern' an d i e s e m Beispiel T o r e n g l ä u b i g k e i t .

DIE ZWEI M A U L T I E R E U N D DIE R Ä U B E R Zwei M a u l t i e r ' , schwer beladen, zogen ihres W e g s ; davon t r u g eines K ö r b e voller Geld, das andre Säcke, die mit Gerste prall g e f ü l l t . Stolz hebt den Nacken jenes, reich d u r c h seine L a s t , und hell ertönen läßt sein G l ö c k c h e n es am H a l s ; mit r u h i g e m Schritte folgt ihm sein G e f ä h r t e nach. Da stürmen plötzlich R ä u b e r aus dem Hinterhalt, man k ä m p f t : das reiche w i r d v e r w u n d e t mit d e m S c h w e r t , man raubt sein G e l d ; die billige Gerste schiert sie nicht. Da das b e r a u b t e nun sein Mißgeschick b e w e i n t , sprach's a n d e r e : ,,Daß man mich mißachtet, freut mich nur, denn ich v e r l o r nichts und ich w a r d auch nicht v e r l e t z t . " Dies zeigt, d a ß sicher ist der d ü r f t i g e kleine M a n n , doch g r o ß e r R e i c h t u m ist G e f a h r e n ausgesetzt. Epimythium: häufiger Gedanke, vgl. auch J u v e n a l : latrone viator (10, 22).

canubit

vacuus

coram

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Phaedrus Π 8. C E R V V S A D B O Y E S

Ccrvus nemorosis excitatus latibulis, ut v e n a t o r u m effugeret instantem п е с е т , cacco timore p r o x i m a m villam petit et o p p o r t u n o se bovili condidit. 5

10

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hic bos latenti : „ Q u i d n a m voluisti tibi, infelix, ultro qui ad п е с е т cucurreris, h o m i n u m q u e tecto spiritum c o m m i s e r i s ? " at ille supplex „ V o s m o d o " inquit „parcite; occasione rursus e r u m p a m data." spatium diei noctis excipiunt vices. f r o n d e m bubulcus adfert, nil adeo videt. eunt subinde et redeunt omnes rustici, n e m o animadvertit; transit etiam vilicus, nee ille quicquam sentit, t u m gaudens ferus b u b u s quietis agere coepit gratias, hospitium adverso q u o d praestiterint tempore, respondit unus „Salvum te v o l u m u s q u i d e m , sed ille qui oculos c e n t u m habet, si venerit, m a g n o in periclo vita vertetur t u a . " haec inter ipse d o m i n u s a cena redit, et, quia c o r r u p t o s viderat nuper boves, accedit ad praesepe: „Cur frondis p a r u m est? stramenta desunt. tollere haec aranea q u a n t u m est laboris?" d u m scrutatur singula, cervi q u o q u e alta conspicatur c o r n u a ; q u e m convocata iubet occidi familia, praedamque tollit. Haec signilicat fabula d o m i n u m videre p l u r i m u m in rebus suis.

Phaedrus II

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DER HIRSCH BEI DEN R I N D E R N Ein Hirsch, aus seinem Waldcslager aufgescheucht, den plötzlich Tod von Jägerhand bedrohte, floh in wilder Panik zu dem nächsten Bauernhof und barg sich in dem Rinderstall, der sich ihm bot. Eine Ochse sptach zu dem Versteckten : „Was bezweckst du doch. Unseliger, der du von selbst rennst in den Tod und eines Menschen Haus dein Leben anvertraust?" Doch jener flehte: „Schone meiner nur; sobald Gelegenheit sich bietet, brech' ich aus von hier." Der Tag vergeht, es löst die Nacht ihn ab. Es bringt der K u h h i n grünes Laub herein, doch sieht er nichts. Es kommt, es geht ein jeder Bauernknecht, doch keinem fällt was auf. Der Vorarbeiter k o m m t : auch er merkt nichts. Des freute sich der Hirsch und dankt den Ochsen, daß sie still geblieben und gastlich aufgenommen ihn in seiner Not. Ein Rind gab Antwort: „Heil zwar wünschen wir dir, doch kommt jener Hundertäugige herein, so kann es bald um dich geschehen sein." Vom Mahle kam der Herr jetzt selbst, und weil das Vieh in schlechtem Zustand kürzlich er gesehen, trat er an die Krippe: ,,Warum liegt zuwenig L a u b ? Es fehlt an Streu. Die Spinneweben wegzumachen, war euch wohl zu s c h w e r ? " Und als er so eins um das andere prüft, sieht er das Hirschgeweih. Da ruft die Knechte er, und man erschlägt den Hirsch, Er trägt die Beute fort. Es zeigt die Fabel an, daß man am meisten sieht, wenn es um Eigenes geht.

Epim. »Des Herren Auge sieht am besten" - sprichwörtlich, vgl. PlirL 18, 6,43: maiores nostri fertilissimum in agris oculum domini esse dixerunt.

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Phaedrus II 9. A V C T O R

Aesopi ingenio statuam posuere Attici, servumque collocarunt aeterna in basi, patere honoris scirent ut c u n a i viam nec generi tribui sed virtuti gloriam. 5

quoniam occuparat alter ut primus foret, ne solus esset, studui, q u o d superfuit, пес haec invidia, v e r u m est aemulatio. quodsi labori faverit Latium meo, plures habebit quos o p p o n a t Graeciae.

10

si Livor obtrectare curam voluerit, non tamen eripiet laudis conscientiam. si n o s t r u m Studium ad aures cultas pervenit, et arte fictas animus sentit fabulas, o m n e m querelam submovet felicitas.

15

sin autem rabulis doctus occurrit labor, sinistra quos in lucem natura extulit, nec quidquam possunt nisi meliores с а ф е г е , fatale exilium corde d u r a t o feram, donec F o r t u n a m criminis pudeat sui. Aitici: Phaedrus gebraucht niemals das fur den kurzen Ven wohl auch zu schwerfilhgc Athenienies; die ursprünghch diskreten Begriffe wurden schon früh synonym. - Nach V. 11 nimmt Havet eine Lücke an und fügt dem

Phaedrus II

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NACHSPRUCH ZU BUCH 2 Ein Standbild schuf Athen dem Genius Aesops, dem Sklaven ward zuteil ein ewig Pedestal, daß alle w ü ß t e n , frei zur E h r u n g lag' der Pfad, nicht zollt' man sie dem Adel, sondern dem Verdienst. Da nun ein anderer mir z u v o r g e k o m m e n ist, mußt', daß er nicht der Einzige bleib', mein Vorsatz sein. Dies ist nicht Neid, Nacheifern ist es nur, und ist nun Latium meinem Werk geneigt, hat's g e g e n ü b e r Hellas einen A u t o r mehr. Wenn aber Neid mein Werk herunterreissen will, so weiß ich doch, daß was ich schuf, mir Preis verdient. Wenn an Gebildeter O h r e n mein B e m ü h e n dringt und jener Urteil Kunst in meinen Fabeln sieht, dann übersteigt mein G l ü c k s g e f ü h l Beschwerden mir. Gerät an Kritikaster mein gelehrtes W e r k , wie die N a t u r in böser Stunde sie erzeugt, die sonst nichts k ö n n e n als zerzausen Bessere, so trag Verbannungsschicksal ich mit festem M u t , bis sich F o r t u n a schämt o b ihrer Missetat. Schluß des Epilogs Vers 33-63 des Prologs von Buch 3 hinzu; auch sonst ist der Text vielfach umstritten. - Das stolze Selbstgefühl des exe¿i тонштепШт bzw. iam^t opus extgi klingt hier an. denn Phaedrus zielt natüriich auch auf sein eigenes Verdienst

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Phaedrus III LIBER III PHAEDRVS AD EVTYCHVM

45

Nunc, fabularum cur sit inventum genus, brevi doccbo. servitus obnoxia, quia quae volebat non audebat dicere, affectus proprios in fabellas transtulit, calumniamque fictis elusit iocis. ego illius pro semita feci viam, et cogitavi plura quam reliquerat, in calamitatem deligens quaedam meam. quodsi accusator alius Sciano foret, si testis alius, iudex alius denique, dignum faterer esse me tantis malis, nec his dolorem delenirem remediis. suspicione si quis errabit sua,

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et, rapiens ad se quod erit commune omnium, stulte nudabit animi conscientiam, huic excusatum me velim nihiio minus, ncque enim notare singulos mens est mihi, verum ipsam vitam et mores hominum ostendere.

35

40

Sejan, der mächtigc Minister des Tiberius, d e r eine eheliche V e r b i n d u n g mit d e m H e r r s c h e r h a u s e - und vielleicht n o c h m e h r - anstrebte, w u r d e i. J. 31 gestürzt u n d mit seiner Familie u m g e b r a c h t . Sem Sturz (dargestellt v o n D i o Cassius 58,10 und erwähnt bei Juvenal (10, 66 (f.) brachte es mit sich, da£ nachträglich auch zu Recht v o n ihm Verurteilte allgemeine S y m p a t h i e e r w a r b e n . W e g e n welchen V e r g e h e n s P h a e d r u s angeklagt u n d bestraft w u r d e (carmina

l.ANVS AD AMPHORAM Anus iacere vidit epotam amphoram, adhuc Falerna facce e testa nobili odorem quae iucundum late spargerei, hunc postquam totis avida traxit naribus :

Phaedrus III

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BUCH III A U S DEM PROLOG Kurz leg ich dar, weshalb die Gattung man erfand, die „Fabel" heißt. Der Sklave, hilflos Untertan, der sich zu sagen, was er wollte, nicht getraut, hat in Histörchen, was er fühlte, eingehüllt, entgehend so der Strafe durch erfundenen Scherz. Wo jener einen Pfad, baut' eine Straße ich, und mehr noch, als er hinterließ, hab ich erdacht. Auch so trug einiges davon mir Unbill ein. Hätt mich ein anderer als Sejan verklagt, und war gewesen Zeuge nicht und Richter dieser selbe Mann selbst dann gestünd ich, daß viel Böses ich verdient und brauchte solche Linderung nicht für meinen Schmerz. Wähnt fortan jemand irrig, daß auf ihn ich ziel, auf sich beziehend, was für alle gilt, so legt er töricht bloß, wie schlecht's um sein Gewissen steht. Doch trotzdem mag auch dieser mir verzeihn : brandmarken will ich ja nicht Einzelne - vielmehr darstellen will ich Menschenleben und -moral p r o b r o s a ? ) ist nicht b i k i n n t ; j e d e n f a l l s hat S e j a n , w i e a u s d i e s e n o f f e n b a r nach Sejans T C K Ì veröffentlichten Versen hervorgeht, g e g e n ü b e r Phaedrus nicht seine übliche Grausamkeit walten lassen. - 38 J e n e r * ist natürlich Aesop: schon hier wird also die »aesopische" Fabel als Gattung, nicht als das ausschließliche W e r k Aesops, bezeichnet. 50 Ратсете prrsonii^

dum

de viliit

ist auch Martials Grundsatz (10, 33,10).

DAS A L T E WEIB ZUM WEINKRUG Eine Alte sah einen Krug von Zechem ausgeleert; aus edler Flasche duftete noch Bodensatz Falerner Weines angenehm heraus. Das Weib zog gierig, mit den Nüstern schnüffelnd, ein den Duft.

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5

P h a e d r u s III

„ О suavis anima, quale in te dicam bonum antchac fuisse, tales cum sint reliquiae!" Hoc quo pertineat dicet qui me noverit.

4. L A N I V S E T SIMIVS Pendere ad lanium quidam vidit simium inter relicuas merces atque opsonia; quaesivit quidnam saperet. tum lanius iocans „Quale" inquit „caput est, talis praestatur sapor.' Ridicule magis hoc dictum quam vere aestimo; quando et formosos saepe inveni pessimos, et 1иф1 facie multos cognovi optimos.

5. AESOPVS E T P E T V L A N S Successus ad perniciem multos devocat.

5

10

Aesopo quidam petulans lapidem impegerat. „Tanto" inquit „melior!" assem deinde illi dedit sic prosecutus: „Plus non habeo mehercule, sed unde accipcre possis monstrabo tibi, venit ecce dives et pюtens; buie similiter inpinge lapidem, et dignum accipies praemium." p>ersuasus ille fecit quod monitus fuit, sed spes fefellit impudentem audaciam; comprensus namque poenas persolvit cruce.

Phaedrus III

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„ О süßer Geist, wie gut mußt du gewesen sein, wenn selbst der Bodensatz noch so vortrefflich i s t ! " Was ich hiermit wohl meine? Wer mich kennt, versteht's. Der Sinn ist nicht ganz dcutUch : vielleicht beklagt Ph. sein Alter und erinnen sich seiner Jugend, so wie man bei einer früheren Schönheit von /« luamx rules spricht ; Hävers Vermutung, daß Ph. um die verlorene Freiheit Roms, libertatem рмЬИсам, trauere, wird von Perry ad loc. überzeugend widerlegt

D E R M E T Z G E R UND D E R

AFFE

Im Metzgerladen war ein Affe aufgehängt mit anderem Fleisch und Fisch. Dies sah ein Mann und fragt' : „Wie schmeckt denn d a s ? " - Der Metzger sprach im Scherz: ,,So scheußlich, wie es aussieht, schmeckt das V i e h . " Ich glaube, daß dies mehr ein Witz als Wahrheit war. Oft fand ich nämlich, daß, wer schön, ein Schurke war, dagegen kannt' ich viele, häßlich, aber brav. Es ist nicht bekannt, daß Affenfleisch im Altertum jemals gegessen wurde; hier lieg» wahrscheinlich nur ein Scherz vor.

AESOP UND DER

UNVERSCHÄMTE

Erfolg führt viele zum Verderben hin. Ein Frechling warf und traf mit einem Stein Aesop. ,,Recht gut s o " , sprach der und gab einen Pfennig ihm und fuhr so f o r t : „Mehr hab ich leider nicht, bei G o t t , doch zeig ich dir, wie du noch mehr bekommen kannst. Ein Reicher, schau, und Mächtiger kommt hier; den triff wie mich mit einem Stein, dann wird dir würdiger L o h n . " Bereden ließ sich der und tat, was man ihm riet. Doch seine Unverschämtheit wurde schwer enttäuscht ; verhaftet wurde er und büßte es am Kreuz. auch hier kann man mit L. Müller mebercula, sprich mtrcmlts, lesen.

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Phaedrus III 6. MVSCA E T MVLA

Musca in temone sedit et mulam increpans „Quam tarda es" inquit „поп vis citius progredì ? vide ne dolone collum conpungam tibi." respondit ilia „Verbis non moveor tuis; 5 sed istum timeo sella qui prima sedens cursum flagello temperat lento meum, et ora frenis continet spumantibus. quapropter aufer frivolam insolentiam ; nam et ubi tricandum et ubi sit currendum scio." 10 Нас derideri fabula merito potest qui sine virtute vanas exercet minas.

9. SOCRATES AD AMIGOS

5

Vulgare amici nomen sed rara est fides. Cum parvas aedes sibi fundasset Socrates (cuius non fugio mortem si famam adsequar, et cedo invidiae dummodo absolvar cinis), sex populo sic nescioquis, ut fieri solet: ,Quaeso, tam angustam talis vir ponis domum?" ,Utinam" inquit „veris hanc amicis impleam!" l l . E V N V C H V S A D IMPROBVM

5

Eunuchus litigabat cum quodam improbo, qui super obscena dicta et petulans iurgium damnum insectatus est amissi corporis. „ E n " ait ,;hoc unum est cur laborem validius, integritatis testes quia desunt mihi. sed quid Fortunae, stalte, delictum arguis? id demum est homini turpe quod meruit pati."

Phícdrus III

207

DIE FLIEGE UND D A S M A U L T I E R Die Fliege auf der Deichsel schalt das Maultier aus. „Wie langsam bist du", sprach sie, „gehe schneller doch, sonst stech mit meinem Stachel ich dich in den Hals." Das Maultier sprach: ,,Es rührt mich dein Geschwätze nicht; Angst hab ich nur vor jenem vorne auf dem Bock, der mit geschmeidiger Peitsche meinen Lauf regiert und mir das Maul beherrscht mit schäumendem Gebiß. Drum laß von deiner unverschämten Frechheit ab, ich weiß schon, wann's zu trödeln, wann's zu laufen g i l t . " In dieser Fabel wird mit Recht ein Mensch verlacht, der leere Drohung ausstößt, aber kraftlos ist. S O K R A T E S ZU SEINEN F R E U N D E N Von Freunden spricht man viel, doch selten ist die Treu. Es hatte Sokrates ein Häuschen sich erbaut (gern würd' wie er ich sterben, hätt' ich seinen Ruhm, und wich' der Bosheit, spräch man meine Asche frei) da sagte irgendwer zu ihm, wie man halt spricht : „Nanu, so enges Häuschen für so großen M a n n ? " „Oh könnt ichs", sprach er, „doch mit wahren Freunden füllen !" DER EUNUCH A N T W O R T E T DEM B Ö S A R T I G E N Mit einem Neidling führte Rechtsstreit ein Eunuch. Der überhäuft ihn mit obszönen Schimpferein und warf ihm schließlich vor, daß er verstümmelt sei. ,,Ιη dieser Hinsicht", sprach der, „bin im Nachteil ich, weil ich nicht kann, daß ich unschuldig bin. Warum, du Dummkopf, rechnest du als Schuld mir an, was mir das Schicksal angetan? Dem Menschen reicht zur Schande nur, was er zu Recht erleiden m u ß . " ШШ: Die Übersetzung versucht das Wortspiel ШШ = 1. Zeuge 2. Testikel, wiederzugeben.

208

P h a e d r u s III

12. P V L L V S A D M A R G A R I T A M In sterculino pullus gallinacius dum quaerit escam, margaritam repperit. „laces indigno quanta res" inquit „lcx:o! hoc si quis pretii cupidus vidisset tui, olim redisses ad splendorem pristinum. ego quod te inveni, potior cui multo est cibus, nec tibi prodesse пес mihi quicquam p>otest." Hoc illis narro qui me non intellegunt.

13. APES E T FVCI VESPA IVDICE

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10

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Apes in alta fecerant quercu favos, hos fuci inertes esse dicebant suos. Iis ad forum deducta est, vespa iudice; quae, genus utrumque nosset cum pulcherrime, legem duabus hanc proposait partibus : „ N o n inconveniens corpus et par est color, in dubium piane res ut merito venerit. sed, ne religio peccet inprudens mea, alvos accipite et ceris opus infundite, ut ex sapore mellis et forma favi, de quis nunc agitur, auctor horum appareat." fuci recusant, apibus condicio placet, tunc illa talem rettulit sententiam : „Apertum est quis non posait et quis fecerit. quapropter apibus fructum restituo suum." Hanc praeterissem fabulam silentio, si pactam fuci non récusassent fidem.

Phaednis III DER H A H N ZUR P E R L E Am Düngerhaufen suchte Futter sich ein Hahn und fand dort eine Perle. „Ach", sprach er, „was liegst du wertvoll Ding doch dort, wo es dir nicht gebührt. Hätt' jemand dich gesehn, auf deinen Wert erpicht, so strahltest längst du schon im dir gemäßen Glanz. Daß ich dich fand, w o mir viel mehr am Fressen liegt, ist keinesfalls von Nutzen - weder dir noch mir." Für den gilt die Geschichte, welcher mich nicht schätzt.

DIE W E S P E R I C H T E T ZWISCHEN BIENEN UND D R O H N E N Die Bienen bauten Waben hoch im Eichenbaum, die faulen Drohnen sagten, daß es ihre sei'n. Der Streit kam vors Gericht, die Wespe richtete. Die wußte nun recht gut mit beider Art Bescheid und legte den Parteien die Entscheidung vor: „An КофегЬаи und Farbe ähnelt ihr euch ja, so daß der Fall mit Recht ein zweifelhafter ist. Damit ich nicht versehentlich die Pflicht verletz', nehmt diese Körbe und füllt aus mit eurem Werk das Wachs, damit ich am Geschmack des Honigs und der Form der Waben sehe, wer die hergestellt." Die Drohnen weigern sich, den Bienen ist es recht ; drauf gab die Wespe dieses Urteil ab: „Klar liegt nun, wer's nicht konnte und wer es getan, drum geb den Bienen jetzt ich ihrer Arbeit Frucht." Ich hätte diese Fabel nicht erwähnt, w o f e m die Drohnen ihr Versprechen eingehalten.

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Phaedrus III 14. D E L V S V E T S E V E R I T A T E

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P u e r o r u m in turba q u i d a m l u d e m e m Atticus A e s o p u m nucibus c u m vidisset, restitit, et quasi delirum risit. q u o d sensit simul derisor potius q u a m deridendus senex, a r c u m retensum posuit in media via; „ H e u s " inquit „sapiens, expedi quid fecerim." concurrit populus. ille se torquet diu, nec quaestionis positae causam intellegit. novissime succumbit. t u m victor s o p h u s : „Cito r u m p e s arcum, semper si tensum habueris; at si laxaris, cum voles erit utilis." Sic lusus a n i m o debent aliquando dari, ad c o g i t a n d u m melior ut redeat tibi.

17. A R B O R E S I N D E O R U M TUTELA

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O l i m , quas vellent esse in tutela sua, divi legerunt arbores, quercus lovi, at myrtus Veneri placuit, Phoebe laurea, pinus Cybebae, populus celsa Herculi. Minerva admirans, quare steriles sumerent, interrogavit. causam dixit luppiter: „ H o n o r e m fructu ne videamur vendere." , A t mehercules narrabit, quod quis voluerit, oliva nobis propter f r u c t u m est gratior." t u m sic deórum genitor atque h o m i n u m sator: „ 0 nata, merito sapiens dicere omnibus, nisi utile est, quod facimus, stulta est gloria." Nihil agere, q u o d n o n prosit, fabella admonet.

PhaedrusIIl SPANNUNG U N D E N T S P A N N U N G In einer Schar von Buben spielte einst Aesop um Nüsse. Ein Athener sah's, blieb stehn und lacht' ihn aus wie einen Narren. Als der Greis dies sah, der eher Spötter als das Ziel des Spottes war, legt' auf die Straß' er einen Bogen, der entspannt. ,,Schlaubcrger", sprach er, „leg mal aus, was ich da tat." lief das Volk zu Häuf; lang quälte der sich ab, doch des Problèmes Sinn begriff er keineswegs zum Schlüsse gab er auf. Der Weise, der gewann, sprach: „Immer straff gespannt zerbricht der Bogen bald, entspannt jedoch bleibt nützlich er, wenn man ihn braucht." So gönne manchmal auch Entspannung man dem Geist, damit er dann zum Denken besser tauglich sei.

BÄUME UNTER DEM SCHUTZ DER GÖTTER

5

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Einst wählten sich die Götter Bäume, welche sie beschützen wollten. Juppiter gefiel die Eiche, die Myrte Venus, Phoebus dann der Lorbeerbaum, Cybele die Pinie, Herakles die hohe Pappel. Minerva fragt' erstaunt, warum sie Bäume wählten, die ohne Früchte. Juppiter nennt ihr den Grund: „Nicht aussehn darPs, als gäben wir der Frucht die Ehr!' „Fürwahr, erzählen kann mir einer, was er will: Der Ölbaum ist der Früchte wegen mir genehm." Drauf sprach der Götter Vater und der Menschen Schöpfer: „Mein Kind, von allen wirst mit Recht du klug genannt. Bringt Tun nicht Nutzen, töricht ist dann unser Ruhm." Was uns nicht nutzt, das nicht zu tun, die Fabel mahnt.

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Phaedrus ΠΙ 18. P A V O A D I V N O N E M D E VOCE SVA

Pavo ad lunonem venit, indigne ferens cantus luscinii quod sibi non tribuerit; illum esse cunctis auribus mirabilem, se derideri simul ac vocem miserit. 5 tunc consolandi gratia dixit dea: „Sed forma vincis, vincis magnitudine; nitor smaragdi collo praefulget tuo, pictisque plumis gemmeam caudam explicas." „ Q u o mi" inquit „mutam sf>eciem si vincor sono?" 10 „Fatorum arbitrio partes sunt vobis datae; Tibi forma, vires aquilae, luscinio melos, augurium corvo, laeva cornici omina; omnesque propriis sunt contentae dotibus. noli adfectare quod tibi non est datum, 15 delusa ne spes ad querelam reccidat."

19. A E S O P V S R E S P O N D E T G A R R V L O

5

10

Aesopus domino solus cum esset familia, parare cenam iussus est maturius. ignem ergo quaerens aliquot lustravit domus, tandemque invenit ubi lacernam accenderet, tum circumeunti fuerat quod iter longius effecit brevi us: namque recta per forum coepit redire, et quidam e turba garrulus : „Aesope, medio sole quid tu lumine?" „ H o m i n e m " inquit „quaero," et abiit festinans domum. Hoc si molestus ille ad animum rettulit, sensit profecto se hominem non visum seni, intemf)estive qui occupato adluserit.

Phaedrus III

213

DER PFAU B E S C H W E R T SICH BEI J U N O Zu J u n o kam der Pfau, entrüstet, weil sie ihm der Nachtigall Gesang, der jedes Ohr entzückt, versagt : sobald er seine Stimme nur erheb', werd' er verlacht. £>a sprach die Göttin, ihm zum Trost : ,,Αη Schönheit doch besiegst du sie, an Größe auch, smaragdenglänzend leuchtet schimmernd dir der Hals, schlägst du ein Rad, so funkelt's bunt wie Edelstein." ,,Was frommt mir stumme Schönheit, steh' im Sang ich nach ?" ,,Das Schicksal teilte jedem von euch zu sein L o s : dir Schönheit, Kraft dem Adler, Sang der Nachtigall, Weissagung Raben, Krähen böse Prophetie, und sich bescheidet jeglicher mit seinem Los. Drum trachte nicht nach dem, was dir nicht zugeteilt, sonst wirst du nur enttäuscht und bleibst ein Querulant." Der Pfau w»r Attribut der J u n o ; er wurde durch die Phönizier zuerst auf Samos bekannt.

AESOP A N T W O R T E T EINEM S C H W Ä T Z E R Als einst Aesop des Herren einziger Sklave war, sollt' früher als gewohnt das Mahl er richten ihm. So ging er, Feuer suchend, drum von Haus zu Haus, bis er eins fand, sein Lämpchen anzuzünden dort : Weil nun sein Hinweg ihn zu weit herumgeführt, nahm er den kürzeren R ü c k w e g mitten durch den Markt. Da sprach ein Schwätzer aus der Menge: „Was willst du, Aesop, am hellen Tage mit der Lampe d e n n ? " ,,Ich suche einen Menschen". Sprach's und eilte heim. Falls jener Lästige dies sich zu Gemüt geführt, so merkt' er wohl, daß er dem Greis als Mensch nicht galt, da er zur Unzeit neckte den Beschäftigten. Parallele zu der bebnnten Diogenes-Anekdote bei Diog. Laert. 6,41.

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Phaedrus IV LIBER IV l.ASINVS ET GALLI

Qui natus est infelix, non vitam modo tristem decurrit, verum post obitum quoque persequitur ilium dura fati miseria.

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Galli Cybebes circum in questus ducere asinum solebant, baiulantem sarcinas is cum labore et plagis esset mortuus, detracta pelle sibi fecerunt tympana, rogati mox a quodam, delicio suo quidnam fecissent, hoc locuti sunt modo: „Putabat se post mortem securum fore: ecce aliae plagae congeruntur mortuo!"

2. P O E T A loculare tibi videmur: et sane levi, dum nil habemus maius, calamo ludimus. sed diligenter intuere has nenias; quantam in pusillis utilitatem reperies ! non semper ea sunt quae videntur: decipit frons prima multos, rara mens intellegit quod interiore condidit cura ángulo.

Phaedrus IV

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BUCH IV DER E S E L U N D DIE K Y B E L E - P R I E S T E R Wenn jemand von G c b u n zum Unheil ist bestimmt, ist kläglich nicht sein Leben nur: auch nach dem Tod verfolgt ihn harten Schicksals traurig Los. Cybebes Bettclpriester zogen durch das Land mit einem Esel, tragend ihr Gepäck. Als er an Überlastung und an Prügeln starb, da zogen sie das Fell ihm ab und spannten es auf ihre Tamburine. Jemand fragte sie, „ W a s tatet ihr mit eurem L i e b l i n g ? " - Jene drauf: „Er glaubt", er würde nach dem Tode sorgenfrei, doch siehe, neue Prügel kriegt er nach dem T o d . " Bei Apuleius ziehen die Bettelpnester gleichfalls mit einem £sel umher. Angesichts der den Galli nachgesagten sexuellen Ausschweifungen ist das Wort .delictum* Schoßtierchen, möglicherweise eine derartige Anspielung.

DER DICHTER SPRICHT Du meinst, ich spaße, und ich führe auch die Feder scherzend, wenn am ernsten Stoff mir's fehlt. Doch schau genau dir meine Kleinigkeiten an: zwar unbedeutend, sind sie praktisch-lehrreich doch. Nicht immer sind sie, was sie scheinen: viele täuscht die Außenwand, und selten nur ist die Intelligenz, die sieht, was sorgsam man im Inneren verbarg . . . Phaedrus widmete sein viertes Buch einem sonst unbekannten Gönner namens Particulo (sowohl Vorwort wie Nachwort); er beschreibt ihn als einen Mann von hervorragendem Geschmack, der Phaedrus' W e r k e abschreiben Ußt und unter seinen Freunden verbreitet. Daher kann man annehmen, daß obige Verse nicht an einen beliebigen Leser, sondern an Particulo gerichtet sind ; sie enthalten einen deutlichen W i n k , daß die Fabeln einen satirisch-politischen Hintergrund haben.

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Phaedrus IV

6. P V G N A MVRIVM E T MVSTELARVM

5

10

Cum vieti mures mustelarum-cxercitu (historia, quot sunt, in tabernis pingitur) fugerent et artos circum trepidarent cavos, aegre recepti, tamen evaserunt п е с е т : duces eorum, qui capitibus cornua suis ligarant ut conspicuum in proelio haberent signum quod sequerentur milites, haesere in portis suntque capti ab hostibus ; quos immolatos victor avidis dentibus capacis alvi mersit tartareo specu. Quemcumque populum tristis eventus premit, periclitatur magnitudo principum, minuta plebes facili praesidio latet.

8. SERPENS A D FABRVM FERRARIVM Mordaciorem qui improbo dente adpetit, hoc argumento se describi sentiat. In officinam fabri venit vipera, haec, cum temptaret si qua res esset cibi, limam momordit. ilia contra contumax, „Quid me," inquit, „stulta, dente captas laedere, omne adsuevi Ferrum quae conrodere?"

20. S E R P E N S MISERICORDI NOCIVA Qui fert malis auxilium, post tempus dolet. Gelu rigentem quidam colubram sustulit sinuque fovit, contra se ipse misericors;

Phaedrus IV

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DIE SCHLACHT ZWISCHEN MÄUSEN U N D W I E S E L N Als Mäuse flohen, die der Wiesel Heer besiegt (in jeder Kneipe sieht man dieses abgemalt), da drängten angstvoll sie sich vor dem engen Loch, gings wohl auch schwer - dem Tod entrannen sie. Doch ihre Generale hatten Hörner sich ans Haupt gebunden, daß den Truppen sie im Kampf gut sichtbar wären. Stecken blieben die im Tor, der Sieger fing sie, und mit gierigem Zahn zerriß sein Opfer er und schickte es hinab in des geräumigen Bauches Unterwelt. Wann immer Unheil arg ein Volk bedrängt, so sind's die hohen Herren, die dran glauben müssen: die kleinen Leute schützt die Unauffalligkeit.

D I E S C H L A N G E IN D E R S C H M I E D E Wenn einer den benagt, der schärfer beißen kann, so mag er diese Fabel auf sich selbst beziehn. In eine Schmiede schlich sich eine Viper ein, und als sie suchte, was zum Fressen tauglich sei, biß sie auf eine Feile. Trotzig sagte die: ,,Warum, du Närrin, probst du deinen Zahn an mir, wo ich doch Eisen aller Art zerbeiße?"

D I E S C H L A N G E STICHT D E N M I T L E I D I G E N Wer Bösen hilft, der büßt es bald durch Leid. Von Kälte ganz erstarrt, lag eine Schlange. Die hob einer auf und wärmte sie an seiner Brust

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P h a e d r u s IV

namquc, ut refecta est, nccuit h o m i n e m protinus. banc alia cum rogaret causam facinoris, respondit „ N e quis discat prodesse i m p r o b i s . "

22. P H A E D R U S Quid iudicare cogitas. Livor, m o d o ? Licet dissimulet, pulchre tamen intellego. Quicquid putabit esse dignum memoria, Aesopi dicet; si quid minus adriserit, a me contendet fictum quovis pignore. Q u e m volo refelli iam n u n c responso meo: Sive hoc ineptum sive laudandum est opus, invenit ille, nostra perfecit manus. Sed exsequamur coepti p r o p o s i t u m ordinem.

24. M Ö N S P A R T V R I E N S M ö n s parturibat, g e m i t u s immanes ciens, eratque in terris maxima expectatio. at ille m u r e m peperit. H o c scriptum est tibi, qui, magna cum minaris, extricas nihil.

Phaedrus IV

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voll Mitleid, doch sich selbst zum Unheil, weil den Mann sie tötete, kaum d a ß sie aufgetaut. Als eine andere fragte: „ W a r u m tat's du d a s ? " sprach sie: „ Z u r Lehre diene es: hilf Bösen nicht.'

PHAEDRUS „Welch Urteil, blasser Neid, gedenkst du n u n zu fall'n?" Mag er es auch bestreiten: klar erkenn' ich's doch: Was immer der Erwähnung wert zu sein i h m scheint, spricht zu er dem Aesop; was nicht gefallen hat, das, wettet er um jeden Preis, hätt' ich gemacht. Er sei jetzt widerlegt mit meinem W o r t : O b wenig passend oder lobenswert mein Werk; erdacht hat er's, vollendet hat es meine H a n d . Verfolgen will ich jetzt des Werks geplante Bahn. livor; Auseinandersetzung mit Kritikern; vgl. Epilog B. 2,10; Prolog B. 3, 60.

DER KREISSENDE BERG In Wehen lag ein Berg und stöhnte fürchterlich, und etwas Riesiges erwartete das L a n d , doch eine Maus gebar er. Dieses gilt f ü r dich, der G r o ß e s androht, doch nichts fertig bringt. Vgl. H e r . Ars pMt. 139

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Phaedrus V LIBER V 7. P R I N C E P S T I B I C E N

5

Vbi vanus animus aura captus frivola arripuit insolentem sibi fiduciam, facile ad derisum stulta levitas ducitur. Princeps tibicen notior paulo fuit, Ofteram Bathyllo solitus in scaena dare, is f o r t e ludis, n o n satis memini, quibus, d u m pegma rapitur, concidit casu gravi necopinus et sinistram fregit tibiam, duas c u m dextras maluisset perdere.

10

inter manus sublatus et m u i t u m gemens d o m u m refertur. aliquot menses transeunt, ad sanitatem d u m venit curatio. ut spectatorum molle est et lepidum genus, desiderari coepit, cuius flatibus

15

solebat excitari salrantis vigor. Erat facturus ludos q u i d a m nobilis. is, ut incipiebat Princeps ad baculum ingredi, perducit pretio precibus ut t a n t u m m o d o ipso l u d o r u m ostenderet sese die.

20

qui simul advenit, r u m o r dc tibicine fremit in t h e a t r o : q u i d a m adfirmant m o r t u u m , q u i d a m in conspcctum p r o d i t u r u m sine mora, aulaeo misso, devolutis tonitribus, di sunt locuti m o r e translaticio.

25

t u n c chorus i g n o t u m m o d o reducto canticum insonuit, cuius haec fuit sententia: LAETARE INCOLVMIS ROMA SALVO P R I N C I P E .

30

in plausus c o n s u r r e c t u m est. iactat basia tibicen; gratulari fautores putat. equester o r d o stultum e r r o r e m intellegit m a g n o q u e risu canticum repeti iubet. iteratur illud. h o m o meus se in pulpito t o t u m prosternit. plaudit inludens e q u e s ;

Phaedrus V

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BUCH V DER F L Ö T E N S P I E L E R FÜRST Wo wankelmüt'ge Volksgunst Dummheit unterstützt, die eitles Selbstvertrauen sich hat angemaßt, so macht sich dieser törichte Leichtsinn lächerlich. Ein Flötenspieler namens Fürst war wohlbekannt, musikbegleitend auf der Bühne den Bathyll. Bei einem Festspiel - welchem, weiß ich nicht genau als die Maschine ihn erhob, kam er zu Fall und brach sich unversehens das linke Flötenbein, (doch hätte lieber wohl zwei rechte er gemißt). Man hob den Mann, vor Schmerzen stöhnend, auf und trug ihn in sein Haus. Dann gehen Monate vorbei, bis ihm Behandlung endlich Heilung bringt. Das Publikum, nett und weichherzig, wie es ist, verlangte nach dem Manne, dessen Flötenton dem Tänzer Energie verlieh. Ein Schauspiel nun war im Begriff ein Edelmann zu geben, und als Fürst bereits auf Krücken hinkte, bat er ihn, für hohe Gage sich beim Stück zu zeigen nur. Es kam der Tag, und im Theater summte es Gerücht vom Flötenspieler: manche sagten, daß er tot sei, andere, daß sogleich er trete auf. Der Vorhang hob sich, Donner rollte durch das Haus, die Götter sprachen so wie es Theaterbrauch. Da sang der Chor ein Lied, dem Manne unbekannt, der eben erst zurück war : dies war sein Refrain : ROM, F R E U E D I C H : D E R FÜRST IST H E I L , U N D SICHER D U ! Das Publikum steht auf und klatscht: Kußhändchen wirft Herr Fürst, im Glauben, dieser Beifall gelte ihm. Die Ritter, die des Toren Irrtum gleich erkannt, vor Lachen brüllend, rufen: „Bis\ Nochmal das Lied!" Man wiederholt's - und unser guter Mann wirft sich zu Boden. Wieder klatscht der Ritterstand

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35

4 5. 6. 7. 8. 9. 17 f.

Phacdrus V

rogare populus hune coronam existimat. ut vero cunéis notuit res omnibus. Princeps, ligato crure nivea fascia, niveisque tunicis, nivcis etiam calcéis, superbiens honore divinae domus, ab universis capite est protrusus foras. Fürst. N u r so kann der Doppclsinn „ P r i n c e p s " , E i g e n n a m e und B e z e i c h n u n g des Kaisers a b Staatsoberhaupt, wiedergegeben w e r d e n . BathyDus, Mime u n d Tänzer, häufiger Artistenname, w o h l nach d e m v o n A n a k r e o n b e s u n g e n e n schönen K n a b e n dieses Namens. Diese W e n d u n g untersützt die V e r m u t u n g , d a ß hier ein wirkliches Ereignis erzählt w i r d . Maschine. Ptgma, eine V o r r i c h t u n g , mit der Schauspieler „ f l i e g e n " k o n n t e n . Fiötenbein. Ein Versuch, das doppelsinnige tibia w i e d e r z u g e b e n , was s o w o h l Schienbein wie Flöte bedeutet. Z w d rechte. Die tibtat äextrae spielten den Baß, die linken die h ö h e r e n T ö n e . Diese Verse, in den c o d d . kaum verständlich, w u r d e n in der hier v o r l i e g e n d e n F o r m v o n E d d . berichtigt. Man beachte den Stabreim in v. 18. Pretio-precibus ist eine g e b r ä u c h l i c h e Formel - „ f ü r Geld und gute W o r t e " .

10. CANIS V E T V L V S E T V E N A T O R Adversus omnes fortis et velox feras canis cum domino semper fecisset satis, languere coepit annis ingravantibus. aliquando obiectus hispidi pugnae suis, 5 arripuit aurem; sed cariosis dentibus praedam dimisit rictus. venator dolens canem obiurgabat. cui senex contra Lacon : „ N o n te destituit animus, sed vires meae. 10 quod fuimus lauda, si iam damnas quod sumus." Hoc cur, Philete, scripserim pulchre vides.

Phaedrus V

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z u m S p o t t , das V o l k j e d o c h v e r m e i n t , d a ß er den K r a n z d e s S i e g s e r b i t t e . D o c h als j e d e r R a n g e r k e n n t , w o r u m es g e h t , w i r d F ü r s t - d e r g a n z in W e i ß g e h ü l l t , s c h n e e w e i ß v e r b u n d e n , schneeweiß T u n i k a und S c h u h

-

der arrogant des Kaiserhauses R u h m sich n a h m , Hals über K o p f herausgeworfen. Alles klatscht. 23.

hob sich. Eigentlich „wurde herabgelassen": das röm. Theater, im Gegensatz zum griech., hatte einen Vorhang, der aber zum Freigeben der Bühne versenkt wurde.

25.

Die Lesart der codd. cbortu rejMto tuiu et notum canticumiinpostút wurde schon von Burmann (1745) als sinnwidrig erkannt. Der Kaiser war offenbar einer Gefahr entgangen: manche Gelehrte meinen, es sei hier auf den Sturz Sejans Bezug genommen, andere glauben an Genesung von einer Krankheit. Ganz ähnlich rief das Volk (Sueton. Calig. 6), als Germanicus von schwerer Erkrankung genesen war: Salva Roma, salva patria, saivms est Cermaniius. Den Rittera (équités) waren die 14 ersten Reihen im Theater vorbehalten. Die schon von Pithou und Burmann zu Recht angenommene Lesart coronam exiitimat (das aestimat der codd. ergäbe einen unerträglichen Hiat) verdient vor Havets und Perrys choro vemiam bei weitem den Vorzug. Warum sollte der Princeps Nachsicht fur den Chor erbitten?

28.

30. 34.

Diese ganze .Fabel* ist, wie bereits an anderer Stelle bemerkt, eigendich eine Anekdote (oben S. 25). RESIGNATION E i n H u n d , der schnell und tapfer g e g e n jedes W i l d g e w e s e n , u n d den H e r r n zufrieden stets gestellt, w a r d s c h w ä c h e r , da d i e L a s t d e r J a h r e e r v e r s p ü r t . A l s e r m i t e i n e m b o r s t i g e n E b e r s t a n d im K a m p f , p a c k t ' e r e i n O h r ; d o c h da v e r m o r s c h t s c h o n s e i n G e b i ß , entglitt das W i l d dem

Riß. D e r Jäger war betrübt

u n d s c h a l t d e n H u n d . D a s p r a c h d e r alte L a c o n d i e s : , , N u r m e i n e K r a f t und nicht mein Mut ließ dich im Stich : d r u m p r e i s e , w a s ich w a r , v e r w i r f t s t d u , w a s i c h b i n . " W a r u m , P h i l e t u s , ich d i e s s c h r i e b , b e g r e i f s t d u w o h l . 7. Lacon Benll^ pro lauans coM Lakonische (spartanische) Hunde waren wegen ihrer Stärke geschätzt; hier ist ,,Lacon" wohl der Name des Hundes.

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Phacdrus SIMIVS E T V V L P E S

(Avarum etiam, q u o d sibi superest, n o n libenter dare.) V u l p e m rogabat p a n e m caudae simius, contegerc h o n e s t e posset ut nudas nates; cui sic m a l i g n a : „ L o n g i o r fíat licet, t a m e n illam citius per l u t u m et spinas t r a h a m , p a r t e m tibi q u a m q u a m v i s p a r v a m i m p a n i a r . " App. P e r o t t i n a 1

DE ORACVLO APOLLINIS

5

10

Vtilius n o b i s q u i d sit die, P h o e b e , o b s e c r o , qui D e l p h o s et f o r m o s u m P a r n a s u m incolis. s u b i t o sacratae vatis h o r r e s c u n t c o m a e , t r i p o d e s m o v e n t u r , m u g i t adytis Religio, t r e m u n t q u e lauri et ipse pallescit dies, voces resol vit icta P y t h o n u m i n e : „ A u d i t e , g e n t e s , Oclii m o n i t u s dei : p i e t a t e m colite, v o t a superis r e d d i t e ; p a t r i a m , p a r e n t e s , natos, castas c o n i u g e s d e f e n d i t e a r m i s , b e s t e m f e r r o pellite; a m i c o s s u b l e v a t e , miseris parcite; b o n i s f a v e t e , subdoUs ite o b v i a m ; deUcta vindicate, c o r r i p i t e i m p i o s , p u n i t e Гиф1 t h a l a m o s qui violant s t u p r o ;

Phaedrus

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AFFE U N D FUCHS (Der Geizhals gibt selbst von seinem Überfluß nicht gern her) Vom Fuchsschweif einen Teil erbat der Affe sich, anständig zu bedecken sein nacktes Hinterteil. Bösartig sprach d e r : „ W a r ' viel länger auch mein Schwanz, ich zöge eher ihn durch Schlamm und D o r n e n hin, als daß ich mit dir teilte selbst das kleinste Stück." 5 vielfach rekonstruiert: die Wiederholung quám quámvis ist ebenso verdächtig wie partem-parvam-impaTtiar.

APOLLOS ORAKEL Was uns am meisten f r o m m t , sag bitte, Phoebus, an, in Delphi w o h n h a f t und am herrlichen Parnaß. Und sieh: zu Berge steht der heiligen Seherin Haar, der D r e i f u ß wackelt, aus dem Innern brüllt's geheimnisvoll, der Lorbeer bebt, der Tag wird fahl: die Gottheit treibt die Pythia zum Spruch: HÖRT, VÖLKER, DELISCHEN GOTTES MAHNENDES GEBOT: SEID F R O M M U N D T R E U U N D H A L T E T , WAS IHR GOTT GELOBT; DIE H E I M A T , E L T E R N , KINDER, KEUSCHE GATTINNEN V E R T E I D I G T MIT DER WAFFE UND V E R T R E I B T DEN FEIND. DEN FREUNDEN HELFET UND VERSCHONT DIE ELENDEN; S T E H T BEI D E N G U T E N , R Ä N K E S C H M I E D E N WIDERSTEHT; BESTRAFT VERBRECHEN, TADELT DEN, DER FEHLT; B E S T R A F T , W E R E H E B R I C H T IN S C H N Ö D E R L U S T ;

226 15

Phaedrus

malos cávete, nulli n i m i u m c r é d i t é . " haec elocuta concidit v i r g o f u r e n s ; f u r e n s p r o f e r t o , n a m q u a e dixit perdidit. App. Perottina 8

POMPEIVS ET MILES

5

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Magni P o m p e i i miles vasti c o r p o r i s fracte l o q u e n d o et a m b u l a n d o molliter f a m a m cinaedi traxerat certissimi, hic msidiatus n o c t e i u m e n t i s ducis c u m veste et a u r o et m a g n o argenti p o n d e r e avertit mulos, f a c t u m r u m o r dissipât; a r g u i t u r miles, r a p i t u r in p r a e t o r i u m , t u m M a g n u s : „ Q u i d ais? t u n e me, c o m m i l i t o , spoliare es a u s u s ? " ille c o n t i n u o exscreat sibi in sinistram et s p u t u m digitis dissipât: „Sic, i m p e r a t o r , oculi exstillescant mei, si vidi aut t e t i g i . " t u m vir animi simplicis id dedecus c a s t r o r u m propelli iubet, nec cadere in illum credit t a n t a m audaciam. b r e v e t e m p u s intercessit, et (idens m a n u u n u m d e nostris p r o v o c a b a t barbarus. sibi q u i s q u e m e t u i t ; p r i m i i a m m u s s a n t duces, t a n d e m cinaedus h a b i t u , sed Mars viribus, adit s e d e n t e m p r o tribunali d u c e m , et voce molli: „ L i c e t ? "

Phaedrus

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MISSTRAUET BÖSEN UND T R A U T KEINEM ALLZUSEHR! Zusammen brach die J u n g f r a u , die dies rasend sprach: sehr sicher rasend, denn es nahm sie niemand e m s t . 13. nrripiu ist die nchtigc Konjektur Postgates für das metrisch unmögliche castigati der codd. 3-6: Parodie von Vergil An. 6.98-102. Die ganze Aufzählung banaler Moralitäten hat parodistischen Charakter.

DER SCHEIN K A N N T R Ü G E N

10

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Pompeius M a g n u s hatte einen Krieger einst von Riesengröße, doch er sprach Diskant und g i n g sich in den Hüften w i e g e n d : d r u m galt er zurecht als weibisch und pervers. Im Hinterhalt bei Nacht trieb er Maultiere fort, die mit des Generals Garderobe, Gold und Silber schwer beladen waren. Doch wird es ruchbar, angeklagt wird der Soldat und hin zum Hauptquartier geschleppt; und Magnus f r a g t : ,,Nun, Kamerad, hast d u ' s g e w a g t , mich zu bestehlen?" Sogleich spuckt jener in die linke Hand und wippt den Speichel mit den Fingern fort: „ S o m ö g e mir mein Auge, General, auslaufen, wenn ich je etwas gesehen oder a n g e f a ß t . " Darauf läßt ihn Pompeius (ehrlich selbst und geradeaus), als einen Schandkerl aus dem Lager werfen, denn so frechen Diebstahl traut'er dem nicht zu. Nicht lang danach erschien, auf seine Stärke stolz, ein Eingeborener v o r m L a g e r , und er forderte zum Einzelkampf, wer es auch sei, heraus. Man fürchtet sich: die Unterführer murren schon, da kommt der, schwul zwar, doch ein Mars an Kraft, zum General, der auf dem Amtssitz thront, und fragt ihn lispelnd: .Ist's gestattet?"

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Phaedrus

e u m vero eici, ut in re atroci, M a g n u s stomachans imperat. t u m quidam senior ex amicis principis: „ H u n c e g o committi satius fortunae arbitror, in q u o iactura levis est, q u a m fortem v i r u m , qui casu victus temeritatis te a r g u a t . " assensit M a g n u s et {>ermisit militi prodire contra; qui mirante exercitu d i t t o celerius hostis abscidit caput, victorque rediit. his tunc Pompeius super: „Corona, miles, e q u i d e m te d o n o libens, quia vindicasti laudem Romani i m p e r i ; sed exstillescant oculi sic" inquit „ m e i , " turpe illud imitans ius i u r a n d u m militis, „nisi tu abstulisti sarcinas nuper meas." App. Perottina 10

VIDVA ET MILES

5

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Post aliquot annos q u a e d a m dilectum v i r u m amisit et sarcophago с о ф и $ condidit; a q u o revelli nullo c u m posset m o d o et in sepulchro l u g e n s v i t a m degeret, claram assecuta est f a m a m castae coniugis. interea fanum qui compilarant lovis, cruci suffixi l u c r u m poenas numini. h o r u m reliquias ne quis posset tollere, custodes dantur milites c a d a v e r u m , monumentum iuxta, mulier q u o se incluserat. aliquando sitiens unus de custodibus a q u a m rogavit media nocte ancillulam, quae forte dominae tunc adsistebat suae

Phacdrus

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Magnus ärgert sich, Weil's ihn schoclíierte. „ W e r f t den Kerl heraus!" Da sprach ein älterer Offizier: „ M i r scheint, man soll aufs Spiel ruhig diesen setzen - sein Verlust wiegt leicht statt eines Besseren, der, wird er besiegt, dir leicht den V o r w u r f brächte, du seist unbedacht." Magnus sah's ein und stellte dem Soldaten frei, zum K a m p f e anzutreten. Schneller als man sagt (es staunte die Armee) hieb er dem Feind den K o p f ab und kam siegreich wieder. Darauf sprach Pompeius: „Mit Vergnügen geb ich dir, Soldat, den Siegerkranz: der R ö m e r Ehre wahrtest du. Doch m ö g ' das Auge mir auslaufen so (und den obszönen Eid des Menschen macht' er nach), wenn du mir unlängst nicht geklaut hast mein G e p ä c k . " Es war also schon unbedenklich, den großen Gegner Caesars zu loben. Ähnlich lobie Augustus, als er einen Prinzen beim Lesen von Ciceros Werken überraschte, diesen mit den Worten; , E r war ein großer Patriot* (Plutarch Cicero 49, 5) - obwohl er seine Zustimmung zu Ciceros Ermordung im Zuge der Proskriptionen gegeben hatte.

DIE WITWE UND DER SOLDAT Einst liebte eine Gattin zärtlich ihren Mann. Nach einigen Jahren starb er, und im Sarkophag bewahrte sie die Leiche. Niemand konnte sie losreißen: trauernd wollte ihres Lebens Rest sie in der Gruft verbringen. So erwarb sie sich den R u f als Mustergattin. Mittlerweile büßten Frevler begangenen Tempelraub am Kreuz, und, zu verhindern, daß die Leichen man entferne, stellt bei den Kreuzen man Soldaten-Posten auf, unweit des Grabmals, wo die Frau sich eingeschlossen. Um Wasser bat ein durstiger Posten in der Nacht die Magd, die gerade ihre Frau bediente, als

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Phaedrus

dormitum eunti ; namque lucubraverat et usque in serum vigilias perduxerat. paulum reclusis foribus miles prospicit, videtque et aegra et facie pulchra feminam. correptus animus ilico succenditur oriturque sensim ut impotentis cupiditas. sellers acumen mille causas invenit, per quas videre posset viduam saepius. cotidiana capu consuetudine ptaulatim facta est advenae submissior, mox artier revinxit animum copula. hie dum consumit noctes custos diligens, desideratum est софи$ ex una cruce, turbatus miles factum exponit mulieri. at sancta mulier „Non est quod timeas" ait, viriquc corpus tradit figendum cruci, ne subeat ille poenas neglegentiac. sic tuφitudo laudis obsedit locum. App. Perottina 15

1. Das überlieferte ριτ αϋφιοΙ аят», nämlich Jilutum, ist recht «chwach und wurde vielfach beaiuundet. Boüiius las amtt aU^i axtioi, vor einigen Jahren; Müllers Lesart poit aii^uot annoi gaben wir den Vorzug. In V. 5 verteidigte Postgate sonderbarerweise virgimi statt comugts. Л uch in V. 17 lesen wir mit Müller et aegra et jactt putibra, da egregiam Jude pklcbra in störender Weise Adjektive häuft.

AESOPVS E T SERVVS PROFVGVS Servus profugiens dominum naturae asperae Aesopo occurrit, notus e vicinia. „Quid tu confusus?" „Dicam tibi clare, pater, hoc namque es dignus appellari nomine, tuto querela quia apud te deponitur. plagae supersunt, desunt mihi cibaria.

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sie schlafen g i n g ; denn wach saß sie bei Lampenlicht, und bis zu später Stunde hielt sie die Vigil. Es lugte durch den Spalt der Türe der Soldat und sah ein Weib, zwar trauernd, aber herrlich schön. Sogleich ergreift's und setzt in Flammen seinen Sinn, unwiderstehlich steigt in ihm empor die Lust. Drum findigreich ersinnt er tausend Gründe sich, um öfter noch die Witwe zu besuchen. Die, tagaus tagein bereits daran gewöhnt, beginnt entgegenkommender allmählich sich zu zeigen, bald binden stärkere Bande auch ihr Herz. Als so der treue Posten jede Nacht verbringt, da fehlt an einem Kreuz auf einmal eine Leiche. Dies berichtet der Soldat bestürzt alsbald der Frau. Die edle Dame sprach: „Es ist kein Grund zur Furcht," und ihres Gatten Leiche heißt sie ihn ans Kreuz zu hängen, daß nicht wegen Pflichtvergessenheit ihn Strafe treffe. So vermochte schnöde Lust, die Burg von Zucht und Ehren stürmend einzunehmen. Ditse am besten aus Petron III f. bekannte Novelle ist durch die ganze Weltliteratur gewandert, von China bis Chamisso: sie wurde dichterisch und dramatisch behandelt (auch als Operette) und hat eine umfangreiche Literatur der Motivforschung hervorgerufen. In diesem Gedicht sind es mehrere Wächter, bei Petron folgerichtiger nur einer. Ähnliches Motiv in Vita Aesopi W 129.

AESOP U N D DER S K L A V E Ein Sklave wollt' entlaufen einem harten Herrn und traf Aesop, bekannt ihm aus der Nachbarschaft. „Warum denn so verstört?" - „Ich sag es, Vater, dir denn diesen Namen hast du dir verdient, weil man dir anvertraut getrost Beschwerde jeder Art zuviele Schläge krieg ich und zuwenig Brot,

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Phaedrus

subinde ad villam mittor sine viatico, domi si cenar, totis persto noctibus ; sive est vocatus, iaceo ad lucem in semita. emerui Übeltätern, canus servio. ullius essem culpae mihi si conscius, aequo animo ferrem. n u m q u a m sum factus satur, et super infelix saevum patior dominium. has propter causas et quas longum est promere abire destinavi q u o tulerint pedes." „ E r g o " inquit „audi : cum mali nil feceris, haec experiris, ut refers, incommoda ; quid si peccaris? quae te passurum putas?" tali Consilio est a fuga deterritus. App. Perottina 20 E n t l a u f e n e Sklaven w u r d e n sehr hart bestraft, auch w u r d e ihnen auf der Stirn ein F (/ugiìifMs) e i n g e b r a n n t , was allerdings ihren \ ' e r k a u f s w e r t beeinträchtigte. Freilassung war niemals (wie in V.IO) ein ..Recht" des Sklaven,

PASTOR E T CAPELLA Pastor capellae cornu báculo fregerat : rogare coepit ne se domino proderet. „Quamvis indigne laesa reticebo tamen ; sed res clamabit ipsa quid deliqueris." App. Perottina 24

TERRANEOLA ET VVLPES Avis quam dicunt terraneolam rustici, in terra nidum quia componit scilicet, forte occucurrit improbae vulpeculae,

Phaedrus

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aufs Land werd manchmal ohne Z e h r u n g ich g e s c h i c k t . Speist er daheim, so muß die ganze Nacht ich stehn, speist auswärts er, lieg ich am W e g die ganze N a c h t . Freiheit verdient" ich, doch bin schon als Sklave grau. J a , wäre ich mir irgendeiner Schuld bewußt, ich trüg's mit G l e i c h m u t . Niemals aber werd' ich satt, und grausamem Meister bin ich A r m e r Untertan. Aus diesen und n o c h vielen anderen G r ü n d e n will icn fort von hier, so weit der F u ß mich tragen k a n n . " , , H ö r z u " , sprach da Aesop, „wenn all dies Übel du erleidest, w o du, wie du sagst, nichts B ö s e s tatst wie wird's dir, wenn du wirklich Unrecht tust, e r g e h n ? " E s s c h r e c k t e v o n der Flucht ihn ab der gute Rat.

dodi konnte er sie b a guter Führung erwarten, zumal wenn er sich aus Trinkgeldern u. dgl. ein petulikm zum Freikaufen erspart hatte. Es maßten allerdings bei der Freilassung fünf Prozent seines Wertes (victsima) an den Fiskus entrichtet werden.

R E S IPSA

LOQVITVR

D e r Hirte brach der Ziege mit dem S t o c k ein H o r n , dann bat er sie: , , V e r r a t e mich doch nicht dem H e r r n . " , , O b s c h o n verletzt zu Unrecht, schweig ich d e n n o c h still, doch wird die Sache selbst laut künden deine S c h u l d . " .Res ipsa loquitur* noch heule Juristenlatein fiir einen offensichtlichen Tatbesund, der keines Beweises bedarf. Dasselbe ausfuhrlicher behandelt bei Babrius 3.

E R D M Ä N N C H E N UND FUCHS Ein V o g e l , den am L a n d e man „ E r d m ä n n c h e n " n e n n t , weil auf der E r d e er sein Nest zu bauen pflegt, traf einst ein Füchslein, einen bösen Schelm, und h o b

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Phaedrus

qua visa pennis altius se sustulit. „Salve," inquit ilia, „cur me fugisti obsecro? quasi non abunde sit mihi in prato cibus, grilli, scarabaei, locustarum copia; nihil est quod metuas, ego te multum diligo propter quietos mores et vitam probam." respondit cantrix „Tu quidem bene praedicas, in campo non par, (par) sum sublimis tibi, quin sequere; tibi salutem hic c o m m i n o meam." App. Perottina 32

CVLEX ET TAVRVS Culex cum tauram provocasset viribus, venere cuncti, ut cernerent spectacula certaminis. tunc tauro sic parvus culex: ,satis' inquit, 'babeo, quod venisti comminus; Tibi par ex parvo factus iudicio tuo.' Hinc se per auras sustulit pinna levi lusitque turbam et tauri destituit minas. qui si fuisset validae cervicis memor, pudendum contempsisset adversarium, nec inepta se iactasset gloriatio. Sibi famam minuit, qui se indigne comparat. Zander 10

SECVRIS E T A R B O R E S Dare hosti auxilium sibi suam facere est песет. Facta securi postulabat manubrium homo arbores de ligne dare firmissimo.

Phaedrus

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als er ihn sah, sich flügelschlagend in die Luft. „ G r ü ß G o t t " , sprach jener, „warum flohst du doch vor mir, als hätt' ich reichlich Nahrung auf dem Felde nicht, in Fülle Grillen, Käfer und Heuschrecken auch? Drum furcht' dich nicht: ich liebe dich gar sehr, weil du friedfertig bist und lebst so tugendhaft." Es sprach das Vöglein: „Was du sagst, hört gut sich an. Am Boden komm ich dir nicht gleich, doch in der Luft bin gleich ich dir: so folge mir doch nach ! Hier will ich gerne mich dir anvertraun."

M Ü C K E U N D STIER Die Mücke forderte den Stier zum Kampf heraus, und alle kamen, um zu sehn des Kampfes Schau. Da sprach die kleine Mücke also zu dem Stier: ,Daß Du Dich mir zum Nahkampf stellst, ist mir genug: Dann hob auf leichter Schwinge sie sich in die Luft, das Volk verhöhnend und des drohenden Stieres Macht. War ihm bewußt gewesen seines Nackens Kraft, so hätte solchen Gegners wohl er sich geschämt Sich selbst entwürdigt, wer Unwürdigem sich vergleicht. Ahnliches Motiv bei Babrius 112 (Maus und Stier) sowie Avian 31 und Aesop H 234; allerdings komnnt es in vorgenannten Fabeln virklich zum Kampf, und die Moral ist eine andere.

AXT UND BÄUME Dem Feinde helfen führt den eigenen Tod herbei. Als er die Axt geschaffen, forderte der Mensch von Bäumen aus dem stärksten Holze einen Stiel.

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Phacdrus

Oleastrum lignum iusserunt dare ceterae. Quod sumpsit homo, sccuri et a p u t u m tenens, et robora alta et ramos coepit caedere. Tunc sic dixisse fertur quercus fraxino: „Haec digne et iuste tanta nunc patimur mala: Hosti roganti dedimus nostro manubrium." Ante ergo ne quid praestes hosti cogites. Zander 16 Zu 2 und 9: Zweite Silbe von тлпиЬпым mit Recht kurz gemessen, wie auch bei Plautus Ep. 525 manalmo im Verjausgang: die Silbe ist ja von Natur kurz, auch wenn sie Juvenal 11,133 positionsgelängt gebraucht.

ANSER E T CICONIA

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Ad solitum stagnum venerat ciconia. Undis se crebris vidit mergentem anserem. Inquirit cur hoc faceret. Anser: „Quaerere escam" inquit „limo nobis sic consuevimus; sic saevum accipitris impetum etiam evadimus." Ciconia illi tunc: „At ego sum fortior accipitre. Proinde mecum amicitiam tene, hosti insultare tutum te faciam tuo." Credens petivit ille auxilium protinus novi patroni, fit comes ciconiae. In agrum dum sic exit cum ciconia, volans accipiter ilico supervenir, et unguibus comprensum fert praedam anserem. Ciconia est miserata vanis questibus. Cui contra moriens anser: „Qui tam flebili patrono se coniunxit et concredidit, is debet vel peiore finiri nece." Defendi ab illis quidam se desiderant tutelam qui praestare possint nemini. Zander 18 Diese Fabel hat kein V o r b i l d bei Aesop, w e s h a l b sie als P h a e d f u s ' eigene anzusehen ist. Auch die antike, sich an m e h r e r e W e n d u n g e n O v i d s a n l e h n e n d e poetische Sprache der Prosafassung (80 Thiele) dieser Fabel zeigt, dafi sie der

Phaedrus

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V o m Ölbaum ließen es die anderen geben her. Es nahm der Mann das Holz und fügte dran die Axt und fällte damit Eichen und hieb Äste ab. Da sprach, so heißt's, die Eiche zu der E s c h e dies: „ S o großes Leiden haben wir zurecht verdient, dem Feind, der ihn verlangte, gaben wir den Stiel." E h du dem Feinde etwas gibst, bedenk es wohl. S e h r sicher hat Phaedrus diese Fabel gemeint, w e n n er im V o r s p r u c h zu B u c h 1 e r w ä h n t , daß er auch B ä u m e reden lasse. In keiner anderen Phaedrus zugeschriebenen Fabel ist dies der Fall (Avian 16 und 19 stammen nicht v o n Phaedrus).

GANS UND STORCH Es war der Storch gekommen zum gewohnten Teich und sah die Gans, wie ständig sie im Wasser taucht. „Warum d i e s ? " fragte er. Die Gans sprach: „Futter uns im Schlamm zu suchen, sind von jeher wir gewohnt. So auch entgehen wir des Habichts wildem S t o ß . " Der Storch darauf: „Ich bin viel stärker ja als der, drum halte nur getrost mit mir den Freundschaftsbund, ich will's bewirken, daß du deinen Feind verhöhnst." Gutgläubig ging die G a n s sogleich um Hilfe an den neuen Schutzherrn, und gesellte sich dem Storch. D o c h als sie mit dem Storche auf die Felder geht, da stößt der Habicht gleich im schnellen Flug herab, schlägt mit den Klauen die Gans und trägt die Beute f o n . Mitleidig, aber zwecklos klagte da der Storch. Die Gans, schon sterbend, sprach: „ W e r sich vertraut so weinerlichem Schützer und sich ihm gesellt, der hätte wohl noch ärgeren T o d verdient." Gar mancher geht um Schutz und Hilfe einen an, der niemandem Verteidigung gewähren kann.

Zeit des Phaedrus und nicht einer späteren entstammt - 2. undis crehis in uttäii: (Zander).

— crebro

es ist hâufîger dichterischer Brauch, das Adj. für das Adv. zu setzen

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Phaednis P V L E X E T CAMELVS

Pulex erat camcli dorso in sarcinis. Uli, inde saliens, dixit : „Ideo me ocius ad terrain mino, ne iam te attritum gravem." At ille: ,,Gratum est" inquit; „sed te пес prius impositum sensi, пес nunc deposito levor." Qui sese acquare superiori nititur, merito notatus in desp>ectum devenit. Zander 20

H A E D V S E T LVPVS Praecepta audire sedulo parentium salus natorum et semper laus est maxima.

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Capella exire feta pastutn dum parat, ignarum monuit haedum et mandavit diu ne claustra aperiret aliis, quod multae ferae ad stabula pecorum veniant. Haedum i u commonet. Silvam petivit. Paulo post venit lupus. Adsimulans vocem matris, „Aperi" inquit, „precor te mater, aperi plenis uberibus tuis." Auscultaos haedus, dum per rimas aspicit, „Vocem" inquit „matris audio, video lupum. Tu vero, inique, fallax atque inimicus es, sub voce matris nostrum captas sanguinem.

Phaedrus

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FLOH UND K A M E L Ein Floh saß im Gepäck am Rücken des Kamels. E r hüpft' hervor und sprach: „ Z u Boden will ich schnell hinab, dich nicht zu drücken, denn du trägst schon s c h w e r . " Es sprach: „ R e c h t schönen Dank, doch auch zuvor hab' ich dich nicht gefühlt, noch wird's mir leichter, steigst du a b . " W e r sich dem Überlegenen zu vergleichen strebt, der wird zu Recht gerügt, und man verachtet ihn -

Diese Fabel gicichi Babnus 84, doch hat Zander mit Recht puiez. Floh, statt des сикх, MUcke, der Prosavorlage geschrieben: zwei Hdscbr. haben рмйх, und ein Floh kann sich im Gepäck auñulten und heraushüpfen (saiietu), eine MUcke b u m . - Über das Alter des Stoßes siehe Anmerkung zu Babrius 84.

BÖCKCHEN UND WOLF D e r Eltern Weisung willig zu gehorchen, ist der Kinder Heil und immerdar ihr höchstes L o b . Die trächtige Ziege, eh sie auf die Weide geht, ermahnt' ihr unerfahren Böckchen und verbot, den Riegel Fremden aufzutun, weil Raubgetier oft um die Ställe streiche. So ermahnte sie's. Als in den Wald sie ging, kam bald darauf der Wolf. D e r Mutter Stimme ahmt' er nach und sprach: , , T u auf der Mutter, die zu dir mit vollem Euter k o m m t . " Das B ö c k c h e n hört's, doch durch die Ritze späht's und spricht: „ D e r Mutter Stimme hör ich, doch ich seh den Wolf. D u Bösewicht bist listig und du bist mein Feind, der Mutter Stimme täuschst du vor, doch willst mein Blut.

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Phaednis

Me monuit quae te novit et propter tuum metum vix ausast solum me relinquere." Zander 23 Ähnlich beschimpft bei B a b n o s (96) ein durch cinc Mauer geschützter W i d d e r den Wolf. O b das Märchen votn Wolf und den sieben Geißlein wohl auf die Fabel des P h a e d r u s z u r ü c k g e h t ? Thiele (top. cit. UI) meint, dafi dieses Märchen vom MMgeborsamen Zicklein bei Grimm (in mehreren Fassungen) sowie bei La Fontaine (4. 15), ebenso wie die in Daudets Lettres dt mon moulin enthaltene, aus provenzalischer Überliefe-

MILVVS A E G E R Non fas est sacra pura impurum tangere. Frustra rogat perdurans veniam malitia.

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Morbo iacebat miluus pressus gravi. Matrem rogavit cordis cum gemitu suam ut votis superos ambiat pro filio. At illa: ,,Ο nate mi, deorum numina laesisti saepe. lam diu poenast tibi metuenda. Qui vastasti delubra omnia et cuncta scelere polluisti altaría sacrificiis ipsis nec pepercisti impius, illinc nunc sumes medicamenta a crimine? Nunc cogit esse te pium praesens dolor; sed ista pietas tarda moribundi venit." Zander 27 Das Promythium enthält zwei ganz verschiedene Moralitäten. Im Text stört das zweimalige » » « in 11 und 12. - Wie manchmal bei Phaedrus, hat diese Fabel gehobenen Ton und Moral. Die Prosa-Paraphrase hat, im Gegensatz zu

A R I E T E S E T LANIVS Intereunt qui sibi ipsi non consentiunt. Quod taliter subiecta narrat fabula.

Phaedrus

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Die mich gewarnt hat, kannte dich: aus Furcht vor dir hat sie es kaum gewagt, daß sie allein mich ließ." rung stammende, Geschichte „ L a chèvre de M. Seguin" die Hälfte eines ursprünglichen Doppelmärchens ~ vom ungehorsamen und vom gehorsamen Zicklem - sei ; die Geschichte vom gehorsamen Zicklein sei dann „unter die Fabeln geraten" und „an einer dürren Moralität autgehängt" worden; Thiele meint, daß die vorliegende Fassung „aus der Trockendarre des Phaedrus stammt." Vers 6 mit seinen vier Resolutionen klingt etwas hart.

DER K R A N K E B U S S A R D Wer, unrein. Heiliges berührt, tut Freveltat; Vergeblich sucht Verzeihung, wer beharrlich schlecht. Von schwerer Sieche lag bedrückt der Bussard krank. Die Mutter bat er, ächzend aus des Herzens Not, sie möchte zu den Göttern beten für den Sohn. Sie sprach: „Mein Sohn, du hast der Götter Heiligkeit geschändet oft, und lange schon droht Strafe dir, da du doch alle Tempel wüst hast heimgesucht, und frevelhaft besudelt den Altar, und selbst die Opfer nicht geschont hast, ruchlos wie du bist. Von dort, wo du gesündigt, suchst du Heilung jetzt? Jetzt zwingt zur Frömmigkeit dich gegenwärtiger Schmerz, doch kommt die Frömmigkeit zu spät, geht's an den T o d . "

der Phaedrus eigenen Knappheit, noch den Sat2 der Mutter in den Mund gelegt: .Ich wills zwar gerne tun, doch zweifle ich, dafi ich etwas erreichen werde, denn . .

DIE H A M M E L UND DER SCHLÄCHTER Wer folgerecht nicht handelt, muß zugrunde gehn, wie es die Fabel die jetzt folgen soll, erzählt.

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Phaedrus

Vervecibus collcctis sociati arietes inter se intrare k n i u m dissimulaverunt. Lanii teneri cum unum ex sese cemerent trahique interficique mortifera manu, пес sic timebant. Dicebantque incautius : „Hic me non tangit, te non tangit. Quem trahit buie dimittamus." Sic trabuntur singuli. Novissime remansit unus. Cum trahi videret se, dixisse lanio dicitur; „Digne laniati sumus ab uno singuli, socordes qui nobismet non prospeximus ; quia, quando congregati cornuto globo te medio nostro coetu stantem aspeximus, quassatum confractumque non occidimus." Нас fabula probatur consumi malo quicunque non sit se tutatus tempore. Zander 29

GLADIVS Malus multosque perdit et solus périt. Gladium viator in via, quem invenerat, iacentem interrogavit: „Quis te perdidit?" cui contra telum: , M e unus, sed multos ego." Zander 30

Phaedrus

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Gesellt der Schöpsenherde waren Widder einst : der Schlächter kam - sie gaben vor, sie sähen ihn nicht. Selbst als sie sahen, wie er von ihnen einen griff, ihn wegzog und ihn dann mit Mordeshand erschlug, da fürchteten sie nichts; zu sorglos, sprachen sie: „Mich packt er nicht, dich packt er nicht: wen er verschleppt, den mag er haben." Einen nach dem anderen trifft's. Zum Schluß war Einer übrig; als er sah, daß er jetzt an die Reihe kam, sprach er zum Schlächter dies: „Zu Recht hat ein Mann jeden einzeln umgebracht. Stumpfsinnig waren wir und ohne Vorbedacht, denn als gedrängt zusammen in gehörntem Häuf wir dich erblickten mitten unter uns, da stießen wir dich nicht und schlugen nicht dich tot." Die Fabel zeigt, daß Unheil den vernichten wird, der sich, solang es Zeit ist, selber nicht beschützt. A u c h d i e R o m u l u s - V o r l a g e d i e s e r F a b e l (receniio gaííicana),

Nr. 76 (Thiele)

hat s o w o h l P r o m y t h i u m w i e E p i m y t h i u m , nichl d a g e g e n d i e w . vitms, d i e n u r den V o r s p a n n dum quis opparlimlaltm

babea!, sibi prmidta!

besitzt. Z w e i M o r a -

litäten s i n d e i g e n t l i c h z u v t e l .

DAS S C H W E R T Ein Schuft bringt viele um, doch er kommt um allein. Ein Wandrer hatt' ein Schwert gefunden unterwegs. „Wer läßt dich so umkommen?" fragte er das Schwert. Darauf die Waffe: „Einer mich, doch viele ich." D e r D o p p e l s i n n v o n ; > e r á f r e - 1 . v e r l i e r e n , 2. v e r n i c h t e n , u m k o m m e n l a s s e n ist im D e u t s c h e n nicht g a n z w i e d e r z u g e b e n . V g l . G n o m o l o g i u m V a t i c a n u m n r . 170.

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Babrius

BABPIOY МУ©1АМЮ1 ΑΙ1ΩΠΕΙΟΙ Γενεή δικαίων ήν τό ποώτον άνθοώπων, ω Ββοητχε τέκνον, ήν καλοΰσι χουσείην, με8' ήν γενέσθαι φοσίν ά^γυοήν αίλλην tei τη δ' άπ' οώτών έσμεν ή σιδηοείη. 5 έιή της δέ χρυσής κοά τά λοιπά των ζφων φωνήν ¿VOIQSQOV είχε κοά λόγους ήδει οίους πεο ημείς μυθέομεν πρός ίχλλήλους, άγοοαί δέ τούτων ήσαν έν μέσαις υλοις. έλάλει δέ Λεύκη κοά τά φύλλα τής δάφνης, 10 και πλωτός 1χ3ΰς συνελάλει φίλφ ναύτη, στ^ΐουθοί δέ συνετά πρός γεωργόν ώμίλουν. έφύςτ' έκ γής πάντα μηδέν αιτούσης, βνητών δ' ύπήοχε και 3εων έταιοείη. μά3οις αν ουτω ταύτ' έχοντα και γνοίης 15 έκ του σοφού γέροντος ημιν Αίσοάπου μύθους φράσαντος τής ελεύθερης μούσης ων νυν έκαστον άνθίσας έμή μνήμη μελισταγές σοι λωτοκηρίον θήσω, πικρών Ιάμβων σκληρά κώλα θηλύνας.

"Ανθρωπος ήλθεν εις ο^ος κυνηγήσων, τόξου βολής έμπειρος" ην δέ των ζφων φυγή τε πάντων και φόβου δρόμος πλήρης λέων δέ μοΰνος προϋκαλεΐτο θαρσήσας αύτφ μάχεσθαι. ,,μεΐνον" είπε ,,μή σπεύσης" αvЭoûжoς αύτφ, ,,μήδ' έπελπίσης νίκη τφ δ' άγγέλφ μου πρώτον έντυχών γνώση τί σοι ποιητόν έστιν." είτα τοξεύει

Babrius

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PROLOG Branchos, mein K i n d : der ersten Vorzeit Menschen Gerechte waren's : Goldenes Alter nennt man's drum. Dann kam, so heißt's, ein zweites, das man silbern nennt, das dritte Alter sind wir - eisern ist's. Im goldenen Alter waren alle Kreaturen der Sprache mächtig, und sie konnten reden in Worten, wie wir miteinander sprechen. Versammlung hielten sie im Waldesinnern: es sprach die Fichte und die Lorbeerblätter; der Fisch im Meer sprach freundlich mit dem Schiffer, der Sperling mit dem Bauern und verstand ihn. Die Erde brachte alles anspruchslos hervor und auf vertrautem Fuße standen Mensch und Gott. Daß dies so war, magst lernen und begreifen du wie uns Aesop, der weise Alte, lehrte, der Fabeln uns in ungebundener Form erzählt. Die will ich alle nun mit eigenen Blüten schmücken, dir Honigwabe, Süße tropfend, bieten und bitterer Jamben harten Ton erweichen. Jamben wurden zuerst von Archilochos und Hipponax fìir bösaitige Invektiven gebraucht. Babnus meint wohl eher den Inhalt seiner Gedichte, nicht die chohambische Form.

L Ö W E UND S C H Ü T Z E Ein Mann ging ins Gebirg auf J a g d : er war ein guter Schütze. Alle Tiere flohen vor ihm und rannten voller Furcht davon. Der Löwe nur war kühn genug, den Mann zum Kampf zu fordern. „Warte n u r , " sprach der, „hab's nicht so eilig: hoffe nicht auf Sieg. Bekanntschaft mach' mit meinem Boten erst.

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Babrius

μικρόν διαστόις. χώ μεν οίστός έκρΰφθη 10 λέοντος ύγβοΐς χολάσιν ó δέ λέων δείσας ώομησε φεύγειν ες νάπας έρημαίας. τούτου δ' άλώιιηξ ούκ οάιωθεν 8icmítc8i. ταύτης δε θαοσείν και μένειν κελευούσης, ,,οί) με πλανήσεις" φησίν, ,,ούδ' ένεδοεύσεις 15 δπου γάβ ουτω πικρόν οίγγελον πέμπει, πώς αυτός ήδη φοβεβός έστι γινώσκω."

Άνηρ γεωργός αμπελώνα ταφρεύων και τήν δίκελλαν άπολέσας έπεζήτει, μή τις παρόντων τήνδ' έκλεψεν άγροίκων. ήρνεΐ3' έκαστος, ούκ έχων δ' ό' ποιήσει, 5 εις τήν πόλιν κατήγε πάντας όρκώσων' τών γαρ 3εών δοκοΰσι τούς μεν εύήδεις (^ρούς κατοικεΐν, τούς δ' έσωτέρω τείχους είναί τ' άλη3είς και τα πάντ' έποπτεύειν. ως δ' είσιόντες τάς πύλας έπΙ κρήνης 10 τούς πόδας ένιζον κάπέθεντο τάς πήρας, κήρυξ έφώνει χιλίας άριδμήσειν μήνυτρα σϋλων ων ó θεός έσυλή9η. ó δε τοϋτ' άκούσας είπεν ,,ώς μάτην ήκω' κλέπτας γαρ άλλους πώς ó θεός αν είδείη, 15 ος τούς έαυτοΰ φόϊρας oùjc'i γινώσκει, ζητεί δέ μισθού μή τις οίδεν ανθρώπων;"

'Αλιεύς σαγήνην ήν νεωστί βεβλήκει άνείλετ' όψου δ' έτυχε ποικίλου πλήρης.

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dann wirst du wissen, was zu t u n . " - E r schoß ganz aus der N ä h e : stecken blieb sein Pfeil im weichen Eingeweide. Voll Entsetzen floh der L ö w e eilends in den ö d e n Forst. Ihn m a h n t ' ein Fuchs, der in der N ä h e war, ein Herz zu fassen sich und stand zu halten. D e r L ö w e sprach: „ N i c h t täusche mich mit Fallen: so scharfen Boten schickte mir der Mensch, daß ich schon weiß, wie fürchterlich er selbst ist." Die Gedichte des Babrius (im Gegensatz zu Phaednis) haben keine Überschriften; diese wurden vom O b e n e t z e r h i n z u g e f u g t Ahnlich Avian 17, Aes. (H. 403, Haus. 283).

H I L F DIR SELBST, G O T T Als er im Weinberg grub, verlor ein Bauer einst den Karst, und fing jetzt an zu suchen, o b vielleicht ein anderer L a n d m a n n ihn gestohlen hätte; doch sie stritten's alle ab. N u n w u ß t ' er keinen Rat als sie zur Stadt zu n e h m e n , um zu s c h w ö r e n dort. Sie glauben nämlich, daß einfaltige G ö t t e r auf dem L a n d nur w o h n e n , in der Städte Wall jedoch die richtigen, die alles deutlich übersehn. Als sie ins T o r g e k o m m e n und am B r u n n e n sich die Füße wuschen und die Ranzen abgelegt, da rief ein H e r o l d : „ T a u s e n d D r a c h m e n , wer den D i e b anzeigt, der aus des G o t t e s Tempelschatz g e r a u b t . " Als dies der Bauer hörte, sprach e r : „ G a n z umsonst kam ich hierher. Wie kennte andere Diebe wohl der G o t t , der seine eigenen Diebe nicht erkennt und Geld anbietet, d a ß ein Mensch sie finden soll?"

DIE GROSSEN FÄNGT MAN... Ein Fischer warf sein Netz aus und z o g ' s ein. Er hatte G l ü c k : voll war's mit leckeren Fischen.

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Babrius

των δ' Ιχθύων ó λοπός είς βυ3όν φεΰγων ύπεξέδυνε δικτύου πολΑηςητου, ó μέγας δ' άγρευθείς είς τό πλοΐον ήλώθη. Σοπήβΐόν ιαός έστι και κακών έξω τό μικρόν είναι ' τόν μέγ(ϊν δε τή δόξη σπανίως ϊδοις έκφυγόντα κινδύνους.

'Αλ£κτοοίσκων ή ν μάχιγΤαναγοαίων, οις θυμόν είναί φασιν οιον άνδρώποιι^. τούτων δ' ó λειφ9είς, τραυμάτων γάρ ην πλήρης, εκυπτ' ές οίκου γωνίην ύπ' αισχύνης' 5 ó δ' άλλος εύθύς είς τό δώμα πηδήσας έπικροτών τε τοις πτεροΐς έκεκράγει. και τόν μεν αίετός τις έκ στέγους αρας (ϊπήλ&"ό δ' άδεώς άμφέβαινε θηλείαις, άμείνονα σχών τάπίχειρα τής ήττης. 10 [ΆvЭρoжε, και σύ μή ποτ' Ϊσθι καυχήμων, άλλου σε πλεΐον τής τύχης έπαιρούσης' πολλούς εσωσε και τό μή καλώς πρόσσειν ]

'Αλιεύς θαλάσσης πάσαν ήόνα ξύων καλάμφ τε λεπτφ τόν γλυκύν βίον σφζων μικρόν ποτ' 'ιχ8ύν όρμιής άφ' ιππείης ήγρευσεν, έκ τών εις τάγηνον ωραίων, ó δ' αύτόν ικέτευε προσδοκών πείσειν" ,,τί σοι τό κέρδος; ή πόσου με πωλήσεις; ούκ ειμί γάρ τέλειος, αλλά με πρ(^ν πρός τήδε πέτρχ) φυκίς έπτυσεν μήτηρ. νυν ουν αφες με, μή μάτην μ' άποκτείνης.

Babrius

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Die kleinen aber, die nach unten flohen, e n t k a m e n durch des Netzes viele Maschen: die g r o ß e n blieben in dem B e t t gefangen. In Unbedeutendheit hegt Heil und R e t t u n g oft, nur selten aber sieht man, wie ein g r o ß e r Herr von h o h e m Ansehn jeglicher G e f a h r e n t k o m m t . Vgl. Aes. H. 26

DIE KAMPFHÄHNE Es kämpften einst zwei Hähne, die aus Tanagra (und diese, heißt es, zeigen Mut wie sonst ein Mensch). Der eine ward besiegt ; mit W u n d e n ganz bedeckt verkroch er sich beschämt im Winkel seines Stalles. Der andre aber flog aufs Dach hinauf u n d schlug die Flügel: stolz des Siegs fing laut er an zu krähen. Da riß ein Adler ihn v o m First und flog hinweg. Der andere trat die H e n n e n n u n m e h r o h n e F u r c h t , für seine Niederlage erntet' er G e w i n n . Das dreizeitige Epimythion wird zu Recht verworfen. 1. Tarugra in Böotien, berühmt u. a. wegen seiner hellenistischen Keramikfìgiirchen. Über TanagraKampfhähne, siehe Plin. N. H. 10, 24, 48; Varrò r. r. 3. 6. 9.19; Columella 8, 2, 4;

Suda s. V. 'Αλεκτουόνα und Τονοητροίοι.

EIN S P A T Z IN DER H A N D ... Ein Fischer streift' entlang am ganzen Meeresstrand, das liebe Leben mit der Angel fristend. Einst fing mit der Schnur aus Pferdehaar er einen Fisch. Zwar klein, war er zum Braten in der P f a n n e gut. Zu überreden suchte flehend ihn der Fisch : „Was bin ich wert s c h o n ? Wieviel bring ich beim V e r k a u f ? Ich bin noch nicht e r w a c h s e n ; kürzlich erst am Fels in Algen hat mich meine Mutter abgelaicht. D r u m laß mich los jetzt, b r i n g e mich nicht nutzlos um.

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Babrms

10 έπη ν δέ πλησθείς φυκίων 3οιλΛσσαίων μέγας γένωμαι, πλουσίοις πρέπων δείπνοις, τότ' έν3άδ' έλ3ών υστεοόν με σύλληψη." τοιαύτα μύζων ικέτευεν άσπαίρων, (ϊλλ' ούκ εμελλε τόν γέροντα 9ωπεύσειν 15 εφη δέ πείρων αύτόν όξέη σχοίνφ ,,ό μή τα μικρά, πλήν βέβαια, τηρήσας μάταιος έστιν, ήν οίδηλα 3ηρεύη."

"Ανθρωπος ιππον είχε. τούτον εΐώάει κενόν παιρέλκειν, έπετί^ει δέ τόν φόρτον ονφ γέροντι. πολλά τοιγαροΰν κάμνων εκείνος έλθων πρός τόν ϊππον ώμίλει. 5 ,,ήν μοι θέλησης συλλαβείν τι τοΟ φόρτου, τάχ' όίν γενοίμην σφος εΐ δε μή, θνήσκω. " ó δ' ,,ού προάξεις;" είπε, ,,μή μ' ενόχλησης.' ειρπεν σιωπών, τφ κόπφ δ' άπαυδήσας πεσών εκείτο νεκρός, ώς προειρήκει. 10 τόν ϊππον ουν παρ' αύτόν ευθέως στήσας ó δεσπότης και πάντα τόν γόμον λϋων έπ' αυτόν έτίθει την σάγην τε του κτήνους, και τήν όνείην προσεπέθηκεν έκδείρας. ó δ' ίππος ,,οΪμοι της κακής" έφη „γvcΰμης' 15 ου γάρ μετασχεΐν μικρόν ούκ έβουλήθην, τοΰτ' αύτό μοι πάν έπιτέθεικεν ή χρείη."

'Αροίψ κάμηλον άχθίσας έπηρώτα πότερ' άναβαίνειν μάλλον ή κάτω βαίνειν α^οίτο. χώ κάμηλος ούκ ατερ μούσης εΐφ' ,,ή γαρ όρθή τών οδών άπεκλείσθη ;"

Babrius Wenn ich mich erst am Seetang sattgefressen hab, so daß ich groß genug bin für der Reichen Mahl, so komme hierher später, und dann fange mich." So bat das Fischlein flüsternd und schon halb erstickt. Jedoch den Alten könnt' es so bereden nicht. Er spießte es auf scharfes Riedgras auf und sprach : ,,Wer nicht Gewinn, der klein doch sicher ist, bewahrt, der ist ein Narr, jagt er dem ungewissen nach." Vgl. A o . H. 2 8

P F E R D U N D ESEL Ein Mann besaß ein Pferd, das führte er mit sich, und es trug nichts ; doch einem alten Esel lud er die Bürde auf. Zu Tod erschöpft, ging der zum Pferde hin und sprach es bittend an: ,,Wenn einen Teil von meiner Last du nähmest, blieb' ich am Leben: tust du's nicht, so sterb' ich." Das Pferd sprach: „Fort mit dir, belästige mich n i c h t ! " Stumm schlich der Esel weiter, doch von Mühsal ganz bewältigt, fiel er um und starb, wie er's gesagt. An seine Seite führte schnell der Herr das Pferd, schnallt' ab den Packen, lud dem Pferd ihn auf, des Esels Haut (er schund ihn) noch dazu. ,,Ach", sprach das Pferd, „wie töricht war ich doch! Da einen kleinen Teil der Bürde ich verweigert, ward jetzt die ganze Last mir aufgezwungen." V g l . Acs. H. 177

A R A B E R UND K A M E L Mit schwerer Last belud ein Araber sein Kamel und fragte: „Willst bergauf du, willst bergab du g e h n ? " Ganz witzig gab ihm da zur A n t w o n das Kamel: ,,lst denn der gerade ebene Weg gesperrt?"

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5

10

Babrius

'Αλιεύς τις [οώλούς είχε και σ ο φ ώ ς ηυλει και δ ή ποτ'] δψον έλπίσβς άμοχθήτως πολύ π ρ ό ς (τύλών ήδυφωνίην ήξειν, τό δίκτυον Sciç έτερέτιζεν εύμούσως. έπεί δέ φ υ σ ώ ν εκαμε και μάτην ηΰλει, βολών σοτγήνην είλκεν Ιχθύων π λ ή β η . έπί γ ή ς δ' ίδών σπαίβοντας άίλλον άλλοίως, τοιαΰτ' έκερτόμησε τόν βόλον πλΰνων ,,ανοτυλα νυν ό ς χ ε ί σ θ ε . κρεΐσσον ή ν ΰμας πάλαι χοοεύειν, ή ν ί κ ' ε'ις χ ο ς ο ύ ς ηυλουν."

10

5

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Α ι σ χ ρ ή ς τις ή ρ α και κακατρόπου δούλης Ιδίης έαυτού, και παρείχεν αίτούσ^ι απανδ' έτοίμως. ή δέ χ ρ υ σ ί ο υ π λ ή ρ η ς , σ ύ ρ ο υ σ α λεπτήν πορφύρην έπί κνήμης, π δ σ α ν μ ά χ η ν συνήπτεν οίκοδεσποίνη. τήν δ' Ά φ ρ ο δ ί τ η ν ώσπερ αίτιην τούτων λύχνοις έτίμα, και καθ' ή μ έ ρ η ν πάσαν έ3υεν η υ χ ε θ ' ίκέτευεν ήρώτα, εως ποτ' αυτών ή 3εός καθευδόντων ή λ έ ε ν каЭ' υπνους, και φ α ν ε ΐ σ α τή δούλη ,,μή μοι χ ά ρ ι ν σ χ ή ς ώς καλήν σε π ο ι ο ύ σ η ' τούτφ κεχόλωμαι" φ η σ ι ν ,,φ καλή φ α ί ν η . "

11 'Αλώπηκ' έχΟρήν αμπέλων τε και κήπων ξένη 9 ε λ ή σ α ς περιβαλεΐν τις αΙκείη, τήν κέρκον οίψας και λίνου τι π ρ ο σ δ ή σ α ς

Babrius DIE FLÖTENTÖNE

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BEIGEBRACHT

Ein Fischer hoffte, reichen Fischzug mühelos zu fangen durch sein schönes Flötenspiel. E r legte fort sein Netz und flötete gar schön. D o c h als die Luft ihm ausging und umsonst er blies, warf er sein Schleppnetz aus und zog voll Fisch es ein. Als er sie zappeln sah am Boden hier und dort, wusch er sein Netz aus und verhöhnte sie dabei : ,,Tanzt unbcgleitet von Musik jetzt. Mehr hätt'seuch gefrommt, zu tanzen, als ich euch zum Tanze aufgespielt." In Vers 1/2 haben wir mit Nauck zwei Halbversc ausgelassen, die - überflüssigerweise - sagen, „ E r hatte eine Flöte und verstand es gut, sie zu blasen." Vgl. Aes. H. 27

„DIE HAND, D I E TAGS DEN B E S E N FÜHRT ..." Ein Mann verliebte sich in seine Sklavin einst, gar häßlich und von schlechter Art. D o c h gab er ihr sofort, was sie nur wollte. Voller goldenen Schmucks, mit leichtem Scharlachrock umhüllt die Beine, fing auf alle Art sie Streit mit ihrer Hausfrau an. Im Glauben, daß sie Aphrodite dies verdankt, bracht' Kerzen sie ihr dar und Opfer jeden T a g , und betete sie an und fragte sie um Rat. D o c h eines Nachts, als beide schliefen, da erschien der Magd im T r a u m die Göttin und sprach dies zu ihr: ,,Sei mir nicht dankbar, als hätt' ich dich schön gemacht: dem Mann hier zürne ich - darum scheinst du ihm s c h ö n . "

DER BRANDSTIFTER Den Fuchs, der Reben und der Gärten Feind, fing einst ein Mann, und wollt' ihn strafen mit neuartiger Qual. Den Schwanz, mit Flachs umwickelt, zündete er an

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Babrius

άφήκε φευγειν. την δ' επίσκοπος δαίμων 5 εις τάς άροΰρας του βλοφόντος ώδήγει τό 1WQ φέρουσαν. ην δε ληίων ώρη, ποίη δέ καλλίκαρπός ελπίδων πλήρης, ό δ' ήκολού^ει τόν πολύν πόνον κλαίων, ούδ' είδεν αύτοΟ την αλωα Δημήτηρ. 10 Χρή πραον είναι μηδ' όίμετρα 3υμο0σ&αι. εστίν τις όργης νέμεσις, ην φυλαττοίμην, αύτοίς βλάβην φέρουσα τοις δυσοργήτοις.

13 Αυλαξι λεπτός παγίδας αγρότης πηξας γερανούς σποραίων πολέμιας συνειλήφει. τοΟτον πελαργός ικέτευε χωλεύων (όμοΟ γαρ αύταΐς και πελαργός ήλώκει)' 5 ,,ούκ εΙμί γέρανος, ού σπόρον κοτταφθείρω. πελαργός είμι χή χρόη με σημαίνει, πτηνών πελαργός εύσεβέστατον ζφων" τόν έμόν τιθηνώ πατέρα και νοσηλεύω." κάκεΐνος ,,ω πελαργέ, τίνι βίφ χαίρεις 10 ούκ οίδα," φησίν, „άλλα τούτο γινώσκω, ελαβόν σε σύν ταΐς εργα τάμα πορθούσαις. οιπολή μετ' αύτών τοιγαροΰν μεθ' ων ήλως."

Babrius

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und ließ ihn laufen. D o c h der schützende G e i s t lenkt zu den Feldern seines Q u ä l e r s hin den F u c h s , den F e u e n r ä g e r . H o c h s c h o n stand das K o r n , voll s c h ö n e r Ähren und v e r h e i ß e n d reiche Mahd. D e r rannte hinterher, b e j a m m e r n d seine N o t , j e d o c h sein K o r n erblickte seine T e n n e nicht. Sanft soll man sein und nicht erzürnen übers Maß. V e r g e l t u n g folgt auf Z o r n - w o v o r m i c h G o t t b e w a h r ! und bringt V e r l u s t dem, welcher allzu sehr e r g r i m m t . Dies erinnert in die Geschichte von Simson (lud. X V , 4 und 5), der auf diese Weise dreihundert Füchsc die Felder der Philister verbrennen ließ. Vgl. Aes. H. 63.

MITGEFANGEN,

MITGEHANGEN

In Feldes F u r c h e n legt' ein B a u e r feines Netz und fing drin K r a n i c h e , der jungen Aussaat Feind. Ihn flehte hinkend an ein S t o r c h , der mit im Netz mit jenen ward g e f a n g e n : „ B i n kein K r a n i c h d o c h , n o c h schädige ich deine Saat : ich bin ein S t o r c h , das zeigt dir meine F a r b e s c h o n . V o n allen V ö g e l n ist der S t o r c h der a l l e r f r ö m m s t e : n ä h r ' ich d o c h s o g a r den V a t e r , und ich pflege ihn, wenn krank er i s t . " D e r s p r a c h : „ H e r r S t o r c h , wie sonst du lebst, das weiß ich nicht, d o c h dieses weiß ich wohl : ich fing dich ein gesellt zu denen, die v e r d e r b e n mir mein W e r k , drum stirbst mit jenen du, mit denen ich dich

fing."

Der Storch emihrt seine Eltern: Plin. N. H. 10,32,63; daher wird er im Pseudo-Publilius Syrus (Petron. 55) pieuticultrii genannL Bemerkenswerterweise heißt der Storch auch auf Hebräisch cbasiidab, die Fromme. Vgl. Aes. H. 100 und lOOb.

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Babrius 14

Άρκτος φιλείν avScûMtov έκτόπως ηυχει νεκβόν γόο οίύτοΰ σώμ' εφασκ,Έ μή aiigeiv. πρός ήν άλώιτηξ είπε „μάλλον ήρούμην εΐ νεκρόν είλκες, τοΟ δέ ζώντος ούχ ήτιτου.' Ό ζώντα βλάπτων μή νεκ,ρόν με 3ρηνείτω.

15 Άνήρ Ά3ηναΐός τις άνδρΙ Θηβαίφ κοινώς όδεύων, ώσπερ εικός, ώμίλει. ρέων δ' ó μύθος ηλ8ε μέχρις ηρώων, μοκρή μεν όίλλως ρήσις ούδ' άνοτγκαίη ' 5 τέλος δ' ó μεν €>ηβθ(ΐος υιόν 'Αλκμήνης μέγιστον άνδρών, νυν δέ και 3εόν υμνεί' ό δ' έξ Ά3ηνών έλεγεν ώς πολύ κρείσσων Θησεύς γένοιτο, και τύχης ó μέν 3είης δντως λέλογχεν, 'Ηρακλής δέ δουλείης. 10 λέγων δ' ένίκα' στοομΰλος γαρ ήν ρήτωρ. ó δ' οίλλος ώς Βοιωτός ούκ- έχων ϊσην λόγοις αμιλλαν, είπεν άγρίχ) μούση ' ,,πέπαυσο νικφ;. τοιγαροϋν χολωΟείη Θησεύς μέν ήμίν, Ηρακλής δ' Άθηναίοις.'

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Αίλουρος δρνεις οΙκίης ένεδρεύων ώς θύλακος τις πασσάλων άπηρτήθη.

Babrius

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BÄR U N D FUCHS Es rühmte sich der Bär, er sei ein Menschenfreund, denn ihre Leichen rühre er nicht an. Da sprach der Fuchs zu ihm : „Ich sah es lieber wohl, daß du die Leichen fräßest, doch Lebendiger schonst." Wer mich im Leben kränkt, bewein' nicht meinen T o d . Vgl. Aes. H. 69

DER ATHENER UND DER THEBANER Mit einem Mann aus Theben ging einst ein Athener desselben W e g s : sie plauderten, wie's halt so kommt. Auf die Heroen kam allmählich das Gespräch, und lang und unnütz wurde nun geschwätzt. Der Mann aus Theben sang zum Schluß das hohe Lied dem Sohn Alkmenes, aller Menschen größtem, der sogar ein G o t t jetzt sei. „Viel g r ö ß e r " , sprach der, „ist Theseus, der Held Athens: er lebte göttergleich, wogegen Herakles als Knecht gedient hat." Da glattzüngig der Athener war, behielt er recht. Der andere, ein B ö o t i e r , kam im Redestreit nicht mit, natürlich; doch er sprach mit scharfem Witz: „Schon gut, du siegst. S o möge euer Theseus uns erzürnt sein, euch Athenern aber Herakles." Die Pointe besteht darin, daß der athenische Halbgott Theseus, wiewohl Gegenstand eines Lokalkults, niemals Göcterrang erreichte, wogegen Herakles als olympische Gottheit von allen Griechen respektiert wurde. 11 f. Böotier galten als rustikal, Athener von jeher als redegewandt: also eine gute „Abfuhr".

D I E K A T Z E ALS SACK Die Katze wollte Hühnern eine Falle stellen und hängte sich an Pflöcke, einem Sacke ähnlich.

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Babrius

τόν δ' είδ' άλέκτως τπνυτός άγκυλογλώχιν, και ταΰτ' έκ^τόμησεν ^ ύ φωνησας' „πολλούς μεν οιδα ^ λ ά κ ο υ ς Ιδών ήδη ' ούδείς δ' οδόντας είχε ζώντος αίλουρου. '

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Βοηλάτης οίμαξαν ηγεν έκ κώμης, της δ'έμπεσούσης είς φάοαγγα κοιλώδη, δέον βοηδείν, αύτός άβγός είστήκει, τφ δ' Ήβακλεϊ ποοσηύχεθ', δν μόνον πάντων 9εων αληθώς π(}οσεια3νει τε κάτίμα. ó 9εός δ' έπιστάς είπε ,,τών τβοχών όίπτου και τούς βόας κέντριζε, τοις 8εοΐς δ' εΰχου οταν τι ποιής καυτός, ή μάτην εΰξη."

21

Βόες μαγείρους άπολέσαι ποτ' έζήτουν έχοντας αύτοίς πολεμίην έπιστήμην και δή συνηθροίζοντο πρός μάχην ήδη κέρατ' άποξύνοντες. εις δέ τις λίην 5 γέ(^ωνέν αύτοίς, π ο ^ ά γ ή ν άροτρεΰσας, „ούτοι μεν ημάς" είπε ,,χερσ'ιν έμπείροις σφάζουσι και κτείνουσι χωρίς αίκίης ην δ'εις άτέχνους έμπέσωμεν ανθρώπους, διπλούς τότ' έσται θάνατος, ού γαρ ελλείψει 10 τόν βοϋν ó Ούσων, καν μάγειρος έλλείψη."

22

Βίου τις ήδη την μέσην έχων ώρην (νέος μέν ούκ ήν, ούδέπω δέ πρεσβύτης

Babrius

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Als dies der pfiffige Hahn, der spombewehrte, sah, verspottete er sie und krähte dieses laut: ,,Wie Säcke aussehn, weiß ich: viele sah ich schon, doch niemals einen, welcher Katzenzähne zeigt." H E R A K L E S UND DER K U H H I R T Ein Kuhhirt fuhr mit seinem Karren aus dem Dorf, der in ein tiefes Loch hineinfiel. Doch der Mann, statt zuzugreifen, wie er sollte, stand herum untätig, und er bete zu Herakles, dem einzigen Gott, dem er in Ehrfurcht dienstbar war. Da kam der Gott und sprach : „Pack' an das Rad, die Ochsen stachle an ! Zu Göttern bete erst, wenn du dir selber hilfst, sonst ist's umsonst." Vgl. Aischylos Pm. 742: .Wenn einer sich selbst bemiiht. scUieSt auch ein Gott sich an" ; ähnlich Suidas (s. v. α ύ τ ό ς ) . V g l . Aeí. Η. 81 ; Avi«n 32).

DIE OCHSEN UND DER M E T Z G E R Die Ochsen wollten einst die Metzger töten, weil die ihre Feinde seien von Beruf. So kamen sie zuhauf und wetzten für die Schlacht bereits die Hörnet. Doch ein greiser Ochse, der viel Feldarbeit getan, nahm jetzt das Wort: ,,Sie schlachten uns doch mit geschulter Hand," sprach er, ,,Sie töten uns, doch quälen sie uns nicht. Doch wenn wir Ungeschickten fallen in die Hand, ist zweifach unser Tod. Wenn's Ochsenschlachten gilt, fehlt nie ein Schlächter, sei er noch so ungelernt." S C H W A R Z UND WEISS Ein Mann, der in der Mitte schon des Lebens stand, (zwar nicht mehr jung, doch noch nicht alt zu nennen.

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Babrius

λευκάς μέλαινας μιγάδας έκλόνει χαήτας) ετ' εις έρωτας έσχόλαζε και κώμους. 5 ήρα γυναικών δύο, νέης τε και γροοηςνέον μεν αύτόν ή νεήνις έζήτει βλέπειν έραστήν, συγγέροντα δ' ή γραίη. τών ουν τριχών έκάστο9' ή μέν άκμαίη έτιλλεν όίς ηί)ρισκε λευκαν^ιζοΟσας, 10 έτιλλε δ' ή γραϋς ει μέλαιναν ηύρήκει, έως φαλακρόν άντέδωκαν άλλήλαις, τούτων εκάστη τών τριχών άποστιώσα. Die Fabel hat keine „ M o r a l " (ein E p i m y t h i o n v o n 3 Zeilen ist offenbar unecht u n d paßt auch nicht z u m V o r h e r g e h e n d e n ) . D e r letzte Vers ware entbehrlich.

23 Βοηλάτης άνθρωπος ε'ις μακρήν υλην ταΰρον κεράστην άπολέσας άνεζήτει. έ3ηκε δ' εύχήν ταΐς όρεινόμοις νύμφαις όίρνα προσάξειν, εί λάβοιτο τόν κλέπτην. 0χ8ον δ' υπερβάς τόν καλόν βλέπει ταΰρον λέοντι θοίνην" δυστυχής δ' έπαράται και βοϋν προσάξειν, ει φύγοι γε τόν κλέπτην. 'Εντεύθεν ημάς τοΰτ' έοικε γινώσκειν, αβουλον εύχήν τοις θεοΐσι μή πέμπειν, έκ τής πρός ώραν έκφορουμένης λύπης.

26 Γερανοί γεωργού κατενέμοντο τήν χώρην έσπαρμένην νεωστί πυρίνφ σίτφ. ó δ' αχρι πολλού σφενδόνην κενήν σείων

Babrius

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in dessen Haare schwarze sich und weiße mischten) fand stets noch Zeit für Liebelei'n und Schmausen. Zwei liebt' er: eine J u n g e , eine Ältere. Die J u n g e wollte jugendlich von Aussehen den F r e u n d ; die Alte, näher ihrem Alter. So rupft' ihm jedesmal, wenn sie beisammen waren, die J ü n g e r e die weißen Haare aus, die Alte aber zupft' ihm alle schwarzen weg, bis sie einander einen G l a t z k o p f präsentierten, da beide ihm die Haare ausgerissen. Eine Glatte galt im Alteitum als lächeriich; Caesar verbarg die seine unter einem Loibeerkianz (Suet Caes. 45). Bei Aesop wie bei Phaedtut wird Kahlheit venpottet; in der Bibel (2 Köm. II. 23 f.) verhöhnen 42 Knaben aus Beth-El den Propheten Elias als Glatzkopf, woraufhin sie von zwei Bärinnen zerrissen werden. Vgl. Aes. H. 56 und 56b^ Phaedr. 2. 2.

VORSCHNELLES

GELÜBDE

Ein Rinderhirte suchte tief im Wald einmal gehörnten Stier, den er verloren hatte ; und gelobte Nymphen, die auf Hügeln schweifen, ein L a m m zu opfern, falls er fange ein den Dieb. Ersteigend einen K a m m , erblickt er plötzlich, wie den schönen Stier ein L ö w e frißt. Sogleich g e l o b t ' er einen Ochsen, wenn er nur dem D i e b entging'. Hieraus ziemt uns zu lernen, von den G ö t t e r n nicht unüberlegt uns zu erbitten G u n s t , nur weil im Augenblick uns K u m m e r hat erregt. Vgl. Aes. H. 83.

DER BAUER UND DIE KRANICHE Es überfielen Kraniche eines Bauern Feld, das eben erst mit Weizen er gesät. Geraume Zeit verscheucht' er sie, indem er schwang

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Babnus

έ δ ί ω κ ε ν οώτάς τ φ φ ό β φ κ , α τ α π λ ή σ σ ω ν . 5

οή δ' ώ ς έ τ ι ε σ χ ο ν σ φ ε ν δ ο ν ώ ν τ α τ ά ς α ί ί ο α ς , κ α τ ε φ β ό ν η σ α ν λ ο ι π ό ν ώ σ τ ε μ ή φειίγειν, ε ω ς ε κ ε ί ν ο ς ούκέδ' ώς π β ΐ ν εΙώθει, λ ί θ ο υ ς δέ β ά λ λ ω ν , ή λ ό η σ ε τάς π λ ε ί ο υ ς . οή δ' έ κ λ ι π ο ΰ σ ο α τ η ν α ο ο υ ρ α ν ά λ λ ή λ α ι ς

10

, , φ ε ύ γ ω μ ε ν " έ κ ς α ύ γ α ζ ο ν ,,είς τ ά Π υ γ μ α ί ω ν . DtvScomoç ο ύ τ ο ς ούκέτ' έ κ φ ο β ε ΐ ν ή μ α ς έ ο ι κ ε ν , ή δ η δ' α ρ χ ε τ α ί τι και π ρ ά σ σ ε ι ν . "

10. Homer (II. 3,6) sagt, da£ Kranichc im Winter nach dem Südrand des Okeanos-Flusses wandern und den Pygmäen Tod und Verderben bringen. Sowohl Herodot wie Aristoteles wissen (wohl durch ägyptische Vermitt-

27 Γ α λ ή ν δ ό λ ω τ ι ς σ υ λ λ α β ώ ν τε καΐ δ ή σ α ς επνιγεν ύδάτων έν συναγκίη κοίλη, τ ή ς δ' α υ λ ε γ ο ΰ σ η ς ,,ώς κ α κ ή ν χ ά ρ ι ν τ ί ν ε ι ς ω ν ώ φ έ λ ο υ ν 8 η ρ ώ σ α μ υ ς τε και σ α ύ ρ α ς , " , , έ π ι μ α ρ τ υ ρ ώ σ ο ι " φ η σ ί ν , , , ά λ λ ά και π ά σ α ς ε π ν ι γ ε ς ο ρ ν ε ι ς , π ά ν τ α δ' ο ί κ ο ν ή ρ ή μ ο υ ς , βλάπτουσα μάλλον ήπερ ώφελοιίσ' ήμας."

29 Γ έ ρ ω ν π ο 9 ' 'ίππος εις ά λ η τ ό ν έ π ρ ά β η , ζ ε υ χ 9 ε Ι ς δ" υ π ό μ ύ λ η ν π ά σ α ν έ σ π έ ρ η ν ή λ ε ι . και δ ή σ τ ε ν ά ξ α ς ε ί π ε ν ,,έκ δ ρ ό μ ω ν ο ΐ ω ν καμπτήρας ο ΐ ο υ ς άλφιτεϋσι γυρεύω."

Babrius

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die leere Schleuder und erschreckte sie damit. D o c h als sie merkten, daß er in die L u f t nur schlug, verachteten sie ihn und flogen nicht mehr fort. E n t g e g e n f r ü h e r e r G e w o h n h e i t fing er nun mit Steinen an zu schleudern, und schlug viele w u n d . Da flohen sie aus dem Feld und krächzten dies sich zu : ,,Laßt Zuflucht nehmen uns in der Pygmäen Land. Der Mensch, so scheint es, will uns nicht erschrecken mehr, nein, er beginnt bereits, etwas zu t u n . " lung) von den Zwergstimmcn im Innern Afrikas. Tatsache ist, daß, wie moderne Forschet berichten, die Pygmäenstämme Kraniche ¡agen, die heftigen Widerstand leisten. Solche Kampfe wurden in der griechischen Kunst oft dargestellt (François-Vase).

UNDANKBAR? Es fing ein Mann ein Wiesel ein mit List, band es und wollt's ertränken in tJer engen Schlucht Ströme. Es sprach: „Mit üblem L o h n vergiltst du mir, d a ß ich dir nütze, da ich Mäuse jagte und Echsen". Er sagte: „Ich geb's zu, doch da du auch álle H a u s h ü h n e r würgtest und mein Haus leer raubtest, hast du mehr Schaden mir gebracht als N ü t z e n . " (Epimythium von Phaedrus 1,22:) Das sollen sich gesagt sein lassen solche, die den eignen Vorteil nur betreiben, aber sich scheinbarer Dienste vor Arglosen rühmen. Vgl. Phaedrus 1,22. Hier bedient sich die Überseuung ausnahmsweise des Originalversmaßes, nämlich des Hinkiambus.

DAS ALTE R E N N P F E R D Ein altes Rennpferd ward zur Mühlenfron verkauft und drehte angeschirrt den Stein bis in die Nacht. Da seufzte es und sprach: „ D i e Rennen, die ich lief um welchen Wendepfahl dreh' ich mich jetzt!"

264 5

Babrius

Μ ή λίαν έπαίρου itoôç τό τής ακμής γαΰβον. Λολλοΐς τό γήο®ζ έν κόκοις ά ν η λ ώ δ η . Ahnlich Phaednis Appendix 21. Das Rennpferd batte beim Wettrennen den Wagen in möglichst kleinem Bogen, aber so. daß die Achse nicht an das Wendemal (meta.

30 Γ λ ύ ψ α ς έ π ώ λ ε ι λ45γδινόν τ ι ς

ΐβμείην.

τόν δ' ή γ ό ς α ζ ο ν άνδρες, ο ς μέν εις σ τ η λ η ν (υιός γ ά β αύτφ κ ρ ο σ φ ά τ ω ς έτεθνήκει), ό δέ χ ε ι ρ ο τ έ χ ν η ς ώ ς 8εόν κ α β ι δ ρ ύ σ ω ν . 5

η ν δ' όψέ, χ ώ λ ι θ ο υ ρ γ ό ς ουκ έτιεπράκει, σ υ ν θ έ μ ε ν ο ς αύτοίς εις τόν ο ρ θ ρ ο ν αυ δείξειν έ λ θ ο ϋ σ ι ν . ó δέ λ ι δ ο υ ρ γ ό ς ειδεν ύτινώσας αύτόν τόν Έ ρ μ ή ν έν πύλοις όνειρείαις ,,είεν" λέγοντα „τάμα νυν ταλαντεύη '

10

ή γ α ρ με νεκρόν ή 8εόν σ ύ π ο ι ή σ ε ι ς . "

8. Wahre oder trügerische Träume kommen durch ein Tor von Horn bzw. Elfenbein (Verg. An. 6 aJ/».). Vgl. Avian 23. Die beiden letzten Verse erinnern an Aes. H. 55: Ein Hinterlistiger nahm sich vor, das delphische Orakel der Lüge zu überführen. Als die bestimmte Zeit gekommen war, wo er zur Befragung zugelassen wurde, nahm er einen Spatz in die Hand, hielt sie unter

32 Γαλή ποτ' ανδρός ευπρεπούς έ ρ α σ θ ε ί σ η δίδωσι σεμνή Κύπρις, ή πό3ων μήτηρ, μ ο ρ φ ή ν ά μ ε ΐ ψ α ι κοά λ α β ε ί ν γ υ ν α ι κ ε ί η ν , κ α λ ή ς γυναικός, η ς τις ούκ εχειν ή ρ α ; Ι δ ώ ν δ' ε κ ε ί ν ο ς (έν μέρει γ α ρ ή λ ώ κ ε ι ) γ α μ ε ι ν έμελλεν. ή ρ μ έ ν ο υ δέ τ ο υ δ ε ί π ν ο υ π α ρ έ δ ρ α μ ε ν μυς" τ ό ν δέ τ ή ς

βαθυστρώτου

Babrius

265

Erheb' dich nicht zu sehr in deiner J u g e n d K r a f t : gar manchem bringt sein Alter harte Mühsal ein. καμητήρ) stieß und dabei u. U. der Wagen umstürzte, gezogen und damit gesiegt; jetzt mufi es, im Kreise gehend, den (unteren) Mühlstein drehen. Vgl. auch Aes. H. 174.

DAS HERMESBILD Ein Künstler bot ein marmorn Hermesbild zum Kauf. Zwei Kunden wollten's kaufen: einer, um es auf ein G r a b zu stellen, da ihm jüngst ein Sohn verstarb, der andre, ein Handwerksmann, wollt' ihn als Schutzpatron. Es war schon spät; der Künstler hatte den Verkauf noch nicht getätigt, denn am nächsten T a g sollt' er's nochmal ihnen zeigen.

Da erschien im Schlaf

dem Künstler Hermes durch der Träutne T o r und sprach: ,,ΝϋΠ g u t : du wägst mit deiner Hand jetzt mein Geschick, ob du zum Leichnam oder G o t t mich machen willst." seinem Gewand, kam in den Tempel, stellte sich frech hin und fragte; „Ist das was ich in der Hand halte, lebendig oder leblos?'* Er wollte námlich, wenn man sagte, „unbeseelt," den lebendigen Spatzen vorzeigen, sagte man aber „lebendig", so wollte er ihn totdrücken und so vorzeigen. Der G o n aber durchschaute seine Arglist und sprach: „ D u da, hör" auf! B d dir selbst liegt es, zu bestimmen, ob das, was du hältst, tot oder lebendig ist."

DAS WIESEL ALS BRAUT Dem Wiesel, das verliebt in einen schönen Mann, gewährt' die Mutter aller Liebesleidenschaft, Kypris, sich zu verwandeln und ein Weib zu sein, so schön, daß jeder Mann voll Sehnsucht nach ihr war. Als jener Mann sie sah, entbrannt' er seinerseits und freite sie. Das Hochzeitsmahl war halb vorbei.

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Babrius

καταβάσα κοίτης έκεδίωκεν ή νύμφη, γάμου δέ δαιτή 'λέλϋτο, icoá καλ&ς ποάξας 10 "Εοως οοτήλβε τίί φύσει γάβ ήττήθη. Vgl. H í u s r i l h 50; Η . v j n Thiel, Antike und Abendland 17 (1971) S. 110.

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Δυσμαά μεν ήσαν Πλειάδων, σπόρου δ' ώβη, καί τις γεωογός πυοόν εις νεόν ¿ίψ«ζ έφύλασσεν έστώς κοά yÒQ ακριτον πλή3ει μέλαητ κολοιών εβνος ήλ9ε δυσφώνων ψαρές τ' ολεβρος στιερμάτων άρουροάων. τφ δ' ήκολούθει σφενδόνη ν εχων κοίλην παιδισκος. οι δε ψαρές έκ συνη3είης ήκουον εΐ την σφενδόνην ποτ' ήτήκει, και πρίν βαλειν έφευγον. ευρε δή τέχνην ó γεωργός οίλλην τόν τε ποάδα φωνήσας έδίδασκεν' ,,ω ποα, χρή γαρ όρνέων ήμας σοφόν δολώσαι φΰλον, ήνικ' δν τοίνυν ελ9-λ' ε ύ π υ ρ ώ σ α ς , ε υ δ ε κ έ ν τ ρ α π ρ η ύ ν α ς . εκ δ ε υ τ έ ρ ο υ σ ο » τ ή ν δ ε β ί β λ ο ν

άείδω.

1. Der König Alexander, dessen Sohn Babrius sein zweites Buch widmete, könnte ein von Vespasian ernannter Fürst von Cilicien sein. Josephus {Anttq. /W. xviii) erwähnt einen Alexander. Enkel Heredes' des Großen. O b der Sohn dieses Königs mit dem zu Anfang von Buch I erwähnten Branchus identisch ist, ist fraglich. Jedenfalls weist Babrius, der wohl der Erzieher des Prinzen war, mit Recht auf den semitischen Ursprung der Fabel hin. Dieser ganze Fragenkomplex wurde von B. E. Perry in vielen Artikeln sowie in seiner Einleitung zu Babñus and ausführlich behandelt. 2. Syrer: die im Altenum sehr häufige Verwechslung von Syrien und Assyrien. Ninus und Bei bleiben im Dunkel vorzeitlicher Mythologie, obwohl Ninus als Gatte der Semiramis genannt wird, die man mit Sammuramat (ca. 800 v.Chr.) identifiziert. Ninus galt als Sohn des Belus. Dieser Name (verwandt mit dem Hindu-Gott Bali? mit dem phöniz. Ba'al?) wurde mehreren mythologischen Königen (Göttern) beigelegt. Eine auch nur annähernde Zeitbestimmung ist unmöglich. 6. Joseph Jacobs, The Fabits of Aesop, London 1889, ein in nur 5S0 Ex. erschienenes Werk, das in Bd. 2 Caxtons Aesop reproduziert. währen3 der erste Band

108 Μ υ ώ ν ó μέν τις βίον ε χ ω ν

άρουβαΐον,

ó δ' έν τοιμείοις π λ ο υ σ ί ο ι σ ι

φωλεύων,

ε 9 ε ν τ ο icoivòv τ ό ν βίον π ο ό ς

αλλήλους

ó δ' οΙκόστιτος πβότεβος η λ 3 ε 5

έπχ τ η ς ά ο ο ύ ο η ς όίρτι χ λ ω ρ ό ν

δείΛνήσων άνθούσης"

τ ρ ώ γ ω ν δ ' ά ρ ο η ά ς tcod δ ι ά β ρ ο χ ο υ ς ρ ί ζ α ς , μελαίνι;|^ σ υ μ π ε φ υ ( ^ ν ο ς

σίτου

βώλω,

, , μ ύ ρ μ η κ ο ς " ειπε ,,ζρς βίον ταλαίπωρου, έν πυ8μέσιν γ ή ς κρίμνα Xsjrtà βιβρώσκο>ν. 10

έμοί δ ' ύ π ά ρ χ ε ι π ο λ λ ά και

περισσεύει"

τό κέρας κατοικώ πρός σ έ της εΐ μοι σ υ ν έ λ 3 ο ι ς , ώ ς θ έ λ ε ι ς

Άμαλ3είης.

άσωτεύση,

πάρεις ό ρ ύ σ σ ε ι ν άσφόλαξι τ ή ν ά π ή γ ε τ ό ν μΰν τ ό ν γ ε η π ό ν ο ν 15

χώρην."

πείσας

εις οίκον έλθείν ύπό τε τοίχον άνβρώπου. ε δ ε ι ξ ε δ' οηπώ,

ποϋ

μέν άλφίτων

πλήβη,

ποϋ δ' ο σ π ρ ί ω ν η ν σ ω ρ ό ς ή πίθοι

σύκων.

Babrius

305

s c h m e l z ' s o r g l i c h sie u n d m i n d e r e s o r g l i c h i h r e n S t i c h : s o s i n g ' ich j e t z t f ü r d i c h m e i n z w e i t e s B u c h . dem Ursprung und der Überlieferung der Fabel gewidmet ist. J. identifìzien „Kybisses" mit dem indischen Weisen Kâsyapa (wobei er sogar einen möglichen Zusammenhang zwischen Kâsyapa und dem ..ungriechischen" Namen Aisopos andeutet). Er nimmt ein (hypothetisches) Buch ¡tint ¡л Кадара an, das eine j u r Zeit des Oaudius nach Rom abgefertigte Gesandtschaft aus Ceylon mitgebracht habe. Dieses Fabelbuch sei Babrios. möglicherweise unter dem Titel Λόγοι Λιβυκοί, bekannt gewesen. R. Johanan ben Sakkai (dem Vespasian bekanntlich aus dem belagerten Jerusalem freien Abzug gewährte), erwähnte Mithk Kmbsu, Märchen des Kubsis ( = Kybisses?). 6 f Die aesopische Prosafabel galt nicht als Literatur; wenn sich Babrius als den ersten FabeWrri/ir bezeichnet, so muß er poetische Fabeln in griechischer Sprache gemeint haben, da ihm Phaedrus' lateinische Jambenfabcln sicherlich bekannt waren. Daß Babrius' Fabeln auch in anderen Veiìformen nachgeahmt wurden, wissen wir. Er betont, daß er keine „Rätsel" schreibt, was wohl bedeutet, daß er kunstvolle Allegorie vermeidet Ober Jamben siehe Anmerkung zum Prolog; vielleicht spielt er auch auf die bei Phaedrus deutlich wahrnehmbare politische Satire an. Näheres siehe Einleitung.

FELDMAUS UND

HAUSMAUS

Zwei Mäuse - eine lebte auf d e m L a n d e , und d i e a n d e r e in e i n e s R e i c h e n V o r r a t s s c h r a n k b e s c h l o s s e n , f o r t a n w o l l t e n sie z u s a m m e n s e i n . Als erste k a m die H a u s m a u s auf das Feld z u m Mahl, als a u f d e n Ä c k e r n s i c h d a s e r s t e G r ü n g e z e i g t . D a n a g t e sie n u r s c h w a c h e s u n d d u r c h n ä ß t e s K o r n , die W u r z e l n n u r , b e h a f t e t n o c h mit s c h w a r z e m S c h l a m m , u n d s p r a c h : , , D u l e b s t ja, w i e ' s a r m s e l i g e A m e i s e n t u n , die d u im E r d l o c h d i c h v o n G e r s t e n k r u m e n nährst. I c h h a b g e n u g v o n a l l e m , ja i m Ü b e r f l u ß : mit dir verglichen, h a b ich Amaltheas H o r n . K o m m s t d u mit mir n a c h Hause, schwelgst d u , wie du willst, d a n n m a g d e r M a u l w u r f hier a u f g r a b e n diesen G r u n d . " So w a r d die F e l d m a u s überredet u n d k a m mit, in e i n e s M e n s c h e n H a u s z u k r i e c h e n d u r c h d i e W a n d . Sie z e i g t e i h r , w o G e r s t e r e i c h l i c h l a g e r t e , ein H a u f e n B o h n e n , w o d a s volle F e i g e n f a ß ,

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Babrius

σ τ ά μ ν ο ι τε μ έ λ ι τ ο ς acÓQOocoí τ ε φ ο ι ν ί κ ω ν , ó δ ' ώ ς έ τ ε ^ 9 η π ά σ ι κοά κ α ο ω ο μ ή ^ η κοά τ υ ο ό ν η γ ε ν έ κ κ α ν ι σ κ ί ο υ σ ΰ ο ω ν , ά ν έ φ ξ ε τ ή ν 3 ΰ ο η ν τις" ó δ ' ά χ ο κ η δ ή σ α ς σ τ ε ι ν ή ς έφευγε δ ε ι λ ό ς ές μυχόν τ ρ ώ γ λ η ς , ά ί σ η μ α τ ο ί ζ ω ν τ ό ν τε χ ο ό ξ ε ν ο ν 8λίβ3εν έ κ κ ύ ψ β ς ι|ταη3ειν έ μ ε λ λ ε ν Ι σ χ ά δ ο ς Κ α μ ε ι ο α ί η ς ' ετεοος δ' έπήλθεν αλλο η ΐίοοοαρήσων' οι δ ' έ ν δ ο ν έ κ ο ύ β ο ν τ ο . μ υ ς δ ' ά ρ ο υ ς ί τ η ς „ τ ο ι ο ύ τ ο δ ε ι π ν ώ ν " ε ί π ε ,,χοάοε κοά π λ ο ύ τ ε ι , κοά τ ο ι ς π ε ο ι σ σ ο ϊ ς α ύ τ ό ς έ ν τ ο ΰ φ ο δ ε ί π ν ο ι ς , έχων τα π ο λ λ ά τοΰτο μεστά κινδύνων, ε γ ώ δέ λ ι τ ή ς ούκ ό φ έ ξ ο μ α ι β ω λ ο υ , ύφ' ή ν το κβίμνο μή φοβούμενος τβώγω." V g l . A c s . ( Η . 2 9 7 ) ; n a c h e r z ä h l t v o n H o r a z {tat. 2,6).

109 ,,Μή λ ο ξ ό βαίνειν" έλεγε κ α ο κ ί ν φ μήτηβ, ,,ύγοΛ τ ε π έ τ ρ η « λ ό γ ι α κ ώ λ ο μ ή σ ύ ρ ε ι ν . " ό δ ' ε τιε , , μ ή χ ε ο ή δ ι δ ά σ κ α λ ο ς , π ς ώ τ η ό ς Ο ή ν ά π ε λ θ ε , κοά β λ έ π ω ν σ ε π ο ι ή σ ω . " Vgl. A v i a n 3; Acs. Η . 187. S p r i c h w ö r t l i c h , г. В. bei A r i s t o p h a n e s , Pax 1083: N i e m a l s wirst d u d e m K r e b s b e i b r i n g e n , g e r a d e zu g e h e n ; das b e k a n n t e Skol i o n ap. A t h e n .

6 9 5 ist s i c h e r älter als A e s o p . W o h l

kaum

hierher

gehört

P e t r o n 4 2 a n t i q u u s a m o r c a n c e r est ( = r e t r o c e d i t , Ellis ad A v i a n . 3); n e u e r e

111 Μ ι κ ο έ μ π ο β ό ς τις ο ν ο ν έ χ ω ν έ β ο υ λ ή θ η , τούς ολος όκούων παρά 8 ά λ ο σ σ ο ν εύώνους.

Babrius

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wo Honigkrüge standen und der Dattelkorb. Die Feldmaus war entzückt und griff nach Kräften zu und schleppte ein Stück Käse gerade aus dem K o r b , als sich die Türe öffnete. Sie sprang entsetzt herunter und floh ängstlich in ein enges L o c h , verwirrt nur quiekend drückt' sie eng sich an den Freund. Sie wartet" ein Weilchen, dann schlUpít* sie heraus und wollte Trockenfeigen von Kamiros nagen, als wieder jemand, was herauszuholen, kam. Sie schlüpften wieder in ihr L o c h ; die Feldmaus sprach: „ A n solchem Festmahl habe Freude und sei reich, und schwelge nur bei auserlesenem Festgelag: dein Überfluß an Gütern bringt so viel Gefahr, daß ich mein simples Erdloch nicht verlassen will, wo ich die Gerste ohne Furcht verzehren kann." 11. Die Ziege Amilthea ernähne den jungen Zeus; eines ihrer Hörner wurde von ihm zum Füllhorn (cornucopia) aller guten Dinge gemacht; es gibt verschiedene Überlieferungen der Legende. 25. Kamiros, donsche Stadt an der Westküste von Rhodos, deren Feigen hoch Keschätzt wurden.

DAS V O R B I L D Die Mutter sprach zum K r e b s : „ G e h ' nicht so schief, schlepp dich nicht seitwärts über feuchten S t e i n . " Das Junge sprach: „Mutter und Lehrerin, geh' du nur gerad: sobald ich's seh', tu ich dir's n a c h . " Übersetzer fassen es als .Krebsgeschwür" auf; so Emout: .un vieil amour, c'est comme un cancre"; A. D. Leeman (Hilvcrsum-Λntweφen 1966): .ouwe liefde kankert maar voort*; Schnur (Stuttgart 196S): alte Liebe friSt wie ein Krebs-

MISSLUNGENE LIST Ein Krämer hatte einen Esel. E r vernahm, daß man am Strande wohlfeil kaufen könnte Salz.

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τούτους xQÍaaSai, φορτισας τε γενναίως τόν δνον κατήγε. της δ' όδοΰ κροκοκτούσης ώλισ3εν οίκων εϊς τι ¿εΐθρον έξαίφντις κοά συντακέντων τών όλων έλαφςΰνθη, Oqtcûv δ" ανέστη κοά ποίβήν άμοχ®ήτΰ)ς εις την μεσάγεων. τούς όίλοις δε ποΛήσας, πάλιν γομώσων τόν δνον ήγε κοά πλείω (ετ*) έπετίβει τόν φό^τον. ώς δε | ^ 9 ή σ ο ( ς διέβαινε τόν ¿oCv, ουπερ ην πεσών ιιοφην, εκών κατέπεσε, και πάλιν γόμους τήξας κούφως ανέστη, γαύρος ώς τι κεβδήσας. ό δ" έμπορος μέν έπενόησε, κοά πλείστους σπόγγους κοπήγεν ύστερον πολυτρήτους έκ της 3αλάσσης, τούς δ' αλας μεμισήκει. ó δ' δνος πανούργως, ώς προσήλθε τώ ρείδρω, έκών κατέπεσεν" αθρόως δέ τών σπόγγων διαβραχέντων πάς ό φόρτος ώγκώθη, βάρος δέ διπλούν ηλθε βαστάσας νώτοις. [Πολλάκις έν οις τις ηύτύχησε και πταίει ]

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Με30ων έλαίίρ λύχνος έσπέρης ηυχει προς τούς παρόντας, ώς 'Εωσφόρου κρείσσων, απασι φέγγος έκπρεπέστατον λάμπει, άνεμου δέ συρίσαντος εύβύς έσβέσάη πνοιη ραπισδείς. έκ δέ δευτέρης οίπτων ειπέν τις αύτφ „φαίνε, λύχνε, και σίγα' τών αστέρων τό φέγγος ουκ άπο3νήσκει."

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Ξύλινόν τις ΐ ρ μ ή ν ε'ιχεν ήν δέ τεχνίτης, στιένδων δέ τούτφ κοά κα3' ήμέρην 3ύων

Babrius

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So k a u f t ' cr's ein und lud dem Esel tüchtig auf und trieb ihn heim. Sie waren weit g e w a n d e r t schon, da glitt der Esel aus und fiel in einen Bach. Es s c h m o b das Salz, u n d leichter w u r d e seine Last : gemächlich stand er auf und kam beschwerdenfrei ins Land hinein. Den Rest v o m Salz v e r k a u f t e nun der Händler, trieb den Esel wiederum z u m Strand und bürdet' ihm noch mehr auf als z u v o r . Geplagt durchquerte er den Fluß, w o er zuvor gestürzt, und fiel absichtlich hin. Und wieder schmolz die Last, und er erhob sich hurtig, stolz auf seine List. D o c h jetzt b e g r i f f s der Krämer, u n d beim nächsten Mal kam er vom Meer mit einer großen L a d u n g von Schwämmen, denn es reute ihn das Salzgeschäft. Beim Waten durch den Fluß ließ wieder sich der Schelm absichtlich fallen : voller Wasser sogen sich die Schwämme, und es schwoll die ganze L a d u n g auf, und seinen Rücken drückte jetzt zweifache Last. Vgl. Aes. H. 322 und 3 2 2 b .

DAS LÄMPCHEN Des Nachts, v o m Öl berauscht, sprach prahlend eine L a m p e : „Ich tu's am Glanz dem Morgenstern voraus und leuchte heller als die Sterne alle." Da pfiff der Wind, und blies mit seinem Wehen alsbald die Lampe aus. Ein Mensch, der wieder sie entzündete, sprach: „Leuchte, Lampe, und halt's Maul: denn niemals wird der Sterne Schein gelöscht." Vgl. Acs. H. 285.

BELOHNTER FREVEL Ein hölzern Hermesbild besaß ein H a n d w e r k s m a n n , dem brachte jeden T a g er T r a n k und O p f e r dar.

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Babrms

επβασσε φαυλως. τφ Эеф δ' έ9υμώ9η, χαμαά δ' άκεκςότησε του σκέλχ>υς OQOÇ. 5 χουσός δέ κεφαλής έοούη κβτοητείσης, δν συλλεγων ανά^ωχος ει*εν ,,ΐβμεία, σκοιός τίς έσσι κοά φίλοισιν άγνώμων, δς Λοοσκυνοΰντας ούδέν ώφέλεις ημας, άγαθοϊς δέ πολλοίς ύββίσαντας ήμείψω. 10 τήν εις σέ καινήν εύσέβειαν ουκ ήδειν."

122 "Ονος πατήσας σκόλοπα χωλός ειστήκει' λύκον δ' Ιδών ποβόντα καί σαιφή δείσας δλεδοον ούτως ηπεν' ,,ω λύκε, θνήσκω, μέλλω τ' άποπνεΐν. σοι δέ συμβαλόιν χαίβω 5 σύ μάλλον ή γύψ ή κόραξ με δειιινήσεις. χάοιν δέ μοι δός άβλοφή τέ κοά κοΰφην έκ του ποδός μου τήν SKOWSOV είρύσσας, ως μου κατέλθη πνεΰμ' άναλγές εις "Αιδου." κάκεϊνος ειπών ,,χοιβιτος ού φθονώ τοώτης" 10 όδοϋσιν όίκβοις σκόλοπα θεομόν έξήοει. ó δ' έκλυβείς πόνων τε κάνίης πάσης τόν κνηκίην χάσκοντα λακτίσας φεύγει, ¿ίνας μέτωπα γομφίους τ' άλοιήσας. ,,οϊμοι" λύκος ,,τάδ'" είπε ,,σύν δίκρ πάσχω' 15 τί yÒQ άίοτι χωλούς ήρξάμην Ιατρεύειν, μαδών άπ' αρχής ούδέν ή μαγειρεύειν;"

125 "Ονος τις άναβάς είς τό δώμα και παίζων τόν κέραμον εδλα, καί τις αύτόν άν8ρώπων

Babnus

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doch sein Geschäft ging schlecht. Da zürnte er dem Gott, packt' ihn am Bein und schlug ihn auf den Boden. Der Kopf zerbricht, und siehe - es rollt Gold heraus. Das sammelte der Mann und sprach : „Du, Hermes, bist ein rechter Tölpel und den Freunden undankbar: wenn wir dir betend dienen, lohnst du es uns nicht, doch Sakrileg belohnst nut reicher Spende du. Die neue Art des Dienstes war mir unbekannt.* Ein vieizeiliges EpimytMon, das zu der Fabel schlecht paBt, wird mit Recht verworfen.

D E R W O L F ALS A R Z T Ein Esel trat auf einen Dorn und wurde lahm. Da sah er einen Wolf nah bei, und mit dem Tod vor Augen rief er ängstlich: „Ach, ich sterbe, Wolf, ich geb den Geist auf. Gut, daß ich dich traf und du mich anstatt Krähe und Geier fressen wirst. Doch einen Dienst, der leicht und harmlos, tu mir noch: zieh aus dem Fuß mir doch den Dorn heraus, damit mein Geist zum Hades ohne Schmerzen fahren kann." Der sprach: „Nun, diesen Dienst mißgönne ich dir nicht," und zog mit spitzem Zahn den brennenden Dorn heraus. Der Esel, frei von Schmerz und Mühsal jetzt, schlug aus, dem gierigen Grautier gerade in den Rachen, ihm zerschmetternd Stime, Nase, Kiefer - und entfloh. „Weh," rief der Wolf, „das ist mir recht geschehen : mußt' in meinem Alter ich den Arzt für Lahme spielen, wo ich von jeher nur gelernt des Schlächters W e r k ? " Auch bei Petron (62, II) wird der Wolf mit einem Metzger verglichen. Vgl. Ae$. H. 3 3 4 , 3 3 4 b , 3 3 4 c . Überschrift hier: " "Ονος Koñ λ ύ κ ο ς " , bei Perry (Aes. 187) Λύκος ί ι τ ρ ό ς .

D E R E S E L AUF D E M DACH Ein Esel stieg aufs Dach : dort tanzte er umher, und er zerbrach die Ziegel. Eilends stieg hinauf

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Babrius

έπιδβαμών κ β τ ή γ ε τ φ ξ ύ λ φ παίων. ó δ ' δ ν ο ς π ο ό ς οηηόν, ώς τ ό vôitov ή λ γ ή κ ε ι , ,Λοά μ η ν » η 3 η κ ο ς έ χ 8 έ ς " είπε „кой π ρ ώ η ν ετεοπεν υμάς οώτό το(5το π ο ι ή σ α ς . "

127 ( Ό Ζ ε ύ ς τ ό ν ΐ ρ μ ή ν ό σ τ ο ά κ ο ι σ ι ν έγγοάψοα ά μ α ο τ ί α ς