Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg [47]

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Mitteilungen des

Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

Siebenundvierzigster Band

Nürnberg 1956 Selbstverlag des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

Im Aufträge der Vorstandschaft des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg herausgegeben von Dr. Gerhard Pfeiffer. Für Form und Inhalt der einzelnen Beiträge sind die Verfasser ver­ antwortlich. Der Druck des Bandes wurde außer durch die Mitgliedsbeiträge auch durch Spenden und Druckkostenzuschüsse vor allem des Stadtrats zu Nürnberg und der Regierung von Mittel franken, sowie aus Kreisen der Wirtschaft, insbesondere von der Bayerischen Gemeindebank-München, ermöglicht. Allen Spendern und Mitarbeitern sei herzlichst gedankt!

Druck: Ph. C. W. Schmidt, Neustadt/Aisch. Klischees: Klischeeanstalt Zerreiß & Co., Nürnberg. Alle Rechte Vorbehalten. Copyright by Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg 1956.

Inhalt Abhandlungen : Die Nürnberger Eigen- und Gattergelder. Freie Erbleihe und Rentenkauf in Nürnberg von den ersten urkundlichen Nach­ weisen bis zur Gegenwart von Gerichtsassessor Dr. Friedrich Mattausch (Eichstätt)...................................................... i Einleitung S. 1 — I. Die Entstehung der freien Erbleihe S. 4 — II. öffentlich- und Privatrechtliche freie Erbleihe S. 9 — III. Die Nürnberger Eigengelder bis zum Ende des 16. Jhds. u. deren Regelung in der verneuerten Reformation von 1564 S. 14 A: Die Eigengelder aus freier Erbleihe § 1 Wesen u. Termino­ logie der freien Erbleihe und ihre Rechtsquellen in Nbg. S. 14 — § 2 Die bei der freien Erbleihe in Nbg. beteiligten Stände S. 19 — § 3 Objekte der Erbleihe S. 23 — § 4 Form der Ver­ leihung S. 25 — § 5 Die Rechte des Eigenherrn u. d. Pflichten des Erbmannes S. 29 — § 6 Die Rechte des Beliehenen S. 37 — B: Der Unterschied zwischen städtischen und ländlichen Erbleihe-Eigengeldern nach Nbgr. Recht S. 66 — C: Die Eigen­ gelder aus dem Rentenkauf § 1 Entstehung und Wesen des Rentenkaufs S. 67 — § 2 Die Nbgr. Gattergelder als Renten bzw. Eigengelder zweiten oder minderen Ranges S. 76 — IV. Die Entwicklung der Nbgr. Eigengelder aus freier Erb­ leihe und aus Rentenkauf vom Ende des 16. Jhds. bis zur bayer. Gesetzgebung ab 1848 S. 83 — V. Die Einwirkungen der bayer. Gesetzgebung seit 1848 auf die Nbgr. Eigen- und Gattergelder S. 86 — VI. Die Folgen der Einführung des BGB für die Nbgr. Eigengelder und deren Behandlung nach dem Aufwertungsgesetz vom 16. 7. 1925 und dem Währungsumstel­ lungsgesetz vom 20. 6. 1948 S. 86 — Kurze Zusammenfassung S. 90 — Quellen und Schrifttum S. 92 — Anmerkungen S. 96 Die Goldene Bulle und Nürnberg von Univ.-Prof. D. Dr. Hans Liermann (Erlangen)................................................................. 107 Eine Nürnberg-Sulzbacher Plattenlieferung für Karl IV. i. d. Jah­ ren 1362/1363. Ein Beitrag zur Nürnberger Waffenfabrikation des 14. Jhds. von Archivdirektor Dr. Wilhelm Georg Neu­ kam (Bamberg)............................................................................. 124 I Einleitung S. 124 — II Text S. 138, Register S. 148, Tabellen S. 155 Der Güterbesitz der Nürnberger Kirchenstiftungen unter der Ver­ waltung des Landalmosenamtes im 16. Jahrhundert von Jo­ hann Winkler (Fürth i. B.)...................................................... 160 Der Chronist Wolfgang Lüder von Bibliotheksdirektor Dr. Fried­ rich Bock (Erlangen)................................................................. 297 Die Beziehungen des Pariser Arztes Guy Patin zu Altdorf und Nürnberg von Geh. Rat Prof. Dr. Julius Pirson (Erlangen) 313 Der Poppenreuther Pfarrer Erhard Christoph Bezzel (1727—1801) uüd «eine Stammbüchersammlung von Bibliotheksdirektor Dr. Karlheinz Goldmann. . ................................................ 341

Kleine Beiträge: Nicholao Romolo da Noribergho, ein Beitrag zur Nbgr. Handelsgeschichte des 14./15. Jhds. aus dem Archivio Datini in Prato (Toskana) von Karlfriedrich G r u b e r (München) .... 416 Der Nürnberger Architekt Hans Behaim d. Ä., seine Herkunft und erste Bautätigkeit bis 1491 von Archivrat Dr. Werner Schultheiß.................................................................................. 426 Über einen verlorengegangenen Globus aus dem 1. Viertel des 16. Jhds. von Wilhelm Bonacker (Berlin)..................................... 444 Ein Ratsmahl mit Dürer 1527 von Archivdirektor Dr. Fritz Schnelbögl.................................................................................. 446 Eine Mutter Gottes von Hans Riemenschneider von Prof. Dr. Justus Bier (University of Louisville, Kentucky) .... 452 Knäcklasherr, Bosshopf, Butzenfeiler von Bibliotheksdirektor Dr. Friedrich Bock (Erlangen)...............................................................458 Nürnberger Kirchen ohne Transzendenz. Ein Streit bayerischer Finanz- und Militärbehörden 1808—1810 von Archivrat Dr. Karlheinrich Dumrath............................................................... 462 Buchbesprechungen: Franken, Land, Volk, Geschichte und Wirtschaft. Hgg. von Konrad Scherzer (Dr. Gerhard Pfeiffer).........................................................468 Artur Kreiner, Bayern (Dr. Friedrich Bock)..................................... 470 Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, H. 5: Forchheim von Ingomar Bog (Dr. Konrad Kupfer)............................................470 August Sieghard, Nürnberger Umland (Dr. Wilhelm Kraft) . . 471 Johannes Bischoff und Herbert Paulus, Die Erlanger Landschaft (Dr. Gerhard Pfeiffer)..................................................................... 472 Günter Schuhmann, Stadtarchiv Ansbach (Wilhelm Biebinger) . 473 Die Eichstätter Bischofschronik des Grafen Wilhelm Werner von Zimmern (Dr. Otto Puchner) . . .,..................................... 476 Albrecht Kircher, Deutsche Kaiser in Nürnberg (Dr. Ingomar Bog) 477 Veröffentlichungen der Gesellschaft für Familienforschung in Franken, Band 8 (Dr. Wilhelm Kraft)............................................479 Hermann Pies, Die Wahrheit über Kaspar Hausers Auftauchen und erste Nürnberger Zeit (Dr. Hanns Hubert Hofmann) . . 481 Ernst Pitz, Die Entstehung der Ratsherrschaft in Nürnberg (Dr. Werner Schultheiß)............................................................................483 Josef Janäcek, Dejiny obchodu v predbelohorske Praze (Dr. Richard Klier)............................................................................494 Werner Schultheiß, Nürnbergs Hafnergewerbe in 650 Jahren (Dr. Kurt Pilz).................................................................................. 505

~ ilder aus deutscher Vergangenheit Bd. 1: Heinz Stafski, Aus alten Apotheken (Dr. Kurt Pilz).................................................. 507 illibald Pirckheimers Briefwechsel hgg. v. A. Reimann und Emil Reicke Bd. 2 (Dr. Friedrich Bock)...........................................510 eue Fränkische Matrikeln: Joh. Kist, Die Matrikel der Geistlich­ keit des Bistums Bamberg — Curt Hoefner, Die Matrikel des Gymnasium Casimirianum zu Coburg — Max Döllner, Das Schülerverzeichnis der Neustädter Fürstenschule (Dr. Gerhard Pfeiffer)...............................................................................................512 Matthias Simon, Ansbachisches Pfarrerbuch (Helene Burger) . . 514 Ottfried Neubecker, Wie finde ich ein Familienwappen? (Dr. Lud­ wig Rothenfelder)............................................................................516 Hans Seibold, Sagen aus der Nürnberger Landschaft (Dr. Wil­ helm Kraft).................................................. 518

Die Nürnberger Eigen- und Gattergelder Freie Erbleihe und Rentenkauf in Nürnberg von den ersten urkundlichen Nachweisen bis zur Gegenwart Von Friedrich Mattausch

Einleitung Diese Arbeit hat die freie Erbleihe und den Rentenkauf in Nürnberg und in dessen ehemaligem Territorium von der reichs­ städtischen Zeit bis zur Gegenwart zum Gegenstand. Mit ihr soll versucht werden aufzuzeigen, in welcher Form diese beiden Rechtsinstitute in Nürnberg und seiner Umgebung in Erschei­ nung traten und Verwendung fanden, welchen Einfluß sie auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung dieser Stadt ge­ nommen haben, inwieweit sie aber auch umgekehrt in ihrer Anwendung den sich wandelnden wirtschaftlichen und recht­ lichen Bedürfnissen und den politischen Zeitströmungen der Jahrhunderte des Mittelalters und der Neuzeit seit dem Ent­ stehen Nürnbergs unterworfen waren1). Handelte es sich bei der freien Erbleihe im wesentlichen um einen dinglichen Vertrag, mittels dessen ein Grundeigen­ tümer jemandem eine Liegenschaft mit dem vererblichen Recht auf Nutzung übertrug, wobei der Nutzungsberechtigte die Pflicht zur periodischen Zahlung eines Zinses an den Eigentü­ mer übernahm, so ist im Rentenkauf ebenfalls ein dinglicher Vertrag zu erblicken, durch welchen der Eigentümer einer Lie­ genschaft diese als Gegenleistung für den Erhalt einer Kapital­ summe mit einer dauernden, auch in etwa gleichen Zeitabstän­ den an den Kapitalgeber zu entrichtenden Zinsabgabe belastete. i

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Jene Zinse — sowohl die auf Grund freier Erbleihe, als auch die infolge Rentenkaufs zu zahlenden — wurden in Nürnberg meist „Eigengelder“ genannt. Wurde eine durch freie Erbleihe oder Rentenkauf bereits mit einem Eigengeld belastete Liegenschaft im Wege des Ren­ tenkaufs nochmals mit einem Zins belastet, so bezeichnete man diesen nach Nürnberger Recht als „Gattergeld“. Wie kein anderes Rechtsinstitut hat die freie Erbleihe die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung der Städte im Mittelalter beeinflußt und vorangetrieben. Bediente man sich doch ihrer, als es galt/ den Grund und Boden neu gegrün­ deter oder auszuweitender Städte an herbeiströmende „Neu­ bürger“ zu vergeben, die meist erst durch den Besitz von städ­ tischem Boden das Bürgerrecht erlangten. Als dieses Ansied­ lungsziel erreicht, der städtische Boden oft bis zur kleinsten Parzelle mit Hilfe der freien Erbleihe verteilt war und es dann darauf ankam, den durch den wirtschaftlichen Aufschwung der Städte gestiegenen Wert des städtischen Bodens nunmehr durch dessen intensive Ausnützung im Wege der Errichtung besserer, der angewachsenen Bevölkerung und deren wohnungsmäßigen und gewerblichen Erfordernissen entsprechender Häuser weiter zu steigern, da bediente sich die in den Besitz von städtischem Grund und Boden gekommene neue breite Bevölkerungsschicht der Handwerker und Kleinhändler des Rentenkaufs, um sich die erforderlichen Geldmittel von der Oberschicht der Grund­ besitzer und Großkaufleute zu beschaffen. Zur notwendigen Gegenleistung belastete man die innegehabten Anwesen mit einem Zins, oder besser, mit einer Rente — dem Eigengeld jüngerer Ordnung. Die Reichsstadt Nürnberg hat sich an jener stürmischen Auf­ wärtsentwicklung als bedeutendes Zentrum von Handel, Hand­ werk und künstlerischer Schöpferkraft in höchst bemerkens­ werter Weise beteiligt. Sie hat darüber hinaus diesen Wachs­ tumsvorgang deutscher Städtekultur dadurch machtvoll geför­ dert, daß sie imstande war, aus ihrem eigenen Stadtrecht einen Stadtrechtskreis zu entwickeln/ welchem fränkische, oberpfäl­ zische und mittelbar viele böhmische Städte einschließlich der Prager Altstadt als Oberhof Nürnberger Rechts angehörten. Dadurch leistete sie zur Ostkolonisation einen gewissen Bei­ trag und half dem neu entstehenden ostdeutschen Bürgertum die Grundlage zu seiner jahrhundertelang bewährten Ver­ mittlerrolle zum Osten zu schaffen2). Daß das Nürnberger Stadtrecht auch das Recht der freien Erbleihe nach dem Osten vermittelte und gerade dadurch der Gründung und dem Aus­ bau reicher deutscher Städte in Böhmen die rechtlichen Voraus­ setzungen schuf, kann mit Sicherheit angenommen werden. Mit dem machtvollen Aufschwung des Deutschtums in Böhmen steht

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die Nürnberger freie Erbleihe somit in untrennbarem kausalen Zusammenhang 3). Seit dem Erscheinen des epochemachenden Werkes von Ar­ nold „Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städ­ ten“ 4) ist über die freie Erbleihe und den Rentenkauf eine nicht geringe Zahl rechtshistorischer Abhandlungen entstanden, welche meist Eigenart und Wirkung dieser Rechtsinstitute in bestimmten deutschen Städten oder Städtegruppen zum Gegen­ stand haben. Trotz der großen Bedeutung Nürnbergs in dem Kranz der deutschen Städte liegt jedoch über dem so wichtigen Teil seines Stadtrechts, der die Eigen- und Gattergelder zum Gegenstand hat, in der neueren Literatur keine eingehende Darstellung vor. Die letzte, jedoch nur grundrifiartige Wieder­ gabe der einschlägigen Bestimmungen des Nürnberger Stadt­ rechts stammt noch von dem Altdorfer Professor Johann Chri­ stian Siebenkees und ist aus dem Jahre 1798!5). Wenn im Laufe des 19. Jahrhunderts zwar einzelne Werke über die damals in Bayern noch in Geltung gewesenen Territorialrechte heraus­ gekommen sind, so waren in ihnen die noch gültigen Normen über die Nürnberger Eigen- und Gattergelder nur ganz sum­ marisch aufgezähltß) oder es war gar deren Bestehen nur kurz erwähnt7). Da aber heute noch auf vielen Nürnberger Grundstücken Eigengelder lasten und seit dem Erlaß des Währungsumstel­ lungsgesetzes vom 20. Juni 1948 mehrere Rechtsstreitigkeiten über die Frage der Höhe ihrer Umstellung von Reichsmark auf Deutsche Mark teilweise bis hinauf zum Bayerischen Obersten Landesgericht anhängig wurden, ist der hiermit erstmals unter­ nommene Versuch einer eingehenden Darstellung der recht­ lichen Eigenarten der Nürnberger Eigen- und Gattergelder (unter besonderer Berücksichtigung ihrer städtischen Erschei­ nungsformen), der aus diesen erwachsenen Befugnisse und Ver­ bindlichkeiten der Vertragspartner und des Werdegangs dieser beiden dinglichen Rechte bis in unsere Tage samt Rechtsver­ gleich mit den diesbezüglichen Verhältnissen in anderen be­ deutenden deutschen Städten nicht nur von rechtshistorischem Interesse, sondern darüber hinaus ein aktuelles Erfordernis.

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I. Abschnitt

Die Entstehung der freien Erbleihe Die Forschung nach der Enstehungsweise der freien Erbleihe hat bis heute noch zu keinem klaren Ergebnis geführt. Die Meinungen über deren Ursprung gehen weit auseinander. Hier seien nur die wichtigsten Ansichten wiedergegeben: Lange Zeit hat sich Arnolds Theorie gehalten, welche die Erbleihe oder — wie Arnold sie nennt — die Häuserleihe von der Leihe nach Hof recht ableitete 8). Diese Leihe nach Hof recht oder bäuerliche Leihe zog persönliche Unfreiheit und Einglie­ derung des Beliehenen in einen Fronhofsverband nach sich9). Als wesentlichen Grund für seine Ansicht, daß die in den Städ­ ten siedelnden Handwerker ursprünglich einer strengen Hö­ rigkeit, nämlich dem Hofrecht unterworfen waren, führt Ar­ nold den Umstand an,, daß sich in den Städten die vielen Zinse von Hühnern oder Hähnen erhalten haben10). Dieses Argument ist jedoch nicht überzeugend. Wenn auch die Hühnerabgaben neben den Frondiensten regelmäßig als hofrechtliche Leistun­ gen der Hintersassen festgesetzt wurden, so ist dies doch kein typisches Merkmal für die hofrechtliche Leihe. Sie waren viel­ mehr in der Periode der reinen Naturalwirtschaft eine selbst­ verständliche Gegebenheit, die aber dann in den Hintergrund trat, als die Naturalwirtschaft von der Geldwirtschaft abgelöst wurde. Dazu sei im Vorgriff auf spätere Ausführungen über Nürnberger Verhältnisse nur vergleichsweise bemerkt, daß die in der Stadt Nürnberg noch weit bis ins 16. Jahrhundert hinein unter der Bezeichnung „Weisat“ als Eigengeldleistung oft ge­ bräuchliche Abgabe von Fastnacht- oder Herbsthühnern auch bei freier Erbleihe sich auf dem Nürnberger Lande wesentlich länger hielt, weil dort die Naturalwirtschaft im Sinne eines reinen Austausches landwirtschaftlicher und gewerblicher Er­ zeugnisse eben viel länger betrieben wurde wie in der Stadt als der Wiege der Markt- und Geldwirtschaft. Daß man in der Stadt den Zins aus echter freier Erbleihe im Mittelalter noch lange Zeit ganz oder teilweise durch Hühnerabgaben oder andere Naturalleistungen erfüllte, hatte seinen Grund darin, daß die Umstellung zur reinen Geldwirtschaft ja selbst in gro­ ßen Städten wie Nürnberg nicht schlagartig einsetzte, da auch dort noch teilweise ländliche Verhältnisse herrschten und die Bürger sich regelmäßig Federvieh und größere Haustiere, wie Ziegen, Schafe und Schweine hielten. Der Ansicht Arnolds über die Hühnerzinse als Merkmal der hof rechtlichen Unfreiheit, der sich Rosenthal für Würzburg kritiklos angeschlossen hat n), kann daher nicht gefolgt werden. Den richtigen Standpunkt, daß sich die Hühnerzinse aus der Naturalwirtschaft heraus erklären, hat auch Jaeger vertreten 12). 4

Von Schreiber wird ihm zwar entgegengehalten, daß die Hüh­ nerzinse, welche regelmäßig zusammen mit Geldzinsen verein­ bart wurden, im Vergleich zu diesen recht unbedeutend waren und daß sie auch bei den ersten Rentenkäufen Vorkommen, die noch durch Auftragung des Grundstückes an den Geldgeber und Rückverleihung an den Geldnehmer bewirkt wurden, nicht mehr aber bei den späteren Rentenkäufen, bei denen von der Herstellung des Obereigentums abgesehen wurde, weshalb diese Hühnerzinse neben der wirtschaftlichen auch eine juristische Bedeutung im Sinne der bezweckten An­ deutung eines Obereigentums des Zinsnehmers gegenüber dem allerdings nicht mehr persönlich abhängigen Zinsmann hätten. Schreiber weist dabei auch auf die Neigung der deut­ schen Rechts entwicklung zur Verdinglichung der Rechte und zur Symbolisierung der Rechtsvorgänge hin 13) und insofern ist seine Darlegung zunächst bestechend. Sie ist aber an Hand einer ganzen Reihe vorhandener Nürnberger Urkunden ohne weiteres widerlegbar, aus denen eindeutig hervorgeht, daß hier auch bei den angeführten späteren Rentenkäufen noch Hüh­ nerzinse aus Grundstücken verkauft wurden, ohne Unterschied, ob es sich um städtische oder ländliche Grundstücke handelte14). Gerade der Umstand, daß die Hühnerzinse bei Rentenkäu­ fen vor allem auf dem Lande zu beobachten sind, ist ein wei­ terer Beweis für die naturalwirtschaftliche Ursache des Hüh­ nerzinses. Im übrigen gab es in Stadt und Land nicht nur den Hühnerzins als Naturalabgabe bei Erbleihe und Rentenkauf, sondern — wie später noch eingehend dargestellt werden wird — eine Vielfalt verschiedenster Naturalzinse, die ganz nach der Zweckmäßigkeit, nämlich nach der Jahreszeit des Zahlungs­ termins und der Eigenart der zinsbelasteten Liegenschaft fest­ gesetzt waren und gereicht wurden. Ferner wurde von verschiedenen Autoren versucht, die Erb­ leihe von der Zeitleihe, nämlich der Verleihung eines Grund­ stücks auf gewisse Zeit, insbesondere auf Lebenszeit (Vital­ leihe), abzuleiten. Gobbers 15) hat zur Begründung dieser An­ sicht auf den Inhalt vieler älterer Leihebriefe hingewiesen, in denen die Erblichkeit des übertragenen Nutzungsrechts aus­ drücklich in der Weise festgelegt ist, daß man die Beliehenen als die zunächst Berechtigten anführte und dann erst deren Kin­ der und Erben als Berechtigte bezeichnete. Nach Gobbers An­ sicht deutet diese Fassung der Leihebriefe darauf hin, daß die Leihe in früherer Zeit nur Zeitleihe gewesen ist, so daß man, als die Leiheverhältnisse erblich wurden, der nächsten Erben des Leihenehmers urkundlich noch besonders Erwähnung tat. Diese Ansicht hat insofern viel für sich, als es freilich einer naheliegenden und natürlichen Entwicklung entsprechen würde, wenn sich aus den zeitlich auf die Lebensdauer des oder

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der Beliehenen befristeten Leihey er hältnissen später Erbleihen entwickelt hätten. Die von Rietsehel16) als Beweis dafür ge­ nannten Würzburger Urkunden des 11. und 12. Jahrhunderts geben wohl einen gewissen Hinweis dafür. In ihnen werden Rechtsverhältnisse der „precaria oblata“ (Hingabe von Grund­ stücken, die der Veräußerer zu unentgeltlichem Nießbrauch zu­ rückerhält) geregelt. Solche Urkunden lassen sich auch in Nürn­ berg nachweisen. Die 2. und 3. Lieferung des neuerschienenen Nürnberger Urkundenbuches enthält die Wiedergabe einer ganzen Reihe von Urkunden, welche die Schenkung von in Nürnberg oder in dessen Umgebung gelegenen Grundstücken an Klöster betreffen, wobei sich der Schenker jeweils das Nutzungsrecht an dem Grundstück auf Lebenszeit vorbehält17). Ähnlich wie Rietsehel die von ihm behauptete und unter Be­ weis gestellte Entwicklung besonders klar aus einer von ihm genannten Würzburger Urkunde von 1159 entnimmt18) und als weitere Übergangsstufe die aus einer von ihm ebenfalls ange­ führten Würzburger Leiheurkunde von 1137 hervorgehende Verleihung von Grundstücken auf mehrere Generationen (meh­ rere „Leiber“) bezeichnet, könnte ein ähnlicher Vorgang in der Verleihung eines Hofes und einer Mühle in Ritzmannshof durch Komtur und Konvent der Deutschordenskommende in Nürn­ berg an einen Leihenehmer und dessen 2 Töchter „pro tempore vite earum“ angesehen werden19). Hier liegt also eine Leihe auf zwei Leiber vor 20). Daß solche Urkunden jedoch keine zuverlässigen Nachweise für die Entstehung der freien Erbleihe aus der Zeitleihe, ins­ besondere aus der Vitalleihe erbringen können, hat vor allem Fischer in überzeugender Weise dargelegt21). Er hat besonders an Hand der Kölner Schreinskarten festgestellt, daß die Erb­ leihe zur Zeit der Entstehung derselben um 1135 dort schon in hoher Blüte stand. Dies deckt sich mit der Ansicht von Schulim der die Erbleihe als die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts herrschende Leiheform bezeichnet 22). Sie ist auch in Österreich in 12. Jahrhundert schon gebräuchlich23). Ihr Vorkommen ist schon für das 7. und 8. Jahrhundert in den Gebieten von Tours und Angers in Frankreich nachzuweisen, wo die Kirche Lände­ reien bereits in freier Erbleihe verliehen hatte 24), weil sie, all­ gemein der größte Grundbesitzer in Stadt und Land, sich ihr liegendes Gut nicht durch Vollübereignungen entfremden durfte25), denn es war als „res religiosa“ unverkäuflich. In Frankreich hatte sich aber schon im 5. Jahrhundert die römi­ sche Emphyteuse, gleichfalls eine freie Leihe, durchgesetzt26), die sich von der aus fränkisch-germanischen Wurzeln stam­ menden freien Erbleihe nicht unwesentlich unterscheidet, wie noch näher zu erklären sein wird 27).

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Wenn die freie Erbleihe in Frankreich also schon im 7. und 8. Jahrhundert anzutreffen ist, so nimmt es nicht wunder, wenn sie im 9. Jahrhundert in St. Gallen feststellbar ist28)/ wenn nach Rietschel die älteste noch erhaltene städtische Erbleiheurkunde eine aus Mainz stammende vom Jahre 1056 ist29), Rosenthal das Jahr 1119 als Datum des ersten Würzburger Erbleihebriefes nennt30) und Schreiber das der ersten Straßburger Erbleihe­ urkunde mit 1132 angibt31). Nach Des Marez tritt uns die Erb­ leihe in den ältesten Quellen des Mittelalters bereits als hochentwickeltes Rechtsinstitut entgegen32) und nach Rosenthals Feststellungen kommt die Leihe in Würzburg in dem Augen­ blick, als man sie dort nachweisen kann, sofort als Erbleihe vor 83). Gerade jene letztere Jahreszahl aus dem nahen Würzburg ist für Nürnberg von Bedeutung. Nürnberg, dessen Bestehen urkundlich zum ersten Male durch die aus dem Jahre 1050 stam­ mende sog. Sigena-Urkunde belegt werden kann und welches wahrscheinlich um 1040 gegründet wurde34), ist verhältnis­ mäßig spät in das Rechtsleben ein getreten. Die ersten erhalte­ nen Erbleiheurkunden aus Nürnberg und seiner Umgebung stammen erst aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts35). Sie lassen nach Form und Inhalt erkennen, daß die freie Erb­ leihe damals hier schon ein völlig geläufiges Rechtsgeschäft gewesen sein muß. So erscheint der Ausdruck „iu-s hereditarium“ z. B. gleich ohne Hinzufügung irgendeiner Definition. Es findet sich auch kein Schwanken im Ausdruck durch Anwen­ dung auch anderer gleichbedeutender termini technici. Der Ver­ gleich mit den Jahreszahlen und der Menge der bereits er­ wähnten im Nürnberger Urkundenbuch veröffentlichten Leib­ gedingeurkunden läßt die Vermutung zu, daß die freie Erb­ leihe in Nürnberg wohl schon seit dem Beginn des 13. Jahrhun­ derts gebräuchlicher war, als die Leihe auf Lebenszeit. Zu der Streitfrage nach dem Ursprung der freien Erbleihe kann jeden­ falls schon infolge der späten Gründung Nürnbergs und des Umstands, daß Nürnberger Leiheurkunden erst aus dem 13. Jahrhundert vorliegen, kein entscheidender Beitrag geleistet werden. Auch nach Durchsicht der noch vorhandenen Nürnber­ ger Urkunden wird man aber immerhin die Ansicht von Schrei­ ber sowie von Fischer 37) und Beer 38) über das Entstehen der freien Erbleihe als diejenige ansehen müssen, welche der Wirk­ lichkeit am nächsten kommen dürfte. Denn die Nutzanwendung der freien Erbleihe mit ihrer Vielzahl von Spielarten in äuße­ rer Form und den Bedingungen über Leistungsarten und Fri­ sten/ größerer und geringerer Abhängigkeit des Beliehenen vom Verleiher des Bodens u. a. m. läßt ohne weiteres den Rück­ schluß darauf zu, daß sowohl die ländliche als auch die städti­ sche freie Erbleihe ein durch Gewohnheitsrecht entstandenes

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Produkt verschiedenster Vorläufer wie Hof recht, Zeitleihe und römische Emphyteuse sein und viele scheinbar heterogene Be­ standteile in sich auf genommen haben muß. Folgt man dieser Ansicht, so findet man auch Arnolds Deduktion der Erbleihe aus dem Hofrecht erklärlich, weil man danach den Hühnerzins als naturgegebene Fortführung einer hofrechtlich entstandenen ländlichen Einrichtung und die Anführung auch der Erben des Beliehenen in den Urkunden mit Rietschel als Zeichen für den fortschrittlichen Einfluß der Zeitleihe auf die Erbleihe ansehen kann. Dieser als Folge des Übergangs zur Geldwirtschaft im 12./13. Jahrhundert anzunehmende Schmelzungsprozeß ergab sich sicherlich erst allmählich aus der Entfaltung des Städte­ wesens und dein Zusammenströmen von Siedlern verschieden­ ster stammesmäßiger und ständischer Herkunft. Er machte Schwankungen je nach den zeitlichen, wirtschaftlichen, Ört­ lichen und persönlichen Gegebenheiten und insbesondere nach den Bedürfnissen der Grundbesitzer und der Siedler durch 39) und daraus ergibt sich das vielgestaltige Bild, welches die noch erhaltenen Urkunden heute bieten. Als maßgebliche Kompo­ nente mag die schon von Schreiber 40) und Fischer 41) erwähnte Vorliebe des Mittelalters für ewige Verträge bei der Ausbil­ dung der Erbleihe mitgewirkt haben. Gerade diese kann frei­ lich darauf hindeuten, daß die Entwicklung zur Erbleihe über die Zeitleihe gegangen ist, wie es Schwerin z. B. schon für die fränkische Zeit behauptet42) und wie es Seeliger für die St. Gallener Urkunden des 9. Jahrhunderts auch tatsächlich festgestelR hat43). Ursprünglicher äußerer Anlaß für die Verleihung von Bo­ den an freie, also nicht in einen Fronhofsverband eingegliederte Leute war neben der schon erwähnten Notwendigkeit der Übertragung eigenen Bodens durch Großgrundbesitzer wie vor allem der Kirche an Bauern zur Nutzung mangels eigener Möglichkeit der Bebauung (genannt precaria data) oft der in der fränkischen Zeit überhandnehmende religiöse Brauch, zur Rettung des Seelenheils eigene Liegenschaften der Kirche zu übertragen (Seelgeräte). Ferner war es in dieser unsicheren Zeit üblich/ zur Erlangung von Schutz und Schirm den eigenen Boden mächtigen Grundbesitzern als Zinsgut anzutragen44). Solche Übertragungen von Land an Grundherren wie die Kirche waren dann meist mit der Rückübertragung des betref­ fenden Bodens von seiten der Grundherren an die Veräußerer oder Spender als nunmehr mit einem an die Grundherren zu entrichtenden Zins belastete Leihegüter verbunden. Diesen Vorgang nannte man „precaria oblata“ 45).

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II. Abschnitt

öffentlich-rechtliche und privat rechtliche freie Erbleihe Wenn bisher von einer sich aus der Verschiedenartigkeit der Entstehungsformen ergebenden Vielgestaltigkeit der freien Erbleihe die Rede war, so ist nun besonders auf ihre Unter­ scheidung in zwei Gruppen hinzuweisen, die seit Rietschel all­ gemein eingehalten wird46). Es handelt sich um den Unterschied zwischen freier Erbleihe öffentlich-rechtlicher und privatrecht­ licher Art47). In der Form der öffentlich-rechtlichen Erbleihe oder — nach Rietschel — der Gründerleihe hat das Rechtsinstitut der freien Erbleihe seine erste große wirtschaftliche Bedeutung für die Städte erlangt. War die Gründerleihe doch die rechtliche Form, in der Grundherren als Gründer der Märkte und Städte an die neuen Gemeindemitglieder ihren für die Ansiedlung be­ stimmten Grund und Boden verteilten, in der aber auch die Kolonisatoren insbesondere im deutschen Osten landwirtschaft­ lichen Boden über ihre Lokatoren den Siedlern überließen. Der Boden der neuen Ortschaften wurde regelmäßig in gleich große Stücke („areae“) eingeteilt und den Siedlern gegen einen in der Regel auch gleich hoch bemessenen und dem Gründer zu einem einheitlichen Zahlungstermin zu entrichtenden Zins (Arealzins) in Erbleihe ausgegeben. Rietschel zufolge sind die Städte von Grundherren im Wege der Gründerleihe auf deren Boden zunächst als Märkte in Anlehnung an schon bestehende Burgen, Dörfer oder Klöster gegründet worden, deren Namen sie dann meist erhielten 48). Wesentliches Merkmal dieser Art der Verleihung von Boden in Erbleihe war, daß sie nicht jeweils auf Grund eines einzel­ nen zwischen dem Grundherrn bzw. neuen Stadtherrn und dem beliehenen Siedler abgeschlossenen Leihevertrag erfolgte, son­ dern immer auf einem für die ganze Ansiedlung vom Orts­ gründer ausgestellten Privileg beruhte, in welchem die für alle Siedler gleichermaßen gültigen privatrechtlichen Leihebedin­ gungen aber auch die Öffentlich-rechtlichen Bestimmungen ein­ heitlich geregelt waren. Letzteres hatte zur Folge, daß der Siedler z. B. durch die Beleihung mit einem Areal nicht nur die rein privatrechtlichen Verpflichtungen gegenüber dem Grundherrn übernahm, die aber meist lediglich in der Pflicht zur Zahlung des niedrigen und nur zum Zeichen der Anerkennung des Ober­ eigentums des Grundherrn am erhaltenen Boden anzusehen­ den Arealzinses 49) bestanden, sondern daß er gleichzeitig auch in den öffentlich-rechtlichen Gemeindeverband (allerdings in persönlicher Unabhängigkeit) eintrat/ daher mit dementspre­ chenden öffentlich-rechtlichen Pflichten belastet und der Ge­ richtsbarkeit des Grund- oder Stadtherrn unterstellt wurde. 9

Demgegenüber war die privatrechtliche freie Erbleihe durch­ aus etwas anderes. Sie hatte in jedem Einzelfall einen beson­ deren Leiheyertrag zur Grundlage, in welchem die auf das je­ weilige Vertragsverhältnis besonders zugeschnittenen Bedin­ gungen — z. B. über Höhe, Art und Termine der Zinsleistung — festgelegt waren. Diese private Erbleihe hatte — und inso­ weit muß mit Fischer 50) den Ausführungen Rietschels wider­ sprochen werden — sehr wohl auch öffentlich-rechtliche Neben­ wirkungen, denn der Beliehene übernahm z. B. die Zahlung der auf dem Grundstück lastenden Steuern und sonstigen öffent­ lichen Abgaben. Darauf wird später noch zurückzukommen sein51). Für die Verwendung der Gründerleihe zur Ansiedlung städ­ tischer Bevölkerung findet man Nachweise aus verschiedensten Gegenden. Der erste liegt für Gent aus dem Jahre 941 52), für Passau von 976 und für die ländlichen Kolonien des Bistums Bremen von 110653) vor. Fischer hat eine solche planmäßige Stadtgründung im Sinne Rietschels in seiner Abhandlung über die freie Erbleihe in Köln auch für die dortige Rheinvorstadt einwandfrei festgestellt und als deren mutmaßlichen Gründer den Erzbischof Bruno I., den Bruder Ottos des Großen, ange­ geben54). Das Vorkommen der Gründerleihe kann auch für Nürnberg, und zwar für seinen Stadtteil St. Lorenz, als erwiesen an­ gesehen werden65). Wichtigste Grundlage dieser Annahme ist eine Urkunde Kaiser Rudolfs von Habsburg vom 25. Oktober 1273 “). Diese hat die Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit der Burggrafschaft Nürnberg zum Gegen­ stand. Sie stellt zum Teil die Bestätigung der den Zollern bereits seit etwa 1191 übertragenen Hoheitsrechte, z. T. die Neuverleihung von Hoheitsrechten durch den im gleichen Jahre zum Kaiser gewählten Rudolf von Habsburg dar. Denn die Burggrafschaft Nürnberg war Reichslehen, wie die Stadt Nürnberg ja auf Reichsboden erbaut wurde57). Unter anderem wird in dem Lehensbrief bestimmt, daß der Burggraf von jeder einzelnen jenseits (südlich) der (Pegnitz-)Brücke in der Diö­ zese Eichstätt (also im Stadtteil St. Lorenz) gelegenen Hofstätte Grundzins und zur Zeit der Ernte einen Schnitter beziehen solle 68). Jenes Recht auf den Hofstättenzins wurde dem Burggrafen durch eine Urkunde, in welcher dessen Belehnung erneuert wurde, von Rudolf von Habsburg am 4. September 1281 neu­ erdings bestätigt69). Bereits Reiche60), dem Rietschels Begriff der Gründerleihe noch nicht bekannt war, meint mit seinen das Verhältnis zwi­ schen dem Burggrafen und den St. Lorenzer Hofstättenbesitzern recht treffend beschreibenden Worten etwa das Rechtsverhält-

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nis, welches Rietscbel später als Gründerleihe bezeichnet hat. Nach Reickes Annahme hatte der Burggraf als Gemeindeherr ein gewisses Obereigentum über die Allmende. Wenn Reiche das Bestehen einer Grundherrschaft des Burggrafen über die Gemeinde ablehnt, dann meint er offensichtlich eine solche nach Hofrecht, indem er darauf hinweist, daß es bei einem fronrecht­ lichen Verhältnis nicht bei einigen Tagen Frondienst im Jahre, wie bei jenem dem Burggrafen vorbehaltenen Schnitterdienst, geblieben wäre und daß die Mitglieder der Gemeinde von St. Lorenz keine Hörige oder Unfreie waren. Daß der Nürnberger Hofstättenzins von St. Lorenz anderer­ seits keine öffentlich-rechtliche Abgabe im Sinne einer Steuer war, geht schon daraus hervor, daß er mit der Stellung eines Schnitters zur Ernte, also mit einer Dienstleistung61) verbun­ den war. Bei der Beurteilung dieser Frage muß ohnehin da­ von ausgegangen werden, daß im 13. Jahrhundert zwischen öffentlich-rechtlichen und privatrechtlichen Abgaben noch gar nicht unterschieden wurde62). Daß der Gründerleihezins als solcher öffentlich-rechtlichen Charakter habe, wird demgemäß auch von Rietschel nicht behauptet83). In Nürnberg verzichtete der Burggraf bereits durch eine Urkunde vom KLMärz 1261, also 12 Jahre vor jener Neubeleh­ nung durch Kaiser Rudolf von Habsburg, zu Gunsten des Minoritenklosters auf den Hofstättenzins64). Mit einer Urkunde vom 17. November 1386 beurkundeten wiederum ein Burggraf Friedrich von Zollern und dessen zwei Söhne „ ... dasz wir mit gutem Rath unser Räthe und mit rechter wissen, für unsz und unser Erben und alle vnser Nachckommen, verkaufft vnd recht und redlich zu kauffen geben haben den Erbarn Weisen den Burgern des Raths und der Gemeinde gemeinlichen der Stadt zu Nürnberg und allen Ihren Nachckom­ men die Schnitter, die Hofstatt-Pfenning und von einer Schmütten von einer Esse ein Schilling Pfenning, die wir haben und gehabt haben zu Nürnberg in Sanct Laurenczer Pfarr... “65).

Und mit einer Urkunde vom 18. Januar 1387 erteilte König Wenzel den lehensrechtlichen Konsens dazu, daß „ ... der Hochgebohrne Friedrich Burggraf zu Nürnberg, unser lieber Schwager und Fürst, den Bürgermeistern, Rath und Bür­ gern gemeinlichen der Stadt zu Nürnberg, unsern und des Reichs lieben Getreuen, solche Schnitter, Hofstatt-Pfenning und von einer jeglichen Schmittstatt und Esz einen Schilling Pfenning, die Er in derselben Stadt zu Nürnberg in St. Laurentzen Pfarr gehabt hat, und die von uns und dem heiligen Reich zu Lehen rühren, redlichen und recht umb ein genannte Summa Geldes verkaufft hat... “ 60).

Aus dem Inhalt dieser beiden Urkunden ist deutlich erkenn­ bar, wie sehr man damals hinsichtlich dieses Zinsrechts von

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privatrechtlichen Vorstellungen beherrscht war und daß es sieh daher um keine Steuer handelte. Daß der Hofstättenzins von St. Lorenz wirklich nur als Recognitionszins angesehen wurde, geht z. B. schon aus einer frü­ hen Rentenkaufsurkunde vom Jahre 1347 über ein in der Lorenzer Stadt gelegenes Anwesen hervor 67). In dieser Urkunde wird das Anwesen als ein „Eigen“, also ein in Volleigentum stehendes Haus, bezeichnet. Von einer Belastung durch den Hof­ stättenzins ist in dieser wie auch in anderen Lorenzer Urkun­ den aus der Zeit bis zum Jahre 1376 keine Rede. Das sich aus dem Hofstättenzins ergebende Obereigentum des Burggrafen kann also auch demzufolge nur schwach gewesen sein und dürfte in dem Zinsrecht tatsächlich seinen alleinigen Ausdruck gefunden haben. Die im Stadtteil St. Lorenz bis zum Wegfall des Hofstätten­ zinses bestehenden freien Erbleihen privatrechtlicher Art waren mit dem Hofstättenzins nicht etwa infolge einer durch den Burggrafen getätigten Veräußerung identisch. Hatte der Burg­ graf als Lehensmann des Königs die Hofstätten gegen Hof­ stättenzins weiterverliehen, so stellte die Verleihung von Grundstücken der Lorenzer Stadt im Wege privater freier Erbleihe „zu rechtem Erbe“ gegen Eigengeld eine weitere After­ leihe dar. Hinsichtlich des Gesamtbildes der Eigentumsverhältnisse in der Stadt Nürnberg und deren Entwicklung in den ersten zwei Jahrhunderten der Nürnberger Geschichte ist man im wesent­ lichen auf Vermutungen angewiesen. Die erste große Epoche raschen flächenmäßigen Wachstums und wirtschaftlichen Auf­ stiegs der Stadt Nürnberg88) war die Zeit, als die Stadt im Jahre 1138 aus der Hand des Herzogs Heinrich von Bayern in den Besitz des Reiches zurückkehrte, König Konrad III. und sein Nachfolger Friedrich Barbarossa sie zu einem festen Stütz­ punkt für ihre Kämpfe gegen die baierischen Welfen ausbaute und den unter der Burg am rechten Pegnitzufer gelegenen Burgmarkt zu der umfangreichen Doppelstadt an beiden Ufern der Pegnitz ausdehnte69)/ sie also vor allem um die zweite Pfarrgemeinde (St. Lorenz) erweiterte. Darin liegt der Anlaß für die schon aus der Existenz des Hofstättenzinses ersichtliche planmäßige Besiedlung des Lorenzer Stadtteils, die wohl unter der Leitung des Burggrafen als Grundherrn erfolgte. Für den ältesten Nürnberger Stadtteil, die Pfarrgemeinde St. Sebald, ist das Vorkommen eines Hofstättenzinses nicht nachweisbar. Hingegen spricht vieles dafür, daß dessen Besied­ lung nicht im Wege der gleichzeitigen Aufteilung des Bodens in Areale und deren Vergebung an vom Lande herbeiströmende Siedler durch Gründerleihe erfolgte. Vielmehr ist anzunehmen, daß die Besiedlung der Sebalder Stadt seit der vor 1062 ge12

schehenen Verleihung des Marktrechts von ihrem wahrschein­ lich am Fuße der Burg gelegenen Kern aus einsetzte und in recht rascher Folge, wenn auch viel allmählicher als in St. Lo­ renz, vorangetrieben wurde. Dieser Vorgang wird um 1250 im wesentlichen abgeschlossen gewesen sein70). Dabei dürfte der städtische Boden, der sicheren Feststellungen nach schon im Jahre 1050 Reichsboden war71), nicht erst ein burggräfliches Lehen, sondern, wie es in den Reichsstädten allgemein üblich war, unmittelbar vom König oder dessen Lehensmann auf Dienstmannen (Ministeriale) und Geschlechter übergegangen sein 72), denen vielen Anzeichen nach ursprünglich der Boden der Stadt gehört haben dürfte 73). Besonders Julie Meyer weist in diesem Zusammenhang auf den Umstand hin/ daß die vielen noch greifbaren Urkunden über Verleihungen von am Markt­ platz, beim Rathaus und an der Sebalduskirche gelegenen Krämen und Brotbänken im 14. Jahrhundert fast nur Patrizier als Obereigentümer nennen. Wirklich fällt es bei der Durch­ sicht eines Großteils der seit dem Ende des 14. Jahrhunderts noch vorhandenen Urkunden von Rechtsgeschäften über Grundbesitz auf, daß vor allem in der Sebalder Stadt meist nur Eigenher­ ren, also Obereigentümer, auftauchen, welche die bekannten Namen von Nürnberger Patriziergeschlechtern tragen. Von die­ sen Patriziern stammten ursprünglich tatsächlich einige Fami­ lien aus dem Landadel (so die Familie von Neuenmarkt [Neu­ markt-Oberpfalz] mit den Zweigfamilien Muffel, Mentelein und Weigel), während sicher viele Geschlechter ihre Bedeutung allein davon ableiteten, daß sie schon in der Frühzeit des Ent­ stehens von Nürnberg als Zuwandernde in den Besitz städti­ schen Bodens kamen, dessen Wert sich erst in ihrer Hand mit der wachsenden Bedeutung der Stadt gewaltig steigerte. Der Name der Familie Grundherr weist auf eine solche Familien­ geschichte hin. Es sind dies alles Namen von Eigenherren, welche schon frühzeitig in den Erbleihebriefen und den übrigen Urkunden über Grundstücksverträge verzeichnet sind. Ferner erscheinen z. B. in den Urkunden bald häufig die Namen Hal­ ler, Rieter, Stromer, Tücher, Vorchtel, von Stein, Tetzel, Behaim und Groß. Demgegenüber treten die Namen der Fami­ lien, die erst später nach Erlangung ihres Ansehens durch den Handel in den Rat aufgenommen wurden, viel weniger und viel später in den Urkunden in Erscheinung. Es sind dies die Familien Kreß, Zingel, Löffelholz, Kammermeister, Stark, Rehlinger und Schlüsselfelder74). Auffällig ist auch, daß die meisten großen Patrizierhäuser in der Sebalder Stadt standen. Im üb­ rigen waren die Nürnberger Patriziergeschlechter passiv lehens­ fähig, d. h. sie waren würdig/ Lehen zu empfangen und daher im Besitze zahlreicher Lehen des Reiches und des Adels. Die von Julie Meyer dafür angeführten Beispiele von Reichslehen 7Ö) können an Hand weiterer Urkunden auch in Bezug auf vom

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Adel ausgegebene Lehen beliebig ergänzt werden76). Daß die Patrizier diesen — übrigens meist ländlichen — Lehensbesitz vielfach durch freie Erbleihe weiterverliehen, ergab sich von selbst. So haben auch die ersten Eigentümer des Stadtgrundes von St. Sebald diesen zum großen Teil im Wege der freien Erbleihe an neue Siedler weiterübertragen, als das Anwachsen der Bevölkerung eine intensivere Bebauung bzw. Aufteilung schon vorhandener Hofstätten erforderlich machte 77). Überdies boten die Leihezinsen, welche damals dem ohnehin schon ge­ stiegenen Grundstückswert noch entsprachen, in jener Zeit der beginnenden Kapitalwirtschaft auch einen starken lukrativen Anreiz für die Weiterverleihung, denn der Zinsertrag führte bereits zu beachtlicher Vermögensbildung. III. Abschnitt

Die Nürnberger Eigengelder bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, insbesondere deren Regelung in der verneuerten Reformation von 1564 A. Die Eigengelder aus freier Erbleihe (Eigengelder älterer Ordnung)

§ 1 Wesen und Terminologie der freien Erbleihe und ihre Rechtsquellen in Nürnberg Nachdem eingangs schon eine kurze Definition der freien Erbleihe gegeben worden war, gilt es nun, die Wesensmerk­ male derselben näher zu beschreiben. Diese waren überall, wo die freie Erbleihe zur Anwendung kam, nachdem sie sich aus verschiedenen Faktoren im Zuge einer Rechtsangleichung zu einem im wesentlichen einheitlichen gemeinrechtlichen Institut ausgebildet hatte 78), im Prinzip dieselben. Auch in Nürnberg finden wir in den wichtigen Punkten das gleiche Bild vor. Der Versuch einer möglichst genauen Beschreibung der recht­ lichen Eigenart der freien Erbleihe erfordert ein gewisses Sichhineinfühlen in die Rechtsauffassung des deutschen Mittelal­ ters hinsichtlich des Eigentumsbegriffs. Der Eigentumsbegriff unseres Bürgerlichen Gesetzbuches ist der römischrechtliche. Danach ist das Eigentum das unbeschränkte individuelle Herrschaftsrecht über eine Sache79). Miteigentum oder Gesamthand­ eigentum bedeuten nur die Bindung des einzelnen Mit- oder Gesamthandeigentümers an den anderen zwecks gemeinsamer Ausübung der vollen Sacbherrschaft in allen ihren rechtlichen Funktionen. Der Eigentümer kann sich zwar durch Belastung des Eigentumsgegenstandes mit beschränkten dinglichen Rech­ ten anderer einzelner Funktionen der Ausübung der Sachherr­ schaft zeitweise entäußern, doch kann er selbst die Dauer einer solchen Einschränkung seines Vollrechts bestimmen oder sie 14

endigt mit dem Tode des dinglich Berechtigten ohnehin von selbst. Das Mittelalter kannte demgegenüber den Begriff des so­ genannten geteilten Eigentums 80), der in der Sphäre des Lehensrechtes entstanden war81). Das Eigentum wurde in ein Obereigentum und ein Untereigentum geteilt. Sowohl das Recht des Obereigentümers als auch das des Untereigentümers er­ streckte sich auf die ganze Sache. Zwischen beiden trat aber eine funktionelle Teilung in der Ausübung des Eigentums ein, denn der Inhalt der beiderseitigen Befugnisse war verschie­ den82). Wenn z. B. ein Nürnberger Hauseigentümer namens Stegner im Jahre 1398 „ ... von demselben seinem aygen dem ... Picken von Eschen­ bach recht und redlichen verlihen vnd vererbt het daz hawß... im... seiner elichen wirtin vnd irn (beider) erben zu haben vnd ze nizzen zu rechtem erb fürbaz ewigklichen... mit der bescheidenheit daz der NN, sein wirtin vnd ir erben demselben Herman Stegner vnd seinen erbn jerlichen darawzz zinsen vnd geben solten vier guidein halb vff sant Walpurg tag vnd halb vif sant Michels tag fürbaz ewigklichn ... “ 83).

so geht daraus ganz deutlich hervor, daß der Hauseigentümer von seinem bisher ungeteilten Eigentum, seinem „Eigen“, vol­ len Besitz und volle Nutzung als ewiges und erbliches Recht übertrug, sich dessen also (für den Normalfall) unwiderruflich entäußerte und sich im wesentlichen nur das Recht auf einen ewigen Zins, die „Zinsgewere“, vorbehielt. Der Beliehene er­ hielt das „dominium utile“; der Verleiher behielt von seinem Eigen nur noch das „dominium directum“/ zu welchem auch die Zinsgewere gehörte. Ersteres umfaßte neben dem Besitzund Nutzungsrecht im allgemeinen die Befugnis zu Verkauf, Verpfändung und sonstiger Belastung des Rechtsobjektes, welche jedoch durch den Umstand eingeschränkt war, daß der „dominus directus“ oder Obereigentümer neben seinem Zins­ recht und einem Heimfallsrecht noch befugt war, bei Verfü­ gungen über die Sache mitzuwirken. Gerade dieses Mitwirkungsrecht des Obereigentümers war im Laufe der Zeit einem Schrumpfungsprozeß unterworfen, welcher gleichzeitig typisch dafür war, wie das „dominium directum“ des Obereigentümers zu Gunsten des „dominium utile“ des Untereigentümers langsam stufenweise zurücktrat: Anfangs (auf der ersten Stufe) mußte bei einer Veräußerung des Nutzungseigentums an einen Dritten das Leiheobjekt zunächst vom veräußernden Nutzungseigentümer an den Ober­ eigentümer zurückübertragen, das heißt diesem „aufgetragen“ werden, der es dann dem Erwerber neu verlieh, während es später (auf der zweiten Stufe) genügte, daß der Ober­ eigentümer zu der Veräußerung des Leihegutes oder zu einer sonstigen Verfügung zuvor seine Zustimmung —

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den Konsens — erteilte und ihm schließlich (auf der dritten Stufe) das Leihegut nach einem Verkauf desselben vom Veräußerer nur noch zum Zwecke der etwaigen Ausübung eines befristeten Vorkaufsrechtes angeboten wurde. Und es schloß sich noch eine vierte Entwicklungsstufe an, welche darin ihren Ausdruck fand, daß auch das Vorkaufsrecht ent­ fallen war. Damit war das Schicksal des Obereigentums besie­ gelt. Er war lediglich ein Zinsrecht, eine Reallast, übriggeblie­ ben, denn dem ursprünglichen Leiheherrn war jegliches Verfü­ gungsrecht an dem Leiheobjekt aus den Händen geglitten. Das „dominium utile“ des Inhabers des Leihobjektes war im Laufe dieser Stufenentwicklung zum „dominium plenum“, also zum Voileigentum und damit zum Eigentum nach heutigen Begrif­ fen geworden. Dieser Entwicklungsvorgang der freien Erb­ leihe hat sich dem Ergebnis verschiedener diesbezüglicher Un­ tersuchungen zufolge in den meisten Gegenden so abgespielt, wie er in der hier zunächst knapp dar gestellten Weise wieder­ gegeben und von Arnold zum ersten Male gezeichnet wurde 84). Nürnberg macht auch insoweit keine Ausnahme, wie die fol­ genden Einzeldarstellungen veranschaulichen werden. Zeitliche Unterschiede in der Entwicklung ergaben sich freilich je nach dem Tempo des regionalen wirtschaftlichen Fortschritts. Arnold hat übrigens bei der ersten Entwicklungsstufe zwei besondere Phasen aus der Form des Abschlusses des Leihe­ geschäfts abgeleitet85). Auch diese beiden Formen finden sich in Nürnberg. Während in der älteren Form der Leihebriefe das der Leihe zugrunde liegende obligatorische Rechtsgeschäft zwischen dem bisherigen und dem neuen Untereigentümer noch keine Erwähnung fand, enthält die zweite und jüngere Form der Leihebriefe zunächst die ausdrückliche Wiedergabe des vom bisherigen Be liehen en mit dem Erwerber des Leihegutes abgeschlossenen Kausalgeschäfts und dann erst die Beurkun­ dung der Verleihung des Leihegutes durch den Obereigentü­ mer an den Erwerber, ln der damit zum Ausdruck kommen­ den größeren Beachtung, die den Verfügungen der Beliehenen in der ersten Entwicklungsstufe später geschenkt wurde, dürfte sich schon eine gewisse Gewichts Verlagerung zum Nutzungs­ eigentum hin anzeigen. Fischer hat in diesem Zusammenhang geglaubt, dem Leihegeber für die Teilphase der ersten Ent­ wicklungsstufe/ in welcher in den Urkunden nur seine Verfü­ gungsbefugnis hervortritt, ein obligatorisches Rechtsgeschäft hingegen nicht erwähnt wird oder bei seiner Erwähnung „nicht als selbständiges Rechtsgeschäft, sondern lediglich im Gewände der Verleihung erscheint“, das alleinige Eigentum am Leihegut zubilligen zu müssen, während das Recht des Beliehenen als beschränktes dingliches Recht aufzufassen sei. Er gibt aber selbst zu, daß diese letzte Bezeichnung nicht ganz den Kern der Sache treffe, da dem Leihegeber immerhin die Pflicht oblag, 16

beim Tode des Leihenehmers das verliehene Gut an die Erben zu übertragen **). Gerade wegen dieses Kriteriums kann der Ansicht Fischers nicht gefolgt werden, denn die Nichterwäh­ nung oder nur im Rahmen des Verleihungsgeschäfts getane Erwähnung eines obligatorischen Rechtsgeschäfts kann viel­ mehr auch auf die z. B. bei den vom Ende des 13. Jahrhunderts stammenden Nürnberger Urkunden noch zu beobachtende Dürftigkeit des Textes zurückzuführen sein, die in einem auf­ fallenden Kontrast zu der schwülstigen Sprache steht, deren man sich bald danach allgemein und formelmäßig bei der Ab­ fassung insbesondere der Verleihungsurkunden bediente. Man wird daher auch hinsichtlich jener Teilphase der ersten Ent­ wicklungsstufe schon von einem Teileigentum des Beliehenen sprechen müssen. Eine eingehendere Erörterung der stufenweisen Entwicklung der freien Erbleihe wird erst zusammen mit der Darstellung des Werdeganges der Nürnberger Erbleiheform zu erfolgen haben. Für die Erbleihe und ihre einzelnen Kriterien waren vieler­ orts verschiedene Bezeichnungen gebräuchlich. In den lateini­ schen Urkunden finden wir vor allem die Bezeichnung „ins hereditarium“. In Nürnberg ist dies der einheitliche Ausdruck für das Rechtsverhältnis des Beliehenen zum Leihegeber hin­ sichtlich des Leihegutes 87). Manchmal ist bereits eine deutsche Übersetzung beigefügt88). Dagegen ist der von der geistlichen Gerichtsbarkeit zur Bezeichnung der Erbleihe in lateinischen Urkunden gebrauchte Ausdruck Emphyteuse (statt concedere iure hereditario concedere emphyteusim oder iure hereditario concedere in emphyteusim oder iure hereditario seu emphy­ teusim) in den Nürnberger städtischen Gerichtsurkunden von Anfang an nicht gebräuchlich. Arnold8B) macht darauf auf­ merksam, daß die geistlichen Gerichte mit diesem Ausdruck nicht die römische Rechtsform der Emphyteuse meinten, son­ dern daß es sich nur um eine harmlose Übersetzung der deut­ schen Bezeichnung ins Lateinische gehandelt habe, wobei man stets das heimische Original vor Augen gehabt habe. Bedeutete doch die römische Emphyteuse etwas ganz anderes. Sie ist eine Erbpacht. Ein römischer Erbpächter hatte kein NutzungsEigentum an der Sache, denn das römische Recht kannte — wie schon bemerkt — eine funktionelle Teilung der Gewere bzw. des Eigentums nicht90). Arnold91) weist auf die Unsitte der Romanisten hin, die örtlich gegebenen Rechtsverhältnisse nach fremden Rechtsbegriffen umzugestalten und Verwirrung zu stiften. Doch auch Wölckern92) unterscheidet ebenso schon zwischen „dominium directum“ und „dominium utile“ und be­ tont die Einflüsse fränkischer Landesgewohnheiten auf die Nürnberger Erbleihe. Auch Siebenkees93) hebt die Verschieden­ heit zwischen der römischen Emphyteuse und der deutschen 2

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Erbleihe hervor, die für ihn vor allem in der niederen Ge­ richtsbarkeit des Eigenherrn über ländliche Erbleute zum Aus­ druck kommt. Für „ius hereditarium“ trifft man hingegen gleich in den ersten Nürnberger deutschsprachigen Erbleihebriefen aus dem 14. Jahrhundert auch Wendungen wie „zu kaufen het gehn ze ainem Erbe“ 94) oder „ ... verliehen vnd vererbt het... zu rech­ tem erb ... “95). „Zu rechtem erb“ soll heißen „zu Erbrecht“ und ist also die Übersetzung von „ius hereditarium“. Erbrecht, Erbschaft und Erbe (auch erve) sind wie in Nürnberg so auch anderswo in Deutschland allgemein als Ausdrücke für das Recht des Beliehenen auf das Erbgut gebraucht worden90). Das Erbgut wurde ebenfalls als Erbe (erb) bezeichnet. Dem­ gegenüber war das „aygen“ an sich das ungeteilte Eigentum an einer Liegenschaft in der Bedeutung von „allodium, proprietas oder dominium plenum“. Wir finden den Ausdruck „aygen“ in einer Vielzahl von Nürnberger Urkunden97). Er bedeutet allerdings zunächst auch oft soviel wie Obereigentum, wofür später allgemein der Ausdruck „Eigenschaft“ geläufig wurde98). Dem entspricht es, daß in der Folgezeit für das Nut­ zungseigentum statt Erbe der Ausdruck „Erbschaft“ gebraucht wurde99). Übrigens findet sich manchmal dafür auch das Wort Erbgerechtigkeit 10°). Bemerkenswert ist das Vorkommen des verhältnismäßig spät entstandenen Wortes „eygenthum“ (Eigen­ tum) in einer Nürnberger Urkunde aus dem Jahre 1480101), und zwar im Sinne von Eigenschaft gebraucht102). Die privatrechtliche freie Erbleihe ist in Nürnberg als gewohnheitsrechtlich ausgebildetes Rechtsinstitut übernommen worden, fand jahrhundertelang gewohnheitsrechtlich Verwen­ dung und wurde hier auch im Wege des Gewohnheitsrechtes weitergebildet. Später wurde sie zunächst durch verschiedene Ratsverlässe in Einzelfragen geregelt103). Erst das Jahr 1479 brachte eine umfassende gesetzliche Regelung der Eigengelder im 26. Titel der „Reformation der Statut vnd gesetze die ein erbar Rath der Stadt Nürnberg vmb gemeins nutzes notdurft vnd vrsachen willen... fürgenommen hat“, deren Druck am Pfingstabend des Jahres 1484 durch den bekannten Buchdrucker Anton Koberger vollendet wurde. Diese Stadtrechtsreformation kam danach in mehreren Neuauflagen heraus und erfuhr schließlich im Jahre 1564 als „verneuerte Reformation“ eine gründliche Überarbeitung. Insbesondere wurde die im Titel 23 „Von Aigenschaften und Erbrechten“ enthaltene Materie der Eigengelder eingehender als bisher geregelt. Diese Regelung sollte, wie wir später sehen werden, in der Stadt Nürnberg den Zweck haben, über schon bestehende Erbleiheverhältnisse verbindliche Verhaltungsvorschriften zu erlassen, denn neue Verleihungen von Liegenschaften zu Erbrecht wurden nach dein Jahre 1564 in dieser Stadt nicht mehr vorgenommen. 18

§ 2 Die bei der freien Erbleihe in Nürnberg beteiligten Stände Abgesehen von den Häusern der Patriziergeschlechter, deren Beteiligung an Erbleihegeschäften der Eigenherren schon be­ handelt wurde, standen verschiedene Häuser im Besitz von Landadeligen (Reichsdienstmannen), wie z. B. der urkundlich nachweisbare Besitz der Grafen von Wolfsberg104) zeigt. Diese Beobachtungen bestätigen für Nürnberg weitgehend die schon von Arnold105) getroffene und bereits berührte Feststellung, daß in den Reichsstädten Aachen, Nürnberg, Ulm und Frankfurt der Grund und Boden unmittelbar vom König auf die Dienstmannen und Geschlechter übergegangen und die Stifter und Klöster erst mit dem Bürgertum emporgekommen seien, während in den Freistädten der größte Teil des Bodens schon in uralter Zeit durch Schenkungen des Königs, weltlicher Herren oder Gemeinfreier an die Stifter und Klöster gekom­ men sei und das Bürgertum ihn — mit Ausnahme der frei gebliebenen Geschlechter — erst wieder von den genannten Grundbesitzern erwerben mußte. Auch Arnolds Feststellungen über den Grundbesitz der in den Reichsstädten gelegenen Klöster haben heute noch Gül­ tigkeit. Nürnberg war der Sitz einer Reihe von klösterlichen Niederlassungen. Die von Pfeiffer 10°) an Hand der Salbücher Nürnberger Klöster vor genommenen Studien über „die An­ fänge der Egidienkirche zu Nürnberg“ haben aber ergeben, daß die meisten Nürnberger Klöster keinen großen städtischen Grundbesitz hatten, weil sie zum größten Teil erst gegründet wurden, als das Gebiet der Sebalder und Lorenzer Stadt im Bereich des inneren Ringes schon fast vollständig aufgeteilt gewesen sein muß, so daß der Erwerb von unbeschränktem Grundeigentum nicht mehr leicht gefallen sein dürfte 107). Diese Schwierigkeiten entstanden nach Pfeiffers Darstellung z. B. für das Kartäuserkloster, das Katharinenkloster, das Predigerbzw. Dominikanerkloster und das Karmeliterkloster, während die Augustiner für ihr in der ersten Hälfte oder in der Mitte des 13. Jahrhunderts gegründetes Kloster wenigstens zur Er­ richtung seiner ersten Anlage zwischen Geiersberg, Irrergasse, Neutorgasse und Neutormauer volles Eigentum erlangen konn­ ten. Demgemäß sind diese Klöster als Eigentümer von Bürger­ häusern erst recht kaum in Erscheinung getreten. Besser kam noch das etwa vor 1240 gegründete Magdalenen- oder spätere Klarakloster zum Zuge, dem wohl im wesentlichen durch Zu­ wendungen und Seelgerätstiftungen des Burggrafen und vieler Bürger ein größerer, meist in der Sebalder Pfarre gelegener Streubesitz von etwa 50 Häusern gehörte. Auch das schon 1224 gegründete Kloster der Minderbrüder (Minoriten oder Barfüßer) hatte einigen städtischen Grundbesitz108). 2*

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Demgegenüber gehörten dem St. Egidienkloster und der Deutschherrnkommende wesentliche Teile des Nürnberger Stadtgebietes. Deren Grundbesitz massierte sich vor allem um ihre Niederlassungen herum, die aus Königshöfen entstanden «ein dürften. Diese Annahme scheint ihre Bestätigung in einem Tafelgüterverzeichnis des römischen Königs von etwa 1064/65 zu finden109). Der Grundriß des Hofes der Deutschherrn ähnelt auch tatsächlich sehr den üblichen Grundrissen der Königshöfe. Diese beiden geistlichen Niederlassungen dürften ihren Grund­ besitz schon frühzeitig vom König erhalten haben110). So schenkte Otto IY. im Jahre 1212 den Deutschherren die Jakobs­ kirche 1U). Überdies schenkte Friedrich II. im Jahre 1216 die­ sem Orden die Burgkapelle 112). Heinrich VII. nahm im Jahre 1225 das Kloster St. Egidien in seinen besonderen Schutz113). Daß die Deuts chherm aber auch besonders durch Seelgerät­ stiftungen des Adels und wohlhabender Bürger ländlichen und städtischen Grundbesitz für sich erwarben, beweisen heute noch viele erhalten gebliebene Urkunden114). Das Letztere gilt aber auch für das Klarakloster. Überhaupt erscheinen in den vorliegenden Nürnberger Grundstücksurkunden von den Klö­ stern fast nur das St. Egidienkloster, die Deutschherrnkom­ mende 115) und das Klarakloster 110), sei es, daß ihnen die Stifter von Seelgeräten und deren Nachkommen noch als Erbleute gegenüberstanden, oder daß sie Hofstätten, die ihnen als Seel­ gerätstiftungen angetragen worden und frei geworden waren, später an andere Bürger wieder in Erbleihe ausgaben. Uber die einzelnen Formen und Stiftungszwecke der Seelgeräte in Nürnberg hat insbesondere Siegfried Reicke Einzelheiten mit­ geteilt 117). Die Seelgeräte zu Leibgedinge, auch auf mehrere Leiber, fanden hier schon Erwähnung118). Freie Erbleiheverhältnisse entstanden durch Seelgerätstiftungen dann, wenn ein Stifter ein bisher freies und eigenes Grundstück einem Kloster oder einer Kirche zu Eigentum auftrug und es als Erbe bei Zahlung eines jährlichen Eigengelds zurückverliehen bekam. Auch darüber gibt es noch viele Unterlagen über ländliche und städtische Nürnberger Grundstücke 119), .wie z. B. über ein Eigen­ geld aus einer Behausung in der Bintergasse zu einem „ewigen Licht“ im Kernter zu St. Sebald120). Allerdings ist bei die­ sem Beispielsfall aus den vorliegenden Urkunden schon nicht mehr völlig klar zu ersehen, ob die betreffende Behausung noch formgerecht der Kirche aufgetragen und sodann an den Stifter zurückverliehen wurde oder ob dieser — wie beim Ren­ tenkauf — einfach ein „Stiftungsgeschäft“ abgeschlossen, d. h. das Haus mit einem Seelgerätzins lediglich belastet und dieses gleich behalten hat. Aber dieser Fall zeigt ohnedies schon, daß auch die Pfarrkirche St. Sebald, wie übrigens auch die St. Lo­ renzkirche, vereinzelt als Eigenherrin in Erscheinung trat.

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Die Ursache dafür, daß der kirchliche Grundbesitz sich in der Stadt Nürnberg nicht übermäßig ausdehnte und auch die Be­ lastungen von Nürnberger Grundstücken mit Seelzinsen und Renten zu Gunsten kirchlicher Institutionen in mäßigen Gren­ zen blieben, waren verschiedene Maßnahmen des Rates, die nicht zuletzt darauf hinzielten, den politischen und wirtschaft­ lichen Einfluß der Geistlichkeit in der Stadt zu begrenzen. Schon durch Ratsverlässe, die in der Zeit zwischen 1377 bis 1383 und 1413 bis 1449 ergangen waren, verbot der Rat den Verkauf von Eigen oder Erben oder von Zinsen aus Eigen oder Erben innerhalb der Stadt (dagegen nicht auf dem Lande) an Gottes­ häuser und stellte Zuwiderhandlungen unter Strafe. Ferner gebot er durch die gleichen Vorschriften den Klöstern und Got­ teshäusern, alle Eigen, Erbe und daraus entrichtete Zinsen, welche ihnen in Form von Seelgeräten zugewendet worden waren, binnen Jahresfrist wieder an Bürger zu verkaufen, je­ doch nicht zu Leibgedinge, widrigenfalls das Gut der Stadt verfallen solle. Ferner sollten die Stifter der Seelgeräte oder ihre Erben an die Stadt eine Buße im vollen Werte der Seel­ geräte zahlen, welcher auch vom Rat geschätzt werden konnte. Verkäufe von Hofstätten an Klöster wurden bei gleicher Straf­ androhung nur für zulässig erklärt, wenn „ein chloster einer hovestete ze not bedorfte“ und „die purgere von dem rate und die schepphen und die genanten ez derlauben“. Diese vorste­ henden Verbotsvorschriften121) wurden in den folgenden ein­ einhalb Jahrhunderten in ähnlicher Fassung offenbar mehrmals erlassen122) und in der alten Nürnberger Gerichtsreformation von 1473 zusammengefaßt. Ihre wiederholte Einschärfung be­ wirkte bei der Bürgerschaft auch ein merkliches Zurückgehen der Seelgerätstiftungen, wenn diese auch trotzdem vereinzelt weiterhin vorkamen123). Als weitere Grundbesitzer Nürnbergs sind die von verschie­ denen Nürnberger Patriziern errichteten wohltätigen Stiftun­ gen, wie die des Neuen- oder Heiliggeist-Spitals zu erwähnen, die auch als Eigenherren in Erscheinung traten und sogar heute noch als Eigengeldberechtigte Vorkommen. Neben diesem privaten und kirchlichen Grundbesitz gab es auch noch viele Häuser, die der Stadt Nürnberg gehörten. Die­ ser stand zunächst freilich nur die Almende, also aller im Ge­ meingebrauch der Bürger stehende Grund und Boden, wie Plätze, Wege und Stege sowie die öffentlichen Gebäude und Einrichtungen, wie das Rathaus, das Tuchhaus und die Waage, zu. Ein größerer Erwerb von Hausbesitz durch die Stadt ist, nach den vorhandenen Unterlagen zu schließen, erst vom 14. Jahrhundert ab zu verzeichnen, als diese verschiedenen Klöster auf Grund der schon bekannten politischen Tendenz durch eine Reihe von Verträgen Häuser oder Zinsrechte an Häusern abkaufte und insbesondere durch einen Vertrag mit dem Deut21

sehen Orden vom 14.3.1420 alle diesem als Eigen gehörige Häuser, Hofstätten, Gärten, Mühlen und Badstuben und ihm zustehende Zinse, Gülten und Renten mit allen ihren Zugehörungen und Rechten in der Stadt, in den Vorstädten und außer­ halb der Stadt käuflich übernahm124). Dieser Überblick über vorhandene Urkunden und Salbiicher des 13., 14. und 15. Jahrhunderts läßt also unschwer erkennen, daß die Geschlechter die Mehrzahl der Nürnberger Häuser und Hofstätten als Obereigentum besaßen und daß in zweiter Linie die Klöster, frommen Stiftungen und Pfarrkirchen als Grund­ besitzer und Obereigentümer in Erscheinung traten, wobei das Kloster St. Egidien und die Deutschherrnkommende allerdings insofern eine Sonderstellung einnahmen, als sie ihren Grund­ besitz gleich vielen Geschlechtern teilweise unmittelbar aus der Hand des Königs oder des Burggrafen erwarben und nicht wie Arnold — sonst zutreffend — allgemein auch für Nürnberg behauptet, erst mit dem Bürgertum emporgekommen sind. Die Grundbesitzverhältnisse waren nach alldem in Nürnberg schon in dessen erstem Entwicklungsstadium ganz sicher andere als z. B. in den Bischofstädten Köln. Strafiburg und Wiirzburg sowie im Elsaß, wo sich der größte Teil des Grundbesitzes frühzeitig in der Hand der Bischöfe, Klöster, Stifter und Pfarr­ kirchen befand125). In Bezug auf diese Bischofstädte sind die entsprechenden Ausführungen Arnolds als zutreffend bestä­ tigt worden. Was die Verbreitungsdichte der Erbleihe in Nürnbergs Stadt­ teilen anbelangt, so läßt sich an Hand des vorliegenden Urkun­ denmaterials kein besonderer Unterschied zwischen den ein­ zelnen Stadtvierteln feststellen. Vielmehr muß daraus auf eine gleichmäßige Verbreitung dieses Rechtsinstituts über ganz Nürnberg geschlossen werden. Erwähnenswert ist höchstens, daß die Erbleihe alsbald für die Stammhäuser der Patrizier­ geschlechter ausgeschlossen wurde, weil diese Familien die für ihre als Lehen erhaltenen Güter geltende Primogenitnrerbfolge auch auf ihre städtischen Wohnhäuser ausdehnten. Das hatte zur Folge, daß das Eigentum an den Patrizierhäusern fideikommißartig beschränkt und deren Unveräußerlichkeit festgelegt wurde 126), so daß sie nicht einmal mehr im Wege der Erbleihe in fremden Besitz kamen. Dem für den Anfang des 14. Jahrhunderts schon zahlreich vorhandenen Nürnberger Urkundenmaterial ist zu entnehmen, daß für diesen Zeitabschnitt schon nicht mehr davon die Rede sein kann, daß die Patrizier nur als Obereigentümer oder Eigenherrn und die übrigen Bürger nur als Nutzungseigen­ tümer oder Erbleute auftraten. Zu einer solchen Scheidung nach dem Stand war auch kein Anlaß gegeben, denn die Stel­ lung als Erbmann hatte wie überall, so auch in Nürnberg, nicht 22

den Verlust ständischer Rechte zur Folge. Schon wie ihr Name sagt, war die freie Erbleihe gerade in ihrer städtischen Form vielmehr allgemein der Weg zur Erlangung der Stellung eines freien Bürgers im Sinne des Regelsatzes „Stadtluft macht frei“127). In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts war be­ reits manche Behausung auch freies Eigen von Bürgern 128), wie andererseits etwa zur gleichen Zeit schon Patrizier als Erbleute auf traten 129). Dies ist bis zum 14. Jahrhundert z. B. auch schon in Köln zu beobachten130). Fischer folgert aus dieser Erschei­ nung, daß die Erbleihe in ihrem wirtschaftlichen Charakter inzwischen eine starke Wandlung vom Mittel zur Ansiedlung zum Mittel der Kapitalanlage durchgemacht haben müsse, denn „die reichen Kaufleute, die sich als Grundstücksaufkäufer gro­ ßen Stils betätigtem legten Wert darauf, Zinsen von ihrem Ka­ pital zu bekommen“. Wie also Patrizier als Erbleute unter dem Obereigentum anderer Patrizier oder der Kirche standen, so gab es in Nürn­ berg auch Fälle, in denen Klöster Liegenschaften an andere Klöster verliehen hatten, wie die Verleihung des Grundstücks des Predigerklosters durch die Schottenmönche von St. Egidien an den Prediger- oder Dominikanerorden oder die des Anwe­ sens der Ottilienkapelle durch die Deutschordenskommende an die Karmeliter in freier Erbleihe beweisen131). Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, daß auch in Nürn­ berg offenbar seit jeher Männer wie Frauen im Grundbesitz gleichberechtigt waren.

§ 3 Objekte der Erbleihe Rietschel und Hübner heben als weiteres Unterscheidungs­ merkmal zwischen Gründerleihe und privatrechtlicher freier Erbleihe hervor, daß sich die Gründerleihe nur auf Hausstel­ len oder Ackerland bezog, während durch freie Erbleihe ver­ schiedenste Gegenstände übertragen wurden, die man im Ver­ kehr als Immobilien behandelte 132). So hat man denn auch in Nürnberg eine Vielfalt von Mög­ lichkeiten bei der Verleihung zu Erbrecht ausgenützt. Meist wurden freilich naturgemäß Hofstätten (hofraiten) und Behau­ sungen zu rechtem Erb verliehen. Daß letztere im alten Nürn­ berg meist Holzhäuser waren, erhellt aus manchen Urkunden, in denen besonders hervorgehoben wird, daß es sich bei dem Leihegegenstand um ein Steinhaus handelt133). Die in den Ur­ kunden in der Regel verwendete Bezeichnung „Behausung“ schloß das Grundstück, worauf das Haus stand, immer mit ein, denn es wurde dem Haus als dem wertvolleren Teil der Vor­ zug gegeben. Nur wenn das Grundstück größer als die Grund­ fläche des darauf stehenden Hauses war, fand der unbebaute Teil des Grundstücks als „Hofrait“ besondere Erwähnung. Der 23

Hinweis von Julie Meyer über die Verleihung von Kramen wurde schon erwähnt134). Krame waren Holzbuden, welche auf freien Plätzen an Kirchen, Stadttoren oder anderen öffentlichen Gebäuden als Verkaufsstände errichtet waren. Julie Meyer gibt einen interessanten Erbleihebrief über einen Kram im Wortlaut wieder135). Sie erwähnt in ihrer Abhand­ lung über die Entstehung des Nürnberger Patriziats auch die Verleihung von Brotbänken13,8). Über die Verleihung von Krämen, die ja im Wirtschaftsleben der Stadt eine große Rolle spielten, so daß sich die Verleihung für die Verleiher sehr bezahlt machte, finden sich auch heute noch viele Leihebriefe 137). Aus dem gleichen Gesichtspunkt waren auch die Badestuben beliebte Leiheobjekte138). Im Ratsbuch V vom Jahre 1492, S. 374, 384 wird von einem Bäckerhaus an der Laufergasse be­ richtet, an dem Sigmund Fürer der Eigenherr war. Auch „Häm­ mer“ (Schmieden) waren oft zu rechtem Erb verliehen139). Aus dem Jahre 1288 ist eine Erbleiheurkunde über die Nürnberger Bachmühle vorhanden140). Ebenso gibt es noch eine über die Mühle zu Wöhrd von 1317 141). Gleichfalls wurde aus der Ha­ dermühle auf der Wöhrder Wiese 1492 ein Eigengeld gezahlt142). Die Verleihungen von gewerblich benützten Häusern oder Krämen geschahen also häufig. Oft waren auch nur Teile von Häusern Gegenstand des Erbrechts. Dies war z. B. im Jahre 1365 bei einem Gewölbe am Marktplatz der Fall143). Oder es wurden im Jahre 1466 aus einem Hause bei der Barfüßerbrücke zwei Kammern verliehen144). Interessant ist eine Urkunde von 1507 über die Verleihung eines Stalles „samt einem ziemlichen Gebrauch der Einfahrt und des Lichts in Peter Rieters sei. Be­ hausung am Markt zu rechtem Erb“ 145). Abgesehen davon, daß es auch eine Fülle von Erbleihe Verhältnissen über Gärten, Wiesen, Äcker 146) und Landgüter gegeben hat, wobei oft auch Lehensgüter in Erbleihe weitervergeben wurden, bestanden Erbgerechtigkeiten an Weihern147). Gegenstand der Erbleihe waren bisweilen zwei oder mehr Häuser unter einem Dach, wie es z. B. bei zwei solchen gegenüber der Waage gelegenen Häu­ sern der Fall war148). Aus einer späteren Urkunde der sich auf diese beiden Häuser beziehenden Hausbriefreihe geht hervor, daß diese Häuser früher einmal zwei Gemächer waren und dann zu einem Haus vereinigt wurden149). Daß es sich ur­ sprünglich aber um zwei völlig getrennt gewesene Häuser ge­ handelt haben muß, zeigt eine weitere Urkunde derselben Hausbrief reihe 150). Fischer hat über mehrere ähnliche Fälle aus Köln berichtet151), wie es auch Hallermann aus westfälischen Städten tun konnte152). Überhaupt ergibt der Vergleich zwischen dem Ergebnis der Durchsicht Nürnberger Archivalien und dem Studium der vor­ handenen Literatur über die Erbleiheverhältnisse in anderen deutschen Städten auch hinsichtlich der Gegenstände der freien 24

Erbleihe eine große Einheitlichkeit, denn es stellten sich eben überall auf gleicher Entwicklungsstufe die gleichen Erforder­ nisse ein. Abweichungen entstanden nur auf Grund örtlicher Besonderheiten, so etwa, wenn in Würzburg153), im Elsaß154) oder auch in Köln155) Weingärten zu Erbrecht ausgegeben wur­ den. Aber es gab auch anderswo noch verschiedene Eigenheiten. Die erbliche Verleihung von Weihern bei Nürnberg erinnert an die Erbleihe eines zu einer Mühle führenden Wasserlaufs in Rappoltstein im Elsaß156). Dort war sogar eine Mauer in Erbleihe gegeben worden157). Aus Köln ist die Verleihung eines Grabens bekannt158). Das Gegenstück zu der erwähnten Mitverleihung des „ziemlichen Gebrauchs einer Einfahrt“ in Nürnberg ist die von Arnold erwähnte Vererbung von Haus­ durchgängen und Weggerechtigkeiten in Basel159). Ferner kannte man z. B. auch in Köln die Verleihung von Verkaufsständen, -bänken und -tischen 16°), was an die Leihebriefe über Nürn­ berger Brotbänke erinnert.

§ 4 Form der Verleihung Die rechtlichen Formen der Verleihung von Liegenschaften Nürnbergs in freier Erbleihe hat Wölfel u.a. bereits einge­ hend untersucht und dargestellt161). Es genügt daher, auf die­ sem Sachgebiet dessen Ergebnisse unter Anführung von Bei­ spielen zusammenfassend wiederzugeben. Die Verleihung von Immobilien durch freie Erbleihe be­ durfte als dingliches Rechtsgeschäft von jeher einer besonde­ ren Form. Die vor dem Aufkommen schriftlicher Verträge im deutschen Gewohnheitsrecht üppig blühende Rechtssymbolik hat auch für die Übertragung des Leiheguts an den Beliehenen besondere Formen entwickelt, auf welche auch Beer hinsicht­ lich der elsässischen Städte hinweist162). Auch einzelne Nürn­ berger Urkunden zeugen davon, daß die alten symbolhaften Rechtsbräuche hier ebenfalls noch weiterlebten, selbst als man sich schon der Urkundenform bediente. Wenn dies auch nicht mehr in der Stadt selbst geschah, so waren doch sogar in der engeren Umgebung Nürnbergs mitunter noch gegen Ende des 15. Jahrhunderts die alten Formen in Gebrauch. Dies wird z. B. durch mehrere inhaltlich schöne Urkunden des Forstgerichts im Stadtwald von St. Lorenz veranschaulicht, wo die Vererbung „mit Hand und Halm“ erfolgte 16S). Die Ausbildung der Schriftform hat in Nürnberg ihren be­ deutsamen Ausdruck in zwei Bestimmungen der „Alten Ge­ richtsreformation von 1473“ gefunden. Danach mußten beim Verkauf von Erbgütern oder Eigen die Käufer und Verkäufer mit ihren Namen samt Hinweis auf ihr Nürnberger Bürger­ recht in den Kaufbriefen eingetragen werden. Ferner mußten auf Räumung Beklagte die Erbgüter innerhalb von 8 Tagen 25

räumen, wenn das Recht des Klägers durch eine im Gerichts­ buch enthaltene Eintragung desselben oder an Hand eines Ur­ teils oder eines besiegelten Gerichtsbriefes bei Gericht bewie­ sen wurde und sodann ein Räumungsurteil ergangen war. Daraus ergibt sich einmal, daß die Verleihungen zu rechtem Erbe unter Mitwirkung des Gerichts zu geschehen hatten und zum anderen, daß die im Gerichtsbuch oder in Gerichtsbriefen eingetragenen Rechte den durch ein Urteil bestätigten Rechten gleichstanden. Die Übertragung von Rechten brauchte also nicht mehr allein durch ein Urteil — etwa ein Scheinurteil — fixiert zu werden, sondern es genügte dazu ein Gerichtsbrief, durch den z. B. die Auflassung eines Grundstückes vom Gericht beur­ kundet wurde. Aus dem Gebot der Eintragung der Bürger­ eigenschaft in die Urkunde ergibt sich ohne weiteres der Zweck dieser Formvorschrift, die auf eine Kontrolle des Grundstücks­ verkehrs durch den Rat i. S. einer Abhaltung stadtfremder Ele­ mente hinausläuft164). In dieser fakultativen Regelung der Beurkundungsform bei Liegenschafts Verträgen liegt die Ursache dafür, daß in Nürnberg neben den Gerichtsurkunden die „Genanntenurkunden“ in Ge­ brauch kamen. Zwar ergab sich zwischen beiden ein formeller Unterschied. In den Gerichtsurkunden fungierte das Gericht als Aussteller der Urkunden, wie z. B. mit der Eingangsformel: „Ich Friedrich von Lauffenholz Schultheiß, vnd wir... Schepfen der Stat zu Nuremberg Veriehen offenlichen mit disembrief, daz für uns kom in gericht... “ 165).

Demgegenüber ist bei den Genanntenurkunden derjenige der Aussteller, der über den in Frage stehenden Gegenstand ver­ fügt, wie z. B. der Verleiher einer Behausung. Deshalb begin­ nen diese Urkunden mit den Worten: „Ich Steffan Kawr Burger zu Nurmberg Verrieh offenlich vnd thun kunt mit disem briefe, das ich dem Erbern Hannsen Zeller dem Tüncher auch Burger zu Nurmberg und seinen erben an sant Briccius tag nächstvergangen Jn gegenwertigkait vnd beywesen Johann Rynolts zu rechtem ewigen erbe Recht vnd red­ lichen vererbt vnd verlyhen hab ... “ 166).

Der öffentliche Charakter dieser Urkunde ist durch die Mit­ wirkung von zwei Genannten des kleineren oder des größeren Rats gewahrt, welche als Zeugen die Urkunde besiegeln 167). Die Zahl von zwei Zeugen wird erst etwa seit dem Jahre 1300 ein­ gehalten, denn vorher wurden sogar sieben oder noch mehr Zeugen hinzugezogen 168). Wölfel dürfte recht haben, wenn er als eine mögliche Ur­ sache dafür, daß sich die Genanntenurkunden frühzeitig durch­ gesetzt haben, anführt, daß die Übertragung des Erbes von 26

einem Erben auf den anderen zunächst vor dem Eigenherrn und durch dessen Hand geschah, so daß er diese Handänderung selbst vornahm, weshalb es nahe lag, daß das ganze Rechts­ geschäft auch von ihm beurkundet wurde. Bei Verleihungen ländlicher Erbgüter war ohnehin der Eigenherr kraft seiner niederen Gerichtsbarkeit zuständig geblieben169). An dessen Stelle trat nur auf sein Ersuchen oder auf Grund seiner Zu­ stimmung das Bauerngericht (vern. Reform. Titel I Gesetz 3), während in der Stadt auf Grund der dem Stadtgericht gern. Tit. I Ges. 9 der Reformation 1479 und Titel I Gesetz 1 der vern. Reform, von 1564 vorbehaltenen Jurisdiktion auch die Ausstellung von Vertragsurkunden über die freie Erbleihe und die Veräußerung von Erbgerechtigkeiten Vorbehalten war und dieses Vorrecht durch die Zulassung der Genanntenurkunden nur eine gewisse Abschwächung erfahren hatte. Die Texte der Gerichtsurkunden lassen folgenden formellen Vorgang bei Rechtsgeschäften mit Liegenschaften, also auch bei freien Erbleihen/ Verkäufen von Erbrechten und Rentenkäufen erkennen: Das Kausalgeschäft (z. B. der Erbleihe) wird durch die Parteien in Gegenwart von Zeugen abgeschlossen und in der gekürzten Form eines Bekenntnisses des Veräußerers in ein beim Stadtgericht oder Bauerngericht geführtes und „Ma­ nual der Keuf“ oder „conceptionalia“ genanntes Gerichtsbuch eingetragen. Danach erscheint der Erwerber mit zwei Zeugen vor Gericht und beweist an Hand des Eintrags im Gerichtsbuch den Abschluß des Rechtsgeschäfts170). Dieser konnte dem Ge­ richt auch dadurch bewiesen werden, daß die mitgebrachten Zeugen eidlich bestätigten, der Verkäufer habe ihnen durch Vor­ lage eines Gerichtsbriefes bewiesen, daß eine bestimmte Behau­ sung „stunde in sein einshant“ und er habe ihnen erklärt, daß er diese Behausung dem Erwerber unter den bestimmten näher genannten Bedingungen verliehen und vererbt habe171). Vor Gericht wird sodann der aus dem vorgewiesenen Manual der Keuf oder aus den Zeugenaussagen zu entnehmende Inhalt des Vertrages bis auf die Äusstellerformel vollständig in dem „über litterarum“ eingetragen und auf Grund dieser Eintragung die Urkunde gefertigt, mit dem Gerichtssiegel versehen und herausgegeben. Durch die nachfolgend im Wortlaut wiedergegebene typische Erbleiheurkunde 172) wird der geschilderte Vorgang veranschau­ licht, wenn der Erwerber an Hand des Gerichtsbuchs den Ver­ tragsabschluß bewies: „Ich Friedrich von Lauffenholz Schultheiß, und wir... schepfen der stat zu Nuremberg veriehen öffentlichen mit disem brief, daz für vns kom in gericht Fritze Eckhart vnd braht mit vnsers gerichts puch, daz im Philipp Grozz der iunger reht vnd redlichn verliehen vnd vererbt het seine zwei Hewser an der Dratsmydgazzen gelegen, mit dem garten vnd waz darzu gehört,

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auch an seinem hawse gelegen, im, Eisbethen seiner elichen Wir­ tin vnd iren erben ze haben vnd ze niezzen zu rechten erb fürbaz ewiklichn, also bescheidenlichen, daz sie im vnd seinen erben dauon jerlichen zinsen vnd geben solten eynen guidein vnd fünfzehen Schilling newer haller halb auf sant Walpurg tag vnd halb auf sant Michels tag fürbaz ewiklichn Mit urkund ditz briefs der mit urteyl von gericht gebn ist, versiegelt mit dez gerihts zu Nuremberg anhangenden insigel. Dez sein gezewgen die ersamen manne her Conrat Haiden, Her Heinrich Eysuogel vnd her Nyclas Coler. Geben am montag vor sant Gregoriitag nach Cristi gepurt drewzehenhundert iar, vnd in dem zweivndnewntzigisten Jar“.

Ab 1500 erscheint der Erwerber vor Gericht, und bekennt den Abschluß des betreffenden Vertrages. Damit beginnen die Genanntenurkunden langsam die Gerichtsurkunden zu ver­ drängen 173). Die Bedeutung der Gerichtsurkunden liegt vor allem in ihrer Beweiskraft. Diese wurde erreicht, indem der Rechtserwerber vor Gericht das zuvor abgeschlossene Verpflichtungsgeschäft und dessen Gültigkeit dadurch bewies, daß er durch Zeugen nicht nur bekunden ließ, daß ihm der Rechtsveräußerer diesen Vertragsabschluß bestätigt hat, sondern daß die Zeugen regel­ mäßig auch auszusagen hatten, der Veräußerer habe ihnen durch Vorlage einer Gerichtsurkunde sein Recht an dem ver­ äußerten (oder belasteten) Gegenstand nachgewiesen. In gleicher Weise besitzen die „libri litterarum“ Beweiskraft. Dafür ist wiederum die Vorlage derselben durch den vor Ge­ richt erscheinenden Rechtserwerber zum Nachweis des abge­ schlossenen Verpflichtungsgeschäfts das beste praktische Bei­ spiel. Doch läßt bereits die Reformation von 1479 auch andere glaubwürdige Bekenntnisse solcher Verträge zu 174). Dem Anteil des klösterlichen Grundbesitzes in der Stadt ent­ spricht auch das Zahlenverhältnis der vorhandenen klöster­ lichen Urkunden zu den übrigen. Erstere sind nicht sehr häufig zu finden. Sie zeigen aber, daß sich einzelne Klöster — wahr­ scheinlich aus der Zeit vor der Festigung der Gerichtsbarkeit des Rates — noch das Vorrecht zur Ausstellung von eigenen und nur mit dem Klostersiegel versehenen Urkunden bewahrt hatten175). So stand dem Kloster St. Egidien noch bis zum 2. 5. 1525 die Gerichtsbarkeit über seine Hintersassen zu, auch wenn diese innerhalb der Stadt Nürnberg wohnten176). Das Verfahren der Ausstellung der Gerichtsurkunden wurde um 1600 noch mehr vereinfacht. Ihre Beurkundung geschah da­ mals meist nicht mehr vor dem ganzen Schöffenkollegium, son­ dern erfolgte durch einen vom Gericht bestellten Curator. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts beurkundete ein ein­ zelner Stadtrichter die Liegenschaftsverträge. Diese Einrich­ tung dürfte sich aus der des Curators entwickelt haben 177).

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§ 5 Die Rechte des Eigenherrn, bzw. die Pflichten des Erb­ mannes Die Rechte des Eigenherrn entsprechen den Pflichten des Erb­ mannes. Man kann die eigenherrlichen Rechte in zwei Gruppen einteilen, nämlich in die Rechte auf Leistungen des Erbmannes und in solche Rechte, welche die ersteren sichern sollten178). a) Das wesentlichste Recht, das dem Eigenherrn auf Grund seines „dominium directum“ zustand und welches am längsten beständig blieb, war wie überall so auch in Nürnberg das Recht auf Leistung eines laufenden und in bestimmten Zeitabständen wiederkehrenden Zinses (Reform, von 1479 Titel 26 Ges. I; vern. Reform. Titel 23 Ges. I und III). Seine überragende Be­ deutung unter allen auf dem Obereigentum beruhenden Be­ rechtigungen ergibt sich schon daraus, daß der übrigens allein in Nürnberg für den Erbleihezins gebräuchliche Ausdruck „Eigengeld“ praktisch zur allgemein gültigen Bezeichnung für das zwischen dem Obereigentümer und dem Nutzungseigen­ tümer bestehende Rechtsverhältnis wurde. Der Zins ist die Vergütung für die vom Eigenherrn dem Erb­ mann überlassene Nutzung des Leihegegenstandes. Er ist die fortlaufende Leistung für eine ebenso fortlaufende und nicht nur einmalige Gegenleistung und entsprach kapitalisiert bei Begründung des Leiheverhältnisses dem Wert der verliehenen Sache 179). Er ist, der „ewigen“ Laufzeit der Zahlungspflicht ent­ sprechend, auf einen bestimmten Betrag fixiert, denn er darf weder vom Eigenherrn etwa wegen eingetretener Vermehrung des Nutzens einseitig und ohne Zustimmung des Erbmannes erhöht, noch vom Erbmann wegen sich etwa ergebender Ver­ ringerung des Nutzens eigenmächtig herabsetzt werden 18°). War infolge von Mißernten oder durch Krieg, Viehseuchen oder sonstige vom Erbmann unverschuldete schwere Beeinträchti­ gungen am Leihegut ein sehr erheblicher Schaden entstanden, so hing es gemäß Decret vom 8. 7.1633 vom Belieben des Eigen­ herrn ab, ob er dem Erbmann Nachlaß oder Stundung des Zin­ ses gewähren wollte181). Der Zins bestand auch in Nürnberg zumeist in der Bezahlung von Geldbeträgen. Schon der Nürnberger Hofstättenzins betrug jährlich zwei Silberpfennige182). In Form von Geldbeträgen wurde er auch schon in den ersten noch erhaltenen Urkunden angeführt, welche sich auf Nürnberger privatrechtliche Erb­ leiheverhältnisse beziehen 183). Wie selbst in der wirtschaftlich vorausentwickelten Stadt Köln184), so kamen auch in Nürnberg neben den Geldzinsen noch sehr oft Naturalleistungen vor, die aber meist zusammen mit Geldbeträgen erbracht wurden. Sie wurden in Nürnberg „Weisat“ genannt. Solche Naturalzinse sind für die Nürnberger 29

Altstadt noch bis weit ins 16. Jahrhundert hinein nachweis­ bar185). Sie waren in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts offen­ bar noch sehr häufig. Als typisches Zahlungsmittel der Epoche der Naturalwirtschaft waren sie also selbst in einer mittel­ alterlichen Großstadt wie Nürnberg noch dann in Gebrauch, als die Geldwirtschaft das Stadium des Frühkapitalismus längst überschritten hatte. Dies erklärt sich aber aus dem schon er­ wähnten Umstand, daß in diesen Großstädten von den Bürgern allgemein noch Haustiere aller Art in großer Menge gehalten wurden. So ist das häufige Vorkommen der wohl in allen mit­ telalterlichen deutschen Städten üblich gewesenen Hühnerzinse auch in Nürnberg verständlich. Daher sind in vielen städtische Grundstücke betreffenden Urkunden Vereinbarungen über Lie­ ferungen der häufigsten Weisatart, des „Vasnachthuns“ (Fast­ nachthuhn), zu finden186). Sie ist überhaupt der am meisten vorkommende städtische Naturalzins 187). Aber auch Herbsthüh­ ner wurden gereicht188). Diese Hühner zinse sind in allen Tei­ len der Altstadt anzutreffen, jedoch am meisten in den äuße­ ren, erst durch Erweiterungen des Mauerrings hinzugekomme­ nen Vierteln, wie z. B. St. Lorenz oder in der Gegend zwischen dem inneren und dem äußeren Läufer Tor, welche sich ihre ländliche Eigenart am längsten erhalten haben. Zum Osterfest wurden auch in der Stadt häufig Lammsbäuche und Eier ge­ liefert189). Gänsezinse waren in der Stadt naturgemäß kaum üblich; aus ländlichen Grundstücken wurden sie auch in der Nürnberger Umgebung verschiedentlich geleistet190). Ein auf der Wöhrder Mühle sitzender Erbmann lieferte dem Burgrafen als seinem Eigenherrn sogar jährlich ein Schwein im Werte von 1 Pfund Haller 191). Die typische Weisat für Weihnachten waren Wecken192). Weisaten von ländlichen Erbgütern bestanden fer­ ner in Abgaben von Käse (an Weihnachten und Pfingsten), Ge­ treide 193) und sonstigen Feldfrüchten, wie Kraut, Rüben und Erbsen194). Bei größeren Erbgütern waren praktischerweise die Naturalleistungen so festgelegt, daß sie dem Eigenherrn in Anpassung an Bräuche und jahreszeitbedingte Naturprodukte das ganze Jahr über eine größere Abwechslung boten. Hier sind beispielsweise vier aneinandergelegene Häuser am Rad­ brunnen (Sebalder Stadt) zu nennen, die Conrat Tanners Erbe waren und zwar gegen ein Eigengeld von 10 fl. Stadtwährung, 2 Lammsbäuchen zu Ostern, sowie 2 Wecken zu Weihnachten oder für jeden Lammsbauch und Wecken lZVa Haller in Gold, ferner 4 Fastnachtshühner 195). Auf dem Lande boten sich na­ türlich insofern noch mehr Möglichkeiten: Ein Beispiel dafür sind „czwey gütlein zu Krötenbach gelegen, die in einander vererbt vnd des Seytzen Rüll erb weren Jerlichen vmb acht Sumer korns, eynhalb Sumer habern, ein pfunt newer Hal­ ler, Sehs kes zu weyhenachten, Sehs kes zu pfingsten, Sechczig ayr zu ostern, vier herbsthüner vnd vier vafinachthüner 30

“ Aus 5 Weihern, welche „von dem Hl. Römischen Reich zu Lehn gehen“, erhielt Sebald Pfinzing neben 4 fl. Stadtwäh­ rung einen „Dienstfisch“ als ewigen Eigenzins 197). Solche Dienst­ fische wurden sogar aus iin Innern der Stadt gelegenen Häu­ sern gereicht, wie z. B. aus einem Haus am Sand (Fischergasse) Fische im Werte von 1 Schilling an den Amtmann des Burg­ grafen (später des Rats) auf der Veste zu Nürnberg108). Aus einer das gleiche Haus betreffenden Urkunde von 1611 ergibt sicht einwandfrei, daß diese Leistung damals als Eigengeld behandelt wurde199). Dieses Dienstfisch-Eigengeld ist sogar noch im Jahre 1770 feststellbar 200)! Aus den bisherigen Beispielen ist zur Genüge ersichtlich, wie sich die Festsetzung der Art des Reicbsnisses nach der Eigenart des jeweiligen Erbgutes richtete. Demgemäß wurden aus den vielen zu Erbrecht verliehenen Nürnberger Krämen vorzugsweise Gewürze, wie Pfeffer und Safran als Eigengeldweisaten geliefert. Und so mag wohl in der Behausung auf dem St. Egidienhof „oben am Eck gegen dem Eystetterhof (Eichstätter Hof) vber gelegen“, aus dem u.a. ein Paar „schepffener hantschuhe“ (schafslederne Handschuhe) jährlich ge­ zinst wurden201), ein sog. Lederer als Erbmann gewohnt haben und jene Häuser des gleichen Klosters, aus denen dieses jährlich u.a. 2 Sporen als Eigengeld bezog, dürften Erbgüter von Plattnern gewesen sein. Das Salbuch von St. Egidien verzeichnet noch mehrere Häuser mit „Sporenzinsen“ 202). Wachszinse sind als Eigengelder in Nürnberg hingegen kaum noch feststellbar. Vielfach schon seit dem 14. Jahrhundert sind in den Urkun­ den die festgesetzten Weisatleistungen mit Geldwertangaben versehen wie etwa: „1 Weck zu Weihnachten im Werte von 2 Schilling“ 203). Aus jener Geldwertklausel hat sich im 15. Jahr­ hundert immer mehr die wahlweise Festsetzung von Geld­ zinsen neben Naturalzinsen verbreitet 204). Dazu bestimmt die verneuerte Reformation von 1564 im Gesetz III § 4 des 23. Titels, daß, wenn vertragsgemäß wahlweise Geldzins oder Weisat zu bezahlen ist, der Erbmann das Wahlrecht hat, „es were dann, daß der Aigenherr ain anders in gewehr hergepracht hete, vnd solchs gnugsam darthun vnd beweisen möcht“ 205). Diese Bestimmung beruht auf einem Ratsverlaß vom 6.6.1524 20°). Sie ist ein Zeichen für das Verschwinden der Reste der Naturalwirtschaft aus der Stadt, wie es sich im 16. Jahrhundert vollzog. Persönliche Dienstleistungen als Erbzinse sind im Gegensatz zu den mit den Hofstättenzinsen der öffentlich-rechtlichen freien Erbleihe Nürnbergs gekoppelten Schnitterdiensten bei der pri­ vatrechtlichen freien Erbleihe in Nürnberg nicht mehr anzu­ treffen. Der Hinweis von Siebenkees 207), daß der Eigenherr bisweilen auch gewisse Dienste und Fronen vom Erben zu for31

dern habe, dürfte sich nur noch auf ländliche Eigengelder bezo­ gen haben. Die Zahlungstermine für viele Naturalzinse wurden schon genannt. Für die Geldzinse (auch Renten bei Rentenkauf) waren in Nürnberg wie anderswo 208) in der Regel zwei Ter­ mine im Jahr bestimmt. Dies waren meist kirchliche Festtage, welche etwa ein halbes Jahr auseinanderliegen. So wurden in Nürnberg in den Verträgen meist die Heiligenfeste St. Wal­ burgis (l.Mai) und St. Michaelis (29. September) als Zahlungs­ termine festgelegt. In Einzelfällen kamen auch andere Termine vor, wie St. Laurenzi (10. August) und Lichtmeß (2. Februar) 209) oder Allerheiligen (1. November) und St. Walburgis 21°) oder Weihnachten und St. Laurenzi211). Gab es ausnahmsweise nur einen jährlichen Zahlungstermin, wie etwa „all iar ierlichen... siben haller uf sant Walpurg tag“ 212), so kamen andererseits auch vier Jahrestermine wie z. B. zu St. Walburgis, St. Lau­ renzi, Allerheiligen und Lichtmeß vor 213). Oder es wurden in seltenen Fällen vier Vierteljahreszahlungen ohne Bestimmung eines Festtags 214) oder beispielsweise der l.Mai und der 1. No­ vember als Zahltage 215) vereinbart. Im Gegensatz zu Köln 216) findet man in Nürnberg die Gewährung von Nachfristen (Re­ spektfristen) selten217). Die von Fischer in Köln beobachtete Respektfrist zwischen zwei Festtagen war auch in Nürnberg gebräuchlich, wie eine Urkunde vom 5.1.1286 beweist: „... ita tarnen, quod dimidia pars census predicti singulis annis infra festum Walpurgis virginis et navitatem sancti Jo­ hannis baptiste, reliqua vero pars infra festum sancti Michahelis et diem beati Martini prelibate domine finaliter persolvatur ... “ 218). b) Zur Sicherung der termingerechten Zinszahlung standen dem Eigenherrn folgende Möglichkeiten offen: Es gab in Nürn­ berg das Heimfallsrecht sowie das gerichtliche und das außer­ gerichtliche Pfändungsrecht. Das Heimfallsrecht bei Zinsverzug war ursprünglich auch in der Stadt Nürnberg gebräuchlich. Es kamen zunächst sogar sehr strenge Bestimmungen zur Anwendung, wie z. B., daß der Heimfall des Erbgutes schon dann zu erfolgen hat, wenn der Erbzins nicht bis zum Ablauf der soeben erwähnten Respekt­ frist bezahlt worden ist219). Die seltene Erwähnung des Heim­ fallsrechtes insbesondere in städtischen Urkunden läßt jedoch darauf schließen, daß man sich in der Stadt selten seiner be­ diente. In der Rechtsreformation von 1479 ist ein Heimfall des Erbgutes bei Zinsverzug nicht geregelt. In der verneuerten Reformation von 1564 ist zwar eine Regelung des Heimfalls­ rechts bei Zinsverzug enthalten, jedoch lediglich in den §§ 5 und 6 des IX. Gesetzes des 23. Titels. Dieses Gesetz bezieht sich aber ausdrücklich nur auf die ländlichen Erbgüter. Da32

nach hatte der Eigenherr im Falle des Eintritts der Kaduzität gemäß Gerichtsordnung das Recht zur Inbesitznahme des Erb­ gutes. Voraussetzung dafür war, daß der Erbmann drei Jahre lang keinen Zins bezahlt hat, obwohl er innerhalb dieser Frist dreimal durch einen Gerichtsboten gemahnt und gleichzeitig jeweils auf die drohende Einziehung des Erbgutes nach drei­ jährigem Zinsverzug hingewiesen worden war. Ferner mußte der Erbmann vor der Einziehung des Erbgutes in einem ge­ richtlichen Verfahren wegen seines Zinsverzuges gehört wer­ den (§ 7) 22°) und dann erst war die Einräumung des Gutes an den Eigenherrn durch eine gerichtliche Entscheidung zu verfügen Daß es jenes eigenherrliche Heimfallsrecht früher auch in der Stadt Nürnberg gegeben haben muß, kann nur noch aus einzelnen städtische Grundstücke betreffenden Spänbriefen (gerichtlichen Vollstreckungsprotokollen), u. zw. aus besonderen Hinweisen auf einen dreijährigen Zahlungsverzug des betref­ fenden Schuldners und aus der teilweise noch üblich gewesenen Verwendnug des Wortes „Heimfall“ bei der gerichtlichen Zu­ erkennung des Grundstücks an den Eigenherrn nach frucht­ loser öffentlicher Ausbietung („Verfailsung“) entnommen wer­ den222). Jedenfalls läßt sich auch in Nürnberg ein ähnlicher Entwicklungsvorgang des Heimfallsrechts feststellen, wie er in Köln 223) und Westfalen 224) sowie in Österreich 225) stattgefun­ den hat. Ein außergerichtliches, nur auf vertraglicher Vereinbarung beruhendes Heimfallsverfahren, wie es aus den schon erwähn­ ten Urkunden der Zeit um 1290 erkennbar ist, hat es bei Zins­ verzug weder in der Stadt Nürnberg noch im Nürnberger Land später mehr gegeben, nachdem das Heimfallsrecht durch die verneuerte Reformation im Sinne des gerichtlichen Kaduzie­ rungsverfahrens geregelt wurde. Der Eigenherr hatte auf dem Lande infolge seiner niederen Gerichstbarkeit 226) gemäß Gerichtsordnung auch das Recht auf eigenmächtige Pfändung in Hinblick auf den vom Erbmann geschuldeten Zinsbetrag oder er konnte den Erbmann auf des­ sen Kosten in die Fronfeste bringen und ihn dort bis zur voll­ ständigen Zahlung des rückständigen Zinses festhalten lassen (Gesetz IX § 2). Diese persönliche Zwangshaft des Erbmannes hatte ihre Begründung in der schon im 1. Gesetz des 26. Titels der Reformation von 1479 geregelten dinglichen und per­ sönlichen Haftung für den Erbzins. Daneben stand ihm wahlweise das Recht zu, das Land- und Bauerngericht um Exekution zu ersuchen. Diese fakultative Regelung der for­ mellen Ausübung des Pfandrechts des Verleihers war in Deutschland weit verbreitet, insbesondere im alemannischen Rechtsgebiet. Die eigenmächtige Pfändung hat ihre Wurzeln in der altgermanischen Fehde 227). 3

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In der Stadt Nürnberg, in welcher sich der Rat die Gerichts­ barkeit gemäß Titel 23 Gesetz I § 1 der verneuerten Refor­ mation von 1564 Vorbehalten hat, konnte der Eigenherr ge­ mäß § 2 des gleichen Gesetzes nur die Exekution beim Stadt­ gericht beantragen. Den Gang des sich daran anschließenden sogenannten Gantverfahrens schildert sehr eingehend ein von Lochner wiedergegebener Spänbrief vom 12.8.1521, der wie ein Pfändungsprotokoll anmutet 228). Die gerichtliche Pfändung von Wiesen und Äckern geschah dem alten deutschen Rechtsbrauch der Spänung der Häuser entsprechend durch „Entwasung“, indem vom Gerichtsboten dem Grundstück ein Stück Rasen (ein „Wasen“) entnommen wurde 229). Die Möglichkeiten des Eigenherrn, sein Recht auf fortlau­ fenden und fristgemäßen Zinsbezug aus dem Erbgut wirksam durchzusetzen, hatten sich z. Zt. der Neubearbeitung des Nürn­ berger Zivilrechts in Form der verneuerten Reformation schon erheblich verschlechtert. Die in den Urkunden anderer Städte enthaltenen Klauseln über einen sofortigen Heimfall des Erb­ guts bei Zins Verzug zum fixen Zahlungstermin sind in Nürn­ berg schon in den noch erhaltenen und teilweise angegebenen Urkunden aus der Zeit um 1290 nicht mehr anzutreffen, denn sie stehen mit den in ihnen festgelegten Respektfristen schon auf der nächsten und für den Erbmann günstigeren Stufe. Eine weitere Milderung der Verzugsfolgen stellte ein in vie­ len deutschen Gegenden übliches System sich bei jeder neuen Verlängerung der Respektfrist laufend erhöhender — meist sich jeweils verdoppelnder — Verzugsstrafen dar, welches vor allem unter dem Namen „Rutscherzins“ bekannt wurde. Dieses System erwies sich aber immer noch als eine sehr harte Handhabe zur Erzwingung der fristgerechten Zinszahlung und vor allem als ein aussichtsreiches Mittel für den Leiheherrn, wieder in den Besitz des Erbgutes zu gelangen. Dieser Rut­ scherzins trat in verschiedenen Härtestufen auf. Die schärfste finden wir im österreichischen „Zwispil“ 23°), wo die Verzugs­ strafe nach jeder neuen Fristverlängerung sogar um den gan­ zen jeweils rückständigen Zinsbetrag gesteigert wurde, so daß er sich u. U. an jedem folgenden Tag verdoppelte. Er ist auch in Köln häufig anzutreffen 231). Auch in Straßburg war er, wenn auch seltener, in Verwendung 322). In den westfälischen Städten war er, wie im Nürnberger Stadt- und Landgebiet, nicht an­ zutreffen233). In den Nürnberger Urkunden findet sich kein dahingehender Hinweis und auch der jener Entwicklungszeit der Eigengelder zeitlich viel näher stehende Verfasser der im Jahre 1737 herausgekommenen „Commentatio Succincta“ be­ stätigte in dieser ausdrücklich, daß der Rutscherzins in Nürn­ berg nicht üblich war 234). 34

In diesem Zusammenhang soll noch auf prozessuale Beweis­ regeln bei der Beweiserhebung in Rechtsstreitigkeiten betref­ fend Bezahlung von Erbzinsen eingegangen werden, welche sich sowohl im IX. Ges. der Reformation von 1479, als auch im X. Ges. der verneuerten Reformation von 1564 finden. Beide Fassungen stimmen im wesentlichen miteinander überein, je­ doch mit der großen Ausnahme, daß sich das X. Ges. der ver­ neuerten Reformation nur auf ländliche Erbleute bezieht. Demnach soll, wenn es streitig ist, ob der fällige Eigenzins ent­ richtet wurde oder nicht, dem Eigenherrn der Eid zugeteilt und diesem daraufhin geglaubt werden (§ 1). Ist die Höhe des Zinses strittig, dann liegt es gern. § 2 des gleichen Gesetzes im Ermessen des Gerichts, ob es den Eigenherrn dazu vereidigen will. Gemäß dem IX. Gesetz der alten Reformation von 1479 hat der Eigenherr in der Stadt das Recht, dem Erbmann den Eid „heimzuwerfen“, also zuzuschieben. Dieses Recht steht nach dem Titel 23 Gesetz X § 3 der verneuerten Reformation nurmehr dem ländlichen Eigenherrn gegenüber seinem Erb­ mann zu. c) Eine weitere, dem Eigenherrn auch nach Nürnberger Recht zu entrichtende Geldleistung ist die in Nürnberg mit der Be­ zeichnung „Handlohn“ gemeinte, weit verbreitet gewesene, Hand- oder Besitzveränderungsgebühr. Diese Abgabe ist aber nur eine Vergütung für die Mitwirkung des Leihegebers bei Veräußerungen des Leihegutes, also bei „Handänderungen“, zu welchen der Leihegeber berechtigt war. Da die Handände­ rungen, wie schon kurz gestreift, ursprünglich über den Leihe­ herrn gingen, weil dieser das Leihegut zur Weitergabe an den Erwerber in die Hand bekam, war der Handlohn dem Wort­ sinne nach also eine „Handhabungsvergütung“. Er ist das so­ genannte „Laudemium“, welches bei der Erneuerung der Leihe auf die Person eines neuen Leihenehmers (Hintersassen oder Hübners) von diesem als Erwerber der Nutzungsberechtigung an den Leiheherrn zu entrichten war und streng genommen zum Wesen der erblichen Leihe gehörte, ob es sich nun um echtes Lehen oder um Häuserleihe, also freie Erbleihe, han­ delte. Sie war in vielen Städten als Erbleiheverbindlichkeit verbreitet, vor allem in Basel, wo sie wie in anderen ober­ deutschen Städten — z. B. Augsburg und Straßburg — unter der Bezeichnung „Ehrschatz“ in Gebrauch war235). In Köln und Westfalen kannte man sie noch im 13. Jahrhundert als „Gewerf“ 236) und in westfälischen Städten als „Vorheuer“ („vor­ hure“). In Österreich war diese Abgabe als „Ableit“ oder „Anleit“ gebräuchlich, jedoch mit der Besonderheit, daß sowohl der Verkäufer wie auch der Erwerber des „Burgrechts“ (Erb­ rechts) dem Burgherrn (Leiheherrn) eine Gebühr zu entrich­ ten hatte 237). Solche vom Verkäufer zu zahlenden Handlöhne •b *

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gab es auch in Köln238). Wie in Nürnberg hieß auch in Würzbürg jene Abgabe Handlohn 239). In Nürnberger Urkunden ist über die Entrichtung von Hand­ lohn kaum ein Hinweis enthalten. Das soll aber nicht aus­ schließen, daß nicht doch verschiedene städtische Grundstücke „handlohnbar“ waren, da die Urkunden eben allgemein keine Handlohnklausel zu enthalten pflegten. Dies beweist eine Ur­ kunde aus dem Jahre 1639 24°), welche den Verkauf dreier in der Nähe Nürnbergs gelegener Gärten, die Erbgüter von drei verschiedenen Eigenherren waren, zum Gegenstand hat. Auch sie enthält keine Handlohnklausel. Es wurde aber von späterer Hand — offenbar von einem Eigenherrn — der Vermerk dar­ auf gesetzt, daß „Anno 1655 wegen des Abschieds des Fr. v. Räcknitz dero... Gemahl mir mein Handlohn zugestellt 133 fl. 30 kr... Tatsächlich hat auch der Handlohn in Nürnberg seine gesetz­ liche Regelung gefunden, und zwar zunächst im X. Gesetz des 26. Titels der Reformation von 1479 241), welches sich jedoch aus­ drücklich auf ländliche Erbgüter bezieht, während sich in den Bestimmungen über die städtischen Erbgüter keine den Hand­ lohn betreffende Vorschrift findet. Dem entspricht es auch, wenn das V. Gesetz der verneuerten Reformation in seinem § 2 die Erhebung eines Handlohns beim Verkauf städtischer Erbgüter gemäß dem Gewohnheitsrecht ausdrücklich verbietet und das XIII. Gesetz nur die Verhandlohnung der ländlichen Erbgüter regelt. Wölckern 242) und Lahner 243) weisen jedoch darauf hin, daß auch in der Stadt noch ausnahmsweise hand­ lohnbare Güter anzutreffen sind, wobei es sich nach Wölk­ kern 244) vor allem um „vor alters ausser der Stadt gestandene praedia“ handelte, bei denen die Handlohnbarkeit seither noch besonders hergebracht ist. So finden sich in den Archivalien nur ausnahmsweise einzelne Nachweise über handlohnbare städtische Häuser oder Grund­ stücke, und zwar solche am Rittershof (8 später auf früheren Gärten der Peunt angelegte Häuser!) 245) und am Treibberg (1 Garten) 248). In beiden Fällen handelt es sich auch wirklich um Liegenschaften, die erst durch die letzte, im XIV. Jahrhun­ dert vorgenommene Stadterweiterung zum Stadtgebiet kamen. Demgegenüber bildete die Handlohnbarkeit vielen aus - dem XVIII. Jahrhundert stammenden Urkunden zufolge 247) bei ländlichen Erbgütern die Regel, es sei denn, daß durch den Erbleihevertrag die Befreiung von der Handlohnbarkeit aus­ bedungen worden war 248). Bei folgenden Handänderungen war Handlohn zu ent­ richten: Kauf (Titel 23 Gesetz VIII § 2), Tausch, Übergabe an Zahlungsstatt, Schenkung (§ 7 desselben Gesetzes), Übergabe auf Grund Vergleichs, Zuschlag bei Vergantung (§ 4), Erbfall 36

und Vermächtnis. Jedoch brauchten die Erben auf- und abstei­ gender Linie keinen Handlohn zu entrichten (§ 5). Hingegen mußten Erben aus Seitenlinien das ihnen zugefallene Erbe verhandlohnen (§ 6). Demgegenüber waren die Erben in der früheren Reformation von 1479 allgemein vom Handlohn be­ freit249). Durch ein Dekret vom 30. 8. 1706 wurde aber be­ stimmt, daß die Kinder und deren Vormünder dem Eigenherrn nach Jahr und Tag den Erbfall anzeigen müssen, der ihnen sodann das Erbgut gemeinsam ohne Handlohn verleiht und beläßt, so lange diese in der Erbengemeinschaft bleiben und bis das jüngste Kind das 14. Lebens jahr erreicht hat. Dann müssen dieser Bestimmung nach die Erben einen von ihnen dem Eigenherrn als Erbmann vorschlagen, welchem das Erbgut vom Eigenherrn hinsichtlich seines Erbteils handlohnfrei verliehen wird, wogegen er für die von den anderen Miterben übertra­ genen Erbteile dem Eigenherrn Handlohn entrichten muß 26°). Diese Regelung hat ihre Wurzel in § 8 des VIII. Gesetzes, nach welchem ein Erbgut, das durch Kauf, Erbgang oder auf andere Weise auf mehrere Erwerber übergegangen ist und bei wel­ chem einer von ihnen die übrigen Teile übernimmt, hinsicht­ lich dieser übernommenen Teile vom Übernehmer nochmals verhandlohnt werden muß251). Wenn ein Ehegatte den Anteil seines verstorbenen Ehepartners an einem in der Ehe gemein­ sam erworbenen Leihegut erbt, muß er nur den halben Hand­ lohn entrichten; wenn der verstorbene Ehegatte das Gut schon vor der Ehe besessen hat, ist der ganze Handlohn fällig 262). Durch eine Reihe weiterer Ratsdekrete wurden noch verschie­ dene sonstige Einzelfragen über den Handlohn geregelt 253). In diesem Zusammenhang verdient der von Wölckern auf Seite 389 zur Frage des Ursprungs des Handlohns zitierte Ar­ tikel eines Herrn von Ludwig im „Wöchentlichen Hallischen Anzeiger“ vom 30.4.1736 Nr. 18 Erwähnung, in welchem des­ sen Ursache in der Leibeigenschaft gesucht und hervorgehoben wird, daß die Güter zunächst nicht vererblich waren und des­ halb beim Tode des Leibeigenen an den Gutsherrn zurück­ fielen, daß der Gutsherr später nach Aufkommen der Erblich­ keit aber nur noch die besten Stücke der Erbschaft oder einen gewissen Anteil davon bei Handänderungen erhielt. Diese Darstellung des Entstehens des Handlohns erinnert an eine andere Einzelregelung des Erbleihrechts in Nürnberg, die sich zwar nicht auf den Heimfall des Gutes nach dem Tode des Hintersassen, sondern auf den noch näher zu besprechenden Heimfall bei unterlassener Einholung des eigenherrlichen Kon­ senses bei Verf ügungen bezieht (XII. Gesetz des 23. Titels d. vern. Ref.). Während die Nichteinholung des Konsenses des Eigenherrn bei Verkauf, Verpfändung oder Tausch des Erb­ gutes gern. § 1 den Heimfall ipso jure zur Folge hat, muß der 37

Erbmann, welcher das Erbgut ohne eigenherrlichen Konsens mit einer Rente belastet, gern. § 3 zur Strafe nur ein Viertel des Wertes des Erbgutes an den Eigenherrn bezahlen. Hier liegt also eine typische Parallele in der Lockerung der Heim­ fallfolgen vor. Sie gibt einerseits wiederum einen gewissen Hinweis darauf, daß die Erbleihe zumindest teilweise auch aus der Vitalleihe hervorgegangen ist, und zeigt andererseits an Hand der bei konsenslosem Rentenverkauf zu bezahlenden Strafe in Höhe eines Viertels des Erbgutwertes, wie auch im Heimfallsrecht das Obereigentum des Eigenherrn langsam ver­ blaßt ist. Die aus der gesetzlichen Regelung der Nürnberger Refor­ mationen ersichtliche Differenzierung zwischen den städtischen und den ländlichen Nürnberger Eigengeldern zeigt deutlich, daß die Stadt Nürnberg die im allgemeinen im 13. und 14. Jahrhundert ablaufende Entwicklung zur Beseitigung des Hand­ lohns in den Städten 254) mitgemacht hat. Dies geschah sehr frühzeitig, wie sich aus dem Umstand ergibt, daß nach der schon erwähnten Ansicht Wölckerns sich nur noch in den bei der letzten Stadterweiterung Nürnbergs vom Ende des 14. Jahr­ hundert hinzugekommenen Stadtvierteln handlohnbare Grund­ stücke befanden, während in der ursprünglichen Altstadt schon vorher kein Handlohn mehr entrichtet wurde. Tatsächlich ist auch kaum ein dahingehender Nachweis für jene alten Stadt­ teile mehr auffindbar. Wie in Köln 255) kam auch in Nürnberg die in Basel übliche „Weisung“ (eine Gebühr für die Besichtigung des Leiheguts durch den Leihegeber) 256) nicht vor. d) Das wesentlichste Recht zur Sicherung des Zinsrechts des Eigenherrn bzw. seines mittelbaren Nutzungsrechts (mittelbare Gewere) ist sein Mitwirkungs- und Zustimmungsrecht bei Ver­ fügungen über das Erbgut, welches teilweise schon bei der Behandlung des Wesens der freien Erbleihe in seinen vier Ent­ wicklungsstufen in knapper Form dargestellt wurde und die hier kurz in Erinnerung gebracht werden mögen: 1. Stufe: Handänderung durch die Hände des Eigenherrn mittels Auf­ tragung des verkauften Erbguts an ihn und Beleihung des Er­ werbers mit diesem durch den Eigenherrn; 2. Stufe: Der Eigen­ herr erteilt zu dem zwischen dem Erbmann und dem Käufer abgeschlossenen Verkauf des Erbguts seinen Konsens; 3.Stufe: Nach dem Verkauf des Erbguts wird dieses dem Eigenherrn zum Vorkauf angeboten; 4. Stufe: Auch das Vorkaufsrecht ist weggefallen. Arnold hat die hier so wie in der einschlägigen Literatur unterschiedene 1. Stufe der Entwicklung der Handänderung, die er in eine Phase der einfachen Verleihung des Erbguts 38

durch den Leiheherrn und in eine Phase des beim abgeleiteten Erwerb zum Yerleihungsakt selbständig hinzu tretenden Kau­ salgeschäfts teilt, für Basel insbesondere dem 13. und 14. Jahr­ hundert257), die 2. Stufe dem 15. Jahrhundert und die 3. Stufe der Folgezeit zugeordnet 258). In Würzburg herrschte jene zweite Phase der 1. Stufe im 12. und 13. Jahrhundert vor 259), also frü­ her als in Basel und etwa gleichzeitig wie in Strafiburg, wo die Entwicklungsstufe der Handänderung über den Leihegeber im wesentlichen dem 13. Jahrhundert angehört, während die Stufe des Konsenses des Leiheherrn dort bis zur Mitte des 14. Jahr­ hunderts anzutreffen ist. In Strafiburg gehörte die 1. Stufe dem 13. Jahrhundert, die 2. Stufe (Konsens) der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und die Stufe der freien Veräußerungsbefug­ nis dem darauffolgenden Zeitabschnitt an 260). Diese Stufenent­ wicklung, wie sie Winiarz für Österreich bestätigt261), hat Hal­ lermann auch allgemein in den westfälischen Städten angetrof­ fen, wo die 1. Stufe im wesentlichen dem 12., die 2. Stufe dem 13. und die 3. Stufe dem 14. Jahrhundert angehörte 282). In Köln ist die hier abgegrenzte erste Stufe mit voller Sicherheit nur noch in ihrer zweiten Phase in den erhaltenen schriftlichen Unterlagen erkennbar. Sie erstreckte sich über das 12. Jahr­ hundert263). Die 2. Stufe gehörte dort ins 13. Jahrhundert und in den Anfang des 14. Jahrhunderts, während die 3. Stufe der Erbschaftsübertragung in das übrige 14. Jahrhundert fiel 264). In Nürnberg sind alle diese Entwicklungsstufen ebenfalls zu verzeichnen. Es findet sich in manchen Urkunden sogar noch die erste Phase der 1. Entwicklungsstufe. Dieser Urkundentyp kommt besonders schön durch eine sich auf städtische Erbleihe beziehende Urkunde der Deutschordenskommende vom 11. 3. 1413 zum Ausdruck 265): „Wir Ludwig Graff von Wertheim Commenthur, vnd wir die bruder gemeiniclichen des Teutschenliaws zu Nuremberg, beken­ nen vnd thun könnt offenlielien mit dem brieff allen den die in ansehen hören oder lesen, das für uns kam Erhartt Piihler vnd Margarett sein elichen wirtin und gaben uns auff recht vnd redlichen für sich vnd alle ir erben und nachkomen die erbe­ schafft vnd alle die recht, die sie hatten an den zweyn hewsern, hofstatt vnd gartten, die da gelegen sein in dem Swattenkreis zwischen Eclberlein Pfister vnd Chunzen Bader, das alles unsers vorgenanten Haws rechts eygen ist, vnd dieselben hewfier mit der hofstatt und zugehörunge haben wir nu mit gutem willen verlihen Albrecht Koche und Margretten seiner elichen wirtin vnd allen iren erben zu einem rechten erbe, daz sie die niefien und haben süllen als erbes recht ist mit der bescheidenheit, das sie den brudern unsers egenanten haws alle jar ewiclichen davon zu rechtem zinse und gülte geben süllen ein pfunt lialler halbs auff sant Merteins tag und halbs auff sant Walpurg tag vnd drew vafinahtslniner, vnd des zu urkunde geben wir in diesen brieff versigelt mit vnsers egenannten teutschen haws zu nüremberg

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anhangenden insigel, der geben wart nach Christus geburtt vier­ zehenhundert iar und darnach in den dreyzehnden jar am nehsten sambstag vor Invocavit in der vasten“. In der gleichen Form ist eine überdies auch stadtgeschichtlich interessante Urkunde der Deutschordenskommende vom 26. 4. 1387 266) gehalten, welche das Kausalgeschäft auch nicht er­ wähnt, aber doch erkennen läßt, daß ein Erbmann namens Vischer und seine Ehefrau den Rest eines vor dem äußeren Läufer Tor gelegenen Erbes durch die eigenherrlichen Hände der Kommende an ihren Nachbarn Rumei abgaben, weil in­ folge der damals im Gange gewesenen Errichtung der letzten Stadtumwallung beim äußeren Läufer Tor der Großteil des Erbes für die Stadtmauer zur Verfügung gestellt werden mußte und der Rest für. die Veräußerer offenbar nicht mehr rentabel war. Interessehalber mag auch noch der Wortlaut dieser Ur­ kunde wieder gegeben werden:

„Wir Bruder Ludwig von Wertheim Commendur und wir die brüder gemaincliche des Dewtschenhaus zu Nüremberg beken­ nen offenlichen mit disem briff, daz für uns kom Albrecht Vischer und fraw Alhayt sein elich wirtin vnd goben uns of für sich und all ir erben und nachkommen ein haus und einen stadel und einen garten, daz alles gelegen vor dem özzern Lauffertor gein Werd zu nehst an des Rumeis garten und haws vnd stadel ist abgeganen von der newen maur wegen. Denselben garten mit den hofsteten haben wir nu mit gutem willen verlihen, Heintzen dem Rumei im in sein eins hant domit zu tun und laßen, wie in gut düncket, mit der beschaidenheit, daz er und all sein nachkumen den brüdern des obgenanten haws ewiclichen all iar ierlichen zu rechtem zins vnd gült geben sullen siben haller uf sant Walpurg tag, daz vnsers haws zu Nüremberg rechtz eygen ist, dez zu vrkund geben wir in disen briff versigelt mit dez obgenanten haws anhangendem insigel am freytag vor Sant Walpurg tag nach Christus gepurt drewczenhundert iar vnd in dem siben und ahtzigsten iar“.

Ferner sei eine gleichartige Urkunde der Deutschordenskom­ mende vom 19.9.1401 erwähnt 267). Darin bekennen Komtur und Brüder des Deutschen Hauses zu Nürnberg, daß Seiz Muffel ihnen drei Hofstätten mit einem Haus, welche hinter ihrem Hof (dem Deutschen Haus) gegen die Stadtmauer hinab gelegen und ihr „Eigen“ (Eigenschaft) sind, aufgegeben hat und daß sie nunmehr diese dem Hans Heidt und seiner Ehefrau und allen deren Erben zu rechtem Erb verliehen haben und siegeln mit dem Siegel des Deutschen Hauses. Ähnlichen Inhalts ist eine Erbleiheurkunde des Hans Lochner vom 27.5.1444268) über ein Landgut zu Mögeldorf, die durch eine Erwähnung des vorherigen Erbmannes ebenfalls auf ein vorausgegangenes Kausalgeschäft schließen läßt. 40

Für die zweite Phase der ersten Stufe kann ebenfalls eine Reihe von Beispielsfällen aus Nürnberg angeführt werden. Zu dieser Phase gehören zunächst jene Leiheurkunden, aus denen eingangs hervorgeht, daß das Kausalgeschäft vorher schon durch gesonderte Beurkundung abgeschlossen wurde, weil die­ ser Vorgang durch den Käufer nunmehr dem Eigenherrn durch Vor zeigen des entsprechenden Gerichtsbriefes bekundet wird. Diese Leiheurkunden enthalten die Beurkundung der Verleihung des Erbguts an den Erwerber. Beispiel dafür ist eine Genanntenurkunde vom 3. 7. 1364 a69). Ähnlich verhält es sich mit einer allerdings sehr späten Urkunde des Klaraklosters vom 27. 9. 1510 27°). „Ich Schwester Caritas Pirckamerin, die zeit Äbtissin des Closters sant Clarn Ordens zu Nürmberg, unnd der Convent der swestern daselbst gemaynklichen bekennen offenlich mit dißen priff, das für uns komen ist Maister Eberhart Hawer und be­ kennet vor uns, das er sein erbschaft an unserm aygenhawß gegen dem newen hawß unßern herren über zwischen Peter Glockengissers vnd maister Eberhart Hawer hewßern gelegen, welche erbschaft er von seinem vater seligen maister Erhärt Hawerer ererbt hat, mit allen seiner gerechtigkeit und zugehorung verkawft vnd zu kawffen geben het maister Erhärt Hauerer, wagner purger zu Nürmberg, umb fünf und siebenzig gülden Rheinisch unnd darauf gab er vor uns auf, für sich und all sein erben und Nachkumenden all sein erbgerechtigkeit, die er an dem vorgenanten unßern aygenhaws gehabt het, wie erbs vnd der stat aufgeben recht ist, aus das hab wir dis vnser aygen­ hawß dem vorgenanten maister Erhärt Hauerer vezunt der stat wagner, Christina seiner elichen haußfrawen vnd allen irn erben verlyhen vnd vererbt, mit allen seiner Zugehörung vnd gerech­ tigkeit, als das durch und durch von einer gassen, zu der an­ dern get, zu haben und zu nvessen fürpaß ewiglich wie dann dißer stat gewonheit ist vnd erbs recht, doch also mit der bescheidenheit, das sy jr erben und all jr nachkumen oder wer hinfür solchs hawß ye innen hat, uns und unßer nachkumen jerlich und ewiglich zu rechten aygenzinß raichen und geben soln alle jar und eins yden jars besunder sechs gülden Rheinisch landswerung, einen weck zu weinachten, der zweyer Schilling werdt sey, zwev herbsthuner und zwo faßnachtshennen halb Walpurgyn vnd halb Michlyn fürpaß ewiglich und sollen das oftgenant hawß nit mer beschweren mit keinem zinß, zu verkawffen noch zu versetzen in kein weiß an unser willen und wissen. Des zu waren urkunt geben wir in dißen priff versigelt mit vnsers Conuents anhangenden insigel, der geben ist nach Christi gebürt funfzehenhundert jm zehenten jar, am freytag vor sant Michels tag“.

Der Kausalvertrag war also wiederum schon vorher abge­ schlossen worden und wird nur noch mit seinen Bedingungen angegeben271). Diese Urkunde ist zugleich ein Beispiel dafür, wie die Klöster verhältnismäßig lange Zeit an alten Formen festhielten. Noch deutlicher erkennt man, wie die Neuverlei-

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hung durch den Eigenherrn bald nur nach als die notwendige Folge des Kausalgeschäfts betrachtet wurde, indem schließlich beide Geschäfte in einem einzigen Vertrag beurkundet wur­ den, wie folgende Urkunden beweisen: Gemäß Gerichtsurkunde vom 25. 9. 1365 272) bezeugt Conrat Praun mit Hilfe zweier Zeugen vor Gericht, daß ihm vier näher bezeichnete Nürnberger Bürger in Vertretung ihrer Ehe­ frauen das Erbe an einem Kram und einem Gewölbe verkauft und ihm für das Erbrecht Währschaft geleistet haben. Sodann bezeugt Conrat Praun mit beiden Zeugen, daß ihm die Eigen­ herren Christian Schopper und seine Ehefrau Catharina das Erbe an dem Kram und dem Gewölbe verliehen und vererbt haben für einen ewigen Zins von zwei Pfund und 60 Haller. Hier tritt der verkaufende Erbmann mit seiner Verfügungs­ berechtigung schon stärker in Erscheinung, denn er leistet Währschaft gegenüber etwaigen wegen des Erbguts von dritter Seite erhobenen Ansprüchen. Den gleichen Inhalt hat die schon einmal erwähnte, über hundert Jahre später entstandene ländliche Urkunde des Forst­ amtmannes des St. Lorenzer Stadtwaldes vom 27. 7. 1474273). Nur unterscheidet sie sich dadurch von der vorgenannten Urkunde, daß der ländliche Eigenherr infolge seiner niederen Gerichts­ barkeit selbst beurkundet. Wegen der in ihr enthaltenen schon hervorgehobenen symbolhaften Auflassungsklauseln „mit Hand und Halm“ ist ihr Inhalt auch insofern sehr interessant. Endlich verdienen zwei Burggrafenurkunden vom Jahre 1253 Erwähnung, welche hinsichtlich der logischen Entwicklung der Handänderung bei Erbschaftsverkäufen in Nürnberg völlig aus dem Rahmen fallen. In beiden gestattet Burggraf Konrad jeweils einem Ministerialen, zu Erbrecht besessene Güter „durch des Burggrafen Hand“ der Deutschordenskommende in Nürnberg zu übertragen 274). Die Klausel „durch des Burg­ grafen Hand“ scheint schon damals nur noch eine leere Formel gewesen zu sein, denn die Auflassung an die Deutschordens­ kommende ist den Erbleuten bereits durch die eigenherrliche Zustimmung des Burggrafen gestattet worden. Diese Urkunden gehören daher wohl schon eher der zweiten Stufe an, in welcher der Eigenherr zur direkten Übertragung des Erbguts vom alten auf den neuen Erbmann nur noch seinen Konsens erteilte. Das frühe Auftauchen dieser Form in Nürnberg dürfte darauf zu­ rückzuführen sein, daß der Burggraf auf Grund seines engen Zusammenwirkens mit der kaiserlichen Hofkanzlei über diese viel eher mit jener fortgeschritteneren Form der Übertragung von Erbgütern in Berührung kam, wie sie den vorangegange­ nen Ausführungen zufolge z. B. in Köln damals schon üblich war. Während ein Überblick über die vorliegenden einschlägigen Urkunden zu der Feststellung gelangen läßt, daß die erste

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Entwicklungsstufe in Nürnberg gegen das Ende des 15. Jahr­ hunderts im wesentlichen abgeschlossen war, zeigt eine nun­ mehr schon größere Zahl vorhandener Urkunden über Erb­ schaftsübertragungen recht deutlich, daß sich die zweite Stufe in Nürnberg in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in­ zwischen weitgehend als gebräuchliche Handänderungsform durchgestezt hat, wenn auch, von den beiden bekannten burg­ gräflichen Urkunden des 13. Jahrhunderts abgesehen, einzelne der eigenherrliche Konsenserteilung enthaltenden Urkunden schon in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts anzutreffen sind. Wie aus den Gerichtsurkunden ersichtlich ist, erteilte der Eigenherr seinen Konsens nicht etwa vor dem Gericht, sondern dessen Konsens wurde durch die mitgebrachten Zeugen 275) oder an Hand der mitgebrachten Urkunden oder Gerichtsbücher bekundet. Der Eigenherr erschien also nicht einmal mehr vor Gericht. Und so finden sich in den Urkunden über Erbschafts­ verkäufe regelmäßig Klauseln, wie z. B. die bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts meist gebräuchliche: „ ... vnd das wer auch geschehen mit willen und wort Hansen Pirckheimers, des die eygenschafft daraus wer, Also bescheidenlichen, daz der egenant Sigmund Snöd vnd sein erbn demselben Hansen Pirckheimer vnd seinen erbn dauon Jerlichen zinsen vnd geben solten Einen guidein vnd fünfzehen Schilling newer haller, halb auf sant Walpurg tag vnd halb auf sant Michels tag fürbas ewiglichen ... “ 276). Oder man erwähnte später schlicht, daß der Eigenherr seine „Zustimmung“ 277) oder seine „Einwilligung“ 278) erteilt hat. Häufig erscheint auch noch im 16. Jahrhundert jene Redewen­ dung, wie sie z. B. in der Gerichtsurkunde vom 14. 6. 1509 enthalten ist, durch welche der Erwerb der Erbschaft an dem nachmals berühmten „Dürerhaus“ durch den Meister verbrieft wurde 279), wo es heißt: „... und des alles wer auch bescheen mit gunst, willen vnd wissen Sebolt Tauchers burgers zu Nürmberg als eygenherren des die eygen­ schafft obbemelter behausung were doch mit der nemlichen b e s c h e y d e n h a i t, das egemelter Albrecht Dürer und seine erben ime dem Tau­ cher oder seinen erben jerlichen davon zu rechten ewigem eigengelt zynnsen vnd geben sollten acht guldin statwerung zu Nürmberg halb auf sannd Walpurgen tag vnd halb auf sannd Michels tag vnnd darzu jerlichen an der Tracht jartag zwey vnd zwaintzig pfundt alt fürbas ewiglich ...“ Wie die letztgenannten Urkunden zeigen, wurde von seiten der Eigenherren noch im 16. Jahrhundert allgemein bei Erb­ schaftsverkäufen der Konsens erteilt. Wir werden später sehen,

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daß man noch bis weit in das 19. Jahrhundert hinein den eigenherrlichen Konsens einholte 28°). Eine solche sich aus dem vorliegenden Urkundenmaterial ergebende Praxis stand jedoch im Gegensatz zu der Gesetzes­ lage, wie sie sich schon seit der alten Reformation vom Jahre 1479 ergab. Diese bestimmte in ihrem II. Gesetz des 26. Titels 281): „So der erbman sein erb yemant anderm verkaufft vmb berait gelt oder auf kuenftig zeit oder zil, so sol er dasselb erb seinem aigenherren umb soelche kauffsum, ob er sich seinselbs anpietten nit wolt benuegen lassen, durch einen schoepfen oder vrteiler des Statgerichts oder pawrngerichts oder durch einen fronpotten oder aber durch glawbwirdige vrkuende, so der aigenherr nit entgegen ist, an pietten vnd alßdann hat der aigenherr macht vnnd gewalt nach diser stat herkomen unnd recht vier­ zehen tag die wal zu haben denselben kauf dermassen anzenemen oder den kauffer des zu vergoennen, mit vorbehaltung seiner zynse aigenschafft vnd rechten vnd ob der aigenherr auf ploß angeben des erbmans im nit glauben wolt, der angeben kaufsumm oder derselben angepotten frist, so soll der erbman dieselbe kaufsumm und die zeit der bezalung mit seinem aide in recht bestetigen und behalten und der aigenherr mag auch auf annemung des kauffs das erb für sich selbs behalten oder daz einem andern geben volgen und widerfarn lassen auf entrichtung vnd bezalung der angegeben vnd behalten kaufsumm dem verkauffer und erbman.“ Dem II. Gesetz, welches sich auf die städtischen Erbgüter bezieht, entspricht das für die ländlichen Erbgüter geltende XI. Gesetz des 26. Titels, nur daß der ländliche Eigenherr 4 Wochen von der Anbietung des verkauften Erbgutes an Zeit zur Ausübung des Vorkaufsrechtes hatte 282). Wir sehen uns hier einem eigenartigen Vorgang gegenüber: enthält die erste Fassung der Nürnberger Reformation zumeist das bisher schon allgemein in Nürnberg gebräuchliche Gewohn­ heitsrecht der freien Erbleihe, so enthält sie doch mit der wie­ dergegebenen Bestimmung über das Vorkaufsrecht des Eigen­ herrn eine in Nürnberg offenbar damals kaum gebräuchlich gewesene Art der Mitwirkungsbefugnis des Eigenherrn bei der Handänderung. Denn für die Ausübung des Vorkaufsrechts findet man in Nürnberg fast keine aus der Zeit vor 1479 stam­ menden urkundlichen Nachweise. Lediglich Siebenkees weist auf eine Urkunde vom Jahre 1353 hin, in welcher einem Eigen­ herrn ein binnen 4 Wochen auszuübendes Vorkaufsrecht ein­ geräumt ist 283). In Köln war das Konsensrecht schon am Ende des 12. Jahr­ hunderts bekannt. Etwa um 1270 fand die durch das Vorkaufs­ recht charakterisierte Entwicklungsstufe der freien Erbleihe dort bereits ihr Ende 284). In vielen anderen Städten, wie in Frankfurt, Worms oder Münster kam es im 13. Jahrhundert 44

auch schon in Gebrauch 285). In Nürnberg wurde diese dritte Entwicklungsstufe der freien Erbleihe hingegen offenbar erst durch eine Gesetzgebung „eingeführt“, welche sich der über­ all schon viel weiter vorangekommenen Rechtsentwicklung anglich. Der Gesetzgeber versuchte nunmehr, diese einzufüh­ ren, denn das Gewohnheitsrecht blieb hier trotzdem stärker. Der formelle Vorgang, das Ausmaß und die Rechtswirkung der Beteiligung des Eigenherrn bei der Handänderung zwi­ schen Erbschaftsverkäufer und Erbschaftskäufer sind in der Stufe des Konsensrechts und der des Vorkaufsrechts sehr we­ sentlich von einander verschieden. War das Vorliegen des Kon­ senses des Eigenherrn ursprünglich Voraussetzung für den wirksamen Abschluß des Kaufvertrages, — denn die Urkunden enthielten als notwendigen Bestandteil die Klausel, daß der Kauf mit „Willen und Wort“ des Eigenherrn geschehen sei — so steht ein Mangel des Konsenses nunmehr der Gültigkeit des Erbschaftskaufvertrages nicht mehr entgegen, soweit es sich um den Verkauf städtischer Erbgüter handelt. Dies ergibt sich aus Wölckerns Auslegung der dem angeführten II. Gesetz des 26. Titels der Reformation von 1479 völlig entsprechenden Bestim­ mung im 23. Titel V. Gesetz § 1 der verneuerten Reformation von 1564, wonach ein verkauftes Erbgut vom Erbmann dem Eigenherrn angeboten werden soll 286). Letzterer konnte den Kaufvertrag durch Ausübung des Vorkaufs allerdings nach­ träglich unwirksam machen. Nur die Übergabe des Erbguts (die Auflassung) durfte dieser Auslegung nach erst nach Ab­ lauf der dem Eigenherrn gesetzlich eingeräumten Frist zur Ausübung des Vorkaufsrechts erfolgen 287), welche auch nach der verneuerten Reformation gern. Titel 23 Gesetz V § 1 und Gesetz XIII § 1 bei städtischen Erbgütern 14 Tage betrug. Bei ländlichen Erbgütern war ebenfalls eine solche Anbietungsfrist und zwar gemäß der Reformation von 1479 Titel 26 Gesetz II und der verneuerten Reformation Titel 23 Gesetz XIII § 1 von 4 Wochen bestimmt 288). Der zeitliche Unterschied zwischen den Fristen bei städtischen und ländlichen Erbgütern findet in der größeren Schnelligkeit des städtischen Grundstücksverkehrs seine Erklärung. Sicher ist, daß die auch nach der Regelung der verneuerten Reformation auf dem Lande geltende 4-Wochenfrist aber eine ganz andere Bedeutung als die beim Ver­ kauf städtischer Erbgüter geltende 14-Tagefrist hatte. Denn das nur für ländliche Erbgüter geltende XII. Gesetz der ver­ neuerten Reformation bestimmt in seinem § 1, daß alle ohne Bewilligung des Eigenherrn vor genommenen Verkäufe von Erbgütern nichtig und kraftlos sein sollen 289). Die gleiche Be­ stimmung findet sich im Titel 26 Gesetz X § 1 der Reformation von 1479. Sie bezieht sich aber, wie aus dem ausdrücklichen Wortlaut des § 3 des gleichen Gesetzes geschlossen werden muß, offenbar sowohl auf ländliche wie auch auf städtische Erbgüter.

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Eine entsprechende gesetzliche Regelung enthält die verneuerte Reformation in Bezug auf städtische Erbgüter nicht. Wäh­ rend demnach also Kaufverträge über städtische Erbgüter auch ohne Konsens des Eigenherrn zugleich mit ihrem Abschluß voll wirksam waren und die Erbgüter vor Ablauf der Vor kaufsfrist nur deshalb nicht übereignet werden sollten, weil sie noch mit dem Vorkaufsrecht des Eigenherrn belastet blieben 290), war die Wirksamkeit der Kaufverträge über Erbgüter auf dem Lande nach der verneuerten Reformation immer noch vom eigenherrlichen Konsens abhängig. Dieser Konsens lag vor, wenn der Eigenherr entweder auf das Vorkaufsrecht verzich­ tete, oder die 4-wöchige Frist ungenutzt verstreichen ließ. Der Konsens wurde also im ersteren Falle durch ausdrückliche Er­ klärung, im letzteren durch schlüssiges Verhalten erteilt. Bis zu dem vom Eigenherrn ausgesprochenen Verzicht auf das Vor­ kaufsrecht oder bis zum Fristablauf waren die Erbschaftskauf­ verträge also „schwebend unwirksam“. Nur daraus läßt sich auch ein weiterer Unterschied in der gesetzlichen Regelung über städtische und ländliche Erbgüter durch die verneuerte Refor­ mation erklären: Während dem Eigenherrn nämlich gemäß Titel 23 Gesetz XII § 1 bei ländlichen Erbgütern ein Heimfalls­ recht zustand, wenn diese dem Käufer trotz Mangels des eigen­ herrlichen Konsenses übertragen wurden291), ist eine solche Bestimmung in der verneuerten Reformation hinsichtlich der städtischen Erbgüter nicht mehr zu finden und Wölckern wie auch Siebenkees verneinen demgemäß ein entsprechendes Heim­ fallsrecht des Eigenherrn beim Verkauf städtischer Erbgüter 292). Der hier aufgezeigte Unterschied zwischen städtischem und ländlichem Erbleiherecht in der verneuerten Reformation offen­ bart recht deutlich, daß sich die Art der Beteiligung des Eigen­ herrn an der Handänderung, wenigstens der gesetzlichen Re­ gelung nach, in der Stadt Nürnberg, bereits auf der 3. Stufe befand und dem Eigenherrn nur noch ein Vorkaufsrecht zu­ stand, während in den Nürnberger ländlichen Gebieten weiter­ hin das eigenherrliche Konsensrecht erhalten blieb und die Zu­ stimmung oder Nichtzustimmung zu einem Erbgutsverkauf be­ reits lediglich in der Form der Ausübung oder Nichtausübung des Vorkaufs zum Ausdruck kam. Deutlich geben somit die hervorgehobenen Unterschiede zwischen den Regelungen in den Reformationen von 1479 und 1564 das Übergangsstadium zwi­ schen der 2. und 3. Stufe der Entwicklung des eigenherrlichen Konsensrechts wieder, in welcher sich Nürnberg und sein Terri­ torium im 16. Jahrhundert noch befand. Die Bestimmungen der Reformation von 1479 sind kennzeichnend für die Stufe des Konsensrechts, auch wenn die Ausübung desselben freilich be­ reits durch Verzicht auf das formell schon eingeführte Vor­ kaufsrecht erfolgte, während die verneuerte Reformation für 46

die städtischen Erbgüter die Entwicklungsstufe des Vorkaufs­ rechts erst zur vollen Ausbildung brachte. Ein weiterer Beweis für die wesentlich schwächere Stellung des städtischen Eigenherrn gegenüber dem ländlichen ist die offenbar nur für städtische Erbgüter geltende Bestimmung in der verneuerten Reformation Titel 23 Gesetz V § 2 293), wonach der Eigenherr den Vorkauf nur für sich und seine Kinder aus­ üben darf und das auf diese Weise eingelöste Gut nicht vor Ablauf von zwei Jahren nach dem Verkauf Weiterverkäufen kann. Dadurch wurde dem Erbmann die Möglichkeit gegeben, in dieser Frist das Erbgut wieder zurückzukaufen 294). Siebenkees nennt ferner noch einzelne durch verschiedene Ratsverlässe aufgestellte Voraussetzungen, unter denen der Eigenherr darüber hinaus noch die Möglichkeit hatte, die Wirk­ samkeit des Erbschaftskaufs aufzuheben 295). Es handelte sich vor allein um reine Schutzbestimmungen zu Gunsten des Eigen­ herrn im Hinblick auf eine gute Haltung und Pflege des Erb­ guts. So konnte der Eigenherr seine Einwilligung in die Ver­ äußerung des Erbguts auf dem Lande auch nachträglich noch wirksam verweigern, wenn a) der Käufer das Erbgut wegön schlechter Vermögensverhält­ nisse nidit bezahlen konnte, b) der Käufer das Erbgut nicht selbst bebauen oder vermöge seines Standes nicht bewohnen konnte oder gesetzlich vom Be­ sitz von Erbgütern ausgeschlossen war296), c) er ein Feind des Eigenherrn war, d) er eine mächtige Person war, e) der Eigenherr voraussah, daß das Erbgut durch den Käufer verschlechtert wird, f) die Kinder des Eigenherrn oder dessen Gläubiger gegen den Kauf protestierten, g) sich der Verkäufer vertraglich derart drückende Vorrechte hat einräumen lassen, daß der neue Erbmann dadurch in wirtschaftlichen Verfall geraten würde, was die Gefährdung des Zinsrechts des Eigenherrn zur Folge hätte. h) der Erbschaftskauf zum Zwecke der Benachteiligung des Eigen­ herrn abgeschlossen wurde, i) der Kaufvertrag gesetz- oder sittenwidrige Bedingungen ent­ hielt und k) der Käufer die Leistung der Erbpflicht verweigerte.

Die Eigenart dieser Voraussetzungen, die dem Eigenherrn neben der Ausübung des Vorkaufsrechts noch einen Einfluß auf die vom Erbmann getätigten Erbschaftsverkäufe gaben, läßt schon erkennen, daß sie sich ebenfalls weit mehr auf länd­ liche Erbleiheverhältnisse beziehen, als auf die innerhalb der Nürnberger Stadtumwallung bestehenden. Immerhin zeigt die lange Reihe jener Möglichkeiten für die Verweigerung der Zu­ stimmung, daß das Vorkaufsrecht in Nürnberg auch zu Zei47

ten von Siebenkees 297) noch immer nicht die alleinige gesetz­ liche Möglichkeit des Eigenherrn war, auf die Veräußerungen des Erbguts Einfluß zu nehmen. Darüber hinaus — und das sei mit allem Nachdruck hervor­ gehoben — wies die in Nürnberg geübte Praxis der Erbschafts­ kaufverträge offensichtlich eine retardierende Tendenz auf, denn ein Überblick über die zur Verfügung stehenden Nürn­ berger Vertragsurkunden ergibt ganz deutlich, daß, solange man immer in Nürnberg Kaufverträge über Erbgerechtigkeiten abschloß, die Eigenherren weiterhin schon vor Vertragsabschluß ihren Konsens erteilten, wie dies durch die bereits geschilderte Bekundung des vorliegenden eigenherrlichen Konsenses im Rahmen des Kaufvertrages zum Ausdruck kam. Die Richtigkeit dieser Folgerung wird durch Wölckern bestätigt, der ausführt, daß derjenige, welcher auf seinem in der Stadt Nürnberg ge­ legenen Haus Eigen- und Gatterzinse lasten hat, dieses nach der verneuerten Reformation zwar seinem eigenen Willen gemäß verpfänden und verkaufen kann, daß es aber „in Ansehung dieses letzteren bay Gericht gewöhnlich ist, daß man jederzeit auch den Gatter-Herrn (also erst recht den Eigenherrn) ver­ nehmen lässet, ob er wieder den Kauffer, oder denjenigen, deme ein dergleichen Hauß adjuciret werden soll, nichts einzu­ wenden habe .. .* 2Ö8). Andererseits sind in Nürnberg sehr wenige urkundliche Nach­ weise über die vertragliche Vereinbarung und die Ausübung des Vorkaufsrechts oder den ausdrücklich erklärten Verzicht auf dessen Ausübung2") vorhanden. Auffällig ist dabei, daß vor allem Angehörige von ratsfähigen Familien und Rechtskonsu­ lenten oder der Rat selbst als Eigenherr das Vorkaufsrecht ge­ brauchten. Daraus könnte man schließen, daß dieses nur eine Angelegenheit rechtskundiger Kreise blieb und im übrigen weiterhin das entwicklungsgeschichtlich ältere Konsensrecht allgemein in der Übung war. Diese Sachlage läßt sich aber wohl eher so erklären, daß infolge des Sinkens des Wertes der Eigengeldleistungen diejenigen, welche als Erbleute ein Erb­ gut besaßen oder welche ein solches erwarben, ohnehin in der Lage waren, den nicht drückenden Zins zu bezahlen, weshalb für die Eigenherren meist kein Anlaß bestand, den Wechsel der Erbleute aufmerksam zu überwachen und sich das Vorkaufs­ recht noch besonders einräumen zu lassen, bzw. von diesem Gebrauch zu machen, so daß die weiterhin übliche Konsenser­ teilung aus den gleichen Gründen meist ohne Schwierigkeit erreicht wurde. Sie war dann meist nur eine reine Formalität, wenn sie auch unter Umständen eine wirksame Handhabe zum Schutz eigenherrlicher Interessen vor allem des Patriziats blieb, falls es darauf ankam, zur Erhaltung und Festigung seines Grundbesitzes und damit seiner wirtschaftlichen und politischen 48

Position durch Verweigerung des Konsenses oder durch Aus­ übung des Vorkaufsrechts sich wichtige Vermögensstücke zu erhalten. Das Vorkaufsrecht des Eigenherrn hatte auch beim gericht­ lichen Zwangsverkauf des Erbguts seine Bedeutung 300). Das Verschwinden des Konsensrechts des Eigenherrn in Nürn­ berger Rechtsnormen zeigt ein Vergleich zwischen den Refor­ mationen von 1479 und 1564 noch deutlicher als bei den son­ stigen Verfügungen über das Erbgut. Nach dem schon zittierten X. Gesetz des 26. Titels der Reformation von 1479 durfte ein Erbmann das Erbgut ohne Zustimmung des Eigenherrn auch nicht vertauschen und verpfänden (§ 1) oder aus diesem Zinsen, Gülten oder Weisaten oder andere Gerechtigkeiten verkaufen (§ 3). Der Mangel des eigenherrlichen Konsenses zog bei Ver­ pfändung oder Vertauschung aber die Unwirksamkeit des Ver­ trages und den Heimfall des Erbguts an den Eigenherrn nach sich (§ 1), während die konsenslose Belastung eines Grund­ stücks mit Renten oder anderen Gerechtigkeiten lediglich zur Folge hatte, daß der Erbmann dem Eigenherrn ein Viertel des Wertes des Erbguts als Schadenersatz zahlen mußte (§ 3). Der Schadenersatzanspruch dürfte ein Rest des ursprünglich sicher auch bei konsenslosem Rentenverkauf entstandenen Heimfall­ rechts des Eigenherrn gewesen sein301). Diese Regelung des X. Gesetzes ist in fast wortwörtlicher Übereinstimmung im XII. Gesetz des 23. Titels der Reformation von 1564 enthalten, nur mit dem Unterschied, daß sich dieses Gesetz eben allein auf ländliche Erbgüter bezieht und die verneuerte Reforma­ tion für städtische Erbgüter keine entsprechende Vorschrift mehr enthält. Diese Vorschrift blieb für städtische Erbgüter auch tatsächlich nicht mehr gültig, weil man zur Zeit der verneuerten Reformation dem städtischen Erbmann praktisch schon ein „plenum dominium“ zubilligte, vermöge dessen er mit dem Erbgut bereits nach seinem freien Willen schalten und walten konnte, nur daß er beim Verkauf dem Eigenherrn noch Ge­ legenheit geben mußte, das Vorkaufsrecht auszuüben 302). Hingegen enthält das VI. Gesetz des 23. Titels der verneuerten Reformation die Schutzvorschrift, daß alle städtischen Erb­ güter nur mit Zustimmung des Eigenherrn geteilt werden dür­ fen 303). Spätere Additional-Dekrete brachten das gleiche Ver­ bot auch für die ländlichen Erbgüter 304). e) Eine weitere Verpflichtung des Erbmannes gegenüber dem Eigenherrn zur Sicherung des Zinsrechtes des letzteren war die auf Instandhaltung des Erbguts. Im Grunde war sie ohne­ hin nur eine Erweiterung der Zinspflicht 305). Sie sicherte die ausreichende Befriedigung des Eigenherrn in das zinsbelastete Leihegut im Falle von Zinsrückständen und ist somit ein typi4

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sches Merkmal der Häuserleihe, sowie der Leihe gewerblicher Einrichtungen und landwirtschaftlich genutzter Liegenschaften. Deshalb ist sie auch überall dort anzutreffen, wo man sich der freien Erbleihe bediente 306). Arnold hat die auch von Schrei­ ber 307) zitierte Regel herausgestellt, daß die gewöhnlichen Un­ terhaltskosten der Beliehene trug und das Grundstück im Falle der Zerstörung an den Verleiher zurückfiel, es sei denn, daß der Entleiher freiwillig die Kosten des Neubaues übernahm 308). Diese Regel galt auch in Nürnberg. In vielen Nürnberger Urkunden über Erbleiheverhältnisse wird der Erbmann dem­ gemäß verpflichtet, das Erbgut „peulich vnd wesenlich“ zu hal­ ten und es nicht verwüsten und verfallen zu lassen 309). Darüber hinaus ist in vielen Nürnberger Urkunden die genaue, auch maßgetreue Beschreibung des Leihegegenstands enthalten und die Verpflichtung des Erbmannes festgelegt, dieses immer in dem gleichen baulichen Zustand zu erhalten 310). Natürlich fand diese wichtige Verpflichtung des Erbmannes auch in den Nürnberger Rechtsreformationen ihren gesetzlichen Niederschlag. Das VIII. Gesetz des 26. Titels der Reformation von 1479 311) und § 1 des IX. Gesetzes des 26. Titels der Refor­ mation von 1564312) enthalten dahingehende Bestimmungen, welche sich aber nur noch auf ländliche Erbgüter beziehen, wie auch Siebenkees hervorhebt313). Das Fehlen der gleichen Be­ stimmung für städtische Erbgüter erklärt sich wohl daraus, daß der Erbzins zur Zeit der Kodifizierung des Nürnberger Rechts durch Geldentwertung einerseits und insbesondere durch die schnell voranschreitende Werterhöhung der städtischen Erb­ güter andererseits längst dermaßen außer Verhältnis zum Wert der Gegenleistung, nämlich der Nutzungsgewährung geraten war, daß es wegen „versessener Zinse“ meist gar nicht der Vollstreckung in das Erbgut selbt bedurfte, sondern eine solche in fahrende Habe des Erbmannes auf Grund seiner persön­ lichen Haftung in der Regel vollauf zur Befriedigung des Erb­ mannes genügte. Die Folge der Vernachlässigung des Erbguts war — mit den Worten von Siebenkees gesagt — „nach gemeinen Rechten die Strafe der Caducität“ 314). So war die Heimfallstrafe insbeson­ dere in Köln und Westfalen als Folge vom „Mißbau“ der Erb­ güter sehr verbreitet315). Ebenso wie z. B. in Würzburg316) trat auch in Nürnberg bei Mißbau nicht der Heimfall des Erbguts an den Eigenherrn ein. Schon die Reformation von 1479 kannte in diesem Falle keine Kaduzierung317). Das in Frage kom­ mende VIII. Gesetz des 26. Titels, welches dem Erbmann u. a. die Instandhaltungpflicht auf erlegte, gibt nur eine Regelung des Heimfalls bei Zinsverzug, auffälligerweise im allgemeinen nicht bei Vernachlässigung des Erbguts 318). So fehlt eine ent­ sprechende Vorschrift erst recht in der verneuerten Reforma-

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tion. In deren XIV. Gesetz des 23. Titels wird dem Eigenherrn eines ländlichen Erbguts nur die Befugnis gegeben, dem Erb­ mann eine bestimmte Frist zur Wiederherstellung des herab­ gewirtschafteten Erbguts zu setzen oder dieses einem anderen zu verkaufen. Falls der Erbmann dieser Aufforderung nicht fristgemäß nachkam, konnte der Eigenherr das Erbgut 4 Wo­ chen lang öffentlich „verfailsen“ (feilbieten) und dem Meist­ bietenden „keuflich volgen lassen“ 319). Die „Detoriation muß aber a) groß und merklich seyn, b) dem Erbgut zu einem im­ merwährenden Schaden gereichen, und sich an der Proprietät selbst, nicht bloß an den Früchten ereignen, z. E. durch Ver­ wüstung des Walds, Umhauung der Fruchtbäume, c) sie muß vorsätzlich oder aus Hinlässigkeit und Verwahrlosung (culpa lata vel levi) geschehen seyn“ 32°). Dieses Recht des Eigenherrn zum Verkauf des Erbguts bot diesem eigentlich eine bessere Handhabe. Der Heimfall des Erbguts konnte ihn nur vor zukünftigem Schaden durch Fort­ dauer oder Fortschreiten der Verwahrlosung des Erbguts be­ wahren und bezweckte zugleich eine Bestrafung des Erbman­ nes. Er konnte dem Eigenherrn keinen Schadenersatz für die Wertminderung des Erbguts verschaffen. So war der Verkauf des Erbguts durch den Eigenherrn um so eher das geeignete Mittel, sich aus dem Verkaufserlös desselben zu befriedigen, wobei der die Schadenshöhe überschiessende Restbetrag dem Erbmann zuzukommen hatte. Daß der Erbmann dem gemeinen deutschen Recht entspre­ chend 321) die Gefahr der zufälligen Beschädigung des Erbguts trug, folgt aus seiner auch nach dem Nürnberger Recht grund­ sätzlich bestehenden Pflicht zur Weiterzahlung des Erbzinses bei solchen Schadensfällen. Denn der Zins durfte ja weder wegen Vermehrung des Nutzens erhöht, noch wegen dessen Ver­ ringerung herabgesetzt werden und nur bei Schädigung durch Kriegseinwirkungen hatte der Eigenherr einem Ratsdekret vom 8. 7. 1633 zufolge Stundung der Zinszahlung zu gewäh­ ren 322). Zu einem Zinsnachlaß war der Eigenherr demzufolge nicht gehalten. Diese Gefahrentragung war die logische Folge des Übergangs des Nutzungseigentums auf den Erbmann und insbesondere dann eine Selbstverständlichkeit, wenn dieser auf einem nur als unbebaute Hofstätte verliehenen Erbgut ein Haus, also eine „Besserung“ errichtet hatte, welche ohnehin — wie noch näher zu schildern sein wird — in sein Eigentum fiel. Er hatte jedoch nur einen Teilschaden unbedingt zu tra­ gen 323).

Denn es gab freilich auch in Nürnberg die Möglichkeit des Heimfalls eines durch ein Unglück verwüsteten Erbguts. Doch trat diese Folge hier nicht automatisch ein, sondern nur mit Willen des Erbmannes. Dieser hatte vielmehr — und in diesem 4*

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Zusammenhang sei zweckmäßigerweise ein Vorgriff auf die Behandlung der Rechte des Erbmannes erlaubt — ein Recht darauf, das Erbgut aufzugeben, d. h. an den Eigenherrn zurückzugeben. Ein solches Abandonrecht kam nur bei unver­ schuldeten Schadensfällen zur Anwendung. Denn das VI. Ge­ setz des 26. Titels der Reformation von 1479 bestimmt, daß ein Erbmann sein Erbgut „einicher prunst oder ander ergerung oder besdiedigung halb, die durch einich sein verwarlosung mit beschehen were“ räumen könne „vnd der aigen-herr mag sich auch dann zumal des erbs lediclichen vnderwinden“ 324). Zuvor hatte der Erbzinsmann dem Eigenherrn jedoch die fäl­ ligen Erbzinsen zu zahlen. Dasselbe bestimmt in der verneuerten Reformation das VIII. Gesetz des 23. Titels 32S). Es durften aber nur solche Erbgüter aufgegeben werden, welche gänzlich vernichtet oder zur Nutzung völlig unbrauchbar waren32,8). Daraus ist zu schließen, daß der Erbmann bei geringerer un­ verschuldeter Beschädigung des Erbguts den Schaden tragen mußte und diesen nicht auf den Eigenherrn abwälzen konnte, wie er ja auch durch die Aufgabe des ohne sein Verschulden völlig verwüsteten Erbguts in Höhe des restlichen Wertes des an sich unbrauchbaren Erbguts ohnehin einen weiteren Verlust hinnehmen mußte. Wollte er das Erbgut aber behalten, so hatte er die Kosten seiner Wiederinstandsetzung zu tragen 327). Fälle von Abandon des Erbguts durch den Erbmann finden sich in Nürnberg schon lange vor dem Erscheinen der ersten Nürnberger Reformation von 1479328). Sie sind aber vor und nach der Kodifizierung des Nürnberger Rechts nur in verhält­ nismäßig wenig vorhandenen Nürnberger Urkunden nach­ weisbar 329). Dies läßt sich wohl daraus erklären, daß mit dem Aufschwung einer Stadt wie Nürnberg als einem Zentrum von Handel und Gewerbe selbst ein „Trümmergrundstück“ noch so wertvoll war, daß man es nur im ärgsten Notfall aufgab und es lieber durch den — noch näher zu behandelnden — Renten­ kauf mit einem weiteren Eigengeld (Gattergeld) belastete, um sich das zum Wiederaufbau des Hauses notwendige Kapital zu beschaffen. Dies ist auch in vielen heute noch urkundlich belegbaren Fällen so geschehen 330). Eine jedoch auch im Nürnberger Recht gesetzlich vorgesehene Möglichkeit des ipso jure eintretenden Heimfalls des Erbguts bei schuldhaftem Mifibau darf nicht unerwähnt bleiben. Sowohl im XIII. Gesetz des 26. Titels der Reformation von 1479 331), wie auch im XV. Gesetz des 23. Titels der verneuerten Reformation sind Bestimmungen über die pflegliche Nutzung von in Erb­ leihe vergebenen Wäldern (Holzmarken) enthalten. Danach durfte der Nutzungseigentümer einer Holzmark diese nur bis zu deren dritten Teil abholzen. Ging er beim Abholzen ohne Bewilligung des Eigenherrn darüber hinaus, so „soll er zu52

sampt seinem drittenteil, auch sein Erbrecht des gantzen Hofs oder Guts, verwürckt vnd verloren haben“ 332). Ein weiterer Schutz des Eigenherrn vor Vernachlässigung des bäuerlichen Erbguts war die Bestimmung des XL Gesetzes des 23. Titels der verneuerten Reformation, wonach der Erb­ mann verpflichtet war, das Erbgut persönlich zu beziehen und zu besitzen oder es in einer bestimmten Zeit zu verkaufen 333). Damit wurde bezweckt — und aus dem weiteren Inhalt dieses Gesetzes geht dies auch hervor —, daß bäuerliche Erbgüter nur solchen Leuten verliehen werden sollten, welche auch geeignet waren, diese landwirtschaftlich zu bebauen und zu nutzen, da­ mit ihr Nutzwert für die Erbleute und ihr Zinsertrag für die Eigenherrn erhalten blieb. f) Die Rechtsstellung des Eigenherrn ländlicher Erbgüter unterscheidet sich nach Nürnberger Recht hinsichtlich einer wesentlichen Befugnis grundlegend von der des städtischen Eigenherrn. Während gemäß Titel 1 Gesetz IX der Reformation von 1479 und Titel 1 Gesetz I § 1 der verneuerten Reformation alle in der Stadt wohnenden Erbleute der Gerichtsbarkeit des Rates der Stadt unterworfen waren 334), stand dem Eigenherrn auf dem Lande über seine dortigen Erbleute die niedere und vogteiliche Gerichtsbarkeit zu 335). Letztere war auf dem Lande als grundherrliches Privileg allgemein verbreitet 336) Die Gerichtsbarkeit des ländlichen Eigenherrn kann man als Merk­ mal dafür betrachten, daß die freie Erbleihe auf dem Lande von der Leihe nach Hofrecht beeinflußt worden ist. Dieses eigenherrliche Vorrecht wurde durch ein Privileg Kaiser Karls V. im Jahre 1545 erneuert und durch Kaiser Leopold I. im Jahre 1659 neuerdings bestätigt 337). Die Gerichtsbarkeit des Eigenherrn schloß in sich einmal die aus dem Obereigentum entsprungene Erbzinslehens-Gerichtsbarkeit, also die Zuständigkeit des Eigenherrn für die Entscheidung in allen Fällen, welche das Erbgut, die aus diesem sich ergebenden Rechte und Verbindlichkeiten sowie die sich auf das Erbgut beziehenden Rechtsänderungen betrafen oder sich aus dem Erbleihevertrag ergaben. Aus dieser Zuständig­ keit ist auch sein bereits erwähntes Recht abzuleiten, das Erb­ gut in bestimmten Fällen für heimfällig zu erklären (verneuerte Reformation Titel 23 Gesetz IX § 2, Gesetz XII § 1). Dieses Recht des ländlichen Eigenherrn, sein Obereigentum und die daraus erwachsenen Befugnisse selbst von Gerichts wegen durchzusetzen, war seinerseits durch die Bestimmung des XVI. Gesetzes des 23. Titels der verneuerten Reformation gesichert, wonach es dem Erbmann verboten war, andere Schutz- oder Muntherren hinter ihren Eigenherren anzunehmen, was be­ deutet, daß ein Erbmann ohne Willen des Eigenherrn und ehe 53

er von diesem ordentlich „geledigt“, d. h. der Erbzins abgelöst ist, sich nicht anderswo „verherren“ durfte 338). Zum anderen hatten die Nürnberger ländlichen Eigenherren auf Grund einer aus der ältesten Zeit in Franken hergebrachten Observanz die vogteiliche Gerichtsbarkeit. Einen Nachweis für diese niedere und vogteiliche Gerichtsbarkeit der Eigenherren stellte schon das älteste Satzungsbuch der Reichsstadt Nürnberg dar, welches etwa am Anfang des 14. Jahrhunderts geschrieben worden ist. Dabei ist zu betonen, daß dieses kodifizierte Recht vermutlich sogar viel älter ist. Nach seinen Bestimmungen stand schon damals den Nürnberger Bürgern als Eigenherren die Ge­ richtsbarkeit über ihre Hübner und Erbleute auf dem Lande grundsätzlich zu 339). Die vogteiliche Gerichtsbarkeit ist eigentlich auch der Gegen­ stand der schon genannten kaiserlichen Freiheitsbriefe Karls V. und Leopolds I., in denen es heißt, „ ... daß ein jede Herrschaft auf Ihr und der Ihren Leuten, auch derselben Gütter, alle Nieder-Gerichstbarkeit, Frevel, Straff, Gebot, Verbot und Herrlichkeit hat... “ 34°). Damit ist die sachliche Zuständigkeit der vogteilichen Ge­ richtsbarkeit schon abgegrenzt: Dem Eigenherrn oblagen alle Geschäfte der freiwilligen Gerichtsbarkeit, wie die Beurkun­ dung von Testamenten, Kauf- und Tauschverträge und andere Liegenschaftskontrakte, Erteilung von Konsensen über Bürg­ schaftsleistungen, Bestätigung von Eheverträgen, Bestellung und Überwachung von Vormündern, Vornahme von Erbteilun­ gen u. a. m. Durch den Zwang, alle Verträge über ländliche Liegenschaften durch den Eigenherrn beurkunden zu lassen, wurde das Weiterbestehen des Konsensrechts des ländlichen Eigenherrn gesichert. Alle Real- und Personalklagen mußten in der Regel bei den Eigenherrschaften angebracht werden. Bei ihnen waren die Konkursverfahren gegen ihre Erbleute an­ hängig und sie durften — wie wir gesehen haben — eigenhän­ dig gegen den Erbmann vollstrecken (verneuerte Reformation Titel 23 Gesetz IX § 2)341). Ferner hatte der Eigenherr die Straf­ gewalt bei leichten Verfehlungen seiner Erbleute, welche nicht mit „peinlichen Strafen“ gesühnt wurden 342). Auch die sogenannten Beständner oder Zinsleute, denen die Erbleute ihr Erbgut oder Teile davon vermieten oder ver­ pachteten, mußten nach von alters hergebrachten Rechten dem Eigenherrn „zur Aufnahme, Verpflichtung und Versprach, auch zur Vorlegung ihrer Abschiede gestellt werden“ und dieser übte auch über sie seine vogteiliche Gerichtsbarkeit aus (De­ kret vom 17. 1. 1609) 343). Daneben bestand aber noch für die bäuerlichen Erbgüter die Zuständigkeit des Nürnberger Land- und Bauerngerichts. Den Stadtgerichtsbüchern entsprechend wurde bei diesem auch ein

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Bauerngerichtsbuch geführt 344). Die Zuständigkeit des Bauern­ gerichts ist im Titel 1 Gesetz III der verneuerten Reformation geregelt. Demnach war es für die gesamte Landbevölkerung zuständig, so weit es sich um Nürnberger Untertanen handelte und zwar in allen deren Person sowie deren bewegliches und unbewegliches Vermögen betreffenden Angelegenheiten. Jedoch war als erste Instanz in allen diesen Sachen zunächst der Eigen­ herr zuständig, der diese sodann an das Land- und Bauern­ gericht verweisen konnte, weshalb sie vom Bauerngericht nur auf vorheriges Ersuchen des Eigenherrn behandelt werden durften 345). Nach dem Harrassischen Vertrag von 1496 346) stand dem kaiserlichen Landgericht für das Burggrafentum Nürn­ berg daneben in dinglichen Klagen eine konkurrierende Ge­ richtsbarkeit zu, während der Eigenherr überdies persönliche und obligatorische Klagen, soweit sie einen Streitwert unter 150 Gulden betrafen, an das städtische Untergericht und bei einem höheren Streitwert an das städtische Fünfergericht ver­ weisen konnte 347). Auch für diese Instanzen galt die Vorschrift des Dekrets vom 5. 10. 1713 348), daß solche Klagen ohne eigenherrliche Remission nicht entgegengenommen und behandelt werden durften. Es bestanden also bei Rechtsstreitigkeiten, welche ländliche Erbleute betrafen, in der zweiten Instanz mehrere, teilweise konkurrierende Zuständigkeiten verschie­ dener Gerichte nebeneinander 349). Demgegenüber konnten Nürnberger Bürger schon nach einem Privileg des Kaisers Friedrich II. vom 8. 11. 1219, ferner nach einem des Kaisers Heinrich VII. vom 3. 7. 1313 und endlich nach einem solchen von Kaiser Karl IV. vom 2. 11. 1347 sowie nach den schon angezogenen Vorschriften der Nürnberger Stadtrechtsreformationen nur vor dem Schultheiß (d. h. Stadt­ gericht) zu Nürnberg belangt werden 850). g) Mit der niederen Gerichtsbarkeit des Nürnberger länd­ lichen Eigenherrn ist ein weiteres Recht desselben eng ver­ knüpft, nämlich das auf Leistung der sogenannten Erbpflicht durch den Erbmann. Diese Erbpflicht ist als eine Art Lehens­ eid ein typisches Überbleibsel des Lehensrechts. Neben dem Akt der Verleihung des Erbguts begründete sie das persönliche Treueverhältnis des Erbmannes zum Eigenherrn, welches den inneren Gehalt des Erbleihe Verhältnisses ausmachte. Wir fin­ den sie in der Reformation von 1479 in Titel 26 Gesetz XI §§ 1 und 2 verankert351), wonach beim Erbgang der Erbe eines Erbmannes und beim Verkauf eines Bauernerbes dessen Käu­ fer dem Eigenherrn „gepürlich erbpflicht“ zu leisten hatten und ihnen daraufhin das Erbe zu verleihen war. Die gleiche Bestimmung enthalten die §§ 3, 4 und 5 des XIII. Gesetzes vom 23. Titel der verneuerten Reformation von 1564. Die im Nürn-

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berger Stadtarchiv in Verwahrung befindlichen „Formalien für einen niirnbergischen Eigenherrn“ aus der Zeit um 1600 352), eine Art Formularbuch, in welchem sich ein Nürnberger Eigen­ herr den Wortlaut verschiedener Eidesformeln, Reverse und Verträge vermerkt hat, enthält auch den Text, der dem Erb­ mann vor der Eidesleistung vorgesprochen wurde und der in knapper Zusammenfassung und anschaulicher Weise alle Rechte des Eigenherrn bzw. Pflichten des Erbmannes enthält, wie sie in den vorangegangenen Ausführungen bereits dargestellt wurden. Dieser Formeltext verdient es daher, gleichsam als zusammenfassende Wiederholung der wesentlichen Punkte dieses Abschnitts wörtlich zitiert zu werden: „Du wirst mir deine treu geben und zu Gott dem Almechtigen einen aidt schweren, das du Mich für deinen Rechten Herren er­ kennen und haben, auch Mir gehorsam getreu und gewehr sein, Meinen fromen Ehren und nutz fürdern, Meinem beuelch geboot und verboot ohne widerredt geloben und volziehen, auch mei­ nen schaden und nachthail wenden und Vorkummen wollest, nach allem deinem vermögen. Das du auch hinfüran, in Zeit du von Mir deiner iezigen pflichten, nicht volkommenlich gelediget, keinen andern Herrn suchen noch annemen und an keinem an­ dern ort zu Recht stehen noch auf erfordern, noch an andern ort erscheinen wollest, dann dahin du von Mir gewisen und ge­ steh werdest. Ferner und Insonderheit deine Erbgüter und stuck es sey zu dorff oder zu Veldt peulich und wesentlich halden, dich derselben habenden gerechtigkeit gebrauchen, und in achtung haben, weder durch dich noch andere, davon nichts ent­ zogen, geschmelert, und verendert oder entwendet werdt. Auch deine vererbte järliche güldt Zinß und dienst ein jedes zu seiner geordneten Zeit raichen und bezaln. Die Erbgueter In Kauf, erbs oder andern feilen zu gebürender Zeit, von Mir empfahen, Die gebür und gerechtigkeit, davonwegen laisten. Kainen Inman oder bestentner one erlaubnis und bewilligung meiner nicht auffoder einnemen. Und In gemain und sonders, alles das thun wol­ lest, das redlichen fromen pflichtparen Erbleuten und gehor­ samen underthanen zu thun gebürt, Getreulich und ohne geuerde“ 353). Daß diese Erbpflicht nicht nur im Falle der Handänderung auf seiten der Erbleute, sondern selbstverständlich auch beim Wechsel des Eigenherrn vom Erbmann geleistet wurde, beweist eine Urkunde vom 16. 8. 1558 354). Diese ist aber noch in ande­ rer Hinsicht ein überaus interessantes Dokument. Denn durch sie wird bekundet, daß beim Verkauf einer Liegenschaft an einer Behausung am Herrenmarkt (Hauptmarkt Nr. 8) durch Hans Hübner an Endres örtel den Älteren der Erbmann Hans Prütting dem neuen Eigenherrn die Leistung des Eigengelds verspricht. Dies ist also eine Ausnahme von der sonst allge­ mein gültigen Regel, daß die Erbpflicht nur bei ländlichen Erbgütern geleistet wurde, wie dies auch Lähner hervorhebt 355).

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Aber sie nimmt nicht wunder, denn in der gleichen sich auf dasselbe Anwesen beziehenden Urkundenreihe findet sich unter der Urkunde vom 13. 12. 1639 356) jener schon angeführte Ver­ merk, der uns belehrt, daß diese Behausung zu jenen wenigen städtischen Erbgütern gehörte, welche ausnahmsweise noch handlohnbar waren, so daß sich also Handlohnbarkeit und Eidespflicht als Merkmale ländlicher Erbleihe gemeinsam aus­ nahmsweise auf einem städtischen Nürnberger Erbgut nachweisen lassen, welches sogar im Stadtkern lag! h) Schließlich muß als ein weiteres eigenherrliches Recht noch dessen Vorgangsrecht im Konkurs des Erbmannes er­ wähnt werden. Nach den Ratsverlässen vom 14. 10. 1643, 19. 2. 1646 und 22. 3. 1677 hatte der Eigenherr im Konkurs des Erb­ mannes den Vorzug vor allen Gläubigern bezüglich seiner Erbzinse, Gülten und anderen eigenherrlichen Forderungen 357). Nach einem Ratsverlaß vom 17.12.1733 konnte ein Eigengeld­ rückstand jederzeit extra concursum eingefordert werden 358).

§ 6 Die Rechte des Beliehenen Zunächst negativ ausgedrückt, läßt sich der Kreis der Rechte des Erbmannes als die Summe der Befugnisse ansehen, deren sich der Eigenherr durch die Verleihung des Erbguts zu rech­ tem Erbe entäufiert hat und die bei Beendigung des Erbleihe­ verhältnisses an ihn zurückfallen, so daß das ungeteilte Eigen­ tum wieder hergestellt wird. Die Erblichkeit der dem Eigen­ herrn verbleibenden Eigentumsrechte stand der Erblichkeit der dem Erbmann übertragenen Eigentumsrechte gegenüber und gerade diese Erblichkeit der Rechte des letzteren war ein we­ sentlicher Faktor zur stetigen Erstarkung der Stellung ihres Trägers. a) Inbegriff und Grundlage der Rechtsstellung des Erbman­ nes war sein Recht auf unmittelbaren Besitz und eigene Nut­ zung des Erbguts. Dies kommt schon durch den alle seine Be­ fugnisse umschreibenden terminus technicus „dominium utile“ klar zum Ausdruck. Der aus dem Rechtsdenken der Periode des gemeinen deutschen Rechts erwachsene und mit der Kon­ struktion des „geteilten Eigentums“ zusammenhängende deutsche Ausdruck „Nutzungseigentum“ verdeutlicht ebenfalls anschaulich, wie sehr man jene Nutzungsgewere dem uneinge­ schränkten Eigentum nahebrachte, da sie doch wirtschaftlich ohnehin auch nach heutigem Empfinden praktisch als volles Eigentum anzusehen war. Denn sie gewährte dem Erbmann eine derart unmittelbare und fast unbeschränkte Einwirkungs­ möglichkeit auf das Erbgut, daß er nach außen oft scheinbar als der Träger ungeteilten Eigentums, also eines „frei lauter vnd unverkumbert Eigens“ erschien. Auf diese Weise geriet 57

das Obereigentum (die Eigenschaft) des Eigenherrn vielfach in Vergessenheit, was übrigens auch einer der möglichen Wege zur Ausbildung des Nutzungsrechts zu Volleigentum war. Jene Nutzungsgewere war aber in Wirklichkeit nicht Eigentums­ recht am Erbgut, sondern an dem daran innegehabten Nut­ zungsrecht, weshalb der Erbmann auch nur eine belastbare und veräußerlichte „proprietas iuris“ hatte 359). Hieraus ersieht man die enge Verwandtschaft der Erbgerechtigkeit mit dem modernen Erbbaurecht, welches gemäß § 11 der Erbbaurechts­ verordnung grundsätzlich wie ein Grundstück zu behandeln ist8fl0). Das Nutzungsrecht beinhaltet die Befugnisse des Erbmannes, frei mit dem Leihegut schalten und walten zu können. Ihm waren insoweit nur durch die Instandhaltungspflicht und etwaige besondere vertragliche Bedingungen über die Erhaltung des Leiheguts nach festgelegten Maßen und Materialeigenschaften Schranken gesetzt. Hatte er vielfach auch noch die Pflicht zur „Besserung“ der verliehenen Sache361), damit der Zinsertrag auf alle Fälle gesichert wurde, so hatte er andererseits an dieser Besserung, also an dem durch seine Verwendungen auf das Erbgut Geschaffenen das volle und uneingeschränkte Eigentum362). Dieses stand mit dem JNutzungseigentum an dem Erbgut, wie es zur Zeit der Verleihung umfangsmäßig bestand, in einem engen Zusammenhang. Denn sobald das Erb­ gut an den Eigenherrn zurückfiel, kam auch die Besserung in dessen Eigentum 363), und zwar nicht aus rechtlichen, sondern aus praktischen Gründen. Freilich hatte der Eigenherr dem Erbmann dafür eine entsprechende Entschädigung zu entrichten. Dieser Rechtszustand bedeutete die völlige Abkehr von dem römischrechtlichen Satz „superficies solo cedit“, nach welchem eine Trennung zwischen dem Eigentum am Grund und Boden und dem Eigentum an dem darauf errichteten Gebäude un­ möglich war. Als Besserung kamen ohnehin meist nur Häuser in Frage 364). Diese waren aber im Mittelalter fast immer aus Holz erbaut ***) und deshalb ohnehin nach deutschem Recht nicht wesentlicher Bestandteil des Grundstücks, denn „was die Fackel verzehrt, ist Fahrnis“3,06). Daraus dürfte sich auch die Möglichkeit ergeben, daß das rechtliche Schicksal des Eigentums am Grundstück von dem des Eigentums an der Besserung ver­ schieden sein kann. War dies aus den genannten Gründen bei Holzhäusern allgemein der Fall, so wurde es aus verständ­ lichen Erwägungen auch dann so gehandhabt, wenn Steinhäuser Gegenstand der Besserung waren, weil der Eigenherr nur Interesse daran haben konnte, wenn die Besserung möglichst groß und das auf der verliehenen Hofstätte vom Erbmann er­ richtete Gebäude so wertvoll wie möglich war, denn die Besse­ rung haftete ebenfalls für den Zins 367). Wären durch Besserung

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errichtete Steinhäuser nicht Eigentum des Erbmannes gewor­ den, dann wären dem Interesse des Eigenherrn an einem mög­ lichst wertvollen Haftungsobjekt für sein Zinsrecht zuwider wohl zwangsläufig statt Steinhäusern oft nur Holzhäuser ge­ baut worden. Dieses gesonderte Recht des Erbmannes an der Besserung war andererseits aber auch für die Entwicklung des Nutzungs­ eigentums in Richtung auf das Volleigentum von entscheidender Bedeutung, denn je wertvoller ein die Besserung darstellen­ des Haus wurde und je mehr dieses den verliehenen Grund und Boden an Wert hinter sich zurückließ, um so mehr verlor letzterer, also das Erbgut als solches, an Bedeutung. Wenn vielerorts schließlich als letzter Rest des Obereigentums nur noch der Erbleihezins als Recognitionszins übrigblieb, so kam das daher, daß eben — vor allem wirschaftlich bedingt — am Ende dieser Entwicklung das Recht am Grundstück sogar dem Recht an der Besserung folgte ®68). Die Ablösung des Konsens­ rechts durch das Vorkaufsrecht steht mit dieser Entwicklung im engsten Zusammenhang. Denn der Verkauf der Besserung zog die Übertragung des Grundstücks an den Käufer nach sich. Der Leihegeber ließ dies wohl meist ohne Einspruch geschehen, wenn der Wert der Besserung den des Grundstücks bei wei­ tem überstieg, weil er sonst bei Geltendmachung seiner Rechte auf das Grundstück dem Beliehenen auch den Wert der Besse­ rung hätte ersetzen müssen3189). So dürfte in der Regel auf gewohnheitsrechtlichem Wege der Grundsatz der Wirksam­ keit des ohne Konsens des Eigenherrn vorgenommenen Ver­ kaufs von Erbgütern entstanden sein, sowie das Vorkaufs­ recht des Leihegebers, durch welches diesem die Möglichkeit verblieb, die Leihegutsverkäufe wieder unwirksam zu machen, wenn der Rückerwerb des Nutzungseigentums samt der Besse­ rung seinen wirtschaftlichen Möglichkeiten und Absichten entsprach. In Nürnberg war die Rechtslage bezüglich des Nutzungs­ eigentums des Erbmannes und seines Rechts an der Besserung nicht anders. Ihm standen alle Nutzungen, d. h. alle Erträgnisse und Früchte der Sache zu 370). Dieses Nutznießungsrecht war allerdings zur Unterbindung von Raubbau am Erbgut durch gesetzliche Bestimmungen der Rechtsreformationen einge­ schränkt. Hier sei nur auf die schon besprochene Norm des XIII. Gesetzes im 26. Titel der Reformation von 1479 hinsicht­ lich des „geprauchs der holtzmarck“ hingewiesen. Eine Besonderheit ist die ebenfalls schon erwähnte für länd­ liche Erbgüter geltende Bestimmung in den §§ 1 und 2 des XI. Gesetzes des 23. Titels der verneuerten Reformation, wo­ nach der Erbmann das Gut selbst besitzen und nutzen oder innerhalb einer vom Eigenherrn zu bestimmenden Frist ver59

kaufen muß, es sei denn, daß er ein Bürger ist, dem der Eigen­ herr in Kenntnis dieser Eigenschaft das bäuerliche Erbgut trotzdem verliehen hat371). Dieser Regelung entspricht für die in den Vorstädten gelegenen Gärten die das Nutzungsrecht des Erbmannes am Erbgut ebenfalls einschränkende Bestim­ mung der Ratsverlässe von 1578, 1582, 1609 und 1704, wo­ nach die Erbleute die in ihre erbzinsbaren vor der Stadt lie­ genden Gärten aufgenommenen Beständner (Mieter, Pächter) dem Eigenherrn „zur Verpflichtung und Vorspruch, auch Auf­ legung ihrer habenden abschiede“ stellen mußten 372). Das hängt mit der Bestimmung der Ratsverlässe vom 17. 1. 1609 und 14. 5. 1723 373) zusammen, wonach die Eigenherren in ihre Gärten und Zinshäuser nur „redliche und unschädliche Leute“ als Mieter aufnehmen durften und keine, welche „offene Nah­ rung treiben“, womit sie dem Nürnberger Kauf- und Handels­ verkehr Abbruch tun könnten 374). b) Auch das Recht des Erbmannes auf Veräußerung, Ver­ tauschung, Verschenkung, Verpfändung und sonstige Belastung des Erbgutes gehört zu dem Kreis seiner aus dem Nutzungs­ eigentum entspringenden Rechte. Auf die Beschränkung dieses Rechts ist bei der Darstellung des Konsensrechts und des Vor­ kaufsrechts des Eigenherrn schon ausführlich eingegangen worden. Jenes Vorkaufs- oder Einstandsrecht steht nach Ratsverläs­ sen vom 13. 9. 1701 und 28. 4. 1702 auch dem Erbmann gegen­ über dem Eigenherrn bei Verkauf der Eigenschaft zu 375). c) Weiter hat der Erbmann das Anrecht darauf, daß der Eigenherr ihm gegenüber bei der Beleihung die Währschaftspflicht, Rechtsschutzpflicht oder Besitzschutzgarantie übernimmt (Währschaftsübernahme). Diese Pflicht war für die Stellung des Eigenherrn als Obereigentümer immerhin auch dann noch cha­ rakteristisch, als das Obereigentum im übrigen schon sehr ver­ blaßt war. Der Verleiher verpflichtete sich dadurch, dafür ein­ zustehen, daß das verliehene Erbgut frei von Rechten Dritter auf den Beliehenen übergegangen ist. Demgemäß mußte er den Beliehenen gegen Angriffe Dritter schützen und für ihn dies­ bezügliche Prozesse führen. Die Währschaft ging auf volle Be­ hebung jedes etwa dem verliehenen Erbrecht anhaftenden rechtlichen Mangels bzw. auf entsprechenden Schadensersatz. Sie verpflichtete den Eigenherrn aber auch selbst, den Erb­ mann in der Ausübung seines Nutzungsrechts nicht zu stören. Diese Währschaftspfliclit ist als charakteristische Verpflichtung des Leihegebers in deutschen Landen regelmäßig anzutreffen 376). Sie ist ein Ausfluß des gegenseitigen Treueverhältnisses zwi­ schen Eigenherrn und Erbmann und das Gegenstück insbeson­ dere zu den Obliegenheiten des letzteren, Erbpflicht zu lei­ sten und keinen anderen Fürsprech anzunehmen. In Köln war 60

die Währschaft des Leihegebers auf Jahr und Tag beschränkt, weil der Beliehene das Erbgut nach Ablauf dieser Frist mit dem Eintritt der „Verschweigung“ „zu rechter Gewere“ besaß 377). In Nürnberg ist die Währschaftsübernahme durch den Eigen­ herrn aus vielen Urkunden erkennbar. Immer wieder erscheint dabei etwa folgende Klausel, wie z. B. in einer Urkunde vom 19. 7. 1518 378): „Sie die obgedachten verkäuffere (Verleiher) gelobten vnnd versprachen auch für ... alle Ir erben vnnd nachkumen solichs Kawffs beruerter Werschafft für menigklichs Irrung (Rechts­ streit) vnnd anspruch zuuerttigen vnnd vertretten für erb als erbs auch der Stat Nürmberg herkumen vnnd gewonhait were ..379).

Auf Grund der mit der Währschaftsübernahme auf sich ge­ nommenen Besitzschutzpflicht mußte der Eigenherr, wenn der Erbmann aus dem Besitz am Erbgut verdrängt wurde, gegen­ über jedem Besitzer vindizieren, d. h. Eigentunisklage erhe­ ben380). In der Nürnberger verneuerten Reformation von 1564 ist die Währschaftsübernahme bei Veräußerungen von Grund­ stücken ganz allgemein im V. Gesetz des 16. Titels geregelt. d) Dem Erbmann standen zur Verfolgung seines Erbrechts gegenüber Dritten nur die Besitzschutzklagen zu 381). e) Mit das bedeutendste Recht des Erbmannes, welches gleichzeitig für die allmähliche Umwandlung des Nutzungs­ eigentums zu Volleigentum entscheidende Bedeutung hatte, war das Ablösungsrecht oder Wiederkaufsrecht. Es ist die Befugnis des Beliehenen oder Nutzungseigentümers, das Erbleihever­ hältnis durch einseitige, dem Leihegeber oder Obereigentümer gegenüber abzugebende und auf Ablösung des Erbleihezinses gerichtete Willenserklärung zusammen mit der Zahlung der Ablösungssumme von sich aus aufzuheben. Gehen wir zunächst zum Grundsatz und Ausgangsstadium zurück. Das Erbleiheverhältnis war zunächst unablösbar, d. h. der Erbmann hatte von sich aus keine Möglichkeit, den Erb­ leihezins abzulösen, es sei denn, der Obereigentümer willigte ein 382). Andererseits konnte letzterer im Normalfalle nur mit Einwilligung des Beliehenen das Erbgut durch Rückkauf des Erbrechts an sich ziehen. Wie Fischer für Köln an Hand von Eintragungen in den Schreinsbüchern nachgewiesen hat, ging sodann die Ablösung eines Erbleihezinses zunächst in der Form vor sich, daß der Zins mit einem anderen Zins, welcher auf einem anderen Grundstück lastete, abgelöst wurde. Es wurde also das belastete Objekt ausgetauscht, indem ein bisher un­ belastetes Grundstück als nunmehriges Erbgut bestimmt und das bisherige Erbgut von der Erbzinsbelastung befreit wurde 383). Mit dieser Lockerung der Bindungen zwischen dem Erbgut und 61

dem Erbzins wurde der Weg für eine Ablösung der Zinsbela­ stung durch Zahlung einer Geldsumme geebnet. Dies entsprach auch der im 14. Jahrhundert überall auffällig in Erscheinung getretenen großen Beweglichkeit im Grundstücksverkehr, die sich ihrerseits aus dem infolge des wirtschaftlichen Aufschwungs der mittelalterlichen Städte durch Handel und Gewerbe rapide gesteigerten und beschleunigten Geldumlauf erklärt. Brachte dieser Geldumlauf seinerseits die Rechtsform des noch näher zu besprechenden Rentenkaufs hervor, durch den in Nürnberg die jüngere Form des Eigengeldrechts entstand, so ha"t auch andererseits gerade die Ablösbarkeit der Rentenbelastungen aus Rentenkauf bewirkt, daß freie Erbleiheverhältnisse in stei­ gendem Maße zunächst durch vertragliche Vereinbarung und später sogar vereinzelt durch gesetzliche Regelungen als wiederkäufig bzw. ablösbar erklärt wurden 384). Ihrer ursprüng­ lichen, der schon hervorgehobenen Vorliebe des Mittelalters für ewige Verträge entsprechenden Eigenart, ein auf ewig abge­ schlossenes und daher beiderseits vererbliches und normaler­ weise unaufhebbares Rechtsverhältnis zu sein, wurde die freie Erbleihe durch die sich langsam verbreitende gesetzliche Zu­ lassung der Ablösbarkeit entkleidet. Das entsprach jedoch den praktischen Bedürfnissen der wirtschaftlichen Entwicklung im allgemeinen, wie denen sowohl der Beliehenen als auch gege­ benenfalls der Leihegeber im besonderen. Die Unablösbarkeit der Erbleihe hemmte den Geld- und Grundstücksverkehr und dadurch die wirtschaftliche Freizügigkeit der Handel und Ge­ werbe treibenden Schichten. Sie machte die Veräußerung der Leihegüter durch den Beliehenen vom Konsens oder noch zu­ mindest von der Nichtausübung des Vorkaufsrechts durch den Verleiher abhängig, was immerhin eine gewisse hemmende Wirkung auf den Grundstücks verkehr einerseits und auf die Liquidität der Vermögen insbesondere des breiten Mittelstan­ des andererseits ausübte, aus dem ja im wesentlichen die Leihe­ nehmer kamen. Demgegenüber war den Leihegebern in einer Zeit, in der die Höhe der einzelnen jährlichen Zinsbeträge schon bei weitem nicht mehr dem Wert der Grundstücke ent­ sprach, durch die Einführung der Ablösbarkeit der Zinsen oft weit besser gedient, weil sie mit einer einmaligen Abfindung in Form des Ablösungsbetrages wirtschaftlich viel eher etwas unternehmen konnten 385). Gesetzliche Regelungen der Ablösbarkeit der Erbleihezinse finden sich schon recht bald. Der erste Versuch einer Ablösung der Grundzinse wurde schon im 13. Jahrhundert in Lübeck unternommen. Von den Landesfürsten war es wohl Herzog Rudolf IV., der als erster durch eine Verordnung vom 2. 8.1360 in Österreich die Ablösung der Grundzinse anordnete, nachdem er kurz zuvor schon dem Beispiele anderer Landesfürsten wie 62

insbesondere der Luxemburger folgend die Grundrenten (aus Rentenkauf) für ablösbar erklärt hatte 386). In den elsässischen Reichsstädten ergingen solche Ablösungsgesetze im 16. Jahrhun­ dert durch kaiserliche Verfügungen. Die erste wurde im Jahre 1516 für Colmar erlassen 387). In Basel wurden durch ein Ab­ lösungsgesetz des Jahres 1527 alle ewigen Zinse, in der Regel auch die Leihezinse ablösbar. Die dortige Gesetzgebung hat jedoch im Laufe des 16. Jahrhunderts mehrmals geschwankt, bis schließlich doch bestimmt wurde, daß zumindest die Erb­ leihezinse unablöslich blieben 388). Die gleiche Entwicklung wie in Basel hat in Nürnberg eben­ falls im 16. Jahrhundert stattgefunden. Durch einen Rats verlaß vom 23.5.1525 wurde u. a. den städtischen Erbleihenehmern von Nürnberg die Ablösung des Erbleihezines gestattet. Dies war eine direkte Folge des damals auch im Fränkischen wü­ tenden Bauernkrieges, der auch die Unzufriedenheit der Nürn­ berger Grundzinspflichtigen schürte. Es galt daher, sie durch jene Vergünstigungen zu besänftigen 389). Auf Grund des Reeessus Imperii von 1530, § 63, wurde die Ablösbarkeit in Nürn­ berg jedoch wieder allgemein verboten. Im IV. Gesetz des 23. Titels der verneuerten Reformation von 1564 wurde dann die Ablösbarkeit der Nürnberger Eigengelder wiederum geregelt. Danach konnte sie durch Zahlung des 25fachen Betrages des jährlichen Eigengeldzinses erfolgen. Aber es wurde gleichzeitig im § 7 dieses Gesetzes ausdrücklich bestimmt, daß die Eigen­ zinse aus freier Erbleihe nur mit Zustimmung des Eigenherrn (also nicht auf Grund einer einseitigen Willenserklärung des Erbmannes) abgelöst werden können. Diese Bestimmung, die übrigens eine gute und einfache Definition der freien Erbleihe enthält, hat folgenden Wortlaut: „Jedoch sollen die Aigenschaften vnd Aigenzinß auf Gütern die yemand aigentliumlich gehabt, vnd mit Vorbehalt der aigenschaft, auf Järliche Erbzinß oder Weisat vererbt, vnd zu rechtem Erb verlihen worden weren, Auch die Lehengüter oder Lehenzinß, so in diser Stat bey der Bürgerschaft gefunden, Deßgleichen die Zinß, so ain Rath alhie von gemainer Stat wegen, auf Heu­ sern, Mülen oder anderen Erbstücken hat, darmit nit gemaint noch eingezogen werden, Sonder wie bißher pleiben, vnd die aigen oder Lehenherrn solche ablösung wider jren guten willen zugestatten nit schuldig sein“ 390).

Gemäß § 8 dieses Gesetzes fand diese Bestimmung auch auf alle Eigengelder Anwendung, welche auf außerhalb der Nürn­ berger Ringmauer gelegenen Gütern lasteten, ganz gleich, ob sie aus freier Erbleihe oder aus Rentenkauf stammten 391). Auf diese wichtige Bestimmung, welche noch genau zwischen den Eigengeldern aus Erbleihe und den durch Rentenkauf entstan­ denen unterscheidet, wird später noch besonders einzugehen sein. 63

Von dieser Entwicklung der Ablösungsgesetzgebung über die Nürnberger Eigengelder abgesehen, war in Nürnberg, wie überall, die Ablösung der Erbzinse auf Grund freier Verein­ barung zwischen Eigenherrn und Erbmann offenbar bald ge­ bräuchlicher geworden. Dies beweisen noch vorhandene Nürn­ berger Urkunden über vertragliche Vereinbarungen der Ab­ lösbarkeit von Eigengeldern aus freier Erbleihe oder über solche Ablösungsgeschäfte selbst 392). Daß andererseits die in der verneuerten Reformation festgelegte Unablösbarkeit der aus freier Erbleihe stammenden Eigengelder in späterer Zeit offenbar auch dann nicht immer streng beachtet wurde, wenn sie durch keine Vertragsklausel aufgehoben war, wird durch aus dem 18. Jahrhundert stammende Urkunden bewiesen, in denen das gesetzliche Ablösungsverbot noch durch besondere Vertragsbestimmungen bekräftigt ist, weil dies als Vorbeugungs­ maßnahme empfehlenswert erschien 393). Ähnliches läßt bereits eine Urkunde vom Jahre 1562 für die Zeit vor der Wiederein­ führung der Ablösbarkeit von Rentenkauf-Eigengeldern durch die verneuerte Reformation von 1564 vermuten 394).

§ 7 Die öffentlich-rechtlichen Wirkungen der privaten freien Erbleihe Nach dem gemeinen deutschen Recht war Vorbedingung zum Erwerb des Bürgerrechts in der Stadt, daß man in ihr „eigenen Rauch“ hatte. Vielfach war dazu eigener Grundbesitz notwen­ dige Voraussetzung, sei es, daß man sich nach dem Erwerb des Grundbesitzes um das Bürgerrecht bewerben konnte 395) oder sei es, daß man dieses ipso jure mit dem Grundbesitz zugleich erwarb39,8). Grundbesitzerwerb in diesem Sinne war auch der Erwerb eines Gutes im Wege der freien Erbleihe zu Nützungs­ eigentum 397). In Nürnberg galten im 14. Jahrhundert bereits andere dies­ bezügliche Vorschriften. Hier genügte zur Erlangung des Bür­ gerrechts die Stellung zweier Bürgen und die Zahlung einer geringen Abgabe an den Stadtschultheißen 398). Ein lediger Mann mußte allerdings auch hier seinen „aygen rawch“ haben oder „sich verdingen zu einem burger in die cost ein vierteil jars oder mer und nicht in eins gastgeben (Gastwirts) cost“ 3"). Im Gegensatz zu dem eingangs erwähnten, in anderen Städten geltenden Recht war in Nürnberg in dem genannten Zeitraum für den Erwerb von Grundeigentum — ganz gleich ob Ober­ oder Nutzungseigentum — die Bürgereigenschaft des Erwer­ bers erforderlich 400). In dieser Hinsicht wurde auch vornehm­ sten Familien anderer Städte gegenüber keine Ausnahme ge­ macht. So berichtet eine interessante Urkundenreihe heute noch über den mit besonderer Zustimmung der Losunger (Stadt­ kämmerer) erfolgten Kauf der Eigenschaft und sodann auch 64

der Erbschaft an einer aus zwei Teilen bestehenden Eckbehau­ sung am Herren- oder Hauptmarkt durch Nürnberger Bürger als Vertreter des Christoph Welser und seiner Brüder, „alle Bürger zu Augsburg“, und den Verkauf dieser Behausung durch einen Vertreter derselben401). Teilweise wird in diesen Urkunden, durch welche das berühmte Augsburger Kaufher­ rengeschlecht in Nürnberg Fuß faßte und die Voraussetzungen zur Gründung einer besonderen Nürnberger Linie schuf, aus­ drücklich darauf hingewiesen, daß die Welser sich deshalb von Nürnberger Bürgern vertreten lassen, weil sie das Nürnberger Bürgerrecht selbst nicht besitzen. Eine öffentlich-rechtliche Folge des Erwerbs des Erbrechts durch freie Erbleihe war in Nürnberg wie anderswo in gleicher Weise der Übergang der Verpflichtung zum Tragen öffentlicher Lasten auf den Erwerber. Daß diese sich aus dem privatrecht­ lichen Erbleihevertrag ergebende „Sekundärerscheinung öffent­ lich-rechtlicher Art“ 402) ein typisches Merkmal der Rechtsstel­ lung ist, die dem Erbmann im gemeinen deutschen Recht ein­ geräumt wurde, veranschaulichen uns die übereinstimmenden einschlägigen Berichte aus anderen deutschen Städten des Mit­ telalters, wie z. B. Köln 403), den westfälischen 404) und den elsässischen 405) Städten. Für Nürnberg berichtet Lahner, daß der Erbmann „die auf dem Gut liegenden Onera, als Steuern, Schatzungen und (auf dem Land) Frohnen zu praestiren hat“ 406). Daß man dem Erbmann und nicht dem Eigenherrn die Zah­ lung der aus dem Grundstück zu entrichtenden Steuern auf­ erlegte, beweist aufs Neue, daß man das Nutzungseigentum wegen seines größeren Ertrags höher als das Obereigentum einschätzte. Bürgerrecht und Steuerpflicht stehen in einem engen Zusam­ menhang. War der Inhaber städtischen Bodens zur Tragung der öffentlichen Lasten verpflichtet, so mußte er auch die Ge­ währ dafür bieten, daß der öffentliche Anspruch der Stadt ihm gegenüber wirklich durchsetzbar war. Er mußte schon deshalb von vornherein Bürger der Stadt sein und in dieser wohnen. Hallermann weist mit Recht darauf hin, daß man aus diesem Grund im Laufe der Zeit von dem ursprünglichen Grundsatz, daß zum Erwerb des Bürgerrechts der Besitz städtischen Grun­ des und Bodens — und sei es zu Erbrecht — Voraussetzung war, abgegangen ist und sich die entgegengesetzte Auffassung immer mehr verbreitete, daß nur Bürger der betreffenden Stadt in dieser gelegenen Grund erwerben können. Somit be­ steht also zwischen der diesbezüglichen Rechtslage in Nürnberg und der in anderen deutschen Städten Vorgefundenen gar kein Gegensatz. Die vorstehend aus Nürnberg berichteten Bestim­ mungen, daß nur Nürnberger Bürger städtischen Grund erwer­ ben durften, und die erwähnten Beispielsfälle stammen ohnehin 5

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aus einer späteren Zeit, als sich die städtische Gewalt und Ver­ waltung gefestigt hatte und das Stadtgebiet auch innerhalb der letzten Stadtumwallung gänzlich vergeben war, so daß man gegenüber Interessenten für städtischen Boden höhere Anfor­ derungen stellte, als dies offenbar früher in den Perioden der Gründung und stufenweisen Ausdehnung der Nürnberger Alt­ stadt der Fall war. Denn in diesen Zeitabschnitten mußte man den anzulockenden Siedlern zunächst einen großen Anreiz bietein und daher auf Vorbedingungen zur Ansiedlung und Seßhaftmaehung verzichten, weshalb sich damals der Erwerb der Bürgereigenschaft ipso iure bereits aus dem Besitz von Stadtboden ergab. Daß man auch in Nürnberg zunächst erst über den Besitz von städtischen Grundstücken Bürger werden konnte und somit auch hier die gleiche Entwicklung wie an­ derswo angenommen werden muß, ergibt sich ohne weiteres aus der Wandlung im Wortlaut der Nürnberger Urkunden. In den Urkunden des 13., 14. und des beginnenden 15. Jahrhun­ derts findet die Bürgereigenschaft der Vertragspartner von Liegenschaftsverträgen keine Erwähnung, während die in spä­ teren Grundstücksurkunden regelmäßig enthaltene ausdrück­ liche Bezeichnung der Vertragspartner als „Bürger zu Nürn­ berg“ offenbar inzwischen eingeführten Formvorschriften ent­ sprach, die sich eben aus dem später entwickelten Grundsatz ergaben, daß nur Bürger städtische Grundstücke besitzen dür­ fen. In manchen Urkundenreihen des 14. Jahrhunderts wird in den ersten Erbleihebriefen noch der Herkunftsort des zu­ gewanderten Erbmannes genannt, während dieser Hinweis in den nächsten, die gleichen Erbleute betreffenden Urkunden schon fehlt 407).

B. Der Unterschied zwischen städtischen und ländlichen Erbleihe-Eigengeldern nach Nürnberger Recht Die städtische freie Erbleihe Nürnbergs unterschied sich in den Grundzügen von der ländlichen nicht. Als wesensnotwendig ist in beiden Arten das Kriterium des geteilten Eigentums vor­ handen, denn auch dem ländlichen Erbmann standen nach Nürnberger Recht alle Befugnisse zu, die das Nutzungseigen­ tum gemeinhin in seinem Kern ausmachten: Besitz- und Nut­ zungsrecht am Erbgut und das Recht zu der an die Zustimmung des Eigenherrn gebundenen Veräußerung, Verpfändung oder sonstigen Belastung des Erbguts. Die hervorgehobenen wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Nürnberger Eigengeldtypen sind aus den Normen der Nürnberger Rechtsreformationen genügend erkennbar. Sie

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sind charakteristisch, dafür, daß auch im Nürnberger Raum die Eigentumsordnung insbesondere an wichtigen Wirtschaftsgü­ tern, wie gerade den Grundstücken und Häusern, in notwen­ diger Anpassung an den raschen wirtschaftlichen Fortschritt in der Stadt dem auf dem breiten Lande noch vorherrschenden Grundeigentumsrecht entwicklungsmäfiig weit voraus war. Der deutliche Unterschied sei durch die folgende Gegenüber­ stellung knapp gekennzeichnet: Auf dem Lande bestand den gesetzlichen Bestimmungen der verneuerten Reformation ent­ sprechend noch bis ins 19. Jahrhundert ein mehr oder weniger starres patriarchalisches Abhängigkeitsverhältnis zwischen Eigenherrn und Erbmann, welches durch die niedere und vogteiliche Gerichtsbarkeit des Eigenherrn gewährleistet war, die auch dessen Befugnis zu eigenmächtiger Pfändung und sein noch erhalten gebliebenes echtes Konsensrecht wegen des Zwanges zur richterlichen Beurkundung der Liegenschaftsver­ träge in sich schloß. In der Stadt hingegen war in Anpassung an die Erfordernisse eines rascheren Güterumlaufs nicht ein­ mal mehr das Konsensrecht für Eigenschaftsverkäufe gesetzlich verankert, sondern durch das schwächere Vorkaufsrecht abge­ löst, wenn es auch in praxi weiter anerkannt blieb. Dazu kamen auf dem Lande noch das z. Zt. der Nürnberger Refor­ mationen in der Stadt ebenfalls nicht mehr anerkannt gewesene Heimfallsrecht und die für die ländlichen Erbgüter neben der niederen Gerichtsbarkeit des Eigenherrn typische Handlohjnbarkeit der Erbgüter. Auf die schon hervorgehobene Wahr­ scheinlichkeit, daß die freie Erbleihe in ihrer ländlichen durch verschiedene Symptome, wie eigenherrliche niedere Gerichts­ barkeit und Handlohnbarkeit, gekennzeichneten Ausdrucks­ form zumindest mittelbar auf die Leihe nach Hofrecht zurück­ geht, mag in diesem Zusammenhang nochmals hingewiesen werden.

C. Die Eigengelder aus dem Rentenkauf (Eigengelder jüngerer Ordnung)

§ 1

Entstehung und Wesen des Rentenkaufs

Es wurde schon auf den großen Einfluß hingewiesen, den das uneingeschränkte Recht des Erbmannes an der Besserung und sein Ablösungsrecht auf die Entwicklung des Nutzungseigen­ tums zu Volleigentum genommen haben. Ähnlich weist schon Schreiber darauf hin, daß die Besserung das Recht des Beliehenen von dem des Verleihers losgelöst hat, indem sie auf die freie Veräußerlichkeit des Ersteren hindrängte 408). Je mehr das Obereigentum durch Abschwächung und Wegfall der verschie­ denen eigenherrlichen Befugnisse, wie wir es beim Konsens5*

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recht, beim Heimfallsrecht, bei der Umwandlung der Natural­ zinse oder Weisaten in die weniger wertbeständigen Geldzinse, beim Pfandrecht und anderen Befugnissen gesehen haben, ver­ blaßt ist, um so mehr hat sich im Laufe einer längeren Ent­ wicklung das Schwergewicht im Verhältnis Obereigentümer— Nutzungseigentümer zu Gunsten des letzteren verlagert, so daß schließlich praktisch in der Regel nur das Zinsrecht davon übricrblieb 409), welches auf der Beliehenenseite der Pflicht zur Zahlung eines sogenannten Rekognitionszinses entsprach, die nur mehr als Reallast410) und somit als ein Recht an fremder Sache (ius in re aliena) angesehen wurde. Denn das Nutzungs­ eigentum des Beliehenen war zum Volleigentum geworden. Nicht unwesentlich hat dazu allerdings der Umstand beigetra­ gen, daß die Leihegüter vielfach über Jahrhunderte in dem fast uneingeschränkten Besitz ein und derselben Familie ver­ blieben. Erfahrungsgemäß hat ein solcher Dauerbesitz immer die Tendenz, zu Eigentum zu werden411). Volleigentum des nurmehr zinspflichtigen Grundstücksbesitzers am Grundstück und dingliches Zinsrecht auf seiten des früheren Leihegebers standen sich jetzt getrennt gegenüber. Das geteilte Eigentum mit seinen ineinander verzahnten Rechten und Verbindlich­ keiten von Obereigentümer und Nutzungseigentümer ver­ schwand, wo immer Leiheverhältnisse im einzelnen von dieser Entwicklung erfaßt wurden. War der Zins bisher Folge und Frucht des Obereigentums am Grundstück, so wurde er nun zum selbständigen Vermögensobjekt412). Er wurde verkauft, verschenkt, vertauscht und verpfändet und in den gleichen Formen aufgelassen, wie das durch ihn belastete Grundstück413). Er war also nunmehr Gegenstand dinglicher Rechtsgeschäfte. Denn dieses Zinsrecht ist ein dingliches Recht414) und in stei­ gendem Maße machten die Leihegeber von der Möglichkeit der Veräußerung ihres sich noch im Zinsrecht repräsentierten Obereigentums Gebrauch und dieser „Zinskauf“ bewirkte je­ nen anhand der Urkunden des 14. Jahrhunderts auch in Nürn­ berg zu beobachtenden schnellen Wechsel der Obereigentümer415). Andererseits wurde das vielfach zu Volleigentum angewachsene bisherige Nutzungseigentum im Laufe dieser Entwicklung durch den Wegfall des leiheherrlichen Konsens­ rechts frei veräußerlich. Dies entsprach den wirtschaftlichen Erfordernissen der rasch aufblühenden mittelalterlichen Städte im 13. bis 15. Jahrhundert und war ein Ergebnis dieses Auf­ schwungs. Nach Schreiber wird der Erbleihezins z. B. in Straß­ burg allgemein etwa seit 1300 selbständiges Vermögensobjekt, in Einzelfällen sogar schon früher416). Im wirtschaftlich und rechtlich für andere Städte beispielhaft gewesenen Köln voll­ zog sich jener Vorgang schon bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. Die „Mobilisierung von Grund und Boden“, Folge wie äußerer Anlaß zu der gewohnheitsrechtlich bewirkten Einführung der 68

freien Veräußerlichkeit zinsbelasteter Grundstücke und der Ablösbarkeit der Erbleihezinse zugleich, hatte bereits gegen Ende des 13. Jahrhunderts in Köln mächtig eingesetzt417). Zins­ belastetes Grundstückseigentum wie Zinsberechtigungen wech­ selten überall oft in rascher Folge ihre Träger, je nachdem, wie der Kapitalbedarf einerseits und das Kapitalanlagebedürf­ nis andererseits Veräußerung oder Erwerb von Grundstücken oder Zinsrechten erforderlich machten. Kapitalbedarf war aber naturgemäß eher auf der Seite des zinspflichtigen Nutzungs­ eigentümers vorhanden; brachte doch die rasche Werterhöhung bei den Stadtgrundstücken infolge des Aufschwungs der Städte durch die Gründung von Handwerksbetrieben und Kaufläden und den Zustrom immer weiterer Neubürger — wie schon an­ geführt — auch die Notwendigkeit intensiverer Bebauung des Stadtgebiets, also der Besserung der Stadtgrundstücke mit sich. Das dazu erforderliche Kapital konnte auf dem modernen Weg des zinsbaren Darlehens nicht beschafft werden, da das kano­ nische Recht die Ausleihe von Geld gegen Zins verboten hatte418). Um das unentbehrliche Kapital trotzdem zu erhalten, be­ diente man sich des für diesen Zweck aus älteren Rechtsformen neu ausgebildeten Instituts des Rentenkaufs. Da dem Geld­ geber wegen des kanonischen Zinsverbots kein Zins aus dem dargeliehenen Kapital als Gegenleistung gezahlt werden durfte, umging man dieses Verbot dadurch, daß man — meist — Grund­ stücke mit dem Kapital belastete und sich zur Zahlung eines Zinses aus dem belasteten Objekt verpflichtete. Von der Ver­ äußerung des auf einem Erbgut lastenden Erbleihezinses durch den Leiheherrn an einen Dritten bis zur Veräußerung eines bisher noch nicht bestehenden Zinses zu Kreditzwecken — also einer Rente — aus einem noch unbelastet gewesenen Grund­ stück war ohnehin nur ein kleiner Schritt. Der Zinskauf war somit der Übergang zum Rentenkauf419). Den Weg dazu hatte also die soeben aufgezeigte Entwicklung der freien Erbleihe bereitet. Der vom liegenden Gut gelöste und frei veräußerliche Leihezins wurde nunmehr direkt aus dem Grundstück „ver­ kauft“, indem man als Gegenleistung für den Erhalt einer Summe Geldes sein Grundstück mit einer jährlichen Rente zu Gunsten des Geldgebers belastete. Jenes Rechtsgeschäft hat viel später die im Mittelalter noch unbekannt gewesene Bezeich­ nung Rentenkauf erhalten. Dies geschah allerdings fälsch­ licherweise, weil ja erst durch den Geschäftsabschluß eine Rentenberechtigung entstand und somit über einen bestehenden Rentenanspruch noch gar nicht verfügt werden konnte, von der ja ebenfalls bestehenden Möglichkeit rechtsgeschäftlichen Er­ werbs einer Rentenberechtigung durch Schenkung ganz ab­ gesehen 42°). Was den üblichen Gebrauch des Wortes „Rente“ für die durch Belastung eines Grundstücks für erhaltenes Kapital aus 69

dem Grundstück zu erfüllende Zinsleistung anbelangt, so mag hier der Hinweis genügen, daß die Bezeichnung „Gült“ oder „redditus“ (zu deutsch Rente) vor allem in den frühen mittel­ alterlichen Urkunden für die durch Rentenkauf begründete Zinsberechtigung verwendet wurde, während man den reinen Erbleihezins zunächst meist „eensus hereditarius“ nannte. Eine genaue Unterscheidung zwischen beiden Bezeichnungen wurde aber in mittelalterlichen Urkunden nicht gemacht, denn viel­ fach kommen beide sowohl für Erbleihezinsen wie für Renten aus Rentenkauf vor. So ist z. B. auch das Vorkommen des Aus­ drucks „eensus hereditarius“ in einer Urkunde allein noch kein verläßlicher Hinweis dafür, daß es sich bei dem so bezeichneten Zins um einen Erbleihezins handelte und nicht um eine Rente. Dies gilt für Köln und Straßburg genau so 421), wie man es nach Durchsicht eines reichhaltigen Urkundenmaterials auch für Nürnberg annehmen muß. Die äußere Form des Rentenkaufs war ursprünglich die der freien Erbleihe. Der bisherige Voll- oder Allodialeigentümer eines Grundstücks trug dieses dem Geldgeber zu Eigentum auf und erhielt es von ihm sodann durch freie Erbleihe gegen die Verpflichtung zur Zahlung eines jährlichen Zinses zurückübertragen. Alle jene zuvor genannten Erbleiheverträge die­ ser Form erscheinen also bei Kenntnis des Wesens des Renten­ kaufs in Wirklichkeit wirtschaftlich gesehen als Rentenkauf­ verträge, wenigstens wenn als Leihegeber nicht eine kirch­ liche Institution, sondern eine weltliche Person auftrat, mögen sie auch rechtlich zu den Erbleihen gerechnet werden müssen, weil das zu belastende Grundstück durch die Auftragung zuerst noch volles Eigentum des Geldgebers wurde und dieser nach der Verleihung das Obereigentum tatsächlich behielt. Von der Hingabe eines Kapitals für die Auftragung des Grundstücks an den Geldgeber zu Eigentum ist in den Urkunden meist noch gar nichts erwähnt, weil — wie schon näher erörtert —, das Kausalgeschäft auf jener Entwicklungsstufe urkundlich ohne­ hin keine Erwähnung fand. Die äußere Form der Urkunden, welche die Rückübertra­ gung des zuerst aufgetragenen Grundstücks „zu rechtem Erb“, also in Erbleihe und Nutzungseigentum, noch als echte freie Erbleihe erscheinen lassen, kann aber nicht über den wahren Charakter dieser Rechtsgeschäfte als Rentenkäufe hinweg­ täuschen. Das wesentliche Kriterium zur Unterscheidung zwi­ schen freier Erbleihe und Rentenkauf liegt in der wirtschaft­ lichen Zweckbestimmung 422). Die Erbleihe diente — wie wir schon wissen — der mittelbaren „Gutsnießung“ 423), weil sich insbesondere der Eigentümer städtischen Bodens zu intensiv­ ster Ausnützung der Grundstücke durch Aufteilung in oft kleinste Parzellen für anzusiedelnde Neubürger veranlaßt sah, 70

da sein Grundbesitz auf diese Weise mehr Ertrag versprach. Die Hingabe von Anwesen gegen Zinszahlung zum Bauen von Häusern und deren Verwendung zum Wohnen oder als Wirtschaftsräume war und ist ohnehin immer die typische Nutzung der städtischen Grundstücke. Die freie Erbleihe war also die Institution des Siedlungsrechts der mittelalterlichen Städte 424). Demgegenüber war der Rentenkauf reines Boden­ kreditgeschäft425) und als dinglicher Vertrag eine Art Grund­ pfandgeschäft 426), denn das Grundstück haftete ursprünglich allein für die Rente und der jeweilige Eigentümer desselben hatte diese zu entrichten 427). Demgemäß kommt es für die Prü­ fung, ob es sich bei einem Zinsreichnis im Einzelfall um einen Leihezins oder eine Rente handelt, darauf an, ob dieses für die dem Eigentümer entzogene unmittelbare Nutzung oder für ein zu Lasten des Grundstücks hingegebenes Kapital geleistet wurde. Im ersteren Falle handelte es sich um einen Erbleihe­ zins, im letzteren um eine Rente. Jene Form der Auftragung des Grundstücks an den Geld­ geber zu Eigentum und der Rückübertragung desselben auf den Geldnehmer im Wege der freien Erbleihe brauchte beim Aufkommen dieses Bodenkreditgeschäfts ebenfalls nicht erst herausgebildet werden. Denn während der ganzen von der freien Erbleihe geprägten Periode des Liegenschaftenrechts war schon seit der fränkischen Zeit die Ursache für die Verleihung von Grund und Boden durch die Kirche zu freier Erbleihe der Umstand gewesen, daß sie Liegenschaften durch Seelgerätsstif­ tungen schenkungsweise zu Eigentum auf getragen bekam und sie diese naturgemäß meist an die Spender gegen Zinszahlung in Erbleihe gab 428). Was die äußere Form betrifft, bilden also die Seelgerätsstiftungen das Bindeglied zwischen der freien Erbleihe und dem Rentenkauf 429). War der „Seelzins“ zur Be­ streitung der Kosten der vom Seelgerätstifter erwünschten, seinem Seelenheil dienenden kirchlichen Verrichtungen (Seel­ messen an den „Jahrtagen“, Brennenlassen eines ewigen Lichts u. a.) und teilweise zum Unterhalt der mit solchen Verrichtun­ gen betrauten Priester bestimmt und deswegen auch eine Art laufender Vergütung für diese, so war die Gült oder Rente nunmehr eine rein wirtschaftliche Gegenleistung des Renten­ verkäufers für die vom Rentenkäufer erhaltene Kreditsumme und der laufende Ertrag des vom letzteren auf diese Weise an­ gelegten Kapitals. Der ideelle Kaufpreis der Seelgeräte ist beim Rentenkauf zum materiellen der Kauf summe geworden 43°). So wie wir bei der Handänderung des Erbguts gesehen haben, daß die umständliche Übertragung desselben „durch die Hand“ des Obereigentümers bald der* direkten Übergabe vom alten auf den neuen Erbmann Platz machte, so bestellten alsbald viele Grundeigentümer auf ihren Gütern jährliche 71

Zinsleistungen zum Zwecke frommer Stiftungen, ohne zuvor das Eigentum dieser Güter auf die Kirche zu übertragen431). Daß der gleiche Vorgang beim Rentenkauf wiederkehrte, in­ dem der Rentenverkäufer „aus seinem Eigen“ eine Gült an den Rentenkäufer verkaufte, ist bei dem im Geldverkehr bestehen­ den Drang zur Vereinfachung und Beschleunigung des Rechts­ geschäfts ganz natürlich432). Zwar ließ sich der Rentenkäufer vielfach, wie etwa in Strafiburg, beim Kauf der Rente vom Verkäufer zur größeren Sicherheit formell die leiheherrliche Stellung einräumen, wobei ihm zwar nicht mehr das Grund­ stück, sondern nur noch die Rente im Sinne der Abveräußerung eines unkörperlichen Grundstücksteils und somit als immobile Sache in eigene Gewere aufgelassen wurde. Aber dieses Durch­ gangsstadium wurde doch auch hier recht schnell von der end­ gültigen Rentenkaufsform der dritten Stufe abgelöst, in wel­ cher nur noch die Rente verkauft wurde und eine Erbleihe ent­ fiel, weil der Rentenkäufer auch formell gar kein Obereigen­ tum mehr erhielt, sondern nur noch die Gewere an der Rente empfing 433). Wenn auch die Renten meist noch als „ewige Gül­ ten“ bezeichnet wurden, so entspricht es doch schon ganz der Eigenart des Rentenkaufs und insbesondere seiner wirtschaft­ lichen Zweckbestimmung, wenn bereits in seiner ersten Form­ stufe vielfach vertraglich ein Wiederkaufsrecht (also Ablösungs­ recht) des Beliehenen ausbedungen wurde 434). In seiner ältesten Form wurde der Rentenkauf von der da­ mals herrschenden Rechtsauffassung noch als echte Erbleihe empfunden 435). Man kann diesem einhellig bekundeten Ver­ tragswillen nicht nachträglich aus wirtschaftlichen Gesichts­ punkten eine andere Auslegung geben, sondern muß die Ren­ tenkaufverträge der ersten Stufe noch als freie Erbleihe und den damals geleisteten Zins als Grundzins ansehen und fest­ stellen, daß sich erst in der zweiten Stufe auch rechtlich der Rentenkauf ausgebildet hat und die dinglich verselbständigte Zinsabgabe zur echten Rente geworden ist. Die Anfänge des Rentenkaufs liegen im 12. Jahrhundert 436). In Köln setzte die Entwicklung zum Rentenkauf über die Los­ lösung des Seelzinses von der Erbleihe im gleichen Jahrhun­ dert ein 437). In Strafiburg kam der Rentenkauf hingegen erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf 438). In Nürnberg ist der Rentenkauf ebenfalls für die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts nachweisbar 439). Aus einer Nürn­ berger Urkunde vom 13. 10. 1290 44°) über den Verkauf einer Gült aus einem Nürnberger Erbgut, welche übrigens einen frühen Beleg für das später noch zu behandelnde Gattergeld darstellt, ergibt sich eindeutig, daß der Rentenkauf in der Stadt Nürnberg bereits am Ende des 13. Jahrhunderts in Einzelfällen in der einfachen Form der dritten Entwicklungsstufe abge72

schlossen wurde. Sehr oft wurde der Rentenkauf jedoch in Nürnberg noch das ganze 14. Jahrhundert über in der Form der Erbleihe getätigt441). Diese Form war auch, im 15. Jahrhun­ dert gebräuchlich 442). Daß man selbst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts oftmals noch Renten wie Grundzinse behan­ delte, also Rentenkäufe als freie Erbleihen ansah, läßt eine Ur­ kunde vom Jahre 1463 443) erkennen, deren Wortlaut wegen ihres typischen Inhalts nachfolgend wiedergegeben sei: „Ich Sigmundt vom Eglofstein, ritter, schultheis, und wir die schöpften der stat zu Nurenberg, verjehen offenlich mit diesem brieff, das für uns kome in gericht Andre Bücher, burger zu Nuremberg, und bracht mit unsers gerichtz buch, das Ylrich Gleisenmüllner, auch burger zu Nuremberg, pracht und beweist hett mit einem guten tailbrieff versigelt mit des gerichtz zu Nuremberg anhangendem insigel, der in gericht gelesen vnd ver­ hört warde, das im der aigen Stadel mitsampt dem garten der abseytten und dreyen aigenzinßhewsern an der Beckslager­ gassen bey dem Werder Türlein gelegen, als das alles und yedes mit allen sein rechten und zugehörungen umbfanngen und be­ griffen hett, in der tailung die er mit seinen geswistergitten ge­ tan hett zu rechtem tail vnd loß angevallen wern und in sein ainßhandt stünde, vnd von demselben gewalt hett er für sich und sein erben verjehen vnd bekant, das er das alles und yedes in gemain vnd in sunderhaitt recht und redlich verkaufft vnd zu kauften geben hett im dem egenanten Endres Bücher vnd sei­ nen erben zu haben und zu nyessen ftirbas ewiglich, und gelobt in des alles vnd yedes zu wern für aigen als recht were, wann er im ein nemliche suma guidein par darfür außgericht und bezalt hett, darumb er in quit ledig vnd los saget mit dem geding und rechten, das nu füran das alles des obgenanten Ylrich Gleissenmüllners und seiner erben rechtz erb sein solt jerlich umb fünffzehenn gulldein reinisch, die er und sein Erben dem­ selben Endres Bücher und seinen erben zu rechtem aigengelt jer­ lich davon zinsen vnd geben solten, halb auff sandt Walburgen tag und halb auff sandt Michels tag als aigengeltz recht ist, für­ bas ewiglich, und auch also das derselb Endres Bücher mit der gemelten Aigenschafft mit sein einßhandt thun vnd lassen möcht, wie vnd was er wolt ungehindert von menigklichem mit vrkund ditz brieffs, der mit urteile von gericht geben ist, versigelt mit des gerichts zu Nuremberg anhangendem insigel. Des sein zeugen die ersamen manne her Mertein Holtzschuer und her Jeronimus Kress. Geben am montag nach sandt Seboltz tag nach Crists gebürt viertzehenhundert und in dem drey vnd sechzigistenn Jare.“ Eine der zweiten Stufe der Entwicklung des Rentenkaufs entsprechende Nürnberger Urkunde hat der Verfasser nicht aufgefunden. Da man sich in Nürnberg weit über ein Jahrhun­ dert lang gleichzeitig der Form der ersten Stufe und der der dritten Stufe bediente und Urkunden der letzteren Stufe schon vom Ende des 13. Jahrhunderts an in Nürnberg nachweisbar 73

sind, kann angenommen werden, daß man hier von der ersten Stufe sogleich auf die dritte überging. Die gleiche Beobachtung macht man übrigens bei Durchsicht vorliegender Nürnberger Seelgerätsurkunden. Die zweite Stufe ist nicht anzutreffen. Dafür finden sich Gerichts- oder Kloster­ urkunden, welche den Rentenkaufbriefen der ersten Stufe ent­ sprechen, vom 13. bis zum 15. Jahrhundert 444), in welchem die Form der dritten Stufe zumeist gebräuchlich war 445). In vielen Urkunden wird die Belastung von Gütern oder Grundstücken mit einem Seelzins erwähnt, die ausdrücklich als Eigen, also Volleigentum, bezeichnet werden. So bestätigten Abt und Kon­ vent des Klosters St. Egidien in einer Urkunde vom 24. 7. 127444°) den Verkauf einer mit einem ewigen Zins zu Gunsten des Klosters belasteten Hofstätte „proprietatis titulo“, also unter dem Eigentumstitel. Es muß angenommen werden, daß es sich auch hier um einen Seelenzins handelte, insbesondere, weil der Zins offensichtlich das Eigentum des zinspflichtigen In­ habers der Hofstätte nicht mehr beschränkte, da man den Seel­ zins eben schon damals zumindest fallweise als Reallast an­ sah. Diese Folgerung erhält ihre Stütze in anderen Urkunden, in denen ebenfalls die Belastungen von Eigen oder Eigenschaf­ ten mit Seelzinsen erwähnt sind 447). Wie Seelgeräte auch durch Bestellung von Leibgedingen (Vitalleihen) * gestiftet wurden, so kamen in Nürnberg auch Rentenkäufe zustande, durch welche Liegenschaften mit einer lediglich bis zum Tode des Eigentümers laufenden Zinspflicht (Leibgedinge) belastet wur­ den 448). Der Rentenkauf kam, wie Nürnberger Urkunden seit dem 15. Jahrhundert berichten, sehr häufig auf ähnlichem Wege zustande wie die moderne Kaufpreisresthypothek, indem beim Verkauf eines Eigens ein Teil des Kaufpreises vom Käufer be­ zahlt wurde und der Rest als „rechter ewiger Eigenzins und Gült“ zu Gunsten des Verkäufers auf dem verkauften Eigen „stehen blieb“ 449) oder indem beim Verkauf eines Erbguts ein Kaufpreisrest als zweitrangige Gült und somit als Gattergeld auf dem Erbgut für den Verkäufer bestellt wurde 450). Hier sto­ ßen wir also auf ein Abzahlungsgeschäft, denn abgesehen da­ von, daß die sofortige Zahlung eines Teiles des Kaufpreises und das „Stehenlassen“ des Restes schon eine Ratenzahlung be­ deutet, konnte auch dieser auf dem Grundstück lastende Kauf­ preisrest seinerseits ratenweise abgelöst werden. Der Zinssatz betrug in der Regel 5 Prozent der Restkaufgeldschuld 451). Ur­ sache dieser Zahlungsmethode war damals das Ansteigen der Grundstückspreise. Von solchen Abzahlungsgeschäften berichtet auch Fischer aus Köln 452). Auch Wölckern bezeichnet diese Ver­ träge als eine Form des Rentenkaufs 453). Als ein Rechtsinstitut, dessen man sich besonders im 15. Jahr­ hundert bediente, in welchem Nürnberg mitten in seinem wirt-

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schaftlichen Aufschwung stand und der Geld- und Grundstücksverkehr florierte, war der Rentenkauf natürlich auch Gegen­ stand der ersten Nürnberger Rechtsreformation von 1479. Im VII. Gesetz des 26. Titels wude bestimmt: „So aigenzynß, gälte oder weisat auf widerkauf erkaufft wer­ den, so söllen sie alle die recht der aigenherren haben, solang vnnd verr bis der widerkauf zu seinen zeitten. nach abrede oder Verschreibung söllicher kewffe oder widerkeuff e beschiht“ 454). Demnach finden also die Vorschriften über die Eigengelder aus freier Erbleihe auf die durch Rentenkauf entstandenen Eigengelder Anwendung. Die wesentliche Einschränkung die­ ser entsprechenden Anwendbarkeit ist in jener Vorschrift je­ doch auch enthalten. Denn es wird offenbar als der Normalfall angesehen, daß die Eigenzinse, Gülten oder Weisaten „auf wi­ derkauf erkaufft werden“, daß es also zum Wesen der Ren­ tenkauf-Eigengelder gehört, daß sie wiederkäufig, d. h. ablös­ bar sind. Demgegenüber enthält die Nürnberger Reformation von 1479 noch keine Bestimmung über die Ablösbarkeit der Eigengelder aus freier Erbleihe, denn diese freie, d. h. auf ein­ seitige Erklärung des Erbmannes hin erfolgende Ablösung wurde vom Gesetzgeber — wie schon ausgeführt — erst im Jahre 1525 vorübergehend zugelassen 455). Die gleiche Gesetzeslage bestand nach der verneuerten Refor­ mation von 1564. An der grundsätzlichen Gleichbehandlung der beiden Arten von Eigengeldern hatte sich nichts geändert. Die Unablösbarkeit der durch freie Erbleihe entstandenen Eigen­ gelder bildete den einzigen Unterschied zu den RentenkaufEigengeldern. Sie fand in den Ausführungen über das IV. Ge­ setz des 23. Titels schon eingehende Würdigung. Die Ablös­ barkeit als wesentliches Merkmal der Rentenkauf-Eigengelder wird denn auch von Wölckern in aller Schärfe herausgestellt, wenn er ausführt, daß „wann entweder jemand auf eines tertii Gut sich ein Erbzinfi-Lehen oder Emphyteusin erkauffet, oder das Selbsten verkauffte nicht zu rechten Erbe verleihet, die blosse reservatio Census oder constitutio Juris Emphyteutici und Dominii directi in bonis tertii die Eigenschafft, dem Inhalt unsers Gesetzes und § penult. nach, nicht unablöslich machen kan“ 456). Es war also darüber hinaus noch die vertragliche Ver­ einbarung der Unablösbarkeit erforderlich, um die sonst grund­ sätzlich zulässige Ablösung der Rente auszuschliefien 457). Welche große Bedeutung die in der Nürnberger Reformation von 1564 garantierte Unablösbarkeit der durch freie Erbleihe begründeten Eigengelder für deren weitere Entwicklung zum Unterschied vom weiteren Werdegang der Rentenkauf-Eigen­ gelder hatte, wird später noch eingehend darzulegen sein. Da abgesehen von der Frage der Unablösbarkeit auch nach der verneuerten Reformation die Vorschriften über die Eigen­ gelder aus freier Erbleihe auch auf die durch Rentenkauf er75

worbenen Eigengelder Anwendung fanden, kann hier im we­ sentlichen auf die in Bezug auf die freie Erbleihe dargestellten Einzelheiten hinsichtlich der Objekte und Subjekte des Ver­ tragsverhältnisses und die sich aus ihm ergebenden Rechte und Verbindlichkeiten der Letzteren verwiesen werden. Jedoch ist zur weiteren Charakterisierung des Unterschieds zwischen den beiden Arten von Eigengeldern die Erwähnung gewisser Besonderheiten der Eigengelder aus Rentenkauf von Interesse. Kamen als Objekte der freien Erbleihe nur Liegenschaften oder Teile von solchen in Frage, so wurden nunmehr die Ren­ tenrechte ihrer Eigenschaft als einer Art Pfandrechte entspre­ chend auch aus dinglichen Rechten verkauft. Demnach wurden Eigenschaften, also die dominia directa, mit Eigengeldern (Ren­ ten) belastet. Man belastete aber neben Eigenschaften, die auf freier Erbleihe beruhten, auch solche, die der nunmehrige Ren­ tenverkäufer zuvor selbst durch Rentenkauf erworben hatte 458). Auch die Zehentrechte wurden als dingliche Rechte mit Ren­ teneigengeldern 459) oder mit Seelzinsen 46°) belastet. Der Rat der Stadt belastete sogar die städtischen Steuereinnahmen mit Renten, indem er diese aus den Losungsstuben verkaufte. Auf diesem Wege wurde einem plötzlich auf tretenden Geldbedarf jeweils abgeholfen, der aus den laufenden Steuereinnahmen nicht gedeckt werden konnte. Wir begegnen hier einer frühen Form der öffentlichen Anleihen. Die laufenden Einnahmen der Losungsstube wurden auf diese Weise über die regelmäßigen Steuern hinaus durch die einmaligen Kaufpreiszahlungen der Rentenkäufer erhöht461). Daß sich der Rat vielfach dieses Finan­ zierungsgeschäfts bediente, geht aus dem häufigen Vorkommen noch vorhandener diesbezüglicher Rentenkaufbriefe hervor 462). Andererseits unterlagen in noch weit größerem Umfange die Erbrechte, also das Nutzungseigentum, der Belastung durch Renten. Dies war auf deix schon bekannten Umstand zurück­ zuführen, daß gerade die breite Masse der Erbleute aus Man­ gel an Bargeld das Bedürfnis hatte und deshalb genötigt war, sich durch Belastung der Erbgüter mit weiteren Zinsleistungen (d. h. Renten) Kapital zu verschaffen, um Werkstätten oder Läden einzurichten oder, wie es z, B. in einer Urkunde vom Jahre 1511 ausdrücklich heißt, zwecks Beschaffung der Mittel zur Ausbesserung alter und baufällig gewordener Häuser 463). Solche zweitrangige Renten wurden „Gattergelder“ genannt.

§ 2 Die Nürnberger Gattergelder als Renten bzw. Eigengelder zweiten oder minderen Ranges. Die Bezeichnung Gattergeld ist nicht nur im nieder- und oberdeutschen Sprachgebiet, sondern auch in Nürnberg ge­ bräuchlich gewesen 464). Sie ist aber in ihrer speziellen Verwen76

düng für Renten, welche auf bereits mit einem Erbleihezins oder einem Ewiggeld (Rente) belasteten Grundstück bestellt wurden, in Nürnberg offenbar einmalig. Demgemäß hatten sie auch in Nürnberg nicht den anderswo gehabten Sinn eines Zin­ ses, den der Gläubiger vom Schuldner selbst abholen oder ab­ holen lassen mußte und der dem Abholer wohl der im alten deutschen Recht üblich gewesenen symbolhaften Dokumenta­ tion nach außen wegen durch ein Hofgatter herausgereicht wurde 465), denn es liegt kein Anhaltspunkt dafür aus Nürn­ berg vor, daß ausgerechnet die zweit- und minder rangigen Renten vom Rentengläubiger abzuholen waren. Diese Annahme wird auch dadurch gestützt, daß bezüglich der Nürnberger Be­ zeichnung Gattergeld verschiedentlich sinngemäß behauptet wurde, es handle sich lediglich um eine sprachliche Umformung des Wortes „After“ in „Gatter“, weil in Nürnberg nur die nachrangigen Eigenzinse, also After- oder Nachzinse, als Gat­ tergelder bezeichnet wurden. Die Richtigkeit dieser Behaup­ tungen wurde von Wölckern bezweifelt, der anscheinend auch der — vom Verfasser geteilten — Ansicht ist, daß es sich in Nürnberg um eine dem Wortsinn zuwiderlaufende Anwen­ dung dieser Bezeichnung für Nachzinse handelte 466). Zwar haben die Gattergelder in der Nürnberger Reformation von 1479 und deren Neufassungen von 1489 und 1503 keine Regelung gefunden, sondern ihr Bestehen wird erst in der Aus­ gabe von 1522 angedeutet. Doch wird Wölckerns Ansicht, daß daraus nicht geschlossen werden könne, sie seien erst 1522 oder gar erst vor 1564 entstanden — denn sie scheinen schon frühzeitig auf gekommen zu sein 467) — durch noch vorhandene Nürnberger Urkunden, wie z. B. die schon erwähnte Urkunde von 1290468) und viele andere Urkunden aus dem 14., 15. und 16. Jahrhun­ dert469) belegt. In der verneuerten Reformation von 1564 sind die Gatter­ gelder im I., II., III., VII. und VIII. Gesetz des 23. Titels ein­ gehend geregelt 47°). Diese späte gesetzliche Regelung erklärt sich daraus, daß das Gattergeld im 16. Jahrhundert wegen sei­ ner damals immer häufigeren Verwendung an Bedeutung ge­ wann. Nach diesen Bestimmungen stehen dem Gatterherrn grundsätzlich die gleichen Rechte wie dem Eigenherrn zu, nur daß dieser ihm vorgeht471). Das Recht auf Gatterzins ist nicht besonders erwähnt, da es aus Wesen und Zweckbestimmung des Gatterzinsrechts her­ vorgeht. Ebenso ist nicht ausdrücklich geregelt, daß zu Bela­ stungen oder Verpfändungen des Erbguts der Konsens des Gatterherrn eingeholt werden muß, doch ist auch die Beach­ tung dieses gatterherrlichen Rechts in der Praxis durch Ur­ kunden nachweisbar 472). Auch das Vorkaufsrecht des Gatter­ herrn ergibt sich ohne weiteres aus dessen Rechtsstellung 473). Gemäß dem II. Gesetz des 23. Titels konnte der Gatterherr wie 77

der Eigenherr bei Zinsverzug des Gatterzinsmannes „exekutivisch klagen“, nur mußte er dem Eigenherrn die Exekution des Erbguts ankündigen. Die gleiche Pflicht hatte seinerseits der mit Zwangsvollstreckung gegen den säumigen Erbmann vor­ gehende Eigenherr eines noch mit einem Gattergeld belaste­ ten Erbguts dem Gatterherrn gegenüber, da auch ihm im Voll­ streckungsverfahren ein Vorkaufsrecht hinsichtlich des Erbguts zustand und er von diesem Gebrauch machen konnte, wenn er die verfallenen Zinse und die entstandenen Gerichtskosten dem Eigenherrn bezahlte, da er andernfalls auf sein Gatterzins­ recht verzichten mußte, weil dieses ipso jure erlosch (23. Titel I. Gesetz §§ 2 und 3) 474). Wenn der Erbmann aber mehrere Jahre hindurch kein Eigengeld entrichtet hatte und der Eigen­ herr mit der Einleitung der Vollstreckung gegen ihn allzu säumig war, so brauchte der Gatterherr bei Ausübung des Vorkaufsrechts dem Eigenherrn gegenüber nur für drei Jahres­ zinse Eigengeld und die Gerichtskosten aufzukommen (23. Titel I. Gesetz § 6) 475). Eine ähnliche Bestimmung enthält das VIII. Gesetz im § 3. Danach konnte der Gatterherr, falls das Erbgut durch Feuer oder andere Einwirkungen ohne Verschulden des Erbmannes so schwer beschädigt wurde, daß kein Nutzen mehr aus ihm gezogen werden konnte und der Erbmann deswegen auf sein Erbrecht verzichtete (Abandon), nur dadurch sein Gatterzins­ recht vor dem Erlöschen bewahren, daß er auf die Anzeige des Abandons des Erbmannes durch den Eigenherrn hin an die Stelle des Erbmannes trat, d. h. das Erbgut in Nutzung nahm und es also auch wieder instandsetzte. Wenn der Gatterherr im Vollstreckungs verfahren Zinsrück­ stand und Gerichtskosten beglich, stand ihm über die Ausübung des Vorkaufsrechts hinaus die Möglichkeit offen, durch ein­ seitige Willenserklärung die Ablösung des Eigengelds gegen­ über dem Eigenherrn herbeizuführen, da diese von einer Zu­ stimmungserklärung desselben nicht abhängig war. Denn ge­ mäß § 5 des I. Gesetzes war auch nach Wölckerns Auslegung 476) der Eigenherr verpflichtet, die Ablösung anzunehmen, wenn der Gatterherr die Ablösungssumme für Eigenschaft, Zins und Gülten entrichtete 477). Dieses Ablösungsrecht war die logische Folge davon, daß der Gatterherr mit dem Erwerb des Erbguts durch Vorkauf im Vollstreckungs verfahren an die Stelle des vollstreckungsschuldnerischen Erbmannes trat 478) und dadurch ohnehin schon gemäß § 1 des IV. Gesetzes dessen Recht auf Ab­ lösung des Eigengeldes ausüben konnte 470). Diese Folgerung kann freilich nur insoweit richtig sein, als dem Zinsrecht des Gatterherrn lediglich eine durch Rentenkauf begründete Eigenschaft vorging, da die Erbleihe-Eigenschaften ja gemäß § 7 des IV. Gesetzes weiterhin unablösbar waren, weil sie nicht schon auf Grund einseitiger Willenserklärung 78

des Erbmannes, sondern nur bei hinzukommender Einwilligung des Eigenherrn abgelöst werden konnten. Weder im I. Gesetz noch an einer anderen Stelle ist im 23. Titel der ^erneuerten Reformation eine besondere Bestimmung enthalten, welche den Fall regelt, daß der Gatterherr durch Vorkauf im Vollstrekkungsverfahren zum Erbmann geworden, das betreffende Erb­ gut mit einem Erbleihezins belastet ist und der bisherige Gat­ terherr diesen ablösen will. Hier stoßen wir auf eine Gesetzes­ lücke. Das strikte Verbot der einseitigen Ablösbarkeit der Erbleihe-Eigengelder gemäß Gesetz IV § 7 konnte nach der aus dem — später noch näher zu erläuternden — Willen des Ge­ setzgebers 480) hervorgehenden ratio legis durch die Bestim­ mung des § 5 des I. Gesetzes nicht durchbrochen werden. Viel­ mehr ist zu folgern, daß der Gatterherr in diesem Falle bei Erwerb des Erbrechts durch Vor kauf im Vollstreckungsverfahren kein Recht auf einseitig erklärbare Ablösung des Eigen­ geldes erwarb, weil dieses Erbrecht eben mit einem unablös­ baren Eigengeld belastet war. Hier konnte die Ablösung der Eigenschaft demnach nur mit Zustimmung des Eigenherrn er­ folgen. In beiden Fällen wurde das betreffende Gut mit der Ablösung der Eigenschaft „freilediges Eigen“. Demgegenüber konnte der Gatterherr durch Ablösung des Eigenherrn an dessen Stelle rücken. Nach dem VII. Gesetz er­ warb er damit dessen sämtliche Rechte 481). Soweit es sich bei dem abgelösten Eigengeld um eine Rente handelte, erscheint diese Rechtsfolge in Anbetracht dessen, daß auch das Gattergeld eine Rente war, selbstverständlich. Komplizierter wurde es, wenn dem Gattergeld ein Erbleihe-Eigengeld im Range vor­ ausging und der Gatterherr mit Zustimmung des Verleihers dessen Eigengeld ablöste. Rein logisch konnte der Gatterherr, der sein Gatterzinsrecht erworben hatte, mit diesem seinem Rentenrecht nicht unter dessen Verwandlung in ein Erbleihe­ zinsrecht auf den ersten Rang vorrücken, wie freilich mit Liermann 482) angenommen werden muß. Trotzdem muß die Rege­ lung des VII. Gesetzes ebenfalls als für die Erbleihe-Eigengelder gültig angesehen werden. Denn es kann sich gar nicht um ein Nachrücken der Gattergeldberechtigung auf den ersten Rang der Eigenschaft, sondern tatsächlich nur um den Erwerb der Eigenschaft mit allen ihren Funktionen durch den bishe­ rigen Gatterherrn oder besser mit ihrer ganzen Gewere han­ deln. Dies entspricht dem Wesen des gemeinrechtlichen „Ge­ teilten Eigentums“ oder der „Geteilten Gewere“: So wie der Erbmann bei der Ablösung zu seiner Nutzungsgewere die auf ihr lastende Gewere des Eigenherrn hinzuerwarb, so erwarb der Gatterherr zu seiner Gatterzinsgewere mit der Ablösung des Eigengelds kraft seines Ablösungsrechts (soweit dieses be­ stand) die diese bisher einschränkende Gewere des Eigenherrn hinzu. Neben seinem Gattergeld bezog er dann noch das hinzu79

erworbene Eigengeld. Letzteres ist also vom Gatterherrn nicht abgelöst, sondern abgekauft worden und es ging auf ihn in dem gleichen Umfang über, wie auf jeden anderen bei Verkauf der Eigenschaft auftretenden Erwerber auch. Die Besonderheit bestand eben nur darin, daß der Gatterherr ein durch Renten­ kauf entstandenes, seinem Gattergeld im Range vergehendes, Eigengeld durch einseitige Willenserklärung ablösen konnte und auf keine Annahmeerklärung des Eigenherrn angewiesen war. Daß der eine Erbleihe-Eigenschaft erwerbende Gatterherr nunmehr neben seinem Gattergeld dieses Eigengeld als selb­ ständiges Recht besaß und beide Rechte in Anbetracht ihrer verschiedenen rechtlichen Entstehung bewußt getrennt gehal­ ten wurden, zeigen zwei Nürnberger Urkunden aus den Jahren 1562 und 1605 über das Anwesen Maximiliansplatz 14 (früher Nr. S 119). Stellt die erstere einen späten Erbleihebrief über die Verleihung dieser Behausung durch Thomas Löffelholz an Hans Stamm in freier Erbleihe dar 483), so ergibt sich aus der anderen, daß einem Nachkommen des Löffelholz namens Hie­ ronymus Löffelholz neben diesem durch freie Erbleihe begrün­ deten Eigengeld von zwei rheinischen Goldgulden nunmehr ein Gattergeld in Höhe von 1000 Gulden grober Münze zustand 484). Wenn auch diese Urkunden von dem umgekehrten Fall berich­ ten, daß der Eigenherr noch ein Gattergeld hinzuerwarb, so zeigen sie doch deutlich, wie sehr man damals zwischen beiden Arten von Eigengeldern unterschied. Ein weiteres entsprechen­ des Beispiel ist eine Urkunde aus dem Jahre 1527 über den Verkauf einer Erbschaft an der Eckbehausung am Weinmarkt gegenüber dem Augustinerkloster, welche, wie ausdrücklich erwähnt wird, zu Gunsten des Hans Löffelholz mit 6 fl. rh. in Gold jährlichem Eigenzins und 10 fl. rh. in Münze jährlichen Gatterzins und zu Gunsten der Kinder des Hans Grabner mit 10 fl. rh. in Münze weiterem jährlichen Gatterzins belastet war 485). Daß die Eigenschaft aus freier Erbleihe stammte, läßt sich nicht nur aus dem Umstand vermuten, daß ein Patrizier Eigenherr war, sondern aus der auch hier erkennbaren stren­ gen Scheidung seines Eigengelds von seinem Gattergeld, wie auch aus anderen Urkundenbeispielen, welche klar erkennen lassen, daß bei einem Zusammenkommen von RentenkaufEigengeldern und Gattergeldern in einer Hand die Trennung zwischen beiden Rechten nicht aufrechterhalten wurde, sondern diese wegen ihrer gleichen rechtlichen Eigenart als Renten­ rechte nunmehr als eine einheitliche Eigenschaft angesehen und ausdrücklich bezeichnet wurden. Typisches Beispiel dafür ist eine Urkunde von 1453, wonach Hanns Topler seiner Schwester Kathrein zu der dieser schon zustehenden, auf einem Hause lastenden Eigenschaft in Höhe von 12 fl. Eigenzins noch 8 fl. Landswährung „jährlichen und ewigen“ Zins verkaufte, so daß 80

sie, wie ausdrücklich, gesagt wird, nunmehr 20 fl. Landswährung ewigen Zins aus dem Haus erhalten solle. Die Bezeichnung Gattergeld ist hier gar nicht mehr anzutreffen 486). Anders war die Rechtslage, wenn ein Erbmann ein Eigen­ geld, nicht aber das nachfolgende Gattergeld ablöste. Audi dann erwarb der Gatterherr alle Rechte des Eigenherrn. Hier rückte er aber mit seinem Gatterschaftsrecht auf den ersten Rang, da das Eigengeld in Wegfall kam, und er konnte, der Eigenart des bisherigen Gattergelds als Rente entsprechend, nunmehr die Rechte eines Rentenkauf-Eigenherrn ausüben. War das abge­ löste Eigengeld durch freie Erbleihe entstanden, so wurde also sein an dessen Stelle gerücktes Gattergeld nicht etwa diesem entsprechend unablösbar. Diese Beispiele beweisen hinreichend, wie sehr man sich auch zur Zeit der Kodifizierung des Nürnberger Rechts des Unterschieds zwischen den Eigengeldern aus freier Erbleihe und denen aus Rentenkauf bewußt war. In dem Zusammenhang sei auf ein Inventarium von Einnahmen des Anton Muffel aus der Jakobinischen Linie vom Jahre 1516 verwiesen, welches bemerkenswerterweise die Überschrift trägt: „Aigen und ander Zyns allhie in der Stat“. Hirschmann schreibt dazu ganz rich­ tig: „Während wir bei dem ,eigen Zins4 annehmen dürfen, daß in diesen Fällen die Muffel die ,Eigenschaft4 an dem betreffen­ den Hause besaßen, handelte es sich bei den übrigen Zinsen nur um eine Art moderner Hypothek, die durch Kapitalsrück­ zahlung abgelöst werden konnte, während die ,Eigenzinse4 ewig liefen44 487). Die dem Gatterherrn gegenüber bestandenen Rechte des Erbmannes entsprachen denen, die er auch dem Eigenherrn gegenüber hatte 488). Insbesondere konnte er wegen der seit jeher bestehenden Ablösbarkeit der Gattergelder 489) ein solches jederzeit ohne Zustimmung des Gatterherrn ablösen. Die Belastung von Erbgütern mit Renten im Wege des Ren­ tenkaufs hat mit der Afterleihe nichts zu tun. Nach dem ge­ meinen deutschen Recht hatte sich in vielen Städten die Befug­ nis des Erbleihenehmers entwickelt, das Erbgut durch freie Erbleihe weiter zu verleihen 490). In Nürnberg war die After­ leihe durch freie Erbleihe verliehener Güter kaum gebräuch­ lich, ja sie war infolge der schon angeführten Vorschriften des Rates, daß die Erbleute die ländlichen Erbgüter selbst besit­ zen und nutzen sollen, auf dem Lande sogar verboten. Des­ wegen stößt man auch nur selten auf Fälle, in denen durch freie Erbleihe empfangene und zwar in der Stadt gelegene Erbgüter oder Teile von diesen von Erbleuten zu rechtem Erbe weiter verliehen wurden491). Bevor die Entwicklung der Nürnberger Eigengelder aus Erb­ leihe und aus Rentenkauf seit ihrer letzten gesetzlichen Rege6

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Jung durch die verneuerte Reformation von 1564 bis zu der Gesetzgebung der Jahre ab 1848 verfolgt wird, ist an unsere bei der Behandlung der einzelnen Rechte und Verbindlich­ keiten immer wieder gemachten Feststellungen zu erinnern, daß die städtischen Eigengelder in jener Kodifizierung des Jahres 1564 im Vergleich zu den ländlichen Eigengeldern be­ reits eine erhebliche Festigung des Nutzungseigentums des Erbmannes aufzuweisen hatten. Wölckern geht in der Kenn­ zeichnung dieses Gegensatzes schon soweit, daß er ausführt, der städtische Erbmann habe bereits das „plenum dominium“ (Volleigentum), der Eigenherr aber nur „Censum und ein Jus reale“, also nur ein Zinsrecht bzw. eine Reallastberechtigung 492), während „ ... die Eigenherren auf dem Lande das Dominium directum würcklich haben und nicht als blosse Herren anzu­ sehen sind493). Damit wäre zur Zeit der Nürnberger Stadtrechtsreformatio­ nen des ausgehenden 15. und 16. Jahrhunderts in der Stadt Nürnberg jenes Stadium erreicht worden, welches Arnold als die seinen Feststellungen nach mit dem 15. Jahrhundert be­ ginnende dritte Entwicklungsstufe der Erbleihe ansieht 494). Wölckern macht aber auf Grund der schon behandelten Aus­ nahmebestimmung des § 7 des IV. Gesetzes des 23. Titels über die Unablösbarkeit der städtischen Erbleihe-Eigenschaften den entscheidenden Unterschied zwischen den städtischen ErbleiheEigenschaften und den städtischen Rentenkauf-Eigenschaften, in­ dem er nämlich die ersteren noch als „vere emphyteutica bona“ und somit als echte Erbleihegüter ansieht, bei denen der Erb­ mann nur das „Dominium utile“ hatte 495) und nicht als „praedia more censualia“, d. h. als reine Rentengüter, und er diese somit den ländlichen Eigenschaften gleichsetzt. Dieser Auffassung ist beizupflichten. Zwar sind die Erbleiheeigenherren wie die Ren­ tenkaufeigenherren durch das ihnen in der verneuerten Refor­ mation verankerte Vorkaufsrecht und noch mehr durch das von der Nürnberger Gerichtspraxis weiterhin anerkannte Konsensrecht vor dem Verlust ihrer Rechte durch Veräußerung der Erbgüter noch weitgehend gesichert. Diese Sicherstellung hatte aber nur dann einen rechten Wert, wenn sie nicht — wie es bei den Renteneigengeldern nach dem IV. Gesetz der verneuerten Reformation der Fall war — auch wider Willen des Eigenherrn abgelöst werden durften und ihnen dadurch ihre Gewere ein­ fach entzogen werden konnte. Man kann daher auch im Hin­ blick auf diese Erwägungen jener unterschiedlichen Regelung in der verneuerten Reformation nur die Bedeutung beimessen, daß der Gesetzgeber dadurch, daß er die Erbleiheeigengelder als weiterhin unablösbar erklärte, den Eigenherren das Ober­ eigentum über die mit Erbleiheeigengeldern belasteten Güter auch für die Zukunft erhalten wollte.

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IY. Abschnitt

Die Entwicklung der Nürnberger Eigengelder aus freier Erb­ leihe und aus Rentenkauf vom Ende des 16. Jahrhunderts bis zur bayerischen Gesetzgebung ab 1848 Gerade in der gesetzlich verankerten Unablösbarkeit der Erbleihe-Eigengelder liegt der für die weitere Entwicklung beider Eigengeldarten entscheidende Unterschied. Die durch einseitige Willenserklärung des Zinspflichtigen mögliche Ab­ lösung der städtischen Eigengelder aus Rentenkauf machte deren Bestand einzig und allein von den wirtschaftlichen Mög­ lichkeiten und dem Gutdünken des Rentenverkäufers abhän­ gig. Die im Nürnberger Stadtarchiv noch vorhandenen Haus­ briefreihen, also chronologisch aneinandergereihte Urkunden über sich auf ein bestimmtes Nürnberger Anwesen beziehende Verträge, veranschaulichen deutlich die Flüssigkeit des Grund­ stücksverkehrs im Nürnberg des ausgehenden Mittelalters wie auch der beginnenden Neuzeit und die relative Kurzlebigkeit der hiesigen sich auf einem Rentenkauf begründenden Ver­ tragsverhältnisse. Deren Dauer bedurfte auch keines gesetz­ lichen Schutzes; ein solcher wäre den wirtschaftlichen Erfor­ dernissen der Zeit zuwidergelaufen. Demgegenüber erklärt sich die Aufrechterhaltung der Unablösbarkeit der Nürnberger Erbleihe-Eigengelder in der verneuerten Reformation von 1564 und der Umstand, daß diese Regelung fast während der gan­ zen Geltungsdauer dieses Gesetzbuches bis zu der bayerischen Gesetzgebung ab 1848 keine gesetzliche Änderung erfuhr, aus der politischen Konstellation Nürnbergs. Bis zu seinem An­ schluß an Bayern am 6.8.1806496) blieb es im Gegensatz zu anderen deutschen Reichsstädten unter der Herrschaft der im Rat vertretenen Geschlechter, also jener Oberschicht, die un­ seren Feststellungen gemäß 497) im wesentlichen die Gruppe der Erbleiheeigenherrn stellte und die sich der breiten durch Hand­ werk und Kleinhandel zu Wohlstand gekommenen und auch in Nürnberg immer wieder vergebens nach politischer Macht drängenden Schicht des Kleinbürgertums gegenüber unter an­ derem auch durch Erhaltung ihres Grundbesitzes und Ober­ eigentums an städtischem und ländlichem Grund und Boden erwehrte. Als sich dieses Patriziat nach dem 30jährigen Krieg dem Landadel gleichzustellen suchte und durch ein Privileg des Kaisers Leopold von 1697 offiziell in den niederen Adel aufgenommen wurde, galt das Betreiben von Handel für seine Mitglieder als nicht mehr standesgemäß und die Einnahmen aus dem Grundbesitz waren nunmehr deren einzige wirtschaft­ liche Grundlage. Mit dem Wegfall der oft beträchtlichen Han­ delsgewinne setzte durch Erbteilungen usw. allmählich eine 6*

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Verarmung einiger jener Familien ein 498). Das war ein wei­ terer wesentlicher Grund für das Festhalten an der Unablös­ barkeit der Erbleihezinse und für das dadurch ermöglichte Fortbestehen vieler Eigengeldrechte bis ins 19. Jahrhundert hinein oder gar bis zum heutigen Tag. Eine Durchsicht der von Lochner in seiner „Norica“ zusammengetragenen Urkundenreihen ergibt demgegenüber, daß viele Renteneigengelder schon im 16. Jahrhundert und zwar teilweise schon vor der im Jahre 1564 erfolgten Wiedereinfüh­ rung ihrer Ablösbarkeit abgelöst wurden. Diese „Ablösungs­ welle“ hielt im 17. Jahrhundert an. Jener Vorgang läßt den Schluß zu, daß von der Möglichkeit der Ablösung der Renten­ eigengelder alsbald weitgehend Gebrauch gemacht wurde, Gleichzeitig fällt ins Auge, daß man sich schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts bei Kapitalisierungen verhältnismäßig selten des Rentenkaufs bediente. Dieses Jahrhundert stand vielmehr auch in Nürnberg im Zeichen des Übergangs vom Rentenkauf zur Hypothek. Denn wie die Funktionen der freien Erbleihe von anderen Leiheverhältnissen wie der Zeitleihe und der aus dieser entstandenen Miete übernommen wurden 499), sobald mit dem Auf hören der großen Stadterweiterungen um 1500 die freie Erbleihe ihren Hauptzweck verloren hatte 50°), so trat seit dem 17. Jahrhundert neben den Rentenkauf allgemein die Hypothek, welche allmählich dessen Funktionen als Mittel der Kapitalbeschaffung durch Sicherstellung des Geldgebers im Wege der Grundstücksbelastung übernahm501). War der Ren­ tenkauf wegen des kirchenrechtlichen Verbots des Zinsnehmens gleichsam als Notbehelf zunächst im Gewände der freien Erb­ leihe entstanden, so war mit der Beseitigung dieses Zinsverbots durch Theorie und Gesetzgebungspraxis einzelner deutscher Territorien in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts 502) und dem damit verbundenen Aufkommen der Darlehensgeschäfte für die Anwendung des Rentenkaufs kein Raum mehr. Statt des in seinen Rechtsfolgen einschneidenderen Rentenkaufs be­ diente man sich nun des Grundstückspfandrechts der Hypothek, da man doch ohnehin schon vorher zur Sicherung eines auf andere Weise als durch Darlehen erhaltenen Kapitals Grund­ stücke verpfändet hatte503). Da in Nürnberg bereits 1564 durch das III. Gesetz des 13. Titels der verneuerten Reformation das Zinsnehmen erlaubt wurde 504), stand diese Stadt auch mit an der Spitze jener Entwicklung. Dies ist bei Durchsicht noch er­ haltener Nürnberger Urkunden ohne weiteres ersichtlich, denn es sind nur noch vereinzelt vom Anfang des 17. Jahrhunderts stammende Nürnberger Rentenkaufbriefe anzutreffen, während man nicht selten auf bereits im letzten Drittel des 16. Jahr­ hunderts beurkundete Verpfändungen von Nürnberger Grund­ stücken für geliehenes Kapital oder gestundetes Restkaufgeld stößt, bei denen teilweise schon der Ausdruck Hypothek ge84

braucht wurde 505). Eine aus dem Jahre 1582 stammende Ur­ kunde macht den Übergang vom Rentenkauf-Eigengeld zur Hypothek besonders deutlich: Ein Erbmann löst ein auf seiner an der „hinteren Füll“ gelegenen Behausung und „Hofrait“ lastendes Eigengeld ab und belastet diese zur Sicherheit des Verleihers der entliehenen Ablösungssumme mit einer Hypo­ thek 5 ihres Goldmark- Nennbetrages aufgewertet werden konnten. Dies entsprach auch der im Nürnberger Grundbuchamt geübten Rechtspraxis, wonach die Eigengelder heute noch in Abtei­ lung II des Grundbuchs als Reallasten eingetragen sind.

§ 3 Währungsumstellungsgesetz Im Gegensatz zu diesem eben genannten Beschluß des OLG München hat das Bayerische Oberste Landesgericht die Nürn­ berger Eigengelder älterer Art in einem Beschluß vom 20. 5. 1952 923) als rechtlich wesensgleich“ mit dem Münchner Ewiggeld bezeichnet. Dies geschah offenbar in Unkenntnis dessen, daß unter den Nürnberger Eigengeldern nicht nur Renten, sondern auch Erbleihezinse zu verstehen sind. Nur die ersteren ent­ sprechen rechtlich und wirtschaftlich dem Münchner Ewiggeld, denn dieses beruht — wie schon sein Name sagt — nur auf Rentenkauf, nicht aber auf freier Erbleihe 924). Da unseren Feststellungen nach in Nürnberg nur noch wenige Rentenkauf-Eigengelder existieren dürften und wir es dem­ nach meist mit echten Erbleihe-Eigengeldern zu tun haben, hätte es angesichts der nicht geringen Zahl noch bestehender Nürnberger Eigengeldrechte weittragende Folgen, wenn das Bayerische Oberste Landesgericht die Nürnberger Eigengelder unter Anwendung des schon bekannten Art. 74 des bayerischen Überleitungsgesetzes zum BGB weiterhin allgemein als Ren­ tenschulden bezeichnen und fälschlich deren Umstellung gemäß § 16 des Umstellungsgesetzes im Verhältnis 1 : 10 als rechtens ansehen würde. Diese Auffassung des Gerichts beruht vor allem auf dem bisherigen Mangel einer modernen rechtshisto­ rischen eingehenden Darstellung des Nürnberger Rechts der freien Erbleihe und des Rentenkaufs. Überraschenderweise hat es das Bayerische Oberste Landesgericht auch in seinem Beschluß vom 17. 3. 1953 525) bei der Behandlung der Nürnber­ ger Eigengelder als Rentenschulden belassen, wenn es auch die ersteren nun nicht mehr als mit den Ewiggeldern rechtlich wesensgleich bezeichnete, sondern sie nur noch als mit „deren Rechtsnatur bei Erlaß des Übergangsgesetzes im wesentlichen gleich“ betrachtete. Es darf vermutet werden, daß vor Erlaß dieser Entscheidung der vorgenannte Beschluß des Oberlandes­ gerichts München nicht Beachtung fand, in welchem genau zwi­ schen den Erbleihe-Eigengeldern als Reallasten und den Ren­ teneigengeldern als Rentenschulden im Sinne des BGB unter­ schieden wurde. Abgesehen von der schon hervorgehobenen völlig verschiedenen wirtschaftlichen Zweckbestimmung beider 88

Rechte und ihrer unterschiedlichen rechtshistorischen Entwick­ lung sind sie auch nicht ihrer Rechtsnatur nach als im wesent­ lichen gleichartig anzusehen. Mit der gemäß Art. 47 des Bayeri­ schen Übergangsgesetzes zum BGB bewirkten Einreihung der Rentenkauf-Eigengelder in die Gruppe der Rentenschulden ent­ fiel die bis dahin gemäß dem Nürnberger Recht auch bei diesen Eigengeldern neben der dinglichen Haftung bestandene per­ sönliche Haftung des Erbzinspflichtigen. Denn gemäß §§ 1190, 1191 BGB haftet der Eigentümer eines mit einer Rentenschuld belasteten Grundstücks nur mit diesem. Demgegenüber hatte der Inhaber eines mit einem Erbleihegeld belasteten Grund­ stücks auch nach Einführung des BGB der erhalten gebliebe­ nen Eigenart dieses Eigengeldrechts als Reallast entsprechend dem Zinsberechtigten gegenüber gemäß § 1108 BGB auch per­ sönlich zu haften 528). Bei Ablösung der Rentenschuld wird diese vom Grundstückseigentümer als Eigentümerrentenschuld er­ worben, während die Reallast bei Ablösung erlischt 527). Wichtiges Merkmal des Nürnberger Eigengelds aus freier Erbleihe ist es jedoch, daß dieses einem Rechtsverhältnis ent­ stammt, bei dem „für jeden einzelnen Zeitabschnitt das wirt­ schaftliche Austauschverhältnis und das Gleichgewicht der bei­ derseitigen Leistungen aufrechterhalten bleiben“ sollte 528). Daß der Fortbestand dieses wirtschaftlichen Austauschverhältnisses auch nach der Einführung des BGB anerkannt wurde, beweist die Behandlung des Erbleihe-Eigengelds als Reallast, jener Rechtsform mittelbarer Bodennutzung. Demzufolge gehören die Nürnberger Erbleihe-Eigengelder zu den regelmäßig wie­ derkehrenden Leistungen, welche gemäß § 18 Abs. I Ziff. 1 des Währungsumstellungsgesetzes im Verhältnis 1 : 1 umzustellen sind. Aber selbst wenn man mit dem Bayerischen Obersten Lan­ desgericht der Meinung sein sollte, daß diese Eigengelder seit dem Wegfall des Obereigentums des Eigenherrn nicht mehr ein Entgelt für die ständige Fortgewährung der Grundstücks­ nutzung sind, so besteht doch eine weitere Grundlage für die Umstellung der Eigengelder im Verhältnis 1 : 1 darin, daß man sie dem Erbbauzins gleichstellt, welcher nach der herrschenden Meinung im Verhältnis 1 : 1 umzustellen ist 529). Denn der Erb­ bauzins ist nach Meinung des Bayerischen Obersten Landes­ gerichts kein Entgelt für eine laufende Nutzungsgewährung, sondern die Vergütung für eine einmalige Leistung, nämlich die Bestellung des Erbbaurechts 53°). Dieses Rechtsinstitut ist nach Rechtsnatur und Zweckbestimmung mit der freien Erb­ leihe nahe verwandt. In beiden Rechtsverhältnissen gehört dem Zinspflichtigen das von ihm auf dem vom Zinsberechtigten zur Verfügung gestellten Grund errichtete Gebäude.In beiden Fäl­ len liegt der Kern des Eigentums in seinem Anspruch auf einen wiederkehrenden und gleichbleibenden Zins, der auf dem 89

Grundstück, bzw. auf dem Erbbaurecbt lastet und für dessen Leistung der Zinspflichtige nebenbei auch persönlich haftet. Dem vom eigenherrlichen Obereigentum gesonderten Nutzungs­ eigentum des Erbmannes und seinem Recht an der Besserung entspricht das vom Grundstückseigentum getrennte Erbbau­ recht. Freie Erbleihe wie Erbbaurecht waren bzw. sind typische Formen des Siedlungsrechts. Daß es sich bei einem bestimmten in Abteilung II des Nürn­ berger Grundbuchs eingetragenen Eigengeld tatsächlich um ein solches handelt, welches in der freien Erbleihe seinen Ur­ sprung hat, wird freilich nicht immer leicht nachzuweisen sein. Der verläßlichste Nachweis ist eine ununterbrochene, bis auf eine Erbleiheurkunde zurückgehende Hausbriefreihe, also die vollständige Folge von Vertragsurkunden, die sich auf die Ver­ fügungen über das in Frage stehende, mit einem Eigengeld be­ lastete Grundstück beziehen und welche bis auf den Erbleihe­ vertrag zurückgeführt werden kann, durch den das Eigengeld begründet wurde. Falls eine solche Urkundenreihe jedoch nur noch unvollständig erhalten ist, wird sie als Nachweis genügen, wenn es durch Höhe des Eigengeldbetrages und andere Erb­ leihebedingungen wie auch die Namen der Eigenherrn unzwei­ felhaft ist, daß das fragliche Eigengeld von einem bestimmten Erbleihevertrag stammt. Ferner kann nach den in der vorlie­ genden Arbeit enthaltenen Ausführungen über die an der Nürnberger Erbleihe beteiligt gewesenen Stände der Umstand, daß Angehörige des Patriziats oder Stiftungen als Eigengeld­ berechtigte auftreten, auf die Erbleihenatur der betreffenden Eigengelder hindeuten. Auch dann, wenn der Eigenherr einer erstrangigen Eigenschaft auf dem gleichen Erbgut eine Gatter­ schaft inne hatte und diese immer als spezielles Recht behan­ delt wurde, ist das ein Zeichen dafür, daß das erstrangige Eigengeld deswegen seine Sonderstellung behielt und nicht, wie sonst bei mehreren in einer Hand befindlichen Rentenkauf­ zinsen in der Regel üblich, mit einem nachfolgenden Gattergeld vermischt wurde, weil es auf Grund der andersartigen freien Erbleihe entstanden war. Nicht zuletzt ist aber immer daran zu denken, daß die große Masse der Rentenkauf-Eigengelder ohne­ hin nach der Zulassung ihrer Ablösbarkeit durch die verneuerte Reformation von 1564 in rascher Folge abgelöst wurde.

Kurze Zusammenfassung Freie Erbleihe und Rentenkauf sind als Institute des gemei­ nen deutschen Rechts auf gewohnheitsrechtlichem Wege auch in Nürnberg in Gebrauch gekommen. Bis in die Einzelheiten hinein glich daher insofern der Rechtszustand in Nürnberg dem in anderen deutschen Städten. Abgesehen von gewissen örtlich und entwicklungsmäßig bedingten Besonderheiten und Ab90

weichungen meist untergeordneter Natur geben daher auch die in den Nürnberger Stadtrechtsreformationen von 1479 bis 1564 enthaltenen Regelungen über die Eigengelder die gemeinrecht­ lichen Formen von Erbleihe und Rentenkauf wieder. Eine Nürnberger Besonderheit war aber immerhin die weitgehende Angleichung des Rentenkaufs an die freie Erbleihe bezüglich der Bestimmungen, welche die Sicherung der Rechtsstellung des Renten-Eigenherren bezweckten. Sie waren dieselben, wie sie auch für den Erbleihe-Eigenherrn galten. In der nach der verneuerten Reformation von 1564 zugelassenen Ablösbarkeit der Rentenkauf-Eigengelder liegt aber die Anerkennung des gro­ ßen Unterschiedes beider Rechtsgeschäfte in Zweckbestimmung und Rechtsnatur. Diese gesetzliche Differenzierung wurde für die Weiterentwicklung der beiden Rechtsformen entscheidend. Infolge der gleichfalls in der verneuerten Reformation enthal­ tenen Aufhebung des kanonischen Zinsverbots bedurfte man des Rentenkaufs als bisher notwendig gewesene rechtliche Er­ satzkonstruktion nicht mehr, sondern man beschaffte sich Ka­ pital mittels zinsbarer Darlehen. Die dingliche Haftung von Liegenschaften gegenüber dem Kapitalgeber wurde seither durch das Grundstückspfandrecht der Hypothek erzielt. Da dieses für den Kapitalnehmer noch beqeumer war, weil es für den Fall der Grundstücksveräußerung durch kein Konsensbzw. Vorkaufsrecht gesichert wurde, bediente man sich auch in Nürnberg alsbald nach dem Jahre 1564 bei Grundstücksbela­ stungen für Kapitalhingabe nur mehr noch der Hypothek. Zur gleichen Zeit machte man in Nürnberg von der nun zugelasse­ nen Ablösung der Renten-Eigengelder in den meisten Fällen von Rentenkauf - Rechtsverhältnissen Gebrauch, so daß man daraus schließen muß, daß diese in der Regel danach durch Ab­ lösung verschwunden sind. Dank des gesetzlichen Schutzes der Erbleihe-Eigengelder durch die Bestimmung über deren Unab­ lösbarkeit in der verneuerten Reformation blieben diese bis zur Gesetzgebung des Jahres 1848 und der mit ihr bewirkten Aufhebung der Unablösbarkeit weitgehend erhalten. Erst durch die nunmehr eingetretene Ablösbarkeit der Eigengelder aus freier Erbleihe wurde das eigenherrliche Obereigentum zu einer Reallastberechtigung. Demgemäß wurden durch das bayerische Ausführungsgesetz zum BGB nur die RentenkaufEigengelder zu Rentenschulden erklärt, während die aus der freien Erbleihe stammenden Eigengelder Reallasten blieben und auch heute noch in der Praxis als solche behandelt werden.

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Abkürzungsverzeichnis Lib. litt. Libri litterarum (Grundverbriefungsbücher) 1481—1770 (Stadt­ archiv Nürnberg). LNor. Lochner Georg Wolfgang Karl, Norica 1882 (Stadtarchiv Nürnberg). LSel. Lochner Georg Wolf gang Karl, Selecta (Stadtarchiv Nürnberg). NUB Nürnberger Urkundenbuch, herausgegeben vom Stadtrat Nürn­ berg, bearbeitet vom Stadtarchiv Nürnberg.

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Anmerkungen 1) Diese Arbeit entstand im wesentichen von Ende 1953 bis Anfang 1955 als Disser­ tation der juristischen Fakultät der Universität Erlangen. An dieser Stelle danke ich besonders meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Professor D. Dr. Liermann für die mir im Laufe der Abfassung dieser Arbeit gegebenen Anregungen. Fast alle der sehr zahlreichen benützten und ausgewerteten Quellen befinden sich im Stadtarchiv Nürnberg. Für die großzügige Überlassung dieses um­ fangreichen Materials, aber auch für vielerlei sachkundige Hinweise bei der Archiv­ arbeit danke ich den Herren des Stadtarchivs Nürnberg, insbesondere Herrn Archiv­ direktor Pfeiffer und Herrn Archivrat Dr. Schultheiß. Ferner habe ich auch den Herren Baronen Helmut Haller von Hallerstein und Wolfgang Stromer von Reichen­ bach und den leitenden Herren vom Bayerischen Staatsarchiv Nürnberg und von der Stadtbibliothek Nürnberg für die freundliche Überlassung von einschlägigem Mate­ rial zu danken. 2) Liermann Hans, Franken und Böhmen. Ders., Nürnberg als Mittelpunkt deutschen Rechtslebens, Jahrbuch für fränkische Landesforschung, Bd. II, 1936, S. 1 ff.; Schult­ heiß Werner, Die Einwirkung Nürnberger Stadtrechts auf Deutschland, besonders Franken, Böhmen und die Oberpfalz, im Jahrbuch f. fränkische Landesforschung Bd. II, 1936, S. 18 ff.; ders., Geschichtliche Entwicklung S. 2. 3) Weizsäcker Wilhelm, Die Fremden im böhmischen Landrechte des 13. und 14. Jahr­ hunderts, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte Bd. 45, Germ. Abtlg., Weimar 1925, S. 232. 4) Arnold Wilhelm, Zur Geschichte des Eigentums in deutschen Städten, Basel 1861. 5) Siebenkees Johann Christian, Von den Rechten der Nürnbergischen Eigenherrschaf­ ten, ein Beytrag zum Teutschen Rechte, Nürnberg 1798. 6) Weber Georg Michael Ritter von, Darstellung der sämtlichen Provinzial- und Statutarrechte des Königreichs Bayern, Augsburg 1838, Bd. 2, Rechte von Mittelfranken, S. 784 ff. 7) v. Roth Paul und Becher Heinrich, Bayerisches Civilrecht, 2. Aufl., 2. Teil, 2. Halbbd., Tübingen 1898, S. 174. 8) Arnold, Eigentum S. 35. 9) v. Schwerin, Claudius, Grundzüge des deutschen Privatrechts, in den Grundrissen der Rechtswissenschaft, Bd. VIII, Berlin und Leipzig 1919, S. 141. 10) Arnold Wilhelm, Verfassungsgeschichte der deutschen Freistädte im Anschluß an die Verfassungsgeschichte der Stadt Worms, Gotha 1854, Bd. 1, S. 12 ff. 11) Rosenthal Eduard, Zur Geschichte des Eigentums in der Stadt Wirzburg, Würzburg 1878, S. 37. 12) Jaeger Otto, Die Rechtsverhältnisse des Grundbesitzes in der Stadt Straßburg wäh­ rend des Mittelalters, jur. Diss. Straßburg 1888, S. 12. 13) Schreiber Otto, Die Geschichte der Erbleihe in der Stadt Straßburg im Elsaß, Hei­ delberg 1909, S. 172. 14) z. ß. LNor. III: Nr. 109 v. 22. 3. 1530, Nr. 129 v. 31. 5. 1593 (besonders bemerkens­ werte Urk., weil als Zins nur eine, noch dazu „unablösige“ Fastnachtshenne fest­ gesetzt wurde); LNor. IV: Nr. 131 v. 2.2. 1563, Nr. 344 v. 22. 10. 1375. 15) Gobbers Joseph, Die Erbleihe und ihr Verhältnis zum Rentenkauf im mittelalter­ lichen Köln des 12. bis 14. Jahrhunderts, in der Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Bd. 4, Germ. Abtlg., Weimar 1883, S. 141 ff. 10) Rietsehel Siegfried, Die Entstehung der freien Erbleihe, in der Zeitschrift d. Savi­ gny-Stiftung f. Rechtsgeschichte, Bd. 22, Germ. Abtlg., Weimar 1901, S. 219 ff. 17) NUB Nr. 382 v. 7. 5. 1259, Nr. 539 v. 26. 6. 1270, Nr. 662 v. 11. 2. 1282, Nr. 666 v. 22. 5. 1282, Nr. 679 v. 13. 7. 1283, Nr. 684 v. 1283, Nr. 699 v. 4. 10. 1283. 18) Rietsehel, Entstehung, S. 219. 19) NUB Nr. 662 v. 11. 2. 1282. 20) Schröder Richard und Künßberg, Eberhard Frhr. v., Lehrbuch der deutschen Rechts­ geschichte, 6. Aufl., Berlin und Leipzig 1922, S. 234. 21) Fischer Karl, Die Erbleihe im Köln des 12. bis 14. Jahrhunderts, jur. Diss. Köln 1939, S. 5 ff. 22) Schulin Paul, Zur Geschichte der mittelalterlichen Miete in west- und süddeutschen Städten, in der Zeitschrift d. Savigny-Stiftung f. Rechtsgeschichte, Bd. 41, Germ. Abtlg., Weimar 1920, S. 129. 23) Winiarz Alois, Erbleihe und Rentenkauf in Österreich ob und unter der Enns im Mittelalter, in Gierkes Untersuchungen zur dt. Staats- und Rechtsgeschichte, Heft 80, Breslau 1906, S. 4. 24) Fischer Karl, a. a. O. S. 6 ff.; Brunner Heinrich, Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. I, 2. Aufl. Leipzig 1906, S. 288 ff. 25) Schulin, a. a. O. S. 128. 26) Schröder-Künßberg, a. a. O. S. 228. 27) vgl. unten Abschn. III Teil A. 28) Fischer Karl, a. a. O. S. 6; Seeliger Gerhard, Die soziale und politische Bedeutung der Grundherrschaft im Mittelalter, Leipzig 1903, S. 15 ff.

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29) Rietschel, Entstehung, S. 227. 30) Rosenthal, a. a. O. S. 39. 31) Schreiber, a. a. O. S. 175. 32) Fischer Karl, a. a. O. S. 4. 33) Rosenthal, a. a. O. S. 56. 34) Schultheiß, Nürnberger Ortsrecht, S. 1; Hofmann, Nürnberg, Gründung und Früh­ geschichte S. 20 ff. 35) NUB Nr. 276 v. 1235, Nr. 277 v. 1235, Nr. 328 v. 1246, Nr. 348 v. 1251—1254, Nr. 449 v. 1271, Nr. 466 v. 1274 (städt. Erbleihe), Nr.636 v. 1281 (städt. Erbleihe), Nr. 658 v. 1281, Nr. 727 v. 1285 (städt. Erbleihe), Nr.766 v. 1288 (städt. Erbleihe), Nr. 717 v. 1288 (städt. Erbleihe). 3«) Schreiber, a. a. O. S. 174 ff. 37) Fischer Karl, a. a. O. S. 7. 38) Beer Karl, Beiträge zur Geschichte der Erbleihe in elsässischen Städten, Frankfurt 1933, S. 6. 39) Hallermann Hermann, Die Erbleihe an Grundstücken in den westfälischen Städten bis 1500, Breslau 1925, S. 40. 40) Schreiber, a. a. O. S. 182. 41) Fischer Karl, a. a. O. S. 8. 42) Schwerin, a. a. O. S. 140. 43) Seeliger, a. a. O. S. 15 ff. 44) Beer, a. a. O. S. 27. 45) Rietschel, Entstehung, S. 203, ferner Rosenthal, a. a. O. S. 35, Schwerin, a. a. O. S. 141, Winiarz, a. a. O. S. 19. 4«) Fischer Karl, a. a. O. S. 8. 47) Rietschel, Entstehung, S. 187. 48) Rietschel, Markt und Stadt in ihrem rechtlichen Verhältnis, Leipzig 1897, S. 125 ff. 49) Rietschel, Entstehung, insbes. S. 187 u. 189. 50) Fischer Karl, a. a. O. S. 9. 51) Näheres s. unten zu Abschn. IV § 7. 52) Schröder-Künßberg, a. a. O. S. 789. 53) Schröder-Künßberg, ebendort, Fischer, a. a. O. S. 9. 54) Fischer Karl, a. a. O. S. 10 ff. 55) Schultheiß, Nürnberger Ortsrecht S. 1/2. 56) NUB Nr. 461. 57) Reiche Emil, Geschichte der Reichsstadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis zu ihrem Übergang an das Königreich Bayern, Nürn­ berg 1896, S. 41, 91, ferner Arnold, a. a. O. S. 252. 58) NUB Nr. 461 v. 1273. 59) NUB Nr. 658 v. 1281. 60) Reiche Emil, a. a. O. S. 44. 61) Liermann Hans, Rechtsgutachten v. 8. 9. 1954 über die Frage der Umstellung der Nürnberger „Eigengelder“ auf Grund des Umstellungsgesetzes v. 20. Juni 1948, S. 12, enthalten in den Akten des Stadtrats zu Nürnberg, Rechts- und Ordnungsreferat. 62) Liermann, Gutachten S. 13. 63) Rietschel, Entstehung, S. 189; Fischer Karl, a. a. O. S. 12 hat den Gründerleihezins der Kölner Rheinvorstadt als Erträgnis des Grundeigentums des Kölner Erzbischofs nachgewiesen. 64) NUB Nr. 389 v. 1261. 65) Stillfried, Rudolf Frhr. v. und Maercker Traugott, Monumenta Zollerana, Bd. 5, Berlin 1859, S. 191 ff. 66) Stillfried-Maercker, a. a. O. S. 195 ff. 67) LNor. IV Urk. Nr. 1 v. 26. 7. 1347. 68) Schultheiß, Nürnberger Ortsrecht S. 2. 69) Schultheiß, Nürnberger Ortsrecht, S. 1; Reiche Siegfried, Stadtgemeinde und Pfarr­ kirchen der Reichsstadt Nürnberg. In den Mitteilungen d. Vereins für d. Geschichte d. Stadt Nürnberg, Bd. 27, Nürnberg 1926, S. 15. 70) Reiche Siegfried, wie vor. 71) Reiche Siegfried, a. a. O. S. 44: 1050 „in fundo suo“. 72) Liermann, Gutachten, S. 15 und Arnold, a. a. O. S. 252. 73) Meyer Julie, Die Entstehung des Patriziats in Nürnberg. In den Mitteilungen des Vereins für die Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd. 27, Nürnberg 1926, S. 84. 74) Meyer Julie, a. a. O. S. 88 ff. 75) Meyer Julie, a. a. O. S. 38 ff. 76) LNor. II Urk. Nr. 98, 99, 101, 110, 116, 119, 120, 122, 124, 125, 126; LNor. III Urk. Nr. 91, 108; LNor. IV Urk. Nr. 250; LNor. V Urk. v. 25. 5. 1381, S. 521; LSel. II Urk. v. 11. 1. 1527, S. 262. 77) vgl. z. B. LNor. VI Urk. Nr. 178 v. 16. 1. 1399 (2 Eigen unter einem Dachl). 78) s. oben Abschn. II S. 13. 79) Palandt Otto, Bürgerliches Gesetzbuch, 14. Aufl., München und Berlin 1955, Anm. 1 vor § 903 S. 971. 60) Arnold, Eigentum, S. 146 ff. 7

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81) Stobbe Otto, Handbuch des deutschen Privatrechts, Bd. 2, 2, Aufl., Berlin 1883, S. 61 ff. 82) Arnold, Eigentum, S. 149. 83) LNor. IV Urk. Nr. 177 v. 4. 6. 1398. 84) s. dazu Arnold, Eigentum, S. 258 ff.; Beer, a. a. O. S. 59; Fischer Karl, a. a. O. S. 23 ff., 31 ff.; Jaeger, a. a. O. S. 46 ff.; Hallermann, a. a. O. S. 35; Gobbers, a. a. O. S. 205 ff. 85) Arnold, Eigentum, 259 ff. 98) Fischer Karl, a. a. O. S. 23. 87) z. B. NUB Urk. Nr. 276 v. 1235, Nr. 348 von ca. 1251—1254, Nr. 449von 1271. 88) NUB Urk. Nr. 373 von 1281 („ . . . titulo iuris hereditarii, quod vulgo erbelehen dicitur . . .“). 89) Arnold, Eigentum, S. 145. 90) Arnold, Eigentum, S. 144 ff.; Fischer K., a. a. O. S. 7; Jaeger, a. a. O. S. 11; Stobbe, a. a. O. S. 39 ff. 91) Arnold, a. a. O. S. 145. 92) Wölckern, Lazarus Carl v., Commentatio Succincta in Codicem Juris Statutarii Norici oder die mit Anmerkungen erläuterte verneuerte Nürnbergisdie Reformation vom Jahre 1564, Nbg. 1737 (Stadtbibliothek Nürnberg) S. 321, 322. 93) Siebenkees, a. a. O. S. 25 ff. 94) LNor. I Urk. Nr. 126 v. 2. 5. 1328. 95) LNor. V Urk. Nr. 375 v. 11. 3. 1392, LNor. VI Urk. Nr. 353 v. 9. 8. 1399. 96) Arnold, Eigentum, S. 142; Gobbers, a. a. O. S. 138. 97) LNor. IV Urk. Nr. 177 v. 4.6.1398, LNor. I Urk. Nr. 126 v. 2. 5.1328, LNor. VI Urk. Nr. 353 v. 9. 8. 1399, LNor. IV Urk. Nr. 1 v.26. 7. 1347. 98) z. B. für viele Urkunden: LNor. IV Urk. Nr. 177 v. 4. 6. 1398. 89) LNor. VII Urk. Nr. 464 v. 11. 3. 1413. 100) LNor. IV Urk. Nr. 167 v. 15. 11. 1538. 101) LNor. VI Urk. Nr. 104 v. 31. 10. 1480. 102) Die Erbleihe hieß in Westfalen Weichbildrecht oder Ortsrecht (Hallermann, a. a. O. S. 6) und in Österreich Burgrecht (Winiarz, a. a. O. S. 12). 103) Merkel Johannes, Quellen des Nürnberger Stadtrechts. In der Festgabe für Regels­ berger. Nürnberg 1901, S. 88, 90. 104) LNor. I Urk. Nr. 126 v. 2. 5. 1328 (keine „Grafen“ im primären Sinn des Wortes). 105) Arnold, Eigentum, S. 252. 106) Pfeiffer, Egidienkirche, S. 257 ff. 107) Pfeiffer, Egidienkirche S. 277. 109) Pfeiffer, Egidienkirche, S. 277. 109) Pfeiffer, ebenso, S. 283. HO) Pfeiffer, ebenso, S. 281. 111) NUB Urk. Nr. 87 v. 1212. 112) NUB Urk. Nr. 142 v. 1216. 113) NUB Urk. Nr. 302 v. 1225. 114) s. dazu auch Pfeiffer, Egidienkirche, S. 280. 115) z. B. LNor. V Urk. Nr. 129 v. 26. 4. 1387, Urk. Nr. 285 v. 19. 9. 1401; LNor. VII Urk. Nr. 464 v. 11. 3. 1413. 116) z. B. LNor. III Urk. Nr. 229 v. 27. 9. 1510. 117) Reiche Siegfried, a. a. O. S. 58 ff. 118) s. oben S. 9 und 10. 119) NUB und Urk. Nr. 249 v. 1234, Urk. Nr. 294 v. 1262. 120) LNor. V Urk. Nr. 261 v. 11. 12. 1438 u. Urk. Nr. 262 v. 29. 11. 1493. 121) Nürnberger Satzungsbücher, Abschrift von Geheimrat Petz (Mskr.) (Stadtarchiv Nbg.) Buch A, Titel: „Aus einem Achtbuch 1285—1335“, P. 46a—P. 46b. 122) Nürnberger Satzungsbücher, Satzungsbuch A, Bl. 30r (1413—1449) und Baader Jo­ seph, Die Polizeiverordnungen v. Nbg. des 12.—15. Jhdts., Stuttgart 1861, S. 23. 123) Wülfel Ernst, Die rechtlichen Formen im Verkehr mit Liegenschaften in der Reichs­ stadt Nbg. v. 1250 bis zur verneuerten Reformation von 1564. Jur. Diss. Erlangen 1948, S. 62 ff. 124) Vgl. Wülfel, a. a. O. S. 65 ff. 125) Fischer Karl, a. a. O. S. 18; Jaeger, a. a. O. S. 1; Rosenthal, a. a. O. S. 3 ff.; Beer, a. a. O. S. 25. 126) Meyer Julie, a. a. O. S. 41, 54. 127) Beer, a. a. O. S. 32. 128) z. B. LNor. Urk. Nr. 27 v. 16. 10. 1328: Heinrich Unholder u. seine Frau Alheid (einfache Bürger) verkaufen ihr Eigen am Milchmarkt an Seytz Schürstab (dessen Familie ab 1350 in der Liste des kleineren Rates erscheint — vgl. Meyer j., a. a. O. S. 40). Ähnlicher Fall in LNor. IV Urk. Nr. 1 v. 26. 7. 1347. 129) z. B. LNor. II Urk. Nr. 102 v. 19. 12. 1351: Dietrich Behaim als Erbmann des Hermann Grundherr; z. B. LNor. IV Urk. Nr. 195 v. 19. 4. 1540, Urk. Nr. 196 v. 15. 12. 1556; LSel. II Urk. v. 2. 5. 1526, S. 258. 130) Fischer Karl, a. a. O. S. 22. 131) Pfeiffer, Egidienkirche, S. 277.

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Rietschel, Entstehung, S. 189. Hübner Rudolf, Grundzüge des deutschen Privat­ rechts, 5. durchges. Aufl., Leipzig 1930, S. 361. LNor. I Urk. Nr. 130 v. 6. 6. 1415, s. auch Reiche Emil, a. a. O. S. 289. Meyer Julie, a. a. O. S. 84. Meyer Julie, a. a. O. S. 78. Meyer Julie, a. a. O. S. 84. z. B. LNor. I Urk. Nr. 128 v. 25. 9. 1365, Urk. Nr. 130 v. 6. 6. 1415. LNor. II Urk. Nr. 179 v. 19. 6. 1456, LNor. III Urk. Nr. 164 v. 20. 12. 1464; Lib. Litt. 45, fol. 181, 1534; Ratsbuch VI Jahrg.1497, S. 362. 139) LSel. II, Urk. v. 1496, S. 352; LNor. VIIUrk.Nr. 175 v. 25. 5. 1381. 140) NUB, Urk. Nr. 766 v. 1288. 141) LNor. IV Urk. Nr. 66 v. 29. 9. 1317. 142) Ratsbuch V Jahrg. 1492, S. 430. 143) LNor. II Urk. Nr. 128 v. 25. 9. 1365. 144) LNor. VII Urk. Nr. 301 v. 16. 5. 1466. 145) LNor. VII Urk. Nr. 300 v. 20. 8. 1507. 146) LNor. VI Ukr. Nr. 393 v. 13. 11. 1414. 147) LNor. VII Urk. Nr. 214 v. 13. 5. 1457. 148) LNor. VI Urk. Nr. 178 v. 16. 1. 1399. 149) LNor. VI Urk. Nr. 181 v. 7. 8. 1476. 150) LNor. VI Urk. Nr. 186 v. 23. 6. 1523. 151) Fischer Karl, a. a. O. S. 27. 152) Hallermann, a. a. O. S. 14. 153) Rosenthal, a. a. O. S. 39 ff. 154) Beer, a. a. O. S. 11. 155) Fischer Karl, a. a. O., S. 29. 156) Beer, a. a. O. S. 11. 157) Beer a. a. O. S. 10. 158) Fischer Karl, a. a. O. S. 29. 159) Arnold, a. a. O. S. 45, 48. 160) Fischer Karl, a. a. O. S. 28. 161) Wölfel, a. a. O. 162) Beer, a. a. O. S. 58: Übertragung des Leiheguts vor Gericht durch Stabreichung, durch „vertigen mit Halmen“ oder durch „vertigen mit hande und munde“. 163) LNor. VI Urk. Nr. 393 v. 13. 11. 1414 (s. mehrere gleiche Urk. in LNor. VI!), 164) Wölfel, a. a. O. S. 14. 165) LNor. V, Urk. Nr. 375 v. 11. 3. 1392. 166) LNor. V, Urk. Nr. 379 v. 14. 5. 1488. 167) z. B. LNor. VI, Urk. Nr. 287 v. 3. 5. 1609, Urk. Nr. 300 v. 1. 11. 1562. 168) NUB, Urk. Nr. 365 v. 1256, Urk. Nr. 282 v. 1250, s. ferner Wölfel, a. a. O. s. 45. 169) LNor. III, Urk. Nr. 86 v. 27. 5. 1444; LNor. V, Urk. Nr. 299 v. 8. 2. 1510. 170) z. B. LNor. V, Urk. Nr. 375 v. 11. 3. 1392. 171) z. B. LNor. VI, Urk. Nr. 353 v. 9. 8. 1399. 172) s. Fußnote l! 173) Wölfel, a. a. O. S. 55. 174) Wölfel, a. a. O. S. 58. 175) St. Egidien: NUB, Urk. Nr. 466 v. 1274; Deutschenhaus: NUB, Urk. Nr. 394 v. 1262; LNor. V, Urk. Nr. 285 v. 19. 9. 1401, Nr. 464 v. 11. 3. 1413; St. Klara: NUB, Urk. Nr. 636 v 1281; LNor. III, Urk. Nr. 229 v. 27. 9. 1510. 176) Reiche Emil, a. a. O. S. 818; Nusselt Eugen, die Gerichtsbarkeit des Klosters St. Egid zu Nürnberg. Jur. Diss. Erlangen 1951, S. 11. 177) LNor. III, Urk. Nr. 227 v. 22. 8. 1678; LNor. VI, Urk. Nr. 194 v. 23. 5. 1683; LNor. V, Urk. Nr. 268 v. 26. 3. 1697. 178) Jaeger, a. a. O. S. 20. 179) Jaeger, a. a. O. S. 20. 180) Siebenkees, a. a. O. S. 7; Lahner Leonhard Christoph, Der des heil. Röm. Reichs Freyen Stadt Nürnberg verneuerte Reformation de Anno 1564 samt denen bishero ergangenen und dahin einschlagenden Oberherrl. Additional Decreten und Verord­ nungen in einen tabeiarischen Entwurf gebracht und mit denen allgemeinen Rech­ ten vereinigt. Nbg. 1770 (Stadtbibliothek Nbg.) Tab. XXVII: Die Obliegenheit des Erbzinnßmanns bestehet darinnen: Ziff. 2. 181) Siebenkees, a. a. O. S. 7; Lahner, Tabellarischer Entwurf, Tab. XXVII, Obliegen­ heiten des Erbzinnßmanns, Ziff. 2. 182) Schultheiß Werner, Das Nürnberger „Eigengeld“. Nürnberger Zeitung v. 16. 4. 1952. 183) NUB, Urk. Nr. 365 v. 1256. 184) Fischer Karl, a. a. O. S. 38. 185) LNor. III, Urk. Nr. 229 v. 27. 9. 1510; LNor. VII, Urk. Nr. 308 v. 14. 7. 1520. 186) NUB Urk Nr. 767 v. 31. 8. 1288; LNor. II Urk. Nr. 88 v. 26. 4. 1381. 187) Rosenthal, a. a. O. S. 76, Fischer, a. a. O S. 38, Jaeger, a. a. O., S. 21, Beer, a. a. O. S. 36; Hallermann, a. a. O. S. 19 ff. 188) LNor. III Urk. Nr. 129 v. 27. 9. 1510. 132)

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LNor. YII Urk. Nr. 1 v. 12. 7. 1401, LSel. I Urk. v. 20. 2. 1492, S. 116, s. ferner im Losungsbuch von St. Egidien. 190) LNor. III Urk. Nr. 158 v. 8. 12. 1401: Eschenbach. 191) LNor. IV Urk. Nr. 66 v. 29. 9. 1317. 192) LNor. III Urk. Nr. 88 v. 26. 4. 1381, Urk. Nr. 229 v. 27. 9. 1407. 193) LNor. IV Urk. Nr. 215 v. 12. 3. 1321, Urk. Nr. 284 v. 6. 4. 1338; LNor. V Urk. Nr. 309 v. 21. 1. 1437. 194) LNor. V Urk. Nr. 299 v. 8. 2. 1510; LNor. VII Urk. Nr. 210 v. 5. 1. 1420. 195) LNor. VII Urk. Nr. 192 v. 20. 2. 1421, ähnlich in LNor. VII Urk. Nr. 2 v. 16. 8. 1420. 196) LNor. V Urk. Nr. 309 v. 21. 1. 1437; LNor, IV Urk. Nr. 284 v. 6. 4. 1338; LNor. V Urk. Nr. 299 v. 8. 2. 1510. 197) LSel. II Urk. v. 11. 1. 1527, S. 262. 198) Stadtarchiv Nbg., Behaim-Archiv U. 46 v. 18. 1. 1423. 199) ebendort U. 237 v. 19. 2. 1611. 200) ebendort Akt B 406 Urk. v. 16. 3. 1770. 201) LNor. IV Urk. Nr. 108 v. 21. 11. 1481. 202) Salbuch des St. Egidienklosters von 1383 (Stadtarchiv c. m. 107—20). 203) LNor. III Ur. Nr. 229 v. 27. 9. 1510. 204) LNor. VII Urk. Nr. 192 v. 20. 2. 1421. 205) Wölckern, Comment. Succ. S. 338, 339. 206) Akten des Stadtarchivs Nürnberg YY 419. 207) Siebenkees, a. a. O. S. 8. 208) Jaeger, a. a. O. S. 31, Fischer, a. a. O. S. 40, Beer, a. a. O. S. 38. 209) LNor. I Urk. Nr. 86 v. 17. 2. 1548. 210) LNor. I Urk. Nr. 81 v. 4. 7. 1541, Urk. v. 2. 5. 1539 bei S. 126; LNor. III Urk. Nr. 4 v. 2. 5. 1539. 211) LNor. III Urk. Nr. 29 v. 23. 2. 1470. 212) LNor. V Urk. Nr. 129 v. 26. 4. 1387. 213) LSel. V Urk. v. 20. 11. 1527, S. 406. 214) LNor. VI Urk. Nr. 282 v. 21. 5. 1550. 215) LNor. I Urk. Nr. 153 v. 1. 5. 1603. 21«) Fischer Karl, a. a. O., S. 41, Gobbers, a. a. O. S. 181. 217) LNor. III Urk. Nr. 39 v. 30. 10. 1481; LNor. VII Urk. Nr. 150 v. 4. 8. 1291; NUB, Urk. Nr. 102 v. 13. 10. 1290. 218) NUB, Urk. Nr. 732 v. 1286. 219) s. die in Fußnote 217 genannten Urkunden 1290 u. 1291. Diese Regelung gab es ebenfalls in Köln (Fischer, a. a. O. S. 42); ähnlich aber sogar auch ohne Respekt­ frist, kam der Heimfall in Straßburg (Jaeger, a. a. O. S. 21) und Würzburg (Rosen­ thal, a. a. O. S. 221) vor. 220) Siebenkees, a. a. O. S. 16, 17. 221) Wölckern, Comment. Succ., S. 378. 222) LNor. I, Urk. Nr. 75 v. 12. 8. 1521; LNor. IV Urk. Nr. 205 v. 27. 9. 1539. 223) Fischer, Karl, a. a. O. S. 44. 224) Hallermann, a. a. O. S. 26 ff. 225) Winiarz, a. a. O. S. 44 ff. 226) s. unten Abschn. III Teil A § 5 Buchst, f. 227) Beer, a. a. O. S. 40 ff. 228) Gedruckt: Lochner, Ein Spänbrief des 16. Jhdts. (Nbg. 1850) S. 12 ff. LNor. I Urk. Nr. 75. Weitere ähnliche Spänbriefe: LNor. III Urk. Nr. 36 v. 12. 8. 1519, Urk. Nr. 166 v. 16. 3. 1476; LNor. IV Urk. Nr. 2 v. 13. 6. 1426; LNor. VI Urk. Nr. 284 v. 16. 6. 1574; Lib. Lit. V Nr. 318 v. 15. 2. 1715 (Adjudicationsbrief). 229) LNor. IV Urk. Nr. 205 v. 27. 9. 1539. 230) Winiarz, a. a. O. S. 44 ff. 231) Fischer Karl, a. a. O. S. 42 ff. 232) Schreiber, a. a. O. S. 189. 233) Hallermann, a. a. O. S. 28. 234) Wölckern, Comment. Succ., S. 369. 235) Arnold, Eigentum, S. 4; Schreiber, a. a. O. S. 189; Jaeger, a. a. O. S. 22. 236) Fischer Karl, a. a. O. S. 50; Gobbers, a. a. O. S. 153 ff.; Hallermann, a. a. O. S. 28. 237) Fischer Karl, a. a. O. S. 50; Gobbers,a. a. O. S. 153 ff.; Hallermann, a. a. O. S. 28. 238) Winiarz, a. a. O. S. 33. 289) Rosenthal, a. a. O. S. 57. 240) Fischer Karl, a. a. O. S. 51. 241) Nürnberger Reformation von 1479, Abschrift von Petz im Stadtarchiv Nürnberg, F 166r. 242) Wölckern, Comment. Succ., S. 360. 243) Lahner, Einleitung, S. 96, § 217. 244) Wölckern, Comment. Succ., S. 327. 245) Nürnberger Häuserbuch St. Lorenz, Nürnberger Zinsmeisterbuch von 1790, Bl. 389 (Haus L 665 = Rittershof Nr. 2), Zinsmeisterbuch 1790 ff., Bl. 387 (Haus Lorenzerstraße 12 = L 664), Bl. 388 (Rittershof Nr. 4 = L 666), Bl. 390 (Rittershof 6 == 667), Bl. 391 (Rittershof Nr. 5 = L 669) usw. 189)

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Behaimarchiv B 2541 (Urk. v. 1674/1675). z. B. Handlohnvereinbarung in einem Erbleihevertrag v. 1737 (Staatsarchiv Nbg., Akten d. kgl. Rentamts Fürth Nr. 47, S. 15—18). 248) Wölckern, Comment. Succ., S. 387. 249) Wölckern, Comment. Succ., S. 390. 250) Lahner, Tabell. Entw., S. 559, Dekrete vom 19. 5. 1619 u. 22. 9. 1560. 251) Lahner, Einleitung, S. 91 ff. §§ 208, 209, 213; Lahner, Tabell. Entw.: Obliegenheiten des Erbzinnßmannes Ziff. 4; Siebenkees, a. a. O. S. 21 ff. 252) Lahner, Addit. Decret, S. 559, Dekret v. 9. 2. 1613. 253) Lahner, Einleitung, S. 95 ff. §§ 211,212, 214; vgl. ferner zu allem Wölckern, Com­ ment. Succ., S. 387—390. 254) Arnold, Eigentum, S. 74 ff. 255) Fischer Karl, a. a. O. S. 52. 256) Arnold, Eigentum, S. 78. 257) Arnold, Eigentum, S. 260, 272. 258) Arnold, ebendort, S. 279. 25») Rosenthal, a. a. O. S. 65 ff. 260) Schreiber, a. a. O. S. 210 ff.; Jaeger, a. a. O. S. 47 ff. 261) Winiarz, a. a. O. S. 33. 262) Hallermann, a. a. O. S. 34 ff. 263) Fischer Karl, a. a. O. S. 33 ff. 264) Gobbers, a. a. O. S. 210 ff. 265) LNor. YII Urk. Nr. 464. 266) LNor. Y Urk. Nr. 192. 267) LNor. V Urk. Nr. 285. 268) LNor. IV Urk. Nr. 86. 269) LNor. I, S. 158—160. 270) LNor. III Urk. Nr. 229. 271) vgl. Arnold, Eigentum, S. 272. 272) LNor. I Urk. Nr. 128. 273) LNor. VI Urk. Nr. 426. 274) NUB Urk. Nr. 276 u. 277. 275) LNor. V, Urk. Nr. 233 v. 12. 6. 1406. 276) LNor. V, Urk. Nr. 376 v. 17. 9. 1417; ähnlich LNor. I, Urk. Nr. 317 v. 24. 7. 1454; LNor. III, Urk. Nr. 27 v. 19. 5. 1469, Urk. Nr. 29 v. 23. 2. 1470; LNor. VII, Urk. Nr. VI v. 10. 5. 1436. 277) LNor. VI, Urk. Nr. 282 v. 21. 5. 1550, Urk. v. 29. 1. 1561. 278) LNor. VI, Urk. Nr. 111 v. 3. 8. 1456, Urk. Nr. 277 v. 15. 11. 1526. 279) LSel. II, Urk. v. 14. 6. 1509, S. 9. 280) s. unten Abschn. V. 281) Nürnberger Reformation 1479, Abschrift Petz F 160r. 282) ebendort F 167a. 283) Siebenkees, a. a. O. S. 9. 284) Fischer Karl, a. a. O.S. 35, 37; Jaeger, a. a. O. S. 30; Rosenthal, a. a. O. S. 49; Winiarz, a. a. O. S. 34. 285) Arnold, Eigentum, S. 154; Hallermann, a. a. O. S. 31. 286) Wölckern, Coment. Succ., S. 358. 287) ebendort, S. 359. 288) ebendort, S. 386. 289) Wölckern, Comment. Succ., S. 383. 290) ebendort, S. 358. 291) ebendort, S. 383. 292) Wölckern, Comment. Succ., S. 358; Siebenkees, a. a. O. S. 15; s. auch Lahner, Realindex, S. 78. 293) Siebenkees, a. a. O. S. 11. 294) Siebenkees, a. a. O. S. 11. 295) ebendort, S. 12 ff. 296) s. unten Abschn. III Teil A § 7. 297) Seine Abhandlung „Von den Rechten der Nürnbergischen Eigenherrschaften, ein Beytrag zum teutschen Rechte“ ist vom Jahre 1798. 298) Wölckern, Comment. Succ., S. 334. 299) LNor. I, Urk. Nr. 153 v. 1. 5. 1603; Urk. Nr. 133 v. 1. 11. 1635; Urk. Nr. 231 V. 8. 1. 1494; LNor. VI, Urk. Nr. 301 v. 1. 7. 1605; LSel. I, Urk. v. 4. 12. 1521, S. 302. 300) Ref. V. 1479 Tit. 26 Ges. XI § 2. 301) Es handelt sich also um jene schon hervorgehobene auffällige Parallelentwicklung zu der bereits behandelten vermutlichen Entstehung des Handlohns aus einem früher üblich gewesenen Heimfall des Leiheguts nach Ablauf des zeitlich begrenzten Leihe­ verhältnisses. 302) Wölckern, Comment. Succ., S. 343 ff. 303) Wölckern, Comment. Succ., S. 360. 246) 247)

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Lahner, Einleitung, S. 89. Beer, a. a. O. S. 63. Arnold, Eigentum, S. 43; Fischer, a. a. O. S. 55; Gobbers, a. thal, a. a. O. S. 41, 43; Schreiber, a. a. O. S. 189 ff; Winiarz, a. 307) Schreiber, a. a. O., S. 191. 308) Arnold, Eigentum, S. 187 ff. 309) LSel. Y, Urk. v. 20. 11. 1527, S. 406; LNor. Y, Urk. Nr. 379 Nr. 380 y. 19. 11. 1490; LNor. YI, Urk. Nr. 426 v. 27. 7. 1474. 310) LNor. I, Urk. Nr. 126 v. 2. 5. 1328, Urk. v. 12. 3. 1470, S. 158 311) Nürnberger Reformation v. 1479, Abschrift Petz F 160r. 312) Siebenkees, a. a. O. S. 19.

304) 305) 306)

313) ebendort. 314) Fischer Karl, a. a. O. S. 56; 315) Rosenthal, a. a. O. S. 46. 316) ebendort. 317) Siebenkees, a. a. O. S. 19. 318) Uber einen Ausnahmefall s.

a. O. S. 152; Rosen­ a. O. S. 6, 7, 16. v. 14. 5. 1488, Urk. ff.

Gobbers, a. a. O. S. 150; Hallermanu, a. a. O. S. 7.

unten bezügl. der Erbleihe an Waldstücken. 819) Wölckern, Comment. Succ., S. 390. Siebenkees, a. a. O. S. 20, ferner Beck Jodocus, Erbzinsrecht XV. Fischer Karl, a. a. O. S. 57. Lahner, Tabell. Entw., Obliegenheiten des Erbmannes, Ziff. 2. Lahner, Einleitung, S. 88; Wölckern, Comment. Succ., S. 373. Nürnberger Reformation 1479, Abschr. Petz F 163r. Wölckern, Comment. Succ., S. 372. ebendort, S. 373. vgl. die bereits erwähnte Arnoldsche Regel oben Abschnitt III Teil A § 5 Buchst, e. LNor. IV, Urk. Nr. 219 v. 10. 6. 1362. LNor. I, Urk. Nr. 70 v. 7. 10. 1517. z. B. LNor. V, Urk. Nr. 145 v. 17. 7. 1497, Urk. Nr. 328 v. 16. 5. 1496. Nbg. Ref. 1479, Abschr. Petz F 167r. Wölckern, Comment. Succ., S. 394. 333) Lahner, Realindex derer des Heiligen Römischen Reichs freien Stadt Nürnberg bür­ gerlichen- und Policei-Gesetze. Nbg. 1795, S. 80; Wölckern, Comment. Succ., S. 380 ff. 334) Wölckern, Comment. Succ., S. 360; Lahner, Einleitung, S. 96; Siebenkees, a. a. O. S 25 335) Wölfel, a. a. O. S. 28. 336) Arnold, Eigentum, S. 160. 337) Lahner, Realindex, S. 76; Siebenkees, a. a. O. S. 31. 338) Schultheiß Werner, Die Entstehung des Nürnberger Bauerngerichts: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd. 35, Nürnberg 1937. 339) Siebenkees, a. a. O. S. 31. 340) ebendort S. 37, 38, 47. 341) ebendort, S. 42. 342) ebendort, S. 48. 343) Wölfel, a. a. O. S. 57. 344) ebendort, Originale im Stadt- u. Staatsarchiv Nbg. 345) ebendort, S. 28. 346) Wölckern Lazarus Carl v., Historia Norimbergensis Diplomatica, Nürnberg 1738, S. 750. 347) Lahner, Realindex, S. 80. 348) Lahner, Addit. Decret., S. 118. 349) Siebenkees, a. a. O. S. 50 ff.; Lahner, Einleitung, S. 350; Wölfel, a. a. O. S. 28 ff. 350) Wölfel, a. a. O. S. 25; Reicke Emil, a. a. O. S. 202. 351) Nürnberger Ref. 1479, Abschr. Petz, F 166r. 352) Akten des Stadtarchivs Nbg., YY 876. 353) Fast im gleichen Wortlaut, jedoch in modernerem Deutsch gehalten, ist diese Erb­ pflichtformel in einer handschriftlichen Eintragung einer „aus dem Pflegamt Altdorf communicierten Formula der Erb-Pflicht“ auf den Rückseiten der Seiten 552—554 des in der Stadtbibliothek Nbg. unter Amb. 364 4 0 aufbewahrten Exemplars der Lahner’schen Sammlung der Additional-Decrete. 354) LNor. II, Urk. Nr. 127. 355) Lahner, Einleitung, S. 96. 356) LNor. II, Urk. Nr. 120. 357) Lahner, Addit. Decret., S. 512, 513, 521; Siebenkees, a. a. O. S. 23. 358) Lahner, ebendort, S. 532. 359) Arnold, Eigentum, S. 164 ff.; Gobbers, a. a. O. S. 157 ff; Rosenthal, a. a. O. S. 53 ff.; Winiarz, a. a. O., S. 40 ff., Fischer Karl, a. a. O. S. 52. 360) Palandt, Anm. 2 vor § 1012 BGB. 361) Schreiber, a. a. O. S. 189. 362) Arnold, Eigentum, S. 172; Beer, a. a. O. S. 62; Fischer Karl, a. a. O. S. 37; Jaeger, a. a. O. S. 29; Rosenthal, a. a. O. S. 55; Winiarz, a. a. O. S. 8. 320) 321) 322) 323) 324) 325) 326) 327) 328) 329) 330) 331) 332)

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Gobbers, a. a. O. S. 158, 160. Arnold, Eigentum, S. 175. Hallermann, a. a. O. S. 14. Fischer Karl, a. a. O. S. 37; Mitteis Heinrich, Deutsches Privatrecht, 2. Aufl., Mün­ chen und Berlin 1953, S. 67. 367) Arnold, Eigentum, S. 172; s. aber Winiarz, a. a. O. S. 42, der berichtet, daß dies in Österreich nicht der Fall war. 368) Beer, a. a. O. S. 62; Schreiber, a. a. O. S. 194; Winiarz, a. a. O. S. 8. 369) Winiarz, a. a. O. S. 8. 370) Lahner, Einleitung, S. 86, § 202. 371) Wölckern, Comment. Succ., S. 380 ff.; Lahner, Einleitung, S. 92. 372) Lahner, Realindex, S. 79; Lahner, Tabell. Entw.: Obliegenheiten d. Erbmannes, Ziff. 10. 373) Lahner, Realindex, S. 575 ff. 374) ebendort, S. 79. 375) Lahner, Einleitung, S. 86, § 202 Ziff. 4, Realindex, S. 555. 376) Beer, a. a. O. S. 53, 54, 57, 63; Jaeger, a. a. O. S. 26; Gobbers, a. a. O. S. 157; Fischer Karl, a. a. O. S. 52. 377) Gobbers, a. a. O. und Fischer Karl wie vor. 378) LNor. I, Urk. Nr. 71, S. 65. 379) LNor. YI, Urk. Nr. 300 v. 1. 11. 1562 (also noch in einer späteren Erbleiheurkunde!). 380) Siebenkees, a. a. O. S. 14; Lahner, Tabell. Entw., Jura des domini directi, Ziff. 8. 381) J^ahner, Tabell. Entw., Rechte des Erbzinsmannes, Ziff. c. .382) Winiarz, a. a. O. S. 50, 52. 383) Fischer Karl. a. a. O. S. 62; s. ferner Urk. v. 26. 1. 1375 (Stadtarchiv, Urkunden­ reihe): Abt Finian von St. Egidien bekennt vor dem Stadtgericht, daß Clase Vor­ seher die 60 Pfg. und das Fastnachtshuhn, die er bisher aus einem dem Kloster zu Eigen gehörigen Haus in der Zistelgasse gezahlt hat, auf ein Haus beim „Neuen Tor“ gelegt hat, das nun des Klosters Eigen (Eigenschaft) sein soll. 384) Schreiber, a. a. O. S. 226. 385) Beer, a. a. O. S. 73. 380) Winiarz, a. a. O. S. 65, 66. 387) Beer, a. a. O. S. 73. 388) Arnold, Eigentum, S. 302, 303. 389) Reicke Emil, a. a. O. S. 829; Wölckern, Comment. Succ., S. 351. 390) Wölckern, Comment. Succ., S. 340.

303) 304) 305) 360)

391) ebendort. 392) LNor. IY,

Urk. Nr. 192 v. 23. 1. 1430; LNor. V, Urk. Nr. 306 v. 27. 11. 1431; LNor. VI, Urk. Nr. 109 v. 8. 5. 1434, Urk. Nr. 354 v. 18. 6. 1406. Akten des kgl. Rentamts Fürth Nr. 47 S. 15—18 betr. einen Erbleihevertrag von 1737 und Nr. 425 betr. einen unablöslichen Erbzins an einem Gut bei Großreuth von 1732. 394) LNor. VI, Urk. Nr. 300 v. 1. 11. 1562. 395) Hallermann, a. a. O. S. 47. 396) Beer, a. a. O. S. 17. 397) Beer, a. a. O. S. 30; Hallermann, a. a. O. S. 47; Schreiber, a. a. O. S. 197. 398) Reicke Emil, a. a. O. S. 98; Nürnberger Satzungsbücher S. 10, Abschrift von Petz, Stadtarchiv Nürnberg. 399) Nürnberger Satzungsbücher, Abschr. v. Petz, Stadtarchiv Nbg., S. 1, 5, 9. 400) ebendort, S. 65. 401) LNor. I, Urk. Nr. 89 v. 22. 6. 1556, Urk. Nr. 92 v. 28. 5. 1557, Urk. Nr. 93 v. 21. 8. 1557, Urk. Nr. 99 v. 18. 9. 1560, Urk. Nr. 100 v. 21. 10. 1560, Urk. Nr. 91 v. 28. 8. 1588; s. auch LNor. I, Urk. Nr. 145 v. 27. 1. 1571, Urk. Nr. 146 v. 1. 10. 1571, Urk. Nr. 147 v. 31. 8. 1576, Urk. Nr. 148 v. 31. 8. 1576, Urk. Nr. 149 v. 6. 12. 1578; s. ferner Wölfel, a. a. O. S. 62 ff. 402) Beer, a. a. O. S. 18. 403) Fischer Karl, a. a. O. S. 59; Gobbers, a. a. O. S. 170. 404) Hallermann, a. a. O. S. 47. 405) Beer, a. a. O. S. 18. 400) Lahner, Tabell. Entw., Die Obliegenheiten des Erbzinnßmanns, Ziff. 3; Lahner, Einleitung, S. 95, § 215. 407) LNor. IV, Urk. Nr. 177 v. 4. 6. 1398. 408) Schreiber, a. a. O. S. 194. 409) Beer, a. a. O. S. 62; Fischer Karl, a. a. O. S. 59. 410) Fischer Karl, a. a. O. S. 60. 4H) Hallermann, a. a. O. S. 39. 412) Schreiber, a. a. O. S. 195. 413) Fischer Karl, a. a. O. S. 60. 414) Jaeger, a. a. O. S. 36. 415) Arnold, Eigentum, S. 220. 416) Schreiber, a. a. O. S. 196. 393)

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Fischer Karl, a. a. O. S. 59. Liermann, Gutachten, S. 16; Jaeger, a. a. O. S. 37. Arnold, Eigentum, S. 225. Liermann, Gutachten, S. 7; Gobbers, a. a. O. S. 184. Jaeger, a. a. O. S. 36. Liermann, Gutachten, S. 8 Beer, a. a. O. S. 64. 424) Liermann, Gutachten, S. 9; Hallermann, a. a. O. S. 49 ff. 425) Beer, a. a. O. S. 64. 42«) Liermann, Gutachten, S. 11. 427) Rosenthal, a. a. O. S. 79; Fischer Karl, a. a. O. S. 60; Winiarz, a. a. O. S. 58; y. Schwerin, Grundrisse d. deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 8, S. 246. 428) s. oben Abschnitt I. 429) Beer, a. a. O. S. 65; Hübner, a. a. O. S. 362 ff.; Winiarz, a. a. O. S. 52; v. Schwerin, a. a. O. S. 245. 430) Beer, a. a. O. S. 65; Arnold, a. a. O. S. 102. 431) Winiarz, a. a. O. S. 53. 432) Hübner, a. a. O. S. 363. 433) Jaeger, a. a. O. S. 39; Gobbers, a. a. O. S. 193 ff.; Hübner, a. a. O. S. 364. 434) Gobbers, a. a. O. S. 194. 435) Fischer Karl, a. a. O. S. 62. 436) Arnold, Eigentum, S. 95. 437) Fischer Karl, a. a. O. S. 62. 438) Jaeger, a. a. O. S. 40. 439) Aus der Urkunde LNor. II, Nr. 10 v. 8. 5. 1467 ergibt sich das Bestehen eines Ewig­ geldes aus Rentenkauf auf dem Hause Hauptmarkt Nr. 8 bereits für das Jahr 1292. 440) NUB, S. 474, Urk. Nr. 802. 441) LNor. IV, Urk. Nr. 1 vom 26. 7. 1347, Urk. Nr. 215 v. 12. 3. 1321, Urk. Nr. 272 v. 26. 7. 1350. 442) LNor. IV, Urk. Nr. 39 v. 21. 8. 1465, Urk. Nr. 51 v. 20. 10. 1432, Urk. Nr. 331 v. 30. 8. 1404. 443) LNor. VII, Urk. Nr. 232 v. 22. 8. 1463. 444) NUB, S. 240, Urk. Nr. 394 v. 1. 6. 1262; LNor. V, Urk. Nr. 129 v. 26. 4. 1387. 445) LNor. VI, Urk. Nr. 393 v. 13. 11. 1413. 44«) NUB, Nr. 466 v. 1274. 447) LNor. II, Urk. Nr. IY v. 4. 10. 1389; LNor. I, Urk. Nr. 130 v. 6. 6. 1415. 448) Urk. y. 17. 5. 1367 (Stadtarchiv Nürnberg, Urkundenreihe). 449) LNor. IY, Urk. Nr. 131 v. 2. 2. 1563; LSel. II, Urk. v. 17. 9. 1494, S. 158. 450) LNor. III, Urk. Nr. 49 v. 4. 10. 1507. 451) Schultheiß, Das Nürnberger „Eigengeld“, a. a. O. 452) Fischer Karl, a. a. O. S. 61. 453) Wölckern, Comment. Succ., S. 354, insbes. dortige Fußnote. 454) Nürnberger Reform, v. 1479, Abschr. Petz F 164a. 455) s. oben Abschnitt III Teil A § 6 Buchst, e. 456) Wölckern, Comment. Succ., S. 355. Dieser zitierte Wortlaut ist übrigens ein typi­ sches Beispiel dafür, daß die Verwirrung im Gebrauch der Bezeichnungen für Erb­ leihezins und Rente über die Urkunden hinaus auch bei Rechtskundigen wie Wölk­ kern nicht Halt machte und ist ein Zeichen dafür, daß man nicht nach dem verwen­ deten Terminus, sondern nach dem Sinn des Textes gehen muß. 457) LNor. III, Urk. Nr. 218 v. 2. 12. 1487. 458) LNor. I, Urk. 73 v. 25. 6. 1518; LNor. III, Urk. Nr. 40 v. 30. 4. 1517. 459) LNor. IV, Urk. Nr. 193 v. 30. 4. 1470. 460) LNor. IV, Urk. Nr. 393 v. 13. 11. 1413. 4«1) Pfeiffer, Gutachten über das Nürnberger Eigengeld und das Münchner Ewiggeld, Stadtarchiv Nürnberg 1953. 462) LSel. V, Urk. v. 14. 11. 1520, S. 112 u. Stadtarchiv Nürnberg, Losungsamt (Urkun­ denreihe) z. B. 1397 Nr. 5 v. 7. 7. 1355. 4«3) LSel. V, Urk. v. 20. 8. 1511, S. 21. 464) Schmeller J. Andreas — Frommann G. Karl, Bairisches Wörterbuch Bd. I, München 1872, Sp. 957/58; Fischer Hermann, Schwäbisches Wörterbuch, Bd. III, Tübingen 1911, 89, 1271 gatergelt; v. Künßberg Eberhard Frhr., Dt. Rechtswörterbuch, Bd. III, Wei­ mar 1935—38, Sp. 1201/2. 4«5) Liermann, Gutachten, S. 18. 466) Wölckern, Comment. Succ., S. 333, Fußnote ebendort.

417) 418) 419) 420) 421) 422) 428)

467) ebendort. 468) NUB, Urk. Nr. 4«9) LNor. IV, Urk.

802 v. 13. 10. 1290. Nr. 344 v. 22. 10. 1375, LNor. V, Urk. v. 15. 4. 1534, S. 185; LNor. IV, Urk. Nr. 359 v. 12. 5. 1453, Urk. Nr. 56 v. 19. 11. 1470; LNor. V, Urk. Nr. 328 v. 16. 5. 1496; LNor. VII, Urk. Nr. 303 v. 28. 3. 1506; LSel. V, Urk. v. 20. 8. 1511, S. 21; Urk. v. 8. 5. 1527, S. 392; LNor. VI, Urk. Nr. 246 v. 27. 5. 1555; LNor. VII, Urk. Nr. 307 v. 2. 12. 1517.

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Wölckern, Comment. Succ., S. 326, 327, 332, 338, 365 u. 372. Wölckern, ebendort, .S 325; Lahner, Einleitung, S. 97 § 219 Ziff. 1; Lahner, Tabell. Entw., Von Gatterzinßen: Ziff. 1. 472) LNor. VII, Urk. Nr. 176 v. 1. 11. 1570. 473) Wöekern, Comment. Succ., S. 327; Lahner, Einleitung, S. 97 § 219 Ziff. 6. 474) Wölckern, Comment. Succ., S. 326. 475) ebendort, S. 327. 476) ebendort, S. 335. 477) ebendort, S. 327. 478) ebendort, S. 337. 479) ebendort, S. 339. 480) s. unten Abschnitt IV. 481) Wölckern, Comment. Succ., S. 365. 482) Liermann, Gutachten, S. 19. 483) LNor. YI, Urk. Nr. 300 v. 1. 11. 1562. 484) LNor. YI, Urk. Nr. 301 v. 1. 7. 1605. 485) LSel. Y, Urk. v. 8. 5. 1527, S. 392 (ein nicht seltener Fall mehrerer Gattergelder auf einer Erbschaft!). 486) LNor. VI, Urk. Nr. 358 v. 19. 1. 1453;LNor. IV, Urk. Nr. 344 v. 22. 10. 1375, Urk. Nr. 218 v. 61. 6. 1357. 487) Hirschmann Gerhard, Die Familie Muffel im Mittelalter, Mitteilungen des Vereins für die Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd. 41, Nürnberg 1950, S. 354 ff. 488) Wölckern, Comment. Succ., S. 338. 489) ebendort, S. 351, 355. 490) Arnold, Eigentum, S. 49; Fischer, a. a. O. S. 52 ff.; Gobbers, a. a. O. S. 161; Jaeger, a. a. O. S. 30 ff.; Rosenthal,a. a. O. S. 50ff.; Schreiber, a. a. O.S. 210; Winiarz, a. a. O. S. 43. 491) v. Stromersches Familienarchiv, Urk. Nr. 143 v. 13. 11. 1476: Der Erbleihezins aus dieser Afterleihe wird interessanterweise Gattergeld genannt. Sollte dies nur eine sinnwidrige Verwendung dieser Bezeichnung sein oder hat sich das Wort Gatter­ geld etwa doch aus dem Aftergeld = Afterleihezins entwickelt? 492) Wöekern, Comment. Succ., S. 334, s. auch S. 323, 325, 328 u. 357. 493) ebendort, S. 388. 494) Arnold, Eigentum, S. 289. 495) Wöekern, Comment. Succ., S. 355. 496) Reicke Emil, a. a. O. S. 1013. 497) s. oben Abschnitt III Teil A § 2. 498) Reicke Emil, a. a. O. S. 996. 499) Beer, a. a. O. S. 69 ff.; Schreiber, a. a. O. S. 237 ff. 500) Arnold, Eigentum, S. 293. 501) Stobbe, a. a. O. S. 89 ff. 502) Liermann, Gutachten, S. 17. 503) LNor. III, Urk. Nr. 108 v. 1. 4. 1560. 504) Hübner Rudolf, Grundzüge des deutschen Privatrechts, 4. Aufl., S. 593. 505) LNor. VII, Urk. Nr. 110 v. 4. 5. 1580; LNor. VI, Urk. Nr. 57 v. 23. 3. 1582. 506) LNor* VII, Urk. Nr. 435 v. 1. 5. 1582. 507) LNor. I, Urk. Nr. 5 v. 27. 8. 1572, Urk. Nr. 6 v. 17. 12. 1572. 508) Schreiber, a. a. O. S. 239. 609) Staatsarchiv Nürnberg, Akt Nr. 47 des kgl. Rentamts Fürth: Erbleihevertrag von 1737 über verschiedene „Fürreuth-Stücke“ durch den Oberamtmann des Waldes von St. Lorenz. 510) Reicke Emil, a. a. O. S. 1010. 5H) Stadtarchiv Nürnberg, Akten YY 647. 512) Liermann, Gutachten, S. 22; Haller v. Hallerstein, Friedrich Frhr. v., Studie über die Nürnberger Eigengelder im Schriftsatz v. 29. 12. 1931 an das Bayer. ObLG. im Beschwerdeverfahren Reg. III Nr. 148/1931. 613) Staatsarchiv Nürnberg, Akt S XXIII R 11/6 Nr. 4109 des Bestandsregisters v. Mfr., Repert. 232 fol. 1 mit 57. 514) Weber Karl, Neue Gesetz- u. Verordnungen-Sammlungen für das Königreich Bayern, Bd. 3, Nördlingen 1883, S. 697 ff. 515) Hauptregistratur des Magistrats von Nürnberg, Akten I C Nr. 12 betr. den Vollzug des Gesetzes über die Festsetzung der Grundentlastung Nr. 51132 u. ad 32192. 516) Weber Karl, ebendort, Bd. 4, S. 645. 517) Pfeiffer, Gutachten; Haller v. Hallerstein, a. a. O. S. 3. 470) 471)

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Frhr. v. Hallersches Familienarchiv Schloß Großgründlach, Akt Nr. 9, Urk. v. 1856, Akt Nr. 15, Urk. v. 1859, Akt Nr. 41, Urk. v. 1858 u. 1859. 519) Liermann, Gutachten, S. 23 und die dort angeführte Literatur. 520) Palandt Otto, BGB, 14. Aufl., Anm. la vor § 1105, S. 1116. 521) Lippmann Karl, Das Ewiggeld in München, jur. Diss. Erlangen, 1911, S. 52 ff. 522) Aktenzeichen Reg. 8 VIII Nr. 8/1935. 523) Entscheidungen des Bay. Ob. LG in Zivilsachen, Neue Folge, Bd. 2, S. 127 ff. 524) Lippmann, a. a. O. S. 17, 18. (Auch bei der auf S. 18 erwähnten Entstehung von Münchner Ewiggeldern auf Grund des nach dem Stadtbrand von 1227 entstandenen Geldbedürfnisses zum Zwecke des Wiederaufbaues niedergebrannter Häuser handelte es sich eindeutig um Rentenkäufe. Die hier von Lippmann verwendete Bezeichnung „Häuserleihe“, welche gemeinhin der Bezeichnung „Freie Erbleihe“ entspricht, ist also fehl am Platze. 525) Bay. OBLGZ, Neue Folge, Bd. 3, S. 89 ff. 526) Liermann, Gutachten, S. 26. 257) Staudinger, J. v., Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch, Bd. III, 7./8. neu­ bearbeitete Aufl., München und Berlin 1912, Anm. Ha vor § 1198. 528) Urteil des BGH v. 20. 3. 1951 i. d. Juristenzeitung, Bd. YI, Tübingen 1951, S. 365. 529) Liermann, Gutachten, S. 27; Palandt, a. a. O. S. 1036, Anm. 2 zu § 9 ErbbaurechtsYO. 530) Beschluß des Bay. OBLG v. 17. 3. 1953, in Bay. OBLGZ, Bd. 3, 1953, S. 89 ff.

518)

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Die Goldene Bulle und Nürnberg*) Von Hans Liermann Um die Wende der Jahre 1355 und 1356 sah die Reichsstadt Nürnberg wieder einmal, wie so oft vorher und nachher in ihrer Geschichte, einen glänzenden Reichstag in ihren Mauern. Es war der Reichstag, den Karl IV., der Kaiser aus dem luxem­ burgischen Hause, auf den Martinstag (11. November) 1355 nach Nürnberg einberufen hatte. Dieser Reichstag kam, wie unter den damaligen Verkehrsverhältnissen üblich, erst einige Wo­ chen später, Ende November bis Anfang Dezember 1355, mit seinen Beratungen langsam in Gang. Die entscheidenden Ver­ handlungen begannen sogar erst kurz vor Weihnachten 1355. Der Reichstag erlebte dann am 10. Januar 1356 mit der Ver­ kündung des Reichsgrundgesetzes der Goldenen Bulle seinen Höhepunkt und fand am 12. Januar 1356 *) seinen endgültigen Abschluß. Um des Reichsgrundgesetzes der Goldenen Bulle willen ragt dieser Nürnberger Reichstag von 1355/1356 unter den vielen Reichstagen, welche die Geschichte des Alten Reichs kennt, be­ sonders hervor. Wir sind deswegen auch heute zusammen­ gekommen, um dieses Gesetzgebungsaktes, der fast auf den Tag genau vor sechshundert Jahren stattgefunden hat, in einer feierlichen Stunde zu gedenken.

Was hat es mit der Goldenen Bulle für eine Bewandtnis? Verdient sie wirklich, daß ihrer noch nach Jahrhunderten ge­ dacht wird? Diese Fragen allgemeiner Art gilt es zunächst zu beantworten, ehe der besonderen Beziehungen lokaler Natur, die Nürnberg mit der Goldenen Bulle verbinden, gedacht wer­ den kann. Zunächst bedarf der Name des Gesetzes einer näheren Erklä­ rung. Das lateinische Wort bulla bedeutet ursprünglich „Luft­ blase“, dann im übertragenen Sinne eine hohle Metallkapsel, die man an einer Kette oder an einem Band um den Hals trug, 107

um darin ©in zauberkräftiges Amulett ständig mit sich zu führen. Aus der Amulettkapsel wurde dann im mittelalterlichen Kanzleigebrauch die Siegelkapsel, die, mit der Urkunde durch Hanf- oder Seidenschnur oder Pergamentstreifen verbunden, das Hängesiegel enthielt. So hängen auch an den Exemplaren der Goldenen Bulle, die uns heute noch erhalten sind, hohle Kapseln aus Goldblech. Sie waren einst mit Wachs ausgefüllt. Die münzartigen, runden dünnen Goldplatten der Ober- und Unterseite zeigen Prägungen, die Oberseite den Kaiser auf dem Thron sitzend, mit der Unterschrift: Karolus Quartus Divina Favente Clemencia Romanorum Imperator Semper Augustus et Boemie Rex, die Unterseite ein Schloß mit Türmen, das die Stadt Rom darstellen soll, mit der Inschrift Aurea Roma und der Umschrift des bekannten Verses Roma Caput Mundi Regit Orbis Frena Rotundi. Ober- und Unterseite sind durch einen Zylinder von Goldblech, von etwa 5 cm Höhe verbunden. Durch ihn läuft die Schnur, welche die Bulle mit der Urkunde ver­ bindet 2). Während die Päpste, die bis heute wichtige Urkunden mit Bulle publizieren, sich stets mit der einfachen Bleibulle begnügt haben, ist die Goldbulle für die fürstlichen, vor allem könig­ lichen Kanzleien des hohen und ausgehenden Mittelalters charakteristisch. Die in den Urkunden Privilegierten verlangten, um der Urkunde größeres Gewicht zu verschaffen, oft diese besonders kostbare Form der Ausfertigung. Selbstverständlich mußten sie entsprechend dafür zahlen. Es gibt also viele goldene Bullen. Wenn man aber von der Goldenen Bulle ohne weiteren Zusatz spricht, so ist damit stets die Goldene Bulle von 1356 gemeint, ein Sprachgebrauch, der bereits seit dem Ende des 14. Jahrhunderts nachweisbar ist3). Allerdings ist hier wieder eine Einschränkung zu machen. Die Goldene Bulle von 1356 ist in mehreren Exemplaren auf Pergamentblättern in Form eines Buches für die von ihr privi­ legierten Fürsten und Städte ausgefertigt worden. Im ganzen sind uns sieben Stücke erhalten geblieben: Die Ausfertigungen für den König von Böhmen und den Erzbischof von Mainz befinden sich in Wien, diejenige für den Erzbischof von Köln in Darmstadt und diejenige für den Erzbischof von Trier in Stuttgart. Das Frankfurter Exemplar ist ein Schatz des dorigen Stadtgeschichtlichen Museums. Die Ausfertigungen für den Kurfürsten von der Pfalz und für die Reichsstadt Nürnberg gehören heute zum Bestand des Hauptstaatsarchivs in München. Das Nürnberger Exemplar stellt eine zwischen den Jahren 1366 und 1378 angefertigte Abschrift aus dem böhmi­ schen Exemplar dar. Die Nürnberger haben also erst später, wie übrigens auch die Frankfurter, die Kosten für eine Aus-

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fertigung auf gewendet4). Die Nürnberger Goldene Bulle ist im Zuge der Zentralisierung der bayerischen Archivbestände in der Montgelaszeit von Nürnberg nach München gebracht worden. Wenn wir die Goldene Bulle für Nürnberg als hier beschlos­ sen und verkündet in Anspruch nehmen, so ist das nur bedingt richtig. Zwar geht aus der Vorrede des Gesetzes hervor, daß die Goldene Bulle auf dem feierlichen Reichstag zu Nürnberg im Jahre des Herrn 1356 am vierten Tage vor den Iden des Januar, das ist am 10. Januar 1356 herausgegeben, festgesetzt und sank­ tioniert worden ist. Aber das gilt nur für die ersten 23 Kapitel des im ganzen in 31 Kapitel eingeteilten umfangreichen Geset­ zes. Denn in vier von den sieben uns bekannten Stücken der Goldenen Bulle, darunter auch in dem Nürnberger Exemplar, schiebt sich zwischen Kapitel 23 und Kapitel 24 eine Zwischen­ vorrede. In ihr wird gesagt, daß die nachfolgenden Schluß­ kapitel des Gesetzes, Kapitel 24 bis 31, auf dem Reichstag zu Metz am Weihnachtstage, also am 25. Dezember 1356, verkün­ det worden sind. Die Metzer Satzungen enthalten Ergänzungen der Nürnberger Satzungen im Hinblick auf die Rechtsstellung der Kurfürsten und „das bei den großen Hoftagen zu beobach­ tende ZeremonieH“ 5). Es läßt sich also mit Recht sagen, daß in Metz lediglich ein weiterer Ausbau des bereits in Nürnberg in seinen wesentlichen Grundzügen beschlossenen Reichsgesetzes stattgefunden hat, so daß die Goldene Bulle sowohl nach dem Umfang als nach dem Inhalt der in Nürnberg festgelegten Sat­ zungen in erster Linie für Nürnberg in Anspruch genommen werden kann. In der modernen Rechtssprache könnte man sa­ gen: Die Metzer Gesetze verhalten sich zu den Nürnberger Gesetzen wie die Gesetzesnovelle zum eigentlichen Gesetz. Da­ gegen wird man sie, wiederum modern gesprochen, nicht als bloße Ausführungsverordnung zu den ersten dreiundzwanzig Kapiteln ansehen dürfen. Das verbietet bereits die Tatsache, daß sie dem in Nürnberg beschlossenen Teil an- und eingefügt sind, in den Ausfertigungen für die Kurfürsten von Mainz, Köln und von der Pfalz außerdem ohne die Zwischenvorrede zwischen Kapitel 23 und Kapitel 24, welche auf die Entstehung der Schlußkapitel in Metz hinweist6). Es ist sogar sehr wahr­ scheinlich, daß das gesamte Gesetzgebungswerk erst in Metz mit Goldener Bulle gesiegelt und dadurch in einem ersten authentischen Exemplar zum Abschluß gebracht worden ist7). Dieses authentische Exemplar besitzen wir nicht mehr. Denn auch das für den König von Böhmen, der ja mit Kaiser Karl IV. personengleich war, ausgefertigte, heute in Wien befindliche Exemplar, stellt eine spätere Abschrift dar8). Der Inhalt der Goldenen Bulle hat sie für viele Jahrhunderte bis zum Ende des Alten Reichs um die Wende des 18. und 19. Jahrhunderts zu einem politischen Instrument ersten Ranges gemacht.

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Zunächst ist von großer Bedeutung, daß sich die Goldene Bulle über eine damals schwebende, politisch hochaktuelle Frage, völlig ausschweigt. Sie regelt als ihre vornehmste Auf­ gabe das Recht der deutschen Königswahl, nimmt aber mit keinem Wort zu dem von den Päpsten noch im 14. Jahrhundert beanspruchten Bestätigungsrecht der Königswahl von seiten der Kurie Stellung. An diesem Schweigen ist viel herumgedeutelt worden, und es ist Gegenstand gelehrter Abhandlungen gewe­ sen. Am einfachsten erklärt man es als einen geschickten poli­ tischen Schachzug des in den Künsten der Diplomatie wohl er­ fahrenen Kaisers. Indem er in diesem Gesetz des inneren deut­ schen Staatsrechtes, wie wir uns modern ausdrücken können, die Stellung der Kurfürsten beim Wahlakt stärkt, ohne die von außen kommende päpstliche Bestätigung der Wahl zu erwäh­ nen, lehnte er diese indirekt ab, ohne die Kurie expressis verbis vor den Kopf zu stoßen. Er führte einen Schwebezustand herbei, der schließlich zum Verlust des päpstlichen Approba­ tionsrechtes führen mußte9). Die vornehmste Aufgabe der Goldenen Bulle war eine zeit­ gemäße Regelung der Königswahl. Sie trug dem Umstand Rech­ nung, daß seit der Kurfürstentheorie des Sachsenspiegels, der um 1225 entstanden ist, sieben Fürsten, die drei geistlichen Kur­ fürsten von Mainz, Köln und Trier, und die vier weltlichen Kurfürsten, der König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen und der Markgraf von Brandenburg, als „die ersten zur Kur“ bezeichnet worden waren (Ssp. 111. 57 § 2). Schon Eike von Repgow, der Verfasser des Sachsenspiegels, hatte, als er seine Kurfürstentheorie niederschrieb, daran ge­ dacht, die unseligen Doppelwahlen, die immer wieder König und Gegenkönig schufen, zu verhindern. Es war ihm nicht ge­ lungen. Denn noch immer wurden nach alter germanischer Rechtsauffassung die Stimmen gewogen und nicht gezählt, so daß Unklarheit und Spaltung eintreten mußten. Seit dem 14. Jahrhundert war — ein Vorbote der rational eingestellten Neuzeit — der Gedanke der Mehrheitswahl mit Stimmenzäh­ lung aufgekommen. Das zweite Kapitel der Goldenen Bulle legte ihn endgültig gesetzlich fest. Durch die Majorisierung waren — wenigstens theoretisch — Doppelwahlen unmöglich geworden. Aber es war mit der Mehrheitswahl durch die Kurfürsten allein nicht getan. Wenn hinter den sieben Wählern keine poli­ tische Macht gestanden wäre, hätte sich niemand darum ge­ kümmert. Deswegen mußten sie eine hervorragend privilegierte Stellung bekommen. Vor allem mußte auch dafür gesorgt wer­ den, daß bei den weltlichen Kurfürsten durch Erbteilung ihrer Länder — eine Sitte, die bei den deutschen Fürsten seit dem 13. Jahrundert aufgekommen war — nicht eine Zersplitterung

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ihrer Macht eintrat. So wurden die Kurlande zu modernen Erb­ monarchien gemacht. Kur lande und Kurstimmen wurden un­ teilbar und vererblich nach dem Rechte der Erstgeburt. In diesen Bestimmungen tritt die ganze Tragik des Alten Reiches zutage. Um zu einem einheitlichen Königtum zu kom­ men, mußte die Reichszentralgewalt des Königs durch Abgabe von politischer Macht an die partikularen Gewalten der Kur­ fürsten geschwächt werden. Damit war in einem Reichsgrund­ gesetz in Deutschland der partikulare Bundesstaat festgelegt. Wenn später der Westfälische Frieden von 1648 als des Heiligen Reiches Fundamentalordnung die Rechte von Kurfürsten und Fürsten weiter ausbaute, die Deutschen Bundesakte von 1815 die deutschen Staaten als völkerrechtlich souverän anerkannte, und die deutschen Verfassungen Bismarcks von 1871 und von Wei­ mar 1919 bis hin zum Bonner Grundgesetz unserer Tage an der bundesstaatlichen Struktur unseres Staatswesens kraft histo­ rischen Schwergewichts festgehalten haben, dann gehen sie in­ soweit alle auf die Goldene Bulle als ihre Stammutter zurück. Freilich ist hier im Hinblick auf die Goldene Bulle eine Ein­ schränkung zu machen. Der Kaiser Karl IV., der die Goldene Bulle als Gesetzgeber schuf, war zugleich König von Böhmen und damit Kurfürst. Er suchte in der Goldenen Bulle, vor allem durch Kapitel 8, die privilegierte Stellung des Königs von Böhmen vor den anderen Kurfürsten besonders auszubauen 10). Das hat ihm von einem seiner Nachfolger, Kaiser Maximilian 1., die herbe, vielleicht nicht ganz zutreffende Kritik eingetragen, er sei Böhmens Vater, aber des Heiligen Reiches Erzstiefvater gewesen. In diesem Zusammenhang ist ferner wichtig, daß die Goldene Bulle es für gesetzmäßig erklärte, wenn ein Kurfürst sich selbst zum König wählte. So konnte, wie jeder andere weltliche Kur­ fürst, auch der König von Böhmen sich selbst wählen und durch seine Stimme, wenn nur drei andere für ihn waren, den Aus­ schlag für seine eigene Wahl durch Schaffung der Majorität von vier zu drei geben. Die Rechtsstellung, welche Karl IV. durch die Goldene Bulle dem König von Böhmen zu verschaffen suchte, erinnerte an die Staatskunst Bismarcks. Bismarck hat in der Reichsverfassung von 1871 den König von Preußen äußerlich als einen mit den anderen deutschen Fürsten gleichberechtigten primus inter pares erscheinen lassen. Aber in der Verteilung des inneren po­ litischen Schwergewichts im Bundesrat hatte er ihn, wie man es ausgedrückt hat, zum Deutschland regierenden König von Preu­ ßen gemacht. In Parallele dazu bietet die Goldene Bulle An­ sätze zu dem Deutschland regierenden König von Böhmen. Es ist bei den Ansätzen geblieben, weil Karl’s IV. Sohn Wenzel das Erbe des Vaters verwirtschaftet hat. Aber der Gedanke der 111

Führung eines Bundesstaates durch Hegemonie eines Landes, der von 1871 bis 1918 in Deutschland Wirklichkeit geworden ist, zeichnet sich in der Goldenen Bulle ab. Damit ist der für uns heute wesentliche Inhalt der Goldenen Bulle dar gestellt. Zur Zeit ihrer Entstehung, als man noch in Form der Symbolik Recht schuf und Recht übte, waren die ein­ gehenden Vorschriften über das Zeremoniell an den Hof tagen zwischen Kaiser, geistlichen und weltlichen Kurfürsten minde­ stens gerade so bedeutsam. Das in Metz hinzugefügte Kapi­ tel 31, welches die Erziehung der Kurprinzen behandelte und von ihnen verlangte, daß sie die lateinische, italienische und tschechische Sprache erlernen sollten, ist kulturgeschichtlich von besonderer Bedeutung. Es zeigt den Reichsgedanken als eine überinternationale Idee und Karl IV., der diese Sprachen, dazu das Französische, selbst fließend sprach, als einen Herrscher von europäischem Format11). Ferner enthielt die Goldene Bulle Bestimmungen, welche die Städte angingen. Damit sind wir schon bei den besonderen Aus­ wirkungen der Goldenen Bulle für Nürnberg angelangt. Mehrere dieser die Städte betreffenden Satzungen berührten Nürnberg direkt wenig12). Kapitel 15 verbot alle Bündnisse, insbesondere auch Städtebündnisse, von Untertanen gegen ihre Herren mit Ausnahme der Landfriedensbündnisse. Wir wissen heute, daß Kapitel 15 der Goldenen Bulle auf Betreiben des Erzbischofs von Köln eingefügt worden ist. Er wollte sich damit gegen die Freiheitsbestrebungen seiner Stadt Köln wehren13). Nürnberg hatte keinen bischöflichen oder fürstlichen Stadt­ herren, gegen den es Bündnisse hätte schließen müssen. Es hatte im Gegenteil immer eine sehr korrekte Bündnispolitik im Einvernehmen mit seinem königlichen Stadtherren betrieben 14). Ferner war es selbst schon, wenige Jahre vorher am 23. August 1353, Schauplatz und Mittelpunkt sehr energischer Landfrie­ densverhandlungen Karls IV. gewesen 15). Der Kaiser, der kauf­ männisch und wirtschaftlich dachte, war mit der reichen Han­ delsstadt in diesen Bestrebungen um Frieden, Sicherheit der Handelswege und wirtschaftliche Blüte durchaus einig. Er be­ absichtigte den Ausbau einer großen Handelsstraße von Flan­ dern nach Böhmen und hat im Zuge dieser Wirtschaftspolitik neben Frankfurt auch Nürnberg „mit Handelsprivilegien ge­ radezu überschüttet“ 16). Das Nürnberger Stadtregiment hatte aber noch einen ande­ ren Grund, mit Kapitel 15 der Goldenen Bulle zufrieden zu sein. Denn das Kapitel verbot keineswegs Dur Städtebündnisse, sondern unter der bezeichnenden Überschrift des Kapitels „De conspiracionibus“ auch Verschwörungen „inter personam et personam“ der Untertanen gegen die Obrigkeit. Der große Auf­ stand gegen die Patrizier war in Nürnberg erst vor wenig mehr 112

als sechs Jahren im Spätjahr 1349 zusammengebrochen. So konnte es dem patrizischen Rat nur Recht sein, wenn auch die Autorität eines Reichsgesetzes Verschwörungen, Konventikel und verbotene Zusammenrottungen (conspiraciones et conventiculas seu colligaciones illicatas) untersagte. Gänzlich unberührt war Nürnberg von Kapitel 16 der Gol­ denen Bulle, das den Städten verbot, Pfahlbürger aufzuneh­ men. Es richtete sich vor allem gegen die Stadt Strafiburg und war auf Betreiben des beim Kaiser in hoher Gunst stehenden Bischofs von Strafiburg in die Goldene Bulle hineingenommen worden 17). Man hat gerade wegen dieses Pfahlbürgerverbotes die Goldene Bulle in Bausch und Bogen als städtefeindlich be­ zeichnen wollen, was sicherlich in dieser Verallgemeinerung nicht richtig ist18). Viele Städte im Süden und Westen des Reichs trieben damals Pfahlbürgerpolitik19). Das heißt, sie nahmen Leute, die außer­ halb der Stadtmauern hinter ihren Pfählen wohnten* vor allem auch den geistlichen Fürsten als Ministeriale dienende Ritter, als Bürger ihrer Stadt auf, entfremdeten sie dadurch ihrem ur­ sprünglichen Herren und machten sie mit ihren Burgen und ihrem Dienst der Stadt nutzbar20). Nürnberg hat diese Pfahlbürgerpolitik nicht mitgemacht. In dem Standardwerk zur Geschichte der Reichsstadt Nürnberg von Emil Reiche kommt das Wort „Pfahlbürger“ überhaupt nicht vor. Die Reichsstadt trieb eine andere Politik, die ihr den­ selben Dienst leistete. Sie erwarb sogenannte Öffnungsrechte an zahlreichen festen Häusern und Burgen ihres Umlandes. Das heißt, sie erwarb das Recht, nötigenfalls in die ihr geöffneten Burgen eine Besatzung zu legen21). Auf diese Weise enthält die Goldene Bulle äußerlich betrach­ tet vor allem gegen die Städte, wenn auch nicht speziell gegen Nürnberg in seiner besonderen politischen Situation, gerichtete Gesetze. Man kann als direkt städtefreundlich nur Kapitel 17 ansehen. Es enthielt im Zuge der allgemeinen Landfriedens­ bestrebungen das Verbot Unrechter Fehden sowie ungesetz­ licher Zölle und Geleitsansprüche. Daran waren die handel­ treibenden Städte natürlich alle interessiert. Was sonst an städtefreundlichen Bestimmungen auf dem da­ maligen Nürnberger Reichstag beraten wurde, kam nicht in die Goldene Bulle hinein. Ein Münzgesetz, das modern gesprochen eine Währungsreform darstellte und zwischen dem Kaiser und den in Nürnberg durch ihre Boten zahlreich vertretenen Städten 22) ausgehandelt wurde, hat der Kaiser in einem besonren Gesetz vom 20. Januar 1356 wenige Tage nach seiner Ab­ reise aus Nürnberg in Sulzbach erlassen23). Auf diese Weise wurde die Goldene Bulle in erster Linie zu einer Anhäufung von Privilegien für die Kurfürsten. Sie wer8

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den an verschiedenen Stellen des Gesetzes die sieben Haupt­ glieder, Leuchter, Säulen, Grundfesten des Reichs, Wächter sei­ ner Ehre und seines Ruhmes genannt24). Dieses frühe deutsche Verfassungsgesetz des 14. Jahrhunderts ist, ebenso wie das frühe englische Verfassunggeetz der Magna Charta aus dem 13. Jahrhundert, eine Häufung von Privilegien, hier für den hohen Reichsadel, dort für die Lords. Beide Grund­ gesetze haben aber auch das gemeinsam, daß aus ihnen verfas­ sungsrechtliche Gedanken weiterentwickelt worden sind, die, wie hier die bundesstaatliche Idee, dort die Grundrechte, bis zum heutigen Tage wirksam geblieben sind. Immerhin sind in der Goldenen Bulle neben den Kurfürsten auch drei Städte ausdrücklich privilegiert worden, allerdings noch nicht in Nürnberg, sondern erst durch die Metzer Gesetz­ gebung. Das in Metz hinzugefügte Kapitel 29 bestätigt als altes Herkommen im Reich, daß die Wahl zu Frankfurt, die erste Krönung zu Aachen und der erste Reichstag des neugekrönten Königs in Nürnberg abgehalten werden sollte 25). Die Goldene Bulle zog damit die Konsequenz aus der besonders günstigen geographischen Lage Nürnbergs, die es als Kongreßort, wie wir heute sagen würden, besonders geeignet machte. Es lag damals ganz anders als heute in „Deutschlands Mitten“. Denn das Reich umfaßte im 14. Jahrhundert auch Böhmen und reichte im We­ sten weit über den Rhein nach Burgund hinein. Diese beson­ dere Nennung Nürnbergs im Gesetz war wohl auch der Grund dafür, daß sich der Rat nach etwa zehn Jahren eine Ausferti­ gung des Gesetzes mit goldener Bulle verschaffte. Betrachtet man dieses Nürnberger Privileg auf Abhaltung des ersten Reichstages in seinen Mauern genau, so ist es nicht uneingeschränkt, sondern ebenso wie die Privilegierung von Frankfurt und Aachen nach dem Wortlaut von Kapitel 29 davon abhängig gemacht, daß kein impedimentum legitimum, also kein von Rechts wegen zu beachtendes Hindernis entgegensteht. Diese Generalklausel war nach Belieben dehnbar und hat schließlich dazu geführt, daß Aachen seine Stellung als Krö­ nungsstadt und Nürnberg seine Stellung als Stadt des ersten Reichstags tatsächlich eingebüßt hat. Nur Frankfurt hat sich bis zum Ende des Reichs als Wahlort gehalten und ist dann auch, gegen den Wortlaut der Goldenen Bulle, zum Ort der Krönung geworden. Auf diese Weise ist mancher Reichstag, der eigentlich nach Nürnberg gehört hätte, nicht in Nürnberg gehalten worden. So legte Kaiser Maximilian II., den der Rat darum gebeten hatte, er möge nach alter Sitte seinen ersten Reichstag wieder in Nürn­ berg halten, den Tag nach Augsburg. Er tat dies, ohne be­ stimmte Gründe zu nennen, aus „sonderbahren, erheblichen Ur­ sachen“. Der Rat mußte sich damit zufrieden geben M). 114

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nahm man es mit der Begründung noch etwas genauer. Karl Y. hielt seinen ersten Reichstag 1521 nicht in Nürnberg, sondern in Worms. Er begrün­ dete diese Maßnahme mit einer im Osten ausgebrochenen Seuche, die es untunlich erscheinen lasse, in einer Großstadt im Osten des Reiches so viele Menschen Zusammenkommen zu lassen. Des­ wegen ging man lieber in das kleinere, westlich gelegene Worms. Die Begründung entsprach den Tatsachen. Aber Karl Y. kam diese Seuchengefahr nicht ungelegen. Die Atmosphäre von Nürnberg, der Großstadt, deren Bevölkerung in breiten Schich­ ten mit der reformatorischen Bewegung sympathisierte, behagte ihm garnicht. Deswegen ging er lieber in die stille Bischofsstadt am Rhein. Auf diese Weise hat der berühmte Luther-Reichstag entgegen der Goldenen Bulle, aber ihr Recht doch nicht unmit­ telbar brechend, nicht in Nürnberg, sondern in Worms statt­ gefunden. Die Verlagerung des Reichstags nach Worms war für das damalige Nürnberg eine herbe Enttäuschung. Der Nürnberger Jurist Christoph Scheuerl hatte sich schon in der Phantasie einen glänzenden Einzug Karls V. in Nürnberg ausgemalt27). In den Jahren 1355/56 war die Atmosphäre von Nürnberg für einen Reichstag günstiger. Karl IV. hat gern wichtige Verhand­ lungen nach Nürnberg gelegt. Unter den königlichen Kauf­ leuten der reichen Handelsstadt fühlte sich der kaufmännische König besonders wohl. Nürnberg war für ihn neben Prag wie eine zweite Residenz. Er hat in keiner außerböhmischen Stadt so oft wie in Nürnberg Hof gehalten und so bedeutende Regie­ rungsakte vorgenommen 28). Karl IV. ist nur wenige Monate vor Beginn des Reichtstages auf dem Rückweg von Rom, wo er Ostern 1355 die Kaiserkrone empfangen hatte, im Juli 1355 in Nürnberg gewesen. Wahrscheinlich ist damals der Entschluß in ihm gereift, den Reichstag zum Jahresende nach Nürnberg ein­ zuberufen 29). In Nürnberg war — sonst hätte der Kaiser ja den Reichstag sicherlich nicht dorthin verlegt — offenbar seit dem Aufstand von 1348/49 politische Ruhe eingekehrt. Die Patrizier hatten, als sie nach dem Zusammenbruch des Regiments der Aufständi­ schen im Herbst 1349 wieder zur Herrschaft gelangt waren, weise Mäßigung geübt, keine blutige Rache genommen und sich mit Stadtverweisung der Rädelsführer begnügt30). Auch diese Stadtverweisungen scheinen wenige Jahre später gelockert ge­ wesen zu sein. So wird der am Aufstand von 1348 beteiligte Maler Sebald Weinschröter bereits 1357 urkundlich wieder in Nürnberg erwähnt. Er ist aber wahrscheinlich schon 1355 — vielleicht auf Fürsprache Karls IV. — zum Baubeginn der Frauenkirche nach Nürnberg zurückgekehrt31). Solche Einzel­ heiten zeigen uns, daß in Nürnberg nach erregten Jahren poli­ tische Ruhe eingekehrt war. 8*

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Deswegen konnte der Kaiser auch mitten in der Stadt Quar­ tier nehmen und brauchte nicht auf der Burg zu wohnen. Nach der Überlieferung war seine Wohnung während des Reichstags im Hause Schildgasse 10. Das Haus soll damals im Eigentum der Familie Haller gestanden sein. Später hat es der Familie Grundherr gehört. Im zweiten Weltkrieg ist es den Fliegerbomben zum Opfer gefallen. Im Quartier bei einem -reichen Nürnberger Bürger war es damals sicherlich behaglicher als auf der Burg, wo um diese Zeit auch rechtlich ziemlich komplizierte Verhältnisse herrschten. Be­ reits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, unter Heinrich VII. 1313 und unter Ludwig dem Bayern 1341 war der Stadt Nürn­ berg die Burghut des hauptsächlichsten Teiles der Burg mit dem Vestnerturm übertragen worden. Karl IV. hatte noch vor dem Aufstand im Jahre 1347 diese Privilegien seiner Vor­ gänger bestätigt33). Die Burggrafen waren schon seit 1273 auf die Vorburg, die sogenannte burggräfliche Burg im Gegensatz zu der von der Stadt gehüteten Kaiserburg, beschränkt34). Dazu hatte Karl IV. während des Reichstages am 17. Dezember 1355 einen weiteren Teil der Burg, den Turm auf dem kleinen Tür­ lein, den schon vorher die Nürnberger Familie der Vischbecken innegehabt hatte, seinem obersten Kammermeister,, dem böhmi­ schen Edelmann Swinko Has von Hasen bürg zu Nutz und Lehen gegeben35). So gab es drei Burgen auf dem Burgfelsen, die Kaiserburg, die Burgrafenburg und die nach ihrem Lehns­ träger so genannte Hasenburg. Es war sicherlich für den Kaiser angenehmer, wenn er nicht zwischen diesen verschiedenen Par­ teien auf der Burg saß. Wir wissen, daß es bei derartig geteil­ ten Burgrechten manchmal Streitigkeiten gab, die man ohne weiteres mit den Streitigkeiten unter den Parteien eines mo­ dernen Miethauses vergleichen kann. Wahrscheinlich war die Burg auch nicht besonders wohnlich und die Behaglichkeit im Hause eines Nürnberger Bürgers, zu­ mal im Winter, der Burg entschieden vorzuziehen. Denn einige Jahrzehnte später beklagte sich Karls Sohn König Sigismund beim Rat über den unwohnlichen Zustand der Burg und ver­ langte Ausbesserung “J. Dem steht auch nicht entgegen, daß Karl IV. im Frühjahr 1361 die Nürnberger Burg als Geburtsort seines Sohnes Wenzel auswählte 37). Denn der Thronerbe konnte wohl nicht gut in einem Bürgerquartier das Licht der Welt er­ blicken. Er mußte auf einer repräsentativen Burg geboren sein. Der Kaiser, ein Mann zwischen den Zeiten des vergehenden Mittelalters und der aufkommenden Renaissance, wußte genau zu scheiden, inwieweit er der Macht der Symbolik Rechnung zu tragen hatte und wie weit er seiner persönlichen Bequemlich­ keit nachgeben konnte. 116

Das Bürgerquartier der Fürsten im allgemeinen und der Kai­ ser im besonderen war mit dem Aufkommen des Wohlstandes der Städte im 14. Jahrhrundert nichts Außergewöhnliches mehr. Ludwig der Bayer hatte bereits ständig in Nürnberg das Bür­ gerquartier der Burg vor gezogen38). Auch Karl IV. war das Bürgerquartier gewohnt. Er hat sich als Prinz in Böhmen stän­ dig in Bürgerquartieren aufhalten müsen, weil sein leichtfer­ tiger Vater Johann von Luxemburg alle böhmischen Schlösser verpfändet hatte 39). Sicherlich hat diese Gastfreundschaft die Stadt im allgemei­ nen und die patriziscben Gastgeber im besonderen viel Geld gekostet. Allerdings scheinen die Kosten für die Bewirtung des Kaisers von den patriziscben Quartierwirten in großem Um­ fang wieder auf die Stadtkasse überwälzt worden zu sein. Aber die Ausgabe hat sich für die Stadt und ihre führende Schicht auch gelohnt. Das Nürnberger Patriziat besaß damals schon ge­ waltigen Reichtum. Man darf sich einige seiner Glieder, so ins­ besondere die Haller, nicht als Kaufleute im engeren Sinne vor­ stellen. Vielmehr waren sie zum Teil Geildmagnaten, die große Finanzgeschäfte mit politischem Hintergrund Vornahmen 40). Es ist in diesem Zusammenhang bezeichnend, daß Nürnberg nicht unter den Städten genannt ist, die zum Reichstag „Boten“ geschickt hatten41). Es war also gar nicht offiziell durch Ge­ sandte vertreten, machte aber sicherlich seine Politik viel wirk­ samer und erfolgreicher im persönlichen Gespräch zwischen kaiserlichem Gast und bürgerlichen Gastgebern. Das geschah nicht zuletzt auch bei Gastmählern. Denn der Nürnberger Kongreß der Jahreswende 1355/1356 hat zwar nicht getanzt, aber um so intensiver gegessen und getrunken. Es ist wahrscheinlich nicht nur ein Zufall, daß die Hauptquelle, die uns etwas darüber ins Bild setzt, wie es damals in Nürnberg zugegangen ist, das Rechnungsbuch ist, das am Hofe des in Nürnberg anwesenden Kurfürsten und Erzbischofs Boemund von Trier geführt ist. Im Gegensatz dazu berichten die zeit­ genössischen Chronisten über den Nürnberger Reichstag kei­ nerlei Einzelheiten 42). Wir lesen z. B. in dem Trierer Rechnungsbuch, daß ein großes offizielles Essen, welches Erzbischof Boemund am 30. Dezember 1355 dem Kaiser, den Kurfürsten und vielen anderen Fürsten und Herren gab, ohne Wein 157 Pfund Heller 17 Schilling und 10 Heller gekostet hat. Das wundert einen nicht, wenn man aus dem Rechnungsbuch weiter erfährt, daß dabei in der Küche 4 Ochsen, 7 Schweine, 13 Kälber, 18 Ferkel, 178 Rebhühner und 700 Eier verbraucht wurden 43). Auf den ersfen Blick könnte es nicht als angebracht erschei­ nen, die Vorgänge auf dem Nürnberger Reichstag in dieser Weise aus der Perspektive des Trierer Küchenmeisters zu be-

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trachten. Aber sie sind nicht nur kulturhistorisch, sondern auch rechtsgeschichtlich interessant. Denn die Gastereien haben offen­ sichtlich ihren Niederschlag sogar in der Goldenen Bulle selbst gefunden. Die Verkündigung des Gesetzes war ursprünglich für den Epiphaniastag, den 6. Januar 1356, vorgesehen. Man legte im Mittelalter wichtige politische Akte gern auf hohe kirchliche Feiertage. So ist ja auch der zweite Teil der Golde­ nen Bulle in Metz am Weihnachtstag 1356 verkündet worden. Aber man hatte wegen der großen Gastereien nicht rasch genug gearbeitet und war mit der Beratung des Gesetzes zur ur­ sprünglich in Aussicht genommenen Zeit nicht fertig geworden. Der Ärger des Kaisers darüber spiegelt sich im Gesetz selbst wieder. Denn Kapitel 12 der Goldenen Bulle verbietet bei Ver­ sammlungen der Kurfürsten, die übrigens in demselben Kapi­ tel 12 als die festen Fundamente und unerschütterlichen Säulen des Reichs bezeichnet werden, „invitatas generales“, also große Gastmähler, zu denen eine allgemeine Einladung an alle Reichs­ tagsteilnehmer erging, und bei denen es wie bei dem großen Essen, welches Erzbischof Boemund von Trier am 30. Dezem­ ber 1355 gab, besonders hoch herging44). Wie bereits her vorgeh oben, ist eigentümlich, daß man von der Verkündigung der Goldenen Bulle in Nürnberg durch die zeitgenössischen Chroniken nichts erfährt, während im Gegen­ satz dazu der Metzer Reichstag von Weihnachten 1356 und die dabei vorgenommene Verkündung der Goldenen Bulle von Zeitgenossen sehr eingehend beschrieben werden. Es ist vor allem der aus Westfalen stammende adlige Kleriker Levold von Northof (1278—1358) gewesen, der die Vorgänge in Metz genau beschrieben hat45). Die einzige Quelle, die uns etwas über das Geschehen in Nürnberg berichtet, ist die Goldene Bulle selbst. Sie sagt in ihrem Prooemium, der Kaiser habe diese Gesetze auf seinem feierlichen Hoftage zu Nürnberg herausgegeben, festgesetzt und sanktioniert, indem bei ihm saßen sämtliche geistliche und weltliche Kurfürsten und eine große Zahl von anderen Fürsten, Grafen, freien Herren, Vornehmen, Adligen und Vertretern der Städte. Also scheint der ganze Reichstag dazu aufgeboten gewesen zu sein. Dazu sagt die Goldene Bulle weiter, der Kai­ ser sei dabei auf dem Throne der kaiserlichen Majestät ge­ sessen, angetan mit den kaiserlichen Insignien und mit der Krone. Wenn wir uns nun nach dem Ort umsehen, wo dieser feier­ liche Akt im damaligen Nürnberg stattgefunden haben könnte, geraten wir in einige Verlegenheit. Die Burg kommt aus den schon angeführten Gründen kaum in Betracht. Auch in dem Haus Schildgasse 10 kann die Verkündung in

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dieser feierlichen Form nicht stattgefunden haben. Dazu ist das Grundstück viel zu klein. Man kann zwar nach der alten Nürnberger Überlieferung wohl als ziemlich sicher annehmen, daß der Kaiser das Gesetz mit den sieben Kurfürsten, vielleicht auch bei Einzelfragen mit hinzugezogenen anderen nicht kurfürstlichen Reichstagsteil­ nehmern, in diesem Haus beraten hat46). Man kann sich vor­ stellen, daß hier nach alter deutscher Rechtssitte das Gesetz als Weistum im kleinen Kreis beschlossen worden ist. Das heißt, die Kurfürsten wiesen dem Kaiser als dem Richter wie die Schöffen in einem Urteilsspruch das, was nach ihrer Überzeu­ gung Rechtens war, und der Kaiser legte diese Überzeugung der das Recht weisenden Kurfürsten in der Formulierung des Gesetzes fest. Das alles kann gut im Hause Schildgasse 10 vor sich gegangen sein. Aber wo hat die feierliche Verkündung stattgefunden? Es kommen eigentlich nur zwei Plätze in Betracht. Man kann an den Saal des Rathauses denken, der in irgendeiner Form da­ mals schon vorhanden war47). Ebenso erscheint es jedoch auch als nicht ganz ausgeschlossen, daß die Verkündung unter freiem Himmel stattgefunden hat. Die winterliche Jahreszeit steht dem nicht unbedingt entgegen. In Metz hat der Kaiser sogar nach der Verkündung des Gesetzes an Weihnachten 1356, allerdings, wie überliefert ist, bei mildem Wetter, ein feierliches Mahl, von den Kurfürsten bedient, unter freiem Himmel gehalten. Dieses feierliche Mahl nach der Verkündung hat in Nürnberg sicher nicht stattgefunden. Zunächst ist es fraglich, ob der Reichstag mit der Verkündung der Goldenen Bulle am 10. Januar 1356 überhaupt seinen feier­ lichen Abschluß gefunden hat. Denn der Kaiser urkundete noch am 12. Januar zusammen mit den Kurfürsten und gab an die­ sem Tage noch ein Essen für die Kurfürsten. Das Trierer Rech­ nungsbuch, das zugleich eine Art Reisetagebuch darstellt, be­ richtet, daß Erzbischof Boemund von Trier seine ursprünglich auf den 12. Januar festgesetzte Abreise wegen dieser kaiser­ lichen Einladung um einen Tag verschieben mußte48). Das Trierer Rechnungsbuch berichtet uns aber noch eine an­ dere für uns wichtige Einzelheit. Erzbischof Boemund hatte am 10. Januar, also am Tage der Verkündung der Goldenen Bulle, ein paar vornehme Gäste im kleineren Kreise bei sich zu Tisch49). Das wäre nicht möglich gewesen, wenn an diesem Tage so wie in Metz auch in Nürnberg ein feierliches Mahl vor allem Volk stattgefunden hätte. Man kann also annehmen, daß die Verkündung nicht in der­ selben feierlichen Weise wie in Metz stattgefunden hat. Sonst hätte sicherlich Ulman Stromer, der alle für Nürnberg wich119

tigen Begebenheiten der damaligen Zeit aufgezeichnet hat, auch dieses feierlichen Vorgangs irgendwie gedacht60). Wir sind z. B. im Gegensatz dazu über die großen Feierlichkeiten in Nürnberg aus Anlaß der Geburt und Taufe Wenzels im Jahre 1361 ganz genau unterrichtet51). Die Verkündung muß auch verhältnismäßig rasch vor sich gegangen sein. Es hatte ja keinen Zweck, den vielen Reichstags­ teilnehmern aus dem Laienstand, die kein Latein konnten, das lange lateinische Instrument vorzulesen. Die Verlesung hätte mindestens eine Stunde gedauert. Auch damals hätte eine große Versammlung kaum die Disziplin aufgebracht, eine Stunde lang der Verlesung eines Textes zuzuhören, von dem sie wenig oder gar nichts verstand. Deswegen kann man annehmen, daß nach der Übung, welche bei der Verkündung des Mainzer Landfriedens im Jahre 1235 zum erstenmal festzustellen ist, den Umstehenden eine kür­ zere Zusammenfassung des wichtigsten Inhalts des Gesetzes in deutscher Sprache gegeben worden ist62). Zieht man das alles in Betracht, so stehen einer Verkündung im Freien — nach alter deutscher, damals noch durchaus leben­ diger Rechtssitte wurden Gericht und Thing unter freiem Him­ mel abgehalten! — keine grundsätzlichen Bedenken entgegen. Wenn die Verkündung im Freien stattgefunden haben sollte, bietet sich als Ort der Verkündung von selbst der Hauptmarkt an. Er war sicherlich nach der Vertreibung der Juden und dem Abbruch der Judenstadt im Jahre 134953) längst wieder auf­ geräumt und war mit der im Bau befindlichen Frauenkirche im Hintergrund54) ein repräsentativer Platz für den bedeut­ samen Rechtsakt. Man kann also mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit an­ nehmen, daß der erste Teil der Goldenen Bulle in feierlicher Form, wenn auch nicht mit dem großen Gepränge, die für die Verkündung des ganzen Gesetzes in Metz auf gewendet wurde, entweder im Saal des Rathauses oder auf dem Nürnberger Hauptmarkt am 10. Januar 1356 verkündet worden ist. Völlige Sicherheit über den Ort der Verkündung läßt sich allerdings bei dem Mangel an Quellen nicht erreichen. Damit sind die lokalen Beziehungen Nürnbergs zur Golde­ nen Bulle aber noch nicht völlig erschöpft. Es ist immerhin der Erwähnung wert, daß über ein Jahrhundert später die Goldene Bulle am Ort ihrer Entstehung auch zum erstenmal im Druck vervielfältigt worden ist. Im Jahre 1474 erschienen in Nürnberg bei Creussner gleich zwei gedruckte Ausgaben der Goldenen Bulle, ein lateinischer Text und eine deutsche Übersetzung. Drei Jahre später hat dann der berühmteste Nürnberger Drucker seiner Zeit, Anton Koberger, eine weitere Ausgabe der Gol­ denen Bulle im Druck heraus gebracht55).

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Die Tatsache, daß die Goldene Bulle zu den frühesten in Deutschland gedruckten Gesetzes texten zählt, und daß sie in­ nerhalb weniger Jahre gleich in drei Ausgaben erscheinen konnte, zeigt, weil eher Wertschätzung sie sich erfreute. Sie bildete in der Tat die Grundlage des Reichsverfasisungsrechts bis zum Ende des Alten Reichs. Die Existenz Nürnbergs als Reichsstadt war an die Existenz dieses Alten Reichs geknüpft. Beide haben im selben Jahr 1806 ihre Eigenschaft als staatliche Gebilde eingebüßt. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation ging im Wirbel der Napoleonischen Epoche unter. Die alte Reichsstadt verlor ihre Eigen­ staatlichkeit an das Königreich Bayern. So war Nürnberg als Reichsstadt mit der in der Goldenen Bulle verankerten Ver­ fassung des Reichs bis zuletzt schicksalhaft verbunden. Aber die hierdurch indirekt geschaffenen Beziehungen zwischen der Goldenen Bulle und Nürnberg gehen über den diesem Vor­ trag gezogenen Rahmen weit hinaus. Sie münden in die allge­ meine Reichs- und Rechtsgeschichte ein. Als die Goldene Bulle im Jahre 1806 aufhörte, geltendes Reichsrecht und damit auch geltendes Recht für die Reichsstadt Nürnberg zu sein, wurde das bestätigt, was in den ersten Sät­ zen des Prooemiums der Goldenen Bulle als Zitat aus dem Lukasevangelium 11. 17 steht: Omne regnum in se ipsum di Vi­ sum desolabitur — Ein jegliches Reich, das mit sich selbst un­ eins wird, das wird wüste. Eine ernste Mahnung, die über die Jahrhunderte hinweg auch unsere so vielfach gespaltene Ge­ genwart unmittelbar anspricht!

Anmerkungen *) Vortrag gehalten am 8. Januar 1956 4) Vgl. dazu Karl Zeumer, Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. Teil 1, Weimar 1908, S. 111 ff. 3) Vgl. die genaue Schilderung der äußeren Gestalt der Goldenen Bulle bei Paul Jacoby, Die goldene Bulle Kaiser Karls IV., Zeitschrift für die gesamte Staatswissen­ schaft, Bd. 13, Tübingen 1857, S. 153. — Eine Abbildung des Exemplars der Golde­ nen Bulle aus dem Stadtgeschichtlichen Museum in Frankfurt a. M. findet sich bei Josef Pfitzner, Kaiser Karl IV., Potsdam 1938, Bildtafel nach S. 64. 3) Vgl. Karl Zeumer, a. a. O., Teil 1, S. 8 4) Vgl. dazu Zeumer, a. a. O., Teil 2, Weimar 1908, S. 3. Nach freundlicher Auskunft der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darm­ stadt (Bibliotheksrat Dr. Knaus) befindet sich das kölnische Exemplar als Hand­ schrift 3065 in ihrem Besitz. Die Bibliothek vermutet mit Theodor L i n d n e r , Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung, Bd. 5, S. 100, ihr Exemplar der Goldenen Bulle entstamme „dem kölnischen Archive in Arnsberg, da das Herzogtum Westfalen durch den Reichsdeputationshauptschluß dem dama­ ligen Landgrafen [von Hessen] zugefallen war“. Über das Schicksal des Trierer Exemplars gab das Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Staatsarchivdirektor Dr. Miller) folgende freundliche Auskunft: „Dieses [das Trierer Exemplar] war zur Zeit der Säkularisation nach dem Reichsstift E 11 w a ne n verlagert, dessen Fürstpropst der letzte Trierer Kurfürst Klemens Wenzesaus war. Als neuer Kurfürst auf Grund des Reichsdeputationshauptschlusses legte Herzog Friedrich II. von Württemberg allergrößten Wert darauf, in den Besitz der Goldenen Bulle zu kommen, die, wie man fürchtete, auch vom Kurfürsten von Bayern als neuem Herrn des Bistums Augsburg, das ebenfalls Klemens Wenzeslaus

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inne hatte, beansprucht werden könnte; Trier selbst war in französischer Hand. Es gelang Herzog Friedrich durch raschen Zugriff, die Urkunde an sich zu bringen und deren Besitz sich durch Verständigung mit dem depossedierten Trierer Kurfürsten zu erhalten. Für beide Auskünfte möchte ich auch an dieser Stelle meinen besten Dank aus­ sprechen. 5) Zeumer, a. a. O., Teil 1, S. 91. 6) Zeumer, a. a. O., Teil 2, S. 39, Anm. a. 7) Zeumer, a. a. O., Teil 1, S. 175; vgl. dazu ferner Emil Werunsky, Geschichte Kaiser Karls IV. und seiner Zeit, Bd. 3 (1355—1362), Innsbruck 1892, S. 155, Anm. 2. 8) Zeumer, a. a. O., Teil 1, S. 146. 9) Vgl. dazu Willy Scheffler, Karl IV. und Innozenz VI., Historische Studien, Heft 101, Berlin 1912, S. 99 und S. 107; ferner Zeumer, a. a. O., Teil 1, S. 192 f. 10) Vgl. dazu Fritz Vigener, Karl IV., Meister der Politik, Bd. 1, Stuttgart und Berlin 1922, S. 421. 11) Karl IV. schreibt in seiner von ihm selbst verfaßten Vita über sich: „Durch Gottes Gnade haben wir außer dem Böhmischen, auch das Französiche, das Italienische, das Deutsche und Lateinische so zu sprechen, schreiben und lesen gelernt, daß wir eine wie die andere dieser Sprachen geläufig schreiben, lesen, sprechen und verstehen konnten.“ Kaiser Karl IV., Selbstbiographie. Übersetzt und eingeleitet von Ottokar Menzel, Berlin 1943, S. 51. — Uber Karl IV. als Europäer vgl. Konrad Burdach, Vom Mittelalter zur Reformation, Forschungen zur Geschichte der deutschen Bildung, Heft 1, Halle 1893, S. 93. 12) Vgl. dazu Georg Wolfgang Karl Lochner, Geschichte der Reichsstadt Nürnberg zur Zeit Karls IV. 1347—1378, Berlin 1873, S. 132 f. 13) Vgl. dazu Zeumer, a. a. O., Teil 1, S. 72 ff. 14) Vgl. dazu Emil Reicke, Geschichte der Reichsstadt Nürnberg, Nürnberg 1896, S. 254 und S. 293. 15) Reiche, a. a. O., S. 293. l«) Pfitzner, a. a. O., S. 93. 17) Oscar Hahn, Ursprung und Bedeutung der Goldenen Bulle Karls IV. Auf Grund der Untersuchung des Inhalts, der Disposition und der Sprache, Breslauer phil. Diss. 1902, S. 31. Vgl. dazu auch Zeumer, a. a. O., 1. Teil, S. 76 ff. 18) Vgl. dazu Max Georg Schmidt, Die staatsrechtliche Anwendung der Goldenen Bulle bis zum Tode König Sigismunds, Hallesche phil. Diss. 1894, S. 35. 19) Emil Nerger, Die Goldene Bulle nach ihrem Ursprung und reichsrechtlichen Inhalt, Göttinger phil. Diss. 1877, S. 22 f. 20) Vgl. Zeumer, a. a. O., Teil 1, S. 76. 21) Vgl. Gerhard Pfeiffer, Die Offenhäuser der Reichsstadt Nürnberg, Jahrbuch für fränkische Landesforschung, Bd. 14, Kallmünz/Opf. 1954, S. 153 ff. — Im Zuge dieser Entwicklung wurden allerdings etwa zwei Jahrzehnte nach der Goldenen Bulle, kurz vor dem Städtekrieg, einige Adlige als Bürger aufgenommen. — Ich verdanke diesen Hinweis Herrn Stadtarchivrat Dr. Schultheiß. 22) Das gilt insbesondere von den süddeutschen Städten. Von den norddeutschen Städten hatte nur Magdeburg, Lübeck und Köln Boten geschickt. Vgl. dazu Nerger, a. a. O., S. 13. 23) Zeumer, a. a. O., Teil 1, S. 114; Nerger, a. a. O., S. 21; Werunsky, a. a. O., Bd. 3, S. 133. 24) Prooemium; c. II § 4; c. III; c. XII. Vgl. dazu Ulrich Stutz, Die Abstimmungsord­ nung der Goldenen Bulle, Zeitschrift für Rechtsgeschichte, Germ. Abt. Bd. 43, Weimar 1922, S. 218. 25) . . . ut regis Romanorum futuri imperatoris in civitate Francofordie celebraretur electio Aquisgrani et in oppido Nuremberg prima sua regalis curia haberetur, Daß Frankfurt als „civitas , Nürnberg nur als „oppidum“ bezeichnet worden ist, enthält wohl keine Wertung der beiden Städte, sondern ist im Zusammenhang mit dem Lokativ Aquisgrani nur als stilistisch eleganter Wechsel im Ausdruck anzu­ sehen. Der frühe Humanismus war in der Goldenen Bulle, wie Hahn, a. a. O., S. 38 hervorhebt, bereits wirksam. 20) Reiche, a. a. O., S. 923. 27) Vgl. dazu Paul Joachimsen, Die Reformation als Epoche der deutschen Geschichte, München 1951, S. 98. 28) Lochner, a. a. O., S. 191. 29) Vgl. dazu Zeumer, a. a. O., Teil 1, S. 110 f. 30) Reiche, a. a. O., S. 219. 31) Albert Gümbel, Sebald Weinschröter, ein Nürnberger Hofmaler Kaiser Karls IV., Repertorium für Kunstwissenschaft, Bd. 27, Berlin 1904, S. 16 und S. 20. 32) Reicke, a. a. O., S. 295. 33) Die Chroniken der deutschen Städte, die Chroniken der fränkischen Städte, Nürn­ berg, Bd. 1, Leipzig 1862, S. XXII; Ernst Mummenhoff, Die Burg zu Nürnberg, Nürnberg 1896, S. 9. 34) Reiche, a. a. O., S. 64.

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35) Lochner, a. a. O., S. 131; Reicke, a. a. O., S. 55. 86) Chroniken der deutschen Städte, a. a. O. S. XXII f. Lochner, a. a. O. S. 138 f.; Chroniken der deutschen Städte, a. a. O., S. 352. Georg Schrötter, Geschichte der Stadt Nürnberg, Nürnberg 1909, S. 21; Reicke, a. a. O., S. 185. 39) Karl Hampe, Die Herrschergestalten des deutschen Mittelalters, 5. Auflage, Leipzig o. J., S. 325. 40) Julie Meyer, Die Entstehung des Patriziats in Nürnberg, Erlanger phil. Schreibm. Diss. 1925, S. 104 f. — Die Kosten für den Aufenthalt des Kaisers in der Reichs­ stadt wurden regelmäßig durch reiche Schenkungen von Geld und Naturalien an den Kaiser von seiten der Stadt gedeckt (freundlicher Hinweis von Herrn Archiv­ direktor Professor Dr. S o 11 e d e r). Ferner verdanke ich Herrn Stadtarchivrat Dr. Schultheiß die in diesem Zusammenhang sehr wertvolle Notiz, daß nach der Stadtrechnung um 1380 einem Patrizier, der den König und den Burggrafen in seinem Garten bewirtet hatte, die Auslagen für Wein von der Stadt bezahlt worden sind. Trotz dieser grundsätzlichen Kostenübernahme durch die Stadt ist aber wohl anzunehmen, daß die patrizischen Gastgeber bei solchen Gelegenheiten auch tief in den eigenen Beutel greifen mußten. Das Gartenfest um 1380 hat sicherlich nicht nur Auslagen für Wein mit sich gebracht. 41) Nerger, a. a. O., S. 13. 42) Zeumer, a. a.O., Teil 1, S. 2 ff. 43) Zeumer, a. a.O., Teil 1, S. 66 ff. 44) Ygl. dazu Zeumer, a. a. O., Teil 1, S. 6, S. 66 ff. und S. 120 ff. 45) Levold von Northof, Chronik der Grafen von der Mark und der Erzbischöfe von Köln, herausgegeben von G. L. P. Tross, Hamm 1859, S. III ff., S. 216; ferner Zeumer, a. a. O., Teil 1, S. 181; Nerger, a. a. O., S. 26 und S. 30; Stutz, a. a. O., S. 225 Anm. 2, S. 226 Anm. 2, S. 228 Anm. 2. 46) Zeumer, a. a. O., Teil 1, S. 137 und S. 139; Hahn, a. a. O., S. 17. 47) Ernst Mummenhoff, Das Rathaus in Nürnberg, Nürnberg 1891, S. 11 f. 48) Zeumer, a. a.O., Teil 1, S. 169. 49) Zeumer, a. a.O., Teil 1, S. 169. 50) Lochner, a. a.O.,S. 132. 51) Lochner, a. a. O., S. 138 f. 52) Ygl. dazu Zeumer, a. a. O., Teil 1, S. 144. 53) Ygl. Reicke, a. a. O., S. 220, S. 227 ff. 54) Reicke, a. a. O., S. 282 f. 55) Jacoby, a. a. O., S. 161.

37) 38)

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Eine Nürnberger -Sulzbacher Plattenlieferung für Karl IV. in den Jahren 1362 -1363 Ein Beitrag zur Nürnberger Waffenfabrikation des 14. Jahrhunderts von Wilhelm Georg Neukam

I. Einleitung Das Hauptstaatsarchiv München verwahrt unter seinen Be­ ständen reichsstädtisch-Nürnberger Provenienz ein in Schweins­ leder gebundenes Papierlibell aus den Jahren 1362/63, das eine Abrechnung des Nürnberger Rates mit Kaiser Karl IV. über vor­ geschossene Gelder und gelieferte Plattenharnische enthält1). Diese Waffenlieferungen, die sämtlich von Nürnberg aus nach Pilsen und Prag erfolgten und an denen sowohl Nürnber­ ger wie Sulzbacher Werkstätten beteiligt waren, stehen zwei­ felsohne in Zusammenhang mit den kriegerischen Auseinander­ setzungen, in die Karl IV. mit dem Herzog Rudolf IV. von Österreich und dem ungarischen König Ludwig verwickelt war 2). Nachdem Karl IV. schon 1360 die mit Österreich verbündeten Grafen von Württemberg mit Unterstützung eines Reichskon­ tingents rasch niedergeworfen hatte, vermochte er auch den Herzog selber, isoliert wie er war, zum Friedensschluß zu zwingen8). Trotzdem kam es aber in der Folge zu weiteren Zusammen­ stößen, die am 8. Mai 1362 zu einem Waffenstillstand zu Ungarisch-Hradisch. mit Rudolf und dem ungarischen Könige führ­ ten, der seit dem Dezember 1361 im Bündnisse mit Rudolf ge­ gen den Kaiser stand 4). Immerhin zogen sich die Verhandlungen bis in den Februar 1364 hin und erst am 10. Februar des gleichen Jahres wurde der endgültige Friede zu Brünn geschlossen, nachdem der Kaiser

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der Belehnung der Herzoge von Österreich mit Tirol zuge­ stimmt und eine Erbverbrüderung mit ihnen vereinbart hatte 6). Soweit in kürze die historischen Begebenheiten, die zweifels­ ohne die Geldtransaktionen und den Einkauf der Plattenhar­ nische in Nürnberg veranlaßten, da sie zu den Rüstungen Karls gegen den Österreicher benötigt wurden. Die Abrechnungen des Nürnberger Rates in dieser Angele­ genheit setzen mit dem 13. März 1362 ein und endigen mit dem 24. Januar 1363’6). Während dieser Zeit war auch Karl IV. selbst mehrmals und längere Zeit persönlich in Nürnberg anwesend 7). So konnte er damals neben seinen Beratern und Helfern, deren wir noch ge­ denken werden, persönlich maßgeblichen Einfluß auf die not­ wendigen Verhandlungen nehmen, wie er dies auch anderweitig tat. Waren ihm doch kommerzielle Dinge auch sonst nichts Unbe­ kanntes. Wir möchten in diesem Zusammenhang hier allerdings nur am Rande etwa auf sein Projekt einer venetianisch-belgischen Handelsverbindung aufmerksam machen, die Böhmen als Drehscheibe dieses Unternehmens vorsah 8). Die Verhandlungen mit dem Nürnberger Rate, der sich durch die beiden Schultheißen Heinrich Gewder 9) und Heinrich Grozz, ferner durch Berthold Tücher, Fritz Baheim, Peter Stromeyr und Ulrich Stromeyr vertreten ließ, wurden durch den kaiser­ lichen Kammermeister Thimo von Kolditz, den Domherrn und kaiserlichen Notar Nyclas zu Prag, den neuböhmischen Land­ schreiber Wittich und den Hofmeister der 1362 verstorbenen Kaiserin Anna: Peter von Janowitz geführt. Weiter waren auf kaiserlicher Seite tätig: der Kammer­ schreiber Karls IV., Paulus von Jenczenstein, Graf Eberhart von Wertheim, der ungenannte Pfarrer von der Stadt Wert­ heim, der kaiserliche Hauptmann von Sulzbach, Hanko von Knoblauchsdorf, Hans von Trebnitz, der Burggraf Jeschg zu Frankenberg, der Abt des Zisterzienserklosters zu Sedletz bei Kuttenberg und der Münzmeister zu Lauf namens Enderlein 10). Gegenstand der beiderseitigen Verhandlungen waren, wie schon erwähnt: 1. eine Geldtransaktion in Höhe von 1281 Schock und 20 Gro­ schen an den Nürnberger Rat, über die dieser endgültig am 4. April 1362 abrechnet. Die Gelder wurden an verschiedene Personen, u. a. an den Münzmeister Enderlein zu Lauf und an Mitglieder des Rates zu Nürnberg ausgezahlt. Über die Ab­ rechnung gibt die Tabelle I genaue Auskunft. 2. Darneben werden aber dem Nürnberger Rate namhafte Summen zum Erwerben von Plattenpanzern Übermacht,, und zwar: 125

a) eine Summe von 1000 Schock Groschen, b) desgl. von 450 Schock Grosdien, c) desgl. von 150 Schock Grosdien, d) desgl. von lb. 768 ß.- hlr. 10. Über die Abwicklung der einzelnen Geschäfte unterrichten die Tabellen I und II. II. Die Lieferanten der „Platten“, d. h. der Plattenpanzer n) oder Plattenharnische bzw. der Einzelteile dieser Rüstungen: Brust­ stück („Krebs“), Schulterstücke, Armstücke und Beinschienen waren die Nürnberger bzw. die Sulzbacher Plattnerwerkstätten. Die Plattenschmiede waren wenigstens später im 15. Jahr­ hundert ein von den Panzermachern („Salwürten“)12) und den Haubenschmieden differenziertes Handwerk, das sich aus­ schließlich mit der Herstellung des aus Stahl oder Eisenblech­ platten bestehenden Harnisches und seiner Zubehörteile be­ schäftigte, während die Salwürte und Panzermacher die aus Ketten und Ringen verfertigten Panzer herstellten13). Gegen Ende des 15. Jahrhunderts scheinen sich die Harnischpolierer als selbständiges Handwerk von den Plattnern in Nürnberg ab­ gesondert zu haben14), so daß eine Arbeitsteilung stattgefun­ den hatte. Den Höhepunkt erlebte das Plattnerhandwerk, auch was die Qualität und die künstlerische Gestaltung der Har­ nische anlangte, zu Beginn des 16. Jahrhunderts 15). Dem Plattnerhandwerk standen in unserer Periode zwei „capitani“, also wohl Obermeister oder geschworene Meister vor, wie aus dem gleichzeitigen Meisterbuch des Staatsarchivs Nürnberg vom Jahre 1363 her vor geht1 42V2 lb.c und fünf haller d. Item so haben uns unser platner hie ze Nürnberg geantwürt: 300 platen und 73 e platen. Item so hat uns geantwürt unsers herren dez kaysers maister ze Sultzpach*6) 50 platen. Summa der platen: 400 platen und 23 platen. Item so hab wir geben ümb iede platen 2V2 lb. und 30 hlr. Item der summe wirt ümb die platen 1100 lb., 10 lb. und 7V2 ß f. Item so kosten die 9 vas 3 lb. und 2 ß Item so kosten sie ze laden ümb nagel und ümb alle ander klein sach 15V2 ß und 2 hlr. Item so wegen die 9 vas mit den platen 8IV2 Zentner und 1 vier­ teil ains Zentners und geben von dem Zentner ze Ion gen [fol. 5b] Prag 16V2ß. Summa dez furlons: 67 lb. 9 Schilling on 1 hlr. Summa dez furlons, ümb vas, ladlon und ander clain sache, die darauf gegangen ist: 71 lb. 6ß und 7 hlr. Summa summarum, daz die platen kosten mit allen Sachen untz gen Prag: 1100 lb., 81 lb., 14 ß. und 1 hlr. Item also beleih wir noch schuldig unserm herren.. dem keyser 60 lb., 16 ß. und 4 hlr. [1362] Oktober 15. Item die platen fürt der Hülwat27) und für auz: vigilia Galli [1362].

B. b [32] Der Rat der Stadt Nürnberg an Herrn Paulus28), Kammerschrei­ ber des Königreichs Böhmen [in Prag]: schreibt, daß er für die bereits gelieferten Plattenharnische 261x/t Schock und 5 Groschen

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empfangen hat und kündigt eine neuerliche Plattensendung von 423 Stüde durch den Fuhrmann Huelmat27) an. o. D. 1362, nach Oktober 15. Dem erbern vesten manne, hern Paulus28), camerschreiber dez künigreich[s] ze Beheim, enbieten wir., die burger dez rates der stat ze Nürnberg unser willig dienst. Wir lazzen ewch wizzen, daz wir innen haben gehabt über die zweihundert [fol. 6a] und sibentzehen platen, die wir ewch vor­ mals gesant haben bey Hülwat27), dem furman, 200 geschok, 61V2 geschok und 5 grozze. Auch wizzet, daz die grozzen sider haben aufgeslagen und haben sie verkauft und haben geben ie ainen grozzen umb 19hlr.; der summe wirt 1200 lb., 42V2 lb. und 5 hlr. Nu senden wir ewch bey Hülwat27), dem furman, 8 vas grozze und 1 clains. Darinne sind 400 platen und 23 platen. Und haben den platnern geben ie für ain platen 2V2 lb. und 30 hlr. Der summe wirt 1100 pfunt, 10 lb. und 7V2ß. Darnach haben wir geben ze furlon, ümb vas, ze ladlon und waz darzü gehört: 71 lb., 6 R. und 7 hlr. Der summe wirt überal, daz die platen kosten mit allen Sachen untz gen Prag 1100 lb., 81 lb., 14 R. und 1 hlr. Und also beleih wir noch schuldig unserm herren: 60 lb. 16 R und 4 hlr. Darnach wizzet, daz in ainem vasse sein: 50 platen, die [fol. 6b] hat dargeben unsers herren .. dez keysers schawer 30) zu Sultzpach. Die zaigt ewch der furman wol, in welchem vasse die sein. Und der hab wir keine beschawet, wanne er unsers herren.. dez keysers gesworner schawer ist. Und sendet uns einen brief herwider, ob ew die platen also wor­ den sein oder niht. Daz wöllen wir ümb ewr erbercheit alle zeit gern verdienen. [fol. ?a]. C. a [1362] November 12. [33] Nota, daz uns hat geantwurt her h Hanyk von Knoblauchsdorf 29) von unsers herren.. dez keysers wegen am samstag nach sant Merteinstag 450 geschok grozzer. Und dez hat er ainen quitbrif von der stat und dez haben wir auch seinen brief. [34] Item dieselben 450 geschok grozzer haben wir verkauft und haben ie ainen grozzen geben ümb 18Vs1 hlr.30); der summe wirt 2000 lb. 81 lb. und 60 hlr. Und die grozzen kauft Hans Langman31). [35] Item an dem gelt hab wir gesant bey Wölfel von Tachaw gen Pilsen 200 platen und 84 platen, die unser platner gemacht haben. [36] Item so haben wir gen Pilsen gesant 40 platen; die hat ewr maister von Sultzpach 32) gemacht. Summa der platen 300 und 24 platen und kümpt iede plat umb 2V?lb. und 30 hlr. Und der k summe wirt ümb die platen 8501b. und V2 lb. hlr. [37] Item so haben wir geben ümb sibenl vas, ümb nagel und ze lad­ lon [fol. 7b] 3 lb. 7V2 ß und 4 hlr. [38] Item die siben vas wegen mit den platen 62 V2 Zentner und man gibt ie von dem Zentner untz gen Pilsen 11 Schilling. Summa des furlons: 34 lb. und 7 V2 R hlr. Summa daz die 300 und 24 platen kosten mit allen Sachen untz gen Pilsen: 8001b. 88 lb. und 64 hlr.

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[39] Der Rat der Stadt Nürnberg an Bürgermeister und Rat der Stadt Pilsen: kündigt den neuerlichen Versand von 324 Plattenharnisehen durch den Wagenmann Woelflein von Tachau an. 11362] November 19. Den erbern weisen mannen. . den burgermeistern und.. den bürgern gemeinclichen dez rates der stat ze Pilsen, enbieten wir .. die burger dez rats der stat ze Nürnberg unser dienst. Wir lazzen ewch wizzen, daz wir ewch senden bey WÖlflein dem wagenman von Tachaw 200 und 84 platen in sehs vassen von unsers genedigen herren.. hern Karls, Römischen keysers, ze allen Zeiten merer dez Reichs und künig ze Beheim geheizz we­ gen [fol. 8a]. Und damit senden wir ewch besünderlichen ain vas. Da sind innen: 40 platen. Die hat gemacht unsers herren dez keysers schawer 32) ze Sultzpach, und die weist ewch der furman wol, in welchem vass die sein und dieselben merket sunderwar. Und also wirt die summe der platen 300 und 24 platen. Die enphat von dem furman mit der zal und sendet uns dez ewern brif herwider, ob ewch die platen also worden sein oder niht. Auch wizzet, daz der furman seins lones schon beriht ist worden. Datum die Eli­ sabeth. [fol. 8b], C. b [40] Item wir haben gesant gen Pilsen bey Wölflein von Tachawe dem wagenman 300 platen und 44 platen. Und kümpt ye ain plat ümb 2V2lb. und 30 hlr. Summa dez geltz ümb die platen 900 und 3 lb. hlr. [41 ] Item der platen hat der maister von Sultzpach32) dargeben 30 platen. [42] Item die platen wegen mit den vassen 65 Zentner und man gibt ye von dem Zentner ze furen gen Pilsen 11 ß hlr. Summa des furlons: 361b. on 60 hlr. [1362] Dezember 11. [43] Item so kosten siben vas ze ladlon, ze traglon und mit andern

clain Sachen 3 lb. und 2 ß hlr. Summa daz die 300 und 44 platen kosten mit allen Sachen untz gen Pilsen: 9001b. 41V2lb. und 7ß hlr. Und für auz am suntag vor Lucie [1362]. [fol.9a]. [44] Der Rat der Stadt Nürnberg an Bürgermeister und Rat der Stadt Pilsen: zeigt an, daß der Wagenmann Woelf lein aus Tachau 314 Plattenharnische für Rechnung des Kaisers nach Pilsen speditieren wird. [1362] Dezember 13. Den erbern weisen mannen .. den burgermeistern und .. den bürgern gemeinclichen dez rates ze Pilsen, enbieten wir die bur­ ger dez rats der stat ze Nürnberg unser dienst. Wir lazzen ewch wizzen, daz wir ewch senden bey Wölflein dem wagenman von Tachawe 300 und 14 platen in sehs vassen von unsers genedigen herren.. hern Karls, Römischen keysers, ze allen Zeiten merer dez Reichs und künig ze Beheim geheizze we­ gen. Und damit senden wir ewch besünderlichen ain vas; da sind

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innen 30 platen, die hat gemacht unsers herren.. dez keysers schawer 32) ze Sultzpach und die weist ewch der furman wol, in welchem vass die sein. Und dieselben merket sunderwar. Und also wirt die summe der platen 300 und 44 platen. Die enpfath von dem furman mit der zal. Und sendet uns dez ewren brief herwider, ob ewch die platen [fol. 9b] also worden sein oder niht. Auch wizzet, daz der furman seins lones schon beriht ist worden. Datum die Lucie [1362]. [fol. 10a].

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D. [1362!] Dezember 29. Item Hanse von Trebenitz 33) hat uns geantwürt von unsers her­ ren ., dez keysers und von hern Hanyk von Knoblauchsdorf 34) wegen 150 geschoke grozzer minner 37 grozze an dem pfintztag nach dem heiligen Cristtag anno /I3/630. Und dez hat er ainen brief von der stat an den von Knoblauchsdorf34). [1362!] Dezember 29. Item wir haben ainen beslozzen brief gesant hern Hanyk von Knoblauchsdorf, haupman ze Sultzpach34) bey hern Hansen von Trebenitz, rihter ze Sultzpach33), daz uns derselb hab geantwürt von unsers herren.. dez keysers wegen und von seinen wegen 150 geschok gozzer on 37 grozze, dez nehsten donerstags nach dez Heiligen Cristes-tag, anno /13/630. [fol. 10b]. Item wir haben gesant gen Pilsen bey Heinrich Prölsen dem wagenman von Tachawe 200 platen, die unser platner gemacht haben und 28 platen, die der maister von Sultzpach gemacht hat, in fumf vassen. Item und kost iede plat 2V2lb. und 30 hlr. Summa: 500 lb. 98V2lb. hlr. Item so hab wir geben hmb 5 vas 2 lb. minner 2 Schilling hlr. Item dedimus ze laden, ze tragen, dmb nagel und ümb ander dein sach: 6ß der kurtzen. [1363] Januar 4. Item so wegen die platen mit den vassen 44V2 zentner, und geben ie von dem zentner 11 Schilling der kurtzen. Summa: 24V2lb. on 6 hlr. Summa daz die platen kosten mit allen Sachen untz gen Pilsen: 600 lb. 25 lb. und 3V2 ß hlr.; und für auz am mitwochen vor Ober­ sten [1363]. [fol. Ha]. [1363] Januar 4. [Der Rat der Stadt Nürnberg] an den Rat der Stadt Pilsen: teilt mit, daß er weitere 228 Plattenharnische für Rechnung des Kaisers durch den Wagenmann Heinrich Pröls von Tachau nach Pilsen überführen läßt. [1363] Januar 4. Den erbern etc. den bürgern ze Pilsen etc. Wir lazzen ewch wizzen, daz wir ewch senden bey Heinrich Pröl­ sen dem wagenman von Tachawe 200 platen in vier vassen von unsers genedigen herren, hern Karls, Römischen keysers, ze allen Zeiten merer dez Reichs und künig zu Beheim, geheizze wegen. Und damit senden wir ewch besönderlichen ain vas; do sind innen 28 platen; die hat gemacht unsers heren dez keysers schawer zu

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Sultzpach32) und die weist ewch der furman wol, in welchem vass die sein. Und dieselben merket sunderwar. Und also wirt die summe der platen 200 und 28 platen. Die enpfaht von dem furman mit der zal und sendet uns dez ewern brief herwider, ob ew die platen also worden sein oder niht. Auch wizzet, daz der furman seins Ions schon bericht ist worden. Datum feria IVa ante Epiphaniam Domini [1363] [fol. 11b].

E. [53] [54] [55] [56] [57]

[58]

[1363] Januar 24. Item wir haben gesant gen Pilsen an sant Paulusabent, als er bekert ward, bey Hulwat35) dem furman (e)in siben vassen 200 und 80 platen. Und kost iede plat 21/a lb. und 30 hr. Item der summe wirt ümb die platten 700 lb. und 35 lb. hlr. Item dedimus ümb siben vas 2V2 lb. und 6 ß. Item so kosten sie ze laden, ze tragen, ze einmachen und ümb ander dein sach 8 ß und 2 hlr. Item die siben vas wegen mit den platen m 60 Zentner on V2 Zent­ ner und geben ie von dem Zentner zu füren gen Pilsen V2 lb. hlr. Summa dez furlons: 30 lb. on 60 hlr. Summa su[m]marum daz die platen kosten gen Pilsen: 700 lb., 68 lb. on 10 hlr. n. Item und haben dez ainen brief gesant. [fol. 12a].

F. [59] Item0 uns haben geantwürt her Jeschg, purcgraf ze Franken­ berg 36) und her Waiz von Knoblauchsdorf, dez pflegers sun von Sultzpach37) fünf hundert geschok grozzer mit der bescheidenheit, daz wir die antwürten sullen dem edeln herren, dem grafen von Wertheim 38) also, wenne er uns antwurt den brief, den er hat vom abbt von Zedlitz 39) und seinen quitbrief mit seinem anhan­ gendem insigel, daz er von unsers herren .. dez keysers wegen, so vil geltz gewert sey worden, so süllen wir ims gelt erst geben. [1362] November 7. [60] ItemP dieselben fünf hundert geschok grozzer, die hab wir geben dem von Wertheim und die enpfieng der Rüd 40) und der pfarrer von Wertheim und die enpfiengen sie am suntag vor sant Merteinstag [Noo. 7] und gaben uns wider dez abbtz39) brief von Zedlitz und auch ainen quitbrief von dem von Wertheim38). und dez abbtz3Ö) brief haben wir geantwürt hern Hanyk von Knoblauchsdorf41) [fol. 24a].

VARIANTEN a furman auf Rasur. b Die Schreibung ist stets lib mit waagrechtem Kürzungsstrich. Es wird im folgenden .einheitlich mit lb. wider gegeben. c lb. ist über geschrieben. d haller ist ausgeschrieben; in der Vorlage steht später meist: hlr mit waagrechtem Kürzungsstrich. Im folgenden wird einheitlich hlr. abgekürzt. e Auf Rasur.

144

f So in der Vorlage, g So in der Vorlage abgekürzt. h Nachträglich eingefügt. — [33—39] mit anderer Tinte aber gleicher Hand. i Nachträglich verbessert. 19 [?]. k Schrift vermischt. 1 Auf Rasur. m Auf Rasur. n hlr.: vermischt, o Vgl. oben unter B [12]. p Späterer Nachtrag zu [59], doch von gleicher Hand. 1)

2) 3) 4)

5)

6)

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») 10) 11)

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13)

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Gemeint ist der kaiserliche Kammermeister Thimo v. Kolditz (Kolditz a. d. Zmickauer Mulde), der auch als Marschalk der Landgrafen von Thüringen und der Markgrafen von Meißen genannt wird. Vgl. über ihn Reg. imp. VIII Nr. 4075 (1364) S. 680 /Verz. d. BeamtenJ u. sonst; ferner: Archivum Coronae Bohemiae Bd. II (Prag 1928) z. B. S. 102, 104, 109 usf. (1348 ff.); Reichstagsakten I, Register (1376—1382) (München 1867; ed. J. Weizsäcker). Vgl. a. Regesta Boica, Register und Schöffel P.: Rudolf d. Friedberg (AZ. 40 NF.-1931) S. 43. Konnte ich mit den mir zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln nicht ermitteln. Sdiolaster und Domherr in Prag. Vgl. Reg. imp. VIII, 3451 (1360). Er mar zugleich kaiserlicher Hofnotar. Vgl. darüber Schöffel a. a. O. S. 26. Gemeint ist, mie aus Anm. 18[14] heroorgeht, Heinrich Grozz der Schultheiß. Über ihn Chron. d. dt. Städte — Fränkische Städte — I, 89 (Nürnberg 1862) und Regesta Boica IX, 6, 11. Es handelt sich zweifelsohne um den später am „Milchmarkt“-Albrecht-Dürer-Platz mohnenden Berthold Tücher, Sohn des Konrad Tücher und seiner Ehefrau Gertraud Holzberger. Geboren um 1310, mar er zweimal verheiratet, und zwar in erster Ehe mit Elisabeth v. Mayenthal, der Tochter des burggräfl. Landrichters Hilpolt o. Mayen­ thal; in zweiter Ehe mit Anna Pfinzing, der Tochter des Berthold Pfinzing. Berthold Tücher kam bereits 1340 in den Rat und wurde Diel zu Gesandtschaften verwendet, so auch z. B. am 16. März 1364 bei Kaiser Karl in Lauf/P. Er liegt mit seiner 2. Ehe­ frau, die 1381 starb, vor St. Nikolaus bei St. Sebald begraben. Vgl. Chron. d. dt. Städte — fränk. Städte — I, XXV Anm. 1; Meyer J.: Die Entstehung des Patriziats in Nürnberg (Mitt. Ver. Gesch. Stadt Nbg. Bd. 27J1928) S. 40 Tab. 2. — Ferner vgl. Register der Regesta Boica. — Vgl. auch Staatsarchiv Nürnberg — gütige Mitteilung von dort —: Ilallerbuch (Rep. 52a Nr. 211) S. 202 und „Atlas genealogicum“ der Familie Tücher 1260)1739 (Rep. 52a Nr. 308 S. 4). Der Bruder des bekannten Ulman Stromer, gest. 1388. Vgl. Chron. a. a. O. 1, 30, 70 usf. —, ferner neuestens: Stromer v. Reichenbach E.: Unsere Ahnen in der Reichs­ stadt Nürnberg (1250/1806) (Nürnberg 1951) S. 11 f. Er war geboren um 1298 und war wahrscheinlich ein Stiefbruder Ulmans. Gestorben ist er vor 1390. Wohl Ulrich Stromeyr (Stromer) am „Zotenberg“, später Dötschmannsplatz, der um 1385/87 starb. Er wohnte bei der Frauenkapelle und hatte 1349 bei Kaiser Karl IV. in Prag die Erlaubnis zum Einreißen des Judenghettos eingeholt. 1362 war er unter den Nürnberger Gesandten zum Fürstentag. Vgl. Chron. I. a. a. O. S. 25 m. Anm. 2; S. 8 f. und besonders Stromer v. Reichenbach E.: a. a. O. S. 10. Er starb 1407. Vgl. Chron. I. a. a. O. 93 Anm. 5. — Ebd. S. 203: er stellt 1371 als Schultheiß eine Urkunde für Ulman Stromer aus. — Ferner vgl. Reg. Boica IX., 143, 243, 292, 393; X., 50, 108. Vgl. Anm. 6. Vgl. Anm. 1. Ein Wittich (Wicke, -o), Landschreiber in „Bayern“, d. h. hier in der „Oberen Pfalz“ wird 1369 und 1371 genannt in den Reg. imp. VIII, 4725/26, 7239 und 4970. Er wird als Domdechant zu Bamberg bezeichnet. Bei Wächter F.: General-Schematismus der Erzdiözese Bamberg (Bamberg 1908) finden sich für 1362 ein Dekan Wiek beim Kollegiatstift St. Gangolf in Bamberg und ein Konrad v. Wicken ebd. als Domherr in Bamberg für 1377 (Nr. 11027/28) nachgewiesen. Peter (Pesco, Peske) von Janowitz — wohl Janowitz bei SchüttenhofenfBöhmen — war Hofmeister der Kaiserin Anna v. Schweidnitz — Jauer, gest. 11. 7. 1362 als 3. Gemahlin Karls IV.; vgl. Werunsky a. a. O. III. 271. — Vgl. z. B. Reg. imp. VIII., 2985 (1359) und 3466 (1360) und Archiv. Cor. Boh. II, S. 337 (1353). Er wird später — vgl. Anm. 15 — auch als kaiserlicher Kämmerer genannt. Vgl. a. Reg. imp. VIII S. 824 (Verz. d. Beamten). Vgl. Anm. 11.

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14)

15) l«) 17) 18) 19)

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30) 31)

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über die Münzstätte in Lauf a. P., die auf Karl IV. zurüdcgeht, Dgl. Gaupp N.: Versuch einer Münz ge schichte der Stadt Lauf, in: „Fundgrube“ Jg. 12 (1936 — Beil, z. Pegnitzzeitung in Lauf) S. 35 ff.; Wintz H. und Deuerlein E.: Erlangen im Spie­ gel der Münze (1936) S. 27 ff; Sauer: Gesdi. d. St. Lauf (1898) S. 19 f. und Schneibögl F.: Lauf-Schnaittach (Lauf 1941) S. 33 und 64. Die Münzstätte, die später an die Wittelsbacher überging, bestand bis ungefähr 1408. Über Enderl(e)in, der später bis 1373 auch Münzmeister in Kuttenberg mar, Dgl. Wintz-Deuerlein a. a. O. 30, 32. Vgl. oben Anm. 12. Vgl. Anm. 7. Wohl Graf Eberhard oon Wertheim (1355—73), der in den Reg. imp. VIII (ogl. Register) mehrfach genannt wird. Vgl. a. Schöffel P.: Die Fränk. Erwerbspolitik Karls IV. (Frk. Monatshefte 1931 I S. 8). — Vgl. ferner: F [59] zur Ergänzung! Vgl. Anm. 4. Im Meisterbuch nom Jahre 1363 (StArchio Nürnberg, Rep. 52b Nr. 302 f. 4) werden genannt unter den Plattnern „Capitani“: Jacob Peuntinger, Hansen Leb“. Desgleichen im Meisterbuch oon 1370/1429 (ebd. Nr. 303 f. 52b): „Jacob Pewntinger“. (Gütige Mitteilung des Staatsardiios Nürnberg). — In Chron. I a. a. O. S. 94 wird genannt: „Ulreich Pemntinger, Jacob sein son, Ulrich Pemntinger fisirer; er starb . . . [13J97“. Vgl. auch in der Einleitung [I] S. 126 f. Über Fritz Beheim Näheres Chron. I a. a. O. 9, 74, 211. Vgl. Anm. 6. Die beiden „Frager“ waren die beiden regierenden Bürgermeister aus der Zahl der 26 „Bürgermeister“, die sich immer alle oier Wochen in der Regierung ablösten. Ihre Regierungsperiode hieß auch die „Frage“. Vgl. Cron. /. XXIV und Reicke E.: Geschichte der Reichsstadt Nürnberg (Nürnberg 1896) S. 260 f., Chron. I, 277; über die Rechnungsablage: Sander P. a. a. O. 66 ff., 79 ff., 50. Es handelt sich um Paulus oon Jenczenstein, den Kammer schreib er Karls IV. („camerae notarius“). Über ihn Dgl. Archiü. Cor. Boh. II, S. 233 (1351) und Reg. imp. VIII Nr. 3101, 3166, 3563 usf. u. S. 680 (Verzeichnis der Beamten). Vgl. oorstehende Anm. Über ihn mar in den Meister- und Bürgerbüchern des Staatsardiios Nürnberg nichts zu ermitteln. Es ist hier wahrscheinlich der kaiserliche Schaumeister zu Sulzbach gemeint. Vgl. im folgenden Anm. 30. Im „Neuböhmisdien Salbudi“ oon 1366/68 (Hauptstaatsardiin München, Staatsnermaltung Nr. 1083) wird unter den Handwerkern zu Sulzbadi, die für den Kaiser arbeiten, auch ein Plattner mit einem Sold oon 48 Ib. genannt (a. a. O. f. 55a); ogl. a. Einleitung I S. 128 Anm. 38. — Die Hausmaditpolitik Karls IV. hatte bei der Schaffung der Neuböhmisdien Gebiete auch auf den größten Teil der nördlichen Oberpfalz übergegriffen. Die Hauptstadt dieser Landesteile mar das oom Kaiser in jeder Weise begünstigte Sulzbadi, in dem sich neben Amberg die oberpfälzische Eisenindustrie konzentriert hatte. Durch die Hämmern er einigungen oon 1341 bzm. 1387 suchten Amberg uncl Sulzbadi ihre gegenseitigen Interessen gegeneinander abzutrennen und auszugleichen. Vgl. Ress F. M.: Geschichte u. wirt­ schaftliche Entwicklung der oberpfälzischen Eisenindustrie (91. Bd. Verh. d. Hist. Ver . d. Opf. u. Regensburg 1930), S. 28 ff. Schöffel P.: Die Fränk. Erwerbspolitik a. a. O. S. 7ff. (Frk. Monatshefte 1931/1) S. 7ff. und Wild K.: Baiern und Böhmen. Beitrag zu ihrer Geschichte im MA. (Verh. d. hist. Ver. n. Opf. Bd. 88, 1938). Vgl. auch Einleitung I S. 128 f. Vgl. Anm. 25. Vgl. Anm. 23. Hanko (Hanke) oon Knoblauchsdorf (Knobelsdorf i. Schl. — bei Liegnitz) wird als kaiserl. Hauptmann in Bayern, d h. der Oberen Pfalz genannt. Vgl. Reg. imp. VIIl, 4060, 4077; Reg. Boica IX, 99 (1364); ferner ogl. Ardiio. Coronae Boh. II, S. 343 u. 363 (1353). Über seinen Sohn Waiz Dgl. unten Anm. 37. — Über die Besol_ düng und die ihm oerfügbaren Amtleute und Gewappneten Dgl. Neuböhm. Salbudi f. lila u. 54b. Neben dem Hauptmann gab es noch einen Vogt in Sulzbadi; ebd. f. 77 b. Vgl. S. 128 Anm. 51. Über Hans Langmann Dgl. Reg. Boica IX, 110 (1364). Er wohnte an der St. Diligen­ gasse = Theresienstraße in Nürnberg. Als sein Sohn wird Conrad L. genannt. Vgl. Chron. I a. a. O. 94. — Ein Cunz Langmann aus Nürnberg besaß 1387 die Sdiieneisenhämmer zu Reichenschwand und Rollhofen bei Hersbruck. Vgl. Ress a. a. O. 129. — Über den Nürnberger Wechsel d. h. Wechsellokal, das sich in der Nähe des Schönen Brunnens befand, Dgl. Biebinger-Neukam, Quellen z. H. G. 3 Anm. 1 und die dort angegebene Literatur. Vgl. oben Anm. 14. über ihn konnte ich einstweilen nichts ermitteln. Trebnitz ist wahrscheinlich die Frauenabtei Trebnitz n. oon Breslau. Vgl. Reg. imp. VIII, 6273 (1370). In der zitierten Urkunde wird übrigens der uns bekannte Hanko d. Knoblauchsdorf zusam­ men mit der Äbtissin oon Trebnitz genannt. Über seine Verwendung als Richter in Sulzbadi Dgl. im folgenden!

146

84) 85)

Vgl. Anm. 29.

Vgl. Anm. 25. 86) Wohl Frankenberg b.. Creußen. Burg und Lehen daselbst gehörten später zu Karls IV.

37) 38) 89)

40) 41)

10*

Neuböhmen. Vgl. Wild, 126. Ein Frankenberg s. bei Frankenstein in Schlesien, Reg. Bez. Breslau, wird in Reg. imp. VIII Nr. 6975 genannt. Frankenstein selbst wird mehrfach im Arch. Cor. Boh. II (Index) genannt. — Die Orte Frankenberg bei Kulmbach usf. kommen kaum in Betracht. Vielleicht ist „her Jesdig“ identisch mit dem obersten Kämmerer und Schenken Jeske (Johann) oon Wartenberg dictus de Wessel, der sowohl in den Reg. imp. VIII (S. 680, 824: Verzeichnis der Beamten) und im Arch. Cor. Boh. II, 273 (1352) mehrfach erwähnt wird. — Der folgende Eintrag bietet eine Ergänzung zu dem Eintrag B [12]! Vgl. oben Anm. 29. Vgl. Anm. 26. Nach einer gütigen Mitteilung des Archiodirektors Dr. Sturm-Amberg handelt es sich nicht, wie österley H.: Hist.-Geogr. Wb. d. dt. MA. (Gotha 1883) S. 792 angibt um den Ort Zedlitz bei Karlsbad, sondern Dielmehr um das ehemalige, in den Vierzigerjahren des 12. Jahrhunderts von Waldsassen aus gegründete, Cisterzienserkloster Sedletz bei Kuttenberg, das in den Hussitenkriegen zerstört wurde. Die Hauptkirche wurde 1707 wieder aufgebaut und 1714 konsekriert. 1783 Oktober 24 wurde das Cisterzienserstift allerdings durch kaiserliches Dekret wieder aufgeho­ ben und die Klosterkirche zur Pfarrkirche erhoben. Vgl. auch: Kalousek J.: Listiny klasteru Sedleckeho z let 1357/1541 = Sedletzer Klosterurkunden aus den Jahren 1357/1541) in: Archiv Cesky XIV (1895). In den wenigen Urkunden der Zeit wird der Name des Abtes allerdings nicht genannt. Vgl. a. Gradl H.: Monumenta Egrana 1, Nr. 62 (Eger 1886) u. österley a. a. O. 624 u. die dort angegeben« Literatur. Über ihn war einstweilen nichts zu ermitteln. Vgl. Anm. 29.

147

REGISTER

(zum Fiktionstext) I. Orts-, Personen-, Sachverzeichnis

A = Anmerkung; die Ziffer, z. B. 15, bedeutet im Text die Rand­ ziffer = [15]. A.

Abt, Äbtissin vgl. u. Trebnitz, Sedletz Amberg — Hammervereinigung A. 26 Anna, Herzogin von Schweidnitz - Jauer, 3. Gern. Karls IV. A. 12 B. P.

Bamberg, Domdecbant s. u. Witich. — Kollegiatstift St. Gangolf 11; Dekan das. s. u. Wicken v. Paulus s. u. Jenczenstein v. Beamte, kaiserl. s. u. Knoblauchsdorf, Kolditz, Janowitz, Jeschg, Nyclas, Trebnitz, Wartenberg Bebeim Fritz, Nürnberger Bürgermeister 15. A. 20. Peske, Pesco, Peschg, Peter s. u. Janowitz v. Peunti(n)ger Jacob, Plattner 14. — Ulrich 14. A. 19. — Ulrich, Visierer 14. A. 19. Pfarrer s. u. Wertheim Pfinzing Anna, Gattin des Berth. Tücher A. 5. — Bertold A. 5. Pilsen, Stadt, Bürgermeister, Rat 35. 36. 38. 40. 42. 43. 44. 47. 51. 52. 53. 57. Plattner s. u. Peuntinger, Leb, Nürnberg, Sulzbach. Böhmen Königreich, König 32. 39. Vgl. a. u. Karl IV. u. Neuböhmen. — Neuböhmisches Salbuch A. 26. Prag, Stadt 16a. 17. 18. 27. 29. 32. A. 7. — Domherr, Scholaster vgl. u. Nyclas Breslau A. 36. Pröls Heinrich, Wagenmann aus Tachau 47. 52. Burggrafen v. Nürnberg: dessen Landrichter s. u. Mayenthal v. — zu Frankenstein vgl. u. Jeschg C. K.

Kämmerer, kais. oberster s. u. Janowitz v. -, Wartenberg v. Kammerschreiber (camerae notarius) vgl. u. Jenczenstein v. Karl IV., Römischer König, Kaiser, König v. Böhmen (1346/78) 1. 2. 11. 12. 22. 30. 32. 39. 44. 45. 46. 52. 59. A. 5, 7; dessen 3. Gemahlin Anna v. Schweidnitz (1353/62) A. 12. Klöster s. u. Sedletz, Trebnitz, Waldsassen Knobelsdorf b. Liegnitz, Schl. A. 29; s. a. u. Knoblauchsdorf v.Knoblauchsdorf, Hanko, Hanyk v. - Hauptmann in der Oberen Pfalz, Pfleger zu Sulzbach 33. 45. 46. 59. 60. A. 29. — dessen Sohn Waiz 59. A. 29. 37. Kolditz, Ort a. d. Zwickauer Mulde A. 1. Kolditz, Thimo v.-, Kammermeister, Marschalk 1. 5. Anm. 1. Creuflen A. 36. Kulmbach A. 36. 148

D. T, Tachau, Stadt 35. — Fuhrleute s. u. Pröls, Wölfel Dyetreidi, Herr 1. Thimo s. u. Kolditz v. Thüringen, Landgrafen A. 1. — Marschalk der.-, vgl. u. Kolditz v.Domherrn s. u. Bamberg, Prag. Trebnitz b. Breslau — Äbtissin A. 33. Trebnitz, Hanse v.- Richter in Sulzbach 45. 46. A. 33, 34. Tücher, Nürnberger Familie. — Berthold 2. 3. 4. A. 5. — Konrad A. 5. dessen Gattin Gertraud s. u. Holzberger E. Eberhard, Graf, s. u. Wertheim Eisenhämmer s. u. Reichenschwand, Rollhofen, Sulzbach Eisenindustrie s. u. Oberpfalz Enderlein, kais. Münzmeister zu Lauf 8. 9. 10; dessen Schreiber, s. u. Ott f. v. Yogt s. u. Sulzbach Frankenberg A. 36. — bei Breslau, Creußen, Kulmbach A. 36. — Burggrafen s. u. Jeschg Frankenstein A. 36. Fürstentag (1362) A. 7. Fuhrleute s. u. Hülwat, Pröls, Wölfel G. Geldwechsel s. u. Nürnberg, Wechsel Gesandtschaften A. 5. 7. Gewder Heinrich, Nürnberger Schultheiß 4. A. 8. Grozz Heinrich, Nürnberger Schultheiß 2. 4. 14. H. Hammervereinigung s. u. Amberg, Sulzbach Hanse s. u. Trebnitz v. Hanyk, Hanko, -e s. u. Knoblauchsdorf v. Hauptmann s. u. Sulzbach Hofmeister s. u. Janowitz v. Hofnotar s. u. Nyclas Holzberger Gertraud, Gattin des Konrad Tücher A. 5. Hülwat, Fuhrmann 17. 18. 31. 32. 53. Hussiten, -kriege A. 39.

I. J.

J

anowitz, Ort bei Schüttenhofen, Böhmen. A. 12. anowitz Peter v.-, Hofmeister der Kaiserin Anna, Kämmerer 5. 11. 12. 13. A. 12. 149

Jauer, Herzogtum, s. u. Anna v. Schweidnitz-Jauer Jenczenstein Paul v. kaiserl. Kammerschreiber 16a. 17. 18. 32. A. 23. Jeske s. u. Jeschg Jeschg (Jeske) s. u. Frankenberg, Burggrafen u. u. Wartenberg v.Johann s. u. Jeske Johannes, Schreiber des Schultheißen Heinrich Grozz 14. L. Landrichter s. u. Mayenthal, Sulzbach Landschreiber s. u. Witich Langmann Hans, Nürnberger Bürger 34. A. 31. Konrad A. 31. Lauf bei Nürnberg, Münzmeister, s. u. Enderlein; Münzstätte A. 14. Leb Hans, Plattner zu Nürnberg 14. A. M. Mayenthal Elisabeth v.-, Gattin des Bertold Tücher v. Nürnberg A. 5. — Hilpolt, burggräfl. Landrichter A. 5. Marschalk s. u. Kolditz v. Meißen, Markgrafen A. 1. — deren Marschall s. u. Kolditz v. Münzmeister s. u. Enderlein; dessen Schreiber s. u. Ott Münzstätte s. u. Lauf N. Neuböhmen A. 26. — Salbuch A. 26. Nyclas, Domherr und Scholaster in Prag, kais. Hofnotar 2. Nürnberg, Stadt, Bürgermeister, Rat 2. 3. 4. 18. 32. 39. 44. 45. 52. A. 22. — Bürger, Einwohner s. u. Beheim, Pfinzing, Peunti(n)ger, Gewder, Grozz, Langmann, Leb, Stromey(e)r, Tücher — Bürgerbücher, Meisterbücher A. 17, 25. — Visierer s. u. Peuntinger — Frager (= Bürgermeister) A. 22. — Plattner, -schau 14. 15. 21. 32. 35. 47. -s. a. u. Leb und Peuntinger — Schultheiß s. u. Gewder, Grozz Nürnberg, Örtlichkeiten — Albrecht-Dürer-Platz s. u. Milchmarkt — Capelle s. u. Frauenkapelle — Dilligengasse, heute Theresienstraße 31 — Dötschmannsplatz A. 7. — Frauenkapelle = Frauenkirche 2. A. 7. — Judenghetto A. 7. — Milchmarkt, heute Albrecht-Dürer-Platz A. 5. — St. Nikolaus b. St. Sebald A. 5. — St. Sebald A. 5. — Theresienstraße s. u. Dilligengasse — Wechsel, -stube A. 31. — Zotenberg A. 7.

150

o Oberpfalz, Eisenindustrie A. 26. — Landschreiber s. u. Wit(t)ich. Ott, Schreiber des Münzmeisters Enderlein zu Lauf 9. 10. R. Reichenschwand [LK. Hersbruck], Eisenhammer A. 31. Rollhofen [LK. Lauf/P.], Eisenhammer A. 31. Rüd, der 60. S. Sch. St.

Sedlitz bei Kuttenberg/Böhmen — Zisterzienserkloster 59. A. 39. — Abt 59. 60. Sulzbach, Stadt A. 26. — Hauptmann, Pfleger s. u. Knoblauchsdorf v. — Richter s. u. Trebenitz v. — Hammervereinigung A. 26. — Handwerker A. 26. s. a. im folg. — Plattnermeister 22. 32. — Schaumeister, kaiserl. (Plattner) 32. 36. 39. 41. 44. 47. 52. A. 26^ — Vogt A. 29. Schenk, oberster s. u. Wartenberg v. Scholaster s. u. Nyclas Schreiber 10. s. a. u. Johannes, Otto Schultheiß s. u. Nürnberg Schweidnitz, Herzogtum s. u. Anna v.Stromer s. u. Stromeyer Strome(y) er, Nürnberger Bürger — Peter 2. 3. 4. 15. A. 6. — Ulman 6. A. 7, 8. — Ulrich 3. 11. A. 7. W. Waldsassen, Zisterzienserkloster A. 39. Waiz s. u. Knoblauchsdorf v. Wartenberg Jeske v. -, dictus Wessel, kaiserl. oberster Kämmerer und Schenk 59. A. 36. Wechsel (Geld-) s. u. Nürnberg Wertheim, Graf (Eberhard) 12. 59. 60. A. 17. — Pfarrer zu W. 60. Wessel dictus de Wartenberg, s. dort Wicke, -o s. u. Witich Wick(en) Konrad, Dekan bei St. Gangolf in Bamberg A. 11. — Konrad, Domherr in Bamberg A. 11. Witich s. a. u. Wick(en), Landschreiber in der Oberpfalz, angeblich Bamberger Dechant. 5. 6. 7. 8. 9. A. 11. - dessen Schreiber 10. Wittelsbacher, die A. 14. Wölfel, Wölflein Fuhrmann aus Tachau 35. 39. 40. 44.

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z. Zettlitz (Zedlitz) bei Karlbad 59. A. 29. Zettlitz = Sedletz s. dort Zisterzienserklöster s. u. Sedletz, Waldsassen

II. Glossar A. abt stm. Abt 59. 60. aber adv. wiederum 9. antwurten swv. übergeben, überantworten 1 u. s. aufslagen stv. im Preise aufschlagen, mehr kosten 32. B. bey pr. durch 18. 32, u. s. berihten swv. dez Ions b.: Lohn auszahlen 39. u. s. beschawen swv. prüfen, probieren 32 u. s. bescheidenheit, mit der-: unter der Bedingung 59. besunderlichen adv. besonders, im besonderen 39. u. s. pfarrer stm. Pfarrer 59. pfintz-tag stm. Donnerstag pfleger stm. Pfleger 59. pfunt stn. Pfunt: hier Münzpfund 32 u. s. plat(e), -en swf. Platte, eiserne Brustbedeckung, Brustharnisch 15. 18. u. s. platner stm. Schmied, der den „Plattharnisch“ macht, dh. das Brust­ stück des Harnisches 14. 15. u. s. brief stm. Brief 8. u. s. — beslozzener 46.: verschlossen purcgraf swm. Burggraf 59. C. K. kaiser (keyser) stm. Römischer 44. u. s. camrer stm. Kämmerer 11. Crewtz-tag stm. hier: 15. September; 15. Crist-tag stm. 25. Dezember; 45. 46. künig stm. König 44. u. s. traglon stn.

D. T. Trägerlohn 17. u. s. E.

einmachen swv.

einpacken 56.

f. v. vas, PI. vasse stn. 16. u. s. verschaffen swv. zuteilen, übergeben 5. u. s. vierteil stn. Viertel 16a. u. s. Yisierer stn. A. 17. vrager stm. die zwei „fragenden“, die „Anfrage“ haltenden Bürger­ meister 16a.

152

füren swv. (tr) verfrachten, speditieren 42 u. s. furlon stn. Fuhrlohn 16a. u. s. furman stm. Fuhrmann 18 u. s. G. geschock stn. 1 u. s; s. a. u. schock grozz, pl. grozze; gen. grozzer: 100 geschock grozzer 14. schen 1. u. s.

stm.

Gro­

H. haller stm. Haller, Hellermünze 17. u. s. harnasch stm. Harnisch 13. hauptman stm. Hauptmann (in der Verwaltung) 46. I.

insigel stn. Siegel — anhangendes 59.

L. ladlon stn. Lohn für das Aufladen 17. u. s. lantschreiber stm. Landschreiber (Verwaltungsbeamter) 5. Ion stn. ze Ion: 27. u. s.

M. merken swv. sich einprägen, festhalten 39. u. s. minner comp. = minus 45. 49. müntzmeister stm. Münzmeister 8. u. s. nagel

stm.

N. Nagel (aus Eisen) 26. u. s.

Q. quitacio f. lat. Quittung 6. u. s; s. a. i. f. quitbrief stm. Quittung, Quittungsurkunde 8. 9. 12. u. s.

R. rechnung stf. Rechnung, Abrechnung 6. u. s. rihter stm. Richter 46. S. Sch. Sache stf. — clain s.: Kleinigkeit(en) 28. u. s. sider adv. seither, seitdem 32. summa s. u. Summe summa summarum lat. 17. u. s. summe f. Summe, Betrag 15. u. s. sunderwar adv. insbesonders, vorzüglich 39. 44. 52. schaffen s. u. ver-schaffen 8. scbawer stm. :„gesworner“ 32. 44; eidlich verpflichteter Beschauer, Prüfer, Probierer [schawjmaister stm. Prüfmeister 22. u. s.

153

Schilling stm. Schilling [Münze] 16b u. s.

-e kurze 50. 51. sdiok stm. s. a. u. „geschok“. 5. u. s. Anzahl von 60 Stück, nament lieh im Zusammenhang mit der Groschenmünze scholasticus m. Scholaster, „Schulmeister“ 1. Schreiber stm. Schreiber 9. 14. schultheizze swm. Schultheiß (Gerichtsbeamter) 1. 14. U. untz gen pr. 29. u. s. = bis nach W. wagenman stm. Wagenmann, Fuhrmann mit Wagen 39. 40. u. s. weisen swv. zeigen, anzeigen 39. u. s. werben stv. hier: umtun, sich bemühen, handeln 2. u. s. weren swv. zalen 12. Z. zal stf. „mit der z.“ = an der Zahl 39. 44. u. s. Zentner stm. 16a u. s.

154

Tabelle# 1 I. Konto 1362 März 13. do. do. do. nach April 4. April 6. April 24. Mai 3. Mai 20.

Übersicht über die Geldbewegung 1 2 3 4 5 6

7 8 9

Einzahlung Auszahlung

Groschen Schock 1281 gr. 20 v. Kolditz, Herr Dyetrich u. Nyclas „ 200 Heinrich Grozz, Nürnberg „ 100 Ulrich Stromevr, Nürnberg 62Vt Heinrich Gewder, Nürnberg „ 200 Witich, Landschreiber 50 wie vorstehend „ 200 Enderlein, Münzmeister in Lauf „ 200 wie vorstehend „ 268 gr. 20 wie vorstehend

= = = = = = =

Groschen 76 800.— / / / / / / 76 880

Sa. gr II. Konto 1362 Aug. 4. do. do. Aug. 9. do. Aug. 13.

2 3 4

nach Sept. 15.

5

do. do.

6 7

1

PeschgK. Kämmerer; Ulrich Stromeyr Ausgabe, Zehrung f. Peschg Ausg. dem Grf.Eberhard v. Wertheim Heinrich Grozz u. d. Schreiber Joh. für Harnische Umtausch von Groschen in lb. Heller (1 gr. = hlr. 19!) Ilarnischkauf f. Kaiser Karl IY. Saldo zu Gunsten des Kaisers

Grosdien 60000.—

Groschen Schock 1000.— „ 3V2 „ 500.— 100.— „ 261 gr. 35 - Ib. 1242V2 hlr. 5 lb. 1181 ß 14 hlr. 1 =\ lb. 60 ß 16 hlr. 4 = / Sa. gr. Groschen

do.

2

Hanyk v. Knoblauchsdorf f. d. Kaiser, Verkauf u. Umwechsel: 1 gr. = I8V2 hlr. = Plattenkauf des Rates m. Spesen

3

wie vor

4

Saldo zu Gunsten des Kaisers

do. —

Nov. 19.

*