Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg [63]

Table of contents :
Richard Perger, Nürnberger im mittelalterlichen Wien ... 1
Helmut Krause, Die Dramen des Hans Sachs — Lehre und Technik 99
Wilhelm Schwemmer, Dr. Lorenz Tücher (f 1503) und seine
Familienstiftung........................................................................... 131
Josef Dettenthaler, Hans Springinklee als Maler . . . 145
Hermann Kellenbenz, Die Faktoreirechnung des Georg Peurl 183
Hubert Herkommer, Heilsgeschichtliches Programm und Tugendlehre.
Ein Beitrag zur Kultur- und Geistesgeschichte der Stadt
Nürnberg am Beispiel des Schönen Brunnens und des Tugendbrunnens
.................................................................................................192
Vello H e 1 k , Nürnberger und Altdorfer Stammbücher und Stammbuchblätter
in der Königlichen Bibliothek zu Kopenhagen . . 217
Florian Heller, Die Familie Schwer. Geschichte einer im Territorium
Nürnberg heimisch gewordenen Exulanten-Familie von
Schnitzern und Drechslern aus Berchtesgaden.....................................228
Friedrich Wilhelm Kantzenbach, David Nerreter, sein „ökumenischer"
Katechismus und seine Wiedervereinigungsideen . . 339
Adalbert Brauer, Der Leipziger Verlagsbuchhändler Johann Wendler
aus Nürnberg..................................................................................350
Dieter W u 11 k e , Hartmann Schedel zitiert Michael Marullus Tarchaniota
................................................................................................. 362
Neue Feststellungen zum Aufsatz von Karl Kohn in Bd. 59 (1972) . 364
Richtigstellung zu Bd. 62 (1975)............................................................ 364
Buchbesprechungen (im einzelnen siehe Rückseite) . . 365
Neue Arbeiten zur Nürnberger Geschichte....................................................409
Jahresbericht über das 98. Vereinsjahr 1975 411
Satzung des Vereins vom 9. März 1976 ............................................. 430
V
BUCHBESPRECHUNGEN
Gerhard Pfeiffer, Quellen zur Geschichte der fränkisch-bayerischen Landfriedensorganisation,
München 1975. (Heinz Angermeier).................................................... 365
Ingrid Busse, Der Siechkobel St. Johannis vor Nürnberg (1234—1807), Nürnberg
1974. (Peter Zahn).........................................................................................................366
Werner Z e i ß n e r , Altkirchliche Kräfte in Bamberg unter Bischof Weigand von
Redwitz (1522—1556), Lichtenfels 1975. (Rudolf Endres)..................................... 367
Manfred Parigger, Die Rechtsgutachten Nürnberger Juristen für die freie Reichsstadt
Rothenburg ob der Tauber, Würzburg 1974 (Klaus Sturm)..............................369
Heinrich Demelius, Nürnberg und Wien, Wien 1975. (Friedrich Merzbacher) . . 369
Hans Sachs und Nürnberg. Bedingungen und Probleme reichsstädtischer Literatur, hrsg.
von Horst Brunner, Gerhard Hirschmann, Fritz Schnelbögl,
Nürnberg 1976. (Frieder Schanze).................................................................................. 370
Niklas Holzberg, Hans-Sachs-Bibliographie, Nürnberg 1976. (Helmut Weinacht) 372
Melanchthon-Gymnasium, Festschrift, Nürnberg 1976. (Niklas Holzberg) . . . 373
Peter Hans Ropertz, Kleinbürgerlicher Wohnbau vom 14. bis 17. Jahrhundert
in Deutschland und im benachbarten Ausland, Aachen 1976. (Albert Bartelmeß) 376
Ingrid Weber, Deutsche, Niederländische und Französische Renaissanceplaketten
1500—1650, München 1975. (Klaus Pechstein)............................................................376
Galina Anatoljewna Markowa, Deutsche Silberkunst des XVI.—XVIII. Jahrhunderts
in der Sammlung der Rüstkammer des Moskauer Kreml, Moskau 1975.
(Klaus Pechstein)...................................................................................................................... 379
Klaus Garber, Der Locus Amoenus und der Locus Terribilis, Wien 1974. (Otto
Schröder)..................................................................................................................................... 380
Johann Christoph W a g e n s e i 1, Buch von der Meister-Singer Holdseligen Kunst,
Göppingen 1975. (Johannes Rettelbach).......................................................................... 381
Frederick John Stopp, The Emblems of the Altdorf Academy, Medals and Medal
Orations 1577—1626, London 1974. (Wolfgang Leiser)....................................................382
Willard James W i e t f e 1 d t, The Emblem Literature of Johann Michael Dilherr
(1604—1669) an important preacher, educator and poet in Nürnberg, Nürnberg
1975. (Karl Josef Höltgen).................................................................................................384
Liselotte Kreuzer, Die Herrschaft Rothenberg im Widerstreit zwischen Kurbayem
und Nürnberg. Die Rekatholisierung von 1661—1700, Nürnberg 1975. (Albert
Bartelmeß)............................................................................................................................. 386
lemmiein filii. Studien zur Geschichte der Familie Lemmel-Lämmel, Stuttgart 1975.
(Klaus Sturm)........................................................................................................................387
Martin Middlebrook, Die Nacht, in der die Bomber starben, Frankfurt/Berlin
1975. (Julius Beckstein)........................................................................................................387
Ursula Pfistermeister, Nürnberg, Nürnberg 1975. (Fritz Schnelbögl) . . . 389
Wilhelm Schwemmer, Nürnberg in alten Ansichten, Zaltbommel 1976. (Helmut
Häußler) ...............................................................................................................................389
Hans Grün dl, Nürnberger Herrensitze, Nürnberg 1975. (Helmut Häußler) . . 390
Ingeborg R a b u s , Der Nürnberger Reichswald, Nürnberg 1974. (Johannes Bischoff) 391
950 Jahre Schwarzenbruch, mit einem historischen Beitrag von Fritz Schnelbögl,
Schwarzenbruch 1975. (Gustav Voit)..................................................................................392
Hermann von Raumer, Die Geschichte der Familie von Raumer, Neustadt a. d.
Aisch 1975. (Gerhard Hirschmann)................................................................................. 393
Jürgen Geßner, Der Beitrag des Arztes Wilhelm von Hoven (1760—1838) zum
Gesundheitswesen der Stadt Nürnberg, Neustadt/Aisch 1976. (Axel Hinrich
Murken) .............................................................................................................................. 394
Jahrbuch für Fränkische Landesforschung, Bd. 34/35, Erlangen-Nürnberg, 1975. (Walter
Lehnert) .............................................................................................................................. 395
Jahrbuch für Fränkische Landesforschung, Bd. 36, Erlangen-Nürnberg, 1976. (Walter
Lehnert) .............................................................................................................................. 399
Fränkische Lebensbilder, 6. Band, hrsg. von Gerhard Pfeiffer und Alfred Wendehorst,
Würzburg 1975. (Gerhard Hirschmann)....................................................399
VI
Hans Liermann, Erlebte Rechtsgeschichte, Neustadt/Aisdi 1976. (Gerhard Pfeiffer) 401
Eugen Schüler, Historische Familienwappen in Franken, Neustadt/Aisch 1975.
(Hugo A. Braun)............................................................................................................... 401
Deutsches Städtebuch, Bd. V: Bayerisches Städtebuch, Teil 2, hrsg. von Erich K e y -
s e r (f) und Heinz S t o o b , Stuttgart 1974. (Gerhard Hirschmann) . . . 402
Hellmut Kunstmann, Burgen am Obermain, Kulmbach 1975. (Helmut Häußler) 404
Alfred Tausendpfund, Die Manufaktur im Fürstentum Neuburg, Nürnberg
1975. (Albert Bartelmeß)................................................................................................405
Fritz Schnelbögl, Auerbach in der Oberpfalz, Auerbach i. d. Opf. 1976.
(Gustav Voit).......................................................................................................................407

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Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

63. Band 1976

Nürnberg 197 6 Selbstverlag des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

Schriftleitung: Dr. Gerhard Hirschmann, Dr. Franz Machilek Für Form und Inhalt der Aufsätze und Rezensionen sind die Verfasser verantwortlich

Für Druckzusdiüsse dankt der Verein der Stadt Nürnberg, der Stadtsparkasse Nürnberg, dem Bezirkstag von Mittelfranken, dem Industrie- und Kulturverein Nürnberg und Herrn Prof. Dr. Florian Heller

Gesamtherstellung: Buchdruckerei Ph. C. W. Schmidt, Neustadt/Aisch Klischees: Firma Döss, Nürnberg Alle Rechte, auch des Abdrucks im Auszug, Vorbehalten. Copyright by Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg (Geschäftsstelle: Egidienplatz 23, 85 Nürnberg)

INHALT Richard Perger, Nürnberger im mittelalterlichen Wien ...

1

Helmut Krause, Die Dramen des Hans Sachs — Lehre und Technik

99

Wilhelm Schwemmer, Dr. Lorenz Tücher (f 1503) und seine Familienstiftung........................................................................... 131 Josef Dettenthaler, Hans Springinklee als Maler

.

.

.

145

Hermann Kellenbenz, Die Faktoreirechnung des Georg Peurl

183

Hubert Herkommer, Heilsgeschichtliches Programm und Tugend­ lehre. Ein Beitrag zur Kultur- und Geistesgeschichte der Stadt Nürnberg am Beispiel des Schönen Brunnens und des Tugend­ brunnens .................................................................................................192 Vello H e 1 k , Nürnberger und Altdorfer Stammbücher und Stamm­ buchblätter in der Königlichen Bibliothek zu Kopenhagen . .

217

Florian Heller, Die Familie Schwer. Geschichte einer im Terri­ torium Nürnberg heimisch gewordenen Exulanten-Familie von Schnitzern und Drechslern aus Berchtesgaden..................................... 228 Friedrich Wilhelm Kantzenbach, David Nerreter, sein „öku­ menischer" Katechismus und seine Wiedervereinigungsideen . .

339

Adalbert Brauer, Der Leipziger Verlagsbuchhändler Johann Wendler aus Nürnberg.................................................................................. 350 Dieter W u 11 k e , Hartmann Schedel zitiert Michael Marullus Tarchaniota ................................................................................................. 362 Neue Feststellungen zum Aufsatz von Karl Kohn in Bd. 59 (1972) .

364

Richtigstellung zu Bd. 62 (1975)............................................................

364

Buchbesprechungen (im einzelnen siehe Rückseite)

365

.

.

Neue Arbeiten zur Nürnberger Geschichte....................................................409 Jahresbericht über das 98. Vereinsjahr 1975

411

Satzung des Vereins vom 9. März 1976

430

.............................................

V

BUCHBESPRECHUNGEN Gerhard Pfeiffer, Quellen zur Geschichte der fränkisch-bayerischen Landfriedens­ organisation, München 1975. (Heinz Angermeier).................................................... 365 Ingrid Busse, Der Siechkobel St. Johannis vor Nürnberg (1234—1807), Nürnberg 1974. (Peter Zahn).........................................................................................................366 Werner Z e i ß n e r , Altkirchliche Kräfte in Bamberg unter Bischof Weigand von Redwitz (1522—1556), Lichtenfels 1975. (Rudolf Endres)..................................... 367 Manfred Parigger, Die Rechtsgutachten Nürnberger Juristen für die freie Reichs­ stadt Rothenburg ob der Tauber, Würzburg 1974 (Klaus Sturm)..............................369 Heinrich Demelius, Nürnberg und Wien, Wien 1975. (Friedrich Merzbacher) . . 369 Hans Sachs und Nürnberg. Bedingungen und Probleme reichsstädtischer Literatur, hrsg. von Horst Brunner, Gerhard Hirschmann, Fritz Schnelbögl, Nürnberg 1976. (Frieder Schanze).................................................................................. 370 Niklas Holzberg, Hans-Sachs-Bibliographie, Nürnberg 1976. (Helmut Weinacht) 372 Melanchthon-Gymnasium, Festschrift, Nürnberg 1976. (Niklas Holzberg) . . . 373 Peter Hans Ropertz, Kleinbürgerlicher Wohnbau vom 14. bis 17. Jahrhundert in Deutschland und im benachbarten Ausland, Aachen 1976. (Albert Bartelmeß) 376 Ingrid Weber, Deutsche, Niederländische und Französische Renaissanceplaketten 1500—1650, München 1975. (Klaus Pechstein)............................................................376 Galina Anatoljewna Markowa, Deutsche Silberkunst des XVI.—XVIII. Jahrhun­ derts in der Sammlung der Rüstkammer des Moskauer Kreml, Moskau 1975. (Klaus Pechstein)....................................................................................................................... 379 Klaus Garber, Der Locus Amoenus und der Locus Terribilis, Wien 1974. (Otto Schröder)...................................................................................................................................... 380 Johann Christoph W a g e n s e i 1, Buch von der Meister-Singer Holdseligen Kunst, Göppingen 1975. (Johannes Rettelbach).......................................................................... 381 Frederick John Stopp, The Emblems of the Altdorf Academy, Medals and Medal Orations 1577—1626, London 1974. (Wolfgang Leiser)....................................................382 Willard James W i e t f e 1 d t, The Emblem Literature of Johann Michael Dilherr (1604—1669) an important preacher, educator and poet in Nürnberg, Nürnberg 1975. (Karl Josef Höltgen).................................................................................................384 Liselotte Kreuzer, Die Herrschaft Rothenberg im Widerstreit zwischen Kurbayem und Nürnberg. Die Rekatholisierung von 1661—1700, Nürnberg 1975. (Albert Bartelmeß).............................................................................................................................. 386 lemmiein filii. Studien zur Geschichte der Familie Lemmel-Lämmel, Stuttgart 1975. (Klaus Sturm)........................................................................................................................387 Martin Middlebrook, Die Nacht, in der die Bomber starben, Frankfurt/Berlin 1975. (Julius Beckstein)........................................................................................................ 387 Ursula Pfistermeister, Nürnberg, Nürnberg 1975. (Fritz Schnelbögl) . . . 389 Wilhelm Schwemmer, Nürnberg in alten Ansichten, Zaltbommel 1976. (Helmut Häußler) ...............................................................................................................................389 Hans Grün dl, Nürnberger Herrensitze, Nürnberg 1975. (Helmut Häußler) . . 390 Ingeborg R a b u s , Der Nürnberger Reichswald, Nürnberg 1974. (Johannes Bischoff) 391 950 Jahre Schwarzenbruch, mit einem historischen Beitrag von Fritz Schnelbögl, Schwarzenbruch 1975. (Gustav Voit)..................................................................................392 Hermann von Raumer, Die Geschichte der Familie von Raumer, Neustadt a. d. Aisch 1975. (Gerhard Hirschmann)................................................................................. 393 Jürgen Geßner, Der Beitrag des Arztes Wilhelm von Hoven (1760—1838) zum Gesundheitswesen der Stadt Nürnberg, Neustadt/Aisch 1976. (Axel Hinrich Murken) .............................................................................................................................. 394 Jahrbuch für Fränkische Landesforschung, Bd. 34/35, Erlangen-Nürnberg, 1975. (Walter Lehnert) .............................................................................................................................. 395 Jahrbuch für Fränkische Landesforschung, Bd. 36, Erlangen-Nürnberg, 1976. (Walter Lehnert) .............................................................................................................................. 399 Fränkische Lebensbilder, 6. Band, hrsg. von Gerhard Pfeiffer und Alfred Wen­ dehorst, Würzburg 1975. (Gerhard Hirschmann)....................................................399

VI

Hans Liermann, ErlebteRechtsgeschichte, Neustadt/Aisdi 1976. (Gerhard Pfeiffer) 401 Eugen Schüler, Historische Familienwappen in Franken, Neustadt/Aisch 1975. (Hugo A. Braun)............................................................................................................... 401 Deutsches Städtebuch, Bd. V: Bayerisches Städtebuch, Teil 2, hrsg. von Erich K e y s e r (f) und Heinz S t o o b , Stuttgart 1974. (Gerhard Hirschmann) . . . 402 Hellmut Kunstmann, Burgen am Obermain, Kulmbach 1975. (Helmut Häußler) 404 Alfred Tausendpfund, Die Manufaktur im Fürstentum Neuburg, Nürnberg 1975. (Albert Bartelmeß)................................................................................................405 Fritz Schnelbögl, Auerbach in der Oberpfalz, Auerbach i. d. Opf. 1976. (Gustav Voit).......................................................................................................................407

VII

VERZEICHNIS DER MITARBEITER Angermeier, Heinz, Dr., Univ.-Prof., Universitätsstraße 1, 8400 Regensburg Bartelmeß, Albert, Archivoberamtsrat, Stadtarchiv, Egidienplatz 23, 8500 Nürnberg Beckstein, Julius, Studiendirektor i. R., Nibelungenstraße 9, 8 500 Nürnberg Bischoff, Johannes, Stadtarchivar, Mühlweg 2, 8 521 Weiher Brauer, Adalbert, Dr., Offenbacher Landstraße 461, 6000 Frankfurt/Main 70 Braun, Hugo A., Wiss. Mitarbeiter, Ostenstraße 26, 8833 Eichstätt Dettenthaler, Josef, Würzburger Straße 6, 8506 Langenzenn Endres, Rudolf, Dr., Priv.-Doz., An den Hornwiesen 10, 8520 Erlangen-Buckenhof Häußler, Helmut, Dr., Archivangestellter, Stadtarchiv, Egidienplatz 23, 8500 Nürnberg H e 1 k , Vello, Dr., Oberarchivar, Lindehojvej 29, DK-3460 Birkerod Heller, Florian, Dr., Univ.-Prof., Gudrunstraße 26, 8500 Nürnberg Herkommer, Hubert, Dr., Univ.-Prof., Spohrstraße 2, 3 501 Fuldabrück 2 Hirschmann, Gerhard, Dr., Archivdirektor, Stadtarchiv, Egidienplatz 23, 8500 Nürnberg Holt gen, Karl Josef, Dr., Univ.-Prof., Bismarckstraße 1, 8520 Erlangen Holzberg, Niklas, Dr., Wiss. Assistent, St. Johann 6, 8 520 Erlangen Kantzenbach, Friedrich Wilhelm, Dr., Hochschulprof., Meisenweg 14, 8806 Neuendettelsau Kellenbenz, Hermann, Dr., Univ.-Prof., Findelgasse 7, 8500 Nürnberg Krause, Helmut, MA, Technische Universität Berlin, Institut für Deutsche Philologie, Abt. für Mittlere Deutsche Literatur, Straße des 17. Juni 13 5, 1000 Berlin 12 Lehnert, Walter, Dr., Oberarchivrat, Stadtarchiv Egidienplatz 23, 8500 Nürnberg Leiser, Wolfgang, Dr., Univ.-Prof., Nachtigallenweg 4, 8520 Erlangen Merzbacher, Friedrich, Dr. Dr., Univ.-Prof., Neubergstraße 9, 8700 Würzburg M u r k e n , Axel Hinrich, Dr., Univ.-Prof., Waldeyerstraße 27, 4400 Münster Pechstein, Klaus, Dr., Oberkonservator, Germanisches Nationalmuseum, 8500 Nürnberg Perger, Richard, Dr., Josefstädterstraße 11, A-1080 Wien Pfeiffer, Gerhard, D. Dr., Univ.-Prof., Schnepfenreuther Weg 15, 8500 Nürnberg Rettelbach, Johannes, Wiss. Mitarbeiter, Tulpenweg 27, 8501 Schwaig Schanze, Frieder, Wilhelmstraße 50, 7400 Tübingen Schnelbögl, Fritz, Dr., Archivdirektor i. R., Blumröderstraße 9, 8500 Nürnberg Schröder, Otto, Redakteur, Siegfriedstraße 31, 8 500 Nürnberg Schwemmer, Wilhelm, Dr., Direktor der städt. Kunstsammlungen i. R., Lindenast­ straße 63, 8500 Nürnberg Sturm, Klaus, Dr., Archivrat, Archivstraße 17, 8500 Nürnberg Voit, Gustav, Dr., Rektor, Äuß. Bayreuther Straße 71, 8500 Nürnberg Weinacht, Helmut, Akad. Oberrat, F.-L.-Jahn-Straße 4, 8 550 Forchheim Wuttke, Dieter, Dr., Univ.-Prof., Nikolausberger Weg 15, 3400 Göttingen Zahn, Peter, Dr., Bibl.-Rat, Brentanostraße 19, 8000 München 13

VIII

NÜRNBERGER IM MITTELALTERLICHEN WIEN

Von Richard Perger

INHALT Nürnberger Nürnberger Nürnberger Nürnberger

Kaufleute in Wien............................................................ 2 im Wiener Bürgertum.....................................................................38 in der Wiener Geistlichkeit.....................................................80 an der Wiener Universität.............................................................85

Bei Durcharbeitung der mittelalterlichen Wiener Geschichtsquellen, die trotz empfindlicher Verluste noch immer weitgehende Aufschlüsse zur Verwaltungs-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte der Stadt zu vermitteln vermögen, stieß ich auf zahlreiche Belege, die den Aufenthalt von Bürgern fremder Städte in Wien und ihre Handels- und Familienbeziehungen zu Wienern bezeugen und uns auch über die Herkunft von Wiener Bürgern, Geistlichen und Universi­ tätsangehörigen unterrichten. Nur ein Teil dieser Belege ist — in Regesten­ form oder mit vollem Text — ediert worden, in ihrer Mehrzahl sind sie unver­ öffentlicht. Wir finden darunter auch viele auf Nürnberger bezügliche Nach­ richten, die in der bisherigen Literatur nicht verwertet wurden; auch eine teilweise Durchsicht einschlägiger Nürnberger Bestände brachte manchen neuen Fund. Dieses Material den Freunden der Geschichte Nürnbergs zur Kenntnis zu bringen und durch Einbeziehung schon bekannter Belege zu einer Überschau über Verbindungen zwischen Nürnbergern und Wienern von ca. 1300 bis 15 30 zu ergänzen, ist Anliegen der folgenden Darstellung, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, vielmehr als Ausgangsbasis für künftige Spezialforschungen gewertet werden will. Den Leitern und Mitarbeitern des Stadtarchivs und des Staatsarchivs Nürn­ berg, des Wiener Stadt- und Landesarchivs und des Stadtarchivs Preßburg (Bratislava) meinen Dank für vielfältige Unterstützung auszusprechen, ist mir angenehme Pflicht; besonders verbunden bin ich Herrn Archivdirektor Dr. Ger­ hard Hirschmann für die Aufnahme meiner Studie in die Publikationen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg; Herrn Senatsrat Dr. Karl Foltinek, Leiter des Kulturamts der Stadt Wien, für einen namhaften Forderungsbetrag, der mir im Rahmen meiner Forschungen zu den auswärtigen Handels- und Familienbeziehungen der Wiener im Mittelalter Archivstudien in Nürnberg ermöglichte; und Herrn Dipl.-Ing. Helmut Freiherr Haller von Hallerstein, der mir in selbstloser Weise Belege aus seinen Forschungsergebnissen mitteilte.

2

1

Richard Perger

Abkürzungen im Text:

B NB WB t

= = = =

s d

= =

fl.

=

Bürger Nürnberger Bürger Wiener Bürger talentum, zu deutsch Pfund (die oberste Währungseinheit im mittel­ alterlichen Wien); solidus, zu deutsch Schilling (auf ein Pfund gingen acht Schilling); denarius, zu deutsch Pfennig (auf einen Schilling gingen 30, auf ein Pfund somit 240 Pfennig); florinus, zu deutsch Gulden; wenn nicht besonders bezeichnet, ist dar­ unter der ungarische Gulden (fl. ung.) zu verstehen; mit fl. rh. wird der rheinische Gulden bezeichnet.

Erläuterungen einiger Ausdrücke: Cewer

(auch: Nutz und Gewer) = ein dingliches Recht, das nach heutiger Diktion etwa dem „rechtmäßigen Besitz“ entspricht; Satz = Hypothek Burgredtt = Rente, mit der ein Haus oder Grundstück belastet ist. Der Vormund hieß im mittelalterlichen Wien Gerltab, der Testamentsvollstrecker Gesdiäftsausrickter, das Testament Gesdtäft; in der Studie wurden die modernen Ausdrücke verwendet. Sofern nicht besonders vermerkt, beziehen sich die in der Darstellung enthaltenen topographi­ schen Angaben auf Wien.

Nürnberger Kaufleute in Wien Begünstigt durch die Lage an der Donau, am Schnittpunkt mehrerer Fern­ straßen und nahe der um 1050 konsolidierten Reichs- und Landesgrenze gegen Ungarn, und gefördert durch planmäßige Maßnahmen der österreichischen Landesfürsten, entwickelte sich Wien im Laufe des 12. Jahrhunderts zur weit­ aus größten Stadt nicht nur in Österreich, sondern auch im Südosten des Reiches überhaupt. Um 1200 erhielt es eine neue, weitausgreifende Ring­ mauer von 4,5 km Länge, die den Umfang der eigentlichen Stadt im wesent­ lichen bis ins 19. Jahrhundert bestimmte. Rundum entwickelten sich fünf Vor­ städte, die zum Teil ebenfalls befestigt waren; sie sind nach ihrer Zerstörung im Türkenjahr 1529 nur teilweise wiedererstanden, erst nach Überwindung der Türkengefahr (168 3) setzte neues Wachstum ein \ Beim Aufstieg Wiens im Mittelalter kam dem Fernhandel — d. h. dem Großhandel über die Grenzen Österreichs hinaus — besondere Bedeutung zu. Das Aufsuchen Wiens durch „Gäste", wie man hier die fremden Kaufleute nannte12, ist seit Ende des 12. Jahrhunderts belegt, reicht jedoch sicher viel weiter zurück. Anfangs war der Handel der Gäste keinen besonderen Be1 Zu den Befestigungen Wiens und seiner Vorstädte siehe: Richard Perger, Herzog Leo­ pold VI. von Österreich und die Stadt Wien, in: WGB1 26 (1971), Sonderheft, S. 271—28 5; derselbe, Die äußere Wandlung Wiens im 16. Jahrhundert, in: WGB1 29 (1974), Heft 3, S. 198—217; Walter Hummelberger und Kurt Peball, Die Befestigungen Wiens (Wiener Geschichtsbücher 14), Wien-Hamburg 1974. 2 Schuster, S. 467.

2

MVGN 63 (1976)

Nürnberger im mittelalterlichen Wien

Schränkungen unterworfen 3. Erst die Erweiterung des österreichischen Herr­ schaftsbereichs um die steirischen Lande (Österreich ob der Enns und Steier­ mark) 1192 ermöglichte den Landesfürsten eine dirigistische Handelspolitik zum Nutzen ihrer Städte, in erster Linie Wiens, dessen Kaufleuten ein Vorrang gegenüber den Gästen im Handel mit Ungarn und Venedig, soweit er über österreichisches Territorium ging, zugedacht war. Die entsprechende Handhabe bot einerseits jene Bestimmung des Wiener Stadtrechtsprivilegs von 1221 4, die den nach Wien kommenden Gästen aus dem Westen die Weiterreise nach Ungarn untersagte und die 1278 auf alle Gäste5, 1281 auf den Transit in andere Nachbarländer Österreichs ausgedehnt wurde °; andererseits die Reser­ vierung der Paßstraße über den Zeiring (Pyhrnpaß und Hohentauern) für Wiener und für Bürger bestimmter Städte ob der Enns7 und der Paßstraße über den Zerwald (Semmering) für Wiener und für Bürger jener Städte, die an der Fernstraße Wien-Venedig lagen 8; die Kontrolle dieser Straße konnte nach Ausdehnung des österreichischen Herrschaftsbereichs auf Kärnten und Krain (1335) und Triest (1381) bis zur Adria erweitert werden9. Eine zusätzliche Drosselung des Gästehandels war durch die Errichtung von Stapeln in Graz, Wiener Neustadt, Judenburg und Freistadt im Laufe des 13. Jahrhunderts gegeben 10. Für den Handel aus Süddeutschland nach Ungarn blieben den Gästen nur zwei Möglichkeiten: entweder die Benützung der 1336 eingerichteten Route über Böhmen und Mähren11 — die übrigens während der Hussitenkriege 1420—1436 lahmgelegt war 12 —, oder der Transit durch die Steiermark, der laut Beleg von 138 3 zulässig war13. Beide Routen waren allerdings gegenüber der Donaustrecke länger und gefahrvoller, somit teurer, überdies für sperrige Güter kaum geeignet, so daß das Gros der Gäste den Warenaustausch mit Ungarn loco Wien, unter Verzicht auf die Handelsspanne zwischen Wien und dem ungarischen Bestimmungsort, vorzog. So erklärt sich auch, daß die Wie­ ner gegen die Umgehung ihres Stapels auf jenen beiden Routen nicht ankämpf3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

13

2*

Mayer, S. 4 f.; vgl. Tomaschek 1, Nr. I. Tomaschek 1, Nr. V (Art. 21). Tomaschek 1, Nr. XV (Art. 50). Tomaschek 1, Nr. XIX. Schwind-Dopsch Nr. 129; QuStW 2/1, Nr. 378, 590a. Schuster, S. 366; Mayer, S. 32, 151; Pickl, Handel Wiens, S. 323, 328; Eisenbuch, fol. 203v. QuStW 2/1, Nr. 677a, 590a, 689a, 711, 712, 733a, b, 824; Tomaschek 1, Nr. LX; Eisen­ buch fol. 80, 81; Mayer, S. 26—28. Regesta imperii VI, Nr. 672, 832, 1264, 1265; Schwind-Dopsch, Nr. 53, 60; Mayer, S. 6, 8. Mayer, S. 29 f.; Ammann, S. 165; Stromer, Hochfinanz, S. 90—94; Hirschmann, Handels­ privilegien, S. 16 f., Nr. 45, 46, 47; Schenk, S. 24. Sie wurde 1483, während des österreichisch-ungarischen Krieges, reaktiviert; Mayer, S. 122 (34) nach BB 38 fol. 210 und BB 42 fol. 218v; Mayer, S. 31; Ammann, S. 159; Schenk, S. 73—79, 88—144. Hirschmann, Handelsprivilegien, S. 41, Nr. 132; Ammann, S. 163. Mit dieser Urkunde wird nicht neues Recht geschaffen (so Stromer, Hochfinanz, S. 100), sondern bloß einer un­ gebührlichen Zollbelastung der Nürnberger vorgebeugt.

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Richard Perger

ten 14 und sich auf Wahrung des Transitverbots an Ort und Stelle beschränk­ ten. Nur selten gewährte man Ausnahmen: So erlaubte man 1444/45 einzelne Getreidetransporte von Passau nach Preßburg 15, 1453 wurde den Brünnem wegen damaliger Kriegswirren die Fahrt zum Preßburger Jahrmarkt über Wien gestattet 1(\ Seit 1453 durften die „oberländischen“ (d. h. süddeutschen) Gäste in Wien wenigstens zur Einbringung notleidender Forderungen — nicht aber mit Waren — nach Ungarn Weiterreisen 17. Im Handel mit Venedig hat die Sperre des Semmering- und des Pyhrnpasses die süddeutschen Kaufleute kaum berührt, da ihnen der Brenner 18 und der Radstädter Tauern 19 als Alpenübergänge zur Verfügung standen. Schlimmer daran waren die Böhmen, Mährer und Schlesier, für die ein Ausweichen auf Salzburger und Tiroler Gebiet, weil viel zu abgelegen, nicht in Betracht kam. Sie versuchten daher, die Freigabe des Semmerings zu erwirken; den Pragern gelang dies 1364, befristet auf 10 Monate20, doch schon 1369 mußten die Herzoge von Österreich den Wienern versprechen, keine solchen Ausnahmen mehr zuzulassen 21. Ende des 14. Jahrhunderts versuchten die Könige Böhmens, die Passage über den Semmering für die Prager und Breslauer durch Aussper­ rung der Wiener vom böhmisch-mährischen Straßennetz zu erzwingen, erreich­ ten aber bloß, daß 1412 Pragern und Breslauern die Route über Freistadt und Linz nach Salzburg freigegeben wurde 22. Jene Bestimmung des Stadtrechtsprivilegs von 1221, die den Gästen den Kauf von Gold und Silber untersagte und sie zum Verkauf eingeführter Goldund Silbermengen an die herzogliche Kammer anhielt, wurde noch 1453 er­ neuert 23. Die Befristung des Aufenthalts der Gäste in Wien mit zwei Monaten wurde schon 1281 für immer aufgehoben 24; dagegen setzte man die Verfügung von 1221, die den Gästen in Wien den Handel untereinander verbot und den Verkauf eingeführter Waren bloß an Wiener zuließ, und die 1281 aufgehoben wurde, 1312 wieder inkraft 25. Bloß während der Zeit der Wiener Jahrmärkte, die seit 1278 zweimal jährlich stattfanden und zunächst je 14 Tage, seit 1382 je 4 Wochen dauerten 26, durften die Gäste auch einander Waren verkaufen. 14 15 16 17 18

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Mayer, S. 31. QuStW 2/2, Nr. 3005, 3054. QuStW 2/2, Nr. 3502. Tomaschek 2, Nr. CL; Schwind-Dopsch Nr. 197. Auf dem Territorium der Grafschaft Tirol, die zwar 1363 an Österreich gekommen, aber vom Block der östlichen Lande räumlich getrennt und daher nicht ins Netz der Handels­ schranken um Wien einbezogen war. Auf dem Territorium des Erzbistums Salzburg, das bis 1803 reichsunmittelbar war. Luschin, S. 764; Mayer, S. 32. Tomaschek 1, Nr. LXXX; Schuster, S. 423; Luschin, S. 764. Mayer, S. 32 f. Tomaschek 1, Nr. V (Art. 21); Tomaschek 2, Nr. CL. Tomaschek 1, Nr. V (Art. 21) und Nr. XIX. Tomaschek 1, Nr. V (Art. 21), Nr. XIX und XXVI; Schuster, S. 420. Tomaschek 1, Nr. XVI (Art. 30-33), XVII (Art. 28-31), XXIII (Art. 35-38), XCVI; Tomaschek 2, Nr. CIV. — Schuster, S. 425 f.; Luschin, S. 839.

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An die Einhaltung dieser Bestimmungen mußte 1417 mit Nachdruck erinnert werden27. Erst 1453 wurde den Gästen der Handel untereinander wenigstens mit venezianischen Waren, ausgenommen „Gewand", erlaubt28. Dem Schutze des einzigen Artikels eigener Erzeugung, mit dem die Wiener in größerem Ausmaß am Fernhandel teilnahmen — des Weines28 — galt seit 1244 das Einfuhrverbot für ungarische Weine 30. Seit 1340 durften welsche und ungarische Weine wenigstens für den Hausbedarf der Wiener importiert werden31, in der städtischen Taverne allein durfte seit 1370 landfremder Wein unbeschränkt ausgeschenkt werden 32. 1371 wurde die Einfuhr mähri­ sdien Weines untersagt 3\ Wein allein blieb von den Handelserleichterungen während der Wiener Jahrmärkte ausgenommen34. Das Stapelrecht für Wein und Getreide, das der Stadt Passau 1390 verbrieft wurde, hat den Wiener Weinexport empfindlich getroffen 35. Zollbegünstigungen für Gäste aus Städten außerhalb Österreichs gab es grundsätzlich nicht, ausgenommen während der Jahrmarktszeit, in der die Zölle generell sistiert waren 36. Die Privilegien, die bestimmte Gästegruppen von den Herzogen Österreichs erhielten, sicherten hauptsächlich Rechtsschutz, Verzicht auf Repressalien und dgl. zu 37. Allen Beschränkungen zum Trotz ist der Zuzug von Gästen nach Wien bis Mitte des 15. Jahrhunderts unverändert stark geblieben; ergab sich doch aus Stapelrecht und Straßenzwang eine auch für den Gast interessante Konzen­ tration von Angebot und Nahfrage, auch war die Kaufkraft der Wiener Bevölkerung — um 1450 rund 20.000 Einwohner 38 — nicht zu verachten; seit

27 Tomaschek 2, Nr. CXXI. 28 Tomaschek 2, Nr. CL. 29 Schuster, S. 480—488; Mayer, S. 35, 41—44, 70—72; Emst Klebel, Zur Frühgeschichte Wiens, in: Abhandlungen zur Geschichte und Quellenkunde der Stadt Wien IV, Wien 1932, S. 19—24. 30 Tomaschek 1, Nr. X (Art. 29). 31 Tomaschek 1, Nr. XXXVII (Art. 74). 32 Tomaschek 1, Nr. LXXXIV. 33 Eisenbuch, fol. 64v. 34 Tomaschek 1, Nr. XCVI; Luschin, S. 840. 35 Mayer, S. 67—70; Friedrich Merzbacher, Der Passauer Stapel, in: Erlebtes Recht in Ge­ schichte und Gegenwart, Festschrift für Heinrich Demelius zum 80. Geburtstag, Wien 1973, g jgj_298

33 Tomaschek 1, Nr. XVI (Art. 33), XVII (Art. 31), XXIII (Art. 38), XCVI. 37 Erstmals für die Regensburger 1192 (Tomaschek 1, Nr. I), die Münchener 1280 (Regesta imperii VI, Nr. 1188), die Kölner 1363 (Kuske 1, S. 39, Nr. 116), die Nürnberger 1363 (Hirschmann, Handelsprivilegien, S. 30, Nr. 97). Siehe auch Schuster, S. 72 f.; Luschin, S. 763 f., 838. 88 Schalk, Handwerker, S. 336 ff., ermittelt etwa 25 000. Auf ca. 20 000 schätzten Brunner, Finanzen, S. 11 ff., und Friedrich Walter, Beiträge zur älteren Wiener Sozial- und Wirt­ schaftsgeschichte, in: MVGW 15 (193 5), S. 61 f. — Hektor Ammann, Wie groß war die mittelalterliche Stadt?, in: Die Stadt des Mittelalters 1 (Wege der Forschungen Bd. 243), Darmstadt 1975, reiht Wien in die Städte mit mehr als 20 000 Bewohnern ein.

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1421 waren überdies die Juden als Konkurrenz auf dem österreichischen Kapi­ talmarkt ausgeschieden 39. Die Gäste waren in Wien in der Regel durch „Diener" (Faktoren) vertre­ ten 40. Geliefert wurde entweder unmittelbar an die Abnehmer oder — häufiger — auf Lager, die von den Dienern als „Lagerherren" verwaltet wurden41. Als Unterkünfte und Lagerräume wurden Gästen und Dienern Mietobjekte in Bürgerhäusern zugewiesen42; manche dieser Häuser, wie der Regensburger­ hof 43 und der Kölnerhof 4\ beide am Lugeck gelegen, wurden ständig für Gäste freigehalten. Zwischen Angebot und Nachfrage vermittelten die Leitkaufer, später Unterkäuffel genannt45, die seit 1348 Amtsorgane der Stadt Wien waren46; 1453 gab es sechs Unterkäuffel für Venedigware, Gold und Silber, 8 bis 10 Unterkäuffel für Gewand und Rauhware (Pelzwerk), 10 bis 12 Unterkäuffel für Pferde47. Im städtischen Waaghaus beim Roten Turm, das auch Versammlungsräume für Kaufleute enthielt, befanden sich um 1450 zwei Waagen, die von der Wiener Kaufmannschaft verwaltet48 und von einem vereidigten Wäger betrieben wurden 49: die Schalenwaage für „subtile Pfennwerte" (Seide, Gewürze), die Bretterwaage für Kupfer, Zinn, Blei und „grobe Pfennwerte". Eine dritte Waage, Cyment genannt, für Gold, Silber, Perlen, Edelsteine und Münzmetall bestimmt, war in der herzoglichen Kammer unter­ gebracht 50. Auch eine Wachswaage gab es51. Über die Einhaltung der Außen39 Sie wurden damals aus Österreich unter und ob der Enns vertrieben; s. Ignaz Schwarz, Geschichte der Juden in Wien bis zum Jahre 1625, in: GWA 5 (1913), S. 24 f., 37—42; Samuel Krauß, Die Wiener Geserah vom Jahre 1421, Wien 1920. 40 Zu namentlich bekannten Dienern der Nürnberger in Wien siehe Anm. 102, 122, 144, 147, 165, 168, 172, 173, 196, 201, 202, 204, 206, 207, 211, 221, 228, 232, 269, 277, 282, 291, 301, 312, 316, 319, 328, 342, 370, 377, 386, 389, 404, 415, 419. 41 Zu den Lager- oder Legerherren siehe Luschin, S. 846; Mayer, S. 75; BB 7 fol. llv—1420

werden Nürnberger erwähnt, die sich in Venedig „in Kaufmannschaft oder Legerherren Weis" aufhalten (Schaper, Hirschvogel, S. 47). — Legerherren der Nürnberger in Wien in Anm. 171, 227, 273 genannt. 42 Tomaschek 1, Nr. XXIII (Art. 3, 4). Zu Gewölben der Nürnberger in Wien siehe Anm. 68, 109, 203, 300, 406.

43 Der Hof bestand aus einem Haus (urk. 1326, Gb. 6/2 fol. 69) und einem Marstall (QuStW 2/1, Nr. 186); der Name Regensburgerhof seit 1410 belegt (QuStW 2/1, Nr. 1810, 1816). Siehe auch Franz Bastian, Das Runtingerbuch 1383—1407 und verwandtes Material zum Regensburger und südostdeutschen Handel und Münzwesen (Deutsche Handelsakten des Mittelalters und der Neuzeit, VI), 2, Regensburg 1935, S. 189, und 3 (1943), S. 269. 44 Das vordere Haus ist seit 1289 (QuStW 2/1, Nr. 18), das hintere seit ca. 1300 belegt (Gb. 6/1 fol. 18, 25v); der Name „coloniensium curia" seit 1394 (QuStW 2/1, Nr. 292), die dortige Kölner Gemeinde 1420 (QuStW 2/2, Nr. 2146). 43 Tomaschek 1, Nr. I, V (Art. 21), X (Art. 21), XV (Art. 48), XXV (Art. 48), XXXVII (Art. 56). 48 Tomaschek 1, Nr. XXXIX; Luschin, S. 834. 47 Tomaschek 2, Nr. CL. 48 Durch einen Büchsenmeister der Kaufleute, urk. 1518 (QuStW 2/4, Nr. 6140). 49 Luschin, S. 834 f. Als geschworener Wäger ist z. B. 1404 Nicoleto, offenbar ein Italiener, belegt (Wiener Test. 1, fol. 175v). 50 Tomaschek 2, Nr. CXLVI. 51 Der „Wachsglet" in der Wollzeile urk. 1339, 1360 (QuStW 2/1, Nr. 211, 541), die Wachs­ waage in der hinteren Bäckerstraße 1410 (QuStW 2/1, Nr. 1789).

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handelsvorsdiriften im Herzogtum Österreich wachte der landesfürstliche Hansgraf mit seinem Personal52, für Wirtschaftsbelange in Wien selbst waren Organe der Stadtverwaltung zuständig **. In Prozessen, die von Gästen oder gegen Gäste angestrengt wurden, entschied der Wiener Stadtrichter54; falls Adelige belangt wurden, das Hofmarschallgericht55. Im Bedarfsfall leisteten Wien und die Heimatstädte der Gäste einander Rechtshilfe 58. Eigene Häuser und Grundstücke in Wien durften die Gäste auf Dauer nicht erwerben; fiel ihnen eine solche Realität, unter welchem Rechtstitel immer, zu, wurde die Eintragung der Gewer ins Wiener Grundbuch von der Verpflichtung zum Ver­ kauf der Liegenschaft oder alternativ zum Erwerb des Wiener Bürgerrechts in bestimmter Frist abhängig gemacht57. Angaben über die Herkunft von Gästegruppen in Wien liegen seit Ende des 12. Jahrhunderts vor58, Namen einzelner Kaufleute werden seit Ende des 13. Jahrhunderts genannt59. Aufschlüsse auf breiterer Basis gewinnen wir allerdings erst aus den seit 1368 erhaltenen Wiener Grundbüchern60. Personen, die aus Nürnberg stammten, finden wir in Wien schon um 1300 81; als Gäste faßbar sind Nürnberger hier seit 13 5 3 62, ihr erstes Schutzprivileg für Öster­ reich erhielten sie 1363 63. Vom Netz wechselseitiger Zollbegünstigungen, das Nürnberg im 13. und 14. Jahrhundert in Mittel- und Westeuropa aufgebaut hatte, waren Wien und die übrigen Städte Österreichs nicht erfaßt84, da die protektionistische Handelspolitik der österreichischen Herzoge Zollvorteile für fremde Kaufleute grundsätzlich nicht vorsah85. Um 1420—30, als sich die 52 Lateinisch „rector mercatorum“, urk. 1279 (QuStW 2/1, Nr. 14). Zum Amt Schuster, S. 411—413, 435 f.; Luschin, S. 829—833, 841. Die Hansgrafenordnung bei Tomaschek 2, Nr. CL. 58 Schuster, S. 425 f.; Brunner, Finanzen, S. 208—218. 54 Zur Gerichtsbarkeit in Handelssachen, sehe Tomaschek 1, Nr. XV (Art. 33, 34, 49), XXIII (Art. 3, 4), XXV (Art. 48), XXXVII (Art. 57). - Schuster, S. 467. 55 QuStW 2/2, Nr. 2797; Gb. 1/6 fol. 390, 390v (s. Anm. 231). 56 Ein Beispiel bei Demelius, Nürnberg und Wien, S. 9 f., Nr. 3. 57 Siehe Anm. 577, 917. 58 Tomaschek 1, Nr. I (Regensburger, 1192), III, IV (Passauer, Schwaben usw. vor 1221). 58 So als Gläubiger König Rudolfs I. 1281 Friedrich Pollex, B. zu Regensburg, Jakob von Hoya, WB (der vielleicht aus Augsburg stammte) und Jakob von Metz (QuStW 1/3, Nr. 2828). 1298 führt Hartmann Langenmantel, B. zu Augsburg, Exekution auf einen Wein­ garten in Ottakring bei Wien (WStLA, Bürgerspitals-Copialbuch 1, fol. 23v, Nr. XXXII). 80 Die städtischen Kauf-, Satz- und Verbotsbücher 1368—13 88 sind ediert in QuStW 3/1 und 3/3, das städt. Gewerbuch 1376—1419 in QuStW 3/2. Die übrigen städtischen Kauf-Gewerund Satzbücher und die Grundbücher sonstiger Grundherrschaften im Wiener Burgfrieden, alle im WStLA, sind unveröffentlicht. 61 Siehe Anm., 438. 82 QuStW 2/1, Nr. 457 (Ulrich Haller). 88 Hirschmann, Handelsprivilegien, S. 30, Nr. 97. 84 Ammann, S. 20—44, bes. S. 29. Der östlichste Ort in diesem Netz, das schon 1219 einbe­ zogene Aschach (Hirschmann, Handelsprivilegien, S. 5, Nr. 3) im heutigen Oberösterreich, galt damals wohl noch als Reichsgut. 88 Siehe Anm. 37.

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Kölner vom Wiener und Preßburger Markt weitgehend zurückzogen 66, rückten die Nürnberger zur stärksten Gruppe der Gäste auf. Bald hören wir von ihnen im Zusammenhang mit Verstößen gegen Handels- und Zollvorschriften, zunächst in Ungarn; so hatten laut Mitteilung der Stadt Ofen von 1428 wegen solcher Verstöße der Gäste aus Österreich, Bayern, Franken, Schwaben und Nürnberg (das hier also besonders hervorgehoben wird) die Könige Ungarns ihren Städten Vollmacht für Strafsanktionen erteilt67. In Wien beschuldigte man speziell die Nürnberger der Hortung von Verkaufs- und Lagergewölben, des Verkaufs von Tuch zu überhöhten Preisen, des — verbotenen — Handels mit Gold und Silber, der unbefugten Ausübung von Gewerben, falscher Zoll­ erklärungen, der Mitverpackung von Konfektion in Tuchballen zwecks Zoll­ hinterziehung, Verstößen gegen Kreditbestimmungen88. So kam es in der Fastenzeit 1432 zu dem spektakulären Handelsverbot, das Herzog Albrecht V. über die Nürnberger in Österreich unter und ob der Enns verhängte 89. Die Stadt Nürnberg, durch Linhard Ebner, Peter Küllsheim und Wilhelm Öster­ reicher informiert, entsandte umgehend Stephan Koler zum Herzog, der Bischof von Passau, Graf Ulrich von Cilly und andere wurden um Intervention gebeten 70: alles ohne Erfolg. Den von Paul Vorchtel überbrachten Vorschlag des Bischofs, den Herzog durch ein Geldgeschenk oder Darlehen zur Rück­ nahme des Verbots zu bewegen, lehnte der Nürnberger Rat als unzumutbar ab; Lukas Kemnater wurde zu Herzog Friedrich V. (dem späteren Kaiser Fried­ rich III.) wegen Freigabe des Ungarnhandels über die Steiermark (Wiener Neustadt, Bruck an der Mur, Graz, Pettau, Radkersburg) entsandt71. Erst zu Ostern 1433 empfing Albrecht V. die NB Paul Vorchtel und Karl Holzschuher und ließ ihnen in Gegenwart der Bischöfe von Passau und Freising, des Kanz­ lers Andreas Plank, des Hubmeisters Berthold von Mangen und der Herren v. Hohenberg und v. Königsberg durch den Landmarschall Hans von Ebersdorf die Aufhebung des Handelsverbots Zusagen 72. Unter dem 21. 6. 1433 erhielten die Nürnberger für ihren Handel in Österreich ein neues Schutzprivileg73. Der Nürnberger Rat aber zitierte jene 15 Kaufleute, die damals über Gewölbe in Österreich verfügten — darunter Derrer, Pirckheimer, Pesler, Prunster, ®6 Franz Koväts, Handelsverbindungen zwischen Köln und Preßburg im Spätmittelalter, in: Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln, 25 (1914), S. 6 f., 14; Irsigler, Handels­ beziehungen, S. 400. 87 Wiener Test. 3, fol. 275v; dazu Friedrich Walter, Zur Geschichte des Wiener Handels mit Ungarn im 15. Jahrhundert, in: MB1VGW 1 (1919—23), S. 156—159. Anlaß zu dieser Korrespondenz war die Bestrafung des WB Hans Peitskofer in Ofen. 88 Staats AN, Siebenfarbiges Alphabet, Akt 128, fol. 3v—4. 88 Erwähnt bei Mayer, S. 64 f.; Ammann, S. 161 f.; Irsigler, Handelsbeziehungen, S. 400 (383). Schon 1426 drohten Maßnahmen gegen die Nürnberger; zur damaligen Entsendung des NB Hans Grelbeck zum Propst Wilhelm Turs von St. Stephan siehe BB 7 fol. 116v. 70 BB 9, fol. 234, 234v, 23 5; BB 10, fol. 60 (zitiert bei Mayer, S. 64). 71 Mayer, S. 64, nach BB 10 fol. 26. 72 StaatsAN, Siebenfarbiges Alphabet, Akt 128, fol. 3, 3v. 73 Ebendort, fol. 1—2; Mayer, S. 65 (36).

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Harstorffer, Granetl, Kraft, Kramer und Pfister —, und ließ sie durch Stephan Koler, Paul Vorchtel und Sebald Pömer von den Vorwürfen, die man gegen ihre Vertreter erhoben hatte, in Kenntnis setzen, ebenso von einer neuen Wiener Verordnung, wonach nur das Gremium der Wiener Hausgenossen zum Geldwechsel und Ankauf von Gulden befugt sei; daran schloß der Rat die Ermahnung, sich künftig im Interesse des Gemeinwohls an die Vorschriften zu halten. Daß die Möglichkeit bestanden hätte, Herzog Albrecht durch eine Geldsumme zu beschwichtigen, wurde den Kaufleuten verschwiegen 74. Für Albrechts V. nachgeborenen Sohn Ladislaus führte sein Oheim Friedrich — seit 1440 deutscher König, seit 1452 als Friedrich III. römischer Kaiser — von 1440 bis 1452 als Vormund die Regierung in Österreich. Schon 1440 bestätigte er den Nürnberger Kaufleuten, vertreten durch Paul Vorchtel und Paul Grundherr, die alten Handelsfreiheiten in Österreich. Beschwerden der Stadt Wien, daß die Gäste auch außerhalb der Jahrmarktszeiten untereinander und im kleinen handelten und Bankgeschäfte betrieben, gaben 1444 Anlaß zum Erlaß von Durchführungsbestimmungen zum Stapelrecht, die zunächst nur zwei Jahre, bei Bewährung aber unbefristet weiter gelten sollten75. Aus der kurzen Zeit der Alleinregierung von Ladislaus Postumus (1452—57) datiert die schon erwähnte Hansgrafenordnung von 145 3 78; als 1454 der Söldnerführer Ankelreuter Wien bedrohte, bat man die Gäste und Lagerherren, „die über jar hie liegen“, um Unterstützung, da sie ja auch „ir leib und gut hie haben77“. Die Wirren nach Ladislaus’ Tode (1457), in denen sich Fried­ rich III. erst nach Ableben seines Bruders Albrecht VI. (1463) endgültig als Landesherr Österreichs behaupten konnte, führten zu einer Verschlechterung der Wirtschafts-, Währungs- und Sicherheitsverhältnisse78 und erschütterten auch die Finanzen der Stadt Wien, die 1458 ein Darlehen von 1960 fl. und 950 t bei Gästen auf nahm 79; hievon bestritten die Nürnberger Sebald Rothan und Niklas Groß je 100 fl., Konrad Paumgartner 200 t, Hans Lengker, Bertlme Knebel und Hans Käsikein je 100 t, die Memminger Hans Vöhlin 410 fl. und Hans Sätteli 100 fl., die Augsburger Ludwig Meutting 500 fl. und Jörg Sulzer 150 fl., der Landsberger Ulrich Arzt 100 fl., der Straubinger Kunz Swäbl 100 t, die Münchner Hans Wisentfelder 100 t, Hans Kray und Balthasar Rigler zusammen 100 fl., die Regensburger Hermann Zeller 150 t und Hermann Mair 100 fl., der Ennser Erasm Leroch 100 t, Jobst Rietentaler Wie Anm. 72, fol. 4v—5. Mayer, S. 76 f., nach Kollar, Analecta II, Spalte 1219, 1223. Siehe Anm. 17, 28, 52. Copeybuch, S. 4. Mayer, S. 109—143; Luschin, S. 766 f., 800—803; Schalk, Faustrecht, S. 268 ff. 79 KAR 1/16 fol. 144v; zitiert bei Schalk, Faustrecht, S. 478, und Brunner, Finanzen, S. 414. Die Herkunft des Hans Wisentfelder aus München belegt in Gb. 1/34, fol. 192v, 221, und QuStW 2/2, Nr. 2971, 3572, die des Erasm Leroch aus Enns in Gb. 1/34 fol. 469. Jobst Rietentaler dürfte Niederösterreicher gewesen sein (vgl. QuStW 2/2, Nr. 3578, 3 578c, 3639, und Wiener Test. 3 fol. 23 8 v).

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unbekannter Herkunft 300 fl. — eine Streuung, die das zahlenmäßige Über­ gewicht der Nürnberger unter den Gästen in Wien deutlich erkennen läßt! 14 59 hören wir von Sanktionen des Kaisers gegen die fremden Kaufleute, einzig die Kölner sollten davon, dank einer Vermittlung der Stadt Wien, ausgenommen bleiben80. 1460, am Höhepunkt der Inflation, klagte Wien, daß die Gäste „Fürkauf" und Kleinhandel betrieben, und alles Silber und Gold aufkauften 81. Nach Übertritt Wiens auf seiten Albrechts VI., des Kaisers Bruder82, entzog Friedrich 1463 der unbotmäßigen Stadt das Stapelrecht und übertrug es an Krems und Stein; die Doppelstadt behielt es auch, als Wien nach Unterwerfung unter den Kaiser 1464 sein Stapelrecht zurückbekam8S. Von den Gästen hatten manche, die mit Albrecht VI. in Geschäftsbeziehungen gestanden waren, mit dessen Tod (1463) ihre Sicherstellung verloren84. 1465 wurden alle fremden Kaufleute in Österreich einer fünfprozentigen Besteuerung unterworfen 85. Die Kriege zwischen Österreich und Ungarn und die von 1485 bis 1490 währende ungarische Besetzung Wiens86 führten — auf Betreiben der Nürn­ berger — zur Reaktivierung der Handelsroute, die aus Mitteldeutschland über Böhmen und Mähren nach Ungarn verlief 87; damit steht der Aufschwung der Linzer Jahrmärkte in Zusammenhang88. Unter Maximilian I. (1493—1519) verstärkten die Oberländer — wie man damals die süddeutschen Kaufleute nannte — ihren Handel mit Böhmen und Mähren zum Schaden der Wiener, die sich darüber 1494 beschwerten 89. Gegen das gleichzeitige Vordringen der Oberländer nach Ungarn wehrten sich die ungarischen Kaufleute — namentlich die von Ofen — mit dem Argument, daß jene von Westen her nur bis zur ungarischen Staatsgrenze bei Wien, nicht aber auf ungarischem Territorium 80 Kuske 2, S. 106, Nr. 222, und Irsiglcr, Handelsbeziehungen, S. 400 (385) nach Kölner Briefbuch 25, fol. 74. In Wiener Quellen konnte ich keine Nachrichten über dieses Handels­ verbot finden. 81 Copeybuch, S. 185 f. und 205 (1). 82 Schalk, Faustrecht, passim; Peter Csendes, Wien in den Fehden der Jahre 1461—1463 (Militärhistorische Sdiriftenreihe 28), Wien 1974. 88 Schuster, S. 424; Lusdiin, S. 766. 84 Siehe Anm. 701—707. 85 Schalk, Faustrecht, S. 477 (5). 88 Karl Schober, Die Eroberung Niederösterreichs durch Matthias Corvinus in den Jahren 1482 bis 1485, in Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich, neue Folge 13 (1879), S. 1 ff. (vier Fortsetzungen); Emeridi Schaffran, Beiträge zum zweiten und dritten Einfall der Ungarn in Niederösterreich 1477 und 1481—1490, in: Jahrbuch für Lan­ deskunde von Niederösterreich, neue Folge 25 (1932), S. 145 ff.; Gyula Räzso, Die Feld­ züge des Königs Matthias Corvinus in Niederösterreich 1477—1490 (Militärhistorische Schriftenreihe 24), Wien 1973. Karl Nehring, Matthias Corvinus, Kaiser Friedrich III. und das Reich. Zum hunyadisch-habsburgischen Gegensatz im Donauraum, München 1975, bes. S. 150 ff. Zur Wiener Handelspolitik unter König Matthias siehe Luschin, S. 767. 87 Mayer, S. 122, nach BB 38 fol. 210, und BB 42 fol. 218v. — Siehe auch Schenk. S. 114 ff. 88 Luschin, S. 760; Mayer, S. 157 f.; Wilhelm Rausch, Handel an der Donau, 1 (Die Ge­ schichte der Linzer Märkte im Mittelalter), Linz 1969. 88 Tomaschek 2, Nr. CLXXIII.

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Handel treiben dürften90. Die Stadt Nürnberg aber, als Wortführerin der Ober­ länder, verwies in mehreren Schreiben — so 1498 an König Wladislaw von Ungarn91, 1500 an die Stadt Preßburg (überbracht vom NB Hans Praun 9?) und 1501 wieder an den König (überbracht vom NB Fabian Haller98) — darauf, daß der Ausschluß ihrer Kaufleute vom ungarischen Markt eine Aus­ sperrung der Ungarn aus Nürnberg, wo sie immerhin Umsätze von 400 bis 500 fl. pro Jahr erzielt hätten, nach sich ziehen müßte. Interventionen des Ofener Stadtrichters Hans Pempflinger und des früheren ungarischen Schatz­ meisters Sigmund Ernuszt beim König zugunsten der Nürnberger hatten zunächst Erfolg, doch schon 1504 drohte neuerlich ein Ausschluß der Ober­ länder aus Ungarn. Auf Betreiben des Ofener Ratsherrn Ruprecht Haller — eines Verwandten der gleichnamigen Nürnberger Familie — kam zwar ein für die Oberländer günstiger Reichstagsbeschluß zustande, gegen den jedoch die Ofener Kaufleute im Verein mit solchen anderer ungarischer Städte ankämpf­ ten 94. Daß man noch 1510 gegen die Fremden vorging, beweist ein damaliger Brief Nürnbergs an König Wladislaw95 und ein wohl gleichzeitiges Konzept einer Nürnberger „Supplikation", aus der hervorgeht, daß nun auch die Öster­ reicher den Standpunkt der ungarischen Kaufleute unterstützten; Nürnberg berief sich nun auf königlich-ungarische Privilegien aus den Jahren 13 36, 1357, 1370, 1383, 1455, 1470 und 1497 ". Wahrscheinlich abgestimmt mit den Maßnahmen Ungarns gegen die Ober­ länder waren die Bemühungen der Wiener, durch Reaktivierung ihres Stapels den Osthandel wieder in ihre Hand zu bekommen. Einer 1506 dekretierten mengenmäßigen Festsetzung der Waren, die die Gäste in Wien in der Zeit zwischen den zwei Jahrmärkten verkaufen durften97, folgte 1512 die Wieder­ verlautbarung des Wiener Stapelrechts in seiner — längst nicht mehr zeit­ gemäßen — Fassung von 1281 und 1312 98. Dies rief massive Proteste der Gäste hervor, die mit der Verlegung ihrer Niederlassungen nach Mähren droh­ ten. Österreichs Landesherr Maximilian I., von den großen süddeutschen Handelshäusern finanziell abhängig, mußte einlenken; schon 1513 griff man wieder auf die Ordnung von 1506 zurück99, und 1515 wurde den Gästen in 90 Zum folgenden Haller, Deutsche Kaufleute, S. 471; Kubinyi, Haller, S. 93 f.; Lütge, S. 321 (52).

91 92 93 94 95 96

BB 44, fol. 247v—248. BB 47, fol. 97—97v. BB 48, fol. 76—77. Kubinyi, Haller, S. 13 f. BB 47, fol. lOlv—203. StaatsAN, Ratschlagbuch 59, fol. 152v—154 (für den Hinweis auf diesen Beleg danke ich Herrn Oberarchivrat Dr. Franz Machilek. Das zitierte Privileg von 1497 ist der terminus post quem für die Anfertigung des Konzepts). 97 Tomasdiek 2, Nr. CLXXIV. 98 Tomasdiek 2, Nr. CLXXV; QuStW 2/4, Nr. 5592, 5993. 99 Lusdiin, S. 769—772.

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Wien der Handel untereinander, wenngleich beschränkt auf bestimmte Min­ destwarenmengen, für immer freigegeben 10°. Die Sperre bestimmter Straßen Österreichs für Gäste blieb jedoch aufrecht101. Die folgende Darstellung bringt in vorwiegend chronologischer Reihung Nachrichten über das Wirken von Nürnberger Kaufleuten und ihrer Diener im mittelalterlichen Wien. Einbezogen wurden auch Belege über Geschäfts­ verbindungen zu den Wien nächstgelegenen ungarischen Städten Preßburg und Ödenburg, deren Bürger, wie die Quellen zeigen, den Wiener Markt laufend aufsuchten und hier nicht nur von Wienern, sondern auch von oberländischen Gästen kauften; wir können daher aus einer nachweisbaren Geschäftsbeziehung von Nürnbergern zu Preßburgem und Ödenburgern auf die Präsenz der betref­ fenden Nürnberger in Wien schließen. Hinweise auf anderweitige Handels­ kontakte, Entwicklung und Niedergang der angeführten Firmen und auf Lebensgang und Verwandtschaftsbeziehungen der einzelnen Kaufleute habe ich mir, da sie den Rahmen dieser Studie weit überzogen hätten, im allge­ meinen versagt, auf einschlägige Literatur wird in den Anmerkungen ver­ wiesen. Die erste namentlich bekannte Nürnberger Handelsfirma in Wien ist die des Ulrich Haller. Für seinen verstorbenen Diener und Schreiber Heinrich bestand schon 1353 in der Marienkapelle im Wiener Rathaus eine Meß­ stiftung 102, für die die NB Walther Sachs und Heinrich Kraft, gemein­ sam mit zwei Augsburger B., 1354 einen Weingarten kauften 103. Walther Sachs erhielt 1369 aus dem Nachlaß des WB Jans Magseit 168 t zur Deckung einer Forderung 104. Von den Kraft ist ein Berthold 1392 in Ofen verstorben 105. Ulrich Stromer und seine Gesellschaft, schon 1357 in Ofen belegt10®, erhalten 135 8 von Herzog Rudolf IV. von Österreich ein Schutzprivileg107. Ein Konrad V o i t von Nürnberg, in Prag ansässig, begegnet uns 1360 bis 1362 als Gatte der Witwe des WB und Kupferhändlers Jans Smausser und Vormund von Smaussers Kindern 108. 100 QuStW 2/4, Nr. 6068. — Luschin, S. 772; Mayer, S. 161. 101 Pickl, Handel Wiens, S. 321, 325; Peter Csendes, Zur Wiener Handelsgeschichte des 16. Jahrhunderts, in: WGB1 29 (1974), Heft 3, S. 218—227. Siehe auch Eisenbuch fol. 203v. 108 QuStW 2/1, Nr. 457. 105 QuStW 2/1, Nr. 492. — Ammann, S. 161; Stromer, Hochfinanz, S. 111, 391; Lütge, S. 768. In einer Urkunde von 1377, mit der der Bischof von Passau die Meßstiftung eines Heinrich Haller von Nürnberg, weiland WB, in der Rathauskapelle bestätigt (QuStW 2/l Nr. 902), dürfte eine Verwedislung mit Heinrich, Ulrich Hallers Schreiber, unter­ laufen sein. 104 QuStW 2/3, Nr. 748 a. — Zu Sachs siehe auch Stromer, Hochfinanz, S. 110 (66) und 111. 105 Stromer, Hochfinanz, S. 397. Zur Verbindung Sachs-Kraft-Stromer siehe ebendort, S. 110 f. 108 Stromer, Handelsgesellschaft, S. 11 (49). 107 Hirschmann, Handelsprivilegien, S. 26, Nr. 81. 108 QuStW l/8, Nr. 15824, 15825, 15826. — Konrad Voit ist vielleicht identisch mit dem 1359 erwähnten Schöffen der „maior civitas Prag" Conradus institor (= Kramer) de Nurmberch (QuStW 2/l, Nr. 528).

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Ob Ulrich P r a u n von Nürnberg, der 1386 um 32 t einen Gewandkeller unter den gewölbten Tuchlauben kaufte 109, ein Gast oder Einwanderer war, bleibt offen. 1399 wird dem Konrad Schürstab von Nürnberg und seiner Gesellschaft für 260 t das Haus des Albrecht Hager am Alten Fleischmarkt ver­ hetzt 110. Leopold Schürstab d. J., Konrads Neffe, hält sich 138 3 in Ofen auf m. Fritz Schürstab, der der Gesellschaft des Hans Pirckheimer angehörte m, stritt 1407 in Wien mit Fritz Tandorfer, der von Nürnberg aus Erhard Zimmermann mit seiner Vertretung beauftragte113. Des Fritz Bruder Heinrich Tandorfer, Pfarrer zu St. Lorenz in Nürnberg, hatte 1433 Schulden in Wien 114. Dem NB Hans (von) U 1 n s t a t und seinem Gesellschafter Hans von D i n s I a c h versetzen Hartmann Gürtler und seine Frau Kunigund 1399 um 279 fl. ihr Haus unter den Wendkremen 115. Dem Ulnstat allein verpfändet Philipp von Hensperg 1408 sein Haus gegenüber dem St. Stephanspfarrhof m. 1412 prozessieren die NB Hans von Ulnstat und Fritsch Mayr mit Huppel Janusch, B. zu Preßburg, wegen 71 V2 fl.117. 1416 wird Hans von Ulnstat vom Wiener Rat wegen des Testaments des in Wien verstorbenen NB Hans von Ach (siehe unten) vernommen 118. Dem Hans Puck von Nürnberg verschreibt 1400 Hans Steiner 570 fl. auf seinem Haus unter den Fleischbänken und auf dem Lederhof in der Wollzeile 119. 1407 versetzte Konrad Gresl sein halbes Haus in der Preidenstraße und ein Haus in der Singerstraße an Hans Puck um 150 112°. Puck erwirbt 1409 das Haus in der Singerstraße durch Exekution und verkauft es um 100 t an Konrad Tanner 121. 1411 vertritt Hans Pude die Interessen der NB Weigel Graser und Ulrich Ortlieb in Wien 122. Hans von Ach (Aachen?) ist 1401 noch B. zu Preßburg und bezeugt in Wien gemeinsam mit den WB Mert Kramer und Wenzel Nadler das Testament 109 QuStW 3/l, Nr. 1874. — Ammann, S. 161; Stromer, Hochfinanz, S. 304. 110 Gb. l/32 fol. 5. Zum Handlungsbuch der Schürstab siehe Stromer, Schriftwesen, S. 777 (133); derselbe, Hochfinanz, S. 99 (24). 111 Stromer, wie Anm. 110. 112 Stromer, Hochfinanz, S. 212; Schultheiß, Geld- und Finanzgeschäfte, S. 79 f. 113 BB 1, fol. 219 v; Stromer, Hochfinanz, S. 338 (122). 114 Stromer, Hochfinanz, S. 338 f. (123). 115 Gb. l/32 fol. 104. Zu den Ulnstat siehe Stromer, Hochfinanz, S. 431, 454; Schaper, Hirschvogel, S. 208 (832). 116 Gb. 1/32 fol. 241 v. 117 Prot. act. S. 61. Huppel Janusch war schon 1408 Schuldner des Kölner B. Jakob Bischof (Prot. act. S. 30); Koväts, S. 23, Nr. 14. 118 BB 4 fol. 134. Zu Hans von Ulnstat als Gesellschafter des Bertlme Knebel siehe Anm. 237—245, 249. 119 Gb. 1/32 fol. 10. 120 Gb. 1/32 fol. 45. 121 QuStW 3/2, Nr. 2584; Gb. l/66 fol. llv. 123 BB 3 fol. 125; siehe auch Anm. 165.

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des in (Stuhl-)Weißenburg verstorbenen Mibrat Hans 123. 1408 schulden der Preßburger B. Hans Sachsenfelder und seine Frau Elsbeth den Brüdern Mathes und Hans von Ach 420 fl.124 1411 ist Hans von Ach, nun schon NB, Gläubiger des Preßburger B. Eberhard Windeck (Winnck) mit 440 fl.125 Wegen dieser Schuld führen 1415 Hans von Ach, NB, und der Kölner B. Hans Werthaimer gegen Eberhard Winnck und seine Frau Elsbeth Prozeß 126. 1416 ist Mathes von Ach als B. zu Prag belegt, ihm schulden der Preßburger B. Friedrich Habersdorfer und dessen Frau Margret 194 Schock böhmischer Groschen127. 1416 bezeugen Hans vom Namen, genannt Hofmeister, WB, und Hans von Werthaim, B. zu Köln am Rhein, in Wien das Testament des Hans von Ach; darin werden seinem Bruder Mathes 300 fl., seinem jüngsten Bruder Jakob 200 fl. vermacht, die Brüder Gebhard, Hermann und Niklas erhalten je 100 fl., der Rest des Nachlasses fällt an Hans' Witwe Kunigund 128. Über das Testa­ ment sagt auch der NB Hans von Ulnstat 1416 vor dem Wiener Rat aus 12#. 1417 bevollmächtigt Mathes von Ach, B. der „großen“ Stadt Prag, seinen Diener Cunz Rod zur Einbringung von Forderungen gegen seinen verstorbenen Bruder Hans von Ach, darunter 803 x/o fl. rh., die Mathes für Hans in Frank­ furt bezahlt habe130. Ebenfalls 1417 bestätigt Kunigund, Witwe nach Hans Hans von Ach, als NB in Nürnberg, daß die Stadt Wien ihr und ihrem Sohn Hans 800 fl. überwiesen habe 1S1. Oswald Stutenecker von Nürnberg kauft 1401 von Kristan Paurberger um 82 t ein Haus am Alten Fleischmarkt13?. 1405 gehört es dem Erhard Pfinzing 133, dessen Witwe Margret überläßt es 1407 schuldenhalber an Stutenecker, der es 1409 um 100 t verkauft 134. 1410 quittieren Stutenecker und der NB Erhard Vetter den WB Hans und Ulrich Würffel die Zahlung von 32 fl. a conto einer Schuld von 150 fl.135. 1416 gibt Stutenecker als NB Nutz und Gewer von einem Hausanteil der Agnes Tadlerin beim Roten Turm1S0. 128 124 125 128 127 128 129 is° 181

132 138 184 188 188

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Wiener Test. 1, fol. 112. Prot. act. S. 36. Prot. act. S. 44; Koväts, S. 24, Nr. 20. Prot. act. S. 95. Prot. act. S. 113. Wiener Test. 2, fol. 199 v. BB 4, fol. 134. Wiener Test. 2 fol. 249 v. QuStW 2/2, Nr. 2066; Demelius, Nürnberg und Wien, S. 7, Nr. 1. Ein Hans Ach von Olmütz, der 1446 an Bertlme Knebel und Hans Ulnstat 225 fl. schuldet (Preßb. Urk. Nr. 2132, siehe Anm. 241), könnte ein Nachfahre des Mathes von Ach gewesen sein. Ein Arnold von Ach, urk. 1416 (Wiener Test. 2 fol. 213 v), erwirbt 1424 das Haus des Kölners Hans von Goch am Stephansfreithof durch Exekution und verkauft es 1428 um 180 t (Gb. 1/6 fol. 32, 322v, 9v). Gb. 1/66 fol. 13v. Gb. 1/32 fol. 62 V. Gb. 1/32 fol. 191 v; QuStW 2/1, Nr. 1770; 3/2, Nr. 2587. QuStW 2/1, Nr. 1795. QuStW 3/2, Nr. 2793.

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Nürnberger im mittelalterlichen Wien

1417 werden ihm aus einer Forderung des Jörg Kunzeimann von Dinkelsbühl gegen Michel Unger in Preßburg 100 fl. verschrieben, 1418 wird darüber abgerechnet137. Ein Hans Stutenecker liefert 1431 aus Wien für Hans Hermann an Ulrich Starck in Nürnberg 120 fl. und türkische Münzen138. Hans Trosperger, NB, kann 1404 mit einem Exekutionsantrag auf das Haus der verstorbenen Margret Kranvoglin am Anger wegen 377 fl. nicht durchdringen139. Im selben Jahr versetzt ihm Ortolf Vierdung einen Wein­ garten vor dem Stubentor140. 1405 klagt vor dem Wiener Stadtgericht Lorenz Schürstab, NB, gegen den NB Heinrich Trosperger und dessen Vetter Hans wegen eines Schuldbriefs; da aus demselben Rechtstitel der NB Fritz Tandorfer und Schürstab in Nürnberg gegen die Trosperger prozessieren, bittet die Stadt Nürnberg, das in Wien anhängige Verfahren nach Nürnberg abzutreten 14\ Mit Hans Lettl, dem Diener der Regensburger Runtinger in Wien, vereinbart Hans Trosperger eine Wechselzahlung von 300 fl.142 1406 versetzen Thomas Menhart und seine Frau Katrei dem NB Heinrich Trosperger um 31 t einen Weingarten vor dem Stubentor 143. 1409 nimmt Trospergers Diener Hans Tyeme 100 Ochsen des Preßburger B. Ulrich Daucher unter Verbot, 1410 ver­ setzt Daucher dem Trosperger Wein für 258 fl.144 1412 betreibt die Stadt Nürn­ berg beim Herzog von Österreich Trospergers Entlassung aus dem Arrest in Wien 145. 1418 stellt Trosperger den WB Stephan Schernhaimer und Niklas mit den Zotten einen Wechsel auf 1400 fl., zahlbar auf der nächsten Frankfurter Messe, aus, er versetzt dafür Pferde 148. 1423 berichtet die Stadt Nürnberg an die Stadt Wien, daß ihr über eine 1418 bestehende Gesellschaft des Hein­ rich und des Hans Trosperger nichts bekannt sei, und daß Hans nicht in Nürn­ berg weile, sondern sich angeblich als Diener des Ulrich Chamrerin Ungarn aufhalte147. Über eine Forderung Chamrers von 64 fl. gegen einen Janusdi hatte schon 1401 in Wien eine Gruppe von Kaufleuten aus Breslau, Eger und Prag ausgesagt148.

187 Prot. act. S. 119, 140; Ammann, S. 166. 188 Neukam, S. 188, 201. 139 QuStW 2/1, Nr. 1591; Ammann, S. 162. Zur Familie Trosperger siehe Stromer, Handels­ gesellschaft, S. 16, 106 (Reg. 7); derselbe, Hochfinanz, S. 106 (46), 132, 347 (29), 377. 140 Gb. 29/37 fol. 153 v. 141 BB X fol. 26 (den Hinweis auf diesen Beleg verdanke ich Herrn Dipl. Ing. Helmut Frhr. Haller v. Hallerstein). 142 Mayer, S. 80. 148 Gb. 29/38 fol. 4v. 144 Prot. act. S. 39, 40; Koväts, S. 23, Nr. 15, 16). 145 BB 3 fol. 268. 146 QuStW 2/2, Nr. 2091; Ammann, S. 162; Demelius, Nürnberg und Wien, S. 8 f. (2). 147 BB 5, fol. 296. Stromer, Hochfinanz, S. 132. 148 Wiener Test. 1, fol. 125. — Ulrich Chamrer (urk. 1385—1423) betrieb gemeinsam mit Konrad Grau und den Brüdern Seiler eine Handelsgesellschaft, war Kammergraf zu Krem­ nitz und Dreißiger zu Kaschau 1396—1398 (Stromer, Hochfinanz, S. 117—126).

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Offen bleibt, ob Erhard P f i n z i n g , der 1405 sein Haus am Fleisch­ markt um 329 fl. an den Kölner B. Till Lechnich versetzte 149 und seiner Witwe Margret 1407 Schulden von 678 fl. hinterließ 150, der Nürnberger Patrizier­ familie Pfinzing angehörte 151. Der NB Laurenz G r o 1 a n d ist 1402 als Kaufmann in Wien belegt, für ihn und Ulrich V o r c h t e 1 transferiert 1406 der Mainzer Eberhard Windecke 2500 fl. nach Venedig152. Im selben Jahr interveniert die Stadt Nürnberg beim Herzog von Österreich, beim Bischof von Passau und bei der Stadt Wien zugunsten des NB Laurenz Groland, dem der Hof zu St. Ulrich bei Wien gerichtlich zugesprochen, aber von anderen „abgedrungen“ worden sei153. 1411 hat Vorchtel, im Haus des WB Jörg von Nikolsburg wohnhaft, eine Forderung von 13 t gegen Jakob Wachsgießer154. Der Kölner Kuno von Spiegel, genannt Scheib, hinterläßt 1418 seiner Witwe eine Forderung von 180 fl. gegen Ulrich Vorchtel, zahlbar auf der Herbstmesse 155. Im Testament des Franz Heun von Görlitz zu Wien scheint 1407 eine Forderung von 200 fl. gegen Ulrich G a n s h a 1 m von Nürnberg auf 15 f0j 234; siehe Anm. 70. 231 Gb. l/6 fol. 390, 390v; QuStW 2/2, Nr. 2797. Zu Ebner siehe Stromer, Hochfinanz, S. 25, 121, 136, 269; Ammann, S. 162; Hirschmann, Handelsprivilegien, S. 24, Nr. 75, und S. 31 f., Nr. 99, 100. 282 Prot. act. S. 225. Zu Maysling bzw. Meilinger siehe Anm. 741, 742. 235 Prot. act. S. 171. 284 Prot. act. S. 179, 185,190. 285 Neukam, S. 188 (82). 238 Häzi, 1/3, S. 41, Nr. 52. 287 Preßb. Urk. Nr. 1594. 288 QuStW 2/2, Nr. 2734. Ammann, S. 162. 289 Preßb. Urk. Nr. 1851. 240 Preßb. Urk. Nr. 1925, 1930, 1949. 241 Preßb. Urk. Nr. 2132, 2163. Zu Hans (von) Ach siehe Anm. 123—131. 242 Preßb. Urk. Nr. 2260. 248 Preßb. Urk. Nr. 2409. 244 Preßb. Gb. fol. 143. 245 Preßb. Urk. Nr. 3000, 3011, 3139.

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für das Haus des WB Jörg von Nikolsburg seinen Anteil an der 1444 begrün­ deten Hypothek ausbezahlt 248. 1458 hat Knebel einen Satz von 500 fl. auf dem Haus des Thoman Behem in Preßburg 247 und ist mit 100 fl. an dem Dar­ lehen mehrerer Gäste an die Stadt Wien beteiligt 248. An der Hypothek von insgesamt 1484 fl., die Niklas Walchun und Gattin Dorothe 1433 ihren 13 Gläubigern auf ihrem Haus in der Preidenstraße ver­ schreiben, sind sechs Nürnberger beteiligt: Heinrich Wild mit 192 fl., Kristan K o 1 e r mit 109 fl., Bertlme Knebel und Hans U1 n s t a t mit 79 fl., Purkart P e s s 1 e r und sein Bruder mit 108 fl., Ulrich G r a n e 11 und seine Gesellschaft mit 134 fl. und Jörg Haller mit 56 fl. 249. Von den rund 15 Nürnbergern, die 1432/33 vom Handelsverbot Albrechts V. in Wien betroffen sind, werden Derrer, Pirckheimer, Pessler, Prünster, Harstorffer, Granetl, Kraft, Kramer und Pfister namentlich genannt 250. 1437 zahlen Erhärt Haller d. J., Bertlme Kne­ bel, Hans Kramer und Hans Ableger die Nürnberger Stadtsteuer an König Albrecht II. in Wien mittels Wechsel aus251. Für den NB Ulrich S t a r c k, der, wie erwähnt, von Hans Stutenecker 1431 aus Wien 128 fl. und türkisches Geld überwiesen erhielt, übernimmt Jörg Pirckheimer 1433 den Verkauf von Korallenschnüren in Wien 1434 liefert Starck Wörther Tuck nach Wien 253. Der NB Anton Spalter bezeugt 1434 in Nürnberg, daß der NB Ulrich Furtter seinem Sohn Sebald Furtter, Unterschreiber und Diener des Wiener Stadtschreibers, 22 fl. geliehen habe 254. 1440 finden wir Spalter mit 212 fl. als Gläubiger des WB und Wachsgießers Simon von Eslam 255. 1448 schuldet Peter Jungetl zu Preßburg dem Anton Spalter von Nürnberg 323 fl.256. 1451 bezeugen die Preßburger Ludwig Kunigsfelder, Ulrich Kramer und Wolf gang Reneis, daß Anton Spalter und Hans Grafenpuch ihre Forderungen und Schulden gegenseitig aufgerechnet haben 257. 1456 stellt Demetrius, Schneider 246 247 248 248 250

251 252 253 254 255 256 257

Gb. 1/7 fol. 289v; vgl. Anm. 284. Preßb. Gb. fol. 161v. KAR l/l6, fol. 141 (siehe Anm. 79). Gb. 1/33 fol. 216. Zu Koler siehe Stromer, Hochfinanz, S. 138, 236 f. StaatsAN, Siebenfarbiges Alphabet, Akten 128, fol. 3 (vgl. Anm. 69—74). Gemeint sind offenbar Jörg Derrer (s. Anm. 221, 222), Jörg Pirckhaimer (s. Anm. 235), Purkhart Pesler (s. Anm. 192, 193), Konrad Prünster (s. Anm. 178—181), Peter Harstorffer (s. Anm. 265, 267, 277), Ulrich Granetl (s. Anm. 210, 211), Hans Kramer (s. Anm. 204—208), Hans Kraft (s. Neukam, S. 183, 187); eine Familie Pfister erwähnt bei Haller, Vermögen, S. 150. BB 13 fol. 89 (für diesen Hinweis danke ich Herrn Dipl. Ing. Helmut Frhr. Haller v. Hallerstein). Neukam, S. 187 f. Ammann, S. 80. QuStW 2/2, Nr. 2499. Zu Anton Spalter siehe Neukam, S. 179 (6) u. 201. Gb. 1/34 fol. 414; Ammann, S. 162. Preßb. Urk. Nr. 2348. Preßb. Urk. Nr. 2609.

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zu Preßburg, dem Anton Spalter einen Schuldbrief auf 81 t aus, Hans Kochaim, Pfarrer zu Ofen, schuldet Spalter 64 fl. 258. 1432 verhandelt Lukas Kemnater namens der Stadt Nürnberg mit Herzog Friedrich V. von Österreich, damals Landesherr der Steiermark, wegen einer Handelsroute über Steiermark nach Ungarn, da damals den Nürnbergern der Handel in Österreich unter und ob der Enns verboten war 259. 1435 ver­ spricht jener Herzog dem Lukas Kemnater von Nürnberg und dem Johann Rolinxwerd von Köln, daß er ein zur Abfindung des Kurfürsten von Sachsen aufgenommenes Darlehen von 1909 fl. im folgenden Jahr über Hans Pfuntmaschen in Villach zurückzahlen werde 260. 1445 übergibt Friedrich, nunmehr deutscher König, Kemnater in Wien Edel- und Halbedelsteine und Edelmetall zur Herstellung zweier Kreuze und anderen Geschmeides261. 1439 leiht Hans von Lochhaim dem König Albrecht II. 330 fl., rüdezahlbar in Wien 202. Peter Rieder er von Augsburg, wohnhaft: in Nürnberg, läßt 1439 sein Gut in Wien von Fritz Flugengel verwalten 263. 1441 liefert Hans Her­ mann, NB, Pulver an die Stadt Wien 264. Peter Harstorffer und Hans Ableger, NB, sind schon 1432/33 bzw. 1437 in Wien belegt 265. 1440 versetzen Kristan von Raab und seine Frau ihren Weingarten in Preßburg um 121 fl. an Konrad Paumgartn e r 266, Peter Harstorffer, Hans Ableger und ihre Gesellschaft 267. Im selben Jahr ist Harstorffer mit 64 fl. Gläubiger des WB Simon von Eslarn, Wachs­ gießers 268. 1443 klagt Jakob Aichelperger namens seiner (ungenannten) Her­ ren auf ein beim Wiener Stadtgericht hinterlegtes Weindepot des Heinrich Kornmetz, B. zu Wiener Neustadt 269. 1444 kreditierten Konrad Paumgartner, Bertlme Knebel, Sebald Halbwachs und Niklas Granetl dem WB Jörg von Nikolsburg 300 fl. gegen Sicherstellung auf Jörgs Haus am Haarmarkt 270. 258 Preßb. Urk. Nr. 3074, 3304. 259 Mayer, S. 64. 260 Lichnowsky-Birk, Geschichte des Hauses Habsburg, 5, Wien 1842, Regest 3500; Richard Perger, Zur Herkunft und Versippung von Villacher BürgeTfamilien des 14. und 15. Jahr­ hunderts, in: Neues aus Alt-Villach (Jahrbuch des Stadtmuseums Villach), 5 (1968), S. 3 5 (10). 261 QuStW 1/7, Nr. 15064; Mayer, S. 64 (34). Zu Lukas Kemnater siehe auch AStB 110 fol. 31v, und 111 fol. 3v. 262 Stromer, Hochfinanz, S. 398. 268 QuStW 1/7 Nr. 14820. 264 KAR 1/7, fol. 50v. 285 Siehe Anm. 250 und 251; zu Harstorffer Schultheiß, Finanzgeschäfte, S. 79. 268 Zu Konrad Paumgartner im allgemeinen Krag, S. 5—18. Die im folgenden zitierten Belege über den Handel Konrads mit Österreich und Ungarn werden bei Krag nicht erwähnt; dazu Stromer, Hochfinanz, S. 313, 383, 427 f., 430 f. 287 Preßb. Gb. fol. 198. 288 Gb. 1/33 fol. 414; Ammann, S. 162. 289 QuStW 2/2, Nr. 2905. 270 Gb. 1/34 fol. 214v. — Demelius, Nürnberg und Wien, S. 13—15, Nr. 5.

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1444 stellt Stephan Gmaitl, B. zu Preßburg, in Wien an Paumgartner, Harstorffer und Ableger einen Schuldbrief über 548 fl. aus 271. 1445 erhalten Jakob Aichelperger und seine Gesellschaft Weingärten in Preßburg versetzt, u. zw. von Wolfgang Reneis für 1967 fl. 6 s (mit einem Haus) und von Mert Lindhacker und Frau Barbara um 63 fl.272 1446 leiht Hans Ableger als Wiener Lagerherr des Konrad Paumgartner an Johann Frunt, Protonotar von Köln, 250 fl., für deren Rückzahlung der Kölner B. Johann Rink bürgt 273. 1448 schulden Jakob Gesuchei und Hans Götz zu Preßburg an Konrad Paumgartner und Peter Harstorffer 112 fl.274; Jakob Aichelperger und Hans Ableger lehnen ein Darlehensgesuch der Stadt Preßburg ab 275, Aichelperger erlaubt dem Preßburger Wolfgang Reneis eine Schuld von 2440 t 84 d mit Tuchlieferungen zugunsten eines Kontrahenten in Stuhlweißenburg abzugelten 276. 1449 sagt Aichelperger als Diener Peter Harstorffers den WB Simon von Eslarn der 64 fl. ledig 277, läßt sich von Wilhelm Penk Haus und Weingarten in Preßburg ver­ setzen 278 und trifft mit Jakob Gesuchel und Hans Götz in Preßburg eine Ver­ einbarung zur Tilgung ihrer Schulden 279. 1451 schuldet Hans Smid, Zinngießer zu Preßburg, dem Aichelperger 60 fl., 1452 verpfänden ihm Paul Malzhofer und Frau Katrei für 175 fl. ihr Haus in Preßburg und Wenzel Pernhartl einen dortigen Weingarten 280. 1454 erhält Aichelperger in Wien von Emerich Toth von Preßburg für 515 t 60 d und von Niklas Snellhart zu Preßburg für 61 t Schuldbriefe281. Konrad Paumgartners Diener Thomas Üppig quittiert 1455 in Preßburg dem Andre Weniger 75 fl. für Tuch 282. 1456 zahlt der Wiener Faktor Paumgartners den gegen die Türken ziehenden Nürnbergern 200 t aus, die der Nürnberger Rat angewiesen hatte 283. 1457 kauft Jakob Aichelperger, der sich nun in Wien niederläßt, das am Haarmarkt gelegene Haus des ver­ storbenen Jörg von Nikolsburg um 2000 t, wovon allerdings der Verkäuferin — Jörgs Tochter Anna, vertreten durch ihren Vormund — nur 872 t zufallen; aus dem Rest werden verschiedene Gläubiger befriedigt, darunter Konrad Paumgartner, Bertlme Knebel, Sebold Halbwachs und Niklas Granetl von Nürnberg mit zusammen 300 fl. 284. Konrad Paumgartner ist 1458 mit 200 t 271 272 278 274 275 278 277 278 272 280 281 282 288

Preßb. lirk. Nr. 1948. Preßb. Gb. fol. 147, 550, 562. Mayer, S. 75 (61), nach Mitteilungen des Kölner Stadtarchivs 10, S. 308. Preßb. Urk. Nr. 2413. Preßb. Urk. Nr. 2334. Kubinyi, Haller, S. 84 f. (3 5). QuStW 2/2, Nr. 3303. Preßb. Gb. fol. 170v, 657; Ammann, S. 166. Preßb. Urk. Nr. 2493. Preßb. Gb. fol. 170v, 277v, 638. Preßb. Urk. Nr. 3001, 2982. Preßb. Urk. Nr. 3057. Mayer, S. 76, nach BB 26, fol. 210v. — Noch 1459 erwähnt der Papst Paumgartners Wir­ ken bei Finanzierung des Kreuzzugs; s. Schalk, Faustrecht, S. 477 (9). 284 Gb. 1/7 fol. 289v.

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an einem Darlehen beteiligt, das verschiedene Gäste der Stadt Wien gewäh­ ren285. 1461 schulden Ludwig Kunigsfelder, Stadtrichter zu Preßburg, und seine Frau an Paumgartner 30 fl. 288. Peter Harstorffer finden wir 1462 als Kaufmann in Olmütz 287. Paumgartner stirbt 1464 289. Konrad Halbwachs von Nürnberg ersucht 1444 die Stadt Preßburg, Lienhard Hörndl und Ludwig Kunigsfelder zur Zahlung ihrer Schulden zu verhalten 289. Vom Anteil des Sebald Halbwachs an der 1444 bis 1457 auf­ rechten Hypothek auf dem Haus des BW Jörg von Nikolsburg war schon die Rede 290. 1450 verkauft Sebalds Diener Kunz Ottwein ein Haus in Mödling bei Wien 291. 1454 lassen sich die NB Sebald Halbwachs, Konrad Smyher und ihre Gesellschaft mit 58 t auf dem Haus des Gwäntlers Peter von Linz hinter St. Pankraz 292 und mit 108 t 4 s auf dem Haus des Götz Arnold in - Preßburg sicherstellen2®3. 145 5 interveniert die Stadt Nürnberg bei der Stadt Preßburg wegen der Gesellschaft des Sebald Halbwachs 294. 1456 fungiert Konrad Smyher, NB, in Wien gemeinsam mit dem WB Erhard Wolfstein, Maler, als Testamentsvollstrecker des Kramers Heinrich Swindl 295. Dem NB Wolfgang Winter versetzt 1448 Agathe, Gattin des Lukas Hülber, zwei Drittel ihres Hauses am Alten Fleischmarkt um 315 t; noch 1452 ist diese Schuld aufrecht 298. Von 1452 bis 1455 ist Winter —■ seinen späteren Angaben zufolge — mit dem NB Niklas Groß in einer Gesellschaft vereint, anschließend besteht eine Gesellschaft zwischen Winter, Groß und dem NB Lutz Steinlinger, sie wird vor 1459 aufgelöst 297. 1457 ist Herzog Ludwig von Bayern Schuldner des Wolfgang Winter und seines Schwagers Ulrich Gwichtmacher und entsendet Hans Exelpeck, B. zu Burghausen, und Andre Kremplinger, herzoglichen Kellner, als Bevollmächtigte nach Wien 298. 1458 nimmt Winter beim Propst des Wiener Chorherrenstifts St. Dorothea ein Darlehen von 458 t auf 299, im selben Jahr wird bei Kaiser 285 286 287 288 280 290 291 292 298 294 295 296 297 298 299

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KAR l/l6, fol. 144v; Brunner, Finanzen, S. 414 (3). Siehe auch Anm. 79. Preßb. Urk. Nr. 3403. Ammann, S. 159. Schaper, Hirschvogel, S. 208 (832). Preßb. Urk. Nr. 1920 (dort „Hallbach“ statt „Halbwachs“). Zu den Halbwachs siehe Stromer, Handelsgesellschaft, S. 8 f., 47, 115; Haller, Vermögen, S. 144 (127). Gb. l/34 fol. 214v; Gb. 1/7 fol. 289. — Demelius, Nürnberg und Wien, S. 13—15 Nr. 5. Karl Schalk, Aus Mödlinger Grundbüchern, in: Berichte und Mitteilungen des AltertumsVereines zu Wien, 34 (1899), S. 43, Nr. 129. Gb. 1/34 fol. 378v. Preßb. Gb. fol. 128v. Ammann, S. 167. Gb. 29/21 fol. 761. Gb. 1/34 fol. 9; QuStW 2/2, Nr. 3466. Zu anderen Nürnbergem namens Winter siehe Haller, Vermögen, S. 163 (705). Siehe unten Anm. 300. Zur Familie Steinlinger: Stromer, Hochfinanz, S. 104, 116, 122; zu Niklas Groß (d. Ä.) ebendort, S. 200 f. QuStW 2/2, Nr. 3742. QuStW l/3, Nr. 2415.

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Friedrich freies Geleit für Winter erbeten. 1459 begehrt Winter von Niklas Groß Abrechnung über die 1452 bis 1455 bestandene Gesellschaft; Groß kann sich nur an die 1455 mit Lutz Steinlinger begründete Gesellschaft zu dritt erinnern, die längst abgerechnet sei, erklärt sich aber zur Verantwortung vor Gericht bereit. 1461 sagt Winter von Linz aus dem Niklas Groß und seinen Knechten Jörg Hochreiter (der Winters Geld aus Ofen heimlich weggeführt habe), Hans Mühlhauser und Hans von Regensburg Fehde an. Im selben Jahr erhebt er von Landshut aus Klage gegen Groß, der ihm Geld aus der Gesell­ schaft von 1452—55 schulde, zu Regensburg 104 fl. genommen habe, ein Gut­ haben Winters von 58 Va fl. aus dem Kloster in Ofen durch Jörg Hochreiter ins Wiener Predigerkloster habe bringen lassen und zwei Gewaltbriefe Win­ ters aus dessen Gewölbe in Wien durch Hans Mühlhauser habe entfernen lassen; auch die Vernichtung von 40—50 Sendbriefen des Groß anläßlich der Räumung von Winters Wiener Gewölbe sei Mühlhauser anzulasten, im übri­ gen erklärt sich Winter zu einem Ausgleich im Wege des Herzogs Ludwig von Bayern bereit. Inzwischen hat die Stadt Nürnberg Winter aufgefordert, seinen Pflichten als Bürger nachzukommen, seine Feindschaft gegen die NB Niklas Groß und Hans Schmidmair einzustellen und auf deren Bereitschaft zu einem ordentlichen Rechts verfahren einzugehen 3W>. Dazu kam es anscheinend nicht; 1462 sitzt Wolfgang Winter, „ausgetretener, ungeurlaubter Bürger zu Nürn­ berg", auf Veranlassung von Groß’ Diener Hans Mühlhauser zu Wien im Gefängnis, Niklas Groß erteilt dem Hans Rayser Vollmacht für das weitere Verfahren, dessen Ausgang wir nicht kennen 301. Niklas Groß der Jüngere erhält 1475 von Bertlme Truntl und dessen Frau Anna auf deren halbem Haus am Kienmarkt 175 fl. verschrieben 302, 1476 streckt er dem NB Jobst Haller, der in Angelegenheiten der Stadt Nürn­ berg in Wien weilt, 100 fl. ung. und 8 fl. rh. vor 303. Des Niklas Sohn Ludwig Groß ist 1492 mit 100 fl. rh. an einem Darlehen beteiligt, das Jörg Krell von Nürnberg in Wien bei verschiedenen Wiener und Nürnberger Firmen auf­ nimmt 304. 1497 versetzen Wolfgang Rechnitzer und seine Frau Katrei dem Ludwig Groß um 247 fl. einen Weingarten in Preßburg 305. 1499 bestätigt Ludwig die Tilgung des Satzes auf Truntls Haus am Kienmarkt 30\ Dem NB Hans Gärtner versetzt der Kramer Heinrich Rigi, WB, 1450 sein Haus am Alten Fleischmarkt um 200 t 307. 1457 ist Gärtner schon tot; 300 QuStW 2/3, Nr. 4029. — Demelius, Winter, S. 195—205; derselbe, Nürnberg und Wien, S. 15 f., Nr. 7; Ammann, S. 162. 301 QuStW 2/3, Nr. 4028, 4029, 4031. 302 Gb. l/35 fol. 11. Zu Niklas Groß d. J. siehe Haller, Vermögen, S. 121. 303 Strb. 1, Nr. 11. 304 Strb. 1, Nr. 65. 305 Preßb. Gb. fol. 640. 308 Gb. 1/35 fol. 11, Nota. 307 Gb. l/34 fol. 175v. Zu den Gärtner siehe Stromer, Handelsgesellschaft, S. 23 (101), 44.

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im Namen seiner Erben nimmt Laurenz Kellner die Verpfändung des Hauses der Barbara, Witwe nach Hans Hemerl, in der Riemergasse um 100 t ent­ gegen 808. 1460 läßt Kellner, damals schon Diener von Gärtners Schwager Hans Schmidmair, den Satz auf dem Haus des Heinrich Rigi lösdien, 1467 auch den Satz auf dem Haus der Barbara Hemerl30ft. Bei Sebald Reichel läßt die Stadt Preßburg 1451 durch Gregor von Mühlhausen zugunsten des Paul Malzhofer intervenieren, jedoch ohne Erfolg 310. Der in Wien weilende NB Sebald Roth an wird 1451 von der Stadt Nürnberg ersucht, wichtige Briefe, in Kaufmannsgut verborgen, nach Nürnberg zu senden 311. 1452 führt Rothan als Diener des NB Hans Kramer Exekution auf das Haus des WB Lukas Hülber und seiner verstorbenen Frau Agatha am Alten Fleischmarkt wegen 1139 V2 fl., denen allerdings ein Satz des NB Wolf­ gang Winter von 315 t vorangeht 312. 1458 ist Rothan mit 100 fl. an einem Darlehen beteiligt, das Gäste aus Nürnberg — darunter Hans Lengker, der Verwandte in Wien hatte 313, und Hans K ä s i k e i n mit je 100 t — und anderen Städten der Stadt Wien gewähren 314. Aus Briefen des Grafen Sigmund von St. Jörgen und Pösing, Herr zu Ungarisch-Altenburg, an die Stadt Wten 1458 geht hervor, daß des Grafen Bruder durch den NB Berthold Thum dem WB Niklas Planer Kleinodien versetzen ließ, die Planer dem Zolkofer von St. Gallen weiterverpfändete; auf Betreiben des Wiener Rates löst Planer die Pfänder aus, und Thum wird entlastet315. Der NB Hans Schmidmair d. Ä. ist 1460 in Wien durch Laurenz Kellner vertreten 316 und zählt 1461 zu den Gegnern des NB Wolfgang Win­ ter 317. 1465 werden ihm gemeinsam mit Ulrich Arzt, B. zu Augsburg,* und Hans Span, B. zu Memmingen, 200 fl. auf dem halben Haus des Peter von Gera, Schwager Schmidmairs, am Haarmarkt verschrieben318. Nach Hans Schmidmairs d. Ä. Tod (1476) geht die Firma an seinen gleichnamigen Sohn

308 Gb. 1/34 fol. 30v. 309 Gb. 1/34 fol. 175v, Nota, und fol. 30v, Nota. 310 Preßb. Urk. Nr. 2615. Ein Peter Reichel war 1425—28 Kammergraf zu Kremnitz (Stromer, Hochfinanz, S. 218, 269). 311 BB 22 fol. 112 (frdl. Hinweis von Dipl. Ing. H. Frhr. Haller v. Hallerstein). 312 QuStW 2/2, Nr. 3466; siehe Anm. 207. 313 Siehe Anm. 567—581. 814 Brunner, Finanzen, S. 414; KAR l/l6fol. 144v (vgl. auch Anm. 79). 315 QuStW 2/3, Nr. 3788, 3789, 3790, 3753. Zur Familie Thum, die nicht mit den Thumer verwechselt werden darf, siehe Haller, Vermögen, S. 135 (243). Ein Jobst Zolkofer von St. Gallen ist 1458 in Wien belegt (QuStW 2/3, Nr. 3806). 818 Gb. 1/34 fol. 175v. 317 QuStW 2/3, Nr. 4029 (Abschnitt II g); Demelius, Winter, S. 195—205; derselbe, Nürn­ berg und Wien, S. 15 f., Nr. 7; Ammann, S. 162. 818 Gb. 1/34 fol. 381v.

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über, der sich in Wien durch Peter Gumpolt vertreten läßt319. Dieser leiht 1476 dem NB Jobst Haller in Wien 500 fl. ung. und 100 fl. rh.320. 1487 läßt sich Gumpolt für Schmidmair eine Hypothek von 82 fl. auf dem Haus des WB Jörg Eisenhart, Fleischhacker, und seiner Frau Brigitte in der vorderen Bäckerstraße einräumen, 1491 wird der Satz getilgt321. 1492 leiht Gumpolt im Namen Schmidmairs dem NB Jörg Krell in Wien 245 fl. rh., für deren Rückzahlung Jörgs Vater Franz gutsteht 322. 1494 bezieht die Stadt Wien von Peter Gumpolt, Diener Hans Schmidmairs, Tuch für das Scharlachrennen, „wann man sonst hie khains hat vinden mugn 323“. 1496 versetzt Heinrich Koler, WB, seinen Anteil an einem Haus am Alten Fleischmarkt um 77 t an die Firma Hans Schmidmair 324. Im selben Jahr vertritt Peter Gumpolt die Erben nach Katrei, Schwester des Peter von Gera und Gattin von Hans Schmid­ mairs Halbbruder Kaspar Haiden, und nach Katreis Söhnen Hans und Wolf­ gang bezüglich der Ansprüche auf ein halbes Haus am Haarmarkt und ein halbes Haus am Alten Fleischmarkt und führt bis 1498 den Verkauf beider Objekte durch 325. Als Angehöriger der nächsten Generation tritt Hans (III) Schmidmair gemeinsam mit seiner Frau Magdalen 1506 der Gottsleichnamsbruderschaft zu St. Stephan in Wien bei und spendet ihr 1509 Kränze 328. 1512 kaufen sich Wilhelm Schmidmair von Nürnberg und seine Frau Felicitas in die Bruderschaft ein 327. Als Diener der Schmidmair in Wien wird seit 1511 Hans Marb genannt, dessen Bruder Sebastian mit Ursula, Schwester des Hans (III) Schmidmair, vermählt war 328. 1521 führt Marb im Namen der Schmidmair gemeinsam mit der „Wienerischen Handelsgesellschaft“, die von Sebastian Schranz vertreten wird, Exekution auf das H$us der Katrei, Tochter des Wilhelm Eybedc, beim Stubentor 329. 1522 wird der Eybedän auf diesem Haus ein Satz von 100 t verschrieben, die Löschung erfolgt 1557330. Noch 1547 sitzt ein Vertreter der Firma Schmidmair im Kölnerhof zu Wien M1. 319 Gb. 1/34 fol. 381v, Nota. 320 Strb. 1 Nr. 13. Vor Prag fallen 1421 gegen die Hussiten Peter und Paul Gumpolt (Wind­ ecke, Denkwürdigketen, wie Anm. 152, S. 135). Ein Peter Gumpolt aus „Brethem“ (Bretthaim im Jagstkreis?) wird 1456 an der Wiener Universität immatrikuliert (MUW 1/2, S. 344 bzw. 103). 321 Gb. 1/35 fol. 76v. 322 Strb. 1 Nr. 63. 323 KAR 1/86, fol. 25. Mayer, S. 150 (9). 324 Gb. 1/3 5 fol. 121v. 825 Gb. 1/8 fol. 301v, 344, 356v. 326 BGLZ fol. 99v; RGLZ 2 fol. 35v, 101. 327 BGLZ fol. 232v. 888 Amb. 173 fol. 90 (S. 105) Abs. a, und fol. 92v (S. 110), Abs. e. 329 Gb. 1/9 fol. 41v. 380 Gb. 1/35 fol. 397v, 398. 331 Wolfgang Schmeltzl, Ein Lobspruch der Hochlöblichen weit berümbten Khünigklichen Stat Wienn in Österreich etc., 2. Auflage, Wien 1548, Zeile 760 (Nachdruck Wien 1913). 332 Gb. 1/34 fol. 310. 383 Gb. 1/34 fol. 65.

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Dem NB Erhard von Köln versetzt Margret, Gattin des WB Paul Pradi, 1467 ihr Haus im Fischhof um 60 fl., die Erhard in der Folge dem Gilg Mair zediert; Mair nimmt die Rückzahlung entgegen 832. Ebenfalls 1467 verschreibt Kristein, Frau des Hans Ponhaimer, Erhard von Köln 61 fl. auf einem Haus am Lugeck; auch diesen Satz läßt Gilg Mair nach Zession 1471 löschen 233. Mit Erhard verwandt mag der NB Niklas von Köln gewesen sein, der 1479

gegen Otmar Oberhaimer Klage führt 834. Ob Hans Kress, genannt Hans von Köln (f 1495), der als Kaufmann 1478 in Wien eingebürgert wird, der „von Köln“ genannten Nürnberger Familie oder dem bekannten Patrizier­ geschlecht der Kreß angehört, müßte noch erforscht werden 335. Ein Ulrich Mayr von Nürnberg, der von 1461 bis 1471 gemeinsam mit seiner Frau Anna ein Haus in der Krugstraße besitzt 336, könnte identisch sein mit jenem Ulrich Mayr, dem Hans Kochaim in Preßburg 1469 ein Schuld­ bekenntnis über 64 fl. ausstellt 837. Dem NB Heinrich Kegler versetzen Ulrich Norfel, Kürschner, und seine Frau Elsbeth 1474 ihr Haus in der Schulstraße um 44 fl. 338. Heinrichs Bruder Hans Kegler d. J. bestätigt 1484 dem Wiener Juristen Dr. Johann Reuß den Empfang von 50 fl. rh. und weiteren 62 fl. rh., die Reuß in einem Prozeß für Kegler gewonnen hat; das Honorar des Reuß beträgt 20 fl. 20 d 339. Hans Schütz vertritt 1473 in Wien den Kölner B. Peter von der Glocken bei Sicherstellung von Gütern und Forderungen, die Peters verstorbener gleich­ namiger Sohn hinterlassen hatte 34°. 1475 sind Hans Schütz von Nürnberg und der WB Rudolf Landvogt Testamentsvollstrecker des verstorbenen WB Albrecht Pob 341. Im Namen des NB Franz Krell d. Ä. belehnt dessen Diener Mathes Lukaster 1475 das Haus der Margret, Gattin des WB Paul Pracher, im Fisch­ hof mit 275 fl.342 1476 leiht Lukaster für Krell dem NB Jobst Haller in Wien 400 fl.343 und läßt sich für 500 fl. das Haus des WB Friedrich Gsmechl und

384 HHStA, Bestand Fridericiana, Faszikel 4 (1479 Dezember 3). 385 Über ihn vorerst QuStW 2/3, Nr. 4683, 5258, 5299, 5438, 5495; 2/4, Nr. 5550, 5603; Gb. 1/8 fol. 23 5, 289; Gb. 29/22 fol. 283. 886 Gb. l/7 fol. 565v, 482v. Ein Ulrich Mayr zu Nürnberg war 1427 Faktor der KreßPaumgartner-Gesellschaft (Stromer, Hochfinanz, S. 378). 387 Preßb. Urk. Nr. 3580. 388 Gb. l/35 fol. 2. Zur Familie Kegler siehe Stromer, Hochfinanz, S. 126. 389 Lib. cons. D fol. 40v. 840 Kuske 2, S. 298, Nr. 594 (nach Kölner Briefbücher 30, fol. 30). 1474 übernimmt Hermann Ysvogel die Vertretung des Peter von der Glocken in Wien (Kuske, ebendort, nach Brief­ buch Köln 30, fol. 97v). 341 QuStW 2/3, Nr. 4552. Ein Hans Schütz kauft 1499 ein Haus in Nürnberg (Schaper, Hirschvogel, S. 156). 848 Gb. l/35 fol. 13v, 14. Zur Familie Krell siehe Franz Machilek, Magister Jobst Krell, Vikar bei St. Lorenz in Nürnberg (f 1483), in: MVGN 59 (1972), S. 85—104. 848 Strb. l, Nr. 10.

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seiner Frau Barbara in der vorderen Bäckerstraße versetzen 844. 1481 wird dem Franz Krell, vertreten durch seinen Bruder Hans Krell, das Gsmechl-Haus für 300 fl. zugesprochen 845. 1488 erhält Franz, diesmal durch seinen Sohn Jörg Krell vertreten, 200 t auf dem Haus des verstorbenen WB Mathes Dorn unter den Spenglern verschrieben 348. 1492 berichtet Jörg Krell aus Wien nach Nürn­ berg, daß er bei Laurenz Hüttendorfer, WB, 400 fl. rh., Sebastian Greiml, WB, 100 fl. rh., Kristof Dechsenspeck, WB, 306 fl. rh., Peter Gumpolt, Faktor des NB Hans Schmidmair, 245 fl. rh. und Ludwig Groß, NB, 100 fl. auf­ genommen habe, sein Vater möge die Rückzahlung übernehmen 847. Aus einer in Wien einlösbaren Wechselschuld des verstorbenen NB Alexander Hohen­ ecker stehen 1494 Franz Krell 400 fl., seinem Schwiegersohn Kunz Horn 600 fl.348 zu. 1495 quittieren die Brüder Ulrich und Paul Schön dem Franz Krell in Nürnberg den Empfang von 40 fl. ung. und 60 fl. rh., die sie bei seinem Diener in Wien, Kunz Krantz, eingezahlt hatten84®. 1495 ist Hans Krell als Diener des österreichischen Kanzlers Hans Waldner belegt und erhält von der Stadt Köln 490 fl.350. 1496 verkauft Jörg Krell im Namen von Franz und Hans Krell das Gsmechl-Haus in Wien 35i, 1497 führt er Exekution auf das Prachersche Haus und verkauft es 352, im selben Jahr nimmt er die Rück­ zahlung der Hypothek auf dem Dornschen Haus entgegen 858. Dem Jörg Krell verschreiben 1501 Kilian Gruboder, Schneider, und Gattin Margret 76 t auf ihrem halben Haus am Haarmarkt, 1504 Hans Pfeffer und Frau Apollonia 150 fl. auf ihrem Haus beim Roten Turm auf dem Steig 354. 1508 überläßt Franz Krell dem Kunz Horn einen Weingarten in Brunn am Gebirge südlich Wiens im Werte von 3 50 fl. rh. zur Abdeckung eines Darlehens, das Kunz dem Franz gewährt hatte 355. Im selben Jahr stirbt Franz Krell 856; sein Sohn Jörg sagt 1513 das Nürnberger Bürgerrecht auf und wird Bürger zu Wien 357. 344 Gb. 1/35 fol. 17v. — Mayer, S. 75 (59) bezeichnet Lukaster zu 1476 als Diener des Hans Krell und als Wiener, was für damals nicht zutrifft. 345 QuStW 2/2, Nr. 4811; Gb. 1/8 fol. 111 v. 348 Gb. 1/35 fol. 81; QuStW 2/3, Nr. 5259. — Demelius, Nürnberg und Wien, S. 19—23, Nr. 9 und 10. 347 Strb. 1 Nr. 61, 62, 63, 65, 66. 348 Lib. cons. J fol. 49. 349 Lib. cons. J fol. 218v (alt 232v). 350 Irsigler, Handelsbeziehungen, S. 401 (394); Kuske 2, S. 704, Nr. 1400. Die Zahlung sollen die Kölner B. Johannes Rummel, Heinrich Struyss, Gerhard von Greefroide, Godard Stertzgin und Johannes Rynck namens der Stadt Köln vornehmen, da eine offizielle Überweisung „aus gewissen Gründen“ zu vermeiden war; vermutlich handelte es sich um Bestechungsgeld. 851 Gb. 1/8 fol. 297v. QuStW 2/4, Nr. 5554. 352 Gb. 1/8 fol. 316, 316v. 853 Gb. 1/3 5 fol. 81, Nota. 354 Gb. 1/35 fol. 153, 175v. 355 Lib. lit. 32 fol. 165v. 358 Machilek (s. Anm. 342), S. 24 (8) und S. 91 (53). 367 AStB 306 fol. 167; siehe auch Anm. 922—924.

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Ob Franz Krells Schwiegersohn Kunz Horn 358 mit jenem Franz Horn zu (Wiener-)Neustadt verwandt war, der 1476 dem NB Jobst Haller in Wien 400 fl. rh. lieh 359, steht dahin. Kunz Horn handelte mit Messerwaren aus Steyr (Oberösterreich); dort erinnert an ihn und seine Frau Barbara ein 1489 gestiftetes Relief mit einer Darstellung der Martinsmesse und dem Ehepaar Horn als Stifterfiguren mit Wappen 36°. Der Steyrer Chronist Valentin Preuenhuber schreibt darüber381: „In diesem Jahr (1489) ist das große gemauerte Creutz in aeussern Aichet, an der Strassen stehend, aufgerichtet worden; und wie an dem Wappen in der Figur in Marmorstein gehauen, abzunehmen, hat solches Creutz Cunz Horn dahin setzen lassen. Er war ein vornehmer Handelsmann zu Nuemberg, der grosse Kaufmannschafft und Gewerb mit Steyrischen Messern, und andern Eisen-Waaren, gefuehret; daher er sich offtermahls persönlich allhie enthalten, auch ein eigenes Haus im Voglsang erbauet, welches er hernach seinem gewesten Diener, Leonhardten Koeberer, geschenckt. Er hat etliche Geschaefft zur hiesigen Pfarr-Kirchen, und dem Prediger-Closter gethan, und alldahin den großen messingen Leuchter, der noch daselbst in der Kirchen haengt, verehret. An gemelten Creutz ist auch seines Weibes Wappen zu sehen, welche eine Rumplin, eine Geschlechterin von Nuernberg, gewest." Letztere Angabe stimmt allerdings nicht, da das Wappen der Stifterin jenes der Nürnberger Krell ist 362. Von der Teilnahme Horns am Wechselgeschäft mit Alexander Hohenecker 1494 war schon die Rede 383. 1495 gewährte König Maximilian I. dem Kunz Horn für jede in Steyr verfrachtete Wagenladung Messer eine Zollbelastung in Melk (Niederösterreich) von bloß 16 d, die ihn mit den Steyrer Bürgern gleichstellte 384. 1498 und 1503 spendete Kunz Horn

858 Literatur über Kunz Horn bei Haller, Vermögen, S. 126 f. 358 Strb. 1 Nr. 9. Ein Franz Horn und seine Schwester Margret werden 1466 als Kinder des Nürnberger Goldschmieds Ruland Horn und seiner Frau Ursula, geb. Norzheimer, Witwe nach Hans Glockengießer, bezeichnet (Amb. 173, fol. 48, S. 21, Abs. d). Ruland Horn stirbt 1482 (Burger 2, Nr. 1967, 2073). 1490 werden Franz Horn, seine Kinder und sein Schwager Fritz von Ploben erwähnt (Amb. 173, fol. 51v, S. 28). 1499 nennt der NB Hans Püchler neben seiner Gattin Anna auch seinen Schwager Franz Horn (Amb. 173, fol. 80, S. 85, Abs. c). Ein Konrad Horn aus Bautzen wird 1432 erwähnt (Veit, S. 146, Nr. 16). Zu weiteren Trägern des Namens Horn in Nürnberg siehe Scheffler, S. 166; AStB 108 fol. 49, 110 fol. 62, 111 fol. 66v, 304 fol. 222v und 305 fol. 11, ferner Ammann, S. 120, und MUW 2/2, S. 398. 860 Das Relief befand sich in Steyr früher an der Parzelle Sierningerstraße 126, heute (1975) ist es an der zur Fahrstraße gerichteten Mauer der Parzelle Seifentruhe 36 angebracht (für diesbezügliche Hinweise danke ich Herrn Dr. Theodor Barchetti, Wien). 361 Valentin Preuenhuber, Annales Styrenses, Nürnberg 1740, S. 147. Über Preuenhuber (gest. 1642) siehe Österreichischer Wappenalmanach 1970 hg. von d. Gesellschaft „Adler“, S. 10. 862 Vgl. auch die beiden Wappen an dem Dreifaltigkeitsrelief an der südlichen Außenmauer der Nürnberger Lorenzkirche. In Nürnberg gab es eine Familie Rummel, in Steyr eine Familie Rumpl; zu letzterer Preuenhuber (s. Anm. 361), 220, 238. 868 Lib. cons. J fol. 49; siehe Anm. 348. 864 Mayer, S. 152, nach Originalurkunde im Stadtarchiv Nürnberg.

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Nürnberger im mittelalterlichen Wien

der Gottsleichnamsbruderschaft zu St. Stephan in Wien jeweils 1 t 385. 1500 sind Kunz Horn von Nürnberg mit 43 fl. 3 Ort und Kunz Krantz von Wien, der 1495 Franz Krell gedient hatte, mit 81t auf einem Haus in Preßburg sicher­ gestellt388. Daß Horn von seinem Schwiegervater Franz Krell 1508 ein Wein­ garten in Brunn am Gebirge überlassen wurde, ist bereits erwähnt worden 867. 1517 ist Kunz Horn in Nürnberg gestorben, seine Frau Barbara folgte ihm 1521 im Tode nach; Kinder hinterließ er nicht 368. Eine Nürnberger Annalen­ notiz besagt: „Cunrad Horn, Tuchfabrikant, findet man im Genanntenbuch ao. 1492. Ist ein reicher Handelsmann gewest, der in Oestreich, Ungarn und anderen Landen stattlich Hantierungen getrieben, und weil er keine Kinder verlassen, hat er auf der Tuchmacher Handwerk, item im Spital zu Nürnberg, stattlich Stiftungen gethan. Er hat die Capell auf St. Lorenzi Kirchhof, gegen Aufgang gelegen, bauen; item den Marmelstein, daran die Trifaltigkeit gehauen, aussen an St. Lorenzen Kirch setzen lassen.369" Dieses Marmorrelief mit einer Darstellung der hl. Dreifaltigkeit und dem Ehepaar Horn als Stifter mit Wappen ist noch heute an der südlichen Außenmauer der Lorenzkirche zu sehen. 1476 berichtet Jobst Haller nach Nürnberg, daß er in Angelegenheiten der Stadt Darlehen aufgenommen habe, u. zw. bei Franz Horn zu (Wiener-) Neustadt 400 fl., bei Mathes Lukaster, Diener des NB Franz Krell, 400 fl., bei Niklas Groß jun. 100 fl. u. und 8 fl. rh., bei Peter Gumpolt, Wiener Faktor des Hans Schmidmair, 500 fl. u. und 8 fl. rh.370. 1478 darf Stephan Haller ausnahmsweise auch kleine Pfennwerte verkaufen, d. h. Kleinhandel treiben371. Dem 1504 verstorbenen Wolf (II) Haller hatte Paul (III) Haller in Österreich und Ungarn einige Jahre als Faktor gedient, die Abrechnung wird 1507 von Wolfs Gläubigern anerkannt 372. Dem Paul Haller, der sich 1511 in Ofen auf­ hält373, versetzen Oswald Turner und Gattin Clara 1528 zwei Haus viertel in der Wollzeile um 103 t, zahlbar „bis das nächste Salz kommt" 374. Der Grabstein dieses Paul (gest. 1536) am Wiener Stephansdom ist erhalten 875. 385 386 387 388 389 370

371 372 373 374 375

3

RGLZ l fol. 4, 57. Preßb. Gb. fol. 128; zu Krantz siehe Lib. cons. J fol. 218v (alt 232v). Lib. lit. 32 fol. 165v; siehe Anm. 3 55. Burger 1, Nr. 6408, und 3, Nr. 376. StadtAN, Genealogische Papiere, Faszikel Horn, nach Müllners Annalen 3 fol. 1482. Strb. 1 Nr. 9, 10, 11, 13. Laut frdl. Mitteilung von Hrn. Dipl. Ing. Helmut Frhr. Haller v. Hallerstein handelt es sich um Jobst I. Haller v. Kalchreuth, der in jungen Jahren am Kaiserhof weilte, einen ausgedehnten Handel betrieb und ein Vermögen von 40.000 fl. hinterließ. Zu Jobsts Vater Jakob II. Haller siehe Helmut v. Haller-Hallerstein, Der Handelsprozeß des Jakob Haller, in: MVGN 50 (I960). Mayer, S. 117 (21). Lib. lit. 22 fol. 57 (Mitteilung d. Hrn. Dipl.-Ing. Helmut Frhr. Haller v. Hallerstein). Kubinyi, Haller, S. 110. Es ist der 1536 ledig verstorbene Paul III., Sohn des Paul II. Haller (für diese Mitteilung danke ich Hm. Dipl.-Ing. Helmut Frhr. Haller v. Hallerstein). Gb. 1/36 fol. 56. Und zwar an der Außenseite des Chores: die Grabinschrift ist schon 1630 notiert worden (CVP ser. nov. 12781, S. 55).

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Heinrich Stainprecher von Nürnberg stirbt 1478 in Wien und wird bei St. Stephan bestattet 376. Er betrieb gemeinsam mit seinem Bruder Fritz Stainprecher eine Handelsgesellschaft, die von ihrem Vetter Fritz Stainprecher d. J. vertreten wurde; dieser, dem Heinrich 1000 fl. vermacht hatte, wird 1491 von Fritz d. Ä. auf Guthaben bei seinem Diener Kunz Aichelperger in Wien verwiesen 377. 1496 bestätigt Hans Haiden von Wien in Nürnberg, daß ihm Christine Eberhartin im Namen ihres Bruders Kunz Kellner 2 fl., die von Fritz Stainprecher stammen, bezahlt habe 378. Nach Fritz* Tode werden seine Guthaben in Wien von seinem Bruder Ulrich Stainprecher, Kürschner, und vom NB Hans Rauscher verwaltet; dazu gehört 1499 ein Haus am Hohen Markt 379, das Ulrich 1512 um 200 t verkauft380. Ein für den NB Deokarius Linde bestimmter Brief des verstorbenen Fritz Stainprecher wird 1499 von Wien nach Nürnberg übersandt381. 1480 ersucht der Papst seinen Orator Bischof Alexander von Forli, den Spinelli bei Einbringung ihrer Forderung von 988 Dukaten gegen die NB Heinrich und Wilhelm Rummel in Wien zu helfen 382. 1482 versetzt der WB Stephan Hohenecker, Fleischhacker, sein Haus am Alten Fleischmarkt um 98 fl. an den NB Heinrich H ä n d 138S. Nach dessen Tode bringt sein Testamentsvollstrecker Erhard Pirchenauer bei den Testa­ mentsvollstreckern des WB Jörg Jörger 1486 eine Forderung ein 384. Den Satz auf dem Haus des Hohenecker, das 1487 von dessen Erben an Mathes Lukaster verkauft wird, löst im selben Jahr Hoheneckers Muhme Christine, Gattin des Fleischhackers Stephan Spannring, ab 385. Dem NB Jörg S t ö r r hat der Kürschner Peter Herrenperger, WB, vor 1494 jahrelang Dienste in Ungarn und Österreich, aber auch in Nürnberg, Regens­ burg und Brünn geleistet; Handelsgut waren u. a. Pelzwaren, Tuch und Safran; eine Auseinandersetzung zwischen Störr und Herrenperger wurde 1494 durch einen Schiedsspruch in Wien beendet 386. Unter den Gläubigern des WB Linhard Regner, Bortenwirkers, finden wir 1492 mit 15 fl. Rechenmeister und Tuchhefter zu Nürnberg, sie werden aus dem Verkaufserlös für Regners Haus befriedigt 387. Im selben Jahr kauft der 376 377 378 379 380 381 382 388 384 385 886

CVP ser. nov. 12781, S. 19. QuStW 2/3, Nr. 5419. — Dcmelius, Nürnberg und Wien, S. 23 f., Nr. 11. Lib. cons. H fol. 255. Lib. lit. 15 fol. 231v—232. Gb. 1/8 fol. 594. Lib. lit. 16 fol. 440. QuStW 2/3, Nr. 4806. — Stromer, Hochfinanz, S. 199 (68). Gb. 1/35 fol. 55v. KAR 1/47 fol. 3. Gb. 1/35 fol. 55v; Gb. 1/8 fol. 175. QuStW 2/4, Nr. 5510. —- Demelius, Nürnberg und Wien, S. 24—26, Nr. 12. Jörg Störr und sein Sohn Hans handelten 1481—83 in Basel mit Plattnerware (Ammann, S. 59). Siehe auch Lib. cons. G fol. 200. 887 Gb. 1/8 fol. 249v.

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Nürnberger im mittelalterlichen Wien

Nürnberger Rat um 4209 V2 fl. 172 Fuder 7 Eimer Wein aus Wiens Umgebung und läßt sie per Schiff bis Regensburg befördern 388. Ein gewisser S c h e y 11 von Nürnberg, vertreten durch seinen Diener Brunner, den wieder der WB Sigmund Ammann vertritt, erwirkt ein Verbot auf eine Hypothek, die 1493 dem WB Achaz Junkmann auf dem Haus des Gilg Rorenpeck, Ölers, und seiner Frau Margret in der Kärntnerstraße ein­ geräumt worden war; 1497 wird der Satz mit Zustimmung von Scheytls Ver­ treter Anton Weiß gelöscht 389. Nach einem Beleg von 1495 hatte Jörg W ü r e r vom NB Hans Schaller 13 fl. zum Kauf von Ochsen erhalten; bei der Verrechnung reklamiert Würer 5 fl. als Zehrung für seinen Sohn und 9 fl. als Fuhrlohn für Gewand, das in Wien gekauft und nach Preßburg geführt worden war; ein Ausgleich wird 1495 in Wien erzielt 390. 1497 ermächtigen die Erben Würers den Bern­ hard Zil, die hinterlassenen Guthaben in Österreich und Mähren einzu­ bringen; dazu gehört auch ein Weingarten bei Wien am hinteren Mitterhart, den Zil dem WB Kunz Krantz verkauft 39i. Dem Hans Fürleger und seiner Gesellschaft verspricht 1495 Jörg Ramppolt, B. zu Brünn, 30 fl. an Achaz Junkmann in Wien zu bezahlen 392. 1498 läuft ein Rechtsstreit in Nürnberg zwischen Peter Wolf und Hans Kaiser wegen einer Schuld von 4 fl. rh., für die Wolf dem Kaiser in Wien etliche Pferde versetzt hatte 393. Hans P r e i n 11 von Nürnberg kauft nach 1504 das Haus des Adam Frey und seiner Frau Katrei am Kienmarkt in Wien, verliert es aber durch Exe­ kution an Schauwari Walasch, B. zu Ofen; dessen Bruder Jörg veräußert es 1528 um 550 t 394. Aus einem Depot, das Hans Preintl beim Wiener Grund­ buchamt hinterlegt hat, wird zunächst Jobst Schütz von Memmingen, dann Schauwari Jörg befriedigt. Für den Rest des Depots versetzt der WB Hans Graf sein Haus in der Walichstraße 1528 an die Stadt Wien; erst 1530 wird dieser Satz durch eine Quittung des Hans Preintl gelöscht 395. 1500 verschiebt König Maximilian I. die Urteilsfällung in einem Prozeß, den der verstorbene Hans S e i t z von Nürnberg, vertreten durch Jörg Schabendorfer, gegen den WB Augustin Holdt, Apotheker, angestrengt hat 396. 388 StaatsAN, Stadtrechnung von 1492 (Mitteilung von Dipl.-Ing. Helmut Frhr. Haller v. Hal­ lerstein). 889 Gb. 1/35 fol. 105v. 390 Lib. cons. H fol. 248v—249. 891 QuStW 2/4, Nr. 5649. 392 Lib. cons. H fol. 192. 398 Lib. cons. K fol. 202v. 394 Gb. 1/8 fol. 270v, 445v; Gb. l/9 fol. 121v, 122. 895 Gb. 1/36 fol. 75. 398 QuStW 2/4, Nr. 5704, 5709. — Vielleicht handelt es sich um jenen Hans Seitz, der 1470 NB wurde und mit Barbara (f 1484), Tochter des Apothekers Konrad Perckmeister und Witwe nach Hans Schmidmair d. Ä., verheiratet war; s. Haller, Vermögen, S. 143. 3*

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Ein Hans Seitz von Nürnberg wird 1510 in die Gottsleichnamsbruderschaft zu St. Stephan in Wien eingekauft:387; ob es sich dabei um eine posthume Auf­ nahme des vorhin erwähnten Hans Seitz oder um den Beitritt eines gleich­ namigen Verwandten handelt, bleibt offen. Der NB Hans Kratzenhauser und seine Frau werden 1505 Mit­ glieder der Gottsleichnamsbruderschaft398; Kratzenhauser stirbt am 22. 8. 1510 in Wien und wird bei St. Stephan begraben 3". Ebenfalls Mitglieder jener Bruderschaft sind von 1505 bis 1527 Kunz Pot von Nürnberg samt Frau 400, ab 1509 Kaspar Kolb von Nürnberg, damals wohnhaft in Ödenburg 401, 1509 bis 1513 Sebald Munich, NB, und Gattin Anna 402, und Sebald Fleischmann, NB, dessen Frau ebenfalls Anna hieß 403. 1508 kaufen Endres Albrecht und Hans Bair von Weißenhorn von Wolfgang Gruber von Wien, Faktor des NB Bartholomäus Fluck (auch: Flick), in Straubing Ochsen um 666 fl.; für den unbezahlten Rest der Kaufsumme — 238 fl. — stellen sie einen Schuldbrief aus, der dem Daniel von Mailand abge­ treten wird, jedoch abhanden kommt, als dieser Daniel überfallen und beraubt wird; Fluck läßt daher 1509 vor dem Nürnberger Stadtgericht den Schuldbrief für ungültig erklären und Albrecht und Bair entlasten 404. 1519 kaufen Bertlme Flick von Nürnberg und Peter Paumann von Schärding von Hans Auer um 53 t ein Haus in der Teinfaltstraße, 1520 verkaufen sie es 405. 1523 wird das Wiener Gewölbe des Bertlme Flick vom Wiener Rat gesperrt, weil er „etlich Vieh aus dem Königreich Hungern ander Gestalt und Ende, dann im vermög gemeins Landesgeprauch und Ordnung gepuren solle, getriben hab 406“. 1535 stirbt Bertlme Flick in Wien 407. Sein Bruder Michel Flick ist 1520—29 als „Kaufmann von Nürnberg, im Kölnerhof wohnhaft", Mitglied der Gotts­ leichnamsbruderschaft von St. Stephan 408. Er stirbt in Wien vor dem 28. 5. 1534 40fl. 397 BGLZ fol. I07v. 398 RGLZ 2 fol. 12v. Er war 1491 NB geworden und handelte mit Pharmazeutika (Haller, Vermögen, S. 13 5, 166). 89» cvp Ser. nov. 12781, S. 43. 400 BGLZ fol. 53v. 401 BGLZ fol. 55v; RGLZ 2, fol. 85v. Zur Familie Kolb siehe Schaper, Hirschvogel, S. 130 ff., 178. 402 BGLZ fol. 200v; RGLZ 2 fol. 89v. 403 BGLZ fol. 201 v. Vgl. Anm. 163. 404 Lib. lit. 24 fol. 187v (Herrn Archivdirektor Dr. Gerhard Hirschmann, Stadt AN, danke ich für die Übersendung einer Mikroaufnahme des Belegs). Zu den Flick, die aus Isny stammten, s. Haller, Vermögen, S. 154 f., 164. Bartlmes Vater Heinrich Flick wird 1494 gemeinsam mit Jobst Schütz (von Memmingen) erwähnt (Preßb. Urk. Nr. 3993). 405 Gb. 3/1 fol. 194v, 196. 406 Lib. lit. 36 fol. 48. 407 Haller, Vermögen, S. 155. Bertlmes Wiener Hausrat erbte sein Sohn Endres (Lib. cons. 42 fol. 150). 408 BGLZ fol. 170v. 409 Lib. cons. 37, fol. 87.

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Derselben Bruderschaft treten 1509 Mert S e 1 d n e r , NB, und seine Frau Elsbeth bei4I0. Ein Haus in der Teinfaltstraße, das Barbara, Witwe nach Sig­ mund Seldner, 1502 um 65 t gekauft hatte und noch 1514 besaß, wird an die Brüder Gabriel Seldner, Pfarrer zu Pirchenwart (wohl Pyhrawarth, Nieder­ österreich), und Wolfgang Seldner vererbt; nach Ablöse von Gabriels Anteil verkauft Wolfgang das Haus 1524 411. Wolfgang Seldner, der sonst mehrfach als Bruder des Mert bezeichnet wird412, aber — nach dem erwähnten Erbgang zu schließen — nur sein Halbbruder gewesen sein kann, übernimmt vor 1523 das Inkasso einer Forderung des Salzamtmanns Hans Öder, WB, gegen Niklas Ziegler, Landvogt in Schwaben, mit Hilfe von Kastei Fuggers Kölner Faktor, der einen Teil des Guthabens einbringt; wegen des Restes von 50 fl. wird Wolf Seldner von Oders Erbe Dr. Marx Treytzsauerwein, niederösterreichi­ schem Kanzler, belangt, kann sich aber 1525 vor dem Nürnberger Stadtgericht rechtfertigen 413. Pankraz Altentaler von Nürnberg und Frau Ursula sind 1510 bis 1530 als Mitglieder der Gottsleichnamsbruderschaft zu St. Stephan belegt, ihre Beiträge entrichtet der WB Paul Steger 414. Im Namen der NB Hans Thum er d. J. und Hans Stromer d. J. führt Jörg Schiltl 1512 Exekution auf den Weingarten des Jörg Weitenperger und seiner Frau in St. Veit bei Wien und verkauft ihn 415. 1514 bittet der NB Peter Vinck, unterstützt von der Stadt Nürnberg, die Stadt Wien um Hilfe bei Vincks Prozeß gegen den WB Bernhard Nösner (Nusner); dabei geht es hauptsächlich um ein von Peters verstorbenem Bruder Erhard Vinck hinterlassenes Guthaben, dessen Ausfolgung Nösner verweigert416. Dieser führt 1519, vertreten durch Jörg Aichinger, vor dem Nürnberger Stadt­ gericht Exekution auf die Habe des abwesenden Peter Vinck wegen 8 fl.417. 1527 bezieht die Stadt Wien 11 Zentner Pulver vom BN Jakob Eck hart418. 1530 bestellt Jakob Welser, NB, zu seinem und seiner Söhne Sach­ walter für den Kaufhandel in Österreich, Ungarn, Böhmen und Mähren den WB Sebastian Leyersteter419. 410 BGLZ fol. 161v. Zu den Seldner siehe: Haller, Deutsche Kaufleute, S. 475 (63—68); Kubinyi, Haller, S. 104 (144); Klier, Quecksilber, S. 96 f. (73—77); Ammann, S. 267; Haller, Vermögen, S. 133 (211); Schaper, Hirschvogel, S. 211 (841), 221, 241 (872a). 411 Gb. 29/23 fol. 4v, 142v, 295v. 412 Siehe die unter Anm. 410 zitierte Literatur. 413 Lib. lit. 36 fol. 227 f.; Pickl, Geschäftsbuch, S. 386 (Nr. 10). Der Erbgang Öder-Treytzsauerwein ist für 1524 bei zwei Häusern am Peurertor zu Wien belegt (Gb. 1/9 fol. 71). 414 BGLZ fol. 184v. 415 Gb. 5/15 fol. 108v, 109. Zu den Thum siehe Klier, Pettau, S. 93—98; Haller, Vermögen, S. 121 f. 418 QuStW 2/4, Nr. 6064, 6064a. — Demelius, Nürnberg und Wien, S. 30—32, Nr. 15. 417 Lib. lit. 31 fol. 183. 418 KAR 1/98 fol. 82; Brunner, Finanzen, S. 298. 418 Lib. lit. 43, fol. 34v—35. Zu Jakob Welser siehe Haller, Vermögen, S. 135 f.

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Was all diese Belege in ihrer Gesamtheit aufzeigen, betrifft allerdings nur einen Teil, und zwar den unbedeutenderen, des Handels Nürnberg-Wien; sind doch unter den Wienern, die hier als Schuldner von Nürnbergern genannt werden, Ratsbürger, insbesondere die als Großkaufleute bekannten Persönlich­ keiten, kaum vertreten, obwohl gerade diese Oberschicht den Hauptteil des Wiener Handels in Händen hatte und obwohl die Struktur dieses vom Stapel­ recht gestützten Handels regelmäßige Einkäufe bei den aus Westen kommen­ den Gästen voraussetzte. Wir dürfen annehmen, daß die Wiener Großkauf­ leute, sofern sie nicht bar oder mit Wechsel bezahlten, ihre Verbindlichkeiten lieber mit Fahrnispfändern (Pretiosen) als mit Hypotheken garantierten, während den „kleinen“ Schuldnern, die über solche Vermögenswerte nicht verfügten, nur die Belastung ihrer Häuser und Grundstücke übrig blieb: Und nur von solchen Hypotheken, deren Eintragung ins Grundbuch obligat war, haben wir umfassende Kunde, während sich über Fahrnispfänder bzw. Barund Wechselzahlungen nur wenige Nachrichten erhalten haben. Hingegen finden wir unter den Preßburgern, die ihren Nürnberger Gläu­ bigern Hypotheken verschrieben, wiederholt Ratsbürger dieser Stadt. Dies kann damit erklärt werden, daß die Nürnberger in Preßburg, das ja jenseits der vom Stapelrecht blockierten Grenze lag, im Gegensatz zu Wien keine ständigen Vertretungen unterhielten und daher nur die sicherste Form von Zahlungsgarantien — eben die Eintragung von Hypotheken ins Grundbuch —, nicht aber Fahrnispfänder akzeptierten. Über die Art der Rechtsgeschäfte, die den Schuldverhältnissen zugrundelagen, werden wir nur gelegentlich unterrichtet. Sofern es sich um Käufe handelt, betreffen diese fast immer Tuch. Ein Teil der Verbindlichkeiten — vor allem die der „kleinen“ Schuldner — mag aus Gelddarlehen entstanden sein. Trotzdem also die zitierten Belege über Art und Umfang des Nürnberger Handels mit Wien nur unvollständig informieren, geben sie uns wenigstens hinlänglich Aufschluß darüber, welche Nürnberger Handelsfirmen im Mittelalter am Wiener Markt vertreten waren.

Nürnberger im Wiener Bürgertum

Das Wiener Bürgerrecht wurde im Spätmittelalter durch den Wiener Rat verliehen 42°. Jeder Neubürger hatte eine Gebühr zu entrichten421 und mußte sich verpflichten, seinen Wohnsitz und Haushalt in die Stadt zu verlegen422 420 Schuster, S. 428; Friedrich Walter, Bürgerrecht und Hausbesitz, in; Beiträge zur älteren Wiener Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 2, MVGW 15 (1935), S. 49—52. 421 Brunner, Finanzen, S. 131 f.; Sdiuster, S. 428. 422 In den mittelalterl. Wiener Quellen wird hiefür der Ausdruck „sich mit aigen Rukch (= Rauch) hiefür zu setzen" verwendet.

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und „mit der Stadt zu leiden“, d. h. die Belastungen der Bürger mit Steuern, Wadidienst und Robot auf sich zu nehmen 423; von Ledigen verlangte man außerdem die Verheiratung 424. Öfters wurde auch das Gelöbnis gefordert, das Bürgerrecht eine gewisse Zeit hindurch nicht aufzukündigen 425. Pfahlbürger gab es in Wien nicht 428. Der einzelne Bürger war der Stadtgemeinde ver­ pflichtet, die ihrerseits in ihrer Gesamtheit dem Herzog von Österreich den Treueid leistete. Hausbesitz war zum Erwerb des Bürgerrechts nicht not­ wendig 427, der Neubürger konnte seinen Haushalt auch in einer Mietwohnung oder einem Miethaus einrichten. Nur die Genannten, aus deren Mitte alljähr­ lich Bürgermeister und Rat gewählt wurden, mußten über eigene Häuser ver­ fügen 428. Nicht zur Bürgerschaft zählten der herzogliche Hof, der Adel, die Geist­ lichkeit, die Universität, die Gäste und die „Inwohner“, die keinen eigenen Haushalt führten; ihnen allen war die Ausübung einer bürgerlichen Erwerbs­ tätigkeit untersagt 429; für den Handel der Gäste bestanden Sonderrege­ lungen, die schon früher erwähnt wurden 43°. Eine bestimmte Anzahl von Häusern des Hofes, des Adels, der Geistlichkeit und der Universität war, solange sie Angehörigen dieser Stände gehörten, von jeglicher Steuerleistung befreit431; erwarb ein derart Privilegierter jedoch ein nicht gefreites Haus, wurde die Eintragung ins Grundbuch alternativ von der Verpflichtung zur Steuerleistung oder zum Haus verkauf binnen Jahresfrist abhängig gemacht 432. Nichtprivilegierte Personen, die kein Bürgerrecht besaßen — so Zuwanderer und Gäste — mußten sich, wenn sie ein Haus erwarben, verpflichten, innerhalb einer bestimmten Frist entweder ihren Wohnsitz und Haushalt nach Wien zu verlegen und das Bürgerrecht zu erwerben, oder das Haus an einen „mit­ leidenden“ Bürger zu verkaufen, widrigenfalls war entweder die Konfiskation des Hauses oder die Zahlung einer hohen Geldbuße vorgesehen43S. Im Gegensatz zu Nürnberg, wo zumindest im Kreis der „Ehrbaren“ eine längere Konstanz der Familien gegeben war, hat in Wien die an sich schon 423

424 425 426

427 420 429 430 431 432 433

Die Wiener Quellen verstehen unter „Mitleidung": Steuer, Anschläge (d. i. außerordent­ liche Steuer), Zirk (Palisadenbau) und Robot (sonstiger Arbeitseinsatz); vgl. QuStW 2/3, Nr. 4043, 4353, 4454. Siehe u. a. QuStW 2/2, Nr. 2597, 2988, 3130. QuStW 2/3, Nr. 4043, 4354, 4454 etc. Schuster, S. 429. Wohl aber verzogen manche WB, unter Beibehaltung des Bürgerrechts, für länger ins Ausland, ihre Steuerleistung wurde demnach verringert (Eingabe der Stadt Wien von 1459, Copeybuch, S. 171, Pkt. 5). Wohl aber für die Wahl zum Genannten und in den Rat (Schuster, S. 428). QuStW 2/4, Nr. 6345 (Art. VIII); Walter (wie Anm. 420), S. 51. So noch im Privileg Ferdinands I. von 1526, Kapitel „Aufnemung der Burger" (Tomaschek 2, Nr. CLXXX; QuStW 2/4, Nr. 6345). Siehe Anm. 4—8, 23—28, 30—34. Zum Problem der „Freihäuser" siehe u. a. Franz Baltzarek, Das Steueramt der Stadt Wien 1526—1760 (Reihe Dissertationen der Universität Wien, 58), Wien 1971, S. 35 ff. Beispiele in QuStW 2/4, Nr. 5583; 2/2, Nr. 2545, 2425, 2217. Beispiele in QuStW 2/3, Nr. 5343, 2/4 Nr. 5529.

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starke Bevölkerungsfluktuation seit dem 14. Jahrhundert auch die soziale Oberschicht erfaßt. Teils mag dies in der Vertreibung und Maßregelung füh­ render Geschlechter Wiens durch die Habsburger als Folge der Aufstände von 1278, 1281, 1288 und 1309 begründet sein 434, teils duifte die von den Chro­ nisten betonte üppige Lebensweise der Wiener, insbesondere der starke Wein­ konsum, ebenso zu Kinderlosigkeit und Absterben emporgekommener Familien beigetragen haben wie der große Altersunterschied in vielen Ehen 435, während andererseits die günstigen Marktverhältnisse, die Universität 436 und das Mäze­ natentum des Hofes und der geistlichen und weltlichen Oberschicht ständig Zuwanderer anzogen. Im folgenden sind Daten über solche Wiener Bürger zusammengestellt, die nachweislich oder vermutlich aus Nürnberg stammten oder dort Verwandte hatten; vereinzelt werden auch Hinweise zur möglichen Herkunft von Nürnbergern aus Wien gegeben. Einbezogen in die Darstellung sind auch Persön­ lichkeiten, die, obwohl zum Teil nicht aus Nürnberg gebürtig, als „Diener“ von Nürnberger Firmen in Wien tätig waren und nach ihrem Ausscheiden aus dem Firmendienst das Wiener Bürgerrecht erwarben 487. Nochmals sei darauf verwiesen, daß sich die angeführten topographischen Bezeichnungen, soweit nicht besonders gekennzeichnet, auf Wien beziehen. Einem Konrad Nürnberger gehört um 1300 ein Haus in der Krug­ straße 438; er belastet es 1318 mit Zustimmung seiner Gattin Gerlint und seiner Kinder Ruger, Margret und Engel mit einer Burgrechtsgült von V2 t zugunsten der Margret Humblin für eine Widmung an das Kloster St. Niklas vor dem Stubentor439. Noch 1326 und 1342 ist Konrad im Besitz dieses Hauses belegt440. Ob er identisch ist mit dem Ritter Konrad von Nürnberg, der am 4. Jänner eines unbekannten Jahres im 14. Jahrhundert in Wien stirbt und im Minoritenkloster bestattet wird 441, bleibt offen.

484 Otto Brunner, Das Wiener Bürgertum, in: MblVGW 3 (1929—33), S. 223; derselbe, Das Wiener Bürgertum in Jans Enikels Fürstenbuch, in: Mitteilungen des Instituts für öster­ reichische Geschichtsforschung 58 (1950), S. 550—574; Friedrich Walter, Wien, die Ge­ schichte einer deutschen Großstadt an der Grenze, 1, Wien 1940, S. 89, 104, 108, 110, 116; Felix Czeike, Ratsbürger und Honoratioren im 15. Jahrhundert, in JVGW 12 (1955/56), S. 97—100. 485 Dazu der bekannte Bericht des Aeneas Silvius von 1438 (Fontes rerum austriacarum, Abtlg. 2, Bd. 61, S. 80 ff.; deutsche Übersetzung von Th. Ilgen, zuletzt in: Unvergäng­ liches Wien, hg. v. Karl Ziak, Wien 1964, S. 98—100. Was Aeneas über Heiraten zwi­ schen Angehörigen verschiedener Generationen sagt, kann durch zahlreiche Belege er­ härtet werden. 486 Zu dieser siehe Kapitel 4. 487 So z. B. Flugengel (Anm. 639), Lukaster (Anm. 767), Herrenperger (Anm. 915), Aichelperger (Anm. 753). 488 Gb. 6/1 fol. 16v. 488 QuStW 2/1, Nr. 74. 448 Gb. 6/2 fol. 11, 6/3 fol. 9. 441 Monumenta Germaniae historica, Necrologe V, Berlin 1913, S. 167.

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1289 stiftet der WB Seifrid Leubel in seinem Haus in der hinteren BäckerStraße eine St. Philipps- und Jakobskapelle 442. Um 1300 ist Leubels Schwieger­ sohn Konrad Poll — der erste namentlich bekannte Bürgermeister Wiens —, 1330 ein nicht näher bezeichneter Poll als Besitzer dieses Hauses, das hinten bis zum Fleischmarkt reichte, belegt 443. Ein an der Hinterseite angrenzendes Haus wurde zwischen 1330 und 1342 von Paul Poll dazuerworben 444. Die Identität dieses Paul, offenbar eines Nachfahren Konrads, mit einem Paul von Nürnberg, der 1344 gemeinsam mit anderen WB als Zeuge den Titel „Herr“ führt, also anscheinend dem damaligen Wiener Rat angehörte 445, ergibt sich aus einer Urkunde von 1348, worin Paul Poll von Nürnberg eine Verfügung seiner Schwiegermutter Kunigund, Witwe nach Rudolf Graf, mit­ besiegelt446. 1349 stiften Paul Poll von Nürnberg und seine Frau Katrei in der neuen Abseite (Apsis) der Kapelle ihres Hauses in der hinteren Bäcker­ straße eine Messe, die im selben Jahr vom Passauer Bischof bestätigt wird 447. 1357—58 sind das vordere und das hintere Haus, die fortan eine Besitzeinheit — den späteren Kölnerhof — bildeten, schon im Besitz des WB Wernhard Chrannest 448, 1368 gehört der Hof dem Laurenz Poll, von 1370 bis 1376 dem Lienhard Poll 449. Nach diesen Belegen dürfte die Zugehörigkeit des Paul Poll von Nürnberg zur alten Wiener Ratsbürgerfamilie Poll feststehen; Paul scheint in jungen Jahren nach Nürnberg abgewandert und erst um 1330 wieder nach Wien zuückgekehrt zu sein 450. Denselben Namen wie die Wiener Ratsbürgerfamilie W ü r f f e 1 führt auch ein Nürnberger Geschlecht; da wie dort kommt der Vorname Heinrich in mehreren Generationen vor, ein genealogischer Zusammenhang läßt sich allerdings nicht beweisen. Die Wiener Würffel dürften aus St. Pölten (Nieder­ österreich) stammen, wo 1263 ein Heinrich Würffel vorkommt451. In Wien sind sie erstmals 128 5 mit Heinrich d. Ä. und Konrad Würffel faßbar 452, ein Pilgrim Würffel, Bruder des verst. Konrad, ist 1302 belegt 458. Mit den Brüdern Michel, Heinrich und Pilgrim, die uns zwischen 1326 und 1360 begegnen, beginnt die gesicherte Genealogie des Geschlechts, das für Wien Bürgermeister, 442 QuStW 2/1, Nr. 18. 443 Gb. 6/l fol. 6v, 18, 25v; Bürgerspitals-Copialbuch 2, fol. 24, Nr. 55 (im Wiener Stadtund Landesarchiv). 444 Gb. 6/3 fol. 12, 53v, 107. 44« QuStW 2/1, Nr. 279. 448 QuStW 2/1, Nr. 283. 447 QuStW 2/1, Nr. 330, 335. 448 QuStW l/l, Nr. 921; 2/5, Nr. 187. m QuStW 2/1, Nr. 718, 889; 3/1, Nr. 288. 450 Zu späteren Trägern des Namens Poll (Pöll) in Nürnberg, die aber wohl nicht mit der

alten Wiener Ratsbürgerfamilie Zusammenhängen, siehe Scheffler, S. 70. 451 Rudolf Büttner in: Mitteilungen des Kulturamts der Stadt St. Pölten, Jg. 13 (1964), Folge 11, S. 44. 451 QuStW 2/5, Nr. 6. 453 Bürgerspitals-Copialbuch 1, fol. 142.

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Stadtrichter, Münzmeister und Ratsherren stellte und im 15. Jahrhundert aus­ gestorben ist 454. — Den Reigen der Nürnberger Würffel eröffnet 1311 der Neubürger Hermann 455, ihm folgen der Schwertfeger Heinrich Würffel (urk. 1363—92) und der Kürschner Hans Würffel (1388) 456. Ein anderer Hein­ rich Würffel ist 1389 Vogt von Erlangen 457, 1397 wird ein Heinrich Würffel in Nürnberg eingebürgert 458. Zur Nürnberger Familie M a r g e u 1 (Margaul), die 13 50 mit einem Hein­ rich, 1392 mit einem Hertl (Hartneid?) und 1397 ff. mit einem Kunz ver­ treten ist 459, gehört offenbar Hartneid Margaul, der 1376 gemeinsam mit seiner Frau Alhaid und seiner Schwester Gutta und mit Mechthild, Gattin des Reinhard Schüler, und deren Bruder Heinrich ein ihnen allen laut Briefen der Städte Nürnberg und Wien vermachtes Haus bei St. Stephan um 15 t an Friedrich von Rothenburg und Frau Katrei verkaufen 46°. Mit dem Sattler Heinrich Keschinger, der 13 56 ein Haus unter den Pfeilschnitzern besitzt461 und ein ihm schon 1371 und 1374 gehöriges Haus unter den Sattlern 1375 um 25 t verkauft 462, könnte ein gleichnamiger NB identisch sein, der in einem 1370 bis 1383 geführten Nürnberger Meisterbuch aufscheint 463. Von einem anderen Haus unter den Sattlern gehört um 1374—77 ein Viertel einem Walther Sattler, vor 1398 einem Niklas Keschinger 484. Walter und Niklas dürften identisch sein mit dem Brüderpaar Walter und Klas Keschinger, die 1392 als NB faßbar sind 465. Die Keschinger scheinen also von Wien nach Nürnberg abgewandert zu sein, wo sie noch um 1408—43 mit einem Fritz Keschinger zu belegen sind 466. Nicht belegbar, aber wegen der Namensgleichheit wahrscheinlich ist ein Zusammenhang zwischen zwei Niklas Drotlauf, die 1370 bzw. 1405 und 1430 in Nürnberg Vorkommen 467, und dem 1360 bis 1393 nachweisbaren Wiener Ratsbürger Niklas Drotlauf (auch: Dratlauf), der mit Margret, (urk. 1373, 1384), einer Tochter des WB Hans Pfuntmaschen, vermählt war. Des Niklas Tochter Klara (urk. 1373—89) ehelichte den WB Niklas Schemnitzer. Niklas Drotlauf ist 1360 und 1361 als Ratsherr, 1364—66 als Bürger454 455 458 457 458 450 460 481 482 488 484 485 488 487

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Sailer, S. 445—460, Nr. 85, und S. 528 f., Nr. 85. Nürnberger Bürgerbücher 1, S. 21, Nr. 310. Scheffler, S. 332. Urkunde von 1389 November 23 im StadtAN. Nürnberger Bürgerbücher 1, S. 84, Nr. 1467. Scheffler, S. 217. QuStW 3/1, Nr. 757. QuStW 2/1, Nr. 476. QuStW 3/1, Nr. 350, 712; 3/3, Nr. 3100. Scheffler, S. 181. QuStW 3/1, Nr. 585, 899; Gb. 1/32 fol. 165. Scheffler, S. 181. AStB 108 fol. 47, 109 fol. 32v, 110 fol. 4. Scheffler, S. 93.

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spitalmeister, 1370 als Ratsherr, 1371 wieder als Spitalmeister und 1375—78, 1382 und 138 5 wieder als Ratsherr zu belegen. 1377—79 pachtet er die Stadtmaut und den städtischen Metzengaden 488. Vor 1368 erwirbt er ein Haus gegenüber den langen Tuchlauben, das er 1373 um 150 t verkauft, und einen benachbarten Gewandkeller, den er 1388 um 40 t veräußert 489, 1373 ein Haus am Kienmarkt, das er gemeinsam mit seiner Frau 1384 um 300 t verkauft470. Ebenfalls 1373 fällt ihm durch Exekution ein Hausviertel am Petersfreithof zu, das er 1374 um 73 t 30 d abgibt471. 1376 erwirbt er um 31 t ein Haus in der Zeile Unter den Drechslern 472, die nach einem Brand um 1390 nicht mehr aufgebaut und zum Platz „Brandstätte" wird 473. 13 8 5 kauft Niklas Drotlauf um 300 t ein Haus unter den Sattlern, das er 1388 um denselben Preis seiner Tochter und deren Gatten Niklas Schemnitzer überläßt 474. Ein 138 5 um 54 t erworbenes Haus in der Wildwerkerstraße verkauft Niklas 1393 um 54 t 475. Für eine Meßstiftung auf dem Frauenaltar im neuen Chor der Wiener Bürgerspitalskirche hatte Niklas Drotlauf gemeinsam mit Peter, dem Kaplan dieser Messe, schon 1368 zwei Wachstische auf dem Hohen Markt erworben 478. Wohl ein Verwandter war Kunz Drotlauf (urk. 1376—92), Gatte einer Dorothe und Besitzer eines Hauses vor dem Stubentor 477. Mit Hans Hauslod, der 1370 als Meister in Nürnberg belegt ist 478, könnte der Sattler Walther Hauslod verwandt sein, der 1406 gemeinsam mit seiner Frau Elsbeth ein Haus am Kienmarkt kauft; 1419 ist es schon in anderer Hand 479. In Nürnberg finden wir einen Hermann Seidenschwanz 1341, einen Kunz Seidenschwanz 1370, ferner eine Matz Hauer und 1392 einen C. Sperrer 48°. Somit dürfen wir annehmen, daß die Schwestern Jeutt, Gattin des Heinrich Seidenschwanz, Kunigund, Gattin des Heinrich Sperrer, und Margret, Gattin des Hermann Hauer, die 1368 gemeinsam mit ihrer „matertera" Margret, Gattin des Wolfgang Hauer, ein ihnen offenbar vererbtes Haus in der hinteren Bäckerstraße um 28 t verkaufen481, so wie ihre Gatten Sailer, S. 263 f., Nr. 16. QuStW 3/1, Nr. 545; Gb. l/66 fol. 29. QuStW 3/3, Nr. 3082, 3/1 Nr. 1675. 471 QuStW 3/3, Nr. 3039, 3/l Nr. 624. 472 QuStW 3/1 Nr. 767. 478 Die Geweranschreibungen „Unter den Drechslern" enden nach 1381 (QuStW 3/3 Nr. 3883, 3/1, Nr. 1287), die Austeilung von Kramen (Kramläden) „an der Brandstatt" durch die Stadt Wien erfolgt 1393/94 (Gb. 1/66 fol. 48). 474 QuStW 3/1, Nr. 1743; Gb. 1/66 fol. 29, 1/32 fol. 99. 475 QuStW 3/1, Nr. 1950; Gb. 1/66 fol. 29. 478 QuStW 3/1, Nr.92, 93. 477 Gb. 29/2 fol. 29v. 478 Scheffler, S. 152. 479 Gb. 1/32 fol. 130, 304; QuStW 3/2, Nr. 2949. 468 469 470

480 Scheffler, S. 151, 296, 282. 481 QuStW 3/1, Nr. 17.

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Nürnberger waren. Den Heinrich Seidenschwanz finden wir noch um 1376—92 als Besitzer eines Hauses beim Judentor 482. Ein Jans Vetzprein besitzt um 1368 je ein Haus in der vorderen und in der hinteren Bäckerstraße 483, er hinterläßt beide seinen Kindern Konrad Vetzprein und Margret Gattin des Leopold Metsack, die die Häuser 1377 bzw. 1390 verkaufen 484. Derselben Familie sind vielleicht der „alte Feczbrey“ und sein Sohn Fritz zuzurechnen, die 1406 in Nürnberg wohnen 485. 1373 kaufen Hirz von Nürnberg und Gattin Margret ein Haus in der Tunfoitstraße (Teinfaltstraße) gegenüber den Schotten um 4 t. Nach Hirz* Tod verkaufen es seine Erben — die Witwe Margret, Jans im Schreib und Hirz' Schwester Kristein — um 3 V2 t 488. Friedrich F1 ö c h 1 e i n von Nürnberg, Gürtler, und seine Frau Katrei kaufen 1374 um 25 t ein Haus unter den Spenglern, zunächst dem Haus des Konrad Flöchlein, und 1386 um 140 t ein Haus am Hohen Markt 487. 1387 ist Friedrich schon tot, seine Witwe Margret in zweiter Ehe mit Ulrich Gürtler vermählt, sie verkauft das Haus unter den Spenglern 1388 um 25 V2 t 488. Das Haus am Hohen Markt, genannt das Leinwandhaus, ist 1403 im Besitz des Klaus Beutler und seiner Frau Katrei 489. Der vorhin erwähnte Konrad Flöchlein, offenbar ein Verwandter Friedrichs, ist als Hausbesitzer unter den Spenglern 1373 und 1374 belegt, 1381 gehört das Haus schon der Tochter des Gilg Rotschmied 49°. In Wien und in Nürnberg kommt der Familienname Scheppach vor. Der WB Heinrich Scheppach und seine Frau Margret kaufen 1376, gemeinsam mit Wernhard Esenhaimer und Gattin Kristein, um 31 t ein Haus in der St. Johannesstraße, seit 1377 sind die Scheppach Alleinbesitzer, sie verkaufen das Haus 1390 um 56 t 491. 1396 erwerben sie um 104 t ein Haus im Tiefen Graben 49a, ebendort kauft Heinrich 1401 noch ein Haus, das er unter einem um 15 t abstößt 493. 1411 ist Heinrich Scheppach in zweiter Ehe mit einer Anna vermählt 494, 1417 wird sein Testament bezeugt 495. 1434 wird seine Tochter Katrei, Gattin des Sigmund Tegleich, an die Gewer des ihr hinterlassenen 482 Gb. 29/2 fol. lv. 142$ sind Seidenswanz in Enns und Budweis belegt (Wiener Test. 3, fol. 298v). 483 QuStW 3/l, Nr. 17 (Nachbarhaus des unter Anm. 481 erwähnten Hauses). 484 QuStW 3/1, Nr. 875; Gb. l/32 fol. 171. 485 Scheffler, S. 110. 486 QuStW 3/1, Nr. 497, 1586. 487 QuStW 3/1, Nr. 480, 580, 1914. 488 QuStW 3/1, Nr. 203 5. 489 QuStW 3/2, Nr. 2405. 490 QuStW 3/3, Nr. 3028; 3/l, Nr. 580; 2/l, Nr. 997. 491 QuStW 3/1, Nr. 800, 912; Gb. l/66 fol. 96v. 492 Gb. 1/66 fol. 46; 1/32 fol. 99. 493 Gb. 1/66 fol. 97v, 51. 494 Gb. 1/32 fol. 120, 122, 128. 495 Wiener Test. 2 fol. 254v.

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Hauses im Tiefen Graben geschrieben 498. Die Nürnberger Scheppach stammen eigentlich aus Lauingen497. Ein Ulrich Scheppach passiert 1401/02 mit Lein­ wand und Tuch die Passauer Maut 498. Mathes Scheppach ist für die Nürnber­ ger Handelsgesellschaft Gruber-Podmer-Stromer 1447 und 1452 in Breslau, 1458 und 1459 in Krakau tätig 499, 1461 wird er NB, 1465 ist er als Oheim des NB Ludwig Gruber belegt, noch 1480 kommt er vor, 1489 wird er als verstorben erwähnt, ebenso seine Frau Barbara, Tochter des Paul Teufel 50°. Von Barbaras Schwestern erscheint Walpurg 1489 als Witwe des Hans Hüter von Nürnberg, Agnes als Gattin des Eukarius R ö tl, Unterkäuffels zu Wien501. Dieser Rötl hatte schon 1476 als Roßtäuscher ein Haus in Wien bei den Predigern um 120 fl. gekauft, 1477 versetzt er es um 220 fl. an Berthold Schütz von Memmingen und dessen Gesellschaft, Schütz erlangt das Haus durch Exe­ kution und verkauft es 1502 um 95 t an den Roßtäuscher Georg Gmainer 502. Der Beutler Fritz Kefenhüler, noch 1370 als NB belegt 503, wird 1384 in Wien ansässig und kauft gemeinsam mit seiner Frau Elsbeth um 74 t ein Haus im Kramhof am Hohen Markt 504. Seine zweite Frau Margret (urk. 1402) war eine Muhme des WB Hans Zirnast d. J.505, der ihr die Hoch­ zeit ausrichtete; wegen eines Streits darüber verkauft Fritz Kefenhüler das Haus 1412 506. Ein Konrad Kefenhüler und Frau Elsbeth kaufen 1387 um 50 t ein Haus hinter der Schlagstube, es wird 1395 um 90 t von Fritz Kefen­ hüler veräußert 507. Stephan Nürnberger und seine Frau Lucia kaufen 1376 um insge­ samt 310 t zwei benachbarte Häuser in der Wollzeile, das kleinere veräußern sie 1377 um 48 t 508. Das größere Haus wird 1380 mit einem Burgrecht von 20 t zugunsten des Andre Nürnberger von Passau belastet 509; durch Exekution fällt es 1381 für 80 t an Heinrich von Pechhusen, B. zu Köln, 1385 zunächst für 10 t an den Juden Efferl, dann an Stephan Schopper, B. zu Passau, der es um 270 t weiterverkauft 51°. 496 497 498 499 500 501 502 505 504 505 506 507 508 509 610

Gb. 1/6 fol. 177v. Stromer, Handelsgesellschaft, S. 15, 35. Stromer, Handelsgesellschaft, S. 105, Regest 6a. Stromer, Handelsgesellschaft, S. 130, Regest 74b; S. 132, Regest 76a; S. 140, Regest 90a; S. 141, Regest 39b. Stromer, Handelsgesellschaft, S. 148, Regest 106; S. 149, Regest 110; S. 132, Regest 132 (a—c), S. 153, Regest 134b; ferner S. 41 (162). Stromer, Handelsgesellschaft, S. 153, Regest 134b. Gb. 1/8 fol. 62v, 413; Gb. l/35 fol. 27V. Scheffler, S. 178. QuStW 3/1, Nr. 1674. Gb. 1/32 fol. 75. Gb. 1/66 fol. 20a, v. QuStW 3/1, Nr. 1999; Gb. l/66 fol. 20a, v. QuStW 3/1, Nr. 834, 906. QuStW 3/3, Nr. 3754. Siehe auch QuStW 3/3, Nr. 3590. QuStW 3/3, Nr. 3865, 4122, 2193; 3/1, Nr. 1811.

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Aus der Familie Ramperstorf f er tritt zunächst Albrecht (urk. 1351 bis 75) in Wien auf. Er ist 13 54—56 als Bürgerspitalsmeister, 13 56, 1362—64 und 1367 als Ratsherr, 1368—70 als Grundbuchsverweser und 1372 als Meister des Siechenhauses St. Johannes zu belegen. Seine erste Frau war Katrei (urk. 1352, 13 58), Tochter des WB Jakob Mäserl und Witwe nach Heinrich Sdiemnitzer, seine zweite Frau Mechtild (urk. 1366), die ihn über­ lebte und 1378 als Gattin des Andre Fraundorfer begegnet511. Von Albrechts Besitzungen sei hier nur ein Gewandkeller erwähnt, der seine Beteiligung am Tuchhandel erweist512. Dasselbe Wappen wie Albrecht führt Konrad Ramperstorffer (urk. 1378—1408) 513; wie beide miteinander verwandt waren, läßt sich nicht ermitteln. Konrad war in erster Ehe mit einer Helen (urk. 1394514), in zweiter Ehe mit Anna (gest. vor 1399), Tochter des Peschk Sitznieder (aus Iglau?) und Witwe nach dem WB Ulrich Rössel, vermählt515, in dritter Ehe mit Barbara (urk. 1399—1408), einer Schwester des Hans Rössel518. In den Jahren 1390, 1392, 1395, 1398, 1399, 1401, 1402 und 1404—07 gehörte Konrad Ramperstorffer dem Wiener Rat an 517, 1403 ist er Bauverwalter von Maria am‘Gestade 518, 1408 Verweser des Bürgermeisteramts519; für das Stift Klosterneuburg wirkte er seit 1395 als Amtmann in Ottakring520. Als Opfer eines habsburgischen Bruderzwists wurde er am 11. 7. 1408, gemeinsam mit Bürgermeister Konrad Vorlauf und dem Ratsherrn Hans Rockh in Wien ent­ hauptet 521. — Aus verschiedenen Aussagen, die nach Konrads Tode zwecks Feststellung von Erbansprüchen protokolliert werden, sind wir über seine Herkunft und Verwandtschaft unterrichtet. Danach stammte er aus der Pfarre Bühl bei Schnaittach (Mittelfranken); 1414 bezeugen der bischöflich bambergische Untertan Hans Hilpoltsteiner 522 sowie einstige Bühler Pfarrgenossen vor Richter und Schöffen zu Schnaittach, daß der verstorbene Konrad Rampers­ torffer, Fritz Ramperstorffer und die Nürnberger Bürgerin Eysal Schwert­ meisterin als Geschwisterkinder miteinander verwandt waren 523; andererseits bezeugt schon 1413 Albrecht Mützl vor Richter und Schöffen von Gräfenberg 511 512 518 514 515 516 517 518 519 520 521 522 523

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Sailer, S. 363 f., Nr. 56 (1, 8); QuStW 2/1, Nr. 397; 3/3, Nr. 3527; 3/2, Nr. 2097. QuStW 3/1, Nr. 449, 661; 3/2, Nr. 2097. QuStW 2/1, S. 469. Sailer, S. 364, Nr. 7 (Gb. l/32 fol. 24). Gb. 1/32 fol. 1, 40; 3/2, Nr. 2566. — 1413 wird die verstorbene Jungfrau Katrei von der Igla als Tochter des Peschk Sitznieder bezeichnet (Wiener Test. 2 fol. 152). Wiener Test. 2 fol. 70. QuStW 2/1, Nr. 1196; Bürgerspitals-Urkunde Nr. 360; Fontes rerum austriacarum Abtlg. 2, Bd. 18, Nr. 575; Wiener Test. 1 fol. 44v; QuStW 2/1, Nr. 1431, 1498; CVP 8019 fol. lv, 2v, 3; l/32 fol. 45; Test. 2 fol. 51v. Wiener Test. 1 fol. 156. Wiener Test. 2 fol. 67v. Sailer, S. 364, Nr. 9 (35). Thomas Ebendorfer, Chronica Austriae, hg. v. Alphons Lhotsky (Monumenta Germaniae historica, Scriptores. Neue Folge Bd. 13), Berlin-Zürich 1967, S. 341. Wiener Test. 2 fol. 165a. Wiener Test. 2 fol. 164v, 165.

MVGN 63 (1976)

Nürnberger im mittelalterlichen Wien

(Oberfranken), daß er und Konrad Ramperstorffer Brudersöhne gewesen seien 524. Ein Erhard Ramperstorffer von Nürnberg, der 1436 in die Matrikel der Wiener Universität eingetragen wird 525, mag ein Sohn des Fritz gewesen sein. Von Konrads Geschwistern kennen wir Wolfhart Ramperstorffer, der 1373 bis 1388 Burgrechte in Wien besitzt 526, und Gedräut, die mit dem WB Thomas Hansgraf (urk. 1368—72) 527 verheiratet war und 1378 als Witwe ein Haus mit Gewandkeller im Kammerhof ihren Kindern mit Thomas, näm­ lich Hans, Wilhelm, Anna und Preid, überschreibt 528; sie begegnet uns letzt­ mals 1 385 529. Wilhelm Hansgraf (urk. 1378—1418), der sich zeitweise auch Ramperstorffer nennt, und sein Bruder Hans (urk. 1378—1410) sind 1401 an der Gewer jenes Hauses und Gewandkellers 53°, 1408 löst Wilhelm den Anteil des Bruders ab531, 1413 läßt er bezeugen, daß Gedräut, Schwester des Konrad Ramperstorffer, seine Mutter gewesen sei 532; demgegenüber läßt Fritz Ram­ perstorffer (siehe oben) durch einen Konrad Lochner aussagerr, daß Wilhelm bloß der Stiefschwestersohn Konrads war und Fritz daher mehr Anrecht als Wilhelm auf Konrads Nachlaß hätte 533. Von einer Elsbeth Stuchsin, die sich 1408 als Schwestertochter des Konrad Ramperstorffer deklariert 53\ hören wir später nichts mehr; ebensowenig wissen wir, wie Katrei, Tochter eines Her­ mann Ramperstorffer, die 1408 im Testament von Konrads Witwe Barbara erwähnt wird 535, mit Konrad verwandt war, und wie ein Kristan Rampers­ torffer, der 1411 bis 1414 ein Haus beim Werdertor besitzt 536, in die Familie einzuordnen ist. Die Preßburger Ratsbürger Mert Kirchenknopf (urk. 1359—89) und Hans Kirchenknopf (urk. 1388 537), sowie Jans Kirchenknopf, der 1362 bis 1374 als Kaplan der Frauenkapelle in der Wiener Burg belegt ist 538, könnten mit den Nürnbergern C(onrad?) Kirchenknopf (urk. 1408) und Pankraz Kirchenknopf (urk. 1443/47 53e) verwandt gewesen sein. 524 525 526 527 528 528 530 531 532 533 534 535 536 587

Wiener Test. 2 fol. 153. MUW 1/2, S. 593. QuStW 3/3, Nr. 3041, 3364, 4233; 3/l, Nr. 847, 1004, 2022. WStLA, Bürgerspitalsurkunde 236; QuStW l/4, Nr. 4001. Sailer, S. 297—301, Nr. 26 (8,10). QuStW 3/1, Nr. 1801; Wiener Test. 2 fol. 154; QuStW 3/1, Nr. 1068, 1070. QuStW 3/1, Nr. 1801, 1804. Sailer, S. 299, Nr. 26 (13, 19); Gb. l/32 fol. 303. Gb. 1/32 fol. 116, 117. Wiener Test. 2 fol. 154. Wiener Test. 2 fol. 164v. Wiener Test. 2 fol. 71. Wiener Test. 2 fol. 70. Gb. 1/66 fol. 23v, 89; Sailer, S. 365, Nr. 56 (10). Mert war Schwiegersohn des Jans Poll, der als Wiener nach Preßburg übersiedelt war, 1359, 1381, 1385 ist er als Ratsherr in Preßburg belegt (Preßb. Urk. Nr. 216, 327; siehe auch Handschrift 3a,l fol. 3 8 im Stadtarchiv Preßburg). Hans Kirchenknopf war 1388 Rats­ herr in Preßburg (Ortvay, 3, S. 446 ff.). 588 QuStW 2/1, Nr. 600; 1/4 Nr. 3536; l/3, Nr. 3242; 1/2, Nr. 2156, 1695, 2159. 539 AStB 108 fol. 19, 110 fol. 5, 111 fol. 8v, 33.

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Richard Pcrger

Der Name der Zistelgasse in Nürnberg (heute Albrecht-Dürer-Straße) erinnert an die Wiener Bürgerfamilie Z i s t e 1. Ein Konrad Zistel und seine Frau Kunigund kaufen 1373 um 80 t ein Haus am Hohen Markt, veräußern es 1379 an ihren Sohn Leopold, von dem es vor 1381 ans Bürgerspital kommt 540. Ein angrenzendes größeres Haus gehört 1380 ebenfalls dem Konrad Zistel, 1381 seinen Testamentsvollstreckern, 1400 dem Seitz Zistel, dann dem Peter Zistel, der es 1401 um 324 t verkauft541. Als Dienerin des ver­ storbenen Konrad Zistel wird 1382 und 1387 Jungfrau Eysal erwähnt 542. Seifrid Zistel erwirbt 1394 um 16 t ein Haus in der Walichstraße, das sein Sohn Kolman 1410 um 18 t verkauft 54,\ Peter Zistel beweist 1399, daß er und der verstorbene Stephan, Sohn Konrad Zistels, Geschwisterkinder waren 544; 1401 kauft er um 105 t ein Haus in der Wildwerkerstraße, das er 1402 um 82 t abstößt 545, 1414 erwerben Peter Zistel und seine Frau Margret um 17 t ein Haus innerhalb des Schottentores, Margret als Witwe verkauft es 1427 um 15 t54