Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg [91]

Table of contents :
Michael Diefenbacher: Das Nürnberger Stiftungswesen -
ein Überblick........................................................................... 1
Helge Weingärtner: Die Mistenmeister der Reichsstadt Nürnberg.
Eine Ergänzung der Arbeit Mummenhoffs über das
Findel- und Waisenhaus ............................................................. 35
Lambert F. Peters: Einführung in die Erfassung, Aufbereitung und
Analyse von Quellen zur internationalen Handels- und Bankgeschichte.
Banco Publico Nürnberg 1621/22-1647/48 - Hamburger
Bank 1619 - Amsterdamer Bank 1625 .......................... 47
Wolfgang Sommer: Das Wirken Johann Michael Dilherrs in der
Reichsstadt Nürnberg in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Eine
Erinnerung an seinen 400. Geburtstag am 14. Oktober 2004 . . 181
Walter Gebhardt: Patrizische Leidenschaften: Christoph Sigmund
Holzschuher und seine „Deduktionsbibliothek von Teutschland“.............................................................................................
195
Rolf Groschner: Wege zu Ludwig Feuerbach . . ..................... 211
Jochen Haeusler: Die illustren Gäste des „Bayerischen Hofes“
1818-1881 .................................................................................... 223
Erhard Schraudolph: Die Nürnberger Metall- und Zinnspielwarenfabriken
der Familie Landgraf ...................................... 267
Gerhard Jo ehern: Ruhmreiche Zeiten? Die Rolle jüdischer Bürger
bei Aufbau und Blüte des Sports in Nürnberg vor 1945 .... 273
Christine Sauer: Die „Sammlung Israelitische Kultusgemeinde“
(ehemals Stürmer-Bibliothek) in der Stadtbibliothek Nürnberg 295
Birgit Seid er er: Horst Herold und das Nürnberger Modell
(1966-1971). Eine Fallstudie zur Pionierzeit des polizeilichen
EDV-Einsatzes in der Reformära der Bundesrepublik............ 317
V
Buchbesprechungen 351
Neuerwerbungen des Stadtarchivs Nürnberg. Schenkungen, Leihgaben,
Ankäufe und Erschließungen 2003 und 2004 417
Neue Arbeiten zur Nürnberger Geschichte 421
Jahresbericht über das 126. Vereinsjahr 2003 429
Abkürzungen 435
VI
BUCHBESPRECHUNGEN
Quellen und Inventare
Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts bis 1451,
Band 11: Die Zeit Wenzels 1376-1387, bearb. von Ekkehart Rotter; Bd. 13: Die
Zeit Wenzels 1393-1396, bearb. von Ute Rödel. Köln u.a. 2001. (Enno Bünz) ... 351
Das Große Tucherbuch, Stadtarchiv Nürnberg, E 29/III Nr. 258. Augsburg 2004.
1 CD-ROM. (Hartmut Bock)........................................................................................ 352
Johannes Müllner: Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623, Teil III: 1470-
1544. Unter Mitw. von Walter Gebhardt bearb. von Michael Diefenbacher.
Nürnberg 2003. (Ludwig Schnurrer) ............................................................................ 354
Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Reichskammergericht, Band 8. Nr. 2677-3227 (Buchstabe
E). Bearb. von Manfred Hörner; Band 9. Nr. 3228-3883 (Buchstabe F). Bearb. von
Manfred Hörner und Margit Ksoll-Marcon; Band 10. Nr. 3884-4491 (Buchstabe
G). Bearb. von Manfred Hörner (Bayerische Archivinventare 50, 8-10).
München 2001-2003. (Michael Diefenbacher).............................................................. 355
Repertorium zur neuzeitlichen Münzprägung Europas, Bd. III: Heiliges Römisches Reich
Deutscher Nation und Nachfolgestaaten - Der Fränkische Reichskreis. Hrsg, von
Bernhard P r o k i s c h u.a. Wien 2004. (Hermann Maue) .......................................... 358
Das Nürnberger Buchgewerbe. Buch- und Zeitungsdrucker, Verleger und Druckhändler
vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Hrsg, von Michael Diefenbacher und Wiltrud
Fischer-Pache. Nürnberg2003. (Rudolf Endres).................................................. 360
Camille de Tournon: Statistik der Provinz Bayreuth. Bayreuth [2002]. (Sonja Schultheiß-
Heinz) .................................................................................................................... 361
Die Judenmatrikel 1813-1861 für Mittelfranken. Bearb. von der Gesellschaft für Familienforschung
in Franken e.V. und dem Staatsarchiv Nürnberg. München/Nürnberg
2003. 1 CD-ROM. (Gerhard Jochem) .......................................................................... 362
Topographie, Stadtteile und Landgebiet
Rüdiger Braun / Ludwig Carbon: Nürnberger Brunnen um die Altstadt. Erlangen
2003. (Udo Winkel) ........................................................................................................ 364
Ich und meine Straße (Die besten Beiträge zum Schreibwettbewerb „Ich und meine
Straße“ der Nürnberger Nachrichten). Nürnberg 2002. (Daniela Stadler)................ 364
Martin Schieber / Bernd Windsheimer: 700 Jahre Großreuth und Kleinreuth bei
Schweinau. Nürnberg 2003. (Horst-Dieter Beyerstedt) .............................................. 365
Werner Brock: Leben in einer neuen Stadt. Geschichte und Geschichten vom Bürgerverein
Nürnberg-Langwasser, von Menschen und Ereignissen. Nürnberg 2003.
(Martina Bauemfeind).................................................................................................... 366
Alexander Schmidt: Geländebegehung. Das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Mit
Beitr. von Bernd Windsheimer, Clemens Wächter und Thomas Heyden.
3. vollst. überarb. Neuaufl. Nürnberg 2002. (Eckart Dietzfelbinger)........................ 368
Kurt Endres / Herbert L i e d e 1: Mittelfranken erleben. Veitshöchheim 2003. (Richard
Kölbel)............................................................................................................................. 369
Franz S c h m o 1 k e: 650 Jahre Stadt Baiersdorf 1353-2003. Geschichte und Ortsentwicklung.
Baiersdorf 2003. (Andreas Jakob) ........................................................................ 370
Andreas Jakob / Christina Hofmann-Randall (Hrsg.): Erlanger Stadtansichten.
Zeichnungen, Gemälde und Graphiken aus sieben Jahrhunderten. Nürnberg 2003.
(Ruth Bach-Damaskinos)................................................................................................ 372
VII
Politische Geschichte, Recht und Verwaltung
Alexander Schubert: Der Stadt Nutz oder Notdurft? Die Reichsstadt Nürnberg und
der Städtekrieg von 1388/89. Husum 2003. (Thomas Engelke)................................ 374
Martin Dinges / Franz Sack (Hrsg.): Unsichere Großstädte? Vom Mittelalter bis zur
Postmoderne. Konstanz 2000; Ulrich Henselmeyer: Ratsherrn und andere
Delinquenten, Die Rechtsprechungspraxis bei geringfügigen Delikten im spätmittelalterlichen
Nürnberg. Konstanz 2002; Richard Heydenreuter: Kriminalgeschichte
Bayerns. Von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert. Regensburg 2003.
Renate Tandler: Chronik der Nürnberger Polizei. 500 Jahre Nürnberger Polizeigeschichte
(1464-2004). 2. Aufl. 2004. (Hartmut Frommer)...................................... 376
Hans Werner Kress: Die Burg brennt! April 1945. Der Vorstoß der amerikanischen
Armee über Cadolzburg nach Schwabach. Cadolzburg 2003. (Karl Kunze)............ 379
Alois Schmid / Katharina Weigand (Hrsg.): Schauplätze der Geschichte in Bayern.
München 2003. (Clemens Wächter) .......................................................................... 379
Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Vereine
Rainer Christoph Schwinges (Hrsg.): Neubürger im späten Mittelalter. Migration und
Austausch in der Städtelandschaft des Alten Reiches (1250-1550). Berlin 2002.
(Walter Bauemfeind) ................................................................................................. 380
Klaus Fischer: Regensburger Hochfinanz. Die Krise einer europäischen Metropole an
der Wende zur Neuzeit. Regensburg 2003. (Thomas Engelke) ................................ 382
Irene Burkardt: Das Verhältnis von Wirtschaft und Verwaltung in Bayern während der
Anfänge der Industrialisierung (1834-1868). Berlin 2001. (Charlotte Bühl-Gramer) 385
Helmut Schwarz / Marion Faber: Bewegte Zeiten. Ernst Paul Lehmann Patentwerk.
Geschichte einer Spielwarenfabrik. Nürnberg 2003. (Martina Bauernfeind)........... 387
Gerhard Faul: Sklavenarbeiter für den Endsieg. KZ Hersbruck und das Rüstungsprojekt
Dogger. Hersbruck 2003. (Clemens Wächter) ........................................................... 388
Nadja Bennewitz / Gaby Franger (Hrsg.): Geschichte der Frauen in Mittelfranken.
Alltag, Personen und Orte. Cadolzburg 2003. (Clemens Wächter) ......................... 389
Martina Schuster: Kampf um Respekt. Eine ethnographische Studie über Sexarbeiterinnen.
Tübingen 2003. (Hartmut Frommer)............................................................. 389
Kunst
Hartmut Scholz: Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg
(extra muros). Berlin 2002. (Ursula Schädler-Sauh) .................................................. 391
Der Hirsvogelsaal in Nürnberg. Geschichte und Wiederherstellung. München 2004.
(Georg Stolz) ............................................................................................................. 392
Ellen Seifermann / Michael Diefenbacher (Hrsg.): Von der Kunst-Ausstellungs-
Halle zur Kunsthalle Nürnberg 1913-2003. Nürnberg 2003. (Alexander Schmidt) .. 394
Kultur, Sprache, Literatur, Musik
Quasi Centrum Europae. Europa kauft in Nürnberg 1400-1800. Germanisches Nationalmuseum,
Nürnberg, 20. Juni bis 6. Oktober 2002. Nürnberg 2002; Quasi Centrum
Europae. Kunst und Kunsthandwerk aus Nürnberg für den europäischen Markt
1400-1800. Referate der internationalen Tagung vom 4. bis 6. Oktober 2000 im Germanischen
Nationalmuseum, hrsg. von Hermann Maue. Nürnberg 2002.
(Enno Bünz) ............................................................................................................... 396
VIII
Venezianisch-deutsche Kulturbeziehungen in der Renaissance. Akten des interdisziplinären
Symposions vom 8. und 10. November 2001 im Centro Tedesco di Studi
Veneziani in Venedig, hrsg. von Klaus Arnold, Franz Fuchs und Stephan F ü s -
sei. Wiesbaden 2003. (Horst-Dieter Beyerstedt)........................................................ 399
Anne Isphording (Hrsg.): Meister der Schrift. Hermann Zapf - Kalligraph, Schriftdesigner,
Typograph, Buchgestalter. Nürnberg 2002. (Wulf D. v. Lucius) ................ 401
Barbara Ostyn (Ps.): Die steinerne Rose. Erinnerungen einer polnischen Fremdarbeiterin
in Deutschland 1942-1943. Berlin 2003. (Clemens Wächter) ................................ 402
Dietmar Bruckner: Was war los in Nürnberg 1950-2000. Erfurt 2002. (Martina
Bauemfeind) .................................................................................................................... 403
Gisela H e 11 i n g e r (Hg.): Die Bratwurst - Ein künstlerischer Leckerbissen. Nürnberg
2003; Gisela H e 11 i n g e r: Die Bratwurst. Ein künstlerischer Leckerbissen. Cadolzburg
2003; Martin Schieber / Bernd Windsheimer: Rotes Bier und blaue Zipfel.
Zur Geschichte der Ernährung in Nürnberg. Nürnberg 2004; Heinrich H ö 1 -
lerl: Die Bratwurst ist eine Fränkin. Genüssliche Monographie eines Kult-Nahrungsmittels.
Würzburg 2004. (Hartmut Frommer).................................................... 405
Schulwesen, Bildung, Wissenschaft, Technik
Clemens Wächter / Christina Hofmann-Randall: Die Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg. Ansichten - Einblicke - Rückblicke. Erfurt 2004.
(Andreas Jakob)................................................................................................................ 406
Reinhard Wittenberg: Soziologie in Nürnberg. Forschung und Lehre zwischen 1919
und 2000. 2. völlig überarb. und aktualisierte Aufl. Regensburg 2001. (Udo Winkel) 407
Personen und Familien
Eberhard Brunel-Geuder / Volker Alberti: Die Geuder-Rabensteiner und das
Weiße Schloss zu Heroldsberg. Heroldsberg 2002. (Bertold v. Haller) .................... 408
Rebekka Habermas: Frauen und Männer des Bürgertums. Eine Familiengeschichte
(1750-1850). Göttingen 2000. (Charlotte Bühl-Gramer) ............................................ 409
Günter S c h o 1 d t (Hrsg.): Ruhrtiger, Locarno-Engel und rote Matrosen. Gustav Regler -
seine Beiträge als Journalist in Nürnberg 1926-1928/30. St. Ingbert 2002. (Alexander
Schmidt)........................................................................................................................... 412
Richard W. Sonnenfeldt: Mehr als ein Leben. Vom jüdischen Flüchtlingsjungen zum
Chefdolmetscher der Anklage bei den Nürnberger Prozessen. Bern 2003. (Hartmut
Frommer) ........................................................................................................................ 413
Uwe Jens (Hrsg.): Georg Kurlbaum. Eine sozial und ethisch verpflichtete Unternehmerpersönlichkeit.
Bonn 2002. (Martina Bauemfeind)...................................................... 414

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Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

91. Band 2004

Nürnberg 2004 Selbstverlag des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

Schriftleitung: Dr. Michael Diefenbaeher, Dr. Wiltrud Fischer-Pache, Dr. Clemens Wächter Für Form und Inhalt der Aufsätze und Rezensionen sind die Verfasser verantwortlich. Für unaufgefordert eingereichte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen.

Zum Druck des Bandes trugen durch Zuschüsse bzw. Spenden hei: Die Stadt Nürnberg, die Sparkasse Nürnberg. Der Verein dankt dafür bestens.

Umschlagbild: Kopialbuch des 1394 gestifteten Sondersiechenalmosens St. Sebald auf dem Kirchhof, auferstandener Schmerzensmann mit Sondersiechem, farbige Miniatur um 1450 (StadtAN A 21/4° Nr. 32/1).

Gesamtherstellung: Verlagsdruckerei Schmidt GmbH, Neustadt/Aisch Gedruckt auf holzfreies, chlorfrei gebleichtes, säurefreies und alterungsbeständiges Papier. Alle Rechte, auch des Abdrucks im Auszug, Vorbehalten. Copyright by Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg (Geschäftsstelle: Marientorgraben 8, 90402 Nürnberg) ISSN 0083-5579

INHALT Michael Diefenbacher: Das Nürnberger Stiftungswesen ein Überblick...........................................................................

1

Helge Weingärtner: Die Mistenmeister der Reichsstadt Nürn­ berg. Eine Ergänzung der Arbeit Mummenhoffs über das Findel- und Waisenhaus .............................................................

35

Lambert F. Peters: Einführung in die Erfassung, Aufbereitung und Analyse von Quellen zur internationalen Handels- und Bank­ geschichte. Banco Publico Nürnberg 1621/22-1647/48 - Ham­ burger Bank 1619 - Amsterdamer Bank 1625 ..........................

47

Wolfgang Sommer: Das Wirken Johann Michael Dilherrs in der Reichsstadt Nürnberg in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Eine Erinnerung an seinen 400. Geburtstag am 14. Oktober 2004 . .

181

Walter Gebhardt: Patrizische Leidenschaften: Christoph Sigmund Holzschuher und seine „Deduktionsbibliothek von Teutschland“.............................................................................................

195

Rolf Groschner: Wege zu Ludwig Feuerbach

211

. . .....................

Jochen Haeusler: Die illustren Gäste des „Bayerischen Hofes“ 1818-1881 ....................................................................................

223

Erhard Schraudolph: Die Nürnberger Metall- und Zinnspiel­ warenfabriken der Familie Landgraf ......................................

267

Gerhard Jo ehern: Ruhmreiche Zeiten? Die Rolle jüdischer Bürger bei Aufbau und Blüte des Sports in Nürnberg vor 1945 ....

273

Christine Sauer: Die „Sammlung Israelitische Kultusgemeinde“ (ehemals Stürmer-Bibliothek) in der Stadtbibliothek Nürnberg

295

Birgit Seid er er: Horst Herold und das Nürnberger Modell (1966-1971). Eine Fallstudie zur Pionierzeit des polizeilichen EDV-Einsatzes in der Reformära der Bundesrepublik............

317

V

Buchbesprechungen

351

Neuerwerbungen des Stadtarchivs Nürnberg. Schenkungen, Leih­ gaben, Ankäufe und Erschließungen 2003 und 2004

417

Neue Arbeiten zur Nürnberger Geschichte

421

Jahresbericht über das 126. Vereinsjahr 2003

429

Abkürzungen

435

VI

BUCHBESPRECHUNGEN Quellen und Inventare Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts bis 1451, Band 11: Die Zeit Wenzels 1376-1387, bearb. von Ekkehart Rotter; Bd. 13: Die Zeit Wenzels 1393-1396, bearb. von Ute Rödel. Köln u.a. 2001. (Enno Bünz) ... Das Große Tucherbuch, Stadtarchiv Nürnberg, E 29/III Nr. 258. Augsburg 2004. 1 CD-ROM. (Hartmut Bock)........................................................................................ Johannes Müllner: Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623, Teil III: 14701544. Unter Mitw. von Walter Gebhardt bearb. von Michael Diefenbacher. Nürnberg 2003. (Ludwig Schnurrer) ............................................................................ Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Reichskammergericht, Band 8. Nr. 2677-3227 (Buchstabe E). Bearb. von Manfred Hörner; Band 9. Nr. 3228-3883 (Buchstabe F). Bearb. von Manfred Hörner und Margit Ksoll-Marcon; Band 10. Nr. 3884-4491 (Buch­ stabe G). Bearb. von Manfred Hörner (Bayerische Archivinventare 50, 8-10). München 2001-2003. (Michael Diefenbacher).............................................................. Repertorium zur neuzeitlichen Münzprägung Europas, Bd. III: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation und Nachfolgestaaten - Der Fränkische Reichskreis. Hrsg, von Bernhard P r o k i s c h u.a. Wien 2004. (Hermann Maue) .......................................... Das Nürnberger Buchgewerbe. Buch- und Zeitungsdrucker, Verleger und Druckhändler vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Hrsg, von Michael Diefenbacher und Wiltrud Fischer-Pache. Nürnberg2003. (Rudolf Endres).................................................. Camille de Tournon: Statistik der Provinz Bayreuth. Bayreuth [2002]. (Sonja Schult­ heiß-Heinz) .................................................................................................................... Die Judenmatrikel 1813-1861 für Mittelfranken. Bearb. von der Gesellschaft für Familien­ forschung in Franken e.V. und dem Staatsarchiv Nürnberg. München/Nürnberg 2003. 1 CD-ROM. (Gerhard Jochem) ..........................................................................

351 352

354

355

358

360 361

362

Topographie, Stadtteile und Landgebiet Rüdiger Braun / Ludwig Carbon: Nürnberger Brunnen um die Altstadt. Erlangen 2003. (Udo Winkel) ........................................................................................................ Ich und meine Straße (Die besten Beiträge zum Schreibwettbewerb „Ich und meine Straße“ der Nürnberger Nachrichten). Nürnberg 2002. (Daniela Stadler)................ Martin Schieber / Bernd Windsheimer: 700 Jahre Großreuth und Kleinreuth bei Schweinau. Nürnberg 2003. (Horst-Dieter Beyerstedt) .............................................. Werner Brock: Leben in einer neuen Stadt. Geschichte und Geschichten vom Bürger­ verein Nürnberg-Langwasser, von Menschen und Ereignissen. Nürnberg 2003. (Martina Bauemfeind).................................................................................................... Alexander Schmidt: Geländebegehung. Das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Mit Beitr. von Bernd Windsheimer, Clemens Wächter und Thomas Heyden. 3. vollst. überarb. Neuaufl. Nürnberg 2002. (Eckart Dietzfelbinger)........................ Kurt Endres / Herbert L i e d e 1: Mittelfranken erleben. Veitshöchheim 2003. (Richard Kölbel).............................................................................................................................. Franz S c h m o 1 k e: 650 Jahre Stadt Baiersdorf 1353-2003. Geschichte und Ortsentwick­ lung. Baiersdorf 2003. (Andreas Jakob) ........................................................................ Andreas Jakob / Christina Hofmann-Randall (Hrsg.): Erlanger Stadtansichten. Zeichnungen, Gemälde und Graphiken aus sieben Jahrhunderten. Nürnberg 2003. (Ruth Bach-Damaskinos)................................................................................................

364 364 365

366

368 369 370

372

VII

Politische Geschichte, Recht und Verwaltung

Alexander Schubert: Der Stadt Nutz oder Notdurft? Die Reichsstadt Nürnberg und der Städtekrieg von 1388/89. Husum 2003. (Thomas Engelke)................................ Martin Dinges / Franz Sack (Hrsg.): Unsichere Großstädte? Vom Mittelalter bis zur Postmoderne. Konstanz 2000; Ulrich Henselmeyer: Ratsherrn und andere Delinquenten, Die Rechtsprechungspraxis bei geringfügigen Delikten im spätmittel­ alterlichen Nürnberg. Konstanz 2002; Richard Heydenreuter: Kriminalge­ schichte Bayerns. Von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert. Regensburg 2003. Renate Tandler: Chronik der Nürnberger Polizei. 500 Jahre Nürnberger Polizei­ geschichte (1464-2004). 2. Aufl. 2004. (Hartmut Frommer)...................................... Hans Werner Kress: Die Burg brennt! April 1945. Der Vorstoß der amerikanischen Armee über Cadolzburg nach Schwabach. Cadolzburg 2003. (Karl Kunze)............ Alois Schmid / Katharina Weigand (Hrsg.): Schauplätze der Geschichte in Bayern. München 2003. (Clemens Wächter) ..........................................................................

374

376 379 379

Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Vereine

Rainer Christoph Schwinges (Hrsg.): Neubürger im späten Mittelalter. Migration und Austausch in der Städtelandschaft des Alten Reiches (1250-1550). Berlin 2002. (Walter Bauemfeind) ................................................................................................. Klaus Fischer: Regensburger Hochfinanz. Die Krise einer europäischen Metropole an der Wende zur Neuzeit. Regensburg 2003. (Thomas Engelke) ................................ Irene Burkardt: Das Verhältnis von Wirtschaft und Verwaltung in Bayern während der Anfänge der Industrialisierung (1834-1868). Berlin 2001. (Charlotte Bühl-Gramer) Helmut Schwarz / Marion Faber: Bewegte Zeiten. Ernst Paul Lehmann Patentwerk. Geschichte einer Spielwarenfabrik. Nürnberg 2003. (Martina Bauernfeind)........... Gerhard Faul: Sklavenarbeiter für den Endsieg. KZ Hersbruck und das Rüstungsprojekt Dogger. Hersbruck 2003. (Clemens Wächter) ........................................................... Nadja Bennewitz / Gaby Franger (Hrsg.): Geschichte der Frauen in Mittelfranken. Alltag, Personen und Orte. Cadolzburg 2003. (Clemens Wächter) ......................... Martina Schuster: Kampf um Respekt. Eine ethnographische Studie über Sexarbeite­ rinnen. Tübingen 2003. (Hartmut Frommer).............................................................

380 382 385 387 388 389 389

Kunst

Hartmut Scholz: Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros). Berlin 2002. (Ursula Schädler-Sauh) .................................................. Der Hirsvogelsaal in Nürnberg. Geschichte und Wiederherstellung. München 2004. (Georg Stolz) ............................................................................................................. Ellen Seifermann / Michael Diefenbacher (Hrsg.): Von der Kunst-AusstellungsHalle zur Kunsthalle Nürnberg 1913-2003. Nürnberg 2003. (Alexander Schmidt) ..

391 392 394

Kultur, Sprache, Literatur, Musik

Quasi Centrum Europae. Europa kauft in Nürnberg 1400-1800. Germanisches National­ museum, Nürnberg, 20. Juni bis 6. Oktober 2002. Nürnberg 2002; Quasi Centrum Europae. Kunst und Kunsthandwerk aus Nürnberg für den europäischen Markt 1400-1800. Referate der internationalen Tagung vom 4. bis 6. Oktober 2000 im Ger­ manischen Nationalmuseum, hrsg. von Hermann Maue. Nürnberg 2002. (Enno Bünz) ...............................................................................................................

VIII

396

Venezianisch-deutsche Kulturbeziehungen in der Renaissance. Akten des interdiszi­ plinären Symposions vom 8. und 10. November 2001 im Centro Tedesco di Studi Veneziani in Venedig, hrsg. von Klaus Arnold, Franz Fuchs und Stephan F ü s sei. Wiesbaden 2003. (Horst-Dieter Beyerstedt)........................................................ Anne Isphording (Hrsg.): Meister der Schrift. Hermann Zapf - Kalligraph, Schrift­ designer, Typograph, Buchgestalter. Nürnberg 2002. (Wulf D. v. Lucius) ................ Barbara Ostyn (Ps.): Die steinerne Rose. Erinnerungen einer polnischen Fremdarbeite­ rin in Deutschland 1942-1943. Berlin 2003. (Clemens Wächter) ................................ Dietmar Bruckner: Was war los in Nürnberg 1950-2000. Erfurt 2002. (Martina Bauemfeind) .................................................................................................................... Gisela H e 11 i n g e r (Hg.): Die Bratwurst - Ein künstlerischer Leckerbissen. Nürnberg 2003; Gisela H e 11 i n g e r: Die Bratwurst. Ein künstlerischer Leckerbissen. Cadolzburg 2003; Martin Schieber / Bernd Windsheimer: Rotes Bier und blaue Zip­ fel. Zur Geschichte der Ernährung in Nürnberg. Nürnberg 2004; Heinrich H ö 1 lerl: Die Bratwurst ist eine Fränkin. Genüssliche Monographie eines Kult-Nah­ rungsmittels. Würzburg 2004. (Hartmut Frommer)....................................................

399 401 402 403

405

Schulwesen, Bildung, Wissenschaft, Technik Clemens Wächter / Christina Hofmann-Randall: Die Friedrich-Alexander-Uni­ versität Erlangen-Nürnberg. Ansichten - Einblicke - Rückblicke. Erfurt 2004. (Andreas Jakob)................................................................................................................ Reinhard Wittenberg: Soziologie in Nürnberg. Forschung und Lehre zwischen 1919 und 2000. 2. völlig überarb. und aktualisierte Aufl. Regensburg 2001. (Udo Winkel)

406 407

Personen und Familien Eberhard Brunel-Geuder / Volker Alberti: Die Geuder-Rabensteiner und das Weiße Schloss zu Heroldsberg. Heroldsberg 2002. (Bertold v. Haller) .................... Rebekka Habermas: Frauen und Männer des Bürgertums. Eine Familiengeschichte (1750-1850). Göttingen 2000. (CharlotteBühl-Gramer) ............................................ Günter S c h o 1 d t (Hrsg.): Ruhrtiger, Locarno-Engel und rote Matrosen. Gustav Regler seine Beiträge als Journalist in Nürnberg 1926-1928/30. St. Ingbert 2002. (Alexander Schmidt)............................................................................................................................ Richard W. Sonnenfeldt: Mehr als ein Leben. Vom jüdischen Flüchtlingsjungen zum Chefdolmetscher der Anklage bei den Nürnberger Prozessen. Bern 2003. (Hartmut Frommer) ........................................................................................................................ Uwe Jens (Hrsg.): Georg Kurlbaum. Eine sozial und ethisch verpflichtete Unternehmer­ persönlichkeit. Bonn 2002. (Martina Bauemfeind)......................................................

408 409

412

413 414

ix

VERZEICHNIS DER MITARBEITER Bach-Damaskinos, Ruth, M.A., Kunsthistorikerin, Graudenzer Str. 25, 90491 Nürnberg Bauernfeind, Martina, Dr., Historikerin, Karl-Hertel-Str. 33,90475 Nürn­ berg Bauernfeind, Walter, Dr., Archivoberrat, Nürnberg, Karl-Hertel-Str. 33, 90475 Nürnberg Beyerstedt, Horst-Dieter, Dr., Archivoberrat, Thumenberger Weg 38, 90491 Nürnberg Bock, Hartmut, Dr., Diplom-Physiker u. Berater von Existenzgründungen, Behringstr. 30, 65779 Kelkheim Bühl-Gramer, Charlotte, Dr., Wissenschaftliche Assistentin, Peterstr. 9, 90478 Nürnberg Bünz, Enno, Dr., Univ.-Prof., Universität Leipzig, Institut für Sächsische Landesgeschichte, Beethovenstr. 15, 04107 Leipzig Diefenbacher, Michael, Dr., Ltd. Archivdirektor, Ringstr. 17, 91560 Heils­ bronn Dietzfelbinger, Eckart, Dr., Historiker, Hintere Cramergasse 8, 90478 Nürnberg Endres, Rudolf, Dr., Univ.-Prof., An den Hornwiesen 10, 91054 Erlangen E n g e 1 k e, Thomas, Dr., Archivrat, Jagdstr. 20, 90419 Nürnberg Fischer-Pache, Wiltrud, Dr., Archivdirektorin, Keßlerplatz 7, 90489 Nürnberg Frommer, Hartmut, Dr., Stadtrechtsdirektor, Judengasse 25, 90403 Nürnberg Gebhardt, Walter, Bibliotheksamtsrat, Drausnickstr. 8, 91052 Erlangen Gröschner, Rolf, Dr., Univ.-Prof., Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie, FSU Jena, 07737 Jena Haeusler, Jochen, Dr.-Ing., Erlenstegenstr. 120a, 90491 Nürnberg Haller, Bertold Frhr. von, Stiftungsverwalter, Großgründlacher Hauptstr. 45, 90427 Nürnberg Jakob, Andreas, Dr., Archivoberrat, Stadtarchiv Erlangen, Cedernstr. 1, 91051 Erlangen J o c h e m, Gerhard, Archivamtmann, Kobergerplatz 6, 90408 Nürnberg Kölbel, Richard, Oberstudiendirektor i.R., Neuwerker Weg 66, 90547 Stein Kunze, Karl, Dr., Oberstudiendirektor i.R., Brombeerweg 7, 90480 Nürnberg Lucius, Wulf D. von, geschäftsführ. Gesellschafter der Lucius & Lucius Ver­ lagsgesellschaft mbH, Gerokstr. 51, 70184 Stuttgart

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Maue, Dr. Hermann, Oberkonservator, Kaulbachstr. 35, 90408 Nürnberg Peters, Lambert F., Dr., Oberstudienrat i.R., Adalbertstr. 33, 52062 Aachen Sauer, Christine, Dr., Leiterin der Abteilung Handschriften und Alte Drucke, Stadtbibliothek Nürnberg, Egidienplatz 23, 90317 Nürnberg Schädler-Saub, Ursula,Prof. Dr., Gallenbach, Fuggerstr. 2, 86551 Aichach Schmidt, Alexander, M.A., Historiker, Goldweiherstr. 16, 90480 Nürnberg Schnurrer, Ludwig, Stadtarchivar i.R., Gerhart-Hauptmann-Str. 12, 91541 Rothenburg o.T. Schraudolph, Erhard, Dr., Historiker, Friedrich-Bauer-Str. 38, 91058 Erlangen Schultheiß, Sonja, Dr., Wiss. Angestellte, Universität Bayreuth, Lehrstuhl Geschichte der Frühen Neuzeit, 95440 Bayreuth S e i d e r e r, Birgit M.A., Historikerin, Hohenzollernstr. 27, 80801 München Sommer, Wolfgang, Prof. Dr., Augustana-Hochschule, Postfach 20, 91561 Neuendettelsau Stadler, Daniela M.A., Historikerin, Rollnerstr. 50, 90408 Nürnberg Stolz, Georg, Baumeister St. Lorenz i.R., Stadtheimatpfleger, Kuckucks­ weg 6, 90768 Fürth Wächter, Clemens, Dr., Universitätsarchivar, Archiv der Friedrich-Alexan­ der-Universität Erlangen-Nürnberg, Schuhstr. la, 91052 Erlangen Weber, Marina, Verwaltungsangestellte, Stadtarchiv Nürnberg, Marientor­ graben 8, 90402 Nürnberg Weingärtner, Helge, M.A., Kunsthistoriker, Am Paulusstein 2, 90411 Nürnberg Winkel, Udo, Dr., Sozialwissenschaftler, Innerer Kleinreuther Weg 16, 90408 Nürnberg

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DAS NÜRNBERGER STIFTUNGSWESEN - EIN ÜBERBLICK1 Von Michael Diefenbacher 1. Stiftungen des Hoch- und Spätmittelalters Die Stifter des Mittelalters, speziell des Hoch-und Spätmittelalters, waren in Nürnberg meist Patrizier, später auch Bürgerliche. Gestiftet wurde fast aus­ schließlich „pro remedio et salute animae“ - wie es beispielsweise in der Stif­ tungsurkunde des Konrad Groß für das Nürnberger Heilig-Geist-Spital vom 11. Januar 1339 heißt2 - also für das eigene Seelenheil, bisweilen auch als Beruhi­ gung des eigenen schlechten Gewissens ausgelegt3. Ihrem Stiftungszweck nach lassen sich diese vorreformatorischen Stiftungen im Wesentlichen drei Bereichen zuordnen: Zum einen waren es Stiftungen aus dem großen Bereich der Daseinsfürsorge, also Stiftungen für wohltätige Zwecke, meist zugunsten der Kranken-, Alten- und Armenpflege, zum ande­ ren kirchliche Stiftungen, die im weitesten Sinne seelsorgerischen Aspekten dienten, und zum dritten Stiftungen zu familiären oder anderen privaten Zwecken. Alle wichtigen Nürnberger Wohltätigkeitsstiftungen sind schon im Mittelalter errichtet worden, nämlich: - Die Spitäler4: das Elisabethspital des Deutschen Ordens von Kaiser Fried­ rich II. um 12305, das Heilig-Geist-Spital von Konrad Groß 13396, das Sebastianspital 1528 aus einer Stiftung des Konrad Toppier von 14907.

1 Erweiterte Fassung eines Vortrags, gehalten am Zweiten Nürnberger Stiftungstag der Bürger­ stiftung Nürnberg am 13. November 2003. Die Vorarbeiten verdanke ich Herrn Kollegen Dr. Beyerstedt, dem zuständigen Abteilungsleiter und Referenten für Stiftungsarchivalien im Stadtarchiv Nürnberg. 2 StadtAN A 1, 1339 Januar 13. Abruck in MVGN 52 (1963/64), S. 65-79. 3 So z.B. Ulrich Knefelkamp: Das Heilig-Geist-Spital in Nürnberg vom 14.-17. Jahrhundert. Geschichte - Struktur - Alltag (Nürnberger Forschungen 26), Nürnberg 1989, S. 30 f. 4 Vgl. Michael Diefenbacher/Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg, 2. Aufl. Nürnberg 2000, S. 243 f., 430, 971. 5 Vgl. StadtAN Dil Nr. 2 und Michael Diefenbacher: Fränkische Reichsstädte und Deutscher Orden, in: Reichsstädte in Franken, hrsg. von Rainer A. Müller, München 1987, S. 287-297, hier: S. 289 f. 6 Stiftungsurkunde StadtAN A 1, 1339 Januar 13. 7 Testament des Konrad Toppier vom 22. November 1490: StadtAN B 35 Nr. A 122, Stiftungs­ buch des Sebastianspitals: StadtAN A 21 Nr. 116.2°. Zur sog. Lazarettstiftung vgl. auch Michael Diefenbacher (Bearb.): Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623 von Johannes Mullner. Band III: 1470-1544 (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Sdtadt Nürn­ berg 32), Nürnberg 2003, S. 112 f.

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Michael Diefenbacher

- Die Siechköbel8: St. Johannis von König Heinrich (VII.) wohl vor 12349, St. Jobst vom Rat der Reichsstadt in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts10, St. Leonhard, der Siechkobel von einem unbekannten Stifter, die Kapelle von Hermann Schürstab 131711, St. Peter von den Patrizierfamilien Haller und Tetzel in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts12. - Die Pilgerhospize13: das Heiligkreuz-Pilgerspital von Bertold Haller um 1352/5314, das Marthaspital von der Familie Waldstromer 136315. - Die Zwölfbrüderhäuser zur Versorgung alter bedürftiger Nürnberger Handwerker16: das Mendelsche von Konrad Mendel 138817 und das Landauersche von Matthäus Landauer 1301/10/1518. - Die Seelhäuser: Sie erfüllten ähnliche Funktionen wie die Zwölfbrüderhäu­ ser - nur für Frauen. Bei den Seelhäusern handelte es sich um meist von Patrizierfamilien gestiftete Wohnhäuser für Beginen oder Seelnonnen, arme alte Frauen, die in klosterähnlicher Gemeinschaft lebten und sich der Pflege

8 Vgl. Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 488, 498 f., 625, 805. - Christine Seidel: Die Siechköbel vor den Mauern Nürnbergs, Magisterarbeit masch. [Erlangen-Nürnberg 1987]. 9 Ersterwähnung in einer Schenkungsurkunde Heinrichs (VII.) an die Deutschordenskommende Nürnberg (geschenkt werden die Almos-, Weiden- und Krötenmühle): Nürnberger Urkunden­ buch, bearb. v. Stadtarchiv Nürnberg (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 1), Nürnberg 1959, Nr. 260 (im weiteren: NUB). Vgl. auch Ingrid Busse: Der Siechkobel St. Johannis vor Nürnberg (1234 bis 1807) (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte 12), Nürnberg 1974, S. 28 f. 10 Laut Salbuch des Siechkobelpflegers Hermann Ebner von 1402 (StadtAN D 4 Nr. 231) tritt der Sebalder Pfarrer Hermann vom Stein als Stifter anno Domini MCCCVIII im Namen des Rats auf; er hatte die Pfarrstelle 1311 bis 1344 inne. Georg Rusam: St. Jobst in Geschichte und Ge­ genwart, 2. Auflage Nürnberg 1981, S. 7-9, interpretiert die verstümmelte Jahreszahl mit 1318. 11 StadtAN A 21 Nr. 150.2°, Bl. 114v-115v, und Nr. 120.2°, Bl. 193-195. 12 Ordnungsbücher des Siechkobels aus dem späten 15. Jahrhundert: StadtAN D 7 Nr. 1 und Nr. 2. 13 Vgl. Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 431 f., 674 f., zur chronikalischen Überlieferung Gerhard Hirschmann (Bearb.): Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623 von Johannes Müllner. Band II: 1351-1469 (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kul­ tur der Stadt Nürnberg 11), Nürnberg 1984, S. 27-29. 14 Helmut Haller von Hallerstein/Ernst Eichhorn: Das Pilgrimspital zum Heiligen Kreuz vor Nürnberg (Nürnberger Forschungen 12), Nürnberg 1969, S. 6-10. Die Stiftung wird 1364 dem Rat der Reichsstadt übergeben: StadtAN A 1, 1364 Dezember 7. 15 Stiftungsurkunde: StadtAN A 1, 1363 Oktober 27. 16 Vgl. Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 607, 688. 17 Stiftungsurkunden und -bestätigungen: StadtAN D 9 Nr. U 1 (3. Mai 1390), Nr. U 2 (24. Januar 1397), Nr. U 3 (25. Januar 1397), Stiftungsbuch: StadtAN D 9 Nr. B 4. Zur chronikalischen Überlieferung vgl. Hirschmann, Müllner II (wie Anm. 13), S. 147-150. 18 Stiftungsurkunde: StadtAN Al, 1501 November 18; Urkunden der Stiftungsmehrungen: StadtAN A 1, 1510 Januar 21, und StadtAN A 1, 1515 Juli 2. Vgl. auch Diefenbacher, Müllner III (wie Anm. 7), S.210f.

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und Betreuung Kranker, Sterbender und Gefangener widmeten. Das älteste Seelhaus wurde zwischen 1280 und 1308 von den Ebner gestiftet und lag unterhalb der Burg beim Rosenbad (heute Schildgasse 2)19. Um 1580 gab es 22 solcher Seelhäuser in Nürnberg20, die teilweise als eigene Stiftungen ver­ waltet wurden21. - Die Findelhäuser: Beide Findelhäuser - für Knaben in der Breiten Gasse, für Mädchen an der Ecke Maxplatz/Weißgerbergasse - wurden wohl kurz vor 1359 gestiftet22, das Haus der Mädchenfindel als solches aber erst 1420 er­ wähnt23. Nach dem Brand der Mädchenfindel 1557 wurden 1560 beide Fin­ delhäuser im seit der Refomation leerstehenden Franziskanerkloster vereint24. Zu den bisher genannten Wohltätigkeitseinrichtungen kamen im Spätmittel­ alter zahlreiche Almosenstiftungen. Die bedeutendsten waren: - Das Reiche Almosen, auch Fleisch- und Brotalmosen oder Friedhofalmosen genannt. Es wurde 1388 von Burkhard Sailer gestiftet25; Sailer war 1379 bis 1390 Genannter des Größeren Rats26. Die Stiftung war ursprünglich mit 4.000 Gulden fundiert und wurde später reichlich mit Zustiftungen ver­ mehrt27. Zweck war die allsonntägliche Austeilung von Esswaren (eine ,Schüssel' zu 2 Laib Brot ä 5 Pfund und 2 Pfund Fleisch sowie Beilagen) an zunächst 20, später 40 hausarme Leute auf dem Kirchhof von St. Sebald; die

19 Ludwig Eisen: Christliche Liebestätigkeit im alten Nürnberg, Nürnberg 1937, S. 77. Zur Datie­ rung der Stiftung vgl. Gerhard Hirschmann (Bearb.): Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623 von Johannes Müllner. Band I: Von den Anfängen bis 1350 (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 8), Nürnberg 1972, S. 150, und NUB (wie Anm. 9), Nr. 599, Anm. 1 (S. 356). 20 Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 971 f.: Die Besitzer waren die Tücher (1), der Kirchenmeister zu St. Sebald (4), die Mendel (1), die Ebner (3), die Nützel (2), die Pfinzing (1), die Schnöd (1), die Geuder (2), die Muffel (3), die Rummel (1), die Ortolf (1), das Heilig-GeistSpital (1), die Schürstab (1). 21 So das von Geyßel Groß, Frau des Heinz Groß, gestiftete und von Berthold I. Tücher, dem Sohn ihrer Schwester, 1352 dem Testament entsprechend vollzogene Tucherische Seelhaus in der Schildgasse 8 für sechs Seelnonnen durch die Tucherische Seelhausstiftng: Stadt AN E 29/11 Nr. 1353-1355. 22 Die Urkunde StadtAN A 1,1359 Juni 21, erwähnt erstmals Testate für die Findelkinder in St. Se­ bald und St. Lorenz. Zur Findelstiftung vgl. auch das Stiftungsbuch aus dem späten 15. Jahr­ hundert: StadtAN D 10 Sch. 1 Nr. XI. 23 StadtAN A 1, 1420 Juni 4. 24 Vgl. Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 286 f. 25 Stiftungsurkunde: StadtAN A 1, 1388 Juni 13 (GF). 26 StadtAN GSI152 (elektronisches Genanntenverzeichnis). 27 Verzeichnis der Zustiftungen des 15. Jahrhunderts: StadtAN B 35 Nr. B 1709.

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Begünstigten wurden regelmäßig neu ausgewählt28 und erhielten zu ihrer Berechtigung eine Bleimarke als Almosenzeichen29. - Das Sondersiechenalmosen: 1394 auf Initiative von Meister Niclas, einem Prediger am Heilig-Geist-Spital, gestiftet, speiste es zunächst an drei Tagen in der Karwoche (Mittwoch, Gründonnerstag, Karfreitag) sechs Lepra­ kranke, so genannte Sondersieche, die normalerweise vor den Stadtmauern bleiben mussten30. Die große Anziehungskraft, die das Sondersiechen­ almosen ausübte, führte recht bald zu seinem Verbot, das jedoch nicht auf­ recht erhalten werden konnte. So ging man dazu über, zunächst am Sebalder Kirchhof eine Sondersiechenschau zu veranstalten, die fast jahrmarktsglei­ che Züge trug und aufgrund stetigen Zulaufs später auf den Neuen Bau, den heutigen Maxplatz, verlegt wurde. Zur Unterbringung der Kranken für diese Karspeisung baute man 1446-1448 das Sondersiechenhaus, den heutigen Weinstadel. 1575 verlegte man die Sondersiechenschau nach St. Johannis.31 - Das Große Almosen der abgekommenen Bürger, auch Großes Almosen hausarmer Leute oder Gemeines Almosen genannt. Es wurde 1485 von Ge­ org Keyper, einem aus Bamberg zugezogenen Bürger, gestiftet32 und diente mit einer Ausschüttung von 400 Gulden der Unterstützung von bedürftigen verarmten Bürgern und Bürgerinnen33. - Das Jungfrauenalmosen: 1427 von dem Patrizier Hilpolt Kreß mit einer Dotation von 1.000 Gulden gestiftet; aus den Erträgen wurde frommen armen Jungfrauen eine Beihilfe zu ihrer Aussteuer gegeben. 1439 wurde die Verwaltung der Stiftung den Pflegern des Reichen Almosens übertragen.34

28 Register der Berechtigten im Zeitraum 1512 bis 1553: StadtAN A 21 Nr. 213.2°. 29 Vgl. Willi Rüger: Mittelalterliches Almosenwesen. Die Almosenordnungen der Reichsstadt Nürnberg (Nürnberger Beiträge zu den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 31), Nürnberg 1952, S. 18-22, Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 872, und Hirschmann, Müllner II (wie Anm. 13), S. 116 f. 30 Vgl. die Ordnungs- und Kopialbücher des 15. Jahrhunderts: StadtAN A 21 Nr. 31.4°, Nr. 32/1.4° und Nr. 32/11.4°. 31 Vgl. Rüger, Almosenwesen (wie Anm. 29), S. 22-27, Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 1000, und Hirschmann, Müllner II (wie Anm. 13), S. 135-137. 32 Testament Georg Keypers vom 1. August 1484: StadtAN D 21 Nr. 7. Stiftungsbuch: StadtAN B 35 Nr. B 451. Die Stiftungsexekution erfolgte am 24. September 1485: StadtAN A 1, 1485 Sep­ tember 24/III, die Bestätigung durch den Rat am selben Tag. StadtAN B 35 Nr. A 266a und StadtAN D 21 Nr. 8. 33 Rüger, Almosenwesen (wie Anm. 29), S. 28, Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 532 und Diefenbacher, Müllner III (wie Anm. 7), S. 70. 34 Vgl. Rüger, Almosenwesen (wie Anm. 29), S. 27 f., Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 586, und Hirschmann, Müllner II (wie Anm. 13), S. 267.

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Das Nürnberger Stiftungswesen

- Das Kindbetterinnenalmosen: Stifter war der am 22. April 1478 verstor­ bene35 Pfeilschmied Ulrich Kreß, also ein Handwerker. Die zwischen 1478 und 1495 errichtete36 Stiftung - ausgestattet mit 54 Gulden Ewiggeld - war armen ehelichen Wöchnerinnen zugedacht, die Bürgerinnen waren und sonst kein Almosen empfingen.37 In diesem soeben beleuchteten Bereich der mittelalterlichen Wohltätigkeits­ stiftungen stehen als Stifter neben Kaiser und Königen fast ausschließlich Patrizier bzw. Patrizierfamilien. Auch die „normalen“ Bürgerlichen waren von herausgehobener Stellung oder hatten sich - wie etwa der Kupferunternehmer Matthäus Landauer38 - enormen Reichtum erwirtschaftet. Die einzige Aus­ nahme unter den genannten Stiftern bildet der zuletzt genannte Handwerker Ulrich Kreß, der aber ebenfalls in den Jahren 1477 und 1478 Genannter des Größeren Rats war, also eine herausragende Rolle in der Nürnberger Bürger­ schaft innehatte, und bei einer Stiftung von 54 Gulden Ewiggeld ein Kapital von über 1.000 Gulden angelegt haben musste39. Neben diesen Stiftungen zur Daseinsfürsorge gab es im vorreformatorischen Nürnberg zum zweiten zahllose Stiftungen für kirchliche und seelsorge­ rische Zwecke: Klöster und Kapellen, Messen, Altar- und Pfründstiftungen, Gottesdienststiftungen, Stiftungen kirchlicher Ausstattungsgegenstände etc. Unter den von privaten Stiftern gegründeten Klöstern sind das Katharinen­ kloster, 1293 von Konrad von Neumarkt gestiftet und ursprünglich ebenfalls mit einem Spital/Siechenhaus verbunden40, und das von dem Ratsherrn Marquard Mendel 1380 gestiftete Kartäuserkloster hervorzuheben41, unter den

35 StadtAN GSI 152 (elektronisches Genanntenverzeichnis). 36 Der Nürnberger Chronist Johannes Müllner verzeichnet diese Stiftung in fast gleichem Wort­ laut in den Jahren 1485 und 1495: Diefenbacher, Müllner III (wie Anm. 7), S. 71 und 143. Erste Ordnungsbücher sind auf 1516 datiert: StadtAN B 35 Nr. A 386 und StadtAN B 5/IV Nr. 24. 37 Vgl. auch Rüger, Almosenwesen (wie Anm. 29), S. 28 f. und Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 586. 38 Joachim Ahlborn: Die Familie Landauer. Vom Maler zum Montanherrn (Nürnberger For­ schungen 11), Nürnberg 1969, S. 24-28, 71-89, und Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 606. 39 StadtAN GSI 152 (elektronisches Genanntenverzeichnis). 40 Vgl. die Bestätigung des Klosters durch Bischof Arnold von Bamberg vom 2. Mai 1295 - NUB (wie Anm. 9), Nr. 892 -, dessen Ablassbrief für das Kloster vom gleichen Tag - NUB, Nr. 893 sowie den Widmungsbrief vom 27. Mai 1295 - NUB, Nr. 894. Zur Klostergründung vgl. auch als chronikalische Überlieferung Hirschmann, Müllner I (wie Anm. 19), S. 270 f., an Literatur: Walter Fries: Kirche und Kloster zu St. Katharina in Nürnberg, in: MVGN 25 (1924), S. 1-143, hier: S. 8-13, und Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 524. , 41 Grundlegende Literatur: Heinrich Heerwagen: Die Kartause in Nürnberg 1380-1525, in: MVGN 15 (1902), S. 88-132, Hermann Maue: Die Bauten der Kartause von ihrer Gründung 1380 bis zur Übernahme durch das Museum im Jahre 1857, in: Das Germanische National-

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Kirchen und Kapellen die von der Patrizierfamilie Imhoff im 15. Jahrhundert gestiftete und seit 1523 der Patrizierfamilie Holzschuher als Grablege dienende und deshalb nach ihr benannte Holzschuherkapelle auf dem Johannisfriedhof42 oder die von Georg Ketzel nach einer Jerusalemwallfahrt dem Heilig-GeistSpital 1459 gestiftete Heilig-Grab-Kapelle43. Mit Georg Ketzel finden wir wie­ der die oben schon herangezogene Schicht reicher Nürnberger Kaufleute als Stifter. Er ist zudem von 1455 bis zu seinem Tod 1488 als Genannter des Größeren Rats nachzuweisen44. Unter den Altar- und Pfründstiftungen ragen die Suttenpredigerstiftungen der Familie Tücher heraus45: Für die geistliche Versorgung der Insassen des Heilig-Geist-Spitals war zunächst die Spitalkapelle zuständig. Nach der Er­ weiterung des Spitals durch die Pegnitzüberbauung mußte für die Kranken eine neue geistliche Versorgung in der Sutte, der Hauptkrankenstube, geschaf­ fen werden. Hierfür wurden von Mitgliedern der Patrizierfamilie Tücher ins­ gesamt drei Stiftungen getätigt - zwei Predigerpfründen und eine Salve-Regina-Stiftung: Am 15. Februar 1507 stifteten der Propst von St. Lorenz, Dr. Sixtus Tücher46, und sein Bruder, der Vorderste Losunger der Reichsstadt und damalige Spitalpfleger Anton II. Tücher47, ein Ewiggeld von 52 Gulden zur Unterhaltung eines Kaplans und einer Movendelmesse. Der hierfür aufge­ wendete Kapitalstock lag also bei mehr als 1.000 Gulden. Als Wohnung für den Kaplan stifteten sie ein Haus gegenüber der Spitalapotheke (vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg Spitalgasse 15, heute im südwestlichen Teil des Gebäu­ dekomplexes der Commerzbank aufgegangen)48. Am 26. Mai desselben Jahres bestätigte der erste aus dieser Stiftung unterhaltene Kaplan den Empfang seiner liturgischen Gewänder und Gerätschaften49. Bereits am 8. November 1511 stif­ teten Anton II. und einer seiner Vettern, Hans IX. Tücher50, mit einer Salve-Regina-Stiftung weitere 10 Gulden Ewiggelder zugunsten der Kranken im Hei-

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museum Nürnberg (1852-1977), München 1978, S. 315-356 (hier S. 318 auch die wichtigsten schriftlichen Quellen zur Klostergründung und -geschichte), und Diefenbacher/Endres, Stadt­ lexikon (wie Anm. 4), S. 520 f. - Zur chronikalischen Überlieferung vgl. Hirschmann, Müllner II (wie Anm. 13), S. 76-79. Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 459. Hirschmann, Müllner II (wie Anm. 13), S. 531, und Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 431. StadtAN GSI 152 (elektronisches Genanntenverzeichnis). Vgl. Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 1060. Biographie und Bildnis im Großen Tucherbuch: StadtAN E 29/III Nr. 258, fol. 56r-57v. Biographie und Bildnis im Großen Tucherbuch: StadtAN E 29/III Nr. 258, fol. 82r-83r. Stiftungsurkunde: StadtAN A 1,1507 Februar 15/11 (GF), Abschrift: StadtAN E 29/11 Nr. 1561. StadtAN E 29/11 Nr. 1562. Biographie und Bildnis im Großen Tucherbuch: StadtAN E 29/III Nr. 258, fol. 66r-v.

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lig-Geist-Spital51. Diese Stiftung wird nach der Reformation zur Verbesserung der Suttenpredigerpfründen verwendet werden. Schließlich stifteten Hans IX. Tücher und seine Frau Cordula, geb. Thill52, am 25. Oktober 1518 mit einer weiteren Movendelpriesterpfründe die zweite Suttenpredigerstelle. Auch hier wurde mit dem Haus Unterer Bergauer Platz 6 (südwestlich der Heubrücke) ein Pfründhaus gestiftet53. Beide Suttenpredigerpfründen unterstanden nicht der Spitalkirche, ihre Besetzung stand dem jeweils ältesten männlichen Mit­ glied der Familie Tücher zu54. Ihre Rechnungslegung erfolgte nach der Refor­ mation zusammen mit weiteren geistlichen Stiftungen der Familie Tücher (Frühmeßpfründe zu Wöhrd, den Jahrtagsstiftungen zu St. Sebald, im HeiligGeist-Spital und auf dem St. Egidienhof, der Kleiderstiftung des Dr. Sixtus Tücher sowie der Seelhausstiftung)55. Aus der großen Zahl der Stiftungen von Kunstwerken für Nürnberger Kir­ chen sind weithin bekannt das vom Lorenzer Kirchenpfleger Hans IV. Imhoff (1419-1499) gestiftete und 1493 bis 1496 von Adam Kraft geschaffene Sakra­ mentshaus56 in St. Lorenz oder der für die gleiche Kirche von Veit Stoß 1517/18 geschaffene Engelsgruß, eine Stiftung des bereits erwähnten Vordersten Losungers Anton II. Tücher (1457-1524)57. Diese Stiftungen für Nürnberger Kirchen, Stiftungs- und Pfründhäuser, aber auch für eigene Besitzungen nah­ men bei manchen Nürnberger Familien zahlenmäßig solche Ausmaße an, dass darüber später genaue Aufzeichnungen angelegt werden mussten. So etwa um­ fassen die so genannten Tucherischen Monumenta - lavierte und kolorierte Handzeichnungen von Stiftungen der Familie in Kirchen, Klöstern und Kapel­ len in und außerhalb Nürnbergs -, die im 18. Jahrhundert zusammengetragen wurden, heute eine gebundene Mappe von 72 Blatt mit Ansichten von Altären, Ewig-Licht-Lampen, Grabsteinen, Totentafeln, Glasfenstern, Gedenktafeln, Heiligenfiguren, Gemälden, Meßgewändern, Tapisserien, Wappenscheiben, Kirchtürmen, Kirchenemporen, Fensterumrahmungen, Orgelprospekten, Lesepulten, Hausfassaden und Hauskapellen. Bedacht wurden neben den bei­ den Nürnberger Hauptkirchen die Egidienkirche, die Spitalkirche, die Frauen­ kirche, die Augustinerkirche, die Walpurgiskapelle in der Burggrafenburg, die Dominikanerkirche, die Katharinenkirche, die Kapelle in der Grasersgasse, die Hauskapelle im Stammhaus der Familie am Milchmarkt (heute: Albrecht-

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Stiftungsurkunde: StadtAN A 1, 1511 November 8, Abschrift: StadtAN E 29/11 Nr. 1563. Bildnis im Großen Tucherbuch: StadtAN E 29/III Nr. 258, fol. 66r. Stiftungsurkunde: StadtAN A 1,1518 Oktober 25. Zur Verwaltung der beiden Stiftungen vgl. StadtAN E 29/11 Nr. 1565-1583. Gült- und Rechnungsbücher 1536-1635: StadtAN E 29/III Nr. 97, 99-102,104,106. Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 920. Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 246.

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Dürer-Platz 9-11), die Bartholomäuskirche in Wöhrd, die Kapelle in Maiach, die Pfarrkirche in Hersbruck, die Kirche in Rückersdorf, das Tucherschloss in der Hirscheigasse sowie die Suttenpredigerpfründhäuser Spitalgasse 15 und Unterer Bergauer Platz 6.58 Der dritte Stiftungszweck mittelalterlicher Stiftungen in Nürnberg unter­ scheidet sich von den beiden bisher vorgestellten - wohltätige und kirchliche Stiftungen - durch seine Zielorientierung. Waren es im ersten Fall Bedürftige, im zweiten meistens die Allgemeinheit, so sind es nun fast ausschließlich ein­ zelne Familien. Dieser dritte Bereich sind die Familienstiftungen Nürnberger Patriziergeschlechter, deren Erträge überwiegend Angehörigen der eigenen Fa­ milie zugute kommen sollten. In Nürnberg entwickelten sich zwei unterschiedliche Rechtsformen von Fa­ milienstiftungen, die beide in dieser Form auf den Nürnberger Rechtskreis be­ schränkt blieben - die „Vorschickung“ und die „Familienstiftung“. Unter Vor­ schickung versteht man eine seit dem 15. Jahrhundert in Nürnberg auftretende Rechtsform zur Erhaltung vor allem von Familiengut des Patriziats.59 Sie bein­ haltet eine letztwillig verfügte Nutzungsberechtigung an Vermögen, insbeson­ dere an Grundbesitz, verbunden mit Wohnrechten an Herrensitzen und Stadt­ häusern. Der Inhaber der Vorschickung wird in der Regel durch das Altesten­ erbrecht bestimmt. Von der Familienstiftung unterscheidet sich die Vor­ schickung in der Rechtsstellung des Familienältesten: Bei der Vorschickung ist er Verwalter und Nutznießer, bei der Familienstiftung vor allem des 15./16. Jahrhunderts nur Verwalter. Von der Vorschickung und der Familienstiftung zu unterscheiden ist die auch in Nürnberg vorkommende, aber nicht allein auf die Reichsstadt beschränkte Rechtsform des gemeinrechtlichen Familienfidei­ kommisses ohne festgelegte Einzelfolge der Nutzungsberechtigten, die jedoch die Vorschickung des 15./16. Jahrhunderts beeinflusste. Bestes Beispiel einer mittelaterlichen Vorschickung in Nürnberg ist die so genannte Rieterstiftung60. Sie bestand aus zwei Vorschickungen: 1437 richtete Hans Rieter testamentarisch aus Gütern, Grundstücken und Zehnten um Uffenheim, Windsheim und westlich von Erlangen eine Vorschickung ein61, die von seinem Sohn Hans (fl460) nach seinem Willen um weitere Güter und Rechte westlich und südlich Nürnbergs zur Vorschickung Kalbensteinberg

58 StadtAN E 29/11 Nr. 1610. 59 Vgl. hierzu und zum Folgenden Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 1149. 60 StadtAN D 14, Vorwort zum Findbuch, S. XI-XX, Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 902 f., und Michael Diefenbacher: Rieter v. Kornburg. Nürnberger Patrizierfamilie, in: Neue Deutsche Biographie 21, Berlin 2003, S. 611 f. 61 Stiftungsurkunde: StadtAN A 1, 1437 April 7. Testament von Hans Rieter dem Älteren auch abgedruckt in StadtAN D 14 Nr. B 203, fol. 15r-19v.

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vermehrt wurde62. Peter Rieter (f 1462) stiftete 1450 nach diesem Vorbild mit Besitz, der sich im Süden Nürnbergs konzentrierte, die Vorschickung Korn­ burg63. Für den Fall des Aussterbens der Rieter im Mannesstamm wurde das Nürnberger Heilig-Geist-Spital als Erbe bestimmt, bei Kalbensteinberg ein­ deutig, bei Kornburg mit unklaren Formulierungen, was beim tatsächlichen Anfall im 18. Jahrhundert zu erheblichen juristischen Verwicklungen führte. Als 1502 die männlichen Nachfahren Peter Rieters ausstarben, wurden beide Stiftungen unter Georg Rieter von Boxberg (fl528) zur so genannten Rieterstiftung vereint64. Ähnlich wie die Vorschickung entstand die Nürnberger Rechtsform der Fa­ milienstiftung zum Zweck der Erhaltung von Familiengut vor allem des Patri­ ziats.65 Als älteste Familienstiftung gilt die von Bartholomäus Stromer von 1386. Der Unterschied zur Vorschickung liegt - wie bereits dargestellt - in der Rechtsstellung des Familienältesten: Bei der Vorschickung ist er Verwalter und Nutznießer, bei der Familienstiftung nur Verwalter. In der Nutznießung kennt die Familienstiftung im Gegensatz zur Vorschickung keine Folgeordnung für bestimmte oder bestimmbare Personen, sie legt lediglich den Kreis der Nutz­ nießer fest - meist die eigene Familie. Die Nutznießung wird auch nicht auf feste Zeit gewährt, sondern ist an Vorbedingungen (wie z. B. Bedürftigkeit) geknüpft. Im rechtlichen Aufbau entspicht die Familienstiftung den Nürnber­ ger Hauptgeld- oder Kapitalstiftungen. Als richtungweisend für andere Nürnberger Familienstiftungen gilt die 1503 ins Leben gerufene und heute noch bestehende Dr.-Lorenz-Tucher-Stiftung66. Lorenz I. (1447-1503), Mitglied der älteren Linie der Tücher, wurde nach dem Besuch der Schule am Egidienkloster in Leipzig und Basel für den geistlichen Stand ausgebildet. 1478-1496 war er Propst an St. Lorenz und zu­ gleich Domherr in Regensburg67. Da seine Berufung zum Lorenzer Propst zu 62 Mehrungen der Jahre 1441, 1451, 1455 und 1460: StadtAN D 14 Nr. B 203, fol. 4r-v. 63 Vidimierter Stiftungsbrief: StadtAN A 1, 1450 September 19/11 (Vidimus des Abtes Johannes Radenecker vom Nürnberger Egidienkloster von 1501). Testament von Peter Rieter auch abge­ druckt in StadtAN D 14 Nr. B 203, fol. 21r-23r. 64 Da Georg Rieter auf seinem Schloss Boxberg (Landkreis Dillingen a. d. Donau) wohnen blieb, wurde 1517 per Vertrag das Heilig-Geist-Spital bereits als Nutzer der Rieterstiftung in dem Falle eingesetzt, dass der Inhaber der Vorschickungen fern von Nürnberg wohnt. Abschrift des Vertrags u.a. in: StadtAN D 14 Nr. B 203, fol. 31r-34v. 65 Hierzu und zum Folgenden vgl. Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 275. 66 Hierzu und zum Folgenden vgl. Wilhelm Schwemmer: Dr. Lorenz Tücher und seine Familien­ stiftung, in: MVGN 63 (1976), S. 131-144, Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 1092, und Michael Diefenbacher: Ein Bruderzwist im Hause Tücher. Johann Georg Tücher von Simmelsdorf (1735-1805) und sein Familienprozeß, in: Festschrift Rudolf Endres (Jahrbuch für fränkische Landesforschung 60), Neustadt/Aisch 2000, S. 348-360, hier: S. 349 f. 67 Biographie und Bildnis im Großen Tucherbuch: StadtAN E 29/III Nr. 258, fol. 65r-v.

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Streitigkeiten mit dem Bischof von Bamberg führte68, trat er 1496 von diesem Amt zurück; sein Nachfolger als Propst der Lorenzkirche wurde sein Vetter Sixtus (1459-1507), einer der beiden Stifter der ersten Suttenprediger­ pfründe69. Die Regensburger Domherrenstelle behielt Lorenz Tücher bis zu seinem Tod 1503 bei. Testamentarisch teilte Lorenz sein Vermögen in zwei Hälften auf, die eine zur Unterstützung armer Leute, die andere als Grund­ stock einer Familienstiftung70. Vorbild für diese Stiftung war die 1447 von Berthold Holzschuher errichtete Holzschuherische Familienstiftung71. Lo­ renz’ Halbbrüder Hans IX. (1452-1521), der Stifter der zweiten Suttenpredi­ gerstelle72, und Martin I. (1460-1528)73, beide Teilhaber an der Tucherischen Handelsgesellschaft, vollzogen das Testament74 und legten diesen Teil der Erb­ schaft als Testamentsvollstrecker gegen Zinsen in das Familienunternehmen ein75. Dadurch und durch weitere Kapitaltestate76 wuchs die Tucherstiftung ab den 1520er Jahren zu einer der größten Familienstiftungen des Nürnberger Pa­ triziats heran. 1522 wurde das Tuchermahl eingerichtet, eine jährliche Zusam­ menkunft aller männlichen Familienmitglieder zur Rechenschaftslegung über die Stiftungsgelder (erstmals abgehalten 1524)77. Ziel der Tucherstiftung war und ist es, bedürftige Familienmitglieder zu unterstützen, gleichzeitig aber auch, das Kapital durch Rentenzuführungen zu mehren. Neben der Handels­ gesellschaft diente ab 1552 die Nürnberger Losungstube der Stiftung als Bank­ institut78. Die Überschüsse wurden in Liegenschaften investiert (1574 u. a. Großengsee und St. Helena79, 1598 Simmelsdorf80, 1593/1610 die Voitschen

68 69 70 71 72 73 74 75

76 77 78 79 80

Zum Streit um die Besetzung der Propstei vgl. Diefenbacher, Müllner III (wie Anm. 7), S. 39-41. Vgl. oben, S. 6. Auszüge aus dem Testament: StadtAN E 29/11 Nr. 1159. In StadtAN E 29/11 Nr. 1159 ist eine Abschrift der Stiftungsurkunde zu finden. Vgl. oben, S. 6 f. Biographie und Bildnis im Großen Tucherbuch: StadtAN E 29/III Nr. 258, fol. 90r-v. Am 24. Februar 1511: StadtAN E 29/11 Nr. 1159. Zur Funktion der Tucherischen Handelsgesellschaft als Bankhaus der Lorenz-Tucher-Stiftung vgl. Michael Diefenbacher: Die Tucherisch Compagnia. Ein Nürnberger Handelshaus um 1500, in: Wirtschaft - Gesellschaft - Städte. FS für Bernhard Kirchgässner zum 75. Geburtstag, hrsg. v. Hans-Peter Becht u. Jörg Schadt, Ubstadt-Weiher 1998, S. 79-93, vor allem S. 85 f., und Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 1091. Früheste Belege von 1524 (StadtAN E 29/III Nr. 154, fol. 36v), die letzten Belege hierfür finden sich 1648 (StadtAN E 29/11 Nr. 1255). Zu den Zustiftungen vgl. StadtAN E 29/11 Nr. 1161 und E 29/III Nr. 154. Abgehaltene Tuchermahle bis in die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts: StadtAN E 29/11 Nr. 1161 und E 29/III Nr. 154. StadtAN E 29/III Nr. 154, fol. 57r, und Nr. 155, fol. 114r. Kaufbrief vom 1. November 1574: StadtAN E 29/1 Nr. 249. Kaufbrief vom 18. Mai 1598: StadtAN E 29/1 Nr. 858. Vorurkunden hierzu: StadtAN E 29/1 Nr. 252-261, Kaufbriefe etc. in Abschrift in: StadtAN E 29/III Nr. 137.

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Lehen in der Oberpfalz81, 1662 Winterstein82) oder zur Verherrlichung der eigenen Familie verwendet (Großes Tucherbuch83). Allein in den Erwerb von Simmelsdorf investierte die Stiftung 8.395 Gulden, in den Jahren 1594 bis 1607 größtenteils aus Einlagen in der familieneigenen Handelsgesellschaft finan­ ziert84. Daneben trug und trägt auch heute noch die Tucherstiftung zur Finan­ zierung kirchlicher oder kultureller Aufgaben bei: So initiierte und finanzierte sie 1711-1715 den 1714 abgeschlossenen Wiederaufbau des Nordturms der Egidienkirche nach dem Kirchenbrand 169685 oder half bei Restaurierungen in und an der Sebalduskirche im 17./18. (hier lediglich die eigenen Monumente86) und 19. Jahrhundert87. 1855 übernahm die Familie Tücher aus Mitteln ihrer Stiftung die spätere Tucher-Brauerei vom bayerischen Staat88. Zum Schluss dieses Kapitels soll nochmals der Charakter der mittelalter­ lichen Stiftungen in Nürnberg zusammengefasst werden: Die meisten von ihnen dienten nicht ausschließlich einem der genannten drei Zwecke - Wohl­ tätigkeit, Seelsorge, Familie -, sondern berücksichtigten neben ihrem Haupt­ zweck auch noch die anderen Bereiche. Fundiert waren die Stiftungen meist durch Grundbesitz, zu dem später noch so genannte Ewiggelder kamen. Diese sind ein seit dem 12. Jahrhundert übliches Geldgeschäft, bei dem ein Geldgeber in Form von Rentenkauf durch Hingabe von Kapital eine regelmäßig wieder­ kehrende Geldrente erwarb. Der als Ewiggeld jährlich ausgeschüttete Zins­ ertrag belief sich im spätmittelalterlichen Nürnberg auf ungefähr 5 Prozent des eingesetzten Kapitals89. Die Verwaltung der Stiftungen lag Anfangs in der Hand geistlicher Institutionen, wurde dann aber häufig vom Rat der Reichs­ stadt übernommen bzw. auf einzelne Ämter übertragen. Die Ausnahme von der Regel war das Elisabethspital, das - solange es selbstständig war - immer in

81 Vollmacht zum Verkauf und Cessionsurkunde der ehemaligen Thurner Aktivlehen an Herdegen IV. Tücher: StadtAN E 29/1 Nr. 250 und 251. Endgültiger Erwerb der Voitschen Lehen (ehemals Thurner Aktivlehen) 1610 und deren Beschreibung: StadtAN E 29/11 Nr. 726-730. 82 Vorurkunden der Herrschaft Winterstein 1368-1575: StadtAN E 29/1 Nr. 300-314. 83 StadtAN E 20/III Nr. 258. 84 StadtAN E 29/III Nr. 158. Der Minderbetrag zwischen real bezahlter Summe und dem 1594 ver­ abredeten Kaufpreis von 10.000 Gulden ergibt sich aus Abzügen aufgrund anhaltender Streite­ reien mit den Verkäufern. 85 StadtAN E 29/11 Nr. 1651-1654. 86 StadtAN E 29/11 Nr. 1616 (die Tucherische Totentafel und die Ewiglicht-Lampe 1636), Nr. 1619 (die Tucherischen Kirchenstühle 1632,1638 und 1650), Nr. 1621 (alle Tucherischen Monumente 1657-1659) und Nr. 1625 (den sog. Auferstehungsornat 1728). 87 Ein Pfeiler im Ostchor der Kirche: StadtAN E 29/11 Nr. 1632. „ 88 Kauf: StadtAN E 29/11 Nr. 1104; Konzessionen des Nürnberger Magistrats zum Brauen von braunem, weißem und Weizenbier sowie zum Branntweinbrennen: StadtAN E 29/11 Nr. 1105. 89 Freundliche Auskunft von Herrn Kollegen Dr. Bauernfeind, Stadtarchiv Nürnberg.

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der Verwaltung des Deutschen Ordens verblieb, und selbstverständlich die dritte der angesprochen Zweckformen mittelalterlicher Stiftungen, die Vor­ schickungen und Familienstiftungen. 2. Das Nürnberger Stiftungswesen von der Reformation bis ins 17. Jahrhundert Obwohl die Stiftungstätigkeit in Nürnberg ungebrochen anhielt, bedeutete doch die Reformation einen tiefen Einschnitt in das Stiftungswesen der Reichs­ stadt. Dies gilt zunächst und vor allem in organisatorischer Hinsicht. Waren bis zur Reformation die einzelnen Stiftungen selbständige nebeneinander existie­ rende Verwaltungseinheiten, so wurde die Stiftungsverwaltung 1522 im so ge­ nannten Almosenkasten zentralisiert und neu organisiert90; die mittelalterliche Daseinsfürsorge wurde mit der Reformation „verstaatlicht“. Eine Kommission von zehn Ratsherren und Kaufleuten entschied die Zusammenziehung sämt­ licher bisher gestifteten Spenden, Seelbäder, Einlagen in die Almosenstöcke so­ wie die zu erwartenden weiteren Almosenspenden und deren Zusammenlegung mit dem oben erwähnten, 1388 gestifteten Reichen Almosen Burkhard Sailers91. Diese Einnahmen sollten an Bedürftige ausgegeben werden, um so dem zuneh­ menden Betteln Einhalt zu gebieten.92 Der Almosenkasten entstand also primär als begleitende Maßnahme zu den reichsstädtischen Bettelordnungen93. Aus dem Almosenkasten entwickelte sich im Zuge der Reformation der Reichsstadt 1524/25 das Almosenamt, verwaltungsmäßig geteilt in ein Stadtund ein Landalmosenamt94. Dieses Almosenamt war eines der größten Nürn­ berger Ämter: Es verwaltete die in der Reformation aufgehobenen Klosterund Kirchengüter, Altarpfründen (Pfaffenpfründen) und Seelgeräte, die Güter der Findein und Siechköbel, die Güter des Reichen und Großen Almosens und späterer Stiftungen. Insgesamt waren dies 449 Höfe, 581 Güter und 372 wal­ zende Stücke in über 500 Ortschaften.95 Das Stadtalmosenamt war hierbei für die Einkünfte und Güter innerhalb der Stadtmauern zuständig, hatte aber im Gegenzug erhebliche Ausgaben durch die wöchentlichen Almosenleistungen

90 Ordnung des großen Almosens hausarmer Leute: StadtAN D 1 Nr. 1. Druck als Mandate: StadtAN A 6/1, 1522, und A 6/1, 1522 Juli 23. Vgl. auch Rüger, Almosenwesen (wie Anm. 29), S. 37-47, Druck: ebenda, S. 76-90. 91 Vgl. oben, S. 3 f. 92 Diefenbacher, Müllner III (wie Anm. 7), S. 528 f. 93 Bettelordnungen: StadtAN A 6/1, 1522/11 und A 6/1, 1522/V. 94 Diefenbacher, Müllner III (wie Anm. 7), S. 529 f. 95 Hierzu und zum Folgenden vgl. Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 605 f. und 1017, sowie StadtAN D 1, Vorwort zum Findbuch, S. 1 f.

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an Arme und Bedürftige sowie durch die enormen Bau- und Besoldungslasten für die Kirchen und die Klostergebäude zu tragen. Das Landalmosenamt war im Gegensatz hierzu zur Verwaltung des säkularisierten Besitzes der Kirchen und Klöster im Nürnberger Landgebiet und in fremden Territorien zuständig. Eine klare Kompetenztrennung zwischen beiden Amtsteilen konnte bis zum Ende der Reichsstadtzeit nicht erreicht werden. Die Oberaufsicht über das Almosenamt führten vier patrizische Almosenherren oder Oberalmosen­ pfleger, die zugleich Mitglieder im Inneren Rat der Reichsstadt waren. Für die einzelnen der ins Almosenamt eingeflossenen Stiftungen wurde weiterhin getrennt Buch geführt, die Stiftungen blieben also als eigene Rechtspersönlich­ keiten erhalten. Obwohl mit der Reformation die „Verdienstlichkeit“, das vorher genannte „eigene Seelenheil“, als Motivation für Stiftungen weggefallen war, entstanden trotzdem weiterhin zahlreiche neue Stiftungen. Die Stifter waren nun neben den Patriziern zunehmend wohlhabende Bürgerliche (Kaufleute und HandelsVerleger). Sinnfälliges Beispiel hierfür sind die Geldstiftungen des Egidius Arnold von 1605 für 27 verschiedene Nürnberger Handwerke mit einem Gesamtkapital von 10.100 Gulden96. Der Stifter - geboren 1550, gestorben 1608 - ging als Bergbausachverständiger nach Peru, wo er im Gold- und Silberbergbau ein Vermögen erwarb. 1589 kehrte er nach Nürnberg zurück und heiratete die Patriziertochter Apollonia Pömer97. Von 1590 bis zu seinem Tode war Arnold Genannter des Größeren Rats98. Die Reformation änderte und erweiterte zudem die Stiftungszwecke. Bei den bereits bestehenden Kirchen- und Altarstiftungen führte deren weitere Be­ handlung durch den Rat nach der Reformation nicht selten zu Konflikten mit den Stifterfamilien. Bei Neustiftungen wurden die alten kirchlich-liturgischen Zwecke durch Unterrichts- und Ausbildungszwecke ersetzt. Mit der Reforma­ tion setzten folglich vermehrt Schul- und Stipendienstiftungen ein, obwohl es zwei Stipendienstiftungen auch schon im spätmittelalterlichen Nürnberg gege­ ben hatte. Die erste rief 1445 Konrad Konhofer ins Leben, als er Ewiggelder in Höhe von 150 Gulden testamentarisch in gleichen Teilen zur Unterstützung je eines Nürnberger Studenten in den Fakultäten Theologie, Recht und Medizin 96 Testament vom 16. Juni 1605 in Original und Abschrift: StadtAN D 15 A III Nr. 11, in Auszü­ gen: Stadt AN B 35 Nr. A 1700. Vollzug der Stiftung durch den Rat am 15. Dezember 1609: StadtAN B 35 Nr. U 21. Verzeichnis über die jährlichen Ausschüttungen 1610-1655: StadtAN B 35 Nr. A 1708 und D 15 A III Nr. 10. 97 Kurt Pilz: Egidius Arnold, seine Familie und seine Geldstiftungen für Nürnberger Handwerke, in: MVGN 62 (1975), 102-160, hier: S. 102. - Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 86. 98 StadtAN GSI 152 (elektronisches Genanntenverzeichnis).

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auf Dauer von drei Jahren bestimmte". In der Zweitältesten Nürnberger Stipendienstiftung verfügte im Jahr 1500 Hans Groland d. Ä. testamentarisch 20 Gulden zur Unterstützung von vier Nürnberger Handwerkerkindern oder eines Nürnberger Augustinernovizen für ein dreijähriges Studium vornehm­ lich in Wien100. Bestes Beispiel einer nachreformatorischen Stipendienstiftung ist die Elisabeth-Krauß-Stiftung:101 Sie wurde 1639 von Elisabeth (1569-1639), der Witwe und Alleinerbin des Nürnberger Kaufmanns Konrad Krauß (1576-1632), ein­ gerichtet102 und hatte hauptsächlich den Zweck, zwölf Stipendien an zehn Stu­ denten der Theologie und an zwei Studenten der Rechte aus dem Patriziat zu vergeben. Bis 1924 wurden insgesamt fast 1.500 Stipendiaten unterstützt. Im Nebenzweck verteilte die Elisabeth-Krauß-Stiftung Almosen an Schüler der vier Lateinschulen, an Kirchen- und Schuldiener, an arme Männer und Frauen, an Pfründner im Heilig-Geist-Spital und an die Pfarrei Cadolzburg. Die Krauß-Stiftung wurde unter Mitwirkung des Ersten Predigers an St. Sebald durch ein eigenes Exekutoriat verwaltet. Die Stiftungszwecke wurden mit der Reformation auch weiter differenziert: Es entstanden z.B. Kleiderstiftungen wie die von Wolfgang Münzer - 1555 ge­ stiftet und mit dessen Tod 1577 exekutiert103 - zur Einkleidung von jährlich 100 armen Männern aus dem Nürnberger Umland (Verwaltung durch das Land­ almosenamt)104 oder die von Seyfried Pfinzing 1617105 ebenfalls zur Einklei­ dung von 100 armen Männern, verbunden mit einer Stipendienstiftung für einen Theologen und andere Studierende (die Verwaltung blieb in Familien­ hand)106. Diese Kleiderstiftungen sind wiederum dem Bereich der Wohltätig-

99 Testament: StadtAN A 1, 1445 Mai 24. Vgl. Bernhard Ebneth: Stipendienstiftungen in Nürn­ berg. Eine historische Studie zum Funktionszusammenhang der Ausbildungsförderung für Stu­ denten am Beispiel einer Großstadt (15.-20. Jahrhundert) (Nürnberger Werkstücke zur Stadtund Landesgeschichte 52), Nürnberg 1994, S. 104 f. - Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 559. 100 StadtAN D 1 Nr. 458, vgl. Ebneth, Stipendienstiftungen (wie Anm. 99), S. 109 und Diefen­ bacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 380. 101 Zum Folgenden vgl. Ebneth, Stipendienstiftungen (wie Anm. 99), S. 270-280 und Diefen­ bacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 583 f. 102 Testament der Elisabeth Krauß: StadtAN D 23 Nr. 30 A, Anerkennung durch den Rat: StadtAN D 23 Nr. 31 U. 103 Testament vom 30. September 1555: StadtAN D 19 Nr. U 8, Nachlassinventare Wolfgang Mün­ zers von 1577: StadtAN D 19 Nr. A 39 und A 40. 104 Helmut Rascher: Die Kleiderstiftung des Wolfgang Münzer von 1577, in: MVGN 57 (1970), 1-123. Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 707. 105 Testament: StadtAN A 1,1617 März 17, und Bestätigung: StadtAN A 1,1617 Mai 8. Ordnungs­ buch der Seyfried-Pfinzing-Stiftung: StadtAN D 15 P XVIIIa Nr. 5. 106 Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 822.

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keit zuzurechnen. Hierzu zählt nach der Reformation u. a. auch die Stiftung des Zuckerbäckers und Kaufmanns Hans Eiser von 1637107, neben einer Stipendienstiftung für sechs Theologiestudenten eine Geldstiftung für 40 arme Männer und 100 arme Frauen108. Aber auch Kuriosa wurden ins Leben gerufen: So stiftete ein Nürnberger Bür­ ger namens Sigmund Örtel, der 1515 verstorben war, Gelder zur Unterhaltung eines Mannes, der täglich die Hunde aus den Nürnberger Kirchen zu treiben hatte. Orteis Sohn hat diese Hundsstiftung 1520 realisiert. Johannes Müllner kommentiert diese Stiftung süffisant mit den Worten „Ein gewaltige Stif­ tung"109. Ebenfalls nahezu unvorstellbar im protestantischen Nürnberg ist die so ge­ nannte Arco-Stiftung.110 Am 1. November 1682 stiftete Freifrau Maria Ursula von Arco zu Ehren ihres Ehemanns ein Kapital von 3.000 Gulden111. Aus den Zinsen dieses Kapitals sollten arme katholische Kinder im protestantischen Nürnberg zu Weihnachten neue Kleidung erhalten. Das Kapital wurde nicht im protestantischen Nürnberg angelegt, sondern im Rentamt der Deutschordens-Landkommende Ellingen, wo es durch undurchsichtige Manipulatio­ nen des Verwalters 1798 abhanden kam. Die Stiftung löste sich daraufhin auf, entstand aber bald unter dem Namen Arco-Schröder-Stiftung und mit einem Kapital von 24.000 Gulden ausgestattet wieder112. Auch nach der Reformation wurden weitere Familienstiftungen gegründet. Die Nürnberger Rechtsform der Familienstiftung wandelte sich seit dem frühen 17. Jahrhundert unter dem Einfluss des gemeinrechtlichen Familienfidei­ kommisses. Zu jener Zeit kam die für Nürnberg typische Dreiteilung der Er­ trägnisse in Altersgelder, Wohltätigkeitszwecke und Vermögensmehrung auf. Richtungweisend hierfür wurde die Jobst-Friedrich-Tetzel-Stiftung aus dem Jahre 1612113. Nach deren Vorbild wurden auch die Erträge der Dr.-Lorenz-Tucher-Stiftung ab 1615 gedrittelt: 1/3 wurde in Höhe des Lebensalters (= Alters­ gelder) unter die männlichen Tücher, so sie Nürnberger Bürger und evange­ lischen Glaubens waren, verteilt, 1/3 als Stipendien verwendet und 1/3 dem Kapitalstock zugeführt114. Ab 1660 standen 2/3 den Familienmitgliedern als 107 Testamentsvollzug: StadtAN D 15 E Illb Nr. 37a-37c, Fundierung der Stiftung: StadtAN D 16 Nr. 304a. 108 Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 241. 109 Diefenbacher, Müllner III (wie Anm. 7), S. 459. 110 Zum Folgenden vgl. Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 84. 111 Abschrift des Stiftungsbriefs aus dem frühen 19. Jahrhundert in: StadtAN D 20/11 Nr. 19. 112 Überlieferung der Arco-Schröder-Stiftung bis 1922: StadtAN D 20/11 Nr. 14-19. 113 Zu ihr vgl. Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 1069. ’ 114 Beschluss beim 13. Tuchermahl am 12. Februar 1615, umgesetzt am 1. Mai 1615 laut Ordnungs­ buch der Stiftung aus dem 17. Jahrhundert: StadtAN E 29/III Nr. 161, fol. 21r-22v.

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Altersgelder und 1/3 der Kapitalmehrung zur Verfügung115. Der im 17. und 18. Jahrhundert übliche allgemeine Gebrauch der Bezeichnung „Fideikom­ miss" für familiengüterrechtliche Bindungen aller Art ließ zudem die Vor­ schickung zu einem rechtlich ahistorischen, lokalen Nürnberger Begriff für den Familienfideikommiss werden116. 3. Nürnberger Stiftungen im 18. Jahrhundert Die Stiftungstätigkeit der Nürnberger war auch im 18. Jahrhundert immer noch rege. Nun aber traten eindeutig bürgerliche Stifter in den Vordergrund, vor allem Kaufleute117 und Juristen118, aber auch Pfarrer119. Als neuer Stiftungs­ zweck kamen die Armenschulstiftungen120 zu den alten Stiftungszwecken hin­ zu: die Lorenzer Armenschule, gestiftet 1699 von Sibylla Apollonia Rößer121, die Wirthsche oder Spitalische Armenschule, gestiftet 1702 vom Suttenprediger am Heilig-Geist-Spital Ambrosius Wirth122, die Rößlersche oder Sebalder Armenschule, gestiftet 1710 von Katharina Rößler123, die Hallersche oder Jakober Armenschule, gestiftet 1728 von Christoph Lazarus Haller von Hal­ lerstein, aber erst 1753 eröffnet124, die Lödelsche Armenschule, gestiftet 115 Familienvertrag über die künftige Nutzung der Tucherischen Stiftungen vom 31. Januar 1660: StadtAN E 29/11 Nr. 145; die zugehörigen Stiftungsordnungen: StadtAN E 29/11 Nr. 1164. 116 Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 1149. 117 So z. B. die 1706 von dem Kaufmann Johann Paul Seutter von Lötzen errichtete Stiftung für 100 hausarme Leute, für kranke Hausarme und für 6 Stipendien für Theologiestudenten. Testament und Stiftungsurkunde von 1706: StadtAN A 1, 1706 April 4. Vgl. auch Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 974 f. 118 So z. B. die mit Testament vom 7. Februar 1707 von dem Advokaten Christoph Magnus Fetzer errichtete Stiftung für 100 hausarme Bürger und 50 Nürnberger und fremde Handwerksjungen. Abschrift des Testaments von 1716: StadtAN A 1, 1716 Mai 7. Vgl. auch Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 282. 119 So z. B. der Prediger Johann Schubert 1672, vgl. Ebneth, Stipendienstiftungen (wie Anm. 99), S. 96, oder der Suttenprediger am Heilig-Geist-Spital Ambrosius Wirth, Stifter der Wirthschen Armenschule 1702, vgl. Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 1184. 120 Übersicht in: Johann Christian Siebenkees: Nachrichten von den Nürnbergischen Armen­ schulen und Schulstiftungen, Nürnberg 1793. Vgl. auch Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 85 f. 121 Testament: StadtAN A 1,1699 Juli 28; Ratsverlässe über die Errichtung der „Bettelschule“ von 1699: StadtAN D 1 Nr. 224. 122 Sie geht wohl erst um 1720 voll in Betrieb, aus dieser Zeit datieren erste Überlieferungen: Emp­ fangsquittungen über Legate 1720-1742 (StadtAN D 16 Nr. 577), Rechnungen ab 1722 (StadtAN D 16 Nr. 844). 123 Ihr Testament datiert vom 12. Oktober 1710, der Rat der Reichsstadt vollzieht das Testament 1711: StadtAN A 1,1711 August 10. Die Armenschule wird 1713/14 eingerichtet: StadtAN D 16 Nr. 958, 959 und 2241. 124 Siebenkees (wie Anm. 120), S. 19 f. In StadtAN D 16 Nr. 2359 sind lediglich Rechnungen der Jahre 1803-1805 überliefert.

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1776/78 von Felicitas Hörmann von und zu Guttenberg125, die die Stiftung zu Ehren ihres ersten Mannes, des Kaufmanns Johann Matthias Lödel, be­ nannte126, sowie die Präbessche Stiftung der Barbara Präbes für arme Kinder an deutschen Schulen von 1750127. 1752 entstand von ihrer Aufteilung her gesehen die letzte der klassischen Nürnberger Familienstiftungen, obwohl sie keine Familienstiftung war - die so genannte Löffelholz-Heldsche Unterrichts- und Wohltätigkeitsstiftung. Sie wurde am 24. Mai 1752 von Susanne Marie Loeffelholz von Colberg gestif­ tet128. Die Stifterin, eine geborene Held, war die letzte Angehörige der Familie Held genannt Hagelsheimer, einer gerichtsfähigen Nürnberger Familie, die seit 1592 von der Reichsstadt und seit 1608 vom Kaiser für Gold- und Silber- sowie leonischen Drahtzug privilegiert war. Von den Erträgen der Stiftung sollten 1/3 für die Unterstützung von 40 armen Frauen, 1/3 für dreijährige Stipendien für zwei Juristen und zwei Mediziner (Söhne von Geistlichen waren vom Genuss des Stipendiums ausgeschlossen) und 1/3 für Rücklagen verwendet werden.129 Gegen Ende des 18. Jahrhunderts existierten 146 Stipendienstiftungen mit 276 Legaten und einem rein additiven Kapitalstock von 358.080 Gulden, was ei­ nem realen Stiftungsvermögen von ca. 300.000 Gulden um 1800 entsprach. Der aus den Testaten errechnete additive Gesamtförderungsbetrag von 13.234 Gul­ den ergab dabei eine reale jährliche Ausschüttung von bis zu 12.000 Gulden130. Die Verwaltung neuer Stiftungen lag nun häufig beim Nürnberger Handels­ vorstand131, dem Korporativgremium der Nürnberger Großkaufleute, oder bei einzelnen seiner Mitglieder132 oder anderen bürgerlichen Funktionsträgern der Stadt wie etwa Pfarrern133. Die Verwaltung dieser bürgerlichen Stiftungen durch 125 Testament: StadtAN A 1, 1776 Juli 6/30. 126 Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 638 f. 127 Siebenkees (wie Anm. 120), S. 67 f. Zu Auseinandersetzungen um diese Stiftung vgl. StadtAN D 16 Nr. 950. 128 Testament: StadtAN A 1,1752 Mai 24; Abschrift in Auszügen: StadtAN D 15 L XI Nr. 2. 129 Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 436 und 639 f. 130 Ebneth, Stipendienstiftungen (wie Anm. 99), S. 90-97 und Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 1044 und 1046 f. 131 Zu diesen Stiftungen gehörten u.a. die Lödelsche Stiftung, das Wochenalmosen neuen Werks, die Lorenzer Armenkinderschulstiftung oder die Anna-Magdalena-Güntherische Stiftung; vgl. StadtAN D 24 (Stiftungsverwaltung des Handelsvorstands) und Universitätsarchiv ErlangenNürnberg A 3/18a (Lödelsche Stiftung). 132 So versah z. B. 1784 bis 1802 der Marktvorsteher Justus Christian Kießling das Amt des Kassiers der Lorenzer Armenkinderschule - von Kießling geführtes Rechnungsbuch: StadtAN D 24 Nr. 73. 133 So z. B. die Verwaltung der Stiftungen des Johann Fenitzer 1620/23 zur Unterhaltung einer theologischen Bibliothek, für Stipendien für sechs Theologiestudenten und zur Unterstützung des Messererhandwerks, die in den Händen der Prediger zu St. Sebald oder St. Lorenz, eines Ratsschreibers oder eines anderen hohen Beamten, eines Diakons und eines Meisters des Messe-

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Kaufleute, Juristen oder Pfarrer und nicht mehr durch den Rat der Reichsstadt oder einzelne Ämter war eine Folge der im 18. Jahrhundert bestehenden großen Spannungen zwischen der Nürnberger Bürgerschaft, speziell den im Handels­ vorstand vertretenen Großkaufleuten, und dem patrizischen Rat134. Trotz weiterhin reger Stiftungstätigkeit135 ist in der 2. Hälfte des 18. Jahr­ hunderts auch ein vielfacher Niedergang der Stiftungen zu beobachten. Dieser gründete vor allem in der allgemeinen Finanzmisere der Reichsstadt Nürnberg, die zur zunehmenden Entnahme und Zweckentfremdung von Stiftungskapital durch den Rat führte136. So trugen von 12 Mio. Gulden Gesamtschulden der Reichsstadt 1806 allein 5,2 Mio. die städtischen Stiftungen in Form von Schuld­ verschreibungen137. 3. Die bayerische Stiftungsreform 1806/07-1810/18 und die Nürnberger Stiftungen bis zum Ersten Weltkrieg Mit der Okkupation der Reichsstadt übernahm 1806 das junge Königreich Bayern auch die Nürnberger Stiftungen und unterzog sie zwischen 1807 und 1810 einer grundlegenden und radikalen Reform.138 Diese bayerische Stiftungs­ reform entsprach den Idealen der Aufklärung von rationaler Verwaltung und nahm keine Rücksicht auf historisch gewachsene Traditionen. Sie wurde an­ hand der Grundsätze Verstaatlichung, Purifizierung, Konsolidierung, Zentra­ lisierung und Kapitalisierung vollzogen. So entstanden drei vollkommen neue staatliche Verwaltungskörper:

rerhandwerks lag. Testamente Fenitzers: StadtAN D 15 F VHId Nr. 1 (10. Oktober 1620) und StadtAN D 16 Nr. 929 (4. Februar 1623); Stiftungsbücher: StadtAN D 15 F VHId Nr. 4 und D 16 Nr. 923; vgl. auch Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 279 f. 134 Vgl. hierzu Michael Diefenbacher: Nürnberg zwischen 1700 und 1850 - Ein Überblick, in: „auserlesene und allerneueste Landkarten“. Der Verlag Homann in Nürnberg 1702-1848, hrsg. von Michael Diefenbacher - Markus Heinz - Ruth Bach-Damaskinos (Ausstellungskataloge des Stadtarchivs Nürnberg 14), Nürnberg 2002, S. 18-33, hier: S. 22-24. 135 Laut Ebneth, Stipendienstiftungen (wie Anm. 99), S. 128, wurde etwa ein Fünftel der oben angezeigten 146 bis zum Ende des 18. Jahrhunderts existierenden Stipendienstiftungen nach 1700 gestiftet. 136 1806 hatte die Heilig-Geist-Spital-Stiftung gegenüber den reichsstädtischen Kassen Schuldfor­ derungen von über 500.000 Gulden Kapital und fast 170.000 Gulden Zinsen; vgl. Michael Die­ fenbacher: 650 Jahre Hospital zum Heiligen Geist in Nürnberg 1339-1989 (Ausstellungs­ kataloge des Stadtarchivs Nürnberg 4), Nürnberg 1989, S. 117. 137 Diefenbacher, Nürnberg (wie Anm. 134), S. 21. 138 Hierzu und zum Folgenden vgl. Peter Fries: Das Nürnberger Stiftungswesen vom Ende der reichsstädtischen Zeit bis zur Verwaltung der Stiftungen durch den Magistrat, etwa 1795 bis 1820, Nürnberg 1963, insbesondere S. 42-111, Diefenbacher/Endres, Stadtlexikon (wie Anm. 4), S. 1043 f.

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- die Administration der Wohltätigkeitsstiftungen mit folgenden zwölf konsolidierten Stiftungsfonds: Krankenpflege- und Lokalarmenfonds, Ar­ menpflegefonds mit Heilig-Geist-Spital, Findel- und Waisenhaus, Elisa­ bethspital, Seyfried-Pfinzingsche-Kleiderstiftung, Arco-Schröder-Stiftung, Hans-Täuber-Stiftung, Wolfgang Münzersche Kleiderstiftung, Armen- und Arbeitshausfonds, Burckhard Loeffelholzscher Stiftungsfonds, Stiftung Eva Paumgartner, Zucht- und Werkhaus; - die Administration der Unterrichts- und Erziehungsstiftungen mit sieben konsolidierten Stiftungsfonds: Fonds des Gymnasiums, Fonds des Real­ instituts, Stipendienfonds, Lokalstudienfonds, Schulfonds, Schulfiskus­ fonds, Bibliothekenfonds, und - die Administration der Kultusstiftungen mit den drei Stiftungsfonds für protestantischen, katholischen und reformierten Kultus. Bei den Stiftungsfonds handelt es sich um die verwaltungsmäßige Zusam­ menfassung selbständiger Stiftungen bzw. Stiftungsteile mit gleicher Zweck­ bestimmung. Ein Stiftungsfonds enthielt in der Regel mehrere Stiftungen und Stiftungsteile, einzelne Stiftungen gehörten - sofern sie verschiedenen Zwecken dienten - mit ihren jeweiligen Teilen verschiedenen Stiftungsfonds an. Diese Reform wurde rigoros durchgeführt. Die Stiftungen, ihre Kapitalien und Besitzungen wie ihre Archive wurden an die neugegründete staatliche Stif­ tungsadministration übertragen und entsprechend der oben genannten Grundsätze umorganisiert139. Es liegt auf der Hand, dass diese Reform der neuen bayerischen Herren in Nürnberg äußerst unpopulär war und die Stif­ tungstätigkeit zum Erliegen brachte. Wie viele der zentralistischen und auf reine Verstaatlichung ausgerichteten Reformen Montgelas’ wurde auch die Stiftungsreform 1818 teilweise zurück genommen. Die Stiftungsadministratio­ nen wurden rekommunalisiert140, d.h. dem durch das Gemeindeedikt neu geschaffenen kommunalen Magistrat wieder übertragen und damit auch de­ zentralisiert. Bestehen blieb aber - als Grundsatz der bayerischen Gemeinde-

139 Vgl. Verwaltungsakten einzelner Stiftungen durch die Polizeidirektion (staatliche Zentral­ behörde) 1807-1818: StadtAN C 2 Nr. 849-857 und durch das Lokalkommissariat (staatliche Verwaltungsbehörde, den heutigen Regierungen der Regierungsbezirke vergleichbar) 1808-1815: StadtAN C 1 Nr. 99-127. Zur Vermögensverwaltung der Wohltätigkeitsstiftungen in dieser Zeit vgl. StadtAN D 20/1 Nr. 1-19, die Extraditionsprotokolle der Wohltätigkeitsstiftungen 1808-1811: StadtAN D 20/1 Nr. 664-675, die Extraditionsprotokolle der Unter­ richts- und Erziehungsstiftungen 1807-1808: StadtAN D 22 Nr. 3, 4, 7, 10. 140 Übergang der Stiftungsverwaltung an den Magistrat 1818/19: StadtAN D 20/1 Nr. 21, Exträdition der Kultus- und Unterrichtsstiftungen 1818/19: StadtAN D 22 Nr. 21, Aushändigung des Vermögens der Lokalwohltätigkeitsstiftungen 1819: StadtAN C 6 Nr. 1844.

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Verfassung bis 1869 - die Staatsaufsicht141, da die Kommunen generell der Kuratel des Staates unterworfen waren. Als weiterer Verwaltungsgrundsatz wurde die strikte Trennung des Stiftungsvermögens vom Kommunalvermögen aufgestellt142, was zu einer zunehmenden Purifizierung und Konsolidierung der Stiftungen führte. Das von der bayerischen Stiftungsverwaltung ein­ geführte System der Stiftungsadministrationen wurde von der Stadt nach ihrer Übernahme der Stiftungsverwaltung 1818 weitgehend beibehalten143. Lediglich die Kultusstiftungen mussten 1835/36 infolge eines neuen Gemeindeedikts den neugeschaffenen Kirchenverwaltungen144 übergeben werden145. Die in Nürnberg bestehenden Vorschickungen, Familienstiftungen und Fa­ milienfideikommisse wurden ebenfalls 1808 per Edikt aufgehoben146 und in zähem, bis in die 1830er Jahre dauerndem Ringen der Familien mit der bayeri­ schen Obrigkeit neu begründet. So wurde beispielsweise auch die Dr.-LorenzTucher-Stiftung 1808 aufgehoben und erst 1818 als Familienfideikommiss wie­ der anerkannt147; der Erhalt der Hauptstiftung wie der Tucherischen Neben­ stiftungen konnte aber erst mit dem Familienrevers von 1852148 als gesichert gelten149. Ein Unterhalt der Stiftungen durch die einzelnen Familien fand aber auch in dieser Zeit des Ringens statt - so ließ beispielsweise die Familie Tücher nach Aufforderung der Stiftungsadministration das von Hans von Kulmbach 1513 gefertigte Gemälde des Stifters Lorenz Tücher in der Sebalduskirche 1813/14 von dem Bamberger Maler Rotermund restaurieren150.

141 Diese übte das mit dem Gemeindeedikt 1818 gebildete königliche Stadtkommissariat als untere staatliche Verwaltungsbehörde aus; Überlieferungssplitter im Stadtarchiv Nürnberg: StadtAN C 5 Nr. 244-250. 142 Nachweis von Bruttoerträgen von Stiftungen und Kommune 1824/25: StadtAN C 6 Nr. 1854. 143 Geschäftsverteilung der Wohltätigkeitsstiftungsverwaltung 1821/22: StadtAN C 6 Nr. 1838. Die getrennte Verwaltung der Wohltätigkeitsstiftungen und der Unterrichts- und Erziehungs­ stiftungen führte auch im Stadtarchiv Nürnberg zur Bildung von zwei getrennten Beständen: D 20 (Wohltätigkeitsstiftungen) und D 22 (Unterrichts- und Erziehungsstiftungen). 144 Errichtung und Befugnisse der Kirchenverwaltungen: StadtAN C 5 Nr. 2. 145 Extraditionen ab 1835: StadtAN D 22 Nr. 30-32 und 35 sowie StadtAN C 5 Nr. 3. 146 So z. B. die sechs Tucherischen Wohltätigkeitsstiftungen - Frühmeßstiftung zu Wöhrd (Anna Grolandsche Stiftung), Dr. Sixt Tuchersche Stiftung, Martin Tuchersche Stiftung, Hans Paul Tuchersche Stiftung, Hans IX. Tuchersche Stiftung, Seelhausstiftung - mit allem Vermögen an Aktivkapitalien, Renten, Vermögen aus Realitäten und Rechten: StadtAN E 29/11 Nr. 1337-1339. Rückforderungen 1817: StadtAN E 29/11 Nr. 1341. 147 StadtAN E 29/11 Nr. 160. Als Grundlagen dienten Rechtsgutachten zur Qualität und Unteil­ barkeit der Holzschuherischen Stiftungen (StadtAN E 29/11 Nr. 1135). 148 StadtAN E 29/11 Nr. 166. 149 Vgl. die zähen Verhandlungen zwischen 1818 und 1852; StadtAN E 29/11 Nr. 161-165 und 1137-1140. 150 StadtAN E 29/11 Nr. 1627.

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Abb. 1: Stiftungsurkunde des Heilig-Geist-Spitals vom 13. Januar 1339. Die Pergamenturkunde misst 146,4 cm in der Länge und 71,5 cm in der Breite (StadtAN A 1,1339 Jan. 13).

Abb. 2: Aufriss des Elisabethspitals mit Elisabethkapelle vor dem Umbau Mitte 18. Jh., kolorierte Federzeichnung (StadtAN Dil Nr. 56).

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Abb. 3: Schlafsaal der Kranken im Heilig-Geist-Spital um 1780, kolorierte Federzeichnung (StadtAN A 4/1 Nr. 89).

Abb. 4: Das von Konrad Toppier 1490 gestiftete Sebastianspital von Südosten, Radierung von Johann Alexander Boener 1702 (StadtAN E 13/11 Nr. G 154).

Abb. 5: Ansicht des Siechkobels St. Peter und Paul von Nordosten, Kupferstich von Christoph Melchior Roth 2. Hälfte 18. Jh. (StadtAN E 13/11 Nr. G 353).

Abb. 6: Ansicht des Heiligkreuz-Pilgerspitals, Aufnahme Hochbauamt 1912 (StadtAN A 38 Nr. A 62/IX).

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Abb. 7: Ein Mendelbruder als Hausfigur am Kornmarkt, Aufnahme Hochbauamt 1911 (StadtAN A 38 Nr. B 89/XVIII).

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Abb. 8: Farbige Darstellung einer Seelfrau des Mendelschen Seelhauses, in: Beschreibung des Heiligen Reichs Stadt Nürnberg Klöster, Stadt, Markt und Schlösser auf dem Land ... Bl. 111, 1. Hälfte 17. Jh. (StadtANF 1 Nr. 127).

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Abb. 9:

Brand der Mädchenfindel 1557, kolorierte Zeichnung in der sogenannten Neubauerschen Chronik, Bl. 87 (neu: 92), Anfang 17. Jh. (StadtAN F 1 Nr. 42).

Abb. 10: Porträt des Stifters des Reichen Almosens 1388 Burkhard Sailer mit Frau Christina Fürleger, Kupferstich von Thomas Hirschmann 1679 (StadtAN A 7/1 Nr. S 30).

Abb. 11: Kopialbuch des 1394 gestifteten Sondersiechenalmosens St. Sebald auf dem Kirchhof, auferstandener Schmerzensmann mit Sondersiechem, farbige Miniatur um 1450 (StadtAN A 21 /4° Nr. 32/1).

Abb. 12: Holzschuherkapelle auf dem Johannisfriedhof (gestiftet 1513 von Heinrich Marschalk von Rauheneck), Ansicht gegen Süden von Otto Schulz 1917 (StadtAN A 4/VII Nr. 1514).

Abb. 13: Vorderansicht der von Georg Ketzel 1459 gestifteten Heiliggrabkapelle im Heilig-GeistSpital, Radierung von Ferdinand August Lösch 1870 (StadtAN A 7/II Nr. 87).

Abb. 14: Pfründhaus der Suttenpredigerstiftung am Unteren Bergauer Platz (Nr. 6), gestiftet von Hans IX. und Cordula Tücher 1518, lavierte Handzeichnung um 1800 in den Tucherischen Monumenta (Mappe von 1937), Bl. 66 (StadtAN E 29/11 Nr. 1610).

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Abb. 15: Ansicht von Kalbensteinberg und Kornburg aus einem Geschlechter-, Kopial- und Salbuch des Hans Rieter, angelegt 1596 (StadtAN D 14 Nr. B 24).

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Quellen zur internationalen Handels- und Bankgeschichte 1621/22-1647/48

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Umsatzrang Prozentanteil von allen Firmen (kumuliert) Kontoinhaber Vorname / Gesellschafter Umsatz in Mark Banco Umsatz (kumuliert) Prozentanteil vom Gesamtumsatz (kumuliert)

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Lambert F. Peters

3. Amsterdam: Die Quellen aus dem Jahre 1625 (Naamklappers op de Grooetbooken) (Band XVI, S. 271-317) 3.1. Quellencharakter Als sehr viel schwieriger erwies es sich, Vergleichszahlen für Amsterdam zu ge­ winnen. Wie schon gesagt, sind die Journale, Schuldbücher, Kassabücher etc. des Untersuchungszeitraumes bei einem Brand im Jahre 1652 vernichtet wor­ den. Erhalten geblieben sind die ,Naamklappers op de Grooetbooken4 unter anderem des Jahres 1625,110 bei denen es sich um die Inhaltsverzeichnisse der entsprechenden Schuldbücher handelt. Hinter den Kontoinhabern stehen die Folios der Schuldbücher, auf denen deren Geschäfts Vorfälle aufgezeichnet waren.111 Dadurch gewinnt man einen ersten Überblick über die relative Umsatzstärke der Unternehmen. Diese In­ formationen sind in der Literatur, vor allen Dingen von Elias und dann auch von van Dillen112 sporadisch, nicht systematisch benutzt worden. Sinngemäß sagten sie etwa: Kontoinhaber X belegte 7 Folios; das zeugt von einer starken wirtschaftlichen Aktivität. In einem ersten Arbeitsschritt wurde für diese Untersuchung ebenso verfah­ ren.113 Mit Hilfe eines gesonderten Programms waren die belegten Folios/ Kontoinhaber zu ermitteln. Die Anzahl der Nennungen auf verschiedenen Folios galt als Ausdruck der relativen Umsatzstärke. Aus ihnen ließen sich dann verschiedene Mittelwerte und Verteilungskriterien zum Beispiel für eine Kon­ zentrationskurve nach Lorenz errechnen. Obwohl diese Werte sicher den Ein­ drücken einer impressionistischen Lektüre, einer intuitiven Einschätzung der zeitgenössischen Quellen mit Hilfe des berühmten ,hermeneutischen Riechers4 überlegen war, so erwies sich die Methode letztlich doch als unbefriedigend. Von den Auswertungen der Nürnberger - und auch Hamburger - Quellen war bekannt, dass auf ein und demselben Folio auch mehrere Konten, manch­ mal bis zu 5, in wenigen Fällen auch bis zu 6 geführt wurden. 110 Die Schuldbücher setzen erst wieder 1644 ein. Für das Ende des Dreißigjähriger Krieges sind also echte Vergleiche zwischen Nürnberg und Amsterdam möglich; sie könnten sehr wertvolle Ergebnisse über die Entwicklung dieser beiden bedeutenden Handelsstädte und die Auswir­ kungen des Dreißigjährigen Krieges liefern, wobei Sondereinflüsse (Pest) zu berücksichtigen wären. Ebenfalls sind Eckwerte zu gewinnen für die Zeit davor, wenn die vorhandenen Naam­ klappers, wie hier für 1625 exemplarisch durchgeführt, aufbereitet würden. 111 Gliederungskriterium war der Vorname. Jedem Buchstaben wurde dann für den Familien­ namen nochmals das ganze Alphabet zugeordnet. Bicker, Andries fand man also unter der Kombination A/B, Bicker, Cornelis unter C/B. Das Konto wurde auf irgendeinem freien Folio eröffnet, war dieses ausgefüllt, so teilte man ihm das nächstfreie zu, das 50 oder 100 Folios weiter sein konnte. 112 Elias: Vroedschap van Amsterdam, passim, van Dillen: Oudste andeelhoudersregister, passim. 113 Peters: Handel Nürnbergs, S. 590.

150

MVGN 91 (2004) Quellen zur internationalen Handels- und Bankgeschichte 1621/22-1647/48

Da Nürnberg bei der Gründung der Bank offiziell und durch sowohl hier als auch in Hamburg oder in Amsterdam ansässige Familien Informationen über jene Banken eingeholt und sich eng an deren Zielsetzungen und formale Ordnungskriterien angelehnt hatte, war für Amsterdam dasselbe Buchungs­ system zu vermuten.114 Eine Analyse der rund 1.600 Folios aus Amsterdam, die im Inhaltsverzeich­ nis der Schuldbücher des Jahres 1625, den erwähnten Naamklappers op de Grootboeken, genannt werden, erbrachte eine Bestätigung der angestellten Vermutung, ebenso die persönliche Einsicht der erhaltenen Schuldbücher ab 1644ff., die im Gemeente-Archief, Amsterdam, liegen. In nicht wenigen Fällen waren zum Beispiel sämtliche 4 angegebenen Folios des Kontoinhabers X von 4 verschiedenen Kontoinhabern belegt, so dass bei einer Zusammenlegung der Buchungen davon auszugehen war, dass für sie nicht 4, sondern weniger als 1 Folio des Schuldbuches benötigt worden wäre. Für ihn, den Kontoinhaber X, und für Amsterdam insgesamt ergaben sich durch die ursprüngliche Methode falsche Größenordnungen. Bei der neuen Vorgehensweise wurde nun für jeden Kontoinhaber ermittelt, mit wieviel anderen Kontoinhabern er die bei ihm ge­ nannten Folios jeweils zu teilen hatte. Belegte er es allein, bekam er es voll zu­ geschrieben, teilte er es sich mit einem anderen, wurde 1/2 Folio angerechnet usw. 3.2. Die Ermittlung der Buchungen pro Folio Um eine weitere Präzisierung zu erreichen, musste eine Methode gefunden werden, welche es erlaubte, die durchschnittliche Anzahl der Buchungen/ Folio zu ermitteln. Eine Einsicht der ersten noch erhaltenen Schuldbücher ab August 1644 in Amsterdam ergab eine maximale Buchungsanzahl von 54 pro Folio. Da sich das Folienformat über die Jahre hinweg sowohl in Amsterdam als auch in Nürnberg nicht geändert hatte, konnte diese Richtgröße auch für den Unter­ suchungszeitraum unterstellt werden. Es leuchtet nun unmittelbar ein, dass die maximal mögliche Anzahl nicht er­ reicht wurde, wenn sich mehrere Kontoinhaber dasselbe Folio teilten. Außer­ dem musste in diesem Fall berücksichtigt werden, dass die Zeilen für die Kon114 StAN, Rep. 60a, Nürnberger Ratsverlässe, 1979, 93, 04.08.1620: Der in Nürnberg domizilie­ rende Italiener Calandrini wird aufgefordert, die sich in seinen Händen befindende Amsterda­ mer Bankordnung dem Rat vorzulegen. Er muss also gute Verbindungen zu Amsterdam gehabt haben; ebenda: 1990, 88, 28.05.1621: Dem Hamburger Rat soll für die Übersendung der dorti­ gen Bankordnung gedankt werden. Sieveking: Hamburger Bank, passim. Fuchs: Bancho Publico, passim, van Dillen: Amsterdamer Wechselbank, passim.

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tobezeichnungen, die Saldierungsreihen und für den Abstand zwischen den einzelnen Konten für Buchungen nicht zur Verfügung standen. Zusätzlich war in Rechnung zu stellen, dass auch dann, wenn ein Folio nur einem Konto zu­ geteilt worden war, es in den seltensten Fällen voll beschrieben wurde, da schon vorher keine Buchungen des Kontoinhabers mehr stattfanden. Auf die Eröffnung eines neuen Kontos auf diesem Folio wurde verzichtet, weil diese Tatsache noch nicht genau bekannt sein konnte bzw. kein Konto mehr zu eröffnen war. Für Nürnberg - mit einer maximalen Buchungsanzahl/Folio von 48 - wur­ den nun sämtliche Folios des Jahres 1622 danach befragt, wieviel Buchungen sie tatsächlich enthielten, wenn auf ihm 1, 2, 3, 4, 5, 6 Konten eröffnet wurden. Aus ihnen wurden Durchschnittswerte gebildet, welche die Buchungsanzahl pro Konto ergaben, wenn die Folios, wie oben ermittelt, belegt waren. Diese Durchschnittswerte wurden in Beziehung gesetzt zur maximal möglichen An­ zahl. Durch diese Methode gewann man einen je spezifischen Auslastungs­ koeffizienten/Seite in Prozent. 3.3. Die Ermittlung der Buchungen pro Kontoinhaber Für Amsterdam war bereits recherchiert, welcher Kontoinhaber auf welchem Folio stand, weiterhin war bekannt, wieviel von ihnen sich die einzelnen Folios teilten. In Verbindung mit dem eben errechneten Auslastungskoeffizienten konnte - unter Zugrundelegung einer maximalen Buchungsanzahl von 54/Fo­ lio - für jedes Folio jedes Kontoinhabers die durchschnittliche Buchungs­ anzahl errechnet und bei mehreren Folios durch Addition die Gesamt­ buchungsanzahl ermittelt werden. 3.4. Der Korrelationskoeffizient Buchungen/Umsatz Mit der Ermittlung der Buchungen/Kontoinhaber ist zunächst noch nichts über die Umsatzhöhe der Kontoinhaber gesagt. Dass sich auf Dauer und im statistischem Durchschnitt ein Zusammenhang zwischen der Buchungsanzahl und der Umsatzhöhe ergab und ergibt, leuchtet unmittelbar ein. In Nürnberg wurde - auch bei Betrachtung einzelner Gruppen von Kontoinhabern - der sehr hohe positive Korrelationskoeffizient (= r)115 von über +0,90.116 ermittelt. Cum grano salis kann dieser auch für Amsterdam unterstellt werden.

115 Ohler: Quantitative Methoden, S. 109. 116 Peters: Quellen (Av 7129.4 (3), S. 1166-1210 (Korrelation Buchungen/Umsatz), S. 1212-1253 (Korrelation Geschäftspartner/Umatz)).

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3.5. Die Ermittlung des Umsatzes pro Kontoinhaber Nach der Ermittlung der Buchungsanzahl ergab sich noch eine weitere metho­ dische Frage: Ist es bzw. wäre es bei dieser hohen Korrelation zwischen Bu­ chungen und Umsatz erlaubt, die Buchungsanzahl mit einem Durchschnitts­ umsatz/Buchung zu multiplizieren, um das Geschäftsvolumen zu ermitteln? Praktisch käme hierfür entweder der Durchschnittswert aus Nürnberg für die Jahre 1621-1624, aus Hamburg des Jahres 1619 oder der für Amsterdam von zum Beispiel 1644 in Frage. Sämtliche Größen wären jedoch proble­ matisch. Für den Nürnberger oder Hamburger Wert spräche die zeitliche Nähe, für den Amsterdamer - ist er denn erst ermittelt - derselbe Ort und die­ selbe Bank. In allen Fällen würde man aber das Ergebnis in gewisser Weise vor­ wegnehmen, etwas in die Box hineinstecken, was man anschließend heraus­ haben wollte. In dieser Arbeit wurde deshalb darauf verzichtet. Für die Er­ mittlung von statistischen Kennzahlen wurde deshalb die Buchungsanzahl zu­ grunde gelegt. Gelänge es aber, aus anderen Quellengattungen Umsätze der Kontoinhaber zu ermitteln, die über die Bank abgewickelt wurden, wären viel­ leicht Richtwerte zu gewinnen, die es mit aller Vorsicht erlaubten, auf Basis der Buchungen auf den Bankumsatz zu schließen.

3.6. Kontrolle und methodische Grenzen Zur Kontrolle wurden mit Hilfe dieser Methode die Gesamtbuchungsanzahl und die Buchungen/Kontoinhaber für Nürnberg 1622 berechnet und mit der tatsächlichen Buchungsanzahl verglichen. Die Übereinstimmung betrug bei den einzelnen Kontoinhabern 90, bei der Gesamtbuchungsanzahl 96,1 Pro­ zent. Dieselbe Genauigkeit kann also für Amsterdam unterstellt werden. Die unterschiedliche Übereinstimmung ergab sich aus folgenden Gründen. Bei der obigen Berechnung wurde einem Kontoinhaber mit zum Beispiel ins­ gesamt 4 V4 belegten Folios für das 74-Folio genau soviel Buchungen zugeteilt wie dem, der nur auf diesem einen Folio stand. In der Regel war es aber so, dass der Kontoinhaber mit der insgesamt größeren Anzahl von Transaktionen auch auf jenem Folio mehr Buchungen verzeichnete als derjenige mit insgesamt weniger Überschreibungsvorgängen. Die Tatsache hätte aber nur von einem statistischen Programm mit sehr vielen Variablen berücksichtigt werden kön­ nen. Der Nutzen wäre marginal gewesen. Im Auge zu behalten ist jedenfalls die Tatsache, dass für die größeren Kontoinhaber eher zu wenig, für die kleinen eher zu viel Buchungen errechnet wurden, wobei für die letzten auch eine sehr geringe Differenzierung hinsichtlich der Buchungsanzahl möglich war. Aber das sind die Grenzen jeder Statistik.

153

Lambert F. Peters

3.7. Analysemöglichkeiten Es ergeben sich unter anderem folgende Analysemöglichkeiten (Darst. 55, 56, 57)117: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Alphabetische Listung sämtlicher Kaufleute mit den errechneten Buchungen. Größengliederung nach der Buchungsanzahl. Errechung des über die Bank abgewickelten Handelsvolumens, re­ präsentiert durch die Buchungen. Relation dieses Handelsvolumens zur Gesamtbevölkerung bzw. pro Kopf der Bevölkerung. Bestimmung des Konzentrationsmaßes durch die Kumulation der Firmen bzw. der Buchungen. Ermittlung der Rechts- und Gesellschaftsformen. Alphabetische Aufzählung der genannten Berufe und Herkunfts­ orte.

4. Vergleich der Quellen aus Nürnberg, Hamburg und Amsterdam 4.1. Der je spezifische Quellencharakter In den drei Quellenbänden - gemeint ist also deren Erstfassung, die der Arbeit über den Handel Nürnbergs zugrunde lag - wurden Daten des Nürnberger Banco Publico der Jahre 1621-1624, der Hamburger Bank des Jahres 1619 und der Amsterdamer Wisselbank des Jahres 1625 erfasst. Es soll nochmals geprüft werden, in welchem Rahmen sie vergleichbar sind.118 4.2. Quellenauswahl Die Auswahl ergab sich zwingend aus dem zum Teil nur fragmentarisch erhal­ ten gebliebenem Quellenmaterial und dem Bestreben, möglichst zeitnahe Quellen zu verwerten. Eckwerte aus den vollständig vorhandenen Schuld­ büchern der Amsterdamer Wisselbank ab 1644ff. zu gewinnen und diese an den 20 Jahre zurückliegenden Zahlen von Nürnberg der Jahre 1621-1624 zu messen, schien aus methodischen Gründen problematisch. Analoge Über­ legungen galten für Namenslisten (die sogenannten Naamklappers op de Grooetbooken) aus Amsterdam zum Beispiel des Jahres 1615. 117 Peters: Quellen (Av 7129.4 (3), S. 1413-1473; Av 7130.4. (16), S. 271-317). 1,8 Inzwischen enthalten in beiden Quellenbeständen: Av 7129.4 (3) und 7130.4 (16).

154

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4.3. Zielsetzungen der Banken Gemeinsam war den Stadtvätern und der Kaufmannschaft die Zielsetzung, in den Wirren der Kipper- und Wipperzeit für berechenbare WährungsVerhält­ nisse zu sorgen. Es erfolgte ein enger Informationsaustausch über offizielle Kanäle sowie über international agierende und mit den Währungsproblemen vertraute Kaufleute.119 Dieser führte zu einem weitgehend identischen metho­ dischen Instrumentarium. Es sollte jeweils eine Giro- und Depositenbank sein, über welche die Handelskaufleute die Geschäfte untereinander in wertstabilen Zahlungsmitteln abzuwickeln hatten. Diese enge Zusammenarbeit führte jedoch nicht zu einem Bankenverbund mit gegenseitigen Uberschreibungs­ möglichkeiten. Dieses nur theoretisch gegebene Instrumentarium scheiterte schon an der Übermittlungsdauer und damit der Unzuverlässigkeit des Infor­ mationsaustausches hinsichtlich des Kontostandes. 4.4. Bankzwang - Währungseinheit 4.4.1. Nürnberg Die Nürnberger Bank nahm am 10. August 1621 ihre Tätigkeit auf. Der Rat der Stadt garantierte für die Einlagen und übte weitgehende Kontrollfunktionen aus. Mit Zustimmung der Kaufleute verordnete er den Bancozwang. Alle Han­ delsgeschäfte ab 200 Gulden, alle Wechselzahlungen und alle Depositoeinlagen mit Gewinnabsicht sollten über die Bank abgewickelt werden. Gezahlt werden musste mit ,guten und gangbaren Sorten4, zur Hälfte in groben, zur Hälfte in kleinen Münzen, gemäß den Münzedikten der Stadt. Kompensationen von Schulden und Forderungen waren nicht erlaubt, Kredite wurden nicht verge­ ben, eine Gewinnabsicht seitens der Bank lag nicht vor. Die Geschäfte waren gebührenpflichtig, Übertretungen wurden mit Strafen belegt. Rechnungseinheit war der Gulden zu 20 Schilling bzw. 240 Pfennig. Der Reichstaler wurde zunächst zu 3 V4 Gulden gewechselt, nach der Abwertung am 22.09.1623 zu 1 V2 Gulden. 4.4.2. Hamburg Die Hamburger Bank eröffnete am 02.03.1619. Sie entstand auf Initiative des Rats und unter maßgeblichem Einfluss der einheimischen und der dort domi­ zilierenden englischen und niederländischen Handelskaufleute. Als wertstabile Rechnungseinheit wurde die Mark Banko geschaffen; alle anderen Währungen 119 StAN, Rep. 60d, Verlässe der Herren Älteren, 31, 34, 15.06.1620. Peters: Handel Nürnbergs, S. 554.

155

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wurden zu ihr in Beziehung gesetzt. Die Mark Banko zählte xk des vollgewich­ tigen Reichstalers, die alte lübische Mark fixierte man auf 3 Reichstaler, 1 V2 Gulden zahlte man für einen Taler. Untergrenze für die bankpflichtigen Geschäfte waren 400 Mark Banko, also wie in Nürnberg 200 Gulden (400 Mark Banco [:3] = 133 Reichstaler [x 1 V2] = 200 Gulden). Hier ist auf einen Irrtum in der Literatur aufmerksam zu machen, in der be­ hauptet wird, die Bankpflicht habe ab 400 Mark lübisch, also 1200 Taler oder 1800 Gulden oder 3600 Mark Banko eingesetzt. Dem ist folgendes entgegen­ zuhalten. 1. Dieser Behauptung widerspricht die Bankordnung, in der, insofern es sich um den gewöhnlichen Überweisungsverkehr handelt, von Mark, nicht von Mark lübisch die Rede ist. Die in diesem Zusammenhang erwähnten Assignationszettel sind keine Wechsel, sondern bloße Überweisungsträger. Darüber hinaus ist folgendes zu bedenken: 2. Von einer engen Angleichung der Bankbestimmungen, wie gleichzeitig in der Literatur behauptet wird, könnte bei einer um 900% (200:1800) höher an­ gesetzten Pflichtgrenze nicht mehr die Rede sein. 3. Gewichtiger ist aber das Argument, dass die Zielsetzung der Bank bei die­ sem Limit kaum zu erreichen gewesen wäre. Viele, wenn nicht die meisten Ge­ schäfte hätten mit allen negativen Folgen für die Währungsverhältnisse legal außerhalb der Bank abgewickelt werden können. 4. Wenn die oben aufgestellte Behauptung richtig wäre, dürften in den Aus­ zügen aus den Bankbüchern des Jahres 1619 keine Überweisungen unter 3.600 Mark Banko (= 400 Mark lübisch) erscheinen, denn die Pflichtgrenze konnte ausdrücklich nicht unterschritten werden. Tatsächlich lagen aber schon die ersten drei Einzahlungen nach der Eröffnung, nämlich die von Carel Groenendael & Peter Verpoorten, die in jenem Jahr den zweithöchsten Umsatz erziel­ ten, mit 2.035-00-06, die von Johann Schröttering mit 2.000-00-00 und die von Hans Amory mit 614-00-00 Mark Banko deutlich unter dieser Grenze. Die Beispiele ließen sich fortsetzen. Man darf unterstellen, dass der Rat nicht eine Bankordnung erließ, ihre Übertretung mit Strafen belegte und sich so­ gleich am Anfang und mehrfach davon dispensierte. 5. Geht man aber, wie hier vertreten, von einer Pflichtgrenze von 400 Mark Banko aus, so dürfte sich in den Listen keine Überweisung unter diesem Betrag finden. Und das ist in der Tat auch nicht der Fall. Die Summe auf dem Konto von Wilhelm Christmis über 400-02-02 Mark Banko repräsentiert dieses untere Limit (plus Bankgebühren). 6. Eine Ausnahmeregelung galt in Hamburg für Wechselzahlungen, die erst bei einer Höhe von 400 Mark lübisch über die Bank abzuwickeln waren. Mög-

156

MVGN 91 (2004) Quellen zur internationalen Handels- und Bankgeschichte 1621/22-1647/48

licherweise ging man bei den Verantwortlichen davon aus, dass Wechsel­ geschäfte über kleinere Summen eher die Ausnahme bildeten; der Wunsch danach hätte beim Geschäftspartner unter Umständen Fragen nach der Bonität des Schuldners aufkommen lassen. Wechselzahlungen bevorzugte man wohl dann, wenn es galt, höhere Summen mit längerer Kapitalbindung abzusichern. 4.4.3. Amsterdam Vorbild dieser beiden Ordnungen waren die Statuten der Wisselbank in Amsterdam. Auch hier galt der Regulierungszwang für alle Handelsgeschäfte unter Kaufleuten. Über die Bank abwickeln konnte man Zahlungen ab 300 Gulden; ab 600 Gulden war, unabhängig davon, ob der Forderungsausgleich durch bloße Überweisungsanordnung mittels Assignationszettel erfolgte oder ob fällige Wechsel eingelöst wurden, der strenge Bankzwang vorgeschrieben. 4.5. Fazit Ergebnis: Die Bankordnungen stimmten nicht nur der Grundidee nach, son­ dern in den meisten Details überein. Im Rahmen der hier aufgezeigten Unter­ schiede sind also die Zahlen im quantitativen Teil durchaus vergleichbar.120

120 Sieveking: Hamburger Bank, passim. Fuchs: Bancho Publico, passim, van Dillen: Amsterdamer Wechselbank, passim.

Spalte 1:

Kontoinhaber

Spalte 1:

Kontoinhaber

Spalte 2:

Vorname / Gesellschafter

Spalte 2:

Vorname / Gesellschafter

Spalte 3:

Anzahl der errechneten Buchungen

Spalte 3:

Anzahl der errechneten Buchungen

1

2

3

1

2

Aadriaanssen

Jan en Swijs

3

Arckel

Goddert van

Aarensen

Jan

90

Arckel

Isaacq an

Aarentssoon

Jan en Claas

60

Amoudt

Nataniel

Aaroo

Jan de

23

Arp

Aert van (wed.)

Abbass

Hans

3

Arp

Lambert van

Abbeken

Hendricq

Asp[e?]ren

Jacq.van

Abeelss

Jonas

Asperen

Jan van

15

Abenatar

s. Abeniacaar

Assenborgh

Piter

60

45 109

Davit

34

Aucry

Samuel

Ablijn

Abraham

90

Auxbrebies

Batholomeus

Adriaanssoon

Jores

8

Auxbrebies

Hans

Aventroot

Jan

Ayeres

Manuel s. Silva, Diego de

38 8 19 4 3 45

8 3 30

Adriaenssen

Jacob

Aerssen

Anthoni

Aertsen

Jan Pieter

4

Ayerschettel

Christoffel

Alberssen

Baarent (erve)

8

Ayta

Volcaart Nannings

Aldenwereltt

Jan van

23

Baack

Joost

19

Alen

Pieter

60

Baacq

Lourens Joosten

30

Alewijn

Dirck

135

Baalstel

Nicolaas

30

Allen

Jan

Baarenssen

Willem

Alvares Campos

Manuel

4

Baarle

Davit van

Alvares de Pass

Rodrigo

30

Baarle

Jan van

90

Alveres

Marten

15

Baarle

Robert

150

Andriessen

Adriaen

4

Baas

Gasper Willemsen

Andriessen

Piter

4

Baasdorp

Jan van

27 184

15

Ansloo

Roger Claasen

Anthonissen

Christoffel

26

Anthony

Nicolaes

90

Appelman

Gerrit

8

Baat[s?]

Hans de (wed.)

Bäcker

Cornelis Adriaenssen

3

Darst. 55: Konten der Amsterdamer Wisselbank 1625, alphabetische Listung

3 8 8

8 105

4 25 375 3

Lambert F. Peters

Abeniacaar

3

Umsatzrang Prozentanteil von allen Firmen (kumuliert) Kontoinhaber Vorname / Gesellschafter Anzahl der errechneten Buchungen Buchungen (kumuliert) Prozentanteil von allen Buchungen (kumuliert)

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7:

1

2

3

4

Spalte Spalte Spalte Spalte Spalte Saplte Spalte

5

6

7

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7:

Umsatzrang Prozentanteil von allen Firmen (kumuliert) Kontoinhaber Vorname / Gesellschafter Anzahl der errechneten Buchungen Buchungen (kumuliert) Prozentanteil von allen Buchungen (kumuliert)

1

2

3

4

5

6

7

1

0,08

Heltt

Dirricq Claasen

630

630

1,20

27

2,08

Luis

Abraham

225

8811

16,72

2

0,15

Bartholott[i]

Guilliame

530

1160

2,20

28

2,16

Boudewijns

Francois

225

9036

17,15

3

0,23

Ontfangers van

Oostindische compe.

518

1678

3,18

29

2,24

Piterssoon

Geurt

225

9261

17,58

4

0,31

Latfeuer

Charles de en Comp.

510

2188

4,15

30

2,32

Putt

Hendc. van

225

9486

18,01

5

0,39

Wuytiers

Dirck

420

2608

4,95

31

2,39

Voet

Hendricq

225

9711

18,43

6

0,46

Hester

Hermann (wed. en erven)

405

3013

5,72

32

2,47

Reaal

Jacob

225

9936

18,86

7

0,54

Baat[s?)

Hans de (wed.)

375

3388

6,43

33

2,55

Willemssen

Joost

225

10161

19,29

8

0,62

Cuysten

Jan

375

3763

7,14

34

2,63

Hooftman

Merten Hermanssoon

225

10386

19,71

9

0,69

Surck

Manuel van

360

4123

7,83

35

2,70

Willem

Paulo de

225

10611

20,14

10

0,77

Walis

Jan

315

4438

8,42

36

2,78

Roelantss

Daniel en Compe.

203

10814

20,53

11

0,85

Beeck

Pieter van

315

4753

9,02

37

2,86

Braa

Jacomo de

197

11011

20,90

12

0,93

Coeymans

Balthr.

278

5031

9,55

38

2,93

Nuyts

Cornelis en Comp.

195

11206

21,27

13

1,00

Marees

Abraham de (junior)

270

5301

10,06

39

3,01

Labistrate

Daniel de

195

11401

21,64

14

1,08

Wijen

Aernout van et Compe.

270

5571

10,57

40

3,09

Loonnes

Jaques

195

11596

22,01

15

1,16

Tolinx

Gijsbert

270

5841

11,09

41

3,17

Schoonhoven

Gerrit van

188

11784

22,37

16

1,24

Webster

Jan

270

6111

11,60

42

3,24

Wijen

Aamolt van et Compe.

184

11968

22,72

17

1,31

Brest

Joost

270

6381

12,11

43

3,32

Aerssen

Anthoni

184

12152

23,07

18

1,39

Heuvels

Merten van

270

6651

12,62

44

3,40

Liberghen

Aemout van

180

12332

23,41

19

1,47

Pont

Pieter de en Castel, Phs.

270

6921

13,14

45

3,47

Cooler

Anthoni

180

12512

23,75

20

1,54

Tweenhuysen

Lambert van

243

7164

13,60

46

3,55

Janssoon

Bartholomeus

180

12692

24,09

21

1,62

Looten

Carel en Comp.

240

7404

14,05

47

3,63

Willemssen

Bartholt

180

12872

24,43

22

1,70

Fauconier

Jan

240

7644

14,51

48

3,71

Coeymans

Coenraat en Comp.

180

13052

24,77

23

1,78

Sandra

Mathijs en Comp.

240

7884

14,96

49

3,78

Sobier

Daniel

180

13232

25,12

24

1,85

Lenertss.

Wolter

240

8124

15,42

50

3,86

Wickenvoort

Gasper van

180

13412

25,46

25

1,93

Wees

Jan Claas

233

8357

15,86

51

3,94

Louckre

Guiliame de

180

13592

25,80

26

2,01

Peltt

Phs.

229

8586

16,30

52

4,02

Loon

Hans van

180

13772

26,14

Darst. 56: Konten der Amsterdamer Wisselbank 1625, Listung nach den errechneten Buchungen mit der kumulierten Buchungsanzahl UI sO

M V G N 91 (2004) Quellen zur internationalen Handels- und Bankgeschichte 1621/22-1647/48

Spalte Spalte Spalte Spalte Spalte Saplte Spalte

ON

o

Ort / Beruf

Name

Vorname

Ort / Beruf

Name

Vorname

1

2

3

1

2

3

advocaatt

Cloecq

Nicolaas Nanninghs

mulder

Slicher

Anthoni (wed.)

Advocaet

Erpecum

Jan van

Naarden

Arnoudt

Nataniel

Ans Loo

Claasen

Reyer

Nertinghen

Boudoes

Robberd de

B[r]emen

Kuyjsten

Gerrit

Organist

Piterssoon

Geurt

backer

Elbencq

Hans Wms.

procureur

Ghim

Sijmon

Berendrecht

Bruyn

Willem

Purmerentt

Jacobssoon

Adriaan

bergen-vaerder

Jacobssoon

Hermen

Rijga

Reynniers

Hans

Bredaa

Comelissen

Jacob

Schiedam

Janssoon

Bartholomeus

Brouwer

Gijselaar

Jacob de

Schipper

Hobbe

Comelis

Lambert F.

Doex

Willem (curatooren)

Schrijver

Pitersson

Jan (wed.)

Claassen

Claas (de jonge)

secertario

Hendx.

Claas

Cranenburg

Bon

Isaacq

secretario

Labistrate

Daniel de

Cruymaker

Mathijssen

Piter

tot Hör...

Sweers

Lenertt (wed.)

cuyper

Ijsbrantssoon

Jan

Vendu-Meester

Hoecq

Jan en Anth. van

Delfft

Hendrixssen

Anthoni

verlooren Arbeyt?

Gerven

Isaacq van

Delft

Aarentssoon

Jan en Claas

verwer

Baarle

Davit van

Deventer Waach

Dobbenssen

Isbrant

verwer

Hengel

Joores van

drogist

Janssen

Claas Schellingwou

verwer

Hendrixssoon

Salomon

Enghuysen

Dommer

Jan

verwer

Gerritsen

Seeger en Samuel

Horen

Janssen

Jooris

vleeshouver

Flijnnes

Juwelier

Janssen

Balthaser

Phlips en Guilbert de

Darst. 57: Konten der Amsterdamer Wisselbank 1625, Listung nach angegebenen Orten und Berufen

Peters

Bultel? cafverstraat

MVGN 91 (2004) Quellen zur internationalen Handels- und Bankgeschichte 1621/22-1647/48

Darstellungsverzeichnis Darst. 1: T-Konto Brocco, Bartelomeo, Giovanni Antonio und Pietro (Ausschnitt)........................................................................................... Darst. 2: Kontoausschnitt Marstaller, Hieronymus................................. Darst. 3: Konto Abend, Michael, Wirt zum Schwarzen Bären................ Darst. 4: Konto Jud Joseph beim Feigenbaum; Frankfurt/M.................. Darst. 5: Konto Agricola, Dr. Andreas.................................................... Darst. 6: Journal-Auszug der Viatis/Peller.............................................. Darst. 7: Kontennachweis........................................................................ Darst. 8: Seitennachweis........................................................................... Darst. 9: Querverweise - Synonyma - Verballhornungen...................... Darst. 10: Herkunftsnachweis nach Ländern und Städten...................... Darst. 11: Herkunftsnachweis nach Regionen......................................... Darst. 12: Herkunft Italien (vermutet)..................................................... Darst. 13: Berufe und Titel....................................................................... Darst. 14: Anwesenheits- und Rangmatrix.............................................. Darst. 15: Eckdaten für Einzeljahre und für den Gesamtzeitraum......... Darst. 16: Eckdaten für Einzeljahre und für den Gesamtzeitraum (Größte Firmen/Umsatz in 5%-Klassen, kumuliert).......................... Darst. 17: Anzahl der bankpflichtigen Firmen 1621/22 - 1647/48 ......... Darst. 18: Bankpflichtige Unternehmen - Vergleich ausgewählter Jahre. Darst. 19: Gesamtumsatzentwicklung 1621/22 - 1647/48 ...................... Darst. 20: Umsätze in ausgewählten Jahren............................................ Darst. 21: Konzentration 1621/22 - 1634/35 - 1647/48 .......................... Darst. 22: Firmen nach der Rechtsform ,... (sei.): Witwe*....................... Darst. 23: Umsatzstärkste Firmen - Auswahl - ...................................... Darst. 24: Anwesenheits- und Rangmatrix ausgewählter Firmen........... Darst. 25: Entwicklung der Imhoff-Stammfirma vor dem Hintergrund der Gesamtentwicklung (tabellarisch).................................................... Darst. 26: Entwicklung der Imhoff-Stammfirma vor dem Hintergrund der Gesamtentwicklung (graphisch)....................................................... Darst. 27: Anwesenheits- und Rangmatrix der Tücher - Gräßel Viatis/Peller..............................................................................................

61 61 62 62 62 63 76 76 77 78 79 80 81 83 84 85 86 87 88 91 92 94 95 99 100 101 102

161

Lambert F. Peters

Darst. 28: Entwicklung der Tucher-Stammfirmen vor dem Hinter­ grund der Gesamtentwicklung (tabellarisch)....................................... Darst. 29: Entwicklung der Tucher-Stammfirma vor dem Hintergrund der Gesamtentwicklung (graphisch).................................................... Darst. 30: Entwicklung der Gräßel-Firmen vor dem Hintergrund der Gesamtentwicklung (tabellarisch)........................................................ Darst. 31: Entwicklung der Gräßel-Firmen auf dem Hintergrund der Gesamtentwicklung (graphisch) .......................................................... Darst. 32: Entwicklung der Firma Viatis/Peller vor dem Hintergrund der Gesamtentwicklung (tabellarisch)................................................. Darst. 33: Entwicklung der Firma Viatis/Peller vor dem Hintergrund der Gesamtentwicklung (graphisch).................................................... Darst. 34: Umsatzvergleiche 1622/23 zu 1621/22 - Auszug................... Darst. 35: Umsatzvergleich 1622/33 - 1621/22 - Gesamtzahlen (tabellarisch).......................................................................................... Darst. 36: Umsatzvergleich 1634/35 zu 1631/32 - Gesamtzahlen (tabellarisch).......................................................................................... Darst. 37: Umsatzvergleiche 1622/33 zu 1621/22 und 1634/35 zu 1631/32 - Saldenbilanz (graphisch)...................................................... Darst. 38: Journal der Firma Lumaga, Juli 1623 (Auszug)...................... Darst. 39: Konto Arnold de Bourg mit Negativsaldo............................. Darst. 40: Zusammengefaßtes T-Konto der Firma Tücher 1621/22 1623 /24 (Auszug)............................................................................... Darst. 41: Analyse Kassakonto................................................................. Darst. 42: Überweisungen aller Kontoinhaber an ausgewählte Gruppen Darst. 43: Überweisungen ausgewählter Gruppen an alle Kontoinhaber Darst. 44: Bareinzahlungen ausgewählter Gruppen................................ Darst. 45: Barabhebungen ausgewählter Gruppen.................................. Darst. 46: Barabhebungen im September 1623......................................... Darst. 47: T-Konto der Gebrüder Roth des Jahres 1626/27.................... Darst. 48: Netzwerk der Firma Lumaga 1621/22 - 1623/24 (Auszug).... Darst. 49: Buchungen im Bereich zwischen 10.000 und 250.000 Gulden - zeitliche Sortierung -........................................................................ Darst. 50: Buchungen im Bereich zwischen 10.000 und 250.000 Gulden - alphabetische Sortierung nach der Habenseite (Zahlungsempfänger)

162

103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 114 115 116 117 123 124 126 127 131 132 136 142 143

MVGN 91 (2004) Quellen zur internationalen Handels- und Bankgeschichte 1621/22-1647/48

Darst. 51: Buchungen im Bereich zwischen 10.000 und 250.000 Gulden - alphabetische Sortierung nach der Sollseite (Zahler)........................ Darst. 52: Buchungen im Bereich zwischen 10.000 und 250.000 Gulden - Sortierung nach der Uberweisungshöhe........................................... Darst. 53: Konten Hamburger Bank 1619, alphabetische Listung.......... Darst. 54: Konten Hamburger Bank 1619, Listung nach der Umsatz­ höhe mit kumuliertem Umsatz/Firmenanteil...................................... Darst. 55: Konten der Amsterdamer Wisselbank 1625, alphabetische Listung.................................................................................................. Darst. 56: Konten der Amsterdamer Wisselbank 1625, Listung nach den errechneten Buchungen mit kumulierter Buchungsanzahl.......... Darst. 57: Konten der Amsterdamer Wisselbank 1625, Listung nach angegebenen Berufen...........................................................................

144 145 148 149 158 159 160

163

Lambert F. Peters

Quellen- und Literaturverzeichnis (Zitiertitel kursiv) Quellenverzeichnis Gemeente-Archief, Amsterdam,

Naamklapper op de Grootboeken, 1625

Staatsarchiv Hamburg (StAHamburg) CI. VII, Lit. Cb. Nr. 4, Vol. la, Nr. lb Staatsarchiv Nürnberg (StAN)

Rep. 16a, B-Laden, Akten, S 1, L 117 Rep. 19a, E-Laden, Akten, 223 Rep. 60a, Nürnberger Ratsverlässe, 1979,1980 Rep. 60d, Verlässe der Herren Älteren, 31

Stadtarchiv Nürnberg (StadtAN)

E 8 (Handelsvorstand) Nr. 4233 bis 4248 (Journale des Banco Publico); Nr. 4291 bis 4306 (Schuldbücher des Banco Publico) Av (Arichivbibliothek) 7129. (1-3) (= Lambert F. Peters: Quellen zur inter­ nationalen Handels- und Bankge­ schichte - Nürnberg 1621/22-1623/24 - Hamburg 1619 - Amsterdam 1625 Av (Archivbibliothek) 7130.4 (1-16) (= Lambert F. Peters: Quellen zur in­ ternationalen Handels- und Bankge­ schichte - Nürnberg 1621/22-1647/48 - Hamburg 1619 - Amsterdam 1625

Stadtbibliothek Nürnberg (StBN)

63.4° = Imhoff] Hans Hieronymus: Geheim-Büchlein für mich Hans Hieronymus Imhoff 1622-1659

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166

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167

MVGN 91 (2004) Quellen zur internationalen Handels- und Bankgeschichte 1621/22-1647/48

Index A

Außenwirtschaftliche Verflechtung .. 55 Außenwirtschaftsbeziehungen ......... 56 Ayrer ...................................................... 109 Ayrmann .. 64, 65, 66, 89, 90, 92, 96, 109, 113, 119, 124, 137, 138, 139, 140, 141

Abend, Wirt in Nürnberg ............ 62, 109 Abnutzungskonto.................................. 137 Abrechnungsmodus..............................124 Ach............................................................109 Adam........................................................109 B Adelberger............................................... 109 Bacher, Kaufmann aus Regensburg .. 109 Adler ........................................................109 Baier............................................................73 Agrarsektor...............................................70 Bailli, Firma aus den Niederlanden .. 109 Agricola................................................... 109 Balem........................................................109 Aichhorn.................................. 66, 96, 109 Baltinger ................................................. 109 Aichmann ............................................... 109 Banco Publico ... wegen der zahlreichen Allianz, strategische (s.a. Strategische Nennungen nicht aufgenommen Allianzen)...........................................120 Bancogebühr (Konto)............................137 Ammon ..................................................... 98 Bancogebühren...................................... 137 Amon........................................................109 Bancozwang ................... 54, 55, 139, 155 Amory, Kaufmann in Hamburg .... 156 Bandt ........................................................109 Amsterdam........................ 54, 55, 86, 139, Bankenverbund...................................... 155 150, 151, 152, 153, 154,157, 164, 177 Bankeröffnung ...................................... 138 Amsterdamer Wisselbank ..54,146, 154 Bankgebühren...........................................56 Amtmann in der Schau......................... 128 Bankgeschäfte.........................................137 Analyse, firmenbiographische...........133 Bankhaus................................................. 128 Antwerpen............................................... 139 Bankiers..................................................... 67 Anwesenheitsmatrix................................82 Bankrott................................. 89, 129, 134 Arbeitsfreie Tage.................................... 121 Bankunternehmen ................................ 118 Arbitragegeschäfte ..................................57 Bannzau................................................... 109 Archive, ostdeutsche................................68 Barabhebung.....................................55, 74 Arlens, Kaufmann aus Hamburg .... 109 Bareinzahlung ........................ 55, 74, 113, Armherr................................................... 109 121, 125, 126, 129, 138, 139, 141,176 Arnoldt ................................................... 109 Bareinzahlung, halb-bare..................... 125 Arnschwang ...........................................109 Bargeldbedarf .........................................129 Arting........................................................109 Bargeldtransport. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . hj ^ >, jlz/, u9 Arundel, Thomas, Earl of ...................64 Barigi, Firma aus Italien....................... 109 Assignationszettel................................. 156,157 Barsoti, Firma aus Italien..................... 109 Attavanti, Firma aus Italien .. 95, 96,128 Bauer ........................................................109 Auer...........................................................98,109 Bauernfeind...............................................89 Auerweck ............................................... 109 Bauernschmidt ...................................... 109 Augsburg................................................... 71 Beck...........64, 90, 96,119,124, 137,139, Auseinandersetzungen, privatrechtliche . 140,141 141 Benevieni, Firma aus Italien .. 58, 96, 97, 140 Auslastungskoeffizient......................... 152

169

Lambert F. Peters Berufe....................................................147 Berufsbezeichnung..............................154 Berufsnachweis......................................75 Betragsanalyse........................................59 Bilanzerstellung ..................................129 Blommart (=Blumart), Firma aus den Niederlanden....................................72 Blumart (=Blommart), Firma aus den Niederlanden........................ 126, 140 Bonität.................................. 55, 141, 157 Bourg, de, Kaufmann aus den Niederlan­ den.............. 95, 96,115,126,130,140 Braa, de, Firma aus den Niederlanden ... .......................................... 96, 126,128 Bracciolini, Firma aus Italien 96, 97, 128 Branchenentwicklungen......................110 Braunschweig und Lüneburg, Kurfürsten von (s. Langenbeck)..........................90 Breslau....................................................67 Brocco, Firma aus Graubünden .. 58, 96, 126,129 Bruderschaft, s. Deutsche..................... 65 Buchungsanzahl ..................................154 Buchungsberechnung..........................154 Buchungssystem..................................151 Bürgerliche Unternehmerschicht .... 66 Buy-in-(out)-Entscheidungen............. 97

c Calandrini, Firma aus Italien ... 96, 128, 129, 151 Capitani, Firma aus Italien........ 96, 113, 118, 125, 129 Celary, Kaufmann aus Krakau.......... 139 Christmis, Wilhelm, Kaufmann in Ham­ burg ..................................................156 Corporate Identity..............................107

D Danzig....................................................67 Darlehen ................................................56 Darlehnsgeschäfte, politische..............128 Depositoeinlagen ................................155

170

Depositum..............................................56 Deutsche Bruderschaft, Lyon ............. 65 Diefenbacher..........................................72 Dilherr..............................................65, 90 Dreiecksgeschäfte................ 60, 124, 138 Dreißigjähriger Krieg .... 51, 65, 68, 69, 70, 71, 72, 87, 89, 90, 92, 147, 150 Dresden................................................139 Drossendorf ........................................137 Durchschnittsbuchung........................119

E Eckdaten, gesamtwirtschaftliche........ 82 Eigenhandel............................................57 Einkaufskommissionäre......................113 Eisfeldische Kupferhandlung des Rats ... ....................................................90, 137 Elastizitätskoeffizient..........................133 England, Kaufleute aus........................155 Erbschaftsansprüche............................129 Erbschaftshöhen....................................70 Erbschaftspraxis ....................................93 Ernstberger............................................89 Existenzdauer von Firmen....................95

F Faktor ..............................................57, 97 Fernhandel........................................66, 70 Finanzgebaren......................................119 Finanzplanung ......................................58 Finanzpolitik einzelner Unternehmen 89 Finanzsystem s. Wallenstein ................88 Firmenrechtsnachfolge........................ 97,108 Firmenstruktur............................120, 134 Firmenzusammenbrüche......................87 Florenz..........................................139, 140 Förenberger........................................... 65 Frankfurt.................................. 57, 60, 62 Frankreich.............................................90,120 Fuchs ......................................................72 Führungsqualität....................................93 Führungsstruktur..................................93 Fürleger..................................................96 Fürth ......................................................60

MVGN 91 (2004) Quellen zur internationalen Handels- und Bankgeschichte 1621/22-1647/48

G Gaedechens jr..........................................146 Gammersfelder........................................ 65 Garantiefunktion .................................... 56 Gegenallianz ...........................................120 Geldmarkt.................................................56 Geldnachfrage, Definition................. 121 Geldströme ..................................... 55, 138 Geldströme, internationale .................128 Geldtransfer...............................................55 Geldumlauf...............................................55 Geldvolumen...........................................122 Geldwertstabilität....................................57 Geltungsbereich des Banco Publico .. 55 Genua........................................................139 Georg, Kurfürst von Sachsen.................65 Gerardini, Firma aus Italien...........58, 96 Gerda Henkel Stiftung........................... 73 Gerstenberg, Hans, Agent des Grafen Schwarzenberg....................................90 Geschäftsgeheimnis ................................55 Geschäftszeit.............................................55 Gewerbe..................................................... 70 Gewinnmargen........................................ 57 Gewinntransfer...................................... 129 Giro- und Depositenbank...........54, 155 global players .......................................... 66 Gräßel .............................. 89,98,104,107 Graubünden .... Siehe Brocco, Lumaga Greger, Kaufmann aus Wien...............139 Groenendael, Kaufmann in Hamburg 156 Gründungsinitiative................................57 Gustav Adolf, schwedischer König ... 88

Handelsvolumen .. 87, 109, 121,122, 146 Handelsvolumen, Definition...............121 Handwerker ....................................60, 139 Hanse..........................................................71 Hassenbart..............................................128,140 Hauptkonto.............................................137 Hauptmarkt...............................................56 Herbstmessen .........................................129 Herkunftsnachweis.................................. 75 Herkunftsorte....................................... 147,154 Herrenmarkt.............................................56 Hildebrandt...............................................72 Hiller......................................................... 96 Hirschmann...............................................72

I Imhoff 52, 64, 66, 72, 90, 95, 96, 98, 100, 101, 107, 118, 120,135, 137,140, 164 Industrie- und Handelskammer, Nürn­ berg ....................................................... 72 Informationsaustausch..........................155 Inno vations kraft...................................... 57 Italien............... 80, 89, 106, 120, 175, 176 Italien, Firmen aus .... 56, 57, 58, 66, 68, 69, 75, 89, 92, 95, 98, 120,122

J Journal .... 51, 53, 54, 55, 59, 60, 64, 68, 69, 74, 96, 112, 113, 114, 118, 122, 139, 141, 150, 175, 176 Jud Joseph beim Feigenbaum, Kaufmann aus Frankfurt/M................................... 62 Jüdische Kaufleute ..................................60 Juristen....................................................... 60

H Habsburg, Haus ...................................... 89 Hamburg ........... 55,71,86,89,109,139, 151, 153, 156, 176 Hamburger Bank 54, 146, 154, 155, 176 Hamburger Rat...................................... 151 Handelsfunktion.................................... 135 Handelsgeschäfte ....................................54 Handelsstädte, große ..............................70

K Kapital, Mobilisierungsfähigkeit von .... ......................................................90, 130 Kapitalbasis...............................................93 Kapitalbindung........................................ 64 Kapitalmarkt Nürnberg....................... 133 Kärnten, Firmen aus........................67, 69 Kassabewegungen.................................... 57

171

Lambert F. Peters Kassabücher..........................................150 Kassahaltung für Transaktionszwecke 118 Kassaverhalten..............................113, 129 Kassenhaltung, Koeffizient der, Defini­ tion ..................................................121 Kästner....................................................96 Kennziffern, gesamtwirtschaftliche .. 121 Kipper- und Wipperinflation................91 Kipper- und Wipperzeit................ 54, 155 Kleewein .........................................90, 96 Kleinhandel............................................66 Kommissionsgeschäfte.................. 56, 66 Kommissionshandel..............................57 Konjunkturverlauf................................87 Konkurrenzbeziehungen.............120, 134 Kontennachweis....................................74 Kontobeständen, Verweildauer von 118 Kontoüberziehung.......................119, 130 Kontributionszahlungen ........ 56, 88, 90 Kontrollfunktion ..................................56 Konzentration........................................91 Konzentrationsmaß ....................147, 154 Konzentrationsverschiebungen........... 92 Korrelationskoeffizient ......................152 Korrelationskoeffizient Buchungen/Um­ satz ..................................................152 Kosten ....................................................56 Krakau............................................ 67, 139 Kreditaufnahme ............................59, 118 Kreditgeschäfte......................................54 Kreditrückzahlung .............................. 141 Kreditvergabe .................... 118, 128, 141 Kreditvertrag........................................141 Kreditzins ............................................141 Kriegsereignisse....................................129 Kriegsunternehmer................................88 Kupferhandel ........................................67 Kursdifferenzen ....................................57

Lebensdauer von Firmen..................... 93 Leinenfernhandel ..................................67 Leipzig...................... 67, 68, 89, 139, 166 Liquidität.............................................. 113 Liquiditätsüberschuss..........................126 Liquiditätsversorgung ........................130 Lorenzkurve ..........................................91 Losungsstube des Rats .. 88, 90, 128, 137 Lucca ....................................................109 Lumaga, Firma aus Graubünden .... 96, 113, 118, 128, 129, 130, 139, 140 Lüneburg, s. Langenbeck..................... 90 Lütge ........................................ 69, 70, 71 Lyon...................................... 65, 129, 139

M Mailand ................................................139 Mark Banko................................ 155, 156 Mark, lübische......................................156 Marktverankerung ................................98 Marstaller.........................................61, 96 Maul.............................................98, 105 Mediziner ..............................................60 Mentalität der Unternehmer ................93 Messekalender......................................133 Messen, Umsatz auf den......................124 Metschker, Hans Jakob, Amtmann in der Schau..................................................90 Metschker, Melchior, Amtmann in der Schau..................................................90 Middelburg ..........................................140 Mitteldeutschland.......................... 67, 88 Mitverwandte ........................................93 Monatsanalysen....................................121 Muellegg ........................ 90, 96, 106, 138 Münzmeister.......................... 88, 90,128 Münzsorten............................................55 Münzverknappung................................59

L Langenbeck, Dr. Heinrich, Abgesandter der Fürsten von Braunschweig und Lüneburg ........................................ 90 Lauer, Münzmeister.................... 90,137

172

N Naamklappers op de Grooetbooken .. .. ................................................ 150, 154 Netzwerk der Lumaga...................... 135

MVGN 91 (2004) Quellen zur internationalen Handels- und Bankgeschichte 1621/22-1647/48 Netzwerk, Schleifenlänge..................... 137 Netzwerk, Schleifenumsatz.................137 Netzwerk, Zuordnungsebenen.........137 Netzwerke............................ 120, 133, 176 Netzwerke, makroökonomische .... 134 Netzwerke, mikroökonomische .... 133 Netzwerkkoeffizient ............................133 Niedergangsthese .................................... 70 Niederlanden, Firmen aus den ... 56, 57, 66, 68, 69, 89, 122, 155 Nurmberger, Münzmeister .........90, 137 Nürnberg als Finanzzentrum ...............89 Nürnberg als Ganzjahresstandort .... 67 Nürnberg als Handels- und Finanzzen­ trum ....................................................... 68 Nürnberg, Finanzstatus......................... 90 Nürnberg, Wirtschaftslage Anfang/Mitte der Dreißiger Jahre ......................... 130 Nürnberg, Wirtschaftsmetropole ... 111

Philipp....................................................... 96 Piuro .........................................Siehe Plurs Plurs, Stadt in Graubünden .... 118, 129 Posen ..........................................................67 Prag ............................................................89 Preisreihen.................................................91 Preissteigerung ........................................ 64 Produktpolitik einzelner Unternehmen . ................................................................ 89 Puzer, Münzmeister......................90, 137

R

Odescalco, Firma aus Italien .... 96, 139 Orseti, Firma aus Italien....................... 129 Osteuropa .................................................67 Osthandel .........................................67, 68 Oudenaarde.............................................140 Overbeck, Matthäus von....................... 64 Oyrl, Firma aus den Niederlanden . . 96, 126, 130, 140

Rangmatrix ...............................................82 Rangverschiebungen..............................120 Ratenzahlungen.............................. 59, 138 Rating........................................................141 Rechts- und Gesellschaftsform 147, 154 Rechtsform ...............................................93 Rechtsform, Wahl der..............................95 Rechtssicherheit .................................... 125 Regulierungszwang ..............................157 Rehlinger................................................... 72 Reichstaler............................................... 156 Repgen ...................................................... 71 Roeck..........................................................71 Roming ..................................................... 96 Roth................................ 90, 128, 130, 132 Rottengatter.............................................120 Rüstungsgeschäft ............................ 65, 89

P

S

Paler............................................................72 Pappenberger, Christoph, röm.-kaiserl. Kammerdiener....................................90 Patriziat, Nürnberg........................98, 120 Patrizierfamilien...................................... 66 Peiler .......................... 72, 96, 98, 106, 107 Pest in Nürnberg......... 52, 65, 87, 88, 89, 95, 104, 111, 130, 150 Pestalozzi, Firma aus Italien......... 89, 97, 98,104,128 Pfaffengasse...............................................66 Pfaudt........................................................138

s’Hertogenbosch............................130, 140 Sachsen....................................................... 68 Sachsen, Kurfürsten von 65, 68, 89, 141 Safranmärkte.................................. 120, 133 Saisonbewegungen ................................118 Saisonverlauf relevanter Unternehmens­ gruppen ............................................... 122 Saldenbilanz ...........................................111 Savioli, Firma aus Italien ............ 128, 140 Scazuola................................................... 139 Scherl......................................................... 96 Schröttering, Kaufmann in Hamburg 156

o

173

Lambert F. Peters Schuldbücher........ 52, 53, 54, 55, 67, 68, 69, 75, 90,112, 150, 151, 175 Schuldgrund ..................................56, 124 Schüz ....................................................139 Schwarzenberg, Grafen von s. Gersten­ berg ....................................................90 Schweden................................................90 Schwendendörfer ........................ 96,141 Seibold....................................................72 Seitennachweis ......................................75 Sini, Firma aus Italien .... 58, 96, 97, 140 Software..................................................73 Sozialprodukt ........................................70 Spanien........................................... 120 Stadtgeschichte ......................................71 Stadtsparkasse, Nürnberg ....................72 Standortaufgabe ....................................89 Standortverlagerung..................... 134 Standortwettbewerb .... 52, 72, 120, 135 Steiermark, Firmen aus der .......... 67, 69 Steuerbücher..........................................71 Steuerpflichtigen, Anzahl der ..............70 Steuerverzeichnisse................................70 Stornobuchungen.........................119 Strafgeldkonto...............................137 Strategische Allianzen............ 52, 58, 72, 120,135 Suhl ........................................................68 Summenanalyse......................................59

T T-Konto.........................................112 Transaktionskasse........................122, 129 Tücher.................... 52, 65, 66, 90, 96, 98, 101,103,107,116,118,120,135 Turrisani, Firma aus Italien........ 97, 140

u ÜbergabeVerträge..................................70 Übermittlungsdauer.....................155 Umsatzhöhe ................................. 93, 146 Umschlagsgeschwindigkeit des Geldes, Definition.................................122

174

Unkostenkonto...................................137 Unternehmen, mittelständische........ 110

V Venedig ................................................139 Verflechtung, außenwirtschaftliche .. 113 Verleger .......................................... 67, 68 Vermögensbildung ................................70 Verpoorten, Kaufmann in Hamburg 156 Verteidigungsausgaben..........................56 Verteilerfirmen, zentrale......................135 Vertrauenskoeffizient..........................133 Vertrauensverhältnis.................... 64, 141 Viatis ........ 72, 96, 98, 106, 107, 125, 129 Vierecksgeschäfte ................ 60, 124, 138 Villach ..............................................89,98 Vollsortimenter....................................110

w Wachstumsverlauf..................................87 Waffenschmiede ....................................68 Währungseinheiten in Nürnberg .... 55 Währungspolitik....................................55 Währungsrelationen Nürnberg-HamburgAmsterdam......................................154 Währungsumstellung..........................121 Wallenstein ......................................88,89 Wallenstein, Finanzsystem von .............. ............................................ 64,88,111 Warensortiment............................107, 120 Warenverteuerung..................................59 Wechsel ........................ 55, 127, 156,157 Wechselzahlungen................................155 Wechselzahlungen, Hamburg ............156 Weiss ....................................................109 Weissbach ..............................................66 Welser.............................................. 66, 120 Wettbewerb..........................................134 Wettbewerbsverzerrung........................56 Wien................................................ 67, 139 Wirtschaftsstandort .... 52, 72, 120, 135 Witte, Hans de, Finanzagent Wallensteins 89

MVGN 91 (2004) Quellen zur internationalen Handels- und Bankgeschichte 1621/22-1647/48

z Zahlungen, halb-bare............................121 Zahlungsort...............................................57 Zahlungstermine.................................... 124 Zahlungsverhalten ................................141 Zeitreihenanalyse ............................ 59, 86 Zentralfirma.............................................134 Zingem......................................................140 Zinsen ........................................................56 Zollikofer................................................. 120 Zweiter Markgrafenkrieg............. 70, 133 Zwischenhandelsfirmen....................... 135 Zwischenhandelsstufen ....................... 135

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MVGN 91 (2004) Quellen zur internationalen Handels- und Bankgeschichte 1621/22-1647/48

Inhaltsverzeichnis der Quellenbände121 NÜRNBERG Band I Kontennachweis Querverweise, Synonyma, Verballhornungen Herkunft nach Ländern und Städten Herkunft nach Region Herkunft Italien (vermutet) Berufsbezeichnungen Seitennachweis der Kontoinhaber laut Schuldbücher

1 152 156 184 186 187 197

Band II Anwesenheits- und Rangmatrix aller Kontoinhaber 1621/22 - 1647/48 Anwesenheits- und Rangmatrix nach verschiedenen Rechtsformen 1621/22-1647/48 Umsatzranglistung der Kontoinhaber je Jahr 1621122 - 1647/48 Gewinner / Verlierer nach Umsatz 1622/23 : 1621/22 Gewinner / Verlierer nach Umsatz 1634/35 : 1631/32

99 208 548 579

Band III Konten A-BOS - Journale und T-Konten (strukturiert nach Umsatz­ verteilung) 1621/22 - 1626/27 Konten A-BOS absolute Umsätze 1627/28 - 1647/48

1 801

Band IV Konten BOT-DRO - Journale und T-Konten (strukturiert nach Umsatz­ verteilung) 1621/22 - 1626/27 Konten BOT-DRO - absolute Umsätze 1627/28 - 1647/48

1 768

Band V Konten DUE-GUZ - Journale und T-Konten (strukturiert nach Umsatz­ verteilung) 1621/22 - 1626/27 Konten DUE-GUZ - absolute Umsätze 1627/28 - 1647/48

1 762

Band VI Konten HAA-HUZ - Journale und T-Konten (strukturiert nach Umsatz­ verteilung) 1621/22- 1626/27 Konten DUE-GUZ - absolute Umsätze 1627/28 - 1647/48

1 765

Band VII Konten IMH-KAR - Journale und T-Konten (strukturiert nach Umsatz­ verteilung) 1621/22 - 1626/27 Konten IMH-KAR - absolute Umsätze 1627/28 - 1647/48

1 215

1

121 Peters: Quellen (Av 7130.4 (1-16)).

177

Lambert F. Peters Band VIII KASSAKONTO - Tägliche Einzahlungen und Abhebungen der Konto­ inhaber 1621/22 - 1626/27 KASSAKONTO - Tägliche Einzahlungen und Abhebungen ohne Kontonennung 1627/28 - 1647/48

708

Band IX Konten KAST-LUD - Journale und T-Konten (strukturiert nach Umsatzverteilung) 1621/22 - 1626/27 Konten KAST-LUD - absolute Umsätze 1627/28 - 1647/48

1 711

Band X Konten LUM-MUT - Journale und T-Konten (strukturiert nach Umsatzverteilung) 1621/22 - 1626/27 Konten LUM-MUT - absolute Umsätze 1627/28 - 1647/48

1 767

Band XI Konten NAG-PUT - Journale und T-Konten (strukturiert nach Umsatzverteilung) 1621/22 - 1626/27 Konten LUM-MUT - absolute Umsätze 1627/28 - 1647/48

1 815

Band XII Konten RAA-SCHM - Journale und T-Konten (strukturiert nach Umsatzverteilung) 1621/22 - 1626/27 Konten RAA-SCHM - absolute Umsätze 1627/28 - 1647/48

1 733

Band XIII Konten SCHN-SZC - Journale und T-Konten (strukturiert nach Umsatzverteilung) 1621/22 - 1626/27 Konten SCHN-SZC - absolute Umsätze 1627/28 - 1647/48

1 813

Band XIV Konten TAA-ZUR - Journale und T-Konten (strukturiert nach Umsatzverteilung) 1621/22 - 1626/27 Konten TAA-ZÜR - absolute Umsätze 1627/28 - 1647/48

1 785

Band XV Gesamtwirtschaftliche Indizes: Kassa- und Umsatzbewegungen, Summen, Quotienten 1621/22 - 1626/27 Buchungsselektionen: 1621/22 - 1623/24 Uberschreibungen aller Firmen (Soll) an die umsatzstärksten (= unter den ersten 20) Nürnberger Firmen (Haben) Uberschreibungen der umsatzstärksten (= unter den ersten 20) Nürnberger Firmen (Soll) an alle Firmen (Haben) Bareinzahlungen der umsatzstärksten (= unter den ersten 20) Nürnberger Firmen Barabhebungen der umsatzstärksten (= unter den ersten 20) Nürnberger Firmen

178

1

1

667 209 347 359

MVGN 91 (2004) Quellen zur internationalen Handels- und Bankgeschichte 1621/22-1647/48 Überschreibungen aller Firmen (Soll) an die Firmen aus Italien (Haben) Überschreibungen der Firmen aus Italien (Soll) an alle Firmen (Haben) Bareinzahlungen der Italiener Barabhebungen der Italiener Überschreibungen aller Firmen (Soll) an die Firmen aus den Niederlanden Überschreibungen der Firmen aus den Niederlanden (Soll) an alle Firmen (Haben) Bareinzahlungen der Niederländer Barabhebungen der Niederländer Band XVI Netzwerke / Einzeljahre Netzwerke der 20 umsatzstärksten Firmen Netzwerke der 20 umsatzstärksten Firmen Netzwerke der 20 umsatzstärksten Firmen Netzwerke der 20 umsatzstärksten Firmen Netzwerke der 20 umsatzstärksten Firmen Netzwerke der 20 umsatzstärksten Firmen

1621/22 1622/23 1623/24 1624/25 1625/26 1626/27

Netzwerke / zusammengefaßte Zeiträume Netzwerke der 20 umsatzstärksten Firmen 1621/22 Netzwerke der 20 umsatzstärksten Firmen 1623/24

373 456 550 557 564 634 697 705

1 18 40 58 77 98

- 1623/24 - 1626/27

Überweisungen im Summenbereich 10.000 - 250.000 Gulden 1621/22 -1626/27 Zeitliche Gliederung Alphabetische Gliederung (Habenseite) Alphabetische Gliederung (Sollseite) Gliederung nach Summenhöhe

118 148

177 191 204 226

HAMBURG Konten Hamburger Bank 1619 Alphabetische Listung Listung nach Umsatzgröße und kumuliertem Umsatz Listung nach angegebenen Orten und Berufen

229 238 258

AMSTERDAM Konten Wisselbank 1625 Alphabetische Listung Listung nach errechneten Buchungen und kumulierten Buchungen Listung nach angegebenen Orten und Berufen

259 282 305

179

DAS WIRKEN JOHANN MICHAEL DILHERRS IN DER REICHSSTADT NÜRNBERG IN DER MITTE DES 17. JAHRHUNDERTS Eine Erinnerung an seinen 400. Geburtstag am 14. Oktober 2004 Von Wolfgang Sommer In Nürnberg erinnert an Johann Michael Dilherr die Dilherrstraße. Von 1642 bis zu seinem Tod 1669 hatte dieser weltoffene Lutheraner wichtige Ämter in der Reichsstadt Nürnberg inne: Er war Direktor des Egidiengymnasiums sowie erster Professor der Theologie, Philosophie und Philologie an dem neu errichteten Auditorium publicum sowie Inspektor des gesamten Nürnberger Schulwesens. Als der bisherige führende Geistliche Nürnbergs, Johann Säubert d.Ä., Ende 1646 starb, gingen dessen Ämter als erster Prediger an St. Sebald und Antistes des Predigerministeriums sowie das Amt des Stadt­ bibliothekars auf Dilherr über. Mit dem Beginn des vielseitigen Wirkens des Theologen Dilherr in der Reichsstadt Nürnberg ist eine geistig-kulturell höchst aktive und weit ausstrahlende Epoche in der Nürnberger Kultur­ geschichte in der Mitte des 17. Jahrhunderts eng verbunden. Als Prediger und Erbauungsschriftsteller hatte Dilherr erheblichen Einfluss nicht nur auf das kirchlich-religiöse, sondern auf das gesamte geistige Leben der Stadt. Mit den Dichtern Georg Philipp Harsdörffer, Johann Klaj und Sigmund von Birken, dem Nürnberger Pegnesischen Blumenorden bzw. den Pegnitzschäfern, stand er in lebhaftem Verkehr. Neben der Dichtkunst hat er sich auch als Lieder­ dichter und Kenner und Förderer der Musik einen Namen gemacht. In kirch­ lichen und kulturpolitischen Angelegenheiten war Dilherr der wichtigste Rat­ geber der Stadt, deren Ratskollegium er loyal, aber auch selbstbewusst gegen­ überstand. Durch einen ausgedehnten Briefwechsel war er mit führenden Theologen und Gelehrten der Zeit, aber auch z.B. mit Herzog August d.J. von Braunschweig-Wolfenbüttel, verbunden. Am Wirken Dilherrs in Nürnberg in der Mitte des 17. Jahrhunderts wird die weltoffene, geistig-kulturelle Präge­ kraft des Luthertums dieser Zeit besonders deutlich. Dilherr stammt aus einer Juristenfamilie, die mit dem Nürnberger Rat und anderen angesehenen Persönlichkeiten der Stadt in mancherlei Beziehungen stand. Als Sohn eines Regierungsrates und Advokaten wurde Johann Michael Dilherr1 am 14. Oktober 1604 in Themar in der Grafschaft Henneberg 1 Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon, Nürnberg/Altdorf 1755-1808, Bd. I, S. 264-276; Bd. V, S. 220 ff. (Bibliogr.); C. Chr. Hirsch/A. Würfel: Lebensbeschreibungen aller

181

Wolfgang Sommer

geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Schleusingen studierte er an den Universitäten Leipzig, Wittenberg, Altdorf und Jena. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Studien lag auf der Philologie und den orientalischen Spra­ chen. Nach der Magisterwürde 1630 machte Dilherr an der Universität Jena rasch eine auch für damalige Verhältnisse erstaunliche akademische Karriere. 1631 wurde er zum ordentlichen Professor der Beredsamkeit ernannt, 1634 folgte die Professur für Geschichte und Poesie und 1640 schließlich die außer­ ordentliche Professur für Theologie. Dreimal war er Dekan der Philoso­ phischen Fakultät und 1635 Rektor der Universität. An der Universität Jena empfing der junge Dilherr prägende Einflüsse vor allem von zwei Professoren der Theologischen Fakultät. An erster Stelle steht hier der führende lutherisch­ orthodoxe Theologe Johann Gerhard (1582-1637), der an Dilherr ent­ scheidende Impulse seiner Gelehrsamkeit, besonders auch seiner Frömmigkeit vermittelte. Bei Gerhards Tod 1637 hielt Dilherr in der Universität eine Lauda­ tio funebris, die von seiner großen Liebe und Verehrung dem Lehrer und Freund gegenüber in sehr persönlichen Worten Zeugnis gibt. In den Schriften Dilherrs finden sich immer wieder verehrungswürdige Hinweise auf Johann Gerhard, meist auch verbunden mit solchen auf dessen Lehrer Johann Arndt.2 Auch mit dem Theologen Johann Major3 war Dilherr freundschaftlich ver­ bunden. Unter dem Einfluss Majors entwickelte sich Dilherr schon in seiner Jenaer Zeit zu einem redegewandten Prediger, dem die Verkündigung und die Umsetzung seines breit angelegten Wissens auch an Menschen außerhalb der Universität ein wichtiges Anliegen war. Bald erhielt Dilherr mehrere ehrenvolle Berufungen in leitende Kirchenäm­ ter, so in die Generalsuperintendenturen von Altenburg, Weimar und Gotha und in das Amt des Dompredigers in Magdeburg. Er schlug sie jedoch alle aus, bis er im Frühjahr 1641 im Namen der Stadt Nürnberg den Ruf auf die erste Predigerstelle an der Frauenkirche erhielt. Die treibende Kraft für diese Beru­ fung Dilherrs nach Nürnberg ging von dem einflussreichen Ratskonsulenten Dr. Georg Richter aus.4 Offenbar gab es zwischen Richter und Dilherr schon Herren Geistlichen, Bd. 1, Nürnberg 1756, S. 21-27; Adolf Schwarzenberg: Das Leben Johann Michael Dilherrs. Ein Beitrag zur Geschichte der Pädagogik des 17. Jahrhunderts, Dresden 1892; Gerhard Schröttel: Johann Michael Dilherr und die vorpietistische Kirchenreform in Nürnberg, Nürnberg 1962 (EKGB 34); ders.: Johann Michael Dilherr, in: Lebensläufe aus Fran­ ken NF 7 (1977), S. 142-151; Richard van Dülmen: Orthodoxie und Kirchenreform, in: ZBLG 33 (1970), S. 696 ff.; Wolfgang Sommer: Lutherische Orthodoxie und der Spiritualismus, in: Handbuch der Geschichte der Evangelischen Kirche in Bayern, Bd. I, hg. von Gerhard Müller u. a., St. Ottilien 2002, S. 493-499, S. 507-510. 2 Vgl. Schwarzenberg (wie Anm. 1), S. 5 f. und Schröttel, Kirchenreform (wie Anm. 1), S. 18. 3 Johann Major (1564-1654) gehört mit Johann Gerhard und Johann Himmel (1581-1642) zu den drei führenden orthodox-lutherischen Theologen der Universität Jena. 4 Zu ihm vgl. van Dülmen (wie Anm. 1), S. 691-696.

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MVGN 91 (2004)

Johann Michael Dilherr zum 100. Geburtstag

zuvor Kontakte, die den Nürnberger Ratsherren die Bereitschaft Dilherrs signalisierten, dem Ruf nach Nürnberg folgen zu wollen. Vielfältige Bande des Herzens, so Dilherr, verknüpften ihn mit dieser Stadt. Zunächst jedoch kam es nicht zu dem von beiden Seiten gewünschten Ziel. Für überzogen angesehene Forderungen Dilherrs sowie die ausbleibende fürstliche Demission verhinder­ ten zunächst seine Berufung nach Nürnberg. Aber das war nur eine kurzes Ritardando vor dem Beginn seines vielfältigen Wirkens ab 1642 in Nürnberg. Im Frühjahr 1642 trat Dilherr eine Reise an, die ihn aus der durch die Kriegs­ not schwer bedrängten Stadt und Universität Jena nach Italien führen sollte. Als er auf der Durchreise in Nürnberg eintraf, entschloss er sich, hier zu blei­ ben und von dem weiteren Reiseziel Abstand zu nehmen. Durch Vermittlung von Dr. Richter kam es in der Bibliothek zu einem Gespräch mit den Predigern der Stadt, und zu Pfingsten predigte Dilherr auch schon in St. Lorenz. Kurz danach hielt er am Johannistag einen öffentlichen Vortrag im AugustinerKloster „De recta liberorum educatione“, in dem er seine, von Wolfgang Ratke5 beeinflussten pädagogischen Reformgedanken wirkungsvoll zum Aus­ druck brachte. Der Nürnberger Rat hatte erhebliches Interesse an der Beru­ fung Dilherrs nach Nürnberg und machte ihm verlockende Angebote für eine führende Stellung im kulturellen Leben der Stadt. Dilherr nahm dieses Ange­ bot - unter Beibehaltung seiner bisherigen Forderung - bereitwillig an und bat in Jena um die Genehmigung seiner Entlassung, die ihm diesmal erteilt wurde. Als Dilherr Ende November 1642 in St. Lorenz seine Antrittspredigt hielt, war Johann Säubert d.A. der führende Geistliche in der Stadt. Die beiden Namen Säubert und Dilherr werden oft zusammen genannt, wenn das kirch­ liche und geistig-kulturelle Leben der Reichsstadt Nürnberg während und nach dem Dreißigjährigen Krieg beschrieben wird. In ihren theologischen und kirchlichen Grundanschauungen sind diese beiden Theologen auch durchaus verwandt. Beide haben an der Universität Jena vor allem durch Johann Ger­ hard entscheidende Prägungen empfangen, die in der engen Verbindung von Gelehrsamkeit und lebendiger Frömmigkeit in der Nachwirkung von Johann Arndt zum Ausdruck kommen. Säubert und Dilherr haben sich auch gleicher­ maßen um die Hebung des sittlichen Lebens mit Hilfe von Kirchenzucht­ maßnahmen bemüht, so z.B. mit ihren Forderungen zur Einhaltung der Sonn­ tagsruhe. Mit der vom Rat gewünschten Berufung Dilherrs nach Nürnberg und seinem Amtsantritt noch während des Wirkens von Säubert in der Stadt, verfolgte der Rat offenkundig eine Politik, die ihm weniger Probleme mit dem 5 Wolfgang Ratke, lat. Ratichius (1571-1635), gilt mit seiner Betonung des Wertes der Mutter­ sprache und eine die Lernfreudigkeit fördernde Methode als ein Vorläufer der neueren Pädago­ gik und Didaktik. Mit Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha und Altenburg stand er in persön­ licher Verbindung.

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führenden Geistlichen zu versprechen schien als mit Säubert. Denn zu dem Angebot des Rates an Dilherr gehörte auch die Aussicht, dass nach Freiwerdung der ersten Predigerstelle an St. Sebald diese und damit das Amt des Antistes des Ministeriums und das Amt des Stadtbibliothekars auf Dilherr übergehen sollten. Dies geschah auch, nachdem Säubert d.A. Ende 1646 ver­ starb. Das Wirken von Johann Säubert d.A. war viele Jahre durch einen zer­ mürbenden Kampf mit dem Rat um die Durchsetzung des strengen Luther­ tums gegen Sozinianismus, Philippismus, Kryptocalvinismus und vor allem sektiererischen Spiritualismus bei den in Nürnberg zu dieser Zeit zahlreich vorhandenen Weigelianern gekennzeichnet.6 Die Hoffnung des Rates, mit Dill­ herr einen weniger unbequemen führenden Theologen zu erhalten, sollte sich im wesentlichen auch erfüllen. Anders als Säubert hatte Dilherr mit dem Rat keine schwerwiegenden Konflikte, wenn er auch seinen Standpunkt ihm gegenüber durchaus selbstbewusst vertreten hat. Am Beginn der Nürnberger Wirksamkeit Dilherrs standen pädagogische Reforminitiativen. Neben der Visitation aller Schulen hielt er vier öffentliche Reden „De icaro academico“, in denen er seine Vorstellungen von einer sinn­ vollen Vorbereitung auf das akademische Studium und dessen Umfang und Inhalt in ausführlichen Reflexionen darlegte. Das neue Auditorium publicum wurde als ein zweijähriger Vorbildungskurs für die Universität konzipiert, auf dem die Studenten die sittliche Reife gewinnen sollten, die sie befähigt, in der freieren Atmosphäre der Universität allen Anfechtungen eines zügellosen und ausschweifenden Lebens zu widerstehen. Dahinter steht vor allem der Kampf gegen den an den damaligen Universitäten weit verbreiteten sog. Pennalismus, zu dessen scharfen Kritikern Dilherr und sein Freund Meyfart gehören.7 In die bedeutende Musiktradition Nürnbergs fällt ein besonderes Ereignis, das auf die Initiative Dilherrs als neuer Direktor des Egidiengymnasiums zurückgeht: Das sog. „Historische Konzert“ am 31. Mai 1643, das unter großer Anteilnahme der Bevölkerung stattfand und als eine Apotheose der gegen­ wärtigen Kirchenmusik konzipiert war.8 Die Musik als eine göttliche Gabe 6 Karl Braun: Der Nürnberger Prediger Johannes Säubert und die Augsburger Konfession, in: ZBKG 6 (1931), S. 1-24, S. 74-86, S. 145-163; van Dülmen (wie Anm. 1), S. 699-715; Wolfgang Sommer: Johann Sauberts Eintreten für Johann Arndt im Dienst einer Erneuerung der Fröm­ migkeit, in: ders.: Politik, Theologie und Frömmigkeit im Luthertum der Frühen Neuzeit (FKDG 74), Göttingen 1999, S. 239-262, S. 241 ff. 7 Erich Trunz: Johann Matthäus Meyfart. Theologe und Schriftsteller in der Zeit des Dreißig­ jährigen Krieges, München 1987, S. 245-255. Zu dem Pennalismus an der Rostocker Universität ausführlich Thomas Kaufmann: Universität und lutherische Konfessionalisierung (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 66), Gütersloh 1997, S. 366-390. 8 Wiedergabe des Programms mit Erläuterungen bei Hermann Harrassowitz: Geschichte der Kir­ chenmusik an St. Lorenz in Nürnberg, Nürnberg 21987, S. 195-209; Willi Kahl: Das Nürnber-

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nimmt ihren Anfang bei dem Gesang der Engel in der himmlischen Herr­ lichkeit, kommt dann auf die Erde, erlebt den Sündenfall der Menschen, dem sich die alt- und neutestamentlichen Szenen, sodann die griechisch-heidnische und schließlich die christliche Musik anschließen, die in Nürnberg gegenwärtig auf einer besonders hohen Stufe steht. Aber auch sie wird weitergeführt zu der zukünftigen himmlischen Musik, die schließlich in den Lobgesang des 150. Psalms einmündet. In dem Begriff „historisch" kommt somit diese über­ zeitlich angelegte, musikalisch ausgedeutete geschichtliche Entwicklung der Musik von der Zeit vor der Erschaffung der Welt und der Menschen bis zur Endzeit nicht zum vollen Ausdruck. Zusammen mit dem bedeutenden Orga­ nisten und Komponisten an St. Lorenz, Sigmund Theophil Staden, ging es Dilherr um nicht weniger als um die groß angelegte theologische Recht­ fertigung der gegenwärtigen Kirchenmusik im Sinne seiner vorangestellten lateinischen Rede: De ortu, progressiv, usu et abusu Musicae. Aber auch die große Sehnsucht nach Frieden inmitten des Dreißigjährigen Krieges kommt in diesem Konzert zu ihrem hörbaren Ausdruck in der allein zur Ehre Gottes erklingenden Musik. Der Musik des Krieges und der Heiden wird die wahre geistlich-gottesdienstliche Musik gegenübergestellt, die in den Kirchen erklingt als Vorwegnahme der Musik in der himmlischen Herrlichkeit. Dieses Konzert wurde bei den Nürnberger Friedensfeierlichkeiten 1650 nochmals aufgeführt.9 Im Zusammenhang mit dem FriedensexekutionsHauptabschied vom 26. Juni 1650 wurde nach langwierigen Friedens­ verhandlungen das Nürnberger Friedensfest begangen, mit dem der Friede nach der Unterzeichnung des Westfälischen Friedens 1648 in Münster endlich seine konkrete Verwirklichung finden konnte. Die Bedeutung Nürnbergs in der Mitte des 17. Jahrhunderts wird durch diesen militärisch-diplomatischen Kongress deutlich unterstrichen. Am 1. und 2. Sonntag n.Tr. hielt Dilherr in St. Sebald aus Anlass dieses Friedensdankfestes Predigten, die unter dem Titel „Gottseliges Friedens-Gedächtniß“ in Nürnberg gedruckt wurden.10 Bevor die Gnade des unverdienten Friedens anschaulich gepriesen wird, wird der Krieg ger historische Konzert von 1643 und sein Geschichtsbild, in: Archiv für Musikwissenschaft 14 (1957), S. 281-303. s Vgl. Kahl (wie Anm. 8), S. 302 f. 10 Nürnberg 1650 (Wolfgang Endter), Signatur: BSB Asc. 1962. Der Druck enthält eine ausführ­ liche Vorrede, am Schluss sind Adnotationes, vor allem aus Kirchenväterauszügen und Luther­ zitaten beigefügt. 1658 kam eine zweite Ausgabe heraus. Durch Anordnungen für den Fest­ verlauf, liturgische Formulare und Gebete bekommt man auch einen gewissen Eindruck von dem beträchtlichen Aufwand, den die Stadt Nürnberg und ihre Kirchen bei diesem Friedensfest 1650 betrieben haben. Vgl. Wolfgang Sommer: Die Friedenspredigten Johann Michael Dilherrs beim Friedensfest 1650, in: ders.: Politik, Theologie und Frömmigkeit (wie Anm. 6), S. 137-154, S. 146 ff.

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als das schrecklichste Geschehen äußerst scharf und drastisch verurteilt, weil er die abgrundtiefe menschliche Bosheit offenbart. Sie hat sich in den macht­ politischen Intrigen des Dreißigjährigen Krieges in allen Lagern furchtbar aus­ getobt, dass sie überall blutige Ratschläge, vieltausend Mordtaten, Frevelstücke und Verwüstungen angerichtet hat. Um so unfassbarer ist der nun gekommene Friede, der nicht hoch genug als unverdientes Geschenk zu preisen ist. Wie den Friedenspredigten Dilherrs stets eine Büßpredigt vorausgeht, so folgt dem Dank für das Friedensgeschenk die dringende Ermahnung, nicht einfach weiter zu leben wie bisher: Daß man diejenige Sünde/ wegen welcher uns der gerechte Gott/ mit einem dreissigjährigen Krieg/ bestraft hat/ nicht wider einreissen lasse. Denn Gott hat uns den Fried nicht/ ohne alles Beding/ gegeben; sondern mit dem Anhang: daß wir die vorbegangene Sünde fliehen sollen [...] Soll der Friede vest/ beständig/ und unverbrüchlich gehalten werden: So müssen wir Gott nicht/ von neuem/ ungehorsam werden.n So sehr der warnende Ton vor einer falschen Sicherheit und die Bußaufforderung im Zentrum der Friedens­ predigten Dilherrs stehen, so sind doch damit die Freude und die Dankbarkeit über die Wirklichkeit des eingetretenen Friedens keineswegs gemindert. Das Geschenk des Friedens will in der rechten Weise aufgenommen werden, was nicht geringere Flerausforderungen mit sich bringt als die Zeit des Krieges. Dieser Doppelaspekt der Freude und des Dankes für das Geschenk des Frie­ dens und die gleichzeitige Sorge vor seinem Missbrauch in Gestalt des Vergessens der vorausgegangenen Kriegsnöte durch äußere Geschäftigkeit im Dienst eines gedankenlosen Wohllebens - dieser Grundtenor durchzieht auch andere Predigten Dilherrs nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges. In einer Pre­ digt zum 25. Sonntag n.Tr. 1649 heißt es: Es sind die Schwerter noch lange nicht alle zu Pflugscharen/ und die Spisse noch lang nicht alle zu Sicheln gemacht [...] Das Kriegsfeuer ist zwar! durch Gottes unverdiente und unendliche Gnad/ bei uns/ geleschet: Aber die Asche liegt noch da/ unter welcher sich leichtlich etliche Funcken enthalten können}2 Unter dem charakteristischen Titel: „Sündenleid und Friedensfreud“ sind die Predigten veröffentlicht, die Dilherr zum Auftakt der Nürnberger Verhandlungen im Frühjahr 1649 gehalten hat.13 In seiner Büßpredigt geht Dilherr mit der Stadt Nürnberg hart ins Gericht: Wie ist doch diese Stadt mit einem abscheulichen äusserlichen/ Fleuchel- Gottesdienst/ mit 11 Vorrede, Nr. 13, S. 15 ff. 12 Heilige Sonn- und Festtagsarbeit. Das ist: Deutliche Erklärung der jährlichen Sonn- und Fest­ täglichen Evangelien [...], Nürnberg 1660, Signatur: LKAN, FEN II 462°, S. 583 f. (Text: Mt 24,15-29). Vgl. auch die erste Predigt am 14. Sonntag n.Tr. 1649, S. 329 und die dritte Predigt am 1. Sonntag n.Tr. 1651, 2. Teil, S. 42. 13 Nürnberg 1649. Signatur: LKAN, FEN II 6512°. Die Büßpredigt wurde am 7. Februar und die Friedfestpredigt am 11. Februar 1649 in St. Sebald gehalten.

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Fluchen und Schweren/ mit Unzucht/ und Ungerechtigkeit/ mit Verleumdung/ und anderen dergleichen Heydnischen Sünden/ angefüllet?14 In der darauf­ folgenden Friedens-Dankpredigt kommt dagegen die Freude über den nun eingetretenen Frieden nach mühsamen Friedensverhandlungen unverkürzt zum Ausdruck: Fried/ Fried sey mit dir/ du Weltbekande Stadt Nürnberg! [...] Fried/ Fried sey mit dir/ du ausgesaugtes/ beraubtes/ durchwültes/ ächzendes Teutschland! erhole dich nunmehr/ und geniesse wircklich des Friedens­ schlusses/ daran man etlich Jahr/ nach Ström voll vergossenen Christenblut/ so mühsam gearbeitet/ und den man/ jüngst verwichener Zeit/ hat Landkündig werden lassen.15 Der Lutheraner Dilherr stand in der Mitte des 17. Jahrhunderts nicht nur in engem Kontakt mit den Musikern der Stadt, sondern besonders auch mit einer kleinen Dichtergesellschaft, die in dieser Zeit einen geistigen Mittelpunkt der Reichsstadt Nürnberg bildete: Der sog. „Pegnesische Blumenorden" bzw. die „Pegnitzschäfer". Bei den Friedensfeierlichkeiten in Nürnberg 1649/50 beauf­ tragten Dilherr und sein Dichterfreund Georg Philipp Harsdörffer die jungen Dichter, ihre Gedichte vorzutragen. Dadurch wurde der Blumenorden an der Pegnitz bekannt.16 Obwohl Dilherr selbst nicht Mitglied dieses Kreises war, hat er doch durch seine geistlichen Schriften und bildreichen sowie wort­ gewandten Predigten die Sprachkultur des Blumenordens wesentlich ge­ fördert. Bei dem frühen Tod von Georg Philipp Harsdörffer 1658 hielt Dilherr die Leichenpredigt. Der Hauptbegründer und eigentliche geistige Leiter der Gruppe, der aus Böhmen stammende Dichter Sigmund von Birken, verfasste beim Tod von Dilherr 1669 eine Trauerekloge auf ihn, die infolge von Dilherrs Bekanntheit weite Verbreitung gefunden hat. Nicht zuletzt in seinem eigentlichen kirchlichen Wirken setzte Dilherr als Prediger und Seelsorger und als Vorgesetzter der Pfarrerschaft sowohl zeit­ typische wie über die Zeit hinauswirkende Akzente. Besonders mit seinen Bemühungen um eine Reform des geistlichen Amtes wirkte Dilherr in die Zu­ kunft. Wie später Philipp Jakob Spener setzte er bei den kirchlichen Reform­ bestrebungen den Hebel mit einer Reform des Theologiestudiums und der weiteren Ausbildung der Pfarrer an. Neben einem gründlichen Sprachstudium 14 Ebd., S. 19. 15 Ebd., S. 37 f. 16 Schon am Ende des Dreißigjährigen Krieges kam es in Nürnberg zu diesem lockeren Zusam­ menschluss einiger Dichter, dessen Kreis in die Geschichte der frühneuzeitlichen Sprach- und Dichtergesellschaften gehört. Vgl. Renate Jürgensen: Utile cum dulci. Mit Nutzen erfreulich. Die Blütezeit des Pegnesischen Blumenordens in Nürnberg 1644-1744, Wiesbaden 1994; Wolf­ gang Sommer: Geistliche Dichtung in Nürnberg seit der Mitte des 17. Jahrhunderts, in: Hand­ buch der Geschichte der Evangelischen Kirche in Bayern, Bd. I (wie Anm. 1), S. 507-510.

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und den exegetisch-historischen Disziplinen forderte Dilherr das Studium einer „Theologia ecclesiastica et positiva“, in der theologische Lehre, prakti­ sche Frömmigkeit und Ethik unter weitgehendem Verzicht auf Kon­ fessionspolemik eng verbunden sind. Als orthodox-lutherischer Theologe legte Dilherr bei seinen Reformbemühungen um das Theologiestudium einen besonderen Schwerpunkt auf die praktischen Disziplinen. Nicht nur die Lehre, sondern auch die Lebensführung der künftigen Pfarrer müsse sorgfältig vor­ bereitet werden. Dilherr ist einer der ersten, der die Errichtung eines eigenen Lehrstuhls für Praktische Theologie in Deutschland anregt. Die Gründung des ersten Predigerseminars in Deutschland 1666 in Nürnberg ging auf die Initia­ tive von Dilherr zurück.17 Neben diesen, auf die zukünftige pietistische Reform des Theologiestudiums zielenden Reformimpulsen, zu denen auch der Vorzug einer lebendigen Frömmigkeit vor der gelehrten Bildung bei der Anstellung neuer Pfarrer gehört, war Dilherr auch die wirtschaftliche Versor­ gung der Pfarrer ein wichtiges Anliegen. Auf ihn geht die Anregung zu einer auf Selbsthilfe beruhenden Witwen- und Waisenkasse zurück.18 Das Zentrum von Dilherrs vielseitigem Wirken in Nürnberg stellt jedoch vor allem seine Tätigkeit als Prediger dar. In der Geschichte der Predigt im Luthertum des 17. Jahrhunderts ragen die Predigtwerke Dilherrs hinsichtlich Stilistik und Rhetorik besonders heraus. Bei der Auslegung der biblischen Texte kamen ihm sein besonderes exegetisches Interesse und Wissen und seine philologische Gelehrsamkeit zu Hilfe, die er jedoch nicht von der Kanzel aus vortrug. Die Wirkung in seinen Predigten erzielte er durch das gesprochene Wort und eine gezielte Anwendung von Emblematik, Allegorie und Typologie mit ausführlichen Zitaten aus der gesamtchristlichen Tradition und der zeit­ genössischen Literatur.19 Vielfach begegnen vor allem die Kirchenväter20 und mittelalterliche und spätmittelalterliche Theologen und Mystiker21 sowie Martin Luther und Philipp Melanchthon. Über sein Predigtverständnis und die Sprachgestalt seiner Predigten gibt Dilherr in der „Vorrede an den Gottliebenden Leser“ seiner großen Postille von 1660 folgendermaßen Auskunft: Wer viel hohe/ schwere/ weitläufftige Streitsachen/ oder stattlich Latein/ Griechisch/ Ebreisch/ Chaldeisch/ Syrisch/ 17 Vgl. Schröttel, Kirchenreform (wie Anm. 1), S. 69-81. 18 Ebd., S. 77 f. 19 Vgl. Dietmar Peil: Zur „angewandten Emblematik“ in protestantischen Erbauungsbüchern. Dilherr, Arndt, Francisci, Scriver. Beiheft zu Euphorion 11, Heidelberg 1978, S. 9-45; Willard James Wietfield: The Emblem Literature of Johann Michael Dilherr (1604-1669) an important preacher, educator and poet in Nürnberg (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landes­ geschichte 15), Nürnberg 1975. 20 Besonders Hieronymus, Augustin und Chrysostomus. 21 Vor allem Bernhard.

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Arabisch/ und der gleichen Händel/ zu sehen hegehret: Der wird sie hierinnen nicht finden: Wiewol ich den Grundtext/ in Aufsetzung der Predigten nicht hindangesetzet. Denn ob ich gleich/ Gott Lob/ eine ansehnliche Kirch-Gemein/ von allerley Amts- und Standspersonen/ habe; denen! unter itzt gesetzten Spra­ chen/ etliche nicht unbekannt: So habe ich doch mehr auf den grösten Hauffen sehn müssen. Sintemal auf welche Art und Weise derselbige zum Glauben/ zur Buß und Besserung deß Lebens/ und zur ewigen Seeligkeit/ zu führen ist; auf eben auch dergleichen Art und Weise die allerwitzigsten und gelehrtesten Leute können erbauet/ und zum Himmelreich angewiesen werden. “21 In dieser Evan­

gelienpostille sind jeweils drei Predigten für einen Sonntag des Kirchenjahres vereint, die aus unterschiedlichen Jahren stammen. Vor dieser dreifachen Aus­ legung der Evangelienperikopen stehen jeweils Kupfer-Sinnbilder, unter denen ein Sinnspruch steht. Schon hiermit kommt die enge Verbindung Dilherrs mit dem Aufschwung der Künste im damaligen Nürnberg zum Ausdruck. In seiner Vorrede rühmt er die Mühe des damals schon verstorbenen, wohl­ verdienten Ratsherrn Georg Philipp Harsdörffer, den er Mein [...] allezeit/ gewester werthester Herr/ vertrautester Freund und Gevatter nennt.23 Um einen kleinen Einblick in die Predigtarbeit Dilherrs zu vermitteln, soll im folgenden die erste Predigt zum 6. Sonntag n.Tr. aus dem Jahre 1649 kurz vorgestellt werden.24 Der Predigttext ist Mt 5,2-26, wobei besonders auf den Vers 5,20 abgehoben wird: „Denn ich sage euch: Es sei denn eure Gerechtigkeit besser als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ Unter dem Sinnbild eines Lautenspielers steht der Sinnspruch: Das Band der Einigkeit ist gleich den Lauten Seiten Die gleicher Weiß gestimmt/ gantz gleiche Tönung leiten. Springt etwa eine Quint/ so zieh sie wieder an! Wie man/ mit Hertz und Hand/ den Feind versöhnen kan.25 Im Eingang dieser wie der meisten Predigten Dilherrs verhältnismäßig kurzen Predigt erhalten die Predigthörer zunächst eine Erklärung der Rede­ struktur Jesu in seiner Bergpredigt: „Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist [...] Ich aber sage euch.“ So sehr Erfahrung in weltlichen Angelegenheiten hilfreich ist, so gilt doch gegenüber dem pharisäischen Beharren am Alten: Allein/ wenn es die Religion/ und Glaubenssachen anlanget: soll man sich mit 22 Heilige Sonn- und Festtagsarbeit. Das ist: Deutliche Erklärung der jährlichen Sonn- und Fest­ täglichen Evangelien: in welcher Dreiständig-nachdenckliche Sinnbilder vorangesetzet [...], Nürnberg (Endter) 1660. Signatur: LKAN, FEN II 462°, S. III. 23 Ebd., S. III b. 24 Ebd., 2. Teil S. 140-147/ 161. 25 S. 140.

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Verwendung der Alten/ nicht schrecken lassen; wenn selbige/ von dem aller­ ältesten Wort deß ewigen Gottes/ sind abgeschritten.26 Die Pharisäer warfen

Christus vor, er hätte Neues verkündigt. Aber Christus weist seine Ankläger auf das allerälteste Wort Gottes. Das nimmt auch Dilherr für die evangelische Verkündigung in Anspruch: [...] als wie es/ vor hundert und mehr Jahren/ unsern seel. Voreltern auch gieng/ da sie bloß/ bei der H. Schrifft/ bleiben woll­ ten: welche deßwegen hören musten; sie hätten eine neue Lehr: daß uns/ noch heutiges Tages/ für geworffen wird.27 Zu Beginn des Hauptteils der Predigt, der sich auf den Vers Mt 5,20 kon­ zentriert, erinnert Dilherr seine Zuhörer an die vorangegangene Predigt am letzten Sonntag über die Perikope vom Fischzug des Petrus, bei der es um die Stärkung des Glaubens ging. Aus dem rechten Glauben aber geht das rechte christliche Leben hervor: Dieweil wir aber so einer verderbten Natur sind/ daß wir unserem Fleisch und Blut überaus gern heucheln/ und uns einbilden: wenn wir nur eine geringe Wissenschafft deß Glaubens haben/ so sey es schon genug; ob wir gleich die Geboth Gottes so fleissig nicht in acht nehmen: so ist gleich darauf das heutige Evangelium geordnet/ welches uns auf ein recht Christliches Leben weiset.2* Um ein falsches Verständnis vom christlichen Glauben in der Art und Weise einer toten, selbstgefälligen Haltung abzuwehren, fährt Dilherr fort: Denn wenn man vom Glauben geprediget hat; so muss man hernach deß Lebens nicht vergessen: damit ihnen die Zuhörer nicht einen todten Glauben/ erdichten; und dencken: weil wir/ aus Glauben/ ohn unser Verdienst/ durch den Glauben an Christum/ seelig werden; so dürffe man nichts guthes thuen/ und möge ein jeder leben/ nach seinem GefallenP Die Juden warfen Christus vor, er mache die Leute „werckloß“.30 Derselbe Vorwurf wurde gegenüber der reformatorischen Verkündigung erhoben. Wie Luther die guten Werke als Früchte eines lebendigen Glaubens einzuschärfen versuchte, so stellt Dilherrs Predigt die innere Beziehung von Glauben und Leben heraus, indem er eine Lehre von der doppelten Gerechtigkeit, des Glaubens und des Lebens, zum Thema seiner Predigt macht. Auch wenn es in dem Vers Mt 5,20 nicht um die Gerechtigkeit des Glaubens, sondern um die Gerechtigkeit des Lebens geht, so will doch Dilherr dieses rechte christliche Leben aus der Gerechtigkeit des Glaubens her­ vorgehen sehen, womit er eine nur äußerliche, pharisäische Gerechtigkeit der vielen Christen seiner Zeit kritisiert. Wenn die Pharisäer viel Gutes taten, damit 26 27 28 29 30

S. 141 f. S. 142. S.143. Ebd. Ebd.

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sie/ für den Leuten/ mögten gesehen werden, so kann diese Äußerlichkeit für die Christen nicht genügen: Hingegen will Christus allein/ mit der äusserlichen Erbarkeit eines unhescholdenen Wandels gantz nicht zu frieden seyn: sondern Er will den innersten Grund des Herzens rechtschaffen haben: daß du nicht allein für den Menschen fromm scheinest; sondern auch in dem Herrn/ für Gott/ derjenige seyest/ darfür du dich auswendig aus giebstJ1 Denn Gottes Augen sind viel heller/ denn die Sonne/ und sehen alles/ was die Menschen thun?2

Aber dieser Ruf zu einem lebendigen, bußbereiten, wahren Christentum, bei dem das äußere Verhalten mit der inneren Gesinnung übereinstimmt, den Dilherr mit vielen Theologen seiner Zeit, die vor allem durch die Frömmigkeit Johann Arndts geprägt sind, gemeinsam hat,33 will nicht als eine radikalisierte ethische Anweisung verstanden sein. Dilherr geht es als lutherischem Theo­ logen um den Zusammenhang der Gerechtigkeit des Glaubens und der Gerechtigkeit des Lebens, indem der Glaube den göttlichen Freispruch von der Sünde empfängt und damit zur Dankbarkeit in der Erneuerung des Lebens be­ rufen ist. Dem zentralen Thema der Gerechtigkeit des Lebens in dieser Predigt geht deshalb die Besinnung auf die Gerechtigkeit des Glaubens voraus: Die Gerechtigkeit deß Glaubens ist/ wenn wir mit hertzlicher Reu/ und mit schmertzlicher Buß/ betrachten/ und erkennen/ daß wir von Natur Kinder deß Zorns sind/ und das Unrecht/ wie Wasser/ in uns gesoffen [...] fliehen aber [...] zu dem sanfftmüthigen Herrn Jesu Christo/ dessen Verdienst und völlige Erfül­ lung des Gesetzes/ und allerheiligste Gerechtigkeit/ uns eben zugerechnet wer­ den/ als ob wirs selber gethan hätten, unserer Sünden aber vergessen wird/ als wenn wir sie nie gethan hätten. Die Gerechtigkeit deß Lebens ist/ wenn wir/ nachdem wir mit Gott/ durch Christum/ versöhnt/ und/ zu seinen Gnadenkindern aufgenommen worden/ zur schuldigen Danckbarkeit/ uns auch/ als gehorsame Kinder Gottes/ erwei­ sen: und/ ob wir gleich das Gesetz nicht gantz erfüllen können/ dennoch stets dahin bedacht seyn; wie wir/ in Gedanken/ Worten und Wercken/ so viel im­ mer möglich danach leben mögend Wenn auch in diesen Zitaten die Schwierigkeiten eines lutherischen Theolo­ gen in der Mitte des 17. Jahrhunderts deutlich werden, die lutherische Recht­ fertigungstheologie mit den Aufforderungen zur Buße und zur Führung eines geheiligten Lebens in das rechte Verhältnis zu bringen, so möchte doch Dilherr 31 S. 144. 32 Ebd. 33 Vor allem Balthasar Meisner, Johann Schmidt, Johann Christoph Meelführer, Justus Gesenius und Joachim Schröder, mit denen Dilherr in Kontakt stand. 34 S. 145.

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seine variationsreichen, das äußere Scheinchristentum seiner Zeit oft in drasti­ scher Sprache kritisierenden Predigten als dankbare Antwort auf Gottes Ver­ söhnungshandeln in Jesus Christus verstanden wissen. Was ist doch heut zu Tag vieler ihr Christenthum anders/ denn nur ein äusserlicher Schein-Gottes­ dienst? da doch Gott das äusserliche Schein-Wesen/ ohne die innerliche wohl­ gemeinte heilige Neigung defl Hertzens/ für einen Greuel hält.35 Die Predigt endet mit dem Sinnspruch: Nichts gilt für Gott der blosse Schein: du must von Hertzen fromme seyn. In unsers Hetzens innern Schrein/ mach du/ o Heiliger Geist/ uns rein.36 Wie schon in seinen Friedenspredigten, geht Dilherr in seinen Büßpredigten oft auch direkt auf die Stadt Nürnberg ein. In einer Predigt vom Aschermitt­ woch 1659 über Jona 3 heißt es: Sölten wir auch wohl solche grosse Sünden/ in unser grossen Stadt Nürnberg/ finden ? In dem Vergleich Nürnbergs mit Ninive wird auch die Kooperation des führenden Geistlichen mit dem Rat der Stadt in den Bemühungen um eine Verbesserung des sittlichen Lebens auf unterschied­ lichen Wegen deutlich: Wie wenig wir uns davon ausschliessen können/ bezeu­ gen nicht allein die vielfältigen Warnungs-Predigten; sondern auch die Ober­ herrlichen Patenten: so offtermahls/ wider allerley eingerissene Todsünden/ öffentlich von dem Rathhause/ abgelesen und verruffen werden: welche eben dieses verbietten/ was wir Kirchendiener/ auf der Cantzell beseufftzen müssen. Derowegen/ O Nürnberg/ O Nürnberg/O Nürnberg/ bespiegele dich an jetzt bemelten grossen Städten: denen du/ zwar nicht an der Macht/ jedoch an den Sünden/ gleich bist: und begegne deinem Gott, schicke dich/ und begegne dei­ nem Gott; mit Reu und Leid/ mit Bitten und Flehen: ehe denn Sein Zorn an­ brenne/ und dich auffresse. Komme Ihme/ mit demüthigen Seufftzern/ zuvor.37 Uber den Text Mt 5,20 in der vorgestellten Predigt Dilherrs am 6. Sonntag n.Tr. 1649, die in ihrem Grundanliegen und ihrer Sprachgestalt als charakte­ ristisch für die Predigten Dilherrs gelten kann, hat 20 Jahre später Philipp Jakob Spener in Frankfurt a. M. in durchaus ähnlicher Weise gepredigt. Die bei­ den führenden Theologen von Nürnberg und Frankfurt a.M. prangerten das gewöhnliche Kirchengängerchristentum als ein nur äußerliches Scheinchristen­ tum an und riefen zu einem innerlichen, lebendigen, aus dem Herzen kom­ menden Glauben auf. Aber seit dieser Predigt über die falsche pharisäische 35 S. 146 f. 36 S. 147. 37 1. Fast- Buß- und Bethtags-Predigt, Aschermittwoch 1659, 3. Teil, S. 736-743, 739. Nürnberg wird in dieser Predigt nicht nur mit Ninive, sondern auch mit Babylon, Tyrus, Sidon und Sodom und Gomorrah verglichen.

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Gerechtigkeit, die Spener im Todesjahr Dilherrs hielt, wird in der lutherischen Theologie und Frömmigkeit Deutschlands der Übergang von der Zeit der lu­ therischen Orthodoxie in die Zeit des Pietismus deutlich. Denn Spener ging nun nicht mehr den Weg, in Verbindung mit dem Frankfurter Magistrat im Eintreten für Sonntagsheiligung, Bußtage und Kirchenzuchtmaßnahmen für die allgemeine Hebung volkskirchlichen Lebens zu wirken. Den Schaden des zeitgenössischen kirchlichen Christentums sah er tiefgreifender an, als dass er mit solchen Maßnahmen zu beheben wäre. Bald darauf beginnt die Geschichte des Frankfurter Collegium pietatis, und damit der Weg der Kleingruppen ernsthafter, lebendiger Christen innerhalb der Volkskirche, um sie als Sauerteig von innen heraus zu erneuern. Dilherr steht an der Grenze zu dieser, mit der Entstehung der Konventikel beginnenden Zeit des lutherischen Pietismus, die er nicht überschritten hat, aber in seinen theologischen und frömmigkeitlichen Intentionen vielfach vorprägte.

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PATRIZISCHE LEIDENSCHAFTEN: CHRISTOPH SIGMUND HOLZSCHUHER UND SEINE DED UCTIONS-BIBLIOTHEK VON TEUTSCHLAND Von Walter Gebhardt Der Mensch ist zum Sammeln verurteilt. Wir leben nicht von der Hand in den Mund, sondern sind gezwungen, Vorräte zu bilden und Reserven anzulegen. Jenseits dieser lebensnotwendigen Daseinsvorsorge siedelt der heutige Sprach­ gebrauch das Sammeln dagegen irgendwo zwischen Kulturtat und Marotte an.1 Sowohl die Sammler wie auch ihre Leidenschaften sind Legion: Briefmarken, Bücher und Bierdeckel mögen hier als Beispiele für materielle und eher traditionelle Formen herhalten; Eroberungen, Erfahrungen und Ehrungen stehen für immaterielle und exklusivere Varianten. Der Sammler wird dabei nicht selten als unproduktiv, weitabgewandt und habgierig kritisiert. Er bedient sich aus dem, was Andere - Produktivere - vor ihm geleistet haben. Andererseits verdankt der Künstler nicht zuletzt dem Sammler, der seinen Wert frühzeitig erkennt, einordnet und weitergibt, seinen Nachruhm. Auch institutionalisierte Sammler wie Museen, Bibliotheken und Archive verdanken bedeutende Teile ihrer Bestände dem häufig Jahrzehnte und Vermögen fressenden Engagement ihrer Donatoren. Und nur aufgrund dieses persönlichen Einsatzes können wir als Besucher und Benutzer dieser Einrichtungen heute davon zehren. Der Protagonist dieses Beitrags hat sich ein vergleichsweise ausgefallenes Objekt der Begierde auserkoren: Christoph Sigmund Holzschuher versuchte sich daran, alle bis in seine Gegenwart hinein gedruckten Deduktionen bibliographisch zusammenzutragen. Dass er die Sammlung keineswegs aus­ schließlich zu eigenem Nutz und Frommen anlegte, soll später behandelt werden. Zunächst scheinen einige biographische Notizen und ein Blick auf die spröde Materie, die ihn so faszinierte, angebracht. Christoph Sigmund Holzschuher (30.11.1729 - 12.10.1779)

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ein Lebensbild

Die nürnbergische Patrizierfamilie Holzschuher von Artelshofen gehört zu den ältesten und heute noch blühenden Geschlechtern.2 In der Aufzählung ihrer bedeutendsten Vertreter wird Christoph Sigmund Holzschuher kaum 1 Sammeln - Kulturtat oder Marotte?, hrsg. von Norbert Hinske ... (Trierer Beiträge 14), Trier 1984. 2 Michael Diefenbacher: Holzschuher von Artelshofen, Patrizierfamilie, in: Stadtlexikon Nürn­ berg, hg. von Michael Diefenbacher und Rudolf Endres, 2. Aufl. Nürnberg 2000, S. 458.

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erwähnt. Sein Vater Karl Sigmund Holzschuher von Aspach und Harrlach auf Thalheim (1687-1760) hatte es zu größerer Prominenz gebracht: Der Wald­ amtmann war 1752 zum Alten Bürgermeister und 1760 zum Kriegsoberst ernannt worden. Nach dem frühen Tod seiner ersten Ehefrau Klara Sabina Tücher von Simmelsdorf (1694-1726), die ihm den Sohn Johann Karl Sigmund (1717-1783) hinterließ, war er eine zweite Ehe mit Susanna Helena Behaim von Schwarzbach (1700-1776) eingegangen. Aus dieser Verbindung gingen mit Christoph Sigmund ein weiterer Sohn sowie die beiden Töchter Rosina Helena (1731-1800) und Maria Margaretha Magdalena (1737-1818) hervor.3 Der als sehr belesen geschilderte Karl Sigmund Holzschuher fungierte als Familien­ ältester und zeichnete verantwortlich für die erste wissenschaftliche Auf­ arbeitung seines Geschlechts, die er bei dem Nürnberger Gymnasialprofessor Johann Christoph Gatterer in Auftrag gegeben hatte.4 So kann es nicht überraschen, dass Karl Sigmund Holzschuher seinen Kindern eine umfassende Ausbildung zuteil werden ließ, zudem sich die Aufklärung mit ihrem Bildungsideal auch in Nürnberg allmählich ihre Bahn brach. Standesgemäß besuchte Christoph Sigmund das Egidien-Gymnasium und entwickelte rasch ein ausgeprägtes Interesse an deutscher Geschichte und Staatsrecht.5 1748 bis 1750 weilte er als Jurium Studiosus an der Universität Göttingen.6 Als jüngste und modernste deutsche Hochschule bildete Göttingen damals ein 3 Christoph Friedrich Wilhelm von Volckamer: Johann Gottfried Biedermanns Geschlechts­ register der vormaligen Reichsstadt Nürnberg bis zum Jahre 1854 fortgesetzt, Nürnberg 1854, S. 54. 4 Johann Christoph Gatterer: Historia genealogica dominorum Holzschuherorum ..., Nürnberg 1755. - Zu Gatterer vgl. Werner Wilhelm Schnabel: Gatterer, Johann Christoph, Mag., in: Stadtlexikon Nürnberg (wie Anm. 2), S. 325. 5 Conrad Meierlein: Dem Andenken eines geliebten Bruders, ..., des Reichsfrey Hochwohlgebornen Herrn Christoph Sigmund Holzschuher, von Harrlach, Vestenbergsgreuth und Thal­ heim ec. ... gewidmet, ... Nürnberg 1782. - Auf diese kurz nach dem Ableben im Auftrag der Schwestern entstandene Beschreibung, die noch auf Holzschuhers Tagebuch zurückgreifen konnte, stützen sich (soweit nicht anders angegeben) die biographischen Daten dieses Aufsatzes. Ihr Autor war zur Zeit der Abfassung Zuchthaus- und Garnisonsprediger in Nürnberg (1741-1789, vgl. Matthias Simon: Nürnbergisches Pfarrerbuch, Nürnberg 1965, S. 146) und als ,Oleander4 Mitglied des Pegnesischen Blumenordens. Er liefert auch weitest­ gehend die Grundlage für die sonst zu Christoph Sigmund Holzschuher erschienenen Biographien (Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon 6, Altdorf 1805, S. 122-124; ADB 13, S. 31-32; Friedrich Carl Gottlob Hirsching: Historisch-literarisches Handbuch berühmter und denkwürdiger Personen, welche in dem 18. Jahrhunderte gestorben sind, Bd. 3, Leipzig 1797, S. 236-241). 6 Die handschriftliche Matrikel weist folgenden Eintrag auf: 18.10.1748, Christoph Sigismund Holzschuher, Norimbergensis, Jurium Studiosus (frdl. Mitteilung von Dr. Ulrich Hunger, Universitätsarchiv Göttingen). In der gedruckten Ausgabe (Die Matrikel der Georg-AugustUniversität zu Göttingen 1734 - 1837, hrsg. von Götz von Seile, Hildesheim 1937) fehlt sein Eintrag aus unerklärlichen Gründen.

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Abb. 1: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Der Stadttapezier und Kupferstecher Andreas Leonhard Möglich garnierte sein posthum entstandenes Porträt des Christoph Sigmund Holzschuher mit zahlreichen Attributen aus dessen Leben. Der Patrizier wirkt freund­ lich-ernst, nüchtern, fast asketisch. Das bildnerische Denkmal krönt ein Ritterhelm. Die daneben stehenden Bücher verweisen auf die erreichte Mitgliedschaft in der Reichsritter­ schaft (Matric[ula] equestrfium]) und seine Tätigkeit als Zollamtmann (Rationarfius] Telon[ei] = Zollrechnungsführer). Auf dem unter dem Medaillon angedeuteten Posta­ ment steht zentral eine Tafel mit dem Großen Stammwappen der Familie (Der Holzschuh hat sich im Gemeindewappen Vestenbergsgreuths erhalten - und findet sich heute des­ halb bei der SpVgg Greuther Fürth wieder). Rechts daneben werden als Passionen Male­ rei, Lesen und Musizieren angedeutet, die nicht unbedingt wörtlich zu nehmen sind, son­ dern allgemein auf sein Kunstinteresse anspielen können. Links lehnen die beiden mono­ graphischen Veröffentlichungen, im Vordergrund natürlich die von ihm verantworteten ersten beiden Bände der Deduct[ions]-Bibl[iothek]. Die angehängten Briefe symbolisie­ ren die dazu geführte intensive Korrespondenz Holzschuhers mit bedeutenden Juristen. Als Adressaten lassen sich identifizieren: [Johann Christoph Erich von] Springer, [Johann Carl Heinrich] Dreyer, J[ohann] J[acob] Moser, v. Benckendorf, [Ewald Friedrich] v. Herzberg, Cfhristian] E[rnst] Hanselmann. (Stadtarchiv Nürnberg A 7/1 Nr. H 244)

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