Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg [23]

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Mitteilungen des

Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. Herausgegeben im Auftrag des Vereins von

Dr. Ernst Mummenhoff, Archivrat.

Dreiundzwanzigstes Heft.

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NÜRNBERG VERLAG VON J. L. SCHRÄG (In Kommission)

1919.

Inhalt Seite

Abhandlungen und Quellenpublikationen: Volkslied und Kriegslied im alten Nürnberg. Von Dr. Theodor Hampe. Erster TeU . . ................................... i Stammen die Burggrafen von Nürnberg von den Abenbergern oder den Zollern ab? Von Archivrat Dr. Mummenhoff . 55 Die Besitzverhältnisse am Kornberg bei Wendelstein. Von Dr. Ernst Wiedemann......................................................... 89 Zur Auflösung des Nürnberger Rates 1808. Mitgeteilt von Pfarrer Dr. D. Schornbaum in Alfeld.................................. 94 Das Pfarrhaus zu »Unserer lieben Frau« zu Nürnberg, Winklerstraße Nr. 31 (1519—1919). Von Dr. Wilhelm Hotzelt . '.....................................................................100 Literatur: Die Welser. Des Freiherrn Johann Michael von Welser Nachrichten über die Familie, für den Druck bearbeitet. Nürnberg, im Selbstverlag der Welserschen Familienstiftung. 1917. 2 Bde. Besprochen von Dr. Wilhelm Hotzelt . . . 115 Verzeichnis der im Jahre 1918 erschienenen Schriften und Auf­ sätze zur Geschichte der Stadt Nürnberg und ihres ehe­ maligen Gebietes. Bearbeitet von Dr. Heinrich Heerwagen

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Volkslied und Kriegslied im alten Nürnberg.') Von Dr. Theodor Hampe. Erster Teil. Die folgenden beiden Vorträge, die sich im wesentlichen auf das schon bisher veröffentlichte literarische und archivalische Material, allen voran des Freiherrn Rochus von Liliencron prächtiges Werk über »Die historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert« (Leipzig 1865 ff.) stützen, daneben aber auch aus noch kaum zu diesem Zweck herangezogenen urkundlichen (Quellen, insbesondere den Ratsprotokollen oder »RatsVerlässen« der alten Reichsstadt Nürnberg, die im Kreis­ archiv daselbst verwahrt werden, schöpfen, bilden zusammen den ersten Teil einer Arbeit, die in ihrem zweiten Teil eben jenes bisher unveröffentlichte Material, mag es auch im Text der Vorträge schon hin und wieder angezogen worden sein, im Zusammenhang und in chronologischer Anordnung vor Aug$n führen wird. Dabei glaubte ich für diese Quellenpublikation den Rahmen wohl noch etwas weiter spannen zu dürfen, als für das Thema der Vorträge nötig gewesen wäre, indem ich sämtlichen bei der Durchsicht gerade der Ratsverlässe auf­ gefundenen literarischen Notizen, soweit sie noch nicht bekannt waren — in der Regel beziehen sie sich ohnehin auf Hervorbringungen der Volkspoesie —, Aufnahme in den zweiten Teil verstattet habe. Auf Vollständigkeit kann freilich diese Material­ sammlung bei der Weitschichtigkeif der archivalischen Bestände keinen Anspruch erheben, doch wird mir wenigstens bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, um welche Zeit es ja mit der eigent­ lichen Blüte des deutschen Volksliedes bereits so gut wie vorbei ist, kaum irgend eine wichtigere Nachricht entgangen sein. Auch sonst bringt der zweite Teil noch einige Ergänzungen zum ersten ?) Nach zwei im Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg am 20. März und 15. Mai 1919 gehaltenen Vorträgen. 1

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Teil, z. B. aus Meistersingerhandschriften, worauf im hier folgenden Text indessen nur sporadisch Bezug genommen wird, weil ihm der ursprüngliche Charakter von Vorträgen gewahrt bleiben sollte. An Stelle eines schwerfälligen wissenschaftlichen Apparats und zahlreicher einzelner Verweisungen wird also der Leser gebeten, sich mit diesem summarischen Hinweis auf die im zweiten Teil beigebrachten Belege und bisher unveröffent­ lichten Stücke (A. Quellen, B. Denkmäler) zu begnügen. I.

Als im Jahre 1905 der reizvolle »Minnesängerbrunnen« an der Prateranlage im Entstehen begriffen war, hatte ich ein­ mal ein längeres Gespräch mit dem Künstler des Werks, Professor Philipp Kittier, in dem ich ihn zu bestimmen suchte, doch anstatt des Gedankens an den Minnesang lieber die Idee des deutschen Volksliedes aufzunehmen und wirken zu lassen, ein an die wundervolle Blüte des Volksliedes im 16. Jahrhundert erinnerndes Denkmal zu schaffen. Denn zum Minnesang, so machte ich etwa geltend, habe Nürnberg wohl niemals auch nur die allergeringsten Beziehungen gehabt, während in der Geschichte der volkstümlichen Dichtung unsere Stadt bekanntlich zu verschiedenen Zeiten eine hervorragende Rolle gespielt habe. Aber der Auftrag lautete nun einmal auf einen »Minne­ sängerbrunnen«, daran war nicht zu rütteln; das Modell war auch bereits fertig und somit an der Sache nichts mehr zu ändern. Als versöhnliches Moment trat jedoch hinzu, daß dem Künstler bei der Konzeption und Ausführung des schmucken und graziösen Lautenspielers offenbar mehr ein fahrender Schüler und das deutsche Volkslied, als ein Vertreter des höfischen Minnegesangs vorgeschwebt hatte. Jedenfalls könnte die Figur wohl auch als eine Verkörperung der zarteren und feineren Seiten des Volks­ liedes aufgefaßt werden. Für solche zarteren und feineren Seiten kommt nun freilich das alte Nürnberg nur mit starkem Vorbehalt und aller Wahr­ scheinlichkeit nach nur in ziemlich geringem Maße in Betracht. Der, unfruchtbare Sandboden und die angestrengte, schwere

3 Arbeit, die seine Nutzbarmachung erforderte, das Fehlen einer üppig wuchernden Natur wiesen die Bevölkerung Nürnbergs rhehr auf emsige, kraftvolle Betätigung, auf den Ernst des Lebens und auch in den Vergnügungen und Zerstreuungen mehr auf das Handgreifliche, Derbe als auf das Zartbesaitete, rein Gefühlsmäßige, Schmachtende, kurzum ganz allgemein: auf das Lyrische; und bei einem Überblick über die Pflege und Entwicklung des Volksliedes im alten Nürnberg werden wir also von vornherein den Begriff »Volkslied« einigermaßen erweitern, in diesem Fall einmal echt Volkstümliche Dichtung im allgemeinen, die in Nürnberg mehr epischen oder lehrhaften als rein lyrischen Charakter trägt, darunter verstehen und uns demnach etwa auf eine Auffassung einstellen müssen, wie sie einmal Theodor Fon­ tane in seinem Gedicht »Auch ein Stoffwechsel« zum Ausdruck gebracht hat, das mit den Worten beginnt: Im Legendenland, am Ritterbronnen, Mit Percy und Douglas hab ich begonnen und das mit den Versen schließt: Jetzt ist mir der Alltag ans Herz gewachsen, Und ich halt es mit Rosenplüt und Hans Sachsen. Die umgebende Natur und der damit im Zusammenhang stehende reale Sinn verwiesen auch den Nürnberger von Anfang an mehr auf das Praktische, auf den Alltag, als auf schwärmerische Hingabe, bittersüße Wehmut, ein reiches Spiel der Phantasie oder mystischen Gefühlsüberschwang; und die von Theodor Fontane benannten Nürnberger Dichter Rosenplüt und Hans Sachs können gewissermaßen als die beiden Pole oder richtiger als die beiden Angelpunkte angesehen werden,, um die sich eine Betrachtung und Darstellung der spezifisch volkstümlichen Literatur in Nürnberg in deren erster großer Epoche, die von dem 15. bis tief in das 16. Jahrhundert hinein­ reicht, zu drehen oder zu gruppieren hat. Was vor diesem Zeitraum liegt, können wir hier nur ganz flüchtig streifen. Selbstverständlich ist auch im 13. und 14. Jahr­ hundert in Nürnberg »gesagt und gesungen« worden, . und einzelne Kategorien der verschiedenen Spruchsprecher, der »Höherer«, Hochzeitslader, Pritschenmeister, und wie sie sonst benannt werden, mögen wohl ihrer Entstehung nach bis in das i

4 hohe Mittelalter zurückreichen. Aber erhalten hat sich von ihren Hervorbringungen, zumeist nur für den Augenblick be­ stimmten, rasch verklingenden Gelegenheitsdichtungen, soweit sich solche auf Nürnberg und das umliegende Frankenland bezogen, so gut wie nichts. Das Lehrgedicht des »Windsbeken«, eines Herrn von Windsbach, der zu Anfang des 13. Jahr­ hunderts nicht weit von Ansbach in der Nachbarschaft Wolf­ rams von Eschenbach und Wirnts von Grafenberg lebte und für sein Gedicht, in dem er die ritterliche Moral abwandelte, die alte Form von Ratschlägen eines Vaters an seinen Sohn wählte1), steht, wie schon aus dieser Inhaltsbezeichnung hervor­ geht, völlig auf dem Boden der höfischen Dichtung; und so hätten wir hier denn höchstens noch Hugo von Trimbergs und seines riesigen 24656 Verse zählenden Gedichts »Der Renner« — es füllt in der Ausgabe des Literarischen Vereins in Stuttgart vier ansehnliche Bände — kurz zu gedenken, wenngleich freilich auch Hugo von Trimberg (1260—1309), aus dem Würzburgischen stammend und nachmals Schulmeister am Collegiatstift der Theurstadt vor Bamberg, mit Nürnberg wohl nicht allzuviel zu tun hat. Er hat aber in sein großes Werk so manche volkstüm­ liche Elemente aufgenommen, daß ich ihn hier doch nicht ganz mit Stillschweigen übergehen kann, zumal viele der eingestreuten Sprüche gewiß nicht auf dem etwas dürren Boden seiner eigenen Poesie und Begabung gewachsen sind, sondern wohl unmittelbar aus der Volksdichtung herübergenommen, als wahre Oasen in den ziemlich langweiligen Fluß des Gedichtes, einer Art end­ losen Büßpredigt, eingeschaltet wurden und uns so noch heute einen ungefähren Begriff von verschiedenen, neben Minnesang und Heldenepos herlaufenden Dichtungsarten des 13. Jahr­ hunderts vermitteln. Das gilt vor allem von den eingestreuten Fabeln, zumeist Tierfabeln, unter denen ich namentlich die von dem Maultier, das sich seines Eselvaters schämt (Vers 1479—1564), die hübsch erzählte von der Ameise und der Grille (Vers 5565 ff.) sowie die von der Elster und ihrer Tochter (Vers 14955 ff.), und von der Elster und der Taube (Vers 5735 ff.), von der *) W. Scherer, Geschichte der Deutschen Literatur, 4. Aufl., 1887, S. 220.

Hagebutte und der Schlehe (Vers 1973 ff.), endlich die über den engeren Rahmen der Fabel hinausgehende Erzählung vom Gevatter Tod und seinen Vorboten (Vers 23 711 ff.) hervorheben und zu gelegentlicher sicher genußreicher Lektüre empfehlen möchte. Diese und ähnliche Abschnitte des langen Gedichts sind von solcher Klarheit und Feinheit des Ausdrucks und der Empfindung, daß wohl sie es in erster Linie gewesen sein werden, die Gotthold Ephraim Lessing den Plan fassen ließen, den ganzen »Renner« des Hugo von Trimberg herauszugeben. Nach Angaben seines Bruders soll er eine bis Vers 4366 reichende Ausgabe druckfertig hinterlassen haben. Außer der Fabel spielen unter den von Hugo von Trimberg in bald mehr, bald minder veränderter Gestalt übernommenen volkstümlichen Elementen namentlich noch die »Priamel«, der verschiedene, meist ziemlich heterogene Vordersätze durch eine überraschende Pointe witzig einigende kurze Spruch, und Sprüchwort oder sprüchwörtliche Redensarten eine große Rolle. Mit diesen beiden Dichtungsgattungen nähern wir uns zugleich wieder mehr unserem Nürnberg, das insbesondere für die Priamel in der Folgezeit durch Hans Rosenplüt die Hauptpflegstätte werden sollte. In der Mitte zwischen Sprüchwort und Priamel steht etwa ein Spruch wie dieser: Ein herre an ere zimt als wol Als ein schoene sal mistes vol, Buoche an loup, houbt an här, Veit an gras, tier zagels bar (Vers 943 ff.). Von trefflich geschliffener, volkstümlich gefaßter Lebens­ weisheit sei probeweise noch angeführt: »Süezer slic hat süren slac« (Vers 725) etwa unserem: »Keine Rose ohne Dorn« entsprechend, oder Vellet der hafen oder der stein Der hafen giltet ez altersein (Vers 1777 f.) oder Mich dunket, swenne ich eine bin, Ich habe drier manne sin: Kum aber ich da die wisen sint, So wirde ich tummer denn$ ein kint (Vers 2123—26).

6 Oft wird auch Frida nk zitiert und ganze Abschnitte von ihm übernommen, wie denn in Hugo von Trimbergs Werk die erste große und köstliche Blüte der deutschen Dichtung noch auf das deutlichste widerstrahlt. Anders wird es im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts, wo die Pflege der Dichtkunst ganz den Händen der ritterlichen Sänger entgleitet und mit dem Emporkommen der Städte und des Bürgertums deren Art und Sitte alsbald auch in der Literatur ausschlaggebend wird. In dieser Entwicklung war nun Nürn­ berg dank seines Handels und Gewerbfleißes und dank seiner »guten Gesetze und harten Leibesstrafen«,1) durch die Zucht und Ordnung frühzeitig gewährleistet waren, ganz ähnlich wie in der bildenden Kunst die führende Rolle zu übernehmen berufen und die verfallende Dichtung doch noch zu solchen Höhe­ punkten zu geleiten, wie sie in der Blüte des Volksliedes zu Beginn des 16. Jahrhunderts und in der alles überragenden Gestalt des Hans Sachs noch heute unsere ungeteilte Bewunde­ rung erregen und uns in ihren köstlichsten Hervorbringungen noch hohen Genuß bereiten können. »Deutschland ist blind,« meinte um jene Zeit ein Venezianer, »nur Nürnberg sieht noch auf einem Auge.« 2) Dem realen oder auch epischen Zuge der Nürnberger Bevölkerung folgend, gelangte hier wohl vor allem das histo­ rische Volkslied zu deutlicherer Ausprägung, über das wir uns ja an der Hand des noch immer grundlegenden Buches von Rochus von Liliencron leicht unterrichten können. Als ältestes solcher auf Nürnberg bezüglichen Lieder wird wohl dasjenige über Eppele von Gailingen zu gelten haben. Die Herren von Gailingen — der Ort liegt eine Meile von Rothen­ burg o. d. T. entfernt, — waren ein altes fränkisches Geschlecht. Vater und Sohn Eppelein — richtiger wohl Eckelein oder Ekkelein — gerieten in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts in Streit und Fehde mit den Reichsstädten Nürnberg, Rothenburg, *) So begründete einmal ein Nürnberger Ratsherr Kaiser Friedrich III. gegenüber, der sich über das Wohlverhalten der dichtgedrängten Volksmenge auf Straßen und Plätzen gewundert hatte, die in der Reichsstadt herrschende gute Ordnung. Vgl. Emil Reicke im Fränk. Kurier, 5. Jan. 1Q19, Nr. 7, S. 3. *) Vgl. Josef Nadler, Literaturgeschichte der deutschen Stämme und Landschaften 1 (1912), S. 252.

7 Weißenburg und Windsheim und schädigten sie Jahre lang auf zahlreichen Raubzügen, bis der jüngere Eppelein von Gailingen — um diesen handelt es sich wohl in dem Liede und in den an die Fehde anknüpfenden Sagen — 1381 mit einigen seiner ritterlichen Genossen und ein paar Knechten den Städtischen in die Hände fiel. »Man brachte sie nach Neumarkt und dort wurden alle auf Klage der genannten vier Städte gerichtet, die Ritter mit dem Rade, die Knechte mit dem Schwert« 1). Das Lied beginnt durchaus im Volkston : Es was ein frisch freier reutersman, der Epple von Geilingen ist ers genant. Er reit zu Nürnberg auß und ein, ist der von Nürnberg abgesagter feind. Den Hauptinhalt des wohl in Nürnbergs Mauern, jeden­ falls auf Seiten der Reichsstädte entstandenen Liedes bildet ein sprunghaftes, echt volksliedmäßiges Erzählen der Schandund Raubtaten Eppeleins. Zweimal ist darin von seinen gewal­ tigen Sprüngen die Rede. Das einemal entkommt er seinen Verfolgern, indem er von einem »hohen stein« in den Main heruntersetzt, das andere mal springt er oder setzt er mit seinem Pferde über sieben Wägen hinweg; »am neunten«, heißt es dann an der noch nicht befriedigend erklärten, viel­ leicht verderbten Stelle weiter, »am neunten gab er den gibel auf«. Diese Reiterstücke werden wohl die Veranlassung zu der Sage von dem gewaltigen Sprung Eppeleins von der Nürnberger Burg über den ganzen Stadtgraben hinweg gewesen sein. Knapp und herb lautet dann auch der Schluß : Den Epple von Geilingen namens an, brachten gen Nürnberg den gfangenen man. Und fürten in auf den rabenstein, man legt in den köpf zwischen die bein. Mit der historischen Wahrheit pflegt es ja das Volkslied nicht allzu genau zu nehmen. Ähnlich wie die beiden Eppelein von Gailingen haben dann mehrere Jahrzehnte später Vater und Sohn Schüttensam *) Liliencron I, 93.

8 mit der Stadt Nürnberg in Fehde gelegen und unter dem fränkischen Adel einen großen Anhang gewonnen, und erst nach langjährigen Kämpfen und Belästigungen und nachdem ein Preis von 400 Gulden auf des jüngeren Schüttensamen Kopf gesetzt war, konnte man des gefürchteten Raubritters habhaft werden, der dann am 13. September 1474 zu Nürnberg ver­ brannt wurde. Von seinen mitgefangenen Knechten wurden zwei geköpft, einer begnadigt. Das alles schildert uns sehr wirksam und volkstümlich ein historisches Lied, als dessen Dichter sich ein Hans Kugler nennt: Wöl wir aber singen von ainem edelman ? der wolt die von Nürnberg zwingen, wie im der kunst zerran; der Schüttensamen was er genant, er hat die von Nürnberg oft griffen an, geraubt und auch geprant. Des weiteren sind dann noch Strophe 20 und folgende bis zum Schluß, die Gefangennahme, Folterung und Tod des Schüttensamen behandeln, in ihrer primitiven Art von packender Gewalt. In der letzten Strophe bezeichnet sich der Dichter als »stäten«, also treuen diener der Stadt, deren »weisen rat« er »das liedlein« geschenkt habe. Auch die bildende Kunst hat die Gefangennahme und die Einbringung des Schüttensamen nach Nürnberg wiederholt zum Gegen­ stände der Darstellung gemacht; ich erinnere hier nur an das Ölgemälde des schwedischen Malers Hellqvist und an die treffliche Radierung des jungen Nürnberger Malers und Graphikers Hans Rohm. Ganz besonders haben dann natürlich die Markgrafenkriege die Phantasie und Produktion der Volksdichter beeinflußt und in Kontribution gesetzt. Den Sieg der Nürnberger über die Markgräflichen in dem Treffen bei Pillenreuth am 11. April 1450 verherrlicht ein historisches Lied, das in zwei verschiedenen Versionen auf uns gekommen ist. Hans Rosenplüt — dies war, wie ich gelegentlich (Zeitschrift für historische Waffen­ kunde, IV. Bd., S. 149) nachgewiesen habe, sein wirklicher

9 Familienname, nicht etwa nur sein Dichtername und er war von Haus aus Sarwürch, also Panzerhemdmacher — besang das Treffen bei Hembach, d. i. Rednitzhembach bei Schwabach, am 19. Juni 1450, wo die Nürnberger das markgräfliche Lager und die Wagenburg angriffen. und den Feind in die Flucht schlugen. Im Zusammenhang mit den Streitigkeiten mit dem Mark­ grafen um die Jahrhundertwende ist auch das eindrucksvolle Lied von Kunz Schott zu behandeln, dem Burggrafen, d. h. Burgwart und Vogt der Ganerbenschaft zum Rothenberg, der den Nürnbergern übel zu schaffen machte, nach kleinen Raufe­ reien ihren Ratsherrn Wilhelm Derrer fing und ihn mit ab­ gehauener linker Hand heimschickte, dann, als der Rat einen Preis auf seinen Kopf gesetzt hatte, erst recht einen Raubkrieg gegen die Stadt organisierte, 1499 die Kirchweih zu Affalterbach zu stören suchte, sich nachmals aber offenbar mit den Nürnbergern wieder aussöhnte und noch 1524 am Leben war. In die Zeit der ärgsten Plackereien fällt das aus 7 Strophen bestehende Gedicht. Die beiden ersten und die beiden letzten Strophen lauten : Wolt ir hören ein große schand, man darf nit ziechen auß dem land nach fremder abenteure, es ist ein wilder edelman, der macht si ungeheure. Mit namen haißet er Kunz Schott, . er hat an im ein wilde rott, die im helfen morden ; man henkt ir etlich für die tor, er kort auch in den orden.

Der doch nichts tut dann mord und prand ; ich hoff, er werd’ am leib geschant, got gnad der armen sele ! ein rad Wirt sein kirchhof sein und wirt im auch nit fälen.

10 Der uns das liedlein neus gesang, die grechtikait in darzu zwang, er must der weit verkünden: Kunz Schott fürt kein kristlich leben, leit stätiklich in Sünden. Noch eine ganze Reihe weiterer Lieder beziehen sich auf die kriegerischen Ereignisse dieser Zeit, insbesondere diejenigen des Jahres 1502, in denen es sich zum guten Teil wiederum um das Geleitsrecht und um den Kirchweihschutz zu Affalterbach handelte. Ein Teil dieser Gedichte, darunter eins von Peter Hasenstaud, ist von Nürnberger Parteigängern, der andere Teil vom markgräflichen Standpunkte aus verfaßt. Das Hasenstaudsche Lied zeichnet sich wiederum durch Volkstüm­ lichkeit und Kraft aus. Die Kriegsrüstung und herausfordernde Haltung der Nürnberger gegenüber Markgraf Kasimir wird in die Form der Vorbereitung und Einladung zu einem Bankett gekleidet: So hab ichs doch ganz wol vernomen were er zu in auf die kirchwei körnen, sie wolten in gar schon haben entpfangen mit handbuchsen, der hetten sie vil, darzu mit zwelf guten schlangen! Ein mit der aus dar

pfeffer het man in zugerust, salpeter was er wol gemust, hockenpuchsen will ich nit vergeßen ; schlangen wolt man in haben gerichtet an, innen was schon gesotten der pfeffer.

Daß der Dichter in Nürnberg zu Hause war, zeigt er in der 49. Strophe seines Liedes an: Der uns das liedlein neues sang: ein gut gesell hot es getan, er hots ganz wöl gesungen; zu Nurmberg in der werden stat hot es im noch wol gelungen. Die von Peter Hasenstaud besungene sogenannte »Schlacht im Nürnberger Wald« nahm für die Nürnberger keinen günstigen



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Ausgang, während sie noch zu Anfang des Jahres einen größeren Erfolg in der Unternehmung gegen das dem Jobst von Luchau gehörige Schloß Brunn oder Bösenbrunn bei Emskirchen er­ rungen hatten, das Ulman Stromer am Sonntag nach Erhardi 1502 an der Spitze von 1200 Mann mit stürmender Hand nahm. Ein Hans Peck hat dieser Eroberung von Bösenbrunn ein ziemlich schwungloses Lied >In graf Michels ton« gewidmet, das uns ausnahmsweise in einem gleichzeitigen, mit einem kleinen, primitiven Holzschnitt ausgestatteten Einblattdruck (Kupferstichkabinett des Germanischen Museums) erhalten ist. Der Friede zu Erfurt beendete dann um die Mitte des Jahres diese Fehden. Ich übergehe eine Anzahl historischer Lieder, die, da gegen Nürnberg gerichtet, selbstverständlich kaum daselbst ent­ standen sein werden, oder beschränke mich doch lediglich auf die Erwähnung dessen »von Niclas Muffels Tod« (1469) von Heinz Ubertwerch, der die Hinrichtung des betrügerischen Losungers als einen Justizmord hinzustellen sucht, der »Manung wider die Nürnberger wegen des Landgerichts« von 1494 und des Liedes von ihrem mißglückten Zuge wider Neumarkt im Jahre 1504. Übrigens müssen wir uns, zumal für diese frühe Zeit, vor allem gegenwärtig halten, daß wahrscheinlich nur ein ziemlich geringer Prozentsatz der damals tatsächlich gesungenen und verbreiteten Volkslieder auf uns gekommen ist. Es hängt das mit der eigensten Natur der ganzen Dichtungsgattung auf das nächste zusammen. Das Volkslied entsteht spontan im unmittel­ baren Anschluß an ein eindrucksvolles Ereignis, ein tiefgefühltes Erlebnis, eine überwältigende Stimmung. Wie wir den ursprüng­ lichen Verfasser nur in Ausnahmefällen, wo er sich etwa selbst genannt hat, nachzuweisen vermögen, so mag, wenigstens beim rein lyrischen Volksliede, auch die Weise, die Komposition dem spontanen Empfinden jedes einzelnen und damit gewissermaßen dem gesamten Volke überlassen worden sein. Noch Goethe deutet für seine fast volkstümlich anmutende Gelegenheitslyrik, solche Entstehung der unmittelbar mit den Liedern zusammengehörigen, von ihnen eigentlich nicht zu trennenden Melodie an, wenn er im 17. Buch von »Dichtung

12 und Wahrheit« mit Bezug auf seine Gedichte »Herz, mein Herz was soll das geben« oder »Warum ziehst du mich unwiderstehlich« u. s. w. einmal sagt: »Hat man sich diese Lieder aufmerksam vorgelesen, lieber noch mit Gefühl vorgesungen,« etc. Für die mehr epischen historischen Lieder bildete sich eher eine fest­ stehende Melodie heraus oder sie wurden auch wohl, wie wir gesehen haben, nach einem bereits vorhandenen »Ton« gesungen. Aber aufgezeichnet sind Wort und Weise auch hier zunächst nur in Ausnahmefällen worden. Durch die fahrenden Sänger der verschiedensten Art wurden alle diese Lieder wesentlich von Mund zu Mund weiter verbreitet, wobei sie natürlich die mannigfachsten Wandlungen und Umformungen durchmachten. Solcher Wechsel nach Form und Inhalt gehört zum eigentlichen. Wesen des Volksliedes. Von einzelnen aus der großen Masse der entweder verloren gegangenen, d. h. nicht auf uns gekommenen oder aber doch nicht ganz sicher mit einem erhaltenen Gedicht zu identifizierenden Lieder erhalten wir nun aber gelegentlich auch durch urkundliche Nachrichten allerdings nur dürftige Kenntnis. So wird — um mich lediglich auf Nürnberg und auf einige Beispiele zu beschränken — »feria tercia Affre«, d. h. am 7. August 1459, den Stadtknechten befohlen »von des lieds wegen hinder hertzog Ludwigen gemacht, davor ze sein, das das fürdter nit gesungen werde. Wa das aber von geringen lüten frevenlich gesungen wurde, die in das loch legen«. Wir besitzen nun zwar aus jener Zeit ein Gedicht auf Herzog Ludwig von Bayern-Landshut (reg. 1450—1479), noch dazu vom Schnepperer Hans Rosenplüt, also wohl zweifellos in Nürnberg oder doch in naher Beziehung zu dieser Stadt entstanden. Aber dieser Spruch Rosenplüts, der gewiß nicht gesungen, sondern lediglich ge­ sprochen worden, auch wohl um etwa ein Jahr später zu datieren ist, kann auch deswegen mit dem erwähnten Liede nicht gemeint sein, weil sich unser Wappendichter darin in Lobes­ erhebungen über Herzog Ludwig ergeht, während jenes Verbot des Nürnberger Rats sich ohne Zweifel auf ein Spottlied auf Herzog Ludwig bezieht, das wahrscheinlich dessen bedenklichen Handel wegen Donauwörths, das er gern an sich gebracht hätte, das er aber nach der Entscheidung des Reichstages zu

13 Eßlingen vom Februar 1459 dem Reiche wieder heimstellen mußte,*) zum Gegenstände gehabt haben wird. Unklar bleibt auch, worauf sich ein anderer Nürnberger Ratsverlaß vom 7. Juli 1470 bezieht, welcher lautet: »Item Peter von Salzpurg seins gemachten lieds halben von marggraf Albrechten erdicht und vor im gesungen, dorumb man sein antwort gehört hat, zu sagen, das hie nicht mere ze singen, dann man des nicht leiden woll.« Weder ist, soweit ich sehe, ein Volksliederdichter Peter von Salzburg in der Literatur bisher bekannt, noch aus der fraglichen Zeit ein offenbar lobpreisendes Lied auf Markgraf Albrecht Achill auf uns gekommen. Um die Wende des Jahres 1491 auf 1492 ist in den Rats­ akten wiederholt von einem »gedieht vom kalb zu Swabach« die Rede, das ein Buchdrucker ohne Erlaubnis gedruckt und verkauft hat und dessen weiterer Verschleiß alsbald eingestellt werden muß; »den statknechten« aber »zu bevelhen, wo sie solich lied hören singen, den singern darunter zu stossen und zu verpieten« »Endres Tücher« als deputierter Herr. 1493 weilt der kaiserliche Ehrenhold Deutschland in Nürnberg: »Item Hanns Teutschland hat man einen fl. geben; ist küngs herolt«. Im gleichen Jahr ist von einem »Schmählied«, »so von einer frauen gemacht ist«, die Rede. Am 27. November 1495 wird vom Rat gegen einen Gassenhauer mit dem Rundreim »maie, aien, aien«, eingeschritten; jungen Knaben, die solches Lied sängen, soll es nur von den Stadtknechten zu singen verboten werden; »wo es aber alt leut sungen, dieselben für die Fünf zu erfordern«. Zum 29. Juni 1501 heißt es in unserer reich fließenden Quelle: »Dem puchdrucker und becken sagen, die ein spruch des schlos Possenprun halben gemacht haben, soll man sie sezweren lassen, das sie alle sprüch herauf geben wollen und kainen sunst außgeen zu lassen«. Bei solch strenger Handhabung der Zensur kann man sich wohl einen Begriff von der Seltenheit unseres Einblattdrucks mit dem Liede von der Erstürmung von Bösenbrunn machen. Auch 1502 lesen wir wieder in den Ratsverlässen: »All buchdrucker besenden *) Vgl. Liliencron I, 514.

14 und ine sagen, das sie hinfür keinerlei gedieht oder derselben gleichen drucken, es sei dann vor den ratschreibern presentirt, examiniert und von eim rat zugelassen«. Schwerer war natürlich den mündlich überlieferten, lediglich gesungenen Liedern mit der Zensur beizukommen. Noch im gleichen Jahre 1502 ist alsbald wieder von einem »schmahgedicht und lied« die Rede und wird den Stadtknechten befohlen, »wo sie erhören imant von hantwerksknechten das sehmahlied uf der gassen singen, ins loch füren«. Am 8. Januar 1510 sollen wieder »di geschamparen lied« vom Marktmeister auf dem Markt beschlagnahmt und in die Kanzlei getragen werden »und sünderlich den Johanes im korb«. Bemerkenswert sind auch die unmittelbar folgenden Ratsverlässe: »Den statknechten und schützen bevelhen, den leuten bei nacht zu wern, di geschampern lied zu singen« und dann namentlich: »Den türmern zu sagen, daß si das lied mit dem Schreiber im korb vermeiden und nit plosen, so der pischof zu Bamberg hie ist«. Also nicht einmal die Melodie des offenbar sehr beliebten Volksliedes und Gassenhauers, bei dem es sich offenbar um eine Version der bekannten Geschichte von dem Virgilius im Korb handelte, durfte, solange der Bischof in Nürnberg weilte, offiziell laut werden. Tn der Folgezeit häufen sich die einschlägigen Notizen. Im Januar 1512 hören wir von einem Lied »wider Jorgen Kaiben«, einen, wie es scheint, mißliebigen Bürger, dem seine Feinde sogar Pulver in die Kammer gestreut haben, worüber gleichfalls im Nürnberger Rat' verhandelt wird. Im gleichen Jahre wird gegen Fremde, die »ungeschickte lieder fail gehapt« eingeschritten, »die Adam, puchdruckerin« zu Rede gestellt, »warumb si über vorig verpot solich schendlich gedieht unbesichtigt hab drucken lassen« und eine »gemaine Ordnung« beraten, nach der die Buchdrucker künftig Pflicht tun sollen. Bei den »ungeschickten und schändlichen« Liedern handelte es sich, wie es scheint, vor allem um ein Lied von der Einnahme des Hohenkrähen, eines Raubnestes im Hegau, auf das sich der mit der Reichsstadt Kaufbeuren in Fehde liegende ehemals reiche Kaufbeurer Bürgerssohn Stoffel Hauser mit seinen An­ hängern zurückgezogen hatte und von wo er dann, als die Feste

15 von dem 8000 Mann starken Heer des schwäbischen Bundes gebrochen wurde, in die Schweiz entwich. Wir besitzen noch mehrere historische Lieder auf dieses durch die Art der Ent­ stehung der Fehde, die Untreue des von Hauser geliebten Mädchens, mit einem romantischen Zauber umkleidete Ereignis. Eines derselben rührt von Hans Schneider her, auf den ich gleich noch ausführlicher zu sprechen kommen werde. Eines der andern mag wohl den in den Nürnberger Ratsverlässen als Dichter genannten »N. Widmann, den becken« zum Verfasser haben. Schon im Anschluß an das Verbot dieses Liedes wird »den puchdruckern verpoten, nichtzit von dergleichen gedieht ze drucken unbesichtigt derselben in der cantzlei. — Dergleichen den priestern, so druckerei haben, auch zu untersagen«. Der kleinen und kleinsten Druckeroffizinen scheinen insbesondere zu Anfang des 16. Jahrhunderts doch mehr gewesen zu sein, als sich aus den erhaltenen und bezeichneten Drucken heute noch nachweisen lassen. 1513 wird einem Fremden »der druck von der stat Colen« abgenommen, ihm aber dafür mit Geld »ein Vergleichung« getan. In diesem Falle war Wolfgang Huber der Buchdrucker, welcher diesen »spruch von dem auflauf zu Colen«' »mit darin verleibten giftigen mainungen, das zu irrungen der commun und irer Untertanen vermutlich raten mag«, hatte ausgehen lassen. Er ward dafür »vier tag uf ain turn gestraft«. Von den drei Liedern, die nach Liliencron von diesem Aufruhr zu Köln handeln, rührt eines wiederum von Hans Schneider her, von dessen Bestrafung aber in den Ratsverlässen nichts verlautet; er war also damals vielleicht schon nicht mehr in Nürnberg. Ähnlich wird einige Monate später Hieronymus Hölzel, der bekannte Buchdrucker, beschickt und unter Strafandrohung wegen eines gedruckten »liedes von den kaufleuten« befragt, wovon die Exemplare sofort sämtlich eingezogen werden sollen. Es bleibt fraglich, welches Lied hier gemeint war. Dagegen kennen wir wiederum das »lied von Sebastian von Seckendorf«, von dem wir »tertia post Ruperti«, also zum 28. März 1514, in den Ratsverlässen lesen: »Die geschwornen maister der rot­ schmied, messerer und nadler zu beschicken und inen sagen,

16 das si bei den verwandten ires handwerks in gehaimbd so vil möglich furkommen, das gedieht lied von Sebastian von Seckendorf nit mer zu singen bei tag oder nacht«. Die Fehde mit Sebastian von Seckendorf hing wohl aufs nächste mit den Feindseligkeiten, die um das Jahr 1512 zwischen der Stadt Nürnberg und den Markgrafen Friedrich und Kasimir von Brandenburg bestanden und erst 1513 durch einen Vergleich beigelegt wurden, zusammen. Schon Ende 1511 war der Ritter durch Nürnberger Söldner aufgehoben und am 22. Januar 1512 enthauptet worden. »Als er vor dem Nachrichter stand,« so erzählt Liliencron nach Müllners nürnbergischer Chronik, »wollte er nicht nicderknicen, sondern schaute, noch immer auf Erlösung durch die Seinigen hoffend, in den Wald. Erst als dann Wolf Pömer, der Stadtrichter, ihm sagte, er möge dem Nachrichter einen Streich halten, sonst werde er ihm mehrere halten müssen, kniete er, vor Wut ausspeiend, nieder« und erlitt den Todesstreich. Das auf dieses den Adel der Umgegend tief erbitternde Ereignis verfaßte Lied ist vom Nürnberger Standpunkt aus und im volkstümlichen Sinne ganz vortrefflich gedichtet und hat sich wohl auch infolgedessen, wie wir aus unserer urkundlichen Notiz ersehen konnten, noch Jahre lang im Munde des Volkes erhalten, sodaß nach Wiederhestellung des Friedens mit den Markgrafen der Nürnberger Rat sogar zu bremsen und das Lied zu unter­ drücken sich veranlaßt sah. Die beiden letzten der 20 Strophen lauten: Man furt in auß wol für das thor, der rabenstein nit weit darvor, drauf verlor er sein leben; got gnad im dort in jener weit, sein arme seel des nit entgelt, thu im sein sund vergeben! Ich waiß nit, wem ers hat gebracht, ist im villeicht noch unverdacht; wolt euch daran nit keren! Hut euch vor der von Nurmberg schwert, er ist nit weis, der es begert, thut manchem rauber weren!

17 Und so ließen sich noch manche Beziehungen zwischen den Quelle#, hier in der Hauptsache den Nürnberger Ratsver­ lässen, und den Denkmälern, den erhaltenen Liedern, hersteilen. Zum 27. August 1515 werden B. die Buchdrucker wieder verwarnt, »das si dergleichen gedieht, als mit dem einreiten zu Wien geschehen, nicht mer unbcsichtigt lassen ausgeri«, womit doch wohl der von Erasmus Amman von Augsburg gedichtete »hübsche Spruch von der kaiserlichen majestat, wie er zu Wien ist eingeriten mit sambt den kunigen, fürsten und andern herren« (Liliencron 111, 165 ff., Nr. 291) gemeint sein wird, der also, wie es scheint, in Nürnberg im Druck heraus­ kam. Das Flugblatt, aus dem wir ihn kennen, erschien zwar ohne Ort und Jahr, und man würde an und für sich wohl eher an Augsburg als Druckort gedacht haben. Im September 1519 wird vom Nürnberger Rat ein Entschuldigungs­ schreiben an die von Zürich abgefertigt »des ausgegangen schmachlieds halben wider die aidgenossen«, das sich wieder weniger leicht mit einem der erhaltenen Lieder identifizieren läßt. Vielleicht ist »Ein lied von der Schweizer niderlag bei Mailandt uf deß heiligen Lorenztag anno 1515« gemeint, x 18 neunzeilige Strophen »in des ritters weiß, das sich anhebt: Von erst so wol wir loben Maria die raine maid« mit dem Anfang: »Wie nun ir Schweizer knaben, Ir heinen (heunen) also kun«; handschriftlich z. B. in dem C odex C der im Ger­ manischen Museum verwahrten C hristoph Scheurischen Biblio­ thek, Blatt 340a—340b. Aber mit der letzterwähnten urkundlichen Notiz sind wir bereits bis auf die Schwelle der neuen Zeit und der Reformation . vorgerückt, und bevor wir diese Schwelle endgültig überschreiten, müssen wir doch noch den Dichtern der Volkslieder und ihrem Leben einen kurzen Blick zuwenden. Wesentlich mit der Nennung begnüge ich mich dabei hinsichtlich Hans Rosenplüts, von dessen Werken übrigens auch noch der »Spruch von Behaim« und »Von der Hussenflucht« sowie manches andere volkstümliche Erzeugnis — seiner Priamcln wurde ja bereits gedacht — zu erwähnen gewesen wäre. Eben Rosenplüt möchte ich am ehesten auch ein bisher noch unbekanntes, langes, höchst seltsames, leider nur in einer höchst fehlerhaften Abschrift 2

18 aus dem Jahre 1568 auf uns gekommenes Spruchgedicht zu­ schreiben, welches beginnt: Seltzam sin man notlich haist, Wer mit affen sucht und aillen beißt. Cristoph (III.) Scheurl hat es sich »von Seltzamkeit wegen« von dem Original abgeschrieben, das er bei Herrn Philipp Geuder gesehen hatte1). Auch für Kunz Has (als Dichter tätig 1493—1525), von dem wir u. a. ein Lobgedicht auf Nürnberg (um 1490) und ein »neu lied von der stat Rottenburg an der Tauber und von der Vertreibung der Juden doselbst«, »Im Schuttensamen ton« (1520) besitzen, beschränke ich mich lediglich auf diesen Hinweis, nenne weiterhin kurz Jörg Schiller, einen der frühesten Nürn­ berger Meistersinger, dessen »meienweis« besonders beliebt war, und Hans Krug, vermutlich gleichfalls einen Nürnberger Dichter, dessen »Neujahrsgruß an die Frauen« wir aus der Valentin Hollschen Liederhandschrift kennen, die als einer der kost­ barsten Schätze der Bibliothek des im Germanischen Museum deponierten Paul Wolfgang Merkelschen Familienstifts ein noch immer keineswegs genügend bekanntes und durchgearbeitetes Arsenal namentlich auch für die Erzeugnisse der alten volks­ tümlichen Dichtung darstellt, und erinnere noch einmal an die früher erwähnten Hans Kugler, Peter Hasenstaud und Hans Peck. Aber von dem Leben aller dieser Verfasser von Liedern und Sprüchen, die ja teilweise auch, wie der eigentliche Meister­ gesang und seine Vertreter, nur in ziemlich losen Beziehungen zum eigentlichen Volkslied stehen, vermögen wir uns bisher nur ein recht unvollkommenes Bild zu machen. Dagegen konnte ich hier in unserem Verein zuerst vor einer langen Reihe von Jahren das deutlich umrissene, freilich in seinem Elend erschütternde und daher wohl nicht eigentlich typische Lebensbild des blinden Landsknecht-Dichters Jörg Gräff aus den Quellen erstehen lassen, des Verfassers viel­ gesungener Lieder, wie desjenigen von der »Kriegsleut Observanz *) Sogenannte kleine Scheurische Bibliothek (in der Bibliothek des Germanischen Museums) Hs. 342, 20, Blatt 222 ff.

19 und Rechten«, »Vom Könige Karl, wie ihm der König von Frankreich seine Tochter gab und wieder nahm«, des Liedes »von dem Heller«, des Gedichtes »Wenn ich des morgens früh aufsteh, Alsbald ich in die Armut geh« und anderer mehr, die zeitlich allerdings zumeist bereits in die Reformationsepoche hineinreichen. Jörg Graff, wohl aus dem Ries stammend und von Haus aus Gürtler, dann aber Jahre lang Landsknecht in den Heeren Kaiser Maximilians, war 1517 bei dem Brande seiner Behausung am Weißen Turm plötzlich erblindet und dadurch gezwungen worden, aus »der landsknechte Orden« aus­ zuscheiden und sich ganz auf die schon früher gepflegte volks­ tümliche Dichtkunst zu verlegen. Wie er dabei in der alten wild-grotesken Art sein Leben weiterführte, in leidenschaftlicher Aufwallung sogar einen Todschlag verübte, fliehen mußte, das Asylrecht der Kirchen für sich in Anspruch nahm, des Landes verwiesen wurde, sich versteckte und in seiner Blindheit und Hülflosigkeit nie auf längere Zeit von hinnen wich, wie er von Stufe zu Stufe sank, zum richtigen Bänkel- und Zotensinger wurde, bis er alt, krank und bettlägerig kurz vor seinem Tode 1542 in das Spital aufgenommen ward, davon geben die alten Schriften trotz der Knappheit des Ausdrucks ergreifende Kunde1). Ich hatte damals meine Arbeit über Jörg Graff unter anderm auch »zur gefälligen Novellisierung« an Conrad Ferdi­ nand Meyer geschickt. Aber der Schweizer Meister der histo­ rischen Novelle starb bald darauf, und so blieb es einem jungen österreichischen Dichter, Franz Karl Ginzkey, Vorbehalten, das Schicksal des Nürnberger Volksdichters mit dem Schimmer der Dichtung zu umkleiden. In seiner reizvollen und feinen Er­ zählung »Der Wiesenzaun« finden wir Jörg Graff zusammen mit Dürer und Pirckheimer in den Mittelpunkt gestellt. Heute nun möchte ich dem blinden Dichter und Sänger noch einen anderen sehr fruchtbaren Verfasser volkstümlicher Dichtungen an die Seite stellen und damit bis zu einem gewissen Grade für Nürnberg und seine lokale Literatur reklamieren, nämlich den schon wiederholt genannten Hans Schneider. l) Vgl. meine Aufsätze über Jörg Graff im Euphorion, Zeitschrift für Literaturgeschichte IV (1897) S. 457 ff. und Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom 17. September 1898; sowie von neuerer Literatur: Zwickauer Facsimiledrucke Nr. 11 und 12 (1912) mit Einleitungen von A. Goetze. 2

20 Seiner Geburt und seiner frühesten Entwicklung, ja selbst seiner Reifezeit nach gehört der Dichter allerdings nicht Nürn­ berg an. Er stammte wohl aus Augsburg und das früheste unter den bisher von ihm bekannten Gedichten bezieht sich auf den Sturz, die auf der Folter erpreßten Geständnisse (Gift­ mord etc.) und die Hinrichtung des Augsburger Bürgermeisters Ulrich Schwarz im Jahre 1478, welche Ereignisse auch sonst wiederholt zum Gegenstände historischer Volksdichtung gemacht worden sind. Mehr als 20 Jahre weiter zurück aber führt uns, wenn wir dem Wortlaute trauen können, ein anderes meines Wissens bisher unbekanntes Spruchgedicht, das sich in einer wesentlich auf Heraldik und Genealogie bezüglichen Handschrift etwa aus dem Jahre 1494 erhalten hat, die sich jetzt in der Bibliothek des Germanischen Museums befindet (Hs. HR. 131, 4°, Bl. 82—92). Das Gedicht umfaßt 547 Verse, trägt die Über­ schrift »ain guter Spruch und ermannung allen adel, fürsten und herren wider den bösen tyrannen und wutrich, den türken, gar hübsch zu lesen«, beginnt mit den Versen: Hailiger gaist du höchste sach laß fließen deinen gnaden bach Her in das thume hertze mein und stellt sich, bald nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken entstanden, als eine Art Kreuzpredigt gegen den Erbfeind der Christenheit dar, in der die Großen des Abend­ landes einzeln, in nicht enden wollender Reihe nicht ohne eine gewisse Leidenschaftlichkeit zu tatkräftigster Teilnahme an dem geplanten Türkenzuge aufgefordert werden. Die Schlußversc lauten dann: Das gedieht ward gemacht furwar, Do man zalt vierzechen hundert jar Und im sechs und funftzigosten, alß man auch laß, Das machet Hans Schneider das. Es ist nun sowohl möglich, daß es sich hier um einen anderen, älteren Hans Schneider handelt, als auch, daß der letzte, einigermaßen apokryph anmutende Vers erst später hinzugefügt wurde oder doch Abänderungen erfahren hat. Ganz unmöglich aber scheint es doch auch nicht, daß wir es hier tatsächlich mit einem der frühesten Sprüche des jugendlichen, damals

21 vielleicht 20jährigen Dichters zu tun haben, den dann wohl Lieder dieser Art für Herolds- und Sprecherdienste den Fürsten empfohlen haben mögen. Um 1492/1493, in welche Zeit die Entstehung seiner Sprüche von dem auf dem Lechfeld ver­ sammelten kaiserlichen Heer und von »Herzog Christofeis von Bairn Meerfart« fällt, finden wir ihn jedenfalls im Gefolge dieses letzteren Fürsten als dessen Wappendichter, in den folgenden Jahren dann und wohl noch 1500, als er seinen Spruch auf den Augsburger Reichstag dichtete, in Kaiser Maximilians Diensten als »königlicher Majestät Sprecher« U. Zum 24. September 1501 erscheint er erstmalig in den Nürnberger Akten: »Hannsen Schneyder, dem Sprecher, ist vergont, hie bei einem in zu sein biß uf Martini«, heißt es damals in den Ratsprotokollen. Am 22. November wird seinem Weibe für drei Wochen die Aufnahme in die Herberge zum heiligen Kreuz gewährt, am 1. Dezember dem Dichter selbst, offenbar auf Betreiben des Augsburger Patriziers Langenmantel das Bürgerrecht zugesagt und er einige Wochen darauf, am Erharditage, den 8. Januar 1502, unentgeltlich in dasselbe aufgenommen. Aber höchst unruhige und mehr oder weniger beschwerliche Leute waren wohl die meisten dieser fahrenden Sänger, Herolde und Spruch­ sprecher und so auch offenbar unser Hans Schneider. So begann denn alsbald und zunächst seine eifrige Bewerbung um irgend ein Amt, in welchem Bestreben er durch eine Fürbitte königlicher Majestät unterstützt wurde. Da aber »kein ampt ditzmals ledig« war, so wußte »man in nit zu vertrösten«. Er warf sich also vermutlich wohl oder übel wieder ganz auf seine Spruchsprecherei und seine publizistische Tätigkeit, und in den folgenden Jahren sehen wir eine ganze Anzahl neuer Gedichte b Vgl. zu Hans Schneider: Hormayrs Taschenbuch 1833, S. 263; E Wellers Annalen II, 348 und 402 und dessen Repertorium Typographicum; Rochus von Liliencron, Die historischen Volkslieder II, 128 Anm., II, 506 ff., 53h ff-, 564 ff., III, 17 ff., 33 ff., 67 ff.; G. W. K. Lochner im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1866, Spalte 10; E. Weller ebenda, Sp. 61 ff.; R. v. Liliencron und Conrad Hof mann in den Sitzungsberichten der bayer. Akademie der Wissenschaften (philos.-philol. Klasse) 1870, S. 500 ff.; Liliencron in Brückners Neuen Beiträgen zur Geschichte des deutschen Altertums (Zeit­ schrift des hennebergischen altertumsfbrschenden Vereins) Lief. 3, S. 86; Adalb. Kellers Erzählungen aus altdeutschen Handschriften 188; Deutsche Städte­ chroniken. Augsburg, Band, S. 215. K. Goedeke (-Edm. Goetze) Grundriß der deutschen Dichtung I, 280—282 und 302.

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entstehen, so 1504 die schon erwähnte »Rede von dem Nürnbergern« oder »vom Nürnberger Krieg«, d. h. von jener Unter­ nehmung gegen Neumarkt im Landshuter Kriege sowie von der »Regensburger« oder »Böhmen-Schlacht«, 1507 den »Spruch vom Hause Österreich« und den Spruch von der »Schlacht im Niderland geschehen«, d. h. von der Niederlage der Franzosen bei St. Hubert, 1509 das Spruchgedicht »vom Ungehorsame der Venediger«, 1510 dasjenige »von der fürstlichen statt Annenberg Ursprung« etc., 1512 die gleichfalls bereits erwähnten Gedichte von der Eroberung des Hohenkrähen und von der Zerstörung einiger Raubschlösser in der Oberpfalz, 1513 endlich den »Spruch etlich ermanung halben zum kaiser zu Cöln ge­ schehen« oder von dem Kölner Aufruhr. Diesen schließen sich noch einige nicht genauer zu datierende oder bezüglich der Verfasserschaft zweifelhafte Gedichte an, wie der von Adalbert Keller in seinen Altdeutschen Erzählungen aus der Valentin Hollschen Liederhandschrift veröffentlichte »Spruch von dreyen mannen, die ob iren weibern klagten« u. a. m. Da die meisten dieser Spruchgedichte nicht nur hand­ schriftlich auf uns gekommen, sondern schon vom Dichter selbst und zum Teil wiederholt zum Druck befördert worden sind, konnte es kaum ausbleiben, daß er gelegentlich mit den strengen Nürnberger Zensurvorschriften in Konflikt geriet. So wird er schon 1504 wegen eines der in diesem Jahre veröffentlichten Sprüche vom Rat zur Rede gestellt und gleichzeitig »der puchdruckerin« — es war wohl zweifelsohne die Kunigunde Hergottin, aus deren Offizin zahlreiche volkstümliche Schriften und Lieder hervorgegangen sind — verboten, »das si denselben Spruch nicht drucken oder ausgen laß bei 10 fl.« (Strafe). Ähnlich heißt es: »Tercia post Pentecostes« (29. Mai) 1509: - »Hannsen Schneider, dem Sprecher, soll man beschaidenlich benemen, seinen gemachten spruch wider die Venediger hie nicht auszupraiten; es bring gemainer stat und den irn künftigen unrate. Deßgleichen dem trucker verpieten, sein truck solhs spruchs verner nicht zu verkaufen.« Aber allmählich ward der »Sprecher« dem Rat und def Bürgerschaft immer lästiger und Anfang Juli 1511 ist in den Ratsverlässen zunächst von dem Rumoren des Hans Schneider im Frauenhaus die Rede

23 und von »etlichem geld«, das er widerrechtlich an sich gebracht haben soll. Man soll ihn deswegen gütlich zu Rede stellen. Bald aber reden die Beschlüsse des Rats eine deutlichere Sprache: er soll zur Berichtigung seiner Diebstähle aufgefordert werden. Dann heißt es: »Hannsen Schneider uf die verlesen ansagen diebstals halben zu red halten, pinden und bedroen,« und es sollen auch weitere Erkundigungen in der Angelegenheit einge­ zogen werden. Damit versagt leider unsere Quelle, aus deren Nachrichten jedenfalls ersichtlich ist, daß das Jahrzehnt, während dessen wir den ehemaligen kaiserlichen Spruchsprecher und Herold in Nürnberg nachweisen können, einen für ihn keines­ wegs rühmlichen Abschluß fand. Die soziale Not mag auch hier, wie bei Jörg Graff, zu der allmählichen Verwahrlosung beigetragen haben. Ich möchte fast annehmen, daß er, als ihm der Boden in Nürnberg zu heiß wurde, das Weite gesucht, das altgewohnte Leben eines Fahrenden von neuem aufgenom­ men habe. Auch mag er, der vielleicht schon hoch bejahrt war, bald darauf gestorben sein. Weiter als bis 1513, aus welchem Jahre sein Spruch vom Kölner Aufruhr zu datieren ist, lassen sich die Spuren seines Lebens und Wirkens nicht verfolgen. Und wie Nürnberger oder doch in Nürnberg ansässige Straßensänger, Spruchsprecher und Dichter, so haben nun auch Nürnberger Buchdrucker an der Verbreitung volkstümlicher Dichtung und damit auch an der Blüte des deutschen Volks­ liedes in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts einen ganz hervorragenden Anteil; ja man wird wohl sagen dürfen, daß die Bedeutung Nürnbergs in diesem Punkt von keiner anderen Stadt im heiligen römischen Reiche deutscher Nation übertroffen wird. Der Buchdrucker Wolfgang Huber, die Adamin, Hieronymus Hölzel wurden bereits genannt; ebenso die Kunigund Hergotin, die u. a. Jörg Graffs Lied vom Heller druckte und eine besonders ausgedehnte Tätigkeit auf diesem Gebiete entfaltet hat, wovon auch verschiedene der so sehr verdienstlichen Zwickauer Faksimiledrücke, wie das Lied vom alten Hildebrand, das Lied vom edlen Tannhäuser, das Lied von dem Schlaraffenland oder die älteste deutsche Vogelhoch­ zeit u. a. m. Zeugnis ablegen. Ich nenne ferner Georg Wächter,

24 der u. a. einen »hübschen Spruch von dem edlen Wein«, zwei Landsknechtslieder, »Ein lied von dem Grafen von Rom« (vgl. Faksimiledrücke) u. a. druckte, Ilans Weißenberger, Hans Guldenmund, der in erster Linie Formschneider und Brief­ maler war, Hans Waiidereisen, Valentin Neuber, der in den Akten auffälligerweise häufig Salomon Neuber genannt wird (wenn es sich nicht vielleicht um zwei verschiedene Per­ sönlichkeiten handelt), Valentin Fuhrmann, Friedrich Gut­ knecht, Niklas Knorr u. s. f. Von den heute samt und sonders äußerst selten gewordenen Erzeugnissen ihrer Offizinen besitzt unter anderem die Bibliothek des Germanischen Museums eine ansehnliche Sammlung, aus der ich hier vor allem noch das mit einem früheren Holzschnitt geschmückte »Hübsch New Lied zwischen zweyen bürgen, da ist ein tieffer See«, eine Abwandlung der nun schon Jahrhunderte hindurch viel gesun­ genen schwermütigen Sage von den zwei Königskindern, beson­ ders hervorheben möchte. Es ist von Valentin Fuhrmann gedruckt, während aus der Neuberschen Offizin u. a. das gleich­ falls äußerst beliebte Volkslied: Es wohnet Lieb bei Liebe Darzu groß Herzeleid zuerst im Druck hervorgegangen ist. Tm übrigen verdiente die Beteiligung der Nürnberger Buch­ drucker an der deutschen Volksliedliteratur, zu welchem Thema auch die archivalischen Quellen noch manches beisteuern könnten, wohl einmal eine besondere Behandlung und Abhandlung. Schon aus Mangel an Zeit muß ich mich innerhalb dieses Vortrags, bei dem es mir ja nur darauf ankommen kann, Ihnen in großen Umrissen einzelne Bilder aus dem Bereiche der volkstümlichen Literatur Nürnbergs vor Augen zu führen, auf eine ganz skizzen­ hafte Andeutung beschränken. Das gilt nun auch und zwar in noch höherem Grade für unsere Betrachtung des Nürnberger Volksliedes in den Zeiten der Reformation, zu denen uns übrigens die meisten der soeben erwähnten Nürnberger Buchdrucker bereits hinübergeleitet haben. Gerade in den 20 er, 30er, 40er Jahren spielen volkstümliche Lieder und Sprüche wie in Nürnberg, so überhaupt in der Bewegung und Äußerung der Geister eine eminente Rolle.

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Weniger als für andere Zeiträume lassen sich aber hier diese Emanationen einzelner Vorkämpfer oder bestimmter Volkskreise von den übrigen Entladungen der öffentlichen Meinung trennen, die im großen- Bilde aus den Quellen darzustellen allerdings einen ungewöhnlichen Reiz haben würde. Freilich würden dabei auch viele widrige Züge und abstoßende Seiten beleuchtet werden müssen, denn Martin Luthers befreiende Tat wirkte zunächst und namentlich auf die unteren Volksmassen fast durch­ aus revolutionär und das Regiment der Stadt hatte alle Hände voll zu tun, um Herr der Lage zu bleiben und die gewaltige Bewegung von unten auf in gemäßigtere Bahnen zu lenken. Läßt man die urkundlichen Quellen unmittelbar auf sich wirken, so begreift man es, daß der Rat nicht ohne weiteres Partei für das Werk der Reformation zu ergreifen vermochte, daß er sich abwartend verhielt, daß er zu bremsen suchte, ja daß mancher, der sich ursprünglich voll Eifer für Luthers Sache gezeigt hatte, bald wieder lau wurde oder sogar, wie beispiels­ weise Wilibald Pirckheimer, der Reformation voll Empörung über die Auswüchse, die sie zeitigte, für immer den Rücken wandte. Bald sind es Drucke, bald öffentlich gesungene Lieder gegen den Papst, den Kaiser, den König von England, den Bischof von Konstanz u. s. w., gegen die der Nürnberger Rat einschreiten muß. Dann wieder vernehmen wir in den Rats­ protokollen von lästerlichen Reden, die geführt worden sind^oder etwa auch von einer Weibsperson, der Vöglin, wie sie genannt wird, die mit einer Flasche Wein in die Spitalkirche einge­ drungen ist und dort unter Geschrei und Trinken • zu predigen sich unterstanden hat, u. s. f. *) Beschränken wir uns auf eine kurze Betrachtung des Volksliedes in jener Zeit, so ist auch da vor allem wahr­ zunehmen, daß die reine Blüte desselben offenbar immer mehr von pamphletistischen Hervorbringungen begleitet ist und zum Teil überwuchert wird. Der Verbote gegen die »schentlichen lieder« und »andere schmachtruckereien«, insbesondere gegen »unzüchtige lieder von münichen, pfaffen und nunnen« »auf J) Vgl. meinen Aufsatz »Meistergesang und Reformation« in den Monats­ heften der Coinenius-Gesellschaft Vif (1898) S. 148 ff. (insbesondere S. 163 t.)

26 die melodei crist ist erstanden« oder sonstwie gesungen, ist kein Ende und auch von eigentlichen Nürnberger Volkslieder­ dichtern vermögen wir aus diesen Jahrzehnten nicht allzu viele namhaft zu machen. Außer dem immer mehr verlotternden Jörg Graff kommt etwa noch ein »geblendeter sporer«, dem 1523 untersagt wird, Gedichte gegen den Kaiser oder den Papst zu singen oder zu sprechen — ist er vielleicht identisch mit Jörg Graff? — ferner N. Lebender, der 1530 wegen seiner »neuen Liedlein« zur Rede gestellt wird, in Betracht. Sodann ist an die offiziellen Spruchsprecher zu erinnern, insbesondere an den »Hegelein«, oder »Vorhängelein«: Gennßklepper, seit 1530 Hans Gerstner, 1544 Heinrich Müllner, oder an einzelne Meistersinger, an Lorenz Stilkrieg, der 1539 ein Lied wider den Markgrafen Georg von Brandenburg-Ansbach gesungen und dafür mit Turmhaft bestraft wird — es handelt sich um das bei Liliencron (Nr. 468) abgedruckte »Lied von den Nürnbergern« »Im ton: Von erst so woll wir loben« — und andere, etwa noch in den Liedern und Quellen genannte oder auch namenlose Dichter und Sänger. Auch des Sebastian Frank, geboren zu Donauwörth, in den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts Predikant auf der vom Nürnberger Rat besetzten Pfarrei zu Gustenfelden bei Ansbach und im Ansbachischen und seiner großen Verdienste um die Sammlung der Sprüchwörter möchte ich in diesem Zusammenhang doch nicht ganz zu erwähnen unterlassen. Manche andere Verfasser volkstümlicher Gedichte standen natürlich in noch weit loserer Verbindung zur Pegnitz­ stadt, wie die eigentlichen fahrenden Sänger, vagierenden oder stellenlosen Schulmeister, den Armbrust-, Büchsen- oder sonstigen Schießen nachziehenden und dieselben mit ihren Sprüchen verherr­ lichenden Pritschenmeister und dergl. mehr. Ich nenne von solchen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nur den kaiserlichen Ehrenhold Jerusalem, der 1525 dem Rat die Aufzeich­ nung über ein in Nürnberg vor alters stattgehabtes Turnier über­ gab und dafür mit 16 Gulden belohnt wurde, einen Jörg Hauer öder Heuer von Buchau, der im April 1545 der Stadt einen »lobspruch gegen Nürnberg«, wie es in den Ratsverlässen heißt, widmete und dafür 6 Gulden verehrt erhielt, doch daß er seinen Spruch nicht drucken lasse, oder den »Ehrenhold oder

27 Spielmann« Hans Utz, dem am 2. Oktober 1546 »umb seinen spruch des Schießens halben zu Neuß 2 taler« zu schenken und ihn »damit laufen zu lassen« beschlossen wurde. Die Namen solcher zum Teil sehr fragwürdiger Dichter ließen sich leicht, noch vermehren. Aber den Glanz aller Namen, die wir aus dem 15. und 16. Jahrhundert anführen konnten, überstrahlt doch weit das helle Licht des großen Genius, der, seinem bürger­ lichen Berufe nach ein bescheidener Handwerker, nicht nur ein erstaunliches Wissen und eine hohe und* freie Lebensauf­ fassung sich zu eigen zu machen wußte, sondern auch die großen Zeitereignisse auf kirchlichem wie politischem Gebiet mit gespanntester Aufmerksamkeit, offenem Sinn und klarem Blick verfolgte von seinem jubelnden Zuruf an: »Wachet auf es nahet gen den Tag« bis über den Tod des großen Refor­ mators hinaus. Hans Sachsens reiches Schaffen und starke Wirkung ist schon so vielfach und nach allen Richtungen Gegenstand eingehender Untersuchungen gewesen, daß ich mich hier wohl mit einem summarischen Hinweis namentlich auf seine histori­ schen Lieder und Sprüche beschränken kann, auf seine prächtige »vermanung kaiserlicher majestät sampt aller stend des römi­ schen reichs eines herzugs wider den pluttürstigen Türken« (1532) »in bruder Veiten ton zu singen«, auf die Lieder, mit denen er des Kaisers Heerzüge und Siege oder die Verhand­ lungen des Regensburger Reichstages von 1541 begleitete, endlich auf die ergreifende »klagred teutsches lands«, die er angesichts der Zerrissenheit seines Vaterlandes in den Zeiten des Schmalkaldischen Krieges der Germania selbst und dem getreuen Eckhart in den Mund legt: Der treu Eckhart fieng also an: »Germania, wer hat dir than, daß du so gar kläglichen schreist, als ob du hart benöthigt seist ? Sag mir auf trawen, was dir bricht.« Germania spricht: »ei siehstu denn nicht, daß groß wetter am himmel stehn, das alles über mich würt gehn

28 mir zu unendlichem verderben?« Der Eckhart sprach : »wer seind die herben, die sich aufbäumen wider dich?« Germania die sprach: »hör zu! Es ist mir laider nur zu war, es hat geweret lange jar,

daß vil practik send gemachet worden und über mich haimlich zammen hond gschworen.« Die Feinde Deutschlands werden nun sehr wirkungsvoll mit »Nachtvögeln« verglichen, mit Eulen und Fledermäusen, die, wenn sie auch noch so blutgierig und habsüchtig auf das arme Deutschland eingehackt haben, immer den Kopf ziehen aus der Schlingen, >sam sie ganz unschuldig in den dingen«. »Dardurch so wurden hin und wider zurrißen mir all mein gelider, außgemergelt und gar verderbt, endlich mein ganzer leib gesterbt. Wo dann solich unbild mir begegnet, wurden mir meine händ und füß beweget, zu suchen haim in irm gehäus die eulen und die fledermäus, ir Schwungfedern auch außzurupfen. Ein nachbaur wurd den andern zupfen, auch wurden die stet vol aufrur,

Spaltung, entpörung und unfur, dardurch fielen gut policei; auch mit brand, raub und morderei so wurd ich durchaus überladen, daß ganz Teutschland im blut must baden. Schau, dis mein eilend ich bewein. Ich bitt dich durch die treue dein, Eckhart, kanst du, so gib mir rath. Gar kein Verzug die sach mehr hat, die axt ligt an des baumes wurz.« Der Eckhart sprach: »mein rath ist kurz.

29 Aus dir kompt selbert diser schad; weil dir gott aus milder genad erscheinen laßt sein helles liecht, hast doch darin gewandelt nicht, sonder nur in der finsternus in aller siinden uberfluß. Dardurch du klüriieh magst verstau, daß solch straf über dich muß gan. Die schuld darfst nit geben dem liecht.« Germania, das weib, naigt nider ir angsicht, mit jammer und wainen durchbrach und mit seufzender kehlen sprach: »o Eckhart, deine wort sein war; ich lebet in der finstere gar wiewol das helle liecht mir schin, das ich seufzend bekennen bin. Rath aber, was soll ich nun than?« Der Eckhart sprach: »weib ruf got an, hab reu und laid der Sünden groß, beker dich und wiirk frucht der büß,

laß über die nachtvögel gehn. Bleib du nur bei dem liecht bestehn; so wirt dich gott ie nit verlaßen, zu helfen hat er gar vil Straßen. Sein arm ist ie noch unverkürzt, dardurch er sein lieb volk erlöst. Hoff nur auf gott und sei getrost, aus im die gnädig hilf erwachs,« das wünschet von Nürnberg Hans Sachs. Und mit diesem eindringlichen Spruch, in dem wir in gegenwärtiger, bitterernster und schwerer Zeit wiederum nur zu manches nachempfinden können, und dem heißen Wunsche für sein trotz allem geliebtes deutsches Vaterland darf auch ich heute wohl schließen.

30 II. »Durch das Geröll und Geklipp des bürgerlichen Zusammen­ bruchs und der alten städtischen Größe,« so beginnt Joseph Nadler im II. Bande seiner großzügigen und neuartigen »Literatur­ geschichte der deutschen Stämme und Landschaften« (S. 169) den mit dem Namen unserer Stadt überschriebenen Abschnitt, »leuchtet in diesen Jahren«, d. h. von der Mitte des 16. bis gegen den Schluß des 17. Jahrhunderts, »nur noch ein einziges zerflackerndes Licht, die Stadt der heiligen Reichsinsignien, Nürnberg. Hier war das Leben zäher und der Tod hatte verzweifelter zü ringen. . . « Wenn solche Zähigkeit, wie ich schon in meinem ersten Vortrag angedeutet habe, wesentlich mit der umgebenden, wenig fruchtbaren oder gar üppigen, die Bevölkerung von früh an auf harte Arbeit und ausdauernden Fleiß verweisenden Natur zu­ sammenhing, so hat das reichsstädtische Nürnberg — hoffen wir auch das neueste und jüngste! — neben dem absterbenden Alten, in unserem Falle der Kultur des Mittelalters, der durch die großen Entdeckungen und durch die Reformation Ziel und Grenze gesetzt waren, lange fort doch auch Kräfte des Aufbaus und der inneren Erneuerung aus sich zu erzeugen verstanden. Als einen solchen zugleich konservativen und auch in hohem Grade schöpferischen Geist von stärkster ethischer Wirkung habe ich bereits am Schlüsse meines ersten Vortrages für das 16. Jahrhundert und seine auflösenden, um nicht zu zu sagen, zersetzenden Tendenzen Hans Sachs etwas näher charakterisiert, und ich muß hier noch einmal auf seine ehr­ furchtgebietende, innerhalb der ganzen deutschen Literatur mutatis mutandis eigentlich nur mit Goethe zu vergleichende Erscheinung zurückkommen, zumal uns ja sein überreiches Schaffen aus der alten Zeit, die wir mit dem Schmalkaldischen Kriege ausklingen ließen, auch zeitlich in die neue Epoche, die wir hinsichtlich des Volksliedes und Kriegsliedes oder, wieder­ um etwas allgemeiner gefaßt, hinsichtlich der volkstümlichen Literatur in Nürnberg heute zu betrachten und bis zum Ende der freien Reichsstadt zu verfolgen haben werden, hinüberleitet. Wenn Karl Goedeke von Hans Sachs sagt: »Alles was die Dichtung der Zeit auszeichnet, findet sich bei ihm gereinigter

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und geläuterter wieder; keine Form war ihm widerspenstig; kaum irgend ein Gegenstand, der dem Wissen jener Zeit gehörte, war ihm fremd; er beherrschte Geschichte und Sage mit gleicher Meisterschaft und Sicherheit; seine Betrachtungen und Beobachtungen sind immer glücklich und anschaulich ein­ gekleidet; durch die mißlichsten Verhältnisse weiß er seine Erfindungen, namentlich die aus dem Leben seiner Zeit, mit leichter Wendung zu reinen und beruhigenden Ausblicken zu führen«1), so kann man solch günstiges Urteil, solch hohes Lob, je mehr man sich mit Hans Sachs beschäftigt, nur um so ent­ schiedener unterschreiben. Und wenn man dazu bedenkt, daß der Dichter schon als die natürliche Äußerung der gesellschaft­ lichen Sphäre, der er entstammte und in der er lebenslang freudig und treu verblieb, alle seine Lieder und Sprüche, seine Historien und Dialoge, Fastnachtspiele, Tragödien und Komödien in ein höchst volkstümliches Gewand gekleidet und großenteils mit ganz erstaunlicher, wahrhaft schöpferischer Sprachgewalt zum Ausdruck gebracht hat, so kann man ermesse^ welch hervorragende Rolle ihm in der Geschichte der volkstümlichen Dichtung zukommt und welch starke kulturschaffende Wirkung er zu seiner Zeit und durch die Jahrhunderte hindurch bis in die Gegenwart hinein ausgeübt hat. Von seinen historischen Sprüchen ist bereits in meinem ersten Vortrage die Rede ge­ wesen, ebenso von der Art, wie seine zahlreichen Dichtungen zuerst im Druck erschienen, nämlich als Einblattdrucke Folio­ formats oder Flugschriftchen in Oktav, diese wie jene zumeist mit einem wirkungsvollen Holzschnitt aus der Offizin eines der vielen Nürnberger Formschneider ausgestattet. So sind zu allen Zeiten seines Lebens höchst volkstümliche Lieder, Sprüche und Dramen seinem unerschöpflich reichen Fabuliertalent ent­ sprossen, seiner nimmer müden Feder entquollen, die er sämt­ lich — leider sind uns nicht alle erhalten — zunächst eigen­ händig, sauber und mit genauer Datierung in seine Folianten eintrug, um sie dann alsbald — nur die Meisterlieder waren nach den Vorschriften der Singschule davon ausgeschlossen — zum Druck zu befördern. »Auff das aber mein pfund, das mir J) Goedeke, Grundriß der deutschen Dichtung II, 409.

32 ■der Herr verliehen hat,« sagt er mit berechtigtem Selbstgefühl im Vorwort zu der bei C hristoph Ilcußler in Nürnberg 1558 erschienenen Ausgabe seiner Werke, »nicht bey mir allein, samb undter der erden verborgen, begraben bleib, hab ich die zu nutz und gut dem nechsten an tag gegeben, -tröstlicher hoffnung, es wer nit on nutz abgehn . . . « Und dieser Ernst, mit der er am Werke war, und die Genauigkeit der Aufzeichung würde uns in den Stand setzen, für bestimmte Ideen und Bestrebungen seine Entwicklung Schritt für Schritt zu verfolgen und aufzuzeigen, was jedoch im Rahmen dieses Vortrags selbstverständlich meine Aufgabe nicht sein kann. Ich beschränke mich daher auf die Andeutung, daß in den früheren Jahrzehnten seines Schaffens politische und soziale Ten­ denzen stärker vorwalten als in seinen späteren Werken, in denen er immer mehr lediglich durch die Macht des Wortes, durch eine vergeistigtere Dichtung zu wirken sucht. Für die erstere Art verweise ich hier unter den weniger bekannten Stücken etwa noch auf das Fastnachtspiel von den »sechs klagenden« aus dem Jahre 1535, in dem Wirt, Landsknecht, Pfaff, Bauer, Handwerksmann und Bettelmann um die Wette über ihre Armut und ihr Elend klagen und jeder folgende seinem Vorgänger das Recht zu solcher Klage bestreiten möchte, bis dann der Wirt und Hausherr das Fazit aus der Verhand­ lung zieht: So gib ich euch mein treuen rath : Welcher kein roß am paren hat, Derselbig sol zu fusen laufen ; Und welcher nicht hat wein zu kaufen, Der trink wasser an seinem tisch; Und wer nicht hat wiltpret und fisch, Der eß rintfleisch odr haberprei; Und wen die armut drucken sei, Der ker den mantel nach dem wind, Den sack zu halbem theil zupind Und nem für das merer das minder, Damit er hin pring weib und kinder, So lang bis im das frölich glück, Auch etwan schein und mach in flück !

33 Denn wirdt er leids ersetzet ganz. Mach auff, spielman, ein fröling tanz! Laß sie haben ein guten mut! Wer weis, wanns in mehr wirdt so gut ! Und so beschließt denn ein Reigentanz der sechs Klagen­ den das Fastnachtsspiel, die darüber, wie der Handwerksmann ausführt, vergessen alles ungemachs. Ein selig nacht wünscht euch Hans Sachs. O du ferne glückliche alte Zeit! Charakteristisch für die Spätzeit und wahre Perlen Hans Sächsischer Dichtung sind unter anderm die »Drei guter nütz­ licher lehr einer nachtigal« (1555), das bedeutende dramatisierte Spruchgedicht »Ein gesprech, die hoffnung betreffendt« (1558) oder die Betrachtung über den Tod in dem Schwank »Die drey frölichen tödt« (1558) sowie das Spruchgedicht über den Kampf des Lebens, genannt »Der gerüst kempfer« (1559), der tiefsinnige, nur leider etwas weitschweifige Schwank »Der einsiedel mit dem hönigkrug« (1560) u. s. w., u. s. w. Daß zahlreiche seiner Werke auch von ganz eminenter, noch nicht annähernd genügend erkannter und an das Licht gestellter Bedeutung für die Kultur- und Sittengeschichte sind, kann hier gleichfalls nur ganz im Vorübergehen angedeutet werden. Das Fastnachtspiel »genandt die rockenstuben«, die Komödie von einem Vater, einem Sohn und einem Narr, der Schwank von »der vollen brüder thurnier«, das Spiel von dem »burger, pawer und edelmann, die holen krapffen«, eine Gegenüberstellung der Lebensweise und Gewohnheiten der Bürger und der Bauern, die verschiedenen Gedichte, die von den Hausmägden handeln, seine Hexen- oder Unhulden-Spiele, die geniale Schimpferei in dem »kürtzweilig fastnacht-spiel von einem bösen weib« und unzählige andere Stücke würden in dieser Hinsicht besonders in Betracht kommen. Wiederholt hat er auch das Leben und Treiben der fahrenden Sänger und Sprecher, also der hauptsächlichsten Träger des eigentlichen Volksliedes, zum Gegenstand seiner Dichtung gemacht, und be­ sonders lehrreich und auch anziehend ist hier der Schwank von jenem Volkssänger zu Straßburg, dem der Rat der Stadt 3

34 ein neues Gewand anstatt seines zerschlissenen reichen läßt, das er aber sofort wieder zu Gelde macht, um den Erlös alsbald durch die Gurgel zu jagen und sich schließlich auf die ernste Vorhaltung des Magistrats mit einem Witz aus der Affäre zu ziehen: ein hoher Rat hätte ja das ihm gespendete Gewand auch nicht festzuhalten gewußt, sondern fortgeschenkt und ihm so selbst das üble Beispiel gegeben. Dieses Gedicht (von 1563 datiert) beginnt: Ein landfarer ich fraget Nach neuen mehrn, der saget, Wie vor etlichen jarn Er het ein schwanck erfarn Zu Strasburg von eim Sprecher, Der war ein toller frecher, Doch war er künsten-reich, Keiner war sein geleich Mit sprechen und mit singen Und mit höfflichen dingen, Als mit geigen und schwegein, Auch mit schwencken und egeln, Kundt mit vil schimpfling Sachen Dem volk vil kurzweil machen. Wo die bürger gastrei Hielten, kam er herbei, Dergleich auf den zunft-stuben Maister, gsellen und buben, Kund ieden teil gewern Mit dem, daß er hört gern ; Wann all seine geticht Er im selbert zuricht, Beide kurz und auch lang, Allerlei art und gsang: Histori, ernst und schimpff, Gut schwenck, doch als mit glimpf, Und verdient grosses gelt Mit der kunst obgemelt. Doch het ein fehl der Sprecher, Er war ein voller zecher:

35 Was er all tag gewan, Wur er zu nacht alls an ; Es war vil oder wenig, So behielt er keinen pfennig. Derhalb gieng er zerrissen In aim gwand, alt, zerschlissen, u. s. f. Einen ganz ähnlichen Betrieb werden wir auch für Nürn­ berg annehmen dürfen, wie ja auch aus der früheren Zeit schon dergleichen Beispiele — ich erinnere an Jörg Graff und Hans Schneider — beigebracht werden konnten. Auch für die Folge­ zeit fließen die archivalischen Quellen noch reichlich, und wir können dabei zugleich wiederum Titel und Stoff manches Volks­ liedes kennen lernen. Eine große Rolle spielen in der 2. Hälfte des 16. Jahr­ hunderts die Pritschenmeister, d. h. die den Fest- und Preis­ schießen nachziehenden und diese oder fürstliche Hochzeiten und Beilager mit ihrer Verskunst verherrlichenden Spruchsprecher. In den Nürnberger Ratsverlässen werden deren mehrere genannt, so vor allem Lienhard Flexel, der von 1555 bis 1572 dem Rat verschiedentlich seine »Büchlein« von dem Stahlschießen zu Heidelberg (1555), von dem Schießen zu Ulm (1557), von dem Schießen zu Stuttgart (1561) u. s. w. überreicht und dafür in der Regel ein paar Taler oder Gulden zum Lohn erhält. Neben ihm erscheint der Pritschenmeister Bartholmes An­ ger er, offenbar ein Vorfahre des späteren Schuhmachers und Meistersingers Stephan Angerer, der 1556 auf sein Supplizieren einen Gulden geschenkt erhält, um seinen nürnbergischen Schild, den er versetzt hat, wieder einlösen zu können. Wir kennen diese zuweilen riesigen Ehrenschilde, die Obrigkeiten, Zünfte, Handwerke oder besondere Gesellschaftskreise den für sie tätigen Gelegenheitsdichtern, vornehmlich den offiziellen Spruchsprechern zu verehren pflegten, von vielen Bildnissen Nürnberger Spruch­ sprechern, so des Michael Springenklee, Wilhelm Weber, Leon­ hard Wolff u. a. m. Nach diesen angehängten, schlenkernden und klappernden Schilden führte der Nürnberger amtliche oder Rats-Spruchsprecher den Titel: »Vorhängelein« oder auch »Schlenkerlein«. 3

36 In den 60 er und 70 er Jahren treten uns dann namentlich noch Heinrich Wire, »Obrister Prütschenmeister in Österreich« und Benedikt Edelpöck, Erzherzog Ferdinands von Öster­ reich Pritschenmeister, entgegen. Ersterer erhält 1569 >umb das verehret buch von herzog Wilhelm zu Bairn hochzeit« — sie hatte schon am 21. Februar 1568 zu München stattgefunden — 6 Gulden und 1572 »umb die beschreibung erzherzog Karls von Österreich hochzeit« 8 Gulden zum Geschenk, Benedikt Edel­ pöck 1574 für sein Büchlein von dem Schießen zu Zwickau 4 Gulden. Als »Vorhängelein« begegnen in dieser Zeit Hans Spiegel oder Spiegler, dieser vom Anfang der 60er bis in die 80 er Jahre, später (um 1614) Hans Mager. Dem Spiegler wird auch einmal (1563) eine Reise nach Genf verstattet, »doch ime bei eins rats straf lauter verpieten, ainich büchlein von dannen mit sich nit heraus zu pringen«. Die damaligen Spruch­ sprecher waren also, wie es scheint, gelegentlich auch Händler mit allerlei Flugschriften; Spiegler vielleicht sogar in erster Linie. Von seinen oder jenes Hans Mager eigenen dichterischen Erzeugnissen scheint sich kaum etwas erhalten zu haben. Von weiteren Spruch- oder Liederdichtern nenne ich noch Hans Österreicher, dem 1561 ein Lied zu drucken abgelehnt wird — es handelt sich dabei wohl zweifelsohne um den Meistersinger und Hans Sachs-Schüler Ambrosius Österreicher und wir haben es also offenbar mit einem Schreib- oder Ge­ dächtnisfehler des Ratsschreibers zu tun —, Erasmus Michael Leto oder Letus aus Dänemark, dem 1574 für sein dem Rat dediziertes »buch und beschreibung der stat Nurmbergk« 24 Guldengroschen, eine ganz anständige Summe, verehrt werden, und Jorg Frölich, der 1579 für einen Lobspruch, »den er weiland herrn Endresen Imhof dem eitern seligen zu ehrn gemacht« ein paar Gulden erhält, wobei ihm aber ernstlich auferlegt wird, »derselben exemplaria, dieweil nichts besonders oder wolgeschickts daran ist, kaines weiter zu spargiren oder von sich kommen-zu lassen«. Und wie Österreicher und Jörg Frölich bereits der Gesellschaft der Meistersinger angehören, so wären aus diesem Kreise, zumal aus der Zeit der Nach­ blüte der »holdseligen Kunst« aus der Wende des 16. und 17. Jahrhunderts, natürlich noch viele Namen zu nennen, die

37 ohne Zweifel alle an der Ausübung und Pflege volkstümlicher Dicht- und Reimkunst in Nürnberg einen quantitativ nicht unbe­ trächtlichen Anteil haben. Da aber die Qualität der dichterischen Ergüsse eines Georg Hager, der noch beim alten Hans Sachs Schuhmacherlehrling gewesen war, Benedikt von Watt, der sich um das Sammeln und Fixieren der Meisterlieder und besonders auch ihrer Musik Verdienste erwarb, Hans Glöckler, der namentlich als Organisator der Gesellschaft der Meister­ singer in Betracht kommt, und selbst der etwas talentvolleren Hans Deisinger, M. Ambrosius Metzger und so vieler anderer sehr viel oder alles zu wünschen übrig lassen, so kann ich sie hier wohl im wesentlichen mit Stillschweigen übergehen. Nur einiger, von diesen späten Meistersingern behandelter Nürnberger Lokalgeschichten und -Vorkommnisse sei wenigstens in Kürze gedacht, wie des Gedichtes von dem Aufruhr zu Gräfenberg »in des Römers (d. h. Reinmar von Zweters) gesang­ weis« mit dem Anfang: Wie** man zeit dausent und darzu finfhundert jar Und ein und sechzig, da war zu Bamberg firwahr Ein bischof, war Veit von Wirzburg genande, Der drug neid und haß Niemberg der werten stat Von wegen einer gringen und gar schlechten dat Der burger von Petzenstein allensande *) u. s. w. Datiert ist der Meistergesang vom 4. Februar 1562 und inhaltlich identisch jedenfalls mit einem Lied von der Eroberung Gräfenbergs, das am 17. März 1562 dem Buchführer Hans Schrötl von Schwabach in Nürnberg feil zu halten verboten wurde, wobei ihm aber die ihm abgenommenen Lieder bezahlt werden sollten. Des weiteren nenne ich zwei Gedichte Georg Hägers von der Buchenklinge, dem bekannten Ausflugs- und Vergnügungsort der alten Nürnberger, einer der frühesten ge­ selligen Veranstaltungen dieser Art in Deutschland, aus den Jahren 1575 und 15882), von denen eine Version entgegen den *) Meistersinger-Handschrift Cod. germ. 40 583 der großen Berliner Bibliothek Bl. 36 b. *) Ebenda Blatt 286a (von G. Hägers Hand) und Blatt 322b. Vgl. das genauere Zitat in Teil IIB.

38 Gepflogenheiten der Meistersinger auch im Druck erschien, ferner das wohl gleichfalls von Georg Hager herrührende Meisterlied in der Löwenweis Peter Fleischers von den drei vertriebenen Völkern, nämlich 1. den Juden, 2. Ketzern und Landläufern und 3. den Nürnberger Rohrschützen, die ihre Herberge oder Zunft­ stube nach Laufamholz, dann »gen Zipfelshof«1), hierauf nach Wöhrd, weiter nach St. Peter, endlich »zum Galgenhof« ver­ legen mußten, von wo man sie wohl bald »gen Fürth hinab­ jagen« wird. Das Gedicht ist am 1. Mai 1575 verfaßt2). Aus dem Jahre 1587 stammt das bekanntere Gedicht vom Schönen Brunnen, das den Vater des Spruchsprechers Wilhelm Weber, Hans Weber, zum Verfasser hat, und ein Meistergesang in der Külberweis Hans Heidens von dem markgräflichen Edel­ mann Hans Berthold von Rosenau, der am 22. Oktober 1587 in der Nähe von Nürnberg mit 23 Knechten zu Fuß und zu Roß den nürnbergischen Reiterhauptmann Esaias von Ferg über­ fallen und samt seinem Knecht niedergemacht hatte. Mit einer Bitte zu Gott, den Sünder zu strafen, schließt das Gedicht3). In diesem Zusammenhänge wäre auch des wunderlich-täppischen Vorgangs vom Krokodil im Predigerkloster zu gedenken, zu dessen Fang 1596 eine Anzahl ängstlicher Spießbürger aus­ gezogen sein sollten, die offenbar eine am Fenster angebrachte Skulptur für ein solch »grausames Tier« gehalten hatten. Den Hergang schildert u. a. ein Meistergesang »in des nerrischen Kaspers ton« von Georg Hager, der, wie er in einer Rand­ bemerkung in einem seiner handschriftlichen Liederbücher ver­ merkt, selbst bei dem Fang zugesehen habe4). Aber die merk­ würdige Begebenheit hat offenbar auch sonst die Phantasie des Volkes sehr beschäftigt. Außer dem Meistergesang gibt es ein Lied »in des Lindenschmidts ton«, und den noch nach Jahren und Jahrzehnten mehrfach in Abschriften verbreiteten Reimereien sind verschiedentlich auch Aquarell- und Tuschmalereien als *) Zerzabelshof östlich von Nürnberg. 2) Meistersinger-Handschrift Cod. germ. Fol. 22 der großen Berliner Bibliothek Bl. 188. 3) Meistersinger-Handschrift Cod. germ. 40 583 der Berliner öffentlichen Bibliothek Bl. 295 a. 4) Meistersinger-Handschrift M. 6 der öffentlichen Bibliothek zu Dresden. Vgl. im übrigen Emil Reicke, Das »Krokodilstechen« im alten Predigerkloster (jetzt Stadtbibliothek) zu Nürnberg (Fränk. Kurier 1905, Nr. 365).

39 Abbildungen beigegeben, wie ein solches Exemplar des »Krokodil­ fanges« sich u. a. im von Praunschen Familienarchive in Nürn­ berg erhalten hat. Ein »Junker Braun, der beherzte Held« hatte den ersten Anlaß zu der Massensuggestion gegeben. Endlich sei etwa noch eines Meistergesangs in der Abenteuerweise Hans Folzens erwähnt, »was man auf der gassen zu verkaufen zu Nürnberg ausschreit«; er hat wiederum Georg Hager zum Verfasser und ist — auch Hager pflegte nach dem Vorbilde seines Lehrers und Meisters Hans Sachs seine Lieder genau zu datieren — am 3. Januar 1617 gedichtet.1) Mit ihm rücken wir also bereits hart an die Schwelle des dreißigjährigen Krieges heran. Neben den Meistersingern wäre nun für die 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts wie auch für die Folgezeit unter den Dichtern volkstümlicher Lieder insbesondere etwa noch die große Zahl der Pamphletisten, der Verfasser oft viel gesungener Spott- und Schmählieder, anzuführen, die uns freilich nur zum Teil ihren Namen nach bekannt sind. Ich beschränke mich hier darauf, lediglich den Barfüßermönch Bruder Johannes Nas oder Nasus und einen gewissen Sebald Herold zu erwähnen, die r zu Anfang der 70 er Jahre des 16. Jahrhunderts einen hohen Rat der Reichsstadt Nürnberg wiederholt und in der unlieb­ samsten Weise beschäftigten. Der Spottvogel Nas, über dessen unstetes Leben und fruchtbare Produktion man bei Goedeke (Grundriß II, 486 ff.) alles Nähere verzeichnet finden kann, entblödete sich nämlich nicht, auch die Herrn des Rats mit der Lauge seines Spottes zu übergießen. Zum 19. Mai 1571 heißt es daher von ihm in den Ratsverlässen, da er wiederum ein schmähliches Büchlein habe ausgehen lassen, so wolle man sich — Nas war damals in Ingolstadt, soweit es seine Wanderlust zuließ, ansässig — mit einer Beschwerdeschrift an Herzog Albrecht in Bayern wenden und ihn bitten, »diesem unnützen vogel« das Handwerk zu legen. Sehr viel dunkler bleibt die Gestalt und das Tun und Treiben des Pamphletisten Sebald Herold, dessen Gedichte nur handschriftlich verbreitet gewesen zu sein scheinen. 1572 *) Meistersinger-Handschrift Cod. germ. 40 583 der Berliner öffentlichen Bibliothek Blatt 326 ff.

40 wurden diese seine »famoßbücher und Chroniken« nach längerem Prozeß öffentlich verbrannt. Was wir sonst in den Nürnberger Ratsverlässen von Volksliedern oder volkstümlichen Schriften hören, bezieht sich gleichfalls meist auf solche Literaturprodukte, die der Rat zu unterdrücken für gut befand, und es ist daher keineswegs immer sicher und, da für diese Spätzeit ein gleich zuverlässiges und übersichtliches Werk wie Rochus von Liliencrons Buch über die historischen Volkslieder der Deutschen bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts nicht existiert, vielfach nur schwer festzustellen, ob sich die in unserer Quelle namhaft gemachten Lieder überhaupt erhalten haben und wo sie etwa in neuerer Zeit veröffentlicht sein mögen. So wird, um chronologisch zu verfahren, im Februar 1548 »das lied vom landgrafen« verboten und sein weiterer Verkauf abgestellt, 1551 den Buchdruckern »den Spruch von ainer gans lob« zu drucken abgelehnt. »Erichtag, die hailoß faßnacht 14. Februari 1553«, wie es in den Ratsverlässen heißt, ist von »Schmachliedern« die Rede, die der Buchdrucker Hans Daubmann ohne Erlaubnis vervielfältigt und verkauft hat. Schon 1549/50 war Daubmann, der übrigens in seiner, wesent­ lich mit Flugblättern handelnden Offizin zwei Setzer beschäftigte, mit dem Rat wegen Verbreitung »schmählicher Gemälde« in Konflikt gekommen; und die strengen Nürnberger Zensurvor­ schriften werden Mitte der 50 er Jahre für den wohl auch als Formschneider und Briefmaler tätigen Buchdrucker mit ein Grund gewesen sein, der Pegnitzstadt den Rücken zu kehren — wenn anders er mit jenem Drucker Hans Daubmann identisch ist, der um 1555 zuerst in Königsberg in Preußen auftaucht.1) Unter den Buchdruckern volkstümlicher Lieder spielen dann um diese Zeit namentlich noch Salomon Neuber, ver­ mutlich, wie schon erwähnt, identisch mit Valentin Neuber, und Hans Glaser eine Rolle. Ersterem wird Ende 1565 ver­ gönnt, zwei nicht näher bezeichnete Lieder zu drucken, 1566 aber abgelehnt, »ein lied von dem herrn Baumbgartner seligen« in Druck ausgehen zu lassen. Es war das vermutlich ein Lied, l) Vgl. Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler unter »Daubmann«.

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das anläßlich des Todes des Hieronymus Paumgartner (8. Dezember 1565) noch einmal an dessen Niederwerfung und Gefangennahme durch den Ritter Albrecht von Rosenberg im Jahre 1544 erinnern sollte, welches Ereignis seinerzeit viel Staub aufgewirbelt und auch Anlaß zu ein paar Spottliedern auf die Nürnberger und die Krämerseelen der Kaufleute gegeben hatte, die sich auch bei Liliencron (IV, 255 ff., Nr. 510 und 511) gedruckt finden. 1566 hielt es der Rat wohl nicht für oppor­ tun, noch einmal, und sei es auch nur in der Form eines Volks­ liedes, auf diese Sache zurückzukommen. Im gleichen Jahre wird ein Separatdruck von Luthers »Gebet wider den Türken« bei Salomon Neuber beschlagnahmt, »weil es bei der kais. Majestät wegen des angezogenen babsttumbs allerlei ungnad erwecken mochte«, dem Drucker aber seine Kosten ersetzt und ihm außerdem der Druck einiger anderen Gesänge und Gebetlein zugewendet. Auch die Gesuche Neubers, ein Türkenlied, sowie »etlicher marterer historien« zu drucken, werden 1566 abschlägig beschieden, ebenso 1567 »sein begern umb ein taflet uf der langen prucken«, also wegen Errich­ tung eines Krams oder Verkaufsstandes auf der heutigen Karls­ brücke. Dem gleichfalls vorzugsweise mit dem Druck von Flug­ schriften und namentlich Einblattdrucken mit grell kolorierten Holzschnitten befaßten Hans Glaser wird dagegen 1566 »die Wildfrau nachzutrucken« zugelassen; hinwiederum 1570 dem Paulus Busch der Druck »von den gerechtfertigten mordern« abgelehnt, aber 1571 dem Bernhard Fischer »die 2 buch­ lein von der juden gepet und wucher« zu drucken erlaubt Zum 4. November 1572 lesen wir dann in den Ratsverlässen, daß man die Buchdrucker warnen solle, das Lied von dem Admiral in Frankreich (Colligny) und dem Blutbad zu Paris (der Bartholomäusnacht), das von zwei Schülern vor den Häusern gesungen worden sei, zu drucken; auch solle man jenen Leuten nachtrachten. Der furchtbare dreißigjährige Religionskrieg des 17. Jahrhunderts warf eben damals bereits seine Schatten voraus, und in tiefer Einsicht in die Gefahren, die aus der Verhetzung entspringen, sehen wir den Nürnberger Rat frühzeitig seine klugen Maßnahmen treffen.

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In der Folgezeit und bis in die Zeit des großen Krieges werden die urkundlichen Notizen zur volkstümlichen Literatur spärlicher, und wenn wir auch aus den erhaltenen Einblatt­ drucken und Flugschriften zur Genüge abnehmen können, daß diese Produktion in Nürnberg keineswegs aufhörte, so erwuchs ihr doch ohne Zweifel gerade zu Ausgang des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts in der gelehrten-und Schuldichtung, in dem geistlichen Lied, dem evangelischen Choral, endlich in der preziösen, künstelnden Poesie der höheren Gesellschaftskreise, der Sprachgesellschaften und literarischen Orden eine immer­ mehr erstarkende, jedenfalls das weltliche Volkslied fortgesetzt zurückdrängende Konkurrenz. Und wenn wir schon um die Mitte oder doch seit der Mitte des 16. Jahrhunderts deutlich eine Abnahme des wahrhaft dichterischen, des eigentlich schöpferischen Sinnes bei den unteren Kreisen des Volkes wahrnehmen können und sich dieser Verfall des Volksliedes u. a. auch durch den Übergang seiner Pflege aus den Händen der Landsknechte, der frischen, freien Reitersmänner und fahrenden Studenten in die der zumeist auch in ihrem Denken und Dichten vom Zunftzwang eingeengten Handwerker der Städte und berufsmäßiger und bezahlter Reimsprecher und Sänger dokumentiert, so ist solcher Wandel in den Jahrzehnten um die Jahrhundertwende noch augenfälliger. Von äußerst geringer dichterischer Bedeutung und Kraft sind wohl in der späteren Zeit die noch gelegentlich in den Akten erwähnten Schmählieder und Gassenhauer, wie beispielsweise das »schmachlied von dem nerrischen Caspar«, das 1584.den reichsstädtischen Rat wieder­ holt beschäftigte und wegen dessen der »teutsche schulmaister« Martin Braun, »ders umb lohn abschreiben lassen und sich sonsten auch verdechtig erzaigt hat« in das Loch eingezogen wurde. Ein Druck dieses Liedes vom närrischen Kaspar hat sich u. a. in der Bibliothek des Paul Wolfgang Merkelschen Familienstifts erhalten. Ebenso hatte sich 1603 der Drucker Hans Lantzenberger wegen eines Spottliedes »von der erbarn baretleinmacherstochter in der spitalgassen«, das er ohne Rücksicht auf die bestehenden Zensurvorschriften gedruckt und verkauft hatte, zu verantworten, wobei er zur Strafe und zur Vernehmung auf den Luginsland verschafft wurde. Aus des-

43 selben Johann Lantzenbergers Offizin sind übrigens gelegentlich auch noch ganz vortreffliche, feine oder auch humoristische und lehrhafte volkstümliche Gedichte zum Teil älteren Ursprungs hervorgegangen, wie ein Lied auf die im Gedächtnis des Volkes lange nachlebende Schlacht vor Pavia von 1525 mit dem Anfang: »Zart schönes Jungfräulein« (gedruckt 1609 und 1611) . oder die von Hans Sachs herrührende »Kurtzweilige und lächerliche Erzehlung, Wie einer in einer Gastung wol achtzehen Schanden an einem weychen Ey begangen, eh er dasselbe gar gessen hat« u. a. m. Überhaupt würde man bei eifrigem Suchen und • Sichten wohl aus jeder, auch der dichterisch dürrsten Epoche gerade auf dem Boden der Volkspoesie noch manche zarte, anspruchs­ lose Blüte voll Duft und Schimmer nachweisen können. Ich erinnere z. B. an das allerdings gleichfalls bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstandene Lied von dem jungen Berggesellen und seiner Liebsten, der reichen Bürgerstochter, das zuerst in den 70 er Jahren in Nürnberg und dann daselbst noch wiederholt im Druck erschien und nachmals als eine der köstlichsten Perlen deutscher Volkspoesie unter anderem auch Aufnahme in »Des Knaben Wunderhorn« (III, 25 ff.) gefunden hat. Er beginnt: Wär ich ein wilder Falke, So wollt ich mich schwingen auf, Ich wollt mich niederlassen, Für eines reichen Bürgers Haus. Darin ist ein Mägdelein, Madlena ist sie genannt, So hab ich alle meine Tag Kein schöners brauns Mägdlein erkannt. Von den Liebesfreuden des jungen Gesellen und der willigen Schönen handelt der eigentliche Inhalt des Gedichts: Und da sie über die Heide kamen, Wohl unter ein Linde, was breit, Da ward denselben zweien Von Seiden ein Bett bereit

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Sie lagen beieinander, Bis auf dritthalbe Stund, Kehr dich brauns Mägdlein herum, Beut mir dein’n roten Mund 11. s. w. Der Schluß lautet dann: Wer ist, der uns dies Liedlein sang, Von neuen gesungen hat, Das hat gethan ein Berggesell, Auf Sanct Annenberg in der Stadt. Er hats gar frei gesungen Bei Met, bei kühlem Wein, Darbei da sein gesessen Drei zarte Jungfräulein. Wie aber einerseits die frühen Nürnberger Drucke dieses entzückend-frischen Volksliedes beweisen, welch reges Interesse man auch in der Pegnitzstadt solch naturwüchsigen, dichterischen Erzeugnissen entgegenbrachte, so zeigt andererseits namentlich der Schluß des Gedichtes auf das deutlichste, daß die Ent­ stehung desselben nicht auf dem fränkischen Sande zu suchen ist, w wie denn im Grunde schon die ganze liebenswürdig-naive, zart-poetische Weise der derberen Art der Nürnberger Volks­ dichtung, wie ich sie in meinem ersten Vortrage kurz zu charak­ terisieren und aus der umgebenden Natur abzuleiten gesucht habe, widerstreitet. Wenn wir also Nürnberg nicht mit eigent­ lich fremden Federn schmücken wollen, so werden wir die große Masse der aus den rührigen Nürnberger Druckerwerk­ stätten hervorgegangenen Volkslieder und volkstümlichen Dich­ tungen im wesentlichen auf sich beruhen lassen und uns noch kurz nach solchen Liedern und Sprüchen umsehen müssen, deren Ursprung zuverlässig nach Nürnberg zu setzen sein wird. Das gilt abgesehen von den literarischen Erzeugnissen eines Hans Sachs und der übrigen Meistersinger vor allem noch von einigen historischen Liedern. Einige derselben, wie dasjenige auf die Gefangenschaft des Hieronymus Paumgärtner, wurden bereits in anderem Zusammenhänge erwähnt; von Hans Sachs wären aus des Dichters Spätzeit etwa noch das Spruchgedicht von der

45 »niderlag und gefencknus herzog Hans Fridrichs zu Sachsen im 1547. jar«, das mehr philosophisch gehaltene und in die Form eines Traumes, die Hans Sachs so sehr liebte, gekleidete Gedicht vom Interim (1548), der »Clagspruch der stat Nürenberg ob der unpillichen schweren pelegerung margraff Albrechtz anno 1552« oder das Lied von der »Himmelfahrt Markgraf Albrechts« vom 7. Januar 1557 nachzutragen, außerdem noch auf ein paar andere den zweiten markgräflichen Krieg (1552, 1553) behan­ delnde Gedichte hinzuweisen. Rein lokalgeschichtlichen Inhalts sind daneben das Lied von der Ermordung des Hans Münzer von Ingolstadt, der Kellner bei dem damals gefänglich eingezogenen Wirt zum Ochsenfelder, namens Durnhaimer, gewesen war (20. Juli 1591)1), der »clegliche Spruch vom ersten an­ fangenden 1595. Jahr« von Hans Weber, der darin haupt­ sächlich den Einsturz der Brücke am Henkersteg behandelt, wobei u. a. der Maler. Daniel Holzmann in den Fluten der Pegnitz seinen Tod fand2), weiterhin der »klegliche Spruch von dem eilenden Fall der Prücken vor dem Werderthürlein« (24. August 1602) von demselben3), der Spruch von dem kalten Winter 16084) u. dergl. m. Nach den verheerenden und erschöpfenden Kämpfen um die Mitte des 16. Jahrhunderts aber, die das deutsche Land völlig ermattet und erlahmt zurückließen und dem öffentlichen Leben geradezu die Schwingen brachen, verstummte, wie Rochus von Liliencron ausführt, auch der politische Gesang rund umher auf längere Zeit. »Erst die späteren religiösen Wirren . . . reizen dann auch das Volk wieder zu lebhafterer dichterischer Teilnahme. So erhebt sich allmählich eine neue Epoche der politischen Volkspoesie, welche im 30 jährigen Kriege ihren Höhepunkt findet . . .« Und in dieser neuen Epoche ist Nürnberg nun noch ein letztes Mal berufen gewesen eine hervorragende Rolle zu spielen, *) Handschriftlich in Hs. 820, 2° der Bibliothek des Paul Wolfgang Merkelschen Familienstifts im Germanischen Museum Bl. 453h u. ff. 2) Handschriftlich ebenda Blatt 483—486. 8) Handschriftlich ebenda Blatt 559 ff. und z. B. auch in der Nürn­ berger Chronik, Hs. 4420, 2° der Bibliothek des Germanischen Museums, wo das Gedicht aber Georg Hager zugeschrieben wird. 4) Merkelsche Hs. 820, 2° Blatt 603 b u. ff.

46 aber in diesem Falle weniger durch eigene tonangebende Produktion, wie in den Tagen eines Hans Sachs, obgleich es auch im 17. Jahrhundert daran nicht durchaus fehlt, als vor­ nehmlich infolge der verschiedenen großen Kunstverlags­ geschäfte, die damals in Nürnberg blühten, in ihren Flug­ blättern und zahllosen Einblattdrucken eine durchaus populäre Richtung nahmen und durch ihre gewaltige Produktion eine starke Wirkung auf weiteste Kreise Deutschlands ausgeübt haben. Über diesen Nürnberger Kunsthandel des 17. Jahrhunderts habe ich mich bereits wiederholt und eingehend in Wort und Schrift verbreitet, und ich darf daher auch hier wohl vor allem auf meine Arbeit über Paul Fürst und seinen Kunstverlag verweisen, der im Mittelpunkt der ganzen Erscheinung steht und neben dem vor allem noch die Vorgänger Peter Issel­ burg und die Caymox, dann eine Gruppe kleiner Verleger von Einblattdrucken, die meist zugleich Formschneider und Briefmaler waren, und die größeren Konkurrenten Paul Fürsts, Jeremias Dümmler und Johann Hoffmann, in Betracht zu ziehen wären1). Auch der gesamten, was die überwiegende Mehrzahl der Flugblätter betrifft, im höchsten Grade volks­ tümlichen Produktion des Fürstschen Verlages sowie der von ihm vorzugsweise beschäftigten Künstler, Dichter und Schrift­ steller, die wir gleichfalls großenteils in Nürnberg zu suchen haben, habe ich in der erwähnten Veröffentlichung zum Teil ausführlich gedacht, und so will ich denn hier aus diesem ganzen Kreise lediglich probeweise ein Gedicht zur Sprache bringen, das als frühestes datierbares Erzeugnis des Paul Fürstschen Flugblattverlages als kraftvoll und bedeutend eifiherschreitende Dichtung des schon als Mitstifter des Pegnesischen Blumenordens zu Nürnberg in nächsten Beziehungen stehenden Johann Klaj und als grausige Schilderung aus einem der letzten Jahre des 30 jährigen Krieges (1646) ein erhöhtes Interesse für sich in Anspruch nehmen darf. Als ein eigent­ liches Volks- oder Kriegslied kann zwar dieses »Kriegstrost« überschriebene Gedicht nicht gelten, aber mit dem Verfall der volkstümlichen Dichtung verschieben sich auch die Grenzen, und *) Vgl. Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum, Jahrgang 1914 u. 1915, S. 3 ff.

47 die Erscheinungsform als Flugblatt läßt doch ohne weiteres darauf schließen, daß Johann Klajs Gedicht in erster Linie für die breiten Massen des Volkes bestimmt war. Irrtümlich war in meiner früheren Betrachtung nun allerdings die Bemerkung, daß es sich in dem Buche des neuesten Klaj-Biographen Albin Franz (Marburg, 1908) überhaupt nicht erwähnt finde. Auch Albin Franz zählt es unter Johann Klajs Werken auf; da es aber meines Wissens bisher nirgends ausführlicher behandelt oder vollständig neu gedruckt ist, so mag es mit leiser Moder­ nisierung der Orthographie und Interpunktion hier einen Platz finden: Kriegstrost

Abgesehen aus den andern Buch der Könige am 19. und aus dem Esaiae 37. Cap. Gesangsweise ausgefertiget. Im Thon: An Wasserflüssen Babilon etc. 1.

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Ach Teutschland, nicht mehr teutsches Land, An den berühmten Flüssen, Häng deine Harfen an die Wand, Die Threnen sich ergiessen! Wenn ich besinn den alten Stand, Eh Jungfrau dich die Rauberhand Gemacht zu einem Weibe, Die betteln gehet, nackend, bloß, Die sonder Mann, die kinderloß Weint mir das Herz im Leibe. 2.

Ach Teutschland, nicht mehr teutsches Land, Wie bist du zugerichtet! Der Völker Scheusal, Spott und Schand, Zergliedert, ganz vernichtet; Der Feind darzu dich hönisch hält, Er fragt: ist das die Zier der Welt, Ist das die Lust der Erden? Heh, heh, wir haben sie verheert, Diß ist der Tag, den wir begehrt, Sie muß geschleifet werden.

48 3.

Die Strassen Zions ligen leer, Das Opfern wird verhindert, Man findet keine Kirche mehr, Die nicht wer ausgeplündert, Die Priester hat man fortgesandt, Die Gotteshäuser ausgebrandt, Die Lämmer ohne Weide •Ganz schlagebäuchig einherziehn, Vor Hunger in die Wälder fliehn, Viel sterben gar vor Leide. 4.

Das Heil der Stadt, Gerechtigkeit, Ist ewig ausgewiesen, Das Regiment bei solcher Zeit Wird nicht sehr hoch gepriesen, Ein jeder tut was ihm beliebt, Der Krieg den Hausstand hoch betrübt, Das Vieh stirbt ohne Futter, Die Grossen fallen durch das Schwerd, Die Kleinen Hungersnot verzehrt, Den Säugling an der Mutter. 5.

Es hat die magenleere Not Verbotne Speise gessen, Klein, Eicheln, Eselsköpfe, Kot, Auch Menschenfleisch gefressen. Der Hunger hats dahin gebracht, Daß Mütter ihre Frucht geschlacht, Der Kinderlieb vergessen; Gekocht den Sohn am Feuerrauch Und wider ln den Mutterbauch, Hilf HErre Gott! gefressen. 6.

Wo ist ein Krieg wol in der Welt, Der so viel Jahr gewehret,

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Der durchgebracht ein solches Geld, Solch Land und Leut verzehret, Der so viel Unfall hat erweckt, Der Stadt und Dorf in Brand gesteckt, Der überweit geflogen, Durch alle Reiche mit Gefahr Schon ganzer acht und zwanzig Jahr Gleich einer Gift gezogen. 7.

Es hat die grimme Länderpest Getobet und gewütet, In Osten, Süden, Nord und West Viel Unglück ausgebrütet; Der Fürsten Degen scharf gewetzt, Zum Blutvergiessen angesetzt, Daß sie selbselbsten haben Einander aus dem Land verjagt, Mit tausend Marterart geplagt, Ein eigen Grab gegraben. 8.

Und dannoch will kein Mensche recht Sich zu dem Frieden lenken, Dem taug er, dem ist er zu schlecht, Der trüget diß bedenken, Man sagt von Friede Tag und Nacht Und wird kein Friede nicht gemacht, Ach Friede, güldner Friede ! Ach Friedefürst, send uns geschwind Das Friedengold, dein Himmelkind, Wir sind deß Krieges müde! 9.

Es hat uns lang genug geschreckt Der Krieg auf unserm Bette, Schaff, daß uns fort der Haan aufweckt Und nicht die Mordtrompette ; 4

50

Für Schlachten gib den Freudentanz, Für Lorbern einen Oelblatkranz, Daß jeder sicher schlafe, Bedeckt von seinem Feigenbaum, Der seinem Weinstock gibet Raum, Und weidet seine Schafe. 10.

Es will den Menschen nicht gar wol Bei diser Trübsal werden Ob deme, was noch folgen soll, Zur letzten Zeit auf Erden, Die Sonne schwärzet ihre Bahn. Der Mond legt Trauerkleider an, Die Sterne sich durchkränken, Das Meer läuft nicht den alten Lauf, Es schäumt, es bäumt sich himmelauf Und will die Welt ertränken. 11.

Man hört von Krieg und Kriegsgeschrei, Es ist die letzte Neige, Die rasendtolle Tyrannei Macht alle Menschen feige, Das schlaffe Haubt hängt wie ein Schilf, Ach HErr komm du, komm bald und hülf, Wie dein Wort hat versprochen, Laß nicht das dick vergossne Blut, Das umb Jerusalem wie Flut Geflossen, ungerochen! 12.

Wann Sanherib sich noch nicht legt, So woist du ihme weisen Den Zepter, der Friedhässer schlägt, Den Zepter, der von Eisen, Zerschmettre seinen stolzen Kopf, Wie man zerschlägt den irdnen Topf;

51 Damit er nicht mehr blase Solch Gift vergältes böses Ding, So lege ihm den Zwingering In seine wilde Nase. 13. Und will er noch nicht stille sein Mit Kriegblutmordgetümmel, So laß den Engel schlagen drein Von deinem hohen Himmel; Der kan mit kräftigstarker Macht Erlegen ihn in einer Nacht: Da ligen auf der Strassen Früh hundertzwanzig tausend Mann Acht tausend noch, kein Hund entrann, Er muß das Leben lassen. 14. Seid stille! GOtt ist Zebaoth, Sein Arm ist nicht verkürzet, Er reisset je und je aus Not, Der Feinde Hochmuth stürzet, Er ist es, der den Sieg erhält, Bleibt allzeit Meister in dem Feld; Und auch in diesen Zeiten Will er, der Heiland, unser Held, Dem wir die Sache heimgestellt, Vor seine Kirche streiten. J. Kl [aj]. Zufinden in Nürnberg bei Paulus Fürsten Kunsthändlern, etc. (Historische Blätter Nr. 14926 und H. B. 19424 der Kupfer­ stichsammlung des Germanischen Nationalmuseums. Genauere Beschreibung des Blattes zusamt des eingefügten Kupferstichs in den Mitteilungen aus dem German. Nationalmuseum Jahrg. 1914 und 1915 S. 45 unter Nr. 94).

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52 Und damit wäre ich nun eigentlich am Ende meiner Betrachtung der Entwicklung des Volks- und insonderheit des Kriegsliedes im alten reichsstädtischen Nürnberg angelangt. Zwar könnten auch aus der zweiten Hälfte des 17. und aus dem 18. Jahrhundert noch zahlreiche volkstümliche Lieder, Sprüche und sonstige Gedichte angeführt werden, deren Ent­ stehung wir entweder in Nürnberg zu suchen haben oder an deren Verbreitung doch die rührige Pegnitzstadt mit ihrem blühenden Kunst- und Verlagsbuchhandel vornehmlich beteiligt war. Und auch der urkundlichen Notizen gäbe es wohl noch viele aus dieser Folgezeit zusammenzutragen, so beispielsweise über den schon erwähnten Spruchsprecher Wilhelm Weber, »insgemein der Schlenkerlein genant«, wie es wohl in den Akten heißt, von dem schon 1632 »ein fast beschwerliches und anzügiges lied wider den könig in Schweden (Gustav Adolf) und hiesige statt«, das er nächtens »uf freier gasscn« gesungen hat, vom Rat ernstlich beanstandet wird und der dann bis a|i seinem Tode (1661) sich noch mit manchem Lied und manchem Spruch nicht ohne Talent und frische Natürlichkeit hat ver­ nehmen lassen. Ich habe auch über ihn gelegentlich schon ausführlicher gehandelt. Und ebenso wäre des weiteren auch hier der späteren städtischen Spruchsprecher, der Hans Min­ derlein, Leonhard Wolf, Simon Wolf, Michel Weber und wie sie sonst heißen, zu gedenken oder auf »ein schimpf­ lich lied, der greynende soldat genannt«, das 1682 auf dem Markt gesungen und verkauft worden war und dann verboten wurde, übrigens einen Joachim Müller zum Verfasser hatte, auf die Lieder und Bettelverse des Friedrich Großmann von Gera (1685), auf die Notizen über Zeitungssinger (1711) oder auf ein »zum Vorschein gekommenes gotteslästerliches Lied, worinnen Schwabacher Juden die Passionshistorie mit einem Hunde nachgeahmt zu haben beschuldiget werden« (1729) hinzuweisen und an die sich gegen den Schluß des ganzen Zeitabschnittes, um 1796/1797, wieder mehrenden Kriegs­ lieder und Spottgedichte auf die Franzosen zu erinnern. Schaut, den prahlenden Franzosen Fällt das Herz jetzt in die Hosen beginnt ein solches, wahrscheinlich in Nürnberg entstandenes

53 Lied in der Merkelschen Sammlung, und ein gleichfalls daselbst verwahrter Spruch der gleichen Tendenz und Zeit lautet: Sankt Lorenz schickt uns die Franzosen. Sankt Barthel bringt des Kaisers Heer, Da fliehen dann die Ohnehosen Und quälen unsre Stadt nicht mehr, Sankt Gilgen läßt uns Preussen sehn, Sankt Michel läßt sie weiter gehn. Aber alle solche oder ähnliche Äußerungen eines reim­ seligen Volkes lassen sich entweder nicht mit voller Sicherheit auf Nürnberg beziehen oder sind von so rein örtlicher Bedeu­ tung und lediglich lokalem Interesse, daß sie für die deutsche Literaturgeschichte kaum oder überhaupt nicht ins Gewicht fallen. Als solche wesentliche Momente innerhalb -der Nürn­ berger Entwicklung, auf deren Charakterisierung es mir hier vor allem ankam, bleiben bestehen der Anteil Nürnbergs an der Blüte des deutschen Volksliedes und der volkstümlichen Dichtung zu Ausgang des 15. und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die in Kürze schwer zu umreißende große Erscheinung des Hans Sachs und die gerade aus Nürnberg hervorgebrochene Hochflut volkstümlicher Flugblätter, die fast noch das ganze 17. Jahrhundert anhielt, im Buch- und Kunst­ handel unserer Stadt erst im 18. Jahrhundert durch die Er­ bauungsliteratur und das damals reich und köstlich aufblühende naturwissenschaftliche Schrifttum völlig zurückgedrängt wurde. Nun gäbe es zwar noch zwei Gebiete, die, in nächsten Beziehungen zum Volksliede und auch weit über die engen Grenzen der Heimat hinaus wirkend, hier ohne Zweifel gleich­ falls behandelt zu werden verdienten, nämlich einmal das geistliche Lied im Zusammenhang mit der volkstümlichen Musik und ihren hauptsächlichsten Vertretern, von dem biederen Konrad Paumann im 15. Jahrhundert zu den Lautenspielern Gerle, Neusiedler u. s. w. oder zu Hans Leo Häßler, Valentin Haußmann, Johann Stade, Johann Christoph Haiden, Paulus Sartorius, Johann Andreas Herbst und anderen im 16. und 17. Jahrhundert und weiter bis zu Johann Saubertus, Pachelbel und den übrigen Komponisten geist­ licher Lieder des 17. und 18. Jahrhunderts. Und jenes zweite

54 weite Gebiet, das ich hier zunächst ausscheiden mußte, betrifft die spätere nürnb ergische Dialektliteratur mit Konrad Gr übel als weithin sichtbaren, auch von Goethe freundlich anerkannten Mittel- und Brennpunkt. In dem einen, wie in dem andern Falle fühle ich mich indessen zu meinem lebhaften Bedauern nicht kompetent, Proben Grübelscher oder Weickertscher Poesie aus meinem Munde zu vernehmen, möchte ich Ihnen schon von vornherein nicht zumuten, und so möge es denn mit den vorgetragenen Kapiteln zur volkstümlichen Dich­ tung aus Nürnbergs reichsstädtischer Zeit sein Bewenden haben.

Stammen die Burggrafen von Nürnberg von den Abenbergern oder den Zollern ab? Von Archivrat Dr. Mummenhoff. Die vorliegende Abhandlung beabsichtigt, die Frage der Abstammung der Burggrafen von Nürnberg zweiten Stammes, die lange Zeit die Historiker in heftiger Fehde entzweite und auch weitere Kreise beschäftigte, auf Grund der Urkunden zu behandeln und die bisherigen Forschungsergebnisse zu über­ prüfen1). Zunächst erschien es geboten, die unkritischen Auf­ stellungen, unbegründeten Annahmen und Hypothesen, die hier in kaum glaublicher Weise emporgewuchert waren, soweit es für unsere Zwecke notwendig oder förderlich erschien, zu be­ leuchten, um dann den Urkundenbeweis zu seinem vollen Rechte gelangen zu lassen. Ausdrücklich möge hier noch bemerkt sein, daß diese Ausführungen keineswegs den Anspruch erheben wollen, die Frage auf einem so beschränkten Raume erschöpfend zu be­ handeln. Sie sollen nur unter Verwertung der bisherigen For­ schungsergebnisse diese besonders durch die Heranziehung und Erläuterung der schon bekannten Urkunden unter Wahrung des eigenen Standpunktes bekräftigen und sicherstellen und im übrigen die Vereinsmitglieder über den Stand der Forschung in dieser Frage, die nunmehr wohl als abgeschlossen betrachtet werden darf, in gemeinverständlicher Weise unterrichten. *) Nach einem am 19. Februar 1914 im Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg gehaltenen Vortrag. Im Jahre vorher war ein Aufruf zur Begründung einer Kaiser Wilhelm-Stiftung behufs Ankaufs der Burg Abenberg als der Stammburg der Hohenzollern, wie es hieß, durch die deutschen Blätter gegangen. Stammburg der Hohenzollern aber wurde sie deshalb genannt, weil ältere Burgen dieses Geschlechts nicht bekannt seien. Auch trat hier wieder die Behauptung auf, daß die Herkunft der Burggrafen von Nürnberg aus dem Grafengeschlecht der Abenberger als erwiesen angesehen werden müsse.

56 Vor etwa der Mitte des 18. Jahrhunderts ist die Abkunft der Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause der Grafen von Zollern niemals bestritten worden. Sie galt als eine fest­ stehende historische Tatsache und war von jeher Familienüber­ lieferung sowohl im preußischen Königshause als auch bei den Fürsten von Hohenzollern *). Der erste, der gegen die bisher allgemein angenommene Meinung auftrat, war der Erlanger Professor und Hofrat Gadendam oder Godendam, der 1745 dem markgräflichen Hofe zu Ansbach eine schriftliche Abhandlung vorlegte, worin er die Ahnen der Könige von Preußen auf das Grafengeschlecht der Abenberger zurückführte. Seine Aufstellungen wurden indes von dem damaligen Prof. Christ zurückgewiesen. Auch der vorderste geheime Archivar zu Plassenburg, Philipp Ernst Spieß, leitete die Markgrafen von Brandenburg von den Abenbergern ab. Aber erst im 19. Jahrhundert spitzte sich die Frage der Abstammung der Könige von Preußen zu einer literarischen Fehde zu mit dem Schlachtruf: »Hie Zollern!« »Hie Abenberg!« Für die Abenberger Abstammung traten ein der bambergische Archivar Österreicher, in problematischer Weise der bekannte bayrische Archivdirektor Ritter Heinrich von Lang*2), dann der Pfarrer Th. Dorfmüller, der Bamberger Historiker C. Höfler, später der Pfarrer Muck von Heilsbronn u. a. Auf sie ist hier nicht weiter einzugehen, ebensowenig auf die Behauptung von Fentsch in der Bavaria. Sie alle streifen mehr oder weniger die Frage und der letztere übernimmt ohne nähere Untersuchung einfach die Ansicht von Haas. Auch die preußischen Rechts­ historiker Eichhorn und v. Lanzilotte sprechen sich gegen die Zollersche Abstammung aus. In eingehenderer Weise wurde der Frage erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts näher getreten durch den Landrichter Heinr. Haas in seiner Schrift »der Rangau und seine Grafen« (1853) und in seinen »Monumenta AbenJ) S. die Beweise bei Riedel, die Ahnherren des Preuß. Königshauses bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts in den philolol. und histor. Abhandl. der Kgl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 1855. S. 61 ff. 2) Während er zunächst sich dafür aussprach, daß es immer noch problematisch bleibe, ob die Burggrafen von den Zollern oder den Abenbergern abstammten, erkannte er später allerdings den zollerschen Ursprung der Burg­ grafen an.

57 burgensia« (1858), nicht etwa, wie man aus dem Titel schließen könnte, einer Urkundensammlung, sondern einem Durcheinander von Hypothesen und unbewiesenen Behauptungen, sowie durch den Rechtsanwalt J. N. Seefried in seiner Schrift »die Grafen von Abenberg fürstl. bayer.-welf. Abkunft*) die Ahnherrn des preußischen Königshauses und der Fürsten von Hohenzollern« (1869), denen sich später der kgl. preuß. Staatsarchivar Dr. Christian Meyer in seiner Streitschrift »die Burggrafen von Nürnberg« (1889) anschloß. Nach Haas sind die Burggrafen von Nürnberg seit 1105 in ununterbrochener Folge abenbergischen Stammes. Den Über­ gang des Burggrafentums an die Zollern gegen Ende des 12. Jahr­ hunderts weist er ab und sucht die entgegenstehende Meinung in einem besonderen Kapitel über die vermeintliche Abstam­ mung der Burggrafen von Nürnberg von den Grafen von Zollern in allgemeinen Erörterungen zu widerlegen. Die von ihm selbst als echt anerkannte Urkunde vom Jahre 1210, worin Burggraf Friedrich I. auch als Graf von Zollern aufgeführt wird, will er besonders dadurch entkräften, daß er für das darin begegnende Nürnberg ganz seltsamer Weise ein Norberch unterschiebt. Für dieses Norberg aber ist nach ihm entweder Neuenburg an der Enz in Württemberg oder auch Neuenburg am Rhein oder Neuburg*2) oder Norberg in der Schweiz, also gleich eine ganze Auswahl von Orten, deren Namen von dem der Urkunde ganz erheblich abweichen, anzunehmen. Die Lesart in der Urkunde beruht nach ihm vielleicht nur auf einem Schreibfehler des Abschreibers, der statt burggravius de Neuenburg irriger­ weise de Nürnberg gelesen hätte. Oder es werden Wahrschein­ lichkeitsgründe mehr allgemeiner Natur ins Treffen geführt, die ebensowenig beweisend sein können. Ob denn wohl ange­ nommen werden könne, meint er, »daß ein Graf von Zollern seine Heimat verlassen hätte, um sich auf die Burg zu Nürnberg zu begeben, welches noch im Jahre 1219 als locus in durissimo situs fundo, mithin als in einer dürren Sandsteppe gelegen, b Schon der tendenziöse Zusatz, der nicht zu beweisen ist, macht die Ausführungen des Verfassers von vornherein verdächtig. 2) Er hätte noch eine Menge anderer Orte des Namens Neuenburg oder Neuburg anführen können.

58 bezeichnet werde« usw. ? Auch über die Tatsache, daß die Burggrafen von Nürnberg sich auch später fast ganz ausschließ­ lich des zollerschen Wappens bedient haben, kommt er leicht hinweg. Es ist eben nicht als das zollersche Wappen, sondern als das »kaiserliche Zollwappen der mit der Beaufsichtigung des Zollwesens betrauten Grafen, theleonarii, Zöllner, Zollgrafen zu betrachten«, womit »früher sogar die kaiserlichen Sendboten, nach Auflösung der Gaue aber die Burggrafen beauftragt« gewesen seien. Möglicherweise ist nach ihm »davon auch Name und Wappen der Grafen von Zollern« »in einem Teile von Deutsch­ land« herzuleiten, »weil auch sie vom Kaiser mit Beaufsichtigung des Zollwesens betraut waren«. Aber das könne sie nicht zu Ahnen der Burggrafen stempeln. In der Umschrift des Siegels der Urkunde Burggraf Konrads vom Jahre 1246, das im Schild das burggräfliche Wappen des gekrönten Löwen, das auch die Grafen von Zollern annahmen, enthält, erklärt er die Worte: comitis in Solre als Graf in Zollsachen (in re theleonaria) und bemerkt dann, daß es ein übergroßes Kunststück zu nennen wäre, daraus einen comes de Zolre zu drechseln. Deshalb beweise dieses Siegel »gar nichts für, sondern sogar gegen die zollersche Abstammung der Burggrafen«. Das sind denn doch Beweisführungen sonderbarster Art, auf gewaltsamen Interpretati­ onen beruhend, die in keiner Weise ernst genommen werden können, und ich hätte es auch unterlassen, näher darauf ein­ zugehen, wenn man sich nicht immer noch auf Haas als Gewährs­ mann berufen würde. Auch Seefried kommt, wenn auch in einem anderen Zu­ sammenhänge, zu» ähnlichen Ergebnissen ,). Bei der Besprechung der Abstammung der angeblichen abenbergischen Grafentochter, der sagenhaften hl. Stilla, folgt er der Inschrift einer in der Peterskirche bei Abenberg aufgehängten Tafel vom Jahre 1591, wonach Stilla die Tochter des Grafen Zelchus von Abenberg und seiner Gemahlin Sophia von Hohentrüdingen gewesen sein soll. Dieser »Zelchus«, »Solchus« oder »Solch« aber ist nach ihm identisch mit dem älteren Konrad von Abenberg. Seine selt­ same Bezeichnung »Zelchus« etc. will er aber »nicht so fast für *) Seefried a. a. O. S. 24 ff.

59 einen Beinamen als vielmehr für eine ganz verkehrte Personi­ fikation irgend einer Eigenschaft des älteren Grafen Konrad von Abenberg« halten. Nachdem er sich dann über das Zollvvesen des deutschen Reichs im Mittelalter zunächst des längeren aus­ gelassen, fährt er fort: »Das Zollwesen nun wurde, wie gesagt, von Kaiser Friedrich I. im Jahre* 1154 neu geregelt. Die Grafen von Abenberg waren den Hohenstaufen vielleicht schon wegen ihrer Verwandtschaft mit den Vohburgern, wahrscheinlich aber auch aus Politik ergeben, hatten sich, wie dieses von Rapoto gewiß ist, um dieselben verdient gemacht; was lag nun näher, als daß der Kaiser wie den Grafen Rapoto durch Verleihung der Radenzgrafschaft, so Konrad den ältern dadurch entschädigen, belohnen und für die Zukunft gewinnen und sich verpflichten wollte, daß er ihn nach unserer Redeweise etwa als Oberzollinspektor oder Generalzolladministrator an einer der ersten Zollstätten des Reiches in Nürnberg entweder erst aufstellte oder neu bestätigte! Es ist dieses um so wahrscheinlicher, da die Grafen von Abenberg um Nürnberg herum bereits ausgedehnte Besitzungen innehatten, und mit dem Rechte der Einhebung der Zölle verschiedene andere Befugnisse, wie in der Regel das Geleitsrecht, verbunden waren . . . .« — Weiter bemerkt Seefried, daß es dahinstehe, ob der Name Zelchus, Solchus, Zölch, welcher dem Vater der sei. Stilb, beigelegt werde, mit dieser Maßregel der Anstellung von Ober­ und Unter-Zöllnern und der Obersten der Zöllner in Verbindung gebracht werden dürfe. Mit den Zollern will er aber den merkwürdigen Grafen Zelchus oder Zölch doch nicht zusammen­ bringen. Ich habe diese Darlegungen Seefrieds ihrer Kuriosität halber hier wiedergegeben. Und sie sind in der Tat so merk­ würdiger Art, daß es sich nicht verlohnt, noch ein Wort darüber zu verlieren. Um auf den eigentlichen Kern von Seefrieds Darlegungen zu kommen, so wäre das Abenberger Grafengeschlecht nicht gegen Ende des 12. Jahrhunderts mit Friedrich II. ausgestorben, sondern hätte sich in einer Nebenlinie, die er zum Unterschied von der älteren Linie Abenberg-Frensdorf Abenberg-Zollern

60 nennt, weiter fortgepflanzt, der sog. Ottonischen Linie, die ihren Ursprung auf Otto d. ä. von Abenberg (etwa 1071 —1112) zurückführen soll. Aus dieser Linie stamme Burggraf Konrad I., der sich durch Vermählung mit der Sophia von Ragatz die Anwartschaft auf die Herrschaft gleichen Namens erworben habe. Weder Konrad d. ä., noch Konrad d. j. nannten sich selbst Grafen von Zollern, sondern erst Burggraf Friedrich I., der Sohn Konrads d. j., was sich nach Seefried daraus erklärt, »daß er mit einer Gräfin von Zollern-Hohenberg vermählt gewesen und dessen Anfalls- und Anwartstitel wegen der in Aussicht stehenden Herrschaft Zollern-Hohenberg oder eines Teiles derselben zu betonen und hervorzuheben alle Ursache« gehabt habe. Als besonderen Beweis für seine Meinung führt er auch an, daß sich noch im 13. Jahrhundert zwei Burggrafen von Nürnberg nach Abenberg nennen und schon im Anfänge desselben Jahrhunderts sich sämtliche abenbergische Besitzungen in den Händen der Burggrafen von Nürnberg befinden, »Tat­ sachen«, wie Seefried meint, »die längst schon auf den Gedanken hätten bringen sollen, daß die Abenberger durch die Heirat eines ihrer Glieder in die burggräfliche Familie das Burggrafen­ lehen überkommen haben«. Wir werden noch sehen, was es mit der Herkunft der beiden sich von Abenberg nennenden Nürnberger Burggrafen auf sich hat und ob es berechtigt ist, daraus, daß im Anfänge des 13. Jahrhunderts die Abenberger Besitzungen sich im Besitz der Burggrafen von Nürnberg befanden, den Schluß zu ziehen, daß nun auch diese Abenberger Stammes gewesen seien. Die Schriften von Haas und Seefried — Haas spricht es sogar in den Büchertiteln]) aus — richteten sich gegen die preußischen Forscher Graf von Stillfried*2) und seinen Mitarbeiter *) Auf dem Titel seines Buches »der Rangau, seine Grafen« usw. be­ zeichnet er es ironisch als »einen Beitrag zu des Freiherrn v. Stillfried-Rattonitz Nürnbergschen Burggrafen und Hohenzollernschen Forschungen«. 2) Stillfried hatte schon 1843 und 1845 einen Band Monum. Zoller, in zwei Teilen, die die Zeit von 1031—1400 umfassen, veröffentlicht. Ferner erschien von ihm 1844 die »Genealogische Geschichte der Burggrafen von Nürn­ berg« als gedrucktes Manuskript. Mit T. Maercker zusammen gab er 1847 den 1. Bd. der »Hohenzollernschen Forschungen« heraus Haas hat übrigens kaum den oben erwähnten Band der Mon. Zoll., sondern das von Stilifried und Maercker seit dem Jahre 1852 unter dem gleichen Titel herausgegebene große Urkundenwerk im Auge, das 1858 schon bis zum 4. Bde. gediehen war. Von

61 den k. preußischen Hausarchivar Karl Fried. Traugott Maercker1) in den Hohenzollernschen Forschungen, ja die Monumenta Abenbergensia, eine kleine Schrift von Haas, bezeichnet es auf dem Titelblatt kurzweg »als eine Entgegnung auf die Urkunden der Monumenta Zollerana und Verwandtes«. Auch der hervorragende württembergische Historiker Christoph Fried. Stalin2) vertrat die zollersche Abstammung der Nürnberger Burggrafen, dann aber erschien als einer der bedeutendsten Verfechter ihrer zollerschen Abkunft der Berliner Historiker Riedel auf dem Plan, der in einer eingehenden und grundlegenden Abhandlung die Frage erörterte3). Aber weder Haas noch Seefried nahmen Bezug auf Riedels Forschungen, die ihnen allem Anschein nach gar nicht zu Gesicht gekommen sind. Auch der Nürnberger Stadtarchivar Georg Karl Wolfgang Lochner, ohne Zweifel der kenntnisreichste und gewiegteste Forscher auf dem Gebiete der Nürnberger Stadt- und Burg­ grafengeschichte , sprach sich auf Grund der Urkunden der Monumenta Zollerana in einem besonderen Schriftchen für die Abkunft der Nürnberger Burggrafen aus dem Hause Zollern aus4). Dann ruhte der Streit jahrelang. Gerade drei Jahrzehnte später (1888) erschien der dritte Teil von Prof. Dr. Ludw. Schmids »ältester Geschichte des erlauchten Gesamthauses der den späteren Veröffentlichungen Stillfrieds seien hier erwähnt »zum urkundlichen Beweise über die Abstammung des Preuß. Königshauses von den Grafen von Hohenzollern. Separatabdruck aus dem zweiten Bande der Hohenzollernschen Forschungen, Berlin 1873« (dieser Band kam übrigens nicht zur Ausgabe), mit der Überschrift die »Abkunft der Burggrafen von Nürnberg von dem Er­ lauchten Gräfl. von Zoliernschen Hause«, ferner »die älteren Siegel und das Wappen der Grafen von Zollern sowie der Zoliernschen Burggrafen zu Nürn­ berg. Sonderabdruck aus dem Urkundenbuch der Mon. Zoll, (findet sich daselbst nicht). Berlin 1881«. *) Maercker schrieb auch (1853) unter dem Pseudonym Paul Theod. Marek seine »Abenbergischen Phantasien«, worin er die Aufstellungen Haas’, der sich auch zu Ausdrücken wie »feile Söldlinge, Hohenzollernsche Schildhalterei, ver­ tierte Soldateska« u. a. hatte hinreißen lassen, im einzelnen zerpflückte und mit Spott und Hohn übergoß, was Haas wieder zu der schon angeführten an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassenden Entgegnung »Monumenta Abenbergensia«, die er als »Marks Zoller- und Koller Phantasmagorien« bezeichnete, veranlaßte. a) S. S. 70. 3) Die Ahnherrn des Preußischen Königshauses bis gegen Ende des 13. Jahrhunderts in den Philologischen und Histor. Abhandlungen der Kgl. Akad. der Wissenschaften zu Berlin, 1855, S. 40-153. 4) Die Urkunden der Mon. Zoll, fränkischer Linie nach den wichtigsten Beziehungen zusammengestellt, Nürnberg 1858.

62 königlichen und fürstlichen Hohenzollern« mit dem Sondertitel: »Die Könige von Preußen sind Hohenzollern, nicht Nachkommen der fränkischen Grafen von Abenberg«. Mag man auch nicht mit allem, was Schmid in diesem eingehenden und gründlichen Werk vorbringt, sich einverstanden erklären können, so war es doch trotz allem eine historische Tat, die auf Grund umfassender urkundlicher und genealogischer Forschung dem ganz verwirrten Probleme zu Leibe ging. Mit einem Schlage war über das ganze Forschungsfeld ein helles Licht verbreitet, und man konnte sich nun wohl der sicheren Erwartung hingeben, daß die bisher heißumstrittene Frage, ob Abenberg, ob Zollern, zugunsten der zollerschen Abstammung der Burggrafen endgültig gelöst sei. Wer sich indes dieser Hoffnung hingegeben, sollte bald erfahren, wie trügerisch sie gewesen. Denn nach kaum mehr als Jahres­ frist erschien die gegen Schmid gerichtete Streitschrift des preußischen Archivars Dr. Christian Meyer1)) der das Ergebnis seiner Untersuchungen in dem Satz zusammenfaßte: »Die Nürn­ berger Burggrafen, sowohl die des 12. als auch die der folgenden Jahrhunderte, sind die Nachkommen der alten Rangaugrafen gewesen, die uns seit dem 12. Jahrhundert, insbesondere in der Dynastenfamilie der Grafen von Abenberg, entgegentreten«. Meyer stützt sich mehrfach auf die Schriften von Haas und Seefried. Wie Haas ist ihm der erste und vornehmste Beweis für die Abenberger Herkunft der Burggrafen, daß seit etwa der Mitte des 13. Jahrhunderts sich der gesamte alte Hausbesitz der Grafen von Abenberg in den Händen der Burggrafen von Nürnberg befindet und daß derselbe nur diesem Geschlechte, das nicht ausgestorben sei, angehört haben könne. Das Wappen­ bild der Abenberger — zwei übereinander schreitende Leoparden — führt er auf die Identität des abenbergischen und hohenlohischen Geschlechts zurück, die erst noch zu erweisen wäre. Die ganz andere Stellung der Wappentiere und die ganz abweichende Tingierung weiß er einfach daraus zu erklären, daß die jüngere Linie eines alten Geschlechts sich oft lediglich durch die Veränderung der Schildesfarben oder Beifügung gewisser Abzeichen unterschieden habe. Auch die weitere h Die Herkunft der Burggrafen von Nürnberg, deutschen Kaiserhauses. Ansbach 1889.

der Ahnherrn des

63 Behauptung Meiers, die Grafen von Abenberg hätten als Schirm­ vögte der Bamberger Kirche entweder gleichzeitig oder, was wahrscheinlicher sei, späterhin ein zweites Wappen, nämlich den schwarzen Löwen im goldnen Felde, das Wappen des Bistums Bamberg, namentlich als Burggrafen von Nürnberg, geführt, ist eine leere Vermutung. Wir kennen, wie Berner1) ausführt, weder das ursprüngliche bambergische, noch ein gleichzeitiges abenbergisches Wappen. Überdies konnten die Burggrafen von Nürnberg als solche, wie wir hinzufügen, gar nicht das bambergische Wappen führen, denn das Burggrafentum war ein königliches und kein bambergisches Lehen. Das allerdings kann man zugeben, daß die Meiersche Annahme sehr gut in seine Beweisführung paßt. Für uns aber kann sie, da sie urkundlich nicht zu belegen ist, ja alles gegen sie spricht, nicht in Betracht kommen. Aus der Ausdehnung des Rangaus oder der Herrschaft Abenberg aber glaubt Meyer folgern zu dürfen, »daß die Nürn­ berger Burggrafschaft unmöglich einem andern, den Abenbergern noch dazu völlig fremden Geschlecht zugestanden haben < könne. Die Rangaugrafen würden nimmermehr an dieser für sie in militärischer, politischer und kommerzieller Beziehung gleich wichtigen Stelle die Festsetzung eines Herrengeschlechtes gedul­ det haben. Auch die Ortschaften im Rangau, welche die Burg­ grafen des 12. Jahrhunderts mit ihren Angehörigen an das Schotten- oder Egidienkloster zu Nürnberg schenkten und die nach Meyer als alte Eigengüter der burggräflichen Familie an­ gesehen werden dürfen, weisen ihm darauf hin, daß die Burg­ grafen zur Familie der Grafen von Abenberg gehört haben. Was Meyer hier vorbringt, beruht entweder auf ganz falschen Annahmen oder auf allgemeinen Vermutungen, für die er auch nicht die geringsten historischen Beweise beizubringen vermag. Es war daher nicht sehr zu verwundern, daß Meyers Streitschrift eine energische Zurückweisung erfuhr. Nachdem noch im gleichen Jahre Wilhelm Soltau2) auf Grund von Schmids ]) Dr. Ernst Berner, die Abstammung und älteste Genealogie der Hohenzollern in den Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte, 6. Bd., S. 36. 2) Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins Bd. 6, Neue Folge Heft 2.

64 Darstellung im dritten Band seiner ältesten Geschichte des Gesamthauses der königlichen und fürstlichen Hohenzollern gegen die von Meyer wieder aufgenommene alte Aufstellung aufgetreten war, unternahm es 1892 Schmid selbst, in einer eigenen Schrift: »Die Könige von Preußen sind Hohenzollern, nicht Abenberger« mit dem Apparat eingehendsten Wissens und kritischer Schärfe in die Ausführungen Meyers bis in das Innerste hineinzuleuchten. Was aber Schmid noch nicht völlig klarzulegen vermochte, hat dann endlich der ehemalige preußische Hausarchivar Dr. Ernst Berner in seinen feinsinnigen Untersuchungen über die Abstammung und älteste Genealogie der Hohenzollern in Bd. VI der Forschungen zur brandenburgisch-preußischen Ge­ schichte nachgeholt und besonders auch die Unhaltbarkeit der genealogischen Aufstellungen der Verfechter der abenbergischen Abstammung nachgewiesen. Ich könnte nun wohl am einfachsten auf diese Arbeiten verweisen. Aber einmal ist es doch nicht jedermanns Sache, den verschlungenen Pfaden, die wir besonders bei Schmid geführt werden, Schritt für Schritt zu folgen. Dann ist auch der Weg, den ich führen möchte, ein anderer, abgesehen davon, daß ich auf den Urkundenbeweis das Hauptgewicht lege, ja nur durch diesen die Lösung der Frage für durchaus gesichert halte. Nach meiner durch das Studium der verworrenen und sich widersprechenden Darlegungen der auf ganz unsicherem Wege eine Lösung anstrebenden Schriftsteller, wie Haas, Seefried und auch Meyer, gewonnenen Überzeugung ist viel zu viel mit durch nichts bewiesenen Hypothesen gearbeitet. Ganz sub­ jektive, unbewiesene Annahmen, zum Teil gestützt auf Quellen dritter Ordnung, wie Stiftungsgemälde, Totenschilder, Anniver­ sarien, Legenden, wie die der hl. Stilla aus dem 15. und 16. Jahr­ hundert, die nach dem subjektiven Ermessen der Verfasser gedeutet werden, müssen die urkundlichen Beweise ersetzen. Durch eine von Voreingenommenheit beeinflußte Art unbewußter Fälschung ist man zu Ergebnissen gelangt, die den Urkunden völlig widersprechen. Urkunden, die nicht in die Beweisführung passen, werden ganz oder doch zum Teil als unecht aus­ geschaltet und andererseits als gefälscht erwiesene für echt erklärt und zum Beweis herangezogen.

65 Zum Beweise der Identität der Geschlechter Hohenlohe und Abenberg und der Abstammung der Burggrafen von diesem alten fränkischen Geschlecht berufen sich jene Vertreter der abensbergischen Abstammung besonders auf die oft zitierte Urkunde König Konrads III. vom 31. März 1138 für das Kloster Kitzingen. In dieser Urkunde wird die Äbtissin Berta von Hohenlohe als blutsverwandte (consanguinea de Holloch) des Königs be­ zeichnet und weiter in der Zeugenreihe der Präfekt Gottfried von Nürnberg als ihr Vater und Gottfried, Ulrich und Konrad von Hohenlohe als ihre Brüder bezeichnet. Darnach könnte allerdings kein Zweifel mehr darüber bestehen, daß der 1138 lebende Burggraf Konrad I. von Nürnberg aus dem Hause Hohenlohe und damit, da die beiden Geschlechter Hohenlohe und Abenberg von den Vertretern der Abenberger Abstammung der Burggrafen als stammeseins angesehen werden, aus dem Hause Hohenlohe-Abenberg stammte. Aber die Urkunde ist gefälscht und Meyer kann ihre Angaben unmöglich dadurch retten, daß er sie materiell — mit welchem Rechte gibt er leider nicht an — für wahr erklärt und nur die Zeit ihrer Ausstellung anzweifeln will, während er sie andererseits wieder als aus mehrfachen Gründen stark verdächtig oder vielfach ver­ dächtig nennt und einmal sogar bemerkt, daß er diese Urkunde als nicht ganz einwandfrei nicht in Anschlag bringen wolle. Und doch tut er es, denn nicht umsonst kommt er wiederholt gerade auf sie wieder zurück. Schon der hohenlohische Hofrat Friedrich Zapf1) hat sie im Jahre 1779 für unterschoben erklärt. Das Original ist überhaupt nicht ans Licht gekommen. Beson­ ders für die Unechtheit der Urkunde spricht die Tatsache, daß der König am 31. März, wie die Urkunde will, nicht mehr in Nürnberg verweilt hat, denn an Ostern (3. April) war er schon zur Abhaltung einer Versammlung seiner Getreuen in Köln. Das Itinerar läßt seine Anwesenheit in Nürnberg Ende März geradezu als ausgeschlossen erscheinen: am 13. März war er nämlich noch in Aachen. Undenkbar aber ist es, daß er bis zum 3. April die langwierige Reise von Aachen nach Nürnberg *) Gg. Friedr. Zapf, Versuche und Bemerkungen zur Erläuterung der Hohenlohischen älteren und neueren Geschichte, 1779* S. i$9*

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66

und von dort nach Köln, auf der er doch an so manchen Orten einen längeren oder kürzeren Aufenthalt nehmen mußte, gemacht haben sollte. Dann wurde der in der Urkunde als Erzkanzler aufgeführte Erzbischof Heinrich von Mainz erst vier Jahre später zu dieser Würde erhoben. Auch die Zeugenreihe ist unmöglich. Endlich gehörte die Äbtissin Berta, nach der Urkunde eine Blutsverwandte des Königs, auf keinen Fall dem Geschlechte der Hohenlohe an, sondern dem von Ebenhausen. Die H*ohenlohe kommen um diese Zeit noch gar nicht vor; Hohenlohe war noch 1146 im Besitz der Grafen von Toggenburg-Stüllingen und kam erst 1182 an die Grafen von Weickersheim, wie sich die Hohenlohe zunächst nannten. Ein so hervorragender und gewissenhafter Forscher wie Christoph Friedrich Stälin') spricht sich denn auch, nachdem er vorher die Urkunde vom Jahre 1138 für gefälscht erklärt hat, dahin aus, daß man die ältesten Burggrafen von Nürnberg mit Unrecht für Herren von Hohen­ lohe gehalten habe. Am eingehendsten hat Bernhardt) die Unechtheit dieser sowie einer weiteren angeblich am 31. März 1138 in Nürnberg ausgestellten Urkunde König Konrads III. aus materiellen und formellen Gründen nachgewiesen. Auch das Hohenlohische Urkundenbuch zählt die Urkunde zu den ge­ fälschten. Die Annahme der abenbergischen Herkunft der Burggrafen von Nürnberg durch Einheiratung des letzten Abenbergers in die zollersche Familie gegen Ende des 12. Jahrhunderts kann auch deshalb nicht aufrechterhalten werden, weil das Abenberger Grafengeschlecht zwischen 1199 und 1200 erlosch. Die von Seefried aufgebrachte Nebenlinie, die durch Einheirat eines Grafen von Abenberg in die hohenzollern - hohenbergische Familie entstanden sein soll, wird vom letzten Verfechter der Abenberg-Zollern selbst, Christian Meyer, als »höchst unsicher« bezeichnet. Nach ihm hat der letzte Abenberger aber doch eine zollersche Erbtochter geheiratet und mit ihrem Besitz auch ihren Namen angenommen, aber leider weiß Meyer nicht anzu*) Stalin a. a. O., II, 539, 540 und Anm. r. 2) W. Bernhardi, Konrad III., II, 22, 23. Die Fälschung der Urkunde muß übrigens wohl in erheblich späterer Zeit erfolgt sein, da ihre Angaben so weit von den historischen Tatsachen abirren.

67 geben, welche Erbtochter es denn war, die den Abenberger veranlaßte, den eigenen alten und bewährten Geschlechtsnamen aufzugeben und dafür den eines fremden und abgelegenen Geschlechts einzutauschen, das eigene Geschlecht gewissermaßen zu verleugnen und das seiner Gemahlin zu Ehren zu bringen. Diese Heirat, der Hauptbeweisgrund in Meyers Ausführung, die er zwar mit der größten Bestimmtheit behauptet, aber nicht dartut, ist überhaupt unmöglich, da es keine zollersche Erb­ tochter gab, die dem Abenberger ihr Erbe zubringen konnte. Beide damals bestehenden Linien, die Hauptlinie und die Linie Hohenzollern-Hohenberg, hatten keine Erbtochter aufzuweisen, die ihr Hausgut durch Heirat mit einem Abenberger an diesen hätte übertragen können. Und wenn es wirklich ein Abenberger war, der eine zollersche Erbtochter heimführte und dann den eigenen Namen ablegte, sollte er sich dann nicht doch das eine oder andere Mal veranlaßt gesehen haben, sich nach dem eigenen, nicht weniger alten und berühmten Geschlechte zu benennen und zwar besonders dann, wenn es sich' um seine Familiengüter handelte ? Aber da werden mir die Gegner erwidern, daß das auch geschehen sei. Zwar nicht gleich, denn der Name des abenbergischen Geschlechts verschwindet zunächst völlig in der Geschichte. Das Geschlecht scheint mit ihm erloschen zu sein. Aber etwa ein halbes Jahrhundert später, im Jahr 1246, taucht sein Name plötzlich wieder auf und zwar in der Umschrift des Siegels Burggraf Friedrichs III.: Sigillum burcgravn Fnderici de Nuremberc et de Abinberc *). Da hätten wir demnach den urkundlichen Beweis dafür, daß das Geschlecht der Abenberger, wenn es auch seit Jahrzehnten kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben, doch noch nicht ausgestorben war. Es hatte sich wieder seines Ursprungs erinnert und wollte seinen Namen wieder der Vergessenheit entreißen. Aber an der Urkünde hängt auch das Siegel Burggraf Konrads, des Vaters Friedrichs, der sich hier Burggraf von Nürnberg und Graf von Zollern J) Mit Recht bemerkt Stälin, a. a. O. S. 507, Anm. 1, zu dieser Urkunde, daß die Umschrift den frühesten Beweis für den Anfall von Abenberg an die Zollern erbringt.

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68 nennt, ein Widerspruch, der sich nur dann einfach und natürlich löst, wenn man festhält, daß der Vater, Konrad, wie es das Siegel selbst besagt, ein Zoller war und sein Sohn sich lediglich nach seinem Sitz Abenberg bezeichnete, ohne indes der längst ausgestorbenen Familie der Abenberg anzugehören, man müßte denn annehmen, wie es auch geschehen ist, er hätte sich wegen seiner angeblichen zollerschen Abstammung mütterlicherseits also genannt. Ein bis jetzt noch nicht hervorgehobenes Analogon zu dem vorliegenden Fall ist in einer Urkunde Burggraf Friedrichs IV. vom 1. September 1313 ^ gegeben, wodurch dieser Thalmässing an den deutschen Orden übereignet. Er nennt sich darin nicht etwa nach seinem Geschlechte, sondern hach seinem Sitz Kadolzburg und zwar mit folgenden nicht mißzuverstehenden Worten: Wir Friderich von Kadolfsburg2), von gots gnaden purgrave dacz Nurenberch. Was würde man aber wohl dazu sagen, wenn nun jemand deshalb behaupten wollte, Burggraf Friedrich sei kein Zoller gewesen, sondern habe einem alten fränkischen Geschlechte der von Kadolzburg angehört. Aber die Urkunde von 1313 ist für uns auch deshalb von ganz besonderer Bedeutung, weil in ihr auch der Vetter Burggraf Friedrichs IV., des Kadolzburgers, handelnd auftritt, Konrad, Burggraf von Abenberg. Der eigentliche Burggraf von Nürnberg war damals Friedrich IV., und sein Vetter führte nur den Titel eines solchen. Er nennt sich Burggraf von Abenberg nach seinem Sitz, und um sich von dem Nürnberger Burggrafen im Amt zu unterscheiden, ebenso wie sich sein Vetter noch Kadolz­ burg zubenennt. Aber daraus schließen zu wollen, der eine gehöre dem Abenberger, der andere einem Kadolzburger Ge­ schlechte an, wäre gegen alle geschichtliche Wahrheit, da es Grafen von Kadolzburg nie gegeben hat. Der genannte Graf Konrad, der spätere Burggraf Konrad II., der Fromme zubenannt, bezeichnete sich schon vorher selbst nach seinem Sitz Graf oder auch Burggraf von Abenberg und wurde auch von anderen so bezeichnet. Die Burggräfin Helene, die Witwe des 1297 gestorbenen Burggrafen Friedrich III., nennt b Mon. Zoll. II, Nr. 497. 2) So im Abdruck der Mon. Zoll. II, Nr. 497.

69 ihn in ihrem Testament 12991) ihren »Bulen Graf Konrad von Abenberg«, das heißt ihre nächsten Verwandten, und dem ent­ sprechend war auch seine Stellung unter den Vollstreckern des Testaments an erster Stelle, sogar vor ihrer Tochter, der Gräfin Anna von Nassau. Graf Konrad von Abenberg war nämlich ihr Schwager, der Bruder Burggraf Friedrichs III., und als solcher kein Abenberger, sondern ein Zoller. In den Jahren 12832), 1289 3), 1295 4), 1307 5) und 1313 6) erscheint er als Graf oder Burggraf von Abenberg, aber unter diesem Namen immer nur in seiner Eigenschaft als Inhaber der Burg, nicht als Angehöriger eines Geschlechts, das schon 100 Jahre vorher ausgestorben war. Alle diese Urkunden können daher, wie man aus zwei von ihnen hat schließen wollen, — die anderen hat man nicht einmal gekannt — unmöglich eine Instanz gegen die zollersche Abkunft der jüngeren Nürnberger Burggrafen bilden und als Beweis für ihre Abenberger Abstammung ins Treffen geführt werden.' Es kommt nicht vor, daß die Burggrafen zweiten Stammes in der nächsten Zeit nach Übernahme des Amts in ihrer Eigen­ schaft als Burggrafen und zugleich mit dem Namen ihres Ge­ schlechts in den Urkunden bezeichnet werden. Wenn sie selbst als Burggrafen urkunden, sehen sie von der Hervorhebung ihres Ursprungs ab, und wenn sie als Vertreter ihres Geschlechts begegnen, bedienen sie sich nicht des burggräflichen Titels. Nach der Teilung in eine burggräfliche und schwäbisch-zollersche Linie konnten sie um so eher darauf verzichten, sich nach ihrem Geschlecht zu benennen, als sie von dem zollerschen Haus­ besitz ausgeschlossen waren. Und doch erinnern die Urkunden von Zeit zu Zeit wieder an ihre zollersche Abstammung. Es ist schon bemerkenswert, daß in mehreren Urkunden der Burggraf von Nürnberg und der Graf von Zollern in einer Weise auftreten, die auf nahe Beziehungen schließen läßt. So erscheint 1235 in einer Urkunde Kaiser Friedrichs II., wodurch Ü 2) 3) 4) 5) 6)

Mon. Zoll. ebenda Nr. ebenda Nr. ebenda Nr. ebenda Nr. ebenda Nr.

II, Nr. 428. 279. 328. 408. 467. 497.

70 er Burggraf Konrad von Nürnberg die Feste Viernsberg be­ stätigt]), Graf Friedrich von Zollern unter den Zeugen und 1236 kommen in zwei Urkunden für Straßburg12)3 und Worms9) die vorgenannten beiden Konrad und Friedrich als Zeugen unmittel­ bar nebeneinander vor. Aber wir wollen 'auf diese Urkunden, die die Annahme der Stammesverwandtschaft der Burggrafen und des Zollern nahe legen, nur hingewiesen haben. Anders dagegen verhält es sich mit jenen Urkunden, in denen der Burggraf von Nürnberg zugleich auch als Graf von Zollern bezeichnet wird. In der Urkunde vom 29. August 12104), worin Kaiser Otto IV. urkundet, daß das Lehen des Konrad von Rietberg vom Grafen Konrad von Zollern und Burggrafen von Nürnberg dem Bischof Konrad von Speier aufgelassen worden sei, wird Konrad zweimal als Graf von Zollern und Burggraf von Nürnberg bezeichnet: fidelis noster Cunradus, comes de Zolrey qui et burggravins de Nürenberg und weiter idem comes de Zolre et barcgravins de Nurinberg. Stalin5)* *nennt * diese Urkunde den ältesten Beleg für die Identität einer Familie nürnbergischer Burggrafen und der Grafen von Zollern, bemerkt indes dazu, daß man die Urkunde bloß aus einem späteren Speirer Kopialbuche kenne. Falls man die letzten fünf Worte, qui et burggravius de Nürenberg, für ein Glossem halten und ihre Beweiskraft dahingestellt sein lassen wolle, verweist er auf die weiteren älteren Urkunden als Beweismittel. Christian Meyer hat sich diese Bemerkung Stälins, den er aber an dieser Stelle gar nicht zitiert, nicht entgehen lassen. Er meint, er wolle davon absehen, »daß diese Urkunde bloß in einem späteren Speirer 1) Mon. Zoll. I, Nr. 160. 2) Urkundenbuch der Stadt Straßburg I, Nr. 246. 3) Urkundenbuch der Stadt Worms I, Nr. 182. 4) Mon. Zoll. II, Nr. 83. 5) Stalin a. a. O. 503, Anm. h. Im übrigen galt diese Urkunde lange Zeit als der Hauptbeweis für die Stammesgemeinschaft der Grafen von Zollern und der Burggrafen von Nürnberg. Der schon erwähnte bekannte Historiker Ritter v. Lang sagt z. B. 1881 in seinem Werk »Baierns alte Grafschaften« S. 241: »darüber, daß die neuen Burggrafen in Nürnberg Hohenzollern gewesen, haben wir zurZeit die einzige älteste Urkunde von 1210 aus dem Speierischen Archiv aufzuweisen, worin es heißt, daß Konrad von Rietburg vom Grafen Konrad von Zollern, der auch Burggraf in Nürnberg sei, ein Lehen empfangen, welches izt ganz und gar dem Hochstift Speier aufgegeben worden.«

71 Kopialbuch erhalten« sei und daß die fünf letzten Worte lediglich ein Glossem sein dürften, schließt sich aber sonst der Annahme der zollerschen Historiker, die die Urkunde für echt halten, an *). Den Einwand, daß die angezogene Stelle der in einer Abschrift des 14. Jahrhunderts vorliegenden Urkunde ein Ein­ schiebsel sei, erklärt Berner2) mit Grund schon an sich für ganz ungerechtfertigt, dann aber noch durch die treue Über­ einstimmung der sonstigen Abschriften dieses Speirer Codex minor mit den vorhandenen Originalen und endlich durch die Tatsache hinfälligj daß derselbe Konrad in einer Urkunde Kaiser Friedrichs II. vom 22. April 12223) als Zeuge ebenfalls Conradus burcgravius de Nurenberg, comes de Zol, genannt wird. Diese letzte Urkunde aber läßt wie die vom Jahre 1210 keinen Zweifel mehr bestehen, daß die Burggrafen von Nürnberg und die Grafen von Zollern eines Stammes waren. Aber noch weitere Urkunden erbringen den Beweis der zoller­ schen Abstammung der Nürnberger Burggrafen. Die im Oktober 12404) von Burggraf Konrad mit anderen Fürsten wegen des zwischen Pfalzgraf Rapoto und der Kirche und der Stadt Regens­ burg geschlossenen Friedens ausgestellte Urkunde trägt das burggräfliche (gekrönte) Löwensiegel und zwar mit der Umschrift

Sigillum Cunradi burggravii de Nurinberg et comitis de Zollern. Und ganz analog dieser Bezeichnung zeigt dieser burggräfliche Schild den gestückten Rand, wie er auch beim Zollernsiegel auftritt. Deutlicher konnte es nicht vor Augen geführt werden, daß der Aussteller neben seiner Eigenschaft als Burggraf von Nürnberg auch seine zollersche Abstammung im Siegel aus­ gedrückt wissen wollte. Auch in der Urkunde des Grafen Friedrich von Zollern und seines gleichnamigen Sohnes für das Kloster Salem vom Jahre 12415) nennt sich Friedrich der ältere in der Siegelum­ schrift Graf von Zollern (iS. comitis de Zolr), führt aber als Wappen den burggräflichen Löwen, der hier zum ersten Mal auf einem gräflich zollerschen Siegel begegnet. *) Meyer, a. a. O., S. 20. 2) Berner, a. a. O., S. 45. 3) J. Ficker, Urkunden zur Reichs- und Rechtsgeschichte Italiens, Nr. 299, danach Mon. Zoll. 8, Nr. 27. 5) Mon. Zoll. I, Nr. 170. 4) Mon. Zoll. II, Nr. 34.

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Umgekehrt zeigt das Siegel der Urkunde, wodurch Burg­ graf Friedrich von Nürnberg und seine Gemahlin Elisabeth am 28. Juli 1265 *) Bayreuth und Kadolzburg dem Stift Ellwangen zu Lehen auftragen, das quadrierte Wappen, das hier zum ersten Male bei einer burggräflichen Beurkundung Verwendung findet, während es bei den schwäbischen Zollern schon 1248 vorkommt. Seitdem führen die Burggrafen regelmäßig dieses Wappen in ihrem Siegel, wohl ein bündiger Beweis dafür, daß sie sich schon damals, erst ein gutes halbes Jahrhundert nach der Erwerbung der Burggrafschaft, eines Stammes mit den Zollern fühlten. Aber all diese urkundlichen und sphragistischen Beweise will man als stichhaltig nicht anerkennen. Meyer wendet z. B. gegen die Urkunden von 1210 und 1222 ein, daß aus der Bezeichnung der Burggrafen als Zollern mit nichten ihre zollersche Abstammung hervorgehe. Es benännten sich hier eben die Burggrafen nach jener eingeheirateten zollerschen Erbtochter, obschon sie von Haus aus Abenberger gewesen seien. Irgendwelche urkundliche Beweise bringt er, wie gesagt, nicht dafür bei, und er kann auch nicht angeben, wie er selbst zugestehen muß, welche Erbtochter es denn war. Er kann es deshalb nicht, weil es keine gab. Und wenn wir den Übergang eines Erbbesitzes durch eine zollersche Erbtochter an einen Abenberger annehmen wollten, so wäre es ja an sich wohl denkbar, daß sie auch ihren Namen auf ihren Ehegatten übertragen hätte, wenn dieser Besitz etwa in Franken und nicht in Schwaben gelegen gewesen wäre, wie ja auch der in einen Hof einheiratende Mann den Namen dieses Hofes und damit der Erbtochter nach deutschem Herkommen annahm. Aber hier liegt der Fall doch wesentlich anders: der männliche Teil hätte seinen Besitz in Franken, er heiratete eine Erbtochter aus Schwaben, bliebe aber in seiner Heimat, wo er das Amt eines Burggrafen bekleidet, während die schwäbische Erbtochter ihre Heimat verließe und in Franken auf dem Erbe ihres Mannes eine neue fände — unter solchen Umständen wäre wohl kaum daran zu denken, daß er mit der Übernahme des Erbes seiner Frau auch den Namen ihres l)

Mon. Zoll. II, 102.

73 Geschlechts angenommen hätte. Ein solcher Vorgang hätte auch den Zeitgenossen als etwas Außergewöhnliches und Merk­ würdiges erscheinen müssen, und man sollte meinen, daß die Chronisten es sich nicht hätten entgehen lassen, ein derartiges einzig dastehendes Ereignis wenn auch nur mit kurzen Worten festzuhalten. Aber auch nicht die geringste Spur weist auf einen solchen Vorgang hin. Und wenn man, wie Meyer, die Beweiskraft jener Ur­ kunden nicht anerkennen will, so kann doch noch eine weitere ins Treffen geführt werden, der eine ausschlaggebende Bedeu­ tung beizumessen ist, der Sühnebrief der Grafen von Zollern mit König Rudolf vom 10. November 12861). Graf Friedrich von Zollern erklärt darin, daß er, da er sein eigenes Insiegel zurzeit nicht bei sich führe, seinen Vetter Burggraf Friedrich von Nürnberg gebeten habe, das seinige an die Urkunde zu hängen. Das Siegel zeigt wieder das gevierte Zollernwappen. Dadurch aber wird die Stammeseinheit der Burggrafen und der Zollern doppelt, durch Schrift und Siegel, unzweideutig zum Ausdruck gebracht: der Zoller bezeichnet sich als den Vetter des Burggrafen, und dieser betont seine Zugehörigkeit zum zollerschen Stamm durch das zollersche Siegel. Man könnte hier einwenden, die Bezeichnung des Burg­ grafen Friedrich von Nürnberg als Vetter durch Graf Friedrich von Zollern könne hier nicht in verwandtschaftlicher Beziehung genommen werden, sie sei vielmehr lediglich als eine inhaltsleere Förmlichkeit des kurialen Urkundenstils zu betrachten. Dagegen spricht aber die ganze Fassung der Stelle, die folgenden Worto laut hat: Wir Ffiderich, graue von Zolre, Vlrich, graue von Muntfort vnde Vlrich, graue von Helfenstein, haben och gesworn, daz wir die selbe svn} alse hie vorgescriben isty state [vnde vncerproc] hen halten, vnd wan wir ze diser cit vnser insigel bi vns nit enhaben, so han ich graue Friderich von Zolre mines vettern Friderichs, des burcgrauen von Nürenberch, ich graue Vlrich von Muntfort mines brufders graue c Rudolfs vn]d ich graue Vlrich von Helfenstain Friderichs von Trvhendingen insigelle gebetten henken an disen brief......... ’) Mon. Zoller. I, Nr. 226.

74 Es mag richtig sein, daß man nicht in jedem Falle aus den verwandtschaftlichen Bezeichnungen der Urkunden wie Oheim, Schwager, Vetter usw. auf eine wirkliche Verwandtschaft schließen darf und daß diese Bezeichnungen zuweilen nur als der Ausfluß der Courtoisie zu betrachten sind, ohne daß irgendein verwandtschaftliches Verhältnis vorliegt'). Aber ein derartiger Gebrauch ist doch eine seltene Ausnahme und in der Regel entsprechen diese Bezeichnungen, wie es zahlreiche Urkunden erkennen lassen, auch den tatsächlichen Verwandt­ schaftsbeziehungen. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, daß z. B. bei dem Vorkommen von Vetter der zweite oder dritte Verwandtschaftsgrad gemeint ist. In unserem Falle aber läßt schon die ganz schlichte, schmucklose Anführung Burggraf Friedrichs als Vetter fast mit Sicherheit vermuten, daß es sich in der Tat um ein verwandt­ schaftliches Verhältnis handelt. Die Urkunde will die verwandtschaftliche Beziehung hervor­ heben. Sie nennt Graf Friedrich von Zollern den Vetter des Burggrafen Friedrich, wie sie gleich darauf Graf Ulrich von Montfort als den Bruder Rudolfs von Montfort aufführt. Eben­ sowenig wie man daran zweifeln kann, daß die beiden Montforter Brüder gewesen, ebensowenig kann man die Angabe der Urkunde, daß Friedrich von Zollern und Burggraf Friedrich von Nürnberg Vettern gewesen* in Zweifel ziehen. Eine verwandt­ schaftliche Beziehung-zwischen Graf Ulrich von Helfenstein und seinem Siegler Friedrich von Truhendingen unterläßt die Urkunde anzugeben, ohne Zweifel deshalb, weil es eine solche nicht gegeben hat. Zu diesem, man darf sagen, exakten Beweise kommt endlich noch ein weiterer Urkundenbeweis in der zollerschen Stammtafel des Erasmus von Sayn*2), dem sich auch die Gegner kaum werden verschließen können. Aber merkwürdigerweise hat sich bis jetzt noch keiner von ihnen mit diesem hervor­ ragenden Dokument befaßt. Die Genealogie des in der 2. Hälfte ’) S. Großmann in der Genealogie des Gesamthauses Hohenzollern S. 168. 2) Zuerst wurde die Stammtafel des Erasmus von Sayn von Riedel in seiner angeführten Abhandlung verwertet, dann von Berner, dem ich im Nach­ stehenden gefolgt bin.

75 des 15. Jahrhunderts in Freising lebenden Erasmus von Sayn ist eine von diesem gefertigte Abschrift, die mit der Chronik des Otto von Freising, dessen Gesta Friderici und der Continuatio Ragewini, dann dem decretum spurium de expeditione Romana Karoli Magni, der Genealogie der Markgrafen von Meißen und den kurzen bayrischen Annalen von 1100—1316 in einem Kodex der Gießener Universitätsbibliothek enthalten sind. Wie die Werke Ottos von Freising sind auch die übrigen Schriften dieses Kodex als Abschriften anzusehen. Bezüglich der zollerschen Genealogie insbesondere muß auf die stets zu beobachtende Regel, wie sie von Giesebrecht und Waitz und von diesem gerade mit Bezug auf die Saynsche Genealogie auf­ gestellt wurde, hingewiesen werden, daß die Genealogen des Mittelalters den Stammbaum eines noch lebenden Geschlechts bis auf ihre Zeit herabführen. Schon nach diesem Grundsatz muß die Abfassung unserer Genealogie in das Ende des 12. Jahrhunderts gesetzt werden. Erasmus von Sayn hat sie lediglich abgeschrieben, wie er auch die Genealogie der Mark­ grafen von Meißen, die gleichfalls über das Ende des 12. Jahr­ hunderts nicht hinausreicht, abgeschrieben hat. Wäre die Genealogie von Erasmus von Sayn selbst verfaßt worden, so hätte er, da er zur Zeit des Markgrafen Albrecht Achilles lebte, der sich so sehr für seine fabelhafte trojanische Abkunft interessierte, es sicher nicht unterlassen, einen von ihm erdachten Stammbaum bis in die dunkelsten Zeiten zurückzuleiten und andererseits bis auf seine eigenen Tage, bis auf den zum Kurfürsten erhobenen Burggrafen Friedrich und dessen Söhne, bis auf den Kurfürsten Albrecht herabzuführen. Aber unsere Genealogie begnügt sich damit, in der knappesten und nüchternsten Form, wie sie derartigen mittelalterlichen Aufzeichnungen eignet, die Vorfahren Burggraf Friedrichs I. von Nürnberg etwa 100 Jahre, und nicht weiter, zurückzuverfolgen. »Stilistisch erinnert sie an die in der Mitte des 12. Jahrhunderts verfaßte Geschlechtstafel Kaiser Friedrichs I. und seiner Gemahlin Adelheid von Vohburg, mehr aber noch an die von Giesebrecht mitgeteilten bayrischen Genealogien, die ebenfalls aus der Wendezeit beider Jahrhunderte und vielleicht aus Regensburg, jedenfalls auch wieder aus Bayern stammen.«

76 Wie das Hauptwerk der Niederschrift des Erasmus von Sayn, die Chronik Ottos von Freising, nach dessen Handschrift in die Jahre 1183 bis 1208 fällt, die weiter von ihm abge­ schriebenen Gesta Friderici 1187 verfaßt wurden und ebenso der erste Zusatz in diesem Kodex, das decretum spurium, aus derselben Zeit stammt, die für diese Fälschung, ein besonderes Interesse hatte, so ist, wie Berner mit Recht annimmt, »der Gedanke nicht abzuweisen, daß auch die Vorlage für den zweiten Zusatz, für die beiden Genealogien, aus derselben Zeit und, wie sich auch sonst und durch die Angabe des Erasmus beinahe von selbst versteht, aus demselben Ort, d. h. aus Freising, stammt1)«. Ist aber die zollersche Genealogie, die Erasmus von Sayn abschrieb, in das Ende des 12. Jahrhunderts zu setzen, so ist sie für die Beantwortung der Frage, ob Burggraf Friedrich I. von Nürnberg ein Zoller war, von entscheidender Bedeutung, sie bildet den Schlußstein* in unserer Beweisführung. Die Stammtafel zählt nämlich die Vorfahren des Burggrafen Friedrichs I. bis auf Graf Burkhard I. von Zollern auf und schließt in der Hauptlinie mit Burggraf Friedrich I. von Nürnberg:

Fridericus genuit Fridericum, puregravium de Nurenberch2). All diesen erdrückenden Urkunden- und sonstigen Beweisen gegenüber muß die von Haas, Seefried und Meyer mit allen möglichen und unmöglichen Gründen gestützte Aufstellung von der Abenberger Abkunft der Burggrafen von Nürnberg in sich zusammenfallen. Merkwürdigerweise erkennt von diesen For­ schern der eine ganz genau die Schwächen der Beweisführung des andern. Seefried3) bezeichnet einmal die von Haas aufge­ stellte Tafel, worin er die späteren Burggrafen von Nürnberg von den Abenbergern ableitet, als »das Chaos eines genealogi­ schen Versuchs«. Und Meyer4) hinwiederum, der mit beiden in der Herleitung der Burggrafen aus der Dynastenfamilie der Grafen von Abenberg übereinstimmt, geht gleichwohl mit ihnen auf das unbarmherzigste ins Gericht. Dieses Resultat, bemerkt J) Als der ursprüngliche Schreiber der Werke Ottos von Freising ist ein Conradus sacrista daselbst nachgewiesen, dem Berner auch unsere Genealogie zuschreiben möchte. 2) MG. SS. XXIV, 28. 3) a. a. O. S. 40. 4) a. a. O. S. 32 f.

77 er, sei bei ihnen nicht das Ergebnis wissenschaftlicher Forschung, sondern lediglich eine Hypothese. Die von ihnen beigebrachten Beweismittel seien nur zum kleinsten Teil stichhaltiger Natur. Die gewagtesten Behauptungen bauten sich auf mehr oder weniger verdächtigen Quellen auf, und wo auch diese nicht mehr ausreichten, da werde, namentlich von Haas, einfach ins Blaue fabuliert, sodaß es dem Leser manchmal schwer falle, an den Ernst der Untersuchung zu glauben. Man kann Meyers hartem Urteil nur rückhaltlos beipflichten und muß weiter anerkennen, daß er sich von so manchen Fehlern und Irrungen seiner Vorgänger freigehalten hat. Aber andererseits hat er doch auch nicht stets Wahres und Falsches geschieden, sich von irrigen Voraussetzungen und Hypothesen nicht freizuhalten gewußt und ist im Bann der vorgefaßten Meinung zu einem Ergebnisse gelangt, das der Wahrheit nicht entspricht. Für die Abenberger ist auch deshalb kein Platz in der Geschichte der Nürnberger Burggrafen, weil ein ganz anderes Geschlecht zu der Zeit, als jene Burggrafen gewesen sein sollen, das Burggrafenamt bekleidete. Nach Sigmund Meisterlin befahl im Jahre 1105 Kaiser Heinrich IV. in dem Kriege mit seinem Sohne Heinrich V. die Burg zu Nürnberg dem Präfekten Gottfried und einem Herrn Konrad, beide von Razaza, zur Hut an1)- Wenn man auch sonst so häufig den Fabeleien Meisterlins keinen Glauben beimessen kann, in diesem Falle erscheint er glaubwürdig. Er beruft sich auf eine Quelle, die ihm Vorgelegen, die Aufzeich­ nungen des Klosters Kastell. Soviel ist sicher, daß seine Nachricht insoweit mit den urkundlichen Quellen übereinstimmt, als die Grafen von Razaza, wie Meisterlin sie infolge falschen Lesens oder Versagens des Gedächtnisses nennt, oder Ragotz oder Ragitz*), wie sie in den Urkunden heißen, in den Zeug­ nissen des 12. Jahrhunderts in Verbindung mit den Nürnberger Burggrafen häufiger Vorkommen und diese wieder ausschließlich die Namen Gottfried und Konrad führen, Namen, die auch unter den Ragitzern vorherrschend sind. Jene Grafen von Ragotz, *) Städtechroniken Bd. 3, 86, 88. 2) Eine ganze Reihe von Namensformen begegnen, so auch Rakouz, Ratkoz, Ratgiz, Ragthses, Rachze, Rachez u. a.

78 Ragitz usf. oder Raabsin Niederösterreich waren sowohl in ihrem Stammlande als auch in Franken begütert. Seinen Besitz in Franken aber kann dies österreichische Geschlecht nur einem ganz besonderen Umstande verdanken, daß es nämlich, wie Meisterlin auf Grund seiner Quelle mitteilt, mit der Burg­ vogtei, der späterer! Burggrafschaft, belehnt worden war2). Von den vielen fränkischen Urkunden, in denen die Grafen von Ragitz begegnen, nennen wir zunächst die Schenkungs­ urkunde König Konrads III. für das Kloster Ebrach3) vom h Stillfried, Maercker, Stalin, Essenwein u. a. nehmen an, daß unter Ragotz, Ragiz, Rachze usw. die Stadt Retz oder Ratz in Niederösterreich zu verstehen sei, während der Pfarrer zu Garsten Johann Grübel in den Öster­ reichischen Blättern für Literatur und Kunst usw., Jahrgang IV (1847), Nr. 168, 174, 179 und 180 für den gleichfalls in Niederösterreich an der Thaya gelegenen Ort Raabs eintritt. Rein sprachlich müßte man der ersteren Meinung beipflichten. Die Umbildung von Ragoz, Ragitz usw. in Raabs, ein Überspringen der Gutturale in die Dentale ist nicht angängig. Dagegen würde sich der Übergang von Ragoz, Ragiz in Rätz ohne Anstand vollziehen, da sich g zwischen a-und i gern auflöst und der Umlaut durchaus gesetzmäßig wäre. Aber andererseits kann mit Ragotz, Ragitz usw. die Stadt Rätz doch nicht gemeint sein, die in den älteren Urkunden schon in der Form Reza. Retze usw. vorkommt. Grübel hat es nun aus rein historischen Gründen höchst wahrscheinlich gemacht, daß unter Ragotz, Ragitz usw! — Raabs zu verstehen sei. Er führt u. a. aus, daß die Besitzungen der Grafen von Ragotz im Umkreis von Raabs gelegen und auch die Zeugen in den von den Ragitzern ausgestellten Urkunden um Raabs angesessen waren, daß ferner Raabs, nach dem Gürtel von Burgen zu schließen, der es umgab, der Sitz eines mächtigen Geschlechts gewesen sein müsse. Außerdem würde man bei der Gleichstellung von Ragotz, Ragitz usw. und Rätz annehmen müssen, daß wiederholt ganz verschiedene Familien zu gleicher Zeit Rätz besessen haben müßten, ein Widerspruch, der sich sofort löst, wenn man Ragitz dem heutigen Raabs gleichsetzt. Ausschlaggebend ist wohl die Tatsache, daß, wenn Ragze und Reza gleichzeitig Vorkommen, unter Reza die Stadt Rätz und unter Ragze ein ganz anderer Ort verstanden werden muß und daß in dem Fundationsbiichlein von S. Georgen, in dem die dem Kloster im Jahre t 112 zugewiesenen Zehnten aufgezählt werden, Raabs unter dem Namen Rabtz erscheint. Im übrigen muß ich auf Grübels eingehenden Aufsatz und auf die von ihm beigebrachten Belege verweisen. Die späteren P'orscher haben denn auch ausnahmslos die Identität von Ragotz, Ragitz usw. und Raabs stillschweigend anerkannt. Förstemann-Jellinghaus (Namenbuch) II, 518 setzt gleichfalls, sich auf eine Originalurkunde von 11 12 (s. auch das eben erwähnte Fundationsbüchlein) berufend, Ratgoz gleich Raabs. Die sprachliche Schwierigkeit wäre noch aufzuklären. 2) der alt Hainricus het das schloß einem prefect oder voit bevolhen, genant Gotfridus, und hem Cunrat von Razaza, die hielten in selbs das schloß und rent der kamer. Also findestu in geschrift in dem closter Castell. Städtechron. Bd. 3, S. 86. *) Mon. Zoll. I, Nr. 6. Wendrinsky, Reg. der Grafen von Raabs. Blätter des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich. Neue Folge XIII. Jahrg. 1879, Nr. 109.

79 Jahre 1151 über den Steigerwald, worin Konrad von Ragitz und Burggraf Gottfried unmittelbar nebeneinander als Zeugen auftreten, ebenso wie 1158 in dem auf Bitten Burggraf Gottfrieds ausgestellten Schutzbrief Kaiser Friedrichs I. für das Kloster Münchaurach Gottfried, Burggraf von Nürnberg, und Konrad von Ratzthges1) und wie 1170 in der Belehnungsurkunde Bischof Herolds von Würzburg für den Vizecomes von Nürnberg Konrad als erster Zeuge unter den Baronen Konrad von Ragotz2). Dieses wiederholte gemeinsame Auftreten und unmittelbare Nebeneinandervorkommen der Burggrafen und der Grafen von Ragoz oder Raabs bildet nun freilich noch keineswegs einen Beweis für ihre Stammesgemeinschaft oder auch nur ihrer näheren Verwandtschaft, aber es legt doch die Vermutung dafür nahe, macht sie in hohem Grade wahrscheinlich, besonders aber das fortwährende Vorkommen der Vornamen Gottfried und Konrad bei den altern Burggrafen sowohl wie bei den Grafen von Raabs. Einen unantastbaren Beweis bringt aber die Urkunde Herzog Leopolds von Österreich für das Kloster Aldersbach vom 25. August 11903), die in zwei Originalausfertigungen vorliegt. Beide Ausfertigungen stimmen in ihrem Wortlaut genau mit einander überein, allerdings bis auf eine kleine Abweichung in einem Worte nur, die aber für uns entscheidend ist. Während nämlich in der einen Ausfertigung unter den Zeugen ein Cuonradus, prefectus de Niurenberc, erscheint, heißt er in der anderen Cunradus, prefectus de Rakece. Daraus ergibt sich aber mit zwingender Notwendigkeit der Schluß daß der Präfectus von Nürnberg und der von Rakez, Konrad, eine und dieselbe Persönlichkeit ist und die Burggrafen von Nürnberg älteren Stammes den Grafen von Raabs und nicht denen von Abenberg angehörten 4)^ *) Ussermann, episcop. Wirzb. Nr. 41. Wendrinsky a. a. O. Nr. 114. 2) Mon. Boic. 45, Nr. 22. Wendrinsky Nr. 130. 3) Abgedruckt bei L. Schmid, die Könige von Preußen sind Hohenzollern, nicht Abenberger, S. 91, 92. 4) Meyer a. a. O. weiß sich auch hier zu helfen, da er die Echtheit der beiden Urkunden nicht bezweifeln kann. Burggraf Konrad, nach ihm aus dem Geschlechte der Abenberger, lebte noch, und da er mit Sophia, der Erbtochter des Hauses Retz, vermählt gewesen, »so konnte er füglich ebensowohl als Burggraf von Nürnberg wie als Graf von Retz bezeichnet werden«. Also auch hier wieder soll sich der Abkomme eines alten edlen Geschlechts ganz ohne Grund nach dem Geschlecht seiner Frau bezeichnet haben.

80 Dazu kommt aber noch eine weitere Urkunde vom Jahre 1204, wodurch die Herrin Sophia, die edle Gräfin von Ragcze, die Tochter des Grafen Konrad, die Gemahlin des Burggrafen in Nürnberg, lange nach dem Tode ihres Gemahls, des Grafen Friedrich, einen Weinberg in Leutacker für 34 Mark Silber erwirbt und zwei Hufen (mansos) von dem Gute Redel, die sie zu Werken der Barmherzigkeit und Almosen sich Vorbehalten, als sie ihre Söhne und Töchter als Nachfolger und Erben ihres Vaterguts einsetzte, dem Kloster Zwettl übergibt1). Diese Urkunde ergänzt das Ergebnis der vorhergehenden insofern, als sie zu dem Schlüsse führt, daß die Burggrafen jüngeren Stammes — die Zollern und zwar in ihrem ersten Burggrafen Friedrich 1. — durch Heirat mit der Gräfin Sophia von Ragoz zum Burggrafenamt gelangten. Den Gegnern der zollerschen Abstammung der jüngeren Burggrafen von Nürnberg war sie allerdings von jeher ein Stein des Anstoßes und seit ihrem ersten Bekanntwerden hörten •die Versuche nicht auf, sie durch Emendierung des deutlich vorkommenden Nürnberg oder durch Ausmerzung eines angeblich späteren Einschiebsels unschädlich zu machen. Der Konsistorialrat Samuel Wilhelm Oetter in Markterlbach veröffentlichte sie 1751 — sie war übrigens schon vorher bekannt — im 1. Bande seiner burggräflichen Geschichte mit dem Faksimile, das er vom Abt von Zwettl auf seine Bitte erhalten hatte und verteidigte zunächst ihren Wortlaut gegen die Angriffe des bekannten brandenburg-ansbachischen Historikers v. Falckenstein, der merkwürdigerweise das purcgravii in Nürn­ berg ohne allen Grund in purcgravii in Hardecke abänderte. Man sieht daraus, welche Blüten die Sucht, gerade diese Urkunde den ganz subjektiven Absichten und Auffassungen anzupassen, gleich von Anfang an trieb. Oetter selbst, der in seinem ersten Versuch der burggräflichen Geschichte noch alles in Ordnung gefunden hatte, emendierte, allerdings auf Einwirkung von anderer Seite, zwei Jahre später in seinem zweiten Versuch Nürnberg ohne allen Grund in Rumelberg. Auch später erging es der Urkunde nicht besser. Seefried und zuletzt Christian Meyer strichen in dem Dokument die Worte, ) Wendrinsky a, a. O. Nr. 178.

81 worauf alles ankommt: comitis Friderici, die sie für ein späteres Einschiebsel erklärten, und Seefried verlangte auch noch, daß man ihm das Original zeige, da die Urkunde nur in einer Abschrift vorliege. Wie wenig berechtigt ein solch summarisches Verfahren war, zeigt ein näheres Eingehen auf dieses wichtige Dokument. Es ist nämlich keine in aller Form ausgestellte Urkunde, sondern ein Protokoll über eine im Kloster Zwettl vor vielen Zeugen verlautbarte Übergabshandlung, die in einem sog. Traditionsbuch niedergelegt wurde. Das bekundet dieses Zwettlsche Stiftungsbuch selbst auf das deutlichste, indem es gleich zu Anfang bemerkt, daß darin außer gewissen Privilegien, die dem Kloster von vornehmen und geringeren Frauen erteilt worden, auch jene Verlautbarungen aufgenommen wor den seien die nach altem Herkommen ohne Brief und Siegel, aber nach der wahrsten und einfachsten Überlieferung niedergeschrieben worden seien. Es darf daher dieser Eintrag nicht wie eine in aller Form ausgestellte Urkunde angesehen und beurteilt, sondern muß als das in einem Salbuch festgelegte, durch Zeugen bestätigte gerichtliche Protokoll über eine Rechtshandlung gewertet werden1). Ein von der Gräfin Sophia ausgestelltes Original war gar nicht vorhanden. Die Aufzeichnung, eine Abschrift des Tradifionsprokotolls, geht, soweit es das Faksimile bei Oetter erkennen läßt, sicher in das 13. Jahrhundert zurück, und es muß angenommen werden, daß das Original gleich nach der Gerichtsverhandlung proto­ kolliert wurde. Es liegt auch gar kein Grund vor, an der Wahrheit des darin wiedergegebenen Tatbestandes zu zweifeln, und einige Abweichungen von der urkundlichen Form erklären sich eben daraus, daß ein Traditionsprotokoll vorliegt. Was sollte wohl auch den Abschreiber veranlaßt haben, die Worte: h In dem Cod. heißt es auf S. 121: Post descriptionem quorundam privilegiorum, que monasterio nostro a dominabus nobilibus vei mediocribus cum sigillis dependentibus sunt porrecta, libet etiam huic operi inserere eas descriptiones, que secundum antiquorum hominum consuetudines sine sigillo et impressione, attamen verissime et simplicissima traditione in nostris antiquis codicibus sunt exarate. Unde et hic traditionem domine Sophye, nobilissime comitisse de Raktz, super una vinea in Leutaker et quibusdam redditibus in villa, que Redeleins dicitur, iuxta Neitzen ad memoriam revocamus eandem descriptionem nostro opusculo de verbo ad verbum certissime assignantes. L. Scbmid, die Könige von Preußen sind Hokenzollern us\\\, III, 294.

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82 comitis Friderici einzuschieben, die dem Kloster auch nicht den geringsten Vorteil bringen konnten. Sie hätten nur in dem Falle von Bedeutung sein können, wenn damals schon die Streit­ frage, ob Zollern, ob Abenberg, die Gemüter beschäftigt und aufgeregt hätte. Die Aufzeichnung, deren Echtheit und Glaubwürdigkeit in keiner Weise bestritten werden kann, ergibt aber, daß eine Gräfin Sophia von Ragotz, die Tochter eines Grafen Konrad, vor 1204 mit einem Burggrafen von Nürnberg namens Friedrich vermählt war. Graf Konrad von Raabs, der hier genannt wird, war der Burggraf Konrad III., der bis 1192 das Burggrafenamt bekleidete, Burggraf Friedrich aber, der seine Tochter Sophia heimgeführt hatte, kann nach allem, was wir schon ausgeführt haben, kein anderer sein, als Burggraf Friedrich I., der erste Burggraf aus dem Hause Zollern, der als der Gemahl der Erb­ tochter des letzten Raabser Burggrafen 1192 die Burggrafschaft Nürnberg übernahm. Damit wäre die Frage der Herkunft der Burggrafen zweiten Stammes sowie die des preußischen Könighauses beantwortet und zugleich dargetan, auf welchem Wege sich der Übergang der Burggrafschaft an die Zollern vollzogen hat. Ich hätte damit im Grunde mein Thema erschöpft. Aber es drängt sich noch eine weitere Frage auf, die der Beantwortung harrt. Wie konnte die Abenberger Erbschaft, zum wenigsten der Sitz Abenberg, gleichfalls an die zollerschen Burggrafen übergehen? Wollen doch die Gegner gerade aus dem Umstande, daß Abenberger Hausgut im 13. Jahrhundert sich im Besitz der Nürnberger Burggrafen befindet, schließen, daß diese damals wie in den folgenden Jahrhunderten Abenberger Stammes gewesen seien. Es ist darauf zu erwidern, daß das Abenberger Hausgut, soweit es noch bestand, ebenfalls auf dem Wege des Erbgangs an die Burggrafen von Nürnberg zollerschen Stammes überging. Es ist zunächst darauf hinzuweisen, daß in der Urkunde König Heinrichs VII. für das Schottenkloster St. Egidien zu Nürnberg vom 2. Juli 1225l) neben einem Burggrafen Konrad >) Mon. Boic. XXXI, i, Nr. 173.

83 und seinem Sohne Gottfried, einem Burggrafen Gottfried und seinem gleichnamigen Sohne auch eine praefectissa Hiltigardis wie die vorgenannten Personen gleichfalls als eine frühere Wohl­ täterin des Klosters aufgeführt wird1). Die genannten Burggrafen gehören dem Raabschen Hause an und die Burggräfin Hildegard war vermutlich die Gemahlin eines der beiden Burggrafen Konrad und Gottfried. Leider bietet die Urkunde keine Anhaltspunkte dafür, wer von den beiden ihr Gemahl war, immerhin ist sie insofern von Wichtigkeit, als sie zu dem Schluß berechtigt, daß Hildegard in die Raabsche »Familie zu verweisen ist. Eine weitere urkundliche Nachricht läßt mit hoher Wahr­ scheinlichkeit ersehen, mit welchem der beiden Burggrafen Hildegard vermählt war. Wie schon vorher sein Vater gleichen Namens2) überträgt nämlich der Edle Konrad von Ratgiz3) zugleich mit seiner Gemahlin Hildegard um 1160 einen Wald an das Kloster Garsten. Dieser Konrad war eine hochange­ sehene mit den höchsten Kreisen verwandte Persönlichkeit, den Herzog Leopold von Österreich 1176 seinen Blutsverwandten nennt. Er darf mit dem in der Urkunde für das Egidienkloster begegnenden Konrad d. j., der etwa von 1160—1190 das Burggrafenamt verwaltete, als ein und dieselbe Persönlichkeit angesehen werden. Die beiden Konrade treten genau um dieselbe Zeit auf, auch der Burggraf steht mit den höchsten Kreisen in fortwährender Fühlung, tritt vielfach im Dienste und Gefolge Kaiser Friedrichs I. auf und begegnet, was hier besonders hervorzuheben ist, auch im Gefolge Herzog Leopolds von Österreich4). Auch das enge Verhältnis zwischen letzterem und dem Burggrafen Konrad, dem Sohne Burggraf Friedrichs I., *) Die genannten Burggrafen können nur in den Zeitraum von 1140 dem Gründungsjahr des Egidienklosters, und 1225, dem Ausstellungsjahr der Urkunde, fallen. In dieser Zeit waren Burggrafen Gottfried II. (bis etwa ilbo und Konrad d. j. (1160—1190). a) Um 1150 — 60. Wendrinsky in den Blättern für Landeskunde von Niederösterreich. Neue Folge. XIII. Bd. 1879, S. 32: Chunradus de Ragotz . , . cum manu sororis suae et filii sui Conradi. *) ebendas. S. 134: um 1160. Notificamus cunctis ecclesiae filiis, qualiter quidam nobilis vir nomine Cunradus, filius Cunradi de Ratgitz, cum manu uxoris suae Hildegardis quamdam silvam super altare St. Mariae potenti manu tradidit. 4) S. Urkunde vom 25. August 1190 bei Wendrinsky a. a. O. S. 140.

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84 und der verwitweten Sophia, der Mutter Konrads, ist wohl nur aus ihrer nahen Verwandtschaft zu erklären1). Schmid weist weiter darauf hin2), daß in dem langen Zeitraum von 1160—1190 ein Graf Konrad von Ragze, dessen Gemahlin Hildegard hieß, und ein Burggraf Konrad von Nürn­ berg urkundlich Vorkommen, aber nie gleichzeitig in derselben Urkunde, daß ferner in den Zeiten, da Konrad von Ragze selten genannt wird, Burggraf Konrad um so häufiger auftritt und endlich beide gleichzeitig (1190) in den Urkunden verschwinden. Wird so die Identität der beiden Konrade höchst wahrscheinlich, so wird sie durch die schon angezogene Urkunde von 11903) zur Gewißheit erhoben, durch die angeführten Urkunden aber im Zusammenhalt der Beweis erbracht, daß Konrad von Ragze, der zugleich Burggraf von Nürnberg war, mit einer Hildegard vermählt war. Diese Hildegard aber war es aller Wahr­ scheinlichkeit nach, durch die der Übergang der abensbergischen Herrschaft an die Burggrafen von Nürnberg erfolgte. Daß das abenbergische Stammgut überhaupt auf die Zollern überging, ergibt sich aus einer Urkunde Burggraf Friedrichs des Frommen, des Enkels des ersten Burggrafen zollerschen Stammes, vom 7. März 12964). Wenn Burggraf Konrad darin erklärt, daß er Burg und Stadt Abenberg an das Hochstift Eichstätt verkaufe mit allen Gerechtigkeiten und Ehren, wie er sie selbst und seine Vorfahren von altersher — nos et progemtores ab antiquo — genossen hätten, so muß doch, wenn wir das Wort progenitores in seiner nächsten Bedeutung nehmen, dieser Besitz auf mehrere Generationen zurückgehen und, da die Zollern 1296 in der dritten Generation — etwas über 100 Jahre — die Burggrafschaft innehatten, sicher bis auf den ersten zollerschen Burggrafen Friedrich I. Dieser aber konnte ihn nur durch Erbgang überkommen haben und zwar durch die Verheiratung mit der Sophia, der Tochter Burggraf Konrads III. aus dem Hause Raabs, dem sie nur durch seine Gemahlin *) Nach Wendrinsky a. a. O., S. 141 kauft Herzog Leopold zwischen 1200 und 1206 die Grafschaft Ragz, den Markt und was dazu gehört dem Burggrafen von Nürnberg und seiner Mutter um 2000 Mark Silber zurück. 2) Ludwig Schmid, die Könige von Preußen sind Hohenzollern usw., S. 85.

3) S. S. 79. , 4) Mon. Zoll. II, Nr. 411.

85 Hildegard zufallen konnte. Das war aber nur möglich, wenn, sie selbst eine geborne Abenbergerin war. Da der letzte Abenberger männlichen Stammes Graf Friedrich II. nach seiner Rückkehr aus dem dritten Kreuzzuge (1192) im Jahre 1199 starb, so kann der Anfall der abenbergischen Erbschaft an Burggraf Friedrich I. von Zollern erst in dessen vorletztem oder letztem Lebensjahre (f 1200) erfolgt sein. Es läßt sich gegen diese Annahme einwenden, daß Graf Rapoto von Abenberg außer seinem Sohne Friedrich noch acht Töchter hinterließ, die zunächst zum Antritt der Erbschaft berechtigt gewesen wären. Wenn keine von ihnen sie unter Abfindung der übrigen 7 Schwestern übernahm und sich auch kein Ehegemahl fand, der den abenbergischen Besitz für eine wünschenswerte Erwerbung hielt, so hatte das wohl darin seinen Grund, daß das abenbergische Gut in jenen schweren Tagen besonders infolge der außerordentlichen Aufwendungen, die der Bruder für den zweiten Kreuzzug hatte aufbringen müssen, auf das äußerste zusammengeschmolzen war. Daß die 8 aben­ bergischen Töchter am Thüringer Hofe eine neue Heimat suchen mußten, deutet wohl auch darauf hin, daß sie sich in bedrängter Lage befanden. Auch Berner, einer der vorsichtigsten und berufensten Forscher, spricht sich dahin aus, daß eine durch Frauen vermittelte Verwandtschaft der beiden Geschlechter Abenberg und Zollern viel für sich habe, wenn auch eine zwingende Notwendigkeit zu einer solchen Annahme nicht vorliege. Er hält nämlich den Erwerb von Abenberg durch die zollerschen Burggrafen auch auf Grund anderer Titel für möglich und stellt folgende Hypo­ these auf: »Der letzte Abenberger, den wir mit Sicherheit als solchen kennen, ist, als er sich zum Kreuzzug rüsten will, zur Verpfändung von Familiengütern genötigt; seine acht Schwestern erscheinet in bedrängter Lage; die unruhige Zeit der Kreuzzüge wird überhaupt einen mannigfachen Wechsel in den Besitzverhältnissen hervorgerufen haben. Warum sollten die Grafen von Zollern nicht durch Kauf, Verpfändung oder auch Eroberung in den Besitz der wenigen Güter gekommen sein, welche wir als früheres Eigentum der Grafen von Abenberg kennen? Warum sollten sie nicht auf solche Art gerade castrum

86 et oppidum Abenberc erworben und von dieser durch einen Wolfram von Eschenbach hochgefeierten Burg den Namen zeit­ weilig und für einzelne Mitglieder entlehnt und dem ihrigen zugefügt haben, zumal da der Gebrauch der Familiennamen noch keineswegs ein durchaus feststehender war?« Immerhin neigt er trotz dieser Erwägungen der Ansicht zu, daß die abenbergische Erbschaft, die auf einen geringen Umfang — vermutlich Burg und Stadt — zusammengeschrumpft gewesen, durch weibliche Mittelschaft an die Burggrafen zollerschen Stammes übergegangen sein könne1). Gegen Schmids Ansicht des Übergangs des Abenberger Hausguts durch* die Abenbergerin Hildegard auf ihre Tochter Sophia und deren Gemahl Burggraf Friedrich I. aus dem Hause Zollern wendet sich schließlich der ehemalige preußische Haus­ archivar Dr. Julius Großmann. Da der letzte Abenberger 8 Schwestern als Erbinnen hinteriieß, so ist nach Großmann ein Erbanfall an jene Hildegard, nach Schmid eine Cousine oder Tante des letzten Abenbergers, unter Umgehung der nächsten Erbinnen eine »rechtliche Unmöglichkeit«, der gegen­ über »die ganze mühsam aufgebaute Kombination Riedels und Schmids und alle darauf basierten Schlüsse natürlich voll­ ständig in sich zusammenfallen« müßten2). Großmann hat nach­ gewiesen, daß die seit mehr als sechs Jahrhunderten ange­ nommene Heirat des zweiten zollerschen Burggrafen Konrad mit einer Clementia von Habsburg als ganz unhistorisch nicht' mehr aufrecht erhalten werden kann3). An ihre Stelle will er nun eine angebliche Tochter des letzten Abenbergers Friedrichs II. setzen. Dieser soll sich gleich nach seiner Rückkehr aus dem Kreuzzug (1189—90) schleunigst verheiratet und nach seinem etwa 1200 erfolgten Tode mindestens eine Tochter hinterlassen haben, welche dann mit vollem Rechten den gesamten abenbergischen Hausbesitz als einzige und letzte Erbin auf sich vereinigt und den etliche Jahre älteren Burggrafen Konrad II. (1218—1260) geheiratet haben werde, unter welchem die *) Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte. VI. Bd., S. 42, 43. *) Genealogie des Gesamthauses Hohenzollern. Von Jul. Großmann, Ernst Berner, Georg Schuster, Kurt Theod. Zingeler. Berlin 1905, S. 167. 3) Ebendaselbst, S. 156 ff.

87 Herrschaft Abenberg dann tatsächlich zuerst in nürnbergzollerschem Besitz erschienen sei. Das eigentliche Bedenken, das Großmann der Annahme Riedels, Schmids und auch Berners entgegensetzt, daß nämlich der Übergang der abenbergischen Erbschaft unter Umgehung der 8 zunächst erbberechtigten Töchter Graf Friedrichs I. von Abenberg, von denen die älteste die Erbschaft hätte antreten müssen, rechtlich unmöglich sei, ist ganz und gar unbegründet. Im Gegenteil, es ist sehr wohl denkbar, daß sie nach dem Tode ihres Bruders um 1200 auf den zerrütteten und zusammen­ geschrumpften Hausbesitz gegen Entschädigung zugunsten ihrer Verwandten, eben jener Hildegard, der Gemahlin Burggraf Konrads III. aus dem Hause Raabs, verzichteten. Großmanns Hypothese ist ganz willkürlich. Anstelle des früheren auf falscher Deutung eines Wortes1) entstandenen, sich lange Zeit hin­ schleppenden Irrtums setzt er seinerseits eine durch nichts begründete Annahme. Es muß sonach die altüberlieferte, von Riedel2) und ganz besonders von Schmid vertretene Meinung, daß der Übergang der Abenberger Erbschaft an die Nürnberger Burggrafen zweiten Stammes aus der Heirat der Abenbergerin Hildegard mit dem ersteh zollerschen Burggrafen Friedrich I. zu erklären sei, aufrecht erhalten werden. Ziehen wir zum Schluß kurz das Ergebnis unserer Nach­ prüfung und Nachforschung der Frage der Abstammung der Nürnberger Burggrafen, so dürfen folgende Sätze als historisch gesichert angesehen werden: 1. Die seit Jahrhunderten feststehende Familientradition der Burggrafen von Nürnberg bezüglich ihrer Abstammung von den Zollern ist durch die seit der Mitte des 18. Jahrhunderts einsetzenden Versuche, sie als unhistorisch zu erweisen, in keiner Weise erschüttert worden, sie wird vielmehr durch urkundliche und sonstige historische Beweise bestätigt. 1) Aus dem Worte clementis (Gen.) der Urkunde Burggraf Friedrichs III. von Nürnberg vom 8. September 1269 (Mon. Zoll. II, Nr. If8), mit welchem Epitheton er seine verstorbene Mutter bezeichnete, schuf man eine neue Burg­ gräfin Clementia. 2) a. a. O., S. 58 ff?

88

2. Die Grafen von Zollern haben gegen Ende des 12. Jahr­ hunderts jene von Raabs im Burggrafenamt abgelöst. 3. Die Grafen von Abenberg haben niemals das Nürnberger Burggrafenamt innegehabt. Der dagegen erhobene Einwand, nur aus der Verheiratung eines Grafen von Abenberg mit einer zollerschen Erbtochter, wodurch auch deren Geschlechtsname auf ihn übergegangen sei, lasse es sich erklären, daß im 13. Jahrhundert Abenberger Hausgut im Besitz der Burggrafen von Nürnberg sich befindet, muß als historisch unhaltbar abgewiesen werden. 4. Als höchst wahrscheinlich ist anzunehmen, daß, wie der Übergang der Burggrafschaft auf die Zollern sich aus der Vermählung des ersten zollerschen Burggrafen mit der Raabschen Erbtochter Sophia erklärt, der Anfall der Abenberger Güter darauf zurückzuführen ist, daß deren Mutter Hildegard, die Gemahlin Burggraf- Konrads III. von Raabs, eine Abenbergerin war. Durch die Burggräfin Sophia, Hildegards Tochter, kamen sie dann an deren Gemahl Burggraf Friedrich I. von NürnbergZollern.

Die Besitzverhältnisse am Kornberg* bei Wendelstein. Von Dr. Ernst Wiedemann. Im 22. Heft der Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg finden sich auf Seite 149 Angaben über die Besitzverhältnisse am Kornberg bei Wendelstein. Im Nach­ folgenden seien dazu einige Berichtigungen und Ergänzungen geboten. Ursprünglich, wenigstens seit Anfang des 14. Jahrhunderts, war der Kornberg, Berg und Wald, im Besitze derer von Kornburg. Das Geschlecht, zuerst bezeugt in der ersten Hälfte des 13. Jahr­ hunderts durch Konrad Putigler von Kurenburch und seine Söhne Ludwig und Heinrich, besaß nicht nur sein Haus in bezw. richtiger bei Kornburg und mannigfache Lehen zum Markt Schwabach gehörig, sie hatten auch die Forsthube Klein­ schwarzenlohe, das Fischwasser der Schwarzach »von der Kungsprucke bis gein Neureute am Steg« inne und standen in nahen Beziehungen zur Kirche Wendelstein. Der dortige Kirchensatz ging ihnen vom Reiche zu Lehen und ihre Nach­ kommen waren die Lehensherren der dortigen Frühmesse. Sie hatten auch das Lehen bezw. Pfandrecht an der burggräfliehen Vogtei über die Güter des deutschen Hauses zu Rötenbach, bis Heinrich, Chunrad Putiglers von Kornburg Sohn, und dessen Witwe Alheit von Vestenberch darauf verzichteten (vor 1293). Zum erstenmal tritt der Kornberg uns im Jahre 1343 entgegen, wo Ulrich Küdorfer von Nürnberg am 1. Juli die Rechte Heinrichs von Kurnburch und Alheits, seiner Wirtin, am Kornberg kauft; doch bleibt den Verkäufern die lebenslängliche Nutznießung. Dieser Teil geht zufolge Lehensbriefs König Karls 1348 an den Sohn Hermann Küdorfer über, während Berg und Wald Kornburg als solcher samt Zugehörung 1347 in dem Lehensbrief Heinrichs von Kurnburg genannt wird. Jungfrau

90 Gerhaus von Kurnburg verkauft ihren Anteil mit Vorbehalt der lebenslänglichen Nutznießung an Kunigunde Küdorferin, was Ulrich Küdorfer, deren Sohn, Landschreiber zu Nürnberg, 1368 anerkennt. Dieser kauft auch den bisherigen Küdorfer Anteil am Kornberg 1374 von seinem Bruder Albrecht und seiner Frau Anna und wird [wohl] sein Sohn gleichen Namens 1379 mit dem Lehen durch König Wenzel belehnt. Alle weiteren Geschicke des Kornbergs gehen auf dies Verhältnis des Küdorfer Anteils an dem von den Kornburgern besessenen Berg zurück. Im Jahre 1400 kauft Jordan Gießer von Amberg den Küdorfer Anteil von seinem Schwager Stephan Küdorfer. 1401 wird der Kornberg Stephan von Kurenburg verliehen und ihm vom König Ruprecht der Brief bestätigt, wodurch er seiner Frau Beatrice 1000 fl. auf die Güter, die er vom Reich zu Lehen hat, verschrieben hatte; doch sollen dem Jordan Gießer seine Rechte, die er zu dem Kornberg zu haben meint, Vorbehalten sein. 1404 stirbt Stephan von Kornburg, anscheinend der letzte seines Geschlechts; denn von seinem Bruder Wilhelm, genannt 1386, wird nichts mehr gehört. Um das Kornburgsche Erbe hebt alsbald der große Streit zwischen Beatrice, Stephans Witwe, und Katharina von Hohenfels, des Ritters Hiltpolt von Hohenfels Witwe (1405), einerseits und der Familie Küdorfer andererseits an. Katharina von Hohenfels, wohl die Stifterin der Frühmesse zu Wendelstein, erhält schließlich das Fischwasser der Schwarzach und das Haus Kornburg sowie Berg und Wald Kornberg durch einen Vergleich mit Konrad Küdorfer d. ä., während dieser den Kirchensatz Wendelstein innehat. Den Streit mit Jordan Gießer schlichtet der Rat der Stadt Nürnberg am 6. Februar 1405, wonach Jordan Gießer seinen Teil zugewiesen erhält und von den künftigen Einnahmen von je 8 Pfund Haller 3 Pfund 8 Haller. Dagegen bleiben die Einnahmen aus dem Berg, die in der strittigen Zeit von den Frauen und Stephan Kornburger vereinnahmt worden sind, denen, die sie eingenommen haben. Von Ruprecht wird 1405 dem Jordan Gießer sein Lehensteil am Kornberg, im Nürnberger Wald gelegen, verliehen. Diesen seinen Anteil verkaufte er an Konrad Geuder, der 1410 durch König Ruprecht damit belehnt wurde. Zwischen ihm bezw.

91 seiner Witwe und dem Rechtsnachfolger der Hohenfelserin, Hans von Seckendorf zu Dettelsau, Gemahl der Anna von Hohenfels, kam es 1424 zum Streit wegen Anmaßung eines Steinbruches durch den Seckendorfer. Der Streit wurde 1427 durch ein Schiedsgericht zwischen dem Seckendorfer und seiner Frau Anna einerseits und Beatrice von Wenkheim, Konrad Geuders sei. Witwe, sowie Jörg, Heinrich und Konrad Geuder, ihren Söhnen, andererseits durch Markgraf Friedrich geschlichtet. Der Dettelsauer erhält das Recht, den Bergmeister zum Steinbruch zu kiesen, auch die Leute des Kornbergs zu setzen und zu entsetzen. Ihm allein schwört der Bergmeister, nur daß im Schwure auch der Treue gegen die Geuder gedacht werden soll. Immerhin muß der Seckendorfer von den bisher eingenommenen Geldern an die Beatrice von Wenkheim im Verhältnis ihrer Gruben abgeben. 1444 wird Anna von Seckendorf mit dem Kornberg, Berg und Wald, belehnt. 1446 verkaufte ihn jedoch Georg von Seckendorf zu Kornbürg mit Genehmigung seines Bruders Hiltpolt an Nürnberg.' Es mag die Ursache wohl der im angezogenen Aufsatz genannte Streit, der aber mit den GeuderSeckendorfschen Zwistigkeiten nichts zu tun hatte, gewesen sein. Ausgenommen vom Verkauf waren die Forsthube, die Schottenhut genannt, und die Gerichtsbarkeit über die Seckendorfschen armen Leute am Kornberg, die nur bezüglich ihrer etwaigen Anteile am Bergwerk vor dem Berggericht zu Recht stehen sollen, auch sollen«die Rechte rer Geuder zum Kammerstein an dem Berge unbeschadet sein. Ein Teil dieses Geuderscheri Anteils wird nach dem Tode Heinrich Geuders dessen Kindern Heinrich und Sebald 1471 als Reichslehen verliehen, doch ver­ kauften schon im nächsten Jahr sie und ihr Vetter Andreas Geuder ihre Rechte am Kornberg an Nürnberg (Lehensbrief vom 12. Mai 1472), wodurch die Stadt die gesamten Rechte in ihrer Hand vereinigte. Schloß und Feste Kornburg mit Zugehörung, die Lehen­ schaft der Frühmesse sowie unter anderen Reichslehen auch die genannte Forsthube auf dem Nürnberger Wald samt dem Haus und den Grundstücken zu Schwarzenlohe verkaufte Hiitpold von Seckendorf 1447 an seiner Tante Barbara Mann Peter Rieter. Er erhielt für die Reichslehen, unter denen

92 Kornburg und die Frühmesse daselbst sich natürlich nicht befinden, noch im gleichen Jahre den kaiserlichen Lehensbrief. Im Gegensatz zur Feste Kornburg und Berg und Wald Kornberg war Ort und Gericht Kornburg ein Teil des reichs­ lehenbaren Amts Altdorf und kam als solcher Bestandteil 1299 an Graf Emich von Nassau. Vom Verkauf Altdorfs durch Graf Johann von Nassau an Burggraf Albrecht 1360 ausdrück­ lich ausgenommen, kam es in dessen Besitz erst am 4. August 1364. Dieser Verkauf ist der Erwerbstitel des Hauses Branden­ burg-Ansbach über das Amt und Gericht Kornburg geblieben. Gegen angemaßte Kompetenzen dieses Gerichts, dessen Richter zu Altdorf, dessen Schöffen zu Kornburg saßen, erhielt 1334 Hermann der Schott von Kurenburg und Albrecht, sein Sohn, als Inhaber der später nach ihnen benannten Forsthube einen Gerichtsbrief, ebenso Konrad Waldstromer 1356. Wegen der Gerichtsbarkeit über die Leute des Kornburgers im Dorfe Kornburg innerhalb der Falltore u. a. kam es zwischen Heinrich von Kornburg und Gräfin Anna von Na.ssau und Graf Emich, ihrem Sohn, 1347 zu einem Vergleich, der die dortigen Leute, die bisher vor der Gräfin Ehaftgericht gegangen waren, diesem Ehaftgericht auch fernerhin unterwarf. Die Geschichte des Kirchensatzes Kornburg hier zu be­ handeln, würde zu weit führen. Schließlich sei zu der Bemerkung auf Seite 169 über den Erwerb des südlich der Schwarzach gelegenen Dorfes Wendelstein bemerkt: Der Kirchensatz oder das Pfarrlehen Wendelstein und damit auch die Pfarrhintersassen dortselbst waren schon 1464 im Tausch gegen das Pfarrlehen Illeschwang aus den Händen des Küdorfer in die Markgraf Albrechts von Brandenburg über­ gegangen, außerdem erwarb dieser 1467 von Heinz Vogt ein Viertel des Wendelsteiner Gerichts, das sich nie nördlich der Schwarzach erstreckt hat, und 1469 von Hans Ortolf die Reichs­ pfandschaft über das Dorf Wendelstein. Die übrigen drei Viertel erwarb im gleichen Jahr das neue Spital zu Nürnberg. 1583, bezw. 1587 in der Revisionsinstanz, erhielt Brandenburg nur die fraischliche Obrigkeit im Gerichtszwang Wendelstein 'zugesprochen.

'93 Quellen: Zur Geschichte der Kornburger: M(ünchen) R(eichs)-A(rchiv): Urkunde des R(itter)-0(rdens) Nr. 3455 (Deutsch-Ordens-Kommende Nürnberg), do. Nr. 4693 (Deutsch-Ordens-Amt Postbauer); Germ. National-Museum: Pergament-Urkunden Nr. 108; M.R.-A.: Nürnberg Reichsstadt fase. 284; Chmel, Auszug aus den Wiener Reichs­ registraturbüchern 1400—1410, No. 120: M.R.-A.: Urk. d. R.-O. Nr. 3475 (D. O. Kommende Nürnberg).

Zur Geschichte des Kornbergs : M. R.-A.: Nürnberg Reichsstadt fase. 394 u. 284; N(ürn)b(er)g K(reis^A(ichiv) : Urkunden des 7 farb(igen) Alph(abeths) Nr. 1044 und 297; Chmel a. a. O. Nr 1438; Nbg. K.-A.: Kloster Pillenreuth (Rep. 9) Nr. 27; M. R.-A : Nürnberg Reichsstadt fase. 284; Chmel a. a. O. Nr. 2044; Nbg. K.-A.: Pillen­ reuth Nr. 32; Nbg. K.-A.: Urkunden der Rieterschen Familie (Rep. 13) Nr. 685a; Nbg. K.-A.: 7 färb. Alph. Nr. 370, 371, 440, 441, 683, 687, 702, 736; Chmel, Regesten König Friedrich IV., Nr. 1826; Nbg. K.-A.: Päpstliche und fürstliche Privilegien (Rep. 1 b) Nr. 242; Nbg. K.-A.: 7 färb. Alph. Nr. 1892; Nbg. K.-A.: Kaiserprivilegien (Rep. 1 a) Nr. 411; Chmel a. a. O. Nr. 6506; Nbg. K.-A.: Kaiserprivilegien Nr. 518; Nbg. K.-A.: Rietersche Familie Nr. 321 ; Chmel a. a. O. Nr. 2400.

Zur Geschichte Kornburgs: Mummenhoff, Die Besitzungen der Grafen von Nassau , . . bei Nürn­ berg in diesen Mitteilungen 15, S. 14; M. R.-A.: Gerichtsurkunden Altdorf Nr. i u. 2; Nbg, K.-A.: Erwerbsurkunden des Fürstentums Ansbach Tom. IV, (Rep. 133 Nr. 152) Nr. 1 u. 2; Nbg. K.-A.: Päpstliche und fürstliche Privi­ legien Nr. 17; M. R.-A.: Nürnberg Reichsstadt fase. 394; M. R.-A.: Nürn­ berg Archiv fase. 112; Nürnberg Reichsstadt fase. 204.

Zur Geschichte Wendelsteins: Nbg. K -A.: Oberamt Schwabach (Rep. 151), Richteramt Wendeist. Nr. 8, 9, 10, 10 a und 11 ; Erwerbsurkunden des Fürstentums Ansbach Tom IV, Nr. 32, 33, 34; Nbg. Stadt*Archiv: Wohltätigkeitsstiftungen, Spital S. XVIIa, Nr. 94a; Chmel a. a. O. Nr. 5645.

Zur Auflösung des Nürnberger Rates 1808. Mitgeteilt von Pfarrer Dr. D. Schornbaum in Alfeld. Über das Ende des Nürnberger Rates schreibt Schrötter in seiner Abhandlung: Die letzten Jahre der Reichsstadt Nürnberg und ihr Übergang an Bayern in den Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, XVII., S. 173 (Nürnberg 1906): »Er selbst trat am 21. Oktober 1808 zum letztenmal zusammen, nachdem sein Wirkungskreis mehr und mehr ver­ engert worden war. Ihm stattete niemand einen Dank ab«. Diese kurzen Notizen finden durch die unten folgenden 3 Akten­ stücke eine willkommene Ergänzung. Ein Eingehen auf den Inhalt würde den Eindruck, den der Leser unwillkürlich empfängt, nur schädigen. Das hätte man auch in den traurigsten Zeiten der alten Reichsstadt wohl nie gedacht, daß die höchste Behörde in solcher Weise enden würde.

I.

Graf Thürheim an den Rat zu Nürnberg. 26. Oktober 1808. Da der Unterzeichnete in Erfahrung gebracht hat, daß der bisherige Magistrat von Zeit zu Zeit noch seine Sitzungen fortsetzt, so findet sich derselbe veranlaßt, andurch zu erklären, daß dieses den in Folge der Konstitution erlassenen Bestimmungen gänzlich zuwider läuft, indem der gedachte Magistrat sich schon durch die in dem Regierungsblatte bekannt gemachten Ver­ ordnungen als aufgelöst betrachten mußte, da die sämtlichen von demselben vorhin behandelten Ressorts den neu bestellten Behörden zugeteilt worden sind. Das bisherige Direktorium wird daher von selbst Bedacht nehmen, dafür zu sorgen, daß alle weitere Versammlungen für die Zukunft ganz aufhören.

95 Dem bisherigen Aufwärter Stich ist bei dieser Gelegenheit vom Direktorium wegen zu eröffnen, daß derselbe von jetzt an bei dem Vormundamt als Bote Dienste zu leisten habe. Thürheim. Kreisarchiv Nürnberg.

Rep. 232.

Nr. 4347.

Konzept.

II.

Der Rat an Graf Thürheim. Nürnberg 10. XI. 1808. Königliches General-Commissariat des Pegnizkreises! Seine Königliche Majestät haben in dem allerhöchsten Edikt vom 1. Mai dieses Jahres, die Konstitution des Königreichs betreffend, allergnädigst ausgesprochen, daß für jede städtische und jede Ruralgemeinde eine eigen,e Lokalverwaltung angeordnet werden solle. Die allerhöchste Ernennung dieser Lokalver­ waltungen ist jedoch bis jetzt noch nicht, die künftige Organi­ sation derselben aber nur erst seit dem 19. Oktober öffentlich bekannt. ln allen Städten der Monarchie bestehen dahero anjezo noch die ehevorigen städtischen Obrigkeiten. Die devotest Unterzeichneten Mitglieder des bisherigen Magistrats der könig­ lichen Hauptstadt Nürnberg konnten nicht wohl vermuten, daß die sox bedeutende zahlreiche hiesige Bürgerschaft jetzt sogleich ihren Magistrat verlieren und bis zum wirklichen Eintritt jener neuen Lokalverwaltung ganz ohne städtischen Vorstand bleiben solle. Durch ein allerhöchstes Dekret vom 16. Sept. 1806 in unsern Funktionen bis zu jener Epoche bestätigt, glauben wir vielmehr unsere aufhabenden Pflichten zu verletzen und uns die allerhöchste Ahndung zuzuziehen, wenn wir, uns von selbst für aufgelöst erachtend, die von uns bekleideten Stellen und Ämter ohne höhere, ausdrückliche Weisung früher noch ver­ lassen würden, als solche den allerhöchst angeordneten neuen hohen Behörden übergeben worden sind. Und diese unsere Vermutung, es seie der allerhöchste Wille, daß der hiesige Magistrat seine bisherigen Geschäfte noch interimistisch fortführe und die Verrichtungen der künftigen hiesigen Lokalverwaltung provisorisch übernehme, wurde noch insbesondere dadurch zur anscheinendsten Gewißheit erhöhet, daß, als am 1. Oktober die Vermerk: Nürnberg 26. Okt. 1808 Nr. 484. Magistrat hieselbst dessen Auflösung betr.

An

den

bisherigen

96 nicht bestätigten administrativen Stellen der hiesigen Stadt durch Abnahme der Kassen und Rechnungen aufgehoben wurden und die Rentkammer ein Auflösungsdekret erhielte *), dem könig­ lichen Magistrat weder durch Tat noch Wort seine Erlöschung bekannt gemacht wurde, daß selbst noch nach diesem Tage die Warenzertifikate, welche die Stadtkanzlei namens des Magistrats fertigte, von einem königlichen Generalkommissariat ohne irgend eine Bemerkung legalisiert wurden, daß die königlichen Be­ hörden fortfuhren, Schreiben an den Magistrat zu erlassen, und die magistratischen Deputierten beim Vormundamt ihre vormundschaftliche Aufsicht, die magistratischen Deputierten beim Zunftgericht ihre Zunftjurisdiktion und die magistratischen Deputierten des Bürgermeisteramts ihr friedensrichterliches Amt fortsetzten, ohne irgend eine abändernde Weisung zu erhalten. Bei der ganz unleugbar anscheinenden Richtigkeit obiger Vermutung und dem von uns hiebei bewiesenen unveränderten Bemühen, unsere Berufs- und Amtspflichten bis zum letzten Moment auf das genaueste zu erfüllen, war es uns, den devotest Unterzeichneten, höchst schmerzlich, in dem höchsten Reskript eines königlichen Generalkommissariats unsern fortgesetzten Diensteifer gemißbilliget, die Erlöschung sämtlicher von uns bekleideter magistratischen Stellen als eine sich von selbst ver­ stehende Sache ausgesprochen und die Fortsetzung unserer magistratischen Sitzungen untersagt zu finden. Wir haben indessen die höchste Anweisung eines könig­ lichen General-Kommissariats sogleich dadurch untertänig befolgt, daß wir unsere Sitzungen einstellten und den bisher geführten Geschäften uns entzogen, aber höchst dasselbe wird uns huld­ reich verzeihen, wenn wir noch einem besondern hochverehrlichen Dekrete über unsere Auflösung entgegensehen, welches uns zugleich anweise, an wen. [wir] die bisher in unserer Ver­ wahrung gewesenen Akten, Siegel, Stadtpaniere etc. übergeben sollen. Dieser Wunsch ist um so gerechter, da die Rentkammer, eine vormals dem Magistrate untergeordnete Stelle, durch ein förmliches und zwar ehrenvolles höchstes Reskript aufgelöst worden ist und wir uns schmeicheln zu dürfen glauben, eine gleiche hochgeneigte durch Diensteifer, Senium und ehemaliges Verhältnis motivierte Rücksicht zu verdienen. Treten wir jetzt teils in die Quieszenz, teils nach langen Dienstjahren in den Pensionsstand über, so ist es ein nicht minder billiges Verlangen, den Rang in der bürgerlichen Gesell­ schaft gesichert zu sehen, welchen uns vormals als adeligen Senatoren einer der größten Reichsstädte unsere Stelle angeh d. d. 30. 9. 1808.

Rep. 232 Nr. 4347 Pr. 1.

97 wiesen hat und von dem wir bei der Regierungsveränderung nur soviel, als die Natur der Mediatisirung des Staats notwendig machte, verlieren konnten. Die allerhöchste Gerechtigkeit seiner königlichen Majestät läßt uns jene Sicherstellung mit Zuversicht anhoffen, da Rang und Titel ein Eigentum sind, das nur durch den Eintritt in ein anderes Amt verloren oder durch Vergehungen verwirkt werden kann, über dies aber auch die Rheinische Bundesakte und die königliche Dienstpragmatik die allerhöchste Zusage, daß jedem quieszierten und jedem pensionierten Staats­ diener Rang und Titel verbleiben solle, enthält. In ehrerbietiger Berufung auf dieses Reichsfundamentalgesetz und in devoter Beziehung auf unsere ehevorigen Verhältnisse, welche uns zu Mitgliedern der ehemaligen Landesregierung machte, glaubten wir, daß den 7 ältesten Senatoren, welche den ältern geheimen Rat bildeten, und den nachfolgenden 10 Senatoren, welche den innern geheimen Rat ausmachten, ein vorzüglicher Rang, den übrigen Senatoren aber der Rang eines Rates bei den Landescollegien gnädigst anzuweisen sowie den bürgerlichen Rats­ freunden die bisher genossenen Ehren-Vorzüge huldreichst zu belassen sein möchten. Nicht minder dringend und angelegentlich ist endlich auch der Wunsch, bei unserer Entlassung wegen des ungestörten Genusses unseres Gehalts eine beruhigende allerhöchste Ver­ sicherung zu erhalten. Durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803, durch die ihn bestätigende Rheinische Bundesakte und durch das Übergabsprotokoll des nürnbergischen Staats sind uns wie allen Staatsdienern Ansprüche auf eine Pensionierung verliehen, welche derjenigen gleich ist, die den Beamten von demselben Grade nach den Gesetzen und der Verfassung der älteren Staaten seiner königlichen Majestät verwilliget ist. Die Gerechtigkeit unsers allergnädigsten Monarchen läßt uns zwar auch hier mit Recht hoffen, diese tiefgegründeten Ansprüche realisiert zu sehen, aber bei dem Austritte aus unserem bisherigen Wirkungskreise ist doch der Wunsch, seine und seiner Familie künftige sorgen­ freie Subsistenz gesichert zu sehen, zu natürlich, als daß er sich nicht in unser aller Herzen regen sollte, zumal da unser Kollegium Männer in sich schließt, welche, in Staatsämtern grau geworden, eine neue Anstellung nicht erwarten können. Ein Königliches Generalkommissariat bitten wir die devotest Unterzeichneten Magistratsmitglieder ehrerbietigst, auf diese unsere vorgetragenen Wünsche gnädige Rücksicht zu nehmen und uns durch eigene höchste Dekretur oder durch einen hinsichtlich unserer Rangbestimmung und unsers Gehalts an de,n aller­ höchsten Hof zu erstattenden Vortrag diejenige Beruhigung für 7

98 die Zukunft huldvollst zu verschaffen, welche ein Gegenstand unserer Sehnsucht ist und die wir als zum Teil vieljährige Staatsdiener von der gerechten und milden Regierung seiner Königlichen Majestät, sowie von den bekannten gnädigen und humanen Gesinnungen eines Königlichen Generalkommissariats erwarten dürfen. Die wir in tiefster Ehrfurcht verharren Eines Königlichen Generalkommissariates untertänigst treugehorsamste C. W. Waldstromer v. R. F. W. C. v. Tücher. E. C. Fürer„ neunzig. J. C. Ebner, p. m. B. F. W. v. Pömer. J. A. A. A. von Volkamer. Christ. Carl von Geuder. Sigmund Christof Harsdorf v. E. Carl Friedrich Freiherr von Behaim. Carl Wilhelm von Welser. Christoph Carl Gottlieb von Grundherr. Johann Paul Carl von Volckamer. Carl Jacob Wilhelm von Scheurl. Sig. Friedr. Freiherr von Behaim. Johann Carl Burkhard von Grundherr. Jobst Wilhelm Carl von Tücher. Georg Christoph Wilhelm Kreß von Kressenstein. Johann Karl Sigmund Holtzschuher. Johann Sigmund Jacob Carl Stromer v. Reichenbach. Carl Friedrich Wilhelm Löffelholz vonColberg p. Georg Wilhelm Kreß von Kressenstein. Georg Wilhelm Friedrich Löffelholz von Colberg. Paul Carl Welser von Neunhof. Christoph Carl Harsdorf von Enderndorf. Jobst Wilhelm Hessel. Johann Ignatius Schuckher. Johann Thomas Strohenbaldauf. Johann Georg Bauer. Justus Christian Friedrich Schäfer. Nürnberger Kreisarchiv, Rep. 232.

Nr. 4347.

Original.

III.

Graf Thürheim an die Ratsmitglieder. Nürnberg 12. November 1808. Dem Unterzeichneten ist gestern eine Vorstellung der ehemaligen Senatoren und Ratsfreunde unter dem Siegel des zuletzt in Aktivität gestandenen Ratsdirektors Frh. von Geuder zugekommen. Derselbe findet es also für zweckmäßig, die hierauf vorläufig nötige Entschließung an den gedachten Frh. v. Geuder gelangen zu lassen, um den Inhalt derselben zugleich den übrigen subsignierten Mitgliedern bekannt zu machen. Vermerk: Die ausdrückliche Dekietur wegen Auflösung des Magistrats zu Nürnberg und den Rang und Gehalt seiner Mitglieder betreffend.

99 Zuvörderst ist nun hiebei zu bemerken, daß die Verhält­ nisse der hiesigen Stadt deswegen von den übrigen sehr abweichen* weil hier noch durchaus kein städtisches oder Kämmerei-Ver­ mögen besteht, sondern alle Rechte und Verbindlichkeiten des ehemaligen Nürnberger Staats unausgeschieden von den Finanz­ behörden verwaltet werden. Da nun nächstdem für alle übrigen Zweige der Admini­ stration durch die landesherrlich konstituierte Autoritäten hin­ reichend gesorgt ist, so wünscht der Unterzeichnete näher belehrt zu werden, welcher Nachteil für die zahlreiche hiesige Bürgerschaft daraus entstehen kann, wenn dieselbe bis zum Eintritt der neuen auf jeden Fall sehr nahen Lokalverwaltung ohne städtischen Vorstand bleibt. Der Unterzeichnete würde indessen die zwar---- wie die Protokolle des Magistrats in den letzten Zeiten beweisen müssen — ganz nutzlose, aber auch ebenso unschädliche Zusammenkünfte der vormaligen Senatoren bis auf weiteres noch ganz gleich­ gültig angesehen haben, wenn nicht die notwendige Benützung der Lokalitäten und der Gebrauch des Unterperonals ihn zu einer positiven, in ihrer Folge eben auch ganz gleichgültigen Verfügung veranlaßt hätte. Eine weitere öffentliche und ausdrückliche Dekretur über die Auflösung des Magistrats wird am schicklichsten der Benen­ nung der neu einzuführenden Lokalverwaltung unmittelbar voraus­ gehen können. Und der Unterzeichnete bqhält sich vor, dieselbe so einzurichten, daß sie zur Konsolation und Beruhigung der sämtlichen Senatoren dienen soll. Es wird übrigens dem Unterzeichneten eine vorzügliche Angelegenheit sein, die Wünsche, welche wegen des künftigen Rangs der ehemaligen Senatoren in der Eingangs bemerkten Vorstellung ausgedrückt sind, dem Hofe seiner Zeit vorzulegen, sowie die k. Finanzdirektion tätig damit beschäftigt ist, alle diejenigen Einleitungen zu beschleunigen, durch welche die künftigen Pensionierungen festgesetzt werden müssen. Thürheim. Nürnberger Kreisarcbiv,

Rep. 232.

Nr. 4347.

Konzept.

Vermerk: An den ehemaligen Magistrats-Direktor Frh. v. Geuder Hieselbst. Ausdrückliche Dekretur wegen Auflösung des Magistrats betr.

Das Pfarrhaus zu „Unserer lieben Frau“ zu Nürnberg, Winklerstraße Nr. 31 (1519—1919). Von Dr. Wilhelm Hotzelt. Wir halten gerne still und schauen betrachtend zurück, wenn eine runde Zahl von Jahren über etwas dahingegangen ist: wir tun es gern in unserem intimsten Leben, wir tun es gern in der Öffentlichkeit, wir tun es gern, selbst wenn die vergangene Zeit über eines Menschen Alter hinausgeschritten ist. Und es muß nicht immer eine Weltbewegung sein, wenn man ein mehrhundertjähriges Jubiläum feiern will. Wenn es auch nur ein einfaches Wohnhaus ist, das vierhundert Jahre seinen Zweck erfüllt, so verdient es doch während der Zeit seines Bestehens betrachtet zu werden. Und wenn es selbst nicht einmal sicher ist, daß die Jahreszahl die einschneidende Bedeutung hat, die ihr hier zugewiesen wird, ist dem Historiker eine Rechtfertigung seines Beginnens leicht. Die Jahreszahl 1519, die mich alle Tage vom Hof unseres Hauses Winklerstraße 31 her so ernst anblickt, hat es mir angetan und mich drängt es wie eine heilige Pflicht, dies Rätsel zu lösen. Mut hat mir noch eingeflößt, daß zwei Baufachleute erst kürzlich die künstlerische und architektonische Seite des Hauses zum Gegenstand einer eingehenden trefflich gelungenen, mit herrlichen Bildern und Plänen ausgestatteten Darstellung gemacht haben*). Zwar haben die Quellen nicht endgiltig ergeben, was jene Jahreszahl 1519 zu bedeuten hat, aber daß sie mit dem Bau, wenigstens des Hofes und des Hinterhauses, zusammenhängt, ist gewiß. Und die Bewohner dieses Hauses während des vierhundertjährigen Zeitraumes an uns vorüber­ ziehen zu lassen, entbehrt gewiß nicht des Reizes. Die erste urkundliche Erwähnung findet unser Haus im Jahre 1335. Im Jahre 1492 zeigt Sigmund Fürer bei dem 2) Böllinger und Häffner, eine Alt-Nürnberger Hofarchitektur. schrift für Bauwesen. Jahrgang 69 (1919), S. 397 ff.

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Nürnberger Stadtgericht einen gesiegelten Brief vor, um für denselben Urding und Abschrift zu erlangen. In diesem gesiegelten Brief wird das Haus S. 79, jetzt Winklerstraße 29, den Fürern überantwortet und bei dieser Gelegenheit erwähnt, daß es an »dem Ecke, Fritzen Teufel zunächst«, steht1). Zu der Zeit, da dieses geschehen, Allerheiligentag 1335, war also unser Haus bereits im Besitz des Geschlechtes der Teufel. Das Geschlecht der Teufel spielt in der Geschichte der Stadt Nürnberg seit dem 13. Jahrhundert eine Rolle. Die ersten in der Geschichte bekannten Mitglieder haben sich namentlich in der Begabung des Klosters Engeltal hervorgetan2). Als ratsfähiges Geschlecht sandte es eine Reihe seiner Ange­ hörigen in den Rat und unter die Genannten. Auszüge aus den städtischen Büchern3) führen als solche auf: Konrad Teufel (13494), Ulrich Teufel (1359), Berthold Teufel (1368), Hans Teufel (1377), Jakob Teufel (1378), Hans Teufel (1441). Die Totenschilder, Gedächtnis- und Grabstellen der Teufel waren nach einer Notiz des 18. Jahrhunderts5) in St. Sebald, in dem Prediger- und Barfüßerkloster, auch im Kloster Ebrach zu finden. Ein Totenschild Hans Teufels hängt gegenwärtig an der linken Wand der Frauenkirche zu Nürnberg. Die erwähnten Teufel werden wohl alle mehr oder minder Bewohner unseres Hauses gewesen sein. Einigermaßen rätselhaft wird die Ge­ schichte der Teufel gegen das Ende ihres Bestehens. Hans Teufel, der nach der obigen Notiz schon 1441 gestorben sein soll, wird noch 1492 erwähnt6). In welchem verwandschaftlichen Verhältnis nun Fritz Teufel, der 1459 (19. Juli) in einer Urkunde Besitzer unseres Hauses genannt wird7), zu ihm steht, ist nicht bekannt. Nun kehrt in allen auf die Familie *) Nürnberg, Stadtarchiv Libri litterarum 9, fol. 104. 2) Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Topo-Chronographia Reipublicae Norimbergensis 6. Teil, S. 241. 3) Nürnberg, Stadtbibliothek Genealogica XCIX. Imhoff, Genea­ logisches Handbuch der zur Zeit lebenden rats- und gerichtsfähigen Familien der vormaligen Reichsstadt Nürnberg, S. 206. 4) Auch erwähnt Stadtarchiv Nürnberg Lib. litt. 2, 148; 14, 160. 5) Nürnberg, Germ. Nat.-Mus., Topo-Chronographia 6, S. 241. 6) Nürnberg, St.-A. Lib. litt. 8, 186. 7) Ebenda, Lochner, Norica (1853) III, S. 253 (Markus Landauer kauft von Martin Pregler die Hofrait am Weinmarkt zwischen Fritz Teufels und Preglers Häusern gelegen [jetzt Paradiesapotheke]).

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Teufel bezüglichen Notizen die eigentümliche Angabe wieder1), daß Fritz Teufel 1470 sich Fritz Engel habe schreiben lassen. In dem 1470 neu angelegten Genanntenbuch steht nämlich Fritz Engel eben zwischen den Personen wie vorher Fritz Teufel. Dazu stimmt allerdings, daß auch unser Haus plötzlich als Eigentum eines Fritz Engel erscheint. Nun bestand aber bereits zu jener Zeit in Nürnberg ein Geschlecht Engel. Mit unserer aus Teufel in Engel verwan­ delten Familie wird dieses Geschlecht wohl nichts zu tun haben. Es ist mit seinen Mitgliedern Bruno (1484—1510), Georg (1521), Margarete (1524), Bruno (1550) mehrfach bei verschiedenen Hauskäufen erwähnt2). Ein Wappen dieses Geschlechts befindet sich in einem Glasfenster in der Kirche zu Großgründlach mit der Jahreszahl 1505. Sei nun jener Fritz Teufel bezw. Engel gewesen, wer er wolle, er führte sein Hauswesen in dem Gebäude an der Schustergasse. Wer seine Gemahlin gewesen ist, wissen wir nicht. Aber eine fröhliche Schar von Kindern blühte ihm auf. Ein reges religiöses Leben muß in dem Hause geherrscht haben, denn wir hören von engen Beziehungen der Familie zu dem Birgittenkloster Gnadenberg. Fritz Engel stiftete 1483 dorthin zur Ausstattung der Kirche ein gemaltes Glasfenster3). Vielleicht hängt das mit dem Eintritt von zwei seiner Töchter in dieses Kloster zusammen. Ins Kloster Gnadenberg wandten sich in jener Zeit viele fromme Nürnberger Bürgerstöchter. Es war auch eine Zeit der Blüte des Klosters. 1479—1489 führte den Äbtissinnen­ stab Margarete Rindsmaulin, ihr folgte 1489 die bekannte Barbara Fürerin, deren Leben Johannes Janssen4) »ein anmutiges Bild aus der Nonnenwelt des 15. Jahrhunderts« nennt. Während der 20 Jahre ihrer Amtsführung verlebten jedenfalls *) Zuerst stammt sie wohl von Müllners Annalen. Imhoff, Genealogisches Handbuch, S. 266. *) Nürnberg, St.-A. Lib. litt. 2—48. Germ. Nat.-Mus., Topo-Chronographia, S. 489. Lochner, Topographische Tafeln zur Geschichte der Reichs­ stadt Nürnberg VII. 8) Binder, Geschichte der bayerischen Birgittenklöster. Verhandlungen des Historischen Vereins der Oberpfalz 48 (1896), S. 79. 4) Janssen, Geschichte des deutschen Volkes seit Ausgang des Mittel­ alters, I, S. 74.

103 Dorothea und Margareta Engel ihre erste Zeit im Kloster Gnadenberg. Jene Stiftung Friedrich Engels wird wahrscheinlich mit einer größeren Aktion Nürnberger Bürger für Kloster Gnaden­ berg Zusammenhängen, unter denen besonders die Fürer sich hervortaten !). Ein Sohn Balthasar und eine Tochter Birgitta (ihren Namen können wir vielleicht im Zusammenhang mit Kloster Gnadenberg bringen) wuchsen noch Fritzen Engeln »in der Behausung am Weinmarkt am Eck an der Schustergassen an Mathes Landauer Hause gelegen«*2) auf. Im Jahre 1490 starb Fritz Engel, nachdem seine Gemahlin anscheinend schon früher das Zeitliche gesegnet hafte. Die Kinder waren alle bereits erwachsen und nun erfolgte die, wie es scheint, nicht leichte Vermögensauseinandersetzung, die zum Übergang unseres Hauses an einen anderen Besitzer führte. Dabei walteten ein Michael Baumgarten, Endres von Watt und Katharine Geuder, von der nicht ganz klar ist, ob sie nicht Fritz Engels älteste, vielleicht aus einer ersten Ehe herrührende Tochter ist, Endres Geuders des Älteren3) eheliche Wirtin, als Vormünder Fritzen Engels verlassenen Geschäfts. Die Geschwister Engel, von, denen die Klosterfrauen Dorothea und Margareta Englin durch Johann Teubler, Beauf­ tragten der Äbtissin und des Konvents von Gnadenberg, vertreten waren, verkauften Erhardi 1493 vor dem Stadtgericht zu Nürn­ berg ihr väterliches Haus um 1800 fl. rh. an Heinrich Flick4). Es war das nicht der einzige Verkauf, den die Kinder Fritz Engels betätigten; sie besassen und verkauften auch noch einen Weingarten vordem Neutor im Stadtgraben5),6 desgleichen ein Haus bei den Augustinern0). Noch scheinen sich nach einigen Jahren Streitigkeiten wegen jenes Verkaufes erhoben zu haben, da 1495 Balthasar Engel vor dem Stadtgericht eigens die Erklärung feststellen *) 2) 8) 4) ß) 6)

Binder, Geschichte der bayerischen Birgittenklöster, S. Ji. Worte einer nachher zitierten Urkunde. Nicht aus dem Patriziergeschlecht Geuder. Nürnberg, Stadtarchiv Lib. litt. 9, 231. Ebenda 9, 234. Ebenda 9, 238.

104 lassen muß, daß er »seines väterlichen und mütterlichen Erb­ teiles vollkommene Ausrichtung und Vergnügung an etlichem Hausrat und Kleidung empfangen habe«*). Heinrich Flick hatte also 1493 das Haus übernommen*2). Die Flick (auch Flückh) waren kein Nürnberger Geschlecht, sie stammten aus Schwaben, aus der Reichsstadt Isny3). Soviel hiesige Aufzeichnungen erkennen lassen4), ist ein Georg Flückh bekannt, der 1426 gestorben ist. Sein gleichnamiger Sohn starb 1456. Von dessen Söhnen Peter und Heinrich kam der letztere nach Nürnberg und verheiratete sich daselbst 1469. Von 1492 an können wir die Geschichte der Familie nach hiesigen ausgiebigeren Quellen verfolgen. Die Flückh waren Kaufleute, nach Anzeichen zu schließen, Viehhändler. Nachdem die Flückh auf das Haus gekommen waren, sah dasselbe bewegte Verhältnisse. Heinrichs Flückhs Familien­ glück war niemals von langer Dauer. Seine erste Frau war eine Elisabeth Mayerin5), die ihm zwei Söhne schenkte, Bartholo­ mäus und Michael. Die zweite Gemahlin kennen wir nicht, die dritte hieß Anna. Das Geschlecht, dem sie entstammte, ist unbekannt; vielleicht hieß ihr Familienname Stäuber, denn Gilg Stäuber wird immer unter den Vormündern ihrer Kinder genannt. Anna Flückhin bevölkerte das Haus noch mit zwei Buben und einem Mädchen, Sebastian, Kaspar und Margarete, die später unter dem Namen Barbara erscheint. Auch diese Ehe dauerte nicht allzulange, denn Heinrich Flückh stieß ein Unglück zu. Er teilte das Schicksal der Nürnberger Bürger, die der Heinz Baumschen Fehde zum Opfer fielen. Heinz Baum6), ein herabgekommener Nürnberger Kaufmann, aus dem Gefängnis entwichen, überfiel angesehene Nürnberger und führte sie gefangen J) Nürnberg, Stadtarchiv Lib. litt. 12, 179. *) Diese Tatsache auch erwähnt in Lochners Topographischen Tafeln zur Geschichte der Reichsstadt Nürnberg Tafel XIII. 8) Nürnberg, Germ. Nat.-Mus., Verzeichnis und Wappen adeliger und ehrbarer Geschlechter. HR., 146. III, 19. 4) Von Stadtarchiv und Stadtbibliothek Isny konnte ich leider keine Nachrichten erlangen. ö) Nürnberg, Stadtbibliothek Genealogica XX. Flückh. Germ. Nat.-Mus., Topochronographia S. 509. •) Reicke, Geschichte der Reichsstadt Nürnberg, S. 507. Germ. Nat.-Mus., Topochronographia S. 509.

105 fort. Die Nürnberger konnten nicht aufkommen gegen diesen Räuber, der seit 1503 dieses Handwerk betrieb und noch im Jahre 1508 unsern Heinrich Flückh gefangen nahm, ihn von einem Raubnest zum anderen schleppte und grausam peinigte, bis er im Gefängnis verstarb. Heinrich Flückhs Sohn Bartholomäus muß schon während der Lebzeit seines Vaters und ganz besonders während seiner Gefangenschaft im Geschäfte des Vaters tätig gewesen sein und nach dem Tode das Geschäft übernommen haben. So läßt er 1509 vor dem Stadtgericht einen Schuldbrief über 238 fl. ungültig erklären, der in jenen unsicheren Zeiten einem Faktor eines Wiener Viehhändlers geraubt worden war, mit dem Flückh einen Handel betreffend etliche Ochsen um den Betrag von 666 fl. abgeschlossen hatte*). Daß Heinrich Flückh auch stark in Geldgeschäften beteiligt war, zeigt eine Urkunde von 1509 des Stadtgerichts, eine Quittung über 300 fl., die Heinrich Flückh Wenzel Konowesch zu Breg geliehen hatte *2). In früheren Zeiten kommt Heinrich Flückh öfter als Schuldner vor3). Auch aus Vermietungen von Wohnungen seines Hauses zog Heinrich Flückh Einnahmen: Frau Katharina Kewerin zahlte 40 fl. jährlich an Wohnungsmiete; in welchem Teile des Hauses sie wohnte, ist aus der Mietbetragsquittung nicht zu ersehen4). Die Vermögensauseinandersetzung beim Tode Heinrich Flückhs war nicht leicht. Denn die Kinder der dritten Frau waren noch unmündig, während die beiden Söhne aus erster Ehe schon volljährig waren. Es ging nicht ohne Streitigkeiten ab. Am Freitag nach St. Dionystag 1511 einigten sich nun die Beteiligten vor dem Stadtgericht5). Als Vormünder der Kinder treten neben der Mutter Jakob Granetel und Gilg Stäuber auf, während Bartholomäus selbst anwesend und Michael durch einen Anwalt, Philipp Meisenberger, vertreten ist. Bartholomäus, der die väterliche Habe verwaltete, sollte seinen Stiefbruder Sebastian zu sich nehmen und erziehen. Als Beitrag zur Erziehung seiner anderen Stiefgeschwister solle er seiner Stief*) 2) 3) 4) 6)

Nürnberg, Stadtarchiv Lib. litt. 24, 187. Ebenda 23, 153. Ebenda- 17, 148. Ebenda 25, 162. Ebenda 27, 37.

106 mutter jährlich 10 fl. rh. geben, bis sie »ehelich oder geistlich* versehen würden«. Sollte er aber auch Kaspar zu sich nehmen wollen, so würde der Erziehungsbeitrag 5 fl. betragen. Aus Gutwilligkeit übernimmt Bartel Flückh noch die Auflage, sobald eins von den Stiefgeschwistern oder sie alle sich selbständig machen, ihnen 200 fl. rh. auszuzahlen, obwohl ihr väterlich Erbteil nicht mehr als 80 fl. ausmache. Anna Flückh scheint es vorgezogen zu haben, mit ihren Kindern in die frühere Heimat ihres Gatten, vielleicht auch ihre Heimat, nach Schwaben zu gehen. Denn in einer Erb­ schaftsurkunde1) vom 6. Juli 1521 werden die obengenannten Flückhschen Kinder, zu denen sich noch ein Hans und ein Sebald gesellen, als ausländische Kinder des Barthel Flückh bezeichnet und noch eine Schwester Barbara genannt, die ja mit der Margareta identisch sein könnte. Die Angaben dieser Urkunde sind zu dunkel, als daß sie für die Geschichte unseres Hauses nützen könnten2). Nach Bereinigung der Flückhschen Erbschaftsangelegenheit dachte Bartholomäus Flückh daran, sich einen Hausstand zu gründen. Aus dem ehrbaren Geschlecht der Örtel holte er sich seine Frau, ein Zeichen, welches Ansehen sich die Flückh in Nürnberg bereits errungen hatten. Barbara, Sigmund Orteis Tochter, folgte ihm zu glücklichem Ehestand am 16, Juli 15113). Ein glücklicher Zufall hat uns ihr Porträt aufbewahrt. Auf der Totentafel für Sigmund Örtel, die in der Sebalduskirche am zweiten südlichen Mittelschiffpfeiler aufgehängt ist, kniet unter den übrigen Kindern Sigmund Örtels auch Barbara, Barthel Flückhs eheliche Wirtin, geborene Örtel, mit dem viergeteilten Flückh-Örtelschen Wappen4). Von 1512 an wurde Barthel Flückh auch Genannter des größeren Rats zu Nürnberg und blieb es bis zu seinem Tode5).б *) Nürnberg, Stadtarchiv Lib. litt. 33, 147. а) Leider sind Anfragen beim städtischen Archiv in Isny, deren Beantantwortung vielleicht Licht in die Sache hätten bringen können, erfolglos gewesen. 3) Nürnberg, Stadtbibliothek Genealogica Örtel. Nach Ebners Hoch­ zeitsbüchlein Nr. 128. *) Hoffmann, Hampe, Mummenhoff, Schmitz, die Sebalduskirche in Nürnberg (1912), S. 170. б) Roth, Verzeichnis aller Genannten des größeren Rats, S. 56.

107 Gerade diese Stellung und das Gedeihen seines Geschäftes — Barthel Flückh betätigte im Laufe der Jahre so manchen Grundstückskauf in Nürnberg1) — wird ihn veranlaßt haben, sein Haus umzubauen und ihm eine würdige und reizvolle Gestaltung zu geben, wie sie uns in der jetzt noch erhaltenen Hofarchitektur entgegentritt. Die baulichen Verhältnisse und die künstlerische Bedeutung desselben haben bereits eine so erschöpfende Wür­ digung erfahren, daß ich mir hier weitere Ausführungen erlassen kann2).* Ich möchte aber jeden der Leser bitten, es nicht zu versäumen, diese Schilderungen zu lesen und die gelungenen Bilder und Zeichnungen zu betrachten, die uns erst lebendig in die wohnlichen Verhältnisse der früheren Besitzer des Hauses einführen. Die Jahreszahl 1519 über dem Allianzwappen FlückhÖrtel im Hofe und 1525 unter dem Giebel des Hauses wird uns wohl den Zeitpunkt des Umbaues bestimmen. Über Bartholomäus Flückhs Geschäft geben die Quellen keinen Aufschluß. Einige Andeutungen lassen seine Bedeutung auf Nürnbergs Grundstücksmarkt erkennen. Er kaufte sich unter anderem 1518 von Anton Tetzel ein Haus am Milchmarkt um 2700 fl.8), von Kaspar Schmutterherr ein Haus an der Irrerstraße um 231 fl.4). Besser sind wir in die Familienverhältnisse eingeweiht. Seiner Kinder waren es sieben, und sie wuchsen alle in unserem Hause auf: Anna (f 1572), die mit Wolf Pömer (t 1558) sich vermählte5), Andreas, vermählt mit Anna Seyfriedin6), nach ihrem Tode mit einer geborenen Koltz7), Genannter des größeren Rats 1536 (f 1549)8); eine Tochter von ihm, Anna, heiratete 1558 Christoph Holzschuher (f 1569)9), Michael, von dem 1) Nürnberg, St.-A. Lib. litt. 38, 72; 38, 122; 44, 1. 2) Böllinger und Häffner, eine Alt-Nürnberger Hofarchitektur, Zeitschrift für Bauwesen, Jahrgang 69 (1919), S. 397 ff. s) Nürnberg, St.-A. Lib. litt. 31, 153. 4) Ebenda 36, 104. 5) Nürnberg, St.-Bibl. Genealogica Örtel. Eine Tochter von ihr, Esther, geboren 1554, heiratete den Dr. Mathäus Ayrer, Sohn des bekannten Dichters Jakob Ayrer. Kroker, Stammbaum der Familie Ayrer, Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 14 (1901), S. 1776) Nürnberg, St.-Bibl. Genealogica Flückh. 7) Ebenda, Genealogica Örtel. Stammbauml 8) Roth, Verzeichnis aller Genannten, S. 72. 9) Nürnberg, St.-Bibl. Genealogica Flückh.

108 nichts Näheres bekannt ist; Barthel, der Rechte Doktor, der erst längere Zeit nach dem Tode seiner Eltern einen Hausstand begründete; Agatha, von der nichts bekannt ist1); Elisabeth, die mit Joachim Tetzel2) verheiratet war; Barbara, deren Lebens­ schicksale ebenfalls unbekannt sind1). Niemals war den Bewohnern unseres Hauses ein langes Leben beschieden: Bartholomäus Flückh starb schon 1535, wie sein Vater in der Fremde, nämlich in Wien3). Seine Gemahlin folgte ihm bereits im nächsten Jahre. Das Haus vererbte sich auf die Kinder. Da Barthel Flückh mehrere Häuser besessen hatte, wird der Erstgeborne, Andreas, wahrscheinlich ein anderes Haus seines Vaters als Erbgut genommen haben; denn bis 1578 besaß Dr. jur. Barthel Flückh unser Haus4). Dieser benützte das von seinen Eltern überkommene Vermögen, um Jura zu studieren. Nachdem er sich am 28. August 1565 mit Sabina, Georg Pömers und Magdalena Weiserin Tochter, verheiratet hatte, kam er in den größeren Rat, in dem er bis zu seinem Tode 1594 verblieb5). Sein erstes Eheglück dauerte nicht lange; nach dem Tode seiner ersten Gemahlin heiratete er 1572 Margarete, des Endres Örtel und der Helene Tetzlin Tochter6). 1578 ist Dr. Bartholomäus Flückh mit anderen als Vertreter von Sigmund Örtels Erben genannt7). Mit dem Scheiden der Flückh aus unserm Hause versiegen auch die Quellen ihrer Geschichte. Es werden zwar noch ver­ schiedene Flückh genannt, diese sind aber kaum mit unserm Geschlechte in Verbindung zu bringen 8). 5 Es ist nicht ausgeschlossen, daß eine von ihnen die Mutter von Heinrich Carlin, des Gemahls einer Ayrer Tochter, ist. Kroker, Stammbaum der Familie Ayrer, S. 171. 2) Nach Stammbaum in Nürnberg St.-Bibi. Genealogica Örtel. 3) Nürnberg, St.-Bibl. Genealogica Örtel (22. Mai). 4) Siehe unten die Notiz aus Nürnberger Bürgerhäuser und ihre Aus­ stattung S. 258. ß) Roth, Verzeichnis aller Genannten, S. 88. 8) Nürnberg, St.-Bibl. Genealogica Örtel. 7) Ebenda Verkauf des Hauses S. 1 am 17. November 1578. 8) Wolf Andreas Flik 1546 —1557 Genannter. Roth, Verzeichnis, S. 78. Johann Andreas Flikh, Amtmann des Getreides, auch Pfänder, Genannter 1609—1646. St.-Bibl. Genealogica Flickh, Roth, Verzeichnis, S. 109. Andreas Stephan Flick, Pfänder, Genannter 1651—1705, St.-Bibl. Genealogica Flick. Roth, Verzeichnis aller Genannten, S. 129. Georg Flick, Kürschner, Genannter 1684—1709, Roth, Verzeichnis, S. 141.

Im Jahre 1578 wird als Besitzer unseres Hauses Christoph Petzolt genannt1). In einer anderen Beurkundung vom Jahre 1591 wird Georg Petzolt seliger als solcher angegeben2). Unzweifelhaft ist nun die berühmte Goldschmiedsfamilie in unserem Hause eingezogen. Zwar hatten die beiden hier Genannten noch nicht den Ruhm erlangt, den ihre Söhne Hans und Georg später genossen. Hans Petzolt war neben und nach Wenzel Jamnitzer der bedeutendste Goldschmied Nürnbergs3). Er war geboren 1551. Er schuf schöne Pokale auf gotischer Grundform mit Renaissanzeschmuck, von denen einige in den Besitz des deutschen Kaisers und anderer vornehmer Persön­ lichkeiten gelangten. Auch verfertigte er eine Münze auf Albrecht Dürer4). Auch unter Petzolt sah unser Haus bewegte Stunden. Wahrscheinlich hat Hans Petzolt hier seine Hochzeit gefeiert, da er gelegentlich derselben sich vom Rate die Erlaubnis erbat, am Schießgraben einen Tanz abhalten zu dürfen5). Im Jahre 1590 wurde der ehrsame Goldschmiedmeister von einem Boykott der Goldschmiedgesellen bedroht, und es wurde daraus eine Angelegenheit, die öfter den Nürnberger Rat beschäftigte und verschiedene Goldschmiedsgesellen ins »Loch« brachte6). In der Folgezeit (1591) wurde Hans Petzolt auch Genannter des größeren Rats 7). Schon bei dem Kauf des Hauses hatte Hans Petzolt anscheinend bauliche Veränderungen vornehmen wollen. Er beabsichtigte darin seine Werkstatt aufzurichten. Es scheint sich aber dieses Haus nicht recht für diesen Zweck geeignet zu haben, denn um 1600 klagte er in einem Gesuch an den Rat der Stadt, »es sei ihm zur Zeit noch etwas schwer, die genannte Behausung (Herrn D. Flückhens Haus) sogleich seines Handwerks Notdurft nach zu wenden«8). Hans Petzolt wurde J) Lochner, Norica III, S. 256. Urkunde über das Haus S. 77 vom I. September 1578. Lochner, Neudörfer, 203. 2) Ebenda Urkunde vom 2. Februar 1591. s) Allgemeine deutsche Biographie 25, S. 551. 4) Allgemeines Künstlerlexikon, herausg. von Singer, III, 421. Vgl. auch Nürnberger Bürgerhäuser 7, 8, S. 299. 5) Hampe, Nürnberger Ratsverlässe über Kunst und Künstler II, S 72, (8. Juli 1580). 6) Ebenda S. 181. 7) Ebenda S. 191. 8) Nürnbergs Bürgerhäuser und ihre Ausstattung 5.und6. Lieferung, S. 258.

110 auch noch Mitglied des kleineren Rats um 1616 und starb 1633. Von Hans Petzolts Sohn Georg ist weiter nichts bekannt, als daß er von 1620 bis 1646 Genannter war1). Und nun folgt eine große Lücke in der Geschichte unseres Hauses. Über Georg Petzolts Nachkommen ist uns nichts bekannt. Das Haus selbst können wir in einer Abbildung aus dem Jahre 1608 aus der Vogelschau betrachten: in dem Hieronymus Braunschen Prospekt2). Die Ansicht von vorne bieten noch besser die Delsenbachschen Prospekte3). Das Bild von St. Sebald gegen die Goldene Gans (also die jetzige Winkler­ straße), läßt uns das Haus sehen, wie es noch bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts bestand. Da tritt die übliche Anlage dieser Kaufmannshäuser hervor: Große Halle, Schreibstube, Keller. Die Einfahrt, die sonst vorne zu sein pflegt, war hinten vom Schmalzgäßchen. Der Eingang von der Winklerstraße her auf beiden Seiten von vergitterten großen Fenstern begleitet, während zur rechten Seite eine Türe in einen Keller führte und links ein Kellerfenster die große Räumlichkeit dieses unter­ irdischen Gelasses bezeichnete. Diese Front des Hauses verschwand bei dem Umbau in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, wobei auch im Innern des Hauses eine große steinerne Treppe mit schönen Renaissanzeformen entfernt wurde4)- Dabei wanderte auch die goldene Lilie, die ursprünglich über der Eingangstüre war, um ein Stockwerk hinauf. In der alten Gestalt wechselte das Haus während des 18. und 19. Jahrhunderts die Besitzer noch öfter. 1753 erscheint es im Besitz von Kaspar Ebert, Spezereihändler5). Aus dessen Hand ging es an einen anderen Spezereihändler über, an Johann Georg Eppelein, der es von 1789 bis in das neue Jahrhundert hinein besaß 6). In der Verwaltung der Stadt hatte dieser ein Amt als Spezerei- und Waren-Sensal. 1809 betreibt bereits *) 2) 3) gebracht. 4) 6) 6)

Roth, Verzeichnis aller Genannten, S. 113. Herausgegeben vom Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg. Delsenbach, Nürnbergische Prospekte, gezeichnet und in Kupfer 1715. Vgl. Böllinger, eine Alt-Nürnberger Hofarchitektur, S. 400. Lochner, Norica III, S. 263 (31. Okt. 1753). Adreß- und Schreibkalender von Nürnberg 1789/90, S. 35.

111 die Witwe des Vorigen auf dem Hause Spezereien en detail1). Am 28. September 1823 ererbten Anton Paul und Mathäus: Eppelein von ihrer Mutter das Anwesen2) und betrieben unter der Firma Gebrüder Eppelein das Geschäft3). Auf das am 21. Mai 1825 erfolgte Ableben des Mathäus Eppelein hin ergriff durch Erbgang Anton Paul Eppelein mit seiner Ehefrau Anna Margareta, geb. Stahl, allein Besitz von dem Hause4). Eppelein besaß das Haus bis zum 15. Juni 1840, an welchem Tage Kaufmann August Pistor es käuflich erwarb5). Dieser zeigte am 12. Juli 1844 dem Gericht seine Insolvenz an. Am 20. Februar 1846 wurde das. Haus versteigert, und der katholische Stadt­ pfarrer Dr. Jakob Göschl, der damals noch S. 118 unter den Hütern wohnte6), ergriff die gute Gelegenheit, um der katholischen Geistlichkeit von Nürnberg ein eigenes Pfarrhaus zu erwerben, und ersteigerte für die Verwaltung des katholischen Kirchen­ vermögens zu Nürnberg das Haus PI. No. 69, 11 Dezimal 0,038 ha,. Vorderhaus, Mittelhaus und Hinterhaus nebst Hofraum und Pumpbrunnen. Ein gerichtlicher Adjudikationsbescheid machte den Kauf rechtskräftig7). Alsbald zogen die neuen Bewohner des Hauses ein. Im Adreßbuch von 1850 wird das Haus Winklerstraße S. 78 bereits, bezeichnet als Katholische Stadtpfarrwohnung und Verwaltungs­ lokal, Eigentum des katholischen Kirchenvermögens. Bewohner waren Stadtpfarrer Dr. Göschl und Stadtkapläne Justin DietI und Christoph Burger8). Zur Geschichte der katholischen Seelsorge dahier möge noch angeführt sein: Im Jahre 1809 wurde die Frauenkirche den Katholiken überlassen, 1810 die katholische Pfarrei zu !) Nürnberger Handelsschematismus 1809, S. 9. 2) Grundbuchamt Nürnberg, Hypothekenbuch der Stadt Nürnberg 1828, Band 1. 3) Die beiden Brüder sind im Volkszählungsregister 1806 (St.-Archiv), als zwei männliche Kinder angegeben. 4) Grundbuchamt Nürnberg, ebenda. Vgl. Adreßbuch von 1829, S. 5. Im Handlungsadreßbuch 1829 ist noch die Firma Gebrüder Eppelein, Spezereiund Farbwaien, angegeben. 5) Grundbuchamt Nürnberg, Hypothekenbuch der Stadt Nürnberg, Band 1. 6) Vollständiges Adreßbuch von 1842, S. 93. Der Kaplan Christoph» Burger wohnte Lor. 325, Adlerstraße, ebenda S. 102. 7) Grundbuchamt Nürnberg, Hypothekenbuch der Steuergemeinde Nüm-berg Band 3, Seb. Seite. 8) Neues Adreßbuch 1850, II. Abt., S. 24.

112 Nürnberg errichtet. Als Pfarrer wurde der bisherige katholische Seelsorger, ehemaliger Deutschherrnordenspriester Ulrich Kugler bestellt, der am 4. Juli 1816 das Allerheiligste aus der Kartäuser­ kirche, die vorher der katholischen Gemeinde als Gotteshaus gedient hatte, in die Frauenkirche übertrug. Bis zum Jahre 1841 dauerte ein Prozeß, den die im Jahre 1834 errichtete katholische Kirchenstiftung mit dem Magistrat führte, der dann mit der Herausgabe verschiedener Bezüge aus dem Vermögen des deutschen Ordens an die katholische Kirchenverwaltung endigte1). Als die Stellung der katholischen Geistlichkeit so weit gefestigt war, konnte man an die Schaffung eines eigenen katholischen Pfarrhauses gehen, zu dem das historisch denk­ würdige Plaus S. 78 an der Winklerstraße wurde.

Anhang.

Reihenfolge der Stadtpfarrer, die in dem Hause Winklerstraße 31 gewohnt haben2). Göschl, Dr. theol. et jur. can. Jakob Marian, geb. 1798, Kaplan in Nürnberg 1822 bis 1826. Stadtpfarrer in Nürnberg 15. X. 1839, t 27. III. 1852. Burger, Christoph, geb. 1809, Kaplan in Nürnberg 3. V. 1836 bis 18. V. 1853, Stadtpfarrer 18. V. 1853, f 11. I. 1875. Kreppei, Franz Xaver, geb. 1831, Stadtpfarrer in Nürnberg 24. V. 1875 bis 3. X. 1891, f 6. I. 1901. Starklauf, Johann, geb. 1851, Kaplan in Nürnberg 1. X. 1876 bis 1. IV. 1879, Stadtpfarrer 10. II. 1892 bis 22. XII. 1899, t 23. V. 1903. Höfner, Johann, geb. 1859, Stadtpfarrer z. U. L. Frau 17. IV. 1900 bis 2. III. 1913. Egenhöfer, Johann, geb. 1867, Kaplan z. U. L. Frau 15. VI. 1896 bis 2*0. XII. 1901, Stadtpfarrer z. U. L. Frau 28. V. 1913. Akten im katholischen Stadtpfarramt z. U. L. Frau Nürnberg. 2) Zusammengestellt aus Wächter, General- und Personal-Schematismus der Erzdiözese Bamberg 1007 —1907. Bamberg 1908.

113 Reihenfolge der Kapläne, die in dem Hause Winklerstraße 31 gewohnt haben 1). Dietl, Justin 2). Burger, Christoph, geb. 1809, K. 3. V. 1836 bis 18. V. 1853. Fischlef, Robert, geb. 1809, K. 31. I. 1837 bis 10. IX. 1841. Rattler, Andreas, geb. 1811, K. 15. VI. 1850 bis 15. V. 1853. Meixner, Johann, geb. 1823, K. 15. IV. 1852 bis 1. X. 1852. Henning, Franz S., geb. 1817, K. 22. III. 1853 bis 5. VI. 1860. Haas, Burkhard, geb. 1818, K. 12. IX. 1853 bis 15. II. 1860. Schmitt, Peter, geb. 1823, K. 1. X. 1853 bis 14. VIII. 1863. Wendler, Franz S., geb. 1832, K. 6. IX. 1860 bis 28. VII. 1869. Keck, Christoph, geb. 1819, K. 17. II. 1860 bis 17. VI. 1862. Held, Anton, geb. 1828, K. 1. X. 1860 bis 3. VIII. 1869. Dorn, Johann, geb. 1834, K. 18. VI. 1862 bis 17. XI. 1869. Metzner, Joseph, geb. 1839, K. 1. X. 1863 bis 1. V. 1867 3). Holzschuh, Georg, geb. 1831, K. 12. IX. 1867 bis 21. VIII. 1874. Munsch, Daniel, geb. 1844, K. 14. VI. 1869 bis 4. III. 1872. Müller, Andreas, geb. 1845, K. 1. X. 1869 bis 1871. Sebald, Michael, geb. 1841, K. 6. X. 1869 bis 13. VI. 1873. Bauer, Georg, geb. 1846, K. 29. IX. 1871 bis 18. VIII. 1879. Sprecher, Friedrich, geb. 1847, K. 4. III. 1872 bis 27. III. 1882. Köstler, Franz S., geb. 1843, K. 13. VI. 1873 bis f 5. XII. 1877. Göller, Georg, geb. 1851, K. 26. XI. 1873 bis 27. VIII. 1874. Achtmann, Franz S., geb. 1851, K. 27. VIII. 1874 bis 19.1. 1886. Karl, Heinrich, geb. 1849, K. 22. XII. 1874 bis 21.1. 1884. Rothlauf, Georg, geb. 1848, K. 1. X. 1876 bis 21. IV. 1877. Starklauf, Johann, geb. 1851, K. 1. X. 1876 bis 1. IV. 1879. Dorsch, Franz, geb. 1850, K. 21. IV. 1877 bis 13. IV. 1878. Röhrer, Michael, geb. 1851, K. 13. IV. 1878 bis 21. I. 1891. Gütlein, Michael, geb. 1854, K. 1. IV. 1879 bis 27. IX. 1887. Müller, Dr. Joseph, geb. 1855, IC. 22. VIII. 1879 bis 9. VI. 1883. Feulner, Andreas, geb. 1853, K. 18. IV. 1882 bis t 25. III. 1889. Dresse, Martin, geb. 1855, K. 17. I. 1883 bis f 1. X. 1896. 0 Zusammengesteilt aus Wächter, General- und Personal-Schematismus der Erzdiözese Bamberg 1007 —1907. Bamberg 1908. 2) Nähere Angaben nicht möglich, da Dietl bei Wächter, General- und Personal-Schematismus nicht aufgeführt ist. 8) Herausgeber des Salbuches Unserer Lieben Frauen Capellen. Histo­ rischer Yereinsbericht Bamberg 1869. Vgl. dazu Nürnberger Volkszeitung Mai 1917. Artikel: Joseph Metzner.

8

114 Schneider, Johann, geb. 1859, K. 24. IX. 1883 bis 24. VIII. 1893. Karmann, Johann, geb. 1861, K. 30. I'. 1884 bis 26. X. 1887. ICropfeld, Pankraz, geb. 1858, K. 15. IX. 1884 bis 31. VII. 1894. Bauer, Georg, geb. 1860, K. 15. IX. 1884 bis 30. IX. 1887. Güttler, Georg, geb. 1858, K. 11. II. 1885 bis 9. VIII. 1888. Schuster, Andreas, geb. 1857, K. 11. IX. 1886 bis 1. VI. 1890. Stenger, Edmund, geb. 1861, K. 30. XI. 1887 bis 1. III. 1900. Tittel, Andreas, geb. 1861, K. 8- VIII. 1888 bis 4. V. 1896. Haber, Georg, geb. 1865, K. 14. VIII. 1888 bis 27. V. 1895. Utz, Friedrich, geb. 1866, K. 25. VII. 1889 bis 8. II. 1897. Riffel, Rudolf, geb. 1864, K. 1. X. 1889 bis 21. I. 1900. Saffer, Franz, geb. 1864, K. 7. IV. 1891 bis 19. II. 1895. Schmitt, Joseph, geb. 1867, K. 16. IX. 1893 bis 1. IV. 1895. Drescher, Wilhelm, geb. 1868, K. 1. 10. 1894 bis 18. IV. 1904. Müller, Michael, geb. 1870, K. 10. X. 1894 bis 15. IX. 1898. Egenhöfer, Johann, geb. 1867, K. 15. VII. 1896 bis 20. XII. 1901. Spengler, Wilhelm, geb. 1868, K. 8. II. 1897 bis 25. V. 1905. Merklein, Johann, geb. 1870., K. 16. IX. 1898 bis III. 1908. Panzer, Sebastian, geb. 1867, K. 1. IX. 1898 bis 14. IX. 1906. Steets, Johann, geb. 1869, K. 1. XII. 1900 bis 22. IX. 1907. Kuntzmann, Georg, geb. 1879, K. 10. IX. 1900 bis 1. II. 1903. Wolkenau, Karl, geb. 1875, K. 1. IX. 1901 bis 15. VII. 1904. Dörr, Joseph, geb. 1872, K. 1. III. 1902 bis 1. IX. 1903. Abel, Moritz, geb. 1876, K. 21. I. 1903 bis 20. III. 1914. Weiß, Georg, geb. 1875, K. 1. IX. 1903 bis 15. VII. 1912. Braun, Anton, geb. 1877, K. 28. IX. 1903 bis 1. X. 1906. Kupilas, Joseph, geb. 1872, K. 24. V. 1904 bis 1. VIII. 1906. Obenauf, Johann, geb. 1875, K. 26. IV. 1904 bis 26. VII. 1913. Hänfling, Johann, geb. 1877, K. 22. IX. 1904 bis 1. VIII. 1906. Pregler, Konrad, geb. 1883, K. 23. III. 1910 bis 1. VI. 1916. Kuffler, Joseph, geb. 1879, K. 1. IX. 1912 bis 16. XII. 1916. Horcher, Andreas, geb. 1885, K. 15. VIII. Hammerschmidt, Karl, geb. 1886, K. 20. IV. 1914. Hotzelt, Dr. Wilhelm, geb. 1888, K. 1. VI. 1916. Lieb, Johann, geb. 1888, K. 16. XII. 1916 bis 25. II. 1917. Beinhölzl, Heinrich, geb. 1890, K. 27. II 1917 bis 1. VII. 1917. Wagner, Max, geb. 1888, K. 1. IX. 1918.

Literatur. Die Welser. Des Freiherrn Johann Michael von Welser Nachrichten über die Familie, für den Druck bearbeitet. Nürnberg, im Selbstverlag der Welserschen Familien­ stiftung. 1917. 2 Bde. Eine Familiengeschichte großen Stils, welche die Vorzüge wissenschaftlicher Abhandlung und des Vortrags von geschicht­ lichen Quellen einerseits und übersichtlicher Darbietung vielfach verschlungener kulturgeschichtlicher Tatsachen andererseits in sich vereinigt. Es ist nicht leicht, die Geschichte eines Geschlechtes, besonders die eines so weit verzweigten und bedeutenden, wie die Welser es sind, nach jeder Richtung hin befriedigend anzu­ legen. Hier ist der Wurf gelungen. Format, Anordnung, Ein­ teilung, Ausscheidung von Urkunden und Exkursen, alles das hilft zusammen. In der Einleitung wird eine Übersicht über die Quellen geboten, die gerade hier äußerst interessant und am Platze ist, da die Quellen sich vielfach in Privatbesitz befinden: Briefe,. Stammtafeln und Geschlechtsbücher, welch letztere ja besonders bei den städtischen Patrizierfamilien in Gebrauch waren, während bei den Rittergeschlechtern der Historiker sie meist vergeblich sucht. Leider sind diese Quellen meist nur Überarbeitungen, gar oft zweifelhaften Inhalts, die eigentlichen Quellen für das Geschlecht laufen erst seit Mitte des 16. Jahrhunderts. Um zu einer einheitlichen Anlage der ganzen Familien­ geschichte zu kommen, hat der Verfasser jeder einzelnen zu behandelnden Person den Eintrag in das im Welserschen Besitz befindliche Geschlechtsbüchlein in abweichendem Drucke vor­ getragen. Nach diesem beginnt die ununterbrochene Reihe der Welser mit Bartholomäus Welser um 1330. Während zu Anfang 8*

116 seines Erscheinens in der Geschichte das Geschlecht der Welser noch wenig Bedeutung besitzt, gewinnt es mit Aufnahme des Handelsbetriebes nach Italien und mit der Beteiligung am Bergbau in Böhmen an Einfluß, der in Lukas Welser, f 1495, welcher der Stammvater von drei Hauptlinien des Geschlechtes wird, einen Höhepunkt erreicht. Mit der Geschichte der Kinder des Lukas Welser tritt die Darstellung in den Zeitraum ein, in dem das Handelshaus der Welser sich zu der Bedeutung gehoben hat, die ihm einen Platz in der Geschichte des deutschen Handels sichert. Zwei Männer aus dem Geschlecht der Welser sind es besonders, die sich in der Handelswelt ihrer Zeit einen Namen gemacht haben, und deren Gedächtnis auch jetzt noch nicht erloschen ist: Anton Welser in Augsburg und Jakob Welser in Nürnberg. Der Verfasser folgt bei der Darstellung hier im wesentlichen den bereits erschienenen Veröffentlichungen über die Handelsunter­ nehmungen der Welser von Häbler, Ehrenberg, Greift, König. Einige neue Funde ergänzen die hier gewonnenen Resultate, wesentlich familiengeschichtlich. Besonders eingehend werden die umfangreichen Geldgeschäfte der Welser gewürdigt. In den Kindern Anton Welsers verzweigen sich die ver­ schiedenen Linien der Welser, so die der Freiherren von Zinnen­ berg, aus der Philippine Welser, die Gemahlin Erzherzog Ferdinands von Österreich, stammt, deren Geschichte eingehend dargestellt wird. Einen breiten Raum nimmt in diesem Abschnitt auch die unglückliche Führung des Reichspfennigmeisteramtes durch Matthäus Welser ein, an dessen Namen sich der Sturz des Augsburger Weiserhauses (1614) knüpft. Die Nürnberger Linie der Welser wurde durch Jakob den Älteren begründet. Ein Sohn desselben, Hans, zog als Ver­ treter der väterlichen Handlung wieder nach Augsburg und erlangte dort eine Stellung, die seinen Namen enge mit der Einführung der Reformation in Augsburg verknüpfte. Die übrigen Nürnberger Welser fuhren in ihren ererbten Handelsgeschäften fort, verbündet mit manch anderem Nürnberger Geschlecht, wie ja auch die Heiraten der zahlreichen Welserschen Töchter innige Verbindungen mit Nürnberger Patrizierhäusern schufen. Der Grundbesitz Neunhof bei Nürnberg, um 1660 erworben, wurde 4

117 allmählich zu einem Mittelpunkte für die Nürnberger Familie, die 1878 ausstarb. Außerordentlich zahlreiche Glieder des Geschlechtes galt es noch für die Zeiträume des 17., 18. und 19. Jahrhunderts zu behandeln; hier beschränkte sich naturgemäß die Darstellung auf hauptsächlich familiengeschichtliche Daten. Alle irgendwie erreichbaren und nachweisbaren Mitglieder des Geschlechtes, sowie ihre Frauen bezw. Männer, ob sie bedeutend waren oder nicht, sind mit der Freudigkeit, wie sie nur dem wahren Historiker eigen ist, aus dem Dunkel gezogen und an ihrem Platze eingereiht. Einen eigenen Band füllen die Urkunden und Exkurse. Unter den letzteren sind einige recht wertvolle Abhandlungen, die das in der Familiengeschichte Gebotene wirkungsvoll ergänzen. Als Beiträge zur Geschichte des Handels siud einige Blätter aus der kaufmännischen Gebarung der Gesellschaften, bei denen die Welser beteiligt waren, sowie auch Teile Welserischer Handels­ bücher eingefügt. Besondere Beachtung verdient auch ein kulturhistorisches Dokument, das Nachlaßinventar des Losungers Hans Welser in Nürnberg (f 1601). Das größte Interesse beanspruchen hier wiederum die reichen Bücherschätze des Nürnberger Patriziers, deren einzelne Bestandteile von dem Verfasser leider nur in seltenen Fällen bestimmt worden sind.

Dr. Wilhelm Hotzelt.

V erzeichnis der im Jahre 1918*) erschienenen Schriften und Auf­ sätze zur Geschichte der Stadt Nürnberg und ihres ehemaligen Gebietes. Bearbeitet von Dr. Heinrich He erwägen. _Amira, Karl v. —, Die Neubauersche Chronik. Mit 6 Tafeln. Sitzungs­ berichte der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-philologische und historische Klasse, Jahrg. 1918, 9. Abhandlung. München 1918. 51 S., dazu 11 Abbdgn. auf VI Taf. Die Chronik des Wolf Neubauer des Jüngeren, eines 1621 «J* Schenkwirts, von diesem geschrieben und illustriert, behandelt vornehmlich die Geschichte Nürnbergs. Original im Besitz von Dr. Rehlen in Murnau. v. Arnswald, Kirchenbücher zu Wöhrd vor Nürnberg: Der Deutsche Herold XLIX. Nr. 4, Berlin, April 1918, S. 31. Aubin, Gustav, [Univ.-] Prof. Dr., Halle a. S.: Zur Geschichte Chri­ stophs II. von Redern. Mitteilungen des Vereins für Heimat­ kunde des Jeschken-Isergaues (Reichenberg) XII. 1918, Nr. 4 Dez. 1918, S. 125 f. Pers. Beziehungen dieses Christ, v. Redern zu Martin Peiler und dessen Schwiegervater Barth. Viatis zu Nürnberg. Quelle für die bezügl. Angaben z. J. 1607 nach S. 126 ein Faszikel des Nürnberger Stadtarchives zur Gesch. der Familie Viatis. »Aus vergangenen Tagen«. Nürnb. Ztg. Nr. 53 v. 24. Febr. 1918, S. 3. [Nürnberg 1868 und 1818]. B., K., Der Nürnberger Neptunbrunnen. Münchner Neueste Nach­ richten "Nr. 458, Morgen-Ausg. 11. Sept. 1918, S. 2. Beckh, Max, Dr., Die Fleischversorgung der Reichsstadt Nürnberg im Frieden und im Kriege. (Geschichtliches.) I. Nordbayer. Ztg. Nr. 261 v. 24. Sept. 1918, S. 5. II. Nr. 267 v. 30. Sept. 1918, S. 5. Beets, N., Bacchiacca und Dürer: Kunstchronik 1917/1918 Nr. 35, 14. Juni 1918, Sp. 381. dßeischmidt, Gustav, Fünfzig Jahre Mitgliedschaft Nürnberg im Verband der Deutschen Buchdrucker 1868—1918. Nürnberg 1918. Böhmländer, Ernst, Dr., K. Kreisarchivassessor, München, Die Franzosen in Franken im Jahre 1796. Das Bayerland XXIX., Nr. 13, 2. März-Heft 1918, S. 204—207. (Illustr.) *) Vgl. Mitteil, des Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnb., 22. Heft 1918, s. 305-363-

119 Bonwetsch, Nathanael, D. G., Gotthilf Heinrich Schubert in seinen Briefen. Ein Lebensbild. Mit 12 Abbild. XXIV, 480 S. Stutt­ gart, Belser. 1918. Bespr.: Hermann Jordan, Beiträge zur Bayer. Kirchengesch. XXV. Bd., 2. Heft. Erlangen 1919, S. 95 f. Braun, Adolf, Nürnberger Bauarbeiterbedingungen im 15. und 16. Jahrh.: Der Grundstein. Herausg. vom Deutschen Bauarbeiterverbande, Hamburg. 31. Jahrg. 1918, Nr. 9 v. 2. März 1918, S. 50 f. „ Adolf, Nürnberg. Der Grundstein. Herausg. vom Deutschen Bauarbeiterverbande, Hamburg. 31. Jahrg. 1918, Nr. 10 v. 9. März 1918, S. 59—61. Brüggemann, Fritz, Dr., Privatgelehrter, Über die Schembartläufer von Nürnberg. Habilitationsschrift der Technischen Hochschule in Aachen. (November 1918.) Buchheit, Hans, Das Bildnis des sog. Kanonikus Schönborn im Ger­ manischen Museum in Nürnberg. O. J. (1918). 8°, 4 S. mit 4 Abb. auf zwei Tafeln. Sep.-A. aus Jahrb. f. christl. Kunst. [Büchner], Karl Büchner, Hofmaler a. D., geb. am 13. Juni 1821 in Nürnberg, 2. April 1918 in Stuttgart: Schwäbische Chronik . (Schwäb. Merkur) Nr. 154, Morgenbl. v. 3. Apr. 1918. Clauß, H., Pfarrer Lic., Gunzenhausen, Eine Ablaßurkunde vom Jahre 1357 für die St. Georgskirche zu Wendelstein. Beiträge zur Bayer. Kirchengesch. XXV. Bd., 1. Heft. Erlangen 1918, S. 3—17. „ Lic., Die Glockenopfer des Weltkrieges im Schwabacher Bezirk. Unterhalt.-Beil.desFränk. Kuriers ös.Jahrg., Nr. 5 v. 10. März 1918. Zahlreiche von Nürnberger Gießern herrührende Glocken bezeich­ net. — Die protest. Pfarrei Röthenbach bei St. Wolfgang, einst eine Ortschaft des Nürnberger Gebietes, hat die älteste Glocke abgeliefert. (Wolf Hieronymus Herold in Nürnberg 1655.) — Mahnung, »genaue Beschreibungen aller vorhandenen alten Kirchen­ glocken etwa für den Kreis Mittelfranken oder auch nur für ein Bezirksamt zusammenzusammeln und zu veröffentlichen«. Curjel, Hans, Zur Entgegnung des Herrn Geheimrat Friedländer. (Siehe Kunstchronik 38/39). Kunstchronik N. F. XXIX., 1917/18 Nr. 44 v. 30. Sept. 1918, Sp. 504. [Dürer betr.] DürcJc-Kaulbach, Josefa, Erinnerungen an Wilhelm von Kaulbach und sein Haus. Mit Briefen, 160 Zeichnungen und Bildern gesammelt von —. München 1918. Delphin-Verlag. 348 S. 8°. Nürnberg S. 323, 327—330. [Dürer7, »Albrecht Dürer«. Kunstbrevier. Gewählt und ein geleitet von Hans W. Singer. Hugo Schmidt Verlag München [Mai 1918]. [Dürer], »Albrecht Dürer als Dichter«. Christliches Kunst-Blatt für Kirche, Schule und Haus 60. Jahrg., Sept. 1918, S. 265—268. Nach Voigtländers Quellenbüchem Bd. 25.

120 [Dürer], Albrecht Dürer. Kupferstiche. In getreuen Nachbildungen mit einer Einleitung herausg. von Jaro Springer. Dritte Aufl. München 1918. Holbein-Verlag. Fol. [Dürer], Albrecht Dürers Zeichnungen. Mit einer Einleitung herausg. von Willibald Franke. Lex. 8°, 112 S. Leipzig, Verlag Grethlein & Co., o. J. [1918.] Dürerzeichnung, Eine unbekannte —. Kunstchronik N. F. XXIX., 1917/1918 Nr. 20, 22. Februar 1918, Sp. 216. [Bez. sich auf die Darst. des Körpers eines Reihers 1515: Prof. Ernst Ehlers im Rep. f. Kunstw. XL. 'Bd. (N. F. V. Bd. 1917, S. 252—254.] E., A., Die Meistersinger von Nürnberg: Der Grundstein. Herausg. v. Deutschen Bauarbeiterverbande, Hamburg, 31. Jahrg. 1918, Nr. 10 v. 9. März 1918, S. 60. Edelmann, Otto, Prof. Dr., Dr. Paul Johannes Ree. Fränk. Kurier Nr. 617, Abend-Ausg. 3. Dez. 1918, S. 2. Eisen, Ludwig, Katechet, Nürnberg-St. Leonhard, Die Besetzung der nürnbergischen Pfarrei St. Leonhard-Gostenhof durch die Preußen im Jahre 1796. Beiträge zur bayer. Kirchengesch.,. XXIV. Bd., 4. u. 5. Heft. Erlangen 1918, S. 149—163. Auch als Sep.-A. o. J. [1918] 8°. Vgl. ferner das Vortrags-Referat im Jahresber. des Ver. f. Gesch. der Stadt Nürnb. über das 40. Vereinsj. 1917 [Nürnb. 1918], S. 12 — 14. „ L., Ein Erntefest vor 100 Jahren [Pfarrei St. Leonhard b. Nürnb.] Mitteil, des Ver. f. Gesch. der Stadt Nürnb., 22. Heft, Nürnb. 1918, 5. 298—302. Ellinger, A., Erinnerungen aus meiner Nürnberger Zeit: Der Grund­ stein. Herausg. vom Deutschen Bauarbeiterverbande, Hamburg, 31. Jahrg. 1918 Nr. 10 v. 9. März 1918, S. 58 — 60. Engelhardt, Stadtpfarrer, Das Kurrendesingen in Nürnberg. I. Fränk. Kurier Nr. 258, Abend-Ausg. v. 23. Mai 1918, S. 3, II. in Nr. 259, Morgen-Ausg. v. 24. Mai 1918, S. 3. Familienchronik, Nürnberger — [Dilherr], Literar. Zentralblatt 1918, Nr. 16, Sp. 332. Federschmidt, Medizinalrat Dr., Nürnbergs Straßenverhältnisse zur reichs­ städtischen Zeit. Vortrag. Referat im Jahresbericht des Ver. f. Gesch. der Stadt Nürnb. über das 40. Vereinsjahr 1917 (Nürnb. 1918), S. 6-9.v Festschrift für Gustav von Bezold, Dr. phil. h. c., kgl. bayer. Geh. Hof­ rat, I. Direktor des Germanischen Nationalmuseums,' zu seinem 70. Geburtstage (17 Juli 1918), dargebracht vom Germanischen Museum (Jahrg. 1918 u. 1919 der » Mitteilungen aus dem Germ. Nationalmuseum«). Mit zahlreichen Abbild. Nürnberg 1918, Ver­ lags-Eigentum des Germanischen Museums. 243 S. 8°. Bespr.: —h, Antiquitäten-Ztg., Stuttgart, 27. Jahrg. Nr. 16 vom 15. Aug. 1919, S. 131 f.

121 Fischer, Joseph, S. J., Der Nürnberger Arzt Dr. Hieronymus Münzer

(*i* 1508) aus Feldkirch als Mensch und als Gelehrter. I. Münzer als Mensch, II. Münzer als Gelehrter. Stimmen der Zeit 49. Jahrg. Zweites Heft. November 1918, S. 148—168. „ Hieronymus Münzer, und die Feldkircher silberne Monstranz aus dem Jahre 1506. Nachtrag. Vierteljahrschr. f. Gesch. u. Alter­ tumskunde Vorarlbergs. Neue Folge II., 1.—2. Heft 1918, S. 47 f. [Diese Monstranz ist eine Nürnberger Arbeit.] Fischnaler, C., Ein verschollener Rudolf Alt: Cicerone X. 1918, S. 258. [Über die Wiederauffindung eines verschollenen Bildes von Rudolf Alt, den Schönen Brunnen in Nürnberg mit dem Kirchenhinter­ grund und Marktplatz darstellend, ungewöhnlich reich staffiert, aus der besten Zeit seines Schaffens, ^864.] Friedländer, M. J., Kunsthistorische Gesellschaft E. V. Nürnberg. Dürers Bilddruck. Ein Vortrag gehalten am 28. Sept. 1918 im großen RatKäussaal zu Nürnberg von Dr. M. J. Friedländer, Direktor bei den K. Museen in Berlin. Als Manuskript gedruckt für die Mit­ glieder. [Nov. 1918.] 8°. Zum Vortrag vgl. auch Fränk. Kurier Nr. 499, Abend-Ausg. 30. Sept. 1918, S. 3 und Referat K. B. in M. N. N. Nr. 502, Abend-Ausg. 4. Okt. 1918, S. 2. „ Dürer und sein Doppelgänger. Kunstchronik, Neue Folge XXIX. 1917/18, Nr. 36, 21. Juli 1918, Sp. 385 — 388 [gegen Wölfflin]. „ Ein neuer Dürer. Mit 1 Taf. Zeitschr. f. bildende Kunst. Jan. 1918. „ M. J. F., Ein neuer Dürer. Mit 1 Abb. Kunst u. Künstler XV. 'H. 4. Gebert, Carl Friedrich, Nürnberg, Geschichte der Nürnberger Rechen­ pfennigschlager. Mit einem Anhang Der Handelsmann Johann Ferber und die Nürnberger Rechenpfennigmacher. - Mit 60 Abb. im Text. Mitteil, der Bayer. Numismatischen Gesellschaft XXXV. 1917, München 1918, S. 1 —138. Auch als Sonderabdruck, Druck von H. Held in Nürnberg (138 S. 8°), erschienen. Bespr.: Renner in Mitteil, der Österr. Gesellschaft für Münzund Medaillenkunde Bd. XIV Nr. 9, Sept. 1918, S. 93 f. „ Georg Schattauer, Blätter für Münzfreunde LI. Nr. 4/5. Geiger, Otto, Reichsarchivrat, Die Steinbrüche am Kornberg bei Wen­ delstein. Mitteil. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 22. Heft, Nürnberg 1918, S. 147—173. Gerland, Otto, Zwei Altarflügel nach Albrecht Dürers Marienleben. Mit 4 Abbild, auf 2 Taf. Monatsh. f. Kunstwissenschaft XI. Heft 4, April 1918, S. 81—86. Glauning, Otto, Neveu und der Raub Nürnberger Kunst- und Bücher­ schätze im Jahre 1801. Mitteil. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nümb. 22. Heft, Nümb. 1918, S. 174—243.

122 Bespr.: Ernst Steinmann in Monatsh. f. Kunstwiss. XI., Heft 7, Juli 1918, S. 208 f. Graf, Dr., Ernst Mummenhoffs 70. Geburtstag. Fränk. Kurier Nr. 652 v. Sonntag, 22. Dez. 1918, S. 3 f. Siehe auch Fränk. Tagespost Nr. 302 v. 23. Dez. 1918 (»Archiv­ rat Dr. Mummenhoff«). Grupp, Georg, Dr., Fürst Ludwig von Öttingen-Wallerstein als Museums­ gründer. Histor. Verein von NÖrdlingen u. Umgeb. 6. Jahrbuch 1917. Nördl. 1918, wo S. 83—89 über den Nürnberger Glasmaler Michael Sigmund Frank [1770—1847] und seine Beziehungen zum Fürsten Ludwig von Öttingen-Wallerstein und dessen Museum. Gümbel, Albert, Nürnberg, Altfränkische Meisterlisten (Forts.) Reper­ torium f. Kunstwiss. XLI. Bd., Heft 1/2. Ausgeg. am 29. April 1918. Berlin 1918, S. 57—67. „ Otto von Guericke in Nürnberg im Jahre 1649. Mitteil. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg, 22. Heft, Nürnberg 1918, S. 297 f. H; E. [Ernst Herold], Zum 100. Geburtstag eines verdienten Nürnberger Schulmannes [Dr. Friedrich Adam Herold, geb. 18. Jan. 1818 zu Hof a. S., gest. 25. Aug. 1876 zu Nürnberg]. Fränk. Kurier Nr. 32, Freitag-Abend-Ausg. v. 18. Januar 1918, S. 2. Hagen, Oskar [Privatdozent Dr.], Das Dürerische in der italienischen Malerei. Mit Abb. u. 1 Tafel. Zeitschr. f. bildende Kunst. 53. Jahrg. (N. F. 29. Jahrg.), Leipzig 1918, S. 223 — 242. Hampe, Theodor, Dr., Johann Philipp Andreae und das MedaillenPasquill auf den Nürnberger Rat vom Jahre 1731. Mitteil. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnb. 22. Heft, Nürnb. 1918, S. 244—279. H[ampe], Th., Der Anachoret Bruder Jakob in Nürnberg 1504. Mitteil, d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnb., 22. Heft, Nürnb. 1918, S. 294—296. „ Berufung des Dr. Anton Fuchs an den Hof der Königin Elisabeth von England 1592: Mitteil. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnb., 22. Heft, Nürnb. 1918, S. 296—297. Hampe, Theodor, Paul Johannes Röe *j*: Kunstchronik u. Kunstmarkt. LIV. Neue Folge XXX, Nr. 10 v. 20. Dez. 1918, S. 202 f. „ Dr., Allgäuer Studien zur Kunst und Kultur der Renaissance. Sonderausgabe aus der Festschrift für Gustav v. Bezold. Jahrg. 1918 und 1919 d. Mitteil. d. Germ. Nationalmuseums. Mit zahl­ reichen Abbild. Nürnb. 1918. (S. 3—105.) Beziehungen des Fuggerschen Faktors u. Kaufbeur. Patriziers Georg Hörmann zu dem Nürnberger Medailleur Mathes Gebel. Usw. Heerwagen, Dr., Konservator, zu den sogen. Teufelskrallen. Vortrag. (Dazu Beiträge der Prof. Max Heilmaier und Rud. Schiestl und von Juwelier Fritz Kleining.) Referat: Jahresbericht d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg üb. d. 40. Vereinsj. 1917 (Nürnb. 1918), S. 11.

123 Heerwagen, Heinrich, Verzeichnis der von 19n bis 1917 erschienenen Schriften und Aufsätze zur Geschichte der Stadt Nürnberg und ihres ehemaligen Gebietes: Mitteil. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnb., 22. Heft, Nürnb. 1918, S. 305—363. [Ein »Nachtrag« S. 358 ff.] Heilmaier, M., Kgl. Prof., Nürnberg, Gedanken über den Johannis­ friedhof zu Nürnberg. Südd. Bauztg. XXVIII, Doppel-Nr. 16, 16./31. Aug. 1918, S. 61 f. Mit sechs Abbild. (S. 61— 63). Schluß in Doppel-Nr. 17, den 1./15. Sept. 1918, S. 65 f. Mit 5 Abbild. S. 65—67. Henner, Theodor, Prof. Dr., Kadolzburg. [Mit drei Abbild.: Altfränkische Bilder XXIV. 1918. Mit erläuterndem Text von Prof. Theodor Henner. Verlag d. Universitätsdruckerei H. Stürtz, Würzburg [ohne Seitenz.). Hermann [Adolf], Kirchenrat Dekan, Geschichte der Kirche zu St. Ägidien, Nürnberg, kurz zusammengefaßt und der Gemeinde als Festgruß zur Gedenkfeier des 200jährigen Bestandes der Kirche dargeboten. Ägidien-Tag 1918. Nürnberg 1918. Verl. d. Buchhandl. d. Ver. f. Innere Mission. 31 S. 8°. Illustr. v. Kunstmaler Trost d. Jüngeren. Hirschberg, Leopold, Dr., Fehlende Kapitel der deutschen Literatur­ geschichte. Der Dichter Georg Friedrich Daumer: Beil. d. Ber­ liner Börsen-Courier Nr. 305 v. 3. Juli 1918, ferner Nr. 323 oder 328,345,355.363-

Hühnermann, W., Nürnberg, Egelsee ein abgegangenes »Weiherhaus« bei Lauf a. P. Mit 1 Abbild. Die Fränk. Alb. IV. Nr. 4/5. Juli—Sept. 1918, S. 36 f. Hupp, Otto, Wider die Schwarmgeister! Erster Teil: Berichtigung irriger Meinungen über das Wappen wesen. München, Max Kellerers Verlag 1918. 70 S. 8°. S. 7—10 u. 21 zu d. Nürnb. Wappen, gegen Prof. Heinr. Brockhaus, Deutsche städtische Kunst und ihr Sinn. Lpzg., Brockhaus, 1916, S. 6. Zweiter Teil: Beiträge zur Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der Wappen. München, Juni 1918. 88 S. 8° mit Abbild. J., O., Kaspar Brunners gründlicher Bericht des Büchsengießens vom Jahre 1547: Zeitschr. f. hist. Waffenkunde, Band 7, Heft 12 [Erscheinungsdatum: 15. Jan. 1918], S. 340f. Mit zwei Figuren. Jordan, Prof. D., Erlangen, Eine Selbstbiographie von Gottfried Thomasius vom Jahr 1842. Beiträge z. bayer. Kirchengesch. XXIV. Bd., 4. u. 5. Heft. Erlangen 1918, S. 140—144. kf. Ein Dürer-Bildnis in Schweden! U. a. in d. Bayer. Staatsztg. Nr. 197 v. 25. Aug. 1918, S. 4 [zu einem für die deutsche Kunst­ forschung belangreichen Aufsatz von Olof Granberg im jüngsten Heft der Tidskrift för Konstvetenskap]. Keller, V., Eine altfränkische Kreuzwegstation, Der Pionier. XI., i.u. 2. Heft. Oktober u. November 1918. S. 1 f. Dazu 3 Abbild. (Als Sep.-A. in d. Bibi. d. Germ. Museums.)

124 Kirchenglocken, über die Heroldsberger —.

Gesch. Notizen v. 30. Sept. [1918], unter Hinweis*auf eine Predigt v. Pfr. Griebel, im Fränk. Kurier Nr, 501, Abend-Ausg. v. 1. Okt. 1918, S. 3. Krieger [Fabrikant in Nürnberg], Neue Erklärung der Entstehung von Teufelskrallen, im Anschluß an den Nachweis solcher auf Sand­ stein, die in einer Scheune zu Haimendorf eingemauert sind. Die Fränkische Alb, IV., Nr. 1., Jan. u. Febr. 1918, S. 6. (»Aus dem Vereinsleben«.) Leben, Das — des heiligen Franziskus von Assisi, beschrieben durch den Bruder Thomas de Celano, übersetzt von Ph. Schmidt [zum erstenmal und zwar »mit vorbildlicher Wiedergabe der Sinneseinfalt des Urtextes«]. Einführung von Prof. D. Eberhard Vischer. Mit 26 Holzschnitten aus der 1512 bei Caspar Rosentaler in Nürnberg gedruckten deutschen Ausgabe der Legenda major von Bonaventura. Verl. v. Friedrich Reinhardt in Basel. Leisching, Julius, Valentin Maler von Jglau: Erzherzog Rainer Museum für Kunst und Gewerbe. Mitteilungen. Zeitschr. d. Verbandes Öster. Kunstgewerbemuseen. 1918. Nr. 7/8, S. 45 — 51. Marteil, D., Zum Hersbrucker Hopfenbau in der Zeitschr. f. .angewandte Chemie 1918 Vgl. Bayer. Staatsztg. Nr. 166, 19. Juli 1918, S. 3 u. M. N. N. Nr. 362, Abend-Ausg. 20. Juli 1918, S. 2. (Die ersten Anbauversuche dort sollen in die Zeit von 1720 bis 1730 fallen.) Maußer, Otto, Dr., Privatdozent der Univ. München, Bayerns Kriegs­ not im Volkslied. Das Bayerland, XXX., Nr. 1, 1. Okt.-Heft 1918, S. 18-25. Nürnberg S. 21. (Abbild. S. 22 u. 23). Merkel, Georg, Nürnberg, Pfarrer, Aus alten Tagebuchblättern eines Nürnberger Abgeordneten vor 100 Jahren. [Paul Wolfgang Merkel.] Mitgeteilt von —. Fränk. Kurier Nr. 280, Abend-Ausg. 4. Juni 1918, S. 2 f. Schluß in Nr. 282, Abendbl. 5. Juni 1918, S. 2. Johann, Eine Bauordnung in Nürnberg vor 120 Jahren. Der Grundstein. Herausg. v. Deutsch. Bauarbeiterverbande, Hamburg. 31. Jahrg. 1918, Nr. 9, v. 2. März 1918, S. 50 f. Merz, Walther, Wappenbuch der Stadt Aarau. Verlag von H. R. Sauer­ länder & Co., Aarau 1917, 329 S. 8°. [In der Bibliothek d. Germ. Nationalmuseums unter Sign. HR. 1308 e]. Bringt auf S. 192—195 einen Artikel »Oelhafen« mit Daten z. Gesch. d. Geschlechts zu Zürich, Nördlingen u. Nürnberg nebst einer Wappenabbild, auf S. 194. Mielert, Fritz, Dortmund, Nürnberger Höfe. Mit 9 Aufnahmen v. Verf.: Über Land und Meer. 60. Jahrg. (119. Bd.) Nr. 10, S. 156 f. [MoraschJ, Eugen Morasch f, Schwäb. Chronik, Beil. d. Schwäb. Merkur, Nr. 328, Morgenbl. 16. Juli 1918.

125 Längerer Nachruf auf den Redakteur des Schwäb. Merkurs und Dichter E. M., *J* 15. Juli 1918, einen geborenen Nürnberger. Mummenhoff\ Ernst, Dr., Archivrat und Stadtarchivar, Nürnberg, Die Verwüstung des Nürnberger Gebiets im zweiten Markgrafenkrieg, Nürnbergs wirtschaftlicher Ruin. Das Bayerland, XXX., Nr. 1. 1. Oktober-Heft 1918, S. 25—32. (Illustr.) Auf Nürnb. bezügl. Abbild, finden sich auf den Seiten 22, 23, 24, 26 und 27 dieses Heftes. Mummenhoff, Ernst, Dr., Archivrat, Das Findel- und Waisenhaus zu Nürnberg, orts-, kultur- und wirtschaftsgeschichtlich II (Illustr.) Mitteil. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnb., 22. Heft, Nürnberg 1918, S. 3—146. Bespr.: durch A. Hessenbach in der Liter. Beil. z. Augsburg. Postztg. Nr. 24, 6. Nov. 1918, S. 95. „ Entstehung und Alter des Nürnberger Ratssiegels. [Mit zwei Abbild.] Mitteil. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnb., 22. Heft, Nürnb. 1918, S. 280—292 [zu S. 289 Nachtrag S. 363 f.]. „ Die Mauerkrone über dem Nürnberger Wappen. Mitteil. d. Ver. f, Gesch. d. Stadt Nürnberg, 22. Heft, Nürnb. 1918, S. 292—294. [Dazu Nachtrag im gleichen Hefte, S. 303 f.]. Mfummenhoff], Erntefest in Wöhrd und anderswo i. J. 1817: Mitteil. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnb., 22. Heft, Nürnb. 1918, S. 302—303. Mummenhoff, Die Siegel des älteren »Kgl. Bayerischen Stadtmagistrats Nürnberg« (1806 — 1808). Nachtrag zu S. 292 ff: Mitteil. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnb., 22. Heft, Nürnb. 1918, S. 303—304. Mfummenhoff], Entstehung und Alter des Nürnberger Ratssiegels. Nach­ trag zu S. 289: Mitteil. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnb., 22. Heft, Nürnb. 1918, S, 363—364[Mummenhoffs 70. Geburtstag]. »Archivrat Dr. Mummenhoff«. Beil. d. Fränk. Tagespost Nr. 302 v. 23. Dez. 1918. S. auch unter Graf. Niebour, Dr., Nürnberger Abgeordnete zur Frankfurter Nationalver­ sammlung. Fränk. Kurier Nr. 259, Morg.-Ausg. 24. Mai 1918, S. 3. Nürnberg in der Geschichte: Der Grundstein, Wochenblatt des Deutschen Bauarbeiterverbandes. 31. Jahrg. 1918, Nr. 10 v. 9. März 1918, S. 61. Oertel, Hildegart, Die Ausstellung kunstgewerblicher Norica im Kupferstichkabinet. Randbemerkungen. Fränkischer Kurier, Samst.Abd.-Ausg., 29. Juni 1918, S. 2. Orth, Elisabeth v., Albrecht Dürers Zeichnungen in »Deutsch-Evange­ lisch«, Monatshefte für den gesamten deutschen Protestantismus, 9. Jahrg., Heft 10, Leipzig 1918, Hinrichs. Osterwoche, Die gute — im alten Nürnberg. Nürnbg. Zeitung Nr. 88, v. Sonnt. 31. März 1918, S. 3. Pastor, Willy, Leben Albrecht Dürers. Berlin, Reichsverläg Hermann Kalkhoff, 1918? [wohl erst 1919 erschienen].

126



Pauli, Gustav, Die Dürer-Literatur der letzten drei Jahre. Repertorium

für Kunstwissenschaft, XLI. Band. Neue Folge VI. Bd., Berlin 1918, S. 1—34* [Plattner.] Fränk. Kurier Nr. 557, Abd.-Ausg. 3i.Okt. 1918, S. 3. Preuß, Hans, D. Dr., a. o. Professor an der Universität Erlangen, Lebens­ ideale der Menschheit. 1. Heft: Dürer = Michelangelo — Rembrandt, 81 S., Leipzig 1918, A. Deichertsche Verlagsbuchhdlg.,Werner Scholl. Bespr.: Herrn. Jordan in Beiträge zur bayer. Kirchengeschichte, XXV. Bd., 2. Heft, Erlangen 1919, S. 96. jRast, Rudolf, Dr., Gymnasialprofessor, Nürnberg, Nürnbergs schwerste Zeit. Mit 3 Abbild. Das Bayerland, XXIX., Nr. 14, 1. April-Heft 1918, S. 234—239. Ree, P. J., »Direktor Dr. Theodor Hampe«. Fränk. Kurier 1918, Nr. 164, Sonnt.-Ausg., 31. März 1918, S.3 [zum 25jähr.Dienstjubil.am i.April]. Reiche, Emil, Dr., Nürnberg, Nürnberg und die bayer. Verfassung vor 100 Jahren. Fränk. Kurier Nr. 263, Sonnt.-Ausg., 26.Mai 1918, S. 2—3. Der Zuschauer an der Pegnitz. Ein schlimmer Tag aus dem biedermeierischen Nürnberg. Unterh.-Beilage d. Fränk. Kuriers, 65. Jahrg., Nr. 19, 14. Juli 1918. Rochuskapelle, Etwas von unserer —. Monatsblatt f. d. Pfarrgemeinde Nürnberg-Gostenhof, 2. Jahrg., Nr. 5,.Mai 1918, S. 2—3. Mit Abbildungen. [Römer, Erich], »Ein kostbarer Dürer-Fund« [des Berliner Kunsthistorikers Dr. Erich Römer im Kupferstichkabinett des Niederländischen Reichsmuseums in Amsterdam]. Neue Freie Presse, Wien, Nr. 19207, Abdbl. v. 13. Febr. 1918, S. 1. Von dem Amsterdamer Korrespondenten der genannten Zeitung. Sandberger, Adolf, Prof. Dr., Zur Geschichte der Oper in Nürnberg in der zweiten Hälfte des 17. und zu Anf. des 18. Jahrhdts. Archiv für Musikwissenschaft, hersg. v. d. Fürstlichen Institut für musikwiss. Forschung in Bückeburg. Erster Jahrg., 1. Heft, Okt. 1918, Bückeburg u. Leipzig, Breitkopf & Härtel, S.'84—107. Bespr.: —n im Fränk. Kur. Nr. 542, Abd.-Ausg., 23. Okt. 1918, S. 2 unt. Strich. Scherzer, Hans, Nürnberg, Ins Altdorfer Land. Unterh.-Beil. d. Fränk. Kur. 1918: I. in Nr. 15 v. 16. Juni 1918 zur Sonnt.-Ausg. Nr. 302, S. 5; II. in Nr. 16 (Nr. 315), v. Sonnt., 23. Juni, S. 5; III. (Schluß) in Nr. 17 (Nr. 328), v. Sonnt., 30. Juni, S. $. & [wohl Scherzer, Hans], Ein verschwindendes Alt-Nürnberger Natur­ denkmal [= das sog. Pomeranzenwäldchen am alten Pulver­ magazin zwischen Nürnberg und Mögeldorf]. Fränk. Kur. Nr.397, ' Dienst.-Abd.-Ausg. 6. Aug. 1918, S. 3. Schoener, Georg, Ein Zeitgenosse Luthers, Melanchthons und Dürers (1477—1548). [btt. Johann Schöner.] Archiv für Stamm- u.Wappenkunde, 19. Jahrg., Nr. 1, Juli 1918, S. 9—10.

127 Schornbaum, Pf. D. Dr. in Alfeld, Zur Lebensgeschichte des Nürnberger Geistlichen Blasius Stöckel. Beiträge zur bayer. Kirchengesch., XXIV. Bd., 4. u. 5. Heft, Erl. 1918, S. 163 — 180. Schulz, Fritz Traugott, Das Schlaudersbachische Monument in der Egidienkirche zu Nürnberg. Ein Werk von Albrecht Dürer und Loy Hering? [Mit 1 Taf. u. 1 Abbild, im Text.] Festschrift für Gustav v. Bezold. . . . (Jahrg. 1918 u. 1919 der »Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum«), S. 187—196. .

[Schulz, Fritz Traugott], Nürnbergs Bürgerhäuser und ihre Ausstattung, Lief. 13 o.J. [1918], 40. Schulz, Otto, Professor, Architekt, Baugeschichtliche Merkmale an der St. Lorenzkirche in Nürnberg. Sep.-A. aus der Ztschr. f. Bauwesen, Jahrg. 68, 1918, Heft 7 bis 9 mit 27 Abbild, u. 7 Taf., Berlin 1918, S. 222—254. Dazu weitere Abbild, auf Blatt 16 bis 22 im Atlas. Bespr.: v. Bezold im Anzeiger des German. Nationalmus., Jahrg. 1918, Heft 3 u. 4, Juli —Dez., Nürnberg 1919, S. 20. Schwarz, Karl, Augustin Hirschvogel, ein deutscher Meister der Renaissance, Berlin, Julius Bard, 1917. Bespr.: v. H. Wölfflin in der Kunst für Alle, 33. Jahrg., 1917 bis 1918, S. 444. Secker, Hans F., Beiträge zur Dürerforschung, 1. Dürer und Mantegnas Fresken in Padua: Zeitschr. f. bildende Kunst, 53. Jahrg. (N. F. 29. Jahrg.)/ 1917 —1918, Heft 7, Aprilheft 1918, btr. Dürers italien. Reiseweg, sein Männerbad und Mantegna; 2. Zwei neue Dürerzeichnungen. Mit 5 Abbild. Ztschr. f. bild. Kunst, 53* Jalirgr(N. F. 29. Jahrg), Leipzig 1918, S. 177 —190; 3. Der große Post­ reiter. Mit 11 Abbild. Im gl. Jahrg., S. 255 — 266. Sieghardt, August, Nürnberg-Kufstein, Die Hersbrucker Schweiz. [Mit 6 Abbdgn.]: »Deutschland« IX., Nr. 25 v. 12. Dez. 1918, S. 586—588. Spielzeugschrank, Aus dem—: Welt und Haus. Jhrg. 1918, Heft 7 (Vier­ zehn tags-Ausgabe), S. 9 —11. Mit vielen Abbild. Abbild. S. 9: Ein Nürnberger Puppenhaus aus dem 18. Jahrh.; Text S. 10 über Nürnberger Zinnfiguren; Steckenpferdreiter S. 11. Stahl, Ernst Leopold, Dr. (Heidelberg): Ein vaterländisches Lustspiel des deutschen Humanismus. Jakob Ayrers Wiedergeborener Julius Cäsar: Fränk. Kur. Nr. 438, Abd.-Ausg. v. 28. Aug. 1918, S. 2—3. Stengel, Walter, Nürnberger Messinggerät: Kunst und Kunsthandwerk. Monatsschr. hrsg. v. Österreich. Museum f. Kunst und Industrie, XXI., 1918, Heft 5/7, S. 213—265. Mit 82 Abbild. Sep.-A. Verlag Artaria Wien 1918. Bespr.: Hubert Stierling, Monatshefte für Kunstwissenschaft, XII. 1919, Heft 7, Juli, S. 186 f.

128 Stengel, Die Merkzeichen der Nürnberger Rotschmiede: Festschrift f Gust. v. Bezold, Mitteil, aus dem German. Museum, 1918/19, S. 107 —155 (illustr.). (Sep.-A. Nürnb. 1918). Bespr.: Hubert Stierling, Monatshefte für Kunstwissenschaft, XII. 1919, Heft 7, Juli, S. 187. Sternfeld, Richard, Richard Wagner und Nürnberg. Zum Fünfzigjahrtag der ersten Meistersinger-Aufführung, Fränk. Kur. Nr. 312, Abd.Ausg., 21. Juni 1918, S. 2. Stierling, Hubert, Kleine Beiträge zu Peter Vischer, 3. Zwei unbekannte . Vischer-Werke im Dom zu Meißen. Eine Entgegnung. Mit 3 Abbild, auf einer Tafel. Monatsh. f. Kunstwissenschaft, XI., Heft 1, Januar 1918, S. 17 — 20; 4. Das Rätsel des Sebaldusgrabes. Mit 10 Abbild, auf 7 Taf., Monatsh. f. Kunstwissenschaft, XI., Heft 5, Mai 1918, S. 113—125 ; 4. Das Rätsel des Sebaldusgrabes. Nach­ trag. Monatsh f. Kunstwissenschaft XI., Heft 6, Juni 1918, S. 172 ; 5. Vorbilder, Anregungen, Weiterbildungen. Eine kurze Zusammen­ stellung. Mit 22 Abbild, auf 9 Taf. Monatsh. f. Kunstwissensch., XI., Heft 9/10, Okt.-Sept. [sic !], 1918,8 245 — 268; 6. Das Urbild des Sebaldusgrabes-. Mit 2 Abbild, auf 1 Tafel. Monatsh. f. Kunstw., XI., Heft 11 /12, Nov.-Dez. 1918, S. 341—344. Stoer, Friedrich, Rechtsrat in Nürnberg: Beschreibung der im Eigentum der Stiftung der Familie Stoer und Stier in Nürnberg stehenden Noricasammlung. 1918. Strieder, Jakob, Die süddeutschen Kaufleute und die flandrische Bild­ teppich-Industrie des 15. und 16 Jahrhunderts: Der Beifried, 2. Jahrg., 7. Heft. Januar 1918. S. 302—306. Nürnberg: S. 306, Anm. 16. Stuhlfauth, Georg [D. Dr., Prof, der Theol. an d. Univ. Berlin], Des Heilands Kind. Mit Abbild. Potsdam, Stiftungs-Verlag. 1918? [wohl erst 1919 erschienen]. Btr. Dürer. Thürauf, Ulrich, Gesch. d. öffentlichen Meinung in Ansbach-Bayreuth 1789 —1815. Münchn. Diss. Ansbach 1918. Druck von C. Brügel & Sohn. VIII, 151 S. 8°. Trautmann, Franz, »Alte Nürnberger Sagen« in: Der Wächter, Zeitschr. für alle Zweige der Kultur. Herausgeber und Schriftleiter Prof. Dr. Wilhelm Kosch. Verl. Parcus & Comp., München. 1. Jahrg. 1918. Januar-Heft. U.-B. [Uhde-Bernays], Paul Ree f: Der Cicerone. X. Heft 23/24. Dezember 1918, S. 383. Veth, Dr. j. und Dr. S. Müller [nicht: Müller] über Dürers nieder­ ländische Reise, reich mit Abbild, versehenes Monumental werk. G. Grotesche Verlagsbuchh. in Berlin 1918. Angekündigt: Neue Züricher Ztg. Nr. 1173, Erstes Morgenbl., 6. Sept. 1918.

129 Vetter, Ferdinand, Eine neutrale Winterreise in Frankreich. I. Eine alte Geliebte in Paris: Züricher Post Nr. 107, Morgen-Ausg. v. 5. März 1918, S. 2—4. Berührt u. a. (S. 3) das in Heideloffs Ornamentik des Mittel­ alters,' Heft 24, 1852, Taf. 8, S. 59 abgebildete Schenkgestell. Volbach, W. Fr., Der heilige Georg. Bildliche Darstellung in Süd­ deutschland mit Berücksichtigung der norddeutschen Typen bis zur Renaissance. Mit 35 Abbild, auf acht Tafeln. Studien zur deutsch. Kunstgesch , Heft 199. J. H. Ed. Heitz, Straßburg 1917. Bespr.: v. Mela Escherich in Monatsh. f. Kunstw. XI. Heft 5, Mai 1918, S. 140 h Walcher, R. v. Molthein, Alfred, Schweizer und Nürnberger Zinn. 40. Kunstauktion von Albert Kende. Wien. Mit 23 Tafeln. 1918. 40. Waldmann, E., Albrecht Dürers Stiche und Holzschnitte. Mit 80 Voll­ bildern. 92 S. Leipzig, Insel-Verlag. [Febr. 1918.] ^ Emil, Albrecht Dürers Handzeichnungen. Des Dürer-Buches dritter Teil. Mit 80 Vollbildern. 62 S. Leipzig. Insel-Verlag 1918. Bespr.: Hermann Jordan, Beiträge z. bayer. Kirchengesch. XXV. Bd. 2. Heft. Erlangen 1919, S. 96. Der Kunsthandel. 10. Jahrg., Nr. 11, Nov. 1918, S. 178 f. (ohne Namen des Rezens ] A—s in der Zeitschr. f. Bücherfreunde. 1919/20. Heft 4, Sp. 176 f. der »Kleinen Mitteilungen«. Dr. A. Wurm in der Liter. Beil. z. Augsb. Postztg. Nr. 18 v. з. Sept. 1919, S. 70* Wappenbuch, Ein kostbares —, (Dilherr), Nürnb. Ztg. v. 8. April 1918, S. 6 и. Fränk. Kurier Nr. 191, Dienst.-Morgen-Ausg. 16. April 1918, S. 3. Wätzoldt, Prof. Dr., Halle, Die Weltanschauung Dürers in ihrem Ver­ hältnis zur Renaissance und Reformation. Vortrag im Kunst­ gewerbemuseum zu Berlin am 13. Jan. ,1918. Vgl. — ob — in der Voss. Ztg. Nr. 26, Morg.-Ausg. 15. Jan. 1918, S. 2f. Weindler, Max Friedrich Leonhard, Schwabachs Nadelindustrie. Eine volkswirtschaftl. Studie u. ein Beitrag zu ihrer Geschichte. Erlanger Diss. 1917. 8°. (199 S.). Welser, Ludwig Frhr. v., Die Welser. Des Freiljerrn Johann Michael v. Welser Nachrichten über die Familie für den Druck bearbeitet. 2 Bde. Siehe unter späteren Nachträgen z. J. 1917. Westheim, Paul, Holzschnitt und Monumentalkunst in: Das Kunstblatt (Verlag Gustav Kiepenheuer, Weimar). 1918. Heft 2, Februar. Mit Wiedergabe von Dürerschen Holzschnitten auf S. 46 u. 47. Wiederherstellung, Die — der Lorenzkirche im Jahre 1917. Kurier Nr. 4, Abend-Ausg. 3. Jan. 1918, Seite 3. 9

Fränk.

130 Wölfflin, Heinrich, Dürer und die Basler Holzschnitte. [Dürers »Doppel­

gänger«.] Vortrag in der kunstwissenschaftlichen Gesellschaft in München, Sitzung am 6. Mai 1918. Kunstchronik 1917/1918. Nr. 34 v. 7. Juni 1918, Sp. 365 f. S. a. Dürers Doppelgänger in Basel. Referat v. K. F. zu dems. Vortrage im Unterhalt.-Bl. der Täglichen Rundschau, Berlin, Nr. 131 v. 8. Juni 1918. „ über Dürer und die Malerei seines Jahrhunderts (Dürer und die deutsche Kunst): Nürnb. Ztg. Nr. 273 v. 4. Okt. 1918, S. 3 und G. im Frank. Kurier Nr. 510, Sonnt.-Ausg. v. 6. Okt. 1918, S. 5. K B. zum gleichen Vortrag Wölfflins in den M. N. N. Nr. 503* Morgen-Ausg. 5. Oktober 1918, S. 2. „ Vortrag über Dürers Apokalypse (in München gehalten), Referat gez. R. in M. N. N. Nr. 554, Morgen-Ausg. 2. Nov. 1918, S. 2. „ Die Kunst Albrecht Dürers. 3. Aufl. Bruckmann, München. (Vorwort im Spätherbst 1918 geschrieben.) Wolter, Franz, Kunstmaler, München. Meister der schwäbischen Plastik des 15. u. 16. Jahrh. Mit 3 Bildern. Das Bayerland. XXIX, Nr.12, 1. März-Heft 1918, S. 180—182. Hier S. 181 Abb.: »Ulrich Wolffartzhauser: Hl. Christophorus zu St. Sebald in Nürnberg*.

Weitere Nachweise von Besprechungen bereits verzeichneter Schriften: Beckh, Max, Die Nürnberger echte und leonische Gold- und Silber­

drahtindustrie, München 1917: 1 G. Aubin in den Jahrb. f. Nationalökonomie u. Statistik LVI/4. Dauny Berthold, Veit Stoß und seine Schule. 2. Aufl. Leipzig 1916: Kaemmerer in den Monatsheften f. Kunstwiss. XI., Heft 0>> Juni 1918, S. 176. Drecker, Ein Instrument, eine Karte und eine Schrift des Nürnberger Kartographen und Kompastmachers Erhard Etzlaub, 1917: H. Thorade in der Zeitschr. der Gesellsch. f. Erdkunde zu Berlin 1917, Nr. 9/10, S. 581 f. Eberstadt, Rud., Ursprung des Zunftwesens und der älteren Handwerker­ verbände des Mittelalters. 2. Aufl. München und Leipzig 1915: G. v. Below im Literar. Zentralblatt 1916, Nr. 6 Sp. 157 f. und in den Jahrb. f. Nationalök. u. Statistik 106, 292 — 296. Koehne in den Mitteilungen aus der histor. Lit. N. F. 4, 155—160. Fehr in der Zeitschr. der Savigny-Stiftg. 37, Germanist.-Abt., S. 646—649. Gradmann, Gertrud, Die Monumentalwerke der Bildhauerfamilie Kern. Straßburg 1917: Paul F. Schmidt in den Monatsheften f. Kunstwiss. XI., Heft 5, Mai 1918, S. 139 f.

131 Haack, Friedrich, Funde und Vermutungen zu Dürer und zur Plastik seiner Zeit. Erlangen 1916: Sascha Schwabacher in den Monatsh. f. Kunstwiss. XI., Heft 8, August 1918, S. 241 f. Hans W. Singer in der Deutsch. LiteraturZtg. 1918, Nr. 47, 30. Nov. 1918, Sp. 979 f. Habich, Georg, Die deutschen Medailleure des XVI. Jahrh. Halle a. S 1916: P. J. Meier, Braunschweig, im Repertorium f. Kunstwiss. XL. Bd. N. F. V. Bd., Heft 5/6, Berlin 1917, & 285 f. Hampe, Th., Beiträge z. Gesch. des Buch- u. Kunsthandels in Nürnberg. 1912/14:

Karl Schottenloher im Zentralbl.f. Bibliothekw. XXXII. 1915, S.399 f. Herold, Max, Die St. Johanniskirche in Nürnberg. Erlangen 1917: P. J. Ree in der Kunstchronik 1917/1918, Nr. 26, Sp. 287 f. Schornbaum in den Beiträgen zur bayer. Kirchengesch. XXV. Bd., 3. Heft, Erlangen 1919, S. 141 f. Herrmann, Max; Forschungen zur deutschen Theatergeschichte des Mittelalters und der Renaissance. Berlin 1914: Wolfgang Stammler (Hannover) in Mitteil, aus der histor. Lit., Neue Folge 5. Bd. 1917, S. 269 f. Hoffmann, Friedrich Wilhelm, usw., Die Sebalduskirche in Nürnberg. Wien 1912: Friedrich H. Hofmann, München, in den M. N. N. Nr. 664 vom 30. Dez. 1912, S. 3. Lehmann, Paul, Mittelalterliche Handschriften des K. B. Nationalmuseums zu München. Ebenda 1916: Schornbaum in den Beitr. z. bayer. Kirchengesch. XXV. Bd., 3. Heft, Erlangen 1919, S. 140 f. Loßnitzer, Max, Veit Stoß, Die Herkunft seiner Kunst, seine Werke u. sein Leben, Leipzig 1912: Ph. M. Halm in der München-Augsburger Abendztg., Nr. 84 v. 27. März 1913, S. 5. Mitius, Otto, Dürers »Kirchdorf« [= Heroldsberg], 1913: kf, Eine neuentdeckte Dürerstätte: Münch.-Augsb. Abdztg. Nr. 157 v. 9- Juni 1913, S. 7 — 3. Möllenberg, Walter, Urkundenbuch zur Gesch. des Mansfelder Saiger­ handels im 16. Jahrh. . . . Halle a. S. 1915: Ernst Devrient, Jena, in der Zeitschr. des Ver. f. Thüringische Gesch., 23. Bd., Heft 2, Jena 1918, S. 542—545. Mummenhoff, Ernst, Altnürnberg in Krieg und Kriegsnot I (1916) und II (1917): Dr. Paul Ruf im Bayerland, XXIX. Nr. 13, 2. März-Heft 1918, S. 223 f. Oldenbourg, Friedrich, Die Endter, Leipzig 1911: Siegfried Neumann im Sammler (M.-Augsb. Abendztg.), 1912, Nr. 37, S. .3 5. 0

132 Römer, Erich, Materialien zur Dürerforschung.

Berlin 1917: Neue Freie Presse, Wien, Nr. 19207, Abendbl. 13. Febr. 1918, S. 1 (»Ein kostbarer Dürer-Fund«). Sachs, Carl L., Das Nürnberger Bauamt, Würzburg 1915 : Grupp (Maihingen) im Histor. Jahrb. der Görres-Ges. 39. Bd., 1. u. 2. Heft, München 1919, S. 361. Sauermann, H. M., Die got. Bildnerei und Tafelmalerei in der Dorf­ kirche zu Kalchreuth, Erlangen 1911: C. Gebhardt in den Monatsh. f. Kunstwiss. V. Jahrg. 1912, S. 70 f. Scholler, Ernst, Der Reichsstadt Nürnberg Geld und Münzwesen in älterer und neuerer Zeit. Nürnberg 1916: A. Luschin von Ebengreuth in der Numismat. Zeitschr. N. F. 10. Bd., Heft 3, Wien 1917, S. 177—181. Schulz, Fritz Traugott, Die Pfarrkirche zu St. Aegidien in Nürnberg. Berlin 1917: E. G , Ein Buch über die Aegidienkirche. Frank. Kurier Nr. 128, Abend-Ausg. vom ti. März 1918 unt. Strich. Schulze, Friedrich, Die ersten deutschen Eisenbahnen Nürnberg-Fürth und Leipzig-Dresden. Leipzig 1917: W. Hoppe, Berlin-Friedenau, in: Neues Archiv f. Sächs. Gesch. und Altertumskunde 39. Bd., Dresden 1918, S. 436. Schwarz, Karl, Augustin Hirschvogel. Berlin 1917: Max J. Friedländer in der Kunstchronik, N. F. XXIX. 1917/18, Nr. 18, 8. Febr. 1918, Sp. 199 f. G. J. Kern in den Monatsheften f. Kunstwissensch. XI., Heft 5, Mai 1918, S. 141 f. Sperl, Friedrich, Das Kloster Heilsbronn die Ahnengruft des Kaiser­ hauses. Ansbach 1917: G. Bossert (Stuttgart) in den Beitr. zur bayer. Kirchengesch. XXIV. Bd. 4. u. 5. Heft, Erlangen 1918, S. 180—186. Stern, Dorothea, Der Nürnberger Bildhauer Adam Kraft. Straßburg 1916: Anonymus im Lit. Zentralbl. 1918, Nr. 30, Sp. 605 f. Wapler, Paul, Johannes von Hofmann. Leipzig 1914: Bachmann in den Beitr. z.lbayer. Kirchengesch. 21. Bd. 1915, S. 42 - 44. Merkle in der Theol. Revue 17 (1915), Nr. 9/10. (In der Anm. zu Wapler, Mitt. d. Ver. f. Gesch. d. Stadt Nürnberg 22, S. 355 ist natürlich statt Wapler Hofmann zu lesen.) Waetzold, Wilhelm, Dürers Befestigungslehre. Berlin 1917: M. Friedländer in der Kunstchronik 1917/18, Nr. 14. Fritz Hoeber in den Monatsheften f. Kunstwissensch. XII., Heft 4, April 1919, S. 110—iii. Kunst für Alle, XXXIII., 1917 — 1918, S. 295. J. Stübben, Dr.-Ing., Albrecht Dürer als Städtebauer, Zentralbl. der Bau­ verwaltung XXXVIII., Nr. 17, 23. Febr. 1918, S. 80 f. Mit »Albrecht Dürers Plan einer Idealstadt. 1527«,

133

Zweiter Nachtrag zu den Jahren 1911—1917. (Vgl. Nachtrag auf S, 358—363 des vorigen Heftes). Aus vergangenen Tagen, Leipziger Tgbl. Nr. 311, Abd.-Ausg., 20. Juni 1912, S. 2 unterm Strich: Ausz. aus Briefen eines »Leipziger hochangesehenen Herrn« 1836 (Rheinreise mit Heimfahrt über Heilbronn-Nürnberg), 24. Juni Fahrt auf der Eisenbahn nach Fürth. Einkehr im »Jammertal«. Baldass, Ludwig von —, Der angebliche Anteil des Veit Stoß an den Erzfiguren des Innsbrucker Grabmals. Eine Besichtigung. Reper­ torium für Kunstwissenschaft, Bd. XL. Neue Folge, V. Bd., Heft 5/6. Berlin 1917, S. 250—252. Baum, Friedrich, Der Kruzifixus über dem Speisaltar der Schwabacher Stadtkirche. Eine kunstkritische Untersuchung. Programm des Progymnasiums Schwabach. Ebenda, G. Hensolfsche Buch­ druckerei, 1910, 8°. Beets, Nicolaas, Zu Albrecht Dürer, Zeitschr. für bildende Kunst, N. F. XXIV. Leipzig 1913, S. 89—93. (Illustr.) I. Der Richter. Eine frühe Zeichnung, S. 89—92; II. Dürers Kupferstich, »Der Spaziergang« und die Zeichnung »Die Freuden der Welt« S. 92 u. 93Beiträge zur Geschichte der Renaissance und Reformation Joseph Schlecht zurri sechzigsten Geburtstag. Druckerei/Verlag Dr. F. P. Datterer & Cie. Arthur Selber, Freising, 1917. Herausg.: Ludw. FischerNeuburg a. D., XXI., 426 S. Zahlr. Nachweise zu Nürnberg im Ortsverzeichnis auf S. 425. Benziger, C., Ein unbekanntes Blatt des Meisters der Nürnberger Passion, Monatsh f. Kunstwissensch. V. 1912, S. 480 u. 481. B[erger], E., Albrecht Dürers »eigene« Malweise. Münch, kunsttechn. Blätter, München 1915, S. 1 u. 2. Bezold, Gustav v. — und Friedr. v. Thiersch, Bericht zu dem Erweite­ rungsprojekt für das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg vom Mai 1913, 2 °. Blanckmeister, Franz, Pastorenbilder aus dem alten Dresden. Dresden, Verlag des Vereins für Geschichte Dresdens, 1917, VII, 200 S. S. 32 Seinecker (Schellenecker) 1530 in Hersbr. geb.; S. 57 Jakob Weller von Molßdorf in Nürnberg. Braun, Paul, Die Hauptverkehrswege über den Franken- und Thüringer­ wald und ihre Bedeutung für den innerdeutschen Verkehr im Mittelalter und [in der] Neuzeit. Thüringisch-sächsische Zeitschr. f. Gesch. u. Kunst., IV.Bd., II. Heft, Halle a. d.S. 1914, S. 149—172. Buchbrunn, Georg von —, Um den Hut des Schulmeisters von Poppen­ reuth. Eine Gesch. aus d. guten alten Zeit. Der Sammler, Belletr. Unterhaltbeil. z. München-Augsburg. Abdztg., 1912, Nr. 138—142.

134 Bücher, Das städt. Beamtentum im Mittelalter. Vortrag.

Leipzig 1915, Teubner, 22 S. 8° (Vorträge der Gehestiftung, Bd. VII., Heft 1). Bespr.: Friedr. Bothe in der Deutsch. Lit.-Zeitg., 1915, Nr. 36, Sp. 1854 — 1856. Christ, Karl (Ziegelhausen bei Heidelberg), Der Name Nürnberg. Neue Badische Landesztg., Mannheim, Nr. 442, Morg.-Ausg., 2. Blatt v. 22. Sept. 1912. Unterm Strich, [unter Bezugnahme auf die Aus­ führungen Mummenhoffs und August Gebhardts im Fränk. Kurier.] Clauß, H., Herrnhuter Brüder in Schwabach und Umgebung. Ein Beitrag zur G. d. Pietismus in Franken. Beiträge zur bayer. Kirchengeschichte, 21. 1915, S. 101 —108. David, Harry, Dürers Simsonholzschnitt (B. 2) und Israel von Meckenem. Monatshefte f. Kunstwiss., V. 1912, S. 129 —131. Dehio, Georg, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. 2. Aufl. Berlin, E. Wasmuth, 1914, kl. 8°, 1. Bd.: Mitteldeutschland. Denkmalpflegekurs des Kgl. Generalkonservatoriums am 7. u. 8. Mai in Nürnberg (St. Sebald). Fränk. Kurier Nr. 234, Vorm.-Ausg. v. 8. Mai 1912, S. 12. Diptmar, Hans, Studienrat, Nürnberg, Albrecht Dürers Heimatkunst. Schauen und Schaffen. Zeitschr. d. Vereins Deutsch. Zeichenlehrer, Jahrg. XXXXIV, 2 Septemberheft, 1917/18. Kommissionsverlag A. Pockwitz Nachf. Karl Krause, Stade, S. 277—283. Vgl. Fränk. Kurier v. 22., 24., 27. Mai 1917 (Unterhaltsbl. Nr. 61, 62, 63). Dürer, A., Briefe in 250 Abdrucken. Herausg. v. A. E. Brinckmann u. Ernst Birkner, Aachen, 1911, 2 °. Eberle, H. H., Beiträge z. Gesch. der Bestellung der städt. Organe des deutsch. Mittelalters. 1. Ratskollegium b. z. Zeit der Zunftkämpfe, Freiburg, Dissert. u. Gymn.-Programm 1914, 134 S. Eherstadt, Rud., Prof. Dr., Die sogenannten Teufelskrallen an alten Bauwerken. Korrespondenzblatt d. Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine. 64. Jahrg., 1916, Sp. 286—293, mit Abbild. S. 290. Bespr. v. Mummenhofif u. Heerwagen in der Vereinssitzung v. 18. Januar, Jahresbericht d. V. f. G. d. St. Nbg. über d. 40. Vereins­ jahr 1917 (Nürnberg 1918), S. 9—11. Eder, Josef Maria, Johann Heinrich Schulze. Der Lebenslauf des Er­ finders des ersten photographischen Verfahrens und des Begründers der Geschichte der Medizin. Halle, W. Knapp, 1917. J. H. Schulze war von 1720 bis 1732 Prof, der Medizin an d. Univ. Altdoif. Egg, Wilh., K. Gymnasialprofessor, Bilderbetrachtung als Anleitung zu künstlerischem Sehen. Beilage zum Jahresbericht des Kgl. Alten Gymnasiums zu Regensburg über das Schuljahr 1916/17. Druck von J. & K. Mayr in Stadtamhof, [1917], 94 S. 8°.

135 Unter den besprochenen Werken, solche von Dürer (S. 63, 72 ff, 74, 86) und Vischer (38), Titelbild: • Peter Vischer, TucherGrabmal im Regensburger Dom. (Nach einer photographischen Aufnahme.) Ehlers, Ernst (Göttingen), Ephrussis »Etüde de fleurs« von Dürer. Mit 1 Abbild.: Repertorium für Kunstwissensch., XL. Bd. Neue Folge V. Bd., Heft 5/6. Berlin 1917, S. 252—254. (Engelhardt, Stadtpfarrer), Die Anfänge der Reformation in Nürnberg. (Auszug aus der 1917 erschienenen Schrift: »Die Ref. in Nürnb.«). Unterhaltungs-Beilage des Fränk. Kuriers. 64. Jahrg., Nr. 85 u. 86 v. 17. und 19. Juli 1917 [zu den Nrn. 360 u. 364, Abend-Ausgaben des 17. und 19. Juli 1917 des Hauptblattes]. Ettinger, P., Über die Abstammung des Veit Stoß: Monatshefte f. Kunst­ wissensch. V. 1912, S. 323—325. [Faust. — Ohne Autornamen]. Über Faust-Aufführungen im alten Nürnberg: Fränk. Kurier v. 3. Dez. 1912, Nr. 620, S. 10. FederSchmidt, Medizinalrat Dr., Nürnberg, Nürnbergs Straßenverhältnisse vom Mittelalter bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit. Eine kulturhistorische Betrachtung. Sonderabdruck aus Öffentliche Ge­ sundheitspflege. 1917, Heft 12. Druck u. Verlag v. Friedr. Vieweg & Sohn in Braunschw. 1917. 8°. S. 641—654. Mit 2 Abbild. Festspieldichter, Ein fränkischer —, [Über Franz Dittmar]. Münchner Neueste Nachr. Nr. 396, Vorabendbl. v. 6. Aug. 1912, unt. Strich. Feuerbach, Henriette, Ihr Leben in ihren Briefen. Herausg. von Her­ mann Uhde-Bernays. 1912. Meyer & Jessen, Berlin-Wien. 490 S. 8°. Mit Bildnis. Briefe aus Nürnberg S. 308—354. Fischer, Joseph, S, J., Dr. Hieronymus Münzer und die Feldkircher silberne Monstranz aus dem Jahre 1506, Sep.-A. aus der Vierteljahrsschr. f. Gesch. u. Landeskunde Vorarlbergs, I (1917), S. 1—6. Vgl. S. Jenny in Mitteil. d. Zentralkommission f. Kunst u Histor. Denkm. Wien 1885, S. LXVI, Nr. 88, sowie Dr. Ulmer, Die silberne Monstranz, im Feldkircher Anzeiger, Mai u. Juni 1918, Nr. 22 ff. Flügelaltar, Ein geretteter gotischer — Frankens [in der Dorfkirche von Puschendorf]: Nordbayer. Ztg. Nr. 129 v. 5. Juni 1913» S. 3. Glaser, Curt, Zwei Jahrhunderte deutscher Malerei. Von den Anfängen der deutschen Tafelmalerei im ausgehenden 14. bis zu ihrer Blüte im beginnenden 16. Jahrbr. VII, 317 S. mit 250 Abbild. Lex. 8°. München, F. Bruckmann, 1916. Bespr.: Schmid im Repert. f. Kunstw. XLI. Bd. (N. F. VI. Bd.), Heft 3—5. Bjerlin 1919. S. 206—213. „ Friedrich [F. G.], Nürnberger Skizzen: Aus den Kinderjahren des Adreßbuches. General-Anzeiger u. Korrespondent, Nürnb., Nr. 241 v. 12. Okt. 1912, S. 33.

136 Glasschröder, Frz. X., Dr., K. Reichsarchivrat, Originalsiegelstöcke

ehemaliger bayerischer Klöster u. Kollegiatstifte im K. b. allge­ meinen Reichsarchiv: Archivalische Zeitschrift N. F. XX. Bd. München 1914, S. 157—210 (Gnadenberg 202, Heilsbronn 205) 11.3.Folge. I. Bd. München 1915, S. 103—187. (Nürnb.: AugustinerEremiten 130, Klarissen 130, Benediktinerabtei der Schotten zu St. Egidien 130, Priesterkollegium an der Marienkapelle 131. — Pillenreuth 133, Weißenohe 174—177). Gümbel, Albert, Veit Stoß ein Schlesier? Fränk. Kurier Nr. 408, SonntagAusg. 11. Aug. 1912, S. 5. Habich, Georg, Ein Brunnen von Pankraz Labenwolf in München. Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst X. Bd.' 1916— 1917,. Heft 3, S. 217 — 222. Mit 3 Abbild. Hampe,[»Th. H.«], Stoßseufzer eines Nürnberger Kunstjüngers des 15. Jahrh. [Mauerinschriften 1488 imErdgeschoö des Hauses Winklerstraße 17]: Fränk. Kurier Nr. 392, Freit.-Abend-Ausg. v. 2. Aug. 1912, S. 7. Derselbe zur gl. Sache: Fränk. Kurier Nr. 399, Abend-Ausg. 6. Aug. 1912, S. 3: nicht 1488, sondern 1458. „ Die deutschen Medailleure des 16. Jahrh.: Kunstchronik N. F. 29. Jahrg. 1917/18, Nr. 12, Sp. 121 —123. Bespr. des Buches von Habich (1916) mit gl. Titel. Haendcke, Berthold, Dürers Selbstbildnisse und »konstruierte Figuren«. Ebenda 185—189. Hessel, Friedrich, Die Zinnblechhandels-Gesellschaft in Amberg. Verh. d. Hist. Ver. v. Oberpfalz 66, Regensb. 1916, S. 1 —104. Vorher als Erlanger Diss. (105 S., 8°), 1915 erschienen. Hoffmann, F. W., Die Nürnberger Kirchen in: Die Baukunst, Herausg. v. B. Borrmann u. R. Graul, II. Ser., Heft 12. Hofmann, Georg, Dr. (Bamberg), Deutsche Ordensregel der Dominikane­ rinnen, 1434 zu Nürnberg geschrieben. Historisches Jahrbuch [der Görres-Gesellschaft], 38. Bd., 4. Heft. München 1917, S. 867 f. Höhn, H., Eine Ausstellung von neueren Kunstwerken aus Nürnberger Privatbesitz. [Enthielt nahezu 400 Gemälde, graphische Arbeiten u. Skulpturen vom Ende des 18. u. aus dem 19. Jahrh.] Frankf. Ztg., 56. Jahrg. 1912, Montag, den 15. April, erstes Morgenbl. Höhn, H., über die gleiche Ausstellung: Kunstchronik. Neue Folge, XXIII. Jahrg., Nr. 23. [12. April 1912.] Hörmann, Konrad, Grabungsberichte der Anthropologischen Sektion mit Grundrissen, Querschnitten u. Tafeln: Abhandlungen d. Naturhistor. Gesellsch. zu Nürnb. XXI. Bd., 2. Heft, Nürnb. 1917, S. 13-73, Taf. V—XXVIII. Huemer, Blasius, Verzeichnis der deutschen Cisterzienserinnenklöster: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens N. F. 6. (1916), S. 1-47.

137 Kühnermann, W., Nürnberg, Die Kapellenruine zu Arzlohe. Bayerischer Heimatschutz Jahrg. 12 (1914)^ Heft 2, S. 27—29. [Mit 1 Abbild.} kf. Dürers Bilder vom Walroß, Wiesent und Elentier: Frank. Kurier Nr. 646, Dienst.-Abd.-Ausg. 17. Dez. 1912, S. 8. Katalog der Bibliothek des Freiherrn Emil Marschalk von Ostheim in der K. Bibliothek Bamberg I., II. u. III. Abteilung (3 Bde.) Bamberg, 1912. 8°. Die Sammlung enthält sehr viele Norica. Knauer, E. H., Dr., Der Bergbau zu Amberg in der Oberpfalz. Ein Beitrag zur vaterländischen Wirtschaftsgeschichte nach archivalischen und amtlichen Quellen. Mitteil, aus dem Stadtarchiv Amberg. Im Aufträge der städt. Kollegien herausg. vom Stadt­ archivar Dr. J. Frz. Knöpfler. II. Heft. Amberg. Kommissions­ verlag der Fr. Pustetschen Buchh. (Hans Mayr) 1913. 77 S. 8°. Knöpfler, Stadtarchivar, Die Bürgerbücher im Stadtarchiv zu Amberg i. 0.r Deutsche Geschichtsblätter 18. Band, 10./12. Heft, Okt./Dez. 1917, S. 268—272. Koch, Ernst, Meiningen, Das Pößnecker Vesperbild im Germanischen Museum zu Nürnberg. Mit 1 Tafel. Zeitschr. d. Ver. f. Thü­ ringische Gesch. u. Altertumskunde. Neue Folge 23. Bd., Heft 1. Jena 1916. S. 155—164. Kolbmann, Georg, Brände in Tannroda und Gräfenthal nach Akten des Kgl. Kreisarchivs in Nürnberg: Zeitschr. d. Ver. f. Thüringische Gesch. u. Altertumskunde. N. F. 21, S. 1. Kothe, J., Über Näpfchen und Rillen an alten Bauwerken (zum Thema »Teufelskrallen«). Korrespondenzbl. des Gesamtvereins der deutsch. Geschichts- u. Altertumsvereine 65. Jahrg. 1917? Nr. 3/4, Sp. 112 f. Kramer, Johannes, Metallene Grabplatten in Sachsen vom Ende des 14. bis in den Anfang des 16. Jahrh. (ca. 1390 bis ca. 1510). Halle’sche Dissertation 1912. 79 S. (Zu Peter Vischer.) Bespr.: Hubert Stierling in den Monatsh. f. Kunstwissensch. XI., Heft 11/12. Nov.-Dez. 1918, S. 345—348. Landau, Paul, Dr., Die Geschichte des deutschen Männergesanges. Zum Sängerfest in Nürnberg. Der Sammler. Belletr. Beil, zur Augsb. Abendztg. 81. Jahrg., Nr. 85 v. 16. Juli 1912, S. 2—4. Leitschuh, Prof. Dr., Ein Schnitzaltar des Hans Pleydenwurff in Weiden (bei Weismain, Oberfranken)? M. N. N. Nr. 400, Vorabendbl. 13. Aug. 1912, S. 3. Mahnt zur Vorsicht. Kaum Identität mit dem Nürnb. Maler Hans Pleydenwurff!. Hinweis auf eine Bamberger Künstlerfamilie gleichen Namens. „ Fr. Fr., Peter Flötner, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler (Thieme-Becker), T2. Bd. Leipzig 1916, S. 108—115.

138 Lexikon, Allgemeines — der bildenden Künstler von der Antike bis zur

Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Herausg. von Ulrich Thieme. Leipzig, E. A. Seemann. Lex.-8 °. 12. Bd. Leipzig 1916. Leyst, Ch., Nüremberch um 1522. Vieraktiges Schauspiel von Ch. Leyst (Uraufführung im Deutschen Schauspielhause in Hamburg.) U. a. auch Willib. Pirkheimer und Albrecht Dürer hereingezogen! Loßnitzer, Dr. Max, Die Frühwerke des Veit Stoß und ihre Beziehungen zur oberdeutschen Kunst des 15. Jahrhdts. Verlag von Julius Zeitler in Leipzig [1912]. Lübbe, Axel, Deutsches Antlitz. Gedichte zu Bildnissen Albrecht Dürers. Leipzig, Erich Matthes. [Nov. 1917.] —M.—, Alte Häuser und moderne Ladeneinbauten in Nürnberg und unseren Kleinstädten. Nordbayer. Ztg. Nr. 252, 25. Okt. 1912, S. 5. Mr.j G., Die Ebner von Eschenbach. Noch ein Beitrag zur Familien­ geschichte. Die Fränkische Alb IILJahrg., Nr. 4, Juli u. August 1917, S. 32. Meder', Joseph, Neue Beiträge zur Dürerforschung. Mit 2 Tafeln und 38 Textabbild. Jahrb. der Kunsthist. Sammlgn. des Ah. Kaiser­ hauses Bd. XXX, Heft 4, Wien und Leipzig 1912, S. 183—227. Medicus, Oberst a. D., Bayerns Anteil am Herbstfeldzug 1813. Altbayer. Monatsschrift Jahrg. 12. 1913/14, S. 97 —107. Merkel, Franz Rudolf, Dr. [Pfr. in Gustenfelden], Der Naturphilosoph Gotth. Heinr. Schubert u. die deutsche Romantik. C. H. Becksche Verlagsbuchhandl. Oskar Beck. München 1913. VII, 151 S. 8°. »Schubert in Nürnberg« S. 53—66. Meyer, Julius, Dr., Hundert Jahre Kaspar Hauser. Der Sammler 1912, Nr. 52, S. 6—8; Nr. 53, S. 4—6. Mielert, Fritz, Nürnberger Tand. Mit 8 Aufnahmen des Verfassers. Vom Fels zum Meer. 36. Jahrg., Heft 26, S. 943—946. Minges, Parthenius, Johannes Link, Franziskanerprediger (f 1545). Beiträge zur Gesch. der Renaissance und Reformation Joseph Schlecht zum sechzigsten Geburtstag. Druckerei/Verlag Dr. F. P. Datterer & Cie. Arthur Selber. Freising 1917, S. 248—255. Johannes Link war zu Nürnberg geboren. Vgl. S. 249. Mölleriberg, Walter, Das Mansfeldische Bergrecht und seine Geschichte 1914. Forschungen zur Geschichte des Harzgebietes, herausg. vom Harzverein für Geschichts- und Altertumskunde 3. Bd. Müller, Gustav Adolf [»G. A. M.«], Alte Steinkreuze im Nürnberger Land. Nordbayen Ztg. Nr. 158 vom 8. Juli 1912, S. 4. [Müller, Gustav Adolf], Schlendertage in Mittelfranken. Ein Dutzend »Briefe aus dem Engeren«. Nordbayer. Ztg. 1912. (Dorfkirchen. Vorra: Nr. 255 vom 29. Okt. 1912.)

139 Müller, Johannes, Reichsstädtische Politik in den letzten Zeiten der Union. Mitteil, des Instituts für Österreich. Geschichtsforsch. XXXIII. Bd. 1912. I. Teil im 3., II. Teil im 4. Heft, S. 483—514 u. S. 633—680. Müllerklein, Curt (aus München), Untersuchung des Deutschen Raum­ gefühls auf grund ausgewählter Architekturbilder Albrecht Dürers. Leipziger Dissert. Würzburg 1912. 119 S. 8°. na, Alte Nürnberger Brünnlein. Nordbayer. Ztg. Nr. 231 vom 1. Okt. 1912. (Beh. die Gesch. des Hauses Theresienstr. 7.) Neumann, Sigmund, Eine Nürnberger Buchhändlerfamilie. Der Sammler. Belletr. Beil. z. Augsb. Abendztg. Nr. 37, 26. März 1912, S. 3 — 5. [Zu Oldenbourg, Friedr., Die Endter. Eine Nürnb. Buchhändler­ familie. Monographische Studie. München u. Berlin, Verlag von R. Oldenbourg.] Nürnberg, Ein Rundgang in 150 Bildern.

Gerlach & Wiedling, Wien.

Nüzel, Friedrich, Über die Aufnahme von Mitgliedern mehrerer Nürn­ berger Patrizier-Familien während der Pest in Nürnberg 1562 durch den Rat zu Nördlingen in: Historischer Verein für Nördlingen u. Umgebung. L Jahrb. 1912, Nördlingen 1912, C. H. Beck. Peltzer, R. A., Johann Gregor von der Schardt (Jan de Zar) aus Nymwegen, ein Bildhauer der Spätrenaissance. Münchner Jahrb. der bildenden Kunst X. Band 1916—1917, Heft 3, S. 198-216. (Illustr.) Büsten des Kunstliebhabers und Dürer-Sammlers Willibald Imhoff (1519—1580) und seiner Ehefrau. Pfandl, Ludwig, Spanische Kultur im Lichte eines Nürnberger Reise­ berichtes a\is d. Jahre 1495 Ludwig Pfandl, Beiträge zur spani­ schen und provenzalischen Literatur- und Kulturgeschichte des Mittelalters. Wissensch. Beilage zum Jahresbericht der K. B. Kreisoberrealschule Bayreuth, Ostern 1915, 58 S., 8°. II. Teil, [btr. das lateinische Reisetagebuch (»Itinerarium«) des Nürnberger Arztes Hieronymus Münzer oder Monetarius de Feltkirchen a. d. letzten Jahrzehnt des 15. Jhrhdts., Hs. der Hof- und Staats­ bibliothek zu München. Vgl. O. Glöde (Doberan i. Meckl.) im Literaturblatt f. germanische u. romanische Philologie, 1918, Sp.331 f. Pritzl, Joseph, H elf kam, Das letzte Zeiteigericht zu Feucht am 1. Sept. 1779. Her Sammler, Beilage z. Münch.-Augsb. Abd-Ztg., 81. Jahrg., 1912, Nr. 92 v. 1. August 1912, S. 2 —4. Ree, Velhagen & Klasings Volksbücher Nr. 61, Nürnberg. Von Dr. Paul Joh. Ree. Mit 27 Abbild, u. einem färb. Umschlagbild. „ Paul, Das Sebaldusgrab in Nürnberg (Ausf. Bericht über seinen Vortrag). Nordbayer. Zeitung Nr. 250, 25. Okt. 1912. Römer, Erich, Materialien zur Dürerforschung. Mit 2 Abbild. Repert. für Kunstwissenschaft, Bd. XL. Neue Folge, V. Bd., Heft 5/6. Berlin 1917, S. 219—231.

140 Schüller, Hans Otto, Der Tübinger Universitätsmaler Christoph Friedr. Dörr (1782—1841). Schwäb. Chronik (Sonnt.-Beil. d. Schwäb. Merkurs) Nr. 444, 21. Sept. 1912. In Anm. 4 über C= J. S. Zwinger, geb. 1744, Kunsthändler und Akademiedirektor in Nürnberg. Schmidt, P. Ulrich, Dr. theol., Das ehemalige Franziskanerkloster in Nürnberg. Mit 3 Illustrationen. 1. bis 4. Aufl. Nürnberg 1913. Druck und Verlag der Nürnb. Volkszeitung G. m. b. H. 70 S. 8°. „ P. Stephan Fridolin, ein Franziskanerprediger des ausgehenden Mittelalters. Veröffentlichungen aus dem kirchenhistor. Seminar München. Herausg. von Knöpfler, III. Reihe Nr. n, München, Lentner, 1911. Schmitz, Jos., Bau- und Kunstgeschichtliches von St. Sebald. Mit 2 Abbild.: Die Heimat, Wochenbeil. d. Nürnb. Ztg. 1913 Nr.38, S. 149. „ Jos., Prof., Die Sebalduskirche, ihre Baugeschichte und Wieder­ herstellung. Vortrag . . . Fränk. Kurier Nr. 312, Vorm.-Ausg. v. 21. Juni 1913, S. 8. Schnitzaltar, Der — des Hans Pleydenwurff in Weiden. Münchner N. N. 1912, Nr. 377. Nach Nr. 392 aber nicht Weiden in der Oberpfalz, sondern Weiden, Dörfchen im Bezirksamt Lichtenfels, Franken. Schnizlein, August, Leonhard Kettner von Hersbruck. Carmen gratulatorium ad Senatum Rotenburgensem de restituta verae Religionis doctrina. Ein Freudenspruch Eim Erbarn Rath zu Rottenburg auff der Tauber des angenummenen Euangelij* halben zu Eeren vnd gefallen gestelt. Herausg. von August Schnizlein. Sonder­ abdruck aus dem Jahresbericht des Vereins Alt-Rothenburg für 1916/17, 37 S. 8°. K. Gymnasial-Professor, Rothenburg o. T.: Luther und Franken. Eine Studie zum Lutherjubiläum. Frankenland 4. Jahrg. 1917, S. 233—250. Luthers Verhältnis zu Nürnberg S. 241 ff. Schottenloher, Karl, Bibliothekar an der K. Hof- u. Staatsbibliothek in München, Konrad Heinfogel. Ein Nürnberger Mathematiker aus dem Freundeskreise Albrecht Dürers: Beiträge zur Gesch. der Renaissance und Reformation. Joseph Schlecht zum sechzigsten Geburtstag. Druckerei/Verlag Dr. F. P. Datterer & Cie. Arthur Sellier. Freising. 1917. S. 300 — 310. Schräder, Bruno, Dürer. Eine Lebensbeschr. nebst Einführung in die Kunst des Meisters. Mit Reproduktionen der charakteristischen Gemälde in den Farben der Originale. Schlesische Verlagsanstalt vorm. Schottländer, G. m. b. H, in Berlin W. 35. [1912]. Bd. XIV der »Meisterbilder in Farben«.

141 Schrötter, Georg, Dr., Die Frauenkirche in Nürnberg, 6. Juli 1816— 6. Juli 1916. 100 Jahre Gottesdienst in der von den Katholiken wiedererworbenen Kirche. Nürnb. Volksztg. Jahrg. 1916, Nr. 153 fif. Schulz, Otto, Die nördliche Sakristei der Sebalduskirche in Nürnberg. [Mit sieben Abbildungen im Text und weiteren sechs auf Blatt 49 im Atlas]. Zeitschr. f. Bauwesen, LXIII(63), Berlin 1913, Sp. 387-394. Schulze, Alfred, Stadtgemeinde und Reformation. Tübingen, J. E. B. Mohr, 19 r 7. 5 r S. [— Recht und Staat in Geschichte und Gegenwart. Sammlung von Vorträgen und Schriften aus dem Gebiet der gesamten Staatswissenschaften Nr. 11.] Sepp, Bernhart, Maria Stuart und die deutschen Schottenklöster, Beiträge zur Gesch. der Renaissance und Reformation Joseph Schlecht zum sechzigsten Geburtstag. Druckerei/Verlag Dr. F. P. Datterer & Cie. Arthur Selber. Freising. 1917. S. 311—323. Enthält S. 318: X: Petition des Bischofs Leslie von Roß um Wiederherstellung des Schottenklosters St. Ägidien in Nürnberg, dem Rat der Stadt Nürnberg überreicht am 12. Nov. 1578 (un­ gedruckt). Solleder, F., Dr. Ein Stifterbild der Alt-Nürnberger Schule (Hans Pleydenwurf), Münchn. N. N. Morgenbl. d. 1. Sept. 1912, S. 4 unterm Strich. Stengel, Walter, Der Schutt der Nürnberger Fayence-Manufaktur: Kunst und Kunsthandwerk XIII. 1910, S. 562—575. Richtigstellung zu Mitteil. 22, .362. Stobitzer, Hugo, Ludwig Uhlands Beziehungen zu Bayern. Der Sammler, Belletr. Unterhaltungsbeil, zur München-Augsb. Abendztg. 1912, Nr. 136, S. 4 fUhland in Nürnberg. „ Von des Frankenlandes Glocken. I. Fränk. Kurier Nr. 362, AbendAusg. v. 18. Juli 1917, S. 2 f. — II. (Schluß) in Nr. 365, MorgenAusg. v. 20. Juli 1917, S. 5. Stoeven, Der Gewandschnitt in den deutschen Städten des Mittelalters. Berlin u. Leipzig 1915. Verlagsbuchh. Dr. Walther Rothschild. IX., 73 S. [Abhandlgn. zur Mittleren u. Neueren Gesch., Heft 59.] Rez.: Vierteljahrschr. f. Soz.-G. 14, 152 — 55, Techen; Zeitschr. der Savigny-Stift. 37, G. A., 650 f. Fehr. Strelli, P., Dr., O. S. B., Das Stift St. Paul in Kärnten unter Abt Ulrich Pfinzing. (Mit Abbildn.): Studien u. Mitteil, zur Gesch. des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige. Neue Folge, V, der ganzen Folge Bd. 36. Salzburg 1915, S. 93—100. Stückelberg, E. A. [*E. A. S.«], Unterirdische Gänge: Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde. Neue Folge, XIX. Bd. 1917, 1. Heft. Zürich 1917, S. 68. Mit Bezugnahme auf »Funde in Nürnberg, Anfang 1917 Hinweis auf eine Abbildung.

142 Stutzer, Emil, Geh. Studienrat, Die Deutschen Großstädte Einst und Jetzt. Mit sechs Einzelschilderungen. Berlin, Hamburg, München, Köln, Dresden, Leipzig. Mit 42 Abbild, u. 1 Karte. 1917. Verlag von Georg Westermann. Berlin, Braunschweig, Hamburg, XV., 283 S. Nürnberg häufig erwähnt, vgl. Personen- u. Ortsverzeichnis S. 282. Thomas, Louis, Albert Dürer, Cubiste: L’art et les artistes 8e annee, Nr. 93, S. 130—133. Mit vielen Abbild. (Ein Nachweisversuch, daß Albr. Dürer der Vater des Kubismus sei.) Thurnhofer, Franz Xaxer, Pfarrer in Pfraunfeld (Mittelfr.), Wilibald Pirkheimer und Hieronymus Emser: Beiträge z. Gesch. d. Renaissance u. Reformation. Joseph Schlecht zum sechzigsten Geburtstag. Druckerei/Verlag Dr. F. P. Datterer & Cie. Arthur Sellier. Frei­ sing 1917, S. 335—347. Tietze-Conrat, E., Dürer-Studien: Zeitschr. f. bildende Kunst, 51. Jahrg. (Neue Folge, 27. Jahrg.) Leipzig 1916, S. 263 —270. I. Das Meer­ wunder: S. 263 — 265; II. Die Kupferstiche B. 66 u. 67 : S. 265 — 270. Voit, Hans (aus Nürnb.), Die Nürnberger Gold- und Silberschlägerei in hist. u. sozialpol. Beleuchtung, Tübinger Diss. (Staatswirtsch. Fak.) 1912. Im Buchhandel. Voll, Karl, Dr., Prof., Die Dürer-Sammlung der alten Pinakothek: Die Propyläen (München), 13. Jahrg. Nr. 34 u. 35 v. 19. bezw. 26. Mai 1916, S. 529 - 531 u. 547-549. Von der >Secta der Pietisten«, Nach einem zeitgenössischen Bericht [im Dodenauer Kirchenbuch 1700], Mitteiln. aus Gesch. u. Heimatkunde des Kreises Biedenkopf, 11. Jahrg. 1917, Nr. 1 —12 [als ein Heft], Sp. 6—15. Keineswegs blos lokale Nachrichten. Sp. 6 heißt es da: »Dann finge mit an einer namens Püntner, einer namens Hohmann, ein Edelmann (wie gesagt wurde) bei Nürnberg zu­ hause, und einer [namens] Reitze, ein abgesetzter Inspector zu Braunfels, daß er die Kindertaufe verworfen — und viele andere mehr . . .«. Dieser Hohmann erscheint auch weiterhin Sp. 9. W. FUnerklärliche Einmeißelungen an mittelalterlichen Bauten. Bayer. Heimatschutz. Jahrg. 15 1917, Nr. 9—12, S. 110—m. Zustimmung zu der Erklärung Eberstadts. Waldenmaierf H., Die Entstehung der evangelischen Gottesdienstord­ nungen Süddeutschlands im Zeitalter der Reformation. XIII., 142 S. Leipzig, Rudolf Haupt, 1916. Schriften des Vereins für Reformationsgesch. Nr. 125/126. Waldmann, Emil, Albrecht Dürer. Erster Band: Dürers Leben, mit 80 Vollbildern nach Gemälden. Zweiter Band: Dürers geistige Wesensart, mit 80 Vollbildern nach Stichen und Holzschnitten. Im Insel-Verlag 1916 und 1917. Bespr.: Karl Scheffler in »Kunst und Künstler« XVI., Heft VII, April 1918, S. 284 h — G. Schwaiger, Zeitschr. f. Ästhetik, XIII, 4.

143

Waldmann, E., Albrecht Dürers Stiche und Holzschnitte.

Des DürerBuches 2. Teil. 92 S. mit 81 Vollbildern. Im Insel-Verlag zu Leipzig 1917. Bespr.: Max J. Friedländer in der Kunstchronik. 1917/1918, Nr. 26, Sp. 287. Hermann Jordan-Erlangen in den Beiträgen zur bayer. Kirchengesch. XXV. Bd., 1. Heft, Erlangen 1918, S. 46f. Ohne Verf.-N. im Literar. Zentralbl. 1919, Nr. 1 v. 4. Jan., Sp. 14. Welser, Die —. Des Freiherrn Johann Michael v. Welser Nachrichten über die Familie für den Druck bearbeitet. [Bearbeiter Dr. ph. h. c. Ludwig Frhr. v. Welser, k. b. Regierungs-Präsident a. D.] Erster und zweiter Band. Nürnberg im Selbstverläge der Welserischen Familienstiftung 1917. XI, 797 u. V, 372 S. Der zweite Band trägt den Untertitel: »Urkunden und Exkurse, Register«. Bespr.: Friedrich Roth in den Beiträgen zur bayer. Kircheng. XXV. Bd. 3. Heft. Erlangen 1919, S. 135 —139. — Dr. Wilhelm Hotzelt im Anzeiger des Germ. Nationalmuseums Jahrg. 1918, Heft 3 und 4, Juli —Dez'., Nürnb. 1919, S. 19E Werner, Hans, Hauptlehrer in Nürnberg, Regesten der Familie von Tann. Zusammengestellt von —. 7. Jahresbericht des Histor. Vereins für Neumarkt i. O. und Umgebung (E. V.) 11., 12., 13. u. 14. Jahrg. 1914, 1915, 191O und 1917 —1918. Druck von J. M. Boegl, Neu­ markt i. Oberpfalz, S. 14 —20. Westermann, Charlotte, Briefe [nicht: Bücher] der Liebe aus drei Jahrhunderten deutscher Vergangenheit (448 S.) in: Die Bücher der Rose, Verl. Wilhelm Langewiesche-Brand in Ebenhausen bei München 1913. Enth. eine Reihe Nürnb. Geschlechter-Briefe. Wolff, Georg, Mathematik und Malerei. Mathematische Bibliothek, B. G. Teubner. Nr. 20/21. 1916. 74 S., 18 Fig., 35 Abbild. Bespr.: Karl Schwarz im Rep. f. Kunstwissensch. XLI. Bd., Heft 1/2. Äusgegeben am 29. April 1918, S. 83—86.

Berichtigung. In meinem Aufsatz: »Der heutige Stand der Frage der ältesten Nürnberger Stadtbefestigung« in Heft 20 der Mit­ teilungen ist auf S. 261 Z. 19 ein sinnstörendes Versehen stehen geblieben, das ich zu verbessern bitte. Es muß natürlich, wie der Kundige leicht selbst erkennen wird, statt Ostseite — Westseite gelesen werden.

Dr. Mummenhoff.