Die Mischna. Traktat 1 Berakot (Gebete): Text, Übersetzung und Erklärung. Nebst einem textkritischen Anhang [Reprint 2019 ed.] 9783111587950, 9783111214344

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Die Mischna. Traktat 1 Berakot (Gebete): Text, Übersetzung und Erklärung. Nebst einem textkritischen Anhang [Reprint 2019 ed.]
 9783111587950, 9783111214344

Table of contents :
Inhalt
Vorwort
Einleitung
Text mit Übersetzung und Erklärung
Textkritischer Anhang
Verzeichnis der Abkürzungen und Umschriften

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Die Mischna Text, Übersetzung und ausführliche Erklärung Mit eingehenden geschichtlichen und sprachlichen Einleitungen herausgegeben von den Univ.-Professoren

D. Dr. Gr. Beer-Heidelberg und D. 0 . Holtzmann-Gießen Alle Traktate der Mischna werden in dem gleichen Format und in der Satzeinrichtung, wie der hier vorliegende Traktat, erscheinen. Die Ausgabe wird stets in abgeschlossenen Traktaten erfolgen, also nicht lieferungsweise und nicht in unabgeschlossenen Teilen. Sobald ein Mitarbeiter einen übernommenen Traktat im Manuskript fertiggestellt hat, erscheint derselbe im Druck, wodurch sich von selbst ergibt, daß eine genaue Reihenfolge in der Veröffentlichung der Traktate nicht eingehalten werden kann. Herausgeber und Verleger hoffen, daß es durchaus möglich sein wird, die g a n z e Mischna im Verlaufe von 4—5 Jahren vollständig fertig vorliegen zu haben, nachdem bereits fast ohne Ausnahme alle 63 Traktate ihre Bearbeiter gefunden haben. Diejenigen Traktate, die zu einunddemselben Seder gehören, werden später auch zusammen in Buchform erhältlich sein und so die Mischna nach ihrem Abschlüsse in etwa 6 handlichen Bänden oder Doppelbänden vorliegen. Es kann entweder auf alle T r a k t a t e a b o n n i e r t oder j e d e r T r a k t a t e i n z e l n käuflich erworben werden. Später werden voraussichtlich auch die einzelnen S e d e r käuflich abgegeben. Der Verleger eröffnet auf diese Mischnaausgabe hiermit eine Subskription und räumt den Subskribenten gern einen bedeutend günstigeren Bezugspreis ein. Voraussichtlich wird im Durchschnitt der Druckbogen in der S u b s k r i p t i o n mit etwa 60 bis 65 Pfg., beim E i n z e l k a u f mit etwa 70 bis 75 Pfg. berechnet werden. Bei dem großen Umfang der aus 63 Traktaten bestehenden Mischna ist es naturgemäß, daß der spätere Gesamtpreis für das vollständige Werk verhältnismäßig groß sein wird. Durch die aber in der Sache selbst liegende notwendige Verteilung des Erscheinens auf den Zeitraum von 4—5 Jahren wird für die Subskribenten die jährliche Aufwendung für die einzelnen Traktate nicht so besonders groß sein, und wird jedenfalls in durchaus angemessenem Verhältnis zu der großen Wichtigkeit und dem hohen Wert des Gebotenen stehen. Die gleiche Bearbeitung der außerkanonischen Mischnatraktate und der Tosephta bleibt von Herausgebern und Verlag vorbehalten. Gleichzeitig mit diesem Traktat erscheint: II. Seder: Moed, 3. Traktat: P e s a c h i m (Passahfest), bearbeitet von Univ.Professor D. Dr. Georg Beer-Heidelberg. Umfang 14 Bogen.

Die Mischna Text, Übersetzung und ausführliche Erklärung Mit eingehenden geschichtlichen nnd sprachlichen Einleitungen unter Mitwirkung von Prof.Dr. Albrecht-Oldenburg/Prof.Lie. Bauer-Marburg/Lic.Dr. Benzinger-Jerusalem Pfarrer Lie. Frankenberg-Ziegenhain-Cassel / Prof. Lie. Dr. Frhr. Ton Gall-Gießen Prof. D. Dr. Holzinger-Stuttgart / Prof. Dr. Ludwig K5hler-Zürich/Prof. D. Marti-Bern Prof.D. Meinhold-Bonn/Prof.D.Dr. Nowack-Straßburg/Prof.D.Dr. Rothstein-Breslau Prof. Lie. Dr. Westphal-Marburg / Pastor Windfnhr-Hambürg u. A. herausgegeben von

Prof. D. Dr. Gr. Beer-Heidelberg und Prof. D. 0. Holtzmann-Gießen I. Seder. Zeraim. 1. Traktat. Berakot.

Berakot (Gebete)

Text, Übersetzung und Erklärung Nebst einem textkritischen Anhang Von

D. Oscar Holtzmann a. o. Prof. d. Theologie an der Univ. Gießen

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1912 Yerlag Ton Alfred Töpelmann (vormals J. Bicker) in Gießen

Alle Rechte vorbehalten

Copyright 1912 by Alfred Töpelmann

Druck Ton C. G. Röder G. m. b. H., Leipzig.

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Inhalt. Seite

Yorwort Einleitung I. Zur Entstellung von Bekenntnis und Tagesgebet A. Das tägliche Bekenntnis (Ber I I I III) B. Das Tagesgebet (Ber IV Y) II. Die Gebetszeiten (Ber IV 1) III. Die Entstehungszeit des Traktates Berakot

Text mit Übersetzung und Erklärung A. D a s t ä g l i c h e B e k e n n t n i s (I I I III) 1. Seine Zeit (I 1. 2) I. Abends (II) II. Morgens (12) 2. Körperstellung beim Bekenntnis (13) 3. Gebete beim Bekenntnis (14) 4. Die Erwähnung des Auszugs aus Ägypten (15) 5. Das Bekenntnis im Gesetzbuch ( l i l a ) 6. Der Gruß während des Bekenntnisses (II 1 b) 7. Abschnitte der Bekenntnisformel (II 2 a) 8. Die Gedankenfolge im Bekenntnis (II 2 b) 9. Von Mängeln beim Aufsagen (II 3) 10. Bekenntnis an der Arbeitsstätte (114) 11. Bekenntnis in der Hochzeitsnacht (II 5 a) 12. Regeln und Ausnahmen (II 5 b—7) 13. Lust und K r a f t (II 8) 14. Das Bekenntnis bei Todesfällen (III 1. 2) I. Im Trauerhaus ( I l l l a ) II. Beim Zug zum Grabe (III 1 b) III. Rückkehr vom Grabe (III 2) 15. Vom täglichen Bekenntnis befreit (III 3) 16. Gerade verhindert (III 4—6) B. D a s T a g e s g e b e t (IV V) 1. Seine Zeit (IV1) 2. Ein Gebet außer der Zeit (IV 2) 3. Formel des Tagesgebetes (IV3. 4a) 4. Gebet in Gefahr (IV 4 b) 5. Die Gebetsrichtung (IV 5. 6)

Y-YIII 1—35 1—27 1—10 10—27 27—31 31—35

36—97 36—59 36—41 36—39 38—41 40—43 42—43 44—45 46—47 46—47 46—47 48—49 48—49 50—51 50—51 50—53 52—53 52—55 52—53 54—55 54—55 56—57 56—59 60—73 60—61 60—61 60—65 64—65 64—67

IV G. 7. 8. 9. 10.

Zusatzgebete (TV 7) . Heiligkeit des Gebetes (Vi) Einfügungen in das Tagesgebet (V 2) Unerlaubte Gebete (V3a) Das gottesdienstliche Gebet (YBb—5) I. Fehler beim gottesdienstlichen Gebet (V3b c) II. Jeder darf segnen (V4a) III. Gebet und Segen (V4b) IV. Vorzeichen beim Gebet (V5) C. D i e T i s c h g e b e t e (VI V I I VIII) 1. Die Benennung Gottes bei den einzelnen Speisen (VI 1—3) . . . 2. Bei vielerlei Speisen (VI 4) 3. Befreiungen (VI 5) 4. Gemeinsamer Lobpreis vor dem Genuß (VI 6) . . . * 5. Regel und Ausnahme zu den Befreiungen (VI 7) 6. Der Lobpreis nach Tisch (VI 8 a) 7. Lobpreis beim Wasser (VI 8 b) 8. Das gemeinsame Dankgebet (VII1—5 a) I. Wen man auffordert (VII1. 2) II. Die Form der Aufforderung (VII 3 a b ) III. Abweichende Formen (VII 3 c) "... IV. Teilnehmerzahl (VII4. 5 a) 9. Lobpreis beim Wein (VII 5 b) 10. Tischregeln der Schulen Hillel und Schammai (VIII1—8a) . . 11. Das Tischgebet des Samariters (VIII 8b) D. G e b e t e i n b e s o n d e r e n L e b e n s l a g e n (IX) 1. An bedeutsamen Orten (IX 1) 2. Bei Naturereignissen und Natureindrücken (IX 2) 3. Neues Haus und neue Einrichtung (IX 3 a) 4. Der Lobpreis beim Guten und Schlimmen (IX 3 b) 5. Ein unnütz Gebet (IX 3 c) 6. Beim Gang zur Stadt (1X4) 7. Der Lobpreis im Unglück (IX 5 a) 8. Die Heiligkeit des Tempelbergs (IX 5 b) 9. Von Ewigkeit zur Ewigkeit (IX 5 c) 10. Der Gruß mit dem Namen (IX 5 d)

Textkritischer Anhang

Verzeichnis der A b k ü r z u n g e n und

Umschriften

Seite

66—67 66—67 68—69 68—69 70—73 70—71 70—71 70—71 72—73 72—89 72—75 74—75 74—75 76—77 76—77 76—79 80—81 80—85 80—83 82—85 84—85 84—85 84—85 86—89 88—89 88—97 88—91 90—91 90—91 90—91 92—93 92—93 92—93 94—95 94—95 96—97 98—103

104—106

V

Vorwort. Die Grundsätze unserer Bearbeitung der Mischna und damit auch der nachfolgenden Bearbeitung des Traktates Berakot haben wir in einem ausführlichen Prospekte vorgelegt, auf den ich kurz verweise. Hier möchte ich mich über die von mir gebrauchte Umschreibung des Gottesnamens äußern in Ergänzung dessen, was in der Erklärung zu Ber I V 4b und im Vorwort meiner Bearbeitung des Tosephtatraktates Berakot in den Beiheften zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft (XXIII, 1912) gesagt worden ist. Es ist eine merkwürdige Tatsache, daß Lev 24 15.16 im heute vorliegenden hebräischen und griechischen Text die Aussprache des Gottesnamens als todeswürdiges Verbrechen bezeichnet ist und Philo (Vita Mosis I I I 25. 26203—208) sich in diesem Sinne auf dieses Gebot bezieht und daß doch fast zur Zeit Philos — etwas früher — Diodorus Siculus den Gott der Juden Jao zu nennen weiß (194), daß um 190 n. Chr. — also etwa zur Zeit, da die Mischna zusammengestellt wurde — Clemens Alexandrinus die Aussprache Jahu für den jüdischen Gottesnamen kennt (ström. 5 0), wie sie schon die ägyptischen Juden der Perserzeit nach den neuerlich gefundenen Papyri von Assuan-Elephantine gehabt haben, und daß endlich um 450 n. Chr. — also zur Zeit, da der Jerusalemer Talmud vollendet und der Babylonische Talmud in der Bildung begriffen war, Theodoret von Kyros die Aussprache 'Aid (nach anderer Lesart 'lot) bei den Juden und 'laße bei den Samaritern vorgefunden hat. Dieser eigentümliche Widerspruch kann noch anders aufgewiesen werden. Zweifellos verschwindet in der jüdischen Literatur mehr und mehr in der Zeit von Abschluß des A T bis zum Abschluß des Talmuds nicht bloß die Benutzung des alten Gottesnamens, sondern die unmittelbare Bezeichnung Gottes überhaupt. Die Septuaginta setzt f ü r den Gottesnamen der Herr; im Buch Daniel gebraucht ihn nur der Verfasser des Kap. 9; im Buch Hiob steht er nur in den umrahmenden Kapitel 1. 2. 38—42, im Qohelet fehlt er durchaus. Aber das Buch Esther und das

VI erste Makkabäerbuch reden nur unischreibend von Gott, und die Gewohnheit, Gott nicht unmittelbar, sondern nur umschreibend zu nennen, beherrscht die ganze griechische, hebräische und aramäische jüdische Literatur. Aber daneben steht wieder ein ganz anderes Bild. Auch in späterer Zeit führen die Juden deutlichst mit ihrem Gottesnamen zusammengesetzte Namen, während sie das Wort Baal aus ihren geschichtlich überlieferten Namen ausmerzen (Eschbaal, Meribaal). Die Septuaginta behält das "Wort Hallelu-Jah in der hebräischen Form bei (Ps 104 ff.); es ist liturgische Formel, die nicht bloß im Tempel gebraucht wird ( I I I Makk 317, M P e s 10 5, S u k 3 i o ) . Schon in der Offenbarung J o hannis 191.3.6 wird die Formel von Christen gebraucht. Nach Tob 1316 sollen alle Straßen des neuen Jerusalems Halleluja rufen. Aber noch mehr. Die regelmäßigen Gebetsformeln, sowohl die, welche das tägliche Bekenntnis umrahmen, als auch das Tagesgebet und die mancherlei Tischgebete sind durchweg unter reichlicher Benutzung des Gottesnamens gestaltet worden. Wenn dem nicht so wäre, so hätten wir zu diesen Ausführungen keinerlei Anlaß. I n der Tosephta (Ber V I I 20) wird ausdrücklich der gelobt, der den mit ¡"P beginnenden Gottesnamen im Lobpreis reichlich verwendet. Es ist einfach undenkbar, daß man das alles immer nur geschrieben, aber nicht ausgesprochen hätte. Diese ganze Gebetsliturgie hat erst nach der Zerstörung des Tempels ihre spätere Gestalt erhalten. Wie sollten die Juden sich immer in Versuchung bringen, etwas auszusprechen, was sie nicht aussprechen durften? Für den Gruß wird M Ber I X 5 d geradezu die Benutzung des Gottesnamens gefordert und an Beispielen aus der h. Schrift erläutert. Der Ausweg aus diesem Widerspruch ist zunächst der, daß nur der Name Jahwe als Tetragramm (SHIBöfl Qtf Jom 6 2) dem Tempeldienst vorbehalten blieb (Philo, vita Mosis I I I 11114); nur wer den Namen ,nach seinen Buchstaben' ausspricht, verdient nach Sanh X 1 den Tod. Wir wissen aus den oben angeführten Zeugnissen, daß die Juden auch der späteren Zeit ihren Gott Jahu oder J a h nannten. Bei Theodoret begegnet neben der Lesart J a h die Lesart Aja ('Aia). Da die Form Jah bekannt war, so ist die Entstehung der Lesart Aja aus ihr nicht ebenso erklärlich, wie der umgekehrte Vorgang. Herr Prof. Marti schreibt mir: ,Die Forin'Aia ist nichts anderes als 'là; das erste A ist als rein prosthetisch zu betrachten, wie solche vorgesetzte Vokale im Syrischen besonders häufig sind/ Somit hätten die Juden f ü r ,T also ÏPK gesprochen. Die Ersetzung eines Anlauts mit ' durch Anlaut mit 'S ist im Neuhebräischen vielfach nachzuweisen (vgl. Levy, Neuhebr. Wörterbuch u. 'N). Da •» hier gleichzeitig als Vokalzeichen und

VII die folgende Silbe tragender Konsonant auftritt, mußte es verdoppelt sein. Diese Verdoppelung wird im Neuhebräischen häufig nicht durch Dagesch, sondern durch doppelte Schreibung des Konsonanten ausgedrückt (z. B. a'TT = 3»n). Nun ist es begreiflich, daß man bei der Schreibung den immer mit ' anlautenden Namen nicht mit X beginnen lassen wollte. Man schrieb also nur die beiden " und punktierte So (unpunktiert) findet sich der Gottesname in den ältesten Handschriften aus der Geniza von Kairo, die uns die palästinische Rezension des Achtzehngebetes erhalten haben. Später wehrte man einer silbenmäßigen Trennung der beiden Jod, die doch nur statt eines einzigen dageschierten Jod stehen, durch ein in die Mitte übergeschriebenes drittes Jod, also i ' i . Diese somit in sich leicht erklärliche Schreibweise fand bei den Christen Anklang, weil sie dadurch an die Dreieinigkeitslehre erinnert wurden. Aus dieser neuhebräischen, verstärkten, mit anlautendem Vokal einsetzenden Aussprache des J in dem verkürzten Gottesnamen J a h fällt nun auch ein Licht auf eine nicht bloß wegen ihres Ursprungs, sondern auch wegen ihres ganzen Charakters dunkle Sache. Ich zögerte, davon zu reden, wenn nicht der Gang der Untersuchung neben einer der häßlichsten Verleumdungen von Juden und Christen zugleich eine wirkliche Ruhmestat des jüdischen Volkes vor Augen führte und dabei eine völlige Erklärung f ü r den oben aufgedeckten Widerspruch brächte zwischen dem Verbot und dem Gebrauch und sogar pflichtmäßigen Gebrauch des Gottesnamens. Schon im 2. Jahrhundert v. Chr. erzählte Mnaseas, daß die Juden in ihrem Tempel einen goldenen Eselskopf verehrten, den ihnen ein Schwindler aus Dora einmal geraubt habe (Jos Ap I I 112—114). I n der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts v. Chr. berichtete Posidonius von Apamea, Antiochus I V . habe im Jerusalemer Tempel das steinerne Reiterstandbild eines bärtigen Mannes auf einem Esel vorgefunden (Th. Reinach, Textes d'auteurs Grecs et Romains relatifs au Judaisme 1895 S. 58). Nach Suidas wußte auch ein Historiker Damokritus, daß die Juden einen goldenen Eselskopf anbeteten (Reinach S. 121). Zur Zeit des Tiberius, Caligula, Claudius berief sich Apion auf Apollonius Molon und Posidonius dafür, daß die Juden in ihrem Heiligtum einen goldenen Eselskopf aufgestellt hätten (Jos Ap I I 80). Plutarch (quaest. conviv. I V 5) sagt wenigstens, daß die Juden den Esel ehrten, weil er ihnen in der Wüste eine Quelle gezeigt habe. Tacitus gibt denselben Grund f ü r die V e r ehrung eines Eselsbildes an, obgleich er daneben sehr wohl weiß, daß die Juden überhaupt kein Bild verehrten (Hist. V 3.5). Dieser Vorwurf der Eselsanbetung übertrug sich frühe auf die Christen. Tertullian

Vili (apolog. 16, ad nat. I I I ) kennt Spottbilder auf den Gott der Christen mit Eselsohren und Eselshuf, im Oktavius des Minucius Felix (9) ist dieselbe Verleumdung erwähnt. Im Palatin wurde ein Spottbild (vielleicht aus der Zeit der Severer) mit der griechischen Unterschrift gefunden: ,Alexamenos betet zu seinem Gott'; es stellt einen Gekreuzigten mit Eselskopf dar (Abbildung z. B. bei Duruy-Hertzberg, Gesch. des röm. Kaiserreichs I V 231). Ich glaube nicht fehlzugreifen, wenn ich diese widerliche und doch so verbreitete Verleumdung auf die neuhebräische Aussprache des jüdischen Gottesnamens zurückführe. Sie traf Juden und Christen; denn auch die Christen riefen in ihrem Gottesdienst aWri^ouia. Aus dieser Tatsache erklärt sich aber auch erst völlig der heute allgemein durchgeführte Verzicht der Juden auf ihren angestammten Gottesnamen. Damit der Name Gottes nicht mißbraucht und Jahwe nicht verflucht oder verlästert werde (nur das verbot ursprünglich Lev 2415.16, s. Siegfried-Stade zu apj und 33p), zog man auch hier einen Zaun um das Gesetz, vermied und verbot geradezu die Aussprache des Gottesnamens. Aber die Durchführung dieser Maßregel war nicht leicht, und es fehlte nicht an Rückschlägen. So erklärt es sich, daß die Gebetsliturgie noch lange den verkürzten Gottesnamen festhielt, daß man ihn f ü r den Gruß geradezu forderte, während daneben das Ziel der allmählichen Ausscheidung des Gottesnamens um der Meidung der Lästerung willen immer festgehalten wurde. Streng phonetisch müßte also der Gottesname der späteren Zeit Ajja oder Jjja geschrieben werden. Aber die Juden selbst schrieben statt dessen Jeja (mit kaum hörbarem e). Es ist nicht abzusehen, warum diese Umschrift nicht auch im Deutschen angewandt werden sollte. Die breite Erörterung dieser Frage war bei der geschichtlichen Bedeutung der Sache notwendig, zumal da die im Traktat Berakot besprochenen Gebete den Gottesnamen immer und immer wieder anwenden. G i e ß e n , April 1912. Oscar Holtzmann.

Einleitung. I. Zur Entstehung yon Bekenntnis und Tagesgebet. A. D a s t ä g l i c h e B e k e n n t n i s . (Ber I. II. HI.) 1

2

Die Mischna s e t z t als feste Sitte voraus, daß täglich morgens und abends ein Bekenntnis gesprochen wird (Ber I 1. 2). Dieses Bekenntnis f ü g t sich, abgesehen von einleitenden und abschließenden Gebeten, aus drei Abschnitten zusammen ( I I 2 a), deren erster mit VüV (höre) beginnt, der zweite mit tfintf DK rPIJl (und es wird geschehen, wenn ihr hört), und der dritte mit (und er sprach). Damit ist gesichert, daß für die Mischna das Bekenntnis aus denselben Gesetzesabschnitten gebildet wird, aus denen es noch nach der heutigen Übung besteht: Deut 64—9 1113—21 Num 15 37—41. Auch diese Reihenfolge der Abschnitte wird Ber I I 2 b besonders begründet aus dem jedesmaligen Inhalt: zuerst übernimmt man das Joch des Himmelreichs, nämlich die Pflicht, Gott zu lieben (Deut 6 5); dann übernimmt man das Joch der Gebote, von denen Deut 1113 redet; und endlich kann man die Pflicht, auf die Quasten am Kleide zu schauen und sich durch sie an das Gesetz erinnern zu lassen, nur bei Tag erfüllen; diese Pflicht lehrt Num 1538. E s steht also fest, daß das Bekenntnis zur Zeit der Entstehung der Mischna dasselbe war, wie es noch heute gesprochen wird. Der Anfang des ersten der drei Abschnitte hat dem ganzen Bekenntnis den Namen Sbtf gegeben, der wie ein Substantiv gebraucht wird (Ber I I a yatf nx). Die umschließenden Gebete sind nach Ber 1 4 morgens andere, als abends. Sie gehören also nicht zum eigentlichen Bestand des Bekenntnisses; sonst dürfte man mit ihnen nicht wechseln, und der Name des Bekenntnisses wäre dann nicht Vüp, sondern das erste Wort des ersten Gebetes. Der Text des Bekenntnisses ist nun: Mischna.

I. Seder: 1. Berakot.

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I. Seder. Zeraim: 1. Berakot.

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Höre, Israel, Jahwe unser Gott,

^331 T: ipnV l: r : i?D3 T: Ii Il'rftx v V: mrr» V— : rix •• Tnansi : — T : 5 Jahwe ist einer. Und du sollst Jahwe : nSD Vaal DJ deinen Gott lieben II von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller ;: di»n 'SiS "ltfKJi n^sn tanain vni 6 Macht. Und diese Worte, die ich lijaaV bv dir heute gebiete, II nimm dir zu HerTjrt'aa ^ a ^ ' a :i Da n-irnip-n 1 ? ari^at^l 7zen. Und schärfe sie deinen Söhnen ¡ijalpai 13?vai II ipTO ina^ai ein und sprich von ihnen, II wenn du weilst zu Hause, wenn du gehst auf der Straße, II beim Liegen und Aufpa niQübV j?ai sorgst für die Lebenden in Gnade,II fpa?ai rpnai rraa II aan 'ai niiiaa belebest Tote in vielem Erbarmen,II 1 •qna ii ü'na nvnn ? xia ans jaiui n nyiff'; heilest Kranke und hilfst den tü'naa n'na " ans Schwachen,II stützest Fallende, lösest Gebundne, II hältst dein Wort den Schläfern im Staub, II und wer ist wie du mit Stärke begabt und wer ist dir gleich? II Der da tötet und belebt und Heil sprießen läßt. II Wahrhaftig bist du, Tote zu beleben. II Gepriesen seist du, Jeja, der du belebest die Toten. tai' ^oa o'tftpji n Anp^a^i tciTj? ans 3 Du bist heilig und dein Name ist :»npTa "?xn » ans ^nana^o iji^a^ heilig Hund Heilige werden dich preisen jeden Tag, Selah. II Gepriesen seist du, Jeja, du heiliger Gott. ^

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I. Seder. Zeraim: 1. Berakot.

Die babylonische Form stimmt mit der palästinischen überein zunächst in der Gleichheit der Einleitungszeile. Die erste Anrede an Gott ist in der babylonischen Form sonst wie in der palästinischen immer ein deutliches Zeichen, daß letztere Form nicht 'als gelesen wurde. Dann kehrt am Ende der drei Strophen in beiden Rezensionen genau derselbe Lobpreis wieder, und die dritte Strophe ist auch hier nur aus drei Zeilen gebildet. Die erste Strophe stimmt in beiden Bearbeitungen bis zur Mitte der vierten Zeile völlig über ein: beide haben noch jl'V» fyjt; dann aber ist nur noch das Partizipium flJip und das Stichwort ]ja gemeinsam, das im Lobpreis aufgenommen wird. Statt der sieben Zeilen der palästinischen Rezension hat die babylonische neun. Inhaltlich nennt die palästinische Rezension mehr die Stärke, die babylonische mehr die helfende Liebe Gottes, die den Söhnen der Söhne den Erlöser bringt. Noch mehr findet sich diese Betonung der Liebe Gottes in der zweiten Strophe der babylonischen Fassung. Hier beschränkt sich die Ubereinstimmung beider Bearbeitungen nur auf einzelne Wendungen und den Schlußvers. Und zwar folgt die babylonische Form schon der spätem, oben an zweiter Stelle vorgelegten palästinischen Fassung: vgl. Zeile 2 »'ffiilV an und BP»; daneben stammt ¡1'asa (Z. 9) aus der frühern Fassung. Gleiche Worte sind noch am Anfang "riai nflN' die Worte der zweiten Zeile, in der dritten ä'>n der vierten O'na H'na. Die drei Zeilen der dritten Strophe gehen auch auseinander: übereinstimmt der Anfang: VfVp HflK' das Wort ijntf und der Lobpreis; in der Mitte ist geändert. Daß die palästinische Fassung älter ist als die babylonische, geht daraus hervor, daß die in ihr völlig klare politische Lage Israels in der babylonischen Fassung verdunkelt ist. Yon Trotzigen, die gedemütigt werden müssen, ist ebensowenig mehr die Rede wie von dem plötzlichen, augenblicklichen Kommen des Heils. Nicht der gegenwärtigen Generation, sondern den Söhnen der Söhne wird Gott einen Erlöser bringen. Das Bild von der Totenerweckung ist nicht mehr verstanden: so ist hinzugefügt, daß Gott auch Kranke heilt, den Schwachen hilft, Fallende stützt und Gebundene löst; die Totenerweckung ist nur eine seiner vi-ieu Heilstaten. Auch die Änderungen der ersten Strophe mildern hauptsächlich den fast kriegerischen Charakter der ersten Fassung: das Bild vom Schild taucht erst am Schluß auf. Und genau so ist auch Strophe 3 geändert: statt „furchtbar" (tnil) ist Gottes Name „heilig"; statt des trotzigen Tjny^aa a^K 1'K ist nur gesagt „Heilige werden dich preisen

Einleitung. I. Zur Entstehung von Bekenntnis und Tagesgebet.

15

jeden Tag". So sehen wir, wie zuerst wohl in Palästina selbst die römerfeindlichen Beziehungen möglichst aus dem Gebet getilgt wurden (vgl. die oben angeführte zweite palästinische Fassung) und wie dann bei den Juden Babyloniens die wortreiche, aber inhaltlich matte Form zur Geltung kam, die jetzt allgemein gilt. Nur zum Schluß soll noch darauf hingewiesen sein, wie auch die alte rhythmische Harmonie ( 1 : 7 : 7 : 3 ) in der babylonischen Rezension zerstört wurde: sie gibt 1 : 9 : 1 2 : 8 ; das ist gewiß nicht die ursprüngliche Zahlenreihe. a. Palästinische Eezension IL Ssipni rn'31 >l nsn « ' ä s «an 4 Begnadige uns, unser Vater, mit :nsnn pin ^ nn» •sjna II ijnnlna Erkenntnis von dir; il mit Einsicht und Klugheit aus deinem Gesetz;II gepriesen seist du, Jeja, der mit Erkenntnis begnadigt. I! D1f?D U ' a ^ l II nawri. « Ua'ffn 5 Bring uns zurück, Jeja, zu dir, und ¡naitfru nxVlfl nns uvia wir wollen umkehren, II erneure unsre Tage, wie ehmals;ll gepriesen seist du, [Jeja], der Gefallen hat an der Umkehr. lärm nna II uxon '3 irax n^p 6 Vergib uns, unser Vater: denn •spia Ii *pQ01 Q'an '311 ipr» -ma U W S gesündigt haben wir an dir, II wisch -.nibp'? nanan » nriK a b u n d b r i n g w e g u n s r e Freveltaten von deinen Augen; II denn reich ist dein Erbarmen; II gepriesen seist du, Jeja, der reich ist an Vergebung. W^KJl II nani ntJT 7 Sieh auf unser Elend und führ .•fyflfiT w nn» tpia II sjatf unsern Streit II und erlöse uns um deines Namens willen. II Gepriesen seist du, Jeja, du Erlöser Israels. firmia 1 ? alsaaa irn^Nt £ UNO") 8 Heile uns, Jeja, unser Gott, von H:irxliaaVnK1EnnVsrmn3aanaynnn381 der Qual unsres Herzens, II und 1a» "tyn KöVl nn« rp-ia Schmerz und Kummer bring" weg von uns, II und schaffe Heilung für unsre Schläge. II Gepriesen seist du, [Jeja], der die Kranken seines Volkes Israel heilt. T

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I. Seder. Zeraim: 1. Berakot.

16

ntfm ruffn m n irrf?« « irVs? via 9 Segne fiir uns, Jeja, unser Gott,II r w mna aipin nrumn ' r a ^sa i naiö1? dieses Jahr zum Guten II in allen iinmsn 'JB bs iöoi VÜ winiuntoö rp> Arten seines Ertrags II und bring' eilends nahe das Jahr des Ziels n&saa nDT^ffii i i|aiö niixixa öVivva&i unserer Erlösung. II Und gib Tau : ta'a^n f r a * ? « nns f n a m r T und Regen dem Boden II und mach' satt die Welt von den Schätzen deiner Güte. II Und gib Segen auf das Werk unsrer Hände: II gepriesen seist du, Jeja, der da segnet die Jahre! —

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yiap>i? 03 8t?i i urvirrt» isitfa vpn 10 Stoß in eine große Posaune zu ia» 'rna pap>a ans ^via n r n l » ^ unsrer Befreiung; II erhebe ein Banner zur Sammlung unserer Verbannten; II gepriesen seist du, Jeja, der da sammelt die Zerstreuten seines Volkes Israel! 11 Mach' wieder unsre Richter wie nnx ^na n ^ a ^ nriK u ^ y n n^rwaa zuerst II und unsre Ratgeber wie am iDswan arm > •> • Anfang II und herrsche über uns du allein. II Gepriesen seist du, Jeja, der da liebt das Recht.

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]nt nia^ai nnip:n vin ^x D'iaffa^ 12 Den Verfolgern sei keine HoffQ'ran] onsän) n u w a rnn?? nung, II das Reich des Übermuts bx n'jpns DV^iiD^nn isoa ma^iinati' entwurzle rasch in unsern Tagen, II :D'Tt n a a " nrix w i a n lana' Nazarener und Abtrünnige mögen plötzlich vergehen, II sie seien getilgt aus dem Buch der Lebendigen, II und bei den Gerechten seien sie nicht geschrieben! II Gepriesen seist du, Jeja, der die Frechen beugt. T:

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13 Uber die frommen Fremden sei rma » r\m ^na n tjjüo ' i m os aiü deine Liebe lebendig. II Gib uns guten ¡ D ' f J ^ Lohn mit denen, die deinen Willen tun. II Gepriesen seist du, Jeja, du Zuversicht der Gerechten!

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jnij spann ia,T pixn na bv

Einleitung. I. Zur Entstellung von Bekenntnis und Tagesgebet.

17

VlOtjP •??!! D'airi l'ani? U'n^K ^ onn 14 Erbarm dich, Jeja, unser Gott, ]1*S iwiii?jTJi B^WIT Vsi ^a» mit deinem reichen Erbarmen II über fltt^öfrjflHelten iftj'g I Trtas ^rae1» d e i n Volk, und über Jerunnx ^na u ^¡m rptfa -m rr>a salem > d e i n e S t a d t ; 1 1 ü b e r Z i o n , •O^IV «1313 TTT Wohnung deiner Herrlichkeit, II über T ' dein Heiligtum und deine Behausung, II über das Reich des Hauses David, deines rechten Gesalbten. II Gepriesen seist du, Jeja, Gott Davids, der Jerusalem baut. llir^Dniinan^Bfl^lpanrn^^jra^ 15 Höre, Jeja, unser Gott, II auf die » ans "¡pia II nn« mrni fUn bx •>? stimme unsres Gebets II und erbarme dich unser, II denn ein gnädiger und barmherziger Gott bist du. II Gepriesen seist du, Jeja, der da hört ein Gebet. ?imsm I JlDBM *> n s i 16 Es gefalle Jeja unserm Gott, und nyj?? inlK» » nnx i|Via II D^WWa «J'iaxr er wohne in Zion, II und dienen mö:"TiffJ gen dir deine Knechte in Jerusalem.II Gepriesen seist du, Jeja, dem wir dienen wollen in Furcht! Den Kern des Tagesgebetes machen die dreizehn Bitten des mittleren Teiles aus. Sie sind in sehr durchsichtiger Weise geordnet. Voran stehn die Bitten um die wichtigsten religiösen Güter des Einzelnen: Erkenntnis, Bekehrung, Vergebung. Daran schließt sich sachgemäß die Bitte um Hebung sozialer und materieller Not. Das führt zur Bitte um gute Ernte und überhaupt um Segen bei der Arbeit. Der Gedanke an den heimischen Boden weckt nun politische Wünsche nach Sammlung der Israeliten aus der Diaspora, um Aufrichtung des Gottesreiches als einer politischen Größe, um Vernichtung des Eeichs der Bosheit, während für fromme Heiden Anteil am Lohn der Gerechten erfleht wird; diese politischen Wünsche endigen im Gebet um Wiederherstellung Jerusalems und des Tempels. Den Abschluß bilden die Gebete um Erhörung und um Ermöglichung des Opferdienstes: das letztere keineswegs müßige Wiederholung der Bitte um Wiederherstellung Jerusalems. Vielmehr enthält diese letzte Bitte eine leise Entschuldigung dafür, daß der Bittende es wagt, ohne Opfer — also gleichsam mit leeren Händen — vor Mlschoa. I. Seder: 1. Berakot.

2

18

I. Seder.

Zeraim: 1. B e r a k o t .

Gott zu treten. Der Betende gelobt, daß das anders werden soll, sobald es Gott gefällt, wieder in Jerusalem zu wohnen. Man sieht, das Ganze ist ein Gebet aus einem Guß mit klarer Gedankenfolge. Es läßt sich aber auch die Entstehungszeit dieses Gebetes noch feststellen. Y. 7 ist eine Bitte um Recht und Erlösung: tiVsil u a n na'*}; V. 8 redet von den Schlägen (ni3ö), die Israel getroffen haben; V. 9 ersehnt das Jahr herbei, da die Erlösung zum Ziel kommt (unVsj fj? TlliO. Genauer erbittet V. 10 Befreiung ( m i n ) und Sammlung der verjagten Israeliten

Cu'rri'Vs pap>); V. 12 redet von Verfolgern (oHStfo), vom Reich des Übermuts (|i"TT maVa: damit kann nur das römische Reich gemeint sein) und von den Ö'^Sä, den Christen, deren Gemeinden also schon jedem Juden wohlbekannt und verhaßt sind. V. 14 wird allerdings die Zerstörung Jerusalems und des Heiligtums nicht genannt; aber wenn nur Gottes E r b a r m e n über beides erbeten wird, so sieht man daraus, daß es mit beiden schlecht steht. Und wenn dasselbe Erbarmen auch erfleht wird für das „Reich des Hauses David, des rechten Gesalbten Gottes", so ist damit eine Größe genannt, die zweifellos überhaupt nicht besteht. Also wird man rückschließend auch von Tempel und Stadt Jerusalem annehmen müssen, daß sie im Augenblick nicht vorhanden, sondern zerstört sind. So wird denn auch Gott gepriesen entweder als „Erbauer Jerusalems" oder als Gott des David, des Erbauers Jerusalems. Die Schlußzeile von V. 14 läßt beide Deutungen zu. Endlich wird V . 16 gebeten, daß Gott in Zion wohne und daß seine Knechte in Jerusalem dienen. Die Bitte setzt, auch nach ihrer ganzen Stellung im Gebet (s. oben), voraus, daß jetzt in Jerusalem kein Opferdienst stattfindet. Das Gebet trägt also überall die Zeichen der Zeit nach der Zerstörung Jerusalems durch Titus. Die Verwünschung der Christen im täglichen Gebet der Juden erwähnt Epiphanius ( - f - 4 0 3 ) haer. 29 (Opp. Dindorf I I p. 89): ävicrd|uevoi 9

£uj0€v Kai necr|c ruaepac Kai Trepi r n v i c n e p a v ,

¿mieXoCciv

¿aurotc

ev

raic

cuvaYuuYcuc,

Tpic xnc f||nepac, o r e

¿rcapiIivTat

auTotc

Kai

euxäc

ävaGeiuaii-

Eouciv Tpic Tfjc r])uepac qpacKOVTec, oti e m K a r a p d c a i 6 Geöc toüc Na£tupaiouc. Etwa gleichzeitig schreibt Hieronymus (f 420) in Jes 52 5 (Opp. Vallarsi I V p. 604): sub nomine, ut saepe dixi, Nazarenorum ter in die in Christianos congerunt maledicta. Der älteste Zeuge für diese Verwünschung ist aber Justin d. M. in seinem Dialog mit Tryphon: cap. 16 sagt er von den Juden: Kaxapdj|uevoi ev Taic cuvaTiu^aic iinuiv toüc m c T e u -

Einleitung. I. Zur Entstehung von Bekenntnis und Tagesgebet. ovTtxc

¿Tri

TÖV

Xpicröv (p. 234 B fin.); cap. 47:

KaTavaöe/iaTicavTac

Kai

KaTavaöejiaTiZovTac

TOUC

TOUC

IV

in

TCHC

19

cuvatuifatc TOÖTOV

amöv

XpicTÖv TncreuovTac (p. 266 D ) ; cap. 98: KaTapuu^evouc Kai

TUIV

TÖV

TOUTOV

TÖV ¿craupiun^vov üq»' V)|LXUJV drrobeiKVLiVTUJV elvai TÖV XpicTÖv (p. 321 C); cap. 95: auTOu T€ ¿Keivou [sc. TOÖ XpiCTou] Kai TWV eic aÜTÖv mcTeuovTwv KarapäcOe (p. 323 B); päc9e TravTiJuv

TOIV

cap. 96: ujueTc Yäp ¿v rate cuvTJ aniK O'J'aa

Erbarmen, GerechtigkeitundRecht.il

nnx ipia

'l rnpn VH1 V« d n a w a ^

21

Gepriesen seist du, Jeja, König, der da liebt Gerechtigkeit und Recht. 12

•lipxm ]Ht n e ^ i i r q i t » M l ? B'IOiaai

Den

Abgefallenen

sei

keine

Hoffnung, II alle Abtrünnigen und

-oitf « n m rpia II i r a ' a fTina Ii nisujttji Verräter mögen plötzlich vergehnjll ._,_„ „ , , . „ , i., das Reich desÜbermuts entwurzle und ;a™T y'jjgi B'J'IR zerbrich II rasch in unseren Tagen;II gepriesen seistdu, Jeja, der dieFeinde zerbricht und die Frechen beugt! ¡mn

Ii B'TpnrrV?! b'p'nsa-V»

laiP

rra

1B

Ü b e r Gerechten und über From-

11 T|ay n n s w

men, II über rechtschaffenen Fremden

über d e m Eest trnpian bob aio ]rn 11 iraVs » ?parn ^ deines Volkes,II d e m tf? a V ^ a n a ? ¿ ¡ ¿ n 11 n a s a ?ja»a e a n z e n H a u s Israel> s e i d e i n e II i|n$W*l UITOa ( ¿ W j " i II ffia? L i e b e M e n d i g , Jeja,unserGott; II gib T aBaal "^wa « n m ^ a ^ t e n Lohn allen, die treulich deinem T " t. n r r Namen vertrauen; II gib uns teil bei

ihnen, laß nie uns zuschanden werden; II denn auf deinen Namen traun wir, auf deinen Namen stützen wir uns; II gepriesen seist du, Jeja, du Stütze und Zuversicht der Gerechten! ai1f>a i|T» öVtfYV ipna Jiatfn

14

"Wohne in Jerusalem, deiner Stadt,

11 ira;a rnnaa dbiy i y a anix aiai 11 n-ia^ iB^WW ¡Uä w anx Ulla t : •• T: T— 'I r

in Bälde, wie du gesagt hast, II und baue sie zu ewigem Bau in Eile in unsern Tagen. II Gepriesen seist du, Jeja, der Jerusalem baut,

o n r Ü"ip_l II rraXQ anaa TO n a | nK :nJW\T

rt'axa « aiJK ipia 11 spfltfWa

15

D e n Sproß Davids laß eilends entsprießen II und sein Horn sei hoch

durch deine Hilfe. II Gepriesen seist du, Jeja, der entsprießen läßt das Horn der Hilfe. H irV» orni oin II Wa^K " wVip ?p3D^a II Uri^Bfl nst

O'aana Vaj?l

16

Hör' unsre Stimme, Jeja, unser

Gott, II sei gnädig, erbarme dich über uns; II nimm auf mit Erbarmen und Wohlgefallen unser Gebet. II V o n dir, unser König, laß uns nicht leer zu-

22

I. Seder. Zeraim: 1. Berakot.

n m '3 II m'tffi dpn. :nVwin vaitf » nnx r p a y ns n^sri

rückkommen; II denn du hörst das Gebet jedes Mundes. II Gepriesen seist du, Jeja, der da hört das Gebet. onVan^"! I ViOi?''. ?|asn ll'n^K £ flXI, 17 Hab' Gefallen, Jeja, unser Gott, an •>©'¡0 ii ^rca Tai^ ¡"TTäS?n atfni II n??' deinem "Volk Israel II und schaue auf naqx? rnna II Dpna»! or^sni S i n f r ? ihr Gebet; II bring wieder den Dienst rnihs; Tan flpfr blpT) i n s Heiligtum deines Hauses; II die f j n w a u w r » nannm lax-ini n tja» ^Kney T

"

nn« ^ aT ii T o'arrn psV ^ T . , .' ' ' • -t. :ti»s? ina'stc mnaa mnaii T-! T ! " '

°Pfer

Israels

D i e n s t 11 n i m m

'

lhr

eilends

Gebet hin

>

in

lhren Liebe

mit Wohlgefallen; II und wohlgefällig . . , ' % , sei immerdar der Dienst Israels, deines Volkes. II Hab' Gefallen an uns; laß schaun unsre Augen, II wie du kehrst in dein Haus auf Zion mit Erbarmen wie ehmals. II G e priesen seist du, Jeja, der eilends seine Wohnung aufschlägt in Zion! In diesem großen Mittelstück des Gebetes fällt zunächst auf, daß die Zahl der Bitten um eine, nämlich um die Bitte um den Messias, den Sproß Davids, vermehrt ist (babyl. N 15). Bei genauerer Betrachtung sieht man, daß hier nur ein in der palästinensischen Bearbeitung unselbstständiges Glied der 14. Bitte selbständig geworden ist. Auch da wird um Erbarmen gebeten ?|pnx rptfa TH Iva nwVo bv. Die Veränderung von der einen Form zur andern ist hier nur um weniges größer als in dem ganzen sonstigen Gebet. Denn das Kennzeichen beider Bearbeitungen ist, daß in beiden der Lobpreis am Schluß der einzelnen Bitten fast immer derselbe ist oder doch im Wortlaut nur geringe Abweichungen zeigt, während in den Bitten selbst zwar überall mehr oder weniger Anklänge und Ubereinstimmungen sich aufweisen lassen, aber der Text im ganzen stark auseinandergeht. Die babylonische Form ist meist breiter und wortreicher; doch gibt es auch Ausnahmen. In der Bitte (4) um Erkenntnis ist die babylonische Rezension nur um die ersten zwei Zeilen länger als die palästinische, und es fehlt die Anrede IJ'aX, sowie der Hinweis auf das Gesetz als die Quelle der Erkenntnis (sjrnino); aber Hinzufügungen und Auslassungen sind von demselben Gedankeii beherrscht, das eng Israelitische (?|rHiil)?' Il'ix) zum allgemein Menschlichen zu erweitern: der dem Menschen (CiJK, DliO Erkenntnis gibt,

Einleitung.

I. Zur Entstehung von Bekenntnis und Tagesgebet.

23

möge auch uns Erkenntnis geben. — Die folgende Bitte (5) um Bekehrung hat nur das erste Wort und den Lobpreis in beiden Rezensionen gemein; hier sind nun gerade in der babylonischen Bearbeitung Gesetz und Gottesdienst CTlifl und rniav) das Ziel der Bekehrung, während die palästinische wehmütig nach der Vorzeit (Qjfj?) zurückblickt. — Die Bitte (6) um Vergebung hat nicht bloß fast gleiche Eingangs- und Schlußzeile (im Eingang fehlt in der babylonischen Form am Schluß schiebt sie hinter £ noch Jian ein); auch die beiden andern Zeilen sind durchaus parallel: die zweite wiederholt den Gedanken der ersten, wobei die Sünde mit 171273 bezeichnet wird; für vergeben steht diesmal in der babylonischen Form Vna, in der palästinischen nna. Die dritte Zeile preist Jejas Erbarmen, beidemal mit verschiedenen Worten, so daß nur das Bindewort '3 wiederkehrt. — Die Bitte (7) an den Erlöser Israels ist in Eingangs- und Schlußzeile identisch, in Zeile 2 kehrt beidemal das entscheidende Wort, wenigstens in den Konsonanten, wieder (uViu); aber in der babylonischen Form steht eine Zeile mehr, die der dritten von Bitte 6 entspricht, mit der sie die Worte ilfli? '3 gemein hat. — Wirklicher Anklang ist in der Bitte um Heilung (8) nur in den ersten Worten und im Lobpreis zwischen beiden Rezensionen vorhanden; in der babylonischen ist verallgemeinert (U'Nl^nn V31?), was in der palästinischen Hinweis auf die besondre Lage des besiegten und unterdrückten Volkes ist 31X3», nruiO p r , irnta»). Aber auch hier hat die babylonische Form eine Zeile mit den Worten nflK— Vs '3 wie in 6 und 7. — Bei der Bitte (9) um Segnung der Jahre fällt auf, daß die babylonische Form zuerst den Segen für jedes Werk der Hände erbittet, während die andre Form das ganz am Schluß ausspricht: die palästinische Form setzt noch ein wesentlich ackerbauendes Volk voraus, die babylonische nicht mehr. Sie ist im ganzen viel breiter. Ehe in ihr für dieses Jahr uud allen seinen Ertrag gebeten wird, was in der palästinischen Form gleich zu Anfang geschieht, wird allgemein für „unsre Jahre" gebetet; dabei fällt weg der Wunsch nach baldigem Kommen „des Jahrs des Ziels unsrer Erlösung": auch damit ist ein Wort getilgt, das die gedrückte Stimmung eines niedergeworfenen Volkes erkennen läßt. Wörtlich beibehalten ist die Bitte um Tau und Regen für den Erdboden und Sättigung der Welt durch die Güte Gottes: nicht zufällig steht in der babylonischen Form hinter o^itf noch iVl3, das entspricht dem gleich in der Bitte um Erkenntnis nachweisbaren allgemein mensch-

24

I. Seder.

Zeraim: 1. B e r a k o t .

liehen Standpunkt. So ist hier noch eine Zeile eingefügt, die um Segnung des Erdkreises ftafl) bittet. Erst jetzt folgt die Bitte für dieses Jahr, zwar in fünf Zeilen, aber mit so allgemeinen Ausdrücken, daß man sieht: die Wünsche eines Bauernvolkes sind hier nicht mehr maßgebend. Der Lobpreis am Schluß ist in beiden Formen derselbe. — Die Bitte um Sammlung der zerstreuten Israeliten ist in beiden Rezensionen fast wörtlich gleich. Nur ist in der babylonischen Rezension die Zeile hinzugefügt, wonach sie von den vier Enden der Welt in das Land Israel geführt werden sollen, vielleicht ein Zeichen dafür, daß nicht wie ursprünglich in besonderer Weise an die durch den römischen Krieg Verjagten gedacht ist. — Dagegen scheint in der (11.) Bitte um das Königtum Jejas, also um das Gottesreich, die babylonische Rezension das bisher Versäumte nachholen zu wollen. Die zwei ersten Zeilen sind in beiden Bearbeitungen völlig gleich; aber jetzt folgt in der babylonischen der Wunsch nach Beseitigung von nnJKl der in der achten Bitte wegblieb; das Gebet um Jejas Königtum wird dringender gestaltet durch Hinzufügung von n^flö (schon in Bitte 7 ist in» hinzugefügt, rnna fehlt in Bitte 9) und von das zweifellos einen starken Gegensatz zur Herrschaft der Heiden bezeichnet. Ein solcher mag auch mitklingen, wenn die Eigenschaften Gottes genannt sind, durch die er seine Herrschaft führt: Erbarmen, Gerechtigkeit und Recht. Dem Hauptinhalt der Bitte entspricht es, wenn hinter ^ in den Lobpreis das Wort rjVa eingefügt ist. — Die Erweiterung der 11. Bitte wird sofort wieder einigermaßen gutgemacht durch die Verkürzung der 12., die gegen das Reich der Bosheit gerichtet ist. Zwar ist bei der Verwünschung des Reichs und bei dem Lobpreis verstärkend noch das Verbum "D1P eingefügt ("lälWll, Q'a'.iK laiiO; aber es fehlen die Worte: sie seien getilgt aus dem Buch der Lebendigen, und bei den Gerechten seien sie nicht geschrieben. Aus den Christen O'IXi sind Verräter (O'^Oia = irapabiöövTec) geworden. So wendet sich das Gebet nur gegen Unterdrücker und Abtrünnige, nicht gegen die Christen als Religionsgemeinde; und die Verwünschungen sind gemildert. In der 13. Bitte für die frommen Fremden ist in der babylonischen Bearbeitung der ursprüngliche Gegensatz zur 12. Bitte (Verwünschung der gottlosen Fremden) ganz vergessen. So ist diese Bitte zu einer Bitte für alle Frommen, namentlich auch die Israeliten, umgestaltet und erweitert. Vgl. namentlich palästinisch Zeile 2: ]li1 ijlixn B? aiü *Dip uV mit babylonisch Zeile 4: Q'nüian ^ niD |ri1

Einleitung.

I. Zur Entstehung von Bekenntnis und Tagesgebet.

25

naxa ISl^a. Da sieht man, wie eine quietistische Frömmigkeit den Stolz auf die Werke verdrängt hat. Bitte 14. 15 der babylonischen Rezension entsprechen Bitte 14 der palästinischen. Daß diese ursprünglich ist, sieht man schon aus dem alten Namen: Achtzehngebet. Der Wortlaut im einzelnen geht in beiden Bearbeitungen ganz auseinander. Nur der Lobpreis am Schluß der 14. Bitte ist beidemal gleich, doch fehlt in der babylonischen Form die Bezeichnung Jejas als *m 'nVtJ, da sie dem Gedanken nach hier in Bitte 15 gehört. Zu beachten ist, wie in beiden Bitten der babylonischen Form Gottes baldige, rasche Erhörung erfleht wird (u'öja rnnül, rnna ailpa), s. Bitte pal. 9. 12; babyl. 11. 12. Die Bitte pal. 15 babyl. 16 um Gebetserhörung hat beidemal dasselbe Anfangswort und denselben Lobpreis am Schluß; außerdem steht beidemal U'Vff Dpi. Aber nur die babylonische Fassung sagt, daß Gott die Bitte aus jedem Munde hört. Die Entschuldigung wegen mangelnden Opfers pal. 16 babyl. 17 spricht in der babylonischen Form den Wunsch nach Wiederherstellung des Jerusalemer Gottesdienstes breiter und deutlicher aus als in der palästinischen. Das Ji'Xa jiDB' der letzteren steht in der babylonischen Bitte 14. Diesmal ist auch der Lobpreis in beiden Fassungen verschieden. a. Palästinische Rezension I I I . l) Ii sin rrns $

OHia

17 Wir danken dir; du bist ja II Jeja,

|ID'aninnpnnniaiD.1^3^»ll«'n1aK:^S'!

unser Gott und der Gott unsrer

irniax D i l II i m » r r f i W l lanVaaffl'

Väter; II für alles Gute, f ü r Gnade

£ i|ipn II « ¿ 1 nun i n a s V s i n ¿ » f e

u n d Erbarmen

» nm ^ m i i u w

uns

erzei

das du uns erwiesen

§ t h a s t 11 u n d u n s e r n Vätern vor uns; II und wenn wir sagten: es wankt unser Fuß, II so stützt uns deine Gnade, Jeja. II Gepriesen seist du, Jeja; dir muß man danken. Tp.'tf M II i|SST Vioir ijai^ffl'" D'fP 18 Gib deinen Frieden über Israel, n m ipia inmp liVa uanai II flfcqi Vgl d e l n Volk, II über deine Stadt und iQiVtfn nt?i& n ^ e r d e * n Erbe; II und segne uns alle wie e i n e n Mann; II gepriesen seist du, Jeja, der da schafft den Frieden. Den Abschluß des ganzen Gebetes bildet der Dank und die Bitte um Frieden. Bemerkenswert ist das mächtige Einheitsgefühl der Israeliten. Der Dank begnügt sich nicht mit Erwähnung des Guten, das der Betende :nrrn>

und

>11

I. Seder. Zeraim: 1. Berakot.

26

selbst erfahren hat; das jüngere Geschlecht dankt auch für die Wohltaten, die den Vätern zuteil wurden; ebenso wird schließlich der Friede Gottes erfleht über alle wie einen.

Dieser Abschluß mit der Bitte um

Frieden entspricht dem aaronidischen Segen: „ o f t »

ist auch da

das letzte Glied (Num 6 20). Bemerkenswert ist auch hier die Bezugnahme auf

die

Stadt Gottes (f! 1 »); der Schmerz über ihren Untergang

be-

herrscht das ganze Gebet. b. Babylonische Rezension I I I . irrtVx » II Sin .IRS» "¡f? UiJSiJ

fl'lia

nflS II 13»»'. |1J3 i r m IIS :i ll'fllSS, '¡ftsi ii irftrm isoai ^ wniow

ni.i: n i n i li-ft sin

ii ?[Ta onioan U'?n V?

!i ipcis^w Vvi ij'DJ bv ¡i ^

nnipsri

o •m s i ipäi 31» II nsn nv«• bas» ipniaiüi: —•T:T: 'V R VV •• R T : V I V ii oniapn s | s i'aP!! fta S1?

II aion

na; tfftrr a»nn Va '3 u ipion.

s1?

nns ^na II aian tojn aiü '3 N Viijn ?ja» :nrrin^ nsi ^ i n r a n

3its>n »

18

Wir danken dir; denn du bist jall

Jeja unser Gott und der Gott unsrer Väter, II der Fels unsres Lebens, der Schild unsres Heils; II du bist es von Geschlecht zu Geschlecht.il Wir danken dir und erzählen deinen Ruhm II für unser Leben, das gelegt in deine Hand, II für unseren Atem, der dir anvertraut ist, II für deine Zeichen

und

deine Wunder, II für

deine Gaben zu jeglicher Zeit, II am Abend,

am Morgen,

am

Mittag,

du Guter! II Denn nicht alle wird dein Erbarmen, o du Erbarmer,II deine Gnade kommt nicht zuEndell denn alle Lebendigen preisen deinen großen Namen, II denn gut ist der gute Gott. II Gepriesen seist du, Jeja; der Gute heißest du immerdar; II und dir ist es schön zu danken. " O'önTl Töm

II ¡13131 naiö o f t » 0'»

l i v f t s " 133131 II ria» Vsi®' ••

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19

Gib Frieden, Gutes und Segen,II Gnade und Güte und Erbarmen II

riru ?j'is Iis? '3 II ij'JS l i s a i r r iftis

über uns und über Israel, dein Volk, II

Ilhorn nsns cm min n irrt^s " i ft t V T T T-5— • —: T vs t :

und segne uns, Jeja, unser Gott,

?prsa nsia ofttfi npix I v " t 3ioi: II o'ami • —; T T: T : 'TT!

allesamt mit dem Licht deines Angesichts: II denn mit dem Licht deines Angesichts gabst du uns, Jeja, unser Gott, II Gesetz und Leben, Liebe und

Einleitung.

II. Die Gebetszeiten.

27

rjna II dfttfl T3? a^a n VinfcP ija» rix ipa^ Gnade, II Gerechtigkeit, Frieden, Se.aiVtf? iay DK fiaan £ nns gen und Erbarmen, II und gut ist's, in :]!08 deinen Augen zu segnen dein Volk Israel II mit Fülle der Kraft und des Friedens; II gepriesen seist du, Jeja, der da segnet sein Volk Israel mit Frieden. Amen. Auch in den beiden abschließenden Stücken ist die babylonische Fassung wortreicher, aber darum nicht durchsichtiger als die palästinische. Im Dank sind beide Fassungen gleich in den beiden ersten Zeilen; der Lobpreis ist in der babylonischen Form zu zwei Zeilen erweitert, doch so, daß die Worte der palästinischen Rezension vollständig wiederkehren. In der Bitte um Frieden fehlt in der babylonischen Fassung die Erwähnung der Stadt Gottes und die Betonung der Einheit Israels. Durchgesetzt hat sich im wesentlichen die babylonische Form, die mit geringen Abweichungen noch heute gebetet wird. I I . Die Gebetszeiten. (Ber I Y 1.)

Nach Ber I V 1 gibt es ein dreifaches Gebet für jeden Tag: ein Morgengebet (in®1.! nVsri), ein Speiseopfergebet (nruan nVBfl) und ein Abendgebet (a*wn ilVon). Dabei ist mit nrua Speiseopfer das abendliche tägliche Opfer im Tempel gemeint; denn in alter Zeit wurde morgens ein Brandopfer und abends ein Speiseopfer dargebracht I I Kön 16 IC: a*iyn nruo "Ip.an n^y. Daher redet man schon damals von der Zeit, da man das Speiseopfer bringt I Kön 18 29: n i u a n n f t s ^ ' l j ; . Allerdings verlangt das Priesterbuch im Gesetz für Morgen und Abend dieselben Brandopfer, Speiseopfer und Trankopfer (Ex 29 38—42 Num 28 3—8); und die Chronik setzt schon die entsprechende Sitte voraus (116 40 I I 13 11). Trotzdem wird noch Es 9 4 und sogar Dan 9 21 von dem abendlichen Speiseopfer geredet; bei Esra heißt es: a*l?n nniaV"!», bei Daniel: a*l» nru» Bei Esra und Daniel ist von einem Gebet um die Zeit des Speiseopfers die Rede. Daher ist also bis über die Zerstörung des Tempels hinaus das Gemeindeopfer am Nachmittag Speiseopfer (nnaa) genannt worden. Man rechnete nach der Zeit des Speiseopfers (vgl. an unsrer Stelle nnJiart J^B "TS?) und nannte das Gebet in dieser Zeit das Speiseopfergebet. Nun wissen

28

I. Seder.

Zeraim: 1. Berakot.

wir von Josephus (ant 14 65), daß die beiden täglichen

Gemeindeopfer

im Tempel in der Morgenfrühe und um die neunte Stunde, d. h. etwa um drei U h r nachmittags dargebracht wurden (npuui Te Kai rcepi evcnr|v uipav). Die neunte Stunde heißt aber auch in der Apostelgeschichte (31) die Stunde

des Gebetes, bei der man in den Tempel geht (äveßaivov eic

To iepöv €tti Trjv uipav Trjc Trpoceuxrjc Trjv Ivarriv).

Ebenso beten nach

J u d 9 1 auch die Juden außerhalb Jerusalems zu der Stunde des abendlichen Rauchopfers: mit der Räucherung im Tempel schließt abends das Gemeindeopfer, wie es morgens damit beginnt (Philo de victim. 3 = special leg. I 168 • 169; de sacrific. 4 = wird geschildert, wie

zur Stunde

de special leg. I 276).

de

L u c 1 9.10

der täglichen Räucherung,

die im

Tempel versammelte Volksmenge betet (i«rrd rö £9oc ifjc iepaxeiac eXaxe toü 0u|iiäcai eiceXöwv eic töv vaöv toü xupiou Kai näv t ö ttXtiöoc j^v toö Xaoö TTpoceuxo)Lxevov

rrj üipa tou 9u|iiot|uaToc).

Somit erklärt

sich

also das Morgen- und Nachmittagsgebet aus der Sitte des Tempels.

Ein

alttestamentliches Minchagebet ist P s 141 vgl. V . 2: ipJS^ rniüj? 'nVoil : n v nnw '33

Aber schon D a n 6 10 ist von

Gebet am T a g die Rede. seines Hauses

einem

dreimaligen

Nach dieser Stelle hat Daniel im Obergemach

in der Richtung nach Jerusalem geöffnete Fenster;

kniet er dreimal nieder und betet zu seinem Gott und dankt ihm. die Zeit dieser Gebete ist nichts gesagt.

da

Über

I m Zweifel konnte man nur über

das dritte, nicht durch die Tempelsitte bestimmte Gebet sein. lich liegt auch da eine doppelte Uberlieferung vor. scher Zeit betet Judit nachts (11 17 12 5—9 1310);

Tatsäch-

Schon in griechi-

als F r a u hat sie das

Bekenntnis nicht aufzusagen, und es ist ausdrücklich von ihrem „Gebet" die Rede (1117 TrpoceüEojaai Trpöc töv öeov; 12 6 eiri npoceuxriv e?eX0eiv; 8 ebeeTO toü Kupiou...).

Dem entspricht die Anschauung der Mischna,

daß das dritte Gebet eine rns? n^BFi sei. Aber daneben geht eine Uberlieferung her, die eine andre Sitte voraussetzt. Ii :•'ayffl'i"' n v n II tnp>X DVfortoj 'JH II nnnxi nn'frs II t3'.insi Ifjäl 3 " » .

P s 55 17.18 lauten:

I c h will rufen zu Gott II und Jahwe hilft mir; II abends und morgens und mittags 11 will ich reden und seufzen, 11 und er hört meine Stimme.

Hier tritt also neben die beiden dem Morgen- und Abendopfer gleichzeitigen Gebete ein Mittagsgebet.

Und die hier angedeutete Sitte scheint

in der Apostelgeschichte vorausgesetzt zu sein. D a ist nämlich neben dem

Einleitung. II. Die Gebetszeiten.

29

Gebet um die neunte Stunde (im Tempel in Jerusalem B 1; im Privathaus eines frommen Heiden in Cäsarea 10 3. 4) ein Gebet um Mittag (und zwar auf dem Dach in Ermangelung der nach Jerusalem offenen Fenster im Obergeschoß Dan 610 — Apg 10 9) und wahrscheinlich das Frühgebet um die dritte Stunde (215) erwähnt. Ferner heißt es im slav. Hen 514: des Morgens, Mittags und Abends ist es gut, in das Haus des Herrn zu gehn um des Ruhmes eures Schöpfers willen. Insbesondre enthält aber die babylonische Fassung des Achtzehngebets im Dank (Stück 18) auch die Erwähnung dieser drei Gebetszeiten: „am Abend, am Morgen, am Mittag" (onnsi *ij?fil 31»). Der "Wortlaut des Gebetes steht hier also in einem gewissen Gegensatz zu der von der Mischna geheiligten Sitte. Denn wenn man auch sagen kann, daß diese Stelle des Gebets, wie sie noch heute allgemein gesprochen wird, nicht die Gebetszeiten meine, sondern die Zeiten der göttlichen Gnadenerweisungen, so ist doch klar, daß der Dank gegen Gott dann auch in diesen Zeiten seinen gegebenen Platz hat. — Über die Gründe, weshalb das dritte Gebet entweder mittags oder abends bzw. nachts gesprochen wurde, gibt es nur Vermutungen. Man kann davon ausgehen, daß sowohl Ps 5518 und das Achtzehngebet als auch die Mischna Ber I V 1 von einem Gebet am „Abend" reden. Der Psalm und das Achtzehngebet verstehen aber darunter das Minchagebet gemäß der älteren Anschauung, daß die Zeit des Speiseopfers der Abend sei: ansn nmn heißt es I I Kön 1615 Es 9 4 Dan 9 21; vgl. I I Chron 2 3 311 Es 3 3. Im Gesetz Ex 29 39 Num 28 s ist als Zeitbestimmung angegeben D^wn was die L X X an erster Stelle mit tö beiXivov, an zweiter mit tö rcpöc ¿CTiepav wiedergibt. Philo deutet den Ausdruck de vict. 3 = de special, leg. I 169 mit öeiXric kirepac und meint, daß das Opfer mit Sonnenuntergang (i]Xiou-buo|uevou) sein Ende finde. Unverkennbar ist seine Anschauung, wenn er sagt, daß durch das täglicheFrühopfer für die Wohltaten desTages und durch das tägliche Abendopfer für die Wohltaten in der Nacht Gott gedankt werde (im£p eüxapicricxc ¿Kaiepov t ö v fiev fm£p t u j v ueö' rinepav, t ö v be imep xaiv vuktujp eüepfeciuiv). Da hat neben dem Minchagebet ein Abendgebet keinen Platz. Nach Ex 30 7.8 soll das Eauchopfer im Tempel mit der Besorgung des Leuchters morgens und abends verbunden sein; es fand also abends erst statt, wenn Zwielicht (t^an») eintrat. Nun sollte aber bei den drei täglichen Gebeten der Blick nach Jerusalem, genauer nach dem Allerheiligsten des Tempels, gerichtet sein. Deshalb liegen die Fenster des Obergemachs,

30

I. Seder.

Zeraim: 1. B e r a k o t .

da Daniel betet, in der Richtung gegen Jerusalem ( D ^ I T "713 Dan 6 n); die Mischna erörtert sehr genau, wie weit man zur Einhaltung der Gebetsrichtung verpflichtet ist. (Ber 4 5.6). Dabei liegt der Gedanke zugrunde, daß der Betende sich gewissermaßen einrechnet in die im Tempel um diese Zeit versammelte Gemeinde, die ihren Blick auf das Tempelhaus richtet, wo jetzt gerade das Rauchopfer Gott dargebracht wird. Im Rauchopfer kommen nach dem Volksglauben die Gebete vor Gott (Apc 5 8 8 3.4). Damit ist aber gegeben, daß ursprünglich auch das dritte Gebet ein Tagesgebet war, weil nur zwischen den beiden Rauchopfern ein Gottesdienst im Tempel stattfand. Jeden Abend wurde der Tempel geschlossen (Jos Ap. I I 105. 119 Kdö' ¿Kacxriv iijuepav; Jos bell j V I 293 Trepi öei\r|v). Bei Nacht also war keine betende Gemeinde in ihm zu treffen, in die man sich mit seinen Gedanken hätte einrechnen können. Dagegen ist ausdrücklich die Mittagsstunde als für den Gottesdienst im Tempel bedeutsam bezeichnet Jos Ap I I 105. Da ist davon die Rede, daß auch die Priester nur zu bestimmter Zeit den ihnen vorbehaltenen Raum des Tempels (beim Altar) betreten: nämlich frühmorgens und wieder um die Mittagszeit; es ist also vorausgesetzt; daß sie nach den morgens dargebrachten Opfern sich ausruhn, um dann von Mittag bis Abend weiterzuarbeiten, bis der Tempel geschlossen wird. „Tanta vero est circa omnia Providentia pietatis, ut secundum quasdam horas sacerdotes ingredi constitutum sit: mane etenim aperto templo oportebat facientes traditas hostias introire et meridie rursus, dum clauderetur templum." Somit war die Mittagsstunde der Augenblick, da die Opfer, die eine kurze Zeit unterbrochen waren, wiederaufgenommen wurden. Auf solche Tempelsitte weist noch der in demselben Kapitel des Jos Ap I I 108 (mediante die) bezeugte Wechsel der diensttuenden Priesterabteilung am Mittag jedes Sabbates hin (jeden Sabbat, vgl. ant V I I 365: [Aauiör)c] iuexaSe-niav traTpiäv ötaKOveic0cu tuj 9ew erci rijaepac öktuj öttö caßßaTou erri cdßßaiov). Es hatte also in der Tempelsitte seinen guten Grund, daß man auch um Mittag im Blick nach Jerusalem betete. (Hen slav 514 ist ausdrücklich empfohlen, auch am Mittag in das Haus des Herrn zu gehen.) Das jüdische Gebet um die Mittagszeit ist aber nicht bloß Ps 5518 Apg 10 9 Achtzehngebet (bab.) 18 bezeugt; noch Epiphanius haer. 29 9 (Opp. Dind. I I p. 89) bestimmt die drei Gebetszeiten der Juden: övicxanevoi eiuöev Kai |uecric rjuepac Kai irepi triv earepav xpic Tfjc rijaepac öxe eOxäc emreXoGciv ¿auToic ev Taic cuvafwfouc . . . Also bis an das

Einleitung.

III. Die Entstellungszeit des Traktates Berakot.

31

Ende des vierten Jahrhunderts hat die Sitte eines täglichen Mittagsgebetes neben Morgen- und Abendgebet fortbestanden. In der Apostelgeschichte ist nun das Minchagebet bereits auf die neunte Stunde vorgeschoben (Apg 3i 10 3.4); trotzdem ist an dem Mittagsgebet (um die sechste Stunde 10 9) festgehalten. Das dürfte die Sitte zur Zeit des herodianischen Tempels gewesen sein, als die großen Anforderungen und vielleicht auch die Bequemlichkeit der Priesterschaft eine Einschränkung des täglichen Dienstes wünschenswert machten. In Jerusalem und Judäa wird sich die Gebetssitte der veränderten Tempelsitte angepaßt haben: man sprach nun das letzte Tagesgebet schon um drei Uhr nachmittags. Aber in der Diaspora lag es nahe, das von früher her übliche Abendgebet nun trotzdem festzuhalten und dafür das Mittagsgebet fallen zu lassen, das ja doch nicht im Gesetz, sondern in einer mehr zufälligen Tempelsitte seinen Grund hatte und durch die neue Tempelsitte zu nahe an das Minchagebet herangerückt war. Diese im Buch Judit erstmalig bezeugte Sitte ist dann durch die Mischna nach dem Fall des Tempels geheiligt worden, weil sie wahrscheinlich weiter verbreitet war. Aber die oben angeführte Notiz des Epiphanius läßt erkennen, wie doch noch lange die andere Sitte daneben bestanden hat. Das dürfte auch daraus hervorgehen, daß die spätere babylonische Fassung des Achtzehngebetes das Mittagsgebet noch erwähnt, während die ältere jerusalemische Form diese Worte nicht hat. Epiphanius hat nach Herkunft und "Wohnort die jüdische Sitte Palästinas, Ägyptens und Cyperns vor Augen. Das bestätigt die Vermutung, daß der Ersatz des Mittagsgebetes durch ein Abendgebet in der Diaspora seinen Ursprung hat.

HL Die Entstehungszeit des Traktates Berakot. 1. Der Traktat Berakot beruft sich nirgends auf einen Schriftgelehrten, dessen Wirksamkeit vor die Zerstörung des Tempels durch Titus fiel. Es werden von ihm angeführt folgende Schriftgelehrte: 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Rabbi Eliezer 1 1 . 2 I V 4 a V 2 V I I 5b. — 90—110 n. Chr. Rabban Gamliel I I I I 5 b - 7 I V 3 V I 8 a . — 90—110 n. Chr. Rabbi Josua 1 2 I V 3.4b. — 90—110 n. Chr. Rabbi Tarphon I 3 b V I 8b. — 110—130 n. Chr. Rabbi Eleazar, Azarjas Sohn 1 5 I V 7. — 90—110 n. Chr. Ben Zoma 15. — 110—130 n. Chr.

32

I. Seder. Zeraim: 1. Berakot.

7. Rabbi Mel'r II lb. — 130—160 n. Chr. 8. Rabbi Juda I I l b . 2 a 113 H I 4 . 6 I V 1.7 V I 1.3.4 V I I 2 1X2. — 130—160 n. Chr. 9. Rabbi Josua ben Qorcha II 2b. — 130—160 n. Chr. 10. Rabbi Jose II 3. — 130—160 n. Chr. 11. Rabban Simeon ben Gamliel 118. — 130—160 n. Chr. 12. Rabbi Nechunja ben Haqqana IV2. — 70—90 n. Chr. 13. Rabbi Aqiba I V 3 V 2 V I 8 a V I I 3 c . — 110—130 n. Chr. 14. Rabbi Chanina, ben Dosa V5b. — 70—90 n. Chr. 15. Rabbi Jose der Galiläer V I I 3c. — 110—130 n. Chr. 16. Rabbi Ismael V I I 3 c. — 110—130 n. Chr. 17. Ben Azzai 1X4. — 110—130 n. Chr. 18. Rabbi Natan I X 5 d . — 160—190 n. Chr. Von den beiden ältesten dieser Schriftgelehrten, Nechunja und Ben Dosa, sind keine Lehrentscheidungen, sondern nur Lehrerzählungen gegeben; der späteste, Natan, gibt eine Erklärung des letzten angeführten Schriftwortes, die leicht später hinzugefügt sein könnte. Sonst gehören noch in das erste Jahrhundert vier Namen: Eliezer, Gamliel II, Josua und Eleazar; reichlicher vertreten ist die nächste Generation, deren Wirksamkeit noch vor den Krieg Hadrians fällt. Dahin gehören Tarphon, Ben Zoma, Aqiba, Jose der Galiläer, Ismael und Ben Azzai, also sechs Schriftgelehrte. Nach Hadrian, aber früher als Natan, wirken der am allerhäufigsten (an 12 Stellen, aber zum Teil mehrmals) angeführte Juda, dann Meir, Simeon ben Gamliel, Josua ben Qorcha und Jose. Es ist nun nicht glaublich, daß der Verfasser des Traktats nur Autoritäten der Vergangenheit, aber keine seiner Gegenwart nennt. Man wird also annehmen dürfen, daß auch er in der Zeit bald nach dem hadrianischen Kriege 130—160 geschrieben hat. Dahin passen auch die sonstigen Merkmale. Es lagert eine trübe Stimmung über diesem Buch; es verwirft den Glauben, daß Gottes Fürsorge sich auch auf ein Vogelnest erstreckt, es will nichts davon wissen, daß man Gottes im Glück nur mit Danken gedenke (V 3); es schärft ein, daß man im Unglück Gott als gerechten Richter preise, daß man im Lobpreis daran denke, wie Glück und Unglück im Leben zusammengehören und daß man Gott lieben muß mit Selbstüberwindung, auch wenn er Leben und Habe einem nimmt (IX 2 c. 3 b. 5 a). Gamliel II ist bereits eine der spätem Generation vorgeführte vorbildliche Gestalt

Einleitung.

III. Die Entstehungszeit des Traktates Berakot.

33

( I I 5 b—7); seine Söhne, besonders Simeon, reden von ihm, dessen Kraft nicht jeder besitzt (11, I I 8). Man erinnert sich daran, wie er durch feste Gebetsformeln das Judentum zu kräftigen suchte: er forderte täglich das ganze Achtzehngebet und selbst nach Genuß von Obst das dreigliedrige Dankgebet (IVB, V I 8a). In diesen Stücken folgte ihm später Aqiba, dem — wie es scheint — das Achtzehngebet vom Munde floß ( I Y 3), der dem Sabbatlobpreis seine feste Stelle darin gab (V 2), der das dreigliedrige Dankgebet auch beim einfachsten Mahl des armen Mannes forderte ( V I 8 a) und der auch für die Aufforderung zum Dankgebet nach dem religiösen Mahl in der Synagoge seine feste Formel hatte ( V I I 3 c). Der große Schriftgelehrte in der Gegenwart des Verfassers ist Rabbi Juda, der ein Abweichen vom pünktlichen Wortlaut des Glaubensbekenntnisses nicht zuläßt (113), und das Schlußgebet ohne Unterbrechung angefügt wissen will, damit es nicht als nebensächlich vernachlässigt werde ( I I 2a); der aber eben um der regelmäßigen Erfüllung der Bekenntnispflicht willen erlaubt, während des Bekenntnisses jedermann zu grüßen ( I I 1 b) und trotz gesetzlicher Unreinheit es zu sprechen ( I I I 4.6). Genau bestimmte er die Zeit des Tagesgebetes ( I V 1 ) und stellte eine Regel auf, wo die besondern Feiertagsgebete zu sprechen seien und bis zu welcher Stunde des Tages ( I V 1 . 7 ) . Ebenso gab er eigne Ordnungen für das Tischgebet, einen besondern Lobpreis bei Gemüse; bei verfluchten Arten wollte er den Lobpreis nicht sprechen; die sieben gesegneten Erzeugnisse sollten auch beim Lobpreis bevorzugt werden ( V I 1.3.4). E r bestimmte das Maß der Speise, bei dem man gemeinsam zu danken hatte ( V I I 2 ) und verlangte einen besonderen Lobpreis Gottes beim Anblick des Meeres wenigstens für den, der an diesen Anblick nicht gewöhnt sei ( I X 2). — Außer diesen dreien tritt nur noch ein Zeitgenosse Gamliels I I , Eliezer, etwas deutlicher hervor: er bestimmte die Zeit für das Glaubensbekenntnis, wollte aber von einer genauem Regelung des Tagesgebetes absehen ( 1 1 . 2 I V 4 a). Das hinderte ihn nicht, dem Sabbateinschub im Achtzehngebet eine feste Stelle anzuweisen (V2). Bei Tisch wollte er nur den Segen über den gemischten Wein sprechen ( V I I 5 b). — Unter den Schriftgelehrten stehen sich die Schulen Schammai und Hillel schroff gegenüber; wenn R. Tarphon,

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w - i|mT xT aS • n n t e n-I D ' a•a nT -S n a wI tTf V n a T k 1 ?« ii i a V- a5 •ir tfVi l — T TV n a s ? n V r t f *ts? j r n ? a 11 D n a a n Q'aVn -ippn n n n t f n *nas? n V r t f IIa. DK technischer Ausdruck für das Aufsagen des Bekenntnisses. D'Tlsn: der Abend geht nach jüdischer Rechnung dem Morgen voraus, da der Tag mit Sonnenuntergang beginnt. Die andre Rechnung I 4. B'DJpJ Q'Unsn: sie verlassen die Opferstätte, weil der tägliche Dienst getan ist. Das abendliche Gemeindeopfer schloß ihn, nach Josephus, schon um die neunte Stunde (etwa nachmittags drei Uhr) ab: J o s ant 14 es Ttepi evcmiv uupav. jnaiin: mit wenigen Ausnahmen fallen die Abgaben an das Heiligtum als Hebeopfer an die Priester (Num 18 8—19); das Hochheilige unter diesen Abgaben von Sündopfern, Schuldopfern, Speiseopfern und die Schaubrote müssen von den Priestern selbst im Heiligtum verzehrt werden (Num 1810 L e v 24 9). Freilich gab es zur Zeit, da die Mischna niedergeschrieben wurde, weder Tempel- noch Opferdienst. Diese Zeitbestimmung stammt also aus der Zeit vor der Zerstörung des Tempels und wurde später in der alten Form festgehalten. So ist die einleitende Frage beantwortet. Strittig ist, b i s wann man das Abendbekenntnis sprechen darf. niitCton J"i")i»lZ>sn das alte Israelitentum zählte drei Nachtwachen (dreimalige Ablösung der Wachposten) E x 14 2i R i 719 I Sam 11 n ; in römischer Zeit zählte man vier: Mat 14 25 J o s ant 5 223 Marc 13 35 Apg 12 4. Das Ende der ersten Nachtwache ist also 9 oder 10 Uhr abends. "ItV'Vs: Sohn des Hyrkanos, in der Mischna sehr oft angeführt, um 100 n. Chr. Seine Meinung dringt nicht durch. D'asn immer ohne Artikel: die entscheidende Mehrheit der Schriftgelehrten.

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Aber auch ihre Entscheidung findet hier Widerspruch.

A. Das tägliche Bekenntnis.

37

A. Das tägliche Bekenntnis. 1. Seine Zeit. XI

I. Abends.

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Von wann ab sagt man des Abends auf das „Höre Israel"? II Von der Stunde, da die Priester hineingehn, II ihr Hebopfer zu essen, II bis zum Ende der ersten Nachtwache, II sagt Rabbi Eliezer; II die Gelehrten sagen: bis Mitternacht. II Rabban Gamliel sagt: II bis aufsteigt die Säule der Morgenröte. b Es geschah: seine Söhne kamen vom Wirtshaus, II sagten: wir haben nicht aufgesagt. II Sprach er zu ihnen: wenn nicht aufstieg die Säule der Morgenröte, II seid ihr verpflichtet, noch aufzusagen, c Und nicht allein das, II sondern bei allem, wovon die Gelehrten sagten: bis Mitternacht, II wollen sie, bis heraufsteigt die Säule der Morgenröte. II Verbrennen von F e t t und Gliedern II wollen sie, bis heraufsteigt die Säule ( = ] i i n Herr, stärkerer Ausdruck als ' a i ) ehrender Titel, welchen die Mischna nur vier Schriftgelehrten gibt: Gamliel I ; Jochanan, S. des Zakkai; Gamliel I I ; Simeon, S. des Gamliel II. ^X'Voä Gamliel H, Schwager Eliezers um 100 n. Chr. inffl^rt "T1HV: Säule der Morgenröte, wie im AT ]157 Wolkensäule, tfX "rtav Feuersäule, •ma Rauchsäule E x 132t RiT 20 40. I I b . Wie Gamliel dazu kam, einer Meinung der Gelehrten eine andre Meinung entgegenzusetzen. ntW»: ein Vorkommnis, das den Anlaß zu der Äußerung Gamliels in l a gab. fWtfan IV3!a V33 1N3: zu ergänzen ist „nach Mitternacht"; sonst hatten sie keinen Grund, in Verlegenheit zu sein. 1 1 c. "n'ja it tfVl die scheinbar lose angefügten Analogien bringen die Rechtfertigung für Gamliels Entscheidung. jril?!? • • n a « : Gamliel unterscheidet zwischen dem W o r t der Schriftgelehrten und ihrem W i l l e n . Sie fordern mehr, als sie erreichen wollen; sie sagen: „bis Mitternacht" und sie meinen: „bis zum Morgen". O'naxi Q'aVn IBpjn: vgl. Lev 1 8. 9. 12.13.17 3 2—5. 7—10. 14—16 4 8—10.19. 26. 31. 35 6 s 7 3. 4. 31 16 25 17 o. Diese Stellen geben keine Zeitgrenze für das Verbrennen der Opferstücke an. Dagegen heißt es Lev 6 2 ausdrücklich, daß das Brandopfer die ganze Nacht bis zum Morgen (npjarrTSr auf der Brandstätte des Altars bleiben solle; damit soll das Feuer des Altars erhalten werden. Trotzdem verlangten also die Gelehrten (doch wohl noch v o r der Zerstörung des Tempels), daß diese Stücke bis Mitternacht verbrannt werden müßten.

38

I. Seder.

Zeraim: 1. B e r a k o t .

Ii n i w ' n n a s ? n V r t f u ; ] n i s a i n n s DV^ Q ' V j t ö n V a i i m r w n : m a s ?"IT n iIa• q t X k T¡ rI r n*n iV— nt a ••Ii *? n i s n 73; a « naV t sT I " "I a ^ a a n • Tn -I t T T T"

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Das Folgende zeigt, daß sie überall, wo das Gesetz *ij?an"TJ? (bis zum Morgen) vorschrieb, unbesehen dafür nixn TS? (bis Mitternacht) gesetzt haben, i nTs Qi'V: D'^sarrts: vergl. °Ex 1210 L e v 7 13 2 2 30 Num9i2 Deut 161. * T VV ! - T An allen diesen Stellen heißt es immer mit fast derselben Formel, daß nichts bis zum Morgen (lf>ä^> Ipan'tv) übrig bleiben dürfe. Gamliel hat in bezug auf diese Dinge also nach dem Wortlaut des Gesetzes entschieden recht, wenn er erklärt, daß die Erfüllung der Forderung bis zum Anbruch des Morgens Zeit habe. Aber für Gamliel und Eliezer gab es keinen Tempel- und Opferdienst mehr: so erscheint jede Erörterung dieser Dinge müßig, ja seltsam. Allein diese Schriftgelehrten hielten den Untergang des Tempels nicht für etwas Bleibendes; gerade jetzt bewahrten sie die Erinnerung an die Tempelsitte möglichst treu, damit alles für die Wiederherstellung des Tempels bereit sei. Hier aber hat Gamliel noch besondern Grund, diese Bestimmungen über den Opferdienst und die Tempelsitte anzuführen. An ihnen läßt sich tatsächlich beweisen, daß die Schriftgelehrten mehr forderten als das Gesetz. Jedes der Schriftgelehrten ist ein lj?ä!T"Tg des Gesetzes. Also wird auch das Bekenntnis nicht bloß bis Mitternacht, sondern bis zum Morgen aufgesagt werden dürfen. Bedeutsam ist hier, daß schon um 100 n. Chr. eine große Anzahl fester Entscheidungen von Schriftgelehrten (d'Mn) vorlag, so daß Gamliel es nötig fand, eine Regel für das Verständnis dieser allgemein als bindend betrachteten Entscheidungen aufzustellen. Es ist die pharisäische Trctpctbotfic tuiv irateptuv Jos ant 13 297, tujv TtpeaßuTeptuv Marc 7 3, es sind die TraTpiKai Trapaöoffetc des Paulus Gal 114. Das ist keine fertige, sondern eine immer wachsende Größe, wie an unsrer Stelle die Entscheidung über die Zeit des Abendbekenntnisses zeigt. Gamliel erkennt nun aber auch den Wortlaut dieser Entscheidung als wohlbegründet an, wenn er auch zuvor zwischen Wortlaut und Sinn unterschieden hat. Der Wortlaut hat den Zweck: HTavn ]» DIN p'll'inV HS-

A. Das tägliche Bekenntnis.

39

der Morgenröte. II Und alles, was man essen soll an einem Tag II wollen sie: bis heraufsteigt die Säule der Morgenröte. II Wenn so, warum sagten die Gelehrten: „bis Mitternacht"? II Um abzuhalten den Mensehen von Übertretung! 12

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II.

Morgens.

Yon wann ab sagt man des Morgens auf das „Höre Israel"? II Sobald man unterscheidet purpurblau und weiß, II Rabbi Eliezer sagt: Purpur und Lauch; II und man vollendet es, bis die Sonne aufstrahlt. II Rabbi Josua sagt: II bis zur dritten Stunde. II Denn so ist's der Königskinder Art, II aufzustehn um die dritte Stunde. Das ist ein der ganzen spätjüdischen Gesetzgebung eignender Gedanke. Das Gesetz soll gehalten werden; also stellt man schwerere Gebote auf als das Gesetz. Nach Pirqe Ab I i stellten „die Männer der großen Synagoge", die Begründer des späteren Judentums, den Grundsatz auf: rninV i'D W9 (ziehet einen Zaun um das Gesetz). Der erste Paragraph der Mischna zeigt also, wie eine Gesetzesbestimmung bis zur Zeit der Mischna geworden ist. Eliezer stellt einen Satz auf, der von den Gelehrten durch einen andern ersetzt wird. Diese Aufstellung der Gelehrten wagt Gamliel nicht mehr umzustoßen, sondern nur umzudeuten. Gelten soll für die Zukunft ebendiese Deutung des Gamliel. Kennzeichnend ist das Nebeneinanderstellen der Meinungen und ihrer Vertreter; die Erwähnung des besondern Falles, bei dem Gamliel zur "Weiterbildung des Gesetzes angeregt wurde, und die nachträgliche Erklärung für die frühere Bestimmung, die dem Namen nach in Geltung bleibt, während sie tatsächlich aufgehoben wird; außerdem die Bezugnahme auf Opferbestimmungen, die gelten sollen, obgleich nirgends mehr ein Opfer gebracht wird; und das, was man die Mutter aller dieser unzähligen Bestimmungen nennen kann: eine engere Bestimmung wird getroffen, „um den Menschen von der Übertretung fernzuhalten". 12. »na'tja: absichtlich genaue Parallele zu 1 1 a. Wegen der Ordnung (abends — morgens) s. oben. jaV^ nVpn purpurblau sollen nach dem Bekenntnis (Num 15 38) die Fäden an den Quasten des Kleides sein, deren Anblick an die Gebote Gottes erinnert. Man soll diese Farbe sehen (inh öfl'lOl Num 18 39). Also muß es beim Aufsagen des Morgenbekenntnisses so hell sein, daß man Purpurblau von anderen Farben zu unterscheiden vermag. Auch hier werden zwei Meinungen unterschieden. Die erste, für die kein Vertreter besonders genannt ist, wird als die

40

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herrschende Ansicht angesehen: man muß Purpurblau und Weiß unterscheiden können. Eliezer (derselbe wie I 1, Sohn des Hyrkanos, um 100 n. Chr.) ist genauer: er stellt dem Purpurblau eine schwer davon zu unterscheidende Farbe gegenüber: = Lauch; erst Avenn das Purpurblau in seiner Eigenart erkennbar ist, kann man das Gesetz, es anzuschauen, pflichtmäßig erfüllen. Ebenso wird für das Fertigwerden die herrschende Meinung und eine davon abweichende, diesmal mildere Sondermeinung genannt. ffWliT: der Sohn des Chananja, gleichzeitig mit Eliezer um 100 n. Chr. Josua hat recht, wenn er einen spätem Termin zugibt. Das Bekenntnis selbst sagt ja nur ganz allgemein: wenn du aufstehst (ijaipa Deut 67 1119). nisr® vtbut: wie unser „drei Uhr" für: die dritte Stunde (gemeint ist etwa 9 Uhr vormittags). Die Zeit des Bekenntnisses ist also nur ganz im allgemeinen festgesetzt: es muß einmal zwischen dem Spätnachmittag und dem Morgengrauen und wieder zwischen Morgengrauen und etwa neun Uhr vormittags gesprochen sein. Nicht ganz deutlich ist der Zusatz: lOij?n Tpsn N1? "i^no. Es fragt sich, ob er die Grenze für den Abschluß mit dem Morgenbekenntnis noch mehr verwischen oder nur sagen will, daß ein weiteres Lesen oder Aufsagen des Bekenntnisses während des Tages wohl erlaubt sei. Da als Analogie herbeigezogen wird das Lesen im Gesetz, das an keine Zeitgrenze gebunden ist, so scheint die zweite Möglichkeit gemeint zu sein: abends und morgens muß man das Bekenntnis sprechen; jede weitere Beschäftigung damit ist aber gestattet. TOSil X1? bedeutet aber ein Zurückweichen hinter der deutlichen Gesetzesforderung: Deut 67 1119 wird v e r l a n g t , daß man, wie beim Liegen und Aufstehen, so beim Weilen im Haus und beim Gehn auf dem Weg diese Worte sage. Freilich ist damit nicht das spätere Bekenntnis gemeint, und an

A. Das tägliche Bekenntnis. b

W e r von da ab und weiter es aufsagt, hat keinen Schaden, II wie ein Mann, der es liest im Gesetz.

IB a

41

2. Körperstellung beim Bekenntnis, Das Haus Schammai sagt: II des Abends streckt sich jeder hin sagt es auf, il und am Morgen steht man. II Denn

es heißt:

„wenn

und du

liegst und wenn du aufstehst". II Doch das Haus Hillel sagt: II jedermann sagt es auf, wie sein W e g ihn führt. II Denn es heißt: „und wenn du gehst auf dem W e g " . II Wenn so, warum heißt's: „wenn du liegst und wenn du aufstehst"? II Zur Stunde, da die Menschenkinder liegen, II und zur Stunde, da die Menschenkinder stehen, b

Rabbi Tarphon

sprach: II ich war auf dem Wege

gekommen II und

streckte mich hin, es aufzusagen, nach der Regel des Hauses Schammai,II eine äußerlich genaue Regelung des Aufsagens irgendwelches Textes ist an den beiden Stellen überhaupt nicht gedacht. IBa. rra — VVn nra: zwei durch besondre gesetzliche Uberlieferungen getrennte Schulen im Anschluß an ihre etwa um die Wende der Zeitrechnung wirksamen Schulhäupter Schammai und Hillel. Das Ansehen beider Männer war so groß, daß sich ihren Aufstellungen gegenüber eine herrschende Sitte zuerst nicht durchsetzte: man folgte entweder dem einen oder dem anderen und bildete demgemäß die Uberlieferung weiter. das im Gesetz als natürlich Vorausgesetzte, daß man sich zum Schlaf ausstreckt, soll auch ohne diesen Zweck festgehalten werden, damit das Bekenntnis gesprochen werde ijaplCa Deut 6 7 11 io. Ebenso das Stehen am Morgen. 1311?: 'SJT? hier in übertragenem Sinn ,der Lebensweg in seiner besonderen Gestaltung'. So richtig diese Anweisung des Hauses Hillel ist, so ist doch ^TW sjrpVa im Gesetz wörtlich gemeint, na1? ÖK: wie am Schluß von I 1. Auch die Antwort auf diese F r a g e trifft nicht den ursprünglichen Sinn des Schriftworts, ist aber sachgemäß, sobald man die Pflicht, morgens und abends das B e kenntnis zu sprechen, anerkennt. D"tn »ja: Vereinzelung des Sammelnamens DIN. Die Mischna tritt sichtlich auf die Seite des Hauses Hillel. I 3b.

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l a x : es folgt ein Lehrbeispiel. pEnö: ein Zeitgenosse des Aqiba,

um 130 n. Chr., vielleicht identisch mit dem Tryphon in Justins Dialog (doch s. S t r a c k Einl. in den T a l m 4 S. 90 Anm.). E r will das Unrecht der Schule Schammai dartun: weil er sich abends zum Sprechen des Bekenntnisses unterwegs ausstreckte, kam er in Gefahr durch Räuber (D'BpV = XgcTdi, aus dem Syrischen in das Neuhebräische übernommenes Fremdwort). Tarphon steht auf dem immerhin naiven Standpunkt, daß

42

I. Seder. Zeraim: 1. Berakot.

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die rechte Auslegung eines Gebotes den Menschen nicht in Gefahr bringen dürfe. Aber an dieser Naivität nimmt die angegriffene Schule nicht Anstoß. Sie verteidigt sich anders. Tarphon durfte nicht unterwegs sein, als er das Bekenntnis aufsagte. Damit war er schon „hinübergegangen nach der Regel des Hauses Hillel". C?Vn ri'a na 1 ! bü r*iasj). Die Mischna freut sich über die scharfsinnige Antwort. Unklar bleibt freilich, wie sich das Haus Schammai mit den Worten des Bekenntnisses "•PK? ijripVa abgefunden hat. Daß man sich in der Praxis dauernd nach dem Haus Schammai gerichtet hätte, war kaum zu befürchten. 14. n'JöV O'fiE' "H?*? i n ^ a : „am Morgen spricht man zwei Lobsprüche vor dem Bekenntnis". Es fällt auf, daß hier der Morgen vor dem Abend genannt wird, entgegen I I a . Das ist nicht die spezifisch jüdische Rechnung, vgl. Gen 1 5. *ij?ä '¡VI a-|V '.Ti; Dan 8 14 "ij?ä rny. Vielleicht darf man aus dieser Art Rechnung auf einen spätem Ursprung dieses Paragraphen gegenüber 1 1 schließen. Dazu lädt auch sein Inhalt ein. 1 1 mit seiner mehrfachen Bezugnahme auf Opfer- und Tempeldienst scheint auch nach den angeführten Schriftgelehrten Eliezer, Gamliel I I etwa um 100 n. Chr. entstanden zu sein; 14 wehrt bereits Unordnungen in der das Bekenntnis umrahmenden Gebetsliturgie ab, die in so reicher Ausgestaltung doch wohl erst später vorlag. fl'HnjjV flnxi n'JB1? die Lobsprüche sind nicht angeführt. Eingehalten wird die Regel noch heute, sofern die Lobsprüche 118 I i i ' und nai nanx vor, und a'STl TOS nach dem Morgenbekenntnis gebetet werden. Aber diese Gebete sind sicher erst allmählich zu dem großen Umfang gekommen, den sie heute haben. Nur fehlt die Möglichkeit, ältere und jüngere Bestandteile nach sicherer Regel zu trennen. Die Anfangsworte a'S^l WON schon II 2 a. rrnnirt D'ntfl ms ! ? cntf rpaa a*15?n: vor dem Abendbekenntnis betet man T

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A. Das tägliche Bekenntnis.

48

da gefährdete ich mich durch Räuber. II Sprachen sie zu ihm: du warst wert, mit dem Leben zu büßen; II denn du warst hingegangen nach der Regel des Hauses Hillel. 14

3. Gebete beim Bekenntnis. Am Morgen zwei Gebete zuvor und eins danach; II am Abend zwei Gebete zuvor und zwei danach, II eines ist lang und eines ist kurz. II Wo bestimmt ist, lang zu beten, II da darf man nicht kürzen; II wo: kurz zu beten, da darf man nicht verlängern; II wo: abzuschließen, da darf man nicht nicht — abschließen; II wo: nicht abzuschließen, da darf man nicht schließen.

heute Ö'ai» und D^iST ranK' nach dem Abendbekenntnis fUlöKl nax und Wa'SB'n. Alt und ursprünglich wird ja sein, daß v o r dem Bekenntnis zuerst ein Lobpreis mit Bezug auf die Tageszeit lin IXi' und a'ltfa D'a'lS? gesprochen wurde und dann ein Lobpreis der göttlichen Liebe: n a i nans und D^itf nanS' gewissermaßen als Einleitung zu dem Gebot der Gottesliebe Deut 6 4.5. Ebenso kennt die Mischna schon das Schlußgebet am Morgen, das auf Gottes unwandelbare Treue hinweist a'S^t DöK (Ber I I 2 a); dem entspricht das mit demselben Wort beginnende Schlußgebet am Abend: iUIBtß H8K; daß vor dem Einschlafen noch ein darauf bezügliches Gebet Ua'SVn gesprochen wird, ist wohl verständlich. Nur der Ausbau der Gebete im einzelnen wird trotz der folgenden Schutzbestimmung fortgedauert haben. rnxpJ nngl HSIIN. nnx: gegenüber dem Gebet nywiO nas ist das Gebet IXTStfn auch in den heutigen Fassungen kurz. 11J3N: Subjekt sind die D'aDn (11). Die Gebete sollen genau in der vorgeschriebenen Länge gesprochen werden: von einem freien Herzenserguß ist keine Rede und soll keine Rede sein. Das Sprechen der bestimmten Formel ist eine von den Schriftgelehrten auferlegte Pflicht. Das große Gewicht, das im Judentum der Überlieferung zukommt, ließ erwarten, daß man dem Spruch der Schriftgelehrten sich fügte. Das Festhalten an der Überlieferung schützt die jüdische Eigenart. Doch haben diese Bestimmungen der Schriftgelehrten ein allmähliches Anschwellen der Gebete nicht hindern können. Die Unabänderlichkeit der Gebetsformeln soll eine Gleichheit der Stimmung und Anschauung erzeugen. Man will, daß das Gebet durch seine beständige Wiederholung die richtige religiöse Eigenart der Israeliten hervorbringe und erhalte. Das ist ein Segen des Gebetes, der nicht verachtet zu werden braucht. Alle Liturgie denkt ebenso.

44

I. Seder.

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Zeraim: 1. B e r a k o t .

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I 5. a n s a n x ^ 1 |'T?Tn: das geschieht im letzten Teil des Bekenntnisses Num 15 41 und im Schlußgebet fUiötJl flöij (übrigens auch im Morgenschlußgebet n'än DOS). Hier handelt es sich aber wohl um die Rechtfertigung der Sitte, den ganzen letzten Teil des Bekenntnisses Num 15 37—41 auch nachts aufzusagen. Man hatte diese Stelle zum Bekenntnis hinzugefügt, damit beim Aufsagen die Forderung erfüllt werde, durch Anschauen der purpurblauen Quasten sich an Gottes Gebote erinnern zu lassen. Deshalb sollte das Morgengebet erst gesprochen werden, wenn man das Purpurblau erkennen konnte (12). So schien es also nicht gerechtfertigt, daß man diese Worte auch bei Nacht ( ü i ^ absichtlich für J':n?3) spreche. Auf eine künstliche Beleuchtung war bei einer Bestimmung für das gesamte Volk nicht zu rechnen. Dazu kam, daß die Gesetzesbestimmung, durch die man nachträglich das tägliche Aufsagen von Num 15 37—41 rechtfertigte, auch nur von den Tagen und nicht von denNächten redete Deut 163: ?p»n W bi anxa Di' Jim1?. Aber schon Josephus kennt das Bekenntnis mit Erwähnung des Auszugs aus Ägypten und weiß, daß man es auch abends sprechen muß (ant 4 2 1 2 ) . rp")T37 ja njy^x: um 100 n. Chr. rutf tr??®' 1??: etwa siebzig Jahre alt, v g l I I Sam i9 30. 'n'3j (nicht: ,n,?T): ich habe gerechtfertigt. H^Yi: tfYT techn. Ausdruck für die Bibelerklärung der Schriftgelehrten. Das Suffix nimmt den folgenden Relativsatz vorweg: "11083®'. Ein nur auf mündlicher Uberlieferung begründetes Herkommen hat nach Eleazars Anschauung im Judentum kein Recht: die mündliche Uberlieferung steht ihm nicht neben dem Gesetz, sondern muß aus dem, Gesetz gerechtfertigt werden. KaiT ]?: er selbst hieß Jiyatf' ein jüngerer Zeitgenosse des Eleazar. Im folgenden beachte die zugleich breite und doch wieder knappe Ausdrucksweise. Durch Vorausstellung von Ü'a'H ?|,*n W wird hervorgehoben; bei ni^Vn ist natürlich zu ergänzen IniV'Vni] ü'ö'n. Aber „alle Tage" heißt nicht: den ganzen Verlauf jedes Tags; und Deut 16 s ist vom Aufsagen eines Bekenntnisses nicht die Rede. ü'IOiS D'JMni: die Gelehrten verwerfen die Deutung des Ben Zoma, ohne die Erwähnung des Auszugs

A. Das tägliche Bekenntnis.

15

45

4. Die Erwähnung des Auszugs aus Ägypten. Man gedenkt des Auszugs aus Ägypten bei Nacht. II Da sprach Eleazar, Azarjas Sohn: II seht, ich war etwa siebzig Jahre und kannte keinen Grund, II daß der Auszug aus Ägypten erwähnt wird bei Nacht, II bis es verstand der Sohn des Zoma, was es heißt: II auf daß du gedenkest des Tags deines Auszugs vom Lande Ägypten II alle Tage deines Lebens. II Die Tage deines Lebens sind die Tage, alle Tage deines Lebens die Nächte. II Und Gelehrte sagen: die Tage deines Lebens sind diese Welt,II alle Tage deines Lebens ist zu beziehn auf die Tage des Messias. aus Ägypten im Abendbekenntnis zu begründen; das lag ihnen nicht sonderlich am Herzen. Aber es interessiert sie, daß Ben Zoma in dem Vä vor Tp»n "W einen besondern Gedanken gefunden hatte. Aber sie fanden darin etwas Größeres, Wichtigeres, als die Einrechnung der Nächte zu den Tagen. ¡"ITH Q^iVH: die jetzige Weltzeit; D^itf = gr. aiüjv (o aiwv OUTOC

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318 I I Kor 4 4 Eph 121 2 2). rrtfan nin ^ xrnn^: zu beziehen auf die Tage des Messias (eigtl. um zu führen zu . . .). Dem Wortlaut nach ist diese Erklärung eher zu rechtfertigen, als die des Ben Zoma, da nach jüdischem Glauben das Leben des einzelnen in die beiden Perioden dieser und jener Weltzeit zerfällt: tatsächlich denkt der Gesetzgeber an nichts anderes als die Gesamtheit der Erdentage. Wichtig ist aber, daß hier die Tage des Messias als durchaus feststehende Glaubenshoffnung genannt und dem jetzigen Weltlauf gegenübergestellt sind. Das ist nicht immer der Fall. In der Offenbarung des Esra herrscht der Messias 400 Jahre, dann stirbt er mit allen Menschen; und erst dann nach siebentägigem Schweigen erwacht der Äon, der jetzt schläft I V Es 7 26—30. Ebenso herrscht nach der syrisch überlieferten Offenbarung des Bar (40 2.3) der Messias „bis die dem Verderben geweihte Welt zu Ende kommt". Dieselbe Vorstellung hat das Neue Testament Marc 10 30 I Kor 15 22—28 und in ausführlichem Bilde Apc Joh 201—21s. Trotzdem mag die an unserer Stelle vorliegende Gleichsetzung jener Welt mit den Tagen des Messias von Anfang volkstümlich gewesen sein (Sib I I I 47—50 Hen aeth 39 6.7 49 2-4)J Die Gelehrten, welche Deut 16 3 auf die Zeit des Messias beziehen, sind also überzeugt, daß der fromme Israelit an diesen Tagen teilhat; die Angst des Paulus, wegen Nichterfüllung des Gesetzes vom Messiasreich ausgeschlossen zu sein, teilen sie nicht; aber sie glauben, daß auch in der Welt des Messias das jüdische Bekenntnis aufgesagt werden wird. Auch dann wird man des Auszugs aus Ägypten gedenken.

46

I. Seder. Zeraim: 1. Berakot.

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I I l a . min? tOlf iTH: Vgl. 12. Man darf auch tagsüber das Bekenntnis aufsagen oder lesen. Liest man es im Gesetzbuch zur pflichtmäßigen Zeit mit dem Gedanken an die Pflicht, so genügt das. Eine Schwierigkeit besteht bei dieser scheinbar einfachen Weisung. Wie kann das Lesen des Bekenntnisses im Gesetz genügen, da die Abschnitte des Bekenntnisses im Gesetz nicht zusammenstehen, also niemand beim Lesen im Gesetz zufällig gerade an das Bekenntnis kommt? Auch stehen die einleitenden und abschließenden Gebete nicht im Gesetz. Unsre Stelle scheint eine kürzere Form des Bekenntnisses mit nur einem Gesetzesabschnitt und ohne die umrahmenden Gebete vorauszusetzen. Das wäre jedenfalls Deut 6 4—9, da 1113—21 sich in seinen Anfangsworten an diese Stelle anlehnt; Num 15 37—41 ist als Bekenntnis nur im Anschluß an eine andre Formel möglich. Da aber Philo Deut 6 4.5 unbeachtet läßt und Josephus das ganze Bekenntnis als von Mose angeordnet betrachtet, so bleibt für den Gebrauch dieses Teilbekenntnisses kaum irgendwelche Zeit frei. Immerhin waren bis zur Einbürgerung der festen Sitte, wie sie später besteht, mancherlei Ubergangsformen möglich. I I l b . O'pnsi: Vgl. I I 2. Abschnitte bilden die einzelnen Gebete und die drei Gesetzesabschnitte. VS0X3: der Ausdruck „Mitte" bezeichnet hier nicht etwa den Punkt, wo sich die beiden Hälften des Bekenntnisses berühren, sondern den Text im Gegensatz zu seinen Abschnitten. Die erste Meinung ist die des TNö eines Schülers des Aqiba, um 130—160. Vxitf: hier kurzer Ausdruck für DiVtfa Vtfitf (s. V I ) grüßend.

A. Das tägliche Bekenntnis.

II 1 a

47

5. Das Bekenntnis im Gesetzbuch, Wenn einer im Gesetz es liest II und Zeit, es aufzusagen, ist, II denkt er daran, so ist's getan, II wo nicht, so ist es nicht getan.

II 1 b

6. Der Gruß während des Bekenntnisses. Bei den Abschnitten grüßt man aus Ehrfurcht und erwidert den Gruß, II in der Mitte grüßt man aus Furcht und erwidert, II sagt Rabbi Me'ir;l| Rabbi Juda sagt: II in der Mitte grüßt man aus Furcht und erwidert aus Ehrfurcht. II In den Abschnitten grüßt man aus Ehrfurcht und erwidert den Gruß jedermann.

II 2 a

7. Abschnitte der Bekenntnisformel. Das sind die Abschnitte: II zwischen dem ersten Gebet und dem zweiten, II zwischen dem zweiten und „Höre Israel", II zwischen „Höre Israel" und „es wird geschehen", II zwischen „und es wird geschehen" „und es sprach", II zwischen „und es sprach" und „wahr und fest". II Rabbi Juda sagt: zwischen „und es sprach" und „wahr und fest" II unterbricht man nicht. Unterschieden werden zwei Beweggründe: Haan die Ehrfurcht und ilKTH die Furcht; die Furcht erzwingt Größeres (Unterbrechung im Text des Bekenntnisses) als die Ehrfurcht, die nur bei den natürlichen Abschnitten den Gruß fordert. Dieser Meinung des Meir tritt gegenüber die seines Zeitgenossen, Rabbi 'KS^K p rnirr. Juda läßt das Bekenntnis etwas leichter unterbrechen, sofern er auch, ehe ein Abschnitt erreicht ist, Gegengruß aus Ehrfurcht, und in den Abschnitten einen Gegengruß an jedermann gestattet. Die Rücksicht auf die Furcht ist derselbe naive Standpunkt wie I 3: Frömmigkeit darf nicht in Gefahr bringen, hier aber ein gesunder Rückschlag gegen die Knechtung des Menschen unter bestimmte Gebetszeiten. Feste Ordnungen sollen erziehen, aber nicht lähmen. — Der Paragraph ist gewissermaßen in Kreuzstellung gebaut: die beiden Autoritäten werden in der Mitte genannt, ihre Meinungen bilden Anfang und Schluß. Eine Entscheidung fehlt. I I 2a. Die Einteilung ist die natürliche: die beiden Gebete, die drei Gesetzesabschnitte, das Schlußgebet, nax ist jetzt Schlußgebet am Morgen. Wenn R. Juda vor dem Schlußgebet keinen Abschnitt will, so setzt das zweifellos eine viel kürzere Form dieses Gebetes voraus, als es heute hat,' da es selbst in eine Anzahl Abschnitte zerfällt, n Tw I: wie I I l b der Sohn des Elai um 130—160. "Vielleicht setzt unsre Stelle im Unterschied von 1 4 voraus, daß auch abends mit a'S^l W3R geschlossen

48

I. Seder.

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Zeraim: 1. B e r a k o t .

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a i p a V -ritn? r w t n xnp? n : x r xV s n a s 1 ? x i ^ n 11 : x r tfV wurde. Vgl. die letzte Bemerkung zu I I la. Die Mischna gibt hier R. Juda nicht recht, will aber seine Meinung nicht verschweigen. I I 2b. njTij? ]3 SWifT: zwischen 130 und 160 n. Chr. Er sucht Gründe für die Reihenfolge der Gesetzesabschnitte im Bekenntnis. Dabei kümmert ihn die Reihenfolge im Gesetzbuch nicht; er entscheidet nach dem Inhalt. Deut 64—9 nimmt man auf sich das Joch des Himmelreichs, Deut 1113—21 das Joch der Gebote. B W m ^ ö "?iv ^aj?: in Deut 64-9 verpflichtet man sich 1. zum Bekenntnis der Einheit Gottes, 2. zur völligen Liebe gegen Gott, 3. zu beständiger ernstlicher Einschärfung dieser Gedanken bei sich und den Seinigen. Die Übernahme dieser Verpflichtung heißt hier also „das Joch des Himmelreichs auf sich nehmen", 'jis? ^ap vgl. Mat 1129 dpciTe t ö v Zuyov. Himmelreich niaVa) ist hier offenbar weder ein politischer noch ein eschatologischer Begriff. Es liegt hier auch keinerlei Anlehnung an eine christliche Vorstellung vor noch eine Abwehr einer solchen. Der Ausdruck „Himmelreich" ist ein dem Judentum bekannter und geläufiger Name für die Herrschaft des Himmels, d. h. Gottes über den Menschen. Gott soll nach Deut 6 5 geliebt werden von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller Macht. Damit ist eben verlangt, daß der Gottesgedanke eine völlige Herrschaft über den Menschen erlange. In den Gleichnissen Jesu vom Himmelreich Mat 13 ist der Begriff Himmelreich genau ebenso zu verstehen. Vajjp Tp int?: der Gehorsam gegen die einzelnen Gebote hat seinen zureichenden Grund in der Unterordnung unter Gott. Von diesen Geboten redet Deut 1113 »iatf 08 rrni watfn. Also ist es recht, daß Deut 6 4-9 der Stelle Deut 1113-21 vorausgeht. Die dritte Gesetzesstelle des Bekenntnisses Num 15 37—41)

A. Das tägliche Bekenntnis.

b

49

8. Die Gedankenfolge im Bekenntnis. Es sprach Rabbi Josua, Qorchas Sohn: II warum geht voraus der Abschnitt „Höre Israel" dem „und es wird geschehn"? II Daß man zuerst auf sich nehme das Joch des Himmelreichs II und hernach das Joch der Gebote. II Warum steht „und es wird geschehn" vor „und es sprach"? II Weil „und es wird geschehn" ein Leitwort ist für Tag und Nacht. II „Und es sprach" ist ein Leitwort nur für den Tag allein.

3

9. Von Mängeln beim Aufsagen. Wer das „Höre Israel" aufsagt und nicht hören läßt seinem Ohr — ist frei, II Rabbi Jose sagt, er ist nicht frei. II Wer aufsagt und nicht auf die Buchstaben achtet, — II Rabbi Jose sagt, der ist frei, II Rabbi Juda sagt, der ist nicht frei. II Wer ordnungslos aufsagt, ist nicht frei. II Wer aufsagt und fehlt, kehrt zurück zu der Stelle, da er gefehlt hat. ist dem Bekenntnis angefügt, 'damit man durch den Anblick der purpurblauen Quasten beim Aufsagen des Bekenntnisses sich an Gottes Gebot erinnern lasse. Deshalb darf man das Bekenntnis morgens erst aufsagen, wenn man das Purpurblau erkennen kann (I 2); deshalb wußte Eleazar ben Azarja solange nicht, warum man auch bei Nacht den Auszug aus Ägypten im Bekenntnis erwähne (I 5). So ist es 'auch klar, warum dieses Wort von den purpurblauen Quasten im Bekenntnis an dritter Stelle steht: das Joch des Himmelreichs muß man immer tragen, die Gebote muß man bei Nacht und bei Tag befolgen; aber das Wort von den purpurblauen Quasten „übt man nur am Tag allein". Wieder taucht der Gedanke an künstliche Beleuchtung gar nicht auf. I I 3. fatsV JPötfn tfV: das Aufsagen kann also* rein gedankenmäßig geschehen. Dieser herrschenden Meinung widerspricht R. 'Di*: der Sohn des Chalaphta um 130—160 n. Chr. H'rii»l)i83 plpn er ist nicht pünktlich in seinen Buchstaben = er bleibt nicht genau beim Wortlaut. Das leidet Jose, aber nicht Juda (der Sohn des Elai, gleichzeitig mit Jose: I I lb, 2 a); Jose mildert damit seine Forderung lauten Aufsagens. SHBaV: in aufgelöster Ordnung, also entweder mit Durcheinanderwirren der einzelnen Abschnitte oder in auseinanderfallenden Zeitabschnitten. HS' tfV: er bleibt gewissermaßen in der Schuldhaft, er muß also das Bekenntnis nochmals sprechen. Anders, wem ein Irrtum beim Aufsagen zustieß (nyü). Er muß den Irrtum gutmachen, und von da ab nochmals aufsagen. Für die letzten zwei Bestimmungen wird kein Gelehrter angeführt: sie sind allgemein anerkannt. TT

Mischna. I. Seder: 1. Berakot.

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I. Seder.

50

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Zeraim: 1. Berakot.

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I I 4. ^aian—l^'Kn f t t i a : beides ist als Arbeitsstätte gedacht. Vorausgesetzt ist, daß sie das Bekenntnis auswendig wissen, was nur bei kürzerer Form der begleitenden Gebete denkbar ist, s. z. 14. Eine andre Voraussetzung ist, daß hinsichtlich der Körperstellung beim Bekenntnisaufsagen die Auffassung der Schule Hillels durchgedrungen ist, die keine besondre Körperstellung vorschreibt 13. Endlich zeigt die Stelle, daß die Worte ?jaij?ai Tjaptfa nicht streng genommen werden: die Arbeiter brauchen abends nicht bis zum Schlafengehen zu warten und morgens nicht vor Aufnahme der Arbeit ihrer Bekenntnispflicht zu genügen. n^SPia ]? MilMÖ? TW^ H'&l? nVsnn ist das dreimal zu sprechende Tagesgebet (s. zu Kap. I V V). Als Gebet ist es Rede an Gott und verlangt eine Gottes würdige Haltung, vgl. V 1, womöglich den Blick nach dem Allerheiligsten I V 5. 6, während das Bekenntnis die pflichtmäßige Einprägung des göttlichen Willens ist. Zugleich hat die Regel den Wert einer Schutzbestimmung: am Tag muß man dem Arbeiter zu seinen Gebeten Zeit lassen: das Bekenntnis dagegen, das er nach dem Wortlaut schon vor dem Betreten und wieder erst nach dem Verlassen der Arbeitsstätte sprechen müßte, darf er auf der Arbeitsstätte selbst sprechen. I I 5 a. na» 'twin TOI Jifftnn : vom Hochzeitsabend bis zum Ende der Woche braucht der junge Ehemann das Bekenntnis nicht zu sprechen. Ursprünglich lag vielleicht der Gedanke vor, daß der geschlechtliche Verkehr verunreinigt und die Beschäftigung mit dem Gesetz hindert, vgl. Ex 1915 Lev 15io-is Deut 23 ii. 12. Jos Ap I I 203: Heia tt)v

A. Das tägliche Bekenntnis.

114

51

10. Bekenntnis an der Arbeitsstätte. Die Arbeiter sagen es auf im Wipfel des Baums II und hoch auf der Mauer; II das steht ihnen nicht frei, II so zu tun beim Tagesgebet.

II5a

11. Bekenntnis in der Hochzeitsnacht. Ein Bräutigam ist frei, „Höre Israel" aufzusagen II in der ersten Nacht II und bis zum Ausgang der Woche, II wenn er Arbeit nicht tut.

H5b-7 5b

12. Regeln und Ausnahmen.

Erzählung von Rabban Gamliel. II Der nahm ein Weib und sagte auf in der ersten Nacht. II Sprachen seine Jünger zu ihm: du hast uns gelehrt, unser Meister, II daß ein Bräutigam frei ist, „Höre Israel" aufzusagen. II Da sprach er zu ihnen: ich höre nicht auf euch, II um das Himmelreich von mir abzutun II auch nur eine Stunde!

vojunov cuvouciav ävbpöc Kai yuvcuköc duoXoucacöai [KeXeuei o vofioc]. Die Mischna gibt aber kein Verbot des Bekenntnisaufsagens, sondern nur eine Erlaubnis, es zu unterlassen, vgl. I I 8. iltPSö xV ÜS: das ist kein Euphemismus, wie die Ausleger meinen; z. B. übersetzt Jost: „wenn er nicht die eheliche Pflicht vollzogen hat". Aber das Judentum setzt keine Belohnung darauf, daß ein Bräutigam seine Schuldigkeit möglichst lange nicht tut. Der Bedingungssatz bedeutet: wenn er bis dahin keine Arbeit tut, d. h. wenn er nicht schon vorher in sein Erwerbs- und Berufsleben zurücktritt. Sobald sein Leben wieder im alten Geleise ist, soll er auch sein Bekenntnis wieder aufsagen. I I 5 b. ntySria: wie I I b eine Lehrerzählung. Vtp1?!?*' wie I I a , um 100 n. Chr. sc. VTäV DK. TTaVfl: der Schriftgelehrte hat Jünger um sich, die ihn Meister (U'ai) nennen. Gamliel lehrte also seine Jünger nach H 5 a . yaitf "»J'K: ich höre nicht auf euch = ich lasse mich nicht durch euch bestimmen. B'O „um •W —T t 'an'fl — • v " "— : 71 von mir abzutun das Himmelreich". Zu nia^a vgl. I I 2b. Der Ausdruck ist eine geläufige religiöse Bezeichnung für die Herrschaft Gottes über den Menschen, das Bestimmtsein des Menschen durch Gott. Politische und eschatologische Beziehungen hat der Ausdruck nicht, nntj HSW das griechische irpöc ujpav I I Kor 7 8 Gal 215 I Thes 217 Phm 15. Gamliel erfaßt die Hingabe an Gott mit großer Innerlichkeit. Aber seine Jünger verhandeln mit ihm wegen seines Glaubensbekenntnisses in seiner Hochzeitsnacht. — 4*

52

I. Seder.

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i m ' i s a Vaipi n V a n n p i ¡1 » ä f f n n p a h ö s

11 v n b

V&ia i n a t f >a : m Ti n a~

I I 6.

6 und 7

sind

Parallelen

"PTO^r T • : —iV n a :xT auch der B a u der drei Strophen ist gleich-

W a l U r n a ) und f X onV artig, wie ihr Sinn. Dazu

vgl.

die

zu 5 b

n V i i a-»s n T

mit R e f r a i n :

D r e i m a l hält Gamliel seine eigene R e g e l nicht ein.

Anklage

J e s u M a t 2 3 4:

becneuouciv

cpopxia ßapea Kai

emTiGeacnv £tti t o u c ui|uouc t w v äv0pumwv, auToi be tu) öaKTuXuj coituiv oü öeXouci Kivrjcai aÜTa; I I 7.

daneben

aber P a u l a s I K o r 9 u. 15 o Kuptoc

¿yw 5e oü Kexprmai ouöevi t o u t u j v .

öieraSev —

Zur B e u r t e i l u n g s. zu

pinV 110S Vax: IIOK gebunden, verhindert, opp.

vgl. öeeiv

und

Xüeiv M a t 1619

1818.

HüS gelöst, befreit,

D a ß der T r a u e r n d e

sich

nicht

wäscht, ist allgemein antiker G e b r a u c h vgl. I I S a m 12 20—26. DIN ' J 3 : vgl. L u c 1811 ouk eijLii uiorep oi Xomoi t u j v dvöpumujv. Zu DlX '33 s. I 3.

O'JüpX =

äc0evr|c s. die B e m e r k u n g zu Ö'üoV 1 3 .

A u c h hier gilt

die R e g e l : die F r ö m m i g k e i t darf keinen Schaden bringen, wie 1 3 I I l b . 117.

-OD = Tuußiac.

Q'Tnsn

^ a i n i n pVaps» p s : der S k l a v e ist dem

Schriftgelehrten in der R e g e l — beim OHayn

"istf —

um das man nicht trauert und sich nicht trösten läßt. gibt mag.

es,

um

deren willen

man

die

Regel

T a b i war "IW3: recht, tüchtig.

Erzählungen

über Gamliels V e r s t ö ß e

über

ein corpus vile,

A b e r Ausnahmen

Sklaven

durchbrechen

I m Ganzen der Mischna sind diese gegen

seine eignen R e g e l n

sehr

A. Das tägliche Bekenntnis.

53

6

E r wusch sich in der ersten Nacht, da sein Weib gestorben war, II da sprachen seine Jünger zu ihm: du hast uns gelehrt, unser Meister, II daß dem Trauernden Waschen verboten ist. II D a sprach er zu ihnen: ich bin nicht wie die übrigen Menschenkinder, II leidend bin ich. 7 Und als starb Tabi, sein Knecht, nahm er seinethalben Tröstungen an, II da sprachen seine Jünger zu ihm: du hast uns gelehrt, unser Meister, II daß man nicht Tröstungen annimmt um der Knechte willen. II Da sprach er zu ihnen: nicht war Tabi mein Knecht wie die übrigen Knechte alle. II Tüchtig war er. 118

13. Lust und Kraft. H a t ein Bräutigam L u s t , „Höre Israel" aufzusagen II in der ersten Nacht — sage er es auf! II Rabban Simeon, Sohn Gamliels, sagt: II Nicht jeder, der Lust hat, zu gewinnen den Namen, gewinnt ihn.

I H 1.2

14. Das-Bekenntnis bei Todesfällen.

III 1 a

I. Im Trauerhaus.

Der, dem sein Toter vor Augen liegt, II ist befreit, „Höre Israel" aufzusagen, II vom Tagesgebet und von allen Geboten, II die im Gesetze gesagt sind. wichtig; denn das Judentum sollte und konnte aus ihnen eine gewisse Bewegungsfreiheit trotz der engen Satzungen lernen. Es kam nur darauf an, daß einer die Besonderheit seines Falles mit dem nötigen Selbstvertrauen zur Geltung brachte. I I 8. nsVi DX: aus I I 5b wird die Regel gezogen: man darf nach Gamliels Vorbild in der Hochzeitnacht das Bekenntnis sprechen. Das lag schon in dem Ausdruck "I1DS I I 5 a b . ]av. der jüngste der vier von der Mischna mit dem Titel Rabban ausgezeichneten Männer, Sohn Gamliels I I s. zu I l a . E r setzt an die Stelle von yatf nnp> den Ausdruck DtWT JlX VitsV den Namen gewinnen. I m Aufsagen des Bekenntnisses in der Hochzeitnacht sieht Simeon trotz des schönen Wortes seines Vaters nicht lautere Frömmigkeit, sondern Ehrgeiz und Ruhmsucht. E s ist derselbe Vorwurf, wie ihn Jesus gegen die Schriftgelehrten erhebt Mat 61—ie 23 5. Dabei übt es noch besondern Reiz aus zu beobachten, ob die Frömmigkeit oder die Sinnlichkeit in dem jungen Ehemann den Sieg davontrage. Wegen der Braut vgl. H I 3. I I I l a . PJdV ina: sein Toter ist vor ihn gelegt, liegt unbeerdigt im Haus. n^Bnn ]»1 v n f HÜS: die Leiche im Haus befreit von Bekennen und Beten, während sonst der Tod eher zum Gebet treibt; aber

I. Seder. Zeraim: 1. Berakot.

54

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hier handelt es sich um eine alltägliche Pflicht, die der außergewöhnliche Vorfall aufhebt. Das ist Rest uralter Sitte. Wer eine Leiche berührt, ist nach Num 1911 auf sieben Tage unrein, ebenso wer ein Sterbehaus betritt Jer 16 5ff.,wer an Bestattung und Totenmahl teilnimmt Deut 26 14 Hos 9 4. So kann er am Dienst des Herrn nicht teilhaben Am 610. Diese älteste Anschauung ist ja überwunden: die Leiche im Haus hindert nicht Bekennen und Beten, sie befreit nur davon und „von allem, was im Gesetz gesagt ist" iTjina nillBSn fftsa das ist die ursprüngliche Sitte. Später verstand man das nicht mehr und korrigierte fVsfin |ia von den Gebetsriemen (s. I H 3). Aber die Befreiung von der Gesetzespflicht statt des alten Verbotes der Erfüllung beruht hier wie I I 5 auf einer Erweichung des alten Begriffes der Unreinheit (hier durch die Toten, dort durch das geschlechtliche Leben). I I I l b . ntsa: Totenbahre schon I I Sam 3 31. Mit ihr gehn zum Friedhof Träger (stt?il) und vor ihr und hinter ihr Ablösungsleute («jlVtl). Wer von diesen für die Bahre gebraucht wird (|na 'spiX Hüa^)' ist vom Sprechen des Bekenntnisses befreit (filtJS)' aber verpflichtet ist, wer wohl zur Verfügung steht, aber nicht gebraucht wird. Alle sind vom Tagesgebet frei. Da bei den weiten Bestimmungen über die Zeit für beide Formeln (I 1.2 I V 1) nicht davon die Rede sein kann, daß die Beerdigung mehr als irgendeine andre Arbeit die Erfüllung der Gebetspflicht hindre, so erkennt man auch hier einen Rest der alten Anschauung, daß die Arbeit an dem Toten verunreinigt und damit Gebet und Bekenntnis unmöglich mache. Letzteres in geringerem Maß, weil es keine Rede an Gott ist. Aus einem ursprünglichen Verbot ist aber auch hier eine Befreiung geworden wie I I 5b und H I l a . Zu beachten ist noch, daß in den Ländern, die in den Gesichtskreis der Mischna fallen, Beerdigungen

A. Das tägliche Bekenntnis.

HE 1 b

55

II. Beim Zug zum Grabe.

Die Träger der Bahre und ihre Ablösung, II und die Ablösung ihrer Ablösung, II ob sie vor der Bahre gehn, ob hinter der Bahre: II die, welche der Bahre nötig sind, sind befreit, II die, welche der Bahre nicht nötig sind, sind verpflichtet; II doch die einen und die andern sind frei vom Tagesgebet. III 2

III.

Büchkehr vom Grabe.

Sie begruben den Toten und kehren zurück; II wenn Anstimmen und Vollenden gelingt, II eh' sie die Reihe erreichen, stimmen sie an; II wo nicht, stimmen sie nicht an. II Die da stehn in der Reihe: II die innen sind frei, die außen verpflichtet. wohl meistens in den frühen Morgenstunden oder am Spätnachmittag vorgenommen wurden, wenigstens in der heißen Zeit. Da lag es nahe, bei dem Beerdigungsgang der Bekenntnispflicht zu genügen. Heute sagen in Palästina die Mohammedaner ihr Bekenntnis bei Beerdigungen auf, und zwar Männer, die der Bahre vorhergehen (Baedeker, Palästina und Syrien 7 XCV). S. zu H I 2. H I 2: Hier wird ausdrücklich das Aufsagen des Bekenntnisses (denn darum handelt es sich in diesem, Zusammenhang, wenn es auch nicht genannt ist) für den Bückweg vom Grab empfohlen, falls die Begleiter mit dem Aufsagen zu Ende kommen, ehe sie „die Reihe" erreichen. Das Grab ist außerhalb des Ortes schon als unreine Stätte. Die „Reihe" (fTlW) sind die im Ort oder doch in der Nähe des Ortes aufgestellten Bekannten, die den heimkehrenden Zug erwarten. Die Mischna gibt nun weder III l b noch III 2 eine Zeitbestimmung für das Begräbnis. Es fragt sich mindestens, ob nicht das Sprechen des Bekenntnisses beim Hin- und Rückweg hier als feste Sitte vorausgesetzt ist, ganz abgesehen von der Stunde des Begräbnisses und der sonstigen Bekenntnispflicht. Die Sitte kann sich ja durch die gewöhnliche Zeit des Begräbnisses gebildet haben, dürfte aber auch für andre Zeiten festgehalten worden sein: in der Regenzeit liegt an sich kein Grund vor, Beerdigungen nur frühmorgens oder am Spätnachmittag zu halten (s. zu H I lb). Daß die Sitte des Bekenntnisaufsagens für alle Fälle einer Beerdigung feststand, scheint sich auch aus der letzten Anweisung zu ergeben. Die „Reihe" ist mindestens doppelt gedacht: da werden die Innenstehenden vom Bekenntnis befreit, die Außenstehenden sollen es aufsagen. Das hat doch nur Sinn, wenn das Aufsagen der Außenstehenden geschehen soll, während die Innenstehenden die Trauernden trösten. Ein Hindernis stand solcher

56

I. Seder.

Zeraim: 1. B e r a k o t .

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Sitte nicht im Weg: man durfte nach Ber I 2 das Bekenntnis auch außerhalb der regelmäßigen Zeiten sprechen: TpSH ^no Xlipn. I I I 3. ü'IB^l ÜHnsn B'tfJ: eine für das Judentum grundlegende Bestimmung. Nur der freie israelitische Mann ist religiös vollberechtigt; er durfte im Tempel näher an den Altar Gottes treten, als die auf den Weibervorhof beschränkte Frau. So ist ihm das Aufsagen des Bekenntnisses Pflicht; Weiber und Knechte und Kinder sind davon frei (ü'HlüS ynp r)iC"li?a). Daß die Sitte sich in dieser Form noch in einer verhältnismäßig späten Zeit einbürgerte, in welcher das Vorrecht des Mannes gegenüber der Frau gegen früher zurücktrat, erklärt sich wohl daraus, daß die im Bekenntnis aufgezählten alten Stammeszeichen Israels auch in ihrer gesetzlichen Umdeutung den freien Männern vorbehalten blieben. l'^Bfin )Vsri die Ex 13 9.16 Deut 6 s I i i s vorgeschriebenen Arm- und Stirnbänder (niSöiü). Den alten Sinn dieser Abzeichen zeigt ihr griechischer Name cpuXaKTripia: es sind Schutzmittel gegen die Gefahr von bösen Geistern, Amulette (Mat 23 5 Justin dialogus p. 265 B). Das Gesetz behielt sie bei und deutete sie um; so kennen sie Aristeas (Wendland 159), Philo (de justitia 1 = de special, legg. I V 137—139), Josephus (ant 4 213). Man trägt zwei solcher Gebetsriemen: 1) die T bV n^Bfl oder ffilt bv — am linken Oberarm hält ein Riemen eine würfelförmige kleine Pergamentkapsel, in der ein Pergamentröllchen liegt mit vier etwas von einander getrennten Bibelstellen: Ex 13 l—10. n—16 Deut 6 4—9 II13—21. 2) Die tftfi b& n^sn — ein Riemen hält oben an der Stirn eine vierteilige Kapsel mit denselben vier Stellen in getrennten Abteilungen. Diese Gebetsriemen sind nur für die freien Männer vorgeschrieben eben als alte Stammeszeichen; daß Frauen, Knechte und Kinder nur davon frei sind, ohne daß ihnen das Tragen untersagt wäre, gehört wohl schon zur Erweichung der alten Sitte, die auch I I 5 I I I 1 zu beobachten war. Das Bekenntnis schärft nun in seinen zwei ersten Ge-

A. Das tägliche Bekenntnis.

in 3

57

15. Vom täglichen Bekenntnis befreit. Weiber, Knechte und Kinder sind frei, II „Höre Israel" aufzusagen, und von den Gebetsriemen; II sie sind verpflichtet zu Tagesgebet, II zu Türpfostenheiligung und Gebet bei Tisch.

HI4-6 16. Gerade verhindert. 4 Wer grade verhindert ist, überdenkt's im Herzen II und spricht kein Gebet zuvor und hernach; II und bei Tisch spricht er nachher sein Gebet, II aber nicht zuvor. II Rabbi Juda sagt: II er spricht die Gebete zuvor und hernach. setzesabschnitten Deut 6 4—9 1113—21 gerade das Anlegen dieser p'pDrt ein. Waren nur freie Männer dazu verpflichtet, so galt auch nur diesen das Bekenntnis. So sind also Weiber, Knechte und Kinder davon frei. Das Kind unterscheidet sich nicht von einem Knecht, vgl. Gal 41. fl^Biia D'a'ni: das Tagesgebet bedeutete ursprünglich die Teilnahme des einzelnen am Gottesdienst der Gemeinde im Tempel (s. zu Kap. I V V); dazu waren auch Frauen, Knechte und Kinder verpflichtet. ntlTMi: gemeint ist die am rechten Türpfosten oben angebrachte längliche Kapsel mit einer Pergamentrolle, die in 22 Zeilen Deut 64—9 1113—21 enthält. Auch das ist als Schutzmittel für das Haus gedacht; deshalb sollte es in keinem jüdischen Hause fehlen," auch da nicht, wo nur Frauen, Knechte und Kinder wohnten. Jitan 113*13: das Tischgebet (s. zu Kap. VI—VIII) sollte dämonische Einflüsse abwehren, die man in den Speisen fürchtete: davor mußten auch Weiber, Knechte und Kinder bewahrt sein. Die religiöse Abstufung der Israeliten in die bevorzugte Klasse der freien Männer Israels und die minderberechtigte Klasse der Frauen, Knechte und Kinder ist also gemäßigt, sofern auch die letzteren Erlaubnis haben, das Vorrecht der freien Männer zu teilen: das Aufsagen des Bekenntnisses und das Anlegen der Gebetsriemen ist ihnen nicht verboten. Aber ganz verschwunden ist der Unterschied nicht: die ehrende Pflicht des Bekenntnisses und der Gebetsriemen haben nur die freien Männer. Vgl. auch V I I 2. I I I 4. 'npj „mit einem Vorkommnis behaftet", euphemistische Andeutung des Samenverlustes; ähnlich schon I Sam 20 26: Saul meint, wie David am Neumond nicht bei Tisch erscheint: es ist ein Zufall (sin iT)j?&)> Ein solcher Zufall macht unrein und hindert nach alter Anschauung den Verkehr mit Gott, vgl. zu 115. ia$>3 *in*ina: da die drei Gesetzesabschnitte kein Gebet, sondern eine Einprägung des Gotteswillens sind, darf sich auch der Unreine mit ihnen beschäftigen; aber das Gesetz ist bieilig und

58

I. Seder. Zeraim: 1. Berakot. n s ••p |»— ]kVk T Vp | w • JtfV — Ii n p 'IiVga m n t f Vl a w " I T 11 I n VTs n ' aI — l a t••o n»n TT

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darf nicht über unreine Lippen kommen: also „überdenkt er es in seinem : Herzen"; die Gebete vorher und nachher sind ihm untersagt. JitJan Das Gebet v o r Tisch entspricht alter Opfersitte I Sam 913: oyn O'inpm l ^ t f ' )? n q x rnjn •spjP sin '3 isa"T»; dieses Gebet muß also unterbleiben bei jedem, der an einem Opfer nicht teilnehmen durfte. Das Gebet nach Tisch ist geboten Deut 810; auch der Unreine soll es sprechen, nachdem Gott auch ihm seine Gaben gegeben hat. Diese vorausgestellte Regel soll gelten. Bemerkt wird nachträglich das abweichende Urteil des R. rnifT: ben Elai, um 130—160 n. Chr., der alle Gebete erlaubt. E r hat also den Gedanken von Hinderung der Gottesgemeinschaft durch geschlechtliche Unreinheit völlig überwunden, der auch 115.8 schon zurückgetreten war. Seine Meinung wird zur Beruhigung der Übertreter der vorausgehenden Regel angeführt. DiVJsV — D m n x : die Plurale beziehen sich auf die beiden vorhergenannten Fälle, die Gebete beim Bekenntnis und die Gebete beim Mahl. I I I 5 a. "Töiy rPH: das Tagesgebet spricht man also stehend. nVsrQ; vgl. zu Kap. I V V . p'DEP H1?: das Gebet ist Gespräch mit Gott; aus Ehrfurcht vor Gott darf man es unter keinen Umständen jählings abbrechen (vgl. V I : p'OEP K1?). ISfl'.: beim Tagesgebet ist Kürzung erlaubt (s. I V 3), die bei den Gebeten des Bekenntnisses verboten ist 1 4 . I I I 5b. VilüV TV: die Gemeinschaft mit Gott wird bei zufälliger V e r unreinigung durch ein Bad wiederhergestellt Lev 1516. n . Vorher soll also das Bekenntnis nicht aufgesagt werden. Nun muß das Morgenbekenntnis nach 12 für gewöhnlich bis Sonnenaufgang vollendet sein; so hat der Unreine möglichst rasch zu baden. Vi1 08: wünschenswert ist, daß er das Bekenntnis aufsagt, wenn er nach dem Bad sich angekleidet hat. Das ist vielleicht vor Ablauf der Frist für das Bekenntnis nicht möglich. nB?rP

A. Das tägliche Bekenntnis.

59

5a

Steht er eben beim Tagesgebet II u n d gedenkt, daß er g r a d e verhindert ist, II so bricht er nicht ab, aber kürzt. 5 b Stieg er ins B a d u n d v e r m a g heraufzusteigen, sich zu bedecken u n d aufzusagen, II bevor aufleuchtet die Sonne, II so steige er herauf, bedecke sich u n d sage auf; II u n d wenn nicht, bedecke er sich mit Wasser und sage auf; II doch nicht bedecke er sich II mit dem schlechten Wasser u n d nicht mit dem Wasser der Wäsche, II bis er Wasser h a t zugegossen. 5 c Welchen A b s t a n d soll er nehmen zwischen Wasser u n d Schmutz? II Vier Ellen! 6 E i n Fließender, der ein H i n d e r n i s merkt, II eine Blutflüssige, der ein Samenerguß entging, II ein Weib, das im „Dienst" eine B l u t u n g bemerkt,II bedürfen ein B a d ; R a b b i J u d a befreit sie. D^ai: beim Bekenntnis muß er also bedeckt sein. I n der N ä h e Gottes bedarf der Mensch um seiner geschöpflichen A r t willen eines Schutzes (Jes 6 2.6.7 I K ö n 1913. S. auch B e r V 1 I X 5), insbesondere darf sich der Mensch nicht vor G o t t entblößen, deshalb müssen die Priester im Dienst H o s e n tragen E x 28 43, „damit sie nicht Schuld auf sich laden u n d sterben müssen". O'SHil — rntfan 'O das schmutzige Wasser, in dem er gebadet hat, in dem der Schmutz sich aufgelöst hat. D a s t a u g t nicht dazu, ihn schützend vor G o t t zu bedecken. Deshalb muß f r i s c h e s Wasser zugegossen werden (tra TS). p'IIT flSOl: F r a g e u n d A n t w o r t sind so pünktlich, daß man versucht ist, hier einen Spott auf die vorangehende Bestimmung zu finden. Unmöglich ist es nicht, daß eine als Ironie gemeinte Glosse später ernsthaft genommen u n d in den T e x t gestellt wurde. niaX yaiN: wahrscheinlich = 4 . 5 2 , 5 cm = 2.10 m. W i e das W o r t in die Mischna gekommen sein mag, es beweist die peinliche Pedanterie derer, die es aufgenommen haben. W i l l man eine klare V o r s t e l l u n g damit verbinden, so muß ntrtx (Schmutz) hier etwa P f u h l g r u b e oder Misthaufen bezeichnen, was weder durch nKiS deutlich ausgedrückt ist noch in diesen Zusammenhang gehört. I I I 6. at: part. von 3W fließen, vgl. L e v 15 2-15 u n d T r a k t a t : a'atnp>. nipJP: zu seiner dauernden Unreinheit kommt eine besondre, die nach L e v 1516 ein B a d erfordert, ,T7l: vgl. T r a k t a t N i d d a h u n d L e v 1519—30. int Hp^Btf: sie stößt empfangnen Samen aus — besondre Unreinheit zur allgemeinen. ritfatfan: die Bedienende (euphemistisch) nach L e v 1517 zum B a d verpflichtet, rna nnt^'ltf: L e v 1519—30. Sie wird so auf längere Zeit unrein. D e r P a r a g r a p h handelt also v o n Unreinen, denen noch besondre Unreinheit zustößt. D i e Mischna stellt als Regel auf, daß die besondre Unreinheit ein besondres B a d erfordere: n^'30 Sie teilt

60

I. Seder.

Zeraim: 1. B e r a k o t .

B. Das Tagesgebet. n V s n ii

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aber wieder, wie I I I 4, mit, daß R. Juda die milde Anschauung habe —• zur Beruhigung der Übertreter. Diese Bestimmungen über geschlechtliche Dinge waren um der religionsgeschichtlichen Vergangenheit willen nicht zu umgehen; der hebräische Ausdruck ist zurückhaltend und kurz. I Y 1. Ilten 1p: hier = bis Mittag (anders 1 1 = bis Mitternacht). Das Morgengebet war ursprünglich mit dem morgendlichen Rauchopfer der Gemeinde verbunden (Luc 110), also solange der Tempel bestand, lange vor Mittag beendigt; am Mittag sprach man damals das zweite Gebet (Ps 5518 Apg 10 9 Hen slav 51 4 Achtzehngebet (bab.) 18 Epiph. haer. 299). Als das Mittagsgebet durch das frühergelegte Speiseopfergebet ersetzt wurde (Apg 3 l Jos ant 14 65), wurde das Morgengebet tiefer in den Tag hineingerückt, beides erst nach dem Untergange des Tempels. — «Hin? wie I I l b der Sohn des Elai um 130—160. Er bleibt der altern Sitte näher als die andern: riilNtf !?31X etwa 10 Uhr. — nman fi^M) s. die Einleitung S. 27—31. Der Name wird noch heute festgehalten. Hier will Juda gegen die alte Sitte das Gebet vor dem Ende des Speiseopfers beendigt wissen; das Rauchopfer, zu dem das Gebet ursprünglich gehörte (s. Ps 144 2), schloß abends das Speiseopfer ab (Philo de victim. 3 = de special, legg. I 168. 169, de sacrificant. 4 = de special, legg. 276). Merkwürdig ist, wie man 70—90 Jahre nach der Zerstörung des Tempels noch nach Teilen des täglichen Speiseopfers rechnet. — 31?n ftVsin das Gebet sollte wohl nach Analogie des Morgengebets bis Mitternacht gesprochen sein; der Ausdruck s i p rf? J'X gilt verständigerweise nur so, daß es nach dem Speiseopfergebet gesprochen wird und bis zum Aufsteigen der

B. Das Tagesgebet.

61

B . Das Tagesgebet. (Kap. I V . V.) 1. Seine Zeit. 1 Das Morgengebet bis Mittag, II Rabbi Juda sagt: bis zur vierten Stunde.ll Das Gebet des Speiseopfers bis zum Abend, II ßabbi Juda sagt: bis zur Mitte des Speiseopfers. II Das Abendgebet hat keine Regel. II Und Zusatzgebete — den ganzen Tag, II Rabbi Juda sagt: bis zur siebenten Stunde. 2

2. Ein Gebet außer der Zeit. Rabbi Nechunja, Sohn Haqqanas, pflegte zu beten, II wenn er das Lehrhaus betrat II und wieder verließ, ein kurzes Gebet. II Da sprachen seine Jünger zu ihm: was ist da für ein Anlaß zum Gebet? II Er sagte ihnen: wenn ich komme, so bete ich, II daß nicht falle ein ärgerlich Wort durch meine Schuld, II und wenn ich gehe, so sage ich Dank II für mein Teil.

.4a 3. Formel des Tagesgebetes. 3 Rabban Gamliel sagt: II man betet jeden Tag achtzehn. II Rabbi Josua Morgenröte (11) vollendet sein muß. Uber Alter und Herkunft dieses Gebets s. die Einleitung. 'pSDia: besondere Gebete für Sabbat und Feiertage, wie das Gesetz Num 28. 29 besondere Opfer für diese Tage vorschreibt. Di»n ^>3: auch für die besonderen Opfer schreibt das Gesetz keine Zeit vor. fiijrtf tfatf TV: Juda zieht die Grenze enger, um die Heiligung des Feiertags zu sichern, die leidet, wenn das Gebet allzu lange hinausgeschoben wird. I V 2. nij?n ]3 iTJini gehört zu den älteren Autoritäten der Mischna, nach Strack Einl.* S. 85: vor 90 n. Chr. — ^Vsfia .Til er betete regelmäßig. — B^IBft rP3 das Haus der Forschung (vgl. tf^ I 5), wohl zu unterscheiden von der Synagoge. — l'TiaVn auch er hat wie Gamliel I I 5. 6 Jünger, die sein Leben genau beobachten. — Qlpö n» er betet außer der Zeit; da ist sein Gebet scheinbar nicht am Platze. Aber er rechtfertigt es, und zwar ohne schriftgelehrte Begründung. il^pR 13*7 ein Wort des Anstoßes: Nechunja fürchtet, durch seine Forschung zum Bösen zu verleiten. Vgl. das klassische Zeugnis Rom 7e: ¿\0oucriS Tr|$ ¿vroXrjs i) a^iapTia ave£r|cev. — '*p hv auf meine Verantwortung. — 'pVn beim Fortgehen dankt er für sein „Teil" oder „Loos" = sein Beruf erhebt und erfreut ihn. Wie die Lehrerzählungen von Gamliel I I 5. 6 (auch 1 1 ) zeigt diese das Recht persönlicher Eigenart gegenüber der öden Gesetzlichkeit und rein formalen Frömmigkeit, wie sie von den, Schülern des Schriftgelehrten vertreten werden. I V 3. ^ » Ä 1 p wie I I I I 5. 6 Gamliel I I um 100 n. Chr. — Di'»! ÖV es klingt, als ob die 18 Bitten auf die 3 Gebete verteilt

62

I. Seder.

Zeraim: 1. B e r a k o t .

inVsn i m f f d x 11 n a i x n y p s ; »31 H

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n^bff j t y ö IKJ d x i ii rnfcw n j b t f 'rVsna v p a würden. Anders vom Vaterunser Did 8 3: xpic Tf|C rmepac outuj TTpoceuxecOe. — ö*TR das Gebet sprechen, im Unterschied vom Bekenntnis, auch Frauen, Knechte und Kinder s. I I I 3. rn&y nsätf: der Name paßt nur auf die palästinische, nicht die babylonische Form mit 19 Strophen. »B'ifP ist der Sohn Chananjas, Zeit- und Reisegenosse Gamliels II. eig. Quelle, dann Ausfluß, Auszug. Josua hielt also das von Gamliel empfohlene Gebet für zu lang. Ein Auszug des Achtzehngebets ist das allerdings erst aus dem dritten Jahrhundert stammende Habinenu, das Dalman Worte Jesu S. 304 auch in palästinischer und babylonischer Rezension vorlegt. Palästinische Rezension, ttriaiffn nsn u r a n (4) Gib Einsicht, (5) Hab' Gefallen an unsrer Umkehr, ll^xia 11*? n"?D (6) Vergib uns, (7) unser Erlöser! irniltf rpa i r ^ n ssn (8) Heil' unsre Krankheit, (9) segne unsre Jahre, fapa nns aniisa '3 (10) Denn Zerstreute sammelst du, Bist?'? D'Sini (11) Und Irrende — Dein ist's zu richten! ?|T rptfn O'Stfin (12) Und auf die Frevler legst du deine Hand, ^a 'Oin Vs imatn (13) Und es freuen sich alle, die dir vertraun, ijs^pja rpa tfwnai Tjn'V (14) Beim Bau deiner Stadt, der Erneuerung deines Heiligtums, ij'rasr -in nasal (15) Beim Sproß Davids, deines Knechts, nntj i p a I rmri nns inp>J D"lü >3 (16) Denn bevor wir dich rufen, »aic £ antwortest du: II Gepriesen seist du, Jeja, der da hört ein Gebet. Die drei ersten Stücke, der feierliche Eingang des Gebets, und die drei letzten, sein Schluß, sind weggefallen; von 4. 5. 6 ist die Bitte, von 7 die Anrede geblieben. 8. 9 stehn in der Form des Bittgebets. Von da ab ist für 10—16 (babylonischer Fassung) die Form der Aussage gewählt. Den Abschluß bildet der Lobpreis von Stück 16 (bab.). Dieser Text stammt aus der Jerusalemer Gemara (j. Ber 8 a).

B. Das Tagesgebet.

63

sagt: einen Auszug der achtzehn. I Rabbi Aqiba sagt: I wem sein Gebet im Munde geläufig ist, der betet achtzehn, II und wem nicht, der betet einen Auszug der achtzehn. Babylonische Rezension. (4) Gib uns Einsicht, Jeja, unser ?pDTi wn^s i] u r a n Gott, deine Wege zu wissen, (5) Beschneide unsre Herzen, daß I f l t o ^ u'aa^ DK Viai wir dich fürchten; (6) Gib uns Vergebung, (7) daß t r t u ö niTi1? uV ¡vn n^ioV wir erlöst sind, (8) Halt' uns frei von Schmerz; atpa» upjrri (9) Gib Wohlstand, laß uns wohnen TJS-1« fliSM 1333^1 UJfT! in den Auen deines Landes, (10) Von den vier Winden sammle, flpri »aisa Ö'XIBJI was zerstreut ist, iDBtf? Tj^yia Q'v^ni (11) Und wer irrt, sei nach deiner Einsicht gerichtet; ?pv n'jn o w i nx r Vvi (12) Doch über die Frevler schwing' deinen Arm. (13) Es erfreue die Frommen (14) jip'nai ii ö'p.'T? der Bau deiner Stadt, II die Erneuel i a ? *iyjj» ]*]p>. nnofnai ^ a ' n rung deines Tempels, da Fülle aufsproßt für David, deinen Knecht, (15) Ein Leuchter aufgestellt ist ijn'B'a ]aV "IJ nansai für den Sohn Isais, deinen Gesalbten. (16) Bevor wir rufen, antwortest N N K I I A N A S I E u R M N N N X I tnp>A D I D du, I bevor wir reden, hörest du uns; I i p a II ns nVori »aiw an» ^ N va&n denn du hörst das Gebet eines jeden ¡nVenn »niff » nnx Mundes. II Gepriesen seist du, Jeja, der Gebete erhört. I

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Dieser Text des babylonischen Talmud (Ber 29 a) ist freie Variation der palästinischen Rezension mit etwas weiterer Entfernung vom Achtzehngebet. — An einen solchen Auszug aus dem Achtzehngebet ist sicher Ber I V 3 bei '9 "0 gedacht, nicht aber an kurze Gebete, wie sie etwa die Tosephta Ber 3 ii enthält für den Augenblick der Gefahr (oipna. ü'öp^ iU30). Ka'pW um 130 n. Chr. — iTlUffl1 Ott: also ein Vermittlungsvorschlag; es kommt auf die Sprechfertigkeit an. An die Gefahr des Plapperns Mat 67 denkt Aqiba offenbar nicht. — Um 100 (Gamliel,

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I. Seder. Zeraim: 1. B e r a k o t .

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Josua und Aqiba) hat sich eine feste Sitte, das Achtzehngebet zu sprechen, noch nicht eingebürgert. Es liegt zur Beurteilung vor der Einführung vor. Gamliel fordert es, Josua ist es zu lang, Aqiba vermittelt. Tatsächlich weisen bei der älteren (palästinischen) Fassung alle Anzeichen auf Entstehung nach der Zerstörung des Tempels hin. In neutestamentlicherZeit sucht man eine feste Formel Luc 111. So haben die Christen das Vaterunser dreimal im Tag gebetet. Did V I I I 3 vgl. Tertull. de orat. 10. I V 4 a. *1TSpVk (wie I 1) Schwager Gamliels II. snp> vgl. I V 1 Festsetzung, sichre Ordnung. D^Urtfi: Gnadeilehen. Das Wort gehört noch zur Diskussion I V 3. Eliezer verwirft eine feste Gebetsordnung; er fürchtet eine Veräußerlichung des Gebetes. Die Mischna hält auch dieses Wort als beachtenswerte Warnung fest, obgleich sie nach Zeit und Inhalt bestimmte Gebete vorschreibt. Auch der Verzicht auf feste Ordnung bringt Gefahr. I V 4 b. SWirP wie I V 3: für gewöhnlich fordert er einen Auszug aus dem Achtzehngebet. — ni3D vgl. I 3c |30. — sicher Abkürzung für AVIV tflöpn hV)> der nur im Tempel gesprochen werden darf (Holtzmann Zeitgesch. 2 S. 362 f.). Die Buchstaben " werden freilich heute als Abkürzung von niiT auch 'j'tk gelesen. Aber Theodoret von Kyros hat bei den Juden die Aussprache 'Aid gehört (in Exod. quaest. 15), wie Diodorus Siculus (194) und Clemens Alex, (ström. 5 6) die andere Verkürzung ('lau), 'laou), die jetzt auch durch die aramäisch-jüdischen Papyri aus Ägypten als im 5. Jahrh. v. Chr. schon volkstümlich bezeugt ist. Dazu kommt noch die Form iT, die nicht bloß in vielen Eigennamen, sondern auch in der liturgischen Formel Hallelu-Jah allen Wechsel der Zeiten überdauert hat (s. Holtzmann ZNW 1907 S. 317 f.). Man wird bei diesen Verkürzungen des Gottesnamens nicht bloß die religiöse Scheu vor Miß-

B. Das Tagesgebet.

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4 a Eabbi Eliezer sagt: wer sein Gebet zur Regel macht, II dessen Gebet ist kein Gnadeflehen. 4. Gebet in Gefahr. Eabbi Josua spricht: II wer an gefährliche Orte geht, II betet ein kurzes Gebet und spricht: II rette, Jeja, dein Volk, die Übrigen Israels, II auf jedem Teil ihrer Wallfahrt; II ihre Nöte seien vor dir. II Gepriesen seist du, Jeja, der du hörst ein Gebet.

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IV 5. 6

5. Die Gebetsrichtung. Wer auf dem Esel reitet, II steigt zum Gebete ab, Hund wenn er nicht abzusteigen vermag, II so wendet er sein Antlitz, II und wenn er sein

brauch in Rechnung ziehn dürfen; vielmehr hat der alte Gottesname im Lauf der Jahrhunderte mit der gesamten Sprachentwicklung Abschleifungen erfahren. Die altfränkischen Samaritaner sagten noch zu Theodorets Zeiten (um 450 n. Chr.) ' laße, und im Tempel wurde diese völlige Aussprache als ein Heiligtum festgehalten; aber das Volk machte sich den Namen mundgerecht und sprach unter nachträglicher Billigung und Rechtfertigung durch die Schriftgelehrten schon vor Abschluß des AT irp und a», später, wohl mit Vorschlagssilbe ( = a*K) auch — n^lKtf das Wort zeigt ebenso die gedrückte Stimmung nach der endgültigen Unterjochung (Josua lebt um 100 n. Chr.), wie die Hoffnung Israels auf (Jesaja in II Kön 19 3i). Hayn „die Reise", hier metonymisch — „die Wanderung durch das Leben". Auch nicht ein Auszug aus dem Achtzehngebet schien also R. Josua unumgängliche Pflicht. I V 5. Vorausgesetzt ist, daß das Tagesgebet im Blick auf das Allerheiligste gesprochen wird (I. Kön 8 38.44.48). Die Sitte der Gebetsrichtung erklärt sich aus dem Gedanken, daß der Betende sich einreiht in die Gemeinde derer, die am täglichen Opfer in Jerusalem teilnehmen und ihr Gebet sprechen, während der Priester im Tempelhaus das Rauchopfer bringt (Luc 110). Die erste sichere Bezeugung der Sitte dieser Gebetsrichtung ist Dan 611 (geschrieben um 165 v. Chr.): Daniel hat in seinem Obergemach, wo er dreimal täglich betet, offene Fenster in der Richtung nach Jerusalem (D^JBttT TU). Das Bekenntnis verlangt eine solche Gebetsrichtung nicht. Auch deshalb kann man es auf dem Baum und auf dem Gerüste aufsagen, die Tagesgebete aber nicht (II 4). Doch wird auch hier keine unabänderliche Forderung aufgestellt. — *liann das gewöhnliche Reittier war der Esel, nicht das Pferd. Im Notfall soll nur das Gesicht oder auch nur das Herz (der Gedanke) auf das Mischna. I. Seder: X. Berakot.

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I. Seder.

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Haus des Allerheiligsten gerichtet sein. Dieses Haus steht freilich gar nicht mehr zu der Zeit, da die Mischna niedergeschrieben wurde. I Y 6. na'SO vgl. Jon 15. — KTOX nicht wohl = cxeöia (so Dalman, doch mit Fragezeichen), sondern = esseda Reisewagen (Nebenform zu essedum: Cicero, Philip. I I 24 es; Att. Y I 125. Ovid, ex Ponto I I 10 33). Das Aussteigen aus solchem Wagen gilt als beschwerlicher als das Absteigen vom Esel. I V 7. R. Eleazar, Sohn Azarjas, s. 1 5 Zeitgenosse Aqibas pBtftan n^Bfl vgl. I V 1 : Zusatzgebete für Sabbat und Festtage. Tl? "Iin? nVk — pK Eleazar will diese Gebete nur im Gemeindegottesdienst. Dabei findet er aber nicht die Zustimmung der Gelehrten; sie fordern die Gebete auch vom vereinzelten Israeliten ("PS "13113 KVtf)- Dagegen R. Juda (s. I I 1) stimmt im Wesentlichen Eleazar zu: er will die Feiertagsgebete von einzelnen nur fordern, wo keine Ortsgemeinde ist (es kommt eben nur darauf an, daß diese Feiertagsgebete regelmäßig an allen Orten gesprochen werden, wo Juden wohnen). Dazu paßt, daß gerade R. Juda nach I V 1 diese Zusatzgebete nur bis zur 7. Stunde (== 1 Uhr mittags) erlaubte: sie sollten im Vormittagsgottesdienste der Ortsgemeinde ihren Platz haben. So kämpft man noch bis über die Mitte des 2. Jahrhs. gegen die „langen Gebete", vor denen schon Sirach gewarnt hat (714). V 1. J'IOto das Stehen ist die gewöhnliche Stellung beim Gebet Marc 11 25 Mat 65; Daniel kniete nieder Dan 610. — fftfl lais rjina vgl. 1 X 5

B. Das Tagesgebet.

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Antlitz nicht zu wenden vermag, II so richtet er sein Herz nach dem Hause des Allerheiligsten. II Reist er zu Schiffe oder im Wagen, II so richtet er sein Herz nach dem Hause des Allerheiligsten. JV 7

VI

6. Zusatzgebete. Es sagt Rabbi Eleazar, Sohn Azarjas: II nicht spricht man das Zusatzgebet außer in einer Ortsgemeinde, II und die Gelehrten sagen: in einer Ortsgemeinde und wo keine Ortsgemeinde ist. II Rabbi Juda spricht im Anschluß an ihn: II überall, wo eine Ortsgemeinde ist, II ist der Einzelne frei vom Zusatzgebete. 7. Heiligkeit des Gebetes. Niemand stehe zum Gebet II außer mit niedergedrücktem Haupt. II Die Frommen der Vorzeit pflegten zu warten II eine Stunde lang und dann beteten sie, II damit sie richteten ihr Herz II auf ihren Vater, der da ist im Himmel. II Auch wenn der König seinen Gruß entbietet, II erwidert man nicht, Hauch wenn eine Schlange sich ringelt II wider die Ferse, bricht man nicht ab. itftfT DX DTK t 6 : beide Ausdrücke gehören zusammen, und sie bezeichnen sicher auch eine Gemütsverfassung; vielleicht aber zunächst eine Äußerung dessen, was im Innern vorgeht. V o r die Gottheit tritt man „nur mit bedecktem Haupt", um sich in seiner geschöpflichen Schwachheit gewissermaßen vor der Erhabenheit der Gottheit zu schützen (Ex 3 6 I Kön 1913 Jes 62). tfio igte ist also wohl dasselbe, was Paulus I Kor 1110 mit eSoucta em rrjc KeqpaXfjc bezeichnet: der Schutz, die Hülle über dem Kopf. Sonst könnte man auch verstehu: „mit niedergedrücktem, gesenktem Haupt". Sicher bezeichnet der Ausdruck die Empfindung der Ehrfurcht. Zur Erläuterung wird etwas erzählt von den ersten Frommen (D'Uitftnn Ö'TOn). Damit sind vielleicht die Erzväter gemeint als U r bilder der Frömmigkeit, wahrscheinlicher die Männer der sog. großen Synagoge, d. h. der Kreis um Esra, der für das Judentum grundlegende Bedeutung anerkanntermaßen hatte (Ab 11). nnx J'nitf: das ist Legende; aber sie ist wichtig, weil man daraus die Art jüdischer Frömmigkeit erkennt; ihr Merkmal ist ehrfurchtsvolle Scheu vor dem Heiligen. Im Gebet richtet man sein Herz auf den Vater im Himmel (o^otfatf OiJ'aH;). Die Anrede w a s findet sich im Achtzehngebet in der palästinischen Fassung Stück 4 und 6, in der babylonischen wenigstens Stück 6. Auch die individuelle Beziehung fehlt bei der Anwendung des Vaternamens auf Gott nicht; wenn mit w a s der Vater des Volkes gemeint sein kann. 5*

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I. Seder.

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Zeraim: 1. B e r a k o t .

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bezeichnet QiPax den Vater des einzelnen Frommen; sonst stünde auch hier WIK. Aber ehe man dem Vater im Himmel im Gebet naht,' tut • T man gut, eine Stunde zu zögern. Die Ehrfurcht vor dem Vater überwiegt das Vertrauen. 133'»®'; tfV vgl. I I 1: beim Schma ist überall aus Furcht oder Ehrfurcht eine Unterbrechung durch Gruß und Gegengruß erlaubt; beim Tagesgebet soll dagegen auch der Gruß des Königs nicht erwidert werden, obgleich da zur Ehrfurcht noch die Furcht treten könnte, iaj>S; ^>5? ^1*13 tfnj: „eine Schlange ist geringelt wider seine Ferse": Bezeichnung einer Lebensgefahr. Das Gebet ist ein Gespräch mit Gott; das darf durchaus nicht gestört werden; das Bekenntnis ist nur ein gottgegebener Text, den man sich einprägen soll. Doch darf das Gebet im Augenblick der Gefahr gekürzt werden ( I V 3. 4). V 2 . D'öitt niTDJ n ' S t a m a n gedenkt der Kräfte des Regens = man dankt für starken Regen, c r a n fl»nn: Achtzehngebet 2. Zusammenhang: der Gott, der die Toten erweckt, bringt durch den Regen Lebenskraft in das dürre Land. ö,3®rn ilS^M flVxtf. Gemeint ist eine Bitte um Regen. Die Segnung der Jahre = Achtzehngebet 9. n b n n : sie lautet in den heutigen Gebetbüchern neben einer selbständigen, kürzeren Form: i n z ^ l II sna1? urnjin n n « Du begnadigst uns mit Erkenntnis pa UYiVn " "nam II ?J3i2n '¡?n nit^vV» deines Gesetzes II und lehrst uns die S i n T« ^ i V 118 l'a II ^in8?! Vi? 0 r d n u n g e n d e i n e s Willens tun II und 1 '' JLJ '. scheidest, Jeia,J unser Gott, zwischen d t1 r a n awb , ' ' . ,, . ' ii newan w : r\vvb '»'atfn ' ': " " " ~T heilig und gemein, II zwischen Licht d'xan D W n n r V ? Vnn u