Die Mischna. Traktat 3 Pesachim (Ostern): Text, Übersetzung und Erklärung. Nebst einem textkritischen Anhang [Reprint 2019 ed.] 9783111629285, 9783111250809

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Die Mischna. Traktat 3 Pesachim (Ostern): Text, Übersetzung und Erklärung. Nebst einem textkritischen Anhang [Reprint 2019 ed.]
 9783111629285, 9783111250809

Table of contents :
Inhalt
Vorwort
Zur Einführung
Zur Geschichte des Paschafestes
Text, Übersetzung und Erklärung
Nachträge
Textkritischer Anhang
Verzeichnis der Abkürzungen und Umschriften

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Die Mischna Text, Übersetzung und ausführliche Erklärung Mit eingehenden geschichtlichen und sprachlichen Einleitungen herausgegeben von den Univ.-Professoren

D. Dr. G. Beer-Heidelberg und D. 0. Holtzmann-Gießen Alle Traktate der Mischna werden in dem gleichen Format und in der Satzeinrichtung, wie der hier vorliegende Traktat, erscheinen. Die Ausgabe wird stets in abgeschlossenen Traktaten erfolgen, also nicht lieferungsweise und nicht in unabgeschlossenen Teilen. Sobald ein Mitarbeiter einen übernommenen Traktat im Manuskript fertiggestellt hat, erscheint derselbe im Druck, wodurch sich von selbst ergibt, daß eine genaue Reihenfolge in der Veröffentlichung der Traktate nicht eingehalten werden kann. Herausgeber und Verleger hoffen1, daß es durchaus möglich sein wird, die g a n z e Mischna im Verlaufe von 4—5 Jahren vollständig fertig vorliegen zu haben, nachdem bereits fast ohne Ausnahme alle 63 Traktate ihre Bearbeiter gefunden haben. Diejenigen Traktate, die zu einunddemselben Seder gehören, werden später auch zusammen in Buchform erhältlich sein und so die Mischna nach ihrem Abschlüsse in etwa 6 handlichen Bänden oder Doppelbänden vorliegen. Es kann entweder auf alle T r a k t a t e a b o n n i e r t oder j e d e r T r a k t a t e i n z e l n käuflich erworben werden. Später werden voraussichtlich auch die einzelnen S e d e r käuflich abgegeben. Der Verleger eröffnet auf diese Mischnaausgabe hiermit eine Subskription und räumt den Subskribenten gern einen bedeutend günstigeren Bezugspreis ein. Voraussichtlich wird im Durchschnitt der Druckbogen in der S u b s k r i p t i o n mit etwa 60 bis 65 Pfg., beim E i n z e l k a u f mit etwa 70 bis 75 Pfg. berechnet werden. Bei dem großen Umfang der aus 63 Traktaten bestehenden Mischna ist es naturgemäß, daß der spätere Gesamtpreis für das vollständige Werk verhältnismäßig groß sein wird. Durch die aber in der Sache selbst liegende notwendige Verteilung des Erscheinens auf den Zeitraum von 4—5 Jahren wird für die Subskribenten die jährliche Aufwendung für die einzelnen Traktate nicht so besonders groß sein, und wird jedenfalls in durchaus angemessenem Verhältnis zu der großen Wichtigkeit und dem hohen Wert des Gebotenen stehen. Die gleiche Bearbeitung der außerkanonischen Mischnatraktate und der Tosephta bleibt von Herausgebern und Verlag vorbehalten. Gleichzeitig mit diesem Traktat erscheint: I. Seder: Zeraim, 1. Traktat: B e r a k o t (Gebete), bearbeitet von Univ.-Professor D. Oscar H o l t z m a n n - G i e ß e n . M. 5.—; in der Subskription M. 4.40.

Die Mischna Text, Übersetzung und ausführliche Erklärung Mit eingehenden geschichtlichen und sprachlichen Einleitungen unter Mitwirkung von Prof.Dr. Albrecht-Oldenburg/Prof.Lic. Bauer-Marburg/Lic.Dr. Benzinger-Jerusalem Pfarrer Lic. Frankenberg-Ziegenhain-Cassel / Prof. Lic. Dr. Frhr. von Gall-Gießen Prof. D. Dr. Holzinger-Stuttgart / Prof. Dr. Ludwig Köhler-Zürich / Prof. D. Marti-Bern Prof.D. Meinhold-Bonn /Prof. D. Dr. Kowack-Straßburg/Prof. D. Dr. Rothstein-Breslau Prof. Lic. Dr. Westphal-Marburg / Pastor Windfnhr-Hamburg u. A. herausgegeben von

Prof. D. Dr. G. Beer-Heidelberg und Prof. D. 0. Holtzmann-Gießen II. Seder. Moed. 3. Traktat. Pesachim.

Pesachim (Ostern) Text, Übersetzung und Erklärung Nebst einem textkritischen Anhang Von

D. Dr. Georg Beer o. Prof. d. Theologie an der Univ. Heidelberg

1912 Verlag von Alfred Töpelmann (vormals J. Ricker) in Gießen

Alle Rechte vorbehalten

Copyright 1912 by Alfred Töpelmann

Druck von C. G. Röder G. m. b. H., Leipzig.

Der Hochwürdigen Theologischen Fakultät der Universität

Marburg als Zeichen ehrerbietigsten Dankes für die Verleihung der Doktorwürde

Inhalt. Seite

Vorwort Zur Einführung I. II. m. IV.

Vii-Yin ix-xxiv

Name und Stellung des Traktates innerhalb der Mischna . . . IX—X XI—XIX Die literarische Komposition und Form Alphabet. Verzeichnis der in Pesachim z i t i e r t e n Misehnalehrer XX—XXTII Fremdwörter in Pesachim XXIII—XXIV

Zur Geschichte des Paschafestes I. Einleitung II. Die Quellen und ihre Verwertung III. Die Geschichte des Paschafestes A. Die Vorgeschichte B. Die eigentliche Geschichte Die vorexilische Zeit Das Exil Die nachexilische Zeit Die römische Zeit C. Die Nachgeschichte Die talmudische Zeit Die nach talmudische Zeit Pascha und Abendmahl

Text, Übersetzung und Erklärung A. D e r V o r a b e n d Kap. I — i n . D a s G e s ä u e r t e 11—3. Das Aufsuchen des Gesäuerten (Ex 1215) X 4 — 5. "Wie lange darf man Gesäuertes essen? 16 — 7, Am Pascha zu verbrennende Hebe I I 1 — 4. Nutznießung von Gesäuertem I I 5. Woraus man Maßßen bäckt (Ex 12 8) I I 6. Die Ostergemüse (Ex 12 8) I I 7 — 8. Ratschläge, das Sauerwerden von Kleie, Weizenkörnern und Mehl zu verhindern I I I 1. Was von leicht sauer werdenden Flüssigkeiten aus dem Hause geschafft sein muß III 2 — 5. Die Beschaffenheit des Maßßenteiges I I I 6. Wegschaffen des Gesäuerten an einem auf den Sabbat fallenden Rüsttag III 7— 8. Umkehr wegen Gesäuerten und wegen heiligen Fleisches Kap. IV. D i e e r l a u b t e n u n d v e r b o t e n e n A r b e i t e n IV 1. Welche Arbeiten sind erlaubt und wie lange? . . IV 2— 7. Ortsbräuche IV 8. Sechs Taten der Männer von Jericho IV 9. Sechs Taten des Königs Hiskia

l—109 3

1—2 9

9—109 9 22 22— 75 23— 32 32— 37 37 49 49 75 75—109 75 — 78 78— 91 92 109

110—201 110—175 110—131 110—113 112—115 114—119 118—119 120—121 120—113 122—125 124—127 126—129 128—129 128—131 130—141 130—133 132—137 138—139 140—141

VI Seite

Kap. V—VUL Das P a s c h a l a m m Kap. Y. Das S c h l a c h t e n (der öffentliche Akt) Y1. Die Zeit V 2 — 4. Für wen wird geschlachtet? V 5 —10. Die Ordnung beim Schlachten Kap. VI. P a s c h a l a n i n i und S a b b a t Y I 1 — 2. "Wiefern bricht das Paschalamm den Sabbat? . . VI 3 — 4. Das Darbringen der Festopfer VI 5. Vom Verwechseln der Bestimmung verschiedener Opfer VI 6. Vom Untauglichwerden eines am Sabbat geschlachteten Paschalammes Kap. VII. D a s B r a t e n (der häusliche Akt) V I I I — 2. Wie man brät VH3—10. "Wenn das Paschalamm unrein geworden ist . . . VII11—12. Was vom Paschalamm gegessen wird VII13. Zwei Gesellschaften, die in e i n e m Raum das Paschalamm speisen Kap. V m . F e s t g ä s t e . V m 1. Frauen, Waisen und Sklaven V1H2. Wenn vergessen ist, ob ein Ziegenböckchen oder ein Schaflämmchen geschlachtet werden sollte . V H I 3 — 4. Das Einladen zum Mahl V H I 5 — 8. Geschlechtskranke, Leidtragende usw., ein Einzelner, Proselyten B. Das z w e i t e oder N a c h p a s c h a . Kap. I X (Num 96ff.) . . . Kap. I X 1 — 2. Wer muß das zweite Pascha feiern? I X 3. Unterschied zwischen dem ersten und zweiten Pascha 1X4. Fortsetzung zu IX1—2 I X 5. Das ägyptische Pascha (Ex 121) und das Pascha der Folgezeit (Ex 12, 14, 17) I X 6 —11. Vom Verwechseln der Paschalämmer C. D i e F e s t n a c h t Kap. X. D i e Ordnung des F e s t m a h l s X1. Die 4 Becher X 2 — 3. Der 1. Becher. Die Mahlzeit X 4 — 6. Der 2. Becher. Die Hausandacht X 7. Der 3. und 4. Becher X 8 — 9. Der Schluß der Festnacht Nachträge

140—175 140—149 140—141 142—145 144—149 150—159 150—155 154—155

Textkritischer Anhang

202—209

V e r z e i c h n i s der A b k ü r z u n g e n und U m s c h r i f t e n

210—212

154—157 156—159 158—169 158—161 160—165 166—167 166—169 168—175 168—169 170—171 170—173 172—175 176—187 176—177 178—179 178—179 180—187 180—187 188—201 188—201 188—189 190—191 192—199 198—199 199—201 200—201

VII

Vorwort. Der Herausgeber war bemüht, nach den Gesichtspunkten, welche für das von ihm und O. H o l t z m a n n im Verein mit anderen deutschen Gelehrten unternommene Mischnawerk in einem besonderen gedruckten Prospekt aufgestellt worden sind, auch den folgenden Traktat Pesachim zu behandeln. Für die zur Gewinnung eines verbesserten h e b r ä i s c h e n Textes benutzten Handschriften und Drucke sei auf den Textkritischen Anhang S. 202f. verwiesen. Bei der d e u t s c h e n U b e r s e t z u n g war ich bestrebt, dem Wortlaut solange treu zu bleiben, als es sich mit einem l e s b a r e n Deutsch verträgt. Die Sprache der Mischna ist Juristenhebräisch. Die Juristensprache ist aber aller Orten und Zeiten mehr als jede andere Berufssprache papierne Sprache. Das gilt's auch für eine Verdeutschung der Mischna zu berücksichtigen. Man mache die Sprache der Mischna nicht schöner, als sie ist! Zur Verdeutlichung des Sinnes nötige Zusätze sind, ohne den fortlaufenden Text zu stören, durch eckige Klammern kenntlich gemacht. F ü r die Ausarbeitung der Erklärung sind mit Dank zu Rate gezogen: J. J. R a b e , Mischnah, 2. Teil, Onolzbach 1761. S a m m t e r - B a n e t h , Mischnajoth Berlin 1885ff. H. L. S t r a c k , Pesachim, Leipzig 1911. Die Arbeit R a b e s war seinerzeit eine Leistung —• sie bleibt noch jetzt beachtenswert. Daß die f ü r jüdische Leser in erster Linie bestimmte, belehrende Erklärung von S a m m t e r - B a n e t h in den Gleisen der nationalen Tradition sich bewegt, ist recht und billig. S t r a c k s Stärke liegt in der, wenn auch nicht völlig einwandsfreien, genauen Behandlung und Herstellung des hebräischen Textes. Im übrigen folgt Strack als Christ wie im alten Testament, so auch in der Mischna den Rabbinen und findet darum vor allem in der jüdischen Presse fortgesetzten Beifall. Ein tieferes und sachliches Verständnis für die Probleme einer Geschichte der Paschafeier, dem doch insbesondere ein heutiger Kommentar zu dem Mischnatraktat Pesachim dienen sollte, liegt jenseits der Interessen der Strackschen Arbeit. Hier müssen eben andere ihre Haut zu Markte tragen! Ich habe versucht, meine Erklärung

vni in den Kreis einer Geschichte des Paschafestes zu stellen, für welche die aus dem Traktat Pesachim zu entnehmende Schilderung der Paschafeier zur Zeit Jesu den Höhepunkt der Entwicklung bedeutet. Herrn Oberlehrer Lic. P. F i e b i g in Gotha verdanke ich einige literarische Hinweise f ü r die Erklärung. Auf gewisse f ü r die Geschichte des Paschafestes in der griechisch-römischen und in der christlichen Zeit wichtige Bücher haben mich die Herren Kollegen Prof. D. J. B a u e r und Dr. F e h r l e hier aufmerksam gemacht und mich zu Dank verpflichtet. Der Traktat Pesachim war von mir ursprünglich als Beitrag zu den von F i e b i g bei Mohr herausgegebenen Ausgewählten Mischnatraktaten in deutscher Ubersetzung, Tübingen 1905 ff., bestimmt und auch ausgearbeitet, ist aber nachher, weil aus dem Rahmen dieses nützlichen Unternehmens heraustretend, in die von O. H o l t z m a n n seit längerer Zeit angeregte Mischnaausgabe des T o p e l m a n n s c h e n Verlages übergegangen. Der Abschnitt über die Geschichte des Paschafestes ist eine mehr als fünffache Erweiterung meines bei Mohr, Tübingen 1911, erschienenen Vortrages: „Pascha oder das jüdische Osterfest." (Sammlung gemeinverständlicher Vorträge u. Schriften aus dem Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft 64.) Herr Dr. S i e b e c k hat mir in entgegenkommendster Weise die literarische Verwendung dieses von ihm verlegten Vortrages für die neue Arbeit anheimgestellt. Deshalb sind auf den ersten 20 Seiten, wo ich nichts Besseres jetzt zu sagen wußte, längere Abschnitte wörtlich aus der früheren Arbeit herübergenommen. H e i d e l b e r g , 12. Juni 1912.

Georg Beer.

IX

Zur Einführung. I. Name und Stellung des Traktates innerhalb der Mischna. Pesachim D'HOS „ P a s c h a - 1 d. i. Osterfeste" bildet in der Mischna den 3. Traktat (rDÖO eigtl. G e w e b e ) des 2. H a u p t t e i l e s (Tip eigtl. O r d nung), welcher TSpa „ F e s t e " heißt. D i e Mehrzahl DTIDD (vom Singular npB) ist der Titel dieses Traktates, weil darin das erste (jitfinn nos), oder das am 14. Nisan ( = April) beginnende und das zweite nos), oder das einen Monat später, d. h. am 14. Ijjar, gefeierte Nachpascha P e s I X l f f . behandelt wird, vgl. N u m 9 off. 2 Man spreche mit den palästinensischen Juden nOS pelsach; oder mit den alexandrinischen Juden, durch welche die ältere Aussprache des Wortes erhalten geblieben und das "Wort in der Kirche eingebürgert ist, „ P a s c h a " ( L a g a r d e ; " W e l l h a u s e n , Das Evangelium Marci 1903 S. 115). Denn „Pascha" entspricht dem griech. irdcxct (¡.aa^s L e v y , Neuhebr. u. Chald. Wörterb. s. SnpS), d. i. der gewöhnlichen "Wiedergabe des hebräischen Wortes nOS bei den L X X z. B. Ex 12 11 u. ö. TTcicxa selbst ist ( R i e d e l , Z A W 20, 326 f.) das mit der griechischen Endung a versehene hebräische * pasch (vgl. HOS in Pausa flDS Ex 12 21 u. ö. Hieronymus Phase, Päse Z A W 20, 320, 327. L X X I I Chron 30 1 ff. 35 1 ff. cpacex, cpacex). TTcicxa ist nicht, wie häufig nach Philo (ed. R i c h t e r ) 1828 IV Vita Moysis § 29 S. 231 angenommen wird, die aramäische Form mit angehängtem Artikel. Denn jüd. Aramäisch ist Pascha = SpOp, de L a g a r d e , Biblioth. syriaca 1892 S. 308, vgl. auch Aquila tpeca I I Kön 231 ff. ( H a t c h - R e d p a t h , A concord. to the Sepo tuagint, Supplement 1906 S. 215) und arab. Vgl. auch S. 50f. Im Syrischen ist Pascha =

arab.

mit Wechsel von 0 mit 2t wegen der Nähe von H

und B ( G e s e n i u s - B u h l , Hebr. Handwörterb. 1 6 S. 527). S t r a c k , Pesachim 1911 S. 5 * verteidigt die Eorm „Passa", die aus trdcxa „mit Assimilierung des Kehllauts an s" entstanden sei. •) S t r a c k , Einl. i. d. Talmud 4 1908 S. 37. Möglicherweise ist aber D,n0D = „Osterlämmer, Osteropfer" zu erklären, vgl. I I Chron 3017 35 7—9. So jetzt S t r a c k , Pesachim S. 4*. Übrigens sei hier daran erinnert (vgl. S. 203), daß der Titel des Traktates vielleicht ursprünglich npS lautete. Denn so heißt unser Traktat in der K a u f m a n n s c h e n M i s c h n a h a n d s c h r i f t und bei L o w e , vgl. S. K r a u ß in Monatsschrift f. Gesch. d. Judent. 1907 (51) S. 62.

X

I. Name und Stellung des Traktates innerhalb der Mischna.

D a dem Traktat Pesachim nur der Traktat natf „Sabbat" vorangeht, mit dem l'aiTST „Vermischungen" aufs engste zusammenhängt, könnte man zu der Annahme neigen, daß für die Voranstellung von „Sabbat" vor „Pascha" der Festkalender L e v 231 ff., in dem auch der die Reihe der Feste eröffnende „Sabbat" vor „Pascha" steht, das Vorbild geliefert habe. Diese Annahme wäre jedoch falsch. Denn einmal wäre die weitere Anordnung des Festkalenders L e v 23 1 ff. von der Mischna verlassen. Sodann sind die Traktate des zweiten Seders, ebenso wie die der anderen fünf Sedarim, einfach nach dem Umfang geordnet, 1 und zwar nach einem in der orientalischen Antike für Schriften auch sonst beliebten Anordnungsprinzip. Daher steht der Traktat „Sabbat", von dem der 10 Kapitel zählende Traktat ,,'Erubhin" nicht gut zu trennen ist, mit seinen 24 Kapiteln als der längste Traktat an der Spitze des zweiten Seders und unmittelbar vor dem nächstlängsten, nämlich vor dem wie 'Erubhin auch aus 10 Kapiteln bestehenden Traktat „Pesachim", auf den dann D'VpBi' mit 8 Kapiteln folgt. Die Kapitelzahl der weiteren Traktate von "TOia sinkt immer tiefer; die kürzesten Traktate Moed qatan und Chaghigha mit 3 Kapiteln stehen zuletzt. S t r a c k , Einl. i. d. Talmud 4 S. 26 ff.; die wenigen Ausnahmen von der Regel sind leicht ersichtlich.

II. Die literarische Komposition und Form.

XI

II. Die literarische Komposition und Form. Im allgemeinen ist der Traktat Pesachim nicht übel disponiert. Vgl. die Inhaltsübersicht S . V / Y I . Die Ordnung der Stoffe ist chronologisch. Es wird begonnen mit dem Vorabend des Osterfestes und geschlossen mit der Festnacht. Störend wirkt jedoch besonders Kap. IX, das 2. oder Nachpascha, weil erst nach Kap. I X die Festnacht des 1. Pascha, Kap. X, behandelt wird. Der Text der Kapitel I — X beschränkt sich auf den Hauptfesttag und was ihm vorhergeht. Eine gewisse Ergänzung zu den Obliegenheiten des eigentlichen Festtages und der übrigen Festtage des eine volle Woche währenden Festes bilden die Traktate ]0pT1?ia „Zwischenfeiertage" und ni'sn „Festopfer", die, beide nur drei Kapitel umfassend, als die kürzesten der in dem 2. Seder vereinigten zwölf Traktate an letzter Stelle stehen (vgl. S. X). Im einzelnen finden sich aber, abgesehen von Kap. I X , wie auch in anderen Traktaten der Mischna, in unserem Traktat mannigfache Unebenheiten. Abschweifungen, Wiederholungen und Widersprüche sind vorhanden. Stoffe sind durch Ideenassoziation hereingezogen. Gleichartiges ist verzettelt. Ein paar mal ist der gesetzliche Stoff, den doch eigentlich die Mischna nur darbieten will, von kleinen Geschichten durchschossen. Das alles nimmt kein Wunder. Denn man weiß längst, daß auch die Mischna nicht das Werk eines, sondern mehrerer Verfasser ist; ja ganze Generationen haben an ihr gearbeitet. Die Geschichte der Mischna ist im kleinen vielfach der Geschichte der Tora Mosis analog. Die literarische Entstehung der Mischna beschränkt sich auf ein bis zwei Jahrhunderte, die der Tora Mosis auf ca. ein Jahrtausend! Als die hervorragendsten Sammler und Ordner des nachbiblischen jüdischen Gesetzes gelten Aqibha f 135, Meir 130—160 und Juda „der Fürst", auch schlechtweg „Rabbi" genannt, f ca. 200. 1 Aber auch nach ihnen ist von den folgenden Geschlechtern noch an der Mischna herumgearbeitet worden. An die Stelle der bekannten Großen sind nun die unbekannten Kleinen getreten. Auch hier wiederholt sich der Entstehungsprozeß der Tora bei der Mischna. Für den Traktat Pesachim scheint aber die Sache etwas günstiger zu Vgl. S t r a c k , Einl. i. d. Talmud 4 S. 17 ff. S c h ü r e r , Gesch. d. jüd. Volkes I 4 S. 120 ff. H ö l s c h e r , Sanhedrin und Makkot (Ausgew. Mischnatraktate . . . . hrsgb. v. Fiebig), Tüb. 1910 S. 12 ff.

"XU

II. Die literarische Komposition und Form.

liegen, wenigstens was die Redaktion für die Zeit nach Juda anbetrifft. Pesachim dürfte von einer größeren Redaktion aus der Zeit nach Rabbi verschont geblieben sein. Da Aqibha und Me'ir wiederholt als Gewährsmänner für gewisse Aussprüche zitiert werden (vgl. S. XXII), kann Pesachim nach seinem jetzigen Befund nicht unmittelbar auf Aqibha oder seinen Schüler Me'ir zurückgehen. Nun wird aber weder Rabbi noch einer seiner Zeitgenossen (mit Ausnahme des Jose ben Juda I V 6), oder gar einer der späteren Tradenten mit Namen erwähnt. Daher ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, daß unser Traktat nach seinem gegenwärtigen Umfang im großen und ganzen in der Periode Rabbis, d. h. — cum grano salis verstanden — von ihm selbst redigiert worden ist und eine spätere größere Redaktion nicht weiter erfahren hat. Damit wäre für den j e t z i g e n Traktat die Zeit von 180—200 n. Chr. als Entstehungsperiode gegeben. Von Rabbi ist bekannt, daß er in der von ihm hergestellten Mischna die verschiedenen Ansichten einzelner bedeutender Gesetzeslehrer vorführte, indem er die geltende Ansicht (riD^n) zuletzt stellte. 1 Nenne ich diese letzte Redaktion J ( = Juda), so läßt sich eine ältere Redaktionsstufe, d. h. die Mischna Mei'rs, vielleicht durch folgende Beobachtung gewinnen. Die Mischna Mei'rs ist ausgesprochen anonyme Mischna gewesen.2 Was daher in dem jetzigen Text von Pesachim — und es ist nicht weniges — unter keiner mit Namen genannten Autorität steht, wird im allgemeinen für die Mischna Mei'rs ( = M) in Anspruch genommen werden können. Freilich hat gelegentlich auch Rabbi die Ansichten anderer Mischnalehrer übernommen, ohne ihren Namen zu nennen, und fremdes Gut unter seiner Flagge segeln lassen. Aber im ganzen gilt: Das Zitieren verschiedener Ansichten, deren letzte die entscheidende ist, geht erst auf Rabbi (bzw. seine Nachfolger) zurück. Nun war oben schon angedeutet, daß die eigentliche oder älteste Grundlage des Traktates Pesachim ein chronologischer Aufriß dessen ist, was am Vorabend des Festes und bei dem nächtlichen Ostermahl für einen frommen Juden, zu beobachten ist. Da Me'ir die Mischna Aqibhas benutzt hat, so wird in dem anonym überlieferten und straffen S t r a c k , Einl. i. d. Talm.4 S. 18. ) Vgl. S t r a c k a. a. 0. S. 19. H ö l s c h e r a. a. 0. S. 12. Außer dem von Strack und Hölscher zitierten Text Sanh. 86a vgl. Pes Gern 12b—13a Z. 18/19 2

'n-o naVn na twai jam an1? 1

rr1? m x min'' 'aiD rwVn an nax fam a i i n s

RMNA XAN J ? ONTN TU», „R. Nachman sagte: Rabh hat gesagt, die Halakha ist wie R. Juda. Rabba sagte zu R. Nachman: Und der Meister sagt die Halakha wie R. Me'ir, denn der Tanna hat uns nach seiner Ansicht [die Halakha] anonym mitgeteilt (ano)."

II. Die literarische Komposition und Form.

XIII

historischen Grundriß, der sich nach Entfernung der den geschlossenen geschichtlichen Zusammenhang störenden Zutaten herstellen läßt, sich Text aus der Mischna Aqibhas vermuten lassen. Nach diesen Gesichtspunkten sind im folgenden die Quellen für die einzelnen Kapitel und Paragraphen des Traktates Pesachim geschieden: ein mit den Vorteilen und Nachteilen eines Erstversuches verbundenes Unternehmen! Es braucht nicht besonders betont zu werden, daß die Nachträge Rabbis nicht ohne weiteres sachlich und literarisch jünger als die Zeit Mei'rs sein müssen. Werden doch für einzelne Aussagen Autoritäten angeführt, die älter als Mei'r sind, vgl. S. X X I I I . Auch ist nicht zu vergessen, daß es neben der schriftlichen Mischna Mei'rs noch Aufzeichnungen, Kolleghefte anderer Mischnalehrer gegeben haben wird, aus denen Rabbi, wo er nicht der mündlichen Uberlieferung folgte, geschöpft haben kann. Kap. I. Der Text beginnt mit dem Aufsuchen des Gesäuerten in den Abendstunden des 13. Nisan nach unserer Zählung: I l a = A. I I b (Anfang) spezialisiert die Orte, die nach Gesäuertem zu durchsuchen sind = M. Nachdem I I b gesagt ist, daß j e d e r Raum, wo Gesäuertes zu vermuten ist, durchsucht werden muß, ist die weitere Forderung I I b , einen Wein- oder Olkeller nach Gesäuertem zu durchstöbern, eigentlich überflüssig. Die ganze Kellerfrage, für welche sich die Gelehrten interessieren, die das ungenannte Subjekt zu n»N sind, ist nur hereingezogen, weil über die Deutung von n n w Yi® „zwei Reihen" [Fässer] zwischen den Schammaiiten und Hilleliten Streit ist, den mitzuteilen außerhalb der Tendenzen der Mischna Mei'rs liegt. Doch mag der Gegenstand des Disputes ein altes Schulmusterbeispiel sein; ähnlich V I I 7 . 1 2 a b, die Angaben, mit welcher Peinlichkeit das Suchen nach Gesäuertem stattfinden soll, mögen auf M zurückgehen. 1 3 a b c greifen auf das Hauptthema von I I a zurück unter Nennung abweichender Meinungen gegenüber I I a . 1 4 (Anfang) läßt, ausdrücklich ihn nennend, Rabbi Mei'r wieder zu Worte kommen. In der Fortsetzung 1 4 bis zum Schluß des Kapitels I 7b gönnt „Rabbi" verschiedenen Stimmen Raum für Behandlung der Frage, wie lange man Gesäuertes am Rüsttag vor Pascha essen darf und wie das Verbrennen von Hebe am Pascha erfolgen soll. Was 17 (Anfang) als Meinung Mei'rs über letztere Frage angeführt wird, wird aus Quellen geschöpft sein, die der Mischna Mei'rs parallel laufen. Kap. II. Ganz passend schließt sich an die Entscheidung Mei'rs I I 1 (vgl. 14), daß, solange man Gesäuertes am Paschavorabend essen, man.

XIV

II. Die literarische Komposition und Form.

auch davon dem Vieli geben darf, 112—4 eine Entscheidung über Nutznießung von Gesäuertem während des Festes selbst an. Freilich ist damit der Rahmen des Vorabends gesprengt. Die §§5—8 überMaßßen, Gemüse und Bitterkräuter, Kleie, Mehl und Festsauce erwartet man für den ersten Moment hier nicht zu lesen. Sie mögen aber doch sum größeren Teile der Fortsetzung der Mischna Me'irs angehört haben. War vorher über das erlaubte bzw. verbotene Essen des Gesäuerten geredet, so werden nun die vegetabilischen Stoffe genannt, welche man am 14. Nisan im Hause haben und für den Gebrauch in der Festnacht zubereiten muß § 5—6. Oder so werden Ratschläge erteilt, das Sauerwerden einzelner Speisen, Arzneimittel u. dgl. zu vermeiden II 7—8. Aber II 8 a Ende zeigt die Notiz, wonach nach Rabbi Mei'r verboten ist, Festsauce und Senf, worin Mehl geschüttet ist, sofort zu essen, während es doch II 8 a Anfang erlaubt ist, daß nicht alles in II 7 f. auf Mei'r zurückgeht. Jüngere Zutaten liegen auch in I I l c und I I 3 b vor. Kap. III. III 1 a c zählt diejenigen Flüssigkeiten auf (vgl. II 8 c), die wegen der Gefahr des Sauerwerdens am Pascha aus dem Hause geschafft sein müssen. H l l b ist ein Zusatz, auf Rabbi Eliezer ben Hyrkanos zurückgehend. Hernach wendet sich der Text der Zubereitung des Maßßenteiges zu (vgl. I I o ) III2. Das Thema von I I I 2 wird I I I 5 a b wieder aufgenommen. In dem Zwischentext disputieren einige Gelehrte darüber, wie eine Frau die Brothebe von unreinem Teig absondert, oder wie viele Frauen miteinander Maßßen backen dürfen (HI 3. 4 = J). Von der Fortsetzung können die Entscheidungen über die Behandlung des Gesäuerten, wenn der 14. Nisan auf einen Sabbat fällt I H 6 und über die Umkehr von einer Reise wegen Gesäuerten im Hause III 7, von Mei'r sein, der zudem III 6 selbst genannt ist, um ihn daselbst anderen Gelehrten gegenüberzustellen. III 8 Umkehr wegen heiligen Fleisches ist nur durch eine Ideenassoziation — Umkehr! — mit III 7 verknüpft. Vgl. den Eingang Vf 'a p l „und ebenso wer". Kap. IV. I V 1 über die erlaubten und verbotenen Arbeiten am Paschavorabend könnte von der Mischna Aqibhas herübergenommener Text sein. Bei der Frage nach den erlaubten und verbotenen Arbeiten entscheidet der Ortsbrauch. An diesen Satz: „der Ortsbrauch entscheidet" schließt sich der Abschnitt I V 2—7, in dem, außer für das Paschafest, noch andere Beispiele dafür genannt werden, daß in Zweifelsfällen der Ortsbrauch maßgebend ist. Dabei ist I V 3 eine Entlehnung aus Ab zara 16. Die Aberratio in I V 2—7 mag schon zum Teil auf Mei'r zurückgehen, von dem I V 2*. 4. 5 a. 6 a (— hier ist Mei'r direkt genannt —) 7 a b c sein kann, anderes ist unter Nennung der Autoritäten erst von

II. Die literarische Komposition und Form.

XV

Rabbi oder seiner Schule zugefügt worden. V o n den I V 8—9 erwähnten je sechs Taten der Leute von Jericho und des Königs Hiskia von J u d a wird das erste Mal n u r durch die drei ersten Taten, das andere Mal n u r durch die letzte Tat das Paschafest berührt. I V 9 ist übrigens erst als K i v n ein ganz später Zusatz. Kap. V . Der das ganze 5. Kapitel füllende interessante und wichtige Abschnitt über die beim Tempel stattfindende Schlachtung der Paschalämmer hat gewiß auch bereits in der Vorlage der Mischna Mei'rs, d. h. in der Mischna Aqibhas, gestanden. Besonders kommt hier wieder die genaue und die Angaben I I a I V 1 fortsetzende zeitliche Fixierung der e i n z e l n e n Handlungen V I . 5—10 in Betracht. Alles wird hier in natürlichster Reihenfolge vorgeführt. Hingegen wird in V 2 — 4 , obwohl sachlich nicht ohne Zusammenhang mit V 1 und V 5 ff., der Beschreibung des eigentlichen Schlacht- und Opferaktes beim Tempel vorgegriffen. Die anonym überlieferten Paragraphen V 2—4 werden daher auf Konto Mei'rs zu setzen sein. Auszuscheiden werden davon wieder die die Darstellung Mei'rs ergänzenden und korrigierenden Äußerungen in V 4 sein; desgleichen in V 7 b . 8 b. 9. Kap. V I . Der schon Ende V 1 0 berührte Spezialfall: Schlachten des Osterlammes am Sabbat, wird in Kap. V I , wohl von Mei'r, noch reichlicher behandelt. Aus dem ganzen Kapitel werden aber die langen und erregten Kontroversen Eliezers mit Josua und Aqibha V 2 . 5 herauszuheben und als Einsätze von Rabbi anzusehen sein. Daß in Kapitel V I außer V I 1. 3. 4 u. 6 Stücke aus Mei'rs Mischna benutzt sind, beweist V I 5 e das Zitat aus ihr. Kap. V I I . Nach dem Schlachten (Kap. V / V I ) kommt naturgemäß, zeitlich und sachlich, das Braten und Essen des Paschalammes an die Reihe. Doch wird von Aqibha höchstens die Bemerkung V I I 2 a, Eingang, über das Braten stammen. Über den Gang der Mahlzeit äußert sich A. erst in Kap. X . Bei der Frage nach dem Zurichten des Mahles spielt die für einen Juden wichtige rituelle Frage herein, welche Paschalämmer gebraten und gegessen werden dürfen. I n V I I 4 liegt eine aberratio vom Thema vor: die Schaubrote, öffentlichen Friedmahlopfer und Neumondsböcke haben mit dem Paschalamm nichts zu tun. Der die Darstellung zusammenhaltende Gedanke ist nur: Unreinwerden des Opfers. Auf Rabbi weisen die mit den Namen der Gewährsmänner eingeführten Bemerkungen V I I l a b . 2a. 9b. Kap. V I I I . Endlich wird billigerweise hier auch auf die Person der Festgäste Rücksicht genommen. F ü r die Reihenfolge ist die gelegentliche Verbindung nach Stichwörtern charakteristisch. V I I 13 b redet von

XVI

II. Die literarische Komposition und Form.

der Braut (nV?) — darauf folgt V I I I l a die jungverheiratete Gattin (nffKil). V I I I l b betrifft den 135? — daran schließt sich V I I I 2 : Das meiste von Kap. V I I I — lauter anonyme Mischna — wird schon in der Mischna Me'frs gestanden haben; aber was davon wird aus der Mischna seines Lehrers Aqibha sein? Wie in Kap. V I I (und IX) sind auch in Kap. V I I I die unter Nennung der Autoritäten eingeschachtelten Nachträge Rabbis geringfügig, vgl. V I I I 3 b. 7 a. 8 b. Kap. IX. Kap. I X 1 ff., das zweite oder das Nachpascha betreffend, ist hier nicht am Platze. Da Kap. X erst die Beschreibung der nächtlichen Mahlzeit am 14. Nisan bringt, greift I X 1 ff. der Fortsetzung vor. Aber nachdem V I I I 5 — 8 über die unreinen Personen gesprochen ist, die unter Umständen vom ersten Pascha ausgeschlossen sind, scheint doch I X 1 sich dem unmittelbar Vorhergehenden anzufügen. I X gilt eben den Personen (Unreinen und Verreisten), die das Nachpascha halten müssen. Zu I X 1 ist I X 2 ein Kommentar, der mit Angabe verschiedener Ansichten erläutern will ( = J ) , was ein weiter Weg sei, der von der Feier des ersten Pascha dispensiert. Vielleicht ist von Me'ir dann wieder 1 X 3 der Unterschied zwischen erstem und zweitem Pascha behandelt gewesen. Aber den Abschnitt 1 X 4 über das unrein gewordene Paschalamm, von dem kein Geschlechtskranker essen darf, erwartete man richtiger hinter V I I 4 oder V I I 6 . Oder handelt I X 4 von solchen Personen, die, vom ersten Pascha ausgeschlossen, auch das zweite Pascha nicht feiern können? 1 X 5 „das ägyptische Pascha und das Pascha der Folgezeit" gehörten besser gleich hinter I X 3. Sichtlich stehen wir hier auf dem Boden von Nachträgen. So auch in der Fortsetzung. Denn der ganze folgende Abschnitt über Verwechslung von Paschalämmern I X 6— 11 muß ebenfalls in diesem Zusammenhang befremden. Was hat 1X6—11 mit dem Nachpascha zu schaffen, dem doch der Text I X 1—3 (4) gewidmet ist? Man sollte I X 6 f f . etwa nach V I S , V I I 1 0 , oder nach V I I I 4 , bzw. V I I I 8 gestellt finden. Ist etwa I X 6 ff. erst durch I X 1 ff. hinter V I I I 8 abgesprengt worden, da ja I X 1—5 vielleicht nicht an ursprünglicher Stelle steht? Doch bleibt, wie schon oben gesagt, die Möglichkeit offen, daß gegen den Schluß des Traktates, wie auch bei anderen Traktaten, allerlei Gesetze u. dgl., die sonst nicht recht gut unterzubringen, oder vergessen waren, von Me'ir selbst schon hier nachgetragen sind. Jedenfalls läßt die Disposition in Kap. I X nach unseren Begriffen sehr zu wünschen übrig und da die mit einiger Sicherheit der Mischna Aqibhas zuzuweisenden Sätze guten inneren und geschichtlichen Zusammenhang haben, so wird Kap. IX, literarisch angesehen, nicht zu der Unterlage der Mischna Me'irs zu ziehen sein.

XVII

II. Die literarische Komposition und Form.

Kap. X. Den passenden Abschluß des ganzen Traktates bildet die hier gebotene Beschreibung der nächtlichen Festmahlzeit. Für Kap. X ist wieder charakteristisch der enge, sachliche und geschichtliche Zusammenhang in der Schilderung des um die vier Becher gruppierten Mahles. Auch hier wird Me'fr die Hauptsache aus seiner Vorlage, d. i. aus der Mischna Aqibhas, herübergenommen haben. Ausbuchtungen, die auf Rabbi zurückgehen mögen, liegen in X 2 . 3. 5—9 vor. So wären die Ergebnisse der Quellenscheidung diese: I) A = Aqibha, d. h. die von Me'i'r direkt herübergenommenen Stücke aus der Mischna seines Lehrers A: I I a . I V 1. VI.5—10. VII2a*. X 1—9. II) M = Mei'r, d. h. die Mischna Mei'rs selbst, eine erweiterte Ausgabe der Mischna Aqibhas: A - j - H b * . 2. 4*. II l a b . 2. 3ab*—6.7*. 8*. i n l a c . 2. 5ab. 6*. 7. I V 2*—7*. V 2—4. V I 1. 3. 4. 5e*. 6. V I I 2 b—13. VHI1—8a. IX 1. 3. 4*. 5. 7—11. III) J = Juda, d. i. die von Rabbi (und seiner Schule) hinzugetanen Sätze, wodurch der Traktat seine jetzige Gestalt im allgemeinen erfahren hat: A + M + I l b * . 3. 4*—7. H i e . 3b*. 7*. 8*. III lb. 3. 4. 5cd. 6*. 8. I V 2*— 7*. 8. V 4*. 7b*. 8b*. 9*. V I lb*. 2. 5. V H l a b . 2a*. 9b. VIII3b*. 7a. 8b. I X 2 a b . 4*. 6. 8b. X2*. 3*. 5*—9*. I V ) Späteste Angliederung ist I V 9. In den auf Aqibha zurückführbaren Abschnitten liegen die literarischen Keimzellen unseres jetzigen Traktates vor. Soweit sich aus den erhaltenen Resten urteilen läßt, war die Mischna Aqibhas so angelegt, daß sie in sachlich-chronologischer Reihenfolge das enthielt, was der Jude am Rüsttag vor Pascha und in der Festnacht selbst zu tun oder zu lassen hatte. 1 Auf diese Mischna würde gut der Titel nos passen, welche^ der Traktat in der Kaufmannschen Handschrift führt. 2 Wenn BT1D9, wie sonst unser Traktat betitelt ist, soviel wie Paschafeste, d. h. erstes und zweites Pascha heißen soll (vgl. S. IX), so würde dieser Name vor allem auf die erweiterten Ausgaben des Traktates anwendbar sein. Uber die Verwendbarkeit der in Pes I—X gebotenen Stoffe für eine Geschichte des Paschafestes vgl. S. 55 ff. und über die Vorbildlichkeit unseres Traktates für die Anlage des Abschnittes „Osternu im Schulchan • T ; "

s)

Vgl. auch Strack, Pesachim S. 5*. Vgl. S. 203.

Mischna. II. Seder: 3. Peeachim.

b

XVIII

II. Die literarische Komposition und Form.

Arukh vgl. S. 87. Speziell ist Kap. X die literarische Unterlage für die Paschahaggada geworden; nur sind mancherlei Zutaten dazu gekommen, vgl. S. 78 ff. Wer, das Studium der Mischna beginnend, zufällig auf einen Traktat wie Pesachim stößt, muß sich wundern über die große Fülle von Beziehungen des Stoffes zu allerlei Wechselfällen und Einzelheiten des konkreten Lebens. Wie viele Kollisionsfälle scheinen eigens für das Osterfest herausgeklügelt! Bei der Lektüre weiterer Mischnatraktate wird der Leser aber bald herausfinden, wie häufig die gleichen oder verwandte Lebensgebiete zu den anderen tausenderlei Kleinigkeiten des jüdischen Religionsgesetzes in Verbindung gebracht worden sind. So begegnen beispielsweise auch anderwärts in der Mischna wieder die erlaubten oder verbotenen Arbeiten, etwa in der Anwendung auf den Sabbat, z.B. Schab X I I I f f . ; oder so kommen fast bis zum Überdruß die Kategorien: Hebe, erstes und zweites Zehnt, Dammai usw. allenthalben vor. Desgleichen das Thema Vermengen 1 und Verwechseln, z. B. Ber V I 2 K i l l l l f f . T e r u m V l Toh 1 5 f., Behandlung der Sexuellkranken Ber I I I 6, der Trauernden, sonstwie Unreinen, Heiden, Proselyten Schab 17. Ab zara; Speisen zweier Gesellschaften in e i n e m Räume Ber V I I 5 , Halbsklaven Git I V 5; Weiber, Knechte und Kinder Ber I I I 3; Ausmisten für Vieh Schab X X 4. Strafen f ü r Ubertreten des Gebotes; frei und unfrei von Sündopfer, Ausstoßung aus der Gemeinde usw. Natürlich dürfen auch die Streitfälle zwischen Schammaiiten und Hilleliten nicht fehlen — das gehört zum Gelehrtenklatsch jener Zeit! Einzelne der wiederkehrenden allgemeinen Themata, wie z. B. Behandlung der rituell Unreinen, verbotene Arbeiten sind schon alttestamentlich und reichen in ihren letzten Ursprüngen bis in die heidnische Zeit Israels zurück: es sind eben Themen, wie sie der Heide und ebensogut der Jude (zum Teil auch sogar noch der Christ vgl. S. 107) mit sich herumschleppt. Andere Fragestellungen sind durch den immer komplizierter werdenden Apparat der in äußeren Formen sich bewegenden jüdischen Religion hinzugetreten. Die Maschen des Netzes werden immer dichter gezogen, damit Niemand durchschlüpfen kann. Jedenfalls aber sind die Gedankenkreise des einzelnen Traktates nicht so mannigfach, als sie f ü r den ersten Moment dünken. Es sind eben gewisse feste Bänder vorhanden, mit denen von einzelnen Sammelpunkten des religiösen Lebens alles konkrete Leben umschnürt und in die Sphäre des „Heiligen" einbezogen wird. Dieser religiöse Drill Auch beim „Vermengen" und „Verwechseln" spielt antiker Aberglaube herein Lev 19 19 Dtn 2211.

n. Die literarische Komposition und Form.

XIX

hat das Judentum, sogar noch bis heute, erhalten, es freilich aber innerlich auch erstarren lassen. Der Traktat Pesachim verdankt seine Niederschrift einer Zeit, in der die Rabbinen mit der gelehrten Beschäftigung mit den Riten ihrer Religion eine Art religiösen Sport trieben — er war der wichtigste Teil ihrer praktischen Religion geworden — und darin einen Ersatz für die Ausübung der suspendierten Bräuche fanden. Denn was an den Tempel und die heilige Stadt gebunden war, das hatte mit 70 n. Chr. seinen örtlichen und geschichtlichen Halt verloren. Dazu gehörte eben auch das Osterfest! Wie es aber Pflanzen gibt, die ohne Boden längere Zeit weiter leben können, so haben sich die von dem zerstörten Tempel losgelösten jüdischen Osterriten in der Erinnerung und Uberlieferung der Gelehrten zäh erhalten und leben zum Teil noch bis in die Gegenwart fort — sehnsüchtig allerdings harrend — welch seltsames Unterfangen! — auf den Moment, wo sie in dem wiedererrichteten Tempel sich festwurzeln und ihn und seinen Kult wieder umranken können (vgl. Pes X 6 . Paschahaggada von J a p h e t S. 58 ff.). In dieser Hoffnung sind die Erinnerungen an das Osterfest von den Rabbinen gesammelt und die Pflichten zu Papier gebracht worden, die der Jude bei dem in alter Pracht dereinst wieder zu feiernden Fest zu beobachten hat — leider ist ihm durch den Disput der Gelehrten sauer gemacht, immer und leicht das Richtige zu wählen! Von diesem Zweck abgesehen, läßt sich der Traktat Pesachim seiner Form nach zu der Gattung der k u l t i s c h e n oder rituellen Deipnonliteratur stellen, zu der u. a. auch die neutestamentlichen Abendmahlsberichte gehören. Wir wissen, daß bei den Griechen und Römern die gleiche Stilgattung gepflegt wurde. Dabei war es Sitte, z. B. auch über Zeit und Ort, Teilnehmer am Mahl, Folge und Zahl der Speisengänge, Tischgespräche usw. Vorschläge oder Vorschriften zu treffen,1 alles Parallelen zu einzelnen Partien des Traktates Pesachim. Ist es nötig, anzunehmen, daß die Mischnalehrer sich bei der Niederschrift die klassischen Schriften dieser Art irgendwie zum Muster nahmen, oder durch sie beeinflußt waren? Unmöglich ist es nicht, wenn man bedenkt, wie tiefe Spuren auch sonst der griechisch-römische Geist seit 300 v. Chr. in der materiellen und geistigen Kultur des Judentums — trotz aller Absperrung desselben gegen den Hellenismus — hinterlassen hat. Zeugen dieser Tatsache sind u. a. die in dem Traktate Pesachim vorhandenen und nicht unbeträchtlichen griechischen Fremdwörter, vgl. S. X X H I f . ß . H i r z e l , Der Dialog, Leipzig 1895 I 156 ff. 346. 362. b*

X X

III. Alphabetisches Verzeichnis der in Pesachim zitierten Mischnalehrer.

III. Alphabetisches Verzeichnis der in Pesachim zitierten Mischnalehrer. X Eliezer ITJ?^!* ( L X X EXieSep) [ben OUplin Ypxavoc] 1 7 (2 mal). I U I . 3. Y 9 V I 1. 2 (4 mal). 5 (3 mal). 1 X 2 . 4 Schüler des Jochanan b. Zakkai (IIMak I O 1 9 Luc 192 ZaKxaioc, abgekürzt aus i T " i D T „Zacharias"), zur älteren Gruppe der 2. Generation Mischnalehrer (90—130) gehörend S t r a c k , Einl. i. d. Talm.4 S. 87, S c h ü r e r , Geschichte des jüd. Volkes I I 4 S. 437 ff. Elazar I T ^ S ( L X X EXeaZap. NT AaCapoc) b. Sadduq I I I 6 X 3 , der Sohn des V I I 2 genannten Sadduq. Da nämlich der Vater des I I I 6 zitierten Elazar nach Pes Gern 48 b—49 a Z. 12 ff. im Verkehr mit Gamliel steht und der Elazar von X 3 nach Pes Gern 115b—116a Z. 14 ff. über Erinnerungen an das Jerusalem vor 70 verfügt, so ist eben unser Elazar b. Sadduq der Sohn des älteren Sadduq V I I 2 und gehört zur älteren Gruppe der 2. Generation Mischnalehrer 90—130 Str. 4 S. 88, Schü. I I 4 S. 440. Es ist I I I 6 X 3 nicht der gleichnamige Enkel (130—160) gemeint Str. 4 S. 94. 1 Ben Bethera (Bathira)rn'iia"ja I V 3 wohl identisch mit Jehuda ben Bethera.

y

Gamliel Vs'^ä ( L X X NT TanaXiriX) 1 5 I I I 4 V I I 2 1 5 . Es gab 2 berühmte Mischnalehrer Namens G. 1. Gamliel I, der Sohn Hillels, der Lehrer des Apostels Paulus Apg 22 3 (identisch mit dem Gamaliel Apg 5 34) gewöhnlich mit dem Beinamen ]jyn „der Alte" (Str. 4 S. 85, Schü. I I 4 429 ff.) u. 2. Gamliel I I , der Sohn Schimon b. Gamliel I, zur älteren Gruppe der 2. Generation (90—-130) gehörend (Str. 4 S. 86 f. Schü. I I 4 S. 435ff.). An den 4 zitierten Stellen ist nur 1 5 fraglich, ob Gamliel I oder I I gemeint ist. Gamliel I ist zitiert V I I 2 und X 5. Denn da V I I 2 Gamliel seinem auch sonst in der Mischna (Schü. I I 4 S. 429 Anm 48) genannten und berühmten gesetzeskundigen Diener Tabhi ('30 abgekürzt aus rpatJ L X X Tuußiac) befiehlt, ein Paschalamm auf einem gitterartigen Rost zu braten, ist hier die Zeit vor 70 bezielt. Nach 70 wurden im Allgemeinen von den Juden keine Paschalämmer mehr geschlachtet

III. Alphabetisches Verzeichnis der in Pesachim zitierten Mischnalehrer.

XXI

und gebraten. Dann stammt aber der Ausspruch Y I I 2 von Gamliel I her. Aus dem gleichen Grund ist auch X 5 ein Aussprach von Gamliel I. Denn G. sagt hier, daß der Hausvater seinen Kindern am Paschafest die Bedeutung von n i m nsa nos erklären müsse. Der Hintergrund des Zitates ist die Zeit vor 70 (vgl. Baneth z. St.). Gamliel I I ist I I I 4 gemeint. Denn nach Pes Gern 48 b Z. 16 handelt es sich III 4 um den Lehrer Aqibhas, das ist eben Gamliel I I (Schü. I I 4 436. 442). Gamliel I starb jedenfalls vor dem Jahre 70 n. Chr. (Dalman, Gamaliel in Prot. Real.3 V I 363 f.). Der Kodex München hat freilich Pes Gern 48 b Z. 16 die Lesart VR'Vm p JWOff 131 d. i. R Schimon b. Gamliel I während des jüdischen Krieges blühend. Aber die Lesart ist wenig wahrscheinlich, da eben Aqibha mit Gamliel I I befreundet war.

n

Hilleliten bbn rra (LXX EXXn*) I I IVB V I I I 8 X2. 6 (Schü. I I 4 S. 425 ff.).

n

tW??Q (NT TpcwicrrcTc) Gelehrte 13 I I I III4. 5. 6. 8 I V 5 . 6. 8 V 8 (Bousset, ßelig. d'. Judentums 2 1906 Kap. VII, bes. S. 190 ff.), immer ohne Artikel und entscheidende Instanz. Chananja ¡ryn (LXX NT Avavictc) 16 der D'inSn d. i. der Vorsteher der Priester, „also noch zur Zeit des zweiten Tempels und zwar, weil regelmäßig mit diesem Titel genannt, wohl der letzte Inhaber dieses Amtes" (Strack 4 S. 85), das erst in der Zeit der großen Religionswende eingebürgert zu sein scheint. Unter Esra und Nehemia sind Q'Wp die Volksvorsteher zu Jerusalem. Der Titel D'Jittn po entspricht dem C T P A T R I Y Ö C T O U iepou d. i. dem Tempelhauptmann Apg 4 I 5 24. 2G. Jos ant XX 62 bell iud VI 5s (Schü. II 4 320 ff. 434 f. Köberle, Priestertum im AT Prot. Real. X V I 3 S. 40). B Tarphon ]iD"lö X 6 Zeitgenosse Aqibhas (Str. 4 S. 89) identisch mit Justins Trypho (Schü. I I 4 S.444f. von Strack S. 40 Anm. 1 bestritten).

t Jehuda, Juda ,TnrP (LXX loubct) [ben Elai 'S»1?« abgekürzt aus 1T»"?8] 13. 4. 5 I I I I I I 5 . V IV 2. 3. 6 V4. 5. 7. 8 VIII7, 3. Generation 130 bis 160, einer der späteren Schüler Aqibhas (Str. 4 S.93, Schü.I 4 S. 121). Jehuda ben Bethera rnvia-p r m r III 3 (= Ben Bethera IV 3?) jüngerer Schüler Aqibhas (Str> S. 92, Schü. II 4 S. 447). Jehoschua, Josua Stfirp (LXX Iricouc = Sir;) [ben Chananja] I I I 3 V I 2 (2 mal). 5 (3mal) 1X6 Schüler des Jochanan b. Zakkai, 2. Genera-

XXII

III. Alphabetisches Verzeichnis der in Pesachim zitierten Mischnalehrer.

tion der älteren Gruppe Mischnalehrer 90—130 (Str. 4 S. 87 f., Schü. II* S. 437 ff.). Jochauau ben Beroqa npna-ja jini 1 (LXX luiavav, I I K g 25 23 Iwva, N T Iwavvric) Y I I 9 Schüler des Jehoschüa b. Chananja, zur jüngeren Gruppe der 2. Generation Mischnalehrer (90—130) gehörend (Str. 4 S. 90, Schü. I I 4 S. 446). Jose '01' ( = liucrjc abgekürzt aus «joi' = luicriqp) [ben Chalaphtha] 17 Y I I I 7 1 X 2 X 8, 3. Generation (130—160), jüngerer Schüler Aqibhas (Str. 4 S. 43, Schü. I 4 S. 120). Jose der Galiläer, 'Wan (raXiXaioc) 'Di', Y I I 1 jüngere Gruppe der 2. Generation (90—130). Wie Y I I 1 auch sonst oft im Disput mit Aqibha (Str. 4 S. 90, Schü. I I 4 S. 446). Jose ben Rabbi J u d a ,*mT 'ST)? 'Ol' I V 6 Zeitgenosse des Juda K'twn (Str. 4 S. 96). Jischmael, Ismael ^NVatf? (LXX lc|ianX) [ben Elisa] X 9 neben Aqibha das berühmteste Schulhaupt der jüngeren Gruppe der 2. Generation 90—130 (Str. 4 S. 88 f., Schü. I I 4 S. 440 ff.). ¡3 Meir TSn 1 4 . 7 118 I I I 6. 8 I Y 6 Y I 5 Schüler des Jischmael und später des Aqibha zur 3. Generation (130—160) gehörend, berühmter Mischnaredaktor (Str. 4 S. 93, Schü. 1120. 123). Sein Grab bei Tiberias genießt noch heute bei den Juden kultische Yerehrung ( B a e d e k e r , Palästina und Syrien' 1910 S. 236).

9 Aqibha n r p ? (ben Joseph) 1 6 I I I 4 Y I 2 (4 mal) Y I I 1 1X2. 6 X 6. 9 der bekannteste Mischnalehrer und älteste Hersteller einer schriftlichen Mischna, Teilnehmer am Aufstande Bar Kokhbhas 135, auf Befehl der Römer hingerichtet (Str. 4 S. 19f. 89, Schü. I 4 S. 123 I I 4 S. 442 ff. D a l m a n , Akiba i. Prot. Real. I 3 286f.). X Sadduq pVIX (labbouic, auch Sadoq pinx IOÖIUK) Y I I 2. Gemeint ist der ältere Träger dieses Namens aus der Zeit bis 90, nicht erst sein gleichnamiger Enkel, da von dem älteren Sadduq wie auch Y I I 2 Yerkehr mit Gamliel erwähnt wird (Str. 4 S. 86, Schü. I I 4 S. 434). ff Schammaiiten ">mv rra ( L X X Ict|uat), abgekürzt aus .T&aff 1 1 I Y 5 V I I I 8 X 2 . 6 (Schü. I I 4 S. 425 ff.).

IY. Fremdwörter in Pesachim.

XXIII

Schimon, Simon (LXX Xunewv, Zimuv) ben Gamliel I I 3 I Y 5, aber wohl nicht Sohn Gamliel I zur Zeit des jüdischen Krieges 66—70 (Str. 4 S. 85, Schü. I I 4 S. 431), sondern der Sohn Gamliel I I (Str. S. 94^ Schü. I I S. 431 Anm. 51) und Vater des Mischnaredaktors Juda ha-näsi. Schimon Jiiratf (ben Jochai 'Km' abgekürzt aus |jm') V 4 V I I I 3 I X 8 3. Generation 130—160, jüngerer Schüler Aqibhas (Str. 4 S. 93, Schü. I 4 S. 120). Chronologisch: I. E r s t e G e n e r a t i o n : bis 90. Gamliel I. Chananja. Schimon ben Gamliel I(?) Sadduq. II. Z w e i t e G e n e r a t i o n : 90—130. a) Ä l t e r e G r u p p e : Gamliel II. Eliezer. Jehoschua. Elazar ben Sadduq. b) J ü n g e r e G r u p p e : Jischmael. Aqibha. Tarphon. Jose haggelili. Jochanan ben Beroqa. Jehuda ben Bethera. I I I . D r i t t e G e n e r a t i o n : 130—160. Jüngere Schüler Aqibhas: Me'ir. Schimon ben Jochai. Jose ben Chalaphtha. Jehuda ben Elaj. Schimon ben Gamliel II(?). IV. V i e r t e G e n e r a t i o n : Die Zeitgenossen Rabbi's: Jose ben Juda.

IY. Fremdwörter in Fesachim. 1 5

¡TIBOX,

.TJB0K,

Griechische. VH 2 T : » C•T O A VII2

MÖXK

r: : • ' T : : • ' Säulenhalle. I I 5 jiB'tf ciqpwv Haferart. I I I 1 OirPT Zueoc, QirPT zythum Bier. IUI jait, ]a'T, Kö't Mfiri Brei. I I I 1 1^'ag, d|iu\ov Kraftmehl. III 1 KOXXOV, KOXXCI Kleister. I I I 7 ODO ? Xqc-nic Räuber. V 9 ' ^ J l « ctTKuXn Haken. V 1 0 Dnias (uripia Schenkelstücke. V 1 0 Oja (iaTic Schüssel. VIII T I S F CTTOÖOC Spieß. 1

n^JDN ecxapa Herd. denom. v. NS'Vj? = KEXuqpr) Schale? v n i 2 O'Sip, fSip, f'Dj? Komc Hackebeil. V I I 1 3 STa (iicfuj mischen. Villi O l S i l t T S K , S B - ¿TUT p OTTO C Vormund. X 3 H1S1D irepiqpepeia, irepicpopä Herumreichen, Gang. X 5 obp abgel. von KdXuic oder von xXeoc = rühmen. Vgl. textkrit. Anhang. X 8 paip'SK ¿TTlKlIj^lOV.

IV. Fremdwörter in Pesachim.

XXIV

13 15 16 III II 1 117 IY6 IV 7 IV 9

Babylonische. 1 ) nsW Stunde (bh). V 5 TIS Abteilung (bh). Y 8 013 Becher (bh). 1 ? y Zeit (bh). |1D Vorsteher (bh). Y9 Vna(?) Eisen (bh). TUR Ofen (bh). V9 tyä Wand (bh). D?!,?akgel.von'VDOfen(bh). VII12 Flügel (bh). Vil^r) Hahn.2) Villi Iflltf Kompagnon (Jes rmax Handwerk. Sirach). T % 1X2 HQpDX Schwelle. fax Handwerker (bh). 1X5 Bündel (bh). Tempel (bh). Persische.

IIB

brin J S ^ L

Senf.

III 7

Kriegerschar, Häuberschar.

III 1

II 116 116 117 IIS IUI IV 3

nn3 pers. Katach (?) Quark.

IV 9

Zweifelhafte. IV 3 t]Fna V 5 naari Möhre, Kresse (Low), V5 nranio Mannstreu. VII10 ]0"ia grobe Kleie. 1X3 Oinm Bäcker.4 5 XI Ü^DFl Putzsache. Keller.3

TJÄ ^ bergen.

hineintun, ver-

n'O Eselsfüllen.6 T: i|'ta oder •q'ia Schale.

^Itf flacher Boden. TS Sehne, babylonisch? nsa Maßße.7 T —

•>inan Schüssel.

OÄ groß. A u s dem Semitischen ins Griechische gedrungen.

III 1

13t? = ciKepa.

VII8

m ' a = ßapic.

*) Vgl. G e s e n i u s - B u h l , Hebr. Handwörterb.16 (bh = biblisch-hebräisch). Steckt in ü m ) gallus (Hahn), das im Lateinischen auch Fremdwort sein wird (Hehn, Kulturpflanzen' S. 598)? p f l = Turan? ? 3) L e v y , Neuhebr. u. Chald. Wörterb., vgl. , K r a u ß , Talmud. Archaeologie I S. 356 Anm. 600. 4) Babylonisch? Vgl. H a l e v y bei K r a u ß a. a. 0. I, 443. 6) Neben D'EOn kommt auch ü'Wpr vor, K r a u ß a. a. 0. I, 657, was auf die 2)

"Wurzel üt?p, I x ^ j ' führt. Mit costus hat O'B'j??) wohl nichts zu tun?

" f e i l 1 ? , Btfj?,

KOCTOC,

6) Oder ist IVO doch semitisch? Ist damit der Personname ]niD Num 21 21 u. ö. zusammenzustellen ? Vgl. "lian „Esel" und gleichzeitig Personname Gen 3319. ') Vgl. S. 21 f.

Zur Geschichte des Paschafestes.1 I. Einleitung. Zur Zeit J e s u steht P a s c h a oder das j ü d i s c h e O s t e r f e s t an der Spitze des jüdischen Jahresfestzyklus. Zugleich ist es das angesehenste Fest. Es ist das w i c h t i g s t e j ü d i s c h - p a r t i k u l a r i s t i s c h e N a t i o n a l f e s t , das der Hoffnung des Volkes auf Freiheit und Weltherrschaft Ausdruck gibt. Mögen auch die Zahlen, die J o s e p h u s 2 und der T a l m u d 8 für die Teilnehmer an einzelnen Osterfesten innerhalb der ersten 6 Dezennien des ersten christlichen Jahrhunderts angeben, übertrieben sein, so beweisen sie uns doch, daß Pascha das volkstümlichste der großen jüdischen Wallfahrerfeste in jener Zeit war. Die in Jerusalem, dem jüdischen Mekka, aus dem Mutterlande und aus den Tochtergemeinden des Erdkreises zum Fest zusammenströmende Gesamtgemeinde stellte eine Art jüdischen Weltkongreß dar, dessen Teilnehmer, eng verbrüdert durch den am Tempel unter Posaunengeschmetter und Lobgesängen gefeierten gemeinsamen blutigen Opferakt, sowie durch das darauffolgende, von einer Hausandacht umrahmte festliche Mahl, der mit der Befreiung aus Ägypten anhebenden Geburtsstunde ihres Volkes dankbar gedenken, deren Bedeutung die Osterfeier festhalten und einprägen will. In Jerusalem, der Stadt Davids, schwillt den Festgenossen das Bewußtsein, innerhalb der *) Vgl. Wellhausen, Prolegomena zur Geschichte Israels 6 1899 S.82ff. Schäfer, Das Passah-Mazzoth-Fest 1900. B e e r , Theolog. Literaturzeitung 1901 Sp. 585—588. Orelli, Passah (Realenzyklop. f. prot. Theol. u. Kirche 3 XIV, 750—757). Stade, Biblische Theologie des AT 1905 S. 173 ff. M a r t i , Geschichte der israelitischen Religion6 1907 S. 48 f. 125 f. 254. K a u t z s c h , Bibl. Theol. des AT 1911 S. 31 ff. B e n z i n g e r , Hebr. Archäologie2 1907 S. 392ff. Nowack, Lehrb. der hebr. Archäol. 1894 II S. 147 ff. 172 ff. B e e r , Pascha oder das jüdische Osterfest 1911. Krauss, Talmudische Archäologie 1910/11. S t r a c k , Pesachim 1911. H ö l t e r , Passah u. Mazzoth u. ihr ägyptisches Vorbild 1912. 3) Bell j VI, 9, 3. Vgl. auch Philo, De monarchia II, 1. 3) Goldschmidt, Der Babylonische Talmud II 1901. Pes Gern 64b Z. Uff. Vgl. auch Z u c k e r m a n d e l , Tosefta 1879 Pes IV (S. 163 Z. 4ff.). Mischna.

II. Seder: 3. Pesachim.

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II. Seder.

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Moed: 3. P e s a c h i m .

griechisch-römischen Welt eine Sondermasse zu bilden. J a noch mehr! Was den Ahnen einst in Ägypten durch ihren Gott widerfuhr, ist nach dem jüdischen Kirchenvater G a m a l i e l I , 1 dem Lehrer des Apostels Paulus, ein für jeden Juden vorbildliches Erlebnis. Das der glorreichen Vergangenheit Israels gewidmete Fest bekommt so für den einzelnen Teilnehmer einen persönlichen, einen Gegenwartswert. Der einstmalige Auszug aus Ägypten bedeutet für Israel die Wende aus Knechtschaft zur Freiheit — aus Gehorsam zur Herrschaft. Denn mit dem Gedanken der Freiheit verbindet sich für ein echt jüdisches Gemüt von damals wie von heute sofort der Gedanke der Herrschaft. So ist im Zeitalter Jesu Pascha das Fest, an welchem der unter das Fremdenjoch gezwängte jüdische Bruderbund die Hoffnung beflügelt, in Bälde nicht bloß wieder ein freies Volk, sondern auch das Herrenvolk auf Erden zu sein. Das O s t e r f e s t hatte also damals einen ausgesprochen n a t i o n a l e n und messianischen Charakter. Durch die Ereignisse vom Jahre 70, die in dem verunglückten Aufstand des Bar Kokhbha 132—135 ihr trauriges Nachspiel fanden, wurde der jüdische Freiheits- und Weltherrschaftstraum von den Römern gründlich zerstört. Nichtsdestoweniger hat trotz des Unterganges des jüdischen Nationaltempels, an welchen der rein kirchliche Teil des Osterfestes zuletzt gebunden war, sich dieses selbst, freilich in stark abgeänderter Gestalt, bei den Juden bis heute erhalten, während es bei den Samaritanern in einer verhältnismäßig ursprünglicheren Gestalt noch fortlebt. Das P a s c h a f e s t hat den Ruin der jüdischen Nation überdauert und bedeutet einen der s t ä r k s t e n P f e i l e r des m o d e r n e n J u d e n t u m s . Es ist bekannt, daß die S y n o p t i k e r mit dem l e t z t e n P a s c h a m a h l , das J e s u s mit seinen Jüngern feiert, das e r s t e A b e n d m a h l verbinden, während P a u l u s 8 und J o h a n n e s 8 J e s u s als das wahre P a s c h a lamm getötet werden lassen. Das ist Beweis genug, daß eine G e s c h i c h t e des jüdischen Osterfestes für uns n i c h t bloß a n t i q u a r i s c h e s , sondern auch a k t u e l l e s I n t e r esse beanspruchen darf. Ihren H ö h e p u n k t hat die Paschafeier im Zeitalter Jesu erreicht. Das J a h r 70 macht einen H a u p t e i n s c h n i t t in der Geschichte des Festes. Die Zeit bis 70 ist der Z i e l p u n k t der eigentlichen G e s c h i c h t e des Festes. Zugleich ist sie der A u s g a n g s p u n k t der bis in die Gegenwart reichenden N a c h g e s c h i c h t e . Die V o r g e s c h i c h t e ist in Dunkel gehüllt, das sich indessen durch einige Vermutungen etwas lichten läßt. *) Pes X, 5.

a

) I Kor 5 7.

) Joh 129. 36 19 36.

,J

Zur Geschichte des Paschafestes.

II. Die Quellen.

3

IL Die Quellen und ihre Verwertung. Für die V o r g e s c h i c h t e besitzen wir keine schriftlichen Nachrichten. Für die Erhellung des Ursinnes des Festes und einzelner aus historischer Zeit bekannter Paschariten läßt sich mancherlei Stoff aus der allgemeinen Religionsgeschichte herbeiziehen. Für die e i g e n t l i c h e G e s c h i c h t e ist, außer dem eben erwähnten Vergleichungsstoff, ein ziemlich reichhaltiger, obgleich noch lange nicht erschöpfender literarischer Quellenapparat vorhanden. Das wichtigste hiervon gehört dem A T an. Es bildet dort einen Bestandteil der k u l t i s c h e n F e s t k a l e n d e r . Sie sind das theologische Seitenstück zu der Literaturgattung der mehr profanen Kalender, wovon wir jetzt in dem vor wenigen Jahren bei Ausgrabungen in Gezer entdeckten südpalästinensischen Bauernkalender aus der Zeit ca. 600 v.Chr. eine erste 1 Probe besitzen. Pascha wird in den kultischen Kalendern von J E x 3414 ff., E E x 2314ff., D Deut 1 6 i ff., E z e c h i e l Ez 45isff. und P Lev 23 4 ff., Num 2 8 i f f . erwähnt. In diesen Kalendern wird, neben chronologischen Angaben und der Beschreibung des Festritus, in Form einer hagiologischen Sage der Upöc Xo^oc oder die E n t s t e h u n g s g e s c h i c h t e des Festes, die zugleich der am Fest verlesene Text selbst ist, geboten. So besonders eingehend in dem aus P, J, E und D gemischten Text E x 12 l ff. Endlich besitzen wir noch aus dem AT N a c h r i c h t e n über einzelne s t a t t g e h a b t e F e i e r n des Festes, wodurch wir zugleich einiges weitere Material zur Kenntnis seiner Riten erhalten. So Num 9 l ff. 33 3 f. Jos 5 10-12 I I Kön 23 21-23 Es 619-22 I I Chr 301-27 351-19 ( I I I Esr 1). Uber ein Pascha-Maßßothfest, das der jüdischen Militärkolonie zu Elephantine in Ägypten im 5. Jahre Darius' II., d. i. im Jahre 419/18, zur Einführung empfohlen wird, berichten die neuen, jetzt veröffentlichten aramäischen Papyri aus Elephantine. 2 E x 12 20 (P) ist auf den Pascharitus jüdischer Auslandsgemeinden Rücksicht genommen. Aus der Ubergangszeit vom AT zum NT ist neben der kurzen Notiz S i r 50 6 das wichtigste Dokument J u b 49. Mancherlei fällt für die jüngere Geschichte des Paschafestes aus der Erwähnung desselben bei P h i l o 8 und nament*) Marti, Ein altpalästinensischer landwirtschaftlicher Kalender ZAW 1909 S. 222—229. 2 ) Vgl. Sachau, Aramäische Papyrus und Ostraka aus Elephantine 1911 Tafel 6 S. 36 ff. Tafel 64 S. 237 u. dazu S t r a c k , Pes 1911 S. 6*f. u. S t e u e r n a g e l , Zum Passa-Massothfest ZAW 1911 S. 310. ®) Leg. allegor. III, 30. 52. De sacrif. Ab. et Caini § 16. De migrat. Abrah. § 5. De congressu § 19. Vita Moys. III, 29. 30. De decal. § 30. De septen. § 18—20 (Ausgabe R i c h t e r 1828). 1*

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II. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

lieh bei J o s e p h u s 1 ab. Wiederholt wird auch im NT das Fest genannt; auch werden einzelne Riten erwähnt. 2 Wie in einem Stauteich sind die mannigfachen Paschabräuche in dem M i s c h n a t r a k t a t P e s a c h i m zusammengefaßt, wozu der Traktat C h a g h i g h a eine kleine Ergänzung bietet. Niedergeschrieben zu dem Zweck, die Erinnerung an das Fest wachzuhalten in der Hoffnung, dereinst es wieder mit altem Glanz in Jerusalem zu feiern, 8 blickt hie und da die Ostersitte durch, die sich seit der Zerstörung des Tempels einzubürgern begann.4 Lernen wir in der Mischna die Redaktion des gesetzlichen Stoffes durch R a b b i Me'i'r und R a b b i J e h u d a hannäfi kennen, so stammt aus gleicher Periode, d. h. ca. 130—200 n. Chr., aber aus den an R a b b i N e c h e m j a 5 sich anschließenden Kreisen der Traktat P e s a c h i m in der T o s a p h t h a , 6 im allgemeinen ähnlich wie der gleichnamige Mischnatraktat angelegt und zuweilen wörtlich mit ihm übereinstimmend. In denselben Zeitraum gehört auch das halachischeMidraschwerkMekhiltha 7 betitelt, das einen Teil des Exodus, darunter besonders die Paschalegende, behandelt und auf R a b b i J i s c h m a ' e l 8 und seine Schule zurückgeht. Die drei zuletzt genannten Hauptwerke leiten bereits zu der N a c h g e s c h i c h t e des Paschafestes über. Dem frühen Mittelalter ist die sogenannte P a s c h a - H a g g a d a 9 zuzuweisen, aus der wir näher die Gebete und Lieder kennen lernen, welche sich um die Bräuche des nächtlichen Ostermahles gerankt haben. Aus der Folgezeit, um nur deu wichtigsten Merkstein noch hervorzuheben, sei der von Joseph b.1 Ephraim Qaro (1488—1575) verfaßte berühmte Ritualkodex S c h u l c h a n ' a r u k h genannt, in dessen erstem Bande, ' O r a c h c h a j j i m betitelt, das Osterfest

*) Ant II, 14, 6. 15, 1. III, 10, 5. IX, 13, 2 f. XI, 4, 8. XIV, 2, 1. XVII, 9, 3. XVIII, 2, 2. XX, 8, 11. Bell j II, 1, 3. 12, 1. V, 3, 1. 5, 8. VI, 9, 3. 2 ) Mat 26 1 ff. Marc 141 ff. Luc241ff. 22 1 ff. Joh 1 29 213 5 1 (?) 64 11 55ff. 121 ff. 131 ff. 18 28.39 19 33 ff. A p g l 2 3ff. 20 6 I Kor 5 7 I Petr 119 Hebr 11 28 Apc 5 6. Vgl. auch das Ebionitenevangelium (nach der Übersetzung von Meyer) bei H e n n e c k e , Neutestamentl. Apokryphen 1904 S. 27. Gnostisehe Evangelien (Hennecke) S. 39 u. Missionspredigt des Petrus S. 170. 4 ») Pes X, 6. ) Z. B. Pes I, 5 V, 5 ff X, 3. 5 ) Strack, Einl. i. d. Talm4 1908 S. 19. 23. ®) Z u c k e r m a n d e l , Tos 1879 S. 154—173. ') W i n t e r u. "Wünsche, Mechiltha, ein tannaitischer Midrasch zu Ex erstmalig ins Deutsche übersetzt und erläutert 1909. 8 ) Strack a. a. O. S. 88f. Schürer, Gesch. d. jüd. Volkes I4 1901 S. 138f. e ) J a p h e t , Haggadah für Pes s 1891. — In diese Periode wird auch die von W ü n s c h e , Aus Israels Lehrhallen V, 2 S. 1—8 1910 übersetzte neue Pesikta zum Paschafest anzusetzen sein. Vgl. Schürer a. a. O. I4, 144.

Zur Geschichte des Paschafestes.

II. Die Quellen.

behandelt ist. 1 Von dem Pascharitus des wesentlich im Talmudismus •wurzelnden Gros des modernen Judentums unterscheidet sich in Einzelheiten der Pascharitus der Q a r ä e r , 2 jener im 8. Jahrhundert gestifteten talmudfeindlichen jüdischen Sekte. Außer dem Osterb rauch der abessinischen Juden oder der F a l a s c h a s 8 kennen wir noch den der m a r o k k a n i s c h e n Juden 4 von heute. Den Beschluß macht füglich ein kurzer Hinweis auf das Paschafest der gegenwärtigen S a m a r i t a n e r , 5 das trotz des Wandels der Jahrhunderte sich eine große Naturwüchsigkeit bewahrt hat und uns in gewisser Hinsicht zu der ältesten geschichtlichen Periode des Festes zurückführt. Damit schließt sich der Ring der Nachrichten zur Geschichte des Paschafestes. Wenn wir die über eine Zeitspanne von mehr als 2 1 li Tausend Jahren sich verbreitenden Nachrichten über unser Fest vergleichen, so ist eigentlich nur das W a n n des Festes konstant geblieben. Es wird in der Vollmondsnacht der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche begangen. 6 Jedoch verbindet sich mit der nächtlichen Feier Ex 12 tcff. Num 28 löff. ein 7 t ä g i g e s M a ß ß e n f e s t , das den ursprünglichen Kalendern von J Ex 34 und D Deut 16 fremd ist. Noch heute ist bei den Juden, wie schon in der neutestamentlichen Zeit, das Maßßenessen ein integrierender Bestandteil des Osterfestes. Pascha und Maßßoth sind aber eigentlich getrennte Feste, die erst durch Ez 45 18 ff. verbunden sind. Hinsichtlich des W o der Feier differieren die Nachrichten stark. Ex 12 4 u. 22 ist Pascha eine im H a u s e , Ex 34 25 eine am l o k a l e n , Deut 16 6 I I Chron 30 u. 35 Jub 49 eine am Z e n t r a l h e i l i g t u m stattfindende Feier. Zur Zeit des NTs besteht Pascha aus dem an den Tempel gebundenen und in der Blutsprengung gipfelnden rein kirchlichen Akt 7 und aus dem, aus solennem Nachtmahl und Andacht zusammengesetzten häuslichen Akt. 8 Nach der Zerstörung des Tempels spielt sich jetzt das jüdische Osterfest, unter Wegfall des blutigen Opfers, in S y n a goge und H a u s ab. *) Vgl. dazu L ö w e , Schulchan Aruch oder die 4 jüdischen Gesetzbücher übers. 1896 S. 96 ff. 2 ) Vgl. R y s s e l , Karäer in Realenz. f. prot. Theol. X 3 S. 54—70. S i n g e r , Jewish Encyclop. VII, 438 ff. 3 ) P a i t l o w i t c h , Quer durch Abessinien 1910 S. 162. 4 ) A u b i n , Das heutige Marokko 1905 S. 341ff. 6 ) P e t e r m a n n , Reisen im Orient 1860 S. 235 ff. M o u l t o n , Das samaritanische Passahfest, Zeitschr. d. Deutsch. Pal. Vereins 1904 S. 194—204. 6 ) B e n z i n g e r , Hebräische Archäologie 2 1907 S. 389. 7 8 ) Pes V, 5 ff. ) Pes X, 1 ff.

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II. Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

Wir finden Pascha als ein ausschließliches M ä n n e r f e s t 1 gefeiert. Aber wir hören auch von einer F a m i l i e n - 2 und G e s c h l e c h t e r feier. 8 Zur Zeit Jesu wird es in F r a t r i e n oder in Bruderschaften begangen.4 Aach Frauen und Kinder, wenn auch als Gäste zweiter Güte, werden zu dem Feste hinzugelassen.5 In modernen jüdischen Kreisen gilt Pascha — ganz gegen den eigentlichen Sinn des Festes — vorzugsweise als Kinderfest. Am stärksten sind die Unterschiede in dem W i e der Feier. Gemeinsam ist allen Quellen die Forderung, daß das Fest unter Beseitigung alles G e s ä u e r t e n gefeiert werde. Abgesehen von E x 12 21 ff. und Ez 45 verlangen alle Nachrichten einmütig das m y s t i s c h e N a c h t mahl, von dem nichts bis zum Morgengrauen übrigbleiben darf. Aber das Festtier wird bald aus den Schafen und Ziegen,6 bald aus Schafen und Rindern gewählt.7 E x 12 21 ff. besteht der ganze Pascharitus — E x 12 iff. ein Teil desselben — in dem Streichen des Blutes der geopferten Tiere an Oberschwelle und Türpfosten des Hauses. Andere Quellen wissen nichts von einem solchen B l u t r i t u s , oder lassen das Blut an den Altar beim Tempel appliziert werden.8 Das Festtier wird bald zu braten,9 bald zu kochen 10 befohlen. Während in manchen, besonders östlichen Gegenden das Paschalamm sich in der jüdischen Familie ein Heimatrecht bewahrt hat, erscheint anderwärts jetzt auf der Paschatafel als Rest des ehemaligen Paschalammes wie eine Art Schaugericht die yilT d. i. ein Knochen, woran ein rp?3 d. i. olivengroßes Stück Fleisch sitzt.11 Auch betreffs der Personen, die das Schlachten und Herrichten des Festtieres besorgen, widersprechen sich die Quellen. E x 12 3.21 liegt die Zurichtung der Paschalämmer den Laien, Es 6 20 I I Chron 30 17, 35 e. 11.13 Pes V , 6 ff. hingegen den Klerikern ob; doch bleibt Pes V , 6 ff. wenigstens das Schlachten und Braten der Festtiere den Laien überlassen. Besondere G e m e i n d e f e s t o p f e r werden Ez 45 Lev 23 und Num 28, aber nicht E x 34 und Deut 16 verordnet. Sie spielen auch zur Zeit der Chronik und der Mischna eine Rolle. Die E x 12 erwähnten und auch im neutestamentlichen Zeitalter und noch jetzt bei den Juden und Samaritanern beim Paschafest beliebten B i t t e r k r ä u t e r bleiben 2 ) E x 12 3 ff. 3 ) E x 12 21 ff. E x 34 23. *) Jos bell j VI, 9, 3. Ant III, 10, 5. Pes VII, 13. VIII, 4. 5) Pes VII, 13 VIII, 1. Luc 2 41. 6 ) E x 12 lff. ') Deut 16 2. s ) II Chron 3016 35 11. Jub 49 20. ») E x 12 8. Jub 4913. Pes VII, 1. 10) Deut 16 7. " ) J a p h e t , Haggadah für Pes 1891 S. 5. L e w y , Ein Vortrag über das Ritual des Pes-Abends (Jahresbericht d. jüd.-theol. Seminars Fränckelscher Stiftung) Breslau 1904 S. 13.

Zur Geschichte des Paschafestes.

II. Die Quellen.

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E x 34 und Deut 16 ganz unberücksichtigt. Die meisten Einzelheiten lernen wir für das Paschamahl im AT aus P kennen. Trotzdem kennt selbst P noch nicht den W e i n beim Pascha, der in der Zeit der Mischna so charakteristisch für das ganze Fest ist, daß geradezu das nächtliche Mahl nach den vier üblichen Bechern sich gliedert. Die älteste bis jetzt bekannte Stelle für den Weingenuß beim Pascha ist Jub 49 6. Von l i t u r g i s c h e r und m u s i k a l i s c h e r Mitwirkung, die noch beim heutigen Osterfest der Juden eine so starke Bedeutung hat, erfahren wir erst aus den Quellen, die D und P nahestehen.1 Die Unterscheidung zwischen 1. und 2. oder Nachpascha ist erst von P, 2 die Unterscheidung zwischen OTäö HOB und m i n nOD, d. h. ägyptischem Pascha und Pascha der Geschlechter oder der Folgezeit, ist im Buch der Jubiläen 8 angebahnt und dann von der Mischna 4 bezeugt. Die Quellen für das Paschafest bilden also, was Zeit, O r t , T e i l n e h m e r und A r t der Feier betrifft, nur eine relativ geschlossene Einheit. Zum Teil ergänzen sich die Quellen. Einzelne Gruppen gehören enger zusammen. Zum Teil, und zwar zum größeren Teil, zeigen die Quellen Widersprüche auf. Und gerade diese werden für den Historiker zu Wegweisern. Sie bekunden ihm, daß auch das Paschafest eine Geschichte durchlaufen hat. Es sei hier vorweggenommen, daß durch die deuteronomistische Reform im Jahre 622 das Paschafest zu einer an den Jerusalemer Tempel geknüpften Zentralfeier umgestempelt worden ist.5 Vorher wurde das Fest an den einzelnen Landesheiligtümern,6 oder in den Häusern gefeiert.' Es mag sein, daß das Fest in vordeuteronomistischer Zeit an den verschiedenen Orten, wo es gefeiert wurde, nicht überall unter Beobachtung der gleichen Riten begangen wurde. Einzelne Unterschiede in den Quellen, besonders betreffs der Art der Feier, könnten sich aus dem ö r t l i c h e n N e b e n e i n a n d e r der Riten erklären. Aber nicht alle und besonders nicht die wichtigsten Widersprüche werden sich durch diese Annahme befriedigend lösen lassen. Auch nach der Verlegung des Festes nach Jerusalem ca. 620 v. Chr. bis zum Aufhören des Opferkultus im Jahre 70 n. Chr. finden wir große Schwankungen in bedeutsamen Punkten. Neues kommt hinzu. Altes stirbt ab. Verwandtes zieht sich an. Man muß hier auch mit einem g e s c h i c h t l i c h e n N a c h e i n a n d e r rechnen, was ebenso auch für die vordeuteronomistische Paschafeier mutatis mutandis gilt. Bricht doch im A T selbst gelegentlich das *) Ex 12 28f. 13 8. II Chron 30 21 3515ff. Jub 49 6. Pes Y, 7 IX, 3 X 5ff. ») Num 9 lff. ») Jub 49 5 ff. 16 ff. *) Pes IX, 5. 6 ) E x 34. ») Deut 16 lff. Vgl. S. 29 ff. ') E x 12 lff. 21 ff.

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II. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

Bewußtsein durch,- wie sich aus I I Kön 23 21—23 II Chron 30 26 35 18 ergibt, daß eine geschichtliche Entwicklung in der Feier des Festes stattgefunden hat. Zu seinen p r ä h i s t o r i s c h e n U r s p r ü n g e n führt keine der antiken Quellen hinauf. "Wir kennen aber den H ö h e p u n k t in der Geschichte des Festes und auch einige v o r g e l a g e r t e H a u p t k n o t e n p u n k t e . Von hier aus läßt sich sowohl die N a c h g e s c h i c h t e des Festes überschauen, als auch, mit Hilfe gewisser Analogien aus der allgemeinen Eeligionsgeschichte, ein Blick zurück nach den vorgeschichtlichen Anfängen und dem Ursinn des Festes wagen. Die A u f g a b e des H i s t o r i k e r s b e s t e h t also n ä h e r d a r i n , d a s u r s p r ü n g l i c h e P a s c h a fest und seine g e s c h i c h t l i c h e n W a n d l u n g e n bis zu seinem G i p f e l p u n k t in d e r Zeit des Neuen T e s t a m e n t s zu b e s c h r e i b e n und s e i n e N a c h g e s c h i c h t e b i s zur G e g e n w a r t zu v e r f o l g e n , u n t e r s t e t e r B e r ü c k s i c h t i g u n g d e r dem F e s t und s e i n e n w e c h s e l n d e n B r ä u c h e n z u g r u n d e l i e g e n d e n I d e e n und d e r die U m b i l d u n g des R i t u a l s b e w i r k e n d e n K r ä f t e . Die sich wandelnden Formen des Festes sind nur der beredte Ausdruck einer Veränderung in der Geisteskultur Israels. Selbstverständlich bleiben g e w i s s e G r u n d z ü g e des Festes g e w a h r t — sonst könnte ja von einer G e s c h i c h t e des Festes gar nicht geredet werden. Für diese ist die Erkenntnis wichtig, welche große Bedeutung der in den Bahnen des Deuteronomiums wandelnde Prophet und Priester E z e c h i e l , der Kalendermacher des Judentums, auch gerade für das Paschafest gehabt hat. Dem Einfluß Ezechiels ist zuzuschreiben, daß Pascha mit Maßßoth zu einem Fest verbunden wurde, und daß das Paschafest selbst in einen mehr kirchlichen und einen mehr profanen Akt sich spaltete. Das ist aber nur auf dem Wege eines K o m p r o m i s s e s geschehen. Ezechiel hat zwar selbst das Paschafest zu einem in 7 tägigem Maßßenessen sich- bekundenden B u ß f e s t umprägen wollen, dem feierliche G e m e i n d e o p f e r zur Seite stehen und ein blutiges T e m p e l s ü h n f e s t vorausgehen sollte. Dagegen wehrte sich aber die ältere Festpraxis und führte zu dem angedeuteten Ausgleich. Die ganze Geschichte Israels und seiner Religion verläuft zwischen den Gegensätzen Nomad i s m u s und K u l t u r . Der Wechselwirkung beider Mächte und dem Übergewicht des Nomadismus über die Kultur verdankt auch das Christentum seine kulturversöhnende und kulturüberbietende Energie. Anfänglich ein H i r t e n f e s t ist schließlich Pascha das vornehmste und beliebteste Fest des V o l k e s Israel in der Zeit Jesu gewesen. In seinem Paschafest hat Israel aus seiner frühesten Daseinsform, d. h. aus dem Nomadentum, sich einige der stärksten Kräfte zur Nährung seines un-

Zur Geschichte des Faschafestes.

III. A. Vorgeschichte.

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gebändigten Freiheits- und Herrschaftsdranges innerhalb des griechischrömischen Kulturreiches erhalten, dessen Weltimperiumsziel es als einen willkommenen Motor in den eigenen Selbsterhaltungs- und Machttrieb aufnahm. Das Paschafest ist so, dank den Priestern, den geistigen Erben Mosis, des Mannes der Wüste, dem die Legende die Einsetzung des Pascha zuschreibt, eine der kräftigsten Stützen zur Konservierung des Judentums geworden. Diese Gesichtspunkte gilt es in einer Geschichte des Festes nicht außer acht zu lassen.

III. Die Geschichte des Faschafestes. A. Die Torgeschichte. Der U r s p r u n g des Paschafestes wird von der Uberlieferung einmütig in die v o r k a n a a n i t i s c h e Periode Israels verlegt. Näher zugesehen, machen sich aber vier im e i n z e l n e n a b w e i c h e n d e A u f f a s s u n g e n bemerkbar. 1. Nach der bekanntesten Ex 12iff. ist Pascha von Moses iu der N a c h t des A u s z u g s aus Ägypten eingesetzt worden. Das ist die Auffassung Ps und sekundärer Stücke Js. JE läßt Ex 12 34. 39 die Maßßen zu gleicher Zeit eingeführt werden. 2. Hingegen gehört nach J Ex 34 (ia. 2 f. 28) Pascha zu den Bräuchen, die Israel erst am G o t t e s berg in der W ü s t e übernimmt. 3. Deut 16 ist Pascha eins der Feste, die Mose kurz vor dem Ubergang über den Jordan und vor dem Eintritt der Israeliten in Kanaan ihnen verordnet. 4. Nach einer anderen Auffassung endlich ist Pascha älter als der Exodus. Das Fest nämlich, dessen notwendige Feier die Israeliten Ex 318 u. ö. dem Pharao gegenüber vorschützen, um für kurze Zeit Ägypten unter Mitnahme ihres Viehes verlassen zu dürfen, das sie zum Fest gebrauchen, ist kein anderes als das Pascha. Der Auszug aus Ägypten findet nach der übereinstimmenden vielarmigen Uberlieferung im Frühling statt. 1 Nun ist Ex 34 Pascha ein Frühlingsfest. Ergo kann das Ex 318 u. ö. gemeinte Fest eben nur unser Pascha sein. Die letztere Anschauung vom Ursprung des Paschafestes ist die ursprüngliche jahwistische Darstellung, d. h. die älteste erhaltene Uberlieferung ( = J 1 ). 2 Ihr zufolge werden die Ägypter von den Israeliten beim Auszug überlistet. Anfangs ist der Pharao nicht geneigt, die Erlaubnis zu dem Wegzug drei Tage weit in die Wüste zu erteilen. Schließlich Ex 12 2 23 15 34 8 Deut 16 1. ) Vgl. Ed. Meyer, Die Israeliten und ihre Nachbarstämme. K a u t z s c h , Bibl. Theol. d. AT. S. 31 f. 2

1906 S. 32 ff.

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IL Seder.

Moed: 3. Pesachim.

gibt er nach, mürbe gemacht durch die Heuschreckennot, die über das ganze Niltal, aber nicht über Gosen kommt, wo die Israeliten wohnen. Mose soll dem Pharao nicht mehr unter die Augen treten E x 10 28 f. Die Israeliten rüsten sich zum Abmarsch. D a merkt der König, daß sie auf Nimmerwiedersehen Ägypten verlassen wollen, setzt ihnen nach und findet ein schmähliches Ende. Das Uberlistungsmotiv begegnet uns genau so in der auch in Ägypten spielenden Abrahamsgeschichte von J G e n 12ioff. Auch dort wird der Pharao durch Plagen erweicht und schließlich zieht Abraham reich beschenkt aus Ägypten ab — eine Parallele zu der auch von J irgendwie berichteten Mitnahme von Schmuck und Kleidern der Ägypterinnen durch die israelitischen Frauen E x 3 22. I n der ältesten Darstellung des Exodus fehlt also jede Beziehung des Wegzuges zu der Einsetzung des Pascha und der Tötung der ägyptischen Erstgeburten. Denn das E x 318 u. ö. vorgegebene Fest, dessen Beschreibung jetzt gegenüber der jüngeren Uberlieferung weggelassen ist, kann erst nach dem Auszug in der Wüste gefeiert worden sein. Die Verbindung des Exodus mit dem nächtlichen Paschamahl und der Tötung der ägyptischen Erstgeburten geschieht erst bei P und in jüngeren Schichten von J. U b e r E gleich nachher. Die Darstellung von Js und P verträgt sich nicht mit der von J1. Wenn nach P E x 12 7 und Js E x 12 22 (vgl. 114) die Häuser der Israeliten durch das Blutzeichen kenntlich gemacht werden sollen, damit Jahwe bzw. der Pestengel die Insassen verschont, so ist dabei vorausgesetzt, daß die Israeliten mitten unter den Ägyptern wohnen. Das widerspricht aber der Anschauung von J1, wonach die Israeliten getrennt von den Ägyptern in Gosen sitzen E x 818 9 26. Wenn nach E x 10 28 f. Mose erklärt, daß er nicht mehr vor Pharao erscheinen werde, so kann nicht gut derselbe Erzähler 12 31 den Mose noch einmal mit Pharao sich begegnen lassen. Während 12 22 (Js) die Israeliten in der Paschanacht nicht aus ihren Häusern bis zum Morgen heraus dürfen, werden sie E x 12 30 ff. zum V e r lassen ihrer Wohnungen genötigt! 1 E weiß wie Js nichts von einer Einsetzung des Pascha in der Auszugsnacht. E läßt statt dessen das Maßßenessen durch den Auszug motiviert werden. Weil die Israeliten, infolge der Tötung der ägyptischen Erstgeburten von den Ägyptern zum eiligen Abzüge genötigt, den Mose von vornherein bedingungslos verlangt E x 3 9ff., keine Zeit mehr hatten, Zehrung für den weiten Marsch vorzubereiten, nahmen sie ungesäuerten Teig 12 34 mit und buken ihn 1239 unterwegs zu Kuchen aus — die sie nach P E x 12 s schon vorher beim *) Ex 12 30—32 stammt aus irgendeinem älteren J.

Zur Geschichte des Paschafestes. HL A. Vorgeschichte.

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Paschamahl hätten haben müssen! Die schnell herstellbaren nlS» 1 werden also von E als eine Erinnerung an das schnelle RS' aus 0*1X0 erklärt; vgl. auch E x 13 3 ff. F ü r P wie für Js und E ist eigentlich kein vernünftiges Motiv für die Verfolgung Israels durch den Pharao erkennbar. Anders J1. P, Js und E zehren auch hier eben mehr oder minder von J \ Die Anschauung von J 1 , daß Pascha älter als die Mosezeit ist, ist nicht bloß die älteste konstatierbare, sondern trifft auch sachlich das Richtige. 2 Es läßt sich für den Ursprung des Festes innerhalb der Kultur kein empfehlenswerter Grund ausfindig machen. E s gehört seinem Gepräge nach in die Steppe. Daß der Pestdämon in der Auszugsnacht nicht in die durch das Blutmal gekennzeichneten israelitischen Häuser, wohl aber in die zeichenlosen ägyptischen Häuser drang E x 1213—23, ist ja zu deutlich ein Wunderbericht, um dem Glauben an die Schutzkraft des Blutzeichens Anhalt und Nimbus zu verleihen. In der Geschichte der Tötung der ägyptischen Erstgeburten läßt sich eine allmähliche Steigerung beobachten. E x 4 22 f. gilt Israel als erstgeborner Sohn Jahwes. F ü r Israel, das der Pharao nicht ziehen lassen will, droht Jahwe, den Erstgebornen Pharaos zu töten. Danach sollte man erwarten, daß nachher nur von der Tötung des erstgebornen Sohnes des Pharao erzählt würde — statt dessen erhalten wir die stark vergröberte Schilderung von der Tötung s ä m t l i c h e r erstgebornen Söhne der Ägypter — ja sogar die Erstgeburten des ägyptischen Viehs werden mit erwürgt E x 1212.29! Die Tötung der ägyptischen Erstgeburt kann aber überhaupt nicht die Mutter für die Feier des Paschafestes sein, sondern ist umgekehrt erst aus der Tötung der tierischen Erstgeburten beim Paschafest herausgesponnen. Sonst ließe sich „die sonderbare Auswahl, welche die Pest unter den Menschen trifft", nicht begreifen. 8 Jahwe verlangt als Lohn für die Befreiung Israels aus Ägypten die Erstgeburten des Volkes — er wollte aber Israel frei ziehen lassen — darum holte er sich die Erstgeburt des Pharao — bzw. aller Ägypter — wozu ist dann aber die Tötung der tierischen Erstgeburten nötig? Sie soll nach E x 1311—16 eine Erinnerung an die Tötung der ägyptischen Erstgeburten sein. Fördernd für die Entstehung der Legende von der Tötung der ägyptischen Erstgeburt kann der gelegentliche Brauch Israels gewesen sein, am Paschafest (fremde) Gefangene als Reinigungsopfer für Gen 19 3 I Sam 28 24. ) E w a l d , Gesch. d. Volkes Israel3 Anhang. 1866 S. 466 ff. *) W e l l h a u s e n , Prolegomena S. 87.

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II. Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

das Volk zu töten. 1 Schließlich kann für die Verknüpfung des Pascha mit der Tötung der ägyptischen Erstgeburt noch der Umstand mitgewirkt haben, daß sich in der Überlieferung die Erinnerung erhielt, daß Israel bei Gelegenheit einer Ägypten heimsuchenden Pest zur Zeit des Paschafestes aus Ägypten entwich.2 Durch alle diese Erwägungen bestätigt sich immer von neuem die Ansicht von J1, wonach Pascha älter als die Mosezeit ist. Damit ist aber auch schon die Auffassung in einer anderen, ebenfalls alten Schicht innerhalb t7s zurückgewiesen, daß Israel das Paschafest erst nach dem Auszug am Gottesberg als eine die neue von Mose gegründete Volksgemeinde verpflichtende Institution übernommen habe. Denn daß Mose Deut 16 den Israeliten beim Ubergang von der Steppe zur Kultur ein Fest auferlegte, dessen Lebensfasern in der Wüste wurzeln, ist einfach undenkbar. Besonders auch deshalb, weil P a s c h a von Haus aus ein a u ß e r j a h w i s t i s c h e s F e s t zu sein scheint. W e l c h e B e d e u t u n g hat nun Pascha als einstmaliges Hirtenfest gehabt? Es war ein O p f e r von den E r s t l i n g e n der H e r d e , ein Opfer, wie es schon der erste Hirte „Abel" Gen 44 darbringt. 8 Ex 34 26 werden an den Jahresfesten die Primitien des Feldes gefordert — Pascha wird daher das Opfer der Primitien der Herde bedeuten. Das Halten von Rindern bedingt für den Besitzer feste Wohnstätten. Als Nomaden haben die Israeliten von den Erstlingen ihrer Schafe und Ziegen beim Paschafest geopfert, und zwar etwa im Frühling, wenn die Herden auf die Weide ziehen, oder im Winter, wenn sie nach den Schutzquartieren heimkehren. Als Opfer von den Herden kam es außer den H e r d e n selbst vor allem den B e s i t z e r n zugute. Das wiederholbare Opfer soll auf eine bestimmte Zeit zu Nutz der Eigentümer die Herden gesund und stark erhalten, Wachstum und Zahl der Tiere mehren, sie gegen Krankheiten, Fortlaufen, Diebstahl u. dgl.' feien. Vgl. Ex 5 3 Jub 4915. Assyriologen4 haben gemeint, zum Verständnis des Paschafestes dadurch etwas beisteuern zu können, daß sie nDS mit keilschriftlichem p a s c h ä e h u „sich beruhigen'' zusammenstellten.5 Dagegen erheben sich zunächst !) E w a l d , Gesch. d. Volkes Israel. Anhang 3 1866 S. 466 Anm. 2. B. L u t h e r bei M e y e r a. a. 0. S. 126 f. 2 ) S t a d e , Bibl. Theol. d. AT S. 174. 3 ) W e l l h a u s e n , Prolegomena 5 S. 88. Pseudojonathan läßt das Opfer Kains und Abels Gen 4 3 f am 14. Nisan dargebracht werden. 4 ) Z i m m e r n , Die Keilinschriften u. das AT 3 1903 S. 610 Anm. 3. 6 ) Vgl. R i e d e l ZAW 20, 324f. Gegen den von R i e d e l a. a. 0. S. 326 befürworteten ägyptischen Ursprung des Paschafestes bemerkt S t a d e ebenda das Nötige S. 333—338. nOD mit nXS „Aufleuchten des Mondes" zusammenzustellen

Zur Geschichte des Faschafestes.

III. A. Vorgeschichte.

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sprachliche Bedenken. Hatten Babylonier und Israeliten einst gemeinsam das Fest, so müßte es bei den Israeliten auch ntfB heißen. Entlehnten die Israeliten das Fest mitsamt dem Namen von den Babyloniern, so wäre die Aussprache HDD gerechtfertigt. Indessen ist bis jetzt von einem babylonischen Fest dieses Namens nichts bekannt. Und warum und wie sollten die Israeliten in ihrer Nomadenzeit, aus welcher das Fest stammt, ein Fest von den zur Kultur übergegangenen Babyloniern angenommen haben? Als ein Beruhigungsfest der zürnenden Götter — das soll auf Grund von p a s c h ä c h u der Sinn von HOB sein — könnte ebensogut wie das Pascha auch die Mehrzahl der übrigen Feste Altisraels, ja auch anderer antiker Völker bis zu einem gewissen Grade erklärt werden. Entsprechend der ganzen aus Furcht und Liebe gemischten primitiven Religion ist der Charakter aller Feste der Antike ein gut Stück apotropäisch: man wehrt durch die Feste die Unholde ab, sucht aber gleichzeitig der Hilfe der guten Geister sich zu vergewissern! Auf E w a l d 1 geht die von vielen alttestamentlichen Forschern geteilte Ansicht zurück, daß das altisraelitische P a s c h a dem altarabischen R a d s c h a b f e s t entspricht.® Der ursprüngliche Radschabmonat deckt sich mit dem Paschamonat, d. i. dem Nisan. An beiden Festen werden als Opfertiere Erstgeburten geschlachtet. Der Name riOS läßt mich eine andere Deutung wagen, die vielleicht an einer bestimmten Form der Festlegende eine Stütze findet, nos heißt „springen". So könnte man an einen von den Festgenossen aufgeführten, das Springen der Herdentiere nach den langentbehrten Weideplätzen nachahmenden Hink- oder O p f e r t a n z denken, nach welchem etwa das Fest seinen Namen erhielt. 8 Daß beim Paschafest getanzt wurde, was möglich ist, da E x 34 25 Pascha ein jn, d. h. ein durch Umzüge und Tänze gefeiertes Fest heißt, ist unbekannt. Jedenfalls war daa Tanzen nicht das wesentliche Merkmal. HOB ist vielleicht (Meinhold, Sabbat und Woche 1905 S. 30) empfiehlt sich sprachlich wenig. Der lunare Charakter des Festes, den M. mit Recht betont, ist durch andere Indizien gesichert. ') Z e i t s c h r i f t für die K u n d e d. Morgenl. 1840. S. 419. 2 ) W e l l h a u s e n , Reste arabischen Heidentums" 1897 S. 118. Smith-Stübe, Religion der Semiten2 1899 S. 172. 3 ) S c h w a l l y , Idiotikon des christL paläst. Aram. 1898 S. 124. S i n g e r , Jewish Encyclop, IX, 551 f. I Kön 18 26 führen die Baalspropheten einen Hink- oder Springtanz CinDB1) um den Altar auf dem Karmel auf. Vielleicht war ein ähnlicher Tanz in Pnuel im Ostjordanland eilist Sitte Gen 3232. Vgl. Gunkel 1 z. St. (Anders jetzt Gunkel3.) Man denke etwa als Parallele an „das sicher aus uralter Zeit stammende Hinken der Mekkapilger um den heiligen Stein in der Ka'aba" ( K a u t z s c h , Bibl. Theol. d. AT. S. 32), oder an die Echternacher Springprozession.

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II. Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

der „"Widdersprung". J e s 3 1 ö steht nos parallel m i t ] « „bedecken". E x 12 23 springt (npSl) J a h w e vor oder auf die H a u s t ü r e n der Israeliten und läßt den Verderber nicht hinein. Dann wäre Pascha ein Fest, das näher die Mehrung der Fruchtbarkeit der Herden zum Zwecke hatte. Es reihte sich in die mancherlei antiken und allgemein p r i m i t i v e n F r u c h t b a r k e i t s r i t e n 1 ein. Daß insbesondere die hebräischen Hirten sich auf allerhand Fruchtbarkeitszauber zur Vermehrung ihrer Herden verstanden, wissen wir zur Genüge durch die Hirtenkunststücke Jakobs Gen 30 29ff. Eine P a r a l l e l e zu dem mutmaßlichen altisraelitischen W i d d e r s p r u n g f e s t gibt es bei den a l t e n P e r s e r n , die ja in ihrer frühesten Periode, aus der das Fest stammt, wie auch die Israeliten, Nomaden waren.2 Wäre Näheres über die Brunstzeit der Schafe und Ziegen aus altisraelitischer Zeit bekannt, so ließe sich vielleicht auch etwas über das ursprüngliche Datum des Paschafestes sagen. 8 Daß der Termin der Feste im Laufe der Zeit sich wandeln kann, ist ja allbekannt. Das Paschaopfer wurde dem Gott dargebracht, dem das W o h l der Herden — ist die obige Deutung von nos richtig —, dem speziell die M e h r u n g der Herden untersteht. Da das zur Nachtzeit eingenommene Mahl vor Morgengrauen beendet sein muß und das Mahl selbst in der Vollmondsnacht stattfindet, so wird der Opferschmaus zu Ehren des M o n d g o t t e s abgehalten worden sein. Das ist nicht auffallend. Wissen wir doch aus Antike und Moderne, daß gerade dem Mond Einfluß auf Wachstum und Gedeihen nicht bloß der Pflanzen, sondern auch der Tiere in vielen Kulten zugeschrieben wird. 4 Insbesondere gilt auch der Mond als Urheber der vegetabilischen wie der a n i m a l i s c h e n F r u c h t b a r k e i t . Ein Zusammenhang zwischen Pascha und Mondfeier wird auch noch Sir 50 6 empfunden. Möglicherweise bedeutete auch ursprünglich der Name der Paschanacht E x 12 42a „Nacht der sorgfältigsten Beobachtung [des Mondes]" — e s ist Gefahr in dieser Nacht im Verzug. 5 Noch im Talmud 8 heißt die Paschanacht eine ö'Haw weil man sich in ihr vor den pplö „den Schädlingen", d. i. den bösen Geistern in acht Nilsson, Primitive Religion (Relig. Yolksb. III, 13—14) 1911 S. 31. 33. 35 ff. 97. ) W o l f f , Avesta 1910 S. 6. 311. B a r t h o l o m a e , Altiran. Wörterb. 1904 Sp. 160. 1287 f. 3 ) „Wie in aller Welt wird man die Bespringung so eingerichtet haben, daß die Lämmer und Zicklein sich auf der Frühjahrsweide ausfressen konnten" (Schwally nach brieflicher Mitteilung). 4 ) Graf B a u d i s s i n , Mond bei den Hebräern. Realenz. f. prot. Theol. u. Kirche» XIII S. 342. *) W i n c k l e r , Or. Lit. Zeit. X I I I Sp. 302. B e n z i n g e r , Hebr. Archäol.2 S. 393. •) Pes Gern 109 a—110 a Z. 16. 2

Zur Geschichte des Paschafestes.

III. A. Vorgeschichte.

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nehmen muß. Der Sinn des jetzigen Textes von Ex 12 42 a scheint freilich zu sein, daß Jahwe für die Israeliten d1")»» „Wache" stand, damit ihnen kein Leid widerführe, als sie aus Ägypten zogen, während 1242b mit teilweiser Rückkehr zu dem eventuellen Ursinn die Paschanacht wohl als eine Nacht bezeichnet wird, in der Jahwes Festgebot streng zu beobachten ist. Ein lunares Fest wie der Sabbat 1 wird Pascha ursprünglich ein a u ß e r j a h w i s t i s c h e s F e s t gewesen sein. Denn es gibt keine sicheren Beweise, daß Jahwe einst den Mondgott bedeutete, dem die Herden anvertraut waren. Jedenfalls hat Pascha keine unmittelbare Beziehung zu dem Jahwe, den Mose den Seinen verkündete. Erst allmählich kann das Paschafest in den Jahwekult eingestellt worden sein, als dieser immer mehr zur alleinigen Religion Israels wurde. Da der Jahwekult zur Nationalreligion Israels infolge der Bewegung der Geister geworden ist, welche von Mose ausging, so kann man sagen, daß Pascha als späteres J a h w e f e s t mittelbar mosaischen Ursprungs ist. Das ist das Körnchen Wahrheit, welches sich in der Legende Ex 12 Ex 34 und Deut 16 in die Form hüllt, daß Mose das Paschafest eingeführt habe. Das Paschafest an sich jedoch ist älter als die Mosezeit. Das Paschamahl sichert den Clangenossen den Schutz ihres Herdengottes zu. Es verbrüdert sie mit ihm. Der ursprüngliche Sinn ist aber wohl noch realistischer gewesen. D a s g e s c h l a c h t e t e und v e r z e h r t e Tier ist selbst der g e o p f e r t e und g e n o s s e n e Gott. 2 Das Verbot Ex 12 9, das Pascha roh zu verschlingen, richtet sich gewiß gegen eine älteste, auch in der Kultur gelegentlich wieder durchbrechende Praxis, bei der eben roh das Paschafleisch genossen wurde. In dem blutigen und zuckenden Fleisch steckt das Lebenselixir! Das Blut selbst ist der Gott, der Inhaber des Lebenszaubers! Mit zunehmender Kultur ist beim Pascha für den Rohgenuß des Fleisches, der übrigens auch außerhalb des Festes, wie I Sam 14 32 zeigt, in der Zeit nach der Ansiedlung Israels in Kanaan sporadisch vorkam, das B r a t e n 8 und K o c h e n 4 des Paschafleisches eingebürgert. Davon scheint das Braten das ältere.6 Zum Kochen gehört Wasser, das der Beduine oder der Bauer nicht überall, oder in Menge zur Verfügung hat. Das Braten geschieht wie in Alt') Beer, Sabbat, Ausgewählte Mischnatraktate 1908 S. 11 ff. a 4 ) N i l s s o n a. a. 0. S. 27. ») Ex 12 8. ) Deut 16 7. 5 ) Löhr, Samuel®. Kurzgef. Exeg. Handb. 1898 S. 15. Das Umgekehrte behauptet B e n z i n g e r , Hebr. Archäol.* S. 67. Als die Israeliten im Kulturland Bauern und Städter wurden, scheint mehr das Kochen des Opferfleisches Sitte gewesen zu sein Ri 619 Ez 46 24 Ex 29 31 Lev 8 31 Num 619, nicht das Braten. In Silo kamen die Fettstücke ungekocht zum Brand auf den Altar, das Fleisch aber wurde teils gekocht, teils gebraten gegessen I Sam 213 ff.

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II. Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

griechenland am Spieß. 1 Vielleicht ist das Braten des Paschalammes vereinzelt schon vorkanaanitischer Brauch Israels gewesen. Nichts darf von dem Paschamahl übrigbleiben E x 12 10 34 25. K o p f , S c h e n k e l und R u m p f , 2 die eigentlichen Sitze des Lebens, 3 müssen gegessen werden. Dieses restlose Aufessen des Tieres ist ganz wörtlich gemeint. Handelt es sich doch ursprünglich wohl um Tiere, die erst acht Tage alt sind E x 22 29. Die Sitte des Schlachtens einjähriger Lämmer E x 12 5 ist, wie es scheint, erst jüngeren Datums. Vielleicht ist das Verbot des K n o c h e n z e r b r e c h e n s E x 12 46 (P) ein alter Paschabrauch. Ein A v e r r u n k a t i o n s z a u b e r kommt dabei in Betracht: Es sollen die übrigen Herdentiere — oder die Festgenossen, eventuell beide zugleich — davor geschützt werden, daß ihnen von Fest zu Fest die Beine gebrochen werden,4 eine Vorstellung, die da, wo sonst das Verbot des Knochenzerbrechens beim Opfer sich findet, noch heutzutage wach ist. 5 Zur Wirkung des Mahles gehört, daß das Paschaopfer nicht in der Nähe von G e s ä u e r t e m geschlachtet werden darf. Im Orient geht Gärung schnell in Verwesung über. Sauerteig gilt als unrein.0 Verwesende Stoffe sind aber von Dämonen beseelt, die leicht auf Opferspeise in der Nähe überspringen und dann in den Leib der Essenden fahren! 7 Das ist für den Antiken oder Primitiven furchtbar. E r ist dann doppelseelig geworden, unrein, teuflischen Mächten verfallen! Ist doch das Leben in dem Blut vorhanden Lev 1714. Das E x 12 n von P vorgeschriebene eilige V e r z e h r e n des Mahles und in Reisetracht könnte Rest der Sitte sein, zum Fest, dem dann der Aus- oder Heimtrieb der Herde folgte, in Marschkleidern zu stürzen, um bei dem gemeinsamen Opferschmause — ein antiker Kampf um Gott! — das beste Stück Fleisch für sich zu erhaschen.8 Aber vielleicht steckt hinter dem eiligen Verzehren noch ein besonderer, vorab unerklärter Aberglauben! 9 l ) Handbuch d. Klass. Altertums IY, 1 22, S. 118. Die Sitte, das Paschalamm am Spieß zu braten, hat sich bis in die Zeit der Mischna erhalten, cf. Pes VII, 1 f. 0) E x 12 9. 3) S m i t h - S t ü b e a.a.O. S. 313 Anm. 693. So sind auch Herz, Leber und Galle des Fisches, weil in diesen Innenteilen der „Geist" sitzt, zauberkräftig Tob 6 5 ff. 4) K o h l e r , Verbot des Knochenzerbrechens (Archiv für Religionswissenschaft XIII, 153 f.). 6) C u r t i s s , Ursemit. Religion 1903 S. 201. «) E x 2318 Matl66ff. I K o r 5 7 Gal59. B e n z i n g e r , Hebr. Archäol.2 S. 64. ') S m i t h - S t ü b e a. a. 0 . S. 167. 8 ) S m i t h - S t ü b e a. a. 0 . S. 26-2. JlTSn E x 1211 (F) ist ältere Tradition, wie Jes 5212 zeigt, Deut 16 3 hingegen ist es sekundär. ") Vgl. V ö l t e r , Passah u. Mazzoth 1912 S. 7.

Zur Geschichte des Paschafestes. III. A. Vorgeschichte.

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Nach P werden die männlichen Tiere (denn nur solche, keine weiblichen — weil minderwertig — werden für Pascha benutzt) schon am 10. Nisan ausgesucht, obwohl sie erst in der Nacht zum 15. geschlachtet werden Ex 12 3—6. Dieses Aussondern entspricht dem sogenannten Taqlid, 1 d. h. dem Zeichnen der zum Heiligtum zu treibenden Festopfertiere beim arabischen Radschabfeste. Die Opfertiere müssen eine Art Vorbereitungszeit für ihre kultische Verwendung absolvieren, wie ja auch die Teilnehmer an einer heiligen Handlung gewissen vorbereitenden Riten unterworfen sind Ex 1910 I Sam 21 5 I I Sani 11 n. Daß bei P der Tag des Aussuchens der Tiere gerade der 10. Nisan ist, könnte übrigens mit einer anderen Datierung des Hauptfesttages zusammenhängen.2 Ex 12 21 ff. findet sich in jüngeren Stücken von J als Pascharitus, und zwar als einziger, das Streichen des Blutes an Oberschwelle und Pfosten der Türe. Ex 12 7ff. kommt es bei P neben dem Paschamahl vor. Hier liegt ein Stück internationalen, antiken wie modernen medizinischen Blutzaubers vor. Das Blut immunisiert gegen Pest, Krankheit u. dgl.8 Ist der eben beschriebene Blutzauber älter als das Paschamahl? Wohl kaum! Das Blut ist hier ein Zoll an die H a u s g ö t t e r , die in Oberschwelle und Türpfosten hausen Ex 12 7 21 6 Deut 69 11 20 I Sam 5 5 I I Kön 12 10 Jes 57 8 Zeph 1 9 Ps 1218.4 Das Blut belebt die Götter und macht sie gegen den unheimlichen Eindringling, den Pestdämon, widerstandsfähig. Das Blut schützt das Haus, bringt Glück herein.5 Weit ursprünglicher scheint doch die Uberzeugung zu sein, durch den Genuß rohen, blutigen Fleisches sich selbst gegen Schaden aller Art zu salvieren. Im anderen Falle kommt der Schutz den Bewohnern des Hauses erst von den selbst durch das Blut stark gemachten Götter zu. Sie sind die Vorposten des Hauses! Auf semitischem Boden endlich fehlt der Nach*) W e l l h a u s e n , Eeste arab. Heidentums2 S. 98. Was D i l l m a n n , B a e n t s c h und H o l z i n g e r zum Verständnis der Riten Ex 12 3—6 beibringen, trifft m. E. die Sache nicht. s ) E w a l d , Gesch. d. Volkes Israel3 Anhang S. 473. K a u t z s c h , Heilige Schrift des AT3 1909 zu Ex 12 3. a ) Strack, Das Blut im Glauben und Aberglauben 6—7 1900. Marti, Gesch. d. israelit. Rel.6 1907 S. 49. Stade, Bibl. Theol. d. AT 1905 S. 164. Musil, Arabia Petraea III, 136. 195. 313. 4 ) Die heiligen Türpfosten etc. entsprechen sachlich dem „Herrgottseck" in christlichen "Wohnräumen. Die Heiligkeit der Schwelle hängt möglicherweise damit zusammen, daß man unter dem Hause, vielleicht gerade unter der Schwelle, Tote mitunter begrub. Vgl. L i p p l , Das Buch des Propheten Sophonias (Bibl. 6 Stud. XV, 3) 1910 S. 84. ) Strack a. a. O. S. 46. Mischna. IL Seder: 3. Pesachim.

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II. Seder. Moed: 3. Pesachim.

weis, daß der Hauskult älter als der öffentliche Kult ist.1 Für das Haus müßte ohnehin beim Nomaden das Zelt2 treten. Nun ist zwar das bewegliche Hirtenzelt, das Vorbild der sogenannten Stiftshütte PB, gewiß ein altes Nomadenheiligtum Israels gewesen.8 Aber es ist sicher nicht älter als die von der Natur gebotenen Kultstätten: heilige Berge, Steine, Quellen, Bäume u. dgl. An der öffentlichen Kultstätte, nicht im Hause, wie P vorschreibt, findet darum auch das älteste Paschamahl statt, an dem der erwachsene männliche Teil der Sippe oder des Stammes sich beteiligt. Denn die früheste israelitische Religion ist Männerreligion gewesen. Es ist möglich, daß der Blutritus von Js und P gar kein Pascharitus ursprünglich gewesen ist.4 Er mag einer der mannigfachen Frühlingsbräuche sein, Zelt oder Haus auf ein Jahr gegen allerhand Plagegeister zu schirmen. Weil, oder seitdem das Paschafest im Frühling gefeiert wurde, wurde vielleicht hie und da an Stelle des Paschamahles (Js) oder neben ihm als verstärkendes Schutzmittel (P) der im Frühling vorgenommene Blutritus Sitte. P nennt als Zukost zum Paschamahl B i t t e r k r ä u t e r und Maßßen. 6 Es ist unsicher, ob die Bitterkräuter schon zum ältesten Pascharitual mit gehörten. Sie könnten ein ganz selbständiger Brauch, etwa ein Frühlingsbrauch, sein, der sich allmählich erst dem zur gleichen Zeit begangenen Paschafest anschloß. Die Deutung der Bitterkräuter auf die bitteren Leiden Israels in Ägypten6 trifft sicher nicht den Ursinn der Sitte. Denn warum ißt man die Bitterkräuter? Das Essen der Bitterkräuter ist vielleicht ein Abwehrmittel. 7 Es soll gegen die Dämonen schützen. Beim griechischen Allerseelenfest, an dem die Geister umgingen, kaute man gewisse Blätter. Sie sollten den Mund x)

S m i t h - S t ü b e a.a.O. S.21B. Bei manchen arabischen Stämmen ist beit „Haus" = Zelt, Musil, Arabia Petraea III S. 124. ') S c h w a l l y , Semitische Kriegsaltertümer 1901 S. 12f. Ed. M e y e r , Die Israeliten u. i. Nachbarstämme 1906 S. 134 ff. Natürlich bleibt es gleichzeitig dabei, daß die prächtige Stiftshütte Ps erst ein Nachbild des salomonischen Tempels ist. 4) Blutmarken, z. B. eine Hand, oder ein Kreuz über die Haustür gemalt, bilden noch jetzt häufig im Orient ein beliebtes Abwehrmittel. Sie schützen das Haus, vgl. C u r t i s s a.a.O. S. 206ff. Daher wird Blut auch bei der Einweihung eines Baues verwendet, Musil, Arabia Petraea III, 136. ») Ex 12 8. «) Pes X, 5, vgl. mit Ex 114. ") Beer, ZAW 1911 S. 152f. M a r t i erinnert (brieflich) an den Rosmarin, den Frauen aus ähnlichem Motiv zum Besuch des Gottesdienstes mitnehmen. Ygl. auch Ez 817? Die bei Begräbnissen verteilten Zitronen sollen ursprünglich den Totengeist abwehren. „An der Bergstraße erhält der Pfarrer eine Zitrone, und die Träger, oft der Pfarrer noch dazu einen Rosmarin". 0 . Holtzmann. 2)

Zur Geschichte des Paschafestes. III. A. Vorgeschichte.

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schützen, damit die Dämonen nicht einführen. 1 Oder sind die Bitterkräuter etwa als A b f ü h r m i t t e l zu deuten? 2 E s ist bekannt, daß die Juden noch heute vor dem Paschamahl f a s t e n 8 — eine Parallele zu dem Fasten vor Empfang des Abendmahls bei Christen! Manche Naturvölker nun fasten nicht bloß vor dem Opfermahl, sondern gebrauchen sogar noch starke Purgationsmittel, um die heilige Speise mit ganz leerem Magen aufzunehmen. 1 Schließlich die Maßßen. Sie haben mit dem Paschafest eigentlich nichts zu schaffen. Bekanntlich werden die Maßßen Ex 12 34.39 von E durch den schnellen Wegzug aus Ägypten motiviert. 5 Wie aus E x 23 und 34 erhellt, steht das Maßßengebot mit der Ernte, näher der Gerstenernte, im Zusammenhang. Die Maßßen bedeuten keineswegs, wie häufig angenommen wird, „die aus dem neuen Getreide (Gerste) gebackenen ungesäuerten Fladen, die man als ersten reinen und unverfälschten Ertrag der neuen Ernte dem Herrn des Landes als schuldigen Tribut darbrachte, und von denen man selbst aß".® Denn wie konnten 1. die Maßßen dann während des ganzen Jahres beim Opfer verwendet werden Ri 6 19.21, und zwar beim Speiseopfer Lev 2 4.6 69 1012 I Chron 22 29, beim Dankopfer Lev 712, beim Opfer der Priesterweihe E x 29 23 Lev 8 2. 26, oder des Nasiräers Num 6 16 ff.? 2. Wie konnten die Maßßen, wenn sie das Primitienopfer der Gerstenernte sein sollen, auch als profane Speise vorkommen Gen 19 3 I Sam 28 24? Essen doch die Beduinen meist noch heute als tägliche Nahrung 7 ungesäuerte Brote! 3. Das erste, was der Israelit von der Getreideernte selbst genießt, sind keine Maßßen, sondern vielmehr geröstete Körner 'Vj?) Lev 23 14, die auch Lev 214 als Erstlingsspeiseopfer (üTDn nrua) erwähnt werden. 8 In den Pascha-Maßßoth*) B o h d e , Psyche6—4 1910 S. 237. Crusius, Über das Phantastische imMimus. Neue Jahrbücher f. d. klassische Altertum 1910 S. 87. *)So K i t t e l nach mündlicher Mitteilung. Selbstverständlich haben diesen Sinn nicht die Bitterkräuter in dem jetzigen Pascharituale FB. Da werden sie zu dem Festbraten genossen Ex 12 8. Wer bürgt aber dafür, daß die Bitterkräuter nicht einst kürzere oder längere Zeit vor dem Opfermahl genossen wurden? Pes X, 3 leitet der Genuß der Bitterkräuter das Festessen ein. ») P h i l o , De decal.§ 30. Pes X, 1. *) S m i t h - S t ü b e a.a.O. S.332f. Vgl. S. 11. B a e n t s c h , Komm, zu Ex, Lev, Num 1903 S. 89. B e n z i n g e r , Hebr. Archäol.® S. 394. Marti, Gesch. d. isr. Rel.» S. 124f. S t a d e , Bibl. Theol. d. AT S. 173f. Smend, Alt. Theol.2 1899 S. 156. *) Vgl. Musil, Arabia Petraea III, 148. — Von manchen arabischen Stämmen werden ungesäuerte Brote in der Trockenzeit des Jahres gegessen. 8 ) Vgl. B a e n t s c h a. a. O. zu Lev 214. B e n z i n g e r a, a. O. S. 62. Noch heute ißt man wie einst Äu 214 bei der Ernte in Palästina geröstete Körner. 2*

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II. Seder. Moed: 3. Pesachim.

gesetzen E x 12 s ff. 39 13 3 ff. 23 is 34 is L e v 23 e N u m 9 n 2817 D e u t 161 ff. Jos 5 n E x 45 21 ist immer n u r gesagt, daß die Maßßen von den Israeliten selbst während des Festes gegessen werden sollen, aber nirgend auch n u r angedeutet, daß diese Maßßen auch als O p f e r d a r zubringen seien. L e v 23 10 f. bringen auch die Israeliten zur Zeit der Gerstenernte, d. i. dem vermeintlichen Maßßenfest, gar keine Maßßen, sondern vielmehr eine Erstlingsgarbe (ODTXp ITWSI dar! Auch beim Haupterntefest, oder dem F e s t der beendeten Weizenernte, werden keine ungesäuerten Fladen oder Maßßen, sondern im Gegenteil zwei gesäuerte Webebrote (pan ...trnw naiin an1?) L e v 2317 geopfert. 1 Die Maßßen sind also keine Aparche von der neuen F r u c h t , and das Maßßenfest selbst ist kein eigentliches Erntefest. D e u t 16 9 wird das 2. Jahresfest d. i. das Wochen- oder Pfingstfest, oder das F e s t der Weizenernte w e d e r nach dem Pascha-, noch nach dem Maßßenfest, sondern nach dem Anlegen der Sichel an die Gerstenhalme (napl Wölfl Vnnn) datiert. Nach L e v 2310 ist die W e i h e der Erstlingsgarbe (von der Gerste) keineswegs identisch mit dem Pascha-Maßßenfest. W a s soll auch das 7 tägige Maßßen-Dankfest „in der geschäftsreichsten Zeit des J a h r e s " ? 2 DieMaßßen sind aber auch nicht, wie man gemeint hat, eine E r i n n e r u n g an die Nomadenzeit, in der Israel nach Beduinenart ungesäuerte Brote aß. 8 Denn warum beschränkt man dann das Maßßenessen grade auf eine bestimmte Erntezeit? W a r u m ißt man die Maßßen auch außerhalb dieser Zeit und benutzt sie als O p f e r ? D a s Essen der ungesäuerten F l a d e n wird eins der uns seltsam vorkommenden S p e i s e g e b o t e sein, welche f ü r die Erntezeit, die als heilige Zeit gilt, bei vielen primitiven V ö l k e r n verordnet sind. 4 D a s Reifen der Ä h r e n wird durch Gesäuertes schädlich beeinflußt. Die Getreideseele erschrickt und flieht! N u n waren die Israeliten vor ihrer E i n w a n d e r u n g in Kanaan im wesentlichen Nomaden oder Halbnomaden. Ackerbau trieben sie n u r gelegentlich, etwa aus Not. D a n n w i r d das Maßßenessen zur Erntezeit ein Brauch sein, den die Israeliten erst nach der Besiedelung des Landes, wohl durch die Kanaaniter, selbst annahmen. E i n Paschabrauch, dem das V e r b o t , beim Pascha Gesäuertes in der Nähe zu haben, entgegenkam, ist das Maßßenessen erst geworden, als durch be2 *) Zu Jos 511 vgl. S t e u e r n a g e l z. St. ) H o l z i n g e r , Komm, zu Ex S. 42. 3 ) H o l z i n g e r a. a. 0. S. 42 und ich selbst Theol. Lit. Zeit. 1901 Sp. 588. Vgl. dagegen auch Kautzsch, Bibl. Theol. d. AT S. 33 „Dabei ist nur bedenklich, daß man die Erinnerung an einen nachmals verpönten Zustand festlich (und zwar 6 Tage lang) begangen haben sollte durch eine Zurückversetzung in ihn." 4 ) Eerdmans, Das Mazzoth-Fest, Orientalische Studien, Th. Nöldeke gewidmet 1906 S. 671—679.

Zur Geschichte des Paschafestes.

III. A. Vorgeschichte.

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sondere Umstände das Pascha- und Maßßothfest eine Symbiose eingingen. Der Name nxa, niXa L X X oiZuna, Vulg. azyma läßt sich weder aus dem Hebräischen, noch aus den übrigen semitischen Sprachen befriedigend erklären.

Er kommt nur im Hebräischen vor.

stellungen mit 1. f i a , gio, ijcue „saugen", oder 2. nxa, i^c,

Zusammen„aus-

drücken, austrinken", oder 3. ye „grün, unreif", ye „geschmacklos sein" 1 , oder 4. ) und Lev 23 ( = # ) ist der Versuch gemacht, die judäische Festpraxis, die als Einleitung der Erntefestzeit das Paschafest bot, mit der israelitischen Festpraxis auszugleichen, die dafür das Maßßenfest hat. In i f Lev 23 ist Pascha und Maßßoth ein Eindringling. Zum Glück ist die Absicht der Verschmelzung nicht ganz glatt ausgeführt, wodurch einige Merkmale für die Wiederaufdeckung des Ausgleichungsprozesses gewonnen sind, der selbst in der Kalenderreform Ezechiels wurzelt. 2. Ex 12 21 ff. Ex 12 21—24 lernen wir ein Paschafest kennen, bei dem, soviel sich sehen läßt, der erste Versuch gemacht ist, es mit der biblischen Auszugslegende zu verbinden. Der Text gehört einem jüngeren J an.4 Um die Häuser der durcheinander wohnenden Ägypter und Israeliten zu unterscheiden,' verordnet Jahwe, daß die Juden geschlechterweise5 Schafe oder Ziegen schlachten und mit einem Ysopwedel, welcher in die mit dem Blut der geschlachteten Tiere gefüllte Schüssel getaucht wurde, Oberschwellen und Türpfosten der Häuser bestreichen, aus denen niemand bis zum Morgen heraus darf. Die Blutmarke wird Jahwe bzw. den in seinem Namen handelnden Verderber abhalten, in der verhängnisvollen Nacht in die Häuser zu dringen und die Insassen zu erwürgen. Diesen Blutritus, in welchem sich das ganze nächtliche Fest erschöpft, soll Israel als eine für ewig geltende Paschaanordnung beobachten. s ) Vgl. S. 29 ff. 3) Ygl. S. 28 f. ) Vgl. E x 3314 u. 15. ) E x 12 25—27 rechne ich mit B a e n t s c h (im Komm. z. St.) zur deuteronomistischen Redaktion. 5 ) D3'finSW0V E x 12 21 wird von H o l z i n g e r falsch mit familienweise ( = E x 12 3 n m n'aV) übersetzt und daher als redaktionell ausgeschieden. niaSH 'BWl Num 361 hätte von S a c h a u , Aram. Papyrus S. 37 nicht durch „Erzväter"(!) übersetzt werden sollen. Es ist = ni38n '3 "1 = „Familienhäupter". l

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Zur Geschichte des Faschafestes.

III. B. I. Vorexilische Zeit.

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Das Paschafest Ex 12 21—24 deckt sich weder mit dem Pascha von Ex 3 18 u. ö. noch mit dem von E x 34. E x 3 18 ist das Fest den Israeliten bekannt — E x 12 21 ff. hingegen ist es ein Novum. 10 26 sagen zwar die Israeliten, sie wüßten nicht, was sie an Schafen und Rindern für das in der Wüste zu feiernde Fest (3 is) brauchen; sie tun aber nur so, um in Wirklichkeit alles Vieh mitnehmen zu können. E x 12 25 wird zwar von dem Pascha wie von etwas Bekanntem gesprochen, so daß die Feste E x 318 u. ö. und 12 21—24 gleich zu sein scheinen. Sie scheinen es aber nur so! Denn durch 12 23 soll erst das Pascha erklärt werden. 12 21 ist nösn entweder nur proleptisch gebraucht, oder das Wort ist etwa ein redaktioneller Ausgleich mit dem schon 12 3 f. 11 von P genannten Pascha. 12 21 nosn steht dann wohl für ein auf zurückweisendes inK oder ü i i f t . E x 5 3 ist der Zweck des Wüstenfestes, T

'

die Israeliten gegen Pest oder Tod durchs Schwert zu feien. Dieser Zweck wird aber dort durch Opfer, nicht durch den Blutzauber von E x 12 21—24, der zudem die Häuser, nicht die Wüstenzelte schützt, erreicht. E x 12 21—24 ist aber auch nicht identisch mit dem Pascha von Ex 34. Denn wo ist E x 12 21—24 etwas von dem Paschamahl E x 34 zu finden?1 Auch ist der Ort der Feier nicht wie in E x 34 das ö f f e n t l i c h e Heiligtum, sondern das Haus. Endlich ist von einer Verbindung des Paschafestes mit den Agrarfesten Israels in E x 12 21—24 nichts zu spüren. Das Pascharitual E x 12 21—24 ist an sich jünger als das von E x 34.2 Es ist möglich, daß das Pascha E x 12 21—24 in einzelnen Gegenden an Stelle des von E x 34 geforderten Festes gefeiert wurde. Von Bedeutung ist aber das Paschafest E x 12 21 ff. erst geworden durch seine Eingliederung in das Ritual von P und durch die teilweise an Js sich lehnende Verwendung des Blutes der Paschalämmer bei dem nachexilischen Paschafest. 3. Das Maßßenfest. Das Maßßenfest, das wir E x 23 14 ff. an Stelle des judäischen Paschafestes als Einleitung der Erntefeste Nordisraels gefeiert finden, wird V ö l t e r , Fassah 1912 S. 6 vermutet, daß das Tier nicht gegessen wurde, weil es aus dem Hause weggeschafft und dem Verderbergott, einem (ägyptischen?) "Wüstendämon (Lev 16), ausgeliefert werden mußte. 8) Vgl. S. 10 f. 17 f. E x 1311—16 wird das Gebot, die tierischen Erstgeburten dem Herrn Jahwe zu opfern, die menschlichen Erstgeburten aber auszulösen, mit den Ereignissen des Auszugs verbunden. Jedes Erstgeburtsopfer in Israel, nicht bloß das beim Fascha dargebrachte, ist die dankbare Erinnerung an die Tötung der ägyptischen Erstgeburten., Der Text gehört zur jahwistischen Schicht, die aber deuteronomistisch redigiert ist. Vgl. B a e n t s c h z. St.

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II. Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

Ex 12 3^39 (vgl. auch 13 3 ff.) historisch motiviert. Das Maßßenessen Ex 12 34 und 39 ist zwar kein Sakrament wie das Pascha von Ex 12 21-2-1, aber es teilt mit letzterem den mnemonischen Charakter: es erinnert an eine kleine Geschichte in der Auszugsnacht!2 Wie es scheint, ist dem Maßßenessen — dem ehemaligen Naturfest — zuerst der reale Boden entzogen worden und die Historisierung des Paschafestes ist allmählich erst gefolgt. Ex 12 8.17 (P) 13 s (Es) ist das Maßßenessen auf einen Tag beschränkt, hingegen Ex 12 1 5 . 1 6 . 1 8 . 1 9 (P) 13 6. 7 auf sieben Tage ausgedehnt. Es ist an sich schwer zu sagen, ob das ein- oder das siebentägige Fest das Ursprüngliche ist. Fast möchte man das letztere für das Primäre halten. Genügte dem Antiken als Vorbereitung für die heilige Erntezeit ein eintägiges Fest? Das Maßßenessen ist ein nordisraelitischer Osterbrauch. Auf südisraelitischem oder judäischem Boden genügte freilich das eintägige Paschafest als Einleitung für die Erntefeste. Maßßenessen und Gerstenerntefest sind jedenfalls nicht identisch, sondern jenes ist nur die Vorfeier dieses. Die assy.rische Periode. 4. Lev 23. Das geht am deutlichsten aus dem unversehrten Festkalender Lev 23 hervor, der ein Teil des sogenannten Heiligkeitsgesetzes ( = H) ist. Der vordeuteronomische Standpunkt des ursprünglichen Festkalenders folgt daraus, daß die Feste noch am Lokalheiligtum Lev 2311 f. 17, aber nicht am Zentralheiligtum in Jerusalem stattfinden (Deut 16). Lev 23 ist ein reiner Erntekalender. Er kennt die drei Hauptfeste: Gerstenerntefest 23 9 ff., Wochenfest 15 ff.! und Laubhüttenfest 34 ff., aber kein Pascha und kein Maßßenfest. Das Paschafest ist jetzt erst durch späte lledaktion 23 4.5 nachgetragen. Denn während die Erntefeste von Lev 23 noch keine feste Datierung haben,8 ist das Pascha 23 5 genau, und zwar wie bei P Ex 12 c datiert. Ebenso ist auch das Maßßenfest erst redaktionell eingefügt. Es ist nicht, wie häufig angenommen wird, mit dem Gerstenerntefest gleichbedeutend, obwohl der Ergänzer es so behandelt — umrahmt er doch geradezu das Gerstenerntefest Lev 23 9 ff. mit den das (Pascha-) Maßßenfest betreffenden Gesetzen 23 4—8 und 13 (bzw. 12)—u! *) Wohl nur aus] Versehen ist Ex 12 34 von H o l z i n g e r bei K a u t z s c h 3 Heil. Schrift, d. AT auf J, aber der Yers 39, der mit V. 34 aufs engste zusammenhängt, auf E verteilt. *) Vgl. S. 26 f. 3 ) Vgl. 2310 m ' x p - x i K ü r m p i , 2315 n s u n n l a s r n s t w i c a n o r n u. 23 39

p s n nxinn-rK DDooxa-

Zur Geschichte des Paschafestes.

III. B. I. Vorexilische Zeit.

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Maßßenessen und Gerstenerntefeier sind nicht gleich: denn das Maßßenfest hat Lev 23 6—8 einen festen, das Gerstenerntefest einen ungefähren Termin! Der Ritus des Gerstenerntefestes erschöpft sich in der dem Priester zu übergebenden und von ihm zu webenden (d. i. zu präsentierenden) Erstlingsgarbe von der Ernte. Von Maßßen ist hier nichts zu lesen. Der erste und siebente Tag des Maßßenfestes Lev 231.8 wird beim Zentralheiligtum in Jerusalem gefeiert, die Garbe aber wird beim Lokalheiligtum „gewebt". Die erste Garbe gehört dem göttlichen Spender der Ernte. Der Tag der Garbenweihe deckt sich mit dem Tag, wo man zuerst die Sichel an die Halme legt Deut 16 o Dieser Tag ist aber nicht mit dem Maßßenfest identisch. Denn D hat ursprünglich kein Maßßenfest gehabt. D kann für den Tag, da man zuerst die Sichel an die Halme legt, kein Darbringen der Erstlingsgarbe verordnen. Denn diese konnte man doch nicht gut am Zentralheiligtum in Jerusalem darbringen, wohin D allen Kult verlegt. Es bleibt also dabei: Pascha und Maßßoth sind an sich keine eigentlichen Erntefeste — sie haben, wo sie in Verbindung zur Ernte gesetzt sind, den Sinn von vorbereitenden Festen. 5. Deut 16. In ein z w e i t e s 1 Entwicklungsstadium ist Pascha in dem Kalender Deut 16 gelangt. Hier ist gemäß der Zentralisierungsidee des Gesetzgebers das Paschafest von den Privatheiligtümern an das Nationalheiligtum in Jerusalem übertragen. Weiter ist von D Pascha zu einem kirchlichen Fest der Erinnerung an den Auszug aus Ägypten umgeprägt. Hatte J dem ursprünglich nomadischen Fest eine landwirtschaftliche Beziehung gegeben, so ist ihm nun von D eine geschichtliche Tendenz unterlegt. Ging doch der Zug der Zeit darauf aus, was von Sitten und Bräuchen der Vergangenheit Israels zu tief im Volksbewußtsein haftete, durch Umdeutung ins Historische verständlich zu machen und es gleichzeitig zur Hebung des nationalen und religiösen Bewußtseins zu verwerten — ein Prozeß, der sich allenthalben in der Geschichte der antiken Naturfeste bemerkbar macht. Der jetzige Festkalender Da Deut 16 l—17 kennt drei Hauptfeste (1616.17), 1. das Pascha-Maßßothfest 16 1-8, wofür 16 ie nur das Maßßenfest eintritt, 2. das Wochenfest 16 9—12 und 3. das Laubhüttenfest 1613—15. Im ursprünglichen Text von D ist aber als erstes Fest kein siebentägiges Doppelfest, sondern nur das eintägige Paschafest genannt gewesen. Denn deutlich ist Pascha 16 6.7 eine im Monat'Abhibh in Jerusalem zu begehende Vgl. S. 23.

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II. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

eintägige Feier, genauer nur eine einmalige Nachtfeier, worauf die Festgenossen sofort nach Hause zurückkehren. Da Maßßoth zu feiern, Deut 16 3.4.8.16 eine religiöse Pflicht ist, und D keinen Kult außerhalb Jerusalems gestattet, können nicht die Festpilger, die 16 7 1 nach dem eintägigen Fest Jerusalem verlassen, noch andere sechs Tage in Jerusalem mit Maßßenessen verbringen 16 3. 4. 8.16, bzw. die Maßßen auf der Heimreise oder zu Hause verzehren, womit ja eben dem Genuß der Maßßen der religiöse Nimbus im Sinne Ds fehlen würde. Daher sind die das Maßßenfest betreffenden Verse Deut 16 3.4.8 ein zwar von dem Sprachgebrauch Ds abhängiger, aber 16 8 den Einfluß Ps (Ex 12 16 Lev 23 7f. Num 2818.25) verratender Einschub, 2 um den an J sich anschließenden Festkalender von D Deut 16 mit dem von Ezechiel Kap. 45 verordneten und von jüngeren Schichten Ps befolgten Kalender auszugleichen, worüber S. 37 zu vergleichen ist. Allenfalls könnten Deut 16 3 die Worte f»n T^y Vssn xb und 16 4 m s a m m WK i w a n - p P"?' 161 zu dem ursprünglichen Text Deut 16 gehören. Sodann ist auch Deut 1616.17 ein Zusatz. Denn erstens kennt D kein Fest der ungesäuerten Brote, und zweitens schließt D anders als in dem Text 16 16 keine Frauen, wie Deut 1611 und 14 zeigt, von den religiösen Festen in Jerusalem aus. Das nach D im Monat 'Abhibh zur Nachtzeit zu begehende Pascha ist ein Fest des Gedenkens an den nächtlichen siegreichen Auszug Israels aus Ägypten 161. Mit der geschichtlichen Begründung des Festes geht D in den Bahnen von J und Js weiter und zerstört immer mehr die *) dD'Jina iVsKl) „(u.) tretet hinein in euere Gemächer" bei Sachau, Aram. Papyrus S. 36 Taf. 6 Rückseite (9) hat nichts, wie Sachau a. a. 0. S. 39 annimmt und S t r a c k , Pes 7 ihm nachschreibt, zu tun mit Deut 167 •j'VilX^ rDVm. Denn letzteres ist stehender Ausdruck für „nach Hause gehen". a ) Vgl. H i t z i g , Heidelb. Jahrbücher 1839 S. 1080. S t e u e r n a g e l z. St. Marti in K a u t z s c h , Heilige Schrift d. AT3. Nach W e l l h a u s e n , Prolegomena6 S. 93 ist Ostern bei D ein aus Pascha und Maßßoth kombiniertes Fest, wobei das Maßßenfest im ganzen zu Hause und das Pascha, d. i. eben der 1. Osterfeiertag in Jerusalem begangen wurde. — Setzten die von Jerusalem heimkehrenden Pilger die Feier unterwegs fort? oder erst zu Hause? Beidemal wäre die Grundregel Ds, wonach aller Kult in Jerusalem sich abspielen muß, durchbrochen. Nach Stade, Bibl. Theol. d. AT 1905 S. 175 ist das Paschafest erst in die das Maßßenfest behandelnden Verse Deut 161—8 eingearbeitet. St. beruft sich auf den Vers Deut 16 9, der auf die Maßßenfeier Deut 16 1-8 hinweise. Aber 1. Deut 16 9 VriHD ist durchaus nicht identisch mit dem Maßßenfest vgl. Lev 2310, und 2. ist es einfach undenkbar, D habe verlangt, die Schnitter sollten zu Beginn der Gerstenernte, statt ihrer unaufschiebbaren Arbeit obzuliegen, ein siebentägiges Maßßenfest in Jerusalem begehen — ganz abgesehen von der Versäumnis, die durch die Rückkehr von Jerusalem nach den Feldern eintrat.

Zur Geschichte des Paschafestes. III. B. I. Vorexilische Zeit.

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natürliche Grundlage des Festes. E s ist eine Feier dankbarer Erinnerung an die das Volkstum Israel schaffende, grundlegende Tat des Nationalgottes Jahwe, um dessen Panier sich allmählich die führenden Geister nach einer Zeit des religiösen Synkretismus und der Ausländerei wieder sammeln. Begann doch damals allenthalben das nationale Bewußtsein angesichts des untergehenden mesopotamischen Weltreiches in den einzelnen ihm einverleibten Sonderteilen sich wieder zu regen. Für das erwachende nationale Bewußtsein erwies sich das Paschafest als eine brauchbare Stütze. Wie einst der Nomade mit dem zu Beginn des neuen Jahres gefeierten Pascha sich der Hilfe übernatürlicher Mächte versicherte, so ist auch das Pascha zur Zeit B s ein um die Jahreswende erneuertes Unterpfand für die dem Herrn Jahwe zu verdankende E r lösung aus allem Ungemach, wofür die einst aus Ägypten — nach der Legende — erfolgte Befreiung das beste Paradigma ist. Wie der innere ist in vieler Hinsicht auch der äußere Zusammenhang des deuteronomistischen Paschafestes mit dem ältesten Paschafest gewahrt. E s wird auch bei D wie einst in der Urzeit im Frühling zur Nachtzeit an öffentlicher heiliger Stätte gefeiert, freilich nicht mehr an den einzelnen Lokalheiligtümern, sondern an dem Zentralheiligtum in Jerusalem. Auch fehlt nicht das Opfermahl. Das Fleisch wird zwar nicht, wie wahrscheinlich in frühester Zeit, roh, oder nach späterer Praxis gebraten, sondern gesotten genossen Deut 16 7. Auch sind die Schlachttiere keine Erstgeburten, wie vermutlich in der frühesten Zeit (S. 16), sondern D verlangt nur allgemein und Ipa. Daß das Erstgeburten sind, weil Deut 1519 eine Bestimmung über die Erstgeburt von Bindern und Schafen vorhergeht, ist nicht anzunehmen. Verlangte D 16 1 ff. ausdrücklich nur Erstgeburten, die er gewiß auch als Paschaopfer zugelassen haben wird, so hätte er 1*}f>31 JllSa sagen müssen,1 wenn anders er wollte, daß sein Gesetz klar sei. Wie Z) für das Wochen- und Laubhüttenfest Deut 16 9 ff. 13 ff. keine Aparchen der Felder und Gärten mehr verlangt, was ja auch bei der Entfernung einzelner Gelände vom Zentralheiligtum schwer durchführbar war, so fordert er auch für das Pascha keine tierischen Erstgeburten. D wünscht zwar auch die regelmäßige jährliche Darbringung der Erstlinge der Felder Deut 261 ff. und der Herden 1519 ff., trennt aber beides von dem Wochen- bzw. Paschafest. Schließlich ist bei Z) das Paschafest gar keine Erinnerung an die Hinraffung der ägyptischen Erstgeburt, wofür Erstgeburten als symbolisches Ersatzopfer nötig wären, sondern nur eine Erinnerung an den glücklichen Vgl. Dillmann zu Deut 16 2.

II. Seder. Moed: 3. Pesachim.

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Auszug Israels aus Ägypten Deut 16 l. Ist doch überhaupt die Stimmung Da gegen die Ägypter nicht ausgesprochen feindlich Deut 23 8—9, jedoch vgl. auch Deut 1716 26 6 ff. Daß D neben den Schafen und Ziegen auch andere Schlachttiere für Pascha zuläßt Deut 16 2, läßt sich vielleicht damit erklären, daß ein Schaf für größere Opfergenossenschaften nicht ausreichte. Mit der Verlegung des Festortes nach Jerusalem ist für das Pascha Da der E x 12 21 ff. geforderte häusliche Blutritus ausgeschlossen. Die von D nach Jerusalem übertragene Feier des Pascha bedeutete die definitive Beziehung desselben auf Jahwe, dessen Kultus in der Hauptstadt trotz mannigfacher Mißstände relativ reiner war als der an den Heiligtümern in der Provinz. Zugleich war so ein erneuter Sieg des Nomadismus über die Kultur errungen. Das Pascha ist durch D ein an der zentralen Kultstätte gefeiertes israelitisches Nationalfest geworden und ist es auch bis zum Aufhören des jüdischen Gemeinwesens im Jahre 70 n. Chr. geblieben, obgleich noch durch Ezechiel und P an dem in Jerusalem gefeierten Fest ein öffentlicher und ein privater Akt unterschieden wurde, wobei aber dem öffentlichen unter Einwirkung von D das Übergewicht gesichert blieb. Daß die vom Deuteronomium verlangte Verlegung des Paschafestes nach Jerusalem etwas Neues war, beweist deutlich die zwar deuteronomistisch gefärbte, aber an sich glaubhafte Nachricht I I Kön 23 21—23 über die Paschafeier im 18. Jahre des Königs Josia. Heißt es doch ausdrücklich, daß das von Josia nach der Vorschrift des Bundesbuches, d. i. eben des Deuteronomiums, 1 in Jerusalem begangene Paschafest seit den Tagen der Richter bis zum 18. Jahre des Josia in dieser Weise nicht gefeiert worden war. Zugleich ergibt sich aus I I Kön 23 21—23, daß tatsächlich die Bestimmung des Deuteronomiums (Deut 16) Gesetz geworden war. Die Neuerung bezieht sich vor allem auf den Ort des Festes. Es wurde zum erstenmal nicht wie bisher an den verschiedenen Heiligtümern, oder in den Häusern, sondern am Zentralheiligtum in Jerusalem gefeiert. 2 II. Das Exil. Die neubabylonische Periode. Auf eine d r i t t e Entwicklungsstufe ist das Paschafest während dem Exil durch den Propheten Ezechiel gebracht worden. Die von D mittelst einer Kirchenreform erstrebte Rettung des Volkes Israel vor dem Unterv

) Ygl. II Kön 23 21 mit 23 2. i Was II Kön 23 9 mit den mSD gemeint ist, bleibt unklar.

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Zur Geschichte des Paschafestes. III. B. II. Das Exil.

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gang mißlang zunächst. Es kam das Exil. Israel erlag den Babyloniern. Die geistigen Wiederhersteller Israels wurden Ezechiel und Deuterojesaja, jener durch seinen Klerikalismus, dieser durch seinen Messianismus. Ezechiel versuchte einen Wiederaufbau Israels durch ein neues vielfach an D sich anlehnendes kultisches Reformprogramm, das Deuterojesaja durch den Gedanken an den Weltberuf der Religion Israels ergänzte. Ezechiel konstruierte den künftigen Nationaltempel, dem Deuterojesaja samt seinen Nachfolgern die Rolle eines Bethauses für alle Völker zuwies I Kön 8 ti ff. Jes 567. 6. Ezechiel. In seinem Verfassungsentwurf für das neue Israel unterzieht Ezechiel u. a. auch die bisherigen Jahresfeste einer Umgestaltung. Das geschieht in dem wenige Verse zählenden, aber sehr vielsagenden Kalender Ez 45 18—26. Leider ist auch dieser von Ezechiel hergestellte Kalender von fremder Hand nicht verschont geblieben, sondern älteren und jüngeren Konkurrenten angepaßt worden. Zum Glück läßt sich aber der ursprüngliche Wortlaut noch erkennen. Dem ganzen Reformprogramm Ezechiels merkt man an, daß es von einem Priester entworfen ist. Weil die Israeliten vor allem mit ihren kultischen Pflichten bisher es nicht genau genommen haben, ist nach Ezechiel das Exil eingetreten. Daher stellt Ezechiel für das künftige Gottesvolk möglichst peinliche Vorschriften kultischer Art auf. Als Freund von Maß und Zahl regelt er den Festkalender und führt als Erster, soviel wir wissen, genaue Termine ein. Ezechiel teilt das Kirchenjahr in zwei gleiche Teile. Jede Hälfte wird durch einen am 1. Tage des 1., bzw. des 7. Monats stattfindenden Sühneakt beim Tempel eingeleitet. Die Hälftung des Jahres entspricht einem antiken Nebeneinander in der Datierung des Neujahres im Frühling und im Herbst. Der Kalendermacher Ezechiel erweist sich also als ein Kompromißtheologe, als den wir ihn auch sonst sogleich kennen lernen werden. Durch die zwei Hauptsühnefeste will der jerusalemische Priestersohn, dessen ganzer Stolz der Tempel in der Residenz gewesen war, das von ihm inaugurierte neue Heiligtum vor Entweihungen schützen, welchen der ehrwürdige Bau in den Jahren 597 und 586 zum Opfer gefallen zu sein schien. Am 15. des 7. Monats soll ein siebentägiges Fest, d. i. das alte Herbst-, Obst- und Weinlese-, oder Laubhüttenfest begangen werden, und diesem Termin entsprechend soll am 15. des 1. Monats das sieben Tage währende Paschafest stattfinden. Der drei Hauptfeste aufweisende ältere Kalender (Ex 23.84 Lev 23 Deut 16) ist also um eins verkürzt. Das Wochen- oder Pfingstfest ist beseitigt, wodurch die Symmetrie der von Ezechiel auf die doppelte Datierung des MiBchna. II. Seder: 3. Pesachim.

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II. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

Neujahres aufgebauten Jahreshälftung gestört werden würde. Der jetzige Wortlaut von Ez 45 21 redet zwar von einem Pascha, das auf den 14. des 1. Monats fällt und nur einen Tag dauert. Das Gleichmaß mit dem am 15. des 7. Monats anhebenden und eine volle Woche währenden Herbstfest 45 25 macht es aber gewiß, daß Ezechiel auch das Paschafest nicht auf den 14., sondern auf den 15. des 1. Monats angesetzt hat und es ganze sieben Tage gefeiert werden läßt. Das 45 21b zu lesende niSDtffon)' d. i. das Wochenfest, das in den Zusammenhang gar nicht paßt, und wofür noch die Versionen riSDtf ( = 7) haben, ist von jemandem hineinkorrigiert, der das von Ezechiel gestrichene Weizenernte-, Wochen- oder Pfingstfest vermißte und gleichzeitig daran Anstoß nahm, daß bei Ezechiel das Paschafest nur sieben, und nicht acht Tage wie bei P Ex 1218 Num 28 ieff. Lev 23 4 ff. dauert. Der nur zwei Jahresfeste fordernde Festkalender Ezechiels 4518 ff. ist also nachträglich angeglichen worden 1. den drei Hauptfeste kennenden Kalendern von J Ex 34, E Ex 23 H Lev 23 D Deut 16 und P Num 28. 29 und 2. den ebengenannten und gleich noch näher zu besprechenden zu P gehörenden Kalendern, in welchen das Pascha-Maßßothfest acht Tage währt. Um die Ubereinstimmung mit den Angaben von P herzustellen, ist auch Ez 45 21a der 15. des 1. Monats in den 14. geändert worden. Der 14. statt des 15. ist schon von der griechischen Bibel bezeugt, die aber noch nicht die Einschmuggelung des Wochenfestes in den Text Ezechiels kennt. Das am 15. des 1. Monats eine Woche lang zu feiernde Fest ist eigentlich ein Doppelfest. Es ist eine Kombination der Pascha- und der Maßßenfeier, also eine Verschmelzung der Frühlingsfeste von J und E\ Ezechiel hat für das ganze Fest den Namen HOB von J und D beibehalten, gibt ihm aber, außer den unten noch zu besprechenden Gemeindeopfern, den Ritus des Maßßenessens von E, d. h. den Genuß der Maßßen zum Inhalt. Das eigentliche Paschamahl von J Ex 34 und D Deut 16 ist von Ezechiel aufgehoben. Das erst mit dem nächtlichen Mahl beginnende Fest würde ja ganz aus dem Parallelismus mit dem zur Tageszeit begangenen Herbstfest herausfallen. Auch würde das mystische Nachtmahl, an das sich seit den letzten Zeiten vor dem Exil die Erinnerung an den nächtlichen Auszug aus Ägypten knüpfte, sich schlecht zu der abstrakten K i r c h e n f e i e r reimen, zu der P a s c h a durch E z e c h i e l geworden ist. Die siebentägige Feier des Frühlingsfestes ist von Ezechiel wohl nach Analogie des siebentägigen Herbstfestes gefordert, falls Ezechiel nicht einfach — oder auch zugleich — von der Sitte des vielleicht sieben Tage lang hier und da gefeierten Maßßenfestes beeinflußt war. Hinsichtlich des Herbstfestes folgt Ezechiel der Praxis,

Zur Geschichte des Paschafestes. HL B. II. Das Exil.

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die sich am Ausgang der vorexilischen Zeit eingebürgert zu haben scheint I Kön 8 2. 66 Deut 16 13 Lev 23 39a. 40 ff. Die frühere Zeit kennt für das Maßßenfest nur einen Tag E x 12 17. 34. 39 13 3. 4. 8, doch vgl. S. 28. Als Ort des Festes kommt nach dem Vorbild Ds für Ezechiel, den ehemaligen Residenzpriester nur der Jerusalemer Tempel in Betracht. In dem von dem Priester am 1. des 1. und 7. Monats an die Pfosten des Tempels, an die vier Ecken der Einfriedigung des Altars und an die Pfosten des Tores des inneren Vorhofs zu applizierenden Blut läßt sich unschwer der sachlich gleiche Ritus wiedererkennen, den Js Ex 12 21—23 a und P E x 12 7 ff. für das Paschafest fordert. Nur ist der Blutritus bei Ezechiel verdoppelt. Das E x 45 18 ff. verwendete Blut, dem weihende und sühnende Kraft innewohnt — ein Überbleibsel alten Medizinglaubens! — ist der Rest des ehemaligen Grundstein- oder Einweihungsopfers und wird darum ganz passend an dem doppelten Jahresanfang für die zwei großen Tempelsühnefeste benutzt. Handelt es sich doch dabei um eine alle Halbjahre zu vollziehende geistige Neugründung des Tempels. Das Blut soll immer wieder wie eine frische Tünche die Schutz- und Heiligkeitskraft des Tempels erneuern, Jahwe an seinen Tempel bannen und zugleich die etwa im Laufe des halben Jahres in den heiligen Bezirk eingedrungenen Unheiligkeitsbazillen — die Dämonen — wie ein exorzistisches Mittel beseitigen. So bedeutet ja auch die Streichung des Blutes E x 29 20 Lev 8 24 bei der Priesterweihe an das rechte Ohrläppchen Aarons und seiner Söhne, an ihren rechten Daumen und an ihre rechte große Zehe die Verleihung von Heiligkeitscharakter und zugleich einen exorzistischen Akt. 1 Der Ez 45 18 ff. beschriebene Blutritus ist durch Ezechiel vom Paschafest wenigstens nach der Form, die es bei Js hat, losgelöst und verselbständigt. Von einer Opferung der Erstgeburten der Herden am Paschafest kann bei Ezechiel, der wie Js E x 12 21 ff. von keinem eigentlichen Paschaschmaus etwas wissen will, gar keine Rede sein. J a es ist überhaupt zu fragen, ob Ezechiel die von den Erstgeburten der Rinder und Schafe hergestellten Opfermahlzeiten, die im Bundesbuch E x 22 24 und von D Deut 1514 ff. gebilligt werden, für die neue Theokratie verlangt. Bei P sind, wie bekannt, die Erstgeburten eine Abgabe an die Priester geworden Num 1815. Ezechiel weist 44 30 den Priestern das Beste (n'fftn) von den Erstlingen (D'TDa), . Das ist merkwürdig, weil das Paschamahl als Hausmahl gar keinen OpferDie Heil. Schrift des AT. 3 Freilich fehlt nOBil mit»» 5 11 u. m i l » a 512 in LXX. Doch macht das Fehlen der "Worte in LXX nicht viel aus. Denn das Essen der Maßßen und der gerösteten Körner ('iVp) an [so LXX], oder nach [so der MT] dem Paschafesttage weist darauf hin, daß das Paschafest zur Zeit der Gerstenernte gefeiert wird. Das heißt aber: Pascha ist mit Maßßoth hier verbunden und in letzteres die Gerstenernte eingerechnet. Wird doch grade Lev 23 14 nach dem Darbringen der Erstlingsgarbe das Essen der gerösteten Körner erlaubt. Es handelt sich aber um '»lVp der anhebenden Gerstenernte. *) B a e n t s c h , Kom. z. Ex. S. 108.

Zur Geschichte des Paschafestes. III. B. III. Die nachexilische Zeit.

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charakter hat.1 P vermeidet sonst geflissentlich den Namen Opfer für das Pascha. Denn Ex 12 27 ist nos*nat Text eines im Stile des Deuteronomiums arbeitenden Redaktors. Oder ist etwa doch das Pascha von Num 9 6—13, statt im Hause, am Zentralheiligtum in Jerusalem gefeiert gedacht? Das beim Heiligtum gefeierte Pascha ist ein Opfer,2 vgl. Ex 34 25 Jub 49 9.15 Pes Y 1 ff. Daß auf die Nachfeier des Pascha etwa noch ein siebentägiges Maßßenessen folgen müsse, ist Num 9 6ff. nicht gesagt. Das Pascha ist hier vielmehr wie Ex 12 l—14 ein eintägiges Fest. Was dann noch Num 914 als Vorschrift für eine Beteiligung des Fremden (*ij) am Pascha ausgeführt wird, steht ganz mit den Forderungen Ex 12 48 im Einklang. Hat P 1 ein Konkurrenzprogramm gegenüber Ezechiel aufstellen wollen? Jedenfalls hat sich gegen Ezechiel der geschichtliche Zug an dem Fest in der weiteren Geschichte des Festes durchgesetzt und sich bis zuletzt, ja bis zur Gegenwart erhalten. ß) Das Hi-iVr nos (P2) Ex 12 is. 16.18-20 Lev 23 Num 28 f. 1. Ex 12 15.16.18—20. Erst in Ex 1215.16.18—20 ist der in der Zeitdauer des Festes zwischen P und Ezechiel bestehende Unterschied zugunsten Ezechiels ausgeglichen. Etwas Neues gegenüber Ezechiel ist die Auszeichnung des 1. und 7. Festtages Ex 1216 durch Ruhen von der Arbeit und durch Abhalten einer vfjp top??. Da die Festversammlung nur am Zentralheiligtum in Jerusalem stattfinden kann, streitet die Forderung Ex 1216 mit 12 20. Hier sollen ja die Juden jeder in seiner Heimat während der sieben Tage des Festes Maßßen essen. Die Reise zur Beteiligung an der Festveraammlung in Jerusalem ist hier so wenig verlangt, wie verboten. Da P 1 für das Pascha Ex 12 7.13 an dem aus Js bekannten Blutritus festhält, der ein der Gottheit dargebrachtes Verschonungsopfer bedeutet, so bedarf es bei P 1 keines Gemeindeopfers, die Ez 45 22 ff. für den gleichen Zweck verordnet. Die häusliche Feier des Pascha, deren spätes Aufkommen gegenüber der öffentlichen schon S. 17 f. wahrscheinlich gemacht worden ist, widerspricht dem Mahl am lokalen bzw. am zentralen Heiligtum (Ex 34 — Deut 16). Ist doch Ex 12 20 sogar geboten, daß das Paschamahl mitsamt dem siebentägigen Maßßenessen allerorten, wo Juden wohnen, gehalten werden soll. Das durch die Sitte geheiligte volks1

) Hat aber seine Parallele in den lepeTa der Griechen. So nannte man nämlich zahmes Schlachtvieh, das schließlich zum bloßen Genuß geschlachtet wurde, Uprm a n n - B l ü m n e r griech. Privataltertümer3 1882 S. 224. 2 ) Vgl. B a e n t s c h z. St.

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II. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

tümliche Paschamahl selbst, das von Js durch den simplen [Blutritus Ex 12 21 ff. und von Ezechiel durch das österliche siebentägige Fasten ersetzt zu werden versucht worden ist, ist von P in Übereinstimmung mit J Ex 34 und D Deut 16 beibehalten. 2. Die aramäischen Papyri. Eine älteste außerbiblische Erwähnung des aus Pascha und Maßßoth kombinierten Festes liegt jetzt in den neuerdings veröffentlichten aramäischen Papyrus aus Elephantine vor.1 In dem Schreiben, das im Auftrag des persischen Großkönigs Darius II. im 5. Jahre seiner Regierung (d. i. im J. 419/418) durch Vermittlung des persischen Statthalters Arsames in Ägypten der palästinensische Jude Chananja an seine Glaubensgenossen, die in Elephantine eine Militärkolonie bilden, richtet, empfiehlt er ihnen, ein Fest vom 15. bis 21. [Nisan] zu feiern — dies kann kein anderes als das Maßßenfest sein. Da aber nachher der Text vom „Sonnenuntergang" redet als von der oberen Grenze des Festes, ist hier an den eigentlichen Paschatag zu denken,2 dessen Höhepunkt das nächtliche Mahl ist. Mit dem Maßßenfest ist also der Paschafesttag verbunden. Wahrscheinlichst handelt es sich in dem Text um eine neue Verordnung, die unter der Autorität des persischen Großkönigs (vgl. Es 7 n ff.) auch in der Diaspora eingeführt werden soll. Das Neue kann nur die Zusammenlegung von Pascha und Maßßoth sein, die von Ezechiel eingeleitet und in den jüngeren Paschaperikopen von P ( = P 2 ) vollzogen ist. Durch die aramäischen Papyri ist als spätester Termin für die Kombinierung der beiden Feste das Jahr 420 gegeben. Aus dieser Zeit stammen auch die literarischen Ergänzungen ( = P 2 ) zu den älteren Paschagesetzen von P ( = P 1 ). Ganz Ex 12 20 entsprechend wird der ägyptischen Diaspora erlaubt, das Pascha-Maßßothfest an Ort und *) Vgl. S. 3. Die Übersetzung des Schreibens lautet: . . Jedonja und seine Genossen, das jüdische Heer. Euer Bruder Chananja. Das Heil meiner Brüder [mögen] die Götter [erkunden]. Und nun in diesem Jahr, dem Jahre 5 des Darius des Königs, ist von dem König [Botschaft] geschickt an Arscham . . . Jetzt sollt ihr also zählen vier(?) . . . und vom 15. bis zum 21. . . . seid rein(?) und nehmt euch in acht. Arbeit») . . . nicht trinkt und alles, was gesäuert ist . . . vom Sonnenuntergang bis zum 21. Nisan . . . tretet ein(?) in eure Gemächer und verschließt^?) zwischen den Tagen . . . meine Brüder Jedonja und seine Genossen, das jüdische Heer. Euer Bruder Chananja." ») Strack, Pes S. 7* ergänzt vielleicht richtig: „nicht tut und Bier" vgl. Pes III, 1. B a r t h , Orient. Lit.-Zeit. 1912 Sp. 10. 2 ) "Was S t e u e r n a g e l , ZAW 1911 S. 310 zu übersehen scheint, wenn er sagt, es werde in dem Schreiben nur die Feier des Maßßothfestes anempfohlen.

Zur Geschichte des Paschafestes.

III. B. m . Die nachexilische Zeit.

Stelle zu feiern, 1 nur ist alles Gesäuerte zu essen verboten. V e r b o t der Arbeit vgl. E x 12 le Deut 16 8.

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Zu dem

3. L e v 23. I n dem von P übernommenen und überarbeiteten Festkalender H'a L e v 23 sind die auf Ezechiel zurückgehenden Gemeindeopfer noch nicht der wichtigste Teil des Festes. E s wird nur für die sieben Tage von Pascha-Maßßoth täglich ein Feueropfer (iltfK) 23 8 a verlangt. F ü r den in unser F e s t eingeschlossenen und von H durch Darbringung der Erstlingsgarbe ausgezeichneten Anfang der Gerstenernte fordert der Gesetzgeber ein fehlloses einjähriges Lamm als Brandopfer und dazu als Speisopfer 2 /io E p h a Feinmehl mit Ol vermischt als Feueropfer und als Trankopfer Hin Wein 23 12. 13.

4. Num 2 8 f.

E i n e Steigerung gegenüber L e v 23 8 und 12 f., zugleich aber eine Annäherung an die zahlreichen Gemeindeopfer Ezechiels, bzw. gar eine Uberbietung derselben, bedeuten die Opfer, welche in dem wohl aus jüngerer vorexilischer Zeit stammenden und sämtliche Festopfer berücksichtigenden Opfertarif Num 28. 29 speziell für das Pascha-Maßßothfest vorgeschrieben sind. D e r Eingang .28 16—18 und der Schluß 28 25 ist so gut wie wörtlich aus L e v 23 5—7 bzw. 8b wiederholt. Was dazwischen steht: Num 2819—24 ist ein Kommentar zu L e v 23 sa. D e r priesterliche E r k l ä r e r deutet das dort verlangte ntfX im Interesse eines blühenden Opferkultus aus. Fordert er doch als ntfN in Gestalt von Brandopfern für das siebentägige F e s t die tägliche Darbringung von 2 jungen Stieren, 1 Widder und 7 jungen einjährigen Lämmern, lauter tadellosen Tieren und dazu als Speisopfer mit Öl angemachtes Feinmehl 8 /io E p h a für jeden Stier, V10 E p h a für jeden Widder und 1 /io für jedes Lamm. Schließlich wird noch als Sündopfer pro T a g 1 Ziegenbock 2 nachgefordert. Neben diesen Zusatzopfern darf das tägliche Brandopfer, bestehend in 2 fehllosen Lämmern und dazu als Speisopfer für jedes T i e r 1 /io E p h a F e i n mehl vermischt mit 1 U Hin Ol und als Trankopfer für jedes Tier 1 U Hin *) Nach Sachau a. a. 0 . S. 39 soll das Schreiben des Chananja Deut 16 näherstehen als E x 12. Gerade das Umgekehrte ist richtig! Vgl. S. 29 ff. 37 ff. ObdasPaschafest direkt in einem anderen der von Sachau edierten Texte steht (Taf. 64 S. 237), ist fraglich, vgl. L i d z b a r s k i EphemerisII, 232. «nOB3 „am Paschafest" könnte auch = „an der Furt" sein. 2) K a u t z s c h meint (Heil. Schrift d. AT3, S. 226 oben), daß der Ziegenbock vielleicht eine jüngere Zutat ist, weil er doch eigentlich vor dem Brandopfer darzubringen wäre — aber auch Ez 4523 steht der als Sündopfer darzubringende Ziegenbock hinter den als Brandopfer geforderten Tieren.

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II. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

Wein nicht fehlen. 1 Das sind im ganzen 63 Lämmer, 14 junge Stiere, 7 Widder und 7 Ziegenböcke, über 400 Liter Mehl und über 20 Liter Ol und ca. 3 Liter Wein. Der Wein ist von Ezechiel gänzlich aus dem Kult gebannt. Fällt einer der Maßßenfesttage auf einen Sabbat, so steigt die Opferskala noch um 2 fehllose Lämmer, nebst 2ho Epha mit Öl angemachtem Feinmehl und dem dazugehörigen Trankopfer 28 9. Die Hervorhebung des 1. und 7. Festtages durch Versammlung am Heiligtum und durch Ruhen jeder Arbeit L e v 23 7—8 Num 28 18. 25 geht über Ez 45 21 ff. hinaus, deckt sich aber mit E x 12 16* und teilweise auch mit Deut 16 8,8 nur ist das Ruhegebot L e v 23 Num 28 noch viel strenger als E x 12 16.

B) D a s S p ä t j u d e n t u m (die g r i e c h i s c h e Zeit). Yormakkabäische Periode. 8. Es 619-22.

I I Chron 301-27 351-19.

Aus Esra und Chronik erfahren wir, was schließlich etwa im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. Paschabrauch geworden war, während wir für die älteren Zeiten meist nur die mannigfachen Gesetze über das Paschafest kennen, aber nichts oder nur wenig von ihrer Anwendung wissen. Der Chronist führt zwei typische Paschafeiern der Vergangenheit vor: die eine unter Hiskia I I Chron 30 1 ff. und die andern unter Josia I I Chron 35 1 ff. Anerkanntermaßen schildert hier der Chronist die Praxis seiner eigenen Zeit. Entspricht das I I Kön 23 21—23 von Josia gefeierte Pascha den Vorschriften des Deuteronomiums, so das in I I Chron 30 und 35 beschriebene Fest den jüngeren Paschagesetzen des Priesterkodex ( = P 2 ). Das ist aber die Sitte der späteren nachexilischen Zeit, in die der Chronist selbst gehört. Zeit und Ort der Feier sind im Zeitalter des Chronisten nach Ezechiel und P geregelt. Das Fest beginnt am 14. Nisan E s 619 I I Chron 35 1. Daran schließt sich das siebentägige Maßßenessen. Das ganze Fest dauert also acht Tage wie E x 1215 ff. L e v 23 5 ff. Daß der 1. und 7. Tag des Maßßenessens durch besondere Versammlung, wie P verlangt, ausgezeichnet wird, ist nicht angedeutet. Der Ort der Feier ist Jerusalem I I Chron 30 5—11 35 1 und zwar der Tempel 30 1, was ganz der For*) Num 28 23 wird zwar nur das tägliche Morgen-Brandopfer erwähnt. Das geschieht aber deshalb, weil die Festopfer am Morgen darzubringen waren. Selbstverständlich unterblieb auch das tägliche Abend-Brandopfer nicht. 2) Vgl. S. 41 f. 3) Ygl. S. 29 ff.

Zur Geschichte des Paschafestes.

III. B. III. Die nachexilische Zeit.

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derung Ds und Ezechiels gemäß ist. Das Mahl selbst ist im Sinne Ps E x 12 1 ff. beibehalten, jedoch fehlt die dortige Blutmanipulation. Das Blut wird jetzt an den Altar gesprengt I I Chron 3016. I I Chron 3513 redet von einem „Kochen" der Lämmer mit Feuer, was mit der deuteronomischen Forderung Deut 16 7 stimmen würde. Die Gemeindeopfer Ezechiels sind im Prinzip durchgedrungen I I Chron 30 15 ff. 35 7 ff. Dazu sind allerlei freiwillige Gaben für Volk und Priester gekommen. Auch das Nachpascha Ps Num 9 6 ff. ist I I Chron 30 2 f. bezeugt. Nur scheint der Text im Unterschied von Num 9 6 ff. statt von einer eintägigen, von einer siebentägigen mit Maßßenessen verbundenen Ersatzfeier zu reden I I Chron 30 13 ff. i i . Gelegentlich mochte es sogar vorkommen, daß diese siebentägige Nachfeier, wie I I Chron 30 23 geschieht, um weitere sieben Tage verlängert wurde. Endlich hören wir von Teilnahme der Fremden am Paschafest I I Chron 30 25 vgl. E x 12 43 ff. Zwei Neuerungen lassen sich zur Zeit der Chronik für den Festbrauch konstatieren. Davon ist die eine eine Folge von Verordnungen Ezechiels und die andere steht im Zusammenhang mit der von Ezechiel angebahnten Einbeziehung des Paschafestes in den nachexilischen Gottesdienst. Die erste Neuerung betrifft den Akt der Schlachtung. Nach Deut 16 6 E x 12 6 besorgen die einzelnen Familien selbst das Schlachten. An die Stelle der Laien sind jetzt die Kleriker, Priester und Leviten getreten Es 6 20 I I Chron 30 15 35 2 ff. 10 ff. Die Priester sprengen das Blut an den Altar I I Chron 30 16 35 11, die Leviten schlachten das Lamm 30 17 35 11; nach 35 13 scheinen sie sogar auch das „Kochen" der Paschatiere zu besorgen. Die Übertragung des Schlachtaktes und dessen, was dazu gehört, an die Kleriker stimmt ganz mit Ez 4411 überein, wo den Leviten von Ezechiel die Schlachtung der Brand- und Schlachtopfer für das Volk überwiesen wird, dem sie als Gehilfen zur Verfügung stehen sollen. Der Klerus entmündigt immer mehr die Laienwelt — nicht ohne Grund hat man die nachexilische Periode die Zeit der Hierokratie genannt! Schließlich ist der kirchliche Akt der Schlachtung der Paschatiere und namentlich die Blutsprengung wichtiger als das eigentliche Paschamahl. Die andere Neuerung betrifft das Eindringen der zwar auch für den vorexilischen, besonders aber für den nachexilischen Gottesdienst charakteristischen Musik des Klerus in das Pascharitual. Ezechiel verordnet zwar selbst Ez 45—46 keine Musik und keine Lieder für Opfer und Feste — aber die ganze Gottesdienstordnung des zweiten Tempels wurzelt ja in Ezechiels Zukunftsprogramm! Durch die Anwendung von Musik und Lied beim Pascha wird dieses immer mehr zu einer der üblichen Gemeindefeiern I I Chron 30 21 3515. Wie zur Zeit der Makkabäer

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II. Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

J u b 49 6—22 ist ca. 150—100 Jahre früher das Pascha-Maßßenfest ein Freudenfest I I Chron 30 22. I n diese Zeit möchte auch die Nachricht gehören von dem Liedersingen in der Nacht der Festweihe Jes 30 291 d. i. wohl des Paschafestes, das in der Nacht gefeiert wurde. Auch der Segensspruch aus dem Munde des Klerikers ist Bestandteil des Pascharituals geworden I I Chron 30 27. Es beginnt eine Paschaliturgie sich auszubilden, in die auch die Belehrung über den Sinn der einzelnen Paschabräuche eingeschlossen ist Ex 12 26 f. 13 s. Die makkabäische Periode. 9. Jubiläen 49. Wie man ca. 100 v. Chr. das Paschafest gefeiert und was man damals über es gedacht hat, spiegelt sich am klarsten in dem sogenannten Jubiläenbuch wieder, das ein Nachhall aus der großen makkabäischen Periode ist2, und worin das festgestellt wird, was damals Sitte geworden war. Mit den überlieferten, teilweise voneinander abweichenden Festbräuchen findet man sich jetzt so ab, daß zwischen einem einst in Ägypten 49 2 ff. und einem für die Gegenwart seit der Einwanderung in Kanaan eingeführten Fest unterschieden wird 49 7 ff. Das erstere deckt sich im allgemeinen mit dem von P Ex 121 ff. angeordneten Fest. Jedoch ist es umrankt von der sich entwickelnden Haggada, bei der auch die zeitgenössische jüdische Dogmatik zu ihrem Recht kommt. Während Ex 1212.23a Jahwe selbst die Erstgeburten der Ägypter tötet, tritt für ihn J u b 49 2ff. „Mastema" 8 mit seinen Scharen ein. Dieser Mastema hat zwar seinen Vorgänger an dem H W o von Js Ex 12 23 b, der ein Deckname für einen Pest- oder Unterweltsgott sein wird, 4 entspricht aber in Wirklichkeit dem Satan. 5 Aber Satan mit seinen Genossen ist nur Werkzeug Gottes Jub 49 4. Echt jüdisch ist der kleine neue Zug: Während Ägypten von Mastemas grausamem Heere heimgesucht wird, feiert Israel sein Paschamahl, bei dem jetzt auch der Wein nicht fehlt, und singt Lieder dazu, als die Heiden vom Gotte Israels vernichtet werden Jub 49 6 vgl. mit Jes 30 22. *) Die Juden machen Musik dazu, während Jahwe die Heiden zusammenhaut. 2 ) B e e r , Pseudepigraphen des AT. ßealenz. f. prot. Theol.8 XVI 259 f. a )' nnüfcn r •• : - Hos 9 7. 4 ) B e e r , Der bibl. Hades in Theol. Abhandl. Festgabe für H. Holtzmann 1902, S. 15 Anm. 1. ') lütj? I Chron 29 1 vgl. mit II Sam 24. C h a r l e s , The Book of Jubilees S. 80 Note zu Jub 108. Pseudo-Jonathan ersetzt Ex 12 23b den fPWB durch die '"'"T lOö'iO) d.i. das Wort Jahwes, R i e d e l ZAW20321. - IKor 1010 6 öXo6peuTi!|c =

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Zur Geschichte des Paschafestes. III. B. III. Die nachexilische Zeit.

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Das ägyptische Pascha, das auch in den Jubiläen ein häusliches, zur Sicherung gegen die Pest gefeiertes Fest war 49 4, steht in Gegensatz zu dem jetzt gefeierten Pascha. Dieses ist im wesentlichen das unter dem Vorbild von D und Ezechiel in der jüngeren Legislation von 1 empfohlene Fest, das, wie die Chronik bestätigt, seit dem 3. Jahrhundert wirklich eingebürgert ist. Das Pascha wird also auch zur Zeit der Jubiläen beim Tempel in Jerusalem gefeiert. Unser Verfasser zerbricht sich den Kopf, wo die Israeliten ihr Pascha nach der Ansiedlung in Kanaan hielten, bis^daß der Tempel gebaut war. Er meint, der Ort sei in der Zwischenzeit die Stiftshütte gewesen und legt daher dem Mose darauf bezügliche Gesetze 4918 in den Mund. Der die Lücken der Überlieferung durch novellenartige Stoffe ausfüllenden und im Geist Ps spintisierenden Betrachtung läuft parallel eine immer engere Maschen an dem Netze ziehende Kasuistik des Festes. Die Scholastik setzt kräftig ein. Die Epigonen sind an dem Werk, das nachher im Talmud und Schulchan arukh gekrönt wird. Soll nach D Deut 16 e die Schlachtung der PaschatierefföWÜK133 315D „am Abend, wenn die Sonne untergeht", geschehen, oder bei P Ex 12 6 tWWfl „in der Abendzeit", so wird diese zu allgemeine Bestimmung durch eine bestimmtere ersetzt. Denn die Frömmigkeit unserer Zeit drängt auf das Präzise. Tag und Nacht sind in drei gleiche Teile zerlegt: Die Stunden von 6—10 morgens, 10—2 mittags, 2—6 nachmittags; 6—10 abends, 10—2 nachts, 2—6 morgens. Das Paschalamm soll am 14. des 1. Monats zwischen 2—6 nachmittags geschlachtet werden, und in der darauffolgenden Nacht bis 2 Uhr verzehrt sein, indem etwaige Reste von 2 Uhr nachts an verbrannt werden müssen Jub 491.10—12.19. Die nach Stunden umschriebene Festlegung des Festaktes bildet den Übergang zu der Praxis, die schließlich in der Mischna ihre endgültige Regelung erhalten hat. 1 Es ist bekannt, daß über die richtige Deutung der Zeitangabe Ex 12 6 ä'aiJJil l ' l die verschiedenen jüdischen Sekten uneins sind. Der Verfasser der Jubiläen hält es mit den Pharisäern, die wie Flavius Jösephus® die Schlachtung der Paschalämmer auf die Zeit zwischen Niedergang (3 Uhr) und eigentlichem Untergang der Sonne (6 Uhr) ansetzen, während die Sadduzäer, Samaritaner und Qaräer den Schlachtakt zwischen Sonnenuntergang (6 Uhr) und eigentlichem Finsterwerden (7 Uhr) vollzogen werden lassen.8 Auch Ber 11. Pes X 9. *) Bell j VI, 9 3 6> Z. 17, wo es durch D'TUKl TTP'jp D'inn „Datteln, geröstete Ähren und Nüsse" (Tos Pes S. 173 Z. 8) u. Pes j Gern 37 d , wo es durch np'HO 'J'n „Arten von Süßigkeit" erläutert wird. Dem Richtigen kommen nahe die anderen Erklärungen: 1. die ein gewisser Simon im Namen des'Injani bar Sisai gibt, wenn er Pes j Gern 37 d sagt: es bedeute "iaT T a „Liedarten" (von S t r a c k S. 34 falsch durch ming, zemer transkribiert). Nach 3*1 Pes b Gern 119 b Z. 14 f. bedeutet 'SK: nnan 1 ? n n a n a n p j p „man soll nicht gehen von einer Gesellschaft zur [anderen] Gesellschaft", (erg. nach ViplP: OlV^n ? od. 1. IpIlP?) d.h. hier wird gerade der fröhliche Umzug verboten! Der griechische Ursprung des Wortes wurde von E l i a s L e v i t a (f 1549) und von B u x t o r f in seinem 1639 erschienenen Lexic. Chald. S. 193 betont. Aber das von letzterem vorausgesetzte griech.Wort ¿ T H K U U H O V 2

Zur Geschichte des Paschafestes. III. C. Die Nachgeschichte.

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mit wenigen Ausnahmen, schon frühe nicht mehr deutlich verstanden und wurde und wird noch jetzt meist mit „Nachtisch" übersetzt, ist aber nichts anderes denn das ins Hebräische übergegangene erriKW|iiov d. i. soviel wie ¿YKiOmov und bedeutet ein Jubellied, dazu auch Umzug mit Gesang. I n den jüdischen Mahl-, speziell auch in den jüdischen Ostermahlsitten im Zeitalter Jesu erkennt der Kulturhistoriker ein Glied in der Kette von Beziehungen zwischen Judentum und Griechentum. Wie der israelitische Geist einst die Sitten der Kanaaniter, Ägypter, Babylonier, Aramäer, Assyrer und Perser sich angeeignet, ihnen aber den jüdischen Stempel aufgedrückt hat, so hat er auch zur Zeit der großen Religionswende, und zwar mehr als aus irgendeiner anderen Volkssphäre, aus dem Griechentum viele Stoffe, nicht bloß aus dessen geistiger, sondern vor allem auch aus seiner materiellen Kultur übernommen, wie u. a. die vielen eingewanderten griechischen Fremdwörter beweisen, 1 ist aber auch hier der Fremde nicht erlegen, sondern hat es verstanden, sie dem jüdischen Nationalismus dienstbar zu machen. Auch in den Paschariten zur Zeit Jesu ist der griechische Einfluß vielfach nachzuweisen, bzw. zu vermuten. Trotzdem hat in der Zeit der denkwürdigen Vereinigung jüdischen und griechischen Geistes das Paschafest — dank den judaisierten griechischrömischen Bestandteilen — sich als ein festes Bollwerk des Judentums gegen den alles aufweichenden Hellenismus erwiesen und ist das nationalste aller Feste des Judentums geblieben.

C. Die Nachgeschichte. 14. Die talmudische Zeit. Trotzdem im Jahre 70 n. Chr. der Tempel in Jerusalem von den Römern zerstört wurde, hat sich doch das Paschafest, dessen vornehmster, (d. h. der kirchliche) Akt mit dem Tempel eng verbunden war, weiter erhalten, freilich in modifizierter Form. „quod ad comessationes venit aut pertinet, ut sunt Bellaria et Deliciae mensarum secundarum", womit B. wieder zu der jüdischen Deutung „Dessert" einlenkt, existiert nicht. Die musikalische Bedeutung des Wortes hat zuerst wieder L ö w 1875 erkannt (zitiert von Kr aus s, Griech.u.lat. Lehnwörter S. 107). Merx, Die vier kanon.Evangelien S. 424 f. hat die erste wissenschaftliche Erörterung von Pes X 8 geboten u. 'p'SK richtig mit ¿IUKWUIOV = ¿YKW|LUOV (Thesaurus Gracae linguae H. Stephan 3 s. ¿TriKÜü|aioc) gleichgesetzt. (Vgl. Beer, Pascha 1911 S. 40.) Ihm folgt auch Strack, Pesachim 1911 S. 34 f. 1 ) Wendland unterläßt in seinem dankenswerten Buch „Die hellenistischrömische Kultur in ihren Beziehungen zu Judentum und Christentum" 1907 bedauerlicherweise den engen Beziehungen in der äußeren Kultur zwischen Okzident und Orient nachzuspüren. Vgl. dagegen Schürer, Gesch. d. jüd. Volkes II4 S. 57 ff. Natürlich können Fremdnamen auch Hüllen für einheimische Dinge sein — aber auch hier hängt dann etwas von der Fremde daran!

II. Seder.

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Moed: 3. P e s a c h i m .

Der eigentliche Opferkult wurde nach 70 nicht mehr erneuert. Daß der levitische Dienst damals (sofort?) aufhörte, wird u. a. auch durch Pes I o V o ff. X 3 bezeugt. Die Macht der Gewohnheit war aber zu stark und die Hoffnung auf den baldigen "Wiederaufbau des Tempels, bei dem alsdann das Fest in erneutem und höherem Glänze gefeiert werden sollte, war zu glühend, um auf das Paschafest, mit dem sich die heiligsten nationalen Erinnerungen verknüpften, verzichten zu können. Entgegen dem deuteronomischen Gebot, alle Feste in Jerusalem zu feiern Deut 12, wurde, wie wir jetzt wissen, von den ägyptischen Juden im persischen Zeitalter das Paschafest eben draußen in der Fremde gefeiert. 1 Ebenso hielten die römischen Juden, als noch der Tempel von Jerusalem stand, das Pascha in ihrer neuen Heimat. Nicht anders wird es in den übrigen Teilen der großen jüdischen Diaspora im hellenistischrömischen Zeitalter gewesen sein. 2 Die vorgeschriebene Wallfahrt nach Jerusalem zum Osterfest konnte sich nicht jeder Jude alljährlich leisten! Die vom Jerusalemer Tempel gelöste Diasporapraxis setzte sich nach 70 nun allgemein bei den Juden durch. Das Unterscheidende von der jerusalemischen Tempelfeier war das Aufhören des Opfercharakters des Festes. Opfern konnte und sollte man nur beim Tempel, der war aber nun zerstört! Die deuteronomische Opfersitte hatte gesiegt. Als ein vornehmer römischer Jude Todos 8 bei seinen Glaubensbrüdern in Rom, als noch der Tempel in Jerusalem stand, die Sitte des sogenannten „gepanzerten Osterlamms" (oVpö '"]?),4 d. h. das Osterlamm in der Pes V I I i vorgeschriebenen Weise zuzubereiten, einführen wollte, wurde es ihm von den strengen Traditionsmännern in Jerusalem verargt und verwehrt. Selbst der häusliche Jerusalemer Festritus sollte also in der Diaspora nicht nachgeahmt werden — geschweige gar der kirchliche! Kein Wunder, daß daher auch der Patriarch Gamliel II, als er nach der Zerstörung des Tempels das „gepanzerte Osterlamm" allgemein eingeführt J

) Vgl. S. 42 f. ) Vgl. F r i e d m a n n und Graetz, Die angebliche Fortdauer des jüdischen Opferkultus nach der Zerstörung des zweiten Tempels in Theol. Jahrb. (herausg. vonBaur und Zeller) 1848 S. 338—371. Schürer, Gesch. d. jüd. Volkes4 III 143f. ®) Di-Tin, OVnin, Oinns.'ri Oeöbuupoc (Levy, Neuhebr. u. chal. "Worterb. s.v.). Steckt der Name OTTin auch in Geubcüc Apg 5 36? 4 ) Vgl. F r i e d m a n n - G r a e t z a. a. 0. S. 354. „Das gewappnete Böcklein führt seinen Namen von der Art, wie es gebraten wurde, ganz entsprechend dem Paschalamm, Kniestücke und Eingeweide an der Außenseite des Rumpfes in Kreuzform angeheftet, so daß es einem Gewappneten ähnlich gewesen sein soll." DasVerbum oVp ist von einem ins Hebräische gedrungenen griechischen Fremdwort denominiert. Man rät auf KCHJXÖC, KÖIVOC und K Ö p u c . a

Zur Geschichte des Paschafestes. III. 0. Die Nachgeschichte.

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wissen wollte, keine Unterstützung bei den Mischnaautoritäten fand Beß I I 7. Es blieb von der Feier nur der häusliche Ritus, aus dem aber das Wichtigste, das Verzehren des eigentlichen Osterlamms, ausgeschieden wurde Pes X 3. An seine Stelle traten die zwei Gerichte (p^'B'nn) Pes X 3, die man verschieden interpretierte, wobei vielleicht auch der Geschmack der einzelnen Gesetzesmänner eine Rolle spielte! So schwärmte Rabh H u n a 1 Pes Gern 114b f ü r Spinat (xp^'O) und Reis (xmx)' während andre den Reis wegen der Gefahr des Säuerns verwehrten. Bei einem Hizkija 2 sind die zwei Gerichte: Fisch und ein Ei darauf (l'Vyw n2P31 5l) — ein ältestes Zeugnis f ü r das Vorkommen der wohl aus der romischen Umgebung bei den Juden eingebürgerten Ostereier! Nach Rabh Joseph 3 müssen die zwei Speisen Fleischspeisen sein, eine zur Erinnerung an das Paschalamm (nosV IDi) und die andere zur Erinnerung an das Festopfer (ru'jnV 't 4 ). Rabhina 8 sagte: die zwei Speisen seien S a n (Knochen) und sVwa Gekochtes (Brühe?). Im allgemeinen galt, wie aus Pes I V 4 hervorgeht, hinsichtlich des Ersatzes des Osterlammes der Kanon: Wo es Sitte ist, in der Osternacht Gebratenes ('Vx) zu essen, sollte der Ortsgebrauch weiter bestehen — an anderen Orten sollte man nicht in der Freiheit beschränkt sein, nicht Gebratenes zu genießen. Von allgemeinerem Interesse als die nur einen frommen jüdischen Magen quälende Frage nach der rechten Osterspeise ist der Einfluß, den die veränderten Zeiten auf die jüdische Osterliturgie übten. Nach dem Zeugnis und wohl auch auf die Anregung des bekannten Rabbi ' Aqibha hin nistete sich jetzt die Bitte um Wiederherstellung Jerusalems und um Erneuerung des Tempelkultus ein, um dereinst das Fest in würdiger Weise an altgeweihter Stätte wieder begehen zu können Pes X 6.6 Die messianische Hoffnung bewegt sich jetzt um die Befreiung Jerusalems aup der ruchlosen Heiden Hand. Nicht mehr H e r r im eigenen Land, oder vertrieben aus ihm, war es jetzt dem Juden unmöglich gemacht, in der Osternacht von dem vorgeschriebenen Abschnitt Deut 265—11 die Schlußverse 9 ff. zu beten: „und er brachte uns an diesen Ort und gab uns dieses Land, ein Land, das von Milch und Honig überfließt". Nach dem Jahre 70 n. Chr. sind also die Juden durch den Drang der Zeiten zu der häuslichen Osterfeier von P E x 12 zurückgekehrt! Aber wie l

) Strack, Einl. i. d. Talm.4 S. 110. KTHK = 6p"2a. 8 Strack a. a. 0. S. 99 oder 109? ) Strack S. 107. 4 ) Vgl. auch j Gern zu Pes X 3 nOöV *13t i n s f^Wail "W p ' I S 1^13131 'in 6 nrarrt» ist i m a ) strack s. 111. 6 ) Vgl. Merx, Die vier kanon. Evangelien II 2 S. 419 ff.

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II. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

merkwürdig: zwei erst später hinzugekommene Osterbräuche, Wein und Maßßen, noch dazu zwei Merkmale der Kultur sind neben dem vielleicht alten Brauch, Bitterkräuter am Osterfest zu essen, die wichtigsten Merkmale des ehemaligen Naturfestes geworden. Das eigentliche Osterlamm ist infolge der in Fleisch und Blut übergegangenen deuteronomistischen Zentralisation des Kultus auf Jerusalem, der nun beseitigt war, aus dem österlichen Ritual ausgeschaltet und lebt nur unvollkommen weiter in dem Surrogat der J'Vsnn. Freilich hat sich trotz des Verbotes des „gepanzerten Böckchens" dieses in* einzelnen jüdischen Häusern — und zwar noch bis heute — erhalten. So wird Augustin, Retractat. I 10 2, bei dem von !den Juden „per Pascha" geopferten „ovis" an eben jenes „gepanzerte Böckchen" denken, das die afrikanischen Juden zu Ostern zur Zeit des Kirchenvaters genossen. 1 Auch bei den abessinischen Juden oder den Falaschas, wird noch heute gemeinsam ein Paschalamm geschlachtet und dann verzehrt. 2 Bekannt ist ferner, daß die Samaritaner noch jetzt wie einst besondere Osterlämmer schlachten und verzehren. Soweit ich richtig orientiert bin, hat sich das Osterlamm auch in europäischen Ländern da und dort, besonders im Osten, erhalten, während bei anderen Juden — seit wann? — als eine dürftige Reminiszenz an das ehemalige Osterlamm eine Vi1t> d.i. „ein Stückchen gebratenes Fleisch an einem Knochen", auf den Ostertisch oder die Sederschüssel gelegt zu werden pflegt. 8 15. Die nachtalmudische Zeit. A. D i e F r ü h z e i t , a) Die Paschahaggada. Was in der Beschreibung der Festmahlzeit in der Mischna von liturgischen Formeln noch im Fluß begriffen ist, hat schließlich in der noch heut von den Juden gebrauchten Paschahaggada (Familienandacht) feste Gestalt angenommen. Schon in der Mischna Pes X werden einige feste Punkte sichtbar — an diese hat sich das übrige ankristallisiert. Eine älteste Redaktion der Haggada mag etwa im 8. Jahrh. erfolgt sein. Die einzelnen Vorstadien sind aber unsicher — manches ist erst nach dem 8. Jahrh. hinzugekommen, wovon nachher zu sprechen ist. Bei den Rabbinen des 4. Jahrh. 4 ist zwar des öfteren schon von einer F r i e d m a n n - G r a e t z a.a.O.S.355f. Augustin, op. omn. Pariser Ausg.218361 Sp.43. ) F a i t l o w i t c h , Quer durch Abessinien S. 162. 3 ) L e w y , Vortrag über das Ritual des Pesach-Abends 1904 S. 13. 4 ) Vgl. Pes b Gern 115 b Z. 8ff. Es ist die Rede von einem NilTlK la'O, d.i. „einem Hersagen der Haggada" und einem man "lölN „Hersager d. H. u . a

Zur Geschichte des Paschafestes. III. C. Die nachtalmudische Zeit.

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Paschahaggada und einem Vortragenden derselben die Rede, nur läßt sich nicht erkennen, ob es eine mündlich oder schriftlich überlieferte Haggada ist und wie weit sich ihr Umfang mit der jetzt üblichen Form der Paschahaggada deckt. Mehrere Bausteine zu der heute gebrauchten Haggada stammen aber sicher aus den Zeiten noch kontroverser Mischnalehrsätze. Dispute einzelner vornehmer Gesetzeslehrer sind friedlich in der heutigen Haggada addiert. Denn der Entwicklungstrieb ging wie überall in ritualistischen Religionen in die Breite und sog seine Nahrung aus der Uberlieferung, ihre Widersprüche nivellierend, verkennend und beseitigend. Einiges Material stammt aus der Mekhiltha. Sieht man ab von den Zuschüssen aus dem Mittelalter, so ist im großen und ganzen das Vorbild der Haggada der Pes X gebotene Aufriß. 1 Die für Pascha gebrauchten Gegenstände sind auf eine besondere Fest- oder Seder-(yro)Schüssel gelegt 2 und so geordnet, daß sie dem Hausvater für seine Manipulationen damit bequem zur Hand sind. Üblich sind drei Maßßen, „Priester", „Levi" und ^inft1; genannt; sie liegen auf der Sederschüssel in dieser Ordnung von oben nach unten übereinander, also nach dem Range geordnet! Sind keine besonderen Fächer an der Sederschüssel angebracht, so werden die einzelnen Maßßen mit je einer Decke (nsa) zugedeckt. 8 Ferner befindet sich auf der Schüssel 0S*}3 (OSTS) „Petersilie" oder „Sellerie", daneben einGefäß mit nVö i» „Salzwasser" oder paft „Essig", l i l a „Bitterkraut" (Lattich oder Meerrettich) und HOhn der aus Früchten, Wein und Gewürzen hergestellte und in eine Schüssel geschüttete Brei, zuletzt das Ei 4 und die UIIT.5 Das Mahl bleibt an die vier Becher gegliedert und scheidet sich in Vorspeise, Mahlzeit und Nachtisch. Betreffs der einleitenden Segenssprüche hält man sich an die Vorschriften der Hilleliten, spricht also den Weinsegen vor dem Festtagsegen (tfnpO, wonach der erste Becher auch der Kidduschbecher heißt. Man lehnt sich auf die linke Seite und trinkt den größeren Teil des Bechers. Der ¡Hausherr wäscht sich die Hände, ohne eine rDia zu sagen. Alsdann nimmt er ein Stückchen von dem OS"D, taucht es in das Salzwasser oder in den Essig und spricht den Gemüsesegen. 6 Er ißt daMerx, die vier kan. Evang. 112 S. 418. Lewy, Vortrag über d. Ritual des Pesachabends S. l l f f . J a p h e t , Haggadah für Pesach 1891. Strack, Pesachim 1911 S. 36 ff. *) Eine Abbildung bei S i n g e r , Jewish Encyclop. IX S. 552 ff. 3 4 ) "Über die Dreizahl vgl. L e w y S. 19. ) Vgl. S. 77. 6 6 ) Vgl. S. 78. ) Ber VI 1.

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Ii. Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

von und gibt den Festgästen. Alsdann bricht er (ixa) die mittlere Maßße entzwei und hebt den größeren Teil, unter das Sederkissen versteckt, zum Nachtisch (pIp'SX) auf. Man deckt die Maßßen auf; die Sederschüssel wird, nachdem Ei und V11T von ihr entfernt, in die Höhe gehoben (gezeigt) und dabei das Kfl Gebet gesprochen. 1 Man schenkt den zweiten Becher ein und nun beginnen die Fragen der Tischjüngsten nach der Bedeutung des Festes und seiner Bräuche = Pes X 4. I m ganzen sind es vier Fragen. Sie drehen sich um ¡ISO, l i l a (nach der Fassung des bab. Talm.), V'aDfl „eintauchen" und aon „zu Tisch liegen". Von den drei Fragen der Mischna fehlt also die nach dem nOB Fleisch — was ja nur verständlich ist. Dafür sind zwei andere Fragen in das Programm eingereiht. Man setzt die beiseite gestellte Schüssel wieder auf den Tisch. Die Maßßen werden aufgedeckt. Man spricht jetzt die das für Israel Schändende Pes X 4. Hier begegnen wir einer Addierung verschiedener Interpretationen des Mischnatextes. DIW wird erläutert 1. durch Deut 6 212, 2. durch Jos 24 2.® Zwischen die beiden Interpretationen der JilM ist ein durch Beispiele aus Mischna und Mekhiltha belegter 4 Nachweis von der Pflicht, die Befreiung aus Ägypten zu rühmen, gestellt; ferner ein Dank für die Offenbarung der Tora. Ein Hinweis darauf, daß zwar in jedem Zeitalter Feinde sich wider Israel erhoben, dieses aber immer ihnen entging, vermittelt den Übergang zu dem rntf „Rühmenswerten", d. i. dem Vortrag von Deut 26 5—9, vgl. Pes X 4. Vor dem MW wird der Becher niedergesetzt, und die Maßßen werden wieder aufgedeckt. Die einzelnen Teile von Deut 26 5—9 werden in ermüdender Breite erklärt, und schließlich werden die verschiedenen Hulderweise Gottes von der Ausführung aus Ägypten bis zum Bau des Tempels im Liede verherrlicht. F ü r dieses MW gilt der Grundsatz, ru«7ö nt ' i n d'ISa nS'X'a ISO1? M-|»,TI?D'l5 „jeder, der viel vom Auszug aus Ägypten zu erzählen weiß, siehe der ist lobenswert" — und von diesem Grundsatz wird für nichtjüdischen Geschmack allzu reichlich Gebrauch gemacht! Hierauf leitet die Haggada *) Vgl. S. 60 Anm. 6. ) Nach manchen b. Talmudausgaben ist der Urheber dieser Interpretation ungenannt; nach anderen ist es Rabh ( S t r a c k , Einl. i. d. Talm 4 S. 100). 3 ) Der Urheber dieser' Interpretation ist nach den einen Eabha (Str. S. 108 f.), nach den anderen Rabh — so in der Münchener Talm Handschrift; wieder nach andern „Samuel". Vgl. Pes Gern 116ab Z. 15 ff. 4 ) L e w y a. a. 0 . S. 15. Für die erste Geschichte,.. . mit ¡127570 beginnend, fehlt die Belegstelle. S t r a c k , Pesachim S. 39. ') J a p h e t a. a. 0 . S. 10 unten. Einzelne Erklärungen zu Deut 26 5—9 stammen aus Siphre und aus der Mekhiltha ( L e w y S. 17). 2

Zur Geschichte des Paschafestes. III. C. Die nach talmudische Zeit.

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zu den drei Fragen von Rabban Gamliel Pes X 5 hinüber, und folgt weiter dem Text der Mischna von Pes X 5 nach der babylonischen Rezension. Der Becher wird abermals hingesetzt, und die Maßßen werden von neuem aufgedeckt. Man spricht nun das Hallel Ps 113 und 114, folgt also hier abermals hillelitischer Sitte Pes X 6. Man bedeckt die Maßßen wieder, nimmt den Becher in die Hand und betet das Ge'ulla (Erlösungs)-Gebet, fügt aber dabei in Ubereinstimmung mit Rabbi Tarphon Pes X 6 ein: „der uns und unsre Väter aus Ägypten erlöst hat und uns bis zu dieser Nacht hat gelangen lassen". Hier sollte die Ge'ulla nach R. Tarphon schließen. U m jedoch auch Rabbi Aqibha gerecht zu werden, folgt die auf ihn zurückgehende Bitte um Wiederherstellung Jerusalems und der Erlösungssegen — ganz wie in Pes X 6. Nach erneutem Weinsegen trinkt man den zweiten Becher, auf die linke Seite sich lehnend. Die Tischgäste waschen sich die Hände und beten die ilSia über das Händewaschen. Der Hausherr nimmt die drei Maßßen, die gebrochene mittlere zwischen den zwei unversehrten, bricht von der obersten und von der schon gebrochenen ein olivengroßes Stück ab, ißt und betet den Brot- und den Maßßesegen. Alsdann ißt man unangelehnt ein olivengroßes Stück Bitterkraut, nachdem man es in die noin getaucht und den Segen über die Bitterkräuter gesprochen hat. Zur Erinnerung an Hillel genießt man noch einmal Bitterkraut und Maßße, letztere von der untersten. Abermals liegt hier eine Addierung 1 verschiedener Dinge vor: l . m a n aß Maßße und dann Bitterkraut und 2. man aß beides zusammen, wie Hillel tat Pes Gern 1 1 5 a b Z. 2ff. in strenger Befolgung der Vorschrift Num 9 n . Nach dieser Geduldsprobe kann endlich die Tischgesellschaft die eigentliche Abendmahlzeit halten. Nach Schluß der Mahlzeit nimmt der Hausherr die halbe beiseite gelegte Maßße, ißt ein Stück davon als Nachtisch (pip'BtO und gibt auch den Gästen. Nachher schenkt man den dritten Becher ein und spricht den Tischsegen •ptan nsia. Vorausgesetzt, daß mindestens drei 2 erwachsene männliche Personen da sind, sagt der Hausvater zuvor: „Meine Herren (vifen) wir wollen beten". 8 Das folgende Gebet bewegt sich durch die drei Kreise: Preis (-p-o), Dank (mu) und Bitte (örn) und klingt in eine Fürbitte f ü r Israel, den Messias und Jerusalem aus mit dem üblichen |öK. Aus späterer Zeit 4 ist dann eingefügt ein Gebet an den Allgütigen (n'öani aion) und an den Barmherzigen (|an"in). Hier werden am Schlüsse Fürbitten f ü r das Haus, f ü r Elia, f ü r Eltern, Gastgeber und Lehrer ausgesprochen. M e r x a. a. 0 . S. 421. ) M e r x a. a. 0 . S. 421.

3

Miechna, II. Seder: 3. Pesachim.

*) Mat 1820 Abh III, 6. ) L e w y a. a. O. S. 20.

4

6

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II. Seder. Moed: 3. Pesachim.

Es folgt ein. andres Gebet an den Barmherzigen, mit Fürbitte f ü r den Messias und das Leben in der zukünftigen Welt. Dieses Gebet endet mit dem Wunsch, daß Friede (oiVw) in ganz Israel herrsche. Die Selbständigkeit dieses zweiten Gebets an den Barmherzigen ergibt sich u.a. daraus, daß das erste Gebet an den Barmherzigen durch vom folgenden abgetrennt ist. Nach Hersagen des Weinsegens trinkt man von dem dritten Becher auf die linke Seite gelehnt. Bei geöffneter Tür, damit alle Welt es hören soll, wird dann in echt jüdischer Weise ein in alttestameiitliche Worte Ps 69 25 79 6 J e r 10 25 Klagl 3 68 gekleideter Fluchpsalm über die Quäler Israels gesprochen. 1 Man schenkt den vierten Becher ein und beendet den Vortrag der Hallelpsalmen (Ps 115—118). Als „Segensspruch des Liedes" folgt nun Ps 136 das große Hallel und das Gebet 'rrVs „du Seele alles Lebenden", 8 das ist wiederum eine Vereinigung der Pes X 7 vorliegenden verschiedenen Interpretationen des „Liedsegens"! Ein etwaiger f ü n f t e r Becher, der getrunken wird, ist eine spätere Neuerung. 8 I n dem Haggadabüchlein werden dann noch im ganzen sieben Lieder mitgeteilt. Davon ist das erste flK^Bfl D'W 3*5 TN. Es stammt, wie man annimmt von Jannai, dem ersten „uns bekannten Pijutdichter". 4 Israel berauscht sich hier an einer Aufzählung der Wundertaten, die Jahwe um Mitternacht zum Schrecken der Feinde Israels aus Liebe zu seinem Volke vollbracht hat. Am zweiten Sederabend wird das auf Eliezer Haqalir 5 zurückgeführte Lied IjNbpn pöfc angestimmt. Israelitischer Chauvinismus erinnert sich in diesem Lied an die grade in der Paschanacht im Laufe der Geschichte erfolgte blutige Niederwerfung der Feinde des Gottesvolkes. So soll's auch jetzt wieder geschehen, lautet der Schluß: nosa n'xi»1? irnn m 'nw nos an cnpnn i r a ' oim - p ' t»n nos m t omsKi ') Eine Religion, die derartigen Wünschen in ihren liturgischen Formeln Ausdruck gibt, ist jedenfalls keine Religion purer Liebe und Inbrunst, wofür manche jüdische Theologen den Glauben des Judentums gern ausgeben möchten (vgl. auch das 18 Gebet Bitte 11). Wie peinlich manchen Rabbinen dieser Fluchpsalm ist, zeigt sich darin, daß sie ihn weglassen und ihn durch andere Worte ersetzen, z. B. durch den gegen den Nichtjuden weitherzigen Text Jes 2 1—4 (Lewy a. a. 0. S. 21 Anm. 1) — alle Achtung vor solchem Tun! Es bedeutet eine Annäherung an christliches Empfinden. 2 ) Das Gebet, mit dem die Juden „an Sabbaten und Festtagen die Gesänge 3 im Frühmorgengebet schließen", L e w y a. a. O. S. 21. ) L e w y S. 22. 4 ) L e w y a. a. O. S. 22. S i n g e r Jewish Enc. XII 586 (7. Jahrh.). 5 ) S i n g e r a. a. 0. YII 418 f. (etwas jünger).

Zur Geschichte des Paschafestes,

i n . C. Die nachtalmudische Zeit.

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„Jene zwei wirst du plötzlich über die Bewohner von'Üß bringen — am Pascha. Mächtig beweisen wird sich deine Hand, sich erheben deine Rechte wie in der Nacht, da geweiht wurde das Opfer — des Pascha, Und sprechen werdet ihr dann: Das war das Opfer[fest] des Pascha." Jene zwei sind Kinderlosigkeit und Witwentum, beides wird den Bewohnern von 'Uß, d. i. eigentlich Edom, angedroht. Edom ist Deckname für das römische Reich 1 und seine Rechtsnachfolger. Die erhoffte Paschanacht bedeutet den Tag, da die nichtjüdische Welt untergeht und die jüdische Weltära beginnt! Gleichen Tones ist das dritte Lied fllU Ii1? 'S. Es gipfelt in dem Wunsch, daß Jahwe, der Nationalgott Israels (und mit ihm sein Volk), die roVaa, die Weltherrschaft antrete. Man spricht dann: „Kommendes Jahr in Jerusalem". Nach diesen Worten trinkt man jetzt den vierten Becher unter dem üblichen Hersagen des Weinsegens, der in die Hoffnung auf Wiederherstellung Jerusalems ausmündet, um dort in Freiheit den Paschabecher zu erheben. „Hierauf folgen, vermutlich auf Anregung von R. Schalom aus Wiener-Neustadt, als Schluß die Schlußverse der von R. Josef ben Samuel Tob Elem im 11. Jahrhundert in Reimen abgefaßte Darstellung des Pesachrituals iroV?13 HOS i n o ^on." 2 Weiter noch 5. ein alphabetisches Gedicht auf den baldigen Wiederaufbau Jerusalems unter Aufzählung der schönen Eigenschaften Jahwes. 6. das Lied jni' Ii IHK ein Zahlenlied, die Zahlen von 1—13 8 behandelnd, eine Art jüdisches Glaubensbekenntnis enthaltend, und endlich 7. das humoristisch-satirische Lied in aramäischer Sprache SHÄ in von dem Zicklein, das die Katze fraß, die von einem Hund gebissen wurde usw., bis schließlich der Heilige ( = Gott) ins Mittel tritt. Das Zicklein ist das aus Ägypten erlöste Israel. 4 Alle nichtjüdischen Völker, die sich an ihm vergriffen, richteten eins das andere zugrunde. Das letzte fällt durch Gott selbst. Das ganze Lied ist ein Lobpreis auf die Unverwüstlichkeit der jüdischen Nation, die sich zu einer ü'ö^W JilWIl, „zu einem ewigen Heil berufen weiß", und "W 'öVlVTO „niemals" untergehen kann Jes 45 17. Der Text eignet sich wegen seines stark messianischen Tones gut für die Paschazeit. Nach beendigtem Paschamahl singen u. a. auch die marokkanischen Juden heitere Lieder, z. B. die Ballade von der Katze Pharao und der Maus Israel, also ein Lied ähnlich wie tPU in, oder begeisterte Dichtungen auf die Größe Israels, das sind also messianische, eschatologische *) Vgl. L e v y , Neuhebr. u. chald. "Worterb. s. BUK3 L e w y , a. a. O. S. 22. ) S t r a c k , Pesachim S. 47 nennt nur 12 Zahlen. 4 ) L ö w e , Schulchan Aruch 2 1896 S. 106 ff. 6*

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II. Seder. Moed: 3. Pesachim.

Lieder. 1 Alle solche Lieder D'2btS = iimXnoi.2 Man wird Paschaliedern einen Nachhall l ^ y s s Lieder schon in der J u b 49 6 üblich waren.

heißen bei den marokkanischen Juden nicht fehlgehen, wenn man in diesen der Lieder heraushört Pes X 8 , die als Zeit der Mischna und früher Jes 30 29

b) Mekhiltha, Pesiqtha und Ostermeghille. Während in dem Mischnatraktate Pesachim die jüdischen Ostergesetze systematisch geordnet vorliegen, schließt sich die juristische Diskussion in der ihren Grundlagen nach auf das zweite Jahrhundert zurückg e h e n d e n M e k h i l t h a , d.i.dem ältesten überwiegend hal achischen Kommentar zu Exodus, an den überlieferten Bibeltext Schritt f ü r Schritt an. Zu Ex 12 423 wird hervorgehoben, daß wie einst Israel in der Paschanacht erlöst wurde, so werde auch die künftige Erlösung Israels in der Paschanacht erfolgen — das ist ganz der Ton, auf den die Paschaliturgie der Haggada f ü r Pascha gestimmt ist. I n der sogenannten P e s i q t h a werden die biblischen Lektionen der Festtage und der bedeutenderen Sabbate haggadisch, d. h. nach ethischen, erbaulichen und legendarischen Motiven behandelt. Die S. 4 erwähnte Neue Pesiqtha beschränkt sich auf den eigentlichen Festzyklus (Pascha, Wochenfest, Laubhütten, Chanukka, Purim, Neujahr und Versöhnungstag).4 Der Text hat nur einiges Interesse f ü r die Geschichte der frühmittelalterlichen jüdischen Predigt über das Paschafest. Es ist bekannt, daß das H o h e l i e d von den Juden mittelst des irreführenden Schlüssels der allegorischen Deutung auf die Liebe Jahwes zu Israel bezogen wurde. F ü r jüdisches Denken kam diese Liebe am deutlichsten in der Paschanacht zum Durchbruch, als Jahwe Israel gegen die Ägypter beschützte. Das Hohelied wurde daher die Festrolle f ü r Pascha, an dessen achtem Feiertage es in den Synagogengottesdiensten vorgelesen wird. Diese Sitte kann aber frühestens erst seit dem fünften Jahrhundert aufgekommen sein, da noch Theodor von Mopsuestia f 428 ausdrücklich sagt, daß das Hohelied „weder bei den Juden noch bei den Christen je öffentlich verlesen worden sei". 6 In dem frühestens *) A u b i n , D. heutige Marokko S. 344. 2 ) Vgl. D a l m a n , Aram.-Neuhebr. Lexikon 1901 s. KOtB u. DTD. Sir491 findet sich naTO zur Bezeichnung von Liedern, die die Juden beim "Weingelage niHtfö 3 ]"il sangen. ) W i n t e r u. W ü n s c h e , Mechiltha 1909 S. 49. 4 ) W ü n s c h e , Aus Israels Lehrhallen 1910 V 2 S. 3. 6 ) R i e d e l , Die Auslegung des Hohenliedes in der jüdischen Gemeinde und der griechischen Kirche 1898 S. 7.

Zur Geschichte des Paschafestes. III. C. Die nachtalmudische Zeit.

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im 6. oder 7. Jahrhundert n. Chr. schriftlich fixierten, aber auf ältere Zeiten sachlich zurückgehenden Targum zum Hohenlied wird künstlich der Text H L 2 8 —13 auf die Ereignisse der Paschanacht bezogen. 1 B. D i e S p ä t - Z e i t . Obwohl die Q a r ä e r die rabbinischen Überlieferungen und den Talmud verwerfen und zu dem Buchstaben des AT zurückzukehren vorgeben, unterscheiden sie sich von den talmudischen Juden in der Feier des Osterfestes nur in einzelnen Nebensächlichkeiten, die aber, wie es häufig in der Geschichte der Sekten geschieht, zu Wichtigkeiten und wesentlichen Unterscheidungslehren aufgebauscht sind. So verstehen z. B. die Qaräer das D'mSfl Ex 12 6, wie die Sadduzäer, von der Zeit von Sonnenuntergang bis zur Dunkelheit, was mit Rücksicht auf Deut 16 6 X13D die schriftgemäßere Auffassung ist, während die Pharisäer und Rabbinen unter ü'aiffn J'S die Zeit von 3 Uhr bis zum Sonnenuntergang meinen. 2 Das Paschalamm darf bei den Qaräern nicht an einem Sabbat geschlachtet werden 8 — die Sabbatpflicht geht also der Osterpflicht vor. Die Maßße kann von Gerste genommen sein.4 Lev 23 n deuten die Qaräer wie die Boethusäer 6 den T3W auf den in die Maßßenwoche fallenden Wochensabbat. D e r ' Omeroder Garbentag fällt daher bei ihnen, ebenso wie Pfingsten, immer auf den Sonntag. 8 Macht sich also auch bei den Qaräern im einzelnen ein Aufflackern des antipharisäischen Geistes der einstmaligen Sadduzäer bemerkbar, der, wenn er in klügeren Köpfen gezündet hätte, leicht zu einer dem Talmudismus gefährlichen Flamme hätte werden können, so lehrt eben die sachlich schwächliche Opposition der Qaräer, daß der öde Pedantismus des Talmud auch die Qaräer umstrickt hat. Ein tieferer Widerspruch gegen die Paschaverordnungen des Talmud ist bei den Qaräern nicht vorhanden. Sind doch auch die Ostervorschriften der Mischna nur die strikte Weiterführung der auf Ezechiel und P zurückgehenden biblischen Paschagesetze. Talmudismus und Qaraismus sitzen gemeinsam auf dem dürren Ast des nachexilischen jüdischen Ritualismus. War früher Palästina und nachher Babylonien der Sitz des Talmudstudiums gewesen, so wurde er seit dem 10. Jahrhundert nach dem ») Vgl. R i e d e l a. a. 0. S. 17 f. ) Vgl. D i l l m a n n zu Ex 12|6 und Charles, The Book of Jubilees 1902 zu 3 4 Jub 4912. ) S i n g e r Jewish Enc. VII [447. ) S i n g e r ebenda. 6 ) Eine den Sadduzäern verwandte Sekte, Schürer, Gesch.d.jüd. Volkes II 4 478. 6 ) Vgl. D i l l m a n n zu Lev 2311. 2

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Westen verlegt. Der Talmudismus besaß die Kraft, die durch die Berührung mit dem Arabertum aufblühende jüdische Gelehrsamkeit und Wissenschaft sich dienstbar zu machen. Ein so trefflicher Gelehrter wie R a s c h i , 1 f 1105, steht im Machtkreis des Talmud. Und selbst der philosophisch hervorragendste Kopf des nachbiblischen Judentums M a i m o n i d e s , 2 f 1204, verficht, obwohl in der Absicht, eine vernunftgemäße Darstellung der Religion seines Volkes zu geben, die im Talmud niedergelegte Tradition. Mit Recht liegt das Grab des Maimonides nicht weit von dem des Aqibha in der Nähe von Tiberias, 8 dem Zentralsitz jüdischen Volkstums und jüdischen Talmudstudiums seit der Zerstörung Jerusalems! Aqibha und Maimonides sind die Säulen des Talmudismus und die Hauptträger des von Esra und Nehemia begründeten Nomismus. Ihnen gesellt sich als Dritter zu Joseph Q,aro (1488—1575), der Verfasser des berühmten Talmudkompendiums Schulchan arukh — trotz allem jüdischen Gegengerede — die geistige Nährkammer des heutigen Judentums aller Denominationen, sozusagen seine Bibel, vergleichbar, in seiner Bedeutung für das Judentum, der Summa des Thomas v. Aquino für die katholische Kirche, den symbolischen Büchern für orthodoxe Protestanten, oder der Sünna für die Mohammedaner! Das durch die Araber vermittelte erneute Einströmen griechischer Weisheit in das mittelalterliche Judentum hat den geistigen Führern desselben weit weniger zu schaffen gemacht, als seinerzeit ihren Vorfahren der mit Alexander dem Großen nach dem Orient gedrungene Hellenismus. Die ein Jahrtausend schon währende Zucht in dem von Esra und Nehemia geschaffenen Ritualismus war das beste Reaktionsmittel gegen das zersetzende griechische Gift. Im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. war dieses Mittel noch zu neu und unerprobt — auch war die Berührung zwischen Juden und Griechen damals viel unmittelbarer! Erfolgte in jener Zeit der jüdische Gegenschlag auf dem Gebiet des Ritus u. a. besonders in dem Jubiläenbuch, 4 so jetzt vor allem in des Maimonides Mischne Tora (ca. 1180), in welchem Werk sein Verfasser die aus Mischna, Tosephta, den halachischen Midraschim und den beiden Talmuden als rechtsgültig ausgezogenen Sätze, vervollständigt durch den ihm bekannten Rechtsbrauch, mit aristotelischer Dialektik als wahre Lehre des Judentums verfocht. Noch angesehener aber als des Maimonides hier und da rationalisierendes Meisterwerk ist das obenerwähnte Nachschlagebuch des Joseph Qaro Vgl. W ü n s c h e , Raschi in der Realenz f. prot. Theol. u. Kirche XVI 3 2 S. 432—435. ) D a l m a n , Maimonides, ebenda XII 8 80—84. 8 J ) B ä d e k e r (Benzinger), Palästina' 1910 S. 236. ) Vgl. S. 46 ff.

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für den allgemein gültigen Ritus der jüdischen Religion und Sitte, fußend auf dem Ritualkodex Arba'a turim des J a k o b ben A s c h e r , f 1340, und zugleich eine Zusammenfassung der wichtigsten talmudischen Entscheidungen besonders spanisch-jüdischer Rechtsgelehrter, wozu noch zu Lebzeiten Qaros nach deutschen und französischen Talmudisten M o s e s I s s e r i e s , f 1572, Zusätze und Berichtigungen lieferte, welche in der Folgezeit mit dem Schulchan arukh als mrun abgedruckt wurden und sich gleichen Ansehens erfreuen wie das Hauptwerk. Der von Ezechiel eingeleitete und von Esra und Nehemia begründete und nachher im Talmud unendlich weiter gewachsene jüdische Scholastizismus hat durch den Schulchan arukh sich auch das moderne Judentum unterworfen. Trotz der Zerstörung des Tempels, des ehemaligen Zentrums des Kultus, ist das Judentum dem Ritualismus treu geblieben und in ihm schließlich erstarrt — aus Safed 1 in Galiläa, dem Sitz erneuten Talmudstudiums und der Sterbestätte Qaros, erwartet das orthodoxe Judentum das Hervorgehen seines Messias: er kann nur ein Talmudjude sein! Die das Osterfest betreffenden Gesetze (nOS ITDVil) sind in dem ersten d'TT m s betitelten Band des Schulchan arukh Nr. 429—494 mitgeteilt. Der äußere Zusammenhang mit dem entsprechenden Abschnitt der Mischna ist gewahrt: so gut wie dort im Traktat Pesachim wird hier begonnen mit den Regeln über das Aufsuchen des Gesäuerten in der Nacht vom 13. zum 14. Nisan und geschlossen mit der Beschreibung des Paschamahles. Auch dazwischen begegnen die gleichen Stoffe: Beseitigen des Gesäuerten, Arbeiten am Rüsttag, Backen der Maßßen u. a. Einzelne neue Stoffe sind hinzugekommen, z. B. die Behandlung des Geschirres zum Gebrauch für Ostern. Auch der innere Zusammenhang mit der Mischna ist gewahrt. Es geht der gleiche nomistische Geist durch das Ganze. Aber er ist immer kleinlicher und peinlicher und haarspaltender geworden. Er ist immer erfinderischer geworden in dem Aufspüren neuer Einzel- und Kollisionsfälle. Nach Orach chajim 4291 kümmert man sich um die Paschagesetze schon 30 Tage vor Ostern. So wurde und wird jetzt noch in den Synagogen an dem auf Purim folgenden Sabbat der Abschnitt von der Kuh Num 19iff. verlesen, „um an die f ü r das Pesachopfer vorzunehmende levitische Reinigung zu erinnern". 2 Acht Tage darauf folgt der Abschnitt Ex 12, „um den Eintritt des Monats Nisan zu verkünden und an die Vorbereitungen f ü r das kommende Fest zu ermahnen". 8 An dem dem Fest vorangehenden Sabbat Viun nntf, „der große Sabbat", werden die B ä d e k e r (Benzinger), Palästina' 1910 S. 240. 3 ) L e w y a. a. 0. S. 9. Vgl. S. 53. ) L e w y S. 9.

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einzelnen Festriten in der Synagoge erörtert. 1 Den ganzen Nisan über fällt man beim Gottesdienst nicht auf das Angesicht 429 2; auch fastet man nicht, nur die Erstgeborenen fasten am 14. Nisan. Man hält auch keine Totenklage ab. Der Wohltätigkeitssinn, in dem der Jude mit den Bekennern der beiden anderen semitischen Weltreligionen, Christen und Moslemin, wetteifert, bekundet sich an Ostern u. a. in dem Uberlassen von Mehl zum Backen der Maßßen an Arme 4291 run. Besonders erschwerend sind die Vorschriften über das Aufsuchen des Gesäuerten geworden. Man muß innerlich ganz f r e i sein, um gewissenhaft seine Pflicht zu tun 430. Das Aufsuchen wird durch eine n313 eingeleitet 4311. Während des Suchens darf man nicht sprechen, um seine Pflicht nicht ungenau zu erfüllen. Das Licht, mit dem man nach Gesäuertem sucht, darf keine Fackel (njras)' kein Talg (n^>n) —, Fett (]aW) — oder Öl (]»») —, sondern nur ein Wachslicht (iWtf hp 1}) sein 433 2. Haarklein werden auch die Orte, Zimmer, Gebäude, Winkel, Löcher u. dgl. genannt, die zu durchsuchen sind. Reist jemand über See, oder mit einer Karawane (tn'ffiO innerhalb der 30 Tage vor Ostern und läßt niemand zurück, um das Gesäuerte aufzusuchen, so muß er es selbst besorgen. Brach er vor dem 30. Tag auf, so braucht er nicht nach Gesäuerten zu suchen 4361. Hat einer seinem Nächsten ein Haus f ü r den 14. Nisan und weiterhin vermietet, ihm aber den Schlüssel nicht bis zum 14. ausgeliefert, so muß der Vermieter das Haus nach Gesäuertem durchsuchen 4371. Lief eine Maus in ein schon durchsuchtes Haus hinein und hatte sie ein Brot im Maul und findet man Krümeln, so muß man das ganze Haus noch einmal absuchen,' denn eine Maus hinterläßt keine Krümeln 4381. Wie weit die Angst vor Gesäuertem am Pascha geht, lehrt folgendes Beispiel: „Es gibt [Leute], die sich abhalten lassen, am Tisch mit Pergamentblättern zu spielen, die Karten heißen, am Pascha, weil sie befürchten, daß von dem Gesäuerten etwas Verdorbenes davon in Speise fällt" 44712 njn — es handelt sich um Spielkarten, die durch Zusammenkleben zweier Lagen Papier mittelst Mehlkleisters hergestellt sind!2 „Gehört ein Laden (nian) einem Israeliten und die Ware ('sVö) einem Israeliten und sind die eintretenden Arbeiter Nichtjuden, so ist das dort befindliche Gesäuerte nach Ostern zur Nutznießung verboten. Gehört der Laden einem Nichtjuden *) Vgl- den cdßßarov Hefa, sabbatum magnum „großen Sabbat", d. i. den Ostersonnabend in der Kirche, D r e w s , in Realenz. f. prot. Theol. XXI 3 S. 425. Joh 19 31 heißt der Sabbat „groß", weil er auf den ersten Paschafesttag fällt. ä

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und die Ware einem Nichtjuden, und sind die dort eintretenden Arbeiter Israeliten, so ist das dort befindliche Gesäuerte gestattet, sogar zum Essen" — so entscheidet Raschi, andere Talmudisten entscheiden umgekehrt 449 i (vgl. Tos Pes 117). Besonders kompliziert sind die Vorschriften über die Gefäße, die an Ostern zur Zubereitung der Speisen gebraucht werden dürfen 451 ff. Irdene, alltäglich gebrauchte Töpfe u. dgl. sind am Pascha nicht erlaubt, metallene bedingungsweise, nur müssen sie im Feuer zuvor durchglüht, oder in kochendes Wasser gesteckt sein usw. Natürlich gibt es dann wieder f ü r die Gedankenmartermaschine neue Gelegenheit, die Zeit gesetzlich festzulegen, wann die Spülung der Gefäße vorzunehmen ist u. dgl. Man darf den Sauerteig nur mit Wasser kneten, das über Nacht gestanden hat, sei es Brunnen-, Quell- oder Flußwasser; nur muß es noch während des Tages geschöpft sein 4561. Die Erstgeborenen von Vaters- oder Mutterseite müssen am Rüsttag fasten (p»na) 470 i; allgemein verboten ist, von der 10. Stunde an etwas zu essen, ausgenommen Früchte und Gemüsekräuter 471 i. Die Festtafel muß noch während des Tages gedeckt sein, damit man, wenn man aus dem Bet-hammidrasch nach Hause kommt, gleich essen kann und die Kinder nicht einschlafen vor den Paschabelehrungen 4721. Der Tisch muß mit schönstem Geschirr geschmückt sein 472 2. Die Abendmahlzeit verläuft in der S. 78 ff. beschriebenen Weise. Die vier Becher Wein sind obligatorisch. Wer keinen Wein trinkt, weil er ihm schadet, oder weil er ihn nicht mag, muß sich bezwingen und Wein trinken 472 10. Auch Frauen müssen ihre vier Becher Wein trinken 47214. Pflicht ist eigentlich, Rotwein zu trinken, falls nicht der weiße besser ist 472 n . Das ganz gebratene Lamm ist verboten 4761, weil es dann so aussähe, als äße man noch, wie zur Zeit des bestehenden Opferkultus, das ganz gebratene Osterlamm. Am Schluß wird von den Gebeten gehandelt, die am 1., 2., 7. u. 8. Paschatage und an den sogenannten Zwischenfeiertagen d. i. dem 3.—6. Feiertage in der Synagoge gebetet werden 487 ff. 16. D i e G e g e n w a r t . Orthodoxe Juden, Qaräer und Samaritaner. Bei dem Gros des Judentums bewegt sich das Osterfest in den durch die Mischna angebahnten und durch die Paschahaggada und Schulchan arukh endgültig festgelegten Formen. Die strenge Absonderung von den Nichtjuden ist hier und da gefallen. Einzelne gallige Ausfälle gegen die Nichtjuden werden in der Paschahaggada beseitigt. Christen nehmen an jüdischen Osterfesten, wenn auch oft nur als Zuschauer, teil!

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Hier ist nur noch über den Ritus der beiden Hauptsekten des heutigen Judentums: Qaräer und Samaritaner zu berichten. Über den nur in Kleinigkeiten abweichenden Brauch der stark dezimierten Qaräer vgl. bereits S. 85. Anders steht es bei den S a m a r i t a n e r n . Abseits von dem Hauptstrom der Entwicklung des geistigen Lebens des Judentums, fern von der peinlichen Ängstlichkeit und Spitzfindigkeit, an denen die Ausbildung der Sitten und Bräuche der Juden seit der griechischen Zeit krankte, hat sich bei dem am Ende der persischen, oder zu Anfang der griechischen Ära konsolidierten und jetzt wesentlich auf die Stadt Näbulus = Sichern beschränkten Völklein der Samaritaner gegenüber den bei den Juden seit den Zeiten der Mischna üblichen Ostersitten das Paschafest in einer relativ älteren Form erhalten. Jedoch sind auch die Samaritaner nicht völlig von der Entwicklung der jüdischen Großkirche verschont geblieben. Die Zeit des Festes ist bei Juden wie Samaritanern gleich. Nur beginnt bei den letzteren das Schlachten der Lämmer, das trotz der Zerstörung des Nationaltempels auf dem Garizim durch Johann Hyrkan 129 v. Chr. bei den Samaritanern zäh beibehalten geblieben ist, wie bei den Sadduzäern und Qaräern erst bei eingetretenem Sonnenuntergang. Der Ort der Feier ist jetzt wieder wie einst der Berg Garizim, und zwar eine Stelle, die vermeintlich oder wirklich in der Nähe des ehemaligen Tempels auf dem Garizim liegt — 1 der deuteronomische Usus ist also bei den Samaritanern in K r a f t geblieben, d. h. die Lämmer werden beim Zentralheiligtum geschlachtet und gegessen, nachdem gewisse Opferstücke der Gottheit verabreicht sind. Die Lämmer werden nach der "Vorschrift v o n P gebraten. "Wie einst bei den pharisäischen und rabbinischen Juden geschieht das Braten am Spieß, aus Holz, aber nicht vom p m oder Granatbaum, 2 sondern vom ^ L ä « d. i. Eichbaum. 8 Man wohnt während der Festwoche in Zelten. Zwar wird nicht der Ex 12 7 vorgeschriebene Blutritus an Pfosten und Schwellen vollzogen, „was früher zuweilen geschehen sein soll". 4 Jedoch streicht man sich jetzt zuweilen heimlich oder öffentlich das Blut der Opfertiere an die Stirn als ein Schutzmittel gegen allerhand Unglück u.dgl. Das Bestreichen der Türpfosten gilt auch bei den Samaritanern als ein nur f ü r das in Ägypten gefeierte Pascha bestimmter Brauch. Das Schlachten der Lämmer geschieht, wie in der Mischna Pes Y 9 vorgeschrieben ist. Die Samarix

a 8 ) Moulton ZDPV 1904 S. 196. ) Pes VII1. ) ZDPV 1904 S. 201. *) Ebenda S. 199. Nach B ä d e k e r (Benzinger), Palästina' 1910 S. 204 scheinen regelmäßig sieben weiße Lämmer als Paschaopfer geschlachtet zu werden.

Zur Geschichte des Paschafestes.

III. C. Die nachtalmudische Zeit.

taner essen das Osterlamm, die Lenden gegürtet und den Stab in der Hand, zu Bitterkräutern ( m u r r = m a ) und ungesäuerten Broten. Sie hauen gierig auf das Fleisch ein, zerreißen es rasch mit der Hand, und jeder sucht sich ein bestes Stück zu erhaschen — das erinnert noch stark an alte Opferschmaussitten! 1 Frauen und Kinder erhalten ihre Portionen in die Zelte geschickt — das samaritanische Pascha ist also wesentlich ein Männerfest geblieben. 2 Man ißt das Pascha in Fratrien. Die Sonderung der einzelnen Gruppen ist aber nicht streng innegehalten. Einzelne hungrig gebliebene Festgäste schleichen sich heran und suchen sich letzte Leckerbissen aus, wo immer sie sie finden.8 Das Gebot, das Paschalamm ganz zu braten (Ex 12 9), wird zwar im allgemeinen beobachtet — das am Spieß gebratene Lamm, die Hinterfüße zusammengelegt, gleicht ganz dem „gepanzerten Böckchen" der Juden — 4 aber Vorderfuß samt der Schulter fällt dem Hohenpriester als Deputat zu und wird vom Rumpf losgetrennt und besonders ins Feuer geworfen. 8 Es fehlen also beim Pascha der Samaritaner der Wein und die Festtunke (nenn) — lauter Dinge, die eben erst seit der Trennung von Juden und Samaritanern, bei den ersteren als Neuerungen aufgekommen, bei den Samaritanern aber, weil über die Bestimmungen des Pentateuchs hinausgehend, abgelehnt werden. Statt der bei den talmudischen Juden eingebürgerten Paschahaggada rezitieren die Samaritaner im wesentlichen nur biblische Texte. Dazu kommen aber einige nationale Gebete und Lieder von ihren berühmtesten Dichtern Abu'l-Hasan eß-ßüri undMarqa. 6 Stehen die Samaritaner mit ihrer Paschafeier mehr auf biblischem Boden als die talmudischen Juden, so ist damit nicht ausgeschlossen, daß einzelne Bräuche der letzteren zu den Samaritanern übergesprungen sind. Dazu gehört vielleicht u. a. das oben schon erwähnte Entweiden der Lämmer nach der Pes V 9 empfohlenen Weise. Der Wein ist zwar f ü r das eigentliche Paschamahl nicht vorgesehen. Jedoch wird dem Wein an den folgenden Paschafesttagen von den Männern vor oder nach dem Essen wacker zugesprochen 7 — das scheint eine Nachahmung des Weingenusses, der bei den Juden seit den letzten Zeiten vor dem Auftreten Jesu sich an Ostern eingebürgert hat. 8 Die an den Nebenfesttagen des Pascha bei den Samaritanern üblichen Speisen: Fische, Reis, Eier und Süßigkeiten erinnern an die bei den Juden in der Zeit nach 70 Mode gewordenen Gerichte am österlichen Hauptfesttag. 9

2 s 4 Vgl. S. 16. ) Vgl. S. 6. ) ZDPV 1904 S. 204. ) Vgl. S. 76. 6 ) ZDPV 1904 S. 201. ) P e t e r m a n n , Reisen im Orient 1860 S. 236. 8 e Ebenda S. 239. ) .Vgl. S. 48. ) Vgl. S. 77.

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II. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

17. P a s c h a u n d A b e n d m a h l . Das jüdische Osterfest, das im Zeitalter Jesu den Mittelpunkt des jüdischen Kultus bildete, lebt in dem Paschafest der jetzigen Juden als ihre wichtigste Nationalfeier weiter. Ist es vielleicht auch die Wurzel, oder das Vorbild des christlichen Abendmahls? Wenn dem so wäre, so würden wir in dem heutigen Paschafest der Qaräer, der Samaritaner und der Juden und in der Abendmahlsfeier der Christen vier Abbilder eines gemeinsamen Urtypus zu sehen haben. Es ist bekannt, daß die Synoptiker das erste christliche Abendmahl den Abschluß des letzten von Jesu mit seinen Jüngern gefeierten Paschamahles sein lassen. Trotzdem gehen Pascha und Abendmahl sich direkt nichts an — nur indirekte Beziehungen sind vorhanden. Jesus hat unmittelbar vor seinem Tode kein Paschamahl mehr mit seinen Jüngern gehalten. Paulus bezeichnet die Nacht, in der Jesus mit seinen Jüngern die letzte Mahlzeit hielt, nicht als die Paschanacht, sondern als die Nacht, „da er verraten wurde" I Kor 11 23. Nach Joh 181.29 18 28 19 14 fand das letzte gemeinsame Mahl Jesu und seiner Jünger „(am Tage) vor dem Paschafeste" statt. Nun könnte der vierte Evangelist von seiner Anschauung aus, daß Jesus als das wahre Paschalamm Joh 129 19 361 (vgl. auch I Kor 57 1 Petr 119 Apc Ö6ff. 1211) am 14. Nisan freiwillig in den Tod gegangen ist, das letzte Mahl Jesu selbst in die Nacht vor Pascha zurückgeschoben haben. Aber auch die Synoptiker, die zwar einmütig das letzte Mahl Jesu in die Paschanacht ansetzen und es selbst ein Paschamahl sein lassen, Marc 1412 Mat 2617 Luc 22 7 f. geben sowohl in der Darstellung des letzten Mahles Jesu als auch in der Schilderung der übrigen Passionsgeschichte dem kritischen Auge noch zu erkennen, daß das letzte Mahl Jesu kein Paschamahl gewesen ist. Um mit der synoptischen Beschreibung der Passionszeit, abgesehen von dem Paschamahl, zu beginnen, so ist die Richtigkeit der Chronologie der Leidenswoche bei Marcus vorausgesetzt, Marc 141 der Tag zwei Tage vor dem Pascha der Donnerstag, vgl. Marc I i i . 12.20.27. Da Jesus Marc 14 2 nicht am Fest getötet werden soll, damit kein Aufruhr des Volkes entstehe und Jesus schließlich an einem Freitag gekreuzigt wurde Marc 15 42 Mat 27 62 281 Luc 23 54 Joh 1914.31, so fiel Pascha damals auf einen Samstag.2 Geschah, wie man nach den

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Ex 12 46 Num 912 Jub 4913 Pes YII 2. ) W o l t h a u s e n , Das Evangelium Maxci 1903 S. 117.

Zur Geschichte des Paschafestes.

III. C. Pascha und Abendmahl.

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Synoptikern annehmen muß, die Hinrichtung Jesu am Morgen nach der Osternacht, wie soll dann die Lücke, die jetzt zwischen Marc 141, wo wir noch zwei Tage vor Ostern und 1412, wo wir bereits am ersten Osterfeiertage stehen, ausgefüllt werden? Die durch den Prokurator zu vollziehende Amnestierung eines Gefangenen K c t T a . . . £opxr|V Marc 15 6, ¿V TU) TIDCXCI Joh 1839 hat nur Sinn, wenn sie k u r z vor dem Feste erfolgte, damit der Losgelassene wirklich an dem Fest, das in der Paschanacht seinen Höhepunkt hatte und der Befreiung Israels galt, teilnehmen konnte. Was seitens der Gegner und Freunde Jesu an seinem Sterbetag geschieht, ist, mit der synoptischen Darstellung vorausgesetzt, daß dieser Tag der erste Osterfeiertag war, eine ununterbrochene Kette gröblicher Verletzungen des Gesetzes. Marc 15 21 (und Parallelen) zwingen die römischen Kriegsknechte einen gewissen Simon von Kyrene, der eben vom Felde kommt, wo er also gearbeitet hat, 1 Jesu das Kreuz zu tragen. Wenn der Tag der Hinrichtung Jesu der 15. Nisan war, konnte Simon von Kyrene nicht an diesem Hauptfesttag Feldarbeit 2 verrichtet haben, was gegen das Gesetz Num 28 s gewesen wäre. Wohl aber war am Rüsttag vor Ostern erlaubt, bis gegen Mittag zu arbeiten, vgl. Pes I V 1. Wie hätte Joseph von Arimathia am ersten Osterfeiertage Leinewand zum Begräbnis J e s u Marc 15 48 kaufen können, da ja an diesem Tage alle Kramläden geschlossen sein mußten? 8 Wegen der Ruhe des Feiertages sind auch Kreuzabnahme und Grablegung J e s u am ersten Osterfeiertage unmöglich. „Die Sabbatübertretungen J e s u wären im Vergleich mit dieser (fortgesetzten) offiziellen Schändung des Festes belanglos gewesen." 4 Und nun die Hauptsache: das Verhör J e s u vor dem Hohenpriester während der Paschanacht Marc 14 53—72, die Verurteilung durch Pilatus am nächsten Morgen 151—15 und die Hinrichtung 15 20—28 im Laufe der Vormittagsstunden — waren abermals schwerste Verstöße gegen das Gesetz seitens seiner berufensten Wächter! Denn das Richten ist am Vorabend eines Sabbats und am Vorabend eines Festtages verboten Sanhedr I V 1. Verurteilung und unmittelbar sich daran schließende Hinrichtung müßten dann auf den Sabbat oder den Festtag fallen, was unerlaubt ist Gern Sanhedr 35 a Z. 13 ff. Marc 14 2 *) Heitmüller, Abendmahl i. NT (in Religion i. Gesch. u. Gegenwart Sp. 26ff.). S t r a c k , Pesachim 1911 S. 9*. 2) Wellhausen, Evangelium Marci S. 138 meint dypoc „Feld" bedeute vielleicht hier „Dorf". Dazu stimmt aber wenig L X X , wo öypöc so gut wie immer = rntP, nirgends aber = HDD „Dorf" o. ä. ist. 3) S t r a c k , Pesachim S. 9*. 4) J. Weiß, Die Schriften des Neuen Testaments2 1907 S. 201.

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II. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

Mat 26 5 Apg 12 4.1 Auch das Eichten am Sabbat ist ungesetzlich Beß V 2 . Vgl. auch Philo, de migrat. Abrah. § 16. Hat man aber am Rüsttag vor Sabbat zu richten -angefangen, so muß man sich beeilen, die Sache zu Ende zu führen vor Beginn des Sabbats Schab I 2. Das gilt dann auch für den Rüsttag vor Ostern. Da der unmittelbare Tag vor Ostern in der synoptischen Uberlieferung unbesetzt ist, wird dieser der Tag der Hinrichtung Jesu sein Joh 1914.42 Petrus Evang. 5. Hat sich doch auch bei den Juden selbst noch die Kunde erhalten, daß Jesus am Rüsttag vor Ostern getötet wurde. 2 Wegen seiner Gesetzesauslegung und seines den Satzungen der Pharisäer abholden Lebenswandels mußte Jesus den Gesetzesautoritäten seines Volkes als ein Häretiker oder Apostat gelten. Für solche aufsässige Gesetzeslehrer schrieb das Gesetz Hinrichtung an einem der "Wallfahrerfeste (Ostern, Pfingsten und Laubhütten) vor Sanh X I 4 — wenigstens ist dies die Ansicht Rabbi Aqibha's, der hier gewiß die Meinung der älteren Zeit vertritt. 8 Das Osterfest war deshalb eine günstige Gelegenheit für die Gegner Jesu, ihn zu beseitigen. Das herrschende System stand auf dem Spiel und heischte sein Opfer! Der Zweck der Hinrichtung Jesu, das Volk vor Abfall von dem Gesetz abzuschrecken Deut 1713, wurde erreicht durch ihren Vollzug am Rüsttag vor Ostern, da um diese Zeit — wenigstens nominell — das ganze Volk, um dessen Einschüchterung es den Führern zu tun war, in Jerusalem versammelt war. Im Altertum nahm „die Hinrichtung von Verbrechern" . . . „stets die Form des Opfers an". 4 Jesu Tötung war daher im Sinn *) Vgl. H ö l s c h e r , Sanhedrin u. Makkot 1910 S. 67. Strack, Pesachim S. 9*. ) Sanh Gern 43 ab Z. 2 W'1? lfm^n flOSn 31»3 « ' m m vgl. H. Levy, Neuhebr. u. chald. "Wörterbuch II sub W». Strack, Jesus, die Häretiker u. die Christen 1910 S. 1. D e r s e l b e , Pesachim S. 9*. a ) Ihm widerspricht Rabbi Jehuda auf Grund veränderter Lebensverhältnisse des Judentums, vgl. H ö l s c h e r , Sanhedrin S. 113. Vgl. auch E w a l d , Geschichte Israels, Anhang 3 1866 S. 466 Anm. 2. *) S m i t h - S t ü b e , Die Religion der Semiten3 1899 S. 283 Anm. 632. In solchen Anschauungen wurzelt die neutestamentliche Lehre von der Bedeutung des Todes Jesu als eines Sühnopfers. Vergoßnes Blut hat Sühnkraft Lev 1711 — das ist allgemein antik, aber auch modern. In Jesu sühnendem Opfertod liegt mit die größte "Werbekraft des Christentums! Über Menschenopfer, die an bestimmten Festen, aber auch bei anderen Gelegenheiten als Reinigungs-, Yersöhnungsopfer u. dgl. in der semitischen wie in der griech.-röm. Antike dargebracht wurden, a. S m i t h - S t ü b e S. 276ff. Das gelehrte Buch von Strack, Das Blut im Glauben u. Aberglauben der Menschheit ' 1900 ist hinsichtlich der Israeliten und Juden parteiisch. Uber Menschenopfer bei den Israeliten weiß Str. nur zu sagen, daß „solche Opfer von Anfang (!) aufs strengste verboten gewesen sind: Lev 18 21 20 2 ff. Deut 12 81 1810". S. 11. 2

Zur Geschichte des Paschafestes.

III. 0. Pascha und Abendmahl.

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und Interesse ihrer Urheber ein Opfer: ein Reinigungsopfer für das Volk und auch ein Opfer zwecks Erlösung aus der römischen Herrschaft, um deren baldiges Aufhören ja die Juden in der Paschanacht damals beteten. Daß man um die Osterzeit in Israel gelegentlich Menschen, z. B. Verbrecher, als Opfer hingerichtet hat, zeigt I I Sam 211—10 die Opferung der sieben Sauliden1 zur Zeit der beginnenden Gerstenernte 2110,2 d. i. eben zur Zeit, da man Ostern feierte Lev 23 9 ff. . Ist Jesus aller Wahrscheinlichkeit nach nicht am ersten Osterfesttage, sondern wie Joh 13 29 18 28 1914. 31. 42 Petr. Evang. 5 bezeugt, am Rüsttag auf Ostern gekreuzigt worden, so hat er selbstverständlich in der Nacht vor seinem Tode kein Paschamahl mit seinen Jüngern eingenommen. Daß Jesus ein „proleptisches" Pascha gefeiert habe, ist keine ernst zu nehmende Behauptung. Denn die Schlachtung der in der Festnacht zu verzehrenden Lämmer durfte nur unter Beteiligung der ganzen Gemeinde am Nachmittag des 14. Nisan beim Tempel erfolgen.8 Jedes zu einer anderen Zeit und unter anderen Umständen geschlachtete und verzehrte Lamm war eben kein Paschalamm.4 Nun wird aber sicher Jesu letztes Mahl von den Synoptikern selbst als ein Paschamahl behandelt. Sieht man von der zeitlichen Verumständung und der ausdrücklichen Versicherung der Erzähler ab, daß Jesu letztes Mahl ein jüdisches Ostermahl war, so findet sich in der eigentlichen Schilderung des Verlaufes des Mahles — bis vielleicht auf das ü(ivr|CavTec des Marcus und Matthäus — keine Einzelheit, die ausschließlich auf ein jüdisches Ostermahl paßt. Auch das Zusammenfügen der Einzelheiten gibt kein rechtes Bild von einer Paschafeier. Wohl aber läßt alles, im einzelnen wie zusammengefaßt, sich von einer letzten feierlichen Mahlzeit Jesu verstehen. Auch treten Züge hervor, durch welche meines Erachtens ausgeschlossen wird, daß Jesus am Abend vor seinem Tode ein Ostermahl hielt. Die einzelnen Hauptstriche in dem Bilde, das die Synoptiker von Jesu Abendmahlsfeier entwerfen, sind folgende: *) E w a l d a. a. 0 . III 3 S. 185 f. 2 ) 1. nach L X X Ü*1JW VXj? D^Win u. vgl. Budde u. Nowack z. St. Der MT hat TSp nViliia. J e vornehmer der Getötete, desto wirksamer sein Blut. Königsblut ist Götterblut. "Wellhausen, Reste arab. Heident.2 1897 S. 162. S t r a c k , Das Blut S. 32. s ) Pes V 1 ff. — Vgl. 0 . H o l t z m a n n , Leben Jesu 1901 S. 311 ff. 4) Deshalb ist auch die Annahme S t r a c k s Pesachim S. 10* ausgeschlossen, daß Jesus selbstherrlich einen Tag vor der allgemeinen Feier die Ostermahlzeit mit seinen Jüngern hielt. Stracks Annahme ist nur eine der üblichen Yerlegenheitaauskünfte, um irgendwie die Tradition zu retten.

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II. Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

1) das Liegen bei Tisch dvaxetcGcn Marc 14 is Mat 26 20, KaTaKXivecöai Luc 24 30 = 30n. Es ist beim Pascha für die Männer Pflicht Pes X 1. Es kommt aber neben dem Sitzen (atP') auch bei anderen Mahlzeiten vor, z. B. Ber V I 6 Gern 46 b 47 a Z. 16 ff. Tos Ber I V 8 Y 1 ff.1 2. das Eintauchen ¿(ißdirxeceai Marc 14 20, eußcorreiv Mat 26 23 = ist im Zeitalter Jesu kein ausschließlicher jüdischer Osterbrauch. Denn Pes X 4 heißt es im älteren Text der Mischna: „in allen anderen Nächten tauchen wir einmal ein, in der Paschanacht zweimal". Soll mit dem Eintauchen das Eintauchen der Gemüsekräuter in Essig oder Salzlake, oder das Eintauchen des Bitterkrautes in die mit noin „Fruchtmus" gefüllte Schüssel gemeint sein? Erst in jüngeren Texten der Mischna ist dem spätren Usus Rechnung getragen, wonach die Juden bei ihren gewöhnlichen Abendmahlzeiten unterließen, Gemüseblätter und Stengel in Essig oder Salzwasser zu tauchen, so daß das Eintauchen der Gemüse in Essig oder Salzwasser und das Eintauchen der Bitterkräuter in das Fruchtmus spezifische Ostersitten nun waren. 2 3. Das Brot wird bei jeder Mahlzeit (vgl. z. B. Ber Gern 46a Z i f f . 46b 47a Z 17 ff.) gebrochen (KXCIW Marc 14 22 = yxa) und gesegnet, nicht bloß beim Pascha. Daß die Synoptiker aus ihrem Vorhaben, ein Paschamahl zu beschreiben, herausfallen, läßt sich nicht damit beweisen, daß sie Jesum statt der Ostermaßßen Brot aptoc = DrtV brechen und segnen lassen.8 Denn Dfl*? kann sowohl gesäuertes, als auch ungesäuertes Brot sein. nSO ist allerdings = d£u|aoc.4 Aber nxa ist eine bestimmte Art önV. Ex 29 2 redet von ni2M QflV ( L X X apTOUc ä£ü|uouc). Ri 620 übersetzt L X X A mxarrnK durch TOUC apTouc T O U C äCujaouc ( L X X B hat nur Tot aCu^a). Darum können die Maßßen Deut 16 3 '35/ Dfl^ „Trauer(Fasten-) B r o t " heißen, eine Bezeichnung der Maßßen, die auch in der Paschahaggada am Anfang des Liedes K'317 San"? Hfl (vgl. S. 60) sich erhalten hat. Auch lautet der Segensspruch über die Maßßen... "pia p H . V p ÖllV X'Xian. "Aproc = DM1? kann also bei den Synoptikern = „Maßßen sein", — deutlicher wäre natürlich aZu|ua — es kann aber auch in einem ursprünglichen Bericht über das Abschiedsmahl Jesu „gesäuertes" Brot bedeuten. Vgl. L e v y , Neuhebr. und chaldäisches "Worterb. sub aao (aon). ') Vgl. P e s X 4 ; auch S t r a c k , Pesach. S. 38. Gleichwohl rechnet Str. S. 8 * das Eintauchen in die Schüssel wieder zu den charakteristischen Paschabräuchen i m Zeitalter J e s u ! ") H e i t m ü l l e r a. a. 0 . Sp. 26. *) Vgl. H a t c h - R e d p a t h , Concordance to the Septuagint sub äZuiuoc. "Ap-roc ist gewöhnlich = ön^. Daß Sir 10 27 äptujv = p t n i s t , kommt für Marc 14 22 nicht i n Betracht. Denn die ]1T!3 f D i a P e s X 7 ist der Tischschlußsegen.

Zur Geschichte des Paschafestes.

III. C. Pascha und Abendmahl.

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4. Der Weingenuß war bei den Juden bei jedem frohen Mahle beliebt, nicht etwa auf das Paschafest beschränkt. Der von Jesus beim Abendmahl gesegnete Kelch wird häufig auf den dritten der vier üblichen Paschabecher bezogen und mit dem TOTiipiov Tt)c eüXofiac I Kor 1016 identifiziert. Bei diesem dritten Becher aber wird in der Mischna Pes X 7 der Segen über die |ita, d. h. über die beendete Mahlzeit gesprochen; ein besonderer Segen über den Kelch wird nicht erwähnt. Immerhin ist möglich, daß schon in der Zeit der Mischna beim dritten Becher auch ein Bechersegen gesprochen wurde. Eine )»n ittH ist in der Mischna sonst nur beim ersten Becher überliefert. In der Paschahaggada werden alle vier Becher mit dem gleichen Segen bedacht. 1 Nach dem Pascharitual der Mischna würde man daher bei dem „gesegneten Kelch" statt an den dritten, vielmehr an den ersten Becher zu denken haben, wozu dann aber die Uberlieferung bei Marc 14 22 Mat 26 26 nicht stimmt, da ja hier der Segen über das Brot, der in der Mischna dem Weinsegen folgt, letzterem vorhergeht. Auf die Segnung des ersten Bechers Pes X 2 könnte man hingegen bei Luc 2217 geführt werden, wo nach dem jetzigen Text der Wein vor dem Brot gesegnet ist Luc 22 19. Der zweite Kelchsegen Luc 22 20 ließe sich dann auf den Segen des dritten bzw. vierten Bechers beziehen, falls diese beiden Becher, wie später zur Zeit der Paschahaggada, auch schon zur Zeit der Mischna gesegnet wurden. Der dritte oder vierte Becher käme bei Luc 22 20 in Betracht, da ja der Segen über das „Brot" dem Weinsegen Luc 2219 vorangeht. Nun kommt aber das Segnen des Bechers nicht bloß beim Paschamahl, sondern überhaupt bei jeder Mahlzeit vor, bei der vor, während und nach dem Essen Wein getrunken wird Ber V I 5—6. Dann kann aber das Segnen des Weines in den synoptischen Abendmahlsberichten kein Beweis dafür sein, daß es sich bei der letzten Mahlzeit Jesu einzig um ein Paschamahl handele, wenn keine sonstigen zwingenden Beweise f ü r dieses vorliegen — und diese fehlen. Gegen ein Paschamahl spricht der unmißverständliche Gesamtkelch, den Jesus segnet und seinen Jüngern hernach reicht: Marc 14 23 Mat 26 27 Kai Aaßujv TtoTripiov euxapicnicac (Mat Kai eux-) ^ujk£V oiutoIc

(vgl. das an' oder U l m bzw. j m in den Texten der Anm.), Luc 2217 Kai be£ct|i€Voc Trorripiov euxapicnicac eiTrev Xäßexe t o u t o . Ein solcher Gesamtkelch nämlich, häufiger bei den Symposien der Griechen und Römer vorkommend, ist zwar den Juden bei ihren übrigen Mahlzeiten nicht fremd, soweit aber bekannt,® nie beim Paschamahl üblich gewesen ») Vgl. J a p h e t , S. 6 der 1. Becher, S. 52 der 2., S. 66 der 3., S. 98 der 4. ) Pes X l f f . Es ist das Verdienst S p i t t a s , Die Kelchbewegung in Deutschland Mischna. IL Seder: 3. Fesschim. 7

2

98

I I . Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

und auch heute nicht üblich. Dann ist aber der von Jesu seinen Jüngern gereichte Abendmahlskelch kein jüdischer Osterkelch gewesen, d. h. 1904 S. 161 ff., darauf hingewiesen zu haben, daß die J u d e n sich beim P a s c h a von j e h e r des Einzelbechers bedienen. Daß bei Gelegenheiten, aber grade nicht beim Pascha, J u d e n aus gemeinsamem Becher trinken, wird durch Ber 51 a Z. 20/1 bezeugt. W ' 3 'WJK^ n a n a n 1*111270 n n a m W'l „und manche sagen: m a n schicke i h n [d. h. den Becher] auch als Gabe seinen Hausleuten". — Der Sprecher ist R a b b i Zera im Namen Abbahus (vgl. S t r a c k , Eml. 4 S. 104/5). F e r n e r Ber 51 a b Z . 8 f f . j a r u anV a m n 1 |,

s d d .tV a n ' x j i t a n a n a - p a

x n s i -p-n j a m a n ' a ^ s?1?^ xbv

Kn ?' ? x n n a T xod n a n » ? ] a r u a n rr ? n a x „'Ulla ( S t r a c k , Eml. 4 s . 107) traf ein bei R a b h Nachman; er speiste; er sprach den Segen über die Mahlzeit; er gab den gesegneten Becher dem R a b h N a c h m a n ; ß . Nachm. sagte zu i h m : möchte doch der H e r r den gesegneten Becher an J a l t a schicken." — J a l t a ist die F r a u R. Nachm.s. — S t r a c k , P e s 11* erinnert auch an die ,pp>t5,'3j? oder pipEfaj? (=KavicKeXia K r a u s s , Talm. Archäol. 1911 I I S. 280) „Becher mit zwei Schnauzen, aus welchem zwei Personen gleichzeitig trinken können" ( L e v y s. v.), Schab Gern 62 a.b Z. 27 ff. L e v y a. a. O. weist darauf hin, daß Ab zara 72 b 73 a Z. 2 f. ein J u d e u n d ein Heide aus einem solchen Becher gleichzeitig trinken d ü r f e n ; „aber m i r dann, w e n n der J u d e zuerst zu t r i n k e n a u f h ö r t ; wenn aber der Nichtjude zuerst a u f h ö r t , so ist er verboten; weil letzterer den W e i n im Munde libieren (dem Götzen weihen) könnte, der, w e n n er in den Becher zurückfällt, den ganzen W e i n zum Genuß verboten machen würde." Das Trinken bzw. Z u t r i n k e n (itpoiriveiv) aus gemeinsamem Becher, der meist ¿Ttibeäha herumgereicht w u r d e , ist bei den Griechen bei ihren Symposien beliebt gewesen, vgl. H e r m a n n - B l ü m n e r , Lehrb. d. griech. P r i v a t a l t e r t ü m e r 3 1882 S. 247f. B e c k e r - G ö l l , Charikles I I 1887 S. 357. G u h l - K o n e r , Das L e b e n der Griechen u. R ö m e r 6 1882 S. 349. Auf die gleiche römische Sitte m a c h t S t r a c k P e s 11 * Anm. ** im Anschluß an B l ü m n e r , Die röm. P r i v a t a l t e r t . 1911 S. 404 f. aufmerksam. Über Zutrinken bei den J u d e n vgl. auch J o s ant V I 14 6 V I I 7 1 X I X 91. — I m übrigen w a r bei den J u d e n das Trinken aus gemeinsamem Becher v e r p ö n t , u n d zwar, nach den eignen Zeugnissen, aus E k e l oder Ansteckungsgefahr Tos B e r V 9 ( Z u c k e r m a n d e l S.12 Z.9) ml® n m a n

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dem Becher trinken und i h n seinem Nachbarn geben, weil die Ansichten der Menschen nicht gleich sind" (die Stelle ist mir durch H e r r n Prof. L a n d a u e r Straßburg bekannt). Schulch. 'Ar. 'Orach chajjim 170'16 | n ' l 01Di1» n W itV T1WD3 D3D0 MBD TVarf? „man t r i n k t nicht aus dem Becher und gibt (ihn) seinen Nachbarn wegen Lebensgefahr". Vgl. auch S t r a c k P e s S. 11*. — W e r als evangelischer Christ an dem Gesamtkelch beim Abendmahl aus ästhetischen und hygienischen Gründen Anstoß nimmt, dem soll das Recht unbenommen sein, den Einzelkelch zu verlangen u n d zu trinken — sonst wäre der P r o t e s t a n t in seiner F r e i h e i t gebundener als ein J u d e ! Der P f a r r e r , dem der traditionelle Gesamtkelch als das Maßgebende g i l t , sollte das übliche Abwischen des Randes nach öfterem Spenden unterlassen, weil der Idee des Gesamtkelches widersprechend. Aufgeben der Glaubensgemeinschaft wegen äußerer Unterschiede in der Abendmahlsfeier, die ja grade den Brudersinn fördern will, ist — das lehrt u. a. auch die Geschichte der Abendmahlsstreitigkeiten in den protestantischen Kirchen — ein Beweis mangelnder

Zur Geschichte des Paschafestes.

III. C. Pascha und Abendmahl.

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Jesu letzte Mahlzeit war kein Paschamahl. Bei diesem war und ist der Einzelkelch Brauch. 1 5. Als sicheres Kennzeichen einer Paschafeier gilt das auf das Anstimmen der Hallelpsalmen Ps 113—118 am Ende der Mahlzeit gedeutete u^vricavtec Marc 14 26 Mat 26 30. Lucas hat bekanntlich den „Lobgesang" nicht. Es ist möglich, daß u|ivr|cavTec den Hallelgesang beim Paschafest bedeutet. Bei der L X X ist übrigens ü|uveTv nicht die gewöhnliche Wiedergabe von VVn. V^il -— u^velv findet sich E i 16 24 I I Chron 29 30 Neh 12 24 Ps 2 2 23. Dazu kommt noch üfivricic = nVfin I I Chron 7 6 und üjuvoc = il^iin Neh 12 46 Ps 71 6, ferner u)uvoc = Ps 40 4 65 2 100 4 119171 148 i4.2 Weit überwiegend aber (ca. 70 mal) wird Vjn bei den L X X mit aivelv übersetzt. 8 'Y|ave!v kann = "ibt sein (vgl. L X X zu J e s 12 5 I Chron 16 9) und das Singen von TiöTö beim Mahl bedeuten vgl. Sir 491. Soll ufivricavTec, wie es scheint, bei Matthäus und Marcus das Singen der Hallelpsalmen anzeigen, so können „Marcus" und „Matthäus", bzw. ihre Vorgänger, von sich aus das üjivricavTec zu der Uberlieferung beigesteuert haben in der vorgefaßten Meinung, daß Jesu letztes Mahl ein Paschamahl gewesen sei. Sicherer Beweis, daß Jesus wirklich an seinem letzten Lebensabend Pascha gefeiert habe, ist ü|uvr|cavTec nicht. Man mache sich auch einmal klar: Jesus hat die Hallelpsalmen mitgesungen, die in den messianischen Jubelruf austönen: Ps 118 26 Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Daß Ps 118 26 zur Zeit Jesu auf den Messias bezogen wurde, ist u. a. aus Marc 1110 zu entnehmen. 4 Fühlte Jesus sich als Messias und betete gleichzeitig um sein Kommen?! 5 Hat Jesus die messianische Erwartung seines Volkes geteilt?! Konnte Jesus wirklich sich mit vollem Herzen am Paschamahl beteiligen, an dem vor allem der jüdische Heidenhaß und die Hoffnung des Judentums auf Freiheit und Weltherrschaft zum Nächstenliebe und geringer Achtung vor der Persönlichkeit des Anderen. Aber die Geschichte aller Religionen zeigt leider, wie bitterer Haß selbst innerhalb derselben Religionsgruppe wegen äußerer Differenzen entbrennen kann. Um gerecht zu sein: es liegt in dem zähen Festhalten an gewissen Äußerlichkeiten ein Zeichen der Treue gegen das, was als heilig gilt, bis ins einzelnste — aber solche lobenswerte Treue kann, wenn von vernünftiger Liebe verlassen, nur zu leicht entsetzliches Unheil stiften! *) Marc 10 38 u. Parall. ist „den Kelch trinken" so viel wie: „das gleiche Schick2) Vielleicht hat Aquila mitti|uveTvöfter V?T\ übersetzt. sal erleben". 3) Vgl. auch H a t c h - R e d p a t h sub aivtcic, aivexöc, alvoc. 4) Vgl. Wellhausen, Evangelium Marci 1903 S. 93 f. u. auch HupfeldNowack, Die Psalmen II 1888 S. 523 f. 5) Für Marc 838 1462 s. Wellhausen z. St. 7*

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II. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

hellen Ausdruck kam?! Daß Jesus alles anders meinte als seine Volksgenossen, und daß er darum auch einen anderen Sinn mit den Hallelpsalmen verband als seine Landsleute, ist ja nur eine der beliebten Retiraden aus bedenklicher Situation. 1 Muß nicht endlich auffallen, daß bei der vermeintlichen Paschafeier zwar Brot und Wein von Jesus gesegnet und auf sich selbst gedeutet werden, hingegen jeder Vergleich zwischen sich und dem Paschalamm von ihm vermieden wird, obwohl gerade von der ältesten Überlieferung schon eine Anspielung auf den Opfertod Jesu in dem jüdischen Osterlamm gesehen wurde I Kor 5 i vgl. S. 92. Sollte das Fehlen jeder Beziehung zwischen Jesus und dem Osterlamm bei den Synoptikern nicht damit zusammenhängen, daß eben kein Osterlamm von Jesu und den Jüngern gegessen wurde, d. h. aber daß Jesu letztes Mahl kein Ostermahl war? Es sind also zwar Züge in dem synoptischen Bilde von der letzten Mahlzeit Jesu vorhanden, die f ü r den ersten Augenblick die Erwartung erfüllen, daß die Synoptiker, wie sie selbst angeben, wirklich ein letztes Paschamahl Jesu beschreiben. Bei längerem Zusehen aber verlieren diese Züge an Deutlichkeit und läßt sich auch aus ihrem Ensemble kein Bild gewinnen, das der bekannten Feier eines Paschafestes entspräche. Das wird gleich noch deutlicher, wenn wir kurz in Geist und Sinn des letzten Mahles Jesu und der es umkränzenden Worte zu dringen versuchen. Das Paschamahl ist ein mystisches Mahl, das, wie eine geheimnisvolle Medizin wirkend, die Teilnehmer gegen allerlei Gefahr auf ein Jahr hinaus feit, sie untereinander verbindet und zugleich mit ihrem Gott Jahwe, der durch das viele, ihm zu Ehren fließende Opferblut geneigt gemacht wird, den Lieblingstraum seines Volkes zu erfüllen, sein Reich in Israel aufzurichten, wodurch nach Niederwerfung aller seiner Feinde die Weltherrschaft an Israel kommt. Bei seinem letzten Mahl verbindet sich Jesus mit seinen Jüngern über seinen Tod hinaus. Das geweihte Brot und der geweihte Wein dienen durch eine Art sinnlicher Lebensübertragung als die Stoffe, die Leib und Blut Jesu darstellend und enthaltend, von den Jüngern genossen werden und so eine bleibende physisch-hyperphysische Lebensverbindung 2 mit ihrem von ihnen scheidenden Meister herstellen. *) Konsequenterweise behauptet Merx von seinem voreingenommenen Standpunkt aus, daß Jesu letztes Mahl sich mit einem Paschamahl deckte, daß Jesus die Hallelpsalmen nicht gebetet haben könne (Die vier kanon. Evangelien II 2 S. 422) — das heißt aber zugeben, daß Jesu letztes Mahl kein Paschamahl war! 9 ) B e r t h o l e t , Das Buch Hesekiel 1897 S. 15.

Zur Geschichte des Paschafestes.

III. C. Pascha und Abendmahl.

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Jesus ahnt sein E n d e ; er weiß sich von J u d a s verraten. 1 „Was man unzähligen kleinen Leuten zubilligen muß, ein klares Voraussehen ihres Untergangs, wird man doch wohl J e s u in den letzten Tagen und Stunden seines Lebens nicht a priori absprechen." 2 M a r c 14 25 ist ein unerfindliches Abschiedswort J e s u überliefert. J e s u s fühlt sich hier ganz als schlichten Sohn seines V o l k e s . 8 Marc 14'25 enthält so gar nichts von einem Bewußtsein J e s u , der gegenwärtige oder künftige Messias Israels zu sein. E r hofft, den sicheren Tod vor Augen, dereinst bei der allgemeinen Totenauferstehung mitberufen zu werden zu den F r e u d e n des großen Mahles, unter denen die Wonnen der messianischen Zeit von den J u d e n gern beschrieben werden J e s 25 6 M a t 22 2 ff. B i s dahin gilt es, angesichts seines unmittelbar bevorstehenden gewaltsamen Todes, mit seinen J ü n g e r n in Gemeinschaft zu bleiben. Das gemeinsame Trinken des das B l u t J e s u versinnbildlichenden und enthaltenden roten Traubensaftes und der Genuß des den Leib J e s u darstellenden und umfassenden Brotes sind das erstere 4 eine sublimierte F o r m des antiken Blutsbündnisses und das andere eine verfeinerte F o r m des ehemaligen Menschenopfers, das eine Verbindung zwischen den Opfergenossen untereinander und mit der Gottheit herstellt. W a r schon die von Jesus mit seinen Jüngern gepflegte tägliche Tischgemeinschaft ein sinnenfälliger Ausdruck für die zwischen ihm und den „Zwölfen" bestehende religiöse und Geistesgemeinschaft, so hebt sich das letzte Mahl J e s u über die anderen von ihm mit seinen Jüngern abgehaltenen Mahlzeiten nur dadurch empor, daß bei diesem ein besonderer Akt der Gemeinschaftsstiftung erfolgt, wodurch der Meister mit seinen J ü n g e r n in Verbindung bleiben will auch über seinen T o d hinaus. Sollen diese doch, wenn er selbst nicht mehr unter ihnen weilt, seine Sache vertreten und weiterführen vor seinem V o l k und vor aller Welt, bis daß das Ende aller Dinge gekommen ist und Gottes Reich auf Erden erscheint. Und damit die J ü n g e r ihrer Aufgabe gewachsen sind, geht er sozusagen, mit seiner g a n z e n Person, seinem Fleisch und B l u t 5 in ihre Person, ihr Fleisch und Blut über. Als Bundesakt ist das historische Abendmahl J e s u genau so wie etwa der Bundesschluß am Sinai E x 24 einmalig und unwiederholbar. Unter dem Eindruck des K a r f r e i t a g s erhielt das letzte Mahl J e s u für seine J ü n g e r einen besonderen Sinn. Als sie über die furchtbare ') B a u m g a r t e n , Die Abendmahlsnot 1911 S. 10. 3) W e l l h a u s e n , Evang.MarciS. 124ff. ) J ü l i c h e r , Einl.i.d.NT 6 . 6 1906S.329. 2 *) Smith-Stübe, Religion der Semiten S. 240 ff. S t r a c k , Das Blut 6 .' S. 22 ff. ") 0*T1 cäpE Kai atfia Mat 1617 I Kor 1550 Gal 116 umschreibt den Begriff „Mensch", vgl. L e v y , Neuhebr. u. chald. Wörterb. s. 2

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II. Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

Katastrophe, der ihr Meister zum Opfer gefallen war, zur Besinnung kamen, erschien ihnen der Tod Jesu als die Weihe und Besieglung seines Lebenswerkes, das sie nach dem Willen ihres Herrn fortzusetzen entschlossen waren. Die Kreuzigung Jesu, durch die er aus seiner Volksgemeinschaft ausgestoßen wurde, war tatsächlich der Bruch seiner Sache mit der des Judentums und wurde zum Glück auch so von den Jüngern, besonders von Paulus, aufgefaßt. Auf Golgatha wurde die alte Theokratie beseitigt und die neue begründet. Daraus ergab sich eine tiefere Beziehung zwischen Karfreitag und Gründonnerstag. Jesus, der Stifter des neuen Bundes I Kor 11 25 Marc 14 24 Mat 2 6 28 Luc 22 20 hat sich bei seinem letzten Mahl verbunden mit seinen Jüngern über Tod und Grab hinaus. Und so wurde f ü r sie das historische Abendmahl zum Eröffnungsmahl des neuen Bundes und zum Gegenstück des Pascha oder des begründenden und Gedächtnismahles des alten Bundes. Die Jünger hielten nach Jesu Tode die Tischgemeinschaft untereinander aufrecht Apg 2 42 2 7 35. Beim täglichen Brotbrechen erfuhren sie, was sie miteinander verband. Ihr Mittelpunkt blieb die Person des Meisters. Er trat beim Brotbrechen immer von neuem in ihren Kreis, und immer wieder erlebten sie seine Nähe und Gemeinschaft Luc 2430 ff. Das tägliche Brotbrechen wurde f ü r sie zu einem sich wiederholenden Akt der Verbindung mit Jesu. Auf diese Weise gelangten sie zu einer Imitation und Wiederholung des von Jesu in der Todesnacht mit seinen Jüngern gefeierten und an und f ü r sich keiner Wiederholung bedürftigen Bundesmahles, indem sie es anfänglich vielleicht erst nur am jährlichen oder wöchentlichen Erinnerungstage des Todes Jesu, dann aber auch am Herrentag I Kor 16 2 Apg 207 Apc lio, schließlich aber an jedem wichtigeren Festtag und endlich an jedem Tag feierten 1 . War das erste Abendmahl der bleibenden Erinnerung an Jesus geweiht, so galt ihr nun jedes Mahl bzw. jede Eucharistie oder Abendmahlsfeier der Christen. Das Recht der Wiederholung des ersten Abendmahles sicherte man sich durch ein Jesu selbst bei seinem letzten Mahl in den Mund gelegtes Wort: touto Troieixe elc Tr|V e^fjv dvct(ivnciv L u c 2219 vgl. I K o r 1125.

Durch die Verbindung von Gründonnerstag und Karfreitag kam in die Wiedererzählung des letzten Mahles die Bedeutung des Todes Jesu f ü r seine Anhänger hinein: er dient zu ihrem Besten Marc 1424 Luc 2220 und vermittelt ihre Sündenvergebung Mat 2 6 28. Sollte durch den beim letzten Mahl geschlossenen Bund die durch den Tod unterbrochene Gemeinschaft Jesu mit seinen Jüngern bis zum Kommen des messiaD r e w s , Eucharistie in Realenz. f. prot. Theol. 3 Y S. 569 f.

Zur Geschichte des Paschafestes.

III. C. Pascha und Abendmahl.

J(J3

nischen Reiches aufrechterhalten bleiben, so ist f ü r Paulus das Abendmahl I Kor II26 eine durch das Brechen des Brotes und das Austeilen des Kelches erfolgende dramatische Vergegenwärtigung 1 und Verkündigung des Todes Jesu dxpi ofl e'A0q und so zugleich das interimistische Hauptmittel, die Gemeinschaft mit Jesu festzuhalten bis zu seinem Wiedererscheinen in der messianischen Zeit, oder bis zum Weltende. Dann setzt er sich mit seiner Gemeinde zum Mahl nieder Apc 3 20 1 99. Aber auch O s t e r n warf sein Licht auf Gründonnerstag zurück. Durch Ostern kam den Jüngern das überirdische Wesen des geschichtlichen Jesu zum Bewußtsein. Es ist der himmlische Herr, der sich den Seinen im Abendmahl zur geistlich-leiblichen Vereinigung darbietet I Kor 103. i. 16—17.2 Jesu letztes Mahl, selbst eine Art Vorfeier des großen messianischen Freudenmahles Jes 25 6, des Ab- und Gegenbildes der Göttermahle der Urzeit, gibt den Gläubigen als Tischgenossen des verklärten Christus in noch höherer Weise die Unsterblichkeit und das überirdische Wesen wieder, die einst den Menschen nach dem Glauben jener Zeit im Paradiese Ez 28 n ff. Sir 49ie s eigneten, aber verloren gingen. I n den Bahnen des Paulus I Kor 101 ff. geht Johannes weiter, wenn er Jesus als das wahre Lebensbrot feiert, das beim Abendmahl genossen, wie „eine zum ewigen Leben bleibende und führende Speise" wirkt 4 Joh 635. 53 ff. So verschieden nun auch die neutestamentlichen Anschauungen über das erste christliche Abendmahl sind, liegt ihnen doch gemeinsam der Gedanke zugrunde von der unendlichen Bedeutung des geschichtlichen Jesus f ü r Gegenwart und Zukunft. Durch ein Leben in männlicher Frömmigkeit und treuem Brudersinn hat er den Seinen den Zugang zu Gerechtigkeit, Friede und Leben eröffnet und so Güter und Ideale erschlossen, die nie aus dem Herzen der Menschen mehr gerissen werden können! I n der Feier des Abendmahls gedenkt dankbar die christliche Gemeinde dessen, was ihr Herr von neuen Lebens- und l

) Vgl. B o u s s e t , in Weiß, Die Schriften des NT2 II S. 128. *) Vgl. B o u s s e t a. a. 0. S. 118. a ) Über Urmenschspekulationen Sir 4916, vgl. Smend, Die Weisheit Jesus Sirach 1906 S. 476; ferner D i l l m a n n zu Gen 321 und Onkelos und Pseudojonathan z. St. Das cOft^a irveunemKÖv I Kor 1544 entspricht dem Lichtleib, den die ersten Menschen hatten. In dem ursprünglichen Paradiesesmythus von Gen 2/3 besaßen die Urmenschen ihre Unsterblichkeit und ihr himmlisches Wesen dadurch, daß sie von den Wunderfrüchten der Paradiesesbäume ( = Ambrosia) aßen und aus dem Paradiesesstrom ( = Nektar) tranken, Genüsse, an die auch nach kindlicher Vorstellung die Unsterblichkeit der Götter gebunden ist. *) H e i t m ü l l e r , in Weiß, Die Schriften des NT II4 S. 774.

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II. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

Triebkräften in die Weltgeschichte gebracht hat und bekennt sich freudig zu seiner Sache, die das erste und letzte Ziel alles Völker- und Einzellebens bleibt. Die Paschafeier gilt dem Bekenntnis der jüdischen Weltherrschaft, die Abendmahlsfeier dem Bekenntnis der Humanität. Pascha und Abendmahl gehen sich also direkt nichts an. Und doch haben die Synoptiker vielleicht mit Bedacht das erste Abendmahl auf den Paschaabend gelegt. Mag es ein chronologischer Irrtum sein, verzeihlich schon deshalb, weil Jesu letztes Mahl in die dichteste Zeitnähe des Paschafestes fiel: sachlich waren die Synoptiker nicht so sehr im Unrecht. Sie waren bewußt-unbewußt von dem richtigen Gefühl geleitet, daß die Religionsgründung Jesu die Fortsetzung, Krone und Überbietung des Werkes Mosis sei Hebr. 86, wie ja tatsächlich, mag auch der N a m e nach einem anderen Ursprungsgebiet weisen, innerhalb der jüdischen Welt der H u m a n i t ä t s g e d a n k e emporgeblitzt ist, dem mehr noch als die Wissenschaft und Kunst Griechenlands, oder der strenge auch im semitischen Orient Ordnung schaffende Rechtssinn des Römers, die Ethik der religiösen Genien Israels, seiner unsterblichen Propheten, den meisten Zündstoff zubereitet hat. Bei den Synoptikern sind zwei verschiedene Dinge zusammengeflossen: ein wesentlich historischer Bericht über Jesu letztes Mahl, womit die Stiftung des Abendmahles verknüpft war, und eine Beschreibung eines jüdischen Ostermahles. Am deutlichsten ist noch bei Marcus und Matthäus die Zusammensetzung, vgl. besonders das zweimalige ecöiovTiuv Marc 14 18. 22 und Mat 26 21. 26,1 während der geschicktere Lucas beide Mahlzeiten zu e i n e r umstilisiert. Die Synoptiker haben die Abendmahlsszene, die wohl in Bethanien stattfand, wohin Jesus sich Marc l l n . 19.27 14 3, abends zurückzuziehen pflegte, eigens nach J e rusalem verlegt, um Jesus dort das Paschamahl mitgenießen zu lassen. Auffallenderweise fehlt übrigens bei Marc 1417 die Angabe des Ortes f ü r das folgende Mahl! Sind auch keine d i r e k t e n Beziehungen zwischen Pascha und Abendmahl vorhanden, so doch i n d i r e k t e , zunächst allgemeiner Art. Pascha und Abendmahl gehören in die Reihe der mystischen Mahlzeiten. Die Teilnehmer bilden eine Sakralgemeinschaft. Die konse1

) Die Paschamahlzeit umfaßt bei Marc 1417 (18)—21. 26, und das Abendmahl 1422—25, vgl. W e l l h a u s e n , Evangel. Marci S. 120. Spielt bei dem eigentlichen Doppelmahl bei Marcus und Matthäus etwa auch die Unterscheidung von „Agape" und „Eucharistie" herein?

Zur Geschichte des Paschafestes.

III. C. Pascha und Abendmahl.

105

krierten Stoffe, Brot und Wein, spielen da wie dort eine Rolle. Mit der Segensformel ist beidemal eine Deutung der Symbole verknüpft. Pascha und Abendmahl nehmen Bezug auf die messianische Zeit. Durch die von den Synoptikern erfolgte Zusammenlegung von Pascha und Abendmahl auf den gleichen Zeitpunkt sind in die weitere Geschichte des Abendmahls Züge aus dem jüdischen Ostermahl herübergeflossen. Das Abendmahl galt als eine Art christliches Ostermahl. Von diesen besonderen i n d i r e k t e n Beziehungen zwischen Pascha und Abendmahl soll hier die Rede sein. Wie auf die Liturgie des Abendmahls verschiedentlich die Liturgie des Pascha abgefärbt hat, ist schon von anderer Seite 1 dargestellt worden, freilich nur f ü r die ältere Zeit. Hierzu zunächst ein Paar Ergänzungen. Sollte nicht das vielleicht schon Justin 2 bekannte Hersagen der S p e n d e formeln beim Abendmahl speziell auf das jüdische Vorbild zurückgehen, die beim Pascha genossenen Hauptelemente: TOB, ilSO und H i n Pes X 5 zu deuten? Oder wurzelt es in der allgemein antiken Sitte, bei Opfer- und mystischen Mahlzeiten den Sinn der einzelnen Handlungen durch den iepöc Xöfoc zu erklären? Jedenfalls haben die rezitierten Spendeformeln beim Abendmahl hierologische Bedeutung. Die Beziehung des h i s t o r i s c h e n , von Jesus mit seinen Jüngern gefeierten Abendmahles auf jeden Christgläubigen hat ihre Parallele in dem P e s X 5 betonten G e g e n w a r t s w e r t des Pascha f ü r jeden einzelnen Israeliten: Das alles geschieht f ü r u n s und f ü r m i c h ! Die besonders bei Paulus sich findende Anwendung und Umdeutung der objektiven Heilstatsachen auf den einzelnen ist also auch jüdisches Erbgut des Apostels. Ist es zufällig f ü r die Entwicklung des Paulus, daß Pes X 5 Worte Gamaliell, des Lehrers Pauli, vorliegen? Ein Rest des H a l l e l gesanges beim jüdischen Ostermahl hat sich erhalten in dem Anstimmen des „Benedictas qui venit" usw. Ps 118 26 bei der Transsubstantiation, 8 bzw. „unmittelbar vor der Kommunion, in welcher Christus in die Seele des einzelnen kommt".* Auch zwischen den bei Eucharistie und Pascha gebrauchten E l e m e n t e n und den bei beiden Feiern vollzogenen H a n d l u n g e n finden sich Berührungen. Nur läßt sich nicht überall mit Sicherheit sagen, ob ') Vgl. E. v. d. Goltz, Tischgebete und Abendmahlsgebete in der altchristl. usw. Kirche (Texte u. Unters, hrsgg. v. v. Gebhardt u. Harnack NF XIV 2 b. 1905). D r e w s, Apostellehre im Handb. z.d.NTlichen Apokryphen hrsg. v . H e n n e c k e 1904. S.256 ff. 2 269 ff. 279 f. ) Vgl. D r e w s , Eucharistie in Realenz. f. prot. Theol.3 V S. 565. *) T h a l h o f e r , Handb. d. kathol. Liturgik 1883—1890 II S. 185. 4 ) So in der clementinischen Liturgie.

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II. Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

hier speziell an Herübernahme jüdischer Ostersitten zu denken ist, oder oder ob manches in genuin antiken Opferbräuchen wurzelt. Da aber sichere Beziehungen zwischen Abendmahl und Pascha vorhanden sind, so ist bei sonstigen Beziehungen in dubio erlaubt zuvörderst auf jüdische Osterbräuche als Vorbild zu raten. Nach dem Vorgang des N T sind Brot und Wein die Hauptelemente der Eucharistie. Unverkennbar ist aber bei dem seit dem achten Jahrhundert 1 nachweisbaren Gebrauch ungesäuerten Brotes das jüdische Ostermahl mit seinen Maßßen vorbildlich. In Pes I I 5 Schulchan arukh ' Orach chajjim 453 i steht der Weizen unter den Getreidearten, aus denen die Maßßen gebacken werden, an erster Stelle. Or. chajjim 4291 am wird Weizen an die Armen zum Maßßenbacken an Ostern verteilt. Erklärt sich so, daß das eucharistische Brot bei den Christen aus W e i z e n m e h l hergestellt wird. 2 Wie die Osterkuchen der Juden besitzen auch die f ü r die Konsekration bestimmten Brote beim Abendmahl r u n d e Form. 8 Die H o s t i e n p a t e n e scheint Nachbildung der Sederschüssel. Wo die B r o t b r e c h u n g beim Abendmahl Sitte ist, geschieht es im Anschluß an die neutestamentlichen Abendmahlsberichte. Aber daß die Hostie in der römischen Kirche in d r e i Teile gebrochen wird, 4 könnte beeinflußt sein durch die drei auf der Sederschüssel befindlichen Maßßen.5 Die Z e i c h n u n g der H o s t i e n mit religiösen Symbolen 8 hat ihre Parallelen in der Benennung der drei 7 Ostermaßßen mit 8, 3, l bzw. p 3 , 'lV und Wahrscheinlichst hat Jesus bei der Abendmahlsfeier mit Wasser gemischten Wein dargereicht, der ja überhaupt bei den jüdischen Mahlzeiten jener Zeit Sitte war. Der Gebrauch von g e m i s c h t e m W e i n bei der christlichen Eucharistie geht also auf jüdischen Usus zurück. Nur sind die Mischungsverhältnisse etwas anders. Bei jüdischen Mahlzeiten, gleichgültig, ob profanen oder sakralen, ist das Verhältnis drei Teile Wasser und ein Teil Wein, 8 so nach Kabha,® oder zwei Teile Wasser und ein Teil Wein, so nach Abhaji. 10 Ein Konzil von Tribur im Jahre 895 erklärte, daß beim Abendmahl 2/g Wein und 1U Wasser gemischt würde. 11 Jesus hat sich bei dem mit seinen Jüngern gefeierten Bundesmahl eines Gesamtkelches bedient. 12 Die Juden brauchten und brauchen noch beim 2 T h a l h o f e r , I I 136ff. ) T h a l h o f e r , I I 136. ) T h a l h o f e r , I I 137ff. ") T h a l h o f e r , I I 269. 6 8 ) Ygl. S. 79. ) T h a l h o f e r , I I 138 f. Vgl. S. 79. 8 ) Schab Gern 76b—77a Z. 12 ff. Ygl. auch L e v y , Neuhebr. u. chaldäisches Wörterb. sub I t ö , Xfü und SXJD. *) t 352 S t r a c k , Einl. in d. Talm 4 S. 108f. 10 12 ) f 338/9. S t r a c k a. a.O. S. 108. ") T h a l h o f e r I I 144. ) Ygl. S. 97 f. 3

Zur Geschichte des Paschafestes.

III. C. Pascha und Abendmahl.

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Pascha Einzelbecher. Jüdischer Sitte entsprechend sind auf den Abendmahlsbildern von Leonardo da Vinci und Bernardino Luini Einzelbecher benützt. 1 Bei dem seit dem 12. Jahrh. aufgekommenen E m p o r h e b e n von Hostie und Kelch unmittelbar nach der Konsekration 2 wird man erinnert an das bei der jüdischen Ostermahlzeit Pes Gern 115b Z 12 ff. übliche in die Höhe Heben des Eßtisches, bzw. der Schüssel mit den Speisen. Man vergleiche auch das mannigfache Aufheben des Kelches und das Aufdecken der Maßßen nach der Beschreibung der Paschahaggada. 8 Eür die jetzt übliche Bedeckung von Patene und Kelch in der katholischen Kirche mittels des sogenannten Kelchvelums 4 ist auf die Verhüllung der Maßßen mittelst eines Deckchens (nsa mappa) auf der jüdischen Sederschüssel hinzuweisen. 5 Der sachliche Grund der Verhüllung ist beide mal die Heiligkeit der Gegenstände. 6 Dem Paschamahl 7 geht wie der Eucharistie ein F a s t e n voraus. 8 Wie bei den Juden nur B e s c h n i t t e n e am Paschamahl teilnehmen dürfen Ex 12 48, so bei den Christen nur G e t a u f t e 9 — die Idee der Sakralgemeinschaft ist auf beiden Gebieten festgehalten. Entsprechend dem jüdischen Brauch beim Osterfest empfangen auch K i n d e r die Eucharistie. 10 Wie vom Paschamahl 11 so sind auch von der Eucharistie männliche und weibliche Personen, die geschlechtlich v e r u n r e i n i g t sind, ausgeschlossen.12 Die l i t u r g i s c h e H ä n d e w a s c h u n g bei derEucharistie 18 erinnert an die mannigfachen Händewaschungen beim jüdischen Ostermahl. War bei den Juden der Ostermonat oder der Nisan der e r s t e M o n a t , so galt auch im 5. Jahrhundert der Monat, in welchen Ostern fiel, als der erste Monat des Kirchenjahres. 14 Ob am Gründonnerstag der Genuß g r ü n e r K r ä u t e r 1 5 irgendwie näher mit dem Essen von Gemüse- und Bitterkräutern am jüdischen Osterabend im Zusammenhang steht? Wo die Eucharistie als O p f e r gilt, spielen Gedanken des jüdischen Ostermahles herein, das Num 91 ff. als ein p")p> bezeichnet ist. Vgl. auch S. 49. Wieviel von den jüdischen Bräuchen, die auf Ursprung und Entwicklung des Abendmahls bei den Christen Einfluß gehabt haben, hellea *) S p i t t a , Kelchbewegung in Deutschland 1904 S. 162. ) T h a l h o f er II 225. ) Vgl. S. 80ff. u. Pes Gern 116b Z. 17ff. Auch das Xaßwv Marc 14 22f. Mat 26 26f. Luc 2219, IXaßev IKor 2123 Joh 611, beEauevoc Luc 2217 ist mit einer gewissen Feier4 5 e lichkeit gesagt. ) T h a l h o f er 1845. ) Vgl. S. 79. ) Jes 45. ') Pes X 1. 8 ) T h a l h o f er 1132 544. D r e w s , Eucharistie Eealenz. f. prot. Theol. 3 V 568. 9 10 u ) D r e w s a. a. 0. S. 568. ) D r e w s a. a. 0 . S. 568. ) Pes VIII 5. 13 ") T h a l h o f er II 33. D r e w s a. a. 0. S. 568. ) T h a l h o f er I 614 f. II 168 ff. 15 ") T h a l h o f er II 544. ) T h a l h o f e r H548. 3

108

II. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

nistischen Ursprungs ist, läßt sich nach dem S. 64 ff. 95 ff. Gesagten ungefähr bemessen. Es bestätigt sich aber auch aus einer vergleichenden Geschichte von Pascha und Abendmahl, daß durch die Kanäle des Judentums gar manches aus der umgebenden, besonders griechisch-römischen Welt in das Christentum eingedrungen ist. Uber den jüdischen, griechischen und sonstigen Einflüssen vermag aber nur ein an Äußerlichkeiten und Nebendingen klebender kleinlicher Geist das Originale und Wesentliche des Christentums zu unterschätzen — und dieses Eigentümliche ist schließlich doch das Wichtigere gegenüber den religions- und kulturgeschichtlichen Parallelen, Vorbildern u. dgl. aus der näheren und ferneren Umgebung, mögen sie auch noch so interessant sein. Alle drei semitischen Weltreligionen: Judentum, Christentum und Islam sind gewiß Ableger der allgemein semitischen Religion und haben von Haus aus manches mit den übrigen Religionen der Antike gemeinsam. Sie sind aber doch, obwohl sie alle drei schon bei ihrer Entstehung, und dann im Lauf ihrer Geschichte, obendrein von den umgebenden Religionen beeinflußt waren und das Christentum vom Judentum, der Islam vom Juden- und Christentum abhängig ist, keine bloße synkretistische Religionen, sondern die originalen Schöpfungen ihrer Stifter. I n Pascha und Abendmahl gelangen Zentralgedanken von Juden- und Christentum zum Durchbruch. Nationalismus und Universalismus, Volksund Weltreligion bieten sich hier die Stirn. Denn das Judentum ist keine reine, sondern nur eine relative Weltreligion, d. h. eine Weltreligion auf nationaler Basis. Es verzichtet seit Trennung von Kirche und Synagoge auf Mission, es beschränkt sich auf die Abrahamskinder, d. h. eine wirkliche oder vermeintliche Blutsverwandtschaft. 1 Israel redet wohl viel von seinem Beruf an die ganze Welt und spricht sich die Aufgabe zu, alle Menschen zum Monotheismus zu führen. Aber Israel „tut nichts f ü r die Verbreitung des Monotheismus und hat schon lange nichts mehr dafür getan". 2 Wird je die Synagoge, die verärgerte und rückständige ältere Schwester der Kirche, nach dem Ostern der letzteren verlangen und die Worte ihrer großen Söhne, der Propheten, treu bewahrend, der frohen Botschaft ihres größten und besten Sohnes Gehör schenken und nicht mehr durch die Aufrichtung der jüdischen Weltherrschaft bis an die Enden 1

) Der "Übertritt eines Teiles des westtürkischen Stammes der Chasären zum Judentum im 8. Jahrhundert dürfte das letzte Kapitel der jüdischen Missionsgeschichte bilden. Eine missionslose Seligion ist eine kranke, oder verknöcherte Religion. ") Strack, Das Wesen des Judentums 1906 S. 15.

Zur Geschichte des Paschafestes.

III. C. Pascha und Abendmahl.

109

der Erde, sondern durch Förderung des menschlichen Allgemeinwohles das Ziel aller Weltgeschichte, das „Reich Gottes" (vielleicht das Nachbild des persischen Theologumenons der besten Herrschaft und das Seiten- und Gegenstück des platonischen Idealstaates) herbeizuführen suchen? Denn nur da kann wirkliche, nach höchsten Zwecken strebende Kulturarbeit geleistet werden, wo es im Geist der von J e s u s entdeckten und betätigten Nächstenliebe, im Geist wahrer H u m a n i t ä t geschieht. Am Egoismus und krassen Nationalismus sind die Staaten und Völker der Antike zerschellt. Beim Paschafest feiert über die Trümmer vernichteter und unterjochter "Völker hinweg der im Nomadismus wurzelnde Freiheits- und Herrschaftstaumel der Juden, 1 des zähesten und patriotischsten aller Völker, seine Orgien — beim Abendmahl zieht Jesus der Mensch ungezählte Geschlechter und Menschen in den Kreis seiner edlen und starken Persönlichkeit und heischt allem, was Mensch sich nennt, treuen Brudersinn bewähren. Ecce homo — seit der Stiftung des neutestamentlichen Herrenmahles ist Humanität die Losung der Weltgeschichte. Nicht nach jüdischem oder sonstigem antiken Vorbild den Unterschied von Herren- und Knechtsvölkern herauszubilden, ist der oberste Zweck der Geschichte, sondern der rastlose, aber ehrliche und brüderliche Wetteifer der Völker und Menschen um die höchste Gesittung und Bildung. Durch das christliche Abendmahl ist das jüdische Ostermahl überholt und entwertet, und sind f ü r das Gesamtwohl der Menschen vorher nur geahnte Lebenskräfte entbunden. Denn die schlichte, nachher durch das Blut ihres Stifters geweihte Bundesfeier zwischen Jesus und seinen Jüngern ist die Keimzelle der nicht mehr verlierbaren Idee der geistigen Zusammengehörigkeit aller Menschen als Brüder Mal 210 Rom 116 1012 1 Kor 1 24 Gal 3 28 615 Kol 311. Damit ist die alte Welt abgetan und beginnt mit Jesus die Neuzeit, 2 und darum steht die moderne Kulturmenschheit in Jesu bleibender Dankesschuld. W. S o m b a r t , Die Juden und das Wirtschaftsleben 1911 S. 225 ff. ) Vgl. H. S c h n e i d e r , Zwei Aufsätze zur Religionsgeschichte Yorderasiens 1909 S. 32/33. 2

110

II. Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

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I la. -)1K: wörtlich „beim Licht". Da bei den Juden der Tag mit Sichtbarwerden ("iin) des Mondes beginnt ( G u t h e , Kurzes Bibelwörterb. 1903 S. 650. B e n z i n g e r , Hebräische Archäol. 2 1907 S. 171), was sachlich dem Sonnenuntergang entspricht, ist „Licht des 14. [Nisan]" f ü r uns, die wir den Tag von Sonnenaufgang an rechnen, soviel wie „Vorabend des 14.", d. h. die Abendzeit des 13. So bedeutet auch ¿TritpiiiCKeiv Mat 281 Luc 2 3 54 die Abendzeit. TT nvans: T T J - der 14. ist der 14. Nisan , (]0 3, babyl. nisannu) Neh 3 7 Est 3 7 Aram. Pap. 6 Z. 8 (Sachau). Die Juden haben die Namen ihrer Monate von den Babyloniern entlehnt, in deren Gewalt die Juden von 605—538 standen. Der Nisan gilt als der 1. Monat des Jahres und deckt sich ungefähr mit dem April. Seit dem Exil ließen die Juden auch nach babylonischem Vorbild das Jahr mit der Frühlingstagesgleiche beginnen. Das in der Nacht vom 14. zum 15. Nisan gefeierte Pascha- oder Osterfest ist das Vollmondsfest des Frühjahrsäquinoktiums. Ihm entspricht das Vollmondsfest des Herbstäquinoktiums, oder das am 15. des 7. Monats (nitfn) begangene Laubhüttenfest Lev 23 34. Der ganze 14. Nisan, also die Zeit vom Spätnachmittag des 13. bis zum Spätnachmittag des 14. (nach unserer Tagesberechnung) gilt als der Rüsttag, oder Vorabend des Pascha. Denn dieses selbst fällt, da es zur Nachtzeit gefeiert wird, eigentlich schon auf den 15., der ja mit den Abendstunden des 14. (nach unserer Tagesberechnung) anhebt, pan: bei den L X X = Zxi|ir) z. B. Ex 1215 13 3; M|ir| entspricht aber auch bei den L X X hebräischem z. B. E x 1215.19. Im N T Zujan kann also = fön oder "ifcip sein. Beim Osterfest darf der Jude nichts Gesäuertes in seiner Wohnung besitzen Ex 1215 13 7. "Welcher Sinn dem Ritus zugrunde liegt, s. S. 16. Zur Zeit des N T und der Mischna ist das Verbot des

I I a — 2 a : Das Gesäuerte.

111

A. Der Vorabend. Kap. I — V I I I . 1. Das Gesäuerte. Kap. 1—III. Das Aufsuchen des Gesäuerten (Ex 12 15). I 1—3. IIa

Beim Anbruch des vierzehnten [Nisan] sucht man nach dem Gesäuerten [um es wegzuschaffen] beim Schein der Lampe. Hb An jedem Ort, wo man [sonst] kein Gesäuertes hinbringt, II ist ein Nachsuchen unnötig. II Und warum haben sie gesagt: „zwei Reihen im Keller?" II [Das bezieht sich auf zwei Reihen] an einem Ort, wo man Gesäuertes hinbringt. II Die Schammaiiten sagen: „Zwei Reihen an der Vorderfläche des ganzen Kellers." II Die Hilleliten aber sagen: „Zwei Reihen, die äußeren, das heißt: die obersten." I 2 a Man besorgt nicht, daß etwa ein Wiesel [Gesäuertes] aus einem Hause nach einem [anderen] Hause und aus einem Orte nach einem [anderen] Orte verschleppt habe. Gesäuerten am Pascha einfach heilige Tradition. *ian TiKV: beim Schein der Lampe, um ja keinen "Winkel zu übersehen. I lb. 11138 d. h. die Gelehrten (ü'Mn) haben gesagt. *]rna: Fremdwort? Es handelt sich um einen Keller, in dem Wein- oder Olfässer (Krüge?) lagern. Wer aus einem solchen Keller Wein, oder Ol holen will, nimmt vielleicht ein Stück Brot auf den Weg mit, läßt es beim Weggehen im Keller liegen, oder Krumen zwischen die Fässer fallen und verschleppt so „Gesäuertes" nach dem Keller. Das Nachsuchen nach solchem etwaigen in den Keller gelangten Gesäuerten gehört zu den zeitvergeudenden und geisttötenden Pflichten des frommen Juden am Vorabend des Pascha. Der Keller voll Wein- und Ölvorräten zeugt von jüdischem Großhandel zur Zeit der Mischna. Liegen doch Ol- und Weinfässer reihenweise in dem Keller! Offenbar ist an einen Lagerkeller eines reichen jüdischen Kaufherrn gedacht, fiilltf ' W : was mit den zwei Reihen gemeint sei, war u. a. der würdige Gegenstand des Disputes zwischen den berühmten theologischen Schulen, den Schammaiiten und Hilleliten. Wie es scheint, meinen die Schammaiiten mit den zwei Reihen: zwei Reihen Fässer an der freien Fläche (ans) des Kellers. • T

Die eine Fläche ist dem Kellereingang, die andere der Kellerdecke parallel (vgl. Tos z. St.). Die Hilleliten aber meinen, wie es scheint, nur die beiden obersten Reihen der dem Kellereingang gegenüberliegenden Front. Die Schammaiiten vertreten also hier die strengere Praxis: sie lassen mehr Fässer als die Hilleliten nach Gesäuertem ableuchten. Bei beiden Schulen kommen solche Fässer in Betracht, wo

II. Seder. Moed: B. P e s a c h i m .

112

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am ehesten der Kellermeister, oder wer sonst den Keller öfter betritt, Gesäuertes liegen gelassen hat. I 3 a. iltftf babyl. Fremdwort, kommt aber nicht erst Dan 4i6 5 s vor ( H ö l s c h e r , Sanhedrin 1910 S. 73 Anm. 3), sondern wahrscheinlich schon Sir 37 14, vgl. Smend, Weish. d. Jes. Sirach 1906 z. St. Bei der Rechnung nach Stunden, die ursprünglich babylonisch ist, ist der Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gerechnet (Hölscher a.a.O.). iwan USB1: die Stunde des Wegschaffens, d. h. bis gegen 12 Uhr mittags, vgl. I, 4. I 3b. Igten insV: „Gesäuertes von vor dem Fest ist auch nach dem Fest verboten" (Goldschmidt). I 3 c. Sin® nni: von Gesäuertem, um es noch zu verwenden, solange es erlaubt ist. I 4. tfnn: der Tag hat 12 Stunden und ebenso die Nacht. Da Sonnenaufgang im Nisan ca. 6 Uhr fällt, so ist die 5. Stunde ungefähr die Zeit von 11—12 Vormittag. cVini: „man hält [es] in der Schwebe."

I2b—I5a: Das Gesäuerte.

113

I2b

Wenn solches zu besorgen wäre, könnte es auch] aus einem Hofe nach einem [anderen] Hofe, oder aus einer Stadt nach einer [anderen] Stadt [Gesäuertes verschleppt haben] II und gäbe es für die Sache kein Ende.

I3a

Rabbi J u d a sagt: „Man sucht [nach Gesäuertem] beim Anbruch des 14. II und am 14. am Morgen und in der Stunde des Wegschaffens."

I3b

[Andere] Gelehrte aber sagen: „ H a t man nicht gesucht beim Anbruch des 14., so suche man am 14. [selbst]. II Wenn man nicht am 14. gesucht hat, so suche man inmitten des Festes. II H a t man nicht inmitten des Festes gesucht, so suche man nach dem Fest.

I3c

Was man aber zurückbehalten will, lege man wohlverwahrt beiseite,II damit nicht das Nachsuchen [noch einmal] nötig ist." Wie lange darf man Gesäuertes essen? I 4—5.

14

Rabbi Mei'r sagt: II „Man ißt [Gesäuertes] die ganze 5. [Stunde], verbrennt [es] aber am Anfang der 6." II Rabbi J u d a [aber] sagt: II „Man ißt [Gesäuertes] die ganze 4., hält [es] aber f ü r zweifelhaft die ganze 5.11 und verbrennt [es] am Anfang der 6."

I5a

Und ferner sagte Rabbi J u d a : II „Zwei untauglich gewordene Dankopferkuchen lagen [am 14. Nisan seiner Zeit] auf dem Dach der Säulenhalle. II Die ganze Zeit, die sie dalagen, aß das ganze Volk [Gesäuertes]. II Wurde einer von ihnen weggenommen, so hielt man [es] für zweifelhaft, II aß nicht und verbrannte [es] auch nicht. II Wurden beide weggenommen, so begann das ganze Volk [es] zu verbrennen." I 5 a. ¡TfiilVtf niVn 'ritf. Gemeint sind wohl die Lev 713 (vgl. auch A m 4s) genannten pan örf? riVn „die Kuchen von gesäuertem Brotteig", die zum Dankopfer (¡Trift) neben den ungesäuerten Kuchen dargebracht wurden, den Priestern teilweise zufielen (Lev 7 14) und von ihnen noch am selben Tage verzehrt sein mußten Lev 22 30. Was übrigblieb, war VlOS „untauglich" geworden und mußte verbrannt werden J u b 32 13. V o n solchen den Priestern gehörenden und unrein gewordenen Opferkuchen lagen zwei am 14. Nisan als Signale f ü r das Aufhören des Essens von Gesäuertem, bzw. f ü r das Verbrennen des Gesäuertem an sichtbarer Stelle, nämlich auf dem Dach der Säulenhalle (croa), die den äußeren Tempelvorliof umgab (??). n i ü O X = C T o a „Säulenhalle". Beim Tempel des Herodes war griechischer Baustil verschiedentlich angewendet ( S c h ü r e r , Gesch. d. Jüd. Volkes I I 4 S. 64). j»t babyl. Fremdwort. iV'nnn fehlt in manchen Texten. Das V e r b ist denominiert von n'pnn (bbri). T

Mischrta.

IL Seder: 3. Peuachim.



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II. Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

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I 5 b. nanfl „Hebe", d. i. der Abhub vom Ernteertrag und vom Brotteig. Er fällt Jahwe bzw. den vikariierenden Priestern zu. Keinerlei Hebe, ausgenommen den Lev 8 25—28 (Ex 2914) vorgesehenen Fall, kommt auf den Altar, um hier in Feuer aufzugehen. Der Zusammenhang verlangt, an Hebe von gesäuertem Backwerk zu denken Lev 7 14, verglichen mit 7 13. I 6a. 1JD ist babyl. Fremdwort. Nach L ö w OLZ 1912 Sp. 174 ist die traditionelle Aussprache ]10. D^riDH |JO ist ein Titel wie S'lil pD „der Oberste der Zimmerleute" in den aramäischen Papyri, S a c h a u 1911 Pap. 8, 9. Der Priesterdienst in Israel erlosch mit Eroberung imd Zerstörung des Tempels durch die Römer 70 n.Chr. Denn seit dem deuteronomischen Reformwerk war aller Priesterdienst an den Jerusalemer Tempel gebunden. Nach 70 ist der Tempel nicht mehr aufgebaut worden, vgl. Pes X,7 3. 6. S c h ü r e r ,7 Gesch. d. Jüd. Volkes I 4 S. 671 ff. «BBäff T ~* * *"ifcan: • TT XStSJ ist Nitqattel, vgl. S t r a c k - S i e g f r i e d , Lehrb. d. neuhebr. Sprache 1884 S. 77. Der Unterschied zwischen „rein" hinu) und „unrein" (xhü) gehört zu den ältesten Stücken der antiken Religionen. „Unrein" ist nach allgemeiner antiker und auch nach israelitisch-jüdischer Vorstellung, was dämonischen, dem Kult des Spezialgottes: d.h. dem Kult des Familien-, Stamm-, oder Volksgottes feindlichen Gewalten verfallen ist. „Rein" ist alles, was mit dem Kult des Sondergottes verträglich ist. Die genauere Feststellung, wer, oder was als rein, oder unrein zu gelten hat, geschieht überall meist durch die Priester, oder die Medizinmänner. Zunehmende Ängstlichkeit in den Gesetzen über „rein" und „unrein" ist Zeichen wachsender Abwendung vom natürlichen Leben und damit Zeichen des Verfalles einer Religion, bzw. auch Zeichen einer Übergangsstufe einer Religion. I n Israel sind allmählich die anfangs nur vereinzelten und der Hauptsache nach mündlich tradierten Bestimmungen über rein und unrein zu ganzen schriftlichen langen Katalogen angeschwollen, die uns erst in der jüngeren Literatur des ATs

I5b: Das Gesäuerte. I 6 a : Hebe. I5b

115

Rabban Gamliel sagt: „Profanes wird gegessen [noch] die ganze 4. [Stunde], II Hebe aber die ganze 5., und man verbrennt am Anfang der 6." Am Pascha zu verbrennende Hebe I 6—7.

I6a

Rabbi Chananja, der Priestervorsteher, sagt: II „In ihren Tagen haben die Priester sich nicht abhalten lassen, II das Fleisch, das unrein geworden war durch eine abgeleitete Unreinheit, zu verbrennen zusammen mit dem Fleisch, II das durch eine ursprüngliche Unreinheit unrein geworden war, II obwohl sie ihm eine[n] Unreinheit[sgrad] zu seiner [bisherigen] Unreinheit hinzufügten." entgegentreten, z.B. Lev 11—15 21 22 Num 5 19. Ein gewisser Abschluß der ganzen immer steriler werdenden Entwicklung liegt in den zur 6. Ordnung der Mischna (nVlilB „Reinigkeiten" benannt) vereinigten zwölf Traktaten vor (vgl. S t r a c k , Einl. i. d. Talm. 4 S. 58—62). Nach alttestamentlicher Anschauung wird jemand „unrein" 1. durch gewisse körperliche Zustände, sexuelle Vorgänge, gewisse Krankheiten, wie z. B. Aussatz; 2. durch Berührung von Aas, durch Genuß von Fleisch gewisser ausdrücklich als unrein erklärter Tiere, oder von Blut; 3. insbesondere durch Berührung von Leichen, eine Anschauung, die namentlich seit dem Exil, vielleicht unter persischem Einfluß zunimmt, während man in älterer Zeit hierin nicht so rigoros war, vgl. z. B. Gen 501—3 (doch vgl. auch P Gen 23 1—3). Der Priesterkodex verbietet Num 1911 ff., weil verunreinigend, die Berührung jeder Leiche. Auch auf Sachen überträgt sich Unreinheit Lev 1132 ff. Das AT kennt auch bereits verschiedene Grade von infizierter Unreinheit sowohl a) bei Personen als auch b) bei Sachen vgl. Lev 11 24—39. a) 1. Wer z. B. das Aas unreiner Vierfüßler nur berührt, wird unrein bis zum Abend Lev 11 26.27. 2. Wer aber gar ihr Aas trägt, soll seine Kleider waschen und bleibt selbst bis zum Abend unrein Lev 1125.28 (Hag 2 13). Die durch Tragen des Aases infizierte Unreinheit ist also stärker als die durch bloße Berührung zugezogene Unreinheit. 3. Wer Gefallenes oder Zerrissenes ißt, muß seine Kleider waschen, sich selbst baden und bleibt unrein bis zum Abend Lev 1715. b) Sachen oder Dinge, auf welche die Kadaver der Lev 11 29ff. genannten unreinen Tiere fallen, sind verschiedener Ansteckungsfähigkeit zugänglich. 1. Fließendes Wasser bleibt rein Lev 11 36. 2. Desgleichen Sämereien, die zur Aussaat bestimmt sind Lev 11 37. 3. Ist aber Wasser auf solche Sämereien gebracht gewesen, so gelten sie als unrein Lev .11 38. 4. Hölzerne Gefäße, Kleider, Felle usw. werden der8*

116

H. Seder. Moed: 3. Pesachim.

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artig unrein, daß sie ins Wasser getan werden müssen und bis zum Abend unrein bleiben Lev 1132. 5. Irdene Gefäße müssen sogar zerbrochen werden Lev 11 33; desgleichen Backöfen und Kochherde Lev 11 35. Auch die Personen oder Sachen, von denen Unreinheit ausgeht, sind mit verschiedengradigem unreinen Stoff wie mit Elektrizität geladen Lev 11 29.31.39.41 17 15 Num 1911 ff., vgl. B a e n t s c h z. Stelle u. B r a n d t , Jüdische Reinheitslehre (Beihefte zur ZAW Bd. X I X ) 1910 S. 46 f. Das ist schon ein fein durchdachtes System der Reinheitslehre, wenn auch noch nicht einheitlich durchgeführt. Die Systematisierung geschieht erst in Anknüpfung an die Gelehrsamkeit der vor- und nachexilischen Priesterschulen durch die jüdischen Religionslehrer in der Zeit der Mischna. Es werden von ihnen folgende Unreinheitsgrade unterschieden: „1. Die Urunreinheit (nsaDH niaR '38 [eigtl. Urvater, Urerzeuger, Urquell der U.]), wie z. B. der Leichnam, der auch Menschen verunreinigt, welche sich nur im selben Räume befinden. 2. Die Hauptunreinheit (nxöön 3K), wie z. B. ein Reptil u. dgl., sowie die Person, die durch Grad 1 unrein wurde, die alles, was mit ihr in Berührung kommt, auch Menschen verunreinigt. 3. Das Erstverunreinigte fitfiO oder nSSDH tVl [Sohn der Un. auch nVnri]), alles, was durch die Berührung mit Grad 2 unrein wurde, das nur Speisen und Getränke, nicht aber Menschen verunreinigt. 4. Das Zweitverunreinigte (nxaüV 'Jtf), Speisen, die durch Grad 3 unrein wurden. 5. Das Drittverunreinigte ('üb ^vfbvf), Hebe und heilige Speisen, die mit Grad 4 in Berührung gekommen sind" G o l d s c h m i d t , Der babyl. Talmud Bd. I 1897 S. 301 Anm. 4. Vgl. auch S t r a c k , Einl. i. d. Talm. 4 S. 58 Anm. 2 und besonders B r a n d t a. a. O. S. 8. Alle Gesetze über rituelle Reinheit und Unreinheit wurzeln in einer beschränkten Gottes- und Weltanschauung. Mak 715 ff. bedeutet den Tod der gesamten antiken kultischen Reinheitsvorschriften (vgl. auch B r a n d t a. a. O. S. 63). insöü'^y:

I6b—7b: Hebe.

117

I6b

Rabbi 'Aqibha fügte hinzu: IL „In ihren Tagen haben die Priester sich nicht abhalten lassen, II das Ol, das durch einen am [nämlichen] Tag Gebadeten untauglich geworden war, zu brennen II in einer [metallenen] Lampe, die durch einen an einer Leiche Verunreinigten unrein geworden war, II obwohl sie ihm eine[n] Unreinheitfsgrad] zu seiner [bisherigen] Unreinheit hinzufügten." I 7 a Rabbi Mei'r sagte: „Aus ihren Worten lernen wir, II daß man reine Hebe mit unreiner am Pascha verbrennen darf." I7b

Rabbi Jose sagte zu ihm: „Das ist keine richtige Entscheidung. II Rabbi Eliezer und Rabbi Josua stimmen [einander] zu, II daß man diese für sich verbrennt und jene für sich. II Worüber aber sind sie geteilter Fleisch, das durch einen nsOBH bisher unrein, d. h. selbst drittgradig unrein war, wird durch Berührung mit Fleisch, das unmittelbar durch einen ¡lit&ttn 3K angesteckt und somit erstgradig unrein war, zweitgradig unrein. I 6 b. fa^n: gedacht ist an Hebeöl, das Num 1812 den Priestern zufällt, aber unbrauchbar geworden ist und nur durch Verbrennen, z.B. für den Brand in Lampen, verwertet werden kann. Di' ist einer, der ein exorzistischen Zwecken dienendes Tauchbad genommen hat und danach bis Sonnenuntergang unrein bleibt Lev 15 5 f. 22 ei. Er kann aber inzwischen Profanes berühren, ohne es zu infizieren. Aber „Hebe" macht er VlOS „untauglich", wenn auch nicht NöD. Vgl. dazu den Mischnatraktat Di1 d. i. den 10. Traktat der 6. Ordnung (Strack, Einl. i. d. Talm.4 S. 62). Diese rituellen Tauchbäder der Juden sind auch dem NT bekannt, vgl. Marc 7 4 Luc 11 38 und dazu Brandt a. a. O. S. 34 ff. 15: die Lampe ist von Metall; wenn aus Ton, wäre sie, wenn verunreinigt, zu zerbrechen Lev 11 33. na: der durch eine Leiche Verunreinigte ist ein ilHatsn ax geworden. — Jesus scheut keine Leichenberührung Marc 5 41 Luc 714 Joh 11 38 ff., freilich rettet hier Jesus vom Tode. I 7a. rnin? nann: gemeint ist Hebe von Gesäuertem, die am 14. Nisan bis gegen Mittag verbrannt sein muß. Rabbi Mei'r ist der Ansicht, es schade nichts, wenn man solche Hebe verunreinigt durch Vermischung mit unreiner Hebe, da es ja auch sonst gestattet ist — vgl. die Aussprüche des Rabbi Chananja und Rabbi Aqibha 1 6 — die Unreinheit heiliger Dinge zu vermehren. I 7b. rftan ITH a r s : Tant de bruit pour une Omelette! Der ganze kleinliche Streit dreht sich darum, ob zum Verbrennen bestimmte reine heilige Gegenstände zusammen verbrannt werden dürfen mit unreinen Gegen-

118

II. Seder. Moed: 3. Pesachim.

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ständen! „Unreines" durch Verbrennen zu beseitigen, ist allgemein antike Sitte. Daher u. a. auch die Leichenverbrennung in der Antike. «Tl^ft: „in der Schwebe gehalten". Sie schwankt zwischen reiner und unreiner. I I la. d. h. bis 10 oder 11 Uhr Vormittag, vgl. I 4. 5. i n a „es ist erlaubt". TAH = Xuw, 10K = bew Mat 1619. ^Dis^ = Vsi1? = bibl. hebr. ViDS1? S t r a c k - S i e g f r i e d , Lehrb. d. neuhebr. Spr. 1884 S. 85. nDJ: denn der „Fremde" darf kein Pascha feiern E x 12 43. Man darf dem Fremden also „Gesäuertes" verkaufen (Deut 14 21). I I l b . lian „Ofen" und „Herd" sind wohl babylonische Lehnwörter im Hebräischen.

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III—4: Nutznießung von Gesäuertem.

119

Ansicht]? II Über die zweifelhaft [unreinje und die [wirklich] unreine [Hebe]. II Denn Rabbi Eliezer sagt: II „Diese werde f ü r sich verbrannt und [ebenso] jene für sich." II Rabbi Josua aber sagt: „Beide zusammen." Nutznießung

von Gesäuertem I I 1—4.

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Während aller Stunden, da es [noch] erlaubt ist, [Gesäuertes] zu essen, II darf man [es auch] zu fressen geben dem Vieh und dem Wild und den Vögeln, II und man darf es verkaufen dem Fremden, und es ist erlaubt, Nutznießung davon zu haben. Illb Ist seine Zeit vorüber, so ist verboten, Nutznießung davon zu haben. II Man darf [selbst] damit nicht heizen einen Ofen und einen Herd. IIlc Rabbi J u d a sagt: „Es gibt kein Fortschaffen von Gesäuertem, sondern nur Verbrennen [desselben]." II [Andere] Gelehrte aber sagen: „Man darf [es] zerbröckeln und [es] in den Wind streuen, II oder [es] ins Meer werfen." II 2

Gesäuertes eines Fremden, worüber das Pascha dahingegangen ist, II ist erlaubt zur Nutznießung; II [Gesäuertes] eines Israeliten aber ist verboten [zur Nutznießung], II Denn es heißt: „Nicht darf bei d i r Sauerteig zu sehen sein." II 3 a H a t ein Fremder einem Israeliten [Geld] auf sein Gesäuertes geliehen, II so ist es nach dem Pascha zur Nutznießung erlaubt. II H a t aber ein Israelit dem Fremden [Geld] auf sein Gesäuertes geliehen, II so ist es nach dem Pascha zur Nutznießung verboten. I I 3b Gesäuertes, worauf Schutt gefallen ist, II gilt als fortgeschafft. II Rabban Simon ben Gamliel sagt: II „Alles, wonach ein Hund nicht nachspüren kann." 114

W e r Hebe von Gesäuertem am Pascha ißt, muß, wenn versehentlich, II die Grundsumme und 1 /» ersetzen; II [wenn] absichtlich, so ist er frei von den Ersatzleistungen II und von dem [Zahlen des] Kaufpreise[s] der Holzstücke. I I 2. 'HM^B' pan: das Gesäuerte war während des Pascha f ü r den Fremden nichts Verbotenes. "laiMtf E x 13 7. I I 3a. p w f t

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säuertes als solches ist am Pascha, weil nicht genießbar, wertlos, braucht also auch nicht ersetzt zu werden. D'Sjn 'ST: unreine Hebe wird als Heizmaterial benutzt. Es kommt also hier in Betracht das Ersatz- bzw. nicht Ersatzleisten f ü r den H o l z ( = Heiz-)wert der Hebe, p a l „Wert" = kommt auch häufig in den aramäischen Papyris vonElephantine vor. I I 5a. D'naT d.h. das Mehl folgender fünf Getreidearten dient zur Zubereitung der Maßßen. D'ön „Weizen", D,'iS?i? „Gerste", O W „Dinkel", *?}IW n^ätt' eigtl. „Fuchsähre". S t r a c k Kolbenhirse (panicum italicum), nach J. Low. JiS'B1 = ciqpujv „Hafer". Die fünf Getreidearten werden auch sonst in der Mischna aufgezählt, vgl. L e v y , Neuhebr. u. Chald. Wörterb. s. K r a u ß , Talmud. Archaeologie 1910/11 I S. 100, I I S.179. ' a i Ob'*): zu der Aufzählung von „Zweifelhaftes" bis Iis; kW „die nicht ausgelöst wurden", (II 5b) vgl. Erubh I I I 2, ferner Ber V I I 1 . Zur Erklärung der Ausdrücke Dammai (Frucht, bei der Zweifel obwaltet, ob der Zehnte bereits davon entrichtet wurde), 1. und 2. Zehnt, vgl. F i e b i g , Berachoth S. 16 f., B e e r , Sabbat S. 101, H ö l s c h e r , Sanhedrin S. 46. ffl^n wird traditionell ®"jp>n gesprochen. nVn „Teighebe" vgl. Ex 29 2 Num 15 is ff. I I 5 c. rnin niVn Lev 7 12. TU •'p.'pn Num 615. = bibl. hebr. J?D keine andren ungesäuerten Kuchen, sondern nur eigens für

II 5 a—c: Maßßen. II 6a: Ostergemüse.

Woraus man Maßßen

121

bäckt II 5.

II 5 a

Und dies sind die Dinge, II womit man sich seiner Pflicht am Pascha entledigt: II mit Weizen und mit Gerste und mit Dinkel und mit Kolbenhirse und mit Hafer II und mit Dammai und mit erstem Zehnt, II dessen Hebe abgesondert wurde II und mit zweitem Zehnt und mit Geheiligtem, die ausgelöst wurden; II die Priester [entledigen sich ihrer Pflicht] mit Teighebe und mit [anderer] Hebe. H o b Jedoch nicht: mit un verzehn teter Frucht, auch nicht mit erstem Zehnt, II dessen Hebe nicht abgesondert wurde, II noch mit zweitem Zehnt und Geheiligtem, die nicht ausgelöst wurden. I I 5 c Mit Dankopferbroten und mit Naziräerkuchen kann man sich, II hat man sie für sich selbst zubereitet, [seiner Pflicht] nicht entledigen; II [hat man sie] zum Verkaufen auf dem Markt [zubereitet], so kann man sich [seiner Pflicht] damit entledigen. Die Ostergemüse H6a

I I 6.

Und dies sind die Gemüse, II wodurch man sich seiner Pflicht am Pascha entledigt: II mit Lattich und mit Endivien und mit Möhre und mit Mannstreu und mit Bitterkraut. das Osterfest hergestellte, also keine für ein Dankopfer, oder für das Nasiräatsgelübde hergestellte ungesäuerte Kuchen, dürfen zu Ostern gegessen werden, sonst wird die Wirkung des Festes aufgehoben. Es kommt auf die r i c h t i g e I n t e n t i o n bei allen Bräuchen an. ]fp SSi': die Maßßen sind mit der Absicht hergestellt, zu Ostern verwendet zu werden. II 6 a. IlipT. Die hier genannten fünf Gemüse werden als Vorkost für den Paschaabend gebraucht. Sie ist doppelter Art. Einmal werden aus den fünf Gemüsearten die Grünkräuter gewählt, die wie für jede Mahlzeit, so auch beim Paschamahl verwendet werden Pes X 3, vgl. S. 70. Sodann dient als besonderes Ostergemüse das sogenannte l i l a „Bitterkraut" Ex 12 8 Pes X 5. Das „Bitterkraut" ist eine zweite Vorspeise. Zu den übrigen Grünkräutern, wie zu dem Bitterkraut werden „Saucen" genossen. Die jüdische Speisekarte für die Mahlzeiten und damit auch für das Ostermahl ist reichhaltiger geworden. Das steht im Zusammenhang mit der ganzen, seit der Berührung des Hellenismus mit dem Orient, differenzierter gewordenen Lebenshaltung des Orientalen. Dank den erleichterten Verkehrsbedingungen werden neue Speisen und Getränke Mode. Für die Getränke vgl. Pes III 1. Ungekochte Krautgemüse mit Essig und Ol angemacht, waren seit dem persischen Zeitalter bei den Griechen die Hauptkost des gemeinen Mannes (vgl.

II. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

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Handbuch d. klass. Altertumswissensch. 1893 I V 1.2 2 S. 126). Vielleicht ist durch griechische Sitte dieses oder jenes Gemüse bei der jüdischen Tafel eingebürgert und hat von hier aus auch Eingang bei dem Paschamahl gefunden. — Die aufgeführten fünf Gemüse sind ihrer Bedeutung nach nicht ganz sicher. nWl „Lattich". (so Low OLZ 1912 Sp. 174, nicht p?^» so S t r a c k ) wird Pes Gern 39a Z. 3 erklärt durch ' a i r n , UjUiC = evTÜßiov, intubus Endivie; im jerusalemischen Talmud wird es gleichgesetzt mit paopllö o- ^ xpwgi^iov, was auch Endivie ist. ( S t r a c k nach Low Cichorie.) ¡13235 ist nach dem jerusalemischen Talmud = p T U l YiTfiötov eine Art Mohrrübe ( S t r a c k nach L o w Kresse), nron-in: n a c h D a l m a n „Mannstreu (Eryngium)". Welches „Bitterkraut" speziell mit "lila gemeint ist, bleibt unsicher. I I 6b. J'tftt? „eingelegt" etwa in Essig, ir>n. Diese Maßangabe findet sich häufig als Bezeichnung der kleinsten nötigen oder erlaubten Quantität z. B. I I 8, V I I I 3. Übrigens vertreten Low OLZ 1912 Sp. 174 und B a c h e r T h L Z 1912 Sp. 294 die traditionelle Aussprache n'TS. I I 7a. ^iJIin: , „Hahn", babylonisches Fremdwort. Wahrscheinlich haben die Juden auch die Hühner erst aus dem Exil in Babylonien mitgebracht. ( B e n z i n g e r , Hebr. Archäol. 2 S. 69.) Uber Hühner in neutestamentlicher Zeit, vgl. Mat 22 37 26 39. pD^in: eigtl.

Ü6bc: Ostergemüse. II 7a—8a: Gesäuertes.

123

H 6b

Man entledigt sich damit [seiner Pflicht], sowohl [wenn sie] frisch, als auch [wenn sie] getrocknet [sind], II jedoch nicht [wenn sie] eingelegt, auch nicht [wenn sie] gesotten, oder gekocht [sind]. II Sie werden vereinigt zur Quantität einer Olive. H6C Und man entledigt sich [seiner Pflicht] mit dem Strunk davon und mit Dammai und mit erstem Zehnt, II dessen Hebe abgesondert wurde, II und mit zweitem Zehnt und Geheiligtem, die ausgelöst wurden. Ratschläge, das Sauerwerden von Kleie, Weisenkörnern und Mehl zu verhindern I I 7—8. I I 7a

Man darf keine Kleie für die Hühner einweichen, jedoch darf man [sie] brühen. I I 7b Eine Frau darf keine Kleie einweichen, II um sie mit sich ins Badehaus zu nehmen; II jedoch darf sie auf ihren Leib trockne reiben. II 7 c

Man darf keine Weizenkörner kauen, II und [sie] auf seine Wunde legen, weil sie in Säuerung übergehen. I I 8a Man darf kein Mehl in den Fruchtbrei schütten, II oder in Senf. II Wenn man [es] aber [hineingeschüttet hat, muß er sofort gegessen werden. II Rabbi Mei'r verbietet [es]. mischen, nämlich mit heißem Wasser, wodurch die Kleie ()0"lö Fremdwort?) nicht gärt. I I 7 b. pn"]a Badehaus. Der Name ist hebräisch, die Sache griechischrömisch (Hölscher, Sanhedr. S. 58 Anm. 2), was den Mischnalehrern selbst bekannt ist Schab Gern 33 b Z. 8. Vgl. S. 68 Anm. u. füge dort hinzu lODIin (v. 0€p|iai thermasarius[?]) K r a u ß Talm. Archäol. I 679, Warmbademeister oder Heizer). I I 7 c. fann „in Säuerung übergehen" = 2u|iouc9ai Mat 13 33. I I 8 a. npiin ist das Fruchtmus, ein aus Früchten und Gewürzen bereiteter und mit Essig vermischter Brei (vgl. Baneth zu Pes X 3), worein die Bitterkräuter bei dem Paschamahl getaucht werden, X 3. Der Name könnte nach der Farbe gewählt sein. Wird doch Pes 115b—116a Z. 11 die noiin erklärt als ein ö'öV ~ D T , d. i. eine Erinnerung an den Lehm, den die Israeliten in Ägypten zu bearbeiten hatten, Ex 1 14. 0"in ist ja = „Thon". Oder ist die Deutung „Lehmtunke" erst aus der Verwandtschaft von nonn mit om herausgeklügelt? Auch die noifl möchte der sich im Orient verbreitenden griechischen Eßsitte ihre Einführung verdanken. Gerade auf die Zubereitung schmackhafter Saucen und Majonaisen verstanden sich die Köche der Griechen in der hellenistischen

124

II. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

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.nw'a ' ^ s t ? *]* * i a i x "iflpVfc ' a n Zeit ganz besonders (Handb. d. klass. Altert, a. a. O. S. 131). Die nonn soll den bitteren Geschmack des n i a abschwächen. ^Tin: Çj^,, J j ^ i . Nach Pes persisches Fremdwort. Mat 13 31 civam = Senf. T » Gern 40b—41a Z. 20ff. handelt es sich hier nur um versehentlich in Senf geschüttetes Mehl. Der Senf muß dann sofort gegessen werden, weil der Senf zwar die Gärung des Mehles aufhält, sie aber doch nicht verhindert. Mit Mehl überstreutes nonn muß hingegen sofort verbrannt werden. I I 8 b. J ' ^ a a l'N: E x 12 9. Der Zusammenhang läßt zu wünschen. Der verbindende Gedanke scheint zu sein: erlaubte oder verbotene Manipulationen mit Flüssigkeiten am Rüsttag. Aber I I 7 und 8 dreht es sich um die Gefahr des durch Vermischung mit Flüssigkeiten entstehenden Säurens von Kleie und Mehl, hier jedoch um das Verbot des Kochens in Flüssigkeiten statt des Schmorens im eignen Fett. Das Bestreichen mit Ol dient dazu, den Osterbraten schmackhafter zu machen, vgl. Pes V I I 3 . I I 8 c. Qinnj^tf v y n y n Berücksichtigt ist Wasser, in das der Bäcker seine mehligen Hände beim Maßßenbacken taucht, um sie abzuspülen. Dinm: UooiuàJ „Bäcker"; ob Fremdwort? Nach H a l é v y , Rev. Sémitique 8, 273 ist das Wort babylonisch von der Wurzel onn „siegeln"; „auch die Babylonier nämlich buken auf Ziegelplatten, deren Marken sich naturgemäß im Backwerk abdrückten" (Kr au ß, Talmudische Archäol. I S. 443). I I I l a . p-niy eigtl. = „sie müssen fortgehen", '^aan n?i3: der babylonische Quarkbrei besteht nach S a m m t e r z. St. aus Molke, Salz und Brot, nro ist nach L e v y , Neuhebr. u. Chald. Wörterb. s. v. persisch

I I 8 b c : Gesäuertes.

III l a b : Verbotene Getränke.

125

II8b

Man darf das Pascha[lamm] II in keinen Flüssigkeiten kochen, auch nicht in Fruchtsäften. II Jedoch darf man es damit bestreichen und es darin eintauchen.

I I 8c

Wasser für den Gebrauch des Bäckers muß ausgegossen werden, II weil es in Säuerung übergeht. Was von leicht sauer werdenden Flüssigkeiten muß I I I 1.

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aus dem Hause geschafft sein

Und das sind die [Flüssigkeiten], die am Pascha fortgeschafft sein müssen: II der babylonische Quarkbrei, der medische Rauschtrank, II der römische Essig, das ägyptische Bier, II der Brei der Färber und der Stärkekuchen der Köche II und der Kleister der Schreiber. Rabbi Eliezer sagt: „Auch die Kosmetika der Frauen." Katach. '^aa ist die traditionelle Aussprache (nicht i'paa, so S t r a c k ) , die durch Es 4 9 gestützt wird, B a c h e r ThLZ 1912 Sp. 294. 'Tan: • T - das medische Bier ist verboten, 7 weil ihm nach Pes Gern 42b

Z. 1/2 '1571P 'a „Gerstenwasser" beigemischt ist. Vgl. S c h ü r e r , Gesch. d. Jüd. Volkes I I 4 78. B e n z i n g e r , Hebr. Archäol. 2 S. 69. pafi 'öiTtjtn: „Edomitischer Essig", ' a n s ist dabei aber Deckname für »an „Römisch" „vinaigre romain". Die Texte schwanken zwischen Din't = Zuöoc und DirpT, ^ ¿ c p ficiVfä zythum. Ägyptischer Gerstensaft wurde auch von den Griechen im römisch-hellenistischen Zeitalter gern getrunken (Handb. d. klass. Altert, a. a. O. S. 131). Alle vier genannten Flüssigkeiten sind am Pascha verboten, weil sie aus Getreidearten hergestellt sind und leicht in Gärung übergehen. Die fremden Namen der Genußmittel beweisen, daß auch die Juden an dem kosmopolitischen Zug, der seit Alexander d. Gr. durch den Orient ging, teilnahmen. )a'I, jait: V^o] = Brühe. jV^S, l^aj? = ctjUuXov, ajauXoc Stärkekuchen. Pes Gern 42b—43 a Z. 1—3 erklärt den J^'a? als ein aus unreifem Getreide hergestelltes Gebäck, das als Topfdeckel dient, um den Schaum abzuziehen. |Vj? = = KÖXXct „Kleister, Leim". Nach Pes Gern 42b bis 43c Z. 12 ist mitj^p „Stärkekleister" gemeint, mit dem die Schreiber ihre Papierlagen (pVllTl) zusammenkleben. I I I lb. Andere Lesart neben '^ISD ist 'ö'tfafl. Ob letzteres Fremdwort?). Nach K r a u ß , Talmud. Archäol. I, 657 wäre BPD = tJWp. Über „Schminken" vgl. K r a u ß , ebendal, 238ff. Zur Zubereitung der Cosmetica wird auch Mehl verwendet.

126

n . Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

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III 1 c: Verbotene Getränke.

IIIlc

I I I 2 a — 3 b : Der Maßßenteig.

127

Dies ist die Grundregel: Alles, was eine Art Getreide ist, II das ist am Pascha fortzuschaffen. II Diese [obengenannten sind eingeschlossen] in der Verwarnung, II aber es gibt ihretwegen keine Ausrottung. Die Beschaffenheit des Maßßenteiges I I I 2—5.

III2a

Teig in den Ritzen eines Backtroges, II wenn es soviel ist wie eine Olive an e i n e r Stelle, II ist man schuldig, fortzuschaffen. II Weniger als so[viel], gilt er als vernichtet wegen seiner Wenigkeit. I I I 2b Und ebenso [steht es] bei der Sache der Unreinheit: II wenn man Bedenken über ihn hat, bildet [d]er [Teig] eine Trennung; II wenn man aber will, daß er fest [an dem Backtrog] bleibe, II gilt er wie [zum] Backtrog [gehörig]. I I I 2c Tauber Teig, II wenn ein [mit] ihm [zu] gleicher [Zeit gekneteter] in Säuerung übergegangen ist, II ist verboten. I I I 3 a Wie trennt man unreine Teighebe am Festtag ab? II Rabbi Eliezer sagt: II „Sie gebe ihr den Namen nicht, bis daß sie gebacken ist." II Ben Bethera sagt: „Sie werfe [sie] in kaltes [Wasser]". I I I 3b Rabbi Josua sagt: II „Dies ist kein Gesäuertes, II worüber man verwarnt wird II durch [die Worte:] „nicht soll zu sehen und nicht soll zu finden sein", II sondern sie trenne sie ab und lege sie beiseite bis zum Abend, II und wenn sie säuert, so säuert sie." selbst anzusehen ist. Backtrog und Teig sind dann von primärer Unreinheit infiziert. I I I 2c. eigtl. „stummer" Teig, d.h. Teig, „der, wenn man ihn [mit der Hand] klopft, keinen Schall von sich gibt, woraus erkannt wird, daß er noch nicht die eigentliche Säure erlangt hat, nicht gärt" ( L e v y , Neuhebr. u. Chald. Wörterb. s. pxa). I I I 3 a. aiö Oi'3. An einem gewöhnlichen Tag wird unreine Teighebe verbrannt N u m 15 20 Pes I I 4. An einem Feiertage (aiü Di' x a P M - ° C U V 0 C Jud 8ß, rmepa eücppocijvric I Mak 7 48) läßt man unreine Teighebe bis zum nächsten Tage liegen und verbrennt sie dann. Im folgenden ist der Fall diskutiert, daß die Teighebe am 1. Osterfesttage unrein wird. Die Münchener Talmudhandschrift hat hinter 310 DT direkt noch nos lOptfi: Subjekt ist die Frau. Denn das Backen, Kochen usw. fällt den Frauen, das Schlachten den Männern zu ( B e n z i n g e r , Hebr. Arch. 2 S. 70). D'IiX (kontrahiert aus B'MiS): das kalte Wasser retardiert die Säuerung. Denn am Paschafest darf man, wie an anderen Festtagen Heiliges nicht verbrennen. I I I 3 b. fiKV b* G6) V Tl" - (t6) Ex 13 7,7 KSEP •• T • — Ex 12 19. Das Verbot des Gesäuerten betrifft nach R. Josua nur solche Dinge, die im Besitz

128

n . Seder. Moed: 3. Pesachim.

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des Menschen sind, aber keine Teighebe, die der Gottheit bzw. den stellvertretenden Priestern angehört. a*Wfn&: um sie zu verbrennen. flS'ann ns'ann säuert sie, so säuert sie, d. h. es macht dann nichts aus, vgl. Gen 43 u Est 4 ie. III 4a. niE^: die Frauen kneten, nämlich den Maßßenteig. Nach Rabban Gamliel besteht keine Gefahr, daß der Teig der zweiten oder gar der dritten backenden Frau sauer wird, während der der ersten schon im Ofen sich befindet. III 5a. l i e s : frei von der Strafe der Geißelung, oder Ausrottung. H I 5 c. Der Text unterscheidet zwischen i w o ("11N&, bibl. bebr. d. i. Teig, der anfängt zu säuern und pnp: d. i. rissigem, oder völlig

III 4a—5d: Der Maßßenteig.

III 6—7a: Gesäuertes.

129

III4a

Rabban Gamliel sagt: „Drei Frauen dürfen zugleich kneten II und in e i n e m Ofen backen, II eine nach der anderen."

III4b

[Andere] Gelehrte aber sagen: II „Drei Frauen dürfen sich mit d e m Teig beschäftigen, II eine knetet und eine richtet zu und eine bäckt".

III4c

Rabbi Aqibha sagt: II „Nicht alle Frauen und nicht alle Holzstücke und nicht alle Ofen sind gleich. II Dies ist die Grundregel: blähte [d]er [Teig] sich auf, so klopfe sie [ihn] mit kaltem [Wasser]." 1115 a Sauer [gewordener] Teig muß verbrannt werden; II wer ihn aber ißt, ist frei. I I I 5 b Rissiger [Teig] muß verbrannt werden; II wer ihn aber ißt, ist der Todesstrafe schuldig. I I I 5 c „Welches ist sauer [gewordener] Teig? II Wie [Fühl]hörner der Heuschrecken. II Rissiger? Wenn sich mischen seine Risse einer mit dem anderen", II [so] die Worte Rabbi Judas. II [Andere] Gelehrte aber sagen: „Dieser oder jener, II wer davon ißt, ist der Todesstrafe schuldig." I I I 5 d Welches ist sauer [gewordener] Teig? II J e d e r , dessen Aussehen blaß geworden ist, wie [das Aussehen] jemand[es], II dessen Haare [zu Berge] stehen". Wegschaffen des Gesäuerten an einem auf den Sabbat fallenden Rüsttag I H 6. 1116

Fällt der vierzehnte [Nisan] so, daß er an einem Sabbat stattfindet, II so schaffe man alles vor dem Sabbat weg, II [so] die Worte Rabbi Mei'rs. II [Andere] Gelehrte aber sagen: „zu ihrer Zeit." II Rabbi Elazar bar Sadduq sagt: II „Hebe vor dem Sabbat II und profane Dinge zu ihrer Zeit." Umkehr wegen Gesäuertem und wegen heiligen Fleisches I I I 7—8.

I I I 7 a Wer hingeht, sein Paschalamm zu schlachten, II oder seinen Sohn zu beschneiden, II oder die Verlobungsmahlzeit im Hause seines Schwiegersauer gewordenem Teig. D'nin rnpS: der Vergleich mit Heuschreckenhörnern ist auch sonst beliebt, z. B. Jom Gern 77 b—78 a Z. 21. F ü r D^ais D'öSnj „[andere] Gelehrte aber sagen" hat die Münchener Talmudhandschrift m i x Tita '-). I I I 6. natf: am Sabbat darf kein Sauerteig verbrannt, oder weggeschafft werden. ]3an zu ihrer Zeit, d. h. bis Vormittag 11 Uhr, vgl. Pes I 4.5. Das Wegschaffen des Sauerteiges verdrängt darnach den Sabbat. I I I 7 a. rnitfo: Mahl, so genannt, weil man sich beim Essen auf den Unterarm (tX^L*,) stützt.

"DU"! KaKei )Livr|c0fic Mat 5 23. ia'pa VBa1: er muß er-

klären, daß er auf alles pari „Gesäuertes" in seinem Besitz verzichte. Mischna. II. Seder: 3. Pesacliim. 9

130

H. Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

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persischen ¡JUM^. Krieger- oder Räuberschar.

D'ppi? (l^jaX (jaJ), was andere Texte dafür, oder daneben bieten, ist = Aqcrric „Räuber". Von dem griechischen Wort ist als Verb im Hebräischen denominiert DDpV „rauben", vgl. yoJI I I 7c. nrra®'. Es kommt also darauf an, ob man pflichtgemäß, oder, nach Neigung am 14. Nisan zur Zeit, wenn das Gesäuerte weggeschafft werden muß, etwas unternimmt, firpatf ist der selbstgewählte Platz für die Sabbatruhe (Erub I Y 7 f.), von wo man 2000 Ellen im Umkreis gehen darf. I I I 8 a. v f l p > n heiliges Fleisch darf nur innerhalb des heiligen Bezirkes gegessen werden. O'Sixn eigtl. „die Späher" ist (vgl. L e v y , Neuhebr. u. Chald. Wörterb. s. 'SS, nsx) der Name des Scopus Zkottöc 7 Stadien nördlich von Jerusalem, Jos De bell jud I I 19 4.7 V 2 3 3 2 (heute OjLü-iJ! (j*^ B ä d e k e r , Palästina 7 S. 70), jene Höhe, auf der Titus sein Lager aufschlug, als er Jerusalem belagerte. Im jerusalemischen Talmud Moed qatan I I I 83b heißt es (vgl. L e v y a. a. O.) 3TT ö'SlXiVja oVsm1 flXim

ni7b—8b: Gesäuertes. IVla: Erlaubte u. verbotene Arbeiten.

131

vaters zu essen, II und sich erinnert, daß er Gesäuertes im Hause hat, II muß, wenn er umkehren und [es] fortschaffen II und [so] zu seiner Pflicht[erfüllung] umkehren kann, umkehren. II Wenn aber nicht, II so muß er [es] in seinem Herzen für nichtig erklären. n i 7 b [Wer hingeht, einen Juden] vor einer Räuberbande zu retten, II oder aus einem Flusse, oder aus einer Feuersbrunst, II oder aus einem Trümmerhaufen, so muß er [es] in seinem Herzen für nichtig erklären. n i 7 c Aber [wer hingeht], um die Sabbatruhe nach seinem Belieben zu halten, II muß sofort umkehren. lH8a Und ebenso [muß verfahren], wer aus Jerusalem herausgegangen ist II und sich erinnert, daß er bei sich heiliges Fleisch hat. II Wenn er an Sophim vorüber ist, muß er es an Ort und Stelle verbrennen. II Wenn aber nicht, so muß er umkehren und es verbrennen II angesichts der Bira mit Holzetücken des [Altar-]Holzstoßes. III8b Und bis zu wieviel muß man umkehren? || Rabbi Me'ir sagt: „Dieses und jenes bei Olivengröße." II Rabbi Juda [aber] sagt: „Dieses und jenes bei Eigröße". II [Andere] Gelehrte aber sagen: „Heiliges Fleisch bei Olivengröße II und Gesäuertes bei Eigröße." 2. Die erlaubten und verbotenen Arbeiten. Kap. IV. Welche Arbeiten sind erlaubt und wie lange? I V 1. I V l a An einem Ort, wo man gewohnt ist, Arbeit zu tun II an den Rüsttagen des Paschafestes bis Mittag, darf man [Arbeit] tun. II An einem Ort, wo man gewohnt ist, keine zu tun, II darf man keine tun. snpV: wer Jerusalem vom Scopus aus sieht, muß [seine Kleider] zerreißen (wegen der Zerstörung der Stadt). Die Identität von d'BlXil und dem Scopus folgert S t r a c k Pes S. 9 Anm. 34 mit Recht daraus, daß Jos Ant X I 8 s für Scopus gradezu der aramäische Name Xacpa, bessere Lesart Zacpiv, d. i. Q'BISH auftaucht. ¡TV3: Burg als ßapic bei den L X X , vgl. L e w y , Die semit. Fremdwörter im Griech. 1895 S. 96 f. Die HT3 kann aber „nicht die Burg Antonia sein, da diese unter einem römischen qjpoupapxoc stand sondern nur der Tempel selbst" Schürer, Gesch. d. Jüd. Volkes II* S. 331; so schon I Chr 29i.i9. eigtl. Aufschichtung, vgl. Ri 6 26. Er deckt sich mit der nnnn „dem Holzstoß" Jes 30 33 Ez 24 9 Jes Sir 5012. III 8 b. TSö '31 — rni.T ' a i . Im jerusalemischen Talmud sind die Entscheidungen Rabbi Me'frs und Rabbi Judas umgekehrt! I V l a . B'nOD W : -Vorabende des Paschafestes", wobei DTIDS in den • t : •• s—' 77 • r : 28 Plural mitgesetzt ist wegen 'TW (Kautzsch, Hebr. Gram. S. 419). >

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132

n . Seder. Moed: 3. Pesachim. Dipsa

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Wie dem Paschafest (Joh 1914) ging u. a. auch dem Sabbat ein sogenannter Rüsttag voraus, an dem die Juden das zum Festtag Nötige vorbereiteten. Daher der Name Trapacxeuri Jos ant X V I 6 2 Marc 15 42 Mat 27 62 Luc 23 54 Joh 19 31.42. Der Rüsttag auf Sabbat hieß auch TrpocdßßctTov Jud 8 e L X X « Ps 92 L X X B Ps 93; bei Philo, De vita contempl. § 8 irpoeopnoc. In der Mischna ist der Name für den Rüsttag des Sabbat oder des Pascha d.i. für das Paschafest der 14. Nisan. Nach u n s e r e r Tagesberechnung beginnt dieser Vorabend am 13. Nisan mit Sonnenuntergang und reicht bis Sonnenuntergang am 14. Nisan. Dieser Paschavorabend (d. h. streng genommen nur der ausgehende Teil desselben) entspricht der Trj be Ttpüuxt] tüjv dMjiujv Mat 2617, vgl. auch Marc 1412. Die Abendstunden des Rüsttages oder des Vorabends sind dabei wie Ex 1215.16 als erster Tag des (Pascha) Maßßenfestes gerechnet. Tatsächlich beginnt ja mit den Nachmittagsstunden des 14. Nisan (nach u n s e r e r Zeitrechnung) für den Juden bereits der 15. Nisan, d. i. der erste Tag des Osterfestes. Luc 22 7 ist mit der Zeitbestimmung i*j\6ev f) fmepa tüjv aCunuuv, rj £bei öuecöai tö uctcxa nach u n s e r e r Tagesrechnung der 14. Nisan gemeint, der f ü r den Juden der anbrechende 15. Nisan, oder der erste Festtag ist. Im allgemeinen ist auf den Rüsttag des Festes die auf Sabbat oder die großen Festtage gesetzte Arbeitsruhe ausgedehnt und zwar insbesondere für die Zeit von der Mincha an (vgl. Pes V 1), d. i. ungefähr von 2—3 Uhr nachmittag nach u n s e r e r Zählungsweise. Pes Gern 50 b Z. 4—6 heißt es fiiri3B' 'TW? fDKV» n&ivn D^iy1? n r m ]»'0 nsil i r x n ^ a ^ l nman-p D'3it3 B W : „wer Arbeit verrichtet an den Vorabenden der Sabbate und der Festtage von der Zeit der Mincha an und darüber hinaus, der sieht niemals ein Zeichen des Segens". Im übrigen entscheidet der Ortsgebrauch ru'nsn JniD, vgl.

I V l b : Erlaubte u. verbotene Arbeiten.

XV lb

IV2: Ortsbräuche.

133

Wer aus einem Ort geht, wo man [Arbeit] tut, I! nach einem Ort, wo man keine tut, II oder aus einem Ort, wo man keine tut, II nach einem Ort, wo man [Arbeit] tut, II so legt man ihm die Erschwerungen des Ortes auf, II von wo er wegging II und die Erschwerungen des Ortes, wohin er ging. Ii Niemand aber soll eine Änderung vornehmen von wegen [der eintretenden] Trennung. Die Früchte des siebenten Jahres I V 2.

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Desgleichen ist, II wer Früchte des siebenten Jahre3 aus einem Ort bringt, wo sie alle geworden sind, II nach einem Ort, wo sie nicht alle geworden sind, II oder aus einem Ort, wo sie nicht alle geworden sind, II nach einem Ort, wo sie alle geworden sind, II schuldig, [sie] fortzuschaffen. II Rabbi Juda sagt: II „Gehe und hole [sie] dir auch!" B meß V I I 1 nrnan JfUa? Vän: „alles richtet sich nach dem Landesbrauch" (vgl. L e v y , Neuhebr. u. Chald. "Worterb. s. jrua). Wie stark dieser Ortsbrauch verbindlich ist, lehrt der Ausspruch pal. Jeb X I I 12 c !???a anaan: „der Brauch beseitigt die Halakha" ( L e v y a. a. O.). Natürlich sind — inkonsequent genug! — von den verbotenen Arbeiten solche ausgenommen, die für das zu feiernde Fest unmittelbar zuvor verrichtet werden müssen. So z. B. erfolgte in den Nachmittagsstunden des 14. Nisan die Schlachtung der Osterlämmer. Am 15. Nisan waren jedenfalls alle Geschäfte geschlossen und ruhten alle Arbeiten, was f ü r die Frage nach dem Todestage Jesu wichtig ist, vgl. S. 93. I V l b . aipan n a n Cnnn, vgl. nwpn, ' m t B a c h e r ThLZ 1912 Sp. 294, nicht n a n S t r a c k ) : zu iah „Erschwerung", vgl. Mat 23 4 tpopxia ßapea und besonders 23 23 t ä ßapuiepa toö V0|i0VJ und dazu H. J . H o l t z m a n n , Die Synoptiker 3 1901 S. 93 f. 280. ilj?>nan 'MO: die Einheit des Judentums soll nach außen gewahrt bleiben. Auch soll man den Glaubensgenossen durch Freiheit vom Gesetz kein Ärgernis bereiten, vgl. I Kor 8 9. S t r a c k , Pes S. 10 erinnert gut an den Ausspruch Hill eis Abh I I 2 „Trenne dich nicht von der Gemeinde" "imn-ja tfhQfl-^X. I V 2. irsPaB': im siebenten oder Sabbatjahre mußte das Kulturland seine Ruhe haben Lev 251 ff., vgl. den Traktat Schebhiith. Was auf Feldern und Bäumen von selbst wuchs, diente als Nahrung. Was davon gesammelt und etwa in ein Faß eingelegt worden war, durfte nur solange gegessen werden, als von der gleichen Frucht noch auf dem Felde vorhanden war. Ist nichts mehr davon auf dem Felde vorhanden, so muß es „fortgeschafft" werden. Vgl. Schebhi I X 5 laiK ViJ'VaS i n r o foton irann-ja rn^n-ja i r a n^ff Vä: „Rabban Gamliel sagt:

II. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

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alles, dessen Art auf dem Feld alle geworden ist, muß man aus dem Fasse fortschaffen/ Und die Halakha ist gemäß seinen Worten." in manchen Texten folgt hier ö'iaiK: „man spricht zu ihm". Das verdeutlicht den Zusammenhang. Zur Rede von jemandem gestellt, warum sie die Früchte wegschaffen, sagen sie: hole dir doch auch von dort, nämlich die Früchte, wo welche auf dem Felde noch vorhanden sind, während sie anderswo bereits alle sind. Uber diese erleichternde Ansicht (sVp) des Rabbi J u d a haben die Rabbinen sich unnötig sehr den Kopf zerbrochen, vgl. Pes Gern 52a—52b Z. 1 ff. I V 3. H01 nana: Großvieh,' das man zur Arbeit benutzt. t — T •• :

Am ersten

Osterfesttage darf der J u d e nicht arbeiten E x 12 16 Num 28 18. Auf diesen Tag überträgt sich dann auch die Ruhe des Sabbats für das Vieh E x 20 io. Der J u d e darf nicht direkt Schuld daran bekommen daß das Arbeitstier seine Sabbatruhe verliert — doch kann er ja schließlich durch einen Unterhändler sein Gewissen entlasten! Übrigens bezieht sich Pes I V 3 ursprünglich auf Viehverkauf an Nichtjuden drei Tage vor ihren Festen, vgl. Ab zara I 6. mia®*: solche, mit Gebrechen behaftete Tiere, kann man verkaufen, weil sie nicht zur Arbeit benutzt werden können. Desgleichen kann man Pferde verhandeln, weil Pferde meist nur zum Reiten, nicht zum Arbeiten dienen (vgl. auch H ö l s c h e r , Sanhedr. S. 56 Anm. 5). I V 4a. Q'nos ' W ? "»Vx: hier ist deutlich die Zeit nach der Zerstörung

IV 3—5a: Ortsbräuche.

185

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An einem Ort, wo man gewohnt ist, II Kleinvieh an Gojim zu verkaufen, darf man [es] verkaufen. II An einem Ort, wo man nicht gewohnt ist, II [Kleinvieh] zu verkaufen, darf man keins verkaufen. II An keinem Ort aber darf man ihnen verkaufen || Großvieh, Kälber und Eselsfüllen, II fehlerlose und mit Gebrechen behaftete. II Rabbi Juda erklärt [es] für erlaubt bei mit Gebrechen Behafteten. II Ben Bethera erklärt [es] für erlaubt bei Pferden. I V 4 a An einem Ort, wo man gewohnt ist, II gebratenes [Fleisch] in den Paschanächten zu essen, darf man [es] essen. II An einem Ort, wo man nicht gewohnt ist, II [gebratenes Fleisch] zu essen, darf man keins essen. I V 4 b An einem Ort, wo man gewohnt ist, II das Licht anzuzünden II in der Nacht des Versöhnungstages, darf man [es] anzünden. II An einem Ort, wo man gewohnt ist, II keins anzuzünden, darf man keins anzünden. II Man darf aber [Licht] anzünden in Versammlungshäusern II und in Lehrhäusern und in dunklen Eingängen II und bei Kranken. I V 5 a An einem Ort, wo man gewohnt ist, II Arbeit am 14. 'Abh zu tun, darf man [sie] tun. II An einem Ort, wo man gewohnt ist, II keine zu tun, darf man keine tun. des Tempels berücksichtigt, mit der ja das Essen des gebratenen Paschalammes, weil es nicht mehr beim Tempel geschlachtet werden konnte, aufhörte, vgl. Pes X 3. Hier und da lebte aber die Sitte, in der Paschanacht gebratenes Fleisch zu essen, auch nach 70 in sublimierter Form weiter. Setzten doch auch manche Israeliten nach der Zerstörung des ersten Tempels den Opferdienst in Jerusalem fort Jer 41s, vgl. S. 59 Anm. I V 4b. I i : über Lichtbrennen am Versöhnungstag, vgl. B e e r , Sabbat S. 50/51. In der Nacht des Versöhnungstages ist u. a. der eheliche Verkehr atsan tf'iaiS'n („Bettdienst") — a u s A b e r g l a u b e n — interdiziert, Jom X I I I 1 nach dem allgemeinen Grundsatz Lev 15 18 Jos Ap I I 24. Pflicht ist das Lichtanzünden am Sabbat und am Tempel weihfest (na: „Versammlungshäuser", d.i. Synagogen. nitfTJ» ""FD „Studienhäuser" für Bibel und Talmud. Megh 27 a: rra IDTOS1? i n » flOJDn n'3 izman: „ein Versammlungshaus darf man zu einem Lehrhaus machen." I V 5 a. 3K3 ny?na: der 9. Abh ist der Tag der Tempelzerstörung durch Titus im Jahre 70, Taan I V 6, vgl. S c h ü r e r , Gesch. d. Jüd. Volkes I 4 S. 631 Anm. 115. Wie die Zerstörung des herodianischen Tempels fiel auch die des salomonischen Tempels in den gleichen Monat, aber auf einen anderen Tag, nämlich den 7., vgl. I I Kön 25 8 f. Dieser Tag wurde

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nach Sach 7 3 als Fasttag gefeiert. Der der Erinnerung an den Untergang des zweiten Tempels durch Titus gewidmete und am 9. Abh begangene Trauertag ist daher wohl nur eine Wiederaufnahme des fast auf den gleichen Tag fallenden und an den Untergang des ersten Tempels durch Nebukadnezar erinnernden Trauertages. Vgl. übrigens S t a d e , Altt. Theol. S. 324 f. I V 5b. Zu D'Mii 'TD^n vgl. B o u s s e t , Religion des Judentums 2 S.193f. "Wie um den griechischen Weisen sammeln sich um den jüdischen DDn Jünger. Für diesen jüdischen Schülerkreis ist auf alttestamentlichem Boden die um einen angesehenen Propheten z. B. Elisa I I Kön 2 3 oder Jesaja J e s 8 i 6 gescharte Zunft der „Prophetenkinder" Parallele und Vorbild. Nach ßabban Simon ben Gamliel soll das ganze Volk sich als Gelehrtenschüler ansehen am Rüsttag auf Pascha, d. h. den Tag durch Arbeitsenthaltung feiern. I V 5 c. r n w a — "j'Vja- man beachte den provinziellen Unterschied

IV5b—7c: Ortsbräuche.

137

IV5b

An jedem Ort aber sollen die Schüler der Gelehrten feiern. Ii Rabban Simon ben Gamliel sagt: I! „Das ganze V o l k soll sich für Schüler der Gelehrten halten".

IV5 c

[Andere] Gelehrte aber sagen: II „In Juda tut man Arbeit II an den V o r abenden des Paschafestes bis Mittag, II in Galiläa aber tut man ganz und gar nichts". II In der [vorhergehenden] Nacht aber erklären die Schammaiiten [es] für verboten, II die Hilleliten aber erklären [es] für erlaubt, II bis daß die Sonne aufleuchtet.

IV6a

RabbiMei'r sagt: II „Jede Arbeit, mit der man begonnen hat II vor dem 14. [Nisan], II darf man am 14. beenden. II Jedoch darf man am 14. mit keiner erst beginnen, II auch wenn man sie [am 14.] beenden könnte".

IV6b

[Andere] Gelehrte aber sagen: II „Drei Handwerke[r] dürfen Arbeit tun il an den Vorabenden des Paschafestes bis Mittag; II [und diese sind:] die Schneider und die Barbiere und die Wäscher". II Rabbi Jose ben Rabbi Juda sagt: „auch die Schuster".

IV7a

Man darf hinlegen [Brut-]käfige für die Hühner am 14. [Nisan]; || eine Henne, die fortgelaufen ist, darf man an ihren Ort zurückbringen; II wenn sie aber krepiert ist, darf man eine andere an ihre Stelle setzen.

IV7b

Man darf unter den Füßen des Viehs am 14. [Mist] wegschaufeln II und am [weiteren] Fest darf man [ihn] nach den Seiten scharren.

I V 7 c Man darf Geräte forttragen aus dem Hause des Handwerkers und [sie] hintragen, II auch wenn sie unnötig zum Feste sind. zwischen Juda und Galiläa in Sachen der Sabbatruhe am Vorabend des Pascha. nV^Vai d. h. also in der Nacht vom 13. zum 14. Nisan nach u n s e r e n Begriffen. Hann piritf'W: die Nacht wird dann zum 14. Nisan gerechnet. I V 6 b. nuax Handwerk und nachher |ax Handwerker sind babylonische Lehnwörter. D'ü'n (Schneider), Q'HSO (Barbiere) und poaiS (Wäscher): grade diese drei Handwerker sind am unentbehrlichsten für die letzten Rüststunden des Festes. Dazu kommen nach R. Jose b. Juda die Schuster D'jtfXil (Riemer, Pes b. Gern 55b Z. 10/11: p p j i n D ^ n ^W pff Tino bv p'VffM: „weil die Wallfahrer ausbessern lassen ihre Schuhe am Halbfest". I V 7 a. nrna: die Henne ist fortgelaufen von den Eiern, die sie bebrüten soll.

II. Seder.

138

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I V 8 a . ina (nicht in», so S t r a c k , vgl. orn B a c h e r ThLZ 1912 Sp. 294): Subjekt sind die Gelehrten. D'^fJ/i: es handelt sich um künstliche Befruchtung der Dattelpalme frpn, (Lcj, Jj'O, öctKTuXoc, dactylus), um eine reichere Ernte zu erzielen, vgl. Pes Gern 55b—56 a Z. 18/19 ¡VD KflS 11 snapa^ 1031 iOD3 VU» u m Die Leute von Jericho befruchteten die berühmten Dattelpalmen ihrer Stadt am ganzen 14. Nisan, kurz vor dem Fest, weil die Bäume im Frühjahr am saftigsten waren und „durch die folgende Festwoche nicht trocken werden" sollten, K r a u ß Talmud. Archaeol. I I 209 f. — D'Olis: d. h. sie machten keine Pause zwischen den einzelnen Sätzen des Schemagebetes. Vgl. zu diesem Gebet F i e b i g , Berachoth S. 24ff. 29 ff., S c h ü r e r , Gesch. d. jüd. Volkes I P S. 537 f., O. Holtzmann, Berakot S. 1 ff. *)Qi?n: nach Lev 23io muß zuerst bei der Ernte die Eretlingsgarbe (inj?) dem Priester überbracht werden. Es ist die Zeit des Pascha-Maßßenfestes. Zu dem Gebet der jetzigen Juden beim 'Omer Zählen vgl. den Siddur Sephat Emeth Rödelheim 1906 S. 490 ff. 1

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I V 8b. n'tm, PL fli'Tna (Dalman), ni'tm (Strack), V»^ 0 -^ i s t die durch Kaprifikation erzielte Frucht des Feigen- (flOptf, liaa*., C U K Ö |iopoc, d. i. des Maulbeerfeigenbaums) und des Johannisbrotbaums (nvin, vgl. die Münchener Talmudhandschrift, die hinter noch nnps? Vül 31*in hat: „des Johannisbrotbaums und des Maulbeerfeigenbaums." Die Kaprifikation ist ein Mittel, die Früchte des kultivierten Feigen- oder Johannisbrotbaums durch die Früchte des wilden oder des Geißfeigenbaums (caprificus) zu verbessern. Daher der Name Kaprifikation. Diese geschieht auf folgende Weise: die sogenannte Feigengallwespe sticht die Früchte des wildwachsenden Feigenbaums an, um ihre Eier hineinzulegen. Die Früchte werden dadurch im Wachstum gefördert, schwellen an, werden saftiger und süßer, als sonst der Fall sein würde. Man hing deshalb schon im Altertum angestochene Früchte des wilden Feigenbaums an die Zweige des kultivierten Feigen- oder

I V 8 a b : Sechs Taten der Männer von Jericho.

139

Sechs Taten der Männer von Jericho I V 8. IV8a

Sechs Dinge taten die Männer von Jericho: II drei verwehrten sie ihnen II und drei verwehrten sie ihnen nicht. II Dies sind die [Dinge], die sie ihnen nicht verwehrten: II sie pfropften Dattelpalmen am ganzen Tag II und sie knäulten das Schema[gebet] zusammen II und sie schnitten [Getreide] und machten Garben vor [dem Darbringen] der Webegarbe II und sie verwehrten es ihnen nicht. XV8b Dies sind die [Dinge], die sie ihnen verwehrten: II sie erklärten für erlaubt die durch Caprification erzielten Früchte, die dem Heiligtum gehören II und sie aßen die unten [liegenden] abgefallenen Früchte am Sabbat II und sie ließen stehen die Ecke vom Grünkraut. II Und [diese Dinge] verwehrten ihnen die Gelehrten. Johannisbrotbaums, um die Früchte durch die auskriechenden jungen Wespen anstechen zu lassen. Dieses Verfahren der Kaprifikation kannten also auch die Männer von Jericho. Sie hatten aber dem Heiligtum ihre Feigenbäume abgetreten, um sie etwa vor Diebstahl, Beschädigung u. dgl. zu schützen — ein noch jetzt in ähnlichen Fällen angewendetes Schutzmittel — die Bäume waren also dem Heiligtum verfallen, unantastbar „heilig" geworden, vgl. Pes Gern 56 b—57 a Z. 23 ff. Die Leute von Jericho beanspruchten aber nun den Genuß der durch Kaprifikation erzielten Früchte: sie erklärten die Früchte für sich selbst erlaubt, während nach der Mischna natürlich diese Früchte als Nachtrieb der Bäume auch als dem Heiligtum verfallen angesehen werden sollten. D'HBl3n: heruntergefallene Früchte. Unter den Früchten konnten leicht solche sein, die während des Sabbats selbst von den Bäumen fielen und darum den Sabbat über verboten sein mußten zum Genuß. Das ist eine Parallele zu dem von einer Henne am Sabbat gelegten und darum nicht zum Essen gestatteten Ei Beß 1 1 . Die Sabbatruhe ist wie auf die Tiere, so auch auf die Bäume übertragen! — Joh 5 n . HKD ist die Feldecke, die auf den Getreidefeldern nicht abgeerntet zu werden pflegt Lev 19 9 f. 23 22. Die „Sünde" (!) der Leute von Jericho bestand darin, daß sie auch auf den Gemüsefeldern die Ecke nicht abernteten! Übrigens wurzelt die auf das Altertum nicht beschränkte Sitte, die Feldecke nicht abzuernten, in einem Aberglauben: Der Fruchtdämon soll nicht ganz vom Feld vertrieben werden. Es bleibt ihm eine letzte Ecke reserviert ( c f . B e e r , Z A W 1911 S.152; K i t t e l , Gesch. d.Volkes Israel 1912 F S . 234; S c h u r , ZAW 1912 S. 154). Aus gleichem Grunde ist es da und dort Brauch, nicht alle Früchte von einem Baum zu schütteln oder zu schlagen, sondern einige hängen zu lassen (Jes 17 e?J. Hinter der „Sünde" der Männer von

II. Seder.

140

Moed: 3. P e s a c h i m .

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n i ' n Vj D^nos m » Vn : vv x n n1iinT~ix1- n•o—px m v —h :n s ntav:i iv Jericho steht das Interesse der Mischnalehrer, daß auch von der Ecke der Gemüsefelder die Kirchensteuer erhoben wird. Lev 19 9 23 22 (Deut 2419) fällt nämlich der Ertrag der Pea den Armen und Fremden zu. Die Mischna tritt also hier gegen Defraudation von Kirchen- bzw. Armensteuern ein! I V 9 a. Der ganze Text I V 9 ist eine KJ"P~ia, eine nicht in die Mischna aufgenommene Lehrmeinung der Tannaim (Mischnalehrer oder Traditionskundigen). Der Text fehlt deshalb z. B. bei G o l d s c h m i d t und in der Tosephta, herausgegeben von Z u c k e r m a n d e l 1879 S. 160. S t r a c k , Einl. i. d. Talm. 4 S. 37 erwähnt nicht, daß Pes I V 9 eine Baraitha ist. n i n 1*7 — i1? n i n N1? die gleiche Terminologie bei Paulus I Kor 112. 17. 22 ¿TTcnvdj — ouk ¿TTcuvuli; ¿Ttaivecoi i)|aac; — ev t o u t u j ouk enaivu). V3H: d. i. Ahas, d e r l l K ö n 161 ff. eine schlechte Note von dem deuteronomistischen Redaktor des Königsbuches und I I Chr 28 1 ff. auch vom Chronisten erhält. Ahas stand deshalb auch später noch unter dem Verdikt eines gottlosen Königs, obwohl er nicht schlechter und nicht besser als Hiskia war. Zu der ehernen Schlange, die Hiskia zerschlug, vgl. I I Kön 18 4. Das nimn ISO ist wohl ein medizinisches Zauberbucli. Worauf beruht \: v" die Notiz? t3| ist das persische ^ hineintun. — v j

I V 9b.

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I V 9 a b : Sechs Taten Hiskia's.

V l a b : Sohlachten des Paschalammes.

141

Sechs Taten des Königs HisJcia I V 9. I V 9 a Sechs Dinge tat Hiskia, der König von Juda. II Wegen dreier lobten sie ihn II und wegen dreier lobten sie ihn nicht. II Er schleifte die Gebeine seines Vaters ¡1 auf einer Bahre aus Stricken fort II und sie lobten ihn. II E r zerschlug die eherne Schlange und sie lobten ihn. II Er verbarg das Buch der Heilmittel und sie lobten ihn. I V 9 b Wegen dreier lobten sie ihn nicht. II E r beschnitt die Türen des Tempels II und übersandte sie dem Könige von Assur II und sie lobten ihn nicht. II Er verstopfte die Wasser des oberen Gichon II und sie lobten ihn nicht. II E r schaltete einen Nisan im Nisan ein II und sie lobten ihn nicht. 3. Das Paschalamm. Kap. V — V I I I . Das Schlachten. Kap. V . Die Zeit V 1. Via Das Tamid wurde geschlachtet um 8^2 [Uhr] II und dargebracht um 9 V«. II An dem Vorabend des Paschafestes wurde es geschlachtet um 7 I I und dargebracht um 81/2, II sowohl an einem Werktag als auch an einem Sabbat. Fiel der Vorabend des Pascha [so], daß er an einem Vorabend des V l b Sabbat stattfand, II so wurde es geschlachtet um 61/a II und dargebracht um 7 1 k II und das Pascha nach ihm. Fremdwort. Zu der Verstopfung der Wasser des oberen Gichon vgl. I I Kön 20 20 I I Chron 32 3 f. 30. Die Nachricht über die Interkalierung des Nisan wird wohl auf I I Chron 30 2 zurückgehen. v i a . , r a n : gemeint ist das Ex 29, 38 ff. Num 28 4 (P) verordnete „ständige" Morgen- und Abendbrandopfer, bestehend in je einem einjährigen Lamm ( S c h ü r e r , Gesch. d. jüd. Volkes I I 4 S. 345 ff.). Hier kommt natürlich näher nur das regelmäßige Abendbrandopfer in Betracht, das Num 28 4 0?3*wn dargebracht werden soll. Zur Zeit Jesu wurde das Abendbrandopfer um 8^2 Uhr geschlachtet und um 9 1 /i dargebracht, d. i. — da der Tag nach der Stundenberechnung, vgl. Pes I 1—4, um ca. 6 Uhr morgens beginnt — ca. 2^2 bzw. S1/^ Uhr nachmittags. Die Berechnung des Tages vom Sonnenaufgang an stößt sich mit der anderen Berechnung des Tages von Sonnenuntergang des vorhergehenden Tages an. Am Rüsttag auf Pascha verschob sich die Schlachtung um eine Stunde früher, um Zeit f ü r die Schlachtung der Paschalämmer zu haben. Jos bell j V I 9 3 findet die Schlachtung der Paschalämmer zwischen 3—5 nachmittags statt. V l b . Der naffi* 3*1? ist der Freitag. Mit Sonnenuntergang Freitags beginnt ja der Sabbat und damit wird jedes Werk, auch die Zubereitung der Speise, wegen der Sabbatruhe zu etwas Verbotenem.

II. Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

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V 2. Der korrekte Ritus des Paschaopfers setzt sich hier aus vier Akten zusammen: 1. Schlachten (onttf), 2. Auffangen (VapO des Blutes, 3. Hintragen (ij^n oder rpVin) des Blutes zum Altar, 4. Sprengen (¡?1T) des Blutes an den Altargrund. Durch jede Bestimmungsänderung wird das Opfer untauglich C?105). Wenn z. B. der Schlachtende erklärt, ich schlachte das Pascha zugleich, oder allein als Friedensopfer (oVffiO, so ist das Pascha als Paschaopfer untauglich geworden. Oder wenn der Schlachtende erklärt, ich schlachte das Opfer für N. N., der aber tatsächlich sich keinen Anteil an dem späteren Mahl zuvor gesichert hat, so ist auch das Opfer untauglich. Zu beachten ist also: f ü r die Wirkung des Paschaopfers ist wesentlich 1. die unzweideutige Erklärung, daß das Pascha nur als Paschaopfer geopfert wird; 2. die Anmeldung als Gast beim Paschamahl, bevor das Opfer dargebracht wird — das Blut wird sonst nicht für ihn mitgesprengt. V3. tfVtf: essensunfähig ist z. B. ein Kranker, oder ein Greis, Pes Gern 61a—61b Z. 10 f., überhaupt jeder, der nicht so viel wie ein olivengroßes Stück essen kann V I I I 7 . V^JaV ^Vt?: f ü r nicht mitgezählte d. h. solche, die sich nicht zuvor mit anderen zu einer mian Pes V I I I 7

V2a—4: Sohlachten des Paschalammes.

143

Für wen wird geschlachtete V 2 — 4 . Das Pascha, das man nicht für seine Bestimmung geschlachtet hat, II [dessen Blut] man aufgefangen und [zum Altar] hingetragen und gesprengt hat, II nicht für seine Bestimmung, II oder für seine Bestimmung und nicht für seine Bestimmung, II oder nicht für seine Bestimmung und für seine Bestimmung, II ist untauglich, y 2b Wieso f ü r seine Bestimmung und nicht für seine Bestimmung? II F ü r seine Bestimmung als Pascha und für seine Bestimmung als Friedensopfer. II U n d [wieso] nicht für seine Bestimmung und für seine Bestimmung? II F ü r seine Bestimmung als Friedensopfer und für seine Bestimmung als Pascha. Y 3 Schlachtete man es für Essensunfähige II und für Nichtteilnehmer, f ü r Unbeschnittene und für Unreine, so ist es untauglich; II für Essensfähige und für Essensunfähige, II für Teilnehmer und für Nichtteilnehmer, II für Beschnittene und für Unbeschnittene, für Unreine und für Reine, ist ee tauglich. II Schlachtete man es vor Mittag, so ist es untauglich. II Denn es heißt: „Zwischen den Abenden"; II [schlachtete man es] vor dem Tamid, so ist es tauglich, II nur muß aber einer in seinem Blut herumrühren, II bis daß das Blut des Tamid gesprengt wurde II und wenn es [vorher] gesprengt ist, ist es tauglich. y4 Wer das Pascha schlachtet zu Gesäuertem übertritt ein: „Du sollst nicht tun!" II Rabbi J u d a sagt: „[Das gilt] auch [für] das Tamid". II

V2a

d. i. einer Ostergeseilschaft zusammengetan haben. Zu den ö'Vjg vgl. E x 12 48. Zu den d'tWö vgl. Num 9 6. ^>103: untauglich, denn das Pascha dient dann nicht seiner Bestimmung. Der Gegensatz ist it^l „tauglich". Ein Paschaopfer kann zwar nicht zur gleichen Zeit ein Paschaopfer und ein Friedensopfer sein. Aber es kann zur gleichen Zeit etwa f ü r Gesunde (Essensfähige) und Kranke (Essensunfähige) bestimmt sein — dann ist es tauglich. vgl. E x 12 6. Die Schlachtung des Pascha vor dem Tamid war eigentlich nicht erlaubt, cf. Pes V 1 Ende. Ist sie doch geschehen, so muß man das Blut umrühren, damit es nicht gerinnt. Das Leben sitzt nicht in dem geronnenen und erkalteten, sondern in dem flüssigen und warmen Blut. Wird das Blut des Paschaopfers vor der Sprengung des Blutes des Tamid gesprengt, so ist das Paschaopfer tauglich. V 4 . nfcwri üb: d. h. ein Verbot. Zu dem Verbot, das Pascha zu Gesäuertem zu schlachten, vgl. E x 23 18 3 4 25. Mit T a n ist gemeint das am 14. Nisan. Rabbi Juda bezieht das Verbot E x 34 25 nicht bloß auf das Paschaopfer, sondern auch auf das Tamid am 14. Nisan. l l ü s : hat man das Pascha seiner Bestimmung entsprechend geschlachtet, aber

H- Seder.

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bei Gesäuertem in der Nähe, so ist man schuldig. Hat man es nicht für seine Bestimmung geschlachtet, so ist man straffrei (*1WB) — denn das Opfer ist dann kein Paschaopfer mehr, vgl. Pes "V2 Ebenso ist man frei bei allen übrigen neben Gesäuertem geschlachteten Opfern. Denn nach dem Gesetz ist am 14. Nisan Gesäuertes nur für das Paschaopfer verboten. Endlich ist man auch frei, wenn ein Paschaopfer, das statt am 14. Nisan an einem der folgenden Festtage neben Gesäuertem geschlachtet wurde. Es kann dann aber nicht mehr als Paschalamm betrachtet werden und die Nähe von Gesäuertem schadet ihm darum nicht. Für die übrigen Schlachtopfer (DTUT) gilt folgendes: sie sind zwar, obgleich sie nicht für ihren Zweck geschlachtet sind (z. B. ein Brandopfer wird als Friedmahlopfer geschlachtet), tauglich, daß ihr Blut gesprengt wird; der Darbringer ist aber schuldig Ü»n), das ursprünglich beabsichtigte Opfer nachzuholen. Ein Pascha- oder ein Sündopfer kann zu keinem anderen Opfer dienen. Ygl. Zeb 11. V 5a. nins (D'ns S t r a c k ) Plur. v. n?. Nach Eabbi Jißchak (dem von

V 5 a b: Schlachten des Paschalammes.

145

Rabbi Simon sagt: II „[Wer] das Pascha am 14. für seine Bestimmung [zu Gesäuertem geschlachtet hat], ist schuldig; II aber nicht für seine Bestimmung, so ist er frei; II und [was] alle die übrigen Opfer [betrifft], II sowohl für ihre Bestimmung, als auch nicht für ihre Bestimmung, so ist er frei; II und am [Halb]fest für seine Bestimmung, so ist er frei, II und nicht für seine Bestimmung, so ist er schuldig; II und [was] alle die übrigen Schlachtopfer [betrifft], II sowohl für ihre Bestimmung, als auch nicht für ihre Bestimmung, so ist er schuldig, II ausgenommen das Sündopfer, das er nicht für seine Bestimmung geschlachtet hat." Die Ordnung beim Schlachten V 5 — 1 0 . V5a

Das Pascha wurde in 3 Abteilungen geschlachtet. II Denn es heißt: „Und schlachten soll es die ganze G e m e i n d e der V e r s a m m l u n g I s r a e l s zwischen den Abenden: II Gemeinde ftnp) und Versammlung (ms?) und Israel ftliw)," II Trat ein die erste Abteilung und füllte sich der Tempelvorhof, II so schloß man die Türen des Tempelvorhofes. II Sie stießen [in die Posaune] und erhoben das [Freuden-jGeschrei und stießen [abermals in die Posaune].

V5b

Die Priester aber standen reihenweise II und [hielten] in ihren Händen silberne Schalen und goldene Schalen; II eine Reihe ganz hatte lauter silberne [Schalen] II und eine Reihe ganz hatte lauter goldene, II und nicht waren sie gemischt. II Und die Schalen hatten keine flachen Böden, II damit sie sie nicht absetzen könnten und das Blut nicht gerinne. S t r a c k , Einl. i. d. Talm. 4 S. 95 od. 103 erwähnten?) bestand jede Partei Ol?) aus je 30 Personen Pes Gern 64a—64b Z. 16/17. n§, Es 4 9 u.ö.nur im Plural mit Suff. (vgl. auch Es 4 7 W123), häufig in den aramäischen Papyri aus Elephantine (xniD, vgl. S a c h a u S. 284), ] I o j ist babylonisches Fremdwort (Kinatu). 11083: nämlich E x 12 6. Natürlich liegt die obige Dreiteilung nicht in dem biblischen Texte angedeutet. — Die hier folgende Beschreibung des Paschaopfers ist wichtig, weil sie den Opferritus zur Zeit Jesu wiederspiegelt. Vgl. S. 57. iHT»: späterer Name für i s n : Vorhof. wnni die durch Kleriker ausgeführte Musik beim Paschafest ist zum ersten Male I I Chron 30 21 3515 erwähnt. Freilich ist an den genannten Stellen von keinem besonderen Trompetengeschmetter während des Schlachtaktes die Rede. Die Nachricht wird sich auf das Halleisingen beziehen. V 5 b . Ob rpn Oip»a) Fremdwort? tnn «njr: durch Nichtumrühren eignet sich das Blut nicht mehr zum Sprengen vgl. P e s V 3 . Mischna. II. Seder: 3. Pesachim.

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n . Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

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: n » I"a aTn1 V? n t o 161 11 n a t a n »arVs? nn« _ V 6. Das Schlachten der Paschalämmer geschieht durch die Laien frinir), so auch Philo, de vita Moysis I I I 29 und de decalogo § 30, aber nicht zu Hause, sondern im Tempelhof (iTlTg). Auch I I Chron 35 5 f. J u b 49 19 und Jos bell j V I 9 3 ist der Schlachtort der Tempelhof. Den Laien liegt das Schlachten auch I I Chron 3015 und vielleicht auch Jub 4919 ob. Dazu stimmt I I Chron 3017. Denn wenn hier die Leviten an heiliger Stätte die Lämmer f ü r jeden, der nicht rein war, schlachten, so liegt indirekt darin, daß sonst das Schlachten den Laien zufieL I I Chron 35 5 f. erledigen hingegen die Leviten auch das Schlachten. Das Auffangen des Blutes, Hintragen desselben zum Altar und Sprengen des Blutes gegen den Altar ist Funktion der Kleriker. Ebenso sprengen Lev 1 5 I I Chron 3016 35 n die Priester das Blut. Das Blutauffangen ist I I Chron 35 n Sache der Leviten. Die Schlachtstätte befand sich nördlich von dem großen Brandopferaltar ( S c h ü r e r , Gesch. d. jüd. Volkes n * S. 345). V 7 a . Durch das Sprengen des Blutes an den Altar (Lev I n 4 i s Num 1817) und durch das Verbrennen der Fettteile auf demselben wird der Gottheit ihr Anteil am Paschaopfer gesichert. Von dem Altargrund aus lief das Blut durch den Jom V 6 erwähnten unterirdischen Kanal GlSiO in das Kidrontal (Strack).

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147

V6—8b: Schlachten des Paschalammes.

V6

Hatte ein Israelit geschlachtet und der Priester [das Blut in der Schale] aufgefangen, II so übergab er sie seinem Nachbarn und sein Nachbar seinem Nachbarn; II er nahm in Empfang die volle [Schale] und gab die leere zurück; II der Priester, der an der Seite des Altars am nächsten stand, II sprengte sie mit einer Sprengung gegen den Grund [des Altars], V 7a Ging die erste Abteilung hinaus, so trat ein die zweite; II ging die zweite hinaus, so trat ein die dritte. II Gemäß dem Verfahren der ersten [Abteilung], so war das Verfahren der zweiten und der dritten. V 7 b Sie rezitierten das Hallel. II Wenn sie zu Ende waren, so wiederholten sie [es]; wenn sie [es] aber wiederholt hatten, so rezitierten sie [es] zum drittenmal, II obwohl sie [es] in ihren Tagen nicht zum drittenmal rezitierten. II Rabbi Juda sagt: II „In ihren Tagen gelangte die dritte Abteilung nicht II bis zu [den Worten]: „Ich liebe [es], denn der Herr erhört", II weil bei ihr [nur] wenige waren". V 8 a Gemäß dem Verfahren am Werktag, so war das Verfahren am Sabbat, II nur daß die Priester den Tempelvorhof abspülten, II was nicht dem Willen der Gelehrten gemäß war. V 8 b Rabbi Juda sagt: II „Einen Becher hatte [d]er [Priester] mit Blutgemengsel gefüllt. II Er sprengte ihn mit einer Sprengung gegen die Seiten des Altars." II Die Gelehrten aber stimmten ihm nicht bei. V 7 b . "?Vn: Ps. 113—118. urTa"»!? wk/ weil der Priester sehr viele und diese hurtig waren (Rabe). Satf?: Ps 1161. Der Anfang dieses Psalms ist korrumpiert. Jeder der Laien suchte bei der 1. oder 2. Abteilung anzukommen, um zu der Festmahlzeit rechtzeitig nach Hause zu gelangen. HOVE? läßt sich vokalisieren naptf; möglich wäre auch riaVtf: »weil ihre Leute". Sachlich kommen beide Lesarten auf das gleiche hinaus. V 8 a . ],nrTa: das Abspülen des Tempelvorhofs war verhältnismäßig leicht, ,da den Boden Marmorfliesen bedeckten. Die Abspülung geschah dadurch, daß die Abzugsstelle eines den Vorhof durchschneidenden Kanals gesperrt wurde, wodurch eine Überschwemmung des Vorhofs eintrat (Rabe). V8b. r a f f l n Ol: Blut, das auf den marmornen Fußboden geflossen ist und von den verschiedenen Paschalämmern stammt, also durcheinander gemischt ist. Auch ist solches Blut nicht mehr warm. Eigentlich ist dann das Blut nicht mehr zur Sprengung geeignet — es ist nicht mehr lebendig, kein Träger der Seele, des Lebens mehr. Vgl. Lev 17 n -IEQ' WB33 Hin 0"rn"0: „denn das Blut bewirkt mittelst des [in ihm enthaltenen] Lebens Sühne", vgl. auch Pes Gern 65a—b Z. 3/4 waiilff Dl T -

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Y9—10b: Schlachten des Paschalammes.

149

V9

Wie hängten sie [die Paschalämmer] auf und häuteten sie [sie] ab? II Haken aus Eisen waren eingeschlagen in die Wände und in die Säulen, II an denen sie aufhängten und abhäuteten. II F ü r jeden, der keinen Platz hatte, aufzuhängen, II waren dünne, glatte Stäbe da II und man legte einen auf seine Schulter und auf die Schulter seines Nachbarn II und hängte [daran] auf und häutete ab. II Rabbi Eliezer sagt: II „Fiel der 14. [Nisan so], daß er an einem Sabbat stattfand, II so legte einer seine Hand auf die Schulter seines Nachbarn II und die Hand seines Nachbarn auf seine Schulter II und hängte [daran] auf und häutete ab." "VlOa Man riß [das Paschalamm dann] auf und nahm seine Opferteile heraus, II legte sie in eine Schüssel und ließ sie auf dem Altar in Rauch aufgehen. VlOb Ging die erste Abteilung hinaus, so ließ sie sich auf dem Tempelberg nieder; II die zweite auf dem Chel, während die dritte auf ihrem Platz [stehen blieb]. II Bei Dunkelheit gingen sie [alle] weg und brieten ihre Paschalämmer. geschieht also in den Häusern Jerusalems, wo auch das Mahl stattfindet. In den letzten Jahrhunderten vor der christlichen Ära hingegen wurden die Paschalämmer nicht bloß beim Tempel geschlachtet, sondern dort auch gebraten und verzehrt. Vgl. I I Chron 3015—27. 35 11—13. 35 13 erfolgt das Braten der Lämmer nicht durch die Laien, sondern durch die Leviten. Ausdrücklich wird auch J u b 4920 gesagt, daß die Israeliten das Pascha b a w e s t a ' a § a d a b e t a m a q d a s „im Hof (*lXn) des Heiligtums" essen sollen. Diese der letzten vorchristlichen Zeit eigentümliche Praxis, das ganze Pascha — Opfer und Mahl — beim Tempel zu feiern, harmonisiert ganz mit Deut 16 6.7. Da die uns Pes V 10 V I I — X vorliegende und mit Zeb V 8 und Makk I I I 3 übereinstimmende Praxis der Mischna vom NT, wenigstens was das häusliche Mahl anbetrifft, bestätigt wird, wird sie selbst etwa zwischen 100 v. Chr. und 70 n. Chr. sich eingebürgert haben. Die Neuerung war bedingt durch die immer mehr anwachsende Volksmenge, die grade zu dem Pascha, dem wichtigsten jüdischen Nationalfest, nach Jerusalem strömte. Jos bell j V I 9 3 gibt an, daß zur Zeit des Cestius Gallus ( S c h ü r e r a. a. O. I 4 S. 336) die Zahl der Paschalämmer 256500 betragen habe, das ergäbe, da ein Lamm wenigstens auf 10 Mann kam, ungefähr 2600000 Festteilnehmer, ungerechnet die Unreinen u. dgl., die das Pascha nicht mitfeiern durften. Nach Pes b Gern 64 b Z. 14 ff. ließ einst der König Agrippa (I. od. II.?) durch den Hohepriester die Scharen ('Dl^K = öxXoc) der Juden nach Paschalämmern zählen: das ergab 600 000 Nierenpaare von Paschalämmern. Die Zahlen mögen beidemal übertrieben

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Ii, Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

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sein. Immerhin aber machen sie begreiflich, daß die ältere Ordnung der Paschafeier sich auf die Dauer nicht aufrechterhalten ließ. Das Resultat war ein Kompromiß: der Tempel blieb reserviert f ü r Schlachten und Opfern — das Mahl wurde in die Häuser Jerusalems verlegt. Das lief praktisch hinaus auf einen Ausgleich zwischen D und P. — B a n e t h , der verdienstvolle Fortsetzer der von S a m m t e r begonnenen Ubersetzung und Erklärung des Traktates Pes S. 194 findet die Schilderung der beim Tempel stattfindenden massenweisen Abschlachtung der Paschalämmer sehr erbaulich, erhebend einfach, und gedenkt mit „sehnsuchtsfeuchten" Blicken der entschwundenen herrlichen Zeit. Er ist so gerührt, daß er keine Anmerkungen machen mag. Die Gefühle B a n e t h s sind f ü r viele jüdische Kreise typisch. Jeder Jude muß stolz sein auf die große Vergangenheit seines Volkes. Israel kann sich neben Griechenland und Rom, hinsichtlich seiner Bedeutung f ü r die moderne Kultur, sehen lassen! Aber dieser Stolz des Juden sollte sich nicht mit auf den alttestamentlichen Opferkult gründen, den Israel einfach mit dem Heidentum teilt. Ein jüdisches Gemüt von heut sollte sich mit Grauen abwenden von der Erinnerung an den widrigen Anblick der blutüberströmten, von dem Stöhnen der verendenden Tiere durchhallten und mit dem Unrat ihrer Kadaver besudelten heiligen Stätte. Wer die Schilderung von Pes V 5 ff. liest und der Angaben der Gern 64 b Z. 14 ff. und des Jos bell j V I 9 3 gedenkt — mögen diese Angaben auch um ganze Hekatomben zu reduzieren sein — muß meinen, nicht in ein Bethaus, sondern in ein Schlachthaus versetzt zu sein! Nach den jüdischen Religionslehrern Pes Gern 65a—b Z. 7/8 war es „der Stolz der Söhne Ahrons, bis zu ihren Knöcheln im [Opfer-]Blut zu waten": Sin naw Dia JiTn'O'D'lK *t» IdV'W | n n s 'JaV! Statt solchem entschwundenen tierblutdurstigen Kult nachzutrauern, sollte der Jude, der wie B a n e t h fühlt, sich lieber an die edelsten Geister seines Volkes, seine erhabenen Propheten erinnern, denen der blutige Opferkult ihres Volkes ein Greuel war: „Hat Jahwe etwa Gefallen an den Tausenden von Widdern?" Mi 6 7. Ps 5013 läßt der Dichter den Herrn Jahwe fragen: „Esse ich etwa das

VI 1 a b: Paschalamm und Sabbat.

151

Paschalamm und Sabbat. Kap. V I . Wiefern bricht das Paschalamm den Sabbat? V I 1—2. a Dies sind die Dinge beim Paschaopfer, die den Sabbat verdrängen: II das Schlachten desselben und das Sprengen seines Blutes II und das Abreiben seiner Eingeweide und das Aufgehenlassen seiner Fetteile in Rauch, y i l b Jedoch das Braten desselben und das Bespülen seiner Eingeweide verdrängen nicht [den Sabbat]. II Das Auflegen desselben [auf die Schulter] und sein Heimbringen von außerhalb der [Sabbat] Grenze II und das Abkneipen einer Warze an ihm verdrängen nicht [den Sabbat], II Rabbi Eliezer sagt: „Sie verdrängen [ihn]". Fleisch der Stiere und trinke ich das Blut der Böcke?" Vgl. auch I Sam 15 22 f. Am 5 22 ff. Hos 6 6 Jes I n ff. J e r 7 2 i f f . P s 51isff. Mat 913 12 7. Durch die Zerstörung des Tempels im Jahre 70 ist ein Gericht auch über den dort blühenden Kult ergangen. Statt über den Untergang des Heiligtums und des mit ihm verknüpften, in vergossenem Ochsenund Lämmerblut gipfelnden Kultus zu jammern, sollte Israel lieber dafür dankbar sein. Denn durch die Ereignisse vom Jahr 70, die in dem Kriege des Bar Kokhbha ihr Nachspiel fanden, ist der kultlosen prophetischen Geistes- und Herzensreligion Israels freie Bahn zu ihrer E n t faltung geschaffen worden, wenn wirklich etwas von dem Geiste der Propheten in dem nachbiblischen Judentum lebt. Das sich Beugen unter den Gott der Geschichte müßte den Juden auch zum Verständnis des Christentums führen, das in abgeklärter und vertiefter Form die von Israel als Ganzem zurückgewiesene Weltmission der prophetischen Religion Israels übernommen hat. Jesu „Tempelreinigung" ist das Vorspiel der Tragödie, die im Jahre 70 sich abspielte. Die Wiederherstellung eines jüdischen Opferkultus wäre ein Rückfall ins krasse Heidentum, als was schon den erleuchteten Geistern Alt-Israels die Religion ihrer Landsleute mit Recht dünkte. Aber der Blutaberglaube, in dem ja aller „blutiger" Opferkult wurzelt, scheint eben in dem Judentum selbst unserer Tage unausrottbar. Vgl. die Bitten um die Erneuerung des Opferdienstes in Jerusalem in der Pascha-Haggada S. 52 oder bei dem jetzigen jüdischen Morgengebete f ü r Wochentage rniatfrrnx 2E>m p x i a Vapn nansa on^sni Vxnw 'bno "jn'a r m i ? (Siddur Sephat Emeth Rödelheim 1906 S. 78). V I l a . na^n-nx l'OiT: sie verdrängen den Sabbat, d. h. sie sind am Sabbat gestattet, wenn dieser auf den 14. Nisan fällt, 'Ina, nicht 'ina ( S t r a c k ) , vgl. Pes I V 8 . V I l b . i n ^ S vgl. Pes V 1 0 Ende. iarin: man trägt die lebenden

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II. Seder. Moed: 3. Pesachim.

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Lämmer rittlings auf der Schulter zur Schlachtstätte beim Tempel. Dinri: die Sabbatgrenze ist die Strecke, die am Sabbat zu gehen erlaubt ist, nämlich eine Entfernung von 2000 hebräischen Ellen vom Wohnort aus e i Q mit einer Warze ( f l ^ ) behaftetes Jos ant XIII 8 i Apg 112. Tier ist Lev 22 22 nicht opferbar. D'ni1! sie verdrängen [den Sabbat] nicht, weil man diese Dinge schon vor dem Sabbat erledigen kann. V I 2a. ntPW: das Schlachten ist als natt^a „Arbeit" am Sabbat verboten, c l Schab V I I 2 Nr. 26. Ebenso ist dort (Nr. 27) das Fellabziehen verboten. Das Paschalamm muß aber, mag auch der 14. Nisan auf einen Sabbat fallen, allemal am 14. geschlachtet werden — denn es heißt ja Num 9 2: das Pascha soll lTSlaa „zu seiner festgesetzten Zeit" hergerichtet werden. Rabbi Eliezer fühlt ganz richtig die Inkonsequenz der rabbinischen Logik heraus: das Schlachten des Pascha am Sabbat zu gestatten, eine Warze aber abzukneipen u. dgl. zu verbieten. Wer a sagt, muß b sagen! V I 2 b. Nach Rabbi Josua ist auch an einem Festtag Schlachten und Kochen erlaubt, anderes aber, was zur Sabbatruhe gehöre, wie z. B. das Uberschreiten der Sabbatgrenze, verboten.

VI 2 a—e: Paschalamm und Sabbat.

153

VT2a Rabbi Eliezer sagte: I] „Was, wenn das Schlachten, das unter den Begriff Arbeit [fällt], II den Sabbat verdrängt, II sollen da nicht diese, die unter den Begriff Sabbatruhe [fallen], II den Sabbat nicht verdrängen?" VI2b Rabbi Josua sprach zu ihm: II „Der Festtag widerlegt [dich]. II Was sie an ihm für erlaubt erklärt haben, [fällt] unter den Begriff Arbeit. II Und was verboten an ihm ist, [fällt] unter den Begriff Sabbatruhe." YI2c Rabbi Eliezer sprach zu ihm: II „Was ist das, Josua? II und wie kann ein Beweis Freigestelltes für Pflichtmäßiges sein?" II Rabbi Aqibha entgegnete: II „Die Besprengung widerlegt [dich]. Denn sie ist Pflichtmäßiges II und sie [fällt] unter den Begriff Sabbatruhe [und] verdrängt nicht den Sabbat. II [Darum] wundre du dich auch nicht über diese, II die, obwohl sie Pflichtmäßiges sind II und unter den Begriff Sabbatruhe [fallen], den Sabbat nicht verdrängen." VI2d Rabbi Eliezer sprach zu ihm: II „Und das bestreite ich! II Was, wenn das Schlachten, das unter den Begriff Arbeit [fällt], den Sabbat verdrängt, II muß da nicht die Besprengung, die unter den Begriff Sabbatruhe [fällt], den Sabbat verdrängen?" II Rabbi Aqibha sagte zu ihm: „Das Gegenteil! II Was, wenn die Besprengung, die unter den Begriff Sabbatruhe [fällt], II den Sabbat nicht verdrängt, II sollte da auch das Schlachten, das unter den Begriff Arbeit [fällt], II den Sabbat nicht verdrängen?" Y I 2 e Rabbi Eliezer sagte zu ihm: II „Aqibha du entwurzelst, was [in der "VI 2c. rPSI „Beweis" ist nach B a n e t h Ubersetzung des griech. ber("|ia. muh «frei- oder anheimgestelltes" — nixn „Gebot, Pflichtmäßiges". An einem Festtag braucht man kein Fleisch zu essen — am Paschafest, auch wenn es auf einen Sabbat fällt, m u ß man Fleisch essen, frjn: Rabbi Aqibha meint das Num 19iff. (vgl. den Traktat Para) beschriebene Reinigungswasser, das mittelst der Asche einer roten Kuh hergestellt wird und zur Entsündigung solcher Personen dient, die durch Berührung einer Leiche unrein geworden sind. W e r sich mit dem Zauberwasser am 3. und 7. Tage entsündigt, wird wieder rein — ein Verfahren, das, nebenbei gesagt, ebensogut von einem heidnischen Zauberbuch empfohlen sein könnte! Fällt der 7. Tag etwa auf den 13. Nisan und zwar einen Werktag, so ist die Besprengung vorzunehmen — also eine Pflicht — und der Entsündigte kann dann Pascha mitfeiern; fällt der 7. Tag aber auf einen Sabbat, so ist die Besprengung, obwohl am 7. Tag Pflicht, doch der Sabbatruhe halber verboten — bei solcher Pflichtenkollision geht also diesmal der Sabbat vor. V I 2 d . rpVs?: d. i. die Besprengung. V I 2 e . nins: vgl. Num 9 3. «an: d. h. bringe mir eine „Schriftstelle",

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II. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

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wo von dem Hintragen der Lämmer zum Tempel, dem Herbeibringen von außerhalb der Sabbatgrenze usw. auch gesagt ist, es müsse am 14. Nisan zur festgesetzten Zeit geschehen — mag der 14. auf einen Sabbat fallen oder nicht — wie für das Schlachten befohlen ist. Das Schlachten allein verdrängt darum auch nur den Sabbat! V I 3. n r i n : solche Festopfer, auch rnT Schlachtopfer Pes X 9 genannt, wurden neben dem Osterlamm dargebracht; sie standen in dem freien Belieben, etwa um den Appetit der Gäste etwas schon zu befriedigen, bevor das Paschamahl eingenommen wurde. Oft genug mochten die Pascharationen knapp ausfallen. Die Extraopfer wurden dann nachher

VI2f—5b: Paschalamm und Sabbat.

155

Tora] geschrieben ist: II zwischen den Abenden zu seiner [bestimmten] Zeit! II sowohl am Werktag, als auch am Sabbat." II Rabbi Aqibha sagte zu ihm: „Bringe mir [eine Stelle] „bestimmte Zeit!" II für diese wie „bestimmte Zeit" für das Schlachten!" YI2f Als Grundregel sagte Rabbi Aqibha [gilt]: II „Jede Arbeit, die möglich war zu tun II am Vorabend des Sabbat, verdrängt nicht den Sabbat. II Das Schlachten, das unmöglich auszuführen war II am Vorabend des Sabbat, verdrängt [daher] den Sabbat." Das Barbringen der Festopfer V I 8—4. Wann bringt man neben ihm eiu Festopfer dar? II Zur Zeit, wenn es dargebracht wurde an einem Werktag II in Reinheit und in Knappheit. II Zur Zeit aber, wenn es dargebracht wurde am Sabbat II in Fülle und in Unreinheit, II bringt man neben ihm kein Festopfer dar. VI 4 Ein Festopfer wurde dargebracht II von Rindern und von Kleinvieh, von Lämmern und von Ziegen, II von männlichen und von weiblichen [Tieren] II und es wird innerhalb zweier Tage gegessen. VI3

Vom Verwechseln der Bestimmung verschiedener Opfer VI 5. VI 5 a Wegen des Paschalamms, das man nicht für seine Bestimmung am Sabbat geschlachtet hat, II ist man ein Sündopfer schuldig. II [Was] aber alle die übrigen Opfer [betrifft], II die man mit der Bestimmung als Pascha geschlachtet hat, II ist man, wenn sie ungeeignet [zur Schlachtung sind], schuldig. II Wenn sie aber geeignet sind, II so erklärt Rabbi Eliezer für schuldig eines Sündopfers, II Rabbi Josua aber spricht frei. VI5b Rabbi Eliezer sagte zu ihm: II „Was? Wenn [jemand] wegen des Pascha, betreff dessen er hinsichtlich seiner Bestimmung Erlaubnis hat, II wenn er seine Bestimmung geändert hat, schuldig ist, II ist es bei den Schlachtopfern, die hinsichtlich ihrer Bestimmung verboten sind, II wenn er ihre Bestimmung geändert hat, II da nicht richtig, daß er schuldig ist?" verzehrt. Von solchen Festopfern, die zugleich eine Fleischspende der Wohlhabenden an das Volk waren ist z. B. II Chr 30 22 35 7 ff. die Rede. Hin: d. i. das Osterlamm. ütfnaa: d. h. wenn die Rationen schmal waren. t \ :• naiaa: „in Fülle, reichlich", d. i. so daß die Gäste durch das Osterlamm allein schon gesättigt werden. a, vgl. Pes H I 8. nmsran T T~. -'S»: -! vgl. O Pes I I I 8. VII8b. V I I 9 a. gebunden. Jerusalems einmal aus

"ipian: vgl. Ex 1210. p^s: vgl. arab. ( j L e (i) geizig sein. Schlachtung und Genuß des Paschalammes ist an Jerusalem Am 14. Nisan darf das Fleisch nicht mehr aus den Mauern heraus und in der Paschanacht selbst darf es auch nicht dem Hause mehr heraus, wo es gegessen wird Ex 12 46.

VII 8a—10b: Das Braten und Essen des Paschalammes.

165

macht das Stirnblatt wohlgefällig bei Unreinheit der Person. ¡1 Wurde sie unrein durch eine ,Unreinheit des Abgrundes', II so macht das Stirnblatt wohlgefällig." V I I 8 a Wurde es vollständig oder der größere Teil von ihm unrein, II so verbrenne man es angesichts derBira II mit Holzstücken des [Altar-]Holzstoßes. V I I 8 b Wurde der kleinere Teil von ihm unrein oder das übriggebliebene, II so verbrenne man es in den eignen Höfen, II oder auf den eignen Dächern mit eignen Holzstücken. II Die Geizigen verbrennen es angesichts der Bira, II damit sie von den Holzstücken des [Altar-]Holzstoßes Nutzen haben können. V H 9 a Das Pascha, das [aus dem Stadtbereich] herauskam, oder das unrein wurde, II muß sofort verbrannt werden. V I I 9 b Wurden die Eigentümer unrein, oder starben sie, II so läßt man sein Aussehen vergehen, und es wird am 16. [Nisan] verbrannt. II Rabbi Jochanan ben Beroqa sagt: II „Auch dieses muß sofort verbrannt werden, II weil es keine Esser hat." V I I 10a Die Knochen und die Sehnen und das übriggebliebene II werden am 16. verbrannt. V H l O b Fiel der 16. [so], daß er an einem Sabbat stattfindet, II so werden sie am 17. verbrannt, II weil sie nicht verdrängen II weder den Sabbat noch den Festtag.

Aus dem Bereich Jerusalems hinaus gebrachtes Paschafleisch muß sofort am 14. Nisan noch verbrannt werden. V I I 9 b. irnix "layri: d. h. man läßt das Fleisch umkommen. Vgl. auch I X 7 f. qiteP: das V I I 9 b charakterisierte Fleisch wird am 16. Nisan verbrannt, weil am 15., dem eigentlichen Paschatage, kein Opferfleisch verbrannt werden darf. D'VpiN i1? vgl. Pes V 3 . V I I 10 a. niöXSn: Ex 12 46 darf man keine Knochen an dem Paschalamm zerbrechen, daher kann man ihnen auch kein Mark entnehmen. Die Sehnen (TS viell. bab.) werden aus Aberglauben weder beim Paschalamm, noch bei anderen Opfertieren gegessen, vgl. Gen 32 33. Ipian: Was von den genießbaren Teilen des Festbratens bis Mitternacht nicht verspeist wurde E x 12 8.16, wird verbrannt. Ex 1210 muß am Morgen des 15. Nisan (der am Abend des 14. beginnt), aber nicht am 16. (so Pes VII10), mit allen Resten des Mahles aufgeräumt sein. V I I 10b. Das Verbrennen ist am Sabbat und Feiertag verboten vgl. Schab V I I 2 Nr. 37. T -1 T

II. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

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V I I IIa. Die Bedeutung von D?B33!1 'tflO ist unsicher. D'pinpn: Knorpeln, so ist in den Texten überall zu lesen statt d'Oinp vgl. Dliion u. dazu L o w OLZ 1912 Sp. 174. V I I H b . Zu dem Verbot, dem Paschalamm die Knochen zu zerbrechen, vgl. Ex 1246 Num 912 Jub49i3ff. Da der 4. Evangelist Jesum als das wahre Paschalamm sterben läßt, hebt er ausdrücklich Joh 1933.36 hervor, daß das Schenkelbrechen, das an den beiden Mitgekreuzigten vorgenommen wurde (v. 32), bei Jesus unterblieb. D'VS-lK np?i®?: er erhält die Bastonnade d. h. die üblichen 40 Geißelhiebe Dtn 253. Um das Gesetz nicht zu überschreiten, verabfolgte man später lieber 40—1 = 39 I I Kor II24. Der ganze Text: „Wer einen Knochen" bis „soll nicht die 40 erhalten" auch Makk I I I 3. V I I 12 a. Ein Stück Paschafleisch ragt mit seinem äußersten Teil (inXj?a) über den Bezirk des Hauses, in welchem das Mahl gehalten wird. Das Verbot des Hinausragens des Passafleisches stützt sich auf Ex 12 46 (P). Den in dem überragenden Fleisch etwa sitzenden Knochen selbst darf man ja nicht durchbrechen oder abhauen, man schält also säuberlich den Knochen bis zum Knochengelenk ab, das man durchschneidet — ein pfiffiges Auskunftsmittel, um eine Pflichten-

VII IIa—13a: Das Braten und Essen des Paschalammes.

167

Was vom Paschalamm gegessen wird V i l l i — 1 2 . V I I I I a Alles was von dem ausgewachsenen Ochsen gegessen wird, II das wird [auch] von dem zarten Böckchen gegessen, II auch die Spitzen der Schultern [?] und die Knorpeln. V I I I I b Wer einen Knochen von einem reinen Paschalamm zerbricht, II der wird mit 40 Geißelhieben gestraft. II Wer jedoch von einem reinen [etwas] übrigläßt II und wer von einem unreinen [einen Knochen] zerbricht, der wird nicht mit 40 Geißelhieben gestraft. V I I 12 a Ein Glied, das zum Teil herausragt, II schneide man ein, bis daß man den Knochen berührt II und schäle es ab, bis daß man das Gelenk berührt und schneide [dann] ab. V I I 12b Bei [anderen] heiligen [Opfern] aber haue man mit dem Hackbeil ab, II weil dabei kein [verbotenes] Knochenzerbrechen geschieht. II Vom Türflügel nach innen gilt als Innenraum. II Vom Türflügel nach außen gilt als Außenraum. II Die Fenster aber und die Mauerdicke gelten als Innenraum. Zwei Gesellschaften, die in einem Baum das Paschalamm speisen V I I 1 3 . V I I 13a Zwei Gesellschaften, die in e i n e m Hause essen, II sollen die eine ihre Gesichter hierhin wenden und essen II und die andern sollen ihre Gesichter dahin wenden und essen, II während der Wärmekessel in der Mitte kollision zu erledigen! Opferfleisch, das den heiligen Bezirk — hier das Haus — verlassen hat, ist aaiB geworden. Diese Lehre stützt sich auf Ex 2230: „Ihr sollt nicht Fleisch auf dem Feld zerrissen essen", indem Feld (?n|7) auf alles gedeutet wird, was außerhalb seines Bezirkes ist. V I I 12b. C P I P = KOTTIC, copis „Hackebeil". assyr. agappu „Türflügel". V I I 13 a. ni-nnn 'iltf: Es wird hier der Fall besprochen, daß zwei Gesellschaften aus Platzmangel in einem Kaum das Paschamahl abhalten. Das ist wie bei anderen Mahlzeiten erlaubt, vgl. Ber V I I 5 . Nur muß der Schein aufrechterhalten bleiben, daß es zwei „geschlossene Gesellschaften" sind, onafl: Das darin befindliche warme Wasser dient vielT "

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leicht zum Mischen des Weins. Denn man trinkt den Wein, nach griechischer Sitte, gemischt, vgl. S. 72. VTSV = „Diener". Vielleicht ist dieser auch Marc 1413 mit dem «ävGpumoc xepamov UÖCXTOC ßacrä&juv gemeint (?). Beide Gesellschaften haben einen gemeinsamen Diener, der aber gleichzeitig Festteilnehmer ist. Denn er ist kein Sklave (iav), sondern ein Freier (vgl. O. H o l t z m a n n Ber S. 82). Jedoch darf der Diener nur bei e i n e r Gesellschaft sitzen und essen. Der Paschadiener soll nach Pes Gern 86 b 87 a Z. 3—5 ein Trinkgeld (D'W 13fr) bekommen — doch

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U. Seder. Moed: 3. P e s a c h i m .

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zum Wohlgefallen [bei Grott] für euch gereichen." Durch den Makel, den sich das Paschalamm zugezogen hat, würde also das Pascha ungeeignet für seinen Zweck, imiöfi jgi: das Ersatztier kann auch nicht als Paschaopfer dargebracht werden. I X 7 a. «rap>2: Weibliche Tiere waren eigentlich nicht erlaubt, vgl. Ex 12 s. I X 7 b. Tnns 123 tiV: Das Pascha wäre ja eine Zeitlang ohne Eigentümer gewesen. War jedoch der Sohn schon von vornherein einer der Miteigentümer des Pascha, so kann er das Pascha schlachten unter Beobachtung von Pes V I I I 8 . I X 8 a. Q ' n a t : Z. B. Schuld- oder Brandopfertiere. T p S ^ . 1 : Die Tiere erzielen verschiedene Preise. Eins erzielt etwa den höchsten Preis. Dann muß der Wert desselben zweimal bezahlt werden — die Differenz trägt der Opfernde aus seiner Tasche. So nach der L. A. T0B1. Das Ganze ist ein hübscher Beitrag dazu, daß von einer verknöchernden Religion nur der Priester einen klingenden Nutzen zieht, in'30: eigtl. „aus seinem Hause".

IX 7a—9a: Das zweite Pascha«

183

verkaufe es II und bringe für seinen Wert Friedmahlopfer II und ebenso [verfahre man mit] seinfem] Ersatz. II [Fand es sich erst wieder] nach dem [Schlachten des Ersatz-]Pascha, II so bringe man [es] als Friedmahlopfer dar und ebenso seinen Ersatz." IX 7 a Wer ein Weibchen abgesondert hat f ü r sein Paschaopfer, II oder ein Männchen von 2 Jahren, II lasse [es] weiden, bis daß es einen Makel annimmt II und man verkaufe es und bringe f ü r seinen Wert freiwillige Gaben dar. IX 7b Wer sein Paschalamm abgesondert hat und stirbt, II so darf es sein Sohn nicht nach ihm II zum Zweck eines Paschaopfers darbringen, sondern zum Zweck von Friedmahlopfern. IX 8a Hat sich ein Paschalamm mit anderen Opfer[tiere]n, vermischt, II so lasse man sie weiden, bis daß sie einen Makel annehmen II und [dann] verkaufe man sie und kaufe für den Wert des schönsten unter ihnen [ein Opfer] II von dieser Art und für den Wert des schönsten unter ihnen [ein Opfer] von jener Art, II und für das mehrbetragende muß man den Schaden aus s e i n e m Vermögen tragen. I X 8 b Vermischte es sich mit Erstgeburten, II so sagt Kabbi Simon: II „Wenn es eine [Pascha] Gesellschaft aus Priestern ist, so dürfen sie [es] essen." I X 9 a Sagte eine Gesellschaft, der ihr Paschalamm abhanden gekommen ist II zu einem: „Geh und suche und schlachte f ü r uns" II und ging er hin und fand und schlachtete [es], II während sie [ein andres] holten und I X 8 b. nillM: Die Erstgeburten des Viehs gehören Jahwe Ex 13 2. 13 u. ö. Das Fleisch der Erstgeburten steht allein den Priestern zu, zwar nicht nach Dtn 15 19—23, wo die Erstgeburten zu einem Mahlopfer seitens der Darbringer und ihrer Familie verwendet werden, aber nach Num 1817 f. (P). Die Priester dürfen die Erstgeburten sich aneignen, ohne erst zu fragen, welches von den Lämmern das unter die Erstgeburten geratene Paschalamm sei. I X 9 a. M'jjff BlOtfl 8?: Der Aufgeforderte gehört mit seinen Auf]0l_: Sie gelten noch traggebern nun zu einer Pascha - 0*1130 .1357 als Miteigentümer des verlorenen, aber wiedergefundenen Paschas, obwohl sie schon die Absicht hatten, ein anderes Pascha zu schlachten. Dies andere Pascha wird aber alsdann verbrannt als ein herrenloses Pascha. iWa "jDiK 810: Er steht mit den übrigen Gästen, nachdem sie auf das verlorene Pascha verzichtet haben, in keinem Zusammenhang mehr. BO^tfa l'^DiX |fli: Sie haben ihre Ansprüche an das verloren gegangene Paschalamm aufgegeben.

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IX 9 b. ia» ö'VsiR jr>$: Vielleicht ist ihr Pascha zuerst geschlachtet worden. anVEtt: vielleicht ist sein Pascha zuerst geschlachtet worden, nsi&n n'a: vgl. PesVIII2. 'Jtf nos onios: 1. es genügt die Tatsache, daß sie an einem Osterlamm beteiligt waren, wenn sie auch nicht davon essen durften. 2. die Hauptsache: die Blutsprengung ist erfolgt. I X 9 c. ^bv 1DW "»irinN DK: Jene aber sagten zu ihm nicht: er solle für sie schlachten. V.DiR Sin: Er hat sich ja seinen Anteil schon gesichert. IX 9 d. Bna» irijt Nim.: Vielleicht ist sein Pascha früher geschlachtet worden. nsi©n rpa: Vielleicht ist das Lamm der anderen, an dem er ja auch Anteil hat, zuerst geschlachtet worden, und seins ist dann herrenlos und muß ins Krematorium geschafft werden.

IX9b—10a: Das zweite Pascha.

185

schlachteten, II so ißt er, wenn das seinige zuerst geschlachtet wurde, II von dem seinigen II und jene essen mit ihm. II Wenn aber das ihrige zuerst geschlachtet wurde, II so ißt er von dem seinigen und sie essen von dem ihrigen. I X 9 b War nicht zu erfahren, welches von ihnen II zuerst geschlachtet wurde, II oder wenn man beide zugleich geschlachtet hat, II so ißt er von dem seinigen, II jene aber dürfen nicht mit ihm essen. II Das ihrige aber kommt hinaus ins Krematorium, II sie sind jedoch davon befreit, ein zweites Pascha herzurichten. I X 9 c Sagte er zu ihnen: „Wenn ich mich verspäten sollte, II schlachtet f ü r mich," II ging er dann hin und fand und schlachtete [es], II während sie [ein anderes] holten und [es] schlachteten, II so essen sie, wenn das ihrige zuerst geschlachtet wurde, II von dem ihrigen und er darf mit ihnen essen. II Wenn das seinige zuerst geschlachtet wurde, II so ißt er von dem seinigen, II und sie essen von dem ihrigen. I X 9 d War nicht zu erfahren, welches von ihnen zuerst geschlachtet wurde, II oder wenn man beide zugleich geschlachtet hat, II so essen sie von dem ihrigen, II er aber darf nicht mit ihnen essen II und das seinige kommt hinaus ins Krematorium. II Er ist aber davon befreit, ein zweites Pascha herzurichten. I X 9 e Beauftragte er sie und beauftragten sie ihn, II so essen sie von dein ersten. II (Wenn aber nicht zu erfahren war, welches von ihnen zuerst geschlachtet wurde, II so kommen beide hinaus ins Krematorium). II Beauftragte er sie nicht und beauftragten sie ihn nicht, II so haben sie keine Verpflichtungen gegen einander. I X 10a Wurden zweier Gesellschaften Paschalämmer vermischt, II so ziehen sich diese eins heraus, II und jene ziehen sich eins heraus. II Einer von diesen kommt [dann] neben jene, II und einer von jenen kommt neben I X 9 e. DflV l a x : Sie sollten für ihn schlachten, falls er zu lange wegbliebe. 1V Viaxi: Er solle für sie suchen und schlachten. Jiffinn ]» das andere Pascha kommt dann ins Krematorium. J7TP Man weiß nicht, welches das taugliche und welches nicht. HT2 HT D'^lflS j r s : Jeder Teil ißt von dem Seinigen. Übrigens fehlt der ganze Text von „Beauftragte er sie" bis „gegeneinander" in der Münch. Talmudhandschrift, vgl. G o l d s c h m i d t . I X 10a. nn'npB IXWm: Die doppelte Möglichkeit liegt hier vor: 1. die Yertauschung geschah nach dem Schlachten. Dann genügt die Schlachtung — beide Gesellschaften dürfen aber nicht von dem Pascha essen, weil keine weiß, welches ihr Pascha ist. Das Nachpascha zu feiern, ist aber

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kräuter zu Maßße Ex 12 8, vgl. S. 18 f. Später kam das Vorgericht, bei den gewöhnlichen Mahlzeiten (zuerst in Babylonien?) in Abgang. War der G u s t u s doch eigentlich eine auf die jüdische Tafel gekommene fremde, nämlich griechisch-römische Sitte. Nur f ü r das Paschamahl wurde er beibehalten, so daß f ü r dieses das zweimalige Eintauchen Usus blieb. Diesem Sachverhalt tragen u. a. die Berliner Handschrift B u n d G o l d s c h m i d t s Talmudausgabe Rechnung. Mit Rücksicht auf den späteren Sachverhalt ist auch B umkorrigiert. X 4 c . ni3?: er beginnt mit Schmählichem, d. h. mit dem, was Israel zur Schande gereicht. Der Hausvater erinnert nach Pes Gern 116 ab Z. 15 ff. entweder an Bibeltexte wie Jos 24 irni38 VH HIT i m » Hais n^rw» „Anfangs waren Götzendiener unsere Väter", vgl. Jos 242, oder Deut 62iff. OHS» 13»n „Knechte waren wir". '38 T38 'ans: vgl. Deut 26 5 ff d.i. der Anfang jenes ältesten liturgischen Formulars bei der Darbringung der Erstlinge des Feldes. Nach jüdischer Uberlieferung (Onkelos, Midrasch vgl, Japhet, Paschahaggada S. 23 Anm. 37) ist in dem letztgenannten Text '018 Subjekt und 'IS Objekt, was aber nicht zulässig, da 138 im Qal nicht transitiv ist. Immerhin ist aber möglich, daß Deut 26 5 so später von den Juden verstanden wurde: Ein Aramäer (d.i. Laban) wollte meinen Vater (d. i. Jakob) vernichten. Die Parasche endet mit Deut 26 ii. Da Deut 26 9 es heißt: „Und er brachte uns an diesen Ort, und er gab uns dieses Land, ein Land fließend von Milch und Honig", so kann die Verordnung, die ganze Parasche vorzutragen, nur aus der Zeit vor der Tempelzerstörung stammen. Notwendigerweise mußte nach diesem Ereignis der ganze Text Deut 269—n wegfallen, da für die in den ver-

X4c—X5b: Die Festnacht.

195

Nacht [nur] gebraten. II In allen [anderen] Nächten sind wir nicht verpflichtet einzutauchen II auch nur einmal, II diese Nacht [tauchen wir ein] zweimal. X4c Gemäß dem Verständnis des Sohnes belehrt ihn sein Vater. II Er beginnt mit Schmählichem und endet mit Rühmenswertem. II Und er trägt auslegend vor von [den Worten]: „ein umherirrender Aramäer war mein Vater" an, II bis daß er den ganzen Abschnitt beendet hat. X5a ßabban Gamliel sagt: II „Jeder, der nicht diese 3 Dinge am Pascha bespricht, II hat sich nicht seiner Pflicht entledigt II [nämlich]: Pascha, Maßße und Bitterkräuter. II Pascha: weil Gott an den Häusern unserer Väter in Ägypten vorübergegangen ist. II Maßße: weil sie erlöst wurden. II Bitterkräuter: weil die Ägypter das Leben unserer Väter in Ägypten verbitterten." X5b [In jedem einzelnen Zeitalter ist man verpflichtet, sich selbst so anzusehen, II wie wenn man selbst aus Ägypten ausgezogen wäre. II Denn es schiedenen Ländern wohnenden Juden nicht mehr passend (Merx a. a. O. S. 419 Anm. 3). X 5 a . Jede Pflicht (illSa) hat nur Sinn, wenn sie ausgeübt wird auf Grund der Kenntnis ihres Sinnes — dadurch wird dem bloß handwerksmäßigen Tun der Gebote vorgebeugt. Aber bei wie vielen religiösen und sittlichen Vorschriften kennt denn der Jude Zweck und Sinn? — Wenn verlangt wird, daß den Kindern die Bedeutung des npS erklärt wird, so muß dieses, ebenso HXö und i n s , etwas vor ihren Augen Befindliches sein: d. h. hier wird vorausgesetzt, daß auf der Ostertafel das Paschalamm noch nicht fehlt. Dann ist aber der X 5 a Redende Gamliel I, obwohl der Beiname ptn nicht dasteht (vgl. S. X X / X X I ) . "V? HOS floatf vgl. E x 12 13.23. 27. Für „Gott" steht im Text eigentlich Dipan „der Ort". Das ist einer der später beliebten Ersatzausdrücke für Gott = t o t t o C bei P h i l o , de profugis § 14 (Mangey I 5 5 7 ) ; de somniis § 11 (Mang. I 630). dipan bezeichnet im AT schon hie und da „die heilige Stätte", vgl. z. B. Gen 22s. 2810 I I K ö n 5 n ( ? ) und konnte so leicht den Inhaber derselben (d. i. Jahwe) umschreiben, vgl. den Eigennamen jnjmn in den aramäischen Urkunden aus Elephantine. iVsiJ: der Text weist auf E x 1239 hin, wo ein Wortspiel zwischen H'Sia „herausführen, retten, erlösen" und nxa = „Erlösungsbrot" gemacht wird. 1"nn vgl. E x 114. X 5b. Der ganze Abschnitt X 5 b fehlt u. a. in dem Budapester Mischnakodex. Es ist möglich, daß X 5 b mit Gamliel I (gegen S. 2 u. 105) nichts zu tun hat. Nichtdestoweniger bleibt es dabei, daß für 13*

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einen treuen Juden im Zeitalter Jesu und Pauli die in seiner Bibel vermeldeten Taten und Reden eine Anwendung auf ihn selbst forderten. Leistete doch das AT selber einer solchen Umdeutung seines Inhaltes auf die jedesmalige gegenwärtige Gemeinde und ihre einzelnen Glieder hie und da Vorschub. Das beweist grade in bezug auf das Pascha der Pes X 5 b zitierte Text aus Ex 13s. X 5 c. Hier kommt die ganze Stimmung der Paschafeiernden zum deutlichsten Ausdruck. Das Fest gilt der Befreiung Israels aus Ägypten, dem Hauptparadigma f ü r die Erlösung Israels aus aller politischen, sozialen, leiblichen und geistigen Not. Pascha gilt der m i n Israels, d. h. seiner Freiheit. Pascha ist das messianischste aller israelitischen Feste. Die Morgenröte der wahren Freiheit Israels bricht für Israel in der Endzeit an, wenn Jahwes auserwähltes Volk an der Spitze aller Nationen steht, niemand mehr wagt, Jahwes Gesalbte anzutasten! Uber den Zusammenhang solcher Gedanken mit dem ehemaligen Nomadentum Israels, der natürlichen Nährkammer seiner Freiheits- und Herrschaftsgelüste, vgl. S. 109. Die Texte differieren hier im einzelnen stark. — oVj? in B = . m V ¡1 ijv-ka „rühmen beim Gebet" ist von kciXuic oder kXeoc abgeleitet. X 6a. Mit dem Halleluja X 5 c ist das Hallelsingen gemeint, das nach Pes I X 3 während des Essens geschieht. Uber das Wieweit des

X5c—X6c: Die Festmacht.

X5c

X6a

X6b

X6c

197

heißt: „Und du sollst deinem Sohne an jenem Tage also erzählen: II [es geschieht] um dessen twillen, was Jahwe m i r bei m e i n e m Auszug aus Ägypten getan hat."] Deshalb sind wir verpflichtet, II zu danken, zu preisen, zu loben, II zu verherrlichen, zu erheben, zu erhöhen II den, der an uns und an unseren Vätern alle diese Wunder getan hat, II und er hat uns herausgeführt aus Knechtschaft zur Freiheit, II und wir wollen sprechen vor ihm [das] Halleluja! Bis wohin spricht man [es]? II Die Schammaiiten sagen: II bis zu [den Worten]: „Die Mutter der Söhne freut sich." II Die Hilleliten aber [sagen]: bis zu [den Worten]: „Den Kieselstein in einem Wasserquell." II Und man beschließt [den Vortrag] mit der Erlösung[sformel]. Rabbi Tarphon sagt: II „Der uns erlöst hat und unsere Väter erlöst hat aus Ägypten II und uns diese Nacht hat erreichen lassen. II Und man spricht keine [weitere] Schlußformel." Rabbi Aqibha sagt: II „So möge Jahwe unser Gott und der Gott unserer Väter II uns zu [anderen] Festen gelangen lassen, die uns entgegenkommen, in Heil, II uns freuend über den [Wieder] Aufbau Hallelgesanges streiten die Schammaiiten und Hilleliten. Die ersteren sagen es bis Ps 113 Ende, die anderen bis Ps 114 Ende. Halakha wurde auch hier die Sitte der Hilleliten. Über die Fortsetzung und den Schluß des Hallel s. X 7 b. öflin (eigtl. besiegelnd) ist terminus technicus für einen kurzen Segensspruch, der ein Gebet oder dgl. beschließt. n^SSi (Erlösung) muß eine knappe Formel sein wie: der uns erlöst hat aus Ägypten u. dgl. Weitläufigere Erlösungsformeln sind von Tarphon und Aqibha dann X 6b u. c mitgeteilt. X 6 b . Wenn der von B a n e t h (u. S t r a c k ) hinter mn flV'^n gebotene Text: an4)!?! HS» in „zu essen in ihr Maßße und Bitterkräuter" echt ist, so ist charakteristisch das Fehlen von HOS: wir stehen hier eben in der Zeit nach 70, gehört doch R. T a r phon zur jüngeren Gruppe der 2. Generation vgl. S. X X I u. S t r a c k , Einl. i. d. Talm. 4 S. 89 f. IrNl nnin: Nach R. T a r phon spricht man zum Schluß kein besonderes 'spia „gesegnet sei" usw. X 6 c . Das Ge'ullagebet Aqibhas ist weitläufiger als das R. Tarphons. Deutlich ist in dem Gebet Aqibhas die Zerstörung der Stadt Jerusalem vorausgesetzt. Die Juden erhofften nach 70 den baldigen Wiederaufbau der heiligen Stadt, um dort im alten und noch erhöhten Glanz den blutigen Opferdienst wieder aufnehmen zu können. Der Blutaberglaube, in dem aller antike, auch der israelitisch-jüdische Opferkult wurzelt, ist bis

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n . Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

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heute im Judentum nicht ausgestorben vgl. S. 150 f. Zum Schluß gestattet Aqibha eine besondere Benediktionsformel, die Tarphon ablehnt. Die Rabbinen disputierten nämlich darüber, bei welchen Gebeten am Schluß ein ijna „gepriesen" zu sprechen erlaubt sei, vgl. B e r I 4 . X 7 a . Mit dem Trinken des 2. Bechers ist die eigentliche Paschamahlzeit zu Ende. Das „er spricht den Segen über seine Nahrung" d. i. über die beendete Mahlzeit — bedeutet also den Tischschlußsegen, der beim 3. Becher gesprochen wird. X 7 b . Beim 4. Becher wird der Vortrag der Hallelpsalmen (d. i. nach den Schammaiiten Ps 114—118, nach den Hilleliten Ps 115—118 vgl. X 6 a ) fortgesetzt und beendet. Uber die verschiedene Erklärung des T»wn rona d. h. des Liedsegens vgl. S. 62. X 7 c . Warum ist wohl nur ein Extratrunk zwischen den ersten 8 Bechern erlaubt? Der ausgelassenen Fröhlichkeit des Festes (man vgl. Gen 43 34) entspricht der reichlichere Weingenuß. Soll hier das Trinken

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X 6 &—X 8: Die Festmacht.

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[Text aus B.] X 6c der Ewigkeit, II zu essen von den Paschaopfern und von den Schlachtopfern, II deren Blut die Wand deines Altars erreicht zu gnädiger Annahme II und wir werden dir danken für unsere Erlösung. [Text

aus g f-7

X 6c deiner Stadt II und jubelnd über deinen Dienst II und wir werden dort essen von den Paschaopfern und von usw. bis Gesegnet seist du, Jahwe, Erlöser Israels." Der 3. und 4. Becher

X 7.

X7a

Man mischte ihm den d r i t t e n Becher. II Er spricht den Segen über seine Mahlzeit. X7b [Alsdann] den v i e r t e n . II Er beendet [dabei] das Hallel und spricht über ihn den Liedsegen. X7c Zwischen diesen Bechern II kann man, wenn man trinken will, trinken. II Zwischen dem dritten und vierten darf man nicht trinken. Der Schluß der Festnacht X8

X 8—9.

Man entläßt [die Gesellschaft] nicht; II nach dem Paschamahl [folgt] „Epikomion". II Sind einige eingeschlafen, so dürfen [die übrigen weiter] essen; II aber alle, so dürfen sie nicht [weiter] essen. II Rabbi Jose sagt: II „Wenn sie eingeschlummert sind, so dürfen sie [weiter] essen. II Wenn sie aber fest eingeschlafen sind, so dürfen sie nicht [weiter] essen." nur um des Trinkens willen, d. h. das Trinken, ohne etwas dabei zu essen, da ja das Essen der Paschaspeisen zwischen den 3 ersten Bechern stattfindet, eingeschränkt werden? Soll man zwischen 3. und 4. Becher nichts mehr trinken, um das Hallel nüchtern sprechen zu können? X 8. Über ),aip>,S8 vgl. S. 62 u. bes. S. 74 Anm. 4. — Ist die ganze Paschagesellschaft (infolge zu reichlichen Weingenusses?) eingeschlafen, so dürfen die Festgenossen nicht weiter von dem Paschalamm essen — ist dies doch eine Zeitlang ohne eigentliche Besitzer gewesen, vgl. V I I 9 . 1X7. Ist nur ein Teil eingeschlafen, so haben wenigstens die anderen die Ehre des Abends gerettet, ß . Jose gestattet bei Halbschlummer das Weiteressen. Es mag bei den Paschafesten vor 70 und nachher zuweilen ähnlich zugegangen sein, wie bei den Opferfesten Alt-Israels: sie entarteten zu Festen der Völlerei! Vgl. Am 65. Hos 411. Jes 5 uff. 2212. 28iff. 7 ff. Auch das von den Griechen übernommene pnip'BN = ¿Tri-

200

II. Seder.

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Moed: 3. P e s a c h i m .

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Kdüfnov ist ein Beweis für die Ausgelassenheit, mit der das Paschafest begangen wurde. X 9 a . Das Osterlamm darf nur bis Mitternacht gegessen werden Zeb Y 8 (Baneth). Vi*? (Lev7is 197) „verwerflich" ist nach Zeb I I 2 f . Men 1 3 (Baneth) ein Opfer dann, wenn der Opfernde beabsichtigte, das Opfer später als innerhalb der festgesetzten Zeit zu verzehren (vgl. L e v y , Neuhebr. u. Chald. "Worterb. s. v.). Solches Opferfleisch und inia „Übriggebliebenes" ist unrein und überträgt von sich die Unreinheit auf die Hände (und zwar nach rabbinischer Lehre bis zum Handgelenk B a n e t h ) . Alle diese Bestimmungen wollen das rechtzeitige Aufessen des Paschalammes einschärfen.

Nachträge. Zu S. I X Anm. 1. Daß die Schreibweise „Passa" (statt Passah) —• so S t r a c k — unmöglich ist, zeigt L a i b l e , Theol. Lit. Blatt 1912 Sp. 174 f. Zu S. 15 f. Gelegentlich werden noch heute in abgelegenen Gebieten der semitisch-moslimischen Welt, wie einst bei den Israeliten beim Paschafest, die Opfertiere lebend zerrissen und die^ noch dampfenden Stücke rohen Fleisches werden von den Festgenossen unter wilden Tänzen gierig verschlungen. Vgl. die von B u d d e , Altisraelitische Religion 8 1912, S. 136 Anm. 26 angeführte Notiz aus d. Tägl. Rundschau vom 13. Dezember 1911 über das Verfahren gewisser fanatischer Sekten in Tanger in Marokko am Hammelfest. Zu S. 17. Sehr richtig bemerkt K i t t e l , Gesch. d. Volk. Israeli 2 1912, S. 146 Anm. 2, daß, wenn Ex 12 13 u. 23 die Gottheit das Blut an den Häusern in der Paschanacht s e h e , sie die Insassen verschone, hier bereits die spätere geläuterte Anschauung des Jahwismus vorliege. Ursprünglich wolle die Gottheit das Blut selbst t r i n k e n . Sie sei blutgierig, auch brauche sie das Blut zur Erneuerung der eignen schwindenden Lebenskraft.

X 9 a—X 9 b. Die Festnacht.

201

X9a

Das Pascha macht nach Mitte [macht] die Hände unrein. II Verschmähtes und Übriggebliebenes verunreinigen die Hände.

X 9b

Hat man den Segen über das Pascha gesprochen, so hat man entbehrlich gemacht [den Segen über] das Schlachtopfer. II [Hat man den Segen über] das Schlachtopfer [gesprochen], so hat man [den Segen über] das Pascha nicht entbehrlich gemacht; II so die Worte Rabbi Jischmaels. Rabbi Aqibha sagt: II „Dieser macht nicht jenen entbehrlich und jener macht nicht diesen entbehrlich." Zu Ende ist der Traktat Pesachim. X 9 b . rot ist hier so viel wie fll'jn PesVIBf. Im allgemeinen sollte das naT vor dem nDB genossen werden. Beide Opfer erhielten jedes ihre besondere fDia. t T : Kam es aber vor,7 daß man das nos vor dem rat aß, so war der Segen über das TOS genügend und der Segen über das rat überflüssig. Der Segen über das rnt war als der Segen über „Nebensächliches" (nbsp) in dem Segen über das TOS als Segen über die „Hauptsache" ("lj?i) enthalten. R. Ismael, der so entscheidet, richtet sich hier ganz nach Ber V H 7. Anders Aqibha. Nach ihm wäre zwar der Segen über das nat, weil H3T gegenüber nOQ das Allgemeinere, genügend, das nos ist aber so wichtig, daß es eines besonderen Segens bedarf. Zu S. 56 Anm. 2. YTN1 vielleicht besser zu streichen (Laible). Zu S. 110. Daß Luc 23 54 Kai cäßßatov eTrecpwcKev den Anfang des Sabbat, d. h. nach unserer Sprache, die Abendstunden des Freitag bedeutet, haben bereits O. H o l t z m a n n , Leben Jesu 1901, S. 311 Anm. 3 u. S. 389 Anm. 2 u. Merx, Die vier kanon. Evangelien 112 1905, S. 506ff. unter Hinweis auf P e s l l UPS 118 erkannt, d. i. am A b e n d des 13.; vgl. auch W e l l h a u s e n , Evang. Lucae 1904, S. 136. Ebenso sind Mat 281 mit Tr) eTncpuucKoucq eic |uiav caßßdrojv, nach unserer Redeweise, die Abendstunden des Samstag, etwa die Stunden von 6 Uhr an gemeint. Das ¿TTi B. 114. nann: BB naiin 11 a m : Bg u w i « r t a : Bg rraa. I I 5a. iVm: BgT iVs 111 vor triswa > g 111 vor o'aoaa > g 11 pa'tmi bsw n^>awai in g in umgekehrter Reihenfolge 11 'anal: Bg 'aia J'KXl'KlÛ'Jnan: BgT 'Dm. II5c. min: g 'inn 11 îaxsto B pxsV 11 i r s : Bg-f pa n Yor naato gT + pwsn piffa : T pw1? II xsr: g )'KX1\ II 6 a. 'T in B 0. d. Z. erg. I 1 vor D'tfVsn u. naan > B. g hat nach mma: j'fftorai sranmai xaana. II 6 b. pipaa: Bg p w 11 i'siüsa: BgT 'xai 11 nnaa: g n'tato II 7 a. D'toumto BgT a^toannto II 7b. 'iwn = niwn Bg 11 yma1?: M pma n'a*? 11 mwa-1?»: Bg '®aa. II 7 c. p ' i : g n w u Nach to? MBT + 'aa. II 8a. Vor -¡in1?: g + «V11 sto: B T ix 11 ns: Bg nsi ii 'ai: Bg 'an. Kap. III: III 1 a. ii?8t: B îVx II law: BgT 'M 11 p n : BgT 'm 11 ÖWT: B omni, gT Qin'ti 11 p ' t : B sa'ti, gT p w 11 jtoaKi: BgT itoasn. I I I l b . 'tosD so B. gT t ! T O . B hat für I l l l b i. T. tPtf: 'toSD «]K DiaiS Wl, a. R. aber 'trwan iais 1t»'1?« 'ai. III 1 c. i'a: Bg paa 11 psi in B a. R. erg. III 2a. nais: T 'ivn II p a nins: BgT W? ato. I I I 2 b Tpan: Bg r p s a 11 ÜK: Bg asi « sin > Bg. I I I 3a. ntoi: Bg nVn 11 nsao > B. g nsaaa 11 Nach ait? ava M + nos Vw 11 toc Bg K1? 11 mpn: B mp-» n aristo Bg jaixa. I I I 3b. a vor "?a in B o. d. Z.erg. 11 Vai: gT Vaai. III 4 a. ins > B. I I I 4 b. mpoi» so BgT: B nip'oy II Nach pxaa g-f nnsa. III4c. nan so BgT= B a. R. sinnlos nssn II )'21Sa (wofür Bg pixa) steht in B als Korrektur für das ursprüngliche aber falsche O'llJna. III 5b. nn'a so B. BgT ma. III 5c. onais traam: M iaix i'sa m n nn: B nta 11 nrra: BgT nia. III 6. pata: Bg m a 11 ia: B hat ursprünglich m a 11 p a n : MB iaata. 1117a. n'an: BgT m'a 11 inixaa: BgT 'sa1? 11 Nach iim' Bg + isn'i 11 ton1: Bg itoîaa. i n 7b. l vor toxnV >BgT 11 Tai Bg hat hier u. für die zwei folgenden (T für die zwei letzten) Ta einfach p 11 c n n so BMT- Bg a'ian 11 Nach inw Bg+D'Dotoi p i 11 n^san: B mto>»n 11 "?üa': B i*?öaa. III7c. niattto: B nia^'i 11 ntn': B nm'i. III 8a. cnpn: BgT wip 11 Q'sisn: Bg 'aïs 11 IDITO: T isiw> 11 nsto T 'sa. I I I 8 b. isn: T ™ u nna1 so B i. T. — BT nnaa, g nx'aaa, B a. R. nraa 11 nx-aa1 so B i. T. — BT nx'aaa, g nnaa, B 0. d. Z. n'taa 11 ¿npn: Bg vtp n n'ta s : BgT n'taa 11 ns'aa2: BgT ns'aaa.

II. Seder. Kap. I V :

IVla.

Moed: 3. P e s a c h i m .

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IYlb.

205

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noch +

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I V 5b.

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I V 6a.

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In M fehlt

M ii p ' a ina «Vi > g.

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I V 8b.

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des jerusal. T a l m . ; B ' W S l lesen die babylonischen Zeugen B g . M ipVoa.

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F ü r B B»n hat y BTK, sonst =

xinw: B g Y Vd'ip.

i^xi n . - m r m

y '3T 'a).

nmV2:

^>33! B g Y '31 II B ^ D 3 :

V o r psn» B g Y +

gY ' m n

N a c h nixn B g + p

durch-

IV5a.

II 1W3P bis B'DDn: B T»a^D3 1ÖS57 BIN

ebenso g , a b e r TaVil s t a t t 'VnD.

M B3n r a V r o a n s Va.

I V 4b.

u n nx, aber

gY l ' S ii a'p'Vna 3 : g ' i m ii b ' ^ j k : B g 'xn.

1'S II N a c h l a i S g +

Qlpa II

nip'jnan n s a a n s n w Vsi

M a r a na II N a c h p-'V-Tn ? B i. T . +

M | W

Bg

«Vwianaw:

y V'Va :i p x : B g | x 1 2

strichen ii p x :

B3n;

I V 4a.

IY3.

iwan.

als x r i ' i a a u f g e n o m m e n ,

N a c h a'aan" steht

obiger ausdrücklich

in B

nun,

als Zusatz

be-

zeichneter T e x t , den B a. R . von anderer H a n d nachgetragen und g als Gemara

5 6 a Z. 6 — 1 3

bietet.

D i e Zeilenenden

schneiden des P a p i e r s verstümmelt. W o r t l a u t von B mit dem v o n B

sind in B

durch

überein.

U n t e r den belobten T a t e n

H i s k i a s steht a b e r in B TJJ an erster und T U an

dritter Stelle;

den

und

getadelten

Stelle.

I V 9a.

B naaa.

Taten m w

I V 9 b.

leitet B

steht

Nach l ?

seinen

in B BflD an erster

Y?n: B g ^ a n n N a c h i1?2 B + 1 1

B + l? m i

(Kommentar)

habe

[es] jedoch für

mit

richtig

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unter zweiter

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V7K1 II J l ^ s n > B II N a c h I*?4

1

den W o r t e n

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gefunden, ihn zu erklären,

weil

darin ein Nutzen vorhanden i s t " . Kap. V :

Via.

tfitfia:

B i. T . nSEtfia, wovon n durchstrichen n 3 1 » :

B ">3*i»3i, g ' a i v a II nxnai in B a. R . erg. 3-iy: B g '»3.

V 2a.

nosn: gY nos.

V3.

V lb.

V3p: B g y i n -]Vni: B - j ^ i m . b'Vi» 1 ?: B

bivb

B ' n o s : B nosn, g noaii V2b.

x V » i 2 : gY «Vw Ii

n a'saD 1 ?!: B xaaVi n B'xaaV: B

xavh,

B anwa ?! n a n m a ^ i : B n n a ^ i n rmn ?: g n i s n n N a c h Vios g + aiwa n N a c h 1

lasiw Y +

1

13 II N a c h B'31»n B +

lünw II P 1 W :

B pTl'H? II BT > g.

V 4.

Textkritischer Anhang.

206

11 nach V»2 > BT Ii Nach -iaiK T + n« ¡1 p * : S f H 1 11 S fin in B a. R erg. Ii fiompff: B g Y 5 a. Hin? so BgT. B D'na n D'anyn ]'3 > g f ii Nach Vkup'i t + nonwi ii n^ana so B. B t fix^ana, g nKVana n l vor wnn > g. V 5b. D'anani so B. B g r 'an u i vor m w > t i «Vi1: g k1? n vn: B i.T. iTH, was in V>n geändert ist ii iznp': Bi. T. Emp' mit durchstrichenem i. Y 6 . "?ap»: g 'ai ii anpn p a : B a-ipan pan. Y 7 a . n x r : B g nnx' ii a vor na»»n > B g n vor noaaa > B n n'aw: B g vorher + na i nxr»: B g n n m Vor ,T3» B + na n vor noaaa > B g ii Yor n ' t t ^ f B + na ii p : g t ia. V 7b. dk > B ii otn: t dk i iöik min' 'an: B ',t "i im n n vor nwbv > B g r ii ns'in: B wan, g r a n n %' » a w 'a > B. Nach %' t + nK n o w a a : g t i'Dsna. Y 8a. mvsas: B 'ai i p : B g T -p n o'ananp: B 'nan vnw.

V 8b.

i p W :

B 'Tl, g lp*lT, T i p m .

Y 9.

n i ' V p J K : B g ' J 1 K II D ' S M a p TO: B

o'yipwnT^a: B Vai n Nach ni^nV B g noch + ü'wonV ii o'p^n: B g 'mm vor n'JB > BgT. Y l O a . K ' S i n i : B i. T. l K ' X i n i , wovon das 2. 1 durchstrichen | p n a : g i a n a ii o a a a : Bg o ' j a a . Y l O b . n K S ' : B g n n x ' i i Nach n a w K i n B + n a t a Ii i n a so BgT. B a. R. m 1 ? :i . T J W : B ' P I ¡i Nach n a i p a a : gT + m a w . Kap. Y I : V I lb. Nach o'nn 1- 2 B g + nawn nK i iaann: B inaamii p n a : T pn. V I 2a. Nach HSP^K g + K1H p K^n II na: T nai II DK > B Ii K W : T K W II l"?N: B V?ki. V I 2b. ITnnW: BT Tnntt? II T1DK1: B t ioki. V I 2 c . nai: gT na 3 niwn so B g . B mm 1 ?, wovon b i. T. durchstrichen n mxaV so BgT. B i. T. mxa, wozu b o. d. Z. erg. n Nach na'p» g + "iaKl Ii Nach K W B g + Dltfa II na'K: B g T ni'KI II nnK »]K > B Ii ^K: B ^>K1 II jnw: B KWH Vor mxa g + öwd n im': B n m \ V I 2 d . na: g nai n naK^a: B n w i i nnrr na'K B g n m r a p u'K. t nmn xb ii Vor «p^n gT + ik. Nach if?n B + D'iann n na: B nai i nnn na'K in B a. R. erg. n «]K > B g n k1? > B. V I 2 e . m p » : B t nmpy II Nach 3W3W gT + nnna; dies auch a. R. von B als wa = nnna ii Nach iV g + 'an ii nsiaa: B wohl nsnaa n no'n®1?: t 's?a. V I 2f. nV. B g nnw»1?. V I 3. D'K'aa-. g K'aa n na'an ia»: g 'V 'an i Ka in B a. R. erg. ii tjyaaai: gT ütfiaai, B itanaai n jatai: B t 'tau Vor naiaa M B + IK M vor nsnoa in B a. R. erg. — M B 'üa 1K II las?: M i'^y. V I 4 . npan: gT lKxn n jai 1 : g ja, B ja ik u ]Kxn: gT ipan n p ' - 8 : B p l , wovon 1 durchstrichen ii Nach d'a' gT + inN n ^ l . V I 5 a. Nach D"1KT BT + in. g + no'ni?1? I T'IKI DK! a'n in B o. d. Z. erg. n DK1: T dk ii p > B ii ' a n : B t 'a-i. V I 5b. nosn dk na: B nos na ii k.tp: B m . V I 5 c. Nach JWin' B + DK i. T. durchstrichen n DK a. R. von B erg. I maK: B nnia« ii injww: t law nK naww n i m 1 : M B nai1? ii nana2: M 'n1?. V I 5 d . D'IHK i. B a. R. erg. >BgT- V I 5 e . VV: M V> pW I naiK TKa '31: B 'a n naK. V I 6 a. D'Kaü1?: B 'üVl II D'-linD1?! D'Kaü1?: T 'OB1?! 'HD1?. V I 6 c. JfPT: B g T ]T [D—] II ünw»: B IDmPW.

II. Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

207

K a p . V I I : V i l l a . N a c h nOB.1 B + 8'aa, g pX'aa n TV: T UM « jnill: M p n i J l II ^ ' V i n 'DT* so B g T . B Y 8 a . V I I l b . nr >T II g l^m. V I I 2 a. y i b m : g 'vn bs. T o s n a n a bv n s w i n n ^ a o s a : B g ' o s n bv n ' a i i a i s p n x : B g T ' X ' i l a s . V I I 2 b . i t m : B ' i n . V I I 3 a . jawa: M jawii nnrm 1 ?^: g 'in n t r r o n : B g T 'na n dki 1 : B g t du ii N a c h 'n g + «in n o s i 2 : T ÖS II N a c h g + Sin. V I I 3 b. 1IW»': M n w II 'Ja > B II d'TIB pStf: B M t p a i a J'Stf V I I 4 a . p>81: B t ] m V I I 5 a . N a c h saDJ B + d u r c h s t r i c h e n e s nV'asV i. T . V I I 5 b . N a c h p g f + 8*78 Ii V o r ¡711t B + IJ'S d u r c h s t r i c h e n i. T . V I I 6 a . "?npn so B. B g t bnp II d'J.ian: B M 'na ii n n o : g a n n o n m r : t w . V I I 7 a. V o r i m B + n s . V I I 7 b. N a c h «aoa B M T + riXöD II ' j s a bis btf1 in B a. R . erg. V I I 8 b . 18 so g > B. B ß i ] l II so B g t . B i. T . na"lJ?an, das d u r c h s t r i c h e n u n d w o f ü r a. R . ja2W v e r b . V I I 9 b. HP» n r w a «]1W1 soll w o h l in B g e s t r i c h e n sein, d a die K o n s o n a n t e n u n v o k a l i s i e r t bleiben. M t haben .1B1BM rpaV SX'! (M psxi'), was in B h i n t e r I f f y zu lesen n n w a : B N a c h TO: g + 'SV. V I I 1 0 a . W M : B M 'vb. V I I 1 0 b . Vn: T Vn Ü81II n v a w a : B 'Vfb II N a c h i m r g + 'B1?. V I I I I a . W i l l : B g T '811. V I I I I b . Q'srais 1 : B M ' i 8 . i n s ii d ' s r a i s 2 : B g T ' s n n s . V I I 1 2 b . f x i p : B i m n ii O'Blp: g T f'Blp II N a c h la ( t p a ) B g T + ÜWO II p 2 : T f a i II 1 v o r niJl^n.1 > B g T . V I I 1 3 a . niVais: g p ' r a i s N •jV'n 1 " 8 : B M t N wawna: B t 'nai. Kap. V I I I : V I I I l a . ]aia: M bl n n ' a s n'V» ÜWP in B a. R . erg.|| onw: g 'wi ii n n s : gT nVsa n tsmm: B tsmz; n nVsa: gT n'as ii am?: B «wi n tsncn so g. B t onw Ii ö l p a a : g ' p a a . V I I I l b . D'OBlia'BS v e r b e s s e r t aus ]'0S11B1S8 so g. A n d e r e L e s a r t n , D11ü , S8 I! w a > M t . V I I I 2 b . Bim?': g ü m p \ M np1!! n^üi m : g 'ii 'ü. V I I I 3 a . ' J 8 i n : B g T ' m n II ">ob: B g ' a T ' a UM ^ff II y» 1 ? > B g T ii nati: B g T narai. V I I I 3 b . la > B ii p i r w : B g p i i t ' t t ii vbv > B g ii V o r Din B + n x . V I I I 4 . lasr D ' i n s : g i n s l a s . lasr > M n ip"?n-Vs?: g '^na ii ö'on = i ^ i . N a c h ' t r \ g + nnan 'ja ii n s : B i. T . n s i , w o v o n i m i t R e c h t d u r c h s t r i c h e n Ii 81i1: B i. T . 8im ( f ) , w o v o n l 1 d u r c h s t r i c h e n , v m 5. N a c h '3'awa g + ibv Ii N a c h ' W a g + abv ii n x i = B g n n s i II 1 v o r nam > B t . V I I I 6 a . I n B f o l g t h i e r § 7. D e r T e x t v o n § 7 ist d a n n n o c h e i n m a l a. R . als § 7 erg. n g "?in HS II n^inn: B ',11 Ii J'BniW bis qVd > M II Vil bis B.Y1?!? in B a. R . erg. n •?»!: g bv Ii i n w a 1 xbv. Bg nosn xix w a ' saw, t nosn m l n i s ' a ' xbv n *?ios 'y 1 ? i m s T r : M -y1? i s ' a ' D i n s D» P ' V » l ' ü n w ^38 "?1DB. V I I I 6 b. lYffiT: g SWff. V I I I 7 a. ' a l l so gT. B ' a i . V I I I 7 b . l"?S8 > B Ii p ' S l : g T P'8W, B a. R . 1'8W II m a n : T nnan. V I I I 8 a . iV DpVnn: B i. T . opVnan, w o v o n n g e s t r i c h e n . II niaxj?: B 'va ii niaxv i"? op^ani: t mnsv ib itsp^naw 'a\ V I I I 8 b. d'nos a i » so B M . B g nos ai»a, t hob a i » n aisr1? > B . Kap. I X :

I X lb.

8aD > M n 18: B nMWl, g + n ' n w II N a c h Vnw M +

208

Textkritischer Anhang.

sVs II m s n n ja: B m a n p, g r m i a n iVsv B i. T. i"?s mit ergänztem i. I X 2 a. n'5?'lian: (M)g 0'3?'lian II 1 vor ,1X1183 in B i. T. erg. I X 2 b. las bis finVl in B a. R. erg. ü Nach las g + .T1? II iai^> bis npWl NTI©: M , 3ga x1? -j1? nai1? npirm© II xisposa: g m s —. 1X3. Nach ]'3 npim II 3 vor ^3 in B o. d. Z. erg. n T ^331 II 1 vor gT + n O D II HOS: M W 'mi > B II irs: g j's ii nt: Bt nn n o'iitfü: g ]is?ö N ]xi'ffi?3: B jxmvs 11i vor > B II nxa: B M xiixa. 1X4. osi: B qs II Nach Ü'IIDS gr + n-oaii '31: B g T '311 II nt»'1?« SO B M g . B t irsbx Ii «]8 > B n Vs? > M . I X 5. inj?»: B irtj?a ll X11J83 SO g. BMT '81 II bv. gTONII 1 vor VDK3 in B i. T. erg. n n W : g 'bn, B 'bl. I X 6 a. 1 vor ]'8 in B i. T. erg. I X 6 b. Nach 8D38 B + durchstrichenes xis II ) B. gxwrra? N n'3'i: B g np'i II o'aVw s'3' nosn ins1? so BB(B-ins)M. gT o'a1?» 3ip nosn nü'nsr ins (T ins1?). I X 7 a. inoDV: M 'B3 Ii Nach nsiJ1? g + 0'aVw1?. I X 8 a. 31S?XUtf: T n31 — II Nach Q'n3t3 gT + 1^3 II Nach '01312 B + |'»a i.T. durchstrichen |] TDB'l: gff'13'1. I X 8b. rvrnn: B i. T. Xlll — mit durchstrichnem 1. I X 9 a. 12X12?: B m — II 1138: B g '81 II l vor -j^n > B II Nach J'VSIS B + J'^DIK ]m l*?S?a i.T. durchstrichen II Nach las? g + l"?2?a II 081: T 08 H onVi?: B i. T. nn^a, wovon a durchstrichen II orftwa |'V31X ].11 iVira ^318 sin: g hat die beiden Sätze in der umgekehrten Reihenfolge. I X 9 b. Vor J'8 g + 081, das in B o. d. Z. erg. n nnKD: B g 1083 ll Für den Text nach XW83 bis 'Ji? fiOD liest y: ],l 'iw nos xim^a IIBBI nsi^n xi'sV SU' i^i pas? irs sim jnVwa p^ois Ii ]:'8 > B. I X 9 c. Yor lüntf g + 1 18X Ii |.l: B i. T. jm, wovon 1 durchstrichen ll 08: B g x 081 II p1?^» in B a. R. erg. I X 9d. ]'X: g li'8 081 II XW83: B g lrt83. II Für den Text nach Xin83 bis 'JE? HOS liest T: 81.1 • w nos x i m V a p i ü B i naiwn xi'31? s x ' p ^ w i las? p V i s o r s |.n iVwa n i i t j s i :

B ]'! — II Nach 'IS? 9d folgt nun in T der ganze Text 9c + 9d. I X 9e. 9e > M ll 1 vor l i a s in B i. T. erg. n Nach 0'^318 gT + 0^3 Ii Nach jltfKl.l g + Xl'3^> l'SXl' O.l'W JltfSl ümpj ],1» ,1T '8 S?ll' ]'8 081 ll p'K: g ]'S II n n : B g nt1?. I X l O a . *]3i: t p i u on: M v n II xinaii: B t nn - . B p a n n mn noD.i > B. I X 10b. mm?1? an: M nircs? o i 8 '33 n o'swaa: B g T 0'32?ia ll -pl: g p l ll Dil: M IM. I X IIa. N a c h nt M + nt 03? II las?1-2: B I8? ii m s > B II nt 3 : g n n n 83 ) M . I X IIb. i a i 8 sin: g ü ' i a i s on n m a n : 2 B T nn — II ntn nosn 2 > B n N a c h B + mn 1 ? w n l a s ' p iasi.

Kap. X : X l a . 31S?: B M '31» II l^BS:

B T '81.

X l b . 81?: B g T sVl II

4

3?318: B B ns? — ll 1*738: B g T '381. X 2. y o a > B. X 3 a . N a c h l'is1? M g T + m t m m p T ( m t m > M ) u v i a sine?: B g s?'iaw n i vor n i t n . ) B n N a c h Tioini B g + ]'"7'tt?3n > B T mit Recht. X 3 b . ltS?^8: B ltS?'i>8, T ns?1? II N a c h l a i s B M + D^IS?1?. X 3 c . N a c h 2?lp»31 B g + IM Ii l'JS1? ist in B a. R . erg. n HOB1?» 13U: M HOB. X 4 a . Uta: B 'ai ll 131: B g T J831 II

Nach VSW g + 1'38, B M + i'3S D8 ü 08: B g D81 Ii |'8 in B a. R. erg. || Nach

II. Seder.

Moed: 3. P e s a c h i m .

209

p 3 Y + VlSwV. X 4b. Z u dem T e x t e v o n By. Nach niV'Vn 1 ist in B a . R . ergänzt + wodurch der Text von B erst der jüngeren Tradition angeglichen wird. Denn das Aufhören des Eintauchens der Gemüse in Sauce bei dem Vorgerichte der gewöhnlichen jüdischen Abendmahlzeiten ist erst jüngeren Datums. By berücksichtigen hier den älteren Ritus. || Nach d'Vaüa B + iVss > Y ¡l nV'Vn 1 - 3 : Y 'm II US3 > y- Z u dem T e x t e v o n B . Nach n í a hat B 'ai — soll das Abkürzung von nxai sein? —Aber die Maßße ist schon zuvor erwähnt. Z u dem T e x t e von g. Vaaw1 bis V33®2 > M ii iVss VsüV d'a'n: M sVs pV'soa. X 4 c . 'sV: g 'Vi n p > M h » i n : B i. T . t r s n n , wovon d' durchstrichen n l a l l SVW: B g l i a s ' » ; nach n a r B + ns II Nach nsnsn g + nVs. X 5 a . V o r l a w B g Y + n'n II Nach inain B g + iVsi (B iVs) ]n n d'iviai: B g - m a l n V» 1 B g Y a w Vsr > B, wo es aber o. d. Z. erg. ist. B hat nach DW + dlW V» ?na n Nach D'IXaa B + 'n nos W S ^'V mn nos n3t amaxi -lasiw (vgl. E x 12 27) n nxa: B hat den Satz über nxa hinter dem Satz über die Bitterkräuter 11 Nach V»2 B B g Y + DW > M 11 V vor iVsilP ist in B o. d. Z. erg. Nach iVsiW gY + U'niaS d'isaa > B B M . Hingegen hat B nach iVsilff + "lPS psan ns 1SS1! laSJW 'ii anxaa is'xin vgl. E x 123911 a m i a : B g Y i n a 11 Nach Vir4 B g Y + de? in B a. R. erg. n Nach d'isaa 2 B + 'ai nwp> mi3»a Dn i, n ns m a i nasw vgl. E x 114. X 5 b . Der ganze § X 5 b , der von B M g Y geboten ist, fehlt noch in B 11 Sin > M 11 Nach sinn dl'3 hat B nur '11. X 5 c . I i s : g I l m s II Nach aanV Y + nxiV Ii Statt VllV hat g (bzw. statt VllV danV hat) B n n V oVpVl nV»V -paV II irni3sVl llV: B g umgekehrt, 'lasV > Y II Nach iVsn B + '11 II 1 vor iis'xm > g 11 UK'Xini bis nnnV > B 11 Nach nnnV g + Vasai nnarcV ] i r a nVsiV naswai V m nsV nVasai aiü ai'V, wovon p r a bis V m > M 11 V o r l a s i l B + TO II Nach vlsV M + snn V ® . X 6a. p'X: B g p ' n 11 Nach nnaw B + .TlVVn (Ps 1 1 3 g) I! Nach Wn: gY + a n a i s . X 6b. Nach nais B + TO II i r m a s ns Vsn > M 11 ntn nV'Vn lasram > B g 11 m : B n'n sVi. X 6 c . mVsi ll'fllSS > MY II Nach 11»'!'' B g + 1 B'TOiaV II Nach d'VllV B g + d'ms II d'ssn > B 11 unsipV bis - p a > B. Dafür in B "sa dnm i r s i (d. i. mn' n r s 3 vgl. den Schluß von § 6c). 11 Z u dem T e x t aus B. Der Text j ' l ' 1 P S bis "]V auch in M, alsdann 11WD3 nrtD V»1 linVsi Vir T » . II Z u dem T e x t aus gY- i vor o w > y ¡i Nach -[miara y + itznpa n'3 cnnai 11 Vasn DE?: y umgekehrt n Nach |ai y d'natn und nun folgt in y der gleiche Text wie in B von dVltf bis unVsi. X 7 a . *p3i: B g Y "p3ai II Hita V»: M l'V» 'ta D313 Ii X 7b. Nach l a l l B g Y + 1'Vtf 11 iVsn: B g Y iVVn. X 8a. Lies paip'SS vgl. S. 74f. B jiaip'BS, gY jaip'ss. X 8 b . i vor aV3 > B g Y n sV in B a. R. erg. 11 dS > g 11 dSI > BgY- X 9 b . Nach nstVíms 1 g + -p3 II nstVwns 2 : B nat Vsn 111t1 > B 11 it 2 - 4 : B it ns. Mischna.

I I . Seder: 3. Pesaehim.

14

210

Verzeichnis der Abkürzungen und Umschriften.

Verzeichnis der Abkürzungen und Umschriften. 1. Traktate der Mischna. 1. Seder. Ber = Berakot Pea = Pea Dam = Dammai Kil = Kilajim Schebi = Schebiit Ter = Terumot MaasI = Maaserot MaasII = Maaser scheni Chal = Challa Orl = Orla Bik = Bikkurim

Mischna = M Ned Naz Git Sot Qid

2. Seder. Schab = Schabbat Erub = Erubin Pes = Pesachim Scheq == Scheqalim Jörn = Joma Suk = Sukka Beß = Beßa R hasch = ßosch haschana Taan = Taanit Meg = Megilla Mqat = Moed qatan Chag = Chagiga Jeb Ket

3. Seder. = Jebamot = Ketubot

= Nedarim = Nazir = Gittin = Sota = Qidduschin

4. Seder. = Baba qamma B qam = Baba mefiia Bmeß = Baba batra B bat = Sanhédrin Sanh = Makkot Makk = Schebuot Schebu = Edujot Edu Ab zara = Aboda zara = Abot Ab = Horajot Hör 5. Seder. = Zebachim Zeb = Menachot Men = Chullin Chul = Bekorot Bek = Arakin Ar = Temura Tem = Keritot Ker = Meïla Meil = Tamid Tarn = Middot Midd = Qinnim Qin

211

Verzeichnis der Abkürzungen, und Umschriften.

6. Seder. Kel Ohal Neg Par Teh Miq

= Kelim = Ohalot = Nega'fm = Para = Teharot = Miqwaot

Nid Maksch Zab Tebj Jad Uqß

= = = = = =

Nidda Makschirin Zabim Tebul jom Jadajim Uqßin

2. Bibel mit Apokryphen und Pseudepigraphen. Gen Ex Lev Num Dtn Jos Ri Sam Kön Chron Es Neh Jes Jer Ez Dan Hos Jo Am Ob Jon Mi Nah Hab Zeph Hag Sach Mal Ps Prov

= = = = — = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = = =

Genesis Exodus Leviticus Numeri Deuteronomium Josua Richter Samuelis Könige Chronik Esra Nehemia Jesaja Jeremia Ezechiel Daniel Hosea Joel Arnos Obadja Jona Micha Nahum Habakuk Zephanja Haggai Sacharja Maleachi Psalm Proverbien

Hi HL Ru Klagl Qoh Est Jud WSal Tob Sir Bar Mak St Est Sus B1 Dr Ges As Man Jub Ps Sal Sib Hen HMos I V Es Ap Bar XHPatr Od

Hiob Hohes Lied Ruth Klagelieder Qohelet Esther Judith Weisheit Salomos Tobit Sirach Baruch Makkabäer Stücke in Esther Susanna Bei zu Babel Drachen zu Babel Gesang der drei Männer im Feuerofen Gebet Asarjas Gebet Manasses Jubiläen Psalmen Salomos Sibyllinen Henoch Himmelfahrt Mosis I V Esra Apokalypse Baruch Testamente der 12 Patriarchen Oden Salomos 14*

"Verzeichnis der Abkürzungen und Umschriften.

212 Mat Marc Luc Joh Apg Rom Kor Gal Phil Eph Kol Thes Tim Tit

= Matthäus = Marcus ; Lucas = Johannes = Apostelgeschichte = Römer = Korinthier = Galater = Philipper = Ephesier = Kolosser = Thessalonicher == Timotheus = Titus

Hebr Phm Jak Petr Ju Apc Hebr Ev Prot Jak

= = = = = = = =

Thom

=

Barn Did Herrn

= = =

Hebräer Philemon Jakobus Petrus Judas Apokalypse Hebräerevangelium Protevangelium des Jakobus Evangelium des Thomas Barnabas Didache Hermas

3. Anderes. AT NT MT Kt Qr J E D P Talm Talmj Talmb Gem Tos Me Spha

-

= -

= =

= = = = =

= =

= = = =

Altes Testament Neues Testament Massoretischer Text Ketib Qere Jahwist Elohist Deuteronomiker Priesterkodex Talmud (jerusalemisch) (babylonisch) Gemara Tosephta Mekilta Siphra

Sphe Pesi TOnq T Jon Tjer Meg Taan fedol Jos ant Jos bell j Jos Ap LXX Gs GA GB S

= = = = =

= = -

= =

= = = -

=

Siptire Pesiqta Targum Onqelos Targum Jonatan Targum jeruschalmi Megillat Taanit feder olam Josephus, antiquitates ,, bellum Judaicum „ contra Apionem Septuaginta „ Sinaiticus „ Alexandrinus „ Vaticanus Peschitto

4. Umschrift des hebräischen Alphabets. K= — T= z V= 1 X=ß

3= b

a= g

n=ch Ö= m j? = q

n=h

*T = d Ü= t

3= n -) =

' = j (Kons.), i (Vokal)

D= s r

*|=w (Kons.), u (Vokal)

tf

V—— = sch

3= k

Q = p, nach Vokalen ph = f

n=

t

Alfred Töpelmann (vormals J . Kicker) Y erlag in Gießen

Altsemitische Texte von Mark Lidzbarski I. Heft: Kanaanäische I n s c h r i f t e n . Mit 8 Abbildungen. M. 2 . —

Anmerkungen zu den Zwölf Propheten von

Professor D. Bernhard Duhm in Basel

1911

M. 3 . —

Die jüdischen Baptismen oder

das religiöse Waschen und Baden im Judentum mit Einschluß des Judenchristentums Professor D. Wilhelm Brandt in Basel

1910

M. 6 . —

Jüdische Reinheitslehre und ihre Beschreibung in den Evangelien 1910

von demselben

M. 2.70

Das Verständnis der Oden Salomos Lic. Wilhelm Frankenberg

1911

M. 5 . —

1. Mose 14

Eine historisch-kritische Untersuchung Professor D. Johannes Meinhold in Bonn

1911

M. 1.50

Vollständiges

Griechisch - Deutsches Handwörterbuch zu den

Schriften des Neuen Testaments und der übrigen

urchristlichen

Literatur

von 1910. Lex.-8°

D. Dr. E r w i n P r e u s c h e n

14 M. Gel». 15 M.

Alfred Töpelmann (vormals J. Kicker) Verlag in Gießen

Der Tosephtatraktat Berakot T e x t , Übersetzung und Erklärung v o n Prof.

Oscar Holtzmann

in Gießen

(Beihefte zur Zeitschrift f. d. alttestam. Wissenschaft X X I I I ) 1912. M. 7.—

Die Altisraelitische Religion Karl Budde

von Prof.

in Marburg

Dritte, verbesserte und reichlich erläuterte Doppelauflage von

„Die Religion des Volkes Israel bis zur Verbannung" X I I und 148 Seiten. 1912. Geh. M. 2.50. Geb. M. 3.10.

Religionsgeschichtliche Erklärung des Neuen Testaments Die Abhängigkeit des ältesten Christentums von nichtjudischen Religionen und philosophischen Systemen v o n Prof.

Carl Clemen

312 Seiten nebst Abbildungen und Tafeln.

in Bonn

1909.

Geh. M. 10.—.

Geb. M. 11.—.

Alttestamentliche Studien v o n Prof.

B. D. Eerdmans

1:Komposition d.Genesis(1908) M.2.60 2: Vorgeschichte Israels (1908) M.2.50

in Leiden

3: Exodus (1910) . . . M.4.— 4: B u c h L e y i t i c u s (1912) M. 4.40

Die Religion Babyloniens u.Assyriens v o n Prof.

Morris Jastrow jr.

in Philadelphia

I. Band (=Liefg. 1—7). 1905. XI, 552 S. Geh. M. 10.50. Hfzbd. M. 13.— II. (Schluß-)Band (erschienen L f g . 8 — 1 8 ä 1.50) liegt bis Herbst 1912 vor. Mit der Schlußlieferung wird eine Bildermappe (samt erklärendem Text) erscheinen, die möglichste Vollständigkeit des Materials und drucktechnische Vollkommenheit mit tunlichst niedrigem Preise zu vereinen trachten soll.

Preiserhöhung! Vom Herbst ab tritt eine wesentliche P r e i s e r h ö h u n g ein.