Sprachwandel im Griechisch der frühen römischen Kaiserzeit 9789173462792, 9173462799

122 95 4MB

German Pages [222] Year 1995

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Sprachwandel im Griechisch der frühen römischen Kaiserzeit
 9789173462792, 9173462799

Citation preview

STUDIA GRAECA ET LATINA GOTHOBURGENSIA LX

STAFFAN WAHLGREN

SPRACHWANDEL IM GRIECHISCH DER FRUHEN ROMISCHEN KAISERZEIT

Sesese SeSeseSeSeseseSoSe5e&SeSeSeseseSesesesesSesese



ACTA UNIVERSITATIS GOTHOBURGENSIS

OSS

MD

Sesesesesesaspesagsesesesesagses?

=)

i

Sesser SeSeSeSeSeSe Se Ses

2SeSeS ES 3

SPRACHWANDEL IM GRIECHISCH DER FRÜHEN RÖMISCHEN KAISERZEIT

STUDIA GRAECA ET LATINA GOTHOBURGENSIA LX

SPRACHWANDEL IM GRIECHISCH DER FRUHEN RÖMISCHEN KAISERZEIT

von

Staffan Wahlgren

ACTA UNIVERSITATIS GOTHOBURGENSIS

© Staffan Wahlgren 1995 Distributors:

ACTA UNIVERSITATIS GOTHOBURGENSIS Box 5096, S-402 22 Göteborg, Sweden ISBN 91-7346-279-9 ISSN 0081-6450 Printed in Sweden by Ekblads, Västervik 1995

Vorwort

Die vorliegende Arbeit wurde von Prof. Dr. Cajus Fabricius angeregt, durch dessen hervorragenden Unterricht und persönliches Entgegenkommen früh mein Interesse auf die Probleme des nachklassischen Griechisch gelenkt wurde. Prof. Dr. Ole L. Smith wurde im Herbst 1991 mein Betreuer. Mehr

als drei Jahre profitierte meine Arbeit von seinem Scharfsinn und stetigen Aufmunterung. Was ich ihm verdanke, ist nicht zuletzt die Einführung in die Wissenschaft sowie die Lust, weiterzukämpfen. Daß diese beiden den Abschluß meiner Untersuchung nicht erleben durften, ist für mich ein Grund tiefsten Schmerzes.

Viele andere haben zu meiner Arbeit beigetragen. Prof. Dr. Jerker Blomqvist hat in der Zeit nach dem Tode von Cajus Fabricius entscheidenden Einfluß auf die Ausformung des Projektes ausgeübt. Die Rolle eines Gesprächspartners und Kritikers hat er nach dem Tode Ole Smiths wiederaufgenommen. Ich móchte ihm an dieser

Stelle meine tiefe Dankbarkeit für seine Hilfe in besonders schweren Zeiten bezeugen. Frau Dr. Karin Hult hat in selbstloser Weise ihr vielseitiges Kónnen zu meiner Verfügung gestellt. Sie hat sich mit nie ermüdendem En-

thusiasmus um das technische Gewand meines Buches gekümmert. Sie hat aber vor allen Dingen durch hellsichtige Kritik einen wesentlichen Beitrag zu dessen Inhalt geleistet.

Fráulein Yvonne Olausson hat mir zahllose Dienste technischer und administrativer Art erwiesen. Sie hat auch, stets verstándnisvoll

und guter Laune, meinen unfertigen Gedanken ein wohlwollendes erstes Forum verliehen und somit weit über ihre Pflichten als Institutssekretärin hinaus zur Fertigstellung dieser Arbeit beigetragen. Mein Dank gilt ferner meinen Eltern, Fil. Mag. Inger und Fil. Lic. Bengt Wahlgren, und meiner Schwester, Dr. Lena Wahlgren Smith, die die Korrektur mitlasen und dabei wertvolle Hinweise beisteuerten; Frau Martha Fabricius, die ein unpubliziertes Manuskript ihres verstor-

benen Gatten zu meiner Verfügung stellte; Prof. Dr. Tore Janson, der tatkráftige Hilfe in der Endphase des Projektes leistete; Dr. Dieter Rosenthal, der mein Deutsch verbesserte, sowie den Mitgliedern der grie-

chischen Seminare an den Universitáten Góteborg und Lund, denen verschiedene Fassungen meiner Arbeit vorgelegt wurden. Staffan Wahlgren

Abstract

Title: Sprachwandel im Griechisch der frühen römischen Kaiserzeit

(Studia Graeca et Latina Gothoburgensia LX) Author: Staffan Wahlgren University: University of Göteborg, Department of Classical Studies Göteborg 1995, 220 pages, monograph ISBN 91-7346-279-9 ISSN 0081-6450

In Greek texts from the early Roman imperial period (after c. 30 B.C.) classical patterns of linguistic behaviour that had been lost during the Hellenistic era re-emerge. Moreover, at about the same time the first signs of an Atticistic/classicistic ideology can be observed. The chief aim of the present study is to investigate some aspects of the language of the main extant authors of the early Empire (c. 30 B.C. 40 A.D.), with special regard to the distribution of patterns absent in Hellenistic texts. Some problems facing the investigator of this subject are discussed, as well as the methods of earlier investigations. The ma-

terial has to a great extent been collected from the TLG (Thesaurus Linguae Graecae) CD ROM.

As regards several features, the Greek of

the period is examined for the first time. It emerges from the investigation that many features have a different distribution from what has hitherto been stated. The implications of this finding for the stylistic evaluation of the features concerned and for our conception of the development of the Greek literary language of

the period are discussed. The similar distribution of the investigated features in shorter texts from the same period—inscriptions, fragmentary historians etc.—is demonstrated. Further, the dating of some of the

pseudo-Aristotelian writings is discussed in the light of the observed patterns of linguistic behaviour.

Key Words: Dionysius of Halicarnassus, Nicolaus of Damascus, Strabo, Philo Judaeus, pseudo-Aristotle, morphology, prepositions, particles, final constructions, consecutive constructions, TLG, Greek, Atticism, style.

Inhalt

EINLEITUNG

1.1 Methodologisches 1.1.1 Diachronische und synchronische Sprachvergleichung; Stil

1.1.2 Sprachliche Erscheinungen 1.1.3 Textkorpus Komparative Studien zur Sprache der frühen Kaiserzeit Disposition

11 12 16 20 29 31

MORPHOLOGIE

22

Einleitung Deklination

2.2.1 Dual 2.2.2 δύο 23

Konjugation

2.3.1 -(υ)νυμι : -(ννύω 2.3.1.1 Frequenz und Variation der -vu-Verben 2.3.1.2 Ersatz durch andere Stämme

2.3.2 ἵστημι : ἱστάνω : ἱστάω 2.3.3 Aoriste von δίδωμι, ἵημι, τίθημι 2.3.4 Aorist (Fut.) Medium und Passivum von Deponentia 2.3.4.1 ἀπεκρινάμην : ἀπεκρίθην 24

2.3.4.2 ἐγενόμην : ἐγενήθην Auswertung

33 33 33 36 40 40 44 45 46 48 51 51 53 56

PRAPOSITIONEN

32 33

Einleitung Eigentliche Prüpositionen

Prápositionsadverbien 3.3.1 Prápositionsadverbien, die erst in nachklassischer Zeit auftreten 3.3.2 Klassische, in hellenistischer Prosa fehlende Prápositionsadverbien, die in der Kaiserzeit wieder auftreten

61 61 65 66 67

3.4 Konkurrierende Präpositionen und Präpositionsadverbien

3.4.1 σύν : μετά

3.4.2 ἄνευ: χωρίς : δίχα : ἄτερ

ἄχρι : ἕως 3.4.3 μέχρι: 3.4.4 ὡς : πρός Auswertung

69 69 73 77 79 83

PARTIKELN

Einleitung Bestand 4.2.1 Klassische und/oder hellenistische Partikeln, die in der frühen Kaiserzeit fehlen 4.2.2 Klassische, in hellenistischer Prosa fehlende Partikeln, die in der frühen Kaiserzeit wieder auftreten

4.3 Frequenz 4.3.1 ye, δή, nep

44

Konkurrierende Partikeln

4.4.1 καίτοι : Kaltou(...)ye 4.4.2 μέντοι:

μέντοι(..)γε

4.4.3 ἐπεί : ἐπειδή

4.4.4 καίπερ : καίτοι 4.4.5 τοιγαροῦν : τοιγάρτοι 4.4.6 -1:-0

4.5 Zur Stellung von γε Auswertung

89 90 92

93 95 96 102 102 104 105 107 110 112 113 117

FINALE KONSTRUKTIONEN

5.1 Einleitung 5.1.1 Satztypen, die mit dem Finalsatz gemeinsame

Züge haben 5.1.2 Literatur 5.2 Material 5.2.1 Klassische Zeit 5.2.2 Hellenistische Zeit 5.2.3 Kaiserzeit 5.2.3.1 Dionysios AR 5.2.3.2 Dionysios SR 5.2.3.3 Nikolaos

124 126 127 128 129 132 137 137 141 143

5.2.3.4 Strabon

5.2.3.5 Philon 5.3 Auswertung 5.3.1 Konjunktionsnebensätze

5.3.2 Andere Finalkonstruktionen 5.3.3 Konjunktionsnebensätze : andere Finalkonstruktionen

5.3.4 Tendenzen

6

| KONSEKUTIVE KONSTRUKTIONEN

6.1 Einleitung 6.1.1 Ähnliche Ausdrücke

6.1.2 Literatur 6.2 Material 6.2.1 Klassische Zeit 6.2.2 Hellenistische Zeit 6.2.3 Kaiserzeit

6.2.3.1 Dionysios AR 6.2.3.2 Dionysios SR 6.2.3.3 Nikolaos 6.2.3.4 Strabon

6.2.3.5 Philon 6.3 Auswertung 6.3.1 Tendenzen

7

146 148 151 151 158 161 162

ZUSAMMENFASSUNG

UND AUSBLICKE

7.1 Klassifikation 7.1.1 Typologie 7.1.2 Verbreitung der untersuchten Tendenzen in anderen Texten

7.13 Stil 7.2 Zur Datierung von Texten aus unbestimmter Zeit 7.2.1 Diskussion

7.3 Schlufibemerkungen APPENDIX 1 APPENDIX 2 LITERATUR STELLENINDEX

164 167 168 168 169 171 172 173 175 177 177 179 180 183

185 191 192 196 199 200 203 207 208 210 218

1 Einleitung

Der Zweck der vorliegenden Arbeit ist es, griechische Texte aus der frühesten römischen Kaiserzeit (etwa 30 v.—40 n. Chr.) zu untersuchen

und miteinander zu vergleichen. Dabei soll untersucht werden, inwiefern parallele Tendenzen zum Sprachwandel in verschiedenen, und ver-

schiedenartigen, Texten vorkommen. Ausgangspunkt für diese Untersuchung ist die Tatsache, daß das Griechisch dieser Zeit in vieler Hinsicht

ein vernachlässigtes Forschungsfeld ist; besonders fehlt es an kompara-

tiven Studien.! Eine solche Untersuchung kann von vielfachem Nutzen sein. Die

grammatische Beschreibung einer Epoche des Griechischen wird vollständiger; anhand dieser Beschreibung können Tendenzen zu Sprachwandel und Diglossie, oder Polyglossie, sichtbar werden. Die Untersu-

chung wird aber hoffentlich auch weitere Zwecke erfüllen. Die genauere Kenntnis von sprachlichen Mechanismen in einer Epoche kann zum Verständnis ähnlicher Mechanismen in anderen Epochen beitragen. Hoffentlich wird die Untersuchung auch ein gewisses Interesse haben für die Theorie der Entstehung und Verbreitung von Sprachwandlungsprozessen, Diglossiephänomenen u. ä. im allgemeinen. In diesem Kapitel soll vorerst der methodologische Rahmen defi-

niert werden. Darauf folgt ein deskriptiver (Kapitel 2-6) und zuletzt ein analytischer Teil (Kapitel 7).

1.1 Methodologisches Die Abschnitte 1.1.1-1.1.3 dienen der Methodendiskussion. Zuerst werden diachronische und synchronische Sprachvergleichung sowie Stil dis-

kutiert (1.1.1), danach sprachliche Erscheinungen (1.1.2) und zuletzt ! Zur Literatur siehe 1.1.3 und 1.2. Die Erforschung des nachklassischen Griechisch ist immer noch sehr lückenhaft; von den hier interessanten Schriftstellern sind Polybios

und Dionysios v. Halikarnassos (Antiquitates Romanae) relativ gut erfaßt, und im übrigen das NT; auBersprachliche Interessen haben die Erforschung der Sprache gelenkt.

Einige relevante Studien befassen sich mit der Zeit vor der frühen Kaiserzeit (Blomqvist 1969), oder danach (Rydbeck 1967; Schmid).

12 der Textkorpus (1.1.3). Zum technischen Arrangement der Untersuchungen siehe 1.3.

1.1.1 Diachronische und synchronische Sprachvergleichung; Stil In diesem Abschnitt soll der methodologische Hintergrund in bezug auf den Vergleich von Texten gezeichnet werden. Diese Diskussion beschäftigt sich mit diachronischer und synchronischer Sprachvergleichung und der Interpretation der dabei beobachteten sprachlichen

Wirklichkeit! Viele Untersuchungen haben es unternommen, einen Text, Schrift-

steller oder eine Sprachform irgendwie geschichtlich einzureihen. Ein bekanntes Beispiel ist Wilhelm Schmids Der Atticismus in seinen Hauptvertretern. Schmid untersucht eine Reihe Texte aus der Kaiserzeit und

vergleicht sie mit älteren Texten. Hauptziel ist der Vergleich der als Attizisten/Klassizisten bezeichneten Schriftsteller mit ihren klassischen Vorbildern. Die Bedeutung von Schmids Arbeit liegt nicht am wenigsten darin, daß sie weitere Forschung zum Thema Klassizismus ange-

regt hat. Von seinen Nachfolgern ist auch eine explizitere Methodologie und Terminologie für Klassizismus-Untersuchungen formuliert worden. Ein Klassizismus wird folgendermaßen definiert:? a) vorhanden

in klassischer Sprache, b) fehlt in nachklassischer Sprache, c) wird wieder eingeführt. Ein Klassizismus ist daher eine Rückkehr zu klassi-

schem Sprachgebrauch. Wenn man mit diesem Begriff operiert, unterscheidet man zwischen den verschiedenen Erscheinungen in der nachklassischen Sprache, die in rein formaler Hinsicht identisch sind mit

klassischem Sprachgebrauch: man unterscheidet zwischen wiederintroduzierten Erscheinungen und Überbleibseln. 1 Allgemeine Übersichte der Geschichte der griechischen Sprache mit Relevanz für die Diglossie der Kaiserzeit sind Wifstrand 1952, Meillet 1975 und Browning 1983; vgl.

ferner Lasserre 1979 mit Literatur (wozu auch unten, 1.2); wegen u. a. seiner reichhaltigen Bibliographie interessant ist ferner Frósén 1974; an neueren, auf Grundlegendes ausgerichteten Studien zum Klassizismus und zur Diglossie der Kaiserzeit seien erwähnt Lopez Eire 1991 und Niehoff-Panagiotides 1992 (die ich nur aus zweiter Hand kenne). Einführungen in die nicht-sprachliche Geschichte des Klassizismus sind Bowersock 1965 und 1979 (historische Interpretation des Hintergrundes), und Gelzer 1979 (Geschichte der Terminologie). 2 Siehe Fabricius 1962, 20: „Von den sehr vielen Fällen, wo ,purus Atticus‘ nichts anderes als ,purus Graecus' ist, sind zu scheiden diejenigen, wo der Anschluß an atti-

schen Sprachgebrauch wirklich ein Attizismus ist, nämlich ein Abweichen von der nachklassischen Sprache.“ Als erster hat Adrados 1948 dieses Prinzip konsequent appliziert

(vgl. Fabricius 1962, 80).

13 Das hier beschriebene Verfahren hat ausschließlich mit einer diachronischen Perspektive zu tun. Eine Sprachform wird durch ihr Ver-

hältnis zu früheren Sprachformen bewertet. Fabricius fordert in seiner Arbeit zu Johannes Chrysostomos, man solle bei der Untersuchung ei-

nes Schriftstellers der Kaiserzeit mit der Sprache seiner Zeit vergleichen, oder mindestens mit der Sprache der übrigen Kaiserzeit (Fabricius 1962, 20). Er versucht es, die verschiedenen (wie oben definierten)

klassizistischen Elemente auf ihr Vorkommen in anderen Texten aus der Kaiserzeit zu untersuchen, als eine Basis für die Würdigung ihres

Status bei Johannes. Er unterscheidet z. B. in einer Wortschatzuntersuchung zwischen Wörtern je nachdem, in welchem Jahrhundert der Kaiserzeit sie wieder auftauchen, und ist explizit darauf aus, ihren Status

bei Johannes zu bestimmen -- ob sie für Allgemeingut jener Zeit gelten

können, oder nicht.! Frösen 1974 hat die Methodologie von Klassizismusuntersuchun-

gen behandelt und starke Kritik an der früheren Forschung geübt. Diese Kritik bezieht sich auf methodologische Ausgangspunkte sowie

auf die Terminologie. Fundamental ist dabei eine Stildefinition, die als Voraussetzung hat, daß linguistische Tätigkeit Wahlakte auf verschiedenen Ebenen bedeutet; für diesen Prozess kann der Terminus Selek-

tion verwendet werden.? Selektion kommt vor auf der grammatischen Ebene: man wáhlt zwischen grammatisch akzeptablen und unakzeptablen Varianten. Selektion kommt auch vor in bezug auf kontextuelle Akzeptabilität: man wählt zwischen grammatisch denkbaren Varianten mit Rücksicht auf kontextuelle Faktoren. In áhnlicher Weise hat Stil mit Selektion zu tun: mit der Wahl zwischen Strukturen, die grammatisch und kontextuell denkbar sind. Nun, was grammatikalisch ist, ist

natürlich von den Umständen abhängig. Was in einer Zeit, einem Dialekt oder einer Stadt richtig ist, muB nicht ein andermal oder anderswo

richtig sein. Ähnlich verhält es sich mit Stil. Die stilistische Information einer Erscheinung kann die eine sein in einem Zusammenhang und eine andere in einem anderen; sie hat auch mit der Kompetenz des Sprachanwenders zu tun. Fundamental ist eben, daß Stil nichts mit for1 Fabricius 1962, 80 ff; Fabricius verwendet, mit Anschluß an Wilamowitz, den Terminus klassizistische Gemeinsprache; diesen stellt er dem Sprachgebrauch der strengsten Klassizisten gegenüber; vgl. Fabricius 1967, wo die klassizistische Gemeinsprache (besonders bei den Kirchenvätern des 4. Jh.) weiter diskutiert wird. Fabricius hat in viel-

facher Hinsicht zur weiteren Forschung angeregt, z. B. Rydbeck 1967, Rosenqvist 1981 und Huit 1990. 2 Unter dem Begriff Stil hat man natürlich sehr viel anderes verstanden, worauf hier

nicht eingegangen werden muß.

14 malen Eigenschaften der sprachlichen Elemente zu tun hat, sondern relativ ist. Sprachanwender mit einem grundsätzlichen Konsensus in be-

zug auf die Faktoren der Selektion sind Mitglieder desselben Sprachsystems. Sprachlicher Stil kann somit definiert werden als das System von zusätzlicher Information, die Erscheinungen durch ihren Status im Spektrum der in einem Sprachsystem grammatisch und kontextuell möglichen Varianten erhalten.! Stil hat mit individueller Absicht zu

tun.2 Es ist offensichtlich, daß es Ähnlichkeiten zwischen den Auffassungen von Fabricius und Frösen gibt.? Sie laborieren beide mit einer synchronischen Perspektive; die rein diachronische Betrachtungsweise

klassisch-hellenistisch-klassizistisch wird für unzureichend gehalten. Sie haben es beide als Ziel, den relativen Status von Varianten, und da-

durch den Status von Sprachanwendern, zu definieren. Es gibt zwischen ihnen terminologische Unterschiede: Frósén verwendet den Terminus Klassizismus für Stil, d. h. Absicht. Fabricius ist in bezug auf Terminologie (und deshalb gewissermaßen in bezug auf Zielsetzung) vage; Klassizismus bei ihm hat nicht unbedingt mit stilistischer Absicht zu

tun.4 Klassizismus ist auch die Bezeichnung für eine Erscheinung, die die Vorgeschichte hat, die oben geschildert wurde, sowie einer ganzen Bewegung - die Schriftsteller, deren Sprache mit klassizistischen Er-

scheinungen versehen ist.5 An sowohl Fabricius und seinen Nachfolgern als Frósén ist einiges auszusetzen. Gegen Frósén können nicht zuletzt praktische Einwände erhoben werden. Er hat nicht beschrieben, wie man u. a. Stil untersuchen kann. Seine theoretischen, von der neueren Soziolinguistik beeinflußten Ausführungen bedürfen der Demonstration an einem sprachlichen Material: man móchte wissen, was machbar ist. Methoden, die auf 1 |--- [style is] a structure in which the appearance of a sign within a specific context has meaning of such a type that the message is provided with additional information by means of the opposition originating between the stylistic marker and the context. (Frósén 1974, 146). Zum Begriff Sprachsystem vgl. Lyons 1983, 61 ff. 2 , Conscious individual features“ (Frósén 1974, 137). 3 Wie kritisch Frósén speziell gegen Fabricius ist, ist nicht sehr klar, da er sich nicht ausführlich mit ihm auscinandersetzt; Schwáchen überhaupt bei Frósén sind, daf er

sehr vage ist, und daß er spärlich umgeht mit konkreten Referenzen zu Literatur, der er kritisch gegenübersteht. 4 Er verwendet z. B. die Bezeichnung strenger Klassizismus, aber es scheint nicht klar zu sein, was er damit meint. Siehe auch Aussagen wie die folgende (Fabricius 1962, 20): „Man möchte gerne wissen, was es ihn [Johannes Chrysostomos] gekostet hat, klassizistisch zu sein.“ Ich weiß nicht, was das bedeutet.

5 Vgl. den Titel von Schmid: Der Atticismus in seinen Hauptvertretern.

15 lebendige Sprachen zugeschnitten sind, sind nicht ohne weiteres an to-

ten Sprachen verwendbar.! Was Fabricius betrifft, habe ich schon auf gewisse Unklarheiten in bezug auf seine Zielsetzung und Begriffsapparat hingewiesen. Hier sei außerdem auf besonders einen weiteren Mangel aufmerksam gemacht, der nicht nur ihn betrifft: es gibt vielfache Beispiele dafür, wie eine de-

duktive Methode den Vergleich von Texten gelenkt hat. Von der

sprachlichen Ähnlichkeit von Texten hat man abgesehen, weil man nach sekundären Kriterien wie z. B. Genre davon ausgegangen ist, daß verschiedenartige Texte trotz ähnlichem Verhalten nicht miteinander

verglichen werden kónnen.? Umgekehrt hat eine außersprachliche Auffassung von Genre den Vergleich von Texten veranlaßt und ihre Beurteilung beeinflußt.3 Diese apriorische Arbeitsweise ist natürlich prinzipiell falsch. Sie bedeutet, daß ein System von Vorurteilen aufrechterhalten wird, das uns erstens weitgehend daran hindert, die parallelen Tendenzen zu entdecken, die es in verschiedenartigen Texten gibt, und ferner uns daran hindert, sie voraussetzungslos zu bewer-

ten. ! Weitere Auseinandersetzungen mit Frósén bei Hult 1990, 17 f, sowie in Brownings

[1976] Rezension. 2 Siehe z. B. Fabricius 1962, 83: „wenn ein Wort in der Fachprosa des ersten Jahr-

hunderts vorkommt (z. B. bei Dioskurides), kann es sich nicht um einen Klassizismus handeln usw.“ Aus der Diskussion geht deutlich hervor, daß er davon überzeugt ist, daß

solche Elemente sprachliche Überbleibsel sein müssen. Dies ist kaum so sicher (und wer es behauptet, sollte den Beweis liefern); man muß sich auch denken können, daß ein neues Bewußtsein unter den Fachschriftstellern entstand, so daß Erbgut mit neuen Augen gesehen wurde, und die Bezeichnung Klassizismus (als stilistische Definition) verdient. Ich vermute, daß Fabricius hier nicht frei von dem Einfluß seiner Vorgänger

steht (siehe, in bezug auf diese Konzeption von Fachprosa, z. B. Wifstrand 1952). 3 Siehe Hult 1990, die die stilistische Würdigung einiger syntaktischer Varianten in Texten biographischen Inhalts aus dem 5. Jh. n. Chr. unternimmt. Ihr Ergebnis ist in der Hauptsache, daB die Texte in zwei Gruppen zerfallen, wovon die eine Gruppe in höherem Maße Varianten bevorzugt, die nach dem Zeugnis früherer Texte höheren Status haben. Nun, wenn bei allen diesen Schriftstellern ein Konsensus in bezug auf den Status von Varianten wirklich vorausgesetzt werden kann, ist es klar, daß der Unterschied im Sprachgebrauch bedeutet, daß die eine Gruppe in einem höheren Stil als die andere schreibt. Die Frage ist nur, ob wir einen solchen Konsensus voraussetzen können. Wir haben kein äußeres Kriterium, mit dessen Hilfe wir wissen können, was

das an sich interessante Ergebnis über Absicht bzw. Kompetenz zu sagen hat. 4 Die Konzeption von Genres als voneinander völlig freistehend geht auf die antike Literaturtheorie zurück. Es soll in diesem Zusammenhang nicht verneint werden, daß

die Konzeption von Genres Einfluß auf die Sprache ausgeübt hat. Genre ist ein kontextueller Faktor. Die Kritik im letzten Absatz ist von Frösen 1974 (passim) beein-

flußt.

16 Hier sollen zunächst die aus der obigen Diskussion folgenden Ziele und methodologischen Voraussetzungen der vorliegenden Arbeit zusammengefaßt werden. In dieser Arbeit sollen Tendenzen zum Sprachwandel in etwa gleichzeitigen Texten aus der frühen Kaiserzeit untersucht werden. Diese Untersuchung setzt eine Ausgangsnorm voraus, im Verhältnis zu welcher Sprachwandel identifiziert werden kann. Deshalb wird hellenistisches Material untersucht.! Wenn etwas wie eine hellenistische Norm definiert werden kann, läßt sich mit dieser als Fixierpunkt Abweichung oder nicht-Abweichung von dieser Norm beschreiben. In den Auswertungen nach jedem Kapitel wird diskutiert, in welchen Fällen wir es mit Abweichungen von einer hellenistischen Norm zu tun haben,

und mit welchen Vorbehalten man von einer hellenistischen Norm sprechen kann. Zur typologischen Beschreibung — d. h. zur Beschreibung formaler Eigenschaften — der Abweichungen von der hellenistischen Norm dient vorhellenistisches (hauptsächlich klassisches attisches) Material.

Die Wahl von untersuchten Texten ist nur nach praktischen Kriterien erfolgt. Ich bin von keiner apriorischen Definition von Genre aus-

gegangen. Typologische Klassifikation und stilistische Bewertung sollen auseinandergehalten werden. Nichts ist in stilistischer Hinsicht unklassisch

weil es typologisch unklassisch ist. Klassizistische Absicht kann hinter einem unklassischen Verhalten stecken — wenn z. B. ein Mißverständnis vorliegt. Die Vorgeschichte einer Konstruktion sollte, strikt genommen, nicht deren stilistische Bewertung beeinflussen. Stilistische Bewertung

habe ich nicht systematisch durchgeführt. Eine solche wird von meiner Darstellung des Materials (Kap. 2-6) bewußt ferngehalten. 7.1.3 werden jedoch einige Hypothesen zum stilistischen Wert einiger Erscheinungen aufgestellt.

1.1.2 Sprachliche Erscheinungen Diese Arbeit enthält fünf Materialkapitel, in denen Morphologie, Präpositionen, Partikeln, finale bzw. konsekutive Konstruktionen unter-

sucht werden. Die Arbeit unterscheidet sich bewußt von früheren vergleichbaren Untersuchungen darin, daß nicht nur Syntax oder nur ! Der Terminus hellenistisch (wie auch klassisch) ist in diesem Zusammenhang ein rein chronologischer Begriff und bezicht sich auf die Zeitspanne 320-30 v. Chr.

17 Wortwahl untersucht wurde; ich habe danach gestrebt, Erscheinungen

aus unterschiedlichen Sektoren der Sprache zu untersuchen. Unten soll aus verschiedenen praktischen und prinzipiellen Gesichtspunkten

erörtert werden, warum gerade diese Gebiete zur Untersuchung ausgewählt wurden.! Praktische Erwägungen haben die Wahl von Gebieten und ihre Behandlung beeinflußt, wie Untersuchbarkeit und Forschungslage. Das

Material wurde großenteils mit Computerhilfe zusammengestellt; ich habe dabei die CD-ROM-Diskette (#D) des TLG-Projektes (Thesaurus Linguae Graecae) verwendet. Die Gelegenheit, ein so umfassendes Material mit Computerhilfe zu verarbeiten, hat es noch nicht lange gegeben.? Ich habe es versucht, die Computerhilfe soviel wie möglich auszunützen, und für das, was ein Computer besonders gut kann. Gewissermaßen habe ich Gebiete gewählt, die sich mit dem Computer besser untersuchen lassen als mit Lexika, Indices und manueller Exzer-

pierung, wie z. B. Morphologie.3 Ich habe gewissermaßen Erscheinungen vermieden, bei denen es zu erwarten war, daß sie in unterschiedlichen Texten sehr unterschied-

lich oft vorkommen.* Da ich Sprachwandel untersucht habe, habe ich mich ferner in der Hauptsache auf Erscheinungen konzentriert, wo ich wußte, daB es Unterschiede gibt zwischen klassischer und hellenisti-

scher Sprache. Ich habe aber auch einige Variablen eingeschlossen, die auf Unterschiede nur zwischen hellenistischer Sprache und Sprache der

frühen Kaiserzeit deuten. Die vorgelegten Untersuchungen sind in unterschiedlichem Grad erstmalig. Ich habe manchmal Erscheinungen behandelt, die schon in

früheren Studien über die Sprache der frühen Kaiserzeit untersucht 1 Außer den hier angeführten Gründen ist es Zufall, daß dic hier untersuchten Erscheinungen untersucht wurden. Daß die Schlüsse, die hier gezogen werden, auch mit einem anderen Material in allem Wesentlichen erreicht wären, ist zu erhoffen; ich habe auch keinen Grund, daran zu zweifeln.

2 Zum Textkorpus siehe 1.1.3; von den vier Schriftstellern, die aus der frühen Kaiserzeit hauptsáchlich untersucht werden — Dionysios v. Halikarnassos, Nikolaos v. Damaskos, Strabon v. Amaseia und Philon v. Alexandria - fehlt Nikolaos auf dieser CDROM-Diskette; soviel ich sehe, hat früher niemand dieses Material in solchem Umfang untersucht. 3 Besser als mit Lexika und Indices lassen sich Gebiete untersuchen, wo ein großes

Material in anderer Weise als mit Kenntnis der Wortanfänge zusammengestellt werden soll. Wo vorhanden habe ich natürlich Indices, Speziallexika usw. benutzt. Zu den Texten, die ich manuell exzerpiert habe, gehört Nikolaos v. Damaskos.

4 Man könnte sich z. B. denken, daß praesens historicum vorzugsweise in historischen Texten vorkommt, und daB es wenig Sinn hätte, nicht-historische Texte in bezug auf diese Erscheinung zu untersuchen.

18 wurden. In diesen Fällen war meine Absicht, die Daten in einen neuen

Zusammenhang einzuordnen.

Alternativkonstruktionen

In den meisten hier vorgelegten Untersuchungen wird die Verteilung von Alternativkonstruktionen behandelt — das Verhältnis der Konstruktion A zur Konstruktion B (oder zu den Konstruktionen B + C, oder B + C + D).! Sprachwandel, wie er hier untersucht wird, bedeutet also

in der Hauptzahl der Fälle eine mit der Zeit sich wandelnde Verteilung von Varianten, die in allen untersuchten Zeitperioden vorhanden sind. Meine übrigen Untersuchungen behandeln Konstruktionen, die aus verschiedenen Gründen nicht zu Alternativen relatiert werden kön-

nen.? Der Vergleich von Alternativkonstruktionen hat viele Vorteile. Dadurch können die Untersuchungen auf eine Anzahl Faktoren reduziert werden, die die Relation zu jew. zwei Polen beschreiben. Die Häufigkeit von A wird mit der Häufigkeit von B oder B + C usw. verglichen; auch wenn man mehrere Alternativen untersucht hat, kann das Resul-

tat mit diesem Polaritätsprinzip einfach beschrieben werden.3 Wenn man Alternativkonstruktionen untersucht, muß man sich die Frage stellen, was womit verglichen werden kann, und was beim Ver-

gleich als Alternative gelten kann. Die Hypothese könnte formuliert werden, daß es gerade dann einen Sinn hat, aus der statistischen Relation von Konstruktionen Schlüsse zu ziehen, wenn die Konstruktionen

austauschbar sind, und daß sie austauschbar sind, wenn sie synonym sind (dann entsteht aber die Frage, was man unter Synonymie versteht). Ich bin davon ausgegangen, daß ein gewisses Maß an Synonymie

bestehen soll zwischen Konstruktionen, die verglichen werden sollen. Ich habe z. B. verschiedene Ausdrücke für die semantische Relation Fi1 Ähnlich ist eine Reihe früherer Untersuchungen. Fabricius 1962, 24 hat dies als Prinzip in bezug auf Untersuchungen des nachklassischen Griechisch formuliert; vgl. Rydbeck 1967, Rosengvist 1981 und Hult 1990; das Prinzip wird besonders von Rosenqvist 1981 entwickelt, der Funktionsäquivalente untersucht — verschiedene Realisationen semantischer Kategorien wie Finalitát, Kausalitát usw. Ich habe mich von diesen Vorgängern inspirieren lassen. ? Siehe die Untersuchungen vom Dual (2.2.1), von einigen Präpositionsadverbien (3.3.1 und 3.3.2) und Partikeln (4.2 und 4.3); solche Faktoren werden im Appendix 2 zu-

sammengefaßt. 3 Diese Faktoren werden im Appendix 1 zusammengefaßt.

19 nalität miteinander verglichen (Kap. 5), oder verschiedene Präpositionsausdrücke für die Richtung auf eine Person (3.4.4). Ich habe manchmal bei der Untersuchung von Alternativkonstruk-

tionen auch kontextuelle Faktoren diskutiert. Eine Äußerung ist vom Kontext abhängig. Diese Abhängigkeit kann verschiedener Art sein, z. B. expressiver oder sozialer Art, was der Wechsel zwischen Alternativen wie Vater, Vati und Papa illustriert, oder technischer Art, wie der

Einfluß von Hiatus, anderen Aspekten von Wohllaut, Rhythmus usw.? Wie viele Alternativen ich untersucht habe, haben z. T. praktische Gesichtspunkte entschieden, wie z. B. die Durchfürbarkeit der Untersu-

chung.? Bei den syntaktischen Untersuchungen der Finalitát und der Konsekutivität bin ich nicht über den Satz hinausgegangen.* Das Untersuchen von Alternativkonstruktionen führt zur Feststellung, wie oft eine gewisse sprachliche Erscheinung im Vergleich zu einem Bedarf vorkommt. Was uns aber diese Methode nicht bringt, auch wenn alle denkbaren Alternativkonstruktionen untersucht werden kónnen, sind die móglichen Implikationen von der Háufigkeit der Alternativkonstruktionen zusammengenommen.S

! Natürlich könnte uns auch der Vergleich von ganz unabhängigen Erscheinungen etwas sagen. Man kann sich auch denken, daß ein Schriftsteller einen Ausdruck wählt,

der semantisch mehr oder weniger abweicht von dem, was er eigentlich schreiben wollte (etwa einen finalen statt eines kausalen Ausdrucks), z. B. weil er sich eines Ausdrucks erinnert, der ihm als von höherem Status erscheint. Wir können nicht davon aus-

gehen, daß der Inhalt wichtiger ist als die Form. Daß möglichst identische Alternativen untersucht werden

sollen, kann

als ein Axiom

aufgestellt werden,

aber ist kaum

beweisbar. Meine Methodologie ist ausschließlich praktischer Art, und hat mit keiner prinzipiellen Stellungnahme zu dieser Problematik zu tun. Vgl. zu dieser Diskussion unten, 5.2, S. 128 Fußn. 5. ? Von kontextuellen Faktoren werden besonders Hiatus und Tempusgebrauch diskutiert; zum Hiatus siehe besonders 7.1.1. 3 Ein Beispiel ist meine Untersuchung von σύν und μετά (3.4.1). Hier habe ich

nicht andere präpositionale Ausdrücke, Konstruktionen mit ἔχων u. à. herangezogen. Ähnlich ist die Untersuchung von den medialen und passiven Aoristformen von anoκρίνομαι (2.3.4.1). Hier habe ich nicht andere Ausdrücke für antworten untersucht. * Weitere Einzelheiten werden bei den jew. Untersuchungen gegeben. Bei der Untersuchung von finalen Konstruktionen kann man dafür argumentieren, daß es auf einer

semantischen Ebene die Móglichkeit der Variation gibt zwischen finalen Adverbialsätzen und parataktischen Konstruktionen usw. 5 Hult hat aufgrund einer Frequenzanalyse dic stilistischen Implikationen von der Häufigkeit aller (untersuchten) Alternativen einer Konstruktion behandelt (siehe Hult 1990, 20 mit Hinw.). Rosenqvist untersucht Variation innerhalb der Syntax; er verwendet den Terminus funktionale Kategorie und geht davon aus, daß Finalitát, Zukunft usw. grundlegende Kategorien sind, die in irgendeiner Form ausgedrückt werden müssen (siche Rosenqvist 1981, 12).

20 Evidenzprobleme

Antike Texte sind im Lauf der Zeit Änderungen ausgesetzt worden; nur so kann das Vorkommen der Mehrzahl der Textvarianten in Hand-

schriften verstanden werden. Es gibt mehrere, mehr oder weniger unterbaute, Theorien darüber, wie solche Änderungen entstehen. Es ist z. B. vielfach behauptet worden, daß Morphologie besonders dazu

neigt, bei handschriftlicher Überlieferung entstellt zu werden.! Meine Arbeit enthält einen Abschnitt mit morphologischen Untersuchungen.

Um der Unsicherheit der Resultate in diesem Abschnitt abzuhelfen, habe ich es zu einem gewissen Grad versucht, die handschriftlich bezeugte Variation zu beachten. Ferner habe ich inschriftliches Material sowie Papyri verwertet — Material, das keinen nachträglichen Änderun-

gen ausgesetzt worden ist. Ein anderes Gebiet, das erwähnt zu werden verdient, ist der Partikelgebrauch. Wenn ein Text in Exzerpten bewahrt ist, besteht besonders die Gefahr, daß Partikeln mit konnektiver Funktion am Anfang der Exzerpte vom Redaktor nicht kopiert wurden.?

Inwieweit diese Faktoren die Zuverlässigkeit meiner Ergebnisse beeinflußt haben, ist natürlich schwer zu sagen. Es ist jedoch zu bemerken, daß die Ergebnisse der übrigen Teiluntersuchungen dieselben generellen Sprachwandlungstendenzen wie die Morphologie- und Partikelabschnitte abzuspiegeln scheinen. Dies dürfte darauf hindeuten, daß diese

Unsicherheitsfaktoren nicht in wesentlichem Ausmaß die Ergebnisse beeinflußt haben.

1.13 Textkorpus In diesem Abschnitt werde ich die verwendeten Texte aus verschiede-

nen Epochen näher vorstellen. Das Material wird chronologisch in drei Gruppen unter den Überschriften Klassische (und vorklassische) Zeit, Hellenistische Zeit und Kaiserzeit geordnet. Wie 1.1.1 erwähnt, war es ei-

ne allgemeine Voraussetzung, zuerst so viele Texte wie möglich zu beachten, da eine Einteilung in Genres, relevantes bzw. nicht relevantes Material usw. besser nach einem induktiven als einem deduktiven Prin-

zip geschehen soll. Ein Problem, das zuerst erwähnt zu werden verdient, hat damit zu

tun, daß viele antike Texte in der Form von Exzerpten oder Zitaten 1 Diese Ansicht wird z. B. von Fabricius 1962, 23 und Frósén 1974, 220 vertreten. 2 Zu Texten, die in Exzerptform vorliegen, siehe unten, 1.1.3.

21 überliefert sind, und daher mit mehr oder weniger großer Wahrscheinlichkeit späteren redaktionellen Eingriffen ausgesetzt wurden. Einige Texte von Bedeutung für meine Untersuchungen gehören in diese Kategorie, wie Nikolaos v. Damaskos. In einigen Fällen ist ein Verfasser z. T. in Exzerptform, z. T. in einer selbständigen Tradition überliefert;

dazu gehören Dionysios v. Halikarnassos, Polybios und Diodor. Wie ich solche Verfasser behandle, wird unten in diesem Abschnitt diskutiert.

Klassische (und vorklassische) Zeit Von klassischen Texten habe ich hauptsächlich attische Prosaschriftsteller behandelt: Xenophon, Thukydides, Platon und die zehn Redner.

Durchgehend habe ich Herodot in der gleichen Weise behandelt. In den meisten Fällen habe ich auf Vorarbeiten bauen können, aber ich

habe auch eigenes Material zusammengetragen. Beim Verdacht besonderer Anlehnung wurden andere Texte herangezogen, wie Homer oder Pindar, oder das attische Drama. An nicht-literarischem Material habe

ich in einigen Fällen attische Inschriften herangezogen.

Hellenistische Zeit

Mit hellenistischer Zeit wird hier der Zeitraum 320-30 v. Chr. gemeint.! Aus hellenistischer und späterer Zeit werden nur Prosatexte untersucht. Polybios und Diodor werden immer zum Vergleich herangezogen, auch wenn es keine früheren Untersuchungen gab; von ihnen gebe ich ein etwa ebenso vollständiges Bild wie von den Schriftstellern der frühen Kaiserzeit. Fast immer werden auch die LXX und der sog. Aristeas-Brief herangezogen. Polybios, Diodor und die LXX sind auf der CD-ROM-Diskette (TLG) enthalten.

Polybios schreibt etwa um die Mitte des 2. Jh. v. Chr.? Diodor schreibt gegen Ende der hellenistischen Periode; seine Schilderung reicht bis zu Cásars britannischem Feldzug 54 v. Chr.; der letzte Anhaltspunkt ist umstritten; möglicherweise ist das spáteste erwähnte Datum 36 v. Chr.3 Der Aristeas-Brief ist eine literarische Fiktion, und 1 Viele, z. B. Schwyzer 1939, 118, meinen die Zeit von Alexander bis Justinian; den Terminus Koine vermeide ich (vgl. Debrunner 1969, 10 f).

? Siehe Lesky 1971, 865 ff; eine gute Einführung in die sprachliche Erforschung von Polybios gibt de Foucault 1972. Polybios wird nach Buettner-Wobsts Ausgabe zitiert. 3 Lesky 1971, 871 f. Diodor wird nach der Ausgabe von Vogel/Fischer zitiert.

22

wurde nicht von einem Beamten Aristeas in Alexandria um die Mitte des 3. Jh. v. Chr. geschrieben; wahrscheinlich stammt er aus der 2. Hälfte des 2. Jh. v. Chr.! Zur Chronologie der LXX siehe den folgenden Absatz. Hier sollen einige Probleme erörtert werden, die mit diesen Texten zu tun haben. Polybios und Diodor, die umfangreichsten Zeugen hellenistischer Historikerprosa, die bewahrt sind, liegen leider großenteils nur als Exzerpte vor. Von Polybios sind fragmentarisch überliefert die Bücher 6-40 (von 40), von Diodor 6-10 bzw. 21-40 (auch von 40). Wo ich auf Vorgänger baue, bin ich natürlich gewissermaßen von ihrer Arbeitsweise abhängig; wenn ich selber das Material zusammengestellt habe, habe ich immer die fragmentarischen Bücher gesondert behandelt. Diodor hat früher als ein unselbständiger Kompilator gegolten; man hat gemeint, daß seine Sprache von der seiner Vorlagen stark gefärbt ist. Palm 1955 hat dieses Problem aufgegriffen; seine Schlußfolge-

rung ist, daß Diodor dem Stoff ein eigenes sprachliches Gewand gibt.? Als Wesentliches kann immerhin festgestellt werden, daß wir es in der Hauptsache mit literarischer hellenistischer Prosa zu tun haben.? Die LXX schließlich ist eine problematische Sammlung Texte. Einerseits stellen die verschiedenen Bücher keine chronologische Einheit dar; es ist wohl wahrscheinlich, daß die Übertragung der Bibel-Texte ins Griechische im 3. Jh. v. Chr. begonnen hat, und in der Hauptsache inner-

halb der nächsten 100-150 Jahre vollzogen wurde. Besonders sei hier auf das 4. Makkabäerbuch aufmerksam gemacht, das aus der Kaiserzeit stammen dürfte. Ferner unterscheiden sich die Bücher der LXX sehr stark was sprachliche Form, Inhalt usw. betrifft. Einige Bücher sind

auch griechisch geschrieben, und keine Übersetzungsliteratur.6 Mit anderen Texten, z. B. Aristoteles, Theophrast, Philodem und

Historikerfragmenten wird hauptsächlich verglichen, wenn frühere Un1 Lesky 1971, 895; vgl. Meecham 1935, 332 ff (etwa 100 v. Chr.).

2 Siehe z. B. Palm 1955, 194. 3 Zu Diodors Quellen siehe Palm 1955, 63 f; von seinen Quellen gehören Ktesias (dessen persische Geschichte bis 398 v. Chr. reicht) und Ephoros (Schüler des Isokrates) nicht in die hellenistische Zeit. 4 Der Aristeas-Brief enthält die Geschichte von den 72 Gelchrten, die in 72 Tagen auf Veranlassung des Königs Ptolemaios II. Philadelphos (t 246 v. Chr.) die Übersetzung des Pentateuchs unternommen haben sollen; eine ähnliche Ursprungsgeschichte enthält Philon 26,26—44; ein gewisser Wahrheitsgehalt wird vermutet (Lesky 1971, 895 f; Thackeray 1909, 13).

5 Thackeray 1909, 13 ff teilt die verschiedenen Schriften nach sprachlicher Form in Gruppen cin. Ich habc in meinen Untersuchungen darauf aufmerksam gemacht, wenn die Makkabäerbücher von den übrigen der LXX abweichen. 6 Dazu gehört ganz sicher 4 Ma. (siehe Lesky 1971, 895 f; Thackeray 1909, 13).

23 tersuchungen verwertet werden konnten.! Von nicht-literarischem Material werden ptolemäische Papyri herangezogen, insofern frühere Forschung verwertet werden konnte. In zwei Kapiteln, Präpositionen und Partikeln, habe ich auf einigen Teilgebieten ein wesentlich vollständigeres Bild der hellenistischen Sprache vorgelegt. Es ist in diesem Zusammenhang nicht zu verneinen, daß unsere Kenntnis nistischen Sprache auf einer ziemlich schmalen Basis steht; gegeben, das nicht bewahrt ist; die hellenistische Literatur ist merfeld. Es scheint deshalb schwierig, sich von ernsthaften

der hellees hat viel ein TrümVorbehal-

ten in bezug auf die Repräsentativität des bewahrten hellenistischen . Materiales freizumachen.? Ich glaube aber, daß gerade meine Untersuchungen gewisse Aufschlüsse geben können in bezug auf diese Repräsentativität. Wenn meine Untersuchungen prinzipiell in bezug auf die frühe Kaiserzeit zeigen können, daß eine Tendenz oder Erscheinung dazu neigt, entweder bei vielen vorzukommen oder gar nicht, und wenn wir voraussetzen können, daß dieses Prinzip auch für andere Zeiten gültig ist, können wir dafür argumentieren, daß die untersuchten Tendenzen

in der frühen Kaiserzeit wirklich neu sein dürften, weil sie

bei Polybios oder Diodor mit großer Wahrscheinlichkeit aufgetaucht wären, wenn sie in der hellenistischen Zeit geläufig waren.4

Kaiserzeit

Es gibt eine Reihe von literarischen Texten, die mehr oder weniger sicher in die frühe Kaiserzeit gehören: sicher datierte Texte von unterschiedlichem Umfang, sowie Texte, die mehr tentativ der frühen Kai-

serzeit zugeschrieben werden kónnen. Es ist mir als sinnvoll erschienen, in den Materialabschnitten nur die Texte aus der frühen Kaiserzeit zu zitieren, die chronologisch gut gesichert und einigermaßen umfassend sind. Viele kurze Texte sind auch darin problematisch, daß sie in besonderem Maße schlecht tradiert sind. Die kurzen, aber sicher auf die frühe Kaiserzeit datierbaren Texte sind interessant, wenn sie die Ver! Aristoteles wird als hellenistisch kategorisiert, sein Altersgenosse Demosthenes als klassisch, dies weil die Sprache des Aristoteles viele hellenistische Züge zeigt (vgl. z. B. Hult 1990, 13). 2 Mit Hilfe der CD-ROM-Diskette (TLG) bzw. Blomqvist 1969. 3 Es verdient ferner hervorgehoben zu werden, daß auch eine Bezeichnung wie ,unklassisch'* ein argumentum

ὁ silentio voraussetzt: sie kann nur bedeuten, daB die

Erscheinung nicht in den uns bekannten Zcugen klassischer Sprache vorkommt. 4 Daß ein solches Prinzip für die frühe Kaiserzeit gültig zu sein scheint, ist eines der Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung (siehe unten, besonders 7.1).

24 breitung derjenigen sprachlichen Tendenzen in dieser Zeit beleuchten

können, die in den Texten größeren Umfangs begegnen. In diese Gruppe gehören etliche Historiker, die in Exzerptform bewahrt sind (Konon, Sokrates v. Rhodos u. a.); hierzu siehe unten, 7.1.2. Ferner kann die Datierung unsicher datierter Texte durch sinnvolle sprachliche Untersuchungen beleuchtet werden, vgl. unten, 7.2. In meinen Materialab-

schnitten werden immer und ausschließlich zitiert: Dionysios v. Halikarnassos Nikolaos v. Damaskos Strabon Philon v. Alexandria

Ihre Datierung ist relativ unproblematisch. Dionysios, Nikolaos und Strabon sind mehr oder weniger gleichaltrig; Philon dürfte jünger sein. Sie waren, mindestens z. T., alle in einer der zwei großen römischen Städte Rom und Alexandria tätig; sie gehörten auch sozial und intellektuell ähnlichen Kreisen an: sie waren griechische Intellektuelle in einer Oberschicht der römischen Stadtwelt.! Strabon erwähnt sowohl

Dionysios als Nikolaos.? Weitere Beziehungen, literarischer und persönlicher Art, sind vorauszusetzen.? Zunächst folgen einige Bemerkungen zu den einzelnen Schriftstellern.

1 Eine gute Darstellung des intellektuellen Milieus in Rom, in dem z. B. Dionysios und Strabon tätig waren, ist Bowersock 1965, besonders 122 ff; vgl. Bowersock 1979 und Palm 1959, 10 ff; Gabba 1991 enthält neuere Literatur. Zu Nikolaos und Philon siehe unten. Vgl. 7.1.2. 2 Strabon 14,2,16,15 f wird Dionysios erwähnt in einer Liste von bekannten Leuten

aus Halikarnassos (καθ᾽ ἡμᾶς Διονύσιος ὁ ovyypapets.); Strabon 15,1,72,8 ff wird Nikolaos erwáhnt und sein Geschichtswerk verwendet (vgl. FGrH 2 A 382 f). 3 Strabon scheint, auch abgeschen von direkten Zitaten, von Dionysios und Nikolaos abhängig zu sein; zu Strabons Quellen siehe Aujac 1969a, xxxiv ff (xxxvii ff); Strabon

scheint nicht von den Zeitgenossen verwendet zu werden (Aujac 1969a, vii; allgem. zu Strabons Nachleben in der Antike Lasserre 1969, xlix); vgl. Gabba 1991, 213 ff über die Verwendung der Antiquitates Romanae des Dionysios von Zeitgenossen und in den fol-

genden Jh. Die von mir untersuchten Schriftsteller der frühen Kaiserzeit verwenden auch dieselben anderen Zeitgenossen als Quellen, wie die Selbstbiographie des Augustus (vgl. Lasserre 1982, 875; 880 ff) und Timagenes v. Alexandria (zu Strabons

Abhängigkeit von ihm vgl. Sordi 1982, 796; auch Nikolaos scheint Timagenes verwendet zu haben: Lasserre 1982, 873 Fußn. 14); vgl. auch Lasserre 1982, 888 Fußn. 42 über eine

Dionysios und Strabon gemeinsame unbekannte Quelle.

25 Dionysios

Dionysios gibt selbst gewisse Informationen über sein Leben und Wirken: er, Dionysios, Sohn des Alexandros, entstammte einer Familie

aus Halikarnassos; er kam in der Mitte der 187. Olympiade (30/29 v. Chr.) nach Rom, als Octavianus dem Bürgerkrieg ein Ende setzte; er ist mindestens 22 Jahre dort geblieben; er arbeitete während jener Zeit an einer römischen Geschichte.! Er scheint während seines Aufenthaltes in Rom eine Lehrtätigkeit auf dem Gebiet der Rhetorik und der griechischen Literatur entwickelt zu haben.? Seine Geburt wird normalerweise um 60-55 v. Chr. vermutet; wir wissen nicht, wo er ausgebildet

wurde. Die bewahrte Produktion des Dionysios besteht aus der römischen Geschichte, ᾿Ρωμαϊκὴ ' ApxatoAoyía (Antiquitates Romanae, hier AR abgekürzt), in 20 Büchern, sowie aus kleinen Schriften zur Li-

teraturkritik und -theorie (Scripta/Opuscula Rhetorica, hier SR).3 Die Überlieferung der AR muß kommentiert werden. Die Bücher 1-11 sind ! Die Textstellen mit explizitem biographischen Inhalt sind Antiquitates Romanae (AR)

1,8,4,3 f; 1,7,2,1 ff; gute Einführungen zu Dionysios, mit weiterführenden Biblio-

graphien, sind Gabba 1991 (besonders AR) und Goudriaan 1989 (besonders die rhetorischen Schriften, SR); siehe auch Gabba 1982 (AR), Hurst 1982 (SR) und Usher 1982 (AR). Eine systematische moderne Bibliographie fehlt. Dionysios ist relativ oft Gegenstand von Untersuchungen gewesen; er dürfte einer der meist untersuchten Schriftsteller des nachklassischen Griechisch überhaupt sein, was nicht zuletzt damit zu tun hat, daB der Klassizismus in seinem rhetorischen Schrifttum eine griechische Stim-

me erhált; er hat eine mindestens scheinbare Stellung als griechischer Chefideologe des Klassizismus, und man hat wissen wollen, wie ein solcher schreibt. Schmid hat zwar Dionysios nicht untersucht, aber die Tatsache, daß Dionysios im Titel seines Werkes

figuriert, hat wohl dazu beigetragen, dessen Ruf zu befestigen. 2 Vgl. außer den obengenannten Darstellungen Rhys Roberts 1900 und Goold 1961. 3 Die

AR

werden

nach

der Ausgabe

von Jacoby

zitiert, die SR

nach

Use-

ner/Radermacher. Die bewahrten rhetorischen Schriften sind die folgenden (in den Parenthesen die von mir verwendeten Abkürzungen, die aus LSJ geholt sind): De antiquis oratoribus (Orat. Vett.), De Lysia (Lys.), De Isocrate (Isoc.), De Isaeo (Is.), De Demosthenis dictione (Dem.), Libri secundi de antiquis oratoribus reliquiae, Ad Ammaeum (Amm. 1), De Dinarcho (Din.), De Thucydide (Th.), De Thucydidis idiomatibus (Amm. 2), De compositione verborum (Comp.), De imitatione, Epistula ad Pompeium Geminum, De veterum censura (= Fragment 6 der De Imitatione); auBerdem gibt es eine Epitome, die nicht untersucht wird, der De compositione verborum, und eine unechte Ars Rhetorica (wozu Radermacher, RE V 969). Es gibt einige Frag-

mente, hier nicht untersucht, einer Schrift TTepi χρόνων (siehe FGrH Nr. 251, Bd. 2B 1146 ff). D. Marin hat ferner in einer langen Reihe von Arbeiten die These verfochten, daß [Longinus] De sublimitate von Dionysios geschrieben wurde (zuletzt ‚Lingua e Stile del Saggio sul Sublime.‘ Annali della Facoltà di Magistero dell'Università di Bari XI-XII. 1972-3); ich, wie die meisten, gehe davon aus, daß diese Attribution nicht richtig ist (Literatur bei Gabba 1991, 42 f).

26

in mehreren Hss. bewahrt, wovon 1-10 in ihrer Gänze. Die Überlieferung des Il. Buches ist problematisch, da der Archetvpus sehr geschädigt gewesen sein muß: es fehlen mehrere Blätter am Ende des Buches und es gibt umfassende lacunae. Die Bücher 12-20 sind nur in Exzerptform bewahrt worden: in den Exzerpten des Konstantinos Porphvrogennetos, sowie in einer Mailänder Handschrift! Ich habe meine Untersuchungen auf die Bücher

1-10 basiert: die Bücher

11-20 werden in

Fußnoten zitiert. Ferner habe ich Dionvsios durchgehend wie zwei Schriftsteller betrachtet, Dionvsios AR bzw. SR. Die SR enthalten sehr

umfassende Zitate, die ich ausgeschieden habe. Die AR enthalten wohl auch wörtliche Zitate älterer Quellen, aber, wie es scheint, in keinem

signifikanten Ausmaß.”

Nikolaos

Nikolaos wurde wahrscheinlich um 64 v. Chr. geboren. als Sohn des

Antipatros, eines bedeutenden Bürgers in Damaskos.? Sein Todesdatum ist unbekannt, fällt aber auf jeden Fall nicht früher als 4 v. Chr. Er trat in den Dienst des Herodes (des Gr.), des Herrschers im römi-

schen späten dürfte sein.? chung

Satellitenstaat Judäa. Er besuchte mehrmals Rom. Nach einer Quelle unterrichtete er die Kinder von Antonius und Kleopatra, also in jenem Fall in Alexandria einige Zeit tätig gewesen Von seiner literarischen Produktion kommen tür diese Untersudie Fragmente aus den folgenden Werken in Frage: “Iotopiat

(H). ᾿Εθῶν συναγωγή (M). Augustus-Biographie (C). Se^ srhiogruphie

(V). Die Fragmente finden sich besonders in den konstantinischen ? Aus z. B. Fabius Pictor (siche Gabba 1982 S11). I Gewisse Information üher sein Lebea und Wirken gibt seine Sciestbiegraphie, FGrH 2 A 420 th siehe Der kleine Pauly 4, 109 ff tur bier ohae Quelle aagefuhrte Daten und eine kurze, weiterfuhrende Bibliographie (Artikel bearbeitet von Spoerri; der RE-Artikzl von Laqueur. RE XVII 3o2 ft ist uberholi: sıche auch Scardigli "Delhianco 1993 mit weiterer Literatur, besonders zur Augustus-Biowrapaie. * In jenem Jahr erschien er in Rom, um dic Throapratzndenz des Archelaos (des Sohnes des Herodes) zu unterstützen. Bellemore 1984, wi vermutet als errunus ad quem für seinen Tod 6 n. Chr.; andere haben die Abfassungszeit der Auzustus-Biographie nach dem Tod des Augustus angesetzt (zuleuzt Toher

19s54 und bi.

5 Die Quelle ist Sophronios v. Damaskos, 6.-7. Jh. (siehe FGrH 2 A 325). ^ Diese Fragmente finden sich FGrH Nr. 51 (Bd. 2 A 328 1. Außerdem wird heutzutage Nikolaos zugeschrieben die pseudo-aristotelische Schrift Πεοὶ dur. die in einer byzantinischen Ruckubersetzung ins Griechische eustiert. Es gibt auch philoso phische

Fragmente

hei Porphsrios

und

Simplikios,

sowie

ziemlich

umfassende

Niederschläge in der arabischen und syrischen Literatur. Er soll such Tragodien und Komidien geschrieben haben, von denen nichts erhalten ist. Ex besteht ubrizens ein Problem in hezug auf die Abgrenzung von H und C: in u.a. FGrH werden aile Frag-

27 Exzerpten; übrige Quellen sind u. a. Athenaios, Josephos, Photios, Ste-

phanos v. Byzanz, Stobaios und Suda. Bei der Handhabung dieser Fragmente habe ich darauf geachtet, nur den authentischen Wortlaut zu behandeln; ich habe fast durchgehend die Stellen angegeben, die meiner Statistik zugrunde liegen. Ferner habe ich immer die verschiedenen

Werke auseinandergehalten, um sprachliche Unterschiede aufzuspüren.! Die authentischen Fragmente betragen etwa 100 Seiten (Teubner). Nikolaos baut auch auf Quellen, z. B. Herodot, Ktesias und Poseidonios; es scheint jedoch keinen Grund zur Annahme zu geben, daß er

nicht im Großen für die sprachliche Form verantwortlich ist.

Strabon

Strabon entstammte einer wohlbekannten Familie in Amaseia in Pontos.? Als Geburtsjahr ist 64/63 v. Chr. ziemlich akzeptiert; das letzte datierbare Ereignis, das er in seiner Geographie erwähnt - terminus post quem für seinen Tod - ist der Tod Jubas II. (vielleicht t 23 n. Chr.).4 Strabon hält sich u. a. in Rom auf, wo er z. T. seine Ausbildung erhält, besucht aber auch Alexandria. Seine Produktion hat ein

verlorenes Geschichtswerk (‘Iotopika ' Ynouvrjata) umfaßt, das mit

der Ausnahme von wenigen Fragmenten verloren gegangen ist, sowie die bewahrte Geographie (Tewypadıra ᾿Ὑπομνήματαλ) in 17 Büchern.? Meine Untersuchungen basieren nur auf der Geographie. Das mente, die sich mit Cäsar bzw. Augustus (Octavianus) befassen, als Teile der Augustus-

Biographie behandelt; es ist aber möglich, daB die Augustus-Biographie nur seine ἀγωγή behandelte, und daß die späteren Fragmente der Weltgeschichte (H) angehören (wozu Bellemore

1984, xi; xviii ff).

! Systematische Forschung dazu wird natürlich dadurch erschwert, dali die Fragmente der verschiedenen Werke einzeln genommen

kurz sind, besonders von M und V.

Die in dieser Arbeit beobachteten Tendenzen sind auf alle Werke verbreitet; es gibt keinen Grund zur Annahme, daß die Einschätzung des Nikolaos wesentlich anders aus-

gefallen wäre, wenn wir nur Fragmente etwa der Augustus-Biographie gehabt hätten. 2 Vgl. die vorige Fußn. und z. B. Jacob 1911, 52 ff (über Ktesias bei Nikolaos). 3 Eine gute Einführung in seine Biographie sowie cine weiterführende Bibliographie bietet Aujac 1969a und b; vgl. Bowersock 1965, 122 ff über sein literarisches Milieu;

Biraschi/Maribelli/Massaro/Pagnotta 1981 ist eine systematische Bibliographie für die Jahre 1469-1978. 4 Zu einer Diskussion seiner Lebensdaten siche Aujac 1969a, viii ff. 5 Die Geographie wird zitiert nach Meincke, da diese Ausgabe, leider, für die CDROM-Diskette (TLG) verwendet wurde; cs fehlt an modernen Ausgaben; Aly und Sbordone haben Forschungen zur Tradition unternommen, Ausgaben angefangen, aber nicht zu Ende geführt; die Budé-Ausgabe von Aujac, Lasserre u. a., bis jetzt die Bücher

1-12, wird die nächste Standardausgabe. Die Fragmente des Geschichtswerkes sind gesammelt in FGrH (Nr. 91, Bd. 2 A 430 ff).

28 7. Buch ist unvollständig; die späteren Teile des Buches sind fragmentarisch erhalten; diese Fragmente habe ich nicht untersucht.! Strabons Geographie baut auf eine Fülle von Quellen; es scheint keinen Grund zur Annahme zu geben, daß die sprachliche Form nicht Strabons ist.

Philon

Philon wurde als Mitglied einer einflußreichen jüdischen Familie in Alexandria geboren. Als terminus post quem für seinen Tod kommt eine Gesandschaft an den Kaiser Caligula (37-41 n. Chr.) in Frage, an der Philon teilnahm; damals scheint Philon von sich selbst als einem alten Mann zu sprechen; alle exakteren Angaben seiner Lebensdaten, die in der Literatur vorkommen, scheinen reine Spekulation zu sein.3 Philon ist immerhin mit großer Sicherheit jünger, schätzungsweise um 15-50 Jahre, als die anderen hier untersuchten frühkaiserzeitlichen Schriftsteller. Von Philon sind etwas mehr als 30 Schriften erhalten, die

sich hauptsáchlich mit jüdischer Theologie und jüdischem Leben befassen.4 Eine Problematik, die hier erwähnt zu werden verdient, ist die 1 Bei Meineke finden sich übrigens nicht alle bekannten Fragmente; vollstándigere Sammlungen der Fragmente bieten neuere Ausgaben, wie die Loeb- (Jones) und BudéAusgaben (Baladié).

? Für eine gute Einführung mit kurzer Bibliographie siehe Sandmel 1979; vgl. Lesky 1971, 898 ff mit weiterführender Bibliographie (901 f), sowie RE XX 1 ff (Leisegang); die Ausführungen unten bauen auf diese Arbeiten und auf eigene Beobachtungen. 3 Der kleine Pauly 4, 772 (Artikel bearb. von Schaller) gibt als Geburtsdatum 15-10 v. Chr. an, Sandmel 1979 25-20 v. Chr., RE (Leisegang) etwa 20 v. Chr.; Sandmel gibt als Todesdatum etwa 50 n. Chr. an, Leisegang etwa 45 n. Chr. Die Stellen, die eventuell Aufschluß über Philons Alter geben, sind beide in der Schrift Legatio ad Gaium: 1,1 f "Axpt τίνος ἡμεῖς oi γέροντες Ett παῖδές ἐσμεν, tà μὲν σώματα χρόνου μήκει

πολιοὶ κτλ. (eine Paraphrase von Pl. Ti. 22b) bzw. 182,1 ff ἐγὼ δὲ φρονεῖν τι δοκῶν περιττότερον καὶ δι᾽ ἡλικίαν καὶ τὴν ἄλλην παιδείαν εὐλαβέστερος ἤμην ἐφ᾽ οἷς

ἔχαφον οἱ ἄλλοι. (Philon im Vergleich zu den anderen Gesandten). 4 Wie hoch die Anzahl seiner Schriften angesetzt wird, hat damit zu tun, welche Schriften als selbständige Werke verstanden werden. Philon wird nach Cohn/Wendland/Reiter zitiert. Untersucht werden die Schriften mit den Nummern 1-38 bei Mayer 1974 (dessen Numerierung ich folge), 001-031 bei Berkowitz/Squitier 1990, d. h. die

Schriften auf der CD-ROM-Diskette #C (TLG); eine Konkordanz Mayer : Berkowitz/Squitier findet sich unten, 1.3. Zur thematischen Einteilung von Philons Schriften siehe Sandmel 1979, 29 ff; einige Schriften befassen sich mit allgemeinen metaphysischen, ethischen und psychologischen Fragestellungen (nicht mit Theologie), und ohne daß ein jüdischer Standpunkt klar ist; die Echtheit dieser Schriften ist bezweifelt worden. Außer den griechisch bewahrten Schriften gibt es Übersetzungen (sowie Rückübersetzungen ins Griechische), u. a. ins Armenische, sowie Exzerpte in altchristlicher und byzantinischer Literatur.

29

der abgesehenen Leserschaft seiner Schriften. Er scheint für Leute mit teils mehr, teils weniger eingehenden Kenntnissen der jüdischen Glaubenslehre zu schreiben.! Philons Muttersprache dürfte Griechisch gewesen sein, sein sprachliches Milieu griechisch; er verrät auf jeden Fall keine näheren Kenntnisse einer anderen Sprache, und scheint nichts in

einer anderen Sprache geschrieben zu haben. Philons Schriften sind reichlich mit biblischen Zitaten versehen; ferner wird nicht selten die

Bibel paraphrasiert. Ich habe in der Untersuchung versucht, die Relevanz solcher Textstellen zu verwerten.

1.2 Komparative Studien zur Sprache der frühen Kaiserzeit Hier sollen Studien und Urteile über Schriftsteller der frühen Kaiserzeit angeführt werden, in denen zwei oder mehrere Texte miteinander

verglichen werden. Ich werde auch einige auf einzelne Verfasser ausgerichtete Studien und Urteile erwähnen, die sozusagen komparative Ansprüche erheben, d. h. Behauptungen enthalten, wie „der Schriftsteller

x führt die Konstruktion y ein" — Behauptungen, die eigentlich synchronische Studien voraussetzen.? Oft dürfte die Behauptung „der Schriftsteller x ist Klassizist, denn er verwendet die Konstruktion y'* auch

komparative Ansprüche verraten: d. h. wenn individuelle Auseinandersetzung mit der klassischen Sprache vorausgesetzt wird. Ähnlich sind ferner Studien, die die Anlehnung an ein Vorbild untersuchen, z. B. Eks Untersuchung von Herodotismen bei Dionysios v. Halikarnassos.? Ohne hier in Frage zu stellen, daß Dionysios von Herodot abhängig ist, 1 Als Beispiel sei erwähnt die doppelte, z. T. wiederholende Behandlung von

Abraham in De migratione Abrahami (Schrift Nr. 16 nach Mayer 1974) und De Abrahamo (23); vgl. Sandmel 1979, 29 f. Soviel ich habe sehen kónnen, gibt es keine sprachlichen Unterschiede zwischen einer potentiell „esoterischen“ bzw. „exoterischen“ Gruppe philonischer Schriften; Forschung zu diesem Thema scheint es nicht zu geben. 2 Einführungen und allgemeine Gesichtspunkte in bezug auf Attizismus/Klassizismus bei v. Wilamowitz-Möllendorf 1900, Wifstrand 1952, Meillet 1975; vgl. Gelzer

1979, Bowersock

1979 und Lasserre 1979. Einzelstudien zu den Schriftstellern der

frühen Kaiserzeit werden in den Materialkapiteln angeführt, und nur dann, wenn sie für

die dort präsentierten Untersuchungen Relevanz haben. Für Bibliographisches zu den einzelnen Schriftstellern siehe auch oben, 1.1.3. 3 Ek 1942. Ähnlich sind Flierle 1890 (Imitation von Demosthenes, Thukydides und Xenophon in den Reden der AR) und Maetzke 1906 (Imitation von Isokrates in den AR); vgl. Usher 1982, 819 ff.

30 würde man gerne wissen, inwiefern die Tendenz, aus Herodot zu schöpfen, für diese Zeit typisch ist, und ob dabei Dionysios in ähnlicher Wei-

se wie andere Herodotnachahmer seiner Zeit verfährt. Von den Studien, die ein synchronisches Material aus der frühen Kaiserzeit behandeln, sei hier Lasserre

1979 hervorgehoben, der eine

Bilanz der Forschung zieht.! Lasserre betrachtet Dionysios AR, Nikolaos und Philon (u. a.) als Klassizisten in der Praxis, dagegen, wie es scheint, nicht Dionysios SR, Strabon und Dioskurides.2 Was ich an Lasserre und seinen Quellen auszusetzen habe, ist u. a., daß so wenige Variablen untersucht wurden, und daß Vergleiche nur sporadisch, häufig von nur zwei Texten, unternommen wurden. Was immer noch not-

wendig ist, ist daher eine größere Anzahl systematischer Vergleiche mehrerer Texte aus dieser Zeit. Es müßte festgestellt werden, inwiefern

ein Schriftsteller in einer gegebenen Situation etwas normales tut, oder nicht — ganz gleich, ob er anerkannter Klassizist ist oder nicht. Von Studien, die Beobachtungen mit komparativen Ansprüchen enthalten, werde ich hier ein Beispiel anführen, um zu zeigen, wie eine Untersuchung nur einen Teil der Wirklichkeit zeigt. Usher 1982 disku-

tiert den Stil (ohne diesen Begriff näher zu definieren) in Dionysios AR und bespricht Entwicklungstendenzen im Vergleich zur hellenistischen Prosa. Er erwähnt dabei die Zunahme

der Partikel δή sowie die Vor-

liebe für ob unv...ye in den AR (Usher 1982, 830). Mit keinem Wort wird auf die Zeitgenossen des Dionysios eingegangen. Ich habe aber gezeigt, daß beide Tendenzen für die Sprache der Zeit typisch sind; sie können daher nicht als Besonderheiten des Dionysios, nicht einmal als Charakteristiken der Historikerprosa betrachtet werden.? ! Siehe Lasserre 1979, besonders 144 ff (147 f). Komparative Studien sind Birke 1897 (DH, Strabon), Blomqvist 1974 (AR, Philon, und móglicherweise gleichzeitige Texte aus dem Corpus Aristotelicum), Eriksson 1943 (AR, ND), Fabricius 1965

(vergleicht ausdrücklich AR, SR; baut auf Mommsens [1895] Materialsammlung), Knuenz 1913 (AR, Philon), Lindhamer 1908 (AR, SR, Philon), Mommsen 1895 (AR, SR, Nikolaos, Strabon, Philon), Schmidt 1893 (AR, SR, Nikolaos, Strabon, Philon) und Schroefel 1909 (AR, SR); Vergleiche in Einzelheiten, meistens aus anderen geholt, enthalten auch andere, z. B. Crónert 1903, Anlauf 1960 und Breitenstein 1976.

? Lasserre 1979, 135 f unterscheidet zwischen Klassizismus als Doktrine und Klassizismus in der Praxis; was Doktrine betrifft, werden u. a. Dionysios, Nikolaos, Strabon und Philon als Klassizisten bezeichnet. Lasserre gründet zu einem großen Ausmaß seine Urteile auf das Vorkommen wörtlicher Reminiszensen und der Imitation klassischer Autoren — also nicht nur auf den eigentlichen Sprachgebrauch. 3 Siehe unten, 4.3.1 bzw. 4.5. Ähnliche Fälle, die sich vervielfältigen ließen: nach Blomqvist 1969, 43 wird xaitoı...ye von Dionysios (AR) „revived‘‘; dies kommt aber

auch bei Dionysios SR, Strabon und Philon vor (siehe 4.5); Fabricius 1965 macht auf die Häufigkeit von σύν in den AR aufmerksam, aber nicht auf die allgemeine Zunahme

in der frühen Kaiserzeit (siehe 3.4.1); Helbing 1904, 119 betrachtet nepi mit Dat. als eine von Dionysios AR wiedereingeführte attische Spezialität, obwohl dies auch bei Nikolaos, Strabon und Philon vorkommt (siehe 3.2); vgl. weiter z. B. Auerbach 1924,

31 13 Disposition Die Abhandlung enthält 5 Materialkapitel (2-6), die jeweils Morphologie, Präpositionen, Partikeln, finale und konsekutive Konstruktionen

behandeln.

Jedes Materialkapitel enthält eine Einleitung, in der Probleme diskutiert und die Spezialliteratur zum Gebiet angeführt werden. Das Ma-

terial wird chronologisch aufgestellt; unter der Überschrift Klassische Zeit wird durchgehend klassische attische Prosa und Herodot herangezogen; manchmal werden andere Texte herangezogen - auch solche, die vorklassisch sind. Unter der Überschrift Hellenistische Zeit werden durchgehend Polybios und Diodor herangezogen, fast immer auch anderes Material, besonders wenn Spezialuntersuchungen vorliegen. Unter der Überschrift Frühe Kaiserzeit werden Dionysios v. Halikarnassos (sowohl die Antiquitates Romanae als die Scripta Rhetorica), Nikolaos v. Damaskos, Strabon v. Amaseia und Philon v. Alexandria herangezo-

gen; andere Texte aus derselben Periode werden in 7.1.2 herangezogen (vgl. 7.2). Darauf folgt eine Auswertung, in der vorgelegt werden soll, bei welchen Variablen wir bei welchen Schriftstellern Abweichungen von dem hellenistischen Sprachgebrauch feststellen können. Das Ergebnis dieser Auswertungen wird in den Appendices zusammengestellt. Auf das Material folgt ein Kapitel mit zusammenfassenden Ge-

sichtspunkten sowie Ausblicken (7). Wo das Material von mir zusammengetragen wurde, habe ich nicht

näher angegeben, wie dies getan wurde - ob mit Computerhilfe, mit Hilfe von Indices, Speziallexika oder ob es von mir exzerpiert wurde.!

Ich verwende soweit möglich die Abkürzungen in LSJ.? Was Paragraph, Zeile usw. betrifft, verwende ich die Zitierweise der CD-ROM-

Diel 1894, Ek 1942, Flierle 1890, Helbing 1904, Jacob 1911, Krebs 1884-1885; 1887-1890, Maetzke 1906, Reik 1907, Roesler 1906, Roth 1898, Stef 1970; 1974, Usher

1960; 1982, die alle in verschiedener Weise, mit expliziten Äußerungen oder nicht, dieselbe Problematik veranschaulichen. Unbefriedigend sind auch viele der komparativen Studien, da die Vergleiche allzu begrenzt sind.

! Die herangezogenen Indices und Speziallexika finden sich im Literaturverzeichnis. ? Für die Schriften des Nikolaos verwende ich die folgenden Abkürzungen: H (Ἰστορίαι), M ('E0Gv συναγωγή), C (Augustus-Biographie), V (Selbstbiographic).

Philons Schriften werden zitiert nach der Numerierung bei Mayer 1974. Hier folgt eine Konkordanz Mayer : Berkowitz/Squitier 1990: 1 = 001, 2-4 = 002, 5-20 = 003-018,

21-22 = 019, 23-24 = 020-021, 25-26 = 022, 27 = 023, 28-31 = 024, 32-38 = 025-031.

Sear?

τα, To

ha nalı

I.

7m

niet

ATS

Locas

ale

eee De

Tu. 47

ANA.

rm

nop

τς τὰς

ar STO

πξ

τεσ eee

Tour. art.

w€20 nvTL

Demos

ba

mee

TIT

c

um

um

Tem

Trea

ner,

atu.

Sew

WIL

o Gc

ΞΟ a

ee

LM

Lwuanro-Loo-

m

Dune

Tate

2

Leine

700-7

uL

be

nue

And

“m

man

l o£

Lolo

CO

cere

Leie ami

Sie Imuer

weowemocid isl

om Lic

2 Morphologie

2.1 Einleitung

In diesem Kapitel werde ich verschiedene Untersuchungen zur Morphologie vorlegen. In 2.2.1 wird die Verteilung von Dualendungen behandelt; separat, 2.2.2, wird behandelt die morphologische Variation beim Zahlwort zwei in seinen syntaktisch verschiedenen Funktionen. In 2.3 wird Variation innerhalb der Konjugation untersucht: Tendenzen zur Thematisierung und andere Prozesse der Analogie. Meine Untersuchungen enthalten gewisse, aber nicht systematische Beachtung textkritischer Faktoren. Ich habe oben, 1.1.2 S. 20, darauf

aufmerksam gemacht, daß die morphologischen Untersuchungen im

großen und ganzen dieselben Tendenzen wie die übrigen Untersuchungen zeigen. Ferner kann beobachtet werden, daß inschriftliches Mate-

rial und Papyri manchmal parallele Tendenzen zur handschriftlichen Überlieferung gleichzeitiger Texte zeigen, worauf auch unten, 7.1.2, eingegangen wird. Von früherer Forschung ist besonders Schmidt 1893 zu erwähnen,

der den Dualgebrauch diachronisch untersucht hat und auch die frühe Kaiserzeit behandelt. Zu den übrigen hier vorgelegten Untersuchungen gibt es nur sporadisches Material, wie Einzeluntersuchungen und die Bemerkungen ad hoc, die es in Einleitungen zu textkritischen Editio-

nen manchmal gibt.!

2.2 Deklination 22.1

Dual

Die Tabelle 2.1 zeigt die Dualendungen der Deklination in der atti-

schen Prosa:? ! Zum Beispiel in Jacobys Ausgabe von Dionysios AR, oder in der Diodor-Ausgabe

von Vogel/Fischer. ? KB 1 $ 100.10; weitere Information passim; Paradigmen zur Substantivdeklination

KB 1 § 105 (bes. S. 381; 385); § 112 (bes. S. 399); $ 120 (bes. S. 420); vgl. Schwyzer 1939, 557 Zusatz 2. Dual wird behandelt von u. a. Keck 1882 (attische Redner und Inschrif-

ten) und Schmidt 1893 (nachklassische Zeit). Schmidt 1893, 1 f hat ältere Literatur.

34

Tabelle 2.1 Dualendungen der Deklination in der attischen Prosa

1. Dekl. Nom.-Akk.-Vok. 2. Dekl. Nom.-Akk.-Vok. 3. Dekl. Nom.-Akk.-Vok.

-a -w -ε

Gen.-Dat. Gen.-Dat. Gen.-Dat.

-aw -ow -ow

In der attischen Prosa kónnen alle deklinablen Wortarten den Dual ha-

ben. Es gibt innerhalb des Attischen groBe Variationen in bezug auf den Gebrauch vom Dual. Der Dual kann mehr oder weniger obligatorisch zum Ausdruck der Zweizahl verwendet werden; manchmal gibt es die Tendenz, den Dual nur bei natürlichen Paaren, wie xeipe, zu ver-

wenden; der Artikel tw/Ttoiv verbreitet sich bei femininen Substantiven auf Kosten von té/taiv; Adjektive mit einem femininen Substantiv nei-

gen dazu, mánnliche Form zu haben usw. Allgemein ist wáhrend der Jahrhunderte des klassischen Attisch ein Rückgang des Duals feststellbar. Einige Formen kommen sehr oft vor. Nur -ow kommt bei Platon etwa 350mal und bei Xenophon 55mal vor (δυοῖν ausgenommen). Bei Herodot ist der Dual schlecht bezeugt; 1,11,8 druckt Legrand

Νῦν tot δυῶν ὁδῶν napeovoéwv κτλ. In einigen Hss. (SV) begegnet aber τοῖν statt tot (τοῖν δυοῖν, ohne eine Form von ὁδός); die Hss. mit

tot haben darauf δυοῖν ὁδοῖν oder δυῶν óbGv.! Der Dual ist im 5.4. Jh. v. Chr. eine attische Spezialität, die nur spärlich in anderen Dialekten vorkommt (Schmidt 1893, 3).

Hellenistische Zeit

In der hellenistischen Zeit fehlen die Dualendungen -a und -e; -w scheint nur im Wort ἄμφω zu begegnen. -ow ist die ohne Vergleich häufigst vorkommende Endung; -aw kommt nur bei Aristoteles und

Theophrast (1mal) vor.2 1 Siehe den Apparat bei Legrand (Budé); zum Dual bei Herodot siehe ferner z. B.

Rosen 1962, 95 ($ 21.71) mit Hinw. zu weiterer Diskussion. 2 [n der von Schmidt 1893 behandelten Literatur, die, außer den hier erwähnten Schriftstellern, aus etlichen anderen Texten besteht (Schmidt 1893, 5-26); -w begegnet

möglicherweise einmal bei Megasthenes (siehe Schmidt 1893, 21 f); δύο wird separat, 2.2.2, behandelt. Für Polybios, Diodor und die Schriftsteller der frühen Kaiserzeit

wurde in diesem Abschnitt Statistik für -ow (-aw) der CD-ROM-Diskette (TLG) ent-

35 In der LXX, bei Aristeas und in den ptolemäischen Papyri fehlt der

Dual.! Polybios hat in den Büchern

1-5 4mal συνάμφω und 26mal ἀμ-

$otv.2 Er hat in den Büchern 1-5 an 10 Stellen 20mal andere Formen auf -ow.3 Die Konstruktion ist fast durchgehend ἀμφοῖν τοῖν, gefolgt von einem Substantiv. Fragm. 61,2 steht ἀμφοτέροιν statt ἀμφοῖν. Die Substantive sind meistens solche, die naturgemäß paarweise auftreten:

Kepátotv, unpoiv, χεροῖν; ähnlich ist μεροῖν, die beiden Seiten. Die einzige Stelle, wo wir es offenbar nicht mit einem natürlichen Paar zu

tun haben, findet sich in einem Exzerpt, 10,12,6,4 ἀπὸ δυεῖν σταδίοιν (Dindorf σταδίων). Diodor hat 23,20,1,2 bzw. 34/35,33,1,10 ἄμφω und 31,19,2,6 ἀπο-

λειφθέντων δυεῖν vioiv. Diese Stellen stammen aus Exzerpten und müssen deshalb als unsicher gelten (vgl. Schmidt 1893, 25).

Kaiserzeit In der frühen Kaiserzeit fehlt -aw. -a kommt, zweifelhaft, bei Nikolaos

vor. -w kommt, außer im Wort ἄμφω, bei Nikolaos und Philon vor. -€ kommt bei Dionysios AR und Nikolaos vor. -ow kommt hauptsáchlich im Wort ἀμφοῖν vor, aber bei allen (nicht AR)

auch in anderen Wór-

tern. Dualformen kommen sowohl bei natürlichen Paaren als bei anderen Begriffen vor. Im letzteren Fall werden sie immer durch δύο oder

ἄμφω gestützt — als ob sie alleine nicht die Zweizahl bezeichnen kónnten. Dionysios hat in den AR 1-10 14mal ἄμφω und 28mal ἀμφοῖν; er

hat Smal tw xeipe.* Dionysios hat in den SR 5mal ἄμφω und 18mal ἀμφοῖν. Dem. 3,54 und 19,16 steht toiv; beidemal gibt es jedoch handschriftliche Evidenz

für einen anderen Text, toic bzw. τῶν (vgl. Schmidt 1893, 26 f).

nommen; wenn kleine Unterschiede vorliegen, habe ich Schmidt stillschweigend korrigiert; wenn große

Unterschiede vorliegen, habe

ich darauf aufmerksam

gemacht;

Belege für sonstige Endungen habe ich aus Schmidt gcholt, da sie nicht leicht der CDROM-Diskette entnommen werden konnten. ! LXX: Thackeray 1909, 22; 92; 192; 195; Aristeas: Meecham 1935, 157; Papyri: Mayser 1938, 1 (Vorbemerkung); im NT fehlt der Dual (BD $ 2).

? 6-40: 2mal συνάμφω, 18mal ἀμφοῖν. 3 6-40: 5 Stellen; vgl. de Foucault 1972, 69 und Schmidt 1893, 22 ff.

4 ἄμφω außerdem Imal im 11. Buch und τὼ χεῖρε Imal im 13. Buch (vgl. Schmidt 1893, 26 f).

36 Nikolaos hat an 4 Stellen den Dual (vgl. Schmidt 1893, 29; Jacob 1911, 5):

332,30 (H) τὼ ὀφθαλμώ 334,11 (H) τὰ χεῖρε

394,18 (C) 8voiv ὄντοιν θεάτροιν 413,26 (C) δνοῖν μηνοῖν τά in τὰ χεῖρε ist natürlich verdächtig; vielleicht sollten wir tw lesen, wie Valesius zuerst vorgeschlagen hat; & und w können in Minuskelschrift relativ leicht verwechselt werden; man kann sich dabei vorstellen, daß xeipe als eine neutrale Form aufgefaßt wurde, wie die späte

Form xépiov.! Strabon hat 24mal ἄμφω (und συνάμφω) und 43mal ἀμφοῖν. Er hat ferner 1mal δυεῖν ópoiv (vgl. Schmidt 1893, 28). Philon hat 20mal ἄμφω (und συνάμφω) und 57mal ἀμφοῖν. Er hat an 7 Stellen andere Ausdrücke mit Dualformen:2

6,21,3 τὼ ὀφθαλμώ 26,133,5 f τοῖν δυοῖν ἡμισφαφίοιν

28,8,3 f δνοῖν τοῖν ἀναγκαιοτάτοιν 32,53,4 f δνοῖν υἱοῖν

34,57,2 f δνοῖν ὄντοιν ἀδελφοῖν 36,65,2 f δνοῖν τοῖν ἀναγκαιοτάτοιν 37,70,1 τοῖν ποδοῖν

222

δύο

Bei den attischen Rednern hat das Zahlwort zwei zwei Formen: δύο (Nom.-Akk.[-Vok.]) bzw. δνοῖν (Gen.-Dat.).3 In der Regel haben die übrigen attischen Prosaschriftsteller dieselbe Flexion; es gibt jedoch in den Standardausgaben die folgenden Ausnahmen, wo δύο indeklinabel 1 Valesius im Apparat bei Jacoby. xépiov (= Hand) begegnet im 2. Jh. n. Chr. (LSJ s. V. xéptov); vgl. neugriechisch to χέρι. 2 Vgl. Schmidt 1893, 30 f; von den 12 Stellen bei Schmidt finden sich 2 in der hier nicht behandelten Schrift De incorruptibilitate mundi, in den übrigen 3 von Schmidt erwähnten Fällen hat die von mir verwendete Ausgabe den Dual nicht (1,109,8;

23,119,6; 29,149,2).

3 Allgem. zu den deklinablen Grundzahlwörtern KB 1, 632 ff; vgl. Schwyzer 1939,

588 ff; δύο wird auch behandelt von Keck 1882, Schmidt 1893 u. a. m. (siehe oben zum Dual).

37 als Genitiv oder Dativ auftritt:! Thukydides hat 6mal δύο als Genitiv und Smal als Dativ (δυοῖν 29mal). Xenophon hat 6mal (nur An.) δύο

als Genitiv (δυοῖν 22mal). Platon hat 3mal δύο als Genitiv (δνοῖν 110mal). Herodot hat 600 als Nominativ-Akkusativ und 3mal als Dativ. Er

hat 2mal Dativ 6voict und 12mal Genitiv δυῶν.2 δύο kann also indeklinabel auftreten. Ferner erscheint manchmal in den Hss. δυεῖν. Ob, und wo, diese Form in der attischen Literatur authentisch überliefert sei, ist umstritten. In den (datierbaren) attischen

Inschriften erscheint sie zuerst 329 v. Chr.3

Hellenistische Zeit

Die Flexion in hellenistischer Zeit hat folgende Merkmale:4 δύο kann indeklinabel auftreten, was schon in der klassischen Zeit müglich ist. δυοῖν wird z. T., und hauptsächlich im Genitiv, durch δυεῖν ersetzt. Als Dativform tritt, spätestens bei Aristoteles, δυσί auf, nach dem Muster

von τρισί gebildet. Diese Form ist bei handschriftlicher Überlieferung — sowohl in Majuskel- als Minuskelschrift — vermutlich leicht mit Suotv zu verwechseln, aber ab dem 3. Jh. v. Chr. in den attischen In-

schriften bezeugt.6 Aristoteles hat Nominativ-Akkusativ δύο, Dativ δύο, δυοῖν, δυσί, Genitiv δύο, δυοῖν, δυεῖν (Schmidt 1893, 12 f). Theophrast hat etwa

dieselbe Flexion.? In der LXX begegnet die Form δύο als Genitiv und Dativ. δυοῖν fehlt; δυεῖν (Gen.) begegnet 3mal in 4 Ma. und Jb. Als Dativform begegnet δυσί Aristeas hat δύο als Genitiv 3mal. Er hat 1mal δυσί. δνοῖν δυεῖν fehlt (Meecham

1935, 88).

| Die Tragiker haben auch δύο und δυοῖν; δύω ist nicht völlig gesichert (KB 1, 632). 2 Nach Powell 1938 11mal; ferner wird von ihm 2mal δυοῖν angeführt (1,11,8; 1,91,23); beidemal hat Legrand (Bude) δυῶν. 3 Siehe KB 1, 633 (Schriftsteller) bzw. Meisterhans 1900, 157 8 62.1b (Inschriften). 4 Gewisse Information zu hier nicht erwähnten Schriftstellern findet sich bei Schmidt 1893. Die Zahlen zu Polybios, Diodor und den Schriftstellern der frühen Kaiserzeit wurden der CD-ROM-Diskette (TLG) entnommen (vgl. oben zum Dual).

5 Siehe LSJ s. v. δύο; vgl. KB 1, 633. 6 Zu den Inschriften Meisterhans 1900, 157 (8 62.1c); zur Textkritik vgl. Schmidt 1893, 16. 7 δυεῖν fehlt als Gen.; es erscheint 1mal, zweifelhaft, als Dat. (Schmidt 1893, 16 f).

8 Thackeray 1909, 186 f; die Flexion im NT ist Nom.-Akk.-Gen. δύο, Dat. δυσί (BD $ 63.1).

38 In den ptolemäischen Papyri begegnet für den Nominativ-Akkusativ am häufigsten δύο (sonst δύω). Für den Genitiv begegnet 600/600; vereinzelt erscheint δυῶν und 1mal δυεῖν. Für den Dativ erscheint δυσί oder δύο (Mayser 1938, 71 ff, ὃ 70.2). Die Tabelle 2.2 zeigt das Vorkommen der Form δύο mit verschie-

denen Kasusfunktionen bei Polybios und Diodor.! Die Statistik unten für Diodor, die auf die Ausgabe von Vogel/Fischer baut, weicht äuBerst stark von Schmidts Angaben ab, was natürlich zur Skepsis mahnt;

auch Schmidts Zahlen zeigen jedoch hellenistische Merkmale, z. B. δυοῖν als Genitiv 35mal (Schmidt 1893, 25 f). Diodor 18,22,2,6 steht ἐπὶ

μὲν ἡμέραις δύο πολιορκήσαντες --- ἀνεχώρησαν κτλ. Hertlein hat Akk. ἐπὶ μὲν δύο ἡμέρας vorgeschlagen, offenbar um den Sinn zwei Tage lang zu ergeben.? Einerseits ist es wohl nicht unmöglich, daß hier an zwei Tagen gemeint wird, was Dativ ermöglicht. Andererseits gibt es mindestens eine andere, allerdings unsichere, Stelle, wo ent mit Dativ

die Bedeutung zwei Tage lang zu haben scheint, und zwar Polybios 3,51,13,1 (vgl. unten, Fufin. 5).

Tabelle 2.2 Die Form δύο bei Polybios und Diodor

Nom.-Akk.

Gen.

Polybios?

+

3

Diodor4

+

12

Dat.

1

Die Tabelle 2.3 zeigt das Vorkommen von δυοῖν : δυεῖν : δυσί bei Polybios und Diodor.5 Diese Statistik, zusammengenommen mit der ! Zu den Angaben in den Tabellen 2.2 und 2.3 vgl. Schmidt 1893, 22 ff (Polybios) und 25 f (Diodor). 2 Hinw. zu Hertlein im Apparat von Vogel/Fischer; zu temporalem éni mit Dat.

LSJ BI. 36-40: NA: +, G: 2, D: 0. 4 6-10, 21-40: NA: +, G: 3, D: 0. 5 δυοῖν, 2mal bei Polybios überliefert, ist nach Kälker interpoliert (Hinw. Schmidt 1893, 24) und begegnet nicht im Text von Buettner-Wobst. 3,51,13,1 ἐπὶ δυεῖν xai τρισὶν ἡμέραις (so u. a. Buettner-Wobst) ist eine überhaupt etwas unsichere Stelle (vgl. de Foucault 1972, 67).

39 Tabelle 2.2, zeigt, daß der gewöhnlichste Ausdruck für den Genitiv

δυεῖν und für den Dativ δυσί ist.

Tabelle 2.3 δυοῖν : δυεῖν : δυσί bei Polybios und Diodor

Svoiv

δυον

δυεῖν

Övelv

δυσί

Gen.

Dat.

Gen.

Dat.

Polybios!

0

0

8

2

9

Diodor?

14

0

30

0

42

Kaiserzeit

Die Schriftsteller der frühen Kaiserzeit zeigen große Ähnlichkeiten mit der hellenistischen Prosa: der erweiterte Gebrauch von δύο kommt vor;

δυεῖν kommt vor; δυσί kommt vor.3

Die Tabelle 2.4 zeigt das Vorkommen der Form δύο in der frühen Kaiserzeit mit anderen Kasusfunktionen als Nominativ-Akkusativ.

Tabelle 2.4

Die Form δύο in der frühen Kaiserzeit

Nom.-Akk.

Gen.

Dat.

Dionysios AR* Dionysios SR

* *

7 4

1 1

Nikolaos Strabon Philon

+ + +

0 4 0

0 3 0

1 6-40: δυοῖν: fehlt, δυεῖν Gen.: 27, δυεῖν Dat.: 0, δυσί: 9. 2 6-10, 21-40: δυοῖν Gen.: 3, δυοῖν Dat.: 0, δυεῖν Gen.: 9, δυεῖν Dat.: 0, δυσί; 4. 3 Für die Angaben unten (Tabellen 2.4 und 2.5) vgl. Schmidt 1893, 27 (Dionysios AR, SR); Schmidt 1893, 29 und Jacob 1911, 5 (Nikolaos); Schmidt

Schmidt 1893, 31 (Philon).

4 11-20: Nom.-Akk.: +, Gen.: 1, Dat.: 0.

1893, 28 f (Strabon);

40 In der frühen Kaiserzeit gibt es nur wenige Beispiele, bei Nikolaos und Philon gar keine.

Die Tabelle 2.5 zeigt das Vorkommen von δυοῖν : δυεῖν : δυσί in der frühen Kaiserzeit. δυεῖν hat eine starke Stellung im Genitiv; es ist

das häufigste Wort; in dieser Hinsicht ist aber Philon abweichend, der

im Genitiv genauso oft δυοῖν verwendet. δυσί ist allgemein der gewóhnlichste Ausdruck im Dativ. Es gibt daher große Ähnlichkeiten mit Polybios und Diodor, sowie der sonstigen untersuchten hellenistischen Prosa. Außer den in der Tabelle aufgenommenen Stellen hat Nikolaos 1mal sehr zweifelhaft Genitiv δυεῖν (378,6 - wohl Athenaios).

Tabelle 2.5 δυοῖν : δυεῖν : δυσί in der frühen Kaiserzeit

δυον

δυοῖν

δυεῖν

Sueiv

Gen.

Dat.

Gen.

Dat.

0

0

43

Dionysios SR?

1

0

Nikolaos? Strabon

3 0

1 0

42

0

Dionysios AR!

Philon

23

δυσί

0

25

15

1

7

0 46

0 1

1 21

43

0

52

Konjugation

23.1 -(υνυμι: -(v) vbw

Im klassischen Griechisch gibt es einige athematische Verben, die ein präsensbildendes Suffix -vu- enthalten (Tabelle 2.6):4

1 11-20: δυεῖν Gen. 3mal, δυσί 3mal. 2 δυοῖν Dem. 19,16: an dieser Stelle ist der Text möglicherweise nicht zuverlässig (vgl. oben zum Dual).

3 H: δνοῖν: Gen. (1); C: δυοῖν: Gen. (2), Dat. (1); δυσί: 1. * KB 2, 90 ($ 220.5); 194 f (Anm. 6); Schwyzer 1939, 695 ff (697, 6); BD $ 92; die einzelnen Verben kónnen Kretschmer/Locker 1963 entnommen werden (vgl. die Liste

in KB 2 $ 343). In ὄλλυμι erscheint das Suffix -vu- in assimilierter Form.

41

Tabelle 2.6 Die aktive Flexion mit -(v)vupt

Ind.

Imp.

Ipf.

Inf.

Ptz.

δείκνυμι δείκνυς usw.

δείκνυ δεικνύτω usw.

Edeikvuv ἐδείκνυς usw.

δεικνύναι

δεικνύς δεικνῦσα δεικνύν

Diese Verben werden zunehmend thematisch flektiert, nach dem Mus-

ter von Verben wie λύω u. à. Konjunktive bzw. Optative von den Ver-

ben mit -vu- werden immer thematisch gebildet (δεικνύω, δεικνύῃς usw.). Die medio-passive athematische Flexion ist widerstandsfähiger gewesen als die aktive. Bei keinem der in diesem Abschnitt beachteten Schriftsteller kommen thematische Medio-passivformen vor.! Einige Verben mit der Lautfolge -vu- sind immer thematisch: avtw (und ἀνύτω), ἐλινύω, μηνύω, Tavow.2 Wenn unten die Verteilung von athematischen und thematischen Formen untersucht wird, habe ich, um die Untersuchung sinnvoll zu machen, mich darum bemüht, nur die

Fälle zu untersuchen, wo es eine Wahl gegeben zu haben scheint zwischen einer athematischen und einer thematischen Form. Es hätte keinen Sinn, etwa Konjunktive als Beispiele der thematischen Flexion in

die Statistik aufzunehmen, da es keine athematischen Konjunktive gibt. Ich habe also keine Konjunktive und Optative untersucht; ich habe nur aktive Formen

untersucht; ich habe nicht die Verben ἀνύω (avutw),

ἐλινύω, μηνύω und τανύω untersucht. Wer -(ν)νυμι : -(υ)νύω untersucht, merkt, daß die athematischen bzw. thematischen Formen sich unregelmäßig verteilen. Das themati-

sche -vvovot kommt z. B. besonders oft vor, -νύασι nur selten.3 In ge! Platon, Thukydides,

Xenophon

(siehe KB

2, 194 f Anm. 6 für eine mögliche

medio-passive thematische Form bei ihm), die attischen Redner, Herodot, LXX, Aristeas, NT, die ptolemäischen Papyri (Mayser), Polybios, Diodor, Dionysios (AR und SR), Nikolaos, Strabon, Philon; vgl. BD § 92 und Debrunner 1969 § 181a. 2 Jedenfalls immer thematisch in der behandelten Literatur; avuw und taviw enthalten nicht das Suffix -vu-, μηνύω möglicherweise auch nicht; die Etymologie von

ἐλινύω ist unsicher (siehe Frisk 1973 s. vv.). 3 Normal wird -vuot im Sg. aber -νύουσι im Plur. verwendet. Herodot hat z. B. 18mal -νύουσι, die einzige thematische Form, die bei ihm vorkommt. Dasselbe Muster wiederholt sich bei den übrigen klassischen, hellenistischen und kaiserzeitlichen Schriftstellern; Polybios hat z. B. -νυσι, nicht -vve1, dagegen -νύουσι, nicht -νύασι.

42 wissen Fällen wird die athematische Flexion vorgezogen, in anderen die

thematische. Die Förderung etwa der Infinitivendung -vüvew auf Kosten von -vüvat kann seine Gründe

in Hiatvermeidung

haben, aber

manchmal ist es kaum möglich, einen Grund für die unregelmässige

Verteilung festzustellen. Man muß wohl mit einem gewissen Maß an Konvention

rechnen, und daß die Variation von athematischen und

thematischen Formen in Einzelheiten von ziemlich komplizierten Fak-

toren beeinflußt wird. Ich habe in Fußnoten unter den Tabellen unten die Formen angegeben. 2.3.1.1 habe ich die Tendenz untersucht, neue (in der hellenistischen Zeit nicht geläufige) -vu-Verben einzuführen. Statt der athematischen Flexion begegnet nicht nur die thematische Flexion mit dem -vv-Suffix. Es gibt auch alternative Stämme mit der thematischen Flexion: zu derselben Wurzel gebildete Tempusstámme ohne das -vu-Suffix, z. B. ἀνοίγω statt ἀνοίγνυμι. Diese Stämme wer-

den 2.3.1.2 diskutiert!

-(v)vupt : -(υ)νύω in der klassischen Zeit Die klassische Prosa hat überwiegend athematische Formen.? Platon hat 183 athematische und 8 thematische Formen, Thukydides 26 athe-

matische und eine thematische Form. Andere haben mehr thematische Formen, wie Xenophon [athematische : thematische Formen] (91 : 63), Lysias (11 : 5) und Isokrates (17 : 22). Herodot hat 50 athematische und 25 thematische Formen.

! Es gibt auch alternative thematische Verben, wie oxopriCw statt σκεδάννυμι, und χορτάζω statt κορέννυμι (siehe Debrunner 1969 ἃ 181b); σκορπίζω und xoptatw begegnen in der LXX

und im NT (LSJ s. w.; BD

§ 92); sie fehlen bei Polybios,

Dionysios und Nikolaos; Diodor (Exzerpt) und Strabon haben je imal σκορπίζω; die entsprechenden athematischen Verben, σκεδάννυμι und κορέννυμι, fehlen auch fast völlig bei den hier angeführten Schriftstellern (σκεδάννυμι 1mal bei Philon). ? Nach der CD-ROM-Diskette (TLG); La Roche, Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien Jahrg. 1876, 584 ff soll alle Stellen bei den attischen Dichtern und Prosaikern enthalten (Hinweis bei KB 2, 194 f Anm. 6); ich habe ihn jedoch nicht benutzt, da

er auf ältere Editionen bauen muß.

Hellenistische Zeit

In der hellenistischen Zeit begegnen die thematischen Formen öfter als die athematischen Formen. Die LXX hat überwiegend thematische Formen.! Bei Aristeas

fehlen offenbar die Verben mit -vu-2 In den ptolemäischen Papyri begegnen hauptsáchlich thematische Formen (Mayser 1938, 121). Die Tabelle 2.7 zeigt die Verhältnisse bei Polybios und Diodor. Beide haben überwiegend thematische Formen. Polybios hat 18mal den thematischen Infinitiv auf -vóew und 20mal den athematischen Infinitiv auf -νύναι. Diodor hat 20mal den thematischen und 8mal den athematischen Infinitiv. In der klassischen Prosa sind die thematischen Infinitive äußerst selten belegt, m. W. nur bei Xenophon (3mal). Hiatus-

scheu dürfte bei Polybios und Diodor zugunsten des thematischen Infinitivs gewirkt haben, kann aber nicht allein sein häufiges Vorkommen erklären, da -vóetv bei ihnen 20mal vor einem Konsonanten steht, was

der Fall nicht hätte sein sollen, wenn es nur aus Hiatusscheu erlaubt

würde.3

Tabelle 2.7 -(v)vupt:

Polybios? Diodor5

-(ν)νύω bei Polybios und Diodor

-(υ)νυμι

-(v) vbw

19 18

30 57

Kaiserzeit

Die Schriftsteller der frühen Kaiserzeit zeigen allgemein eine gesteigerte Tendenz, Verben auf -vu- athematisch zu flektieren. Alle haben in ! Thackeray 1909, 245 ff; im NT scheint die thematische Flexion Regel zu sein (vgl. BD $ 92). 2 Nicht von Meecham 1935 erwähnt (siehe ii.5e, S. 94, und ii1.3, S. 96). 3 Polybios 1-5: -νύειν vor Kons. 4, vor Vok. 4; 6-40: -vóei vor Kons. 4, vor Vok. 8; Diodor 1-5, 11-20: -vóew vor Kons. 12, vor Vok. 8; 6-10, 21-40: -vvew fehlt,

4 Ind. (1 : 2), Ipf. (1:6), Inf. (8 : 8), Ptz. (9 : 14); 6-40: 26 : 30; vgl. de Foucault 1972, 73 f. 5 Ind. (2 : 10), Ipf. (0 : 21), Inf. (4 : 20), Ptz. (12:6); 6-10, 21-40: 7:5.

44 der Mehrzahl der Fälle die athematische Flexion (Tabelle 2.8). Dies

gilt bei mehreren Flexionsformen (siehe die folgenden Fußnoten).

Tabelle 2.8 -(v)vupt : -(v)vixo in der frühen Kaiserzeit

-(v)vupt

-(v) vbw

Dionysios AR! Dionysios SR2 Nikolaos? Strabon

47 12 12 23

13 5 4 15

Philon*

98

12

23.1.1

Frequenz und Variation der -vu-Verben

In der frühen Kaiserzeit gibt es also eine gesteigerte Tendenz, bei dem -vu-Suffix die athematische Flexion zu verwenden. In diesem Zusammenhang móchte man wissen, ob in der Kaiserzeit nur eine Art Ver-

schónerung der Konjugation vorgenommen wird (wenn das -vu-Suffix sowieso vorkommt, setzt man eher als früher eine athematisch angefügte Endung), oder ob die athematische -vv-Flexion in irgendeiner Weise aktiv gefördert wird. Zuerst kann festgestelit werden, daß das -vu-Suffix überhaupt (sowohl bei athematischer als thematischer Flexion) in der frühen Kaiserzeit nicht auffallend oft vorkommt, auf jeden Fall nicht im Vergleich zu

Polybios und Diodor.6 Am häufigsten kommt das -vu-Suffix bei Nikolaos vor, gefolgt von Polybios. Es kommt etwa gleich oft vor bei Dionysios (AR und SR), Philon und Diodor, seltener bei Strabon. ! Ind. (17 : 3), Ipf. (5: 6), Inf. (14 : 4), Ptz. (11:0); 11-20: 7 : 2. 2 Ind. (4: 1), Ipf. (0 : 2), Inf. (5 : 2), Ptz. (3 : 0). 3H: Ind. (3 : 0), Ipf. (0 : 1), Inf. (3 : 0), Ptz. (1: 0); M: Ind. (0 : 2), Ptz. (1: 0); C: Ind. (2 : 0), Ipf. (0 : 1), Inf. (2:0).

* Ind. (8 : 13), Ipf. (2 : 2), Inf. (4 : 0), Pız. (9 : 0). 5 Ind. (22 : 7), Imp. (5 : 0), Ipf. (3 : 2), Inf. (29 : 2), Ptz. (39 : 1). $ Hier habe ich die oben gegebenen Zahlen vom Vorkommen des -vu-Suffixes durch die in Berkowitz/Squitier 1990 bei der jew. Schrift angegebene Wörterzahl geteilt (in den AR gibt es z. B. 68 Stellen bei 295 473 Wörtern); Polybios und Diodor sind die

einzigen hellenistischen Schriftsteller, für die mir Statistik zur Verfügung stand; in diesem Abschnitt habe ich die Exzerpte gerechnet.

45 Zweitens ergibt sich, daß es einige Wurzeln mit athematischer Flexion gibt, die bei Polybios und/oder Diodor nicht mit athematischer Flexion vorkommen, und zwar netavvv- (1) bei Nikolaos, otopvv- (1)

bei Strabon und &yvv- (2), olyvv- (7), σκεδαννυ- (1) und twv- (3) bei Philon.! Dionysios hat keine einzige Wurzel, die bei sowohl Polybios

als Diodor fehlt.? Ob diese Unterschiede zwischen Polybios/Diodor und der frühen Kaiserzeit etwas bedeuten, ist schwer zu sagen. Was Philon betrifft, muß man nicht vergessen, daß er über ganz andere The-

men schreibt als Polybios und Diodor. Wir wissen ja auch nicht, was es in anderer hellenistischer Literatur gegeben hat.? Trotzdem ist es vielleicht signifikant, daß Dionysios, der so viel größere Tendenz zeigt, die athematische Flexion zu verwenden, keine neuen Verben mit dieser Flexion einführt.

23.12

Ersatz durch andere Stimme

Wie schon erwähnt, können Tempusstämme mit -vu- ersetzt werden durch Tempusstámme ohne -vv-, die zu denselben Wurzeln gebildet

sind: ἀνοίγνυμι wird durch ἀνοίγω ersetzt usw.* Diese Ersatzstämme haben regelmäßig die thematische Flexion. Um hier festzustellen, wie die Schriftsteller der frühen Kaiserzeit sich zu den Ersatzstämmen ver! Erläuterungen: (κατα)σβέννυμι bedeutet, daß sowohl σβέννυμι als xataσβέννυμι vorkommt, (éno-, énuóeikvuuu daB die Zusammensetzungen vorkommen,

und vielleicht auch das simplex (ob das simplex vorkommt, habe ich also nicht besonders angegeben); mit Sternchen werden Stämme bei Polybios, Diodor, Dionysios AR angegeben, die nur in Exzerpten vorkommen; Polybios: (ava-, ano-, ént-, ὑπο)δείκνυμι, (em-, συγζεύγνυμι, ἀποκτείνυμι, συμμίγνυμι", ἀπόλλυμι, (συμ)πήγνυμι, διαρρήγνυμι"; Diodor: (ἀνα-, ἀπο-, ὑπο)δείκνυμι, ἀναζεύγνυμι, μίγνυμι, (συν)ἀπόλλυμι, ὄμνυμι", (ἀπο-, περι)γ(ρ)ῥήγνυμι, (κατα)σβέννυμι, καταχώννυμι; Dionysios (AR): (ἀπο-, ἐπυ))δείκνυμι, ἀποκτίννυμι, ἐγκαταμίγνυμι, ἀπόλλυμι, ὄμνυμι;

Dionysios (SR): (ἀπο-, ἐπι-, ὑπο)δείκνυμι, ἐπιζεύγνυμι, προσαπόλλυμι; Nikolaos: H: (προ)δείκνυμι, σβέννυμι, χώννυμι; Μ: ὄμνυμι; C: ἀποδείκνυμι, ἀναπετάννυμι; Strabon:

(ἐπυδείκνυμι,

συζεύγνυμι,

μίγνυμι,

προόμνυμι,

στόρνυμι;

Philon:

κατάγνυμι, (ἀπο-, δια-, ἐπ)δείκνυμι, (ἀνα-, δια-, κατα)γζεύγνυμι, ἀναμίγνυμι, (ἀν-,

δυ)λοΐγνυμι, (ἀπο-, δι-, συναπ)όὄλλυμι, πήγνυμι, (ἀνα-, παρα-, προσανα)(ρ)ῥήγνυμι, σκεδάννυμι, ἀποτίνυμι. 2 Abgesehen von der orthographischen Variante ἀποκτίννυμι (Polybios ἀποκτείvun). 3 Eine handliche Übersicht der athematischen -vu-Verben in klassischer Zeit, d. h. der Verben, die man

hätte aufnehmen können, scheint es nicht zu geben; vgl. oben, S.

40 FuBn. 4.

4 Es sei bemerkt, daß diese Stämme nicht neue Bildungen sein müssen; ἀνοίγω ist z. B. die altattische Form (Meisterhans 1900, 191).

46 halten, habe ich sie mit Polybios und Diodor verglichen. Dabei habe ich alle Fälle gerechnet, wo thematische Formen ohne das -vu-Suffix vor-

kommen zu Wurzeln, zu denen in diesem Korpus von Schriftstellern auch athematische -vu-Formen vorkommen.! Nur das aktive Präsenssystem wird beachtet, Konjunktive und Optative nicht. Dieser Vergleich zeigt, daß die Schriftsteller der frühen Kaiserzeit die bei Polybios und Diodor vorkommenden Ersatzformen haben. Diese Formen sind allerdings schon für das klassische Griechisch bezeugt.2 Außerdem begegnen in der frühen Kaiserzeit πήττω und ῥήττω. πήττω kommt in der LXX vor; καταπήττω und ῥήττω sind nicht früher bezeugt (nach LSJ). Es gibt keinen Grund zur Annahme, daß die Schriftsteller der frühen Kaiserzeit die Ersatzstämme an sich meiden.

232 ἵστημι: ἱστάνω : ἱστάω In nachklassischer Zeit wird ἵστημι oft ersetzt durch ἱστάνω, eine Um-

bildung mit ἱστάναι als Ausgangspunkt. ἵστημι kann auch ersetzt werden durch iotöw, aus dem Konjunktiv iot@ entstanden.? In der klassischen Prosa kommt iotävw nicht vor. ἱστάω kommt attisch nicht vor, ist aber bei Herodot belegt (LSJ s. v. lotéw). Dionysios, Nikolaos, Strabon und Philon haben keine aktiven Kon-

junktive, Optative oder Imperative von ἱστάνω.5 Medio-passive Formen von ἱστάνω haben sie auch nicht. Deshalb werden hier keine aktiven Konjunktive, Optative, Imperative oder medio-passive Formen überhaupt behandelt, sondern nur aktive Indikative, Imperfekte, Infini-

tive und Partizipien von diesen Prásensstámmen. ! Polybios, Diodor, Dionysios (AR und SR), Nikolaos, Strabon, Philon. ? Hier habe ich auch die Exzerpte beachtet. Polybios: ἀποκτείνω (2), ἀνοίγω (3),

(npoo-, συμ)μίσγω (2); Diodor: énokteívo (14), ἀνοίγω (6), (kata)pioyw (6); Dionysios (AR): ἀποκτείνω (20), ἀνοίγω (3), συμμίσγω (1), καταπήττω (1); Dionysios (SR): ἀνοίγω (1), (ἐγκατα)μίσγω (3); Nikolaos: (ἀπο)κτείνω (H: 18 [wovon 16mal simplex κτείνω, u. a. frühattisch und poetisch], M: 2, C: 1 [simplex]); Strabon: ano-

κτείνω (2), ἀνοίγω (1), (κατα)πήττω (3), ῥήττω (2); Philon: ἀνοίγω (4), ἀποκτείνω (14), πήττω (3), (ἀπο-, περυῤῥήττω (2). 3 Schwyzer 1939, 686 ff (688); auch Zusammensetzungen mit ἵστημι werden ersetzt (diese Zusammensetzungen werden auch unten beachtet, wie z. B. παριστάνω). 4 Es begegnet jedoch manchmal in Hss.; siehe KB 2, 451 und LSJ s. v. ἱστάνω. 5 Dies auch nicht bei Polybios, Diodor oder in der LXX; ein Imperativ παριστάνετε begegnet im NT. 6 Dies nicht bei Polybios oder Diodor; das Ptz. ἱστανόμενος manchmal in der LXX, z. B. Ps. 17,40,2 (vgl. Thackeray 1909, 247); siehe auch LSJ s. v. iotévw.

47 Hellenistische Zeit

In der hellenistischen Zeit sind iotavw und ἱστάω nicht selten. Die LXX hat sowohl iotävw als auch iotäw, aber von diesen bei-

den am häufigsten totéw; ἵστημι kommt auch oft vor.! Aristeas hat 2mal ictávo und 1mal ἱστάω.2 In den ptolemäischen Papyri begegnen neben ἵστημι sowohl iotävw als auch ἱστάω (Mayser 1938, 122 f). Die Tabelle 2.9 zeigt die Verhältnisse bei Polybios und Diodor; beide verwenden die unattischen Formen, Polybios am häufigsten. Ich habe keinen Bedeutungsunterschied zwischen den Stämmen bemerkt (aus den Fußnoten in der Tabelle geht hervor, daB ein gewisser Stamm nicht etwa exklusiv eine formale Kategorie, wie das Partizip, reprásentiert). Es kann auch festgestellt werden, daß iotávo und ἱστάω bei keinem von ihnen nur aus Hiatusscheu erlaubt werden. Das Partizip von ἱστάνω hilft nicht, Hiatus zu vermeiden: wenn das Partizip von ἵστημι

(io tác, iot&oa, ἱστάν) vokalisch auslautet, lautet auch das Partizip von iotavw (iotavwy, ἱστάνουσα, iotavov) vokalisch aus, und umgekehrt.

Imperfekt ἵστα (die einzige Ipf.-Form von ἱστάω bei ihnen) hilft auch nicht, Hiatus zu vermeiden. Außerdem stehen die Infinitive und Imper-

fekte von ἱστάνω oft vor einem Konsonanten, und der Infinitiv iovàv bei Diodor 2mal vor einem Konsonanten.

Tabelle 2.9 ἵστημι : ἱστάνω : ἱστάω bei Polybios und Diodor

Polybios? Diodor4

ἵστημι

ἰστάνω

9 29

lt 9

ἰστάω

2 7

1 Helbing 1907, 104; Thackeray 1909, 247 f; das NT hat hauptsächlich ἱστάνω, weniger oft iotéw und nur selten ἵστημι (BD § 93). 2 Meecham 1935, 93 sagt nichts über das Vorkommen von ἵστημι. 3 1-5: ἵστημι: 3 Ipf., 4 Inf., 2 Ptz., iotávo: 3 Ipf., 5 Inf., 3 Ptz., ἱστάω: 2 Ipf.; 640: ἵστημι: 9 (6 Ind., 2 Inf., 1 Ptz.), ἱστάνω: 12 (1 Ind., 4 Inf., 7 Ptz.), ἱστάω: 0.

4 1-5, 11-20: ἵστημι: 10 Ind., 2 Ipf., 9 Ptz., 8 Inf., ἱστάνω: 6 Ipf., 3 Inf., ἱστάω: 4 Ipf., 3 Inf.; 6-10, 21-40: ἵστημι: 2 Ind.

48 Kaiserzeit

In der frühen Kaiserzeit gibt es allgemein die Tendenz, ἱστάνω und

iotéw zu vermeiden (Tabelle 2.10).

Tabelle 2.10 ἵστημι : ἱστάνω : ἱστάω in der frühen Kaiserzeit

ἵστημι Dionysios AR! Dionysios SR

Nikolaos? Strabon? Philon*

ἱστάνω

ἱστάω

35

0

0

1

1

0

6 20 84

0 0 4

0 1 0

2.3.3 Aoriste von δίδωμι, ἵημι, τίθημι Die aktive Flexion des Indikativs sieht in attischer Prosa normalerweise

folgendermaßen aus (Tabelle 2.11):

Tabelle 2.11 Prosa

Aktive Flexion der k-Aoristen in klassischer attischer

δίδωμι

ἔδωκα, ἔδωκας, ἔδωκε, ἔδομεν, ἔδοτε, ἔδοσαν

In

Tiko, ἧκας, ἧκε, εἶμεν, cite, eloav

τίθημι

ἔθηκα, ἔθηκας, ἔθηκε, ἔθεμεν, ἔθετε, ἔθεσαν

In klassischer und zunehmend in nachklassischer Zeit verbreiten sich analoge Formen mit « auch im Plural: ἐδώκαμεν, ἐδώκατε, ἔδωκαν 1 11-20: ἵστημι 6mal, ἱστάνω und ἱστάυ fehlen, 2H: 3, C: 3.

3 (ota (1,3,13,19). 4 iotévw kommt nur als Inf. iotóvew vor, während Inf. ἱστάναι fehlt.

49 usw.! In attischer Prosa kommen analog gebildete Formen selten vor. Bei z. B. Platon gibt es 2 solche aktiven Formen, gegen 54 Formen ohne x; bei Isokrates ist die Verteilung 1 : 30, bei Lysias 0 : 21.2 Viel háufiger begegnet die analoge Flexion bei Herodot (48 : 28).

Er hat 14mal ἧκαν und nie eloav. fikav ist sowohl in der hellenistischen Zeit als bei den spáteren untersuchten Schriftstellern fast die Regel. Im Medium hat die Normalflexion der attischen Prosa weder im Singular noch im Plural x, sondern besteht aus den Formen ἐδόμην,

ἔδου, ἔδοτο, ἐδόμεθα usw. Die einzigen x-Formen finden sich bei Xe-

nophon und Demosthenes? Ferner hat Herodot dies 20mal.* Polybios, Diodor, Dionysios, Nikolaos und Strabon haben im Medium überhaupt keine Formen mit x; Philon hat 5 Fälle. Das Medium wird deswegen von mir nicht behandelt.5

Hellenistische Zeit

In der hellenistischen Zeit werden die analogen Pluralformen mit k wesentlich ófter verwendet als in der attischen Prosa. Die analogen Formen sind vorherrschend in der LXX, aber 2mal

kommt ἔθεσαν vor, in 2 bzw. 4 Ma.® Aristeas hat 3mal analoge Formen mit «.7 Die ptolemäischen Papyri haben nur k-Formen (Mayser

1938, 142 f). Die Tabelle 2.12 zeigt die Verhältnisse bei Polybios und Diodor. Bei ihnen ist die x-Form die einzige bei int; bei den übrigen Verben gibt es immer einen Wechsel zwischen den jeweiligen Alternativen. Bei Diodor kommen die k-Formen wesentlich öfter vor als bei Polybios. Da ! Dies schon bei Homer sowie auf ionischen Inschriften aus klassischer Zeit; allgem. KB 2, 195 ff; Schwyzer 1939, 741 f; Zusammensetzungen werden in diesem Abschnitt wie einfache Formen behandelt.

? Vgl. KB 2, 195 ff mit weiteren Beispielen aus der klassischen Periode. Es handelt sich in der großen Mehrzahl der Fälle bei allen untersuchten Schriftstellern und in allen Perioden um die 3. Person des Plurals. 3 Nur ἠκάμην: X. HG 7,5,17,6 (ἥκαντο); D. 19,78,7; 84,4 (fikanOc); vgl. KB 2, 196 f.

4 ᾿Εθήκατο (12mal), ἐθήκαντο (8). 5 Auch in der LXX und im NT bleibt die alte Flexion im Medium (Thackeray 1909, 255; BD

§ 95.1); Philon hat (npo-, προσ)ήἠκάμην 28,223,6; 29,78,2: 29,122,3; 32,84,3:

38,274,4; ἠκάμην kommt auch in den ptolemäischen Papyri vor (Mayser 1938, 143). 6 Thackeray 1909, 255; vgl. Helbing 1907, 94 f; 4 Ma. wurde wohl nicht in der hel-

lenistischen Zeit geschrieben. Im NT begegnen durchgehend analoge Formen; die einzige Ausnahme steht im Proömium zum Ev. Luc. (BD $ 95.1).

7 Meecham 1935, 91 f (συνέθηκαν, ἐπεδώκαμεν, μετέδωκαν); keine Formen ohne x werden erwähnt.

50 wir nicht wissen, was etwa andere hellenistische Geschichtsschreiber in

diesem Fall taten, kann man sich fragen, ob dies eine Idiosynkrasie des einen dieser beiden sei, oder historische Entwicklung.

Tabelle 2.12 x-Aoristen bei Polybios und Diodor

ἔδομεν : ἐδώκαμεν Polybios! Diodor?

19: 5 16 : 64

eluev: ἥἤἥκαμεν 0: 0:

4 7

ἔθεμεν: ἐθήκαμεν 7:4 11:20

Kaiserzeit

Die Tabelle 2.13 zeigt die Verhältnisse in der frühen Kaiserzeit.

Tabelle 2.13

K-Aoriste in der frühen Kaiserzeit

ἔδομεν : ἐδώκαμεν

eluev: ἥκαμεν

ἔθεμεν: ἐθήκαμεν

Dionysios AR?

44:30

0:12

15: 9

Dionysios SR

0:0

0:1

0:1

Nikolaos?

5:1

0:

1

5:0

12: 2:

8 1

1: 8:

Strabon Philon

18: 10:

3 2

0 3

Allgemein kann festgestellt werden, daß auch in der frühen Kaiserzeit

die x-Form bei ἵημι eine relativ starke Stellung hat und daß es bei den 16-40: ἔδο- : ἐδωκ-: 10 : 27, ef- : ἧκ-: 1: 7, ἔθε- : ἐθηκ-: 4:5. 2 6-10, 21-40: ἔδο- : ἐδωκ-: 1: 11, €t- : 0:0: 4, ἔθε- : ἔθηκ-: 2:3.

3 11-20: ἔδο- : ἐδωκ-: 5:7, et- : He: 0: 3, ἔθε- : ἐθηκ-: 0:0.

4 &bo- : ἐδωκ-:

5: 1 (nur H), εἷς : $k-:0: 1 (H), ἔθε- : ἐθηκ-: 5: - (H: 2, C: 3).

51 übrigen Verben immer einen Wechsel zwischen den jeweiligen Alternativen gibt. Von dieser Regel weichen Strabon und Philon ab, die bei

ἵημι Formen ohne & vorziehen. Wenn man in bezug auf die beiden anderen Verben die frühe Kaiserzeit mit den hellenistischen Schriftstellern außer Polybios vergleicht,

zeigt sich, daß die Formen ohne x in der frühen Kaiserzeit öfter kommen. Von Polybios weicht aber die frühe Kaiserzeit nicht so deutig ab. Es ist offenbar, daß wir so wenig wissen, daß man nur Vorbehalten von einem geänderten Sprachgebrauch in der frühen serzeit sprechen kann.

voreinmit Kai-

2.3.4 Aorist (Fut.) Medium und Passivum von Deponentia In der nachklassischen Sprache verbreitet sich im Aorist und Futurum

von gewissen Deponentia der Gebrauch von Passivformen auf Kosten der Medialformen. Dies geschieht bei z. B. ἀποκρίνομαι, γαμέομαι und yiyvouaı.! Unten habe ich zwei solche Verben behandelt, ἀπο-

κρίνομαι (2.3.4.1) und γίγνομαι (2.3.4.2), die aus verschiedenen Gesichtspunkten für diese Untersuchung geeignet erschienen, u. a. weil sie in den meisten hier untersuchten Texten ziemlich oft vorkommen. Es sei bemerkt, daß alle Aorist-(Futur-)Formen beachtet werden (nicht nur der Indikativ).

2.3.4.1 ἀπεκρινάμην : ἀπεκρίθην Im klassischen Attisch kommt ἀπεκρίθην mit der Bedeutung antworten fast nie vor.2 ἀπεκρινάμην kommt sehr oft vor, etwa 40mal nur im Corpus Demosthenicum. Beides fehlt bei Herodot.

! Vgl. den Wechsel bei Homer zwischen z. B. ἀασάμην : ἀάσθην, ὡρμησάμην : ὡρμήθην;; im klassischen Attisch begegnet -8n- (-o8n-), wo die homerische Sprache mediale Aoristformen

hat, wie ἀρνησάμην, ἡσάμην, vonoöunv (mehr zum Attischen

Rutherford 1881, 186 ff [190 ff]; allgem. Schwyzer 1939, 760 ff). ? Belegt beim Komódiendichter Pherekrates (5. Jh.) und im wohl unechten (siehe RE XX Sp. 2366) Pl. Alc. 2,149a,8; mit gewisser Wahrscheinlichkeit auch X. An. 2,1,22,3 (wozu Rutherford 1881, 187); sonstige Bedeutungen, bei denen die Passivform

kein Deponens ist, sondern einer aktiven Form entspricht (z. B. werde geschieden),

gehören nicht in diesen Zusammenhang (vgl. LSJ und KB 2, 466 f) — hier wird nur die Bedeutung antworten untersucht.

52 Hellenistische Zeit

In der untersuchten hellenistischen Prosa kommt ἀπεκρίθην häufiger vor als ἀπεκρινάμην. In der LXX begegnet am häufigsten ἀπεκρίθην; ἀπεκρινάμην scheint in poetischer Sprache vorgezogen zu werden.! Die ptolemäi-

schen Papyri haben fast nur ἀπεκρίθην (Mayser 1938, 158). Die Tabelle 2.14 zeigt das Vorkommen von ἀπεκρινάμην : ἀπε-

κρίθην bei Aristeas, Polybios und Diodor. Leider kommt ἀπεκρινάμην : ἀπεκρίθην bei Polybios fast nur in den Exzerpten vor. Bei Diodor besteht ein bemerkenswerter Unterschied zwischen den Exzerpten und dem übrigen Text. In den Exzerpten sind die Passivformen relativ viel häufiger vertreten. Parallel und sehr ähnlich ist jedoch ὑπεκρινάμην : ὑπεκρίθην, das in den von mir unten angeführten Fällen immer etwas mit Vortäuschung/Verstellen zu tun hat.? Hier gibt es dieselbe Varia-

tion zwischen Medium und Passivum. Polybios, Smal (συν)ὑπεκρίθην

und Diodor, 2mal ὑπεκρίθην, haben von diesem Wort nur den passiven Aorist.? Tabelle 2.14

ἀπεκρινάμην : ἀπεκρίθην bei Aristeas, Polybios und

Diodor

ἀπεκρινάμην

ἀπεκρίθην

Aristeas4

1

6

Polybios>

0

2

Diodor$

12

13

! Helbing 1907, 98; Thackeray 1909, 239; im NT begegnet 7mal ἀπεκρινάμην und

195mal ἀπεκρίθην (Bauer 1971 s. v. ἀποκρίνομαι; ausführlich Moulton/Milligan 1949 5. v. ἀποκρίνομαι; BD ὃ 78). 2 Es kann auch antworten bedeuten, also synonym mit ἀπεκρινάμην sein (siehe LSJ s. v. ὑποκρίνω II.B.1). 3 Polybios 3,52,6,7; 5,24,11,3; 5,25,7,1; 5,49,7,1; 5,102,6,3; Diodor 13,32,5,8; 40,1b,1,6.

* Meecham 1935, 92 f. 5 6-40: ἀπεκρινάμην: 1, ἀπεκρίθην: 18. 6 6-10, 21-40: ἀπεκρινάμην: 2, ἀπεκρίθην: 16.

53 Kaiserzeit

Die Schriftsteller der frühen Kaiserzeit haben nie ἀπεκρίθην. In der Tabelle 2.15 wird Statistik für ἀπεκρινάμην gegeben. ὑπεκρινάμην : ὑπεκρίθην zeigt dieselbe Tendenz wie ἀπεκρινάμην : ἀπεκρίθην; ὑπεκρίθην fehlt; Strabon hat 1mal ὑποκριναμένου und Philon 2mal καθ-

υπεκρινάμην.1 Tabelle 2.15 ἀπεκρινάμην : ἀπεκρίθην in der frühen Kaiserzeit

ἀπεκρινάμην Dionysios AR?

ἀπεκρίθην

33

0

Dionysios SR

0

0

Nikolaos?

4

0

Strabon

4

0

Philon

17

0

23.42 ἐγενόμην : ἐγενήθην Im klassischen Attisch ist ἐγενήθην schlecht bezeugt. Die einzige Stelle ist vielleicht Platon Prm. 141e, wo verschiedene Verbalformen disku-

tiert werden.* ἐγενήθην fehlt auch bei Herodot." Zur Unsicherheit trägt die orthographische und semantische Ähnlichkeit von ἐγενήθην und ἐγεννήθην bei; man muß wohl mit einer gewissen Vermischung dieser Formen rechnen.6 ! Strabon 17,1,43,27; Philon 31,32,3; 32,39,3. ? 11-20: ἀπεκρινάμην: 2, ἀπεκρίθην: 0.

3 Nur in H. 4 Prm. 141e,1 u. 6; die Richtigkeit dieser Lesart ist bezweifelt worden (Rutherford 1881, 194; vgl. LSJ); außerdem Lys. Fragm. 338,3, wo die Wortwahl kaum auf Lysias zurückgeht; ferner Aischines (Ep. 12,13,2]; sonst ab Philemon (geb. in den 360-er

Jahren) (LSJ); vgl. KB 2, 391; auch präfigierte Formen von ἐγενόμην und ἐγενήθην werden hier untersucht. 5 Es ist sonst im Ionischen sowie im Dorischen belegt (LSJ). 6 In den Standardeditionen wird selten angedeutet, daß solche Variation vorkommt (siehe weiter unten zu Philon). Besonders in nachklassischer Zeit kann es ferner sein, daß die Aoriste Konkurrenz von Perfektformen ausgesetzt werden.

54

Manchmal ist diskutiert worden, inwiefern ἐγενόμην und ἐγενήθην austauschbar sind. Es ist klar, daß mindestens in gewissen Texten die eine oder die andere Form in einem bestimmten Kontext vorgezogen wird; Konjunktive und Optative sind relativ häufig medial; das Vorkommen von Präfixen scheint Einfluß zu haben auf die Endung usw.!

Hier werden solche Faktoren grundsätzlich nicht beachtet. Es zeigt sich jedoch, daß ἐγενήθην nicht etwa eine spezialisierte Funktion erfüllt: bei den von mir untersuchten Texten kommt es in verschiedenen finiten Formen sowie als Infinitiv und Partizip vor.2

Hellenistische Zeit

In der hellenistischen Zeit kommt ἐγενήθην oft vor. Mir ist aber kein Text bekannt, in dem ἐγενήθην frequenzmäßig überwiegt. In der LXX kommen sowohl ἐγενόμην als ἐγενήθην vor. Aristeas hat sowohl ἐγενόμην als ἐγενήθην (Meecham 1935, 92). Die ptolemäischen Papyri haben sowohl ἐγενόμην als ἐγενήθην, aber überwiegend ἐγενόμην (Mayser 1938, 157 f). Die Tabelle 2.16 zeigt die Verhältnisse bei Polybios und Diodor.

Tabelle 2.16 ἐγενόμην : ἐγενήθην bei Polybios und Diodor

ἐγενόμην

ἐγενήθην

Polybios*

476

7

(1906)

Diodor5

1451

97

(6%)

! Dies wird diskutiert von u. a. BD

ὃ 78 (NT), de Foucault

1972, 72 mit weiteren

Hinweisen (Polybios), Mayser 1938, 157 f mit weiterer Literatur (Papyri), Helbing 1907, 97 f und Thackeray 1909, 239 (LXX). ? Zum Beispiel Diodor 1—5, 11—20 Ind., Konj., Inf., Ptz.; Dionysios AR 1-10 bzw. Strabon Ind., Ptz.

3 ἐγενόμην kommt häufiger vor; es gibt auch große Variationen zwischen den verschiedenen Büchern (Helbing 1907, 97 f, Thackeray 1909, 239); im NT kommen sowohl

ἐγενόμην als ἐγενήθην vor (BD § 78). 4 Zu Polybios vgl. de Foucault 1972, 72; 6-40: ἐγενόμην: etwa 750, ἐγενήθην: 59 (59 : 750 = ἐγενήθην 7 96).

5 6-10, 21-40: ἐγενόμην: 271, ἐγενήθην: 27.

55 Kaiserzeit

ἐγενήθην begegnet bei Dionysios (AR und SR), Strabon und, zweifelhaft, Philon. Die Geschichte von ἐγενήθην ist, wie schon angedeutet,

problematisch, und es gibt nur sehr spárliche Statistik für die hellenistische Zeit. Vermutlich ist es aber korrekt zu behaupten, daß es in der

frühen Kaiserzeit allgemein eine größere Tendenz gibt, die passive Form zu vermeiden. Mit Ausnahme von Strabon gibt es bei den Schriftstellern der frühen Kaiserzeit weniger Beispiele für ἐγενήθην als bei

Polybios und Diodor (Tabelle 2.17).1 Tabelle 2.17 ἐγενόμην : ἐγενήθην in der frühen Kaiserzeit

ἐγενόμην

Dionysios AR?

ἐγενήθην

1233

6

(0%)

Dionysios SR Nikolaos

211 126

0 0

(0%) (0%)

Strabon Philon

370 879

21 2

(5%) (0%)

Bei Philon begegnet 2mal ἐγενήθην, wovon Zusammenhang:

1mal in dem folgenden

25,31,6 νόμους δὲ παραβαίνουσι, καθ᾽ oüc ἐγενήθησαν καὶ ἐτρά$ncav κτλ. Vgl. damit das folgende Beispiel für ἐγεννήθην: 25,5,2 Μωυσῆς γένος μέν ἐστι Χαλδαῖος, ἐγεννήθη δ᾽ ἐν Ai-

γύπτῳ καὶ ἐτράφη κτλ. Viel spricht m. E. dafür, daß Philon in diesen beiden Fällen dasselbe Verb gemeint hat, und zwar ἐγεννήθην, das semantisch besser paßt. 1 Bei Polybios begegnet genauer ἐγενόμην in 98,55 % der Fälle, bei Dionysios AR in 99,52 % der Fälle.

2 11-20: ἐγενόμην: 206, ἐγενήθην: 6.

56

ἐγεννήθην wird übrigens regelmäßig mit ἐτράφην kombiniert, vgl. z. B. 28,314,5 γεννηθέντες kal ἐντραφέντες. Außer 25,31,6 bleibt nur ein einziges Beispiel von ἐγενήθην, 12,175,4 γενηθῇ. Passive Konjunktive kommen, wie schon erwähnt, besonders selten vor, was vielleicht gegen den Text spricht (Hs. F γεννηθῆ).

24 Auswertung

Dual (2.2.1) Die Tabelle 2.18 gibt eine Übersicht über Dualendungen im Attischen,

in der hellenistischen Prosa und in der frühen Kaiserzeit (A), sowie eine Übersicht der einzelnen Schriftsteller in der frühen Kaiserzeit (B). a. Im hellenistischen Material gibt es Tendenzen zur Elimination des Duals. Die Dualformen sind auch in der frühen Kaiserzeit sehr selten. Es ist jedoch zu bemerken, daß alle Schriftsteller Dual-

formen haben. ἄμφω ἀμφοῖν fehlt fast völlig bei Diodor und ist, mit der Ausnahme von Polybios, im hellenistischen Material sehr selten; es kommt sehr oft in der frühen Kaiserzeit vor. Man móchte

u. a. ein größeres hellenistisches Vergleichsmaterial haben, um die Tendenzen mit Sicherheit beurteilen zu kónnen. b. Sämtliche Formen werden im Appendix 2 (A) angeführt, da sie zu keinen Alternativen relatiert werden.

Tabelle 2.18

Dual im Attischen, in der hellenistischen Prosa und in der

frühen Kaiserzeit

A. Diachronische Übersicht (N = Neutrale Wörter; P = Natürliche Paare) Attisch N P

Hellenistisch N P

Kaiserzeit N P

Nom.-Akk.-Vok.

I II

Hl

a -o

-

+ *

+

+ *

+

-

-

-

ς

-

-

+ *

+

57 Attisch

Hellenistisch

N

P

N

P

Kaiserzeit

N

P

Gen.-Dat.

I

-ow

*

*

(+) (+)

(+)

+

+

I

-ow

+

+

-

(Ὁ)

+

+

H

-ow

+

+

(+)

-

-

ἄμφω

+

(+)

+

ἀμφοῖν

+

(+)

+

B. Synchronische Übersicht der einzelnen Schriftsteller in der frühen Kaiserzeit AR

SR

Nikolaos

Strabon

Philon

Nom.-Akk.-Vok. I -a I -o Ill -

0 0 5

0 0 0

1 2 1

0 0 0

0 2 0

Gen.-Dat. I -aw Ili -ow IH. -ow

0 0 0

0 3 0

0 1 2

0 0 1

0 8 2

14 28

5 18

0 0

24 43

20 57

ἄμφω ἀμφοῖν

δύο (2.2.2)

Die Tabelle 2.19.A gibt eine Übersicht der verschiedenen Kasusfunktionen bei den verschiedenen Formen des Zahlworts δύο im Attischen, in der hellenistischen Prosa und in der frühen Kaiserzeit. Die Tabelle

2.19.B gibt eine Übersicht über die Tendenz in der frühen Kaiserzeit beim Genitiv bzw. Dativ.

a. In der hellenistischen Periode werden δυεῖν und δυσί eingeführt. b. Typisch hellenistisch ist die Dominanz von Genitiv δυεῖν und

Dativ δυσί. Frühhellenistisch und bei Diodor kommt δυοῖν vor.

58 c. δυεῖν und δυσί werden in der frühen Kaiserzeit nicht eliminiert.

Diese Formen werden als Einzelzüge im Appendix 2.B angeführt. d. δυεῖν ist in der frühen Kaiserzeit, wie in der hellenistischen Zeit, die häufigste Form im Genitiv; δυσί ist, wie in der hellenistischen Zeit, die häufigste Form im Dativ. Die Schriftsteller mit dieser hel-

lenistischen Tendenz in der frühen Kaiserzeit werden in der Tabel-

le 2.19.B jeweils mit einem H bezeichnet. Diese Variablen werden im Appendix 1 angeführt, da relative Frequenz untersucht wurde.

Tabelle 2.19 δύο im Attischen, in der hellenistischen Prosa und in der frühen Kaiserzeit

A. Diachronische Übersicht

δύο δυοῖν

δνεῖν δυσί

Attisch

Hellenistisch

Kaiserzeit

NGDA GD

NGDA G

NGDA GD

D

D

(?)

GD

-

GD

B. Synchronische Übersicht: Form von 800 bei Genitiv und Dativ bei den einzelnen Schriftstellern in der frühen Kaiserzeit (U: unhellenistische Tendenz; H: hellenistische Tendenz; -: Evidenz fehlt ganz)

AR

SR

Nikolaos

Strabon

Philon

Genitiv

H

H

U

H

U

Dativ

H

H

H?

H

H

Konjugation (2.3) Die Tabelle 2.20 gibt eine Übersicht über Tendenzen innerhalb der

Konjugation im Attischen, in der hellenistischen Prosa und in der frühen Kaiserzeit (A), sowie eine Übersicht der Tendenzen bei einzelnen

Schriftstellern in der frühen Kaiserzeit (B):

59 a. In der hellenistischen Periode nimmt die Verwendung der thematischen oder sonst analogen Flexion zu. b. Ein Rückgang zur athematischen oder sonst älteren Flexion ist in der frühen Kaiserzeit auf vielen Einzelgebieten merkbar.

Tabelle 2.20

Konjugation im Attischen, in der hellenistischen Prosa

und in der frühen Kaiserzeit

A. Diachronische Übersicht

-(v)vupt: -(v)viw (2.3.1)

ἵστημι (2.32) x-Aoristen (2.3.3)

Attisch

Hellenistisch

Kaiserzeit

überw. athem. Formen

überw. them. Formen

überw. athem. Formen

nur athem. Formen

oft iotávu, ἱστάω

fast nur athem. Formen

im Plural fast nur Formen ohne k

überw. Formen mit x, auch im Plural; Pol. jedoch überw. ohne x,

überw. ohne x (δίδωμι, τίθημὴ)

auch im Plural

(δίδωμι, τίθημὺ Deponentia

fast nur

Zunahme von

(2.3.4)

Medium

Passivum

Elimination von Pass.

ἀπεκρίθην; wahrsch. Abnahme von ἐγενήθην

B. Synchronische Übersicht der einzelnen Schriftsteller in der frühen Kaiserzeit (U: unhellenistische Tendenz; H: hellenistische Tendenz; -: Evidenz fehlt ganz)

AR

SR

Nikolaos

Strabon

-(v)vuui : -(v)uóo

U

U

U

U

U

ἱστάνω : ἱστάυλστημι lotéw : ἱστάνωΛστημι (2.3.2)

U U

H? U

U U

U U

U U

(23.1)

Philon

Nikolaos

Strabon

rc

SR

cc

60 Philon

K-Aoristen

cc

ccc

crc

H? H?

ac

(2.3.3)

δίδωμι ἴημι τίθημι

(2.3.4) ἀπεκρινάμην : -κρίθην ἐγενόμην : ἐγενήθην

cc

Deponentia

3 Präpositionen

3.1 Einleitung In diesem Kapitel werde ich den Präpositionsgebrauch aus verschiedenen Gesichtspunkten behandeln. In 3.2 und 3.3 wird der Bestand von

„eigentlichen Prápositionen' bzw. Präpositionsadverbien untersucht. ! Die Untersuchungen 3.2 und 3.3.2 versuchen es, erstmals so vollständig

wie möglich den vorhellenistischen Bestand an präpositionellen Ausdrücken zu bestimmen. Mit diesem Ausgangspunkt kann nicht nur die Wiederintroduktion in der frühen Kaiserzeit von in hellenistischer Zeit

nicht geläufigen, älteren Präpositionsausdrücken entdeckt werden, sondern auch der Spielraum für solche Abweichungen von der hellenistischen Sprache. Die Untersuchung 3.3.1 behandelt das Vorkommen von hellenistischen Innovationen in der frühen Kaiserzeit. In 3.4 werden einige Beispiele sprachlicher Variation untersucht.

Präpositionsgebrauch wird in einer langen Reihe von Untersuchungen behandelt. Erwähnt seien Lutz 1887, der die attischen Redner, und Helbing 1904, der die Historiographie (u. a. Herodot, Thukydides, Polybios, Diodor und Dionysios AR) untersucht. Andere diachronische

Untersuchungen sind Krebs 1884-1885, der Präpositionsadverbien in der nachklassischen Historiographie behandelt, und Mommsen

1895,

der σύν und μετά behandelt und Vergleiche der Schriftsteller der frühen Kaiserzeit enthält. Von Einzeluntersuchungen zu der frühen Kaiserzeit sei Käser 1915 (Präpositionen bei Dionysios) hervorgehoben,

die wohl gründlichste Materialsammlung zum Präpositionsgebrauch eines Schriftstellers in der frühen Kaiserzeit.

32 Eigentliche Präpositionen In der attischen Prosa sowie bei Herodot begegnen folgende eigentli-

che Präpositionen (Tabelle 3.1):2 1 Das heißt die ältere Schicht von Präpositionen bzw. die oft als unecht bezeichne-

ten als Präpositionen verwendeten Adverbien. 2 KG 1, 448 ff (453 ff die einzelnen Präpositionen, auch ὡς wird von KG, aber nicht von Schwyzer, als eine eigentliche Präposition gerechnet: vgl. KG 1, 472 Anm. 2); Schwyzer 1950, 417 ff (436 ff die einzelnen Präpositionen).

62

Tabelle 3.1 Präpositionen in der klassischen Prosa

Genitiv

ἀντί, ἀπό, ἐκ, πρό

Dativ

Ev, σύν

Akkusativ Genitiv -- Akkusativ

ἀνά, elc (ἐς) διά, κατά, μετά, ὑπέρ

Genitiv -- Dativ -- Akkusativ

ἀμφί, ἐπί, παρά, πρός, ὑπό

Unten werde ich mich auf ἀμφί bzw. περί und ὑπό mit Dativ konzentrieren, da diese in der hellenistischen Zeit schlecht bezeugt sind.

Die Práposition ἀμφί fehlt ganz bei den attischen Rednern. ἀμφί mit Genitiv begegnet vielleicht 1mal bei Herodot, in attischer Prosa nur bei Xenophon.! ἀμφί mit Dativ kommt 9mal vor bei Herodot; es fehlt in der attischen Prosa, aber begegnet u. a. bei Homer und den Tragikern (Helbing 1904, 156 f). ἀμφί mit Akkusativ kommt vor bei Herodot,

Xenophon, Thukydides und Platon. In der großen Mehrzahl der Fälle bei diesen Schriftstellern bezeichnet ἀμφί mit Akkusativ die Umgebung um eine Person, oder eine Person und ihre Umgebung, oder sogar nur eine Person: ol ἀμφί τινα wird gebraucht wie oi περί two. Ubertragene Bedeutung (u. a. Pindar und die Tragiker) hat nur eine einzige Stelle bei Herodot und eine bei Thukydides; dies kommt öfter vor bei Xeno-

phon; es fehlt bei Platon.2

περί mit Dativ begegnet 24mal bei Herodot, wohl 14mal bei Thukydides, 13mal bei Xenophon,

10mal im Corpus Platonicum und imal

bei den attischen Rednern. nepi mit Dativ hat sowohl räumliche als übertragene Bedeutungen (bei Verben des Fürchtens u. à.).? 1 Helbing 1904, 155 f: 2mal bei Xenophon; die einzige Stelle bei Herodot ist für ein

späteres Einschiebsel gehalten worden (8,104,5; wird jedoch von Legrand [Budé] behalten).

? Herodot insges. 24mal, Xenophon insges. 145mal: Helbing 1904, 33; 157 ff (zu den verschiedenen Bedeutungen bei Xenophon vgl. Sturz s. v. audi); Thukydides insges. 2mal (7,40,2,3 übertragen, 8,65,1,1 bei einer Person): Helbing 1904, 33; 158 f; Corpus Platonicum insges. 11mal (10mal bei einer Person, 1mal räumlich - ἀμφὶ Σικελίαν).

Ausdrücke für die Umgebung um eine Person (d. h. die Freunde dieser Person, nicht die physische Umgebung) u. à. sind natürlich eigentlich übertragen; mit übertragen wer-

den jedoch hier andere übertragene Bedeutungen gemeint (so u. a. Helbing). 3 Herodot, Xenophon, Thukydides: Helbing 1904, 118 ff (für Herodot vgl. Powell 1938; die Angabe für Thukydides ist bei Helbing nicht ganz explizit); attische Redner: Lutz 1887, 135 (die Stelle ist Isokrates Ep. 9,10,3; die Echtheit des Briefes wird von Mathieu verteidigt; siehe Mathieu 1962, 163 ff [171 f]).

63 ὑπό mit Dativ begegnet 41mal bei Herodot, 37mal im Corpus Platonicum und 63mal bei den attischen Rednern; es gibt auch Fälle bei Xenophon und Thukydides. ὑπό mit Dativ hat sowohl räumliche als auch verschiedene übertragene Bedeutungen (Unterordnung, Einord-

nung in eine Kategorie u. à.).!

Hellenistische Zeit

In den untersuchten hellenistischen Texten (Aristoteles, LXX, Aristeas, ptolemäische Papyri, Polybios, Diodor) begegnen alle oben verzeichne-

ten Präpositionen außer ἀμφί.2 Dativ bei περί bzw. ὑπό begegnet selten in der hellenistischen Prosa. nept mit Dativ findet sich 4mal in der LXX, nie bei Aristeas, nie in

den ptolemäischen Papyri, nie bei Polybios oder Diodor.3 ὑπό mit Dativ findet sich nie in der LXX

oder bei Aristeas; es

kommt äußerst selten in den ptolemäischen Papyri vor; es begegnet 3mal bei Polybios und 7mal bei Diodor. Bei Polybios wird es immer (in den Büchern 1-5) räumlich gebraucht. Bei Diodor wird es 4mal ráumlich gebraucht und drückt 3mal Unterordnung aus.

Kaiserzeit

Dionysios, Nikolaos, Strabon und Philon haben alle sámtliche Prápositionen mit sámtlichen Kasus, die von den oben zitierten hellenistischen

Schriftstellern verwendet werden. Außerdem kommt ἀμφί mit Akkusa1 Herodot: Helbing 1904, 111 f (vgl. Powell 1938 s. v.); Helbing 1904 (22; 111 f) gibt keine ausführliche Information zu Xenophon und Thukydides; Sturz s. v. führt etwa 20 Stellen bei Xenophon an; attische Redner: Lutz 1887, 99; 179.

2 Aristoteles: CD-ROM-Diskette (ΤΟ) (1mal ἀμφί in [Arist.] De mundo); Aristeas: Meecham 1935, 139 ff (bei Aristeas fehlt auch ἀντί); ptol. Papyri: Mayser 1934a, 338; Polybios: CD-ROM-Diskette (TLG) (vgl. Helbing 1904, 33); Diodor: McDougall 1983 (vgl. Helbing 1904, 33); auch im NT fehlt ἀμφί (BD ὃ 203). 3 LXX: siehe BD 8 203; Aristeas: Meecham 1935, 147; ptol. Papyri: Mayser 1934a, 338; Polybios: 29,15,3,3 ἀγῶνα περὶ τοῖς ἄκροις sind nicht die Worte des Polybios (vgl. Krebs 1882, 101); im NT fehlt nepí mit Dativ (BD $ 203). 4 LXX: ὑπό Jb. 12,5 varia lectio (BD ὃ 203); Aristeas: Meecham 1935, 149; ptol. Papyri: Mayser 1934a, 512 f; Polybios: Krebs 1882, 48 (6—40 8mal); Diodor: McDougall 1983 (8mal nach Helbing 1904, 22, aber ohne Angabe der Stellen); im NT fehlt ὑπό mit Dativ (BD $ 203).

64 tiv vor, aber nicht ἀμφί mit Genitiv oder Dativ. Dionysios AR hat ἀμφί mit Akkusativ mit übertragener Bedeutung bemerkenswert oft; dies

kommt in attischer Prosa selten vor. Dativ bei περί und ὑπό findet sich bei Dionysios AR, Nikolaos, Strabon und Philon. Dionysios AR hat 32mal ἀμφί mit Akkusativ. 13mal steht es bei einer Person; 16mal steht es bei Zeit- und Zahlangaben; 3mal steht es,

um die Beschäftigung mit etwas zu bezeichnen.! Er hat 21mal nept mit Dativ. 17mal hat es verschiedene ráumliche Bedeutungen (geographisch bzw. Anhaften an einem Körper); 4mal steht es bei Verben des Fürchtens.? Er hat ferner S0mal ὑπό mit Dativ. 22mal hat es räumliche (geographische) Bedeutungen;

sonst bezeichnet es Unterord-

nung. Dionysios SR hat weder ἀμφί, noch Dativ bei περί oder Und.4 Nikolaos hat 4mal ἀμφί mit Akkusativ in übertragener Bedeutung.

Er hat 1mal περί und 9mal ὑπό mit Dativ. περί hat räumliche Bedeutung; ὑπό hat 3mal räumliche, sonst verschiedene übertragene Bedeutungen. Strabon hat nicht ἀμφί. Er hat 6mal περί mit Dativ, immer vom

Anhaften an einem Körperteil (περὶ τῇ κεφαλῇ u. à.). Er hat auch 280mal ὑπό mit Dativ. Es hat 83mal räumliche Bedeutung; 194mal be-

zeichnet es Unterordnung. Es sei jedoch bemerkt, daB es manchmal kaum möglich ist, zu wissen, ob räumliche Bedeutung oder Unterordnung vorliegt. 3mal bezeichnet ὑπό mit Dativ Einordnung unter eine

Kategorie.6 Philon hat 4mal ἀμφί mit Akkusativ. 3mal steht es bei einer Person; 1mal steht der Ausdruck toic ἀμφὶ τὸ ἱερὸν ὑπηρέταις (28,152,6); es handelt sich in diesem Fall wohl um eine Bescháftigung mit etwas, nicht um eine Bezeichnung der Lokalitát (vgl. die Übersetzung von Colson (Loeb): „those who serve in the temple“). Er hat 4mal περί mit

Dativ, immer mit übertragener Bedeutung. Er hat 12mal ὑπό mit Dativ. 5mal hat es ráumliche Bedeutung und 6mal bezeichnet es Unterordnung; 1mal bezeichnet es Einordnung unter eine Kategorie." ! ἀμφί: vgl. Küser 1915, 40 f (bei Käser fehlt 9,49,1,6); 11-20: 4. 2 Käser 1915, 95 f; nepi mit Dativ fehlt in 11-20.

3 Käser 1915, 109 f; 11-20: 8.

4 Th. 36,57 (von Käser 1915, 96 als Beleg für περί mit Dativ in den SR angeführt) ist ein Zitat aus Thukydides 2,72,2,6. 5 ἀμφί: H: 3, C: 1; περί: C: 1; ὑπό: H: 2, C: 4, V: 3; vgl. Jacob 14 f; 19 f. 6 περί: 3,5,1,33; 5,1,35; 4,4,5,3; 4,5,4; 15,3,19,5; 3,19,13; ὑπό = unter eine Kategorie:

43,17; 3,1,9; 12,1,2,6. 7 περί: 24,225,1 (δέδοικα); 25,306,2 (ntaiw); 38,189,3 (καταρρέω); 267,4 (kaxoppéu);

ὑπό: 5,75,6; 20,148,3; 24,88,5; 26,116,1; 28,94,3; 166,6; 31,193,3; 32,77,6; 127,7; 34,81,4;

35,51,5; 38,20,4.

65 33 Präpositionsadverbien Hier soll zuerst (3.3.1) untersucht werden, wie sich die Schriftsteller der frühen Kaiserzeit zu den erst in nachklassischer Zeit belegten Präpositionsadverbien verhalten. Darauf (3.3.2) soll untersucht werden, wie sie sich verhalten zu klassischen Präpositionsadverbien, die in der helleni-

stischen Prosa zu fehlen scheinen. Die Untersuchungen werden 3.5 zusammengefaßt. Ich habe versucht, möglichst alle Präpositionsadverbien zu beachten; im Prinzip alle Präpositionsadverbien werden untersucht, die erwähnt werden von BD, Krebs 1884, KG 1, Schwyzer 1950 und Smyth 1956.1 Ich habe jedoch nicht behandelt die vorzugsweise in der biblischen Literatur vorkommenden Umschreibungen präpositionaler Be-

griffe durch ein von einer Präposition abhängiges Substantiv, wie κατὰ πρόσωπόν (= coram) τινος. Ich habe auch nicht präpositionsartige Ausdrücke mit μέσον behandelt (ἀνὰ μέσον, ἐν μέσῳ usw.; vgl. BD §§ 217; 215.3). Ich habe also keine Mehrwortphrasen behandelt, die die

Funktion von Prápositionsadverbien und Prápositionen erfüllen. Für diese Untersuchungen habe ich, außer den Schriftstellern der frühen Kaiserzeit, vollstándig beachtet Herodot, Thukydides, Xenophon, Platon, die attischen Redner, die LXX, Aristeas, Polybios und

Diodor.2 Außerdem habe ich die Angaben in LSJ eingearbeitet. Es ist natürlich einzuräumen, daß diese Untersuchungen etwas mechanisch sind. Ich habe nicht die Bedeutung der Wórter untersucht und ! BD $8 214-16; Krebs 1884, 4 f; KG 1, 453 Anm. 4; Schwyzer 1950, 533-53; Smyth

1956 88 1700—02; einige (nicht att.-ion.) Dialektformen sind nicht untersucht worden (z. B. lokrisch évte; siehe Schwyzer 1950, 533); Komparativformen werden beachtet, aber in der folgenden Liste nicht erwähnt (vollständige Liste der untersuchten Präpositionsadverbien): ἄγχι, ἀγχοῦ, ἅμα, ἀναμίξ, (án)óveu(Oe(v)), (€v-, κἀτ)ᾶντα, (ἐν)άντία, (&n-, κατ)άν τικρύ(ς), ἄντικρυς, (ἀπεν-, év-, κατ-, κατεν)άντίον, (ἐπ-, vnep)avw (ἄνωθε(ν)), ἄπωθε(ν), (ἀπ)ᾶτερ(θε(ν)), ἄχρι(ς), βίᾳ, δέμας, δίκην, δίχα, (σύν)έγγύς, εἴσω (ἔσω), ἑκάς (ἕκαθεν), ἐκάτερθεν, ἑκατέρωθεν, (dent ((ἀλέκατι), (παρ)έκτός (ἐχθός, ἐκθός, ἔχθοι, ἔχθω, ἔκτο(σ)θε(ν), ἔκτοθι, ἐξός, ἐξεῖ, éCot), (ἀπ-, kat)évavti, ἔνδον (ἔνδοθεν, ἔνδοθι, ἐνδόσε, ἔνδοι, ἔνδω), Evexa (ἕνεκεν, εἵνεκα,

εἵνεκε(ν), οὕνεκα), (ὑπ)ένερθε(ν) (νέρθε(υ)), ἐντός (ἔντοσθε(ν)), (κατ)ἐνώπιον (κατενῶπα), ἑξῆς, ἔξω (ἔξωθε(ν)), ἐπέκεινα, ἔστε, εὐθύ(ς) (ἰθύ(ς)), ἕως, καταντικρύ, (ὑπο)κάτω, κρύφα, κύκλῳ, λάθρᾳ, μά, μακράν, μεσ(σ)ηγύ(ς), μέστε, μέσφα, μεταξύ, μέχρι(ς), μίγδα, (ἀπο)νόσφι(ν), ὁμοῦ (ὁμόσε), (εἰσ-, €£-, xat-,

μετ)όπιν, (ἐξ-, κατ-, uet)óm(o)8e(v), (eio, ἐξ-, κατ)ὀπίσ(σ)ω, πάρεξ, πάρος, πέλας, népa(v) (πέρην, (κατ)ἀντιπέραίν,-ς)), πέριξ, πλήν, πλησίον, πρίν, (ἀπό-, ἔμ-, Eni-, ὑπό)πρόσθε(ν), πρόσ(σ)ω (πόρσω, πόρρω, πρόσ(σ)οθεν, πόρσωθεν, πόρρωθεν), σύμμιγα, σχεδόν, τῆλε, τηλοῦ (τηλόθι, τηλόθε(ν), τηλόσε), τρόπον, (ἐξ-, ἐφ-, καθ-

(κατ))ὕπερθε(υ), χάριν, χωρίς (xwpi), ὡς.

2 Für Aristeas habe ich Meecham ausgewertet; zu den übrigen habe ich, außer der

CD-ROM-Diskette (TLG), Indices und Speziallexika ausgewertet (siehe 1.3).

66

man muß damit rechnen, daß es Veränderungen auf der semantischen Ebene gibt, die hier nicht aufgespürt werden.

3.3.1 Präpositionsadverbien, die erst in nachklassischer Zeit auftreten ἀναμίξ: Schon in klassischer Zeit (Herodot, Thukydides) Adverb. Bei Polybios und Diodor Präposition.

Strabon 7mai.! ἄντικρυς: In klassischer und hellenistischer Zeit Adverb mit der Bedeutung geradeaus, geradezu u. a. m. Später, u. a. bei Aristoteles, kann

ἄντικρυς die Bedeutung gegenüber haben; es wird mit ἀντικρύ vermischt. Es ist natürlich manchmal unmöglich zu wissen, ob ursprünglich

ἄντικρυς oder ἀντικρύ stand (siehe LSJ s. v. ἄντικρυς II). Als Práposition mit der Bedeutung gegenüber begegnet ἄντικρυς in 3 Ma. 5,16,3.

ἄντικρυς begegnet 1 mal als Präposition bei Dionysios AR 3,22,8,6. Zu bemerken ist, daß die Form Dionysios hilft, Hiatus zu vermeiden.

Er hat mit derselben Bedeutung ἀντικρύ vor einem Konsonanten (AR 1,79,12,4).

ἀντιπέρα: Ähnlich wie ἄντικρυς ἀντικρύ wird ἀντιπέρα oft vermischt mit ἀντιπέραν (Práposition bei Polybios) und ἀντιπέρας (Präposition bei Thukydides); es ist auch hier manchmal unmóglich zu wissen, was

ursprünglich stand. Strabon 10,2,10,16.

ἀπεναντίον: Adverb bei Herodot. Präposition in der LXX. Strabon 2mal.

ἐνώπιον: Als Präposition in den Hss. zu Aischines 3,43,7. In der LXX háufig Práposition.

Bei Philon kommt ἐνώπιον Imal vor: 20,40,3 θεοῦ δ᾽ ἐνώπιον elapeotnoeic-

Diese Stelle ist nichts als eine Paraphrase des vorangehenden (20,39,5)

εὐαρέστει ἐνώπιον ἐμοῦ, das aus Ge. 17,1,2 f stammt. Bedenklich ist nur, daB die LXX hier nicht ἐνώπιον hat, sondern ἐναντίον; von ἐνώ! 7mal als Präposition; Stellen als Adverb u. a. werden hier nicht gerechnet.

67

TOv gibt es in der handschriftlichen Tradition zu dieser Stelle keine Spur. Es scheint móglich, daB Philon sich hier an einen in der LXX häufig vorkommenden Sprachgebrauch anlehnt, z. B. weil er aus dem Gedächtnis zitiert — ein Verfahren, das auch anderswo bei Philon vorzukommen scheint (vgl. unten, 5.2.3.5, ὅπως ἄν). Es ist also nur mit die-

sem Vorbehalt, daB dies überhaupt als Evidenz für Philons Sprache gelten kann.

ἕως (vgl. 3.4.3): Als Präposition erst etwa am Ende der klassischen Periode: in einem Gesetz bei Aischines 1,16 und einem Dokument bei

Demosthenes 18,106; ferner in der neuen Komódie und Aristoteles. Es kommt vor in der LXX, Polybios und Diodor. Dionysios AR 19mal, SR 12mal, Strabon 51mal, Philon 8mal.!

ὀπίσω: Klassisch als Adverb. LXX (sehr häufig) und Polybios als Práposition. Dionysios AR 8,65,3,4.

σύνεγγυς: Als Adverb klassisch. Präposition bei Aristoteles, LXX, Polybios, Diodor; bei Polybios und Diodor nicht nur mit Genitiv, sondern auch mit Dativ.

Dionysios AR 4mal (Genitiv)? ὑπεράνω: Aristoteles, LXX, Diodor. Philon 14mal: es ist wohl wahrscheinlich, da Philon von der LXX

beeinflußt ist.

3.3.2 Klassische, in hellenistischer Prosa fehlende Prápositionsadverbien, die in der Kaiserzeit wieder auftreten

ἀγχοῦ: Mit Genitiv 2mal Homer, oft Herodot; mit Dativ Pindar. Dionysios AR 7mal mit Genitiv.3 ἄτερ (vgl. 3.4.2): Homer, Pindar, Tragiker, nicht in attischer Prosa. Es kommt

1mal in der LXX vor (2 Ma. 12,1522).

Dionysios AR 6mal.4 ! Dionysios AR 11-20 3mal.

? 11-20: 0. 3 11-20: 0. 4 11-20 1mal.

68 δίκην: Pindar, Sophokles, Platon. Dionysios AR 3mal, Strabon 12mal, Philon 10mal.! δίχα (vgl. 3.4.2): Tragisch, sehr selten in attischer Prosa (Thukydides,

Xenophon; nicht bei Platon oder den Rednern). 1mal Aristoteles (Fragment), 2mal Theophrast (Physicorum opiniones). Es gibt eine

zweifelhafte Stelle in der LXX.2 Bei Polybios nur als Konjektur.3 Wie auch früher oft Adverb in hellenistischer Prosa. Dionysios AR 34mal, SR 3mal, Philon 80mal.4

ἑκάς: Homer, Pindar, Sophokles, selten in Prosa (Herodot).

Nikolaos 3mal.5 ἑκατέρωθεν: Als Adverb klassisch; Präposition bei Thukydides. In der LXX als Adverb (nur 4 Ma.).

Strabon 16mal. ἔνδον: Episch, tragisch. Sehr selten Präposition in attischer Prosa; dies nicht bei Thukydides, Xenophon, Demosthenes; 1mal bei Platon (Prt. 320d,2). Hellenistisch Adverb, z. B. Polybios.

Dionysios AR 7,11,2,2. εὐθύ: Sehr selten Práposition: Aristophanes, Thukydides, Platon, Xenophon; fehlt bei den Rednern. Adverb in hellenistischer Zeit. Strabon 13,1,34,3.

καθύπερθε: Episch; häufig bei Herodot. Adverb 1mal 3 Ma.

Strabon 13,1,51,7. Strabon hat auch 6mal ὕπερθε als Práposition; dies begegnet bei Pindar und den Tragikern (lyrische Partien); es fehlt in der LXX, Aristeas, Polybios und Diodor, begegnet aber in einem Papyrus des 3. Jh. v. Chr. κάτω: Adverb sowohl in klassischer als auch in späterer Prosa. Präposi-

tion bei den Tragikern. Philon 35,8,3. ! Dionysios AR 11-20 2mal. 2 Si. 47,21,1 hat γενέσθαι δίχα τυραννίδα (handschriftlich auch -i6oc).

3 2mal (siche Mauersberger s. v.). * Dionysios AR 11—20 4mal. 598:2; C: 1.

69 κρύφα: Klassisch Adverb. Präposition bei Thukydides. Dionysios AR 1,78,4,13.

πρόσω: Die attische Form ist πόρρω. πρόσω ist episch, ionisch (u. a. Herodot) und tragisch, aber begegnet auch bei Xenophon. Xenophon ist der einzige der hier beachteten klassischen Prosaschriftsteller, bei dem die verwendeten Editionen beide Formen haben; in Hss. gibt es

auch bei manchem anderen Schriftsteller Variation. In der hellenistischen Literatur begegnet πρόσω nicht, auch nicht als Adverb. πόρρω begegnet etwa 75mal, als Präposition oder Adverb, in der LXX, Aristeas, Polybios und Diodor.

In der frühen Kaiserzeit begegnet nebst nöppw wieder npóou, bei Dionysios (AR, SR), Strabon und Philon. Es begegnet jedoch nur bei Dionysios AR als Práposition (24mal Präposition, 30mal Adverb).!

ὕπερθε: siehe καθύπερθε oben. 3.4 Konkurrierende Präpositionen und Präpositionsadverbien

3.4.1 σύν : μετά Die vorklassische Literatur hat überwiegend σύν. Besonders bei Homer erscheint μετά mit Dativ als Alternative. μετά mit Genitiv verbrei-

tet sich allmáhlich und erwirbt neue Funktionen; es kann seit Ende des 5. Jh. in der Hauptsache Herodot hat 72mal der erste Schriftsteller, kommt.3 Helbing 1904

die Funktionen σύν und 67mal bei dem μετά hat anhand von

von σύν haben.? μετά mit Genitiv und ist somit frequenzmäßig an σύν heraneinigen Beispielen gezeigt, daß

σύν und μετά bei Herodot austauschbar sein kónnen.* In der attischen Prosa kommt σύν im Vergleich zu μετά selten vor: Thukydides 33 : 401; Platon 33 : 510. Dasselbe gilt für die Redner: 28 : 884.5 Die Ausnahme

in attischer Prosa ist Xenophon, der 552mal σύν

1 11-20 Präposition 3mal, Adverb 6mal. ? Allgem. LSJ s. w.; KG 1, 466 f (σύν); 505 ff (μετά); Schwyzer 1950, 481 ff (μετά), 487 ff (σύν); σύν und μετά werden für sämtliche von mir behandelten Schriftsteller von

Mommsen 1895 behandelt, wenn auch summarisch; vg]. Fabricius 1965. 3 Fabricius 1965, 16 f; Mommsen 1895, 356 ff.

* Helbing 1904, 138 f; ab hier wird mit „net&“ immer μετά mit Gen. gemeint. 5 Fabricius 1965, 53 ff (Redner); 63 ff (Thukydides); 63; 70 ff (Platon); Mommsen 1895, 356; 368 ff.

70

und 274mal μετά hat. Es bestehen jedoch große Unterschiede zwischen den verschiedenen Schriften. In An. und Cyr. überwiegt σύν sehr stark (An. 168 : 30), in HG und Mem. gibt es keinen nennenswerten Fre-

quenzunterschied (HG 130 : 134).1 σύν und peta konkurrieren einerseits miteinander, andererseits

werden alternative Konstruktionen gewählt, mit ἅμα, ὁμοῦ, aUtavópoc usw. Auf solche Alternativkonstruktionen wird hier nicht eingegangen.? In dieser Untersuchung werde ich zweierlei tun. Zuerst werde ich eine Übersicht der Gesamtfrequenz von σύν und μετά geben. Ferner werde ich ein semantisches Gebiet herausgreifen, und zwar den modalen Gebrauch.3 Dadurch kann kontrolliert werden, daß eventuelle Unterschiede zwischen der hellenistischen Zeit und der frühen Kaiserzeit nicht auf wechselnde semantische Bedürfnisse zurückzuführen sind. Der modale Gebrauch bezeichnet begleitende Umstände, Art

und Weise, Folge oder Wirkung, z. B. X. Eq. 6,13,1 σὺν ὀργῇ ἵππῳ

προσφέρεσθαι (Art und Weise). Am häufigsten wird die Präposition mit Abstracta, wie im vorigen Beispiel, verbunden, aber auch mit Con-

creta, z.B. X. Mem. 2,1,28,15 f σὺν πόνοις καὶ ἱδρῶτι.

Hellenistische Zeit

In der hellenistischen Prosa begegnet σύν in einigen Schriften sehr selten, in anderen ófter.

In der LXX bestehen große Unterschiede zwischen den verschiedenen Schriften. σύν begegnet relativ häufig (bis zu etwa 30 % der Fälle) in Nu., Le., Es. und Ex.; es begegnet selten in De. und Je. (4 bzw. 5 % 1 Fabricius 1965, 63; 66 ff; Mommsen 1895, 356; 361 ff.

? Mommsen 1895 gibt darüber gewisse Auskunft zu einzelnen Schriftstellern (z. B. 393 Fußn. 25 Dionysios); seine Untersuchungen deuten an, daß diese Alternativen frequenzmäßig unbedeutend sind. 3 Hier folge ich gewissermaßen Fabricius 1965, der manchmal den modalen Gebrauch ausscheidet; die Bezeichnung modal begegnet auch bei Mayser 1934a, 401; siehe auch LSJ s. v. σύν A.5 u. 6; für viele der modalen Fälle, die sehr natürlich durch einfache Adverbien ersetzt werden kónnen, kommt die Bezeichnung adverbial vor, z. B. Krebs 1882, 37 und Käser 1915, 39 (vgl. Fabricius 1965, 11 mit Hinw. auf Palm 1955,

127 f). * Zur hier gegebenen Definition vom modalen Gebrauch vgl. Fabricius 1965, 10: „Modal wird σύν (μετά, ἅμα) verwandt, wenn es den begleitenden Umstand bezeich-

net, die Art und Weise, aber auch die begleitende Folge oder Wirkung; eingerechnet sind dabei auch die Fälle, wo man zwischen begleitendem Umstand (begleitender Folge

oder Wirkung) und Mittel schwanken kann usw.“ Die Beispiele im Folgenden sind ebenfalls Fabricius 1965, 10 f entnommen.

7 der Fálle).! Aristeas hat 16mal σύν und 21mal μετά, also σύν vergleichsweise oft (Meecham 1935, 141 f; 146 f). In den ptolemäischen

Papyri begegnet σύν auch sehr oft, 134mal (μετά 130mal).2 σύν begegnet dagegen selten bei den frühhellenistischen, in Attika tátigen Schriftstellern Aristoteles, Theophrast und Menander.? Es begegnet auch selten bei den hellenistischen Geschichtsschreibern (siehe die Tabelle 3.2). Es gibt nach Mommsen kein einziges authentisches Beispiel von σύν in den Fragmenten von Philochoros, Phylarchos und Theopomp.^ Es gibt wenige Beispiele bei Polybios und Diodor.

Tabelle 3.2 σύν : μετά bei hellenistischen Geschichtsschreibern (Gesamtfrequenz)

Philochoros Phylarchos Theopomp

σύν

μετά

0 0 0

14 9 12

Polybios?

41

(10 96)

355

Diodor$

72

(5%)

1276

! Nach Mommsen 1895, 4; 390 Fufin. 15. Wie in der LXX bestehen im NT große Unterschiede zwischen verschiedenen Schriften. μετά überwiegt entschieden z. B. in

Ev. Matt., Ev. Marc. und Ev. Jo.; Ev. Luc. (24 : 52) und Act. Ap. (49: 40) haben oft σύν; sehr häufig oder ausschließlich σύν begegnet in einigen Briefen (Mommsen 1895, 395 f;

vgl. BD $ 221). 2 Roßberg 1909, 9 (nach Mayser 1934a, 440 μετά mit Gen. 211mal; Mayser zitiert RoBberg 1909, 8, aber die Zahlen bei Roßberg, insgesamt 211mal, beziehen sich auf sowohl peta mit Akk. als mit Gen.). 3 Fabricius 1965, 63; 72 ff (Aristoteles); 76 ff (Theophrast); 79 (Menander); Mommsen 1895, 356 (Aristoteles, Theophrast); 650 f (Menander). Mommsen wird von Fabricius vielfach korrigiert und ergánzt, zumal die Quellen (z. B. durch Dyskolos) sich ver-

mehrt haben. 4 Mommsen 1895, 2 f; 842 Fußn. 1 (Philochoros), Fufin. 7 (Phylarchos); 846 Fußn. 2 (Theopomp). σύν begegnet tatsächlich 2mal in den Fragmenten des Philochoros und 3mal in denen Theopomps; diese Stellen sind jedoch nach Mommsen auf den Zitierenden zurückzuführen. 5 Fabricius 1965, 98; 100 f; Mommsen 1895, 391 Fußn. 18; nach Mauersberger begegnet μετά mit Gen. 830mal (Mommsen 811mal!); 6-40: σύν: 79, μετά: 455. 6 Fabricius 1965, 98 (nach Fabricius nicht 1276mal sondern 1776mal σύν in 1-5,

11-20; ein Vergleich mit McDougall 1983 zeigt, daß Fabricius einfach ein Schreibfehler unterlaufen ist); 100 f; Mommsen 391 f Fußn. 19; 6-10, 21-40: σύν: 27, μετά: 201.

72 In den Schriften, die selten σύν haben, kommt modales σύν selten vor.

Polybios 1-5 hat sehr selten modales σύν: Smal σὺν καιρῷ, je Imal σὺν νῷ und σὺν καλῷ. In denselben Büchern kommt jedoch modales μετά sehr oft vor, mehr als 120mal. Diodor (1-5, 11-20) hat nur 1mal modales σύν, wahrscheinlich

aus Streben nach variatio: 3,17,3,7 προάγει

μετὰ τῶν γονέων σὺν παιδιᾷ. Auch bei Diodor begegnet modales μετά sehr oft.!

Kaiserzeit

σύν begegnet oft im Vergleich zur attischen Prosa und zu Teilen der hellenistischen Prosa. Dies ist besonders der Fall bei Dionysios AR und

Nikolaos, aber auch in den SR und bei Strabon und Philon begegnet σύν viel öfter als bei Aristoteles, Theophrast, Menander und den helle-

nistischen Geschichtsschreibern. In dieser letztgenannten hellenistischen Literatur begegnet ovv in 0-10 % der Fälle; sämtliche Autoren der frühen Kaiserzeit haben wesentlich mehr Fálle (Tabelle 3.3):2

Tabelle 3.3 σύν : μετά in der frühen Kaiserzeit (Gesamtfrequenz)

σύν Dionysios AR3 Dionysios SR Nikolaos

Strabon Philon

μετά

285

(57%)

216

10 44

(18 %) (49 %)

45 45

54 (20%) 120 (23 90)

221 412

1 Siehe McDougall 1983 s. v. μετά A(g). 2 Dionysios AR: Mommsen

1895, 393 (Fußn. 25); vgl. Käser 1915, 36 ff; 67 ff; Dio-

nysios SR: Mommsen 1895, 393 Fußn. 25 11mal bzw. 55 + 2mal; eine Überprüfung (CD-ROM-Diskette, TLG) zeigt, daß Mommsen sehr ungenau ist; Nikolaos: H: σύν: 24, μετά: 22; M: 1:3; C: 17:18; V: 2:2 (vgl. Mommsen 1895, 394, der nicht alle Fragmente untersucht hat; vgl. Jacob 1911, 18); Strabon: Mommsen 1895, 392 Fußn. 20; Philon: Mommsen 1895, 392 FuBn. 22.

3 11-20: σύν: 28 (44 95), μετά 36 (56 %).

73 In der Tabelle 3.4 wird die Frequenz der modalen Anwendungen von

σύν : μετά gegeben:

Tabelle 3.4 σύν : μετά in der frühen Kaiserzeit (modaler Gebrauch)

σύν

Dionysios AR!

μετά

99 (73 %)

37

Dionysios SR?

1

(6%)

16

Nikolaos?

4 (36 %)

7

Strabon 1-44

0

(0%)

10

12

(24 96)

38

Philon 34-5, 37-85

Bei Dionysios

AR,

Nikolaos

und

Philon stimmt die Frequenz von

modalem σύν ziemlich gut mit der Gesamtfrequenz überein, d. h. auch modales σύν nimmt zu. Daraus kann wohl der Schluß gezogen werden, daß die Zunahme von ovv wirklich etwas mit Sprachwandel zu tun hat - man schreibt anders, wenn man dasselbe sagen will — und nicht, oder nicht nur, darauf hindeutet, daB man ófter eine Bedeutung verwendet,

die auch früher mit σύν ausgedrückt wurde. Bei Dionysios SR und Strabon ist auf die niedrige Zahl von Stellen hinzuweisen. Es wáre wünschenswert, diese Untersuchung auf andere Anwendungsgebiete

auszudehnen.

3.4.2 üvev : χωρίς : δίχα : ἄτερ ἄνευ, χωρίς und δίχα begegnen als Präpositionen mit Genitiv in der klassischen attischen Prosa. ἄτερ fehlt; es ist episch, ionisch (nicht He-

rodot) und tragisch.6 1 11-20: σύν: 10 (48 %), μετά: 11 (52 95); siche Käser 1915, 39 f (1I; III); 68 f (4).

? Siehe Káser 1915, 39 f (1I und III); 68 f (4). 3H:2:3,C:2:4. 4 Modales σύν begegnet nur 10,3,9,5 (σὺν ἐνθουσιασμῷ). 5 Diese Auswahl

habe ich untersucht; σύν hat selten andere Bedeutungen

als dic

modale. 6 LSJ s. w.; KG 1, 402; Schwyzer 1950, 535 f (ἄνευ), 537 (ἄτερ), 537 f (δίχα), 546

(χωρίς); vgl. (Polybios, Diodor, Dionysios AR) Krebs 1885, 29 f (χωρίς), 31 ff (bixa, ἄτερ, ἄνευθε); (ἀπ)ᾶτερθε fehit in der frühen Kaiserzeit (ep., lyr., trag.: LSJ).

74 ἄνεν ist immer Präposition.! Es hat die Bedeutung ohne; etwas ist nicht vorhanden: Pl. Smp. 217a,7 πρὸ toU οὐκ εἰωθὼς áveu ἀκολούθον μόνος μετ᾽

αὐτοῦ γίγνεσθαι κτλ. ἄνευ kann auch außer bedeuten; etwas Vorhandenes wird ausgenom-

men.? Bei Homer scheint es auch abseits von, fern von zu bedeuten.? xwpig begegnet als Adverb oder Präposition. Es scheint in der klassischen Prosa keine Stellen zu geben mit der Bedeutung ohne.‘ Es bedeutet u. a. außer, abgesehen von und getrennt von.5

δίχα begegnet sehr selten als Präposition in der klassischen Prosa. Es scheint keine klassischen Prosabeispiele mit der Bedeutung ohne zu geben; dies begegnet z. B. bei Aischylos.ó In dieser Untersuchung werde ich die Wörter &vev : χωρίς : δίχα : ἄτερ mit dem syntaktischen Kriterium, daß sie Präpositionen sind, be-

handeln. Ich werde auch das semantische Kriterium applizieren, daf sie die Bedeutung ohne haben sollen, oder genauer: alle Fälle, wo sie nicht

offenbar außer oder räumlich getrennt von bedeuten, ob man nun ohne

oder ohne den Willen/Wissen o. à. übersetzen móchte, wie im folgenden

Beispiel:? Dionysios AR

1,87,1,10 συνελάμβανε δὲ αὐτοῖς τῆς φιλονεικίας

καὶ τὸ ἄλλο πλῆθος ἦρξέ τε πολέμου δίχα τῶν ἡγεμόνων ὁπλισθὲν κτλ. ! ἄνευ scheint jedenfalls in historischer Zeit immer Präposition zu sein, obwohl adverbieller Ursprung vermutet wird; (ἀπ)ἄνευθε (ep., lyr.) ist dagegen (auch) Adverb; dieses Wort fehlt in der frühen Kaiserzeit und wird unten nicht behandelt (Schwyzer 1950, 535; 536 zu ἄνευ mit Akk.).

2 Siehe LSJ s. v. ἄνευ III; hier deckt sich also die Bedeutung mit πλήν, ἐκτός u. à. 3 Das iimmer zitierte Beispiel (LSJ, Schwyzer 1950, 535 u. a.) ist Il. 13,556 οὐ μὲν

γάρ ποτ᾽ ἄνευ δηΐων ἦν, ἀλλὰ kat’ αὐτοὺς στρωφᾶτ᾽ 4 Keine Stellen in 1.3] oder Schwyzer 1950, 546. 5 Pl. Ap. 350,9 χωρὶς δὲ τῆς δόξης, à ἄνδρες, οὐδὲ δίκαιόν μοι δοκεῖ εἶναι δεῖσθαι τοῦ δικαστοῦ κτλ.; Pl. Phd. 674,1 τότε γὰρ αὐτὴ καθ᾽ αὑτὴν ἡ ψυχὴ ἔσται χωρὶς τοῦ σώματος κτλ. 6 δίχα ist als Präposition nachhomerisch, u. a. tragisch; es fehlt als Präposition bei

Herodot; es begegnet als Präposition einigemal bei Xenophon (abgesondert von, fern von: Sturz); keine Stellen, wo in klassischer Prosa δίχα Präposition mit der Bedeutung ohne ist, werden von LSJ oder Schwyzer 1950, 538 angeführt. 7 In Fußnoten oder am Ende der Untersuchung (für die frühe Kaiserzeit) habe ich möglichst genau angegeben, welche Stellen ich gerechnet habe.

75 Hellenistische Zeit

Die bemerkenswerteste Innovation der hellenistischen gegenüber der klassischen attischen Prosa ist die Verbreitung von χωρίς mit der Be-

deutung ohne. In der LXX begegnen wenige Male ἄνευ bzw. χωρίς. δίχα begegnet vielleicht 1mal als Präposition. &tep begegnet 1mal (2 Ma. 12,15,2).2 Aristeas hat nur χωρίς (Meecham

1935, 142 ff). In den pto-

lemäischen Papyri hat ἄνευ nur die Bedeutung ohne. χωρίς begegnet nur imal als Präposition mit der Bedeutung ohne. δίχα läßt sich in den vorchristlichen Papyri überhaupt nicht belegen. ἄτερ scheint auch zu

fehlen.3 In der Tabelle 3.5 findet sich Statistik fiir Polybios und Diodor. Bei

beiden kommt χωρίς oft vor, während δίχα und ἄτερ fehlen.

Tabelle 3.5 ἄνευ : χωρίς : δίχα : ἄτερ = ohne bei Polybios und Diodor

ἄνευ

Polybios4 Diodor5

χωρίς

7 (17%) 34 (83%) 33 (56%) 26 (44%)

δίχα

ἄτερ

0 0

0 0

Kaiserzeit

Die deutlichste Tendenz in der frühen Kaiserzeit (Tabelle 3.6) ist eine gewisse Vorliebe für episch-tragische, und unhellenistische, Ausdrücke ! Vgl. zum hier Gesagten Schwyzer 1950, 546 mit weiteren Hinweisen. 2 Im NT begegnet am häufigsten χωρίς, ἄνευ Imal; δίχα fehlt; ἄτερ begegnet in Ev. Luc. 2mal (BD $ 216.2: vgl. Bauer 1971).

3 Mayser 1934a, 339 Fußn. 1 (δίχα; vgl. Kuhring 1906, 49 f), 518 ff (ἄνευ), 536 ff (χωρίς); &tep wird weder von Mayser noch von Kuhring erwähnt. 4 Zu ἄνευ, ἄτερ, δίχα siehe Mauersberger; χωρίς (CD-ROM-Diskette, TLG): 1,16,9,2; 35,8,3; 35,10,1; 62,9,2 (vielleicht Zitat); 2,21,4,2; 38,5,3; 51,6,3; 56,13,3; 3,9,2,3; 10,2,1; 21,1,3; 21,2,6; 27,6,1 (vielleicht Zitat); 28,3,5; 69,12,3; 77,7,1; 81,5,2; 85,3,3;

4,8,10,2; 9,3,3; 9,5,5; 26,4,1; 38,2,4; 40,8,5; 52,7,3; 76,9,5; 84,4,1; 84,4,3; 5,10,4,1; 12,3,4; 27,5,5; 35,132; 95,12,3; 103,6,1; 6-40: ἄνευ: 19, χωρίς: 43, δίχα: 2mal als Konjektur,

ἅτερ: 0. McDougall 1983 s. vv. (Diodor 1-5, 11-20).

76 für ohne. δίχα kommt 86mal vor bei Dionysios AR, SR und Philon; fer-

ner begegnet &tep bei Dionysios AR.! Vielleicht kann man auch, bei Dionysios AR und Philon, eine Reaktion gegen χωρίς spiiren.2

Tabelle 3.6 ἄνευ : χωρίς : δίχα : ἄτερ = ohne in der frühen Kaiserzeit

ἄνευ

DionysiosAR Dionysios SR Nikolaos Strabon Philon

χωρίς

δίχα

38 (4296) 13 (14%) 34 (37%) 3 (21%) 8 (57%) 3 (21%) 3(100%) 0 0 9 (24%) 29 (16%) 0 167 (63%) 50 (19%) 49 (18%)

&tep

6(7%) 0 0 0 0

Philon hat einige Stelien mit variatio, die die Austauschbarkeit der

Wörter veranschaulicht:3 yet

20,157,4 ff ὥσπερ yap οὔτε βλέπειν χωρὶς ὀφθαλμῶν οὔτ᾽

ἀκού-

€w χωρὶς ὥτων οὔτε δίχα μυκτήρων ὀσφραίνεσθαι οὐδ᾽ αὖ ταῖς ἄλλαις αἰσθήσεσιν ἄνευ τῶν κατ᾽ αὐτὰς ὀργάνων χρῆσθαι οὔτε καταλαμβάνειν δίχα λογισμοῦ κτλ. Unten wird das Material für die frühe Kaiserzeit angeführt. Dionysios AR: 11-20: ἄνευ: 8 (57 %), χωρίς: 1 (7 %), δίχα: 4 (29 %), ἄτερ: 1 (7 96). ἄνευ: Die folgenden Stellen werden nicht gerechnet: 13,6,1,2; 12,2,10; 15,3,6,5; χωρίς: Die folgenden Stellen werden gerechnet: 1,14,4,4; 3,17,1,9; 4,62,5,7; 80,2,11; 5,39,3,10; 66,3,12; 75,2,6; 6,50,1,8; 55,3,11; 8,3,3,12; 22,2,6; 9,9,4,16; 10,32,2,8; 11,8,2,11; δίχα Die

folgenden Stellen werden gerechnet: 1,87,1,10; 2,38,4,3; 45,1,6; 72,3,4; 3,7,6,8; 25,4,3; 56,29; 4,11,4,3; 27,6,3; 58,1,6; 75,4,3; 5,22,3,5; 33,2,6; 45,2,1; 6,15,3,10; 35,2,9; 40,3,14;

49,5,5; 51,3,15; 57,2,5; 62,5,10; 79,1,10; 86,4,13; 7,2,2,6; 11,3,8; 19,4,1; 50,2,6; 8,17,2,4;

36,2,2; 51,1,13; 9,8,3,7, 16,4,8; 49,5,3; 10,12,2,8; 11,61,2,1; 12,9,3,7; 14,16; 15,3,13,3. 1 1-20 7mal: ἄτερ αἰτίας (4mal), δόλου, φυλακῆς, ὠνῆς (vgl. Krebs 1885, 33). ? Dies auf jeden Fall im Vergleich zu Polybios, Diodor und Aristeas; Diodor hat prozentual schon viel weniger Fälle als Polybios. 3 Vgl. 2,92,5; 26,119,5.

77 Dionysios SR: ἄνεν: Th. 40,27; Comp. 22,86; 25,103; χωρίς: Isoc. 1,18; Is. 16,13; Dem.

20,25; 24,51;

Th. 51,10; Comp.

6,57; 25,182; Pomp.

3,16,1; δίχα Dem.

36,10;

Comp. 25,31; 26,151.

Nikolaos: ἄνευ: Die folgenden Stellen werden gerechnet: H 344,24 (σφῶν); C 391,13 (ὅπλων); C 397,14 (τούτων (τῶν ἀνθρώπων)); χωρίς: die folgende Stelle wird nicht gerechnet (getrennt /fern von): H 355,22. Strabon: ἄνευ; 1,1,12,5; 1,20,5; 2,6,32; 2,8,39; 2,1,20,10; 3,5,46; 4,4,5,21; 14,6,6,15; 16,2,14,12 (vielleicht außer, vgl. 3,5,1,40); χωρίς: 1,1,12,9; 1,21,35; 2,16,9; 2,1,34,49;

3,5,9,29; 7,3,3,5; 3,3,10; 3,11,19; 8,3,11,9; 6,7,13; 9,2,41,1; 3,10,6; 10,3,4,9; 3,9,6; 11,5,3,9; 12,3,38,29; 14,1,5,9; 1,41,28; 1,44,14; 15,1,15,7; 1,26,8; 1,60,4; 3,14,2; 3,18,5; 16,2,25,10; 2,35,14; 17,1,37,23; 3,7,18; 3,25,11. Philon: &ev. Die folgenden Stellen werden nicht gerechnet: 14,41,1; 28,340,1; χωρίς: Die folgenden Stellen werden gerechnet: 2,83,3; 83,4; 3,17,2; 4,30,2; 65,7; 66,7; 69,1; 75,2; 77,2; 134,2; 5,47,2; 6,35,7; 95,2; 106,3; 10,62,5; 75,2; 92,4; 96,1; 97,3; 11,35,3; 45,1; 12,122,4; 131,5; 13,199,3; 15,115,1; 148,4; 17,92,2; 186,6; 18,138,8; 20,6,2; 157,4; 157,5;

259,3; 270,6; 21,229,4; 22,62,5; 187,2; 187,4; 257,2; 23,64,5; 25,46,7; 318,3; 26,119,5; 27,31,10; 30,103,3; 32,124,7; 144,2; 33,51,5; 77,3; 38,351,1; δίχα Die folgenden Stellen werden gerechnet: 1,16,2; 72,8; 167,9; 2,83,4; 92,5; 3,29,5; 71,5; 71,7; 6,40,8; 45,5; 112,4; 8,157,3; 9,38,4; 10,93,6; 109,4; 13,190,3; 14,36,9; 15,105,2; 16,192,4; 18,7,2; 21,1; 173,3; 178,7; 19,6,7; 89,4; 20,81,6; 157,5; 157,7; 23,16,4; 53,4; 271,3; 24,155,3; 190,4; 225,3; 226,2; 25,130,1; 142,6; 26,223,3; 28,147,6; 291,2; 30,42,3; 31,70,6; 32,38,5; 34,88,1; 124,6; 36,52,4;

98,2; 149,3; 38,2752.

343 μέχρι: ἄχρι : ἕως μέχρι(ς) als Präposition kommt allgemein im Attischen und bei Hero-

dot vor.! &xpi(c) als Präposition kommt viel seltener vor; es begegnet schon bei Homer, scheint aber sehr lange Zeit sehr spárliche Verbreitung gehabt zu haben; es begegnet bei Xenophon, Demosthenes und

Lykurgos; es fehlt bei Platon, Thukydides und den sonstigen attischen Rednern; es begegnet 1mal bei Herodot. ἕως als Präposition tritt zuerst gegen Ende der klassischen attischen Periode auf, und zwar in einem Gesetz bei Aischines (1,16) und in einem Dokument bei Demosthenes ! Allgem. zu μέχρι, ἄχρι, ἕως LSJ s. w.; KG 1, 346; Schwyzer 1950, 549 ff; die Formen ἄχρις und μέχρις sind „unattisch“, aber finden sich manchmal auch in attischer Prosa (siehe Rutherford 1881, 64 f [Phrynichos]; vgl. LSJ s. v. ἄχρι); diese Formen, die Hiatvermeidung ermóglichen kónnen, begegnen auch in der hellenistiSchen Zeit und in der frühen Kaiserzeit; sie werden von mir natürlich nicht gesondert

behandelt.

78 (18,106). Es fehlt auf den klassischen attischen Inschriften.! Diese Wörter haben auch andere Funktionen als die der Präposition, besonders als Konjunktionen,

aber auch adverbiell, wie in der

Verbindung ἕως elc. In dieser Untersuchung werde ich nur die Fälle

als Präposition beachten.2

Hellenistische Zeit

In der hellenistischen Zeit verbreitet sich der Gebrauch von ἕως; dies

kommt bei Aristoteles, Theophrast und in der jüngeren Komödie vor (Krebs 1885, 13). ἄχρι begegnet selten. In der LXX begegnen sowohl ἕως als μέχρι, am häufigsten ἕως; ἄχρι ist sehr selten.) Aristeas hat nur μέχρι (Meecham 1935, 142 ff). In den ptolemäischen Papyri begegnet hauptsächlich ἕως, manchmal

μέχρι, ἄχρι nur vereinzelt (Mayser 1934a, 522 ff). Die Tabelle 3.7 gibt Statistik für Polybios und Diodor. Beide haben ἕως, Diodor aber seltener als Polybios.

Tabelle 3.7 μέχρι : ἄχρι : ἕως bei Polybios und Diodor

μέχρι

Polybios4 Diodor$

21 (31%) 317 (86%)

ἄχρι

0 17

ἕως

(5%)

46 (69 %) 33 (9%)

1 Meisterhans 1900, 217 (8 85.30); unten (Hellenistische Zeit) findet sich mehr Information zur frühen Verbreitung. 2 Die wenigen Fälle von μέχρι o u. à. habe ich gerechnet, obwohl diese Konstruk-

tion eigentlich mit der Konjunktion μέχρι konkurriert. 3 Einigermaßen sicher nur 2 Ma. 14,15,2 (vgl. Hatch/Redpath 1897 s. w.); im NT begegnet am häufigsten ἕως. 4 6-40: μέχρι: 42 (48 96), ἄχρι: 4 (5 95), ἕως: 42 (48 95); siehe Mauersberger s. vv. 5 McDougall 1983 s. vv. (nur die vollstándigen Bücher, 1-5 und 11-20, werden von McDougall herangezogen).

79 Kaiserzeit Die Tabelle 3.8 enthält Statistik für die frühe Kaiserzeit. In der frühen

Kaiserzeit kommt ἄχρι oft vor bei Dionysios, Nikolaos und Philon. ἕως setzt die abnehmende Tendenz fort, die bei Diodor aufzutreten scheint.

Tabelle 3.8 μέχρι : ἄχρι : ἕως in der frühen Kaiserzeit

μέχρι Dionysios AR! Dionysios SR

Nikolaos? Strabon Philon

ἄχρι

ἕως

178 (73 %) 40 (68 %)

48 (20 %) 7 (1296)

3 (2796)

8 (73%)

0

(0%)

3 (0%) 200 (61 %)

51 8

(5%) (290)

973 121

(95 %) (37 90)

19 (890) 12 (20 96)

In Dionysios AR begegnet ein Fall von variatio, der die Austauschbar-

keit von &xpt und Ewg veranschaulicht: 6,37,1,15 ff τὸ δ᾽ αὐτὸ δίκαιον elvat kai γονεῦσι τοῖς τούτων ἄχρι

καὶ πάππων, καὶ παισὶν ἕως ἐγγόνων" 3.4.4 ὡς: πρός ὡς als Präposition findet sich 1mal bei Homer; es gibt keine sicheren Beispiele bei Herodot; es begegnet im Attischen. Nach ὡς steht persónlicher Akkusativ der Richtung:3 1 11-20: μέχρι: 22 (79 95), ἄχρι: 3 (11 95), ἕως: 3 (11 95). 2 μέχρι: H 353,20, M 384,14; 388,22; ἄχρι:

H 345,14; 362,34, C 396,8; 397,12; 399,5;

410,9; 416,35; 420,10 (vgl. Jacob 1911, 16).

3 Das heißt die Bewegung auf eine Person/etwas Personifiziertes zu wird ausgedrückt; LSJ s. v. ὡς C.III; KG 1, 471 f; Schwyzer 1950, 533 f (mit weiteren attischen

Prosabeispielen); später steht ὡς mit Akk. auch bei Ortsnamen (vielleicht schon bei Herodot; zu Herodot siehe auch Powell 1938). ὡς kann auch bei den Prapositionen eic,

ἐπί, πρός mit Akk. stehen (siehe KG 1, 472 Anm. 1; vgl. LSJ s. v. ὡς C.H).

80 Th. 4,79,1,3 ἀφίκετο ὡς Περδίκκαν Kal ἐς τὴν Χαλκιδικήν. πρός kann, wie es scheint, dieselbe Funktion haben:!

X. An. 5,7,20,1 ἔρχονται πρὸς ἡμᾶς ol Kepacovvtiot κτλ. Auch elc, ἐπί und παρά können ähnlich verwendet werden. εἰς kommt in dieser Funktion episch und ionisch vor.? ἐπί mit Akkusativ hat oft,

aber nicht immer, die Bedeutung feindlich gegen.3 παρά findet sich mit persónlichem Akkusativ der Richtung schon bei Homer, besonders oft bei Herodot, aber auch in der attischen Prosa.4 Unten habe ich nur ὡς und πρός beachtet, nicht Alternativen wie παρά usw.; ich habe nur Fälle beachtet, wo wg und πρός bei persónli-

chem Akkusativ der Richtung vorkommen. Um zu zeigen, daß die Wórter funktional sehr ähnlich sind, habe ich die jeweiligen Verben angeführt (für die frühe Kaiserzeit siehe am Ende der Untersuchung).

Hellenistische Zeit

ὡς als Práposition kommt hellenistisch sehr selten vor: in der untersuchten Literatur an 5 einzelnen Stellen. npóc kommt dagegen oft vor. ὡς fehlt bei Aristoteles, in den ptolemáischen Papyri und in der

LXX.5 npóc kommt mit der hier behandelten Funktion sehr oft vor in der LXX und in den ptolemäischen Papyri.6 Bei Aristeas fehlt die

Präposition ὡς. Die hier behandelte Funktion von πρός mit Akkusativ fehlt auch (Meecham 1935, 140). 1 KG 1, 518 f; Schwyzer 1950, 510 f; πρός mit Akk. kann auch viele andere Bedeutungen haben; es kann ohne persönliches Objekt stehen, (feindlich) gegen bedeuten,

sowie andere Relationen bezeichnen; es kann bei verba dicendi u. à. (λέγω, γράφω) stehen, bei Verben des Sehens usw. (siehe KG 1, 518 ff; Schwyzer 1950, 509 ff; LSJ s. v.). 2 LSJ s. v. εἰς Ib; KG 1, 468 f; Schwyzer 1950, 459; zu nachklassischen Schriftstellern Krebs 1885, 62 f (wenige Beispiele); zu Dionysios Käser 1915, 42 f. 3 Persönlicher Akkusativ der Richtung ist schlecht bezeugt für die attische Prosa, begegnet aber mehrmals bei Homer und Herodot; siehe LSJ s. v. ἐπί C.I.2a; KG 1, 503; Schwyzer 1950, 472 f; Helbing 1904, 67 (Herodot); diese Bedeutung wird nicht erwáhnt

von Käser 1915, 85 ff für Dionysios. 4 LSJ s. v. παρά (1.1; KG 1, 511 f; Schwyzer 1950, 494 f; Helbing 1904, 129 f (Herodot).

5 BD $ 203 mit Hinw. (es fehlt auch im NT). 6 Zum Beispiel Ge. 2,22,3; 6,42; für die Papyri vgl. Mayser 19342, 498; es begegnet auch im NT (Bauer 1971 s. v. πρός III.1).

81

Die Tabelle 3.9 enthält Statistik für Polybios und Diodor. πρός dominiert sehr stark. Bei Polybios begegnet in den 4 ersten Büchern ὡς 4mal, mit den Verben ἐξαποστέλλω, katayw, ἀποκομίζω und μετα-

népnw.! Zusammensetzungen mit στέλλω, ἄγω, κομίζω und πέμπω kommen bei πρός sehr oft vor. Bei Diodor begegnet ὡς nur 15,8,5,5

ἀναχθεὶς ὡς τὸν βασιλέα. Tabelle 3.9 ὡς : πρός bei Polybios und Diodor

WG

πρός

Polybios 1-4

4

110

Diodor

1

140

Kaiserzeit

In der frühen Kaiserzeit begegnet wg im Vergleich zur hellenistischen Prosa relativ oft; dies ist besonders deutlich bei Dionysios AR, in der Vita Caesaris des Nikolaos

und

bei Strabon,

aber auch bei Philon

kommt ὡς öfter vor als in den hellenistischen Texten (Tabelle 3.10).

Tabelle 3.10 ὡς : πρός in der frühen Kaiserzeit

ὡς

πρός

Dionysios AR 1-4

20 (50 %)

20

Dionysios SR Nikolaos Strabon

0 11 (38 %) 11 (31 96)

4 18 24

Philon

7

(790)

92

1 1,67,12,5; 1,83,7,3; 4,51,5,5; 4,67,8,4; vgl. Krebs 1885, 61 ff.

2 McDougall 1983 (ὡς: Kategorie A: πρός: 140mal die Kategorie C.1.1a); bei McDougall werden die vorkommenden Verben angegeben; McDougall behandelt nur die vollständigen Bücher (1-5, 11-20).

82

Bei Nikolaos kann ein klarer Unterschied zwischen den beiden längeren Texten festgestellt werden: in den Historiae begegnet nur npóc, 10mal; in der Vita Caesaris begegnet πρός 8mal und ὡς 7mal. ὡς begegnet ferner 4mal in der Selbstbiographie. Nikolaos hat außerdem, wie es

scheint, gerade in den Historiae eine besondere Vorliebe für παρά in

derselben Funktion:! 349,4 (H) ἔπεμψε δὲ Kal εἰς Φρυγίαν παρὰ tov Δασκύλου παῖδα κτλ. 396,22 (() παρὰ τὴν μητέρα ἐλθεῖν εἰς τὴν πατρίδα κτλ.

Philon hat oft πρός; bei dieser Erscheinung ist sein Sprachgebrauch mehrmals von der Bibelsprache beeinflußt, z. B.

Philon 1,149,1 φησὶν οὖν ὅτι πάντα τὰ ζῷα ἤγαγεν ὁ θεὸς πρὸς tov ᾿Αδάμ, ἰδεῖν βουλόμενος τίνας θήσεται προσρήσεις ἑκάοτοις κτλ.

Ge. 2,19,3 καὶ

ἤγαγεν αὐτὰ (scil. πάντα τὰ θηρία καὶ πάντα τὰ πε-

τεινά) πρὸς τὸν Αδαμ ἰδεῖν, τί καλέσει αὐτά κτλ. Die Philon-Stelle ist natürlich eigentlich kein Zitat, aber Abhängigkeit von der-Bibelstelle ist unverkennbar; das φησίν bedeutet ja einen di-

rekten Bezug auf die Bibelstelle. Zuletzt folgen hier die Stellen, die diesem Abschnitt zugrunde liegen. Dionysios AR 1-4: ὡς: (μετ) ἄγω: 1,83,2,6; 2,15,3,6; ἄπειμι (et): 3,17,2,3; ἀπελαύvu: 1,84,6,5; ἀποστέλλω: 2,37,3,4; ἀφικνέομαι: 2,60,1,1; 4,55,2,6; 55,4,3; ἔρχομαι: 1,47,2,1; 47,5,9; 73,4,8; 79,9,13; ἥκω: 1,57,4,13; μετατίθεμαι: 3,9,6,9; 34,5,5; πάρειμι (eini): 3,21,7,4; πέμπω: 1,86,3,5; 3,26,2,7; πρεσβεύω: 2,45,4,4; φέρω: 3,27,2,10; πρός: (àn)&ya: 1,82,3,3; 83,1,7; 2,30,4,9; ἄπειμι (εἶμι): 3,21,6,18; ἀποστέλλω: 2,32,3,1; 3,17,6,6; ἀφικνέομαι: 1,84,6,2; 3,55,3,10 (ἄφιξις); 3,63,3,5; 4,62,2,1; κομίζω: 4,51,2,10; πάρειμι (εἰμί): 3,66,3,3; παρέρχομαι: 4,60,1,7; πέμπω: 4,56,1,3; 59,3,10; 71,3,9 (διαπέμπομαι); πρεσβεύω: 3,1,2,7, 23,4,2 (διαπρεσβεύομαι); 3,51,3,6 (διαπρεσβεύομαι); φοιτάυ: 2,60,5,2; vgl. Käser 1915, 103, der aber nicht zwischen Akkusativ von Personen und Sachen u. ä. unterscheidet.

! 20mal in den H, sonst nur in der hier zitierten Stelle der C. παρά kommt besonders oft bei Herodot vor (siehe oben); es fehlt bei Dionysios AR (Helbing 1904, 130; nicht erwähnt von Käser 1915, 91 ff); es fehlt in einer von mir untersuchten Auswahl aus Philon (34,35,37,38); in Strabon 1-4 begegnet es 2mal (2,5,33,28; 3,2,13,25).

83 Dionysios SR: πρός: ἀπαυτομολέω: Orat. Vett. 2,22; ἀποστέλλω: Th. 54,12; ἀφικνέομαι: Th. 36,5; οἴχομαι: Amm. 1,5,14.

Nikolaos: ὡς: C: βαδίζω: 397,6; (enov)&pxonau: 397,32; 399,16; ἥκω: 400,2; πέμπω: 397,29; 415,18; 417,9; V: ἀναχωρέω: 424,20; ἀφικνέομαι: 421,36; 423,4; πέμπω: 422,11; πρός: H: ἀναβαίνω: 329,1; ἀπάγω: 357,6; ἀποχωρέω: 338,32; ἐπείγομαι: 347,28; épxoμαι: 338,27; πέμπω: 338,22; 358,18; 368,2; πρεσβεία: 376,19; προσπίπτω: 371,15; C: ἀφικνέομαι: 395,12; (np6o-, σύὐν)εἶμι: 392,8; 397,10; 413,31; ἔρχομαι: 411,24; ixeteio: 4128; πέμπω: 411,23; ouppéu: 412,1.

Strabon: ὡς: ἀπαγγέλλω; 9,3,15,18; ἀφικνέομαι: 13,2,3,35; ἥκω: 15,1,4,7; κομίζω: 2,3,4,12, πάρειμι (elu): 16,4,25,26; (ἀνα)πέμπω: 13,1,57,20; 16,4,27,42; πρεσβεύομαι: 16,1,11,25; 17,1,54,52; πρεσβευτής: 10,5,3,14; φοιτάω: 10,4,19,22; πρός: ἄγω: 6,1,15,29; 6,1,15,30; ἀπαγγέλλω: 15,1,64,7; ἀφικνέομαι: 1,2,34,34; 1,2,34,35; βαδίζω: 8,3,17,42; ἑλκύω: 15,1,37,15; ἐπισπαστικός: 15,1,38,6; ἔρχομαι: 11,5,4,16; 16,4,4,3; ἥκω: 15,1,36,11; καλέω: 13,1,57,19; 15,1,68,29; κομιδή: 3,2,5,8; 3,2,5,9; κομίζω: 6,1,15,26; 6,1,15,27; πέμπω: 2,1,9,17; 2,1,9,18; 8,7,2,35; πρεσβεία: 13,1,55,16; πρεσβεύομαι: 3,2,6,22; 12,7,3,43; τρέχω: 16,4,25,36.

Philon: ὡς: (ἀν-, eic)&yo: 6,8,10; 38,352,1; ἀφικνέομαι; 23,79,5; ἄφιξις: 24,185,7; καλέω: 23,103,7; μεταβάλλω: 11,56,6; παρέρχομαι: 7,42,4; πρός: ἄγγελος: 23,115,6; (eio)&yw: 1,149,1; 3,40,3; 8,101,4; 10,142,6; 16,171,2; 17,241,3; 24,105,5; 210,5; 29,36,2; 251,3; 30,69,5; 143,4; 31,7,9; ἀκτέον: 31,9,5; ἀναπέτομαι: 5,31,5; ἀποδημέω: 19,44,2; 24,210,9; ἀποδημία: 18,48,4; ἀποκλίνω: 23,198,4; αὐτομολέω: 33,152,3; ἀφικνέομαι: 6,128,5; 9,53,6; 11,160,2; 20,114,3 bis; 24,226,1; 38,180,3; 349,3; ἄφιξις; 26,171,2; βαδίζω: 10,573; (εἴσ-, ἐπάν)εΐμι: 20,85,4; 24,12,3; 25,73,1; 267,2; 302,2; 26,168,1; 30,30,3; 67,2; 67,3; eneiyw: 12,22,7; (eio-, énav-, προσ)έρχομαι: 9,34,1; 11,156,5; 16,142,3; 19,11,3; 62,4; 21,66,4; 25,332,3; 34,127,2; εὐπλοέω: 21,44,4; (καθ)ἥκω: 1,32,4; 9,21,2; καλέω: 4,172,2; 214,3; 220,5; 20,40,5; 63,3; καταβαίνω: 17,45,3; καταφεύγω: 32,124,4; καταφυγή: 19,782; μετανάστασις: 6,10,3; μετοικία: 18,88,1; 20,38,5; (ava-, ex)neunw: 7,6,3; 9,2; 25,258,2; 26,31,3; 31,190,3; πρεσβευτής; 9,16,5 bis; πρόσοδος: 8,27,5; (ava-, ἐπ) σπάω: 2,38,4; 23,59,5; σπεύδω: 26,181,5; (ἀπο)στέλλω: 18,8,5; 21,21,2; 37,28,4; (ἀπο-, ἐπι-,

ὑπο)στρέφω: 4,221,4; 5,6,3; 8,135,8; 19,1,6; 29,256,6; (ἀπο)τείνω: 13,106,3; 17,13,3; depw(nar): 20,234,4; 23,157,4; φθάνω: 23,58,4; (ἐπυφοιτάω:

1,117,3; 5,49,4; 7,17,3;

8,91,3; 21,255,2.

3.5 Auswertung Eigentliche Präpositionen (3.2) Bei der Untersuchung des Bestandes eigentlicher Präpositionen erwie-

sen sich als interessant ἀμφί bzw. περί und ὑπό mit Dativ. Die Tabelle 3.11 gibt eine Übersicht über die Verwendung dieser Prápositionen in der klassischen Sprache, der hellenistischen Prosa und in der frühen

Kaiserzeit:

84

a. Hellenistisch fehlt ἀμφί. Dativ bei περί und ὑπό begegnet selten. b. In der frühen Kaiserzeit kehrt ἀμφί mit Akkusativ wieder. Dativ

bei περί und ὑπό nimmt zu. Alle Erscheinungen sind bei mehreren Schriftstellern verbreitet, bei vielen bemerkenswert häufig. Weder das hellenistische noch das frühkaiserzeitliche Material zeigt Einschränkung auf eine Bedeutung, räumlich oder übertragen, von περί und ὑπό mit Dativ. c. ἀμφί mit Akkusativ begegnet nicht bei den Rednern (Genitiv und Dativ bei ἀμφί ist überhaupt nicht attischer Prosagebrauch). περί mit Dativ kommt nicht bei den attischen Rednern vor und fehlt bei

Polybios und Diodor. ὑπό mit Dativ kommt bei den attischen Rednern vor und begegnet auch bei Polybios und Diodor. All dies könnte darauf deuten, daß es eine Linie attische Redner-hellenisti-

sche Geschichtsschreibung gibt, wáhrend die frühe Kaiserzeit einen anderen Trend reprásentiert.

d. Diese Erscheinungen werden im Appendix 2 (A) aufgeführt, da sie zu keinen Alternativen relatiert wurden.

Tabelle 3.11

ἀμφί, περί mit Dativ, ὑπό mit Dativ in der klassischen

Sprache, der hellenistischen Prosa und in der frühen Kaiserzeit

A. Diachronische Übersicht Klassisch ἀμφί mit Gen.

Hellenistisch

Kaiserzeit

+

mit Dat.

+

-

-

mit Akk.

+

-

*

nepi mit Dat.

+

(+)

+

ὑπό mit Dat.

*

(*)

+

85

B. Synchronische Übersicht der einzelnen Schriftsteller in der frühen

Kaiserzeit AR

SR

Nikolaos

Strabon

Philon

ἀμφί mit Akk.

32

0

4

0

4

περί mit Dat.

21

0

1

6

4

ὑπό mit Dat.

50

0

9

280

12

Prüpositionsadverbien (3.3) Die Tabelle 3.12 gibt eine Übersicht über die Ergebnisse der Untersuchung des Bestandes von Präpositionsadverbien in der frühen Kaiser-

zeit: a. ἕως ist das einzige nachklassische Präpositionsadverb, das bei mehreren Schriftstellern in der frühen Kaiserzeit vorkommt. Es ist auch das in der frühen Kaiserzeit háufigste der erst nachklassisch auftretenden Präpositionsadverbien (95mal in der frühen Kaiserzeit). Nur Nikolaos, der kürzeste Text, hat keine unklassischen Prä-

positionsadverbien.

b. δίκην und δίχα sind die einzigen wiedereingeführten Präpositionsadverbien, die bei mehreren Schriftstellern vorkommen. Alle

Schriftsteller in der frühen Kaiserzeit haben wiedereingeführte Prápositionsadverbien. c. Die wiedereingeführten Präpositionsadverbien sind in der Regel nicht attische Normalwórter. Dies dürfte damit zu tun haben, daf

die meisten Normalwórter in der attischen Schriftsprache auch in

der hellenistischen Schriftsprache vorkommen. Um von der hellenistischen Schriftsprache abzuweichen, muß man daher über die Grenzen der attischen Schriftsprache hinaus gehen. d. Die Präpositionsadverbien in der Tabelle 3.12 werden im Appendix 2 angeführt (A bzw. B).

86

Tabelle 3.12 Präpositionsadverbien in der frühen Kaiserzeit

A. Nachklassische Präpositionsadverbien AR

SR

Nikolaos

Strabon

Philon

ἀναμίξ 7

ἄντικρυς 1 évtinépa 1 ἀπεναντίον 2 ἕως 19

ἕως 12

ἕως 51

ἐνώπιον 1 ἕως 8

ὀπίσω 1 σύνεγγυς 4 ὑπεράνω 14

B. Klassische, in hellenistischer Prosa fehlende Präpositionsadverbien

AR

SR

Nikolaos

Strabon

Philon

δίκην 12

δίκην 10 δίχα 80

ἀγχοῦ 7 &tep 6 δίκην 3 δίχα 34

δίχα 3 ἑκάς 3

ἑκατέρωθεν 16 ἕνδον 1 εὖὐθύ 1

καθύπερθε 1 κάτω 1

κρύφα 1 πρόσω 24

Konkurrierende Präpositionen und Präpositionsadverbien (3.4)

Die Tabelle 3.13 gibt eine Übersicht der Untersuchungen von konkurrierenden Präpositionen und Präpositionsadverbien im Attischen, in der hellenistischen Prosa und in der frühen Kaiserzeit (A), sowie eine Übersicht der Tendenzen bei einzelnen Schriftstellern in der frühen Kaiserzeit (B):

87 a. In der frühen Kaiserzeit werden in vielen Fällen unhellenistische

Varianten gefördert.

b. Die in der frühen Kaiserzeit geförderten Varianten (z. B. σύν, δίχα und ὡς) sind nicht die mit Status als Normalwort im klassischen Attisch. Dies hängt wohl damit zusammen, daß die normalat-

tischen Varianten auch in der hellenistischen Prosa normal sind.

c. Unklarheiten und Unebenheiten gibt es in den folgenden Fällen. μετά dominiert über σύν bei u. a. hellenistischen Geschichtsschreibern, aber es gibt andere hellenistische Texte, die ovv oft haben. σύν kommt in der frühen Kaiserzeit sehr unterschiedlich oft vor; die allgemeine Zunahme im Vergleich zu u. a. der hellenistischen Geschichtsschreibung ist jedoch bemerkenswert. Diodor scheint die Abnahme von ἕως zu haben, die für die frühe Kaiserzeit typisch ist. Hiatus kann gewissermaBen die Unterschiede zwischen den verschiedenen Perioden erkláren: z. B. kónnte die hellenistische Vorliebe für ἕως aus Hiatusscheu entstanden sein; ähnlich könnte die Abnahme von ἕως in der frühen Kaiserzeit mit geringerer Abneigung gegen Hiatus erklärbar sein.

Tabelle 3.13 Konkurrierende Prápositionen im Attischen, in der hellenistischen Prosa und in der frühen Kaiserzeit

A. Diachronische Übersicht Attisch σύν : μετά

selten σύν

(3.4.1) ἄνευ: χωρίς :

ὡς : πρός (3.4.4)

Kaiserzeit

selten σύν u. a.

σύν öfter

Geschichtsschr. nur ἄνευ

Verbreitung

δίχα, &tep;

νοῦ χωρίς

teilw. Abnahme von χωρίς

haupts. μέχρι; ἕως fehlt

ἕως oft; Diodor ähnl. Kaiserz.

ἕως seltener; ἄχρι öfter

beides

ὡς sehr

ὡς öfter

begegnet

selten

δίχα : ἄτερ (3.4.2)

μέχρι: ἄχρι: ἕως (3.4.3)

Hellenistisch

88

B. Synchronische Übersicht der einzelnen Schriftsteller in der frühen Kaiserzeit (U: unhellenistische Tendenz; H: hellenistische Tendenz; -: Evidenz fehlt ganz) AR

SR

Nikolaos

Strabon

Philon

σύν : μετά

υ

υ

υ

υ

υ

χωρίς : ἄνευ δίχαψᾶτερ δίχα : ἄνευγχωρίς ἄτερ ἄτερ : öveu/xwpis/bixa (3.4.2)

U U U

Η υ H

U? H? H

H H H

U U H

ἄχρι : μέχριγψέως

υ

υ

υ

Η

υ

ἕως : μέχριψᾶχρι (3.4.3)

υ

υ

υ

υ

υ

ὡς : πρός (3.44)

υ

H?

U

U

U

(3.4.1)

4 Partikeln

4.1 Einleitung In diesem Kapitel werde ich den Partikelgebrauch behandeln. In 4.2 wird der Partikelbestand aus verschiedenen Gesichtspunkten untersucht. In 4.3 werden die Frequenz einiger häufigen Partikeln (ye, δή,

περ) sowie Aspekte ihrer Funktion dargestellt. 4.4 behandelt auf verschiedenen Gebieten Variation zwischen Partikeln, und 4.5 die Stellung von ye. Es ist notwendig, hier kurz auf den Begriff Partikel einzugehen, so-

wie auf einige Termini, die in dieser Untersuchung für die funktionellen Kategorien von Partikeln verwendet werden. Als Partikeln kónnen u. a. gewisse Adverbien und adverbielle Nebensátze bezeichnet werden, wie auch parenthetisch eingeschobene Sátze und pronominale Elemente; Konjunktionen sind auch Partikeln; eine Kombination von

selbstándigen Partikeln kann die Funktion einer Partikel haben.! Eine

Partikel hat gewisse semantische und syntaktische Eigenschaften: sie gibt einem Satz oder Satzglied eine gewisse Nuance oder deutet die Relation von Sätzen an. In Darstellungen von Partikeln pflegen jedoch

nicht alle die sprachlichen Erscheinungen einbezogen zu werden, die ein solches semantisch-syntaktisches Kriterium erfüllen; normalerweise wird ein ziemlich enges Spektrum von Wörtern untersucht, wie μέν, δέ, ye, δή usw., z. T. wohl aus Konvention.? Meine Untersuchungen be-

schränken sich auch auf solche Partikeln im engeren Sinn.? Von funktionellen Termini sollen hier zwei definiert werden. Eine Partikel kann einem isolierten Satz oder Satzglied eine Nuance, etwa

Emphase oder Zweifel, geben; eine solche Partikel werde ich mit Den-

niston 1954 als adverbiell bezeichnen. Eine Partikel kann auch die Relation von Sätzen angeben; eine solche Partikel werde ich, ebenfalls mit Denniston, als konnektiv bezeichnen.4 1 Allgem. KG 2, 116 ff; Schwyzer 1950, 553 ff; zur Definition des Begriffes Denniston 1954, xxxvii ff; Schwyzer 1950, 553 ff. Von u. a. KG werden auch Präpositionen

Partikeln genannt. 2 Siehe z. B. Denniston 1954 und Blomqvist 1969.

3 Diese Bezeichnung begegnet bei Schwyzer 1950, 553 ff. 4 Siehe Denniston 1954, xxxvii ff; vgl. Schwyzer 1950, 553 ff, der in bezug auf funktionelle Klassifikation sehr vage ist, und keine übergreifende Terminologie hat (siehe bes. 555); Blomqvist 1969 hat im großen und ganzen Dennistons Terminologie übernommen.

90 Die Partikeln bis zum Ausgang der klassischen attischen Zeit wurden im Standardwerk Denniston 1954 untersucht.! Blomqvist 1969 hat die Partikeln in der hellenistischen Prosa behandelt. Das Buch von Blomqvist gehört zu den gründlichsten Untersuchungen der hellenisti-

schen Prosa, die existieren. Seine Untersuchungen enden mit dem Ausgang der hellenistischen Zeit; die von mir behandelten Texte werden

von ihm nicht untersucht. Für Untersuchungen zu den Schriftstellern

der frühen Kaiserzeit liegen somit äußerst wertvolle Vorarbeiten vor. Trotzdem bleibt noch viel zu tun. Keine Untersuchung behandelt die Schriftsteller zusammen. Blomqvist 1974 untersucht das Vorkommen von te καί in der nachklassischen Prosa und behandelt dabei in Auswahl Dionysios AR und Philon. Jacob 1911 hat ferner einige Bemer-

kungen zum Partikelgebrauch des Nikolaos.

42 Bestand Oben wurde auf die Definition des Begriffes Partikel eingegangen; es ist offenbar nicht möglich, den Bestand von Partikeln in der griechischen Sprache klar zu umreißen; um sagen zu können, welche Partikeln

in einem bestimmten Korpus vorkommen, müßte man den Korpus sorgfáltig durchlesen und interpretieren. Um jedoch einen gewissen

Überblick über den Bestand von Partikeln und dessen Entwicklung zu gewinnen, kann man natürlich das Vorkommen derjenigen Partikeln untersuchen, die in einigen bestimmten Untersucbungen behandelt werden, wie selektiv diese Untersuchungen auch sein mógen. Wenn ich

in diesem Abschnitt den Bestand von Partikeln in der frühen Kaiserzeit untersuche, bin ich daher ausgegangen von den Untersuchungen der klassischen und hellenistischen Perioden von Denniston 1954 bzw. Blomqvist

1969.? Dabei mußte

u. a. in Kauf genommen

werden, daß

! Zur hier nicht genannten Literatur siehe die Literaturverzeichnisse von Denniston 1954 und Blomgvist 1969, sowie Schwyzer 1950, 553. 2 Keine Kombinationen von Partikeln werden beachtet, oder Partikeln, die von Denniston und Blomgvist nur als Bestandteile von Kombinationen behandelt werden,

sondern nur die Wörter, die als selbständige Partikein erwähnt werden von Denniston 1954, xi ff (die Stichwörter in seinem Inhaltsverzeichnis) und Blomqvist 1969, 160: ἀλλά,

ἀμέλει, Spa, ἄρα, ἁτάρ (αὐτάρ), αὖ, γάρ, ye, γοῦν, Sai, δέ, δή, δῆθεν, δήπου, δήπουθεν, δῆτα, διό, διόπερ, ἦ, θην, καί, καίπερ, καίτοι, λοιπόν, μήν (μάν), μέν, μέντοι, μηδέ, vf,

οὐδέ, οὖν (ὦν), οὕκουν, οὐκοῦν, περ, πλήν, που, te, τοι, τοιγάρ, τοιγαροῦν, τοιγάρτοι, τοίνυν, ὥστε.

91 neu auftretende Partikeln in der frühen Kaiserzeit, wenn es solche gibt, nicht beachtet werden konnten. Unten behandle ich klassische und/oder hellenistische Partikeln, die in der frühen Kaiserzeit fehlen (4.2.1), bzw. klassische, in hellenisti-

scher Prosa fehlende Partikeln, die in der frühen Kaiserzeit wieder auftreten (4.2.2).! Meine Arbeit hat nicht ergeben, daß es in der frühen Kaiserzeit erst nachklassisch, d. h. in hellenistischer Zeit, auftretende

Partikeln gibt. Ich möchte aber hier kurz auf διό (διόπερ) und λοιπόν eingehen, da ihr Status in der klassischen Zeit von der einschlágigen Literatur sehr vage charakterisiert wird.

διό (διόπερ) ist natürlich ursprünglich ein relatives Wort. Blomqvist betrachtet es für die hellenistische Periode als eine inferentielle

Partikel, die in selbstándigen Sátzen vorkommt; er scheint ferner zu meinen, daf es in der klassischen Zeit keine Partikel ist (Blomqvist 1969, 136). Niemand scheint aber das klassische Material bearbeitet zu haben: es kann nicht als bewiesen gelten, daß das Wort klassisch nicht als Partikel vorkommt (Denniston 1954 behandelt das Wort nicht). διό

(διόπερ) fehlt bei Dionysios AR und Nikolaos; es begegnet dagegen bei Dionysios SR, Strabon und Philon (bei den beiden letztgenannten 516 und διόπερ) und kann, wie in der hellenistischen Periode, für eine infe-

rentielle Partikel gelten.2 (τὸ) λοιπόν begegnet in klassischer Zeit u. a. als temporales Adverb, aber schon bei Platon, was hier betont werden muß, und in nach-

klassischer Zeit als eine progressive und inferentielle Partikel.? In der frühen Kaiserzeit gibt es eine einzige Stelle, die mir als Beispiel von Aotnóv als inferentieller Partikel scheint (es ist jedenfalls inferentiell in

Kombination mit οὖν): Philon 17,121,6 πάλιν ἐπιστήμης ἀρχὴ μὲν ἡ φύσις, ὡς ἐδείχθη,

πέρας δ᾽ οὐδ᾽ ἦλθεν εἰς ἀνθρώπους. τέλειος γὰρ οὐδεὶς ἐν οὐδενὶ τῶν ἐπιτηδευμάτων, ἀλλ᾽ ἀψευδῶς αἱ τελειότητες καὶ ἀκρότητες ἑνός εἰσι μόνου. φορούμεθ᾽ οὖν λοιπὸν ἡμεῖς ἐν τῷ

τέλους καὶ ἀρχῆς μεθορίῳ κτλ. ! Diese Untersuchungen wurden durchgeführt mit Auswertung der einschlägigen Indices und Lexika, die in dem Literaturverzeichnis aufgeführt sind. Ich habe auch das Material mit Hilfe der CD-ROM-Diskette (TLG) überprüft.

? Zum Beispiel Strabon 1,1,19,14; Philon 2,96,1. 3 Siehe Cavallin 1941 und mit weiteren Beispielen Blomqvist 1969, 100 ff; cine Formulierung bei Blomqvist 1969, 100 könnte zum Eindruck führen, daß λοιπόν als Partikel eine hellenistische Innovation ist: „The use of λοιπόν as an inferential or progressive particle starts in hellenistic Greek, even if Plato also offers a few instances."

92 4.2.1

Klassische und/oder hellenistische Partikeln, die in der frühen

Kaiserzeit fehlen In der Tabelle 4.1 werden die Partikeln angeführt, die in der frühen

Kaiserzeit fehlen.!

Tabelle 4.1

Fehlende Partikeln in der frühen Kaiserzeit

Dionysios AR

ἀμέλει, ἀτάρ (αὐτάρ), δαί, δῆθεν, δήπουθεν, δῆτα, διό,

Dionysios SR

διόπερ, θην, λοιπόν, μάν, οὕκουν, περ, τοιγάρ, ὧν ἀμέλει, ἁτάρ (αὐτάρ), δαί, δῆθεν, διόπερ, θην, λοιπόν,

Hin, οὕκουν, τοιγάρ, ὧν Nikolaos

ἀμέλει, ἄρα, ἀτάρ (αὐτάρ), Sai, δήπου, δήπουθεν, δῆτα, διό, διόπερ, θην, λοιπόν, μάν, οὐκοῦν, πλήν, τοιγάρ,

τοιγάρτοι, ὧν, ὥστε Strabon Philon

ἀτάρ (αὐτάρ), Sai, δῆθεν, δῆτα, fi, θην, λοιπόν, μάν, οὕκουν, τοιγαροῦν, ὧν tap (αὐτάρ), Sai, δῆθεν, θην, μάν, vf, τοιγάρ, ὧν

Das Ergebnis dieser Untersuchung ist, daß die Schriftsteller der frühen Kaiserzeit etwa denselben Bestand von Partikeln haben wie die klassischen und hellenistischen Schriftsteller. Bei sämtlichen Schriftstellern

in der frühen Kaiserzeit fehlen &ráp? (αὐτάρ3), Salt, Onv5, wave ! Von den Partikeln bei Denniston 1954 und Blomqvist 1969 (vgl. S. 90 Fußn. 2). 2 &tép: Homer, tragisch, auch attische Prosa, aber nicht die Redner; 1mal Theo-

phrast (HP 9,20,3,14) und 2mal LXX (Jb.). 3 αὐτάρ: Homer; fehlt in der hellenistischen Prosa (in einer Liste mit Beispielen von σύνδεσμοι wird αὐτάρ erwähnt von Dionysios Thrax Ars Grammatica 1,1,89,2).

4 Sai: besonders Aristophanes; unsichere Beispiele bei Platon (Verwischung mit δέ ist denkbar); 1mal Aristoteles (APo. 90b,19); in Fragmenten Polybios und Diodor. 5 θην: u. a. Homer; fehlt in der hellenistischen Prosa (in Listen von σύνδεσμοι wird

θην erwähnt von Dionysios Thrax Ars Grammatica 1,1,99,1 bzw. Tryphon I Fragm.

10,171).

6 μάν: dorische, äolische und epische Form von μήν (u. a. Homer, Sappho und Epicharm); begegnet in einer Reihe von dorisch geschriebenen Prosa-Texten, die aus der hellenistischen Periode stammen mögen (4. Jh. und später; μάν und/oder ὧν begegnen bei den folgenden Schriftstellern, d. h. in Texten, dic unter ihren Namen gehen: Archytas, Ekphantos, Eurytos, Hippodamos, Kleinias, Lysis, Timaios v. Lokr.; Echtheit, Datierung, sprachliche Form usw. sind im Zusammenhang mit diesen Texten Probleme; sie werden alle von Thesleff 1961 behandelt).

93

und Gv.! Keine dieser Partikeln ist häufig im klassischen Attisch oder in der hellenistischen Prosa. μάν bzw. àv sind natürlich nur dialektale Formen von den vorhandenen

Partikeln μὴν und οὖν. Zu περ, das

(selbständig) bei Dionysios AR fehlt, siehe unten, 4.3.1.

422

Klassische, in hellenistischer Prosa fehlende Partikeln, die in der

frühen Kaiserzeit wieder auftreten

δῆθεν ist die einzige klassische Partikel (tragisch, attische Prosa nur Thukydides), die in der hellenistischen Prosa ganz zu fehlen scheint und in der frühen Kaiserzeit vorkommt (vgl. jedoch unten τοιγάρ,

τοιγάρτοι und $épe).? Es kommt 2mal vor bei Nikolaos (C 405,19; 418,7). Unten habe ich einige weitere Wörter angeführt, die in der hellenistischen Prosa selten vorkommen. Als Kriterium habe ich gewählt, daß sie bei Polybios und Diodor ganz fehlen, oder nur in Fragmenten

auftreten. Von diesen Wörtern finden sich ἄγε, elev und φέρε nicht im Korpus aus Denniston 1954/Blomqvist 1969. Diese Untersuchung hat als wichtigstes Resultat ergeben, daß die Partikeln αὖ, τοιγάρτοι und

φέρε bemerkenswert oft und allgemein in der frühen Kaiserzeit vorkommen, während sie hellenistisch schlecht bezeugt sind.

&ye: ist schon bei Homer eine Partikel der Aufforderung; so auch in der attischen Prosa. 2mal in der LXX.3 Es kommt 2mal bei Dionysios vor (AR 1,82,6,5; 7,51,1,4).

ἀμέλει: Als Partikel zuerst im Attischen: Aristophanes, Xenophon, Platon. Theophrast

(fehlt bei Aristoteles, der LXX,

Aristeas, Polybios,

Diodor, den Papyri); oft Philodem; [Arist.] De mundo.4 Strabon 1,2,34,7; Philon 5mal. 1 àv: ionische und dorische Form von οὖν (Pindar, Herodot, nicht Homer); wie μάν in z. T. schwer datierbaren dorischen Texten (siehe vorige Fußnote). 2 δῆθεν begegnet 1mal als Konjektur (Goettling, siehe den Apparat bei Ross) in Arist. Pol. 1264b,9 (so Ross, aber nicht z. B. Immisch [Teubner] oder Aubonnet [Bude]); es begegnet ferner in der Vitae Hesiodi Particula (aus unbestimmter Zeit), und mehrere Male im Alexanderroman (E- bzw. G-Fassung). 3 Dionysios Thrax Ars Grammatica 1,1,82,1 als Beispiel eines ἐπίρρημα παρακε-

λεύσεως (zusammen mit ela und φέρε). 4 Zur hellenistischen Zeit siehe Blomqvist 1969, 103 ff; das Fehlen bei Aristoteles,

Polybios und Diodor beruht nach Blomqvist auf dem Einfluß der Redner auf die anspruchsvollere hellenistische Prosa.

94 av: Homer, tragisch, attische Prosa. 79mal im Corpus Aristotelicum; Theophrast 40mal; Aristoxenos 6mal; 4 u. a. textkritisch unsichere Stel-

len bei Menon (Anonymus Londinensis); Epikur 12mal; Aristophanes v. Byzanz 8mal (konstantinische Exzerpte der Historia Animalium), einige unsichere Stellen in ptolemäischen Papyri des 3. Jh.; 2mal in Fragmenten des Polybios.! αὖ ist also nur für die frühe hellenistische Peri-

ode einigermaßen gut bezeugt. Es gibt auffallend viele Beispiele in der frühen Kaiserzeit: Dionysios AR:

10; SR: 3; Nikolaos: 1; Strabon: 5; Philon: 113.

εἶεν ist besonders attisch. Es fehlt ganz in der hellenistischen Prosa.2 Es begegnet bei Dionysios in AR 8,72,2,2 bzw. SR Comp. 13,1.

ovKouv: οὔκουν kann teils mit οὐκοῦν, teils mit οὐκ οὖν verwischt sein;

es gibt hier groBe Unsicherheiten in den Hss. und in der Textgestaltung moderner Editionen.? Tragisch, attische Prosa. 25mal im Corpus Aristotelicum; 5mal in den konstantinischen Exzerpten der Historia

Animalium des Aristophanes v. Byzanz.4 Dionysios SR Din. 11,61; Philon 21,167,1.

τοιγάρ: Homer, tragisch, ionische, nie attische Prosa. In der hellenistischen Prosa nur Theophrast (2mal, beidemal in einem Fragment bei Porphyrios; beidemal steht τοιγὰρ οὖν).5 In der frühen Kaiserzeit nur Strabon 5,4,11,29 τοιγάρ τοι.

τοιγάρτοι: Zuerst bei Aischylos; Herodot, attische Prosa. In hellenistischer Zeit 1mal Menon (Anonymus Londinensis), was nach Blomqvist

auf den Kompilator zurückgeht; 1mal in einem Polybios-Fragment.6 Dionysios AR

15mal; SR 4mal; Strabon 2mal; Philon 16mal.

1 Ferner 1mal als Beispiel von σύνδεσμοι Dionysios Thrax Ars Grammatica 1,1,99,1; zu Epikur vgl. Thyresson 1977, 30 ff; ptol. Papyri: Mayser 1934b, 120 (3 Stellen werden von Mayser angeführt und diskutiert, alle aus dem 3. Jh.); vgl. Blomqvist 1969, 144: αὖ and emphatic μέντοι have practically disappeared from hellenistic prose." 2 Das ebenfalls attische eta fehlt in der frühen Kaiserzeit, wie in der hellenistischen Prosa (als Beispiel in Dionysios Thrax Ars Grammatica 1,1,82,1; vgl. oben aye).

3 Siehe Denniston 430 ff; Mayser 1934b, 149 FuBn. 2. 4 Ferner 1mal in den sog. Socratis Epistulae (aus unbestimmter Zeit). 5 De pietate 3,1; 3,16; Pötscher betrachtet in seiner Ausgabe dieses Fragment als au-

thentisch. 6 Polybios 11,10,4,3. Zu Menon siehe Blomqvist 1969, 130; ferner Dionysios Thrax Ars Grammatica 1,1,96,2, wo es als ein Beispiel von σύνδεσμοι erwähnt wird (vgl. oben

αὐτόρ und θην).

95 φέρε kommt attisch und ionisch vor. In der hellenistischen Prosa ist es schlecht bezeugt; es gibt eine Stelle in einem Aristoteles-Fragment und

2 mögliche Beispiele bei Menon.! Es kommt ziemlich oft in der frühen Kaiserzeit vor: Dionysios AR 24mal; SR 10mal; Strabon 4mal; Philon 14mal.

4.3 Frequenz Viele Forscher haben darauf aufmerksam gemacht, daß der Partikelge-

brauch in der hellenistischen Zeit verarmt. Blomqvist 1969 hat dieses Problemkomplex aufgegriffen, und auf etliche Mängel früherer Untersuchungen zum Thema hingewiesen.? Er hat sich bei seinen Untersuchungen auf die hellenistische Literatursprache konzentriert, da die gesprochene Sprache nicht unbedingt derselben Entwicklung folgt; er hat beim Vergleich klassischer und hellenistischer Schriftsteller Genre beachtet, und nicht etwa Platon als klassische Norm betrachtet; ferner hat er es versucht, zwischen konnektiven und adverbiellen (emphatic) Parti-

keln zu unterscheiden. Dieses Verfahren hat ein nuancierteres Bild der Entwicklung ergeben. Das hauptsächliche Resultat ist, daß die Frequenz der konnektiven Partikeln in der hellenistischen Literaturspra-

che mehr oder weniger konstant bleibt, während eine Abnahme der adverbiellen Partikeln beobachtet werden kann. In dieser Arbeit werde ich von den Untersuchungen von Blomgvist 1969 zu den adverbiellen Partikeln ausgehen. Da es auf dem Gebiet

der adverbiellen Partikeln eine Entwicklung von der klassischen in die hellenistische Zeit gibt, ist es auf diesem Gebiet wohl wahrscheinlicher

als bei den konnektiven Partikeln, daß es in der frühen Kaiserzeit interessante Vorgänge zu beobachten gibt. Wenn

man nun dieses Gebiet behandelt, könnte man versuchen,

alle adverbiellen Partikeln zu untersuchen, oder nur eine Auswahl. Ich werde hier eine kleine Auswahl von potentiell interessanten Partikeln untersuchen, und zwar ye, δή und περ, u. a. weil sie relativ häufig sind. 1 Aristoteles: Fragmenta Varia 1,1,20,27; dies kann natürlich vom Exzerptor, [Philon], stammen; es ist jedoch zu bemerken, daß es sich um ein Fragment aus einem

der verschollenen Dialoge handelt, und daB das Wort deshalb wohl mit relativ großer Wahrscheinlichkeit richtig sein kónnte (und weniger als Evidenz für hellenistischen Sprachgebrauch wert ist). Menon: Anonymus Londinensis 27,25; 27,35; dies kann vom

Exzerptor (Kaiserzeit) stammen. 2 Siehe Blomqvist 1969, 132 ff (132 mit Hinw. auf frühere Darstellungen, u. a. BD ὃ 107; Jannaris 1897, 400; Mayser 1934b, 169; Schmid 1, 179; Schwyzer 1950, 556).

96 Ich habe aber diese Methode auch gewählt, um weniger abhängig von

Blomgvist 1969 zu sein: wenn man es mit Blomqyists Statistik als Ausgangspunkt versucht, den Gebrauch der adverbiellen Partikeln in der frühen Kaiserzeit mit dem der hellenistischen Prosa zu vergleichen, setzt dies voraus, daß man Stellen genau wie Blomqyist interpretiert. Dies ist aber nicht so einfach, zumal Blomqvist keine Stellen disku-

tiert.! Blomqvist hat auch nicht die prinzipiellen Probleme diskutiert, die mit der Abgrenzung von adverbiellen Partikeln verbunden sind.2 Wenn man statt dessen eine kleinere Anzahl von Partikeln untersucht, kann man in einer ersten Phase alle Stellen rechnen, um darauf detaillierter den Gebrauch zu untersuchen, und, wo wünschenswert, das hel-

lenistische Material auf eigene Faust zu kontrollieren. Meine Statistik enthált daher alle Fálle von ye, δή und nep in dem jew. untersuchten

Korpus aus der frühen Kaiserzeit. Es gibt einen weiteren Grund, der

dafür spricht, daß man in diesem Zusammenhang nicht nur auf die Funktion sieht. Wenn gerade die adverbiellen Partikeln in der helleni-

stischen Prosa abnehmen, wie Blomqvist gefunden hat, und wenn in der frühen Kaiserzeit diese Partikeln wieder háufiger vorkommen, kann eine Untersuchung nur der adverbiellen Funktion nicht zeigen, ob die

Reaktion in der frühen Kaiserzeit eine funktionelle war, oder mit diesen Wörtern als formalen Einheiten zu tun hatte.

43.1 ye, δή, nep Blomqyist hat in seinem hellenistischen Material weniger Beispiele von

ye und δή gefunden als im klassischen; nep dagegen kommt nicht selte! Es scheint mir, daß Blomqvist z. T. erstaunlich viele adverbielle Partikeln in seinem Material gefunden hat, z. B. 69mal adverbielles δή in 100 Seiten Demosthenes

(Blomqvist 1969, 142), obwohl nach Denniston 1954, 238 die Mehrzahl der Fälle von δή

bei Demosthenes konnektive Bedeutung hat. Da Blomqvist seine Stellen nicht diskutiert oder zumindest anführt, kann ich jedoch nicht nachvollziehen, inwiefern er recht hat. ? Eine solche Untersuchung setzt die Stellungnahme zum Problem der Abgrenzung

zwischen adverbiellen und anderen Partikeln voraus: kann eine Partikel sowohl adverbiell als auch etwa konnektiv sein, oder schließt das eine das andere aus? Denniston

1954, besonders xxxvii mit FuBn., deutet einerseits das prinzipielle Problem an und meint, daß es nicht immer möglich ist, eine Partikel als nur das eine oder das andere zu

betrachten; andererseits gibt er bei z. B. μὲν δή zu, daß es interpretatorisch schwer ist zu sagen, ob δή konnektiv ist, oder zur Betonung von μέν dient, d. ἢ. adverbiell ist —

ohne notwendigerweise anzunehmen, daß es beide Funktionen gleichzeitig haben kann; er weiß nur nicht im Einzelfall, welche Interpretation die richtige ist. Ähnlich werden einzelne Stellen von z. B. te δή diskutiert (Denniston 1954, 258 f, te δή 259 ff).

97 ner vor. Die Tabelle 4.2 gibt Blomavists Statistik für die hellenistische Prosa wieder, d. h. die Zahl der nach ihm adverbiellen Anwendun-

gen.! In Parenthesen wird von mir das Gesamtvorkommen von δή in jew. 100 Seiten von Polybios (1,1,1-1,74,6) und Diodor (1,1-1,66) sowie

bei Apollonios v. Kition hinzugefügt.?

Tabelle 4.2 ye, δή, nep in hellenistischer Prosa

ye

δή

περ

Aristoteles (Ph.)

26

25

115

Polybios

32

26 (21)

42

Hipparchos (70 S.)

30

11

27

6

12 (11)

48

10 14

10 (17) 8

20 30

Diodor Apollonios v. Kition (25 S.) De mundo (45 S.)

Von den Schriftstellern der frühen Kaiserzeit habe ich auch jew. 100 Seiten untersucht (Tabelle 4.3); das Gesamtvorkommen wird angege-

ben:3

! Blomqvist 1969, 142 f (von Aristoteles, Polybios und Diodor wurden jew. 100 Sei-

ten untersucht). Blomqvist hat in seiner Untersuchung der konncktiven Partikeln nicht eine gewisse Seitenzahl gerechnet, sondern eine bestimmte Anzahl Sätze, denn konnektive Partikeln begegnen fast nur am Satzanfang; adverbielle Partikeln dagegen hat er

nach der Seitenzahl gerechnet (Blomqvist 1969, 133). Dies ist vielleicht die bestmógliche Methode, obwohl nicht unbedingt befriedigend, denn auch die Zahl der adverbiellen Partikeln ist gewissermaßen von der Zahl der Satzanfänge abhängig (siehe z. B. unten zu δή nach relativen Wörtern, oder zu nep).

2 Bei der Angabe des Gesamtvorkommens wird γοῦν nicht gerechnet; γ᾽ οὖν wird gerechnet; ἤδη wird nicht gerechnet, obwohl es δή enthält (siehe Frisk 1973 s. v. fn).

3 Dionysios AR 1,1-80; Dionysios SR Orat. Vett., Lys., Isoc., Is., Dem. 1-47; Nikolaos; Strabon 1 u. 2,1,1-19; Philon 5 u. 38.

98

Tabelle 4.3 ye, δή, nep in der frühen Kaiserzeit (jew. 100 S.)

ye

δή

περ

Dionysios AR Dionysios SR

20 94

125 153

38 63

Nikolaos!

36

59

55

Strabon Philon

53 21

64 51

111 71

Die Schriftsteller der frühen Kaiserzeit haben alle wesentlich höhere Frequenz von 6f, als die hellenistischen Texte; dies ist umso interessanter, als δή in der hellenistischen Prosa entschieden seltener vorkommt als in der klassischen. Schon Apollonios v. Kition, der am Ende der hel-

lenistischen Periode schreibt, scheint δή öfter zu verwenden. Ein Ver-

gleich ἐπειδή : ἐπεί zeigt, daB ἐπειδή in der frühen Kaiserzeit relativ gesehen ófter vorkommt als in der hellenistischen Prosa (siehe unten, 4.4.3). ye und nep zeigen eine weniger klare Entwicklungstendenz von der klassischen in die hellenistische Periode; dasselbe gilt von der hel-

lenistischen Periode in die frühe Kaiserzeit (diese Wórter werden un-

ten ausführlicher diskutiert). Gegen Ende der hellenistischen Periode steht nach Blomqvist δή fast nur in festen Kombinationen und nach relativen Wörtern.? Unten habe ich es versucht, den Gebrauch von δή in der frühen Kaiserzeit näher zu analysieren. In der Tabelle 4.4 habe ich die Wórter, die einfa-

chem δή vorausgehen, in die Gruppen nebensatzeinleitende Wörter, an-

dere Partikeln und Sonstiges eingeteilt.? 1H: 18:32:21, M: 0:0:5,C: 15:23:27,

V:3:4:2.

? Blomgvist 1969, 141 ff (142 ff): Hipparchos: nach Relativen, und in den Kombinationen xai δή und δὴ τοίνυν; Apollonios v. Kition: alleinstehend, meist nach Relativen, und in der Kombination ἐπειδή; De mundo: nach Relativen, und in den Kombinationen γὰρ δή und ἐπειδή. Zu Polybios und Diodor siehe unten. 3 Ich habe hier jew. die 200 ersten (Dionysios AR, SR, Strabon, Philon) oder alle (Polybios 1-5, Diodor 1-5, 11-20, Nikolaos) Stellen von einfachem δή gerechnet (nicht

ἐπειδή u. à.); als Nebensatzeinleiter wurden relative Wörter am Anfang eines selbständigen Satzes gerechnet (ὃς δή u. ä.); xot, ob und te habe ich als sonstige Wörter gerechnet. Es sei hier bemerkt, daß die LXX sehr von dem von Blomqvist 1969 beschriebenen hellenistischen Muster abweicht: δή kommt meistens nach Imperativ vor.

99

Tabelle 4.4

Wort vor δή bei Polybios, Diodor und in der frühen Kaiser-

zeit

Neben-

Partikeln

Sonstiges

satzeinl. Polybios Diodor Dionysios AR Dionysios SR Nikolaos! Strabon Philon

36 (34 90) 113 (75 96) 31 17 12 23 40

(16 96) (8%) (20%) (12%) (20%)

24 (22 %) 4 (3%) 89 92 20 73 69

(44 (46 (34 (36 (34

%) %) 96) 96) %)

47 (44 90) 34 (23%) 80 91 27 104 91

(40 (46 (46 (52 (46

%) 90) %) %) %)

Diese Tabelle zeigt, daß δή in der frühen Kaiserzeit verhältnismäßig ófter nach etwas anderem als relativen Wörtern, besonders Relativpronomina, steht. δή hat also oft eine andere Funktion als in der hellenisti-

schen Zeit. Was die Tabelle uns jedoch nicht sagt, ist natürlich, ob δή in der frühen Kaiserzeit nach einer geringeren Anzahl der relativen Wörter gesetzt wird als in der hellenistischen Zeit, denn niemand hat die relativen Wörter gerechnet. δή begegnet in der frühen Kaiserzeit oft nach anderen Partikeln,

und besonders in der Kombination μὲν δή, die die Statistik gewissermaßen verzerrt. μὲν δή ist klassisch gut bezeugt, kommt sehr selten in der hellenistischen Prosa und sehr oft in der frühen Kaiserzeit vor.? Bei Polybios bzw. Diodor begegnet μὲν δή in 2 bzw. 1 % der Gesamtfälle von δή, in der frühen Kaiserzeit in 14 % (Nikolaos) bis 28 % (Dionysios AR) der Gesamtfálle.? Wenn μὲν δῆ ungerechnet bleibt, hat 1H:6:8:18,C:5:9:9, V: 1:3:0. 2 Denniston 1954, 257 ff; 391 ff; es scheint bei Aristeas zu fehlen (nicht erwähnt von Meecham 1935), sowie in den ptolemäischen Papyri (nicht erwähnt von Mayser 1934b); μὲν δή kommt aber manchmal bei Aristoteles und Theophrast vor (mündliche Mit-

teilung von Prof. Blomqvist). Vgl. die folgende Fußnote. 3 Bei Polybios 1-5 begegnet μὲν δή 2mal (= 2 % der Fälle von δή), bei Diodor 1-5,

11-20 1mal (1 %); für Dionysios AR, SR, Strabon und Philon habe ich jew. 200 Stellen von δή gerechnet, mit dem folgenden Ergebnis: Dionysios AR: 57 μὲν δή : 200 δή (= 28 90), SR: 33 : 200 (16 %), Strabon: 43 : 200 (22 %), Philon: 46 : 200 (23 %); Nikolaos

hat 8mal μὲν δή (= 14 % der Fälle von δή).

100

Dionysios AR nicht öfter 54 nach einer anderen Partikel als Polybios; sie unterscheiden sich dann überhaupt nicht so sehr voneinander, wie es beim ersten Blick scheinen mag.! Ich móchte als Hypothese vorschlagen, daß μὲν δή in der frühen Kaiserzeit als eine Alternative zu μὲν οὖν auftritt, und daß wir es hier mit einem allgemein geänderten Sprachgebrauch zu tun haben. Ich habe aber dies funktionell nicht nä-

her untersucht. In der klassischen Zeit können auf jeden Fall μὲν δή

und μὲν οὖν funktionell sehr ähnlich sein.2 Die Tabelle 4.5 zeigt das Verhältnis μὲν δή : μὲν οὖν in hellenistischen Texten und in der frühen Kaiserzeit.

Tabelle 4.5

μὲν δή : μὲν οὖν in der LXX, Polybios, Diodor und der

frühen Kaiserzeit

μὲν δή

μὲν οὖν

LXX

1

24

Polybios

2

295

Diodor

1

739

Dionysios AR?

139

309

Dionysios SR

50

107

8

14

Strabon

112

677

Philon

120

576

Nikolaos*

Das bisher gesagte kann folgendermaßen zusammengefaßt werden: δή ist in der frühen Kaiserzeit häufiger als in der hellenistischen Zeit; bemerkenswert ist die Vorliebe für μὲν δή, das vielleicht mit μὲν οὖν konkurriert. ! Polybios hat dies in 21 % der Fälle, Dionysios AR in 22 % der Fälle. 2 Denniston 257 ff; 391 ff; 470 ff (besonders 258 f transitional μὲν δή bzw. μὲν οὖν).

3 11-20: μὲν οὖν: 33, μὲν δή: 11. 1H:3:7,

M:0:0,C: 5:5,

V:0:2.

101

Die Frequenz von ye wechselt sehr in den verschiedenen Texten aus der frühen Kaiserzeit. Besonders groß sind die Unterschiede zwischen Dionysios AR und SR. Die historischen Texte — Dionysios AR und Nikolaos — haben relativ selten ye, das öfter in den mehr technischen

Dionysios SR und Strabon vorkommt. Diese Unterschiede könnten vielleicht mit dem Inhalt der Texte zu tun haben.

Ich werde hier kurz auf den Gebrauch in Dionysios AR und SR eingehen, die viele bzw. wenige Fälle von ye haben. Ein Vergleich zwischen ihnen zeigt, daß in den SR ye sowohl in mehr Partikelkombinationen vorkommt, als auch öfter alleine, und öfter nach Nebensatzein-

leitern usw.! Wenn man nun präziser den Gebrauch von ye beschreiben möchte, sollte man untersuchen, wie oft die entsprechenden Partikelkombinationen ohne ye, wie oft Nebensatzeinleiter ohne ye vor-

kommen

usw. Unten (4.4.1 bzw. 4.4.2) habe ich die Tendenz unter-

sucht, ye nach καίτοι bzw. μέντοι zu setzen. In beiden Fällen gibt es in der frühen Kaiserzeit eine gesteigerte Neigung zur Variante ohne ye. Es ist jedoch zu bemerken, daß Dionysios SR bei diesen Wörtern mehr als die anderen Schriftsteller in der frühen Kaiserzeit zur Variante mit

ye neigt. ye scheint überhaupt in den SR beliebt zu sein. Nach Blomqvist 1969 kommt nep in der hellenistischen Prosa nicht seltener vor als in der klassischen. In der frühen Kaiserzeit gibt es äußerst große Variationen zwischen den verschiedenen Texten; generell kommt nep etwas öfter vor als in den von Blomqvist untersuchten hellenistischen Texten. In attischer Prosa fehlt rep als selbständige Partikel; es kommt nur in Verbindungen vor. Dasselbe gilt für die hellenistische Prosa (Schwyzer 1950, 572 mit Hinw.). In den Ausgaben der Schriftstel-

ler der frühen Kaiserzeit kommt selbstándiges nep einigemal vor, entweder nach einem Relativ oder nach einer Konjunktion: Dionysios SR: 14mal, u. a. 6 nep und ἐπειδή nep; Strabon: ὅτε nep (9,2,29,5); Philon: onoiai περ (30,79,3). Wie oft man in diesen Fällen περ mit dem vorangehenden Wort hátte zusammenschreiben kónnen oder sollen, sei da-

hingestelit. Nikolaos hat als einziger in der frühen Kaiserzeit selbstan! Hier folgt ein Verzeichnis von ye in Kombination mit anderen Partikeln bei Dionysios AR und SR (in jew. 100 S.): Dionysios AR ἀλλά... γε (4), ye δή (2), γέ τοι (1), xai...ye (1), kai uiv...ye (1), καίτοι ye (1), μέν ye (1), οὐ yàp δή...γε (1), οὐ

μέντοι...γε (1), οὐδέ ye (1); Dionysios SR: GAAG...ye (3), ἀλλὰ xai...ye (1), GAAG μήν,γε (1), ἄρα ye (1), ἀρά ye (1), ye δή (1), ye μήν (2), γ᾽ οὖν (5), γέ tor (2), δέ ye (5), kai...ye (11), kai μήν...γε (2), καίτοι ye (3), Kaitoı...ye (1), μέν ye (1), μέντοι ye

(2), οὐ yàp δή ye (1), οὐ μέντοι...γε (4), οὐ ufi...ye (4), οὐ μὴν à...ye (1), οὐδέ

(μηδέ) ye (3), ὥσπερ ye (1).

102

diges περ nach einem Adverb, im Ausdruck μᾶλλόν περ ἤ (4mal); das sind natürlich Fälle, wo Zusammenschreibung nicht denkbar ist.!

nep kommt in der frühen Kaiserzeit typisch bei vergleichenden Wörtern (καθάπερ, ὥσπερ) und nach (anderen) (Neben-)Satzeinleitern

(διόπερ, εἴπερ, ἐπειδῆπερ) vor, genau wie in der hellenistischen Zeit.? Die Frequenz von nep sollte zusammen mit der Frequenz von diesen Elementen untersucht werden. Es kann ja sein, daß die relativ hohe Frequenz bei etwa Strabon oder Dionysios SR mit dem Inhalt dieser Texte zu tun hat, und daB in diesen Texten relativ viele Ausdrükke für Vergleiche vorkommen. Unten (4.4.4) habe ich einen Test von dem Verhältnis καίπερ : καίτοι vorgenommen; dieser Test zeigt eine Neigung zur Variante mit τοι.

4.4 Konkurrierende Partikeln

4.4.1 καίτοι : καίτοι(..)γε In klassischer Prosa begegnen sowohl einfaches καίτοι als καίτοι γε

(καίτοιγε) und καίτοι...γε. καίτοι(...)γε kommt besonders oft bei Xe-

nophon und Platon vor.3

Hellenistische Zeit

In hellenistischer Prosa begegnet xaítot..ye nicht später als in der ersten Generation nach Aristoteles. καίτοι ye/kaítotye dagegen begegnet wesentlich öfter als früher im Vergleich zu einfachem καίτοι. Die relative Häufigkeit von einfachem καίτοι wechselt. Besonders am Anfang der Periode (Aristoteles, Theophrast) dominiert einfaches kaítot. Bei vielen Schriftstellern ist das Material zu klein, um eindeutig zu sein.4 Die Tabelle 4.6 zeigt die Verhältnisse in der LXX, Polybios und 1 350,31; 402,1; 404,12; 419,1. ? Zur hellenistischen Zeit siche Blomqvist 1969, 142 f. Jeweils 100 Seiten wurden untersucht: Dionysios AR εἴπερ (1), καθάπερ (5), καίπερ (1), ὅσπερ (3), ὥσπερ (25), ὡσπεράν (3); Dionysios SR εἴπερ (1), καθάπερ (6), καθαπερεί (2), ὅσπερ (9), nep (5), ὥσπερ (40), wonepavei (1); Nikolaos einep (2), ἵναπερ (2), καίπερ (4), ὅσπερ (17), nep (4), ὥσπερ (26); Strabon διόπερ (4), εἴπερ (9), καθάπερ (37), καίπερ (7), ὅσπερ (33), nep (2), ὥσπερ (19): Philon διόπερ (1), εἴπερ (1), ἐπειδήπερ (1), καθάπερ (26), ὅσπερ (19), ὥσπερ (24).

3 Denniston 1954, 564; Blomqvist 1969, 43 ff behandelt kaitou(...)ye. 4 Blomqvist 1969, 36 Table 3, hat das hellenistische Material zusammengestellt; es gibt bis zu 3 Stellen bei Aristoxenos, Antigonos v. Karystos, Philon v. Byzanz, Epikur, Philodem, Hipparchos, Geminos, Apollonios v. Kition.

103 Diodor.! Alle Stellen in der LXX finden sich in 4 Ma., sind also wohl nicht hellenistisch, sondern später.

Tabelle 4.6 καίτοι : καίτοιί(...)γε in der LXX, Polybios und Diodor

καίτοι

καίτοιί(...)γε

LXX Polybios

4 2

0 5

Diodor

0

4

Kaiserzeit

Die Tabelle 4.7 enthált Statistik für die frühe Kaiserzeit. In der frühen

Kaiserzeit ist einfaches καίτοι dominierend bei Dionysios AR, Strabon und Philon (bei Nikolaos gibt es überhaupt wenige Beispiele), im Gegensatz zum Verhältnis bei Polybios und Diodor.

Tabelle 4.7 καίτοι : xaitou...)ye in der frühen Kaiserzeit καίτοι

καίτοιί...)γε

Dionysios AR?

19

4

Dionysios SR

6

7

Nikolaos?

1

2

18 119

6 27

Strabon Philon

! Polybios (1-5) und Diodor (1-5, 11-20) nach der CD-ROM-Diskette (TLG), vgl. Blomqvist 1969, 36 Table 3.

2 11-20: καίτοι: 5, καίτοι(...)γε: 0. 3 καίτοι: 363,23 (H), καίτοι ye: 403,14 (C); 425,12 (V); 382,23 (καίτου) ist wahr-

scheinlich nicht Nikolaos.

104

4.42 μέντοι:

μέντοι(..)γε

In klassischer Prosa dominiert, wie im Falle von καίτοι : xaitou...)ye,

die Variante ohne ye (Blomqvist 1969, 29 ff, besonders 30 Table 1).

Hellenistische Zeit

In hellenistischer Prosa kommt die Variante mit ye wesentlich öfter vor, bei vielen Schriftstellern sogar öfter als einfaches μέντοι, z. B. bei früh- oder mittelhellenistischen Schriftstellern wie Menon, Hipparchos,

Polybios, aber auch bei Geminos und Diodor (1. Jh. v. Chr.). Bei anderen Schriftstellern wiederum dominiert einfaches μέντοι, bei frühhelle-

nistischen Schriftstellern wie Aristoteles und Theophrast, und bei Parthenios, spáthellenistisch, und Heron, móglicherweise auch spáthellenistisch (Blomqvist 1969, 30 Table 1). Die Tabelle 4.8 enthält Statistik für die LXX, Polybios und Diodor. Was die LXX betrifft, sei bemerkt,

daB sämtliche Fälle von einfachem μέντοι in Ps. vorkommen, wohl in

der mittleren hellenistischen Periode übersetzt; μέντοιγε dagegen begegnet in Pr. (wohl spáthellenistisch). Dies kónnte ein Zeichen dafür

sein, wie die Sprache der verschiedenen Bücher der LXX von der jeweiligen zeitgenössischen Sprache abhängt.!

Tabelle 4.8 μέντοι : μέντοι(...))γε in der LXX, Polybios und Diodor

μέντοι

μέντοι(..)γε

LXX Polybios

5 1

1 6

Diodor

8

11

! Zur Datierung dieser Bücher siehe Thackeray 1909, 15 (16); Swete 1902, 25. Es zeigt auch, welche Probleme damit verbunden sind, die LXX als ein Werk zu betrachten.

105 Kaiserzeit

In der frühen Kaiserzeit dominiert einfaches μέντοι sehr stark bei al-

len (Tabelle 4.9).

Tabelle 4.9 μέντοι: : μέντοι(...)γε in der frühen Kaiserzeit

μέντοι

μέντοι(...)γε

Dionysios AR!

69

16

Dionysios SR Nikolaos?

23 11

9 0

110 331

1 8

Strabon Philon

443

ἐπεί:

ἐπειδή

Im klassischen Attisch kommen ἐπεί und ἐπειδή als Einleiter von Temporal- und Kausalsátzen vor.3 ἐπειδή ist als temporale Konjunktion

viel häufiger als ἐπεί. In früher Prosa hat ἐπεί am häufigsten kausale Bedeutung (LSJ s. v. ἐπεί B). Bei Herodot ist ἐπεί sowohl temporal als

kausal háufiger.* Es ist offenbar, daß sowohl ἐπεί als auch ἐπειδή in der hellenisti-

schen Zeit und in der frühen Kaiserzeit temporal und kausal sein kónnen. In meiner Statistik unten wird deshalb das Gesamtvorkommen der beiden Wörter angegeben: es scheint berechtigt vorauszusetzen, daß

man zwischen den Wórtern mehr oder weniger frei wáhlen konnte. Ich nehme Polybios und Dionysios AR als Beispiel dafür. Bei Polybios ist ἐπεί das häufigere Wort in beiden Funktionen.5 Bei Dionysios AR ist 1 11-20: μέντοι: 7, μέντοι(...)γε: 0. 2 H: 337,7, 338,25; 349,27; 350,1; 359,18, C: 396,8; 398,9; 399,21; 400,7; 413,1, V: 424,30; außerdem 381,34 (nicht Nikolaos).

3 LSJ s. w.; KG 2, 445 f; 460 ff (Kausalsätze); Schwyzer 1950, 658 ff (661 f Kausalsätze); ἐπεί mit Kausalsatz ist manchmal selbständig (KG 2, 461 Anm. 1; Schwyzer

1950, 660). 4 Powell 1938 s. w.: ἐπεί: temp. 93, kaus. 47; ἐπειδή: temp. 38, kaus. 11. 5 Ich habe dies selbst gezählt, um die Stellen bei Polybios und Dionysios in möglichst gleicher Weise zu beurteilen, denn es gibt Stellen, die subjektiv interpretiert werden können; ich habe nicht ἐπείτοι, ἐπειδήπερ u. à. beachtet, sondern nur das einfache

Wort; Polybios 1-5: ἐπεί temp. 39, kaus. 24; ἐπειδή temp. 18, kaus. 19.

106

ἐπειδή in beiden Funktionen das háufigere Wort.! Bei beiden kommen aber eindeutig beide Wörter in beiden Funktionen vor.? Wenn also die Gesamtfrequenz von ἐπειδή relativ höher ist bei Dionysios, dürfte dies nicht, oder nicht nur, damit zu tun haben, daß er in einer

großen Anzahl von Fällen etwas anderes sagen wollte als Polybios, sondern daf er bei Wahlmóglichkeit zu einer anderen Alternative neigte.

Hellenistische Zeit

Die Tabelle 4.10 gibt Statistik für die LXX, Polybios und Diodor.?

Bei allen kommt ἐπεί öfter vor als ἐπειδή. In den Papyri kommt beides in beiden Funktionen vor. Mayser 1934b, 82 hat an einem begrenzten Korpus gezeigt, daß ἐπεί und ἐπειδή mit kausaler Funktion im 3. Jh. v. Chr. etwa gleich oft vorkommen (14 : 18), während das Verhältnis im 2.-1. Jh. 32 : 2 ist, d. ἢ. eine radikale Zunahme von ἐπεί aufweist.

Tabelle 4.10 ἐπεί : ἐπειδή in der LXX, Polybios und Diodor

ἐπεί

ἐπάν

ἐπειδή

ἐπειδάν

LXX

39

1

20

0

Polybios

64

4

40

10

135

5

80

20

Diedor

1 Hier habe ich jew. die ersten 100 Stellen gerechnet: Dionysios AR: ἐπεί temp. 52, kaus. 48; ἐπειδή temp. 69, kaus. 31. Temporales bzw. kausales ἐπεί dürfte in den AR

insgesamt jew. etwa 70—75mal vorkommen; temporales ἐπειδή kommt etwa 220mal vor, kausales etwa 100mal (das Gesamtvorkommen ist ἐπεί 145 und ἐπειδή 323). 2 Beispiele bei Polybios und Dionysios AR, die nicht mehr als eine Interpretation erlauben: Polybios: ἐπεί temp. 1,7,10,1, kaus. 1,1,2,1; ἐπειδή temp. 1,2,3,3, kaus. 1,14,7,3; Dionysios AR: ἐπεί temp. 3,4,4,3, kaus. 3,11,8,2; ἐπειδή temp. 1,28,4,2, kaus. 1,29,39.

3 Die Kombinationen mit av, ἐπάν (ἐπήν) und ἐπειδάν werden separat aufgeführt, denn sie folgen anderen Gesetzen; wie ersichtlich aus den Tabellen 4.10 und 4.11, kommt ἐπειδάν häufiger vor als ἐπάν, auch bei Schriftstellern, die ἐπεί vorzuzichen

scheinen. Hier und in der Tabelle 4.11 habe ich die wenigen Fälle von ἐπείτοι usw. gezählt. Aristeas: ἐπεί, ἐπειδή usw. finden sich nicht im Index von Meecham 1935.

107 Kaiserzeit

Die Tabelle 4.11 gibt Statistik zum Vorkommen in der frühen Kaiser-

zeit. ἐπειδή ist häufiger als ἐπεί bei Dionysios AR, SR und Philon.

Tabelle 4.11 ἐπεί : ἐπειδή in der frühen Kaiserzeit

enei Dionysios AR!

ἐπάν

ἐπειδῆ

ἐπειδάν

145

0

323

14

Dionysios SR

19

1

32

4

Nikolaos?

40

0

18

8

Strabon

95

8

62

26

263

3

360

115

Philon

4.4.4 καίπερ:

καίτοι

καίπερ steht fast immer, sowohl klassisch als auch später, mit Partizip

in Konzessivsátzen. Es gibt ferner 2 Beispiele von καίπερ mit finitem Verb in der klassischen Zeit.3 καίτοι steht in der Mehrzahl der Fälle, sowohl klassisch als später, mit finitem Verb in adversativen Sátzen (Denniston 1954, 556 ff; Blom-

qvist 1969, 35 ff). καίτοι mit Partizip begegnet klassisch selten. Nach Bolling ist dies der klassischen Sprache sogar vóllig abzusprechen und nur aristotelisch und nachklassisch.4

Hellenistische Zeit

Die Tabelle 4.12 enthält Statistik für καίπερ und καίτοι mit finitem Verb bzw. Partizip bei Polybios und Diodor. 1 11-20: ἐπεί: 26, ἐπάν: 0, ἐπειδή: 41, ἐπειδάν: 4. 2H:28:0:10:6,C: 10:0:8:2, V:2:0:0:0. 3 pi, N. 4,36; Pl. Smp. 219c,5 (Blomqvist 1969, 47 mit Diskussion der letztgenannten

Stelle). * Hinw. bei Denniston

Aristoteles in Frage stellt.

1954, 559; vgl. Blomqvist

1969, 41 f, der auch die Stellen bei

108

καίπερ kommt wesentlich öfter vor als καίτοι, jedenfalls bei Polybios und Diodor. In der hellenistischen Zeit gibt es, wie in der klassi-

schen Prosa, viele Beispiele von καίπερ mit Partizip (konzessiv) und καίτοι mit finitem Verb (adversativ). Es gibt ferner eine kleine Anzahl von Beispielen von καίπερ mit finitem Verb, z. B. 2 bei Polybios 1-5

(vgl. Blomqvist 1969, 47 f). Es gibt auch einige Beispiele von καίπερ mit Partizip mit adversativer Bedeutung (Blomqvist 1969, 46 f Independent Kainep clauses). καίτοι mit Partizip begegnet vor Polybios selten. Bei ihm kommt es nicht in den Büchern 1-5 vor, in den fragmentarischen Büchern jedoch 12mal. Diese Konstruktion verbreitet sich in der zweiten Hälfte der

hellenistischen Periode.! καίτοι bzw. καίπερ mit Partizip scheinen gleichbedeutend zu sein.2

Tabelle 4.12 καίπερ : καίτοι bei Polybios und Diodor

καίπερ

καίπερ

καίτοι

καίτοι

fin. Verb

Ptz.

fin. Verb

Ptz.

Polybios

2

28

7

0

Diodor

0

46

4

0

Kaiserzeit

Die Tabelle 4.13 enthält Statistik für καίπερ und καίτοι mit finitem Verb bzw. Partizip in der frühen Kaiserzeit. καίτοι scheint relativ zugenommen zu haben: es ist ein relativ gesehen viel häufigeres Wort als bei Polybios und Diodor. καίτοι mit Partizip scheint sich auf Kosten von καίπερ mit Partizip verbreitet zu haben. Diese Konstruktionen scheinen syntaktisch und se-

mantisch austauschbar zu sein; siehe z. B. ! Blomgvist 1969, 42 f (nach Blomqvist 43 „after Polybius the phenomenon is rather common“); zu Polybios siehe Mauersberger und die Diskussion bei Blomqvist ebenda. 2 Siehe LSJ s. v. καίτοι III; Blomqvist 1969, 41; aus der Kaiserzeit werden unten

einige Beispiele angeführt.

109

Dionysios AR 2,25,7,13 ὃς ἐπὶ τῷ ἔργῳ τούτῳ καίτοι δι᾽ ἀνάγκην γενομένῳ μισούμενος ὑπὸ τοῦ Shou διετέλεσεν. Dionysios AR 2,20,2,1 ἀλλὰ καίπερ ἐπιστάμενος ταῦτα οὐδενὸς

χεῖρον ὅμως εὐλαβῶς διάκειμαι πρὸς αὐτοὺς κτλ. Hier sieht es ja danach aus, daß Hiatus die Wortwahl beeinflußt hätte. καίπερ begegnet jedoch bei Dionysios auch vor konsonantisch anlau-

tenden Wörtern. Es scheint auch sinnvoll, die generelle Frequenz von καίπερ und καίτοι zu vergleichen, denn obwohl die Konstruktionen mit finitem Verb bzw. Partizip nicht syntaktisch identisch sind, besteht wohl eine

hinreichende semantische Äquivalenz - wenn die Konstruktion mit finitem Verb adversativ ist, was meistens der Fall zu sein scheint. καίπερ mit finitem Verb kommt in der frühen Kaiserzeitsprosa 1mal vor (Strabon 16,1,24,6, konzessiv).

Tabelle 4.13 καίπερ : καίτοι in der frühen Kaiserzeit

καίπερ

καίπερ

καίτοι

καίτοι

fin. Verb

Ptz.

fin. Verb

Ptz.

Dionysios AR! Dionysios SR2

0 0

6 3

11 9

12 4

Nikolaos? Strabon*

0 1

4 77

2 15

1

Philon5

0

1

67

79

1 11-20: καίπερ mit Ptz.: 1, καίτοι mit fin. Verb: 2, καίτοι mit Piz.: 3. 2 Mitgerechnet Dem. 33,29 (kattoı) mit zu ergänzendem Ptz., und Comp. 18,179 mit zu ergänzendem

fin. Verb. In beiden Fällen, wie in den folgenden Fußnoten, sind For-

men von εἰμί zu ergänzen. 3 καίπερ:

C: 392,28;

400,19;

416,28;

418,18;

καίτοι:

H:

363,23

(fin. Verb

zu

ergänzen), C: 403,14 (Ptz.), V: 425,12. Außerdem begegnet 382,23 καίτοι mit fin. Verb, aber dies dürfte nicht auf Nikolaos zurückgehen.

4 Mitgerechnet 13,1,65,13 (kaítot) mit zu ergänzendem Ptz. 5 Wovon mit zu ergänzendem fin. Verb: 9,29,3; 10,77,3; 22,245,3 (vermutlich fin. Verb zu ergänzen); 27,73,1; 28,104,3, 32,84,4 (vermutlich fin. Verb zu ergänzen), und mit zu ergänzendem Ptz.: 10,22,2.

110

4.4.5 τοιγαροῦν : τοιγάρτοι τοιγαροῦν und τοιγάρτοι sind beide klassisch; τοιγαροῦν kommt nach Denniston etwa doppelt so oft vor als τοιγάρτοι; die Wörter sind nach ihm synonym (Denniston 1954, 566 ff).

Hellenistische Zeit

In der hellenistischen Prosa dominiert τοιγαροῦν völlig. Blomqvist hat

in seinem Material keinen einzigen sicheren Beleg für τοιγάρτοι gefunden (Blomqvist 1969, 130). Es gibt jedoch 1 Beispiel in Polybios 11,10,4,3, also in einem Exzerpt. Polybios 1-5 hat 13mal und Diodor

1-5, 11-20 9mal τοιγαροῦν.

Kaiserzeit Umso bemerkenswerter sind die Verhältnisse in der frühen Kaiserzeit

(Tabelle 4.14), wo τοιγάρτοι nur bei Nikolaos fehlt:

Tabelle 4.14 τοιγαροῦν : τοιγάρτοι in der frühen Kaiserzeit τοιγαροῦν

τοιγάρτοι

Dionysios AR!

3

13

Dionysios SR

1

4

Nikolaos?

2

0

Strabon?

0

2

34

16

Philon

Es scheint, daß τοιγάρτοι die Funktion einer Alternative von totyapοὖν erfüllt. Die beiden Wörter nehmen die erste Stellung im Satz ein, 111-20: τοιγάρτοι 2mal. 2 H: 351,32; 369,4. 3 Außerdem 5,4,11,29 τοιγάρ τοι.

111 mit der Ausnahme von Nikolaos 351,32 (τοιγαροῦν). Es ist ferner

kaum möglich, zwischen τοιγαροῦν und τοιγάρτοι funktionell zu unterscheiden; siehe z. B. die folgenden Beispiele:

Dionysios AR 3,3,5,8 npötepoi te yàp αἰτηθέντες τὸ δίκαων οὐχ Unéoxete Kal πρότερον τὸν πόλεμον ἡμῖν προειρήκατε. τοιγάρτοι τοὺς ἀμυνουμένους ὑμᾶς προσδέχεσθε κτλ. Dionysios AR 9,23,2,1 δόξαν τ᾿ οὐκ ὀλίγοις παρέσχε, γνοὺς ἐν οἵοις κακοῖς ἦσαν οἱ Φάβιοι, μηδεμίαν αὐτῶν ποιήσασθαι φροντίδα τῆς τ᾿ ἀρετῆς καὶ δόξης τοῖς ἀνδράσι φθονῶν. τοιγαροῦν μετὰ ταῦθ᾽ ὑπαχθεὶς ὑπὸ τῶν δημάρχων εἰς δίκην ἐπὶ ταύτῃ μάλιστα τῇ αἰτίᾳ ἐάλω. In zwei verschiedenen Untersuchungen (καίπερ : καίτοι bzw. τοιγαρ-

οὖν : τοιγάρτοι) konnte festgestellt werden, daß die Schriftsteller der frühen Kaiserzeit gesteigerte Neigung zu einer Variante mit tot zeigen. Es scheint mir überaus wahrscheinlich, daß die Förderung von totydptot und καίτοι eigentlich, oder z. T., eben die Förderung von tot ist.! In dieselbe Richtung deutet wohl auch die ziemlich hohe Frequenz von ἤτοι und μέντοι in der frühen Kaiserzeit.? Außerdem begegnet in der frühen Kaiserzeit selbständiges τοι öfter als in der hellenistischen Pro-

sa.3

I tot- am Anfang eines Wortes gehört in diesen Zusammenhang nicht (Denniston 1954, 565). 2 {tou Polybios 1-5 2mal, Diodor 1-5, 11-20 nie, Dionysios AR 1-10 4mal, Dionysios SR 5mal, Nikolaos nie, Strabon 9mal, Philon 16mal; μέντοι; Polybios 1-5 7mal, Diodor 1-5, 11-20 19mal, Dionysios AR 1-10 85mal, Dionysios SR 32mal, Nikolaos 9mal, Strabon 111mal, Philon 339mal; außerdem Dionysios AR 10,28,3,9 οὔτοι. 3 Dionysios AR 19, SR 11, Nikolaos 3, Strabon 3 (wovon 5,1,6,23 οὐ μέν tot und

5,4,11,29 τοιγάρ τοι), Philon 34; besonders oft begegnet γέ toi (das in 4 Ma. 7mal vorkommt). Klassisch begegnet tot selbständig, sowie als Suffix (Denniston 1954, 537 ff); es ist manchmal nicht klar, ob οὔ τοι oder οὔτοι u. à. zu schreiben sei (Denniston 1954, 543). Hellenistische Prosa, selbständiges tot: LXX 8mal (nur 4 Ma., also wohl

nicht hellenistisch), und je 1mal bei Polybios (4,40,8,3), Diodor (13,30,4,1), Hipparchos und Apollonios v. Kition (zu Hipparchos und Apollonios siehe Blomqvist 1969, 142 f); es scheint in den ptolemäischen Papyri zu fehlen (nicht von Mayser erwähnt); es fehlt

bei Aristeas.

112

44.6 -:-9 -t steht immer enklitisch, nach z. B. νῦν (vuvi) oder dem Pronomen

οὗτος (οὑτοσί, τουτονί usw.). Es ist eine besonders attische Partikel: vuvi begegnet 166mal nur im Corpus Demosthenicum.!

Hellenistische Zeit In der untersuchten hellenistischen Prosa kommt vuví vor in einigen % der Fälle (siehe Tabelle 4.15). In der LXX kommt vuvi nur in literari-

schen Büchern vor, wie 2 Ma.2 Tabelle 4.15 νῦν : νυνί in der LXX, Polybios und Diodor

νῦν

νυνί

LXX

698

18

(3%)

Polybios

100

1

(1%)

Diodor

187

8

(4%)

Kaiserzeit

In der Tabelle 4.16 findet sich Statistik für die frühe Kaiserzeit. Bei allen außer Nikolaos hat der relative Gebrauch von vuvi wesentlich zu-

genommen. Was Nikolaos betrifft, kommt ja auch vOv nicht so häufig vor; alle viv bei ihm finden sich in den Historiae. Diese Tendenz, -ı öfter zu verwenden, die bei vüv : vuví beobachtet werden kann, wird durch den Gebrauch von οὑτοσί bestätigt. Auch

οὑτοσί kommt bei Dionysios und Philon relativ häufig vor: es begegnet nur Imal bei Polybios (5,82,3,2), nie bei Diodor oder in der LXX

(Thackeray 1909, 191). Bei Dionysios begegnet es 27mal in den AR und 41mal in den SR, bei Philon 31mal. Bei Strabon begegnet es 1mal (14,5,9,11). Es fehlt bei Nikolaos. 1 Vgl. Schwyzer 1950, 566 und Schwyzer 1939, 611 Fufin. 3; vgl. LSJ s. v. -ı. 2 Thackeray 1909, 191; zum NT BD § 64.2 (nicht die Evangelien, aber u. a. Act. Ap.).

113

Tabelle 4.16

νῦν : νυνί in der frühen Kaiserzeit

vüv

vuvi

253 38

2 11

14

0

Strabon

623

103

(14 96)

Philon

190

93

(33 96)

Dionysios AR! Dionysios SR Nikolaos

(8%) (22 96)

45 Zur Stellung von ye Blomqvist hat gezeigt, daß ye in der hellenistischen Prosa öfter als früher direkt auf andere Partikeln folgt. Dies ist jedoch keine Regel ohne Ausnahme:

z. B. verschwindet das klassische πλήν ye, während

das

ebenfalls klassische πλήν...γε weiterhin begegnet.2 In der frühen Kaiserzeit gibt es Kombinationen mit direkt folgendem ye. Es gibt solche, die in der klassischen Zeit vorkommen und in

der hellenistischen Prosa zu fehlen oder sehr selten vorzukommen

scheinen, wie δέ ye und ov γὰρ δή ye Es gibt auch Kombinationen, wo ye nicht direkt auf die frühere Partikel folgt, wovon einige ebenfalls in der klassischen Zeit vorkommen und in der hellenistischen Prosa zu fehlen oder sehr selten vorzukommen scheinen, wie GAA’ oUv...ye und

po... ye.4 1 11-20: νῦν: 33, νυνί: 0. ? Blomqvist

1969, 129; Blomgvist diskutiert auch die funktionalen Gründe für die

veránderte Stellung der Partikel.

3 Sie fehlen auf jeden Fall bei Polybios, Diodor und in der LXX; sie werden auch nicht von Blomqvist 1969 erwähnt, aber Prof. Blomqvist (mündliche Mitteilung) hat mich auf das Vorkommen

von δέ ye bei u. a. Aristoteles, Aristoxenos, Teles und Gemi-

nos aufmerksam gemacht, und von γὰρ δή ye bei Aristoteles. Es scheint bei Aristeas nur ein einziges Beispiel überhaupt von ye zu geben (Mcecham 1935, 136); zur klassischen Zeit siehe Denniston 1954, 152 ff (bé ye) bzw. 243 f (οὐ yàp δή ye). * Sie fehlen auf jeden Fall bei Polybios, Diodor, Aristeas und in der LXX; sie werden nicht von Blomqvist 1969 erwähnt, aber Prof. Blomqvist hat mich (mündliche Mit-

teilung) aufmerksam gemacht auf das Vorkommen von ἀλλ᾽ obv...ye bei Teles und ἄρα..γε bei Arist. EN, Insomn. und [Spir.]. Zur klassischen Zeit siehe Denniston 1954, 441 (ἀλλ᾽ obv...ye) bzw. 120 (üpo... ye).

114 Jede

Kombination

hat ihre Geschichte, und wenn man

die ge-

schichtliche Entwicklung der Stellung von ye untersuchen will, scheint es daher erstens ratsam, wie Blomqvist 1969 jede Kombination von Partikeln für sich zu behandeln, und zweitens nur die Kombinationen zu behandeln, bei denen die beiden Stellungen von ye möglich zu sein scheinen. Deshalb habe ich unten diejenigen Kombinationen mit ye untersucht, die sowohl im Korpus der Schriftsteller der frühen Kaiserzeit als in einem hellenistischen Korpus - LXX, Polybios und Diodor — vorkommen, und in denen ye in diesem größeren Korpus sowohl direkt auf eine andere Partikel folgt als auch später im Satz.! Das relevante Material für diese Untersuchung wird unten angeführt.? Das Ergebnis kann folgendermaßen zusammengefaßt werden. Generell ist in der frühen Kaiserzeit die Wortstellung ...ye häufiger als in der hellenistischen Zeit; man kann in einzelnen Fällen sehen, daß

die klassische Wortstellung wiedereingeführt wird (xaitou...ye,

μέντοι...γε, vielleicht οὐ μὴν ἀλλά...γε), oder öfter vorkommt (ἀλλά...γε, ἀλλὰ μήν...γε).3 Entgegengesetzte Tendenz hat d€(...)ye,

wo in der frühen Kaiserzeit die Variante 5€ ye gefördert wird. GAAG(...)ye: GAAS...ye kommt oft klassisch vor, ἀλλά ye sehr selten; ob diese Kombination überhaupt klassisch ist, ist bezweifelt worden (Denniston 1954, 23 mit Hinw.). Polybios hat 4mal ἀλλά...γε und 2mal ἀλλά ye; bei Diodor und in der LXX begegnet keine dieser Kombinationen.

ἀλλά...γε kommt oft vor in der frühen Kaiserzeit: Dionysios AR 12, SR 4, Nikolaos 2, Strabon 10, Philon 36. Bei Philon begegnet 2mal ἀλλά ye (9,42,3; 27,33,1). ἀλλὰ unv(...)ye: ἀλλὰ uNv...ye kommt klassisch vor und 7mal in der

hellenistischen Prosa; ἀλλὰ μὴν ye (Kat) kommt nur bei Diodor vor.4 ! Der hellenistische Korpus besteht aus der LXX, Polybios 1-5 und Diodor 1—5,

11-20. ye nach Formen des persönlichen Pronomens im 1. Sg. ἐγώ, ἐμοῦ usw. kommt ziemlich oft vor, immer mit ye nach dem Pronomen; da ἀλλά ye ἐγώ unmöglich zu sein scheint, wird die Kombination ἀλλ᾽ ἔγωγε überhaupt nicht mitgerechnet. Als Partikeln werden hier betrachtet Wörter wie δέ, μέν (Partikeln im engeren Sinn — siehe 4.1), sowie Negationen und καί und te.

2 Die Statistik für Dionysios AR bezieht sich auf die Bücher 1-10. Wenn die Erscheinung in den Büchern 11-20 vorkommt, wird dies in einer Fußnote angegeben. Die Angaben für Polybios und Diodor beziehen sich auf die Bücher 1-5 bzw. 1-5, 11-20. Ich habe Blomqvists Ergebnisse in bezug auf das hellenistische Material aus-

gewertet und eingearbeitet. Die LXX, Polybios und Diodor werden immer beachtet: wenn eine Angabe für cinen dieser Texte fehlt, fehlt die Erscheinung.

3 ἀλλ᾽ οὖν(..)γε und οὐ ufv(...)ye zeigen keine klare Tendenz. 4 Blomqvist 1969, 65 kennt keinen anderen Fall von ἀλλὰ μήν ye als Diodor 1,84,2,1; vgl. Denniston 1954, 119 (er erwähnt ἀλλὰ μήν ye nicht).

115 In der frühen Kaiserzeit kommt ἀλλὰ unv...ye manchmal vor: Dionysios AR 1, SR 2, Strabon 8.1

GAA’ oUvw(...)ye: ἀλλ᾽ οὖν ye ist erst nachklassisch; ἀλλ᾽ οὖν...γε kommt klassisch oft vor (Denniston 1954, 441 f); es gibt auch hellenistische Beispiele davon (siehe oben, S. 113 Fußn. 4). Diodor hat 1mal

ἀλλ᾽ οὖν ye. Philon hat je 1mal ἀλλ᾽ οὖν ye und ἀλλ᾽ οὖν...γε. δέ(..)γε: δέ ye sowie δέ...γχε kommt klassisch vor (Denniston 1954, 152 ff). δέ γε fehlt bei Polybios, Diodor und in der LXX; es gibt aber einige hellenistische Beispiele (siehe oben, S. 113 Fun. 3). 5€...ye

kommt vereinzelt vor.? ‘In der frühen Kaiserzeit kommt δέ ye oft vor: Dionysios AR 5, SR 13, Nikolaos 0, Strabon 14, Philon 22.3 d€...ye kommt vereinzelt vor.

καί(...)γε: καί...γε kommt klassisch vor; ob καί ye vorkommt, ist etwas unsicher (Denniston 1954, 157 ff). In der hellenistischen Prosa und in der frühen Kaiserzeit begegnet oft kal...ye; kai ye findet sich in den von mir untersuchten Texten nur etwa 150mal in der LXX.

xaitou...)ye: In der klassischen Zeit begegnen καίτοι ye (καίτοιγε) und kaitot...ye, letzteres wesentlich öfter. καίτοι...γε begegnet in der hellenistischen Prosa nicht spáter als in der ersten Generation nach Aristoteles. καίτοι ye begegnet allgemein: Philon v. Byzanz, Epikur, Hipparchos, Polybios Smal, Diodor 4mal; es fehlt in der LXX.4

In der frühen Kaiserzeit haben xaitou...ye (in der Parenthese καίτοι ye) Dionysios AR 2mal (2), SR 3mal (4), Nikolaos nie (0), Strabon 5mal (1), Philon 4mal (24).

μέντοιί...)γε: MEVTOL..ye ist parallel zu καίτοι. Es kommt klassisch und bei Aristoteles vor, aber ist der übrigen hellenistischen Prosa ab! Dionysios AR 11-20 1mal. 2 Bé...ye begegnet manchmal, ohne daß die Partikeln zusammenzugehóren scheinen, z. B. weil ye in einem parenthetischen Einschiebsel steht; deshalb wird hier keine Statistik gegeben; wenige Stellen kommen auf jeden Fall in Frage.

3 Ähnlich ist μέν ye, das in der hellenistischen Prosa äußerst selten belegt zu sein scheint (Polybios 1-5 1mal; fehlt bei Diodor, Aristeas und in der LXX), während es in

der Kaiserzeit oft vorkommt (Dionysios AR 1-10 15mal, 11-20 Smal, Dionysios SR 4mal, Strabon 11mal, Philon 15mal). 4 Denniston 1954, 564; Blomqvist 1969, 43 ff (44 Table 4); nach Blomqvist 43 macht das Vorkommen von kaitot...ye in [Arist.] MM und Mech. cine frühe Datierung dieser

Schriften wahrscheinlich.

116 handen gekommen (2mal in [Arist.] Xen.) (Blomqvist 1969, 29 ff). μέν-

tot ye (μέντοιγε) scheint, wenn auch selten, in der klassischen Periode zu begegnen.! Es verbreitet sich spáter: Menon, Agatharchides,

Philon v. Byzanz, Epikur, Philodem, Hipparchos, Geminos, LXX 1mal, Polybios 6mal, Diodor 11mal (siehe Blomqvist 1969, 30 Table 1). μέντοι...γε begegnet bei Dionysios, in den AR 10mal, in den SR Smal; es fehlt bei den übrigen Schriftstellern der frühen Kaiserzeit.

μέντοι ye kommt sowohl bei Dionysios (AR 6, SR 4) als auch bei Strabon (1) und Philon (8) vor.

μέντοι...γε steht in der klassischen Sprache fast ausschließlich nach einer Negation, ob μέντοι...γε u. à. (wozu Blomqvist 1969, 32). Dasselbe gilt für Dionysios, bei dem μέντοι...γε immer auf eine Nega-

tion folgt. μέντοι ye steht manchmal nach einer Negation, manchmal nicht.? Klassisch dient ye in uévtot..ye zur Betonung eines einzelnen Wortes oder einer Wortgruppe, eine Funktion, die es auch bei Diony-

sios haben zu können scheint:3 AR 9,27,3,1 ob μέντοι θανάτου γ᾽ αὐτὸν oi καταδικασάμενοι

ἐτίμησαν, ἀλλ᾽ ἐκτίσματος κτλ. In anderen Fällen ist es nicht klar, daß durch γε ein Teil des Satzes be-

sonders hervorgehoben werden soll; vielmehr scheint oU n&vrou...ye das zu bedeuten, was ov μέντοι ye bedeuten würde: AR 9,58,1,2 f ob μέντοι δίωξίς γ᾽ αὐτῶν ἐπὶ πολὺ ἐγένετο, ἀλλ᾽ εὐθὺς οἱ ᾿Ρωμαῖοι ἀπετράποντο κτλ. οὐ ufyw(...)y€: οὐ μήν ye kommt zuerst bei Theophrast vor; οὐ μήν...γε ist klassisch. οὐ μὴν ye begegnet bei Theophrast 2mal und Diodor 2mal, ov μήν...γε bei Philodem und Didymos, sowie Polybios 12mal,

Diodor 31mal; es fehlt in der LXX (Blomqvist 1969, 51 f [Table 6]). ov μήν ye begegnet bei Strabon 2mal, ov unv...ye bei Dionysios AR

44mal,

SR

10mal,

Nikolaos

1mal,

Strabon

12mal

und

Philon

1mal.5 ! Denniston 1954, 405; 409; KG 2, 144. 2 Nach Negation: 2,4,2,8; 6,42,3,11; 6,96,2,1; 10,11,5,4; sonstige Fälle: 6,85,3,6; 7,38,3,6.

3 Blomqvist

1969, 32 f; vgl. Denniston 1954, 150 f; cin deutliches Beispiel für Be-

tonung durch ye bei Dionysios ist AR 6,92,6,5, wo aber ye handschriftlich nicht vóllig gesichert ist. * Blomqvist 1969, 52; Denniston 1954, 335.

5 Dionysios AR 11-20: 3. Bei Philon begegnet außerdem 1mal ov μὴν ἔτι ye.

117

oU μὴν dAAK(...)ye: οὐ μὴν ἀλλά ye scheint in der klassischen Zeit zu

fehlen; ov μὴν ἀλλά...γε kommt besonders oft vor bei Platon und Isokrates.! Polybios hat sowohl ov μὴν ἀλλά ye (2) als auch οὐ μὴν

ἀλλά...γγε (4).2 οὐ μὴν ἀλλά ye kommt auch bei Aristoteles und Theophrast vor (Blomqvist 1969, 60). Beides fehlt bei Diodor und in der LXX. oU μὴν GAAG...ye begegnet bei Dionysios, je Imal in den AR (au-

Berdem 1mal ov μὴν ἀλλ᾽ ἔγωγε) und den SR. 4.6 Auswertung Bestand (4.2) Vorkommen erst nachklassisch erscheinender Partikeln konnte in der frühen Kaiserzeit nicht nachgewiesen werden. Die Untersuchung der Elimination klassischer und hellenistischer Partikeln (4.2.1) weist auf Ähnlichkeiten mit der klassischen und hellenistischen Prosa hin; die Partikeln, die in der frühen Kaiserzeit fehlen,

sind äußerst speziell, und nicht typisch für die attische Literatur und die darauf bezogene hellenistische literarische Tradition. Die Tabelle 4.17 gibt eine Übersicht über klassische Partikeln, die

in der hellenistischen Prosa fehlen oder schlecht bezeugt sind und in der frühen Kaiserzeit wieder auftreten (4.2.2):

a. δῆθεν und elev, und vielleicht τοιγάρτοι und φέρε, sind die einzigen gefundenen in klassischer Zeit belegten Partikeln (im hier untersuchten Korpus von Partikeln), die in der hellenistischen Pro-

sa fehlen und in der frühen Kaiserzeit wieder auftreten. Außerdem von Interesse ist av, das sehr häufig in der frühen Kaiserzeit, aber selten in der hellenistischen Periode vorkommt (häufig sind auch

τοιγάρτοι und φέρε). ἄγε, ἀμέλει und οὔκουν sind dagegen so selten, daß sie wohl wenig zu bedeuten haben.

b. Es ist zu bemerken, daß die in dieser Tabelle angeführten Partikeln attisch sind. δῆθεν begegnet in attischer Prosa jedoch nur bei Thukydides. 1 Denniston 1954, 29; ob μὴν ἀλλά ye wird weder von Denniston 1954 noch von

Blomqvist 1969 (für die klassische Zeit) erwähnt. 2 Ferner 1mal οὐ μὴν ἀλλὰ xai... ye.

118

Tabelle 4.17

Klassische, in hellenistischer Prosa fehlende oder schlecht

bezeugte Partikeln, die in der frühen Kaiserzeit wieder auftreten (4.2.2)

AR

SR

Nikolaos

od 10

3

αὖιτ᾽

εἶεν 1

εἶεν 1

Strabon

Philon

&ye 2 ἀμέλει 1

ἀμέλει 5

αὖ 5

αὖ 113

δῆθεν 2 οὔκουν 1

οὕκουν 1

τοιγάρτοι 15

τοιγάρτοι 4

τοιγάρ 1 τοιγάρτοι 2

φέρε 24

φέρε 10

φέρε 4

τοιγόρτοι 16

φέρε 14

Frequenz (4.3) Die Tabelle 4.18 gibt eine Übersicht über die Frequenz von ye und δή im Attischen, in der hellenistischen Prosa und in der frühen Kaiserzeit

(A) sowie eine Übersicht der Tendenzen bei einzelnen Schriftstellern in der frühen Kaiserzeit (B):

a. ye und δή kommen in der hellenistischen Periode seltener vor als im klassischen Attisch. περ dagegen zeigt keine klare Tendenz von der klassischen in die hellenistische Periode und von der hellenistischen Periode in die frühe Kaiserzeit. Diese Partikel wird des-

halb hier nicht angeführt. b. Die Frequenz von ye wechselt sehr in der frühen Kaiserzeit. c. δή kommt allgemein in der frühen Kaiserzeit wesentlich öfter vor als in der hellenistischen Periode. Ich habe die Partikel δή auf ihre

Funktion untersucht. Dies hat einige geänderte Tendenzen im Gebrauch in der frühen Kaiserzeit gezeigt. Es scheint, daf allein das Vorkommen der Kombination μὲν δή einen sehr großen Anteil an der gesteigerten Frequenz von δή hat.

119 d. δή kommt sehr oft vor u. a. bei Herodot und Xenophon, d. ἢ. in nicht normalattischen Quellen.

e. ye und δή werden im Appendix 1 angeführt (sprachliche Variation), da die Háufigkeit pro 100 Seiten untersucht wurde, und dadurch die relative Häufigkeit der Konstruktionen festgestellt werden konnte.

Tabelle 4.18 Frequenz von ye und δή im Attischen, in der hellenistischen Prosa und in der frühen Kaiserzeit

A. Diachronische Übersicht Attisch

Hellenistisch

Kaiserzeit

ye

oft

seltener als klass.

unklare Tendenz, vielleicht vom Inhalt abhängig

δή

oft

wesentlich

allgem. Zunahme

seltener als klass.

B. Synchronische Übersicht der einzelnen Schriftsteller in der frühen Kaiserzeit (U: unhellenistische Tendenz; H: hellenistische Tendenz; -: Evidenz fehlt ganz)

AR

SR

Nikolaos

Strabon

Philon

ye

H

U

H

U

H

δή

υ

Uu

U

U

U

Konkurrierende Partikeln (4.4) Die Tabelle 4.19 gibt eine diachronische Übersicht über konkurrierende Partikeln im Attischen, in der hellenistischen Prosa und in der frühen Kaiserzeit (A), sowie eine Übersicht der Tendenzen bei einzelnen Schriftstellern in der frühen Kaiserzeit (B):

120 a. In der frühen Kaiserzeit kann in vielen Fällen eine unhellenistische Tendenz beobachtet werden. b. Es ist zu bemerken, daß in einigen Fällen die Varianten, die in der frühen Kaiserzeit gefördert werden, nicht wie die stärker hellenistische Alternative helfen, Hiatus zu vermeiden; es sind die fol-

genden Fälle: καίτοι und μέντοι ohne ye, καίτοι statt καίπερ, tot-

γάρτοι statt τοιγαροῦν, νυνί statt viv. Die Einstellung zu Hiatus kann in diesen Fällen vielleicht Einfluß auf den Sprachgebrauch ausgeübt haben. c. Der Gebrauch von καίτοι (statt καίπερ) mit Partizip in der frühen Kaiserzeit ist im Grunde unklassisch und wohl eine Innovation

der späthellenistischen Sprache.

d. Bei καίπερ : καίτοι bzw. τοιγαροῦν : τοιγάρτοι zeigen die Schriftsteller der frühen Kaiserzeit gesteigerte Neigung zur Varian-

te mit tot. Oben, 4.4.5 S. 111, habe ich die Hypothese vorgelegt, daB dies durch eine allgemeine Vorliebe für tot bedingt ist.

Tabelle 4.19

Konkurrierende Partikeln im Attischen, in der hellenisti-

schen Prosa und in der frühen Kaiserzeit

A. Diachronische Übersicht

καίτοι : καίτοι (...)ye (4.4.1)

Attisch

Hellenistisch

Kaiserzeit

beides

kaitot u. a. am Anf. der Periode;

überw. καίτοι

überw. καίτοι γε

u. a. Pol., Diod. μέντοι: μέντοι (...)ye (4.4.2)

haupts. μέντοι

ähnlich wie καίτοι: καίτοι(...)γε

überw. μέντοι

ἐπεί : ἐπειδή (4.4.3)

beides

énei häufiger als ἐπειδή

Zunahme ἐπειδή

καίπερ : καίτοι

beides; funkt.

etwa wie klass.;

xaítot domin.

(4.4.4)

versch. (konzess. bzw.

späth. Verbr. v. kaitoı in der

in der klass. Funkt. von

advers.)

Funktion v. καίπερ

καίπερ

121

τοιγαροῦν : τοι-

Attisch

Hellenistisch

beides

nur τοιγαροῦν

yéptor (4.4.5)

4-4

Kaiserzeit τοιγάρτοι kehrt wieder

oft -ı

(44.6)

-t in bis zu 4 ?5

Zunahme

der unters. Fálle (νῦν : vuvi)

von -t

B. Synchronische Übersicht der einzelnen Schriftsteller in der frühen Kaiserzeit (U: unhellenistische Tendenz; H: hellenistische Tendenz; -: Evidenz fehlt ganz)

AR

SR

Nikolaos

Strabon

Philon

καίτοι : καίτοι (...)ye (4.4.1)

υ

Η

Η

υ

υ

μέντοι : μέντοι (...)ye (4.4.2)

υ

υ

υ

υ

υ

ἐπεί : ἐπειδή

υ

υ

Η

υ

υ

καίπερ : καίτοι (4.4.4)

υ

υ

υ

U

U

τοιγαροῦν : toiγάρτοι (4.4.5)

U

U

H

U

U

ul. (4.4.6)

U

U

H

U

U

(4.4.3)

Zur Stellung von ye (4.5)

Die Tabelle 4.20 gibt eine diachronische Übersicht über die Stellung von ye im Attischen, in der hellenistischen Prosa und in der frühen

Kaiserzeit (A), sowie eine Übersicht der Tendenzen bei einzelnen Schriftstellern in der frühen Kaiserzeit (B): a. In der frühen Kaiserzeit ist in einigen Fállen Abweichung von der hellenistischen Wortstellung deutlich. Die einigermaßen sicheren Beispiele davon werden in der Tabelle 4.20.B angeführt.

122

b. Von ἀλλά(...)γε, GAA’ oUw(...)ye, und οὐ phu(...)ye scheint in klassischer Zeit nur die Variante ...ye zu begegnen. In hellenistischer Zeit kommt auch direkt folgendes ye vor, was in der frühen

Kaiserzeit vereinzelt weiterlebt. Diese Fálle werden im Appendix 2.B als hellenistische Einzelzüge angeführt: da auch in der hellenistischen Periode direkt folgendes ye so selten ist, kann dies nicht

als hellenistische Tendenz gelten.

c. ἀλλὰ uinv(...)ye und Kal(...)ye sind wegen mangelnder Evidenz problematisch und werden deshalb nicht in 7.1 ausgewertet.

Tabelle 4.20 Die Stellung von ye im Attischen, in der hellenistischen Prosa und in der frühen Kaiserzeit

A. Diachronische Übersicht Attisch

Hellenistisch

Kaiserzeit

OAR... YE

vielleicht nur ἀλλά..γε

unsicher (nur Evidenz aus Pol.)

haupts. ἀλλά...γε

ἀλλὰ μήν(..)γε

ἀλλὰ μήν...γε

haupts.

ἀλλὰ ufv...ye

Aa Y...ye

ἀλλ᾽ οὖν(..)γε

ἀλλ᾽ οὖν...γε

unsicher (ἀλλ᾽

unsicher (nur Evi-

οὖν ye nur Diod.)

denz aus Philon)

5é(...)ye

beides

δέ...γε

oft δέ γε

καί(..)γε

καί...γε

normal καί...γε

καί...γε

Kaitou...) ye

beides, haupts. καίτοι...γε

καίτοι ye; καίτοι...γε verschwindet

καίτοι...γε kehrt wieder

μέντοι(..)γε

nur, oder fast nur HEVTOL..yE

μέντοι ye; μέντοι...γε verschwindet

μέντοι...γε kehrt wieder

ov μήν(..)γε

οὐ μήν...γε

haupts. ov μήν...γε

haupts. οὐ ufiv...ye

οὐ μὴν ἀλλά...γε

beides

οὐ μὴν ἀλλά...γε

οὐ μὴν ἀλλά(..)γε

123

B. Synchronische Übersicht der einzelnen Schriftsteller in der frühen Kaiserzeit (U: unhellenistische Tendenz; H: hellenistische Tendenz; -: Evidenz fehlt ganz)

AR

SR

Nikolaos

Strabon

Philon

6é(...)ye

U

U

H?

U

U

xaíto...)ye

U

U

H?

U

U

μέντοι(...)γε

U

U

H

H

H

οὐ μὴν ἀλλά(..)γε

U

U

-

-

-

5 Finale Konstruktionen

5.1 Einleitung

In diesem Kapitel untersuche ich die Variation zwischen den verschiedenen

Möglichkeiten,

Finalität auszudrücken.!

5.1.1 gebe ich eine

Übersicht über Konstruktionen, die in grammatischen Beschreibungen manchmal mit den finalen Konstruktionen vermischt worden sind. 5.1.2

wird die bisherige Literatur angeführt. 5.2 folgt das Material. Semantisches Merkmal einer finalen Konstruktion ist, daß sie den Ausdruck einer Absicht enthält: ich tue dies, um jenes zu erreichen2

Diese Konstruktion ist potentiell: sie bezeichnet an sich nicht die Erfüllung der Absicht, obwohl es sein kann, daB die Absicht erfüllt wird: ich

stehe hier, um gesehen zu werden (und ich werde gesehen).? Syntaktisches Merkmal der finalen Konstruktion ist, daß der Ausdruck für Absicht ein adverbielles, nicht-notwendiges Komplement ist, das entfernt werden kann, ohne daß der übrigbleibende Satz unvoll-

ständig wird. Finale Konstruktionen können eingeteilt werden in parataktische Konstruktionen, hypotaktische Konstruktionen und Konstruktionen, wo

die Absicht ohne finites Verb ausgedrückt wird. Beispiel einer parataktischen Konstruktion ist folgendes:* Il. 23,71 θάπτε με ὅττι τάχιστα, πύλας 'Aldao περήσω. Daß in Fällen wie diesem ein finales Verhältnis vorliegt, ist natürlich

eine Frage der Interpretation, denn die syntaktische Struktur zwingt uns nicht zu dieser Annahme. Das Verhältnis kann jedoch angedeutet werden, z. B. durch eine Partikel wie γάρ. 1 Diese Untersuchung ist beeinflußt von den sehr ähnlichen Untersuchungen von

Rosengvist [1981] und Hult [1990]. 2 Zur Definition vgl. Hult 1990, 71; Finalsätze werden behandelt von KG 2, 377 ff und Schwyzer 1950, 671 ff; weiteres zur Literatur unten, 5.1.2. 3 Ich stehe hier, so daß ich (tatsächlich) gesehen werde ist dagegen konsekutiv, auch

wenn es meine Absicht war, gesehen zu werden (vgl. unten, Kapitel 6, die Untersuchung der konsekutiven Konstruktionen). 4 KG 2, 379 Anm. 2; Schwyzer 1950, 672; zum Verhältnis Parataxe : Hypotaxe überhaupt siehe KG 2, 226 ff; Schwyzer 1950, 631 ff; Smyth 1956 $$ 2168-2172.

125

Ein finaler Ausdruck besteht sehr oft aus Hauptsatz mit Neben-

satz: ἔπεμψαν κήρυκα (va ἀπαγγέλλοιτο Hier wird das finale Verhältnis als solches durch formale Merkmale angedeutet: der Nebensatz wird durch ein spezielles Wort, eine Finalkonjunktion, eingeleitet und durch den Modus charakterisiert. Ferner gibt es den finalen Relativsatz. Die Finalität ist auch dort

eine Frage der Interpretation, da dieser Satz nicht die Merkmale des fi-

nalen Nebensatzes hat:? ἔπεμψαν κήρυκα, ὅστις ἀπαγγελεῖται In den bisher diskutierten Konstruktionen wird die Absicht in einem

Satz mit finitem Verb ausgedrückt. Die adverbielle Ergänzung einer finalen Konstruktion kann aber auch z. B. aus einem Partizip, einem prä-

positionsabhängigen Abstraktum oder einem Infinitiv, mit oder ohne Präposition, bestehen:

ἔπεμψαν κήρυκα ὑπὲρ τοῦ ἀπαγγέλλειν Soweit wurde der finale Ausdruck semantisch, syntaktisch und formal definiert. Anschließend soll auf zwei Tatsachen eingegangen werden,

die Komplikationen bei der Untersuchung dieser Ausdrücke bedeuten können: Finale Ausdrücke können formale Ähnlichkeiten mit anderen Ausdrücken haben; finale Ausdrücke berühren sich semantisch mit anderen Ausdrücken. Konjunktionen, die in Finalsätzen stehen, u. a. ἵνα, können auch in

z. B. Objektssätzen oder Konsekutivsätzen stehen. Umgekehrt können Finalsätze die formalen Merkmale anderer Satztypen haben, z. B. darin, daß sie von Konjunktionen begonnen werden, die Objektssätze einleiten, wie ὅπως, oder daß sie die Struktur ὥστε ψὼς mit Infinitiv ha-

ben, eine Struktur, die öfter Konsekutivität ausdrückt.? 1 KG 2, 377 ff; Schwyzer 1950, 671 ff; Smyth 1956 §§ 2193-2206; Beispiele werden hier Smyth 1956 § 2206 entnommen; warum er zwischen aktiven und medialen Formen

schwankt, weiß ich nicht. 2 Das heißt wenn er nicht Konjunktiv hat, wie oft z. B. im NT (siehe BD § 378). 3 Das Verhältnis zwischen finalen und konsckutiven Ausdrücken, die beide eine

Folge beschreiben, könnte vielleicht als das Verhältnis zwischen einer markierten und einer unmarkierten Variante beschrieben werden. Ein finaler Ausdruck wäre dann in

bezug auf Absicht markiert. Ein konsekutiver Ausdruck kónnte daher auch eine absichtliche Folge beschreiben, obwohl diese als solche nicht markiert wird.

126 Es gibt auch semantisch ähnliche Konstruktionen, wie z. B. die

Kausalkonstruktionen: vgl. ἔπεμψαν κήρυκα (vo ἀπαγγέλλοιτο mit ἔπεμψαν κήρυκα βουλόμενοι ἀπαγγέλλειν (oder ἐπεὶ ἐβούλοντο ἀπαγγέλλειν). Diese Sätze sind nicht semantisch identisch, aber sie können natürlich als Alternativen zueinander verwendet werden.!

5.1.1 Satztypen, die mit dem Finalsatz gemeinsame Züge haben Der adverbielle Finalsatz ist, wie schon angedeutet, in formaler und se-

mantischer Hinsicht mit anderen Satztypen verwandt. In diesem Abschnitt werde ich von solchen Satztypen diejenigen diskutieren, die in der grammatischen Literatur oft mit dem Finalsatz vermischt worden sind.

- Der Substantivsatz der Wirkung.? Dies ist die Konstruktion u. a. bei Verben der Aufforderung, Bemühung, Bestrebung und Verhütung, also

u. a. bei den sog. verba curandi, z. B.? ἐπιμελεῖται ὅπως μὴ ἀποθανεῖται Syntaktisch unterscheidet sich diese Konstruktion vom Finalsatz: der

Substantivsatz der Wirkung ist ein Objektssatz, nicht adverbiell. Der Substantivsatz der Wirkung ist semantisch dem Finalsatz ähnlich; in den beiden Konstruktionen wird nach einem Ziel gestrebt.* Er hat auch formale Berührungspunkte mit dem Finalsatz. In attischer Prosa ist nebensatzeinleitende Konjunktion in der Mehrzahl der Fälle ὅπως, selten ὡς; diese Konjunktionen begegnen auch im adverbiellen Finalsatz. Normalerweise steht attisch im Nebensatz Futur, aber Konjunktiv, 1 Sie sind semantisch identisch, wenn βουλόμενοι seinen Inhalt verloren hat und nur

Hilfsverb ist (vgl. Rosenqvist 1981, 25); ein Beispiel in der frühen Kaiserzeit, wie Finalund Kausalkonstruktionen miteinander wechseln, ist Philon 1,149,1 (kausal, aber die Paraphrase einer Finalkonstruktion in der LXX), das oben, 3.4.4, in einem anderen

Zusammenhang zitiert wird. Auch werden hier nicht untersucht Sätze wie ἔπεμψαν ἀπαγγελοῦντα und ἔπεμψαν ἄγγελον, da sie keine (freistehenden) adverbiellen Ergänzungen enthalten; sie können aber mit dem finalen ἔπεμψαν κήρυκα anayγελοῦντα abwechseln. ? KG 2, 372 ff (bei ihnen diese Bezeichnung); Smyth 1956 $$ 2207 (2209)-2220 (Object clauses after verbs of effort bzw. verbs of caution); Schwyzer 1950, 676 (2)

(unter der Überschrift Final- und Befürchtungssätze). 3 [n diesem Abschnitt habe ich Smyth 1956 $ 2208 Beispiele entnommen. 4 Siehe die Definition des semantischen Unterschieds der Satztypen bei Goodwin

1889 $ 303 f; vgl. Smyth 1956 $ 2208.

127 wie im Finalsatz, kommt auch vor. In den Untersuchungen unten werden manchmal Fälle diskutiert, wo es interpretatorisch schwierig ist,

zwischen dem Final- und dem Substantivsatz zu unterscheiden. - Der Substantivsatz der Befürchtung: !

φοβεῖται μὴ ἀποθάνῃ Dieser Satz kann wie der negative Finalsatz konstruiert werden. Er wird im Attischen in der Regel durch μή eingeleitet, aber auch durch

u. a. ὅπως un. Er hat Konjunktiv oder Optativ. Der adverbielle Finalsatz, der Substantivsatz der Wirkung und der

Substantivsatz der Befürchtung wurden, wie gesagt, oft zusammenfassend Finalsätze genannt.? Es gibt einen weiteren Satztypus, der unter dem Namen Finalsatz geht, den sog. selbständigen Finalsatz. Dies ist

der selbständige imperativische/hortative Ausdruck ἵνα μὴ προπέσῃς (S. OC 155). Dieser Ausdruck begegnet attisch mit (va (μή) und ὅπως (un).3 Er ist nicht finaler als jeder Imperativ; er hat aber formale

Ähnlichkeiten mit dem Finalsatz: den Gebrauch von ἵνα bzw. ὅπως und Konjunktiv. Ferner sei der sog. formelhafte Infinitiv erwáhnt — der Infi-

nitiv in Ausdrücken wie ὡς ἔπος εἰπεῖν, συνελόντι εἰπεῖν u. à. Beispiele dieser Konstruktion werden von KG final-konsekutiv genannt.*

5.1.2

Literatur

Weber 1884-1885 hat die Absichtssätze von Homeros bis zum Ausgang der klassischen Zeit untersucht, jedoch nur die Nebensátze mit ἵνα, ὅπως, ὡς und un. Zu den hellenistischen Schriftstellern gibt es einige Studien. Diel 1894 hat finale Ausdrücke in der nachklassischen Historiographie untersucht, u. a. bei Polybios und Diodor. Er behandelt au-

Ber (va, ὅπως, ὡς und μή auch den finalen Infinitiv. Diel hat leider nicht adverbielle Sätze und Substantivsätze auseinandergehalten.5 Es

1 KG 2, 390 ff; Smyth 1956 ἃ 2221-2239; Schwyzer 1950, 675 f (1). 2 So Weber

1884-1885, der jedoch die Satztypen auseinanderhált; Diel 1894 hält die

Sátze nicht auseinander; vgl. Goodwin 1889 $ 302 chaotisch. 3 Dieser Satz wird von Kalén 1941 behandelt; vgl. 4 KG 2, 17 ff (18); 518 f; vgl. Smyth 1956 ὃ 2012e: may be explained by reference to the idea of purpose

ff (303); Schwyzer 1950, 671 ft ist Hult 1990, 74 f. „Some of these absolute infinitives (2008) or result.“

5 Auch Amelung 1901 und de Foucault 1972 behandeln Polybios.

128 gibt ferner Arbeiten, die einer formalen Kategorie gewidmet sind.! Zu keinem Text der klassischen oder hellenistischen Periode scheint es eine einzige Untersuchung zu geben, die von Finalität als solcher aus-

geht.? Unser Wissen über die Art und Weise, wie in diesen Epochen Finalität ausgedrückt wird, ist also höchst unvollständig und vor allen

Dingen nicht gesammelt dargestellt. Dies macht es um so schwieriger,

finale Ausdrücke einer späteren Epoche sinnvoll mit dem älteren Material zu vergleichen. Von den von mir behandelten Texten aus der Kaiserzeit sind Dionysios AR und Philon in bezug auf finale Ausdrücke früher ausführlicher behandelt worden. Die Finalsätze bei Dionysios AR werden von Diel 1894 im Zusammenhang mit den Geschichtsschreibern behandelt. Gewisse Information zu Dionysios findet sich auch bei Käser 1915, der den Präpositionsgebrauch untersucht.3 Die Finalsätze bei Philon werden von Unna 1895 untersucht. Unna unterscheidet zwischen adverbiellen Finalsätzen und Substantivsätzen; er behandelt außer den Kon-

junktionen (va, ὅπως, we, μή auch den Infinitiv zur Bezeichnung der Absicht. Knuenz 1913 faßt die Ergebnisse von u. a. Weber 1884-1885, Diel 1894 und Unna 1895 zusammen und zieht weiteres Material heran. Jacob 1911 enthält gewisse Information zu Nikolaos. Auch keine Untersuchung zur frühen Kaiserzeit nimmt Finalität als solche zum Ausgangspunkt.

5.2 Material Die vorliegende Untersuchung behandelt das Vorkommen von - wie oben definierten finalen Konstruktionen mit Nebensätzen, die

eingeleitet werden von den Konjunktionen ἵνα (μή), ὅπως (ἄν, un), ὡς

(ἄν, un), ur - allen anderen wie oben definierten finalen Konstruktionen? 1 Zum Beispiel Aalto 1953 und Burguiére 1960 zum Infinitiv und Amigues 1977 zu ὅπως; dazu gehören auch etliche „Optativabhandlungen“, die Material zu den Final-

sátzen enthalten (Bibliographisches zu diesen bei Anlauf 1960).

2 Das heißt wie Rosenqvist 1981 und Hult 1990. 3 Es gibt auch Auskünfte in „Optativabhandlungen“ (z. B. Reik 1907 zu Philon). 4 Aus technischen Gründen habe ich für die Schriftsteller der frühen Kaiserzeit nur μή, nicht μήποτε u. ä. untersucht.

5 Ich gehe also hier im Prinzip davon aus, daß die Wahl nur zwischen verschiedenen finalen adverbiellen Konstruktionen steht. Man muß aber damit rechnen, daß es auf

einer tieferen Ebene die Wahl gibt zwischen den hier behandelten Konstruktionen und z. B. Kausalkonstruktionen (vgl. zu dieser Problematik 1.1.2 Altemativkonstruktionen).

129

Zuerst wird eine Übersicht finaler Ausdrücke in der klassischen Sprache gegeben, mit den Konstruktionen als Ausgangspunkt, die in der at-

tischen Prosa vorkommen. Danach folgt eine Übersicht der hellenistischen Prosa. Dabei habe ich jew. 100 Seiten aus Polybios bzw. Diodor

in bezug auf andere finale Konstruktionen untersucht. Zuletzt wird das Material aus der frühen Kaiserzeit dargestellt und diskutiert: zuerst alle

Fälle von (va, ὅπως, ὡς und ur, danach alle anderen finalen Ausdrücke in etwa 100 Seiten Text.!

5.2.1 Klassische Zeit Konjunktionsnebensátze Finale Nebensátze werden in attischer Prosa und bei Herodot am häu-

figsten durch (va eingeleitet:? ἔπεμψαν κήρυκα ἵνα ἀπαγγέλλοιτο ὅπως (Herodot ὅκως) kommt auch vor, bei Thukydides und Xenophon

häufiger als (vo; es fehlt dagegen bei den Rednern. ὅπως ἄν tritt ebenfalls auf. ὡς bzw. we ἄν ist typisch für die Tragiker. Beides kommt in attischer Prosa selten vor, mit Ausnahme von Xenophon. Bei Herodot be-

gegnet ὡς ὡς ἄν häufiger als ὅκως ὅκως av (Weber 1884, 132). Negative Finalsátze können durch (va un, ὅπως un und ὡς un eingeleitet werden. Einfaches μή kommt vor, ist aber sehr selten bei den attischen Prosaschriftstellern und Herodot (Weber 1885, 92 f).

Dies ist eine der denkbaren Einwendungen gegen dic hier verwendete Methode. Eine andere wáre, daB die verschiedenen finalen Ausdrückc in der Wirklichkeit gewissermaßen unterschiedliche Funktionen erfüllen und insofern nicht Alternativen sind.

Zum Beispiel dürfte die Häufigkeit von Fut. Ptz. von dem Bedarf an finalen Ausdrücken bei Verben der Bewegung abhängig sein. Sehr wenig in der Grammatik ist nicht Semantik. Hier wird davon ausgegangen, daß eine so weitgehende Austauschbarkeit vorliegt, daß diese Untersuchung einen Sinn hat (vgl. Hult 1990, 19 mit Hinw.). ! Dies entspricht etwa dem Umfang des kürzesten untersuchten Textes, Nikolaos. Dionysios AR und Philon werden von mir untersucht, auch in bezug auf die Erscheinungen, die Diel 1894, Knuenz 1913 und Unna 1895 untersuchen.

2 Zu den Nebensátzen wurden unten ohne Quellenangabe Daten entnommen: KG

2, 377 ff; Schwyzer 1950, 671 ff, Smyth 1956 § 2193 ff, zu Aufstellung und Beispielen vgl.

Smyth 1956 $ 2206.

130 Nach Haupttempus steht fast immer Konjunktiv, nach Nebentempus Konjunktiv oder Optativ. Konjunktiv nach Nebentempus kann oft, aber nicht immer, als durch bestimmte Faktoren bedingt erklärt werden; so folgt z. B. Kon-

junktiv auf Nebentempus, wenn die Absicht oder Wirkung der Handlung als in der Vergangenheit fortbestehend dargestellt wird, oder wenn der Redende sich in die Vergangenheit versetzt.! Optativ nach Nebentempus ist die auf die Vergangenheit markierte Variante, Kon-

junktiv die unmarkierte (siehe Unna 1895, 28). Optativ nach Haupttempus kann in den meisten Fällen auch als durch besondere Faktoren bedingt verstanden werden; z. B. begegnet im Nebensatz Optativ, wenn im Hauptsatz Optativ steht, d. h. infolge von Modusassimilation. Weber möchte sämtliche 12 Fälle in der klassischen Literatur, die von ihm nicht in ähnlicher Weise erklärt werden können, emendieren.2

Finalsätze können auch Indikativ der Vergangenheit oder Futurum haben. Indikativ der Vergangenheit begegnet nach Indikativ der Vergangenheit im Hauptsatz (Irrealis), wenn eine nicht erreichte oder nicht zu erreichende Absicht ausgedrückt werden soll:3

A. Pr. 747 ff τί δῆτ᾽ ἐμοὶ ζῆν κέρδος, ἀλλ᾽ οὐκ Ev τάχει ἔρριψ᾽ ἐμαυτὴν τῆσδ᾽ ἀπὸ στύφλου πέτρας,

ὅπως πέδοι σκήψασα τῶν πάντων πόνων ἀπηλλάγην; Futurformen kommen auch vor, als Verwischung mit den Substantivsät-

zen; dies begegnet nach ὅπως bzw. μή (siehe Weber 1885, 110 ff).

Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Wahl von Finalkonjunktion und Modus: nach {va steht Konjunktiv öfter als nach anderen Konjunktionen.*

Andere finale Konstruktionen Es gibt in der klassischen Zeit finale Relativsätze mit Futurformen:5 1 Weber 1885, 103 ff (104 f); KG 2, 380 ff; Smyth 1956 $ 2197. 2 Weber 1885, 101 f (102); zu Optativ nach Haupttempus siche ferner KG 2, 382 ff; Schwyzer 1950, 323; 325 ff; Smyth 1956 $8 2200; 2202b.

3 Dies kann als ein Fall von Modusassimilation betrachtet werden; siche KG 2, 388 ff; Weber 1885, 107 ff; Smyth 1956 $ 2185c. 4 Siehe die Zusammenstellung von Hult 1990, 80 (mit Material aus Weber 1885, 5 f;

8 f; 32 ff; 48 6; 54 f; 70 f; 78 f).

5 Smyth 1956 $ 2554; KG 2, 422 mit Hinw.

131

ἔπεμψαν κήρυκα ὅστις ἀπαγγελεῖται Es gibt finale Partizipialkonstruktionen:!

ἔπεμψαν κήρυκα ἀπαγγελοῦντα (anayyéAAovta weniger oft) Diese Konstruktion steht besonders nach Verben der Bewegung (kommen, gehen usw.). Auch ὡς ἀπαγγελοῦντα

kommt

vor, aber selten

nach Verben der Bewegung. Es gibt Ausdrücke mit dem reinen Infinitiv:

ἔπεμψαν κήρυκα ἀπαγγέλλειν Diese Konstruktion steht bei den Prosaschriftstellern besonders nach Verben mit der Bedeutung geben, wählen, einsetzen, zurücklassen usw., in der Dichtersprache auch nach Verben der Bewegung.?

Es gibt Ausdrücke mit toU + Infinitiv:3

ἔπεμψαν κήρυκα τοῦ ἀπαγγέλλειν Es gibt präpositionsabhängige Infinitive; diese fehlen bei Herodot, aber begegnen bei Thukydides und Xenophon; sie sind normalerweise mit

einem Artikel versehen:

ἔπεμψαν κήρυκα ὑπὲρ τοῦ ἀπαγγέλλειν Ähnlich wie der Infinitiv kann ein abstraktes Substantiv präpositionsab-

hängig sein:5 Pl. Prt. 312b,3 τούτων γὰρ σὺ ἑκάστην οὐκ ἐπὶ τέχνῃ ἔμαθες, ὡς

δημιουργὸς ἐσόμενος, ἀλλ᾽ ἐπὶ παιδείᾳ κτλ. Finale Ausdrücke können also verschiedene Präpositionen enthalten, wie διά + Akk., εἰς, ἕνεκα, ἐπί mit Dat. bzw. Akk., κατά mit Akk., 1 Smyth 1956 $8 2065; 2086c; KG 2, 86; 92.

2 Smyth 1956 $ 2008 f; KG 2, 16 f. 3 Smyth 1956 $ 2032e; KG 2, 40 f. 4 Siehe Krapp 1892, 52, der aber nur die Geschichtsschreibung untersucht hat; vgl.

Smyth 1956 $ 2032g.

5 Vgl. die folgende Fußnote.

132 πρός mit Akk., ὑπέρ mit Gen. und xépiv.! Von diesen Konstruktionen ist ἐπί mit Dat. häufig, während Akk. unsicher ist.

ὥστε mit Infinitiv kann vorkommen, wenn eine Absicht vorliegt: Pl. Grg. 479c,1 πᾶν ποιοῦσιν ὥστε δίκην μὴ διδόναι κτλ.

ἐφ᾽ ᾧ(τε) mit Infinitiv kann eine Bedingung ausdrücken, aber auch eine Absicht:?

X. HG 2,3,11,2 αἱρεθέντες δὲ ἐφ᾽ ᾧτε συγγράψαι νόμους κτλ. 5.2.2 Hellenistische Zeit Konjunktionsnebensätze Auch hellenistisch begegnen {va sowie ὅπως.3 Aristoteles hat etwas öfter ἵνα als ὅπως; ὅπως ἄν begegnet Smal.4 Aristeas hat finales ἵνα und ὅπως etwa gleich oft; ὅπως ἄν begegnet 1mal.5 In der LXX begegnen (va, ὅπως und ὅπως &v.6 Polybios hat fast immer (va, in den Büchern 1—5 47mal mit finaler Bedeutung; ὅπως begegnet Smal, nicht in diesen Büchern; ὅπως ἄν fehlt.” Bei Diodor begegnet (va 89mal ! Referenzen bei Rosenqvist 1981, 26 ff zu διά + Akk., eic, ἐπί mit Dat. bzw. Akk.,

πρός mit Akk., χάριν; Referenzen zu den übrigen: ἕνεκα (LSJ 1), κατά mit Akk. (LSJ

B.III), ὑπέρ (Smyth 1956 § 2032g).

2 Dieses Beispiel habe ich Smyth 1956 $ 2279 entnommen. 3 Vgl. Schwyzer 1950, 673: „In der Koine wird iva einzige Finalpartikel (so bei Polybios) usw." Diese Behauptung ist ganz einfach falsch. Vgl. Burguiére 1960, 161: »,D'Homére à Polybe, la simple prédominance de ἵνα est devenue graduellement victoire totale etc.“ Für sowohl Schwyzer als auch Burguiére scheinen Koine und Polybios synonym zu sein; daß klassisch und hellenistisch die Tendenz wäre, daß finales ἵνα sich

auf Kosten von ὅπως verbreitet, ist nicht eindeutig (vgl. Knuenz 1913, 40 f), ganz davon abgesehen, daß wir die hellenistische Sprache nur schlecht beurteilen können.

4 (va: 207; ὅπως: 175 (Knuenz 1913, 41). 5 ἵνα: 16; ὅπως: 13 (Meecham 1935, 131; ὅπως ἄν 134 f). 6 Niemand hat m. W. die LXX systematisch in bezug auf Finalsätze untersucht; ἵνα begegnet z. B. Ge. 11,7,2, ὅπως Ge. 27,4,2; für ὅπως àv siehe Hult 1990, 78. Im NT kommt sowohl ἵνα als auch ὅπως vor; ὅπως ἄν fehlt; BD ὃ 369; vgl. Bauer 1971: ἵνα

kommt offenbar wesentlich öfter vor als ὅπως; es gibt große Variation innerhalb des NT. 7 Mauersberger s. v. ἵνα I; vgl. Amelung 1901, 53 (vgl. id. 9 ff [önwg 13]); vgl. Knuenz 1913, 41; de Foucault 1972, 186 wiederholt Diel 1894, 15, der die Substantivsätze mitrechnet.

133 und ὅπως 110mal; ὅπως ἄν fehlt.! Diodor unterscheidet sich also deutlich von Polybios. ὡς als finale Konjunktion kommt in der untersuchten hellenistischen Prosa äußerst selten vor. Es fehlt bei Aristoteles; es scheint zu

fehlen bei Aristeas und in der LXX Es gibt eine unsichere Text-Stelle (2mal wc) in einem der fragmentarisch erhaltenen Bücher von Polybios; ὡς μή begegnet 1mal bei Diodor; ὡς begegnet, wenn auch selten, in den hellenistischen Papyri, wo das einzige ὡς ἄν der hier zitierten hellenistischen Literatur vorkommt?

Einfaches μή begegnet bei Aristoteles 15mal, bei Polybios 1-5 2mal und bei Diodor

1-5, 11-20

1mal; es scheint bei Aristeas und in

der LXX zu fehlen.* Leider scheint es keine Statistik zum Verhältnis zwischen einfachem μή und anderen negativen Finalsätzen zu geben. Ich habe eine solche zu Polybios und Diodor zusammengestellt; diese Statistik zeigt, daß einfaches un ein marginelles Phänomen ist.5

Optativ in Finalsätzen begegnet seltener als klassisch. Der Optativ fehlt bei Aristoteles, Theophrast,

Aristeas; in der LXX

wird fast nur

Konjunktiv verwendet.® Optativ scheint auch in den hellenistischen Papyri zu fehlen." Bei Polybios begegnet nach Haupttempus immer Konjunktiv. Nach Nebentempus steht in den Büchern 1-5 Imal Optativ und 30mal Konjunktiv.8 Bei Diodor begegnet Optativ nach Neben-

tempus 8mal, wovon 7mal adverbiell und 1mal in einem Substantivsatz ! Nach McDougall 1983; Knuenz 1913, 41 rechnet die Fragmente; Diel 1894, 15 wer-

den die Substantivsátze einbegriffen. 2 Aristoteles: Knuenz 1913, 41; Aristeas: es wird nicht von Meecham

1935 erwähnt

(siehe 134, ὡς; 135, ὡς àv; vgl. 114); LXX: ox mit finitem Verb scheint nirgends erwähnt zu werden, siehe z. B. Bauer 1971 s. v. ὡς IV.3. Es begegnet nicht im NT (BD

§ 369). 3 Polybios: 26,1,5,5 παρεκάλει φέρειν αὐτῷ τὴν ψῆφον, noté μὲν ὡς ἀγορανόμος

γένηται, ποτὲ δὲ καὶ ὡς δήμαρχος. Die Stelle begegnet bei Athenaios; Kaibel liest γενησόμενος anstatt von γένηται (vgl. de Foucault 1972, 185). Diodor: 14,48,2,8 (siehe Kapff 1903, 65; 69). Papyri: Mayser 1926, 258 ff. 4 Polybios: Mauersberger B.2a; Diodor: McDougall 1983 III.1; Aristoteles, Polybios (auch Fragmente), Diodor (auch Fragmente), NT (saepe): Knuenz 1913, 41; Aristeas:

nichts bei Meecham 1935; für die LXX finde ich keine Angabe. 5 Bei Polybios kommen 18mal andere negative Finalsätze vor, alle mit (vo. Bei Diodor kommen 69mal andere negative Finalsátze vor, 30mal mit (va, 38mal mit ὅπως

und 1mal mit ὡς. 6 Schmid 3, 83 mit Hinw. (Aristoteles und Theophrast); Meecham 1935, 114 (Aristeas); Conybeare/Stock 1905 $ 75 (LXX); Optativ fehlt im NT (BD $$ 369.1; 386.3). In dem von Mayser untersuchten Material (Mayser 1926, 260); er nennt 2 Beispiele nach Haupttempus, aber es sind wohl keine Adverbialsätze. 8 In den fragmentarisch erhaltenen Büchern begegnen weitere 9 Optative (und offenbar viele Konjunktive); de Foucault 1972, 186; vgl. Amelung 1901, 9 ff.

134 (Objektssatz) mit ὅπως. Optativ nach Haupttempus kommt offenbar

nicht vor.!

Andere finale Konstruktionen

Zu anderen finalen Konstruktionen in der hellenistischen Prosa gibt es nur spärliche Information, die ich hier anführen werde.? Darauf wer-

de ich meine eigene Untersuchung von jew. 100 Seiten aus Polybios und Diodor präsentieren. In der LXX und in den ptolemäischen Papyri kommen finale Rela-

tivsätze vor.3 Finale Futurpartizipien sind offenbar literarisch. Sie kommen sehr

oft bei Polybios und Diodor vor; in der LXX begegnen sie fast nur in den literarischen Büchern; es gibt ein Beispiel bei Aristeas und wenige

in den Papyri.* Futurpartizipien begegnen mit vorangestelltem ὡς (ἄν) oder ὡς.5 Finale Prásenspartizipien kommen, wenn auch selten,

in den Papyri vor.6 Einfache finale Infinitive kommen vor, z. B. bei Polybios, Aristeas, in der LXX und den ptolemäischen Papyri; in den ptolemáischen Papy-

ri hat dies eine erweiterte Funktion im Vergleich zum klassischen Attisch, denn es begegnet bei Verben der Bewegung, nicht nur bei Verben des Gebens u. à.? tot mit Infinitiv kommt vor bei Polybios und in

der LXX.8 Infinitive können auch präpositionsabhängig sein; dies kommt zumindest bei Polybios und in den ptolemäischen Papyri vor.? ! Kapff 1903, 65 ff (Optativ nach Haupttempus nicht von Kapff erwähnt). ? Hult 1990, 81 ff hat eine wertvolle Zusammenstellung von Material (vgl. Rosenqvist 1981, 13 ff). 3 Papyri (mit Fut.): Mayser 1926, 267; LXX (mit Fut. und Konj.): BD $ 378; dies kommt auch im NT vor: BD ebenda (mit Fut. und Konj.). * Polybios: de Foucault 1972, 174 f; Diodor: Radermacher 1925, 209; LXX, Aristeas:

Meecham 1935, 117; Papyri: Mayser 1926, 351 f; im NT begegnet es fast nur in Act. Ap. (BD $ 351.1).

5 ὡς (&v) begegnet bei Polybios (de Foucault 1972, 175 f), ὡς in den Papyri (Mayser

1926, 220).

6 Mayser 1926, 351; es begegnet auch im NT (BD $ 339.2c). 7 Polybios: de Foucault

1972, 161; Aristeas: Meecham

1935, 116; LXX: Cony-

beare/Stock 1905 § 77 (vgl. BD § 390; es begegnet auch im NT); Papyri: Mayser 1926, 296 f.

8 Polybios: de Foucault 1972, 163 ff; LXX: BD $ 400 (es begegnet im NT); es fehlt in den ptolemáischen Papyri (Mayser 1926, 322). ? Präpositionsabhängige Infinitive überhaupt — d. h. nicht nur mit finaler Bedeutung — scheinen besonders bei Polybios beliebt zu sein (siehe Krapp 1892, 1; vgl. de Foucault 1972, 166 ff; 184); Papyri: Mayser 1926, 334.

135

Präpositionsabhängige Abstrakta gibt es häufig, u. a. bei Polybios

und Diodor.! ὥστε mit Infinitiv, häufiger konsekutiv, kann final sein, z. B. in den

ptolemäischen Papyri, der LXX und vielleicht auch bei Aristeas.2

Polybios In einem Korpus von 100 Seiten (1,1,1-1,74,6) hat Polybios 4mal finale Nebensátze mit den oben untersuchten Konjunktionen. In demselben Korpus hat er 38 andere finale Konstruktionen, mit Fut. Ptz. (11), τοῦ

mit Inf. (1), ἐφ᾽ ᾧ mit Inf. (1) und mit den Prápositionen elc, ἕνεκα, ἐπί mit Dat. bzw. Akk., πρός mit Akk., ὑπέρ mit Gen. und χάριν (25).3 Futurpartizipien stehen normalerweise bei Verben der Bewegung; die einzige Ausnahme ist folgende Stelle: 1,9,4,5 τοὺς μὲν πολιτικοὺς ἱππεῖς καὶ πεζοὺς αὐτὸς ἐν ἀποστῆματι συνεῖχεν, ὡς Kat’ ἄλλον τόπον τοῖς πολεμίοις συμμίξων κτλ. Futurpartizipien stehen 3mal mit Artikel (vgl. 1,29,6,4 u. 5):

1,63,1,3 ἐξαπέστειλεν ἄνδρας δέκα τοὺς ἐπισκεψομένους ὑπὲρ τῶν πραγμάτων.

1mal kann ἐφ᾽ ᾧ mit Infinitiv final verstanden werden:4 ! Zu Polybios und Diodor siehe unten; Rosenqvist 1981, 27 ff hat die spärliche Information in der Sekundärliteratur zusammengestellt.

2 Papyri: Mayser 1926, 298 f; Beispiel aus der LXX ist Ge. 15,7,2 εἶπεν δὲ πρὸς αὐτὸν ᾿Εγὼ ὁ θεὸς ὁ ἐξαγαγών oe ἐκ χώρας Χαλδαίων ὥστε δοῦναί σοι τὴν γῆν ταύτην κληρονομῆσαι. Siehe Jannaris 1897, 571, der weitere Beispiele aus den Makkabäerbüchern heranzieht; es kommt auch vor im NT (BD $ 391.3); für Aristeas siehe Meecham 1935, 134. 3 Fut. Ptz.: 6,6,7; 9,4,5; 27,3,5; 29,6,4; 29,6,5; 47,8,1; 56,2,2; 63,1,3; 69,10,1; 69,10,3 bis;

τοῦ + Inf.: 12,6,4; ἐφ᾽ ᾧ + Inf.: 31,8,6; εἰς: 23,8,2; ἕνεκα: 45,13,3; ἐπί + Dat: 45,112 bis; 45,11,3; ἐπί

+ Akk.: 9,2,6; 23,3,5; πρός: 4,1,9; 11,132; 22,32; 26,4,3 bis; 45,2,2;

59,10,2; 67,4,2; ὑπέρ: 16,5,3; 62,5,4; χάριν: 12,9,2; 13,7,3; 18,3,4; 20,8,3; 27,8,2; 35,6,1;

39,8,5; 49,8,3. 4 Pédech (Bude) übersetzt „Le sénat --- résolut de tout subir et de tenter tous les

moyens et tous les hasards pour ne pas subir un sort déshonorant etc."

136 1,31,8,6 οὕτως ἀνδρωδῶς ἔστη καὶ γενναίως ὥστε πᾶν ὑπομένειν εἵλετο καὶ παντὸς ἔργου καὶ καιροῦ πεῖραν λαμβάνειν ἐφ᾽ ᾧ μη-

δὲν ἀγεννὲς μηδ᾽ ἀνάξιον τῶν πρὸ τοῦ πράξεων ὑπομεῖναι. Einfacher finaler Infinitiv kommt 1mal vor. Öfter kommen substantivierte Infinitive nach Präposition vor; dies ist besonders bei χάριν zu beobachten (Smal, aus 8) und 1mal bei mpdc. Im folgenden Fall bin ich geneigt, eig φυλακὴν weder final (damit diese eingesperrt wurden) noch lokal (ins Gefängnis) zu verstehen. Ich

glaube vielmehr, daß man εἰς φυλακὴν παρεδίδοσαν übersetzen soll sie ließen einsperren; παρεδίδοσαν ist eine Art Hilfsverb. Dies hätte wohl auch mit einer medialen Verbform ausgedrückt werden kónnen:

1,70,5,7 tov δὲ Γέσκωνα Kal τοὺς σὺν αὐτῷ δήσαντες ὑβριστικῶς

εἰς φυλακὴν παρεδίδοσαν. ὑπέρ im folgenden Satz bezeichnet nicht nur, was besprochen wurde,

sondern eher um was zu erreichen Hieron schrieb:! 1,16,5,3 διεπέμπετο πρὸς τοὺς στρατηγούς, ὑπὲρ εἰρήνης καὶ

φιλίας ποιούμενος τοὺς λόγους.

Diodor In einem Korpus von 100 Seiten (1,1-1,66) hat Diodor 13mal finale Ne-

bensätze mit den oben untersuchten Konjunktionen. In demselben Korpus hat er 26mal andere finale Konstruktionen, mit Fut. Ptz. (2), Präs.

Ptz. (1), mit zu ergänzendem Ptz. (1mal - siehe unten), ὥστε mit Inf.

(1) und mit den Präpositionen elc, ἐπί mit Gen. bzw. Akk., πρός mit

Akk. und ὑπέρ mit Gen. (21)? Die finalen Futurpartizipien stehen nicht bei Verben der Bewe-

gung; sie haben beidemal den Artikel (vgl. oben Polybios). Die zunächst zitierte Konstruktion mit der Apposition ἀπομνημόνευμα kann wohl als ein Fall von zu ergánzendem Partizip gesehen werden: 1 Vgl. die Übersetzung von Pédech (Bud£): „il envoya des émissaires aux consuls

pour négocier la paix et une alliance. Ähnlich ist 1,62,5,4. 2 Fut. Ptz.: 54,3,4; 54,3,5; Pras. Ptz.: 14,2,7; Ptz. zu ergänzen: 14,3,3; ὥστε + Inf: 19,5,3; eic: 37,7,7; 52,1,3; 53,10,3; 62,5,5; 62,5,6; 64,12,3; eni + Gen.: 57,72, ἐπί + Akk.: 18,2,1; πρός:

1,4,2; 2,1,5; 13,5,4; 17,3,13; 18,5,3; 21,7,3; 34,11,1; 50,5,4; 52,5,2; 54,1,1,

56,2,4; 63,1,3; ὑπέρ: 5,3,1.

137 1,14,3,3 παρ᾽ ἐνίαις δὲ τῶν πόλεων Kal τοῖς ᾿Ισείοις ἐν τῇ πομπῇ μετὰ τῶν ἄλλων φέρεσθαι καὶ πυθμένας πυρῶν καὶ κριθῶν, ἀπομνημόνευμα τῶν ἐξ ἀρχῆς τῇ θεῷ φιλοτέχνως εὑρεθέντων. Als die Äquivalente eines Futurpartizipes kann das Präsenspartizip

ἀπονέμοντας verstanden werden: 1,14,2,7 ἔτι yàp Kal viv κατὰ τὸν θερισμὸν τοὺς πρώτους ἀμη-

θέντας στάχυς θέντας τοὺς ἀνθρώπους κόπτεσθαι πλησίον τοῦ

δράγματος καὶ τὴν “low ἀνακαλεῖσθαι, καὶ τοῦτο πράττειν τιμὴν ἀπονέμοντας τῇ θεῷ τῶν εὑρημένων κατὰ τὸν ἐξ ἀρχῆς τῆς

εὑρέσεως καιρόν.1 εἰς ἀναθήματα θεῶν im folgenden Satz betrachte ich als die Äquiva-

lente des darauf folgenden finalen Ausdrucks eig εὐεργεσίαν: 1,62,5,5 οὔτε elc ἀναθήματα θεῶν οὔτ᾽ elc εὐεργεσίαν àvOpoπων οὐδὲν ἀνήλωσε.

5.2.3 Kaiserzeit 5.2.3.1 Dionysios AR

Konjunktionsnebensätze (va begegnet 217mal, wovon 196mal als finale Konjunktion. Nicht-finales (va ist Einleiter von Objektssätzen, Befürchtungssätzen, oder steht in selbständigen, pseudo-finalen Sátzen.? Imal steht finales (vo mit ir-

realem Indikativ (vgl. Diel 1894, 27 f):

9,53,2,4 ἄρ᾽ οὖν διὰ ταύτας τὰς ἐπικτήσεις ἐπανορθωσάμενοι φαίνονταί τι τῆς παλαιᾶς τύχης καὶ προεληλυθότες εἰς ἐπιφά1 Sie tun dies, um die Göttin zu ehren. Ich finde es weniger natürlich, dies kausal zu

verstehen: sie tun dies, weil man in diesem Zusammenhang dic(sc) Göttin ehrt.

2 Die folgenden Stellen werden nicht gerechnet: Objckt/Attribut (σπουδάζωψσπουδὴ iva): 2,72,4,7; 4,12,1,3; 73,2,4; 82,2,5; 5,33,1,3; 50,3,17; 6,40,2,4; 7,55,5,2; 55,5,8; 59,1,4; Befürchtung: 4,11,1,2; 10,11,3,10; selbst. pseudo-Finalsátze (ähnlich dem Beispiel aus Demosthenes in Smyth $ 2204): 3,11,9,1; 29,4,1; 4,35,1,1; 80,1,7; 6,52,3,6; 8,24,6,1; 51,3,5; 9,31,2,2; 10,37,2,1; 11-20: finales ἵνα begegnet 38mal; die folgenden Stellen sind nicht final: 11,34,3,7; 42,4,7; 19,18,5,1 (außerdem 11,33,6,9 [iva]).

138 vetav τοῖς βίοις; ἐβουλόμην μὲν ἂν καὶ θεοῖς εὐξάμην, ἵνα ἧττον

ἧσαν ἐπίσκηνοι λυπηροὶ τῇ πόλει κτλ. Bei finalem ἵνα begegnet Optativ 49mal, immer nach Nebentempus; Konjunktiv kommt

146mal vor, 63mal nach Haupttempus und 83mal

nach Nebentempus. Finales (va mit Negation begegnet 59mal.! ὅπως fehlt als finale Konjunktion (vgl. Diel 1894, 31). ὡς kommt 16mal vor als finale Konjunktion, wovon Smal ὡς &v.2 Es ist aber notwendig, bei Dionysios ὡς und ὡς ἄν voneinander ge-

trennt zu halten. ὡς ἄν, aber nie ὡς, steht in der folgenden Umgebung: 2,58,1,12 ἐπακτόν τινα ἔξωθεν ἄνδρα Kal μηδ᾽ ὁποτέροις npooθησόμενον, ὡς ἂν μάλιστα ἐξαφεθείη τὸ στασιάζον, ἐξευρόντες ἀποδεῖξαι βασιλέα.

Auf ὡς ἄν im Finalsatz folgt immer ein Adverb im Superlativ. ὡς ἄν scheint eben zwei Funktionen zu haben - die finale und die als Einleiter einer konditionalen Ellipse, wo ein Konjunktiv zu ergänzen ist, et-

wa: ὡς (oder ἵνα) ὡς ἂν μάλιστα fi δυνατὸν ἐξαιρεθείη τὸ στασιάζον. ὡς ἄν im Finalsatz ist also ein brachylogischer Ausdruck, m. W. als solcher eine Spezialität des Dionysios (es begegnet auch in den SR - siehe unten).? Nach ὡς ἄν steht 4mal Optativ nach Nebentempus; 1mal (3,23,11,5) steht Optativ nach Perfekt παρεσκεύασται; man kann sich

natürlich in diesem Fall einen Archetypfehler vorstellen (παράσχοι statt παράσχῃ), aber es könnte auch historische Tempusfolge vorliegen. Nach einfachem, finalem ὡς steht 8mal Optativ, immer nach Nebentempus und 3mal Konjunktiv, auch immer nach Nebentempus. Ferner

sei die folgende Stelle erwähnt: 1,41,1,17 ποταμοὺς EKTpenwv ἐπικλύζοντας πεδία Kal τρίβους

ἐκτέμνων ἀβάτοις ὄρεσι καὶ τἄλλα μηχανώμενος, ὡς ἅπασα γῆ καὶ θάλαττα κοινὴ ταῖς ἁπάντων χρείαις γενήσοιτο. Da der Nebensatz Futurum Optativ hat, handelt es sich wohl um einen

Objektssatz (der Optativ ersetzt Futurum Indikativ); es ist ja auch nicht 1 11-20 11mal. 2 Mit Sternchen wird ὡς àv angegeben: 1,18,3,8; 46,3,8; 76,3,9; 78,2,4; 80,3,10; 84,5,4; 85,2,4; 2,58,1,12*; 3,6,2,9*; 8,2,14*; 23,11,5*; 5,40,5,11; 6,25,4,7*; 29,4,10; 9,51,3,7; 10,24,4,3; 11—20: 11,33,1,5.

3 Konditionales ὡς ἄν begegnet z. B. Dionysios AR 8,75,3,17; 9,17,2,9.

139 problematisch, τἄλλα adverbiell zu verstehen.! Einfaches, finales ὡς

mit Negation kommt 7mal vor (nie we ἄν). Einfaches un kann 18mal als Finalkonjunktion aufgefaBt werden.? Einige dieser Sátze erlauben auch eine andere Deutung, z. B.

5,58,1,5 τούτων ὁ μὲν Αἰβούτιος ἐπὶ τῶν πολιτικῶν ἐτάχθη πραγμάτων φυλακῆς οὐ μικρᾶς δεῖσθαι δοκούντων, μή τις ἑτέρα

νεωτερισθῇ πρᾶξις ἐκ τῶν πενήτων 3 Siehe ferner:

5,27,3,2 δήμῳ μὲν φράζειν ἃ διανοοῦμαι πράττειν οὐκ ἀσφαλές, μή τις ἴδια κέρδη περιβαλλόμενος πρὸς τοὺς πολεμίους αὐτὰ ἐξενέγκῃ κτλ. In diesem Fall wird im Nebensatz eigentlich keine Absicht des Vorangehenden ausgedruckt. Man muß aber den Gedankengang folgendermaßen verstehen: „ich muß mich davor hüten, was ich vorhabe, dem Volk zu sagen, damit dies es nicht den Feinden sagt."4 Nach μή steht 14mal Konjunktiv, wovon 13mal nach Nebentempus. Optativ steht 3mal nach Nebentempus. 1mal steht Futurum Indikativ, die Konstruktion bei verba curandi:

6,62,4,12 τὸ δημοτικὸν Ev οὐδεμιᾷ πόλει μεταποιεῖται τῶν ἴσων,

ὥστε οὐ δήπου οἱ προὔχοντες ἐν ἑκάστῃ πόλει τὸν οἰκεῖον οὐκ ἐῶντες παρακινεῖν ὄχλον, τοῦτον εἰσδέξονται τὸν ἔπηλυν καὶ

στασιαστὴν εἰς τὴν ἑαυτῶν πατρίδα, μὴ μεταδόντες αὐτοὶ τῶν

ὁμοίων σὺν χρόνῳ στερήσονται τῶν ἴσων." ! Zu adverbiellem τάλλα siehe LSJ s. v. ἄλλος 11.6; Dionysios hat sowohl τἄλλα adverbiell (z. B. 2,9,2,10; 4,55,2,2), als τἄλλα als Objekt (z. B. 7,46,1,1).

2 1,81,1,4; 4,24,7,5; 5,11,2,5; 27,32; 58,1,5; 6,62,4,12; 7,9,2,6; 17,4,5; 212,5; 362,2;

8,13,2,2; 14,2,6; 64,3,13; 66,2,7; 82,4,9; 9,58,2,9; 10,1,1,8; 16,2,5; 11-20: 11,24,1,9; 332,7.

In Fällen wie 4,23,4,7 οὐδενὸς οὕτω δεῖ πράγματος ὡς πολυανθρωπίας, (va διαρκέσῃ ---, καὶ μὴ --- συνεξαναλωθῇ κτλ. rechne ich ἵνα als auch zu μή gehórend (vgl. 6,9,3,8; 7,57,2,5; 8,12,3,7; 9,51,5,9). 3 Man kann wohl dies als einen Objektssatz nach einem gedachten φυλάττω schen;

vgl. 5,11,2,5; 7,9,2,6; 8,13,2,2; 10,1,1,8; 16,2,5; 11,24,1,9; 33,2,7. 4 Ahnlich 4,24,7,5; 7,17,4,5.

5 Die! 1894, 31 f mit Parallelen aus der Kaiserzeit; vgl. Weber

1885, 110 ff; es gibt

keine Zeichen dafür, daß die Überlieferung nicht in Ordnung ist; Cobet (siehe Jacobys

Apparat) schlägt ὅπως μή vor, aber das bedeutet bei einem Philologen wie Cobet wohl nur, daß er die Anomalie erkannt hat.

140 Andere finale Konstruktionen In einem Korpus von 100 Seiten (1,1-1,80) hat Dionysios AR 16mal die oben behandelten finalen Nebensátze. Im selben Korpus finden sich 36mal finale Konstruktionen ohne Nebensätze, mit Fut. Ptz. (11), oc +

Fut. Ptz. (2), Inf. (4), τοῦ + Inf. (2), ὥστε + Inf. (1) und mit den Präpositionen elc, ἕνεκα, ἐπί mit Dat. bzw. Akk., κατά mit Akk. und χάριν

(16). 1mal begegnet ὁρμάομαι mit Infinitiv-Satz:

1,78,4,4 ἐκ παντὸς ὥρμητο τρόπου τὴν ἄνθρωπον ἀπολέσαι. Ich verstehe τὴν ἄνθρωπον ἀπολέσαι als Objekt zu ὥρμητο, er strebte

danach, sie zugrunde zu richten.? npóc mit Akkusativ begegnet in npdc φιλίαν, z. B. 1,20,1,4 δεόμενοι πρὸς φιλίαν δέξασθαι σφᾶς κτλ. Dies kann immer als Freunde, freundschaftlich übersetzt werden, muß nie final sein (um Freunde zu werden). ὥστε mit Infinitiv scheint 1mal final

zu sein:3 1,10,2,7 παραλλάττουσι δὲ Kal τὴν ὀνομασίαν αὐτῶν ἐπὶ τὸ ταῖς

τύχαις οἰκειότερον, ᾿Αβερριγῖνας λέγοντες, ὥστε δηλοῦσθαι αὐτοὺς πλάνπτας. Verschiedene finale Konstruktionen erfüllen gewissermaßen verschiedene Funktionen. Die finalen Partizipien stehen immer nach Verben der Bewegung, ὡς mit Partizip dagegen nicht.4 Ähnlich stehen die finalen

Infinitive

immer

nach

Verben

des Gebens,

tot

+

Infinitiv

nicht.5 1 Fut, Ptz.: 192,3; 51,1,5; 58,5,7; 58,5,8; 65,5,6; 67,2,9; 732,6; 74,3,8; 79,4,7; 79,6,12;

79,13,11; ὡς + Fut. Ptz.: 47,3,6; 49,4,9; Inf.: 43,1,10; 51,2,17; 58,3,4; 79,10,3; τοῦ + Inf.: 15,1,7; 252,5; ὥστε + Inf.: 10,2,7; eic: 45,1,6; 57,4,12; Evexa(-ev): 55,3,5; 66,1,7; 69,3,6; 774,3; 77,3; 78,3,4; ἐπί mit Dat.: 41,2,5; 42,3,9; 46,3,8; 47,5,7; ἐπί mit Akk.: 56,2,10; 76,2,5; κατά 16,1,7; χάριν: 6,5,1.

2 LSJ scheint auf diesem Punkt irre zu führen: s. v. ὁρμάω B (Med. and Pass.) wird angedeutet, daB das Verb, wenn mit Inf. konstruiert, immer intransitiv ist, aber dic

Übersetzung einiger Beispiele kann nur bedeuten, daß der Infinitiv-Satz als Objekt verstanden wird.

3 Vgl. 1,20,4,8 (ὡς + Inf., wohl konsekutiv), das unten, 6.2.3.1, zitiert wird. 4 1,47,3,6 παρεσκενάζοντο ὡς χειρωσόμενοι; 49,4,9 ὑπελίποντο ὡς ἐσομένους. 5 τοῦ + Inf. 1,15,1,7 ἄβατον φυλάττουσι τοῦ μηδένα πελάζειν: 25,2,5 λόγον ἐποιησάμην τοῦ μή τινα θαῦμα ποιεῖσθαι.

141

5.232 Dionysios SR Konjunktionsnebensätze Finales {va kommt 70mal vor. 2mal ist {va Einleiter von Objektssätzen,

12mal begegnet es in selbständigen, pseudo-finalen Sätzen.! Bei finalem (va begegnet Optativ 7mal, 4mal nach Nebentempus und 3mal

nach Haupttempus. Die Beispiele von Optativ nach Haupttempus sind nicht mit Sicherheit Ausnahmen von der Regel, nach Nebentempus Optativ zu verwenden: 1mal ist der Text unsicher, 1mal scheint Modusassimilation gewirkt zu haben und 1mal spricht Dionysios davon, wie Demosthenes schreibt; dies kónnte historische Zeitfolge sein (wie er schrieb).? Konjunktiv begegnet 9mal nach Nebentempus und 54mal

nach Haupttempus.? {va mit Negation kommt 27mal vor. Optativ kommt relativ selten vor, was mit dem Inhalt dieser Texte zu tun haben

dürfte: es handelt sich selten um die Vergangenheit. ὅπως fehlt als Finalkonjunktion. ὡς als Finalkonjunktion mit finitem Verb kommt vor Comp. 22,268

(ὡς ἄν mit Konjunktiv nach Nebentempus). Auf ἄν folgt μάλιστα; für diese Stelle gilt, was ich oben zu ὡς ἄν in den AR gesagt habe: ὡς ἄν

mit Superlativ ist eine Einheit. Einfaches μή begegnet 6mal als Finalkonjunktion.4 Im Nebensatz steht immer Konjunktiv, 2mal nach Nebentempus.

Andere finale Konstruktionen In einem Korpus von 100 Seiten (Orat. Vett., Lys., Isoc., Is., Dem.

1-47)

hat Dionysios SR 27mal die oben behandelten finalen Konstruktionen ! Objektssätze: Dem. 53,28 (παρατηρεῖν, iva) bzw. Comp. 5,64 (φυλάττειν, iva); selbstándige

pseudo-Finalsátze:

Lys. 8,18; Dem.

24,21;

Th.

18,40;

24,56;

55,18;

Amm. 2,2,53, Comp. 6,42; 12,47; 22,286; 23,39; Pomp. 3,21,1; 6,5,1. Außerdem begegnet

(va in mehreren Zitaten. 2 Nebentempus: Lys. 29,10; 32,13; Dem. 33,32; Amm. 1,1,18; Haupttempus: Th. 41,2 (Text unsicher); 55,5 (Modusassimilation: οὐκ ἂν ὀκνήσαιμι in der Nähe von ἵνα μὴ γένοιτο, obwohl nicht direkt übergeordnet); Comp. 6,61 (Tempusfolge unsicher). Das Problem, Haupttempus und Nebentempus zu unterscheiden, begegnet auch bei Philon (wozu unten).

3 Hier habe ich einige Fälle als Haupttempus klassifiziert, wo man dafür argumentieren könnte, daß Nebentempus

vorliegt, z. B. Th. 1,9 (zur Problematik vgl. vorige

Fußn.). Nebentempus: Lys. 22,1; Isoc. 9,11; 9,37; Dem. 33,10; 42,16; Amm. 1,10,40, Th. 41,42; 41,45; Comp. 5,73.

4 Is. 16,24; Din. 2,26; Th. 39,8; 52,5; Comp. 2,46; 25,183.

142 mit Nebensätzen. In diesem Korpus gibt es 10 Finalkonstruktionen ohne Konjunktionsnebensatz: Relativsatz (1), Fut. Ptz. (1), Inf. (1), τοῦ +

Inf. (1), ὥστε + Inf. (1) und Konstruktionen mit den Präpositionen διά mit Akk., ἐπί mit Dat., πρός mit Akk. und χάριν (5).! Der folgende Relativsatz kann final verstanden werden: Is. 9,21 ἑνὸς δ᾽ Ett μνησθήσομαι γένους, ἐξ οὗ μάλιστα ἡ διαφορὰ τῶν ἀνδρῶν ἔσται καταφαντίς. Das finale Futurpartizip steht nach einem Verb der Bewegung, der finale Infinitiv nach παραλαμβάνω. Die normalerweise konsekutive Konstruktion ὥστε mit Infinitiv kann 1mal final verstanden werden, z. B.2

Lys. 11,12 önep oi μουσικοὶ παραγγέλλουσι ποιεῖν toic βουλομένοις ἀκούειν ἀκριβῶς ἁρμονίας, ὥστε μηδὲ τὴν ἐλαχίστην Ev τοῖς διαστήμασι δίεσιν ἀγνοεῖν, τὴν ἀκοὴν ἐθίζειν κτλ. Finales διά wird an keiner der beiden Stellen, wo es vorkommt, von ei-

nem verbalen Begriff gefolgt (διὰ ti bzw. διὰ τοῦτο): ein verbaler Begriff muß also ergänzt werden.3 ἕνεκα muß nirgends final verstanden werden; siehe jedoch:

Isoc. 9,27 διεξέρχεταί te τοὺς κινδύνους τῶν προγόνων, oüc ὑπέμειναν ἕνεκα τῆς ἡγεμονίας KrA.t ! Relativsatz: Is. 9,21; Fut. Ptz.: Lys. 1,5; Inf.: Dem. 24,51; τοῦ + Inf.: /soc. 10,8; ὥστε + Inf.: Lys. 11,12; διά; Dem. 24,50; 40,13; ἐπί + Dat.: Orat. Vett. 1,24; πρός: Is. 16,11; χάριν: Dem. 42,15.

2 Vgl. Lys. 18,11 καὶ yàp td σύντομον μάλιστα αὗται ἔχουσιν oi διηγήσεις Kai τὸ σαφὲς ἡδεῖαί τέ εἰσιν ὡς οὐχ ἕτεραι Kai πιθαναὶ kai τὴν πίστιν ἅμα λεληθότως

συνεπιφέρουσιν, ὥστε μὴ ῥάδιον εἶναι μήθ᾽ ὅλην διήγησιν μηδεμίαν μήτε μέρος αὑτῆς ψευδὲς fi ἀπίθανον εὑρεθῆναι In diesem Fall handelt es sich m. E. um eine zwar gewollte, aber nicht primäre, Konsequenz (also nicht final). 3 Dies ist die Regel auch bei den anderen Schriftstellern unten; Ausnahme ist Philon 38,70,3 διὰ κολακείαν um zu schmeicheln.

4 Usher [Loeb] „in order to preserve their hegemony“, aber eine kausale Deutung ist wohl wahrscheinlicher — diese Deutung von ἕνεκα ist vorzuziehen, wenn möglich: Gefahren, weil sie herrschten. ἕνεκα begegnet auch /soc. 10,10 τοῦ δ᾽ ednapa-

κολούθητα γενέσθαι μοι μᾶλλον τὰ πρόσθεν εἰρημένα, Kai τῆς διαφορᾶς ἕνεκα, Tj διαλλάττει Λυσίου --- ἐπὶ τὰ παροδείγματα μεταβήσομαι. Usher („and to bring out

the differences which contrast the style“) und Aujac [Budé] („et pour dégager plus nettement les diff&rences‘‘) übersetzen τῆς διαφορᾶς ἕνεκα final, aber es gibt keinen Grund, nicht zu übersetzen „weil sie sich so von einander unterscheiden" (kausal).

143

523.3 Nikolaos Konjunktionsnebensätze Der Nikolaos-Text hat 14mal finales ἵνα, aber 3mal dürfte der Text

nicht von Nikolaos stammen.! Außerdem begegnet 4mal lokales (va. Bei finalem (va ist Modus nach Nebentempus 6mal Optativ und 2mal Konjunktiv, 372,3 und 388,13, letzteres wo der Text durch Stobaios überliefert ist. Nach Haupttempus steht 2mal Konjunktiv (333,5;

389,10) und 1mal Optativ (329,15), ἔχοιτε kal βασιλεύοιτε; in einem solchen Fall könnte Itazismus den Modus erklären. Finales {va mit Negation kommt 2mal vor. ὅπως begegnet 14mal als Finalkonjunktion, wovon 11mal ὅπως &v.2 Mir ist kein Unterschied zwischen ὅπως und ὅπως ἄν aufgefallen. ὅπως ἄν im folgenden Satz kann entweder als Einleiter eines Adverbialsatzes oder eines Objektssatzes verstanden werden:

359,31 διέβαλλεν ὡς μετὰ τῶν Κυψελιδῶν oi ἐπιβουλεύοντα,

ὅπως ἂν μόνος ἄρχοι.3 ὅπως (ἄν) steht nur nach Nebentempus; 1π|8] folgt Konjunktiv (371,27,

ὅπως ἄν), sonst Optativ.* ὅπως (ἄν) mit Negation fehlt. ὡς als Finalkonjunktion kommt bei Nikolaos 41mal vor, wovon 12mal ὡς ἄν; ὡς (&v) ist also bei ihm die häufigste Finalkonjunktion.5

Auch hier ist kein Unterschied zwischen wg und ὡς ἄν bemerkbar. In ! Josephos: 379,20; 381,16; Athenaios: 381,26; Nikolaos: H: 329,15; 333,5; 334,26; 359,15 (iva μή); 362,7; 372,3; 372,13; M: 388,13; 389,10 (ive un); C: 405,19; 411,6.

2 ὅπως ἄν wird hier mit Sternchen angegeben: H: 337,23*; 354,2*; 357,22*; 359,31*; 361,28; 366,7*; 371,27*; 378,21*; C: 395,30*; 404,29*; 409,11*; 411,23*; 413,35; 417,3.

3 ἐπιβουλεύω kann entweder mit Dat. und Akk., oder nur mit Dat. konstruiert wer-

den (siehe LSJ). 4 Siehe jedoch 366,7 ἐπεὶ δ᾽ οὖν note ἐώρα βασιλέα ἐν πολλῆι ὄντα παιδιᾶι τε καὶ μέθηι νεύει τῶι εὐνούχωι λέγειν βασιλεῖ ὅτι »Κῦρος ὁ σὸς δοῦλος αἰτεῖται δοῦναι

αὑτῶι & ποτε εὔξατο ἱερὰ ὑπὲρ σοῦ, ὅπως ἂν αὐτῶι εὐμενὴς εἴης, θῦσαι κτλ. « Den Finalsatz mit ὅπως ἄν habe ich αἷς εὔξατο untergeordnet verstanden; er könnte aber αἰτεῖται untergeordnet sein, in welchem Fall wir es mit Optativ nach Haupttempus zu tun haben. 5 ὡς ἄν wird mit Sternchen angegeben: H: 332,13; 332,14; 334,34; 339,9*; 340,8*; 347,26; 349,22; 349,32*; 350,16"; 351,7", 359,25; 360,1", 363,4; 363,11; 363,12*; 364,25; 364,27; 365,3; 365,29; 365,31*; 368,10; 372,11; C: 391,23*; 393,15; 393,16; 393,19; 394,34;

398,3; 400,25; 404,9*; 410,10*; 415,11; 418,4; 418,6; 418,10*; 418,14; 418,31; 419,18;

420,23; V: 424,2; 425,13.

144 394,34 kann man ὡς φυλάττοιτο als ein adverbielles Komplement se-

hen, oder als von ἐπιμελητάς abhängig:! 394,34 καταλιπὼν δ᾽ οὖν αὐτοῦ πολλοὺς ἐπιμελητάς, ὡς δι᾽ ἀκριβοῦς διαίτης φυλάττοιτο κτλ. Imal steht ὡς mit Futurum Indikativ mit finaler Bedeutung: 359,25 ἐκέλευσεν αὐτὸν εἰς πίστιν ὧν φησι παρελθόντα

'Ico-

δήμωι παραινεῖν ἀπενιαυτίσαι διὰ τὸν φόνον, ὅπερ ἔθος ἦν ποιεῖν, ὡς καὶ τὰ ἱερὰ θύειν αὐτῶι ἑξέσται κτλ. Fast immer steht bei finalem ὡς (ἄν) Optativ nach Nebentempus; Optativ steht 1mal, textkritisch unsicher, nach Haupttempus.? Konjunktiv steht 2mal nach Nebentempus (351,7; 363,4) und 1mal nach Haupttempus (368,10). Finales wg mit Negation begegnet 9mal (nie we àv). Einfaches μή als Finalkonjunktion kommt

3mal vor; immer steht

Optativ nach Nebentempus.?

Andere finale Konstruktionen

Bei Nikolaos gibt es 69mal finale Nebensátze mit den Konjunktionen oben. Es gibt 84 finale Konstruktionen ohne Konjunktionsnebensatz: Relativsátze (1), Partizipialkonstruktionen (15), finale Infinitive (7), Infinitive nach ὡς (1) bzw. ὥστε (1) und Konstruktionen mit den Präpositionen elc, ἐπί mit Dat. bzw. Akk., κατά mit Akk., ὑπέρ mit Gen. und

χάριν (59).4 ! Vgl. z. B. 361,19 τὴν εὐχήν, ὡς μηδὲν Aeinoito, wo der Nebensatz sicher als Attribut gleichgestellt mit einem Objektssatz zu verstehen ist.

2 391,23 ἀγώνισμα μὲν μοῖεν ἐν καλοῖς ἔργοις" Apparat], Hs. εὐδοκιμεῖν); ist, spricht natürlich gegen

ἀνθρώποις πρόκειται λέγειν καὶ γράφειν, ὡς ἂν εὐδοκιDer Optativ ist Konjektur (Koraes [Hinw. in Jacobys daß Optativ nach Haupttempus so an sich unwahrscheinlich diese Konjektur (was wiederum nicht bedeutet, daß die

Lesart der Hs. richtig ist).

3 H: 344,16, C: 419,15, V: 423,16.

* Relativsatz: H: 365,12; Ptz.: H: 331,11; 337,19; 337,28 Ptz. zu ergänzen, 338,24;

339,1; 343,24; 351,10; 353,34; 371,32; 371,36 Ptz. zu ergänzen; C: 395,23; 407,11; 407,25; 409,2; 416,35; Inf.: 331,8; 332,8; 332,13; 337,10; 338,7; 351,35; 362,10; ὡς ὥστε + Inf.: H: 332,3; C: 411,26; eis: H: 338,29; 345,26; 354,24; 357,21; 359,23; 364,26; 367,14; 367,18; 368,12; 371,27; C: 391,5; 399,7; 400,14; 402,21; 408,27; V: 425,32 bis; ἕνεκα: H: 361,28; C: 393,6; 393,9; 398,19; 424,19; 425,8; eni + Dat.: H: 331,9; 353,29, 353,33; 356,24; 358,18; 378,20; C: 406,33 bis; 411,2; 415,24; ἐπί + Akk.: H: 329,22; 334,15; 337,27; C: 392,10; 398,19; 407,20; 409,17; 411,6; 417,2; 418,1; κατά: H: 361,11; 399,18; ὑπέρ: C: 353,10; 364,27; 365,31; 366,7; V: 422,13; 424,29; xapw: H: 336,15; 338,22; 362,15; C:

145 Folgender Relativsatz kann final verstanden werden:! 365,12 παρασκευάζεται τά te ἄλλα «elc triv» νύκτα Kal στιβάδας βαθείας, ἐφ᾽ ὧν εὐωχήσονταιDie finalen Partizipialkonstruktionen stehen alle außer 339,1 nach Ver-

ben der Bewegung; 10mal kommen Futurpartizipien vor; 2mal kann ein Partizip ergänzt werden, z. B. 371,36 ἔλθετε βοηθοί (etwa ἐσόμενον); 3mal scheinen Prásenspartizipien finale Bedeutung zu haben, z. B. 409,2 Καῖσαρ δ᾽ ἀνέστη ὡς ἀμυνόμενος ἐπ᾿ αὐτόν" 2 Die finalen Infinitive stehen alle nach Verben des Gebens, z. Β.

331,8 δώσω σοι Βαβυλῶνα ἔχειν κτλ.3 Finales ὡς und ὥστε mit Infinitiv kommen jeweils 1mal vor, z. B.

411,26 ὑπισχνεῖσθαί te αὐτοῖς πάνθ᾽ ὅσα ἔχουσι παρὰ Καίσαρος ἐν δωρεᾶς μέρει κύρια ποιήσειν, ὥστε τούτων γ᾽ οὕνεκα μὴ διαφέρεσθαι.4 393,8; 393,9; 395,29; 399,17; 415,23.

1 Vgl. 391,24 καὐτὸς δ᾽ ἀφηγήσομαι tà πεπραγμένα, ἐξ ὧν οἷόν te γνῶναι σύμπασι τὴν ἀλήθειαν. In diesem Fall scheint es jedoch wahrscheinlich, daß wir es nur mit der neutralen Feststellung zu tun haben, daß die Wahrheit durch die Darstellung der Sachverháltnisse enthüllt wird.

2 Piccolos ἀμυνούμενος (siehe Jacobys Apparat); wenn dies nicht final ist, muB etwa gemeint sein „als ob er es versuchte, sich zu verteidigen“ oder „er stand auf und

verteidigte sich irgendwie“. Eine weitere Frage ist, was ἀμύνομαι ἐπί bedeutet („sich verteidigen“ ist eine Arbeitsübersetzung). Kann en’ αὐτόν frei von ἀμυνόμενος stehen

(zu aveorn?)? Vgl. Bellemore 1984, die schr unpräzise übersetzt „to ward off the blow“ (ἐπ᾽ αὐτόν wird gar nicht übersetzt). Die anderen Beispiele von finalen Präsenspartizipien sind 339,1 (auch zweifelhaft) und 343,24.

3 Außerdem kommt Infinitiv nach ὁρμάομαι vor 420,8 xai μείζονι σπουδῆι ὥρμηντο βοηθεῖν αὐτῶι «kai» συνάρασθαι πόνον κτλ. Ich neige dazu, den InfinitivSatz als Objekt, nicht adverbiell, zu verstehen; vgl. z. B. 409,6 ἑτέραν ἐπενδοῦναι

πληγὴν σπεύδων und siehe oben, 5.2.3.1, zu Dionysios AR. * Dies kónnte konsckutiv sein und das tatsáchliche Ergebnis seiner Bemühungen bezeichnen; 332,3 ist die Überlieferung der Hs. τοὺς δὲ θεράποντας --- ἐκέλευσε pofi

Te «καὶ» ἀλαλητῶι χρῆσθαι, ὡς δὴ τὰ θηρία σοβήσειν εἰς τὰ nedia: Koraes (Hinw. in Jacobys Apparat) schlägt σοβήσων statt σοβήσειν vor, wohl weil es sich um Fut. Inf. handelt; wenn man ändern möchte, was wir m. E. nicht voraussetzen können, wäre ὡς

ooßhoeıv (oder σοβήσει-«α» v) mindestens ebenso wahrscheinlich.

146 Viele Konstruktionen mit Präpositionen sind problematisch; ich werde

hier Stellen, die ich nicht mitgerechnet habe, die aber Ähnlichkeiten mit finalen Konstruktionen haben, etwas ausführlicher diskutieren als

bei den anderen Schriftstellern. Präpositionale

Ausdrücke

sind oft rein lokal, z. B. 353,31

ouv-

ῆλθον elc ἐκκλησίαν, wo man sich vielleicht die Deutung denken könnte sie kamen zusammen, um Verhandlungen zu führen; ähnlich ist

398,18 προεξεπέπεμπτο ἐπὶ tov ἸΓαρθικὸν πόλεμον (zum Kriegsschauplatz eher als um Krieg zu führen) und 401,21 ἔπεμψε ἐπὶ napaσκευάς (zu den Vorbereitungen [dem Platz, wo V. getan wurden], nicht um vorzubereiten). Mehrere Male stehen Prápositionsobjekte: die Kombination Präposition + Hauptwort ist Objekt und die Äquivalente eines Objekts

ohne Präposition. Dies ist der Fall bei ὁρμάωγόρμάομαι, z. B. 401,15 ἐπὶ ἄμυναν ὡρμημένον. Andere Fälle, wo es sinnvoll ist, von dieser Konstruktion zu sprechen, sind 347,12 αἰτεῖται τὴν κόρην elc γάμον, 393,33 εἰς οὐδὲν πρότερον καταθέμενος τὴν σπουδήν (= οὐδὲν σπουδάζων), 351,34 ἐπὶ δεῖπνον ἐκάλεσε. Ähnlich ist manchmal die Präpositionsphrase nicht vom Verb zu trennen. 354,8 elc φυγὴν ἐτράποντο bedeutet sie flohen; vgl. 338,20 καταινεῖν πρὸς γάμον. ἐπί mit Dativ begegnet 2mal in einer juristischen Phrase ἐπὶ θανάτῳ, 333,36 ἄγειν ἐπὶ θανάτῳ, bzw. 424,9 παραδίδοται τὴν ἐπὶ θανάτῳ.

Dies ist zu verstehen wird dem Henker ausgeliefert? εἰς steht einige Male in konsekutiven Ausdrücken; als konsekutiv,

nicht final, verstehe ich 384,23 Σαυρομάται διὰ τριῶν ἡμερῶν σιτοῦν-

tat εἰς πλήρωσιν. ἐπί mit Dativ bezeichnet mehrere Male eine Bedingung; 1mal ist der Text korrupt (343,23), aber es scheint sich um diese

Konstruktion zu handeln.3 5.23.4 Strabon Konjunktionsnebensätze Finales (va kommt 23mal vor.* Konjunktiv steht 11mal, wovon 2mal ! Weitere Beispiele sind 368,8; 378,20; 399,21; 418,23; 422,26. 2 Weitere Beispiele sind 334,4; 348,32; 384,25; 409,25. 3 343,23 ὕστερόν ye μὴν ἀφικομένωι ἐκ Λήμνου σὺν λαῶι, ὅντινα ἐπὶ τῆι loni καὶ ὁμοίαι"", πάλιν ἀπέδοσαν. Andere Beispiele dieser Konstruktion sind 344,2; 347,8; 347,12; 347,16; 353,4; 399,33. 4 Außerdem begegnet (va 1mal in einem selbständigen, pseudo-finalen Satz (1,4,7,22), 1mal in der Epitome des 7. Buches (7a,1,25,19) und in Zitaten.

147 (1,2,33,13; 2,1,36,56) nach Nebentempus. Optativ steht 8mal nach Ne-

bentempus und 4mal nach Haupttempus, wovon aber 2mal nach Akkusativ mit Infinitiv.! ἵνα mit Negation begegnet 6mal. ὅπως begegnet 9mal als finale Konjunktion; ὅπως ἄν fehlt.2 13,1,1,8 ist der órtoc-Satz die Äquivalente eines Objektssatzes (napo-

καλέω ὅπως); Strabon sagt, daß die Beschreibung der Troas besonders

ausführlich werden muß; er bittet um Verständnis:3 13,1,1,8 πρὸς τοῦτο δὲ συγγνώμης δεῖ Kal παρακλήσεως, ὅπως

τὴν αἰτίαν τοῦ μήκους μὴ ἡμῖν μᾶλλον ἀνάπτωσιν κτλ. Ähnlich ist das folgende Beispiel, wo μέλει wohl zwei Arten von Objekten hat (Genitiv und Nebensatz):

15,1,51,11 τέταρτοι [δ᾽] oi περὶ τὰς καπηλείας καὶ μεταβολάς, οἷς μέτρων μέλει καὶ τῶν ὡραίων, ὅπως ἀπὸ συσσήμου πωλοῖτο. Optativ steht 2mal nach Nebentempus, 4mal nach Haupttempus, wovon 2mal nach Akkusativ mit Infinitiv. Konjunktiv steht 3mal, wovon 2mal

nach Nebentempus. ὅπως mit Negation begegnet 3mal. Finales ὡς mit finitem Verb fehlt. Einfaches un als Finalkonjunktion begegnet Smal.4 Optativ begegnet 2mal nach Nebentempus und 15,1,59,32 nach Akkusativ mit Infi-

nitiv. Konjunktiv begegnet 2mal nach Haupttempus. 1 122,731; 15,1,42,18; Akk. mit Inf.: 15,1,59,31 (in diesem Fall kann außerdem ein Opt. in der Nähe eine Art Attraktion ausgeübt haben); 15,1,65,5; siehe aber 12,2,7,31

ἄνυδρός te γάρ ἐστι Kai ἀνώχυρος διὰ τὴν ὀλιγωρίαν τῶν ἡγεμόνων Kal ἀτείχιστος, τάχα δὲ καὶ ἐπίτηδες, ἵνα μὴ ὡς ἐρύματι πεποιθότες τῷ τείχει σφόδρα λῃστεύοιεν κτλ. Dies könnte möglicherweise als ἵνα nach Nebentempus verstanden werden (die Stadt wurde nicht befestigt, damit die Einwohner nicht plündem sollten, statt sie ist nicht

befestigt, damit die Einwohner nicht plündem). 2 3,4,17,36, Opt.

nach Akk. mit Inf. (Haupttempus);

3,5,11,13, Opt. nach Neben-

tempus; 4,3,3,40, Konj. nach Nebentempus; 10,4,16,14, Opt. nach Akk. mit Inf. (Haupttempus); 13,1,45,12, Opt. — übergeordnetes Verb fehlt, aber Nebentempus kann ergánzt werden; 15,1,51,8, Opt. nach Haupttempus; 16,2,38,10, Konj. (Zitat) nach Nebentempus; 17,1,3,2, Konj. nach Nebentempus; 17,1,48,13, Opt. nach Haupttempus. 3 Als Objektssatz verstehe ich auch z. B. 1,1,2,9 περὶ τὰς πράξεις ἐσπούδασεν

ἐκεῖνος, ὅπως ὅτι πλείστας γνοίη καὶ παραδώσει τοῖς ὕστερον ἐσομένοις κτλ. * 9,1,16,7; 11,9,3,10; 15,1,59,32; 1,73,22; 17,1,23,14; 15,1,59,32 kann aber {va ergänzt

werden: ταῖς δὲ γυναιξὶ ταῖς γαμεταῖς μὴ συμφιλοσοφεῖν τοὺς Βραχμᾶνας, ei μὲν μοχθηραὶ γένοιντο, ἵνα μή τι τῶν οὐ θεμιτῶν ἐκφέροιεν εἰς τοὺς βεβήλους, εἰ δὲ σπουδαῖαι, μὴ καταλείποιεν αὐτούς.

148 Andere finale Konstruktionen

In einem Korpus von 100 Seiten (1 + 2,1,1-19) hat Strabon als einzige

Finalkonjunktion {va (Smal). Im selben Korpus finden sich 6mal finale Konstruktionen mit den Prápositionen διά mit Akk., κατά mit Akk.,

πρός mit Akk. und xépw.! 5.2.3.5 Philon Konjunktionsnebensätze

(va begegnet 680mal im Philon-Text, wovon 596mal als finale Konjunktion. Nicht-finales (va steht 1mal nach einem Verb des Fürchtens, in

selbstándigen, pseudo-finalen Sátzen, in konsekutiven Sátzen und in Objektssätzen.? In einigen Fällen ist die Grenze zwischen adverbiellem Satz und Objektssatz nicht ganz klar, z. B. 24,4,5 €Gonüpet thy τοῦ παιδὸς φύσιν €£aipécoig kal nepittaic

ἐπιμελείαις, ἵνα μὴ ἐντύφηται μόνον, ἀλλὰ καὶ θᾶττον ἐκλάμψῃ. In diesem Fall dürfte der (va-Satz adverbiell sein; er erklärt, warum Ja-

kob sich um die Erziehung von Josef bemüht hat, beinhaltet also nicht nur, welche seine Bemühungen waren, in welchem Fall der (va-Satz At-

tribut zu ἐπιμέλεια wäre (Objekt zu einem gedachten ἐπιμελέομαυ). Optativ findet sich 33mal, wovon 3mal bei Wechsel zwischen Optativ und Konjunktiv; Optativ steht 12mal nach Haupttempus, wovon 2mal

bei Wechsel Optativ : Konjunktiv und 21mal nach Nebentempus, wo1 διά: 1,1,21,16; κατά 1,3,2,18; πρός: 1,1,6,16; 1,1,15,4; 1,2,33,10; χάριν: 1,1,21,16.

2 Vgl. Unna 1895, 20 ff (23: Fragmente ausgenommen 599mal); Statistik zu ἵνα: Auf der CD-ROM-Diskette (TLG) begegnet ἵνα 678mal; folgende Stellen findet das von mir verwendete Arbeitsprogramm, Pandora 2.5, nicht auf der CD-ROM-Diskette (sie finden sich aber bei Mayer 1974): 3,20,3; 35,14,6; folgende Stellen fehlen bei Mayer 1974: 2,98,2(4); 420,3; 17,110,3(4,7); 20,87,2(4); 38,347,7. ἵνα in anderen Funktionen: Befürchtung: 28,81,2; selbst. pseudo-Finalsátze: 3,20,3; 5,42,1; 22,249,6; 34,31,5; 35,14,6; 36,71,3; 125,1; 38,872; 141,1; 286,4; konsekutiv: 15,22,6; 25,4; 17,26,1; 26,2; 20,230,6; 22,86,2; 28,182,3; 31,56,5; 155,4; 33,48,3; 80,5; Objektssátze: 4,72,5; 6,72,7; 10,156,4; 15,93,6; 17,37,2; 205,3; 18,109,4; 20,188,2; 204,1; 228,3; 21,162,3; 163,5; 24,1952; 25,47,3;

73,5; 173,4; 26,286,1; 286,3; 27,96,1; 28,260,4; 260,5; 29,15,2; 141,5; 142,6; 31,206,5; 32,34,6; 133,9; 34,57,4; 64,3; 37,97,5; 38,226,2; 366,5; Zitate: 3,88,9; 4,20,3, 104,5; 174,3; 225,6; 6,57,5; 7,46,3; 52,6; 15,1,14; 4,8; 94,3; 189,2; 16,174,3; 17,20,9; 162,9; 201,2; 218,4;

261,4; 18,1,4; 12,3; 14,2; 170,6; 20,14,5; 21,3; 29,261,6 bis; 36,26,1; 26,3; 20,119,3 steht ἵνα ti, mit διὰ τί vergleichbar; (va 28,2198 streiche ich mit Cohn.

149

von 1mal bei Wechsel Optativ : Konjunktiv (Unna 1895, 28 f). Auch Konjunktiv kommt sowohl nach Haupt- als Nebentempus vor; selbst nach Nebentempus steht wesentlich öfter Konjunktiv als Optativ: Kon-

junktiv steht nach Haupttempus 353mal und 2mal bei Wechsel zwischen Optativ und Konjunktiv; nach Nebentempus steht 222mal Konjunktiv.! Negation steht 139mal nach finalem ἵνα.

ὅπως ist 46mal Finalkonjunktion.? Abgesehen von finalem ὅπως und ὅπως in Objektssätzen, gibt es ziemlich oft ὅπως in Konsekutivsätzen. ὅπως ἄν mit der hier untersuchten Bedeutung scheint zu fehlen.? Optativ hat auch hier eine schwache

Stellung; er kommt

4mal

vor: nach Nebentempus, Modusassimilation und 2mal wohl nach historischem Präsens, z. B. 14,61,1 Νῶε eUxetat^4 Optativ scheint also nach

Haupttempus zu fehlen. Das Normale ist Konjunktiv, sowohl nach Haupt- (29mal) als Nebentempus (13mal).5 Negation steht 10mal

nach ὅπως. ὡς kommt 21mal vor, wovon 1mal ὡς &v.6 Optativ wird stark ge1 Unna

1895, 28 f; ein Problem

scheint jedoch hier vorzuliegen, denn wie oft hi-

storische Tempusfolge vorliegt, ist schwer genau zu sagen; manchmal stehen Ausdrücke, wie Μωυσῆς κελεύειψέκέλευσε, die nicht ohne weiteres als Moses befahl zu verstehen sind, sondern etwa bedeuten das Gesetz ist. 2 1,38,11; 58,2; 149,4; 2,37,6; 43,8; 8,138,3; 10,79,3; 135,6; 12,51,1; 159,8; 14,27,4; 61,1;

15,14,5; 59,7; 89,5; 16,18,6; 204,4; 17,182,5; 20,24,4; 43,3; 208,5; 230,7; 21,131,6; 22,54,2; 23,71,1; 25,178,3; 199,1; 26,138,3; 144,1; 144,3; 155,3; 28,96,3; 105,5; 113,5; 29,45,7; 130,1; 30,152,8; 179,3; 31,163,4; 163,6; 212,1; 220,4; 32,25,1; 31,3; 95,7; 38,284,3; nach Unna

1895, 21 ff begegnet ὅπως 62mal; da er die Zahl der Stellen in jeder Schrift angegeben

hat, scheint feststellbar, daß er, außer den obigen, folgende Stellen gerechnet hat: 6,85,1 (Obj.); 11,157,8 (Obj.); 13,25,4 (konsek.); 14,67,2 (Obj.); 16,204,1 (Obj.); 22,87,3 (konsek.); 22,115,1 (Obj.); 24,88,4 (komparativ); 28,216,6 (Obj.); 29,122,2 (Obj.); 31,197,1 (Subjektssatz); 32,200,4 (konsek.); 36,68,8 (konsek.); außerdem scheint er 2mal

Fragmente angeführt zu haben sowie [32,78,2]. 3 ὅπως ἄν steht in einer Paraphrase der LXX, die wohl als Objektssatz aufzufassen ist: 20,120,2 ἀλλ᾽ ei μὴ πρότερον, viv »αὐτὸν καλέσατε, ὅπως ἂν φάγῃς xoi τραφῇ

ταῖς ὑμετέραις βελτιώσεσι καὶ πρὸς αὐτὸν οἰκειώσεσι. Vgl. Ex. 2,20,3 καλέσατε οὖν αὐτόν, ὅπως φάγῃ ἄρτον. Die Kombination ὅπως ἄν ist der gewöhnliche Sprachgebrauch der LXX,

an den sich Philon beim

seine Vorlage ὅπως àv); vgl. Unna

Paraphrasieren gehalten hat (oder hatte

1895, 27 und oben, 3.3.1, einen ähnlichen Fall

(ἐνώπιον). 4 Aber auch hier kann man sich fragen, ob dies zu verstehen sei Noah betete (praes. hist.) oder es steht in der Schrift (vgl. oben, S. 141); 12,51,1 (praes. hist.); 14,61,1 (praes. hist.); 21,131,6 (Modusassimilation); 26,155,3 (nach Nebentempus); vgl. Unna 1895, 29. 5 1,149; 10,79; 17,182; 20,43; 20,208; 25,199; 26,138; 29,130; 30,152; 31,163 bis; 31,212;

32,25; vgl. Unna 1895, 29.

6 8 31,4; 11,45,3; 157,2; 13,131,3; 131,4; 15,9,6; 101,3; 111,3; 116,10; 189,4; 16,191,7; 20,84,7; 22,128,4; 24,175,3; 26,87,6: 28,321,4: 30,11,6: 32,93,5: 115,6; 34,639; vgl. Unna 36

ff; ὡς ἄν begegnet 11,147,4 (vgl. Unna 1895, 26 f); bei Unna fehlt 34,63,9, weil er Inf. κατασυρεῖν liest, statt Kataoupeiev (Konjektur); 28,220,4 wird von Unna, aber nicht

von mir angeführt, weil er liest ἑνὸς μὲν ὅτι τὰ τῆς ἱερᾶς τραπέζης πάντα καιρίως δεῖ προσφέρεσθαι, ὡς μὴ μεταβάλῃ μήκει χρόνου: Den ὡς- 5412 betrachtet er als adver-

150 fördert. Konjunktiv steht 7mal,

Imal nach Nebentempus. Optativ steht

13mal, 3mal nach Nebentempus und 10mal nach Haupttempus. Nach

ὡς ἄν steht ferner Konjunktiv nach Haupttempus. Eine Besonderheit Philons ist, daß ὡς immer mit Negation steht (nicht nach we ἄν). Einfaches un als Finalkonjunktion kommt 12mal vor.! 2mal kann der von μή eingeleitete Satz in anderer Weise als adverbiell verstanden werden (vgl. 5,48,7):

26,147,5 ὑπὲρ οὗ τὸ θεῖον εὐχαῖς Kal θυσίαις ἀναγκαῖον ἐξευμενίζεσθαι, μὴ διακινηθὲν ἐπιθεῖτο:

Der Satz kann attributiv zu εὐχαῖς geführt werden. Fast immer steht Konjunktiv, wovon 1mal nach Nebentempus (13,177,8). Optativ steht 2mal nach Nebentempus.?

Andere finale Konstruktionen In einem

Korpus

von

100 Seiten

(5, De Cherubim;

38, Legatio ad

Gaium) gibt es 49 Finalsátze mit den Konjunktionen oben. In diesem

Korpus gibt es 83 finale Konstruktionen ohne Konjunktionsnebensatz, mit Fut. Part. (10), Inf. (1), ὡς ὥστε mit Inf. (3) und mit den Präpositionen διά mit Akk., eic, ἕνεκα, ἐπί mit Dat., κατά mit Akk., πρός mit

Akk., ὑπέρ mit Gen. und χάριν (69).3 biell. Cohn liest aber πάντα καιρίως δεῖ προσφέρεσθαι σπουδὴν ποιουμένους, ὡς μὴ κτλ. σπουδὴν ποϊουμένους macht aus dem adverbiellen Satz einen Substantivsatz; merkwürdigerweise werden die Worte nicht kommentiert in Cohns Apparat und die Frage stellt sich, wie Unnas Ausgabe aussah; Unna 1895, 38 führt auBerdem ein Fragment an. 1 5,48,7; 11,88,4;

13,177,8;

16,26,7; 24,21,2; 25,292,3; 26,147,5; 30,29,2; 31,103,6;

32,86,5; 36,132,1; 38,128,3; vgl. Unna 1895, 11 f; Unna hat außerdem ein Fragment angeführt; er hat weder 11,88,4 noch 32,86,5 gerechnet.

2 26,147,5 (textkritisch unsicher); 38,128,3. 3 Fut. Part.: 5,43,3; 98,3; 38,97,4; 222,4; 222,5; 261,2; 265,5; 265,6; 306,5; 306,6; Inf.: 38,366,5;

ὡς ὥστε

mit Inf.: 38,52,1;

169,2; 336,3; Bux: 5,125,3; 125,5; 126,5; 38,70,3:

182,3; eic: 38,32,4; 32,6; 105,3; 175,5; 207,2; 224,1; 233,2; 274,3; 344,3; 344,4; 344,5; 356,3, ἕνεκα: 5,126,5; 38,81,5; 137,2; 137,3; 187,4; 253,5; 274,5; 299,4; 361,5; ἐπί: 5,9,7; 14,7; 14,8; 15,2; 15,4; 99,7; 38,30,7; 68,4; 91,2; 104,4; 153,3; 159,2; 299,4; 369,3; κατά:

38,173,3; 203,2; πρός: 5,34,5; 86,6; 110,4; 38,6,3; 9,4; 21,1; 22,3; 100,5; 106,3; 109,2; 129,2; 157,4; 171,4; 314,1; 318,4; ὑπέρ: 38,60,5 bis; 117,3; 137,4; xópw: 5,11,4; 106,4; 38,187,3; 325,4.

178,2;

190,3; 201,6; 361,5;

151

Die Ausdrücke mit Futurpartizipien stehen 9mal nach Verben der Bewegung, aber 1mal nach einem Verb der Vorbereitung: 5,98,3 παρασκευάζωμεν tov τόπον ἐκεῖνον ὡς ἔνεστι κάλλιστον, ἀξιόχρεων ἐνδιαίτημα θεοῦ γενησόμενον: Eine problematische Stelle sei hier erwähnt: 38,180,3 ὅτε εὐθὺς ἠρξάμεθα πλεῖν οἰόμενοι πρὸς κριτὴν ἀφίξεσθαι τευξόμενοι τῶν δικαίων. Ich bin nicht sicher, was dies bedeutet. πλεῖν τευξόμενοι könnte final

sein; das eingeschobene οἰόμενοι dürfte dann kausales participium con-

iunctum sein, aber die Stellung ist problematisch. Vielleicht ist ceutóμενοι konsekutiv zu einem (solchen) Richter kommen, daß usw., wozu

es Parallelen geben mag.! Eine weitere Möglichkeit wäre, daß wir es

mit einer Korruptel zu tun haben Der finale Infinitiv 38,366,5 begegnet nach einem Verb der Bewegung (προεληλύθεσαν ἱκετεύειν), wie hellenistisch; sonst stehen finale Infinitive in der frühen Kaiserzeit nach Verben des Gebens u. ä.

5.3 Auswertung Diese Auswertung, wie die Auswertung von Kap. 6, sieht etwas anders aus als die der Kap. 2-4. Dies hat mit dem Bedürfnis zu tun, syntakti-

sches Material relativ ausführlich vorzulegen. 5.3.4 findet sich eine Zusammenfassung der Tendenzen, die im Kap. 7 verwertet werden.

5.3.1 Konjunktionsnebensätze Die Tabelle 5.1 gibt eine Übersicht über Finalkonjunktion : Modus : Tempus in der frühen Kaiserzeit.

! Konsekutiv ist wohl 5,81,7 ὁ δὲ οἰκέτης ἢ ὁ χαλκὸς μηδὲν àvtibpüv ὑπέρριπται

πάντα πεισόμενος, ὅσα ἂν ὁ διατιθεὶς ἐργάσασθαι διανοῆται. Ein Sklave, oder ein Metall, ist so unterworfen, daß er/es bereit ist, alles zu ertragen, was derjenige vorhat, der ihn es handhabt. 2 Emendationsvorschlag: ἀφικόμενοι τεύξεσθαι, das mit gewisser psychologischer Wahrscheinlichkeit in ἀφίξεσθαι τευξόμενοι umgestellt werden könnte.

152

Tabelle 5.1 Finalkonjunktion : Modus : Tempus in der frühen Kaiserzeit (K = Konjunktiv; O = Optativ; H = Haupttempus; N = Nebentempus)

ἵνα K:O

ὅπως K:O

ὅπως ἄν K:O

ὡς K:O

ὡς àv K&: oO

H

6:0

0:0

0:0

0:0

0:1

N

83:

0:

H

54:

3

0:

0

0:

N

9:

4

0:

0

0:

H N

2: 1 2:6

0: 0:

0 3

0: 1:

Strabon

H N

9: 2:

1: 2:

4 2

Philon

H

353:12

29:

N

2:21

13:

Dion. AR

Dion.SR

Nikolaos

49

4 8

0

0:

0

3:

8

0

0:

0

0

0:

0

0 10

1: 1:

0 27

0: 0:

0 0

0: 0:

0 0

0

0:

0

6:

4

0:

0

1:

0:

4

μή K: O 1:

0

13:

3

0

4:

0

0

2:

0

1

0:0 0: 3

0: 0:

0 0

2: 0:

0 3

10

1:

0

9:

0

3

0:

0

1:

2

1:

1:10

Konjunktion Die Tabelle 5.2 zeigt das Gesamtvorkommen der Finalkonjunktionen

ἵνα, ὅπως, ὅπως ἄν, ὡς, ὡς ἄν und μή in der hellenistischen Prosa und in der frühen Kaiserzeit. a. (va ist in der frühen Kaiserzeit, wie in den früheren Perioden,

häufig. Wenn, wie behauptet worden ist, {va in der hellenistischen Periode einzige Finalkonjunktion wird, muß die hohe Frequenz

von ὅπως bei Diodor eine Innovation sein, und dessen Häufigkeit bei Nikolaos, Strabon und Philon vorausgreifen. Diese Behauptung baut aber, wie oben erwáhnt, nicht auf ausreichende Kenntnisse

des hellenistischen Sprachgebrauches.

b. ὡς scheint hellenistisch fast zu fehlen. Es begegnet bei Dionysios AR, SR (ὡς ἄν), Nikolaos, Philon. In den SR gibt es nur eine einzi-

ge Stelle. Ob das Fehlen bei Strabon signifikant ist, bleibt eine of-

153 fene Frage: Philon hat in 3 % der Konjunktionsnebensätze we (av);

mit derselben Frequenz sollte es bei Strabon nur eine Stelle geben. Tentativ sind Dionysios AR, Nikolaos, Philon in bezug auf ὡς innovativ, Dionysios SR und Strabon nicht.

c. &v ist in der frühen Kaiserzeit häufiger als in der hellenistischen Prosa. ὅπως àv ist typisch für Nikolaos: es fehlt sonst in der frühen Kaiserzeit; es kommt hellenistisch seltener vor. ὡς ἄν begegnet bei Dionysios AR, SR, Nikolaos und Philon, besonders bei Dionysios

AR und Nikolaos; es folgt bei Dionysios AR und Nikolaos der Frequenz von ὡς; daß ὡς ἄν in der hellenistischen Prosa fehlt, hat

wohl mit dem Fehlen von einfachem wc zu tun. Bei Dionysios hat ὡς ἄν eine spezialisierte Funktion bei Superlativen.

Tabelle 5.2 (va, ὅπως, ὅπως ἄν, ὡς, ὡς ἄν, μή in der hellenistischen Prosa und in der frühen Kaiserzeit

ἵνα

ὅπως

207 16 47

175 13 0

5 1 0

0 0 0

0 0 0

15 0 2

89

110

0

1

0

1

Dionysios AR Dionysios SR Nikolaos Strabon

196 70 11 23

0 0 3 9

0 0 11

11 0 29 0

Ι 12 0

18 6 3 5

Philon

596

46

0

20

1

12

Aristoteles Aristeas Polybios Diodor

ὅπως Gv

ὡς

ὡς ἄν

μή

Negative Finalsätze

Die Tabelle 5.3.A zeigt die Verteilung von Finalsätzen mit un als Konjunktion, und von negativen Finalsätzen mit den Konjunktionen ἵνα, ὅπως und ὡς; die zweite Spalte zeigt das Gesamtvorkommen

von ἵνα,

ὅπως und ὡς in negativen Finalsätzen. Die Tabelle 5.3.B zeigt, wie oft

die Konjunktionen ἵνα, ὅπως und we in negativen Finalsätzen vorkommen im Vergleich zu ihrer Gesamtfrequenz als Finalkonjunktionen. Ich habe ὅπως ἄν und we ἄν in der Statistik nicht mitgerechnet, denn diese

154 Konjunktionen begegnen nicht — auf jeden Fall nicht in der hier behan-

delten Literatur - in negativen Finalsátzen. a. Einfaches jin ist in keinem untersuchten Text der dominierende Einleiter von negativen Finalsátzen.! Bei Polybios (2 : 20 = 10 %) und Diodor (1: 70 = 1%) kommt μή relativ seltener vor als in der frühen Kaiserzeit, mit der Ausnahme von Philon (12 : 181 =

7 %, übrige 18-36 96). Einfaches jn ist nicht attischer Prosagebrauch. b. Bei Diodor, Strabon und Philon, die sowohl (va als ὅπως haben,

stehen {va und ὅπως etwa gleich oft in negativen Sätzen im Verhältnis zu ihrer Gesamtfrequenz.? Nikolaos hat nur negative Sätze mit (va, aber bei ihm gibt es nur 3 Beispiele von ὅπως. ὡς dagegen zeigt bei allen, die es verwenden, eine relativ hohe Tendenz, in

negativen Finalsátzen zu stehen.

Tabelle 5.3.A Negative Finalsätze bei Polybios, Diodor und in der frühen Kaiserzeit

μή

übr.

(vau

ὅπως μή

— ccn

insg. Polybios Diodor

Dionysios AR Dionysios SR Nikolaos

2 1

18 69

18 30

0 38

0 1

18 6 3

66 27 11

59 27 2

0 0 0

7 0 9

Strabon

5

9

6

3

0

Philon

12

169

139

10

20

! Außer den in der Tabelle 5.3 angeführten Schriftstellern gibt es 15 Stellen bei Aristoteles, keine bei Aristeas.

2 Diodor: 34 % (va ph, 35 % ὅπως μή; Strabon: 26 % ἵνα μή, 33 % ὅπως μή; Philon: 23 % Wa μή, 22 % ὅπως μή.

155

Tabelle 5.3.B ἵνα : {va μή, ὅπως : ὅπως μή, ὡς : ὡς μή bei Polybios, Diodor und in der frühen Kaiserzeit

Polybios Diodor

47:18 89: 30

Dionysios AR

196: 59

Dionysios SR Nikolaos Strabon Philon

70: 27 11: 2 23: 6 596 :139

0: 0 110 : 38

0:

:

0

0: 0 3: 0 9: 3 46 : 10

1:

0 1

11:

7

0: 0 29: 9 0: 0 20: 20

Modus

Die Tabelle 5.4 gibt eine Übersicht über das Vorkommen von Konjunktiv und Optativ in Finalsátzen bei Polybios, Diodor und in der frühen Kaiserzeit. a. Der Optativ im Finalsatz stirbt aus oder wird selten in der helle-

nistischen Prosa. Es gibt jedoch Beispiele, z. B. bei Polybios und Diodor. b. In der frühen Kaiserzeit ist auch im Verhältnis zu Polybios und

Diodor der Optativ bei allen sehr häufig.

Tabelle 5.4

Konjunktiv : Optativ in Finalsátzen bei Polybios, Diodor

und in der frühen Kaiserzeit Konjunktiv Polybios Diodor

48 201

Dionysios AR Dionysios SR Nikolaos

163 70 8

Optativ 1 7

(292) (396)

65 (29%) 7 9%) 61 (88%)

156 Konjunktiv

Strabon Philon

Optativ

16 635

21 (57%) 52 (8%)

Tempus Nebentempus kommt häufiger vor als Haupttempus bei Dionysios und Nikolaos, d. h. in den historischen Texten. Ich gehe davon aus, daß

Tempus immer vom Inhalt bestimmt wird, und daß es keinen Sinn hätte, Tempus an sich in Finalsätzen zu behandeln. Tempus und dessen Verhältnis zu Konjunktion und Modus wird unten diskutiert.

Modus : Tempus

Die Tabelle 5.5 zeigt das Verhältnis zwischen Modus und Tempus in der frühen Kaiserzeit.

a. Klassisch und hellenistisch gibt es eine Bindung zwischen Modus und Tempus: Optativ begegnet nur, oder fast nur, bei Nebentem-

pus. b. Auch bei Dionysios AR und Nikolaos scheinen Optativ und Nebentempus aneinander gebunden zu sein. In den anderen Texten kann keine solche Bindung festgestellt werden.

Tabelle 5.5 Modus : Tempus in Finalsätzen in der frühen Kaiserzeit (K

= Konjunktiv; O = Optativ) Haupttempus

Nebentempus

K:

O

Dionysios AR Dionysios SR

64: 58:

1 3

99: 64 12: 4

Nikolaos Strabon

3: 12:

2 8

5: 59 4: 13

398: 22

237: 30

Philon

K:

O

157 Konjunktion : Modus

Die Tabelle 5.6 zeigt das Verhältnis zwischen Finalkonjunktion und Modus in der frühen Kaiserzeit.

a. Es besteht klassisch und hellenistisch ein Zusammenhang zwischen Konjunktion und Modus: bei {va steht relativ oft Konjunktiv. b. In der frühen Kaiserzeit besteht derselbe Zusammenhang. Bei

ὅπως (Gv) und we (ἄν) steht wesentlich öfter Optativ als bei (va.! μή hat auch relativ selten Optativ (Ausnahme Nikolaos, 3mal un).

Tabelle 5.6 Finalkonjunktion : Modus in der frühen Kaiserzeit (%; K = Konjunktiv; O = Optativ) ἵνα

ὅπως

ὅπως ἄν

K:O

K:O

ΚαἘ Ὁ

Dion. AR

75:25

τας

Dion. SR

90:

10

MDoc

-:

Nikolaos

36:64

0:0

9

Strabon

48:52

33: 67

Philon

95:

5

91:

K:O

Κα: Ὁ

-:

9

Konjunktion : Tempus Die Tabelle 5.7 gibt eine Übersicht über das Verhältnis Finalkonjunktion : Tempus in der frühen Kaiserzeit.

Es scheint zwischen Tempus und Finalkonjunktion keinen direkten Zusammenhang zu geben: die Frequenz von Haupt- bzw. Nebentempus zeigt ungefáhr dieselbe Tendenz bei allen Konjunktionen

beim jew. Schriftsteller; wenn eine Konjunktion am häufigsten bei ! Die einzelnen Stellen mit ὡς ἄν und Konjunktiv bei Dionysios SR bzw. Philon sind natürlich insignifikant (siehe oben, Tabelle 5.1).

158 Haupttempus vorkommt, tendieren die anderen Konjunktionen bei demselben Schriftsteller auch am häufigsten bei Haupttempus verwendet zu werden, und umgekehrt.

Tabelle 5.7

Finalkonjunktion : Tempus in der frühen Kaiserzeit (H =

Haupttempus; N = Nebentempus) ἵνα H:N Dion.

AR

ὅπως H:N

63 :132

0:

ὅπως ἄν H:N 0

0:

0

ὡς H:N

ὡς ἄν H:N

μή H:N

0:

11

1:

4

1:

16

0:

0

0:

1

4:

2

0:

3

(Bei sámtlichen Konjunktionen: H: 65, N: 163) Dion. SR (H: 61, N: 16)

57:

13

0:

0

0:

0

Nikolaos (H: 5, N: 64)

3:

8

0:

3

0:

il

1: 28

1: 1

Strabon (H: 20, N: 17)

13:

10

5:

4

0:

0

0:0

0:

0

2:

3

365:243

29:

17

0:

0

1:

0

9:

3

Philon

16:

4

(H: 420, N: 267)

53.2

Andere Finalkonstruktionen

Die Tabelle 5.8 gibt eine Übersicht über Finalkonstruktionen ohne Konjunktionsnebensatz (mit finitem Verb) bei Polybios, Diodor und in

der frühen Kaiserzeit. a. Bei sämtlichen sind Präpositionsausdrücke am häufigsten.

b. Allgemein ist Fut. Ptz. die zweithäufigste Konstruktion (statistisch insignifikante Ausnahme Dionysios SR). Unter Diodor bzw.

Nikolaos werden einige mehr oder weniger sicher zu ergánzende Partizipien unter Fut. Ptz. angeführt. c. Die Häufigkeit von Infinitiv bei Dionysios AR und Nikolaos motiviert vielleicht weitere Untersuchung; sie verwenden diese Kon-

159 struktion in klassischer Weise nach Verben des Gebens, nicht in

nachklassischer Weise nach Verben der Bewegung.

Tabelle 5.8

Andere Finalkonstruktionen bei Polybios, Diodor und in

S

o &

z RE



Won OK COO

a

8

acococoocoe

o

των

Ld

a COCO

x

=

a

wn

= = OD

mm

m

O&O

Do

No

N

B

+ Inf.

5

μου

Insges.

ἐφ᾽

_

Präp.

δὲ

Prás. Ptz. Inf. τοῦ + Inf. ὥστε + Inf. ὡς + Inf.

oo-oo-uwo

Fut. Ptz.

οοξο

Rel.-Sátze

no. WN AS

Diod.

&

Pol

*

der frühen Kaiserzeit (jew. 100 S.)

Die Tabelle 5.9 zeigt die Verteilung von Finalkonstruktionen mit verschiedenen Präpositionen bei Polybios, Diodor und in der frühen Kaiserzeit. a. Eine unterscheidende Tendenz zwischen Polybios/Diodor und den Schriftstellern der frühen Kaiserzeit ist nicht ohne weiteres of-

fenbar. Die Untersuchung eines größeren Korpus ist wahrscheinlich notwendig, sowie eine Statistik für die klassische Periode. Alle

Präpositionsausdrücke in dem untersuchten Korpus sind klassisch belegt. Die einzige Konstruktion, die nur bei Polybios/Diodor vor-

kommt, ist ἐπί mit Gen. bei Diodor. Umgekehrt begegnen διά bzw.

κατά mit Akk. nur in der frühen Kaiserzeit.! 1 Es ist jedoch zu bemerken, daß διά bzw. κατά mit Akk. auch in Polybios 1-5 vorkommen, sowie kotá mit Akk. in Diodor 1-5, 11-20; nichts spricht dagegen, daß diese Konstruktionen in der hellenistischen Prosa völlig normal sind (z. B. begegnet

κατά mit Akk. in Arist. Ath. 11,1,5); Polybios: διά: Mauersberger I.A.3 (nicht immer sicher, siehe z. B. 3,112,2,4); κατά: Mauersberger

B.III; Diodor:

διά mit dieser

Bedeutung nicht erwähnt von McDougall 1983; κατά: McDougall 1983 B.III.4.

160 b. Nach der Mehrzahl der Präpositionen steht ein Abstraktum, ein

Pronomen o. 4. Bei Polybios begegnen 6mal präpositionsabhängige Infinitive. Dies begegnet auch in der frühen Kaiserzeit, aber nor-

malerweise etwas weniger oft.! c. Zu einem gewissen Grad dient ein bestimmter Prápositionsausdruck einem bestimmten semantischen Zweck; vóllige Austausch-

barkeit liegt daher wohl nicht vor. Prápositionen mit Akk. begeg-

nen nach Verben der Bewegung. Als Beispiel dafür, wie eine se Konstruktion innerhalb eines engen semantischen Feldes treten pflegt, wäre κατά mit Akk. zu nennen; es begegnet Ausdrücken kat’ ἐμπορίαν (Strabon 1mal, Polybios 1-5 Diodor 1-5, 11-20 1mal), ἐπήρειαν (Philon 1mal), ζήτησιν nysios AR

1mal, Diodor

gewisaufzuin den 2mal, (Dio-

1-5, 11-20 2mal), θεραπείαν (Philon

1mal), λῃστείαν (Strabon 1mal).2

Tabelle 5.9

Finalkonstruktionen mit Präposition bei Polybios, Diodor

und in der frühen Kaiserzeit (jew. 100 S.) Pol

Diod.

διά + Akk.

0

0

0

2

0

1

5

eis évexa ἐπί + Gen.

1 1 0

6 0 1

2 6 0

0 0 0

17 6 0

0 0 0

12 9 0

eni + Dat. eni + Akk. κατά + Akk.

3 2 0

8 2 8

0 1 0

12 1 0

4 2 1

0 0 1

1 0 0

1 0 1

10 10 2

0 0 1

14 0 2

25

21

16

5

59

6

69

πρός + Akk. ὑπέρ + Gen. χάριν Insges.

AR

SR

Nik.

0 6 8

Su.

Ph.

3 0 1

15 8 4

! Polybios: 6, Diodor: 0, Dionysios AR: 0, SR: 0, Nikolaos: 2, Strabon: 1, Philon: 16. 2 LSJ s. v. κατά B.III deutet an, daß sich die Konstruktion auch in anderen Texten in

dieser semantischen Sphäre bewegt, d. ἢ. man reist, um etwas zu tun (κατ᾽ ἐμπορίαν in den Inscriptiones Graecae und Aristoteles); außerdem Polybios 1-5 und Diodor 1-5, 11-20 je 1mal κατὰ πρεσβείαν.

161

53.3 Konjunktionsnebensätze : andere Finalkonstruktionen

Die Tabelle 5.10 zeigt das Verhältnis zwischen Konjunktionsnebensätzen und anderen Finalkonstruktionen in jew. etwa 100 Seiten Text

aus Polybios, Diodor und den Schriftstellern der frühen Kaiserzeit. a. Erstens kann festgestellt werden, daß die Frequenz von finalen

Konstruktionen sehr unterschiedlich ist. Sie ist relativ gering bei Dionysios SR und besonders gering bei Strabon. b. Was das Verhältnis Konjunktionsnebensatz : andere Finalkonstruktionen betrifft, ist Polybios besonders abweichend, der einen äußerst geringen Anteil Nebensätze hat. Ob dies eine Idiosynkrasie

des Polybios sei oder typisch für seine Zeit, sei dahingestellt. In Dionysios SR, Nikolaos und Strabon haben die Nebensätze eine relativ viel stärkere Stellung auch als bei Diodor. Daß Dionysios AR und Philon relativ etwas weniger Nebensätze zu haben scheinen, hat damit zu tun, daß bei ihnen besonders

Fut. Ptz. häufig vor-

kommt. Wenn man die Zahl der Konjunktionsnebensätze mit den Präpositionsausdrücken vergleicht, finden sich alle Schriftsteller

der frühen Kaiserzeit auf derselben Seite von Diodor.!

Tabelle 5.10 Konjunktionsnebensätze : andere Finalkonstruktionen bei Polybios, Diodor und in der frühen Kaiserzeit (jew. 100 S.)

Polybios Diodor

Konjunktions-

Andere Final-

nebensätze

konstruktionen

4 13

38 26

Dionysios AR

16

36

Dionysios SR Nikolaos Strabon

27 69 5

10 84 6

Philon

49

83

! Das heißt, die Schriftsteller in der frühen Kaiserzeit haben relativ oft Konjunktionsnebensätze. Konjunktionsnebensätze : Präpositionsausdrücke: Polybios: 4 : 25, Diodor: 13 : 21, Dionysios AR: 16 : 16, SR: 27 : 5, Nikolaos: 69 : 59, Strabon: 5 : 6, Philon: 49 : 69.

162 5.3.4 Tendenzen In der Tabelle 5.11 werden die Tendenzen zusammengefaßt, die in der

allgemeinen Zusammenfassung verwertet werden. Zur Diskussion der Variablen, die hier ausgewertet werden, siehe oben, 5.3.1. Nur die Ne-

bensätze werden ausgewertet.

Tabelle 5.11 Finale Konstruktionen im Attischen, in der hellenistischen Prosa und in der frühen Kaiserzeit

A. Diachronische Übersicht

Konjunktion

Klassisch

Hellenistisch

haupts. ἵνα;

ἵνα, ὅπως

ὅπως, ὡς & bei Finalkonj.

Modus

Modus : Tempus

ἵνα, ὅπως; Wiederkehr von ὡς

fast nie

kehrt wieder mit ὡς

selten einf. μὴ

selten einf. μή

vielleicht Zunahme von einf. μή

oft Opt.

Opt. fast nie

Opt. kehrt wieder

Opt. nach Nebentempus

haupts. Konj.;

Opt. rel. oft nach Haupt-

begegnet bei

ὅπως, ὡς Neg. Konj.

Kaiserzeit

Opt. nach Nebentempus

tempus

B. Synchronische Übersicht der einzelnen Schriftsteller in der frühen Kaiserzeit (U: unhellenistische Tendenz; H: hellenistische Tendenz; -: Evidenz fehlt ganz)

AR

SR

Nikolaos

Strabon

Philon

ὡς (ἄν) Finalkonj.

U

H

U

H

U

ἄν bei Finalkonj.

U

H

U

H

H

μή Finalkonj.

U

U

U

U

U?

163 AR

SR

Nikolaos

Strabon

Philon

Modus

U

U

U

U

U

Modus : Tempus

H

U

H

U

U

6 Konsekutive Konstruktionen

6.1 Einleitung In diesem Kapitel werde ich verschiedene Ausdrücke für Konsekutivi-

tät untersuchen. Ich beschränke mich, im Gegensatz zur Untersuchung der finalen Konstruktionen,

in der Hauptsache auf Nebensätze, was

u.a. durch den Mangel an früheren Untersuchungen bedingt ist. Sonst hat das Kapitel etwa dieselbe Aufstellung wie das vorige: zuerst wird

die konsekutive Konstruktion semantisch und syntaktisch definiert. 6.1.1 werden

ähnliche Ausdrücke

diskutiert, die manchmal

mit den

konsekutiven Ausdrücken vermischt worden sind. 6.1.2 wird Literatur angeführt. 6.2 wird das Material vorgelegt.! Eine konsekutive Konstruktion beschreibt eine Folge: etwas geschieht, so daß etwas anderes geschieht/geschehen kann.? Diese Folge wird als tatsáchlich stattfindend (faktisch) oder nur móglich (potentiell)

dargestellt. Auch eine finale Konstruktion drückt eine potentielle Folge aus. Der Unterschied zwischen der konsekutiven und der finalen Konstruktion besteht darin, daB die finale Konstruktion die absichtliche Folge beschreibt, die konsekutive Konstruktion nicht. Syntaktisch ist

der Ausdruck für Folge ein adverbielles Komplement.3

Eine konsekutive Konstruktion kann aus zwei selbständigen Sätzen bestehen: Il. 1,3 ff πολλὰς δ᾽ ἱφθίμους ψυχὰς " Aib προΐαψεν

ἡρώων, αὐτοὺς δὲ ἑλώρια τεῦχε κύνεσσιν οἰωνοῖσί τε πᾶσι, Διὸς δ᾽ ἐτελείετο βουλή κτλ. „(so daß) der Wille von Zeus erfüllt wurde“ ! Dieses Kapitel ist, wie das vorige, von allgemeinen Prinzipien bei Rosenqvist 1981 und von dem ähnlichen Kapitel bei Hult 1990 beeinflußt. ? Allgem. KG 2, 499 ff; Schwyzer 1950, 677 ff; Smyth 1956 $ 2249 ff; zur Definition

vgl. Hult 1990, 119; weiteres zur Literatur unten, 6.1.2; Daten und Beispiele werden in diesem Abschnitt ohne besondere Angabe KG, Schwyzer 1950 und Smyth 1956 entnom-

men. 3 Ich habe oben, 5.1 S. 125 Fußn. 3, erwähnt, daß das Verhältnis zwischen der fi-

nalen und der konsekutiven Konstruktion vielleicht als das Verhältnis einer markierten zu einer unmarkierten Variante beschrieben werden kann.

165 Daß in solchen Fällen ein konsekutiver Zusammenhang besteht, bleibt

natürlich, ähnlich wie bei den Finalsätzen, eine Frage der Interpretation.! Ein solcher Zusammenhang kann durch ein adverbielles Komplement angedeutet werden, z. B. durch Partikeln (ἄρα, οὖν, τοίνυν,

τοιγαροῦν usw.), oder durch διό oder ὥστε (vgl. unten)? Eine konsekutive Konstruktion kann auch aus Hauptsatz mit Nebensatz bestehen:3

Lys. 17,1,4 ἐγὼ δὲ τοσούτου δέω περὶ τῶν μὴ προσηκόντων ἱκανὸς εἶναι λέγειν, ὥστε δέδοικα μὴ καὶ περὶ ὧν ἀναγκαῖόν μοί

ἐστι [λέγειν], ἀδύνατος ὦ τὰ δέοντα εἰπεῖν. Nebensatzeinleitend ist eine Konjunktion, z. Β. ὥστε oder ὡς. Auch ein Relativpronomen kann nebensatzeinleitend sein:

X. An. 2,5,12,2 τίς οὕτω μαίνεται ὅστις οὐ βούλεται σοὶ φίλος εἶναι; Im Nebensatz kann nach der Konjunktion außer finiten Formen auch ein Infinitiv, ein Partizip oder gar keine Verbform stehen:

X. An. 1,4,8,4 ἔχω yàp τριήρεις ὥστε ἐλεῖν τὸ ἐκείνων πλοῖον" Der Infinitiv-Satz kann potentiell oder faktisch sein: ἐποίει τοῦτο ὥστε γενέσθαι kann bedeuten a. er tat dies, so daß er/es werden würde /konnte (= potentiell), oder b. er tat dies, so daß er/es wurde (= faktisch, ge-

wollt oder ungewollt). 1 Siehe Schwyzer 1950, 678: „Parenthesen oder Opisthothesen, die man von einem

jüngern Sprachgefühl aus durch ὥστε mit Ind. ersetzen könnte, wird man viele finden können usw.“ Die spätere Sprache neigt mehr zur Unterordnung (zur sprachgeschichtlichen Entwicklung vgl. KG 2, 500). 2 11. 5,582 ᾿Αντίλοχος δὲ Μύδωνα βάλ᾽, ἡνίοχον θεράποντα, / ----- / χερμαδίῳ

ἀγκῶνα τυχὼν μέσον. ἐκ δ᾽ ἄρα χειρῶν / ἡνία λεύκ᾽ ἐλέφαντι χαμαὶ πέσον ἐν κονίῃσιν. Allgem. KG 2, 317 ff; vgl. Smyth 1956 $ 2274a. Bei kausaler Hypotaxe steht im Hauptsatz die Konsequenz des im Nebensatz Ausgedrückten, bei konsekutiver

Hypotaxe steht im Nebensatz die Konsequenz. Bei Parataxe wird die Grenze zwischen dem kausalen und dem konsekutiven Verhältnis unscharf; es ist nicht klar, welcher Satz

die Funktion eines Haupt- und welcher Satz die Funktion eines Nebensatzes einer hypotaktischen Konstruktion erfüllt. 3 Ob an den einzelnen Stellen eine finite Form oder ein Infinitiv zu lesen sei, ist oft

textkritisch unsicher; viele der in der grammatischen Literatur angeführten Beispiele sind tatsächlich nicht so gesichert, wie es den Eindruck erweckt.

166 Manchmal werden auch selbständige Sätze durch Wörter eingeleitet, die zur Einführung von untergeordneten Sätzen dienen (wie ὥστε oder ὡς): X. An. 2,3,25,2 xal εἰς μὲν τὴν ὑστεραίαν οὐχ ἧκεν: ὥσθ᾽ Ἕλληνες ἐφρόντιζον:

ol

Auch hier besteht natürlich ein Zusammenhang zwischen den Sätzen;

es ist jedoch manchmal schwer zu wissen, wie eng dieser Zusammenhang ist.! Oft werden ὥστε, ὡς usw. durch ein Korrelat (οὕτως, τοιοῦτος, τοσοῦτος o. à.) gestützt; in solchen Fällen dürften die Sätze

sehr eng zusammen gehóren:? S. OT 532 ff ἢ τοσόνδ᾽ ἔχεις

τόλμης πρόσωπον ὥστε τὰς ἐμὰς στέγας ἵκου κτλ. Es gibt auch die Möglichkeit, mit anderen adverbiellen Elementen

Konsekutivität auszudrücken, z. B. mit Präpositionsausdrücken und prädikativen Bestimmungen: ἐπῳκοδόμησαν τὸ τεῖχος ὑψηλότερον3 Auch die konsekutiven Ausdrücke haben Berührungspunkte mit

anderen Ausdrücken.

ὡς ὥστε mit Infinitiv kann auch verwendet wer-

den, wenn eine Absicht vorliegt. ἐποίει τοῦτο ὥστε γενέσθαι, wo der Infinitiv-Satz an sich nur das Ergebnis ausdrückt, ist vieldeutig; der

Kontext muß uns sagen, ob diese Konstruktion konsekutiv ist (a. er tat dies, so daß er/es werden würde /konnte [= konsekutiv, potentiell], oder b. er tat dies, so daß er/es wurde [2 konsekutiv, faktisch, gewollt oder ungewollt]) oder final (er tat dies, damit er/es werde [= final, potentiell]). Konsekutive Ausdrücke können auch formale Elemente haben, die normalerweise beim Ausdruck anderer semantischer Relationen vorkommen; z. B. kann der Nebensatz von (vo eingeleitet werden. ! Man vergleiche in dieser Hinsicht die Relativsátze: auch bei den Relativsátzen ist

nicht immer objektiv feststellbar, wie groBe Selbstándigkeit vorliegt. 2 Manchmal kann die Wortstellung eine Interpunktion mit einem größeren Satzzeichen ausschließen; siehe z. B. den folgenden Fall, wo der Nebensatz durch μαθόντες --- ἐκάλουν eingeklammert wird, Dionysios AR 3,28,5,6 μαθόντες δ᾽ ἡμᾶς εὖ πρὸς

τὸν ἀγῶνα παρεσκευασμένους, ὡς οὐθὲν οἷοί t' ἦσαν ἐργάσασθαι κακόν, eic διαλ-

λαγὰς ἐκάλουν κτλ. 3 Zu diesen beiden Möglichkeiten scheint es bei ΚΟ, Schwyzer 1950, Smyth 1956

und LSJ keine Information zu geben (in bezug auf Präpositionsausdrücke siehe Hult 1990, 122 Fußn. 6).

4 Vgl. Smyth 1956 § 2267; Beispiele dafür finden sich im Kap. 5 oben passim.

167 6.1.1 Ähnliche Ausdrücke Hier werde ich einige Ausdrücke erwähnen, die manchmal zusammen

mit den konsekutiven Konstruktionen behandelt worden sind, weil sie

Ähnlichkeiten mit diesen haben.! ὥστε mit Infinitiv kann eine Bedingung, eine Voraussetzung aus-

drücken: Th. 3,114,3,3 ξυμμαχίαν ἐποιήσαντο --- ἐπὶ τοῖσδε, ὥστε μήτε

᾿Αμπρακιώτας μετὰ ᾿Ακαρνάνων στρατεύειν κτλ. Ähnlich ist die Konstruktion mit ἐφ᾽ @ (te) mit Infinitiv oder Futurum

Indikativ:3 X. An. 4,2,19,2 oi δὲ ἔφασαν ἀποδώσειν ἐφ᾽ ᾧ μὴ καίειν tac οἰκίας. Der formelhafte Infinitiv kann manchmal als konsekutiv betrachtet werden, z. B. μικροῦ deiv.4 Manchmal steht ὥστε und Infinitiv, wo der reine Infinitiv vorkommen kann, d. ἢ. ὥστε als Infinitivzeichen:5 Th. 5,35,7,3 ἔπεισαν τοὺς ᾿Αθηναίους ὥστε ἐξαγαγεῖν ἐκ TTUAov Μεσσηνίους κτλ.

Der Infinitiv-Satz ὥστε ἐξαγαγεῖν usw. ist Objekt. ὥστε kann auch vor einem Subjektssatz mit Infinitiv stehen:® X. Cyr. 6,3,19,4 πάνυ γάρ μοι, ἔφη, ἐμέλησεν ὥστε εἰδέναι κτλ.

! Sie werden in dieser Untersuchung nicht behandelt, aber sie werden diskutiert, wenn interpretatorische Probleme vorliegen.

2 Smyth 1956 § 2268; KG 2, 504 f. 3 KG 2, 505 Anm. 3; Schwyzer 1950, 681; Smyth 1956 § 2279. 4 Smyth 1956 § 2012e: „Some of these absolute infinitives may be explained by reference to the idea of purpose (2008) or result. Thus --- μικροῦ δεῖν so as to lack little."

$ Smyth 1956 $ 2271. 6 Smyth 1956 8 2271b; auch bei γίγνεσθαι u.ä. folgt manchmal ὥστε mit Infinitiv als Subjekt (siehe KG 2, 13 Anm. 11), z.B. X. Cyr. 8,2,2,5 ἐπειδὴ bé ἐγένετο αὐτῷ ὥστε χρήμασιν εὐεργετεῖν κτλ.

168 6.1.2 Literatur

Es gibt keine diachronische Untersuchung konsekutiver Ausdrücke der klassischen, hellenistischen und frühkaiserzeitlichen Epochen. Es gibt auch keine Untersuchung zu diesen Epochen, die von Konsekutivität

als solcher ausgeht.! Berdolt 1894 hat die Entwicklung der Konstruktionen mit ὥστε bis

in die klassische Periode untersucht. Wehmann 1891 (dazu vgl. Gildersleeve 1893) hat die klassische Periode z. T. behandelt, Seume 1883 und Gildersleeve 1886 u. a. die Relation Infinitiv : finites Verb im klassischen Griechisch. Eckels 1901 hat, von Gildersleeve angeregt, einige

stilistische Aspekte des Gebrauchs von ὥστε untersucht, hauptsächlich bei den Rednern. Zum hellenistischen Griechisch gibt es keine gesammelte Darstellung. Was die frühe Kaiserzeit betrifft, gibt es einige Angaben zu Strabon in Stef 1974. Sonstige Schriftsteller sind überhaupt nicht untersucht worden.

6.2 Material Das Material wird folgendermaßen aufgestellt:

Zuerst wird eine Übersicht konsekutiver Ausdrücke in der klassischen Literatur gegeben. Danach folgt eine Übersicht konsekutiver Ausdrükke in der hellenistischen Literatur. Hauptsáchlich wird in diesen Dar-

stellungen die vorhandene Information zu den Konsekutivsátzen mit ὡς bzw. Wote verwertet, aber gewisse Information zu anderen konsekutiven Ausdrücken wird ebenfalls angeführt.

Zuletzt werden Konsekutivsátze mit ὡς bzw. ὥστε in der frühen Kaiserzeit untersucht. Außer den Konstruktionen mit ὡς bzw. ὥστε ha-

be ich in bezug auf andere konsekutive Ausdrücke pro Schriftsteller

jew. 100 Seiten Text exzerpiert.2 Diese Ausdrücke werden jedoch we! Die einzige mir bekannte Untersuchung, die in dieser Weise von Konsekutivitát ausgeht, ist Hult 1990, die primär Schriftsteller aus dem 5. Jh. n. Chr. behandelt, aber

auch eine Übersicht über die früheren Epochen gibt; bei ihr findet sich auch relevante Literatur. 2 Derselbe Korpus wie in bezug auf die Finalsätze wurde untersucht: Dionysios AR 1,1-80; Dionysios SR Orat. Vett., Lys., Isocr., Is., Dem. 1-47, Nikolaos; Strabon I + 2,1,1-19; Philon 5, De Cherubim, 38, Legatio ad Gaium.

169

der angeführt noch diskutiert, u. a. aus dem Grund, daß es so wenig Vergleichsmaterial aus früheren Epochen gibt.

62.1

Klassische Zeit

In klassischer Zeit werden Konsekutivsátze häufig durch ὥστε, selten

durch ὡς eingeleitet.? Die attischen Redner haben ὥστε und nicht ὡς. Thukydides hat ὥστε; ὡς begegnet nur 1mal (7,34,6,2). ὡς begegnet besonders bei Herodot, Aischylos, Sophokles und Xenophon. Es gibt auch konsekutive Relativsátze. Andere konsekutive Kon-

junktionen sind schlecht bezeugt; {va scheint zu fehlen.? Präpositionelle Ausdrücke mit konsekutiver Bedeutung scheint es nicht zu ge-

ben.4 Nach ὡς steht fast immer Infinitiv; ὡς mit finitem Verb begegnet bei Herodot und Xenophon. Nach ὥστε steht entweder Infinitiv oder finites Verb. Bei den Tragikern begegnet Infinitiv viel ófter als finites Verb. Bei Herodot und Thukydides begegnet Infinitiv etwas ófter als finites Verb; bei Xenophon begegnet finites Verb etwas ófter.5 Bei Ly-

sias und Isokrates steht finites Verb öfter als Infinitiv.6 Modus im finiten Nebensatz ist der Modus des selbstándigen Satzes; die Konjunktion hat keine Einwirkung auf den Modus (Smyth 1956 $ 2273). Es gibt auch Fälle, wo nach dote ein Partizip begegnet, das als Perseveration eines früheren Partizips aufzufassen ist." ! Siehe zur Forschungstage Hult 1990, 119 ff. Andere Konjunktionen als ὡς und ὥστε (etwa ἵνα oder ὅτι) fehlen in den jew. untersuchten 100 S. (in Dionysios AR begegnet mindestens 1mal, 11,42,4,7, konsekutives ἵνα [Sophocles 1914 s. v. ἵνα 19]). Konsekutive Relativsátze kommen einigemal vor, z. B. Imal in den AR (1,37,5,8) und 2mal in den SR (Lys. 7,6; Dem. 43,78 [variatio mit ócce]); prapositionsabhangige Abstrakta scheinen in den AR und in den SR zu fehlen; dies findet sich z. B. Nikolaos

384,23 Σαυρομάται διὰ τριῶν ἡμερῶν σιτοῦνται eic πλήρωσιν. Vgl. Strabon 1,4,3,12 τά γε ἑῷα ἐγγὺς ἀλλήλων ἐστὶ μέχρις ἐπόψεως κτλ. 2 Für Daten ohne Quellenangabe siche KG 2, 499 ff, Schwyzer

Smyth 1956 $ 2249 ff.

1950, 677 ff und

3 Nach Jannaris 1897 § 1756 ist konsekutives ἵνα nachklassisch; vgl. KG 2, 379 f Anm. 3 mit Beispielen aus Homer und Plutarch, aber nicht aus klassischer Zeit. Zu konsekutivem ὅτι siehe BD ὃ 456.2. 4 Nichts in den Standardgrammatiken (siehe Hult 1990, 122 FuBn. 6). 5 ὥστε mit finitem Verb ist eine späte Konstruktion; noch bei Aischylos begegnet

nur Infinitiv; Sophokles (fin. : Inf.) 32 : 53; Euripides 22 : 113; Herodot 57 : 75; Thukydides 82 : 144; Xenophon 319 : 280 (Wehmann 1891, 2 f; 9).

5 Lysias (fin. : Inf.) 2,07 : 1; Isokrates 1,5: 1 (Eckels 1901, 8). 7 Es gibt Beispiele u. a. bei Isokrates und Demosthenes (siehe KG 2, 514 f; Schwy-

zer 1950, 680; Smyth 1956 $ 2276).

170

ὥστε dient auch zur Einführung von selbständigen konsekutiven Sätzen. Diese Sätze scheinen fast nur mit finitem Verb vorzukom-

men.! Es gibt viele Faktoren, die in klassischer Zeit Einfluß auf die Wahl zwischen Infinitiv und Indikativ in Konsekutivsätzen haben. In einigen

Fällen ist Infinitiv fast absolute Regel:? a. Nach Ausdrücken des Könnens ne

b. Nach Komparativen (ἢ ὥστε)

c. In oratio obliqua? d. Wenn der Hauptsatz negativ ist* e. Nach einem konditionalen Hauptsatz Konsekutivsátze werden oft durch ein Korrelativ gestützt. Dies begegnet besonders oft bei den Rednern, bei denen es eine besondere Neigung zu Korrelativen bei der Infinitivkonstruktion gibt.5 Finites Verb in Konsekutivsátzen steht nur, wenn

ein faktisches

Verhältnis beschrieben werden soll, während der Infinitiv nicht-fakti-

sche sowie faktische Verhältnisse beschreiben kann. Es ist möglich, dieses Verhältnis zwischen Infinitiv und finitem Verb als ein Beispiel der Opposition zwischen einer unmarkierten und einer markierten Varian! Smyth 1956 § 2274 f; nach Smyth 1956 $ 2274a kommt auch Infinitiv vor; er zitiert Pl. Ap. 22e,1: ὥστε με ἐμαυτὸν ἀνερωτᾶν κτλ. KG 2, 512 behaupten dagegen ausdrücklich, daß ὥστε ὼς mit Inf. unselbständig sei (KG und Schwyzer 1950 scheinen

keine Beispiele von selbständigen Konsekutivsätzen mit Infinitiv zu haben). 2 KG 2, 501 ff (a [a u. δ], f, g, h; siehe Anm. 5 S. 506 f, wo einige Ausnahmen ange-

führt werden); vgl. Smyth 1956 $ 2263 ff. 3 Es ist aber zu bemerken, daB oratio obliqua immer abgebrochen werden kann; diese Regel kann deshalb nicht den Status der anderen Regeln haben. Man kann manchmal sehen, ob ein Infinitiv in oratio obliqua steht und eine finite Verbform ersetzt: die Negation ist ov statt μή; Fut. Inf. ist fast immer der Ersatz für einen Fut.

Ind. (siehe Smyth 1956 $ 2269). 4 KG 2, 506 (g): „"Note c. inf. steht in Folgesátzen, die von einem negativen Satze oder einem Fragesatze mit negativem Sinne in der Weise abhängen, daß sie selbst an der Nichtwirklichkeit teilnehmen. Dem. 59,91 [= D. 59,92,1 f] ταῦτα ob πάλαι ἐστὶ

γεγενημένα ὥστε ἁγνοεῖν ὑμᾶς, so daß ihr es nicht wüfitet." 5 Korrelative begegnen in mehr als 50 % der Konsekutivsátze bei Isokrates, Aischines und Demosthenes (Eckels 1901, 11); es gibt große Unterschiede zwischen den verschiedenen genera dicendi (siehe Eckels 1901, 22 f); zum Verhältnis Korrelativ : Verbform siehe Eckels 1901, 8 f.

171 te zu beschreiben: der Infinitiv ist in bezug auf Faktualität die unmar-

kierte Variante.! 622 Hellenistische Zeit In der hellenistischen Prosa begegnet ὥστε sehr viel häufiger als ὡς, Fast immer steht Infinitiv, selten finites Verb.

In der LXX begegnet oft ὥστε; ὡς begegnet nur 2mal. Fast nur Infinitiv kommt vor; 3mal begegnet Indikativ.2

Aristeas hat fast immer ὥστε; bei ὥστε begegnet nur Infinitiv; er hat 1mal ὡς mit Infinitiv.? Polybios hat normalerweise ὥστε; ὡς steht in 6 % der Konsekutiv-

sätze. Am häufigsten begegnet Infinitiv; in 15 % der Fälle steht Indikativ. In der Regel steht ein Korrelativ im übergeordneten Satz. 1mal steht Infinitiv in einem, nach de Foucault, fast selbständigen Satz.? Diodor hat sehr oft ὥστε; ob konsekutives ὡς überhaupt bei ihm vorkommt, ist unklar. Bei ὥστε begegnet 360mal Infinitiv und 30mal Indikativ. In etwa der Hälfte der Fälle von ὥστε mit Infinitiv steht in einem übergeordneten Satz ein Korrelativ. Bei Indikativ begegnet ein

Korrelativ 17mal.5 ! Eine umfassende Diskussion, mit älterer Literatur, geben Clinquart/Isebaert 1984, 301 ff; vgl. Hult 1990, 119 f, die u. a. darauf aufmerksam macht, daß das Vorkommen von Infinitiv in Sätzen, die eine faktische Folge beschreiben, nicht deutlich aus den

Standardgrammatiken hervorgeht. 2 ὡς; Ps. 94,11,1; Wi. 5,12,3; außerdem v. /. in 2 Ma. 2,21,3; Indikativ steht 1mal (Ps.

94,11) bei ὡς und 2mal bei ὥστε, wo die Nebensätze identisch sind: ἐπάγω ἐπὶ τὸν τόπον τοῦτον κακὰ ὥστε παντὸς ἀκούοντος αὐτὰ ἠχήσει ἀμφότερα τὰ ὦτα αὐτοῦ κτλ. (hier zitiert nach Je. 19,3, vgl. 4 Ki. 21,12; nicht final -- der Nebensatz drückt mehr als eine Ambition aus: Gott sagt, was tatsächlich geschehen wird); Hatch/Redpath 1897 S. VV. ὡς bzw. ὥστε. NT hat oft ὥστε, ὡς nur in 2 Zitaten; nach BD $ 391 und Bauer 1971 s. vv. we IV.2 bzw. ὥστε ist es bei konsekutivem ὥστε eine fast absolute Regel,

daB der unselbstándige Satz Infinitiv und der selbstándige Satz finites Verb hat; 2mal steht jedoch Indikativ in unselbständigen Sätzen: Ep. Gal. 2,13; Ev. Jo. 3,16; Ev. Jo. 3,16 haben einige Textzeugen, z. B. Johannes Chrysostomos, ὅτι statt ὥστε (BD ὃ 391.2). 3 Meecham 1935, 134; keine anderen Konstruktionen als mit ὡς bzw. ὥστε werden erwähnt.

4 de Foucault 1972, 183 f; er behandelt nur die Wörter ὡς und ὥστε zur Einführung von Konsekutivsätzen. Zum

selbständigen Satz mit Infinitiv (1,63,7,1): (de Foucault

1972, 183:) „La phrase est presque ind&pendante“; sonst sagt de Foucault nichts über Selbständigkeit; ὡς und ὥστε werden von ihm behandelt unter Les propositions subordonnées; es scheint, daB seine Angaben sich nur auf unselbständige Sätze beziehen.

Korrelativ steht auch bei finitem Verb (Beispiele bei de Foucault 1972, 183). 5 McDougall 1983 5. vv. ὡς bzw. ὥστε; konsckutives ὡς wird nicht von McDougall erwähnt; nach Schmid 4, 87 (ohne Beispiele) begegnet es „schr selten‘ bei Diodor.

172 In den ptolemäischen Papyri kommt ὥστε oft vor. ὡς ist schlecht bezeugt; vielleicht fehlt es ganz. Infinitiv kommt oft vor; ὥστε mit fini-

tem Verb kommt vor und ist normalerweise selbstándig.! Zu anderen Konstruktionen liegt wenig Material vor. {va begegnet als konsekutive Konjunktion, u. a. in der LXX; es fehlt bei Polybios und Diodor. Es wird für die ptolemäischen Papyri nicht von Mayser er-

wähnt. ὅτι begegnet u. a. in der LXX.3

6.23 Kaiserzeit Unten wird das Vorkommen von ὡς ὥστε bei Infinitiv bzw. finitem Verb untersucht. Dabei werden die folgenden Fragestellungen behandelt (zu diesen Regeln vgl. oben, 6.2.1):

a. Ob finites Verb in Kontexten vorkommt, wo die klassische Sprache nur den Infinitiv hat b. Ob Infinitiv vorkommt, wenn es in der klassischen Sprache nicht

notwendig ist (d. h. in Sätzen, die eine faktische Folge beschreiben) c. Grad der Selbständigkeit des Nebensatzes: Vorkommen

von

Korrelativen Kein Hehl soll daraus gemacht werden, daß diese Fragen mit Kenntnis der hauptsächlichen Ergebnisse der Untersuchung formuliert worden sind. Die allgemeine Tendenz im untersuchten Material ist, daß finites Verb sich in der frühen Kaiserzeit verbreitet. Kommt dies daher, daß das finite Verb die exklusiven Funktionen der Infinitiv-Konstruktion übernimmt (und in jenem Fall, inwiefern?) oder nicht? - d. h. hat es

mit einem veränderten Regelsystem zu tun oder nicht? Die Frage c wird deshalb gestellt, weil sehr viele auf einen anderen

Satz folgende Hauptsátze als konsekutiv bezeichnet werden kónnen, wie das Beispiel aus Homer oben, 6.1: etwas geschieht und darauf - als ! Mayser 1926, 297 ff (nur Konsekutivsátze mit ὡς bzw. ὥστε werden erwähnt); zu

Belegen für ὡς siche 297 Fußn. 1; wenn man nach der Zahl der Beispiele bei Mayser beurteilen darf, begegnet Infinitiv wesentlich ófter als finites Verb.

2 LXX, NT (kommt vor): Jannaris 1897 88 1758a; 1951; Polybios: Mauersberger s. v. ἵνα; Diodor: McDougall 1983 s. v. ἵνα. 3 Und im NT; Jannaris 1897 $$ 1758b; 1951; Bauer 1971 s. v. ὅτι 1dy; vgl. BD $

456.2.

173

eine Folge davon - geschieht etwas anderes. Wenn finites Verb nach ὡς [ὥστε zunimmt, könnte dies daher kommen, daß der we/wote-Satz

als Konkurrent zu solchen freistehenden Hauptsátzen auftritt und sinnvoller mit solchen als mit ὡς ὥστε mit Infinitiv verglichen werden sollte; oder aber hat es mit einem veránderten Sprachgebrauch unter móglichst denselben semantischen und syntaktischen Bedingungen wie bei der Infinitiv-Konstruktion zu tun. Begriffe wie Unterordnung und Selb-

stándigkeit sind natürlich nicht unproblematisch; ich habe dies nicht gerne beurteilen wollen. Zum Teil aus diesem Grund habe ich das Vorkommen von Korrelativen untersucht.! Ich gehe davon aus, daß Korrelative nur bei einem nahen Verhältnis der Sätze vorkommen, und vor allen Dingen, daß das Vorkommen eines Korrelativs auf etwa eine und dieselbe semantische und syntaktische Relation, d. h. auf vergleichbare

Bedingungen, hindeutet — ganz gleich, ob darauf eine finite Form oder

ein Infinitiv folgt.? Ich gehe also davon aus, daB es auf jeden Fall einen Sinn hat, das Vorkommen von finitem Verb und Infinitiv nach Korrelativen zu vergleichen. Infinitiv kann in oratio obliqua finite Verbformen ersetzen. Manchmal ist es möglich zu sehen, welche Infinitive für finite Formen stehen.

Es gibt eine kleine Zahl von solchen Fällen auch in der frühen Kaiserzeit; ich habe diese Stellen als Beispiele der Infinitiv-Konstruktion gerechnet.) Dies hat einerseits damit zu tun, daß sonst eine klassische

Infinitivsyntax in dieser Hinsicht vorausgesetzt werden muß und daß vorausgesetzt werden muß, daß oratio obliqua nicht abgebrochen wird. Übrigens kommt dies in den von mir untersuchten Texten selten vor: es ist nichts dabei zu gewinnen, die Beispiele dafür auszusondern.*

6.2.3.1 Dionysios AR

ὡς ὡς als konsekutive Konjunktion kommt 6mal vor, Imal mit Indikativ und Smal mit Infinitiv. Kein Beispiel von ὡς mit Infinitiv in den Bü! Die Distribution von Korrelativen ist natürlich an sich ein interessantes Problem. 2 Es sei bemerkt, daß diese Information nur bei ὥστε gegeben wird, da Dionysios AR, SR, Nikolaos und Strabon fast nur diese Konjunktion haben.

3 Im Gegensatz zu z. B. Eckels 1901, 56. 4 Ferner hat es sich, wie schon erwähnt, gezeigt, daß die finiten Konstruktionen sich

verbreiten; wenn man dafür argumentieren würde, daß noch weniger Infinitive authentisch sind als ich behaupte, spricht das nicht gegen das von mir gezeichnete Bild.

5 Fin. Verb: 3,28,5,6; Inf.: 1,20,4,8; 69,3,5; 89,4,3; 4,63,1,5; 7,11,4,2; 11-20: fin. Verb:

19,12,3,4; Inf.: 12,1,9,6; 12,3,3; 14,9,2,6.

174 chern 1-10 muß final verstanden werden; siehe jedoch

1,20,4,8 ταύτῃ φρουρίῳ kai ἐπιτειχίσματι kata τῶν ᾿Ομβρικῶν χρώμενοι, κατεσκευασμένῃ τε ὡς ἔρυμα εἶναι πολέμου ἀπο-

χρώντως KTA.! 1π|8] steht ὡς als Einleiter eines Objektssatzes:

6,9,4,7 Kal γῆς Ett προσθήσω κλῆρον, [ἐξ] fic κέκτηται τὸ δημόowv, ἱκανὸν ποιῆσαι ὡς μηδενὸς τῶν ἀναγκαίων δεηθῆναι: Ein finites Verb scheint bei konsekutivem ὡς nur dann vorzukommen, wenn es nach der klassischen Norm möglich wäre.? Infinitiv scheint dann zu stehen, wenn ein finites Verb klassisch möglich wäre, z. B. 1,89,4,3 ἅπαν τὸ 'EAAnvıröv ἀπέμαθον, ὡς μήτε φωνὴν

᾿Ελλάδα

φθέγγεσθαι κτλ. ae

WOTE

ὥστε kommt 198mal vor, wovon 188mal als konsekutive Konjunktion. 92mal steht nach konsekutivem ὥστε ein finites Verb und 94mal ein

Infinitiv; Zmal steht weder finites Verb noch Infinitiv.3 Die folgende Stelle ist problematisch:

6,49,4,11 καὶ τοῦτο πεπόνθασι nap’ οὐδὲν ἕτερον ἢ ὥστε Aoyıoμῷ μὴ κρίνειν τὸ συμφέρον, ἀλλὰ θυμῷ καὶ μανίᾳ. Jacoby drückt die Lesart aller Hss. ἢ ὥστε, was schwierig ist; sie kann aber vielleicht verteidigt werden, wenn Wote die Funktion eines Infinitivzeichens hat (zu dieser Funktion siehe oben, S. 167). Hertlein (siehe

Hinw. bei Jacoby) hat fj τό statt fi ὥστε vorgeschlagen, was jedenfalls 1 Vgl. 1,69,3,5; final ist dagegen 11,22,3,6 φυλακὴν θεραπόντων Kai πελατῶν koptepàv περὶ ἑαυτοὺς ἔχοντες, ὡς μήτ᾽ ἐκ τοῦ βιαίου παθεῖν μηθὲν μήτ᾽ ἐκ τοῦ δολίου.

2 Wie oben, 6.2.1, definiert.

3 6,51,3,4; 66,3,8; 11-20: fin. Verb: 13, Inf.: 24.

175

leichtverständlich ist.! Finales ὥστε mit Infinitiv kommt 9mal vor.2 Finites Verb scheint nur nach der klassischen Norm vorzukommen. Infinitiv kommt vor, wenn es nicht nach der klassischen Norm notwendig ist, z.B.

1,45,3,7 οἰκίζουσι τοὺς τόπους περιλαβόντες τείχεσι τὸ ἸΤαλλάντιον, ὥστε λαβεῖν πόλεως σχῆμα τότε πρῶτον. Bei finitem Verb steht 18mal (20 % der Fälle) im Hauptsatz ein Korre-

lativ, bei Infinitiv 27mal (29 % der Fälle).3

6.23.2 Dionysios SR ὡς ὡς als konsekutive Konjunktion ist schlecht bezeugt. Es gibt 2 Stellen in der fragmentarischen Schrift De Imitatione (siehe unten). Ferner gibt es in De Lysia 2 Stellen, die wohl nicht konsekutiv sind; ὡς sollte vielmehr

zum jeweiligen Substantiv (ἰδιώτῃ bzw. ῥήτορι) geführt werden: Lys. 5,8 u. 9 βραχύς ye μὴν οὗτος (scil. ὁ χρόνος), ὡς μὲν ἰδιώτῃ δηλῶσαι βουλομένῳ τὰ πράγματα ἀποχρῶν, ὡς δὲ ῥήτορι περιουσίαν δυνάμεως ἐνδείξασθαι ζητοῦντι οὐχ ixavóc.4 Finales ὡς mit Infinitiv fehlt. Nach konsekutivem ὡς steht in De Imitatione beidemal Infinitiv (31,3,2,8 Konjektur). Infinitiv wäre 31,3,2,8 nicht notwendig. 31,5,1,7 ist der übergeordnete Satz negativ; Infinitiv ist

also nach der klassischen Norm notwendig.

! Cary (Loeb), Hertlein folgend, übersetzt „And they have fallen into this predicament for no other reason than that in judging what is expedient they do not use reason but rather passion and frenzy." fj ὥστε kommt ja nach Komparativ vor und ist somit keine unbekannte Wortkombination; dies könnte vielleicht die Entstehung des Fehlers erkláren, wenn es ein Fehler ist.

2 1,10,2,7; 2,71,2,8; 3,24,5,7; 68,1,7; 68,3,4; 68,4,5; 5,9,1,5; 8,73,3,11; 10,40,4,4; 11-20: 11,24,1,7; 13,5,1,9.

3 11-20: Korrelativ: bei fin. Verb 10mal, bei Inf. 8mal. 4 Es gibt genug Zeit für den, der als Amateur die Sachverhältnisse darstellen will, nicht aber genug für den, der wie ein (professioneller) Redner usw. Vgl. zu dieser Anwendung

KG 2, 493 f ($ 581.5).

ὥστε begegnet 36mal als konsekutive Konjunktion, 12mal mit finitem Verb, 22mal mit Infinitiv und 2mal ohne finites Verb oder Infinitiv.!

Finales ὥστε begegnet Lys. 11,12, das oben, 5.2.3.2, zitiert wird. Vgl. die folgende Stelle, die nicht konsekutiv ist, sondern wohl entweder fi-

nal, oder Beispiel eines Objektssatzes (συναρμόττειν hat in jenem Fall die zwei Objekte αὐτά und ὥστε): Dem. 48,36 ταῦτα δὴ καταμαθὼν ὁ Δημοσθένης τά te μέλη τῶν ὀνομάτων καὶ κώλων καὶ τοὺς χρόνους αὑτῶν ἐπιλογιζόμενος

οὕτω συναρμόττειν αὐτὰ ἐπειρᾶτο, ὥστ᾽ ἐμμελῆ φαίνεσθαι κτλ. Finites Verb scheint nur vorzukommen, wenn es nach der klassischen Norm vorkommen kann. In 2 der 3 Fälle (Dem. 36,14; Comp. 22,101) von ὥστε mit finitem Verb nach Komma ist zwar der frühere Satz negativ, aber der Satz mit ὥστε ist nicht in den negativen Ausdruck ein-

begriffen; diese 2 Sätze scheinen auch eher selbständig zu sein: Dem. 36,14 πλὴν ov τὴν αὐτήν ye πάντες ἐπετήδευσαν ἁρμο-

νίαν, ὥστ᾽ οὐδὲ κατὰ τὰς αὐτὰς ἦλθον ἅπαντες ὁδούς. Comp. 22,101 οὐ γὰρ πέφυκε κατὰ μίαν συλλαβὴν τοῦ x προτάττεσθαι τὸ ν, ὥστε οὐδὲ συλλαβῶν ὅρια γινόμενα συνάπτει τὸν

ἦχον κτλ. Infinitiv scheint vorzukommen, wo ein finites Verb nach der klassischen

Norm möglich wäre, z. B. Isoc. 8,8 θεωρῶν elc τοσαύτην αὑτὴν npocAnAvOviav ἀκοσμίαν,

ὥστε μηδὲ τοὺς ἄρχοντας ἔτι τῶν ἰδιωτῶν κρατεῖν κτλ. Ein Korrelativ steht 1mal bei finitem Verb (aus 12 Fällen) und 7mal

bei Infinitiv (32 % der Fälle).

1 Sämtliche Stellen: fin. Verb: Lys. 5,4; 11,11; 18,15; Der. 6,26; 10,16; 24,14; 36,14; 37,16; 53,26; Din. 4,19; Th. 33,17; Comp. 22,101; Inf.: Lys. 8,9; 18,11; /soc. 8,8; Is. 18,9; Dem. 6,4; 13,50; 20,53; 35,11; 35,40; 43,77; 48,47; 48,69; 50,5; 50,40; 51,5; 51,43; 52,33; 56,20; Din. 1,35; 1,38; 11,88; Comp. 7,6; ohne fin. Verb/Inf.: Lys. 4,13; 10,6.

177 6.23.3

Nikolaos

ὡς ὡς als konsekutive Konjunktion fehlt. 377,27 steht zwar konsekutives ὡς, aber nur der Inhalt dürfte auf Nikolaos zurückgehen, die sprachli-

che Form auf Athenaios. ὡς mit Indikativ und ὡς mit Infinitiv mit finaler Bedeutung begegnen je 1mal (siehe oben, 5.2.3.3).

ae

acte

ὥστε begegnet 14mal als konsekutive Konjunktion, 2mal mit Indikativ und 12mal mit Infinitiv.! 1mal begegnet finales ὥστε mit Infinitiv (411,26, das oben, 5.2.3.3, zitiert wird). Siehe ferner folgende Stelle, wo

ὥστε einen konditional gefärbten Satz einzuführen scheint: 426,18 πολλῆς yàp ἀγαθῆς τύχης δεῖται πλοῦτος, ὥστε εἰς ἐπι-

είκειαν φέρειν: Finites Verb scheint nur wie klassisch vorzukommen.

Infinitiv tritt auf,

wenn finites Verb klassisch möglich zu sein scheint: 392,14 τῶν διδασκόντων θᾶττον αὐτὸς τὴν μάθησιν ἐπὶ τῶν

ἔργων ἀπεδείκνυτο, ὥστε ἀπὸ τοῦδε καὶ ἐν τῆι πατρίδι πολὺν ζῆλον ἐνέγκασθαι.

7mal steht im übergeordneten Satz ein Korrelativ, u. a. beide Male, wenn Indikativ vorkommt.

6.2.3.4 Strabon ὡς ὡς begegnet 12mal als konsekutive Konjunktion, 4mal mit finitem Verb und 8mal mit Infinitiv.2 Finales wg mit Infinitiv fehlt. Finites Verb 1 Fin. Verb: H: 347,3, V: 425,17; Inf.: H: 342,13; 362,33; 365,22; 370,22; 372,26; 377,21, M: 388,11; 388,22, C: 392,14; 39221; 415,19, V: 425,19. 2 Fin. Verb: 5,3,8,40; 4,8,16; 9,1,5,6; 12,8,11,33; Inf.: 2,4,2,27; 8,3,22,9; 3,30,18; 10,2,8,19; 12,3,11,21; 15,1,57,23; 17,1,35,22; 1,44,21; konsekutives wg begegnet ferner

2mal in den Exzerpten (7a,32,5; 41,2).

178 scheint nur nach der klassischen Norm vorzukommen. Infinitiv scheint aufzutreten, wenn ein finites Verb klassisch vorkommen kann:

8,3,22,9 τὸ δὲ παλαιὸν ἄλλως διώριστο, ὡς Kal τινὰς τῶν πέραν

τῆς Νέδας ὑπὸ τῷ Νέστορι εἶναι κτλ. [ri

WOTE

ὥστε begegnet 663mal, wovon 622mal als konsekutive Konjunktion.! Bei konsekutivem ὥστε steht 227mal ein finites Verb und 362mal Infinitiv; 33mal steht weder finites Verb noch Infinitiv.? Manchmal steht nach ὥστε ein finites Verb, das nicht als von der Konjunktion abhängig verstanden werden muß:

1,2,24,7 τοσούτου yàp dei τοῦτ᾽ ἀληθὲς εἶναι τὸ ἀγνοεῖν “Ounρον τὸν ἰσθμὸν τοῦτον, ὥστε ἐκεῖνον μέν φημι μὴ εἰδέναι μόνον, ἀλλὰ καὶ ἀποφαίνεσθαι ἄντικρυς κτλ. φημί ist hier parenthetisch eingeschoben, ohne Einwirkung auf die Konstruktion (was die Negation un auch zeigt); dies ist also als ein Fall von Infinitiv zu verstehen. So habe ich auch 5 weitere Stellen behan-

delt.3 Finales ὥστε mit Infinitiv begegnet 33mal, z. B.* 2,3,4,85 πάλιν δὲ κατασκενασάμενον στρογγύλον πλοῖον Kal

μακρὸν πεντηκόντορον, ὥστε τῷ μὲν πελαγίζειν τῷ δὲ πει-

ρᾶσθαι τῆς γῆς κτλ. ! ὥστε wird in den folgenden Fällen ganz oder teilweise (einige Buchstaben) von den Edd. suppliert: 9,1,1,17; 2,21,2; 3,17,8; 10,3,7,23; vgl. ferner 8,6,9,3 Aavaóc, ὃς

τοσοῦτον τοὺς πρὸ αὐτοῦ δυναστεύοντας ἐν toic τόποις ὑπερβαλέσθαι δοκεῖ ὥστε κατ᾽ Εὐριπίδην »Πελασγιώτας ὠνομασμένους τὸ πρὶν Δαναοὺς καλεῖσθαι νόμον ἔθηκ᾽ ἀν᾽ ᾿Ελλάδακ. (diese Stelle wird auch mitgerechnet); 16,2,23,6 wird auch mitgerechnet (siehe folgende Fußn.); 2mal (10,3,16,12; 14,5,14,25) begegnet Gote in Zitaten und 2mal (7a,35,1; 35,16) in den Exzerpten. 2 Hierher wird gerechnet 16,2,23,6 ἐνταῦθα δέ φασι πολυστέγους τὰς οἰκίας *

ὥστε καὶ τῶν ἐν Ρώμῃ μᾶλλον: Es kann jedoch sein, daß sich der Text an dieser Stelle in so schlechtem Zustand befindet, daß eine Interpretation unmöglich ist. 3 2,1,40,17; 5,4,13,7; 10,5,10,10; 13,1,58,6; 16,2,28,5. 4 2,3,4,85; 5,10,8; 3,2,13,9; 3,7,11; 4,18,20; 4,5,3,21; 5,2,6,20; 3,8,11; 4,6,28; 6,1,10,25;

1,12,9; 7,2,3,14; 4,7,14; 8,3,28,5; 3,33,48; 6,16,26; 10,1,6,6; 4,16,17; 4,16,23; 11,5,1,16; 7,4,7; 11,8,22; 13,7,25; 14,4,20; 12,3,1,14; 14,1,21,11; 2,5,34; 15,1,42,21; 16,4,17,32; 17,1,6,28; 1,29,19; 1,36,20; 1,44,19.

179 4 weitere Stellen sind nicht Beispiele von konsekutivem ὥστε, z. B. 8,5,4,21 ἁλῶναι πολέμῳ Kal κριθῆναι δούλους ἐπὶ τακτοῖς τισιν,

ὥστε τὸν ἔχοντα unt’ ἐλευθεροῦν ἐξεῖναι μήτε πωλεῖν ἔξω

τῶν ὅρων τούτους: Hier drückt ἐπὶ τακτοῖς τισιν, ὥστε eine Bedingung aus.! Finites Verb scheint nur nach der klassischen Norm vorzukommen. Infinitiv kommt vor, wenn finites Verb klassisch möglich zu sein scheint:

1,1,20,19 φανερῶς yàp ἐπιπροσθεῖ toic πλέουσιν ἡ kuptétne τῆς θαλάττης, ὥστε μὴ προσβάλλειν τοῖς πόρρω φέγγεσι τοῖς ἐπ᾿ ἴσον ἐξῃρμένοις τῇ ὄψει. Korrelative stehen etwas öfter bei finitem Verb als bei Infinitiv. Dies

kommt 60mal bei finitem Verb (26 % der Fälle) und 73mal bei Infinitiv

(20 % der Fälle) vor.

6.2.3.5 Philon ὡς *.

Philon verwendet konsekutives ὡς sehr viel häufiger als die anderen hier behandelten Schriftsteller. Es begegnet 407mal, wovon 1mal mit Indikativ, 403mal mit Infinitiv und 3mal ohne finites Verb/Infinitiv.2

Finales ὡς mit Infinitiv begegnet 8mal, z. B.3 6,30,7 τὰ δ᾽ ἐπαχθῆ koi δυσυπομόνητα κυρίως Epunvevow τοῖς ὀνόμασι γυμνοῖς κἀν μέσῳ τιθεῖσα αὐτά, ὡς ἔκδηλον τὴν ékác-

του φύσιν καὶ τοῖς ἀμυδρῶς ὁρῶσι προφαίνεσθαι: Die Konstruktion mit Indikativ hätte auch klassisch vorkommen

kön-

nen. Infinitiv kommt vor, wenn finites Verb möglich gewesen wäre, z.B.

! Vgl. 4,4,6,14 (συμβαίνειν ὥστε); 9,5,22,32 (λόγον ὥστε); 13,3,1,27 (ἱκανὸν ὥστε,

wo ὥστε Infinitivzeichen ist). Vgl. oben, 6.1.1. 2 Ind.: 8,85,4; ohne fin. Verb/Inf.: 22,32,3; 31,61,3; 33,112,2. 3 4,202,7; 6,30,7, 8,168,8; 182,3; 13,134,4; 34,63,9; 38,169,2; 336,3.

180 36,103,2 ὅτε μὲν οὖν elc τοσοῦτον ἐπιδέδωκε Kal συνηύξηται, ὡς

μονονονχὶ τῇ ἀορίστῳ τοῦ κενοῦ φύσει τῷ τῆς ἐλάσεως ἀπειρο-

μεγέθει συνδραμεῖν κτλ. .

ὥστε

ὥστε kommt 282mal vor, wovon 270mal als konsekutive Konjunktion.! 161mal steht finites Verb und 84mal Infinitiv; 25mal steht we-

der finites Verb noch Infinitiv.2 Parenthetisches φημί, ohne Einwirkung auf die Konstruktion mit Infinitiv, kommt 2mal vor.3 5mal hat

ὥστε mit Infinitiv finale Bedeutung, z. B.4 35,37,5 u. 6 διὰ τοῦτο ἐσθίουσι μέν, ὥστε μὴ πεινῆν, πίνουσι δέ, ὥστε μὴ διψῆν κτλ. Finites Verb scheint nur nach der klassischen Norm verwendet zu werden. Infinitiv steht, wenn es nach der klassischen Norm nicht notwendig

zu sein scheint, z. B.

2,40,3 οὗ yàp μετέσχεν ὁ νοῦς napa θεοῦ, τούτου μεταδίδωσι τῷ ἀλόγῳ μέρει τῆς ψυχῆς, ὥστε τὸν μὲν νοῦν ἐψυχῶσθαι ὑπὸ θεοῦ κτλ. Korrelativ steht 53mal bei finitem Verb (33 % der Fälle) und 15mal bei Infinitiv (18 % der Fälle), also erheblich öfter bei finitem Verb.

6.3 Auswertung 6.3.1 werden die Tendenzen zusammengefaßt, die in Kap. 7 verwertet werden. Die Tabelle 6.1 gibt eine Übersicht über Konsekutivkonjunk1 Es kommt in Zitaten vor: 3,105,3; 8,70,3; 17,96,2; 193,2; 239,4; 28,230,3; 36,41,8. ? Nach der CD-ROM-Diskette (TLG) 279mal (die folgenden Stellen findet das von mir verwendete Arbeitsprogramm, Pandora 2.5, nicht auf der CD-ROM-Diskette: 6,28,5; 17,23,4; 34,41,5). Eine schwierige, aber wohl konsekutive Stelle ist 3,45,4: 6 yap

νοῦς --- σὺν πολλαῖς δυνάμεσι xai ἕξεσιν ἐγεννᾶτο, λογικῇ ψυχικῇ φυτικῇ, ὥστε Kai αἰσθητικᾷῇ Vgl. die Übersetzung von Whitaker (Loeb): „For the mind --- came into existence in association with many potentialities and conditions, those of reason, animal

life, and growth, and so with that of perception also.“ 15,38,7 und 34,41,5 ist ὥστε ein sehr wahrscheinlicher Zusatz von Wendland bzw. Cohn.

3 22,174,2, 30,100,5; vgl. oben zu Strabon. 4 29,182,5; 30,86,1; 35,37,5; 37,6; 38,52,1.

181 tion und Modus in der hellenistischen Prosa und in der frühen Kaiser-

zeit:!

a. Konjunktion: Bei Dionysios AR, SR, Nikolaos und Strabon begegnet fast immer ὥστε. Dies haben sie gemeinsam mit der hellenistischen Prosa. Philon dagegen hat in der überwiegenden Zahl der Fälle wc. b. Modus: In der frühen Kaiserzeit werden Konsekutivsätze mit fi-

nitem Verb wesentlich häufiger als sie es in der hellenistischen Prosa zu sein scheinen. Dies ist nicht klar bei Nikolaos, der finites Verb in 14 % der Fälle hat (Polybios 15 %; Diodoros 8 %); da es aber bei Nikolaos sehr wenige Beispiele gibt (insgesamt 14 Stellen;

14 % sind 2 Stellen), kann sein Sprachgebrauch nicht sicher beurteilt werden. c. Bei ὡς steht wesentlich öfter Infinitiv als bei ὥστε. Dies ist eindeutig bei Philon, der als einziger wc oft hat. Bei Philon steht ferner ὥστε in der Mehrzahl der Fälle mit finitem Verb. Es gibt daher Ähnlichkeiten zwischen Philon und späteren Schriftstellern.? Erste Voraussetzung für dieses spätere System ist jedoch natürlich die Aufnahme von finitem Verb, die allgemein in der frühen Kai-

serzeit begegnet.

Tabelle 6.1

Konsekutivkonjunktion : Modus in der hellenistischen

Prosa und in der frühen Kaiserzeit (F = finites Verb; I = Infinitiv)

ὡς

ὥστε

F: hellenistische Prosa

I

raro : raro

F:

1

raro : pass.

Dionysios AR

1:

5

92: 94

Dionysios SR Nikolaos

0: 2 0:0

12: 22 2:12

! Außer den in der Tabelle 6.1 angeführten Stellen gibt es eine kleine Anzahl von Stellen ohne finites Verb oder Infinitiv: Dionysios AR ὥστε (2), SR ὥστε (2), Strabon

ὥστε (33), Philon ὡς (3), ὥστε (25). 2 Die Tendenz ὡς mit Inf., ὥστε mit fin. Verb begegnet bei Basileios d. Gr. (Trunk 1911, 52 f) sowie im 5. Jh. n. Chr. (siehe Hult 1990, 140); schon in der klassischen Peri-

ode steht ὡς fast immer mit Inf. (Smyth 1956 8 2252).

182 ὡς F:

Strabon Philon

ὥστε I

4: 8 1:403

F:

I

227 :362 161: 84

Syntaktische Umgebung

Ferner wurden die Schriftsteller der frühen Kaiserzeit in bezug auf folgendes untersucht:

a. Ob finites Verb in Kontexten vorkommt, wo die klassische Sprache nur den Infinitiv hat b. Ob Infinitiv vorkommt, wenn es in der klassischen Sprache nicht notwendig ist (d. h. in Sátzen, die eine faktische Folge beschreiben)

Sámtliche Schriftsteller der frühen Kaiserzeit folgen den attischen Vorbehalten in bezug auf den Gebrauch von finitem Verb. Die finite Konstruktion macht keinen Einbruch ins Gebiet, das klassisch exklusiv dem

Infinitiv gehórt. Ferner begegnet aber bei allen Infinitiv auch, wenn es

nicht nach diesen Regeln notwendig ist, was dafür spricht, daB die Konstruktionen mit finitem Verb und Infinitiv mindestens zu einem Teil als Alternativen zu einander auftreten. Außerdem wurde untersucht:

c. Grad der Selbständigkeit des Nebensatzes: Vorkommen Korrelativen

von

Eine allgemeine Zunahme von finitem Verb in Konsekutivsátzen ist in

der frühen Kaiserzeit festgestellt worden. Entweder kónnte man sich hier vorstellen, daB eine Zunahme

von selbstándigen, konsekutiven

Sätzen mit der satzeinleitenden Partikel ὡς ὥστε vorliegt, oder daß wir es mit einer Zunahme von finitem Verb zu tun haben bei mehr

oder weniger derselben Zusammengehörigkeit der Sätze wie bei der Infinitivkonstruktion. Unter anderem um dies zu untersuchen, habe ich

die Konsekutivsátze mit Korrelativ gesammelt. Die Tabelle 6.2 zeigt das Vorkommen in % von Korrelativen bei ὥστε und finitem Verb bzw. Infinitiv in der frühen Kaiserzeit. ὡς wird nicht beachtet, da es fast nur bei Philon vorkommt.

183

a. Es gibt keine besondere Vorliebe für Korrelative bei der Infinitivkonstruktion.! Dies steht im Gegensatz zur klassischen Sprache, aber deutet auf eine ähnliche Tendenz wie bei Polybios und Diodor hin, die etwa gleich oft Korrelative bei finitem Verb und

Infinitiv haben (in jew. etwa 50 % der Fälle). b. Es scheint daher wahrscheinlich, daß die Zunahme von finitem Verb in der frühen Kaiserzeit als ein veränderter Sprachgebrauch

unter vergleichbaren Bedingungen zu verstehen ist: auch wenn man nur die Fälle mit Korrelativ rechnet, nimmt die finite Konstruktion

zu.

Tabelle 6.2

Modus : Korrelativ (%) bei der Konsekutivkonjunktion

ὥστε in der frühen Kaiserzeit

Dionysios AR Dionysios SR Nikolaos Strabon Philon

6.3.1

finites Verb

Infinitiv

20 8 100 26

29 32 42 20

33

18

Tendenzen

In der Tabelle 6.3 werden die Tendenzen zusammengefaßt, die in der allgemeinen Zusammenfassung verwertet werden.

! In einigen Fällen baut diese Statistik auf sehr wenige Stellen; daher unterschiedlichen Prozentzahlen nicht allzu ernst genommen werden; die sehr abweichenden Zahlen für ὥστε bei Dionysios SR (öfter Infinitiv) und Nikolaos (öfter Korrelativ bei fin. Verb) betrifft, sei auf tistische Material hingewiesen (vgl. die Tabelle 6.1).

sollen die besonders Korrelativ das kleine

sehr was bei sta-

184

Tabelle 6.3 Konsekutivsätze in der klassischen Sprache, in der hellenistischen Prosa und in der frühen Kaiserzeit

A. Diachronische Übersicht

Konjunktion

Klassisch

Hellenistisch

Kaiserzeit

haupts.

fast nur

wie hellen.

ὥστε

ὥστε

Prosa (Ausnahme Philon)

Modus

Korrelativ

sowohl Inf. als auch fin. Verb

haupts. Inf.

Zunahme fin. Verb

meistens

gleiche Ten-

wie hellen.

bei Inf.

denz bei Inf. und fin. Verb

Prosa

B. Synchronische Übersicht der einzelnen Schriftsteller in der frühen Kaiserzeit (U: unhellenistische Tendenz; H: hellenistische Tendenz; -: Evidenz fehlt ganz) AR

SR

Nikolaos

Strabon

Philon

Konjunktion

H

H

H

H

U

Modus

U

U

H?

U

U

Korrelativ

H

U?

H

H

H

7 Zusammenfassung und Ausblicke

Diese Zusammenfassung enthält drei Hauptteile. 7.1 wird die sprachliche Evidenz ausgewertet. 7.2 diskutiere ich, als eine Applikation der sprachlichen Untersuchungen, die Behandlung von Datierungsproble-

men. 7.3 enthält einige zusammenfassende Gesichtspunkte.

7.1

Klassifikation

Zuerst werde ich den Problemkomplex angreifen, der den Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit bildete: Wie ist die Tendenz zum Sprachwandel auf verschiedene Texte und Schriftsteller in der frühen Kaiserzeit verteilt? Inwiefern können individuelle Tendenzen festgestellt werden? Können die Schriftsteller der frühen Kaiserzeit in Gruppen eingeteilt werden? - d. h.: Wie verhalten sich die Schriftsteller der frühen Kaiserzeit in sprachlicher Hinsicht zueinander und zur Tradition? Diese Diskussion erfolgt auf Basis der Anzahl von verschiedenen Variablen mit ähnlicher Tendenz, die in den Auswertungen nach jedem Kapitel zusammengefaßt sind, sowie gewissermaßen auf Basis von deren Frequenz. Separat (7.1.1) werden die typologischen Eigenschaften von Neuerungen mit einer gewissen Verteilung diskutiert (ob typisch für attische Prosa, für die Tragiker, für Herodot usw.).

Alle Erscheinungen, die der Auswertung zugrunde liegen, werden in tabellarischer Form angeführt. In diesen Tabellen, 7.1.A und B, wird jede Erscheinung durch eine Nummer reprásentiert. Die Erscheinungen kónnen mit Hilfe der Appendices am Ende der Abhandlung identifiziert werden, in denen die jeweilige Erscheinung mit ihrer entsprechenden Nummer angeführt wird. Wenn man nun, wie hier, von 5 Schriftstellern ausgeht, kann es bei

jeder Erscheinung sein, daß ein jeder Schriftsteller allein in unhellenistische Richtung abweicht, oder daß zwei, drei, vier oder fünf Schrift-

steller abweichen, oder gar keiner. Wenn zwei, drei oder vier Schrift-

steller in unhellenistische Richtung abweichen, kann jede Kombination von Schriftstellern vorkommen. Man kann leicht ausrechnen, daß es 32 mögliche Kombinationen von abweichenden Schriftstellern gibt (den

186 Fall, daß niemand abweicht eingerechnet), nach der Formel 25. In den Tabellen habe ich mein Material in diese 32 Kategorien eingeteilt; 0 U

bezeichnet eine Situation, wo niemand in unhellenistische Richtung abzuweichen scheint; U1 bezeichnet die Abweichung des Dionysios AR allein, U2 des Dionysios SR allein; U35 bezeichnet die Abweichung des Nikolaos und Philons, 5 U die Abweichung aller, usw.

Diese Auswertung des Materials ist notwendigerweise sehr allgemein und behandelt nicht jede Einzelheit, die die Untersuchungen ergeben haben. Probleme in einzelnen Untersuchungen werden grund-

sátzlich nicht diskutiert. Mit Unterstreichung wird in der Tabelle 7.1.A angegeben, daß Evidenz für einen oder mehrere Schriftsteller ganz fehlt. Spárliche, mangelhafte Evidenz wird nicht besonders angegeben; daB solche Evidenz überhaupt herangezogen wird, beruht darauf, daß viele an sich nicht signifikante Tendenzen zusammengenommen signifi-

kant sein können.

Tabelle 7.1.A

Tendenzen bei sprachlicher Variation in der frühen

Kaiserzeit (Appendix 1); U = unhellenistische Tendenz 0U

vu

U2

2

14

37

U14

U15

U23

U3

U24

U4

U25

US

U12

U13

35

28,29

31

U34

U35

U45

1

7

U234

U235

U2345

SU

18

U123

U124

U125

U134

2

U245 34

U345

U1234

U1235 10,15

U135

U145

12,30

20

U1245

U13445

222425, 26,27,36

464, 17

3,5,9,11, 16,19,21, 23,32,33

187

Tabelle 7.1.B Verteilung von einzelnen unhellenistischen Zügen in der frühen Kaiserzeit (Appendix 2.A) QU

vu

U2

48,49,54, 58,59,60

U14

U15

U23

U3

U4

US

UD

U13

38,52,63

53,55,56 66

57

64

40

U24

U25

U34

U35

U45

39

61

U234

U235

65

U123

U124

U125

U134

51

U245

U345

42

U1234

U1255

U135

U145

45

50

125

UnD45

4344,67, 46471 68

41

U2345



SU

62

Zuerst wird hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse gegeben; darauf werden die darin enthaltenen Behauptungen näher erórtert:

1. Kein Schriftsteller bzw. keine Gruppe von Schriftstellern in dieser Zeit führt alleine den unhellenistischen Trend ein. 2. Keine Gruppen von Schriftstellern kónnen isoliert werden. 3. Es ist nicht feststellbar, daß die unhellenistischen Tendenzen

nach einem absoluten hierarchischen System verteilt wären (dieser Begriff wird unten náher erórtert). 1. Das wichtigste Ergebnis ist, daB kein Schriftsteller in dieser Zeit alleine den unhellenistischen Trend einführt. Ein solcher Trend ist auch

nicht auf eine Gruppe von Texten beschränkt, sondern begegnet in al-

188 len Texten. Es ist zu bemerken, daß dies nicht nur für Dionysios, Nikolaos, Strabon und Philon gilt, sondern z. B. auch festgestellt werden kann für die fragmentarisch erhaltenen Historiker, für inschriftliches Material aus Attika usw. (dazu unten, 7.1.2). Es ist daher klar, daß dieser Trend nicht auf etwas, das tentativ ein Genre repräsentieren könn-

te, beschränkt ist, sondern in sehr unterschiedlichen Texten begegnet.

Es kann auch bemerkt werden, daß bei allen Schriftstellern in der frühen Kaiserzeit Tendenzen/Alternativen vorkommen, die als typisch hellenistisch gelten müssen (siehe außer Appendix 1 auch Appendix 2.B). Von den 37 Variablen in der Tabelle 7.1.A, wo eine unhellenistische Tendenz möglich ist, begegnen 27 bei mindestens 3 Schriftstellern.

Die größte einzelne Gruppe in dieser Tabelle ist die, wo alle unhellenistisch sind (10 Erscheinungen). Ferner kann es sein, daß das vermutete

Abweichen eines Schriftstellers in hellenistische Richtung, wo 4 unhellenistisch sind, in vielen Fällen nur zu bedeuten hat, daß das statistische Material mangelhaft ist (siehe z. B. die Variablen 4, 6, 26, 27). Die Tabelle 7.2 gibt eine Übersicht über unhellenistische Tendenzen sowie einzelne unhellenistische bzw. hellenistische Züge in der frühen Kaiserzeit. Sie zeigt, daß es etwas mehr unhellenistische Tendenzen bei Dionysios AR und Philon gibt als bei den übrigen, aber vor allen Dingen, daß alle eine Mehrzahl

der unhellenistischen Tendenzen

haben. Der Appendix 2 muß mit besonderer Vorsicht ausgewertet wer-

den: da dort keine Rücksicht auf Alternativen genommen wird, spielt bei dessen Auswertung der Umfang der Texte eine größere Rolle.

Tabelle 7.2

Zahl der unhellenistischen Tendenzen und der einzelnen

unhellenistischen bzw. hellenistischen Züge in der frühen Kaiserzeit Dionysios AR

Dionysios SR

Nikolaos

Strabon

Philon

Appendix 1: unhellenistische Tendenzen 30

24

20

24

30

14

16

7

7

Appendix 2.A: einzelne unhellenistische Züge 18

9

11

Appendix 2.B: einzelne hellenistische Züge 6

3

1

189 2. Das zweite Hauptergebnis ist, daß die Schriftsteller nach dem Prinzip von Isoglossen in keine deutlichen kleineren Gruppen eingeteilt werden können. In der Tabelle 7.3 wird die relevante Information aus den

Appendices angeführt (vgl. die Tabellen 7.1.A und B); in den Parenthesen wird die Anzahl bindender Isoglossen angegeben, d. h. der Fälle, wo bestimmte Schriftsteller gemeinsam von dem hellenistischen Verhalten abweichen. Die Zahl solcher gemeinsamen Abweichungen ist bei den meisten Kombinationen von Schriftstellern niedrig. Ich werde jedoch hier kurz auf denkbare Gruppen von einem bzw. vier Schriftstel-

lern eingehen. Was Gruppen von einem betrifft, gibt es drei unhellenistische Tendenzen, auf die meine Untersuchungen von sprachlicher Variation hin-

deuten (Appendix 1); sie kommen vor bei Dionysios AR (Appendix 1, Nr. 14), SR (37) bzw. Philon (35). Interessant ist das Vorkommen von konsekutivem ὡς bei Philon; dies ist ein relativ häufiges Phänomen.

Einzelne unhellenistische und hellenistische Züge (Appendix 2) gibt es in verschiedenen Texten. Was Gruppen von vier Schriftstellern betrifft, sind U1345 bzw. U1245 häufiger als andere, d. h. Dionysios SR und Nikolaos haben re-

lativ oft nicht die unhellenistische Tendenz. Da diese Texte die mit Abstand kürzesten und viele dieser Erscheinungen selten sind (z. B. 4, 6, 26, 27), hat dies vielleicht wenig zu bedeuten.

Tabelle 7.3 Gruppen von Schriftstellern in der frühen Kaiserzeit

Appendix 1 (U = unhellenistischer Zug)

1U: 2U: 3U: 40: SU:

U1 (1), U2(1) US (1) U12(2), U13 (1), U24 (1), U35 (1), U45 (1) UI25 (1), U135 (2), U145 (1), U245 (1) UI235 (2), U1245 (6), U1345 (4) 10

Appendix 2.A 1 U:

2U:

3U:

4U: SU:

U1 (6), U3 (3), U4 (4), US (1)

U12 (1), U13 (1), U25 (1), U35 (1), U45 (1)

UI25 (I), U135 (1), U145 (1), U235 (1), U345 (1)

U1245 (4), U1345 (2) 1

190 Appendix 2.B (H = hellenistischer Zug)

1H:

H1(3) H4 (4), H5 (4)

4H:

H1245 (2) 1

3. Eine weitere Frage ist, ob die Verteilung von unhellenistischen Erscheinungen auf ein hierarchisches System hindeutet, d. h. ob eine ge-

wisse unhellenistische Tendenz einen relativen Wert oder Schwierigkeitsgrad hat. Dies könnte sich darin zeigen, daß ein Text mit vielen unhellenistischen Tendenzen die Tendenzen von einem Text mit wenigeren solchen Tendenzen hat sowie einige weitere, und daß die Verwen-

dung einer bestimmten Erscheinung auf ein bestimmtes Niveau deutet. Diese Frage hat natürlich mit dem Gruppierungsproblem zu tun und dasselbe Material kann die neu formulierte Frage beantworten: wenn

eine absolute Hierarchie dieser Art existieren würde, dürfte es in der Tabelle 7.3 etwa die Gruppen U1, U12, U123, U1234, 5 U geben, jedoch nicht U1 und US, oder U13 und U45. Dasselbe Prinzip kann auch

in der folgenden Weise dargestellt werden (die Nummern bezeichnen die Erscheinungen im Appendix 1): Dionysios AR

Dionysios SR

Nikolaos

Strabon

1

3 4 5 6

Philon 1

3

3

3

3

5

4 5 6

4 5 6 7

4 5 6 7

USW.

Mit einem solchen Prinzip sollten die Lücken des Dionysios AR, der mehr unhellenistische Tendenzen hat, nie von Dionysios SR, Nikolaos

oder Strabon gefüllt werden, während die Lücken bei ihnen von Dionysios AR immer gefüllt werden sollten. So ist es aber nicht; siehe die Variablen 1, 7, 18, 34, wo Dionysios AR mehr in Übereinstimmung mit hellenistischem Sprachgebrauch ist als es bei einigen von diesen der Fall ist. Ähnlich sieht es aus, wenn man andere Texte in dieser Weise

191

vergleicht. Dies bedeutet jedoch nicht, daß eine relative Auswertung ganz unmöglich ist. Die unhellenistischen Tendenzen, die bei allen vor-

kommen, sind wahrscheinlich weniger speziell als diejenigen, die bei einem vorkommen (dazu unten, 7.1.3).

7.1.1 Typologie In diesem Abschnitt werde ich die typologischen Eigenschaften der Abweichungen von der hellenistischen Sprache in der frühen Kaiserzeit diskutieren: ob wir es mit größerer Übereinstimmung mit einer attischen Prosanorm zu tun haben, mit der Sprache der Tragiker, mit Herodot, oder mit einer nachklassischen Norm (d. h. Innovation im eigent-

lichen Sinn) usw. Für diesen Zweck habe ich die Appendices 1 und 2.A ausgewertet sowie die dazu gehórende Information über práhellenistische Normen, die ich in meinem Material zusammengetragen habe. Unten folgt eine Zusammenfassung dieser Auswertung. Darauf folgen einige Bemerkungen zur Hiatvermeidung.

Wenn ein Schriftsteller in unhellenistischer Richtung abweicht, ist der Sprachgebrauch dieses Schriftstellers oft ziemlich speziell aus einer attischen Perspektive. Bei den folgenden Erscheinungen weicht ein Schriftsteller in unhellenistischer Richtung ab: 14, 35, 37, 38, 48, 49 (= 14), 52-60, 63, 66. Von diesen ist in den Fällen 38, 53, 55, 58, 63 die unhellenistische Variante an sich attischer Prosagebrauch, aber wohl et-

was exklusiv als solche: sie begegnet bei Xenophon, Thukydides, Platon eher als bei den Rednern. Die einzigen normalattischen Abweichungen

sind 37 (Bindung Korrelativ : konsekutiver Infinitiv) und 60 (&ye). Es ist zu bemerken, daß solche individuellen Abweichungen in das tragische, epische u. à. bei allen Schriftstellern vorkommen. Wenn alle Schriftsteller in unhellenistischer Richtung abweichen,

ist es Regel, daß die Abweichungen eine größere Übereinstimmung mit

attischer Prosanorm bedeuten. Zu dieser Gruppe gehóren die Erscheinungen 3, 5, 9, 11, 16, 19, 21, 23, 32, 33, 62. 11 (σύν) sieht wie eine Ausnahme aus; σύν ist nicht normalattisch, wird aber in allen Texten häufi-

ger; es wird jedoch vor allen Dingen bei Dionysios AR und Nikolaos

häufiger. 23 (καίτοι in der Funktion von καίπερ) ist wohl eine späthellenistische Innovation; 32 (μή als Finalkonjunktion) ist vielleicht eine Ausnahme,

aber die vermutete Zunahme

dieser Konstruktion in der

frühen Kaiserzeit ist unsicher. Wenn zwei, drei oder vier Schriftsteller in unhellenistischer Richtung abweichen, liegt fast immer Übereinstimmung mit einer attischen Norm vor.

192 Man mußte also, scheint es, unattisch sein, um von den Zeitgenossen abzuweichen. Die Übereinstimmung mit attischen Mustern scheint

wichtig gewesen zu sein für die Durchsetzung neuer Tendenzen. Zuletzt sei auf eine weitere typologische Eigenschaft der frühkai-

serzeitlichen Prosa hingewiesen: es gibt vielfache Beispiele dafür, daß eine Variante gefördert wird, die nicht wie die in der hellenistischen

Prosa üblichere Variante Hiatus vermeidet, d. h. in der frühen Kaiserzeit wird eine Variante mit vokalischer statt konsonantischer Endung häufiger verwendet. Zum Beispiel verbreiten sich die Infinitive iocávat und -(v)vova: auf Kosten von lotávew und -(v)voew sowie καίτοι

auf Kosten von καίπερ usw.! 7.12 Verbreitung der untersuchten Tendenzen in anderen Texten In diesem Abschnitt werde ich untersuchen, inwiefern sich zu den allgemeinen Tendenzen, die ich bei Dionysios, Nikolaos, Strabon und Phi-

lon festgestellt habe, Parallelen in anderem Material aus derselben Zeit finden lassen. Diese Übersicht ist unvollstándig und konzentriert sich auf eine kleine Auswahl von Texten. Um Zirkelschlüsse zu vermeiden, ist es notwendig, die Übersicht auf sicher datierte Texte zu beschränken. Es gibt unsicher datierte Texte, für die aus anderen Grün-

den als sprachlichen eine Datierung in der Kaiserzeit plausibel ist. Da-

zu gehóren u. a. einige Schriften aus dem Corpus Aristotelicum sowie das 4. Makkabüerbuch; einige solche Schriften werden unten, 7.2, diskutiert. Einige von ihnen zeigen auch sprachliche Áhnlichkeiten mit den sicher auf die frühe Kaiserzeit datierten Texten. Es wáre aber natürlich

methodisch falsch, wegen sprachlicher Übereinstimmungen zu behaupten, daß sie aus der frühen Kaiserzeit stammen, und gleichzeitig diese sprachlichen Übereinstimmungen als Argument für die Homogenität der Sprache der frühen Kaiserzeit zu verwenden. Dies hindert aber nicht, daß diese Schriften, wenn sie wirklich aus der frühen Kaiserzeit stammen, in diesem Zusammenhang relevant sind; nur ist es schwierig,

sie einwandfrei auszuwerten. Die hier untersuchten Texte sind sämtlich Historikertexte, und zwar die folgenden: ? ! Zu Hiatus siehe oben besonders 2.3.1 -(v)vuj : -(v)vóu, 2.3.2 ἵστημι : ἱστάνω, 3.5

ἕως, 4.6 καίτοι : kaitou...)ye, μέντοι : MEVTOL(...)yE, τοιγάρτοι : τοιγαροῦν, νυνί : viv. Diese Liste ließe sich anhand meines Materials ausweiten: z. B. kommt ja δή öfter vor als früher; vielleicht gibt es in der hellenistischen Zeit wegen des vokalischen Auslautes Vorbehalte gegen dieses Wort. ? [ch habe auch, ohne Ergebnis, nach Mythographen, Geographen u. à. gesucht.

Diese Liste baut auf Berkowitz/Squitier 1990. Als sicher datiert gelten hier Texte, die von Berkowitz/Squitier und den einschlägigen RE-Artikeln als solche bezeichnet wer-

den; Schriftsteller aktiv zwischen etwa 30 v. Chr. und 40 n. Chr. sind systematisch

193 Herodes, Juba, Kaikilios v. Kale Akte, Konon, Ptolemaios, Sokra-

tes v. Rhodos, Timagenes v. Alexandria.! Die Historikerfragmente dieser Schriftsteller werden untersucht. Von inschriftlichem Ma-

terial áhnlichen Charakters wird die griechische Version der Res Gestae Divi Augusti untersucht.

Eine náhere Diskussion dieser Untersuchungen folgt unten. Das Ergebnis ist, daß es zu den größeren untersuchten Texten Parallelen gibt: es

kann gewissermaßen ein ähnliches sprachliches Verhalten festgestellt werden, was bisher von der Forschung nicht hinreichend beachtet worden ist. Es ist ferner zu bemerken, daß es Parallelen im medizinischen

Schrifttum der frühen Kaiserzeit gibt.? Es gibt auch Parallelen in den Inschriften aus Attika.? Eine archaisierende Tendenz kann sogar in den Buchstabenformen der Inschriften aus der Kaiserzeit beobachtet werden; diese Tendenz scheint in Athen in der Zeit des Augustus entstanden zu sein (Referenzen bei Bowersock 1979, 73).

Was die Ergebnisse der Untersuchung der Historikerfragmente betrifft, sollen ausfürlich nur Res Gestae und Konon diskutiert werden.

Die übrigen Fragmente sind sehr kurz und man kann nur bei äußerst wenigen Zeilen davon einigermaßen sicher sein, daß der annähernd

beachtet worden; siehe zur Literatur jener Zeit z. B. Bowersock 1965; 1979 (vgl. oben,

1.2). Für Literatur zu den Res Gestae und Konon siche unten; zu Medizinern und Inschriften siehe unten; Papyri hätte ich gerne untersucht, aber Gignac 1976-1981 ist nicht leicht zu verwenden, da unsystematisch, unhistorisch und unvollstándig (nur Phonologie und Morphologie). ! Als Textgrundlage hat Jacobys FGrH gedient, obwohl es teilweise andere Editionen gibt; dic Texte finden sich wie folgt in den FGrH: Herodes 2 B 988-90; Juba 3 A 127-55; Kaikilios v. Kale Akte 2 B 911-12; Konon 1 A 190-211; Ptolemaios 2 B 930; Sokrates v. Rhodos 2 B 927-28; Timagenes v. Alexandria 2 A 319-23.

2 In dem medizinischen Schrifttum jener Zeit begegnet häufig σύν, z. B. bei Heras (12mal σύν, 19mal peta) und Dioskurides (etwa 800 : 600), weniger bei Apollonios

dem Herophileer (4 : 50); siche Fabricius 1972, 167 ff und Mommsen 1895, 394 (Dioskurides). Dioskurides hat 15mal περί und 3mal ὑπό mit Dativ; er hat 1mal ἄνευ, 12mal

χωρίς und 22mal δίχα. Apollonios v. Kition - späthellenistisch — hat oft δή. 3 Was die attischen Inschriften der frühen Kaiserzeit betrifft, habe ich Meisterhans

1900 (von der angekündigten Arbeit von Threatte ist bis jetzt nur die Phonologie erschienen, Threattc 1980) in bezug auf alle von mir untersuchten Erscheinungen durchgearbeitet, mit dem folgenden Ergebnis: Der Dual wird wiederbelebt in der Kaiserzeit (Meisterhans 1900, 199 ff [201 ἢ). 330-30 v. Chr. finden sich von den

Aoristen von δίδωμι, ἵημι, τίθημι nur x-Formen; danach herrscht Eklektizismus (Meisterhans 1900, 189). In der Kaiserzeit verbreitet sich σύν auf Kosten von μετά (Meisterhans 1900, 219, mit Beispielen aus den Jahren 61 bzw. 138-161 n. Chr.). ὡς ἄν als

Finalkonjunktion begegnet nach 117 n. Chr. (Mcisterhans 1900, 255).

194 treue Wortlaut des Verfassers vorliegt. Es gibt, soviel ich sehe, nichts,

woraus man durch Vergleiche mit diesem Material Schlüsse ziehen

kann.!

Res Gestae

Der Index rerum a se gestarum, bei den Vestalinnen deponiert und nach dem Tode des Augustus dem Senat vorgelegt, wurde auf zwei ehernen

Pfeilern vor dem Mausoleum auf dem Marsfeld eingraviert.? Diese Pfeiler sind nie aufgefunden worden; es existieren aber aus Kleinasien drei unterschiedlich vollständige Kopien nebst griechischer Übersetzung. Wie die griechische Version entstanden sei, ist unbekannt. Es handelt sich um Übersetzungsliteratur und es ist offenbar, daß sie von der Struktur der lateinischen Version stark beeinflußt ist.) Dies ist natürlich ein Problem bei der Beurteilung ihrer sprachlichen Form: es gibt z. B. keine Partikeln und die Syntax steht offenbar unter lateini-

schem Einfluß. In der Tabelle 7.4 werden diejenigen der Variablen in den Appendices 1 und 2 angeführt, die in dem Text vorkommen.

Tabelle 7.4 Vorkommen der Variablen in den Appendices 1 und 2 in der griechischen Fassung der Res Gestae Divi Augusti

10

35

Konsekutivkonjunktion ὥστε 1

11 σύν :μετά3:3 12-14 ἄνευ 1

ἐγενόμην : ἐγενήθην 8:0

36 47

Modus Konsekutivsatz Inf. 1 ὑπό Dat. 3

15-16 ἄχρι: μέχρι 2:9 17 ὡς :πρός0: 2 33 Modus Finalsatz Konjunktiv 3 34 Konjunktiv Finals. nach Nebent. 3

69 70 79

Sve Gen. 1 δυσί] ὑπεράνω 1

' Das informativste Textstück ist wohl das 20 Zeilen lange Zitat aus Sokrates v. Rhodos bei Athenaios (FGrH 2 B 927).

2 Für Ausgaben, Literatur usw. siehe Wigtil 1982 (besonders S. 624 f). 3 Siche zur Entstehung Mommsen

1883, xi f; zur Sprache siehe Kaibel bei Momm-

sen 1883, 197 ff und Wigtil 1982. Wigtil hat sich sehr ausführlich mit den Latinismen auseinandergesetzt, erwähnt aber keine Vergleiche mit dem gleichzeitigen Griechisch.

195 Die Res Gestae haben relativ oft σύν, ἄχρι und ὑπό mit Dativ. Es gibt auch einige hellenistische Züge, die in den größeren Texten aus der frühen Kaiserzeit vorkommen, wie δυεῖν bei Genitiv und δυσί. Das

Fehlen von δή ist im Lichte des allgemeinen Fehlens von Partikeln zu sehen.

Konon

Konons bekannte Produktion besteht aus einer Sammlung mythologischer Erzáhlungen, die er Archelaos, dem Kónig v. Kappadokien (regierte 36 v.-17 n. Chr.), widmete.! Auszüge dieser διηγήσεις finden sich in der Bibliotheca des Photios, cod. 186. Es muß betont werden,

daB, wie Hägg gezeigt hat, Photios die sprachliche Form der Vorlagen seiner Referate sehr frei behandelt? Trotz der daher folgenden Vor-

behalte habe ich Konon exzerpiert und in der Tabelle 7.5 das Vorkommen aller Variablen in meinen Appendices angeführt.

Tabelle 7.5 Vorkommen der Variablen in den Appendices 1 und 2 bei Konon 3

-(vyvupt: -(v)vóo 0: 1

36

6

ἔδομεν:

40

Dual-ei

10 11 16

ἐγενόμην : ἐγενήθην 11:0 ov: peta 9: 12 ἕως : méexpr 1:3

43 44 45

àyubu2 ἀμφοῖν 1 ἀμφί]

17

ὡς :πρόςΟ: 4

46 περί Dat. 1

19 23

δή3 καίπερ: καίτοιθ : 1

47 50

ὑπό Dat. 1 δίκην 1

24 30 33 34 35

τοιγαροῦν : τοιγάρτοι 1:0 Finalkonjunktion ὡς 1 Modus Finalsatz Optativ 2 Opt. Finalsatz nach Nebent. 2 Konsekutivkonjunktion ὡς 2

52 63 70 73

ἑκάς 3 δῆθεν 1 δυσί3 avtinépa 2

edwkanev 0: 1

Modus Konsekutivsatz fin. : Inf. 1 : 1

I Zu Konon siehe Der Kleine Pauly mit Literatur (Artikel bearb. von v. Geisau). 2 Hägg 1975 behandelt nicht besonders den Konon-Abschnitt, aber siehe z. B. sein

Urteil in bezug auf das Referat aus Dion Chrysostomos, 182 f, und zusammenfassend 203 f: „die Referate ... versagen (ganz), wenn es um die Beurteilung von Sprache und Stil des Originals geht usw.“

196 Konon hat viele der unhellenistischen Charakteristiken der sonstigen

von mir untersuchten Schriftsteller aus der frühen Kaiserzeit, z. B. häufiges σύν, καίτοι statt καίπερ, ὡς als Finalkonjunktion (1mal ἵνα), ἀμφί, δίκην, ἑκάς und δῆθεν.] καίτοι steht gerade bei Partizip, was erst in der 2. Hälfte der hellenistischen Periode auftritt. Was am schlechtesten

in das allgemeine Muster paßt, ist die Seltenheit von δή (entsprechend 12mal : 100 S.). Dafür habe ich als einzigen Grund anzuführen, daf es mit den Partikeln in diesem Text überhaupt schlecht steht. Dabei ist zu bemerken, daß wir wissen, daß Photios Partikeln in seinen Vorlagen

ausgelassen oder geändert hat.? Es heißt aber 1mal μὲν δῆ (4mal μὲν οὖν), was in der hellenistischen Zeit sehr selten ist.? Interessant ist auch die Tatsache, daß der Konon-Text viele für die hellenistische Zeit typische Züge hat, die in den größeren Texten aus der frühen Kaiser-

zeit ebenfalls vorkommen, z. B. δυσί und éwe.4

7.13 Stil In diesem Abschnitt werde ich die stilistische Information einiger Va-

riablen diskutieren. Diese Diskussion baut auf einigen Prámissen, die

mit der Natur der Evidenz zu tun haben:5 a. Da wir die Schriftsteller über ihre subjektiven Auffassungen nicht befragen kónnen, muf man von einem formalistischen Stilbe-

griff ausgehen, d. h. gewisse formale Eigenschaften der Ergebnisse müssen bestimmend für die Interpretation sein.

b. Da es so schwierig gewesen ist, Gruppen von Schriftstellern zu isolieren, muß man voraussetzen, daß wir es mit nur einem Sprach! Konon hat auch den Dual der Konjugation (3mal fotnv), was in den anderen Texten fehlt. Er hat 1mal npóc als Agentpräposition, was bei Dionysios AR sehr oft vorkommt (Helbing 1904, 82).

? Siehe Hägg 1975, 70 f; 94 f; 105; 144; 185.

3 Dagegen heißt es énei (9mal), nie ἐπειδή. 4 Photios Urteil (cod. 186,142a,33 f) über Konon ist, daB er &ttixóc τὴν φράσιν ist, was wohl dies für Photios bedeutet. Diese Aussage ist natürlich interessant, wenn sie darauf hindeutet, daß Photios Konon anders erlebte als er hellenistische Prosa erlebte;

in jenem Fall haben wir hier ein selbstándiges, von der mangelhaften Wiedergabe in der Bibliotheca freistchendes Indiz für Konons Sprache, die dann unhellenistisch

gewesen sein dürfte, und vielleicht die unhellenistischen Züge der Sprache seiner Zeitgenossen hatte. Photios muß aber natürlich nicht die Sprache (die Grammatik) gemeint haben.

5 Vg]. zu dieser Diskussion oben, 1.1.1.

197 system zu tun haben. Man muß nicht mit unterschiedlichen Auffassungen derselben objektiven Wirklichkeit rechnen.

c. Allgemeine Verbreitung dürfte ein Zeichen dafür sein, daß eine Konstruktion als normal betrachtet wurde, Seltenheit ein Zeichen

des Gegenteils. d. Die einzige Evidenz für die Art der stilistischen Information einer seltenen Erscheinung ist deren Vorgeschichte, d. h. wir müssen ein hohes Maß an Sprachkompetenz voraussetzen.

Häufige Erscheinungen Hier werde ich allgemein verbreitete Tendenzen der Abweichung vom beobachteten hellenistischen Sprachgebrauch diskutieren; besonders

gehören hierher Tendenzen, die bei allen Schriftstellern in der frühen Kaiserzeit vorkommen; generell sind die allgemeinen Erscheinungen auch die häufigen.! Da sie allgemein und häufig sind, ist es fraglich,

ob sie effektiv zur Stilmarkierung verwendet werden konnten; es gibt Grund zu der Vermutung, daß sie neutral waren.

Zu den unhellenistischen Erscheinungen, die in der frühen Kaiserzeit relativ verbreitet sind, gehören einige Variablen auf dem Gebiet

der Morphologie (Appendix 1: 3-6, 9, 10; Appendix 2: 43, 44). Es gibt dagegen Grund zu der Annahme, daß der grundsätzlich hellenistische,

nachklassische Gebrauch von Óveiv und δυσί (Appendix 1: 1, 2; Appendix 2.B: 69, 70) in der frühen Kaiserzeit neutral war. Was den Präpositionsgebrauch betrifft, ist σύν (Appendix 1: 11) häufig im Vergleich mit z. B. der hellenistischen Geschichtsschreibung,

in der dieses Wort fast völlig fehlt. Eine gewisse Präsenz von σύν muß in der frühen Kaiserzeit als normal gegolten haben; in der hellenisti-

schen Geschichtsschreibung hat wohl überhaupt der Gebrauch von σύν Aufsehen erregt, aber kaum in der frühen Kaiserzeit. ἕως als Präposition (Appendix 1: 16; Appendix 2: 76) ist nicht klassisch, aber das häufige Vorkommen in der frühen Kaiserzeit deutet wohl darauf hin, daß dies akzeptabel war; da das Wort in der klassischen Periode in einer

anderen Funktion verwendet wurde, muß man die Möglichkeit erwägen, daß man die Konstruktion aus mangelnder Kompetenz als klassisch erlebte. 1 Eine klare Ausnahme vorkommt.

ist Nr. 35, konsekutives we, das schr oft bei nur Philon

198 In der Partikelsyntax gibt es einige neue Tendenzen, die sich in der

frühen Kaiserzeit allgemein durchsetzen (Appendix 1: 19, 21-27; Appendix 2: 62, 67, 68). Besonders seien kommentiert 23, 24, 26, 27 und 68; in diesen Fällen begegnet allgemein in der frühen Kaiserzeit eine Variante, die in der hellenistischen Prosa fast ganz zu fehlen scheint. Es

ist schwer zu glauben, daß dieser Sprachwandel völlig unbemerkt bleiben konnte; man möchte sich mindestens eine Übergangsphase den-

ken, in der diese Erscheinungen stilistisch signifikant waren. Was die Finalkonstruktionen betrifft, dürfte der häufige Gebrauch des Optativs darauf hindeuten, daß dies stilistisch ziemlich neutral war.

Dasselbe gilt vom Gebrauch des finiten Verbs in konsekutiven Sätzen.

Seltene Erscheinungen Die Abweichungen von hellenistischem Sprachgebrauch, die bei nur einem Schriftsteller vorkommen, sind die folgenden: 14, 35, 37, 38, 48, 49 (= 14), 52-60, 63, 66. Gerade diese Abweichungen dürften mit größter Wahrscheinlichkeit stilistische Signifikanz haben, wenn wir vorausset-

zen können, daß Exklusivität stilistische Signifikanz mit sich führt. Alle Verfasser haben spezielle sprachliche Neuerungen; was die SR betrifft, ist aber die Abweichung unsicher (37). Die AR haben mehr Abweichungen als die anderen. we als konsekutive Konjunktion kommt oft nur bei Philon vor. Dies ist so häufig bei ihm, daß man vermuten kann, daß es automatisiert, ihm nicht bewußt, war. Diese Abweichung

kann

vielleicht durch den chronologischen oder geographischen Unterschied zu erklären sein. Zuletzt verdient σύν kommentiert zu werden. Der Gebrauch von

σύν nimmt in allen Texten aus der frühen Kaiserzeit zu. Bei Dionysios AR und Nikolaos ist aber diese Zunahme wesentlich größer als bei den anderen Schriftstellern. Man kann hier einen Unterschied ahnen, der etwas bedeutet, zumal die AR sich radikal von den SR unterscheiden.

Dionysios scheint einen inhaltsbedingten Unterschied zu machen. Da der Schriftsteller derselbe ist, kann dies nicht etwa mit Sprachkompetenz zu tun haben, was móglicherweise den Unterschied zwischen den

AR und Strabon oder Philon erklären könnte.

199 72 Zur Datierung von Texten aus unbestimmter Zeit Das wichtigste Ergebnis der in dieser Arbeit vorgelegten Untersuchungen ist, daß es in Texten aus der frühen Kaiserzeit Tendenzen zur Ab-

weichung von der hellenistischen Prosa gibt, und daß viele solche Tendenzen in mehreren, auch verschiedenartigen, Texten begegnen. In diesem Abschnitt werde ich untersuchen, inwiefern diese Einsicht und meine Datensammlung Datierungsprobleme beleuchten können.! Besonders dürften Argumente für einen terminus post quem geliefert werden können.

Gerade die Verbreitung der sich durchsetzenden neuen Tendenzen ist in diesem Zusammenhang natürlich eine Kernfrage. Diese Problematik wird oben, 7.1 und 7.1.2, diskutiert; es zeigt sich, daß die neuen

Tendenzen sehr allgemein sind. Ich werde hier davon ausgehen, daß sie mit Wahrscheinlichkeit in den von mir zu datierenden Texten auftreten werden, wenn diese aus der frühen Kaiserzeit sind. Eine andere Kernfrage ist, ob die Tendenzen wirklich neu sind; ich werde hier davon aus-

gehen, daß sie nicht auftreten werden, wenn die Texte aus der helleni-

stischen Zeit stammen (dazu siehe oben, 1.1.3). Es gibt einige Kriterien, die ein Text erfüllen soll, um hier untersucht zu werden. Es ist wünschenswert, daß der Text umfassend ist; die

zu untersuchenden Variablen werden sonst leicht zu selten. Es gibt ferner mindestens ein ziemlich selbverständliches Kriterium, das ein Text erfüllen muß, um hier untersucht werden zu können, nämlich, daß eine

Datierung in die hellenistische Zeit oder in die frühe Kaiserzeit möglich ist. Es könnte hier ein Problem mit Texten aus frühhellenistischer

Zeit geben: Übereinstimmung mit einer klassischen, unhellenistischen Norm kann vorkommen, wenn der Text konservativ ist. Was

die zu untersuchenden Variablen betrifft, ist es schon klar,

daß es besser ist, wenn sie bei den Schriftstellern der frühen Kaiserzeit eine deutlich abweichende Tendenz im Vergleich zur hellenistischen Prosa zeigen, und zwar am liebsten bei vielen. Wenn eine abweichende Tendenz in der frühen Kaiserzeit bei einem vorkommt, kann dies Zufall sein — ein Zufall, der auch in der hellenistischen Zeit hätte vorkommen können. ! Untersuchungen, die die sprachliche Form bei der Behandlung von Datierungsproblemen diskutieren, gibt es viele, z. B. Blomqvist 1969 und Janson 1975. Blomqvist 1969, 20 erwähnt die Behandlung von Datierungsproblemen als eine Applikation seiner Untersuchungen von Partikeln und hat auch einiges angeführt, das für Datierungen Relevanz hat, z. B. für die Datierung von Heron und [Arist.] Xen. (Blomqvist 1969, 29 f)

sowie von [Arist.] MM und Mech. (Blomqvist 1969, 43). Janson 1975 diskutiert cursus im Mittelalterlatein (zu Datierungsproblemen u. à. siche Janson 1975, 105 mit Hinw.).

200 Ich werde keine erschöpfende Übersicht über Texte geben, die nicht befriedigend datiert sind.! Die Texte, die ich unten diskutiere, stammen alle aus dem Corpus Aristotelicum; es handelt sich um Mechanica, De virtutibus et vitiis und De Xenophane.2 Von diesen Texten

werden Mechanica und De virtutibus et vitiis fast vollstándig untersucht, d. h. in bezug auf fast alle Variablen, die ich in den Appendices 1 und 2.A zusammengefaßt habe. De Xenophane wird stichprobenweise untersucht, z. T. nur um die Problematik anzudeuten.

7.2.1

Diskussion

Zuerst wird das Ergebnis der relativ ausführlichen Untersuchungen von Mechanica bzw. De virtutibus et vitiis angeführt.? Darauf folgen einige Bemerkungen zu De Xenophane.

Mechanica

Die Abfassungszeit der pseudo-aristotelischen Schrift Mechanica ist unbekannt; eine hellenistische Datierung hat man für wahrscheinlich ge-

halten; sie ist sehr hypothetisch Straton v. Lampsakos (3. Jh. v. Chr.) zugeschrieben worden.‘ In der Tabelle 7.6 werden die Variablen angeführt, die überhaupt einen Ausschlag gegeben haben. 1 Beispiele von hier nicht untersuchten wichtigen, vielleicht frühkaiserzeitlichen Texten sind [Longinus] De sublimitate (siehe Gabba 1991, 42 f), die Progymnasmata des Ailios Theon (siehe Bowersock 1979, 72) und 4 Ma. (siehe Breitenstein 1976); diese Texte werden nicht untersucht, da sie wohl spáter sind, wenn sie nicht aus der frühesten Kaiserzeit sind. Ich móchte ferner auf das sog. Ineditum Vaticanum hinweisen, in v. Arnim 1892 ediert (neuere Literatur bei Gabba 1991, 45). Schon v. Arnim 1892, 125 f

hat aus sprachlichen Gründen eine Datierung in der Kaiserzeit vermutet. In diesem kurzen Text (etwa 2 Seiten) begegnen 4mal δή, 1mal einfaches μέντοι (aber nicht μέντοι mit ye) und 1mal σύν (aber nicht etd) - alles Tendenzen, die in der hellenistischen Zeit sehr unwahrscheinlich wären. Meine Untersuchungen bedeuten also gewisse neue Evidenz für die Richtigkeit von v. Arnims Auffassung. ? Kurzgefaßte Übersichten der echten bzw. unechten Schriften im Corpus Aristotelicum geben (mit z. T. unterschiedlichen Standpunkten) Der kleine Pauly 1, 588 f

(Artikel bearb. von Dórrie) und OCD 115 Sp. 2. (Ross). 3 Mechanica wurde mit der CD-ROM-Diskette (TLG) untersucht; Dualformen für Nom.-Akk.-Vok. wurden deshalb nicht untersucht. De virtutibus und vitiis wurde durch-

gelesen und in bezug auf alle Erscheinungen untersucht. 4 OCD 115 Sp. 2 (Ross); Blomqvist 1969, 43 hat das Vorkommen von Kaitoı...ye beobachtet und daher eine frühhellenistische Datierung dieser Schrift vermutet.

201

Tabelle 7.6 Unhellenistische Erscheinungen in Mechanica (30 S.)

1

Genitiv δυοῖν 1

26

δέγε:

3 4 5

«-(ν)νυμι: -(υ)Ἱνύω 1:2 ἱστάνω: ἱστάυλΛστημιῦ : 5 ἱστάω: ἱστάνωλΛστημιθ: 5

27 33 34

καίτοι ye:..ye0:1 Modus Finalsatz Konjunktiv 4 Modus : Tempus im Finalsatz nur

δέ..γε1:0

10 ἐγενόμην : ἐγενήθην 7:0 11 ov: peta 0:3 12-14 ἄνευ 3 17 wo: npéc 0:2

35 36 37

Konjunktiv u. Haupttempus Konsekutivkonjunktion ὡς : ὥστε 1:45 Modus Konsekutivsatz fin. : Inf. 3i : 14 Korrelativ 1 (bei Inf.)

18

19

6425

ye2

41

43

àu$o4

Dual Il -ow 1 ($epouévow)

20 22 25

καίτοι : καίτοιί(..)γε 0: 1 ἐπεί: ἐπειδή: 2 -1:-90:2

44 65

ἀμφοῖν ὁ οὕκουν 1

Das Verhältnis -(ν)νυμι : -(ν)νύω könnte eine Evidenz für die hellenistische Periode sein; einerseits gibt es aber sehr wenige Stellen; ferner begegnet -(v)viw als Indikativ 2mal; thematische Indikative kommen relativ oft bei Strabon und Philon vor; -(v)vunt begegnet als Infinitiv, wo die thematische Form bei Strabon und Philon stärker dominiert.

Weiter ist die niedrige Frequenz von ye überraschend, sowohl im Verhältnis zur hellenistischen Prosa als auch zur frühen Kaiserzeit. Die folgenden Variablen deuten darauf hin, daß der Text nicht aus der hellenistischen Periode stammt: 1, 19, 26, 27, 36, 41, 43, 44, 65. Ich

werde hier kurz diese Variablen kommentieren.

δή ist relativ häufig. Außerdem ist die Verteilung auf verschiedene Funktionen zu bemerken: δή steht 6mal (24 %) nach Nebensatzeinlei-

tern, 4mal (16 %) nach anderen Partikeln und l5mal (60 %) nach an-

deren Wörtern. Dies spricht gegen eine hellenistische Datierung. Eine andere Einzelheit ist das Verhältnis μὲν οὖν : μὲν δή, 18:3. In den un-

tersuchten hellenistischen Texten ist μὲν δή viel seltener.

ὥστε begegnet oft mit finitem Verb, wie in der frühen Kaiserzeit. Ich glaube jedoch, daß dies als Evidenz gegen eine hellenistische Datierung nur geringen Wert hat: ὥστε mit finitem Verb ist nämlich in diesem Text eine Formel des mathematischen Beweises. Ein Vergleich mit

Eukleides zeigt, daß derselbe Sprachgebrauch bei ihm äußerst häufig vorkommt.

Es muß vorläufig eine offene Frage bleiben, wie verbreitet

diese Konstruktion in der hellenistischen Zeit war. Leider gibt es nur

202

ein Beispiel von Korrelativ (bei Infinitiv) in der Mechanica. Man kann also die Neigung zum finiten Verb nicht unter denselben Bedingungen

prüfen. Was die übrigen angeführten Variablen betrifft, sei betont, daß

ἄμφω und ἀμφοῖν in der hellenistischen Prosa nicht fehlen, doch kom-

men sie nur selten vor. δυοῖν und nicht dveiv ist, hypothetisch, weniger wahrscheinlich in der mittleren hellenistischen Periode als spát oder

früh; sonst hat eine einzige Stelle wie diese wenig zu sagen. Daf ux; als Konsekutivkonjunktion fast fehlt, deutet wohl eher auf die früheste Kaiserzeit als auf spátere Zeit hin. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist daher, daB wir gewisse Argumente, wovon einige allerdings sehr schwach sind, gegen eine hellenistische Datierung haben; die Untersuchung spricht gegen eine Attribution an Straton.

De virtutibus et vitiis

Die pseudo-aristotelische Schrift De virtutibus et vitiis habe ich untersucht, weil eine Datierung innerhalb der Zeitspanne 100 v.-100 n. Chr. vermutet wird; dies ist eine ideale Voraussetzung für eine Untersuchung in diesem Zusammenhang. Der Text ist aber leider sehr kurz - 4 Spalten in der Bekkerschen Ausgabe (etwa 5 Teubnerseiten). Außerdem ist er äußerst stereotyp; sehr viele in der griechischen Sprache sonst háufige Erscheinungen fehlen ganz. Ich habe den Text auf alle Variablen in meinen Appendices untersucht, wovon die meisten nicht vorkommen. Das einzige, was die Untersuchung ergeben hat, ist, daß die Partikel ye ganz fehlt und δή nur 1mal vorkommt (was 20mal : 100 Seiten entspricht). In der frühen Kaiserzeit haben alle diese Partikeln relativ háufiger, auch die bedingt als technische Schriftsteller zu bezeichnenden Dionysios SR und Strabon. Der Schluß muß sein, daß man auf Basis der hier untersuchten Er-

scheinungen nicht mit Sicherheit zur Datierungsfrage Stellung nehmen kann; das seltene Vorkommen von δή dürfte aber ein schwaches Indiz

für die hellenistische Periode sein. Vielleicht deutet auch die anspruchslose Form eher auf eine frühe Datierung hin.

203 De Xenophane Ich habe zuletzt unsystematisch De Xenophane (d. h. De Melisso [oder Zenone], de Xenophane, de Gorgia) untersucht. Diese Untersuchung deutet an, daß eine Entstehungszeit in der Kaiserzeit nicht auszuschlie-

Ben ist: nichts, was ich gefunden habe, spricht dagegen; dafür spricht die Verwendung von -(v)vuj statt -(v)viw, das häufige Vorkommen

von δή sowie die Stellung von ye.! Mit dieser Schrift sind jedoch etliche Probleme verbunden. Es scheint mir schwierig zu beurteilen, inwiefern wir es mit Zitaten zu tun haben, oder mit Referaten, die z. T. den Wortlaut einer Quelle wiedergeben. Ferner hat man vermutet, daB wir

vielleicht mit einer überarbeiteten Version eines álteren Textes rechnen müssen

(Kroh

1972, 45 Sp. 1). Es sei bemerkt, daß eine weitere

Untersuchung dieses Werkes nicht mit dem Text auf der CD-ROMDiskette (TLG) als Basis erfolgen darf.2

7.3 Schlußbemerkungen Hier werde ich zum Schluß einige Gesichtspunkte anführen, die mit der Interpretation der Ergebnisse dieser Arbeit im weiteren Sinne zusammenhängen: was für Prozesse haben wir eigentlich beobachtet und was für weitere Konsequenzen haben die Ergebnisse für unsere Auffassung von der Entwicklung der griechischen Sprache?

In dieser Arbeit habe ich an einem annáhernd synchronischen griechischen Textmaterial aus der frühen rómischen Kaiserzeit die Verteilung von Sprachwandlungstendenzen untersucht. Es hat sich gezeigt, daß in verschiedenen Texten ähnliche Tendenzen zum Sprachwandel beobachtet werden kónnen. Einige dieser Beobachtungen müssen zwar

als sehr hypothetisch gelten, da das Beweismaterial mangelhaft ist. Für die folgende Diskussion wird jedoch vorausgesetzt, daß das gezeichnete

Bild im Grunde richtig ist.3 1 -(v)vup:t begegnet 4mal, -(ν)νύω 1mal; freistehendes δή begegnet 16mal (ferner 1mal ἐπειδή); οὐ μέντοι...γε begegnet 2mal, οὐ μέντοι ye 1mal. Blomqvist 1969, 29 hat das Vorkommen von (οὐ) μέντοι...γε beobachtet und daher eine frühhellenistische

Datierung vermutet. 2 Dies ist ein extremes Beispiel dafür, daß die CD-ROM-Diskette nicht die beste Ausgabe enthält; die Ausgabe von Bekker wurde gewählt, obwohl erst mit Apelt (Teub-

ner 1888) eine befriedigende Berücksichtigung der Hss. erreicht wurde. Bekkers Text ist in auBerordentlich schlechtem Zustand. 3 Lasserre 1979, 155; 157; 163 usw. scheint gewisse Einwünde zu erheben gegen die Auffassung, daB die Sprache sich in der frühen Kaiserzeit ándert. Es ist ferner zu bemerken, daß die von mir untersuchten Schriftsteller in vieler Hinsicht ähnliche

Schichten der Gesellschaft repräsentieren dürften und deshalb vielleicht auch ähnliche sprachliche Schichten. Klar ist auch, daß jede Analyse der Abweichungen von der hel-

204 Mit diesem Ausgangspunkt stellen sich die Fragen wie und warum:

Wie verbreiten sich diese Tendenzen und warum sind sie erst entstanden? Was die Verbreitungskanäle dieser Tendenzen betrifft, können wir

uns als Arbeitshypothesen denken, daß die Verbreitung entweder mit dem Einfluß von Mensch zu Menschen erklärbar ist, oder daß sie mit

keinem solchen Einfluß erklärbar ist.

Ein Mensch kann einen anderen Menschen auf viele Weise beeinflussen. Man kann anderen Menschen vorschreiben, wie sie schreiben

sollen, z. B. wenn man Lehrer in einer Schule ist: man vermittelt den Schülern ein Normsystem. Der Einfluß kann auch weniger explizit sein, in Form von Adstrateinfluß: eine Tendenz taucht zuerst bei einem

Schriftsteller auf und wirkt auf die Umgebung als ein mehr oder weniger unbewußtes Vorbild — und plötzlich schreiben mehrere so.

Wenn die Verbreitung von Tendenzen nicht mit dem Einfluß eines Menschen auf einen anderen zu tun hat, stehen wir vor mindestens

zwei Alternativen: die ähnlichen Tendenzen sind reiner Zufall bzw. die áhnlichen Tendenzen haben mit einer Vorprogrammierung im Verhal-

ten der Sprachanwender zu tun, die die Entwicklung in einer spáteren Zeit in eine bestimmte Richtung lenkt. Über Zufall als Erklärungsmodelle ist nicht viel zu sagen; man kann wohl mit Recht dessen Unwahrscheinlichkeit anführen. Eine Vorprogrammierung mag ebenfalls un-

wahrscheinlich anmuten. Sie kann aber in einer gewissen Phase eine Rolle gespielt haben: wo man sich schon auf gewisse allgemeine Prinzi-

pien geeinigt hatte, z. B. daß das klassische Attisch besser sei als jede andere Sprachform, können in verschiedenen Kontexten unabhängig dieselben Angleichungen an attischen Sprachgebrauch entstanden sein; wenn eine attische Form eingeführt worden war, konnten ferner andere Formen als eine Konsequenz davon folgen.

Es gibt schon eine ziemlich umfassende Diskussion zum ideologischen Hintergrund des Attizismus, wozu ich nichts Neues beizutragen habe. Meine Untersuchungen können weder erklären, warum der Attizismus als Programm

entstand, noch einen Zusammenhang

zwischen

lenistischen Prosa in der frühen Kaiserzeit die Gefahr läuft, zu einem schiefen Bild der Sprache zu führen: da gerade die unhellenistischen Züge in der frühen Kaiserzeit betont werden, ist es leicht zu vergessen, wie ähnlich die Schriftsprache in den klassischen, hellenistischen und frühkaiserzeitlichen Perioden verbleibt. Konservatismus war

immer ein wichtiger Faktor. Sprachwandel und Reaktionen kamen in allen Epochen vor, auch in der hellenistischen.

205 den sprachlichen Veränderungen und einer Ideologie/Politik beweisen. Wenn aber die hier untersuchten sprachlichen Neuerungen, die schon in den Jahrzehnten vor Christi Geburt weit verbreitet waren, von Lehrer zu Schüler vermittelt wurden, d. h. diachronisch, und wenn sie die

Konsequenz einer Politik oder Ideologie waren, ist es schon klar, daß dies keine Ideologie gewesen sein könnte, die erst damals tätig war. Mit anderen Worten: wenn die beobachteten sprachlichen Neuerungen eine Konsequenz der Politik des Octavianus war, kann man sich nicht

denken, daß ein Einzelner oder einige erst in jener Zeit tätige Individuen (wie Dionysios v. Halikarnassos und Kaikilios v. Kale Akte) ihre Verbreitung in Gang setzten; wenn die Neuerungen von einem Einzelnen oder einigen Individuen ausgingen, müssen diese Personen früher tätig gewesen sein. Abweichungen,

oft in klassischer Richtung, von dem

hellenisti-

schen Sprachgebrauch sind in der frühen Kaiserzeit feststellbar in verschiedenartigen Texten, auch in Texten technischen Inhalts. In der Literatur zum Klassizismus wird mehrmals behauptet, daß ein klassisch

korrekter Sprachgebrauch in einem technischen Text aus der frühen Kaiserzeit ein Überbleibsel sein muß (vgl. oben, 1.1.1 S. 15). Meine Untersuchungen sprechen m. E. gegen eine solche Behauptung. Sie dürften darauf hindeuten, daß ein neues Verhalten sich sehr leicht verbreiten kann. Auf einigen Gebieten ist auBerdem der technische helle-

nistische Sprachgebrauch festgestellt worden und in jenen Fällen zeigt es sich nicht durchgehend, daß die technischen Schriftsteller dieser Zeit die Tendenzen ihrer Kollegen in der frühen Kaiserzeit in klassischer Richtung haben. Anlauf hat in seiner Kritik von Higgins versucht, gegen die Auffas-

sung zu argumentieren, daB der Optativ in der Kaiserzeit Erbe sei, und für die Auffassung, daß Attizismus die Sprache reformierte.! Seine Argumentation deutet eine Problematik an, die der Klassizismusdiskussion inhárent zu sein scheint: man scheint davon auszugehen - obwohl dies kaum explizit gesagt wird --, daß es sich bei einem Sprachgebrauch, der nicht vom klassischen abweicht, um entweder Erbe oder bewußte Stellungnahme,

d. h. Klassizismus, handeln

muß. Und

da ein techni-

scher Schriftsteller nicht Klassizist sein kónne, müsse er diesen Sprachgebrauch geerbt haben. Wenn man dagegen akzeptiert, daB Verbreitung von einer neuen Basis schnell und in mehr oder weniger jeder Art ! Siehe Anlauf 1960, 152 ff (S. 158 finden sich Referenzen zu den Schriften der Higginsschen Schule, die Anregung für seine Forschungen bedeuteten (besonders Higgins

1945]).

206

von Text vor sich gehen kann, könnte man leichter akzeptieren, daß sie nichts mit individueller Absicht zu tun haben muß; dann entfällt der Zwang, sich für Absicht/Ideologie oder Erbe zu entscheiden. So unklar das Bild vom Griechisch der hier untersuchten Epoche auch noch sein mag, möchte ich doch mit der Konklusion enden, daß neue Tendenzen sich in der frühen Kaiserzeit durchzusetzen scheinen,

daß ihr Verbreitungsmuster für ihre Interpretation Konsequenzen haben muß und daß die allgemeine Verbreitung dieser Tendenzen dafür spricht, daß sie sich auch ohne individuelle Ideologie oder Absicht durchsetzen konnten.

Appendix 1 Dieser Appendix gibt eine Übersicht über unhellenistische bzw. hellenistische Tendenz in den Untersuchungen von sprachlicher Variation. Er baut auf die Tabellen 2.19, 2.20, 3.13, 4.18, 4.19, 4.20, 5.1 1, 6.3.

Sprachliche Variation in der frühen Kaiserzeit

22 23 24

ἐπεί: ἐπειδή καίπερ: καίτοι τοιγαροῦν : τοιγάρτοι

25-1: -@

26 27 28

δέ(..)γε xaltoı(...)ye μέντοι(..)γε

29

οὐ μὴν ἀλλάί(...)γε

30 31 32

ὡς (ἄν) Finalkonj. & bei Finalkonj. μή Finalkonj.

33

Modus, Finalsatz

34 35

Modus : Tempus, Finals. Konj. Konsekutivsatz

36 37

Modus, Konsekutivsatz Korrel., Konsekutivsatz

Nikolaos

n]

EC

cCIcrr



"cccccmc'rEcccacdccccmcccnmccccccccceccrzc

καίτοι : καίτοι(...)γε μέντοι: μέντοι(...)γε

rCCCCCccccccccrzrzrrzcrcccccccerr .Φ

20 21

rcrcccmm:

γε

δή

Philon

rrrrrcrzcrzcrzccczzcccccmrzcceccexc Ὁ “Ὁ Ὁ ~~

18

19

Strabon

rrrrcccc'

δίχα: ἄνευγχωρίς ἄτερ &ctep : ἄνευγχωρίς )δίχα ἄχρι: μέχριμξως ἕως: μέχριψᾶχρι ὡς: πρός

~~

13 14 15 16 17

v

10 11 12

ὑπ}

eluev : ἥκαμεν ἔθεμεν : ἐθήκαμεν ἀπεκρινάμην : -κρίθην ἐγενόμην : ἐγενήθην ow: μετά χωρίς : veu/Sixa/atep

M

ἔδομεν : ἐδώκαμεν

cocrccczEzrzccccocccccrcczccrzcmmcccmrmm'

-(vJvunu : -(ν)νύω latávo : larós/io nga latón : ἱστάνωλστημι

5 Genitiv 600 Dativ δύο

SR

IcCcmErceccccccccacccccmcccccccceccmrzccccmrzm

00-20 tA AWN

A

(U: unhellenistische Tendenz; H: hellenistische Tendenz; -: Evidenz fehlt ganz)

Appendix 2 Dieser Appendix gibt eine Übersicht über einzelne, zu keiner Alternative relatierte sprachliche Erscheinungen, die untypisch für hellenistischen Sprachgebrauch zu sein scheinen (A), bzw. erst in hellenistischer Zeit auftreten (B). Er baut auf die Tabellen (A) 2.18, 3.11, 3.12, 4.17,

(B) 2.19, 3.12, 4.20.

A. Einzelne unhellenistische Züge in der frühen Kaiserzeit

AR

SR

38

39 40

Nikolaos

Strabon

Philon

Dual -a 1

Dual -w 2 Dual -e I

Dual-e5

4 42

Dual Il -ow 3

Dual -w 2

Dual I -ow 1 Dual II -ow 8 Dual III -ow 2 Dual III -ow 1 Dual III -ow 2

43

ἄμφω 14

ἄμφω 5

ἄμφω 24

ἄμφω 20

44 45

ἀμφοῖν 28 ἀμφί Akk. 32

ἀμφοῖν 18

ἀμφοῖν 43

ἀμφοῖν 57 ἀμφί Akk. 4

46

περί Dat. 21

περί Dat.1

nepiDat.6

περί Dat. 4

47

ὑπό Dat. 50

ὑπό Dat. 9

ὑπό Dat. 280

ὑπό Dat. 12

48 49

ayxo07 ἅτερό

50 51 52

δίκην 3 δίχα 34

δίκην 12

δίκην 10 δίχα 80

ἀμφί Akk. 4

δίχα 3 ἑκάς 3

53 54 55

ἑκατέρωθεν 16 ἔνδον 1 εὐθύ 1

56

καθύπερθε 1

57

κάτω!

58

κρύφα!

59 60

πρόσω 24 &ye2

61

62

αὖτ

αὖ 3

63

64

ἀμέλει

ἀμέλει 5

αὖ 5

αὖ 113

δῆθεν 2

εἶεν 1

65

66 67 68

αὖ!

εἶεν 1 οὕκουν 1

τοιγάρτοι 15 φέρε 24

τοιγάρτοι 4 φέρε 10

οὔκουν 1

τοιγάρ] τοιγάρτοι 2 φέρε 4

τοιγάρτοι 16 φέρε 14

209

Sessdddsosdusast?

B. Einzelne hellenistische Züge in der frühen Kaiserzeit

SR

Nikolaos

Strabon

Philon

δυεῖν 16 δυσί 7

δυεῖν 47 δυσί 21

δυεῖν 43

övoil

δυσί 52

ἀναμίξ 7 ovtinépa 1 ἀπεναντίον 2 ἕως 12

ἕως 51

ἐνώπιον 1 ἕως 8

ὑπεράνω 14 Maye 2

ἀλλ᾽ οὖν ye 1 οὐ μήν ye 2

Literatur

TEXTE Hier werden angeführt die von mir als Standard verwendeten Ausgaben von Dionysios AR und SR, Nikolaos, Strabon, Philon, Polybios und Diodor (diese Ausgaben mit Sternchen versehen); von sonstigen verwendeten Ausgaben und Übersetzungen werden

hier nur die angeführt, die in Berkowitz/Squitier 1990 fehlen. Aristote: Politique. Texte établi et traduit par J. Aubonnet. Bd. 1. Paris 1960 (Collection des universités de France [Budé]).

Aristotelis Politica. Post F. Susemihlium recognovit O. Immisch. Leipzig 1909 (Bibliotheca Teubneriana). Aristotelis quae feruntur De Plantis, De Mirabilibus Auscultationibus, Mechanica, De Lineis Insecabilibus, Ventorum Situs et Nomina, De Melisso Xenophane Gorgia. Edi-

dit O. Apelt. Leipzig 1888 (Bibliotheca Teubneriana). * Diodori Bibliotheca Historica. Editionem primam curavit I. Bekker, alteram L. Dindorf. Recognoverunt F. Vogel et C. Th. Fischer. Bde. 1-5 (Diodoros 1-20). 3.

Auflage. Leipzig 1888-1906 (Bibliotheca Teubneriana). Nachdruck Stuttgart 1964. * Diodorus of Sicily. With an English translation by F. R. Walton. Bde. 11-12 (Diodoros 21-40). London, Cambridge [Mass.] 1957-1967 (The Loeb Classical Library). Bd. 11 Nachdruck 1968. * Dionysi Halicarnasensis Antiquitatum Romanarum quae supersunt. Edidit C. Jacoby. Bde. 1-4. Leipzig 1885-1905 (Bibliotheca Teubneriana). Nachdruck Stuttgart 1967. [Dionysios v. Halikarnassos] The Roman Antiquities of Dionysius of Halicamassus. With an English translation by E. Cary on the basis of the version of E. Spelman. Bde.

1-7. London, Cambridge (Mass.] 1937-1950 (The Loeb Classical Library). * Dionysii Halicamasei Opuscula. Ediderunt H. Usener et L. Radermacher. Bde. 1-2

[5—6]. Leipzig 1899-1929 (Bibliotheca Teubneriana). Nachdruck Stuttgart 1965. Denys d’Halicamasse: Opuscules rhétoriques. Texte établi et traduit par G. Aujac et al. Bde. i-. Paris 1978~ (Collection des universités de France [Budé]). Dionysius of Halicarnassus: The Critical Essays in Two Volumes. With an English trans-

lation by S. Usher. Bde. 1-2. London, Cambridge [Mass.] 1974-1985 (The Loeb Classical Library). * Nikolaos v. Damaskos: zitiert nach FGrH 2 A (siehe unten).

211 Nicolaus of Damascus’ Life of Augustus. Edited with introduction, translation & commentary by J. Bellemore. Bristol 1984.

* Philonis Alexandrini opera quae supersunt. Ediderunt L. Cohn et P. Wendland (et S. Reiter). Bde. 1-6. Berlin 1896-1915. Nachdruck 1962. Philo. With an English translation by F. H. Colson and G. H. Whitaker. Bde. 1-10. London, Cambridge [Mass.] 1929-1962 (The Loeb Classical Library). * Polybii Historiae. Editionem a L. Dindorfio curatam retractavit Th. Buettner-Wobst. Bde. 1-4. Leipzig 1889-1905 (Bibliotheca Teubneriana). Nachdruck Stuttgart 1962-1967.

Polybe: Histoires. Texte établi et traduit par P. Pédech et al. Bd. 1—. Paris 1969— (Collection des universités de France [Budé]). * Strabonis Geographica. Recognovit A. Meineke. Bde. 1-3. Leipzig 1877 (Bibliotheca Teubneriana). Nachdruck Graz 1969. [Strabon v. Amaseia] The Geography of Strabo. With an English translation by H. L. Jones based in part upon the unfinished version of J. R. S. Sterrett. Bde. 1-8. London, Cambridge [Mass.] 1917-1932 (The Loeb Classical Library).

SONSTIGE ARBEITEN Aalto, P. 1953. Studien zur Geschichte des Infinitivs im Griechischen. Helsinki (Annales

Academiae Scientiarum Fennicae Ser. B, Tom. 80:2). Adrados, F. R. 1948. Estudios sobre el léxico de las fábulas esópicas: en torno a los pro-

blemas de la koiné literaria. Salamanca (Theses et studia philologica Salmanticensia 2). Amelung, R. 1901. De Polybii enuntiatis finalibus. Diss. Halle. Amigues, S. 1977. Les subordonnées finales par ὅπως en attique classique. Lille (Diss. Montpellier). Anlauf, G. 1960. Standard Late Greek oder Attizismus? Eine Studie zum Optativgebrauch im nachklassischen Griechisch. Diss. Kóln. v. Arnim, H. 1892. ,Ineditum Vaticanum. Hermes 27, S. 118—130. Auerbach, M. 1924. ,Medii usus Diodori et Dionysii Halicarnassei quatenus ab Attica lingua differat.' Eos 27, S. 135-164. Aujac, G. 19692. ‚1. La vie de Strabon, 2. L’oeuvre de Strabon.' Strabon: Géographie.

Texte établi et traduit par G. Aujac, F. Lasserre et al. Bd. 1:1, S. vii-xlvii. Paris (Collection des universités de France [Budé]).

— 1969b. ,Notice.' Strabon: Géographie. Texte établi et traduit par G. Aujac, F. Lasserre et al. Bd. 1:1, S. 3-57. Paris (Collection des universités de France [Budé]). Bauer, W. 1971. Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der übrigen urchristlichen Literatur. Durchgesehener Nachdruck der 5., verbes-

serten und stark vermehrten Auflage. Berlin, New York. BD

= Blass, F. 1961. Grammatik des neutestamentlichen Griechisch. Bearbeitet von

A. Debrunner. 11. Auflage. Góttingen. Bellemore, J. 1984. ‚Introduction.‘ Nicolaus of Damascus' Life of Augustus. Edited with introduction, translation & commentary by J. Bellemore, S. xi-xxvii. Bristol.

212 Berdolt, W. 1894. Zur Entwicklungsgeschichte der Konstruktionen mit ὥστε. Eichstätt (Programm des K. Gymnasiums Eichstätt 1893/4). Berkowitz, L./Squitier, K. A. 1990. Thesaurus Linguae Graecae: Canon of Greek Au-

thors and Works. With technical assistance from W. A. Johnson. 3. Auflage. New York, Oxford. Biraschi, A. M./Maribelli, P./Massaro, G. D./Pagnotta, M. A. 1981. Strabone: saggio di bibliografia 1469-1978. Perugia (Pubblicazioni degli Istituti di storia antiqua & di storia medioevale & di storia moderna). Birke, O. 1897. De particularum μή et ob usu Polybiano, Dionysiaco, Diodoreo, Strabo-

niano. Diss. Leipzig. Blomqyist, J. 1969. Greek Particles in Hellenistic Prose. Diss. Lund. — 1974. Juxtaposed te καί in Post-Classical Prose.‘ Hermes 102, S. 170—178. Bowersock, G. W. 1965. Augustus and the Greek World. Oxford.

— 1979. ‚Historical Problems in Late Republican and Augustan Classicism.‘ Le classicisme à Rome aux [ers siécles avant et apres J-C., S. 57-75. Geneve (Entretiens sur

l'antiquité classique publiés par O. Reverdin et B. Grange 25 (Fondation Hardt]). Brandwood, L. 1976. A Word Index to Plato. Leeds. Breitenstein, U. 1976. Beobachtungen zu Sprache, Stil und Gedankengut des Vierten Makkabäerbuchs. Diss. Basel. Browning, R. 1976. Rezension von Frósén 1974. Classical Review N. S. 26, S. 228-229.

— 1983. Medieval and Modem Greek. 2. Auflage. Cambridge usw. Burguiére, P. 1960. Histoire de l'infinitif en grec. Paris (Études et commentaires 33). Cary, E. 1937. ‚Introduction.‘ The Roman Antiquities of Dionysius of Halicamassus. With an English translation by E. Cary on the basis of the version of E. Spelman. Bd. 1, S. vii-xlviii. London, Cambridge [Mass.] (The Loeb Classical Library). Cavallin, A. 1941. (τὸ) λοιπόν: eine bedeutungsgeschichtliche Untersuchung.‘ Eranos

39, S. 121-144. v. Cleef, F. L. 1895. Index Antiphonteus. Ithaca (N. Y.]. Nachdruck Hildesheim 1964. Clinquart, F./Isebaert, L. 1984. ‚La théorie de la marque et la syntaxe des consécutives en grec ancien.‘ Les études classiques 20, S. 301-312. Conybeare, F. C./Stock, St. G. 1905. ‚A Grammar of Septuagint Greek.‘ Selections from the Septuagint, According to the Text of Swete, S. 25-100. Boston. Nachdruck Grand

Rapids [Michigan] 1980. Crónert, W. 1903. Memoria Graeca Herculanensis. Cum titulorum Aegypti papyrorum codicum denique testimoniis comparatam proposuit G. Crónert. Leipzig. Debrunner, A. 1969. Geschichte der griechischen Sprache. 2. Grundfragen und Grund-

züge des nachklassischen Griechisch. 2. Auflage bearbeitet von A. Scherer. Berlin (Sammlung Góschen Bd. 114/1142).

Denniston, J. D. 1954. The Greek Particles. 2. Auflage. Oxford. Denommé, J.-M. 1968. Index Isaeus. Hildesheim. Diel, H. 1894. De enuntiatis finalibus apud Graecorum rerum scriptores postenoris aeta-

tis. München (Diss. Würzburg). Eckels, W. A. 1901. Ὥστε as an Index of Style in the Orators. Diss. Baltimore. Ek, S. 1942. Herodotismen in der Archáologie des Dionys von Halikamass: ein Beitrag zur Beleuchtung des beginnenden Klassizismus. Diss. Lund. Eriksson, K. 1943. Das Prüsens historicum in der nachklassischen griechischen Historiographie. Diss. Lund. v. Essen, M. H. N. 1887. Index Thucydideus. Berlin. Fabricius, C. 1962. Zu den Jugendschriften des Johannes Chrysostomos: Untersuchungen

zum Klassizismus des vierten Jahrhunderts. Diss. Lund. — 1965. ‚Untersuchungen zum Gebrauch von σύν: ein Beitrag zum sprach- und stilgeschichtlichen Verständnis der griechischen Prosa.‘ 1. Teil (unpubliziertes, offenbar

213



1965 abgeschlossenes Manuskript, das im Klassischen Institut der Universität Göteborg aufbewahrt wird). 1967. ‚Der sprachliche Klassizismus der griechischen Kirchenväter: ein philologi-

sches und geistesgeschichtliches Problem.‘ Jahrbuch für Antike und Christentum 10, S. 187-19. —

1972. Galens Exzerpte aus älteren Pharmakologen. Berlin, New York (Ars Medica. Texte und Untersuchungen zur Quellenkunde der Alten Medizin 2:2). FGrH = Jacoby, F. 1923-1940. Die Fragmente der griechischen Historiker. Bde. 1;

2 A-B; 3 A. Berlin bzw. Leiden (3 A). 1 A korrigierter Nachdruck Leiden 1957. Flierle, J. 1890. Über Nachahmungen des Demosthenes, Thucydides, Xenophon in den

Reden der römischen Archäologie des Dionysius von Halikamass. Diss. Leipzig. Forman, L. L. 1897. Index Andocideus, Lycurgeus, Dinarcheus. Oxford. Nachdruck Amsterdam 1962. de Foucault, J.-A. 1972. Recherches sur la langue et le style de Polybe. Paris. Frisk, H. 1973. Griechisches etymologisches Wörterbuch. Bde. 1-2. 2. unveränderte Auflage. Heidelberg. Frósén, J. 1974. Prolegomena to a Study of the Greek Language in the First Centuries A. D.: the Problem of Koiné and Atticism. Diss. Helsinki. Gabba, E. 1982. ,La »Storia di Roma arcaica« di Dionigi d'Alicarnasso.' Aufstieg und Niedergang der rómischen Weit: Geschichte und Kultur Roms im Spiegel der neueren Forschung. Herausgegeben von H. Temporini und W. Haase. II 30:1, S. 799-816. Berlin, New York. — 1991. Dionysius and »The History of Archaic Rome«. Berkeley, Los Angeles, Oxford

(Sather Classical Lectures 56). Gelzer, Th. 1979. ,Klassizismus, Attizismus und Asianismus.' Le classicisme

à Rome aux

lers siecles avant et aprés J.-C., S. 1-41. Genéve (Entretiens sur l'antiquité classique publiés par O. Reverdin et B. Grange 25 [Fondation Hardt]). Gignac, F. Th. 1976-1981. A Grammar of the Greek Papyri of the Roman and Byzantine Periods. 1. Phonology. 2. Morphology. Milano (Testi e Documenti per lo Studio dell'Antichità 55:1-2). Gildersleeve, B. L. 1886. ‚The Consecutive Sentence in Greek.‘ American Joumal of Philology 7, S. 161-175. —

1893. Rezension von Wehmann

1891.

American Journal of Philology 14, S. 240-242.

Goodwin, W. W. 1889. Syntax of the Moods and Tenses of the Greek Verb. Rewritten

and enlarged. London usw. Nachdruck New York 1966. Goold, G. P. 1961. ‚A Greek Professorial Circle at Rome.‘ Transactions and Proceedings of the American Philological Association 92, S. 168—192.

Goudriaan, K. 1989. Over Classicisme: Dionysius v. Halicarnassus en zijn program van weisprekenheid, cultuur en politiek. Diss. Amsterdam. Hägg, T. 1975. Photios als Vermittler antiker Literatur: Untersuchungen zur Technik des Referierens und Exzerpierens in der Bibliotheke. Uppsala (Studia Graeca Upsalien-

sia 8). Hatch, E./Redpath, H. A. 1897. A Concordance to the Septuagint and the other Greek Versions of the Old Testament (Including the Apocryphal Books). Bde. 1-3. Oxford.

Nachdruck Graz 1954. Helbing, R. 1904. Die Präpositionen bei Herodot und andem Historikern, Würzburg (Beitráge zur Historischen Syntax der Griechischen Sprache herausgegeben von M. v. Schanz 16). — 1907. Grammatik der Septuaginta: Laut- und Wortlehre. Góttingen. Higgins, M. J. 1945. , The Renaissance of the First Century and the Origin of Standard Late Greck.' Traditio 3, S. 49-100.

214 Holmes, D. H. 1895. Index Lysiacus. Bonn. Nachdruck Amsterdam 1962. Hult, K. 1990. Syntactic Variation in Greek of the 5th CenturyA. D. Göteborg (Studia Graeca et Latina Gothoburgensia 52). Hurst, A. 1982. ‚Un critique grec dans la Rome d'Auguste: Denys d’Halicarnasse.‘ Aufstieg und Niedergang der rómischen Welt: Geschichte und Kultur Roms im Spiegel der neueren Forschung. Herausgegeben von H. Temporini und W. Haase. II 30:1, S. 839-865. Berlin, New York. Jacob, P. 1911. De Nicolai Damasceni sermone et arte historica quaestiones selectae.

Diss. Góttingen. Jannaris, A. N. 1897. An Historical Greek Grammar chiefly of the Attic Dialect as Written and Spoken from Classical Antiquity down to the Present Time: Founded upon the

Ancient Texts, Inscriptions, Papyri and Present Popular Greek. London. Nachdruck Hildesheim 1968. Janson, T. 1975. Prose Rhythm in Medieval Latin from the 9th to the 13th Century. Stockholm (Studia Latina Stockholmiensia 20). Kalén, T. 1941. Selbständige Finalsätze und imperativische Infinitive im Griechischen. Uppsala, Leipzig (Skrifter utgivna av K. Humanistiska Vetenskaps-Samfundet i

Uppsala 34:2). Kapff, R. 1903. Der Gebrauch des Optativus bei Diodorus Siculus. Diss. Tübingen. Käser, J. 1915. Die Präpositionen bei Dionysius von Halicamassus. Borna-Leipzig (Diss. Erlangen). KB = Kühner, R. 1890-1892. Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache. Bde. 1:1-2. Formenlehre. 3. Auflage von F. Blass. Hannover. Keck, S. 1882. Über den Dual bei den griechischen Rednem mit Berücksichtigung der attischen Inschriften. Würzburg (Beitráge zur Historischen Syntax der Griechischen Sprache herausgegeben von M. v. Schanz 2). KG = Kühner, R. 1898-1904. Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache. Bde.

2:1-2. Satzlehre. 3. Auflage von B. Gerth. Hannover, Leipzig. Nachdruck Hannover 1976. Der Kleine Pauly = Der Kleine Pauly: Lexikon der Antike. Auf der Grundlage von Pauly’s Realencyciopádie der classischen Altertumswissenschaft unter Mitwirkung

zahlreicher Fachgelehrter bearbeitet und herausgegeben von K. Ziegler und W. Sontheimer. Bde. 1-5. München 1979. Knuenz, J. 1913. De enuntiatis Graecorum finalibus. Innsbruck (Commentationes Aenipontanae 7). Krapp, F. 1892. Der substantivierte Infinitiv abhängig von Präpositionen und Prüpositionsadverbien in der historischen Gräcität: Herodot bis Zosimus. Diss. Heidelberg. Krebs, F. 1882. Die Präpositionen bei Polybius. Würzburg (Beiträge zur Historischen Syntax der Griechischen Sprache herausgegeben von M. v. Schanz 1). — 1884-1885. Die Präpositionsadverbien in der späteren historischen Gräcität. Bde. 1-2.

München. — 1887-1890. Zur Rection der Kasus in der späteren historischen Gräcität. Bde. 1 (1887); 2 (1888); 3 (1890). München. Kretschmer, P./Locker, E. 1963. Rückläufiges Wörterbuch der griechischen Sprache. Mit Ergänzungen von G. Kisser. 2. unveränderte Auflage. Göttingen.

Kroh, P. 1972. Lexikon der antiken Autoren. Stuttgart (Kröners Taschenausgabe Bd. 366). Kuhring, W. 1906. De praepositionum Graecarum in chartis Aegyptiis usu quaestiones selectae. Diss. Bonn.

Lasserre, F. 1969. ‚Le texte de Strabon.‘ Strabon: Géographie. Texte établi et traduit par G. Aujac, F. Lasserre et al. Bd. 1:1, S. xlviii-bood. Paris (Collection des universités

de France [Budé]).

215 — 1979. ,Prose grecque classicisante.‘ Le classicisme à Rome aux lers siecles avant et aprés J.-C., S. 135-163. Genéve (Entretiens sur l'antiquité classique publiés par O. Reverdin et B. Grange 25 [Fondation Hardt]). — 1982. ,Strabon devant l'Empire romain.' Aufstieg und Niedergang der römischen Welt: Geschichte und Kultur Roms im Spiegel der neueren Forschung. Herausgegeben von H. Temporini und W. Haase. II 30:1, S. 867-896. Berlin, New York. Lesky, A. 1971. Geschichte der griechischen Literatur. 3., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Bern, München.

Lindhamer, L. 1908. Zur Wortstellung im Griechischen: eine Untersuchung über die Spaltung syntaktisch eng zusammengehöriger Glieder durch das Verbum. Borna-Leipzig (Diss. München). Lopez Eire, A. 1991. Atico, koine y aticismo: estudios sobre Aristofanes y Libanio. Mur-

cia. LSJ = Liddell, H. G./Scott, R. 1940.

A Greek-English Lexicon. Ah ed. by H. S. Jones

etc. Oxford. Lutz, L. 1887. Die Prüpositionen bei den attischen Rednern: ein Beitrag zur historischen Grammatik der griechischen Sprache. Neustadt a. d. H. (Programm der K. Studienanstalt zu Neustadt a. d. H. für die Schuljahre 1886/87 und 1887/88). Lyons, J. 1983. Die Sprache. Aus dem Englischen übertragen und für den deutschen Leser eingerichtet von Ch. Gutknecht u. a. München. Maetzke, C. 1906. De Dionysio Halicamassensi Isocratis imitatore. Breslau. Mathieu, G. 1962. ‚Notice.‘ /socrate: Discours. Texte établi et traduit par G. Mathieu et par É. Brémond. Bd. 4, S. 163-183. Paris (Collection des universités de France

[Bude)). Mauersberger = Mauersberger, A. 1956-. Polybios-Lexikon. Im Auftrage der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin bearbeitet von A. Mauersberger. Bde. 1-4 (a-0). Berlin. Mayer, G. 1974. Index Philoneus. Berlin, New York.

Mayser, E. 1926-1938. Grammatik der griechischen Papyri aus der Ptolemäerzeit mit Einschluß der gleichzeitigen Ostraka und der in Ägypten verfassten Inschriften. Bde. 1:2 (1938, 2. Auflage); 2:1 (1926); 2:2 (1934a); 2:3 (1934b). Berlin, Leipzig. 1:2 Nachdruck Berlin 1970. McDougall, J. I. 1983. Lexicon in Diodorum Siculum. Bde. 1-2. Hildesheim. Meecham, H. G. 1935. The Letter of Aristeas: a Linguistic Study with Special Reference to the Greek Bible. Manchester (Publications of the University of Manchester 241). Meillet, A. 1975. Apercu d'une histoire de la langue grecque. Avec bibliographie mise à jour et complétée par O. Masson. 8. Auflage. Paris (Études et commentaires 55). Meisterhans, K. 1900. Grammatik der attischen Inschriften. 3. vermehrte und verbesserte Auflage besorgt von E. Schwyzer. Berlin. Mommsen, Theodor 1883. Res Gestae Divi Augusti. Ex Monumentis Ancyrano et Apol-

loniensi iterum edidit Th. Mommsen. Berlin. Mommsen, Tycho 1895. Beiträge zu der Lehre von den griechischen Präpositionen. BerMoulton, J. H./Milligan, G. 1949. The Vocabulary of the Greek Testament Illustrated from the Papyri and other Non-Literary Sources. London. Niehoff-Panagiotides, J. 1992. Koine und Diglossie. Diss. Tübingen. OCD

= Hammond,

N. G. L./Scullard, H. H. (edd.) 1970. The Oxford Classical Diction-

ary. 2. Auflage. Oxford. Palm, J. 1955. Über Sprache und Stil des Diodoros von Sizilien: ein Beitrag zur Beleuchtung der hellenistischen Prosa. Diss. Lund. — 1959. Rom, Rómertum und Imperium in der griechischen Literatur der Kaiserzeit.

Lund (Skrifter utgivna av Kungl. Humanistiska Vetenskapssamfundet i Lund 57).

216 Powell, J. E. 1938. A Lexicon to Herodotus. 2. Auflage. Cambridge. Nachdruck Hildesheim 1966.

Preisigke = Preisigke, F. 1925-1927. Wörterbuch der griechischen Papyrusurkunden mit Einschluß der griechischen Inschriften, Aufschriften, Ostraka, Mumienschilder usw. aus Ägypten. Herausgegeben von E. KieBling. Bde. 1-2. Berlin.

Preuss, S. 1892. Index Demosthenicus. Leipzig. — 1904. Index Isocrateus. Leipzig. — 1926. Index Aeschineus. Leipzig. Nachdruck Amsterdam 1965. Radermacher, L. 1925. Neutestamentliche Grammatik: das Griechisch des Neuen Testaments im Zusammenhang mit der Volkssprache. 2. erweiterte Auflage. Tübingen (Handbuch zum Neuen Testament in Verbindung mit W. Bauer u. a. herausgege-

ben von H. Lietzmann 1). RE

= Paulys Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Neue Bearbei-

tung unter Mitwirkung zahlreicher Fachgenossen herausgegeben von G. Wissowa. Stuttgart 1894-1978.

Reik, K. 1907. Der Optativ bei Polybius und Philo von Alexandria. Diss. Leipzig. Reinhold, H. 1917. ‚Index vocabulorum [Hyperidis].' Hyperidis orationes sex cum ceterarum fragmentis. Post F. Blass papyris denuo collatis edidit Ch. Jensen, S. 160-192. Leipzig. Rhys Roberts, W. 1900. ‚The Literary Circle of Dionysius of Halicarnassus.‘ Classical

Review 14, S. 439—442. Roesler, P. 1906. De assimilationis pronominis relativi usu qualis fuerit apud Theophrastum, Polybium, Dionysium Halicamaseum. Diss. Breslau.

Rosen, H. B. 1962. Eine Laut- und Formenlehre der herodotischen Sprachform. Heidelberg. Rosenqvist, J. O. 1981. Studien zur Syntax und Bemerkungen zum Text der Vita Theodori Syceotae. Diss. Uppsala (Studia Graeca Upsaliensia 15).

Roßberg, C. 1909. De praepositionum Graecarum in chartis Aegyptiis Ptolemaeorum aetatis usu. Diss. Jena. Roth, K. 1898. Die erzählenden Zeitformen bei Dionysius von Halikamass. Bayreuth (Diss. Erlangen). Rutherford, W. G. 1881. The New Phrynicus: Being a Revised Text of the Ecloga of the Grammarian Phrynicus. With introductions and commentary by W. G. Rutherford. London. Nachdruck Hildesheim 1968. Rydbeck, L. 1967. Fachprosa, vermeintliche Volkssprache und Neues Testament: zur Beurteilung der sprachlichen Niveauunterschiede im nachklassischen Griechisch. Diss. Uppsala (Studia Graeca Upsaliensia 5). Sandmel, S. 1979. Philo of Alexandria: An Introduction. New York, Oxford. Scardigli, B./Delbianco, P. 1983. Nicolao di Damasco: Vita di Augusto. Firenze. Schmid = Schmid, W. 1887-1897. Der Atticismus in seinen Hauptvertretern: von Dionysius von Halikamass bis auf den zweiten Philostratus. Bde. 1-4 und Registerband. Stuttgart. Schmidt, H. 1893. De duali Graecorum et emoriente ct reviviscente. Breslau (Breslauer

philologische Abhandlungen 6:4). Schroefel, E. 1909. De optativi apud Dionysium Halicamaseum usu. Diss. Breslau. Schwyzer, E. 1939-1950. Griechische Grammatik auf der Grundlage von Karl Brugmanns Griechischer Grammatik.

1. Allgemeiner Teil, Lautlehre,

Wortbildung, Flexion

(1939). 2. Syntax und syntaktische Stilistik (2. Teil vervollständigt und herausgegeben von A. Debrunner, 1950). München (Handbuch der Altertumswissenschaft herausgegeben von W. Otto II 1:1-2). Seume, H. 1883. De sententiis consecutivis Graecis. Diss. Göttingen.

217 Smyth, H. W. 1956. Greek Grammar. Revised by G. M. Messing. Cambridge [Mass.]. Sophocles, E. A. 1914. Greek Lexicon of the Roman and Byzantine Periods: from B. C. 146 to A. D. 1100. Cambridge [Mass.], Leipzig. Nachdruck Hildesheim, New York

1975. Sordi, M. 1982. ‚Timagene di Alessandria: uno storico ellenocentrico e filobarbaro.' Aufstieg und Niedergang der römischen Welt: Geschichte und Kultur Roms im Spiegel der neueren Forschung. Herausgegeben von H. Temporini und W. Haase. II 30:1, S. 775-797. Berlin, New York.

Stef, F. 1970. ‚Particularitäti morfologice si regimul prepozitiilor la Strabon.‘ Studii Clasice 12, S. 69-78. — 1974. ,Problémes de syntaxe grecque chez Strabon.' Studii Clasice 16, S. 143-152. Sturz = Sturz, F. W. 1801-1804. Lexicon Xenophonteum. Bde. 1—4. Leipzig. Nachdruck Hildesheim 1964. Swete, H. B. 1902. An Introduction to The Old Testament in Greek. Revised by R. R.

Ottley. Cambridge. Nachdruck New York 1968. Thackeray, H. St. J. 1909. 4 Grammar of the Old Testament in Greek according to the Septuagint. 1. Introduction, Orthography and Accidence. Cambridge. Nachdruck Hildesheim, Zürich, New York 1987.

Thesleff, H. 1961. An Introduction to the Pythagorean Writings of the Hellenistic Period. Àbo (Acta Academiae Aboensis. Humaniora 24:3). Threatte, L. 1980. The Grammar of Attic Inscriptions. 1. Phonology. Berlin, New York.

Thyresson, I. L. 1977. The Particles in Epicurus. Diss. Lund. Toher, M. 1985a. The Bios Καίσαρος of Nicolaus of Damascus: a Historiographical

Analysis. Providence [R. 1.} (Diss. Brown University). — 1985b. ‚The Date of Nicolaus’ Biog Καίσαρος." Greek, Roman and Byzantine Studies 26, S. 199—206. Trunk, J. 1911. De Basilio Magno sermonis Attici imitatore. Stuttgart (Programm Ehingen). Unna, I. 1895. Über den Gebrauch der Absichtssátze bei Philon von Alexandrien. Frank-

furt am Main (Diss. Würzburg). Usher, S. 1960. ‚Some Observations on Greek Historical Narrative from 400 to 1 B. C. American Journal of Philology 81, S. 358-370. — 1982. ‚The Style of Dionysius of Halicarnassus in the »Antiquitates Romanae«.‘ Aufstieg und Niedergang der rómischen Weit: Geschichte und Kultur Roms im Spiegel der neueren Forschung. Herausgegeben von H. Temporini und W. Haase. II 30:1, S. 817-838. Berlin, New York.

Weber, Ph. 1884-1885. Entwickelungsgeschichte der Absichtssátze. Bde. 1-2. Würzburg (Beitráge zur Historischen Syntax der Griechischen Sprache herausgegeben von M. v. Schanz 4—5). Wehmann, M. 1891. De ὥστε particulae usu Herodoteo Thucydideo Xenophonteo. Straßburg.

Wifstrand, A. 1952. ‚Det grekiska prosaspräket: en historisk översikt.‘ Eranos 50, S. 149-163. Wigtil, D. N. 1982. ‚The Ideology of the Greek »Res Gestae«.' Aufstieg und Niedergang der römischen Welt: Geschichte und Kultur Roms im Spiegel der neueren Forschung. Herausgegeben von H. Temporini und W. Haase. II 30:1, S. 624-638. Berlin, New York. v. Wilamowitz-Möllendorff, U. 1900. ‚Asianismus und Atticismus.' Hermes 35, S. 1-52.

Stellenindex

Aischines

1167 67 3437 66 (Ep. 12,13,2]

53 Fußn. 4

Aischylos Pr.74T7ff

130

Aristoteles Pol. 1264b,9 93 FuBn. 2 Fragm. Var. 1,1,20,27 95 FuBn. 1 Demosthenes

18,106,10 67 [59,92,1f] 170 Fußn. 4

2,58,1,12 33,58 3,4,43 3,11,8,2 3,23,11,5 328,56 4,23,4,7 52732 5,58,1,5 6,37,1,15 6494,11 6,62,4,12 6,92,6,5 92321 9273, 95324 9,58,12f 11,22,3,6 11,42,4,7

138 11] 106 FuBn. 2 106 Fußn. 2 138 166 FuBn. 2 139 Fußn. 2 139 139 ff 79 174 139 116 Fußn. 3 111 116 137 116 174 FuBn. 1 169 Fußn. 1

Scripta Rhetorica

Diodor 114,27 137 11433 137 1,6255 137 31737 72 158,5, 81 18,22,2,6 38 23,20,1,2 35 31,19,2,6 35 34/35,33,1,10

Lys.58 Lys.59

175 175

Lys.7,6

169 Fußn. 1

Lys.11,12

142

Lys. 18,11

142 FuBn. 2

15.921

35

142

Isoc.9,27

142

Isoc. 10,10 Dem.3,54

142 Fußn. 4 35

Dem. 19,16

35; 40 FuBn. 2

Dem. 36,14 Dem. 43,78

176 169 Fußn. 1

Antiquitates Romanae

Dem. 48,36

176

1,1027

140

Th.19 141 FuBn. 3 Th. 36,57 64 FuBn. 4

1,20,1,4 1,20,4,8

140 140 FuBn. 3; 174

Th. 41,2

141 Fußn. 2

Tn.55,5

141 FuBn. 2

1,28,4,2 129,9 1,37,5,8

106 Fußn. 2 106 Fußn. 2 169 Fußn. 1

Comp. 22,101 Comp. 22,268

Dionysios

141,417

1,69,3,5 1,78,4,4 1,87,1,10 22021 2,25,7,13

Comp. 6,61

141 Fußn. 2

176 141

138

174 FuBn. 1 140 74 109 109

Herodot 1118 19123

34; 37 Fußn. 2 37 Fußn. 2

8,104,

62 FuBn. |

219 Homer

II. 13 ff 11.5,582 11.13,556 1l.23,1

164 165 Fußn. 2 74 Fußn. 3 124

Isokrates Ep.9,10,3

62 Fußn. 3

Lysias

17,1,4

165

Fragm.338,33

53 Fußn. 4

Menon (Anonymus Londinensis) 2725 27,35

95 FuBn. 1 95 FuBn. 1

Neues Testament

Ep. Gal.213 Ev. Jo.3,16

171 Fußn. 2 171 Fußn. 2

Nikolaos

C 393,33 C 394,34 C 396,22 C 398,18 C 401,15 C 401,21 C 402,1 C 404,12 C4092 C 409,6 C41126 C 419,1 C 420,8 V4249 W426,18 Philon 1,109, 8

H3318 H 3323 H 333,36 H 334,11

H 338,20 Η 339,1 Η 34323 H 34712 H394 H 350,31

143

145 145 Fußn. 4 146 36

146 145 Fußn. 2 146 146 82 102 Fußn. 1

36 Fußn. 2

1,149] 2,925 2961

82; 126 Fußn. 1 76 Fußn. 3 91 FuBn. 2

3,45,4

180 Fußn. 2

5,487 581,7

150 151 Fußn. I

5,983 12,7754

15] 56

14,61,1

H 329,15

146 144 82 146 146 146 102 FuBn. 1 102 Fußn. 1 145 145 Fußn. 3 145 102 FuBn. 1 145 Fußn. 3 146 177

1538,77

1721216

149

180 Fußn. 2

91

20,39,5 66 20,40,3 66 20,120,2 149 FuBn. 3 20,157,4 ff 76 23,119,6 36 FuBn. 2 244,5

148

25,5,2 25316

55 55

26,119,5

76 Fußn. 3

H35132

11

26,147,5

150

H 351,34 H35331 Η 3548

146 146 146

28,152,6

64

28,314,5

56

H 359,25

144

H 35931

143

H 361,19

144 FuBn. |

H H H Η M C

365,12. 366,7 371,36 3786 384,23 391,3

C 391,24

145 143 Fußn. 4 145 40 146; 169 FuBn. | 144 Fußn. 2 145 Fußn. 1

28,220,4

149 Fußn. 6

29,1492

36 Fußn. 2

3441,55

180 Fußn. 2

38703

142 Fußn. 3

34,639

149 Fußn. 6

38,1803

151

38,366,5

151

Pindar

N.4,%

107 Fußn. 3

220 Platon

Strabon

Ap. 2e,1

170 Fufn. 1

Ap.35b9

74 Fußo. 5

Phd.67a,1

74 Fußn. 5

Prm.141e,1 Prm.141e,6 Smp.217a,7

53 Fußn. 4 53 Fußn. 4 74

Smp.219c5

107 Fußn. 3

Alc. 2,1493,8 51 Fußn. 2 Pn.312b3 131

Gm.4Tc1

132

1,1,2,9 1,1,19,4

147 Fußn. 3 91 Fußn. 2

1,2,24,7

178

143,12

169 Fufin. 1

8,5,4,21 8,6,9,3 9,1,1,17

179 178 Fußn. 1 178 Fufin. 1

9221,22.

178 FuBn. 1

9,3,17,8

178 Fufin. 1

10,3,7,23

10395

Polybios

122,731

141148

1,1,2,1

106 Fußn. 2

15,1,51,11

1,233 1,7,10,1

106 FuBn. 2 106 Fußn. 2

15,1,59,32

1,9,4,5

135

1,14,7,3

106 Fußn. 2

1,16,5,3 1,31,8,6

136 136

1,62,5,4 1,63,1,3 1,63,7,1

136 Fußn. 1 135 171 Fußn. 4

178 Fun. 1

73 Fun. 4 147 Fußn. 1

147

147

15,1,59,31

147 Fußn. 1 147 Fußn. 4

16,1,24,6 16,2,23,6

109 178 Fußn. 2

Theophrast

1,70,5,7 136 3,51,13,1 38 10,12,6,4 35 11,10,4,3 94 261,5, 133 29,15,3,3 63 Fragm.61,2

De pietate 3,1

94 Fußn. 5

De pietate 3,16

94 Fun. 5

Thukydides FuBn. 6; 110 Fußn. 3 Fußn. 3 35

Septuaginta

3,114,3,3 4791, 535/73 734,6,

167 80 167 169

Xenophon

Ge.2193

82

HG 23,11,2

Ge. 11,72

132 Fußn. 6

Mem.21,2815f

Ge.15,7,2

135 FuBn. 2

An.1,4,8,4

4Ki.21,123

171 Fußn. 2

2 Ma.2,21,3

171 FuBn. 2

An. 21,223 An, 2,3,25,2 An. 2,5,12,2 An.4,2,192 An. 5,7,20,1

78 FuBn.3

Cyr. 6,3,19,4

Ge.17,1,2£

Ge.27,4,2 Ex.2,2200

66

132 FuBn.6 149 FuBn. 3

2 Ma. 14,15,2

Ps. 17,402 46 Fun. 6 Jb.12, 63 Fußn.4 Si.47,21,1 68 FuBn. 2 Je. 1934 171 Fußn. 2

Sophokles OT 532 ff 166 OC 155 127

Cyr. 8,2,2,5 Eq.6,13,1

132

165

70

51 FuBn. 2 166 165 167 80 167

167 FuBn. 6 70