Periodisierung und Epochenbewusstsein im Alten Testament und in seinem Umfeld 9783515101141, 3515101144

English summary: The book, with contributions by R. Bichler, G. Knoppers, J.F. Quack, R. Rollinger, J. Wiesehöfer and M.

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German Pages 159 Year 2012

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Periodisierung und Epochenbewusstsein im Alten Testament und in seinem Umfeld
 9783515101141, 3515101144

Table of contents :
INHALT
VORWORT
REICHE, DYNASTIEN … UND AUCH CHRONIKEN?
THE MESOPOTAMIANS AND THEIR PAST
PERIODISIERUNG UND EPOCHENBEWUSSTSEIN IN ACHAIMENIDISCHER ZEIT
ÜBER DIE PERIODISIERUNG GRIECHISCHER GESCHICHTE IN DER GRIECHISCHEN HISTORIE
PERIODIZATION IN ANCIENT ISRAELITE HISTORIOGRAPHY: THREE CASE STUDIES
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Josef Wiesehöfer / Thomas Krüger (Hg.) Periodisierung und Epochenbewusstsein im Alten Testament und in seinem Umfeld

ORIENS ET OCCIDENS Studien zu antiken Kulturkontakten und ihrem Nachleben

---------------------------Herausgegeben von Josef Wiesehöfer in Zusammenarbeit mit Pierre Briant, Amélie Kuhrt, Fergus Millar und Robert Rollinger

Band 20

Josef Wiesehöfer / Thomas Krüger (Hg.)

Periodisierung und Epochenbewusstsein im Alten Testament und in seinem Umfeld

Franz Steiner Verlag

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN 978-3-515-10114-1 Jede Verwertung des Werkes außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Übersetzung, Nachdruck, Mikroverfilmung oder vergleichbare Verfahren sowie für die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen. Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigen Papier. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2012 Druck: Offsetdruck Bokor, Bad Tölz Printed in Germany

INHALT Vorwort ................................................................................................................ 7 Reiche, Dynastien … und auch Chroniken? Zum Bewusstsein der eigenen Vergangenheit im Alten Ägypten JOACHIM FRIEDRICH QUACK ................................................................................ 9 The Mesopotamians and their Past MARC VAN DE MIEROOP .................................................................................... 37 Periodisierung und Epochenbewusstsein in achaimenidischer Zeit JOSEF WIESEHÖFER und ROBERT ROLLINGER .................................................... 57 Über die Periodisierung griechischer Geschichte in der griechischen Historie REINHOLD BICHLER ............................................................................................ 87 Periodization in Ancient Israelite Historiography: Three Case Studies GARY N. KNOPPERS .......................................................................................... 121 Register ............................................................................................................ 147

VORWORT In allen Kulturen der Welt haben sich Menschen zu allen Zeiten Gedanken über die Vergangenheit gemacht, haben gewusst oder bedacht, dass etwas ihrer eigenen Zeit vorausging und/oder ihre eigene Zeit beeinflusste. In denen von ihnen, die durch Schriftlichkeit geprägt waren, und für die wir demnach heute auf Äußerungen von politisch, religiös oder literarisch herausragenden Personen, so deren Verlautbarungen überliefert sind, zurückgreifen können, lassen sich zunächst einmal verschiedene Arten des Umgangs mit Zeit beobachten. Jeremy Rifkin hat Kulturen sogar als Spiegel ihrer zeitlichen Orientierung angesehen und sechs Zeitdimensionen unterschieden, die in jeder Kultur existieren: „Sequenz, Dauer, Planung, rhythmische Wiederholung, Synchronisation und zeitliche Perspektive.“1 Entsprechend ergeben sich für verschiedene Zwecke auch verschiedene Arten des Umgangs mit Zeit: Man kann Zeit durch Kalender, Uhren, Chronologien oder Periodisierungen „messen“ oder „einteilen“ (etwa in Heils- oder Unheilszeiten), man kann die Vergangenheit zu „erkunden“ oder zu „erklären“, die Zukunft (etwa mit Hilfe von Orakeln oder Omina) „vorherzusagen“ versuchen, lineare oder zyklische Zeitvorstellungen besitzen und diese auf entsprechende Gesetzmäßigkeiten hin überprüfen, man kann glauben, aus der Geschichte lernen zu können, oder aus ihr zu lernen versuchen, man kann sich an historischen Vorbildern orientieren etc. In Schriftsprachkulturen können sich entsprechend sprachliche Äquivalente für „Zeit“, „Vergangenheit“, „Ewigkeit“ etc. finden oder aber zumindest „ein breites Repertoire an temporalen Ausdrücken, unmittelbaren und metaphorischen Aussageformen über zeitliche Gegebenheiten, sowie strukturelle Möglichkeiten im Verbalsystem“, mit denen man auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Bezug zu nehmen in der Lage ist.2 In diesem Band steht einer der eben genannten „Zeitaspekte“ im Mittelpunkt: die Ausbildung eines Epochenbewusstseins und der Unterscheidung historischer Perioden. Damit sind wir im Bereich dessen angelangt, was man üblicherweise „Historiographie“ nennt, zugleich aber auch auf drei Problemkreise verwiesen, die auch in den folgenden Beiträgen eine Rolle spielen: Zum ersten sind die Unterschiede zwischen den Formen des Geschichtsverständnisses, die uns in den Zeugnissen vergangener – hier der mediterranen, nahöstlichen und ägyptischen – Kulturen begegnen, und den Kategorien, mit denen wir heute Geschichtsprozesse konzeptionell fassen, zu beachten. Zum zweiten sind solche Konzeptionen immer 1

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J. RIFKIN, Uhrwerk Universum, München, 1988, zitiert nach: F. PÖHL, Das Weltverständnis der Indianer Nordamerikas im Lichte der europäischen Philosophie (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Sonderheft 118), Innsbruck, 2004, S. 258. E. CANCIK-KIRSCHBAUM, Zeit und Ewigkeit: Ein Versuch zu altorientalischen Konzeptionen, in: R.G. KRATZ, H. SPIECKERMANN (Hg.), Zeit und Ewigkeit als Raum göttlichen Handelns, Berlin, 2009, S. 31.

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Vorwort

auch Konstruktionen, und es gab, wie heute, auch in der Vergangenheit nur selten Verbindlichkeit über deren Ausformungen – höchstens politisch verordnete. Von daher ist es wichtig und notwendig, unsere Gewährsleute, ihr Umfeld und ihre Prägung ebenso zu benennen wie Zeiten, Räume und Milieus, für die wir unsere Aussagen treffen. Zum dritten schließlich ist unsere europäische historiographische Tradition in entscheidendem Maße von der griechischen beeinflusst worden – das zeigt allein schon die Begrifflichkeit. Dennoch beweist etwa die neuere Forschung zu Herodot, dem sogenannten pater historiae, wie wenig Einverständnis besteht über die Anfänge dieser Tradition und wie häufig beim Umgang mit „historiographischen“ oder als solche verstandenen Zeugnissen mit unzeitgemäßen oder historisch unzutreffenden Maßstäben und Kategorisierungen gearbeitet wird. Ein gleicher Vorbehalt gilt etwa für den Vergleich zwischen griechischem und nahöstlichem Umgang mit der Vergangenheit, den man vielfach auf den Gegensatz Mythos vs. Geschichte reduziert hat. Dieser Band hat (gleichfalls) eine lange Vorgeschichte, die mit einer Zürcher Tagung zum Thema „Periodisierung und Epochenbewusstsein in den nahöstlichen Hochkulturen“ im Jahre 2004 begann und die nun mit einer (auf die antike „Geschichtsschreibung“ insgesamt) erweiterten Perspektive und mit einer deutlich veränderten Mitarbeiterzusammensetzung endet. Denen unter den Autoren, die aufgrund des Rücktritts von Kollegen von ihren Zusagen bzw. der Umstellung und Erweiterung des „Programms“ außergewöhnlich lange auf den Abdruck ihrer Beiträge haben warten müssen, gilt unsere aufrichtige Bitte um Entschuldigung.3 Wir hoffen dennoch, dass das Ergebnis sie für ihre strapazierte Geduld entschädigt und die Leser auf anregende Weise auf antike Weisen des Zeit- und Weltverständnisses aufmerksam macht. Josef Wiesehöfer

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Thomas Krüger

Die Beiträge beziehen sich, wenn nichts anderes vermerkt ist, auf den Diskussionsstand zur Zeit der Tagung (2004).

REICHE, DYNASTIEN … UND AUCH CHRONIKEN? Zum Bewusstsein der eigenen Vergangenheit im Alten Ägypten Joachim Friedrich Quack Wer ein wenig Kenntnisse von der altägyptischen Geschichte hat, wird sicher von den großen Epochen gehört haben, in die sie eingeteilt ist, nämlich Altes, Mittleres und Neues Reich sowie Spätzeit, dazwischen Erste, Zweite und Dritte Zwischenzeit. Ebenso ist es ein Begriff, dass eine Durchzählung von Dynastien relevant ist, die von der 1. bis zur 30. Dynastie geht bzw. inzwischen von der Forschung an beiden Rändern erweitert ist und sich von der 0. bis zur 31. Dynastie erstreckt. Die 31. Dynastie ist dabei die zweite Fremdherrschaft der Perser von 343 bis 332, während die Ptolemäer und alle nachfolgenden Herrscherfamilien Ägyptens nicht mehr in dieser Art durchgezählt worden sind. Eigentlich ist dies unlogisch, denn die Ptolemäer hatten, obgleich herkunftsmäßig Ausländer, den Schwerpunkt ihrer Macht ebenso in Ägypten selbst wie vor ihnen etwa die Hyksosherrscher der Zweiten Zwischenzeit, und im römischen Imperium war Ägypten nicht weniger eine Provinz als im Perserreich, dessen Herrscher als Dynastie mitgezählt wurden. Die Ursache hierfür ist natürlich, dass die Dynastieneinteilung keine Erfindung der modernen Historiker ist, sondern in ihrer Art und Durchzählung auf die Antike zurückgeht. Lediglich die größere Strukturierung in Reiche und Zwischenzeiten ist ein neuzeitliches Konstrukt, das sichtbar bestimmten generellen Geschichtsmustern von Aufstieg und Niedergang verpflichtet ist.1 Auf die spärlichen innerägyptischen Indizien, die man in eine derartige Richtung interpretieren könnte, werde ich unten noch eingehen. Gewährsmann für die Dynastien dagegen ist bekanntlich der Historiker Mane2 tho. Bei ihm handelt es sich um einen ägyptischen Priester aus der Stadt Seben1

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Zur Entwicklung der Terminologie in diesem Bereich s. R. MÜLLER-WOLLERMANN, Krisenfaktoren im ägyptischen Staat des ausgehenden Alten Reichs, Tübingen, 1986, S. 3–8; Th. SCHNEIDER, Die Periodisierung der ägyptischen Geschichte. Problem und Perspektive für den Historiker, in: T. HOFMANN, A. STURM (Hg.), Menschenbilder – Bildermenschen. Kunst und Kultur im Alten Ägypten, Norderstedt, 2003, S. 241–256. Zu ihm und seinem Werk s. R. LAQUEUR, Manethon 1), RE XIV/1, Stuttgart, 1928, Sp. 1060– 1101 sowie die Textedition von F. JACOBY, Die Fragmente der griechischen Historiker, Dritter Teil C, Nr. 608a–708, Leiden, 1958, S. 5–112; zweisprachige Ausgabe von W.G. WADDELL, Manetho with an English Translation, London/Cambridge, MA, 1940. S. auch F.X. RYAN, Die Lebensdaten Manethos, Göttinger Miszellen 176, 2000, S. 85–88; B. LEGRAS, Les experts égyptiens à la cour des Ptolémées, Revue historique 127/3, 2002, S. 963–991, bes. S. 974–977; R. KRAUSS, Manethos Ägyptische Geschichte – eine ptolemäische oder römische Kompilation?, in: E. CZERNY, I. HEIN, H. HUNGER, D. MELMAN, A. SCHWAB (Hg.), Timelines. Studies in Honour of Manfred Bietak, Volume III (Orientalia Lovaniensia Analecta 149), Leuven/Paris/Dudley, MA, 2006, S. 227–234; S. AUFRÈRE, Manéthôn de Sebennytos et

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Joachim Friedrich Quack

nytos im Delta, der am Hofe Ptolemaios’ II. eine wichtige Rolle spielte und der (bzw. dessen Umkreis)3 bei der Entwicklung des Sarapiskultes wesentlich beteiligt war.4 Er hat mehrere Werke in griechischer Sprache verfasst, von denen das bekannteste eben eine Geschichte Ägyptens ist. Strukturell erinnert dies an das Werk des Berossos, der ebenfalls in frühhellenistischer Zeit ein griechischsprachiges Buch über mesopotamische Geschichte herausgebracht hat.5 Leider ist dieses Werk nicht im Originalbestand auf uns gekommen, sondern nur in Form von Fragmenten und Zitaten anderer Autoren, was die Klärung der komplexen Überlieferungsgeschichte zu einer entscheidenden Voraussetzung für alle weiteren Schlussfolgerungen macht – einschließlich aller versehentlichen Schreibfehler oder absichtlichen Entstellungen bei den Zahlenwerten.6 Sein Werk endete mutmaßlich ursprünglich mit Nektanebos II. als letztem indigenen Herrscher der 30. Dynastie, die erhaltenen Fragmente geben auch noch die 31. Dynastie an, und bis heute hat niemand sich daran gemacht, die Dynastienzählung in dieser Form weiterzuführen. Da Manetho die Strukturierung der ägyptischen Geschichte in der

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la traduction en grec de l’épistémè sacerdotale de l’Égypte sous le règne de Ptolémée Philadelphe. Quelques réflexions, in: B. BAKHOUCHE, PH. LE MOIGNE (Hg.), „Dieu parle la langue des hommes“. Études sur la transmission des textes religieux (Ier millénaire), Histoire du texte biblique 8, Lausanne, 2007, S. 13–49; DERS., Manéthôn de Sebennytos, médiateur de la culture sacerdotale du Livre sacré: questions diverses concernant l’origine, le contenu et la datation des Ægyptiaca, in: B. LEGRAS (Hg.), Transferts culturels et droits dans le monde grec et hellénistique. IIèmes Rencontres internationales sur les transferts culturels dans l’Antiquité méditerranéenne, Reims, 14–17 mai 2008, Paris, 2011, S. 321–352; DERS., Manéthon de Sebennytos: L’histoire égyptienne travestie et la pseudo-historicisation du mythe grec, in: A. BALANSARD, G. DORIVAL, M. LOUBET (Hg.), Prolongements et renouvellements de la tradition classique en hommage à Didier Pralon, Aix-en-Provence, 2011, S. 343–371. Kürzlich sind griechische Fragmente einer von Manetho unabhängigen Königsliste publiziert worden, welche in eine Weltchronik eingebettet überliefert sind, s. L. POPKO, M. RÜCKER, P.Lips. Inv. 1228 und 590: Eine neue ägyptische Königsliste in griechischer Sprache, Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 138, 2011, S. 43–62, Taf. I-III mit weiteren Verweisen. Die genaue Ansetzung hängt davon ab, ob man die Formulierung οἱ περὶ Τιµόθεον τὸν ἐξεγητὴν καὶ Μανέθωνα τὸν Σεβεννύτην beim Kronzeugen Plutarch, De Iside, Kap. 28 (361F) als Bezeichnung des Timotheos und Manetho selbst bzw. als „die Leute um den Deuter Timotheos und den Sebennyter Manetho“ auffasst – Letzteres erscheint mir eigentlich natürlicher. S. hierzu Ph. BORGEAUD, Y. VOLOKHINE, Le formation de la légende de Sarapis: une approche transculturelle, Archiv für Religionsgeschichte 2, 2000, S. 37–76. Diese Parallelität wird etwa in G.P. VERBRUGGHE, J.M. WICKERSHAM, Berossos and Manetho, Introduced and Translated. Native Traditions in Ancient Mesopotamia and Egypt, Ann Arbor, 1996, zum Ausdruck gebracht. Vgl. auch R. GMIRKIN, Berossus and Genesis, Manetho and Exodus. Hellenistic Histories and the Date of the Pentateuch, New York, 2006, der sogar eine literaturgeschichtliche Abhängigkeit der hebräischen Geschichtsschreibung von Berossos und Manetho postuliert. Vgl. zum Versuch, die Zahlen historisch zu verwerten, etwa W. HELCK, Untersuchungen zu Manetho und den ägyptischen Königslisten (Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Ägyptens 18), Berlin, 1956, und zuletzt G. GREENBERG, Manetho. A Study in Egyptian Chronology (Marco Polo Monographs 8), Warren Center, Pennsylvania, 2003–4.

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modernen Forschung wesentlich prägt, daneben aber auch als Ägypter im griechischen Medium das bestmögliche Scharnier zwischen den alten einheimischen Traditionen und den Fragestellungen neugieriger Fremder darstellt, werde ich seine Abhandlung zum Ausgangspunkt meiner Ausführungen machen. Von Manethos Werk gibt es zwei Hauptstränge. Der eine führt zu einer Kurzfassung (Epitome). Die wichtigsten Zeugen hierfür sind die christlichen Chronographen Afrikanus und Eusebius, wobei beide ihrerseits nicht im Original überliefert sind, sondern nebeneinander in der Chronik des Synkellos verarbeitet vorliegen,7 Eusebius daneben noch in einer armenischen Übersetzung sowie für Teilbereiche in einer lateinischen Übertragung durch Hieronymus. Diese Fassung ist dadurch gekennzeichnet, dass sie vorwiegend Namen und Regierungslängen sowie wenig sonstige Informationen enthält. Daneben gibt es als zweiten Hauptstrang noch umfangreiche Zitate, welche beim jüdischen Autor Flavius Josephus, Contra Apionem überliefert sind und weitaus mehr narrative Züge tragen, dafür aber keine vollständige Königsliste mehr bieten. Typisch für die Fassung des Manetho, die uns Afrikanus und Eusebius zeigen, ist eben die Strukturierung der Herrscher in Form von Dynastien. Heutzutage würden wir den Begriff instinktiv als Herrscherhäuser in genealogischem Sinne verstehen, also als Gruppen von Herrschern enger Verwandtschaft. Bei Manetho dagegen sind Dynastien grundsätzlich geographisch determiniert, d.h. über die Herkunft der betreffenden Herrscher. Die Herrschernamen dürften ursprünglich die spätägyptische Ausspracheform der betreffenden Herrschernamen gewesen sein, haben jedoch durch unsorgfältige Abschrift teilweise erheblich gelitten.8 Heutzutage verbindet man mit Manetho vor allem eine Königsliste, also eine rein chronologische Aufstellung. Tatsächlich sieht das Bild durchaus anders aus. Das Werk trägt auch Züge einer Chronik mit längeren oder kürzeren Passagen historischer Information, welche über die reine Aufzählung von Regierungslängen hinaus gehen. Zunächst werde ich auf den Zustand eingehen, welchen die abgekürzte Version des Manetho bei Afrikanus (bei Synkellos) und Eusebius (bei Synkellos bzw. in armenischer Übersetzung) widerspiegelt (FGrHist 609, 2–3). Ich unterscheide dabei sinnvollerweise zwischen den drei Büchern, in welche das manethonische Werk nach ihren Angaben unterteilt war, da eine Gleichbehandlung der drei Abschnitte nicht von vornherein garantiert werden kann und sich tatsächlich in wesentlichen Punkten als nicht gegeben erweisen wird. Im ersten Buch gibt Afrikanus für die Frühzeit und das Alte Reich (1.–6. Dynastie) 48 Herrscher an, die er alle namentlich aufführt. Dagegen werden für die 7

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Neue Textausgabe des Synkellos durch A.A. MOSSHAMMER, Georgius Syncellus, Ecloga chronographica, Leipzig, 1984; Übersetzung durch W. ADLER, The Chronography of George Synkellos. A Byzantine Chronicle of Universal History from the Creation, Oxford u.a., 2002. Speziell zu Afrikanus s. die Neuedition M. WALLRAFF (Hg.), Iulius Africanus Chronographiae. The Extant Fragments, Berlin/New York, 2007. S. auch S. AUFRÈRE, Remarques sur la transmission des noms royaux par les traditions orale et écrite, Bulletin de l’Institute Française d’Archéologie Orientale 89, 1989, S. 1–14.

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Joachim Friedrich Quack

anschließenden Perioden der 8.–11. Dynastie zwar insgesamt Zahlen von Herrschern angegeben, die sich auf insgesamt 152 aufsummieren lassen, jedoch nur noch zwei, nämlich Achtoes als Begründer der 9. Dynastie und Ammenemes als Nachfolger der 11. Dynastie, namentlich genannt. Gleich mit dem ersten, also Menes, beginnend, finden sich in einiger Häufigkeit kurze Zusätze,9 was sich unter der entsprechenden Regierung begeben hat bzw. wodurch der König sich speziell auszeichnete. Bei insgesamt 15 aus den ersten 6 Dynastien, also knapp einem Drittel, gibt es derartige Vermerke, zudem noch beim Achtoes der neunten Dynastie. Am schwächsten ist dabei die fünfte Dynastie vertreten, zu deren neun Königen es keinen einzigen Vermerk gibt; danach die vierte, mit einem Vermerk für acht Herrscher, sowie die dritte (2 von 9). Besonders reich versehen sind die zweite Dynastie (5 von 9) und die erste Dynastie (4 von 8), prozentual gesehen auch die sechste (3 von 6). Zur Illustration ihrer Art seien Beispiele der verschiedenen inhaltlichen Kategorien aufgeführt. – Besondere körperliche Eigenschaften des Herrschers: Sesochris (2. Dynastie, 8. Herrscher). „Er hatte eine Höhe von 5 Ellen und eine Breite von 3 Ellen.“; sowie bei Nitokris, der letzten Königin der sechsten Dynastie: „sie war die edelste und schönste der (Frauen) ihrer Zeit, von heller Hautfarbe“. – Wissenschaftliche Spezialinteressen des Herrschers: Athotis (1. Dynastie, 2. Herrscher) „dem anatomische Bücher zugeschrieben wurden, denn er war Arzt.“; Tosorthes (3. Dynastie, 2. Herrscher) „Dieser wird von den Ägyptern für Asklepios gehalten aufgrund der Heilkunst und erfand die Baukunst mit gehauenen Steinen. Er befleißigte sich auch der Schreibkunst“;10 Suphis (4. Dynastie, 3. Herrscher) „… er verfasste auch das heilige Buch …“ – Gesetze, politische und religiöse Bestimmungen: Kaiechos (2. Dynastie, 1. Herrscher) „unter ihm wurden der Apisstier in Memphis und der Mnevis in Heliopolis und der Bock von Mendes für Götter gehalten“; Binothris (2. Dynastie, 3. Herrscher) „unter ihm wurde beschlossen, dass Frauen das Königsamt innehaben könnten“; – Schlechtes Regieren: Suphis (4. Dynastie, 3. Herrscher) „… er verhielt sich verächtlich gegen die Götter …“; Achthoes (9. Dynastie, 1. Herrscher) „er verhielt sich grausamer als die vor ihm …“ – Erstaunliche Todesarten: Menes (1. Dynastie, 1. Herrscher) „er wurde von einem Nilpferd hinweggerafft“; Othoes (6. Dynastie, 1. Herrscher) „er wurde

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E. STERN, Die Randbemerkungen zu dem manethonischen Königscanon, Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 23, 1885, S. 87–96; R. GOZZOLI, The Writing of History in Ancient Egypt during the First Millenium BC (ca. 1070–180 BC). Trends and Perspectives (GHP Egyptology 5), London, 2006, S. 208–213. 10 Die Notiz ist bei Manetho dem König selbst zugeordnet, dürfte sich nach allgemeiner Ansicht aber auf den damals lebenden Imhotep beziehen, s. K. SETHE, Imhotep, der Asklepios der Aegypter, ein vergötterter Mensch aus der Zeit des Königs Ḏośer (Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Ägyptens II/4), Leipzig, 1902, S. 18–22.

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von der Leibgarde ermordet“;11 Achtoes (9. Dynastie, 1. Herrscher) „… er wurde mit Wahnsinn geschlagen und von einem Krokodil getötet.“12 – Bauprojekte: Athotis (1. Dynastie, 2. Herrscher) „er erbaute den Palast von Memphis“; Ouenephes (1. Dynastie, 4. Herrscher) „Er erbaute die Pyramiden bei Kochome(?)“. Suphis (4. Dynastie, 2. Herrscher) „Er erbaute die große Pyramide, die nach Herodots Angabe von Cheops erbaut wurde.“; Nitokris (6. Dynastie, 6. Herrscher) „die Erbauerin der dritten Pyramide“. – Feldzüge, Krieg: Menes (1. Dynastie, 1. Herrscher) „Er führte einen Feldzug im Ausland durch und wurde für berühmt gehalten“ (nur Eusebius); Necherophes (3. Dynastie, 1. König) „Unter ihm revoltierten die Libyer, und als der Mond gegen sein (normales) Verhalten anwuchs, gaben sie sich aus Furcht auf.“ – Prodigien und Plagen: Ouenephes (1. Dynastie, 4. Herrscher) „unter ihm ergriff eine Hungersnot das Land“; Semempses (1. Dynastie, 7. Herrscher) „unter ihm gab es (viele Vorzeichen und) große Verwüstung“ (Längere Version bei Eusebius); Boethos (2. Dynastie, 1. Herrscher) „Unter ihm entstand ein Erdspalt in Bubastos und viele gingen zugrunde“; Nefercheres (2. Dynastie, 7. Herrscher) „Unter ihm, wie erzählt wird, sei der Nil für elf Tage mit Honig geflossen“. Gerade die Tradierung von Prodigien13 lässt sich wohl auch indirekt fassen. Bei Aelian, Hist. An. XI, 40, wird ein Bericht des Apion überliefert, unter der Regierung eines Königs Oinis, des Sohnes des Menes, sei ein zweiköpfiger Kranich erschienen und Ägypten sei es sehr gut gegangen, zur Zeit eines anderen Königs sei ein vierköpfiger Vogel erschienen. Dabei ist das κατὰ Οἴνιδα der Handschriften mutmaßlich Textfehler für κατ᾿Ἀθωθίδα,14 es ist also realiter der Sohn des 11 Zur möglichen Historizität dieser Angabe s. N. KANAWATI, Conspiracies in the Egyptian Palace. Uni to Pepi I, London/New York, 2003, kritisch dazu H. ALTENMÜLLER, Orientalistische Literaturzeitung 99, 2004, Sp. 164–168; R. MÜLLER-WOLLERMANN, Vergehen und Strafen. Zur Sanktionierung abweichenden Verhaltens im alten Ägypten (Probleme der Ägyptologie 21), Leiden/Boston, 2004, S. 59f. 12 Vgl. zum Tod des Menes und des Achtoes P. VERNUS, Ménés, Achtoès, l’hippopotame et le crocodile – lecture structurale de l’historiographie égyptienne, in: U. VERHOEVEN, E. GRAEFE (Hg.), Religion und Philosophie im Alten Ägypten. Festgabe für Philippe Derchain zu seinem 65. Geburtstag am 24. Juni 1991 (Orientalia Lovaniensia Analecta 39), Leuven, 1991, S. 331– 340. 13 Man vgl. hier auch J. ASSMANN, Kalendarische und messianische Geschichte. Altägyptische Formen geschichtlicher Semiotik, in: H.D. K ITTSTEINER (Hg.), Geschichtszeichen, Köln/Weimar/Wien, 1999, S. 15–30, dort S. 15–19, wo gerade die Beobachtung und Aufzeichnung von Prodigien den Ägyptern abgesprochen wird. Assmanns generelle Annahme, dass Divination in Ägypten keine Rolle gespielt habe, wird sich nicht halten lassen; s. bereits A. VON LIEVEN, Divination in Ägypten, Altorientalische Forschungen 26, 1999, S. 77–126; J.F. QUACK, A Black Cat from the Right, and a Scarab on your Head. New Sources for Ancient Egyptian Divination, in: K. SZPAKOWSKA (Hg.), Through a Glass Darkly: Magic, Dreams, and Prophecy in Ancient Egypt, Swansea, 2006, S. 175–187, weitere unveröffentlichte Handschriften in Turin bezeugen bereits für die Ramessidenzeit die Anwesenheit so ziemlich jeder denkbaren Art von Divinationstechnik (freundlicher Hinweis A. ROCCATI). 14 Ähnlich, nur in der Form Ατωθίδα bereits HOPFNER, Fontes, S. 171. M.E. ist Ο Majuskelfehler für Θ. Dass Aelian Manethos Werk kannte, zeigt Nat. Hist. 10, 16.

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Menes namens Athothis intendiert, den auch Manetho nennt, wenn auch nicht mit diesem Ereignis, das aber ganz zum sonstigen Stil der manethonischen Annalistik passt und wohl auch letztlich aus einer nicht epitomisierten Fassung des Historikers stammt. Bemerkenswert ist das Verfahren des Eusebius, bei dem man deutlich das Ermüden am eher spröden Stoff spürt. Für die erste Dynastie bietet er noch sämtliche Herrschernamen sowie ihre individuellen Regierungslängen. Ab der zweiten Dynastie listet er dagegen lediglich summarisch die Gesamtlänge einer Dynastie auf und nennt von den Königen überhaupt nur noch diejenigen namentlich, bei welchen ein besonderer Vermerk tradiert wird. Für alle anderen gibt es nur noch die Angabe, unter so und so vielen Herrschern bzw. dem Herrscher Nr. so und so einer Dynastie habe sich nichts Erwähnenswertes ereignet. Die Vermerke als solche stimmen in Position und Inhalt sehr genau mit denen bei Afrikanus überein; Einzelunterschiede dürften zum Teil erst im Verlauf der handschriftlichen Weitertradierung aufgetreten sein. Im zweiten Buch gestalten sich die Dinge in einigen Punkten etwas anders. Einerseits nimmt die Häufigkeit derartiger Notizen deutlich ab, andererseits kommen sachlich anders gelagerte Bemerkungen hinzu. Es handelt sich um Notizen, die chronologische Parallelisierungen zur griechischen Sagenwelt sowie Ereigniskorrelationen zu Geschehnissen der biblischen Genesis, soweit sie Ägypten betreffen, aufstellen. – Erstere sind relativ selten und oft nur in einem Zweig der Überlieferung zu finden. So gibt es: – Misphragmouthosis (18. Dynastie, 6. Herrscher): Zu seiner Zeit geschah die Flut des Deukalion (nur Afrikanus). – Amenophis (18. Dynastie, 8. Herrscher): Dies ist der König, von dem auch geglaubt wird, er sei Memnon, ein sprechender Stein (beide). – Armais (18. Dynastie, 12. Herrscher): „der auch Danaos ist …, danach wurde er aus Ägypten verbannt und auf der Flucht vor seinem Bruder Aigyptos gelangte er nach Griechenland, bemächtigte sich Argos’ und herrschte über die Argiver“ (nur Eusebius; aber sachlich auch bei Josephus).15 – Thouoris (19. Dynastie, 6. Herrscher) „den Homer Polybos nennt, Gemahl der Alkandra, und zu dessen Zeit Troja eingenommen wurde“ (beide). – Biblische Berichte: – Zur 17. Dynastie global: „Unter diesen war es, dass Joseph als König von Ägypten eingesetzt wurde“ (nur Eusebius).

15 Vgl. hierzu S.H. AUFRÈRE, Dualism and Focalization in the Alexandrian Religious Thought at the Beginning of the Ptolemaic Period: Manetho of Sebennytos and the Argive Myth, in: A. LANGE, E.M. MEYERS, B.H. REYNOLDS III, R. STYERS (Hg.), Light against Darkness. Dualism in ancient Mediterranean Religion and the Contemporary World (Journal of Ancient Judaism Supplement 2), Göttingen, 2011, S. 36–54.

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Amos (18. Dynastie, 1. Herrscher): „Unter diesem zog Moses aus Ägypten aus“ – mit abweichender Auffassung des Synkellos (nur Afrikanus). – Nach Achencheres (18. Dynastie, 9. Herrscher): In seiner Zeit wurde Moses Führer der Hebräer bei ihrem Exodus aus Ägypten“ – mit skeptischer Notiz des Synkellos (nur Eusebius). Im dritten Buch nimmt die Menge der überlieferten Angaben nochmals ab, vor allem sind kaum noch originär ägyptische Überlieferungen zu finden. Überliefert sind: – Ägyptische Traditionen: – Bokchoris (24. Dynastie, 1. Herrscher): „in seiner Zeit sprach ein Lamm“. – Sabakon (25. Dynastie, 1. Herrscher): „der, Bokchoris gefangennehmend, ihn lebendig verbrannte“. – Korrelationen mit der griechischen Kultur: – Petubates (23. Dynastie, 1. Herrscher): „Unter ihm wurde zuerst die Olympiade gefeiert“ (nur Afrikanus). – Osorcho (23. Dynastie, 2. Herrscher): „die Ägypter nennen ihn Herakles“. – Korrelationen mit der jüdischen Geschichte: – Nechao (26. Dynastie, 5. Herrscher) „Er eroberte Jerusalem und führte König Joachaz gefangen nach Ägypten“. – Ouaphries (26, Dynastie, 7/8. Herrscher) „Der Rest der Juden floh zu ihm, als Jerusalem von den Assyrern erobert wurde“. Neben diesen knappen Notizen stehen groß angelegte historische Erzählungen, die uns ausschließlich Josephus überliefert hat.16 Bei ihm gibt es entsprechend der Zielsetzung seiner Abhandlung nur diejenigen Passagen, die für die Frage nach der Vergangenheit des jüdischen Volkes relevant sind. Er bietet zum einen größtenteils als wörtliches Zitat den Bericht über die Eroberung Ägyptens durch die Hyksos (Contra Apionem 75–83); über die Revolte der thebanischen Könige und die Vertreibung der Hyksos (Contra Apionem 85–90); einen knappen Überblick über die Herrschaft der 18. Dynastie nach der Vertreibung der Hyksos (eher referatmäßig als wörtlich), die in einem ausführlichen Bericht über Harmais und Sethos Ramesses kulminiert, welche mit Danaos und Aigyptos der griechischen Mythologie identifiziert werden und so einen chronologischen Anker bilden (direktes Zitat in Contra Apionem 94–102). Schließlich gibt es noch die ausführliche Erzählung über König Amenophis und Osarseph hinsichtlich der Vertreibung der Unreinen17 (wörtlich in Contra Apionem 232–250), von der Josephus behauptet, sie beruhe im Gegensatz zu den vorherigen nicht auf Chroniken, sondern auf Legenden und unwahrscheinlichen Geschichten. Die abfällige Stellungnahme des 16 GOZZOLI, Writing of History (s. Anm. 9), S. 213–223. 17 Zu diesem Komplex s. J.F. QUACK, Between Magic and Epidemic Control. On Some Instructions in the Book of the Temple, in: St. SEIDLMAYER (Hg.), Religion in Context. Imaginary Concepts and Social Reality (Orbis Biblicus et Orientalis, im Druck); M. SCHENTULEIT, Die Osarsiph-Legende und die Buchhaltung des Edfu-Tempels, Göttinger Miszellen 207, 2005, S. 87–89; H.-W. FISCHER-ELFERT, Abseits von Maat. Fallstudien zu Außenseitern im Alten Ägypten, Würzburg, 2005, S. 58–63; das Argument von KRAUSS, Manethos Ägyptische Geschichte (s. Anm. 2), S. 229–231, das Aussätzigenmotiv müsse spät sein, ist damit hinfällig.

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Josephus beruht dabei natürlich darauf, dass die in der betreffenden Tradition postulierten Ursprünge des jüdischen Volkes und der mosaischen Religion für ihn höchst anstößig waren. Sofern uns Josephus insbesondere in der Passage über die 18. Dynastie (Contra Apionem 94–102) die ursprüngliche Struktur des Manetho korrekt bewahrt hat, bestand das Werk im Wesentlichen aus Nennungen von Königsnamen und Regierungslängen in ihrer Abfolge, daneben nur zu einigen Herrschern auch historischen Berichten, die aber im Umfang deutlich über die knappen Sätze hinausgehen konnten, die allein bei Afrikanus und Eusebius überliefert werden. Angaben von Dynastien sind bei Josephus übrigens nicht explizit und mit Nummern gemacht, allerdings bei der Art seiner Präsentation auch nicht zwingend zu erwarten, so dass m.E. ihr Fehlen kein Argument dafür darstellt, sie seien nicht originär manethonisch, sondern das Werk späterer Bearbeiter. Es ist anzunehmen, dass Manetho sich bei diesen historischen Notizen primär und wesentlich auf ägyptische Quellen gestützt hat. In etlichen Fällen kann man auf Stichwortverbindungen oder mögliche Fehldeutungen von Annaleneinträgen verweisen.18 Sehr viel heikler ist die Frage, wie sehr das griechische und vor allem jüdische Material im ursprünglichen Text des Manetho präsent war. Hier wird teilweise sehr kontrovers argumentiert und leidenschaftlich gestritten, denn der Einsatz ist hoch – geht es doch letztlich um nicht weniger als die Frage nach dem Ursprung des Antisemitismus.19 Für meine aktuelle Fragestellung ist dies jedoch von minderer Bedeutung, so dass ich nicht in die Details einsteigen will. Dass Manetho Bezüge zu griechischen und auch jüdischen Ereignissen gezogen hat, ist immerhin durch die ausführlichen Zitate bei Josephus einigermaßen abgesichert. Sie zeigen ein Aufgreifen des Motives von Danaos und Aigyptos aus dem griechischen Bereich und zumindest eine grundsätzliche Konzeption, die Hyksos und die Vertreibung der Unreinen mit den Juden und dem Exodus unter Moses zu verbinden. Darin ist Manetho einfach der Mann seiner Zeit, in der griechische Mythen wohlbekannt waren; und ein gebildeter Ägypter war sicher an denen interessiert, die schon von sich aus Verbindungen zu Ägypten aufwiesen.20 Auch Juden in

18 HELCK, Manetho (s. Anm. 6), S. 85–88 leitet diese Angaben aus der Benutzung von Annalen in der Art derer des Alten Reiches ab; ähnlich auch D.B. REDFORD, Pharaonic King-Lists, Annals and Day-Books. A Contribution to the Egyptian Sense of History, Mississauga, 1986, S. 209–213. 19 P. SCHÄFER, Die Manetho-Fragmente bei Josephus und die Anfänge des antiken „Antisemitismus“, in: G.W. MOST (Hg.), Collecting Fragments. Fragmente sammeln (Aporemata 1), Göttingen, 1997, S. 186–206; J.J. COLLINS, Anti-Semitism in Antiquity? The Case of Alexandria, Archiv für Religionsgeschichte 7, 2005, S. 86–101. S. auch KRAUSS, Manethos Ägyptische Geschichte (s. Anm. 2), S. 231; seine Argumentation, das Motiv des Antisemitismus komme nicht vor der Makkabäerzeit auf, könne somit zum Nachweis einer späteren Entstehung des Manetho zugeschriebenen Geschichtswerkes benutzt werden, ist angesichts des fast vollständigen Verlusts der hellenistischen antiken Autoren ohne jeden Wert. 20 Demgegenüber ist es wohl seit E. MEYER, Aegyptische Chronologie, Berlin, 1904, S. 75f. üblich geworden, die Nennung von Danaos und Aigyptos als Werk späterer Bearbeiter anzusehen.

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Ägypten waren damals eine Gruppe von einiger Bedeutung.21 Dass dennoch unter den annalistischen Notizen der Epitome etliche sekundäre Einträge sind, soll damit nicht angezweifelt werden, es ist sogar recht wahrscheinlich, nicht zuletzt angesichts der Variation zwischen Afrikanus und Eusebius.22 Wie sehr Manetho tatsächlich nach ägyptischen Quellen gearbeitet und sein Werk in ägyptischer Art stilisiert hat, kann man m.E. sehr gut an einer Passage zeigen, die bislang fundamental für bestimmte Vorstellungen darüber war, dass Josephus Manetho nicht im Original, sondern in einer entstellten Version bzw. zwei verschiedenen Fassungen, einer judenfeindlichen und einer judenfreundlichen, gekannt habe.23 Nichts dürfte ferner von der tatsächlichen Situation sein. Es geht im Text an der betreffenden Stelle darum, das Wort Hyksos zu erklären. Dies wird zunächst (Contra Apionem 82) als βασιλεῖς ποιµένες gedeutet, also HirtenKönige, weil υκ nach der heiligen Sprache den König bezeichne, σώς nach generellem Dialekt die „Hirten“. Anschließend (83) heißt es aber, in einer anderen Abschrift (ἄλλῳ ἀντιγράφῳ) werde angegeben, das Wort würde vielmehr „kriegsgefangene Hirten“ (αἰχµαλώτους ποιµένας) bedeuten wegen des Substantivs υκ, denn ὓκ in aspirierter Aussprache und auch ἃκ bezeichne Kriegsgefangene.24 21 Vgl. M. MELEZE MODRZEJEWSKI, Les Juifs d’Égypte de Ramsès II à Hadrien, Paris, 1991. 22 D. MENDELS, The Polemical Character of Manetho’s Aegyptiaca, in: H. VERDIN, G. SCHEth PENS, E. DE KEYSER (Hg.), Purposes of History. Studies in Greek Historiography from the 4 nd to the 2 Centuries B.C. Proceedings of the International Colloquium Leuven, 24–26 May 1988 (Studia Hellenistica 30), Leuven, 1990, S. 91–110, dort S. 108 will die Einträge, in denen es um Synchronisationen mit anderen Kulturen geht, Manethos Originalwerk zuschreiben. 23 So LAQUEUR, RE XIV/1, Sp. 1067f. und ähnlich bereits MEYER, Aegyptische Chronologie (s. Anm. 20), S. 72. Laqueurs Behandlung von Josephus I 278 scheint mir nicht tragfähig; dort ist nur zu entnehmen, dass Josephus glaubte, aus Manethos Bericht folgern zu können, eine Vermischung der Juden mit den Ägyptern sei sachlich gar nicht möglich gewesen (obwohl Manetho selbst sie behauptete); wie es auch zu Josephus, Contra Apionem I 253 passt, wo er eben daran gehen will, mit Manethos eigenen Angaben diese Tatsache zu beweisen. Die Paraphrasierung der Dinge in I 260ff. (bei Laqueur, Sp. 1065f. behandelt) zeigt nicht etwa eine andere Zielsetzung als die wörtliche Wiedergabe in 237–249, sondern dient lediglich dem Zerpflücken der Glaubwürdigkeit von Manethos Angaben, soweit sie Josephus nicht passen. Gegen Laqueurs Theorie, Josephus habe eine hellenistische Manetho-Kritik ausgeschrieben, die Herodot verteidigen wollte, spricht, dass die bei Josephus ausgeschriebenen Passagen für Manethos Angriffe gegen Herodot absolut irrelevant sind. Sehr skeptisch gegenüber Laqueurs Ansatz und generell dem überhand nehmenden Postulat eines „Pseudo-Manetho“ ist REDFORD, King-Lists (s. Anm. 18), S. 206f.; auch GOZZOLI, Writing of History (s. Anm. 9), S. 221f. rechnet die Passagen zum Grundbestand. S. zur Kritik an Laqueur generell SCHÄFER, in: MOST (Hg.), Collecting Fragments (s. Anm. 19), S. 186–206. 24 Bei der Wiederaufnahme dieser Angabe in I 91 haben vielleicht erst Josephus’ Abschreiber das unsinnige und zu streichende τῶν Αἰγυπτιακῶν eingeführt; es sei denn, dass sich „Aigyptiaka“ hier gar nicht auf den Werktitel des Manetho bezieht, sondern auf „ägyptische Bücher“ im Allgemeinen; dann wäre an der Stelle vielleicht zu übersetzen „Manetho sagt, dass in einem anderen der ägyptischen (Bücher) dieses Volk, die sogenannten Hirten, als Kriegsgefangene in ihren heiligen Büchern eingetragen sei“. Dass der Verweis auf ein anderes als das zweite Buch der Aigyptiaka nicht sinnvoll sein kann, sieht auch REDFORD, KingLists (s. Anm. 18), S. 214 mit Anm. 47.

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Prinzipiell sind bemerkenswerterweise beide Etymologien vertretbar. Die erste, nämlich „König“, basiert auf ägyptisch HQ# „Herrscher“, die zweite, also „Gefangene“, auf ägyptisch H#Q „plündern, erbeuten“.25 Dabei sind beide Lexeme in der Ptolemäerzeit kaum mehr Bestandteil der normalen Sprache – im Koptischen fehlen sie ganz,26 und im Demotischen ist HQ „Herrscher“ nur als Archaismus in stark vorgeprägten Gattungen belegt, HQ „erbeuten“ auch sehr selten.27 Dieser Befund sollte ausreichen, die Varianz nicht etwa Abschreibern und Entstellern Manethos in die Schuhe zu schieben, denn beide Deutungen können eigentlich nur in ägyptischem priesterlichem Milieu aufgekommen sein. Es entspricht auch gerade ägyptischem Brauch, in priesterlichen Texten, sowohl Ritualen als auch Handschriften des fundamentalen Wissens, Versionen nebeneinander stehen zu lassen, die etwa durch graphische, lautliche oder sachliche Umdeutung während der Überlieferung entstanden sind.28 Man kann sich gut vorstellen, wie in einem ägyptischsprachigen Text ein Eintrag lautete: HQ#.w S#s.w k|| @ô H#Q.w S#s.w „Herrscher der Hirten – Variante: Gefangene von den Hirten“, und eben so einen Text dürfte Manetho in den von ihm benutzten Tempelarchiven gefunden und getreulich reproduziert haben.29 Nunmehr soll im Detail untersucht werden, inwieweit es für Manethos Basisstrukturierung der ägyptischen Geschichte durch die Unterteilung in Dynastien im ägyptischen Material Vorläufer gibt. Vergleichsweise kurz abhandeln möchte ich die monumentalisierten Königslisten, von denen wohl die von Abydos und von Karnak die bekanntesten sind.30 Es trifft ihren Sinn aber nur sehr bedingt, wenn man sie ihrer Intention nach als historische Aufzeichnungen ansieht. Tatsächlich sind sie, wie meist explizite Beischriften zeigen, primär Opferlisten. Es gehört mit zum ägyptischen Opferritual, dass man der königlichen Vorfahren gedenkt und sie mit als ideelle Opferempfänger aufführt. Gerade die ausführlichen Königslisten 25 Vgl. hier W. VYCICHL, Le nom des Hyksos, Bulletin de la Société dʼÉgyptologie de Genève 6, 1982, S. 103–111, der nur die erste Option untersucht. 26 Letztes Relikt ist vielleicht xaqe „Schlinge, Strick“; allerdings sollte die Wurzel, da im Demotischen HQ geschrieben wird, im Koptischen eher k als q zeigen. 27 Zu HQ im Demotischen s. W. ERICHSEN, Demotisches Glossar, Kopenhagen, 1954, S. 333; G. VITTMANN, Ein Entwurf zur Dekoration eines Heiligtums in Soknopaiu Nesos (pWien D 10100), Enchoria 28, 2002/2003, S. 106–136, dort S. 126 (zu B8); das Verb „einfangen“ möchte ich auch im Thotbuch B02, 8/7 ansetzen. 28 S. die leider viel zu knappen Bemerkungen bei M. WEBER, Beiträge zur Kenntnis des Schriftund Buchwesens der alten Ägypter, Dissertation Köln, 1969, S. 146. 29 Das Argument von KRAUSS, Manethos Ägyptische Geschichte (s. Anm. 2), S. 227, man habe in der Ptolemäerzeit noch die richtige Bedeutung der Titulatur HQ# X#s.wt gekannt und könne es deshalb nicht in Manethos Art missverstanden haben, scheint mir nicht durchschlagend, da selbst Augustus noch diesen Horustitel tragen kann, s. G. HÖLBL, Altägypten im Römischen Reich. Der römische Pharao und seine Tempel, I. Römische Politik und altägyptische Ideologie von Augustus bis Diocletian, Tempelbau in Oberägypten, Mainz, 2000, S. 22. Vgl. zudem GOZZOLI, Writing of History (s. Anm. 9), S. 164f., mit der Option, das „Hirtenmotiv“ sei bereits bei Herodot präsent. 30 Sehr viel Material hierzu bei REDFORD, King-Lists (s. Anm. 18), S. 1-64.

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sollten daher profitabel mit der umfassenden Beopferung von Gottheiten verglichen werden, wie sie vor allem im Festritual gängig ist.31 Ein Beispiel etwa aus Abydos im selben Korridor wie die berühmte Königsliste Sethos’ I. selbst zeigt Opfer an viele verschiedene lokale Formen des Osiris und vieler anderer Gottheiten.32 Wesentlich bei diesen ist die jeweils angegebene Ortsangabe, und darin sehe ich einen wesentlichen Gesichtspunkt für das Verständnis. Das Opfer des Königs ihnen gegenüber drückt eine Kontrolle über die räumliche Dimension Ägyptens aus, so wie seine Gaben an die Vorfahren diese in der zeitlichen Dimension anzeigen.33 Da es sich um Opferempfänger handelt, nicht um eine wertneutrale Historienschau, sind diese monumentalen Listen immer in unterschiedlichem Ausmaß bewusst unvollständig gehalten. Es fehlen einerseits Herrscher, die von ihren Nachfolgern verfemt wurden, insbesondere natürlich die Pharaonen der Amarnazeit; auch Hatschepsut wird notorisch unterdrückt. Daneben kann es etwa eine positive Auswahl geben, dass bevorzugt solche Herrscher auftauchen, die für den Kult der jeweils betroffenen Tempel besonders viel getan haben.34 Für die Frage einer Periodisierung und des damit zusammenhängenden Geschichtsbewusstseins sind gerade die langen und bekannten monumentalen Königslisten allerdings nicht unbedingt das aussagekräftigste Material. Interessanter ist eher, welche Herrscher beibehalten werden, wenn nur ein sehr beschränkter Kreis der potentiellen Kandidaten überhaupt Aufnahme findet. Einerseits gibt es hier etliche kleinere Zusammenstellungen von Herrschern, die nur chronologisch die aktuellsten bieten; vorzugsweise natürlich solche, die als direkte Ahnen für den regierenden König legitimatorisch interessant waren.

31 S. dazu J.F. QUACK, Ein neuer funerärer Text der Spätzeit. Papyrus Hohenzollern-Sigmaringen II, Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 127, 2000, S. 74–87, T. X– XVII. 32 A. MARIETTE-BEY, Abydos. Description des fouilles exécutées sur l’emplacement de cette ville, Paris, 1869, T. 44f. 33 Vgl. J.F. QUACK, Geographie als Struktur in Literatur und Religion, in: F. ADROM, K. und A. SCHLÜTER (Hg.), Altägyptische Weltsichten (Ägypten und Altes Testament 68), Wiesbaden, 2008, S. 131–157, bes. S. 131–133. 34 Instruktiv ist, wie in der Baugeschichte des Tempels von Edfu Edfou VII 3, 6–4, 4 die Eingravierung von Königsnamen im Bauwerk explizit mit der Errichtung eines Denkmals für den Gott verbunden wird; deutsche Übersetzung in D. KURTH, Edfou VII (Die Inschriften des Tempels von Edfu Abteilung I, Übersetzungen, Band 2), Wiesbaden, 2004, S. 4f. Ebenso werden im täglichen Tempelritual pBerlin 3055, 3, 2–3 gerade diejenigen Könige in den Opfervollzug einbezogen, welche Denkmäler für Amun in Theben errichtet haben. Bezeichnend dafür, woran die historische Erinnerung und die Einstufung der Bedeutung vorgenommen werden, ist auch, wie im Rahmen der Untersuchung der Grabräubereien in Theben am Ende der Ramessidenzeit im pAbbot 6, 2–3 betont wird, der Herrscher Sobekemsaf sei ein bedeutender Herrscher, der 10 Monumente für Amen-Re errichtet habe, die sich noch jetzt im Zentrum des Tempels befinden würden; s. T.E. PEET, The Great Tomb-Robberies of the Twentieth Egyptian Dynasty, Oxford, 1930, S. 44 Anm. 19; J. BAINES, Ancient Egyptian Concepts and Usages of the Past: 3rd to 2nd Millenium BC Evidence, in: R. LAYTON (Hg.), Who needs the Past? Indigenous Values and Archaeology, London u.a., 1989, S. 131–149: S. 141.

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Derartige Zusammenstellungen beinhalten meist etwa 3 bis 14 Namen und können fallweise durch Einschluss weiblicher Familienmitglieder erweitert werden. In anderen Fällen wird aber an solche Nahperspektiv-Listen noch eine kleine Auswahl bedeutender älterer Könige angehängt. Ein guter Fall sind etwa die Königsstatuen, die beim Minfest im Ramesseum dargestellt sind.35 Dort finden sich die Herrscher der 18. Dynastie (außer Hatschepsut und den Amarna-Königen) sowie der 19. bis zum aktuellen Ramses II. Vor Ahmose, dem ersten König der 18. Dynastie, sind aber nur Menes und Mentuhotep Nebhepetre dargestellt, und diese beiden sind in der Tat hervorstechend. Ersterer ist der traditionelle Begründer des ägyptischen Einheitsreiches überhaupt, letzterer hat im Anschluss an die regional zersplitterte Erste Zwischenzeit von neuem eine einzige Herrschaft über Gesamtägypten etabliert.36 Eben dieser Mentuhotep ist auch auf dem Ostrakon Kairo CG 25646 neben den Namen der Herrscher des Neuen Reiches präsent.37 Mit viel gutem Willen könnte man hier eine Andeutung der Konzeptionen sehen, die in der Ägyptologie heute als Einteilung in Altes, Mittleres und Neues Reich gebräuchlich sind.38 Wie prekär eine solche Einstufung jedoch ist, zeigt eine strukturell ähnliche Liste auf Papyrus im Opferritual des Neuen Reiches (üblicherweise als Amenophisritual bezeichnet).39 Dort fehlt Menes, dafür sind fallweise Sesostris I. aus der 12. Dynastie sowie Kamose aus der 17. präsent. Letzterer gehört familienmäßig mit zur 18. und ist direkter Vorgänger des Ahmose. Bei ihm und noch weit stärker bei Sesostris I. wird die Auswahl aber durch das bedingt sein, was sie für die Ausstattung des Amun-Tempels getan haben.40 Eine Großstrukturierung in Reiche ist dadurch eindeutig nicht mehr gegeben. Noch zwei andere Zusammenstellungen (Opfertafel des Paneb und TT 306) bieten Sesostris und Mentuhotep Nebhepetre neben den Pharaonen des Neuen Reiches,41 auch Mentuhotep als einziger älterer König kann vorkommen. Angesichts dieses Gesamtbildes kann eine der heutigen Strukturierung in Reiche ent35 M. MAHER-TAHA, A.-M. LOYRETTE, Le Ramesseum XI. Les fêtes du dieu Min (CEDAE Collection scientifique 36), Kairo, 1979, F. 2; T. X–XII. 36 REDFORD, King-Lists (s. Anm. 18), S. 34–36. 37 REDFORD, King-Lists (s. Anm. 18), S. 40. 38 In diese Richtung geht etwa H. RANKE, Vom Geschichtsbild der Alten Ägypter, Chronique d’Égypte 6, 1931, S. 277–286, dort S. 282–284. 39 A.H. GARDINER, Hieratic Papyri in the British Museum, Third Series. Chester Beatty Gift, London, 1935, S. 90, T. 53. Sesostris fehlt in der Turiner Handschrift, s. E. BACCHI, Il rituale di Amenhotpe I, Turin, 1942, S. 47f. u. 61, T. XX u. XXIV (dort ist w(#)@-Xpr-Ro von der Herausgeberin als o#-Xpr-Ro verlesen worden). Zum Text insgesamt ist eine Neubearbeitung durch N. Tacke zu erwarten, s. vorläufig N. TACKE, in: C. METZNER-NEBELSICK u.a. (Hg.), Rituale in der Vorgeschichte, Antike und Gegenwart. Studien zur Vorderasiatischen, Prähistorischen und klassischen Archäologie, Ägyptologie, Alten Geschichte, Theologie und Religionswissenschaft. Interdisziplinäre Tagung vom 1.–2. Februar 2002 an der Freien Universität Berlin (IA-ASTK 4), Rhaden, Westf., 2003, S. 27–36. 40 Zu Sesostris’ I. Bauten in Karnak s. etwa L. GABOLDE, Le «Grand Château d’Amon» de Sésostris Ier à Karnak, Paris, 1998. 41 REDFORD, King-Lists (s. Anm. 18), S. 44f.

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sprechende Konzeption zumindest keine sehr treibende Kraft gewesen sein; wesentlicher als die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Phase der älteren Geschichte war vielmehr die herausragende Einzelleistung, die ein bleibendes Andenken geschaffen hat.42 Tendenziell anders gelagert sind Königslisten auf Papyrus, die wohl in ihrer Entstehung primär administrativen Zwecken dienten, auch wenn die Dinge dann zu einer Verselbständigung tendieren. Schon lange bekannt ist der Turiner Königspapyrus, der aus der Ramessidenzeit stammt und in leider nur sehr fragmentarischer Form die Herrscher Ägyptens von den Göttern selbst bis mindestens zur Zweiten Zwischenzeit aufzählt.43 Dieser Text zeigt zunächst, wie schon lange bekannt ist, Verbindungen zur manethonischen Tradition speziell darin, dass er vor den eigentlichen Dynastien noch Herrschaften von Göttern und Verklärten ansetzt. Darüber hinaus lässt er zumindest eine gewisse Strukturierung erkennen. Prinzipiell werden Gruppen von Herrschern jeweils mit einer Überschrift eingeführt, auch wenn diese heute nur teilweise erhalten ist. Weiterhin gibt es nämlich einerseits gelegentliche Summierungen der Gesamtlänge mehrerer Herrschaften, andererseits bei einigen Herrschern eine ausgeschriebene Formel „er verbrachte im Königtum“, während die meisten Einträge lediglich die Zeitangaben ohne weitere Einführung nennen. Heutzutage geht die Forschung dahin, dass dieser Vermerk in der vom Schreiber kopierten Vorlage zum einen dort stand, wo eine neue Kolumne des Textes begann, zum anderen bei Einschnitten in der Dynastiefolge. Insgesamt ergeben sich aus diesen Merkmalen folgende Einschnitte: 42 Die Position von D. WILDUNG, Die Rolle ägyptischer Könige im Bewusstsein ihrer Nachwelt, Teil I. Posthume Quellen über die Könige der ersten vier Dynastien (MÄS 17), Berlin, 1969, der Fortbestand des Andenkens eines Herrschers sei weitgehend unabhängig von dessen historischer Rolle und die Ägypter hätten sich die Königsfolge als gesetzmäßigen, überindividuellen Ablauf einer kontinuierlichen Kette von Repräsentanten vorgestellt, scheint mir erheblich zu einseitig; Einspruch gegen eine Sichtweise, die Ägypter hätten sich die Geschichte als ewige Wiederholung vorgestellt, erhebt auch P. VERNUS, Essai sur la conscience de l’Histoire dans l’Égypte pharaonique, Paris, 1995, S. 49f. 43 Standardedition ist derzeit A.H. GARDINER, The Royal Canon of Turin, Oxford, 1959. Vgl. J. MÁLEK, The Original Version of the Royal Canon of Turin, Journal of Egyptian Archaeology 68, 1982, S. 93–106; ders., La division de l’histoire d’Égypte et l’égyptologie moderne, Bulletin de la Société Française d’Égyptologie 138, 1997, S. 6–17; W. HELCK, Anmerkungen zum Turiner Königspapyrus, Studien zur Altägyptischen Kultur 19, 1992, S. 151–216; P. GRANDET, L’historiographie égyptienne, (auto)biographie des rois?, in: N. GRIMAL, M. BAUD (Hg.), Evénement, récit, histoire officielle. L’écriture de l’historiographie dans les monarchies antiques. Colloque du collège de France, amphithéâtre Marguerite-de-Navarre, 24–25 juin 2002 (Études égyptologiques 3), Paris, 2003, S. 187–194. Wichtige neue Perspektiven ergeben sich aus den Untersuchen von K. RYHOLT, The Political Situation in Egypt during the Second Intermediate Period C. 1800–1550 B.C. (Carsten Niebuhr Institute Publications 20), Kopenhagen, 1997, S. 9–33; ders., The Late Old Kingdom in the Turin King-List and the Identity of Nitocris, Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 127, 2000, S. 87–100; ders., The Turin King-List, Ägypten und Levante 14, 2004, S. 135–155; DERS., The Turin King-List or so-called Turin Canon (TC) as a Source for Chronology, in: E. HORNUNG, R. KRAUSS, D.A. WARBURTON (Hg.), Ancient Egyptian Chronology (Handbuch der Orientalistik I/83), Leiden/Boston, 2006, S. 27–32.

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Am Anfang der historischen Zeit, also vor Dynastie I, steht eine Überschrift. Die Herrscher der manethonischen Dynastien I–V werden durch eine große Summierung zusammengefasst, ebenso die der Dynastien VI–VIII sowie IX–X. Anschließend werden die Dynastien XI, XII, XIII, XIV, XV und wohl auch XVI jeweils für sich mit Summierungen markiert, bei den Dynastien XI, XII und XIII sind auch die Überschriften erhalten. Demnach war die Turiner Königsliste für den Bereich der Frühzeit und des Alten Reiches weniger feinteilig als Manetho, zeigt aber sonst bereits bemerkenswert gut dasselbe Schema von Einzeldynastien. Ansätze zu einer Erklärung der weiteren Unterteilungen bei Manetho ergeben sich übrigens aus einer unterschiedlichen Handhabung der Regierungslängen: Während die Herrscher der Dynastien I und II auf den Tag genaue Angaben und zudem noch das Alter des Königs kennen, zeigt sich für die Dynastien III–VI lediglich eine aufs Jahr genaue Angabe der Regierung und keine Altersangabe. Die Dynastiestruktur bei Manetho steht somit fest in einer einheimischägyptischen Tradition.44 Die Kriterien für diese Zusammenfassung von Herrschern sind leider angesichts des fragmentarischen Zustandes des Turiner Königspapyrus nur bedingt nachvollziehbar. In einem Fall, nämlich bei der Dynastie XII, kann man immerhin die Formulierung „[Die Könige der] Residenz von Itji-Taui“ erkennen, die mit Manethos geographischem Ordnungsprinzip in der Sache übereinstimmt, wenn auch nicht im konkreten Punkt, da Manetho gerade diese Dynastie als diospolitanisch angibt. Im zweiten überprüfbaren Fall, nämlich der Dynastie XIII, scheint der Eintrag allerdings eher „[Könige] nach [dem Haus des Königs von Ober-] und Unterägypten [Sehet]epibre“ zu lauten, was die betreffende Dynastie als epigonal und weder explizit geographisch noch genealogisch bestimmt markieren würde. Hinsichtlich der Anordnung in Dynastien und der Angabe der Regierungslänge kann uns der Turiner Papyrus also ein gutes Beispiel dafür geben, wie Manethos konkrete Vorlagen aussahen. Selbstverständlich hat Manetho nicht etwa den Turiner Papyrus selbst benutzt, der fast tausend Jahre vor seiner Zeit geschrieben und damals längst im Erdreich deponiert war, sondern aktuellere Papyruskopien, auf denen die Liste bis in die Gegenwart fortgeführt war. Ein Beispiel dafür, wie so etwas ausgesehen haben könnte, liefert wohl der demotische pCtYBR 2885, der etwa aus der späteren Ptolemäerzeit stammen dürfte.45 Bei ihm handelt es sich mutmaßlich um ein kleines Fragment einer demotischen Königsliste; der erhaltene Bereich dürfte die Regierungslängen vom Ende der 26. Dynastie anzeigen; sofern dies zutrifft, scheint vor der nicht mehr erhaltenen Perserherrschaft eine größere Summierung gezogen.46 44 Vgl. GOZZOLI, Writing of History (s. Anm. 9), S. 196–208. 45 Derzeit im Internet abrufbar unter http://brbl-svr1.library.yale.edu/papyrimg/Z4376444.JPG oder http://beinecke.library.yale.edu/papyrus/oneSET.asp?pid=2885; inzwischen publiziert in J.F. QUACK, Papyrus CtYBR 2885rt. – Reste einer demotischen Königsliste auf Papyrus?, Journal of Egyptian History 2, 2009, S. 107–113. 46 Kurz erwähnt in J.F. QUACK, Zwischen Sonne und Mond – Zeitrechnung im Alten Ägypten, in: H. FALK (Hg.), Vom Herrscher zur Dynastie. Zum Wesen kontinuierlicher Zeitrechnung in Antike und Gegenwart, Bremen, 2002, S. 27–67, dort S. 45.

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Was dem Turiner Papyrus ebenso wie diesem Fragment dagegen fehlt, sind die historischen Einträge über herausragende Ereignisse in der betreffenden Regierungszeit. Eine einzige Ausnahme gibt es allerdings. Bei König Huni aus der 3. Dynastie findet sich im Turiner Papyrus ein Eintrag „[…] der Baumeister, der leitet […]“. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit liegt hier eine Sondernotiz vor, und man ist in Versuchung, eine Angabe über den Tod des berühmten Baumeisters Imhotep zu vermuten.47 Ansonsten aber sind andere Zeugnisse eher geeignet zu illustrieren, wie chronologische Informationen und Ereignisse korreliert wurden, nämlich die sogenannten Annalen.48 Gut bekannt in der Allgemeinheit sind insbesondere die Fragmente aus dem Alten Reich.49 Sie finden sich auf den Bruchstücken einer großen Steinstele, die beidseitig beschriftet ist und folglich ursprünglich entweder freistehend oder allenfalls als Trennwand in einen Raum ragend aufgestellt war. Nach dem heutigen Aufbewahrungsort des Hauptfragmentes wird das Objekt als Palermostein bezeichnet. Hier sind die Herrscher der ersten fünf Dynastien, ihre Regierungslängen, wichtige Ereignisse der Regierung und oft auch die Namen der Königsmütter genannt. Der Umfang der Informationen nimmt dabei schrittweise zu. Am Anfang der Abfolge stehen Herrschernamen ohne alles weitere. Dazu sind Personen mit unterägyptischer Krone dargestellt, so dass man oft an die Nennung von vorgeschichtlichen Herrschern aus dem Deltabereich gedacht hat. Allerdings ergeben die Namen nach den Regeln der sonst bekannten ägyptischen Sprache

47 So hat es vor allem D. WILDUNG, Imhotep und Amenhotep. Gottwerdung im alten Ägypten (MÄS 36), München, Berlin, 1977, S. 30–32 vorgeschlagen, dessen Deutung in den Details allerdings durch die andersartige Plazierung von Fragment 40 durch RYHOLT, Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 127, S. 87–91 viel von ihrer Kraft verloren hat. S. auch S. AUFRERE, Imhotep et Djoser dans la région de la cataracte. De Memphis à Éléphantine, Bulletin de l’Institute Française d’Archéologie Orientale 104, 2004, S. 1–20, dort S. 3. 48 Vgl. den kurzen Überblick bei P. BEYLAGE, Aufbau der königlichen Stelentexte vom Beginn der 18. Dynastie bis zur Amarnazeit (Ägypten und Altes Testament 54), Wiesbaden, 2002, S. 619–630. 49 Erstmals bearbeitet von H. SCHÄFER, Ein Bruchstück altägyptischer Annalen, Berlin, 1902; letzte zusammenfassende Studie T.A.H. WILKINSON, Royal Annals of Ancient Egypt. The Palermo Stone and its Associated Fragments, London, New York, 2000, dazu die Rezension von M. BAUD, Chronique d’Égypte 78, 2002, S. 145–148; s. weiter M. BAUD, Les frontières des quatre premières dynasties: annales royales et historiographie égyptienne, Bulletin de la Société Française d’Égyptologie 149, 2000, S. 32–46; ders., Le format de l’histoire. Annales royales et biographies de particuliers dans l’Égypte du IIIe millénaire, in: GRIMAL/BAUD (Hg.), Événement (s. Anm. 43), S. 271–302; N.C. STRUDWICK, Texts from the Pyramid Age, Atlanta, 2005, S. 34f. u. 65–80; J. BAINES, On the Evolution, Purpose, and Forms of Egyptian Annals, in: E.-M. ENGEL, V. MÜLLER, U. HARTUNG (Hg.), Zeichen aus dem Sand. Streiflichter aus Ägyptens Geschichte zu Ehren von Günter Dreyer (Menes 5), Wiesbaden, 2008, S. 19–40. Der Vorschlag von W. HELCK, Mitteilungen des Deutschen archäologischen Instituts, Abteilung Kairo 26, 1970, S. 83–85, es handele sich um eine spätzeitliche Kopie, ist mit R. CAMINOS, H.G. FISCHER, Ancient Egyptian Epigraphy and Paleography, New York, 1976, S. 48, abzulehnen.

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und Schrift weithin keinen Sinn, was mancherlei verschiedene Theorien hervorgebracht hat.50 Ein großer Einschnitt ergibt sich mit dem Beginn der historischen Könige der ersten Dynastie bzw. man sollte vielleicht korrekter sagen, dass mit einem Komplexitätsgrad der Schrift, der für die Aufzeichnung historischer Informationen ausreichte, sich in unserer Wahrnehmung und auch schon in derjenigen der Ägypter späterer Epochen ein wesentlicher Unterschied ergibt. Bei ihnen ist immerhin für jedes Regierungsjahr ein eigenes Feld vorgesehen, in dem wenigstens ein markantes Ereignis des betreffenden Jahres notiert ist, zudem die Höhe der jährlichen Nilüberschwemmung.51 Mit den rezenteren Königen wächst die Menge der notierten Ereignisse pro Jahr deutlich an – leider ist der Stein zu schlecht erhalten, als dass man markante Quantitätsänderungen sicher mit einer späteren Dynastiengrenze korrelieren kann. Der Wechsel von einer Bezeichnung der Jahre nach Ereignissen zu einer solchen mit reiner Durchzählung der Jahres eines Herrschers (und wieder zurück) scheint Einschnitte zu ergeben, welche der manethonischen Abgrenzung der I. von der II., der II. von der III. und der III. von der IV. Dynastie entsprechen.52 Vor wenigen Jahren ist ein zweiter Annalenstein des Alten Reiches veröffentlicht worden, der die sechste Dynastie (eventuell auf der zweiten, sehr schlecht lesbaren Seite auch die fünfte) behandelt.53 Leider ist die ursprüngliche Oberfläche weitgehend abgearbeitet worden, da die Platte sekundär als Sargdeckel wiederverwendet wurde. Das noch Erhaltene bestätigt aber die Ähnlichkeit zum Palermostein.54 Die Detailfreudigkeit in den Angaben ist nochmals deutlich gewachsen. Die Tatsache, dass dieser Stein zweifelsfrei mit der Herrschaft des Teti einsetzt, der in der späteren Tradition als erster König der 6. Dynastie gilt, zeigt übrigens hier eine bereits sehr frühe Wahrnehmung gerade dieses Einschnittes, der ja auch auf dem Turiner Papyrus vorhanden ist.55 Auf beiden Steinen wird eine relativ gleichartige Auswahl dessen getroffen, was thematisch für die Aufzeichnung ausgewählt wird. Einerseits ist dies als Basis der Zeitrechnung der normalerweise zweijährige Turnus der Viehzählung, daneben wichtige königliche Feste, vor allem aber Aktionen für die Götter, also etwa 50 Vgl. zuletzt L. MORENZ, Bild-Buchstaben und symbolische Zeichen. Die Herausbildung der Schrift in der hohen Kultur Altägyptens (Orbis Biblicus et Orientalis 205), Freiburg (Schweiz), Göttingen, 2004, S. 207–211 mit einem problematischen Versuch, zumindest manche der Namen ägyptisch zu deuten. 51 St. J. SEIDLMAYER, Historische und moderne Nilstände (Achet A 1), Berlin, 2001, S. 87–92. 52 BAUD, Bulletin de la Société Française d’Égyptologie 149, S. 38–44. 53 M. BAUD, V. DOBREV, De nouvelles annales de l’Ancien Empire égyptien. Une „pierre de Palerme“ pour la VIe dynastie, Bulletin de l’Institute Française d’Archéologie Orientale 95, 1995, S. 23–92; dies., Le verso des annales de la VIe dynastie. Pierre de Saqqara-Sud, Bulletin de l’Institute Française d’Archéologie Orientale 97, 1997, S. 35–42; V. DOBREV, The South Saqqara Stone and the Sarcophagus of Queen Mother Ankhesenpepy (JE 65 908), in: M. BARTA, J. KREJCKI (Hg.), Abusir and Saqqara in the Year 2000 (Archiv Orientální Supplement IX), Prag, 2000, S. 381–396. 54 Vgl. BAUD/DOBREV, Bulletin de l’Institute Française d’Archéologie Orientale 95, S. 44–46. 55 BAUD/DOBREV, Bulletin de l’Institute Française d’Archéologie Orientale 95, S. 56–58.

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Planung und Ausführung von Sakralbauten sowie Statuen. Tatsächlich ist gerade das Errichten von Denkmälern für die Götter auch überschriftsmäßig in den Inschriften thematisiert. Feldzüge gegen ausländische Völker erscheinen zwar auch, sind aber keineswegs so dominierend, wie man es nach einem modernen Verständnis von Politik vielleicht erwarten würde. Darin zeigt sich aber ein ganz gutes Bild davon, was man zeitgenössisch als wichtig und überlieferungswürdig betrachtet hat.56 Mutmaßlich gehen diese Angaben auf einen bereits in der 1. Dynastie bezeugten Brauch zurück, auf administrativen Täfelchen jeweils das wichtigste Geschehen eines Jahres zu nennen.57 Das Alte Reich ist in der Erhaltung von Annalen relativ reich vertreten, jedoch gibt es inzwischen auch aus dem Mittleren Reich gute Beispiele für Annalen. Ganz rezent veröffentlicht sind Fragmente einer großen Quarzitstele, auf der Reste von Annalen Sesostris’ I. überliefert sind.58 Der Text wird an verschiedenen Punkten strukturiert, indem die Jahreshieroglyphe als Zeilentrenner eingesetzt wird. Kommemoriert werden speziell Stiftungen und Opfergaben für die Götter von Heliopolis. Der Umfang der Angaben variiert zwischen 2 und 8 Kolumnen pro Jahr, ist damit deutlich geringer als im Falle der Annalen Amenemhets II. (s.u.). Dies dürfte dadurch bedingt sein, dass letztere anders als die SesostrisAnnalen nicht auf einen Tempel konzentriert sind, sondern das ganze Land betreffen. Erhalten sind Einträge für vier Jahre; inhaltlich geht es speziell um Stiftungen für die Gottheiten von Heliopolis, also dem Aufstellungsort der Stele. Ein weiteres, sehr fragmentarisches Bruchstück mit Annalen Sesostris’ I. listet dagegen Stiftungen für Tempel im ganzen Land auf.59 Schon etwas länger bekannt ist ein großer Granitblock, der später unter Ramses II. als Statuenbasis wiederverwendet wurde, sowie ein mutmaßlich zuge-

56 Die Auswahl des thematisch als relevant angesehenen Bereichs liefert natürlich einen gewissen Filter, davon abgesehen würde ich jedoch den historischen Wert dieser Einträge als deutlich höher ansehen, als etwa WILKINSON, Royal Annals (s. Anm. 49), S. 62–65 denkt; Kritik an Wilkinson bei BAUD, Bulletin de la Société Française d’Égyptologie 149, S. 45f.; ders., Chronique d’Égypte 78, S. 145–148. 57 S. zuletzt BAUD, in: GRIMAL/BAUD (Hg.), Événement (s. Anm. 43), S. 280f. 58 L. POSTEL, I. RÉGEN, Annales héliopolitaines et fragments de Sésostris Ier réemployés dans la porte de Bâb al-Tawfiq au Caire, Bulletin de l’Institute Française d’Archéologie Orientale 105, 2005, S. 229–293, bes. S. 232–276. 59 G. DARESSY, Inscriptions hiéroglyphiques trouvées dans Le Caire, Annales du Service des Antiquités Égyptiennes 4, 1903, S. 101–109, dort S. 101–103; E. HIRSCH, Kultpolitik und Tempelbauprogramme der 12. Dynastie. Untersuchungen zu den Göttertempeln im Alten Ägypten (Achet A3), Berlin, 2004, S. 58f; POSTEL/RÉGEN, Bulletin de l’Institute Française d’Archéologie Orientale 105, S. 274. S. auch D. FRANKE, Das Heiligtum des Heqaib auf Elephantine. Geschichte eines Provinzheiligtums im Mittleren Reich, Studien zur Archäologie und Geschichte Altägyptens 9 (Heidelberg 1994), S. 50, und H. BUCHBERGER, Sesostris I. und die Inschrift von et-Tôd? Eine philologische Anfrage, in: K. ZIBELIUS-CHEN, H.-W. FISCHER-ELFERT (Hg.), „Von reichlich ägyptischem Verstande“. Festschrift für Waltraud Guglielmi zum 65. Geburtstag (Philippika 11), Wiesbaden, 2006, S. 15–21, die das Objekt in die Spätzeit datieren wollen. Neue Studien jetzt A. ILIN-TOMICH, Two Notes on Middle Kingdom Annals, Lingua Aegyptia 18, 2010, S. 119–129.

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höriges Bruchstück.60 An sich erweckt der Text mit seinen zahlreichen Textkolumnen zunächst den Anschein einer ganz normalen historischen Inschrift, doch fällt ein Bereich auf, bei dem eine Kolumne breiter ist, ihr Rand anders stilisiert wirkt, und zudem gerade der Horusname des Königs Amenemhet II. steht. Tatsächlich handelt es sich wohl um eine besonders ausführliche Version von Annalen; und die auffällige Stelle markiert eine Jahresgrenze, wo statt eines normalen Striches vielmehr das Jahressymbol als Trennungsmarkierer dient. Die Menge der notierten Ereignisse ist selbst gegenüber den Annalen der sechsten Dynastie noch einmal ganz erheblich gesteigert. Dabei werden auch groß angelegte Feldzüge ins Ausland beschrieben, die das Interesse des heutigen Historikers finden, aber Bauten und Stiftungen an Tempel nehmen den meisten Raum ein – man kann sich sogar des Eindrucks nicht erwehren, dass die Feldzüge hier eben unter dem Blickwinkel aufgenommen werden, dass sie Arbeitskräfte und Rohstoffe für die Gaben an die Götter liefern. Da nur Reste zweier Jahre erhalten sind, lässt sich dem Stück leider unter dem Gesichtspunkt der größeren Gliederung und Strukturierung von Geschichte nichts entnehmen. Auch aus der dritten Zwischenzeit ist inzwischen ein Annalenfragment bekannt geworden.61 Der Text betrifft spezifisch die Versorgung der Tempel, wie es auch in einer Horizontalzeile explizit angegeben wird. Alle Einträge betreffen nur die Herrschaft eines einzigen Königs, geben also für übergreifende Periodisierungsfragen nichts her. Nur bedingt als Annalen bezeichnen kann man historische Inschriften, welche nicht ein einziges Ereignis fokussieren, sondern eine Reihe verschiedener (meist aber inhaltlich zusammenhängender) Geschehnisse gemeinsam aufzeichnen. Im Neuen Reich und der Dritten Zwischenzeit wird dies vor allem auf Tempelwänden so gehandhabt, etwa in den Aufzeichnungen („Annalen“) über die Feldzüge Thutmosis III.62 oder über die Taten des Prinzen Osorkon im Hinblick auf Theben.63 In der Spätzeit, sowohl in den Inschriften der napatanischen Herrscher64

60 H. ALTENMÜLLER, A.M. MOUSSA, Die Inschrift Amenemhets II. aus dem Ptah-Tempel von Memphis. Ein Vorbericht, Studien zur Altägyptischen Kultur 18, 1991, S. 1–48; J. MALEK, St. QUIRKE, Memphis 1991: Epigraphy, Journal of Egyptian Archeology 78, 1992, S. 13–18; E. MARCUS, Amenemhet II and the Sea: Maritime Aspects of the Mit Rahina (Memphis) Inscription, Ägypten und Levante 17, 2007, S. 137–190. 61 S. BICKEL, M. GABOLDE, P. TALLET, Des annales héliopolitaines de la Troisième Période Intermédiaire, Bulletin de l’Institute Française d’Archéologie Orientale 98, 1998, S. 31–56. 62 D.B. REDFORD, The Wars in Syria and Palestine of Thutmose III, Leiden/Boston, 2003. 63 R.A. CAMINOS, The Chronicle of Prince Osorkon (Analecta Orientalia 37), Rome, 1958; O. PERDU, De la «Chronique d’Osorkon» aux annales héliopolitaines de la Troisième Période Intermédiaire, in: GRIMAL/BAUD (Hg.), Evénement (s. Anm. 43), S. 129–142. 64 Vgl. etwa die Inschriften Taharqas bei M.F. LAMING MACADAM, The Temples of Kawa I. The Inscriptions, London, 1948, S. 4–14, Pl. 5–6 oder des Nastasen und Harsiotef bei C. PEUST, Das Napatanische. Ein ägyptischer Dialekt aus dem Nubien des späten ersten vorchristlichen Jahrtausends. Texte, Glossar, Grammatik, Göttingen, 1999.

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als auch in den ptolemäischen Königsinschriften,65 wird diese Ereignisanhäufung auch auf Stelen üblich. Diese Texte haben allerdings keinerlei Anspruch, kontinuierlich jedes Jahr abzudecken, und können eben deshalb auch kaum im wörtlichen Sinne als Annalen bezeichnet werden. Zumindest in fiktiver Weise hat man sich anscheinend auch Annalen über die Zeit der Götter auf Erden vorgestellt, jedenfalls gibt es in den sogenannten demotischen Fragmenten memphitischer Theologie Textreste, die auf eine solche Konzeption hindeuten. Es heißt: „Ich habe es vor dem König gesagt [… die] Bücher der Nilüberschwemmungen mit den … […] das, was zu sagen wert ist. Nun betragen die Jahre, die auf den Schreibpaletten der Götter geschrieben sind nach der Art, wie sie entstanden […] Nun entstehen 1354 Jahre, 1 Monat und 6 Tage. Das sind die Jahre, welche die erste Urzeit dauerte.66 [x] Jahre […], bevor der Sonnengott geboren wurde“ (pBerlin 13603, 2,22-25).67 Ich würde davon ausgehen, dass es eine solche Art von Annalistik in Ägypten weit häufiger gegeben hat, als man gemeinhin annimmt. Tatsächlich dürften nur so die zahlreichen Bemerkungen zu erklären sein, man habe bei bestimmten besonderen Ereignissen festgestellt, dass Gleichartiges seit der Zeit der Götter bzw. des Gottes nicht geschehen sei, von den Vorfahren nicht geleistet wurde, oder für irgendwelche Fragestellungen gebe es Präzedenzfälle unter einer bestimmten Regierung.68 Wie eine solche Konsultation vor sich gegangen sein könnte, zeigt ganz gut ein fiktionaler Text, der im Papyrus Vandier überliefert ist.69 Dort geht es darum, dass der König große Gesundheitsprobleme hat und seinen Hofmagiern seinen Zustand beschreibt. Dann heißt es wörtlich: „Seine Magier riefen laut aus. Sie sagten zu ihm: „Mein großer Herr! Dieser Zustand, in dem sich die „Feinde“ des Pharao befinden, in dem befand sich auch König Djedkare.“ Die Magier breiteten ihre Buchrollen aus. Sie fanden es, dass es nur sieben Tage gewesen waren, die seinem Leben geblieben waren, wobei es sein namentlich nicht bekannter Magier war, der für ihn (zusätzliche) Lebenszeit erbeten hatte.“ Auch wenn ein solcher fiktionaler Text sicher nicht für seinen konkreten Einzelfall als zuverlässige Quel65 Hierzu zusammenfassend J.F. QUACK, Innovations in Ancient Garb?, in: P. MCKECHNIE (Hg.), Ptolemy Philadelphus and his World (Mnemosyne Supplement 300) Leiden/Boston, 2008, S. 275–289. 66 Lies n# rnp.wt r:|r+ p#-wß tp n#.w. Die Schreibung p#.wß tp steht unetymologisch für p#wt tp|(.t) „erste Urzeit“, vgl. dazu die in die richtige Richtung gehenden Vermutungen bei M. SMITH, Papyrus Harkness (MMA 31.9.7), Oxford, 2005, S. 211 sowie J.F. QUACK, Orientalia 75, 2006, S.160, ders., Studien zur Altägyptischen Kultur 36, 2007, S. 281. 67 Edition W. ERICHSEN, S. SCHOTT, Fragmente memphitischer Theologie in demotischer Schrift (Pap. demot. Berlin 13603) (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, geistes- und sozialwissenschaftliche Klasse 1954, Nr. 7), Wiesbaden, 1954, dort S. 314f.; Taf. V. Vgl. QUACK, in: FALK (Hg.), Vom Herrscher zur Dynastie (s. Anm. 46), S. 48f., wo die oben gegebene verbesserte Lesung noch nicht erkannt worden ist. 68 Hierzu ausführlich VERNUS, Essai sur la conscience de l’Histoire (s. Anm. 42), S. 35–168. 69 Textedition G. POSENER, Le papyrus Vandier, Kairo, 1985. Eine vollständige deutsche Übersetzung biete ich in F. HOFFMANN, J.F. QUACK, Anthologie der demotischen Literatur (Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie 4) Berlin, 2007, S. 153–160.

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le angesehen werden darf, zeigt er doch ganz gut, wie man sich eine Situation innerkulturell vorstellte – man rechnete offenbar mit schriftlichen Überlieferungen, in denen bestimmte Symptome mit einer historischen Verortung festgehalten waren. Bezeichnend ägyptisch ist es, dass zwar der Name des Herrschers tradiert, der seines Arztes bzw. Priesters jedoch nicht als überlieferungswürdig eingestuft wird. All diesen Berichten ist aber eines gemeinsam: Sie zeigen ein Bewusstsein dafür, dass die eigene Kultur eine lange und bedeutende Vergangenheit hat,70 strukturieren diese jedoch nur sehr bedingt in kleinere Partien. Eigentlich gibt es nur eine wirklich für sich gestellte Epoche, nämlich die Zeit des Gottes (u.ä.),71 also diejenige Periode, in welcher nach ägyptischer Konzeption Gottheiten als Könige mit konkreten Regierungslängen auf Erden herrschten. Was danach kommt, kann global als die Vorfahren bezeichnet werden, irgendwelche maßgeblichen Einschnitte in Form von Dynastien oder gar noch größeren Gebilden sind aber für diese Art der Orientierung an der Geschichte nicht relevant. Bemerkenswert ist auch noch eine weitere Tatsache. Während in assyrischen Königsinschriften durchaus angegeben werden kann, man habe Monumente eines exakt so und so viele Jahre älteren Vorgängers gefunden bzw. restauriert, fehlen (zum Leidwesen des heutigen Historikers) vergleichbare Angaben aus Ägypten eigentlich völlig – einzige potentielle Ausnahme ist vielleicht die sogenannte Vierhundertjahrstele, die nach einer Ära des Gottes Seth datiert und die Jetztzeit somit vierhundert Jahre nach einem Nullpunkt situiert.72 Weiterhin auffällig ist, dass man Ereignisse nur bis auf eine bestimmte Regierungszeit genau situiert – es heißt in diesem Rückverweis auf vergleichbare oder übertroffene Ereignisse der Vergangenheit immer „in der Zeit des Königs x“, nicht dagegen „im Jahr x des Königs y“. Selbst im historischen Rückblick, der sich auf der ausführlichen Version der Grenzstelen des Echnaton findet, wird nur für seine eigene Regierung jahrweise genau angegeben, er habe von Jahr zu Jahr schlimmere Dinge hören müssen, die Zeit seines Vorgängers wird dagegen nur

70 Dazu für Ägypten generell BAINES, Ancient Egyptian Concepts (s. Anm. 34); A. ROCCATI, La pensée historique des anciens Égyptiens, in: A. DE PURY (Hg.), Histoire et conscience historique dans les civilisations du Proche-Orient ancien. Actes du colloque de Cartigny 1986 (Les cahiers du CEPOA 5), Leuven, 1989, S. 75–80; A. LOPRIENO, Temps des dieux et temps des hommes en ancienne Égypte, in: V. PIRENNE-DELFORGE, Ö. TUNCA (Hg.), Représentations du temps dans les religions. Actes du colloque organisé par le Centre d’Histoire des Religions de l’Université de Liège, Genf, 2003, S. 123–141; J. ASSMANN, Zeitkonstruktion, Vergangenheitsbewusstsein und Geschichtsbewusstsein im alten Ägypten, in: J. ASSMANN, K.E. MÜLLER (Hg.), Der Ursprung der Geschichte. Archaische Kulturen, das Alte Ägypten und das Frühe Griechenland, Stuttgart, 2005, S. 112–214. 71 Dazu U. LUFT, „Seit der Zeit Gottes“ (Studia Aegyptiaca 2), Budapest, 1976, S. 47–78; ders., Beiträge zur Historisierung der Götterwelt und der Mythenschreibung (Studia Aegyptiaca 4), Budapest, 1978, bes. S. 155–166. 72 Zu diesem vieldiskutierten Objekt s. die Verweise bei QUACK, in: FALK (Hg.), Vom Herrscher zur Dynastie (s. Anm. 46), S. 46; s. auch LOPRIENO, in: PIRENNE-DELFORGE/TUNCA (Hg.), Représentations du temps (s. Anm. 70), S. 136f.

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noch global kategorisiert.73 Konkrete Daten für Vorgänge in den Zeiten früherer Herrscher haben ihre Heimat nicht in solchen kommemorierenden Texten, sondern im juristischen Zusammenhang, wo man aus praktischen Gründen heraus gelegentlich Anlass hat, Verträge und Rechtsentscheidungen74 bzw. mindestens in der Spätzeit auch Gesetze eines bestimmten Regierungsjahres eines früheren Königs zu zitieren.75 Ausnahmen, was genaue Datumsangaben in nichtjuristischen Kompositionen betrifft, finden sich bemerkenswerterweise gerade im Bereich des Rückverweises auf die „legendäre“ Zeit, in der die Götter auf Erden herrschten. Im kürzlich veröffentlichten Thotbuch findet sich ein in der Edition nicht erkannter Verweis „seit dem ersten Regierungsjahr des Ptah-Tatenen“ offenbar als frühester denkbarer Startpunkt einer Chronologie überhaupt.76 Dies entspricht dem Konzept bei Manetho, wo Hephaistos, also die interpretatio graeca des Ptah-Tatenen, als erster König Ägyptens genannt wird. Das 363. Regierungsjahr des Sonnengottes erscheint im großen Horusmythos von Edfu als Datierung der Ereignisse, konkret einer Rebellion gegen den Sonnengott – nicht ohne bewusste Symbolik, denn dies korrespondiert, in Tage eines Jahres umgesetzt, einem Zustand zu Ende des Zyklus, wenn die Sonne alt und erschöpft ist.77 Ferner gibt es einen Text, der das 5842. Regierungsjahr der Rebellen des Re mit dem 2. Regierungsjahr des Osiris korreliert.78 Historische Erinnerung im Rahmen religiöser Texte ist selten, aber es gibt einige Erscheinungen, die vielleicht eine Diskussion lohnen. In Festregelungen sowie der normalen Liturgie ist eine explizite historische Referenz selten, insbesondere in der Perspektive der langen Dauer. Der Thronbesteigungstag des Herr-

73 W.J. MURNANE, Ch.C. VAN SICLEN, The Boundary Stelae of Akhenaton, London, New York, 1993, bes. S. 41 u. 166f. 74 So die Daten früherer Prozesse in der Inschrift des Mes, s. A.H. GARDINER, The Inscription of Mes. A Contribution to the Study of Egyptian Judicial Procedure (Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Ägyptens IV/3), Leipzig, 1908, bes. S. 26f. u. 32; G.A. GABALLA, The Memphite Tomb-Chapel of Mose, Warminster, 1977, bes. S. 30. 75 Vgl. S. LIPPERT, Ein demotisches juristisches Lehrbuch. Untersuchungen zu Papyrus Berlin P 23757 rto (Ägyptologische Abhandlungen 66), Wiesbaden, 2004, S. 172f; DIES., Einführung in die altägyptische Rechtsgeschichte (Einführungen und Quellentexte zur Ägyptologie 5) Berlin, 2008, S. 85f. 76 Text bei R. JASNOW, K.-Th. ZAUZICH, The Ancient Egyptian Book of Thot. A Demotic Discourse on Knowledge and Pendant to the Classical Hermetica, Wiesbaden, 2005, S. 214 (B02, 5/8 u. Parallelen), zur Lesung und Deutung s. J.F. QUACK, Die Initiation zum Schreiberberuf im Alten Ägypten, Studien zur Altägyptischen Kultur 36, 2007, S. 249–295, dort S. 279. 77 Ph. DERCHAIN, „En l’an 363 de sa majesté le Roi de Haute et Basse Égypte Râ-Harakhty vivant par-delà le temps et l’espace“, Chronique d’Égypte 53, 1979, S. 48–56; D. KURTH, Der kosmische Hintergrund des großen Horusmythos von Edfu, Revue d’Égyptologie 34, 1982/ 83, S. 71–75. 78 Originaledition W. SPIEGELBERG, Zwei Kalksteinplatten mit demotischen Texten, Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 50, 1912, S. 32–36, dort S. 33f.; zur Deutung s. QUACK, in: FALCK (Hg.), Vom Herrscher zur Dynastie (s. Anm. 46), S. 48; ders., Einführung, S. 24.

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schers, und davon getrennt vielleicht auch die Festlegung der Titulatur,79 war natürlich ein Feiertag, der in den aktuellen Festkalender eingetragen und auch mit der angemessenen Speiseversorgung versehen wurde. So etwas betraf aber immer nur den aktuellen Herrscher, mit jedem neuen König wurde der alte Feiertag durch einen neuen ersetzt. Wohl ebenfalls nur kurzlebig waren Feste zur Feier besonderer militärischer Erfolge. Im großen Festkalender von Medinet Habu etwa hat Ramses III. ein Fest zum Sieg über ungenannte Feinde (MH III T. 142, Z. 191f.) sowie zum Niedermetzeln der Meschwesch (MH III, T. 162f., Z. 1223) aufnehmen lassen,80 aber es gibt keine Indizien dafür, dass diese Feiern den König überlebt haben und zu dauerhaften Brennpunkten historischer Erinnerung etwa im Sinne eines Sedanstages geworden sind.81 Auch für die drei Siegesfeste, die Thutmosis III. nach seinem Sieg von Megiddo einsetzen lässt (Urk. IV, 740–741), fehlt es an Belegen für eine längerfristige Weiterführung. Potentiell schlagen sich historische Ereignisse auch in Ausarbeitungen von Mythen und Hymnen nieder. Der wohl spannendste Fall betrifft eine ptolemäerzeitliche Papyrushandschrift, die erst vor kurzem definitiv publiziert wurde.82 In ihr geht es darum, dass irgendwelche Feinde ein Heiligtum zerstört haben und die ägyptischen Kultteilnehmer nunmehr den Gott zur Vergeltung auffordern. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit liegt hier ein Bezug auf ein historisches Ereignis vor, auch wenn in den erhaltenen Teilen des Papyrus keine Details genannt werden, die aus sich heraus eine konkrete Identifizierung erlauben. Der Herausgeber hat sich für einen Bezug zur persischen Eroberung Ägyptens ausgesprochen.83 Mir persönlich scheint (auch aufgrund der hieratischen und im Kern sprachlich klassisch-ägyptischen Fassung des Textes) ein Bezug auf die Hyksos wenigstens ebenso plausibel, doch kann das an dieser Stelle nicht ausdiskutiert werden.84

79 Im Kalender von Medinet Habu gibt es ein Fest an dem Tag, an dem ein Blatt des Ischedbaumes mit dem Namen des Königs beschriftet wurde (MH III, T. 163, Z. 1287). 80 Sh. EL-SABBAN, Temple Festival Calendars of Ancient Egypt, Liverpool, 2000, S. 69f.; 84– 87; 116–120. 81 Vgl. zum Festkalender von Medinet Habu und den darin enthaltenen historischen Festen H.H. NELSON, U. HÖLSCHER, S. SCHOTT, Work in Western Thebes 1931-33 (Oriental Institute Communications 18), Chicago, 1934, S. 25, 43, 52, 60f., 87f. 82 G. BURKARD, Das Klagelied des Papyrus Berlin P. 23040 a–c. Ein Dokument des priesterlichen Widerstandes gegen Fremdherrschaft (Ägypten und Altes Testament 58), Wiesbaden, 2003. 83 BURKARD, Klagelied (s. Anm. 82), S. 80–85. 84 BURKARDS Einwand, die Hyksoszeit liege zu lange zurück (Klagelied [s. Anm. 82], S. 80), hat angesichts der Intensität, mit der diese Ereignisse bei Manetho (fast zeitgleich mit der Niederschrift des betreffenden Papyrus) reflektiert werden, kaum Beweiskraft. Dass es sich bei der Handschrift um ein Palimpsest und deshalb nach BURKARDS (keineswegs zwingender) Auffassung um eine Privatabschrift handelt (S. 8f. u. 77f.), kann bei der von ihm nunmehr etablierten Datierung in die Ptolemäerzeit nicht mehr als Beleg dafür dienen, hier zirkuliere Dissidentenliteratur unter der Hand – antipersische Haltung wäre in der Ptolemäerzeit offiziell korrekt gewesen.

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Allerdings scheint es nicht nur diesem Text, sondern den bislang vermuteten Passagen insgesamt85 eigen zu sein, dass die historische Verortung nicht in sich explizit gemacht und damit als Aufhänger klarer Erinnerung genutzt wird. Vielmehr sind nur Details stehengeblieben, aufgrund derer der moderne Forscher versucht, einen konkreten Aufhänger zu rekonstruieren. Als Quellen für konkrete Angaben bei Manetho (oder sonstigen Historikern) sind sie somit kaum geeignet. Irgendeine spezifische Periodisierung der ägyptischen Geschichte nach eigener Auffassung lässt sich ihnen erst recht nicht entnehmen. Insgesamt kann ich somit feststellen, dass es im ägyptischen Material relativ gute Anhaltspunkte dafür gibt, dass die Unterteilung in Dynastien bereits in den Aufzeichnungen vorhanden war, auch wenn ihre praktische Bedeutung für die Rezeption der eigenen Vergangenheit wohl nicht erheblich war. Eine Struktur auf höherer Ebene, die unserer modernen Einteilung in Reiche entspricht, ist allenfalls sehr unsicher auszumachen. Die göttliche Urzeit und die Zeit der menschlichen Herrscher sind dagegen die Hauptpaare einer Opposition. Die Korrelation von historischen Notizen mit den Herrschern ist ein gesichertes Element ägyptischer Aufzeichnungen und vor allem in Annalensteinen belegt. Bei der Erinnerung an bestimmte Ereignisse wird kaum eine über die Regierungszeit eines bestimmten Herrschers hinausgehende Präzisierung gesucht. Nunmehr soll die andere Seite bei Manetho zum Zuge kommen, nämlich die ausführlichen narrativen Passagen. Hier möchte ich zwei wesentliche Tradierungen unterscheiden. Auf der einen Seite stehen Dinge, die man mit Vorsicht als „historische Romane“ etikettieren kann und die bereits Redford als wesentliche Quelle für die bei Manetho erscheinenden Erzählungen ausgemacht hat.86 Erzählungen über Könige der Vergangenheit dürfte es zu allen Zeiten gegeben haben, in denen überhaupt eine schöne Literatur in Ägypten konkret fassbar ist. Eine der bekanntesten, die auch für unsere Fragestellung relativ ergiebig ist, findet sich im Papyrus Westcar, der aus der Zweiten Zwischenzeit, wohl um 1600 v. Chr., stammt.87 Die Handlung spielt zur Zeit des Königs Cheops, dessen Söhne ihn mit Erzählungen über berühmte Magier der Vergangenheit unterhalten. Diese eingebetteten Geschichten zeigen eine gut wahrnehmbare chronologische Ordnung. Sie spielen unter fortlaufend späteren Herrschern, nämlich Djoser (1,14), Nebka (1,19; 3,18; 4,5; 4,14) und Snofru (4,19 u.ö.); Letzterer ist der unmittelbare 85 Vgl. etwa J.G. GRIFFITHS, The Interpretation of the Horus-Myth of Edfu, Journal of Egyptian Archaeology 44, 1958, S. 75–85; P. VERNUS, Un témoignage cultuel du conflit avec les Ethiopiens, Göttinger Miszellen 29, 1978, S. 145–148. 86 REDFORD, King-Lists (s. Anm. 18), S. 215–228. 87 Textedition A.M. BLACKMAN, The Story of King Kheops and the Magicians transcribed from Papyrus Westcar (Berlin Papyrus 3033), Reading, 1988, zahlreiche moderne Übersetzungen. Zusammenstellung der Sekundärliteratur bei R.B. PARKINSON, Poetry and Culture in Middle Kingdom Egypt. A Dark Side to Perfection, London/New York, 2002, S. 295f.; Überblick in G. BURKARD, H.J. THISSEN, Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte I. Altes und Mittleres Reich, Münster, 2003, S. 177–187; Neubearbeitung durch V. LEPPER, Untersuchungen zu pWestcar, Ägyptologische Abhandlungen 70, Wiesbaden, 2008. Vgl. für die hier behandelten Fragen H.M. HAYES, The Historicity of Papyrus Westcar, Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde 129, 2002, S. 20–30.

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Vorgänger des Cheops. Die Auswahl ist selektiv, es werden keineswegs alle Herrscher dieser Zeit abgearbeitet; die späteren Herrscher der 3. Dynastie fehlen zum Gutteil. Der Übergang von der 3. zur 4. Dynastie ist offenbar nicht als Wandel empfunden worden, jedenfalls ist von ihm nichts zu spüren. Wohl aber wird ein anderer Übergang dann zum Kernthema des Textes. Mit dem Auftritt des letzten Prinzen wird nämlich ein noch lebender Magier ins Spiel gebracht, und dieser prophezeit Cheops, nach ihm, seinem Sohn und seinem Enkel würden drei Brüder herrschen, die vom Sonnengott mit der Frau eines Priesters gezeugt sind. Auffällig ist zum einen, dass der Wandel als genealogischer Bruch empfunden wird, nicht als Frage der Herkunft oder Residenz wie bei Manetho. Zum anderen wird hier gerade ein Einschnitt an einer Stelle gesetzt, die im gegenüber dem Papyrus Westcar jüngeren Turiner Königspapyrus als reines Kontinuum dargestellt wird, aber bei Manetho dann realiter als Dynastiewechsel wieder zum Tragen kommt. Nicht wenige weitere Erzählungen thematisieren in oft stärkerer Brechung historische Ereignisse.88 Fraglich ist allerdings, inwieweit sie als strukturierende Betrachtung von Geschichte verstanden werden können, da sie meist nur eine einzelne Regierungszeit beinhalten. Immerhin sind zwei von ihnen in Epochen wichtiger Umbrüche angesiedelt. In einem Fall, der Erzählung von Neferkare und General Sisenet, geht es um Pepi II., den letzten König der 6. Dynastie.89 Er hat offenbar ein homosexuelles Verhältnis zu seinem General, das er unbemerkt halten möchte. Der Verlust des größten Teils des Textes lässt offen, ob dies irgendwie mit dem Ende der Dynastie an sich verbunden wurde. Immerhin sieht der Turiner Königspapyrus ja den Bereich der 6.-8. Dynastie als eine Einheit, setzt hinter Pepi II. also keine Zäsur. Ebenfalls an einer historischen Wendeposition, allerdings in diesem Fall umgekehrt der einer Blüte und des Aufkommens einer neuen Dynastie, steht die Erzählung über den Hyksos Apophis und den thebanischen Herrscher Seqenenre.90 Leider ist hier nur der Anfang erhalten, doch kann die Geschichte ungeachtet ihrer romanhaften Elemente gut in die historische Situation eingebettet werden, dass die Lokalkönige der 17. Dynastie zur Vertreibung der Fremdherrscher ansetzten und etwa 2 Herrscher später auch Erfolg hatten91 – was ungeachtet gesicherter

88 H.-W. FISCHER-ELFERT, Representations of the Past in New Kingdom Literature, in: W.J. TAIT (Hg.), Never had the like occurred. Egypt’s View of its Past. Encounters with Ancient Egypt, London, 2003, S. 119–137. 89 G. POSENER, Le conte de Neferkarê et du général Siséné (Recherches littéraires, VI), Revue d’Égyptologie 11, 1957, S. 119–137; neuere Literatur und Bemerkungen bei P ARKINSON, Poetry and Culture, S. 142 u. 296f; G. BURKARD, H.J. THISSEN, Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte I. Altes und Mittleres Reich, Berlin 22007, S. 195–199. 90 Text in A.H. GARDINER, Late-Egyptian Stories, Brüssel, 1932, S. 85–89; s. auch H. GOEDICKE, The Quarrel of Apophis and Seqenenre, San Antonio, 1986; Überblick und Literaturangaben in BURKARD/THISSEN, Einführung in die altägyptische Literaturgeschichte I (s. Anm. 89), S. 66–72; zuletzt A. SPALINGER, Two Screen Plays: „Kamose“ and „Apophis and Seqenenre“, Journal of Egyptian History 3, 2010, S. 115–136. 91 K.S.B. RYHOLT, The Political Situation in Egypt during the Second Intermediate Period (Carsten Niebuhr Institute Publications 20), Kopenhagen, 1997, bes. S. 309.

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genealogischer Kontinuität dann in der Tradition zur Ansetzung einer neuen, der 18. Dynastie führte. Für Manetho und seine Erzählungen direkt relevant ist natürlich gerade das, was konkret in der Spätzeit als historische Romane umlief. Hier hat die Forschung der letzten Jahre erheblich weiterführende Ergebnisse erbracht, wobei viele einschlägige Texte noch nicht ediert, sondern allenfalls in Vorberichten fassbar sind. Konkret sind inzwischen zahlreiche Könige der ägyptischen Geschichte in der Spätzeit und griechisch-römischen Zeit als Gestalten in demotisch geschriebenen narrativen Texten nachzuweisen.92 Bereits von König Badja, dem ersten König der zweiten Dynastie, handelt eine lange Erzählung, die vor allem um komplexe Hofintrigen kreist. Man kann spekulieren, ob dieser leider sehr schlecht erhaltene Text auch eben den Einschnitt der Dynastien thematisiert, wobei der homo novus vor Problemen steht. Tatsächlich behauptet im erhaltenen Text sogar ein Kämmerer, den König überhaupt erst eingesetzt zu haben, stilisiert sich somit als Königsmacher. Als Handschrift kommt der betreffende Papyrus etwa aus dem 4. Jhd. v. Chr., somit leicht vor Manetho. Von den Herrschern des Alten Reiches lässt sich derzeit Djoser am besten fassen, da er gemeinsam mit dem weisen Imhotep in einem Papyrus als Protagonist auftritt. In den bisher bekannten Fragmenten wird etwa berichtet, wie Djoser auf der Suche nach den 42 Gottesgliedern in Ninive in Assyrien einzieht. Imhotep besteht ein Zauberduell gegen eine Frau, in dem beide Wachsfiguren magisch beleben und aufeinanderhetzen. Aus dem Mittleren Reich bleibt vor allem Sesostris im Gedächtnis, dessen Heldentaten gegen die Meroiten und Araber inzwischen auch auf den Fragmenten zweier demotischer Papyri fassbar sind. Als Vertreter des Neuen Reiches seien etwa Thutmosis III. und Ramses II. genannt, die beide im sogenannten SetneZyklus auftreten, ersterer auch in einer erst kürzlich veröffentlichten sehr fragmentarischen Erzählung. Allerdings zeigen sich die Grenzen historischer Kenntnisse in dieser Literatur darin, dass einmal 1500 Jahre Distanz zwischen diesen beiden Herrschern angenommen werden, während es realiter nur etwa 200 waren.93 Tatsächlich gilt, dass das historische Bild der Ägypter für die ältere Zeit, d.h. alles, was vor der späten Dritten Zwischenzeit liegt, in der fiktionalen Literatur alles andere als genau ist – auch die oben erwähnte Parallelisierung von Djoser und den Assyrern dürfte dies bereits deutlich genug zeigen. Dennoch dürften es diese Traditionen gewesen sein, die von Ägyptern erzählt und von griechischen Historikern rezipiert wurden, so dass sie das Ägyptenbild, wie es etwa Herodot und Diodor liefern, wesentlich geprägt haben.94 Für die Heldentaten des Sesostris 92 Einen Überblick über die Verortung verschiedener Erzählungen unter den Königen der ägyptischen Geschichte gebe ich in J.F. QUACK, Einführung in die demotische und gräko-ägyptische Literatur, Münster, 2005, S. 23–65; zweite, veränderte Auflage Berlin, 2009, S. 29–77. 93 Die Konstatierung dieser Diskrepanz bedeutet gegen M. SCHENTULEIT, Lingua Aegyptia 13, 2005, S. 280 keineswegs, den Text auf seinen realweltlichen Aussagewert zu begrenzen; unabhängig von der Unterhaltungsintention würde ein solch eklatanter Anachronismus etwa in einem heutigen historischen Roman kaum vorkommen. 94 Für Herodot s. GOZZOLI, Writing of History (s. Anm. 9), S. 155–189.

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zeigen dies die schon oben erwähnten demotischen Fragmente ganz deutlich, auch für die Geschichte über den erblindeten König Pheros sind inzwischen Bruchstücke einer ägyptischen Fassung aufgetaucht.95 Historisch präziser und korrekter werden die demotischen historischen Romane, und ebenso auch die Nachrichten der griechischen Historiker, erst mit der späten Dritten Zwischenzeit. Ab hier gilt etwa Herodot als relativ verlässliche Quelle (und markiert selbst II, 142 einen Wechsel der von ihm benutzten Quellen), und ab hier bieten die demotischen Erzählungen auch Details in einer Fülle und nachweisbaren Korrektheit, die nachgerade erstaunt. Musterbeispiel ist die sogenannte Erzählung vom Streit um den Panzer des Inaros. Darin geht es darum, wie nach dem Tod eines großen Helden zwei Sippen jeweils mit ihren Verbündeten um dessen wertvollen Panzer kämpfen. Die Menge der Lokalfürsten mit genealogischen Angaben, die hier auftreten, ist enorm; und die meisten davon können bereits nach heutigem Kenntnisstand mit realen historischen Persönlichkeiten aus der Zeit um die assyrische Eroberung Ägyptens identifiziert werden. Hier hat sich offensichtlich eine durchlaufende Tradition gehalten, die mindestens auf sehr guten mündlichen Überlieferungen beruhte, wahrscheinlich ist sogar eine baldige schriftliche Fixierung anzunehmen. Man sollte hierzu auch erklären, dass diese Komposition in einem speziellen soziologischen Umfeld zu verorten ist, nämlich im Umkreis der Kriegersippen meist libyschen Ursprungs. Sie dominierten die Dritte Zwischenzeit und hatten ihre eigenen Ideale von kriegerischer Kultur, Heldentum, aber auch Achtung für den Gegner. Meiner Vermutung nach nahm die Überlieferung der Erzählung ihren Ausgangspunkt nicht zum wenigsten darin, dass spätere Nachkommen sich damit brüsten wollten, ihre Ahnen hätten damals beim größten Aufeinandertreffen der Helden Ägyptens mitgekämpft. Eine ganz eigenwillige Art des Umgangs mit der Vergangenheit, und zwar vorrangig der nahen Vergangenheit, zeigt sich in der sogenannten „demotischen Chronik“.96 Der Begriff „Chronik“ ist dabei einigermaßen irreführend. Tatsächlich handelt es sich um ein Werk, das eher prophetischen Charakter hat. Leider fehlen Anfang und Ende der einzigen Handschrift, so dass die genaue Verortung recht unsicher bleibt. Es handelt sich im Wesentlichen um eine Ausdeutung änigmatischer Aussprüche, die vor allem aus dem Tempelkult stammen, auf die 95 K. RYHOLT, The Carlsberg Papyri 6. The Petese Stories II (P. Petese II) (Carsten Niebuhr Institute Publications 29), Kopenhagen, 2006, S. 31–46. 96 W. SPIEGELBERG, Die sogenannte demotische Chronik des Pap. 215 der Bibliothèque Nationale zu Paris nebst den auf der Rückseite des Papyrus stehenden Texten (Demotische Studien 7), Leipzig, 1914, S. 5–22; letzte Bearbeitung in H. FELBER, Die demotische Chronik, in: A. BLASIUS, B.U. SCHIPPER (Hg.), Apokalyptik und Ägypten. Eine kritische Analyse der relevanten Texte aus dem griechisch-römischen Ägypten (Orientalia Lovaniensia Analecta 107), Leuven, Paris, Sterling, 2002, S. 65–111; QUACK, Einführung (s. Anm. 92), S. 155–159; DERS., Menetekel an der Wand? Zur Deutung der demotischen Chronik, in: M. WITTE, J.F. DIEL (Hg.), Orakel und Gebete. Interdisziplinäre Studien zur Sprache der Religion in Ägypten, Vorderasien und Griechenland in hellenistischer Zeit (Forschungen zum Alten Testament 2. Reihe, 38), Tübingen, 2009, S. 23–51; HOFFMANN/QUACK, Anthologie (s. Anm. 69), S. 183–191.

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historische Situation Ägyptens während der Perserherrschaft und der letzten einheimischen Dynastien. Aus der Perspektive des Sprechers liegt dabei die Gegenwart im Bereich der Herrschaft des Nektanebes I. und seines Sohnes und Mitregenten Teos. Die vergangenen und gegenwärtigen Herrscher werden bewertet, auch für die angeblich zukünftigen Aussagen getroffen. Dabei kommen die Fremdherrscher, also die Perser, gar nicht gut weg. Überraschender ist vielleicht, dass auch die einheimischen Könige meist schlechte Noten erhalten. Dies mag damit zusammenhängen, dass ihre Politik einerseits teilweise gegen das Eigentum der Tempel gerichtet war, andererseits bei ihnen oft reale Misserfolge zu bemerken waren. Zudem besteht die Möglichkeit, dass der Text im Kern auf eine Propagandaschrift zugunsten des Usurpators Nektanebos II. zurückgeht, somit gerade Interesse hat, dessen Vorgänger eher negativ darzustellen. Die Dynastien manethonischer Zählung wechseln sich in der von der Komposition abgedeckten Zeit relativ rasch ab, besonders die 28. und 29. Dynastie sind kurzlebig. Der Text thematisiert dies zwar einerseits prinzipiell, wenn er aussagt, dass man einem bestimmten Herrscher dessen Sohn nicht nachfolgen ließ, daraus wird aber kein klares Dynastienkonzept gemacht, vielmehr werden die Herrscher, die nach den Persern (bzw. nach der demotischen Terminologie den Medern) kommen, linear durchgezählt. Auf der anderen Seite gibt es aber auch sozusagen kanonische Kompositionen, die reale oder vorgebliche Aktionen früherer Herrscher verewigen. Es gibt eine Reihe von offiziellen Dekreten und Dekretsammlungen, die auf Papyrus tradiert und wohl immer wieder abgeschrieben wurden. Ein solcher Fall ist schon lange bekannt, wenn er auch in der Forschung relativ wenig Beachtung gefunden hat. Es handelt sich um ein Dekret über gesundheitspolitische Maßnahmen, als dessen Urheber König Thutmosis III. genannt wird.97 Die konkrete Handschrift stammt aus der 22. Dynastie, ist also über 500 Jahre später. Erst ansatzweise bekannt ist eine weitere Komposition, die vorrangig Rechtsregelungen im Umfeld der Tempel betrifft. Veröffentlicht hiervon sind bislang einige Auszüge, die sich auf der Rückseite der sogenannten „demotischen Chronik“ befinden.98 Darin geht es vornehmlich um die Aufstellung von Gesetzen und Richtlinien für die Tempel. So gibt es Verhaltensregeln, falls ein Priester krank ist, einen Bericht darüber, wie Dareios die alten ägyptischen Gesetze sammeln ließ, und Maßnahmen des Kambyses, welche die meisten Tempel wirtschaftlich deutlich schlechter stellten. Eine noch unveröffentlichte Handschrift scheint einst den vollständigen Text enthalten zu haben, von dem die bereits publizierten Passagen nur antike Exzerpte darstellen, doch ist sie noch nicht umfassend vorgelegt worden.99 97 P. VERNUS, Un décret de Thoutmosis III relatif à la santé publique, Orientalia 48, 1979, S. 176–184; Taf. 1; S.A. GÜLDEN, Die hieratischen Texte des P. Berlin 3049 (Kleine ägyptische Texte 13), Wiesbaden, 2001, S. 82–87, Taf. XVII. 98 SPIEGELBERG, Demotische Chronik (s. Anm. 96), S. 29–33. 99 Kurze Bemerkungen bei E. BRESCIANI, Frammenti da un “prontuario legale” demotico da Tebtuni nell’Istituto papirologico G. Vitelli di Firenze, Egitto e Vicino Oriente 4, 1981, S.

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Ein anderer Fall ist bislang noch gar nicht publiziert, aber von einigem Interesse.100 Konkret handelt es sich um eine ganze Sammlung von Königsdekreten, die alle Herrschern des alten Reiches zugeschrieben werden. Konkret erscheinen Djoser und Cheops als Autoritäten, möglicherweise auch Neferkasokar. Im Zusammenhang mit Djoser wird auch Imhotep genannt. Die Komposition ist mir aus nicht weniger als drei verschiedenen Handschriften bekannt, die sämtlich aus der Römerzeit stammen. Inhaltlich kreisen sie um Tempelbau und Priesterangelegenheiten. Im Gegensatz zum vorher genannten Text ist die Überlieferung in hieratischer Schrift und klassisch-ägyptischer Sprache gehalten, was den Anspruch auf hohes Alter zumindest nicht von vornherein unmöglich macht – auch wenn man ihm nicht ganz ohne Skepsis gegenüberstehen kann. An letzter Stelle möchte ich noch eine weitere Textsammlung anführen, auch wenn ich offen bekenne, dass mir daran vieles, ja sogar das Meiste noch sehr unklar ist. Diesmal handelt es sich wieder um einen demotischen Text, und es gibt meines Wissens wenigstens zwei verschiedene Handschriften, beide aus der Römerzeit. Ihr Inhalt ist wohl eine Sammlung von Ereignissen, welche vornehmlich die Tempel betreffen. Herausgreifen möchte ich nur eine Passage, die uns mit unmittelbarer Direktheit an Manethos Überlieferung führt.101 Sie lautet „[…] Saker, der Name eines ihrer Anführer, indem er bei ihnen das Oberhaupt war. Sie gingen zu den Tempeln [… und suchten] nach den Büchern. Diejenigen, welche sie in den Tempeln fanden, die vernichteten sie. Sie dachten, dass […] in ihnen, um bis zum Untergang Ägyptens zu verhindern, dass man die Zeit finden würde […] die Götter, indem sie die bösen Menschen verwünschten wegen denen, gegen die sie gefrevelt hatten, indem sie machten […]. Jahr – (nicht ausgeführt) -, Monat vier der Sommerjahreszeit, Tag – (weggebrochen oder nicht angegeben) – des Seth.“ Die Art der Ära verbindet diesen Text übrigens mit der oben kurz erwähnten Vierhundertjahrstele. Ich muss gestehen, dass mich diese Passage doch recht deutlich daran erinnert, wie Manetho nach der Tradierung des Josephus davon gesprochen hat, wie die siegreichen Hyksos die Ägypter drangsalierten oder töteten, und einen der ihren namens Salitis zum König machten. Und so eröffnen gerade diese oft noch unpublizierten Papyri Aussichten für ein zukünftig besseres Verständnis, wie es in Ägypten eine teils chronikhafte, teils romanhafte Aufzeichnung wesentlicher historischer Ereignisse gegeben hat und diese dann von einem einheimischen Priester für ein griechisches Publikum aufbereitet wurde.

201–215, dort S. 203; dies., Note di toponomastica: i templi di mn-nfr, wn-xm, pr-Hapj-mHt, Egitto e Vicino Oriente 6, 1983, S. 67–73, dort S. 72f. 100 Kurz erwähnt in J.F. QUACK, Das Buch vom Tempel und verwandte Texte. Ein Vorbericht, Archiv für Religionsgeschichte 2, 2000, S. 1–20, dort S. 18. 101 Kurz vorgestellt von J.F. QUACK, in: H. FALK (Hg.), Vom Herrscher zur Dynastie (s. Anm. 46), S. 47.

THE MESOPOTAMIANS AND THEIR PAST Marc Van De Mieroop It is a truism perhaps that all people in world history have a perception of the past and realize that something came before them and influenced their own existence. But not everyone accepts that people write history when they write these observations down. Even some of the leading scholars of ancient Mesopotamia, whose books reached a wide audience, have denied the existence of historical writing in that culture.1 In the study of ancient historiography the idea lingers that the East approached the past through myth while the West did so through history. Many credit the ancient Greeks with the invention of rational history, or, as Collingwood expressed it, with the switch from legend-writing into the science of history. 2 The opposition between mythos and logos has been debunked repeatedly and for many years now,3 but it still resurfaces. In order to accept this essay as a study of ancient historiography the reader has to agree that the ancient Mesopotamians, Egyptians and others had a historical consciousness. The mere fact that this and other essays on Mesopotamia and Egypt appear in a book devoted to antike Geschichtsschreibung, shows that at least the editors accept this assertion as true. The focus of my essay will be Ancient Mesopotamia and its written tradition, although I will occasionally refer to other ancient cultures of the eastern Mediterranean. People did not only interact with the past through writing, but also in the visual arts and in the way they treated ancient remains. Those topics – barely touched upon in scholarly literature4 – merit further attention, but I will not address them here. The past is never far from you when you live in a place with a long and illustrious history, especially one that preferred old traditions to innovations and novelties. This was certainly the case for the inhabitants of ancient Mesopotamia. They continued to live in cities that – in their opinion – the gods had founded at the beginning of time. They continued to honor those gods in temples constantly 1

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For example, S.N. KRAMER, From the Tablets of Sumer, Indian Hills, CO., 1956, p. 32, and A.L. OPPENHEIM, Ancient Mesopotamia. Portrait of a Dead Civilization, rev. ed., Chicago, 1977, p. 19. R.G. COLLINGWOOD, The Idea of History, Oxford, 1946, p. 19. Ironically it seems that the opposition is often rejected by stressing mythos in the work of Greek historians, see, for example, R. BUXTON (ed.), From Myth to Reason? Studies in the Development of Greek Thought, Oxford, 1999. An early attempt to erase the east-west divide is W. DEN BOER, Graeco-Roman Historiography in its Relation to Biblical and Modern Thinking, History and Theory 7, 1968, p. 60–75, which repeats ideas already expressed in 1950. I.J. WINTER, Babylonian Archaeologists of the(ir) Mesopotamian Past, in: P. MATTHIAE et al. (ed.), Proceedings of the First International Congress on the Archaeology of the Ancient Near East, Rome, 2000, p. 1785–1800, treats some of the aspects of this question.

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rebuilt on the same spot. The past was always around them in buildings, monuments, and stories, written and oral. What the Mesopotamians saw was a history of kings that dominates the written and visual accounts. Royal inscriptions make up the vast majority of what we call the historical records from Mesopotamia, and those almost exclusively narrate the king’s military expeditions. Royal inscriptions were an important part of the written production of Mesopotamia for its entire history.5 At times they became very lengthy, especially in the Neo-Assyrian period (that is, the first centuries of the first millennium BC) when they described annual campaigns in sequence. Mostly embedded into building inscriptions they provided the chronological framework for when a construction took place. Thus they basically stated: “After I conquered x in year 1, y in year 2, and so on, I built a palace.” They dealt only with the reign of the king who commissioned the building as if the past stretched only to the moment that he had ascended the throne. Naturally the authors were aware that the king had predecessors – his genealogy was laid out at the start of the inscription – but in the huge corpus of Assyrian inscriptions only twice references to the actions of previous rulers occur.6 Earlier kings were mentioned mostly for what they had not done in statements of the nature, “to boldly go where no man has gone before.” Sometimes a king acknowledged that a predecessor had built something, but only to say that the earlier construction had fallen into ruin, and that the rebuilding was bigger and better. Although the royal inscriptions covered thus a relatively short period of time, their description of events was fluid. Royal chancelleries produced annals throughout a reign and told the events of the early regnal years more than once. In these retellings the authors were more interested in their present circumstances than in those of previous years. When a political situation had changed the story was adjusted to reflect the new conditions. A good example of this is found in the various accounts of how king Sennacherib of Assyria dealt with Babylonia and the role of a local client-ruler called Bel-ibni around the year 700. Different versions of Bel-ibni’s career appeared over the years. At first he was appointed king over Sumer and Akkad, i.e. Southern and Northern Babylonia, but either his rule was a failure, or he fell in disgrace and was no longer someone with whom the Assyrians wanted to associate. So his role was gradually diminished in the reports, first receiving the assistance of Assyrian officials and later disappearing altogether.7 History writing is never innocent; it reflects the concern and interests of the author at the moment of writing. The Assyrian focus on the individual reign without acknowledging that of predecessors is remarkable, as that was not the case in the earliest Mesopotamian reports of military adventures. Those did take earlier rulers into account. The first 5

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For detailed surveys, see A.K. GRAYSON, Assyria and Babylonia, Orientalia 49, 1980, p. 140– 194, and J. RENGER, Vergangenes Geschehen in der Textüberlieferung des alten Mesopotamien, in: H.-J. GEHRKE, A. MÖLLER (ed.), Vergangenheit und Lebenswelt. Soziale Kommunikation, Traditionsbildung und historisches Bewußtsein, Tübingen, 1996, p. 9–60. RENGER, Vergangenes Geschehen (see note 5), p. 19-20. Marc VAN DE MIEROOP, Cuneiform Texts and the Writing of History, London, 1999, p. 42– 47.

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war ever to be described in world history took place between two neighboring Sumerian city-states, Umma and Lagash. The kings of Lagash left multiple descriptions of the war.8 The conflict involved agricultural land and lasted more than one hundred years in the twenty-fifth and twenty-fourth centuries, occupying several generations of kings. The Lagashite kings did recognize the fact that they took part in a chain of battles and that the past explained why they fought. Because Umma’s rulers repeatedly crossed a border established a long time ago, Lagash was justified in countering the attack. The later rulers in the conflict readily admitted that their predecessors had engaged in it as well.9 This is, to my knowledge, the only time in Mesopotamia that a long-term perspective was placed on a war. Later kings seem to have cared about their own reign only, which can baffle the modern historian. For example, in the twenty-third century king Naram-Sin of Akkad claimed that he had conquered the Syrian city of Ebla for the first time ever. He stated adamantly: “Whereas, for all times since the creation of humanity, no king whosoever had destroyed Armanum and Ebla, the god Nergal by means of his weapons opened the way for Naram-Sin, the mighty, and gave him Armanum and Ebla”.10 We know this to be untrue, because Naram-Sin’s grandfather, Sargon, had claimed that the god Dagan had given him Ebla some fifty years earlier.11 Naram-Sin’s statement cannot be blamed on ignorance, as Sargon’s act was recorded in writing in a format that was accessible to his grandson. The latter deliberately disregarded Sargon’s accomplishment. Likewise, Assyrian kings knew of the military campaigns of their predecessors, at a minimum through the same documentation that we consult. It is also hard to imagine that military planners did not bear in mind the lessons they had learned in the past. When an army planned to invade a certain territory, its leaders must have tried to determine what opposition they could expect, what difficulties the terrain would present, and other information that was available in campaign accounts from earlier reigns. The conscious decision to ignore previous rulers derived from the idea that each reign was an era on its own, but many people in the court and beyond were aware that it was a falsification of history. They knew that every reign was part of a sequence, and that there had been many rulers in the past. Various types of evidence demonstrate that clearly. One category of writing that clearly acknowledges the succession of reigns is the King List.12 Throughout Mesopotamian history dynasties drew up lists of 8

J.S. COOPER, Reconstructing History from Ancient Inscriptions: The Lagash-Umma Border Conflict, Malibu, 1983, gives a thorough analysis of the conflict and the extant sources. 9 See, for example, the inscription of king Enmetena (J.S. COOPER, Sumerian and Akkadian Royal Inscriptions, I. Presargonic Inscriptions, New Haven, 1986, p. 54–57), which traces the conflict back three generations. 10 D.R. FRAYNE, Sargonic and Gutian Period (2334–2113 BC) (The Royal Inscriptions of Mesopotamia. Early Periods, vol. 2), Toronto, 1993, p. 132f. 11 FRAYNE, Sargonic and Gutian Period (see note 10), p. 28f. 12 For surveys of this material, see D.O. EDZARD, Königslisten und Chroniken. A. Sumerisch, Reallexikon der Assyriologie 6, 1980–83, p. 77–86; J.-J. GLASSNER, Mesopotamian Chro-

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kings and the length of their reigns. The later Mesopotamians repeated the information of earlier lists and established a sequence that went back to the distant past. The Assyrians created the impression that there existed an uninterrupted line of kings from ancestors “who dwelt in tents” to at least the late eighth century.13 The Babylonians acknowledged that kings in various cities had dominated, but they suggested a constant progression of such rules from the time that the gods had set up the first king to at least the mid-eighth century.14 The lists portray an idea of kingship where each ruler was by himself and picked up where his predecessor had left off. In Babylonia consecutive rulers of the same city formed a dynasty, and the lists moved from one urban dynasty to another without hesitation. Despite their claims to universal rule in royal inscriptions – the kings of Assyria and Babylonia were “kings of the world” – the king lists can be surprisingly candid in their acknowledgement that Assyria and Babylonia were discrete entities, each with their own kings. There exist a number of later king lists that provide the names of the rulers of Assyria and Babylonia side-by-side.15 The best preserved of them sums up with these words: “82 kings of Assyria from Erishu, son of Ilushumma to Assurbanipal, son of Esarhaddon. 98 kings of Akkad (i.e., Babylonia) from Sumulael to Kandalanu.” The list recognizes that both states were closely linked, but that they were independent. The same concept appears in the Biblical books of Chronicles, which narrate the histories of Judah and Israel in parallel. Thus they identify in what year of reign of an Israelite king a new king ascended the throne of Judah (e.g., 2 Chronicles 13). The co-existence of Assyria and Babylonia was acknowledged, but in each one of these states there could be only one king at a time. For Babylonia that concept was projected into the distant past in a list we call the Sumerian King List.16 The list provides a sequence of dynasties one following the other from the day kingship descended from heaven. It was perhaps first composed in the twentyfourth century when the dynasty of the city Akkad claimed supreme kingship over Babylonia, and it certainly existed under the subsequent Ur III dynasty of the twenty-first century.17 In its final edition the Sumerian King List ended with King

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nicles, Atlanta, 2004; and A.K. GRAYSON, Königslisten und Chroniken. B. Akkadisch, Reallexikon der Assyriologie 6, 1980–83, p. 86–135. GLASSNER, Mesopotamian Chronicles (see note 12), p. 136–145. GLASSNER, Mesopotamian Chronicles (see note 12), p. 126–135. GRAYSON, Königslisten und Chroniken (see note 12), p. 116–126, King Lists 12–17. The Sumerian King List, which is a complicated text with many variants between the different manuscripts, has received much attention since its first scholarly reconstruction in 1939 (Th. JACOBSEN, The Sumerian King List, Chicago, 1939). For recent English translations with discussions of the meaning of the document, see GLASSNER, Mesopotamian Chronicles (see note 12), p. 117–127, and P. MICHALOWSKI, Sumerian King List, in: M.W. CHAVALAS (ed.), Historical Sources in Translation. The Ancient Near East, Oxford, 2006, p. 81–85. GLASSNER, Mesopotamian Chronicles (see note 12), p. 56–114 analyzes many aspects of the list in detail. P. STEINKELLER, An Ur III Manuscript of the Sumerian King List, in: W. SALLABERGER et al. (ed.), Literatur, Politik und Recht in Mesopotamien. Festschrift für Claus Wilcke, Wiesbaden, 2003, p. 267–292.

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Sin-magir of the Isin dynasty, who ruled from 1827 to 1817. For each dynasty it provides the names of the kings and how many years they ruled. Kingship passed from one city to another and the list adds up the number of years each dynasty ruled. From other evidence we know that these dynasties often overlapped in time, and what was in truth a set of parallel rulers was portrayed in the Sumerian King List as one ruler following another. Thus, in this depiction, each king was in control of all of Babylonia, just as the Akkad, Ur III, and Isin kings were or pretended to be. We can ascertain that the last sections of the list are accurate in their identification of kings and the length of their rules. But for the earlier parts, the Sumerian King List certainly contains inaccurate information. It assigns nonsensically long reigns to the kings of the earliest dynasties, such as 21,000 years for Enmendurana of Sippar. Moreover, some of the rulers must be fictional. For example, several of the kings of the first dynasty after the flood, from the city of Kish, have the names of animals: dog, gazelle, lamb, etc.18 Later in the list some kings of the Gutian dynasty of barbarian invaders from the eastern mountains bear derogatory terms as names: “They went astray,” “Oil of an unspeakable stench,” and “He goes without a word”.19 Such inclusions lead us to question the historicity of names in the Sumerian King List that are otherwise known from literary sources only. The earliest dynasty of Uruk includes Enmerkar, Lugalbanda, and Gilgamesh,20 men about whom an extensive mythological literature existed, which I will discuss later. Were they historical kings or fictional characters that found their way into this list? The Sumerian King List was copied out in Babylonia for decades after its final edition, although it had no longer the ideological value to support the claims of the Isin dynasty. Moreover, at least one copy was made in northern Mesopotamia, and several in western Iran (Susa) where it had no practical use at all. This is just one example of an enduring tradition in Mesopotamia, that of the copying of ancient tablets and inscriptions. For example, the famous law code of Hammurabi inscribed on a stone stele in the eighteenth century and now on display in the Louvre in Paris, was copied out, at least in excerpts, for more than a thousand years. The most recent preserved copy dates to the Persian period, some 1400 years after the original composition.21 The scribe who produced this late manuscript states explicitly that he made the copy from the stele, which stood in Susa after its theft from Babylonia in the twelfth century. At the same time someone copied part of a hymn to Hammurabi that was carved an old statue. Today we have both the fragmentary statue from the eighteenth century22 and the copy on the tablet from the fifth or fourth century BC.23 18 19 20 21

GLASSNER, Mesopotamian Chronicles (see note 12), p. 60f. GLASSNER, Mesopotamian Chronicles (see note 12), p. 98. GLASSNER, Mesopotamian Chronicles (see note 12), p. 121. A. FADHIL, Der Prolog des Codex Hammurapi in einer Abschrift aus Sippar, in: XXXIV. International Assyriology Congress, Ankara, 1998, p. 717–729. 22 L.W. KING, The Letters and Inscriptions of Hammurabi, King of Babylon, about B.C. 2200, vol. I, London, 1898, no. 60.

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The more recent scribe had the piece we know in front of him, as he indicated on his tablet the breaks that we can see today. These copies were faithful to the original text, although the scribes usually did not attempt to reproduce the earlier script. Modern scholars usually consider the copying of such inscriptions to have been for didactic reasons: scribal students wrote out ancient texts to become familiar with the language, style and script. It seems that there was more to this practice, however. Texts of the past had great authority because of the fame of their original author (or better of the king who had commissioned them), and conversely the texts confirmed their author’s fame. In the first millennium, Hammurabi had become a paradigm of a great and just ruler, because the written remains he had left behind portrayed that image. Simultaneously these very inscriptions were copied out because Hammurabi was a great king. There are no later stories about Hammurabi, only later copies of his texts. The image of this king became thus frozen. It was preserved through the texts he himself had commissioned. The power of the written text was very great in Mesopotamia: it set someone’s words in stone – sometimes indeed literally. The code of Hammurabi itself states: “These are the just decisions which Hammurabi, the able king, has established”.24 They had an eternal value and were thus to be reproduced verbatim. The concern to be accurate was expressed by copyists who regularly stated that they checked and collated the tablets, “written like the old manuscript and checked”.25 Naturally, a clever scribe could fake an ancient text and claim an authority that did not exist. The examples of this seem to be extremely rare, however.26 When modern scholars find texts that seem suspicious, they usually interpret them as late copies of original inscriptions that have been lost. The single example that most scholars now agree is a fake made in antiquity is called the “cruciform monument.”27 It pretends to be an inscription commissioned by King Manishtushu of the Akkad dynasty in the twenty-third century, and contains a list of resources he placed at the disposal of the temple of the sungod in Sippar: the income of fields, orchards, and marshes, and a long list of daily offerings. It is carved in the script of the Akkad period, and for long scholars had accepted that it came from that time. But lexical and grammatical indications, as well as the archaeological con23 A. FADHIL, G. PETTINATO, Inno ad Hammurabi da Sippar, Orientis antiqui miscellanea 2, 1995, p. 173–187. 24 M.T. ROTH, Law Collections from Mesopotamia and Asia Minor, second ed., Atlanta, 1997, p. 133. 25 H. HUNGER, Babylonische und assyrische Kolophone, Kevelaer, 1968. 26 The subject has not been systematically investigated. See E. EBELING, Fälschung von Schriftstücken, Reallexikon der Assyriologie, vol. 3, Berlin, New York, 1957–1971, p. 9; and M.A. POWELL, Naram-Sin, Son of Sargon: Ancient History, Famous Names, and a Famous Babylonian Forgery, Zeitschrift für Assyriologie 81, 1991, p. 20–30, for some considerations of the issue. 27 The idea that the forger used the name of Naram-Sin, argued by POWELL (Naram-Sin) is now disproved by the appearance of a copy on a tablet, which explicitly mentions Manishtushu (F.N.H. AL-RAWI, A.R. GEORGE, Tablets from the Sippar Library. III. Two Royal Counterfeits, Iraq 56, 1994, p. 135–148).

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text of the stone, made clear that the inscription had to be from a later period, almost 2000 years later.28 Whoever wrote it, wanted the temple of the sungod to receive these goods, and placed the order to provide them in the mouth of an ancient king. This was not frivolous act, but the use of an authoritative figure of the past to claim a privilege, something paralleled in many other cultures, but seemingly rare in Mesopotamia. Who were the figures of the past that had the necessary stature to achieve such authority? In truth, they were few in number despite the large number of kings in Mesopotamian history. Short anecdotes exist for several rulers, but they did not necessarily make these men great figures of the past. For example, in the first millennium Chronicle of Ancient Kings appears this anecdote about a king of the nineteenth century, Enlil-bani: King Erra-imitti ordered Enlil-bani, the gardener, to sit on the throne as royal substitute and put the crown of kingship on his head. Erra-imitti died in his palace while swallowing hot soup in little sips. Enlil-bani, who sat on the throne, did not resign and was elevated to royal office.29

Nothing in the historical record of his time shows that Enlil-bani was especially successful, and the anecdote is almost certainly untrue. Enlil-bani’s rise to power as a substitute king who survives his master fits much better in the first millennium, when the ritual of the substitute king was commonly practiced,30 than in the early second millennium. The whole episode may have been a means for Babylonian priests to criticize the Assyrian ritual.31 They invented a tale about a minor king, whose fame did not otherwise grow. The status of great and respected ruler of the past was reserved for the kings of two early dynasties, whose treatment in later writings modern scholars consider to be very different. They were the first dynasty of Uruk, which included three kings – Enmerkar, Lugalbanda, and Gilgamesh – that became the main characters in a literature scholars regard as epic or mythological, and the dynasty of Akkad, whose rulers Sargon and Naram-Sin were the subjects of long traditions with a much debated historical value. The parallelism in the Mesopotamian treatment of these rulers of the past is much greater than is usually acknowledged. Rich and long-lasting literary traditions regarding these kings grew, each tradition having its own multiplicity. For Gilgamesh, for example, at least six different strands of tradition existed throughout the Ancient Near East in the late second 28 E. SOLLBERGER, The Cruciform Monument, Jaarbericht van het vooraziatisch-egyptisch Genootschap “Ex Oriente Lux” 20, 1967–1968, p. 50–70. 29 GLASSNER, Mesopotamian Chronicles (see note 12), p. 270f. 30 J. BOTTÉRO, Mesopotamia: Writing, Reasoning, and the Gods, transl. by Z. BAHRANI and M. VAN DE MIEROOP, Chicago, 1992, p. 138–155. 31 J.-J. GLASSNER, Histoire babylonienne et sa réflexion dans les chroniques de l’époque babylonienne récente, in: J. RENGER (ed.), Babylon: Focus mesopotamischer Geschichte, Wiege früher Gelehrsamkeit, Mythos in der Moderne: 2. Internationales Colloquium der Deutschen Orient-Gesellschaft 24.–26. März 1998 in Berlin, Saarbrücken, 1999, p. 157–166; id., Mesopotamian Chronicles (see note 12), p. 86.

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millennium.32 We should thus not imagine that there was a uniform vision about these men at different moments in history. Opposing views could coexist, even in the same court. How they developed and passed on from generation to generation is hard to determine. Oral transmission certainly played a role, but we can rarely reconstruct such processes. Since we read ancient texts we are forced to focus on the written traditions, which in later Mesopotamian history show great creativity on their portrayal of the great dynasties of the past. I will sketch the traditions in broad outlines with a focus on two kings: Gilgamesh and Sargon. My aim is to stress similarity, not to establish influence from one tradition unto the other, but to find unifying characteristics in how the Mesopotamians viewed them.33 Gilgamesh became a prominent character in Mesopotamian literature in the late third millennium when the Third Dynasty of Ur held sway over Babylonia. The kings of that dynasty, albeit resident in the city of Ur, stressed connections with the earlier dynasty of Uruk, their ancestral home. One Ur III king, Shulgi, even called Gilgamesh his brother.34 It is no surprise that Gilgamesh appears in the Sumerian King List, a version of which existed in Ur III times. The only preserved manuscript of that period35 does not include him, but that is due to physical damage to the tablet. In the early second millennium the passage about Gilgamesh reads as follows: Enmerkar, son of Mes-ki’ag-gasher, the king of Uruk, the one who founded Uruk, was king; he reigned 420 years; the divine Lugalbanda, the shepherd, reigned 1,200 years; the divine Dumuzi, the fisherman whose city was Ku’ara, reigned 100 years; the divine Gilgamesh – his father was a wind – the lord of Kulaba, reigned 126 years.36

Two elements in this passage disagree with statements about Gilgamesh in other sources from the same era as the Sumerian King List. While here he is said to be the son of a wind,37 elsewhere he is the child of the mortal Lugalbanda and the goddess Ninsun, and the grandson of Enmerkar. The “wind” (líl.lá in Sumerian) that sires Gilgamesh in the Sumerian King List was not benign in later Mesopo32 A.R. GEORGE, The Babylonian Gilgamesh Epic. Introduction, Critical Edition and Cuneiform Texts, Oxford, 2003, p. 24–27. 33 W.F.M. HENKELMAN, The Birth of Gilgamesh (Ael. NA XII.21). A Case Study in Literary Receptivity, in: R. ROLLINGER, B. TRUSCHNEGG (ed.), Altertum und Mittelmeerraum. Die antike Welt diesseits und jenseits der Levante. Festschrift für Peter W. Haider zum 60. Geburtstag, Stuttgart, 2006, p. 807–856, gives a good survey of the similarities in stories regarding both men in cuneiform and non-cuneiform sources, in order to argue for an important role for oral transmission. My aims are different although some of the details of our discussions overlap. 34 C. WILCKE, Genealogical and Geographical Thought in the Sumerian King List, in: H. BEHRENS et al. (ed.), DUMU-E2-DUB-BA-A: Studies in Honor of Åke W. Sjöberg, Philadelphia, 1989, p. 557–711. 35 STEINKELLER, An Ur III Manuscript of the Sumerian King List (see note 17). 36 After GLASSNER, Mesopotamian Chronicles (see note 12), p. 121. 37 Th. JACOBSEN, The lil2 of dEn-lil2, in: H. BEHRENS et al. (ed.), DUMU-E2-DUB-BA-A (see note 34), p. 267–276: p. 275, note 51, suggests that the idea of impregnation by a wind may have arisen from sexual dreams.

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tamian opinion. The Akkadian offshoot lilû came to designate a demon that threatens babies and pregnant mothers and is connected to the female lilītu, famed in Biblical tradition as the dangerous Lilith.38 This negative aura may not yet have surrounded Gilgamesh’s father in the Sumerian King List, but that fact that his usual ancestry is denied, is remarkable. The insertion of the god Dumuzi is also mystifying and represents an uncommon tradition. In a series of Sumerian poems39 as well as in later Akkadian material,40 he was the spouse of the goddess Inanna and was forced to substitute for her in the netherworld. Dumuzi was the subject of a complex set of traditions rooted in various cities and the one that saw him as an early king of Uruk found its only preserved expression in the Sumerian King List. A set of Sumerian stories about Enmerkar, Lugalbanda, and Gilgamesh portray these men as three consecutive generations of the same royal family of Uruk. Enmerkar and Lugalbanda were the protagonists of a cycle of tales that relate a contest of wits with the distant city of Aratta over what city the goddess Inanna preferred.41 They involve witchcraft, a flight on the back of a bird, and other magical elements. The Sumerian tales about Gilgamesh relate sundry episodes of the king’s life.42 He fought the bull of heaven, saw his friend Enkidu disappear in the netherworld, and killed the guardian of the cedar forest, all fantastic stories. The only exception is the tale of Gilgamesh and Aka in which the Uruk king fought off an attack by the king of Kish, Aka, son of Enmebaragesi. This could relate an actual war between two city-states, some 200 kilometers apart: Kish from northern Babylonia and Uruk from the south. Aka’s troops laid siege to Uruk, but under Gilgamesh’s leadership the southern city prevailed. The details are not very realistic, however. There is no real battle and Uruk wins the contest solely because of the awe its king inspired. Establishing the historicity of Gilgamesh and his immediate ancestors is problematic. The statement that “most scholars take the view that Gilgamesh was a historical king of the Sumerian city Unug (in Akkadian, Uruk) some time during the early part of the Early Dynastic Period”43 is an accurate reflection of the scholarly attitude, but the subject has not been discussed in detail recently. 44 No 38 J. BLACK, A. GREEN, Gods, Demons and Symbols of Ancient Mesopotamia, London, 1992, p. 118. 39 Th. JACOBSEN, The Harps that Once …: Sumerian Poetry in Translation, New Haven, 1987, p. 1–84. 40 E.g., the Epic of Gilgamesh (S. DALLEY, Myths from Mesopotamia: Creation, the Flood, Gilgamesh, and Others, rev. ed., Oxford, 2000, p. 78; B.R. FOSTER, The Epic of Gilgamesh, New York, London, 2001, p. 47) and the myth of Ishtar’s Descent (DALLEY, Myths from Mesopotamia, p. 160). 41 For recent translations, see H.L.J. VANSTIPHOUT, Epics of Sumerian kings: The Matter of Aratta, Atlanta, 2004. 42 A. GEORGE, The Epic of Gilgamesh, London, 1999, p. 141–208; FRAYNE in FOSTER, The Epic of Gilgamesh (see note 40), p. 99–154. 43 BLACK/GREEN, Gods, Demons and Symbols (see note 38), p. 89. 44 See W.G. LAMBERT, Gilgamesh in religious, historical and omen texts and the historicity of Gilgamesh, in: Gilgamesh et sa légende. Études recueillies par Paul Garelli à l'occasion de la

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inscriptions of these men exist either as originals carved at the time we assume they may have lived or in later copies. There is an early royal inscription, however, that – in the opinion of many scholars – shows that at least one of figures with whom the Uruk kings are associated was a real person. On a fragmentary stone vessel from the Early Dynastic period are carved the words: “Mebaragesi, king of Kish”.45 Ever since its publication in 195946 many have accepted this to show the historicity of Enmebaragesi, the father of Aka who attacked Gilgamesh in the story named after both men. Through a string of conjectures they conclude that this shows that Gilgamesh existed in reality as well47 and that this man became a god and mythological figure soon after his death. But the Enmebaragesi of Sumerian literature was a complex character – in one tale even the sister of Gilgamesh. The one-line inscription of Mebaragesi does not make him a historic man.48 The Sumerian tales about Enmerkar, Lugalbanda, and Gilgamesh were popular in the school curriculum of early second millennium Babylonia. Yet after about 1700 they disappeared. Enmerkar and Lugalbanda became rarely mentioned figures in later writings, but Gilgamesh’s fame lasted and even grew. At the time when Sumerian tales about him were still copied, one or more authors writing in the Akkadian language composed an epic of Gilgamesh. They integrated most of the Sumerian episodes into the new epic leaving aside the only one that had a historical flavor, Gilgamesh and Aka. Unlike his ancestors, Gilgamesh thrived in Akkadian traditions after 1700. The epic devoted to him was constantly reworked through the insertion of new episodes – the flood story, for example – and the rephrasing of existing ones. Its popularity spread throughout the entire Near East. In the second half of the second millennium, people in Anatolia, Syria, and Palestine read various versions of it. We know the epic best from its seventh century rendering from the library of Assurbanipal at Nineveh, which contained thirty-three or thirty-four manuscripts of it. At that time the story entailed multiple aspects of Gilgamesh’s achievements. The basic plot, however, was a quest for immortality, which led Gilgamesh to edges of the earth where he met the sole survivors of the flood, Ūta-napishti and his wife. After Ūta-napishti told the hero that the goal of physical immortality was beyond his reach, the epic’s author or authors tell us what can be attained, however: eternal fame. Gilgamesh achieved that because his deeds were recorded in writing and because he built the city walls of Uruk. A description of the latter frames the entire epic:

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VIIe Recontre Assyriologique Internationale (Paris-1958), Paris, 1960, p. 39–56, for an early discussion. COOPER, Sumerian and Akkadian Royal Inscriptions I (see note 9), p. 18. D.O. EDZARD, Enmebaragesi von Kish, Zeitschrift für Assyriologie 53, 1959, p. 9–26. E.g., W.W. HALLO, W.K. SIMPSON, The Ancient Near East: A History, New York, 1971, p. 45. P. MICHALOWSKI, A Man Called Enmebaragesi, in: W. SALLABERGER et al. (ed.), Literatur, Politik und Recht in Mesopotamien (see note 17), p. 195–208.

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Go up, pace out the walls of Uruk, Study the foundation terrace and examine the brickwork. Is not its masonry of kiln-fired brick? And did not seven masters lay its foundation?49

The reference to Uruk may seem to place the epic within a real world, known to the audience. After all, Uruk was one of Babylonia’s grand cities whose history was like a microcosm of that of the entire country. But the lengthy Gilgamesh epic, which involves numerous actors and locales, is remarkably void of actual people and places. Gilgamesh’s close friend Enkidu was a special creature the gods shaped on purpose to match the king. No mortals identified by name appear in the epic. The shepherd who finds Enkidu is called shepherd, the prostitute who tames him is called “Sexy”,50 a tavern-keeper, tavern-keeper, and so on. The only named individuals are mythological beings (Humbaba, Ūta-napishti, etc.) and gods (Ishtar, Ninsun, Shamash, etc.). Except for Uruk, the story is set in places no reader could ever reach. Perhaps the Cedar Mountains would have called to mind a real setting to some, but the story makes reaching it seem like a superhuman task. It is because of that detachment from reality that we consider the Gilgamesh story a myth. The Gilgamesh epic remained a part of literature written in cuneiform until almost the very end of that script’s use. The latest known manuscript dates to the mid-second century BC, when Greeks and Parthians fought over Babylonia.51 Outside the epic, Gilgamesh appeared from the early second millennium on in omens. He was there king without equal, someone who went to the cedar forest, and who sought the sole survivor of the flood. Although these omens show traditions independent from the epic, they do focus on the same details of Gilgamesh’s life.52 The figure of Gilgamesh did not disappear with the cuneiform script. The most explicit reference to him in later centuries is by the Roman author Aelian, who in the second or third century AD wrote On the Characteristics of Animals in Greek. There he told a story about Gilgamesh’s birth unattested before.53 In the tale omen-readers warned the Babylonian king Euechoros – a name many scholars consider as rendering Enmerkar – that his daughter’s son would usurp his throne. 49 FOSTER, The Epic of Gilgamesh (see note 40), p. 3 and 95. The passage appears in tablet I lines 18-21 and tablet XI lines 327-330. The twelfth tablet in the library of Assurbanipal version was not integrated into the body of the epic. 50 Her Akkadian name is Shamkat, a word that indicates a woman’s state of being sexually appealing. GEORGE, The Babylonian Gilgamesh Epic (see note 32), p. 148, translates the term as someone with superlative beauty of the flesh. 51 For the history of the epic, see GEORGE, The Babylonian Gilgamesh Epic (see note 32), p. 3– 70. 52 See GEORGE, The Babylonian Gilgamesh Epic (see note 32), p. 112–117 for a survey of the omen material. 53 Nothing special is said about Gilgamesh’s birth in earlier stories, except in the late second millennium BC Hittite version where the gods fashioned him as a special creature, see BECKMAN in FOSTER, The Epic of Gilgamesh (see note 40), p. 157f.

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Hence Euechoros locked the girl up, but she did bear a child and her attendants, fearful of the king, threw the baby from the citadel. An eagle caught the child and placed it in an orchard whose caretaker raised it to become king Gilgamos. Some scholars suggest that Gilgamesh survived in Arabic literature,54 but this remains debatable.55 In any case, for all of ancient Mesopotamian history and even afterwards, the figure of Gilgamesh, a king of the distant past, was known and honored. The tradition regarding Sargon of Akkad is even richer and more complex than that on Gilgamesh. The kings of Akkad left their own inscriptions, which are not very numerous or lengthy but certify to us that they existed in reality. After the dynasty’s demise around 2150 stories began to circulate about some of its kings, especially Sargon the founder of the dynasty and his grandson Naram-Sin. I have detailed those regarding Sargon in an earlier book,56 but since then even more material has become available, which gives the story additional twists. We have known for a long time that the dynasty of Akkad ruled supreme over Babylonia and its surroundings for about a hundred years in the twenty-fourth and -third centuries. The kings’ own inscriptions attest to that. Some of the remaining manuscripts of those date to their own lifetimes, but more extensive are eighteenth century copies on tablets. They record inscriptions that the Akkad kings had carved on statues set up in a temple at Nippur commemorating wide-ranging military campaigns into the Iranian plateau and western Syria. The Akkad statues were not unique, however. Rulers of subsequent dynasties left their own in the same location and later scribes copied out those inscriptions as well. Yet somehow the Akkad kings distinguished themselves and they became the principal characters of a lively literary tradition. In that tradition the founder of the Akkad dynasty, Sargon, had a special place. Material from his reign itself and copies thereof report that he established control over the entirety of Babylonia by defeating competing royal houses, and that he campaigned far beyond his borders. He imposed centralization on Babylonia, which is visible in administrative and religious practices. Sargon was the subject of a rich literature that was composed over many centuries after his death. I will discuss two moments of that tradition, the early second millennium and the eighth and seventh centuries BC. Stories about Sargon started to circulate soon after his dynasty’s demise. The earliest known manuscript of the Sumerian King List, from the twenty-first century, enters his name without any embellishment, “Sargon ruled in Akkad for 40 years”.57 But in the early second millennium versions of the list information on

54 S. DALLEY, Gilgamesh in the Arabian Nights, Journal of the Royal Asiatic Society ns. 1, 1991, p. 1–17. 55 GEORGE, The Babylonian Gilgamesh Epic (see note 32), p. 65–68. 56 VAN DE MIEROOP, Cuneiform Texts and the Writing of History (see note 7). 57 STEINKELLER, An Ur III Manuscript of the Sumerian King List (see note 17), p. 272.

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him is expanded. The list provides anecdotes on some other kings,58 but only for Sargon it mentions various aspects of his career. The text reads: At Akkad, Sargon – his father was a gardener – the cupbearer of Ur-Zababa, the king of Akkad, the one who founded Akkad, was king; he reigned 56 years.59

The short statement includes several elements that were further elaborated in literary material from the same period. It refers to the fact that Sargon was the cupbearer of a king called Ur-Zababa, and there is a tale that describes his overthrow of one Ur-Zababa, king of Kish. Sargon rose thus from rags to riches, from gardener’s son to king, a story that was later developed more extensively. The Sumerian King List also mentions that he built the city of Akkad, something we do not hear more about in this period but that became important in the first millennium. The tales about Sargon from the early second millennium concentrate on his military feats, not in Babylonia itself but in the periphery. His campaigns to the north, that is, in Anatolia, appear to have attracted most interest. Three separate stories deal with them. In one tale, Sargon ventures into the land of Ūta-rapashti,60 whose entirely contrived name is markedly similar to that of the flood’s sole survivor in the Gilgamesh epic, Ūta-napishti, “Seeker of life.” Sargon boasts in this text of a great number of conquests: Amurru in the west, Subartu in the north, and perhaps Carchemish on the Turkish Euphrates.61 The fourth text of this period dealing with this Sargon is a fictive letter of his to eight men in which a request is made to the sungod for the permission to capture Purushhanda, a city in central Anatolia.62 The inspiration for such tales could easily have come from Sargon’s own inscriptions. It is remarkable, however, that the statue inscriptions, as known to us from the copies on tablets, focus on Sargon’s campaigns in Babylonia itself and to the east, while they refer only vaguely to military activity in the north and west which are the focus of the tales. How can we explain this? A recently published tablet from the region to the north of Mesopotamia suggests an answer. The tablet was found in the colony established in the center of Anatolia at Kanesh by merchants from the north Mesopotamian city of Assur. Amongst the numerous business records and letters was stored the oldest manuscript of a tale regarding King Sargon using the dialect and script peculiar to Kanesh.63 The interpretation of the text is far from clear. Earlier I proposed that it is a parody of a royal inscription combining usual royal feats such as conquests with comical acts, such as using a 58 E.g., Ku-Baba, the innkeeper, the one who strengthened the foundations of Kish (GLASSNER, Mesopotamian Chronicles [see note 12], p. 123). 59 GLASSNER, Mesopotamian Chronicles (see note 12), p. 123. 60 J. WESTENHOLZ, Legends of the Kings of Akkade, Winona Lake, 1997, p. 68f., l. 58. 61 WESTENHOLZ, Legends of the Kings of Akkade (see note 60), p. 59–77. 62 WESTENHOLZ, Legends of the Kings of Akkade (see note 60), p. 148–169. 63 C. GÜNBATTI, Kültepe’den Akadlı Sargon’a âit bir tablet, Archivum Anatolicum 3, 1997, p. 131–155.

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snake for a belt.64 Others consider it to be a serious document related to offerings made to ancestors in the cult at Assur.65 The actual purpose of the composition is not important for my argument here. It shows clearly that the figure of Sargon was well known in northern Mesopotamia and that he was closely associated there with the region of Anatolia. This may explain why the northern campaigns were more prominent in later traditions than the ones in Babylonia and in the east, which received the most attention in Sargon’s own inscriptions. It also makes it less surprising that the Hittite ruler who established a powerful state in Anatolia in the seventeenth century compared himself to Sargon.66 The traditions regarding Sargon flourished in subsequent centuries. When, in the second half of the second millennium, Babylonian literature appealed throughout the Near East, Sargon stories figured prominently in the international corpus. At the Egyptian capital at Amarna some people read Sargon: King of Battle,67 a story that was translated into the Hittite language in Hattusa, the Hittite capital. Scribes in the Mediterranean port city of Byblos used Sargon’s epithet in that story to refer to the king of Egypt.68 The figure of Sargon had thus international repute in the second half of the second millennium. In the first millennium BC, when Mesopotamian kings governed increasingly wide empires from western Iran to the Mediterranean coast and beyond, Sargon’s fame endured. The Assyrians started a policy of territorial expansion that was continued by the Babylonians, who displaced them, and culminated in the Persian Empire, which stretched from India to Egypt. All these dynasties engaged the services of Mesopotamian authors and scholars to communicate their ideals of kingship and the figure of Sargon appeared regularly in their writings. They feature two aspects of the king’s career: on the one hand they continue to present him as the master of the world, but on the other hand they contain an element of criticism because of one of his domestic achievements, the building of the city Akkad. The image of Sargon as conqueror of the world even emerges in what we regard to be scholarly texts. One of those is the “Babylonian map of the world,” known from one manuscript only of the fifth century or somewhat later, that is, in the Persian period.69 It is likely, however, that the creation of the map happened in the late eighth or seventh centuries, when Assyria ruled supreme in the region.70 It contains a drawing of the world with at its center the city of Babylon. The land 64 See M. VAN DE MIEROOP, Sargon of Agade and his successors in Anatolia, Studi Micenei ed Egeo-Anatolici 42, 2000, p. 133–159. B.R. FOSTER, The Sargon Parody, NABU 2002 no. 82, develops this interpretation further. 65 Most explicitly J.G. DERCKSEN, Adad is King! The Sargon Text from Kültepe, Jaarbericht van het vooraziatisch-egyptisch Genootschap “Ex Oriente Lux” 39, 2005, p. 107–129. See also K. HECKER, Ein Selbstpreis Sargons, Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Ergänzungslieferung, Gütersloh, 2001, p. 58–60. 66 H.G. GÜTERBOCK, Sargon of Akkad mentioned by Hattushili I of Hatti, Journal of Cuneiform Studies 18, 1964, p. 1–6. 67 WESTENHOLZ, Legends of the Kings of Akkade (see note 60), p. 102–133. 68 M.-J. SEUX, Epithètes royales akkadiennes et sumériennes, Paris, 1967, p. 319f. 69 W. HOROWITZ, Mesopotamian Cosmic Geography, Winona Lake, 1998, p. 20–42. 70 HOROWITZ, Mesopotamian Cosmic Geography (see note 69), p. 26.

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mass is surrounded by the ocean, outside of which are mysterious regions. The accompanying text, whose date is uncertain, talks about the latter regions as populated with exotic animals and monsters: it also makes reference to the god Marduk and creation, and states in one line: “Ūta-napishti, Sargon, and Nūr-Dagan, king of Burshahanda (=Purushhanda).” Sargon and an opponent connected to him in earlier stories appear thus with the sole survivor of the flood from the Epic of Gilgamesh, Ūta-napishti. The humble beginnings of Sargon were not concealed. Already the early second millennium Sumerian King List called him a gardener’s son and a cupbearer. In the first millennium this was further developed in a composition we call “The Sargon birth legend,” a Moses-style story probably composed in the eighth or the seventh century.71 In the legend Sargon was born to an unknown father and a mother who was a priestess. She gave birth to him in secrecy and placed him in a reed basket in the river. A water-drawer picked him up, adopted him as a son, and made him a gardener. The goddess Ishtar grew fond of Sargon, and made him king. When he was a ruler, he embarked on difficult journeys in the mountains and over the sea. All references to people and places are deliberately vague or fictional in this text: his parents are unnamed,72 the city of birth, Azupiranu, has a fanciful name (derived from the Akkadian word for a spice), and the waterdrawer’s name, Aqqi, just means “I drew water”. Only Ishtar and Sargon are “real” characters; no mention is made of his opponents in other tales, Ur-Zababa and Lugalzagesi. Legends about great people of the past can be manipulated to glorify the living, but can also be used to express criticism. In the first millennium traditions regarding Sargon enters a negative element that is not found before. In two Chronicles, compositions that deal with then-ancient history, Sargon figures prominently. They tell of his successes as a military man, but then mention his building of the city Akkad in competition with Babylon. One chronicle reads: He took earth away from the clay pit of Babylon and built, near Akkad, a replica of Babylon. Because of (this) fault that he had committed, the great lord Marduk, overcome with rage, diminished his people by famine. From the East to the West there was a revolt against him, and he was afflicted with restlessness.73

What explains this criticism? I will repeat here the explanation I have given before although I know that it is not universally accepted.74 In the first millennium when these chronicles were composed, Sargon of Assyria, who named himself purposefully after the great king of the past, built a new capital, named after him Dur71 72 73 74

WESTENHOLZ, Legends of the Kings of Akkade (see note 60), p. 36–49. As is an uncle, “who loved the hills.” GLASSNER, Mesopotamian Chronicles (see note 12), p. 270f. M. VAN DE MIEROOP, The Ancient Mesopotamian City, Oxford, 1997, p. 59–61. For a rejection of the idea, see M.W. CHAVALAS, Review of VAN DE MIEROOP, The Ancient Mesopotamian City, Journal of the American Oriental Society 199, 1999, p. 520f. The opinion was accepted, for example, by H. GALTER, Sargon der Zweite. Über die Wiederinszenierung von Geschichte, in: Altertum und Mittelmeerraum (see note 33), p. 279–302.

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Sharrukin “fortress of Sargon.” He was not the first Mesopotamian ruler to do so. From the mid-second millennium on a number of capital cities were constructed by kings and often named after them, and earlier on other, non-capital, cities named after kings were founded. And indeed those rulers were not criticized for it. I see a great difference in the portrayal of their actions, however. In their building inscriptions the other rulers stated that they rebuilt an old city fallen into ruins or a single building (temple, palace, walls, etc). Sargon on the other hand emphasized that he founded an entire city on virgin soil, that he personally planned it and supervised its construction. He was fully connected with the city as a whole, whereas the other builders focused on individual buildings. Therein lies a major difference, and that difference exposed Sargon to criticism. He did something that was not permissible: Cities were not the foundations of men, but of gods. They had their origin in the distant past and were only embellished and enlarged by mortal rulers. Sargon had committed a sacrilege because he had done something only gods could do. Therefore he was punished. It is then no surprise that his successor immediately left Sargon’s capital for the venerable ancient city of Nineveh. Babylonian scribes continued to copy texts regarding Sargon of Akkad after the collapse of the Assyrian Empire, and Sargon’s statue was the object of a cult into the Persian period.75 In the mid and late first millennium BC, Sargon also appears in several omens that refer to the same events in his life as the literary tales: he was a great conqueror, built the city of Akkad, and faced a revolt in old age.76 One omen is intriguing because of the object on which it is inscribed. It was found in Babylonian Sippar and probably dates to the seventh century BC. It is a mask of Humbaba, the guardian of the cedar forest in the Gilgamesh tradition, on the back of which appears the text, ”When the intestines are like Huwawa: omen of Sargon who ruled the land.”77 The same omen is found in lists from the NeoAssyrian and Seleucid periods.78 The fame of the ancient king endured then until the end of the cuneiform tradition. Subsequently he vanished, however. The Sargon of the Hebrew Bible is the Assyrian king, who adopted his predecessor’s name in the late eighth century. On purpose I have sketched the traditions regarding these two men with an emphasis on similarities. Both Gilgamesh and Sargon had great adventures in distant countries, they reached Ūta-napishti at the edge of the earth, they were connected to the creature Humbaba, they were great builders, and, born out of wedlock, they rose from commoner to king. The parallelisms are the most abundant in late Mesopotamian thought, but seem to have started early on. In the early second millennium’s Sumerian King List, there are only two kings whose fathers are ex75 D. KENNEDY, Realia, Revue d’Assyriologie 63, 1969, p. 79–82. 76 L.W. KING, Chronicles concerning Early Babylonian Kings, vol. II, London, 1907, p. 25–45. 77 S. SMITH, The Face of Humbaba, Annals of Archaeology and Anthropology 11, 1924, p. 107–114; J. NOUGAYROL, Textes religieux (II), Revue d’Assyriologie 66, 1972, p. 141–145: p. 144). In Akkadian šumma ti-ra-nu ki-ma ḫu-wa-wa a-mu-ut šar-ru-ki-in ša mātata i-be-lu. Huwawa is the archaic rendering of the name Humbaba (GEORGE, The Babylonian Gilgamesh Epic [see note 32], p. 144–147). 78 NOUGAYROL, Textes religieux (II) (see note 77).

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plicitly identified: Gilgamesh (his father was a wind) and Sargon (his father was a gardener). In other dynasties hereditary succession is indicated by calling a king his predecessor’s son. In Gilgamesh’ and Sargon’s cases the fact that they did not inherit the throne is crucial: they were self-made men. That aspect of their lives appealed especially to men who themselves had not inherited royal power. Sargon II – a usurper who seized power over Assyria in 721 – in the very throne name he selected expressed the aspiration to emulate the great Sargon of Akkad from the distant past. During his reign scholars not only devoted much attention to the stories regarding the ancient king of Akkad79 but they may also have alluded to the Epic of Gilgamesh in their official accounts of Sargon II’s deeds.80 A formal characteristic binds the two traditions together. The stories of Gilgamesh and Sargon were stripped of references to actual people and places. When the Akkadian-writing authors adapted the Sumerian Gilgamesh tales, they discarded the only one with reference to a world familiar to the audience: Gilgamesh and Aka. In Sargon’s later tales his opponents Ur-Zababa and Lugalzagesi vanished. Mythological creatures (Enkidu, Ūta-napishti, etc.) and gods (Ninsun, Ishtar, etc.) surrounded the men, and they traveled in imaginary lands (Cedar forest, edge of the earth). The only “realistic” connections they kept, was with their hometowns, Uruk and Akkad. The two cities survived throughout Mesopotamian history. Uruk was one of the greatest cities in the late first millennium BC; Akkad is archaeologically unknown, so we do not know its history well, but texts refer to it into the Hellenistic period.81 The building of Uruk’s wall was one of Gilgamesh’s greatest achievements. Sargon’s founding of Akkad was his downfall. The two men were intrinsically connected to their cities. In every other respect, however, they were dehistoricized: it was impossible to pinpoint them in time and place through external references. They created their own time and place. The attitude Mesopotamian authors on Gilgamesh and Sargon displayed was thus in essence the same as that of the Assyrian annalists. The latter wrote only about their patrons. Their year-by-year accounts started when the king whose deeds they commemorated ascended the throne and ended at the moment of writing. The traditions on Gilgamesh and Sargon tell us much about how the Mesopotamians interacted with their past. Only great men were worth remembering and those excelled so much that they left the real world, so to speak. They became mythical beings whose stories could be embellished freely using an assortment of literary motifs. It became unimportant whether or not these men ever existed, as they created their own reality. How does this attitude link up with a possible periodization of history by the Mesopotamians? Did the Mesopotamians look at their past and see eras where people were greater –or potentially lesser– than them79 M. VAN DE MIEROOP, Literature and Political Discourse in Ancient Mesopotamia. Sargon II of Assyria and Sargon of Agade, in: B. BÖCK, E. CANCIK-KIRSCHBAUM, T. RICHTER (ed.), Munuscula Mesopotamica. Festschrift für Johannes Renger, Münster, 1999, p. 327–339. 80 B.R. FOSTER, A New Edition of the Epic of Gilgamesh, Journal of the American Oriental Society 125, 2005, p. 59–65: p. 63f. 81 P.-A. BEAULIEU, Agade in the Late Babylonian Period, NABU 1989 no. 66.

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selves? I have yet to address these questions, which are the main concern of the other contributions in this book. It is easy to liken Gilgamesh to a Homeric hero. Like Achilleus, Aeneas, and many other warriors before Troy, Gilgamesh had a divine mother and a mortal father. Instead of being half-divine, half-human as his Greek counterparts, Gilgamesh was two-thirds divine and one-third human,82 however, a result of Mesopotamia’s sexagesimal rather than Greece’s decimal mathematical base. In many respects Gilgamesh was as superhuman as Homer’s characters: he excelled in physical strength, courage, and endurance. His relationship with Enkidu is often portrayed as a precursor of Achilleus’s with Patroclus.83 Was Gilgamesh thus part of a Heroic Age as some of the leading scholars of Mesopotamia have suggested?84 Much of my survey above argues against this idea. In the eyes of the Mesopotamians, Gilgamesh and Sargon were men with similar qualities and abilities, which were attainable to later men as well. Several Assyrian kings aspired to be like Sargon, adopting his name with the intent to emulate him, and they do not seem to have regarded themselves as incapable of reaching Sargon’s greatness. In contrast, the archaic and classical Greeks saw the Homeric heroes as figures of bygone days. When Zeus decreed that gods and humans could no longer produce offspring, the heroes of the past were no longer born. There was a deep divide between the heroic age of the past and the days of the earliest Greek poets and historians. An era of history had ended.85 We do not find the same concept in Mesopotamia. In the Sumerian King List, Gilgamesh and Sargon appear in an unbroken sequence with later kings. Other king lists show the same idea that history was a progression with men of the same quality picking up rule where their predecessors had left off. No dramatic events subdivided that history. Also in the so-called epic literature the times in which heroes like Gilgamesh and Sargon lived were not fundamentally different from those of the later audiences. Each king’s rule had the potential to be a heroic age, but that was as true in the first millennium BC as it had been in the distant past. The Mesopotamians saw only one moment of interruption in the very early days of human existence: the flood. In its most recent editions,86 the Sumerian King List started with the statement that kingship descended from the heavens, 82 Cf. Gilgamesh epic Tablet I 46 and tablet IX 51. 83 D.M. HALPERIN, One Hundred Years of Homosexuality: and Other Essays on Greek Love, New York, 1990, p. 75–87. 84 KRAMER, From the Tablets of Sumer (see note 1), p. 227–248 used the term Heroic Age to coin the period about which epic poems in Sumerian were written, but does not show that later Mesopotamians saw that era as distinct from their own. HALLO/SIMPSON, The Ancient Near East (see note 47), p. 42–46, called the period from ca. 2700–2500 BC “The Heroic Age,” also because Sumerian epic literature supposedly refers to that specific era. 85 BICHLER, in this volume. 86 The antediluvian section of the Sumerian King List only appears in the late nineteenth century when a whole literature about the flood appears in Babylonia (GLASSNER, Mesopotamian Chronicles [see note 12], p. 108f.). I am not convinced by Glassner’s idea that the tale was a reflection on the arrival of semi-nomadic Amorites in the region.

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that it passed through five cities whose seven kings ruled for a total of 385,200 years (a fabulous number indeed!), and that “then the flood swept over (the land)”.87 But after the flood had swept over the land, kingship once more descended from the heavens and the succession of kings started anew. The end of the text sums up that in eleven cities a grand total of 134 kings ruled for 28,876 years, hence ignoring those before the flood. The flood was a major event in the distant past: from the early second millennium on literary compositions in Sumerian and Akkadian described it. The authors of the first millennium version of the Epic of Gilgamesh inserted the early second millennium Akkadian flood story, the Atrahasis,88 into their text in order to show how Gilgamesh’s quest for physical immortality was futile. In an explanation of his own immortality the sole survivor of the flood, Ūta-napishti, told Gilgamesh the story of the flood to ask: Now then, who will convene the gods for your sake, That you may find the eternal life you seek?89

The antediluvian period was not a golden age when men were different from those after the flood, however. Humans had not changed. When Gilgamesh first saw Ūta-napishti, he exclaimed: As I look upon you, Ūta-napishti, Your limbs are not different, you are just as I am. Indeed, you are not different at all, you are just as I am!90

The antediluvian kings in the Sumerian King List lived extremely long lives, but so did the earliest ones after the flood. The antediluvian era was distinct from later times because it was still part of the period of creation, when the universe was being organized. The gods had created humans as their workers, to produce their food and other sustenance. In a tradition that is not well attested in Mesopotamian writing,91 but explicitly narrated in Berossus’s Greek account of Babylonian history, the early humans received the elements of civilization from the seven sages who arose from the sea.92 One of Gilgamesh’s noteworthy accomplishments is that he brought back knowledge from antediluvian times, that is, that he had been informed about how to behave as a proper king.93 There was no fundamental difference between antediluvian and postdiluvian rulers, however, and the period before the flood cannot be compared to what the Greeks saw as a past golden age.

87 GLASSNER, Mesopotamian Chronicles (see note 12), p. 121, MICHALOWSKI, Sumerian King List (see note 16), p. 82. 88 W.G. Lambert, A.R. Millard, Atra-ḫasīs: The Babylonian Story of the Flood, Oxford, 1969. 89 FOSTER, The Epic of Gilgamesh (see note 40), p. 91; tablet XI 211f. 90 FOSTER, The Epic of Gilgamesh (see note 40), p. 84; tablet XI 2–5. 91 E. REINER, The Etiological Myth of the “Seven Sages”, Orientalia 30, 1961, p. 1–11. 92 G.P. VERBRUGGHE, J.M. WICKERSHAM, Berossos and Manetho, Introduced and Translated: Native Traditions in Ancient Mesopotamia and Egypt, Ann Arbor, 1996, p. 48. 93 GEORGE, The Babylonian Gilgamesh Epic (see note 32), p. 445.

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Great Mesopotamian kings do share a characteristic with the Greek Homeric heroes: they are timeless. Achilleus, Hektor, and all other Homeric heroes may be situated in a genealogical sequence, but their exploits are unhistorical. Odysseus’s travels and his return to Penelope took place “once upon a time.” The characters did not submit to the laws of time; they remained at the height of their powers and beauty in a timeframe of their own.94 I showed here that similarly the Mesopotamian Gilgamesh and Sargon existed without the normal reference points in human lives. But whereas in Greek thought such status could no longer be attained after the end of Heroic Age, in Mesopotamia it remained the aim of living kings. Andrew Cohen argued that late third millennium Babylonian kings attempted to strengthen their newly won authority by removing themselves from a particular time and place.95 Likewise the attitude of Assyrian annalists that events in the reigns of past kings were not worthy of note shows an aim to remove their patron from a historical context. Can we call the ancient Mesopotamian authors historians then, if their aim was to detach their subjects from a historical context? They were as much historians as was Homer. The great Greek epic poet was not a Herodotus or Thucydides, but his Odyssey contains at least one historical narrative: Demodocus’s account of the deeds of Odysseus before Troy. Inspired by that passage François Hartog stated that the Homeric epic was the generative matrix of Greek historiography.96 In the same article Hartog contrasted the backgrounds of Greek and Mesopotamian historiographies: the epic in Greece, divination in Mesopotamia. This contrast is misplaced, however, something Hartog himself hints at by calling Herodotus “neither bard nor soothsayer but between the two”.97 The Mesopotamian Gilgamesh epic also includes a narration of history, in this case the personal history of one of the characters. Ūta-napishti relates his own life. The events happened in the distant past but were as real to him as Demodocus’s account was to Odysseus. Ūta-napishti tells the (hi)story of the flood, because this calamity caused the gods to give him immortality. Mesopotamian views of the past resembled early Greek ones then. Those early Greek ideas had a long lasting influence in the writing of history, in Greece and beyond. No sudden revolution occurred with the “invention of history.” The Mesopotamians did not have their Herodotus and Thucydides, but they had their Homers. They certainly deserve a place in the history of historiography.98

94 M.I. FINLEY, Myth, Memory, and History, History and Theory 3, 1965, p. 281–302. 95 A.C. COHEN, Dehistoricizing Strategies in Third-Millennium B.C.E. Royal Inscription and Rituals, in: T. ABUSCH et al. (ed.), Historiography in the Cuneiform World (Proceedings of the XLVe Rencontre Assyriologique Internationale), Bethesda, 2001, p. 99–111. 96 F. HARTOG, The Invention of History: The Pre-History of a Concept from Homer to Herodotus, History and Theory 39, 2000, p. 384–395. 97 HARTOG, The Invention of History (see note 96), p. 395. 98 Manuscript submitted Feb 19, 2007.

PERIODISIERUNG UND EPOCHENBEWUSSTSEIN IN ACHAIMENIDISCHER ZEIT Josef Wiesehöfer und Robert Rollinger I. EINLEITENDE BEMERKUNGEN Wie jede Zeit so kannte auch die Epoche persischer Herrschaft über Vorderasien Reflexionen über Stellenwert und Bedeutung der eigenen Zeit im Kontinuum der Geschichte.1 Die Teispiden- und Achaimenidenkönige,2 ihre Untertanen in Iran und Mesopotamien sowie ihre Zeitgenossen außerhalb der Reichsgrenzen, nicht zuletzt in Hellas, setzten dabei vor allem die Herrschaft des Kyros und seiner Nachfolger ins Verhältnis zu der ihrer mythischen und historischen Vorgänger, bemaßen ihren Platz innerhalb traditioneller Vorstellungen von Geschichte und Ordnung des Kosmos oder strukturierten Weltgeschichte mit Hilfe chronologischpolitischer Schemata. Historiographie im thukydideischen oder gar modernen Sinne war das alles nicht, allerdings doch auch mehr als ein einfaches Konstatieren von Vorher-Nachher.3 Was die Könige selbst angeht, so war deren Ge1

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Zum weiten Themenkomplex der in persischer Zeit fassbaren Konnotationen von ‚Geschichte‘ siehe H. SANCISI-WEERDENBURG, The Persian Kings and History, in: Ch. S. KRAUS (Hg.), The Limits of Historiography. Genre and Narrative in Ancient Historical Texts, Leiden / Boston / Köln, 1999, S. 91–112; J. WIESEHÖFER, Gerechtigkeit und Recht im achaimenidischen Iran, in: R. ROLLINGER, H. BARTA, M. LANG (Hg.), Recht und Religion. Menschliche und göttliche Gerechtigkeitsvorstellungen in den antiken Welten (Philippika. Marburger altertumskundliche Abhandlungen, 24), Wiesbaden, 2008, S. 191–203; R. ROLLINGER, Thinking, Recording, and Writing History in Teispid and Achaemenid Times, in: K. RAAFLAUB (Hg.), Thinking, Recording, and Writing History, Providence, im Druck. Zur Notwendigkeit, Teispiden und Achaimeniden als zwei distinktive genealogische Linien aufzufassen, vgl. R. ROLLINGER, Der Stammbaum des achaimenidischen Königshauses oder die Frage der Legitimität der Herrschaft des Dareios, in: Archäologische Mitteilungen aus Iran und Turan 30, 1998 (1999), S. 155–209. Damit soll nicht behauptet werden, dass Dareios I. nicht doch in irgendeiner Weise mit den beiden Vorgängern Kyros und Kambyses verwandt gewesen sein kann, sondern nur, dass diese Verwandtschaft, so sie denn wirklich vorhanden war, im jeweiligen genealogischen Selbstverständnis überhaupt keine (Teispiden) bzw. in bestimmten Zusammenhängen eine eher indirekte Rolle gespielt hat (Achaimeniden). Letzteres trifft etwa zu, wenn Dareios I. in einigen Kurzinschriften aus Pasargadai Kyros zu einem Achaimeniden macht. Kyros und Kambyses hätten sich jedenfalls nie als Achaimeniden bezeichnet, wie es Dareios I. und seinen Nachfolgern fern stand, sich als Teispiden zu präsentieren. Insofern haben wir es mit zwei unterschiedlichen ‚Dynastien‘ und somit zwei jeweils eigenen historischen Zeitabschnitten zu tun. Zur Begriffsbestimmung von ‚Historiographie‘ im Alten Orient siehe M. VAN DE MIEROOP, Cuneiform Texts and the Writing of History (Approaching the Ancient World), London, 1999; R.J. VAN DER SPEK, Berossus as a Babylonian Chronicler and Greek Historian, in:

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schichtsbild, bei aller Anerkennung der Leistungen früherer Herrscher und trotz geschickten Nutzens fremder, älterer Traditionen, durchaus als eine Art Zäsurbewusstsein konzipiert, als Aufbruch zu einer neuen Epoche (und zu neuen Ufern), der von den Untertanen als glückliche göttliche Fügung verstanden werden sollte. Damit sind die Ziele dieses Beitrages benannt: Er möchte erstens das Selbstverständnis der Perserkönige und ihre Auffassung von Herrschaft in einem historischen Kontinuum beschreiben, so wie sie sich vor allem in ihren Inschriften und in ihrer Bildkunst aus Iran artikulieren;4 er möchte zweitens den Platz persischer Herrscher und persischer Herrschaft in den zeitgenössischen ‚historischen‘, nur z.T. königlich redigierten Traditionen Irans und des Zweistromlandes näher bestimmen, und er möchte schließlich drittens das gleichfalls zunächst zeitgenössische, allerdings fremde, griechisch-römische Nachdenken über die historische Bedeutung der Perserherrschaft in Europa und Asien ansprechen, und zwar am Beispiel der Einführung des dann in nachachaimenidischer Zeit selbst epochemachenden chronologisch-historiographischen Schemas einer Abfolge von Weltreichen durch Herodot und Ktesias, eines Schemas, dessen Entstehung man lange Zeit den Perserkönigen selbst zugeschrieben hatte. Gestatten Sie uns zuvor jedoch, die Besonderheiten der Überlieferung für unser Thema näher zu beleuchten. II. DIE ÜBERLIEFERUNG Das ‚Weltreich‘ der Könige aus der Teispiden- und Achaimenidendynastie umfasste zahlreiche ethnisch, sozial, rechtlich und politisch geschiedene ‚Völkerschaften‘, Bevölkerungsgruppen und administrative Einheiten;5 zeitweilig reichte es immerhin, wie Dareios in seinen Inschriften selbst betont, „von den Saken jenseits Sogdiens bis nach Nubien, von Indien bis nach Lydien“.6 Es verwundert nicht, dass in diesem Reich viele verschiedene Sprachen gesprochen und zur schriftlichen Niederlegung von Gesprochenem oder Diktiertem viele verschiedene Schriftsysteme benutzt wurden.7 Entsprechend bunt ist denn auch, wie wir noch DERS.

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(Hg.), Studies in Ancient Near Eastern World View and Society Presented to Marten Stol on the Occasion of His 65th Birthday, Bethesda, 2008, S. 277–318: S. 277–279; VAN DE MIEROOP in diesem Band. Das Textmaterial ist inzwischen bequem zusammengestellt bei A. KUHRT, The Persian Empire, 2 Bde., London / New York, 2007. Siehe jetzt auch R. SCHMITT, Die altpersischen Inschriften der Achaimeniden. Editio minor mit deutscher Übersetzung, Wiesbaden, 2009. Generell zu dieser Epoche: P. BRIANT, Histoire de l’Empire Perse. De Cyrus à Alexandre, Paris, 1996; J. WIESEHÖFER, Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr., Düsseldorf, 4 2005. DPh 3–8. Zu den Sprachverhältnissen vgl. R. SCHMITT, Die Sprachverhältnisse im Achaimenidenreich, in: R.B. FINAZZI, P. TORNAGHI, (Hg.), Lingue e culture in contatto nel mondo antico e altomedievale. Atti dell’ VIII convegno internazionale di linguisti tenuto a Milano nei giorni 10– 12 settembre 1992, Brescia, 1993, S. 77–102.

Periodisierung und Epochenbewusstsein in achaimenidischer Zeit

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sehen werden, die Palette der Zeugnisse aus dieser Zeit.8 Nun gilt es allerdings zu bedenken, dass nicht in jedem Teil des Reiches der Grad der Verschriftung von Tradition bzw. der Schriftlichkeit gleich groß war, dass sogar in manchen Gebieten, etwa in den iranischen Kernlanden, mündliche historische Traditionen deutlich wichtiger gewesen sein müssen als schriftliche.9 Und es ist eben diese mündliche Überlieferung, in der bereits in vorachaimenidischer, spätestens aber in achaimenidischer Zeit eine Verbindung von Mythos, Legende und historischer Realität zu beobachten ist, eine Verbindung, die sich etwa in Parallelen zwischen der herodoteischen Darstellung des Mederkönigs Deiokes und iranischen Legenden vom mythischen ersten Menschen Gayomard, zwischen den sieben Mauern der Deiokesburg und den sieben Kreisen der Residenz des mythischen Königs Kay Us sowie zwischen den hepta merê Platons in den Gesetzen und den sieben Teilen der Reichsbeschreibung in der Dareios-Inschrift aus Bisutun widerspiegelt.10 Auch die angebliche Auspeitschung des Hellespontes durch Xerxes während seines Feldzuges gegen Griechenland (Hdt. 7,54) hat ihr Gegenstück, nämlich in Yimas, des iranischen Urkönigs, Inbesitznahme seiner Territorien durch das Berühren des Reichsbodens mit der Peitsche. Auch den nur indirekt zu erschließenden und sogar jenseits der Grenzen Irans populären mündlichen Traditionen Irans, nicht nur griechischem Gedankengut in persischem Gewande, ist es zu verdanken, dass die Herrschaft eines Kyros oder eines Dareios am lebendigsten in eben jener griechischen Überlieferung erscheint. In ihrer Bedeutung für den Zusammenhalt des persischen Reichsganzen ragt unter allen anderen eine Sprache heraus: Kanzleischriftsprache in zahlreichen zentralen und regionalen Verwaltungszentren war, wie schon in den vorausgegangenen Jahrhunderten, das Aramäische, gegenüber dem die ebenfalls für administrative Zwecke benutzten lokalen Schriftsprachen in ihrer Bedeutung deutlich zurücktreten, etwa das Elamische in der frühen Hofverwaltung von Persepolis,11 8 9

Dazu jetzt KUHRT, The Persian Empire (s. Anm. 4). Zur Bedeutung der mündlichen Traditionen vgl. W.F.M. HENKELMAN, The Birth of Gilgameš (Ael. NA XII.21): A Case-Study in Literary Reciptivity, in: R. ROLLINGER, B. TRUSCHNEGG, (Hg.), Altertum und Mittelmeerraum: Die antike Welt diesseits und jenseits der Levante. Festschrift für Peter W. Haider zum 60. Geburtstag (Oriens et Occidens, 12), Stuttgart, 2006, S. 807–856; W.F.M. HENKELMAN, Der Grabhügel, in: J. WIESEHÖFER, R. ROLLINGER, G.B. LANFRANCHI (Hg.), Ktesias’ Welt – Ctesias’ World (Classica et Orientalia 1), Wiesbaden, 2011, S. 111–139. Etwas relativierend: R. ROLLINGER, Rezension zu J. E. VAN DER VEEN, The Significant and the Insignificant. Five Studies in Herodotus’ View of History. Amsterdam 1996, in: Gnomon 72, 2000, S. 97–101. 10 Vgl. dazu auch A. PANAINO, Herodotus I, 96-101: Deioces’ Conquest of Power and the Foundation of Sacred Royalty, in: G.B. LANFRANCHI, M. ROAF, R. ROLLINGER (Hg.), Continuity of Empire. Assyria, Media, Persia. Proceedings of the International Meeting in Padua, 26th-28th April 2001 (History of the Ancient Near East Monographs, 5), Padua, 2003, S. 327–338; A. PANAINO, Erodoto, i magi e la storia religiosa iranica, in: R. ROLLINGER, B. TRUSCHNEGG, R. BICHLER (Hg.), Herodot und das Persische Weltreich – Herodotus and the Persian Empire (Classica et Orientalia 3), Wiesbaden, 2011; Ph. HUYSE, Histoire orale et écrite en Iran ancien entre mémoire et oubli, Paris, im Druck. 11 Dazu jetzt W.F.M. HENKELMAN, The Other Gods Who Are: Studies in Elamite-Iranian Acculturation Based on the Persepolis Fortification Texts (Achaemenid History, 14), Leiden, 2008.

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das Babylonische in Babylonien, das Ägyptische in Ägypten, das Griechische, Lydische oder Lykische im westlichen Kleinasien. Die Konkurrenz der Sprachen des Reiches führte dabei zu gegenseitiger Beeinflussung: So drang altiranisches Sprachgut in anderssprachige Überlieferung ein, übernahm etwa auch das Altpersische Formeln und Wendungen aus anderen Sprachen.12 Die Könige selbst und ihre persischen, d.h. südwestiranischen Untertanen sprachen Altpersisch.13 Bei ihm handelt es sich um die uns durch die Inschriften der Könige am besten bezeugte altiranische Sprache, die in ihrer schriftlich niedergelegten Form im Wesentlichen einen südwestiranischen Dialekt repräsentiert.14 Allerdings ist zu betonen, dass die Sprache der altpersischen Inschriften zwar auf der Muttersprache der Könige basiert, in ihrer bezeugten Art als ‚Sprache des Königs‘ jedoch als Repräsentationssprache zu charakterisieren ist, die etwa durch die Verwendung archaischer Formen, dialektfremder Wörter und andere Besonderheiten den Charakter einer ‚Kunstsprache‘ besitzt. Die Anfänge der altpersischen Keilschrift, eines Schriftsystems, dessen sich die Könige für ihre Verlautbarungen gegenüber den südwestiranischen Untertanen bedienten,15 sind bis heute nicht geklärt; sicher ist nur ihre erste Verwendung für den großen Tatenbericht Dareiosʼ I. am Felsen von Bisutun in Medien, der uns noch beschäftigen wird.16 Die altpersische Keilschrift ist nun nicht etwa als Fortentwicklung der damals bereits mehr als zwei Jahrtausende alten mesopotamischen Keilschrift, sondern als eine Neuschöpfung unter dem Einfluss der aramäischen Konsonantenschrift und als Mischung aus Silben- und Konsonantenschrift zu kennzeichnen. 12 R. SCHMITT, Altpersisch, in: ders. (Hg.), Compendium Linguarum Iranicarum, Wiesbaden, 1989, S. 56–85; J. TAVERNIER, Iranica in the Achaemenid Period (ca. 550-330 B.C.). Lexicon of Old Iranian Proper Names and Loanwords, Attested in Non-Iranian Texts (Orientalia Lovaniensia Analecta, 158), Leuven, 2007. 13 Bei den Teispiden ist dies allerdings nicht sicher: W.F.M. HENKELMAN, Cyrus the Persian and Darius the Elamite. Or: A Case of Mistaken Identity. The Persian Dynasty of the Teispids Revisited, in: ROLLINGER / TRUSCHNEGG / BICHLER (Hg.), Herodot und das Persische Weltreich (s. Anm. 10). 14 SCHMITT, Altpersisch (s. Anm. 12); DERS., Die iranischen Sprachen in Geschichte und Gegenwart, Wiesbaden, 2000, S. 30–42. 15 Die Schrift wurde nicht nur für Monumentalinschriften verwendet, wie ein in altpersischer Keilschrift geschriebenes Verwaltungstäfelchen aus Persepolis zeigt: M.W. STOLPER, J. TAVERNIER, From the Persepolis Fortification Archive Project, 1: An Old Persian Administrative Tablet from the Persepolis Fortification, in: ARTA 2007.001 (Achemenet Juin 2007), S. 1–28. Ob dahinter allerdings eine entwickelte Verwaltungspraxis steht oder ob es sich nur um eine singuläre ‚Schreibübung‘ handelt, mag man diskutieren. 16 Ph. HUYSE, Some Further Thoughts on the Bisitun Monument and the Genesis of the Old Persian Cuneiform Script, in: Bulletin of the Asia Institute N.S. 13, 2002, S. 45–66. Siehe auch D. STRONACH, On the Genesis of the Old Persian Cuneiform Script, in: Contribution à l’histoire de l’Iran. Mélanges offerts à Jean Perrot, Paris, 1990, S. 195–203; DERS., On the Interpretation of the Pasargadae Inscriptions, in: B. MAGNUSSON et al. (Hg.), Ultra Terminum Vagari. Scritti in onore di Carl Nylander, Rom, 1997, S. 323–329; DERS., Darius at Pasargadae: A Neglected Source for the History of Early Persia, in: Topoi Supplément I, Paris, 1997, S. 351–363; B. JACOBS, The Achaemenid Dynasty, in: ROLLINGER / TRUSCHNEGG / BICHLER (Hg.), Herodot und das Persische Weltreich (s. Anm. 10).

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Ihre 36 Lautzeichen, 8 Wortzeichen (Ideogramme), ihre Zahlzeichen und 2 Worttrenner lassen trotz bestimmter Schreibregeln im Textzusammenhang verschiedene Lesungsmöglichkeiten zu, die nur etymologisch, sprachhistorisch oder philologisch zu klären sind.17 Die altpersische Keilschrift, deren Beherrschung bzw. Lesbarkeit schon in der Antike nicht mehr gegeben war und die von frühneuzeitlichen Reisenden ‚wiederentdeckt‘ wurde, ist in ihrer Verwendung im inhaltsgleichen Textzusammenhang der drei Versionen der achaimenidischen Königsinschriften nun wissenschaftsgeschichtlich von herausragender Bedeutung gewesen: Ihre Entzifferung im 19. Jahrhundert zog nicht nur die der weiteren Keilschriftsysteme und damit das Verständnis der dahinter verborgenen Sprachen nach sich, sondern führte auch zur Entstehung völlig neuer Wissenschaftsdisziplinen (etwa der Altorientalistik) und in letzter Konsequenz zudem zur Ablösung der an der Bibel oder den klassischen (griechischen) Autoren orientierten Sicht des Alten Orients.18 Durch die nun lesbaren zeitgenössischen und einheimischen Texte (sowie die von der archäologischen Feldforschung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ans Licht gebrachten nichtschriftlichen Zeugnisse) kam es so – allerdings mit einiger zeitlicher Verzögerung – zu einem neuen Verständnis der altorientalischen Kulturen, das ihre Eigentümlichkeiten und die je spezifischen Traditionszusammenhänge deutlicher betonte. Allerdings wurden die Wissenschaften vom sog. Alten Orient zugleich, selbst nach dessen Wiederentdeckung durch Schriftentzifferung, Sprachstudien und Ausgrabungen, nach dem Modell der philologisch geprägten klassischen Altertumswissenschaft, zu philologischen Spezialdisziplinen mit Grenzen, die nur selten ein Historiker zu überschreiten suchte. Und wo dies geschah, wurden etwa die Wirkungen einer Kontaktaufnahme zwischen Hellas und dem Nahen Osten zumeist als Ergebnisse eines vorwiegend griechisch induzierten oder potenzierten Prozesses (das ‚griechische Wunder‘) verstanden.19 Eine solche Anschauung war oft genug die Folge einer philosophischen Betrachtung der Historie als einer Fortschrittsgeschichte der Menschheit, bei der die entscheidenden Zivilisationsfortschritte in Griechenland 17 R.G. KENT, Old Persian. Grammar, Texts, Lexicon, New Haven, 1953, S. 9–24; SCHMITT, Altpersisch (s. Anm. 12), S. 65. 18 J. RENGER, Altorientalische Philologie und Geschichte, in: Der Neue Pauly 13, 1999, S. 101– 113; R. BICHLER, R. ROLLINGER, Herodot, Hildesheim, 2000, S. 136–138. Zur Entzifferung der Keilschrift: M.T. LARSEN, Hincks versus Rawlinson: The Decipherment of the Cuneiform System of Writing, in: B. MAGNUSSON et al. (Hg.), Ultra Terminum Vagari. Scritti in onore di Carl Nylander, Rom, 1997, S. 339–356. 19 Vgl. dazu E. MEYER-ZWIFFELHOFFER, Orientalismus? Die Rolle des Alten Orients in der deutschen Altertumswissenschaft und Altertumsgeschichte des 19. Jahrhunderts (ca. 1785– 1910), in: R. ROLLINGER, A. LUTHER, J. WIESEHÖFER (Hg.), Getrennte Wege? Kommunikation, Transkulturalität und Wahrnehmung zwischen Ägäis und Vorderasien im Altertum (Oikumene, 2), Frankfurt, 2007, S. 501–594. Siehe auch R. ROLLINGER, Von Griechenland nach Mesopotamien und zurück: Alte und neue Probleme in der Beschäftigung mit Fragen des Kulturtransfers, von Kulturkontakten und interkultureller Kommunikation (Zu den Beziehungen zwischen Mesopotamien und Griechenland im ersten Jahrtausend v. Chr.), in: F. SCHIPPER (Hg.), Zwischen Euphrat und Tigris. Österreichische Forschungen zum Alten Orient (Wiener Offene Orientalistik, 3), Wien, 2004, S. 87–99.

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verortet wurden.20 Diese Sicht der Geschichte wurde so auch zum Hindernis für die Integration der neuen orientalischen Philologien und der Geschichte des antiken Nahen Ostens in die Alte Geschichte und ließ die orientalischen Kulturen nur für Zeiten griechisch-römischer Dominanz über sie in die Curricula zurückkehren. Neben pragmatischen Gesichtspunkten wie der zunehmenden Spezialisierung des Wissenschaftsbetriebs und der enormen Erweiterung des Überlieferungsbestandes sorgte überdies die Überlagerung des Orientdiskurses durch den Rassendiskurs über Arier und Semiten für zusätzliche Abgrenzung zwischen der Welt der Griechen und der Welt der ‚Orientalen‘.20 Die zweite Fassung der Königsinschriften, die elamische, bezeugt die letzte Phase (‚Spätelamisch‘) einer Sprache, die bislang keiner anderen Sprache oder Sprachgruppe zugewiesen werden kann und damit dem Philologen besondere Probleme bereitet.21 Die Schriftsprache der Elamer, der alten Gegner der Assyrer und Babylonier, deren Reich im Kampf gegen Assyrien im 7. Jahrhundert nicht etwa, wie man lange angenommen hat, untergegangen war, sondern noch geraume Zeit die Bewohner der Susiane, der Elymais und von Fars politisch und vor allem auch kulturell prägte,22 war lange Zeit offizielle Kanzleisprache der Achaimeniden in Persis und Elymais / Susiane.23 Neben den Fassungen der Königsinschriften in dieser Sprache sind die Tontäfelchen mit elamischer Beschriftung aus Persepolis für den Historiker ganz besonders wichtig geworden, in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts durch die Persepolis-Ausgräber Ernst Herzfeld und Erich F. Schmidt geborgen und nach ihrem Fundort in ‚Schatzhaustäfelchen‘ (Persepolis Treasury Tablets [PTT]) und ‚Walltäfelchen‘ (Persepolis Fortifica20 MEYER-ZWIFFELHOFFER, Orientalismus. Von vergleichbaren Konnotationen ist die jüngste Debatte um die historische Einordnung Homers getragen. Dabei geht es nicht zuletzt darum, Homer als ‚Ahnherrn Europas‘ zu stilisieren und deutliche Grenzen nach Osten aufzubauen. Siehe dazu Ch. ULF, Troia, Europa und Kilikien. Zur Debatte um „Homers Heimat“ von Raoul Schrott, in: Freiburger Universitätsblätter 181, 2008, S. 87–113; DERS., Zur Hybridität von Homers Ilias, oder: Wie die Ilias nach Troia kam, in: R. ROLLINGER, B. GUFLER, M. LANG, I. MADREITER (Hg.), Interkulturalität in der Alten Welt: Vorderasien, Hellas, Ägypten und die vielfältigen Ebenen des Kontakts (Philippika. Marburger altertumskundliche Abhandlungen 34), Wiesbaden, 2010, S. 283–332. 21 M.W. STOLPER, Elamite, in: R.D. WOODARD (Hg.), The Cambridge Encyclopedia of the World’s Ancient Languages, Cambridge, 2004, S. 60–94; M. KREBERNIK, Elamisch, in: M.P. STRECK (Hg.), Sprachen des Alten Orients, Darmstadt, 22006, S. 159–182. 22 F. VALLAT, Nouvelle analyse des inscriptions néo-elamites, in: H. GASCHE, B. HROUDA (Hg.), Collectanea Orientalia. Histoire, arts de l’espace et industrie de la terre. Etudes offertes en hommage à Agnès Spycket (Civilisations du Proche-Orient, Serie I, Archéologie et environnement, t. 3), Neuchâtel, 1996, S. 385–395; D.T. POTTS, The Archaeology of Elam. Formation and Transformation of an Ancient Iranian State, Cambridge, 1999, S. 288–308; M.W. WATERS, A Survey of Neo-Elamite History (State Archives of Assyria Studies, 12), Helsinki, 2000, S. 81–107; M.J. STEVE et al., Suse, in: Supplément au Dictionaire de la Bible, Fascicule 73, 2002, S. 359–512; 74, 2003, S. 513–652; HENKELMAN, The Other Gods Who Are (s. Anm. 11). 23 M. BROSIUS, Reconstructing an Archive: Account and Journal Texts from Persepolis. in: DIES. (Hg.), Ancient Archives and Archival Traditions. Concepts of Record-Keeping in the Ancient World, Oxford, 2003, S. 264–283.

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tion Tablets [PFT]) geschieden.24 Gewöhnlich durch den Einfluss von Wind und Regen zu Staub zerbröselt, hat paradoxerweise gerade das politische Ende der Achaimenidenherrschaft, symbolisiert in der angeblichen Zerstörung von Persepolis durch Alexander, zu ihrem ‚Überleben‘ beigetragen:25 im Feuer festgebacken, künden sie heute vom Organisationstalent ihrer Schöpfer. Auch für die dritte Fassung der Königsinschriften, die babylonische, gilt, dass ihr Verständnis zugleich das der anderen Texte in diesem in Babylonien gesprochenen Dialekt des Akkadischen (für unser Thema solche in der spätbabylonischen Sprachform) ermöglichte. Unter den Zeugnissen ragen für unsere Zeit die einsprachigen babylonischen Kyrosinschriften aus Babylon, Ur und Uruk hervor, daneben historische Informationen in Chroniken, astronomischen ‚Tagebuchaufzeichnungen‘, Königslisten, Prophezeiungen und Dichtungen sowie Wirtschaftsdokumente, unter denen Archivaufzeichnungen der Tempel von Uruk und Sippar und der ‚Handelshäuser‘ der Egibi, Murašû und anderer ‚Familien‘ besonders bedeutsam sind.26 Allerdings sind gerade die ökonomischen Zeugnisse bislang nur unzureichend publiziert, chronologisch und regional recht ungleich verteilt und in der Fundortzuweisung oft unsicher.27 Zusammenfassende historische Auswertungen des Materials konnten jedoch die besondere Bedeutung Babyloniens für das Reichsganze aufweisen.28 Die ‚historischen‘ Texte werden uns im Folgenden noch ausführlich beschäftigen. An nächster Stelle sind die Zeugnisse in aramäischer Sprache und Schrift zu nennen, die Papyri und Ostraka (Tonscherben) aus Ägypten, aber etwa auch sol24 HENKELMAN, The Other Gods Who Are (s. Anm. 11). 25 Dass es sich bei der angeblichen Zerstörung um ein Konstrukt der griechischen Überlieferung handelt, hat J. SEIBERT, Alexander der Große in Persepolis (Takht-e Ĵamšīd), in: Iranistik. Deutschsprachige Zeitschrift für iranistische Studien 6, 2004/2005, S. 5–105 überzeugend nachgewiesen. 26 Einen Überblick zum Textbestand bietet M. JURSA, Neo-Babylonian Legal and Administrative Documents. Typology, Contents and Archives (Guides to the Mesopotamian Textual Record, 1), Münster, 2005. Vgl. C. WUNSCH, Das Egibi-Archiv (Cuneiform Monographs, 20), Groningen, 2000; C. WAERZEGGERS, The Ezida Temple of Borsippa. Priesthood, Cult, Archives (Achaemenid History 15), Leiden 2010. Zur babylonischen Sprachstufe der BisutunInschrift sei auch verwiesen auf: P.-A. BEAULIEU, Official and Vernacular Languages: The Shifting Sands of Imperial and Cultural Identities in First-Millennium B.C. Mesopotamia, in: S.L. SANDERS (Hg.), Margins of Writing, Origins of Cultures (Oriental Institute Seminars 2), Chicago, 2006, S. 191–220. 27 Siehe zuletzt etwa H.D. BAKER, M. JURSA (Hg.), Approaching the Babylonian Economy: Proceedings of the START Project Symposium Held in Vienna, 1–3 July 2004 (Alter Orient und Altes Testament, 330), Münster, 2005; K. KLEBER, Tempel und Palast. Die Beziehungen zwischen dem König und dem Eanna-Tempel im spätbabylonischen Uruk (Alter Orient und Altes Testament, 358), Münster, 2009. 28 J. WIESEHÖFER, Kontinuität oder Zäsur? Babylon unter den Achaimeniden, in: J. RENGER (Hg.), Babylon: Focus mesopotamischer Geschichte, Wiege früher Gelehrsamkeit, Mythos in der Moderne (Colloquien der Deutschen Orient-Gesellschaft, 2), Saarbrücken, 1999, S. 167– 188; DERS., Kontinuität oder Zäsur? Babylonien unter den Achaimeniden, in: R.G. KRATZ (Hg.), Religion und Religionskontakte im Zeitalter der Achämeniden (Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie), Gütersloh, 2002, S. 29–47.

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che aus Palästina, daneben Inschriften aus Kleinasien und Persepolis. Das Aramäische, dank seines Charakters als Buchstabenschrift und seiner leichten Erlernbarkeit seit dem 8. Jahrhundert zunehmend die Sprache ‚internationaler‘ Verständigung in diesem Raum, wurde in einer weiterentwickelten und verselbständigten Form des Altaramäischen von den Achaimeniden zur offiziellen (Reichs)Kanzleisprache gemacht. In dieser in der Forschung als ‚Reichsaramäisch‘ (Imperial bzw. Official Aramaic) apostrophierten Form sind etwa zahlreiche Urkunden der (im Auftrag der Perserkönige agierenden) jüdischen Militärkolonie von Elephantine in Südägypten, auf Leder geschriebene Briefe des achaimenidischen Prinzen und ägyptischen Statthalters Arschama (Arsames),29 Kopien von Königsinschriften,30 Verwaltungsdokumente aus Baktrien,31 Grabinschriften aus Daskyleion oder die aramäische Fassung einer Trilingue aus Xanthos in Lykien auf uns gekommen.32 Letzteres Dokument leitet mit seiner lykischen Fassung über zu den schriftlichen perserzeitlichen Zeugnissen aus Kleinasien, den lykischen Inschriften von Gräbern, Sarkophagen und Münzen oder etwa den lydischen Inschriften aus Westkleinasien. Dass erst jetzt die den Lesern vermutlich besonders vertrauten Zeugnisse in griechischer Sprache genannt werden, verlangt eine Begründung: Für die Beziehungen zwischen Griechen und Persern zweifellos von herausragender Bedeutung, geben sie – mit Ausnahme eines Teils der Alexanderhistoriker – oft nur unzureichend Auskunft über Iran selbst.33 Über den bekannten literarischen Autoren wie Herodot,34 Ktesias35 oder Xenophon36 mit ihren je spezifischen Weltbildern und Wirkabsichten sollte man dabei zudem nicht einige bedeutsame epigraphische Zeugnisse in griechischer Sprache vergessen, etwa die im Louvre befindliche, in ihrer Historizität allerdings heftig umstrittene, kaiserzeitliche Ab29 KUHRT, The Persian Empire (s. Anm. 4), S. 768f., 816, 819f., 823f., 829, 851–859, 863f. 30 N. SIMS-WILLIAMS, The Final Paragraph of the Tomb-Inscription of Darius I (DNb, 50-60): The Old Persian Text in the Light of an Aramaic Version, in: BSOAS 44, 1981, S. 1–7; J.C. GREENFIELD, B. PORTEN, The Bisitun inscription of Darius the Great. Aramaic Version (CII, Part I, Vol. V, Texts I), London, 1982. 31 Sh. SHAKED, Le satrape de Bactriane et son gouverneur. Documents araméens du IVe s. avant notre ère provenant de Bactriane (Persika, 4), Paris, 2003. 32 KUHRT, The Persian Empire (s. Anm. 4), S. 859–863; I. Kottsieper, Aramäische und phönizische Texte, in: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. Ergänzungslieferung, Gütersloh, 2001, S. 176–202: S. 194–199. 33 Vgl. SEIBERT, Alexander der Große in Persepolis (s. Anm. 25). 34 ROLLINGER / TRUSCHNEGG / BICHLER (Hg.), Herodot und das Persische Weltreich (s. Anm. 10); R. ROLLINGER, Von Kyros bis Xerxes: Babylon in persischer Zeit und die Frage der Bewertung des herodoteischen Geschichtswerkes – eine Nachlese, in: M. KREBERNIK, H. NEUMANN (Hg.), Geburtstagskolloquium zu Ehren von Joachim Oelsner (AOAT), Münster, 2011, im Druck; W. HENKELMAN, A. KUHRT, R. ROLLINGER, J. WIESEHÖFER, Herodotus and Babylon: The never ending story, in: ROLLINGER / TRUSCHNEGG / BICHLER (Hg.), Herodot und das Persische Weltreich (s. Anm. 10). 35 WIESEHÖFER / ROLLINGER / LANFRANCHI (Hg.), Ktesias’ Welt (s. Anm. 9). 36 Ch. TUPLIN (Hg.), Xenophon and his World. Papers from a Conference Held in Liverpool in July 1999 (Historia-Einzelschriften, 172), Stuttgart, 2004.

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schrift eines Briefes Dareiosʼ I. an seinen Funktionär Gadatas aus Magnesia oder die Inschrift aus Sardeis, die von der Stiftung eines Filialkultes eines ursprünglichen Zeus- (d.h. Auramazda-)Kultes eines Iraners namens Baradates berichtet.37 Die zweifellos unhistorische griechische Inschrift am Kyrosgrab, die in der Alexanderhistorie Erwähnung findet, ist ein besonders interessantes Beispiel für die Verehrung des Kyros in der griechischen Welt einerseits, für die griechische Deutung fremder Lebensweise andererseits.38 Wie die Historie ‚Babels‘, so wurde auch die Geschichte Persiens vor Aufdeckung der in Iran selbst verborgenen Zeugnisse neben der griechischen Überlieferung maßgeblich durch die Texte des Alten Testaments bestimmt: Die Bücher (Deutero-)Jesaja, Esra und Nehemia, Esther und Daniel spielten dabei eine besondere Rolle.39 Bis heute bemüht sich die alttestamentliche Forschung sowohl um die Aufdeckung ‚historischer‘ Sachverhalte in diesen Texten, als auch um die Kennzeichnung der Bedeutung der Perserherrschaft für die Geschichte der jüdischen Gemeinden Palästinas, Babyloniens und Ägyptens, ihre theologischen Überzeugungen und religiös-kultischen Einrichtungen sowie die Entwicklung ihres Schrifttums (‚Altes Testament‘). Welche Texte des Avesta, konkret: des jüngeren Teils des religiösen Schrifttums der Zoroastrier, in der Achaimenidenzeit entstanden sein könnten, ist kaum zu entscheiden.40 Erstmals schriftlich niedergelegt wurde dieses Corpus in sasanidischer Zeit, die ältesten Handschriften stammen gar erst aus dem 13. Jahrhundert. Immer mehr kristallisiert sich in der Forschung allerdings die Überzeugung heraus, dass Dareios I. und seine Nachfolger sich in besonderer und geschickter Weise des religiös-ethischen Vokabulars des Avesta bedienten und es, ins Politische gewendet, zur Legitimation ihrer Herrschaft nutzten.41 Wir werden darauf zurückkommen. 37 P. BRIANT, Histoire et archéologie d’un texte. La Lettre de Darius à Gadatas entre Perses, Grecs et Romains, in: M. GIORGIERI et al. (Hg.), Licia e Lidia prima dell'ellenizzazione. Atti del Convegno Internazionale, Roma, 11–12 ottobre 1999 (Monografie Scientifiche, Serie scienze umane e sociali), Rom, 2003, S. 107–144; M. VASILESCU, ∆αρείος ‘Yστάσπεος. La stele di Dario sul Tearo e la Lettera di Dario a Gadatas, in: Invigilata Lucernis 28, 2006, S. 277–294; KUHRT, The Persian Empire (s. Anm. 4), S. 865–869. 38 J. HEINRICHS, „Asiens König“. Die Inschriften des Kyrosgrabs und das achämenidische Reichsverständnis, in: W. WILL, J. HEINRICHS (Hg.), Zu Alexander d. Gr. (Festschrift G. Wirth, Bd. 1), Amsterdam, 1987, S. 487–540; R. SCHMITT, Achaimenideninschriften in griechischer literarischer Überlieferung, in: Acta Iranica 28, 1988, S. 17–25; D. STRONACH, Of Cyrus, Darius and Alexander: A New Look at the ‚Epitaphs‘ of Cyrus the Great, in: R. DITTMANN, B. HROUDA, U. LÖW, P. MATTHIAE, R. MAYER-OPIFICIUS, S. THÜRWÄCHTER (Hg.), Variatio Delectat. Iran und der Westen. (Gedenkschrift für Peter Calmeyer; Alter Orient und Altes Testament, 272), Münster, 2000, S. 681–702. 39 Vgl. dazu den Beitrag von G. KNOPPERS in diesem Band. 40 M. HUTTER, Religionen in der Umwelt des Alten Testaments I. Babylonier, Syrer, Perser, Stuttgart / Berlin / Köln, 1996, S. 184–246; M. STAUSBERG, Die Religion Zarathushtras. Geschichte – Gegenwart – Rituale, Bd. 1, Stuttgart, 2002; HUYSE, Histoire orale et écrite (s. Anm. 10). 41 Siehe zuletzt WIESEHÖFER, Gerechtigkeit und Recht (s. Anm. 1).

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III. HERRSCHAFTSAUFFASSUNG, PERIODISIERUNG UND EPOCHENBEWUSSTSEIN IN DEN (ALTPERSISCHEN) KÖNIGSINSCHRIFTEN Mit den Königsinschriften ist, neben den archäologischen Zeugnissen und den elamischen Keilschrifttäfelchen aus Persepolis, auch der Teil der Überlieferung angesprochen, der als zeitgenössisch und iranbezogen bei der Rekonstruktion der Verhältnisse im teispidischen und achaimenidischen Iran den Vorzug vor allen anderen Zeugnissen verdient,42 mögen letztere in ihrer z.T. erstaunlichen Detailliertheit und literarischen Qualität auch manchen Gelehrten früherer Generationen besonders gereizt haben und noch manchem modernen Betrachter als besonders aussagekräftig erscheinen. Die überwiegende Zahl der Königsinschriften – zumeist dreisprachig (altpersisch, elamisch, babylonisch), selten viersprachig (in Ägypten), öfters aber auch als Bilinguen oder Monolinguen verfasst – stammen aus der Persis (Persepolis, Naqsch-i Rustam, Pasargadai), aus Elam (Susa) und aus Medien (Bisutun, Hamadan). Von außerhalb der Kerngebiete des Reiches sind zudem noch bekannt: drei Inschriften des Dareios vom Suezkanal, Inschriften auf Gegenständen (etwa Vasen) aus Ägypten und anderen Gebieten, ein im heutigen Rumänien gefundenes Tontafelfragment einer Bauinschrift,43 eine Felsinschrift des Xerxes vom Van-See in Urartu bzw. Armenien, Siegelabdrücke mit Legenden aus Daskyleion an der Propontis44 und Inschriftenfragmente aus Babylonien.45 Immer wieder tauchen im Kunsthandel auch geschickte oder plumpe Fälschungen von Inschriften auf; das berühmteste rezente Beispiel für die zweite Gruppe ist wohl die altpersische Inschrift auf der goldenen Brustplatte der Mumie der angeblichen Xerxestochter Ruduamna aus Pakistan, die vor einigen Jahren als Sensationsfund durch die Presse geisterte.46 Die bei den Trilinguen zu beobachtende feste Reihung der Fassungen (altpersisch, elamisch, babylonisch) ist deutlicher Ausdruck achaimenidischen Traditionsbewusstseins und war auch für die Entzifferungsgeschichte der Keilschrift von nicht unerheblicher Bedeutung. Die weit überwiegende Mehrzahl der Königsinschriften stammt aus den Regierungszeiten Dareiosʼ I. und seines Sohnes Xerxesʼ 42 Siehe zu den Texten P. LECOQ, Les inscriptions de la Perse achéménide, Paris, 1997; G. SCHWEIGER, Kritische Neuedition der achaemenidischen Keilinschriften, 2 Bände, Taimering, 1998; KUHRT, The Persian Empire (s. Anm. 4); R. SCHMITT, Die altpersischen Inschriften (s. Anm. 4). 43 VASILESCU, ∆αρείος ‘Yστάσπεως (s. Anm. 37). 44 D. KAPTAN, The Daskyleion Bullae. Seal Images from the Western Achaemenid Empire (Achaemenid History 12), Leiden, 2002. 45 U. SEIDL, Ein Relief Dareios’ I. in Babylon, in: Archäologische Mitteilungen aus Iran N.F. 9, 1976, S. 125–130; U. SEIDL, Eine Triumphstele Darius’ I. aus Babylon, in: J. RENGER (Hg.), Babylon: Focus mesopotamischer Geschichte, Wiege früher Gelehrsamkeit, Mythos in der Moderne (Colloquien der Deutschen Orient-Gesellschaft 2), Saarbrücken, 1999, S. 297–306; U. SEIDL, Ein Monument Darius’ I. aus Babylon, in: Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie 89, 1999, S. 101–114. 46 R. SCHMITT, Pseudo-Altpersische Inschriften. Inschriftenfälschungen und moderne Nachbildungen in altpersischer Keilschrift (Österr. Ak. d. Wiss, phil.-hist. Kl., Sitzungsber. 762, Veröffentlichungen zur Iranistik 39), Wien, 2007, S. 71–82.

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I., also aus der Zeit vom Ende des 6. bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts; seit der Herrschaft Artaxerxesʼ I. (465-425/4) nehmen sie deutlich ab, sind zumeist nur noch einsprachig (in Altpersisch) verfasst, eher formelhaften Charakters und nach Vorbildern gestaltet.47 Sprachlich ist in der Zeit nach Xerxes eine Entwicklung hin zum mittelpersischen Sprachzustand zu beobachten: Deutliche grammatikalische Unkorrektheiten und mangelnde Sprachbeherrschung sind Kennzeichen dieser Epoche.48 Wie bereits betont, sind die Königsinschriften in der Frühzeit nicht nur in den drei Monumentalschriftsprachen kopiert und verbreitet worden; sie wurden, wie die in Ägypten (Elephantine, Saqqara) gefundenen aramäischen Fragmente der Dareios-Inschriften aus Bisutun und Naqsch-i Rustam beweisen, auch in andere, nur regional bedeutsame Sprachen übersetzt, und es wäre – angesichts der herodoteischen Kenntnis des Inhalts der Bisutun-Inschrift – nicht verwunderlich, wenn wir dereinst auch auf eine griechische Übersetzung einer Inschrift stießen.49 Wie wir uns die Formen öffentlicher Verlautbarungen königlicher Botschaften vorzustellen haben: als öffentlichen Aushang und/oder als öffentlichen Vortrag unter Zuhilfenahme des gleichfalls großköniglich initiierten und inspirierten Repertoires legitimatorischer Bilder, ist beim heutigen Wissensstand kaum zu entscheiden, allerdings ein ungemein spannendes Thema. Lange Zeit hat man die achaimenidischen Königsinschriften als programmatische Stellungnahmen individueller Großkönige ansehen wollen, ähnlich den griechischen Zeugnissen, die das Perserreich als ein von der jeweiligen Persönlichkeit eines Herrschers abhängiges Gebilde vorstellen. Das hat dann etwa dazu geführt, dass man die Inschriften am Grab Dareiosʼ I. in Naqsch-i Rustam als eine Art persönliches Vermächtnis eben dieses Königs, die Übernahme der Inschriftenformeln des Vaters durch den Sohn Xerxes als Ausweis von dessen Phantasielosigkeit interpretiert hat. Erst seit den 1980er Jahren hat sich allmählich die Ansicht durchgesetzt, dass die Inschriften der herrscher- bzw. herrschaftsideologischen Sphäre zuzuweisen sind.50 In ihr wiederum kann man nun durchaus, wie gleich zu zeigen sein wird, Entwicklungen beobachten, die in Teilen dem großköniglichen Bildrepertoire (vor allem den Reliefs aus Persepolis) parallel gehen. Lassen wir die Inschriften Kyros’ II. einmal beiseite – sie sind in ihren babylonischen Exemplaren den Traditionen dieses Kulturkreises verpflichtet (s.u.), in ihren Exemplaren aus Pasargadai aus legitimatorischen Gründen erst von Dareios I. gesetzt51 –, so stellt sich die Inschrift Dareios’ I. aus Bisutun als ein be-

47 ROLLINGER, Thinking, Recording, and Writing History (s. Anm. 1). 48 W. BRANDENSTEIN, M. MAYRHOFER, Handbuch des Altpersischen, Wiesbaden, 1964; SCHMITT, Altpersisch (s. Anm. 12); SCHMITT, Die iranischen Sprachen (s. Anm. 14). 49 Vgl. dazu ROLLINGER, Der Stammbaum des achaimenidischen Königshauses (s. Anm. 2); R. ROLLINGER, Altorientalisches im Buch Judith, in: M. LUUKKO, S. SVÄRD, R. MATTILA (Hg.), Of God(s), Trees, Kings, and Scholars: Neo-Assyrian and Related Studies in Honour of Simo Parpola (Studia Orientalia, 106), Helsinki, 2009, S. 429–443. 50 Grundlegend: SANCISI-WEERDENBURG, The Persian Kings and History (s. Anm. 1). 51 HUYSE, Some Further Thoughts on the Bisutun Monument (s. Anm. 16). Siehe auch STRONACH, On the Genesis of the Old Persian Cuneiform Script (s. Anm. 16); STRONACH, On the

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sonderer Entwicklungsschritt innerhalb der Geschichte der erhaltenen Achaimenideninschriften dar:52 Es ist die einzige, die ereignisgeschichtliche Details mit exakten chronologischen Angaben bietet und in die Sparte ‚Tatenberichte‘ gehört; zugleich ist sie eine Inschrift, die deutliche Bezüge zu Textsorten aus Mesopotamien aufweist.53 Bereits in der nur auf Altpersisch verfassten Kolumne V weicht diese Konzeption einem allgemein gehaltenen Geschichtsbild, um dann in den Inschriften des Xerxes erneut an historischem Informationsgehalt zu verlieren. Nach Xerxes wird die zeitlose universelle Note endgültig zum allein bestimmenden Faktor der Inschriften. Diese bieten nun ausschließlich herrscherliche Visionen eines wohlgeordneten Verhältnisses zwischen Göttern, Großkönigen, Reich und Untertanen.54 Gleichwohl weist nicht nur die Bisutun-Inschrift, sondern weisen auch die späteren Inschriften ganz spezifische Eigenheiten in ihren ansonsten textgleichen Versionen auf. Sind die linguistischen und inhaltlichen Beziehungen der altpersischen, elamischen, babylonischen und aramäischen Fassungen der Bisutun-Inschrift inzwischen recht gut untersucht,55 so fehlen entsprechende Arbeiten zu den späteren Inschriften fast völlig: Sie würden vermutlich interessante Aufschlüsse über die Entwicklung der großköniglichen Herrscher- und Herrschaftsideologie geben können. Zugleich gilt: Es gibt eine ganz augenscheinliche Entwicklung bei der Setzung der monumentalen, d.h. an Felswänden und Gebäuden angebrachten Inschriften, die ihrerseits im Zeitraum zwischen Dareios I. und Artaxerxes I. zu einer regelrechten individuellen Inschriftentypologie der einzelnen Könige führt. Dareios I. hat seine dreisprachigen Monumentalinschriften an folgenden Orten angebracht: 1. an einem ‚heiligen Ort‘ und zentralen Verkehrsknotenpunkt (DB); 2. an jenen Orten, die im Zentrum ehemals unabhängiger und dann von Kyros und seinen Nachfolgern eroberter Länder bzw. Reiche lagen (DH; DE [[Medien]] – DZ [[Ägypten]]); 3. an Gebäuden, auf Statuen, in Gründungsdepots in den großen Residenzstädten (DM; DP; DS); 4. am eigenen Begräbnisort (DNa; DNb). Xerxes ‚kopiert‘ diese Tradition (2.: XE; 3.: XP; XS) bzw. vollendet sie (2.: XV). Dass er

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Interpretation of the Pasargadae Inscriptions (s. Anm. 16); STRONACH, Darius at Pasargadae (s. Anm. 16); JACOBS, The Achaemenid Dynasty (s. Anm. 16). Siehe dazu SANCISI-WEERDENBURG, The Persian Kings and History (s. Anm. 1); ROLLINGER, Thinking, Recording, and Writing History (s. Anm. 1). Genau betrachtet repräsentiert die über einen längeren, aber nicht genauer bestimmbaren Zeitpunkt entstandene Bisutun-Inschrift zwei Entwicklungsschritte, da sich die Gestaltung der Kolumnen I-IV deutlich von der der nur auf Altpersisch verfassten Kolumne V unterscheidet. Diese reichen bis in das 3. Jahrtausend zurück: ROLLINGER, Thinking, Recording, and Writing History (s. Anm. 1). ROLLINGER, Thinking, Recording, and Writing History (s. Anm. 1). Vgl. etwa R. SCHMITT, Zur babylonischen Version der Bisutun-Inschrift, in: Archiv für Orientforschung 27, 1980, S. 106–126; R. SCHMITT, Bīsutūn – Babylon – Elephantine. Dareios’ Thema mit Variationen, in: W. MEID, H. TRENKWALDER (Hg.), Im Bannkreis des Alten Orients. Studien zur Sprach- und Kulturgeschichte des Alten Orients und seines Ausstrahlungsraumes. Karl Oberhuber zum 70. Geburtstag gewidmet (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, 24), Innsbruck, 1986, S. 223–230; Ch.-H. BAE, Comparative Studies of King Darius’s Bisitun Inscription (PhD Thesis Harvard University), Cambridge MA, 2001.

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Bisutun auslässt, verwundert nicht, war dieser Platz doch eine besondere Stätte der Legitimation des Dareios; dass er keine Grabinschriften hinterlässt, ist mit dem überraschenden Zeitpunkt seines Todes (Ermordung durch den Sohn Arses) hinreichend erklärbar.56 In Babylonien wurde von Dareios und Xerxes nicht das Faktum der Eroberung memoriert, sondern die Legitimität der Herrschaft betont.57 Dass diesem Land damit in der Herrschaftsrepräsentation eine der Fars und Elam vergleichbare Bedeutung zukommt, zeigt sich auch an den drei Fassungen von DB, in denen sich Dareios durch die Wahl der Sprachen als ein in den Traditionen von Elam, Babylon und Fars stehender neuer Regent vorstellt. Xerxes ändert an dieser Konzeption zunächst nichts, wie die von ihm erhaltenen dreisprachigen Inschriften beweisen.58 In Ägypten scheint Dareios vorübergehend mit dem Gedanken gespielt zu haben, dieses Land ebenfalls in den ‚legitimatorischen Verbund‘ aufzunehmen; allerdings blieben Trilinguen mit einer zusätzlichen ägyptischen Version dann doch auf Ägypten beschränkt bzw. wurde die Idee einer Quadrilingue offensichtlich sogar gänzlich fallengelassen (DZ). Dass Medien zu den eroberten Ländern gezählt wird, spricht im übrigen – neben den Argumenten, die neuerdings zu Recht gegen die Existenz eines ‚medischen Reiches‘ vorgebracht wurden59 – gegen eine medische Prägung frühachaimenidischer Auffassungen von Königtum und Königsherrschaft.60

56 Dazu J. WIESEHÖFER, Die Ermordung des Xerxes: Abrechnung mit einem Despoten oder eigentlicher Beginn einer Herrschaft?, in: B. BLECKMANN (Hg.), Herodot und die Epoche der Perserkriege: Realitäten und Fiktionen. Kolloquium zum 80. Geburtstag von D. Kienast, Köln, 2007, S. 3–19. Daneben ist freilich auch der oben bereits angeführte Umstand zu berücksichtigen, dass die Inschriften der Achaimenidenkönige nach dem Tod des Xerxes eine vollkommene Zeitlosigkeit repräsentieren. Hier mag selbst eine Grabinschrift deplaziert gewirkt haben. 57 Ob auch in anderen großen Residenzstädten Stelen mit gekürzten Fassungen der Bisutun-Inschrift standen, kann man nur vermuten. 58 Einen etwas anderen, aber auf einer ähnlichen Linie liegenden Aspekt betonen die in den Datierungen der babylonischen Wirtschaftsurkunden fassbaren Königstitulaturen. So ist in einzelnen Urkunden seit dem fünften Monat des ersten Regierungsjahres des Xerxes mit der Bezeichnung „König von Persien und Medien“ ein neues Element erkennbar, das sowohl allein als auch in den Kombinationen „König von Persien, Medien und der Länder“ bzw. „König von Persien und Medien, König von Babylon und der Länder“ (mit kleinen Varianten) erscheinen kann. Neben Urkunden mit diesen Neuerungen finden sich zahlreiche Dokumente, die weiterhin die unter Kyros, Kambyses, Bardiya und Dareios gebräuchliche Titulatur eines „Königs der Länder“ bzw. eines „Königs von Babylon und (König) der Länder“ verwenden. Bemerkenswert ist jedenfalls, dass hier neben Babylon und der Fars Medien eine besondere Rolle in der Herrschaftsrepräsentation zu spielen scheint. Diese Tradition wurde bis in das 24. Regierungsjahr eines Artaxerxes aufrechterhalten. Siehe dazu R. ROLLINGER, Überlegungen zu Herodot, Xerxes und dessen angeblicher Zerstörung Babylons, in: Altorientalische Forschungen 25, 1998, S. 339–373. 59 R. ROLLINGER, The Western Expansion of the Median ‚Empire‘: A Re-Examination, in: G.B. LANFRANCHI, M. ROAF, R. ROLLINGER (Hg.), Continuity of Empire. Assyria, Media, Persia. Proceedings of the International Meeting in Padua, 26th-28th April 2001 (History of the Ancient Near East Monographs, 5), Padua, 2003, S. 289–319; R. ROLLINGER, Das Phantom des medischen ‚Großreiches‘ und die Behistun-Inschrift, in: E. DĄBROWA (Hg.), Ancient Iran

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Wie die Inschriftenanbringung in Van und die Fortsetzung der Repräsentationsbauten in Persepolis, so hat Dareios dem Xerxes auch die entscheidende Aufgabe der Reichssicherung (dazu die noch ausstehende Rache an Athen) übertragen; abgesehen von der – in seiner Bedeutung weder zu unter-, noch zu überschätzenden – Griechenlandunternehmung ist der Sohn dem Verlangen des Vaters erfolgreich nachgekommen. Territorialen Verlusten an der Westgrenze hat nach 479 v.Chr. ein bis zum Tode des Xerxes durch keine weiteren inneren Unruhen mehr erschüttertes Reich gegenübergestanden. Diese erfolgreiche Herrschaftssicherung spiegelt sich, und damit sind wir wieder bei der Geschichte der Inschriftentypologie angelangt, auch in der Art seiner Inschriftensetzung (und übrigens auch seiner Baupolitik) wider. Einerseits orientiert sich Xerxes an seinem Vater und vollendet dessen Pläne, andererseits entwirft er etwas völlig Neues: So wie er sich mit seiner Inschrift l aus Persepolis (XPl) am Vorbild der unteren Grabinschrift seines Vaters (DNb) ausrichtet, orientiert er sich mit seinem Hadisch in Persepolis an dem Palast (Tatschara) seines Vaters ebendort; so wie er mit der Inschriftensetzung in Van nach seinen eigenen Worten das Vermächtnis des Vaters erfüllt, vollendet er zahlreiche der von Dareios begonnenen Bauvorhaben. Gleichzeitig gilt jedoch: So wie er mit der berühmten Inschrift gegen die Daiva (XPh) bei den Inschriften eigene Akzente setzt, so tut er dies auch mit seiner Baupolitik auf der Palastterrasse von Persepolis. Ein Tatenbericht wie der des Reichsgründers Dareios aus Bisutun fehlt; er ist angesichts der ungefährdeten Position des Xerxes nicht oder nicht mehr notwendig gewesen. Der Sohn und Mörder des Xerxes, Arses, der schließlich den Thronnamen Artaxerxes (I.) annimmt, verfährt anders: Er vermeidet gerade die allzu enge Anlehnung an den Vater, indem er nicht nur einen neuen (und, wie sich zeigen wird, sehr erfolgreichen) Thronnamen kreiert, sondern sich auch von der von Xerxes gepflegten Inschriftenpraxis und -typologie abwendet: Nun entstehen nämlich die, wenn man so will, ‚klassischen‘ achaimenidischen Inschriften ohne große persönliche Note, die alles Politische gänzlich aussparen und inhaltlich wie sprachlich ‚einfältig‘ und stereotyp werden.61 Was die Reichsgeschichte angeht, ist die Sequenz Dareios–Xerxes–Artaxerxes kaum anders denn als Erfolgsgeschichte zu werten: Doch erst wenn man in Dareios einen Usurpator erkennt, wird der Blick frei für einen Xerxes, der – dank väterlichen und mütterlichen Erbes – zum eigentlichen Dynastiegründer wird und dem es gelingt, die vom Vater vererbte Herrschaft und das vom Vater übernommene Reich zu sichern; nur dann wird er and its Neighbours. Studies in Honour of Prof. Józef Wolski on Occasion of His 95th Birthday (Electrum, 10), Krakau, 2005, S. 11–29. 60 Die besondere Rolle von Parsa steht außer Frage, doch auch sie ist, bei genauerer Betrachtung, zu relativieren. So nennt die Grabinschrift des Dareios in Naqsch-i Rustam zunächst jene 29 Länder (dahyāva), die der persische König „außer Parsa (Persis)“ (apataram hacā Pārsā) unter seiner Herrschaft wusste (DNa ap. 15-30). Dabei werden genau jene Länder genannt, deren Vertreter bildlich als Thronträgerfiguren figurieren, mit dem einzigen Unterschied, dass der Vertreter von Parsa auch dort als Thronträger präsent ist – und zwar prominent an erster Stelle. 61 ROLLINGER, Thinking, Recording, and Writing History (s. Anm. 1).

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auch frei für einen Artaxerxes, der als eigentlicher Schöpfer genuin achaimenidischer Herrschaftspraxis dem Reich Stabilität und der Dynastie Kontinuität verschafft.62 Das Großkönigtum der Achaimeniden stellt sich (unter vorderasiatischem Einfluss) schon früh als ein – zumindest ideologisch – ‚souveränes‘ dar.63 Jeder Herrscher aus dieser Dynastie stellt sich seinen Untertanen in seinen Inschriften als xšāyaθiya („König“) vor, wörtlich: als jemand, „den der Besitz der Gesamtheit der Länder im Reich auszeichnet“; er charakterisiert seine Stellung damit durch ein Wort, das man früher fälschlicherweise der medischen Sprache entlehnt glaubte.64 Diese Selbstbezeichnung steigert er zumeist noch durch das Beiwort vazṛka „groß“, damit mesopotamischem Vorbild folgend. Drittens schließlich setzt er sich in Relation zu den Königen der Vorgängerreiche, deren Herrschaft er der eigenen unterordnet (xšāyaθiya xšāyaθiyānām). Der Titel „König der Könige“, ursprünglich ebenfalls mesopotamischen Ursprungs,65 wird im Lauf der Geschichte 62 WIESEHÖFER, Die Ermordung des Xerxes (s. Anm. 56); ROLLINGER, Von Kyros bis Xerxes (s. Anm. 33). 63 Was die Ebene der Darstellung und Präsentation betrifft, könnte man durchaus vom Bild eines ‚absoluten‘ Königtums sprechen. Doch heißt dies keineswegs, dass die Macht des Königs tatsächlich ‚absolut‘ war, und man es folglich mit einer ‚orientalischen Despotie‘ zu tun habe. Eine solche Staatsform hat es – sieht man von den Konzeptionen und Projektionen von Griechen und Römern (R. BICHLER, Der „Orient“ im Wechselspiel von Imagination und Erfahrung: Zum Typus der „orientalischen Despotie“, in: R. ROLLINGER, A. LUTHER, J. WIESEHÖFER, [Hg.], Getrennte Wege? Kommunikation, Transkulturalität und Wahrnehmung zwischen Ägäis und Vorderasien im Altertum [Oikumene, 2], Frankfurt, 2007, S. 475–500) und von dem Orientalismus verpflichteten Vorstellungen westlicher Politiker und Intellektueller ab der Frühen Neuzeit ab (S.R. HAUSER, „Greek in Subject and Style, but a Little Distorted“: Zum Verhältnis von Orient und Okzident in der Altertumswissenschaft, in: S. ALTEKAMP, M.R. HOFTER, M. KRUMME [Hg.], Posthumanistische Klassische Archäologie. Historizität und Wissenschaftlichkeit von Interessen und Methoden, München, 2001, S. 83–104; S.R. HAUSER, Orientalismus, in: Der Neue Pauly 15/1, 2001, S. 1233–1243; S.R. HAUSER, History, Races, and Orientalism: Eduard Meyer, the Organization of Oriental Research, and Ernst Herzfeld’s Intellectual Heritage, in: A.C. GUNTER, S.R. HAUSER [Hg.], Ernst Herzfeld and the Development of Near Eastern Studies, 1900-1950, Leiden/Boston, 2005, S. 505–559) – nie gegeben. 64 R. SCHMITT, Die Sprache der Meder – eine große Unbekannte, in: G.B. LANFRANCHI, M. ROAF, R. ROLLINGER (Hg.), Continuity of Empire. Assyria, Media, Persia. Proceedings of the International Meeting in Padua, 26th-28th April 2001 (History of the Ancient Near East Monographs, 5), Padua, 2003, S. 23–36. 65 Das Konzept taucht bereits im Personennamen des Akkade-Königs Šar-kali-šarrī im 3. Jahrtausend auf. Als Bestandteil der Titulatur wird es von den Assyrerkönigen aufgegriffen und ist von Tukultī-Ninurta I. bis Assurbanipal bezeugt, bis es von Dareios wieder genutzt wird (dazu M.J. SEUX, Épithètes royales akkadiennes et sumériennes, Paris, 1967, S. 318f.). Da der Titel auch von einzelnen Urartäerkönigen verwendet wird, wäre eine Vermittlung auch über diese Schiene denkbar. Vgl. dazu U. SEIDL, Achaimenidische Entlehnungen aus der urartäischen Kultur, in: H. SANCISI-WEERDENBURG, A. KUHRT, M.C. ROOT (Hg.), Continuity and Change. Proceedings of the Last Achaemenid History Workshop, April 6-8, 1990 – Ann Arbor, Michigan (Achaemenid History, 8), Leiden, 1994, S. 107–129.

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nicht nur zum Titel iranischer Herrscher par excellence; er ist auch Ausweis der Überzeugung des Dareios und seiner Nachfolger, dass sie legitime Nachfolger und Erben der assyrischen, babylonischen und urartäischen Könige sind. Erbe früherer mächtiger Könige zu sein, bedeutet nun aber nicht, dass man zur Nachahmung ihrer Politik verpflichtet ist: Ein neuer „König der Könige“ kann auch eigene Akzente setzen, und es sind genau sie, die die Herrscherlegitimation und auch die konkrete Politik der Achaimenidenkönige bestimmen. Dareios ist zwar nicht gewillt, den Bruch mit der Politik seiner Vorgänger in der Herrschaft über die Maßen zu betonen, schon gar nicht in deren Kernlanden, er möchte aber seinen Herrschaftsantritt doch auch als Beginn einer neuen Ära erscheinen lassen, einer Ära, die segensreicher für alle Reichsbewohner sein wird als die Vergangenheit. Symbole dieser heilbringenden Zäsur sind die Baumaßnahmen in den Königsresidenzen ebenso wie das Procedere der Königsinvestitur in Pasargadai, die achaimenidische ‚Reichs‘-‚ bzw. ‚Hofkunst‘66 mit ihrer eigentümlichen, aber zugleich harmonischen und einzigartigen Mischung von Autochthon-Iranischem, übernommenem und dabei spezifisch ausgewähltem und modifiziertem vorderasiatischem Erbe sowie neu Entworfenem ebenso wie die spezifisch achaimenidische Herrscherlegitimation. Diese wird im wesentlichen von dem Anspruch getragen, die Rechtmäßigkeit der allumfassenden achaimenidischen Herrschaft zu unterstreichen, eine Vorstellung, zu deren Vermittlung sich die achaimenidischen Könige einer religiösen Sprachsymbolik bedienen, in der der Glaube an Auramazda mit Loyalität gegenüber dem Herrscherhaus gleichgesetzt wird.67 Die Konzepte von Loyalität und deren Aufkündigung, i.e. Rebellion, werden dabei in einem dichotomischen Wortpaar eingefangen, arta versus drauga, die nur unzureichend mit „Wahrheit“ und „Lüge“ wiedergegeben werden können.68 Analoge Vorstellungen reichen zwar ebenfalls weit in die mesopotamische Geschichte zurück, doch scheinen sie in achaimenidischer Zeit eine besondere Dynamisierung erfahren zu haben.69 Dies trifft auch für die Vorstellung von Weltherrschaft zu, die unter Dareios zu einem Konzept ausgebaut wird, bei dem selbst die den altorientalischen Vorgängerreichen gesetzten Meeresgrenzen gesprengt werden.70

66 Dazu grundlegend B. JACOBS, Achämenidische Kunst – Kunst im Achämenidenreich. Zur Rolle der achämenidischen Großplastik als Mittel der herrscherlichen Selbstdarstellung und der Verbreitung politischer Botschaften im Reich, in: Archäologische Mitteilungen aus Iran und Turan 34, 2002, S. 345–395. 67 WIESEHÖFER, Gerechtigkeit und Recht (s. Anm. 1). 68 Im Vordergrund steht freilich drauga, die politische ‚Unordnung‘, während arta in den Inschriften des Dareios und des Xerxes nur ein einziges Mal vorkommt. Siehe dazu unten. 69 B. PONGRATZ-LEISTEN, „Lying King“ and „False Prophet“. The Intercultural Transfer of a Rhetorical Device within Ancient Near Eastern Ideologies, in: A. PANAINO, G. PETTINATO (Hg.), Ideologies as Intercultural Phenomena. Proceedings of the Third Annual Symposium of the Assyrian and Babylonian Intellectual Heritage Project Held in Chicago, USA, October 27–31, 2000 (Melammu Symposia, 3), Milano, 2002, S. 215–243. 70 ROLLINGER, Thinking, Recording, and Writing History (s. Anm. 1).

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Das Königsprotokoll der altpersischen Inschriften, z.T. noch durch Formeln erweitert, die die Zugehörigkeit vieler ‚Völker‘ zum Reich betonen,71 enthält noch eine weitere Botschaft: Das Königtum ist in Persien, genauer, der Persis, und in der arischen Abstammungs- und Kulturgemeinschaft verwurzelt und an die Abkunft aus einer ‚Familie‘, der des Achaimenes, gebunden. Nicht nur ist der König selbst „Perser, eines Persers Sohn, Arier [Iraner], von arischer Abstammung“ sowie „König in Parsa“, sondern er fühlt sich auch in besonderer Weise für das Wohlergehen von Parsa – „einem guten Land, mit guten Pferden und guten Männern“ (DPd) – verantwortlich;72 geht es Parsa, „das [der Gott] Auramazda ihm gegeben hat“, gut, sind seine Bewohner in Sicherheit, dann ist dies das höchste Glück (DPe). Ist die Persis auch dem König untertan, entrichten ihre Bewohner – wie die elamischen Täfelchen beweisen – auch Abgaben, zu den tributbringenden unterworfenen Reichsteilen zählt sie nicht:73 Auf den Reliefs, etwa an den Apadana-Treppen in Persepolis, fungieren Perser als Höflinge, ‚Beamte‘ und Offiziere und unterscheiden sich so auffällig von den übrigen Reichsbewohnern. M.a.W., es ist eine neue Zeit angebrochen, in der es zwar nicht schadet, kein Perser zu sein, in der aber selbst der einfachste Bewohner von Fars, ganz zu schweigen von den Angehörigen der regionalen Aristokratie, Ethnizität als Auszeichnung empfinden kann.74 71 Vgl. zu den Völkerlisten P. CALMEYER, Zur Genese altiranischer Motive, VIII: Die ‚Statistische Landcharte des Perserreiches‘ – I, in: Archäologische Mitteilungen aus Iran 15, 1982, S. 105–187; P. CALMEYER, Zur Genese altiranischer Motive, VIII: Die ‚Statistische Landcharte des Perserreiches‘ – II, in: Archäologische Mitteilungen aus Iran 16, 1983, S. 141–222; P. CALMEYER, Zur Rechtfertigung einiger großköniglicher Inschriften und Darstellungen: Die Yauna, in: H. KOCH, D.N. MACKENZIE (Hg.), Kunst und Kultur der Achämenidenzeit und ihr Fortleben (Archäologische Mitteilungen aus Iran, Ergänzungsband 10), Berlin, 1983, S. 153– 169; P. CALMEYER, Zur Genese altiranischer Motive, VIII: Die ‚Statistische Landcharte des Perserreiches‘. Nachträge und Korrekturen, in: Archäologische Mitteilungen aus Iran 20, 1987, S. 129–146; R. HACHMANN, Die Völkerschaften auf den Bildwerken von Persepolis, in: U. FINKBEINER, R. DITTMANN, H. HAUPTMANN (Hg.), Beiträge zur Kulturgeschichte Vorderasiens. Festschrift für Rainer Michael Boehmer, Mainz, 1995, S. 195–223; R. HACHMANN, S. PENNER, Kāmid el-Lōz, 3: Der eisenzeitliche Friedhof und seine kulturelle Umwelt (Saarbrücker Beiträge zur Altertumskunde, 21), Bonn, 1999. 72 Siehe dazu F. GSCHNITZER, Zur Stellung des persischen Stammlandes im Achaimenidenreich, in: G. MAUER, U. MAGEN (Hg.), Ad bene et fideliter seminandum. Festgabe für Karlheinz Deller zum 21. Februar 1987 (Alter Orient und Altes Testament, 220), Neukirchen-Vluyn, 1988, S. 87–122. 73 Vgl. J. WIESEHÖFER, Tauta gar en atelea. Beobachtungen zur Abgabenfreiheit im Achaimenidenreich, in: P. BRIANT, C. HERRENSCHMIDT (Hg.), Le tribut dans l’Empire perse. Actes de la Table ronde de Paris, 12-13 décembre 1986 (Travaux de l’Institut d’Études Iraniennes de la Sorbonne Nouvelle, 13), Paris, 1989, S. 183–191. Allerdings sind die Perser auch als Thronträger am Grab präsent: Siehe oben Anm. 62 und R. ROLLINGER, Yaunā takabarā und maginnāta tragende ‚Ionier‘. Zum Problem der ‚griechischen‘ Thronträgerfiguren in Naqsch-i Rustam und Persepolis, in: R. ROLLINGER, B. TRUSCHNEGG (Hg.), Altertum und Mittelmeerraum: Die antike Welt diesseits und jenseits der Levante. Festschrift für Peter W. Haider zum 60. Geburtstag (Oriens et Occidens, 12), Stuttgart, 2006, S. 365–400: S. 367. 74 Damit ist die Basis für jene Reichs- und Funktionselite gelegt, die Pierre Briant treffend als „ethno-classe dominante“ bezeichnet hat.

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Spätestens seit Dareios legen sich die Achaimeniden auch Thronnamen zu, die zuweilen wie ‚auf den Punkt gebrachte‘ königliche Herrschaftsprogramme erscheinen und als sog. „Satznamen“ oft genug deutliche Anklänge an avestische Terminologie erkennen lassen. So ist der Name Artaxerxes, dessen erste beiden Träger den Geburtsnamen Arses trugen, dessen dritter ursprünglich Ochos hieß, wohl als „dessen Herrschaft bzw. Reich sich auf die Wahrheit gründet“ zu übersetzen, der Name Dareios als „das Gute festhaltend“, der Name Xerxes als „der über Helden herrscht“.75 Der Achaimenidenkönig wurde in Iran nicht als Gott verehrt und ihm wurde auch keine göttliche Abkunft zugestanden.76 Dennoch war das besondere Verhältnis zu den Göttern neben der Abstammung und der persönlichen Bewährung Grundelement der Herrschaftslegitimation: Auramazda „und die anderen Götter, die es gibt“ haben Dareios das Reich anvertraut, „durch die Gunst Auramazdas“ (DB u.ö.) ist er erwählt und eingesetzt, regiert er – mit Erfolg – das Reich, gleichsam als des Gottes ‚Stellvertreter‘ (DNa); besonders prägnant drückt dies alles die Inschrift DSk aus: „Kündet Dareios der König. Auramazda ist mein, ich bin Auramazdas. Ich verehrte Auramazda; möge mir Auramazda seine Unterstützung verleihen (θātiy Dārayavauš xšāyaθiya: manā Auramazdā: Auramazdāha adam Auramazdām: ayadaiy Auramazdāmaiy upastām baratuv).“ Man hat in dieser Hinsicht zu Recht vom ‚Gottesgnadentum‘ des persischen Königtums gesprochen. Als der Götter Repräsentant auf Erden ist der Herrscher ausgestattet mit dem *farnah (avest. xvarǝnah), einer Art göttlich verliehenen Glücksglanzes bzw. königlichen Charismas. Der Wunsch Auramazdas, dass der König Erfolg haben und zum Wohle der Untertanen wirken möge, verpflichtet letztere, das ist eine weitere Botschaft der inschriftlich verkündeten achaimenidischen Herrscherideologie, zu Gehorsam, politisch-militärischer Loyalität in Form von Abgabenentrichtung (altpers. bāǧi- „Teil [des Königs]“) und Heeresfolge sowie zur gebührenden Beachtung der großköniglichen Stellung. Im Verhältnis zu den Angehörigen der persischen Stammesaristokratie hat man den Achaimenidenkönig als primus inter pares begreifen wollen, doch ist ein solcher Typus informeller Führerschaft, wenn er denn überhaupt auf entwickeltere Gesellschaften Anwendung finden kann, nicht mit der realen und schon gar nicht mit der propagierten Stellung des Herrschers vereinbar. Der Großkönig vereinigt vielmehr nominell als oberster Herr, ‚Gesetzgeber‘ und ‚Richter‘ in Friedens- und Kriegszeiten ein hohes Maß an Autorität und Macht in seinen Händen und steht weit über allen seinen Untergebenen, von ihm als seine bandakā („Gefolgsleute“;

75 R. SCHMITT, Königtum im Alten Iran, in: Saeculum 28, 1977, S. 384–395. 76 In Babylonien war dies freilich anders, wo eine Statue des Dareios zumindest während der Regierungszeit des Xerxes im Tempel von Sippar mit kultischen Ehren bedacht wurde. Siehe dazu R. ROLLINGER, Herrscherkult bei Teispiden und Achaimeniden. Realität oder Fiktion?, in: L.-M. GÜNTHER, S. PLISCHKE (Hg.), Studien zum hellenistischen Herrscherkult. Verdichtung und Erweiterung von Traditionsgeflechten (Oikumene. Studien zur antiken Weltgeschichte 9), Berlin, 2011, im Druck.

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„die, die den Gürtel (*banda) der Gefolgschaft tragen“) bezeichnet.77 Dies bedeutet nun aber nicht, dass der König tun und lassen kann, was er will: Da sich seine Herrschaft der Gunst Auramazdas verdankt, ist er auch verpflichtet, dessen gute Schöpfung zu bewahren; er ist dazu in der Lage, weil der Gott ihm die Fähigkeit verliehen hat, Recht von Unrecht zu unterscheiden, und weil er selbst Qualitäten besitzt, die der Durchsetzung von Gerechtigkeit und der Restituierung und Wahrung der guten göttlichen Ordnung förderlich sind: Er vermag sich zu beherrschen und unparteiisch zu sein; er richtet, belohnt und straft demnach nicht nach Gutdünken, sondern gleichbleibend fair; er ist ein guter Reiter, Krieger und Landwirt (Gadatas-Brief) und so in der Lage, den Gefahren für das Reich (Überfällen, Hungerkrisen) zu begegnen.78 Es kann nun nicht mehr verwundern, dass Xerxes keinen Grund sah, die Grabinschrift seines Vaters, die eben diese Vorzüge herausgestrichen hatte (DNb), nicht auch wörtlich für sich zu übernehmen (XPl); es ist genauso verständlich, dass Teile oder Grundideen des Herrscherideals im Reich und außerhalb des Reiches zirkulierten. Wir finden sie auf einem aramäischen Papyrus aus Elephantine in Südägypten ebenso wie in Xenophons Anabasis oder in einer Versinschrift des lykischen Dynasten Arbinas. Ihren textlichen Ausdruck finden die Ideen vom idealen Herrscher in den achaimenidischen Königsinschriften, ihren bildlichen in den Reliefs der Residenzgebäude und der Grabfassaden. Ob in den Felsgrabszenen der König mit dem Bogen in Grußhaltung wirklich dem Auramazda entgegentritt oder ob in dem Flügelmann nicht eher das farnah des Königs zu sehen ist,79 fest steht, dass das achaimenidische Königtum in besonderer Weise als religiös legitimierte Herrschaft verstanden wurde. Wenn – auf den Reliefs von Naqsch-i Rustam und Persepolis – die Vertreter der Völkerschaften des Reiches ihren Herrscher ‚auf Händen tragen‘, wenn sie ihm Geschenke bringen, dann anerkennen sie die gottgewollte Herrschaft des Perserkönigs, zugleich auch dessen Bemühen um ihr Wohlergehen; wenn der König sie zu den Arbeiten an seinem Palast ruft, dann folgen sie alle bereitwillig, stellen ihre Arbeitskraft zur Verfügung und setzen ihr handwerkliches Geschick ein, um ihm die Residenz zu erbauen, die seiner Größe angemessen ist (DSf).80 Nachdem man den zeitlosen, programmatischen Charakter der Königsinschriften und Reliefs erkannt hat, sind auch diese Qualitäten als Grundmuster kö77 Aber auch hier zeigt allein schon der Umstand, dass die Mitverschwörer des Dareios in der Bisutun-Inschrift an prominenter Stelle genannt sind, wie problematisch es ist, von einem ‚absoluten‘ Königtum zu sprechen. 78 WIESEHÖFER, Gerechtigkeit und Recht im achaimenidischen Iran (s. Anm. 1). 79 Vgl. dazu etwa B. JACOBS, Das Chvarnah – Zum Stand der Forschung, in: Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft 119, 1987, S. 215–248; J. WIESEHÖFER, Tarkumuwa und das Farnah, in: W. HENKELMAN, A. KUHRT (Hg.), A Persian Perspective. Essays in Memory of H. Sancisi-Weerdenburg (Achaemenid History, 13), Leiden, 2003, S. 173–185. 80 Siehe dazu R. ROLLINGER, Dareios, Sanherib, Nebukadnezar und Alexander der Große: Die Organisation großköniglicher Projekte, deren Infrastruktur sowie der Einsatz fremder Arbeitskräfte, in: Iranistik. Deutschsprachige Zeitschrift für iranistische Studien 9&10 (Festschrift E. Kettenhofen), 2006/07 (2008), S. 1–23.

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niglichen Selbstverständnisses deutlicher geworden: Schon in seinen res gestae, der Inschrift von Bisutun, hatte Dareios sein Bemühen um Gerechtigkeit betont, hatte gleichzeitig aber auch deutlich gemacht, dass er von seinen Untertanen unbedingte Loyalität erwartete. Im Gegensatz zu den Anhängern Zarathustras, denen „Wahrheit“ (altpers. arta-) und „Lüge“ (drauga) moralische Begriffe waren, nach denen sie ihr Leben auszurichten versuchten, erscheint für Dareios nämlich als drauga all das, was sich gegen die angeblich gottgewollte eigene Herrschaft richtet, demnach jede Art von Rebellion oder Usurpation. Man hat sogar die Vermutung geäußert, Dareios könne sich selbst in seinem Kampf gegen die Anhänger der drauga mit dem avestischen Helden Thraetaona verglichen haben, der den furchterregenden, der draoga verbundenen Drachen Dahaka zu besiegen in der Lage war. Der monsterbezwingende königliche Held der Reliefs und Siegel könnte dann die bildliche Umsetzung dieser Vorstellung sein.81 Allerdings gilt es zu betonen, dass das avestische Gegenstück von draoga-, aša- („Gerechtigkeit“, „Ordnung“, „Wahrheit“), in seiner altpersischen Form arta- in den Inschriften des Dareios fehlt; es taucht nur einmal in der berühmten Daiva-Inschrift seines Sohnes Xerxes (XPh 41.51.54) auf und bezieht sich dort wohl – ähnlich wie in bestimmten avestischen Zusammenhängen (vgl. Yt. 8,15) – auf die rechte Verehrung Gottes. Allerdings ist der Begriff arta- immerhin Bestandteil des beliebtesten Thronnamens der Achaimenidenzeit, Artaxerxes (ap. ṛtaxšaçā; wohl: „dessen Herrschaft sich durch Wahrheit / Gerechtigkeit auszeichnet“). Auch andere Namen der Achaimenidenlinie enthalten im Übrigen – anders als die der Teispidenlinie – avestische Termini oder sind sogar direkt im avestischen Namengut bezeugt. Wie die altorientalischen Herrscher vor ihm ist Dareios mit seinem Handeln in kosmische Ordnungsstrukturen eingebunden, die sich bei ihm wohl iranischprotoavestischen Vorstellungen verdanken;82 als Beauftragter Auramazdas und als Herrscher von des Gottes Gnaden ist es Ziel seiner Regierung, Recht und Gerechtigkeit im Reiche zum Durchbruch zu verhelfen, die Bösen, die der „Lüge“ folgen, zu vernichten und damit, und diesen Aspekt betonen die Achaimeniden in Wort und Bild besonders deutlich, die urzeitlich gute Schöpfung Auramazdas – mit Gottes Hilfe – in einer irdischen politisch-ökonomischen Friedensordnung zu restituieren und zu perpetuieren. Auch umgekehrt gilt: Wenn Herrscher und Untertanen zu gemeinsamem Nutzen zusammenwirken und die drauga- aus der guten Schöpfung Auramazdas entfernen, dann kann ein universales Reich des Friedens und der Gerechtigkeit entstehen, in dem die Menschen dauerndes Glück erfahren; im Tode erhalten sie dann darüber hinaus Anteil an der endgültigen göttlichen Seligkeit (XPh 47f.; vgl. Pursišnīhā 23). Das Aufeinanderbezogensein von Inschriften und Bildern wird besonders in Persepolis spürbar: Pārsa, wie es altpersisch hieß,83 dessen Bau um 515 v. Chr. 81 STAUSBERG, Die Religion Zarathushtras (s. Anm. 40), S. 169f. 82 WIESEHÖFER, Gerechtigkeit und Recht im achaimenidischen Iran (s. Anm. 1). 83 In den elamischen Verwaltungstäfelchen erscheint es als Barša(n): W.F.M. HENKELMAN, From Gabae to Taoce: Notes on the Geography of the Fortification Archive, in: P. BRIANT (Hg.), Les archives des Fortifications de Persépolis (Persika), Paris, 2009, S. 293–306: S. 293.

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von Dareios befohlen worden war und in dem sich vor allem Xerxes I. und sein Sohn Artaxerxes I. ein Denkmal setzten, war dabei nicht nur Residenz und Verwaltungszentrum, sondern auch ein Platz, an dem, in Inschriften, Reliefs und Architektur, in besonderer Weise die königliche Idee von der pax Achaemenidica, der göttlich gewünschten, von den Königen geschaffenen und garantierten und von den Untertanen herbeigesehnten universellen Friedensordnung, zum Ausdruck kommt.84 Die in den Inschriften erwähnten und auf den Reliefs am Apadana, den Stein gewordenen Länderlisten, abgebildeten gabenbringenden Völkerschaften,85 die in der ‚Burgbauinschrift‘ aus Susa (DSf) erwähnten Arbeiter und Künstler aus dem ganzen Reich, die Produkte und Werkstoffe des gesamten Reiches nutzen, um einen königlichen Versammlungssaal für alle Völker des Reiches und den Herrscher als ihren gottgewollten Herren herzustellen,86 die sich zu Banketten versammelnden und auf herrscherlichen Gunsterweis hoffenden Würdenträger,87 die die Sicherheit des Königs und des Reiches garantierenden Leibwächter und Soldaten und nicht zuletzt der gerechte Herrscher „von Gottes Gnaden“ selbst – sie alle werden als Teilnehmer an Zeremonien und Handlungen vorgestellt, die das Zusammenwirken von König und Untertanen zu beiderseitigem Nutzen symbolisieren. Wohlgemerkt, dies alles ist die von den Königen verkündete Idee der pax Achaemenidica, der reichsweiten Friedensordnung, ein Abbild der kosmischen Ordnung Auramazdas. Nicht alle Untertanen hat sie zu allen Zeiten überzeugt; manch einer hat die herausragende Stellung des Herrschers nicht anerkennen, sich mit seiner eigenen oder der Rolle seiner Heimatprovinz nicht abfinden wollen. Er hat dann fast immer nicht nur den Entzug des Zuckerbrotes, sondern auch den Einsatz der Peitsche erfahren müssen, im ungünstigsten Fall Verstümmelung, Folter und Hinrichtung als „Lügenknecht“. Derjenige jedoch, der sich beschied, der gar die Nähe zum König suchte oder ihn beschenkte, konnte in den Genuss 84 Generell zum Bauprogramm B. JACOBS, Eine Planänderung an den Apadāna-Treppen und ihre Konsequenzen für die Datierung der Planungs- und Bebauungsphasen von Persepolis, in: Archäologische Mitteilungen aus Iran und Turan 29, 1997, S. 281–302. – Zur pax Achaemenidica vgl. auch M. BROSIUS, Pax persica: Königliche Ideologie und Kriegführung im Achämenidenreich, in: B. MEISSNER, O. SCHMITT, M. SOMMER (Hg.), Krieg – Gesellschaft – Institutionen: Beiträge zu einer vergleichenden Kriegsgeschichte, Berlin, 2005, S. 135–161. 85 Siehe dazu oben Anm. 73. 86 ROLLINGER, Dareios, Sanherib, Nebukadnezar und Alexander der Große (s. Anm. 80). 87 R. ROLLINGER, J. WIESEHÖFER, Königlicher Haushalt, Residenz und Hof: Der Persische König und sein Palast. Auch ein Beitrag zur Umwelt des Alten Testaments, in: Ch. KARRERGRUBE et al. (Hg.), Sprachen – Bilder – Klänge. Dimensionen der Theologie im Alten Testament und in seinem Umfeld. Festschrift für R. Bartelmus zu seinem 65. Geburtstag (Alter Orient und Altes Testament, 359), Münster, 2009, S. 213–226. Vgl. auch L. ALLEN, Le roi imaginaire: An Audience with the Achaemenid King, in: O. HEKSTER, R. FOWLER (Hg.), Imaginary Kings. Royal Images in the Ancient Near East, Greece and Rome (Oriens et Occidens, 11), Stuttgart, 2005, S. 39–62; M. BROSIUS, New out of Old? Court and Court Ceremonies in Achaemenid Persia, in: A. SPAWFORTH (Hg.), The Court and Court Society in Ancient Monarchies, Cambridge, 2007, S. 17–57; B. JACOBS, R. ROLLINGER (Hg.), Der achaimenidische Hof / The Achaemenid Court (Classica et Orientalia 2), Wiesbaden, 2010.

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herrscherlicher Großzügigkeit kommen; das Beispiel des Themistokles, des Gegenspielers des Xerxes und Siegers von Salamis, zeigt, dass selbst Todfeinden Verzeihung und Nachsicht gewährt wurde, wenn sie denn rechtzeitig darum nachsuchten und ihr Rat zugleich dem König von Nutzen war.88 Der ideologischen Dichotomie Herrscher-Untertanen entspricht die traditionsbedingte oder politisch opportune Vielfalt von Beziehungen zwischen beiden im multikulturellen Vielvölkerreich der Achaimeniden nur bedingt: Nicht nur sind Stufen der Nähe zum Herrscher zu beobachten, die sich in Privilegien, Autonomieregelungen und anderen Vorrechten bemerkbar machen, sondern neben der eben beschriebenen persischen Idee der Herrscherlegitimation und Herrschaftsbegründung existierten ja auch weiterhin die Herrschervorstellungen der ehemals unabhängigen Reichsteile, etwa Ägyptens oder Babyloniens: Wenn sich etwa Kyros als Werkzeug Marduks geriert und den Pflichten eines babylonischen Königs nachkommt,89 wenn Dareios die Titulatur des Pharaos übernimmt oder in der Kopie der Bisutun-Inschrift aus Babylon statt Auramazda den Bel hervorhebt,90 dann zeigt sich, dass die Perserkönige sehr wohl um die Bedeutung der provinzialen Traditionen wussten und diese, zu ihrem eigenen Vorteil, zu respektieren und nutzen suchten. Wenn in Iran die Herrschaft der ‚Familie‘ der Achaimeniden unbestritten blieb, wenn mit Ausnahme von Ägypten nach den ersten Regierungsjahren des Xerxes separatistische Tendenzen von Reichsteilen die Ausnahme waren, dann beweist dies, dass die Perserkönige bei der Begründung und Sicherung ihrer Herrschaft mit einigem Geschick zu Werke gegangen sein müssen. Die Inschriften der Achaimenidenkönige gehen von der Loyalität der Untertanen als dem Regelfall aus und stellen sie dar als gebotene Folge göttlicher Weisung und herrscherlichen Bemühens um Gerechtigkeit, ‚Wahrheit‘ und Wohlergehen aller Reichsbewohner, die ihrerseits von den Göttern gewünscht sind und zu deren Umsetzung insbesondere Auramazda den König befähigt (DPd u.ö.). Sowohl Dareios als auch Xerxes kleiden im Übrigen die Frage von Loyalität und Illoyalität in ein religiös-terminologisches Gewand: Kennzeichnet schon der Vater die aufständischen Elamer und Skythen durch ihre fehlende Auramazda-Verehrung (DB V), so bezeichnet Xerxes alle Aufständischen dezidiert in seiner – ahis-

88 J. NOLLE, A. WENNINGER, Themistokles und Archepolis. Eine griechische Dynastie im Perserreich und ihre Münzprägung, in: Jahrbuch für Numismatik und Geldgeschichte 48/49, 1998/99, S. 29–70. 89 A. KUHRT, The Cyrus Cylinder and Achaemenid Imperial Policy, in: Journal for the Study of the Old Testament 25, 1983, S. 83–97; A. KUHRT, Usurpation, Conquest and Ceremonial: From Babylon to Persia, in: D. CANNADINE, S. PRICE (Hg.), Rituals of Royalty. Power and Ceremonial in Traditional Societies, Cambridge, 1987, S. 20–55; SANCISI-WEERDENBURG, The Persian Kings and History (s. Anm. 1); ROLLINGER, Thinking, Recording, and Writing History (s. Anm. 1). Vgl. auch A. KUHRT, ‚Ex Oriente Lux‘: How We May Widen Our Perspectives on Ancient History, in: R. ROLLINGER, A. LUTHER, J. WIESEHÖFER (Hg.), Getrennte Wege? Kommunikation, Transkulturalität und Wahrnehmung zwischen Ägäis und Vorderasien im Altertum (Oikumene, 2), Frankfurt, 2007, S. 617–632, S. 626. 90 SEIDL, Ein Relief Dareiosʼ I. (s. Anm. 45); SEIDL, Eine Triumphstele Dariusʼ I. (s. Anm. 45); SEIDL, Ein Monument Dariusʼ I. (s. Anm. 45).

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torischen – Daiva-Inschrift (XPh) als „die, welche Daiva (Götzen) verehren“.91 Auf beide Herausforderungen antworten Vater und Sohn mit dezidierter eigener Auramazda-Verehrung; mit Gewalt unter den Aufständischen oder gar im ganzen Reich durchgesetzt haben sie dieses eigene Glaubensbekenntnis jedoch nie. Die Inschriften drohen allerdings auch ganz unverhohlen mit Sanktionen, die der zu gegenwärtigen hat, der göttlichem und herrscherlichem Gebot nicht folgen möchte (DB IV u.ö.). Andererseits kennt die griechische Überlieferung, aber auch die königliche Verlautbarung (etwa DB), die erbarmungslose Rache an und grausame Bestrafung von Rebellen und Aufrührern,92 selbst wenn etwa die diesbezüglich angeblich besonders unerbittlichen Könige Kambyses und Xerxes von manchen der ihnen unterstellten Untaten freigesprochen werden müssen und ihr Handeln sich kaum von dem ihrer populären Väter Kyros und Dareios unterschieden hat. Zuckerbrot und Peitsche, Garantie von Wohlergehen (allerdings im Rahmen der traditionellen ‚unausgewogenen‘ ökonomischen und sozialen Beziehungsmuster) und Friedhofsruhe nach der Niederschlagung von Aufständen waren zu allen Zeiten die beiden Seiten der pax Achaemenidica. Und auch die Bedeutung der Nachahmung großköniglichen Lebensstils und der Übernahme großköniglicher Bilder und Botschaften durch die Eliten des Reiches sollte, im Lichte neuerer Untersuchungen etwa zur augusteischen Kultur,93 neu überdacht werden: Hat dieses „semantische“ und „pragmatische“ System „von großer Reichweite“ nicht auch mögliche Gegen- oder Alternativentwürfe verhindert? Ist seine Verbreitung bis in den privaten Bereich hinein nur durch freudige Zustimmung der Rezipienten erklärbar oder könnte es sich dabei in Teilen nicht auch um „unverbindlichen politischen Applaus“ gehandelt haben, Ausdruck einer eher opportunistischen Geisteshaltung gewesen sein? Könnten die ständige Wiederholung und die Ubiquität der großköniglichen Bildmotive und Inschriftenformeln, auch wenn sie uns heute mit ihrer Betonung von Frieden und Ordnung, mit ihrem Verzicht auf Bilder von Krieg und Kampf ‚sympathisch‘ erscheinen, bei den Zuschauern und Zuhörern der damaligen Zeit nicht zu Überdruss geführt haben, ganz unabhängig von dem Problem, dass die politische Realität nicht so friedlich war wie verkündet? Bis heute ist das positive Bild, das die Perserkönige von sich und ihrer Politik gezeichnet haben – sieht man einmal von der gleichermaßen imaginierten griechisch-abendländischen Darstellung der persischen Auseinandersetzung mit den

91 Siehe dazu grundlegend H. SANCISI-WEERDENBURG, Yaunā en Persai. Grieken en Perzen in een ander perspectief, Groningen, 1980. 92 Vgl. dazu R. ROLLINGER, Herodotus, Human Violence and the Ancient Near East, in: V. KARAGEORGHIS, I. TAIFACOS (Hg.), The World of Herodotus. Proceedings of an International Conference Held at the Foundation Anastasios G. Leventis, Nicosia, September 18–21, 2003, Nicosia, 2004, S. 121–150; R. ROLLINGER, Extreme Gewalt und Strafgericht. Ktesias und Herodot als Zeugnisse für den Achaimenidenhof, in: JACOBS / ROLLINGER (Hg.), Der achaimenidische Hof (s. Anm. 86), S. 559–666. 93 T. HÖLSCHER, Augustus und die Macht der Archäologie, in: A. G IOVANNINI (Hg.), La révolution romaine après Ronald Syme (Entretiens sur l'antiquité classique, 46), Vandœvres/Geneve, 2000, S. 237–281 (mit den Zitaten).

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Hellenen ab94 –, wirkmächtig geblieben.95 Gerade gegenüber ihren Vorläufern in der Herrschaft, den Assyrern, hat man immer wieder die ‚Toleranz‘ der Perserkönige hervorgehoben, die in scharfem Gegensatz zur Unnachsichtigkeit und Strenge, ja Brutalität eines Sargon, Sanherib oder Assurbanipal gestanden habe. In besonderer Weise beruft man sich bei dieser These auf den sehr verschiedenen Tenor der assyrischen und achaimenidischen königlichen Verlautbarungen, seien sie inschriftlicher oder bildlicher Art. Man vergisst darüber allerdings dreierlei:96 Zum einen, dass den Teispiden und Achaimeniden das assyrische Beispiel von Reichsbegründung, Reichserhalt und Reichsuntergang vor Augen gestanden haben muss, als sie selbst ihr Imperium begründeten, erweiterten und sicherten; zum zweiten, dass Kyros und seine Nachfolger sich in Wort (etwa der berühmten ‚Kyroszylinderinschrift‘ aus Babylon, in der Assurbanipal genannt wird), Bild (etwa der Skulptur- und Bildkunst der Paläste, die assyrischen Einfluss zeigen) und Tat (Deportationen, Niederschlagung von Rebellionen) durchaus in die assyrische (und übrigens auch die neubabylonische; s.u.) Nachfolge stellten und auch keinen Zweifel daran ließen, dass ihr Reich durch Kriege begründet worden war; zum dritten schließlich, dass die achaimenidische Kleinkunst (Glyptik etc.) sehr wohl höchst ‚unfriedliche‘ Sujets kennt und dass die achaimenidischen Bilder des Reichsfriedens sich auf den Außenfassaden der Paläste befinden, die assyrischen Bilder von Eroberung und Unterwerfung dagegen im Innern der Palasträume. Zudem spricht viel dafür, dass die Perser aus dem Beispiel assyrischer Herrschaftsideologie und -praxis – hier sicher auch in der Nachfolge der (Neu)Babylonier – gelernt haben: durch eine Herrschaftsideologie, die stärker die Reziprozität von herrscherlicher Fürsorge und untertäniger Loyalität betonte; durch wohl größere Flexibilität in der administrativen Ordnung des Reiches;97 schließlich durch die

94 J. WIESEHÖFER, Das Bild der Achaimeniden in der Zeit des Nationalsozialismus, in: A. KUHRT, H. SANCISI-WEERDENBURG (Hg.), Method and Theory. Proceedings of the London 1985 Achaemenid History Workshop (Achaemenid History, 3), Leiden, 1988, S. 1–14; J. WIESEHÖFER, „Denn es sind welthistorische Siege …“ Nineteenth- and Twentieth-Century German Views of the Persian Wars, in: Culture & History 11, 1992, S. 61–83; J. WIESEHÖFER, „Griechenland wäre unter persische Herrschaft geraten …“ Die Perserkriege als Zeitenwende? in: S. SELLMER, H. BRINKHAUS (Hg.), Zeitenwenden. Historische Brüche in asiatischen und afrikanischen Gesellschaften (Asien und Afrika, 4), Hamburg, 2002, S. 209–232; J. WIESEHÖFER, „Sie haben sich durch ihre Schlechtigkeit selbst überlebt“. Barthold Georg Niebuhr und die Perser der Antike, in: Th. STAMM-KUHLMANN u.a. (Hg.), Geschichtsbilder. Festschrift für M. Salewski zum 65. Geburtstag, Stuttgart, 2003, S. 201–211. 95 Vgl. etwa die Übersicht bei P. BRIANT, New Trends in Achaemenid History, in: The Ancient History Bulletin 17.1-2, 2003, S. 33–47. 96 Siehe zum folgenden J. WIESEHÖFER, Kyros, der Schah und 2500 Jahre Menschenrechte. Historische Mythenbildung zur Zeit der Pahlavi-Dynastie, in: S. CONERMANN (Hg.), Mythen, Geschichte(n), Identitäten: Der Kampf um die Vergangenheit (Asien und Afrika, 2), Hamburg, 1999, S. 55–68. 97 Dies bleibt allerdings umstritten. Vgl. etwa B. JACOBS, Die Satrapienverwaltung im Perserreich zur Zeit Darius’ III. (Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients, Reihe B Nr. 87), Wiesbaden, 1994, der ein relativ starres System der achaimenidischen Verwaltung entwirft.

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Abkehr von extensiven Massendeportationen als Mittel der Pazifikation und Herrschaftssicherung. Auch wenn das Ausmaß von untertäniger Zustimmung, Hinnahme und Ablehnung der königlich-persischen ‚Friedensordnung‘ nicht wirklich zu bestimmen ist, letztlich hat das Achaimenidenreich – dank königlichen Handelns zum Wohlergehen der Untertanen, dank des erstaunlichen Maßes an gewährter Autonomie und struktureller ‚Toleranz‘, nicht zuletzt aber auch dank der strikten und z.T. unnachsichtigen Aufsicht durch die Reichszentrale – vor allem wegen des taktischen Geschicks eines militärischen Gegenspielers sein Ende gefunden, nicht aufgrund eines Mangels an innerem Zusammenhalt oder wegen administrativ-ökonomischer Krisen.98 Dass es in manchen seiner Einrichtungen auch diesem Eroberer als vorbildhaft und nachahmenswert erschien, hat ihm, Alexander, die Bezeichnung „letzter Achaimenide“ eingebracht,99 erklärt zugleich aber auch die achaimenidischen Anteile späterer vorderasiatischer Großreiche. V. DIE PERSERHERRSCHAFT IN GRIECHISCH-RÖMISCHER SICHT: DAS SCHEMA EINER ABFOLGE VON WELTREICHEN Vermutlich beeinflusst von den Ideen und Ansprüchen altorientalischer Herrscher, die Grenzen des eigenen Reiches mit denen der Welt gleichzusetzen, entwickelte sich ab dem 5. Jh. v.Chr. die Vorstellung von einer Abfolge von Weltreichen; diese wiederum wurde bereits früh ideologisiert. Die Einführung eines solchen Schemas, das zum ersten Male – als Abfolge von drei Weltreichen (AssyrienMedien-Persien) – bei Herodot fassbar ist (1,95.130), wird üblicherweise den Achaimenidenherrschern zugeschrieben, doch sprechen sein Fehlen in den Königsinschriften, berechtigte Zweifel an der Existenz eines entwickelten

98 J. WIESEHÖFER, Dekadenz, Krise oder überraschendes Ende? Überlegungen zum Zusammenbruch der Perserherrschaft, in: A. DEMANDT (Hg.), Das Ende der Weltreiche, München, 1997, S. 9–27. 99 Siehe zuletzt P. BRIANT, Darius dans l’ombre d’Alexandre, Paris, 2003. Vgl. ferner P. BRIANT, Alexandre et l’héritage achéménide: Quelques réflexions et perspectives, in: Alexander the Great: From Macedonia to the Oikoumene, International Congress Veria 27–31.5.1998, Veria, 1999, S. 209–217; P. BRIANT, Histoire et civilisation du monde achéménide et de l’empire d’Alexandre: Darius III face à Alexandre: mythe, histoire, légende, in: Annuaire du Collège de France 1999–2000, Résumé des cours et travaux, Paris, 1999/2000, S. 781–793; P. BRIANT, Histoire et civilisation du monde achéménide et de l’empire d’Alexandre: Perses et Iraniens après la disparition de l’empire achéménide: histoire et historiographie, in: Annuaire du Collège de France 2001–2002, Résumé des cours et travaux, Paris, 2001/02, S. 763–785; P. BRIANT, Alexandre et l’hellénisation de l’Asie: l’histoire au passé et au présent, in: Studi Ellenistici 16, 2005, S. 9–69. Diese Anschauung wurde in neuerer Zeit kritisiert: H.-U. W IEMER, Alexander – der letzte Achaimenide? Eroberungspolitik, lokale Eliten und altorientalische Traditionen im Jahr 323, in: Historische Zeitschrift 284, 2007, S. 281–309. Siehe dazu aber R. ROLLINGER, Die Philotas-Affäre, Alexander III. und die Bedeutung der Dexiosis im Werk des Q. Curtius Rufus, in: Gymnasium 116, 2009, 257–273.

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‚Mederreiches‘,100 die Kompatibilität des Modells mit der herodoteischen Sicht der Geschichte der Oikumene und das Erscheinungsbild des Vier-Reiche-Modells des Buches Daniel (Dan 2 und 7) dafür, dass es sich dem Halikarnassier verdankt.101 Während bei Herodot nun das ganze territoriale Erbe der Vorgängerreiche im Perserreich aufgeht,102 allein dieses die Herrschaft über ganz Asien zu erringen in der Lage ist und Aufstieg und Fall aller Reiche nicht zuletzt mit den sittlichen Qualitäten der Herrscher korrelieren, spricht Ktesias, bei dem das ‚DreiReiche-Schema‘ noch deutlicher zum Ausdruck kommt, Assyrern wie Persern die Herrschaft über ganz Asien zu (FGrH 688 F 1, 5).103 Wie bereits angedeutet, findet sich in den Königsinschriften der Achaimeniden kein Hinweis auf das Dreierschema von Weltreichen, allerdings ein universaler Herrschaftsanspruch, der alle bekannten Dimensionen sprengt und letztlich ein Anspruch auf die Durchsetzung einer göttlich legitimierten Weltherrschaft: So bestimmen die Inschriften in guter altorientalischer und wohl auch avestischer Manier die Herrschaft der Achaimeniden als eine gottgegebene universale Macht, die bis ans Ende des Erdkreises reicht, ist der König vom Gott in sein Amt eingesetzt worden, ist er als Herrscher Treuhänder der von Auramazda geschaffenen Erde und in diesem Sinne auch ein universaler Herrscher, der dem Gott Rechenschaft schuldet. Die Zeitlosigkeit der Inschriften lässt es als nicht notwendig erscheinen, dass der persische König von Auramazda einen ausdrücklichen Auftrag erhält, die ganze Erde in seinem Sinne zu unterwerfen. Entscheidend ist vielmehr die Darstellung des Ist-Zustandes, der eine universale Weltherrschaft unter göttlichem Schirm suggeriert. Freilich klaffen bei genauerem Hinsehen Anspruch und Realität auseinander. Allerdings müssen die Länderlisten nicht unbedingt nur solche Länder enthalten, die nun tatsächlich Reichsterritorien waren. Zumindest die dort genannten ‚Randvölker‘ bleiben so unbestimmt, dass wohl nicht nur moderne Historiker über deren genaue Lage und die damit verbundenen Grenzen rätseln. Natürlich war es dem König besonders wichtig, in erster Linie die Völker des Reiches in die Pflicht zu nehmen, auf ihr Wohlergehen zu achten und ihre Loyalität einzufordern (vgl. etwa DPg §§ 1–2), doch bleiben die Grenzen letztendlich vage. Dies gilt besonders für die Sakā / ‚Skythen‘ und die Yaunā / ‚Griechen‘, die beide – wohl nicht ohne Grund – nicht als jeweils ein ‚Volk‘ präsentiert, sondern auf Untergruppen aufgeteilt werden, über deren genaue Bestimmung sich die For100 ROLLINGER, The Western Expansion of the Median ‚Empire‘ (s. Anm. 59); ROLLINGER, Das Phantom des medischen ‚Großreiches‘ (s. Anm. 59). 101 J. WIESEHÖFER, Vom „oberen Asien“ zur „gesamten bewohnten Welt“. Die hellenistisch-römische Weltreiche-Theorie, in: M. DELGADO, K. KOCH, E. MARSCH (Hg.), Europa, Tausendjähriges Reich und Neue Welt. Zwei Jahrtausende Geschichte und Utopie in der Rezeption des Danielbuches (Studien zur christlichen Religions- und Kulturgeschichte, 1), Fribourg / Stuttgart, 2003, S. 66–83; J. WIESEHÖFER, Daniel, Herodot und „Dareios der Meder“: Auch ein Beitrag zur Idee der Abfolge von Weltreichen, in: R. ROLLINGER (Hg.), Von Sumer bis Homer. Festschrift für M. Schretter zum 60. Geburtstag am 25. Februar 2004 (Alter Orient und Altes Testament, 325), Münster, 2004, S. 647–653. 102 ROLLINGER, The Western Expansion of the Median ‚Empire‘ (s. Anm. 59). 103 Siehe zu Ktesias: WIESEHÖFER u.a., Die Welt des Ktesias (s. Anm. 35).

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schung nach wie vor den Kopf zerbricht.104 So betrachtet ist es keineswegs ausgeschlossen, dass nicht auch Hellas in irgendeiner Form in diesen Anspruch auf Weltherrschaft eingebunden war,105 wie auch die Frage offen bleibt, wie weit die mit den Sakā verbundene territoriale Kontrolle tatsächlich reichte. Andererseits scheinen die Großkönige zumindest politisch-ideologisch mit ihrer faktischen Herrschaft allein über Asien und Ägypten gut haben leben können (vgl. auch Hdt. 8,102). Nach dem Ende der Achaimenidenherrschaft muss sich, in ähnlich positiver Ausprägung wie bei Herodot, ein ‚Vier-Reiche-Schema‘ gebildet haben, wie es die vier Reiche im Buche Daniel (Dan 2: Babylonien–Medien–Persien–Griechenland / Makedonien, hier allerdings mit dem Wunsch nach Überwindung der bestehenden Verhältnisse verbunden) und das Fünfer-Schema der römischen Historiographie vermuten lassen. Allerdings ist die dort vorausgesetzte Abfolge Assyrien–Medien–Persien–Makedonien hellenistisch nicht belegt. Dennoch spricht viel dafür, dass die Seleukiden für die Erweiterung des Dreier-Schemas verantwortlich waren (und nicht etwa Alexander oder gar eine antihellenistische orientalische Opposition). Ab dem 1. Jh. v.Chr. (nach der Neuordnung des Ostens durch Pompeius; cf. Cass. Dio 37,21,2; Plut. Pomp. 45,5ff.) erscheint Rom als unbestrittenes fünftes Glied der Weltreichekette106 (Autor: Theophanes v. Mytilene?, Poseidonios?), auch wenn die Römer bereits vorher den Anspruch auf Weltherrschaft erhoben haben dürften (Pol. 1,2,2ff.) und Aemilius Sura ([1., nicht 2. Jh.] apud Vell. 1,6,6) und Pompeius Trogus (passim) den römischen Siegen über die Antigoniden eine entsprechende welthistorische Bedeutung zumessen möchten. Die orientalische Viererreihe, um Rom unter Anerkennung der bestehenden Verhältnisse und der Sonderstellung des kaiserzeitlichen Imperium Romanum (im Sinne einer ewigen Dauer) erweitert, ja geradezu um dieses letzten Reiches willen angelegt, findet sich später auch bei Tacitus (hist. 5,8), bei Appian (praef. 9), in der „Romrede“ des Aelius Aristides (26,91) sowie bei Claudian (de consulatu Stilichonis 3,159–166) und Rutilius Namatianus (1,81–92). Für Dionysios v. Halikarnass (passim), der die Namen der drei ersten Reiche von Herodot und Ktesias bezogen haben dürfte, sind die Antigoniden, nicht die Seleukiden, die von Rom, dem letzten und zugleich größten aller bisherigen Reiche, in ihrer Herrschaft abgelösten Makedonen. Bei Trogus, dem die Abfolge der imperia als Leitfaden seiner Historiae Philippicae dient und bei dem sich besonders prägnant die 104 ROLLINGER, Yaunā takabarā und maginnāta tragende ‚Ionier‘ (s. Anm. 73). 105 In dieser Frage sind Differenzen zwischen den beiden Autoren des Beitrages festzustellen: J.W. ist diesbezüglich skeptischer als R.R., vgl. J. WIESEHÖFER, Ein König erschließt und imaginiert sein Imperium: Persische Reichsordnung und persische Reichsbilder zur Zeit Dareiosʼ I. (522–486 v.Chr.), in: M. RATHMANN (Hg.), Wahrnehmung und Erfassung geographischer Räume in der Antike, Mainz, 2007, S. 31–40. 106 Genauso wie Assyrien an erster Stelle blieb, was ihm einen festen Platz in der antiken und späteren christlichen Betrachtung der Weltgeschichte sicherte: R. ROLLINGER, Assur, Assyrien und die klassische Überlieferung: Nachwirken, Deutungsmuster und historische Reflexion, in: J. RENGER (Hg.), Assur – Gott, Stadt, Land (Colloquien der Deutschen OrientGesellschaft, 5), Berlin, 2011, S. 311–345.

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Idee des imperium transferre findet, folgt den orientalischen Großreichen der Assyrer, Meder und Perser die Herrschaft Alexanders, der dem imperium Europae (Iust. 12,16,5) das imperium Asiae (11,14,6) hinzufügt und sich als erster zu Recht rex terrarum omnium et mundi (12,16,9) nennen lassen kann. Nach dem Streit seiner Nachfolger um regnum et imperia (13,1,8) und der Aufteilung des Gesamtreiches (15,4,10) treten die Römer (Rom als caput orbis: 43,1,2) und Parther die Nachfolge des imperium Macedonicum an (divisio orbis 20 v.Chr.: 41,1,1). Wie bereits betont, gründet auch das Viererschema des Buches Daniel (Dan 2) auf der traditionellen (herodoteischen) Dreierfolge; es ersetzt jedoch, bedingt durch jüdische Tradition und Geschichte, Assyrien durch Babylonien. Während in Dan 2 die eschatologische Hoffnung auf das endgültige Gottesreich nicht als dringlich empfunden wird (Datierung deshalb wohl vor den Auseinandersetzungen mit Antiochos IV.), ist die Vision der Tiere des Chaos in Dan 7 bereits stark durch ebendiese Hoffnung bestimmt. Dem (ursprünglich vielleicht nicht jüdischen) 4. Buch der Sibyllinischen Weissagungen (ca. 80 n.Chr. abgeschlossen) liegt das hellenistische ‚Vier-Reiche-Schema‘ (mit Assyrien als erster Macht) zu Grunde; im 3. Buch (2. oder ausgehendes 1. Jh. v.Chr.: Vv. 158–161) findet sich ein Achter- bzw. Zehnerschema ([Kronos]–Ägypter–Perser–Meder–Aithiopen– Assyrer–Makedonen–Ägypter–Römer– [Messian. Reich]). Bei Trogus fehlen die Idee einer höheren Legitimation der translatio und die Vorstellung einer von den historischen ‚Realitäten‘ losgelösten Herrschaft; seine Theorie erscheint als Verbindung zwischen einem Verlaufsmodell der Entwicklung von Herrschaften und Staaten, das an der Lehre vom naturgesetzlichen, dennoch aber menschlicher Einflussnahme offenstehenden Entstehen, Werden und Vergehen orientiert ist, und dem Gedanken der Abfolge von Weltreichen. Der Widerspruch zwischen der Koexistenz zweier zeitgenössischer Weltreiche (Rom, Parthien) und der ein einziges Weltreich voraussetzenden translatio imperii-Idee lässt sich bei Trogus dadurch auflösen, dass imperium (mit dem Zusatz terrarum oder orbis) für ihn WeltHerrschaft, nicht jedoch gleichzeitig Welt-Reich bedeutet haben kann. Zwischen dem paganen Vierer- bzw. Fünfer-Schema und den Belegen aus der jüdischapokalyptischen, rabbinischen und christlichen Literatur, die fast durchgängig am Vierersystem des Buches Daniel (mit anschließendem messianischem und/oder Gottesreich) orientiert sind, gibt es keine direkte Verbindung. Ebenso sind auch die Vermittlung des Gedankens des regna transferre durch Hieronymus (in von ihm übersetzten Texten des Alten Testaments [etwa Dan 2,21 und Sir 10,8] sowie in seiner Weltgeschichte) und seine Vorstellungen von Gott als dem Urheber, von Sünde und virtus als Ursachen der translatio, und die späteren christlichen Translationstheorien deutlich zu trennen von der trogischen Vorstellung. In der christlichen Universalhistorie der frühen Neuzeit fällt den Reichen der Assyrer und Babylonier einerseits sowie der Meder und Perser andererseits eine tragende Rolle im eschatologischen Schema der vier Monarchien zu. Die Geschichte der Ägypter und der Hebräer ist dem Monarchienschema untergeordnet, denn die beiden Völker gehörten nicht zu den erobernden Weltreichen, waren vielmehr durch diese dominiert worden. Dennoch fiel den Hebräern als Volk Gottes eine zentrale Rolle in der christlichen Geschichtstheologie zu. Den orientali-

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schen Völkern kam also aufgrund der Vorsehung eine dienende Rolle im göttlichen Heilsplan zu, der die jüdisch-christliche Tradition ins Zentrum der Universalhistorie stellte.

ÜBER DIE PERIODISIERUNG GRIECHISCHER GESCHICHTE IN DER GRIECHISCHEN HISTORIE Reinhold Bichler VORBEMERKUNGEN Die freundliche Einladung der Herausgeber dieses Bandes, zum Generalthema „Periodisierung und Epochenbewusstsein“ eine Betrachtung der Griechischen Geschichte bzw. der griechischen Historiographie beizusteuern, hieß, sich auf ein heikles Terrain zu begeben, und zwar in mehrfacher Hinsicht. Ein Geschichtsverständnis, das mit vertrauten Kategorien einer historischen Periodisierung nach Epochen verbunden ist, geht letztlich von der Annahme eines Globalsubjekts der Geschichte aus. Dieses wird als ein kohärentes, mehr oder minder geschlossenes Geschehen aufgefasst, dessen spezifischer Verlauf sich unter leitenden Aspekten nach Epochen gliedern lässt. Nach diesem Muster richtet sich auch unser übliches Verständnis Griechischer Geschichte. Doch wie immer auch eine Griechische Geschichte konzipiert wird, eignet dieser Konzeption ein entscheidendes Moment der Konstruktion, über dessen konkrete Ausformung sich keine Verbindlichkeit herstellen lässt. Es ist indes unvermeidbar, sich auf konventionelle Vorstellungen über das Sujet Griechische Geschichte und deren Periodisierung zu beziehen, wenn die Frage nach der Ausbildung eines Epochenbewusstseins und der Unterscheidung historischer Perioden in der griechischen Historiographie thematisiert werden soll. Doch dürfen die Unterschiede zwischen den Formen des Geschichtsverständnisses, die uns dabei begegnen, und den Kategorien, mit denen wir Geschichtsprozesse konzeptionell fassen, nicht verwischt werden. Die Konzeption einer nach Epochen gegliederten Griechischen Geschichte hat kein direktes antikes Äquivalent. Es lassen sich aber bestimmte Konvergenzen zu unseren traditionellen Vorstellungen über die Epochen der Griechischen Geschichte in den antiken Zeugnissen beobachten. Nun stellt die Historiographie freilich nur ein spezifisches Segment jener literarischen Überlieferungen dar, in denen sich ein Bewusstsein von Geschichte recht unmittelbar ausdrückt. Diese Überlieferungen setzten bereits mit dem Homerischen Epos ein, das in vielerlei Hinsicht Einfluss auf die Ausformung der klassischen Historiographie ausübte und sie mit einem Sujet konfrontierte, zu dem sie sich in Beziehung setzen musste: Es ist die Vorstellung einer heroischen Zeit, in deren Mittelpunkt der Trojanische Krieg steht. Bis in die Ära der Perserkriege hinein erwies sich kein anderes Geschehen, von dem die Dichter und Sänger der Griechen erzählten, so geeignet, als Gegenstand eines Bewusstseins gemeinsamer Geschichte zu wirken, wie dieser legendäre Krieg. Er bildete eine Art Kristallisa-

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tionskern, um den herum sich ein höchst komplexes Gefüge regionaler und überregional verbreiteter Geschichtstraditionen anordnete, und an diesem Überlieferungsgefüge musste sich dann auch die klassische Historiographie orientieren. Sie entwickelte zwar ihr eigenes Regelwerk und suchte ihren Wissenszugang vom tradierten mythisch-poetischen Zugang zu einer heroischen Vorzeit abzugrenzen, sah sich dabei aber vor die Aufgabe gestellt, den in ihrem Sinne faktischen Kernbestand dieser poetischen Tradition in ihr Geschichtsbild zu integrieren. Dieser Tradition gehört daher der erste Abschnitt der folgenden Betrachtung, die sinngemäß von der Ilias auszugehen hat. I DAS BILD DER VERGANGENHEIT VOR DEM ENTSTEHEN DER KLASSISCHEN HISTORIE I A Das Bild der heroischen Vorzeit in der epischen Überlieferung Wann und auf welchem Wege die Überlieferung vom Trojanischen Krieg entstanden ist, bleibt weitgehend ungeklärt und umstritten. Das Sujet war jedenfalls so bekannt, dass der Dichter bzw. die Dichter der Ilias ihrem Publikum – im späten 8. oder im frühen 7. Jahrhundert – eine höchst verfeinerte Erzählstruktur zumuten konnten, die mit ihren Rückblenden und Vorverweisen entlang der Hauptlinie der Erzählung ein dichteres Zeitgefüge der unmittelbaren Vergangenheit (bis zur Vorgeschichte des Krieges) und der nahen Zukunft (mit dem Tod Achills und dem Fall der Stadt) anordnet und zudem aus der Perspektive der Helden in eine für diese selbst ein paar Generationen zurückreichende Vergangenheit blicken lässt. Diese Vergangenheit erscheint in ihrem heroischen Aspekt imponierend und an sie können noch Zeichen im Raum wie Geländemarken oder Grabmäler erinnern, doch das Gedenken an sie ist brüchig. Die Distanz zwischen der Gegenwart der Helden und der Vorzeit ist durch ein Moment der Vergänglichkeit markiert, während diese Vorzeit im Normativen mit der Welt der Troja-Helden eng verbunden wirkt.1 Ein ähnliches Verhältnis besteht zwischen der Zeit der Troja-Helden und der Gegenwart der Dichter/Sänger und ihres Publikums: Es ist eine unbestimmte Vorzeitigkeit, die normativ auf die Gegenwart wirkt und die in ihrem sozialen und kulturellen Gefüge der aktuellen Lebenswelt durchaus nahe steht, freilich durch poetisch-fiktionale Verfremdung auch wieder andersartig erscheint: eine poetisch imaginierte Welt, in der das Leben der Götter und der sterblichen Helden noch engst miteinander verbunden ist. Gerade diese enge Verbindung, die in manchen Aspekten weit stärker an einschlägige altorientalische Literatur als an die aus später dokumentierten Ritualen und Kultmythen erkennbaren religiösen Anschauungen im archaischen Griechenland erinnert, bildet einen höchst charakteristischen Zug im Bild der epischen Welt. 1

Vgl. J. GRETHLEIN, Das Geschichtsbild der Ilias. Eine Untersuchung aus phänomenologischer und narratologischer Perspektive (Hypomnemata 163), Göttingen, 2006; vgl. bes. S. 151ff. und S. 163ff.

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Doch die Zeit der halbgöttlichen Menschen ist längst vergangen (vgl. bes. Ilias XII 22f.). Nur die Dichtung kündet von ihnen und bewahrt ihren Ruhm. Dass ein Geschlecht der Helden von einst auch in seinen leiblichen Nachfahren weiter fortlebt, bleibt, wie im Falle von Aeneas’ Nachfahren, die göttlichem Willen geschuldete Ausnahme (XX 303ff.).2 Eine bestimmte zeitliche Relation zwischen Trojas Fall und der Gegenwart des Dichters wird aber hier wie sonst nicht hergestellt. Das gilt auch für die epische Dichtung, die an die Ilias anschloss. Wohl lässt die Odyssee erkennen, dass die Kämpfe um Troja zur Zeit der Abenteuer ihres Helden bereits ein Stück Geschichte waren. Als Odysseus nach langen Irrfahrten die phantastische Insel der Phäaken erreicht, war der Ruhm seiner Taten schon vor ihm angekommen, denn beim Bankett trägt der Sänger die Geschichte vom Trojanischen Pferd vor (vgl. bes. 8, 487ff.). Ein guter Sänger bringt immer auch das Neueste (vgl. 1, 351f.). Während sich die Kunde von den legendären Ereignissen der heroischen Vorzeit mit dem Handwerk der Dichter und Sänger rasch verbreitete, blieb das gedachte zeitliche Verhältnis zwischen der Gegenwart des Dichters und der von ihm besungenen Welt weiterhin vage.3 Allerdings erweiterte und verfeinerte sich mit der Kultivierung epischen Dichtens in der homerischen und nachhomerischen Zeit das chronologische Gefüge innerhalb der heroischen Vorzeit, in dessen Zentrum der Fall Trojas steht. Die Zeugnisse über den so genannten Epischen Zyklus sind freilich karg, und es herrschen erhebliche Meinungsunterschiede nicht nur über die genauere Datierung der nur mehr aus spät bezeugten und sehr knappen Inhaltangaben bekannten Texte, sondern auch in der Frage, wieweit diese Texte einer von Ilias und Odyssee eher unberührten Tradition der epischen Dichtung zuzuordnen sind4 oder doch bewusst rund um die zwei „homerischen“ Großwerke konzipiert und angeordnet wurden.5 Jedenfalls stehen die beiden in ihrer literarischen Qualität singulären Großepen keinesfalls allein für die intensivere Ausformung einer in den griechischen Gemeinwesen des 7./6. Jahrhunderts nun zunehmend verbreiteten Vorstellung von einer heroischen Vorzeit.

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Ob damit ganz konkret eine Brücke von der heroischen Zeit bis in die Gegenwart des Dichters geschlagen werden soll – etwa zum Ruhme eines regionalen Herrscherhauses (vgl. Strabon XIII 1, 52 p. 607) –, bleibt ungewiss. Wenn sich Odysseus seiner Schätze rühmt, die gut und gerne zehn Generationen lang reichen könnten, um den einen oder anderen Mann zu ernähren (14, 325; vgl. 19, 294), so deutet der Dichter an, dass sein Held vor langer, langer Zeit lebte. Doch ein Datum für den Krieg – nach Generationen gerechnet – gibt die Odyssee nicht. Vgl. J.S. BURGESS, The Tradition of the Trojan War in Homer and the Epic Cycle, Baltimore, London, 2002. Vgl. die diesbezügliche Übersicht bei J. LATACZ, Epischer Zyklus, in: Der Neue Pauly 3, 1997, Sp. 1154–1156.

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I B Die heroische Vorzeit und ihr Verhältnis von Nähe und Distanz zur Gegenwart im Licht der nachhomerischen Literatur Vor dem Bild der heroischen Vorzeit war die Gegenwart zu bemessen. Und da öffnete sich ein recht breiter Raum für unterschiedliche Auffassungen. Die theologisch-kosmologisch orientierte, um strenge Ordnung bemühte Dichtung Hesiods und seiner Nachfolger betonte die tiefe Kluft, welche die heroische Vorzeit von ihrer Gegenwart trennt. Die durch die Kenntnis orientalischer Mythen inspirierte Ordnung, nach der Hesiod die göttlichen Gestalten und Kräfte, die auf die Welt und das Leben der Menschen einwirken, in seiner Theogonie zu begreifen sucht, schuf nicht nur Raum für eine genealogisch gegliederte Abfolge göttlicher Herrschaft. Seine Konzeption, nach der Zeus’ auf Gewalt beruhende Herrschaft schließlich durch ihre Bindung an Normen legitimiert wird, gewann eine entwicklungsgeschichtliche Dimension. Mit dem Geschlechter-Mythos in den Erga wird nun auch die Betrachtung der Menschheit in eine zeitliche Relation zur Göttergeschichte gesetzt6 und ein Gegenwartsbewusstsein zum Ausdruck gebracht, das sich qualitativ wie zeitlich gesehen weit von der Vorzeit entfernt weiß. Jetzt lebt ein Geschlecht aus Eisen, das fünfte, das die Götter schufen. Es ist mit Mühe und Sorge beladen und auf die Hoffnung angewiesen, durch ein rechtliches Leben zu einem guten Geschick zu finden. Vormals aber lebte ein Geschlecht anderer Art, „ein herrliches Geschlecht von Heroen, die man Halbgötter nennt, unsere Vorgänger auf der unendlichen Erde“. Seine Angehörigen waren längst in Kriegen untergegangen, sei es vor Theben, sei es vor Troja. Nur einige Auserwählte leben noch, auf den Inseln der Seligen, fernab der Welt (Erga 154–172).7 Mit seiner Verankerung der heroischen Zeit in der vorletzten Periode seines fünf Perioden umfassenden Sukzessions-Mythos markiert Hesiod eine Zäsur zwischen der Zeit der Heroen bzw. der Halbgötter, von denen die epische Dichtung grandios erzählt, und der qualitativ anderen Zeit des Eisernen Geschlechts, dem sich die Gesellschaft, in der er sich bewegte, zugehörig fühlen musste. Durch die katalogartige Dichtung seiner Nachfolger wurde diese Zäsur verdeutlicht. Nach dem Trojanischen Krieg und all dem Verderben, das er mit sich gebracht hatte, beschloss Zeus, das Geschlecht der Halbgötter auszulöschen und fortan auf strikte Trennung zu achten: Götter und Sterbliche sollten sich nicht mehr in sexuellem Verlangen vereinen und gemeinsame Kinder bekommen (Fragment 101ff. MERKELBACH, WEST).8 In ihrer Breitenwirkung erwies sich freilich die mit Homers Namen verbundene epische Vergegenwärtigung der heroischen Vergangenheit als weit mächtiger als Hesiods Perspektive, in der die Distanz zu dieser Vorzeit stärker akzentuiert ist. Die Kunst epischer Dichtung und Rezitation blühte bis in die spätarchai6 7 8

Das silberne Geschlecht wird noch unter Kronos’ Herrschaft in die Welt gesetzt, aber bereits von Zeus von der Erde getilgt. Übersetzung nach O. SCHÖNBERGER, Hesiod, Werke und Tage. Griechisch / Deutsch, Stuttgart, 1996. Übersetzung bei: Hesiod. Werke in einem Band, übers. v. L. HALLOF, K. HALLOF, Berlin, Weimar, 1994.

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sche Zeit und sie verschrieb sich – soweit uns das die spärlichen Nachrichten erkennen lassen – auch spezifisch regionalen Anliegen.9 Zudem wurde schon in hocharchaischer Zeit mit der lyrischen Dichtung für Chöre eine neue Art der Performance entwickelt, in der Konflikte und Begebenheiten der mythischen Vorzeit höchst wirkungsvoll musikalisch gestaltet in Szene traten. Der Effekt, mit einer solchen Inszenierung den Glanz der heroischen Zeit auf einen gegenwärtigen Auftraggeber zu lenken und ihm zu vergleichbarem Ruhm zu verhelfen, ließ sich dabei auch als Chance des Dichters auf Nachruhm nutzen.10 Daneben entstanden unter Homers Namen tradierte Hymnen, die bei Festen und Wettkämpfen zu Ehren der Götter gesungen wurden und die Zeiten in Erinnerung riefen, als die Götter noch auf Erden weilten und sich selbst um die Stätten ihrer künftigen Verehrung kümmerten, wie Apollon in Delphi oder Demeter zu Eleusis. So wurde die poetische Vergegenwärtigung einer mythisch-heroischen Zeit mit ihrer engen Interaktion von Göttern und Sterblichen zu einem Gemeinbesitz griechischer Kultur, über die unterschiedlichen Regionen und die vielen staatlichen Gemeinschaften hinweg. Auf diese Vorzeit ließen sich Erfahrungen der Gegenwart bzw. der jüngeren Vergangenheit in unterschiedlicher Weise beziehen. Wenn im Fall bedeutender Heiligtümer Hymnen die Ursprungsgeschichte bestehender Institutionen in Erinnerung rufen, so wird der Traditionsbezug als Verpflichtung, Kontinuität zu wahren, erlebt. Der Hymnus auf den Delphischen Apollon zeigt nun, dass die in einer jüngeren Vergangenheit erlebte Veränderung in der Organisation des Heiligtums dazu herausforderte, den Kontinuitätsanspruch an diese Erfahrung anzupassen: Die Gottheit selbst prophezeite einst diese Veränderung als ferne Zukunft (V. 540ff.). Zwischen der mythischen Gründungsgeschichte und dem angedeuteten Verweis auf die jüngere Vergangenheit wird aber kein „geschichtlicher“, auf Ereignisfolgen beruhender Zusammenhang hergestellt. Das könnte den Vergleich mit dem Modell aus der anthropologischen Erforschung oraler Traditionsbildung nahelegen, demzufolge sich ein zeitlich unbestimmtes Floating Gap11 zwischen mythischen Gründungsgeschichten und der tradierten Erinnerung an eine jüngere Vergangenheit erstreckt, eine Kluft, die nur durch dünne genealogische Linien überspannt wird, während die beiden dadurch geschiedenen Zeiträume jeweils mit dichteren Erzählungen ausgefüllt werden. Der erwähnte Hymnus passt freilich nur

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Es geht nicht nur um die viel behandelte Homer-Inszenierung im Athen der Peisistratiden, sondern auch um Dichtungen wie die Korinthiaka des Eumelos oder die weiter nicht bekannten Naupaktika. Vgl. dazu A. LESKY, Geschichte der griechischen Literatur, 3. Aufl., Bern, München, 1971, S. 130f. 10 Das zeigt ein Fragment der Chorlyrik des Ibykos aus Rhegion, das an Polykrates von Samos adressiert ist, besonders hübsch: „So wirst auch Du, Polykrates, Ruhm, der nicht schwindet, besitzen, wie und woferne im Lied lebt auch mein Ruhm“ (F 282 Z. 47f. PGM); Übersetzung nach J. LATACZ (Hg), Die griechische Literatur in Text und Darstellung I: Archaische Periode, Stuttgart, 1991, Ibykos F 5. 11 Vgl. zum Begriff J. VANSINA, Oral Tradition as History, London, Nairobi, 1985, bes. S. 23f. und S. 168f.

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bedingt zu diesem Schema. Als besser geeignete Vergleichsobjekte erweisen sich da Zeugnisse der elegischen Dichtung. I C Die Verknüpfung von heroischer Vorzeit und naher Vergangenheit in der Literatur der archaischen und frühklassischen Zeit Das Bedürfnis konkurrierender Gemeinwesen und elitärer Familien, sich ihrer jeweils besonderen Traditionen und Ursprünge zu versichern und ihr Prestige dadurch zu steigern, dass sie ihre Herkunft von bekannten Orten und Gestalten der heroischen Vorzeit ableiteten, bedingte die laufende Anpassung bestehender Traditionen an neue Vorgaben. Damit entstand in nachhomerischer Zeit eine Vielfalt an Spekulationen über Wanderungen von kleineren und größeren ethnischen Verbänden wie von einzelnen Heroen, die es möglich machten, die Gründungsgeschichten von Siedlungen und Heiligtümern auf berühmte Ursprünge anderenorts zurückzuführen. Die höchst fragmentarische Überlieferung der nachhomerischen Literatur birgt naturgemäß nur mehr geringe Spuren, die diese Mythenbildung über die Zeit der Wanderungen hinterlassen hat, sodass wir oft erst ihre späteren, an neue politische Konstellationen und Ansprüche angepassten Formen kennen lernen. Doch vermitteln immerhin einige Fragmente der früh- und hocharchaischen Dichtung ein Bild davon, wie sich das Gedenken an mythische GründungsTraditionen und die mahnende Erinnerung an eine nahe Vergangenheit in einer Art und Weise verknüpfen lassen, die nun auch dieser nahen Vergangenheit ein – allerdings in seinem Umfang noch sehr beschränktes – Eigenrecht auf poetische Memoria gibt. So zeigt ein Fragment der Elegien des Tyrtaios bereits den Anspruch von Spartas Königsfamilien, direkt von Herakles’ Nachfahren abzustammen, die – eine gewisse Zeit nach dem Trojanischen Krieg – in die Peloponnes als ihre ursprüngliche Heimat zurückgekehrt wären.12 Dabei benutzt der Dichter ein kollektives Wir und bezeichnet pauschal Spartas Männer als Herakles’ Geschlecht (vgl. F 2 Z. 1 und Z. 12ff. WEST). Dieses Wissen um eine gemeinsame Deszendenz aus „mythischer“ Zeit verknüpft sich nun mit der Erinnerung an die Eroberung Messeniens in der Zeit der Großväter, deren Beispiel in einer Zeit aktueller Not um die Bewahrung des Eroberten vor Augen geführt wird (F 5 WEST). Ob diese zwei unterschiedlichen Bezugspunkte des Gedenkens in einem Gedicht vereint wurden, ist umstritten,13 aber für die Frage nach dem Geschichtsbild von geringerem Gewicht. Eine ähnliche Situation besteht bezüglich der Dichtung des 12 Zur sukzessiven Ausformung des Mythos von der Rückkehr der Herakliden vgl. F. PRINZ, Gründungsmythen und Sagenchronologie (Zetemata 72), München, 1979, S. 206ff.; Ch. ULF, Griechische Ethnogenese versus Wanderungen von Stämmen und Stammstaaten, in: Ch. ULF (Hg.), Wege zur Genese griechischer Identität. Die Bedeutung der früharchaischen Zeit, Berlin, 1996, S. 240–280, bes. S. 251ff. 13 Vgl. zu dieser Frage E.L. BOWIE, Ancestors of Historiography in Early Greek Elegiac and Iambic Poetry?, in: N. LURAGHI (Hg.), The Historian’s Craft in the Age of Herodotus, Oxford, 2001, S. 45–66, S. 46f.

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Mimnermos. Von ihm ist die narrative Langform einer Elegie bezeugt, in der unter anderem die Kämpfe der Smyrnäer gegen die Lyder zu König Gyges’ Zeit besungen wurden. Davon ist wenig erhalten. Aber der Dichter hat – ob nun innerhalb dieser Smyrneis oder nicht, ist ungewiss – unter anderem sechs Verszeilen hinterlassen, in denen er, wiederum mit einem kollektiven Wir,14 an die Ursprünge der Siedler von Smyrna erinnert: Sie waren aus Kolophon gekommen, einer Gründung von Auswanderern, deren Herkunft Mimnermos direkt mit Pylos in Messenien, der Heimat des Homerischen Helden Nestor, verbindet (F 9 W EST).15 Die elegische Dichtung der früharchaischen Zeit verbindet also zwei zeitliche Aspekte unterschiedlicher Art, deren Spannungsverhältnis noch das spätere Geschichtsbild der griechischen Historiographie prägen sollten: den Rückbezug auf Ursprünge in einer heroischen Vorzeit und die Erinnerung an herausragende Taten und Geschehnisse der jüngeren Vergangenheit, die im Bewusstsein der Gegenwart noch lebendig waren. Diese Verbindung besteht nicht nur in einem richtungweisenden Bezug des Einst auf das Jetzt. Sie wird fallweise auch durch direkte genealogische Deszendenz-Ansprüche verdichtet. Die Erwartung aber, konkret ausgeführte und damit potentiell für ein chronologisches, nach Generationen rechnendes Interesse nutzbare Genealogien vorzufinden, muss enttäuscht werden. Und das gilt nun auch noch weithin im Blick auf die Literatur der hoch- und spätarchaischen Zeit. Eine Systematisierung des Wissens um die genealogischen Verflechtungen in der mythisch-poetischen Tradition und deren Musterung nach Rationalitätskriterien, wie sie vermutlich am Vorabend des Ionischen Aufstands durch Hekataios von Milet im damals jungen Medium des gelehrten Prosa-Traktats vorgestellt wurden, musste sich schon durch die Überlieferung bedingt auf die heroische Vorzeit und die an sie angeschlossene Zeit der Wanderungen konzentrieren. Da nur eine geringe Zahl an Zitaten aus seinen Genealogien erhalten ist, lassen sich schwer definitive Aussagen über die Reichweite von Hekataios’ Blick auf die Vergangenheit treffen. Es bleibt auch fraglich, ob und wieweit Hekataios überhaupt konkret ausgeführte genealogische Linien von dieser Frühzeit herab in seine Gegenwart gezogen hat. Auch im Falle der aus späteren Zeugnissen bekannten spartanischen Königsgenealogien steht keineswegs fest, dass sie schon Hekataios gekannt oder benutzt hat.16 Allein eine bei Herodot (II 143) ausgeführte, durchaus ironisch wirkende Szene aus Hekataios’ Leben setzt voraus, dass er selbst seine Abstammung

14 „…the ‚we‘ projected into the past defines the perspective“; so W. RÖSLER, Mnemosyne in the Symposion, in: O. MURRAY (Hg.), Sympotica. A Symposium on the Symposion, Oxford, 1990 (paperback 1994), S. 230–237, S. 235. 15 RÖSLER, Mnemosyne in the Symposion (s. Anm. 14), S. 235, ordnet das gegenständliche Fragment nicht der Smyrneis zu. BOWIE, Ancestors of Historiography (s. Anm. 13), S. 48f., zieht dagegen eine Zugehörigkeit zur Smyrneis in Betracht, räumt aber ein: „it could well be part of a sympotic elegy“. 16 Vgl. dazu A. GIOVANNINI, La guerre de Troie entre mythe et histoire, Ktema 20, 1995, S. 139–176, S. 140ff.

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in der 16. Generationen auf göttliche Ursprünge zurückgeführt hat.17 Das wäre der erste Fall einer – nach Generationsfolgen durchgeführten – Berechnung der Distanz zwischen der Zeit, als noch die Götter Menschenkinder gezeugt oder geboren haben, und der erlebten Gegenwart. Offen bleibt, ob Hekataios eine mit Namen konkretisierte Ahnenliste geboten hat. Die Zeugnisse für solche Listen sind nicht gerade reich gesät. Akusilaos v. Argos, dem die Ehre widerfuhr, gleich als Nr. 2 hinter Hekataios in Jacobys Historikerfragmente aufgenommen zu werden, dürfte seine Mythen-Genealogien überhaupt nicht an die jüngere Zeit angebunden haben.18 Für Pherekydes aus Athen, der einige Zeit nach Hekataios an einer Systematisierung der Mythen-Chronologie arbeitete und Jacobys Nr. 3 darstellt, ist zumindest eine lange genealogische Liste überliefert (FGrHist 3 F 59). Sie führt die Vorfahren des Marathon-Siegers Miltiades und seines Sohnes Kimon bis auf den Troja-Kämpfer Ajas zurück.19 Die Liste passt ganz gut zu Hekataios’ Zeitkalkül, denn der Trojanische Krieg würde demnach rund 15 Generationen vor dem Ionischen Aufstand anzusetzen sein.20 Anders steht es dagegen um ein Festgedicht Pindars aus dem Jahr 462 v.Chr. für das Königshaus in Kyrene, in dem das Geschlecht Arkesilaos’ IV. an die Nachfahren des Argonauten Euphemos angeschlossen wird.21 Pindar bezieht sich darin auf eine Generationenzählung, nach der die großen Abenteuer der Heroenzeit (die Argonauten-Geschichte spielt rund eine Generation vor dem Trojanischen Krieg) in eine zeitlich weit größere Distanz zurückverlegt werden, denn er 17 Vgl. zum fiktiven Charakter von Herodots Szenario S. WEST, Herodotus' Portrait of Hecataeus, Journal of Hellenic Studies 111, 1991, S. 144–160, bes. S. 152; R. BICHLER, Herodots Welt. Der Aufbau der Historie am Bild der fremden Länder und Völker, ihrer Zivilisation und ihrer Geschichte. Mit Anlagen von Dieter FEIL und Wido SIEBERER (Antike in der Moderne), Berlin, 2000, S. 179f. Dass die Hekataios-Szene authentisch sei, verficht etwa L. BERTELLI, Hecataeus: From Genealogy to Historiography, in: LURAGHI (Hg.), The Historian’s Craft (s. Anm. 13), S. 67–94, S. 91ff. mit Anm. 78. 18 Vgl. K. VON FRITZ, Die Griechische Geschichtsschreibung. Von den Anfängen bis Thukydides, 2 Bde. (Text und Anmerkungen), Berlin, 1967, Bd. I, S. 80ff. 19 Vgl. dazu A. MÖLLER, Der Stammbaum der Philaiden. Über Funktionen der Genealogie bei den Griechen, in: M. FLASHAR, H.-J. GEHRKE, E. HEINRICH (Hg.), Retrospektive. Konzepte von Vergangenheit in der griechisch-römischen Antike, München, 1996, S. 17–35. 20 Ein zweiter Fall bleibt problematisch. Pherekydes hätte nach einem Zeugnis des Arztes Soranos aus der römischen Kaiserzeit neben Eratosthenes und Apollodoros, die beide viel später wirkten als Pherekydes, seinen Anteil an einem genealogischen Schema, das den berühmten Arzt Hippokrates in 19. und 20. Generation auf Asklepios und Herakles zurückführte; FGrHist 3 F 59. Doch besteht wenig Zweifel daran, dass Hippokrates ein gutes Stück jünger war als Pherekydes und dieser also kaum eine Liste der Nachfahren des Asklepios bis zu Hippokrates herab entwickelt haben konnte; vgl. dementsprechend den Kommentar bei JACOBY, FGrHist I (1928), 409f. Vgl. auch R. THOMAS, Oral Tradition and Written Record in Classical Athens, Cambridge, 1989, S. 155ff., bes. S. 159. 21 “Pythian 4’s interweaving of heroic myth with a historical founding legend grounds the remote past in the present, and vice versa”; Ch. SEGAL, Pindars Mythmaking: The Fourth Pythian Ode, Princeton, 1986, S. 180. Zur Entwicklung des Argonauten-Mythos vor Pindar vgl. B.K. BRASWELL, A Commentary on the Fourth Pythian Ode of Pindar, Berlin, New York, 1988, S. 6ff.

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setzt den Begründer der Battiaden-Dynastie in die 17. Generation nach den Argonauten und registriert Arkesilaos (IV.) als den achten Regenten dieses Geschlechts (Pythien IV 9ff., 59ff.). Pindar dürfte sich mit diesem Kalkül auf eine Tradition bezogen haben, in der die Ahnenlisten der beiden Königsfamilien Spartas das mythenchronologische Gerüst bildeten, zumal Sparta auch in den Gründungsmythen von Kyrene eine Rolle spielt. Nachweislich erfassen wir diese Königsgenealogien Spartas freilich erst bei Herodot (VI 52,1; VII 204; VIII 131,2). Sie bleiben in dessen Historien die einzigen konkret ausgeführten genealogischen Linien zwischen der heroischen Vorzeit und bedeutenden hellenischen Geschlechtern.22 Auch sonst bleibt die Suche nach derartigen Ahnen-Listen aus der klassischen Zeit recht unergiebig.23 Bedingt durch den misslichen Überlieferungszustand bleibt auch das Ausmaß schwer abzuschätzen, in dem die narrative Dichtung der spätarchaischen und frühklassischen Zeit Gründungstraditionen und „Zeitgeschichtliches“ stärker miteinander verbunden hat, abgesehen von genealogischen Traditionsansprüchen. Ein Schlaglicht auf die Entwicklung eines Geschichtsbilds, in dem die mythische Gründungszeit in einen gleichwertigen Bezug zu einer Gründungstradition aus einer jüngeren, aber auch schon eine Reihe von Generationen zurückliegenden Vergangenheit gestellt wird, werfen immerhin Pindars bereits erwähnte Siegeslieder für Arkesilaos IV. von Kyrene. Der Dichter konnte Traditionen nutzen, die es ihm ermöglichten, die Geschichte der Argonauten, von denen sich die Battiaden herleiteten, in eleganter Weise auf die Geschichte des Stadtgründers zu beziehen und Zeit und Anlass des Festgedichts in das Gesamtgefüge einzubinden (Pythien IV und V). Die Geschichte der letzten Generationen vor Arkesilaos IV. wird hingegen nicht beleuchtet. Sie war auch schlechter dazu geeignet, in einem festlichen Chorwerk in Erinnerung gerufen zu werden. Im passenden Fall konnten sich solche Chorwerke auch auf das Beispiel eines Ereignisses aus jüngerer Vergangenheit beziehen, das in fremden Regionen spielt und in keinem Handlungszusammenhang mit Ort und Zeit des Festgedichts steht. So spendete Pindars Konkurrent Bakchylides dem todkranken Stadtherrn von Syrakus, Hieron, mit der Erzählung Trost, wie vormals der Lyder-König Kroisos auf wunderbare Weise vom drohenden Tod auf dem Scheiterhaufen bewahrt und zum Volk der frommen Hyperboreern entrückt wurde (Epinikien III 22ff.). Pindar 22 Herodot scheint aus den beiden Königsgenealogien nicht viel an chronologischem Nutzen gezogen zu haben. Vgl. GIOVANNINI, La guerre de Troie entre mythe et histoire (s. Anm. 16), S. 144f. L. THOMMEN, Lakedaimonion Politeia. Die Entstehung der spartanischen Verfassung (Historia Einzelschriften 103), Stuttgart, 1996, S. 25, Anm. 3, erwägt die Möglichkeit, dass Herodot die Listen erst durch Hellanikos kennen gelernt haben könnte. 23 Auch Hellanikosʼ Zeugnis über die Abkunft des Andokides von Odysseus und Telemachos (FGrHist 4 F 170 = FGrHist 323a F 24) bleibt vage. Es gilt als unwahrscheinlich, dass Hellanikos eine volle Genealogie gab. Vgl. THOMAS, Oral Tradition and Written Record (s. Anm. 20), S. 155ff., bes. S. 159. Einen anders gelagerten Fall stellt die epigraphisch erhaltene Ahnenliste des Heropythos aus Chios dar. Sie zählt 14 Vorfahren des Heropythos namentlich auf, ist aber weder an Götter oder Heroen angebunden noch anderweitig mit bekannten Mythengenealogien verzahnt. Vgl. dazu THOMAS, Oral Tradition and Written Record (s. Anm. 20), S. 159 mit Anm. 9; MÖLLER, Der Stammbaum der Philaiden (s. Anm. 19), S. 21.

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selbst hatte noch kurz zuvor Hierons Ruhm für die Zukunft festgeschrieben, indem er seine Schlachtenerfolge bei Kyme und Himera den bereits legendären Siegen der Hellenen bei Salamis und Plataiai zur Seite stellte und ihm bescheinigte, auch er habe Hellas aus schwerer Knechtschaft errettet (Pythien I 75–80). Bezeichnenderweise genügen Pindar dabei kurze Verweise, die keiner näheren Ausführung bedürfen. Die Ereignisse im Westen waren in der Region geläufig. Der Ruhm der Abwehrerfolge gegen Xerxes’ Heer aber hatte bereits panhellenische Dimensionen gewonnen und Pindar konnte darauf aufbauen.24 Damit wird eine neue Form des geschichtlichen Bewusstseins manifest, die in der Dichtung der archaischen Zeit noch nicht begegnet. Diese gab zwar durchaus einer kritischen Betrachtung gegenwärtiger Zustände Raum, bot auch die Möglichkeit, wie etwa im Falle Solons, das eigene politische Wirken auf rechte Weise zu bedenken. Was dabei an „Zeitgeschichte“ sichtbar wird, bietet sich aber einer rückschauenden Historie recht fragmentarisch, auf regionale oder lokale Perspektiven begrenzt und ohne narrative Geschlossenheit dar. Letzteres ist allein schon durch den fragmentarischen Zustand der Überlieferung bedingt. Doch hatte auch die antike Historiographie späterer Generationen, der noch ungleich mehr an Überlieferung zu Gebote stand, ihre Mühe damit, die uns als „archaisch“ geltende Epoche zu behandeln und die unterschiedlichen Traditionen, auf die sie noch zurückreifen konnte, entsprechend zu vernetzen.25 Denn dem Bewusstsein von einer gemeinsamen heroischen Vorzeit konnte in der vielfältigen Welt der griechischen Gemeinwesen und Bünde, die keiner zentralen Herrschaft unterstanden und in ihrem Kernraum lange Zeit hindurch auch keiner externen Bedrohung ausgesetzt waren, kein äquivalentes Bewusstsein einer gemeinsam erlebten aktuellen „Geschichte“ entsprechen. Kriegsereignisse wie die erstmalige Unterwerfung der widerständigen ionischen Städte unter die persische Herrschaft konnten selbstverständlich im Kreis der Betroffenen zu einem festen Bezugspunkt gemeinsamer Erinnerung auch außerhalb des regionalen Kontexts werden (vgl. Xenophanes F 13 GENTILI-PRATO), aber in eine panhellenische Dimension wurde erst die Abwehr des Großangriffs von Xerxes Heer 480 / 479 durch die zeitgenössische Dichtung gerückt. So zeugen die Fragmente aus den Siegesliedern des Simonides, die zeitlich offenbar sehr dicht an die Ereignisse anschlossen, von einer neuen Intensität des 24 Von der Bedeutungsgleichheit der Schlachten führte ein Weg zur synchronistischen Angleichung und weiter zur (Re-)Konstruktion einer gemeinsam geplanten Bedrohung. Vgl. BICHLER, Herodots Welt (s. Anm. 17), S. 330ff. 25 Das Beispiel des Lelantischen Krieges zeigt das Bemühen, aus relativ dürftigen Spuren der Tradition nach und nach ein Großereignis von weit überregionaler Bedeutung zu erschließen. Vgl. die exemplarische Dekonstruktion dieser Überlieferung bei D. FEHLING, Zwei Lehrstücke über Pseudo-Nachrichten (Homeriden, Lelantischer Krieg), Rheinisches Museum N.F. 122, 1979, S. 193–210. Extrem optimistisch in Sachen Faktizität der späteren Tradition geht dagegen V. PARKER, Untersuchungen zum Lelantischen Krieg und verwandten Problemen der frühgriechischen Geschichte (Historia-Einzelschriften 109), Stuttgart, 1996, ans Rekonstruktions-Werk, vorsichtiger K. TAUSEND, Amphiktyonie und Symmachie. Formen zwischenstaatlicher Beziehungen im archaischen Griechenland (Historia Einzelschriften 73), Stuttgart, 1992, S. 137ff. Vgl. auch unten Anm. 59.

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Bezugs der heroischen Zeit auf die Kämpfe der Gegenwart. Die Helden bei Plataiai und die Helden vor Troja haben sich in einer analogen Situation bewährt und dementsprechend Rühmenswertes vollbracht.26 Noch imposanter vom Effekt der poetischen Inszenierung, aber weniger geeignet, panhellenische Gefühle zu evozieren als vielmehr Athens Selbstbewusstsein zu stimulieren, war die Verarbeitung des Perserkriegsgeschehens in der damals erst aufblühenden Tragödiendichtung, die das gegenwärtig Errungene und Erlittene in mythische Dimensionen rückte. Aischylos’ Persern aus dem Jahr 472 und ihrer Monumentalisierung des Erfolgs von Salamis aus der fingierten Perspektive des geschlagenen Aggressors sind die uns verlorenen, gleichfalls in der persischen Residenzstadt Susa spielenden Phönizierinnen des Phrynichos vorangegangen. Aus dieser Perspektive konnte der sinnstiftenden Funktion der Tragödie Rechnung getragen und der Erfolg der eigenen Seite gewürdigt werden.27 Dabei sollte nicht übersehen werden, dass uns Herodot noch eine Nachricht über die tiefe Betroffenheit bewahrt hat, die Jahre zuvor Phrynichos’ Drama über den Fall Milets im Zuge der Niederwerfung des Ionischen Aufstands am Aufführungsort Athen ausgelöst hatte. Athen hatte diesen Aufstand anfangs unterstützt, dabei aber einen peinlichen Misserfolg erlitten. Der Dichter wurde nun nach Herodots Bericht (VI 21) mit einer Geldbuße bestraft, weil er ein Übel, dass die eigene Seite erlitt, in Erinnerung gebracht hatte. Der weitere Gebrauch des Stücks wurde untersagt. Es scheint also, dass die Wahl zeitgeschichtlicher Ereignisse als unmittelbares Sujet dramatischer Gestaltung in der Perserkriegsära nahe lag, später dann aber nicht mehr in Frage kam und gegenwartsbezogene Themen fortan in einer Szenerie aus mythischer Vergangenheit behandelt wurden. Nun stellte die kurze Phase der „historischen“ Tragödienstoffe zwar eine Bedeutungs-Analogie zwischen zeitgeschichtlichen Ereignissen und der heroischen Vergangenheit her, doch blieb die dramatische Darstellung von kurzen Rückblenden abgesehen (vgl. Perser 765ff.), völlig auf die noch gegenwärtige Vergangenheit bezogen. So bedeutungsvoll die Tragödie daher – abgesehen von bestimmten stofflich-thematischen Vorgaben – für die Entwicklung der Historie Herodots werden sollte, in der sich das Handeln und Scheitern der Mächtigen in einer Weise vollzieht, die an die Metapher von der historischen Bühne gemahnt,28 so unterscheidet sie sich doch durch die Wahrnehmung des Wandels in der Zeit und des damit verbundenen Ausdrucks eines Epochenbewusstseins sensu lato. Die Integration der heroischen Zeit in ein chronologisches Kontinuum hin zur jüngeren Vergangenheit und zur Gegenwart bei gleichzeitiger Thematisierung unterschied-

26 Vgl. generell: D. BOEDEKER, D. SINGER (Hg.), The New Simonides. Contexts of Praise and Desire, Oxford, 2001; BOWIE, Ancestors of Historiography (s. Anm. 13), S. 54ff. 27 “Die beiden Perser-Stücke hatten zu Athen wenigstens im Raum die Distanz, die die mythischen in der Zeit einhielten. Beide spielen … in Susa“; Ch. MEIER, Die politische Kunst der griechischen Tragödie, München, 1988, S. 76. 28 J. SCHULTE-ALTEDORNEBURG, Geschichtliches Handeln und tragisches Scheitern. Herodots Konzept historiographischer Mimesis (Studien zur klassischen Philologie), Frankfurt a.M., 2001, S. 125 – 210.

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licher Möglichkeiten der Erkenntnis über Geschehnisse und Leistungen der Vergangenheit wurde zu einer Herausforderung für die klassische Historiographie. Wieweit die Beschäftigung mit vergangenen Zeiten im Schrifttum von Herodots älteren und jüngeren Zeitgenossen nun diesen Bogen spannte, inhaltlich ausfüllte und den Stoff dabei chronologisch gliederte, bleibt, durch den misslichen Überlieferungszustand bedingt, schwer abzuschätzen. So wirken die über 7000 Verse, in denen Panyassis, ein Onkel oder älterer Cousin Herodots, Ionika dargestellt haben soll, schemenhaft.29 Auch im Falle von Herodots Zeitgenossen Ion von Chios und dessen Werk über die Gründungsgeschichte der Heimatstadt bleibt es hinsichtlich ihrer Erstreckung auf die jüngere und jüngste Vergangenheit weitgehend bei Mutmaßungen.30 In einer eigenen Prosaschrift aber hat sich Ion über seine auf diversen Reisen erfolgten Begegnungen mit bekannten Zeitgenossen in anekdotenhafter Weise verbreitet.31 Fast nur Spekulationen lässt auch die Frage nach Charakter und inhaltlicher Erstreckung der Regionalgeschichte des Charon von Lampsakos (FGrHist 262) zu, der möglicherweise ein Zeitgenosse Herodots war32 und jedenfalls auch mit anekdotenhaften Episoden zu erfreuen wusste. Auch im Falle der etwas besser bezeugten Lydiaka des Xanthos (FGrHist 765) lassen sich entscheidende Fragen nach der Zeitstellung33 und nach der Stoffdisposition kaum dezidiert beantworten.34 Xanthos brachte jedenfalls Mythisches, Geographisches und Exotisches und Anekdoten von Königen, die sonst unbekannt sind. In welchem Ausmaß die uns geläufige Dynastie der Mermnaden, d.h. der Könige von Gyges bis Kroisos, behandelt wurde, ist unklar. So berechtigt daher die Mahnung ist, den Vater der Historie nicht für sich allein stehend zu betrachten,35 so wenig lässt sich die singuläre Wirkung bestreiten, die von seinem Werk ausging. 29 V.J. MATTHEWS, Panyassis of Halicarnassos. Text and Commentary, Leiden, 1974, zählt F 24 K, 25 K und 29 K zu den Ionika. Zur Verwandtschaft mit Herodot vgl. MATTHEWS, ebd., S. 22; zum mutmaßlichen Einfluss auf die Historie vgl. RÖSLER, Mnemosyne in the Symposion (s. Anm. 14), S. 236. 30 Vgl. R.L. FOWLER, Early Historiē and Literacy, in: LURAGHI (Hg.), The Historian’s Craft (s. Anm. 13), S. 95–115, S. 111f.; O. LENDLE, Einführung in die griechische Geschichtsschreibung. Von Hekataios bis Zosimos, Darmstadt, 1992, S. 29. Es ist gar nicht klar, ob die Geschichte von Chios Prosaerzählung oder Elegie war, hält B. ZIMMERMANN, Ion aus Chios, in: Der Neue Pauly 5, 1998, Sp. 1075–1076, fest. 31 Vgl. zu den Epidemiai VON FRITZ, Die Griechische Geschichtsschreibung (s. Anm. 18), Bd. I, S. 99ff. 32 Frühdatierung bei R.L. FOWLER, Herodotus and his Contemporaries, Journal of Hellenic Studies 116, 1996, S. 62–87, S. 67; LENDLE, Einführung in die griechische Geschichtsschreibung (s. Anm. 30), S. 71ff. tendiert zum späten Zeitansatz: nach Hellanikos; vgl auch A. MÖLLER, The Beginning of Chronography: Hellanicus’ Hiereiai, in: LURAGHI (Hg.), The Historian’s Craft (s. Anm. 13), S. 241–262, S. 249f. 33 FOWLER, Herodotus and his Contemporaries (s. Anm. 32), S. 64, tendiert in die Mitte des 5. Jahrhunderts. 34 Vgl. die vorsichtige Einschätzung der Überlieferungs-Situation bei VON FRITZ, Die Griechische Geschichtsschreibung (s. Anm. 18), Bd. II, S. 358–377. 35 A. MEHL, Herodotus and Xanthos of Sardis Compared, in: V. KARAGHEORGIS, I. TAIFACOS (Hg.), The World of Herodotus. Proceedings of an International Conference. Nicosia, Sep-

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II DIE KLASSISCHE HISTORIE UND IHRE LEISTUNG FÜR EINE KÜNFTIGE PERIODISIERUNG GRIECHISCHER GESCHICHTE II A Herodot Herodots Historien stellen in ihrem später in neun Bücher geteilten Umfang, der Ilias und Odyssee zusammen übertrifft, das erste monumentale Prosawerk der Weltliteratur dar. In seinem Zentrum steht die Entwicklung der Königsherrschaft in Asien, die zu einer zunehmenden Konfrontation mit der Welt der Griechen führte. Xerxes’ Feldzug der Jahre 480/479 und dessen Debakel bilden den Höhepunkt und – vordergründigen – Abschluss des Geschehens, das nun erstmals als ein kohärentes Geschehen erfasst wird, das sich spätestens vom Ionischen Aufstand (500/499) weg als schlüssiger Eskalationsprozess darstellen lässt. Doch markiert Herodot einen zeitlich noch früher gelegenen Beginn der Konfliktgeschichte als eines geopolitisch brisanten Phänomens imperialer Anmaßung. Es ist Kroisos, der Herodots Wissen nach als erster die Hellenen in Asien unterwarf und zugleich mit einer der Vormächte in Hellas selbst ein Bündnis anstrebte (I 5.3–I 6).36 Die aus mythischpoetischer Tradition überlieferte Urgeschichte des Konflikts zwischen Hellenen und Barbaren in Asien, die im Trojanischen Krieg kulminierte, gehört dagegen in eine zunächst chronologisch noch unbestimmte fernere Vorzeit, über die kein vergleichbar akkurates Wissen zu Gebote steht (I 1–5). Kroisos hingegen eröffnet eine Reihe von fünf großen Erobererkönigen, deren Taten und deren letztlich fatales Geschick das Wachstum und die Grenzen jener beispiellosen imperialen Macht aufzeigen, die aus Asiens Boden erwuchs und zu Herodots Zeit bereits große Teile der bekannten Oikumene beherrschte. Die Geschichte dieser Könige – es sind nach dem Lyder Kroisos die Perser Kyros und Kambyses, Dareios und Xerxes – umspannt nicht mehr als rund 70/80 Jahre und bildet die Hauptachse der Darstellung. Doch ein subtiles Gefüge aus Rückblenden und Exkursen bindet die Präsentation der bekannten Länder und Völkerschaften innerhalb und außerhalb der Grenzzonen des Persischen Reichs und die Geschichte der Königsherrschaften, die vormals dort bestanden, in das Erzählgefüge der Historien ein. Auch die Städte und Völkerschaften der Griechen werden in dem Maß in die Darstellung eingebunden, als sie unmittelbar oder auch nur mittelbar vom Hauptgeschehen betroffen sind oder das Wissen um ihre Geschichte als bedeutungsvoll für das künftige Geschehen wahrgenommen wird. Das betrifft vor allem Athen und Sparta. Je stärker sich die Darstellung auf die Perserkriege konzentriert, desto stärker kommt damit das gleichzeitige und vorangegangene Geschehen in Griechenland – auch außerhalb von Athen und Sparta – zur Geltung. Doch bleibt das Bemühen, aus Herodot rückwirkend eine Griechische Geschichte der Zeit vor tember 18–21, 2003, Nicosia, 2004, S. 337–364, betont, dass Herodot und Xanthos einer intellektuellen Koine angehörten und nicht einfach mentalitätsmäßig geschieden werden sollten. 36 Vgl. M. LOMBARDO, Erodoto storico dei Lidi, in: Hérodote et les peuples non grecs (Entretiens sur l’ Antiquité Classique 35), Genf, 1990, S. 171–203, bes. S. 193ff.

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dem Ionischen Aufstand zusammenzustellen, auf eine Zusammenschau einzelner Geschichten von unterschiedlicher zeitlicher Tiefenerstreckung und unterschiedlicher regionaler Reichweite angewiesen. Dabei reichen die meisten der erzählten Ereignisse der jüngeren Vergangenheit – sie betreffen etwa Spartas Konflikte mit seinen Nachbarn, Athens innere Entwicklung und seine Kriege mit Aigina und Theben, die Politik der Tyrannen Korinths und ihre Beziehungen zu den Tyrannen in Milet etc. – nur zwei, bestenfalls drei Generationen vor den Ionischen Aufstand zurück.37 Zwischen den Ereignissen der Vorzeit, die bei Herodot vor allem auf knappe Angaben über Herkunft und vormalige Wanderungen einzelner Völkerschaften und ihre Zugehörigkeit zu Großgruppen konzentriert sind und zeitlich mehr oder minder vage an den Trojanischen Krieg angeschlossen werden, und den Ereignissen dieser jüngeren Vergangenheit besteht ein unübersehbares Floating Gap. Es wird nur durch dünne genealogische Abstammungs-Linien überspannt. Einzig im Fall der spartanischen Königsgenealogien bietet Herodot durchgehende Namenslisten an. In der nachmaligen Chronographie relevante Listen wie die Olympionikenliste oder die athenische Archontenliste spielen keine bzw. fast keine Rolle.38 Auch die spartanischen Königsgenealogien werden als chronologisches Gerüst kaum genutzt. Herodots Bemühen, durch Synchronismen eine relative zeitliche Ordnung ins Erzählgefüge zu bringen, ist ganz wesentlich auf sein Wissen über die orientalischen und ägyptischen Dynastien angewiesen. In deren Zusammenschau hat er Außerordentliches geleistet.39 Vormals war in Herodots Sicht die Königsmacht in Asien auf zwei Zentren ausgerichtet. Die Könige der Lyder herrschten im vorderen Asien und die Assyrier dominierten im hinteren bzw. oberen Asien, bis sich mit der Rebellion der Meder unter Deiokes ein drittes Machtzentrum entwickelte. Dessen Aufstieg ging mit einer Reduktion der Königsmacht der Assyrier einher, die sich nach der Eroberung von Ninos (Ninive) durch den Meder Kyaxares auf Babylonien konzentrierte. Während Herodot aber für die Zeit der Meder-Könige und der Mermnaden in Lydien eine parallel konstruierte durchgängige Tatengeschichte zu erzählen weiß und konkrete (wenn auch problematische) Königslisten bietet, bleibt die Geschichte der Assyrier- respektive Babylonier-Könige und -Königinnen fragmentarisch.40 Doch bewahrt Herodot immerhin ein vages Wissen um die vormalige Existenz eines souveränen babylonischen Königtums – ein Wissen, das wenig 37 Vgl. R. BICHLER, Das chronologische Bild der „Archaik“, in: R. ROLLINGER, Ch. ULF (Hg.), Griechische Archaik. Interne Entwicklungen – Externe Impulse, Berlin, 2004, S. 207–248, S. 216ff. 38 Vgl. BICHLER, Das chronologische Bild der „Archaik“ (s. Anm. 37), S. 209f. mit Anm. 8. Vgl. generell Ch.W. HEDRICK Jr., The Prehistory of Greek Chronography, in: V.B. GORMAN, E.W. ROBINSON (Hg.), Oikistes. Studies in Constitutions, Colonies, and Military Power in the Ancient World. Offered in Honor of A.J. Graham, Leiden / Boston / Köln, 2001, S. 13–32, bes. S. 27ff. 39 Vgl. dazu generell J. COBET, The Organization of Time in the Histories, in: E.J. BAKKER, I.J.F. DE JONG, H. VAN WEES (Hg.), Brill’s Companion to Herodotus, Leiden / Boston / Köln, 2002, S. 387–412, und BICHLER, Das chronologische Bild der „Archaik“ (s. Anm. 37), jeweils mit graphischen Veranschaulichungen und weiterer Literatur. 40 BICHLER, Herodots Welt (s. Anm. 17), S. 135–143.

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später durch Ktesias’ Einfluss weitgehend aus dem Bewusstsein der antiken Historie verdrängt wurde.41 Mit Kyros’ Eroberungen entstand dann erstmals eine Gesamtherrschaft über Asien, die durch Kambyses auch auf Ägypten ausgeweitet wurde. Dessen Königtum galt als uralt. Es bestand, seitdem sich die Götter von ihrer unmittelbaren Präsenz bei den Menschen zurückgezogen hatten. Herodot rechnet mit 341 Königen, die auf Min, den Gründer von Memphis (vgl. II 99), folgten und 11340 Jahre regierten (II 142, 1–3),42 bis die Zeit des älteren Königtums zu Ende ging und durch ein Intermezzo der Zwölfherrscher abgelöst wurde. Auf dieses folgte mit den Saïten eine jüngere Ära, die sich in etwa zeitgleich zur den Dynastien der Meder, der Mermnaden Lydiens und der Babylonier ab Semiramis’ Regentschaft erstreckt. Doch nur im Falle Ägyptens weiß Herodot eine Königs-Geschichte zu erzählen, die über diesen Zeithorizont weiter zurückreicht. Sie umfasst die Herrscher von Moiris, dem 331. Nachfolger von Min (vgl. II 100–101), bis zu Sethos, dem letzten König vor den Zwölfherrschern. Das Bemühen nun, diese Daten mit den Traditionen über die Vorzeit in Griechenland in Einklang zu bringen, stellte Herodot vor erhebliche Probleme und konnte zu keinem stimmigen Resultat führen. Herodot verknüpfte den Trojanischen Krieg mit der Regierung des Ägypters Proteus (II 112–120; vgl. Odyssee 4, 384ff.) und schätzte, dass er vor mehr als 800 Jahren vor seiner eigenen Zeit stattfand (II 145.4). König Moiris wiederum und der Heros Herakles hätten rund 900 Jahre vor seiner Zeit gelebt (II 13.1; 145.4). Zu diesen beiden Synchronismen kommt nun die Konzeption einer umfassenden Abstammungsgemeinschaft der Königshäuser der Spartaner, Lyder, Assyrier und Perser, ja selbst der Skythen hinzu, in der Herakles, Belos und Perseus die zentrale Rolle spielen.43 So wird – vage genug! – ein Zeitraum von rund 800/900 Jahren vor Herodot als eine Art Gründerzeit festgemacht, auf die sich nun auch die Dauer der Königsherrschaft in Asien beziehen lässt. Das betrifft die beiden vieldiskutierten Angaben, denen zu41 R. BICHLER, Some Observations on the Image of the Assyrian and Babylonian Kingdoms within the Greek Tradition, in: R. ROLLINGER, Ch. ULF (Hg.), Melammu Symposia V: Commerce and Monetary Systems in the Ancient World: Means of transmission and Cultural Interaction. Proceedings of the Fifth Annual Symposium of the Assyrian and Babylonian Intellectual Heritage Project, Innsbruck October 3rd–8th 2002, Wiesbaden, 2004, S. 499–518, bes. S. 500–507. 42 Diese kolossale Zeitstrecke lässt sich auch in kosmischen Perioden veranschaulichen (II 142,4). Viermal hätte sich in dieser Zeit der Lauf der Sonne umgekehrt, ohne dass sich dadurch die Lebensumstände in Ägypten wandelten, hält Herodot fest (II 142,4). Mit dieser Nachricht und der Zeitangabe zur Dauer der Menschenherrschaft im Land am Nil spielt Herodot vielleicht auf die von ihm anderenorts geschilderten 3000jährigen Seelenwanderungs-Perioden an, die er als ägyptische Konzeption ausweist (II 123,2–3). Vier solche Perioden würden nämlich 12000 Jahre umfassen. Vgl. zu den beiden Stellen generell: Erodoto. Le storie II: L’Egitto. Introduzione, testo e commento a cura di A.B. LLOYD, traduzione di A. FRASCHETTI, Mailand, 1989, S. 342f. und S. 360. 43 Durch Kadmos, Aigyptos und Danaos werden auch die Ägypter und Phönizier in diese mythische Herrscher- und Völkerverwandtschaft einbezogen. Vgl. dazu BICHLER, Herodots Welt (s. Anm. 17), bes. S. 131ff. und S. 159f.

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folge die Herakliden in Lydien 505 Jahre bzw. 22 Generationen lang herrschten (I 7) und die Assyrier-Könige 520 Jahre regierten, ehe die Meder unter Deiokes rebellierten (I 95.2).44 Die spartanischen Königsgenealogien mit ihren 20 Generationen von Herakles’ Sohn Hyllos bis zu Kleomenes und Demaratos, d.h. zur Zeit des Ionischen Aufstands, fügen sich in dieses chronologische Konzept nur mehr mit sanfter Gewalt ein.45 Für die ägyptische Geschichte aber wird die Sache vollends prekär: Die konkret erzählte Königsgeschichte ab Moiris ist zu „kurz“ geraten, um den Zeitraum von rund 900 Jahren zu füllen, der sich bis zu Herodots Gegenwart – d.h. der Zeit von Artoxerxes I. – erstrecken soll. Doch Herodot tat sein Bestes, um diesen misslichen Umstand zu kaschieren.46 Insgesamt schuf er ein imponierendes chronologisches Gefüge aus ägyptischen und orientalischen Daten. Die überkommenen Vorstellungen von den älteren Zeiten der Griechen wurden dadurch in ein neues Ordnungsgefüge eingepasst und stärker strukturiert. Die mutmaßliche Zeit des Trojanischen Krieges, des ihm vorangegangenen Wirkens bedeutender, ganze Dynastien stiftender Heroen wie Herakles, Perseus und Kadmos, und die auf den großen Krieg folgende Ära der Wanderungen47 bilden einen „oberen“ Zeithorizont, der mit der ägyptisch-orientalischen Geschichte verknüpft wird. In der Vorstellung von den Ursprüngen der Athener, die sich von den nichtgriechischen Pelasgern trennten, um Hellenen zu werden, und von der Rückkehr der Herakliden, die als eine umfassende Dorische Wanderung konzipiert ist, spiegelt sich schon die politische Konstellation der Zeit Herodots. Folgerichtig erscheinen Athen und Sparta von Anfang an im Licht ihrer künftigen Position als Hegemonialmächte in Griechenland. Zugleich erscheinen die autochthonen Pelasger wie auch zugewanderte Phönizier und Ägypter, d.h. Kadmeier und Danaiden, als wichtige Kultur- und vor allem Religionsvermittler.48 Zwischen dieser „Gründungsepoche“ und der jüngeren Vergangenheit, von der weg teils schlüssig, teils fragmentarisch eine direkte Geschichte hin zu den Perserkriegen erzählt werden kann, klafft noch übersehbar das traditionelle Floating Gap. In dessen Mitte setzte nun Herodot ein geschätztes Datum für das Wirken von Homer und Hesiod, den Vätern des traditionellen Götterbildes und maßgeblichen Gestaltern einer gemeinsamen literarischen Tradition der Griechen. Sie hätten etwa 400 Jahre vor seiner, Herodots Zeit, gelebt, nicht mehr (II 53,2), wer44 Vgl. dazu BICHLER, Herodots Welt (s. Anm. 17), S. 228ff. 45 BICHLER, Das chronologische Bild der „Archaik“ (s. Anm. 37), S. 227ff. 46 P. VANNICELLI, Herodotus’ Egypt and the Foundations of Universal History, in: LURAGHI (Hg.), The Historian’s Craft (s. Anm. 13), S. 211–240, S. 225ff. 47 Die dorische Wanderung in die Peloponnes vertrieb aus dieser die Ioner pelasgischen Ursprungs (VII 94–95), während die Arkader – wenn auch nicht alle (vgl. I 146,1) – in ihren Gebieten blieben (II 171,3). Die Zuwanderung der Argeier nach Boiotien vertrieb von dort die phoinikischen Kadmeier und Gephyraier (V 57) und die Zuwanderung der Thessaler die vormals pelasgischen Aioler (VII 95,1 in Kombination mit VII 176,4). Nach einer metabolh, der Athener von Pelasgern zu Hellenen (I 56–58; vgl. bes. 57,3) wurden die restlichen Pelasger aus Attika vertrieben und kamen nach Lemnos (VI 137). Von Kreta und den Ägäis-Inseln wurden Lykier und Karer durch die dorischen und ionischen Auswanderer nach Kleinasien verdrängt (I 171; 173). 48 BICHLER, Herodots Welt (s. Anm. 17), S. 172ff.

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den also als etwa halb so alt eingeschätzt, als das zentrale Geschehen der epischen Tradition. In einen ähnlichen Zeithorizont wird nun auch Lykurg, der legendäre Stifter der spartanischen Gesellschaftsordnung, versetzt, doch bleibt der Zeitraum zwischen diesem Zeithorizont und der jüngeren Geschichte, an deren Beginn Dichter wie Archilochos oder legendäre Seefahrer wie Kolaios figurieren, noch weitgehend unausgefüllt.49 Das Perserkriegsgeschehen hingegen, auf das die Erzählstränge über diese jüngere Vergangenheit hinführen, wird zu einem epochalen Ereignis. Was aber bei einer oberflächlichen Betrachtung der Historien als triumphaler Abschluss eines Prozesses wirkt, in dem sich ein freies Griechenland gegen Asiens Despotie durchsetzt, erweist sich im Licht der vielen Anspielungen in den Historien selbst und im Blick auf den zeitgenössischen Kontext von Herodots Wirken als ein fataler Wendepunkt in der Geschichte Griechenlands. Aus den beiden ehemals im Abwehrkampf gegen Xerxes’ Heer verbündeten Vormächten von Hellas waren erbitterte Rivalen geworden. Die Dynamik, in der Athens Seebund zu einem neuartigen Machtinstrument ausgebaut wurde, erregte Bewunderung und Schrecken. Spartas Kosmos schien demgegenüber altväterisch. Seine Heeresmacht aber war stark. Mit dem Ausbruch des Peloponnesischen Krieges im Jahr 431 eskalierte der Hegemonialkonflikt, der schon längere Zeit zuvor zu ersten Kriegshandlungen geführt hatte und mit dem Frieden von 446/5 noch einmal eingedämmt werden konnte, und der Ausgang war offen. Diese Erfahrungen bestimmten den Standpunkt des historischen Betrachters. Die in den Historien entwickelte kritische Analyse imperialen Machtstrebens lässt sich nur im bitteren Blick auf die gegenwärtigen Zustände in der eigenen griechischen Welt adäquat verstehen. Herodot dürfte die Erzählkunst seiner Zeit in meisterlicher Weise beherrscht und wohl lange Jahre ausgeübt haben, ehe er sich entschloss, seine Erkenntnisse, das Ergebnis seiner i`stori,h, niederzuschreiben (oder zu diktieren). Dabei bezog er sich immer wieder in bewusster Distanz zu den Geschehnissen der Vergangenheit auf „seine Zeit“, teils in Anspielungen auf konkrete Ereignisse,50 teils in einer Form, die ihn selbst zu einem Zeitzeugen bzw. zu einer historischen Persönlichkeit werden ließ.51 Die daraus gewonnenen Indizien sprechen für eine Niederschrift der Historien noch vor 424 v.Chr. Aber es werden auch noch spätere Ansätze verfochten. Jedenfalls hatte Herodot eine Zeit tief greifender Veränderungen erlebt. Das betrifft nicht nur die politische Situation. Das ganze kulturelle Klima 49 Nur die explizite Positionierung Lykurgs als Vormund des Leobotes und dessen Platzierung in der Genealogie der Agiaden (I 65–66,1 in Verbindung mit VII 204) rückt Lykurg in Herodots Darstellung vom Kontext der jüngeren Geschichte Spartas weiter weg. Vgl. P. VANNICELLI, Erodoto e la storia dellʼalto e medio arcaismo, Rom, 1993, S. 45ff. 50 Vgl. die Übersicht bei J. COBET, Herodots Exkurse und die Frage der Einheit seines Werkes (Historia Einzelschriften 17), Wiesbaden, 1971, S. 59–78. 51 Vgl. bes. W. RÖSLER, Die „Selbsthistorisierung“ des Autors. Zur Stellung Herodots zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit, Philologus 135, 1991, S. 215–220, und DERS., The Histories and Writing, in: BAKKER / DE JONG / VAN WEES (Hg.), Brill’s Companion to Herodotus (s. Anm. 39), S. 79–94, S. 91ff.

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war Turbulenzen ausgesetzt. Das menschliche Wissen wuchs, gespeist aus Erfahrung und theoretischer Spekulation. Intellektuelle Debatten, in denen auf Argumente und Beweisverfahren gesetzt wurde, zogen tradierte Werte und Überzeugungen in Frage, nicht nur in Athen, der Heimstätte von Demokratie und Rhetorik. Herodot war sich der Brüche im geistigen Ordnungsgefüge wohl bewusst.52 Sein im Prooimion des Werks erklärtes Bestreben, die bewundernswerten Leistungen und rühmenswerten Taten der Menschen, Hellenen wie Barbaren, vor dem Verblassen mit der Zeit und dem Vergessen zu bewahren, kündet von einem Bewusstsein, in fragilen Zeiten zu leben. Thukydides hat die weitere Entwicklung des Hegemonialkrieges erlebt und war stolz darauf, schon bei Ausbruch des Peloponnesischen Krieges erkannt zu haben, dass sich hier eine epochale Wende vollzog. II B Thukydides Die Bedeutung des im Jahr 431 ausgebrochenen Krieges übertraf im Urteil des Zeitgenossen Thukydides die aller bisher bekannten Kriege, vom Trojanischen Krieg bis zu den Perserkriegen, bei weitem (vgl. bes. I 1; 23). Das Bewusstsein, eine epochale Wende zu erleben, verband sich mit dem Bedürfnis, den Kriegsausbruch für die Nachwelt in eindeutiger Weise zu fixieren und ursächlich zu erklären. Das damals aufblühende Interesse an chronologisch geordnetem Wissen über die Vergangenheit forderte auch Thukydides’ Streben nach Präzision heraus. So danken wir ihm nicht nur eine systematische Anordnung der nach Ausbruch des Krieges erfolgten Ereignisse nach Kriegssommern und -wintern, sondern auch eine mehrfach abgesicherte Fixierung des Kriegsausbruchs (II 2,1), der seitdem eine fixe Zäsur in allen Betrachtungen griechischer Geschichte bildet. Eine nachhaltige konzeptionelle Leistung des Historikers bildet sodann die Erfassung des Peloponnesischen Krieges als eines zusammengehörigen Ereignisgefüges, das 52 Herodots Historie steht in ihrem Bemühen um die Erhellung der Gegenwart und der sie beherrschenden Konflikte in einem sehr engen Bezug zum zeitgenössischen Wissen um Mensch und Welt, das von naturwissenschaftlichen Spekulationen bis zu Debatten über Vorzüge und Nachteile aktueller Verfassungsformen reicht, und sie entstand auch als Genre im engeren Sinne nicht isoliert. Dass die geographischen Darlegungen in Hekataios’ Periegesis (FGrHist 1 F 36ff.) mit ihrer katalogartigen Erfassung von Ländern und Völkerschaften ihren Reflex in den Historien gefunden hat, ist offensichtlich. Auch ältere Fahrtenberichte mit exotischem Kolorit wie die des Euthymenes von Massalia (FGrHist 408–409) oder des Skylax von Karyanda (FGrHist 709) dürfte er benutzt haben. Bei Herodots Zeitgenossen fällt ein Urteil über ihren unmittelbaren Einfluss schwer. Die Beziehungen zur pseudohippokratischen Schrift über die Umwelt mit ihren interessanten Anschauungen über den Einfluss der Landesnatur auf den Charakter der Landesbewohner und die dominanten Verfassungsformen können als Ausdruck gemeinsamer Interessen an aktuellen Themen und Debatten aufgefasst werden, ohne dass eine Text-Abhängigkeit in die eine oder andere Richtung festgestellt werden muss. Ähnlich verhält es sich mit mutmaßlichen Anspielungen auf zeitgenössische Debatten philosophischen Inhalts. Vgl. zu letzteren Aspekten bes. R. THOMAS, Herodotus in Context. Ethnography, Science and the Art of Persuasion, Cambridge, 2000.

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trotz der Jahre des trügerischen Friedens nach 421 bis hin zur Kapitulation Athens im Jahr 404 einen folgerichtig eskalierenden Prozess darstellt (vgl. bes. V 25–26). Obwohl der Bericht mit den Ereignissen des Herbsts 411 abbricht, lässt das erhaltene Werk erkennen, dass es in der uns überlieferten Form im Wissen um das Ende, die Kapitulation Athens, gestaltet wurde. Ebenso klar ist die Fixierung eines dramatischen Wendepunkts im Gesamtgeschehen durch die Schilderung des Debakels der Sizilischen Expedition der Athener (415–413). Die künftig an Thukydides anschließende Historiographie hat diese Zäsuren und Wendemarken ebenso verinnerlicht wie später dann die Geschichtswissenschaft, so dass sie – wie die Zäsuren und Höhepunkte in Herodots Darstellung des Perserkriegsgeschehens – zu einem Allgemeingut des historisch-politischen Bildungswissens wurden. Zu den durch Thukydides vermittelten festen Elementen künftiger Periodisierungen griechischer Geschichte gehört auch die Erfassung der Zeit zwischen Xerxes’ Rückzug – und das bedeutet dem Endpunkt der Haupterzählung Herodots – und dem Kriegsausbruch als eines Zeitraums sui generis, der wegen seiner rund fünfzigjährigen Dauer (I 118,2) den Namen Pentekontaetie erhielt. Auf seine abrissartige Darstellung dieses Zeitraums, der vor allem durch Athens rasch wachsende Seemacht charakterisiert wird, war Thukydides stolz, habe doch Hellanikos (FGrHist 4) als einziger vor ihm diese Zeit wenigstens berührt, wenn auch nur kurz und chronologisch ungenau (I 97,2).53 Dem Anspruch auf Genauigkeit und gut begründetes Wissen kann nun eine Darstellung der Geschichte weiter zurückliegender Zeiten nicht in dem Maße gerecht werden, wie es Thukydides für sein „zeitgeschichtliches“ Sujet entwickelt und methodisch begründet hat. Zur Präzisierung dieser Abgrenzung verfasste er innerhalb seiner als methodische Einleitung konzipierten sog. Archäologie (I 1– 23) 54 einen Rückblick auf die Entwicklung von Land- und Seemächten von den Zeiten vor dem Trojanischen Krieg weg. Ihm stellte er später dann noch einen Rückblick auf die Besiedlung Siziliens, die sog. Sizilische Archäologie (VI 2–6) zur Seite. In diesen beiden Exkursen wird ein Bild der Vorzeit in Hellas und im Westen skizziert, in dem das aus Herodots Historien ersichtliche Floating Gap zwischen der Zeit der Wanderungen nach dem Trojanischen Krieg und den zwei letzten Generationen vor dem Ionischen Aufstand in einem gewissen Ausmaß reduziert erscheint.55 So skizziert Thukydides ein stärker strukturiertes Gefüge von Wanderungen und Siedlungszügen vor und nach der Zeit des Trojanischen Krieges, das zunächst Hellas und die Ägäis, sodann die Besiedlung Siziliens betrifft (I 4; 8; 12–15; VI

53 Zu Thukydides’ Verhältnis zu Hellanikos (FGrHist 4) vgl. S. HORNBLOWER, Thucydides, Baltimore, 1987, S. 83ff. Zu Hellanikos’ mutmaßlicher Chronographie vgl. MÖLLER, The Beginning of Chronography (s. Anm. 32), bes. S. 254ff. 54 Vgl. dazu H.-J. GEHRKE, Thukydides und die Rekonstruktion des Historischen, A & A 39, 1993, S. 1–19; R. NICOLAI, Thucydides’ Archaeology: Between Epic and Oral Traditions, in: LURAGHI (Hg.), The Historian’s Craft (s. Anm. 13), S. 263–285. 55 Vgl. zum Folgenden die Details bei BICHLER, Das chronologische Bild der „Archaik“ (s. Anm. 37), S. 235ff. mit graphischer Übersicht in Tabelle 2.

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2).56 Damit entsteht ein dichteres Bild einer Art von Gründerzeit, in dem nicht Heroen, sondern Völkerschaften – hellenische wie barbarische, autochthone und zugewanderte – die entscheidenden Handlungsträger sind. Da aber Thukydides selbst kein geschätztes Datum für den Trojanischen Krieg anbietet, hängt der Komplex von Daten, die diese Vorzeit betreffen, gewissermaßen in der Luft. Doch lässt der Autor indirekt erkennen, dass er eine chronologisch bedeutsame Annahme mit Herodots Historien teilt: Er schätzt, dass Sparta vom Ende des gegenwärtigen Krieges gerechnet etwas über 400 Jahre lang eine stabile Ordnung gehabt habe (I 18,1).57 Das damit gegebene Datum für die legendären Reformen des Lykurg, dessen Name freilich nie fällt, liegt somit nur eine knappe Generation tiefer als Herodots Datum für Homer und Hesiod: 400 Jahre vor seiner Zeit (Hdt. II 53,2).58 Die Übereinstimmung dürfte wohl kalkuliert sein. Damit wäre die von Herodot geschätzte Zeitstrecke von über 800 Jahren Distanz zwischen dem Trojanischen Krieg, dem wichtigsten chronologischen Bezugspunkt der Mutmaßungen über die Vorzeit, und der erlebten Gegenwart des Historikers auf analoge Weise halbiert und es wäre auf indirekte Weise auch bei Thukydides ein approximatives Datum für den Trojanischen Krieg gegeben. Weitere Indizien stützen diese Sicht. Auch die bei Herodot noch auffällig „leere“ Zeit zwischen dem Wirken Homers und Hesiods und den zwei letzten Generationen vor dem Ionischen Aufstand wird nun bei Thukydides stärker strukturiert. So setzt er in der Archäologie rund 300 bzw. 260 Jahre vor dem Ende des gegenwärtigen Krieges den Beginn eines „modernen“ Seekriegswesens und das Datum der ersten ihm bekannten Seeschlacht an (I 13)59 und bietet in der Sizili-

56 Es spricht einiges dafür, dass er in letzterem Fall Daten aus dem verlorenen Werk des Antiochos von Syrakus (FGrHist 555) benutzt hat. Vgl. bes. K.J. DOVER, Die Kolonisierung Siziliens bei Thukydides (italienisch 1953), in: H. HERTER (Hg.), Thukydides (Wege der Forschung 98), Darmstadt, 1968, S. 344–368. 57 Das „Ende dieses Krieges“ bedeutet in der Sizilischen Archäologie jedenfalls die Kapitulation Athens 404 v.Chr. Angesichts der Kohärenz des Werks scheint es angemessen, auch in der großen Archäologie mit Athens Fall im Jahre 404 als maßgebendem Bezugsdatum zu rechnen. Zum Aspekt der inneren Geschlossenheit des Werks vgl. generell H. LEPPIN, Thukydides und die Verfassung der Polis, Berlin, 1999, S. 7ff., mit weiteren Verweisen. 58 Thukydides’ Feststellung, dass Homer lange Zeit nach dem Trojanischen Krieg lebte (I 3,3), bleibt zwar unverbindlich vage, korrigiert aber Herodots Datum nicht. 59 Im Gegensatz zu den Konflikten zur See formierten sich nach Thukydides’ Urteil Landkriege abseits von Grenzstreitigkeiten erst sehr spät – mit einer Ausnahme: dem Krieg zwischen Chalkis und Eretria, in dem sich das übrige Hellas in Verbündete und Gegner teilte (I 15). Thukydides macht keinen Versuch, dieses Kriegsereignis zeitlich näher einzuordnen (I 15,3). Herodots Umgang mit der einschlägigen Tradition (Hdt. V 99,1) ist chronologisch genauso vage. Nur der panhellenische Charakter dieses vorzeitlichen Kriegs erscheint in Thukydides’ knapper Bemerkung noch größer dimensioniert. FEHLING, Zwei Lehrstücke über PseudoNachrichten (s. Anm. 25), S. 199ff., betont die Abhängigkeit der Thukydides-Stelle von Herodot, dessen einzige Quelle für die Nachricht über den seinerzeitigen Krieg zwischen Eretria und Chalkis jene Elegie des Archilochos gewesen sein dürfte, der F 3 WEST (= Plutarch, Theseus 5, 2–3) zuzuordnen ist. Vgl. zur Problematik der später ausgesponnenen Überlieferung über diesen sog. Lelantischen Krieg oben Anm. 29.

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schen Archäologie eine Reihe von Gründungsdaten griechischer Siedlungen,60 die sich freilich chronologisch nur relativ einordnen lassen (VI 3–5).61 Doch schätzt Thukydides die Zeit zwischen der Etablierung der aus Italien zugewanderten Sikeler und der Ankunft der ersten Griechen in Sizilien auf rund 300 Jahre (VI 2,5). Mit dieser Rundzahl ist somit eine Brücke vom Ende des dichten Erzählstratums aus der mythischen Wanderzeit zum Beginn eines zweiten Stratums von etwas dichteren Ereignisfolgen innerhalb der Frühzeit geschlagen: der Gründungszeit der griechischen Siedlungen im Westen. Der mit diesen 300 Jahren überdeckte Zeitraum aber bleibt leer.62 Das notorische Floating Gap im Bild der griechischen Vorzeit wirkt zwar reduziert, bleibt aber noch deutlich zu erkennen. Es spekulativ zu überbrücken bildete eine Aufgabe für die künftige Chronographie. Für die künftige Periodisierung griechischer Geschichte aber war mit den Werken Herodots und Thukydides’ ein grundlegendes und bleibendes Rahmenwerk geschaffen, obwohl keiner der beiden Klassiker eine Griechische Geschichte als solche konzipiert hatte. III ZU KONZEPTION UND PERIODISIERUNG GRIECHISCHER GESCHICHTE IN DER NACHKLASSISCHEN HISTORIOGRAPHIE III A Die Zeit der Hegemonialkriege und der Herrschaft Philipps II. Nach Athens Debakel im Peloponnesischen Krieg und dem daran anschließenden Bürgerkrieg (404/3 bzw. 404/401) schien die Machtfrage in Hellas zugunsten Spartas geklärt. Doch Spartas Hegemonie wurde nicht widerstandslos hingenommen. Persiens Politik konnte die Situation nutzen und schließlich die Bedingungen formulieren, unter denen 387/6 ein allgemeiner Friede die innergriechischen Kämpfe beenden und die Vormacht des Großkönigs in Kleinasien und Zypern anerkennen sollte. Dieser „Königsfriede“ wurde zu einem markanten Referenzpunkt in der Betrachtung griechischer Geschichte. So bezog sich später etwa Polybios auf diesen Frieden, um den als gleichzeitig eingeschätzten Galliereinfall 60 Auch diese Daten dürften auf Antiochos von Syrakus basieren; vgl. L. PEARSON, The Greek Historians of the West. Timaeus and His Predecessors (American Philological Association), Atlanta, 1987, S. 11ff. 61 Die Daten lassen sich zu zwei chronologischen Reihen anordnen. Die erste Zahlenreihe hängt an der Gründung von Syrakus als dem „oberen“ Referenzpunkt. Die andere Reihe hängt an einem „unteren“ Referenzpunkt: der Zerstörung von Megara Hyblaia durch Gelon von Syrakus. Beide Reihen hängen aber chronologisch betrachtet „in der Luft“. Denn es fehlt ein Datum für die Gründung von Syrakus und es fehlen genauere Angaben für den Konnex der Zerstörung von Megara mit der Chronologie der Perserkriege und mit der Reihe der relativen Daten, die sich auf die Gründung von Syrakus beziehen. – Zu diesem Befund passt der Umstand, dass die Fragmente aus Antiochos keinerlei Hinweis auf eine von den Städtegründungen weg kontinuierlich erzählte Geschichte der Folgezeit bieten. Vgl. PEARSON, The Greek Historians of the West (s. Anm. 60), S. 18. 62 Auch die Fragmente des Antiochos lassen ein analoges Floating Gap erkennen; vgl. PEARSON, The Greek Historians of the West (s. Anm. 60), S. 14f.

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in Rom zu datieren (I 6). Der Friede hatte aber keinen längerfristigen Bestand. Vielmehr brachen die innergriechischen Hegemonialkämpfe bald wieder aus. Ihr Ausgang war für die Zeitgenossen schwer absehbar. Zwar ließ sich die Niederlage Spartas gegen ein Heer Thebens bei Leuktra im Jahr 371 unmittelbar als das Desaster begreifen, als das es auch im Nachhinein wahrgenommen wurde, doch klärte sich die politische Lage dadurch nicht nachhaltig. Denn Thebens kurzfristig errungene Vormachtsposition brach in der Schlacht von Mantineia im Jahr 362 zusammen, ohne dass damit mehr als eine politische Pattstellung im zunehmend unübersichtlich wirkenden Mächteverhältnis geschaffen wurde. Athens neuerliche Seemachtsansprüche gerieten mit der Niederlage im sog. Bundesgenossenkrieg im Jahr 355 zum Debakel. Keine Macht in Hellas schien im Stande, eine stabile Hegemonie zu errichten. Rückblickend betrachtet wirkt so der zu dieser Zeit einsetzende, in Etappen erfolgende Aufstieg Philipps II. von Makedonien (359–336) zum Herrn über Hellas als ein kaum aufzuhaltender Prozess. Die Formation des Korinthischen Bundes im Jahr 337 (d.h. ein halbes Jahrhundert nach dem Königfrieden), in dem nun der größte Teil der griechischen Staatenwelt unter seiner expliziten Hegemonie geeint wurde, konnte schon von den Zeitgenossen als Höhepunkt von Philipps konsequenter Machtpolitik und als tief greifende Zäsur in der Geschichte hellenischer Freiheit angesehen werden. Die ältere Historiographie aber, die im Anschluss an Thukydides’ Werk die Entwicklung der innergriechischen Machtverhältnisse ins Zentrum ihrer Betrachtung stellte, musste sich in ihrer Perspektive nach den jeweiligen Umständen ihrer Abfassungszeit richten. Wir wissen weder, warum Thukydides’ Werk unvollendet blieb, noch wann genau und von wem es veröffentlicht wurde. Es entfaltete aber bald, lange bevor es zu einem überzeitlich gültigen Paradigma politisch-historischer Analyse wurde, eine folgenreiche Wirkung für die Weiterentwicklung der griechischen Historiographie. Denn diese konzentrierte sich im unmittelbaren Anschluss an Thukydides auf das fatale Ringen um eine innergriechische Hegemonialposition. So entstand mit der Gattung der Hellenika, die nun in Art einer historia continua die Darstellung der politischen Ereignisgeschichte fortführte, eine wesentliche Vorleistung für eine umfassendere Zusammenschau griechischer Geschichte, wie sie dann erstmals in der Ära Philipps konzipiert wurde. Autoren von Kratippos (FGrHist 64) bis Theopomp (FGrHist 115 F 5–23) haben solche Hellenika im Anschluss an Thukydides verfasst. Sie müssen freilich bis auf geringe Zitate als verloren gelten, möchte man nicht einen der beiden als den Verfasser der in umfangreichen Papyrus-Fragmenten anonym überlieferten sog. Hellenika von Oxyrhynchos ansehen.63 Für den Aspekt der Periodisierung sind letztere insofern relevant, als sie möglicherweise (wie die Hellenika des Theopomp) mit den Folgen der Schlacht bei

63 Vgl. zu den notorischen Kontroversen die Übersicht bei: Hellenika von Oxyrhynchos, hg., übers. u. komm. v. R. BEHRWALD (Texte zur Forschung 86), Darmstadt, 2005, S. 9ff.

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Knidos im Jahr 394 schlossen,64 in der Sparta seine kurzfristig gehaltene SeeHegemonie verloren hatte, und damit eine Zäsur markierten.65 Die erste große Wendemarke in den Hegemonialkriegen aber bildete Spartas Debakel bei Leuktra im Jahr 371. Seine Einschätzung in der politischen Propaganda konnte natürlich je nach Standpunkt schwanken, aber die fundamentale Bedeutung dieser Zäsur war evident und ließ sogar an den Vergleichsfall von Athens Desaster am Ende des Peloponnesischen Krieges denken, wie die Schriften des athenischen Rhetors Isokrates lehren.66 Auch in den Hellenika des verbannten Atheners Xenophon67 spielt Leuktra eine zentrale Rolle. Das Werk setzt zunächst unmittelbar dort ein, wo Thukydides abbrach, und führt in seinem ersten Teil (Buch I–II 3,10) dessen Programm zu Ende. Folgerichtig setzt Xenophon mit Athens Kapitulation und der Einsetzung der Dreißig die erste entscheidende Zäsur. In den weiteren Partien bildet die Frage nach der militärisch-politischen Vorherrschaft in Hellas die Leitlinie der Erzählung, die immer deutlicher macht, dass das Ziel einer stabilen Hegemonie nicht erreicht wird.68 Mit Spartas Debakel bei Leuktra wird zunächst der zentrale Wendepunkt in der Geschichte markiert, dem schon mit der Befreiung Thebens von einer spartanischen Besatzung im Jahr 379 ein bedeutendes Fanal vorangegangen war (vgl. bes. V 4,1). Die an Leuktra anschließende Ereignisgeschichte aber ließ sich nicht mehr wie bei Thukydides’ Darstellung des Peloponnesischen Krieges auf einen klar vorgegebenen Endpunkt hin führen. Sie endet vielmehr angesichts der unklaren Lage nach der Schlacht

64 Eindeutig ist die Frage nach dem Schlusspunkt der Hellenika von Oxyrhynchos nicht zu klären; vgl. dazu Hellenika von Oxyrhynchos, hg. v. BEHRWALD (s. Anm. 63), S. 13ff. 65 Vgl. etwa Isokrates’ rückblickendes Urteil über die Wirkung der Schlacht von Knidos in der Rede an Philipp aus dem Jahr 346 (V 63). 66 Vgl. zunächst etwa die Warnung, die Isokrates im Archidamos Spartas König im Jahr 366 in den Mund legte: Jetzt laufe Sparta Gefahr, aus Resignation der Folgen von Leuktra wegen einer ruhmreichen Geschichte von 700 Jahren ein schmähliches Ende zu setzen (Isokrates VI 10 und 12). Aus der Rückschau betrachtet war diese Gefahr nicht übertrieben. Vgl. Isokrates’ Bemerkung in der Rede an Philipp im Jahr 346, nach der Sparta mit der Niederlage bei Leuktra nicht nur seine Machtstellung, sondern auch die Männer verloren hatte, die es vorziehen, zu sterben anstatt zu überleben (V 47). Weniger rühmend klingt seine Bemerkung in der Rede über den Frieden von 355, nach der die Spartaner durch ihr vieles Unrecht gegenüber den anderen Hellenen selbst die Voraussetzungen für ihre Niederlage bei Leuktra schufen (VIII 100; vgl. dagegen die andersartige Begründung der Niederlage in der Antidosis; XV 110). Erst recht nimmt sich diese Niederlage im Panathenaikos von 342/339 beschämend aus, wenn sie mit Athens Debakel nach dem langen Peloponnesischen Krieg verglichen wird, von dem sich Athen – im Gegensatz zu Sparta nach Leuktra – rasch wieder erholen konnte (XII 56–58). 67 Zur Verbannung vgl. M. DREHER, Der Prozess gegen Xenophon, in: Ch. TUPLIN (Hg.), Xenophon and his World. Papers from a conference held in Liverpool in July 1999 (Historia Einzelschriften 172), Wiesbaden, 2004, S. 55–69. 68 Vgl. Ch. TUPLIN, The Failings of Empire. A Reading of Xenophon Hellenica 2.3.11–7.5.27 (Historia Einzelschriften 76), Stuttgart, 1993, mit Resümee S. 163ff.

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von Mantineia im Jahr 362, in der auch Thebens Machtpolitik gescheitert war,69 in einem Ausdruck von Resignation (VII 4, 26–27), ein bemerkenswertes Faktum angesichts des generellen Problems, in einer Darstellung, die Geschichte als kohärenten, in die Gegenwart des Autors reichenden Prozess begreift, einen eindrucksvollen Endpunkt zu setzen. Ein solcher Endpunkt wurde erst für die Zeitgenossen sichtbar, die, anders als Xenophon, den fulminanten Aufstieg Philipps erlebten. Mit dessen Sieg bei Chaironeia über die verbündeten Athener und Thebaner im Jahr 338 schien das Schicksal hellenischer Souveränität besiegelt und mit der Integration der meisten griechischen Staaten in den von ihm geführten Korinthischen Bund eine dauerhafte Zäsur in deren gemeinsamer Geschichte gegeben. Bemerkenswerterweise entstand nun in der Ära Philipps das erste historiographische Werk, das zumindest grosso modo unserer Vorstellung von einer umfassenden Griechischen Geschichte entsprechen könnte: Es sind die – wiederum nur fragmentarisch erhaltenen – Historien des Ephoros von Kyme (FGrHist 70). Sie werden meist als eine Universalgeschichte bezeichnet, ein Umstand, der leicht zu falschen Vorstellungen führt. Es war im Wesentlichen eine in den Rahmen einer universalen geographischen und ethnographischen Betrachtung hineingestellte Geschichte der Griechen im Raum der Ägäis und des Westens, inklusive ihrer Verstrickung in die Geschicke der jeweils benachbarten Mächte, vornehmlich des Perserreichs. Sie setzte mit der Zeit der Wanderungen und Gründungen nach dem Trojanischen Krieg ein und erstreckte sich in einem Umfang von 39 bzw. 40 Büchern bis zum Vorabend der entscheidenden Auseinandersetzung zwischen Philipp und Athen. Die erhaltenen Zitate lassen eine zunehmende Verdichtung der Darstellung ab der Zeit der Perserkriege (spätestens ab Buch XI) erkennen, die sich mit der Zeit der innergriechischen Hegemonialkriege steigerte und mit der Ära Philipps (ab Buch XXVI) und der gleichzeitigen Entwicklung in Sizilien ihren Höhepunkt erreichte.70 Die Frage der Hegemonie über Hellas bildete offensichtlich die Leitlinie, nach der die Periodisierung der jüngeren Geschichte ab der Perserkriegszeit erfolgte.71 Dabei waren die nun schon bekannten Zäsuren maßgeblich. Schwieriger zu beurteilen ist die Frage nach der zeitlichen Gliederung der älteren Geschichte bei Ephoros. Für Sparta war jedenfalls mit Lykurg und der ihm zugeschriebenen Verfassungs- bzw. Gesellschaftsordnung ein epochaler Einschnitt in der Frühgeschichte gegeben, der Beginn einer Zeit der Stärke, die dann mit Leuktra zu Ende ging. Für Athen hingegen sind die Fragmente zu karg, um 69 Entsprechend fragwürdig erscheint die Thebanische Hegemonie in Xenophons Augen; vgl. N. STERLING, Xenophon’s Hellenica and the Theban Hegemony, in: TUPLIN (Hg.), Xenophon and his World (s. Anm. 67), S. 453–462. 70 Zur Disposition vgl. G.L. BARBER, The Historian Ephorus, Cambridge, 1935, repr. 1979, S. 17ff., bes. S. 22ff.; P. BURDE, Untersuchungen zur antiken Universalgeschichtsschreibung, München, 1974, S. 76ff.; K. MEISTER, Die griechische Geschichtsschreibung. Von den Anfängen bis zum Ende des Hellenismus, Stuttgart, 1990, S. 87ff. 71 Vgl. J.M. ALONSO-NUÑEZ, The Idea of Universal History in Greece from Herodotus to the Age of Augustus (Amsterdam Classical Monographs 4), Amsterdam, 2002, S. 38ff.

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deutliche Zäsuren in der Zeit vor Solon und den Peisistratiden festmachen zu können.72 Dass Ephoros aber bewusst erst mit der Zeit nach dem Trojanischen Krieg als einer Zeit der Wanderungen und Gründungen einsetzte (Buch I–III) und daran seine geographisch-ethnographische Übersicht über die Oikumene anschloss (Buch IV–V), ehe er mit der griechischen und westgriechischen Geschichte fortsetzte, zeigt, dass er diese nachheroische bzw. nachepische „Gründerzeit“ hervorheben und von der Geschichte der späteren Ereignisse absetzen wollte. Schon aus dem umrisshaft rekonstruierbaren Aufbau von Ephoros’ Historien wird erkenntlich, wie eine Geschichte der Ereignisse im griechisch-makedonischen Raum mit ihrer Annäherung an die Gegenwart in einer Geschichte Philipps mündet. Ein dementsprechendes Zeitgefühl drückt sich auch im programmatischen Titel des verlorenen Hauptwerks von Ephoros’ jüngerem Zeitgenossen Theopomp von Chios aus: Es sind dessen Philippika (FGrHist 115 F 24–396).73 Theopomp hatte, wie schon erwähnt, zunächst Hellenika im Anschluss an Thukydides geschrieben, die mit Spartas Flottendebakel bei Knidos im Jahr 394 schlossen (FGrHist 115 F 5–23). Mit der Konzentration seines Hauptwerks auf Philipp wird nun ein Geschichtsprozess erfasst, auf den die maßgebende Entwicklung im gesamten Raum Griechenlands und seines Umfelds hinzusteuern schien.74 Zugleich aber hatte Theopomp offenbar versucht, mit einer ambitioniert gestalteten, Herodot noch übertreffenden Exkurs-Technik möglichst weit auszuholen und eine bunte Fülle von historischem Wissen, inklusive diverser ethnographischer und mythologischer Gustostückchen, in seine auf stolze 58 Bücher angelegte Darstellung zu integrieren, die so die als Zeitgeschichte erlebte Ära Philipps in einen universalhistorischen Rahmen stellte.75 Doch während Theopomp noch an seinem Werk arbeitete, hatte sich die Welt durch Alexanders Eroberungszug drastisch verändert, und für die griechische Historiographie war eine völlig neue Situation entstanden. 72 Vgl. BARBER, The Historian Ephorus (s. Anm. 70), S. 30f. und S. 171f. 73 Der Titel kann durchaus eine ironisch-pessimistische Sicht ausdrücken: „…the title Philippica could be interpreted in an ironical way as the moral degeneration of the time…“; J.M. ALONSO-NUÑEZ, The emergence of Universal Historiography from the 4th to the end of the 2nd Centuries B.C., in: H. VERDIN, G. SCHEPENS, E. DE KEYSER (Hg.), Purposes of History. Studies in Greek Historiography from the 4th to the 2nd Centuries B.C., Leuven, 1990, S. 173– 192, S. 178. – Doch könnten die vor allem bei Athenaios überlieferten moralischen Angriffe auf Philipp dazu verleiten, Theopomps Haltung zu einseitig einzuschätzen; vgl. W. WILL, Die griechische Geschichtsschreibung des 4. Jahrhunderts. Eine Zusammenfassung (1986), in: J.M. ALONSO-NUÑEZ (Hg.), Geschichtsbild und Geschichtsdenken im Altertum (Wege der Forschung 631), Darmstadt, 1991, S. 113–135, S. 131ff. M.A. FLOWER, Theopompus of Chios. History and Rhetoric in the Fourth Century BC, Oxford, 1994 (Paperback 1997), S. 116ff., verteidigt die Aufrichtigkeit von Theopomps moralisch-politischem Urteil. 74 Polybios VIII 13 tadelt die Konzeption: Theopomp habe zuerst im Anschluss an Thukydides Hellenika abgefasst, dann die Konzeption geändert und auf einmal Philipp ins Zentrum gestellt, obwohl er soviel Tadel erfährt und als sexueller Wüstling geschildert wird; gerechter sei es dagegen, in die Hellenische Geschichte die Taten Philipps zu integrieren als umgekehrt. 75 FLOWER, Theopompus of Chios (s. Anm. 73), S. 148ff., betont die Einzigartigkeit von Theopomps Konzeption.

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III B Die Zeit von Alexander bis Caesar Alexanders Eroberungszug stellte für die Historie ein Sujet von suggestiver Kraft dar. Dass dabei die schillernde Persönlichkeit des „Helden“ ins Zentrum des Interesses rückte und den Blick auf die Strukturen seines Herrschaftsgebiets verdeckte, hat die Alexander-Literatur nicht nur der Antike nachdrücklich geprägt und belastet. Am epochalen Charakter der Ära Alexanders indes besteht und bestand schon für die Zeitgenossen kein Zweifel. Die von Alexander ausgehende Faszination der Macht beherrschte auch im Rückblick die Sicht auf die Ereignisgeschichte zu seiner Zeit. Komplizierter lagen die Dinge für die historische Erfassung der Folgezeit. Im frühen vierten Jahrhundert hatte Ktesias von Knidos in seinen verlorenen, nach dem Ausweis der Fragmente aber literarisch ambitionierten und ebenso phantasievollen wie wirkungsvollen Persika76 eine Konzeption entwickelt, nach der im Laufe langer Jahrhunderte in Asien drei Großreiche einander abgelöst haben: das der Assyrier, das der Meder und das der Perser. In diese folgenschwere Konzeption, die sich trotz ihrer größeren Fiktionalität gegenüber Herodots Vorstellungen weithin durchsetzen konnte,77 lässt sich Alexanders Herrschaft mit ihrem Anspruch, das Königtum der Achaimeniden weiterzuführen,78 zwar aufnehmen, aber die Einbeziehung des griechisch-makedonischen Raums in diese Herrschaft verändert vom Standpunkt einer griechischen Historie aus gesehen die Perspektive doch erheblich. Erst recht mussten sich für die Folgezeit, in der aus Alexanders Herrschaftsgebiet in vielen Kriegen die hellenistische Staatenwelt entstand, konzeptionelle Probleme für eine auf große Entwicklungslinien bedachte Historie des griechischen Kernraums ergeben. Das war freilich kein spezifisches Problem einer im Wesentlichen auf Hellas und Makedonien konzentrierten Historie. Eine in sich kohärente Geschichte Ägyptens etwa müsste zeitweise in eine Geschichte der Großreiche Asiens integriert und dann phasenweise wieder für sich betrachtet werden. Bemerkenswerterweise nun endet noch in Diodors zur Zeit Caesars konzipierter Universalhistorie eine zusammenhängend erzählte Geschichte Ägyptens, die sich vermutlich primär an den Aigyptiaka des Hekataios von Abdera (FGrHist 264) orientiert hatte, mit dem Ende des souveränen alten Königtums nach der Eroberung des Landes durch Kambyses79 – ganz so wie vormals bei Herodot,80 während sie in der gräko76 Text und Übersetzung der Fragmente: Ctésias de Cnide. La Perse. L’Inde. Autres fragments. Texte établi, traduit et commenté par D. LENFANT, Paris, 2004. 77 BICHLER, Some Observations on the Image of the Assyrian and Babylonian Kingdoms within the Greek Tradition (s. Anm. 41), S. 500ff. 78 Zur Frage, ob Alexander über diesen Anspruch hinaus weiterreichende Konzeptionen einer Weltreichsidee verfolgte, bestehen notorische Kontroversen. Vgl. zu dieser Frage E. MEYERZWIFFELHOFFER, Das Alexanderreich: Die erste Weltmacht?, in: Ü. YALÇIN (Hg.), Anatolian Metal III. Der Anschnitt, Beiheft 18, Bochum, 2005, S. 209–220, der selbst eine ‚minimalistische‘ Ansicht verficht: Mit einiger Sicherheit könne nur von einem Anspruch Alexanders auf die Herrschaft über Asien in der Nachfolge Dareios’ III. die Rede sein. 79 Vgl. die Zäsur bei Diodor I 68,6. – Diodor blickt auf 276 Jahre Herrschaft der Makedonen über Ägypten zurück (I 44,4).

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ägyptischen Konzeption Manethos immerhin bis in die 30. Dynastie herabgeführt wurde.81 Ptolemaios’ Legitimitätsanspruch konnte zwar vielfach an Alexander anknüpfen, was sich ja nicht zuletzt in dessen eigener, von Arrian hochgeschätzter Alexander-Geschichte (FGrHist 138) widerspiegelt, aber eine schlüssige Zusammenführung ägyptischer und persischer Geschichte, die über Alexander in einer Ptolemäer-Geschichte mündet, wäre ein misslungenes Konstrukt. Für die Seleukiden wiederum galt es zunächst, ihre Herrschaft in Asien in Abgrenzung zum Königtum eines Antigonos, dann vornehmlich gegenüber dem der Ptolemäer zu legitimieren.82 Dazu gehörte auch das Bestreben, an Prestige verleihende Traditionen anzuknüpfen, ohne primär auf das von Alexander gestürzte und zugleich beerbte Königtum der Achaimeniden angewiesen zu sein. Der Rückbezug auf das in babylonischer Tradition noch lebendige Königtum der Neubabylonischen Zeit, speziell das Nebukadnezars, bot sich offensichtlich dazu an. Darauf weisen Fragmente der in früher seleukidischer Zeit entstandenen Indika des Megasthenes wie auch der etwas jüngeren, der Zeit Antiochos I. angehörenden Babyloniaka des Berossos, in denen jeweils Nebukadnezars Königsherrschaft in den stark überhöhten Dimensionen eines Weltreichs erscheint.83 In weiterer Konsequenz ließ sich offenbar auch das Weltreichsschema des Ktesias für das seleukidische Herrschaftsinteresse passend umformen. So spricht einiges dafür, dass das durch die jüdische Weiterentwicklung dieses Schemas im Buch Daniel berühmt gewordene Vier-Reiche-Schema mit der Abfolge Babylonier – Meder – Perser – Makedonen auf der Basis seleukidischer Historiographie ausgebildet worden ist.84 Die Flexibilität eines solchen Schemas ermöglichte es zwar 80 Diodors Geschichte Ägyptens (I 43–68) setzt sich einerseits von Herodot ab, ist ihm aber andererseits verpflichtet; vgl. dazu und zu Hekataios als der auch für diese Partie in Diodors Behandlung Ägyptens in erster Linie maßgeblichen Quelle A. BURTON, Diodorus Siculus, Book I: A Commentary, Leiden, 1972, S. 25–29. 81 Zu Manetho vgl. G.P. VERBRUGGHE, J.M. WICKERSHAM, Berossos and Manetho. Introduced and Translated, Ann Arbor, 1996, S. 95ff. 82 Vgl. dazu etwa M. NOVÁK, Herrschaftsform und Stadtbaukunst. Programmatik im mesopotamischen Residenzstadtbau von Agade bis Surra man ra’a (Schriften zur Vorderasiatischen Archäologie 7), Saarbrücken, 1999, S. 30f., mit weiterer Literatur. Zur Prägung von Seleukos’ Königtum vgl. A. MEHL, Seleukos Nikator und sein Reich. Seleukos’ Leben und die Entwicklung seiner Machtposition (Studia Hellenistica), Löwen, 1986, S. 150ff. 83 Megasthenes FGrHist 715 F 11a; vgl. dazu A.B. BOSWORTH, The Historical Setting of Megasthenes’ Indica, Classical Philology 91, 1996, S. 113–127, S. 121ff. – Berossos F 9 a VERBRUGGHE / WICKERSHAM bzw. F III 1–2a BURSTEIN (S.M. BURSTEIN, The Babyloniaca of Berossus [SANE 1/5], Malibu, 1978); vgl. dazu A. KUHRT, Berossus’ Babyloniaka and Seleucid Rule in Babylonia, in: A. KUHRT, S. SHERWIN-WHITE (Hg.), Hellenism in the East. The Interaction of Greek and Non-Greek Civilizations from Syria to Central Asia after Alexander, Berkeley / Los Angeles, 1987, S. 32–56, S. 53ff. 84 Vgl. J. WIESEHÖFER, The Medes and the Idea of the Succession of the Empires in Antiquity, in: G.B. LANFRANCHI, M. ROAF, R. ROLLINGER (Hg.), Continuity of Empire. Assyria, Media, Persia (History of the Ancient Near East / Monographs V), Padova, 2003, S. 391–396, bes. S. 394: Er spricht dieses Schema als eine „Seleucid invention, probably in an Iranian or Syrian context“ an. Vgl. auch J. WIESEHÖFER, Daniel, Herodot und „Dareios, der Meder“: Auch ein Beitrag zur Idee der Abfolge von Weltreichen, in: R. ROLLINGER (Hg.), Von Sumer bis Ho-

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später, aus jüdisch-christlicher Sicht das Römische Reich auf den Platz des letzten der vier Reiche zu setzen, aber die Integration etwa einer Geschichte Ägyptens in eine solche Weltordnungs-Perspektive müsste unbefriedigend bleiben.85 Der flüchtige Blick auf Ägypten und Babylonien sollte das strukturelle Problem deutlicher machen, das sich in der hellenistischen Historiographie logischerweise auch für die Konzeption einer auf lange Linien ausgerichteten Geschichte des griechisch-makedonischen Raums ergeben musste. Zwar fehlte es nicht am Bemühen, das weit ausholende Werk des Ephoros fortzuschreiben, doch die Nachrichten darüber sind sehr spärlich.86 Wirkungsmächtiger war eine Gruppe von Autoren, die sich unmittelbar auf die klassische Frage der Hegemonie im makedonisch-griechischen Raum konzentrierten und damit indirekt an die Tradition der Historiographie des vierten Jahrhunderts in der Nachfolge des Thukydides anschlossen. In deren wiederum nur fragmentarisch erhaltenen Werken verlaufen die Zäsuren entlang der Kräfteverschiebungen zwischen den größeren Mächten und orientieren sich am Schicksal der Protagonisten im Kampf um Souveränität und Vormachtspositionen. So spannten die Makedonika des Duris von Samos (FGrHist 76) einen Bogen vom Tod des Amyntas (370/69) bzw. von Philipps Aufstieg bis zum Tod des Lysimachos im Jahr 281 (vgl. F 55). Hingegen setzte sein Rivale Hieronymos von Kardia (FGrHist 154) mit den Ereignissen nach Alexander im Jahr 323 ein und behandelte die Diadochenkämpfe bis zum Tod des gescheiterten Eroberers Pyrrhos von Epiros im Jahr 272.87 Die literarisch-konzeptionell Duris von Samos nahe stehenden Historien des Atheners Phylarchos (FGrHist 81) nahmen ihrerseits das Todesjahr des Pyrrhos zum Ausgangspunkt und verfolgten die innergriechisch-makedonischen Konflikte bis zum Jahr 220/219, d.h. bis zum Zusammenbruch der von Kleomenes III. betriebenen Politik, die Sparta wieder eine respektierte Machtposition in Griechenland geben sollte. Parallel zu Phylarchos’ mit Sympathie für Kleomenes’ Sache gestalteten Darlegungen entstanden die aus einer gegensätzlichen Perspektive geschriebenen Hypomnemata des Politikers und Feldherrn Arat von Sikyon (FGrHist 231).88 Die westgriechische und vornehmlich die sizilische Geschichte wiederum war in Ephoros’ Historien integriert gewesen,

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mer. Festschrift Manfred Schretter (Alter Orient und Altes Testament 235), Münster, 2004, S. 647–653. Auch Orosius’ Variante, die Abfolge von vier Weltreichen nach den vier Himmelsrichtungen zu ordnen, wodurch den Karthagern ein entsprechender Platz im Schema Babylon (O) – Makedonien (N) – Karthago (S) – Rom (W) eingeräumt wird, konnte sich gegen die durch Hieronymus’ Daniel-Kommentar sanktionierte Abfolge Babylonier – Meder/Perser – Makedonier – Römer nicht durchsetzen. Vgl. dazu etwa H.-W. GOETZ, Die Geschichtstheologie des Orosius (Impulse der Forschung 32), Darmstadt, 1980, S. 71ff., bes. S. 73. Vgl. BARBER, The Historian Ephorus (s. Anm. 70), S. 157; LENDLE, Einführung in die griechische Geschichtsschreibung (s. Anm. 30), S. 143. Zu Duris vgl. MEISTER, Die griechische Geschichtsschreibung (s. Anm. 70), S. 96ff.; LENDLE, Einführung in die griechische Geschichtsschreibung (s. Anm. 30), S. 181ff.; zu Hieronymos von Kardia vgl. MEISTER, a.a.O., S. 124ff.; LENDLE, a.a.O., S. 190ff. Zu Phylarchos vgl. MEISTER, a.a.O., S. 100ff.; LENDLE, a.a.O., S. 195ff.; zu Arat vgl. MEISTER, a.a.O., S. 188; LENDLE, a.a.O., S. 192ff.

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wurde aber häufiger als Sujet sui generis behandelt,89 so auch in der großen Sizilischen Geschichte des Timaios von Tauromenion (FGrHist 566). Sie reichte von den mutmaßlichen Anfängen bis zum Tod des Tyrannen Agathokles im Jahr 289/88. Zu ihr kam noch ein Ausblick auf die Geschichte des Pyrrhos, der offenbar über dessen Tod im Jahr 272 hinaus bis zum Vorabend der römisch-karthagischen Auseinandersetzungen reichte.90 Die mit diesen Werken der hellenistischen Historiographie angesprochenen Zäsuren bildeten nun eine wichtige Vorgabe für die beiden großen Werke der hellenistischen bzw. vor-kaiserzeitlichen griechischen Historiographie, die in kompletten Teilen und größeren Auszügen auf uns gekommen sind und beide – in sehr unterschiedlicher Weise, dabei aber mit Berufung auf Ephoros – einen universalgeschichtlichen Anspruch stellten: Polybios’ Historien und Diodors Bibliothek. Polybios’ Leitthema ist der Aufstieg Roms von einer Regionalmacht zu imperialer Größe,91 ein Prozess, durch den in der bekannten Welt etwas für die Historie Neuartiges entstand: ein – in unseren Begriffen gesprochen – globales kohärentes Subjekt der Geschichte, wie es vormals nie bestanden hatte, auch nicht in Alexanders kurzlebigem Herrschaftsgebiet. Trugen sich vormals bedeutende Taten und Ereignisse gleichzeitig an verschiedenen Orten der Oikumene zu, ohne miteinander in Zusammenhang zu stehen, so wird die Historie solcher Taten und Ereignisse jetzt, infolge der Ausweitung von Roms Herrschaft, zu einem geschlossenen Ganzen (vgl. bes. I 1–4). Die relativ kurze Zeit zwischen dem Vorabend des zweiten Punischen Krieges sowie des sog. Bundesgenossenkrieges in Griechenland, konkret dem Jahr 220, und dem nicht nur für den Achaier-Bund, Polybiosʼ politischer Heimat, sondern für den ganzen griechisch-makedonischen Raum so folgenschweren römischen Sieg bei Pydna im Jahr 168 bildet den zentralen Gegenstand der Darstellung (Buch III–XXIX), die dann bis zu den Nachwehen des für Hellas bitteren Epochenjahrs 146 fortgesetzt wurde (XXX–XXXIX). Vorangestellt ist ein Rückblick auf die Vorgeschichte des großen mit Hannibal eskalierenden römisch-karthagischen Konflikts, der mit 265/4 einsetzt und so direkt an Timaios anschließt (I 5–II 1; II 13–36). Für den parallel dazu gestalteten Rückblick auf die Entwicklung im griechisch-makedonischen Raum (II 2–12; 37–71) wurden Phylarchos’ und Arats Darstellungen maßgeblich, wobei ersterer mit harscher Polemik überzogen wurde (bes. II 56 ff.), so wie es im Verlauf des Werkes dann auch Timaios erging (Buch XII). Nun ist es klar, dass Polybios innerhalb seiner Konzeption Zäsuren markierte, die noch immer als maßgebliche Bezugspunkte unseres Bemühen um historische 89 Vgl. bes. die Übersicht bei PEARSON, The Greek Historians of the West (s. Anm. 60), S. 1– 36; vgl. auch MEISTER, a.a.O., S. 70ff., 131ff.; LENDLE, a.a.O., S. 206ff. 90 Vgl. PEARSON, a.a.O., S. 37ff.; MEISTER, a.a.O., S. 129ff.; LENDLE, a.a.O., S. 211ff. 91 Der Prozess als solcher ist von Polybios erfasst und seine Deutung festgeschrieben, geraume Zeit bevor sich im Bewusstsein von Roms politischen Eliten die Konzeption vom Imperium Romanum als eines Gesamtbegriffs für das bestehende „Herrschaftskonglomerat“ durchsetzte. Vgl. H. KLOFT, Realität und Imagination. Überlegungen zu einer Herrschaftstheorie in der römischen Republik, in: W. SCHULLER (Hg.), Politische Theorie und Praxis im Altertum, Darmstadt, 1998, S. 134–148, bes. S. 145ff.

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Periodisierungen gelten: Roms Desaster bei Cannae im Jahr 216, das den Widerstand der künftigen Weltmacht nicht brechen konnte, Scipios Sieg über Hannibal bei Zama im Jahr 202, die Freiheitsproklamation am Isthmos von Korinth im Jahr 196, die dramatischen Folgen des Siegs bei Pydna im Jahr 168 und die Zerstörung Korinths und Karthagos im Jahr 146, um nur einige herausragende Zäsuren zu nennen. Entscheidend war die Deutungshoheit, die Polybios über diese Phase einer Geschichte Roms wie einer Geschichte der hellenistischen Welt gewonnen hat. Aus der Perspektive eines Mannes, der nach der Schlacht bei Pydna als Geisel nach Rom gekommen, dann aber in die Eliten der Stadt aufgestiegen war und sich selbst nun als Vermittler zwischen Rom und der zwangsweise in Roms Machtbereich integrierten griechischen Heimat sah, stellte sich die neue Weltmacht trotz ihrer nicht selten brutal durchgesetzten Politik als eine letztlich Ordnung stiftende Macht dar. Doch deuteten sich auch für ihn Krisensymptome im Bestand von Roms überragender Herrschaftsposition an, und am Horizont erscheint ein möglicher point of decline. Auch dieses Machtgefüge kann aus dem Zustand einer guten Verfasstheit geraten, und am Ende steht sogar die Vision eines einmal erfolgenden Untergangs (vgl. bes. XXXVIII 22).92 An einer viel zitierten Stelle erklärt Polybios, dass es vor ihm einzig Ephoros unternommen hätte, eine „Universalgeschichte“ zu schreiben – ta. kaqo,lou gra,fein (V 33,2). Nun verschiebt sich freilich der Aspekt, unter dem die maßgeblichen Taten und Ereignisse innerhalb der jeweils bekannten Oikumene wahrgenommen werden, im Wandel der Zeitumstände erheblich. Dies gilt auch für eine auf „das Gesamte“ ausgerichtete historiographische Konzeption, im zeitlichen Ausgreifen wie in der erfassten Dimension des Raums.93 Logischerweise kann in Polybios’ Konzeption daher auch eine in einen universalen Rahmen gebettete Griechische Geschichte avant la lettre nicht mehr die Hauptrolle spielen wie bei Ephoros. Zu alledem kommen die eklatanten Unterschiede in der Einschätzung der historiographischen Methodik und Zielsetzung zwischen den beiden Autoren.94 Ein engeres Verhältnis zu Ephoros – trotz aller allein schon durch die Zeitumstände bedingten konzeptionellen Unterschiede – besteht zweifellos in Diodors Bibliothek. Der Genese seines großen Werks widmete der in Sizilien gebürtige Diodor nach eigenen Angaben rund dreißig Jahre, die er zu einem guten Teil in Rom verbrachte (vgl. I 4). Die Fertigstellung des Werks erfolgte einige Zeit nach Caesars Tod und dessen Divinisierung. Seine Konzeption fasst die Menschheit als eine große Einheit auf, deren gemeinsame Ordnung als ein idealer Zustand erscheint, 92 Vgl. I. HAHN, G. NÉMETH, Appian und Rom, in: H. TEMPORINI (Hg.), Aufstieg und Niedergang der Römischen Welt II 34, Berlin, New York, 1993, S. 364–402, bes. S. 383ff. 93 Die Vorstellung einer sich linear entwickelnden Konzeption von antiker Universalgeschichte, die von Herodot weg über die Linie Ephoros – Polybios – Diodor – Trogus läuft, ist daher sehr problematisch. Vgl. etwa die kritischen Bemerkungen von D. MENDELS im Anschluss an das Referat von J.M. ALONSO-NUÑEZ in: VERDIN / SCHEPENS / DE KEYSER (Hg.), Purposes of History (s. Anm. 73), S. 197f. 94 Polybios’ Urteil über Ephoros ist denn auch zwiespältig; vgl. dazu etwa BURDE, Untersuchungen zur antiken Universalgeschichtsschreibung (s. Anm. 70), S. 24ff.

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der in der Geschichte vielfach verfehlt, aber potentiell nicht unerreichbar scheint. Das zeigt schon der Komplex der ersten sechs Bücher (erhalten sind die Bücher I– V, Buch VI nur höchst fragmentarisch). Sie sind primär den mythischen Überlieferungen über die Zeit der Götter und Heroen bei Hellenen und Barbaren gewidmet, wobei Osiris und Dionysos, Zeus und vor allem Herakles als Wohltäter der Menschheit erscheinen, die mit einer Heeresmacht zivilisatorische Errungenschaften und Ordnung in die Welt brachten. In dieser ersten Partie des Werks findet sich eine geographische und ethnographische Übersicht über die ganze Oikumene, inklusive einiger für unser Urteil utopischer Schauplätze, finden sich aber auch die Königsgeschichten der Ägypter, Assyrier und Meder und die Systematik mythologischer Überlieferungen der Griechen über die Zeit vor dem Trojanischen Krieg. Dieser Krieg bildet den Auftakt zur zweiten großen Partie des Werks, die nun die Geschichte der Griechen in Ost und West, eingebettet in das Wissen um die Begebenheiten und Herrschaftsbildungen in ihrer Nachbarschaft und in der Welt des Alten Orients, ins Zentrum stellt. Parallel dazu wird auch die Geschichte Roms von der mythischen Vorgeschichte weg erzählt. Letztlich läuft die Darstellung in diesem zweiten Teil der Bibliothek auf die erste große Chance zu einer umfassenden Weltordnung in historisch heller Zeit hin. Es ist die durch Philipps Einigung der Hellenen vorbereitete Schöpfung eines wahren Großreichs durch Alexander (Buch VII–XVII). Des äußerst fragmentarischen Überlieferungszustands wegen lässt sich die Konzeption dieser Partie bis zum Beginn der Perserkriege (in Buch X) nur sehr vage rekonstruieren. Dann aber setzt die Überlieferung wieder im Volltext ein (ab Buch XI). Diodors Darstellung folgt im Großen und Ganzen den schon durch die ältere Literatur gesetzten Zäsuren und Periodisierungen. Für die weiter zurückliegende Zeit zwischen dem Trojanischen Krieg und der Bildung des Perserreichs kommen nun in stärkerem Maße diverse Herrscherlisten und nicht zuletzt die Diodor geläufigen Daten der Geschichte Roms zu den vertrauten Zäsuren (wie dem Wirken Lykurgs, den Messenischen Kriegen oder den Reformen Solons) als wichtige Elemente der chronologischen Gliederung dazu. Dadurch wird das ominöse Floating Gap der älteren Überlieferung stärker verdeckt. Eine wichtige Zäsur für die Ordnung der Darstellung dieser Zeit bot auch – anders als noch bei Ephoros – der Beginn der Olympischen Spiele. Ihre Bedeutung für die Gesamtkomposition sollte aber nicht überschätzt werden. Zwar begann das chronographische Interesse an diversen Listen von Amtsträger/inne/n und Siegern bei großen Festen ab dem späten 5. Jahrhundert zu florieren, doch setzte sich das Instrument der Olympiadenliste als ein maßgebliches Mittel zur chronologischen Gliederung griechischer Geschichte und ihrer Einbettung in einen außergriechischen Kontext erst relativ spät durch. So spielt auch der retrospektiv erschlossene Beginn der Olympischen Spiele vom leitenden Gesichtspunkt der Periodisierung griechischer Geschichte her gesehen nicht die Rolle, die ihm vom Nutzen der Olympiadenchronologie für eine universale Geschichtsbetrachtung her zukommt. Das gilt nicht nur für Diodor. Durch den Kirchenvater Klemens von Alexandrien ist das Grundgerüst der Chronologie des alexandrinischen Gelehrten Eratosthenes überliefert, das paradigmatisch die wesent-

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lichen Anhaltspunkte für eine Periodisierung griechischer Geschichte in der hellenistischen Historiographie veranschaulichen kann (FGrHist 241 F 1a).95 Diese Anhaltspunkte betreffen zunächst die mythische Gründungszeit, die durch die chronologischen Daten für den Fall von Troja (umgerechnet im Jahr 1184/3), die Rückkehr der Herakliden (1104/3) und die Besiedlung Ioniens (1044/3) umrissen wird. Darauf folgen nur zwei Daten, die das Floating Gap zwischen dieser Phase und der Perserkriegszeit, markiert durch Xerxes’ Übergang (480/79), gliedern: die Vormundschaft des Lykurg (885/4) und das Anfangsjahr der ersten Olympiade (777/6). Die drei weiteren chronologischen Eckdaten nach Eratosthenes markieren Beginn und Ende des Peloponnesischen Krieges (432/1 und 405/4) und die Schlacht bei Leuktra (371/70). Darauf folgen die Zäsuren, die Philipps Tod (336/5) und Alexanders Tod (324/3) setzten. Es ist unverkennbar, dass hier das Erbe Herodots und Thukydides’ über Ephoros weiterwirkt: Das Ringen von Athen und Sparta um eine Hegemonie nach dem Ende der Perserkriegszeit dominiert das Periodisierungsprinzip und wird rückwärts in die Vorzeit nach dem legendären ersten großen Krieg zwischen Hellenen und Barbaren projiziert (Wanderungen der Dorier und Ioner – Spartas „Reform“ durch Lykurg). Dann wird es über den Peloponnesischen Krieg hinaus weiterverfolgt (Leuktra), bis hin zu Philipp, dem faktischen Erben der Hegemonieansprüche über Hellas. Zuletzt ist mit Alexander ein Eroberungszug angesprochen, der den König in heroische Dimensionen eines Achill und Herakles rückte. Das einzige Datum, das nicht in diese auf die Frage der Hegemonie ausgerichtete Reihe passt, ist dabei der vom rein chronologischen Gesichtspunkt her allerdings bedeutsame Beginn der Olympiaden-Reihe. Von diesem Abstecher zu Eratosthenes nun zurück zu Diodor! Mit der Zeit Philipps und Alexanders erreicht die Darstellung einen epochalen Wendepunkt. Auf die Einigung Griechenlands folgt die Eroberung eines Großreichs, wodurch so weite Gebiete der Oikumene unter eine Herrschaft kamen wie nie zuvor seit den mythenberühmten Taten eines Herakles. Doch schon das Bild Philipps, erst recht das Alexanders, bleibt ambivalent. Der Größe der weltgeschichtlichen Aufgabe war der Charakter der Herrscher trotz einiger Vorzüge nicht angemessen. In der Folgezeit wurde denn auch die Chance auf eine weit gespannte stabile Ordnung vertan. Da der Überlieferungszustand der dritten großen Partie des Werks, die die Zeit von Alexander bis Caesar behandelt, zunächst noch im Volltext, dann (ab Buch XXI, d.h. von der Schlacht bei Ipsos im Jahr 301 weg) immerhin noch in unterschiedlich dichten Exzerpten erhalten ist, lassen sich durchaus einige klare Vorstellung zum Periodisierungsprinzip gewinnen. Dass Diodor in der Schilderung der Ereignisgeschichte den durch Schlachten und Gebietsverschiebungen, dynastische Abfolgen und Herrschaftswechsel vorgezeichneten Zäsuren folgt, soll hier nicht weiter erörtert werden. Es geht primär um größere Umrisslinien.96 Zu95 Vgl. dazu K. GEUS, Eratosthenes von Kyrene. Studien zur hellenistischen Kultur- und Wissenschaftsgeschichte (Münchener Beiträge zur Papyrusforschung und antiken Rechtsgeschichte 92), München, 2002, S. 308ff.; bes. S. 314ff. 96 Vgl. dazu die subtile Interpretation von Diodors Geschichtskonzeption bei G. W IRTH, Diodor und das Ende des Hellenismus. Mutmaßungen zu einem fast unbekannten Historiker (Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Kl. 600), Wien,

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nächst steht verständlicherweise die Frage, was aus Alexanders Herrschaftsgebiet wurde, und damit die Darstellung der Diadochenkriege und der Bildung der hellenistischen Staatenwelt im Vordergrund des Interesses, während Roms Geschichte eher noch beigeordnet erscheint (Buch XVIII–XXI). Mit den Pyrrhos-Kriegen (Buch XXII) ist ein Wendepunkt erreicht. Nun rückt Rom – am Vorabend der Punischen Kriege – als die kommende Ordnungsmacht in den Vordergrund. Rom selbst wie das Barbarikum in seinem nördlichen und westlichen Umfeld wirken kraftvoll, die graeko-makedonischen Herrschaften im Osten dagegen zunehmend kraftloser, durch Dekadenz gekennzeichnet. Nach Roms Sieg über Hannibal und seinem Ausgreifen in den Osten wird das Dekadenzproblem auch zu einem Problem Roms bzw. seiner Eliten. Dabei stand Diodor vermutlich bis zu einem gewissen Grad unter dem mutmaßlichen Einfluss von Poseidonios’ Historien, die Polybios’ Werk fortgesetzt hatten und den phänomenalen Prozess von Roms erfolgreichem Ausgreifen über immer größere Teile der Oikumene zu einer Zeit zunehmend blutigerer innerer Konflikte in seiner ganzen Ambiguität zu erfassen suchten (FGrHist 87).97 Die düsteren Seiten von Roms faszinierender Machtentfaltung werden nun stärker ins Licht gerückt, und mit dem Bundesgenossenkrieg von 91/89 v.Chr. ist ein denkwürdiger Wendepunkt von epochaler Bedeutung erreicht: Es ist in Diodors Augen der bedeutendste aller Kriege, da in ihm die Sieger über alle die bisherigen großen Eroberer – Hellenen und Perser, Karthager und Makedonen – nun gegeneinander kämpften: die Völker Italiens und Rom (vgl. bes. XXXVII 1). Rom siegte und erweiterte in der Folge sein Imperium, doch der Ausgang des Geschichtsprozesses ist offen – nicht nur im fragmentarischen Zustand der letzten Bücher. Da ist Pompeius, der den Osten ordnete und eindrucksvolles Lob erhält (XXXVIII/XXXIX 9–10). Doch Pompeius ging im Bürgerkrieg unter. Und da ist Caesar, der erstmals nach Herakles bis an die Grenzen des Westens vorstieß (IV 19.2; V 21.2). Aber nach seiner Ermordung hinterließ der Diktator auf Lebenszeit erneuten Bürgerkrieg als Erbe, was seine von Diodor hervorgehobene Divinisierung doch in ein Zwielicht gerückt haben dürfte.98 Doch wie dem auch sei, mit Diodors Universalgeschichte ist alle griechische Geschichte endgültig in einer Geschichte des Imperium Romanum aufgegangen.99

1993. Vgl. generell zu den Gliederungsprinzipien von Diodors Darstellung C. RUBINCAM, The Organization and Composition of Diodorosʼ Bibliotheke, Echos du Monde Classique / Classical Views XXXI, n.s. 6, 1987, S. 313–328. 97 Vgl. aber WIRTH, Diodor und das Ende des Hellenismus (s. Anm. 96), bes. S. 14ff., der davor warnt, Poseidonios’ Einfluss auf Diodor zu überschätzen. Vgl. generell A. MEHL, Antike Geschichtsschreibung, in: M. MAURER (Hg.), Aufriß der Historischen Wissenschaften, Bd. 5: Mündliche Überlieferung und Geschichtsschreibung, Stuttgart, 2003, S. 42–147, S. 98f. 98 Vgl. WIRTH, Diodor und das Ende des Hellenismus (s. Anm. 96), S. 50ff., der „unverkennbare Ironie“ in Diodors diesbezüglicher Darstellung vermutet. 99 Manuskript abgeschlossen Innsbruck, 2007.

PERIODIZATION IN ANCIENT ISRAELITE HISTORIOGRAPHY: THREE CASE STUDIES Gary N. Knoppers Historiography in ancient Israel is a huge topic, because ancient Israelite authors wrote about the past in so many different ways.1 Virtually all of the prose works in the Hebrew Bible are devoted to narrating a past. One immediately thinks of the historical books of Joshua, Judges, Samuel, and Kings, the Chronicler’s work, comprising 1 and 2 Chronicles, and the history of the Persian period community in Ezra–Nehemiah.2 Taking a larger view, one could also include significant portions of Genesis, Exodus, Leviticus, Numbers, and Deuteronomy, even though Exodus, Leviticus, Numbers, and Deuteronomy also contain much legal material, because these books include long narratives about Israel’s origins.3 In this context, one could speak of a Primary History (or Enneateuch) extending from Genesis through the book of Kings.4 To this one could add what some have called the 1

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An earlier version of this paper was presented at the conference on “Periodisierung und Epochenbewusstein in der antiken Geschichtsschreibung,” sponsored by the Schweizerische Gesellschaft für Orientalische Altertumswissenschaft/Société Suisse pour l’Étude du ProcheOrient Ancien, at the Universität Zürich on 6 November 2004. I wish to thank the organizers of and participants in this conference for their helpful remarks. Some updates have been made in my footnotes to recognize at least some of the research published since the completion of this essay in 2005. Given the enormity of the changes in the field between 2005 and 2011, such updates are by necessity quite partial and selective. On the distinction between Chronicles and Ezra–Nehemiah as two separately authored works, see S. JAPHET, The Supposed Common Authorship of Chronicles and Ezra–Nehemiah Investigated Anew, Vetus Testamentum 18, 1968, p. 330–371; EAD., I & II Chronicles (Old Testament Library), Louisville, 1993, p. 3–7; H.G.M. WILLIAMSON, Israel in the Books of Chronicles, Cambridge, 1977, p. 5–82; G.N. KNOPPERS, I Chronicles 1–9 (Anchor Bible 12), New York, 2004, p. 72–89. So, for example, J. VAN SETERS, Prologue to History: The Yahwist as Historian in Genesis, Louisville, KY, 1992; ID., The Life of Moses: The Yahwist as Historian in Exodus–Numbers, Louisville, KY, 1994. This topic has been the subject of much creative discussion in recent years; see K. SCHMID, Erzväter und Exodus: Untersuchungen zur doppelten Begründung der Ursprünge Israels innerhalb der Geschichtsbücher des Alten Testaments (Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament 81), Neukirchen-Vluyn, 1999; ID., Das Deuteronomium innerhalb der ‘deuteronomistischen Geschichtswerke’ in Gen–2 Kön, in: E. OTTO, R. ACHENBACH (ed.), Das Deuteronomium zwischen Pentateuch und deuteronomistischem Geschichtswerk (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 206), Göttingen, 2004, p. 193–211; R.G. KRATZ, Die Komposition der erzählenden Bücher des Alten Testaments: Grundwissen der Bibelkritik, Göttingen, 2000; E. OTTO, Das Deuteronomium im Pentateuch und Hexateuch: Studien zur Literaturgeschichte von Pentateuch und Hexateuch im Lichte des Deuteronomiumrahmens (Forschungen zum Alten Testament 30), Tübingen,

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historical novel of Esther or add materials from the prophetic books, such as Amos, Hosea, Isaiah, Zephaniah, and Jeremiah, containing summaries of and homilies on the past. The same prophetic works contain editorial comments that historicize prophetic oracles by situating them at a particular time, context, and place. Finally, the so-called historical Psalms contain long litanies, celebrations of, and laments about Israel’s past experiences. It would seem, then, that a variety of Israelite scribes, working at different times and places, possessed not only a strong consciousness of the past, but also strong views about the past. The creative expression of such a historical consciousness took a variety of literary forms. Due to limitations of space and time, I will concentrate on three historical writings: the Deuteronomistic History, the Chronistic work, and Ezra–Nehemiah. It must be acknowledged at the outset that this approach has its distinct limitations, because the contours, compositional history, and unity of each of these three works have been much debated.5 Indeed, the very existence of a Deuteronomistic History is under question.6 Nevertheless, in the context of a general forum on historiography in ancient Mediterranean antiquity, there are also advantages to looking at the whole and making comparisons among larger works.7 When speaking of the authorship of these writings, I will speak of authors,

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2000; ID., The Pentateuch in Synchronical and Diachronical Perspectives: Protorabbinic Scribal Erudition Mediating Between Deuteronomy and the Priestly Code, in: OTTO / ACHENBACH (ed.), Das Deuteronomium zwischen Pentateuch und deuteronomistischem Geschichtswerk, p. 14–35; H.-C. SCHMITT, Dtn 34 als Verbindungsstück zwischen Tetrateuch und Deuternomistischem Geschichtswerk, in: OTTO / ACHENBACH (ed.), Das Deuteronomium zwischen Pentateuch und deuteronomistischem Geschichtswerk, p. 181–192, and the references cited in these works. On the issue of editions within the Chronicler’s work, see KNOPPERS, I Chronicles 1–9 (see note 2), p. 90–100 (and the references cited there). See, for instance, C. WESTERMANN, Die Geschichtsbücher des Alten Testaments: Gab es ein deuteronomistisches Geschichtswerk? (Theologische Bücherei 87), Gütersloh, 1994; E.A. KNAUF, L’ ‘Historiographie Deutéronomiste’ (DtrG) existe-t-elle?, in: A. DE PURY, T. RÖMER, J.-D. MACCHI (ed.), Israël construit son histoire: l'historiographie deutéronomiste à la lumière des recherches récentes (Le monde de la Bible 34), Geneva, 1996, p. 409–418; H.N. RÖSEL, Von Josua bis Jojachin: Untersuchungen zu den Deuteronomistischen Geschichtsbüchern des Alten Testaments (Vetus Testamentum, Supplementum 75) Leiden, 1999; ID., Why 2 Kings 17 Does Not Constitute a Chapter of Reflection in the ‘Deuteronomistic History,” Journal of Biblical Literature 128, 2009, p. 85–90. For somewhat different views, see G.N. KNOPPERS, Is There a Future for the Deuteronomistic History?, in: T. RÖMER (ed.), The Future of the Deuteronomistic History (Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium 147), Leuven, 2000, p. 119–134; T. RÖMER, The So-Called Deuteronomistic History: A Sociological and Literary Introduction, London, 2005, p. 13–43. More recently, see the various contributions to T.C. RÖMER, K. SCHMID (ed.), Les dernières rédactions du Pentateuque, de l'Hexateuque et de l'Ennéateuque (Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium 203), Leuven, 2007. Within the footnotes, I shall try to provide readers with some references to recent studies on the compositional histories of the sections or books that constitute these longer literary works. Nevertheless, the scholarship on these matters is immense so these references will of necessity be only partial and selective.

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writers, and scribes, because I believe that each of these works is composite in character. I would like to begin with some observations about all three works before turning to the distinct ways the three major works organize, segment, and assess the past, concluding with some broader generalizations about the nature and importance of historical writing in ancient Israel. None of these writers came to his subject matter with a tabula rasa. The authors of the Deuteronomistic History, the Chronistic History, and Ezra–Nehemiah came to their work with certain presuppositions, perspectives, interests, and commitments. None of these authors lived in a historical vacuum. Each was inevitably influenced by his own times and circumstances. Historical experience was not tōhû wābōhû, “a formless void” (Gen 1:2). When these scribes worked, there were many traditions and beliefs about the past. The point is that the variant points of view found in each of these complicated literary works cannot all be attributed diachronically to a series of writers who each had a hand in the formation of these writings. Rather, some of this diversity must be attributed synchronically to authors who intentionally engaged traditional or contrary beliefs about the past and incorporated such views into their own writings (sometimes in the form of speeches by certain characters) as a means to acknowledge, engage, or contest such views in their own writings. In any case, given that the writers of the Deuteronomistic historical work, the Chronistic writing, and Ezra–Nehemiah chose to write about a past, in some cases a distant past, the question becomes: what past do the authors of these works choose to engage or not to engage? What are the important gaps in each writing and what do these gaps tell us about the principles governing its type of historiography? Attention also needs to be paid to the very subject of who is covered. Whom do the authors privilege as the focus of their historical writings? Is the subject stable or unstable, steady or shifting, depending on the particular periods portrayed and the interests of the writers? These questions are partly historical and partly literary and ideological, but history writing is a form of literature and ideological questions are of great import for understanding ancient historical writings and the societies that produced them. I. INTRODUCTORY OBSERVATIONS All three of the works under review are anonymous, undated, untitled, and contain no explicit discussions of methodology or perspective. This is in contrast, for example, to the Histories of Herodotus (I.1) and to the History of the Peloponnesian War by Thucydides (I.1–23), which do contain some such discussions.8 8

Another contrast between the Israelite and Greek traditions may be found in the use of sources. All of the Israelite works call attention to the use of written sources and place great emphasis on documentation (annals, letters, lists, and other documents). In contrast, little if any attention is drawn to the use of oral sources. Such oral sources were probably used, but not openly acknowledged as such. Apparently, in the ancient Israelite historiographical tradition oral sources did not carry nearly the same weight with readers as did written documents.

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Both the Deuteronomistic History and the Chronistic History are written from the vantage point of a third-person omniscient narrator. No clear authorial admissions of doubt or ignorance can be found in these works. Only in Ezra–Nehemiah does one find sustained first-person narratives and the recording of autobiographical experiences, feelings, and judgments.9 But even Ezra–Nehemiah is initially set up according to a third person point of view. One can begin, however, with few major generalizations (hopefully not gross over-generalizations!). First, each of the works is concerned with the larger group or nation.10 Israel, however that entity may be defined, is the subject of all three writings. There are leaders, such as chieftains, prophets, kings, priests, scribes, and governors, who play substantial roles in these writings, but the larger focus is on the people. Second, each of the three works understands Israel to exist in a special relationship with its national deity and each evaluates the past accordingly. In line with the stress placed on the ongoing relationship between the people and 9

Hence, many scholars have talked about documentary sources, labeled the Ezra and Nehemiah memoirs, which have been selectively incorporated and edited into this book. The definitions of these sources vary enormously, however. In the work of W. RUDOLPH, for instance, the Ezra memoir comprises Ezra 7:12–8:36; Nehemiah 7:72b–8:18; Ezra 9:1–10:44; Nehemiah 9:1f.: Esra und Nehemia (Handbuch zum Alten Testament 20), Tübingen, 1949, p. xxiv. By contrast, the recent treatment of J. PAKKALA views the original Ezra source as comprising only Ezra 7:1aβbα, 6a, 8; Nehemiah 8:1(a)b, 2a, 3*, 9*, 10, 12a; Ezra 9:1*; 10:1bα, 2a, 3a, 4, 10–14a, 16b–17: Ezra the Scribe: The Development of Ezra 7–10 and Nehemia 8 (Beihefte zur Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft 347), Berlin, 2004, p. 227–231. J. BLENKINSOPP takes the Nehemiah memoirs as basically comprising the first-person accounts in Nehemiah 1:2–2:20; 3:33–7:5; 12:31–43; 13:4–31: Ezra–Nehemiah (Old Testament Library), Philadelphia, 1988, p. 46–47. To this material were added third-person accounts dealing with several of the same incidents (Nehemiah 3:1–32; 11:1–2; 12:27–30, 44–47; 13:1–3), several lists and genealogies (7:6–72; 11:3–12:26), and editorial comments (e.g., 1:1; 12:27– 29, 33–36, 41–42, 43). Some scholars, including Blenkinsopp, also see some of the firstperson material in Nehemiah (e.g., the prayer in 1:5–11a) as editorial. In his reconstruction, H.G.M. WILLIAMSON posits two stages in the composition of the Nehemiah memoir (the second stage containing 1:4–11; 3:36–37; 5:14–19; 6:14; 13:4–14, 15–22, 23–31): Ezra, Nehemiah (Word Biblical Commentary 16), Waco, 1985, p. xxiv–xxviii. Like Blenkinsopp, Williamson thinks that a series of editorial additions were made to the work (e.g., Nehemiah 10; 11:1–2, 3–20, 21–36; 12:1–26, 27–43; 13:1–3). Developing and extending the view of Williamson, T. REINMUTH distinguishes between a wall-building narrative and a memorial composition: Der Bericht Nehemias: Zur literarischen Eigenart, traditionsgeschichtlichen Prägung und innerbiblischen Rezeption des Ich-Berichts Nehemias (Orbis Biblicus et Orientalis 183), Göttingen, 2002. Some recent analyses have contended for a longer process of composition and for more editorial interventions in the first-person materials. Note, for example, the recent treatment of J.L. WRIGHT, which contends that the original Nehemiah memorial was actually quite short (a few verses): Rebuilding Identity: The Nehemiah Memoir and its Earliest Readers (Beihefte zur Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft 348), Berlin, 2004. See, further, section III of this essay. 10 In this context, some of the best parallels to Hebrew historiography are to be found in the west in Greek historiography, J. VAN SETERS, In Search of History, New Haven, 1983, p. 8– 54; G.N. KNOPPERS, Greek Historiography and the Chronicler’s History: A Reexamination, Journal of Biblical Literature 122, 2003, p. 627–650. See also the essays by BICHLER and VAN DER MIEROOP elsewhere in this volume.

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Yhwh, the histories are all heavily theological in character. Other nations and countries are only mentioned in so far as they have contacts with Israelites.11 The contrast here again would be to the Histories of Herodotus, which devotes a major section to Egypt (Book II). Third, each history covers a lengthy period of time divided into several segments. The Deuteronomistic History is by far the longest and most ambitious of the three. Its writers create a storyline that covers some six to seven centuries. The other works – the Chronistic History and Ezra–Nehemiah – address shorter periods of time, but are also focused on the longue durée. All three writings are punctuated by public speeches, editorial comments, prayers, or summarizing reflections that lend some sense of coherence to the larger presentation of the people’s past. Such speeches, commonly thought to reflect, at least in part, the views of the authors, rehearse the past, comment on the past, or look toward the future. The very attention to the longue durée means that the writers, whether one situates them in the eighth, seventh, sixth, fifth, fourth, third, or second centuries BCE (or some combination of the above), lived at some temporal distance from their own subject matter.12 Fourth, for these particular writers there is no Israelite history without land. I will elaborate on this point in what follows, but it is useful to state it at the beginning. Whatever the differences among the perspectives, dates, and methods of these authors, the associations among deity, people, and territory are essential to their historiography. The people can precede the occupation of the land and even postdate it, but the focus of each work is on the people’s existence in the land.13 History starts with the people entering the land or with the people already in the land. By the same token, history stops with the people in the land or with the people’s exit from the land. Fifth, in each writing the criteria applied to the evaluation of historical epochs are external to the characters depicted and are presented as established instructions

11 Thus the Deuteronomistic authors depict an Israel encamped upon the Plains of Moab, but say little about Moab itself. The speeches in Deuteronomy speak of Israel’s past servitude in Egypt, but say virtually nothing about Egypt. Selectively drawing from Genesis, the genealogies of Chronicles commence with a universal canvas and the first person – Adam – but quickly narrow their focus to the descendants of the patriarch Israel, T. WILLI, Chronik (Biblischer Kommentar Altes Testament XXIV/1), Neukirchen-Vluyn, 1991, p. 10–53; G.N. KNOPPERS, “Shem, Ham, and Japheth”: The Universal and the Particular in the Genealogy of Nations, in: M.P. GRAHAM, S.L. MCKENZIE, G.N. KNOPPERS (ed.), The Chronicler as Theologian: Essays in Honor of Ralph W. Klein (Journal for the Study of the Old Testament, Supplement 371), London, 2003, p. 13–31. 12 On recent dates given to the Deuteronomistic work, see RÖMER, The So-Called Deuteronomistic History (see note 6), p. 67–183; for dates given to the Chronicler’s work, see my I Chronicles 1–9 (see note 2), p. 101–117; for dates given to Ezra–Nehemiah, see D. BÖHLER, Die heilige Stadt in Esdras α und Esra–Nehemia: Zwei Konzeptionen der Wiederherstellung Israels (Orbis Biblicus et Orientalis 158), Göttingen, 1997, p. 382–397. 13 To be cast away from the land of Israel is to be cast away from the presence of God (e.g., 2 Kings 13:22–23; 17:18, 23).

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and statutes from Israel’s past.14 No leaders are above the law, but rather are subject to it. The kings, for example, who populate the Deuteronomistic and Chronistic works do not create or authorize new law codes, but are judged by (what are presented as) preexisting external standards.15 In the case of the Deuteronomistic History, the old Deuteronomic law code, incorporated at the very start of the work, ostensibly plays this role. In this respect, history is textually driven or is, at least, partially textual in character. The story of Israel is keyed to how a written text functions, or fails to function, within the developing life of a people. Major figures in Israelite society are expected to adhere to an established standard external to themselves and, if need be, to bring their errant communities back into conformity with this set of norms.16 In the case of the Chronistic History and Ezra–Nehemiah, the authors creatively draw from both Deuteronomic and Priestly legislation.17 Ezra is said to “have set his heart to seek out the torah of Yhwh, to practice (it), and to teach statute(s) and ordinance(s) in Israel” (Ezra 7:10). In this manner, the authors of these diverse literary works ingeniously enlist what they present as authoritative measures to enhance the authority of their own accounts.

14 The great interest in drawing from and recovering features of the distant past is paralleled in many Mesopotamian and Egyptian royal inscriptions (on such an interest, see the other essays in this volume). On the recovery of a lost writing as an impetus to reform, a literary motif common to a number of ancient Mediterranean cultures, see T. RÖMER, Transformations in in Deuteronomistic and Biblical Historiography: On “Book Finding” and Other Literary Strategies, Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft 109, 1997, p. 1–11. 15 An exception is sometimes thought to be King Jehoshaphat of Judah (2 Chronicles 17–20), who implements a number of legal reforms, but see my: Jehoshaphat’s Judiciary and the Scroll of YHWH's Torah, Journal of Biblical Literature 113, 1994, p. 87–108. A better case for an exception might be the King David of Chronicles who presents, e.g., his successor with a plan (tabnît) for the temple (1 Chronicles 28:11–18), reminiscent of the plan (tabnît) given to Moses for the tabernacle (Exodus 25:9, 40), declaring “Everything in writing (has come) to me from the hand of Yhwh” (1 Chronicles 28:19), G.N. KNOPPERS, I Chronicles 10–29 (Anchor Bible 12A), New York, 2004, p. 917–942. 16 The role that Ur-Deuteronomium plays (or does not play) in the actual narration of the monarchy is, however, complicated by at least three related factors. First, scholars disagree about the shape, extent, and compositional history of Deuteronomy. Second, reconstructions differ widely on how many different layers of Deuteronomistic editing may be found in Deuteronomy. Third, scholars disagree about the relations, if any, of Deuteronomistic layers in Deuteronomy to those found in the rest of the Deuteronomistic historical writing. 17 Recently, K.L. SPAWN, “As It is Written” and Other Citation Formulae in the Old Testament (Beihefte zur Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft 311), Berlin, 2002. It is interesting that although the leaders Zerubbabel, Jeshua, Ezra, and Nehemiah play the roles of builders, leaders, or reformers in the book of Ezra–Nehemiah, their actions are not formally evaluated by the narrators of this work. In the narration of Kings and Chronicles, virtually every king receives an explicit regnal evaluation. In Ezra-Nehemiah, unlike in Joshua, Judges, Samuel-Kings, and Chronicles, the fate of individual characters is not revealed to the reader. Leaders, such as Sheshbazzar, Zerubbabel and Jeshua, Ezra, and Nehemiah, appear on the scene and initiate major actions, yet they eventually disappear and their deaths are not recorded.

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II. PERIODIZATION IN THE DEUTERONOMISTIC HISTORY The Deuteronomistic History is a sprawling, heterogenous work characterized by many voices, perspectives, genres, and sub-genres.18 One cannot help but be impressed with the comprehensiveness of the coverage, the attempt to formulate some six to seven centuries of continuous history.19 Living in an age that valued pedigree and tied pedigree to identity, the Deuteronomists posit an ancient ancestry for their people. During the course of this long uninterrupted continuum, the people undergo a series of major transformations. In distinguishing between such stages, land and statehood are major factors. The writers’ complex depiction involves positing a series of distinct periods, each of which is characterized by its own geo-political situation. Preparations: Israel on the Plains of Moab The All-Israelite Conquest The Era of the Chieftains The United Monarchy The Dual Monarchies Judah Alone

Deuteronomy Joshua Judges 1–1 Samuel 12 1 Samuel 12–1 Kings 11 1 Kings 12–2 Kings 17 2 Kings 18–25

As the rough outline demonstrates, the Deuteronomists maintain an interest in national identity throughout virtually their entire work. But this typological focus on nation and kingdom, as opposed to individual tribes, clans, and individual families, is not so much a means to distinguish between epochs as it is a means to posit continuity through the course of disparate times. To be sure, the writers sometimes mention individual tribes, clans, and families, especially in narrating the era of the chieftains and in depicting civil conflicts (e.g., Judges 19–21), but even in these cases the authors never lose their national focus.20 After a decisive 18 A classic statement, in this respect, is that of M. NOTH, Überlieferungsgeschichtliche Studien: die sammelnden und bearbeitenden Geschichtswerke im Alten Testament, 2nd ed., Tübingen, 1957, p. 1–109. A helpful history of recent interpretation may be found in T. RÖMER, A. DE PURY, L’historiographie deutéronomiste (HD): Histoire de la recherche et enjeux du débat, in: DE PURY / RÖMER / MACCHI (ed.), Israël construit son histoire (see note 6), p. 9–120. 19 The larger history and broader historical context have become in recent decades major issues in historical criticism. Compare: H. DONNER, Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen (Grundrisse zum Alten Testament 4/1), Göttingen, 1984; ID., Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen (Grundrisse zum Alten Testament 4/2), Göttingen, 1986; R. ALBERTZ, Religionsgeschichte Israels in alttestamentlicher Zeit (Grundrisse zum Alten Testament 8/1), Göttingen, 1992; T.L. THOMPSON, Early History of the Israelite People: From the Written and Archaeological Sources (Leiden, 1994; Z. ZEVIT, The Religions of Ancient Israel: A Synthesis of Parallactic Approaches, London, 2001; J.M. MILLER, J.H. HAYES, A History of Ancient Israel and Judah, 2nd ed., Louisville, 2006. The primary focus in this essay is on antique writing about the past and segmenting that past (hence, on literary matters). 20 The place of Judges in the development of the Deuteronomistic historical work has been the subject of much debate in recent years. Some view the work as on of the latest major blocks to be added to the work, RÖMER, The So-Called Deuteronomistic History (see note 6), p. 90– 91, 118–119, 136–139. Judging by the text-critical evidence alone, one should posit a long history of composition. See, for instance, A. ROFÉ‚ The End of the Book of Joshua according

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split between the northern and southern tribes occurs in the late tenth century, centuries after the Israelites enter the land, the writers follow the fortunes of both the northern and the southern kingdoms. By synchronizing northern and southern royal tenures, the authors maintain a larger focus on all twelve tribes in spite of the permanent division between the northern and southern kingdoms. Only near the end of the history, when the northern monarchy falls and the northern tribes exit the land, do the writers narrow their focus to the southern kingdom, tracing its history until its fall in the early sixth century. In the course of their history, the authors narrate a series of transitions from a tribal chiefdom to a united monarchy, from a united monarchy to a divided monarchy, and finally from a divided monarchy to a small Judahite monarchy. History starts and ends with land. The work commences with an Israel encamped upon the Plains of Moab as the people prepare to enter the land. The nation of Israel addressed by Moses on the Plains of Moab enters Canaan en masse under Joshua.21 The typological focus on the relations among people, deity, territory, and state is continued in the Deuteronomistic depictions of the demise of Israel and Judah centuries later. The northern kingdom of Israel is exiled in the lateeighth century and the Judahite kingdom is exiled in the early-sixth century.22 What happens to the northern tribes and the southern tribes after the Assyrian and Babylonian deportations is not addressed by the Deuteronomists.23 to the Septuagint, Henoch 4, 1982, p. 17–36; E. Tov, Textual Criticism of the Hebrew Bible (2nd rev. ed.), Assen, 2001, p. 327–332. 21 The book of Joshua, more so than any other book in the Deuteronomistic historical work, has received a significant amount of Priestly-style editing, E. CORTESE, Josua 13–21: Ein priesterschriftlicher Abschnitt im deuteronomistischen Geschichtswerk (Orbis Biblicus et Orientalis 94), Göttingen, 1990; E. NOORT, Das Buch Josua: Forschungsgeschichte und Problemfelder (Erträge der Forschung 292), Darmstadt, 1998. 22 The residents of “the entire region of Naphtali” are deported by Tiglath-pileser III (2 Kings 15:29) in the eighth century BCE and are never heard from again. Another Assyrian king, probably Sargon II, deports the rest of the Israelites to Assyria (2 Kings 17:6) in the lateeighth century BCE. No mention is made of Israelites remaining in the land and no coverage is provided of expatriate life in other countries. What happens to the northern tribes after the Assyrian invasions is not addressed by the Deuteronomists. Ironically, the long, multi-layered Deuteronomistic reflection on the fall of the northern kingdom contains a discussion of Assyrian state-sponsored immigrants and how they fare in the land emptied of Israelites (2 Kings 17:24–41). These narratives indirectly reaffirm the links between the land of Israel and the God of Israel, even if that land is now bereft of (northern) Israelites. The writers of these texts debate whether the foreign settlers worship Yhwh, but they provide no information about those Israelites who found themselves deported to various sites in the Assyrian empire, G.N. KNOPPERS, Cutheans or Children of Jacob? The Issue of Samaritan Origins in 2 Kings 17, in: R. REZETKO, T.H. LIM, W.B. AUCKER (ed.), Reflection and Refraction: Studies in Biblical Historiography in Honour of A. Graeme Auld (Vetus Testamentum, Supplementum 113), Leiden, 2007, p. 223–239. For a different view, namely that 2 Kings 17:34–40 concerns northern Israelites deported from their land to various Assyrian locales, see M. COGAN, Israel in Exile – The View of a Josianic Historian, Journal of Biblical Literature 97, 1978, p. 40–44. 23 The typological focus on people, territory, and state also holds true for Judahite history. According to the Deuteronomistic editors, all of Judah is exiled to Babylon (2 Kings 24:3, 14– 16, 20; 25:11–12, 19–21) or scatters to Egypt (2 Kings 25:26) in the early-sixth century BCE.

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But, within the historical continuum characterized by Israel’s relationship to the land, what defines a period as a highlight, a low light, or something in between? What the Deuteronomists chiefly appropriate from the old Deuteronomic law code and develop within their own work are cultic criteria that they apply to the behavior of the people and their leaders. The prohibition of the worship of other gods, the demand for the centralization of the Yahwistic cult, and the mandate to eliminate all other cults stand out in this respect. The brief era associated with Joshua, who successfully leads his people into the promised land according to the holy war criteria found in Deuteronomy, is deemed to be one of the highpoints of Israelite history. Conversely, the highly unstable chieftains era during which the people are repeatedly liberated from their enemies and repeatedly lapse into the worship of other gods appears as one of history’s low points. By cultic criteria, the entire history of the northern monarchy is deemed to be problematic, because the northern kings invest in their own cultic establishments, chiefly the state sanctuaries at Bethel and Dan. To be sure, the writers acknowledge that the northern kingdom was much larger, more militarily powerful, and more prosperous than its southern counterpart. In the course of their narration, the authors also concede that Judah often functioned politically and militarily as Israel’s junior partner. Accordingly, the northern kingdom receives much more narrative attention than does the southern kingdom during the dual monarchies.24 Nevertheless, the editors critique each Israelite monarch to the extent that he supports other shrines. By the application of such cultic criteria, the entire record of the Israelite monarchy is cast in a negative light. In one sense, the massive amount of prophetic material that is incorporated into the history of the northern monarchy comes to serve a similar purpose. The various stories about the prophets Elijah and Elisha, for instance, comprise fascinating literature in their own right.25 But inasmuch as these prophets are often at loggerheads with the No mention is made of Judahites remaining in the land. What happens to the southern tribes after their deportations comprises a gap in the Deuteronomistic coverage. Only the appendix to Kings (2 Kings 25:27–30), which mentions the mercies afforded to King Jehoiachin by King Evil-merodach, deals in any way with the Judahite expatriates. On the larger historical reconstruction of this period, see R. ALBERTZ, Die Exilszeit: 6. Jahrhundert v.Chr. (Biblische Enzyklopädie 7), Stuttgart, 2001; J. KIEFER, Exil und Diaspora: Begrifflichkeit und Deutungen im antiken Judentum und in der hebräischen Bibel (Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte 19), Leipzig, 2005; O. LIPSCHITS, The Fall and Rise of Jerusalem: Judah under Babylonian Rule, Winona Lake, Ind., 2005. 24 The conquest era is a theological highlight, but greater historical weight is given to the period of the Judges (better called the period of the chieftains, since very few of these leaders acted technically as judges). Other than getting the people of Israel into the land, the conquest narrated in Joshua is of no sustained historical significance. Israel finds herself in the land but the serious challenges faced by Saul and David presuppose the situation sketched out in Judges and in the early part of Samuel. 25 W. DIETRICH, Prophetie und Geschichte (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 108), Göttingen, 1972; S.L. MCKENZIE, The Trouble with Kings: The Composition of the Book of Kings in the Deuteronomistic History (Vetus Testamentum, Supplementum 42), Leiden, 1991; M.C. WHITE, The Elijah Legends and Jehu’s Coup (Brown Judaic Studies 311), Atlanta, 1997; S. OTTO, Jehu, Elia, und Elisa: die Erzählung von der Jehu-

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(northern) monarchs of their own time, the tales about prophetic-royal conflicts cast aspersions on the course of northern Israel. Conversely, the writers applaud the ascent of the ark into Jerusalem and the construction of a temple by Solomon. This royal shrine the authors present as the fulfillment of the Deuteronomic demand for the construction of a central sanctuary, a “place for Yhwh’s name.” By means of the connection they draw between the ark and the Jerusalem temple, the Deuteronomists posit a long line of cultic continuity from the time of Moses through the Judahite monarchy.26 In this respect, the era of the united monarchy, in particular the reigns of David and Solomon, carries much weight in the Deuteronomistic History.27 To be sure, the literary portraits of David in the book of Samuel are highly complex, variegated, and richly textured.28 During the course of his long and torturous rise to power, David has a troubled relationship with the reigning king in power (Saul) and his rival claimants to the throne have a nasty habit of killing each other, succumbing to assassination, or falling in battle. David is able to win many battles, consolidates his rule, unite the fractious northern and southern tribes, capture Jerusalem as his own royal domain, and greatly expand his kingdom. Yet, David’s own later rule is marked by familial rebellions, civil conflicts, and deteriorating health (2 Samuel 9–20; 1 Kings 1–2).29 In this respect, David appears as a real flesh and blood figure, exhibiting both heroic and tragic character traits.

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Revolution und die Komposition der Elia-Elisa-Erzählungen (Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament 152), Stuttgart, 2001. The emphasis on cultic continuity is an important thread in the larger historical outline of the Deuteronomistic work, N. NA’AMAN, The Deuteronomist and Voluntary Servitude to Foreign Powers, Journal for the Study of the Old Testament 65, 1995, p. 37–53. G.N. KNOPPERS, Two Nations Under God: The Deuteronomistic History of Solomon and the Dual Monarchies, 2 vols. (Harvard Semitic Monographs 52–53), Atlanta, 1993–94. W. DIETRICH, Das Ende der Thronfolgegeschichte, in: A. DE PURY, T. RÖMER (ed.), Die sogenannte Thronfolgegeschichte Davids: Neue Einsichten und Anfragen (Orbis Biblicus et Orientalis 176), Göttingen, 2000, p. 38–69; ID., König David – Biblisches Bild eines Herrschers im altorientalischen Kontext, in: W. DIETRICH, H. HERKOMMER (ed.), König David – Biblische Schlüsselfigur und europäische Leitgestalt, Stuttgart, 2003, p. 3–31; S.L. MCKENZIE, King David: A Biography, New York, 2000; T. NAUMANN, David als exemplarischer König – Der Fall Urias (2 Sam 11f) vor dem Hintergrund altorientalischer Erzähltraditionen, in: DE PURY / RÖMER (ed.), Die sogenannte Thronfolgegeschichte, p. 136–67; ID., David und die Liebe, in: DIETRICH / HERKOMMER (ed.), König David, p. 51–83; B. HALPERN, David’s Secret Demons: Messiah, Murderer, Traitor, King (The Bible in its World), Grand Rapids, 2001; R. HUNZIKER-RODEWALD, David der Hirt: Vom “Aufstieg” eines literarischen Topos, in: DIETRICH / HERKOMMER (ed.), König David, p. 165–177. So much so that J. VAN SETERS sees all of this material as a postexilic anti-Davidic and antimessianic interpolation: In Search of History (see note 10), p. 277–291; ID., The Court History and DtrH: Conflicting Perspectives on the House of David, in: DE PURY / RÖMER (ed.), Die sogenannte Thronfolgegeschichte (see note 28), p. 70–93. For a different view, see B. HALPERN, The First Historians: The Hebrew Bible and History, San Francisco, 1988; O. KAISER, Das Verhältnis der Erzählung vom König David zum sogenannten Deuteronomistischen Geschichtswerk, in: DE PURY / RÖMER (ed.), Die sogenannte Thronfolgegeschichte, p. 94– 122.

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Nevertheless, in the larger context of the Deuteronomistic presentation of the past, the united kingdom of David and Solomon plays an important role. The establishment of Jerusalem as the capital city in Israel, the divine promises afforded to David (2 Samuel 7), and the successful dedication of the temple in Jerusalem (1 Kings 8) are all highlights of this long writing. The national institutions established in the time of David and Solomon appear as important contributions both to the very definition of Israel and to its enduring historical legacy. Yet, the Deuteronomists rarely spare any one leader or any one era from criticism. Judging by cultic criteria, even the reputation of the united kingdom does not go untarnished. Solomon, for example, is blamed for bringing much trouble to his kingdom. The writers blame him for the division of the kingdom, which occurs only after his death (1 Kings 12:1–19), because they allege that Solomon built sanctuaries for other gods and worshiped at them (1 Kings 11:1– 13). During one of history’s highpoints, the seeds were sown for Israel’s decline. By the same cultic criteria, two of Judah’s later kings – Hezekiah (2 Kings 18:1– 20:21) and Josiah (22:1–23:30) – appear as great reformers, who attempt in varying degrees to implement the mandate for centralization, while Manasseh (2 Kings 21:1–18), who ruled between the times of Hezekiah and Josiah, appears as Judah’s worst king and is blamed for Judah’s eventual fall (2 Kings 23:26–27; 24:3–4).30 In the Deuteronomistic schema, history can thus have a progressive, cyclical, regressive, or shifting character, depending on the era sketched and the larger designs of the narrators. The formation of such a long, complicated, and variegated historical writing had its advantages for the editors of this literary work.31 By stressing the links among deity, people, land, and the major institutions established in the land, the writers defined the people’s larger historical identity. Criticizing popular and elite actions in the past, especially in the context of negative epochs, the authors explained the fragmentation and decline of their people and thus helped them adjust to new realities. Indeed, the very criticisms of the people and their leaders registered in the Deuteronomistic work paradoxically confirm Deuteronomistic standards of exclusive devotion to Yhwh, the sanctity of the central sanctuary in Jerusalem, the abolition of rival sanctuaries, and the statutes bequeathed to the 30 The post-Josianic Judahite monarchy ends on a low note. Each of Judah’s last four kings is evaluated negatively (2 Kings 23:32, 37; 24:9; 19), F.M. CROSS, Canaanite Myth and Hebrew Epic, Cambridge, Mass., 1973, p. 274–289; P.S.F VAN KEULEN, Manasseh through the Eyes of the Deuteronomists (Old Testament Studies 38), Leiden, 1996; E. EYNIKEL, The Portrait of Manasseh and the Deuteronomistic History, in: M. VERVENNE, J. LUST (ed.), Deuteronomy and Deuteronomic Literature (Festschrift C.H.W. Brekelmans; Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium 133), Leuven, 1997, p. 233–261; B. HALPERN, Why Manasseh is Blamed for the Babylonian Exile: The Evolution of a Biblical Tradition, Vetus Testamentum 48, 1998, p. 473–514. 31 N. LOHFINK, Kerygmata des Deuteronomistischen Geschichtswerks, in: J. JEREMIAS, L. PERLITT (ed.), Die Botschaft und die Boten (Festschrift für H.W. Wolff), Neukirchen-Vluyn, 1981, p. 87–100.

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people by Yhwh through Moses.32 The people and their leaders fail their institutions; their institutions do not fail them. Although the united Israel depicted in the work was a past and not a present reality, the history written about that history could commemorate and preserve the past for posterity. Indeed, inasmuch as the literary work was focused on the people and their leaders, the history was itself a creative act of definition, consolidation, and unification.33 The writing of a long and complex historical writing was a call to historical consciousness among the Judean elite. The centuries-long story of Israel’s inhabitation of the land furnished the people with a long pedigree, a sense of past accomplishments and failures, and a distinct understanding of national calling. The Deuteronomistic portrayal of history suggests that as the people existed in many different forms in past epochs, they could adapt to new conditions and circumstances.34 Because the relationship between Israel and Yhwh predated the occupation of the land, this relationship could also postdate it in a new international setting.35 III. PERIODIZATION IN EZRA–NEHEMIAH At first glance, the periodization of Ezra–Nehemiah, like that of the Deuteronomistic History, seems to be centered on the issues of statehood, God, national

32 This is admittedly a large topic. In a preliminary way, see G.N. KNOPPERS, Yhwh’s Rejection of the House Built for his Name: On the Significance of Anti-Temple Rhetoric in the Deuteronomistic History, in: Y. AMIT, E. BEN ZVI, I. FINKELSTEIN, O. LIPSCHITS (ed.), Essays on Ancient Israel in Its Near Eastern Context: A Tribute to Nadav Na’aman, Winona Lake, 2006, p. 221–238. 33 On the enduring import of the authors’ broad pan-tribal definition of Israel, see E. BEN ZVI, Inclusion and Exclusion from Israel as Conveyed by the Use of the Term Israel in PostMonarchic Biblical Texts, in: S.W. HOLLOWAY, L.K. HANDY (ed.), The Pitcher is Broken: Memorial Essays for Gösta W. Ahlström (Journal for the Study of the Old Testament, Supplements 190), Sheffield, 1995, p. 95–149; J. LINVILLE, Israel in the Book of Kings: The Past as a Project of Social Identity (Journal for the Study of the Old Testament, Supplements 272), Sheffield, 1998; S.S. SCATOLINI APÓSTOLO, On the Elusiveness and Malleability of ‘Israel,’ Journal of Hebrew Scriptures 6, 2006, p. 1–27. 34 Relevant to this issue was the status of Deuteronomy itself. If the statutes rehearsed by Moses on the Plains of Moab were relevant to the Israelites before they decamped and entered the land, they were also relevant to the Israelites after they left the land. 35 That the people outlasted each of the polities that structured their existence in the land demonstrated that they did not need their own independence to survive. This leaves open the question as to which polity was best for the people. On this matter, there is some divergence between the authors of Deuteronomy and the authors of the Deuteronomistic History, G.N. KNOPPERS, The Deuteronomist and the Deuteronomic Law of the King: A Reexamination of a Relationship, Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft 108, 1996, p. 329–346; ID., Rethinking the Relationship between Deuteronomy and the Deuteronomistic History: The Case of Kings, Catholic Biblical Quarterly 63, 2001, p. 393–415; B.M. LEVINSON, Deuteronomy and the Hermeneutics of Legal Innovation, New York, 1997.

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institutions, people, and land.36 In concentrating on Persian period Judah, the authors of Ezra–Nehemiah avoid dealing with the Neo-Babylonian period.37 Their segmented history begins with the decree of Cyrus allowing exiled Judeans to return home to Jerusalem to rebuild the temple (Ezra 1:2–4; cf. 5:13–15; 6:3–5). Following a description of the community’s struggles to build the Second Temple, the writing proceeds to describe the mission of Ezra and his efforts to make “the book of the torah” the constitution of the people (Ezra 7–10).38 The work concludes with the governorship of Nehemiah in the mid- to late-fifth century BCE and his efforts to strengthen, defend, and reform the province of Yehud. The work thus seems to mark a progression through much of the Persian period. Rebuilding the Temple Mission of Ezra Nehemiah’s First Term (Confession, Covenant, Lists Nehemiah’s Second Term

Ezra 1:1–6:22 (538–515 BCE) Ezra 7:1–10:44; Nehemiah 7:27b–8:18 (458 BCE) Nehemiah 1:1–7:72a; 12:27–13:3 (445–433 BCE) Nehemiah 9:1-12:26)39 Nehemiah 13:4–31 (428–426 BCE?)40

36 Most scholars believe that Ezra–Nehemiah was written in the same general era as Chronicles was – the late Persian or Hellenistic period. At some point already in antiquity the two works were linked. Such a linkage is also attested in the composition of the Apocryphal (or Deuterocanonical) book of 1 Esdras. The beginning of Ezra – the decree of Cyrus – is also the final appendix to the book of Chronicles. The two works (Chronicles and Ezra–Nehemiah) share interests in lists, cultic matters, and genealogies. But, in spite of some formal similarities, Ezra–Nehemiah is a fundamentally different work from the Chronistic History. In addition to the references listed in fn. 1, see S. JAPHET, People and Land in the Restoration Period, in: G. STRECKER (ed.), Das Land Israel in biblischer Zeit (Göttinger Theologische Arbeiten 25), Göttingen, 1983, p. 103–125; T. WILLI, Juda – Jehud – Israel: Studien zum Selbstverständnis des Judentums in persischer Zeit (Forschungen zum Alten Testament 12), Tübingen, 1995. 37 Discussions of the general social and historical context may be found in P. BRIANT, Histoire de l’Empire Perse: De Cyrus à Alexandre, Paris, 1996; A. LEMAIRE, Épigraphie et religion en Palestine à l’époque achéménide, Transeuphratene 22, 2001, p. 97–113; R.G. KRATZ, Das Judentum im Zeitalter des Zweiten Tempels (Forschungen zum Alten Testament 42), Tübingen, 2004; LIPSCHITS, Fall and Rise of Jerusalem (see note 23), p. 134–184; M.D. KNOWLES, Centrality Practiced: Jerusalem in the Religious Practice of Yehud and the Diaspora in the Persian Period (Society of Biblical Literature Archaeology and Biblical Studies 16), Atlanta, 2006. 38 In spite of the wide mandate given to Ezra in the rescript of Artaxerxes (Ezra 7:11–26), much of Ezra’s focus centers on the question of intermarriage (Ezra 9:1–10:44). The history of composition of this material is likely to have been rather involved, S. GRÄTZ, Das Edikt des Artaxerxes: Eine Untersuchung zum religionspolitischen und historischen Umfeld von Esra, 7.12–26 (Beihefte zur Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft 337), Berlin, 2004; G.N. KNOPPERS, Beyond Jerusalem and Judah: The Commission of Artaxerxes to Ezra in the Province Beyond the River, in: J. AVIRAM, A. BEN TOR, I. EPH`AL, S. GITIN, R. REICH (ed.), Eretz-Israel – Archaeological, Historical and Geographic Studies: Ephraim Stern Volume (Eretz Israel 29), Jerusalem, 2009, p. 78–87. See also the references mentioned in note 8. 39 Within this section, the corporate covenant (ʼămānâ; Nehemiah 10:1–37) evidently relates to the time of Nehemiah (Nehemiah 10:2), whereas the other materials relate to different times. 40 The dates of 428–426 BCE are only an approximation. Nehemiah returned to King Artaxerxes I in his thirty-second regnal year (433 BCE). Given the substantial problems with which Nehemiah had to contend upon his return to Jerusalem, one must allow some time to

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But, unlike the case in the Deuteronomistic History and the Chronistic History, there is no variation in the larger geo-political situation under review. The topic remains the small area of Yehud throughout the book. The transitions among periods or sub-periods thus have to do with something more than changes in territorial dominion or changes in the mode of governance. There is another important feature of Ezra–Nehemiah that bears close examination, namely the fact that the work is not a continuous history. Close study of the book reveals major lacunae. Between the time of the first immigration narrated beginning in Ezra 1 (538–537 BCE) and the actual construction of the temple under Zerubbabel and Jeshua (520–515 BCE) stands a period of some 17 years not addressed in the text (Ezra 4:23–24). The brief transitional remark, wĕ’aḥar ha-dĕbārîm hā’ēlleh, “and after these things” (Ezra 7:1), introducing the work and lineage of Ezra, is an understatement, because it marks a period of some 57 years since the dedication of the rebuilt temple under Zerubbabel and Jeshua (Ezra 6:19–22).41 There is another gap of 13 years from the time of Ezra’s mission (Ezra 7:1; 458 BCE) to the time of Nehemiah’s arrival (Nehemiah 1:1; 2:1; 445 BCE). An editorial attempt has been made to overcome this segmentation by placing the two together for the reading of the torah and the celebration of Sukkoth narrated in Nehemiah (Nehemiah 7:73b–8:18), but pertaining to the time of Ezra.42 Yet, the theological accomplishment in linking the work of the one reformer to the other does not overcome the chronological gap between the two periods represented by the work of these two separate individuals.43 A final gap in the book of uncertain duration, probably more than a year or two, separates Nehemiah’s first term in Yehud from the activities of his later return (Nehemiah 13:6–7).44 In short, of the approximately 112 years addressed by the book, there are gaps totaling some 89 years. The engagement with the past in Ezra–Nehemiah is highly selective,

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have elapsed in between his two terms as governor. How long Nehemiah may have remained as governor in his second term is unknown, but Artaxerxes died in 423 BCE. I am following the traditional chronology of Ezra (458 BCE) and Nehemiah (445 BCE). If one wished to place Ezra after Nehemiah, the work would still display a major lacuna from 430 (the approximate end of Nehemiah’s second mission) to 398 BCE (the estimated year of Ezra’s coming to Yehud in the reign of Artaxerxes II). The so-called Levitical confession in Neh 9:1–37, which mentions neither Ezra nor Nehemiah, is an additional issue, RUDOLPH, Esra und Nehemia (see note 9), p. 167–171; WILLIAMSON, Ezra, Nehemiah (see note 9), p. 300–319. Indeed, the conjoining of the activities of these two reformers shows an awareness on the part of an editor of the gap between the two. – See further S. JAPHET, Periodization between History and Ideology: The Neo-Babylonian Period in Biblical Historiography, in: O. LIPSCHITS, J. BLENKINSOPP (ed.), Judah and the Judeans in the Neo-Babylonian Period, Winona Lake, 2003, p. 75–89; EAD., Periodization between History and Ideology II: Chronology and Ideology in Ezra–Nehemiah, in: O. LIPSCHITS, M. OEMING (ed.), Judah and the Judeans in the Persian Period, Winona Lake, 2006, p. 491–508. These articles are reprinted in her: From the Rivers of Babylon to the Highlands of Judah: Collected Studies on the Restoration Period, Winona Lake, 2006, p. 245–267 and p. 416–431, respectively. Consistent with the focus on people and territory, the authors say virtually nothing about what Nehemiah did, while he was away from the land (Nehemiah 13:6).

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dealing with only some 23 years of Achaemenid history. The lacunae are enough to give one pause, because they may be more telling than the brief, noncontiguous periods depicted by the book. If the editors have been highly selective and telescopic in the past they choose to narrate, this is no less true in their choice of subject matter. Ostensibly, the work is about Israel and the history of Yehud after the exile. But the authors’ definition of what constitutes Israel is very circumscribed. When the writers speak of the protagonists in their story, they refer to the exiles who have returned to Yehud, the běnê ha-gôlâ, “the children of the exile” (Ezra 4:1; 6:19–20; 8:35; 10:7, 16; cf. běnê gālûtâ’ in Ezra 6:16), hā‛ōlîm miššěbî ha-gôlâ, “the ones who came up from the captivity of the exile” (Ezra 2:1 par. Nehemiah 7:6), or more succinctly as ha-gôlâ, “the exile(s)” (Ezra 1:11; 9:4; 10:6; Nehemiah 7:6).45 The use of this specialized terminology is important. The authors are referring to one specific elite, zera‛ ha-qōdeš, “the holy seed” (Ezra 9:2).46 The genealogical lists in Ezra–Nehemiah play, therefore, an important role in authenticating the pedigree of the returnees (Ezra 2:1–70 par. Nehemiah 7:6–72; Ezra 8:1–14; Nehemiah 12:1–26).47 Others, who are neither repatriates nor their descendants, are referred to as “the people(s) of the land(s).”48 In Ezra–Nehemiah, reference is occasionally made to Judah and Benjamin (Ezra 1:5; 4:1; 10:9; Nehemiah 11:4), but reference is never made to any of the northern tribes.49 It may well be that the editors of Ezra–Nehemiah intended this work to be a history of highlights. In each of the brief periods depicted, the leaders who drive the action – Zerubbabel, Jeshua, Ezra, and Nehemiah – are all transplanted exiles.50 Each period is defined by a leader, or leaders, and a major challenge or 45 Note also the “assembly of the golah” (qĕhāl ha-gôlâ) in Ezra 10:8, 12–16 and the “assembly of God” (qĕhāl hā’elōhîm) in Nehemiah 13:1. On the association of the "children of the exile" with Israel, see Ezra 2:1–2; 3:1; 6:16; 7:28; 8:25,29,35; 9:1–2,4; 10:2,6,8; Nehemiah 1:6–9; 7:72b; 9:1–2 (cf. Ezra 4:3; Nehemiah 8:1; 10:34; 12:47; 13:18). In some instances, the term Israel is understood in a more restricted sense as referring to laity, as opposed to priests and Levites (e.g., Ezra 2:2,70 [par. Nehemiah 7:7,73]; 6:16; 7:7,10,13; 9:5; 10:25; Nehemiah 2:10). The two meanings are by no means mutually exclusive, because the latter is but a subset of the former. 46 Cf. zera‛ qōdeš in Isaiah 6:13. 47 T.C. ESKENAZI, In an Age of Prose: A Literary Approach to Ezra–Nehemiah (Society of Biblical Literature Monograph Series 36), Atlanta, 1988. 48 E.g., Ezra 3:3; 4:4; 9:1, 2, 11, 14; 10:2, 11; Nehemiah 9:24, 30; 10:29, 31, 32. Cf. gôyēhā’āreṣ / kol-ha-gôyîm in Ezra 6:21; Nehemiah 6:16. Interestingly, the writers of Ezra– Nehemiah never refer to sojourners or resident aliens (gērîm). 49 In Chronicles, by comparison, one finds Israelites living in the north, Israelites living in the south, Israelites living in exile, sojourners or resident aliens (gērîm), as well as foreigners who may be described as “peoples of the land(s)” (e.g., 1 Chronicles 5:25; 2 Chronicles 6:33; 13:9; 32:13, 19. For the gērîm, see 1 Chronicles 22:2; 2 Chronicles 2:16; 30:25). In 1 Chronicles 29:15, the term is used figuratively to apply to Israelites. Jacob’s descendants are composed of many tribes, each of which has its own particular genealogical profile, but they are nevertheless all Israelites. 50 Whether the enigmatic Sheshbazzar, mentioned as the leader or governor of Judah (Ezra 1:8; 5:15–16), should be added to this list or functions simply as another name for Zerubbabel is a

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set of challenges. In each case, opposition (more often external than internal) is encountered, but gradually overcome. Sacrifices are resumed at the rebuilt altar, the temple is restored, intermarriage is outlawed, the town wall is rebuilt, social reforms are implemented, Jerusalem is partially repopulated, and so forth.51 Achaemenid rulers play a critical role in the sanctioning the rebuilding of the community and are generally portrayed positively. The major opposition to initiatives in Ezra–Nehemiah stems from “the peoples of the land” and local rulers of neighboring regions, such as Sanballat of Samaria, Geshem the Arab, and Tobiah the Ammonite. Their words are consistently treated with a hermeneutic of suspicion.52 It would seem that this episodic presentation of the past functions to promote a particular view of Judean life in the international context of foreign occupation. Achieving independent statehood is not necessary for the community to achieve most of its goals. On the contrary, under the auspices of the Persian authorities, the Judeans are able to make major strides in defining and protecting their own distinctive identity. In spite of local opposition, setbacks, and delays, the community with divine assistance effectively meets its challenges and presses ahead.53 But what about the gaps, the long periods not covered? In contrast to the detailed depictions of the progress made during 22 years of Achaemenid history, the scattered remarks made about the 86 years of community life that go unnarrated depict such times either as periods of non-accomplishment or of regression. So, for example, a narrator explains the gap in coverage from 537 to 520 BCE by noting that work on the temple ceased during this time (Ezra 4:24). Biblically literate officials in Yehud speak to Ezra shortly after his arrival about the problem that had been developing in the community of mixed marriages (Ezra 9:1–2).54 Nehemiah’s decision to go to Jerusalem is justified by recourse to a

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subject that goes beyond the scope of this essay. S. JAPHET provides a thorough discussion of the problems: Sheshbazzar and Zerubbabel against the Background of the Historical and Religious Tendencies of Ezra–Nehemiah, in her: From the Rivers of Babylon to the Highlands of Judah (see note 43), p. 53–95. In this respect, Ezra–Nehemiah may be the most optimistic of the three historical works under discussion. On occasion there are signs of some internal resistance or opposition within the community (e.g., Ezra 9:1; 10:15; Nehemiah 5:1–19; 6:10–14, 17–19; 13:4–5, 7, 17–18, 20–21, 23–28). The social context, nature, and means of this resistance deserve further study. See L.L. GRABBE, A History of the Jews and Judaism in the Second Temple Period (Library of Second Temple Studies 47), London, 2004, p. 298–301, and the references listed in these works; G.N. KNOPPERS, Nehemiah and Sanballat: The Enemy Without or Within?, in: O. LIPSHITS, G.N. KNOPPERS, R. ALBERTZ (ed.), Judah and the Judaeans in the Fourth Century, Winona Lake, 2007, p. 305–331. The narrative of Nehemiah 13:4–31 intimates, however, that the community problems faced by Ezra and Nehemiah were not simply part of the past, but would likely continue to be a fact of life in the future. One should not think that this was a phenomenon (or issue) limited to the homeland. Recent study of the so-called Āl-Yāhudu cuneiform texts (dating to the Neo-Babylonian and early Persian periods) indicates that intermarriage occurred among the Judean commoners, who were settled in Babylonia, K. ABRAHAM, West Semitic and Judean Brides in Cuneiform

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report about the dire conditions there (Nehemiah 1:3; 2:3, 5). Nehemiah speaks of Yehud’s former governors as laying heaven burdens upon their subjects (Nehemiah 5:15).55 Similarly, he cites all kinds of mischief during his brief absence from Jerusalem to justify further reforms (Nehemiah 13:4–13). As far as the editors are concerned, the omissions in coverage may relate to lowpoints in Yehud’s history and, as such, are unworthy of inclusion into their work. Whatever the case, they make no attempt to provide a continuous account of the Persian period. Their work comprises a local history within a local history. In Ezra–Nehemiah, periodization proves to be a powerful device to define and categorize history. By focusing readers’ attention on select vignettes from the past, the authors establish present priorities and a larger view of community survival in a world dominated by others. On one level, the story is all about postexilic Yehud, the struggles of its people and their renewed ties to temple, torah, city, and land. On another level, the story is all about how some members of the eastern Diaspora came to influence events in Yehud over against internal resistance and local opposition. The work’s carefully segmented history conspires toward a well-defined view of community identity and validates the actions of one particular group within the Jerusalem elite. Over against detractors, the work shows how diasporic leaders were able, with the support of their Persian overlords, to rebuild, reform, and reclaim the community’s heritage. In this manner, the work defends and promotes a certain identity for Yehud, at least an identity as the authors would like to have it. History comes to demarcate the correct roles and behaviors of repatriates together with their priests, Levites, and leaders. IV. PERIODIZATION IN THE CHRONISTIC HISTORY Like the authors of Ezra–Nehemiah, the authors of Chronicles probably write in the late Achaemenid and early Hellenistic periods, but their work touches very little on the Persian era and the Hellenistic era not at all.56 Drawing from the Deuteronomistic work, as well as from a variety of other earlier writings, the Sources from the Sixth Century BCE – New Evidence from Al-Yahudu, Archiv für Orientforschung 51, 2005–2006, p. 198–219; EADEM, An Inheritance Division among Judeans in Babylonia from the Early Persian Period (from the Moussaieff Tablet Collection), in: M. LUBETSKI (ed.), New Seals and Inscriptions: Hebrew, Idumean, and Cuneiform (Hebrew Bible Monographs 8), Sheffield, 2007, p. 148–182. 55 Given that the list of former governors would ostensibly include Sheshbazzar (Ezra 1:8; 5:13– 16) and Zerubbabel, Nehemiah’s claim is rather striking. 56 The two obvious exceptions are the Davidic genealogy in 1 Chronicles 3:1–23, which extends well into the fourth century BCE, and the list of Jerusalem’s postexilic inhabitants in 1 Chronicles 9:1–34; see G.N. KNOPPERS, The Davidic Genealogy in Chronicles: Some Contextual Considerations from the Ancient Mediterranean World, Transeuphratène 22, 2001, p. 35–50; ID., Sources, Revisions, and Editions: The Lists of Jerusalem’s Residents in MT and LXX Nehemiah 11 and I Chronicles 9, Textus 20, 2000, p. 141–168. For a different view, see R.W. KLEIN, 1 Chronicles (Hermeneia), Minneapolis, 2006, p. 259–281.

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writers revisit the history of the monarchy, an era which is for them already ancient history.57 In this respect, the Chronistic work, even more than the Deuteronomistic work, is textually oriented. Chronicles is both a new story about Israel’s past and an exegesis, reworking, and application of older texts dealing with that past. The subject of attention, as the genealogies (1 Chronicles 2–8) make clear, is a national entity of twelve (or more) geographically-dispersed tribes tied together by a common descent from a single eponymous ancestor. The authors of Chronicles focus on only two historical epochs – the united kingdom and the Judahite kingdom. The writers do not question the existence of these two eras as they appear in Samuel–Kings, but they do redefine them. The result is a shorter, less heterogenous, and more consistent writing than the Deuteronomistic History. The book naturally falls into three parts. Genealogical Introduction United Monarchy Judahite Monarchy

1 Chronicles 1–9 1 Chronicles 10–2 Chronicles 9 2 Chronicles 10–36

As the outline indicates, the narrative portions of Chronicles ignore virtually all of premonarchic history.58 References are made to the matriarchs and patriarchs, to Moses, Aaron, and Joshua, but tales about these figures are not retold from earlier biblical books. The periods of the exodus, wilderness journeys, conquest, and chieftains do not appear in this work. To be sure, the argument has been made that the genealogical introduction constitutes an alternative narrative to that of Exodus, Leviticus, Numbers, Deuteronomy, and Joshua of how Israel emerges in the land.59 In this theory, the genealogies present the story of an autochthonous Israel slowly developing within its own land until the time of the monarchy. It is true that the genealogies contain anecdotes about settlements, population growth, migrations, deportations, and skirmishes – some of which are at variance with the stories found in the Enneateuch.60 But, in my judgment, the genealogies do not comprise a separate period at all, but relate to several different periods including

57 Biblical sources selected and used are sometimes greatly abridged (e.g., Genesis), sometimes rewritten, augmented, and recontextualized (e.g., Samuel–Kings), but are hardly ever, if ever, explicitly cited. 58 There is one oblique allusion to Israel’s anarchic past in the oracle of Azariah son of Oded (2 Chronicles 15:1–7), which some have taken as a veiled reference to the era of chieftains. This assessment may be near the mark, but the references within the speech are so general that the specific historical era, if one is intended, is well-nigh impossible to ascertain. 59 S. JAPHET, Conquest and Settlement in Chronicles, Journal of Biblical Literature 98, 1979, p. 205–218 (repr. in her: From the Rivers of Babylon [see note 43], p. 38–52). 60 It is also true that the Chronistic writers do not stress either the exodus or the conquest, although their work does occasionally allude to these themes, KNOPPERS, I Chronicles 1–9, p. 463–465. More generally, see T.C. RÖMER, Israels Väter: Untersuchungen zur Väterthematik im Deuteronomium und in der deuteronomistischen Tradition (Orbis Biblicus et Orientalis 99), Freiburg, 1990.

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the ancestral era, the united monarchy, the divided monarchy, and the Persian period.61 The heavily segmented lineages in 1 Chronicles 1–9, which can be compared in some respects with the works attributed to the sixth and fifth century Greek genealogists, primarily deal with issues of identity, ethnicity, status, land, and relationships.62 The multi-linear genealogies function as a kind of prologue to the work – identifying the international context of the people who will be the focus of the history, addressing the relations among the many different sodalities that make up this people, detailing some of their settlements and migrations, and sketching their near and extended kinship relations.63 Within the Chronicler’s larger tribal schema – Judah, Levi, and Benjamin – the dominant tribes of the authors’ own time in late-Persian or early Hellenistic period Yehud, receive privileged positions and the bulk of the attention.64 That the genealogies end with a list of Persian period repatriates (9:2–34) signifies a continuity between Israel’s ancient heritage and the authors’ own times.65 a The peoples of the world (1 Chronicles 1:1–54) b The tribe of Judah (1 Chronicles 2:3–4:23) c Simeon and the Transjordanian tribes (1 Chronicles 4:24–5:26) d The tribe of Levi (1 Chronicles 5:27–6:66) c´ The northern tribes (1 Chronicles 7:1–40) b´ The tribe of Benjamin (1 Chronicles 8:1–40) a´ The Persian period inhabitants of Jerusalem (1 Chronicles 9:2–34)66 61 The lines of descent from Jacob/Israel are a kind of historical writing in as much as genealogies are histories of generations, but these lines of descent together do not comprise one discrete historical epoch. 62 In my judgment, the closest counterparts to the phenomenon of 1 Chronicles 1–9 may be found in the works of the Greek genealogists. The mass of ancient Greek genealogical literature was originally quite considerable, but only survives in fragmentary and testimonial form, KNOPPERS, Greek Historiography and the Chronicler’s History (see note 10), p. 627–650. 63 Although the book begins with the first person and provides a universal genealogy (1:1–54), the focus is clearly on the children of Israel (2:1–2) and his descendants (2:3–8:40). Even then, the writers do not provide a continuous set of lineages that would cover (in genealogical form) Israel’s entire history up to the authors’ own time. 64 Beginning with the primal human, the genealogies quickly narrow down to the descendants of the eponymous ancestor Jacob/Israel. The interest in tribes, ancestral houses (bêt ’ābôt), and families continues in the narratives about the united monarchy and the Judahite monarchy. Hence, the work that initially begins with the first person and a universal perspective ends as a local history. 65 The importance of the ancestral period can also be seen in the lineages the author provides for individual families or groups. Genealogical registers appear for the priests (5:27–41) and the Levitical singers (6:1–33) as part of the larger presentation of the Levitical tribe, yet each of these lines takes the Patriarch Levi as a starting point. Similarly, the Judahite genealogies contain a lineage for the descendants of David, but David’s own pedigree is traced back to Judah (2:3–5, 9–17). 66 Because the writers take the nation’s segmentation into sundry tribes as the starting point (2:1–2) for their lineages of Israel’s descendants, the genealogies display a cyclical quality. Of greatly varying length, the individual tribal genealogies move forward in time, but the subject always returns to the children of Israel.

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In the narrative portions of their work, the authors’ selective use of periodization allows them to focus attention on the polity that is most important to them – the monarchy. Indebted to the work of the Deuteronomists before them, the Chronists concentrate on the relations among of land, people, deity, state, and cult.67 For this reason, the authors say virtually nothing about the Neo-Babylonian period.68 But the historiographical interests of the writers are even more specific. They choose not to deal with the entire monarchy, but rather focus attention on the Davidic monarchy. Depicting the reign of the first king Saul as one of the lowpoints of history, the writers carry over just one scene from Saul’s entire life – the story of his tragic death in battle (1 Chronicles 10:1–14) – to present his reign typologically as a time of rebellion, disintegration, and national loss.69 Similarly, because the writers regard northern kingdom as illegitimate, an unauthorized defection from the Davidic kingdom (2 Chronicles 13:4–12), they do not engage its independent history.70 Hence, another major gap in Chronistic coverage is the northern monarchy. If allocation of coverage is an indication of authorial priorities, the united kingdom of David and Solomon represents the greatest Chronistic priority. The attention devoted to this relatively short chronological period of less than a hundred years (1 Chronicles 11–29; 2 Chronicles 1–9) is greater than that given to the entire Judahite monarchy of some three and a half centuries (2 Chronicles 10– 36). Portraying the united kingdom as Israel’s most illustrious, the writers borrow heavily from Samuel–Kings, but pass over most of the negative material about

67 In spite of its emphasis on centralization, the Deuteronomistic work does not devote much attention to cultic matters – how Israel worships its deity, organizes its rituals, and cares for its sacred realia. The Chronistic work rectifies this perceived deficiency by devoting much attention to the details of orthopraxis. Many of the additions in the Chronistic treatment of the united monarchy have to do with matters of priesthood, temple staffing, and central administration (e.g., 1 Chronicles 23–26). In this way, the priestly and Levitical rota of the Jerusalem temple during the Persian and Hellenistic periods are ratified by recourse to their founding during a bygone golden age. 68 This cannot be accidental, because a few texts in Chronicles directly touch on the Persian period. Both the genealogies and the narratives about the Judahite monarchy end with the Babylonian deportation and announce a return from exile to the land (1 Chronicles 9:1–34; 2 Chronicles 36:13–23). In this way, the Chronistic work tilts toward the Babylonian Diaspora over against the Egyptian Diaspora and the Judahites who survived in the land. But what happens to the deportees during the exile is an issue that is not addressed by the work. To take another example, following the forced deportation of the Transjordanian tribes in 1 Chronicles 5:23–26, these tribes are never discussed again. 69 G.N. KNOPPERS, Israel’s First King and “The Kingdom of Yhwh in the Hands of the Sons of David”: The Place of the Saulide Monarchy in the Chronicler’s Historiography, in: C.S. EHRLICH, M. WHITE (ed.), Saul in History and Tradition (Forschungen zum Alten Testament 47), Tübingen, 2006, p. 187–213. 70 In contrast, the founding of the separate northern kingdom is presented in the Deuteronomistic historical work as a legitimate enterprise, a turn of events explicitly decreed by God (1 Kings 11:1–13, 31–38; 12:15, 21–24).

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David and Solomon.71 By means of wholesale omissions, careful selection, clever rewriting, significant recontextualization, and much supplementation, the authors create their own distinctive portrait of this era.72 Living in an age that treasured the past, the authors create a past that their readers could treasure. The highly fractious Israel depicted in the reigns of Saul and David in Samuel does not appear in Chronicles. Instead, a highly unified Israel repeatedly rallies around David and his divinely chosen son.73 Signifying its importance to all Israelites, the capture of Jerusalem is the first priority when David becomes king.74 During the reigns of David and Solomon, all of the tribes repeatedly support the movement to bring the ark to Jerusalem and to establish a centralized temple there.75 The authors of Chronicles lived during a time in which more than one community claimed to be the heir of ancient Israel. To the north of Yehud was situated the much larger and populous province of Samaria. Its Yahwists had their own temple at Mt. Gerizim, a venerated site explicitly mentioned in the Pentateuch (Deuteronomy 11:29; 27:11–13),76 and laid claim to an antique pedigree in the tribes of Joseph. There were also Judean communities in Egypt and in Babylon.77 For the authors of Chronicles to lay recourse to Sinai was vital 71 The stress falls on public performance – the implementation of building projects, the waging of foreign conflicts, the formation of national administrative arrangements, and the plans for constructing the temple. Little interest is shown in private lives of leaders (e.g., David and Bathsheba in Samuel), S. JAPHET, The Ideology of the Book of Chronicles and Its Place in Biblical Thought (Beiträge zur Erforschung des Alten Testaments und des Antiken Judentums 9), Frankfurt am Main, 1989, p. 424–444, p. 467–491. 72 The treatments of Saul, David, and Solomon are just a few indications of how different the Chronistic and Deuteronomistic writings are in spite of the former’s heavy borrowing from and imitatio of the latter. 73 The idealization of David and Solomon can be compared to the idealization of Imhotef in Egyptian tradition. David and Solomon never come close to deification, however. See G.N. KNOPPERS, Changing History: Nathan’s Dynastic Oracle and the Structure of the Davidic Monarchy in Chronicles, in: M. BAR-ASHER, D. ROM-SHILONI, E. TOV, N. WAZANA (ed.), Shai le-Sara Japhet: Studies in the Bible, Its Exegesis, and Its Language, Jerusalem, 2007, p. 99*–123*. 74 To be sure, the Chronicler recognizes that things were more complicated than the order of his presentation would initially suggest, but his very reworking of David’s reign underscores the priority of Jerusalem in Israel’s national self-consciousness. 75 In this manner, the writers create a model for the geographically-dispersed Israelites of their own times to rally around Jerusalem as the center of their religion, G.N. KNOPPERS, “The City Yhwh has Chosen”: The Chronicler’s Promotion of Jerusalem in the Light of Recent Archaeology, in: A. KILLEBREW, A. VAUGHN (ed.), Jerusalem in Bible and Archaeology: The First Temple Period (Society of Biblical Literature Symposium Series 18), Atlanta, 2003, p. 307– 326. 76 The former instance (Deuteronomy 11:29) closely precedes the call for centralization (Deuteronomy 12). 77 A. VINCENT, La Religion des Judéo-Araméens d’Éléphantine, Paris, 1937; B. PORTEN, Archives From Elephantine, Berkeley, 1968; T.M. BOLIN, The Temple of Yahu at Elephantine and Persian Religious Policy, in: D.V. EDELMAN (ed.), The Triumph of Elohim: From Yahwisms to Judaisms (Contributions to Biblical Exegesis and Theology 13), Kampen, 1995, p. 127–142; F. JOANNÈS, A. LEMAIRE, Trois tablettes cunéiformes à l’onomastique ouest-

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to their program, but it could not be enough because more than one community claimed that same heritage.78 The Chronistic writers thus present the argument that the most remote times in history were not necessarily the most important, at least in all respects. The age of the ancestors was important to explain Israel’s origins as a people and the age of Sinai was important for the gift of torah. But the foundational events of the united kingdom were normative for defining Israel’s major political and religious institutions in later periods.79 In this presentation, the united kingdom represents Israel’s classical epoch. Institutions, which the Chronistic writers associate with Israel’s national identity – the house for Yhwh’s name, the priestly and Levitical courses, the chosen city, and the chosen dynasty – come into being during this time.80 From the perspective of the writers of Chronicles, the state of Judah (and by implication, the province of Yehud in Achaemenid times) represented the divinely approved continuation of the authoritative institutions and arrangements established in the time of David and Solomon. sémitique, Transeuphratène 17, 1999, p. 17–34; KRATZ, Das Judentum im Zeitalter des Zweiten Tempels (see note 37); D.S. VANDERHOOFT, New Evidence Pertaining to the Transition from Neo-Babylonian to Achaemenid Administration in Palestine, in: R. ALBERTZ, B. BECKING (ed.), Yahwism After the Exile: Perspectives on Israelite Religion in the Persian Era, Assen, 2003, p. 219–225; L.E. PEARCE, New Evidence for Judeans in Babylonia, in: OEMING / LIPSCHITS (ed.), Judah and the Judeans in the Persian Period (see note 43), p. 399–411. 78 And the Samarian community, like the Judean community, had its own diaspora. For instance, the late third/early second century BCE Samarian inscription discovered on the Aegean island of Delos mentions Mt. Gerizim and employs the term “Israelites” (ΙΣΡΑΗΛΙΤΑΙ) to refer to the Samarians, “who make first-fruit offerings for Holy Argarizein” (ΙΕΡΟΝ ΑΡΓΑΡΙΖΕΙΝ), P. BRUNEAU, Les Israélites de Délos et la juivierìe délienne, Bulletin de Correspondence Hellénique 106, 1982, p. 465–504; L.M. WHITE, The Delos Synagogue Revisited: Recent Fieldwork in the Graeco-Roman Diaspora, Harvard Theological Review 80, 1987, p. 133–160. A second inscription, dating to the second half of the second century (or the early first century) BCE likewise mentions “Israelites” (ΙΣΡΑΕΛΕΙΤΑΙ), “who make firstfruit offerings for Holy Argarizein” (ΙΕΡΟΝ ΑΡΓΑΡΙΖΕΙΝ), BRUNEAU, Les Israélites de Délos, p. 469–474. The supposition of a nearby Judean (or Samarian) synagogue (Building GD 80) has been recently disputed, however, by L. MATASSA, Unravelling the Myth of the Synagogue on Delos, Bulletin of the Anglo-Israel Archaeological Society 25, 2007, p. 81–115. 79 In contrast with the privileged attention given to Jerusalem, the Yahwistic shrines at Gilgal, Shiloh, Bethel, and Dan are never mentioned by name, although the northern cult is alluded to in King Abijah’s remonstration with King Jeroboam during the early divided monarchy (2 Chronicles 13:4–12). Mt. Gerizim, the site of the Samarian sanctuary built during the Persian period and greatly expanded during the Hellenistic period, never appears in the book. See Y. MAGEN, Mt. Gerizim – A Temple City, Qadmoniot 33, 120, 2000, p. 74–118 (Hebrew); Y. MAGEN, H. MISGAV, L. TSFANIA, Mount Gerizim Excavations I: The Aramaic, Hebrew and Samaritan Inscriptions (Judea and Samaria Publications 2), Jerusalem, 2004; G.N. KNOPPERS, What has Mt. Zion to do with Mt. Gerizim? A Study in the Early Relations between the Jews and the Samaritans in the Persian Period, Studies in Religion/Sciences Religieuses 34/3–4, 2005, p. 307–336; ID., Revisiting the Samarian Question in the Persian Period, in: OEMING / LIPSCHITS (ed.), Judah and the Judeans in the Persian Period (see note 43), p. 265–289. 80 See recently, J. TIŇO, King and Temple in Chronicles: A Contextual Approach to their Relations (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 234), Göttingen, 2010.

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The first time in which other Yahwistic sanctuaries and non-Yahwistic sanctuaries appear, aside from the mention of the Gibeon sanctuary in Benjamin serving as the temporary home of the tabernacle in the early united monarchy (1 Chronicles 16:39–42; 2 Chronicles 1:3–13), is during the speech of Abijah to Jeroboam and northern Israel during the early Judahite monarchy.81 There, the Judahite king decries the independent northern Israelite cultus (2 Chronicles 13:8– 12). The first time in which other sanctuaries and cult objects are explicitly mentioned in Judah itself is during one of the reform periods in Asa’s reign (2 Chronicles 14:1). The appearance of such rival practices and symbols to the Jerusalem temple is one means by which the authors distinguish between Israel’s golden age and the decline that characterizes the beginning of the divided monarchy. The Chronistic depiction of the Judahite monarchy is a mixture of highpoints and low points. Commensurate with the importance given to the united monarchy, its leaders David and Solomon set the standard for all Judahite kings to follow. During this period, the tribes of Judah, Levi, and Benjamin play key roles in preserving the classical heritage bequeathed from the time of the united monarchy.82 By the same token, the writers never lose sight of their larger concept of Israel.83 During its history, the Davidic state has a series of contacts with the northern kingdom of Israel that do not cease with the northern kingdom’s demise. In other words, the authors of Chronicles, unlike the authors of Kings, do not think that the northern exile left a land bereft of Israelites. On the contrary, the writers maintain that a northern remnant survived, maintained its Israelite identity, and occasionally engaged in contacts with its southern neighbor.84 During the reforms of Hezekiah and Josiah, some members of the northern tribes even came to Jerusalem to support the Jerusalem temple.85 Indeed, Manasseh, Ephraim, and “all the remnant of Israel” contribute to the repair of the Jerusalem temple during the reforms of Josiah (2 Chronicles 34:8). 81 Reconciling Deuteronomistic and Priestly theology, the Chronistic writers place the tabernacle at Gibeon in the time of David (1 Chronicles 16:39–42). When the temple is built, both the Tent of Meeting and the ark in Jerusalem make their ceremonial way into Israel’s central shrine (2 Chronicles 5:1–14). The Gibeon sanctuary is never mentioned again. 82 In this respect, the epoch of the Judahite monarchy is strategic to the authors’ larger narrative designs. The line of cultic continuity stemming from the Sinaitic age was to be found in Jerusalem. 83 Hence, the northern kingdom is not pagan. See S. JAPHET, People and Land in the Restoration Period (see note 36), p. 103–125; EAD., Ideology (see note 71), p. 308–324; WILLIAMSON, Israel (see note 2), p. 87–140; BEN ZVI, Inclusion and Exclusion (see note 33), p. 142f. 84 And if members of the northern tribes were welcome to journey south and support the Jerusalem temple all through the Judahite monarchy, so the argument seems to be, there is no reason why that should not be so in later times. 85 Similarly, other Judahite kings such as Asa, Jehoshaphat, and Joash appear as reformers, attempting to restore the central status Jerusalem enjoyed under David and Solomon. Conversely, regressive kings such as Ahaz (2 Chronicles 28) and Manasseh (2 Chronicles 33:1– 20) are deemed to be Judah’s worst, because they support other cults and even worse, close down the Jerusalem temple.

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Gary N. Knoppers

For writers working in the late Persian and early Hellenistic periods, the creation of a new history embracing a broad concept of the people of Israel and highlighting the united monarchy had many advantages. When the writers lived, Judaism had already become an international phenomenon. For centuries, Judeans had lived in a variety of foreign lands. These descendants of Israel had not only survived the ravages of history, but had made the necessary adjustments to sustain their lives far away from the land. To the Yahwists scattered in various locales and to the Yahwists living north of Yehud in Samaria, the authors found themselves in the position of having to make the case for the centrality of the land, city, state, and temple to their religion. Creating a new historical work that embraced a broad, even international, concept of Israel, the writers argue that Jerusalemite institutions held the key to corporate identity and deserved support from all those who identified with the name of Israel. CONCLUSIONS Due to the tremendous range of materials employed to depict Israel’s past in the Hebrew Bible, some modern scholars have characterized Israelite religion as being profoundly historical and have seen this historical consciousness as a distinguishing mark of the small provincial states of Israel and Judah over against their surrounding neighbors. In this way, Israelite civilization was dialectically set apart from other societies in the ancient Near East. The truth is, as many have pointed out, that numerous other civilizations in the ancient Mediterranean world were also deeply conscious of history and its value for society. In the ancient world to have a past was itself a mark of distinction. Novelty was often the object of suspicion and mistrust.86 As for Israelite religion, the clues we gain from reading certain historical writings in the Hebrew Bible need to be complemented and complicated by the evidence supplied by other writings in the Hebrew Bible, as well as by the important evidence supplied by epigraphy, archaeology, and art history. These clues suggest that Israelite society and Israelite religion were multi-faceted in character. Nevertheless, few would deny that the construction, ordering, and critical assessment of the past was an important part of the group identity constructed by ancient Israelite scribes. For these writers, discussing the past was an active, rather than a passive, process.87 The construction of history was both a conservative and a creative exercise. In composing their historical works, the authors of the Deuteronomistic History, Ezra–Nehemiah, and the Chronistic History creatively differed in their 86 Or, as Celsus puts it, “ancient” may be equated with “wise” (ap. Origen, Contra Celsum 1.14). Indeed, as H. CHADWICK argues, in Celsus’ thought nothing can be both true and new, Early Christian Thought and the Classical Tradition: Studies in Justin, Clement, and Origen, Oxford, 1966, p. 23. 87 So, e.g., L.C. JONKER, Reforming History: The Hermeneutical Significance of the Books of Chronicles, Vetus Testamentum 57, 2007, p. 21–44.

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choices of periods and in their characterization of those periods, even though they agreed that possession of the land was a key to the very definition of Israelite history. Periodization brought depth, emphasis, and texture to the presentation of the past. Segmentation within the context of a longer history provided the authors with a base from which to highlight certain eras and to draw contrasts among the consequences of various behaviors. Through periodization, history became exemplary in both the positive and the negative sense. History moves both forward and backward. At one level, the writings move forward narrating Israel’s developing story in various circumstances. On another level, the writings are backward-looking, evaluating popular and elite conduct with select reference to established communal stipulations. This is itself testimony to the prestige attached to the past in ancient Israel. If history is to move forward, it has to move backward, because the body politic has to be brought back into conformity with long-established ordinances. To be sure, the writers of the Deuteronomistic History, Ezra–Nehemiah, and the Chronistic History writers differ in many of their assumptions, methods, commitments, and in their use of earlier texts. Nevertheless, it is one indication of the lure and remarkable power of history in ancient Israel that when the community faced new challenges in the present, at least some of its scribes kept returning to the past.

REGISTER NAMEN Aaron 138 Abija 142. 143 Abydos 18. 19 Achaier 115 Achaimenes 73 Achaimeniden 57-85. 112. 113. 142 Achencheres 15 Achill 54. 56. 88. 118 Achthoes 12. 13 Adam 125 Aelian (Ailian) 13. 47 Aelius Aristides 83 Aemilius Sura 83 Aeneas 54. 89 Africanus 11. 14. 16. 17 Ägäis-Inseln 102 Agathokles 115 Ägypten 9-36. 50. 60. 63- 66. 68. 69. 78. 83. 84. 100. 101. 112. 114. 125. 141 Ägypter 102. 117 Ahas 143 Ahmose 20 Aigina 100 Aioler 102 Aischylos 97 Ajas 94 Aka 45. 46. 53 Akkad 38. 39. 41. 42. 48-51. 53. 71 Akusilaos 94 Alexander III. d. Gr. 63. 83. 111-115. 117-119 Alkandra 14 Amarna 19. 20. 50 Amenemhet II. 25. 26 Amenophis 14. 15

Amen-Re 19 Ammenemes 12 Ammoniter 136 Amos 15 Amun 19. 20 Amurru 49 Amyntas 114 Anatolien 46. 49. 50 Andokides 95 Antigoniden 83 Antigonos Monophthalmos 113 Antiochos I. 113 Antiochos IV. 84 Antiochos von Syrakus 106. 107 Apion 13 Apollodor 94 Apollon 91 Apophis 32 Appian 83 Aqqi 51 Araber 33. 136 Aratos von Sikyon 114 Aratta 45 Arbinas 75 Archidamos 109 Archilochos 103. 106 Argeier (Argiver) 102 Argonauten 94. 95 Argos 14 Arier 62 Arkader 102 Arkesilaos IV. 94. 95 Armais 14 Armanum 39 Armenien 66 Arrian 113

148 Arschama (Arsames) 64 Arses (s. a. Artaxerxes I.) 69. 70. 74 Artaxerxes 76 Artaxerxes I. 67. 68. 70. 71. 74. 77. 102. 133 Artaxerxes II. 134 Asa 143 Asarhaddon 40 Asarja 138 Asien 99 Asklepios 12. 94 Assur 49. 50 Assurbanipal 40. 46. 47. 71. 80 Assyrer 15. 28. 34. 38. 40. 43. 50. 52. 62. 71. 72. 80. 82. 84. 100102. 112. 117. 128 Assyrien 33. 81. 83 Athen 70. 97. 100. 103-107. 109. 110. 114 Athenaios 111 Athener 102 Athotis 12-14 Atrahasis 55 Attika 102 Augustus 18. 79 Auramazda 65. 72-79. 82 Azupiranu 51 Babylon 50. 63. 78. 80 Babylonien 38. 40. 41. 46. 47. 49. 50. 60. 65. 66. 69. 74. 100. 113. 114. 128. 133. 141 Babylonier 40. 43. 50. 62. 72. 80. 84. 101 Badja 33 Bakchylides 95 Baktrien 64 Baradates 65 Bardiya 69 Battiaden 95 Bel 78 Belos 101 Benjamin 135. 139. 143 Berossos 10. 55. 113 Betel 129. 142 Binothris 12

Register

Bisutun 59. 60. 66. 67. 68. 69. 75. 76. 78 Boethos 13 Boiotien 102 Bokchoris 15 Bubastos 13 Byblos 50 Caesar 112. 116. 118. 119 Cannae 116 Chaironeia 110 Chalkis 106 Charon von Lampsakos 98 Cheops 13. 31. 32. 36 Claudian 83 Dagan 39 Dahaka 76 Dan 129. 142 Danaiden 102 Danaos 14-16 Dareios I. 35. 57-60. 65-67. 69-72. 74. 76. 78. 79. 99 Dareios III. 112 Daskyleion 64. 66 David 126. 129-131. 139-143 Deiokes 59. 100. 102 Delos 142 Delphi 91 Demaratos 102 Demeter 91 Demodokos 56 Deukalion 14 Diodor 33. 112. 115-117. 119. Dionysios von Halikarnass 83 Dionysos 117 Djedkare 27 Djoser 31. 33. 36 Dorier 118 Dumuzi 44. 45 Duris von Samos 114 Dur-Scharrukin 51 Ebla 39 Echnaton 28 Edfu 19. 29 Efraim 143 Egibi 63

Register

Elam 66. 69 Elamer 62. 78 Elephantine 64. 67. 75 Eleusis 91 Elija 129 Elischa 129 Elwend 68 Elymais 62 Enkidu 45. 47. 53. 54 Enlil-bani 43 Enmebaragesi 45 Enmendurana 41 Enmerkar 41. 43-47 Ephoros 111. 114. 116. 117 Ephoros von Kyme 110 Eratosthenes 94. 118 Eretria 106 Erischu 40 Erra-imitti 43 Esra 126. 133-136 Euechoros 47. 48 Eumelos 91 Euphemos 94 Euphrat 49 Eusebius 11. 13-17 Euthymenes 104 Evil-Merodach 129 Fars (= Persis) 62. 69 Gadatas 65. 75 Gallier 107 Garizim 141. 142 Gayomard 59 Gelon von Syrakus 107 Gephyraier 102 Geschem 136 Gibeon 143 Gilgal 142 Gilgamesch 41. 43-48. 52-56 Griechen (s. a. Hellenen) 82 Griechenland (s. a. Hellas) 70 Gutäer 41 Gyges 92. 98 Hamadan 66. 68 Hammurabi 41. 42 Hannibal 116. 119

149 Harmais 15 Hatschepsut 19. 20 Hattusa 50 Hebräer 15. 84 Hekataios 94. 104 Hekataios von Abdera 112 Hekataios von Milet 93 Hektor 56 Heliopolis 12. 25 Hellanikos 95. 105 Hellas (s. a. Griechenland) 82 Hellenen (s. a. Griechen) 80 Hellenen 119 Hellespontes 59 Hephaistos 29 Herakles 15. 92. 94. 101. 102. 117119 Herakliden 92. 102. 118 Herodot 13. 17. 18. 33. 34. 56. 58. 59. 64. 67. 81-83. 93. 95. 97107. 112. 118. 123. 125 Heropythos 95 Hesiod 90. 102. 106 Hethiter 50 Hieron 95 Hieronymus 11. 84 Hieronymos von Kardia 114 Himera 96 Hippokrates 94 Hiskija 131. 143 Homer 14. 54. 56. 87. 91. 99. 102. 106 Humbaba 47. 52 Huni 23 Hyksos 9. 15-17. 32. 36 Hyllos 102 Hyperboreer 95 Ibykos aus Rhegion 91 Illuschumma 40 Imhotep 12. 23. 33. 36. 141 Inanna 45 Inaros 34 Indien 50. 58 Ion von Chios 98 Ioner 102. 118

150 Ionien 118 Ipsos 118 Iran 41 Ischtar 47. 51. 53 Isin 41 Isokrates 109 Israel 40. 121-145 Italien 107. 119 Jakob 135 Jehojachin 129 Jehud (s. auch Juda) 133-137. 139. 141. 142. 144 Jerobeam 142. 143 Jerusalem 15. 130. 131. 133. 136. 137. 141-143 Joachaz 15 Joasch 143 Joschafat 126. 143 Joseph 14 Josephus 11. 14-17. 36 Josia 131. 143 Josua (Hoherpriester) 126. 134. 135 Josua (Sohn des Nun) 129. 138 Juda (s. auch Jehud) 40. 127-129. 131-133. 135. 139. 142. 143 Juden 15. 17 Kadmeier 102 Kadmos 102 Kaiechos 12 Kambyses 35. 57. 69. 79. 99. 101. 112 Kamose 20 Kanaan 128 Kandalanu 40 Kanesch 49 Karer 102 Karkemisch 49 Karnak 18 Karthager 119 Karthago 115. 116 Kay Us 59 Kimon 94 Kisch 41. 45. 46. 49 Kleinasien 64. 107 Klemens von Alexandrien 117

Register

Kleomenes III. 102. 114 Knidos 109. 111 Kochome 13 Kolaios 103 Kolophon 93 Korinth 100. 116 Kratippos 108 Kreta 102 Kroisos 95. 98. 99 Kronos 90 Ktesias 58. 64. 82. 83. 101. 112 Ku’ara 44 Kulaba 44 Kyaxares 100 Kyme 96 Kyrene 94 Kyros II. 57. 59. 63. 65. 67-69. 7880. 99. 101. 133 Lagasch 39 Leiktra 108 Lemnos 102 Leuktra 109. 118 Levi 139. 143 Libyer 13 Lilith 45 Lugalbanda 41. 43. 44. 45. 46 Lugalzagesi 51. 53 Lyder 93. 95. 99-101 Lydien 58. 100-102 Lykien 64. 75 Lykier 102 Lykurg 103. 106. 110. 117. 118 Lysimachos 114 Magier 27. 31. 32 Magnesia 65 Makedonen 83. 119 Makedonien 111. 112. 114 Manasse 131. 143 Manetho 9-12. 14. 16-18. 21. 22. 2933. 35. 36. 113 Manischtuschu 42 Mantineia 108. 110 Marathon 94 Marduk 51. 78 Mebaragesi 46

Register

Meder 35. 59. 84. 100-102. 112. 117 Medien 60. 66. 68. 69. 81 Megara Hyblaia 107 Megasthenes 113 Megiddo 30 Memnon 14 Memphis 12. 13. 27. 101 Mendes 12 Menes 12. 13. 20 Mentuhotep 20 Mermnaden 98. 100. 101 Meroiten 33 Meschwesch 30 Mes-ki’ag-gascher 44 Mesopotamien 37-56 Messenien 92. 93 Milet 100 Miltiades 94 Mimnermos 93 Min 101 Misphragmouthosis 14 Mnevis 12 Moab 125. 127. 128 Moiris 101. 102 Mose 15.16. 51. 126. 130. 132. 138 Murašû 63 Naftali 128 Napata 26 Naqsch-i Rustam 66-68. 70. 75 Naram-Sin 39. 43. 48 Nebhepetre 20 Nebka 31 Nebukadnezar II. 113 Nechao 15 Necherophes 13 Nefercheres 13 Neferkare 32 Neferkasokar 36 Nehemia 126. 133-137 Nektanebos I. 35 Nektanebos II. 10. 35 Nergal 39 Nestor 93 Nil 13. 101 Ninive 33. 46. 52

151 Ninos (Ninive) 100 Ninsun 44. 47. 53 Nippur 48 Nitokris 12. 13 Nubien 58 Nur-Dagan 51 Oded 138 Odysseus 56. 89. 95 Oinis 13 Orosius 114 Osarseph 15 Osiris 19. 29. 117 Osorcho 15 Osorkon 26 Ostrakon 63 Othoes 12 Ouaphries 15 Ouenephes 13 Pakistan 66 Palästina 46. 64. 65 Panyassis 98 Parsa (= Persis) 70. 73 Parther 47 Parthien 84 Pasargadai 57. 66-68. 72 Patroklos 54 Peisistratiden 91. 111 Pelasger 102 Peloponnes 92 Penelope 56 Pentekontaetie 105 Pepi II. 32 Persepolis 59. 60. 62-64. 66-68. 70. 73. 75. 76 Perser 9. 22. 35. 41. 50. 52. 82. 84. 99. 101. 112. 119. 133. 140. 142 Perseus 101. 102 Persien 81. 107 Persis (s. a. Fars, Parsa) 66. 73 Petubates 15 Phaiaken 89 Pherekydes 94 Pheros 34 Philipp II. 107-111. 114. 117. 118 Phönizier 102

152 Phrynichos 97 Phylarchos 114. 115 Pindar 94. 95 Plataiai 96. 97 Platon 59 Polybios 107. 111. 115. 116. 119 Polybos 14 Polykrates 91 Pompeius 83. 119 Pompeius Trogus 83. 84. 116 Poseidonios 83. 119 Propontis 66 Proteus 101 Ptah-Tatenen 29 Ptolemäer 9. 18. 22. 27. 30. 113 Ptolemaios I. 113 Ptolemaios II. 10 Puruschhanda 49. 51 Pydna 115. 116 Pylos 93 Pyrrhos 114. 115. 119 Ramses II. 20. 25. 33 Ramses III. 30 Re 29 Rom 9. 83. 84. 108. 114-116. 119 Ruduamna 66 Rumänien 66 Rutilius Namatianus 83 Sabakon 15 Saiten 101 Sakā = Skythen 83 Saken 58 Saker 36 Salamis 78. 96. 97 Salitis 36 Salomo 130. 131. 140-143 Samaria 136. 141. 142. 144 Sanballat 136 Sanherib 38. 80 Saqqara 67 Sarapis 10 Sardeis 65 Sargon I. 39. 43. 44. 48. 49. 50. 51. 53. 54. 56 Sargon II. 52. 53. 80. 128

Register

Šar-kali-šarrī 71 Sasaniden 65 Saul 129. 130. 140. 141 Schamasch 47 Schamkat 47 Scheschbazzar 126. 135-137 Schulgi 44 Scipio Africanus 116 Sebennytos 9 Seleukiden 52. 83. 113 Seleukos I. 113 Semempses 13 Semiramis 101 Semiten 62 Seqenenre 32 Serubbabel 126. 134-137 Sesochris 12 Sesostris I. 20. 25. 33 Seth 28 Sethos 101 Sethos I. 15. 19 Sikeler 107 Silo 142 Simonides 96 Sinai 141. 142 Sin-magir 41 Sippar 41. 42. 52. 74 Sisenet 32 Sizilien 105. 107. 110. 116 Skylax 104 Skythen 78. 82. 101 Smyrna 93 Smyrnäer 93 Snofru 31 Sobekemsaf 19 Sogdien 58 Solon 96. 111. 117 Soranos 94 Sparta 92. 93. 95. 99. 100. 102. 103. 106-110. 118 Spartaner 101 Subartu 49 Suez 66. 68 Sumer 38 Sumulael 40

153

Register

Suphis 12. 13 Susa 41. 66. 68. 77. 97 Susiane 62 Synkellos 11. 15 Syrakus 95. 107 Syrien 46. 48 Tacitus 83 Teispiden 57. 58 Telemachos 95 Teos 35 Thebaner 110 Theben (Ägypten) 15. 19. 26. 32 Theben (Griechenland) 90. 100. 108. 109. 110 Themistokles 78 Theophanes von Mytilene 83 Theopomp von Chios 108. 111 Thessaler 102 Thouoris 14 Thraetaona 76 Thukydides 56. 104-108. 111. 114. 118. 123 Thutmosis III. 26. 30. 33. 35 Tiglat-Pileser III. 128 Timaios 114. 115 Timotheos 10 Tobia 136 Tosorthes 12 Troja 14. 54. 56. 90. 94. 97. 118

Tukulti-Ninurta I. 71 Tyrtaios 92 Umma 39 Unug (= Uruk) 45 Ur 63 Ur III Dynastie 40. 41. 44 Urartäer 71. 72 Urartu 66 Uruk 41. 43-47. 53. 63 Ur-Zababa 49. 51. 53 Uta-napischti 46. 47. 51. 52. 53. 55. 56 Uta-rapaschti 49 Van 66. 68. 70 Xanthos (in Lykien) 64 Xanthos (der Lyder) 98 Xenophanes 96 Xenophon 64. 75. 109. 110 Xerxes 59. 66-70. 74-79. 96. 99. 103. 105. 118 Yimas 59 Zama 116 Zarathustra 76 Zederngebirge 47 Zedernwald 52. 53 Zeus 54. 65. 90. 117 Zion 142 Zoroastrier 65 Zypern 107

SACHEN Alexanderhistoriker 64 Altertumswissenschaft, klassische 61 Alte Geschichte 62 Altes Testament 52. 65 – Chronikbücher 40. 135 – Daniel (Buch) 65. 82. 83. 84 – Deutero-Jesaja (Buch) 65 – Esra-Nehemia-Buch 55. 65. 124126. 132-137. 144. 145 – Geschichtswerk, Chronistisches 124-126. 133. 134. 137-145

– Geschichtswerk, Deuteronomistisches 124-132. 134. 138. 140. 144. 145 – Samuelbücher 141 Altorientalistik 61 Amenophisritual 20 Annalen 23-26. 38. 53 Antisemitismus 16 Apisstier 12 Archontenliste 100 Aussätzigenmotiv 15

154 Avesta 65 Bauinschriften 38 Bibel, hebräische: s. Altes Testament Bisutun-Inschrift 60. 68. 69. 70. 75. 76. 78 Bund, Korinthischer 108. 110 Chronik 11. 63 Chronik der Könige der Vorzeit 43 Chronik, demotische 34. 35 Chroniken, mesopotamische 51 Deportation 80. 81. 128 Dichtung 63 Divination 13. 56 Ende der Erde 53 Epos 56 Exodus 15. 16 Feldzugsbericht 38 Fest 24. 29. 30 Festkalender von Medinet Habu 30 Flut 54. 55 Fluterzählung 46 Genealogisten 139 Geschichtsschreibung, hebräische 10 Geschichtswerk, s. Altes Testament Gilgamesch-Epos 46. 47. 49. 51. 55 Gründungs-Traditionen 92 Hellenika (Gattung) 108 Horusmythos von Edfu 29 Horustitel 18 Inschrift, historische 26 Inseln der Seligen 90 Ionischer Aufstand 93. 94. 96. 99. 100. 102. 105. 106 Keilschrift, altpersische 60. 61 Keilschrift, Entzifferung 61 Keilschrift, mesopotamische 60 Kodex Hammurabi 42 Königsdekret 36 Königsfriede 107. 108 Königsgenealogie 100. 102 Königsinschrift 27. 28. 38. 40. 46. 60. 62- 64. 66. 67. 126 Königsliste 10.11. 18. 21. 22. 39. 63 Königsliste, sumerische 40. 41. 44. 45. 48. 49. 51. 52. 54. 55

Register

Königspapyrus, Turiner 21. 22. 32 Konsonantenschrift, aramäische 60 Krieg, Bundesgenossenkrieg, griechischer 108. 115 Krieg, Bundesgenossenkrieg, römischer 119 Krieg, Diadochenkriege 119 Krieg, Hegemonialkriege 107-111 Krieg, Lelantischer 96. 106 Krieg, Peloponnesischer 103. 104. 107. 109. 118 Krieg, Perserkriege 87. 97. 102. 103. 104. 107. 110. 117. 118 Krieg, Punischer 115. 119 Krieg, Pyrrhos-Kriege 119 Krieg, Trojanischer 87. 88. 92. 94. 99-102. 104-106. 111. 117 Kriege, Messenische 117 Kyroszylinder 80 Literatur, epische 54 Liturgie 29 Mappa mundi, babylonische 50 Minfest 20 Olympiade 15. 117 Olympionikenliste 100 Omen 52 Opfergabe 25 Opferliste 18 Palermostein 23. 24 Papyrus 63 Papyrus Westcar 32 Pax Achaemenidica 77. 79 Persepolis Fortification Tablets 62 Persepolis Treasury Tablets 62 Persika 112 Pferd, Trojanisches 89 Prodigien 13 Prophezeiung 63 Pyramiden 13 Ramessidenzeit 13. 19. 21 Roman, historischer 31. 33. 34 Rückkehr der Herakliden 92 Schrift, s. Keilschrift, Konsonantenschrift Seelenwanderungs-Perioden 101

Register

Setne-Zyklus 33 Siegesfest 30 Sprache, ägyptische 60 Sprache, altpersische 60 Sprache, aramäische 59. 64 Sprache, babylonische 60 Sprache, elamische 59. 62 Sprache, griechische 60 Sprache, lydische 60 Sprache, lykische 60 Sprache, mittelpersische 67 Stiftung 25. 26 Sukzessions-Mythos 90

155 Tagebuchaufzeichnungen, astronomische (Astronomical Diaries) 63 Thotbuch 29 Traditionen, mündliche 59 Translatio Imperii 84 Überlieferung, mündliche 44 Verwaltungsdokument 64 Viehzählung 24 Vierhundertjahrstele 28. 36 Wanderung, Dorische 102 Wanderungen 102 Weltherrschaft 40. 82 Weltreiche, Abfolge von 58. 81-85 Wirtschaftsdokument 63

ORIENS ET OCCIDENS Studien zu antiken Kulturkontakten und ihrem Nachleben

Herausgegeben von Josef Wiesehöfer in Zusammenarbeit mit Pierre Briant, Amélie Kuhrt, Fergus Millar und Robert Rollinger.

Franz Steiner Verlag

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ISSN 1615–4517

Monika Schuol Die Charakene Ein mesopotamisches Königreich in hellenistisch-parthischer Zeit 2000. 554 S., geb. ISBN 978-3-515-07709-5 Udo Hartmann Das palmyrenische Teilreich 2001. 537 S. mit 2 Abb. und 2 Ktn., geb. ISBN 978-3-515-07800-9 Monika Schuol / Udo Hartmann / Andreas Luther (Hg.) Grenzüberschreitungen Formen des Kontakts zwischen Orient und Okzident im Altertum 2002. 414 S. mit 4 Tab., 1 Kte. und 50 Abb. auf 29 Taf., geb. ISBN 978-3-515-07962-4 Ted Kaizer The Religious Life of Palmyra A Study of the Social Patterns of Worship in the Roman Period 2002. 307 S. und 7 Taf., geb. ISBN 978-3-515-08027-9 Josef Wiesehöfer / Stephan Conermann (Hg.) Carsten Niebuhr (1733–1815) und seine Zeit Beiträge eines interdisziplinären Symposiums vom 7.–10. Oktober 1999 in Eutin 2003. 453 S. mit 36 Abb. und 2 Faltktn., geb. ISBN 978-3-515-08073-6 Robert Rollinger / Christoph Ulf (Hg.) Commerce and Monetary Systems in the Ancient World Means of Transmission and Cultural Interaction. Proceedings of the 5th Annual Symposium of the Assyrian and Babylonian Intellectual Heritage Project. Held in Innsbruck, Austria, October 3rd–8th 2002. Edited with the collaboration of Kordula Schnegg 2004. 561 S. mit 39 Abb., geb. ISBN 978-3-515-08379-9 Mischa Meier / Barbara Patzek / Uwe Walter / Josef Wiesehöfer

Deiokes, König der Meder Eine Herodot-Episode in ihren Kontexten 2004. 99 S., geb. ISBN 978-3-515-08585-4 8. Erich Gruen (Hg.) Cultural Borrowings and Ethnic Appropriations in Antiquity 2005. 314 S., geb. ISBN 978-3-515-08735-3 9. Michael Sommer Roms orientalische Steppengrenze Palmyra – Edessa – Dura-Europos – Hatra. Eine Kulturgeschichte von Pompeius bis Diocletian 2005. 458 S. mit 8 Ktn., 12 Plänen und 24 Abb., geb. ISBN 978-3-515-08724-7 10. Irene Huber Rituale der Seuchen- und Schadensabwehr im Vorderen Orient und Griechenland Formen kollektiver Krisenbewältigung in der Antike 2005. 287 S. mit 19 Abb., geb. ISBN 978-3-515-08045-3 11. Olivier Hekster / Richard Fowler (Hg.) Imaginary Kings Royal Images in the Ancient Near East, Greece and Rome 2005. 231 S. und 49 Abb. auf 20 Taf., geb. ISBN 978-3-515-08765-0 12. Robert Rollinger / Brigitte Truschnegg (Hg.) Altertum und Mittelmeerraum: Die antike Welt diesseits und jenseits der Levante Festschrift für Peter W. Haider zum 60. Geburtstag 2006. 878 S. mit 79 Abb. und Frontispiz, geb. ISBN 978-3-515-08738-4 13. Josef Wiesehöfer / Philip Huyse (Hg.) Ērān ud Anērān Studien zu den Beziehungen zwischen dem Sasanidenreich und der Mittelmeerwelt. Beiträge des Internationalen Colloquiums

in Eutin vom 8.–9. Juni 2000. Hg. unter Mitarb. von Carsten Binder 2006. 288 S. mit 57 Abb., geb. ISBN 978-3-515-08829-9 14. Nikos Kokkinos (Hg.) The World of the Herods Volume I of the International Conference The World of the Herods and the Nabataeans held at the British Museum, 17–19 April 2001 2007. 327 S., kt. ISBN 978-3-515-08817-6 15. Konstantinos D. Politis (Hg.) The World of the Nabataeans Volume II of the International Conference The World of the Herods and the Nabataeans held at the British Museum, 17–19 April 2001 2007. 392 S., kt. ISBN 978-3-515-08816-9 16. Henning Börm Prokop und die Perser Untersuchungen zu den römischsasanidischen Kontakten in der ausgehenden Spätantike

2007. 382 S., geb. ISBN 978-3-515-09052-0 17. Charlotte Lerouge L’image des Parthes dans le monde gréco-romain Du début du Ier siècle av. J.-C. jusqu’à la fin du Haut-Empire romain 2007. 327 S. mit 9 Abb., geb. ISBN 978-3-515-08530-4 18. Michael Blömer / Margherita Facella / Engelbert Winter (Hg.) Lokale Identität im Römischen Nahen Osten Kontexte und Perspektiven. Erträge der Tagung „Lokale Identität im Römischen Nahen Osten“ in Münster vom 19.–21. April 2007 2009. 340 S. mit 171 Abb., geb. ISBN 978-3-515-09377-4 19. Ted Kaizer / Margherita Facella (Hg.) Kingdoms and Principalities in the Roman Near East 2010. 453 S. mit 22 Abb., kt. ISBN 978-3-515-09715-4

Das Buch – mit Beiträgen von R. Bichler, G. Knoppers, J. F. Quack, R. Rollinger / J. Wiesehöfer und M. Van de Mieroop – behandelt die Ausbildung eines Epochenbewusstseins und der Unterscheidung historischer Perioden in den mediterranen, nahöstlichen und ägyptischen Kulturen. Dabei sind zum ersten die Unterschiede zwischen den Formen des Geschichtsverständnisses, die uns in den Zeugnissen vergangener Kulturen begegnen, und den Kategorien, mit denen wir heute Geschichtsprozesse konzeptionell fassen, zu beachten. Zum zweiten sind solche Konzeptionen immer auch Konstruk-

tionen, und es gab, wie heute, auch in der Vergangenheit nur selten Verbindlichkeit über deren Ausformungen – höchstens politisch verordnete. Zum dritten schließlich ist unsere europäische historiographische Tradition zwar in entscheidendem Maße von der griechischen beeinflusst worden, doch besteht wenig Einverständnis über deren Anfänge. Ein besonderer Vorbehalt gilt für den Vergleich zwischen griechischem und nahöstlichem Umgang mit der Vergangenheit, den man vielfach auf den Gegensatz Mythos vs. Geschichte reduziert hat.

www.steiner-verlag.de Franz Steiner Verlag

ISBN 978-3-515-10114-1