Kritische Gesamtausgabe: Band 15 Vorlesungen über das Leben Jesu Vorlesung über die Leidens- und Auferstehungsgeschichte 9783110604757, 9783110595284

Part I of this volume contains Schleiermacher’s manuscripts for his Lectures on the Life of Jesus, presented in 1819–183

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Kritische Gesamtausgabe: Band 15 Vorlesungen über das Leben Jesu Vorlesung über die Leidens- und Auferstehungsgeschichte
 9783110604757, 9783110595284

Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Einleitung der Herausgeber
Einleitung des Bandherausgebers
I. Historische Einführung zu den Vorlesungen über das Leben Jesu
II. Editorischer Bericht zu den Vorlesungen über das Leben Jesu
III. Historische Einführung zur Vorlesung über die Leidens- und Auferstehungsgeschichte
IV. Editorischer Bericht zur Vorlesung über die Leidens- und Auferstehungsgeschichte
I. Vorlesungen über das Leben Jesu
Erster Teil. Manuskripte Schleiermachers
Zweiter Teil. Sekundäre Überlieferung
Dritter Teil. Vorlesungsnachschrift
II. Vorlesung über die Leidens- und Auferstehungsgeschichte
Erster Teil. Manuskripte Schleiermachers
Zweiter Teil. Vorlesungsnachschrift
Literaturverzeichnis
Verzeichnis der Bibelstellen

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Friedrich Schleiermacher Kritische Gesamtausgabe II. Abt. Band 15

Friedrich Daniel Ernst

Schleiermacher Kritische Gesamtausgabe herausgegeben von Günter Meckenstock und Andreas Arndt, Jörg Dierken, Lutz Käppel, Notger Slenczka

Zweite Abteilung Vorlesungen Band 15

De Gruyter

Friedrich Daniel Ernst

Schleiermacher Vorlesungen über das Leben Jesu Vorlesung über die Leidens- und Auferstehungsgeschichte Herausgegeben von Walter Jaeschke

De Gruyter

ISBN 978-3-11-059528-4 e-ISBN (PDF) 978-3-11-060475-7 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Umschlaggestaltung: Rudolf Hübler, Berlin Satz: Meta Systems Publishing & Printservices GmbH, Wustermark Druck und buchbinderische Verarbeitung: Strauss GmbH, Mörlenbach www.degruyter.com

Inhaltsverzeichnis Einleitung der Herausgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

VII

I. Die Kritische Schleiermacher-Gesamtausgabe . . . . . II. Die Abteilung II (Vorlesungen) . . . . . . . . . . . . . . III. Editorische Grundsätze für die Abteilung II (Vorlesungen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

VII VII

Einleitung des Bandherausgebers

IX

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XVII

I. Historische Einführung zu den Vorlesungen über das Leben Jesu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Zur Vorgeschichte der Vorlesungen . . . . . . . . . 2. Die Vorlesung vom Wintersemester 1819/20 . . . 3. Die Vorlesung vom Sommersemester 1823 . . . . 4. Die Vorlesung vom Wintersemester 1829/30 . . . 5. Die Vorlesung vom Sommersemester 1831 . . . . 6. Die Vorlesung vom Sommersemester 1832 . . . . 7. Die bisherige Edition . . . . . . . . . . . . . . . . . .

XIX XIX XX XXI XXI XXII XXIII XXIII

II. Editorischer Bericht zu den Vorlesungen über Leben Jesu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erster Teil. Manuskripte Schleiermachers . . . . . Zum Leben Christi [1819–1829] . . . . . . . Konvolut zum Leben Jesu [1819 und später] Leben Jesu 1832 . . . . . . . . . . . . . . . . . .

das . . . . . . . . . . . . . . .

Zweiter Teil. Sekundäre Überlieferung [1823] . . . . . Das Leben Jesu. nach einem Manuscript von Schleiermacher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dritter Teil. Vorlesungsnachschriften Kolleg 1819 . . . . . . . . . . . . . Nachschrift Sydow . . . . . . . . Kolleg 1823 . . . . . . . . . . . . . 1. Nachschrift Anonymus . . . 2. Nachschrift Strauß . . . . . . Kolleg 1829/30 . . . . . . . . . . .

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XXVII XXVII XXVII XXIX XXXI XXXII XXXII XL XL XL XLII XLII XLIII XLV

VI

Inhaltsverzeichnis

1. Nachschrift Strauß . . 2. Nachschrift Weismann Kolleg 1831 . . . . . . . . . Nachschrift Boeckh . . . . Kolleg 1832 . . . . . . . . . 1. Nachschrift Collin . . 2. Nachschrift Hunger .

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XLV XLVII XLVIII XLVIII L L LI

III. Historische Einführung zur Vorlesung über die Leidens- und Auferstehungsgeschichte . . . . . . . . . . . . IV. Editorischer Bericht zur Vorlesung über die Leidensund Auferstehungsgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . Erster Teil. Manuskripte Schleiermachers . . . . . . . . Zur Leidens und Auferstehungsgeschichte synoptisch. 1821 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ueber Matthäus und Marcus zur Leidens- und Auferstehungsgeschichte [1821] . . . . . . . . . . . Zweiter Teil. Vorlesungsnachschriften . . . . . . . . . . 1. Kolleg 1821. Nachschrift Eyssenhardt . . . . . . . 2. Kolleg 1821. Nachschrift Langbein . . . . . . . . .

LIII LV LV LV LVI LVII LVII LIX

Vorlesungen über das Leben Jesu Erster Teil. Manuskripte Schleiermachers . . . . . Zum Leben Christi [1819–1829] . . . . . . . Konvolut zum Leben Jesu [1819 und später] Leben Jesu 1832 . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zweiter Teil. Sekundäre Überlieferung [1823] . . Das Leben Jesu. nach einem Manuscript Schleiermacher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dritter Teil. Vorlesungsnachschrift . . . . . . . . . Kolleg 1832. Nachschrift Collin . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . . von . . . . . . . . .

3 5 83 101 135 136 307 309

Vorlesung über die Leidens- und Auferstehungsgeschichte Erster Teil. Manuskripte Schleiermachers . . . . . . . . Zur Leidens- und Auferstehungsgeschichte synoptisch 1821 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ueber Matthäus und Marcus zur Leidens und Auferstehungsgeschichte [1821] . . . . . . . . . . . . . . Zweiter Teil. Vorlesungsnachschrift . . . . . . . . . . . Kolleg 1821. Nachschrift Eyssenhardt . . . . . . .

511

Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Bibelstellen . . . . . . . . . . . . . . . .

655 661

513 527 555 557

Einleitung der Herausgeber I. Die Kritische Schleiermacher-Gesamtausgabe Die Kritische Gesamtausgabe (KGA) der Schriften, des Nachlasses und des Briefwechsels Schleiermachers ist in die folgenden fünf Abteilungen gegliedert: I. II. III. IV. V.

Schriften und Entwürfe Vorlesungen Predigten Übersetzungen Briefwechsel und biographische Dokumente.

Die Gliederung richtet sich nach den literarischen Gattungen in Schleiermachers Werk, wobei den einzelnen Abteilungen jeweils auch der handschriftliche Nachlass zugewiesen wird. Der Aufbau der Abteilungen orientiert sich am chronologischen Prinzip.

II. Die Abteilung II (Vorlesungen) Die II. Abteilung dokumentiert Schleiermachers Vorlesungstätigkeit nach seinen handschriftlichen Materialien und nach Vorlesungsnachschriften. Schleiermacher hat in seiner beinahe drei Jahrzehnte währenden Lehrtätigkeit in der Theologischen Fakultät, abgesehen vom Alten Testament, über nahezu alle theologischen Disziplinen Vorlesungen gehalten. Als Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin hatte er überdies das Recht, auch in der Philosophischen Fakultät Vorlesungen zu halten. Davon hat er extensiven Gebrauch gemacht. In jedem Semester hat Schleiermacher mindestens zwei Vorlesungen gehalten, oft sogar drei (eine neutestamentlich-exegetische, eine weitere theologische und eine philosophische). Ein Verzeichnis seiner Vorlesungen findet sich in dem von Andreas Arndt und Wolfgang Virmond bearbeiteten Band „Schleiermachers Briefwechsel (Verzeichnis) nebst einer Liste seiner Vorlesungen“ (SchleiermacherArchiv Bd. 11, Berlin und New York 1992, S. 293–330).

VIII

Einleitung der Herausgeber

Angesichts der umfänglichen Materialien ist eine restriktive Berücksichtigung der Vorlesungsnachschriften unumgänglich. Für die Edition der Vorlesungen gelten folgende Richtlinien: 1.

2. 3.

4.

Jede von Schleiermacher in seinen Vorlesungen behandelte Disziplin wird in einem Band – eventuell mit Teilbänden – vorrangig durch seine eigenen Manuskripte kritisch ediert. Die Manuskripte Schleiermachers werden im ersten Teil in chronologischer Ordnung kritisch ediert. Die Vorlesungsnachschriften werden, wenn ihre Qualität es erlaubt, dort in die Edition einbezogen und unter vereinfachten Editionsregeln in einem zweiten Teil ediert, wo eigene Manuskripte Schleiermachers entweder fehlen oder wo seine Manuskripte als nicht ausreichend zu beurteilen sind. Nachschriften eines mehrfach gehaltenen Kollegs aus verschiedenen Jahren werden nur dann eigens berücksichtigt, wenn es darum geht, eine bedeutsame Entwicklung zu dokumentieren. Auch die Nachschriften werden chronologisch angeordnet. Die abgrenzende Gruppierung der Manuskripte Schleiermachers und der Nachschriften von fremder Hand in zwei Teilen des Bandes kann bei besonderen Sachlagen aufgegeben werden; die zu edierenden Texte werden dann fortlaufend chronologisch angeordnet.

Für die chronologische Anordnung der Vorlesungsdisziplinen ist dasjenige Semester maßgebend, in dem Schleiermacher die jeweilige Vorlesung zum ersten Mal gehalten hat. In den beiden Fällen, in denen er im selben Semester mit zwei bzw. drei Vorlesungen begonnen hat (Wintersemester 1804/05 und Sommersemester 1806), werden zuerst die allgemeiner und dann die spezieller ausgerichteten Vorlesungen geboten. Dementsprechend ergibt sich für die Abteilung „Vorlesungen“ folgende Gliederung: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Vorlesungen Vorlesungen Vorlesungen Vorlesungen Vorlesungen Vorlesungen Vorlesungen phie (1807)

über die Philosophische Sittenlehre (1804/05) über die Theologische Enzyklopädie (1804/05) über die Christliche Glaubenslehre (1804/05) zur Hermeneutik und Kritik (1805) über die Christliche Sittenlehre (1806) über die Kirchengeschichte (1806) über die Geschichte der griechischen Philoso-

Editorische Grundsätze für die Abteilung II (Vorlesungen)

8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17.

IX

Vorlesungen über die Lehre vom Staat (1808/09) Vorlesungen über die Geschichte der christlichen Philosophie (1810) Vorlesungen über die Dialektik (1811) Vorlesungen über die Praktische Theologie (1812) Vorlesungen über die Pädagogik (1813) und amtliche Voten zum öffentlichen Unterricht (1810–1814) Vorlesungen über die Psychologie (1818) Vorlesungen über die Ästhetik (1819) Vorlesungen über das Leben Jesu (1819/20) und Vorlesung über die Leidens- und Auferstehungsgeschichte (1821) Vorlesungen über die Kirchliche Geographie und Statistik (1827) Vorlesungen über die Einleitung in das Neue Testament (1829).

Die exegetischen Vorlesungen Schleiermachers werden aus pragmatischen Gründen an den Schluss der Abteilung gestellt, weil dazu sehr umfängliche Manuskripte Schleiermachers im Nachlass erhalten sind. Die Quantität und Qualität dieser Materialien stellen eine editorische Erschließung vor spezifische Probleme. Geplant ist, die Bandeinteilung an dem bei Schleiermacher erkennbaren Kurs über sechs Semester zu orientieren: 18. Vorlesungen über die Schriften des Lukas (Evangelium und Apostelgeschichte) 19. Vorlesungen über die Briefe des Apostels Paulus A 20. Vorlesungen über die Briefe des Apostels Paulus B 21. Vorlesungen über die Katholischen Briefe und den Brief an die Hebräer 22. Vorlesungen über das Evangelium des Johannes 23. Vorlesungen über das Evangelium des Matthäus.

III. Editorische Grundsätze für die Abteilung II (Vorlesungen) Die folgenden Grundsätze schließen sich an die für die I. Abteilung in der Fassung von KGA I/1 und für die V. Abteilung in der Fassung von KGA V/1 niedergelegten an, tragen aber den Besonderheiten der Vorlesungsedition Rechnung.

X

Einleitung der Herausgeber

1. Historische Einführung und Editorischer Bericht Den Bänden der II. Abteilung wird jeweils eine Einleitung des Bandherausgebers vorangestellt, die eine Historische Einführung und einen Editorischen Bericht umfasst. Die Historische Einführung gibt Auskunft über die Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte der jeweiligen Vorlesung. Gegebenenfalls wird über die Rezeption durch die Zeitgenossen berichtet. Der Editorische Bericht beschreibt die Materiallage und erläutert das editorische Verfahren.

2. Textgestaltung und textkritischer Apparat Die Bände der II. Abteilung umfassen (A) sämtliche Vorlesungsmanuskripte Schleiermachers (B) dort, wo es zu deren Verständnis nötig ist oder wo andere Gründe es nahelegen, auch ausgewählte Vorlesungsnachschriften und ferner, falls keine solchen Primärquellen mehr vorhanden sind, (C) auch Texte, die nur noch sekundär, etwa im Druck der „Sämmtlichen Werke“, vorliegen. Für die E d i t i o n al l e r d r e i So r t e n v on Text zeug en gelten folgende Prinzipien: a)

S c h r e i b w e i s e u n d Z e i c h e nsetzung des zu edierenden Textzeugen werden grundsätzlich beibehalten. Dies gilt auch für Schwankungen in der Schreibweise, bei denen es häufig eine Ermessensfrage darstellt, ob eine irrtümliche Schreibweise vorliegt. Hingegen werden Verschiedenheiten in der Verwendung von Zeichen (z. B. für Abkürzungen und Auslassungen), soweit sie willkürlich und sachlich ohne Bedeutung sind, stillschweigend vereinheitlicht. Die von Schleiermacher für Randnotizen gebrauchten Verweiszeichen (Ziffern, Sterne, Kreuze etc.) werden einheitlich durch Ziffern wiedergegeben, sofern diese Randnotizen hier als Fußnoten wiedergegeben werden. b) Of f e n k u n d i ge Sc h r e i b f e h ler oder Versehen werden im Text korrigiert. Im Apparat wird – ohne weitere Angabe – die Schreibweise des Originals angeführt.

Editorische Grundsätze für die Abteilung II (Vorlesungen)

c)

XI

Wo der Zustand des Textes eine Konjekt ur notwendig macht, wird diese im Text durchgeführt und im Apparat nachgewiesen; in Zweifelsfällen wird die Konjektur mit der Angabe „Kj“ nur im Apparat vorgeschlagen. Wo bereits Konjekturen eines früheren Herausgebers vorliegen, werden diese unter Nennung des jeweiligen Urhebers und der Seitenzahl seiner Ausgabe oder Schrift im Apparat mitgeteilt. Wird eine solche Konjektur in den Text übernommen, so wird dies ebenfalls im Apparat nachgewiesen.

Über diese gemeinsamen Prinzipien hinaus wird für die drei unterschiedlichen Textsorten (Manuskripte Schleiermachers, Vorlesungsnachschriften und sekundäre Überlieferung) das im Folgenden beschriebene abgestufte Editionsverfahren angewandt. (A) Manuskripte Schleiermachers d) Es wird die l e t z t gü l t i ge Te x t g esta lt des Manuskripts wiedergegeben. Alle Belege für den Entstehungsprozess (wie Streichungen, Korrekturen, Umstellungen) werden im textkritischen Apparat – nach Möglichkeit gebündelt – mitgeteilt. e) Zu s ä t z e zum ursprünglichen Text, die Schleiermacher eindeutig einverwiesen hat, werden in den laufenden Text eingefügt. Sie werden mit der Formel „mit Einfügungszeichen“ und mit Angabe des ursprünglichen Ortes im Manuskript im textkritischen Apparat nachgewiesen. Ist ein Zusatz von Schleiermacher nicht eingewiesen, aber seine eindeutige Einordnung in den Grundtext durch Sinn oder Position möglich, so wird im textkritischen Apparat nur der Ort angegeben. Zusätze, die sich nicht eindeutig in den Grundtext einfügen lassen, werden auf den jeweiligen Seiten – vom übrigen Text deutlich abgesetzt – unter Angabe des Ortes im Manuskript wiedergegeben. f) Bei Ab b r e vi at u r e n (Abkürzungen, Kontraktionen, Kürzeln), deren Sinn eindeutig ist, werden unter Weglassung eines evtl. vorhandenen Abkürzungszeichens (Punkt, Abkürzungsschleife usw.) die fehlenden Buchstaben im Text kursiv ergänzt. Chiffren für Wörter (z. B. Θ für Gott) werden ebenfalls im Text kursiv aufgelöst und im Abkürzungsverzeichnis

XII

Einleitung der Herausgeber

zusammengestellt. Abbreviaturen und Chiffren, deren Auflösung unsicher ist, werden im Text belassen; für sie wird ggf. im textkritischen Apparat ein Vorschlag mit der Formel „Abk. wohl für ...“ gemacht. Zur Zeit Schleiermachers geläufige Abkürzungen werden nicht aufgelöst. Soweit sie heute nicht mehr geläufig sind, werden sie im Abkürzungsverzeichnis mit ihren Auflösungen zusammengestellt. Die durch Überstreichung bezeichnete Verdoppelung von m und n wird stillschweigend ausgeschrieben. In allen Fällen, wo (z. B. bei nicht ausgeformten Buchstaben, auch bei der verkürzten Endsilbe -en) aufgrund der Flüchtigkeit der Schrift nicht eindeutig ein Schreibversehen oder eine gewollte Abkürzung zu erkennen ist, wird das betreffende Wort ohne weitere Kennzeichnung in der üblichen Schreibweise vollständig wiedergegeben. g) F e h l e n d e W ö r t e r u n d Z e i chen, die für das Textverständnis unentbehrlich sind, werden in eindeutigen Fällen kursiv in eckigen Klammern ergänzt. In Zweifelsfällen wird im Apparat mit der Formel „zu ergänzen wohl“ ein Vorschlag gemacht. Im Text gelassene Lücken werden im textkritischen Apparat durch den Hinweis (lacuna) gekennzeichnet. Sofern das Zeilenende bzw. das Ende eines Absatzes eindeutig den Punkt am Satzende vertritt, wird dieser stillschweigend ergänzt. Ferner werden fehlende Umlautzeichen in eindeutigen Fällen stillschweigend ergänzt; fehlende diakritische Zeichen (wie Akzente, Spiritus-Zeichen) in fremdsprachigen Texten werden hingegen nicht ergänzt. h) Sind im Manuskript U ms t e l l u ng en von benachbarten Wörtern oder Satzteilen vorgenommen worden, so wird im Apparat mit der Formel „umgestellt aus“ die Vorstufe angegeben. Bei Umstellungen von Sätzen oder Satzteilen über einen größeren Zwischenraum wird der ursprüngliche Ort unter Verwendung der Formel „mit Umstellungszeichen“ angegeben. i) S t r e i c h u n ge n . Sind im Manuskript Wörter, Buchstaben oder Zeichen gestrichen worden, so wird das Gestrichene im Apparat in Winkelklammern unter Angabe des Ortes im Manuskript mitgeteilt. Wurden Streichungen vorgenommen, aber nicht vollständig durchgeführt, so werden die versehentlich nicht gestrichenen Partien in doppelte Winkelklammern eingeschlossen.

Editorische Grundsätze für die Abteilung II (Vorlesungen)

XIII

j)

Ko r r e k t u r e n Schleiermachers an Wörtern, Wortteilen oder Zeichen werden durch die Formel „korr. aus“ angezeigt (Beispiel: klein] korr. aus mein). k) U n s i c h e r e L e s ar t e n werden in unvollständige eckige Klammern (Beispiel: PnochS) eingeschlossen. Gegebenenfalls wird eine mögliche andere Lesart mit der Formel „oder“ (Beispiel: PauchS oder PnochS) vorgeschlagen. Bei unsicheren Lesarten, zu denen frühere Texteditionen eine abweichende, ebenfalls erwägenswerte Lesart bieten, wird diese unter Nennung des jeweiligen Herausgebers und der Seitenzahl seiner Ausgabe oder Schrift mitgeteilt. Nicht entzifferte Wörter werden durch ein in unvollständige eckige Klammern gesetztes Spatium gekennzeichnet; bei zwei oder mehr unleserlichen Wörtern wird dieses Zeichen doppelt gesetzt und eine genauere Beschreibung im textkritischen Apparat gegeben. l) Liegen bei einer Handschriftenstelle mehrere deutlich unterscheidbare E n t s t e h u n gs s t u f e n vor, so können diese, wo es die Klarheit erfordert, im textkritischen Apparat nacheinander jeweils für sich nachgewiesen werden. Keine eigene Mitteilung erfolgt, wenn beim Übergang aus der früheren in die spätere Stufe ein Wort gestrichen oder korrigiert worden ist; dieses ergibt sich aus dem Vergleich der Stufen. m) Ü b e r l i e f e r u n gs l ü c k e n . Ist ein Manuskript nur bruchstückhaft überliefert, so wird der Überlieferungsverlust innerhalb eines Absatzes durch ein in kursive eckige Klammern eingeschlossenes Spatium gekennzeichnet. Ein umfangreicherer Überlieferungsverlust wird durch ein in kursive eckige Klammern gesetztes Spatium gekennzeichnet, das auf einer gesonderten Zeile wie ein Absatz eingerückt wird. Eine Beschreibung erfolgt im textkritischen Apparat. (B) Vorlesungsnachschriften Die Edition der Vorlesungsnachschriften erfolgt nach einem vereinfachten Verfahren. Diese Vereinfachungen betreffen die im Vorstehenden unter den Buchstaben d), e), h), i), j) und l) genannten Editionsregeln. Die unter den Buchstaben f), g), k) und m) genannten Grundsätze gelten unverändert.

XIV

Einleitung der Herausgeber

n) Bei der Edition von Vorlesungsnachschriften wird in der Regel lediglich die l e t z t gü l t i ge Textg esta lt wiedergegeben, jedoch o h n e N ac h w e i s d e s Ma nuskript bef undes – d. i. von Streichungen, Zusätzen, Verbesserungen, Umstellungen und Entstehungsstufen – im Apparat. Abweichend hiervon werden längere Randbemerkungen zu Vorlesungsnachschriften, die den Charakter von eigenständigen Textpartien haben, als Fußnoten mitgeteilt, da es sich bei ihnen um spätere Ergänzungen des Nachschreibers handeln kann. o) Existieren zu einer Vorlesung mehrere Nachschriften, so wird die beste als L e i t t e x t ediert. Die als Leittext gewählte Nachschrift wird in der Regel vollständig geboten. Wo Vorlesungsnachschriften über Schleiermachers Manuskripte hinaus keine wesentlichen Aufschlüsse enthalten, ist es auch möglich, sie nur ausschnittweise abzudrucken. Bietet die als Leittext gewählte Nachschrift an einer Stelle einen offenkundig fehlerhaften Text, so wird nach Möglichkeit der richtige Text aus einer anderen Nachschrift übernommen, die Abweichung aber im Apparat dokumentiert. Ist die als Leittext gewählte Nachschrift unvollständig, wird sie aus einer vollständigeren ergänzt, mit entsprechendem Nachweis im Apparat. Weist auch diese offenkundige Fehler auf, wird, sofern weitere Vorlesungsnachschriften vorhanden sind, verfahren wie im vorigen Satz beschrieben. (C) Sekundäre Überlieferung p) Sofern Überlieferungsverluste gegenüber früheren Editionen eingetreten sind, können die entsprechenden Texte als sekundäre Überlieferung in ihrer ursprünglichen Gestalt unverändert unter Hinzufügung eines Sachapparats dargeboten werden.

3. Sachapparat Der Sachapparat gibt die für das Textverständnis notwendigen Erläuterungen.

Editorische Grundsätze für die Abteilung II (Vorlesungen)

XV

a)

Zi t a t e u n d Ve r w e i s e werden im Apparat nachgewiesen. Dabei wird, soweit möglich und sinnvoll, sowohl die von Schleiermacher benutzte Ausgabe als auch eine heute maßgebliche Ausgabe angeführt. Das gilt auch für Verweisungen Schleiermachers auf eigene Werke. Bei Zitaten werden sinnverändernde Abweichungen von den Quellen vermerkt. b) Zu An s p i e l u n ge n Schleiermachers werden Nachweise oder Erläuterungen nur dann gegeben, wenn die Anspielung als solche deutlich, der fragliche Sachverhalt eng umgrenzt und eine Erläuterung zum Verständnis des Textes nötig ist.

4. Verzeichnisse und Register a) Jeder Band erhält ein A b k ü r z u n gsv erzeichnis, das sämtliche Zeichen und Abkürzungen auflöst, die von den Autoren oder vom Bandherausgeber benutzt worden sind, soweit die Auflösung nicht in den Apparaten oder im Literaturverzeichnis erfolgt. b) Jeder Band erhält ein L i t e r at u r v erzeichnis, in dem die Schriften aufgeführt werden, die in den Texten sowie in den Apparaten und in der Einleitung des Bandherausgebers genannt sind. Bei denjenigen Werken, die im Katalog der Bibliothek Schleiermachers (s. Günter Meckenstock: Schleiermachers Bibliothek nach den Angaben des Rauchschen Auktionskatalogs und der Hauptbücher des Verlages G. Reimer, in: KGA I/15, 2005, S. 637–912) verzeichnet sind, wird nach dem Titel in eckigen Klammern das Kürzel SB mit der jeweiligen Katalognummer hinzugefügt. c) Jeder Band erhält ein N ame n r e gist er, das alle im Band genannten historischen Personen erfasst. d) Ein Register der B i b e l s t e l l e n erhalten diejenigen Bände, bei denen es sinnvoll ist.

5. Druckgestaltung a) S a t z s p i e ge l . Es werden untereinander angeordnet: Text des Originals ggf. mit Fußnoten, textkritischer Apparat, Sachapparat.

XVI

Einleitung der Herausgeber

b) S c h r i f t ar t e n . Der Text des Originals wird einheitlich in recte stehender Antiqua wiedergegeben. Hochgestellte Endungen (z. B. bei Ordnungszahlen) werden nivelliert, graphische Varianten von Zeichen (wie doppelte Bindestriche, verschiedene Formen von Abkürzungszeichen oder Klammern) werden stillschweigend vereinheitlicht. Ergänzungen nicht ausgeschriebener Wörter im Text sowie Herausgeberrede werden kursiv gesetzt. c) H e r vo r h e b u n ge n in Schleiermachers Manuskripten (vorwiegend durch Unterstreichung) werden einheitlich durch S p e r r u n g kenntlich gemacht. Hervorhebungen in den Vorlesungsnachschriften bleiben unberücksichtigt, soweit sie der Lesbarkeit nicht förderlich sind. d) Die Se i t e n z äh l u n g d e s O r ig ina ls wird auf dem Außenrand angegeben. Stammt die Zählung nicht vom Autor, so wird sie kursiv gesetzt. Der Seitenwechsel des zugrundeliegenden Textzeugen wird im Text durch einen senkrechten Strich (|) wiedergegeben. Wo die Angabe des Zeilenbruchs sinnvoll erscheint, erfolgt sie durch einen Schrägstrich (/) im Text. e) Sofern ein Text bereits in den S ä m m t lichen Werken erschienen ist, wird die Paginierung kursiv am Außenrand mitgeteilt, jedoch ohne Seitentrennungsstrich. f) B e z i e h u n g d e r A p p ar at e auf den Text . Sie erfolgt beim textkritischen Apparat durch Zeilenangabe mit Lemma. Kommt in einer Zeile das gleiche Bezugswort mehrfach vor, wird ein zusätzliches Bezugswort angeführt. Die Bezugswörter werden durch das Lemmazeichen von der folgenden Mitteilung abgegrenzt. Der Sachapparat wird durch Zeilenangabe auf die jeweilige Bezugsstelle bezogen. g) Sofern in einem Band sowohl Manuskripte Schleiermachers als auch eine Nachschrift aus demselben Kolleg veröffentlicht werden, wird der Zusammenhang zwischen ihnen möglichst durch ein Ve r w e i s u n gs s ys t e m hergestellt, etwa durch die Angabe der Daten oder durch die Bezeichnung der Vorlesungsstunden am Seitenrand. Sofern solche Angaben in den edierten Quellen enthalten sind, werden sie recte wiedergegeben; sofern sie aus anderen Quellen ergänzt sind, werden sie kursiv gesetzt. Im Namen der Herausgeber Günter Meckenstock

Einleitung des Bandherausgebers Der vorliegende Band enthält die überlieferten Quellen zu zwei Vorlesungen: zu den Vorlesungen über das Leben Jesu, die Schleiermacher an der Königlichen Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin mehrfach vorgetragen hat: im Wintersemester 1819/20, im Sommersemester 1823, im Wintersemester 1829/30 und in den Sommersemestern 1831 und 1832, sowie zur Vorlesung über die Leidens- und Auferstehungsgeschichte, die er im Sommersemester 1821 an gleicher Stelle, aber nur einmal gehalten hat. Diese beiden Vorlesungen sind thematisch und methodisch different, aber gleichwohl inhaltlich eng auf einander bezogen; deshalb werden sie hier in einem Band zusammengefaßt. Zu beiden Vorlesungen sind vergleichsweise wenige Manuskripte Schleiermachers überliefert: nicht wie in vielen anderen Fällen ein ausgearbeitetes Heft, sondern nur eine größere Anzahl unterschiedlich umfangreicher und ausgearbeiteter Notizzettel. Dennoch muß für die Vorlesungen über das Leben Jesu auf den Vorzug eines derartigen Manuskripts nicht ganz verzichtet werden: Einen Ersatz hierfür bildet eine Abschrift, die als Sekundäre Überlieferung seines Heftes bzw. einiger seiner Hefte zu den Vorlesungen über das Leben Jesu gelten kann. Als eine dritte Gattung von Quellen finden sich zu allen Kollegien über das Leben Jesu Vorlesungsnachschriften in so großer Anzahl, daß es geboten schien, hier nicht alle Vorlesungen durch Nachschriften zu dokumentieren, sondern eine Auswahl unter ihnen zu treffen: Ediert wird hier eine Nachschrift zur Vorlesung von 1832, nicht berücksichtigt werden die Nachschriften zu den vier vorausgehenden Kollegien von 1819/20, 1823, 1829/30 und 1831. – Zur Vorlesung über die Leidens- und Auferstehungsgeschichte sind ebenfalls handschriftliche Materialien Schleiermachers überliefert und daneben zwei Vorlesungsnachschriften, von denen wiederum hier nur eine Nachschrift ediert wird. Wegen der Differenz der beiden Vorlesungen – Leben Jesu bzw. Leidens- und Auferstehungsgeschichte – werden die unterschiedlichen Arten von Quellen (Manuskripte Schleiermachers, Sekundäre Überlieferung und Nachschriften) hier nicht wie sonst zu einem Block zusammengefaßt, sondern für die jeweilige Vorlesung getrennt besprochen.

XVIII

Einleitung des Bandherausgebers

Auch die Historische Einführung und der Editorische Bericht werden für die beiden Vorlesungen getrennt gegeben.

I. Historische Einführung zu den Vorlesungen über das Leben Jesu 1. Zur Vorgeschichte der Vorlesungen In der Zeit der akademischen Wirksamkeit Schleiermachers ist das Leben Jesu kein Gegenstand universitärer Vorlesungen gewesen. Das Problem einer historischen Behandlung dieses Themas ist zwar ein halbes Jahrhundert zuvor durch Johann Jakob Heß harmonisierend1 und wenig später in destruktiver Absicht von Hermann Samuel Reimarus gestellt worden,2 und mehrere haben es aufgegriffen, bis hin zu der romanhaft ausgeschmückten Darstellung von Karl Friedrich Bahrdt.3 Doch soweit bekannt, ist Schleiermacher der erste Theologe gewesen, der Vorlesungen über das Leben Jesu gehalten hat.4 Eben deshalb ist es eigentümlich, daß diese Vorlesungen in seinem Briefwechsel – soweit dies aus den gegenwärtigen Ausgaben durch Wilhelm Dilthey5 und W. Gaß6 ersichtlich ist – nahezu unerwähnt bleiben. Schleiermacher berichtet zwar über seine Publikationen und Publikationspläne sowie über seine Belastung durch andere, ebenfalls 1 2

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4

5 6

Johann Jakob Heß: Geschichte der drei letzten Lebensjahre Jesu. 3 Bde. Leipzig und Zürich 1768–1772. [Hermann Samuel Reimarus:] Von dem Zwecke Jesu und seiner Jünger. Noch ein Fragment des Wolfenbüttelschen Ungenannten. Herausgegeben von Gotthold Ephraim Lessing. Braunschweig 1778. Erst im Kolleg 1829/30 hat Schleiermacher diese kritische Behandlung erwähnt und sie als „mehr ausscheidend, Widersprüche nachweisend,“ charakterisiert (Nachschriften Weismann, S. 16, und Strauß, S. 5). Karl Friedrich Bahrdt: Erst im Kolleg 1829/30 hat Schleiermacher diese Behandlung erwähnt und als „mehr romanhaft zusammenstellend“ charakterisiert (Nachschriften Weismann, S. 16, und Strauß, S. 5). – Die Bearbeitung durch Karl Heinrich Venturini: Natürliche Geschichte des großen Propheten von Nazareth. 2 Teile. Bethlehem (i.e. Kopenhagen) 1800–1802. erwähnt Schleiermacher nicht, ebensowenig die beiden Bände von Johann Gottfried Herder: Vom Erlöser der Menschen. Nach unsern drei ersten Evangelien. Riga 1796. – Von Gottes Sohn, der Welt Heiland. Nach Johannes Evangelium. Nebst einer Regel der Zusammenstimmung unsrer Evangelien aus ihrer Entstehung und Ordnung. Riga 1797. Albert Schweitzer: Geschichte der Leben-Jesu-Forschung. Zweite, neu bearbeitete und vermehrte Auflage des Werkes „Von Reimarus zu Wrede“. Tübingen 1913, S. 63. – Siehe insgesamt ebenda S. 63–68 Schweitzers Einschätzung der Leben JesuVorlesungen Schleiermachers. Aus Schleiermachers Leben. In Briefen. Vierter Band. Vorbereitet von Ludwig Jonas, herausgegeben von Wilhelm Dilthey. Berlin 1863. Fr. Schleiermacher’s Briefwechsel mit J. Chr. Gaß. Mit einer biographischen Vorrede herausgegeben von Dr. W. Gaß. Berlin 1852.

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Einleitung des Bandherausgebers

neu zu konzipierende Kollegien wie die Ästhetik, die Kirchengeschichte, die Psychologie oder die Kirchliche Statistik und Geographie, aber nicht über die Vorlesungen über das Leben Jesu. Joachim Christian Gaß spricht ihn zwar am 28. November 1819 auf dieses Thema an: „Ach ja wohl möchte ich mit Dir sprechen über Dein Collegium über das Leben Christi. Seit ich es angekündigt las, habe ich mich | damit herumgetragen, und es ist mir eine Deiner ersten Aeußerungen, seit wir uns kennen, zurückgekommen, nämlich wie Du wolltest nach dem Platonischen Gastmahl ein ähnliches schreiben und mit einer Lobrede auf Christum endigen. Ich mag Dich nicht bitten, mir darüber zu schreiben: aber ich sehe, es wird mich so lange treiben, bis ich nach Berlin reise und unerwartet in Dein Zimmer trete.“7 Eine Antwort Schleiermachers ist wegen des Fehlens seiner Briefe an Gaß aus dieser Zeit nicht bekannt; am 12. April 1820 kommt Gaß jedoch auf das Thema zurück: „Deine Vorlesungen über das Leben Christi haben meine Gedanken vielfach beschäftigt, und unendlich würde ich mich freuen, wenn Du mir ein Heft darüber verschaffen könntest. Vergiß dies ja nicht, ich schicke es zurück, so bald es gefordert wird.“8 Auch hierauf ist eine Antwort Schleiermachers nicht bekannt; überliefert ist erst eine kleine Notiz Schleiermachers vom 12. November 1829: „Leider beschäftigen mich meine zwei Collegia auch mehr als billig, aber zum ersten Corintherbrief sind, seit ich nicht dabei gewesen, ein Paar neue Commentare erschienen, und vom Leben Jesu habe ich nur Notizen und Zettel.“9

2. Die Vorlesung vom Wintersemester 1819/20 Seine erste Vorlesung über das Leben Jesu hat Schleiermacher vom 19. Oktober 1819 bis zum 25. März 1820 gehalten, übrigens noch unter dem Titel „Das Leben Christi“ bzw. „De vita Christi“.10 Sie ist mit einer Wendung angekündigt, die ihren eigentümlichen, von ande7 8 9 10

Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 180 f. Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 185 f. Schleiermacher: Briefwechsel mit Gaß, S. 220. Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810–1834 nach dem deutschen und lateinischen Lektionskatalog sowie den Ministerialakten hrsg. von Wolfgang Virmond, Berlin 2011, und zwar die Vorlesung von 1819/20 als Nr. 1819ws7. – Zu den Vorlesungen über das Leben Jesu vgl. auch Schleiermachers Briefwechsel (Verzeichnis) nebst einer Liste seiner Vorlesungen. Bearbeitet von Andreas Arndt und Wolfgang Virmond (SchlA 11). Berlin/New York 1992, S. 315, 319, 326, 328.

Historische Einführung

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ren Vorlesungen unterschiedenen Methodencharakter andeutet: Statt des sonst üblichen „Schleiermacher lehrt“ oder „trägt vor“ oder „erklärt“ heißt es hier: „Das Leben Christi erzählt Herr Prof. Dr. Schleiermacher in fünf wöchentlichen Stunden von 9–10 Uhr“; in der lateinischen Ankündigung heißt es ebenfalls abweichend: „De vita Christi disseret …“. Dieselbe deutschsprachige Wendung findet sich auch in den Vorlesungsankündigungen für das Sommersemester 1823 und das Wintersemester 1829/30; erst in der Ankündigung für das Sommersemester 1832 heißt es „trägt … vor“. Die lateinische Ankündigung – „narrabit“ – hält aber auch hier – wie in den vorhergehenden Kollegien seit 1823 – den von den sonstigen Vorlesungen abweichenden Charakter des Erzählens fest. Der Sonderstellung dieser Vorlesung verdankt sich wahrscheinlich auch das große Interesse, das sie bei Schleiermachers Hörern gefunden hat: Für sie haben sich 137 Hörer eingeschrieben, mehr als doppelt so viel wie für die gleichzeitige Vorlesung über „Theologische Encyclopädie“.

3. Die Vorlesung vom Sommersemester 1823 Die zweite Vorlesung hat Schleiermacher im Sommersemester 1823 gehalten, und zwar vom 14. April bis zum 1. August 1823. Laut Tagebuch hat sie mit der 70. Stunde geendet. In der Ankündigung ist nunmehr der Titel „Das Leben Christi“ durch „Das Leben Jesu“ ersetzt; vollständig lautet sie: „Das Leben Jesu erzählt […] in fünf Stunden wöchentlich von 7–8 Uhr Morgens.“ bzw. „Vitam salvatoris nostri narrabit quinq. p. hebd. hor. VII–VIII. matutina.“11 Daß sie nur von vergleichsweise wenigen, nämlich 58 Hörern besucht worden ist, mag teils damit zusammenhängen, daß sie nur drei Jahre auf die erste Vorlesung gefolgt ist, teils aber auch damit, daß Schleiermacher 1821 eine Vorlesung über die Leidens- und Auferstehungsgeschichte gehalten hat.12

4. Die Vorlesung vom Wintersemester 1829/30 Für die dritte Vorlesung haben sich hingegen 251 Hörer eingeschrieben, erheblich mehr als zu jeder anderen Vorlesung Schleiermachers. 11 12

Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810–1834, Nr. 1823ss10. Zu ihr siehe unten, LIII–LX.

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Einleitung des Bandherausgebers

Die Ankündigungen für sie lauten wiederum: „Das Leben Jesu erzählt […] in fünf wöchentlichen Stunden von 8–9 Uhr.“ bzw. „Vitam Iesu Christi narrabit quinquies h. VIII–IX.“13 Gedauert hat sie vom 26. Oktober 1829 bis zum 26. März 1830; laut Tagebuch hat Schleiermacher sie mit der 92. Stunde „geschlossen“.

5. Die Vorlesung vom Sommersemester 1831 Daß Schleiermacher auch im Sommersemester 1831 – also nur ein Jahr nach der dritten bzw. vor der letzten, und zudem neben den Vorlesungen „Der Brief Pauli an die Römer“, „Die Christliche Sittenlehre“ und „Die Grundsätze der Dialektik“ – eine Vorlesung über das Leben Jesu gehalten hat, ist bisher nicht bekannt gewesen. In den Vorlesungsankündigungen ist sie nicht aufgeführt,14 und es gibt auch keine sonstigen Nachrichten über diese Vorlesung. Das einzige Zeugnis für sie bildet der zweite Teil eines Heftes von Carl Boeckh, mit dem Titel: „Vorlesungen über das Leben Jesu v. Dr. Fr. Schleiermacher / Berlin Sommersemester 1831. nachgeschrieben von C. Boeckh. / II. Band. / v. 10. August –“. Von der Hand Boeckhs stammen auch Vorlesungsnachschrifen zur Praktischen Theologie (Winter 1830/31), zur Christlichen Sittenlehre (Sommer 1831) und zum Römerbrief (aus dem gleichen Semester). Diese anderen drei Vorlesungen dieses Semesters hat Schleiermacher am 3. September beendet;15 Boeckh nennt hingegen kein Abschlußdatum. Vermutlich hat er die Vorlesung nicht bis zum Ende besucht, denn seine Nachschrift endet mit dem Verhör Jesu vor dem Hohen Rat. Für die Datierung auf das Sommersemester 1831 spricht, daß Boeckh nur vom 28. April 1830 bis zum 31. August 1831 an der Berliner Universität immatrikuliert gewesen ist. Das auf dem Titelblatt genannte Anfangsdatum „d. 10 Aug. 1831.“ findet sich nochmals auf der ersten Seite des Textes neben dem Beginn mit „I I I . A b s c h n itt. / Lehrthä tig keit Chri13 14

15

Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810–1834, Nr. 1829ws8. Daß Schleiermacher eine Vorlesung nicht angekündigt, aber gehalten hat, ist mehrfach der Fall: bei Vorlesungen in Halle vom Sommer 1805, in Berlin vom Winter 1814/15, vom Sommer 1816, vom Winter 1817/18, vom Sommer 1820, vom Sommer 1823, vom Sommer 1824, vom Winter 1826/27; siehe Arndt und Virmond: Schleiermachers Briefwechsel, S. 300, 310, 312, 313, 316, 319, 323. Siehe auch den Eintrag im Tageskalender vom 3. September 1831: „Alle 3 Vorlesungen geschlossen.“

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s t i . “; im Kolleg 1829/30 hat Schleiermacher diesen Abschnitt im Januar 1830 vorgetragen, und im Sommersemester 1832 hat er ihn bereits am 10. Juli vorgetragen, so daß auch hierdurch eine Verwechselung mit dem Kolleg 1832 ausgeschlossen ist. – Weitere Datierungen enthält die Nachschrift jedoch nicht.

6. Die Vorlesung vom Sommersemester 1832 Die letzte Vorlesung über das Leben Jesu hat Schleiermacher im Sommer 1832 gehalten. Angekündigt ist sie mit den Worten „Das Leben Jesu trägt Hr. Prof. Dr. Schleiermacher vor fünfmal wöchentlich v. 8– 9 Uhr priv.“ bzw. „Vitam domini nostri Iesu Christi narrabit h. VIII– IX.“16 199 Hörer haben sich für sie eingeschrieben – und damit ist sie nach der Leben Jesu-Vorlesung von 1829/30 die am zweitbesten besuchte Vorlesung Schleiermachers gewesen. Begonnen hat er sie am 14. Mai und beendet mit der 71. Vorlesung am 29. August. Dieses Datum nennen sowohl die Schlußnotiz der Nachschrift Collin als auch Schleiermachers Tagebuch; die Universitätsakten sprechen irrtümlich vom 24. August. An diesem Tag müßte allerdings die 71. Vorlesung stattgefunden haben, und nicht, wie das Tagebuch notiert, die 70. Vorlesungsstunde.

7. Die bisherige Edition Schleiermachers Vorlesungen über das Leben Jesu ist bisher nur eine einzige Edition zuteil geworden: Im Jahr 1864 hat Karl August Rütenik sie im Rahmen der „Sämmtlichen Werke“ herausgegeben.17 In 16 17

Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810–1834, Nr. 1832ss23. Friedrich Schleiermacher’s sämmtliche Werke. Erste Abtheilung. Zur Theologie. – Friedrich Schleiermacher’s literarischer Nachlaß. Bd. 1. Das Leben Jesu. Vorlesungen an der Universität zu Berlin im Jahr 1832 gehalten von Dr. Friedrich Schleiermacher. Aus Schleiermacher’s handschriftlichem Nachlasse und Nachschriften seiner Zuhörer herausgegeben von K. A. Rütenik. Berlin 1864, VII–XIII. – Es ist nicht bekannt, weshalb Rütenik mit der Edition dieser Vorlesungen betraut worden ist. Rütenik (*1796 Prenzlau, † 1872 Bad Freienwalde) ist vom 17. Oktober 1814 bis zum 28. Februar 1817 an der Theologischen Fakultät immatrikuliert – und somit fraglos auch Hörer Schleiermachers, aber wohl nicht der Leben Jesu-Vorlesung – gewesen. 1821 ist er ordiniert worden, 1822 hat er eine „Sittenlehre. mit Zuziehung Schleiermacherscher Predigten“ veröffentlicht. Nach fünfjähriger Tätigkeit als Pfarrer in Bad Freienwalde ist er von 1838 bis zu seiner Emeritierung 1866 in Neulewin, Kreis Wriezen, als Pfarrer tätig gewesen.

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Einleitung des Bandherausgebers

seiner Einleitung nennt er mehrere Gründe für das späte Erscheinen dieser Vorlesungen, die doch „in vielen Hunderten der Zuhörer das lebendigste Interesse erregt hatten“, und vor allem diesen: Der mit der Veröffentlichung des Nachlasses betraute Ludwig Jonas hatte Bedenken gegen eine Veröffentlichung, „weil zu bezweifeln war, ob bei dem unzulänglichen Material, dem wenigen von S chleierm a cher selbst vorhandenen es möglich sein werde, ein genügendes des S c h l e i e r m ac h e r schen Namens würdiges Ganze herzustellen“. Daß Jonas’ Zögern insbesondere durch das im Jahr nach Schleiermachers Tod erschienene „Leben Jesu“ von David Friedrich Strauß18 veranlaßt worden sein dürfte, erwähnt Rütenik nicht. Als er schließlich die einschlägigen Materialien aus dem Nachlaß von Jonas erhalten habe, habe er eingesehen, „daß sich schwerlich jemand der unsäglichen Mühe unterziehen würde: auf Grund des geringen schriftlichen Nachlasses aus dem Material von Nachschriften mindestens fünf verschiedener Semester ein ‚des Sc h l e i e r m a cherschen Namens würdiges Ganze‘ herzustellen“. Schließlich aber habe er das „vom Herrn Pastor P l ä n s d o r f in Rarsin i. P. nachgeschriebene Heft“ zum Kolleg 1832 erhalten, „und durch Zugrundlegung dieses Heftes mit dem des Herrn Dr. A. Schweizer in Zürich“ sowie durch Vergleich mit den Heften von Starcke, Stappenbeck und Dr. Kalb sei „die Herstellung dieser Vorträge, so weit es sich thun ließ, ermöglicht worden.“ Die Genannten sind zur Zeit des letzten Kollegs (1832) an der Universität immatrikuliert gewesen; ihre Kolleghefte sind jedoch nicht überliefert. Unbekannt ist auch, wer die Nachschreiber der von Rütenik ferner erwähnten Kollegienhefte „von 1829/30, 1823, 1821 und 1819/20“ gewesen und wo diese Hefte verblieben sind. Seine Edition der Materialien des Kollegs 1832 läßt Rütenik im allgemeinen mit Schleiermachers Stundenzetteln beginnen;19 sodann ergänzt er sie durch Material aus den Nachschriften, das in kleinerem Schriftgrad gesetzt ist. In Fußnoten, die über kleine Buchstaben auf den Text bezogen sind, gibt Rütenik Lesehilfen und Varianten. Seine Edition der schwer zu entziffernden Stundenzettel Schleiermachers weist mehrere Lesefehler und Eigenmächtigkeiten auf; wieweit dies auch für den aus den Nachschriften hergestellten Text gilt, kann wegen des Verlustes der Quellen nicht überprüft werden. Aus dem glei18 19

David Friedrich Strauß: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. 2 Bde. Tübingen 1835–1836. Siehe im vorliegenden Band 101–133.

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chen Grund ist auch nicht mehr zu sagen, ob die von Rütenik gelegentlich in den Text gesetzten Überschriften den Nachschriften entnommen oder von ihm selber im Blick auf die Inhalte entworfen sind. Rüteniks Hoffnung, gestützt auf diese Nachschriften sowie auf das ihm nachträglich zugänglich gewordene, aber wohl nicht aus dem Kolleg 1832 stammende Heft von „Herrn Legationsrath La ncizoll“ sowie auf etwaige weitere Nachschriften „demnächst“ oder „in Jahresfrist“ einen Supplementband erscheinen lassen zu können, ist nicht in Erfüllung gegangen. Erschienen ist vielmehr ein anderes Buch: „Der Christus des Glaubens und der Jesus der Geschichte. Eine Kritik des Schleiermacher’schen Lebens Jesu“, von David Friedrich Strauß20 – ein Werk, das Albert Schweitzer als eine „dem toten Werke des großen Theologen […] würdige und ergreifende Grabrede“ bezeichnet hat.

20

David Friedrich Strauß: Der Christus des Glaubens und der Jesus der Geschichte. Eine Kritik des Schleiermacher’schen Lebens Jesu. Berlin 1865.

II. Editorischer Bericht zu den Vorlesungen über das Leben Jesu Erster Teil Manuskripte Schleiermachers Zum Leben Christi [1819–1829]. – Schleiermacher-Nachlaß, Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Signatur SN 69. Dieses Manuskript besteht aus 24 Blättern in gleicher Papierqualität in Quart, von denen die Blätter 1–21 von Schleiermacher beschrieben und gezählt sind; die nicht paginierten Blätter [22–24] sind nicht beschrieben. Die erste Seite (1r) ist vergilbt, aber gut lesbar. Die Schrift und die Tinte variieren leicht. Zum Teil weisen die Blätter größere Wasserflekken sowie kleine braune Flecken auf, jedoch ohne Beeinträchtigung der Lesbarkeit; ferner hat Schleiermacher gelegentlich Schriftproben vorgenommen. Die Blätter sind vorgefalzt und in der Mitte nochmals horizontal gefaltet, wobei die Kanten etwas abgerieben sind; dies deutet im allgemeinen darauf, daß sie zum Vortrag in das Kolleg mitgenommen worden sind. In den Randspalten stehen in unterschiedlicher Dichte Marginalien, die teils durch Verweiszeichen in den Text eingewiesen sind. Neben diesen wahrscheinlich im Zuge der ursprünglichen Niederschrift notierten Marginalien enthalten die Randspalten der Blätter 1v, 3r–4r, 6v, 13v, 14v zusammenhängend geschriebene Texte in engerer, spitzerer Schrift und in dunklerer Tinte, die um die ursprünglichen Marginalien herumgeschrieben sind, also spätere Ergänzungen bilden. Am Rande von S. 1r hat Schleiermacher den Entwurf eines Briefes notiert. – Am oberen Rand von S. 1r, neben der Überschrift, steht ein rechteckiger roter Stempel: „Literaturarchiv / Berlin. – Über und unter der ersten Marginalie S. 1r unten hat ein früherer Bearbeiter mit Bleistift Namen zur Genealogie Jesu notiert; von seiner Hand stammen auch einige weitere mit Bleistift vorgenommene Verdeutlichungen. – Auf den Seiten 1r–6v finden sich am Innenrande neben zahlreichen Einträgen, zusätzlich zu deren Zählung, die Ziffern 1, 2 oder 3, teils durchstrichen, die auf ein nicht überliefertes Ordnungssystem verweisen. Sie werden hier in margine mitgeteilt. Bei diesem Manuskript handelt es sich nicht um ein als Leitfaden für den Vortrag gedachtes Vorlesungsmanuskript. Es enthält eine Viel-

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Einleitung des Bandherausgebers

zahl von Notizen sehr unterschiedlicher Art, die auch nur partiell thematisch geordnet sind. Sie beginnen mit Lesefrüchten aus dem Kommentar zum Neuen Testament von Heinrich Eberhard Gottlob Paulus,21 gehen jedoch ab Notiz Nr. 11 auf eine Fülle von Fragen ein, die sich aus den neutestamentlichen Texten ergeben – Fragen zur Herkunft Jesu aus Galiläa oder Judäa, zu seiner Wundertätigkeit, dann wieder zur übernatürlichen Empfängnis Jesu, zu den apokryphen Evangelien, zur Frage, ob Jesus seinen Tod gewollt habe und vielen anderen Themen. Erst im weiteren Verlauf der Niederschrift tritt eine systematische Ordnung stärker in den Vordergrund: die Zusammenstellung von „Wundermassen“ bei Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, von „Zeit- und Ortsverhältnissen“ der Reden Jesu. Daneben steht aber auch weiterhin die Behandlung einzelner Aspekte und Vorkommnisse und schließlich die knappe, aber konzentrierte Behandlung der Leidens- und Auferstehungsgeschichte. Diese Inhalte spiegeln sich auch in Schleiermachers Vorlesungen – aber nicht in der Weise, daß man dieses Manuskript als Vorlesungsmanuskript verstehen und gar einem bestimmten Kolleg zuweisen könnte. Probleme bereitet auch die Datierung dieses Manuskripts. Zweifelsfrei ist, daß Schleiermacher es spätestens im Herbst des Jahres 1819 begonnen hat, denn in der Randspalte von S. 1r notiert er den Entwurf eines sehr wahrscheinlich im Herbst 1819, nach den Karlsbader Beschlüssen, geschriebenen Briefes, wahrscheinlich an den Staatskanzler Karl August von Hardenberg, wegen einer vom König angeordneten Untersuchung über diejenigen, „welche öffentlich ein vortheilhaftes Zeugniß für den Prof. Jahn abgelegt“ haben. In Folge der Ermordung von August von Kotzebue durch den Turner und Burschenschaftler Karl Ludwig Sand am 23. März 1819 kam es in Preußen zum Turnverbot; am 13. Juli 1819 wurde der „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn inhaftiert. Der Briefentwurf gehört fraglos den darauf folgenden Monaten an, und seine Notierung in der Randspalte von S. 1r setzt die Niederschrift des Grundtextes dieser Seite voraus. Und noch ein weiteres Indiz verweist auf den Spätsommer/Herbst 1819 als Zeit der Niederschrift zumindest des Beginns des Manuskripts „Zum Leben Christi“. „Das Leben Christi“ ist auch der Titel der ersten, am 19. Oktober 1819 begonnenen Vorlesung, die Schleiermacher erst bei ihrer Wiederholung im Sommer 1823 „Das Leben 21

Heinrich Eberhard Gottlob Paulus: Philologisch-kritischer und historischer Commentar über das Neue Testament, Bd. 1–4, Lübeck 1800–1804.

Editorischer Bericht

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Jesu“ genannt hat. Weitere Indizien zu einer Datierung fehlen, da auch die leicht ins Auge fallende, mit dunklerer Tinte geschriebene Überarbeitungsstufe wegen der Ähnlichkeit der sich wiederholenden Inhalte nicht einem bestimmten Kolleg zugewiesen werden kann. Lediglich für eine dem Grundtext angehörende Notiz läßt sich ein terminus post quem angeben: für den ganz am Ende des Manuskripts stehenden Hinweis auf die Abhandlung „Ueber die Brüder Jesu von Clemen in Winer Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie 3. Heft.“ Diese Abhandlung ist in der von Georg Benedikt Winer herausgegebenen Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie, Bd. 1, Heft 3, Sulzbach 1829, erschienen, also erst spät in diesem Jahr, und somit zu einer Zeit, in der Schleiermacher sich auf das Kolleg 1829/30 vorbereitet hat. Die Arbeit am Manuskript „Zum Leben Christi“ zieht sich also durch ein ganzes Jahrzehnt hin, aber abgesehen vom Anfangsund Endpunkt lassen sich die einzelnen Einträge nicht präzise datieren. Das Manuskript ist bisher nicht veröffentlicht. Konvolut zum Leben Jesu [1819 und später]. – Schleiermacher-Nachlaß, Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Signatur SN 71. Dieses Convolut umfaßt 20 Zettel unterschiedlicher Höhe und Breite und von unterschiedlichem Papier, die archivseitig am unteren Rande mit Bleistift von 1–20 gezählt sind. Die Rückseiten der Zettel 3–7, 9– 16 und 18 sind nicht beschrieben; Zettel 18r ist – abgesehen von den beiden unteren Absätzen – in zwei Spalten beschrieben. Bei Zettel 19v handelt es sich um die Rückseite eines zerschnittenen Briefes, von dem noch folgende Fragmente zu erkennen sind: „Einer Königlichen / der Wissenschaf / Unterzeichnete / richtetes Paket / Reise von Paris / hat, anbei ganz / Er hat das P / Umschlage me(?)“[.] Adressat, Absender und Datum sind nicht erkennbar. Von den fünf Notizen auf Zettel 19v betreffen die erste sowie die dritte und vierte die Ethik. – Zettel 20r enthält Notizen für Schleiermachers Predigt „Am Sonnt. Judica 1832“, d.h. am 8. April 1832, über Joh 16,33.22 Die Notizen sind in sehr kleiner, jedoch klarer Schrift geschrieben, ohne Daten oder Stundeneinteilungen und ohne Kolumnentitel. Die 22

Siehe Schleiermacher: Predigten 1832. Hrsg. von Dirk Schmid. KGA III/13, S. 164f.

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Einleitung des Bandherausgebers

Einheitlichkeit des Schriftductus dieses Convoluts läßt annehmen, daß die in ihm zusammengefaßten Zettel demselben Entstehungszusammenhang angehören. Die Predigtvorbereitung auf S. 20r fällt in die ersten Apriltage 1832; sie könnte allerdings nachträglich auf die Rückseite eines bereits vorhandenen, nicht mehr benötigten Zettels geschrieben worden sein. Daß die Zettel insgesamt erst aus dem Frühjahr 1832 stammen ist unwahrscheinlich, da Schleiermacher im Zusammenhang des Kollegs vom Sommer 1832 die im folgenden Abschnitt beschriebenen Zettel, die einen anderen Charakter aufweisen, niedergeschrieben hat. Die archivalische Numerierung der Zettel ist ohne Rücksicht auf ihren Inhalt vorgenommen worden. In der Folge der Numerierung bieten die Zettel eine den Verlauf der Vorlesung mißachtende bunte Mischung unterschiedlicher Themen. Die chronologische Folge der Ereignisse ist nicht einmal bei der Unterscheidung von Vorder- und Rückseite eingehalten worden: Die auf der Rückseite von Zettel 2v behandelten Ereignisse – Geißelung Jesu, Verhör, Kreuztragung – gehen denen auf der Vorderseite 2r erwähnten – Jesu Worte am Kreuz und Begebenheiten beim Tod Christi (Finsternis, Zerreissen des Tempelvorhangs, Öffnung der Gräber) – chronologisch voran. Für die vorliegende Edition sind die Zettel deshalb in die Ordnung gebracht worden, die dem üblichen Gang der Kollegien Schleiermachers entspricht: 14r, 20v, 5r, 10v, 9r, 16r, 1r, 4r, 8r, 11r, 12r, 15r, 18r, 17r, 7r, 6r, 3r, 19v, 13r, 2v, 2r. Hierdurch werden erst die inhaltlichen Zusammenhänge zwischen den Zetteln ersichtlich („Lehre Fortsetzung“), aber auch die Verluste – denn die Überschrift von Zettel 14r lautet „Auswahl der Apostel Fortsetzung“, doch fehlt der Zettel, der dieser „Fortsetzung“ vorausgehen müßte; es ist also von einem Manuskriptverlust in nicht bestimmbarer Höhe auszugehen. – Die Fundlage ist durch die Beibehaltung der Archivzählung der Zettel weiterhin ersichtlich. Eine verläßliche Datierung ist weder für das Convolut insgesamt noch für einzelne Zettel möglich, da die in den Zetteln angesprochenen Themen in allen Vorlesungen wiederkehren und die Überlieferung der fünf Kollegien nicht so umfassend ist, daß man mit Sicherheit auf das Fehlen eines Themas in einem Kolleg schließen könnte. Es besteht jedoch eine deutlich größere Ähnlichkeit der Notizen Schleiermachers über die „Lehre vom Satan“ (Zettel 11r) mit der hier nicht edierten Nachschrift der Kollegstunde vom 2. Februar 1820 durch Adolf Sy-

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dow23 als mit der hier ebenfalls nicht edierten anonymen Nachschrift des Kollegs von 1823 – zumindest soweit dies der aus diesem Kolleg überlieferte Wortlaut erkennen läßt. Daher ist anzunehmen, daß die Zettel – oder zumindest einige von ihnen – bereits zur Vorlesung von 1819/20 vorgelegen haben. Das Manuskript ist bisher nicht veröffentlicht. Leben Jesu 1832. – Schleiermacher-Nachlaß, Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Signatur SN 70. Für das Kolleg 1832 hat Schleiermacher 8 Zettel beschrieben, von etwa gleicher Höhe, aber unterschiedlicher Breite und unterschiedlichem Papier, in sehr kleiner, sauberer Schrift, mit wenigen Korrekturen. Alle Zettel tragen Kopfzeilen von Schleiermachers Hand (teils unterstrichen): auf den Zetteln 1,2,4,5,7,8: „Leben Jesu 1832“; auf den Zetteln 3 und 6: „Leben Jesu“. Am unteren Rand sind die Zettel archivseitig mit Bleistift von 1–8 gezählt. Der Text ist von Schleiermachers Hand in die Vorlesungsstunden 1–59 eingeteilt; für die anschließenden Vorlesungsstunden 60–71 sind keine Zettel überliefert. Am oberen Rand finden sich gegebenfalls Notizen wie „Forts. v 22“ oder Andeutungen der Fortsetzung durch eingeklammerte Stundenzahlen. Bisherige Veröffentlichung: „Das Leben Jesu“, herausgegeben von K. A. Rütenik.24 Dort sind die Stundenzettel jeweils den entsprechenden Partien der Vorlesungsnachschriften vorangestellt. Die Sei23

24

Vgl. unten S. 91, 4–10, mit der Nachschrift Sydow, 157v–158r: „In den ersten 3. classischen Stellen, wenn sie als Synonim zusammen nemlich in den 3 parallelen Stellen vom Saemann. Die eine sagt  πονηρος, die andere  σατανας. Die 3te  διαβολος. Und es ist nun einerlei: ob man das als verschiedene Uebersetzungen oder Abfassungen ansieht. | Für διαβολος und σατανας giebt’s noch eine Stelle nemlich in der Erzählung von Judas „der διαβολος fuhr in das Herz“ und der „Satan hatte es ihm schon eingegeben“. Der Ausdruck,  αρχων του κοσμου τουτου freilich nicht so mit andern verwechselt, und also gleich verhalten, ob dieses dasselbe sei, oder etwas anderes. Die verschiedenen Stellen durchnehmen. 1., die, wo unbestimmt und im Allgemeinen die Rede vom Satan ist, dann, wo 2., etwas Bestimmtes ausgesagt wird, und da wird sich vielleicht in dem Vergleich ergeben, wie und in wiefern  αρχων τ. κ. τ. dem Ausdruck σαταν gleichgeltend sei oder nicht. Zuerst: Luc. 10, 18. […] Ein Analogon zu dem του ουρανου πεσοντα ist Joh 12; etc. So daß wir nicht zweifeln können über die Identität der Ausdrücke σατανας und αρχων τ. κ. und die Identität dieser beiden Stellen; da liegt also schon die Ueberwindung des Satans durch Xristum, und die Ueberwindung der Welt, die nach und nach immer mehr zur Erscheinung kommt; also sind beide Ausdrücke identisch: Hinauswerfen des Satans und Weltüberwindung.“ Friedrich Schleiermacher’s sämmtliche Werke (siehe Fußnote 17).

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Einleitung des Bandherausgebers

tenzahlen dieser Edition sowie die dort genannten Daten der Kollegstunden sind hier zur Orientierung und zur Erleichterung eines Vergleichs beider Editionen an den Rand gesetzt.

Zweiter Teil Sekundäre Überlieferung [1823] Das Leben Jesu. / nach einem Manuscript / von Schleiermacher. / K. Wolff / 1831. – Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Germ. oct. 721. Neben den Manuskripten Schleiermachers und den Nachschriften seiner Hörer ist dieses Manuskript überliefert, das sich auf dem Titelblatt [Ir] als Abschrift eines Manuskripts von Schleiermacher präsentiert. Auf der Innenseite des Einbands steht die Signatur „Germ. oct. 721“, auf dem Schmutztitel ist rechts oben die Akzessionsnummer notiert: „acc. ms. 1936. 102“; darunter wird die Signatur wiederholt; die Rückseite ist nicht beschrieben. Auf dem Titelblatt, links neben dem Titel, findet sich ein rechteckiger Stempel: „STAATS-/BIBLIOTHEK/ . BERLIN.“. Der Verfasser der Abschrift ist ein Student namens Karl Wolff aus Württemberg, der vom 18. Oktober 1828 bis zum 14. April 1829 an der Theologischen Fakultät der Berliner Universität immatrikuliert gewesen ist. In diesem Zeitraum hat er keine Leben Jesu-Vorlesung bei Schleiermacher hören können; es ist anzunehmen, daß Schleiermacher ihm als Ersatz hierfür seine Unterlagen zur Verfügung gestellt hat. Das auf dem Titelblatt genannte Datum „1831“ bezeichnet sehr wahrscheinlich – ähnlich wie bei mehreren Vorlesungsnachschriften – den Zeitpunkt des Abschlusses der Niederschrift. Die Abschrift ist auf unbekanntem Wege an einen Prof. Dr. H. Maier gelangt, aus dessen Nachlaß Annerose Maier sie der damaligen Preußischen Staatsbibliothek geschenkt hat. Ob der letzte Besitzer in verwandtschaftlichem Zusammenhang mit dem Schreiber Karl Wolff gestanden oder die Abschrift auf anderem Wege erworben hat, ist nicht bekannt. Auf der Rückseite des Titelblattes steht unten eine kleine Bleistiftnotiz: „Bl. a b nachträglich eingehängt.“; darunter: „4. 9. 36. sowie etwas abgesetzt eine Paraphe „Ok.“ oder „Dk.“ Da auch die Akzessionsnummer das Datum „1936“ enthält, konkretisiert dieses Datum den Zeitpunkt der Übergabe des Manuskripts an die damalige Preußische Staatsbibliothek. Das anschließend eingeheftete, im Format et-

Editorischer Bericht

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was kleinere Doppelblatt a/b enthält auf der Vorderseite von Blatt a ein in fünf Kolumnen angeordnetes ausführliches Kürzelverzeichnis, das am oberen Rand der Rückseite des Blattes noch eine Anweisung zum Entschlüsseln der abgekürzten Schreibweise der Zählung von Jahrhunderten gibt; in der Blattmitte darunter nochmals der vorhin genannte Stempel. – Auf Blatt b steht auf der Vorderseite sowie auf der oberen Hälfte der Rückseite eine nicht vollständig exakte Reinschrift der ersten Textseite des Manuskripts, die aber nicht von der Hand des Abschreibers des Schleiermacherschen Manuskripts stammt. Darunter nochmals der Stempel, und abermals im unteren Teil der Randspalte des folgenden Blattes 1. Die eben erwähnte, rund 150 Zeichen umfassende und dennoch nicht ganz vollständige Kürzelliste wie auch die Reinschrift dienen als Schlüssel für die Entzifferung der darauf folgenden Abschrift Wolff: Diese ist nämlich durchgängig mit einem überaus hohen Anteil sehr spezieller Kürzel geschrieben, die zudem mit anderen, zum Teil abgekürzten Wortbestandteilen kombiniert werden. So steht etwa für das Wort „Vergleichung“ zunächst ein Kürzel für die Vorsilbe „Ver“, sodann ein Gleichheitszeichen und abschließend ein „g“ für die Nachsilbe „-ung“, also: „V=g“. In ähnlicher Weise sind die meisten Wörter ‚konstruiert‘; lediglich kurze Wörter wie „wir“ sind ausgeschrieben. Die Abschrift umfaßt 239 vom Schreiber fortlaufend paginierte Seiten. Beim Binden ist allerdings ein Blatt in falscher Faltung eingebunden worden, so daß – statt der Seitenfolge 179–182 – nun die Seitenfolge 181–182–179–180 vorliegt. Die Abschrift ist sehr sauber, aber unter konsequentem Rückgriff auf das sehr komplexe System von Kürzeln sowie mit zusätzlichen Abkürzungen und Buchstabenelisionen geschrieben. Sie schließt mit dem Bericht über die Himmelfahrt auf S. 239 unten. Wie durch Vergleich mit den Nachschriften des Kollegs 1823 zu erkennen ist, bietet die Abschrift einen sehr guten, Schleiermachers Ausführungen getreu überliefernden Text. Sie kann deshalb – wenn auch mit den gebotenen Einschränkungen – als Ersatz für nicht mehr überlieferte Manuskripte Schleiermachers dienen. Eigentümlich ist jedoch, daß sie sich als Abschrift „nach einem Manuskript von Schleiermacher“ präsentiert – denn im Brief an Joachim Christian Gaß vom 12. November 1829 schreibt Schleiermacher, wie oben25 zitiert: „vom 25

Siehe oben, S. XX.

XXXIV

Einleitung des Bandherausgebers

Leben Jesu habe ich nur Notizen und Zettel“. Hierbei mag es sich jedoch um eine leichte Untertreibung handeln, da die zum Teil bis in den Wortlaut hinein vorhandene Übereinstimmung insbesondere der Kollegien 1823 und 1829/30 (abgesehen von der Einleitung) zumindest nicht auf der Basis weniger und unzusammenhängender Notizen und Zettel erklärbar wäre, und schon gar nicht auf der Basis der in diesem Band edierten zwei Manuskripte Schleiermachers. Es ist nicht auszuschließen, daß Wolff mehrere Teilmanuskripte vorgelegen haben, die er thematisch aneinander gereiht hat. Diese Annahme würde auch erklären, daß die Abschrift trotz sorgfältig gewählter Zwischenüberschriften keine lückenlos durchgeführte Gliederung aufweist. So folgt etwa auf die Überschrift „2.) Vom Aufhören der eigentlichen Erziehung bis zum öffentlichen Auftreten“ keine Untergliederung mit dem Buchstaben „a)“, sondern sogleich „b Von der Vollendung der eigentlichen Erziehung bis zum öffentlichen Auftreten. / – . 18–30. Jahr. –“26 Im zweiten Abschnitt finden sich zwar die Gliederungspunkte „II. Vom Wunderbaren Christi“ sowie „B. Eigentliches Berufsleben Christi“ jedoch ohne vorausgehende Gliederungspunkte I. oder A.,27 und nochmals die Gliederungspunkte „B. Ethische Seite der Lehre“ und „II. Christus Gemeinschaft stiftend“, ohne die logisch vorausgehenden Gliederungspunkte „A.“ bzw. „I.“, sowie weitere kleinere Inkonsistenzen. Doch könnten diese Unschärfen schon in Schleiermachers Manuskript enthalten gewesen sein, Auf dem Titelblatt nennt die Abschrift Wolff zwar das Datum „1831.“, und im Sommersemester 1831 hat Schleiermacher auch eine zusätzliche, nicht angekündigte Vorlesung über das Leben Jesu gehalten, wie erst jetzt bekannt geworden ist. In diesem Semester ist Wolff aber nicht mehr in Berlin immatrikuliert gewesen; vor allem aber stimmt seine Abschrift nicht mit der überlieferten Nachschrift des zweiten Teils dieses Kollegs überein, sondern sie zeigt vielmehr sehr enge Übereinstimmungen mit dem Aufbau des Kollegs 1823, wie aus den Nachschriften dieses Kollegs durch einen Anonymus und durch den Großteil der Nachschrift von David Friedrich Strauß ersichtlich ist. Auch die von Kolleg zu Kolleg stets am stärksten differierenden Einleitungspartien verweisen auf das Kolleg 1823, also auf das Kolleg, das dem Aufenthalt Wolffs in Berlin vorausgegangen ist. Diese Übereinstimmung sei im Folgenden durch einen Vergleich der Themen der 26 27

Siehe unten S. 179, 16–17 bzw. 181, 35–37. Siehe unten S. 207, 24 bzw. 229, 17.

Editorischer Bericht

XXXV

Abschrift Wolff mit der Überlieferung des Kollegs 1823 durch einen Anonymus und durch die Gegenüberstellung mit den davon stark abweichenden Anfangspartien der Nachschriften von David Friedrich Strauß und Weismann veranschaulicht. Die Nachschrift Strauß beginnt zunächst mit der Abschrift eines Heftes von 1829, die weitgehend parallel zur Nachschrift dieses Kollegs durch Weismann verläuft; sie geht jedoch aus unbekanntem Grund auf S. 26 mit den Worten: „Aus dem Heft von 1 8 2 3 :“ zu einer nicht bezeichneten Quelle aus diesem Semester über und orientiert sich bis zum Schluß an diesem Heft, so daß also das Kolleg von 1823 zum größten Teil durch zwei Hefte überliefert ist. In die dritte Spalte sind jedoch nur die Ausführungen aufgenommen, die dem Kolleg 1829 angehören, um die Differenz der Einleitungspartien dieser beiden Kollegien zu veranschaulichen. Die Fortsetzung des Vergleichs der Nachschriften des Anonymus (1823) und Strauß (1823) mit der Abschrift Wolf hätte lediglich die kontinuierliche Übereinstimmung dieser drei Quellen verdeutlichen können. Die Differenzen der Einleitungspartien zwischen der Nachschrift des Anonymus (1823) und der Abschrift Wolf einerseits und der Nachschriften Strauß (Anfang von 1829) und Weismann (1829) andererseits werden aus der folgenden Tabelle ersichtlich: Nachschrift Anonymus

Abschrift Wolf

Verhältnis historische Erzählung – Exegese

Verhältnis historische Erzählung – Exegese

Quellen: nur die Evangelien und einige Apokryphen (nach Kritik)

Quellen: nur die Evangelien und einige Apokryphen (nach Kritik)

Ziel der Exegese: Tat und Werk

Ziel der Exegese: ein Werk so

Nachschrift Strauß

Nachschrift Weismann

in der Überlieferung überall Lücken; Verhältnis Ganzes – Einzelnes

in der Überlieferung überall Lücken; Verhältnis Synoptiker zu Johannes

XXXVI

Einleitung des Bandherausgebers

Nachschrift Anonymus

Abschrift Wolf

eines Schriftstellers so vollkommen als möglich

vollständig als möglich verstehen

Ziel hier: ein Bild von der ganzen Wirksamkeit Christi

Ziel hier: ein genaueres geschichtliches Bild der Wirksamkeit Christi

zwischen Exegese und Historie steht die Evangelienharmonie, doch führt sie nicht zu einem vollständigen Bild

zwischen Exegese und Historie steht die Evangelienharmonie, doch aus ihr entsteht kein vollständiges Bild

exegetische Behandlung ist vorausgesetzt, aber noch nicht abgeschlossen

exegetische Behandlung ist vorausgesetzt, aber noch nicht geendet

Verhältnis des Johannes zu den Synoptikern

Verhältnis des Johannes zu den Synoptikern

Grundlage: lebendige Einheit der Person und des Charakters Christi, als Maßstab für Exegese

Grundlage: lebendige Einheit der Person und des Charakters Christi, als Maßstab für Exegese

der Erlöser als absolutes Maximum und somit als Übermenschliches

Christus als absolutes Maximum und somit als Übermenschliches

neben dem Uebermenschlichen auch das Menschliche in Christo

In Christo das Uebermenschliche neben dem Menschlichen

Nachschrift Strauß

Nachschrift Weismann

menschliches vs. übermenschliches Wirken

Die verschiedenen Arten der Ansichten von der Übermenschheit in Xo

Editorischer Bericht Nachschrift Anonymus

Abschrift Wolf

doketischer Irrtum des Apollinaris

doketische Ansicht des Apollinaris

Doketismus, Arianismus

Doketismus, Arianismus

Analogie Mensch– Thier: Leben

Analogie Mensch– Thier: Leben

vollkommene Sündlosigkeit – vollkommene Liebe

vollkommene Sündlosigkeit – vollkommene Liebe

synoptische vs. johanneische Reden

synoptische vs. johanneische Reden

XXXVII

Nachschrift Strauß

Nachschrift Weismann

Ebioniten, Socinianer; Monophysitismus vs. Aufhebung der Einheit der Person; λογος vs. menschliche Natur; arianische vs. athanasianische Ansicht von 2 Naturen, die nach heidnischer Vorstellung schmeckt

Ebioniten, Socinianer; Monophysitismus vs. Aufhebung der Einheit der Person; λογος vs. menschliche Natur; Zweinaturenlehre schmeckt nach Heidnischem; nestorianische Theorie

Quellen: 4 kanonische, 5 apokryphe Evangelien; fragmentarische Nachrichten in andern neutestamentlichen Texten und Nachrichten der Gegner

Quellen: 4 kanonische, apokryphe Evangelien; fragmentarische Nachrichten in andern neutestamentlichen Texten und Nachrichten der Gegner

Synoptiker vs. Johannes

Synoptiker vs. Johannes

Behandlungsarten der Quellen: apologetisch, asketisch und kritisch,

Behandlungsarten der Quellen: apologetisch, asketisch und kritisch,

XXXVIII Nachschrift Anonymus

Einleitung des Bandherausgebers Abschrift Wolf

Nachschrift Strauß

Nachschrift Weismann

polemisch: Celsus, Wolfenbüttelsche Fragmente, Bahrdt

annihilierend: Celsus, Wolfenbüttelsche Fragmente, Bahrdt

Absicht: ein „wirkliches Bild Christi“ als einer sich nach den Gesetzen der menschlichen Natur fortbewegenden Gestalt aus den Materialien zusammensetzen

Absicht: ein „wirkliches Bild Christi“ als einer sich nach den Gesetzen der menschlichen Natur fortbewegenden Gestalt aus den Materialien zusammensetzen

geschichtliches Erscheinen des Christentums begreifen, auf die Vorstellung von seinem Leben zurückführen

geschichtliches Erscheinen des Christentums begreifen, auf die Vorstellung von seinem Leben zurückführen

2 Hauptabschnitte: öffentliches Auftreten mit der Taufe und Gefangennehmung mit der LeidensGeschichte

2 Haupt3 Hauptabschnitte abschnitte: öffentliches Auftreten mit der Taufe und Gefangennehmung mit der LeidensGeschichte

3 Hauptabschnitte

I. bis zum öffentlichen Auftreten

1. bis zum öffentlichen Auftreten

1. Vorbereitendes Leben Jesu (Geburt bis Taufe)

I. Das vorbereitende Leben Jesu (Geburt bis Taufe)

II. [öffentliche Wirksamkeit]

2. [öffentliche Wirksamkeit]

2. Öffentliches Leben

II. Öffentliches Leben

III. Gefangennehmung und Tod

3. Gefangennehmung und Tod

3. von der Gefangennahme ab

III. von der Gefangennahme ab

IV. Auferstehung bis Himmelfahrt

4. Vom Tod bis zur Himmelfahrt

Die anonyme Nachschrift des Kollegs 1823 weist also eine kontinuierliche enge Übereinstimmung mit dem Aufbau der Einleitung der Abschrift Wolff auf, und von dem in der Tabelle nicht mehr dargestellten Punkt an, an dem Strauß ebenfalls einer Nachschrift des Kollegs 1823 folgt, ist ihre Übereinstimmung mit der Abschrift Wolff und

Editorischer Bericht

XXXIX

dem Anonymus 1823 in gleicher Weise eng wie zwischen diesen beiden. Sie erstreckt sich auch nicht nur auf die Gliederung des Stoffs, sondern geht sehr häufig auch auf einzelne Formulierungen – bis hin zu der vom Anonymus 1823 und der Abschrift Wolff bei der Behandlung der Himmelfahrt Christi übereinstimmend überlieferten rhetorischen Frage: „Was ist Himmel?“.28 Es kann somit als gesichert gelten, daß die Abschrift Wolff ein Manuskript oder Manuskripte Schleiermachers aus dem Kolleg 1823 wiedergibt, zumal sowohl das vorhergehende Kolleg 1819/20 als auch das spätere Kolleg 1829/30 – wie aus der Tabelle ersichtlich – und ebenso das Kolleg 1832 in der Strukturierung des Inhalts deutlich vom Kolleg 1823 abweichen. Überraschend ist es, daß sich an das Ende der Abschrift Wolff, auf die Rückseite der letzten Seite (S. 239) ohne einen Zwischentitel oder erklärende Bemerkungen, sondern in derselben Handschrift und mit denselben Kürzeln sowie auf demselben Papier und mit fortlaufender Paginierung von derselben Hand, noch Niederschriften von zwei Texten zum Leben Jesu anschließen: auf S. 240 der Text „Nichts sagen.“ / [„]Daß er Christus sei.“ Darauf folgt ein Doppelblatt mit Innenlage in gleicher Papierqualität. Beschrieben sind nur die drei ersten, nun mit Bleistift als S. 241–243 gezählten Seiten; S. [244] trägt nur den Stempel der Staatsbibliothek Berlin, und die beiden hinteren Blätter des Doppelblattes sind nicht beschrieben. Bei dem Text auf den S. 241–243 handelt es sich um ein gerafftes Exzerpt aus einer Abhandlung von Hermann Olshausen,29 hier unter der Überschrift „Ueber das Zagen und Schwanken Christi. Olshausen in Königsberg. (Knapps Almanach)“. Der erste Text (S. 240) erinnert zwar in der Anlage an Stoffsammlungen, wie Schleiermacher sie sich für seine Leben Jesu-Vorlesungen angelegt hat; hingegen ist das Exzerpt aus der Abhandlung Olshausens nicht charakteristisch für Schleiermachers Arbeitsweise. Es ist deshalb nicht anzunehmen, daß diese beiden Texte als „Sekundäre Überlieferung“ von Manuskripten Schleiermachers zu gelten haben. Dieser Zweifel wird ferner dadurch genährt, daß Olshausens Abhandlung erst in einem Jahrbuch für das Jahr 28 29

Siehe unten S. 301, 13 bzw. Kolleg 1823, Nachschrift Anonymus, 130r. „Ueber das Zagen des Heilandes vor und in seinem Leiden auf Gethsemane und Golgatha. Von Dr. Hermann Olshausen, Professor der Theologie in Königsberg.“ In: „Christoterpe. Ein Taschenbuch für christliche Leser auf das Jahr 1833. Herausgegeben in Verbindung mit mehreren Andern von Albert Knapp. Tübingen.“ S. 182–230.

XL

Einleitung des Bandherausgebers

1833, also wahrscheinlich Ende 1832, erschienen ist, und es äußerst unwahrscheinlich ist, daß Schleiermacher zu diesem Zeitpunkt ein derartiges Exzerpt an Karl Wolff gesandt haben sollte. Anzunehmen ist vielmehr, daß es sich bei diesen beiden Texten um inhaltliche Ergänzungen der Abschrift von Schleiermachers Leben Jesu-Manuskript handelt, die Wolff auf freie Seiten nach dem Ende seiner Abschrift gestellt hat, da sie sich ja mit Schleiermachers Manuskript thematisch berühren. Sie sind jedoch in den vorliegenden Band aufgenommen worden, weil sie integrale Bestandteile des Manuskripts von Wolff bilden. Das Manuskript ist bisher nicht veröffentlicht.

Dritter Teil Vorlesungsnachschriften Kolleg 1819 Nachschrift Sydow Das Leben Jesu bei Schleiermacher gehört im Winterhalbenjahre 1819–20. Adolf Sydow. Berlin den 20sten Juni 1821. – Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Signatur: Handschrift 69. Schleiermachers erste Vorlesung ist überliefert durch eine sehr ausführliche, 250 Blätter in kleiner Schrift umfassende Nachschrift von Carl Leopold Adolf Sydow (1800–1882). Sydow ist vom 31. März 1819 bis zum Februar 1824 an der Berliner Universität im Fach Theologie immatrikuliert gewesen.30 Entgegen der Ankündigung dieser Vorlesung unter dem Titel „Das Leben Christi“ nennt die (ja erst etwas später vollendete) Nachschrift bereits den Titel „Das Leben Jesu“; der angekündigte Titel findet jedoch noch einen Nachklang in den Marginalien, durch die Sydow häufig seine Datierungen ergänzt – aber mehrfach heißt es auch dort schon „Leben Jesu“ (besonders S. 161r bis 180r und gegen den Schluß der Nachschrift); beide Bezeichnungen – „Leben Christi“ und „Leben Jesu“ – werden hier also noch neben einander gebraucht, im Unterschied zu den späteren Kollegien. Die Nachschrift ist in kleiner, mehrfach schwer lesbarer Schrift abgefaßt, mit den zeitüblichen Kürzeln und Buchstabenelisionen so30

Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810–1834, Nr. 1819ws7.

Editorischer Bericht

XLI

wie mit gelegentlichen Einfügungen und Unterstreichungen oder seitlichen Anstreichungen. Einzelne Passagen sind in sehr kleiner, gedrängter Schrift geschrieben, auch über den Rand hinaus, so daß der Eindruck entsteht, sie seien, vielleicht aus anderen Nachschriften, nachträglich eingefügt. Der Charakter der Schrift wechselt stark, so daß die Mitwirkung einer zweiten Hand zu vermuten ist, besonders deutlich etwa im Übergang von S. 16v zu 17r. Die Seiten 38r und 38v sind nicht beschriftet, doch scheint sich diese Lücke nur im Zuge der Reinschrift ergeben zu haben, denn die Bemerkung auf S. 37v: „Hier fehlt nichts.“ schließt eine Textlücke aus; ähnliche Lücken gibt es auch bei den Seiten 79v, 95r und 111v. Nicht beschriftet sind auch die Seiten 172v unten sowie 173 und 174, ohne daß hier aber eine Lücke in der Überlieferung ausgeschlossen würde. Auf S. 233v sind zweieinhalb Zeilen senkrecht am Rande notiert, die aber sinngemäß oben auf S. 234r wiederholt werden; der darunter stehende Raum ist nicht beschriftet, und ebenso S. 234v. Einzelne Marginalien sind durch Verweiszeichen in den Text eingewiesen (etwa S. 157v), andere (etwa S. 41r) haben eher den Charakter von Reflexionen Sydows als den einer Überlieferung des Vortrags. Die Nachschrift weist fortlaufend Datierungen auf; als erstes Datum nennt Sydow auf S. 10v den 25. Oktober 1819, als letztes Datum ist S. 247r der 24. März 1820 genannt. Die Nachschrift Sydow weist nur wenige Überschriften auf: 1r: Einleitung 7v: Leben Christi vor seinem offentlichen Auftreten 52r: I.) Von dem Räumlichen in Christi Wirken / von d. localen Verh. wahrend seines offentlichen Lebens. 63v: II. Ueb. d. Wundergaben Christi. 96v: Lehren u Stiften d. christlichen Gesellschaft. 104v: Lehre Jesu 105r: II. Lehre Jesu. 139r: Das messianische Elem. 154v: Lehre vom Reich Gottes durch Christum. 179v: Wie hat Christus, geschichtlich betrachtet, auf dem Wege d. Pflicht seinen Tod gefunden? 212r: Von d. Stiftung d. Abendmahls u. deren Absicht u. Zweck. Es kann zwar nicht ausgeschlossen werden, daß Sydow derartigen Überschriften weniger Aufmerksamkeit entgegengebracht hat, doch

XLII

Einleitung des Bandherausgebers

hinterläßt seine Nachschrift im Vergleich mit den späteren Kollegien den Eindruck, daß Schleiermachers Vortrag in diesem ersten Kolleg noch nicht so detailliert strukturiert gewesen sei wie in den darauf folgenden Kollegien. Nicht zur Edition herangezogen. Kolleg 1823 1. Nachschrift Anonymus ohne Titelblatt. – Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Signatur Ms. germ. qu. 1387. Diese anonyme Nachschrift des Kollegs 182331 ist im Jahr 1907 von Prof. Franz Rühl aus Königsberg der damaligen Königlichen Bibliothek übereignet worden.32 Sie weist, nach dem Schmutztitel mit der Signatur, zwar kein gesondertes Titelblatt auf, nennt aber über dem Beginn des Textes bereits den neuen Titel „Das Leben Jesu“; daneben steht die Akzessionsnummer „acc. ms. 1907. 202“, und darunter, am rechten Rand, steht ein runder Stempel „Ex Biblioth. Regia Berolinensi“. Die Nachschrift bietet eine sehr gute, inhaltlich sowohl mit der Abschrift Wolff als auch mit den Hauptpartien der Nachschrift Strauß eng übereinstimmende Überlieferung dieses Kollegs.33 Sie umfaßt 130 Blätter; die Blätter 117–130 sind von anderer, ähnlicher Papierqualität, jedoch etwa einen Zentimeter kürzer; der obere Rand und der Seitenrand sind jedoch auf das gleiche Format wie die vorhergehenden Blätter des Hauptteils zugeschnitten. Eine Besonderheit ist, daß mehrere unterschiedliche Hände an der Niederschrift beteiligt gewesen sind: Die Seiten 1–24r sind mit kleiner, zierlicher Schrift geschrieben; im unteren Teil von S. 24r setzt eine zweite Hand ein, mit einer größeren, ausdrucksvolleren, stark rechtsgeneigten Schrift, auf S. 101v beginnt eine immer noch stark rechtsgeneigte, aber nicht mehr so langgezogene Schrift, und auf S. 117r setzt wieder eine zierlichere Schrift ein, die derjenigen der ersten Hand ähnelt. Auch auf S. 102v sind unten die letzten vier Zeilen von anderer Hand in den Text eingesetzt, und auf S. 103r setzt nochmals eine 31 32 33

Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810–1834, Nr. 1823ss10. Akzessionsnummer acc. ms. 1907.202. Siehe hierzu die Tabelle auf S. XXXV–XXXVIII.

Editorischer Bericht

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andere Hand ein. Der Text läuft jedoch jeweils beim Wechsel der Hände ohne Unterbrechung weiter. Es finden sich nur wenige Marginalien, Korrrekturen, Einfügungen und Unterstreichungen, selten auch kleine Fragezeichen. Zusätzlich zur Foliierung werden am unteren Rande in sehr kleiner Schrift die Bogen gezählt (A–R), und zusätzlich – von Bogen D ab – nochmals oben rechts, neben den Seitenzahlen, mit arabischen Ziffern; diese Zählung ist jedoch erst nachträglich erfolgt. Am Ende des Bogens A ist eine Reklamante für den Textanschluß eingefügt, am Ende des Bogens B ist das Anschlußwort („Erzählung“) im Text verdoppelt, während die späteren Bogen keine solchen Verbindungshilfen zwischen den Bogen verzeichnen. – Bogen A umfaßt nur 6 Blätter; wahrscheinlich sind ursprünglich vorausgehende Titelblätter verlorengegangen. – Von S. 30r ab stehen insbesondere neben griechischen, aber auch neben lateinischen oder deutschen Wörtern (z. B. „Centrum“) kleine schrägstehende Kreuze (x) am Rande, zumeist mit zusätzlichen fortlaufenden Zahlen; an diesen Stellen sind dem Schreiber nicht geläufige oder nicht lesbare Wörter nachträglich und von anderer Hand in den Text eingesetzt worden, anscheinend nach einer nicht mehr erhaltenen Liste, auf der die einzusetzenden Wörter ebenfalls mit Zahlen notiert waren. Dies deutet darauf, daß die Nachschrift nicht von einem Studenten der Theologie, sondern wahrscheinlich durch (halb)professionelle, des Griechischen nicht mächtige Schreiber abgeschrieben worden ist. Die Anzeige solcher mit Kreuz und Zahl bezeichneten lacunae endet auf S. 100r mit „157x“, obschon auch im späteren Verlauf der Nachschrift noch weitere sowohl griechische als auch deutsche Wörter nachträglich in Textlücken eingesetzt worden sind. – Ein erstes Datum („24.4.“) steht in sehr kleiner, kaum lesbarer Schrift auf dem Innenrand von S. 12v, ein zweites („den 3(?)/7. 23“) folgt erst beim Papierwechsel auf S. 117r, und schließlich noch ein drittes („den 30/7 23.“) auf S. 126r. Am Ende der Nachschrift (S. 130v) steht schließlich die Notiz: „Freytg. geschlossen den 1ten August / 1823.“ Nicht zur Edition herangezogen. 2. Nachschrift Strauß Aus Schleiermachers Leben Jesu. – Deutsches Literaturarchiv Marbach, Signatur: A. Strauß. 20234/20235.

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Einleitung des Bandherausgebers

Von der Hand von David Friedrich Strauß ist ein Manuskript mit dem Titel „Aus Schleiermachers Leben Jesu“ überliefert und im Deutschen Literaturarchiv mit anderen „Auszügen“ aus Vorlesungen Hegels zusammengestellt. Dieses Manuskript stellt in mehrfacher Hinsicht eine Besonderheit dar. Zum einen ist es keine eigentliche Vorlesungsnachschrift; Strauß hat Schleiermachers Leben Jesu-Vorlesung nicht selbst gehört; er ist erst Ende 1831 nach Berlin gekommen und hat sein Manuskript im Winter 1831/32, kurz vor dem Beginn von Schleiermachers letzter Vorlesung über das Leben Jesu, abgeschlossen. Sein Manuskript ist also eine Abschrift, aber nicht eine Abschrift einer Nachschrift eines Kollegs, sondern vielmehr zweier (oder mehrerer) Nachschriften von zwei Kollegien, die Schleiermacher mehrere Jahre vor Strauß’ Ankunft in Berlin gehalten hat: des Kollegs 1823 und des Kollegs 1829/30. Wie jetzt ein Vergleich mit der Nachschrift Weismann zeigt, legt Strauß seinem Manuskript zunächst eine (unbekannte) Nachschrift des Kollegs 1829/30 zu Grunde und wechselt dann zu einer (ebenfalls unbekannten) Nachschrift des Kollegs 1823. Am Ende seines Manuskripts notiert er das Datum des Abschlusses der Niederschrift: „fin. 10 Mrz 1832.“ Den weitaus größeren Teil seines Manuskripts, die Seiten 26–137, mit der Erzählung von den Jugendjahren Jesu bis zu seiner Himmelfahrt, entnimmt er „Aus dem Heft von 1823:“, das er auch zuvor einmal zu einem kurzen Vergleich herangezogen hat. Diese Partien können – wie ein Vergleich mit der anonymen Nachschrift zeigt – als eine parallele Wiedergabe des Kollegs 1823 gelten, auch wenn Strauß in Verfolgung seines Erkenntnisinteresses thematische Schwerpunkte setzt. Durch dieses Heft hat Strauß sich mit Schleiermachers Leben Jesu-Vorlesung vertraut gemacht; seine Lektüre und Abschrift stehen im Hintergrund des Kapitels über die „eklektische Christologie“ Schleiermachers in der „Schlußabhandlung“ seines „Leben Jesu“,34 auch wenn Strauß sich dort aus naheliegenden Gründen nicht auf sein Manuskript, sondern auf Publikationen Schleiermachers bezieht. Daß ihm sein Manuskript wichtig gewesen und geblieben ist, zeigt sich auch darin, daß er es drei Jahrzehnte später mit Marginalien versehen und für seine Kritik an der Vermischung des historischen Jesus mit dem dogmatischen Christus herangezogen hat.35 Unter die Abschlußformel von 1832 setzt er 34 35

Strauß: Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet. Bd. 2. Tübingen 1836, 710–720. Strauß: Der Christus des Glaubens und der Jesus der Geschichte. Eine Kritik des Schleiermacherschen Lebens Jesu. Berlin 1865.

Editorischer Bericht

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deshalb drei Jahrzehnte später noch den Satz: „Totum relegi & marginalibus instruxi diebus usque ad 10. Aug. 1862.“ Das Manuskript ist in kleiner, nicht sehr deutlicher Schrift geschrieben, mit zahlreichen Unterstreichungen und auch mit mehrfachen Streichungen einiger Zeilen sowie mit Marginalien, die den Text nicht erweitern, sondern nur zur leichteren Orientierung dienen sollen. Sie unterscheiden sich durch den mit der Niederschrift des Haupttextes übereinstimmenden Schriftductus von den später hinzugefügten, mit dunklerer Tinte geschriebenen und auch inhaltlich unterschiedlichen, den Text nicht erweiternden, sondern über ihn reflektierenden Marginalien. Die der Nachschrift des Kollegs von 1823 entnommenen Partien beginnen mit der „1. Periode der Erziehung“;. Den Schluß bildet die Mitteilung des Resümees Schleiermachers hinsichtlich der inneren Spannungen in den beiden überlieferten Erzählungen von der Himmelfahrt: „Auf jeden Fall ist die Sache so geschehen, wie wohl hier das Geschichtliche uns an die Grenzen der Geschichte führt und an das Übernatürliche streift. Wer das geistige Wesen Christi erfaßt hat und in seiner Existenz die wirkliche Vollendung der göttlichen Rathschlüsse mit dem Menschen erkennt dem kann diese Unbestimmtheit der Berichte über sein Ende nicht zum Anstoß des Glaubens werden, indem sich leicht einsehen läßt daß die Erzählungen darüber gar nicht anders seyn konnten als sie sind.“ – Nicht zur Edition herangezogen. Kolleg 1829/30 1. Nachschrift Strauß Aus Schleiermachers Leben Jesu. – Deutsches Literaturarchiv Marbach, Signatur: A. Strauß. 20234/20235. Im ersten Teil seines Manuskripts folgt David Friedrich Strauß einer (unbekannten) Nachschrift des Kollegs von 1829/30, wie sich durch Vergleich mit der im Folgenden genannten Nachschrift Weismann erkennen läßt. Der Nachschrift von 1829/30 entnimmt Strauß die Einleitung und die Darstellung der frühen Kindheit Jesu. Er berührt jedoch nur kurz Schleiermachers einleitende Überlegungen über das Verhältnis der Synoptiker zum Johannesevangelium und seine Klagen, statt einer wechselseitigen Ergänzung der Evangelien zu einer zusam-

XLVI

Einleitung des Bandherausgebers

menhängenden Geschichte nur „überall Lücken“36 zu finden, und setzt sogleich ein mit Schleiermachers Ausführungen über das Menschliche und Übermenschliche in Christo, über Ebioniten, Socinianer und Arianer, berichtet dann über die Quellen für das Leben Jesu, auch über die Schriften der Gegner wie Celsus, und streift sodann die neuere Kritik des Wolfenbüttelschen Fragmentisten sowie die romanhaften Ausgestaltungen im „Leben Jesu“ von Karl Friedrich Bahrdt.37 Er geht sodann zum ersten Teil des Kollegs 1829/30 über und folgt ihm über die Erzählungen von der „Geburt Christi“, von der „übernatürlichen Empfängniß“; hier schiebt er bereits einen Rückblick auf das Kolleg 1823 ein: „In einem früheren Heft von 1823 wird gesagt, wenn man diese Erzählung von der übernatürlichen Empfängniß Christi nicht annehme, so muß man die ganze Glaubwürdigkeit des NT verstoßen; als Zweck dieses Wunders sey anzunehmen, daß die Maria von der Messianität Jesu überzeugt werden sollte.“38 Er folgt jedoch weiterhin dem Heft von 1829/30 mit dem Bericht über die „Begebenheiten der ersten Kindheit Christi“ bis hin zu den Ausführungen über das „Knaben- und JünglingsAlter Christi“, beendet jedoch aus unbekanntem Grund die Orientierung an diesem Kolleg nach dem Satz „Es ist eine alte Streitfrage über das Verhältniß der Unwissenheit zum Irrthum. Wenn wir Christo wegen des Göttlichen in ihm die Unwissenheit absprechen, so ist keine menschliche Entwicklung bey ihm mehr denkbar.“39 Nicht zur Edition herangezogen. 36 37 38

39

Nachschrift Weismann, S. 1. Siehe Fußnoten 2 und 3. Vgl. die Überlieferung durch die anonyme Nachschrift dieses Kollegs, S. 15v: Wenn man rein theoretisch sagen muß, daß die Vereinigung des Göttlichen und Menschlichen eben so gut hätte erfolgen können bei einer menschlichen Zeugung und wenn man doch sagen muß, alles erhellet aus unseren Evangelien die unvollständige Erzeugung und wir können es unbeschadet der Glaubwürdigkeit der Evangelien nicht leugnen, so fragt sich, was kann man als Tendenz des Wunders ansehen? Docent weiß keine andere aufzustellen, als diejenige, welche jedes andere Wunder hat, die Aufmerksamkeit nämlich nach einer bestimmten Weise auf einen Gegenstand zu postuliren. Dieses war hier auf besondere Weise nothwendig; der Glaube daß ihr Sohn der Messias sey, konnte nur durch einen solchen Zutritt des Uebernatürlichen fixirt werden, zumal wenn wir Ursache haben, die Engelerscheinung nicht als historisch anzusehen, so bedurfte Maria eines solchen Zeichens, daß sie durch diese Thatsache das spätere aufklären konnte; wogegen Docent nicht sagen könnte, daß dieses eine Condescendenz sey gegen die Meinung von der Fortpflanzung der Sünde durch die Zeugung; um dieses zu seyn, hätte er überhaupt nicht vom Weibe geboren werden müssen; dann aber wäre er unhistorisch. – Vgl. unten 157, 8–11. Nachschrift Weismann, S. 73, wörtlich übereinstimmend: „Es ist eine alte Streitfrage über das Verhältniß des Irrthums und der Unwissenheit.“

Editorischer Bericht

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2. Nachschrift Weismann Leben Jesu / vorgetragen von Schleiermacher / nachgeschrieben von H. Weismann / Berlin Winter 1829/30.40 – Schleiermacher-Forschungsstelle der Theologischen Fakultät der Christian-AlbrechtsUniversität zu Kiel. Diese erst vor kurzem bekanntgewordene Nachschrift ist die einzige vollständige Überlieferung des Kollegs von 1829/30. Sie umfaßt 321 vom Verfasser zunächst (S. 1–91) mit rötlicher Tinte, danach mit schwarzer Tinte paginierte Seiten. Zusätzlich sind die Bogen, ebenfalls vom Verfasser, mit schwarz geschriebenen römischen Zahlen gezählt; am Beginn eines neuen Bogens steht oben rechts der – wiederum mit rötlicher Tinte geschriebene – Vermerk: „Leben Jesu“. Der Verfasser hat also zunächst die Bogenzählung – schwarz – geschrieben und bei einem Überarbeitungsgang die rötlichen Seitenzahlen und Vermerke angebracht. Seite 100 ist nicht beschrieben, sondern mit einem schwarzen Strich diagonal durchstrichen; ebenso die untere Hälfte von Seite 138; daran schließt sich ein nicht paginiertes Blatt; der Text wird mit S. 139, der ersten Seite des Bogens VII, fortgesetzt. Die nicht sehr zahlreichen und auch nicht konsequent eingesetzten Zwischenüberschriften reichen aus, um zu erkennen, daß Schleiermacher hier – abgesehen von der Einleitung – einem ähnlichen Aufriß folgt wie im Kolleg 1823, wobei Schleiermacher nun allerdings – wie schon der Tabelle zu entnehmen ist – die Viergliederung durch eine Dreigliederung ersetzt hat: 7: Die verschiedenen Arten der Ansichten von der Übermenschheit in Christo 26: Das vorbereitende Leben Jesu 27: 1.) Die Zeit vor, während und nach der Geburt Christi 126: (am Rande): Versuchungsgeschichte 140: 2ter Theil / Seine öffentliche Wirksamkeit bis zu seiner Gefangennehmung. 164: 2.) Wunderthätigkeit Christi 193: Von der Lehrthätigkeit Christi 247: Von dem Verhältniß Xsti und seinen Bestrebungen zur Nation 282: (am Rande): Letzter Theil des Lebens Xsti 40

Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810–1834, Nr. 1829ws18.

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Einleitung des Bandherausgebers

Es handelt sich um eine überwiegend deutlich, aber in enger, steiler, rechtsgeneigter Schrift geschriebene, ausformulierte Reinschrift mit mehreren Kürzeln sowie zahlreichen Randnotizen von der Hand des Verfassers, die im ersten Teil häufig mit rötlicher Tinte ausgeführt sind. Der Verfasser scheint bei der ursprünglichen Niederschrift mehrfach mehrere Zeilen, aber auch einzelne Wörter freigelassen und sie nachträglich – überwiegend ebenfalls mit rötlicher Tinte und meistens in kleiner werdender Schrift – ausgefüllt zu haben. – Gelegentliche Streichungen und Textergänzungen über der Zeile sind ebenfalls zumeist, aber nicht stets mit der rötlichen Tinte ausgeführt, die auch einige Flecken auf dem Papier hinterlassen hat. Zu Beginn von Bogen VIII, S. 159, endet vorerst der Gebrauch der rötlichen Tinte; erst von S. 272 ab verwendet der Verfasser wieder die rötliche Tinte für Textergänzungen und Marginalien und von S. 312–318 sogar für die Niederschrift des Haupttextes. Griechische und hebräische Wörter sind vom Schreiber im Zuge der Niederschrift notiert worden. Die Nachschrift weist erst in ihrem zweiten Teil Datierungen auf, die aber nicht umfassen durchgeführt sind; sie beginnen mit S. 139 am Rande: „Montag den 4. Jan. 1830“, gefolgt von S. 184: „21 Jan“. S. 226 folgt nach den ersten drei Zeilen ein freier Raum von etwa 4 Zeilen, der mit einer Wellenlinie durchstrichen ist. In Höhe des Beginn des freien Raums ist am Rande zur Notierung des Datums „11 Febr“ angesetzt, das jedoch wieder gestrichen und am Beginn des folgenden Textes nochmals eingetragen ist. Am Ende der Nachschrift steht die Notiz: „Geschlossen den 26 Maerz 1830.“ Nicht zur Edition herangezogen. Kolleg 1831 Nachschrift Boeckh Vorlesungen über das Leben Jesu v. Dr. Fr. Schleiermacher / Berlin Sommersemester 1831 / nachgeschrieben v. C. Boeckh. / II. Band. / v. 10. August –[.] Boeckh’sches Archiv bei der Evangelisch-Lutherischen Gesamtkirchengemeinde Augsburg. Nr. 36. Carl Boeckh ist vom 28. April 1830 bis zum 31. August 1831 an der Theologischen Fakultät der Berliner Universität immatrikuliert gewesen. Der allein überlieferte zweite Band seiner Nachschrift der Vorle-

Editorischer Bericht

XLIX

sung über das Leben Jesu umfaßt 153 Seiten; parallel läuft eine Bogenzählung von I–XX, die den Bogen aber nur zu 8 Seiten (statt Blättern) zählt. Dieser zweite Band setzt ein mit der Überschrift „I I I . Ab s c h n i t t . L e h r t h ät i gk e i t C h r i s t i“; am Rand daneben ist das Datum des Titelblattes wiederholt: „den 10. Aug. 1831.“ Weitere Überschriften oder Datierungen finden sich in der ursprünglichen Niederschrift zunächst nicht, doch ist auf S. 89 am Ende des ersten Absatzes eine Überschrift eingefügt: „I V. Abschnitt. V. d. S tif t u n g d e s G o t t e s r e i c h s “, und S. 127 ist die Überschrift in der üblichen Weise mittig eingefügt: „V. Abschnitt. / Vom Verhä lt niß C h r i s t i u . s e i n e r B e s t r e b u n ge n z u r Na tion u. der Org a nis a t i o n d e r s e l b e n ü b e r h au p t . “ Der Text ist in sauberer und gleichmäßiger, aber gleichwohl nicht leicht lesbarer Schrift geschrieben, mit wenigen Unterstreichungen, aber mit den zeitüblichen Kürzeln, Abkürzungen und Buchstabenelisionen; die griechisch geschriebenen Wörter sind im gleichen Zuge wie der sonstige Text niedergeschrieben. Korrekturen sind sehr selten, doch hat der Verfasser bei der Niederschrift gelegentlich (etwa im Übergang von S. 17 zu S. 18, in der ersten Zeile von S. 61 oder im ersten Absatz von S. 103) Lücken gelassen und ein paar Wörter in sehr kleiner Schrift nachgetragen. Die Nachschrift enthält keine Kolumnentitel und nur wenige Marginalien, etwa S. 53: „Ev. Matth. über die Entwicklung der Elemente in der Lehre Xi“, S. 57: „Anhäufung der Gleichnißreden Xi im Matth. XIII.“, S. 57: „Scheinbare Widersprüche im Johannes.“, oder auf S. 134: „Christi Gespräch mit Nicodemus Joh. III.1ff“. Auf S. 66 sind zwei Textergänzungen mit Verweiszeichen notiert, auf S. 126 eine Ergänzung. Weitere, der Übersichtlichkeit dienende Marginalien finden sich auf den S. 69, 71, 79 und 145; ferner stehen sehr selten kleine, den Inhalt betreffende Fragezeichen am Rande. S. 104 ist in der unteren Hälfte und S. 105 (Anfang von Bogen XIV) insgesamt nicht beschrieben. – Die Nachschrift schließt mit einer leicht korrigierenden Rechtfertigung des Ausdrucks Joh 18,13, daß Kaiphas in diesem Jahr Hoherpriester gewesen sei: Wegen der Ungewißheit, ob Kaiphas es auch im kommenden Jahr bleiben werde, sei der Ausdruck „vollk. angemessen“. Nicht zur Edition herangezogen. Nach dem Ende der Nachschrift finden sich auf den S. 155–168 (Beginn von Bogen XXII; fortgesetzte Zählung) von anderer Hand „Bem e r k u n g e n z u d e n E van ge l i e n / d e s Ma tth., Ma rcus und

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Einleitung des Bandherausgebers

L u c a s . / a. ) L e i d e n s ge s c h i c h t e i n Verbindung m it Joha nn e s .“ Diese „Bemerkungen“ sind weiter untergliedert in die Abschnitte „[§] 1. Das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern.“; „I. Vorbereitung zum Passahmahl.“; „II. Streit der Jünger, wer der größeste sey, durch den das Fußwaschen motivirt wird.“; „III. Xsti Klage über den Verräther, welche sich seiner Entfernung anschloß.“; „IV. Nun entfernt sich Judas u. Xstus bricht in die Worte aus: Nun ist des Menschensohn verkläret.“; „V. Endlich folgt, nachdem alles nothige besprochen war die Einsetzung des h. Abendmahls.“ Ein ursprünglich vorgesehener, in der einleitenden Übersicht genannter Punkt „VI. die Reden, (Joh. XIV–17) welche Xstus wahrscheinlich noch in dem Saale stehend zu s. Jüngern hielt.“ ist nicht ausgeführt. – § 2. Jesu Kampf in Gethsemane und Gefangennehmung“; „§ 3. Verhör Jesu vor Kaiphas und dem Synedrium. Verleugnung des Petrus“; „§. 4. Verhandlung vor Herodes und Pilatus.“; „§. 5. Jesu Kreuzigung und Tod.“; „§. 6. Jesu Begräbniß.“; „§. 7. Geschichte der Auferstehung Xsti“. Sowohl diese Gliederung als auch ihre Ausführung erinnern stark, teils bis in den Wortlaut hinein, an Schleiermachers Vorlesungen über das Leben Jesu und an die Vorlesung über die Leidens- und Auferstehungsgeschichte. Es ist deshalb nicht auszuschließen, daß es sich bei diesen „Bemerkungen“ um eine Abschrift von Aufzeichnungen Schleiermachers handelt, doch kann dies nicht als gesichert gelten, zumal jeder äußere Hinweis darauf fehlt. Die „Bemerkungen“ werden deshalb hier nicht in die Edition aufgenommen. Kolleg 1832 1. Nachschrift Collin Das Leben unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi nach Pr. Dr. F. Schleiermacher. Berlin Sommersemester 1832. E. Collin stud: theol: & philolog: – Schleiermacher-Forschungsstelle der Theologischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Ernst Collin ist vom 4. Mai 1830 bis zum 25. September 1834 an der Berliner Universität für das Fach Theologie immatrikuliert gewesen.41 Die von ihm überlieferte Nachschrift umfaßt 247 von ihm gezählte, 41

Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810–1834, Nr. 1832ss23.

Editorischer Bericht

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umfangreiche Seiten; alle Seiten tragen den Kolumnentitel „Das Leben Jesu.“ Es handelt sich um eine vollständige, gut ausformulierte Reinschrift in gleichmäßiger, aber kleiner und flüchtiger und deshalb nicht überall leicht zu lesender Schrift mit den zeitüblichen Kürzeln, Abkürzungen und Buchstabenelisionen; Wörter sind mehrfach ohne Spatium aneinander geschrieben, insbesondere die abgekürzten Artikel und die folgenden Nomina. Die Nachschrift weist keine Streichungen auf, jedoch sehr selten über die Zeile geschriebene und durch Einweisungszeichen eingefügte Wörter. Ebenfalls sehr selten finden sich Tintenkleckse und andere Verschmutzungen, die die Lesbarkeit leicht beeinträchtigen; bei einigen Wörtern scheint die Schrift zur Verdeutlichung nachgezogen zu sein. Unterstreichungen finden sich fast nirgends, jedoch an einigen wenigen Stellen (z. B. S. 57) senkrechte Anstreichungen am Rande. Griechische Wörter sind im Zusammenhang der Niederschrift notiert. Am Rande sind die Daten der Kollegstunden sorgfältig angemerkt; als erstes Datum ist der 14. Mai 1832 genannt, als letztes der 29. August. Dieses Datum nennt auch die Schlußformel: „Beendet den 29ten August 1832.“ Die Nachschrift enthält nur die folgenden fünf Überschriften: 79: Das oeffentliche Leben Jesu Christi. 83: Von dem Verhältniß der Lokalität. 122: Von der Lehrthätigkeit Xsti. 201: Von der Leidensgeschichte Christi. 222: Von der Auferstehung Xsti bis zu seiner Himmelfahrt. Die Gliederung des Kollegs kann deshalb besser aus der folgenden Nachschrift desselben Kollegs ersehen werden. Das Manuskript ist bisher nicht veröffentlicht. 2. Nachschrift Hunger Das Leben Jesu Christi nach dem Vortrage des Professor Schleiermacher. Sommersemester 1832. – Schleiermacher-Forschungsstelle der Theologischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Carl Theodor Hunger ist vom 3. April 1833 bis zum 17. März 1834 und dann nochmals vom 22. September 1837 bis zum 9. April 1838 an der Berliner Universität für das Fach Theologie immatrikuliert gewesen.42 Diesen Daten zufolge kann er das Kolleg von 1832 nicht 42

Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810–1834, Nr. 1832ss23.

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Einleitung des Bandherausgebers

selber gehört haben; in diesem Fall wäre sein Heft die Abschrift eines anderen, unbekannten Heftes. Es handelt sich bei ihm um eine vollständige, sorgfältig ausformulierte Reinschrift; sie umfaßt 130 Seiten, paginiert vom Verfasser, in kleiner, gut lesbarer Schrift, wiederum mit den zeitüblichen Kürzeln, Abkürzungen und Buchstabenelisionen, jedoch gegenüber der Nachschrift Collin mit mehreren Streichungen und Einfügungen und vor allem im ersten Drittel mit zahlreichen Unterstreichungen und Marginalien, die jedoch zum Teil den Charakter eigener Notizen des Verfassers haben, z. B. S. 16 der Literaturhinweis: „Ueb. Ds. Jesu cfr: Reinecke, Heydenreich, Lücke, Tholuck, Bretschneider, Küchler, Krummacher et alii.“ Einige Marginalien werden auch mit dem Wort „Anmerkung.“ eingeleitet, wohl um anzuzeigen, daß sie Hinzufügungen des Verfassers sind. Die griechischen Wörter sind vom Verfasser niedergeschrieben. Der Gang dieses Kollegs wird aus den zahlreichen Überschriften gut ersichtlich: 1: Einleitung 17: Localverhältnisse 18: Eintheilung des Leben Jesu in 3 Perioden 19: Erster Zeitraum. Ursprung und Beschaffenheit der Quellen. 22: Betrachtung der Nachrichten selber. 25: Xi übernatürliche Geburt. 30: Beschaffenheit der apocryphischen Bücher de [infantia] / diese Momente. 30: Körperliche und geistige Entwicklung Xi. 49: Unsere 3 synoptischen Evangelien verbinden mit der Taufe zugleich die Versuchung Xi in der Wüste. 52: Zweiter Zeitraum. Öffentliches Leben des Erlösers bis zu seiner Gefangennehmung 53: I. Verhältniß der Localität. 58: II. Zeitausfüllung. 59: Wunder. 68: Betrachtung der Lehrthätigkeit Xi bis zu seiner Gefangennehmung 80: Xi Lehre von seinem Berufe. 106: Dritter Zeitraum. Von der Gefangennehmung Jesu bis zu seiner Himmelfahrt. – Nicht zur Edition herangezogen.

III. Historische Einführung zur Vorlesung über die Leidens- und Auferstehungsgeschichte Über Schleiermachers „Vorlesung über die Leidens- und Auferstehungsgeschichte“ finden sich noch weniger Nachrichten als über die Leben Jesu-Vorlesungen. Die Briefausgaben schweigen über sie. Nur die Universitätsakten teilen die Ankündigungen und einige Daten mit: „Die Leidensgeschichte nach allen vier Evangelien erklärt Herr Prof. Dr. Schleiermacher in fünf Stunden wöchentlich von 7–8 Uhr.“ bzw. „Quattuor evangeliorum capita ultima, quae de passione, morte et resurrectione Christi tractant, explicabit quinq. p. h. hor. VII–VIII. matutina.“43 65 Hörer haben sich für sie eingeschrieben. Gehalten hat Schleiermacher diese Vorlesung vom 25. April bis zum 7. August 1821, während er die beiden anderen Vorlesungen dieses Semesters – über Dogmatik und Psychologie – bis zum 25. bzw. 24. August vorgetragen hat. Wohl deshalb hat er in seinem Tagebuch notiert: „Exegese geschlossen mit der 63t. Stunde“.44 – Schleiermacher hat diese – exegetische – Vorlesung nur einmal gehalten, wahrscheinlich wegen ihrer – trotz der methodischen Differenz – inhaltlichen Nähe zu den Leben Jesu-Vorlesungen.

43 44

Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810–1834, Nr. 1821ss7. Siehe Arndt und Virmond: Schleiermachers Briefwechsel, 316 f.

IV. Editorischer Bericht zur Vorlesung über die Leidens- und Auferstehungsgeschichte Erster Teil. Manuskripte Schleiermachers Zur Leidens und Auferstehungsgeschichte synoptisch. 1821. – Schleiermacher-Nachlaß, Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Signatur SN 72. Vier ineinander gelegte Doppelblätter: Blatt 1/2 – 15/16, Blatt 3/4 – Blatt 13/14, Blatt 5/6 – Blatt 11/12, Blatt 7/8 – Blatt 9/10. In der Randspalte von S. 1 oben rechts ist das Datum des Beginns dieser Vorlesung angegeben: „1821 / April“. Die Blätter sind mit breitem Rand vorgefalzt, aber mit nur wenigen Marginalien beschrieben. Auf S. 1 unten sind in der Randspalte mit kleiner Schrift Additionen und Subtraktionen vorgenommen. Die Vorder- und Rückseiten der Blätter sind von der Bibliothek mit Bleistift von 1–16 paginiert, S. 11 ist nur halb und S. 12–16 sind nicht beschrieben, bis auf die Literaturangabe auf S. 16 am oberen Rande: „Uckert Geogr. d. Gr. und Rom IIer Th. 2te Abth.“45 Dieser Eintrag hat jedoch keine Bedeutung für die Datierung dieses Manuskripts. Es ist mit kleiner, sehr sauberer Schrift nahezu ohne Korrekturen geschrieben, und zwar zunächst mit schwarzer Tinte bis S. 10 oben. Danach ist von S. 9 unten (beginnend mit I 1. Matth.) bis S. 11 oben in schwarzbrauner Tinte eine Notiz nachträglich eingefügt und um die Notiz S. 10 oben herumgeschrieben. Von S. 1 bis zur obersten Zeile von S. 3 steht eine systematisierende „Uebersicht des Ganzen“, zunächst über die Leidensgeschichte (I,1–10), sodann über Auferstehung und Himmelfahrt (II,1–9). Schleiermacher listet hier die jeweils zu behandelnden Kapitel und Verse der vier Evangelien auf, wobei er fast bei jedem Abschnitt mit der Kapitel- und Verszählung des Johannesevangeliums beginnt. Daran schließt sich eine „Allgemeine Bemerkung“. Die folgenden Notizen nehmen die anfängliche Einteilung auf, jedoch nicht vollständig, 45

Der Hinweis bezieht sich auf Friedrich August Ukert: Geographie der Griechen und Römer von den frühesten Zeiten bis auf Ptolemäus bearbeitet von Fr. Aug. Ukert. Teil 2, Abt. 2: Über den Norden von Europa. Weimar 1832.

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Einleitung des Bandherausgebers

sondern im ersten Teil nur bis zur Nummer I,9, deren Inhalt nochmals durch arabische Buchstaben (a–h) untergliedert ist. Von der Untergliederung des zweiten Teils werden nur die Nummern I,1 bis II,4 im Text mitgeführt. Das Manuskript ist bisher nicht veröffentlicht. Ueber Matthäus und Marcus zur Leidens- und Auferstehungsgeschichte [1821]. – Schleiermacher-Nachlaß, Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Signatur SN 73. Das Manuskript besteht aus 2 Bogen, die zu Quartformat gefaltet sind; die rechten Seiten sind von der Bibliothek mit ungeraden Zahlen paginiert; Bogen 1, vier Lagen: S. 1–16, Bogen 2, vier Lagen: S. 17– 32; die S. 23–32 sind nicht paginiert und nicht beschriftet. Auf Bogen 2 (S. 17) am oberen Rande rechts steht die Bogenziffer „2“; darunter ist der Titel in Kurzform wiederholt: „Matthäus und Marcus zu Leidensgeschichte“. – In der linken oberen Ecke von S. 1 ist ein rechtekkiger roter Stempel aufgedruckt: „Literaturarchiv / Berlin“. – Die Blätter sind mit vorgefalztem breiten Rand für die Niederschrift von Marginalien versehen; der Haupttext ist mit leicht variierender schwarzer Tinte in kleiner, sauberer, aber in der Stärke wechselnder Schrift geschrieben; nahezu ohne Korrekturen. Die einzelnen Notizen sind durch jeweils vergrößerten Zeilenabstand getrennt, gelegentlich mit zusätzlichem kleinen horizontalen Strich. Dieses Manuskript dient zur Orientierung für die Vorlesung vom Sommersemester 1821; das zeitliche Verhältnis dieses Manuskripts zum vorhergehenden („Zur Leidens und Auferstehungsgeschichte synoptisch.“) läßt sich jedoch nicht restlos klären. Schleiermacher kann zunächst sowohl die systematisierende „Uebersicht des Ganzen“ als auch die einzelnen exegetischen Notizen dieses Manuskripts niedergeschrieben haben. Diese Notizen sind nach den Zahlen der „Uebersicht des Ganzen“ geordnet, jedoch mit mehreren Abweichungen: Generell werden die in der „Uebersicht“ genannten Stellen aus dem Johannesevangelium nicht abgehandelt; auch werden nicht stets alle in der „Uebersicht“ genannten synoptischen Evangelien herangezogen. Von der ersten Textgruppe der „Uebersicht“ („I. Gefangennehmung bis inclusive Begräbniß“) fehlen im exegetischen Manuskript die Notizen zu Ziffer „6. Sendung Jesu zu Herodes“; die Notizen zu „7. Pilatus Verhandlungen mit dem Volk“ sind zwar vorhanden, jedoch nicht unter der Ordnungszahl „7.“, die hier zur besse-

Editorischer Bericht

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ren Übersicht in eckigen Klammern in den Text eingefügt ist; dem Abschnitt „11. Bewachung des Grabes“ korrespondieren keine exegetischen Notizen. Bei der zweiten Textgruppe („II. Auferstehung und Himmelfahrt“) ist in der „Uebersicht des Ganzen“ unter Ziffer „5.“ die Passage aus Matth 28,16–20 nicht erwähnt, die in der Exegese den breitesten Raum einnimmt (obschon die Ziffer „5.“ im Text fehlt), und statt wie in der „Uebersicht“ angekündigt „Marc 16,14– 18“ wird in der Exegese „Marc 16,14–20“ behandelt, und diese Abweichung wird durch die Bemerkung „Geht in einem Schritt fort“ begründet. Diese Formulierung kann man als ein Indiz dafür lesen, daß die „Uebersicht des Ganzen“ vorweg entworfen worden ist und hier bei der Ausführung des Details korrigiert wird. Ferner fehlen im exegetischen Teil die Ziffern 6–9 und der ihnen entsprechende Inhalt, abgesehen von den Versen „Marc 16,19.20“, die in der „Uebersicht des Ganzen“ unter Ziffer „9. Himmelfahrt“ gestellt sind. Das Manuskript ist bisher nicht veröffentlicht.

Zweiter Teil. Vorlesungsnachschriften 1. Nachschrift Eyssenhardt ohne Titelblatt. – Universitäts- und Landesbibliothek Halle/Saale, Signatur Yc 8° 30.46 Die Nachschrift ist Bestandteil einer Sammlung mehrerer, ähnlich gebundener Vorlesungsnachschriften von Friedrich August Eyssenhardt. Eyssenhardt (1798–1879), vom 27. März 1819 bis zum 31. Juli 1822 an der Berliner Universität für das Fach Theologie immatrikuliert, ist später Lehrer an der Städtischen Gewerbeschule in Berlin und vom Jahr 1832 ab 4. Diakon an der Berliner Nicolai-Kirche gewesen; er hat Clara von Benda, eine Nichte Schleiermachers, geheiratet und, wie die Tageskalender zeigen, in engem Verkehr mit ihm gestanden. Von Eyssenhardts Vorlesungsnachschriften tragen einige kein Titelblatt, wie auch die Nachschrift von Schleiermachers Vorlesung über 46

Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810–1834, Nr. 1821ss7.

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Einleitung des Bandherausgebers

die Kirchengeschichte.47 Einen Hinweis auf den Verfasser gibt jedoch eine von derselben Hand stammende Nachschrift der Vorlesung über praktische Theologie. Hier lautet das Titelblatt: Praktische Theologie / nach dem Vortrage des Herrn Professor Dr. Schleiermacher / von / August Eyssenhardt / Berlin im Winterhalbenjahre 1821 bis 1822. Einen weiteren Hinweis zur Einordnung gibt der bei diesen Bänden gleiche taubenblaue Einband; er trägt hier ein rotes Rückenschild mit Golddruck: „Leidensgeschichte von Schleiermac“ (wegen der nicht ausreichenden Stärke des Buchrückens abgebrochen). Die Nachschrift beginnt mit einem nicht paginierten Vorsatzblatt; auf der Vorderseite oben steht mit Bleistift: 1928 K 22zig. Auf S. 1 über dem Textbeginn steht links oben mit Bleistift: „Kat“; am rechten Rand findet sich hier wie auch später mehrfach der ältere Stempel: „Universitäts-Bibliothek Halle (Saale)“. S. 100 ist nicht beschrieben, jedoch scheint kein Text verlorengegangen zu sein. Unten auf dieser Seite steht ein kleiner runder Stempel mit der gegenwärtigen Bezeichnung der Bibliothek: „Universitäts- u. Landesbibliothek Halle/S.“ Am Ende der Nachschrift wird die Signatur genannt: „Yc 8° 30“, gefolgt von dem eben genannten runden Stempel. Die Nachschrift umfaßt 140 im Zuge der Niederschrift gezählte Seiten. Das kräftige Papier weist an einigen Stellen gelbliche Flecke auf, die jedoch die Lesbarkeit nicht beeinträchtigen. Die Schrift, ausgeführt mit schwarzer Tinte, ist gleichmäßig; es finden sich nur sehr wenige Streichungen, Einfügungen und sonstige Verbesserungen. Unterstreichungen kommen nur auf den ersten Seiten der Nachschrift vor. Die zahlreichen griechischen Wörter hat der Verfasser im Zuge der Niederschrift notiert. Die breiten Seitenränder links und rechts sind vorgefalzt und bei der Beschriftung eingehalten; in den Randspalten hat der Verfasser die jeweils ausgelegten Bibelstellen notiert. Für die Niederschrift hat der Verfasser sich ein Kürzelsystem angelegt, das über die damals zeittypischen hinausgeht. Ein Verzeichnis dieser Kürzel liegt – wohl von der Hand eines späteren Lesers – der Nachschrift auf einem gesonderten, mit Signatur und Stempel versehenen Blatt bei und wird im Folgenden nachgebildet, einschließlich der einfachen oder doppelten Durchstreichung von Buchstaben:

47

Siehe Schleiermacher: Vorlesungen über die Kirchengeschichte. Hrsg. von Simon Gerber. Berlin / New York 2006, KGA II/6, S. LI.

Editorischer Bericht

G. X. M. S. Sd. Gl. Gn. Wk. Lh. R. Sbw. lt. b. d. f. f d t v. s.

Gott Christus Mensch Sinn Sünde Glaube Gnade Werk Lehre Reich Selbstbewußtsein Welt bei der Artikel für auf durch mit von sein

s s m m (mit Geminationsstrich) h. ss w. s (Schluß-s) th g t tg ds ß o sch dk br vll.

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sich selbst man immer haben müssen werden aus theils gegen ent entgegen durchaus muß nicht schen denken über vielleicht

Darüber hinaus verwendet der Verfasser noch folgende Kürzel: ch | h. -l

auch ein hung lich

l. s lche

lung uns welche

Das Manuskript ist bisher nicht veröffentlicht. 2. Nachschrift Langbein Leidensgeschichte nach den 4 Evangelien vorgetragen vom Herrn Prof. Schleiermacher nachgeschrieben von Wilhelm Langbein. Berlin Sommersemester 1821. – Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Signatur Ms. germ. qu. 2310. Der Verfasser der Nachschrift, Wilhelm Langbein (1801–1840), vom 11. Oktober 1820 bis zum 4. März 1823 an der Berliner Universität für das Fach Theologie immatrikuliert, ist später Konrektor an der Gelehrtenschule in Friedland gewesen. Seine Nachschrift ist mit einer Nachschrift von Schleiermachers Vorlesung über das Evangelium Jo-

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Einleitung des Bandherausgebers

hannis48 zusammengebunden und auch mit ihr zusammen paginiert worden; sie beginnt deshalb mit S. 323 und endet mit S. 485. S. 398 ist nur in der oberen Hälfte mit der Auslegung von Matth 28,8 beschrieben; S. 399–400 sind nicht beschrieben; S. 401 setzt (ohne Stellenangabe) ein mit der Auslegung von Joh 20,1. Die Nachschrift Langbein stimmt mit der Nachschrift Eyssenhardt weitgehend und häufig bis in den Wortlaut überein, ist jedoch etwas knapper formuliert. Die von Eyssenhardt an den Rand und von Langbein in den Text gesetzten thematischen Bibelstellen stimmen überein, abgesehen von den folgenden wenigen Ausnahmen: Bei der Auslegung von Mt 27,11 schiebt Langbein zunächst die Behandlung von Joh 18,28 ein und kehrt dann wieder zu Mt 27,11 zurück. Beim Übergang von Lk 23,26 zu den Bemerkungen über Johannes fügt Langbein „Joh. 19.16.“ in den Text ein, doch fehlt bei ihm die Behandlung von Mk 15,25, und ebenso die Abhandlung von Mk 16,1–8 und Lk 24,1, deren Platz auf den nicht beschriebenen Seiten 398–400 gewesen wäre. Die Nachschrift ist in kleiner, teils gut lesbarer, teils jedoch sehr flüchtiger Schrift geschrieben, nahezu ohne Korrekturen, jedoch mit den zeitüblichen Abkürzungen, Kürzeln und Buchstabenelisionen; die zahlreichen griechischen, aber auch die hebräischen und syrischen Wörter hat der Verfasser auch hier im Zuge der Niederschrift notiert. – Die Nachschrift schließt mit der Notiz: „geendet den 7ten August 21.“ Nicht zur Edition herangezogen.

48

Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810–1834, Nr. 1820ws6; diese Nachschrift trägt den Titel „Das Evangelium des Johannes / erklärt vom / Hrn. Prof. Dr. Schleiermacher / nachgeschrieben von / Wilhelm Langbein / Berlin im WinterSemester 1820/21.“ Sie endet mit der Notiz: „Geendet den 23t. März 1821.“

I. Vorlesungen über das Leben Jesu

Erster Teil Manuskripte Schleiermachers

5

Zum Leben Christi

1r

1. Ueber Paulus kritische Principien. – Nicht nur der Wortsinn muß zuerst ausgemittelt sein sondern die vollkommene Interpretation muß vorangehen. Dann entsteht erst die zweite Frage wie mag die Thatsache beschaffen gewesen sein worauf sich die Erzählung bezieht. Wie bei einer Recension die Frage: wie dies Buch? und beim Philosophiren die Frage Wie mag einer sich dies und jenes in der Philosophie Anderer gedacht haben.

1

2 1.] die Bezifferung der folgenden zwölf Notizen ist nachträglich angebracht 2–5 Paulus: Kommentar 1, S. 5–10: „Allgemeine Bemerkung über die Prüfung historischer Glaublichkeit und Glaubwürdigkeit.“ Siehe insbesondere S. 5f: „Hat man eine m ü n d l i ch e E r z ä h l u n g , blos p h i l o l o g i sc h nach ihrem Wo r t s i n n , wie dies zuerst geschehen muß, verstehen gelernt und ist dadurch der erste r o h e S t o f f f ü r d e n G e s ch i c h t s fo r s c h er bekannt, so hat dieser als P ra g m a t i k e r das Geschäft, die äussere und innere Möglich|keit des buchstäblich erzählten zu untersuchen, nebst den Gründen, welche ihre Würklichkeit entweder historisch g l a u b l i c h oder g l a u b w ü r d i g machen.“ – S. 8: „Der philologischen Erforschung des Wortsinns, muß die p h i l o l o g i s c h k r i ti s c h e Untersuchung voraus und zur Seite gehen: ob das buchstäblich vorhandene im Ganzen und Einzelnen gerade das sey, was der Schriftsteller als seine Erzählung gegeben und hinterlassen habe; ob er in seinen Gedanken gerade so abgetheilt und construirt, auch den Ton und Nachdruck gerade so gesezt habe, wie er im todten Texte erscheint.“ S. 9f: „Überhaupt ist eine Erzählung nicht blos als ein Ganzes, sondern auch n a c h a l l en e i n z e l n e n T h e i l e n h i st o ri sc h p r a g m a t i s c h z u p r ü f e n . […] Erst wird der unpartheyische Forscher a l l e e rsi n n l i c h e A n s i c h t e n ü b e r d a s w e s en t l i ch e u n d zu f ä l l i g e , o d e r t re n n b a re , e i n e r E r z ä h l u n g gerne sich vorhalten, und nur dann die probabelste Zusammenstellung wählen. / Er wird dabey vornehmlich dies erwägen, daß wohl nie eine Erzählung alle äussere und besonders innere (psychologische) Umstände einer Thatsache vollständig enthalte und man daher nie sich hindern lassen dürfe, nach einer sorgfältig gesammelten Kenntniß der Menschen und ihrer Lokalität, in den ganzen Zusammenhang des Faktum, gleichsam mitten auf dessen Schauplatz, sich, wenn es möglich ist, so lebhaft und umschauend zu versetzen, als vielleicht der Schriftsteller, welchem manches alltäglich und unbedenklich schien, selbst nicht that, wohl aber der umfassende Beobachter thun müßte. Auf diesen Standpunkt versezt wird er das Erzählte oft durch Umstände ergänzen können und müssen, welche der Erzähler, entweder weil sie ihm zu bekannt oder von seiner Denkart und Beobachtungskraft allzu entfernt waren, nicht einmal angedeutet hatte. / Eben so nothwendig wird er den eigenen Gesichtspunkt und das daher entstandene U r t h e i l d e s E r zä h l en d en und des S c h ri f t st e l l e rs v o n d e n w ü r k l i c h e n U m s t ä n d e n d e r T h a t s a ch e z u s o n d e rn suchen, selbst wenn jene Urtheile, durch einen leicht ein-

6

Erster Teil · Manuskripte Schleiermachers

1.

2. Ob wohl in der Familie Jesu und Johannis Nachrichten mögen aufgeschrieben worden sein? und ob sie als solche besonderen Werth haben?

1.

3. Wieviel Glaubwürdigkeit hat wol die Nachricht, daß Johannes ein Priesterkind gewesen? hätte er denn dieses Leben führen, und sich vom Tempeldienst ausschließen können? Würde der gemeinsame Aufsaz ganz davon schweigen[?]

5

Merkwürdig ist im Matthäus die Erzählung wo der Schriftsteller so sehr lobend hervortritt.

1.

4. Ob nicht die Flucht nach Egypten nur aus einer Aufgabe die citirte Stelle auf den Messias zu deuten entstanden ist?

8 im] korr. aus an schleichenden Fehler, in dem Tone historischer Erzählung mitten in das Factum eingemischt seyn sollten. Der Wunsch, daß alles, wie es erzählt ist, aus der genauesten historischen Prüfung geflossen seyn möch|te, wird ihn nie so gefällig machen, das Erzählte und das Faktum geradehin für einerley zu nehmen. / Ist nun das schriftlich erzählte ächt und unverfälscht, das heißt, unter den Umständen, denen man es zuschreibt, entstanden, wie es noch vor dem Forscher liegt, hat er den wörtlichen Sinn davon philologisch und kritisch erreicht, das Verhältniß der Theile zum Ganzen erwogen, sich selbst in das Lokal der Ereignisse hineingedacht und dabey, was Erfahrung und was im Styl der Erfahrung vorgetragenes Urtheil seyn möchte, gesondert; so wird er, an dieser Gränze des Glaublichen stehend, n a c h d e n Q u e l l e n d e s E r z ä h l e r s u n d w o e s d i e S a c h e mi t si c h b ri n g t , n a c h d e n Q u e l l e n d e r Q u e l l e n u n e r b i t t l i c h f r a g e n und erst, wenn es nicht b l o se Möglichkeit ist, daß der Verfasser das erzählte, so wie er es giebt, wußte, dessen Bürgschaft nehmen.“ 1–3 Schleiermacher wendet sich wahrscheinlich gegen Paulus; vgl. Paulus: Kommentar 1, S. 11: „Da gerade die Erzählung, welche vom K. I, 5. bis II, 39. in einer so ganz jüdischgriechischen Schreibart die Kindheitsgeschichten von Johannes und Jesus nachholt, so sehr umständlich ist und eine ganz eigene Manier hat, […] so scheint, was die Q u e l l e n betrift, dieses kleinere Ganze für sich schriftlich entstanden und aus der Familie des Johannes und Jesus in des sammelnden Lukas Hände gekommen zu seyn, welcher durch die Aufnahme selbst andeutet, daß er, da er ‚sichere Nachrichten‘ I, 4. zugesagt hat, an der Zuverlässigkeit dieses Familienaufsatzes nicht gezweifelt habe.“ 4–5 Lk 1,5 8– 9 Es läßt sich nicht bestimmt angeben, welche Erzählung Schleiermacher hier im Blick hat. 10–11 Vgl. Hos 11,1 mit Mt 2,15; siehe auch die Anm. zu 337,34–338,1.

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5. Woher weiß denn Paulus, daß die alten Propheten meist aus den Priesterfamilien waren?

1.

6. Wenn Zacharias durch das Räuchern soll in Ekstase gewesen sein: wie kam denn Maria dazu? Und läßt sich wol des Engels Rede so deuten daß Maria schon gewußt habe von Elisabeths Schwangerschaft?

1.

7. Paulus schließt aus der Anspielung χαιρ̃ ε κεχαριτωμένη daß der erste Abschnitt des Lukas ursprünglich griechisch sei. Aber ist dann wahrscheinlich daß er aus der Familie Johannis oder Jesu herrühre?

1.

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8. Der Aufsaz des Matth soll aus Erzählungen durch Josef geschöpft sein. Also der des Lukas mehr aus Erzählungen der Maria[.] Wie sollte 49

Johannes Damascenus IV. p. 274 bringt den Benpanther in das Geschlechtsregister der Maria als Vater des Joakim den Panther also als seinen Großvater von Melchi Luc 3,24 abstammend

9 durch Josef] (1) Josefs (2) Text: durch (über der Zeile) Josef (Ms: Josefs) 13 Johannes Damascenus ... abstammend] am Rande

11–

1–2 Paulus: Kommentar 1, S. 35: „Aus den Priesterfamilien kamen meist die alten Propheten.“ 3–5 Schleiermacher wendet sich gegen die von Paulus: Kommentar 1, S. 13ff, vertretene „psychologische Ansicht“ von Lk 1,11. – Paulus charakterisiert zunächst die Ekstase (1,15), schildert sodann den Vorgang des Räucherns, bei dem Zacharias an seinen Wunsch, einen Sohn zu haben, gedacht habe (1,16) und verbindet beides, 1,17: „Was dem betenden Zacharias erschien, worauf konnte er es, als auf seine eigene größte Angelegenheit beziehen. Um so ausschließender ist die innere Intuition nur auf diese gerichtet. Er selbst und die Erscheinung werden für den Ekstasierten Zwey; denn sein Interesse ist gedoppelt: Hoffnungen zu hören und glaubend ihrer würdig zu werden.“ – Paulus bietet diese psychologische Ansicht allerdings nur als „Probe“ oder „Fingerzeig“ ; s. ebd. 1, S. 20. 6–7 Lk 1,28. – Paulus: Kommentar 1, S. 38: „χαι˜ρε freue dich. […] Die blos im Griechischen möglichen Anspielungen und Paronomasien χαιρε – κεχαριτ. – χαριν – sind Spuren, daß die Urschrift dieser Familienkunde wohl nicht hebräisch oder aramäisch war.“ – Vgl. die Anm. zu 6,1–3 9–10 Paulus: Kommentar 1, S. 65: „Der Innhalt dieses Aufsatzes von 1, 18–21. 23. ist durchgängig so, wie er aus Erzählungen Josephs (von seinen Träumen, selbst von seinen Ansichten 1, 19 2, 22.) durch einen Bekannten desselben am ehesten geschöpft seyn konnte. […] Ganz unabhängig von der bey Lukas erzählten Kunde und Ansicht d e r M a r i a von Gabriels Erscheinung erzählt d e r N a z a re t h a n i sc h e F a m i l i e n a u f s a t z die Ansicht J o s e p h s . “ 11–13 Joannes Damascenus: Opera omnia quae exstant, et ejus nomine circumferuntur. Es variis editionibus, et codicibus manu exaratis, […]. Opera &

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1v 1.

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Erster Teil · Manuskripte Schleiermachers

es wol zugegangen sein daß diese beiden sich nicht compensirt hätten da | 50sie miteinander lebten? – Auch schwankt er ob nicht der bei Lukas aus Zacharias Familie sei. – Solche schriftliche Aufbewahrungen ins blaue hinein sind wol gar nicht im Geiste jener Zeit und Lokalität. – Die Genealogie sei Auszug aus einem Nazarethanischen Geschlechtsregisterbuch. 9. Im Allgemeinen muß allerdings etwas darüber gesagt werden in wiefern schon Messianische Hofnungen auf Jesum persönlich gerichtet waren vor seinem öffentlichen Auftritt. Wie hiedurch Johannis bestimte Forderung deutlich wird. Wieviel Spuren hiezu die Neutestamentischen Aufsäze enthalten. 50

Momente des ersten Theils[.] Kanonische[.] Lucas[.] 1. Verkündigung des Täufers durch Gabriel – Elisabeth wird dem gemäß schwanger. 2. Verkündigung an Maria. Sie wird schwanger[.] 3 Besuch bei Elisabeth 4 Elisabeths Niederkunft[.] 5 Maria reist schwanger mit Joseph aus Nazareth nach Bethlehem[;] sie gebärt dort. 6 Er wird den Hirten als Messias verkündigt. 7 Jesus wird beschnitten[; der Name] Jesus nach des Engels Anweisung. Matth. 1., Maria ist schwanger und da Josef sie verlassen wollte erscheint ihm der Engel[.] 2 Maria wird heimgeholt[,] das Kind in Bethlehem geboren und beschnitten[, der Name] Jesus nach des Engels Anweisung. 2. Matth. 1. Die Weisen fragen in Jerusalem, werden von Herodes nach Bethlehem gewiesen, finden das Kind und gehen hinein[.] 2. Josef flieht nach Egypten, kommt und läßt sich in Nazareth nieder.

12–23 Momente des ... nieder.] am Rande 12 Lucas] über der Zeile 19 Kind] folgt )beschnitten* 21 2.] über der Zeile 22 kommt] folgt )zurück* 23 sich] folgt )und früher* 23 in Nazareth] über den vorbereiteten, nicht ausgefüllten Gliederungspunkten: )Matth* / Lukas studio P. Michaelis Lequien. Editio novissima Veneta longe alius acccuratior. Venetiis 1748. Tom. I, S. 274, De fide orthodoxa, liber IV, caput XIV: „Εκ τη˜ ς σπειρα˜ ς τοίνυν του˜ Νάθαν του˜ υου˜ Δαβὶδ, 2. Λεβί: γέννησε τὸν Μελχὶ καὶ τὸν Πάνθηρα:  Πάνθηρ γέννησε τὸν Βαρπάνθηραν ο%τως πικληθέντα. ο&τος  Βαρπάνθηρ γέννησε τὸν Ιωακείμ:  Ιωακεὶμ γέννησε τὴν )γίαν θεοτ*κον.“ – In margine: „Christi generis ratio. / Luc. 3. v. 24.“ – Siehe auch die Anm. 12,7. 2–3 Paulus schreibt den Bericht des Lukas sehr bestimmt der Familie des Zacharias zu; siehe Paulus: Kommentar 1, S. 34 (mit Bezug auf Lk 1,26–38): „Die Familiennachricht aus dem Hause des Zacharias fährt fort. […]“ – Kommentar 1, S. 53 (mit Bezug auf Lk 1,57–80): „Die Nachricht aus Zacharias’ Familie erzählt des Johannes Geburt, […].“ 5–6 Paulus: Kommentar 1, S. 65: „Die vorgesetzte Genealogie klingt wie ein Auszug aus einem nazarethanischen Geschlechtsregisterbuch; s. 1,16. das: Ιησους  λεγ*μενος χριστος ‚Jesus d e r s o g e n a n n t e Messias.‘“ 9–10 Vgl. Mt 3,2–12, Lk 3,15–18 12– 13 Lk 1,11–25 13–14 Lk 1,26–38 14 Lk 1,39–56 14 Lk 1,57–80 14– 15 Lk 2,4–7 15–16 Lk 2,8–14 16–17 Lk 2,21 18–19 Mt 1,18–23 19– 20 Mt 1,24–25.21 21–22 Mt 2,1–11 22–23 Mt 2,13–23

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10 Paulus S. 264 hält die Nazarethanische Geschichte für doppelt, und ist noch genauer mit meinem Lukas zu vergleichen. Er meint wegen Joh 4,44 müsse dieses schon vorangegangen sein. Wahrscheinlich liegt das auch wieder an den PaschaGeschichten.

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Eben so nimmt er auch zwei Fischergeschichten an. Merkwürdig ist S. 302 die Uebersicht des Matthäus.

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1–4 Paulus: Kommentar 1, S. 264f: „Lukas 4, 14. ist hier nicht – wie S t o r r in seinen Grundlinien zu einer Harmonie der Evangelisten über d. Zweck der evangel. Geschichte und der Briefe Johannis S. 309. mit mehreren der genauesten Schrifterklärer voraussezt – parallel mit Matth. 4, 14. Mark. 1, 14. Vielmehr Joh. 4, 44. bemerkt ausdrücklich, wie Jesus, nachdem er auf dem ersten Pascha seit der Taufe zu Jerusalem gewesen war, schon die Erfahrung gehabt und laut erklärt habe, daß ‚ein Prophet am Geburtsorte nichts gelte.‘ Die Erzählung von seinem Vortrag zu Nazareth, wo er gerade jene Erfahrung machte, muß also v o r das von Matth. IV, 12 | Mark. 1, 14. erzählte Zurückkehren nach Galiläa hin gedacht werden, weil dieses von ihnen zum Anfang von Jesu Lehrverrichtungen angenommene Zurückgehen erst ‚n a c h des Täufers Gefangennehmung‘ erfolgt ist. Lukas hingegen knüpft, o h n e d a s l e z t e r e D a t u m , sein +πεστρεψεν  Ιησους .. εις την Γαλιλαιαν an die Taufe an und dahin d.h. v o r das erste Passa des Lehrers Jesus gehört diejenige Zurückkunft nach Galiläa, nach welcher er von der Denkart seiner Mitbürger zu Nazareth eine nicht unerwartete, aber betrübte Erfahrung machte. Von diesem frühesten Zeitraum giebt Joh. mehreres und gerade so, daß, was Lukas hier sagt, dort zwischen Joh. 2, 12. und 13. sehr schicklich hinein zu fügen ist. Da Jesus das erstemal zu Kana gewesen war, gieng er mit Mutter und Blutsverwandten nach Kapernaum. Joh. 3, 12. – In dieser Begleitung kam er von dort Luk. 4, 23. wahrscheinlich damals nach Nazareth, noch v o r dem Pascha und erfuhr die kleinstädtische Weise der Nazarethaner so auffallend, daß er nach der zweiten Rückkunft aus Judäa durch Samaria, Joh. 4, 43. 44. schon überzeugt war, bey ihnen seine Zeit jezt nicht verlieren zu müssen. Joh. 4, 44. scheint dieses Entferntbleiben Jesu von seiner Vaterstadt rechtfertigen zu wollen und gerade deswegen durch sein εμαρτυρησε auf das, was Luk. 4, 24. erzählt ist, anzuspielen.“ – Vgl. ebd. S. 284 sowie Schleiermacher: Ueber die Schriften des Lukas, S. 19–65, KGA I/8, S. 23–48. 5 Paulus unterscheidet zwischen Mt 4,18–22 sowie Mk 1,16–20 einerseits und Lk 5,1–11 andererseits; siehe Paulus: Kommentar 1, S. 285 bzw. 288f. In die Zwischenzeit setzt Paulus die Heilungen des Besessenen in der Synagoge (Lk 4,33–36) und der Schwiegermutter des Petrus sowie anderer Kranker und Besessener (Lk 4,38–41). 6 Paulus: Kommentar 1, S. 302–304: „Matthäus, am wenigsten emsig, um von Jesus I n d i v i d u a l i t ä t en aufzubewahren, eilt nicht nur, von IV, 12. an, so sehr zu der Hauptepoche J e s u d e s L eh r e r s , daß er eine große Zwischenzeit von der Taufe bis dahin ganz überschlägt, sondern führt auch alsdann, was er beybringt, nicht so auf, wie ihn die Zeitfolge eigentlich hätte leiten können, sondern n a c h C l a s s e n d e r M a t e r i e n , so daß die Zeitverbindung nur auf die Übergänge und das Anreihen seiner Erzählungen Einfluß hat. – Wo? Wovon? mit Wem? Jesus zu lehren anfieng, wird 4, 14–21. ganz | kurz vorausgeschickt. Daher das Abgerissene in der Erzählung vom Herbeyrufen des schon eine Zeitlang mit Jesu vertrauten doppelten Brüderpaars. 18–21.) Matth. eilt a) zu einem großen Beyspiel von Jesu Lehrart IV. V. VI. VII. b) An dieses Beyspiel war der Zeit nach, angereiht eine Heilung. VIII, 1–4. Dies veranlaßt ihn, eine Classe von Heilungen folgen zu lassen. 5–13, 14–17. 9, 1–8. Mit der lezten von diesen sind

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Die Gerasenische Heilung hält er für eine der ältesten Austreibungsgeschichten wegen der Ausführlichkeit51 der Behandlung. Dennoch nimmt er mannigfaltige Urerzählungen an!

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11. Johannes führt ausdrüklich an, wie Christus gleich anfänglich in Judäa Galiläa und Samaria aufgetreten sei. 51

ad 1. Bei Lukas verheißt der Engel der Maria für ihren Sohn den Thron s e i n e s Va te r s D a v i d ohne Beziehung auf Joseph und ohne daß irgend Maria als davidisch wäre angegeben worden Die übermännliche Erzeugung ist bei Lukas viel stärker ausgedrükt als bei Matth. Matth 1,25 sezt offenbar voraus daß Joseph die Maria hernach erkannt hat.

6–8 ad 1. Bei Lukas ... worden] am Rande

9 Lukas] davor )Maria*

Urtheile einiger Pharisäer und des Volks über ihn verflochten. V. 3. u. 8. Daher folgten nach einer natürlichen Ideenassociation, c) noch mehrere Proben, wie Verschiedene verschieden über Jesus geurtheilt haben, Zöllner 9, 9. 10. Pharisäer 11–13. Johannisjünger 14–17. (An deren Unterredung der Zeitverbindung wegen V. 18–26. eine doppelte Heilung angereiht ist) Die Geheilten V. 29–31. Das Volk V. 33. Andere Pharisäer V. 34. An die lezte dieser Beurtheilungen knüpft sich der Gedanke: Wie schlecht war das Volk bey solchen Führern berathen? Nach diesem 9, 36. ausdrücklich angegebenen Gesichtspunkt fügt Matth hinzu d) wie Jesus, diesem Volk zum besten, seine Hülfe vervielfältigt und seine Vertraute zu leiblicher und geistiger Rettung instruirt habe. 9, 35–11, 1. e) Folgen Urtheile und Erklärungen Jesu über sich selbst: 1) gegen Johannes und Johannisjünger 11, 2–30. 2) gegen Pharisäer, zuerst doppelt wegen des Vorwurfs der Entheiligung des Sabbaths 12, 1–8.9–21. alsdann darüber, ob die Heilung der Dämonizierenden durch den Oberdämon geschehe. 22–37. endlich inwiefern er ihnen Wunder verweigere 38–45. 3) gegen das Volk, insofern man zuviel an seiner Person hieng. 13, 46–50. Nur die lezteren beyden Stücke fanden V. 38. 46. ihren Plaz auch wegen der Zeitverbindung hier. Diese – s. 13, 1. ν δε .μερᾳ εκεινη / – führt den Sammler auf eine Parabel und dadurch f) auf eine Reihe von solchen Aufgaben Jesu an das Volk. 13, 1. – 53. Nach all diesen gemischten Anzeigen von Jesu Würksamkeit kommt Matthäus g) 13, 54. insofern mehr auf die Geschichtfolge, als er jezt den Effekt andeutet, welcher sich nach Verfluß einer ziemlichen Zeit auf verschiedene Art zeigte und Jesu nächste Handlungen, Reisen | etc. bestimmte. Hievon weiter unten. – Der bisherige Abriß vom Plan der Sammlung des Matthäus zeigt uns zunächst, wie eine Begebenheit, welche nach Lukas und Markus frühe in die Zeit nach Jesu zweyter Rückkunft in Galiläa gefallen war, von Matth. erst im VIII. Kapitel eingewoben seyn kann. Sie folgt dort (s. oben b) als ein B e y sp i e l v o n H e i l u n g e n . Ebendeswegen ist auch die Erzählung sehr abgekürzt.“ 1–3 Paulus: Kommentar 1, S. 327f: „9. Heilung des Gerasenischen Dämonischen. Matth. VIII, 28–34. Mark. V, 1–20. Luk. VIII, 26–39. Eine nicht undeutliche innere Spur, daß diese Geschichte eine der frühesten in ihrer Art gewesen sey, ist die Umständlichkeit in der Behandlung des Dämonischen. J. fragt, läßt ihn sprechen und das Eigenthümliche seiner Manie erst entdecken, giebt der Bitte wegen der Schweine nach u. dgl. Je ausgebreiteter und entschiedener sein Ansehen wurde, desto schneller | erfolgten späterhin blos vor seiner Gegenwart die Entweichungen der Kakodämonen.“ 4–5 Zu Galiläa: Joh 1,43; Joh 2,1; zu Judäa: Joh 2,13; zu Samaria: Joh 4,4 6–8 Lk 1,32f 9 Vgl. Lk 1,34f mit Mt 1,18–20

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12. Die Stelle Joh 4,44 scheint zu beweisen, daß Johannes Christum für einen Judäer gehalten. Spräche also für Bethlehem. 52 Bei Joh 4,54 muß man fragen, ob Christus in der ganzen Zeit kein Wunder gethan? Dies wäre ganz gegen die Analogie der folgenden Zeit. Sondern ich verstehe es so, daß Johannes den Fortschritt der Wunderthätigkeit angeben will; zuerst Galiläa, dann aufs neue bei der Rükkehr nach Galiläa. Darauf endlich auch in Jerusalem. Bei Joh. geht der Speisung keine Lehrrede voran sondern 6,5 klingt fast als habe er sie veranstaltet sobald er das Volk kommen gesehn, und 6,26 scheint er selbst sie für gar kein Wunder auszugeben | Wenn Matth voraussezend die übernatürliche Empfängniß dennoch die Genealogie auf Joseph zurükführt: so sezt er also auf die Abstammung des Messias von David im eigentlichsten Sinne keinen Werth.

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Mit der Armuth contrastirt doch daß sich die Jünger Luc 9,13 erbieten für 5000 Mann Speise zu kaufen. Aber wie nahe mußten auch die Städte sein, und wie leicht also die ganze Sache natürlich zu erklären

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Für die Dürftigkeit spricht, aber vielleicht nur scheinbar, das Reinigungsopfer.

1.

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Paulus nimmt an, daß Joh 5,1 ein Pascha ist (wozu ich bis jezt keinen Grund sehe) parallel mit Matth 11,1. – Er sagt wegen vorhergehender Erwähnung der Saatzeit (Mitte October – Mitte December)

6 aufs neue] über )Grenze von Galiläa* ... December)] am Rande

9 das] korr. aus die

21–23 Paulus nimmt

12–13 Mt 1,1–17 19–20 Luk 2,24; das Opfer zweier Turteltauben oder zwei junger Tauben ist nach Lev 12,8 das geringste der vorgeschriebenen Reinigungsopfer. 21– 23 Paulus: Kommentar 1, S. 745: „Wir stehen also jezt, im synoptischen Kommentar, mit dieser Zeitangabe des Johannes zusammentreffend, ohne Zweifel b e y d e m I I . P a s ch a J e s u s , d e s L e h re rs. “ – Siehe auch die vorangehenden ausführlichen Erwägungen, 1,737–745, sowie 4,245–248.

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1.; 2r

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1.

Diejenigen welche, der Magier wegen, eine Rükkehr nach der Darstellung nach Bethlehem annehmen, meinen Joseph habe gemeint das Kind müsse da wo es geboren worden auch erzogen werden. Höchst unwahrscheinlich. In Nazareth waren die Verheißungen geschehen.

1.

Nach Celsus (bei Origenes 1,26) hatte sich Maria von Nähen und Flicken ernährt.

1.

Talmud und Celsus πανθήρα. – Eusebius erzählt Herodes habe die Genealogien verbrennen lassen. Wahrscheinlich mit vorzüglicher Rüksicht auf das davidische Haus. 5 1,26] über )VIII,8* 1–3 Siehe etwa Kuinoel: Commentarius 2, S. 331: „ε0ς τὴν π*λιν α+τω ˜ ν Ναζαρὲτ, redibant tunc temporis Bethlehemum, et serius se conferebant Nazaretham. v. ad Matth. 2, 1. “ – Paulus: Kommentar 1, S. 132: „Joseph selbst hingegen, der den Aufenthalt zu Bethlehem so lieb hatte, daß er von Jerusalem dahin zurückgegangen war Luk. 2, 29 [richtig: 2,39].“ 5–6 Siehe Anm. 13,1–5 7 Origenes: Contra Celsum I,32, Opera omnia, S. 349f: „Αλλὰ γὰρ πανέλθωμεν ε0ς τη˜ ν του˜ Ιουδαίου προσωποποιïαν, ν /5 6ναγέγραπται . του˜ Ιησου˜ μήτηρ κ8ουσα 9ς ξωσθει˜σα +πὸ του˜ μνηστευσαμεν*υ | α;τὴν τέκτονος λεγχθει˜σα πὶ μοιχείᾳ, καὶ τίκτουσα 6πὸ τινος στρατιδωμεν, ε0 μὴ τυφλω ˜ ς ο μυθοποιήσαντες τὴν μοιχείαν τη˜ ς παρθένου καὶ του˜ Πανθήρα, καὶ τὸν τέκτονα ξωσάμενον α;τὴν, ταυ˜τα πάντα 6νέπλασαν πὶ καθαιρέσει τη˜ ς παραδ*ξου 6πὸ )γίου πνε8ματος συλλήψεως:“ Vgl. ebd. I,33. – Zur Erwähnung im Talmud sowie bei weiteren Autoren s. den Kommentar des Herausgebers, S. 349f: „Horret animus, i n q u i t d o c t i ssi m u s L u d ov i c u s R o g e r, D i s s e r t a t i o n i s p o l e m i c a e a d v e rsu s Ju d a e o s p a g. 3 8 9 . referre execrandam Judaeorum de adulterino Jesu conceptu blasphemian. Jesum Pandirae filium & Pantherinum appellant in utroque Talmude, in Midrasch Coheleth, ac in opere nefando | hebraïce edito, cui titulus, Generationes Jesu. In libro Talmudico Sanhedrin cap. 7. Pantheram Mariae maritum fuisse memorant, sed eam adulterium admisisse ibidem asserunt Pompeditianae scholae magistri. Ad Pantherae seu Pantheris nomen quod attinet, Epiphanius haeres. 78[,6,5]. ait Jacobum Josephi patrem Pantherem esse cognominatum. Et Joannes Damascenus lib. 4. de Fide Orthodoxa cap. 15. Mariae patrem dicit fuisse Joachimum filium Barpantheris, qui patrem habuit Pantherem. Sed unde haec hauserint, incertum est, & suspicandi locus est è corruptis fontibus derivata. Certe A f ri c a n u s, qui ducentesimo & vigesimo post Christum anno floruit, & propter doctrinam de Ecclesiis optime meritus est, quique epistolas ad A r i s t i d e m scripsit περὶ συμφωνίας τη˜ ς ν ε;ανγγέλιοις γενεαλογίας (Euseb. lib. 1. cap. 6. Eccles. Hist.) & cum iis colloquutus est, qui se D o m i n i c o s, id est Christi cognatos, & contribules dicebant, nec Pa n t h e ri s, nec Barpantheris meminit, licet aliorum de Christi genealogia opiniones quae à vero aberrare visae sunt, refellit, & quam à vetustissimis acceperat, exponit, teste Eusebio lib. 1. cap. 8. Hist. Eccl. & Niceph. lib 11. cap. 11. Praeterea Hebraeorum genealogias in tabulas relatas H e ro d e m combusisse referunt Eusebius & Nicephorus ibidem. Sed esto: fidem ea de re mereantur Epiphanius & Damascenus, & Pantheris cognomen vel à Mariae, vel potius à Josephi parentibus gestum fuerit, nihilo verius erit adulterii crimen Mariae impactum, quod meram esse calumniam, ipsorum fabulae artificum dissidia probant. Quem enim Judaei Mariae sponsum Pantherem fuisse volunt, hunc Celsus non sponsum, sed adulterum fuisse dicit, & Mariam in adulterio à marito deprehensam, domo pulsam, Jesum ex adulterino Pantherae illius concubitu clam peperisse.“ – Siehe Anm. 7,11–13. 7–8 Eusebius: Historia ecclesiae I,7,13; siehe Eusebius: Kirchen-Geschichte aus dem griechischen übersetzt, und mit einigen Anmerkungen

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O r i g . 1 , 2 8 . ἀπὸ γυναικο` ς εγχωρίου καὶ πενιχρα̃ ς καὶ χερνήτιδος. – διὰ πενίαν εἰς Αἴγυπτον μισθαρνήσας. Dort habe er Aegyptische Künste gelernt und sich auf diese verlassen.

1.

Indem Celsus dies einem Juden in den Mund legt sind es gewiß jüdische Nachrichten – Joachim der Vater der Maria heißt freilich Ben Pantheras also war es Familienname[.] Dadurch leuchtet etwas von Verwandschaft zwischen Joseph und Maria.53

1.

Als Geburtsstäte wird noch eine Höhle gezeigt 9 Stufen unter der Erde[.] σπηλαιον sagt auch das protevangelium Jacobi und das evangelium infantiae. Eben dieses läßt Jesum in der Wiege reden und sich als den Sohn Gottes verkündigen | Ueber die Unwahrscheinlichkeit äußerer Zeichen bei der Geburt Jesu. Entweder waren sie erfolglos oder sie trübten die Reinheit der

1.

53

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Bei Epiphanius Jacob auch Pantheras[;] bei Johannes Damascenus IV Joachim filium Ben Pantheras

14–15 Bei Epiphanius ... Pantheras] am Rande

14 Jacob] J(acob über )oseph*)

erläutert von Friedrich Andreas Stroth, Bd. 1, Quedlinburg 1777, (SB 638) (hier Buch I, Kapitel VI), S. 43: „so habe Herodes, von dem Bewußtseyn seiner niedrigen Herkunft, und von der Vorstellung, daß die Geschlechts-Register der Israeliten ihm nichts hülfen, angetrieben, ihre Geschlechts-Verzeichnisse verbrennen lassen.“ – Siehe auch die vorhergehende Anm. 1–5 Origenes: Contra Celsum I,28, Opera omnia, S. 346f.: „6πὸ γυναικὸς εγχωρίου καὶ πενιχρα˜ ς, καὶ χερνήτιδος.[…] καὶ @τι οAυτος διὰ πενίαν ε0ς Α>γυπτον μισθαρνήσας κ6|κει˜ δυνάμε