Hochwasserschutz und Raumordnung [1. Aufl.] 978-3-211-80999-0;978-3-7091-4492-3

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Hochwasserschutz und Raumordnung [1. Aufl.]
 978-3-211-80999-0;978-3-7091-4492-3

Table of contents :
Front Matter ....Pages 1-8
Einleitung (Ernst Güntschl)....Pages 9-10
Die Natürlichen Grundlagen der Österreichischen Wasserwirtschaft (Ernst Güntschl)....Pages 11-25
Einteilung und Umfang der Gewässer Österreichs (Ernst Güntschl)....Pages 26-30
Der Landwirtschaftliche Wasserbau (Ernst Güntschl)....Pages 31-34
Hochwasserkatastrophen in Österreich Seit 1945 (Ernst Güntschl)....Pages 35-47
Ursachen der Grossen Schadensauswirkungen bei Hochwasserkatastrophen (Ernst Güntschl)....Pages 48-50
Aufgaben und Massnahmen des Schutzwasserbaues (Ernst Güntschl)....Pages 51-54
Programme Des Schutzwasserbaues (Ernst Güntschl)....Pages 55-59
Wasserbau und Raumplanung (Ernst Güntschl)....Pages 60-63
Wasserbau und Naturschutz (Ernst Güntschl)....Pages 64-65
Zusammenfassung (Ernst Güntschl)....Pages 66-67
Back Matter ....Pages 67-69

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ERNST GÜNTSCHL

HOCHWASSERSCHUTZ UND RAUMORDNUNG

Schriftenreihe der österreichischen Gesellschaft für Raumforschung und Raumplanung

Band 11

Springer-Verlag Wien GmbH

HOCHWASSERSCHUTZ UND RAUMORDNUNG

BAND 11 SCHRIFTENREIHE DER OSTERREICHISCHEN GESELLSCHAFT FüR RAUMFORSCHUNG UND RAUMPLANUNG IN KOMMISSION: SPRINGER-VERLAG / WIEN - NEW YORK

ERNST GÜNTSCHL

HOCHWASSERSCHUTZ UND RAUMORDNUNG

SPRINGER-VERLAG WIEN GMBH 1970

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ISBN 978-3-211-80999-0

ISBN 978-3-7091-4492-3 (eBook)

DOI 10_1007/978-3-7091-4492-3 Herausgeber und Verleger: Osterreichische Gesellschaft für Raumforschung und Raumplanung 1040 Wien, Karlsplatz 13

VORWORT

Zu den Aufgaben einer wissenschaftlichen Gesellschaft gehört es nicht nur, neuen Erkenntnissen den Weg zu bahnen, sondern auch den von maßgebenden Fachleuten gesammelten Schatz an Wissen und Kenntnissen festzuhalten und weiterzugeben. In diesem Sinne ist die österreichische Gesellschaft für Raumforschung und Raumplanung dem Autor des vorliegenden Bandes 11 ihrer Schriftenreihe, Sektionschef i. R. Dr. Ernst G ü n t s c h 1 sehr zu Dank verpflichtet, daß er - statt den wohlverdienten Ruhestand zu genießen - die Mühe auf sich genommen hat, noch einmal aus seinen Aufzeichnungen und aus den amtlichen Statistiken alle jene Daten zusammenzutragen, welche für el11e umfassende Darstellung der Probleme des Hochwasserschutzes erforderlich sind. In diesem Manuskript hält Dr. Güntschl - in seinem 70. Lebensjahr - nicht nur Rückschau, sondern er weist auch den Weg in die Zukunft. Seine Arbeit ist die erste zusammenfassende Darstellung des Hochwasserschutzes in österreich. Damit bietet Dr. Güntschl Bund, Ländern und Gemeinden ebenso wie seinen Fachkollegen el11en Erfahrungsbericht von besonderem persönlichen und sachlichen Wert. Gleichzeitig ist aber auch der Hinweis des Autors auf die Zusammenhänge zwischen Hochwasserschutz und Raumordnung eine Mahnung aus berufenem Mund, die bei der Lösung der zukünftigen, ständig schwieriger werdenden Aufgaben beachtet werden soll.

Wien, im Oktober 1970

Vorsitzender des Vorstandes und dzt. Prorektor der Technischen Hochschule Wien

INHALT

9

Einleitung

I. Die natürlichen Grundlagen der österreichischen Wasserwirtschaft

......

11

1. Niederschläge, Höhe und regionale Verteilung

11

2. Die Abflüsse und ihre Charakteristik

14

3. Die Speicherräume österreichs (Seen)

18

4. Das unterirdische Wasser . . . .

21

S. Die Feststofführung der Gewässer

22

6. Wasserbilanz österreichs

23

11. Ein t eil u n gun d Um fan g der Ge w ä s s e r Ö s t e r r e ich s

26

1. Einteilung der Gewässer nach dem Wasserbauten-Förderungsgesetz

26

2. Umfang der Gewässer -

27

Gewässerdichte . . . . . . . . . . .

III. Der la n d wir t s c h a f t I ich e Was s erb a u

31

1. Der Wasserbau im ländlichen Raum

31

2. Meliorationen in österreich .

32

IV. Hoc h was s e r kat ast r 0 p h e n

1

n Ö s t e r r e ich sei t

1 94 5

35

1. Die witterungsbedingten Ursachen der Hochwasserereignisse

35

2. Umfang der Hochwasserereignisse seit 1945 . . . . . . .

42 7

V. Urs ach end erg roß e n

S c h ade n sau s wir k u n gen

bei

Hoc h was s e r ,k a t ast r 0 p h e n

48

1. Menschlich unbeeinflußbare Ursachen

48

2. Menschlich beeinflußbare Ursachen .

48

VI. Auf gab e nun d Maß nah m end e s S c hut z was s erb aue s 1. Aufgaben des Schutzwasserbaues

51

2. Grundlagenforschung

52

3. Dynamischer Schutzwasserbau

53

VII. Pro g r a m m e des S c hut z was s erb aue s

55

1. Gleitender Mehrjahresplan und Finanzierung .

55

2. Sofortprogramm, Normalprogramm, Schwerpunktprogramm

58

3. Alarmpläne

59

................... .

. . . . . .

60

1. Grundsätzliches zur Wasserwirtschaft und Raumplanung

60

2. Der Wasserwirtschaftskataster . . . . . . . . . . .

62

VIII. Was s erb a u und Rau m p I a nun g

IX. Was s erb a u und N a t urs c hut z . . . . Naturnaher Wasserbau -

X. Z usa m m e n f ass u n g Quellen

8

51

Landschaftsgestaltung

64 64

66 67

EINLEITUNG

Hochwasserereignisse hat es wohl schon immer gegeben, doch sind die Schadensauswirkungen solcher Ereignisse in den letzten Jahrzehnten immer fühlbarer und stärker geworden. Die aufeinanderfolgenden Hochwasserkatastrophen in den Jahren 1958 und 1959, insbesondere in den Jahren 1965 und 1966, haben die Bedeutung von Schutzwasserbauten besonders klar erkennen lassen. Die Vermurungen und Überschwemmungen vernichteten nicht nur landwirtschaftliche Kulturen, sondern auch im großen Umfange Wohnhäuser, ganze Siedlungen, zerstörten wichtige Verkehrswege und Brücken, Straßen und Bahnlinien und verursachten große Schäden an Industrieanlagen; sogar Menschenleben waren zu beklagen. Der Schaden, der im Vermögen physischer und juristischer Personen eintrat und den die betroffenen Gemeinden, Bundesländer und der Staat erlitten, war beträchtlich. In vielen Fällen wurde die Aufbauarbeit von Generationen zerstört. Die eingetretenen Schäden und deren Behebung kosteten mehrere Milliarden Schilling, abgesehen von den nicht wieder gutzumachenden Schäden, vor allem den erlittenen Todesopfern. Die Maßnahmen des Schutzwasserbaues sind mehr als nur technische Maßnahmen wasserbaulicher Art; sie haben neben ihrer wirtschaftlichen Notwendigkeit ausgesprochene soziale Bedeutung und sichern den Lebensraum mit gesunder Daseinsordnung. Der Schutzwasserbau tut not und geht alle an! Diese Erkenntnis kommt aus einer jahrzehntelangen praktischen Tätigkeit in der Wasserwirtschaft. Die kausalen Zusammenhänge, die zwischen Schutzwasserbau und Raumordnung bestehen, hat die Erfahrung unter Beweis gestellt. Je besser dabei den naturgegebenen Kräften Rechnung getragen wird, umso besser passen sich die bautechnischen Maßnahmen auch den landschaftsgebundenen Verhältnissen an. Um das Problem des Schutzwasserbaues in Dsterreich richtig beurteilen zu können, ist es notwendig, die gegebenen natürlichen Grundlagen hiefür kurz darzustellen. Schon die Mittelwerte des Niederschlages und seine Verteilung über Dsterreich geben einige grundsätzliche Ausgangssituationen für die Betrachtungen der Zusammenhänge von Hochwasserschutz, Raumordnung und Naturschutz. Dasselbe gilt aucll für die Abflüsse und ihre Charakteristik. Der große Umfang an Bächen und Flüssen erklärt auch die große Bedeutung des Schutzwasserbaues, zu dem auch eine Reihe von Aufgaben des landwirtschaftlichen Wasserbaues zuzuordnen sind. Die wetterbedingten Ursachen der Hochwasserkatastrophen in Dsterreich weisen eine große Streuung nach Zeit und Raum auf und erklären so die Tatsache, daß in allen Gebietsteilen Dsterreichs Hochwasserkatastrophen auftreten können. Ihre Untersuchung zeigt, daß die Ursachen der Schadensauswirkungen von Hochwasserereignissen z. T. menschlich unbe9

einflußbar sind, z. T. aber auch durch geeignete und rechtzeitig durchgeführte Schutzmaßnahmen vermieden, zumindest gemildert werden können. Die großen Aufgaben, welche dem Schutzwasserbau gestellt sind, erfordern für ihre Lösung neben der Grundlagenforschung entsprechende und vorbereitete Programme, sowie mehrjährige voraussdlauende Planung und Finanzierung. Die wasserwirtschaftliche Planung muß mit der Raumplanung koordiniert werden, soll bei den Planungen auch ein dauernder Erfolg beschieden sein. Da das Wasser ein die Natur belebendes Element ist, erfordert der Wasserbau eine naturnahe Gestaltung. Aus den Betrachtungen und Gedanken zum Hochwasserschutz, zur Raumplanung und zum Naturschutz ergeben sich für den Schutzwasserbau eine Reihe von Erkenntnissen, die für eine erfolgreiche Arbeit beachtet werden müssen.

10

I. DIE NATÜRLICHEN GRUNDLAGEN DER ÖSTERREICHISCHEN WASSERWIRTSCHAFT

Gestalt und Dichte des Gewässernetzes, die Mengen an Wasser, die darin abfließen, schließlich Lage und Mächtigkeit der unterirdischen Wasservorkommen gehören ebenso zu den kennzeichnenden natürlichen Gegebenheiten eines bestimmten geographischen Raumes wie sein Klima und wie seine Berge und Täler, Gegebenheiten übrigens, die alle untereinander in mannigfachen Zusammenhängen und kausalen Abhängigkeiten stehen. Otto Lanser (1) hat in seinem Beitrag "Wasser" über die natürlichen Grundlagen der österreichischen Wasserwirtschaft im Rahmen der Strukturanalyse zum Gutachten über eine Raumpolitik österreichs unter anderem auf folgenden Umstand hingewiesen: "Wenn Raumordnung den Versuch bedeutet, durch sinnvolle Anpassung der menschlichen Eingriffe an die natürlichen Möglichkeiten eines bestimmten Raumes diesen bestmöglich zu nutzen, dann wird sie vor allem dem Wasser, das in der Vielfalt seiner Erscheinungsformen eine der wichtigsten Voraussetzungen wirtschaftlicher 13etätigung bildet, die größte Aufmerksamkeit zuwenden müssen." Raumordnung setzt Raumforschung voraus; die gegebenen natürlichen Voraussetzungen müssen zunächst erforscht und erkannt werden, ehe an ihre sinnvolle Ausnützung gedacht, oder wie beim Hochwasserschutz, beeinflußt werden können. Es werden daher die hydrologischen und z. T. auch die hydrogeologischen Grundlagen der österreichischen Wasserwirtschaft in kurzen Zügen dargestellt; der große Umfang dieser Forschungsgebiete zwingt dabei notwendigerweise zu Vereinfachungen und zu einer nur·· andeutenden Auswahl aus dem fast unüberschaubaren hydrographischen Beobachtungsmaterial. 1. Niederschläge, Höhe und regionale Verteilung

Die mittlere Niederschlagshöhe beträgt für österreich aufgrund des 50jährigen Mittels (1901-1950) rund 1190 mm. Infolge der starken orographischen Gliederung und des Umstandes, daß österreich in verschiedene klimatische und meteorologische Großräume hineinreicht, erfährt dieses Gesamtbild des Wasserreichturns mancherlei starke Modifikationen. Der Niederschlagseinfluß nimmt im allgemeinen von W nach 0 - etwas minder ausgeprägt - auch von S nach N ab, mit der wesentlichen Einschränkung jedoch, daß die hohen Gebirgsketten, die ganz österreich wie ein Rückgrat in ostwestlicher Richtung durchziehen, die Niederschläge verstärken und so hin die Stetigkeit der Niederschlagsverteilung unterbrechen. Es ist nicht so sehr der Alpenhauptkamm, der die höchsten Niederschläge aufweist, sondern der Bereich der nördlichen Kalkalpen, der die vom 11

Atlantik kommenden Regenwinde abfängt und zur Abgabe ihrer Feuchtigkeit zwingt. Khnliches gilt von der südlichen Gebirgskette, dem Karnischen Hauptkamm und den östlich anschließenden Karawanken, welche die von der nahen Adria kommenden feuchten Luftmassen zu kräftigen Niederschlägen veranlassen, die auch auf die Nordseite des Kammes übergreifen. Hinsichtlich der durchschnittlichen räumlichen Verteilung des Niederschlages sei hier auf die vom Hydrographischen Zentralbureau herausgegebene Isohyetenkarte für das Normaljahr 1901 bis 1950 verwiesen, aus der die unterschiedliche überregnung des Bundesgebietes hervorgeht (2). Wie daraus zu entnehmen ist, erhalten die exponierten Hochlagen der Alpen vor allem im Westen reichliche Niederschläge von mehr als 2500 mm im Jahresdurchschnitt, die im Wiener Becken und im nördlichen Burgenland bis auf weniger als 600 mm herabsinken. Dazwischen treten oft auf kleinem Raum beschränkt, sehr große örtliche Unterschiede auf, die insbesondere durch das Relief und durch die Windeinflüsse bedingt sind. Es ist daher verständlich, daß infolge abschirmender Wirkung hoher Gebirgsketten auch innerhalb der Alpen Trockeninseln auftreten, wie beispielsweise im oberen Inntal oder im ötztal. Die große unterschiedliche Niederschlagshöhe in den einzelnen Bundesländern zeigt, nach der Höhe des Niederschlages gereiht, nachstehende Tabelle (3). Tabelle 1 Mittlere Niede.rschlagshöhe In mm

Gebietsfläche in km!

Bundesland

Vorarlberg Salzburg Tirol Kärnten Oberösterreich Steiermark Niederösterreich mit Wien Burgenland

2.602 7.155 12.648 9.534 11.978 16.384 19.585 3.966

1.840 1.550 1.510 1.300 1.190 1.180 820 710

Bundesgebiet

83.852

1.190

Aber auch innerhalb der einzelnen Bundesländer ist der Anteil an den einzelnen Niederschlagsflächen sehr verschieden, wie aus Tabelle 2 hervorgeht (4). Tabelle 2 Flächenanteil an den Niederschlagsstufen in Prozent der Landesfläche:

Bundesland

Fläche km!

unte'r 1000 mm

Burgenland Kärnten Nö. mit Wien Oberösterreich Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg

3.966 9.534 19.585 11.978 7.155 16.384 12.648 2.602

100 27 82 52 6 45 13

Bundesgebiet

83.852

46

12

10001500

15002000

20002500

über 2500

46 12 27 43 34 34 22

23 5 14 41 18 46 47

4 1 6 9 2 7 28

1 1 1 -***) 3

28

21

45

0,5

-

*) **)

Anmerkung

'}) 45 km! 15 km!

~.,})

,}*~.)

42 km2

Aus dem langjährigen Durchschnitt der Niederschlagsverteilung ergibt sich folgende prozentuelle Flächenverteilung in den Bundesländern am Niederschlag unter und über 1000 mm. Tabelle 3 Flächenanteil arn Niederschlag unter und über 1000 rnrn in Prozent der Landesfläche Bundesland

Fläche in km 2

Burgenland Kärnten Niederösterreich mit Wien Oberösterreich Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg

Niederschlag unter 1000 rnm über 1000 rnrn 100 27 82 52 6 45 13

3.966 9.534 19.585 11.978 7.155 16.384 12.648 2.602

73 18 48 94 55 87 100

Niederschlag über 1000 rnm

unter 1000 mm Flächenanteil

1000/0

800/0

600/0

400/0

200/0

200/0

4OU/o

600/0

800/0

1000/0

Burgenland Kärnten Niederösterreich ".) Oberösterreich Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg Abb. 1, Flächen:mteil am Niederschlag unter und über 1000 mm

Auch die zeitliche Verteilung der Niederschläge weist in den einzelnen Gebieten große Unterschiede auf. In der Regel sind die größten Niederschläge in den Sommermonaten. Wie aus der Abbildung 2 hervorgeht, ist im Jahresablauf der durchschnittlichen Niederschläge für das Bundesgebiet ein deutliches Minimum in den Wintermonaten, während das Maximum in den Sommermonaten sich einstellt (3). Von den dargestellten Normalwerten treten aber oft gewaltige Abweichungen auf; so fielen beispielsweise im August 1958 im Kerngebiet des von einer Hochwasserkatastrophe nie gekannten Ausmaßes heimgesuchten Mürztales in weniger als 12 Stun"') Mit Wien.

13

Monatliche Niederschlagshöhe m mm

250 200 :ISSCS

.Jahr

150 -

100

Mittel

Durchschnitt 190 1- 1950

so

1---I---t---~~+---t---iI----+---+----1I----!---f='4 Trockenes Jahr

o 11

iII

IV

v

Vi

Vll

V [JJ

IX

x

XI

XI[

Abb. 2: Die zeitliche Verteilung der Niederschläge 1901-1950 (Nach Prof. Dr. W. Kresser)

den bis zu 500 mm Niederschlag. Die Topographie des Landes führt mit ihren ausgeprägten Gebirgszügen oft zu besonderen Stauungen im Wettergeschehen und damit zu extremer Niederschlagsbildung, eine der unbeeinflußbaren Hauptursachen oft ausgedehnter Hochwasser-Katastrophen (5). 2. Die Abflüsse und ihre Charakteristik Wegen der überwiegenden Bedeutung der Niederschlagshöhe für die Größe der Abflüsse wird man die größten Abflußspenden in österreich im westlichen Teil der nördlichen Kalkalpen, die geringsten im Nordostteil des Bundesgebietes finden. Die Werte des spezifischen Abflusses folgen in der Tat einem ähnlichen Verteilungsgesetz wie die des Niederschlages, doch ist die große Spanne, die zwischen den Extremwerten des spezifischen Abflusses liegt, sehr bedeutend. Die Bregenzer Ache erreicht Abflußspenden von 60 1/sec/km2 ; sehr hoch sind auch die spezifischen Abflüsse am Lech, an der Salzach und Saalach. Hoch sind auch die Abflüsse aus dem stark überregneten östlichen Teil der Kalkalpen, die im Gebiet um das Salzkammergut entspringen. Die Traun und Enns mit Einzugsgebieten von 4.300 bzw. 6.080 km 2 und einer mittleren Wasserführung von 130 bzw. 200 m 3 /s haben noch in der Nähe ihrer Mündung in die Donau Abflußspenden von 35 bis 361/sec/km 2 • Interessant ist der Wechsel der Abflußspenden am Inn, dem Hauptfluß des westlichen österreichs, die bereits geringer ist als bei den vorgenannten. Der Inn kommt, ebenso seine Hauptzubringer, aus Gebieten relativer Trockenheit. Von seinem Einzugsgebiet, das bis Kufstein rund 9.500 km 2 umfaßt, gehören bis dorthin nur rund 15010 den niederschlagsreichen Kalkalpen an. Dieser Fluß, der aus schwächer überregneten Gebieten gegen den an Feuchtigkeit reicheren Nordrand der Alpen fließt, und schließlich ins Alpenvorland hinaustritt, zeigt das paradoxe Verhalten, daß seine spezifischen Abflüsse nicht mit der Lauflänge abnehmen, wie es sonst die Regel ist, sondern eher zunehmen; sie betragen nach o. Lanser beim Eintritt des Inn nach Tirol 30,2, bei Innsbruck 28,9, bei Kufstein wieder 30,5 und sogar noch bei Schärding - bei einem Einzugsgebiet von rund 25.700 km~ - 29,5 l/s/km 2 • 14

Eine ständige Abnahme der Abflußspende mit zunehmender Lauflänge hat die Mur. Ihre Abflußspende beträgt bei Judenburg noch 20,1, oberhalb der Einmündung der Mürz 18,6, unterhalb von Graz sinkt sie auf 16,71!s/km2 ab. Der Kamp weist nur mehr 91!s/km 2 als Abflußspende aus seinem rund 1.500 km 2 umfassenden Einzugsgebiet auf. Die Wulka, der Hauptzubringer des Neusiedlersees, hat unter den österreichischen Gewässern mit nur 2,6 1!s/km2 die kleinste Abflußspende. Lanser weist in seiner übersichtlichen Darstellung (1) darauf hin, daß die Donau mit ihrer wachsenden Abflußspende in ihrem Verlauf die vielfältigen Einflüsse deutlich wiederspiegelt: die Donau, die alle Abflüsse der Nordalpen, des Alpenvorlandes und der Südabdachung der Böhmischen Masse aufnimmt und die auch noch jene des Schwäbischen und Fränkischen Jura mit ihrem ganz anders gelagerten Regime aus Bayern her mitbringt, hat eine Abflußspende vor der Innmündung von 12,41/s/km2 • Nach der Inneinmündung, dem mächtigen Alpenfluß, wird die Abflußspende sprunghaft auf 18,7l/s/km 2 erhöht; sie sinkt dank der reichlichen Zuflüsse aus den Bergen im weiteren Lauf durch Osterreich nicht mehr ab. Erst die March drückt mit ihrem Flachlandsflußregime auch in der Donau den Wert der Abflußspende wieder auf 15,81!s/km2 herab. Der bedeutende Fluß im Süden Osterreichs, die Drau, mit einer Länge von etwa 650 km, mündet in der Nähe von Osseg (Osijek) in die Donau und dort beträgt die Abflußspende 16,81!s/km2 ; flußaufwärts steigt dieser Wert bis zur österreichischen Grenze auf rund 26, bei Villach auf 30, bis Oberdrauburg, an der Grenze von Osttirol und Kärnten, auf etwa 34,61/s/km2 • Zwischen Lienz und Spittal strömen der Drau die Abflüsse der stark vergletscherten Südseite der Hohen Tauern zu und zeigen so die hiefür charakteristischen Wasserführungen auf. Aus den gegebenen Niederschlagsverhältnissen, der Geologie und Topographie in den Einzugsgebieten der österreichischen Flüsse ergeben sich für sie die vorhin angedeuteten Abflußverhältnisse. Prof. W. Kresser (3), der frühere Leiter des Hydrographischen Zentralbureaus, hat entsprechend dem unterschiedlichen Jahresrhythmus im Abfluß der Gewässer Osterreichs folgende zutreffende Einteilung gemacht: a) Gletscherabflüsse: Sie sind durch außerordentlich gennge Abflußmengen im Winter und ausgeprägte Abflußspitzen im Sommer mit etwa der 50-fachen Monatsfracht im Juli gegenüber dem Minimum im Februar, gekennzeichnet. Mit der Abnahme des Vergletscherungsgrades oder der Höhe des Niederschlagsgebietes gleichen sich die extremen Abflußschwankungen aus. b) Gebirgsflüsse mit Gletschereinfluß: Bei diesen Gewässern ist das Verhältnis zwischen Winter- und Sommerabflußfracht bereits etwas gemildert. Das Maximum der Jahresganglinie hat sich in den Juni vorverschoben und ist schon bedeutend breiter als bei den Gletscherbächen. c) Gebirgsflüsse ohne Gletschereinfluß : Die Jahresschwankungen der Jahresabflüsse sind ausgeglichener und die größte Monatsfracht im Mai beträgt kaum mehr als das 8-fache der minimalen Fracht im Feber oder Jänner. Es soll noch erwähnt sein, daß nicht nur größere Vorfluter diesen Abflußtyp aufweisen, sondern auch die unvergletscherten Zubringer der größeren Gebirgsflüsse, wie Inn, Salzach, Mur u. a. d) Gewässer aus den Voralpen und aus der Böhmisdlen Masse: Hier muß hinsichtlich der Abflußverteilung zwischen den südlichen und nördlichen Zubringern der Donau unterschieden werden. Bei recht ausgeglichenem Jahresgang

15

haben die Voralpenflüsse das Maximum der Wasserführung im Mai, die Gewässer aus äer böhmischen Masse dagegen im März oder April. Die monatlichen Spenden aufeinanderfolgender Jahre sind jedoch, je nach deren Witterungscharakter, in beiden Untergruppen sehr verschieden und die Ganglinien zeigen vor allem in der zweiten Jahreshälfte oft einen vom Regeljahr sehr abweichenden Verlauf. e) Gewässer aus Beckenlandschaften und aus dem tertiären Hügelland: Der Jahresgang des Abflusses ist schon weitgehend ausgeglichen und wird besonders bei den Gewässern des Wiener Beckens durch das Grundwasser stark beeinflußt. Von einer charakteristischen Jahresverteilung der Abflußmengen kann nicht mehr gesprochen werden. Lediglich im Frühjahr ist infolge der Schneeschmelze in der Regel ein schwacher Anstieg der Wasserführung festzustellen, der jedoch in den übrigen Monaten recht unregelmäßige Schwankungen aufweist. f) Hauptvorfluter:

In der Abflußverteilung der großen Gewässer, wie des Inn unterhalb der Salz ach und der Donau, sowie der Mur und der Drau an der Staatsgrenze, kommt die Wirkung der verschiedenen Einflüsse zum Ausdruck und es bildet sich eine Art Summentyp heraus. Immerhin zeigen die monatlichen Wasserfrachten eine sehr ausgeprägte Verteilung, aus der man den Grundcharakter des Gesamt-Einzugsgebietes herauslesen kann. Dies gilt insbesondere für den verhältnismäßig starken Anstieg der Ganglinien im Frühjahr, die allgemein eine unverkennbare Ähnlichkeit mit jenen der Gebirgsflüsse aufweisen. Die Abbildung 3 gibt ein Schaubild über die vorstehende Einteilung der österreichischen Gewässer nach Abflußtypen nach Prof. W. Kresser (3). Das Relief österreichs, das von den über 3.000 m hoch gelegenen Gletschern der Hochregionen über das Alpenvorland und die Hügelgebiete bis zu den nicht viel über 100 m liegenden Flachgebieten reicht und die geologischen Verhältnisse und die klimatischen Gegebenheiten, ergeben die vorhin aufgezeigten Abflußcharakteristika der Gewässer österreichs mit ihren vielgestaltigen übergängen. Wie sehr das Verhältnis zwischen kleinster und größter Wasserführung bei einzelnen Gewässern variiert, zeigt die folgende Tabelle 4 (zusammengestellt von Prof W. Kresser). Tabelle 4 Abflußschwankungen österreichischer Gewässer im Jahrzehnt 1951-1960 (3) Gewässer/Maßstelle

RheinlLustenau Inn/lnnsbruck. Venter Ache/Vent Salzach/Salzburg Enns/Enns March/Angern Raab/Feidbach Mur/Landscha ViIlgratenbach/A. ViIIgraten GaillFederaun Drau/Neubrück.c Donau/Nußdorf

16

Einzugsgebiet in km 2 6.122 5.794 165 4.427 6.071 25.624 690 8.340 165 1.305 10.415 101.700

Qmin n=-Qmax : 49 1 : 49 1 : 320 1 : 65 : 220 : 36 1 : 395 19,5 29 26,5 17 19

11

III

IV

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