Frontin Kriegslisten: Lateinisch und Deutsch [3., unveränderte Auflage, Reprint 2022]
 9783112650387

Table of contents :
INHALT
EINFÜHRUNG
LEBEN UND PERSON
WERKE
STIL
DIE 'STRATEGEMATA'
KRIEGSLISTEN IN DER LITERATUR
FRONTINS QUELLEN
MILITÄRISCHER UND GESCHICHTLICHER WERT
NACHLEBEN
AUSGABEN
ÜBERSETZUNGEN
ÜBERLIEFERUNG
LITERATUR
ABKÜRZUNGEN
IULI FRONTINI
Erstes Buch: Maßnahmen vor dem Kampf
1. Über Tarnung der eigenen Pläne
2. Über Erkundung der feindlichen Pläne
3. Wie man die Art der Kriegführung wählt
4. Wie man mit dem Heer durch Gelände, das vom Feind gefährdet ist, hindurchkommt
5. Wie man aus schwierigem Gelände entkommt
6. Über Hinterhalt auf dem Marsch
7. Wie man über eigene Mängel hinwegkommt oder ihnen abhilft
8. Uber Zersplitterung der feindlichen Kräfte
9. Wie man eine Meuterei unterdrückt
10. Wie einem unzeitigen Verlangen nach Kampf Einhalt geboten wird
11. Wie das Heer zum Kampf angefeuert werden soll
12. Wie man die Furcht verscheucht, die die Soldaten wegen schlimmer Vorzeichen erfaßt hat
Zweites Buch: Maßnahmen im Kampf und nach dem Kampf
1. Wie man den Zeitpunkt des Kampfes wählt
2. Wie man den Ort des Kampfes wählt
3. Wie man die Truppen aufstellen soll
4. Wie man die feindlichen Linien in Verwirrung bringt
5. Über Hinterhalt
6. Von der Freigabe des eingeschlossenen Feindes, damit er nicht aus Verzweiflung den Kampf wieder erneuert
7. Wie man Mißerfolge verheimlicht
8. Wie man die Schlachtlinie durch feste Haltung wieder herstellt
9. Wie man nach einem Erfolg den Krieg zu einem glücklichen Ende führt
10. Wie man nach einem Mißerfolg die Scharte auswetzt
11. Wie man die Treue der Schwankenden behält
12. Was zum Schutz des Lagers getan werden soll, wenn man sich auf die verfügbaren Truppen nicht ganz verlassen kann
13. Vom Rückzug
Drittes Buch: Maßnahmen zur Erstürmung und Verteidigung von Städten
1. Vom überraschenden Angriff
2. Wie man die Belagerten täuscht
3. Wie man zum Verrat verlockt
4. Wie man die Feinde in Not versetzt
j . Wie man die Überzeugung bewirkt, daß die Belagerung anhalten werde
6. Wie man die feindlichen Besatzungen zersplittert
7. Wie man Flüsse ableitet und Wasser verdirbt
8. Wie man den Belagerten Angst einjagt
9. Über den Ansturm auf einer anderen Seite, als man erwartet wird
10. Über das Anlegen eines Hinterhalts, in den man die Belagerten herauslockt
11. Vom vorgetäuschten Rückzug
12. Wie man die eigene Mannschaft zu größerer Sorgfalt anspornt
13. Wie man Boten entsendet und empfängt
14. Wie man Hilfstruppen hereinbringt und Vorräte herbeischafft
15. Wie man den Eindruck erweckt, daß in Fülle da sei, was tatsächlich knapp ist
16. Wie man Verrätern und Überläufern entgegenzutreten hat
17. Über Ausfälle
18. Über die Ausdauer der Belagerten
Viertes Buch: Feldherrentugenden
1. Über Disziplin
2. Über die Auswirkung der Disziplin
3. Über Mäßigung
4. Über Gerechtigkeit
5. Über Festigkeit
6. Über Gefühl und Milde
7. Über verschiedene Maßnahmen
ERLÄUTERUNGEN
NACHTRÄGE ZUR ZWEITEN AUFLAGE
REGISTER

Citation preview

SCHRIFTEN UND QUELLEN DER ALTEN WELT HERAUSGEGEBEN VOM ZENTRALINSTITUT FÜR ALTE GESCHICHTE UND ARCHÄOLOGIE DER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN DER DDR

BAND 10

FRONTIN KRIEGSLISTEN

LATEINISCH UND DEUTSCH VON GERHARD BENDZ 3., unveränderte Auflage

AKADEMIE-VERLAG BERLIN 1987

Redaktor der Reihe: Günther Christian Hansen Gutachter dieses Bandes: Gerhard Perl und Fritz Plagemann Redaktor dieses Bandes: Gerhard Perl

ISBN 3-05-000128-3 ISSN 0080-696X

Erschienen im Akademie-Verlag Berlin, DDR-1086 Berlin, Leipziger Str. 3—4 © Akademie-Verlag Berlin 1963 Lizenznummer: 202 • 100/73/87 Printed in the German Democratic Republic Offsetdruck und buchbinderische Verarbeitung: VEB Druckerei „Thomas Müntzer", 5820 Bad Langensalza LSV 7381 Bestellnummer: 750 751 1 (2066/10) 02200

INHALT Einführung

• •

Leben und Person i — Werke 2 — Stil 3 — Die 'Strategemata': Abfassungszeit 3 • Disposition 4 • Das vierte Buch 4 • Dubletten • Interpolationen 5 — Kriegslisten in der Literatur 6 — Frontins Quellen 7 — Militärischer und geschichtlicher Wert 8 — Nachleben 9 — Ausgaben 9 — Übersetzungen 10— Überlieferung 11 — Literatur 13 — Abkürzungen 1 j K r i e g s l i s t e n , lateinisch und deutsch

16

E r s t e s B u c h : Maßnahmen vor dem Kampf

16

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Über Tarnung der eigenen Pläne Über Erkundung der feindlichen Pläne Wie man die Art der Kriegführung wählt Wie man mit dem Heer durch Gelände, das vom Feind gefährdet ist, hindurchkommt Wie man aus schwierigem Gelände entkommt Über Hinterhalt auf dem Marsch Wie man über eigene Mängel hinwegkommt oder ihnen abhilft . . . Uber Zersplitterung der feindlichen Kräfte Wie man eine Meuterei unterdrückt Wie einem unzeitigen Verlangen nach Kampf Einhalt geboten wird Wie das Heer zum Kampf angefeuert werden soll Wie man die Furcht verscheucht, die die Soldaten wegen schlimmer Vorzeichen erfaßt hat

Z w e i t e s B u c h : Maßnahmen im Kampf und nach dem Kampf 1. 2. 3. 4. 5. 6.

18 24 26 28 34 44 44 46 50 52 J4 60 64

Wie man den Zeitpunkt des Kampfes wählt Wie man den Ort des Kampfes wählt Wie man die Truppen aufstellen soll Wie man die feindlichen Linien in Verwirrung bringt Über Hinterhalt Von der Freigabe des eingeschlossenen Feindes, damit er nicht aus Verzweiflung den Kampf wieder erneuert 7. Wie man Mißerfolge verheimlicht 8. Wie man die Schlachtlinie durch feste Haltung wieder herstellt . . .

64 70 74 84 88 106 108 112

9. Wie man nach einem Erfolg den Krieg zu einem glücklichen Ende führt

116

Inhalt

VI

10. Wie m a n nach einem Mißerfolg die Scharte auswetzt 11. Wie m a n die Treue der Schwankenden behält

118 120

12. Was zum Schutz des Lagers getan werden soll, w e n n m a n sich auf die verfügbaren T r u p p e n nicht ganz verlassen kann i } . V o m Rückzug

122 124

D r i t t e s B u c h : Maßnahmen Städten 1. 2. 3. 4. j. 6. 7. 8. 9. 10.

zur

Erstürmung

und

Verteidigung

von

V o m überraschenden Angriff Wie m a n die Belagerten täuscht W i e m a n zum Verrat verlockt W i e m a n die Feinde in N o t versetzt Wie man die Überzeugung bewirkt, daß die Belagerung anhalten werde Wie m a n die feindlichen Besatzungen zersplittert Wie m a n Flüsse ableitet und Wasser verdirbt Wie m a n den Belagerten Angst einjagt Über den A n s t u r m auf einer anderen Seite, als man erwartet wird . . . Über das Anlegen eines Hinterhalts, in den man die Belagerten herauslockt . . .

128 130 130 134 136 136 138 140 142 144 146

11. V o m vorgetäuschten Rückzug

150

12. 15. 14. 15.

150 152 154

Wie man Wie m a n Wie m a n Wie m a n k n a p p ist

die eigene Mannschaft zu größerer Sorgfalt anspornt . . . Boten entsendet und empfängt Hilfstruppen hereinbringt und Vorräte herbeischafft . . . den E i n d r u c k erweckt, daß in Fülle da sei, was tatsächlich

16. Wie m a n Verrätern und Überläufern entgegenzutreten hat 17. Über Ausfälle 18. Über die Ausdauer der Belagerten V i e r t e s B u c h : Feldherrentugenden 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Über Über Über Über Über

Disziplin d i e A u s w i r k u n g der Disziplin Mäßigung Gerechtigkeit Festigkeit

Über G e f ü h l und Milde Über verschiedene M a ß n a h m e n

154 1 j6 158 162 164 164 174 176 178 180 186 186

Erläuterungen

198

Nachträge zur zweiten Auflage Register

244 245

1 Sachregister

245

2. Namenregister

*5J

EINFÜHRUNG LEBEN

UND

PERSON

Uber das Leben und die persönlichen Verhältnisse des Sextus Iulius Frontinus wissen wir nicht viel. Einige spärliche Notizen bei zeitgenössischen Schriftstellern und in seinen eigenen Werken geben uns lediglich einen unvollständigen Umriß. Tacitus (Hist. 4,39) erwähnt zum Jahr 70 n. Chr., daß eine Senatssitzung am 1. Januar von Frontin als städtischem Prätor einberufen wurde. Er durfte aber die Prätur nicht bis zum Ende des Amtsjahres ausüben, sondern wurde mit anderen Aufgaben betraut. Tacitus bemerkt darüber nur kurz: „Bald darauf legte Frontin unter Leistung des Rechenschaftseides die Prätur nieder, und der Thronfolger Domitian übernahm das Amt." Aus Strat. 4,3,14 geht hervor, um was für einen neuen Auftrag es sich handelte. Dort wird erzählt, wie Frontin unter den Auspizien Domitians im Kriege gegen den Rebellen Iulius Civilis in Gallien durch Mäßigung und Klugheit die Unterwerfung der Lingonen, eines gallischen Volksstammes, herbeiführte. Im Jahre 73 erlangte Frontin sein erstes Konsulat und wurde darauf, wie es zur üblichen Ämterlaufbahn gehörte, zum Statthalter einer Provinz ernannt. Ihm fiel Britannien zu, eine ganz junge Provinz, die vom Kaiser Claudius im Jahre 43 unterworfen und dem römischen Imperium angegliedert worden war, deren kriegerische Stämme aber keineswegs die Waffen niedergelegt hatten. Vier Jahre lang widmete sich Frontin der Verwaltung und Verteidigung dieser Provinz, bis er im Jahre 78 durch Agricola, den Schwiegervater des Tacitus, abgelöst wurde. Mit größter Anerkennung erwähnt Tacitus in seiner Biographie des Agricola (17,2) diese Tätigkeit Frontins: „Die schwere Aufgabe wurde von Iulius Frontinus bewältigt, einem großen Mann, soweit es gestattet war, groß zu sein (vir magnus, quantum licebaf). Er unterwarf den kräftigen und kriegerischen Silurerstamm und überwand dabei nicht nur die tapferen Feinde, sondern auch das schwierige Gelände." Ob sich auf diese Zeit Strat. 1,5,26 bezieht (man muß dann erst mit Dederich das überlieferte Ligures in Silures ändern), ist sehr zweifelhaft. Den Krieg Domitians im Jahre 83 gegen die Chatten, einen germanischen Volksstamm im jetzigen Hessen, muß Frontin mitgemacht haben, denn er führt wiederholt aus diesem Kriege Strategeme an: 1,1,8; 1,3,10; 2,3,23 (vgl. auch 2,11,7). Wahrscheinlich war Frontin um das Jahr 90 Statthalter der Provinz Asien. Im JaJire 97 wurde er Curator aquarum, d. h. Vorsteher der staatlichen Wasserleitungen, und behielt wahrscheinlich bis zum Ende seines Lebens dieses Amt, das er mit größter Fürsorge und Tatkraft verwaltete. Im folgenden Jahre, 98, bekleidete er, zusammen mit Kaiser Traian, zum zweiten Mal das Konsulat. Noch ein drittes Mal wurde er im

2

Einführung

Jahre 100 zum Konsul ernannt, ebenfalls mit Traian. Auch das Priesteramt eines Auguren fiel ihm zu, wie wir durch einen Brief seines Freundes Plinius d. J . (Epist. 4.8,3) wissen, der sein Nachfolger in diesem Amt wurde. Das Todesjahr Frontins ist etwa um IOJ anzusetzen. Irgendein Denkmal wünschte er für sein Grab nicht. Der jüngere Plinius (Epist. 9,19,6) führt seine eigenen Worte an: „Der Aufwand für ein Denkmal ist überflüssig; die Erinnerung an uns wird bestehen, wenn wir es durch unser Leben verdient haben."

WERKE Die literarische Tätigkeit dieses ehrenhaften Mannes bewegt sich ganz auf dem sachlich-technischen Gebiet, und er soll von Kaiser Traian deswegen gerühmt worden sein. Sein Erstlingswerk widmete er der Feldmeßkunst. Wir besitzen davon in der Sammlung der römischen Feldmesser (Corpus Agrimensorum) mehrere Stücke, die unter seinem Namen überliefert oder ihm zuzuschreiben sind. Es gebührt ihm sogar die Ehre, auf diesem Gebiet der erste römische Schriftsteller gewesen zu sein. Das Werk wurde unter Domitian (81—96) verfaßt, und zwar wahrscheinlich in den früheren Jahren seiner Regierung. Ein Werk über Kriegswesen (De re militari), auf das Frontin durch die Eingangsworte der 'Strategemata' hindeutet, ist verlorengegangen. Es wird von Vegetius (um 400 n. Chr.) als Quelle erwähnt. Da nun Kapitelüberschriften bei Vegetius mit Kapitelüberschriften in den 'Strategemata' Frontins zusammenfallen, liegt der Schluß nahe, daß Frontin in den 'Strategemata' ungefähr dieselbe Disposition wie in seinem früheren Werk 'De re militari' befolgte und vielleicht sogar mit den 'Strategemata' in ziemlich parallellaufendem Bericht die Darstellung des größeren, systematischen Werkes über Taktik durch anschauliche Beispiele beleuchten wollte. Mit den 'Strategemata', die auch noch unter Domitian verfaßt sind, werden wir uns weiter unten eingehender beschäftigen. Bald nach seiner Ernennung zum Curator aquarum im Jahre 97 fing Frontin an, ein Werk über die Wasserleitungen und die Wasserversorgung Roms (De aquis) zu schreiben. Wie sich aus dem Werk selbst ergibt, wurde es nicht mehr unter dem Kaiser Nerva (96—98), sondern erst unter Traian vollendet. Die Schrift ist uns in beschädigtem Zustand überliefert (herausgegeben von F. Krohn, Leipzig 1922), aber für unsere Kenntnis des behandelten Gegenstandes von geradezu einzigartiger Bedeutung. Mit rühmenswertem beruflichem Ehrgefühl stellt Frontin sich ernstlich die Aufgabe, die Wasserleitungen, die Rom mit Wasser versahen, genau zu beschreiben, über Wassermenge und Nutznießer jeder einzelnen Auskunft zu geben, ferner die Mißgriffe der bestechlichen Unterbeamten zu rügen, um schließlich seine eigene kluge Neuordnung gebührend hervorzuheben und an die einschlägige Gesetzgebung zu erinnern. Stolz und selbstbewußt, aber sicher berechtigt sind seine Worte über die eigene Leistung (De aquis 88): „Die weltbeherrschende Stadt wird diese Fürsorge ihres Princeps, des guten Kaisers Nerva täglich mehr erkennen, da für ihre Gesund-

Einführung

3

heit durch die Vermehrung von Anlagen aller Art im Dienst der Wasserzufuhr Sorge getragen ist . . . Nicht einmal das verdunstende Wasser macht mehr Beschwerde. Das Äußere der Stadt ist sauberer, die Luft frischer, und die Ursachen der ungesunden Dünste, durch die die städtische Atmosphäre unserer Vorfahren einen so üblen Ruf erhielt, sind beseitigt." Sogar allzu römisch-selbstgefällig klingen die Worte im Kap. 16: „Und mit diesen vielen notwendigen Wasserleitungen sollte man wirklich die nutzlosen Pyramiden und die unpraktischen, aber hoch gepriesenen Bauten der Griechen vergleichen!" Wer aber einmal einen Eindruck von der auffallenden technischen Schönheit der Aquädukte der römischen Campagna oder des Pont du Gard in Südfrankreich empfangen hat, der weiß, wo das römische Gegenstück zum Parthenon zu finden ist. Der wird sich auch freuen, mit einem der tüchtigsten Männer, die hinter dieser bewundernswerten römischen Technik standen, bekannt zu werden.

STIL Die nüchterne Sachlichkeit, die Frontin in seiner beruflichen Tätigkeit an den Tag legte, kennzeichnet auch seinen literarischen Stil. Zwar drechselt er gern lange Perioden, so daß z. B. ein Strategem mehrmals aus einem einzigen Satzgefüge besteht, aber es scheint dies um der sachlichen Geschlossenheit und Bündigkeit willen geschehen zu sein. Rhetorischer Stilmittel hat er sich nicht ganz enthalten, wie ja von einem Autor der Kaiserzeit auch nicht anders zu erwarten war. So spielen die Alliteration und der Satzrhythmus eine große, wenngleich keineswegs beherrschende Rolle. Als Fachschriftsteller widmet er dem Stoff ein größeres Interesse als der Form und kann überhaupt irgendwelche Ansprüche auf stilistische Meisterschaft nicht erheben. Sein Stil ist sogar manchmal schwerfällig, unschön und holprig. Ferner steht er eben als Fachschriftsteller in mehrfacher Hinsicht der Umgangssprache nahe und nimmt dabei bisweilen in recht auffälliger Weise die Sprache einer weit späteren Latinität vorweg. Bei alledem liest er sich ganz angenehm, da sein Stil, wie der Verfasser selbst, unbefangen und schlicht, sachlich und nüchtern ist. Man könnte auf Frontin die Worte beziehen, mit denen Quintilian 1 0 , 1 , 1 1 4 die Sprache Caesars kennzeichnet: eodem animo dixisse, quo bellavit („er habe in demselben Geist gesprochen, in dem er Krieg führte").

DIE

'STRATEGEMATA' ABFASSUNGSZEIT

Die 'Strategemata' Frontins sind während der Regierung Domitians (81—96) verfaßt. Dieser Kaiser wird nämlich mehrmals als lebend erwähnt: 1,1,8. 3,10; 2,3,23. 1 1 , 7 ; 4,3,14. Da schon im ersten Buch ein Krieg Domitians gegen die Germanen erwähnt wird, kann das Werk nicht vor 84 begonnen worden sein (vgl. oben S. 1).

Einführung

4

Sehr glaubhaft ist die Annahme Gundermanns (Quaestiones 3 1 8 f.), daß mit den Worten eo hello, quo victis bostibus cognomen Germamci meruit (Strat. 2 , 1 1 , 7 ) der erste Germanenkrieg zum Unterschied von dem Aufstand des Jahres 88 bezeichnet wird und daß somit das Jahr 88 als Terminus ante quem betrachtet werden muß. DISPOSITION D i e Disposition der 'Strategemata* ist klar und eindeutig und wird in der Vorrede folgendermaßen dargelegt: „ D a s erste Buch enthält die Beispiele, die sich auf den noch nicht begonnenen K a m p f beziehen, das zweite diejenigen, die zum K a m p f und zum erreichten Friedensschluß gehören, das dritte endlich enthält Strategeme für die Durchführung oder die Brechung einer Belagerung. Diese verschiedenen Abteilungen haben sodann ihre Unterabteilungen erhalten." D a s klingt ja ganz vernünftig und ist auch ganz vernünftig durchgeführt. A u c h innerhalb der Kapitel werden die Strategeme einigermaßen nach sachlichen Gesichtspunkten geordnet, so daß inhaltlich verwandte Kriegslisten gruppenweise zusammengestellt werden, wobei die Zusammengehörigkeit gern auch noch formal durch Wiederholung

namentlich

typischer Fachausdrücke hervorgehoben wird. D i e v o n Valerius Maximus in seiner Beispielsammlung (s. unten S. 7) streng durchgeführte Zerlegung in römische und auswärtige Beispiele wird von Frontin nur in dem Maße befolgt, wie es die sachliche Gruppierung zuläßt. Ziemlich durchgängig dagegen stehen bei Frontin die Beispiele der Seekriegführung am Schluß der Kapitel. DAS V I E R T E BUCH Das vierte Buch wird in der Praefatio nicht erwähnt, nur wird durch die Definition der strategemata (Kriegsb'sten) als einer Spezies, einer Unterabteilung der strategica, auf das Restmaterial, aus dem später das vierte Buch hervorwuchs, hingewiesen. Die strategica sind bemerkenswerte Feldherrntaten allgemeinerer und vorwiegend „moralischer" A r t (es handelt sich um Disziplin, Mäßigung, Entschlossenheit, Gerechtigkeit usw.). Das nachgetragene Buch wurde v o n Wachsmuth im Jahre 1860 für unecht erklärt, und man hat dieser Ansicht lange allgemein beigepflichtet, besonders nachdem Eduard Wölfflin 1875 und Gundermann 1888 der Unechtheitstheorie weiteres Material zugeführt hatten. Verteidigungen blieben freilich nicht aus (Fritze 1888, Esternaux 1889, Kortz 1 8 9 3 , Connor 1 9 2 1 ) , aber sie vermochten die weit verbreitete Skepsis der gelehrten Welt nicht zu beseitigen. In meiner Untersuchung über, ,Die Echtheitsfrage des viertenBuches der frontinschen Strategemata" ( 1 9 3 8 ) glaube ich aber einleuchtend nachgewiesen zu haben, daß Frontin selbst auch dieses Buch geschrieben hat. Die sprachlichen und quellenkritischen Übereinstimmungen 1 zwischen den beiden Teilen des Werkes sind sehr tiefgehend und schlagend und lassen sich bis in die 1

Es sei z. B. darauf hingewiesen, daß Strat. 4,7,16 bei Vegetius 3,21 in sehr verwandter Form wiederkehrt, und zwar in einem Kapitel, für das die verlorene taktische Schrift Frontins sicher Quelle

Einführung

5

kleinsten Einzelheiten verfolgen, während sich anderseits die nicht zu bestreitenden Unebenheiten und Mängel des vierten Buches noch fast durchweg aus seiner Nachtragsfunktion erklären lassen. Sehr eigentümlich bleibt dabei zunächst der Ausdruck et ipse der Vorrede des vierten Buches, der entweder nicht zu halten ist (Fritze konjiziert et ipsa, d. h. „auch bei diesem Restmaterial") oder durch ein Gedankenanakoluth erklärt werden muß, wie ich es in meiner oben angeführten Arbeit S. 22ff. versucht habe („auch ich" wie die mit den Worten si quiforte in aliqua ex bis incidissent angedeuteten Quellenschriftsteller). Jedenfalls ist festzuhalten, daß et ipse auch für die Vertreter der Unechtheit schwer erklärbar ist, da doch der vermeintliche Fälscher eine so weitgehende stilistische Nachahmungsfähigkeit bekundet, daß man ihm eine Selbstentlarvung schon in der Vorrede kaum zumuten kann. DUBLETTEN.INTERPOLATIONEN

Ein zweites Rätsel bleibt in den Dubletten bestehen. Es werden nämlich besonders im vierten Buch Strategeme in fast wortgetreuer Form aus den früheren Büchern wiederholt. Es handelt sich um folgende Fälle: i , i , i i = 1,5,13; 1,5,12 ==4,5,8; 1,5,14 = 4 . 5 . 9 ; M . i J = 4 . 5 . i o ; I.IO.I =4.7.6; 1,11,3 = 4 . 5 . n ; 2,4,15 =4,7,40; 2,4,16 = 4,7,41. Zu bemerken ist, daß sich ein Beispiel für diese Wiederholung auch innerhalb des ersten Buches findet, wo man sich daher durch Annahme einer Interpolation helfen wollte. Bezeichnenderweise war aber darüber keine Einigkeit zu erreichen, welches der beiden Strategeme als interpoliert gelten sollte. Mit der Annahme von Interpolation ist überhaupt in den 'Strategemata' Frontins viel Unfug getrieben worden. Daß in seinem Werke allem Anschein nach das eine oder andere Stück interpoliert sein könnte, ist zwar ebensowenig zu bestreiten, wie daß gerade eine Beispielsammlung dazu leicht herausfordern konnte 1 . Aber im Hinblick auf die vielen sachlichen und sprachlichen Mängel des ganzen Werkes darf mit Athetierung nur sehr vorsichtig vorgegangen werden, und es kann nicht zulässig sein, andere Stücke auszuscheiden als diejenigen, die einen ganz auffallenden Interpolationscharakter zur Schau tragen. Die Mehrzahl der vielen Beispiele vom Typ Idem fecit usw., die von Gundermann nach dem Vorgang Wachsmuths und Wölfflins ausgeschieden worden sind, läßt sich Frontin sehr wohl zutrauen. Ähnliches kommt bei dem Griechen Polyainos vor und konnte sogar der literarischen Gattung angehören. Die Interpolationstheorie ist auch bei den Dubletten verfehlt. Man muß sich u. a. vergegenwärtigen, daß es neben den wortgetreuen Dubletten eine ganze Reihe gewesen ist, wie sich schon aus der Übereinstimmung zwischen dem Inhalt des fraglichen Kapitels bei Vegetius (vgl. die Überschrift Viam abscedendi bostibus dandam, ut deleantur facilius fugientes sowie im Text selbst die Worte clausis ex desperatione crescit audacia) und einer Kapitelüberschrift des zweiten Buches der frontinischen Strategemata (2,6 De emittendo hoste, nt clausus proelium ex desperatione redintegret) ergibt; vgl. Bendz, Echtheitsfrage 81 ff. 1 In der Vorrede des ganzen Werkes (Strat. 1 pr. 3) lädt Frontin sogar dazu ein: facile erit sub quaque specie suggerere. nam cum hoc opus, sicut cetera, usus potius aliorum quam meae commendationis causa aggressus sim, adiuvari me ab bis, qui aliquid Uli astruent, non argui credam.

6

Einführung

Strategeme gibt, die im wesentlichen nur paraphrasierte Doppelfassungen sind. Man vergleiche miteinander: 1,4,9 unc ^ 9&'< I»5>1° 5,9.9; 1,5,24 und 2,12,4; 1,9,4 und 4,5,2; 2,8,11 und 4,1,29; 3,16,1 und 4,7,36; 4,2,5 und 4,2,7. Es stellt sich heraus, daß Frontin sich erlaubt hat, dieselbe Geschichte entweder in Umschreibung oder wortgetreu noch ein zweites Mal zu erzählen, und zwar wohl fast durchgängig, weil er sie unter mehr als einem Gesichtspunkt für aufschlußreich hielt. Das ist alles. Man mag zugeben, daß die wörtlichen Dubletten eigentümlich anmuten, aber von hier bis zur Annahme der Unechtheit des vierten Buches ist ein gewaltiger Schritt. Was somit das vierte Buch betrifft, so ist es sicher von Frontin geschrieben, obgleich festgestellt werden muß, daß es durch dispositionelle und stilistische Mängel einen weniger guten Eindruck als die drei ersten hinterläßt. Dies ließe sich aber wenigstens teilweise dadurch erklären, daß der Nachtrag mehrere Jahre nach dem Hauptteil — allerdings wie dieser vor 96 n. Chr. — in größter Eile, vielleicht um ein Restmaterial nutzbar zu machen, herausgegeben sein könnte.

KRIEGSLISTEN

IN D E R

LITERATUR

Als literarischer Stoff erscheinen die Kriegslisten zunächst als nebensächliches Element, und zwar nicht nur bei den M i l i t ä r s c h r i f t s t e l l e r n überhaupt, sondern gelegentlich auch bei den Geschichtsschreibern. Militärische Schriftstellerei systematischer Art wurde von den Griechen in ziemlich großem Umfang ausgeübt. Um die Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. schrieb Aineias Taktikos ein großes und bedeutendes Handbuch für Feldherren, von dem ein Bruchstück über Städteverteidigung erhalten ist. Eine ähnliche Unterweisung des Feldherrn wurde um 50 n. Chr. durch Onosandros herausgegeben. Wenig früher verfaßte Asklepiodotos ein Werk über Taktik, das dem Aelian (unter Traian) als Quelle diente, der seinerseits von Arrian (unter Hadrian) benutzt wurde. Bei den Römern hatten vor Frontin der ältere Cato (234—149) und Celsus (zur Zeit des Augustus und Tiberius) über Kriegskunst (De re militari) geschrieben. Diese Werke sind uns ebensowenig erhalten wie die Taktik Frontins. Dagegen liegt uns eine ähnliche Schrift des Vegetius (um 400 n. Chr.) vor, dem u. a. auch Frontin als Quelle diente (Epitoma rei militaris, ed. C. Lang, 2. Aufl. Leipzig 1885). Über Strategemensammlungen s. unten S. 7. Unter den griechischen G e s c h i c h t s s c h r e i b e r n , die besonders gern von militärischen Dingen reden und auch Kriegslisten erwähnen, sind aus der früheren Zeit in erster Linie zu nennen: Herodot, Thukydides und Xenophon. Ihr Verhältnis zu diesem Stoff hängt mit ihrer Geschichtsauffassung eng zusammen. So überwiegen bei Herodot die farbenreichen Beschreibungen und das Interesse für unterhaltende Erzählungen, während bei Thukydides und Xenophon (er hat sogar zwei Schriften über Kavallerie verfaßt) die militärische Sachlichkeit in den Vordergrund tritt, wobei natürlich Thukydides tiefer blickt. Für die Zeit Alexanders werden wir durch Arrian (der auch über Taktik geschrieben hat, s. oben), für die hellenistische Zeit durch Polybios (2. Jahrhundert v. Chr.) gut unterrichtet.

Einführung

7

Das militärische Interesse ist auch bei den römischen Geschichtsschreibern sehr groß. Das gilt natürlich in besonders hohem Grad von Caesar, daneben auch von Sallust, Livius, Tacitus und anderen.

FRONTINS

QUELLEN

Daß Frontin mit den K r i e g s s c h r i f t s t e l l e r n wohl vertraut war und sie nicht nur für sein taktisches Werk, sondern auch für die 'Strategemata' verwertet haben muß, ist selbstverständlich. In gewissem Ausmaß läßt sich auch annehmen, daß er die G e s c h i c h t s s c h r e i b e r selbständig exzerpiert hat, wobei besonders Livius, Sallust und Caesar Stoff geliefert haben. Seine Hauptquelle muß aber anderer Art gewesen sein. Zwar sind die 'Strategemata' Frontins die einzige auf uns gekommene Sammlung von Kriegslisten im Schrifttum Roms, und wir kennen aus der ganzen antiken Literatur nur noch eine Sammlung derselben Art, nämlich von der Hand des Griechen Polyainos zur Zeit Mark Aurels. Gewiß waren aber diese beiden Werke nicht die einzigen Vertreter der betreffenden literarischen Gattung, es lagen vielmehr Frontin schon fertige S t r a t e g e m e n s a m m l u n g e n wenigstens in griechischer Sprache vor, aus denen er sich die Hauptmasse seiner Kriegslisten holen konnte. Eine gemeinsame Quelle muß nämlich für Frontin und Polyainos angenommen werden, da dieser mit Frontin nahe übereinstimmt, ohne daß er ihn benutzt hätte. Daß diese Quelle, ebenso wie Polyainos, den Stoff nach Personen geordnet hatte, ist möglich und sogar sehr wahrscheinlich. Ob Frontin somit selbst die Gruppierung der Beispiele nach sachlichen Gesichtspunkten durchführte, bleibt dennoch fraglich, weil ihm mehrere Sammlungen vorliegen konnten. Neben Strategemensammlungen gab es in der antiken Literatur noch eine ganze große Literaturgattung, aus der ein Verfasser einer Strategemensammlung seinen Stoff ergänzen und bereichern konnte: die geschichtlichen Denkwürdigkeiten, Anekdoten, Beispiele, die sogenannten E x e m p l a , zu denen die Strategeme als Unterabteilung gehörten. Die Exemplaliteratur hatte in Rom schon vor Frontin einige Vertreter gehabt. Sie wurde von Cornelius Nepos eingeführt und ist dann zurZeit des Kaisers Augustus von Hygin und namentlich Valerius Maximus gepflegt worden. Mit dessen Sammlung (Factorum et dictorum memorabilium libri I X ) ist uns ein typischer Vertreter dieser Gattung erhalten, der sich mit Frontin mehrmals sehr nahe berührt, und zwar wiederum in solcher Weise, daß beiden eine gemeinsame Quelle vorgelegen haben muß. Eine-Kapitelüberschrift bei Valerius Maximus (7,4) lautet eben 'Strategemata'. Ihre Wurzel hat die Exemplaliteratur teilweise in der Geschichtsschreibung. Sie ist ja selbst eine Spezialform der geschichtlichen Epitomierung, die während der Kaiserzeit immer üppiger wucherte (Velleius Paterculus, Florus, Orosius, Eutropius usw.) und mit der sie gewiß oft in Verbindung gestanden hat, gelegentlich sogar als direkte Quelle. Eine andere Wurzel aber steckt in den mündlichen Erzählungen über Tugenden und Taten berühmter Männer, Erzählungen, die mit unter die einheimi-

Einführung

8

sehen Anfange der römischen Geschichtsschreibung zu zählen sind. So ist diese literarische Gattung, obgleich durch die griechische Rhetorik stark beeinflußt, als eine in weitem Maße römische Erscheinung anzusehen und zeichnet sich als solche auch durch das lebhafte Interesse aus, das die Römer, gemäß dem praktisch-erzieherischen Wert der Exempla, dieser Gattung immer widmeten. Daß sich nun eine solche Beispielsammlung auch unter den Quellen Frontins befindet, ist schon an und für sich zu erwarten und ist durch quellenkritische Untersuchungen und die eigenen Worte Frontins außer Zweifel gestellt. In der Vorrede des ganzen Werkes erwähnt er nämlich neben den Geschichtsschreibern auch Exemplaverfasser: llludneque ignoro nequeinfitior, et rerum gestamm sriptores indagine operis sui banc quoque partem esse complexos et ab auetoribus exemplorum quidquid insigne aliquo modo fuit traditum (vgl. anschließend: immensum corpus bistoriarum gegenüber bi qui notabilia excerpserunl).

MILITÄRISCHER

UND GESCHICHTLICHER

WERT

Die Quellen Frontins sind somit sehr verschieden und in weitem Ausmaß sogar recht trüber Art. Der geschichtliche und militärische Wert seiner Kriegslisten ist demnach sehr ungleichmäßig. Irrtümer finden sich reichlich, besonders bei den Namen. Hier und da kommt es auch vor, daß der ganze Vorgang entstellt worden ist. Auf Übertreibungen und Aufschneidereien wies für das vierte Buch schon Wölfflin (Hermes 9, 187J, 84) hin, der darin einen Beweis für dessen Unechtheit sah. Aber dieselbe Tendenz läßt sich auch in den drei ersten Büchern belegen. Auch reine Naivitäten hat er sich nicht selten zu schulden kommen lassen, und das Anekdotenhafte tritt durchgängig stark hervor. Bei alledem ist er aber, dem Grundzug seines Charakters gemäß, sehr auf nüchterne Sachlichkeit bedacht, und es ist keineswegs berechtigt, ein so hartes Urteil wie Kromayer-Veith (S. 15) über sein Werk zu fällen: „Zumeist sind jedoch diese Anekdoten militärisch wertlos, auch wo sie anscheinend genau einzelne Manöver schildern." Gerechter wird ihm F. Lammert in dem Artikel „Strategemata" R E 4 A 1,177: „In Wirklichkeit gibt er, abgesehen von tatsächlichen Fehlern, vgl. Gundermann N. Jahrb. Suppl. XVI ( 1 8 8 8 ) 3 4 4 f r . , manches wertvolle Beispiel für die Übergangstaktik in den zwei Jahrhunderten um Christi Geburt, wie ich sie in meinem Vortrage auf der Göttinger Philologenversammlung nach den Taktikern und Geschichtsschreibern nachgewiesen habe; s. Bericht ( 1 9 2 8 ) jof. Ich erinnere nur an die vielen schätzbaren Nachrichten über die Feldzüge des Sulla, des Lucullus, des Ventidius usw. und diejenigen seiner Zeit, darunter für die Taktik so bezeichnende wie II 2,5 oder II 3,14 und 17." Auch sein geschichtlicher Wert ist keineswegs gering, da er u. a. in mancher Hinsicht interessante Notizen bringt, die uns nirgends anderswo überliefert sind.

Einführung

9

NACHLEBEN Ganz vorwiegend wird man ihn aber um seiner selbst, seiner ehrenhaften Persönlichkeit — für die bedenkliche Moral mehrerer Strategeme machen wir ihn nicht zu sehr verantwortlich —, seiner altfränkischen und biederen Art, seiner schlichten Sprache und seiner sogar unterhaltenden Nüchternheit willen gern lesen. Wohl eben diese Eigenschaften waren es auch, die ihm bei den Römern eine große Anerkennung sicherten. Daneben ist natürlich auch das immer lebhafte Interesse der Römer an militärischen Dingen sowie vor allem ihre große Vorliebe für geschichtliche Exempla aller Art zu berücksichtigen. Die Beliebtheit dieser Literaturgattung dauerte auch im Mittelalter fort und ist auch den 'Strategemata* Frontins zugute gekommen. Einen Eindruck davon gibt nicht nur die große Zahl der auf uns gekommenen Handschriften (s. unten), sondern auch die textkritisch belanglose, aber literaturgeschichtlich interessante Verwertung des Werkes bei mehreren mittelalterlichen Schriftstellern. So finden sich einige Strategeme Frontins unter den Ergänzungen des Paulus Diaconus (8. Jahrhundert) zu dem geschichtlichen Abriß (Breviarium) des Eutropius (um 370 n. Chr.) und sogar eine ganze Menge — beinahe ausschließlich aus dem vierten Buch — bei Johann von Salisbury, dem großen Gelehrten des 12. Jahrhunderts, in seinem Hauptwerk, dem Sittenspiegel 'Policraticus sive de nugis curialium et vestigiis philosophorum' (herausgegeben von Webb, Oxford 1909). Über diese und andere mittelalterliche Spuren des frontinischen Werkes vergleiche man die Vorrede Gundermanns zu seiner Ausgabe der 'Strategemata'.

AUSGABEN Auch die Neuzeit hat dem Werk große Aufmerksamkeit gewidmet. Die Editio princeps der 'Strategemata' wurde von Eucharius Silber besorgt, Rom 1487 (neugedruckt 1494 und 1497). Bald darauf gab Filippo Beroaldo das Werk heraus, Bologna 1495. Seine Ausgabe zeichnet sich durch einen sehr schönen Druck aus, ist aber nicht ganz vollständig, es fehlen z. B. die Strategeme 2,5, 19—43. Im 16. Jahrhundert erschienen mehr als zehn weitere Ausgaben der 'Strategemata'. Auch im 17. und 18. Jahrhundert ist das Werk mehrmals herausgegeben worden, besonders von den Holländern: Modius („cum notis Stewechii"), Leiden 1607; Scriverius, Leiden 1644; Keuchen, Amsterdam 1661; Tennulius, Leiden 1675; Oudendorp, Leiden 1731 und 1779. Die zweite Auflage Oudendorps (1779) ' s t dank ihres inhaltreichen Kommentars mit Noten früherer Herausgeber und Gelehrter und ausführlichen Indices immer noch brauchbar. Es folgten die Ausgabe von Schwebel, Leipzig 1772, und die Editio Bipontina 1788. Die erste Teubnerausgabe wurde von Andreas Dederich besorgt und erschien 18 $ 5. Eine zweite Teubnerausgabe, die seither kritisch maßgebende, erfolgte 1888 durch G. Gundermann. Die letzte Ausgabe, die von Charles E . Bennett, London 1925, ist für textkritische Zwecke nicht verwendbar.

IO

Einführung

Ü B E R S E T Z U N G E N Den ersten Ausgaben folgte bald eine ganze Reihe von Übersetzungen in mehrere Sprachen. Dabei fällt auf, daß sich Frontin im 16. Jahrhundert eines besonders regen Interesses erfreut hat, das wohl nicht zum wenigsten v o m damals noch vorhandenen praktischen Nutzen seines Buches herrührt; viele Vorreden weisen ausdrücklich auf diesen Umstand hin. So anschauliche Zeugnisse diese Übersetzungen f ü r ein lebendiges Fortwirken Frontins sind, haben sie f ü r uns doch nur noch historische Bedeutung und f ü r das Verständnis des Textes kaum Wert. E s seien folgende Übersetzungen genannt: Ins Italienische v o n F. L . Durantino, Venedig 1 5 3 6 . 1 5 3 8 . 1 5 4 1 . 1543 ; v o n A . Gandino, Venedig 1574. — Ins Spanische von D . G . de Avila, Salamanca 1 5 1 6 . — Ins Französische v o n R . Rousseau (Auswahl), Paris um 1 5 1 4 ; N . Wolkir 1 5 3 6 ; N . Perrot d'Alancourt 1664. 1695; diese Übersetzung findet sich auch in der Bibliothèque historique et militaire, herausgegeben von Liskenne und Sauvan, 3. Teil, Paris 1 8 4 0 , 5 7 1 ff. Wie die vielen anderen Übersetzungen von d'Alancourt verdient auch diese die f ü r sie sprichwörtlich gewordene Bezeichnung „les belles infidèles". Weitere Übersetzungen erschienen 1 7 7 2 ; v o n Ch. Bailly 1849 ; unter der Leitung von D . Nisard 18 78 ; sie ist, laut Vorrede der oben erwähnten Ausgabe Bennetts, „ a careful piece of work, well annotated, and indicating knowledge of the sources as well as of the Standard éditions of the Strategemata". — Englische Übersetzungen erschienen v o n R . Morysine, L o n d o n 1 5 3 9 ; eine weitere 1686 ; eine unzulängliche v o n R . B . Scott 1 8 1 6 und schließlich von Bennett in seiner Ausgabe 1925 ; sie ist v o n Fehlern nicht ganz frei, aber im ganzen lobenswert. D i e älteste deutsche Übersetzung erschien 1 5 3 2 in Mainz: „ V o n den guten räthen und ritterlichen anschlegen der guten Hauptleut", mit Illustrationen und zusammen mit zeitgenössischen militärischen Lehrschriften. Z u den Curiosa kann man fast die nächste Bearbeitung rechnen: „ V o n den guten redten, ausgezogen und auff das kürzt in Deutsch Reim gefast durch Georgen Motschidler, Buchsenmeister", Wittenberg 1540. D i e Übersetzung des „Kayserlichen Poeten" Marcus Tacius kam zuerst in Ingolstadt 1542 heraus und wurde wegen der starken Nachfrage der „ K r i e g s l e u t e " 1578 in Frankfurt am Main in verbesserter Gestalt und mit zeitgenössischen Illustrationen geschmückt nachgedruckt. Nach fast zwei Jahrhunderten folgen in kurzen Abständen drei weitere Übersetzungen: „ K r i e g s r ä n k e " , v o n J . Ch. K i n d , Leipzig 1 7 5 0 ; „Zeitvertreib im Lager mit denen Kriegslisten", 1 7 6 0 : eine Auswahl und sehr freie Bearbeitung des Frontin mit allerlei Zusätzen; „Kriegslisten", Gotha 1792. — Daß man an diese alten Übersetzungen meist keine wissenschaftlichen Ansprüche stellen darf, geht schon aus den teils im Titel, teils im V o r w o r t genannten Zielen hervor, die mehr auf den Nutzen f ü r die „itzigen kriegerischen Zeiten" gerichtet waren als auf die philologisch exakte Wiedergabe des lateinischen Textes. — In neuerer Zeit ist keine deutsche Übersetzung mehr erschienen.

Einführung

II

ÜBERLIEFERUNG Die H a n d s c h r i f t e n sind, wie schon erwähnt wurde, zahlreich. Gundermann teilt die ihm bekannten dreiundachtzig in zwei Klassen, eine bessere (a) und eine schlechtere (¡3). Beide Klassen gehen auf einen Archetypus zurück, in dem durch eine Blatt- oder Quaternio-Versetzung der Abschnitt 2,9,7 (cori)tinuerunt se intra castra bis 2,12,2 turmales secundum consuetudinem am Ende des vierten Buches in 4,7,42 zwischen cum in agmine milites con- und -(ti)nere velle\n\t zu stehen kam. Die Unordnung wurde von einem Schreiber etwa des 13. Jahrhunderts in der Weise verringert, daß die Beispiele 2,10,1—12,2 (das letzte freilich mit dem angehängten Schluß von 4,7,42 -nere velle[n]t — milites babuif) an den richtigen Platz im zweiten Buch zurückgeführt und an das mit dem nicht zugehörigen Schlußteil von 2,12,2 adventarent — vidi sunt versehene Beispiel 2,9,7 angeknüpft wurden; der ursprüngliche Schluß des Beispiels 2,9,7 (con)tinuerunt se — bellumque confecit dagegen blieb an den ersten Teil von 4,7,42 Q. Metellus in Hispania castra moturus, cum in agmine milites con- angehängt, und danach folgten die drei Beispiele 2,9,8—10 (als 4,7,43—45 bezeichnet). So geben die meisten der schlechteren Handschriften den Text sowie sämtliche Ausgaben vor Gundermann. Erst durch E. Hedicke (Hermes 6, 1872, 156ff.; 55, 1920, 33off.) wurde die Verwirrung in ihrer ganzen Ausdehnung durchschaut und die richtige Textfolge gänzlich wiederhergestellt. Zur besseren Klasse (o) gehören nur drei Handschriften: 1.Codex Harleianus 2666 (H), aus dem 9. oder 10. Jahrhundert, die einzige Handschrift dieser Klasse, die das ganze Werk enthält, und daher die wichtigste von allen, aber in Einzelheiten ziemlich nachlässig geschrieben, mit Auslassung von Buchstaben, Silben und Wörtern. Ein zeitlich nahestehender Korrektor (h) hat mit Hilfe einer Handschrift der schlechteren Klasse zahlreiche Berichtigungen vorgenommen, wobei nach der Rasur die frühere Lesart nicht mehr immer zu erkennen ist. Daneben hat dieser Korrektor auch eigene Verbesserungsversuche gemacht, die bisweilen gut sind (z. B. 2,7,3 auxiliares für auxiliaribus; 2,7,5 'd für ad-, 3,9,3 ducente loris für ducem teloris-, 3,10,5 acervis für acerbis), manchmal aber verfehlt (wie 2,4,18 cumpluribus statt compluribus; 2,5,1 fidenates statt fidenas-, 2,5,25 romani unius statt mane iunius [H mani unius\-, 2,5,33 viminea statt bina [H vina]; 2,7,4 auxilia statt ex sicilia [H exilia]; 2,8,1 raptim statt raptum; 3,7,2pontes statt fontes usw.). 2. Codex Gothanus 1 . 1 0 1 (G), aus dem 9. Jahrhundert, enthält folgende Auszüge: das ganze vierte Buch; dann (durch die oben erwähnte Blattversetzung) 2,9,7 (Ende) —2,12,2; sodann die Vorrede des 1. Buches und 1,1,1—2; die Vorrede des 2. Buches und 2,1,1—3; schließlich die Vorrede des 3. Buches und 3,1,1—3,7. Unrichtige Worttrennung kommt mehrmals vor (3,3,4 adse tantae; 4,1,2 assae lixave-, 4,1,7 acme noneratur; 4,5,17 sere colligisset; 4,7,26 castrarum morerri). Verkürzungen werden nicht immer richtig aufgelöst (z. B. 4,1,26 cónsul für C. = Caius; 4,5,14 claudium caelium für C. Caelium). 2

Frontin. Kriegslisten

12

Einführung

3. Codex Cusanus C. 14 (C), aus dem 12. Jahrhundert, enthält folgendes: von der Vorrede des 1. Buches das Stück Si qui erunt — opprimendus bostis sit; dann 1,1,12.13.4; 1,2,7; 1.5.1; 1.6,4; 1,7,2.3; 1,8,8; 1,10,4; 1,11,5-8.19; 1,12,1.5.12; 2,1,1.2.13.17; 2,2,2; 2,5,41; 2,6,3; 2,8,6.7.11; 2,9,6.7; 2,13,2.3.8; 3,7,6; 3,9,6; 4,1,3.5.17.29.35.36. 38.42.45; 4,3,1 • 2 -J-9- 10 - 12 ; 4,4, 1 - 2 ; 4,5,12.13; 4,7,1.4.10.14.15.37; 2,11,2. Nur wenige dieser Beispiele werden unversehrt angeführt, die meisten sind abgekürzt und zusammengezogen, mit Änderungen von einzelnen Worten. Die Handschrift dürfte jedoch von einer ausgezeichneten Quelle abstammen. Die beste und von Gundermann allein besonders berücksichtigte Handschrift der schlechteren Klasse (ß) ist: Codex Parisinus lat. 7240 (P) aus dem Ende des 10. oder dem Anfang des 11. Jahrhunderts. Sämdiche übrigen Handschriften der schlechteren Klasse faßt er unter der Bezeichnung d (deteriores) zusammen. Nicht bekannt war ihm unter diesen der Codex Upsaliensis (U) aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts, den ich nur deshalb gelegentlich herangezogen habe, weil einige Emendationen, die von Gundermann früheren Herausgebern zugeschrieben wurden, schon in ihm vorhanden sind. Im übrigen hat er keinen selbständigen Wert. Beschrieben habe ich ihn in meinen „Textkritischen Bemerkungen zu den frontinschen Strategemata", S. 1 ff. Die i n d i r e k t e Ü b e r l i e f e r u n g ist an Umfang nicht ganz unbedeutend, aber für die Kritik des Textes von geringem Belang. Zu erwähnen ist in erster Linie Paulus Diaconus, der, als er das 'Breviarium' des Eutropius erweiterte (Monumenta Germaniae histórica, Auetores antiquissimi II), fünf Strategeme Frontins übernahm (4,5,4 = Paul. 3,6; 2,2,7 = Paul. 3,10; 4,5,5-6 = Paul. 3,10; 2,11,5 = Paul- 3,15); sie sind ziemlich wörtlich wiedergegeben, aber nicht so wördich, daß sich entscheiden läßt, ob er einer Handschrift der besseren oder der schlechteren Klasse folgte. Sodann Johannes S&risberiensis (von Salisbury), in dessen 'Policraticus' wir manche Strategeme finden, die aus Frontin, und zwar aus einer Handschrift der schlechteren Klasse geschöpft sind: Pol. 5,7 = Strat. 4,6,3; 2,11,6.5; 4,4,i- 2 ; 2 , n , 7 ; 4,3.1-5—5-7—15; 3,18,1-3; Pol. 6,4 = Strat. 4,1,5.3; Pol. 6,7 = Strat. 4,1,4; Pol. 6,11 = Strat. 4,1, 1.2.6.7.9.15; 4,5,20.18.19.21—23; Pol. 6,12 = Strat. 4,1,22—25.18.17.39—41.34—36. 42.16; 4,5,2; Pol. 6,13 = Strat. 4,1,43.44; Pol. 6,14 = Strat. 4,2,4.9; Pol. 8,14 (p. 772 a) = Strat. 1 präef. 4 (S. i8,6ff.). Durch Pol. 5,7 wird Strat. 4,4,1 repetentis in retentis berichtigt. Für weitere Auskünfte über die Handschriften und die Überlieferung verweise ich auf die Untersuchung Gundermanns in den Commentationes philologae Ienenses 1, 1881, 86 ff. (wo sich auch ein Stemma der Handschriften findet), sowie auf die Praefatio seiner Teubnerausgabe (1888). Seine Bewertung und Klassifizierung der Handschriften scheint durchaus annehmbar, und ich habe mich ihr ohne Vorbehalt angeschlossen. Von den Handschriften habe ich (außer dem oben erwähnten Codex Upsaliensis) nur den Codex Harleianus 2666 einer eigenen Kollationierung unterzogen, mit Vertrauen erweckendem Ergebnis. Eine Neuprüfung des ganzen handschriftlichen Materials habe ich bis auf weiteres für unnötig gehalten. Überhaupt

Einführung

13

fußt meine Ausgabe großenteils auf derjenigen Gundermanns. Doch habe ich bei der Konstituierung des Textes häufig von ihm abweichen müssen, teils weil ich hier und da meinte, durch Konjektur verbessern zu müssen, teils weil Gundermann an vielen Stellen den von den besseren Handschriften überlieferten Text änderte (meistens nach dem Vorgang der Deteriores), wo jetzt eine bessere Kenntnis der Sprache Frontins die Beibehaltung des Wordautes ermöglicht. Diese Abweichungen sind in dem textkritischen Apparat sämtlich verzeichnet und in einem besonderen Aufsatz (s. das Literaturverzeichnis) ausführlicher besprochen worden. Bemerkungen zur Orthographie: 1. Konsonantisches u der Handschriften wird mit v wiedergegeben. 2. Die unassimilierten Formen der Handschriften ('adstruent, adgressi, inlustris usw.) habe ich in weitem Ausmaß in assimilierte geändert, ohne mir ein Gewissen daraus zu machen, da doch die Handschriften in dieser Hinsicht weder konsequent sind noch irgendeine sichere Gewähr für die Schreibweise Frontins bieten.

LITERATUR Ausgaben (nur die wichtigsten werden hier angeführt, vgl. im übrigen oben S. 9) S. Julii Frontini libri quatuor Strategematicon . . . curante Francisco Oudendorpio, editio altera, Lugduni Batavorum 1779. Sex. Iulii Frontini Strategematicon libri quattuor . . . recensuit Andreas Dederich, Lipsiae (Bibliotheca Teubneriana) 1855. Iuli Frontini Strategematon libri quattuor edidit Gottholdus Gundermann, Lipsiae (Bibliotheca Teubneriana) 1888. Frontinus, The Stratagems and the Aqueducts of Rome, with an English translation by Charles E. Bennett . . ., edited and prepared for the press by Mary B. Mc Elwain, London and New York 1925 (The Loeb Classical Library). Handbücher Kromayer, Johannes u. Georg Veith: Heerwesen und Kriegführung der Griechen und Römer, München 1928 (Handbuch der Altertumswissenschaft 4,3,2). Lübker, Friedrich: Reallexikon des klassischen Altertums, 8. Aufl. hrsg. von J . Geffcken u. E. Ziebarth, Leipzig u. Berlin 1914. R E = Pauly-Wissowa, Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Schanz, Martin: Geschichte der römischen Literatur, 2. Teil, 4. Aufl. bearb. von Carl Hosius, München 1935 (Handbuch der Altertumswissenschaft 8,2), 795 fr. Teuffei, W. S.: Geschichte der römischen Literatur, 7. Aufl. bearb. von W. Kroll u. F. Skutsch, 2. Bd., Leipzig u. Berlin 1920, 329fr. 2*

Einführung

14

Spezialliteratur Bendz, Gerhard: Die Echtheitsfrage des vierten Buches der frontinschen Strategemata, Diss. Lund 1938 (Lunds universitets ârsskrift, N. F. Avd. 1. B. 34. Nr. 4). Dazu die Besprechung von F. Lammert, Philologische Wochenschrift 59,

1939, 2 3 4 f r . .

Bendz, Gerhard: Index verborum Frontinianus verba quae Strategematibus continentur cuncta complectens, Lund 1939 (Lunds universitets ârsskrift, N. F. A v d . i . Bd. 34. Nr. 4a). Bendz, Gerhard: Textkritische und interpretatorische Bemerkungen zu den frontinschen Strategemata, Lund 1943 (Kungl. Humanistiska Vetenskapssamfundets i Lund ärsberättelse 1942—1943, II). Bludau, Alois: D e fontibus Frontini, Diss. Königsberg 1883. Connor, Helen Margaret: A study of the syntax of the Strategemata of Frontinus, Diss. Cornell University, Ithaca, N. Y . 1921. Esternaux, Paul: Die Komposition von Frontins Strategemata, Programm des Collège royal français, Berlin 1889. Fritze, Ernst: De Juli Frontini Strategematon libro IV, Diss. Halle 1888. Gundermann, Gotthold: De Iuli Frontini Strategematon libro qui fertur quarto, Commentationes philologae Ienenses 1, 1881, 83 fr. Gundermann, Gotthold: Quaestiones de Iuli Frontini Strategematon libris, Jahrbücher für classische Philologie, Suppl. 16, 1888, 315fr. Hedicke, Edmund: Über eine Blattversetzung im Frontin, Hermes 6, 1872, 156ff. Hedicke, Edmund: Zur Blattversetzung in Frontins Strategemata, Hermes 55, 1920, 3 30 ff. Kappelmacher, Alfred: Sex. I u l i u s Frontinus, R E 10, 1, 1917, 591 ff. Kortz, Friedrich: Quaestiones grammaticae de Julii Frontini operibus institutae, Diss. Münster 1893. Lammert, Friedrich: Strategemata, R E 4 A 1, 1931, 174fr. Petschenig, M.: Sprachliches zu Frontins Strategemata, Philologus, Suppl. 6,1891/93, 399 f-

Schenk, Dankfried: Flavius Vegetius Renatus. Die Quellen der Epitoma rei militaris, Klio, Beih. 2 2 , 1930, 3 9 f r . Wachsmuth, Curt: Über die Unächtheit des vierten Buchs der Frontinschen Strategemata, Rheinisches Museum für Philologie, N . F. 15, i860, 574fr. Walter, Fritz: Zu Cicero, Asconius, Livius, Frontinus u. a., Philologische Wochenschrift 49, 1929, 955fr. Wölfflin, Eduard: Frontins Kriegslisten, Hermes 9, 1875, 72fr.

Einführung

15

ABKÜRZUNGEN a = die bessere Handschriftenklasse C = Codex Cusanus C. 14, 12. Jahrhundert G = Codex Gothanus I. 101, 9. Jahrhundert H = Codex Harleianus 2666, 9./10. Jahrhundert h = Korrektor in H ß = die schlechtere Handschriftenklasse P = Codex Parisinus Lat. 7240, IO./II. Jahrhundert d = Codices deteriores, Handschriften der schlechteren Klasse mit Ausnahme von P U = Codex Upsaliensis, 15. Jahrhundert edd. Hss. verb. Gund. Oud.

= Herausgeber (Ausgaben) = Handschriften = verbessert von ---- Gundermann = Oudendorp

[... ] { ... ) •—• -(-

= = = =

Tilgung Ergänzung Umstellung Zusatz

In der deutschen Übersetzung ist am Schluß der einzelnen Strategeme in Klammern die Jahreszahl hinzugefügt; Daten ohne zusätzliche Angabe beziehen sich auf die vorchristliche Zeit.

IULI FRONTINI STRATEGEMATON LIBER PRIMUS Pr-

1

Cum ad instruendam rei militaris scientiam unus ex numero studiosorum eius accesserim eique destinato, quantum cura nostra valuit, satis- i fecisse visus sim, deberi adhuc institutae arbitror operae, ut sollertia ducum facta, quae a Graecis una arparriyTiparcov appellatone comprehensa sunt, expeditis amplectar commentariis. ita enim consilii quoque et providentiae exemplis succincti duces erunt, unde illis excogitandi generandique similia facultas nutriatur; praeterea continget, ne de eventu trepidet inventionis suae, qui probatis earn experimentis comparabit. i Illud neque ignoro neque infitior, et rerum gestarum scriptores indagine peris sui hanc quoque partem esse complexos et ab auctoribus exemplorum, quidquid insigne aliquo modo fuit, traditum. sed, ut opinor, occupatis velocitate consuli debet, longum est enim singula et sparsa per immensum corpus n historiacum persequi, et hi, qui notabilia excerpserunt, ipso velut acervo rerum confuderunt legentem. nostra sedulitas impendet operam, ut, quemadmodum res poscet, ipsum quod exigitur quasi ad interrogatum exhibeat. circumspectis enim generibus, praeparavi opportuna exemplorum veluti Consilia, quo magis autem discreta ad rerum varietatem apte collocarentur, in tres libros ea diduximus. in primo erunt exempla, quae competant proelio nondum commisso; in secundo, quae ad proelium et confectam pacationem pertineant; tertius inferendae solvendaeque obsidioni habebit OTpcrrriyi^pcrrcx; quibus deinceps generibus suas species attribuì. 3 Huic labori non iniuste veniam paciscar, ne me pro incurioso reprehen- ^ dat, qui praeteritum aliquod a nobis reppererit exemplum. quis enim ad percensenda omnia monumenta, quae utraque lingua tradita sunt, suffi11 earn d ea G H P 7 ZTPATH THMATIKWN G strategematicon H P , verb. Scrivtrtus 21 diduximus Dedericb deducimus G H P diducimus d 25 [Huic — S. 18,5 credam] mifflin

FRONTIN KRIEGSLISTEN E R S T E S BUCH Nachdem ich allein unter denen, die sich mit dem Kriegswesen beschäftigen, den pr. i Unterricht in diesem Fache übernommen und, wie ich glaube, nach Maßgabe meiner eifrigen Bemühungen dieser Aufgabe genügt habe, dürfte zur Vollendung des in Angriff genommenen Werkes nur noch fehlen, daß ich die erfinderischen Feldherrenmaßnahmen, die von den Griechen mit dem Einzelwort „Strategemata" zusammengefaßt werden, in einer handgerechten Beispielsammlung behandle. So werden nämlich die Feldherren auch mit Beispielen der Besonnenheit und der Vorsorge ausgestattet sein, aus denen sie sich die Fähigkeit aneignen können, Ähnliches zu ersinnen und zu erfinden. Es wird auch den Vorteil bringen, daß ein Feldherr Zuversicht auf den Erfolg seiner Erfindung haben wird, wenn er sie mit erprobten Erfahrungen vergleicht. Keineswegs übersehe oder bestreite ich, daß einerseits die Geschichtsschreiber in 2 ihren Werken auch diesen Stoff behandeln, anderseits die Verfasser von Beispielsammlungen alles, was in irgendeiner Weise ausgezeichnet war, überliefert haben. Aber ich meine, die Vielbeschäftigten haben schnelle Hilfe nötig. Es wäre nämlich zu weitläufig, den verstreuten Einzelheiten in einer großen geschichtlichen Darstellung nachzugehen, und diejenigen, die Denkwürdigkeiten exzerpiert haben, verwirren den Leser eben durch die Unmenge des Stoffes. Unser Streben ist darauf gerichtet, daß wir das Gewünschte je nach Bedarf wie auf Anfrage darbieten. Unter Berücksichtigung der verschiedenen Gattungen habe ich nämlich geeignete Beispiele, die sozusagen als Ratschläge dienen können, vorbereitet und zusammengebracht. Um aber den nach Art des Gegenstandes verschiedenen Stoff besser unterzubringen, habe ich ihn in drei Bücher zerlegt. Das erste enthält die Beispiele, die sich auf den noch nicht begonnenen Kampf beziehen, das zweite diejenigen, die zum Kampf und zum erreichten Friedensschluß gehören, das dritte endlich enthält Strategeme für die Durchführung oder die Brechung einer Belagerung. Diese verschiedenen Abteilungen haben sodann ihre Unterabteilungen erhalten. Für diese Arbeit darf ich wohl mit Recht Nachsicht beanspruchen, damit man mir } nicht etwa Nachlässigkeit vorwirft, wenn man ein von mir übergangenes Beispiel findet. Wer würde nämlich für die Durchforschung sämtlicher schrifdicher Denk-

i8

I. Buch

ciat? at multa et transire mihi ipse permisi, quod me non sine causa fecisse scient, qui aliorum libros eadem promittentium legerint. verum facile erit sub quaque specie suggerere. nam cum hoc opus, sicut cetera, usus potius aliorum quam meae commendationis causa aggressus sim, adiuvari me ab his, qui aliquid illi astruent, non argui credam. Si qui erunt, quibus volumina haec cordi sint, meminerint arpcnriyiKCOV etCTTp0nT|yr||iÓT0ùvperquam similem naturam discernere, namque omnia, quae a duce provide, utiliter, magnifice, constanter fiunt, OTparriyiKà habebuntur, si in specie eorum sunt, orporrriy l'i porrà. horum propria vis in arte sollertiaque posita proficit tam ubi cavendus quam opprimendus hostis sit. qua in re cum verborum quoque illustris exstiterit effectus, ut factorum ita dictorum exempla posuimus. Species eorum, quae instruant ducem in his, quae ante proelium gerenda sunt: I. D e occultandis consiliis. II. III. IV. V. VI. VII.

D e explorandis consiliis hostium. D e constituendo statu belli. D e transducendo exercitu per loca hosti infesta. D e evadendo ex locis difficillimis. D e insidiis in itinere factis. Quemadmodum ea, quibus deficiemur, videantur non deesse aut usus eorum expleatur.

Vili. IX. X. XI. XII.

D e distringendis hostibus. D e seditione militum compescenda. Quemadmodum intempestiva postulatio pugnae inhibeatur. Quemadmodum incitandus sit ad proelium exercitus. D e dissolvendo metu, quem milites ex adversis conceperint ominibus.

I. D E O C C U L T A N D I S

CONSILIIS

M . P o r c i u s C a t o devictas a se Hispaniae civitates existimabat in tempore rebellaturas fiducia murorum. scripsit itaque singulis, ut diruerent munimenta, minatus bellum, nisi confestim obtempérassent, epistulasque I at Gund. ut G H P 6 [Si — 12 posuimus] Wacbimutb Wölfflin Gund. | CTrpocTriyiKWV Gund. ZTPATH M ATI KCÜ N C ZTPATHrHMATIKiON G H P 7 namque Gund. nam

cum H P

8 orparnyiKà Gund. ITPATHrHM(-rM- H)ATIKÂ C G H P

Oud.Gund. propriae G H P proprie U Dedericb 21 deficiemur Gund. efficiemur H deficimus P

2 0 in itinere d (nach S. 44- ')

9 propria itineri H P

Vorrede

"9

mäler ausreichen, die in beiden Sprachen überliefert sind? Aber vieles habe ich auch geflissentlich liegen lassen. Daß ich dies nicht ohne Grund getan habe, wird man gewahr werden, wenn man die Werke derer liest, die dieselben Absichten verfolgen. Es werden sich aber leicht zu jeder Unterabteilung Ergänzungen machen lassen. Da ich nämlich dies Werk, wie auch meine übrigen Werke, eher um anderen zu nützen, als um mich selbst zu empfehlen, in Angriff genommen habe, werde ich es als Hilfe, nicht als Kritik ansehen, wenn jemand etwas nachtragen will. Diejenigen, denen dies Büchlein am Herzen liegt, mögen sich den Unterschied 4 der engverwandten Begriffe strategica und strategemata vergegenwärtigen. Denn während alle vorsorglichen, nützlichen, rühmlichen und beharrlichen Taten eines Feldherrn als strategica zu betrachten sind, müssen die Beispiele, die eine Unterabteilung jener darstellen, als strategemata bezeichnet werden. Ihre Eigenart liegt in der List und der Erfindungsgabe und ist von Nutzen ebenso, wenn man sich vor dem Feinde in acht nehmen muß, wie wenn man ihn angreifen will. Da hierbei auch Worte einen glänzenden Erfolg haben können, gebe ich als Beispiele nicht nur Taten, sondern auch Worte. Die Anleitung des Feldherrn bei dem, was vor dem Kampf zu tun ist, läßt sich in s folgende Unterabteilungen gliedern: 1. Über Tarnung der eigenen Pläne. 2. Über Erkundung der feindlichen Pläne. 3. Wie man die Art der Kriegführung wählt. 4. Wie man mit dem Heer durch Gelände, das vom Feind gefährdet ist, hindurchkommt. 5. Wie man aus schwierigem Gelände entkommt. 6. Über Hinterhalt auf dem Marsch. 7. Wie man über die eigenen Mängel hinwegkommt oder ihnen abhilft. 8. Über Zersplitterung der feindlichen Kräfte. 9. Wie man eine Meuterei unterdrückt. 10. Wie einem unzeitigen Verlangen nach Kampf Einhalt geboten wird. 1 1 . Wie das Heer zum Kampf angefeuert werden soll. 12. Wie man die Furcht verscheucht, die die Soldaten wegen schlimmer Vorzeichen erfaßt hat.

1. Ü B E R T A R N U N G

DER

EIGENEN

PLÄNE

M a r c u s P o r c i u s C a t o glaubte, daß die von ihm unterworfenen Städte Spaniens 1 im Vertrauen auf ihre Mauern bei der ersten besten Gelegenheit den Krieg erneuern würden. Er schrieb daher an jede einzelne, sie solle ihre Befestigungen zerstören, und drohte mit Krieg, wenn sie nicht sofort gehorche. Die Briefe ließ er an ein und demselben Tag allen Städten überbringen. Jede einzelne meinte, nur an sie sei der Befehl ergangen; wenn es bekannt gewesen wäre, daß dieselbe Zumutung an alle gerichtet worden war, hätte eine Verschwörung sie aufsässig machen können. (195)

20

I. Buch

universis civitatibus eodem die reddi iussit: unaquaeque urbium sibi soli credidit imperatum; contumaces conspiratio potuit facete, si omnibus idem denuntiari notum fuisset. H i m i l c o dux Poenorum, ut in Siciliam inopinatus appellerei classem, non pronuntiavit, quo proficisceretur, sed tabellas, in quibus scriptum erat, quam partem peti vellet, universis gubernatoribus dedit signatas praecepitque, ne quis legeret nisi vi tempestatis a cursu praetoriae navis abductus. C. L a e l i u s , ad Syphacem profectus legatus, quosdam ex tribunis et centurionibus per speciem servitutis ac ministerii exploratores secum duxit: ex quibus L. Statorium, quem, quia saepius in isdem castris fuerat, quidam ex hostibus videbantur agnoscere, occultandae condicionis eius causa baculo ut servum castigavit. T a r q u i n i u s S u p e r b u s pater, principes Gabinorum interficiendos arbitratus, quia hoc nemini volebat commissum, nihil nuntio respondit, qui ad eum a filio erat missus;'tantum virga eminentia papaverum capita, cum forte in horto ambularet, decussit. nuntius sine responso reversus renuntiavit adulescenti Tarquinio, quid agentem patrem vidisset; ille intiellexit idem esse eminentibus faciendum. C. C a e s a r , quod suspectam habebat Aegyptiorum fidem, per speciem securitatis inspectioni urbis atque operum ac simul licentioribus conviviis deditus, videri voluit captum se gratia locorum ad mores Alexandrinos vitamque deficere[t]: atque inter earn dissimulationem praeparatis subsidiis occupavit Aegyptum. V e n t ì d i u s Parthico bello adversus Pacorum regem, non ignarus Pharnaeum quendam, natione Cyrrhestem, ex his qui socii videbantur, omnia quae apud ipsos agerentur nuntiare Parthis, perfidiam barbari ad utilitates suas convertit. nam quae maxime fieri cupiebat, ea vereri se ne acciderent, quae timebat, ea ut evenirent optare simulabat. sollicitus itaque, ne Parthi ante transirent Euphraten, quam sibi supervenirent legiones, quas in Cappadocia trans Taurum habebat, studiose cum proditore egit, uti sollemni perfidia Parthis suaderet, per Zeugma traicerent exercitum, qua et brevissimum iter est et (d)emisso alveo Euphrates decurrit: nam que si ilia venirent, asseverabat se opportunitate collium usurum ad eludendos sagittarios, omnia autem vereri, si se infra (per) patentis campos proiecissent. inducti hac affirmatione barbari inferiore itinere per circuitum adduxerunt exer11 quem vor quia ~ Oud. quia . . . quem quidam H P qui (quia d) . . . et quem quidam d Goet% Gund. 14 Gabinorum d Sab- C H P 21 inspectioni d -ne H P 22 locorum + ut P 23 deficere[t] tdd. 33 Hemisso „vir doctus" bei Oud. omisso H P 35 (per) Härtel

i. K a p i t e l

21

H i m i l k o , der Feldherr der Punier, kündigte, um mit der Flotte unerwartet nach Sizilien zu kommen, das Ziel nicht an, sondern gab jedem Steuermann eine versiegelte Schreibtafel mit der Angabe, wohin sie fahren sollten, und ordnete an, die Tafeln dürften nur dann gelesen werden, wenn jemand vom Sturm aus dem Kurs des Flaggschiffes verschlagen würde. (396) G a i u s L a e l i u s führte bei seiner Gesandtschaft an Syphax einige Kriegstribunen und Centurionen in der Aufmachung von Sklaven und Dienern als Kundschafter mit. Als es schien, daß unter ihnen Lucius Statorius von einigen Feinden wiedererkannt würde, weil er öfters im selben Lager gewesen war, ließ ihn Laelius wie einen Sklaven mit dem Stock züchtigen, um seinen wirklichen Stand verborgen zu halten. (203) Da T a r q u i n i u s S u p e r b u s der Vater seine Meinung, daß die vornehmsten Einwohner von Gabii enthauptet werden sollten, niemandem anvertrauen wollte, antwortete er dem Boten nichts, der ihm von seinem Sohne gesandt worden war, sondern schlug nur, während er im Garten spazieren ging, diejenigen Mohnköpfe, die höher als die anderen emporragten, mit seinem Stabe ab. Der Bote kehrte zurück, ohne eine Antwort erhalten zu haben, und erzählte Tarquinius dem Sohn, was er den Vater hatte tun sehen. Der junge Mann erkannte, daß gegen die Vornehmen auf dieselbe Weise vorzugehen sei. (um 500?) Da G a i u s C a e s a r die Treue der Ägypter für verdächtig hielt, gab er sich den Anschein, als ob er sich in voller Sorglosigkeit der Besichtigung der Stadt und ihrer Prachtbauten und Kunstwerke sowie den ausgelassensten Gastmählern widmete und als ob er, vom Reiz der Gegend gefangen, den alexandrinischen Sitten verfiele. Während dieser Verstellung stellte er Besatzungstruppen bereit und besetzte Ägypten. (48) V e n t i d i u s war sich während des Krieges gegen den Partherkönig Pakoros wohl bewußt, daß einer von denjenigen, die als Bundesgenossen galten, ein Mann namens Pharnaios vom Volk der Kyrrhester, den Parthern über alles, was bei den Römern vorging, Berichte lieferte. Ventidius verstand es aber, die Treulosigkeit des Barbaren zu seinem Vorteil zu wenden. Er gab sich nämlich den Anschein, als ob er sich davor fürchtete, was er in Wirklichkeit sehnlich wünschte, und als ob er das am liebsten sähe, wovor er tatsächlich Furcht hatte. Da er also voller Sorge war, daß die Parther den Euphrat überschreiten würden, ehe ihm die Legionen, die er jenseits des Tauros in Kappadokien hatte, zu Hilfe kommen könnten, redete er dem Verräter eifrig zu, daß er mit seiner üblichen Treulosigkeit den Parthern rate, mit dem Heer bei Zeugma über den Fluß zu setzen, wo der Weg am kürzesten ist und der Euphrat in tief eingeschnittenem Bett dahinfließt. Wenn sie nämlich diesen Weg nähmen, würde er, so behauptete er, die Hügel günstig dazu ausnützen, um die Bogenschützen unschädlich zu machen; das Schlimmste dagegen befürchte er, wenn sie sich über die offenen Felder weiter unten herstürzten. Durch diese Behauptung verleitet, nahmen die Barbaren mit dem Heer den Umweg nach unten und verbrachten, während sie zwischen den weit auseinanderliegenden Ufern und daher mit größerer Mühe eine Brücke schlugen und Geräte herbeischafften, mehr als vierzig Tage. Diesen Zeitraum benutzte Ventidius, um seine Truppen zusammenzuziehen, und als er sie zwei Tage

2

3

4

j

6

22

i. Buch

citum dumque fusiores ripas et ob hoc operosiores pontefs] iungunt instrumentaque moliuntur, quadraginta amplius dies impenderunt: quo spatio Ventidius ad contrahendas usus est copias eisque triduo, antequam Parthus adveniret, receptis acie commissa vicit Pacorum et interfecit. M i t h r i d a t e s , circumvallante Pompeio, fugam in proximum diem moliens, huius consilii obscurandi causa latius et usque ad applicitas hosti valles pabulatus, colloquia quoque cum pluribus avertendae suspicionis causa in posterum constituit, ignes etiam frequentiores per tota castra fieri iussit: secunda deinde vigilia praeter ipsa hostium castra agmen eduxit. Imperator Caèsar D o m i t i a n u s Augustus Germanicus, cum Germanos, qui in armis erant, vellet opprimere nec ignoraret maiore bellum molitione inituros, si adventum tanti ducis praesensissent, profectionifs] suae census obtexuit Galliarum: sub quibus inopinato bello affusus contusa immanium ferocia nationum provinciis consuluit. C l a u d i u s N e r o , cum e re publica esset Hasdrubalem copiasque eius, antequam Hannibali fratri iungerentur, excidi idcircoque festinaret se Livio Salinatori collegae suo, cui bellum mandatum fuerat, parum fidenti viribus quae sub ipso erant, adiungere neque tarnen discessum suum ab Hannibale, cui oppositus erat, sentiri vellet, decern milia fortissimorum militum elegit praecepitque legatis, quos relinquebat, ut eaedem stationes vigiliaeque agerentur, totidem ignes arderent, eadem facies castrorum servaretur, ne quid Hannibal suspicatus auderet adversus paucitatem relictorum. cum deinde in Umbria occultatis itineribus collegae se iunxisset, vetuit castra ampliari, ne quod signum adventus sui Poeno daret, detractaturo pugnam, si consulum iunctas vires intellexisset. igitur inscium duplicatis aggressus copiis superávit et velocius omni nuntio rediit ad Hannibalem: ita ex duobus callidissimis ducibus Poenorum eodem Consilio alterum celavit, alterum oppressit. T h e m i s t o c l e s exhortans suos ad suscitandos festinanter muros, quos iussu Lacedaemoniorum deiecerant, legatis Lacedaemone missis, qui interpellarent, respondit, venturum se ad diluendam hanc existimationem: et pervenit Lacedaemonem. ibi simulato morbo aliquantum temporis extraxit; et postquam intellexit suspectam esse tergiversationem suam, contendit falsum (allatum) ad eos rumorem et rogavit, mitterent aliquos ex principibus, quibus crederent de munitione Athenarum. suis deinde clam 1 operosiores ponteBend% operosiores pontes H P Gurtd. operosiore ponte SalmasiusBennett \ iungunt vor et ' Wacbsmutb 12 profectionis suae sensus H profectionem suam sensu P, verb. Modius 17 fidens H P edd., verb. Perl (brieflich) 3 0 deiecerant h P , fehlt in H deicerent Riibl Cuhd. 34 (allatum) Wacbsmutb (vgl. Nepos, Tbem. 7,2 )

i. K a p i t e l

2

3

v o r der berechneten A n k u n f t der Parther gesammelt hatte, g i n g er z u m A n g r i f f über und besiegte und tötete Pakoros. (38) A l s M i t h r i d a t e s v o n P o m p e i u s belagert w u r d e und f ü r den nächsten T a g die

7

Flucht beschlossen hatte, furagierte er, u m diesen Plan zu verheimlichen, in g r ö ß e r e m Umkreis als g e w ö h n l i c h und sogar bis in die Täler, in deren unmittelbarer N ä h e die Feinde ihre Stellungen hatten. A u c h setzte er, u m jeden V e r d a c h t abzulenken, mit mehreren Personen Besprechungen auf den f o l g e n d e n T a g an und ließ ferner im ganzen L a g e r mehr Feuer als g e w ö h n l i c h anzünden. In der zweiten N a c h t w a c h e z o g er dann sogar dicht am feindlichen L a g e r v o r b e i mit seinen T r u p p e n ab. (66) A l s der Kaiser Caesar D o m i t i a n u s A u g u s t u s Germanicus die Germanen, die

8

unter W a f f e n standen, unterwerfen wollte, aber w o h l w u ß t e , daß sie mit n o c h größeren Rüstungen den K a m p f aufnehmen w ü r d e n , w e n n sie v o n der A n k u n f t eines so g r o ß e n Feldherrn v o r h e r erführen, nahm er z u m V o r w a n d seiner Reise die steuerliche E r f a s s u n g Galliens. Währenddessen fiel er in unerwartetem A n g r i f f über die w i l d e n Barbarenvölker her, bändigte ihren aufrührerischen Sinn und trug für die Sicherheit der P r o v i n z e n Sorge. (83 n. Chr.) A l s es f ü r die R e t t u n g des Vaterlandes dringend n o t w e n d i g war, Hasdrubal und

9

seine T r u p p e n zu vernichten, ehe er sich mit seinem Bruder Hannibal vereinigen konnte, und C l a u d i u s N e r o deshalb seinem K o l l e g e n L i v i u s Salinator, der mit der F ü h r u n g des K r i e g e s beauftragt w o r d e n war, die ihm unterstehenden T r u p p e n aber für zu schwach hielt, zu Hilfe eilen wollte, ohne daß Hannibal, dem er gegenüberstand, seinen A b z u g g e w a h r w u r d e , wählte er 10000 besonders tapfere Soldaten aus und schrieb den Legaten, die er zurückließ, v o r , dieselben W a c h e n und Posten auszustellen, die gleiche A n z a h l Feuer brennen zu lassen und nach außen das L a g e r im selben A u s sehen zu bewahren, damit nicht Hannibal mißtrauisch w ü r d e und sich an die w e n i g e n Zurückgelassenen heranwagte. A l s er dann nach heimlich d u r c h g e f ü h r t e n Märschen sich mit seinem K o l l e g e n in U m b r i e n vereinigt hatte, ordnete er an, das L a g e r nicht zu v e r g r ö ß e r n , damit er dem Punier kein Z e i c h e n v o n seiner A n k u n f t gebe. Dieser w ü r d e nämlich den K a m p f meiden, w e n n er wahrnähme, daß die Streitkräfte der K o n s u l n vereinigt waren. N e r o griff also den nichts A h n e n d e n m i t verdoppelter Truppenstärke an, besiegte ihn und kehrte schneller zu Hannibal zurück, als irgendein B o t e bei diesem hätte eintreffen können. So g e l a n g es ihm, v o n z w e i erfahrenen Feldherren der Punier durch denselben Plan den einen zu täuschen, den anderen zu vernichten. (207) A l s T h e m i s t o k l e s seine Landsleute eindringlich aufforderte, die Mauern, die sie 10 auf Befehl der Spartaner abgetragen hatten, eilig wiederaufzubauen, und aus Sparta Gesandte g e k o m m e n waren, um sich danach zu erkundigen, antwortete er, er w e r d e sich einstellen, u m diese B e h a u p t u n g zu widerlegen. U n d er fand sich wirklich in Sparta ein. D o r t stellte er sich aber krank und z o g so die Sache eine Zeitlang hin, bis er merkte, daß er w e g e n seiner W i n k e l z ü g e in V e r d a c h t kam. D a n n erklärte er, ihnen sei ein falsches G e r ü c h t zu O h r e n gedrungen, u n d forderte sie auf, einige der V o r n e h m s t e n zu entsenden, denen sie hinsichtlich der B e f e s t i g u n g A t h e n s G l a u b e n schenken könnten. A n die Seinen schrieb er aber insgeheim, sie sollten die A n -

24

I. B u c h

scripsit, ut eos qui venissent retinerent, donee refectis operibus confiteretur Lacedaemoniis, munitas esse Athenas neque aliter principes eorum redire posse, quam tra moturus esset, respondit: „Vereris, ne tubam non exaudias?"

II. D E E X P L O R A N D I S CONSILIIS

HOSTIUM

S c i p i o A f r i c a n u s , capta occasione mittendae ad Syphacem legationis, cum Laelio servorum habitu tribunos et centuriones electissimos ire iussit, quibus curae esset perspicere regias vires, hi, quo liberius castrorum positionem scrutarentur, equum de industria dimissum tamquam fugientem persectati maximam partem munimentorum circumierunt: quae cum nuntiassent, incendio confectum bellum est. Q . F a b i u s M a x i m u s bello Etrusco, cum adhuc incognitae forent Romanis ducibus sagaciores explorandi viae, fratrem Fabium Caesonem, peritum linguae Etruscae, iussit Tusco habitu penetrare Ciminiam silvam, intemptatam ante militi nostro: quod is adeo prudenter atque industrie fecit, ut transgressus silvam Umbros Camertes, cum animadvertisset non alienos nomini Romano, ad societatem compulerit. C a r t h a g i n i e n s e s , cum animadvertissent Alexandri ita magnas opes, ut Africae quoque immineret, unum ex civibus, virum acrem nomine Hamilcarem Rhodinum, iusserunt simulato exsilio ire ad regem omnique studio in amicitiam eius pervenire: qua is potitus Consilia eius nota civibus suis faciebat. Idem C a r t h a g i n i e n s e s miserunt, qui per speciem legatorum longo tempore Romae morarentur exciperentque Consilia nostrorum. M . C a t o in Hispania, quia ad hostium Consilia alia via pervenire non potuerat, iussit trecentos milites simul impetum facere in stationem hostium 2 aliter] ante Scrivtrius (vgl. Nepos, Tbem. 7,3 prius; 7,6 aliter) 3 (si) Bendz Furius — 8 reduxit] Wölfflin Gund. ( Wiederholung i/on 7,5,J3 ) 16 quo d cum H P

5 [L.

i. K a p i t e l

25

k o m m e n d e n zurückhalten, bis die Mauern wiederaufgebaut wären und er den Spartanern versichern k ö n n t e , A t h e n sei befestigt und die v o r n e h m e n Gesandten k ö n n t e n nur zurückkehren, wenn er selbst zurückgeschickt werde. D i e Spartaner willigten leicht ein, um nicht den T o d eines einzelnen mit dem U n t e r g a n g mehrerer bezahlen zu müssen. Als

(478)

Lucius Furius

mit

seinem

Heer

in ein gefährliches

Gelände geraten

11

war und dabei den E n t s c h l u ß gefaßt hatte, seine Besorgnisse zu verbergen, damit sich die übrigen nicht fürchteten, machte er nach und nach eine B i e g u n g , als wenn er den Feind mit einer g r o ß e n Umfassung angreifen wolle. S o gelang es ihm, kehrtzumachen und das Heer unversehrt zurückzuführen, ohne daß es merkte, u m was es ging. Als M e t e l l u s P i u s in Spanien befragt wurde, was er am folgenden T a g e unter-

12

nehmen würde, sagte e r : „ W e n n meine T u n i k a es aussagen k ö n n t e , würde ich sie v e r b r e n n e n . " (79—72) A u f die Frage, wann er vorrücken werde, antwortete M a r c u s L i c i n i u s C r a s s u s

13

dem Betreffenden: „ F ü r c h t e s t du, daß du die T r o m p e t e nicht h ö r e n w i r s t ? " ( 5 4 / 3 ? )

2. Ü B E R Als S c i p i o

E R K U N D U N G Africanus

DER

FEINDLICHEN

PLÄNE

Gelegenheit b e k o m m e n hatte, eine Gesandtschaft an

1

Syphax zu schicken, ließ er mit Laelius ausgewählte T r i b u n e n und Centurionen als Sklaven verkleidet mitgehen, mit dem Auftrage, die Stärke des K ö n i g s zu erkunden. U m die Einzelheiten des Lagers in größerer Freiheit erforschen zu k ö n n e n , ließen sie ein Pferd absichtlich los und liefen während der Scheinverfolgung u m den g r ö ß t e n Teil der Befestigungen herum. N a c h d e m sie darüber Bericht erstattet hatten, wurde der K r i e g durch Brandlegen beendigt. (203) Q u i n t u s F a b i u s M a x i m u s befahl während des Krieges mit den E t r u s k e r n ,

2

zu einer Zeit als die scharfsinnigeren Aufklärungsmethoden den römischen Feldherren n o c h unbekannt waren, seinem Bruder Fabius Caeso, der die

etruskische

Sprache beherrschte, sich in etruskischer T r a c h t durch den Ciminischen W a l d zu schlagen, den bisher kein römischer Soldat betreten hatte. D i e s führte der Bruder so geschickt und tatkräftig aus, daß er auf der anderen Seite des Waldes die camertischen U m b r e r , die er den R ö m e r n freundschaftlich gesonnen fand, zu einem Bündnis bewog. (310) Als die K a r t h a g e r erkannten, daß die Macht Alexanders so g r o ß war, auch

;

Afrika zu bedrohen, befahlen sie einem der B ü r g e r , einem kühnen M a n n e namens Hamilkar R h o d i n o s , unter dem V o r w a n d , er sei landflüchtig, zum K ö n i g zu gehen und m i t allem E i f e r sich u m seine Freundschaft zu bemühen. E i n m a l sein Freund g e w o r d e n , machte er seine Pläne den Mitbürgern kund. ( 3 3 2 / 1 ) Dieselben K a r t h a g e r sandten Leute, die unter dem Schein einer Gesandtschaft

4

lange in R o m verweilen und die Pläne der R ö m e r aushorchen sollten. (3. J a h r h . ) Da M a r c u s

C a t o in Spanien die feindlichen Pläne auf anderem W e g e nicht

ermitteln konnte, befahl er dreihundert Soldaten, eine feindliche W a c h e zu überfallen,

5

26

6

7

8

9

i. B u c h

raptumque unum ex his in castra perferre incolumem: tortus ille omnia suorum arcana confessus est. C. M a r i u s consul bello Cimbrico et Teutonico ad excutiendam Gallorum et Ligurum fidem litteras eis misit, quarum pars prior praeceperat, ne interiores, quae praesignatae erant, ante certum tempus aperirentur: j easdem postea ante praestitutum diem repetiit et, quia resignatas reppererat, intellexit hostilia agitari. [Est et aliud explorandi genus, quo ipsi duces nullo extrinsecus adiutorio per se provident, sicut] A e m i l i u s P a u l u s consul, bello Etrusco apud oppidum Vetuloniam demissurus exercitum in planitiem, contemplatus procul avium multitudinem citatiore volatu ex silva consurrexisse, intellexit aliquid illic insidiarum latere, quod et turbatae aves et plures simul evolaverant. praemissis igitur exploratoribus comperit decern milia Boiorum excipiendo ibi Romanorum agmini imminere, eaque alio quam exspectabatur latere missis legionibus i s circumfudit. Similiter T i s a m e n u s , Orestis filius, cum audisset iugum ab hostibus natura munitum teneri, praemisit sciscitaturos, quid rei foret; ac referentibus eis non esse verum, quod opinaretur, ingressus iter, ubi vidit ex suspecto iugo magnam vim avium simul evolasse neque omnino residere, 2° arbitratus latere illic agmen hostium: itaque circumducto exercitu elusit insidiatores. H a s d r u b a l , frater Hannibalis, iunctum Livii et Neronis exercitum, quamquam hoc illi non duplicatis castris dissimularent, intellexit, quod ab itinere strigosiores notabat equos et coloratiora hominum, ut ex via, corpora.

III. D E C O N S T I T U E N D O

STATU

BELLI

1

A l e x a n d e r Macedo, cum haberet vehementem exercitum, semper eum statum belli elegit, ut acie confligeret. 2 C. C a e s a r bello civili, cum veteranum exercitum haberet, hostium autem 3° tironem esse sciret, acie semper decertare studuit. 3 F a b i u s M a x i m u s adversus Hannibalem, successibus proeliorum inso-

4 prior] superior Härtel | praeceperat H praecipiebat P Gund. Gund. 10 Vetuloniam Gund. vel coloniam H coloniam P 23 iunctum Stewechius tunc H P

8 [Est — 9 sicut] Oud. 21 arbitratus -(- est P edd.

2. K a p i t e l

27

um einen der Posten zu entführen und unversehrt ins Lager zu bringen. Nach Folterung verriet dieser alle Geheimnisse der Seinigen. (195) Der Konsul G a i u s M a r i u s schickte während des Krieges gegen die Kimbern und Teutonen an die Gallier und die Ligurer, um ihre Treue auf die Probe zu stellen, Briefe, deren erster Teil vorschrieb, den inneren, der vorher versiegelt worden war, nicht vor einem bestimmten Zeitpunkt zu öffnen. Dann forderte er die Briefe vor diesem festgesetzten Tag zurück, und da er sie geöffnet fand, ersah er, daß feindselige Maßnahmen vorbereitet wurden. (104) [Es gibt auch eine Art der Erkundung, bei der die Feldherren selbst, ohne Hilfe anderer, Vorsichtsmaßregeln treffen, wie z. B. in den folgenden Fällen.] Als der Konsul A e m i l i u s P a u l u s im Etruskerkrieg bei der Stadt Vetulonia das Heer in eine Ebene hinunterzuführen beabsichtigte, erregte es seine Aufmerksamkeit, daß in der Ferne eine Vogelschar aus einem Walde eilends aufflog. Da die Vögel beunruhigt waren und mehrere auf einmal aufflogen, schloß er, daß dort irgendein Hinterhalt stecke. Nachdem er also durch einen Spähtrupp erfahren hatte, daß dort zehntausend Bojer im Hinterhalt lauerten, um das Römerheer auf seinem Marsche gefangenzunehmen, ließ er die Legionen aus einer unvermuteten Richtung vorrücken und umzingelte die Bojer. (282) Ähnlich ging es T e i s a m e n o s , dem Sohne des Orestes. Als er nämlich gehört hatte, die Feinde hielten einen von Natur befestigten Gebirgskamm besetzt, schickte er Späher voraus, um die Lage zu erkunden. Da diese meldeten, das Gerücht sei unbegründet, begab er sich auf den Marsch. Als er aber von dem verdächtigen Gebirge eine große Menge Vögel auf einmal'auffliegen und sich gar nicht wieder niederlassen sah, nahm er an, daß dort das feindliche Heer stecke. Er führte deshalb sein Heer auf einem Umweg herum und wich so den im Hinterhalt liegenden Feinden aus. (um 1000?) Obgleich Livius und Nero dadurch, daß sie das Lager nicht vergrößerten, die Vereinigung ihrer Streitkräfte zu verheimlichen suchten, entging dies H a s d r u b a l , dem Bruder Hannibals, nicht, da die Magerheit der Pferde und die Bräune der Männer, die auf einen langen Marsch deuteten, seine Aufmerksamkeit erregten. (207)

3. W I E M A N D I E A R T D E R K R I E G F Ü H R U N G

6

7

8

9

WÄHLT

Der Makedonenkönig A l e x a n d e r wählte, da er ein schlagkräftiges Heer hatte, » die Art der Kriegführung immer so, daß er in offener Feldschlacht kämpfte. (336-32J) Da G a i u s Caesar im Bürgerkrieg ein schon vielerprobtes Kriegsheer hatte und * wußte, daß das feindliche Heer dagegen aus Rekruten bestand, suchte er die Entscheidung immer in einer offenen Schlacht. (49—45) F a b i u s M a x i m u s entschloß sich gegen Hannibal, der infolge seiner erfolgreichen J Schlachten siegesstolz geworden war, zu der Taktik, jede offene Schlacht wegen des 3

Frontin, Kriegslisten

28

I. B u c h

lentem, recedere ab ancipiti discrimine et tueri tantummodo Italiam constituit Cunctatorisque nomen et per hoc summi ducis meruit. B y z a n t i i adversus Philippum omne proeliandi discrimen evitantes, omissa etiam finium tutela, intra munitiones oppidi se receperunt assecutique sunt, ut Philippus obsidionalis morae impatiens recederet. H a s d r u b a l , Gisgonis filius, secundo Punico bello in Hispania victum exercitum, cum P. Scipio instaret, per urbes divisit: ita factum est, ut Scipio, ne oppugnatione plurium oppidorum distringeretur, in hiberna suos reduceret. T h e m i s t o c l e s adventante Xerxe, quia neque proelio pedestri neque tutelae finium neque obsidioni credebat sufficere Athenienses, auctor fuit eis liberos et coniuges in Tro(e)zena et in alias amendandi relictoque oppido statum belli ad navale proelium transferendi. Idem fecit in eadem civitate P e r i c l e s adversum Lacedaemonios. S c i p i o , manente in Italia Hannibale, transmisso in Africam exercitu necessitatem Carthaginiensibus imposuit revocandi Hannibalem: sic a domesticis finibus (in) hostile(s) transtulit bellum. A t h e n i e n s e s , cum Deceliam castellum ipsorum Lacedaemonii communissent et frequentius vexarentur, classerà, quae Peloponensum infestare[n]t, miserunt consecutique sunt, ut exercitus Lacedaemoniorum, qui Deceliae erat, revocaretur. Imperator Caesar D o m i t i a n u s Augustus, cum Germani more suo e saltibus et obscuris latebris subinde impugnarent nostros tutumque regressum in profunda silvarum haberent, limitibus per centum viginti milia passuum actis non mutavit tantum statum belli, sed et subiecit dicioni suae hostes, quorum refugia nudaverat.

IV. DE T R A N S D U C E N D O E X E R C I T U PER LOCA INFESTA

HOSTI

A e m i l i u s P a u l u s consul, cum in Lucanis iuxta litus angusto itinere exercitum duceret et Tarentini ei classe insidiati agmen eius scorpionibus aggressi essent, captivos lateri euntium praetexuit: quorum respectu hostes inhibuere tela. 3 omni proeliandi discrimine vitantes H P , verb. edd. 1 2 Tro(e)zena edd. | amdandi H ominandi P emittendi d amandandi Modiuj Gund. 1 4 [Idem — Lacedaemonios] Wòlfflin Cund. 1 7 (in) hostile(s) Frcitubeim 1 9 qua P verìus militibus H P (vgl. S. )6,}4 App.)

1 9 / 2 0 infestare[n]t edd.

2 4 limitibus Scri-

}. Kapitel

29

ungewissen Ausgangs zu meiden und sich auf die Behauptung Italiens zu beschränken. E r erwarb sich dadurch den Namen „der Zauderer" und zugleich den Ruf eines großen Feldherrn. (217) Die B y z a n t i e r mieden gegen Philippos jeden Entscheidungskampf und zogen sich, ohne auch nur für den Schutz ihres Gebietes zu sorgen, hinter ihre Stadtmauern zurück. Sie erreichten dadurch, daß Philippos der langwierigen Belagerung müde wurde und abzog. (340/39) H a s d r u b a l , der Sohn Gisgos, ließ im zweiten Punischen Kriege in Spanien sein von Publius Scipio besiegtes und verfolgtes Heer auf viele Städte verteilen. So geschah es, daß Scipio, um nicht durch Stürmung mehrerer Städte seine Streitkräfte zu zersplittern, seine Truppen ins Winterlager zurückführte. (207) Bei der Annäherung des Xerxes erteilte T h e m i s t o k l e s , überzeugt, daß die Athener weder für eine Schlacht zu Lande noch für den Schutz ihres Gebietes noch für den Widerstand gegen eine Belagerung stark genug seien, seinen Landsleuten den Rat, ihre Kinder und Frauen nach Tro.izen und in andere Städte zu schicken, dann selbst die Stadt zu verlassen und statt des Krieges zu Lande eine Seeschlacht zu suchen. (480) Dasselbe tat in demselben Staat P e r i k l e s gegen die Lakedaimonier. (431) Während Hannibal in Italien weilte, setzte S c i p i o mit seinem Heer nach Afrika über und zwang dadurch die Karthager, Hannibal zurückzurufen. E r trug somit den Krieg aus dem eigenen Land ins feindliche hinein. (204) Als die Lakedaimonier das athenische Kastell Dekeleia besetzt hatten und von da aus die Athener wiederholt beunruhigten, schickten die A t h e n e r eine Flotte, die den Peloponnes verheerte, und bewirkten dadurch, daß das spartanische Heer v o n Dekeleia abberufen wurde, (nach 413) Als die Germanen nach ihrer Gewohnheit aus Waldschluchten und dunklen Verstecken heraus die Römer immer wieder überfielen und dabei einen sicheren Rückzug in die Tiefen des Waldes hatten, ließ der Kaiser Caesar D o m i t i a n u s Augustus mehrere breite Schneisen 120 Meilen in den Wald vortreiben. E r bewirkte dadurch nicht nur eine Veränderung in der A r t der Kriegführung, sondern auch, daß die Feinde, deren Schlupfwinkel er bloßgelegt hatte, sich ihm unterwarfen. (83 n. Chr.)

4. W I E

MAN DAS

MIT

VOM

DEM FEIND

HEER

DURCH

GEFÄHRDET

4

5

6

7 8

9

10

GELÄNDE, IST,

HINDURCHKOMMT Als der K o n s u l A e m i l i u s P a u l u s i m Lukanergebiet sein He er auf einem schmalen Wege an der Küste entlang führte und die Tarentiner, die ihm mit der Flotte auflauerten, sein Heer auf dem Marsch mit Geschützen überfielen, deckte er die Flanke der Kolonne mit Gefangenen. Um diese zu schonen, stellten die Feinde die Beschießung ein. (um 280) 3*

1



j. Buch

i

A g e s i l a u s Lacedaemonius, cum praeda onustus ex Phrygia rediret insequerenturque hostes et ad locorum opportunitatem lacesserent agmen eius, ordinem captivorum ab utroque latere exercitus sui explicuit: quibus dum parcitur ab hoste, spatium transeundi habuerunt Lacedaemonii.

3

I d e m , tenentibus angustias Thebanis, per quas transeundum habebat, flexit iter, quasi Thebas contenderei: exterritis Thebanis digressisque ad tutanda moenia repetitum iter, quo destinaverat, emensus est nullo obsistente.

4

N i c o s t r a t u s , dux Aetolorum, adversus Epirotas, cum ei aditus in fines eorum angusti fierent, per alterum locum irrupturum se ostendens, omni ilia ad prohibendum occurrente Epirotarum multitudine, reliquit suos paucos, qui speciem remanentis exercitus praeberent: ipse cum cetera manu, quo non exspectabatur aditu, intravit. j A u t o p h r a d a t e s Perses, cum in Pisidiam exercitum duceret et angustias quasdam Pisidae occuparent, simulata vexatione traiciendi instituit reducere: quod cum Pisidae credidissent, ille nocte validissimam manum ad eundem locum occupandum praemisit ac postero die totum traiecit exercitum. 6 P h i l i p p u s , Macedonum rex, Graeciam petens, cum Thermopylas occupatas audiret et ad eum legati Aetolorum venissent acturi de pace, retentis eis ipse magnis itineribus ad angustias pertendit securisque custodibus et legatorum reditus exspectantibus inopinatus Thermopylas traiecit. 7

I p h i c r a t e s , dux Atheniensium, adversus Anaxibium Lacedaemonium in Hellesponto circa Abydon, cum transducendum exercitum haberet per loca, quae stationibus hostium tenebantur, alterum autem latus eius transitus abscisi montes premerent, alterum mare allueret, aliquamdiu moratus, cum incidisset frigidior solito dies et ob hoc nemini suspectus, delegit firmissimos quosque, quibus oleo ac mero calefactis praecepit, ipsam oram maris legerent, abruptiora tranarent: atque ita custodes angustiarum inopinatos oppressit a tergo. 8 C n . P o m p e i u s , cum flumen transire propter oppositum hostium exercitum non posset, assidue producere et reducere in castra instituit: deinde, in eam dem(um> persuasionem hoste perducto, ne ullam viam ad progressum Romanorum teneret, repente impetu facto transitum rapuit. 12 quo Heinsius qua H P 18 graecias H P , veri. edd. HP eam d eam tandem Buberius

3 3 earn demum Gund. eandem

4. Kapitel

3*

Als der Spartaner A g e s i l a o s sich beutebeladen aus Phrygien zurückzog und die Feinde nachfolgten und sein Heer auf dem Marsch beunruhigten, wö' das Gelände sich dafür eignete, ließ er die Gefangenen in zwei langen Reihen seine Flanken decken. Während die Feinde jene schonten, hatten die Lakedaimonier Gelegenheit, durchzukommen. (396—394) Als derselbe A g e s i l a o s durch einen von den Thebanern besetzten Engpaß ziehen mußte, bog er ab, als ob er nach Theben wollte. Während dann die Thebaner erschreckt nach Hause zogen, um ihre Stadt zu verteidigen, konnte Agesilaos unbehindert den Weg nach seinem eigentlichen Ziel fortsetzen. (394 oder 377) Als der aitolische Feldherr N i k o s t r a t o s gegen die Epeiroten Krieg führte und die Zugänge in ihr Land eng waren, gab er sich den Anschein, als ob er an der einen Stelle eindringen wolle. Nachdem die ganze Schar der Epeiroten zur Abwehr dorthin geeilt war, ließ er einige seiner Männer zurück, um den Eindruck zu erwecken, daß das Heer noch dort sei. Er selbst drang mit den übrigen Truppen an der Stelle, wo er nicht erwartet wurde, in das Land ein. (um 220?) Als der Perser A u t o p h r a d a t e s mit seinem Heer nach Pisidien zog und die Pisidier einen Engpaß besetzt hatten, stellte er sich, als sei ihm ein Durchbruch zu mühsam, und begann den Rückzug. Während die Pisidier sein Manöver für ernsthaft hielten, schickte er in der Nacht eine starke Truppe vor, die den Ort besetzte, und konnte am folgenden Tag sein ganzes Heer hindurchführen, (um 360?) Als König P h i l i p p o s von Makedonien auf seinem Marsch gegen Griechenland hörte, die Thermopylen seien besetzt, und als gleichzeitig Gesandte der Aitoler zu ihm kamen, um Frieden zu erbitten, hielt er diese zurück und begab sich selbst in Eilmärschen zu dem Engpaß. Da dort die Wächter ruhig auf die Wiederkunft der Gesandten warteten, gelang ihm durch Überraschung der Durchbruch durch die Thermopylen. (210) Als der athenische Feldherr I p h i k r a t e s gegen den Spartaner Anaxibios am Hellespont in der Nähe von Abydos im Felde stand, sah er sich einmal genötigt, sein Heer durch einen von den Feinden bewachten Engpaß zu führen, an dessen einer Seite eine steile Gebirgswand emporragte, während die andere das Meer bespülte. Einige Zeit zögerte er, aber als dann ein ungewöhnlich kalter Tag hereinbrach, an dem daher niemand Verdacht hegte, wählte er die Stärksten aus und befahl ihnen, nachdem sie sich mit ö l und Wein erwärmt hatten, sich dicht an der Küste entlang vorzuschleichen und an den abschüssigeren Stellen vorüberzuschwimmen. Auf diese Weise gelang es ihm, die Wächter des Engpasses von hinten zu überraschen und zu überwältigen. (389/8) Als G n a e u s P o m p e i u s einen Fluß wegen des feindlichen Heeres auf der gegenüberliegenden Seite nicht überschreiten konnte, entschloß er sich, seine Truppen immer wieder aus dem Lager vorrücken und dann wieder ins Lager zurückkehren zu lassen. Als dann die Peinde allmählich zu der Überzeugung gekommen waren, daß die Römer keine Möglichkeit des Vorrückens sähen, ging er plötzlich zum Angriff über und erzwang sich schnell den Übergang. (66—62?)

2

$

4

5

6

7

8

3*

I. B u c h

9

A l e x a n d e r Macedo, prohibente rege Indorum Poro traici exercitum per flumen Hydaspen, adversus aquam assidue procurrere iussit suos: et ubi eo more exercitationis assecutus est, (ne) qui(d) a Poro adversa ripa caveretur, per superiorem partem subitum transmisit exercitum. 9a I d e m , quia Indi fluminis traiectu prohibebatur ab hoste, diversis locis t in flumen équités instituit immittere et transitum minari; cumque exspectatione barbaros intentos teneret, insulam paulo remotiorem primum exiguo, deinde maiore praesidio occupavit atque inde in ulteriorem ripam transmisit: ad quam manum opprimendam cum universi se hostes effudissent, ipse libero vado transgressus omnes copias coniunxit. io X e n o p h o n , ulteriorem ripam Armeniis tenentibus, duos iussit quaeri aditus; et cum a (vado) inferiore repulsus esset, transiit ad superius, inde quoque prohibitus hostium occursu repetit vadum inferius, iussa quidem militum parte subsistere, [et] quae, cum Armenii ad inferioris vadi tutelam redissent, per superius transgrederetur : Armenii, credentes decursuros omnes, decepti sunt a remanentibus; hi cum resistente nullo vadum superassent, transeuntium suorum fuere propugnatores. " P . C l a u d i u s consul primo bello Punico, cum a Regio Messanam traicere militem nequiret, custodientibus fretum Poenis, sparsit rumorem, quasi bellum iniussu populi inceptum gerere non posset, classemque in Italiam versus se agere simulavit: digressis deinde Poenis, qui profectioni eius habuerant fidem, circumactas naves appulit Siciliae. IÎ L a c e d a e m o n i o r u m duces, cum Syracusas navigare destinassent et Poenorum dispositam per litus classem timerent, decern Punicas naves, quas captivas habebant, veluti victrices primas iusserunt agi, aut a latere iunctis aut puppe religatis suis: qua specie deceptis Poenis transierunt. ij P h i l i p p u s , cum angustias maris, quae 5/revà appellantur, transnavigare propter Atheniensium classem, quae opportunitatem loci custodiebat, non posset, scripsit Antipatro Thraciam rebellare, praesidiis quae ibi reliquerat intercepts : sequeretur omnibus omissis, quae ut epistulae interciperentur ab hoste, curavit: Athenienses, arcana Macedonum excepisse visi, classem abduxerunt; Philippus nullo prohibente angustias freti liberavit. io

3 ne quid a Gund. (vgl. S. }0,}) ; i)0,iS; Poiyainos 4,},9) quia H P ut a d 6 flumine H P , verb. Harte! (vgl. S. 2S,} Apparat) 12 (vado) Oud. | inferiore Eujiner Gund. citeriore H P 13 iussa quidem Oud. iussaque ibidem P iussu parte ("quidem militum feblt) H 14 [et] Oud. Gund. fau Recbt ?) ex qua P 18 P. H P Appius Oud. Gund. 24 per litus Casaubonus penitus H P 26 suis Tcnnulius aliis d, feblt in H P 27 ZTEVA Gund. ciena H P

u

»

ij

P

4. K a p i t e l

33

Als der Makedone A l e x a n d e r von Poros, dem König der Inder, daran gehindert wurde, mit dem Heer den Fluß Hydaspes zu überschreiten, ließ er seine Soldaten immer wieder gegen das Wasser vorstürzen, und als er durch dies wiederholte Übungsmanöver bewirkt hatte, daß Poros am entgegengesetzten Ufer unvorsichtig wurde, setzte er plötzlich etwas weiter flußaufwärts seine Truppen über. (326) Als derselbe A l e x a n d e r vom Feind daran gehindert wurde, den Fluß Indus zu überschreiten, entschloß er sich, an verschiedenen Stellen Reiter in den Fluß gehen zu lassen und mit einem Übergang zu drohen. Während er die Aufmerksamkeit der Barbaren hierauf lenkte, ließ er eine Insel in der Nähe erst mit schwächeren, dann mit stärkeren Truppen besetzen und von da aus an das gegenüberliegende Ufer übersetzen. Als dann das ganze Feindesheer herbeigeeilt war, um diese Truppen zurückzuwerfen, überquerte er selbst mit den übrigen den Fluß an der verlassenen Furt und konnte alle seine Truppen vereinigen. (326) Als die Armenier das gegenüberliegende Ufer besetzt hielten, ließ X e n o p h o n zwei Übergangsstellen suchen. Als er von der unteren Furt zurückgeworfen war, ging er nach der oberen, und als er auch dort durch das feindliche Gegenmanöver gehindert wurde, kehrte er nach der unteren zurück. Er ließ aber einen Teil der Soldaten zurück, die, nachdem die Armenier wieder zur Verteidigung der unteren Furt abgezogen waren, an der oberen übersetzen sollten, und so wurden die Armenier, die glaubten, daß alle hinunterziehen würden, von den Zurückgebliebenen überlistet. Diese konnten nämlich den Fluß ohne Widerstand überschreiten und dann als Vorkämpfer den Übergang der Hauptmacht decken. (401) Als der Konsul P u b l i u s C l a u d i u s im ersten Punischen Krieg sein Heer nicht von Rhegion nach Messana übersetzen konnte, weil die Punier die Meerenge kontrollierten, ließ er das Gerücht verbreiten, daß er einen Krieg, der ohne Weisung des Volkes begonnen sei, nicht führen könne, und stellte sich, als zöge er mit der Flotte nach Italien. Als sich dann die Punier, die an seinen Abzug glaubten, entfernt hatten, kehrte er um und legte mit der Flotte in Sizilien an. (264) Als die Befehlshaber der S p a r t a n e r die Absicht hatten, nach Syrakus zu gehen, sich aber vor der punischen Flotte, die kampfbereit an der Küste lag, fürchteten, ließen sie zehn erbeutete punische Schiffe, als kämen sie von einem Siege, an der Spitze gehen, während sie die eigenen Schiffe an deren Seiten oder Heck verteilten. Durch dieses Täuschungsmanöver konnten sie die Punier hintergehen und gelangten hinüber. (396) Als P h i l i p p o s die Meerenge, die Stena hieß, nicht durchfahren konnte, weil die Flotte der Athener den strategischen Punkt kontrollierte, schrieb er an Antipatros, Thrakien befinde sich in Aufruhr und die Besatzungstruppen, die er dort zurückgelassen hatte, seien überwältigt; Antipatros solle daher alles andere hintansetzen und nachkommen. Sodann sorgte er dafür, daß dieser Brief dem Feinde in die Hände fiel. Die Athener glaubten, sie hätten ein wirkliches Geheimnis der Makedonen aufgefangen, und zogen mit der Flotte ab. So konnte Philippos die Meerenge ohne jeden Widerstand durchfahren. (340/39)

34 a

i. Buch

I d e m , quia Cherronessum, quae iuris Atheniensium erat, occupare prohibebatur, tenentibus transitum non Byzantiorum tantum, sed Rhodiorum quoque et Chiorum navibus, conciliavit ánimos eorum reddendo naves, quas ceperat, quasi sequestres futuros ordinandae pads inter se atque Byzantios, qui causa belli erant: tractaque per magnum tempus postulatione, cum de industria subinde aliquid in condicionibus retexeret, classem per id tempus praeparavit eaque in angustias freti imparato hoste subitus evasit. C h a b r i a s Atheniensis, cum adire portum Samiorum obstante navali hostium praesidio non posset, paucas e suis navibus praeter portum missas iussit transiré, arbitratus, qui in statione erant, persecuturos: hisque per hoc consilium avocatis, nullo obstante portum cum reliqua adeptus est classe.

V. D E E V A D E N D O E X L O C I S

DIFFICILLIMIS

Q . S e r t o r i u s in Hispania, cum a tergo instante hoste flumen traicere haberet, valium in ripa eius in modum cavae lunae duxit et oneratum materiis incendit: atque ita exclusis hostibus flumen libere transgressus est. Similiter P e l o p i d a s Thebanus bello Thessalico transitum quaesivit. namque castris ampliorem locum supra ripam complexus, valium cervolis et alio materiae genere constructum incendit: dumque ignibus submoventur hostes, ipse fluvium superávit. Q . L u t a t i u s C a t u l u s , cum a Cimbris pulsus unam spem salutis haberet, si flumen liberasset, cuius ripam hostes tenebant, in proximo monte copias ostendit, tamquam ibi castra positurus. ac praecepit suis, ne sarcinas solverent aut onera deponerent ne(ve) quis ab ordinibus signisque discederet; et quo magis persuasionem hostium confirmaret, pauca tabernacula in conspectu erigi iussit ignesque fieri et quosdam valium struere, quosdam in lignationem, ut conspicerentur, exire: quod Cimbri vere agi existimantes et ipsi castris delegerunt locum dispersique in proximos agros ad comparanda ea, quae mansuris necessaria sunt, occasionem dederunt Catulo non solum flumen traiciendi, sed etiam castra eorum infestandi. 2 prohibebatur d (vgl. S. }6,2 Apparat) -beretur H P | Byzantiorum d bizantium H P 4 futuras d Beimeli 14 ex] d e H 16 haveret Hartel Cund. (Text) traiciendum haberet oder necesse haberet traicere Cund. (Praef. S. XV) 2 4 ibi edd. in H P , f e h l t in d 25 ne(ve) Bendz ne(u) Eufiner Gund.

4. K a p i t e l

35

Als derselbe P h i l i p p o s den Chersones, der zum athenischen Machtbereich gehörte, nicht besetzen konnte, weil nicht nur die Byzantier, sondern auch die Rhodier und die Chier mit ihren Schiffen die Meerenge kontrollierten, gelang es ihm, diese durch die Rückgabe der erbeuteten Schiffe für sich zu gewinnen. Er gab dabei vor, sie sollten als Friedensvermittler zwischen ihm und den Byzantiern dienen, denen der Krieg galt. Während die Verhandlungen sich in die Länge zogen, weil Philippos geflissentlich die Friedensbedingungen immer wieder änderte, zog er eine Flotte zusammen und konnte mit dieser, als die Feinde nicht auf ihrer Hut waren, unvermutet in die Meerenge eindringen. (340/39) Als der Athener C h a b r i a s durch ein feindliches Geschwader gehindert wurde, in den Hafen der Samier einzulaufen, ließ er einige seiner Schiffe am Hafen vorbeifahren, in der Absicht, daß die feindlichen Wachschiffe sie verfolgen sollten. In der Tat wurden diese durch seine List weggelockt, und er konnte selbst mit der übrigen Flotte ohne Widerstand in den Hafen gelangen. (388)

5. W I E M A N A U S S C H W I E R I G E M ENTKOMMT

GELÄNDE

Als Q u i n t u s S e r t o r i u s i n Spanien einen Fluß zu überschreiten hatte, während ihn die Feinde im Rücken bedrängten, ließ er am Ufer einen halbmondförmigen Wall aufschütten, den er mit Brennmaterial bepackte und dann anzündete. So gelang es ihm, sich die Feinde vom Leibe zu halten und den Übergang ungehindert durchzuführen. (80—72) In ähnlicher Weise ermöglichte der Thebaner P e l o p i d a s im thessalischen Kriege den Übergang. Er wählte nämlich für das Lager einen geräumigen Platz am Ufer aus und errichtete aus spitzen Gabelpfählen und anderem Brennmaterial einen Wall, den er anzündete. Während so die Feinde durch das Feuer ferngehalten wurden, überschritt er selbst den Fluß. (369—364) Als Q u i n t u s L u t a t i u s C a t u l u s v o n den Kimbern geschlagen war und nur dann auf Rettung hoffen konnte, wenn er einen Fluß, dessen Ufer von den Feinden gehalten wurde, glücklich überschreiten konnte, ließ er seine Truppen einen Berg in der Nähe vor aller Augen besetzen, als ob er dort ein Lager aufschlagen wollte. Den Seinen befahl er, ihr Gepäck nicht aufzumachen und ihre Traglasten nicht abzulegen, ihre Reihen und Feldzeichen nicht zu verlassen. Und um die Feinde in ihrem Glauben noch zu bestärken, ließ er einige Zelte sichtbar aufschlagen, Feuer machen und einige Soldaten an einem Wall arbeiten, andere so, daß sie erblickt wurden, zum Holzholen weggehen. Die Kimbern, die glaubten, daß alles Ernst war, wählten sich auch ihrerseits einen Platz fürs Lager aus und zerstreuten sich über die angrenzenden Felder, um herbeizuschaffen, was sie für den Aufenthalt nötig hatten. Dadurch gaben sie dem Catulus Gelegenheit, nicht nur den Fluß zu überschreiten, sondern auch ihr Lager anzugreifen. (102)

36

I. Buch

C r o e s u s , cum Halyn vado transire non posset neque navium aut pontis faciendi copiam haberet, fossa superiore parte post castra deducta alveum fluminis a tergo exercitus sui reddidit. Cn. P o m p e i u s Brundisii, cum excedereft] Italia et transferre bellum proposuisset, instante a tergo Caesare conscensurus classem quasdam obstruxit vias, alias parietibus intersaepsit, alias intercidit fossis easque sudibus erectis praeclusas operuit cratibus, humo aggesta, quosdam aditus, qui ad portum ferebant, trabibus transmissis et in densum ordinem structis, ingenti mole tutatus. quibus perpetratis ad speciem retinendae urbis raros pro moenibus sagittarios reliquit, ceteras copias sine tumultu ad naves deduxit: navigantem eum mox sagittarii quoque per itinera nota degressi parvis navigiis consecuti sunt. C. D u e l l i u s consul in portu Syracusano, quem temere intraverat, obiecta ad ingressum catena clausus universos in puppem rettulit milites atque ita resupina navigia magna remigantium vi concitavit: levatae prorae super catenam processerunt. qua parte superata transgressi rursus milites proras presserunt, in quas versum pondus decursum super catenam dedit navibus. L y s a n d e r Lacedaemonius, cum in portu Atheniensium cum tota classe obsideretur, obrutis hostium navibus ab ea parte, qua faucibus angustissimis influit mare, milites suos clam in litus egredi iussit et subiectis rotis naves ad proximum portum Munychiam traiecit. H i r t u l e i u s legatus Q. Sertorii, cum in Hispania inter duos montes abruptos longum et angustum iter ingressus paucas duceret cohortes comperissetque ingentem manum hostium adventare, fossam transversam inter montes pressit vallumque materia exstructum incendit atque ita intercluso hoste evasit. C. C a e s a r bello civili, cum adversus Afranium copias educeret et recipiendi se sine periculo facultatem non haberet, sicut constiterat, prima et secunda acie (in armis permanente, tertia autem acie) furtim a tergo ad opus applicata, quindecim pedum fossam fecit, intra quam sub occasum solis armati se milites eius receperunt. P e r i c l e s Atheniensis, a Peloponnensiis in eum locum compulsus, qui undique abruptis cinctus duos tantum exitus habebat, ab altera parte fossam ingentis latitudinis duxit velut hostis excludendi causa, ab altera limitem 2 habebat H 3 flumini Härtel Guai. Bennett 4 excederet H P , verb. edd. 7 praeclusas] praeacutìs Gund. (Apparat; vgl. Caesar, bell. civ. 1,27,)) 9 tutatus + est d Gund. 11 dégressi Gund. (vgl. Caesar, bell.civ. 1,2t,i) digressiHP 14 rettulit P retulit H Gund. 2 1 Munychiam Modius mono etiam H P 29 (in — acie) Schelius Oud. Harte! (nach Caesar, bell. civ. 1,41,4) 3 4 limitem Tennulius militem H P (vgl. S. 2t,24 App.)

j. K a p i t e l

37

Als K r o i s o s den Halys nicht durchwaten konnte und auch keine Möglichkeit 4 hatte, Schiffe herbeizuschaffen oder eine Brücke zu schlagen, ließ er vom Oberlauf her einen Kanal hinter das Lager führen und bewirkte dadurch, daß das Flußbett im Rücken seines Heeres verlief. (J46) Als G n a e u s P o m p e i u s sich in Brundisium einschiffen wollte, da er sich ent- 5 schlössen hatte, Italien zu verlassen und den Krieg nach Osten zu verlegen, wurde er im Rücken von Caesar bedrängt. Er verbarrikadierte daraufhin einige Straßen, versperrte andere durch Mauern, andere endlich durchzog er mit Gräben, die er vorn mit Pfählen verschanzte und mit Flechtwerk und Erde tarnte, und einige der Zufahrtsstraßen zum Hafen sperrte er durch eine mächtige Verrammlung dicht gehäufter, quer gestellter Balken. Nachdem dies alles fertiggestellt Romanis alacritatem attulit et fiduciam, unde etiam praeclara victoria commisso statim bello parata est.

3

C. C a e s a r adversus Germanos et Ariovistum pugnaturus confusis suorum animis pro contione dixit, nullius se eo die opera nisi decimae legionis usurum: quo consecutus est, ut decimani tamquam praecipuae fortitudinis ™ testimonio cogerentur et ceteri pudore, ne penes alios gloria virtutis esset.

4

Q. F a b i u s , quia egregie sciebat et Romanos eius esse libertatis, quae contumelia exasperaretur, et a Poenis nihil iustum aut moderatum exspectabat, misit legatos Carthaginem de condicionibus pacis: quas cum illi iniquitatis et insolentiae plenas retulissent, exercitus Romanorum ad n pugnandum concitatus est. 5 A g e s i l a u s , Lacedaemoniorum dux, cum prope ab Orchomeno, socia civitate, castra haberet comperissetque plerosque ex militibus pretiosissima rerum deponere intra munimenta, praecepit oppidanis, ne quid ad exercitum suum pertinens reciperetur, quo ardentius dimicaret miles, qui sciret sibi s° pro omnibus suis pugnandum. 5 Manlius edd. (nacb Livius 2,4},u) mallius H P | consul H cons P 6 simulavit H P , verb. edd. 21 cogerentur] concitarentur Dedericb Gund. Bennett (nacb S. 182,}}) 2 5 re(t)tulissent Bendz (vgl. Ecbtbeitsfrage 2 ¡4)

io. K a p i t e l

55

die Hunde dann, ihren gegenseitigen Zorn vergessend, sofort angriffen. Durch dieses Beispiel hielt er die Barbaren von einem Überfall, der den Römern nur nützlich gewesen wäre, zurück, (um 30?)

11. WIE

DAS

HEER

ZUM

KAMPF

WERDEN

ANGEFEUERT

SOLL

Als im Kriege gegen die Etrusker das römische Heer meuterte und sich zu kämpfen weigerte, heuchelten die Konsuln M a r c u s F a b i u s und G n a e u s M a n l i u s ihrerseits freiwillige Zurückhaltung, bis die Soldaten, durch die Schmähungen der Feinde angetrieben, nach Kampf verlangten und schworen, als Sieger daraus zurückzukehren. (480) Als F u l v i u s N o b i l i o r mit schwachen Truppen gegen ein zahlreiches Samnitenheer, das durch Erfolge übermütig geworden war, zu kämpfen hatte, gab er vor, eine feindliche Legion habe sich bestechen lassen, zu ihm überzugehen, und befahl, um dies glaubhaft zu machen, den Tribunen, den Centurionen ersten Ranges sowie den übrigen Centurionen, alles, was sie an barem Geld oder an Gold und Silber hatten, abzuliefern, damit den Verrätern der Preis bar entrichtet werden könnte. Denen, die den Beitrag leisteten, versprach er, nach Erringen des Sieges neben ihrem rechtmäßigen Anteil auch noch glänzende Belohnungen zu geben. Da sich die Römer durch diese Behauptungen überzeugen ließen, erfüllte sie eine freudige Kampfbereitschaft und Beherztheit, so daß schon am Beginn des Treffens sogar ein glänzender Sieg errungen wurde. (298) Als G a i u s C a e s a r der Kampf gegen die Germanen und Ariovistus bevorstand, seine Männer aber entmutigt waren, erklärte er vor der Soldatenversammlung, er werde an jenem Tag nur den Einsatz der zehnten Legion in Anspruch nehmen. Dadurch erreichte er, daß die Zehner vom Zeugnis für ihre angeblich hervorragende Tapferkeit angespornt wurden und die übrigen von dem Gefühl der Scham, wenn anderen kriegerische Ehre zufiele. (58) Da Q u i n t u s F a b i u s ganz genau wußte, daß die Römer so freiheitsliebend waren, daß sie sich über ehrenrührige Zumutungen empörten, von den Puniern anderseits keine Gerechtigkeit oder Mäßigung erwartete, schickte er Gesandte nach Karthago, um über die Friedensbedingungen zu verhandeln. Als die Gesandten mit Forderungen voller Ungerechtigkeit und Unverschämtheit zurückkehrten, wurde das Heer der Römer dadurch zum Kampf aufgereizt. (219) Als A g e s i l a o s , der Führer der Lakedaimonier, unweit der verbündeten Stadt Orchomenos sein Lager hatte und die Nachricht erhielt, daß sehr viele seiner Soldaten ihre Kostbarkeiten innerhalb der Stadtmauern deponierten, verbot er den Bewohnern der Stadt, überhaupt etwas anzunehmen, das irgendwie seinem Heer gehörte, damit die Soldaten mit größerem Feuer stritten, wenn sie wußten, daß sie für ihr gesamtes Eigentum kämpfen mußten, (nach 394)

J6

i. B u c h

E p a m i n o n d a s , dux Thebanorum, adversus Lacedaemonios dimicaturus, ut non solum viribus milites sui, verum etiam affectibus adiuvarentur, pronuntiavit in contione destinatum Lacedaemoniis, si victoria poterentur, omnes virilis sexus interficere, uxoribus autem eorum et liberis in servitutem abductis Thebas diruere: qua denuntiatione concitati primo impetu Thebani Lacedaemonios expugnaverunt. ( L ) e o t ( y c ) h i d a s , dux Lacedaemoniorum, classe pugnaturus eodem die, quo vicerant socii, quamvis ignarus actae rei vulgavit nuntiatam sibi victoriam partium, quo constantiores ad pugnam milites haberet. A u l u s P o s t u m i u s proelio, quo cum Latinis conflixit, oblata specie duorum in equis iuvenum animos suorum erexit, Pollucen et Castorem adesse dicens, ac sic proelium restituit. A r c h i d a m u s Lacedaemonius adversus Arcades bellum gerens arma in castris statuii et circa ea duci equos noctu clam imperavit: quorum vestigia mane, tamquam Castor et Pollux perequitassent, ostendens affuturos eosdem ipsis proeliantibus persuasit. P e r i c l e s , dux Atheniensium, initurus proelium, cum animadvertisset lucum, ex quo utraque acies conspici poterat, densissimae opacitatis, vastum alioquin et Diti patri sacrum, ingentis illic staturae hominem, altissimis coturnis et veste purpurea (et) coma venerabilem, in curru candidorum equorum sublimem constituit, qui dato signo pugnae proveheretur et voce Periclem nomine appellans cohortaretur eum diceretque deos Atheniensibus adesse: quo paene ante coniectum teli hostes terga verterunt. L. S u l l a , quo paratiorem militem ad pugnandum haberet,-praedici sibi a diis futura simulavit, postremo etiam in conspectu exercitus, priusquam in aciem descenderet, signum modicae amplitudinis, quod Delphis sustulet a t , orabat petebatque, promissam victoriam maturaret. C. M a r i u s sagam quandam ex Syria habuit, a qua se dimicationum eventus praediscere simulabat. Q. S e r t o r i u s , cum barbaro et rationis indocili milite uteretur, cervam candidam insignis formae per Lusitaniam ducebat et ab ea se, quae agenda aut vitanda essent, praenoscere asseverabat, ut barbari ad omnia tamquam divinitus imperata oboedirent. 3 potirentur 7 / 8 classe . 1 3 / 1 4 arma -sset H P qu(o v)i(so)

h P edd. 7 Leotychidas Casaubonus (nacb Polyainos i,}}) Euthidas C H P . . quo ~ Oud. edd. quo classem Hss. 10 Aulus d Iulius C lui. H P . . . ea] aram . . . earn Casaubonus (vgl. Polyainos 1,41,1) 15 perequitassent d 2 0 (et) Bendz (ac)d Gund. (et promissa) Wacbsmutb 2 3 qui H (verb, h ) Walter 3 0 milites H (verb, h j limite P (vgl. S. 28,24 ». 36,34 App.)

Ii. K a p i t e l

57

Als E p a m e i n o n d a s , der Führer der Thebaner, im Begriff war, gegen die Lakedaimonier zu kämpfen, und wünschte, daß seine Soldaten mit allen Kräften nicht nur des Körpers, sondern auch der Seele stritten, erklärte er in der Heeresversammlung, die Lakedaimonier seien fest entschlossen, wenn sie den Sieg errängen, alles, was männlichen Geschlechtes sei, zu töten, die Frauen und die Kinder in die Sklaverei wegzuführen und Theben zu zerstören. Durch diese Erklärung wurden die Thebaner so aufgestachelt, daß sie die Lakedaimonier schon im ersten Ansturm überwältigten. (370 Als L e o t y c h i d a s , der Führer der Lakedaimonier, im Begriff stand, mit der Flotte an demselben Tage zu kämpfen, an dem die Bundesgenossen gesiegt hatten, ließ er, obgleich er über den Ausgang noch nichts wußte, verbreiten, er habe Nachricht vom Sieg ihrer Verbündeten erhalten, um dadurch bei seinen Soldaten auf größere Zuversicht im Kampf rechnen zu können. (479) A u l u s P o s t u m i u s ermutigte im Gefecht mit den Latinern seine Männer dadurch, daß er beim Erscheinen zweier berittener Jünglinge behauptete, Pollux und Castor seien zu Hilfe gekommen. Auf diese Weise stellte er die Front wieder her. (496) Der Lakedaimonier A r c h i d a m o s ließ im Kriege gegen die Arkader Waffen im Lager aufstellen und nachts insgeheim zwei Pferde um sie herumführen. Am Morgen zeigte er auf die Spuren und gab vor, Castor und Pollux seien durchgeritten, und brachte seine Soldaten zu der Überzeugung, daß ihnen diese Götter auch im Kampf zur Seite stehen würden. (467) Als P e r i k l e s , der Führer der Athener, im Begriff, pine Schlacht zu liefern, einen dichtschattigen, zudem ungeheuerlichen und dem Pluton (Vater Dis) geheiligten Hain entdeckt hatte, der im Blickfeld beider Kampflinien lag, ließ er dort .einen Mann von riesiger Größe, der durch hohe Kothurne, purpurne Tracht und reiches Haar Ehrfurcht gebietend aussah, in einem Wagen mit weißen Pferden erhaben aufstellen, mit dem Befehl, er solle vorfahren, sobald das Kampfeszeichen gegeben sei, Perikles mit lauter Stimme beim Namen rufen, ihn anfeuern und sagen, die Götter ständen den Athenern zur Seite. Daraufhin ergriffen die Feinde die Flucht, fast noch bevor ein Spieß geworfen worden war. (um 450?) Um seine Soldaten kampflustiger zu machen, stellte sich L u c i u s Sulla, als ob ihm die Zukunft von den Göttern vorhergesagt würde. Schließlich pflegte er sogar vor den Augen des Heeres, bevor er in die Schlacht zog, zu einem kleinen Götterbildnis, das er in Delphi genommen hatte, flehentlich zu beten, es möchte sein Versprechen des Sieges recht bald erfüllen, (um 85) G a i u s M a r i u s hatte eine Wahrsagerin aus Syrien bei sich und gab vor, durch sie wüßte er den Ausgang jeder Schlacht im voraus, (um 102) Q u i n t u s S e r t o r i u s , der ein Heer mit Vernunftgründen nicht zu belehrender Barbaren hatte, führte eine weiße Hirschkuh von hervorragender Schönheit durch Lusitanien und behauptete, er wisse durch sie im voraus, was zu tun und zu lassen sei. Hierdurch erreichte er, daß die Barbaren jedem Befehl Gehorsam leisteten, als ob er von den Göttern komme, (nach 80)

58

i. B u c h

[Hoc genere strategematon non tantum ea parte utendum est, qua imperitos existimabimus esse, apud quos his utemur, sed multo magis ea, qua talia erunt, quae excogitabuntur, ut a diis monstrata credantur.] A l e x a n d e r Macedo sacrificaturus inscripsit medicamento haruspicis manum, quam ille extis erat suppositurus. litterae significabant victoriam Alexandro dari: quas cum iecur calidum rapuisset et a rege militi esset ostensum, auxit animum tarriquam deo spondente victoriam. Idem fecit (S ) u d i n e s haruspex proelium Eumene cum Gallis commissuro. E p a m i n o n d a s Thebanus adversus Lacedaemonios, fiduciam suorum religione adiuvandam ratus, arma, quae ornamentis affixa in templis erant, nocte subtraxit persuasitque militibus deos iter suum sequi, ut proeliantibus ipsis adessent. A g e s i l a u s Lacedaemonius, cum quosdam Persarum cepisset, quorum habitus multum terroris praefert, quotiens veste tegitur, nudatos militibus suis ostendit, ut alba corpora et umbratica contemnerentur. G e l o , Syracusarum tyrannus, bello adversum Poenos suscepto, cum multos cepisset, infirmissimum quemque praecipue ex auxiliaribus, qui nigerrimi erant, nudatum in conspectum suorum produxit, ut persuaderei contemnendos. C y r u s , rex Persarum, ut concitaret animos popularium, tota die in excidenda silva quadam eos fatigavit; deinde postridie praestitit eis liberalissimas epulas et interrogavit, utro magis gauderent. cumque ei praesentia probassent, „atqui per haec", inquit, „ad illa perveniendum est: nam liberi beatique esse, nisi Medos viceritis, non potestis", atque.ita eos ad cupiditatem proelii concitavit. S u l l a , quia adversus Archelaum praefectum Mithridatis apud Pir(ae)ea pigrioribus ad proelium militibus utebatur, opere eos fatigando compulit ad poscendum ultro pugnae signum. F a b i u s M a x i m u s veritus, ne qua fiducia navium, ad quas refugium erat, minus constanter pugnaret exercitus, incendi eas, priusquam iniret proelium, iussit. 1 [Hoc — 3 credantur] Stcrvecbius Gund. 2 qua d que H quae h P 8 [Idem — commissuro] Wòlfflin Gund. | Sudines Casaubonus (nacb Polyainos 4,20; vgl. Strabon 16,6) ynides H P | haruspex d auspex H P 17 syracusorum P syracusanorum d (vgl. S. 50,)) 18 ex d. febltin H P 2 7 / 2 8 Piraeea Oud. pyrea H P pireum d 3 0 qua d quia H P

il. Kapitel

59

[Diese Art von Kriegslisten läßt sich nicht nur dann benutzen, wenn wir diejenigen für unwissend halten, auf die wir sie beziehen wollen, sondern in noch höherem Grade dann, wenn sich die List in der Weise ersinnen läßt, daß sie als eine göttliche Weisung gedeutet werden kann.] Als der Makedone A l e x a n d e r im Begriff war, ein Opfer darzubringen, beschrieb er mit einem Färbemittel die Hand des Opferschauers, auf die dieser die Eingeweide legen sollte. Die Buchstaben zeigten den Sieg Alexanders an. Als die warme Leber diese Schriftzüge angenommen hatte und vom König den Soldaten gezeigt worden war, wurden sie durch den Gedanken ermutigt, daß der Gott den Sieg verheiße, (um 330) Dasselbe tat der Opferschauer S u d i n e s , als Eumenes im Begriff war, den Galliern eine Schlacht zu liefern, (um 190?) Da der Thebaner E p a m e i n o n d a s im Kriege gegen die Lakedaimonier glaubte, die Zuversicht seiner Männer müsse durch einen Appell an ihre religiösen Gefühle unterstützt werden, ließ er die Waffen, die an den Ornamenten der Tempel aufgehängt waren, nachts herunterreißen und brachte die Soldaten zu der Überzeugung, die Götter begleiteten seinen Marsch, um ihnen im Kampf beizustehen. (371) Als der Lakedaimonier A g e s i l a o s einige Perser gefangengenommen hatte, ließ er sie, weil ihre Körpergestalt großen Schrecken erregt, wenn sie mit Kleidern bedeckt ist, entkleiden und seinen Soldaten nackt zeigen, damit ihre an die Sonne nicht gewöhnten und daher weißen Körper Verachtung herausforderten. (395) Als G e l o n , der Tyrann von Syrakus, einen Krieg gegen die Punier begonnen und viele Gefangene gemacht hatte, ließ er die Schwächsten, besonders von den Soldaten der Hilfsvölker, die ganz schwarz waren, mit entblößten Körpern vor den Augen seiner Männer vorführen, um sie davon zu überzeugen, daß ihre Feinde verächtlich seien. (480) Der Perserkönig K y r o s , der seine Landsleute aufstacheln wollte, ließ sie sich einen ganzen Tag mit dem Niederhauen eines Waldes abmühen. Am folgenden Tag bot er ihnen dann ein prächtiges Gastmahl und fragte, was ihnen besser gefiele. Als sie erklärten, sie zögen die gegenwärtige Lage vor, sagte er: „Doch läßt sich nur durch das Gestrige das Heutige erreichen. Denn frei und glücklich könnt ihr erst sein, wenn ihr die Meder besiegt habt." Auf diese Weise entflammte er sie zur Kampfbegierde. ( j j 9) Weil L u c i u s S u l l a bei Piraeus im Kriege gegen Archelaos, den Feldherrn des Mithridates, bei seinen Soldaten wenig Kampflust vorfand, brachte er sie durch ermüdende Arbeit dazu, selbst um das Zeichen zum Kampf zu bitten. (86) Da F a b i u s M a x i m u s befürchtete, sein Heer würde im Vertrauen auf die Schiffe, die eine Zuflucht gewährten, vielleicht weniger hartnäckig kämpfen, ließ er sie vor Beginn des Treffens verbrennen. (31 j)

5

Frontin, Kriegslisten

14

15 16

17

18

19

10

éo

I. B u c h

XII. D E D I S S O L V E N D O M E T U , Q U E M M I L I T E S E X ADVERSIS CONCEPERINT OMINIBUS i

i

j

4

5

6 7

«

9

S c i p i o , ex Italia in Africain transportato exercitu, cum egrediens nave prolapsus esset et ob hoc attonitos milites cerneret, id quod trepidationem afferebat, constantia et magnitudine animi in hortationem convertit et i „(pl)audite", inquit, „milites, Africam oppressi." C. C a e s a r , cum forte conscendens navem lapsus esset, ,,teneo te, terra mater", inquit: qua interpretatione effecit, ut repetiturus illas a quibus proficiscebatur terras videretur. T. S e m p r o n i u s G r a c c h u s consul, acie adversus Picentes directa, cum subitus terrae motus utrasque partis confudisset, exhortatione confìrmavit suos et impulit, consternatum superstitione invaderent hostem, adortusque devicit. S e r t o r i u s , cum equitum scuta extrinsecus equorumquepcctoracruenta subito prodigio apparuissent, victoriam portendi interpretatus est, quoniam • i illae partes solerent hostili cruore respergi. E p a m i n o n d a s Thebanus contristatis militibus, quod ex hasta eius ornamentum infulae more dependens ventus ablatum in sepulchrum Lacedaemonii cuiusdam depulerat, „nolite", inquit, „milites, trepidare; Lacedaemoniis significatur interitus: sepulchra enim funeribus ornantur." ™ I d e m , cum fax de caelo nocte delapsa eos qui animadverterunt terruisset, „lumen", inquit, „hoc numina ostendunt." I d e m , instante adversus Lacedaemonios pugna, cum sedile in quo resederat succubuisset et id vulgo pro tristi [exciperetur] significatione confusi milites interpretarentur, „immo", inquit, „vetamur sedere." »> L. S u l p i c i u s G a l l u s defectum lunae imminentem, ne pro ostento exciperent milites, praedixit futurum, additis rationibus causisque defectionis. A g a t h o c l e s Syracusanus adversus Poenos, simili eiusdem sideris deminutione quia sub diem pugnae ut prodigio milites sui consternati erant, 30 ratione qua id accideret exposita docuit, quidquid illud foret, ad rerum naturam, non ad ipsorum propositum pertinere. 2 ex d (nacb S. ¡8,17), f'blt in H P 6 (pl)audite Gulielmius audete oder videte Scriverius (g)audete Qud. 8 efficit H l i partes H Gund. 12 adortusque d adhortatis H adhortatusque h P 18 inpendens C 2 4 [exciperetur] edd. 2 6 L.] C. Scriverius Gund. (nacb Livius 44,37,5) 3 0 qua h P 31 accederei H P accident d, verb. edd.

12. K a p i t e l

12. W I E M A N D I E F U R C H T V E R S C H E U C H T , DIE SOLDATEN WEGEN SCHLIMMER VORZEICHEN ERFASST HAT

61

DIE

Nachdem S c i p i o sein Heer aus Italien nach Afrika übergesetzt hatte, stieß ihm das Unglück zu, gerade wie er an Land ging, zu stolpern. Als er die Bestürzung der Soldaten gewahr wurde, verwendete er durch seine Unerschrockenheit und Geistesgegenwart den Anlaß der Furcht zu einer Ermunterung, indem er sagte: „Klatscht Beifall, Soldaten! Afrika hab' ich erdrücktI" (204) A l s G a i u s C a e s a r gerade an Bord eines Schiffes gehen wollte und das Unglück hatte, zu straucheln, sagte er: „Ich halte dich fest, Mutter Erde!" Durch diese Auslegung erweckte er die Vorstellung, er werde die Länder, von denen er abfuhr, wiedersehen. (47) Als der Konsul T i t u s S e m p r o n i u s G r a c c h u s seine Truppen aufgestellt hatte, um den Picentern eine Schlacht zu liefern, und dabei ein plötzliches Erdbeben die Soldaten auf beiden Seiten in Bestürzung versetzte, beruhigte er seine Männer durch anfeuernde Worte und trieb sie dazu an, auf den in abergläubischer Scheu befangenen Feind loszugehen. So zog er mit seinem Heer zum Angriff und trug einen vollständigen Sieg davon. (268) Als im Heer des S e r t o r i u s wie ein plötzliches Wunderzeichen die Außenseite der Reiterschilde und die Brust der Pferde blutbefleckt erschienen, legte er dies als eine Ankündigung des Sieges aus, da ja gerade diese Stellen mit Feindesblut bespritzt zu werden pflegen. (75) Als die Soldaten des Thebaners E p a m e i n o n d a s betroffen waren, weil ein Zierwimpel, der wie eine Priesterbinde an seinem Speer hing, vom Winde fortgerissen und auf das Grab eines Lakedaimoniers weggetragen worden war, sagte er: „Seid nicht ängstlich, Soldaten, denn den Lakedaimoniern wird der Untergang angezeigt. Gräber pflegen ja für Beerdigungen geziert zu werden." (371) Derselbe E p a m e i n o n d a s äußerte, als eines Nachts ein Meteor vom Himmel herunterfiel und die, die es sahen, in Schrecken setzte: „Dies ist ein Licht, das uns die göttlichen Mächte zeigen." (um 370) Als gerade vor einem Treffen mit den Lakedaimoniern der Stuhl dieses selben E p a m e i n o n d a s , auf dem er sich niedergelassen hatte, entzweiging und dies von den bestürzten Soldaten allgemein als ein schlimmes Vorzeichen gedeutet wurde, sagte er: „Im Gegenteil, wir sollen nicht sitzen." (um 370) L u c i u s S u l p i c i u s G a l l u s kündigte seinen Soldaten eine bevorstehende Mondfinsternis im voraus an und fügte noch die vernünftige Erklärung dieser Erscheinung hinzu, damit sie diese nicht als Wunderzeichen auffaßten. (168) Als die Soldaten des A g a t h o k l e s von Syrakus im Kriege gegen die Punier durch eine Finsternis desselben Himmelskörpers gerade vor dem Tage des Gefechts, als wäre es ein übles Vorzeichen, bestürzt waren, erklärte er, wie so etwas geschehen könne, und wies nach, daß es, was es auch sein möge, nur mit den Gesetzen der Natur und nichts mit ihrem eigenen Vorhaben zu tun habe. (310) 5»

i

*

3

4

5

6

7

s

9

I. Buch

62

P e r i c l e s , cum in castra eius fulmen decidisset terruissetque milites, advocata contione lapidibus in conspectu omnium collisis ignem excussit sedavitque conturbationem, cum docuisset similiter nubium attritu excuti fulmen. T i m o t h e u s Atheniensis adversus Corcyraeos navali proelio decertaturus gubernatori suo, qui proficiscenti iam classi signum receptui coeperat dare, quia ex remigibus quendam sternutantem audierat, „miraris", inquit, „ex tot milibus unum perfrixisse?" C h a b r i ( a ) s Atheniensis classe dimicaturus, excusso ante navem ipsius fulmine, exterritis per tale prodigium militibus, „nunc", inquit, „potissimum ineunda pugna est, cum deorum maximus Iuppiter adesse numen suum classi nostrae ostendit." 5 cercyreos H

cercireos P , verb. edd.

9 Chabri{a)s edd.

12. Kapitel

63

Als der Blitz im Lager des P e r i k l e s eingeschlagen hatte und die Soldaten dadurch erschreckt waren, berief er die Heeresversammlung ein und erzeugte Vor aller Augen auf die Weise Feuer, daß er zwei Steine aneinanderschlug. Durch die Erklärung, in ähnlicher Weise werde der Blitz durch das Aneinanderprallen der Wolken erzeugt, gelang es ihm, die Bestürzung zu beheben, (um 450?) Als der Athener T i m o t h e o s im Begriff war, den Korkyräern eine Seeschlacht zu liefern, und sein Steuermann der schon vorrückenden Flotte das Zeichen zum Rückzug geben wollte, weil er einen der Ruderer hatte niesen hören, rief jener: „Wunderst du dich, daß unter so vielen einer sich erkältet hat?" (375) Als der Athener C h a b r i a s gerade eine Flottenschlacht beginnen wollte, schlug ein Blitz vor seinem Schiff ein, und die Soldaten erschraken über ein so böses Vorzeichen. Chabrias aber erklärte: „Jetzt ist der rechte Augenblick, den Kampf zu beginnen, wo der größte Gott Zeus gezeigt hat, daß seine götdiche Macht unserer Flotte zur Seite steht." (389-357)

L I B E R SECUNDUS Dispositis primo libro exemplis instructuris, ut mea fert opinio, ducem in his, quae ante commissum proelium agenda sunt, deinceps reddemus pertinentia ad ea, quae in ipso proelio agi solent, et deinde ea, quae post proelium. Eorum, quae ad proelium pertinent, species sunt: I. II. III. IV. V. VI.

De tempore ad pugnam eligendo. De loco ad pugnam eligendo. De acie ordinanda. De acie hostium turbanda. De insidiis. De emittendo hoste, ne clausus proelium ex desperatione redintegret. VII. De dissimulandis adversis. V i l i . De restituenda per constantiam acie. Eorum deinde, quae post proelium agenda sunt, has esse species existimaverim: IX. X. XI. XII.

Si res prospere cesserit, de consummandis reliquiis belli. Si res durius cesserit, de adversis emendandis. De dubiorum animis in fide retinendis. Quae facienda sint pro castris, si satis iìduciae in praesentibus copiis non habemus. XIII. De effugiendo.

I. D E T E M P O R E AD PUGNAM E L I G E N D O P. S c i p i o in Hispania, cum comperisset Hasdrubalem Poenorum ducem ieiuno exercitu mane processisse in aciem, continuit in horam septimam 3 commissum edd. iussum G H P iustum oder ipsum d Cani. 2 6 mane d sane G G H P

18 reliquis H

2 2 habeamus d

ZWEITES BUCH Nachdem ich im ersten Buch Beispiele zusammengestellt habe, die, wie ich glaube, pr. i den Feldherrn darüber belehren können, was vor Beginn des Gefechts zu tun ist, will ich jetzt zuerst Beispiele für die Maßnahmen im Gefecht selbst geben, dann Beispiele für die Maßnahmen nach dem Gefecht. Die Beispiele, die sich auf das Gefecht beziehen, lassen sich in folgende Unter- * abteilungen gliedern: 1. Wie man den Zeitpunkt des Kampfes wählt. 2. Wie man den Ort des Kampfes wählt. 3. Wie man die Truppen aufstellen soll. 4. Wie man die feindlichen Linien in Verwirrung bringt. 5. Über Hinterhalt. 6. Von der Freigabe des eingeschlossenen Feindes, damit er nicht aus Verzweiflung den Kampf wieder erneuert. 7. Wie man Mißerfolge verheimlicht. 8. Wie man die Schlachdinie durch feste Haltung wiederherstellt. Die Maßnahmen ferner, die nach dem Gefecht am Platz sind, lassen sich, wie ich } meine, in folgende Unterabteilungen gliedern: 9. Wie man nach einem Erfolg den Krieg zu einem glücklichen Ende führt. 10. Wie man nach einem Mißerfolg die Scharte auswetzt. 1 1 . Wie man die Treue der Schwankenden behält. 12. Was zum Schutze des Lagers getan werden soll, wenn man sich auf die verfügbaren Truppen nicht ganz verlassen kann. I J . Vom Rückzug.

1. W I E M A N D E N

ZEITPUNKT

DES

KAMPFES

WÄHLT

Als P u b l i u s S c i p i o in Spanien erfahren hatte, daß Hasdrubal, der Feldherr der 1 Punier, sein Heer früh am Morgen, ohne daß es etwas gegessen hatte, zur Schlacht aufgestellt hatte, hielt er seine Truppen bis 1 Uhr zurück und ordnete an, sie sollten

66

t. Buch

suos, quibus praeceperat, ut quiescerent et cibum caperent: cumque hostes inedia, siti, mora sub armis fatigati repetere castra coepissent, subito copias eduxit et commisso proelio vicit. i M e t e l l u s P i u s i n Hispania adversus Hirtuleium, cum ille oriente protinus' die instructam aciem vallo eius admovisset, fervidissimo tunc tempore > anni intra castra continuit suos in horam diei sextam: atque ita fatigatos aestu facile integris et recentibus suorum viribus vicit. 5 I d e m , iunctis cum Pompeio castris adversus Sertorium in Hispania, cum saepe instruxisset aciem, hoste, qui imparem se duobus credebat, pugnam detrectante, quodam deinde tempore Sertorianos milites animadver-