Properz: Elegien. Lateinisch und deutsch

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Tusculum-Biicherei H e r a u s g e b e r : Η. F ä r b e r - M. F a l t n e r

P R O P E R Z

:

Lateinisch und

E L E G I E N deutsch

Herausgegeben und übersetzt oon Wilhelm Willige

2. o e r b e s s e r t e

Ernst Heimeran

Auflage

Verlag

München

T i t e l v i g n e t t e : G r i e c h i s c h e r Spiegel mit G r a v u r e n

4. —β. T a u s e n d I 9 6 0 · N u m m e r Ι β β Satz und Druck: Rudolf Rother,

München

INHALT Liber

primus

Seite β Liber

secundus Seite 52

Liber

tertius

Seite 138 Liber

quartus

Seite 200 Testimonia Seite 256 Erläuterungen,

Textgestaltung,

Nachroort

LIBER

PRIMUS

(Monobiblos)

Cynthia prima suis miserum me cepit ocellis Contactum nullis ante cupidinibus. Tum mihi constantis deiecit lumina fastus, Et caput inpositis pressit Amor pedibus, Donee me docuit castas odisse puellas Improbus et nullo vivere Consilio. Et mihi iam toto furor hic non deficit anno, Cum tarnen adversos cogor habere déos. Milanion nullos fugiendo, Tulle, labores Saevitiam durae contudit Iasidos. Nam modo Partheniis amens errabat in antris, Ibat et hirsutas ille videre feras; Ule etiam Hylaei percussus vulnere rami Saucius Arcadiis rupibus ingemuit. Ergo velocem potuit domuisse puellam: Tantum in amore preces et benefacta valent. In me tardus Amor non ullas cogitat artes, Nec meminit notas, ut prius, ire vias. At vos, deductae quibus est fallacia lunae Et labor in magicis sacra piare focis, En agedum dominae mentem convertite nostrae, Et facite ilia meo palleat ore magis. Tunc ego crediderim vobis et sidera et amnes Posse Cytaeines ducere carminibus. Et vos, qui sero lapsum revocatis, amici, Quaerite non sani pectoris auxilia.

ERSTES

BUCH

Cynthia nahm mich Armen als erste mit Blicken gefangen, mich, den niemals zuDor Liebesbegierde berührt. Da hat Amor die Augen des Stolzen zu Boden

gezwungen,

setzte den Fuß mir au/s Haupt, beugte den Standhaften

tief;

ruchlos lehrt' er mich endlich, die züchtigen Mädchen zu hassen, zroingt mich zu leben hin/ort ganz ohne Sinn und Verstand. Ja, diese Tollheit, sie ist nun ein Jahr hindurch nicht gereichen ; ist es mein Schicksal doch, daß mir die Götter nicht hold. Weil, o Tullus, Milanion keinerlei Mühsal gefürchtet, hat er des Iasoskinds Sprödheit und Härte besiegt; denn roie oon Sinnen durchirrt' er zuoor die parthenischen Schluchten, blidcte ins Aug' ohne Scheu struppigem, wildem

Getier.

Übel oerroundete ihn mit dem Schlag seiner Keule Hylaeus: au/ dem arkadischen Fels stöhnte er blutüberströmt. A l s o uermochte er endlich das eilende Mädchen zu zähmen: solches oermag, roenn man liebt, Flehen und mutiges Tun. Mir denkt Amor, der Träge, mit keinerlei Künsten zu

helfen,

und er Dergißt es, zu gehn Wege, die sonst ihm oertraut. Ihr aber, die ihr gelernt, den Mond Dom Himmel zu holen, die ihr am zaubernden Herd Opfer zu bringen

versteht,

auf nun/ Wendet alsbald den grausamen Sinn meiner Herrin, macht, daß ihr eignes Gesicht mehr als das meine erbleicht! Dann mill ich gern es euch glauben, daß ihr die Gestirne, die Flüsse lenken

durch Lieder gelernt, mie es Medea geübt.

Oder auch ihr, die ihr leider zu spät den Gefallenen

mahnet,

sucht /ür die krankende Brust, Freunde, ein Mittel, das hilfti -

7

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LIBER

I

Fortiter et ferrum saevos patiemur et ignes, Sit modo libertas, quae velit ira, loqui. Ferte per extremas gentes et ferte per undas, Qua non ulla meum femina norit iter.

30

Vos remanete, quibus facili deus annuit aure, Sitis et in tuto semper amore pares: In me nostra Venus noctes exercet amaras, Et nullo vacuus tempore défit Amor. Hoc, moneo, vitate malum: sua quemque moretur

35

Cura, ñeque assueto mutet amore locum. Quod si quis monitis tardas adverterit aures, Heu referet quanto verba dolore meal

II Quid iuvat ornato procedere, vita, capillo, Et tenues Coa veste movere sinus, Aut quid Orontea crines perfundere murra, Teque peregrinis vendere muneribus, Naturaeque decus mercato perdere cultu

s

Nec sinere in propriis membra nitere bonis? Crede mihi, non ulla tuae est medicina figurae: Nudus Amor formae non amat artificem. Aspice, quos summittat humus formosa colores, Ut veniant hederae sponte sua melius,

10

Surgat et in solis formosius arbutus antris, Et sciât indociles currere lympha vias. Litora nativis persuadent picta lapillis, Et volucres nulla dulcius arte canunt. Non sic Leucippis succendit Castora Phoebe,

15

Pollucem cultu non Hilaira soror, Non, Idae et cupido quondam discordia Phoebo, Eueni patriis filia litoribus, Nec Phrygium falso traxit candore maritum Avecta externis Hippodamia rôtis. -

8

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20

ERSTES

BUCH

Tapfer roollt' ich das Eisen, das wütende dürft' ich nur reden einmal, rvie's Tragt mich zu fremdesten Völkern

und tragt mich hinaus durch die

roo kein rueibiicher Blick je meine Bleibt

Feuer ertragen,

der Erregung beliebt) Spuren erspähtl

[Meere,

ihr, denen der Gott mit gnädigem Ohre sich neigte,

freut euch gesicherten Glücks: liebet

und werdet

Mich Iäßt bittere Nächte nur meine Venus

geliebtl

erleben,

ach, und der Liebesgott läßt nie eine Stunde mir Ruh'. Meidet dies Übell so mahn' ich: es halte ein jeder das Seine fest und oerlasse den Platz nicht, roo man Liebe ihm schenkt) Denn roer jetzt die Ermahnung mit lässigen Ohren nur aufnimmt, ach, mit roelch zehrendem Leid denkt er dereinst meines Worts!

Sprich, mein Leben, roas taugt es, zu roandeln in prangender Haarsich in dem feinen Gefalt koïschen Kleids zu ergehn?

[tracht,

Mit orontei'scher Myrrhe das Haar zu durchtränken, roas frommt es, didi in des Auslands Schmuck prunkend zu zeigen der Welt und den natürlichen Reiz durch käufliche Zier zu entstellen? Gib deinen Gliedern den Glanz eigener Schönheit zurück) Glaub mir) Deine Gestalt, sie bedarf nicht der bessernden Mittel. A m o r ist nackt: er liebt nimmer

erkünstelten Schein.

Schau, roie die lachende Erde die Fülle der Farben und wie aus eigener Kraft besser

heroorbringt

der Efeu gedeiht)

Üppiger sproßt der Erdbeerbaum in entlegensten Schluchten; Wege, die niemand

gebahnt,

findet das W a s s e r des Quells;

köstlicher leuchtet die Küste im Schmuck der natürlichen Steinchen; keinerlei Phoebe

Kunst macht je süßer der Vögel Gesang.

und Hilaira,

Leukippus' Töchter, sie setzten

nicht durch Putz oder Prunk Kastor und Pollux in Brand; roeder Euenos' Tochter am oäterlich-heimischen Strande, die einst Phoebus begehrt, Idas ihm streitig gemacht, noch hat durch blendende Schminke den phrygischen Gatten Hippodamia, entführt weit auf dem fremden Gefährt, -

9

-

[gewonnen

LIBER

I

Sed facies aderat nullis obnoxia gemmis, Qualis A p e l l e i s est color in tabulis. Non illis Studium vulgo conquirere amantes: lilis ampia satis forma pudicitia. Non ego nunc vereor, ne sim tibi vilior istis:

25

Uni si qua placet, culta puella sat est; Cum tibi praesertim Phoebus sua carmina donet A o n i a m q u e libens Calliopea lyram, Unica nec desit iocundis gratia verbis, Omnia quaeque V e n u s quaeque Minerva probat. 30 His tu semper eris nostrae gratissima vitae, T a e d i a dum miserae sint tibi luxuriae.

III Qualis T h e s e a iacuit cedente carina Languida desertis G n o s i a litoribus, Qualis et accubuit primo Cepheia somno Libera iam duris cotibus A n d r o m e d e , Nec minus assiduis Edonis fessa choreis

5

Qualis in herboso concidit A p i d a n o , Talis visa mihi mollem spirare quietem Cynthia non certis nixa caput manibus, Ebria cum multo traherem vestigia Baccho Et quaterent sera nocte f a c e m pueri.

io

Hanc ego nondum etiam sensus deperditus omnes Molliter inpresso conor adire toro. Et quamvis duplici correptum ardore iuberent Hac A m o r hac Liber, durus uterque deus, Subiecto leviter positam temptare lacerto

15

O s c u l a q u e admota sumere et arma manu, Non tarnen ausus eram dominae turbare quietem Expertae metuens iurgia saevitiae; Sed sic intentis haerebam fixus ocellis, A r g u s ut ignotis cornibus Inachidos. -

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ERSTES

BUCH

Nein, ihr Angesicht zeigte sich frei vom Glanz der Juroelen, und ihre Farbe mar frisch, roie sie Apelles gemalt. Nimmer bemühten sie sich, bei alien Verlangen zu medien: Schönheit und Zierde genug roar ihnen schamhafter Sinn. Ich aber fürchte doώ nicht, dir geringer zu gelten als andre: Putzes genug für ein Weib, roenn es dem Einen gefällt! Dir obendrein hat Phoebus die Gabe der Dichtung oerliehen, Kailiopeas Huld Lyra und Lied dir geschenkt. Einzige Anmut gebricht niemals deiner köstlichen Rede, alles, roas Venus gefällt und roas Minerua beglückt. Darum roirst du mir Zeit meines Lebens die Holdeste bleiben: nur Don dem elenden Prunk mache für immer dich frei!

So mie die Kreterin einst erschöpft an verlassener Küste lag, als Theseus' Kiel ihr durch die Fluten entschroand, oder roie Kepheus' Tochter Andromeda, eben entschlummert, ruhte dahingestreckt, endlich oom Felsen befreit, oder auch roie die Mònade, die müde oom rastlosen Reigen an des Apidanus Strand sank, um zu schlafen, ins Gras, ganz so schien mir audi sie die sanfteste Ruhe zu atmen, Cynthia, schlaff mit der Hand stützend das schlummernde Haupt, als ich mit trunkenen Schritten com langen Gelage zurückkam: Diener auf nächtlichem Weg schroangen die Fackeln behend. Und ich oersuchte, da noch mir nicht all meine Sinne geschrounden, ihr zu nahen: dabei drückte i A sanft auf den Pfühl. Aber mie sehr den Don doppelter Glut Überwältigten drängten Amor und Bacchus zugleich, beide als Götter gestreng, untergeschobenen Arms die Liegende leicht zu berühren, hebend ihr Haupt mit der Hand Kuß ihr zu rauben und Lust, hätt' ich doch nimmer geroagt, die Ruhe der Herrin zu stören, scheuend das Wüten des Zorns, das ich so oft schon erfuhr; sondern ich hing so fest mit den Augen, genießend den Anblick, roie neugierigen Blicks Argos auf los Gehörn.

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LIBER

I

Et modo solvebam nostra de fronte corollas F o n e b a m q u e tuis, Cynthia, temporibus, Et modo gaudebam lapsos formare capillos, Nunc furtiva cavis poma dabam manibus, Omniaque ingrato largibar muñera somno,

25

Muñera de prono saepe voluta sinu. Et quotiens raro duxit suspiria motu, Obstupui vano credulus auspicio, Ne qua tibi insolitos portarent visa timorés, Neve quis invitam cogeret esse s u a m :

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Doñee diversas praecurrens luna fenestras, Luna moraturis sedula luminibus, Compositos levibus radiis patefecit ocellos. S i c ait in molli fixa toro cubitum: 'Tandem te nostro referens iniuria lecto

35

Alterius clausis expulit e foribus? Namque ubi longa m e a e consumpsti tempora noctis Languidus exaetis, ei mihi, sideribus? O utinam tales perducas, inprobe, noctes, Me m i s e r a m quales semper h a b e r e iubes!

40

Nam modo purpureo fallebam stamine somnum, Rursus et Orpheae Carmine fessa lyrae, Interdum leviter mecum deserta querebar Externo longas saepe in amore moras, Dum me iocundis lapsam S o p o r inpulit alis.

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Illa fuit lacrimis ultima cura meis.'

IV Quid mihi tam multas laudando, B a s s e , puellas Mutatum domina cogis abire mea? Quid me non pateris, vitae quodeumque sequetur, Hoc magis assueto ducere servitio? Tu licet Antiopae formam Nycteidos et tu Spartanae referas laudibus Hermionae -

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5

ERSTES

BUCH

Und so löste ich jetzt uon der eigenen Stime die Kränze, und deinen Schläfen zur Zier, Cynthia, legt' ich sie um; jetzt wieder freute es mich, die oerroorrenen Haare zu ordnen, Äpfel legte ich leis ihr in die offene Doch einem fühllosen

Hand.

Schlafe nur spendet' ich all meine Gaben:

stets oom geneigten Schojü rollten die Gaben herab. Selten nur regte sie sich: dann entfuhr ihr ein Seufzer, und immer stutzte ich ahnungsvoll, roeil mir's als Zeichen erschien, daß dich im Traume Dielleicht unheimliche Ängste bedrängten, daß dich ein anderer gar zruänge, die Seine zu sein, — bis dann der Mond entlang den Fenstern ihr gegenüber gleitend, der Mond sich beeilt, hätt' er auch gern noch Deriueilt, und durch sein Strahlen gelind die geschlossenen Augen geöffnet. Dies drauf sprach sie, den Arm stützend ins Polster des

Pfühls:

„Bringt dich endlich zurück an mein Lager der Schimpf einer andren, die dir die Türe oerschloß und dich oon dannen gejagt? Denn mo hast du dir alle die Zeit, die mein roar, uertrieben, daß du nun, roeh miri erschöpft kommst, da die Sterne verblaßt? Wenn du doch auch solche Nächte, du Schändlicher, wie sie ich Arme um dich immer und immer erlitt!

müßtest [oerbringen,

Denn bald zögert' ich hin an der glänzenden Spindel den Schlummer, dann bei der Lyra Klang bannte ich ihn mit Gesang; auch beklagt' idi Verlassne mich manchmal leis bei mir selber, da/S du bei Fremden die Nadit oftmals in Liebe verbracht, — bis mit sanften Schroingen der Schlaf die Müde berührte und meinem bitteren Gram endliche Linderung kam."

4 Warum lobst du mir, Bassus, so Diele andere Mädchen? Meinst du, du brächtest mich noch oon der Gebieterin ab? Warum duldest du nicht, daß ich, solange ich lebe, bleibe getreu in dem Dienst, dem ich mich habe gemei ht? Ruhig magst du der Nykteustochter Antiope Schönheit, magst der Spartanerin Lob künden, Hermiones Reiz, - 13 -

LIBER

I

Et quascumque tulit formosi temporis aetas, Cynthia non illas nomen h a b e r e sinat, Nedum, si levibus fuerit collata figuris, Inferior duro iudice turpis eat.

io

H a e c sed forma mei pars est e x t r e m a furoris: S u n t maiora, quibus, B a s s e , perire iuvat: Ingenuus color et multis decus artibus et quae Gaudia sub tacita dicere veste libet. Quo magis et nostros contendis solvere amores,

is

H o c magis accepta fallit uterque fide. Non inpune f e r e s : seiet h a e c insana puella, Et tibi non tacitis vocibus hostis erit, Nec tibi m e post h a e c committet Cynthia n e c te Quaeret; erit tanti criminis illa memor,

20

Et te circum omnes alias irata puellas D i f f e r e t : heu nullo limine carus eris. Nullas illa suis contemnet fletibus aras, Et quicumque sacer, qualis ubique, lapis. Non ullo gravius temptatur Cynthia damno,

25

Quam sibi cum rapto c e s s â t amore deus, Praecipue nostri, m a n e a t sic semper, adoro, Nec quicquam e x ilia, quod querar, inveniam.

Invide, tu tandem v o c e s c o m p e s c e m o l e s t a s , Et sine n o s cursu, quo sumus, ire pares. Quid tibi vis, insane? m e o s sentire furores? Infelix, properas ultima n o s s e mala, Et miser ignotos vestigia ferre per ignes,

5

Et b i b e r e e tota t o x i c a T h e s s a l i a . Non est illa vagis similis conlata puellis: Molliter irasci non solet illa tibi. Quod si forte tuis non est contraria votis, At tibi curarum milia quanta dabitl - 14

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ERSTES

BUCH

oder die Schönsten, die je die strahlende Vorzeit geboren, glaub': neben Cynthias Glanz dunkelt der anderen Ruhm) Stellte man sie den geroöhnlichen Schönheiten gar gegenüber, könnte das strengste Gericht ihr nicht oersagen den Preis. Doch diese Schönheit

ist der geringste Grund meines Glühens:

Stärkeres gibt es, roofür, Bassus, zu sterben sich lohnt: ihre natürliche Farbe und oielerlei Künste und unter schroeigsamer Decke ma ηώ Wort, das sie beseligend sagt. Und je mehr du ooll Eifer erstrebst, unsre Liebe zu lösen, nur um so mehr roiderstehn beide und bleiben sich treu. Straflos bleibst du dann nicht: bald meiß es das wütende Mädchen, sagt, mit Worten nicht karg, bald ihre Feindschaft dir an. Cynthia wird mich mit dir nicht oerkehren lassen und wird dich meiden, denn sie oergißt solch ein Verbrechen dir nie. Zornig roird sie dich rings bei den anderen Mädchen oerlästern : keiner Schwelle dann, ach, roirst du willkommen noch sein. Keinen Altar mehr roird sie mit ihren Klagen oerschonen und keinen heiligen Stein, roie er und roo er auch sei. Denn kein andrer Verlust kann Cynthia schmerzlicher treffen, als wenn der Gott sie oerläßt und sie der Liebe beraubt, aber besonders der meinen: so bleibe es immer, das bet' ich, und daß ich nie einen Grund finde, zu zürnen mit ihr.

Neidischer,

zügle doch endlich dein kaum noch erträgliches

Schwatzenl

Lasse doch friedlich oereint unseres Weges uns ziehnl Sprich doch: roas willst, Unsinniger, du? Meine Qualen erdulden? Ungliicksel'ger, du eilst nur in die äußerste Peinl LeidooII müßtest durch niemals geahnte Feuer du schreiten, trinken müßtest du, glaub', alles thessalische Gift. Denn sie zeigt sich, oergleichst du, nicht ähnlich geroöhnlichen Mädmaßooll roird sie nicht sein, roenn du zum Zorn sie gereizt, [chen: Drum, roenn sie günstigenfalls deinen Wünschen auch nicht roiderläßt sie doch tausenderlei Sorgen dir künftig erstehn. [strebte, - 15 -

LIBER

I

Non tibi iam somnos, non illa relinquet ocellos: Illa feros animis alligai una viros. Ah mea contemptus quotiens ad limina curres, Cum tibi singultu fortia verba cadent, Et tremulus maestis orietur fletibus horror, Et timor informem ducet in ore notam, Et quaecumque voles, fugient tibi verba querenti, Nec poteris. qui sis aut ubi, nosse miser. Tum grave servitium nostrae cogere puellae Discere et exclusum quid sit abire domum; Nec iam pallorem totiens mirabere nostrum, Aut cur sim toto corpore nullus ego. Nec tibi nobilitas poterit succurrere amanti: Nescit Amor priscis cedere imaginibus. Quod si parva tuae dederis vestigia culpae, Quam cito de tanto nomine rumor erisl Non ego tum potero solatia ferre roganti, Cum mihi nulla mei sit medicina mali, Sed pariter miseri socio cogemur amore Alter in alterius mutua fiere sinu. Quare, quid possit mea Cynthia, desine, Galle, Quaerere: non inpune illa rogata venit.

is

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23

30

VI Non ego nunc Hadriae vereor mare noscere tecum, Tulle, neque Aegaeo ducere vela salo, Cum quo Rhipaeos possim conscendere montes Ulteriusque domos vadere Memnonias. Sed me complexae remorantur verba puellae 5 Mutatoque graves saepe colore preces. Illa mihi totis argutat noctibus ignes, Et queritur nullos esse relieta deos; Illa meam mihi iam se denegat, illa minatur, Quae solet ingrato tristis amica viro. 10 -

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ERSTES

BUCH

Ja, sie roird dir den Schlaf, sie roird dir die Augen nidit Jossen: sie, die eine, bezwingt Männer a on trotzigstem Sinn. Abgeroiesner, wie oft roirst du dann meine Schwelle betreten, ringend nach trotzigem Wort, das dir im Schluchzen erstirbt! Schauder dann läßt dich erbeben, es löst sich in Tränen die Trauer, und eine Faite der Furcht zeichnet dir dann das Gesicht. Worte dann roirst du nicht finden, zu klagen, roieoiel du erlitten, weißt oor Bekümmernis nicht, roer oder roo du denn seist. [dien Dann roirst du einsehn müssen, roie schroer es sich dient meinem Mädund roas hinroeggehn heißt, wenn man das Haus dir oerschließt. Nicht mehr roirst du so oft dich oerroundern, roeshaJb ich so blaß bin oder roarum ich am Leib schroinde zusammen zum Nichts. Auch nicht dein Adel uermag dir bei all deiner Liebe zu helfen: Bilder der Ahnen, erlaucht, Amor beachtet sie nicht. Darum, roenn deines Fehltritts leiseste Spur nur bekannt roird, ach, nur zu schnell kommt solch adliger Nam' ins Geschroätz. Keinerlei Trost kann ich dann dir bieten, wie sehr du audi bittest, denn ich finde ja selbst keine Arznei für mein Leid. Doch gleich elend macht uns gemeinsame Liebe und zroingt uns, uns zu beroeinen zu zroeit eins an des anderen Brust. Drum, o Gallus, laß ab, meiner Cynthia Macht zu erproben: roenn sie, beschrooren, erscheint, glaub mir, so rächt es sich schroer.

Gern hätt' ich, Tullus, mit dir nun der Adria Fluten durchmessen, gerne die Segel gehi)3t nach dem Agäischen Meer: auch die Rhipäischen Berge uermöcht' ich mit dir zu besteigen, könnte, noch roeiter, mit dir pilgern zu Memnons Palast. Aber es hält mich zurück das Wort des umarmenden Mädchens, hält ihr Flehen, wobei oft sich ihr Antlitz verfärbt. Vieles schroatzt sie mir Nächte hindurch υ on der Glut ihrer Liebe, nennt sich «erlassen und klagt, daß keine Götter mehr sind, sagt sich sdion los oon mir und bedroht mich mit all jenen Qualen, die je schmollende Frau'n treulosen Männern gedroht. - 17 -

LIBER

I

His ego non horam p o s s u m durare querelis: A h pereat, si quis lentus amare p o t e s t ! An mihi sit tanti doctas c o g n o s c e r e Athenas, A t q u e A s i a e veteres c e r n e r e divitias, Ut mihi deducta iaciat convicia puppi

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Cynthia et insanis ora notet manibus, Osculaque opposito dicat sibi debita vento Et nihil infido durius esse viro? T u patrui méritas conare anteire secures, Et Vetera oblitis iura refer s o c i i s :

20

Nam tua non aetas umquam cessavit amori, S e m p e r at armatae cura fuit patriae; Et tibi non umquam nostros puer iste l a b o r e s Adferat et lacrimis omnia nota meis. Me sine, quem semper voluit fortuna iacere,

25

H a n c animam e x t r e m a e reddere nequitiae. Multi longinquo periere in amore libenter, In quorum numero me quoque terra tegat. Non ego sum laudi, non natus idoneus a r m i s : Hanc me militiam fata subire volunt.

30

At tu seu mollis qua tendit Ionia seu qua Lydia Pactoli tingit arata liquor, Seu pedibus terras seu pontum carpere remis Ibis et accepti pars eris imperii, Tum tibi si qua mei veniet non inmemor hora,

35

Vivere me duro sidere certus eris.

VII Dum tibi Cadmeae dicuntur, Pontice, T h e b a e Armaque fraternae tristia militiae, Atque, ita sim felix, primo contendis Homero, Sint modo fata tuis mollia carminibus, Nos, ut consuemus, nostros agitamus amores Atque aliquid duram quaerimus in dominam; -

18

-

5

ERSTES

BUCH

Nein, diesen Klagen könnte ich midi keine Stunde Derschiießen. Wahrlich. - uerfludit sei, roer lässig zu lieben Sollt' idi um solchen Preis Athen, das gelehrte,

oermagl besuchen,

Asiens Reichtümer schaun, roie sie die Vorzeit gehäuft, daß mir Cynthia flucht, sobald mir Dom Lande daß sie mit rasender Hand gar sich das Antlitz

gestoßen, entstellt

und sich beim Winde beklagt, mieuiel Küsse ich schuldig geblieben, und daß kein härteres Leid sei als ein treuloser Mann? Geh du! Versudi's: übertriff doch im A m t deines Oheims Verdienste, gib ihr Dergessenes Hecht Bundesgenossen zurück! Hast du doch nie deine Zeit dem Gott der Liebe immer bemühtest

gewidmet;

du dich gern um des Vaterlands Schutz.

Möge dir aber dereinst dieser Bube nicht all meine Drangsal bringen, um die ich so oft bittere Tränen geroeint! Mich laß, da mir das Schicksal bestimmt hat, mich zu uerüegen, bis zum spätesten Hauch nichtigen Freuden mich roeihn! Viele sind gern gestorben an unaufhörlicher Liebe: ähnlich ihnen dereinst decke die Erde auch mich! Ich bin nicht für den Ruhm geboren no A fähig der

Waffen:

hier ist mein Kriegsdienst, ihm hat mich das Schicksal bestimmt. Du aber, ob du nun dort, roo sich üppig Ionien

breitet,

mo des Paktolus Flut Lydiens Äcker benetzt, ob du zu Fuße das Land, mit Rudern das Meer zu durcheilen gehn roirst, roie es die Pflicht, die übernomm'ne, verlangt, roirst dann, solltest du je ein Stündchen meiner gedenken, sicher sein, daß mein Los steht unter strengem Gestirn.

Während oon Theben,

des Kadmus Stadt, du, Ponticus, dichtest

und den traurigen Kampf feindlicher Brüder besingst, um, idi sdiroöre darauf, mit dem großen Homer dich zu messen, roenn nur ein günstig Geschick roird deinen Liedern

zuteil,

bleibe ich, roie ich's geroohnt bin, bei meinen Liebesgesängen, um zu besiegen,

oielleidit,

meiner Gebieterin Trotz.

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LIBER

I

N e c tantum ingenio, quantum servire dolori C o g o r et aetatis tempora dura queri. Hic mihi conteritur vitae modus, haec mea f a m a est, Hinc cupio nomen carminis ire mei.

io

Me Iaudent doctae solum placuisse puellae, Pontice, et iniustas saepe tulisse minas; M e legat assidue post haec neglectus amator, Et prosint i 1 li cognita nostra mala. T e quoque si certo puer hic concusserit arcu,

15

Q u o d nolim nostros te v i o l a s s e deos, Longe castra tibi, longe miser agmina Septem Flebis in aeterno surda iacere situ; Et frustra cupies mollem componere versum, N e c tibi subiciet carmina serus A m o r .

20

Turn me non humilem mirabere saepe poetam, Tunc ego Romanis praeferar ingeniis; Nec poterunt iuvenes nostro reticere sepulcro: ' A r d o r i s nostri magne poeta iaces.' T u c a v e nostra tuo contemnas carmina fastu:

25

Saepe venit magno fenore tardus A m o r .

Vili Tune igitur demens, nec te mea cura moratur? A n tibi sum gelida vilior Illyria, Et tibi iam tanti, quicumque est, iste videtur, Ut sine me vento quolibet ire velis? Tune audire potes vesani murmura ponti

5

Fortis et in dura n a v e iacere potes? Tu pedibus teneris positas fulcire pruínas, T u potes insólitas, Cynthia, ferre nives? O utinam hibernae duplicentur tempora brumae, Et sit iners tardis navita Vergiliis, Nec tibi T y r r h e n e solvatur funis harena, N e v e inimica meas elevet aura preces! -

20

-

10

ERSTES

BUCH

Nicht dem Geiste so sehr wie dem Schmerze drum muß ich mich klagen das harte Geschick, das meine Jugend beschroert. [weihen, Dies ist der Weg, wo mein Leben sich aufreibt, dies ist mein Nadihieraus soll meines Lieds dauernder Name erstehn. [rühm: Preise man mich, daß nur ich dem kunstreichen Mädchen gefallen, Ponticus, - roenn sie mir auch oft ohne Billigkeit droht. Lese mich einstens der Liebende, roenn er beharrlich uerschmäht roird. Helfen möge es ihm, roenn er erkennt, roas ich litt/ Sollte auch dich dieser Bube mit sicherem Bogen erschüttern, — daß meine Götter dich so strafen, ich roünsch' es dir nicht — roirst du roeinen, roie fern dir der Kriegszug liegt, mie der Sieben Heere oergessen sind, roie eroiges Schroeigen sie deckt, roirst dich vergebens bemühn, einen zärtlichen Vers dann zu schreiAmor, kommt er so spät, gönnt keine Lieder dir mehr. [ben: Dann roirst du oft mich bewundern als niât geringen Poeten, und man zieht mich der Schar römischer Dichter dann cor. Unsere Jugend wird einstens an meinem Grab nicht uerschroeigen: „Großer Dichter der Glut unserer Liebe, du ruhst/" Du aber hüte dich nur, meine Lieder mit Stolz zu uerachten! Spätere Liebe oerlangt oft um so höheren Zoll.

Bist du denn also Ό on Sinnen und kann dich mein Lieben nidit halten? Bin ich dir roeniger roert als der illyrische Frost? Scheint dir der andere, roer er auch sei, schon so unentbehrlich, daß du ohne mich roillst fahren bei jeglichem Wind? Kannst du das Tosen des stürmischen Meeres denn hören, und roirst liegen können im Schiff hart auf der Planke von Holz? [du Kannst du mit zierlichen Füßen oerschneite Gefilde betreten, kannst du im stöbernden Schnee gehn, den du niemals erlebt? Daß doch die Nebel des Winters zu doppelter Dauer sich dehnten, Zögern des Siebengestirns hielte den Sdiiffer zurück/ Möchten die Taue sich dir oom tyrrhenischen Sande nicht lösen/ Möge ein feindlicher Wind nicht meine Bitte oerwehn! -

21

-

LIBER

I

Atque ego non videam tales subsidere ventos, Cum tibi provectas auferet unda rates, Et me defixum vacua patietur in ora

15

Crudelem infesta saepe vocare manu! S e d quocumque modo de me, periura, mereris, Sit Galatea tuae non aliena viae, Ut te, felici praevecta Ceraunia remo, Accipiat placidis Oricos aequoribus.

20

Nam me non ullae poterunt corrumpere, de te Quin ego, vita, tuo limine verba querar; Nec me deficiet nautas rogitare c i t a t o s : 'Dicite, quo portu clausa puella m e a est?' Et dicam: 'licet Atraciis considat in oris

25

E t licet Hylleis, illa futura m e a est.' — Hic erit, hic iurata m a n e t ! rumpantur iniqui! V i c i m u s : assiduas non tulit illa preces. F a l s a licet cupìdus deponat gaudia livor: Destitit ire novas Cynthia nostra vias.

30

Illi carus ego et per me carissima Roma Dicitur, et sine me dulcía regna negat. Illa vel angusto mecum requiescere lecto Et quocumque modo maluit e s s e mea, Quam sibi dotatae regnum vetus Hippodamiae

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Et quas Elis opes ante pararat equis. Quamvis magna daret, quamvis maiora daturas, Non tamen illa meos fugit avara sinus. Hanc ego non auro, non Indis flectere conchis, S e d potui blandi carminis obsequio.

40

Sunt igitur Musae, neque amanti tardus Apollo, Quis ego fretus amo: Cynthia rara m e a est. Nunc mihi summa licet contingere sidera plantis: Sive dies seu nox venerit, illa m e a est. Nec mihi rivalis c e r t o s subducit a m o r e s : Ista meam norit gloría canitiem.

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22

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45

ERSTES

BUCH

Dennoch m ö d i t ' ich nicht sehen, d aß roirkJich die W i n d e s idi legen, ruenn dich vom L a n d e hinroeg trägt mit der Flotte

die Flut

und sie mich f e s t g e b a n n t iäjSt stehn an v e r e i n s a m t e r

Küste,

IDO ich dich G r a u s a m e oft r u f e mit drohender Hand. Sondern, roie roenig du's auch um midi, Treulose, oerdient roünsch'

ich doch, daß deiner Fahrt

sei G a l a t e a nicht

daß, roenn glücklich dein Schiff die keraunischen Klippen dich mit friedlicher Flut O r i k o s ' Hafen Denn kein

zu stehn klagend c o r deinem Gemach.

Nidit uerfehlen roill ich, begegnende Schiffer zu mir den Hafen,

wohin

fragen:

m i r meine Freundin

Und dann s a g e ich: ,Mag an atra cischen Küsten

sie

entflohl' weilen

oder h ¡/Helschen auch, mein roird sie sein überall.' H i e r wird

sie sein! Hier bleibt sie! Sie schwört

S i e g e r bin ich: Gierige

umfahren,

empfängt!

anderes Mädchen oermöchte mich je zu uerführen,

nicht, du mein Leben, ,Nennt

hast,

fern,

-

es. D e r Neid

sie ertrug nidit mein beharrliches Flehn.

Mißgunst mag sich oerfrühter

möge

[bersten!

Freude entäußern:

Cynthia steht daoon ab, mit in die Fremde

zu gehn.

T e u e r bin i c h ihr und teuer ist ihr durch mich über alles R o m , roie man s a g t : ohne mich scheut sie das köstlichste Land. L i e b e r mit m i r auf bescheidener Lagerstatt möchte sie ruhen, l i e b e r — es geh', tuie es mag — roill sie die Meinige sein als besitzen das Reich, das H i p p o d a m i a gehörte, und die Schätze, die einst Elis den P f e r d e n Ja, mieoiel will

er auch schenke, mieoiel

sie doch nicht um Besitz

meine Umarmungen

Idi hab' sie nicht durch Gold o d e r indische Perlen zärtlidi Dollbrachte ich dies,

verdankt.

er zu schenken oerspreche, fliehn.

geroonnen,

huldigend ihr im Gedicht.

A l s o die Musen sind roirklich und, hilfreich der Liebe, L i e b e n d oertrau' ich auf s i e : Cynthias

Apollo.

Wert, er ist mein.

Nun Dermag ich den Fuß auf die höchsten d e r S t e r n e zu setzen: sei es bei T a g e , bei Nacht, roas auch geschieht, sie ist mein, und kein G e g n e r mehr kann m i r die sichere Liebe e n t w e n d e n : dieser mein Stolz roird bestehn, noch roenn das H a a r mir ergraut.

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LIBER I

IX Dicebam tibi venturos, irrisor, amores, Nec tibi perpetuo libera verba fore: Ecce iaces supplexque venis ad iura puellae, Et tibi nunc quaevis imperat empta modo. Non me Chaoniae vincant in amore columbae Dicere, quos iuvenes quaeque puella dornet. Me dolor et lacrimae merito fecere peritum: Atque utinam posito dicar amore rudis! Quid tibi nunc misero prodest grave dicere carmen, Aut Amphioniae moenia fiere lyrae? Plus in amore valet Mimnermi versus Homero: Carmina mansuetus lenia quaerit Amor. I quaeso et tristis istos compone libellos, Et cane, quod quaevis nosse puella velit. Quid si non esset facilis tibi copia? nunc tu Insanus medio flumine quaeris aquam. Necdum etiam palles vero nec tangeris igni: Haec est venturi prima favilla mali. Tum magis Armenias cupies accedere tigres, Et magis infernae vincula nosse rotae, Quam pueri totiens arcum sentire medullis, Et nihil iratae posse negare tuae. Nullus Amor cuiquam faciles ita praebuit alas, Ut non alterna pressent ille manu. Nec te decipiat, quod sit satis illa parata: Aerius illa subit, Pon tice, si qua tua est; Quippe ubi non liceat vacuos seducere ocellos, Nec vigilare alio nomine cedat Amor. Qui non ante patet, donec manus attigit ossa: Quisquís es, assiduas ah fuge blanditias. Ulis et silices et possint cedere quercus, Nedum tu possis, spiritus iste levis. - 24 -

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ERSTES

BUCH

Sagt' idi's doch, Spötter: die Liebe, sie mürde auch dich überkommen; ioses Gerede alsdann ginge dir nicht mehr com Mund. Siehst du: da liegst du und nahst als Flehender dich einem Mädchen, das, als Skiauin gekauft, jetzt dich vollkommen beherrscht. Keine chaonische Taube kann besser in Dingen der Liebe sagen als ich, roelchen Mann irgendein Mädchen sich zähmt. Kummer und Tränen ließen mich diese Erfahrung oerdienen: unkundig hieße ich gern, könnt' ich der Liebe entfliehnl Wozu dient's nun dir Ärmsten, in ernstem Gedichte zu klagen um die Mauern, die einst Töne Amphions erbaut? Mehr denn Homer oermag in der Liebe der Vers des Mimnermos: zärtliche Lieder Oerlangt Amor, mie er es geroohnt. Geh, ich bitte, und stelle beiseite die traurigen Bücher/ Singe nur das, roas gern jegliches Mädchen oernimmt/ Stünde das Wort dir nicht leicht zu Gebote, mie mär' das? Indessen du, nicht bei Sinnen, oerlangst Wasser inmitten des Stroms/ Und noch bist du nicht krank, nicht wirklich nom Feuer ergriffen. dies ist der Funke ja nur, dem erst das Unheil entspringt. Dann roird es lieber dir sein, dich armenischen Tigern zu nähern, lieber ans höllische Had roünschst du gefesselt zu sein als so oielmals den Bogen des Buben im Marke zu spüren und ganz mehrlos zu sein, luenn dir die Deinige zürnt. Ach, kein Liebesgott läßt so leicht sich erhäschen am Flügel, daß er mit wechselnder Hand uns dann nicht drängt oder hemmt. Ja, und es täusche dich nicht, daß du jetzt sie bereitwillig findest: heftiger martert sie dich, Ponticus, ist sie erst dein. Müßig umherzublicken, das ist dann nicht mehr gestattet; Amor erlaubt es dir nicht, anderem Dienst dich zu roeihn. Er offenbart sich erst dann, roenn er bis auf die Knochen gedrungen: roer du auch bist, ach, /lieh ständiger Lockung Geroalt/ Ihr können härteste Steine, ihr können die Eichen erliegen: um wieoiel mehr kannst du's, haltlos und leicht roie ein Hauch! - 25 -

LIBER

I

Quare, si pudor est, quam primum errata fatere: •icere, quo pereas, saepe in amore levât.

Χ O iocunda quies, primo cum testis amori Adfueram vestris conscius in lacrimisi O noctem meminisse mihi iocunda voluptas, O quotiens votis illa vocanda meis, Cum te complexa morientem, Galle, puella Vidimus et longa ducere verba mora! Quamvis labentes premerei mihi somnus ocellos Et mediis caelo luna ruberet equis, Non tamen a vestro potui secedere lusu: Tantus in alternis vocibus ardor erat. Sed quoniam non es veritus concredere nobis, Accipe commissae muñera laetitiae. Non solum vestros didici reticere dolores: Est quiddam in nobis maius, amice, fide. Possum ego diversos iterum coniungere amantes, Et dominae tardas possum aperire fores, Et possum alterius curas sanare recentis, Nec levis in verbis est medicina meis. Cynthia me docuit, semper quaecunque petenda Quaeque cavenda forent: non nihil egit Amor. Tu cave ne tristi cupias pugnare puellae, Neve superba loqui neve tacere diu, Neu, si quid petiit, ingrata fronte negaris, Neu tibi pro vano verba benigna cadant. Irritata venit, quando contemnitur illa, Nec meminit iustas ponere laesa minas: At quo sis humilis magis et subiectus amori, Hoc magis effectu saepe fruare bono. Is poterit felix una remanere puella, Qui numquam vacuo pectore liber erit. -

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ία

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ERSTES

BUCH

Darum, schämst du didi audi, bekenne nur gleich deine Irrung: sagen, roomit du dich quälst, hilft in der Liebe oft Die].

10 O holdselige Stille, da idi bei Beginn deiner Liebe sah als Zeuge, mie du Tränen der Freude gerueint! O der Nacht zu gedenken, — für mich holdselige Wonnel O roie rufe idi oft sehnlich die Stunden zurück, als ich in eines Mädchens Armen dich, Gallus, oergehen sah und oon Zeit nur zu Zeit hörte dich stammeln ein Wort! Und mie t>ehr auch der Schlaf auf die sinkenden Lider mir drückte, da ja der Mond schon so hoch strahlte inmitten der Bahn, — könnt' ich mich dennoch oon eurem Spiele, dem süßen, nicht trennen: so oon Gluten erfüllt mar euer Wechselgespräch. Aber da du nicht scheutest, sooiel mir anzuoertrauen, nimm für die Freude daran nun den gebührenden Lohn! Nicht allein deiner Liebe Bedrängnisse lernt' ich oerschroeigen, Freund: etroas Stärkeres noch fühl' ich als Anhänglichkeit: Liebende, die sich entziueiten, oermag ich aufs neue zu einen, kann zur Gebieterin auch öffnen die säumige Tür. Wenn eine neue Neigung dich plagt, ich kann sie dir heilen, und mein freundschaftlidi Wort ist keine schroache Arznei. Cynthia hat mich belehrt, roas jeroeils sei zu erstreben roas zu oermeiden geziemt; Diel hat auch Liebe bemirkt. Hüte di A ¡a, mit dem schmollenden Mädchen dich zanken zu roollen: sei nicht zu streng, roenn du sprichst, schroeige nicht lang, roenn du Wünscht sie sich etroas, so darfst du's mit düsterer Stirn nicht [grollst! und,mie eitel es sei, sprich doch ein freundliches Wort/ [oerroeigern. Leicht gerät sie in Zorn, roenn sie glaubt, sie roerde oerachtet,· ist sie gekränkt, so oergiJJt sie ihren Grimm nicht so bald. Aber je mehr du in Demut der Liebe dich hast unterroorfen, um so häufiger blüht dir ihrer Freuden Genuß. Der nur kann immer beglückt bei e i n e m Mädchen oerharren, der nie ledigen Sinns, locker und lässig roill sein. - 27 -

LIBER

I

XI Ecquid te mediis cessantem, Cynthia, Bais, Qua iacet Herculeis semita litoribus, Et modo Thesproti mirantem subdita regno Próxima Misenis aequora nobilibus Nostri cura subit memores ah ducere noctes?

5

Ecquis in extremo restât amore locus? An te nescío quis simulatis ignibus hostis Sustulit e nostris, Cynthia, carminibus? Atque utinam mage te remis confisa minutis Parvula Lucrina cymba moretur aqua,

io

Aut teneat clausam tenui Teuthrantis in unda Alternae facilis cedere lympha manu, Quam vacet alterius blandos audire susurros Molliter in tacito litore compositam, Ut solet amota labi custode puella

15

Perfida, communes nec meminisse deos; Non quia perspecta non es mihi cognita fama, Sed quod in hac omnis parte veretur amor. Ignosces igitur, si quid tibi triste libelli Attulerint nostri: culpa timoris erit.

20

Ah, mihi non maior carae custodia matris, Aut sine te vitae cura sit ulla meae: Tu mihi sola domus, tu, Cynthia, sola parentes, Omnia tu nostrae tempora laetitiae. Seu tristis veniam seu contra laetus amicis,

25

Quidquid ero, dicam: 'Cynthia causa fuit.' Tu modo quam primum corruptas desere Baias; Multis ista dabant litora discidium, Litora, quae fuerant castis inimica puellis. Ah, pereant Baiae, crimen amoris, aquae!

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ERSTES

BUCH

11 O b dich, Cynthia, roo hl, da du säumst inmitten von Ba/ae, ruo sich der Fußsteig zieht längs des Herkulischen Damms, und berounderst das M e e r tief unter Thesprotus' Gebiete, dicht bei Misenums Kap, das durch die Sage berühmt — Sehnsucht beschleicht, in schlaflosen Nächten mein zu gedenken? Läßt deine Liebe mir roohl Raum noch am äußersten Rand? O d e r hat dich roer weiß luelcher Feind durch geheuchelte Gluten an sich gelockt, daß mein Lied, Cynthia, nimmer dich nennt? W e n n dich doch lieber ein niedlicher Nachen mit zierlichen Rudern auf dem Lukrinischen See hielte zu friedlicher Fahrt, oder es schlösse dich ab des Theutras sanftes Geroässer, daß du mit roechselnder Hand teiltest das plätschernde N a ß , als daß du hören dürftest des anderen

Liebesgeflüster,

hingegossen bequem abseits am schroeigsamen Strand, roie ja ein treuloses Mädchen, das niemand behütet, zu Fall

kommt,

roenn es des Bunds nicht gedenkt, den es bei Göttern beschroor! Nicht meil ich deinen Ruf nicht erprobt und treu dich

befunden,

sondern meil jedem, der liebt, hieraus Besorgnis erroächst. Deshalb

roirst

du oerzeihen, roenn Trauriges dir meine

Briefe

bringen; denn schuldig daran ist meine Sorge allein. Ach, keine größere Wachsamkeit schenk' ich der Mutter, der teuren: ohne dich roär' mir selbst m e i n Leben

der Sorge nicht roert.

Du nur bist Heimstatt mir, du, Cynthia, V a t e r und Mutter, roas auch geschähe, du bist all meine Freude allein. W e r d ' ich nun traurig je oder fröhlich allzeit

den Freunden erscheinen,

sag' ich dann nur: „ C y n t h i a hat es beroirkt/"

Du indessen, oerlasse nur schnellstens das ruchlose Ba/ae: vielen

hat dieser Strand Zroieträcht und Pein schon gebracht.

Strand, der uon jeher roar ein Feind der züchtigen Mädchen, Bajaes Bad, das so oft Amor oerhöhnt, — sei oerfluchtl

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LIBER

I

XII Quid mihi desidiae n o n c e s s a s fingere crimen, Quod faciat nobis c o n s c i a Roma moram? Tarn multa illa meo divisa est milia lecto, Quantum Hypanis V e n e t o dissidet Eridano, Nec mihi consuetos amplexu nutrit amores

5

Cynthia, n e c nostra dulcis in aure sonat. Olim gratus eram: non ilio tempore cuiquam Contigit, ut simili p o s s e t amare fide. Invidiae fuimus: non m e deus obruit? an quae Lecta Prometheis dividit herba iugis?

10

Non sum ego, qui fueram: mutat via longa puellas. Quantus in exiguo tempore fugit amori Nunc primum longas solus c o g n o s c e r e n o c t e s Cogor et ipse meis auribus e s s e gravis. Felix, qui potuit praesenti fiere puellae:

15

Non nihil aspersis gaudet A m o r lacrimis. Aut si despectus potuit mutare calores, Sunt quoque translato gaudia servitio. Mi neque amare aliam neque ab hac desistere fas est: Cynthia prima fuit, Cynthia finis erit.

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XIII Tu, quod saepe soles, nostro laetabere casu, Galle, quod abrepto solus amore vacem. At non ipse tuas imitabor, perfide, v o c e s : Fallere te numquam, Galle, puella velit. Dum tibi deceptis augetur fama puellis, Certus et in nullo quaeris amore moram, Perditus in quadam tardis pallescere curis Incipis et primo lapsus abire gradu. -

30 -

S

ERSTES

BUCH

12 Warum hörst du nicht auf, mich des Müßiggangs fälschlich zu zeihen, Rom, das mich lieben gesehn, halte zu lange mich fest? So viele Meilen ist leider die Liebste

entrückt meinem Lager,

roie des Hyp an i s Flut fern oom Eridanus fließt, ach, und sie nährt nicht mie sonst durch Umarmung mein LiebeserCynthias Name

sogar tönt mir nicht süß mehr im Ohr.

[glühen:

Einstmals roar ich gen ehm: in jener Zeit hätte niemand je unternommen, so treu lieben zu können roie ich. Wir erregten den Neid: hat ein Gott mich geschlagen? Entzroeite uns roohl ein Weib durch das Kraut, das aus dem Kaukasus stammt? Ich bin nicht, roas ich roar: Verreisen ändert die Mädchen. Welch eine liebende Glut schroand in der kürzesten Frist/ Jetzt erst bin ich gezroungen, oerlassen

die NaAt zu durchroadien:

einsam dem eigenen Ohr falle idi klagend zur Last. Glücklich ist, roer zu roeinen oermag, roenn das Liebchen dabei ist, — gar nicht so ungern sieht Amor sich tränenbenetzt oder roenn er, oerschmäht, mit den Gluten zu roechseln Dermochte: audi bei oerändertem Dienst finden sich Freuden genug. Mir ist oerhängt, keine andre zu lieben, nodi sie zu oerlassen: Cynthia liebt' ich zuerst, Cynthia lieb' ich

zuletzt.

13 Du roirst, roie du geroöhnlidi tust, meines Sturzes didi freuen, Gallus, roeil einsam idi nun lebe, der Liebe beraubt. A b e r ich selbst roill es nicht deinen Worten, du Treuloser, gleichtun: möchte dein Mädchen doch nur, Gallus, dich nie hintergehnf Während dein Ruf immer mehr oon betrogenen Mädchen berichtet und ein beständiges Ziel nie deine Liebe gesucht, fängst du, verloren an Eine, nun endlich oor Sehnsucht zu kranken an, und beim ersten Schritt sinkend, entschroindest du uns.

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LIBER

I

Haec erit illarum contempti poena doloris, Multarum miseras exiget una vices.

10

Haec tibi vulgares istos compescet amores, Nec n o v a quaerendo semper amicus eris. Haec ego non rumore malo, non augure doctus: V i d i ego: me quaeso teste negare potes? V i d i ego te toto vinctum languescere collo,

15

Et Aere iniectis, Galle, diu manibus, Et cupere optatis animam deponere verbis, Et quae deinde meus celat, amice, pudor. Non ego complexus potui diducere v e s t r o s : Tantus erat demens inter utrosque furor.

20

N o n sic Haemonio Salmónida mixtus Enipeo Taenarius facili pressit amore deus, Nec sic caelestem flagrans amor Herculis Heben Sensit in Oetaeis gaudia prima iugis. Una dies omnes potuit praecurrere amantes:

25

N a m tibi non tepidas subdidit ilia faces, N e c tibi praeteritos p a s s a est succedere fastus, Nec sinet: ad dominam te tuus ardor aget. N e c mirum, cum sit l o v e digna et próxima Ledae Et Ledae partu gratior, una tribus;

30

Illa sit Inachiis et blandior heroinis, Illa suis verbis cogat amare Iovem. T u vero, quoniam semel es periturus amore, Utere: non alio limine dignus eras. Quae tibi sit felix, quoniam novus incidit error; Et quodcumque voles, una sit ista tibi.

XIV T u licet abiectus Tiberina molliter unda Lesbia Mentoreo vina bibas opere, Et modo tarn celeres mireris currere Untres Et modo tarn tardas funibus ire rates, -

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ERSTES

BUCH

Diese roird Sühne dir sein des mißachteten Kummers der andren: eine oerlangt f ü r das Leid vieler Genugtuung nun. Diese roird dir die gewöhnlichen Liebschaften künftig uerieiden, allzeit wirst du ein Freund bleiben, der Wechsel nicht roiinscht. Solches erfuhr ich durch Wahrsager nicht noch durch böses Gerede: sah ich's dodi; kannst du, sag' an, leugnen, roenn iah es bezeugt? Sah ich doch fest deinen Hals umschlungen: du schienst zu vergehen, sah, roie du meintest und lang, Gallus, sie hieltest im Arm, Doli der Begier, in die Worte der Liebe die Seele zu legen, und roas roeiter, o Freund, das übergeht meine Scham. Niemals hätt' ich uermocht, euch aus der Umstrickung zu lösen: derart roar zroischen euch beiden der Leidenschaft Wut. So hielt Taenarums Gott nicht Salmoneus' Tochter umschlungen, als er sie liebend geroann in des Enipeus Gestalt; so entbrannte auch Herkules nicht für die himmlische Hebe, als er auf ö t a s Höhn erste Beglückung erfuhr. Alle die Liebschaften konnte ein einziger Tag überholen; denn nicht gelind ist die Glut, die dir dies Mädchen entfacht. Ja, sie ließ dich nicht mehr deiner früheren Kühle verfallen, duldet es nimmer: zu ihr treibt deine Glut dich hinfort. Und kein Wunder: sie ähnelt ja Leda, Jupiters roürdig, holder als Ledas drei Kinder, die Eine allein) Sie übertrifft die Inadiischen Heldinnen, roenn sie dir schmeichelt: spricht sie, erläge wohl selbst Jupiters Herz ihrem Heiz. Du aber, schickst du nun einmal dich an, durch Liebe zu enden, tritt auf die Schroelle: du roarst nie einer anderen wert. Möge dich diese Verirrung, die neu dich befiel, denn beglücken, und, roas du je dir noch wünschst, möge die Eine dir sein)

14 Dir sei gegönnt, bequem an den Wassern des Tibers zu lagern, aus einem Mentorgefäß schlürfend den lesbischen Wein, bald mit Berounderung sehen die hurtig enteilenden Nachen, bald eines Lastkahns Fahrt, langsam an Seilen geschleppt, - 33 -

LIBER

I

Et nemus unde satas intendat vertice silvas,

s

Urgetur quantis Caucasus arboribus, Non tarnen ista meo valeant contendere amori: Nescit A m o r magnis cedere divitiis. Nam sive optatam mecum trahit illa quietem, Seu facili totum ducit amore diem,

10

Tum mihi Pactoli veniunt sub tecta liquores, Et legitur Rubris gemma sub aequoribus; T u m mihi cessuros spondent mea gaudia reges; Quae maneant, dum me fata perire volent. Nam quis divitiis adverso gaudet Amore?

15

Nulla mihi tristi praemia sint Venerei Illa potest magnas heroum infringere vires, Ilia etiam duris mentibus esse dolor; Illa ñeque Arabium metuit transcendere limen, Nec timet ostrino, Tulle, subire toro,

20

Et miserum toto iuvenem versare cubili: Quid relevant variis serica textilibus? Quae mihi dum placata aderit, non ulla verebor Regna vel Alcinoi muñera despicere.

XV Saepe ego multa tuae levitatis dura timebam Hac tamen excepta, Cynthia, perfidia. Aspice me quanto rapiat fortuna periclo: T u tamen in nostro lenta timore venis, Et potes hesternos manibus componere crines,

s

Et longa faciem quaerere desidia, Nec minus Eois pectus variare lapillis, Ut formosa novo quae parat ire viro. At non sic Ithaci digressu mota Calypso Desertis olim fleverat aequoribus: Multos illa dies incomptis maesta capillis Sederat iniusto multa locuta salo, -

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10

ERSTES

BUCH

o d e r den Park, der mit üppigen W a l d u n g e n rührt an den Bäumen,

all dies k ö n n t e doch nie mit dem Glück m e i n e r Liebe sich Amor

Himmel,

so mächtig und hoch, roie sie d e r Kaukasus trägt:

steht nicht zurück selbst

messen.

oor dem größten Besitz.

Denn, roenn Sie mit m i r der erroünsditesten Buhe sich hingibt o d e r im liebenden Spiel hilft m i r Derbringen den Tag, dann durchströmen mein Heim des Paktolus goldene Fluten, u n t e r dem Roten M e e r roird m i r die Perle

gefischt;

dann oerbürgt m i r mein Glück, daß Könige selbst Bleibe

mich b e n e i d e n :

das, bis mein Geschidt einst mir zu s t e r b e n v e r h ä n g t !

Denn wer kann sich des Reiditums erfreuen,

roenn Amor sein Feind

Nichts ist mir aller Besitz, lächelt m i r Venus nicht mehr. Sie v e r m a g die geroaltigen Kräfte

[ist?

der Helden zu brechen.

Auch einem h a r t e n Gemüt roird sie zur quälenden Pein. Furchtlos schreitet sie ü b e r die Onyxschroelle des Reichen und überfällt o h n e Scheu, Tullus, den p u r p u r n e n Pfühl, und dann roälzt sidi, gequält uon ihr, auf dem Lager d e r Jüngling: ach, roas nützen ihm dann Decken aus Seide geroirkt? Hilft n u r sie m i r in Gnaden, so schlag' ich ohne Bedenken aus, roas Alkinous schenkt, Reiche der Könige

selbst.

Oft m u ß t ' ich u o n all deinem Leichtsinn Schlimmes befürchten, n u r dieses eine noch nicht, Cynthia: Treulosigkeit. Sieh dir doch an, roie groß die Gefahr, daß das Schicksal mich Du aber s ä u m s t und bleibst lässig bei all m e i n e r Not, [roegrafftl bist imstande, in Ruhe die Haare von gestern zu richten, findest die Muße, dich lang p r ü f e n d im Spiegel zu sehn und deine Brust zu zieren mit morgenländischen Perlen, roie eine Schöne sich putzt f ü r einen neuen Galan. A n d e r s verhielt sich, beroegt oon des Ithakers Abschied, Kalypso: bitterlich roeinte sie einst an dem o e r e i n s a m t e n Strand; Tag für Tag mit Oermilderten Haaren verharrte sie trauernd, r e d e t e viel mit dem Meer, roeil es i h r unrecht getan, - 35 -

LIBER

I

Et quamvis numguam post haec visura dolebat Illa tamen longae conscia laetitiae. Nec sic Aesoniden rapientibus anxia ventis

17

Hypsipyle vacuo constitit in thalamo: Hypsipyle nullos post illos sensit amores, Ut semel Haemonio tabuit hospitio.

20

Coniugis Euadne miseros elata per ignes Occidit, Argivae fama pudicitiae. Alphesiboea suos ulta est pro coniuge fratres,

15

Sanguinis et cari vincula rupit amor. Quarum nulla tuos potuit convertere mores, Tu quoque uti fieres nobilis historia. Desine iam revocare tuis periuria verbis,

25

Cynthia, et oblitos parce movere deos, Audax ah nimium nostro dolitura periclo, Si quid forte tibi durius inciderit. Multa prius vasto labentur ilumina ponto, Annus et inversas duxerit ante vices,

30

Quam tua sub nostro mutetur pectore cura: Sis, quodcumque voles, non aliena tamen. A t tibi ne viles isti videantur ocelli, Per quos saepe mihi eredita perfidia est. Hos tu iurabas, si quid mentita fuisses,

35

Ut tibi suppositis exciderent manibus: Et contra magnum potes hos attoUere solem, Nec tremis admissae conscia nequitiae? Quis te cogebat multos pallere colores, Et fletum invitis ducere luminibus? Quis ego nunc pereo similes moniturus amantes: Ό nullis tutum credere blanditiis.

- 36 -

40

ERSTES

BUCH

und, w i e w o h l sie sich sagte, sie w e r d e ihn n i m m e r erblicken, g r ä m t e sie doch sich, gedenk langen gemeinsamen Glücks. A n d e r s als du, da die W i n d e den A e s o n s s p r o ß ihr entrissen, blieb Hypsipyle stehn angstvoll

im öden

nie h a t Hypsipyle sich dann w i e d e r d e r Liehe

Gemach: ergeben,

wie sie nur einmal erlag ihrem thessalischen Gast. In ihres Gatten entzündeten Holzstoß

stürzte E u a d n e

sich und oerschied als der Ruhm griechischer Liebe und Treu'. Alphesiboea, sie rächte sich f ü r den Gemahl an den B r ü d e r n : und ihre Liebe zerriß heilige Bande des Bluts. Leider h a t keine oon ihnen oermocht, deinen W a n d e l zu bessern, da)S du w ü r d e s t wie sie durch die Geschichte b e r ü h m t . Laß deine Reden nicht mehr in Erinnerung bringen den Treubruch, C y n t h i a : wecke den Zorn nicht, den der Himmel vergaß! Allzuverwegene, ach, auch mich w i r d dein Treiben verderben, ruenn etwas H ä r t e r e s dich träfe zur Strafe vielleicht. E h e r werden vom Meere sich b e r g w ä r t s Flüsse ergießen, e h e r k e h r t e das Jahr um seiner M o n d e Verlauf, als d e r G e d a n k e an dich in m e i n e m Herzen sich w a n d e l t : sei, ruie i m m e r du willst, n i m m e r doch bist du m i r f r e m d . Laß nur ja deine Augen dir nicht zu roohlfeil erscheinen) Schwurst du bei ihnen doch oft Treue und hieltest sie nicht. W e n n du belegen mich hättest, dann sollten die Augen, so sprachst fallen aus deinem Gesicht in die geöffnete Hand. [du, Und du k a n n s t n o d i die Blicke zur mächtigen Sonne erheben, zitterst nicht, ruenn du b e d e n k s t all deine Leichtfertigkeit? W e r denn h a t dich gezwungen, so oft deine Farbe zu wechseln? W a r u m p r e ß t e s t du gar T r ä n e n dir ab mit Gewalt? Hieran geh' ich zugrunde, den Liebenden künftig zur W a r n u n g : „O, w i e ist es gewagt, schmeichelnden W o r t e n zu t r a u n / "

- 37 -

LIBER I

XVI Quae fueram magnis olim patefacta triumphis, Ianua Tarpeiae nota pudicitiae; Cuius inaurati celebrarunt limina currus Captorum lacrimis húmida supplicibus, Nunc ego, nocturnis potorum saucia rixis, Pulsata indignis saepe queror manibus, Et mihi non desunt turpes pendere coroUae Semper et exclusi signa iacere faces. Nec possum infamis dominae defendere noctes Nobilis obscenis tradita carminibus. Nec tamen ilia suae revocatur parcere famae, Turpior et saecli vivere luxuria; Haec inter gravibus cogor defiere querelis Supplicis a longis tristior excubiis. lile meos numquam patitur requiescere postes Arguta referens carmina blanditia: 'Ianua vel domina penitus crudelior ipsa, Quid mihi tarn duris clausa taces foribus? Cur numquam reserata meos admittis amores, Nescia furtivas reddere mota preces? Nullane finis erit nostro concessa dolori, Turpis et in tepido limine somnus erit? Me mediae noctes, me sidera plena iacentem, Frigidaque Eoo me dolet aura gelu: Tu sola humanos numquam miserata dolores Respondes tacitis mutua cardinibus. O utinam traiecta cava mea vocula rima Percussas dominae vertat in auriculas! Sit licet et saxo patientior illa Sicano, Sit licet et ferro durior et chalybe, Non tamen illa suos poterit compescere ocellos, Surget et invitis spiritus in lacrimis. -

38

-

5

id

15

20

25

30

ERSTES

BUCH

16 Ich, die e i n s t e n s g e ö f f n e t roord bei den g r o ß e n T r i u m p h e n , T ü r e d e r K e u s c h h e i t , b e k a n n t s c h o n in tarpe'ischer ich, d e r e n S ch ruelle d e r e i n s t die u e r g o l d e t e n W a g e n u n d die G e f a n g e n e n oft ich muß

flehend

mit T r ä n e n

Zeit, begrüßten

benetzt,

oft f e t z t , b l u t i g u o m nächtlichen R a u f e n d e r T r i n k e r ,

klagen,

daß r o h m i d i s c h l ä g t m a n c h e Derächtlidie H a n d ,

u n d e s f e h l t nicht an K r ä n z e n , mich s c h i m p f l i c h d a m i t z u b e h ä n g e n , F a c k e l n l i e g e n u m h e r , die d e m V e r s c h m ä h t e n g e b r a n n t , f a , i d i k a n n u o r d e n s c h ä n d l i c h e n N ä c h t e n die H e r r i n nicht s c h m u t z i g e L i e d e r s o g a r s t e l l e n mich A d l i g e bloß. Sie aber läßt sich nicht schändlich lebt

roamen,

[schützen;

d e n e i g e n e n Ruf z u b e d e n k e n :

sie und frönt modischem

Sittenverfall.

Oft auch xuerd' ich z u m W e i n e n g e b r a c h t durch d i e bitteren dessen, der

flehend

D e r m i l l es n i e m a l s d u l d e n , daß e n d l i c h ruhn meine

Pfosten;

stets miederholt er aufs neu' girrend sein zärtliches „ T ü r e , die du i m I n n e r s t e n g r a u s a m e r s e l b s t a/s die s a g ' : roas s d i r o e i g s t du u n d h ä l t s t fest W a r u m b e s c h e r s t du m i r niemals, roarum

Klagen

umsonst lange als Wache uerharrt. Lied:

Herrin,

mir die F l ü g e l g e s p e r r t ?

e n t r i e g e l t , die F r e u d e n d e r

Liebe,

b e r u e g s t du dich n i e m e i n e m u e r s t o h l e n e n F l e h n ?

W i r d m e i n e m K u m m e r Don d i r d e n n n o c h i m m e r k e i n E n d e b e r e i t e t ? S o l l d e i n e Schruelle n u r s t e t s t r a u r i g e r r o ä r m e n m e i n S c h l a f ? Mich b e d a u e r n die N ä c h t e , mich L i e g e n d e n s i n k e n d e S t e r n e , m i c h in d e m S c h a u d e r der Früh' du a l l e i n e r b a r m e s t dich niemals

morgendlich fröstelnde Luft: der m e n s c h l i c h e n

Sdimerzen;

s d i r o e i g e n d e A n g e l n n u r h a s t s t e t s du a l s Antwort Ließest

darauf.

du n u r ein W ö r t c h e n u o n m i r durch die o f f e n e S p a l t e

gleiten, damit es zuletzt dringe der Herrin ins S o l l t e s i e d a n n auch gefühlloser

Ohrt

sein als sizilische Steine,

s o l l t e s i e h ä r t e r n o c h s e i n s e l b s t als d a s E i s e n , d e r S t a h l , d e n n o c h k ö n n t e s i e nicht i h r e A u g e n ü e r h i n d e r n z u m e i n e n , u n d m i t d e n T r ä n e n z u g l e i c h b r ä c h e e i n S e u f z e r sich B a h n .

- 39 -

LIBER

I

Nunc iacet alterius felici nixa l a c e r t o ; At mea nocturno v e r b a cadunt zephyro. Sed tu sola mei, tu m a x i m a causa doloris,

35

Vieta meis numquam ¡anua muneribus. T e non ulla meae laesit petulantia linguae, Quae solet ingrato dicere tuta loco, Ut me tarn longa raucum patiare querela Sollicitas trivio pervigilare moras.

40

At tibi saepe novo deduxi carmina versu, Osculaque inpressis nixa dedi gradibus. A n t e tuos quotiens verti me, perfida, postes, Debitaque occultis vota tuli manibus.' Haec ille et si quae miseri novistis amantes,

45

Et matutinis obstrepit alitibus. Sic ego nunc dominae vitiis et semper amantis Fletibus aeterna differor invidia.

XVII Et merito, quoniam potui fugisse puellam, Nunc ego desertas alloquor aleyonas. Nec mihi Cassiope t ut solito t visura carinam, Omniaque ingrato Iitore vota cadunt. Quin etiam absenti prosunt tibi, Cynthia, venti:

5

Aspice, quam saevas increpat aura minas. Nullane placatae veniet fortuna procellae? Haecine parva meum funus harena teget? T u tarnen in melius saevas converte querelas: S a t tibi sit poenae n o x et iniqua vada.

10

An poteris siccis m e a fata reponere ocellis, Ossaque nulla tuo nostra tenere sinu? Ah pereat, quicumque rates et vela paravit Primus et invito gurgite fecit iter! Nonne fuit levius dominae pervincere mores — Quamvis dura, tamen rara puella fuit — -

40

-

15

ERSTES

BUCH

Nun aber liegt sie, geschmiegt in den glücklichen Arm eines andren, und nur der nächtliche Wind trägt meine Worte daoon. Du bist der einzige, du auch der schmerzlichste Grund meines Leides, Tür, die idi niemals bisher durch meine Gaben geroann. Dich hat durch lästernde Reden noch niemals verletzt meine Zunge, mie man sie fühllosem Ort sagt, roenn man sicher sich weiß, und so uergönnst du mir roohl, der ich heiser oom dauernden Klagen, daß ich hier draußen in Qual machend oerbringe die Zeit. Oftmals sang ich dir oor meine eigens erfundenen Lieder: auf deine Stu/en gestützt, küßt' ich im Knieen dich o/t. Vor deinen P/osten roie o/t hab' ich mich gedreht und gewendet. Treulose, dir insgeheim schuldige Spenden gebracht!" Dies ist sein Sang und ruas sonst euch elenden Liebenden einfällt: das übertönt den Hahn, wenn er den Morgen begrüßt. So roerd' ich jetzt durch die Laster der Herrin, des Liebhabers und seinen ständigen Gr oll bös ins Gerede gebracht. [Jammer

Und ich oerdiene es so, denn ich konnte mein Mädchen perlassen: einsame Zroiesprach halt' ich mit den Eisoögein jetzt. Nimmer erblickt meinen Kiel, roie geroöhnlich, Kassiope diesmal; roas ich gelobe, verhallt hier an dem fühHosen Strand. Selbst roenn du /ern bist, Cynthia, stehn dir die Winde zu Diensten: sieh doch nur, roie mich des Sturms wütende Drohung beschimpft) Kommt denn kein glücklieil Geschick, um die tosende Brandung zu Soll meinen Leib dieser Sand decken mit niedrigem Grab? [stillen? Du aber roende gleichroohl zum Bessren dein roütendes Klagen: Nacht und der Klippen Gefahr seien dir Strafe genug! Kannst du mit trockenen Augen mein Schicksal grausam ertragen, roenn meine Urne du nie hast an den Busen gedrückt? Fluch über den, der einstens als erster sich Schiffe und Segel rüstete und eine Fahrt roagte, den Fluten zum Trotz! War es nicht besser, den Willen der Herrin allmählich zu beugen — ist sie auch hart, sie ist dennoch ein seltenes Weib — - 41 -

LIBER

I

Quam sic ignotis circumdata litora silvis Cernere et optatos quaerere Tyndaridas? Illic si qua meum sepelissent fata dolorem, Ultimus et posito staret amore lapis,

20

Illa meo caros donasset funere crines, Molliter et tenera poneret ossa rosa; Illa meum extremo clamasset pulvere nomen, Ut mihi non ullo pondere terra foret. At vos, aequoreae formosa Doride natae,

25

Candida felici solvi te vela choro: Si quando vestras labens A m o r attigit undas, Mansuetis socio parcite litoribus!

XVIII Haec certe deserta loca et taciturna querenti, Et vacuum zephyri possidet aura nemus. Hic licet occultos proferre inpune dolores, Si modo sola queant s a x a tenere fidem. Unde tuos primum repetam, m e a Cynthia, fastus?

5

Quod mihi das flendi, Cynthia, principiumî Qui modo felices ínter numerabar amantes, Nunc in amore tuo cogor habere notam. Quid tantum merui? quae te mihi carmina mutant? An nova tristitiae causa puella tuae?

10

Sic mihi te referas, levis ut non altera nostro Limine formosos intulit ulla pedes. Quamvis multa tibi dolor hic meus aspera debet, Non ita saeva tamen venerit ira mea, Ut tibi sim merito semper furor et tua flendo

15

Lumina deiectis turpia sint lacrimis. An quia parva damus mutato signa calore, Et non ulla meo clamat in ore fides? V o s eritis testes, si quos habet arbor amores, Fagus et Arcadio pinus amica deo: - 42

-

20

ERSTES

BUCH

als die σο η undurchdringlichen Wäldern umsäumten Gestade anzuschaun und zu spähn zum Dioskurengestirn? Hätte daheim meinen Gram doch irgendein Schicksal begraben, mär' meine Liebe dahin und ihr ein Denkstein gesetztl Hätt' ihr geliebtes Haar sie bei meiner Bestattung gespendet, sanft au/ ein Rosenbett zärtlich die Urne gestellt) S i e hätte dann meinen Staub zuletzt mit dem Namen gerufen, und es roürde mir so nimmer die Erde zur Last. — Ihr aber, Töchter des Meers, υ on der reizenden Doris geboren, löset in seligem Reih'n strahlende Segel zur Fahrt: Wenn eure Fluten, sich neigend, nur einmal A m o r berührt hat, schont den Genossen in mir, führt mich zum friedlichen Strand/

Hier ist die stille, oerschiuiegene Stätte, um einsam zu klagen, nur noch des Zephyrs Hauch herrscht im verlassenen

Hain:

hier kann man straflos seine uerborgenen Schmerzen bekennen, roenn nur entlegnes Gefels Treue zu halten oermag. Worauf führ' ich zurück, meine Cynthia, all deine

Unbill?

Worin siehst du den Grund, Cynthia, all meines Grams? Der ich noch eben mich unter die glücklichen Liebenden zählte, bin ein Gezeichneter jetzt, bin's durch die Liebe zu dir. Womit oerdiente

ich dies? Welch Zauber hat dich mir uerändert?

Gäbe ein Treubruch dir Grund, um befremdet

zu sein?

Kehre mir wieder, so roahr noch nie eine andre im Leichtsinn zierliche Füße bei mir über die Schwelle Wieoiel

gesetztf

Bitteres auch mein Kummer dir hat zu uerdanken,

dennoch ginge so weit niemals mein roütender Zorn, daß ich dir roäre mit Recht für immer oerhafät, deine Augen roürden vom Tränenstrom, den ich uerschulde, entstellt. Geb' ich dir etroa die mindesten

Zeichen veränderter

Neigung?

Hab' ich zu selten das Wort „Treue" im Munde geführt? Ihr sollt Zeugen mir sein, roenn ein Baum je Liebe empfindet. Buche, du Fichte, geliebt einst oom arkadischen Gott) - 43 -

LIBER

I

A h quotiens teñeras resonant mea verba sub umbras, Scribitur et vestris Cynthia corticibus! A n tua quod peperit nobis iniuria curas, Quae solum tacitis cognita sunt foribus? Omnia consuevi timidus perferre superbae

25

l u s s a ñeque arguto facta dolore queri. Pro quo t divini t fontes et frigida rupes Et datur inculto tramite dura quies ; Et quodcumque meae possunt narrare querelae, Cogor ad argutas dicere solus aves.

30

Sed qualiscumque es, resonent mihi 'Cynthia' silvae, Nec deserta tuo nomine saxa vacent.

XIX Non ego nunc tristes vereor, mea Cynthia, Manes, Nec moror extremo debita fata rogo; Sed ne forte tuo careat mihi funus amore, Hic timor est ipsis durior exequiis. Non adeo leviter nostris puer haesit ocellis,

5

Ut meus oblito pulvis amore vacet. Illic Phylacides iocundae coniugis heros Non potuit caecis inmemor esse locis, Sed cupidus falsis attingere gaudia palmis Thessalus antiquam venerat umbra domum.

io

Illic, quidquid ero, semper tua dicar imago: Traicit et fati Iitora magnus amor. Illic formosae veniant chorus heroinae, Quas dedit Argivis Dardana praeda viris; Quarum nulla tua fuerit mihi, Cynthia, forma

15

Gratior, et — Tellus hoc, ita iusta, sinat — Quamvis te longae remorentur fata senectae, Cara tamen lacrimis ossa futura meis. Quae tu v i v a mea possis sentire favillai Tum mihi non ullo mors sit amara loco. - 44 -

20

ERSTES Adì,

BUCH

mie oft in euerem Schatten erschallt meine Stimme,

und euren Binden raie oft ritzte ich ,Cynthia' ein! O d e r ists dies, daß dein Unrecht mancherlei Qualen mir brachte, die doch die T ü r e allein, deine oerschroiegne, er/uhr? A l l e n Befehlen

der Stolzen gewöhnt'

ich mich ängstlich zu f o l g e n

und im gesteigerten Schmerz nicht zu beklagen Dafür

ihr Tun.

ist nun an heiligen Quellen, am /rostigen Felsen,

ist am ueriuachsenen P f a d hart mir

ein Lager

gegönnt,

und toa s meine Beschroerden auch jemals könnten oerkünden, schreienden Vögeln Aber,

allein

ich vereinsamt

ruf

es zu.

wie du auch seist, der W a l d soll mir ,Cynthia'

und dem verödeten

Fels bleibe

dein Name

tönen,

nicht

fremdI

19 Nun, meine

Cynthia, fürchte ich n i m m e r den Gang zu den Schatten,

sträube mich gegen den Z o l l nicht, den die Flamme A b e r daß bei der Be stattung mir dann deine Liebe das zu befürchten, N i â t so flüchtig daß mein

es mär' ärger mir selbst als der T o d .

nur hat meinen A u g e n sich A m o r

Staub

Drunten vermocht'

oerlangt. gebräche, verbunden,

ihn uergi/it und sich der Liebe entzieht. auch P h y l a k e s Held

seine süße

nicht zu oergessen, im Reich ewiger

Finsternis

Gemahlin selbst,

sondern, begierig mit trügenden Händen sein Glück zu berühren, kam er als Schatten zurück in sein thessaüsches Haus. Drunten, roas ich als Sdiemen auch sei, roird man dein mich glühende Liebe Drunten mögen

erlischt nicht am Gestade der Styx.

im Reigen die schönsten der Heldinnen

die den A r g i o e r n dereinst liions Fall keine

von ihnen roird, Cynthia,

doch

[nennen: kommen,

überließ:

holder an Schönheit als du mir

sein, und die untere W e l t billige dies als

gerecht,

daß, ob dich noch so lange das Schicksal des A l t e r n s zurückhält, dennoch dein Schatten mir einst f r e u d i g e Tränen entlockt/ Könntest du dies, roenn ich Asche g e w o r d e n , im Leben

empfinden!

Dann roär' an keinem Ort bitter das Sterben f ü r mich. -

45

-

LIBER

I

Quam vereor, ne te contempto, Cynthia, busto A b s t r a h a t e nostro pulvere iniquus Amor, Cogat et invitam lacrimas siccare c a d e n t e s ! Flectitur assiduis certa puella minis. Quare, dum licet, inter nos laetemur a m a n t e s :

25

Non satis est ullo tempore longus amor.

XX Hoc pro continuo te, Galle, monemus amore

-

Id tibi ne vacuo defluat e x animo — Saepe inprudenti fortuna occurrit amanti: Crudelis Minyis dixerit Ascanius. Est tibi non infra speciem, non nomine dispar

5

Theiodamanteo proximus ardor Hylae: Hunc tu, sive leges umbrosae flumina silvae, Sive A n i e n a tuos tinxerit unda pedes, Sive Gigantea spatiabere litoris ora, Sive ubicumque vago fluminis hospitio,

10

Nympharum semper cupidas defende rapiñas — Non minor Ausoniis est amor Adryasin — Ne tibi sit duros m o n t e s et frigida saxa, Galle, ñeque expertos semper adire Iacus: Quae miser ignotis error perpessus in oris

15

Herculis indomito fleverat Ascanio. Namque ferunt olim Pagasae navalibus Argon Egressam longe Phasidos isse viam, Et iam praeteritis labentem Athamantidos undis Mysorum scopulis adplicuisse ratem.

20

Hic manus heroum, placidis ut constitit oris, Mollia composita litora fronde tegit. At c o m e s invicti iuvenis p r o c e s s e r a i ultra Raram sepositi quaerere fontis aquam. Hunc duo s e d a t i fratres, Aquilonia proles, Hunc super et Zetes, hunc super et Calais, - 46

-

25

ERSTES

BUCH

Adi, roie fürefit' ich, es könnte roohl Am or, oerachtend mein

Grabmal,

Cynthia, neidisch hinroeg uon meiner Asche dich ziehn und dich gewaltsam ziuingen, die rinnenden Tränen zu trocknen/ Auch ein standhaftes Weib beugt sich beharrlichem Drohn. Drum laß uns liebend einander beglücken, solang es noch Zeit ist : Liebe, roie lang audi die Frist, immer doch mährt sie zu kurz.

20 Hieran laß midi als alten Freund dich, Gallus, erinnern, daß es dodi niemals mehr deinem Gedächtnis entfällt: oft tritt Liebenden, die sich nicht hüten, das Schicksal entgegen. Hör' auf Askanius, der grausam den Minyern mari Innig erglühst du in Liebe für HyJas, der nicht nur im Namen, der dem Theiodamassohn auch in der Schönheit uerroandt: diesen, — ob du nun wandelst an Ufern im Schatten des Waldes oder ob Anios Flut dir deine Füße bespült, ob du dich an der gigantischen Küste des Meeres ergehn magst, ob ein geroundener Fluß irgend zur Ruhe didi lodtt, — schütze ihn ja Dor dem Raub der immer begehrlichen Nymphen — sind die ausonisdien dodi wie die Dryaden verliebt — daß du zuletzt nicht die rauhen Gebirge, die frostigen Klippen, Gallus, und Seen, die nie jemand erforschte, besuchst, loie sie an fremden Gestaden des Herkules trauriger Irrgang duldend gesehn und beroeint an des Askanius Flut) Denn sie erzählen, daß einst aus Pagasäs Werften die ,Argo' segelt' hinaus auf die Fahrt fern zu des Phasis Gestad; schon sei sie in die Fluten der Athamantide geglitten, habe zum felsigen Strand Mysiens dann sidi geroandt. Hier hat die Mannschaft der Helden, sobald sie die Küste betreten, roeich mit gesammeltem Laub sich das Gestade bedeckt. Doch der Gefährte des Unüberroindlichen wagte sich weiter: sucht' am entlegenen Quell Wasser, das seltene, auf. Ihn oerfolgten zwei Brüder: sie waren des Aquilo Sprossen, Zetes roar über ihm, Calais war über ihm, - 47 -

LIBER

I

Oscula suspensis instabant carpere palmis, Oscula et alterna ferre supina fuga. IUe sub extrema pendens secluditur ala, Et volucres ramo submovet insidias.

30

l a m Pandioniae cessit genus Orithyiae: A dolor! ibat Hylas, ibat Hamadryasin. Hie erat Arganthi Pege sub vertice montis Grata domus Nymphis húmida Thyniasin, Quam supra nullae pendebant debita curae

35

Roscida desertis poma sub arboribus, Et circum irriguo surgebant lilia prato Candida purpuréis mixta papaveribus, Quae modo decerpens tenero pueriliter ungui Proposito florem praetulit officio,

40

Et modo formosis incumbens nescius undis Errorem blandís tardat imaginibus. T a n d e m haurire parat demissis ilumina palmis Innixus dextro plena trahens umero; Cuius ut a c c e n s a e Dryades candore puellae

45

Miratae solitos destituere choros, Prolapsum leviter facili traxere liquore: Tum sonitum rapto corpore fecit Hylas. Cui procul Alcides itérât response, sed illi Nomen ab extremis fontibus aura refert.

50

His, o Galle, tuos monitus servabis amores Formosum Nymphis credere visus Hylam.

XXI 'Tu, qui c o n s o r t e m properas evadere casum, Miles, ab Etruscis saucius aggeribus, Quid nostro gemitu turgentia lumina torques? Pars ego sum vestrae próxima militiae. Sic te servato, ut possint gaudere p a r e n t e s ; Haec soror acta tuis sentiat e lacrimisi - 48

-

5

ERSTES

BUCH

drängten sich an mit s c h i e b e n d e n Schroingen, um Küsse zu ernten, Küsse Don oben h e r a b wechselnd im Nahen und Fliehn. Er, u n t e r riesigen Fittichen h ä n g e n d , oom Boden gerissen, hält die geflügelte

List sich mit dem Stedten

Schon entwich Oreithy/as Gezücht, die Enkel

oom

Leib.

Pondions.

HyJas ging, welch ein Schmerz! ging den D r y a d e n ins Garn. Hier sprang Pege, der Quell, u n t e r m Scheitel des Berges Arganthus, thj/nische.f NymphenooJks köstliches, fließendes Haus. Über ihr hingen, gewachsen ganz ohne menschliche M ü h e h i e r an dem e i n s a m e n Ort, tauige Λρ/eí uom Baum. Lilien sprossen ringsum aus dem wasserreichen Gefilde, meiße, mit d e n e n Und jetzt pflückt' er ließ sein Geschäft jetzt, nichts ahnend,

des M o h n s p u r p u r n e Glut sich gemischt. sie ab mit kindlich zärtlichem Finger, außer acht ü b e r der blühenden Pracht, beugt' er sich über die lockenden Fluten,

und so verweilt er, uom Beiz schmeichelnder Bilder getäuscht. Endlich senkt er die Hände hinab, um W a s s e r zu schöpfen, stützt sieh und zieht mit dem Arm hoch das gefüllte Gefäß. Als die dryadischen Mädchen, entflammt von dem Glanz seines Leis t a u n e n d oerließen den Reih'n, den sie zu tanzen gewohnt, [bes, zogen sie leicht den Sinkenden nieder ins glatte G e w ä s s e r : Hylas' Körper entschwand dumpfen Geräuschs in der Flut. M e h r m a j s ruft der Alkide nach A n t w o r t , doch bringt ihm ein W e h e n aus der Tiefe des Quells nichts als den Namen

zurück. —

Dien' es dir, Gallus, zur W a r n u n g , f o r t a n deinen Liebling zu h ü t e n , Hylas, den schönen, und nie Nymphen ihn a n z u o e r t r a u n l

21

Du, der du eilst, dem g e m e i n s a m e n Unheil noch zu

entkommen,

Krieger, oerroundet im Kampf auf dem etrurischen Wall, warum kehrst du uon meinem Geschick die geschwollenen Augen? Bin ich doch dein Kamerad, s t a n d dir im Kampfe doch n a h . Rette dich so, daß die Eltern sich dein zu e r f r e u e n oermögen, do A daß die Schwester erkennt, was mir geschehn, w e n n du meinst : - 49 -

LIBER

I

Galium per medios ereptum Caesaris enses Effugere ignotas non potuisse manus; Et quaecumque super dispersa invenerit o s s a Montibus Etruscis, haec sciat esse m e a . '

io

XXII Qualis et unde genus, qui sint mihi, Tulle, Penates, Quaeris pro nostra semper amicitia. Si Perusina tibi patriae sunt nota sepulcra, Italiae duris fuñera temporibus, Cum Romana suos egit discordia cives —

s

S i c mihi praecipue, pulvis Etrusca, dolor: Tu proiecta mei perpessa es membra propinqui, Tu nullo miseri contegis ossa solo — Próxima subposito contingens Umbria campo Me genuit terris fertilis uberibus.

-

50

-

io

ERSTES

BUCH

Gallus, dem Tod inmitten oon Caesars Schroertern entrissen, hat eines Fremdlings Hand nicht zu entfliehen oermocht, und das oerstreute

Gebein, soviel sie droben mag finden

auf den etrurischen Höhn, dies, soll sie wissen, ist mein.

22 Wie und rooher mein Geschlecht sei, Tullus, und roer meine Ahnen, fragst du: als alter Freund bist du berechtigt dazu. Wenn in Perusia dir Italiens Gräber bekannt sind, Male des Heimatlands, mahnend an furchtbare Zeit, als der römische Zroist die Bürger zum Kampfe getrieben — darum, Etruriens Sand, denke ich deiner mit Schmerz: du hast die Glieder uon meinem Verwandten liegen gelassen, deckst keine Handooll Staub über des Ärmsten Gebein — Umbrien, dicht herab sich auf ebnes Gefilde erstreckend, reich an fruchtbarem Land, Umbrien hat mich gezeugt.

- 51 -

LIBER

SECUNDUS

Quaeritis, unde mihi totiens scribantur amores, Unde meus veniat mollis in ora liber. Non haec Calliope, non haec mihi cantat Apollo: Ingenium nobis ipsa puella facit. Sive illam Cois fulgentem incedere cogis,

5

Hoc totum e Coa veste volumen erit; Seu vidi ad frontem sparsos errare capillos, Gaudet laudatis ire superba comis; Sive lyrae carmen digitis percussit eburnis, Miramur, facilis ut premat arte manus;

io

Seu cum poscentes somnum déclinât ocellos, Invenio causas mille poeta novas; Seu nuda erepto mecum luctatur amictu, Tum vero longas condimus Iliadas: Seu quicquid fecit sive est quodcumque locuta,

15

Maxima de nihilo nascitur historia. Quod mihi si tantum, Maecenas, fata dedissent, Ut possem heroas ducere in arma manus, Non ego Titanas canerem, non Ossan Olympo Impositam, ut caeli Pelion esset iter,

20

Nec veteres Thebas nec Pergama, nomen Homeri, Xerxis et imperio bina coisse vada, Regnave prima Remi aut ánimos Carthaginis altae Cimbrorumque minas et benefacta Mari: Bellaque resque tui memorarem Caesaris, et tu Caesare sub magno cura secunda fores. - 52 -

25

Z W E I T E S

BUCH

Fragt ihr, roarum ich so oft oon Liebeserlebnissen schreibe, roie mein zärtliches Buch Ruhm bei den Leuten erlangt? Nicht Kalliope kündet mir solches und auch niefit Apollo: facht die Geliebte doch selbst meine Begeisterung an. Zroingst du sie, leuchtend im koi'sdien Purpurkleide zu wandeln, kommt dieses Buch insgesamt mir aus dem koïsdien Kleid. Seh' ich oereinzelte Locken sich ihr auf die Stime verirren, freut sie sich über mein Lob, stolz au/ die Fülle des Haars. Wenn sie ein Lied auf der Lyra schlägt mit den Elfenbeinfingern, staun' ich, mie sie mit Kunst regt die geschmeidige Hand. Oder wenn sie die Augen, die Schlaf verlangenden, abkehrt, Einfalle tausenderlei hab' ich als Dichter sodann. Liegt, des Gewändes beraubt, mit mir die Nádete im Kampfe, dann gar schroillt der Gesang zu Iiiaden mir an. Ja, mas immer sie auch getan hat oder gesprochen, aus einem Nidits entsteht mir ein gewaltiges Lied. Hätte mir also, Maecen, das Geschick so Großes oerliehen, daß idi zu führen oermöcht' heldische Scharen zum Kampf, sänge idi nidit die Titanen, roie auf den Olymp sie den Ossa setzten, daß Pelion sie trüge zum Himmel empor, nicht oon Theben, dem alten, oon Pergamon, Ruhm des Homer, nicht noch mie auf Xerxes Befehl sich zroei Geiuässer oereint, nicht wie das Reich mit Remus begann, nicht oom stolzen Karthago, nicht oon der Kimberngefahr oder des Marius Tat: Deines Kaisers Kriege und Leistungen rühmt' idi, als zweitem nach dem gewaltigen Mann weihte idi Dir mein Bemühn. - 53 -

LIBER

II

N a m q u o t i e n s M u t i n a m aut, civilis b u s t a , P h i l i p p o s A u t c a n e r e m Siculae classica bella f u g a e E v e r s o s q u e f o c o s a n t i q u a e gentis E t r u s c a e Et P t o l o m a e e i litora c a p t a P h a r i

30

A u t c a n e r e m A e g y p t u m et Nilum, c u m a t t r a c t u s in S e p t e m c a p t i v i s debilis i b a t aquis,

[urbem

A u t r e g u m a u r a t i s c i r c u m d a t a colla c a t e n i s , A c t i a q u e in S a c r a c u r r e r e r o s t r a Via, T e m e a M u s a illis s e m p e r c o n t e x e r e t armis,

35

Et s u m p t a et p o s i t a p a c e fidele c a p u t : • T h e s e u s i n f e r n i s , s u p e r i s t e s t a t u r Achilles, Hie Ixioniden, ille M e n o e t i a d e n . S e d ñ e q u e P h l e g r a e o s Iovis E n c e l a d i q u e t u m u l t u s I n t o n e t a n g u s t o p e c t o r e Callimachus,

40

Nec m e a conveniunt duro praecordia versu C a e s a r i s in P h r y g i o s c o n d e r e n o m e n a v o s . N a v i t a de ventis, d e t a u r i s n a r r a t a r a t o r , E n u m e r a i miles v u l n e r a , p a s t o r oves, Nos contra angusto versantes proelia lecto:

45

Q u a p o t e quisque, in e a c o n t e r a t a r t e diem. Laus in a m o r e m o r i : laus altera, si d a t u r u n o Posse fruì: fruar 0 solus amore meo! Si m e m i n i , solet illa levis c u l p a r e p u e l l a s , Et t o t a m ex H e l e n a n o n p r o b a t Iliada.

50

Seu m i h i s u n t t a n g e n d a n o v e r c a e p o c u l a P h a e d r a e , P o c u l a p r i v i g n o n o n n o c i t u r a suo, Seu m i h i Circaeo p e r e u n d u m est g r a m i n e , sive Colchis Iolciacis u r a t a ë n a f o c i s : U n a m e o s q u o n i a m p r a e d a t a est f e m i n a s e n s u s ,

55

Ex hac ducentur fuñera nostra domo. Omnes humanos sanat medicina dolores: Solus a m o r m o r b i n o n h a b e t a r t i f i c e m . Tarda Philoctetae sanavit crura Machaon, P h o e n i c i s Chiron l u m i n a Phillyrides, Et d e u s e x t i n c t u m C r e s s i s E p i d a u r i u s h e r b i s Restituit p a t r i i s A n d r o g e o n a focis, - 54 -

60

ZWEITES

BUCH

Denn roenn ich Mutina oder, im Bürgerbrande, Philippi sänge, die Kriege zur See samt dem sizilischen Sieg und die oerniahteten Herde des aJten etruskischen Volkes und die Besetzung des Strands beim Ptolemäischen Turm oder Ägypten besang' und den NiJ, roie nach Rom man ihn schleppte: siebenarmig gelähmt schritt er gefangen einher, oder der Könige Nacken, gefesselt mit goldenen Ketten, Alctiums Schiffstrophä'n, rollend den Heiligen Weg, — immer doch mürde auch Dich mein Gesang jenen Kämpfen uerflechDich, der in Frieden und Krieg stets als getreu sich bewahrt: [ten, Theseus läßt's durch Ixions Sohn bei den Schatten bezeugen und bei den Göttern Achill durch des Menoitios Sohn. Aber roie Jupiters und des Enkeladus Ringen bei Phlegra nicht aus der engeren Brust eines Kallimachos tönt, reicht auch die Kraft meiner Stimme nicht aus, um im heldischen Caesars Ruhm auf den Grund phrygisdier Ahnen zu baun. [Verse Über die Stürme berichtet der Schiffer, der Pflüger υ on Stieren, Wunden rühmt der Soldat und seine Schafe der Hirt, ich aber habe den Kampf in der Enge des Bettes bestanden: Jeder Denuend' auf die Kunst, die er oersteht, seine Zeit! Ruhm ist's, um Liebe zu sterben, und Ruhm, roenn's oergönnt ist, sich Liebe zu freun: o erfreut' ich mich der meinen allein! [einer Irre ich nicht, so tadelt sie oft leichtfertige Mädchen, ja, um Helenas Schuld schätzt sie die Uias nicht. Hütt' ich die Zauberbecher der Stiefmutter Phaedra zu trinken, die ihrem Stiefsohn doch keinerlei Schaden getan, roürde das Kraut der Kirke mir auch zum Verderb oder sollte Kolchis auf /olkischem Herd giftige Trünke mir braun, — da eine einzige Frau sich all meiner Sinne bemächtigt, merde aus i h r e m Haus einst ich zu Grabe gebracht. Arztliche Kunst hat Mittel für all unsre menschlichen Schmerzen: Amor als einziger roünscht nicht für sein Leiden den Arzt. Einst hat Machaon geheilt Philoktetes' lahmende Schenkel, Chiron, Phiiyras Sohn, Phoenix oon Blindheit befreit. Selbst den toten Androgeos roeckte durch kretische Kräuter der epidaurische Gott, gab ihn der Heimat zurück. -

55

-

LIBER

II

Mysus et Haemonia iuvenis qua cuspide vulnus Senserat, hac ipsa cuspide sensit opem. Hoc si quis Vitium poterit mihi demere, solus Tantaleae poterit tradere poma manu; Dolia virgineis idem ille repleverit urnis, Ne tenera assidua colla graventur aqua; Idem Caucasia solvet de rupe Promethei Bracchia et a medio pectore pellet avem. Quandocumque igitur vitam mea fata reposcent, Et breve in exiguo marmore nomen ero, Maecenas, nostrae spes invidiosa iuventae, Et vitae et morti gloria iusta meae, Si te forte meo ducet via próxima busto, Esseda caelatis siste Britanna iugis, Taliaque illacrimans mutae iace verba favillae: 'Huic misero fatum dura puella fuit.'

65

70

75

II Liber eram et vacuo meditabar vivere lecto, At me composita pace fefellit Amor. Cur haec in terris facies humana moratur? Iuppiter, ignari pristina iurta tua. Fulva coma est longaeque manus, et maxima toto Corpore, et incedit vel love digna soror, Aut cum Dulichias Pallas spatiatur ad aras Gorgonis anguiferae pectus operta comis; Qualis et Ischomache, Lapithae genus, heroine, Centauris medio grata rapina mero, Mercurio et sacris fertur Boebeidos undis Virgineum Brimo composuisse latus. Cedite iam, divae, quas pastor viderat olim Idaeis tunicas ponere verticibus. Hanc utinam faciem nolit mutare senectus, Etsi Cumaeae saecula vatis aget. - 56 -

5

lo

15

ZWEITES

BUCH

Ja, der Mysier, der oom haemonischen Speere einst die W u n d e empfing, Könnte υοη meinen mahrlich

roard

des Jünglings

υοη dem Speer

auch geheilt.

Gebrechen mich j e m a n d erlösen, der k ö n n t e

in T a n t a l u s ' H a n d legen die Äpfel

c o m Baum,

roird mit den Krügen der Jung/raun füllen das Faß mit den Löchern, daß ihr zartes Genick länger die Last nicht beschroert, der roird P r o m e t h e u s A r m e oon seinem kaukasischen Felsen lösen und ihm oon d e r Brust scheuchen den Vogel hinroeg. Drum, roann i m m e r das Schicksal mein Leben zurück roird verlangen und auf bescheidenem Stein ich n u r ein Name noch bin, dann, o Maecenas, Du m e i n e r Jugend beneidete Hoffnung, der Du in Leben und Tod bist mein berechtigter Ruhm, sollte Dielleicht Dein Weg zu meinem Grabe Dich f ü h r e n , halte dein britisch Gespann an mit dem schmückenden Kumt, und n u r ein W o r t wirf hin u n t e r T r ä n e n der schroeigenden Asche: „ Ä r m s t e r ! Verhängnis und Tod bracht' ihm ein g r a u s a m e s

Weib!"

Frei mar ich einst und gedachte mit n i e m a n d mein Lager zu teilen: friedlich roar A m o r s Gesicht; a b e r es h a t mich getäuscht. Solch eine Menschengestalt, roarum uerroeilt sie auf Erden? Jupiter, ahnungslos roarst du als R ä u b e r dereinst.' Blond ist ihr Haar, ihre Arme sind schlank, die Erscheinung ist göttlidi ihr Schritt: so geht Jupiters Schwester einher, [stattlich, so auch Pallas, besuchend Dulichias heilige Stätte, Gorgos Schlangengeroirr auf der gepanzerten Brust, o d e r Ischomache auch, die Heldin lapithischer Herkunft, f ü r die Kentauren im Rausch einst ein millkommener Raub. So hat, mie m a n erzählt, dem M e r k u r am Strand des Bobei's mit jungfräulichem Reiz Brimo sich liebend gesellt. Weichet, ihr Göttinnen, nur, die oor Zeiten der Hirte gesehen, dem ihr auf Idas Gebirg all eure Schönheit enthüllt! Möchte dies Antlitz doch nie das Greisenalter entstellen, selbst menn J a h r h u n d e r t e sie roie die Sibylle erlebt! - 57 -

LIBER

II

III 'Qui nullam tibi dicebas iam p o s s e nocere, Haesisti: cecidit spiritus ille tuus. Vix unum potes, infelix, requiescere mensem, Et turpis de te iam liber alter erit.' Quaerebam, sicca si p o s s e t piscis harena

5

Nec solitus ponto vivere torvus aper, Aut ego si p o s s e m studiis vigilare severis: Differtur, numquam tollitur ullus amor. Nec me tam facies, quamvis sit candida, cepit (Lilia non domina sint magis alba m e a : Vt Maeotica nix minio si certet Hibero, Utque rosae puro lacte natant folia), Nec de more comae per levia colla fluentes, Non oculi, geminae, sidera nostra, faces, Nec si qua Arabio lucet bombyce puella

15

(Non sum de nihilo blandus amator ego), Quantum quod posito formose saltat Iaccho, Egit ut euhantes dux Ariadna choros, Et quantum, Aeolio cum temptat carmina plectro, Par Aganippeae ludere docta lyrae,

20

Et sua cum antiquae committit scripta Corinnae, Carmina, quae quivis non putat aequa suis. Non tibi nascenti primis, mea vita, diebus Candidus argutum sternuit omen Amor? Haec tibi contulerunt caelestia muñera divi,

25

Haec tibi ne matrem forte dedisse pûtes. Non non humani partus sunt talia dona: Ista decern menses non peperere bona. Gloria Romanis una es tu nata puellis: Romana accumbes prima puella Iovi, Nec semper nobiscum humana cubilia vises. Post Helenam haec terris forma secunda redit. - 58 -

io

30

ZWEITES

Du, d e r eben n o d i sagte, es könne steckst nun fest, Kaum

BUCH

ihm keine

mehr

schaden,

und es s a n k hin dein e r h a b e n e r Stoiz.

einen Monat, du Unglückseliger, konntest du ruhen,

und schon berichtet oon dir schimpflich ein roeiteres Buch. — Ob es ein Fisch ruohJ uermöchte, auf trockenem S a n d e zu Könnte ein E b e r im M e e r hausen? s o fragte Könnte wohl Liebe

ich bei

fleißiger

leben?

ich mich:

Forschung die Nächte

durchmachen?

läßt A u f s c h u b zu: a u f h e b e n läßt sie sich nie.

Nicht das Antiitz, roie strahlend es sei, nahm so mich g e f a n g e n — roeißer

sind Lilien nicht als meiner Herrin Gesicht:

roie d e r maeotische Schnee, roenn er streitet mit spanischem Mennig, o d e r ein Rosenblatt, schroimmend auf lauterer Milch - , nicht ihr Haar, das nach heutiger A r t in den Nacken ihr

flutet,

nicht ihrer A u g e n Gestirn, leuchtende Fackeln f ü r mich, nicht roenn reizend das Mädchen erglänzt in arabischer S e i d e (könnt' ich doch nie um ein Nichts schmeichelnder L i e b h a b e r sein), doch daß oom Wein sie sich läßt zu bezauberndem T a n z e beschroinroie A r i a d n e dereinst jauchzende Reigen geführt,

igen,

roenn sie versucht, mit aeolischem Stäbchen L i e d e r zu spielen, kundig der L y r a , es tönt gleich Aganippischer Kunst, und in dem, roas sie schreibt, in Wettkampf tritt mit C o r i n n a : L i e d e r der edelsten A r t stellt sie den ihren nicht gleich. Hat, du mein Leben, dir einst, gleich a n f a n g s , als du geboren, A m o r Verheißung geniest, strahlend mit Geist dich Ja, diese

erfüllt?

himmlischen Gnaden, sie sind dir oon Göttern oerliehen:

diese — o glaube nur nicht, daß dir die Mutter sie

gab!

Nein, dergleichen Geschenke, sie sind nicht menschlicher Herkunft, G a b e n roie diese erzeugt keine Zehn-Monde-Geburt. Einzige, die du zum R u h m e der römischen Mädchen g e b o r e n : du roirst die erste

in R o m sein, der sich Jupiter naht,

und nicht immer mit mir roirst menschliche L a g e r du Helenas Schönheit erstand roieder auf Erden in dir. -

59 -

teilen.

LIBER

II

Hac ego nunc mirer si flagret nostra iuventus? Pulchrius hac fuerat, Troia, perire tibi. Olim mirabar, quod tanti ad Pergama belli Europae atque Asiae causa puella fuit: Nunc, Pari, tu sapiens et tu, Menelae, fuisti, Tu quia poscebas, tu quia lentus eras. Digna quidem facies, pro qua vel obiret Achilles Vel Priamo belli causa probanda fuit. Si quis vult fama tabulas anteire vetustas, Hic dominam exemplo ponat in arte meam: Sive illam Hesperiis sive illam ostendet Eois, Uret et Eoos, uret et Hesperios.

35

40

IV His saltern ut tenear iam finibus! aut mihi si quis, Aerius ut moriar, venerit alter amor! Ac veluti primo taurus detractat aratra, Post venit assueto mollis ad arva iugo, 6 Sic primo iuvenes trepidant in amore feroces, Dehinc domiti post haec aequa et iniqua ferunt. (50) Turpia perpessus vates est vincla Melampus, Cognitus Iphicli subripuisse boves; Quem non lucra, magis Pero formosa coegit, Mox Amythaonia nupta futura domo. 10 Multa prius dominae delieta queraris oportet, (IV,) Saepe roges aliquid, saepe repulsus eas, Et saepe inméritos corrumpas dentibus ungues, Et crepitum dubio suscitet ira pede. Nequicquam perfusa meis unguenta capillis, 15 (5) Ibat et expenso planta morata gradu. Non hic herba valet, non hic nocturna Cytaeis, Non Perimedeae gramina cocta manus, Quippe ubi nec causas nec apertos cernimus ictus; Unde tamen veniant tot mala, caeca via est. 20 (10) -

60

-

ZWEITES

BUCH

Wundern sollte ich midi, luenn oon ihr meine Jugend entflammt Unterzugehen durch s i e , Troja,

ist?

war schöner für didil

Einstmals roundert' ich mich, daß Europa und Asien solchen Krieg miteinander geführt,

Pergamon sank um ein W e i b :

jetzt bist du roeise geroesen, o Paris, und du, Menelaus, du, roeil um sie du gekämpft, W e r t roar gewiß

du, mei!

du zäh sie gewährt:

ihr Gesicht, daß Achill den T o d drum erlitten,

daß sie dem Priamus schien gültiger Grund für den Krieg. Will a b e r einer an Ruhm übertreffen wähl'

er zum Vorwurf

Mag er dem

die alten

Gemälde,

der Kunst meine Gebieterin

sich/

dem Morgenlande sie zeigen,

Abendland,

gleich ist der Morgen entbrannt, gleich auch der Abend entbrannt.

Nein, diese Grenzen möcht' ich schon roahren. Denn roeh, roenn noch Liebe mich nun überkommt, bittrerem T o d mich zu

roeihn)

[eine

Ach, roie der S t i e r sich zuerst einer Pflugschar sucht zu entziehen, später, gewöhnt

an das Joch, gern sich zum Acker begibt,

also scheuen die Jünglinge aber,

trotzig zuerst in der

Liebe,

gezähmt alsbald, tragen sie Kränkung und Huld.

Sdiimpfliche

Fesseln erduldete einst der Seher Melampus,

den man ergriff, ihn hat Gewinn

da er dreist Iphiklus' Rinder geraubt:

nicht getrieben, es lockt' ihn Pero, die schöne;

in Amythaons Haus hofft' er als Braut sie zu sehn. Mancherlei Launen der Herrin hast oorher du zu ertragen; öfters begehrst du etwas,

uersagt sie es dir,

öfters

öfters oerdirbst du dir dann mit den Zähnen die schuldlosen stampfest

Ganz oergeblich triefte

mein

Haar

duftender S a l b e

oon

und mit gemessenem Schritt roandelt' ich säumend Nichts oermag

Nägel,

den Boden vor Zorn, aber mit zögerndem Fuß.

hier

einher.

das Kraut und das Nachtgebräu der Medea,

nichts Perimede's Trank, roie sie ihn zaubernd gekocht. W o roir die Ursach' nicht noch offene draus solch Übel

Wunden geroahren,

entspringt, tappen im Dunkel roir nur. -

61

-

LIBER

II

Noil eget hic medicis, non lectis mollibus aeger, Huic nullum caeli tempus et aura nocet: Ambulat, et subito mirantur funus amici: Sic est incautum, quicquid habetur amor. Nam cui non ego sum fallaci praemia vati?

25 (is)

Quae mea non decies somnia versât anus? Hostia si quis erit nobis, amet ille puellas: Gaudeat in puero, si quis amicus erit. Tranquillo tuta descendis ilumine cumba: Quid tibi tam parvi litoris unda nocet?

30 (20)

Alter saepe uno mutat praecordia verbo, Altera vix ipso sanguine mollis erit.

Hoc verum est, tota te ferri, Cynthia, Roma, Et non ignota vivere nequitia? Haec merui sperare? dabis mihi, perfida, poenas: Et nobis aliquo, Cynthia, ventus erit. Inveniam tamen e multis fallacibus unam,

5

Quae fieri nostro carmine nota velit, Nec mihi tam duris insultet moribus, et te Vellicet: heu sero flebis amata diu. Nunc est ira recens, nunc est discedere tempus: Si dolor afuerit, crede, redibit amor.

io

Non ita Carpathiae variant aquilonibus undae, Nec dubio nubes vertitur atra noto, Quam facile irati verbo mutantur amantes: Dum licet, iniusto subtrahe colla iugo. Nec tu non aliquid, sed prima nocte, dolebis;

15

Omne in amore malum, si patiare, leve est. At tu per dominae Iunonis dulcía iura Parce tuis animis, vita, nocere tibi. Non solum taurus ferit uncis cornibus hostem, Verum etiam instanti laesa répugnât ovis. -

62

-

20

ZWEITES So Idi ein Kranker keinerlei

bedarf

BUCH

nicht d e r Ärzte,

nicht roeicherer Betten,

W i t t e r u n g kann schaden ihm je und kein

Heute lustwandelt

Wind:

er, morgen schon s t a r r e n die F r e u n d e sein Grab an;

so unberechenbar ist Amor, f ü r roas er auch gilt. D e n n roeldi trügendem W a h r s a g e r fiel ich nicht oft schon zur Beute? Welch ait Weiblein h a t nicht zehnmal

mein T r ä u m e n erforscht?

W e r m i r je feind sein roird, d e r möge die Mädchen n u r lieben/ Mög' eines Jungen sich f r e u n , w e r seine Freundschaft mir schenkt/ Sicher gleitet

dein Nachen h i n u n t e r auf friedlichem

Flusse:

k ö n n t e die Flut dich be dröhn, roo dir die Ufer so nah? Auf ein W o r t hin wandelt während

der Knabe gar oft seinen Willen,

das Mädchen sich kaum,

wenn

du verblutest,

erbarmt.

5 Cynthia, sag, ist es w a h r ? Ganz Rom schon führt

dich im Munde,

redet dauon, da/3 du jetzt üppig und liederlich lebst? D a s zu erleben, oerdient' ich's? Das sollst du mir, Treulose,

büßen:

bald an ein a n d e r e s Ziel, Cynthia, f ü h r t m i d i der Wind/ Findet sich doch eine einzige roohl u n t e r soviel Verlognen, die es sich roünscht, daß mein Lied bleibenden Ruhm ihr uerleiht, die mit so schnödem Verhalten mich niemals beleidigt und deinen Neid roedct: roehe, zu spät klagst du alsdann um dein Glück. — Jetzt ist d e r Zorn noch frisch, jetzt ist es noch Zeit sich zu t r e n n e n : roenn erst geschrounden der Schmerz, kehrt auch die Liebe zurück. Stürme verändern s o rasch nicht die Flut des c a r p a t h i s d i e n Meeres, finstere Wolken verjagt wechselnder Süd nicht so schnell, roie durch ein zärtliches W o r t eines Liebenden Zorn sich befriedet. Nimm denn den Augenblick wahr: zieh deinen Hals aus dem /och/ Ganz o h n e Schmerzen roird, in d e r ersten Nacht, es nicht a b g e h n : sei n u r geduldig, so trägt Leid in der Liebe sich leicht. Du aber, du, bei der Herrscherin Juno holden Gesetzen, laß von dem Hochmut ab, Liebste: du schadest dir nur. Nicht der Stier nur durchbohrt einen Feind mit den hakigen H ö r n e r n : auch ein uerroundetes Schaf beut einem D r o h e n d e n Trotz. - 63 -

LIBER

II

Nec tibi periuro scindam de corpore vestes, Nec mea praeclusas fregerit ira fores, Nec tibi conexos iratus carpere crines Nec duris ausim laedere pollicibus. Rusticus haec aliquis tam turpia praelia quaerat,

25

Cuius non hederae circuiere caput. Scribam igitur, quod non umquam tua deleat aetas: 'Cynthia forma potens, Cynthia verba levis.' Crede mihi, quamvis contemnas murmura famae, Hic tibi pallori, Cynthia, versus erit.

30

VI Non ita complebant Ephyreae Laidos aedes, A d cuius iacuit Graecia tota fores, Turba Menandreae fuerat nec Thaidos olim Tanta, in qua populus lusit Ericthonius, Nec, quae deletas potuit componere Thebas,

5

Phryne tam multis facta beata viris. Quin etiam falsos fingís tibi saepe propinquos, Oscula nec desunt qui tibi iure ferant. Me iuvenum pictae facies, me nomina laedunt, Me tener in cunis et sine voce puer;

10

Me laedet, si multa tibi dabit oscula mater, Me soror et cum quae dormit amica simul: Omnia me laedent: timidus sum (ignosce timori), Et miser in tunica suspicor esse virum. His olim, ut fama est, vitiis ad proelia ventum est, 15 His Troiana vides fuñera principiis. Aspera Centauros eadem dementia iussit Frangere in adversum pocula Perithoum. Cur exempla petam Graium? tu criminis auctor, Nutritus duro, Romule, lacte lupae. Tu rapere intactas docuisti inpune Sabinas: Per te nunc Romae quidlibet audet amor. -

64 -

20

ZWEITES

BUCH

Nicht dein K/eid zroar roil! ich oom treulosen Leibe dir

reißen,

deine oerschlossene T ü r roird nicht erbrechen mein Z o r n ; nicht deines H a a r e s Geflecht in der W u t nom Kopfe dir zerren möcht' ich; auch dein Gesicht kratz' ich mit Nägeln

nicht

round.

Irgendein L a n d m a n n mag sich so garstiger Rache bedienen, dem nicht des Efeus Kranz heilig umroindet das Haupt. Sdireiben roerd' ich vielmehr,

und es bleibe,

solange du l e b e s t ;

,Cynthias Reize sind groß, Cynthias W o r t e n u r leicht.' Glaub m i r : roie sehr du auch des Gerüchtes Gemurmel uerachtest, solch eine Zeile bewirkt, Cynthia, daß du erbleichst.

Niemals

füllten

sie so das H a u s der korinthischen Lais,

roo ganz Griechenland sich traf an der offenen T ü r ; nicht so groß mar der Schroarm einst um die Menandrische Thaïs, — t ä n d e l t e gern doch mit ihr das Erichthonische Volk, — nicht hat, die das z e r s t ö r t e Theben zu bauen uermochte, Phryne es je durch so uiel M ä n n e r zu Reichtum gebracht; ja, du erdichtest sogar dir ö f t e r s gefälschte V e r w a n d t e : Küsse bleiben nicht aus, die sie dir geben ,mit Recht'. Mich Derletzen die Bilder υοη Jünglingen, selbst ihre N a m e n , mich das Knäblein sogar, das in der Wiege n o d i lallt; ja, mich k r ä n k t es, roenn dich zu oft deine M u t t e r roill k ü s s e n , auch roenn die Schroester bei dir schläft und die Freundin zur Nacht : alles k r ä n k t mich: in Argroohn leb' ich — oerzeihe den Argroohnl — ach, unterm roeiblichen Rock, f ü r d i t ' idi, verbirgt sich ein M a n n . Solche Verfehlungen f ü h r t e n dereinst, nach der Sage, zum Kriege: hierin lag ja der Grund, siehst du, daß Ilion sank. E h e r n e Becher zerschlugen, uom nämlichen W a h n s i n n getrieben, schon die Kentauren im Kampf an des Peirithoos Haupt. W a r u m Griechen als Beispiel? Du bist d e r Stifter des Freoels, Romulus, den mit d e r Milch grimmig die Wölfin g e n ä h r t : du h a s t s t r a f l o s r a u b e n gelehrt die sabinischen J u n g f r a u n ; darum erlauben sich heut Buhlende alles in Rom. -

65

-

LIBER

II

Felix Admeti coniunx et Iectus Ulixis, Et quaecumque viri femina limen amat. Tempia Pudicitiae quid opus statuisse puellis,

25

Si cuivis nuptae quidlibet esse licet? Quae maiius o b s c e n a s depinxit prima tabellas Et posuit casta turpia visa domo, Illa puellarum ingenuos corrupit ocellos, Nequitiaeque suae noluit esse rudes.

30

Ah gemat, in terris ista qui protulit arte Iurgia sub tacita condita laetitia! Non istis olim variabant tecta figuris: Tum paries nullo crimine pictus erat. Sed non inmerito! velavit aranea fanum,

35

Et mala desertos occupât herba deos. Quos igitur tibi custodes, quae limina ponam, Quae numquam supra pes inimicus eat? Nam nihil invitae tristis custodia prodest: Quam peccare pudet, Cynthia, tuta sat est.

40

Nos uxor numquam, numquam diducet amica: S e m p e r amica mihi, semper et uxor eris.

VII Gavisa es certe sublatam, Cynthia, legem, Qua quondam edicta flemus uterque diu, Ni nos divideret; quamvis diducere amantes Non queat invitos Iuppiter ipse duos. 'At magnus Caesar.' sed magnus Caesar in armis:

5

Devictae gentes nil in amore valent. Nam citius paterer caput hoc discedere collo, Quam posses nuptae perdere more faces, Aut ego transirem tua limina clausa maritus Respiciens udis prodita luminibus. Ah m e a tum qualis caneret tibi tibia somnos, Tibia funesta tristior illa tuba! -

66

-

10

ZWEITES

BUCH

Glücklich die G a t t i n d e s K ö n i g s Admet jegliche

und das Bett des

F r a u , die d e m M a n n treulich die Schroelle

Odysseus, bewahrtl

W o z u h a t m a n für M ä d c h e n d i e T e m p e l d e r K e u s c h h e i t errichtet, roenn

e i n e j e d e , u e r m ä h l t , tut o d e r Iäßt, roas s i e

Ja, die H a n d , d i e z u e r s t anstößige

Bilder gemalt

roiii?

hat

u n d in d e m z ü c h t i g e n H a u s s t e l l t e s i e l ü s t e r n z u r Schau, d i e hat den U n s c h u l d s g l a n z d e s M ä d c h e n a u g e s o e r g i f t e t , roünschend,

daß i h n e n nicht fremd

bleibe

sein

schmutziges Tun.

U n h e i l d e m , d e r auf E r d e n durch s o l c h e K ü n s t e daß sich u e r s c h r o i e g e n e L u s t wandelt

bewirkte,

in h ä ß l i c h e n Z a n k /

E i n s t e n s s c h m ü c k t e n s i e nicht mit s o l c h e n G e b i l d e n die H ä u s e r : d a m a l s roard e i n e W a n d nicht m i t d e m F r e u e ! b e m a l t . D o c h mir o e r d i e n t e n e s s o : die S p i n n e n u m r o o b e n die und am vergessenen

Gott

wuchert

Tempel,

das Unitraut e m p o r . —

W e n a l s o s o l l ich z u m W ä c h t e r d i r g e b e n , die SA melle daß sie kein

zu hüten,

f e i n d l i c h e r F u ß j e ü b e r s c h r e i t e z u dir?

D e n n e i n e r B ö s g e i u i l l t e n n ü t z t k e i n e lästige

Wache:

d i e sich z u s ü n d i g e n s c h ä m t , C y n t h i a , die ist g e s c h ü t z t . M i c h roird n i e e i n e G a t t i n u n d n i e e i n e F r e u n d i n stets

mirst

-

oerführen:

F r e u n d i n du m i r , s t e t s auch die G a t t i n m i r s e i n .

Sicherlich f r e u s t du, C y n t h i a , dich d e s e r l o s c h n e n G e s e t z e s , d a s mir, als e s e r s c h i e n , l a n g e m i t s a m m e n ob es nicht T r e n n u n g u n s b r i n g e , — miemohl d i e e s nicht „Aber

roünschen,

mit Waffen

D e n n ich ließe

wohl

als daß je deine

Ja, groß

b e s i e g t , gehen eher

Glut

beklagt, Liebende scheiden,

d a s k a n n Jupiter s e l b s t nicht e i n m a l .

der K a i s e r ist groß."

Völker,

zwei

dies

Haupt

ist der K a i s e r i m K r i e g e : für L i e b e n d e nichts. o o m Halse

mir

trennen,

lischt n a c h d e r G a t t i n n e n A r t

o d e r daß i c h , ein V e r m ä h l t e r , b e i d i r an d e r Schroelle D o r b e i g e h ' , s p ä h e n d g e f e u c h t e t e n Blicks n a c h d e r o e r r a t e n e n T ü r . A c h , ruie roürde a l s d a n n in d e n Schlaf m e i n e Flöte Cynthia,

dich s i n g e n ,

- trauriger noch als eine T u b a am Grabf -

67

-

UBER

II

Unde mihi patriis gnatos praebere triumphis? Nullus de nostro sanguine miles erit. Quod si vera meae comitarent castra puellae,

15

Non mihi sat magnus Castoris iret equus. Hinc etenim tantum meruit mea gloria nomen, Gloria ad hibernos lata Borysthenidas. Tu mihi sola places: placeam tibi, Cynthia, solus: Hic erit et patrio sanguine pluris amor.

20

VIII Eripitur nobis iam pridem cara puella, Et tu me lacrimas fundere, amice, vetas? Nullae sunt inimicitiae nisi amoris acerbae: Ipsum me iugula, lenior hostis ero. Possum ego in alterius positam spectare lacerto? Nec mea dicetur, quae modo dicta mea est? Omnia vertuntur; certe vertuntur amores:

5

Vinceris aut vincis, haec in amore rota est. Magni saepe duces, magni cecidere tyranni, Et Thebae steterant, altaque Troia fuit. Muñera quanta dedi vel qualia carmina feci! Illa tamen numquam ferrea dixit: 'amo'.

10

Ergo iam multos nimium temerarius annos, Improba, qui tulerim teque tuamque domum, Ecquandone tibi liber sum visus? an usque In nostrum iacies verba superba caput? Sic igitur prima moriere aetate, Properti?

15

Sed morere, interitu gaudeat ilia tuo! Exagitet nostros Manes, sectetur et umbras, Insultetque rogis, calcet et ossa mea! Quid? non Antigonae tumulo Boeotius Haemon Corruit ipse suo saucius ense latus, El sua cum miserae permiscuit ossa puellae, Qua sine Thebanam noluit ire domum? -

68

-

20

ZWEITES Sollt ich denn Söhne

BUCH

erzeugen f ü r Daterländische Siege?

Wird doch aus meinem Geblüt niemals ein Krieger e r s t e h n ! Freilich, beteiligte sich mein Mädchen am roirklichen Feldzug, roäre mir Kastors Roß lange nicht feurig genug, Denn durch sie ist mein N a m e zu solchem R u h m e gekommen, Ruhm, der im /rostigen Nord bis zum Borysthenes drang. Cynthia,

du n u r gefällst m i r : ich möchte allein dir

D a n n s t e h t Liebe mir stets h ö h e r als

gefallen:

Vatergefühl.

Schon seit langem roird mir das geliebte Mädchen entfremdet, und da oerbietest du mir, T r ä n e n zu meinen, mein Freund? Feindschaft nur, die aus Liebe e n t s t e h t , ist erbitterte Feindschaft: g ä b s t du mir selber den Tod, roäre gelinder mein Haß. Adi, mie ertrüg' ich es roohl, sie im A r m eines a n d r e n zu sehen? Heißt sie die Meine nicht mehr, die sie doch eben noch schien? Alles d r e h t sich, gemiß, und so dreht es sich auch in der Liebe; du roirst besiegt oder siegst, Liebender: dies ist das Rad. Oft sind mächtige Führer, sind große T y r a n n e n gefallen, T h e b e n — es stand dereinst, T r o j a s G e m ä u e r — es roar. Wieoiel bracht' ich Gesehen Ite, roas h a b ' ich f ü r Lieder gesungen) Eisern blieb sie und sprach nie das ,ich liebe dich' aus. Also roar ich zu unüberlegt in all diesen Jahren, daß ich, Sdiamlose du, dich und die Deinen ertrug. Sahst du denn je einen Mann oon Ehre in mir? O d e r roirfst du künftig im Hochmut gar Schmähungen mir an den Kopf? — Daran sollst du, Properz, nun im f r ü h e s t e n Alter schon sterben? A b e r so stirb doch, damit sie deines Todes sich f r e u t / Störe sie dann meine Manen, verfolge sie n u r meinen Schatten, biete im Grab m i r Hohn, trete sogar mein Gebein! Wie? Ist nicht auf Antigenes Grab der Boeotier Haimo η n i e d e r g e s u n k e n - sein Blut flöß durch sein eigenes Schroert —, h a t er nicht seine Gebeine uermischt mit der Asche des Mädchens? In sein thebanisches H a u s roollt' er nicht gehn o h n e sie. — -

Θ9

-

LIBER

II

Sed non effugies: mecum moriaris oportet;

25

Hoc eodem ferro stillet uterque crúor. Quamvis ista mihi mors est inhonesta futura, Mors inhonesta quidem, tu moriere tamen. lile etiam abrepta desertus coniuge Achilles Cessare in tectis pertulit arma sua.

30

Viderat ille fugas, tractos in litore Achivos, Fervere et Hectorea Dorica castra face, Viderat informem multa Patroclon harena Porrectum et sparsas caede iacere comas Omnia formosam propter Briseida p a s s u s :

35

Tantus in erepto saevit amore dolor. At postquam sera captiva est reddita poena, F o r t e m ille Haemoniis Hectora traxit equis. Inferior multo cum sim vel matre vel armis, Mirum, si de me iure triumphat A m o r ?

40

IX Iste quod est, ego saepe fui: sed fors et in hora Hoc ipso eiecto carior alter erit. Penelope poterat bis denos salva per annos Vivere, tam multis femina digna procis; Coniugium falsa poterat differre M i n e r v a

5

Nocturno solvens t e x t a diurna dolo; Visura et quamvis numquam speraret Ulixen, Ilium expectando facta remansit anus. Nec non exanimem amplectens Briseis Achillem Candida vesana verberat ora manu,

10

E t dominum lavit m a e r e n s captiva cruentum Propositum flavis in Simoenta vadis, Foedavitque comas, et tanti corpus Achilli M a x i m a q u e in parva sustulit ossa manu, Cum tibi nec Peleus aderat nec caerula m a t e r S c y r i a nec viduo Deidamia toro. -

70

-

15

ZWEITES

Aber du sollst nicht entkommen!

BUCH

Mit mir zu sterben gebührt dir:

lasse dein Blut wie me ins fließen der nämliche Dolchi Sei dieser Tod auch noch so entehrend für mich in der Zukunft, — luas ist entehrender Tod?! Du sollst mir sterben gleichroohU Jener Achilles, oereinsamt, dem man die Liebste entrissen, hat es ertragen, im Zelt grollend zu meiden den Kampf. Hatte er doch am Strand auf der Flucht die Achaier gesehen, dorische Lager, an die Hektor die Flamme gelegt; Patroklos hatt' er entstellt oon oielem Staube gesehen, niedergestreckt, bespritzt blutig oom Morde sein H aar; all dies duldet' er um der Briséis, der lieblichen, roillen: so sehr tobte sein Schmerz, weil ihm sein Liebstes geraubt. Aber nachdem ihm - oerspätete Sühne — das Mädchen zurückkam, schleift' er mit seinem Gespann Hektor, den tapfren, im Sand. Da um so Dieles geringer ich bin an Geburt und an Taten, ist es ein Wunder, roenn mich Amor mit Recht unterwirft?

Das, roas er ist, roar ich oft; doch oielleicht ist auch binnen kurzem, roenn sie hinaus ihn roarf, ihr schon ein andrer genehm. — Zroei Jahrzehnte oermochte Penelope ehrbar zu leben als eine Frau, die es roert roar, so umroorben zu sein, konnte durch scheinbares Werk ihrer Hände die Heirat oerschieben: roas bei Tage sie roob, löste sie listig bei Nacht; roenn sie auch nie die Hoffnung hegte, Odysseus zu sehen, harrend in Treue auf ihn blieb sie allein und roard alt. Ja, Briséis umarmte dereinst den entseelten Achilles, und mit der rasenden Hand schlug sie ihr lautres Gesicht; dann rousdi trauererfüllt die Gefangne oom Blut den Gebieter, den sie zum goldenen Strand an den Simois gebracht, und sie raufte ihr Haar und trug des großen Achilles Leib und sein mächtig Gebein roeg mit der zierlichen Hand: adi, dir stand ja nicht Peleus bei noch die meerblaue Mutter, Deïdamia nicht, die einsam in Skyros verblieb. - 71 -

LIBER

II

Tunc igitur veris gaudebat Graecia natis, Tunc etiam felix inter et arma pudor. At tu non una potuisti nocte vacare, Impia, non unum sola manere diem.

20

Quin etiam multo duxistis pocula risu: Forsitan et de me verba fuere mala. Hic etiam petitur, qui te prius ipse reliquit. Di faciant, isto capta iruare viro! Haec mihi vota tuam propter suscepta salutem,

25

Cum capite hoc Stygiae iam poterentur aquae, Et lectum fientes circum staremus amici? Hic ubi tum, pro di, perfida, quisve fuit? Quid si longinquos retinerer miles ad Indos, A u t mea si staret navis in Oceano?

30

Sed vobis facile est verba et componere fraudes: Hoc unum didicit femina semper opus. Non sic incerto mutantur flamine Syrtes, Nec folia hiberno tam tremefacta noto, Quam cito femínea non constat foedus in ira,

35

Sive ea causa gravis, sive ea causa levis. Nunc, quoniam ista tibi placuit sententia, cedam: Tela, precor, pueri, promite acuta magis, Figite certantes atque hanc mihi solvite vitam: Sanguis erit vobis maxima palma meus.

40

Sidera sunt testes et matutina pruina Et furtim misero ianua aperta mihi, Te nihil in vita nobis acceptius umquam: Nunc quoque eris, quamvis sic mimica mihi; Nec domina ulla meo ponet vestigia lecto: Solus ero, quoniam non licet esse tuum. Atque utinam, si forte pios eduximus annos, Ille vir in medio fiat amore lapis!

- 72 -

45

ZWEITES

D a m a l s erfreute

BUCH

denn Griechenland sich echtbürtiger Kinder;

damals herrschte zum Heil, auch u n t e r Waffen, die Scham. — Du a b e r k o n n t e s t auch nicht eine Nacht alleine oerbringen, Ruchlose, nicht einen Tag Auch aus Pokalen

roünschtest

du einsam zu sein.

h a s t du geschlürft u n t e r vielem

und dann sprach m a n Dielleicht garstige Worte Jetzt wird er wieder

gesucht, der selbst dich früher

Gelächter, von

mir. verlassen:

gebe der Himmel dich ihm, solch eines M a n n s dich zu f r e u n l D i e s bezweckten m e i n e Gebete für deine Genesung, als die stygische Flut schon bis zum H a u p t e dir stieg, roir, deine Freunde, mit T r a u e r dein Lager u m s t a n d e n ? W o roar er damals, o Götter! und roer, Treulose, roar er denn da?/ W ä r e ich n u n als Soldat roeit / o r t zu den Indern gezogen, o d e r trüge mein Schiff mich ü b e r M e e r e dahin? Euch a b e r fällt es ja leicht, A u s r e d e n und Lügen zu machen: dies ist die Arbeit, auf die Frauen sich immer Derstehn. Nicht so schnell Derändert das roechselnde W e h e n die Syrien, roerden Dom eisigen Sturm Blätter geschüttelt, verweht, roie eine Freundschaft vergeht in der zornigen Laune des Weibes, sei n u n der Anlaß schroer, sei n u n der Anlaß gering. Jetzt, da du diese Entschließung gefaßt hast, will ich denn

roeichen:

Liebesgötter, verschießt schärfere Pfeile nach miri Zielt um die W e t t e und nehmt Don m i r dieses elende Leben, und mein s t r ö m e n d e s Blut sei e u e r größter Triumph/ — Alle Gestirne sind Zeugen und auch der Frost in der Frühe, auch die Türe, die s o n s t heimlich sich öffnete mir, daß im Leben willkommener nichts als du mir geroesen: ja, du bleibst es auch jetzt, bist du auch feindlich gesinnt, niemals roird auch mein Lager die Spur einer Herrin noch zeigen: künftig bin ich allein, darf ich der Deine nicht sein. Eins n u r roünsche ich mir, roenn ich fromm meine fahre verbrachte: mitten im Liebesgenuß werde der a n d r e zu Stein/

- 73 -

LIBER

II

Non ob regna magis diris cecidere sub armis Thebani media non sine matre duces,

50

Quam, mihi si media liceat pugnare puella, Mortem ego non fugiam morte subire tua.

X Sed tempus lustrare aliis Helicona choréis, Et campum Haemonio iam dare tempus equo. Iam libet et fortes memorare ad praelia turmas, Et Romana mei dicere castra ducis. Q u o d si deficient vires, audacia certe

5

Laus erit: in magnis et voluisse sat est. A e t a s prima canat veneres, extrema tumultus: Bella canam, quando scripta puella mea est. Nunc volo subducto gravior procedere vultu, Nunc aliam citharam me mea Musa docet.

10

Surge, anima, ex humili iam c a n n i n e ; sumite vires, Pierides: magni nunc erit oris opus. Iam negat Euphrates equitem post terga tueri Parthorum et Crassos se tenuisse dolet: India quin, Auguste, tuo dat colla triumpho,

15

Et domus intactae te tremit A r a b i a e ; Et si qua extremis tellus se subtrahit oris, Sentiat illa tuas p o s t m o d o capta manus. Haec ego castra sequar, v a t e s tua castra canendo Magnus ero: servent hunc mihi fata diem!

20

Ut caput in magnis ubi non est tangere signis, Ponitur hic imos ante corona pedes, Sic nos nunc inopes laudis conscendere culmen Pauperibus sacris vilia tura damus. Nondum etiam A s c r a e o s norunt mea carmina fontes, 25 Sed modo Permessi flumine lavit A m o r .

-

74

-

ZWEITES

BUCH

Keinen entsetzlidiern Waffen erlagen die Brüder uor Theben, roo ihre Mutter sie sah fallen im Kamp/ um den Thron, als, roenn es käme zum Kampf uor den Augen des Mädchens, wir gerne erlitt' ich den Tod, traf er zugleich nur auch dich/ [beide:

10 Doch es ist Zeit, am Helikon andere Reigen zu tanzen, kriegrischem Rossegestampf Raum zu gewähren ist's Zeit: schon verlockt es, die tapferen Scharen der Reiter zu preisen und zu besingen das Heer Roms, dem mein Feldherr gebeut. Drum, roenn die Kräfte auch fehlen, so bringt doch zumindest die Lob: wo es Großes gilt, ist schon das Wollen oon Wert. [Kühnheit Jugend singe oon Liebe, das Alter oom Waffengetöse: Krieg roerd' ich singen; Dorbei ist ja mein Liebesgesang. Jetzt will ich ernster, mit einer oerhaltenen Miene einhergehn: andere Töne als je lehrt meine Muse mich jetzt. Steig', meine Seele, empor aus dem niedren Gesang) Pieriden, nehmt zusammen die Kraft: mächtigen Mundes bedarf'sl Schon uerroeigert der Euphrat, dem Reiter der Parther im Rücken Schutz zu geroähren und klagt, daß er die Crassi behielt. Indien selbst, o Erhabner, es beugt deinem Siege den Nacken, audi die arabische Macht zittert, die lange getrotzt, und roenn sich irgend ein Land dir entzieht an entlegenen Küsten, mög' es, erobert, alsbald fühlen den Griff deiner Hand. Folgen roerd' ich dem Heer. Dein Heer besingend als Dichter werde ich groß: mein Geschick gönne die Zeit mir dafür! So, wie man dort, roo bei Statuen nicht das Haupt zu erreidien, ihnen oon unten her legt dot die Füße den Kranz, bringe ich jetzt, nicht fähig, den Gipfel des Ruhms zu erklimmen, Weihrauch billigen Werts einem bescheidnen Altar. Meine Gedichte, sie tranken noch nicht an den Quellen oon Askra: j'üngst hat Amor sie erst mit dem Permessus bespült.

- 75 -

LIBER

II

XI Scribant de te alii vel sis ignota licebit; Laudet, qui sterili semina ponit humo: Omnia, crede mihi, tecum uno muñera lecto Auferet extremi funeris atra dies; Et tua transibit contemnens ossa viator,

5

Nec dicet: 'cinis hic docta puella fuit'.

XII Quicumque ille fuit, puerum qui pinxit Amorem, Nonne putas miras hune habuisse manus? Is primum vidit sine sensu vivere amantes, Et levibus curis magna perire bona. Idem non frustra ventosas addidit alas,

5

Fecit et humano corde volare deum: Scilicet alterna quoniam iactamur in unda, Nostraque non ullis permanet aura locis. Et merito hamatis manus est armata sagittis, Et pharetra ex umero Gnosia utroque iacet,

io

Ante ferit quoniam, tuti quam cernimus hostem, Nec quisquam ex ilio vulnere sanus abit. In me tela manent, manet et puerilis imago: Sed certe pennas perdidit ille suas; Evolat heu nostro quoniam de pectore nusquam,

15

Assiduusque meo sanguine bella gerit. Quid tibi iocundum est siccis habitare medullis? Si pudor est, alio traice tela tua. Intactos isto satius temptare veneno: Non ego, sed tenuis vapulat umbra mea. Quam si perdideris, quis erit, qui talia cantet (Haec mea Musa levis gloria magna tua est), - 76 -

20

ZWEITES

BUCH

Mögen die anderen schreiben uon dir, mag keiner dich n e n n e n , — lobe, roer trockenem Sand gerne den Samen oertraut) Glaube m i r : ail deine Gaben mit dir auf der nämlichen Bahre trägt einst f o r t in die Gruft irgend ein

finsterer

Tag:

achtlos geht dann der W a n d r e r an deinen Gebeinen uorüber, roird nicht s a g e n : ,Der Staub hier roar ein Mädchen uon Geist.'

W e r es auch roar, der zuerst als Knaben A m o r gemalt hat, meinst du nicht, daß d e r M a n n W u n d e r ooJlbracht mit der Hand? Er als der erste erkannte, roie sinnlos Liebende leben, wie beim Getändel soviel große Begabung u e r k o m m t . Nicht u m s o n s t h a t er ihm die stürmischen Flügel gegeben: audi in der menschlichen Brust ließ er ihn fliegen, den Gott. Freilich! roir roerden oon Wogen ja auf und nieder

geworfen,

ach, und der Wind, der uns treibt, findet nicht Ruhe noch Rast. Rechtens hängt ihm der gnosische Kodier h e r a b DO η den Schultern, und die bewaffnete Hand droht mit dem hakigen Pfeil. Trifft er uns doch, bevor wir Sichren den Feind noch e r k e n n e n : keiner, den je er uersehrt, k o m m t als G e s u n d e r davon. In m i r bleibt das Gesdio)3, es bleibt audi das Bildnis des Buben, sicher a b e r ist e i n s : daß er die Flügel verlor. Weh mir) Er fliegt nicht davon, er hockt mir beharrlich im Herzen, und in dem k r e i s e n d e n Blut f ü h r t er beständigen Krieg. Ist es dir roirklich genehm, im vertrockneten M a r k e zu roohnen? Schämst du dich aber, so triff andre mit deinem Gescboß! Besser o e r s e h r s t du mit solch einem Gift die noch niemals Getroffnen: triffst meinen Schatten dodi nur, roenn du mich peinigst, nicht midi. Hast du auch diesen uernichtet, roer roird solche Weisen noch singen — dieses mein t ä n d e l n d e s Lied ist ja dein s t r a h l e n d e r Ruhm — - 77 -

LIBER

II

Qui caput et dígitos et lumina nigra puellae Et canat, ut soleant molliter ire pedes?

XIII Non tot Achaemeniis armantur Susa sagittis, Spicula quot nostro pectore fixit Amor. Hic me tam graciles vetuit contemnere Musas, Iussit et A s c r a e u m sic habitare nemus, Non ut Pieriae quercus mea verba sequantur,

5

Aut possim Ismaria ducere valle feras, Sed magis ut nostro stupéfiât Cynthia versu: Tunc ego sim Inachio notior arte Lino. Non ego sum formae tantum mirator honestae, Nec si qua illustres femina iactat a v o s :

io

Me iuvet in gremio doctae legisse puellae, Auribus et puris scripta probasse mea. Haec ubi contigerint, populi confusa valeto Fabula; nam domina iudice tutus ero. Quae si forte bonas ad pacem verterit aures,

15

Possum inimicitias tunc ego ferre Iovis. Quandocumque igitur nostros mors claudet ocellos, Accipe, quae serves funeris acta mei: Nec mea tunc longa spatietur imagine pompa, Nec tuba sit fati vana querela mei,

20

Nec mihi tunc fulcro sternatur lectus eburno, Nec sit in Attalico mors mea nixa toro; • e s i t odoriferis ordo mihi lancibus, adsint Plebei parvae funeris exequiae: Sat mea sit magna, si tres sint pompa libelli,

25

Quos ego Persephonae maxima dona feram. Tu vero nudum pectus lacerata sequeris, Nec fueris nomen lassa vocare meum, Osculaque in gelidis pones suprema labellis, Cum dabitur Syrio muñere plenus onyx. - 78 -

30

ZWEITES

BUCH

roer roird das Haupt und die Hände und schwarzen A u g e n des M ä d roer roird besingen den Fuß, roer seinen schroebenden Gang? [chens,

13 Nicht mit s o oiel achaemenischen Pfeilen ist S u s a wie

bewaffnet,

in den Busen m i r schon A m o r G e s c h o s s e gebohrt.

E r untersagte mir auch, zu Derachten s o zierliche M u s e n , und den askräischen Hain roies e r ais Wohnung mir an, nicht daß Piëriens Eichen sich meinem G e s a n g

unterwerfen,

daß ich in I s m a r o s ' T a l Bestien bändigen kann, oielmehr C y n t h i a soll mein V e r s in Erstaunen o e r s e t z e n : Linus Dom Inachus gilt roeniger dann als mein

Lied.

Doch bin ich nicht allein ein Beroundrer OoHkommener noch eines W e i b e s , das gern strahlender mich erfreut

es, zu lesen im Schöße

roenn es mit feinem

Ahnen

Schönheit

sich

rühmt:

des kundigen Mädchens,

Gehör, roas ich geschrieben, genießt.

W i r d mir dies n u r zuteil, dann gönn' ich dem Volk seinen Schroatz: der Gebieterin S p r u d i bietet

roirren

mir sichre Geroähr.

W e n n sie mir etroa g a r mit geneigtem Ohr ihre Huld schenkt, dann mag Jupiter m i r zürnen: ich halte

es a u s !

Drum, roann immer m i r auch der T o d die A u g e n roird schließen, m e i n e r Bestattung Plan nimm und beroahre ihn gut: Nicht mit den roächsernen M a s k e n der A h n e n bewege

mein Zug sich;

nicht beklage mein L o s dröhnendes T u b a g e t ö n ; nicht auf elfenbeinerne Pfosten nicht auf Attalischen Pfühl Bleibe

mir fem

gestützt sei die B a h r e ; werde

mein Leichnam

die Reihe oon duftenden Schalen: ich

gelegt. roünsche

n u r eines einfachen M a n n s schlichte Bestattung für mich. Mächtig genug roird der Prunk sein, roenn mich drei Bücher die ich als hohes Geschenk bringe P e r s e p h o n e

begleiten,

dar.

Du a b e r roirst, die nackende Brust dir zerreißend, mir folgen, und meinen Namen

zugleich rufst unermüdlich du aus.

K ü s s e dann drückst du, die letzten, m i r noch auf erkaltete roährend

das Onyxgefäß

syrische S a l b e mir beut. - 79 -

Lippen,

LIBER

II

Deinde, ubi subpositus cinerem me fecerit ardor, Accipiat manes parvula testa meos, Et sit in exiguo laurus super addita busto, Quae tegat extincti funeris umbra locum; Et duo sint versus: 'qui nunc iacet hórrida pulvis, 35 Unius hic quondam servus amoris erat.' Nec minus haec nostri notescet fama sepulcri, Q u a m fuerant Pthii busta cruenta viri. Tu quoque si quando venies ad fata, memento, Hoc iter ad lapides cana veni memores. 40 Interea cave sis nos aspemata sepultos: Non nihil ad verum conscia terra sapit. Atque utinam primis animam me ponere cunis Iussisset quaevis de tribus una soror! Nam quo tam dubiae servetur spiritus horae? 45 Nestoris est visus post tria saecla cinis: Cui si tam longae minuisset fata senectae Gallicus Iliacis miles in aggeribus, Non ille Antilochi vidisset corpus humari, Diceret aut: 'o mors, cur mihi sera venis?' 50 Tu tamen amisso non numquam flebis amico: Fas est praeteritos semper amare viros. Testis, cui niveum quondam percussit Adonem Venantem Idalio vertice durus aper: lilis formosum iacuisse paludibus, illuc 55 Diceris effusa tu, Venus, isse coma. Sed frustra mutos revocabis, Cynthia, manes: Nam mea qui poterunt ossa minuta loqui?

XIV Non ita Cum Nec sic Cum

Dardanio gavisus Atrida triumpho est, caderent magnae Laomedontis opes, errore exacto laetatus Ulixes, tetigit carae litora Dulichiae, -

80

-

ZWEITES

BUCH

Endlich, sobald des Feuers Gemalt mich in Asche Dermandelt, nehm' ein bescheidener Krug auf meinen

irdischen Rest,

und an dem niedrigen Grabmal soll sich der Lorbeer erheben, daß er mit Schatten den Ort meiner Verbrennung

bedeckt,

und zroei V e r s e darauf: „Der jetzt ruht als traurige Asche, e i n e r Liebe

dereinst roar er ergeben

als Knecht."

Und nicht minder bekannt roird die Aufschrift

sein meines G rab-

ais jenes blutige Mal, drin man Achilles begrub.

[mais

K o m m s t auch du dann einmal an den T a g deines Schicksals, erinnre dich dieses W e g e s : ergraut komm zu den Malen auch dui Hüte dich bis dahin, midi Toten im Grab zu oerachten: manches Don dem, roas geschieht, roird auch der Asche bekannt. Ach, aber hätte doch eine oon den drei Schroestern des Schicksals mich meiner Seele beraubt, eh' ich der W i e g e entrouchs! Denn roarum roird ein Geist roohl beroahrt f ü r so fragliche Stunde? Nach drei Altern roard selbst Nestor

zu Asche und Staub.

Hätt' ihm ein phrygischer Krieger die Länge des abgekürzt, brauchte

als er noch kämpfte

er nicht des Antilochos

Greisengeschickes

oor liions Wall, Leichnam

begraben zu sehen,

nicht zu rufen: „ O Tod, roarum erscheinst du so spät?" Dennoch roirst du zuweilen Liebe gebührt

den Freund, den oerlornen,

ja dem Mann, roelcher für immer

Zeugin sei sie, der ein Eber dereinst den lichten

beweinen:

entschroand. Adonis,

der auf Idalions Höhn jagte, durchbohrte voll W u t : dort an den Sümpfen, erzählt man, hat er, der Schöne, gelegen; du aber, Venus, du gingst klagend

mit offenem

Doch meine Manen sind stumm: du, Cynthia,

Haar.

rufst sie v e r g e b e n s :

denn roas sagte dir roohl noch mein zerfallnes

Gebein?

14 Nicht der A t r i d e erfreute sich so des dardanischen Sieges, als mit den Mauern dahin stürzte Laomedons Macht, nicht so entzückt roar Ulixes am Ende der schrecklichen Irrfahrt, als er Dulichias Strand, heimischen Boden, -

81

-

betrat,

L I B E R II Nec sic Electra, salvum cum aspexit Oresten, Cuius falsa tenes fleverat ossa soror, Nec sic incolumem Minois Thesea vidit, Daedalium lino cum duce rexit iter, Quanta ego praeterita collegi gaudia nocte: Inmortalis ero, si altera talis erit. At dum demissis supplex cervicibus ibam, Dicebar sicco vilior esse lacu. Nec mihi iam fastus opponere quaerit iniquos, Nec mihi ploranti lenta sedere potest. Atque utinam non tarn sero mihi nota fuisset Condicio I cineri nunc medicina datur. Ante pedes caecis lucebat semita nobis: Scilicet insano nemo in amore videt. Hoc sensi prodesse magis: contemnite, amantes: Sic hodie veniet, si qua negavit heri. Pulsabant alii frustra dominamque vocabant: Mecum habuit positum lenta puella caput. Haec mihi devictis potior victoria Parthis, Haec spolia, haec reges, haec mihi currus erunt. Magna ego dona tua figam, Cytherea, columna, Taleque sub nostro nomine carmen erit: 'Has pono ante tuas tibi, diva, Propertius aedes Exuvias tota nocte receptus amans.' Nunc ad te, mea lux, veniet mea litore navis Servata; an mediis sidat onusta vadis? Quod si forte aliqua nobis mutabere culpa, Vestibulum iaceam mortuus ante tuum.

XV O me felicem! 0 nox mihi candida! et o tu Lectule deliciis facte beate meist Quam multa adposita narramus verba lucerna, Quantaque sublato Iumine rixa fuit! -

82

-

s

10

15

20

25

30

ZWEITES auch nicht Elektro so, die Orestes dessen

BUCH

gerettet erblickte,

Urne sie doch meinend zu halten gemeint,

so hat die Tochter des Minos nicht Theseus gerettet gesehen, als er am Faden entlang schritt durch des Daidalos Bau, wie mich die Wonnen beglückten, die heut in der Nacht ich geerntet: roird mir noch eine zuteil, bin ich unsterblich, ein Gott. Ach, solange ich flehend gebeugten Nackens einherging, roar ich geringer an Wert als ein uertrodtneter Born. Nicht mehr sucht sie mit trotzigem Hochmut mir zu begegnen, sitzt nicht lässig dabei, roenn ich in Tränen üergeh'. Wäre doch nicht so spät die Bedingung bekannt mir geroordenl Fast bin ich Asche, und jetzt roird die Arznei mir gereicht. Leuchtete mir, dem Blinden, der Pfad doch stets oor den Füßen, keiner, der sinnlos liebt, freilich oermöchte zu sehn. — Dies, so erkannte ich, hilft: ihr Liebenden, kühl müßt ihr scheinen! Sicher dann kommt sie noch heut, hat sie es gestern uersagt. — Andere pochten oon außen umsonst und riefen die Herrin: s i e blieb liegen mit mir, Wange an Wange geschmiegt. Solch ein Sieg ist mir lieber, als roenn ich die Farther

besiegte:

Beute, Gefangne, Triumph, alles ersetzt mir dies Glück. Dir, Cytherea, behäng' ich die Säule mit reichen Geschenken, und ein Gedicht soll dabei sein, das den Geber dir nennt: .Diese Trophä'n hier leg' idi, Propertius, dir oor den Tempel, Göttin: die Nacht hindurch hat mich die Liebe beglückt.' Wird nun bei dir, du mein Licht, mein Schiff am Strande sich bergen? Soll es, Don Klippen umdroht, scheitern mit all seiner Fracht? Denn roenn ich etroa einmal dich schuldig fände des Treubruchs, mächt' ich Dor deiner Tür liegen als Toter sogleich!

15 O ich Glüdtlicherf O du Nacht, die mir strahlte, und o du Lager, zu je glicher Lust köstlich bereitet für mich! Wieuiel Zärtliches sagten roir uns beim Scheine der Lampe! Wie entbrannte danach, als sie erlosch, unser Kampf! - 83 -

LIBER

II

Nam modo nudatis m e c u m est luctata papillis,

s

Interdum tunica duxit operta moram. Illa m e o s somno lapsos patefecit ocellos O r e suo et dixit: 'siccine, lente, i a c e s ? ' Quam vario amplexu mutamus bracchial quantum Oscula sunt labris nostra morata tuis!

10

Non iuvat in c a e c o V e n e r e m corrumpere motu: Si nescis, oculi sunt in amore duces. Ipse Paris nuda fertur periisse Lacaena, Cum M e n e l a e o surgeret e thalamo; Nudus et Endymion Phoebi cepisse s o r o r e m

is

Dicitur et nudae c o n c u b u i s s e deae. Quod si pertendens animo vestita cubaris, S c i s s a v e s t e meas experiere manus; Quin etiam, si me ulterius provexerit ira, Ostendes matri b r a c c h i a laesa tuae.

20

Necdum inclinatae prohibent te ludere m a m m a e : Viderit haec, si quam iam peperisse pudet. Dum n o s fata sinunt, oculos satiemus a m o r e : Nox tibi longa venit n e c reditura dies. Atque utinam haerentes sic nos vincire c a t e n a

25

Velles, ut numquam solverei ulla dies! E x e m p l o iunctae tibi sint in amore columbae, Masculus et totum femina coniugium. Errat, qui finem vesani quaerit a m o r i s : Verus amor nullum novit habere modum.

so

T e r r a prius falso partu deludet arantes, Et citius nigros S o l agitabit equos, Fluminaque ad caput incipient revocare liquores, Aridus et sicco gurgite piscis erit, Quam possim nostros alio transferre dolores:

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Huius ero vivus, mortuus huius ero. Quod mihi si secum tales c o n c e d e r e n o c t e s Illa velit, vitae longus et annus erit. Si dabit h a e c multas, fiam inmortalis in illis: Nocte una quivis vel deus esse potest. - 84

-

40

ZWEITES

BUCH

Denn bald rang sie mit mir, so daß sich die Brüste

entblößten,

zog, in ihr Hemde gehüllt, bald in die Länge das Spiel. S i e hat m i r mit dem M u n d e die schläfrig s i n k e n d e n Lider aufgeküßt, mich e r m a h n t : „Fauler, du schläfst mir doch nicht?" Wie oielfäitig oertauschten roir doch im Umschlingen die Wieuiel Male mein Mund weilt'

auf dem deinen

im

Arme!

Käß!

Doch es mißfällt mir, die W o n n e durch blinde Erregung zu m i n d e r n : Augen, das weißt du doch roohl, sind uns die F ü h r e r zur Lust. Paris sogar, wird berichtet, oerging Dor Helenas Nacktheit, als Nackt roie Drum,

die Schöne vom Bett ihres Gemahls sich erhob. h a t Endymion auch die Schwester ApoIIons bezaubert, m a n uns sagt, und nackt lag auch die Göttin bei ihm. roenn du länger b e h a r r s t , bekleidet aufs Lager zu k o m m e n ,

reiß' idi entzroei das Geroand, und du o e r s p ü r s t m e i n e H a n d : ja, sei gewiß, wenn der Zorn n u r weiter und weiter mich fortreißt, hast deiner M u t t e r du gar W u n d e n zu zeigen am Arm. H i n d e r n dich doch am holden Spiel keine h ä n g e n d e n Brüste: sorge sich die, die sich schämt, weil sie schon Kinder gebar/ Sättigen wir, solang es o e r g ö n n t ist, die Augen d e r Liebet Lang roird die Nacht einst sein, die u n s kein Tag mehr oersdieucht. A b e r roenn du doch so a n e i n a n d e r mit Ketten uns fesseln roolltest,

daß niemals

uns k ü n f t i g ein Tag wieder

Laß dir ein Beispiel sein die in Liebe verbundenen

trennt/ Tauben:

Männchen und Weibchen sind ganz innige Einigkeit stets. — Töricht, roer r a s e n d e r Liebe versucht eine Grenze zu s e t z e n : M a ß zu halten hat nie wahrhafte Liebe u e r m o d i t . E h e r betröge die Erde mit falschen Früchten die Pflüger, eher mit schwarzem Gespann f ü h r e der Sonne Gefährt, eher beginnen die Flüsse ihr W a s s e r zum Gipfel zu leiten, roird in uertrocknetem Meer lechzend oergehen der Fisch, ehe mein Sehnen sich je einer a n d r e n zu roidmen oermöchte: lebend gehör' ich n u r ihr, ihr n u r gehör' ich im Tod. Darum, roenn sie m i r Nächte mit ihr, w i e diese, bewilligt, währt eines einzigen Jahrs Leben mir lange genug. W i r d sie noch Diele geroähren, so roerd' ich in ihnen u n s t e r b l i d i : macht eine einzige doch schon den Geringsten zum Gotti - 85 -

LIBER

II

Qualem si cuncti cuperent decurrere vitam Et pressi multo m e m b r a iacere mero, Non ferrum crudele neque esset bellica navis, Nec nostra Actiacum verteret ossa mare, Nec totiens propriis circum oppugnata triumphis

45

L a s s a foret crines solvere Roma suos. H a e c certe merito poterunt laudare m i n o r e s : Laeserunt nullos pocula nostra deos. Tu modo, dum lucet, fructum ne desere vitae: Omnia si dederis oscula, pauca dabis.

50

A c veluti folia arentis liquere corollas, Quae passim calathis strata natare vides, S i c nobis, qui nunc magnum spiramus amantes, Forsitan includet c r e s t i n a fata dies.

XVI P r a e t o r ab IHyricis venit modo, Cynthia, terris, M a x i m a praeda tibi, m a x i m a cura mihi. Non potuit s a x o vitam posuisse C e r a u n o ì Ah Neptune, tibi qualia dona darem! Nunc sine m e plena fiunt convivía mensa,

9

Nunc sine me tota ianua nocte patet. Quare, si sapis, oblatas ne desere m e s s e s , Et stolidum pieno veliere carpe p e c u s ; Oeinde, ubi consumpto restabit muñere pauper, Die alias iterum naviget Illyrias.

lo

Cynthia non sequitur f a s c e s nec curat h o n o r e s : S e m p e r amatorum pondérât una sinus. At tu nunc nostro, Venus, o succurre dolori, Rumpat ut assiduis membra libidinibus. Ergo muneribus quivis mercatur amorem? Iuppiter, indigna m e r c e puella périt. S e m p e r in Oceanum mittit m e quaerere gemmas, Et iubet e x ipsa tollere dona T y r o . -

86

-

15

ZWEITES W e n n sich alle bemühten, und, oom Weine

BUCH

ihr Dasein so zu

beschwert,

verbringen,

streckten die Glieder

zur Ruh',

ruäre das Eisen nicht g r a u s a m , nicht kriegerisch mären die Schiffe, mälzte

bei Aktium

nicht unsere Leichen das Meer,

löste nicht Roma so oft, oon den eignen Triumphen geängstigt, Siegen des Bürgerkriegs,

müde

in T r a u e r ihr Haar.

Dieses zum mindesten können mit Recht die Späteren

loben:

nie hat mein Lebensgenuß einen der Götter g e k r ä n k t . Du a b e r pflücke, solang'

es tagt, die Früchte der Erdel

Küsse, soci el du o e r m a g s t : n i m m e r doch küßt du genugl Und g/eichroie den melkenden Kränzen die Blätter

entfallen,

daß du uerstreut sie siehst schwimmend in Schalen des Weins, so kann f ü r uns, die mir heute

so freudig als Liebende atmen,

leicht dieser Tag das Geschick bergen, das morgen uns trifft.

16 A u s IUyrien, Cynthia, ist nun der P r ä t o r g e k o m m e n : groß ist für dich der Geroinn, groß die Besorgnis bei mir. Konnte er nicht am keraunischen Fei sen sein Leben oerlieren? W a s für Geschenke, Neptun, brächt' ich zum D a n k e dir dar( O h n e mich feiert man jetzt Gelage an üppiger

Tafel,

ohne mich bJeibt ihre T ü r offen die Nädite hindurch. — Doch roenn du klug bist, schlägst du nicht aus die g e b o t e n e Beute : rupfe dem törichten Vieh ohne Bedenken das Felli Bleibt er, roenn all seine H a b e Derbraucht ist, übrig, ein A r m e r , schicke ihn roeg, daß er sich noch ein Morien sucht! Cynthia geht nicht nach Ehrensteilen und amtlicher W ü r d e , legt bei den Liebhabern stets Wert auf den Beutel mit Geld. Du aber, Venus, o k o m m jetzt m e i n e r Betrübnis zu Hilfe, daß er im steten Genuß all seine Kräfte Derbraucht! Also erkauft ein Beliebiger sich durch Geschenke die Liebe? Gott! Um den schändlichsten Lohn richtet ein Weib sich zugrund! Immer schickt sie h i n a u s mich aufs Meer, um nach Perlen zu tyrischen Purpurstoff soll ich ihr k a u f e n am Ort. [suchen, - 87 -

LIBER

II

Atque utinam Romae nemo esset dives, et ipse Straminea posset dux habitare casa: Numquam venales essent ad munus amicae, Atque una fieret cana puella domo. Non quia septenas noctes seiuncta cubaris Candida tam foedo brachia fusa viro, Non quia peccaris (testor te), sed quia vulgo Formosis levitas semper amica fuit. Barbaras exclusis agitat vestigia lumbis, Et subito felix nunc mea regna tenet. Aspice, quid donis Eriphyla invenit amaris, Arserit et quantis nupta Creusa malis. Nullane sedabit nostros iniuria fletus? An dolor hic vitiis nescit abesse tuisï Tot iam abiere dies, cum me nec cura theatri Nec tetigit Campi, nec mea Musa iuvat. At pudeat certe, pudeatl nisi forte, quod aiunt, Turpis amor surdis auribus esse solet. Cerne ducem, modo qui fremitu complevit inani Actia damnatis aequora militibus. Hunc infamis amor versis dare terga carinis Iussit et extremo quaerere in orbe fugam. Caesaris haec virtus et gloria Caesaris haec est: Illa, qua vicit, condidit arma manu. Sed quascumque tibi vestes, quoscumque smaragdos Quosve dédit flavo lumine chrysolithos, Haec videam rapidas in vanum ferre procellas, Quae tibi terra, velim, quae tibi fiat aqua. Non semper placidus periuros ridet amantes Iuppiter et surda neglegit aure preces. Vidistis toto sonitus percurrere caelo, Fulminaque aetherea desiluisse domo. Non haec Pleiades faciunt neque aquosus Orion, Nec sic de nihilo fulminis ira cadit; Periuras tunc ille solet punire puellas, Deceptus quoniam flevit et ipse deus. -

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ZWEITES

BUCH

Wünschte ich doch, es gäbe in Rom keinen Reichen, es dürfte auch unser Herrscher noch selbst roohnen im Hause oon Stroh! Niemals mären die Freundinnen käuflich dann für Geschenke und es ergraute das Weib treu in des Einzigen Haus. Nicht roeil du sieben Nächte hindurch mir dein Lager oerroehrt hast, mährend mit strahlendem Arm du dieses Scheusal umschlangst, nicht weil du sündigst, beschwör' ich dich, sondern roeil ja gemeinhin Leichtsinn immer sich gern grade den Schönen gesellt. Stelzt ein barbarischer Kerl mir daher mit entkräfteten Lenden, und schon blüht ihm das Glück, Herr meines Reiches zu sein) Denke, mohín die schlimmen Geschenke Eriphyla führten! Auch der Kreusa gedenk', die unter Qualen oerbrannt! — Bringt denn keine Beleidigung je meinen Kummer zum Schroeigen? Oder erlernt es mein Leid nie, deine Laster zu fliehn? Soviel Tage schon roährt es, daß keinerlei Lust zum Theater, keine zum Marsfeld mich treibt, noch die Muse midi freut. Schäme dich wenigstens, schäm' dich, roofern nicht die schimpfliche etroa die Ohren dir taub macht für das Urteil der Welti Denk' an den Feldherrn, der bei Aktium kürzlich die Fluten füllte mit nichtigem Lärm, roeihte die Truppen dem Tod ! Ihm gebot, mit geroendeten Kielen den Rücken zu zeigen,

[Liebe

schändliche Liebe: er floh bis an das Ende der Welt. Dies ist des Kaisers Verdienst, ist des Kaisers Ruhm: mit derselben Hand, mit der er gesiegt, bracht' er die Waffen zur Ruh'. — Aber roieoiel dir auch jener an Kleidern, mieoiel an Smaragden oder Topasen geschenkt, Steinen oon goldenem Glanz, — sah' ich doch alles oon rasenden Winden ins Weite getragen, oder zerfiel' es zu Staub, löste zu Wasser sich auf! Gar nicht immer belacht den Meineid Liebender friedlich Jupiter, und sein Ohr ist für Gebete nicht taub. Saht ihr nidit Donnerschläge die Himmelsfeste durcheilen, springen den zuckenden Blitz jäh aus der himmlischen Burg? Solches ist nicht das Werk der Plejaden, des nassen Orion, nicht nur so aus dem Nichts zündet der zürnende Blitz: eiduergessene Mädchen pflegt so Er zu bestrafen; denn es erfuhr ja der Gott selber die Pein des Betrugs. - 89 -

LIBER

II

Quare ne tibi sit tanti Sidonia vestís,

ss

Ut timeas, quotiens nubilus auster erit.

XVII Mentiri noctem, promissis ducere amantem, Hoc erit infectas sanguine habere manus. Horum ego sum vates, quotiens desertus amaras Explevi noctes fractus utroque toro. Vel tu Tantalea moveare ad ilumina sorte,

5

Ut liquor arenti fallat ab ore sitim, Vel tu Sisyphios licet admirere labores, Difficile ut toto monte volutet onus: Durius in terris nihil est quod vivat amante, Nec, modo si sapias, quod minus esse velis.

lo

Quem modo felicem invidia admirante ferebant, Nunc decimo admittor vix ego quoque die. Nunc iacere e duro corpus iuvat, impia, saxo, Sumere et in nostras trita venena manus; Nec licet in triviis sicca requiescere luna,

15

Aut per rimosas mittere verba fores. Quod quamvis ita sit, dominam mutare cavebo: Tum flebit, cum in me senserit esse fidem.

XVIII Assiduae multis odium peperere querelae: Frangi tur in tacito f emina saepe viro. Si quid vidisti, semper vidisse negato; Aut si quid doluit forte, dolere nega. Quid mea si canis aetas candesceret annis, Et faceret scissas languida ruga genas? At non Tithoni spernens Aurora senectam Desertum Eoa passa iacere domo est. - 90 -

s

ZWEITES

BUCH

Lasse dir drum kein Kleid aus Sidon so ruertooli erscheinen, daß du erbebe st, sooft Wolken

sicfi zeigen im Süd!

17 Lügnerisch Nächte o e r s p r e d i e n , dodi nichtig den Liebenden

täuschen,

roird einst gelten roie Blut, das deine H ä n d e befleckt. Solches oerkiind' ich als Seher, s o oft ich einsam die bittren Nächte durdiroache und mich d e h n e im doppelten Bett. Mag dich nun des T a n t a l u s Los an den W a s s e r n bewegen, wie seinem b r e n n e n d e n M u n d trügend die Flut sich entzieht, o d e r mag dich die e n d l o s e Mühsal des Sisyphus j a m m e r n , roie er den Berg e m p o r mälzt die erdrückende Last: Liebhaber sein ist das h ä r t e s t e Los, das man findet auf Erden, und roer n u r recht bei Verstand, roünscht es sich niemals zu sein. Den m a n n o d i eben mit s t a u n e n d e m Neide f ü r glücklich gehalten, k a u m jeden zehnten Tag find' ich jetzt Zutritt bei ihr. Jetzt, du Treulose, lockt es, oom rauhen Fels mich zu stürzen, auch das gepuluerte Gift nähme ich g e r n e zur Hand. Auch auf der Straße nicht darf ich uerroeilen im Scheine des M o n d e s , nicht durch die rissige T ü r schicken ein zärtliches W o r t . Dennoch, roie es auch sei, ich roerde die Herrin nicht roechseln: roeinend roird sie alsdann sehn, daß midi Treue beseelt.

18 Vielen erroächst n u r Haß aus ihren beständigen Klagen, denn es ergibt sich die Frau eher dem schroeigsamen Mann: h a s t du etroas gesehn, stets leugne gesehen zu haben, oder schmerzt dich Dielleicht etroas, so leugne den Schmerzt Wie, roenn nun gar mein Haupt mit den alternden jähren ergraute, roenn mir die Wange erschlafft, tief oon der Runzel durchfurcht? A b e r A u r o r a mißachtete nidit den greisen Tithonus, litt nicht, daß er allein liege in ihrem Palast. - 91 -

LIBER

II

Ilium saepe suis decedens fovit in ulnie, Quam prius adiunctos sedula lavit e q u o s ;

10

Ilium ad vicinos cum amplexa quiesceret Indos, Maturos iterum est questa redire dies; Illa déos currum c o n s c e n d e n s dixit iniquos, Invitum et terris praestitit officium; Cui maiora senis Tithoni gaudia vivi,

15

Quam gravis amisso Memnone luctus erat. Cum sene non puduit talem dormire puellam, Et canae totiens oscula ferre comae. At tu etiam iuvenem odisti me, perfida, cum sis Ipsa anus haut longa curva futura die.

20

Quin ego deminuo curam, quod saepe Cupido Huic malus e s s e solet, cui bonus ante fuit.

XVIII b Nunc etiam infectos demens imitare Britannos, Ludis et externo tincta nitore caput? Ut natura dedit, sic omnis recta figura e s t :

25

Turpis R o m a n o Belgicus ore color. Illi sub terris fiant mala multa puellae, Quae mentita suas vertit inepta c o m a s ! De me, mi certe poteris formosa videri; Mi formosa satis, si modo saepe venia.

30

An si caeruleo quaedam sua tempora fuco Tinxerit, idcirco caerula forma b o n a est? Cum tibi n e c frater n e c sit tibi filius ullus, F r a t e r ego et tibi sim filius unus ego, Ipse tuus semper tibi sit custodia lectus, Nec nimis ornata fronte sedere velis. Credam ego narranti (noli committere) f a m a e : Et terram rumor transilit et maria.

- 92 -

35

ZWEITES

BUCH

Oftmals, eh sie hiniuegging, n a h m sie ihn ruarm in die Arme, eh sie ihr Rossegespann rousch mit geschäftiger H a n d . W e n n sie in Indien ruhte, dem n a h e n , ihn innig umfangend, klagte

sie, d a ß so früh i m m e r der Morgen erscheint.

W e n n sie den Wagen bestieg, so schalt sie die Götter gehässig, und so erfüllte

sie nie gern ihren irdischen Dienst.

Größer noch roar ihre Freude am lebenden

Greise Tithonus,

als ihre T r a u e r beschwert roar, da sie M e m n o n

verlor.

Solch ein Mädchen schämte sich nicht, mit dem Greise zu schlafen, auf das erblichene H a a r drückte sie oft einen

Kuß.

Du aber, Treulose, h a s s e s t sogar mich füngling und roirst doch selbst

— nicht fern ist die Zeit — schleichen, oom Alter

gebeugt.

Darum will ich zu s e h r mich nicht sorgen, da ö f t e r s Cupido böse sich zeigt gegen den, dem er soeben noch hold.

Sinnlos ahmst du jetzt gar n o d i nach die bemalten Britannen, f ä r b s t dir t ä n d e l n d des H a u p t s H a a r mit geliehenem Glanz? Jede Gestalt ist am richtigsten so, roie N a t u r sie g e g e b e n : belgische Farbe gereicht römischem Antlitz zum Schimpf. Möge dem Mädchen im Grabe noch recht Diel Schlimmes geschehen, das uns belügt und sein H a a r gegen die Sitte entstellt/ Mir roirst du sicherlich so roie du bist als die Schönste erscheinen: m i r h a s t du Schönheit genug, roenn du n u r oft mich besuchst. Wollte sich etroa eine die Locken mit bläulicher Schminke f ä r b e n , gilt dir alsdann Blau als geeigneter Ton? Dir s t e h t leider kein Sohn, kein s o r g e n d e r Bruder zur Seite: ich mill in einem dir Sohn, mill auch ein Bruder dir sein: Möge dein eigenes Lager audi selbst zur Beroadìung dir dienen! Und nicht allzu geputzt sitze in deinem Gemacht Glauben roerd' ich den Worten — drum sündige nicht! — des Gerüchtes: auch ü b e r Meere und Land setzt sidi d e r Leumund hinroeg.

- 93 -

LIBER

II

XIX Etsi me invito discedis, Cynthia, Roma, Laetor, quod sine me devia rura coles. Nullus erit castis iuvenis corruptor in agris, Qui te blanditiis non sinat esse probam; Nulla neque ante tuas orietur rixa fenestras,

s

Nec tibi clamatae somnus amarus erit. Sola eris et solos spectabis, Cynthia, montes Et pecus et fines pauperis agricolae. Illic te nulli poterunt corrumpere ludi Fanaque, peccatis plurima causa tuis.

10

Illic assidue tauros spectabis arantes Et vitem docta ponere falce comas, Atque ibi rara feres inculto tura sacello, Haedus ubi agrestis corruet ante focos; Protinus et nuda choreas imitabere sura,

15

Omnia ab externo sint modo tuta viro. Ipse ego venabor. iam nunc me sacra Dianae Suscipere et Veneri ponere vota iuvat. Incipiam captare feras et reddere pinu Cornua et audaces ipse monere canes;

20

Non tarnen ut vastos ausim temptare leones Aut celer agrestes comminus ire sues. Haec igitur mihi sit lepores audacia molles Excipere et stricto figere avem calamo, Qua formosa suo Clitumnus flumina luco

25

Integit et niveos abluit unda boves. Tu quotiens aliquid conabere, vita, memento Venturum paucis me tibi Luciferis. Sic me nec solae poterunt avertere silvae Nec vaga muscosis flumina fusa iugis, Quin ego in assidua mutem tua nomina lingua, Absenti nemo ne nocuisse velit. - 94 -

30

ZWEITES

BUCH

19 S e h e ich gleich nicht gerne oon R o m dich, Cynthia, f r e u t ' s mich doch, d a ß du, m i r fern,

Keusch sind die A c k e r : dort gibt es keinen der mit oerführender

scheiden

ländliche Einsamkeit suchst. gefährlichen Jüngling,

Kunst dir deine Ehrbarkeit nimmt.

W e d e r roird irgendein Z a n k oor deinen Fenstern entstehen, nodi

wird

Einsam,

man rufen

Cynthia,

wirst

nach dir, daß dir das Schlafen

oergeht.

die einsamen Berge du schauen

und das Vieh und die Flur, L a n d m a n n s bescheidnen Besitz. Dort roird kein Schauspiel dich mit seinem P r u n k e Derführen und kein T e m p e l , roo meist deine V e r f e h l u n g entspringt. Dort roirst du unablässig die Stiere sehen beim

Pflügen,

M e s s e r in k u n d i g e r Hand schneiden der R e b e G e r a n k . Seltenen Weihrauch roirst du bringen zum schlichten A l t a r e , roo d e r g e o p f e r t e Bock sinkt c o r dem ländlichen

Herd.

Reigen mit nackender W a d e roirst dort du in Zukunft möge

bei allem n u r fern bleiben ein Mann aus der

erlernen: Stadt!

Ich aber selbst merde j a g e n : schon jetzt Derlockt's mich, D i a n a Opfer

zu bringen und auch V e n u s G e l ü b d e zu

roeihn.

W i l d zu erlegen beginn' ich und roill das Gehörn an die F ö h r e heften

als S p e n d e ; ich selbst richte die Hunde m i r ab.

Nicht zroar wollt'

ich es roagen, mich grimmigen Löroen zu stellen,

auch nicht des Wildsdiroeins Wut reiz' ich behende zum K a m p f : m i r sei es Kühnheit genug, die s a n f t e r e n Hasen zu hetzen und mit gespanntem R o h r Vögel zu treffen im Flug, roo des Clitumnus liebliche fließen

und wo seine

Du, mein Leben, wie

W a s s e r , uom Haine beschattet,

Flut schneeige Rinder bespült.

oft du etroas unternehmest, bedenke,

daß ich in k ü r z e s t e r Frist schon mich begebe S o roird kein e i n s a m e r Wald

zu dir/

mich abzulenken uermögen

nodi die W a s s e r , die roild springen oon moosigen Höhn, daß ich nicht deinen Namen beständig trüg' auf der Z u n g e , flehend,

daß, m ä h r e n d ich f e r n , k e i n e r m i r schade bei dir. -

95

-

LIBER

II

XX Quid fies abducta gravius Briseide? quid fies A n x i a captiva tristius A n d r o m a c h a ? Quidve m e a de fraude déos, insana, fatigas? Quid quereris nostram sic cecidisse fidem? Non tarn nocturna volucris funesta querela

5

A t t i c a Cecropiis obstrepit in foliis, Nec tantum Niobe bis s e x ad busta superba Sollicito lacrimas defluit a Sipylo. Me licet aeratis astringant bracchia nodis, Sint mea vel D a n a e s condita m e m b r a domo,

10

In te ego et aeratas rumpam, m e a vita, catenas, F e r r a t a m Danaes trasiliamque domum. De te quodcumque ad surdas mihi dicitur aures: T u modo ne dubita de gravitate mea. O s s a tibi iuro per matris et ossa parentis

15

(Si fallo, cinis heu sit mihi uterque gravisi) Me tibi ad extremas mansurum, vita, tenebrasi A m b o s una fides auferet, una dies. Quod si nec nomen n e c me tua forma teneret, P o s s e t servitium mite tenere tuum.

20

S é p t i m a iam plenae deducitur orbita lunae, Cum de me et de te compita nulla t a c e n t : I n t e r e a nobis non numquam ianua mollis, Non numquam lecti copia facta tui; Nec mihi muneribus n o x ulta est empta b e a t i s :

25

Quicquid eram, h o c animi gratia magna tui. Cum te tam multi peterent, tu me una petisti: Possum ego naturae non meminisse tuae? Tum me vel tragicae vexetis Erinyes, et me Inferno damnes, Aeace, iudicio, A t q u e inter Tityi volucres mea poena vagetur, T u m q u e ego Sisyphio s a x a labore geram. - 96 -

30

ZWEITES

BUCH

20 Sage, was roeinst du nun bitterer als die entführte Briséis, roeinst, mie Andromache nicht, aJs man gefangen sie nahm? Warum peinigst du sinnlos Götter mit meinem Betrüge? Warum klagst du, es sei aus mit der Treue zu dir? Nicht so düster erscholl der attischen Nachtigall Singen, die im kekropischen Hain klagte zu nächtlicher Zeit. Niobe, stolz bis zu zroeimal sechs Grabstätten, läßt nicht so Diele Tränen am Sipylusberg fließen den Felsen hinab. Mögen sie gleich mit ehernen Banden die A r m e mir wären

fesseln,

in Danaës Haus gar meine Glieder gesperrt,

deinetwillen,

mein Leben,

zerbräche ich eherne Ketten,

eisenbeschlagene Wand sprengt' ich in Danaës Haus. Was mir auch über dich in die tauben Ohren gesagt roird: Du nur bezroeifle mir ja meine Beständigkeit nie/ Bei meines Vaters und bei meiner Mutter Gebeinen beschroör' ich, (lüge ich, roehe, so sei sdiroer ihre Asche auf mir/) daß, o mein Leben, Eine Treue,

ich dir bis zum letzten Dunkel

gehöre:

ein Tag rafft dann uns beide hinroeg.

Drum, roenn weder dein Name noch all deine Schönheit mich hielte, könnte

dein milder Dienst dennoch mich halten bei

dir.

Schon hat der leuchtende Mond seinen siebenten Umlauf seit von mir und oon dir reden die Plätze der

beendet,

Stadt.

Freundlich zeigte inzwischen sich mir deine Türe zuweilen, ja, und dein Lager zumal stand mir zuweilen

bereit.

Nicht eine einzige Nacht mußt' ich durch Geschenke

erkaufen:

Gunst deines Herzens nur roar, roas mir auch rourde zuteil. Während so Diele nach dir verlangten,

verlangtest

du mich nur:

käme mir wohl aus dem Sinn je deine liebreiche Art? Mögt ihr, Erinyen, midi alsdann, ihr tragischen, plagen, magst du, Aeacus, mir fluchen beim mögen

Totengericht,

die Geier des Tityos mich zur Strafe zerfleischen/

Gern mit des Sisyphus

Müh' schlepp' - 97 -

ich dann Felsen bergan/

LIBER

II

Nec tu supplicibus me sis venerata tabellis: Ultima talis erit, quae mea prima fides. Hoc mihi perpetuo ius est, quod solus amator

35

Nec cito desisto nec temere incipio.

XXI Ah quantum de me Panthi tibi pagina finxit, Tantum illi Pantho ne sit amica Venus! Sed tibi iam videor Dodona verior augur? Uxorem ille tuus pulcher amator habet. Tot noctes periere. nihil pudet? aspice, cantat

5

Liber: tu nimium credula sola iaces. Et nunc inter eos tu sermo es: te ille superbus Dicit se invito saepe fuisse domi. Oispeream, si quicquam aliud quam gloria de te Quaeritur: has laudes ille maritus habet.

10

Colchida sic hospes quondam decepit Iason: Eiecta est (tenuit namque Creusa) domo. Sic a Dulichio iuvene est elusa Calypso: Vidit amatorem pandere vela suum. Ah nimium faciles aurem praebere puellae,

15

Discite desertae non temere esse bonae. Huic quoque, qui restet, iam pridem quaeritur alter: Experta in primo, stulta, cavere potes. Nos quocumque loco, nos omni tempore tecum Sive aegra pariter sive valente sumus.

XXII Seis here mi multas pariter placuisse puellas: Scis mihi, Demophoon, multa venire mala. Nulla meis frustra lustran tur compita plantis; O nimis exitio nata theatra meo, - 98 -

20

ZWEITES

BUCH

Du aber brauchst mir nicht bittflehende Briefchen zu senden: treu merd' ich sein bis zuletzt, mie ich's non Anbeginn roar. Dies ist mein bleibendes Redit: roeil ich als einziger liebe, falle idi plötzlich nidit ab, mie ich nicht eilig begann.

21 Ach, roas hat über midi dir der Brief des Panthus gelogen! Sei diesem Panthus dafür V e n u s recht feindlich gesinnt! Scheine ich dir als Seher

roahrhaftiger

jetzt als Dodona?

Schön roar dein Liebhaber, j a l Nun aber nahm er ein Weib. Soviel Nächte oergeudet! Du schämst dich nidit? Siehe: in Freiheit singt er, und du, die so leidit glaubte, du liegst nun allein. O, mie ziehen sie über dich her! Und im Ubermut prahlt er, daß du öfter, als er wollte,

zu Hause geharrt.

Platzen roill ich, roenn roas andres er suchte, als den Triumph

nur

dich zu oerspotten: d e n Ruhm hat er als Ehemann nun. So hinterging die Koldierin einstens ihr Gastfreund Iason: sie roard oertrieben oom Haus, das dann Kreusa bezog. S o hat Dulichions Herrscher dereinst audi K a l y p s o oerspottet, sah den Geliebten sie doch hissen die Segel des Boots. O ihr Mädchen, die allzu bereit sind, Gehör zu g e w ä h r e n ! Lernt, ihr Verlassnen, nicht blind allzu gefällig

zu seinI

Sucht doch auch sie schon längst nach einem, der treu ihr lehrte

verbleibe:

der erste dich's nicht? Töridite, sei auf der Hut!

Ich bin an jeglichem Ort, bin zu allen Zeiten der

Deine,

idi bin, ob du nun krank oder gesund bist, bei dir!

22 Viele Mädchen gefielen mir gleich gut gestern, du weißt weißt Niemals

audi, Demophoon, daß mancherlei Unheil midi

es, trifft.

sind meine Sohlen umsonst unterroegs durch die S t r a t e n .

O ihr TheaterI

Ihr seid mir zum Verderben gebaut! -

99

-

LIBER

II

Sive aliquis molli diducit candida gestu Bracchia seu varios incinit ore modos: Interea nostri quaerunt sibi vulnus ocelli, Candida non tecto pectore si qua sedet, Sive vagi crines puris in frontibus errant, Indica quos medio vertice gemma tenet. Quae si forte aliquid vultu mihi dura negarat, Frigida de tota fronte cadebat aqua. Quaeris, Demophoon, cur sim tam mollis in omnes. Quod quaeris, 'quare', non habet ullus amor. Cur aliquis sacris laniat sua bracchia cultris, Et Phrygis insanos caeditur ad numéros? Unicuique dedit Vitium natura creato: Mi fortuna aliquid semper amare dedit. Me licet et T h a m y r a e cantoris fata sequantur, Numquam ad formosas, invide, caecus ero. Sed tibi si exiles videor tenuatus in artus, F a l l e r i s : haut umquam est eulta labore Venus. Percontere licet: saepe est experta puella Officium tota nocte valere meum. Iuppiter A l c m e n a e geminas requieverat Arctos, Et caelum noctu bis sine rege fuit: Nec tarnen idcirco languens ad fulmina venit: Nullus amor vires eripit ipse suas. Quid? cum e complexu Briseidos iret Achilles, Num fugere minus T h e s s a l a tela Phryges? Quid? ferus Andromachae lecto cum surgeret Hector, Bella M y c e n a e a e non timuere rates? Ille vel hie classes poterant vel perdere m u r o s : Hic ego Pelides, hic ferus Hector ego. Aspice uti cáelo modo sol modo luna ministret: S i c etiam nobis una puella parum est. Altera me cupidis teneat foveatque lacertis, Altera si quando non sinit esse locum, Aut si forte irata m e o sit facta ministro, Ut sciat esse aliam, quae velit esse m e a . -

100

-

ZWEITES

BUCH

S e i es, d a ß e i n e die s c h i m m e r n d e n A r m e m i t s a n f t e r G e b ä r d e breitet oder G e s a n g lockend dem M u n d e entströmt,

-

m e i n e A u g e n inzroischen e r s p ä h e n sich e i n e V e r w u n d u n g , s i t z t mit entblößter

B r u s t , s t r a h l e n d c o r S c h ö n h e i t ein W e i b ,

d e m auf die l a u t e r e S t i r n sich die H a a r e , die i o s e n , u e r i r r e n , während

ein i n d i s c h e r S t e i n m i t t e n im S c h e i t e l i h r p r a n g t .

B l i e b s i e d a n n h a r t u n d o e r s a g t e m i r gar i h r e M i e n e G e r o ä h r u n g , troff m i r der f r o s t i g e SchroeijS r i n g s υ on d e r Stime F r a g s t du roarum ich, D e m o p h o o n , s o für sie alle W a s du da fragst,

herab.

entbrenne?

„ r o a r u m " , k ü m m e r t die L i e b e doch n i e .

W a r u m z e r f l e i s c h t sich m a n c h e r m i t h e i l i g e n M e s s e r n d i e läßt

Arme,

sich b e i m p h r y g i s c h e n T a n z p e i t s c h e n in r a s e n d e m T a k t ?

A c h , e i n e m jeden

E r s c h a f f e n e n g a b die Natur

einen

Fehler:

m i r h a t d a s S c h i c k s a l b e s t i m m t , i m m e r in L i e b e z u g l ü h n . M ö g e mich auch d e s T h a m y r i s S c h i c k s a l , d e s S ä n g e r s , nimmer

- b e n e i d e mich nur/ - bin für die Schönen

oerfolgen, ich b l i n d .

W e n n ich dir a b e r g e s c h w ä c h t u n d e n t k r ä f t e t an G l i e d e r n e r s c h e i n e , t ä u s c h s t du dich: n i e m a l s noch m a c h t e die L i e b e m i r M ü h l Willst

du's

e r k u n d e n ? Wohlan!

d a ß ich die N a c h t h i n d u r c h

Oft hat es m e i n M ä d c h e n e r f a h r e n , roacker

oerrichte m e i n W e r k ,

f u p i t e r h a t t e zroei N ä c h t e h i n d u r c h b e i A l a m e n e g e l e g e n , o h n e d e n H e r r s c h e r o e r b l i e b z r o e i m a l d e r H i m m e l bei Nacht. D e n n o c h k a m e r d e s h a l b nicht e r s c h l a f f t z u r ü c k zu d e n B l i t z e n : L i e b e b e r a u b t sich ja s e l b s t n i e i h r e r e i g e n e n W i e ? A l s Achilles flohen

Kraft.

aus seiner Briseis Umarmung gekommen,

die P h r y g i e r d a s e i n e G e s c h o s s e nicht m e h r ?

W i e ? A i s H e k t o r , d e r roilde, A n d r o m a c h e s Lager

Derlassen,

f ü r c h t e t e n d a Dor d e m K a m p f G r i e c h e n l a n d s Schiffe D i e s e r k o n n t e d i e F l o t t e und jener

sich nicht?

die M a u e r n o e r n i c h t e n :

j e n e r P e l i d e bin ich, H e k t o r , d e r roilde, bin ich. Schau, wie am Himmel

im W e c h s e l die S o n n e , d e r M o n d i h r e n

e b e n s o r o e n i g ist m i r e i n e G e l i e b t e g e n u g .

[Dienst tun:

M a g m i t a e r l a n g e n d e n A r m e n die e i n e mich h a l t e n u n d h e g e n , d a ß doch d i e a n d r e , sobald

jene

das Haus mir

oerschließt,

o d e r roenn s i e in Z o r n ü b e r m e i n e n G e h i l f e n g e r a t e n , roisse,

daß e i n e n o c h ist, die sich z u e i g e n m i r gibt/ -

101

-

LIBER

II

Nam melius duo defendunt retinacula navim, Tutius et geminos anxia mater alit.

» Aut, si es dura, nega: sin es non dura, venito. Quid iuvat, en, nullo ponere verba loco? Hie unus dolor est ex omnibus acer amanti,

45

Speranti subito si qua venire negat. Quanta illum toto versant suspiria lecto: Cur recipi, quae non noverit, illa vetatï Et rursus puerum quaerendo audita fatigat, Quem, quae scire timet, quaerere plura iubet.

50

XXIII Cui fugienda fuit indocti haec semita vulgi, Ipsa petita lacu nunc mihi dulcís aqua est. Ingenuus quisquam alterius dat muñera servo, Ut promisse suae verba ferat dominae, Et quaerit totiens: 'quaenam nunc porticus illam

5

Integit?' et 'campo quo movet ilia pedes?', Deinde, ubi pertuleris, quos dicit fama, labores Herculis, ut scribat: 'muneris ecquid habes?', Cernere uti possis vultum custodie amari, Captus et inmunda saepe latere casa?

io

Quam care semel in toto nox vertitur annoi Ah pereant, si quos ianua clausa iuvat! Contra, reiecto quae libera vadit amictu Custodum et nullo saepta timore, placet, Cui saepe inmundo Sacra conteritur Via socco,

15

Nec sinit esse moram, si quis adire velit; Differet haec numquam nec poscet garrula, quod te Astrictus ploret saepe dedisse pater, Nec dicet: 'timeo: propera iam surgere,quaeso; Infelix, hodie vir mihi rure venit.' -

102

-

20

ZWEITES

BUCH

Denn zroei A n k e r sind immer ein besserer

Halt f ü r das Fahrzeug;

stillt eine Mutter doch auch Zivillinge minder besorgt. *

Bist du erkaltet,

so sage doch nein, — oder komm, ιυβηη du's nicht

leere Versprechungen, sieh, haben

noch keinen erfreut,

[bist:

und dieser einzige Schmerz ist dem Liebenden bitter c o r wenn sie, die er erhofft,

allem:

plötzlich ihr Kommen oersagt.

Ach, ruie wälzt er sich dann übers Lager dahin unter Seu/zenl .Warum roeist sie zurück, roas sie noch gar nicht geprüft?' Immer aufs neue bedrängt er den Diener, ihm Kunde zu bringen, heißt ihn erforschen

Mir, der ich müßte

gar Diel, was er zu wissen

oermeiden

doch s c h e u t . . .

den W e g unroissenden

Volkes,

mir ist das W a s s e r nun selbst süß, das man schöpft aus dem Sumpf. Hält man auf sich, s o gibt man dem Diener der Dame Geschenke: dieser,

nachdem er's uersprach, gibt seiner Herrin Bescheid.

Frage nur so und so oft: „Welche schattige Halle beschirmt sie heut?"

und: „Zu roelchem Platz tragen die Füße sie

jetzt?"

daß sie alsdann, wenn du Mühen ertrugst, Don denen die Sage als oon herkulischen spricht, schreibe: „ W a s bringst du mir mit?" D u aber darfst die mürrische Miene

des Wächters

genießen,

und an dem schmutzigsten Ort hält man dich öfters uersteckt. Ach, roie teuer oerkauft man nur einmal im Jahr eine Nacht miri Fluch über den, der sich freut an der oerschlossenen Türl Nein, die frei sich ergeht mit zurückgeroorfner Kapuze, ohne Beruochung, oon Scheu niemals gehemmt, — die

gefällt.

Oft roird schmutzig ihr Schuh beim Gang auf dem ,Heiligen wünscht

Wege';

ihr einer zu nahn, liebt sie Verzögerung nicht.

Niemals roird sie's oerschieben noch schroatzhaft oerlangen, oft dein Vater aus Geiz jammert,

roorüber

wenn du es ihr gabst,

roird nicht sagen: „Ich fürchte — mach s Aneli,

bitte! Heb dich oon

Unglückseliger! Heut k o m m t mir oom Lande mein M a n n ! "

- 103 -

[hinnen.

LIBER

II

Et quas Euphrates et quas mihi misit Orontes, Me iuerint: nolim furta pudica tori; Libertas quoniam nulli clam restât amanti: Nullus liber erit, si quis amare volet. 'Tu loqueris, cum sis iam noto fabula libro

(XXIVa)

Et tua sit toto "Cynthia" lecta foro? Cui non his verbis aspergat tempora sudor? Haud pudor ingenuis, haud reticendus amor.' Quod si tam facilis spiraret Cynthia nobis,

5

Non ego nequitiae dicerer esse caput, Nec sic per totam infamie traducerer urbem, Urerer et quamvis, nomine verba darem. Quare ne tibi sit mirum me quaerere viles: Parcius infamant: num tibi causa levis?

io

Et modo pavonis caudae flabella superbae Et manibus dura frigus habere pila Et cupit iratum talos me poscere eburnos, Quaeque nitent Sacra vilia dona Via. A h peream, si me ista movent dispendia: sed me

15

Fallaci dominae iam pudet esse iocum.

XXIV b Hoc erat in primis quod me gaudere iubebas? Tam te formosam non pudet esse levem? Una aut altera nox nondum est in amore peracta, Et dicor lecto iam gravis esse tuo.

20

Me modo laudabas et carmina nostra legebas: Ille tuus pennas tam cito vertit amor? Contendat mecum ingenio, contendat et arte, In primis una discat amare domo: Si libitum tibi erit, Lernaeas pugnet ad hydras, Et tibi ab Hesperio mala dracone ferat, Taetra venena libens et naufragus ebibat undas, Et numquam pro te deneget esse miser

- 104 -

25

ZWEITES

BUCH

Mädchen, die mir der E u p h r a t und die der O r o n t e s g e s a n d t hat, sind m i r

roillkommen,

dodi nichts gilt m i r uerstohJner

Genuß,

da ja doch keinem, der heimiich liebt, seine Freiheit gemährt k e i n e r ist H e r r über sich, roenn er zu lieben

bleibt:

begehrt. -

„Kannst du so reden, i n d e s s e n dein Buch zum Gespräch dich der S t a d t da man ja rings um den M a r k t schon deine,Cynthia' W e m überläuft

liest?

[macht,

nicht der Schroeiß bei W o r t e n mie diesen die S t i m e ?

Edlen ist Liebe nicht Schmach, nichts, roas m a n schamhaft verja, märe Cynthia noch so treu m i r in Liebe ergeben,

[schroeigt." -

hießen die Leute mieh nicht König der Liederlichkeit, roürden

mich nicht überall in d e r Stadt so schmählich

b r e n n e n mürde

verspotten:

ich roohl, a b e r ich roahrte den Schein.

Darum oerroundre dich nicht, roenn ich jetzt an die Feilen mich billiger

stellen

sie bloß; scheint dieser Grund dir

Sie aber roünscht sich bald einen Fächer oom Schweife des bald einen Ball aus Kristall, d a ß er die H ä n d e ihr bald muß mütend

mende:

gering? Pfauen,

kühlt,

ich gehen nach elfenbeinernen W ü r f e l n

und roas an nichtigem T a n d gleißt

an dem .Heiligen Weg'.

Hol' mich der Kuckuck, roenn mich diese Ausgaben schrecken; i n d e s s e n find' ich es schimpflich, noch lang N a r r einer Falschen zu sein.

24 b Dies also mar es, morauf du befahlst, mich b e s o n d e r s zu f r e u e n ? Schämst du Schöne dich nicht, daß du so leichtfertig bist? Ein' und die a n d e r e Nacht d e r Liebe ist kaum uns oerstrichen, und schon heißt es, ich sei jetzt deinem Lager zur Lastl Eben noch lobtest du mich und lasest in meinen Gedichten: h a t deine Liebe so schnell meg ihre Flügel geroandt? Möge der a n d r e an Geist mit m i r roetteifern und Künsten, — lerne c o r allem er dies: einer in Liebe sich roeihnl W e n n es dir also beliebt, bekämpf er Lernäische Hydren, schaffe, dem Drachen zum Trotz, goldene Äpfel herbei, trinke abscheuliche Gifte mit Lust und im Schiffbruch die Wogen: niemals roeigre er sich, Qualen zu dulden f ü r dich, — - 105 -

LIBER

II

(Quos utinam in nobis, vita, experiare l a b o r e s ) : lam tibi de timidis iste protervus erit,

30

Qui nunc se in tumidum iactando venit h o n o r e m : Discidium vobis proximus annus erit. At me non aetas mutabit tota Sibyllae, Non labor Alcidae, non niger ille dies. Tu mea compones et d i c e s : 'ossa, Properti,

35

H a e c tua sunt: eheu tu mihi certus eras. Certus eras eheu, quamvis nec sanguine avito Nobilis et quamvis non ita dives eras.' Nil ego non patiar; numquam me iniuria m u t a t : F e r r e ego formosam nullum onus e s s e puto.

40

Credo ego non paucos ista periisse figura, Credo ego sed multos non habuisse {idem. Parvo dilexit spatio Minoida T h e s e u s , Phyllida Demophoon, h o s p e s uterque malus. Iam tibi Iasonia nota est Medea carina,

45

Et modo servato sola relieta viro. Dura est, quae multis simulatum fingit amorem, Et se plus uni si qua parare potest. Noli nobilibus, noli conferre b e a t i s : V i x venit, extremo qui legat o s s a die.

50

Hi tibi nos erimus: sed tu potius precor ut m e Demissis plangas p e c t o r a nuda comis.

XXV Unica nata m e o pulcherrima cura dolori, Excludit quoniam sors m e a 'saepe veni', Ista meis fiet n o t i s s i m a forma Iibellis, Calve, tua venia, pace, Catulle, tua. Miles depositis annosus secubat armis, Grandaevique negant ducere aratra boves, Putris et in vacua requiescit navis harena, Et vetus in tempio bellica parma v a c a t : -

108

-

5

ZWEITES

BUCH

roolltest du doch, du mein Leben, an m i r diese M ü h e n erproben! — schon wird die Frechheit oergehn, und es beschleicht ihn die Angst, der durch sein Großtun jetzt zu üppigen £ h r e n g e k o m m e n : schon das k o m m e n d e Jahr bringt eure Trennung herbei. Mich aber roird auch kein sibyiiinisches Alter

oerändern,

nicht des Herkules Müh, nicht j e n e r dunkelste Tag. Du luirst einst meine

Asche

bestatten:

.Properz', ruirst du sagen,

.deine Gebeine sind dies: roehel Du roarest mir treu, du warst treu, weh mir, wenn auch nicht durch das A l t e r des Blutes adlig, n a n n t e s t du audi nicht sooiel Reichtümer dein.' — Alles roill ich e r t r a g e n ; dein Unrecht k a n n mich nicht i r r e n : ruas uon der Schönsten uns k o m m t , scheint m i r zu dulden nicht Ich bin geroiß : nicht roenigen bracht' ihreSchönheit V e r d e r b e n ; [schroer. a b e r ich bin auch geroiß: Treue beroahrten nicht oiel! T h e s e u s liebte nicht lange die Tochter des M i n o s ; uon Phyllis schied D e m o p h o o n einst; beide als Gäste nicht treu. Lange schon meißt durch f a s o n s M e e r f a h r t du oon M e d e a : als sie gerettet den Mann, blieb sie, oerlassen, allein. — Schnöd' ist ein Weib, das viele belügt mit geheuchelter Liebe und sich zu schmücken oermag m e h r als dem einen zulieb'. Laß dich nicht ein mit den M ä n n e r n oon Stand und nicht mit den Kaum roird einer zuletzt deine Gebeine betreun. [Reichen! Ich n u r roerde es t u n : doch ich bete, daß eher um m i d i du t r a u e r n d im offenen Haar schlägst an die nackende Brust.

Einzige, holdeste Sorget Zu m e i n e r Betrübnis Geborne! Denn m i r v e r m e h r t das Geschick leider ein , k o m m e recht oft Γ Einst roird diese Gestalt durch meine Gedichte b e r ü h m t sein: Calous, oerstatte es mir, gib deinen Segen, Catull! — Krieger, bejahrt und der Waffen entledigt, schlafen zu Hause, u n d der gealterte Stier s t r ä u b t sich, den Pjlug noch zu ziehn; m o d e r n d am einsamen S t r a n d e ergibt sich der Ruhe das Seeschiff, und in dem Tempel d e r Sdiild feiert, zum Kriege zu alt: - 107 -

LIBER

II

At m e ab amore tuo deducet nulla senectus, Sive ego Tithonus sive ego Nestor ero. Nonne fuit satius duro servire tyranno, Et gemere in tauro, saeve Perille, tuo, Gorgonis et satius fuit obdurescere vultu, Caucasias etiam si pateremur aves? S e d tarnen obsistam. T e r i t u r robigine muero F e r r e u s et parvo saepe liquore s i l e x : At nullo dominae teritur sub lumine amor, qui Restât et inmerita sustinet aure minas. Ultro contemptus rogat, et p e c c a s s e fatetur Laesus, et invitis ipse redit pedibus. T u quoque, qui pieno fastus assumis amore, Credule, nulla diu femina pondus habet. An quisquam in mediis persolvit vota procellis, Cum saepe in portu fracta carina n a t e t i Aut prius infecto deposcit praemia cursu, Séptima quam metam triverit ante rota? M e n d a c e s ludunt flatus in amore secundi. Si qua venit sero, magna ruina venit. T u tamen interea, quamvis te diligat illa, In tacito cohibe gaudia clausa sinu; Namque in amore suo semper sua m a x i m a cuique Nescio quo pacto verba n o c e r e soient. Quamvis te persaepe vocet, semel ire m e m e n t o : Invidiam quod habet, non solet e s s e diu. At si saecla forent antiquis grata puellis, E s s e m ego, quod nunc tu: tempore vincor ego. Non tamen ista meos mutabunt saecula m o r e s : Unus quisque sua noverit ire via. At vos, qui officia in multos revocatis amores, Quantum sic cruciat lumina vestra dolor! Vidistis pieno teneram candore puellam, Vidistis f u s c o : ducit uterque color; Vidistis quandam Argiva prodire figura, Vidistis n o s t r a s : utraque forma rapit; -

108

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BUCH

mich n u r roird deiner Liebe kein Greisenalter entiuöhnen, sollt' ein T i t h o n u s ich auch, sollt' ich ein N e s t o r auch sein. W a r es nicht b e s s e r f ü r mich, einem harten T y r a n n e n zu dienen, s t ö h n e n d im Stier, deinem W e r k , g r a u s e r Peril 1, zu oergehn? W a r es nicht b e s s e r f ü r mich, zu erstarren im Blidt auf die Gorgo o d e r am Kaukasus auch Geiern zu bieten die Brust? Dennoch b e h a r r e ich fest. Der Rost mag die e h e r n e Klinge f r e s s e n , ein W a s s e r , das tropft, höhlen den h ä r t e s t e n Stein; nichts a b e r kann, u n t e r m Auge der Herrin, die Liebe e r m a t t e n : sie h a r r t aus und erträgt Schimpf mit geduldigem Ohr, und der Verachtete bittet noch gar und gesteht, daß er fehlte, kehrt, beleidigt, zurück, roie auch sein Fuß widerstrebt. Du auch, der du im s t r a h l e n d e n Glanz deiner Liebe dich brüstest, Gläubiger, merk': eine Frau bleibt ihren Worten nicht treu. Löst roohl j e m a n d inmitten der S t ü r m e bereits sein Gelübde, da doch der schwimmende Kiel oft noch im Hafen zerbricht? O d e r oerlangt m a n den Preis, noch b e o o r man beendet den Wettlauf, ehe die Häder durchs Ziel rollten zum siebenten Mal? Trügerisch spielen mit u n s in der Liebe die günstigen W i n d e : n a h t uns das Unheil spät, n a h t es mit größerer Wucht. Du inzwischen jedoch, roie sehr sie i m m e r dich liebe, halt' in oerschroiegener Brust noch deine Freude zurück! Denn in der Liebe ist's allzeit s o : die p r u n k e n d e n W o r t e pflegen,

ich weiß nicht roarum, jedem nur schädlich zu sein.

Ruft sie dich noch so oft, sei bestrebt n u r einmal zu kommenI Wisse: was Neid erregt, pflegt nicht Don Dauer zu sein. W ä r e n die Zeiten noch günstig f ü r Mädchen uon f r ü h e r e r Sitte, roäre ich, roas jetzt d u : so unterlieg' ich der Zeit. Dennoch soll die e n t a r t e t e Zeit mein Verhalten nicht ä n d e r n : jeder mag lernen, den Weg, der ihm geziemt, zu begehn I Ihr aber, die ihr an oielerlei Liebschaften Dienste verschwendet, o, roie peinigt dabei euere Augen der Schmerz! Seht ihr ein liebliches Mädchen in lichtesten Farben erstrahlen, seht eine dunkle alsdann, beide oerlocken eudi gleich. Seht eine andere ihr oon argiDischem Wüchse einhergehn, seht eine Römerin ihr, reißen sie beide euch hin. - 109 -

LIBER

II

Iliaque plebeio vel sit sandycis amictu: Haec atque illa mali vulneris una via est. Cum satis una tuis insomnia poitet ocellis, Una sit et cuivis iemina multa mala.

XXVI Vidi te in somnis fracta, mea vita, carina Ionio lassas ducere rore manus, Et quaecumque in me fueras mentita, fateri, Nec iam humore graves tollere posse comas, Qualem purpureis agitatam fluctibus Hellen, Aurea quam molli tergore vexit ovis. Quam timui, ne forte tuum mare nomen haberet Atque tua Iabens navita fleret aqua! Quae tum ego Neptuno, quae tum cum Castore fratri, Quaeque tibi excepi, iam dea Leucothoe! At tu vix primas extollens gurgite palmas Saepe meum nomen iam peritura vocas. Quod si forte tuos vidisset Glaucus ocellos, Esses Ionii facta puella maris, Et tibi ob invidiam Nereides increpitarent, Candida Nesaee, caerula Cymothoe. Sed tibi subsidio delphinum currere vidi, Qui puto, Arioniam vexerat ante lyram. Iamque ego conabar summo me mittere saxo, Cum mihi discussit talia visa metus.

XXVI b Nunc admirentur, quod tarn mihi pulchra puella Serviat et tota dicar in urbe potens. Non, si Cambysae redeant et flumina Croesi, Dicat: 'de nostro surge, poeta, toro.' - 110 -

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BUCH

Jene mag einfach sich nur und diese in Purpur sich

kleiden,

diese mie jene uermag bös zu Derruunden das Herz. Da eine einzige schon dir schlaflose Nächte bereitet, sei eine einzige Frau jedem

der Plage

genug!

26 Schiffbrüchig habe ich dich, du mein Leben,

im Traume gesehen

schon mit ermattender Hand teilen ionische Fiut und noch ailes bekennen,

roomit

du mich hattest belogen;

doch schon konntest du kaum heben

das triefende Haar.

So oon den Fluten, den purpurdunklen, roard Helle getrieben, sie, die der W i d d e r zuuor trug auf dem goldenen Fell. A d i , roie bangte ich, daß dieses daß dich der Schiffer

M e e r deinen

Namen

empfinge,

beiueint, der dein Gewässer

befährtl

W a s gelobte ich da Neptun, mas mit Kastor dem Bruder, roas gelobte ich dir, Göttin Leukothoë, da! Du aber, kaum die Finger noch aus dem Strudel erhebend, rufst, dem Untergang schon nahe, beim Namen mich oft. Hätte nun Glaukus dir Dielleicht in die A u g e n gesehen, roärest du sicherlich jetzt Maid des ionischen Meers, Nereus' Töchter, Ne säe, die lichte, K y m o t h o ë , dunkel, würden,

erblassend oor Neid, zürnen und zanken mit dir. —

Doch da bemerkt' der bei Arions

ich, daß der Delphin dir eilte zu

Hilfe,

Gesang, glaub' ich, zur Rettung erschien.

Und schon wollt' ich hinab non der Höhe des Felsens mich stürzen, als mich solchem Gesicht plötzlich der Schrecken

entriß.

26 b Staunen mögen sie jetzt, daß sich mir ein so herrliches Mädchen schenkt, und es rühme die Stadt meinen

Erfolg und mein Glück!

Nimmer, und roenn K a m b y s e s ' und Krösus' Ströme ihr flössen, sagt sie: ,Hebe dich roeg, Dichter, oon unserem PfühW -

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LIBER

II

Nam mea cum récitât, dicit se odisse beatos: Carmina tam sánete nulla puella colit. Multum in amore fides, multum constantia prodest: Qui dare multa potest, multa et amare potest. Seu mare per longum mea cogitet ire puella, Hanc sequar, et iidos una aget aura duos, Unum litus erit sopitis unaque tecto Arbor, et ex una saepe bibemus aqua. Et tabula una duos poterit componere amantes, Prora cubile mihi seu mihi puppis erit. Omnia perpetiar: saevus licet urgeat eurus Velaque in incertum frigidus auster agat, Quicumque et venti miserum vexastis Ulixen Et Danaum Euboico litore mille rates, Et qui movistis duo litora, cum ratis Argo Dux erat ignoto missa columba mari. Illa meis tantum non umquam desit ocellis, Incendat navem Iuppiter ipse licet. Certe isdem nudi pari ter iactabimur oris: Me licet unda ferat, te modo terra tegat. Sed non Neptunus tanto crudelis amori, Neptunus fratri par in amore Iovi. Testis Amymone, latices cum ferret, in Argis Compressa et Lernae pulsa tridente palus. Iam deus amplexu votum persolvit: at illi Aurea divinas urna profudit aquas. Crudelem et Boream rapta Orithyia negavit: Hic deus et terras et maria alta domat. Crede mihi, nobis mitescet Scylla nec umquam Alternante vacans vasta Charybdis aqua; Ipsaque sidera erunt nullis obscura tenebrie, Purus et Orion, purus et Haedus erit. Quod mihi si ponenda tuo sit corpore vita, Exitus hic nobis non inhonestus erit.

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BUCH

Denn, wenn sie spricht, roas ich schrieb, dann, sagt sie, haßt sie die roo ist das Mädchen, das so heiiig Gedichte verehrt?!

[Reichen:

Viel in der Liebe Dollbringt die Treue und viel das B e h a r r e n : k a n n s t du, ein Liebender, uiei geben, geroinnst du auch Diel, Dächte mein Mädchen daran, roeit ü b e r das M e e r hin zu segeln, — ihr roürd' ich f o l g e n : E i n W i n d trage zroei T r e u e

hinweg!

Ein Gestade roird Lager den Schlafenden dann und e i n Baum uns D a d i sein, υ on e i n e m Quell werden wir i m m e r getränkt, und eine Planke vermag zroei Liebende dann zu vereinen, sei mein Lager n u n oorn oder am hinteren Deck. D a n n roill ich alles e r d u l d e n : es roüte d e r grimmige Ostroind oder ein frostiger Süd treib' in die Irre das Schiff o d e r ihr Winde vereint, die den a r m e n Ulyß und die t a u s e n d D a n a e r s c h i f f e b e d r ä n g t einst am euböischen Strand, oder zwei Felsen bewegt, als, von A r g u s entsandt, eine T a u b e flog in der F r e m d e des Meers f ü h r e n d dem Schiffe ooran. W e n n sie n u r nicht ein einziges Mal meinen Augen entfernt ist, d a n n mag f u p i t e r selbst treffen das Schiff mit dem Sicher dann roerden roir nackt an die nämliche Küste

Blitz! geworfen:

reißt mich die Flut dann hin ab, decke die Erde n u r dicht A b e r kein g r a u s a m e r Gott ist Neptun bei so inniger Liebe: gleicht seinem Bruder er doch, Jupiter, stets, roenn er liebt: Zeugin sei A m y m o n e , in Argos u m a r m t , als sie W a s s e r surfit', und in Lerna d e r Quell, den mit dem Dreizack er schlug/ Schon im Umfangen erfüllte der Gott sein Gelübde: dem Mädchen s t r ö m t ' aus dem goldenen Krug göttliches W a s s e r heroor. Auch daß Boreas g r a u s a m , oerneinte, e n t f ü h r t , O r i t h y j a : er ist der Gott, dessen Macht Lande und M e e r e bezwingt. Glaube mir: uns wird die Skylla sich sänftigen und auch, die nieruht, die Charybdis, die wild wütet bei wechselnder Flut. [mais Selbst die Gestirne, sie roerden sich nicht in Dunkel verhüllen: hell roird Orions Glanz, hell auch das Böckchen u n s sein. Müßt' ich mein Leben indes an der Brust d e r Entseelten oerhauchen, ist dieser Untergang audi nicht o h n e Ehre f ü r mich.

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LIBER

II

XXVII At vos incertain, mortales, funeris horara Quaeritis, et qua sit mors aditura via; Quaeritis et cáelo, Phoenicum inventa, sereno, Quae sit stella homini commoda quaeque mala, Seu pedibus Parthos sequimur seu classe Britannos,

s

Et maris et terrae c a e c a pericia viae; Rursus et obiectum flemus capiti e s s e tumultu, Cum Mavors dubias miscet utrlmque manus; Praeterea domibus flammam domibusque ruinas, Neu subeant labris pocula nigra tuis.

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Solus amans novit, quando periturus et a qua Morte, ñeque hic B o r e a e flabra ñeque arma timet; l a m licet et Stygia sedeat sub harundine remex, Cernat et infernae tristia vela ratis: S i modo clamantis revocaverit aura puellae,

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C o n c e s s u m nulla lege redibit iter.

XXVIII Iupitter, affectae tandem miserere puellae: Tarn formosa tuum mortua crimen erit. Venit enim tempus, quo torridus aestuat aer, Incipit et sicco fervere terra Cane. S e d non tam ardoris culpa est ñeque crimina caeli,

s

Quam totiens sanctos non habuisse deos. Hoc perdit miseras, h o c perdidit ante puellas: Quicquid iurarunt, ventus et unda rapit. Num sibi collatam doluit Venus? Illa peraeque Prae se formosis invidiosa dea est. An contempta tibi Iunonis tempia Pelasgae, Palladis aut oculos ausa negare b o n o s ? - 114

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27 Nach der verborgenen

S t u n d e des Grabes, o Sterbliche, f r a g t ihr,

nach dem Wege, auf dem e i n s t e n s euch k o m m e d e r Tod, fragt auch, mit d e r phoenikischen Kunst bei heiterem Himmel, welches Gestirn einem M a n n Glück oder Leiden verheißt. Ob mir die Parther zu Fuße oerfolgen, zu Schiff die Britannen, tückisch zur See und zu Land lauern Gefahren am Weg. D a n n wieder klagt ihr, es d r o h e dem H a u p t e Verderben durch

Aufruhr,

w e n n zu fraglichem Kampf M a r s die Parteien gemischt. Zu dem allen befürchtet m a n Brand in H ä u s e r n und Einsturz o d e r den tödlichen Kelch, der deine Lippen b e d r o h t . Einzig d e r Liebende weiß, welAer Tod ihm droht und zu welcher S t u n d e : er scheut nicht des N o r d s Wehen, nicht Waffengewalt. Mag er bereits u n t e r m stygisohen Schilfe als R u d e r e r sitzen, m a g er des höllischen Kahns d ü s t e r e Segel erspähn, — roenn den V e r d a m m t e n ein Hauch aus dem M u n d seines Mädchens allen Geboten zum Trotz schreitet den Weg er zurück, [zurückruft.

Jupiter, endlich e r b a r m e dich doch des leidenden M ä d c h e n s : s t ü r b e sie mir, die so schön, — du m ä r e s t schuldig daran. Ist doch die Zeit n u n gekommen, da sengend die Lüfte erglühen: siedend e r m a t t e t das Land u n t e r dem d ö r r e n d e n Hund. A b e r es trifft nicht so s e h r die Hitze die Schuld noch den Himmel wie sie selbst, die so oft Göttern Verehrung oersagt. D a r a n gehen und gingen c o n je die Mädchen z u g r u n d e : roas sie auch schmoren, es ward Winden und Wellen zum Raub. Grollt ihr Venus vielleicht, weil mit ihr sie sich h a b e oerglichen, da doch die Göttin auch s o n s t neidisch auf Schönheiten ist? Hast du den T e m p e l Dielleicht der pelasgischen Juno mißachtet? H a s t du Pallas' Gesicht etwa zu tadeln geroagt? - 115 -

LIBER

II

Semper, formosae, non nostis parcere v e r b i s : H o c tibi lingua nocens, h o c tibi forma dedit. S e d tibi v e x a t a e per multa pericula vitae

15

E x t r e m o veniet mollior hora die. Io versa caput primos mugiverat a n n o s : Nunc dea, quae Nili ilumina v a c c a bibit. Ino etiam prima terris aetate vagata e s t : H a n c miser inplorat navita Leucothoen.

20

Andromede monstris fuerat devota m a r i n i s : H a e c eadem Persei nobilis uxor erat. Callisto Arcadios erraverat ursa per agros: Haec nocturna suo sidere vela regit. Quod si forte tibi properarint fata quietem,

25

Illa sepulturae fata beata tuae, Narrabis Semelae, quo sit formosa periclo (Credet et illa suo docta puella malo), Et tibi M a e o n i a s omnis heroidas inter Primus erit nulla non tribuente locus.

30

Nunc, utcumque potes, fato gere saucia m o r e m : Et deus et durus vertitur ipse dies. Hoc tibi vel poterit coniunx ignoscere I u n o : Frangitur et Iuno, si qua puella perit.

XXVIII b Deficiunt magico torti sub carmine rhombi,

35

Et iacet extincto laurus adusta foco, Et iam Luna negat totiens descendere caelo, Nigraque funestum concinit omen avis. Una ratis fati nostros portabit amores Caerula ad infernos velificata lacus. Si non unius, quaeso, miserere duorum: Vivam, si vivet; si cadet illa, cadam. Pro quibus optatis sacro m e c a n n i n e damno: S c r i b a m ego: 'per magnum est salva puella Iovem'; -

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BUCH

Niemals, ihr Schönen, gedenkt ihr daran, eure W o r t e zu

roägen:

Leid hat die Zunge dir nun, Leid dir die Schönheit erbracht. A b e r es roerden dir einst, roenn du alle Gefahr ü b e r s t a n d e n , endlich, zum Ende d e r Not, holdere Stunden geschenkt. Io brüllte

die ersten

Jahre, uerroandelten H a u p t e s :

jetzt ist sie Göttin, als Kuh t r a n k sie die Fluten des Nils. Ino auch durchirrte im zartesten A l t e r die L a n d e : als Leukothoë n u n ruft sie der Seemann in Not. Ungeheuern des Meers roard A n d r o m e d a einst P e r s e u s ' erhabenes Weib wurde sie nach der Durch A r k a d i e n s Fluren als Bärin irrte jetzt

mit ihrem

überlassen, Gefahr.

¡Callisto:

Gestirn lenkt sie die Segel bei

Nacht.

Drum, roenn et roa zu frühe zur Ruhe dich brächte das Schicksal, roird dir ein seliges Los /enseit des Grabes zuteil. Semele roirst du erzählen, roie s e h r die Schönheit Gefahr und sie glaubt es dir gern, eigenen Leides gedenk.

ist,

Dir a b e r roird dann u n t e r M a e o n i e n s Heldinnen allen einst der c o r d e r e t e Platz: keine oerweigert ihn dir. Jetzt, so gut du oermagst, ergib deinem Los dich als Kranke: wandeln k a n n sich der Gott, wandeln die schmerzliche Zeit. Das roird Juno sogar, seine Gattin, gnädig dir n a c h s e h n : droht einem Mädchen d e r Tod, greift es auch Juno ans Herz.

Kreisel, zum Zaubergesange gedreht, verbleiben erfolglos, Lorbeer liegt, n u r oersengt, auf dem erloschenen Herd, und schon roeigert sich Luna, so oft oom Himmel zu steigen; Vögel der Finsternis schrein t r a u e r o e r k ü n d e n d e n Ruf. Einerlei Schicksalsschiff soll u n s zroei Liebende tragen, schattenumdunkelt dahin segelnd z u r unteren Flut. W e n n du der Einen dich nicht e r b a r m s t , so bitt' idi f ü r beide: lebt sie, so leb' ich mit ihr, sinkt sie, so sinke auch ich ! Für die Erfüllung des Flehens gelob' ich zu singen ein Preislied l a u t e n d : .Durch Jupiters Macht rourde mein Mädchen gesund . . - 117 -

LIBER

II

Ante tuosque pedes illa ipsa operata sedebit,

45

Narrabitque sedens longa pericia sua.

XXVIII ο Haec tua, Persephone, maneat dementia, nec tu, Persephonae coniunx, saevior esse velis. Sunt apud infernos tot milia formosarum: Pulchra sit in superis, si licet, una locis.

50

Vobiscum est Iope, vobiscum candida Tyro, Vobiscum Europe nec proba Pasiphae; Et quot Creta tulit vêtus et quot Achaia formas Et Thebae et Priami diruta regna senis, Et quaecumque erat in numero Romana puella,

ss

Occidit: has omnes ignis avarus habet. Nec forma aeternum aut cuiquam est fortuna perennis: Longius aut propius mors sua quemque manet. Tu quoniam es, mea lux, magno dimissa periclo, Muñera Dianae debita redde choros,

60

Redde etiam excubias Divae nunc, ante iuvencae, Votivas, noctes et mihi solve decern.

XXIX Hesterna, mea lux, cum potus nocte vagarer, Nec me servorum duceret ulla manus, Obvia, nescio quot pueri, mihi turba minuta Venerat (hos vetuit me numerare timor), Quorum alii faculas, alii retiñere sagittas,

s

Pars etiam visa est vincla parare mihi. Sed nudi fuerant. quorum lascivior unus: 'Arripite hunc' inquit; 'lam bene nostis eum. Hic erat, hunc mulier nobis irata locavit.' Dixit, et in collo iam mihi nodus erat. -

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BUCH

und sie selber roird dann, Derhüllt, sich zu Füßen sitzend erzählt sie dir dann, welcher

dir setzen:

G e f a h r sie entrann.

28 c Mögest, P e r s e p h o n e , du so gnädig u n s bleiben, und du auch, Gatte P e r s e p h o n e s , du mögest niefit zorniger sein/ Sind in der unteren Weit doch so Diele T a u s e n d e Schöner: eine nur, ist es erlaubt, sei in der oberen Welt! Iope ist bei euch, bei euch die s t r a h l e n d e Tyro, auch Europa bei euch und d e r P a s i p h a ë Schmach, auch roas Kreta und roas Achaia an Schönen erzeugte, Theben und P r i a m u s ' längst untergegangenes Reich, römische Mädchen s o d a n n , mie groß ihre Zahl auch gewesen, s a n k e n d a h i n : es n a h m gieriges Feuer sie roeg. Eroig ist Schönheit nicht, und jegliches Glück ist oergänglidi: s p ä t oder frühe, der Tod ist einem jeden gewiß. Du aber, da du, mein Licht, der großen G e f a h r n u n e n t k o m m e n , s t a t t e den Reigen nun ab, den du Diana gelobt! W e i h e die heiligen Wachen d e r Göttin, der f r ü h e r e n Jungkuh; schenke indessen danach zehn deiner Nächte auch mir/

29 Als in der gestrigen Nacht, du mein Licht, ich trunken umherzog auch keines Dieners Hand f ü h r e n d m i r gab das Geleit, kam mir ein Schroarm con roinzigen Buben entgegen, — roie Diele, rueiß ich nicht, denn der Schreck ließ mir zum Zählen nicht Zeit. Fackelchen hielten die einen oon ihnen, die anderen Pfeile, Fesseln schien mir ein Teil uorzubereiten f ü r mich. Aber sie waren ganz nackt, und einer roar dreister als alle: „Nehmt mir diesen hier fest!" rief er, „ihr kennt ihn ja roohl. Dieser roar es. F ü r ihn h a t die zornige Frau uns gedungen." Sprach's, und schon um den Hals roar m i r die Schlinge gelegt. - 119 -

L I B E R II Hic alter iubet in medium propellere, at alter: 'Intereat, qui nos non putat esse deos! Haec te non meritum totas expectat in horas: At tu nescio quas quaeris, inepte, fores. Quae cum Sidoniae nocturna ligamina mitrae Solverit atque oculos moverit ilia graves, Adflabunt tibi non Arabum de gramine odores, Sed quos ipse suis fecit Amor manibus. Parcite iam, fratres: iam certos spondet amores Et iam ad mandatam venimus ecce domum.' Atque ita me iniecto duxerunt rursus amictu: Ί nunc et noctes disce manere domi.'

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XXIX b Mane erat, et volui, si sola quiesceret illa, Visere: et in lecto Cynthia sola fuit. Obstupui: non illa mihi formosior umquam Visa, neque ostrina cum fuit in tunica, Ibat et hinc castae narratum somnia Vestae, Neu sibi neve mihi quae noci tura forent: Talis visa mihi somno dimissa recenti. Heu quantum per se candida forma valett 'Quid tu matutinus' ait 'speculator amicae? Me similem vestris moribus esse putas? Non ego tarn facilis: sat erit mihi cognitus unus, Vel tu vel si quis verior esse potest. Apparent non ulla toro vestigia presso, Signa volutantis, nec iacuisse duos. Aspice, ut in toto nullus mihi corpore surgat Spiritus admisso notus adulterio.' Dixit et opposite propellens savia dextra Prosilit in laxa nixa pedem solea. Sic ego tam sancti custos recludor amoris: Ex ilio felix nox mihi nulla fuit. -

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BUCH

Einer befiehlt jetzt, mich auf die Straße

zu stoßen, ein a n d r e r :

„Nieder mit diesem, der nicht glaubt, daß mir Gottheiten sindl Dich, d e r es nicht uerdient hat, eriuartet sie S t u n d e um Stunde, du aber, D u m m k o p f , siehst d r a u ß e n nach andren dich umi W e n n sie die nächtlichen Schleifen an i h r e r sidonischen H a u b e löst und die Augen, Dom Schlaf trunken, sich riditen auf dich, rverden

dich nicht n u r Düfte

arabischer K r ä u t e r umroehen,

s o n d e r n roie A m o r sie selbst

schuf mit der eigenen Hand.

Laßt ihn, Brüder, n u n l o s : er gelobt schon t r e u e r e Liebe. S e h t : mir stehen auch schon c o r dem bezeichneten Haus." W a r f e n den Mantel s o d a n n m i r ü b e r und f ü h r t e n mich

roeiter:

„Geh n u n und lerne, bei Nacht k ü n f t i g zu H a u s e zu sein/"

29 b M o r g e n s roar es; ich wollte e r k u n d e n , ob sie alleine ruhte, und Cynthia lag roirklich allein auf dem Bett. Und ich e r s t a r r t e : noch niemals roar sie m i r schöner erschienen, auch nicht, als ich sie sah, mie sie im Purpurgen;and schritt zu dem T e m p e l der züchtigen Vesta, den T r a u m zu e r z ä h l e n : ob er nicht ihr oder m i r Schaden

oerheiße

und Leid.

So erschien sie m i r fetzt, da sie eben oom Schlafe sich löste. Ach, roelch h o h e Geroalt strahlt Don der Schönheit doch ausi „WarumschIeichstdufrühmorgens",sosprachsie,l,alsSpäherzurFreunGlaubst du, mein Treiben und Tun roäre dem eurigen gleich? [din? Ich bin so leicht nicht bereit; n u r einen zu k e n n e n genügt m i r : dich — oder s o n s t Dielleicht einen, der's ehrlicher meint. Keinerlei Spur oon zerdrücktem P f ü h l ist h i e r zu ersehen, Zeichen oon Liebesgenuß, o d e r d a ß zroei hier geruht. Schau doch, roie m i r im ganzen Leibe kein einziger Hauch sich regt, mas doch jeden verrät, der sich d e r Buhlschaft ergab." Sprach's und erroehrte mit vorgehaltener H a n d sich d e r Küsse, s p r a n g vom Lager und f u h r schon mit dem Fuß in den Schuh. Und nun bin ich Derbannt, ich Wächter so heiliger Liebe: nicht eine glückliche Nacht rourde seither m i r zuteil. -

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LIBER

II

XXX Quo fugis, ah demens? nulla est fuga: tu licet usque Ad Tanain fugias, usque sequetur Amor. Non si Pegaseo vecteris in aere dorso, Nec tibi si Persei moverit ala pedes, Vel si te sectae rapiant talaribus aurae, Nil tibi Mercurii proderit alta via. Instat semper Amor, supra caput instat amanti, Et gravis ipse super libera colla sedet. Excubat ille acer custos et tollere numquam Te patietur humo lumina capta semel. Et iam si pecces, deus exorabilis ille est, Si modo praesentis viderit esse preces. * Ista senes licet accusent convivía duri: Nos modo propositum. vita, teramus iter. Illorum antiquis onerentur legibus aures: Hic locus est, in quo, tibia docta, sones, Quae non iure vado Maeandri iacta natasti, Turpia cum faceret Palladis ora tumor. Non tamen inmerito! Phrygias nunc ire per undas Et petere Hyrcani litora nota maris, Spargere et alterna communes caede Penates Et ferre ad patrios praemia dira lares? Una contentum pudeat me vivere amica? Hoc si crimen erit, crimen Amoris erit: Mi nemo obiciat. libeat tibi, Cynthia, mecum Rorida muscosis antra tenere iugis. Illic aspicies scopulis haerere Sorores, Et canere antiqui dulcia furta Iovis, Ut Semela est combustus, ut est deperditus Io, Denique ut ad Troiae tecta volarit avis. - 122

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BUCH

30 Narr, wo fliehst

du denn hin? Es gibt k e i n e Flucht, und entflöhst

du

bis zu des Tanai's S t r a n d : A m o r o e r f o l g t dich a u d i dort. W e n n du auf P e g a s u s ' Rücken e m p o r in die Lüfte

entschwändest,

roenn, wie dem P e r s e u s einst, Schwingen dir höben oder, wenn

Lüfte

den

dich trügen, durcheilt Don 'geflügelten

n ü t z t e dir nichts M e r k u r s Flug in die himmlischen

Fuß

Sdiuhen, Höhn:

allzeit kreist überm Haupt und bedrängt den Liebenden

Amor,

s e t z t sich dem Freiesten s e l b s t lästig g e n u g au/ den Hals. Scharf als dein W ä c h t e r belauert er dich und g e s t a t t e t es n i e m a l s , daß du oom Boden

den Blick hebst, der ihm einmal oerfiel.

W e n n du gesündigt hast, so läßt sich der Gott doch

erbitten,

sieht er n u r w e n i g s t e n s gleich, daß du als F l e h e n d e r nahst. * M ö g e n Oerhörtete

G r e i s e uns schelten ob u n s r e r

uns, mein Leben,

Gelage:

laß gehn auf dem betretenen W e g f

M ö g e n sie sidi mit alten G e s e t z e n die Ohren h i e r ist der Ort, roo du, kunstreiche Flöte,

beschweren: ertönst,

die du, zu Unrecht in den M a e a n d e r geschleudert, dahintriebst, weil einst P a l l a s ' Gesicht roard durch die Schwellung

entstellt. —

A b e r nicht g a n z o h n e Schuld) f e t z t phrygische Fluten durchschiffen, nach des hyrkanischen M e e r s übelberüchtigtem Strand? W i l l s t du g e m e i n s a m e G ö t t e r mit

roechselndem

M o r d e besudeln,

g r a u s i g e r Beute Geroinn bringen zum heimischen Herd? Sollt' ich mich schämen, zufrieden mit e i n e r Freundin zu leben? Ist dies Verbrechen, s o ist's A m o r s Verbrechen allein: W e r f e mir n i e m a n d es oorl Du, C y n t h i a , wollest

nach Lüsten

tauige Grotten mit mir teilen auf m o o s i g e n HöhnI Hangen dort roirst du sehn an den Felsen die göttlichen Sdiroestern, h ö r s t sie besingen, roie einst Jupiter Liebe wie er für Semele wie er als Adler

brannte, danach sich um Io

sich stahl, oerzehrte,

z u l e t z t flog zu der troischen Burg.

- 123 -

LIBER

II

Quod si nemo extat, qui vicerit Alitis arma, Communis culpae cur reus unus agor? Nec tu virginibus reverentia moveris ora: Hic quoque non nescit, quid sit amare, chorus, Si tamen Oeagri quaedam compressa figura

35

Bistoniis olim rupibus accubuit. Hic ubi te prima statuent in parte choreae Et medius docta cuspide Bacchus erit, Tum capiti sacros patiar pendere corymbos: Nam sine te nostrum non valet ingenium.

40

XXXI Quaeris, cur veniam tibi tardior? aurea Phoebi Porticus a magno Caesare aperta fuit. Tanta erat in speciem Poenis digesta columnis, Inter quas Danai femina turba senis. Hic equidem Phoebo visus mihi pulchrior ipso

5

Marmoreus tacita carmen hiare lyra, Atque aram circum steterant armenta Myronis, Quattuor artificis, vivida signa, boves. Tum medium claro surgebat marmore templum, Et patria Phoebo carius Ortygia.

io

In quo Solis erat supra fastigia currus, Et valvae, Libyci nobile dentis opus: Altera deiectos Parnasi vertice Gallos, Altera maerebat fuñera Tantalidos. Deinde inter matrem deus ipse interque sororem Pythius in longa carmina veste sonat.

- 124 -

15

ZWEITES

BUCH

D r u m ruenn den Waffe η des Flügelknaben noch n i e m a n d getrotzt hat, roarum

zeiht man allein mich der gemeinsamen Schuld?

Auch jene Jung/raun werden

von dir nicht schamhaft sich

weiß diese Schar doch gar wohl, wie's

um die Liebe

wenden: bestellt,

da ihrer eine, trotz allem dem Reiz des Oiagros erliegend, auf dem bistonischen Fels einst sich der Liebe

ergab.

W e n n sie nun dort auf den Dordersten Platz im Reigen dich stellen und mit dem kunstreichen Stab Bacchus inmitten erscheint, k r ä n z e m i r dann mein H a u p t die heilige Blüte des denn, bist du m i r nicht n a h , fehlt

Efeus:

meinem Geiste die Kraft.

Fragst du, roarum ich so spät erst k o m m e ? Die goldene Halle w u r d e eröffnet, die /üngst C a e s a r dem Phoebus erbaut: Säulen, ähnlich den punischen, s a h ich umgrenzen das Ganze und dazwischen gestellt D a n a u s ' weibliche Schar. Schöner als P h o e b u s selber erschien m i r wahrlidι sein S t a n d b i l d : roar seine Lyra audi s t u m m , meint' ich zu hören sein Um den Altar herum sah Myrons Tiere ich stehen, uier seiner Kühe: die Kunst hat sie mit Leben

Lied.

erfüllt.

Dann, in der Mitte, erhob sich d e r Tempel oon leuchtendem M a r m o r , teurer dem Phoebus sogar als sein orti/gisches Land. Droben, hoch überm Giebel e r s t r a h l t e d e r Wagen d e r Sonne, und oon den Flügeln der Tür, edel aus libyschem Zahn, zeigt der eine der Gallier Sturz oom Haupt des P a r n a s s u s , und der a n d r e beklagt Niobes bitteres Leid. Endlich der Gott, der pythisdie, selbst: zroischen Mutter und läßt er im langen Geroand tönen sein heiliges Lied. [Schwester

- 125 -

LIBER

II

XXXII Qui videt, is peccat; qui te non viderit ergo, Non cupiet: facti lumina crimen habent. Nam quid Praenesti dubias, o Cynthia, sortes, Quid petis Aeaei moenia Telegoni? Cur tua te Herculeum déportant esseda Tibur? Appia cur totiens te via ducit anus? Hoc utinam spatiere loco, quodcumque vacabis, Cynthia! sed tibi me credere turba vetat, Cum videt accensis devotam currere taedis In nemus et Triviae lumina ferre deae. Scilicet umbrosis sordet Pompeia columnis Porticus aulaeis nobilis Attalicis, Et platanis creber pariter surgentibus ordo, Flumina sopito quaeque Marone cadunt, Et leviter nymphis tota crepitantibus urbe, Cum subito Triton ore recondit aquam! Falleris: ista tui furtum via monstrat amoris: Non urbem, demens, lumina nostra fugis! Nil agis, insidias in me componis inanes, Tendis iners docto retia nota mihi. Sed de me minus est: famae iactura pudicae Tanta tibi miserae, quanta meretur, erit. Nuper enim de te nostras me laedit t ad aures Rumor et in tota non bonus urbe fuit. Sed tu non debes inimicae credere linguae: Semper formosis fabula poena fuit. Non tua deprenso damnata est fama veneno: Testis eris puras, Phoebe, videre manus. Sin autem longo nox una aut altera lusu Consumpta est, non me crimina parva movent. Tyndaris externo patriam mutavit amore, Et sine decreto viva reducta domum est. -

126

-

ZWEITES

BUCH

32 W e r didi erblickt,

der sündigt: roer also nie dich gesehen,

roird nicht begehren: die Schuld haben die A u g e n Warum,

Cynthia,

allein.

suchst du Praenestes trügende Lose,

roarum zieht es dich fort zu des Teiegonus Stadt? W a r u m entführt dich dein W a g e n so oft zum Herkulischen Tibur, ruarum lockt dich so oft A p p i u s ' ältester W e g ? Wolltest du doch in der Stadt dich in Stunden der Muße ergehen, Cynthia) Dir zu oertraun, roehrt das Getümmel des Volks, roenn es dich sieht, roie du fromm mit brennenden Fackeln dahineilst und f ü r Diana das Licht trägst in den heiligen Hain. Freilich mißachtest du ja des Pompejus

Halle mit ihrem

schattigen Säulengang, kostbarer Teppiche Schmuck und die Platanen, oder die Fluten,

die schlank sich in dichten Reihen erheben, die, stets schlummernd, der ,Maron' uersprüht,

all die Brunnen, die sanft in die Hunde umher sich ergießen, bis in des Triton Mund plötzlich das W a s s e r uersiegt. Täusche dich nicht/ Deine Fahrt oerrät deine heimliche

Liebe:

nicht der Stadt, meinem Blick, roillst du dich, Törin, entziehn. Nichts erreichst du: du spinnst gegen mich oergebliche Ränke, spannst deine Netze umsonst, da sie mir allzu bekannt. A b e r es geht nicht um mich: der Ruf deiner Tugend roird sinken, sinken so tief, roie du. Ärmste, es leider oerdienst. Neulich kam über dich mir oerletzende Kunde zu Ohren, und in der Stadt überall sprach man nichts Gutes Dan dir. A b e r du brauchst der feindlichen Zunge nicht Glauben zu schenken: immer schon hat das Geschroätz Schönen zu schaden Dersudit. Nicht durch erroiesne Vergiftung wurde dein Name geschändet: du roirst Zeuge ihr sein, Phoebus, daß rein ihre

Hand,

W a r d auch die ein' oder andere Nacht in langem Genießen hingebracht, — nicht mich stören so kleine Vergehn. Tyndarus' Tochter verließ

um fremde

Liebe die Heimat:

lebend und ohne Gericht kam sie nach Hause zurück. -

127

-

LIBER

II

Ipsa V e n u s fertur corrupta libidine Martis, Nec minus in caelo semper honesta fuit, Quamvis Ida Parim pastorem dicat a m a s s e

35

A t q u e inter pecudes accubuisse deam: Hoc et Hamadryadum spectavit turba sororum Silenique senes et pater ipse chori, Cum quibus Idaeo legisti poma sub antro, S u b p o s i t a excipiens Naica dona manu. —

40

An quisquam in tanto stuprorum examine quaerit: 'Cur h a e c tam dives? quis deditî unde dedit?' O nimium nostro felicem tempore Romam, Si contra mores una puella f a c i t ! H a e c eadem ante illam iam inpune et Lesbia fecit: 45 Quae sequitur, certe est invidiosa minus. Qui quaerit Tatios veteres durosque S a b i n o s , Hic posuit nostra nuper in urbe pedem. T u prius et fluctus poteris siccare marinos, Altaque mortali deligere astra manu,

50

Quam facere, ut nostrae nolint peccare puellae: Hic mos Saturno regna tenente fuit. At cum Deucalionis aquae fluxere per orbem Et post antiquas Deucalionis aquas, Die mihi, quis potuit lectum servare pudicum,

55

Quae dea cum solo vivere sola deo? U x o r e m quondam magni Minois, ut aiunt, Corrupit torvi candida forma bovis; Nec minus aerato Danae circumdata muro Non potuit magno casta negare Iovi. Quod si tu Graias es tuque imitata Latinas, S e m p e r vive m e o libera iudicio.

XXXIII T r i s t i a iam redeunt iterum sollemnia n o b i s : Cynthia iam n o c t e s est operata decern. -

128

-

60

ZWEITES

BUCH

Venus selbst, roie roeit das Verlangen n a d i M a r s sie

Derführte,

war bei den Himmlischen doch roeniger drum nicht geehrt, ob auch der Ida Derrät, daß sie Paris, den Hirten, geliebt h a t und daß die Göttin sich ihm dort bei den H e r d e n

gesellt:

das hat der Schraarm der oersdiroisterten H a m a d r y a d e n gesehen und manch alter Silen und auch der F ü h r e r der Schar; l a s e s t du u n t e r den Bäumen des Ida mit ihnen doch

Äpfel,

Göttin, und /ïngst mit der Hand, mas die Naja den geschenkt. Fragt mohl jemand bei solch einer H ä u f u n g bedenklicher Lüste: .Wodurch roard sie so reich? W e r h a t ' s geschenkt und roarum?' O, wie überglücklich ist Rom in unseren Zeiten, roenn n u r ein einziges Weib gegen die Sitten verstößtI Vor ihr h a t es ganz ähnlich auch Lesbia straflos g e t r i e b e n : die es ihr nachtut, trägt sicher geringere Schuld. W e r noch die alten Tatier sucht und die rauhen Sabiner, setzte den Fuß wohl erst kürzlich in u n s e r e Stadt. E h e r oermöchtest du roohl die Fluten des Meeres zu trocknen oder mit sterblicher H a n d S t e r n e herniederzuziehn als zu bewirken, daß u n s e r e Mädchen nicht sündigen

wollten:

gab es die Sitte doch schon, als noch Saturnus gebot. Doch da Deukalions Fluten sich ü b e r die Erde ergossen und nach Deukalions Zeit, da jene Flut sich verlief, — sag mir, roer konnte denn wohl seinem Lager die Keuschheit beweldìe der Göttinnen lebt mit einem einzigen Gott? [wahren. Einstmals roard auch des großen Minos Gemahlin, so sagt m a n , durdi eines stürmischen Stiers s t r a h l e n d e Schönheit verführt. Danae selbst, ringsum oon ehernen M a u e r n umschlossen, k o n n t e sich Jupiters Macht dennoch nicht züchtig entziehn. Drum, roenn Griechinnen sind und Latinerinnen dein Vorbild, sollst du, nach m e i n e m Entscheid, i m m e r d e r Freiheit dich f r e u n .

33

Schon ist wieder die Zeit der traurigen Feiern g e k o m m e n : auf zehn NäAte oersieht Cynthia wieder den Dienst. - 129 -

LIBER

II

Atque utinam pereant, Nilo quae sacra tepente Misit matronis Inachis Ausoniis! Quae dea tam cupidos totiens divisit amantes,

5

Quaecumque ilia iuit, semper amara fuit. Tu certe Iovis occultis in amoribus, Io, Sensisti, multas quid sit inire vias, Cum te iussit habere puellam cornua Iuno Et pecoris duro perdere verba sono.

10

Ah quotiens quernis laesisti frondibus ora, Mansisti stabulis abdita pasta tuisl An, quoniam agrestem detraxit ab ore figuram Iuppiter, idcirco facta superba dea es? An tibi non satis est fuscis Aegyptus alumnis?

15

Cur tibi tam longa Roma petita via? Quidve tibi prodest viduas dormire puellas? Sed tibi, crede mihi, cornua rursus erunt, Aut nos e nostra te, saeva, fugabimus urbe: Cum Tiberi Nilo gratia nulla fuit.

20

At tu, quae nostro nimium placata dolore es Noctibus his, vacui ter faciamus iter. Non audis et verba sinis mea ludere, cum iam Flectant Icarii sidera tarda boves. Lenta bibis: mediae nequeunt te frangere noctes.

25

An nondum est talos mittere lassa manus? Ah pereat, quicumque meracas repperit uvas Corrupitque bonas nectare primus aquas! Icare Cecropiis merito iugulate colonis, Pampineus nosti quam sit amarus odor.

30

Tuque o Eurytion vino Centaure peristi, Nec non Ismario tu, Polypheme, mero. Vino forma perit, vino corrumpitur aetas, Vino saepe suum nescit amica virum. Me miserum, ut multo nihil est mutata Lyaeo! Iam bibe: formosa es: nil tibi vina nocent, Cum tua praependent demissae in pocula sertae, Et mea deducta carmina voce legis. - 130 -

35

ZWEITES

BUCH

Unheil treffe die heiligen Bräuche, die Inachus' Tochter s a n d t e uom ruärmeren Nil unsern italischen F r a u ' n l Denn diese Göttin, die oft sehnsüchtig Liebende trennte, — allzeit, mie sie auch roar, roar sie υ on grämlicher A r t . Io, du hast doch gemiß

bei Jupiters heimlicher Liebschaft

eingesehn, roas es heißt, oielerlei als dir Juno befahl,

Wege zu gehn,

einer Jungfrau, H ö r n e r zu tragen

und sich in tierischen Lauts Rauheit die Rede verlor. O, roie oft du die Lippen zerrissen am Laube d e r Eichel Kamst Don d e r W e i d e du satt, bliebst du oerborgen im Stall. W u r d e s t du denn, roeil Jupiter dir die tierische M a s k e zog von deinem Gesicht, plötzlich als Göttin so stolz? Hast du denn nicht genug an den b r a u n e n Kindern Ägyptens? W a r u m f ü h r t e dein Weg dich zum entlegenen Rom? O d e r roas hast du daoon, roenn die Mädchen schlafen roie Witroen? Aber, glaube mir, bald roachsen die H ö r n e r dir neul O d e r roir roerden, du Wilde, aus u n s e r e r Stadt dich o e r j a g e n : Freundschaft gab es non je nicht zroischen Tiber und Nil. — Du aber, die du in diesen Nächten durch meine Betrübnis reichlich o e r s ö h n t bist, n u n b l ü h e uns dreifaches Glück/ Doch du h ö r s t nicht und läJSt mich W o r t e oerschroenden, indessen Ikarus' Rinder schon längst ziehen ihr träges Gestirn. Langsam trinkst du und läßt durch die Mitte der Nacht dich nidit Sind deine H ä n d e denn noch i m m e r der W ü r f e l nicht m ü d ? (stören. Fluch dem, der es e r f a n d , sich am T r a u b e n s a f t zu berauschen o d e r mit N e k t a r zuerst friedliches W a s s e r verdarb! Ikarus, du, den mit Recht die kekropischen Siedler erschlugen, du h a s t erfahren, mie herb duftet des Weines Gerank. Du auch, Kentaur Eurytion, gingst am Weine z u g r u n d e und auch du, P o l y p h e m , durch den ismarischen T r u n k . Schönheit oergeht d u r d i Wein, oom Wein roird die Jugend Derdorben, ja, beim Weine e r k e n n t oft nicht die Freundin den Freund. — Ach, ich Ärmster) Wie ist sie uom Rausche doch gar nicht o e r ä n d e r t / Trinke du nur/ Du bist schön: T r u n k e n h e i t schadet dir nicht, roenn dein Kranz oon der Stirn in deinen Becher h e r a b s i n k t und du Gedichte oon m i r singst in » e r h a l t e n e m Ton. - 131 -

LIBER

II

Largius effuso madeat tibi mensa Falerno, Spumet et aurato moUius in calice. Nulla tarnen lecto recipit se sola libenter: Est quiddam, quod vos quaerere cogat Amor. Semper in absentes felicior aestus amantes: Elevât assiduos copia longa viros.

XXXIV Cur quisquam faciem dominae iam credat amico? Sic erepta mihi paene puella mea est. Expertus dico: nemo est in amore fidelis, Formosam raro non sibi quisque petit. Polluit ille deus cognatos, solvit amicos Et bene concordes tristia ad arma vocat. Hospes in hospitium Menelao venit adulter. Colchis et ignotum nonne secuta virum est? Lynceu, tune meam potuisti, perfide, curam Tangere? nonne tuae tum cecidere manus? Quid si non constane illa et tam certa fuisset? Posses in tanto vivere flagitio? Tu mihi vel ferro pectus vel perde veneno: A domina tantum te modo tolle mea. Te socium vitae, te corporis esse licebit; Te dominum admitto rebus, amice, meis: Lecto te solum, lecto te deprecor uno: Rivalem possum non ego ferre Iovem. Ipse meas solus, quod nil est, aemulor umbras, Stultus, quod stulto saepe timore tremo. Una tarnen causa est, qua crimina tanta remitto, Errabant multo quod tua verba mero. Sed numquam vitae fallet me ruga severae: Omnes iam norunt, quam sit amare bonum. Lynceus ipse meus seros insanit amores: Solum te nostros laetor adire deos. - 132 -

ZWEITES

BUCH

Möge dein Tisch sich feuchten vom reichlich Dergossnen Falerner: lockender schäumt er und blinkt golden hervor aus dem Kelch. Dennoch begibt kein Mädchen sich einsam gerne zu Bette: etroas gibt es, wonach Amor zu suchen euch zroingt. Immer beglückt euer Sehnen die Liebenden, roenn sie entfernt sind: sind sie beständig zur Hand, sinken die Männer im Wert.

34 Warum oertraut noch jemand die Schönheit der Herrin dem Freunde? Ward ich doch so beinah' meiner Geliebten beraubt. Ja, ich hab' es erlebt: in der Liebe ist keinem zu trauen; selten geschieht's, daß der Freund nicht nach der Schönen verlangt. Ach, dieser Gott befleckt die Verwandtschaft, erschüttert die Freundund, die sich trefflich oerstehn, hetzt er zu traurigem Streit, [schaft Hat doch ein Gastfreund schon Menelaus' Ehe gebrochen. Folgte die Kolcherin nicht einst einem fremden Gemahl? Lynkeus, konntest du dich an meiner Liebe vergreifen, Treuloser? Sanken dir nicht schaudernd die Hände herab? Wenn sie nun nicht so fest geblieben ruäre und standhaft? Könntest du leben, o sprich, so in entehrender Schmach? Stoße den Mordstahl mir in die Brust oder töte mit Gift mich, von meiner Herrin jedoch hebe dich schleunigst hiniueg/ Leib und Leben mit dir zu teilen bin ich erbötig, gern auch mach' idi zum Herrn all meiner Habe dich, Freund, con meinem Bette nur roünsch' ich hinroeg dich, allein uon dem Bette: könnt' ich doch Jupiter selbst nicht als Riöalen ersehn. Ja, ich selber, allein, mißtrau' einem Nichts: meinem Schatten, — töricht, denn gar zu oft zittr' ich aus nichtiger Furcht. Einen mildernden Grund Iaß' ich trotz deiner Frevel noch gelten, nämlich daß reichlicher Wein oft deine Worte verwirrt. Nie aber täusche mich mehr die gerunzelte Stirn der Gesetztheit: alle finden sie ja doch an der Liebe Geschmack. Selbst mein Lynkeus verlor den Verstand uon uerspäteter Liebe. O, mie freut's mich, daß du unseren Gottheiten nahst/ - 133 -

LIBER

II

Quid tua Socraticis tibi nunc sapientia libris Proderit aut rerum dicere posse vias? Aut quid Erecthei tibi prosunt carmina lecta? Nil iuvat in magno vester amore senex.

so

Tu satius memorem Musís imitere Philitan Et non inflati somnia Callimachi. Nam cursus licet Aetoli referas Acheloi, Fluxerit ut magno tactus amore liquor, Atque etiam ut Phrygio fallax Maeandria campo

35

Errat et ipsa suas decipit unda vias, Qualis et Adrasti fuerit vocalis Arion Tristis ad Archemori fuñera victor equos: Amphiareae non prosint tibi fata quadrigae Aut Capanei magno grata ruina Iovi.

40

Desine et Aestfayleo componere verba cothurno, Desine et ad molles membra resolve choros. Incipe iam angusto versus includere torno, Inque tuos ignes, dure poeta, veni. Tu non Antimacho, non tutior ibis Homero:

45

Despicit et magnos recta puella deos. Sed non ante gravi taurus subcumbit aratro, Cornua quam validis haeserit in laqueis, Nec tu tam duros per te patieris amores: Trux tamen a nobis ante domandus eris.

so

Harum nulla solet rationem quaerere mundi, Nec cur fraternis Luna laboret equis, Nec si post Stygias aliquid restabimus undas, Nec si consulto fulmina missa tonent. Aspice me, cui parva domi fortuna relieta est,

55

Nullus et antiquo Marte triumphus avi, Ut regnem mixtas inter conviva puellas Hoc ego, quo tibi nunc elevor, ingenio. Me iuvet hesternis positum Ianguere corollis, Quem tetigit iactu certus ad ossa deus, Actia Vergilium custodis litora Phoebi Caesaris et fortes dicere posse rates, - 134 -

60

ZWEITES

BUCH

W a s roird jetzt dir die Weisheit aus deinen Somatischen Büchern nützen und daß du s o oiel weißt oon dem Laufe der Weit? O d e r roas nützt es, daß du des A t h e n e r s Gedichte gelesen? Gegen der Liebe Geroalt meiß e u e r Meister nicht Rat. Nimm in der Kunst dir lieber Philitas' Lieder zum Vorbild und den Kailimachus, der zart seine T r ä u m e erzählt! Ob du nun schilderst den Lauf des aetolischen Stroms Achelous, roie seine Flut sich ergoß, als ihn die Liebe berührt, ob des M a e a n d e r s Woge, die trügerisch schroeift in den Fluren Phrygiens, selber sich täuscht über den eigenen Weg, und mie Arion, das Pferd des A d r a s t u s , mit Sprache begabt roard und des Archemorus Tod trauernd als Sieger beklagt: n i d i t s roird dir nützen das Schicksal des Amphiaraischen W a g e n s o d e r des Kapaneus Sturz, dessen sich Jupiter f r e u t . Meide es, auf dem Kothurn des Aischylos W o r t e zu reihen, meid' esi Im roeicheren Tanz seien die Glieder gelöst ! Fange nun an, in der feineren D r e h b a n k Verse zu drechseln: wie du in Liebe erglühst, singe, du r a u h e r Poeti Sicherer roirst du nicht gehn als Antimachus oder H o m e r u s : Mädchen der richtigen Art fragen nadi Göttern nicht oiel. Aber nicht eher bequemt sich d e r Stier dem geroicJitigen Pfluge, als menn das stolze Gehörn fest in den Schlingen ihm steckt: so roirst du dich oon selbst dem Joche der Liebe nicht fügen, wenn wir nicht vorher dir zähmen den trotzigen Sinn. Keins dieser Mädchen pflegt nach dem Sinne zu forschen des Weltalls oder warum sich d e r Mond m ü h t mit der Sonne Gespann, ob roir jenseits der stygischen Fluten ein Leben noch f ü h r e n und ob ein göttlicher Rat Blitze und Donner uns schickt. Sieh mich an, dem zu Haus n u r roe nig Vermögen u e r e r b t roard, den keines A h n e n Triumph ehrt aus vergangenem Krieg: wie beim Gelag' ich gebiete im Kreis der Derschiedensten Mädchen, ich, und allein durch die Kunst, die dir so niedrig erscheint. Mich erfreut's, mit dem Kranze oon gestern e r m a t t e t zu ruhen, mich, den der zielende Gott traf bis ins innerste Mark, doch den Vergil, daß er A k t i u m s Strand, den P h o e b u s beschützte, p r e i s e n kann, w o zur See C a e s a r den Feind überroand. - 135 -

LIBER

II

Qui nunc A e n e a e Troiani suscitât arma Iactaque Lavinis moenia litoribus. Cedite R o m a n i scriptores, cedite Grai:

65

Nescio quid maius nascitur Iliade. T u canis umbro si s u b t e i pineta Galaesi T h y r s i n et adtritis Daphnin harundinibus, Utque decern possint corrumpere mala puellas M i s s u s et inpressis haedus ab uberibus.

70

Felix, qui viles pomis m e r c a r i s a m o r e s ! Huic licet ingratae Tityrus ipse canat. F e l i x intactum Corydon qui temptat A l e x i n Agricolae domini carpere delicias! Quamvis ille sua lassus requiescat avena,

75

Laudatur facilis inter Hamadryadas. T u canis A s c r a e i veteris praecepta poetae, Quo seges in campo, quo viret uva iugo. T a l e facis carmen docta testudine, quale Cynthius inpositis temperat articulis.

80

Non tamen h a e c ulli venient ingrata legenti, Sive in amore rudis sive peritus erit. Nec minor his animis aut sim minor o r e : canorus A n s e r i s indocto carmine cessit olor. H a e c quoque perfecto ludebat Iasone Varrò,

85

V a r r ò Leucadiae maxima fiamma suae. H a e c quoque lascivi cantarunt scripta Catulli, Lesbia quis ipsa notior est Helena. Haec etiam docti c o n f e s s a est pagina Calvi, Cum caneret miserae fuñera Quintiliae. Et modo formosa quam multa Lycoride Gallus Mortuus inferna vulnera lavit a q u a ! Cynthia quin etiam versu laudata Properti, Hos inter si me ponere fama volet.

-

136

-

90

ZWEITES ihn, der jetzt des Trojaners

Aeneas

BUCH K ä m p f e beschrooren

und die Mauern, die er sdiuf am Laoinischen Strand. Weichet zurück, ihr römischen Dichter, weichet, ihr Griechen: et tu as Größres In des Galaesus

entsteht hier, als die Iii as ist. Schatten im Fichtenhaine besingst du

T h y r s i s und Daphnis zum Klang lieblicher Flöten, besingst, roie zehn Ä p f e l die Mädchen bereits zu verführen

Dermögen

oder ein Böckchen, das jüngst rourde dem Euter Glücklicher, der du mit Äpfeln Dieser, die fühllos

dir billige Liebe

entwöhnt.

erkauftestl

ist, singe nur Tityrus s e l b s t :

Glücklicher C o r y d o n du, der sich roagt an den keuschen A l e x i s und seines ländlichen Herrn W o n n e n zu kosten beginnt/ M a g nun jener auch ruhn, ermüdet

Dom Spiel auf dem Rohre,

Hamadryaden gleichroohl singen gefällig sein Lob. Du besingst uns, roas einst schon der Dichter uon A s k r a gelehrt hat: roo im Gefilde die Saat grünt, auf dem Hügel der Wein. Solch ein Gedicht schaffst du roie der Cynthische Gott auf der Lyra, wenn er mit kundiger Hand meisternd die Saiten berührt. — Dennoch: auch dies hier klingt nicht unerfreulich dem

Leser,

sei ihm die Liebe noch fremd, sei er erfahren in ihr. Kleiner nicht sei ich als diese an Schroung und an Stimmet Doch roich törichtem Gänsegesang gerne der tönende Sdiroan. So hat auch Varrò gespielt, nachdem er J a s o n '

[oor

vollendet.

Varrò, des lodernde Glut seiner Leukadia galt. Soldies

besangen ja auch die Lieder des losen Catullus

so, daß Lesbias Ruhm Helena selbst Solches bekannte

übertrifft.

uns auch ein Blatt des kunstreichen Calous,

als er nom traurigen Tod seiner Quintilla sang. Neulich erst Gallus, entbrannt für die schöne Lykoris, mie

viele

Wunden rousch er im Tod ab an der unteren Flut/ So ist Cynthia auch in Propertius' V e r s e n uereroigt, roenn unter jenen

der Ruhm einst einen Platz mir oergönnt.

- 137

-

LIBER

TERTIUS

Callimachi manes et Coi sacra Philitae, In vestrum, quaeso, me sinite ire nemus! Primus ego ingredior puro de fonte sacerdos Itala per Graios orgia ferre choros. Dicite, quo pariter carmen tenuastis in antro? Quove pede ingressi? quamve bibistis aquam? Ah valeat, Phoebum quicumque moratur in armis! Exactus tenui pumice versus eat. Quo me Fama levât terra sublimis, et a me Nata coronatis Musa triumphat equis, Et mecum in curru parvi vectantur Amores, Scriptorumque meas turba secuta rotas. Quid frustra missis in me certatis habenis? Non datur ad Musas currere lata via. Multi, Roma, tuas laudes annalibus addent, Qui finem imperii Bactra futura canent: Sed quod pace legas, opus hoc de monte Sororum Detulit intacta pagina nostra via. Mollia, Pegásides, date vestro serta poetae: Non faciet capiti dura corona meo. At mihi quod vivo detraxerit invida turba, Post obitum duplici fenore reddet Honos. Omnia post obitum fingit maiora vetustas: Maius ab exequiis nomen in ora venit. Nam quis equo pulsas abiegno nosceret arces Fluminaque Haemonio comminus isse viro, - 138 -

DRITTES

BUCH

Ihr, des Kailimachus Manen, ihr Weihen des Koers Philitas, laßt mich, idi bitte, hinein schreiten in eueren Hain/ Kommend oom lauteren QueJl als erster Priester erschein' ich, der beim italischen Fest führt einen griechischen Tanz. Nennt mir die Grotte, darin euer Lied ihr feiltet zum Gleichmaß/ Zeigt mir den Pfad, den ihrgingt / Nennt mir den Born, den ihr trankt/ Gehe mir roeg, roer Phoebus noch unter den Waffen mill halten/ Bimsstein glätte das Buch! Fließe vollendet der Vers, daß der erhabene Ruhm mich oom Boden erhebt und die Muse, die ich erschaffen, im Sieg freudig die Rosse bekränzt/ Mit mir fahren im Wagen die zierlichen Götter der Liebe, und auf den Spuren des Rads folgt mir der dichtende Schwarm. Warum meßt ihr mit mir euch oergebens bei hängenden Zügeln? Breit und bequem ist der Weg nicht zu den Musen empor. Viele roerden, o Rom, deinen Ruhm noch in Büchern erhöhen, werden als Grenze des Reichs Baktra besingen dereinst. Lies im Frieden jedoch dieses Werk, das oom Berge der Musen, nimmer betretene Bahn schreitend, mein Buch dir gebracht! Reicht, Pegasiden, das zartere Blumengeroind' euerm Dichter/ Steht der strengere Kranz doch meinem Haupte nicht an. Was mir Lebendem aber die Menge der Neider entzogen, bringt nach dem Tode der Ruhm wieder mit doppeltem Zins. Alles Derklärt und erhöht nach dem Hingang Dauer des Nachruhms: erst roenn das Grab sich sdiloß, roächst eines Namens Geroalt. Denn roer roüßte oom hölzernen Pferd und der Burg, die es umstieß, Don dem haemonischen Mann, der mit den Flußgöttern rang. - 139 -

L I B E R III Idaeum Simoenta, Iovis cum prole Scamandro, Hectora per campos ter maculasse rotas? Deiphobumque Helenumque et Poly damante et in armis Qualemcumque Parim vix sua nosset humus. 30 Exiguo sermone fores nunc, Ilion, et tu, Troia, bis Oetaei numine capta dei. Nec non ille tui casus memorator Homerus Posteritate suum crescere sensit opus. Meque inter seros laudabit Roma nepotes: 3? Ilium post ciñeres auguror ipse diem. Ne mea contempto lapis indicet ossa sepulcro, Provisum est Lycio vota probante deo. Carminis interea nostri redeamus in orbem: Gaudeat in solito tacta puella sono. 40

II Orphea detinuisse feras et concita dicunt Flumina Threicia sustinuisse lyra; Saxa Cithaeronis Thebas agitata per artem Sponte sua in muri membra coisse ferunt; Quin etiam, Polypheme, fera Galatea sub Aetna s Ad tua rorantes carmina flexit equos: Miremur, nobis et Baccho et Apolline dextro Turba puellarum si mea verba colitî Quod non Taenariis domus est mihi fulta columnis, Nec camera auratas inter eburna trabes, 10 Nec mea Phaeacas aequant pomaria silvas, Non operosa rigat Marcius antra liquor: At Musae comités, et carmina cara legenti, Et defessa choris Calliopea meis. Fortunata, meo si qua es celebrata libello! 15 Carmina erunt formae tot monumenta tuae. Nam ñeque pyramidum sumptus ad sidera ducti, Nec Iovis Elei caelum imitata domus, - 140 -

DRITTES

BUCH

mit dem Simois c o m Ida, mit Jupiters Sohn, dem S k a m a n d e r , müßte,

mie H e k t o r s Blut dreimal die Räder

genetzt,

wer oon Dei'phobus, HeJenus o d e r Polydamas? roäre, ob kühn Wenig

n u r w ü r d e s t du, Iiion, heute

Troja, zweimal

Paris

oder feig, k a u m seiner Hei mat

bekannt.

gepriesen und du audi.

besiegt von dem ötäischen Gott.

Und auch er, deines Falles Vereroiger selber, H o m e r u s , h a t es erfahren:

sein Ruhm ist bei den Enkeln erblüht.

Mich auch roird m a n in Rom bei s p ä t e n Geschlechtern noch f e i e r n : roenn ich zu Asche zerfiel, n a h e t , ich ahn' es, der Tag. Daß nicht der Stein am oerachteten Grab mein Gebe in n u r bezeichne, wirkte

der lykische Gott, d e r m e i n e Bitten erhört.

Doch mir k e h r e n inzwischen zurück in den Kreis u n s r e s Sanges, daß sich das Mädchen, gerührt, freut an dem Ton, den es

O r p h e u s , sagen sie, hat mit der thrakischen Lyra die Tiere besänftigt, sogar reißende S t r ö m e gehemmt. Liedkunst hat die Felsen Kithaerons, so heißt es, nach

kennt.

wilden Theben

hinberoegt, ruó sie selbst bauten zu M a u e r n sich auf. Ja, Galatea, sie lenkte die triefenden Rosse am milden Ä t n a den Liedern nach, die du ihr sangst, P o l y p h e m : Sollt' es u n s roundern, roenn, da Apollo und Bacchus m i r hold sind, liebender Mädchen Schar m e i n e Gedichte verehrt? W o h l besitz' ich kein Haus, das sich stützt auf Säulen oon M a r m o r ; Elfenbein o d e r Gold ziert nicht der Decke Gebälk; auch mein Garten ist keinem phaeakischen Park zu Dergleichen, künstliche Grotten b e s p r e n g t m i r nicht des Doch mich begleiten die Musen und Lieder, dem Reigen, bei denen sich gern m ü d e ¡Calliope Wie glückselig bist du, die in meinem W e r k e

Marcius Flut. Lesenden köstlidi, tanzt. g e r ü h m t ward:

socie! Gedichte, souiel Denkmale deiner Gestaltl Denn Pyramiden nicht, deren Pracht zu den Sternen emporragt, noch des elëischen Zeus Haus, das zum Himmel sich wölbt, - 141 -

LIBER

III

Nec Mausolei dives fortuna sepulcri Mortis ab extrema condicione vacant.

20

Aut Ulis fiamma aut imber subducet honores, Annorum aut ictu pondere vieta ruent. At non ingenio quaesitum nomen ab aevo E x c i d e t : ingenio stat sine morte decus.

III V i s u s eram molli recubans Heliconis in umbra, Bellerophontei qua fluit humor equi, Reges, Alba, tuos et regum facta tuorum, Tantum operis, nervis hiscere posse meis, Parvaque tam magnis admoram fontibus ora,

5

Unde pater sitiens Ennius ante bibit Et cecini Curios fratres et Horatia pila Regiaque Aemilia vecta tropaea rate V i c t r i c e s q u e moras Fabii pugnamque sinistram Cannensem et versos ad pia vota deos

10

Hannibalemque lares R o m a n a sede fugantes, A n s e r i s et tutum voce fuisse I o v e m : Cum me Castalia speculane ex arbore Phoebus S i c ait aurata nixus ad antra lyra: 'Quid tibi cum tali, demens, est flumine? quis te

15

Carminis heroi tangere iussit opus? Non hic ulla tibi speranda est fama, Properti: Mollia sunt parvis prata ferenda rôtis, Ut tuus in scamno iactetur saepe libellus, Quem legat e x p e c t a n s sola puella virum.

20

Cur tua praescripto sevecta est pagina gyro? Non est ingenii cumba gravanda tui. Alter remus aquas, alter tibi radat h a r e n a s : Tutus eris: medio maxima turba mari est.' Dixerat, et plectro sedem mihi monstrat eburno, Quo nova m u s c o s o semita facta solo est. -

142

-

25

DRITTES

BUCH

oder des Reichtums Fülie im Mausoleischen Grabmal sind oon dem traurigen Los alles Vergäng/ichen frei: Feuers Gewalt oder Regen beraubt sie all ihrer Schöne, oder sie stürzen dahin unter der fahre Gereicht. A b e r der Name, den geistige Größe dem Zeitlichen abringt, geht nicht zugrund: es besteht strahlend ohn' Ende der

Geist.

Ruhend im schattigen Wald am Helikon glaubt' ich zu liegen, dort ιυο Bellerophons Roß einstens die Quelle erschloß. Alba, deine Beherrscher und all die Taten der Herrscher dar tun - solch ein Bemiihn schien meiner Kunst nicht zu groß. Ich, der Geringe, ich legte den Mund an die mächtige Quelle, roo unser Vater dereinst, Ennius, stillte den Durst, und ich besang die kurisdien Brüder, horatischen Speere, Königstrophäen, geführt auf des Aemilius Schiff, sang Don Fabius' sieghaftem Zaudern, oom Kampfe bei Cannae, unheilvoll,

oom Gebet, das uns die Götter geroann,

auch wie die Laren oom römischen Herd einst Hannibal

jagten

und wie das Gänsegeschrei /upiters Tempel geschützt. Da erspähte mich Phoebus con seinem kastalischen Hain her, und, auf die Lyra gestützt, sprach uor der Grotte er so: „Narr, was hast du mit solchem Geroässer zu schaffen? Wer hieß dich um eines Heldengedichts Größe so stolz dich bemühn? Darin, Propertius, darfst du keinerlei

Ruhm dir oersprechen:

über das roeichere Gras lenke dein leichtes

Gefährt/

Werde nur oft auf der Bank dein Büchlein geöffnet: es lese einsam das Mädchen darin, roenn es den Liebsten erharrtl Warum hat dein Gesang den gezogenen Kreis überschritten? Lad' in den Kahn deiner Kunst keine zu drückende Fracht/ Streife mit einem Ruder die Flut, mit dem andern am Strand hin/ So bist du sicher: im Meer draußen ist Sturm und Gefahr." Sprach es und wies mir den Sitz mit dem elfenbeinernen w o sich, nodi frisch, ein Pfad zeigte auf moosigem - 143

-

Piektrum, Grund.

LIBER

III

Hic erat adfixis viridis spelunca lapillis, Pendebantque c a v i s tympana pumicibus, Orgia Musarum et Sileni patris imago Fictilis et calami, Pan Tegeaee, tui;

30

Et V e n e r i s dominae volucres, mea turba, columbae Tingunt Gorgoneo Punica rostra lacu; D i v e r s a e q u e n o v e m sortitae rura Puellae E x e r c e n t teñeras in sua dona manus: Haec hederas legit in thyrsos, h a e c carmina nervis 35 A p t a t , at illa manu texit utraque rosam. E quarum numero me contigit una dearum — Ut reor a facie, Calliopea fuit —: 'Contentus niveis semper v e c t a b e r e cycnis, N e c te fortis equi ducet ad arma sonus.

40

Nil tibi sit rauco praeconia classica cornu Flare nec A o n i u m tingere Marte nemus, A u t quibus in campis Mariano proelia signo Stent et Teutónicas Roma refringat opes, B a r b a r a s aut Suebo p e r f u s u s sanguine Rhenus

45

Saucia maerenti corpora vectet aqua. Q u i p p e coronatos alienum ad limen amantes Nocturnaeque canes ebria signa fugae, Ut per te clausas sciat excantare puellas. Qui volet austeros arte ferire viros.'

so

Talia Calliope l y m p h i s q u e a fonte petitis O r a Philitaea nostra rigavit aqua.

IV A r m a deus C a e s a r dites meditatur ad Indos Et fréta gemmiferi findere classe maris. Magna, viri, m e r c e s : parat ultima terra triumphos: Tigris et Euphrates sub nova iura fluent, Sera, sed A u s o n i i s veniet provincia virgis, A d s u é s c e n t Latio Partha tropaea Iovi. - 144

-

5

DRITTES

BUCH

Hier mar, mitten im Grün, eine Tropfsteinhöhle zu sehen; TrommeJn hingen herab von dem gewölbten Gestein, musengeroeihte, dazu ein Bild Dom Vater SiJenus, tönern, und Flöten aus Rohr, Pan o on Tegea, für dich, ferner mein Völkchen: die flatternden Tauben

der Herrscherin Venus

tauchen in Gorgos Quell purpurne Schnäbelchen ein, und die oerschroisterten Neun, getrennt und oerteiit im

Gefilde,

üben mit sorglicher Hand jede die eigene Kunst: d i e liest Efeu zum Thyrsus, die andere übt au/ den Saiten Lieder, und jene oerflicht Rosen zum Kranz mit der Hand. Eine nur rührte mich an aus dieser Göttinnen Reihe; roie ich am Antlitz sah, mußt' es Kalliope sein: „Allzeit roirst du zufrieden fahren mit schneeigen Schroänen; kein laut wieherndes Pferd trage dich je in den Kampf) Nicht auf dem dröhnenden Horn sollst Heeressignale du blasen, färben mit blutigem Krieg nicht den aonischen Hain/ Kehre dich nicht an die Felder, roo unter des Marius Banner Schlachten entbrennen und Rom bricht die teutonische Macht, roo der barbarische Rhein, Dom suebischen Blute gerötet, trägt auf der trauernden Flut manchen oerstümmelten Leib! Singe die Liebenden, die Dorm fremden Gemache bekränzt stehn, singe Don nächtlicher Flucht trunkenem Siegespanier: ja, es lerne durch dich, freisingen ein Weib, das man festhält, roer ihren grämlichen Mann roünscht zu bezroingen mit Kunst!" So Kalliope. Drauf entnahm sie Wasser oom Borne, und mit Politischem Trank roard meine Lippe genetzt.

4 Krieg mit den Indern plant, mit den reichen, der göttliche Kaiser: perlenhegenden Meers Flut mill er teilen zu Schiff. Groß ist, Männer, der Lohn: Triumph an den Grenzen des Erdreichs; Tigris mie Euphrat strömt bald unter neuem Befehl. Spät, doch es kommt die Prooinz in die Macht der ausonischen Ruten: Parthertrophäen geroinnt Latiums jupiter dann. - 145 -

LIBER

III

Ite agite, expertae bello date lintea prorae, Et solitum armigeri ducite munus equi. Omina fausta cano: C r a s s o s clademque piate, Ite et Romanae consulite historiae.

lo

Mars pater et sacrae fatalia lumina V e s t a e , A n t e meos obitus sit, precor, ilia dies, Qua v i d e a m spoliis oneratos Caesaris axes, A d vulgi plausus saepe resistere equos, Inque sinu carae nixus s p e d a r e puellae

15

Incipiam et titulis oppida capta legam, Tela fugacis equi et braccati militis arcus Et subter captos arma sedere duces. Ipsa tuam serva prolem, V e n u s : hoc sit in aevum, Cernís ab A e n e a quod superesse caput.

20

Praeda sit haec illis, quorum meruere labores: M e sat erit Sacra plaudere p o s s e Via.

Pacis A m o r deus est, p a c e m veneramur amantes: Sat mihi cum domina proelia dura mea. N e c tarnen inviso pectus mihi carpitur auro, N e c bibit e gemma divite nostra sitis, N e c mihi mille iugis Campania pinguis aratur,

s

N e c miser aera paro clade, Corinthe, tua. O prima infelix fingenti terra Prometheo! Ule parum cauti pectoris egit opus. Corpora disponens mentem non vidit in arte: Recta animi primum debuit esse via.

10

Nunc maris in tantum vento iactamur et hostem Quaerimus atque armis nectimus arma nova. Haut ullas portabis opes Acherontis ad undas, Nudus ad infernas, stulte, vehere rates. V i c t o r cum victis pariter miscebitur umbris, Consule cum Mario, capta Iugurtha, sedes, - 146

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15

DRITTES

BUCH

Eilet und hisset die Segel dem Sài ff, das im Kampf schon erprobt ist, und das gewappnete Pferd führt zu dem Dienst, den es kennt/ Heil oerkünde ich. Sühnt die Niederlage und Crassus/ Ei let und sorgt, daß der Glanz römischen Ruhms sich erneut! Mars, du Vater, und heilige Schicksals/lamme der Vesta, oor meinem Hingang Iaßt, fleh' ich, erscheinen den Tag, da ich des Kaisers Gefährt mit Beute beladen erblicke, sehe die Rosse sich dann bäumen beim Jubel des Volks, da ich, geschmiegt an die Brust der Geliebten die Namen erstürmter Städte zu lesen vermag und sie im Bilde zu sehn, flüchtigen Rosses Geschosse, die Bogen behoster Soldaten, liegend, an Beute gelehnt, Fürsten, gefangen im Kampf! Venus, beschütze du selbst dein Geschlecht: erhalte dies Haupt uns eroig, das, roie du siehst, deinem Aeneas entstammt! Komme die Beute an die, deren Mühen im Streit sie oerdienen: mir ist, am Heiligen Weg jubeln zu dür/en, genug.

Gott des Friedens ist Amor; roir Liebenden ehren den Frieden. Heftig genug ist der Kampf zroischen der Herrin und mir: nicht indes Don der Gier nach Gold roird mein Busen zerrissen und es erlabt sich mein Durst nicht aus dem Edelsteinkelch. Keine kampanischen Triften beackern mir tausend Gespanne; aus deinem Unglück, Korinth, zieh' ich nicht schändliches Erz. O unselige Erde, die einstmals formte Prometheusl Wenig bedachtsamen Sinns hat er geschaffen sein Werk. Zroar hat er Leiber gebildet, doch nicht auf die Seele geachtet: Richtung und Maß für den Geist mußte das Wichtigste sein. So aber roerden oom Sturm aufs Meer roir geroorfen; roir suchen Feinde und knüpfen an Krieg immer aufs neue den Krieg. Keinerlei Reichtum nimmst du doch mit zu des Acherons Fluten: nackt in den Nachen, du Narr, roirst du da drunten gebracht. Mit den Besiegten zugleich roird der Sieger als Schatten sich mischen: Konsul Marius, du thronst mit /ugurtha oereint. - 147 -

LIBER

III

Lydus Dulichio non distat Croesus ab Irò: Optima mors, Parcae quae venit acta die. Me iuvat in prima coluisse Helicona iuventa, Musarumque choris inplicuisse manus:

20

Me iuvet et multo mentem vincire Lyaeo, Et caput in verna semper habere rosa. Atque ubi iam Venerem gravis interceperit aetas Sparserit et nigras alba senecta comas, Tum mihi naturae libeat perdiscere mores,

25

Quis deus hanc mundi temperet arte domum, Qua venit exoriens, qua deficit, unde coactis Cornibus in plenum menstrua luna redit, Unde salo superant venti, quid flamine captet Eurus, et in nubes unde perennis aqua,

30

Sit ventura dies, mundi quae subruat arces, Purpureus pluvias cur bibit arcus aquas, Aut cur Perrhaebi tremuere cacumina Pindi, Solis et atratis luxerit orbis equis, Cur serus versare b o v e s et plaustra Bootes,

35

Pleiadum spisso cur coit igne chorus, Curve suos fines altum non exeat aequor, Plenus et in partes quattuor annus eat, Sub terris sint iura deum et tormenta Gigantum, Tisiphones atro si furit angue caput,

40

Aut Alcmaeoniae furiae aut ieiunia Phinei, Num rota, num scopuli, num sitis inter aquas, Num tribus infernum custodit faucibus antrum Cerberus, et Tityo iugera pauca novem, An ficta in miseras descendit fabula gentes, Et timor haut ultra quam rogus esse potest. Exitus hic vitae superest mihi: vos, quibus arma Grata magis, Crassi signa referte domum.

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45

DRITTES

BUCH

Krösus, der Lyder, ist hier niefit getrennt oom Dulichier Irus: dodi ist's das Beste, der Tod kommt, roenn die Parze ihn schickt. Mich beglückt, daß ich schon in der Jugend am Helikon roeilte und mit den Musen im Tanz innig die Hände uer/Iocht. Mich beglücke, mit Bacchus' Gaben den Sinn zu betäuben, immer zu tragen ums Haupt knospender Rosen Geroind'. Aber sobald mir der Ernst des Alters die Liebe oerbietet und in das Schroarz meines Haars sprenkelt das alternde Weiß, möge es dann mich er/reun, das Gesetz der Natur zu ergründen, mei eh ein Gott diese Welt ordnet und roeise beherrscht, mie sich erhebe der Mond, mie er sinkt, roie er durch die Vereinung seiner Sicheln das Rund Monat um Monat erfüllt, mie auf dem Meere der Sturm sich erhebt, roas der Ostroind im Wehen packt und rooher das Naß ständig zu Wolken sich ballt, ob einst komme der Tag, der erschüttert die Festen des Weltalls, und mie der Bogen sich ooll saugt mit der farbigen Flut oder roarum des perrhäbischen Pindus Gip fei erbebten, und roie die Sonne noch scheint, ist ihr Gespann auch oerhüllt, roarum treibt der späte Bootes die Stiere, den Wagen, roie die Plejaden so dicht stehen, ein leuchtender Chor, roarum nie seine Grenzen des Meeres Flut überschreitet und roie es kommt, daß in oier Teilen Dergehe das Jahr, ob es ein göttlich Gericht gibt drunten und Martern für Riesen: ob um Tisiphones Haupt giftig die Schlange sich bläht, ob es Alkmaeons Furien gibt und den Hunger des Phineus, ob das Rad und den Fels, ob, zwischen Wassern, den Durst, ob mit drei Mäulern Cerberus dort am höllischen Schlunde roacht, ob für Tityos neun Morgen als Raum zu gering, — oder ob es als Fabel den elenden Menschen oererbt roard, über das Grab hinaus keinerlei Furcht mehr besteht. Damit möcht' ich mein Leben beenden; doch ihr, roenn euch Kämpfe besser gefallen, so holt Crassus' Standarten zurück/

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LIBER

III

VI Die mihi de nostra, quae sentis, v e r a puella: Sic tibi sint dominae, Lygdame, dempta iuga. Num me laetitia tumefactum fallís inani H a e c referens, quae me credere velie putas? Omnis enim debet sine vano nuntius esse, Maioremque timens servus habere fidem. Nunc mihi, si qua tenes, ab origine dicere prima Incipe: suspensis auribus ista bibam. Siccine eam incomptis vidisti fiere capillis? Illius e x oculis multa cadebat aqua? Nec speculum strato vidisti, Lygdame, lecto? Ornabat niveas nullane gemma manus? A c m a e s t a m teneris vestem pendere lacertis? Scriniaque ad lecti clausa iacere pedes? Tristis erat domus, et tristes sua pensa ministrae Carpebant, medio nebat et ipsa loco, Humidaque inpressa s i c c a b a t lumina lana, Rettulit et querulo iurgia nostra sono? 'Haec te teste mihi promissa est, Lygdame, m e r c e s ? Est poenae servo rumpere teste fidem. Ille potest nullo miseram m e linquere facto, Et qualem nolo dicere, habere domi? Gaudet me vacuo solam tabescere l e c t o : S i placet, insultet, Lygdame, morte m e a ! Non m e moribus illa, sed herbis inproba vicit: S t a m i n e a rhombi ducitur ille rota; Illum turgentis ranae portenta rubetae Et lecta exsectis anguibus ossa trahunt Et strigis inventae per busta iacentia plumae Cinctaque funesto lanea vitta toro. S i non vana canunt m e a somnia, Lygdame, t e s t o r : P o e n a erit ante meos sera, sed ampia, pedes, - 150 -

DRITTES

Lygdamus,

BUCH

sag' mir die Wahrheit: mas denkst du übermein Mädchen?

Von der Gebieterin Joch mögest du so dich

befrein!

Täuschst du mich etwa und lä/St mich schnellen oon nichtiger Freude, meldend, roooon du oermeinst, daß ich's zu glauben gewünscht? Muß doch getreu und arglos je glicher Bote berichten und in noch höherem Maß muj3 es der furchtsame Knecht. Jetzt fang' an: laß, weißt du etwas, oom Beginn an mich alles hören: mit spannendem Ohr trink' ich das Wort dir oom Mund. Also du sähest sie meinen mit ungeordneten Locken? Tränen in strömender Flut rannen oom Aug ihr herab? Auch keinen Spiegel erblicktest du, Lygdamus, glatt war das

Lager?

Nicht ein kostbarer Hing schmückte die schneeige Hand? Hing o on den Schultern, den zarten, das Kleid ihr trauernd hernieder? Und in den Schachteln der Putz lag zu den Füßen des Betts? Ode und still roar das Haus: es zupften die Mägde die Wolle traurigen Sinnes; sie selbst saß in der Mitte und spann, drückt' an die Augen sich Wolle, die fließenden Tränen zu trocknen, und in klagendem Ton sprach sie oon unserem Streit: .Lygdamus, roarst du dabei, als er dieses zum Lohn mir gelobte? Strafe Derdient, wer ein Wort bricht, das der Diener bezeugt. Kann er mich Ärmste uerlassen, luenn gar nidits geschehn ist, um sol die - idi spredi' es nicht aus — bei sich zu haben im Haus? [eine Daß ich im einsamen Bett alleine oerschmachte, erfreut ihn: spotte er, roenn's ihm gefällt, Lygdamus, bei meinem Todi Ni At durch ihr Wesen, ach nein, durch Kräuter besiegt mich die Arge; magischen Kreisels Gemalt lenkt ihn und hält ihn in Bann. Ihn verführte der Zauber der giftgeschwollenen Kröte und das Gebein, das sich zeigt, roenn man die Schlangen zerlegt, oder auch Federn der Eule, bei Gräbern liegen gebliebne, oder ein wollenes Band, uon einer Bahre entroandt. Kündet nichts Falsches mein Traum, des sei mir, Lygdamus, Zeuge, wird er zu Füßen mir knien, spät, doch gehörig bestraft: - 151 -

LIBER

III

Putris et in vacuo texetur aranea lecto, Noctibus illorum dormiet ipsa Venus.' Quae tibi si veris animis est questa puella, Hac eadem rursus, Lygdame, curre via, Et m e a cum multis lacrimis mandata reporta: Iram, non fraudes e s s e in amore meo, Me quoque consimili inpositum torquerier igni; Iurabo bis sex integer esse dies. Quod mihi si e tanto felix concordia bello Exstiterit, per me, Lygdame, liber eris.

VII Ergo sollicitae tu causa, pecunia, vitae! Per te inmaturum mortis adimus iter. T u vitiis hominum crudelia pabula p r a e b e s : Semina curarum de capite orta tuo. T u Paetum ad Pharios tendentem lintea portus Obruis insano terque quaterque mari. Nam dum te sequitur, primo miser excidit aevo, Et nova longinquis piscibus esca natat; Et mater non iusta piae dare debita terrae, Nec pote cognatos inter humare rogos, Sed tua nunc volucres astant super ossa marinae, Nunc tibi pro tumulo Carpathium omne mare est. Infelix Aquilo, raptae timor Orithyiae, Quae spolia ex ilio tanta fuere tibi? Aut quidnam fracta gaudes, Neptune, carina? Portabat sanctos alveus ille viros. Paete, quid aetatem numeras? quid cara natanti Mater in ore tibi est? non habet unda deos. Nam tibi nocturnis ad s a x a Iigata procellis Omnia detrito vincula fune cadunt. Sunt Agamemnonias testantia litora curas, Qua notât Argynnus, poena minantis aquae: -

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DRITTES

BUCH

morsches Spinnengeroeb roird sein e i n s a m e s Lager umziehen; Venus selber, sie bleibt fern ihren Nächten und schläft.' — W e n n dir solches das Mädchen aus ehrlichem Herzen geklagt

hat,

eile den nämlichen Weg, Lygdamus, nochmals zurück und überbringe, ums ich unter s t r ö m e n d e n T r ä n e n dir sage: Zorn, a b e r keinen Betrug k e n n e mein liebendes Herz. Gleichfalls roerd' ich, gestellt auf ein ähnliches Feuer, gefoltert. das kann ich schroören: ich roar zroeimai sechs Tage allein. W e n n drum aus sooiel Krieg uns zuletzt glückselige Eintracht mächst, so roird dir durch mich, Lygdamus, Freiheit zuteil.

7 Du also bist, o Geld, der Grund dieses Lebens in U n r a s t ! Dir zuliebe oerfällt mancher dem T o d e so f r ü h . Du n u r verschaffst den Lastern d e r Menschen die g r a u s a m e Nahrung. Deinem H a u p t e entspringt großer Du tauchst Paetus, da er zum Hafen

Bekümmernis Saat. oon P h a r u s die Segel

hißt, drei-, viermal hinab tief in die r a s e n d e Flut. Denn auf der Jagd nach dir ist er jung ums Leben gekommen, und nun sdiroimmt er dahin, Fischen d e r Fremde zum Fraß, und seine Mutter k a n n nicht seine Asche der hegenden Erde geben noch richten sein Grab dort, roo die Ihrigen ruhn. Sondern die Vögel des Meeres umkreischen dir jetzt die Gebeine, jetzt anstelle der Gruft dient die Karpathische See. O unseliger Nord, O r i t h y j a s schlimmer E n t f ü h r e r , roar dein Geroinn denn so groß, als du uns diesen geraubt? O d e r roas freute,

Neptun, dich an dem zerbrochenen

Kiele?

Trug dieses Schiff doch so manch frommen und redlichen M a n n . Paetus, roas n e n n s t du dein Alter? W a s rufst du die Mutter, die teure, da du schon treibst auf der Flut? Ach, keinen Gott bat die See! Denn, an die Felsen g e b u n d e n , zerreibt bei den nächtlichen Stürmen endlich das Tau sich: es fällt jegliche Fessel des Schiffs. Ach, roohl gibt's einen Strand, der das Leid A g a m e m n o n s bekundet, roo A r g y n n u s das Los traf in der d r ä u e n d e n F l u t : - 153 -

LIBER

III

Hoc iuvene amisso c l a s s e m non solvit Atrides, Pro qua m a c t a t a est Iphigenie mora. Reddite corpus humo, posita est in gurgite vita; Paetum sponte tua, vilis harena, tegas, Et quotiens Paeti transibit nauta sepulcrum, Dicat: 'et audaci tu timor esse potes.' Ite, rates curvate, et leti texite c a u s a s : I s t a per humanas mors venit acta manus. T e r r a parum fuerat fatis, adiecimus undas, Fortunae miseras auximus arte vias. A n c o r a te teneat, quem non tenuere Penates? Quid meritum dicas, cui sua terra parum est? Ventorum est, quodcumque paras: haut ulla carina Consenuit, fallit portus et ipse fidem. Natura insidians pontum substravit avaris: Ut tibi succédât, vix semel esse potest. S a x a triumphales fregere Capharea puppes, Naufraga cum vasto Graecia tracta salo est. Paulatim socium iacturam flevit Ulixes, In mare cui solum non valuere doli. Quod si contentus patrio bove verteret agros V e r b a q u e duxisset pondus habere mea, Viveret ante suos dulcís conviva Penates, Pauper, at in terra, nil ubi fiere potest. Non tulit haec Paetus, stridorem audire procellae Et duro teñeras laedere fune manus, S e d Thyio thalamo aut Oricia terebintho Et fultum piuma versicolore caput. Huic fluctus vivo radicitus abstulit ungues, E t miser invisam traxit hiatus aquam; Hunc parvo ferri vidit n o x inproba ligno. Paetus ut occideret, tot coiere mala. Flens tamen extremis dedit haec mandata querelis, Cum moribunda niger clauderet ora liquor: 'Di maris Aegaei, quos sunt penes aequora, venti, E t quaecumque meum degravat unda caput, -

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DRITTES

BUCH

als er den Jüngling verloren, oerschob der Atride die Ausfahrt, und die Verzögerung roard Iphigeneias Verderb. Laßt dodi der Erde den Leib: das Leben behielt ja der Strudel; hüllend um Paetus oon selbst lege dich, Menge des Sandsl Und so oft dann der Schiffer an Paetus' Grabe vorbei fährt, sag' er: ,Dem Kühnen sogar bist du ein roarnendes Mal.' Geht nur hin, roölbt Schiffe und schafft Ursachen des Todes: menschliche Hände allein haben dies Sterben bemirkt. Brachte das Land zu ruenig Gefahr? Wir brauchten das Meer noch, brachen mit Kunst dem Geschick neue verderbliche Bahnf Hielte ein Anker rvohl dich, den nicht die Penaten gehalten? Sage mir doch: roas oerdient der, dem sein Land nicht genügt? Winden gehört, roas je du dir schaffst: nicht ein einziges Seesdiiff alterte je, und man darf selbst keinem Hafen oertraun. Tückisch machte Natur das Meer zur Falle der Habsucht: daß dir das Wagnis gelingt, kaum kann es einmal geschehn. An den kapharischen Felsen zerschellten die Schiffe der Sieger: Schiffbruch roarf auf des Meers Weite die griechische Macht. Nacheinander bemeinte Odysseus den Tod der Gefährten: ohnmächtig roar seine List gegen der Wogen Gemalt. — Pflügte er drum zufrieden das Feld mit dem heimischen Stiere, hätt' er geglaubt, daß mein Wort einige Gültigkeit hat, lebt' er, ein holder Gefährte, noch heut im Schoß der Penaten, arm, jedoch auf dem Land, roo zum Beroeinen kein Grund. Paetus ertrug es nicht, das Brausen der Winde zu hören oder die zarte Hand round sich zu reiben am Tau, liebte in Betten oon Thuja und oon Terebinthe zu liegen und in den farbigen Flaum ruhend zu senken das Haupt. Ihm, dem noch Lebenden, riß die Flut Don den Fingern die Nägel und in den atmenden Schlund schlürfte er gräfliches Naß: fühllos sah ihn die Nacht von roinziger Planke getragen. Souiei Übel oereint roirkten, daß Paetus verschied. Weinend ließ er noch so sich in Klagen, den letzten, oernehmen, eh' den ersterbenden Mund dunkles Geroässer vers Α loß: „Götter, gebietend der Flut des Ägäischen Meeres, o Winde und ihr Wogen, die ihr lastend das Haupt mir beschroert, - 155 -

LIBER

III

Quo rapitis miseros p r i m a e lanuginis annos? A t t u l i m u s longas in f r é t a v e s t r a m a n u s . A h miser alcyonum scopulis adfligar acutis, In me caeruleo f u s c i n a s u m p t a deo est. At saltem Italiae regionibus advehat a e s t u s : Hoc de m e sat erit si m o d o matris erit.' Subtrahit haec f a n t e m torta vertigine fluctus; Ultima quae Paeto v o x q u e diesque fuit. O centum a e q u o r e a e N e r e o genitore puellae, Et tu m a t e r n o tacta dolore, Thetis, Vos decuit lasso s u b p o n e r e bracchia m e n t o : N o n p o t e r a t v e s t r a s ille gravare m a n u s . At tu, saeve Aquilo, n u m q u a m m e a vela videbis A n t e fores d o m i n a e c o n d a r oportet iners.

Vili Dulcis ad h e s t e r n a s f u e r a t mihi rixa lucernas Vocis et i n s a n a e tot maledicta tuae. Cur f u r i b u n d a m e r o m e n s a m propellis, et in m e Proicis insana cymbia piena m a n u ? Tu vero n o s t r o s a u d a x invade capillos, Et mea f o r m o s i s unguibus ora n o t a ; Tu minitare oculos subiecta exurere fiamma, Fac mea rescisso p e c t o r e nuda sinu. Nimirum veri d a n t u r mihi signa caloris: N a m sine amore gravi femina nulla dolet. Q u a e mulier rabida iactat convicia lingua, Et Veneris m a g n a e volvitur ante pedes, C u s t o d u m gregibus circa seu stipat euntem, Seu sequitur medias, M a e n a s ut icta, vias, Seu timidam c r e b r o dementia somnia terrent, Seu m i s e r a m in tabula pietà puella m o v e t : His ego t o r m e n t i s animi s u m verus aruspex, H a s didici certo s a e p e in amore n o t a s . - 156 -

DRITTES rooh:n

BUCH

reißt ihr mich Ä r m s t e n , dem kaum auf der W a n g e der Bart

Schlank sind die A r m e , die ich brachte in eure Gemalt.

[sproßt?

W e h , nun schleudert ihr mich an die kantige K l i p p e der Moroen; denn schon richtet der Gott d r o h e n d den Dreizack auf mich. T r ü g e die Brandung mich

roenigstens

noch an Italiens

Küste)

Ach, es roäre genug, f ä n d e die M u t t e r mich nur!" D a er noch redet, entrafft ihn mit d r o h e n d e m Wirbel und es uerlor mit dem W o r t Paetus

der Flutschroall.

das Leben zugleich.

O ihr hundert m ö g e n d e n Mädchen, ihr Töchter des N e r e u s , und du, T h e t i s , d e r auch mütterlich Leid

roiderfuhr,

euch k a m es zu, des Ermüdeten Kinn mit den A r m e n zu s t ü t z e n : roar euren Händen doch er keine

zu drückende Last.

Du aber, roütender Nord, roirst nie m e i n e Segel vor der Gebieterin T ü r bleib'

erblicken:

ich g e b o r g e n und stiII!

Köstlich fand beim Scheine der L a m p e ich gestern das Z a n k e n , alle die Schmähungen, die rasend dein M u n d mir gesagt. W a r u m s t ö ß t du im Rausch

routschnaubend

den Tisch um? W a s roir/st

g a r mit der rasenden Hand Becher ooll W e i n e s nach mir? Komm

nur, k o m m und f a h r e mir kühn in die H a a r e : du darfst

Nägel,

[du es!

g e f o r m t und gespitzt, g r a b e mir ein ins Gesicht/

D r o h e mir auch, die A u g e n mir a u s z u b r e n n e n mit Feuerf Reiße Dies

die K l e i d e r mir ab, d a ß sich mein Busen

sind oon

roirklicher

entblößt!

Glut f ü r mich untrügliche Zeichen:

o h n e zu lieben im Ernst, hat noch kein W e i b sich erzürnt. Ob mit

roütender

Z u n g e die Frau Beschimpfungen a u s s t ö ß t

und Dor der V e n u s A l t a r flehend sich roindet auf

Knien,

ob sie ihn, roo er auch geht, mit Scharen oon Wächtern umgebe, ihn auf der S t r a ß e oerfolgt, roie die M ä n a d e

gejagt,

ob ihren Argroohn häufig die sinnlosen T r ä u m e erschrecken, ob eines Mädchens Bild etroa die Ä r m s t e erregt, — solchen Q u a l e n der S e e l e bin ich der b e r u f e n e D e u t e r : dies sind die Zeichen, die ich oft in der Liebe erfuhr.

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LIBER

III

Non est certa fides, quam non in iurgia vertas. Hostibus eveniat lenta puella m e i s !

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In morso aequales videant mea vulnera collo: Me doceat livor mecum habuisse meam. Aut in amore dolere volo aut audire dolentem, Sive tuas lacrimas sive videre meas, T e c t a superciliis si quando verba remittis,

25

Aut tua cum digitis scripta silenda notas. Odi ego, quos numquam pungunt suspiria s o m n o s : Semper in irata pallidus esse velim. Dulcior ignis erat Paridi, cum Graia per arma Tyndaridi poterat gaudia ferre suae.

30

Dum vincunt Danai, dum restât barbarus Hector, lile Helenae in gremio maxima bella gerit. Aut tecum aut pro te mihi cum rivalibus arma S e m p e r erunt: in te p a x mihi nulla placet. Gaude, quod nulla est aeque formosa: doleres,

35

Si qua foret: nunc sis iure superba licet. At tibi, qui nostro nexisti retia lecto, Sit s o c e r aeternum n e c sine matre domus! Cui nunc si qua data est furandae copia noctis, Offensa illa mihi, non tibi amica, dédit.

40

IX M a e c e n a s eques Etrusco de sanguine regum, Intra fortunam qui cupis esse tuam, Quid me scribendi tam vastum mittis in aequor? Non sunt apta m e a e grandia vela rati. Turpe est, quod nequeas, capiti committere pondus,

5

E t pressum inflexo mox dare terga genu. Omnia non pariter rerum sunt omnibus apta, Palma nec ex aequo ducitur una iugo. Gloria Lysippo est animosa effingere signa, E x a c t i s Calamis se mihi iactat equis, -

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DRITTES

BUCH

Keine Treue ist echt, die man nie zu erzürnen vermöchte: Mädchen, geduldig und kühl, wünsche ich nur meinem Feind. Mögen die Freunde nur sehn am gebissenen Halse die Wundenl Zeige der bläuliche Fleck, daß midi mein Mädchen besucht/ Quälen roill ich als Liebender midi oder hören, du quälst dich, Tränen möchte ich sehn, sei es uon dir oder mir, roenn du verstohlen

einmal mit Miene und Blick dich uerständigst

oder dein Finger den Tisch heimlich mit Zeichen beschreibt. Mir ist uerhaßt der Schlaf, der nie oon Seufzern gestört wird: immer um sie, roenn sie zürnt, mödit' ich erblassen cor Qual. Paris hat süßere Gluten gefühlt, roenn υom Kampf mit den Griechen er zu Helena kam, Glück ihr zu bringen und Lust. Während die Danaer siegen, nur Hektor, der harte, noch standhält, führt in Helenas Schoß jener den heftigsten Kampf. Mit dir oder um dich mit Nebenbuhlern im Streite stehe ich immer: bei dir bin ich dem Frieden nicht hold. Freu' didi, daß keine so schön roie du ist: es roürde dich grämen, märe es anders; dodi so bist du berechtigt zum Stolz. Dir aber, der unser Nest mit Netzen umgarnte, dir roünsdi' ich eroig die Schroiegermama samt ihrem Mann auf den Halst Wenn dir oon ihr jetzt eine erschlichene Nacht auch geroährt roard, hat sie's dir nicht zulieb', mir nur zuleide getan.

Ritter Maecenas, du Sproß aus etruskisdiem Königsgeblüte, der du so gern in dem Kreis bleibst, den dein Los dir beschied, roarum sendest du mich auf die fernsten Meere der Dichtkunst? Segel oon größerem Maß schicken sich nicht für mein Boot. Schimpflich ist es, das Haupt mit zu schroerem Gereicht zu beladen und mit gebogenen Knien ängstlich zurück sich zu ziehn. Nicht auf die nämliche Weise ist alles für jeglichen schidtlich, nicht oon den nämlichen Höhn kommt einem jeden der Ruhm. Glänzt Lysipp durch die Kunst, beseelte

Gestalten zu bilden,

prägt sich Calamis mir ein durch die Rosse non Erz. - 159 -

LIBER

III

In Veneris tabula summam sibi poscit Apelles, Parrhasius parva vindicat arte locum, Argumenta magis sunt Mentoris addita formae, At Myos exiguum flectit acanthus iter, Phidiacus signo se Iuppiter ornât eburno, Praxitelen propria vindicat urbe lapis. Est quibus Eleae concurrit palma quadrigae, Est quibus in celeres gloria nata pedes. Hie satus at pacem, híc castrensibus utilis armis Naturae sequitur semina quisque suae. At tua, Maecenas, vitae praecepta recepì, Cogor et exemplis te superare tuis. Cum tibi Romano dominas in honore secures Et liceat medio ponere iura foro, Vel tibi Medorum pugnaces ire per hastas, Atque onerare tuam fixa per arma domum, E t tibi ad effectum vires det Caesar et omni Tempore tam faciles insinuentur opes, Parcis et in tenues humilem te colligis umbras, Velorum plenos subtrahis ipse sinus. Crede mihi, magnos aequabunt ista Camillos Iudicia, et venies tu quoque in ora virum, Caesaris et famae vestigia iuncta tenebis: Maecenatis erunt vera tropaea fides. Non ego velifera tumidum mare findo carina, Tuta sub exiguo flumine nostra mora est. Non flebo in ciñeres arcem sedisse paternos Cadmi nec septem proelia clade pari, Nec referam S c a e a s et Pergama, Apollinis arces, Et Danaum decimo vere redisse rates, Moenia cum Graio Neptunia pressit aratro V i c t o r Palladiae ligneus artis equus. Inter Callimachi sat erit placuisse libellos Et cecinisse modis, Coe poeta, tuis. Haec urant pueros, haec urant scripta puellas, Meque deum clament et mihi s a c r a ferant. -

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DRITTES

BUCH

V e n u s im BiJdnis zu schildern, ist höchstes Ziel des Apelles, Werke

der kleineren

Form sind des P a r r h a s i u s Stolz.

M e n t o r hat seine Gebilde geschmückt mit Szenen des Lebens, M y s sein zierlich Gefäß zart mit A k a n t h u s umlegt. Trägt auf des Phidias Standbild Jupiter beinerne

Hüllen,

macht den Praxiteles n u r heimischer M a r m o r b e r ü h m t . Mancher ereilte

in Elis mit W a g e n die Palme des Sieges,

mancher o e r d a n k t e den Ruhm n u r seinem hurtigen Lauf. Der ist zum Frieden geschaffen und j e n e r f ü r Waffen und Kriege: j e d e r entfaltet den Keim, den die N a t u r ihm gemährt. Ja, deine Lebensgesinnung, Maecenas, n a h m ich zu eigen, will, deinem Beispiel treu, dich übertreffen sogar. D e n n du k ö n n t e s t im Staat die Beile der römischen Herrsdiaft führen, inmitten des M a r k t s malte η nach Recht und Gesetz, k ö n n t e s t die s t r e i t b a r e n Lanzen der M e d e r im Siege durchbrechen und mit T r o p h ä e n im Haus reichlich behängen die Wand. Gerne verleiht dir der Kaiser die Macht zum Erfolge, zu jeder Frist und so ganz o h n e Müh fallen die Mittel dir zu. Doch du Derzichtest bescheiden und wirfst nur s p a r s a m e n Schatten, raffst deine Segel υοη selbst, daß sie der W i n d dir nicht schroellt. Glaube m i r : dieser EntschluJS roird einst den großen Cam iiiern gleich dich steilen: auch du lebst dann im M u n d e des Volks. Allzeit hältst mit dem Kaiser du Schritt im G e d e n k e n der Nach weit: T r e u e — so heißt d a n n M a e c e n s mahrhaftes Siegespanier. Nicht auf geflügeltem Kiel durchschneid' ich die sdiwellenden Fluten: eng ist der Fluß, doch er gibt Schutz meinem Nachen und mir. Nie roerd' ich klagen im Lied, daß die Burg des Kadmus in Asche sank, daß die Sieben den T o d fanden im nämlichen Kampf, nicht uom Skaiisdien Tore, oon Pergamum, Burg des Apollo, noch wie die D a n a e r heim zogen im zehenten Lenz, als jenes s i e g h a f t e P f e r d aus Holz, υοη Pallas e r s o n n e n , ü b e r die M a u e r n N e p t u n s zog mit dem griechischen Pflug. Neben Kallimachos' W e r k e n gelobt zu werden genügt m i r o d e r ein Sänger zu sein, koischer Dichter, roie du. Diese Gedichte, sie sollen die Knaben, die Mädchen entflammen, daß sie zum Gott mich erhöhn, daß sie mit Opfern m i r η ahn) -

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LIBER

III

T e duce vel Iovis arma c a n a m caeloque minantem Coeum et Phlegraeis Eurymedonta iugis, Celsaque Romanis decerpta Palatia tauris Ordiar et c a e s o moenia firma Remo Eductosque pares silvestri ex ubere reges, Crescet et ingenium sub tua iussa meum; Prosequar et currus utroque ab litore ovantes, Parthorum astutae tela remissa fugae, Castraque Pelusi R o m a n o subruta ferro Antonique graves in sua fata manus. Mollis tu coeptae fautor cape lora iuventae, D e x t e r a q u e inmissis da mihi signa rôtis. Hoc mihi, Maecenas, laudis concedis, et a te est, Quod ferar in partes ipse fuisse tuas.

Χ Mirabar, quidnam misissent mane Camenae A n t e meum stantes sole rubente torum. Natalis nostrae signum misere puellae, Et manibus faustos ter crepuere sonos. T r a n s e a t hic sine nube dies, stent aere venti, Ponat et in sicco molliter unda minax. Aspiciam nullos hodierna luce dolentes, Et Niobae lacrimas supprimât ipse lapis, Alcyonum positis requiescant ora querelis, Increpet absumptum nec sua m a t e r Itym. Tuque, o c a r a mihi, felicibus edita pennis, Surge et poscentes iusta precare deos. Ac primum pura somnum tibi discute lympha, Et nítidas presso pollice finge c o m a s ; Dein, qua primum oculos cepisti veste Properti, Indue nec vacuum flore relinque caput; Et pete, qua polies, ut sit tibi forma perennis, Inque meum semper stent tua regna caput. -

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DRITTES

BUCH

Führst du, so sing' ich roohl Jupiters Kamp/, der den Himmel beCoeus, Eurj/medon auch auf dem phJegräischen Fels,

[drohte,

roie auf Paiatiums Höhn einst römische Stiere gemeldet oder seit Remus' Fall fest unsre Mauern bestehn, roie eines Waldtiers Brust die Königszroillinge nährte, also roächst mein Talent roohl unter deinem Gebot; und ich geleite die Wagen beim Sieg im Osten und Westen, parthische Pfeile,

oersandt plötzlich auf listiger Flucht,

oder Pelusiums Trotz, oom römischen Eisen gebrochen, oder Antonius, der Hand an sich selber

gelegt.

Fasse, du freundlicher Gönner beginnender Jugend, die Zügell Zeichen, die hilfreich sind, gib mir auf eilender Soviel

Fahrt!

Ruhm, Maecenas, oergönnst du mir: ist es dein Werk doch,

roenn man auch mich zu der Schar deiner Gefolgsleute zählt.

Staunen ergriff midi, roas heut in der Frühe die Musen denn brächten, standen sie doch um mein Bett, rot oon der Sonne bestrahlt. Zeichen gaben sie mir, daß heut meiner Liebsten Geburtstag: dreimal zu ihrem Heil klatschten sie laut in die Hand. Gehe der Tag ohne Wolken dahinl Es roehe kein Lüftchenl Auch die bedrohliche Flut lege sich freundlich ans Land! Niemanden möcht' ich sehn, der im Licht dieses Tages betrübt ist, und selbst Niobes Fels halte die Tränen zurück) Höre der Eisüogel auf zu klagen

und komme

zur Ruhe,

um ihres Itys Tod jammre die Mutter nicht heut! O meine Teure, und du, unter glücklichen Zeichen Geborne, stehe nun auf zum Gebet, mie es den Göttern gebührt! Aber zuoörderst oertreibe den Schlaf dir mit lauterem Wasser! Lege das glänzende Haar fest mit bedächtiger Hand! Ziehe das Kleid dann an, roorin du zuerst des Propertius Blicke gefangen und laß nicht ohne Blumen das Haupt! Bete, so innig du kannst, d a ß nie deine Schönheit »ergehe, daß du über mein Haupt immer die Herrschaft behältst! - 163 -

LIBER

III

Inde coronatas ubi ture piaveris aras, Luxerit et tota fiamma secunda domo, Sit mensae ratio, noxque inter pocula currat, Et crocino naris murreus ungat onyx. Tibia nocturnis succumbat rauca choreis. Et sint nequitiae libera verba tuae, Dulciaque ingratos adimant convivía somnos, Publica vicinae perstrepat aura viae. Sit sors et nobis talorum interprete iactu, Quem gravibus pennis verberet ille puer. Cum fuerit multis exacta trientibus hora Noctis et instituet sacra ministra Venus, Annua solvamus thalamo sollemnia nostro, Natalisque tui sic peragamus iter.

XI Quid mirare, meam si versât {emina vitam Et trahit addictum sub sua iura virum, Criminaque ignavi capitis mihi turpia fingis, Quod nequeam fracto rumpere vincla iugo? Venturam melis praesagit navita mortem, Vulneribus didicit miles habere metum. Ista ego praeterita iactavi verba iuventa: Tu nunc exemplo disce timere meo. Colchis flagrantis adamantina sub iuga tauros Egit et armigera proelia sevit humo, Custodisque feros clausit serpentis hiatus, Iret ut Aesonias aurea lana domos. Ausa ferox ab equo quondam obpugnare sagittis Maeotis Danaum Penthesilea rates; Aurea cui postquam nudavit cassida frontem, Vicit victorem candida forma virum. Omphale in tantum formae processif honorem, Lydia Gygaeo tincta puella lacu, - 164 -

DRITTES

BUCH

Hast du auf den bekränzten Altären entzündet den Weihrauch, leuchten in jedem

Gemach glückhafte

Sorge sodann für den Tisch: der Abend Düfte von Safranöl

spende das

Flammen oergehe

empor. beim Becher,

Onyxgefäßl

Heiser ermatte die Flöte bei unseren nächtlichen Tänzen, und manch freieren Scherz spreche dein schelmischer Mundi Möge das heitre Gelage den lästigen Schiummer cerscheuchen, auch die Nachbarschaft rings höre den fröhlichen Lärm) Mögen die Würfel dann roiJen und Herzensgeheimnisse deuten: roen mit der Fittiche Schlag ernstlich der Bube noch trifft. Wenn uns bei Dielen Bechern sodann die Stunden entflohen, menn zu den Weihen der Nacht Venus als Priesterin ruft, dann in unserer Kammer begehn mir die Feier des Jahres: damit vollende der Tag deiner Geburt sich f ü r unsi

Warum roundert es dich, daß ein Weib meinem Leben

gebietet

und daß ein Mann ihr gehört, ihren Gesetzen sich beugt? Warum machst du mir feige Gesinnung zum schimpflichen Vorrourf, me il ich die Fessel nicht längst sprengte, das Joch nicht zerbrach? .Besser erkennt der Seemann die nahenden Todesgefahren; Vorsicht lernt der Soldat erst, ruenn er Wunden empfing': solcherlei Sprüche Derkündet' ich di el in oergangener Jugend. Laß durch mein Beispiel dich roarnen und sei auf der Hutf Feurigen Stieren zraang die Kolcherin stählerne Jodie auf und säte den Kampf in das bewaffnete Land, wußte den gähnenden Schlund des machenden Drachen zu schliefen, daß doch in Aesons Haus käme das goldene Vlies. Pfeile oersandte dereinst die Maeoterin Penthesilea trotzig Dom Rosse herab gegen die Griechen im Schiff. Aber nachdem ihre Stirn oom goldenen Helme entblößt mar, hat ihrer Schönheit Strahl über den Sieger gesiegt. Omphale stieg so weit empor im Rufe der Schönheit, sie, die Lyderin, die badet' im Gygischen See, - 165 -

LIBER

III

Ut, qui pacato statuisset in orbe columnas, Tarn dura traheret mollia pensa manu. Persarum statuit Babylona Semiramis urbem, Ut solidum cocto tolleret aggere opus, Et duo in adversum missi per moenia curras Ne possent tacto stringere ab axe latus; Duxit et Euphratem medium, qua condidit arces, Iussit et imperio subdere Bactra caput. Nam quid ego heroas, quid raptem in crimina divos? Iuppiter infamat seque suamque domum: Quid, modo quae nostris obprobria vexerit armis Et, fámulos inter femina trita suos, Coniugis obsceni pretium Romana poposcit Moenia et addictos in sua regna patres? Noxia Alexandria, dolis aptissima tellus, Et totiens nostro Memphi cruenta malo, Tres ubi Pompeio detraxit harena triumphos! Tollet nulla dies hanc tibi, Roma, notam. Issent Phlegraeo melius tibi fuñera campo, Vel tua si socero colla daturus eras. Scilicet incesti meretrix regina Canopi, Una Philippeo sanguine adusta nota, Ausa Iovi nostro latrantem opponere Anubim, Et Tiberim Nili cogéré ferre minas, Romanamque tubam crepitanti pellere sistro, Baridos et contis rostra Liburna sequi, Foedaque Tarpeio conopia tendere saxo, Iura dare et statuas inter et arma Maril Quid nunc Tarquinii fractas iuvat esse secures, Nomine quem simili vita superba notât, Si mulier patienda fuit? cape, Roma, triumphum, Et longum Augusto salva precare diem. Fugisti tarnen in timidi vaga flumina Nili, Accepere tuae Romula vincla manus. Bracchia spectavi sacris admorsa colubris, Et trahere occultum membra soporis iter. -

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DRITTES

BUCH

daß ihr Held, der mit Säulen begrenzt und befriedet die Erde, mit der gehärteten Hand fügsam die Spindel gedreht. Babylon, Stadt der Perser, - Semiramis hat sie gegründet: rings den geruaitigen Wall ließ sie aus Ziegeln erbaun, daß auf der Mauer Umringung zroei sich begegnende Wagen nicht sich berührten und leicht fuhren einander vorbei, zog den Euphrat mitten hindurch, roo die Burg sie errichtet, und ließ Baktra das Haupt beugen cor ihrem Befehl. Aber roas soll roider Götter und Heiden ich Klage erheben? Bringt doch Jupiter selbst sich und sein Haus in Verruf. Was? Jenes Weib, das noch jüngst unsre Waffen mit Schande bedas sich lüstern sogar ließ mit der Dienerschaft ein, [deckte, hat als Preis oon dem schmutzigen Buhlen die römischen Mauern, hat die Herrschaft oerlangt über die Väter des VolksI O Alexandria, tückische Stadt, Nährboden der Arglist, und du, Memphis, com Blut unseres Unheils gedüngt, roo dem Pompejus drei Triumphe im Sande oerrannen: niemals siehst du den Tag, Rom, der die Schande dir tilgt. Besser roar es, du fandest den Tod im phlegräischen Felde oder du hättest den Hals klug cor dem Schroäher gebeugt. Hört nur: die Dirne, die Königin aus dem oerbuhlten Kanopus, — sie, aus Philipps Geblüt einzig com Brandmal befleckt — stellt' unserm Jupiter dreist das Gebell des Anubis entgegen, roagte dem Tiber zu dröhn mit den Geboten des Nils, römischer Tuba Ton mit der Klapper der Isis zu schrecken, setzt' im ägyptischen Boot Kielen Liburniens nach, roollt' an Tarpejas Felsen ihr Schlafnetz spannen und richten zroischen den Statuen und Marius' Siegestrophä'nI Wozu hätten roir denn des Tarquinius Beile zerbrochen, den man den Stolzen benannt, roie es sein Leben oerdient, roenn mir dies Weib nun müßten ertragen? Doch, Roma, frohlocke! Bete, gerettet, daß lang, lange Augustus dir lebtl Du aber bist entflohn zu den zitternden Fluten des Niles, botest die Hände dem Zroang römischer Fesselung dar. Heilige Schlangen erblickt' ich, die in die Arme dir bissen, sah roie der Tod insgeheim all deine Glieder durchdrang. - 167 -

LIBER

III

'Non hoc, Roma, fui tanto tibi cive verenda,'

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Dixit 'et assiduo lingua sepulta mero'. Septem urbs alta iugis, toto quae praesidet orbi, F e m í n e a s timuit territa Marte minas. Hannibalis spolia et vieti monumenta Syphacis, Et Pyrrhi ad nostros gloria fracta pedes!

βο

Curtius expletis statuit monumenta lacunis, At Decius misso proelia rupit equo, Coclitis a b s c i s s o s testatur semita pontes, Est, cui cognomen corvus habere dedit. Haec di condiderant, haec di quoque m o e n i a servant: 65 V i x timeat salvo Caesare Roma Iovem. Nunc ubi Scipiadae c l a s s e s , ubi signa Camilli, Aut modo Pompeia, Bosphore, capta manuT Leucadius v e r s a s acies memorabit Apollo. Tantum operis belli sustulit una dies.

70

At tu, sive petes portus seu, navita, linques, Caesaris in toto sis m e m o r Ionio.

XII Postume, plorantem potuisti Iinquere Gallam, Miles et Augusti fortia signa sequi? Tantine ulla fuit spoliati gloria Parthi, Ne faceres Galla multa rogante tua? Si fas est, omnes pariter pereatis avari,

5

Et quisquís fido praetulit arma toro! Tu tamen iniecta tectus, vesane, lacerna Potabis galea fessus Araxis aquam. Illa quidem interea fama t a b e s c e t inani, Haec tua ne virtus Hat amara tibi, Neve tua Medae laetentur caede sagittae, Ferreus aurato neu cataphractus equo; Neve aliquid de te flendum referatur in urna: Sic redeunt, illis qui cecidere locis. -

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io

DRITTES

BUCH

„Unter dem Schutz dieses Bürgers mar ich dir, Roma, nicht furchtbar", sprach sie, „noch er, dem der Wein ständig die Zunge begrub." Thronend auf sieben Hügeln, die Stadt, die gebietet dem Erdkreis, bangte, geschreckt oon Mars, roeil eine Frau ihr gedroht/ Hannibals Beute und Sieg, das Mal des geschlagenen S y p h a x , Pyrrhus' zerbrochener Ruhm sind uns zu Füßen gelegt. Curtius Schloß die gähnende

Kluft: dies rourde sein D e n k m a l ;

Decius brach sich zu Pferd Bahn, triumphierend im Tod. Codes'

Straße

bezeugt, roo er einst die Brücke zerstört hat;

auch ein Rabe oerhalf

einem zu Namen

Götter begründeten, Götter

und Ruhm.

erhalten die Mauern der Stadt uns;

lebt nur der Kaiser, so bangt Roma vor Jupiter kaum. W o sind nun Scipios Flotten und roo des Camillus Standarten, roo ist Pompejus' Hand, siegend am Bosporus jüngst? Fliehende Schlachtreihn rühmt dereinst der A p o l l o oon L e u k a s : soviel

Kriegesgewalt

raffte ein einziger Tag.

Du aber, Seemann, ob du den Hafen oerläßt sei im ionischen M e e r immer des Kaisers

oder aufsuchst, gedenk!

Postumus, ach, du konntest die roeinende Galla oerlassen und des A u g u s t u s Panier folgen

als Krieger zur Schlacht?

Hat denn der Ruhm, den Parther zu plündern, so Diel dir gegolten, da doch Galla so oft flehte,

du solltest es nicht?

Dürft' ich, so roünscht' ich euch Beutebegierigen allen Verderben, jedem,

der über dem Krieg Liebe

und Treue oersäumt.

Bald aber. Rasender, trinkst du, den Mantel nur übergeroorfen, W a s s e r , das du mit dem Helm müd am A r a x e s dir schöpfst. Sie zroar härmt sich inzroischen, geängstigt durch leere Gerüchte, daß deine Tapferkeit

noch ende mit bitterem

sei es, daß medische Pfeile

ob deiner Vernichtung

Leid, frohlocken,

oder auf goldenem Roß Reiter im stählernen Kleid, daß zum Beroeinen ein Rest nur oon dir in der Urne zurückkehrt; denn so kommen

oon dort unsre Gefallnen - 169 -

zurück.

LIBER

III

T e r quater in c a s t a felix o Postume Galla, Moribus his alia coniuge dignus eras. Quid faciet nullo munita puella timore, Cum sit luxuriae Roma magistra suae? S e d securus e a s : Gallam non muñera Vincent, Duritiaeque tuae non erit illa memor. Nam quocumque die salvum te fata remittent, Pendebit collo Galla pudica tuo. Postumus alter erit miranda coniuge U l i x e s : Non illi longae tot nocuere morae, Castra decern annorum et Ciconum mons Ismara, Exustaeque tuae mox, Polypheme, genae,

[Calpe,

Et Circae fraudes lotosque herbaeque tenaces Scyllaque et alternas s c i s s a Charybdis aquas, Lampeties Ithacis veribus mugisse iuvencos — Paverat hos Phoebo filia Lampetie —, Et thalamum A e a e a e flentis fugisse puellae, T o t q u e hiemis noctes totque n a t a s s e dies, Nigrantisque domos animarum intrasse silentum, Sirenum surdo remiga adisse lacus, Et veteres arcus leto renovasse Procorum, Errorisque sui sic statuisse modum. Nec frustra, quia c a s t a domi persederat uxor. Vincit Penelopes Aelia Galla fidem.

XIII Quaeritis, unde avidis n o x sit pretiosa puellis, Et V e n e r e exhaustae damna querantur opes. Certa quidem tantis causa et manifesta ruinis: Luxuriae nimium libera facta via est. Inda cavis aurum mittit formica metallis, Et venit e Rubro c o n c h a Erycina salo, Et T y r o s ostrinos praebet Cadmea colores Cinnamon et multi pastor odoris A r a b s . -

170

-

DRITTES Postumus, drei- und vierfach

BUCH

beglückt durch Galla, die keusche,

all dein Verhalten beweist, daß du der Gattin nicht roer t. W a s soll ein W e i b denn tun, das durdi keinerlei Furcht mehr bewahrt Rom ist ja doch nun einmal Meisterin üppiger Lust. Aber

[roird?

das kümmre dich nicht: Geschenke oer/ühren nicht

Galla,

und deiner Hartherzigkeit roird sie nicht eingedenk sein. Denn mann immer dich auch das Schicksal heil ihr zurückgibt: Galla, die züchtige, roird freudig dir hängen am Hals. Postumus roird durch die herrliche Frau ein zroeiter O d y s s e u s ! D e m auch schadet' es nicht, daß er so lange g e s ä u m t : Krieg zehn Jahr lang, der Berg der Kikonen, Jsmara, ausgebrannt, Polyphem,

roard

dir das A u g e

Kalpe,

alsbald,

Kirkes Tücke, der Lotos, der Z a u b e r f e s s e l n d e r Kräuter, Skylla,

C h a r y b d i s ' Schlund, roelcher sich füllt und sich leert,

dann Lampeties Rinder, die brüllten an Ithakas Spießen, — hütete

doch A p o l l s Tochter Lampetie sie —

und seine Flucht oor der Liebe der meinenden Nymphe soviel Nächte im Sturm, sooiele

weiter: die Fahrt in die dunkelnde Welt der schroeigenden bei den Sirenen

Kalypso,

Tage auf See, Seelen,

Dorbei, roährend die Ruderer taub,

bis er den Bogen Don einst neu spannte zum T o d e der

Freier

und seiner Irrfahrt so setzte das endliche Ziel. Und nicht umsonst, denn daheim oerharrte die keusche Gemahlin. A e l i a Galla siegt über Penelopes Treu'.

Fragt ihr, roarum habsüchtige Mädchen die Nächte und, durch V e n u s erschöpft, manches

verteuern

Vermögen oersiegt?

Glaubt nur, gewiß und klar ist der Grund so großer

Verderbnis:

allzu roeit ist der W e g offen f ü r üppigen Prunk. Indiens A m e i s e n schürfen das Gold aus Gruben und Schächten, Muscheln, nach V e n u s genannt, kommen oom östlichen M e e r ; Purpurfarben bietet uns dar das Cadme ische T y r o s und der arabische Hirt sendet den duftenden Zimt.

- 17t -

LIBER

III

Haec etiam clausas expugnant arma púdicas, Quaeque terunt fastus, Icarioti, tuos. Matrona incedit census induta nepotum, Et spolia obprobrii n o s t r a per ora trahit. Nulla est poscendi, nulla est reverentia dandi; Et, si qua est, pretio tollitur ipsa mora. Felix Eois l e x funeris una maritis, Quos Aurora suis rubra colorât equis. Namque ubi mortifero iacta est fax ultima lecto, Uxorum fusis stat pia turba comis, Et certamen habent leti, quae viva sequatur Coniugium: pudor est non licuisse mori. Ardent victrices et flammee pectore praebent, Inponuntque suis ora perusta viris. Hie genus infidum nuptarum, hic nulla puella Nec fida Euadne n e c pia Penelope. Felix agrestum quondam pacata iuventus, Divitiae quorum m e s s i s et arbor erant. lilis munus erant decussa Cydonia ramo, Et dare puniceis piena canistra rubis, Nunc violas tondere manu, nunc mixta referre Lilia virgíneos lucida per calathos, Et portare suis vestitas frondibus uvas Aut variam plumae versicoloris avem. His tum blanditiis furtiva per antra puellae Oscula silvicolis empta dedere viris; Hinnulei pellis totos operibat amantes, Altaque nativo creverat herba toro; Pinus et incumbens lentas circumdabat umbras, Nec fuerat nudas poena videre deas; Corniger atque sui vacuam pastoris in aulam Dux aries saturas ipse reduxit oves. Dique deaeque omnes, quibus est tutela per agros, P r a e b e b a n t vestris verba benigna f o c i s : 'Et leporem, quicumque venis, venaberis, hospes, Et si forte m e o tramite quaeris avem: -

172

-

DRITTES

BUCH

Solcherlei Waffen erobern sogar die keuschesten Mäddien, solche zerbrächen auch dir, Ikariotin, den Stolz. Selbst die Matrone ergeht sich, behängt mit dem Gut der Verschroenstellt ihrer Schande Gewinn dreist unsern Blicken zur Schau, [der, Keinerlei Schranke besteht im Fordern und keine im Geben oder, roenn ja, roird noch teurer das Zögern bezahlt. Nur das Gesetz der Bestattung im Osten ist tröstlich den Gatten, denen Aurora die Haut bräunt au/ der feurigen Bahn. Denn sobald an die Bahre des Todes die Fade el gelegt ist, steht schon im wallenden Haar trauernd der Gattinnen Sdiar und sie geraten in Streit, roer lebend ihm folgt in des Todes Ehe: es schämen sich die, denen der Tod sidi oersagt. Aber die Siegerin brennt und bietet der Flamme die Brüste und mit oerbrennendem Mund küßt sie noch ihren Gemahl. Treulos aber ist hier das Geschlecht der Frauen, die Mädchen nicht roie Euadne treu, nicht roie Penelope fromm. Glücklich roar einstens die /riedliche Jugend der Leute oom Lande. Reichtum hieß ihnen schon Feldes Ertrag und ein Baum. Ihnen erschien als Geschenk die oom Aste geschüttelte Quitte, schroärzlich oom Brombeerstrauch Früchte, in Körbe gefüllt. Jetzt wurden Veilchen gepflückt, jetzt wieder trug man der Jungleuchtende Lilien zu, die man in Körbchen gemischt, [/rau brachte auch Trauben herbei in der Hülle des eigenen Laubes oder ein Vögelchen, bunt schillernd im Federgeroand. So geroann man damals die Mädchen und heimlich in Grotten gaben sie Kuß um Kuß gerne dem Waldbauernsohn. Liebenden diente das Fell eines jungen Hirsches als Decke, hoch, ein gewachsenes Bett, sproßte der Rasen empor. Rauschend umgab sie mit Schatten dann freundlich sich neigend die Göttinnen nackend zu sehn galt nicht als sträflich Vergehn. [Kiefer; Widder führten, gehörnte, oon selbst ihrem Hirten die Schafe satt oon der nährenden Flur roieder ins leere Gehöft. Alle die Götter, die Göttinnen all, die die Felder beschützten, sprachen manch gütiges Wort segnend an euerem Herd: „Gastfreund, roer du auch seist, du roirst einen Hasen erlegen, auch einen Vogel, wofern hier du ihn jagst im Revier. - 173 -

LIBER

III

Et me Pana tibi comitem de rupe vocato,

45

Sive petes calamo praemia sive cane.' At nunc desertis cessant sacrarla lucís: Aurum omnes vieta iam pietate colunt. Auro pulsa fides, auro venalia iura, Aurum l e x sequitur, m o x sine lege pudor.

so

Torrida sacrilegum testantur limina Brennum, Dum petit intonsi Pythia regna dei; At mons laurigero concussus vertice diras Gallica Parnasus sparsit in arma nives. T e scelus accepto Thracis Polymestoris auro

55

Nutrit in hospitio non, Polydore, tuo. Tu quoque ut auratos gereres, Eriphyla, lacertos, Delapsis nusquam est Amphiaraus equis. Proloquar—atque utinam patriae s i m v a n u s h a r u s p e x - : Frangitur ipsa suis Roma superba bonis.

60

Certa loquor, sed nulla fides; ñeque enim Ilia quondam V e r a x Pergameis M a e n a s habenda malis. Sola Parim Phrygiae fatum componere, sola Fallacem patriae serpere dixit equum. Ille furor patriae fuit utilis, ille parenti:

65

E x p e r t a est veros irrita lingua deos.

XIV Multa tuae, Sparte, miramur iura palaestrae, S e d mage virginei tot b o n a gymnasii, Quod non infames e x e r c e t corpore Iudos Inter luctantes nuda puella viros, Cum pila velocis fallit per bracchia iactus,

s

Increpat et versi clavis adunca trochi, Pulverulentaque ad extremas stat femina metas, Et patitur duro vulnera pancratio. Nunc ligat ad caestum gaudentia b r a c c h i a loris, Missile nunc disci pondus in orbe rotat; -

174

-

io

DRITTES

BUCH

Rufe nur mich, den Pan, vom Felsen herab dir zum Helfer, ob dir die Beute der Hund oder der Bogen

verschafft."

Jetzt aber stehen die Haine verödet und leer die Kapellen: fromme Gesinnung erlag, alle verehren Gold hat die Treue vertrieben,

das Gold.

um Gold sind käuflich die Richter,

selbst das Gesetz sucht Gold, bald auch, gesetzlos, die Scham. Brandige Schwellen

bezeugen die Schändung des Tempels durch

der mit dem lockigen Gott stritt um das pythische Reich;

[Brennus,

doch der Parnaß, der Berg mit dem Lorbeergipfel, erbebte: furchtbare Mengen oon Schnee roarf er aufs gallische Heer. Dich, Polydorus, hegt Polymestors,

des Thrakers, Verbrechen

nicht nach dem Gastrecht, nimmt gierig dein Gold in Besitz. Du, Eriphyla, auch, daß Gold die Arme dir schmücke, opferst samt seinem Gespann Amphiaraus dahin. Künd' ich es denn — o ruar' ich ein falscher Prophet unserm Lande/ —: Roma, die stolze, zerbricht noch an dem eignen Besitz. Wahres oerkünd' ich, doch glaubt es mir niemand: auch Trojas kündete Pergamums Leid, aber sie fand kein Gehör.

[Mònade

Sie nur erkannte in Paris das Schicksal Phrygiens, sie nur sprach es aus: mit dem Pferd schleiche Verrat in die Stadt. Segen hätte ihr Rasen der Stadt gebracht und dem Vater; machtlos zeigte ihr Mund: Sprüdie der Götter sind roahr.

14 Viele oon deinen Gebräuchen im Kampfspiel, Sparta, bemundr' ich, aber besonders hat Diel Gutes das roeibliche Tun, weil es nicht schimpflich erscheint, roenn inmitten der übenden Männer eifrig das Mädchen sich müht, nackt sich im Spiele

bewegt,

wenn der Ball ihren Händen entspringt beim eiligen Wurfe oder am rollenden Reif klingt das gebogene Holz, staubüberdeckt aufatmet das Mädchen am Ziele der Laufbahn oder die Wunden erträgt, die es beim Kämpfen

empfing,

jetzt um die Arme mit Lust des Faustriems Leder sich bindet, jetzt eines Diskus Geroicht schroingt c o r dem Wurfe im Kreis,

- 175 -

LIBER

III

Gyrum pulsat equis, niveum latus ense revincit, Virgineumque c a v o protegit aere caput, Qualis Amazonidum nudatis bellica mammis Thermodontiacis turba lavatur aquis; Et modo Taygeti crines aspersa pruina

15

S e c t a t u r patrios per iuga longa canes, Qualis et Eurotae Pollux et Castor harenis, Hie victor pugnis, ille futurus equis, Inter quos Helene nudis capere arma papillis Fertur nec fratres erubuisse deos.

20

Lex igitur Spartana vetat secedere amantes, Et licet in triviis ad latus esse suae, Nec timor aut ulla est clausae tutela puellae, Nec gravis austeri poena cavenda viri. Nullo praemisso de rebus tute loquaris

25

Ipse tuis: longae nulla repulsa morae. Nec T y r i a e vestes errantia lumina fallunt, Est neque odoratae cura molesta comae. At nostra ingenti vadit circumdata turba, Nec digitum angusta est inseruisse via.

30

Nec quae sint facies n e c quae sint verba rogandi, Invenías: caecum versât amator iter. Quod si iura fores pugnasque imitata Laconum, Carior hoc esses tu mihi, Roma, bono.

XV Sic ego non ullos iam norim in amore tumultus, Nec veniat sine te n o x vigilanda mihi: Ut mihi praetexti pudor est sublatus amictus Et data libertas n o s c e r e amoris iter, Illa rudes ánimos per noctes c o n s c i a primas Inbuit heu nullis capta Lycinna datis. Tertius haut multo minus est cum ducitur annus: V i x memini nobis v e r b a c o i s s e decern. - 178

-

s

DRITTES tummelt

BUCH

das Roß oder gürtet das Sdiroert um die schneeige

Hüfte,

ihr jungfräuliches Haupt schirmt mit dem ehernen Helm, mie eine kriegrische Schar Amazonentöchter mit nackter Brust an Thermodons Strand jauchzend sich kühlt in der

Flut,

auf dem Taygetos dann, die Haare gefeuchtet oom Frühreif, heimische Hunde dahin hetzt übers rueiie Gebirg, mie an Eurotas' Gestad' einst Pollux und Kastor sich übten, jener zum Sieg mit der Faust, dieser zum Sieg auf dem Pferd: zroischen den göttlichen, sagt man, hat Helena nackenden Busens Waffen getragen und sich nicht uor den Brüdern geschämt. Spartas Gesetz uerbietet auch Liebenden, sich zu verbergen, und seiner Schönen zur Seit' öffentlich zeigt man sich dort. Dort nicht roerden in Furcht die Mäddien im Hause gehalten; Frauen befürchten dort nie Strafe Dom mürrischen Mann. Ohne Vermittlung darfst du getrost dort selbst deine Sache führen, und meist man dich ab, hast du die Zeit nicht nerton. Keine Geroänder aus Tyrus beirren die suchenden Blidie; nie wird dem duftenden Haar schmierige Pflege zuteil. Aber die Römerin wandelt, umringt uon gewaltigem Schwarme; nie, ist die Gasse auch schmal, reicht man ihr heimlich die Hand. Weder die Miene noch je die passenden Worte des Flehens findst du: der Liebende tappt blindlings im Dunkel umher. Nähmest du drum dir Lakoniens Wettkampfsitten zum Beispiel, würdest du, Rom, mir darob nur um so teuerer sein.

Glaube: so roahr ich keinerlei Zroist in der Liebe mir roünsche, nimmer getrennt oon dir möchte durchmachen die Nacht: als mir die kindliche Scham mit dem Knabengemande gesdirounden, als ich die Freiheit gewann, Wege der Liebe zu gehn, mei ht' in den ersten Nächten den Ahnungslosen Lycinna heimlich ein, die ich, ach, nicht durch Geschenke gemann. Nicht oiel roeniger als drei Jahre sind nun oergangen; kaum zehn Worte jedoch sprachen mir, glaub' ich, seitdem. - 177 -

LIBER

III

Cuneta tuus sepelivit amor, nec {emina post te Ulla dedit collo dulcía vincla meo. Testis erit Dirce tam vero crimine saeva Nycteos Antiopen accubuisse Lyco. A h quotiens pulchros vulsit regina capillos, Molliaque inmites fixit in ora manusl A h quotiens famulam pensis oneravit iniquis, Et caput in dura ponere iussit humo! Saepe illam inmundis passa est habitare tenebrie, Vilem ieiunae saepe negavit aquam. Iuppiter, Antiopae nusquam succurris habenti Tot mala? corrumpit dura catena manus. Si deus es, tibi turpe tuam servire puellam. Invocet Antiope quem nisi viñeta IovemT Sola tarnen, quaecumque aderant in corpore vires, Regales manicas rupit utraque manu. Inde Cithaeronis tímido pede currit in arces. Nox erat, et sparso triste cubile gelu. Saepe vago Asopi sonitu permota fluentls Credebat dominae pone venire pedes. Et durum Zethum et lacrimis Amphiona mollem Experta est stabulis mater abacta suis. A c veluti magnos cum ponunt aequora motus, Eurus ubi adverso desínit ire Noto, Litore si tacito sonitus rarescit harenae: Sic cadit inflexo lapsa puella genu. Sera, tamen pietas: natis est cognitus error. Digne Iovis natos qui tueare senex, Tu reddis pueris matrem, puerique trahendam Vinxerunt Dircen sub trucis ora bovis. Antiope, cognosce Iovem: tibi gloria Dirce Ducitur in multis mortem habitura locis. Prata cruentantur Zetho, victorque canebat Paeana Amphion rupe, Aracynthe, tua. A t tu non meritam parcas vexare Lycinnam: Nescit vestra ruens ira referre pedem.

- 178 -

DRITTES Alles

BUCH

o e r s a n k in der Liebe zu dir, und nach dir h a t keine

Frau mir je um den Hals zärtlidie Fesseln gelegt. W a r n e dich Dirke! Sie r a s t e um roirkliche Schuld, weil ihr Lykos mit Antiope sich, Tochter des Nykteus,

gepaart.

Ach, roie die Königin oft ihr die schönen H a a r e uersengte, unsanft

ihr mit der Hand f u h r in das z a r t e GesichtI

Adì, wie oft sie der Magd Unmengen zu spinnen gegeben oder zu liegen sie zroang h a r t auf d e r Erde zum Schlaf! Oft o h n e Mitieid ließ sie in Schmutz und Dunkel sie h a u s e n ; wohlfeiles W a s s e r gar oft schlug sie der D ü r s t e n d e n aus. Jupiter, k o m m s t Antiope nie du zu Hilfe in sooiel Leiden? Die Kette entstellt g r a u s a m die Hände i h r schon. Bist du ein Gott, melehe Schmach, d a ß deine Geliebte oersklaot ist! W e n , roenn Jupiter nicht, riefe in Fesseln sie an? Doch die Verlassene raffte zuletzt ihre Kräfte z u s a m m e n , sprengte der Königin Band jäh mit den Händen entzroei. Drauf enteilte sie f u r c h t s a m e n Schritts auf die Höhn des K i t h a e r o n s : Nacht roar's, trostlos h a r t lag sie im F r o s t auf dem Sdinee. Oft erschreckt durch d u m p f e s G e d r ö h n e oom Flusse A s o p u s , m a h n t e sie, h i n t e r ihr h e r eile der Quälerin Schritt. H a r t ihren T r ä n e n e r f a n d sie den Z e t h u s und weich den fort von ihrem Gehöft wurde die Mutter gejagt.

Amphion:

Doch roie des s t ü r m e n d e n Meers gewaltige Wogen sich glätten, roenn sich der Ostroind legt, roeil ihm begegnet der Süd, und an der schroeigenden Küste Derhallt das T o b e n der Brandung, so mit brechen dem Knie sank sie e n t k r ä f t e t dahin. Spät doch siegte das H e r z : die Söhne e r k a n n t e n ihr Unrecht. W ü r d i g e r Greis, der du einst Jupiters Söhne gehegt, gabst den Kindern die M u t t e r zurück, und die Kinder, sie b a n d e n Dirke, damit sie der Stier schleife in Lerne n u n Jupiter k e n n e n . A n t i o p e : dir stückroeis zerrissen, erlitt Dirke den Z e t h u s f ä r b t e die Wiesen mit Blut, und

s c h ä u m e n d e r Wut. zum T r i u m p h e Dielfachen Tod. es tönte A m p h i o n s

Siegesgesang übers Land oom arakynthisdien Fels. — Du a b e r h ö r e n u n auf, Lycinna grundlos zu plagen : roenn e u e r Zorn sich ergießt, findet er n i m m e r zurück. - 179 -

LIBER

III

Fabula nulla tuas de nobis concitet aures: Te solam et lignis funeris ustus amem.

45

XVI Nox media, et dominae mihi venit epistula nos trae: Tibure me missa iussit adesse mora, Candida qua geminas ostendunt culmina turres Et cadit in patulos lympha Aniena lacus. Quid faciam? obductis committam mene tenebrie,

s

Ut timeam audaces in mea membra manus? A t si distulero haec nostro mandata timore, Nocturno fletus saevior hoste mihi. Peccaram semel et totum sum pulsus in annum: In me mansuetas non habet illa manus.

io

Nec tarnen est quisquam, sacros qui laedat amantes: Scironis media sie licet ire via. Quisquís amator erit, Scythicis licet ambulet oris: Nemo adeo, ut noceat, barbarus esse volet. Luna ministrat iter, demonstrant astra salebras,

15

Ipse Amor accensas percutit ante faces, Saeva canum rabies morsus avertit hiantis: Huic generi quovis tempore tuta via est. Sanguine tam parvo quis enim spargatur amantis Improbus, et cuius sit comes ipsa Venus?

20

Quod si certa meos sequerentur fuñera casus, Talis mors pretio vel sit emenda mihi. Adferet haec unguenta mihi sertisque sepulcrum Ornabit custos ad mea busta sedens. Di faciant, mea ne terra locet ossa frequenti,

25

Qua facit assiduo tramite vulgus iter: Post mortem tumuli sic infamantur amantum. Me tegat arborea devia terra coma, Aut humer ignotae cumulis vallatus harenae: Non iuvat in media nomen habere via. -

180

-

so

DRITTES Laß über mich kein Gerede

BUCH

ans O h r und zu Herzen dir d r i n g e n :

dich roi 11 ich lieben allein, selbst roenn ich tot und u e r b r a n n t .

16 Mitternacht roar es, da brachte m a n m i r einen Brie/ m e i n e r H e r r i n : bei ihr o h n e Verzug roill sie in T i b u r mich sehn, roo sich auf schimmernden Höhen die beiden P a l ä s t e erheben, roo sich des Anios Flut gießt in den g ä h n e n d e n Sdilund. W a s soll ich tun? Soll ich mich in die l a s t e n d e Finsternis roagen, daß meinem Leben Gefahr droht oon oerroegener Hand? Wenn ich aus solcher Besorgnis jedoch die Befolgung oerschiebe, schreckt ihr Weinen mich roeit m e h r als ein nächtlicher Feind. Einmal hatt' ich g e f e h l t : da blieb ich verwiesen ein fahr lang, sanft zu u e r f a h r e n mit mir, hat ihre Hand nicht gelernt. Freilich, die Liebenden sind ja gefeit: mer kann sie oerletzen? Mitten auf Skirons Weg roandeln sie ohne Gefahr. Wer ein Liebender ist, d e r b e t r e t e die skythische K ü s t e : n i e m a n d ist solch ein Barbar, daß er an ihm sich oergreift. Luna erhellt seinen Weg, es roarnen die S t e r n e oor Fehltritt, l o d e r n d e Fackeln schroingt A m o r ihm selber o o r a n . Hunde mit Tollrout tuenden hinroeg die fletschenden Z ä h n e : Liebende gehn ihres Wegs sicher zu jeglicher Zeit. Welcher Verruchte befleckte sich roohl mit dem spärlichen Blute Liebender? Venus selbst beut ihnen Schutz und Geleit. W ü r d e mein Wagnis darum im Grabe mit Sicherheit enden, müßt' ich doch solch einen T o d k a u f e n um köstlichen Preis: sie roird Salben m i r bringen und roird m i r mit Kränzen das Grabmal schmücken; am Urnenplatz sitzt sie als Hüterin dann. Laßt sie nur, Götter, an keinem belebteren Platz mieh b e s t a t t e n , roo in beständigem Schroall laut sich die Menge ergießtl Damit roerden im Tod noch d e r Liebenden G r ä b e r geschändet. Nein, eines Baumes Geäst schirme mich, fern oom Verkehr! Oder es mag mich am einsamen S t r a n d die Düne bedeckenI N u r nicht im Straßengeroühl p r a n g e mein N a m e am Steint -

181

-

LIBER

III

XVII Nunc, o B a c c h e , tuis humiles advolvimur aris: Da mihi pacato vela secunda, pater. T u potes insanae V e n e r i s c o m p e s c e r e fastus, Curarumque tuo fit medicina mero. Per te iunguntur, per te solvuntur a m a n t e s : T u Vitium e x animo dilue, B a c c h e , meo. T e quoque enim non esse rudem testatur in astris Lyncibus ad caelum vecta Ariadna tuis. Hoc mihi, quod veteres custodit in ossibus ignes. Fuñera sanabunt aut tua vina malum. S e m p e r enim vacuos n o x sobria torquet amantes, S p e s q u e timorque animum versât utroque modo. Quod si, B a c c h e , tuis per fervida tempora donis A c c e r s i t u s erit somnus in ossa mea, Ipse seram vites pangamque ex ordine colles, Quos carpant nullae me vigilante ferae. Dum modo purpureo tumeant mihi dolia musto Et nova pressantis inquinet uva pedes, Quod superest vitae, per te et tua cornua vivam, Virtutisque tuae, B a c c h e , poeta ferar. Dicam ego maternos A e t n a e o fulmine partus, Indica Nysaeis arma fugata choris, V e s a n u m q u e nova nequiquam in vite Lycurgum, P e n t h e o s in tríplices fuñera grata greges, Curvaque T y r r h e n o s delphinum corpora nautas In vada pampinea desiluisse rate, Et tibi per mediam b e n e olentia ilumina Naxon, Unde tuum potant Naxia turba merum. Candida laxatis onerato colla corymbis Cinget B a s s a r i c a s Lydia mitra comas, Levis odorato cervix manabit olivo, Et feries nudos veste fluente pedes. -

182

-

DRITTES

BUCH

17 Heute in Demut nahe ich, Bacchus, deinem

Altare:

gib mir Frieden und gib, Vater, mir günstige Fahrt! Du kannst zähmen die rasende Venus in all ihrem Hochmut: jeglicher

Sehnsucht Quai heilt, roenn dein Wein uns erquickt.

Liebende werden durch dich verbunden, du kannst sie auch trennen: Bacchus, tilge die Pein, die an der Seele mir nagt/ Daß sie auch dir nicht fremd geblieben,

bezeugt

Ariadne,

durch deine Luchse empor unter die Sterne oersetzt. Dies mein Leid, das die früheren Gluten in meinen

Gebeinen

roach hält, wird nur der Tod endigen — oder dein Wein. Denn stets martert in nüchterner Nacht sich der Liebende einsam, wechselnd werfen umher Hoffnung und Furcht seinen Sinn. Wenn drum, Bacchus, mir über die glühenden Schläfen mit deinen Gaben in mein Gebein lindernder Schlaf sich ergießt, dann mill ich selbst dir die Hügel mit Heben in Reihen bepflanzen, will sie beroachen, daß kein gieriges Tier sie

zerpflückt.

Schwellen mögen mir dann die Fässer oom purpurnen Moste, färbe der Trauben Saft kelternde Füße mir dann! Was mir Dom Leben noch bleibt, will ich leben durch dich, deine Hörund deiner Herrlichkeit Ruhm, Bacchus, oerkünd' ich im Lied: [ner, mie dich die Mutter gebar unter ätnageschmiedeten wie die nysäische Schar Indiens Waffen

Blitzen,

verjagt,

wie sich im Wahne Lykurgus vergriff an der Reben Erfindung, Pentheus' Tod, der den drei rasenden Scharen erlag, wie die tyrrhenischen Schiffer geschroungenen Leibs als Delphine com roeinrankenden Schiff sprangen hinab in die Flut, roie, roohlduftend, ein Strom sich dir mitten durch Naxos ergossen, draus der naxische Schroarm trank deinen göttlichen Wein. Dir aber löst sich oom strahlenden Halse die Bürde des Efeus, und um das bakchische Haar schlingt sich der lydische Schmuck; triefen roird dir der Glanz der Schulter oom duftenden ö l e , und mit dem nackenden Fuß stößt du ans wallende - 183 -

Kleid.

LIBER

III

Mollia D i r c a e a e pulsabunt tympana T h e b a e , Caprípedes calamo Panes hiante canent, Vertice turrigero iuxta dea magna Cybele

35

Tundet ad Idaeos cymbala rauca choros. A n t e fores templi crater antistitis auro Libatum fundens in tua sacra merum. Haec ego non humili referam memoranda cothurno, Qualis Pindarico spiritus ore tonat.

40

Tu modo servitio vacuum me siste superbo, A t q u e hoc sollicitum vince sopore caput.

XVIII Clausus ab umbroso qua ludit pontus Averno, Fumida Baiarum stagna tepentis aquae, Qua iacet et T r o i a e tubicen Misenus harena, Et sonat Hercúleo structa labore via, Hic, ubi, mortalis dexter cum quaereret urbes,

s

Cymbala T h e b a n o concrepuere deo, At nunc, invisae magno cum crimine Baiae, Quis deus in vestra constitit hostis aqua? Hic pressus Stygias vultum demisit in undas, Errat et in vestro spiritus ille lacu.

10

Quid genus aut virtus aut optima profuit illi M a t e r et amplexum Caesaris e s s e focos, Aut modo tam pieno fluitantia vela theatro Et per maternas omnia gesta manus? Occidit, et misero steterat vicesimus annus:

15

T o t b o n a tam parvo clausit in orbe dies. I nunc, tolle ánimos et tecum finge triumphos, Stantiaque in plausum tota theatra iuvent, A t t a l i c a s supera vestes, atque omnia magnis G e m m e a sint ludis: ignibus ista dabis. Sed tarnen hue omnes, hue primus et ultimus ordo: Est mala, sed cunctis ista terenda via est. -

184

-

20

DRITTES

BUCH

Weiche T r o m m e l n ertönen, oon thebischen Frauen geschlagen, Pane, mie Ziegen befußt, Neben

flöten

und singen dazu.

dir schlägt, oon Zinnen gekrönt, CyboJe, die

Göttin, die Becken dir dumpf

große

zu dem idäischen Tanz.

Vor deines T e m p e l s T o r soll ein Mischkrug stehn, und der Priestei sprengt ü b e r deinen A l t a r Wein aus dem goldnen Sooiel

Gefäß.

Rühmliches roill auf e r h a b n e m Kothurn ich berichten,

roenn mir gleich P i n d a r der M u n d tönt, der Begeisterung ο oll. Du a b e r mache mich endlich /rei uon der Knechtschaft der und überroinde mit Schlaf dieses

Stolzen

bekümmerte Haupt/

Ort, roo das Meer frei spielt, c o m dunklen A o e r n u s geschieden, Ba/aes dampfende Flut warm aus dem Quell sich ergießt, roo den T r o m p e t e r Misenus, den Troer, am S t r a n d m a n begraben, roo die Straße, die einst Herkules baute, e r d r ö h n t , Ort, roo einst dem thebanischen Gott, als e r glückhaft der Menschen Städte im S t u r m e geroann, Cymbeln Bajae, jetzt a b e r tief oerhaßt durch ein sag, roelch ein feindlicher Gott jetzt Hier uersank in den stygisdien Wogen

ertönten zum P r e i s : schroeres Verbrechen, — deine W a s s e r beroohnt) das H a u p t des Marcellus,

und in der Flut deines Sees irret sein Geist nun umher. W a s half Herkunft, Mannheit und roas die oortrefflichste Mutter ihm und des Kaisers Haus, dem er so n a h e oerroandt, o d e r die roehenden Tücher noch jüngst im gefüllten T h e a t e r , und roas der M u t t e r H a n d alles aufs b e s t e beschickt? Tot ist der Ä r m s t e und hatte das zwanzigste Jahr nur begonnen: soviel Tüchtigkeit sank hin in der kürzesten Frist. Geh nun gehobenen M u t s und e r t r ä u m e dir stolze T r i u m p h e : Beifall mögen im Stehn ganze T h e a t e r dir roeihn, kleide dich reicher als At talus, laß bei den Spielen Don edlen Steinen erstrahlen das H a u s : Feuer oerzehrt es alsbald. Dennoch zieht es u n s alle dahin, ob hoch oder niedrig: schlimm ist d e r Weg, und doch m u ß ihn ein j e d e r begehn. - 185 -

LIBER

III

Exoranda canis tria sunt latrantia colla, Scandenda est torvi publica c y m b a senis. Ule licet ferro cautus se condat et aere:

25

M o r s tarnen inclusum protrahit inde caput. Nirea non facies, non v i s exemit A c h i l l e m C r o e s u m aut, Pactoli quas parit umor, opes. Hic olim ignaros luctus populavit A c h i v o s , A t r i d a e magno cum stetit alter amor.

30

A t tibi, nauta, pias hominum qui traicis umbras, Hue animae portent corpus inane s u a e : Q u a Siculae victor telluris Claudius et qua Caesar, ab humana cessit in astra via.

XIX Obicitur totiens a te mihi nostra libido: C r e d e mihi, v o b i s imperat ista magis. V o s , ubi contempti rupistis frena pudoris, Nescitis captae mentis habere modum. Fiamma per incensas citius sedetur aristas,

5

Fluminaque ad fontis sint reditura caput. Et placidum S y r t e s portum et b o n a litora nautis Praebeat hospitio s a e v a Malea suo, Q u a m possit vestros quisquam reprehendere cursus, Et rabidae stimulos frangere nequitiae.

io

Testis, Cretaei fastus quae p a s s a iuvenci Induit abiegnae cornua falsa b o v i s ; T e s t i s T h e s s a l i c o flagrans Salmonis Enipeo, Q u a e voluit liquido tota subire deo. Crimen et illa fuit patria succensa senecta

15

A r b o r i s in frondes condita M y r r h a novae. N a m quid Medeae r e f e r a m quo tempore matris Iram natorum caede piavit amor? Q u i d v e C l y t a e m e s t r a e , propter quam tota M y c e n i s Infamis stupro stat Pelopea d o m u s î -

186

-

20

DRITTES

BUCH

Flehentlich muß man nahn des Hunds drei bellenden

SAlünden,

und ins gemeinsame Boot stößt uns der grimmige Greis. Magst du auch noch so besorgt in Erz und Eisen dich hüllen, zerrt dir der Tod doA

das Haupt aus dem Verstecke

heroor.

Schönheit kaufte nicht Nireus frei und Kraft nicht Achilleus, Krösus der Reichtum nicht, den der Paktolus ihm bot. Solch unfaßlidies

Leid hat einst die Achäer zerrüttet,

als der Atride so hoch zroeite Verliebtheit

bezahlt.

Dir aber, Schiffsmann, der du die seligen Schatten

beförderst,

möge Don hier sein Geist bringen den seellosen Leib hin, roo der Sieger sikulischen Landes Claudius und roo Caesar uom menschlichen Weg auf zu den Sternen entroidi.

Oftmals roerd' ich gescholten oon dir ob unsrer Begierde, glaube mir: euer Geschlecht frönt ihr roeit mehr noch als roir. Ihr, sobald ihr die Zügel mißachteter

Sdiam

nur durchbrochen,

kennt, roenn die Lust eudi gepackt, keinerlei Grenze nodi

Maß.

Hascher erlischt noch das Feuer in Brand geratener Halme, eher zum Ursprungsquell kehren die Ströme zurück, eher roird Schiffern bietet Maleas als daß jemand

die Syrte zum holden Gestade, zum

Hafen,

Grimm Frieden und gastlichen Schutz, oermag,

im rasenden Lauf euch zu

hemmen,

oder der Leichtfertigkeit Stachel zerbricht, der euch treibt. Zeugin ist sie, die des kretischen Jungstiers Sprödheit erfahren und mit der fichtenen Kuh täuschenden Hörnern sich schmückt, Zeugin auch die Salmonis, die glüht dem Thessaler Enipeus, aber dem strömenden Gott ganz zu erliegen Auch jene Myrrha,

oerlangt.

die einst f ü r den greisen Vater entbrannte,

roar eine Schande: sie schroand in das Gezroeig eines Strauchs. Sollte ich etroa erzählen, roeshalb die Liebe Medeas damals im Mord ihrer Brut Zorn einer Mutter gekühlt? Oder υοη Klytaemnestras Buhlschaft, um die in Mykene Schimpf

und Schande erlitt Pelops gesamtes Geschlecht? - 187 -

LIBER

III

Tuque o Minoa venundata, Scylla, figura, T o n d e s purpurea regna paterna coma. Hanc igitur dotem virgo desponderat hostil Nise, tuas portas fraude reclusit Amor. At vos, innuptae, felicius urite taedas: Pendet Cretaea tracta puella rate. Non tamen inmerito Minos sedet arbiter O r c i : V i c t o r erat quamvis, aequus in hoste fuit.

XX Credis eum iam posse tuae m e m i n i s s e figurae, Vidisti a Iecto quem dare vela tuo? Durus, qui lucro potuit mutare puellam! Tantine, ut lacrimes, Africa tota fuit? At tu, stulta, déos, tu fingís inania v e r b a : Forsitan ille alio pectus amore terit. Est tibi forma potens, sunt c a s t a e Palladia artes, Splendidaque a docto fama refulget avo, Fortunata domus, modo sit tibi fidus amicus. Fidus e r o : in n o s t r o s curre, puella, toros. Tu quoque, qui aestivos spatiosius exigís ignes, Phoebe, moraturae contrahe lucís iter. Nox mihi prima venit. primae date tempora n o c t i s : Longius in primo, Luna, morare toro. Foedera sunt ponenda prius signandaque iura Et scribenda mihi l e x in amore novo. H a e c Amor ipse suo constringet pignora signo: T e s t i s sidereae torta corona deae. Quam multae ante meis cedent sermonibus horae, Dulcia quam nobis concitet arma Venus I Namque ubi non certo vincitur foedere Iectus, Non habet ultores n o x vigilata deos, Et quibus inposuit, solvit m o x vincla libido; Contineant nobis omina prima fidem. -

188

-

DRITTES Und du, Skylla, die sklavisch oerfallen

BUCH der Schönheit des Minos,

schnittest dem Vater die Macht ab mit dem purpurnen Haar. Solches gelobte die /ungfrau also dem Feinde als Mitgift/ Nisus, die Tore der Stadt öffnete Am or durch List. Möchte euch, Unuermäh/te, die Fackel gesegneter brennen : hängend am kretischen Schiff rourde das Mädchen geschleift. Doch nicht ohne Verdienst ward Minos Richter im Orkus: Denn als Sieger sogar ruar er dem Feinde gerecht.

Glaubst du, es könne sich der an deine Gestalt noch erinnern, den du aus deinem Bett sähest besteigen das Schiff? Fühlloser Mann, der sein Mädchen oerläßt dem Gemirme zuliebe! W a r es ganz Afrika denn roert, daß du Tränen Oergießt? Du aber, Törin, du hoffst auf Götter, auf nichtige Worte? Ach, es Derfiel roohl sein Herz anderer Liebschaft bereits. Dein ist der Schönheit Gemalt, ist das Wirken der züchtigen Pallas und oon des Ahnherrn Kunst strahlt auch auf dich noch der H uhm. O glückselig dein Haus, roenn treu sich ein Freund dir Derbindetf Treu roerd' ich sein, mein Kind: komm auf mein Lager geschroindf Du auch, der seine Clut jetzt sommerlich reichlich uns sendet, Phoebus, oerkürze die Bahn deines oerroeilenden Lichts! Nacht, o erste, du nahst mir! Verlängert die Nacht mir, die erste! Luna, am Bett dieser Nacht scheine uns länger als sonst! Denn ein Bund ist zuuörderst zu schließen,

das Recht zu besiegeln:

neuer Liebe Beginn fordert ein neues Gesetz. Amor persönlich drückt auf solche Verträge sein Siegel, Zeugin: die Göttin der Nadit, strahlend oon Sternen bekränzt. Wieoiele

Stunden oergehn zuerst mir bei trauten Gesprächen !

Ach, und roie süß ist der Kampf, drein uns dann Venus oerstrickt! Denn roo kein sichrer Vertrag das Band der Ehe befestigt, stehn der uereinsamten Nacht rächende Götter nicht auf: roen die Begierde in Fesseln gelegt, den löst sie auch roieder; uns sei gleich bei Beginn Treue des Bundes Derbürgtf - 189 -

LIBER

III

Ergo, qui pactas in foedera rupe rit aras

25

Pollueritque novo sacra marita toro, Uli sint quicumque soient in amore dolores, Et caput argutae praebeat historiae; Nec flenti dominae patefiant n o c t e f e n e s t r a e : S e m p e r amet fructu semper amoris egens.

30

XXI Magnum iter ad doctas proficísci cogor Athenas, Ut me longa gravi solvat amore via. Crescit enim assidue s p e d a n d o cura puellae: Ipse alimenta sibi m a x i m a praebet Amor. Omnia sunt temptata mihi, quacumque fugari

5

P o s s i t ; at ex omni me premit ipse deus. V i x tamen aut semel admittit, cum saepe negarit; Seu venit, extremo dormit amicta toro. Unum erit auxilium: mutatis Cynthia terris Quantum oculis, animo tam procul ibit amor.

io

Nunc agite, o socii, propellite in aequore navem, Remorumque pares ducite sorte vices, Iungiteque extremo felicia lintea m a l o : Iam liquidum nautis aura secundat iter. R o m a n a e turres et vos valeatis, amici,

15

Qualiscumque mihi tuque puella vale. Ergo ego nunc rudis Hadriaci vehar aequoris hospes, Cogar et undísonos nunc prece adire deos. Deinde per Ionium vectus cum fessa L e c h a e o Sedarit placida vela phaselus aqua,

20

Quod superest, sufferre, pedes, properate laborem, Isthmos qua terris arcet utrumque mare. Inde ubi Piraei capient m e litora portus, S c a n d a m ego T h e s e a e b r a c c h i a longa viae. Illic vel studiis animum emendare Platonis Incipiam aut hortis, docte Epicure, tuis; - 190

-

25

DRITTES Also: roer Eide zerbricht,

BUCH

die uor dem Altar er geschworen,

roer einer andren zulieb' heilige Ehe den soll treffen,

befleckt,

was je an Kummer die Liebe

bereitet,

und es belästige ihn giftiger Zungen Gespött! öffne

dem Weinenden nie bei Nacht sich das Fenster der Herrin:

immer uon Liebe

geplagt,

misse er ihren Genügt

Weit hinweg zum gelehrten Athen zu reisen oerlangt's mich, daß mich Entfernung Dielleicht heilt t>on der Liebe Geroalt. Hab' ich die Holde beständig oor Augen, so roachsen die Gluten: reichlicher Nahrung Quell beut ja die Liebe sich selbst. Alles hab' ich oersucht, roodurch dieser Gott sich oertreiben ließe: bei allem jedoch greift er aufs neue mich an. Sie aber läßt kaum einmal mich ein nach oielem Verroeigern; oder sie kommt, und am Rand ruht sie des Pfühls, im Geroand. Eins nur roird helfen: ich zieh' in andere Lande; je weiter Cynthia schroindet dem Blick, läßt auch die Liebe das Herz. Auf nun, Gefährten, und treibt mir das Schiff hinaus auf den Fluten, und mie das Los es bestimmt, wechselt

beim Rudern euch abl

Knüpft an die Spitze des Mastes die glückoerheißenden Segel: schon begünstigt des Schiffs wogende Wege der Wind. Roms Paläste und ihr, meine Freunde, ich grüß' euch zum Ab schied) Liebste, roie grausam du auch roarst gegen mich, lebe roohif Ich also werde, ein Neuling, der Adria Wellen durchfahren, muß im Gebete mich nahn tosenden Göttern der Flut. Wenn dann müd durchs Ionische Meer das Gefährt nach Lechau m kommt und die Segel streicht, ruhend im friedlichen Port, dann, ihr Füße, beeilt euch, die weitere Mühe zu tragen, roo der Isthmus das Meer trennt vom benachbarten Meer. Hat mich danach des Piräischen Hafens Gestade empfangen, steig' ich des Theseusroegs mächtigen Armen entlang. Dort beginn' ich, den Geist auf Piatons Bahnen zu läutern oder im Garten, roo du Weisheit gelehrt, Epikur. - 191 -

LIBER

III

Persequar aut Studium linguae, Demosthenis arma, Librorumque tuos, docte Menandre, sales; Aut certe tabulae capient mea lumina pictae, Sive ebore exactae seu magis aere manus. Aut spatia annorum aut longa intervalla profundi Lenibunt tacito vulnera nostra sinu; Seu moriar fato, non turpi fractus amore; Atque erit ilia mihi mortis honesta dies.

XXII Frìgida tarn multos placuit tibi Cyzicus annos, Tulle, Propontiaca qua fluit isthmos aqua, Dindymus et sacra fabricate e vite Cybele, Raptorisque tulit qua via Ditis equos? Si te forte iuvant Helles Athamantidos urbes,

s

Nec desiderio, Tulle, movere meo: Tu licet aspicias caelum omne Atlanta gerentem, Sectaque Persea Phorcidos ora manu, Geryonis stabula et luctantum in pulvere signa Herculis Antaeique Hesperidumque choros; Tuque tuo Colchum propellas remige Phasim,

10

Peliacaeque trabis totum iter ipse legas, Qua rudis Argoa natat inter saxa columba In faciem prorae pinus adacta novae, Et sis, qua Ortygiae visenda est ora Caystri,

15

Et qua septenas temperat unda vias: Omnia Romanae cedent miracula terrae: Natura hic posuit, quicquid ubique fuit. Armis apta magis tellus quam commoda noxae: Famam, Roma tuae non pudet historiae.

20

Nam quantum ferro, tantum pietate potentes Stamus: victrices temperat ira manus. Hic, Anio Tiburne, fluis, Clitumnus ab Umbro Tramite, et aeternum Marcius umor opus, - 192 -

DRITTES

BUCH

O d e r ich übe die Kunst der Rede, D e m o s t h e n e s ' Schmecken roerde idi auch, kluger

Waffe.

M e n a n d e r , dein Salz.

O d e r sicherlich roerden Gemälde mein Auge bezaubern, W e r k e aus Elfenbein, m e h r noch die Bilder oon Erz. Sei's durch die Länge d e r Zeit, die Weite des t r e n n e n d e n Meeres, lindern wird sich d e r Gram mir in d e r schroeigenden Brust, o d e r ich sterbe, zerbrochen oom Schicksal, nicht schimpflich durch und so find' ich zuletzt doch einen ehrlichen Tod.

SoDiel Jahre h a t schon dir Kyzikus' Kälte

[Liebe,

gefallen,

Tullus, am Isthmus, den rauh die P r o p o n t i s umruogt, D i n d y m u s und Cybele, aus heiligem Hebstock gebildet, o d e r die Straße, wo Dis r a u b e n d gelenkt sein Gespann? Ob dich die Städte der Helle, der Athamastochter, e r f r e u e n ? H a t die Sehnsucht nach mir, Tullus, noch n i e dich bewegt? Magst du Atlas, den riesigen Träger des Alls, n u n erblicken oder M e d u s a s Haupt, einstens durch P e r s e u s getrennt, G e r e o n s Stall und die Spuren des Herkules und des Antäus, roo sie gerungen im Sand, und den hesperischen Tanz, m a g s t du den Icolchischen Phasis mit deinem R u d e r b e f a h r e n oder den Weg, den einst Pelions Kiel sich erkor, roo, jungfräulich, die Fichte, geformt zum Kiele der ,Argo', sanft oon der Taube geführt, sicher die Klippen durchschroimmt, m a g s t du Ortygia schaun, des K a y s t r o s mächtige M ü n d u n g , schaun, roie siebenerlei Wege das W a s s e r bespült, — all diese W u n d e r s t e h e n zurück hinterm römischen L a n d e : schenkt ihm doch die Natur alles, was schön in der Welt. Erde, die wohl zum Kriege gerüstet, doch n i m m e r zur Schandtat, deiner Vergangenheit, Rom, schämt die Geschichte sich nicht. Denn nicht roeniger als durch das Eisen sind roir durch Milde mächtig: das z ü r n e n d e Rom mäßigt im Sieg seinen A r m . Hier, o Anio, fließt du Don Tibur, Clitumnus c o m Bergland Umbriens, Marcius' W e r k t r ä n k t u n s seit eiuiger Zeit. - 193 -

LIBER

III

A l b a n u s lacus et s o c i a Nemorensis ab unda, Potaque Pollucis nympha salubris equo. At non squamoso labuntur ventre c e r a s t a e , Itala portentis n e c iurit unda novis, Non hie Andromedae resonant pro matre catenae, Nec tremis Ausonias, Phoebe fugate, dapes, N e c cuiquam a b s e n t e s arserunt in caput ignes Exitium nato matre movente suo, P e n t h e a non saevae venantur in arbore B a c c h a e , Nec solvit D a n a a s subdita cerva rates, Cornua nec valuit curvare in paelice Iuno Aut faciem turpi dedecorare bove, A r b o r e a s q u e cruces Sinis et non hospita Grais S a x a et curvatas in sua fata trabes. H a e c tibi, Tulle, parens, h a e c est pulcherrima sedes, Hic tibi pro digna gente petendus honos, Hic tibi ad eloquium cives, hic ampia nepotum S p e s et venturae coniugis aptus amor.

XXIII Ergo tam doctae nobis periere tabellae, Scripta quibus pariter tot periere bona. Has quondam nostris manibus detriverat usus, Qui non signatas iussit habere {idem. Illae iam sine me norant placare puellas, Et quaedam sine me v e r b a diserta loqui. Non illas fixum caras effecerat aurum: Vulgari buxo sordida cera fuit. Qualescumque mihi semper mansere fideles, S e m p e r et effectus p r o m e n i e r e bonos. Forsitan h a e c illis fuerint mandata t a b e l l i s : 'Irascor, quoniam es, lente, moratus heri. An tibi nescio quae visa est formosior? an tu Non b o n a de nobis crimina ficta iacis?' - 194

-

DRITTES

BUCH

Hier sind die Seen von Alba und Nemi, benachbarten Ursprungs, h i e r die Quelle,

wo einst Pollux erquickte sein P/erd.

Nirgends kriechen g e h ö r n t e Schlangen mit schuppigem

Leibe,

und kein scheußlich Getier rast in Italiens Meer. Hier klirrt nicht für der M u t t e r Vergehn A n d r o m e d a s Kette, noch h a t dich, P h o e b u s , entsetzt je ein ausonisches

Mahl.

Keinem roard hier aus d e r Ferne durch F e u e r das Leben mie es am eigenen

genommen,

Sohn einst eine Mutter oollbracht.

Hier ist kein Baum, roo wütend

die Bakehen den P e n t h e u s zerfleischen,

h i e r h a t die Hirschkuh nicht Danaerschiffe erlöst. Juno vermochte

nicht hier einer Buhlerin H ö r n e r zu Itriimmen

o d e r des Weibes Gestalt schimpflich zu roandeln zum Rind. Kreuze aus Bäumen gab es nicht hier, nicht, verderblich den Griechen, Felsen, noch S t ä m m e , roie einst Sinis sie tödlich g e k r ü m m t . Dies ist das schönste Land; dich, Tullus,

h a t es g e b o r e n :

sucfie dir hier ein Amt, roert deines edlen Geschlechts) Hier sind Bürger, dich reden zu h ö r e n , hier h a s t du auf Enkel H o f f n u n g : der künftigen

Frau Liebe, sie blühet

dir

hier.

Also ist sie dahin, die so oieles erfahren, die Tafel, all das Gute zugleich hin, das darauf ich vermerkt! Soviel Spuren trug sie oom langen Gebrauch m e i n e r Hände, daß sie Vertrauen genoß, ohne gesiegelt zu sein. H a t t e sie längst doch gelernt o h n e mich die Mädchen geroinnen, ohne mich W o r t e oon Klang roar sie zu setzen geschickt. Keine Verzierung oon Gold, oon gleißendem, machte sie k o s t b a r : einfaches Buchsbaumholz r a h m t e das sdimutzige Wachs. Doch, roie gering auch ihr Wert, ist sie allzeit treu m i r geblieben, allzeit hat sie f ü r mich gute Erfolge erzielt. Solcherlei Botschaften waren vielleicht auf die Tafel geschrieben: . W ü t e n d bin ich, weil du, Schnöder, mich gestern Dersetzt. Hast du Dielleicht eine a n d e r e schöner g e f u n d e n ? Und hast du üble Verleumdungen gar roeitererzählt über midi?' - 195 -

LIBER

III

Aut dixit: 'venies hodie, cessabimus una: H o s p i t i u m tola n o c t e p a r a v i t A m o r ' , Ht q u a e c u m q u e d o l e n s r e p e r i i n o n s t u l t a p u e l l a , Garrula cum blandís ducitur hora dolis. Me miserum, his aliquis rationem scribit a v a r u s Et p o n i t d i r a s i n t e r e p h e m e r i d a s . Q u a s si q u i s m i h i r e t t u l e r i t , d o n a b i t u r a u r o : Quis pro divitiis ligna retenta velit? I, p u e r , et c i t u s h a e c a l i q u a p r o p o n e c o l u m n a , Et d o m i n u m E s q u i l i i s s c r i b e h a b i t a r e t u u m !

XXIV F a l s a est i s t a t u a e , m u l i e r , f i d u c i a f o r m a e , Olim oculis nimium facta superba meis. N o s t e r a m o r t a l e s t r i b u i t tibi, C y n t h i a , l a u d e s : V e r s i b u s i n s i g n e m te p u d e t e s s e m e i s . M i x t a m te v a r i a l a u d a v i s a e p e f i g u r a , Ut, q u o d n o n e s s e s , e s s e p u t a r e t a m o r ; Et c o l o r est t o t i e n s r o s e o c o l l a t u s E o o , C u m tibi q u a e s i t u s c a n d o r in o r e f o r e t : Q u o d mihi non patrii poterant avertere amici, Eluere aut v a s t o T h e s s a l a saga mari, H a e c e g o n o n f e r r o , n o n i g n e c o a c t u s et i p s a Naufragus A e g a e a vera fatebor aqua. Correptus saevo Veneris torrebar aeno, V i n c t u s e r a m v e r s a s in m e a t e r g a m a n u s . Ecce coronatae portum tetigere carinae, T r a i e c t a e Syrtes, ancora iacta mihi est. Nunc d e m u m vasto fessi resipiscimus aestu, V u l n e r a q u e ad s a n u m n u n c c o i e r e m e a . M e n s B o n a , si q u a d e a es, t u a m e in s a c r a r l a d o n o : E x c i d e r a n t s u r d o tot m e a v o t a I o v i . Risus eram positis inter convivía mensis, Et d e m e p o t e r a t q u i l i b e t e s s e l o q u a x .

- 196 -

DRITTES O d e r sie meldete:

,Heut wirst

BUCH

du k o m m e n ! W i r feiern z u s a m m e n :

Amorerroeist sich aisFreundgastiich.roielang auch dieNacht',

[denkt,

o d e r roas s o n s t ein Weib, das nicht blöd, doch doII Sehnsucht, sich auswenn es, mit schmeichelnder List schmatzend, die Zeit sich oertreibt. Weh mir Armeni

Ein GeizhaJs schreibt nun darauf seine

Zahlen,

stellt sie o l i n e ' G e f ü h l neben sein Ausgabenbuch! Bringt sie mir j e m a n d zurück, so roerd' ich mit Golde ihn l o h n e n : roer behielte

denn roohl gern ein Stück Holz statt des Gelds?

Geh denn, Bursch, und h e f t e es schleunig an eine der Säulen I Schreibe d a z u : „Mein Herr roohnt am esquilischen Berg."

Irrig ist dieses Vertrauen, o Weib, auf die Macht deiner Schönheit: h a b e n dich doch zu stolz einst m e i n e Blicke gemacht. Ja, meine Liebe allein hat sooiel Lob dir g e s p e n d e t ; n u n aber schäme ich mich, daj3 mein Gesang dich gerühmt. Oftmals pries dich mein Vers u n t e r allzeit n e u e n Gestalten, und m a s du niemals warst, schienst du der Liebe zu sein. Deine Farbe oerglich sie dem rosigen Schimmer der Frühe, während du käuflichen Glanz n u r auf die W a n g e n gelegt. Väterlich ruarnten midi F r e u n d e : o e r g e b e n s — sie k o n n t e n ' s nicht reinigen k ö n n t ' es kein Meer, keine

thessalische Fee.

[wenden,

Feuer und Eisen nicht k o n n t e n mich zroingen, ich sage die Wahrheit, ja, auch des Schiffbruchs Not nicht im Agäischen M e e r : ganz überwältigt briet ich im giftigen Kessel der Venus, Hand, gefesselt an Hand, w a r mir zum Rüchen gedreht. Siehe: nun f u h r mein Schiff mit Kränzen geschmückt in den Hafen: da ich die Syrien durchquert, s e n k t ' ich den A n k e r hinab, /etzt erst komm' ich, e r m a t t e t oom W ü t e n der Flut, zur Besinnung, endlich geheilt ist das Herz, endlich die W u n d e vernarbt. Bist du Göttin, Vernunft, so will deinem Dienst ich mich roeihen: Jupiters O h r m a r taub meinem oergeblichen Flehn. Alles lachte mich aus bei Gelagen rings an den Tischen, jeder beliebige M u n d redete dreist ü b e r midi. - 197 -

LIBER

III

Quinqué tibi potui servire fideliter a n n o s : Ungue m e a m morso saepe querere fidem. Nil m o v e o r lacrimis: ista sum captus ab arte;

25

S e m p e r ab insidiis, Cynthia, fiere soles. F l e b o ego discedens, sed fletum iniuria vincit: T u b e n e conveniens non sinis ire iugum. Limina iam nostris valeant lacrimantia verbis, Nec tamen irata ianua fracta manu.

30

At te celatis aetas gravis urgeat annis, Et veniat formae ruga sinistra tuae. Veliere tum cupias albos a stirpe capillos Ah speculo rugas increpitante tibi, Exclusa inque vicem fastus patiare superbos, Et quae fecisti facta queraris anus. Has tibi fetalis cecinit m e a pagina diras. Eventum formae disce timere tuael

- 198 -

35

DRITTES Ein Jahrfünft

BUCH

lang hab' ich Dermocht dir treulich zu dienen :

Nägel beißend

beklagst

oft meine Treue du nun.

Tränen rühren mich nicht: die

Kunst nahm einst mich gefangen,

war es Berechnung doch stets, Cynthia, wenn Scheidend weine

du geroeint.

ich selbst, doch Beleidigung siegt über Tränen:

friedlich gemeinsames Joch läßt deine Art ja nicht zu. Schroelle, so lebe denn wohl,

die du oft meine Worte beroeintest,

Tür, die ich niemals doch sprengte mit zorniger Handi Dich aber, die ihre Jahre oerleugnet, Häßlicher Runzel alsbald Dann roohl verlangt's

drücke das

Alterl

falle die Schönheit zum Raub/

dich, das bleichendeHaar mit den Wurzeln zu rau-

ach, wenn dein Spiegel mit Hohn dir deine Runzeln oerweist.

Ifen,

Dann ist's an dir, uerstoßen die stolze Verachtung zu dulden, und du bedauerst dein Tun dann, eine Greisin, zu spät. Dies wird dein Schicksal sein: mein Gedicht roeissagt dir dein Unheil. Lerne zu fürchten den Tag, da deine Schönheit D ergehtI

- 199 -

LIBER

QUARTUS

Hoc, quodcumque vides, hospes, qua maxima Roma Ante Phrygem Aenean Collis et herba fuit;

[est,

Atque ubi Navali stant sacra Palatia Phoebo, Euandri profugae concubuere boves. Fictilibus crevere deis haec aurea tempia, Nec fuit obprobrio facta sine arte casa, Tarpeiusque pater nuda de rupe tonabat, Et Tiberis nostris advena bubus erat. Qua gradibus domus ista Remi se sustulit, olim Unus erat fratrum maxima regna focus. Curia, praetexto quae nunc nitet alta senatu, Pellitos habuit rustica corda patres. Bucina cogebat priscos ad verba Quirites: Centum illi in prato saepe senatus erat. Nec sinuosa cavo pendebant vela theatro, Pulpita sollemnis non oluere crocos. Nulli cura fuit externos quaerere divos, Cum tremerei patrio pendula turba sacro, Annuaque accenso celebrare Parilia faeno, Qualia nunc curto lustra novantur equo. Vesta coronatis pauper gaudebat asellis, Ducebant macrae vilia sacra boves. Parva saginati lustrabant compita porci, Pastor et ad calamos exta litabat ovis. Verbera pellitus saetosa movebat arator, Unde licens Fabius sacra Lupercus habet. -

200

-

V I E R T E S

BUCH

1 Propertius: Fremdling, roas rings du erblickst, roo jetzt das geroaltige Rom liegt, cor des Aeneas Zeit roar es nur Hügel und Gras. Dort, roo dem Schiffsfreund Phoebus Palatiums Tempel geweiht ist, lagerten heimatlos Rinder Euanders dereinst. Tönernen Göttern υ on einst sind goldene Tempel entwachsen; Hütten, gebaut ohne Kunst, roaren für niemand ein Schimpf. Nackt mar der Fels noch, oon dem der Tarpejisdie Vater gedonnert, Fremdling roar unser Flu/S damals dem hiesigen Rind. Wo über Stufen die Hütte des Remus erstand, roar den Brüdern einst ein gemeinsamer Herd Sitz ihrer Herrschaft und Macht. Wo der Senat jetzt prunkt in purpuroerbrämten Geroändern, tagten die Väter dereinst aufrechten Herzens im Fell. Zu den Verhandlungen rief ein Horn die Quiriten uon einstmals: auf einer Wiese gar oft fanden die Hundert sich ein. Bauschige Segel umschirmten noch nicht das Rund des Theaters, festliches Safrangeroöllc duftet' auf Bühnen noch nicht. Niemand dachte daran, ausländische Götter zu fragen, da an der Väter Altar schroebten die Puppen im Wind, oder mit brennendem Heu das Fest der Pales zu feiern, roo ein geopfertes Pferd heute die Sühnung erneut. Arm noch, freute sich Vesta bekränzter Eselchen, magre Kühe zogen ihr noch dürftiges Opfergerät. Eng roar der Kreuzroeg nur, den gemästete Schroeine entsühnten, Eingeroeide des Schafs opferte flötend der Hirt. Pflüger schroangen, in Felle gehüllt, ihre borstigen Geißeln; drum am Luperkusfest tobt sich der Fabier aus. -

201

-

LIBER

IV

Nec rudis infestis miles radiabat in armis: Miscebant usta proelia nuda sude. Prima galeritus posuit praetoria L y c m o n , M a g n a q u e pars Tatio rerum erat inter oves.

so

Hinc Tities Ramnesque viri Luceresque Soloni, Quattuor hinc albos Romulus egit equos. Quippe suburbanae parva minus urbe Bovillae, Et, qui nunc nulli, m a x i m a turba Gabi. Et stetit A l b a potens, albae suis omine nata,

35

A c tibi Fidenas longa erat isse v i a ; Nil patrium nisi nomen habet Romanus alumnus: Sanguinis altricem non pudet esse lupam. Hue melius p r o f u g o s misisti, Troia, Penates. Heu quali v e c t a est Dardana puppis avel

40

lam bene spondebant tune omina, quod nihil illam Laeserat abiegni venter apertus equi, Cum pater in nati trepidus c e r v i c e pependit, Et verità est umeros urere fiamma pios. Tunc animi venere D e c i Brutique secures,

45

V e x i t et ipsa sui C a e s a r i s arma V e n u s A r m a resurgentis portans victricia Troiae. Felix terra tuos cepit, Iule, deos, Si modo A v e r n a l i s tremulae cortina S i b y l l a s Dixit A v e n t i n o rura pianda Remo,

50

A u t si Pergameae sero rata carmina v a t i s L o n g a e v u m ad Priami vera fuere caput: 'Vertite equum, Danai! male vincitis: Ilia tellus V i v e t , et huic cineri Iuppiter arma dabit.' Optima nutricum nostris lupa Martia rebus,

55

Qualia creverunt moenia lacte tuo! M o e n i a namque pio coner disponere v e r s u : Ei mihi, quod nostro est parvus in ore sonus! Sed tarnen exiguo quodeumque e pectore rivi Fluxerit, h o c patriae serviet omne meae. Ennius hirsuta cingat sua dieta c o r o n a : Mi folia ex hederá porrige, Bacche, tua, -

202

-

eo

VIERTES

BUCH

Krieger, noch ungeübt, erglänzten nicht d r o h e n d in

Waffen:

mit dem g e b r a n n t e n Pfahl s t ü r m t e n sie nackt in den Kampf. Feldherrngezelte setzte als erster Lukmo im Tatius

Pelzhelm.

übte zumeist zroischen den Schafen sein A m t .

D a h e r auch die solonischen Lucerer, Titier, Ramner, d a h e r die Pferde, die f i e r weißen, Freilich, die S t a d t roar klein:

die Romulus trieb.

Booiilae, jetzt eine Vorstadt,

galt als bevölkert und auch Gabii, heute fast leer. M ä A t i g roar Alba, e r b a u t , roo die Sau sich zeigte, die

weiße,

und gar roeit roar der Weg bis nach Fidenae zu gehn. Nichts als den N a m e n verdankt der Sprößling Roms seinem A h n h e r r n : daß eine Wölfin sein Blut n ä h r t e , des sdiämt er sich nicht. H i e r h e r s a n d t e s t du, T r o j a , zum Heil die oertriebnen P e n a t e n . Welch eines Vogels Geleit schützte das Dardanerschiff I [schaden, Da sciion s t a n d e n die Zeichen auf Glück - denn es k ö n n t ' ihm nichts roas auch des hölzernen P f e r d s offenem Bauche e n t s p r a n g — als auf dem Nacken des Sohnes der zitternde Vater gehangen und sich die Flamme gescheut, kindlichen Schultern zu n a h n . D o r t h e r k a m e n des Decius Mut und die Beile des Brutus; Venus selber dann gab Caesars Kohorten Geleit, s i e g h a f t e s Waffengeieit dem wiedererstehenden Troja: glückliches Land, es empfing Götter, lulus, Don dir, roenn die Avernersibylle die Wahrheit Derkündet vom

Dreifuß,

R e m u s Dom Auentin m ü s s e e n t s ü h n e n das Land, roenn der troischen Seherin spät erst begriffene Sprüche zu dem b e j a h r t e n H a u p t P r i a m u s ' Wahrheit gesagt: „Danaer, roendet das Pferdl Schlimm siegt ihr: liions Erde lebt, dieser Asche verleiht

Jupiter Waffen

dereinst." —

Wölfin des Mars, du beste der A m m e n f ü r u n s e r Gedeihen, roelch eine Stadt seither rouchs aus der Kraft deiner Mil Al Denn u n s r e Stadt oersuch' ich im frommen Gedichte zu r ü h m e n : adi, daß so klein n u r der Ton, d e r meinem M u n d e entspringt! Dennoch aber, roie schroach auch d e r Quell aus der Enge d e r Brust m i r s t r ö m e , mein Heimatland, dir soll er dienen allein/ Ennius mag mit stachligem Kranz seine Dichtungen k r ö n e n : reiche, o Bacchus, zum Lohn m i r deines Efeus Gezroeig, - 203 -

LIBER

IV

Ut nostris tumefacta superblat Umbria libris, Umbría Romani patria Callimachi. S c a n d e n t e s quisquís cernit de vallibus arces,

65

Ingenio muros aestimet Ule meo. Roma, fave, tibi surgit opus: date candida, cives, Omina, et inceptis dextera cantet avis. S a c r a diesque canam et cognomina prisca locorum: Has meus ad metas sudet oportet equus.

70

*

'Quo ruis inprudens, vage, dicere facta, Properti? Non sunt a dextro condita fila colo. A c c e r s i s lacrimas c a n t a n s : aversus Apollo, P o s c i s ab invita verba pigenda lyra. Certa feram certis auctoribus, aut ego vates

75

Nescius aerata signa movere pila. M e creat A r c h y t a e soboles Babylonius Orops Horon et a proavo ducta Conone domus. Di mihi sunt testes non degenerasse propinquos, Inque meis libris nil prius esse fide.

80

Nunc pretium fecere deos, et fallitur auro Iuppiter. obliquae signa iterata rotae F e l i c e s q u e Iovis stellas Martisque rapacis, Et grave Saturni sidus in omne caput, Quid moveant p i s c e s animosaque signa leonis,

85

Lotus et Hesperia quid capricornus aqua, D i c a m : 'Troia, cades, et T r o i c a Roma, resurges, Et maris et terrae longa sepulcra canam.' Dixi ego, cum geminos produceret Arria natos, — Illa dabat natis arma vetante deo —

90

Non posse ad patrios sua pila referre P e n a t e s : Nempe meam firmant nunc duo busta fidem. Quippe Lupercus. equi dum saucia protegit ora, Heu sibi prolapso non bene cavit e q u o : Gallus at, in castris dum eredita signa tuetur, Concidit ante aquilae rostra cruenta suae. -

204

-

95

VIERTES

BUCH

daß durdi mein Buch, vom Stolze geschroellt, mein Umbrien prange, Umbrien, Heimatland deines KalJimachas, Rom/ Wer dann je aus dem Tal zu den steigenden Zinnen

emporscfiaut,

mag meiner Väter Stadt schätzen nach meinem Gedicht) Rom, sei geneigt! Dir hebt sich mein Werk: gebt günstige Zeichen, Bürger, und meinem Beginn singe der Vogel Bräuche und Feste besing' ich und älteste abmiihn soll sich mein

zum

Namen

Heil!

der Orte:

Roß, daß es zum Ziele gelangt! *

Horos: „Wohin oerrennst du, Properz, dich, irrender? Schicksale künden? Ach, dieser Rocken ergibt nimmer das rechte Gespinst. Tränen erroeckst du mit deinem Gesang dir, Apollo ist abhold: /ordre der Leier nicht ab, roas sie verdrossen nur gibt. Sichres oerkünd' idi auf sidire Genjähr hin: ich als ein

Seher

rneiß auf dem ehernen Ball roohl die Gestirne zu drehn. Mich, den Horos, hat Horops erzeugt aus Babylon, Sprößling des Archytas; es roar Conon der Ahn des Geschlechts. Zeugen sind mir die Götter, daß nicht aus der Art ich geschlagen: in meinen Schriften ist mir Wahrheit das höchste Gebot. Jetzt roird mit Göttern Handel getrieben und Jupiter hält man feil um Gold. Doch oernimm : Kreisender Zeichen Verlauf, Jupiters glückhaften Stern, des Mars Derderbliches Leuchten, und das Gestirn des Saturn, lastend auf Jeglichem Haupt, mas die Fische bewirken, die hitzigen Zeichen des und roas der Steinbock sag' ich: „Troja, du fällst,

bringt, badend

Löwen

im roestlichen Meer,

und, troisches Rom, du erhebst dich.'

Gräber, der Heimat so fern, künd' ich, im Meer und an Land." I c h roeissagte, als einst ihre Zroillinge Arria preisgab — Waffen gab sie dem Paar gegen des Gottes Verbot —: niemals brächten die Speere sie nieder

zum heimischen Herde,

sagt' ich, und roirklich: die zroei Gräber beroeisen mein

Wort.

Denn als Lupercus das Haupt des oerroundeten Pferdes oerteidigt, ach, und das Tier ihm sinkt, roahrt er zu roenig sich selbst; Gallus, im Lager beschützend das ihm übergebene Banner, stürzt oor dem Adler dahin, den er mit Blut überströmt. - 205 -

LIBER

IV

F a t a l e s pueri, duo fuñera matris a v a r a e : Vera, sed invito contigit ista fides. Idem ego, cum Cinarae traheret Lucina dolores, Et facerent uteri pondera lenta moram,

loo

Iunoni tacite votum inpetrabile dixi: Illa parit, libris est data palma meis. Hoc ñeque harenosum Libyae Iovis explicat antrum, Aut sibi c o m m i s s o s fibra locuta déos, Aut si quis m o t a s cornicis senserit alas,

105

Umbrave quae magicis mortua prodit aquis: Aspicienda via est caeli verusque per astra Trames, et ab zonis quinqué petunda fides. Exemplum grave erit C a l c h a s : namque Aulide solvit Ule b e n e haerentes ad pia s a x a rates,

lio

Idem Agamemnoniae ferrum cervice puellae Tinxit, et Atrides vela cruenta dedit. Nec rediere tamen Danai, tu diruta fletum Supprime et E u b o i c o s respice, Troia, sinus. Nauplius ultores sub n o c t e m porrigit ignés,

115

Et natat exuviis Graecia pressa suis. V i c t o r Oiliade, rape nunc et dilige vatem, Quam vetat avelli veste Minerva suai Hactenus h i s t o r i a e : nunc ad tua devehar a s t r a : Incipe tu lacrimis aequus adesse novis.

120

Umbria te notis antiqua Penatibus edit — Mentior? an patriae tangitur ora t u a e î — Qua n e b u l o s a cavo rorat Mevania campo, Et lacus aestivis intepet Umber aquis, Scandentisque Asisi consurgit vertice murus,

125

Murus ab ingenio notior ill e tuo. O s s a q u e legisti non illa aetate legenda Patris et in tenues cogeris ipse l a r e s : Nam tua cum multi versarent rura iuvenci, Abstulit excultas pertica tristis opes. M o x ubi bulla rudi dimissa est aurea collo, Matris et ante deos libera sumpta toga, -

206

-

130

VIERTES

BUCH

Jünglinge, schicksalbeschroert, zroei Opfer der Gier einer Mutter: miinsdit' ich's auch nicht, es erwies leider mein Wort sich als wahr. Gleichfalls, da Lucina hinauszog Cinaras Wehen, und ihrem Schöße die Last zögernd und schruer sich entrang, richtet' an Juno ich ein erfüllbares Flehen im stillen: jene gebiert, meinem Spruch rourde die Palme des Siegs. Solches enthüllt nicht in Libyen Jupiters sandige Höhle oder die Faser, die spricht, roas ihr ein Gott offenbart, oder wenn einer die Schwingen der fliegenden Krähe beurteilt. Schatten nicht, die vom Tod magische Wasser geroeckt. Anschaun muß man des Himmels Bahn, seine roahre Beroegung durch die Gestirne: die fünf Zonen befragt man um Rat. Ernst ist des Kai chas Beispiel: er roar es, der löste o on Aulis einst die Flotte, die fest hing an dem frommen Gestad'. Er auch färbte das Eisen am Nacken uom Kind Agamemnons färbte die Segel mit Blut, die der Atri de gehißt. Dennoch kehrten nicht heim die Danaer. Hemme die Tränen, Troja, zerstörtes, und schau nach der Euböischen Bucht! Nauplius schürte bei Nacht auf der Warte das Feuer der Rache: Griechenland treibt auf der Flut, niedergezogen Dom Raub. Raube und liebe als Sieger die Seherin, Oïliade, die doch oon ihrem Geroand Pallas zu reißen oerbeut! Sooiel aus der Geschichte: nun komm' ich zu deinen Gestirnen. Bleibe gefaßt, denn du hörst weiteren Kummers noch viel! Umbrien, durch ruhmreiche Geschlechter geadelt, gebar dich: lüg' ich, oder berührt dies deiner Heimat Bezirk? Wo in der Senke Meuania stets sich befeuditet im Nebel, wenn sich im Umbrischen See sommers das Wasser erwärmt, steigt in den Himmel empor Asisiums ragende Zinne, Zinne, die deinem Gedicht ihre Berühmtheit oerdankt. Vaters Gebeine, du bargst sie in fahren, da man sie sonst nicht birgt, und im engeren Haus mußtest du leben hinfort; denn roo zahlreich sonst deine Stiere die Acker bestellten, raubte der Meßstab dir herb den gepflegten Besitz. Drauf, als die goldene Kapsel com Halse des Jünglings entfernt roard, du an der Mutter Altar nähmest die Toga des Manns, - 207 -

LIBER

IV

Tum tibi pauca suo de carmine dictât Apollo, Et vetat insano verba tonare foro. At tu finge elegos, fallax opus, - h a e c tua castra -

135

Scribat ut exemplo cetera turba tuo. Militiam Veneris blandís patiere sub armis, Et V e n e r i s pueris utilis hostis eris. Nam tibi victrices, quascumque labore parasti, Eludet palmas una puella tuas;

140

Et b e n e cum fixum mento decusseris uncum, Nil erit h o c : rostro te premet ansa suo. Illius arbitrio noctem lucemque videbis, Gutta quoque e x oculis non nisi iussa cadet. Nec mille excubiae nec te signata iuvabunt

149

Limina: persuasae fallere rima sat est. Nunc tua vel mediis puppis luctetur in undis, Vel licet armatis hostis inermis eas, Vel t r e m e f a c t a cavom tellus diducat hiatum: Octipedis Cancri terga sinistra time!'

150

II Quid mirare meas tot in uno corpore formas? A c c i p e Vertumni signa paterna dei. T u s c u s ego Tuscis orior, nec paenitet inter Proelia Volsinios deseruisse focos. Haec mea turba iuvat, nec templo laetor eburno:

5

Romanum satis est posse videre forum. Hac quondam Tiberinus iter faciebat, et aiunt Remorum auditos per vada pulsa s o n o s ; At postquam ille suis tantum concessit alumnis, Vertumnus verso dicor ab amne deus; Seu, quia vertentis fructum praecerpimus anni, Vertumni vulgus credidit esse sacrum. Prima mihi variat liventibus uva racemis, Et coma lactenti spicea fruge tumet. -

208

-

io

VIERTES h a t dich Apoll

BUCH

ein roenig in seinem Gesang unterroiesen,

Reden zu d o n n e r n im Lärm t o b e n d e n M a r k t s dir Hersagt. Schaff Elegien, die täuschend b e z a u b e r n : —dies sei dein Felddienst — daß dich der übrige Schwärm

schreibend zum Vorbild sich n i m m t !

Kriegsdienst leiste der Venus und trag' ihre schmeichelnden

Waffen:

V e n u s Sprendlingen dann bist du ein brauchbarer Feind. D e n n die Palmen des Sieges, sooiel du mit Mühe errungen, n i m m t dir baldigst hinroeg spielend ein einziges Weib. W e n n du dann glücklich oom Kinn den H a k e n der Angel e n t f e r n t hast, hilft es dir nichts: es bedrängt i m m e r die Spitze dich noch. Je nach ihrem Belieben roirst Nacht und Lidit du erblicken; auch, roenn sie es befiehlt,

fällt dir der T r o p f e n oom Aug'.

T a u s e n d A u f p a s s e r nicht, auch nicht die oersiegelte Schnelle helfen

dir: ist sie o e r f ü h r t , dient ihr ein Spalt zum Betrug.

Mag nun inmitten der Wogen dein Schiff zum Kampfe

sich stellen,

m a g s t du, ein Wehrloser, gehn durch die bewaffneten mag die e r b e b e n d e Erde mit g ä h n e n d e m Schlunde sich sei Dor des K r e b s e s Gestirn, achtfüßig

Reihn, öffnen:

düstrem, gewarnt!"

W u n d e r s t du dich, daß mein Leib so Diele Gestalten Dereinigt? Laß dir erklären, oon roo einstens V e r t u m n u s e n t s p r a n g ! T u s k e r bin idi, und oon T u s k e r n e n t s t a m m ' ich; doch reut es m i d i daß idi Volsiniis Herd zroischen den Sdiladiten oerließ, [nimmer, Dieses Gewühl hier f r e u t mich: roas brauch' ich den k o s t b a r e n Über den römischen M a r k t blicken zu k ö n n e n genügt. [Tempel? Einstmals b a h n t e der Tiber sich hier seinen Weg, und sie sagen, daß man am Bette des Stroms Sdiläge oon Rudern gehört. A b e r nachdem sich j e n e r dem W o h l seiner Spröjülinge fügte, heiß' ich , V e r t u m n u s ' : der Gott bei dem geroendeten Fluj3, o d e r auch, weil ich die Frucht des sidi roandelnden Jahres o e r k ü n d e , glaubten die Leute, es sei dies des V e r t u m n u s Bereidi: m i r oerfärbt sich zuerst die T r a u b e mit bläulichen Beeren, schwillt der milchige Kern borstiger Ähren zugleich. - 209 -

LIBER

IV

Hic dulces cerasos, hic autumnalia pruna

is

Cernís et aestivo mora rubere die. Insitor hie solvit pomosa vota corona, Cum pirus invito stipite mala tulit. Mendax fama, noces: alius mihi nominis index: De se narranti tu modo crede deol

20

Opportuna mea est cunctis natura figuris: In quamcumque voles, verte, decorus ero. Indue me Cois, fiam non dura puella, Meque virum sumpta quis neget esse toga? Da ialcem et torto frontem mihi comprime faeno:

25

Iurabis nostra gramina secta manu. Arma tuli quondam et, memini, laudabar in illis: Corbis in inposito pondere messor eram. Sobrius ad lites; at cum est inposta corona, Clamabis capiti vina subisse meo.

30

Cinge caput mitra: speciem furabor lacchi; Furabor Phoebi, si modo plectra dabis. Cassibus inpositis venor; sed harundine sumpta Faunus piumoso sum deus aucupio. Est etiam aurigae species Vertumnus, et eius,

35

Traicit alterno qui leve pondus equo. Suppetat hoc, pisces calamo praedabor, et ibo Mundus demissis institor in tunicis. Pastorem ad baculum possum curare, vel idem Sirpiculis medio pulvere ferre rosam.

40

Nam quid ego adiciam, de quo mihi maxima fama est, Hortorum in manibus dona probata meis? Caeruleus cucumis tumidoque cucurbita ventre Me notât et iunco brassica viñeta levi: Nec flos ullus hiat pratis, quin ille decenter

45

Inpositus fronti langueat ante meae. At mihi, quod formas unus vertebar in omnes, Nomen ab eventu patria lingua dédit; Et tu, Roma, meis tribuisti praemia Tuscis, — Unde hodie vicus nomina Tuscus habet — -

210

-

50

VIERTES Kirschen, die süßen,

BUCH

erspähest du hier, dort herbstliche

und in des Sommers

Pflaumen,

Glut roerden die Brombeeren rot;

Dort, der P f r o p f e r erfüllt durch ein A p f e l r e i s sein Gelübde, weil er, dem Stamme zum Trotz, A p f e l oom Birnbaum geroann. Lügengerede, du schadest/ Mein Name hat andre Bedeutung: glaube du nur dem Gott, der Don sich selber erzähltl Meine Natur ist geschickt, sich in alle Gestalten gib mir, welche

du willst,

jegliche kleidet

zu

wandeln:

mich gut.

Hülle in seidnes Geroand mich, so roerd' ich zum freundlichen Mädchen. Trag' idi die Toga, - mer sagt, daß ich kein richtiger Mann? Gib mir die Sichel und drück' einen Kranz Don Heu auf die Stirn mir, und du beschroörst, meine Hand habe die W i e s e gemäht. Waffe η trug ich dereinst und roeiß noch, man lobte mich damals. Unter des Fruchtkorbs Last roar ich ein Schnitter sogleich. Nüchtern bin ich im Streiten; doch setzt mir einer den Kranz auf, rufst du alsbald,

daß der Wein sicher zu Kopfe mir stieg.

Kröne mein Haupt mit der Mitra, so stehl' ich des Bacchus Gestalt stehle des Phoebus Gestalt, wenn du die Lyra mir reichst.

[mir,

Mit einem /agdnetz jag' ich, und nehm' ich die klebrige Hute, roerd' ich der Faunus und bin Vögel

zu fangen

erpicht.

Auch als Lenker des W a g e n s bezeigt sich Vertumnus, und manchmal schroingt er sich leichten Gewichts

roechselnd

oon Pferde zu Pferd.

Fügt es sich, fange ich Fische mit A n g e l n oder ich gehe auch als V e r k ä u f e r einher, sauber oom Kittel

umroallt.

Mit einem Stabe Oermag ich den Hirten zu spielen, nicht minder mitten im Zirkusstaub Rosen aus Körbchen zu streun. Denn roas soil ich ermähnen, roodurch ich c o r allem berühmt bin: in meinen Händen sind gern Gaben der Gärten gesehn. Grünliche Gurke daher und der Kürbis mit schroellender Rundung dient mir zur Zierde und Kohl, locker mit Binsen geschnürt; keinerlei Blume erblüht auf den Wiesen, der es nicht ansteht, daß sie oerroelke im Kranz, roelcher die Stirne mir schmückt. Ich aber, w e i l man mich Einen in alle Gestalten oerroandelt, roard oon der V ä t e r Mund nach meinem Wirken benannt. Und du, Rom, hast den Meinen, den Tuskern, ehrlich oergolten — nennt man dodi den Bezirk heute den T u s k i s d i e n nodi — -

211

-

LIBER

IV

Tempore quo sociis venit Lycomedius armis Atque Sabina feri contudit arma Tati. Vidi ego labentes acies et tela caduca, Atque hostes turpi terga dedisse fugae. Sed facias, divum sator, ut Romana per aevum

55

Transeat ante meos turba togata pedes. Sex superant versus — te, qui ad vadimonia curris, Non moror

haec spatiis ultima creta meis.

Stipes acernus eram properanti falce dolatus, Ante Numam grata pauper in urbe deus.

βο

At tibi, Mamurri, formae caelator aenae, Tellus artifices ne terat Osca manus, Qui me tarn docilis potuisti fundere in usus. Unum opus est, operi non datur unus honos.

Ili Haec Arethusa suo mittit mandata Lycotae, Cum totiens absis, si potes esse meus. Si qua tarnen tibi lecturo pars oblita derit, Haec erit e lacrimis facta litura meis; Aut si qua incerto fallet te littera tractu,

5

Signa meae dextrae iam morientis e runt. Te modo viderunt iteratos Bactra per ortus, Te modo munito Sericus hostis equo Hibernique Getae pictoque Britannia curru Ustus et Eoa discolor Indus aqua.

io

Haecne marita fides et pactae in gaudia noctes, Cum rudis urgenti bracchia vieta dedi? Quae mihi deductae fax omen praetulit, illa Traxit ab everso lumina nigra rogo, Et Stygio sum sparsa lacu, nec recta capillis Vitta data est: nupsi non comitante deo. Omnibus heu portis pendent mea noxia vota: Texitur haec castris quarta lacerna tuis. -

212

-

15

VIERTES

BUCH

damals, als Lykomedius kam mit oerbündeten Waffen und die sabinische Macht brach und des Tatius Wut. Selbst mar ich Zeuge der rcanJtenden Reihen, der sinkenden Waffen und roie den Kücken der Feind zeigte in schimpflicher Fiucht. Du aber gib, o Vater der Götter, daß eroig der Römer togabekleidete Schar ziehe vorüber an mir) — Nur sechs Verse noch — dicfi, der du eilst au/s Gericht zur Verhandlung, halte ich Jünger nidit auf - : hier ist das Ziei meiner Bahn. Ahornhoiz, mit eilendem Messer geschnitztes, oor Numa roar in der dankbaren Stadt ich nur ein ärmlicher Gott. Aber, Mamurrius, dir, du Schöpfer des ehernen Bildes, ruhe der oskisdie Grund leicht auf der kunstreichen Hand, dir, der du mich zu so oielem Gebrauche hast passend gegossenl Eiris ist das Werk, doch man zollt vielfache Ehre dem Werk.

Dies hier schickt Arethusa als Botschaft ihrem Lykotas, falls du, so oft mir entfernt, kannst noch der Meinige sein. Wenn dir unlesbar indes ein Wort bleibt, roeil es oerroisdit ist, — ach, meine Tränen allein haben die Stelle getilgt. Oder befremdet ein Buchstab dich durch zittrige Führung, laß es ein Zeichen dir sein meiner ersterbenden Hand. Bald hat dich Bäk tra gesehn auf dem Zuge gen Morgen, schon bald der serische Feind auf dem gepanzerten Pferd, [zweimal, Geten im eisigen Nord, im bemalten Wagen die Briten, Inder am östlidien Meer, braun oon der Sonne gebrannt. Heißt dies Treue? Sind dies die Wonnen der Nächte, verheißen, als ich ermattenden Arms jung deinem Drängen mich gab? Fackel, die du der Braut in die Zukunft leuchtetest, roarst du an eines Leichenbrands düsterer Flamme entfacht? Stygisches Wasser besprengte mich roohl, keine richtige Binde deckte mein Haar, kein Gott gab der Vermählten Geleit. Sämtliche Tore behängt' ich oergebens mit Gaben des Dankes, roebe zum eierten Mal dir einen Mantel fürs Feld. - 213 -

L I B E R IV Occidat, inmerita qui carpsit ab arbore valium, Et struxit querulas rauca per ossa tubas, Dignior, obliquo funem qui torqueat Ocno, Aeternusque tuam pascat, aselle, famem. Die mihi, num teneros urit lorica lacertos, Num gravis inbelles atterit hasta manus! Haec noceant potius, quam dentibus ulla puella Det mihi plorandas per tua colla notas. Diceris et macie vultum tenuasse: sed opto, E desiderio sit color iste meo. At mihi cum noctes induxit vesper amaras, Si qua relicta iacent, osculor arma tua. Tum queror in toto non sidere pallia lecto, Lucis et auctores non dare carmen aves. Noctibus hibernis castrensia pensa laboro Et Tyria in gladios vellera secta suos. Et disco, qua parte fluat vincendus Araxes, Quot sine aqua Parthus milia currat equus, Cogor et e tabula pictos ediscere mundos, Qualis et haec docti sit positura dei, Quae tellus sit lenta gelu, quae putris ab aestu, Ventus in Italiani qui bene vela ferat. Assidet una soror, curis et pallida nutrix Peierat hiberni temporis esse moras. Felix Hippolyte I nuda tulit arma papilla, Et texit galea barbara molle caput. Romanis utinam patuissent castra puellisl Essem militiae sarcina fida tuae, Nec me tardarent Scythiae iuga, cum Pater altas Aerius in glaciem frigore nectit aquas. Omnis amor magnus, sed aperto in coniuge maior: Hanc Venus, ut vivat, ventilât ipsa facem. Nam mihi quo? Poenis tibi purpura fulgeat ostris, Crystallusque meas omet aquosa manus. Omnia surda tacent, rarisque adsueta kalendis Vix aperit clausos una puella Lares. - 214 -

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VIERTES

BUCH

Fluch über den, der oom schuldlosen Baum Schanzpfähle gewonnen und aus dem hohlen Gebein heulende Tuben gebautl Eher oerdient er das Seil zu drehen als Oknos, der krumme, daß, o Eselchen, e r eroig den Hunger dir stillt. Sage mir, ob dein Harnisch die Schultern, die zarten, dir drücke, Reibt dir der Lanze Geroicht round deine zärtliche Hand? Doch dieser Schaden ist kleiner, als roenn mit den Zähnen ein mir zur nagenden Pein Male dir brennt in den Hals. [Mädchen Schmächtiger, sagt man, bist du im Antlitz geroorden: ich wünsche, daß oom Verlangen nach mir sei deine Blässe beroirkt. Ich, so oft mir der Abend die bitteren Nächte heraufführt, küsse die Waffen, die hier liegen geblieben von dir. Weh dann! Wie groß auch das Lager, es roill keine Decke mir taugen, und ich ersehne des Hahns Schrei, der perkündet den Tag. Doch an den Winterabenden webe ich Kriegesgeroänder; purpurnes Leder, zum Gurt näh' ich es dir für dein Schroert, lerne den Lauf des Araxes, des noch zu besiegenden, roieuiel Meilen der Parther durch/liegt, ohne zu tränken sein Roß. Oder es drängt mich, im Bild auf der Karte die Welt zu erforschen, lernend, wie weise der Gott, der diese Erde erschuf, roo die Erde im Froste erstarrt, oon der Hitze zermürbt wird, oder roe Ich günstiger Wind trägt an Italiens Strand. Eine der Sdiroestern ist bei mir; die Amme, in Sorgen gealtert, lügt, daß der Winter allein Grund der Verzögerung sei. Glücklich Hippolyta, die mit nackter Brust in den Kampf zog und, die Barbarin, den Helm drückte aufs lockige Haupt! Stünd' es den römischen /ungfraun frei, zu Felde zu ziehen, roär' ich, solange du dienst, dir ein getreues Gepäck. Skylhiens Gip fei nicht schreckten mich, roo Gottvater die tiefen Wasser im schärferen Frost bindet und härtet zu Eis. Je gliche Liebe ist mächtig, am meisten bei offen Vermählten: Venus entfacht diesen Brand selbst, daß er lebe hinfort. Denn roozu nur für midi? D i r schimmre mein punischer Purpur, dir der klare Kristall, roelcher die Hände mir schmückt! Alles ist stumm; kaum öffnet am Ersten des Monats ein Mädchen nach der Gewohnheit den Schrein, der unsre Laren umhegt. - 215 -

LIBER

IV

Craugidos et catulae v o x est mihi grata querentis: Ilia tui partem vindicat una toro. Flore sacella tego, verbenis compita velo, Et crepat ad veteres h e r b a S a b i n a focos. Sive in finitimo gemuit stans noctua tigno, Seu voluit tangi parca lucerna mero, Illa dies hornis caedem denuntiat agnis, Succinctique calent ad nova lucra popae. Ne, precor, a s c e n s i s tanti sit gloria B a c t r i s Raptave odorato c a r b a s a lina duci, Plumbea cum tortae sparguntur pondera fundae, Subdolus et versis increpat arcus equis. Sed tua sic domitis Parthae telluris alumnis Pura triumphantis h a s t a sequatur equos. Incorrupta mei conserva foedera l e c t i : H a c ego te sola lege redisse velim; Armaque cum tulero portae votiva Capenae, S u b s c r i b a m : 'salvo grata puella viro'.

IV Tarpeium nemus et T a r p e i a e turpe sepulcrum F a b o r et antiqui limina capta Iovis. Lucus erat felix hederoso conditus antro, Multaque nativis obstrepit arbor aquis, Silvani r a m o s a domus, quo dulcís ab aestu Fistula porturas ire iubebat oves. Hunc T a t i u s fontem vallo praecingit acerno, Fidaque suggesta c a s t r a coronat humo. Quid tum Roma fuit, tubicen vicina Curetis Cum quateret lento murmure s a x a Iovis? A t q u e ubi nunc terris dicuntur iura subactis, S t a b a n t R o m a n o pila S a b i n a foro. Murus erant m o n t e s ; ubi nunc est curia saepta, Bellicus e x ilio fonte bibebat equus; -

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-

VIERTES

BUCH

Nur noch die Stimme des Hündchens, der winselnden Kraugis, behagt und auf dem Bette besetzt Straßenaltäre

au/ dem geheiligten Steht auf des Nachbarn fordert

niemand als sie deinen Platz.

[mir,

umwind' ich mit Z w e i g e n , Kapellen mit Blumen, Herd knistert sabinisches Kraut. Gebälk

die Eule der Nacht, um zu heulen,

die Lampe, nur trüb leuchtend, erneuernden Wein,

das ist der Tag, der den T o d oerkündet den heurigen Lämmern: Opferdiener, geschürzt, brennen

auf neuen

Geroinst.

Sdiätze, ich bitte, den Ruhm des eroberten Βaktra so hoch nicht oder das Linnengeroand, üppigem Fürsten geraubt, roenn die Geschosse von Blei der gewundenen Schleuder oder vom fliehenden

entfliegen

Pferd droht noch ein tückischer P/eil.

A b e r , roenn so die Söhne der parthisdien Erde gezähmt sind, folge ein Ehrenspeer deinem Gespann beim Triumph/ W a h r e nur unoerletzt die Treue dem Bund unsrer E h e : nur unter diesem Beding wünscht' ich dich Bring' ich als Weihegeschenk

roiederzusehn.

zum Capenischen T o r e die



Waffen,

schreib' ich darauf: Eine Frau dankt, w e i l ihr Gatte noch lebt.

V o m Tarpejischen Fels, T a r p e j a s schimpflichem Grabe künd' ich: w i e damals der Feind Jupiters Schwelle

betrat.

Einst w a r ein üppiger Hain, durchwachsen oon Efeugeschlinge; Quellen entsprangen, Dom Wald mächtig im Sturm schattige Unterkunft f ü r Siloanus,

überbraust,

dahin er die Schafe

lockte mit süßer Schalmei, trinken zu gehn, aus der Glut. Tatius baute oon hier ein Bollroerk bis zu dem Borne: a u f g e w o r f e n e r Grund kränzte das Lager ringsum. W a s w a r damals noch Rom, als der T u b a b l ä s e r oon Cures langgezogenen T o n sandte zu Jupiters Felsi W o jetzt Recht und Gesetz unterworfene

Länder empfangen,

hier auf dem römischen Markt stand das sabinische Heer. Berge dienten als M a u e r : roo jetzt sich die Kurie abhebt, dort, roo der Born sich ergießt,

tränkte der Krieger sein Pferd.

- 217 -

LIBER

IV

Hinc Tarpeia deae fontem libavit; at lili Urgebat medium fictilis urna caput. Et satis una malae potuit mors esse puellae, Quae voluit flammes fallere, Vesta, tuas? Vidit harenosis Tatium proludere campis, Pictaque per flavas arma levare iubas; Obstupuit regis facie et regalibus armis, Interque oblitas excidit urna manus. Saepe illa inmeritae causata est omina Lunae, Et sibi tinguendas dixit in amne comas; Saepe tulit blandís argentea lilia Nymphis, Romula ne faciem laederet hasta Tati. Dumque subit primo Capitolia nubila fumo, Rettulit hirsutis bracchia secta rubis, Et sua Tarpeia residene ita flevit ab arce Vulnera vicino non patienda Iovi: 'Ignea castrorum et Tatiae praetoria turmae Et famosa oculis arma Sabina meis, O utinam ad vestros sedeam captiva Penates, Dum captiva mei conspicer ora Tati. Romani montes et montibus addita Roma Et valeat probro Vesta pudenda meo. Ille equus, ille meos in castra reponet amores, Cui Tatius dextras collocat ipse iubas. Quid mirum in patrios Scyllam saevisse capillos Candidaque in saevos inguina versa canes? Prodita quid mirum fraterni cornua monstri, Cum patuit lecto stamine torta via? Quantum ego sum Ausonils crimen factura puellis, Improba virgíneo lecta ministra foco! Pallados extinctos si quis mirabitur ignes, Ignoscat: lacrimis spargitur ara meis. Cras, ut rumor ait, tota pugnabitur urbe: Tu cave spinosi rorida terga iugi. Lubrica tota via est et perfida: quippe tacentes Fallaci celat limite semper aquas. -

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-

VIERTES

BUCH

Hier entnahm Tarpeja den Trunk für die Göttin; doch drückte ihr den Scheitel gar schroer lastend der irdene Krug. Konnte ein einziger Tod genügen, das Mädchen zu richten, das deinen heiligen Herd, Vesta, zu täuschen oersucht? Tatius übte den Kampf auf der sandigen Fläche: sie sah ihn über die Mähne des Pferds schwingen den farbigen Schild, sah überwältigt des Königs Erscheinung, die prächtigen Waffen, und ihren Händen entsank, die ihn oergessen, der Krug. Oft begründete sie's mit Zeidien des schuldlosen Mondes, oder sie sagte, ihr Haar müsse sie luaschen im Bach, brachte strahlende Lilien oft den lieblichen Nymphen, daß sie cor Romulus' Speer schützten des Tatius Haupt. Kehrte sie aufs Kapitol, das umwölkte der steigende Herdrauch, riß sie die Arme sich oft blutig im Dornengestrüpp, und am Tarpejischen Felsen gelagert begann sie zu klagen Qualen, die Jupiter, ganz nahe, mit Abscheu aernahm: „Lagerfeuer und Zelte für Tatius' Truppen, du ganze Wehr der Sabin er, berühmt, weil sie mein Auge ersahl O roenn ich doch an euerem Herd als Gefangene säße/ Dürft' als Gefangne ich dort schaun meines Tatius Haupt! Hügel oon Rom, lebt luohl, du Stadt, in die Hügel gefügte, Vesta, oor der ich zutiefst schämen mich muß meiner Schmach! Jenes Roß, dem Tatius selbst die Mähne nach rechts kämmt, wird meine Liebe zurück tragen ins Lager mit ihm. Wundert's mich nodi, daß Skj/Ila am Haar ihres Vaters gefrevelt, daß ihren blendenden Leib Hundegestalt nun entstellt? Wundert es mich, daß die Schroester Derriet die Hörner des Untiers, als der gewundene Weg sich durch den Faden erschloß? Welch eine Schande njerd' idi ausonisdien Mädchen nodi werden, ich, die des Jungfraunherds ruchlose Dienerin roarf Wundert sich einer dereinst, daß die Feuer der Pallas erloschen, mög' er oerzeihn: den Altar hab' ich in Tränen ertränkt. Morgen, so sagt das Gerücht, wird die Stadt com Kampfe erfüllt sein: sei auf der Hut oor dem Quell droben auf dorniger Höh'l Schlüpfrig ist dort, heimtückisch der Weg; denn überall hält er unter dem täuschenden Rain schroeigende Wasser uersteckt. - 219 -

LIBER

IV

O utinam magicae n o s s e m cantamina Musael H a e c quoque formoso lingua tulisset opem. T e toga pietà decet, non quem sine matris honore Nutrit inhumanae dura papilla lupae. Sic, hospes, pariamne tua regina sub aula? Dos tibi non humilis prodita R o m a venit. S i minus, at raptae ne sint impune S a b i n a e : M e rape et alterna lege repende vices. C o m m i s s e s acies ego possum s o l v e r e : nuptae, V o s medium palla foedus inite meal Adde, Hymenaee, modos, tubicen, fera murmura Crédité, vestra meus molliet arma torus,

[conde:

Et iam quarta canit venturam bucina lucem, Ipsaque in oceanum sidera lapsa cadunt. E x p e r i a r somnum, de te mihi somnia quaeram: F a c venias oculis umbra benigna m e i s l ' Dixit et incerto permisit b r a c c h i a somno Nescia, vae, furiis accubuisse novis. Nam Vesta, Iliacae felix tutela favillae, Culpam alit et plures condit in o s s a faces. Illa ruit, qualis celerem prope T h e r m o d o n t a S t r y m o n i s a b s c i s s o fertur aperta sinu. Urbi festus erat — dixere Parilia patres, Hic primus coepit moenibus esse dies — Annua pastorum convivía, lusus in urbe, Cum pagana madent fercula divitiis, Cumque super raros faeni flammantis acervos Traicit inmundos ebria turba pedes. Romulus e x c u b i a s decrevit in otia solvi Atque intermissa c a s t r a silere tuba. Hoc Tarpeia suum tempus rata convenit h o s t e m : P a c t a ligat pactis ipsa futura comes. M ö n s erat ascensu dubius festoque r e m i s s u s : Nec mora, vocales occupât ense canes. Omnia praebebant s o m n o s ; sed Iuppiter unus Decrevit poenis invigilare tuis. -

220 -

VIERTES

BUCH

Hätte ich jemals erlernt die Gesänge der magischen Muse. hätte mein kundiger Mund Hilfe dem Schönsten gebradit. Dir nur geziemt der Purpur, nicht ihm, den zur Schande der Mutter an der unmenschlichen Brust /iihllos die Wölfin genährt. W e r d e ich, Freund, zur Gattin und Herrin in deinem Palaste, bring' ich als Mitgift dir zu das verratene

Rom.

W e n n aber nicht, s o räche den Raub der sabinischen ]ungfraun: raube midi, zahle zurück ganz natfi dem gleichen G e s e t z ! Ich Dermag es, zu trennen die kämpfenden Reih'n; ihr Vermählten, ¡aßt mich vermitteln und kommt so zum Vergleich und zum Bund! Sing', Hymenäus, dein Lied! Die Kriegstrompete uerstummel Glaubt: meiner Hochzeit Fest endet der Waffen Doch da das Horn schon oiermal

Geroalt. -

kündet das Nahen des Lichtes

und die Gestirne bereits sinken dem O z e a n zu, roill ich zu schlafen oersuchen: uon dir zu träumen verlangt

midi:

k o m m als ein Schatten und tritt hold uor die A u g e n mir hin!" Sprach's und es sanken ihr schlaff die A r m e im Schlaf ; ach, sie ahnte nicht, daß die Furien schon neu ihrem Lager

genaht.

Denn der tro/anischen Herdglut segnende Sdiützerin V e s t a nährt ihre Schuld und senkt heißeren

Brand ihr ins Mark.

Rasend enteilt sie, wie Strymons Tochter am schnellen Thermodon stürmt mit zerrissenem Kleid,

das ihren Busen enthüllt.

Festtag roar in der Stadt — Parilien nannten's die V ä t e r : dies roar der Tag, an dem Rom sich mit Mauern umgab — Hirten hielten ihr /ährlich Gelag', in der Stadt roaren Spiele, roährend roährend

der ländliche Tisdi strotzte Don leckerer Kost,

über oereinzelte Haufen

brennenden Heues

springend mit schmutzigem Fuß setzte der trunkene

Schwärm.

Romulus roünschte, es sollten die Wachen der Muße sich freuen, schroeigen das Lager und ruhn, frei uon Drommetengedröhn. Dies roar T a r p e j a s Zeit, so schien ihr: sie suchte den Feind auf, knüpfte Verträge und gab selbst den Verträgen sich drein. Schmer mar der Berg zu ersteigen, doch roenig beroacht an dem Festohne Verzug am Gebell hindert die Hunde das Schroert. A l l e s hatte dem tiefsten Schlaf sich ergeben, und einzig Jupiter machte, dein Tun streng zu bestrafen -

221

-

geroillt.

[tag;

LIBER

IV

Prodiderat portaeque {idem patriamque iacentem, Nubendique petit, quem velit, ipsa diem. A t Tatius - neque enim sceleri dedit hostis honorem 'Nube', ait 'et regni scande cubile mei.' Dixit et ingestis comitum super obruit armis. Haec, virgo, o f f i c i i s dos erat apta tuis. A duce Tarpeia mons et cognomen adeptus: O vigil, iniuste praemia sortis habes.

Terra tuum spinis obducat, lena, sepulcrum, Et tua, quod non vis, sentiat umbra sitim, N e c sedeant cineri Manes, et C e r b e r u s ultor Turpia ieiuno terreat ossa sono. Docta vel Hippolytum V e n e r i mollire negantem, Concordique toro pessima semper avis, Penelopen quoque neglecto rumore mariti Nubere l a s c i v o cogeret A n t i n o o . Illa velit, poterit magnes non ducere ferrum, Et volucris nidis esse noverca suis. Quippe et, Collinas ad fossam moverit herbas, Stantia current! diluerentur aqua. A u d a x cantatae leges inponere lunae Et sua nocturno fallere terga lupo Posset ut intentos astu caecare maritos; Cornicum inméritas eruit ungue genas, Consuluitque striges nostro de sanguine, et in me Hippomanes fetae semina legit equae. Exorabat opus verbis, ceu blanda pererrat S a x o s a m q u e forat sedula gutta viam: 'Si te Eoa Dorozantum iuvat aurea ripa Et quae sub T y r i a concha superbit aqua, E u r y p y l i q u e placet Coae textura M i n e r v a e Sectaque ab A t t a l i c i s putria signa toris, -

222

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VIERTES

BUCH

Denn sie oerriet des T o r e s Vertraun und die ruhende Heimat, und der Vermählung T a g k o r sie nach eigenem Wunsch. Tatius aber beroahrt Dor Verbrechen die Ehre des Feindes: „Heirate", rief er, „und teil' Herrschaft und Lager mit mir Ρ Sprach's und deckte sie zu mit den Waffen

seiner Begleiter:

dies roar die Mitgift, W e i b , die dem Verdienste entsprach. V o n Tarpeias Verrat erhielt der Berg seinen

Namen:

Nidit hat dein Wachen u er dient, daß didi das Schicksal belohnt.

Dornen, du Kupplerin, schlinge die Erde dir über das Grab hin! Und, das Schlimmste f ü r dich: leide

als Schatten an Durstf

Finde nicht Ruhe im Tod, und Cerberus möge zur Rache mit seinem Hungergekläff schrecken dein schändlich Gebein/ Selbst des Hippolytus Sprödheit machst du der Venus gefügig; UnglücksDogel indes bist du dem zärtlichsten Bund, z w ä n g e s t Penelope selbst, mißachtend sich zu uermählen alsbald

die Kunde oom Gatten

mit des Antinous

Gier.

Will sie es so, dann kann der Magnet kein Eisen mehr anziehn, dann roird dem V o g e l im Nest fremd seine eigene

Brut.

Bringt sie gar Collinische Kräuter zum Rande der Grube, löst sich zu fließendem Quell alles, roas fest roar, dahin. Ist sie so dreist, dem Monde durdi Z a u b e r Gesetze zu geben und in das Fell eines Wolfs

nächtens zu hüllen den

Leib,

müßte sie audi argroöhnische Gatten zu blenden durch Arglist. A u g e n schuldloser Kräh'n kratzt ihre Kralle heraus. Über mein Blut beriet sie mit Eulen und hat nach der Roßrout trächtiger Stuten Schleim, mich zu behexen, gesucht. Ach, sie erfleht' einen Zauber mit Worten, die schmeicheln dem Bach der einen steinigen Pfad nagend und schroatzend durchirrt:

[gleich,

„ W e n n dorozantisches Gold dich lockt υ on der östlichen Küste oder die Muschel, auf die stolz ist das Tyrische Meer, roenn dir Gewebe

gefällt

aus Kos, des Eurypy/us Insel,

morschendes Schnitzmerk gar eines attalischen -

223

-

Pfühls

LIBER

IV

Seu quae palmiferae mittunt venalia Thebae, Murreaque in Parthis pocula cocta focis: Speme fidem, provolve déos, mendacia vincant, Frange et damnosae iura pudicitiae. Et simulare virum pretium facit: utere causis: Maior dilata nocte recurret amor. Si tibi forte comas vexaverit, utilis ira: Post modo mercata pace premendus erit. Denique ubi amplexu Venerem promiseris empto, Fac simules puros Isidis esse dies. Ingerat Apriles Iole tibi, tundat Amycle Natalem Maiis idibus esse tuum. Supplex ille sedet: posita tu scribe cathedra Quidlibet. has artes si pavet ille, tenes. Semper habe morsus circa tua colla recentes, Litibus alterius quos putet esse datos. Nec te Medeae delectent probra sequacis — Nempe tulit fastus ausa rogare prior — Sed potius mundi Thais pretiosa Menandri, Cum ferit astutos comica moecha Getas. In mores te verte viri: si cantica iactat, I comes et voces ebria iunge tuas. Ianitor ad dantes vigilet: si pulsat inanis, Surdus in obductam somniet usque seram. Nec tibi displiceat miles non factus amori, Nauta nec attrita si ierat aera manu, Aut quorum titulus per barbara colla pependit, Cretati medio cum saluere foro. Aurum spectato, non quae manus adferat aurum. Versibus auditis quid nisi verba feres? 'Quid iuvat ornato procedere, vita, capillo Et tenues Coa veste movere sinus?' Qui versus Coae dederit nec muñera vestís, Istius tibi sit surda sine aere lyra. Dum vernat sanguis, dum rugis integer annus, Utere, ne quid eras libet ab ore dies. - 224 -

VIERTES

BUCH

oder die Ware, gesandt aom palmenumschatteten Theben, Flußspatkelche, im Herd parthischer Töpfer gebrannt, meide die Treue, »erachte die Götter und siege durch Lügen/ Brich die Gebote Heuchie Verrat:

der Scham, schädigt sie doch das Geschäft.

es erhöht

deinen Wert/ Voriuände ersinne!

Eine oerschobene Nacht steigert die Liebesbegier. Zaust er danach Dielleicht deine Haare — der Zorn ist Don Nutzen: Wenn er dann Frieden erkauft, merde er weidlich Schließlich, ist die Umarmung bezahlt, hast du Liebe

geschröpft. oersprochen,

tu' so, als roäre der Tag rein und der Isis geroeiht/ Iole nenne den ersten April dir, Amykle bestürme dich, daß deiner Geburt Tag an den Iden des MaiJ Schmachtet er flehentlich, - laß dir den Lehnstuhl bringen und irgendwas : roenn ihn die List quält, bist du seiner gemiß. [schreibe Habe audi rings um den Hais stets frische Spuren oon Bissen, die dir - er glaubt es gemiß — kämpfend ein andrer oersetzt/ Nicht Medea, die rasch sich ergebende, darf dir gefallen: — litt sie Verachtung zuletzt, recht so, sie bot sich ja an —. Kostbar mache dich, ganz mie die Thais des feinen Menander, die auf der Bühne oerbuhlt Get a, den schlauen, erleg tl Füge dich klug seinen Launen/ Und liebt er es, Lieder zu schmettern, stimme nur ein und berauscht sing' um die Wette mit ihm/ Schenkenden sei dein Türhüter roach: roenn ein Armer geklopft hat, bleibe er schläfrig und taub, lasse den Riegel gesperrt. Laß dir den Krieger gefallen, der nicht für die Liebe gemacht ist, auch einen Seemann, der Geld bringt in der schwieligen Hand, oder auch ihn, dem der Preis einst hing am barbarischen Halse, als er mit Kreide bemalt tanzte inmitten des Markts/ Schau nach dem Golde allein und nicht nach der Hand, die das Gold Verse zu hören, roas bringt's andres als Worte dir ein? [bringt: .Sprich, mein Leben, roas taugt es, zu roandeln in prangender sich in dem feinen Gefalt koi'schen Kleids zu ergehn?' [Haartracht, Wenn man dir Verse und nicht das koi'sche Kleid zum Geschenk ohne metallenen Klang leih' dem Gedicht kein Gehör! [macht, Noch ist es Frühling im Blut, nodi bringen die fahre nicht Runzeln: nimm es nur roahr, daß nicht morgen die Zeit dich beraubt/ - 225 -

LIBER

IV

Vidi ego odorati victura rosaría Paesti Sub matutino cocta iacere Noto.' His animum nostrae dum versât Acanthis amicae, Per tenues ossa sunt numerata cutes. Sed cape torquatae, Venus o regina, columbae Ob meritum ante tuos guttura secta focos. Vidi ego rugoso tussim concrescere collo, Sputaque per dentes ire cruenta cavos, Atque animam in tegetes putrem expirare paternas; Horruit algenti pérgula curta foco. Exequiae fuerant rari furtiva capilli Vincula et inmundo pallida mitra situ, Et canis in nostros nimis experrecta dolores, Cum fallende meo pollice clatra forent. Sit tumulus lenae curto vetus amphora collo; Urgeat hune supra vis, caprifice, tua. Quisquís amas, scabris hoc bustum caedito saxis, Mixtaque cum saxis addite verba mala.

VI Sacra facit vates: sint ora faventia sacris, Et cadat ante meos icta iuvenca focos. Cera Philitaeis certet Romana corymbis, Et Cyrenaeas urna ministret aquas. Costum molle date et blandi mihi turis honores, Terque focum circa laneus orbis eat. Spargite me lymphis, carmenque recentibus aris Tibia Mygdoniis libet eburna cadis. Ite procul fraudes, alio sint aere noxae: Pura novum vati laurea mollit iter. Musa, Palatini referemus Apollinis aedem: Res est, Calliope, digna favore tuo. Caesaris in nomen ducuntur carmina: Caesar Dum canitur, quaeso, Iuppiter ipse vaces. -

226

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VIERTES Sah ich am duftenden

BUCH

Paestum doch lebenprangende Rosen

rasch, roenn am Morgen der Süd roehte, uerroelkt und oerbrannt." Während Akanthis so den Kopf meiner Freundin oerdrehte, konnte man mir durch die Haut zählen die Knochen im Leib. Aber, o Herrscherin Venus, nimm hin die geringelte Taube, der ich an deinem Altar dankbar die Kehle durchschnitt/ Sah ich doch selbst oom Husten den runzligen Hals sich Derkramp/en, Speichel und blutigen Schleim rinnen aus zahnlosem Maul und die Derrottete Seele oerhaudien in schäbige Decken: überm erkalteten Herd bebte der elende Bau. Schmuck ihres Leichnams ruaren gestohlene Bänder im

dünnen

Haar und die Kappe, DO η Schmutz starrend, oerb ¡aßt und oernutzt, und auch die Hündin kam, die stets, mir zum Ärger, erroacfite, roenn ich den Riegel am Tor heimlich zu öffnen oersudit. Urne der Kupplerin sei ein Krug mit oerstümmeltem Halse, und deiner Wurzeln Gemalt, Feige, durchroachse ihn baldi Werft mit kantigen Steinen, ihr Liebenden all, nach dem Grabe und mit den Steinen zugleich schleudert Verroünschungen drauf I

Weihen bereitet der Sänger: man sdiroeige und lausche den Weihenf Blutend Dor meinem Altar sinke getroffen das Rind) Römergesang, wetteifere mit dem Philitischen Efeu/ Wasser spende der Krug oom Kyrenäischen Quell! Duftende Kostrourz reicht mir und schmeichelnden, ehrenden WeihZieht um den göttlichen Herd dreifach das wollene Band! Netzt mich mit heiligem NaßJ Die elfenbeinerne Flöte

[rauch.

spende dem neuen Altar Lieder oon phrygischem Klang/ Weiche Don hinnen, Betrug) Die Luft sei rein oon Verbrechen/ Lorbeers läuternde Kraft ebne dem Sänger die Bahn/ Muse, Apollos Haus am Palatium roollen roir preisen: roert ist, Kalliope, solch Tun deiner göttlichen Huld. Kaisers Namen oerherrlicht mein Lied; roird der Kaiser besungen, bitt' ich dich, Jupiter, selbst: feire und leih' uns Gehör/ - 227 -

LIBER

IV

Est Phoebi fugiens A t h a m a n a ad litora portus,

15

Qua sinus Ioniae murmura condit aquae, A c t i a Iuleae pelagus monumenta carinae, Nautarum votis non operosa via. Hue mundi coiere m a n u s : stetit aequore moles Pinea, n e c remis aequa favebat avis.

20

Altera classis erat T e u c r o damnata Quirino, Pilaque femínea turpiter acta m a n u ; Hinc Augusta ratis plenis Iovis omine velis Signaque iam patriae vincere docta suae. T a n d e m aciem geminos Nereus lunarat in arcus,

25

Armorum et radiis icta tremebat aqua, Cum Phoebus linquens stantem se vindice Delon — Nam tulit iratos mobilis unda notos — Astitit Augusti puppim super, et n o v a fiamma Luxit in obliquam ter sinuata facem.

30

Non ille attulerat crines in colla solutos Aut testudineae carmen inerme lyrae, S e d quali aspexit Pelopeum Agamemnona vultu Egessitque avidis Dorica castra rogis, Aut qualis flexos solvit Pythona per orbes

35

Serpentem, inbelles quem timuere lyrae. M o x ait: 'o longa mundi servator ab Alba, Auguste, Hectoreis cognite m a i o r avis, V i n c e m a r i : iam terra tua est. tibi militât arcus, Et favet ex umeris h o c onus omne meis.

40

S o l v e metu patriam, quae nunc te vindice fréta Inposuit prorae publica vota tuae. Quam nisi defendes, murorum Romulus augur Ire Palatinas non b e n e vidit aves. Et nimium remis audent prope: turpe Latinos

45

Principe te fluctus regia vela pati! Nec te, quod classis centenis remiget alis, T e r r e a t : invito labitur illa mari; Quodque vehunt prorae Centaurica s a x a minantis: Tigna cave et pictos experiere metus. -

228

-

50

VIERTES

BUCH

Vom athamanischen Strande des Phoebus erstreckt sich ein Hafen, IDO des Ionischen Meers Brausen Oerhallt in der Bucht, Aktiums Flut, eine Stätte des Ruhms der Iulischen Kiele: müh'los ebnet sich dort betenden Schiffern die Bahn. Hier bekämpften sich Mächte der Welt; Bo Uroerke o on Fichte starrten im Meer; das Geschick roar ihren Hudern nicht hold. Drüben roar eine Flotte, oerflucht com Teukrer Quirinus: schimpflich den römischen Speer führt' eine roeibliche Hand; hier des Erhabenen Segel, geschroellt unter Jupiters Segen, und seines heimischen Lands Banner, zu siegen geroohnt. Endlich in Mondsichelform zroei Schlachtreihn bildete Nereus, und oon der schimmernden Wehr zitterte leuchtend die See. Phoebus oerließ sein Delos, das stillstand, roeil er's befohlen: unter des Südroinds Wut litten die Fluten des Meers. Uber dem Schiff des Erhabnen erschien er; ein schreckendes Feuer loderte, Fackeln gleich, dreifach im Bogen empor. Doch nicht trug er gelöst überm Nacken die mallenden Locken, harfend im Schildkrotspiel, singend ein friedliches Lied, nein, er blickte mie einst auf des Pelops Sohn Agamemnon, - Totenfeuer zu Häuf tilgten das dorische Heer oder roie damals, als er des Drachen Verknäuelung löste, dessen Verschlingung zuuor friedlichen Sängern ein Graus. Alsbald sprach er: „O Retter der Welt, aus Alba gebürtig. Du, der Erhabne, an Huhm größer als Hektors Geschlecht, siege zur See: das Land ist schon dein; dir streitet mein Bogen, dir der Pfeile Gewicht, das um die Schultern mir hängt. Löse der Heimat Furcht, die jetzt, deiner Führung oertrauend, freudig befrachtet dein Schiff mit den Gebeten des Volks! Wenn du sie nicht beschützest, roar Romulus Weissagung irrig, als oom Palatium er Vögel im Fluge erschaut. Allzu roeit schon roagt sich ihr Ruder: latinische Fluten ließen, o Schmach, wo du herrschst, Segel der Königin zu. Und es erschrecke dich nicht, daß mit hundert Flügeln die Flotte rudert: sie fährt durch ein Meer, das sie nicht gerne erträgt. Drohen oom oorderen Deck Kentauren Felsen zu schleudern, roisse: sie sind nur gemalt, hohl und ein hölzerner Schreck. - 229 -

LIBER

IV

Frangit et attollit vires in milite causa; Quae nisi iusta subest, excutit arma pudor. Tempus adest, committe rates: ego temporis auctor •ucam laurigera Iulia rostra manu.' Dixerat, et pharetrae pondus consumit in arcus;

55

Próxima post arcus Caesaris hasta fuit. Vincit Roma fide Phoebi, dat femina poenas, Sceptra per Ionias fracta vehuntur aquas. At pater Idalio miratur Caesar ab astro: 'Sum deus, est nostri sanguinis ista fides.'

60

Prosequitur cantu Triton, omnesque marinae Plauserunt circa libera signa deae. Illa petit Nilum cumba male nixa fugaci, Hoc unum, iusso non moritura die. Di meliusl quantus mulier foret una triumphus,

65

Ductus erat per quas ante Iugurtha vias! Actius hinc traxit Phoebus monumenta, quod eius Una decern vicit missa sagitta rates. * Bella satis cecini: citharam iam poscit Apollo Victor et ad placidos exuit arma choros.

70

Candida nunc molli subeant convivía luco, Blanditiaeque fluant per mea colla rosae, Vinaque fundantur prelis elisa Falernis, Perqué lavet nostras spica Cilissa comas. Ingenium potis irritet Musa poetis:

75

Bacche, soles Phoebo fertilis esse tuo. lile paludosos memoret servire Sygambros, Cepheam hic Meroen fuscaque regna canat, Hic referat sero confessum foedere Parthum: 'Reddat signa Remi: mox dabit ipse sua; Sive aliquid pharetris Augustus parcet Eois, Différât in pueros ista tropaea suos. Gaude, Crasse, nigras si quid sapis inter harenas: Ire per Euphraten ad tua busta licet.' - 230 -

80

VIERTES

BUCH

Kriegern stärkt oder schrcächt den Mut ihr Vertrauen zur Sache : ist sie nicht rechtlich, so sinkt ihnen die Waffe aus Scham. Zeit ist's: oersammle die Schiffe/ Ich, der ich die Zeit dir bestimme, führe im Lorbeerschmuck deine Geschwader zum Sieg." Sprach's, und sein Bogen oerbrauchte das ganze Gereicht seines und mit der Lanze sogleich folgte der Kaiser dem Gott. Rom, durch Apollos Treue, ist Sieger; die Frau muß es

(Köchers büßen:

auf dem Ionischen Meer schroimmen die Trümmer der Macht. Doch oom Idalischen Stern her beroundert es Caesar, der Vater: „Ich bin ein Gott: nun bringt unser Geblüt

den Erroeis."

Triton bläst in sein Horn, die Göttinnen alle des Meeres, rings um das freie Panier jauchzen sie Beifall und Sieg. Jene enteilt zum Nil auf schroankem, flüchtigem Nachen; eines nur bleibt: sie roählt selber den Tag, da sie stirbt. Dank sei den Göttern! Ein einziges Weib taugt schlecht zum Triumphhier auf den Straßen,

durch die einst man Jugurtha geführt.

[zug

Aktiums Phoebus errang das Mal seines Ruhmes, da seiner Pfeile

ein einziger zehn Schiffe des Feindes besiegt. *

Kämpfe besang ich genug: schon ruft nach der Harfe Apollo; Sieger, σοη Waffen befreit, gebt er zum freudigen Tanz. Nun ist es Zeit zum festlichen Mahl im lieblichen Haine: Rosengeroinde der Lust schmiege sich mir um den Ha/s! Strömen soll nun der Wein, gepreßt in falernischer Kelter, und das kilikische Ol spüle uns duftend durchs Haar! Trunkenen Dichtern möge den Geist die Muse beschroingen : Bacchus, für deinen

Apoll pflegst

du ja fruchtbar

zu sein.

Jener besinge den Sieg übers sumpfige Land der Sugambrer, der das kephei'sche Reich: Meroës bräunliches Volk! Dieser berichte, daß spät der Parther zum Bündnis bereit roar: .Gab er die Banner zurück, gibt er die eigenen bald; oder, mill der Erhabne die Köcher des Ostens noch schonen, schieb' er den Söhnen zulieb' Jetzt diese Siege hinaus! Freue dich, Crassus, sofern du im finsteren Sand noch empfindest: über den Euphrat hinroeg geht man Jetzt frei an dein Grab.' - 231 -

LIBER

IV

Sic n o c t e m patera, sic ducam carmine, donee

85

Iniciat radios in m e a vina dies.

VII Sunt aliquid M a n e s : letum non omnia finit, Luridaque evictos effugit umbra rogos. Cynthia namque m e o visa est incumbere fulcro Murmur ad extremae nuper humata viae, Cum mihi somnus ab exequiis penderet amoris,

5

Et quererer lecti frigida regna mei. Eosdem habuit secum, quibus est elata capillis, Eosdem oculos; lateri vestis adusta fuit, E t solitum digito beryllon adederat ignis, Summaque Lethaeus triverat ora liquor.

lo

Spirantisque ánimos et v o c e m misit, at illi Pollicibus frágiles increpuere manus: 'Perfide nec cuiquam melior sperande puellae, In te iam vires somnus habere potest? Iamne tibi exciderant vigilacis furta Suburae

15

Et m e a nocturnis trita fenestra dolis, P e r quam demisso quotiens tibi fune pependi A l t e r n a veniens in tua colla manu! S a e p e Venus trivio c o m m i s s e est pectore mixto, Fecerunt tepidas pallia nostra vias.

20

Foederis heu taciti, cuius fallacia v e r b a Non audituri diripuere Noti! A t mihi non oculos quisquam inclamavit euntis: Unum impetrassem te revocante diem. Nec crepuit fissa me propter harundine custos,

25

Laesit et obiectum tegula curta caput. Denique quis nostro curvum te funere vidit, A t r a m quis lacrimis incaluisse togam? Si piguit portas ultra procedere, at illue Iussisses tectum lentius ire meum. - 232

-

30

VIERTES

BUCH

So oerbring' ich dia Nacht beim Becher und so beim Gesänge, bis mir der T a g in den W e i n roirft seinen leuchtenden Strahl.

7 Etroas bedeuten die M a n e n : der T o d beendet nicht alles; fahl aus des Grabes Gemalt ringt sich der Schatten empor. Cynthia nämlich schien sich über mein Bette zu neigen, die man doch neulich begrub nah an dem lärmenden W e g . Schlaf überroältigte mich nach dem Leid um den T o d der Geliebten: eben noch klagt' ich, mie kalt jetzt meines Lagers Bereich. Ganz so roar noch ihr Haar w i e oordem, da man sie forttrug, und auch ihr Auge;

das Kleid roar an der Seite

oersengt.

Auch der gewohnte Beryll an der Hand w a r c o m Feuer beschädigt, und der lethäische Strom hatte ihr Antlitz entstellt. W e h e n d e r A t e m und Stimme ging aus von ihr; doch man

hörte

an der zerbrochenen Hand knackender Finger Geräusch: „Treuloser! Darf doch kein Mädchen erhoffen, daß je du dich

besserst.

Hat denn der Schlaf so bald roieder Geroalt über dich? Sind dir die Schliche entfallen

der allzeit roachen Subura

oder mein Fenster, bei Nacht häufig oerstohlen benutzt? Denke, roie oft ich am Seil, dem heruntergelassnen, gehangen, roechselnden

Griffes zu dir kam, an den Hals dir mich roarfi

Oft roard der V e n u s gedient auf der Gasse und Busen an Busen, daß sich der Boden sogar unter den Mänteln erroärmt. Ach, der uerschruiegene Bund/ Die Gelübde, wehte

die trügerisch waren,

der Südroind roeg, ihnen ^erschließend das Ohr.

Niemand sprach mir noch zu, als mein Blick schon drohte zu b r e d i e n : roenn du zurück mich riefst, roard mir ein T a g noch zuteil. Mit dem gespaltenen Rohr hat kein Wächter, mich schützend, geunter dem schadhaften Dach roard ich am Kopfe oerletzt. Schließlich: roer hat dich gebeugt

bei meiner

[klappert;

Bestattung gesehen

oder daß Tränen dir heiß netzten das schroarze Gen;and? W a r es dir lästig, durchs Tor hinaus mir zu folgen, mußte,

wenn du es befahlst,

bis dahin

langsamer schreiten mein Sarg. - 233

-

LIBER

IV

Cur ventos non ipse rogis, ingrate, petistiî Cur nardo ílammae non oluere m e a e ? Hoc etiam grave erat nulla mercede hyacinthos Inicere et fracto busta piare cado. Lygdamus uratur, c a n d e s c a t lamina v e r n a e :

35

Sensi ego, cum insidiis pallida vina bibi. At Nomas arcanas tollat versuta salivas: Dicet damnatas ignea testa manus. Quae modo per viles inspecta est publica noctes, Haec nunc aurata cyclade signât humum,

40

Et graviore rependit iniquis pensa quasillis, Garrula de facie si qua locuta m e a e s t : Nostraque quod Petale tulit ad monumenta coronas. Codicis inmundi vincula sentit anus; Caeditur et Lalage tortis suspensa capillis,

45

P e r nomen quoniam est ausa rogare meum. T e patiente m e a e conflavit imaginis aurum Ardente e nostro dotem habitura rogo. Non tamen insector, quamvis mereare, Properti: Longa m e a in libris regna fuere tuis.

so

Iuro ego fatorum nulli revolubile carmen, Tergeminusque canis sic mihi molle sonet, M e s e r v a s s e fidem; si fallo, vipera nostris Sibilet in tumulis et super ossa cubet. Nam gemina est sedes turpem sortita per amnem,

55

Turbaque diversa remigat omnis aqua. Unda Clytaemestrae stuprum vehit altera, Cressae Portat mentitae lignea monstra bovis. E c c e coronato pars altera lapsa phaselo, Mulcet ubi Elysias aura b e a t a rosas,

βο

Qua numerosa fides quaque aera rotunda Cybeles Mitratisque sonant Lydia plectra choris. Andromedeque et Hypermestre sine fraude maritae, Narrant historiae tempora nota suae: H a e c sua maternis queritur livere catenis B r a c c h i a n e c méritas frigida s a x a manus; - 234

-

65

VIERTES

BUCH

Warum, Herzloser, riefst du den W i n d nicht selbst zu dem

Holzstoß,

g ö s s e s t nicht Nardenöl, duftendes, mir in den Brand? D a s selbst roar dir zuoiel, Hyazinthen

zu streun, die nichts kosten,

mich zu oersöhnen im Grab mit dem zerbrechenden Krug. L y g d a m u s merde gebrannt: es glühe dem Sklaoen das Eisenf Spürt' ich's doch, als ich den Wein trank, den er gi/tig gemischt) Und die durditriebene Nomas entferne

den Z a u b e r des Speichels :

bald wird der feurige Topf zeigen, mie schuldig sie ist. Sie, die bei Nacht sich eben n o d i wohlfeil

öffentlich preisgab,

schleift ihren Rundrock jetzt goldüberladen im Staub. Reichlicher füllt sie der Magd aus Willkür Körbe mit Arbeit, die beim Schmatzen Dielleidit mich eine Schönheit genannt. W e i l mir Fetale Kränze gebracht zum Schmucke des Grabmals, duldet des schmutzigen Blocks Fessel die Alte

zum Lohn.

Lai age hängt man auf an den Flechten des Haares und peitscht sie, roeil sie zu bitten geroagt unter Berufung auf mich. Sie hat, roeil du nicht mehrtest, geschmolzen das Gold meines Standund aus dem Holzstoßbrand

schleppt sie die Beute hinroeg.

[bilds:

Dennoch, ich zürne dir nicht, Properz, roie sehr du's nerdient h a s t ; hab' ich als Königin doch lange dein Dichten beherrscht. Ja, beim Spruche des Schicksals, dem unabwendbaren, schmor' ich — dämpfe der Hund mit den drei K ö p f e n f ü r mich sein Gebeiii —: Treue hab' ich g ernährt. W e n n ich lüge, so soll eine zischend im Grabe bei mir liegen

auf meinem

Viper

Gebeini

Zroiegeteilt ist durchs Los das Gefilde am finsteren Flusse, und auf gesonderter Flut rudert hinüber die Schar: Buhlfrau'n mie Klytämnestra, wie jene Kreterin dorthin, die mit der hölzernen Kuh scheußlicher Laroe betrog, aber die anderen roo holdseliger

hier im blumenumwundenen

Nachen,

Hauch Rosen Elysiums kost,

roo auf der klingenden Saite, zur ehernen Pauke K y b e l e s Indisch die Leier ertönt Tänzern, mit Mitren gekrönt. Gattinnen, frei oon Fehl, A n d r o m e d a und Hypermnestra legen aus ihrem Geschick rühmlich Bekanntes uns dar. Jene beklagt ihre Arme,

noch blau oon den Ketten der Mutter,

Hände, die schuldlos Qual trugen am eisigen

- 239 -

Fels.

LIBER

IV

Narrat Hypermestre magnum ausas e s s e sorores, In scelus hoc animum non valuisse suum. Sic mortis lacrimis vitae sanamus a m o r e s : Celo ego perfidiae crimina multa tuae.

70

S e d tibi nunc mandata damus, si forte moveris, S i te non totum Cloridos herba tenet: Nutrix in tremulis ne quid desideret annis Parthenie: potuit, n e c tibi avara fuit. Deliciaeque meae Latris, cui nomen ab usu est,

75

Ne speculum dominae porrigat illa novae. Et quoscumque m e o fecisti nomine versus, Ure mihi: laudes desine habere m e a s . Pelle hederam tumulo, mihi quae pugnante corymbo Mollia contortis alligat o s s a comis.

so

Ramosis Anio qua pomifer incubât arvis, Et numquam Hercúleo numine pallet ebur, Hie carmen media dignum me scribe columna, S e d breve, quod currens v e c t o r ab urbe légat: 'Hic Tiburtina iacet aurea Cynthia terra:

es

A c c e s s i t ripae laus, Aniene, tuae.' Nec tu sperne piis venientia somnia p o r t i s : Cum pia venerunt somnia, pondus habent. Nocte vagae ferimur, n o x clausas libérât umbras, Errat et abiecta Cerberus ipse sera.

90

Luce iubent leges Lethaea ad stagna revertí: Nos vehimur, vectum nauta recenset onus. Nunc te possideant aliae; m o x sola t e n e b o : Mecum eris, et mixtis ossibus ossa teram.' Haec postquam querula mecum sub lite peregit, Inter complexus excidit umbra meos.

VIII Disce, quid Esquilias h a c nocte fugarit aquosas, Cum vicina novis turba cucurrit agris. -

238

-

05

VIERTES

BUCH

Doch Hypermnestra erzählt, mie Schroeres die Schroestern

begingen

und daß ihr Herz nicht uermocht, solches Verbrechen zu tun. Heilen roir so mit den Tränen des T o d e s die Liebe

des Lebens,

sdiroeig' ich doch oon den Vergehn all deiner Treulosigkeit. Nun aber hab' ich noch Wünsche an dich, so/ern sie dich rühren, falls dich nicht gänzlich bereits Chloris mit Kräutern Laß nicht die A m m e Parthenia darben im zitternden niemals, durfte sie gleidi, forderte

behext:

Alter;

Lohn sie oon dir.

Latris aber, mein Liebling, die nach dem Dienste benannt ist, soll einer Herrin nicht mehr halten

den Spiegel hinfort.

Und roas du je an V e r s e n in meinem Namen gemacht hast, opfre es mir und behalt' nicht, roas zum Ruhm mir gereicht/ Reiße den Efeu Dom Grab, der, rouchernd an Blättern und Blüten, roie mit oerruorrenem Haar f e s s e l t mein zartes Gebeini W o sich an Ufer mit Bäumen voll Obst

der A n i o anschmiegt,

roo unter Herkules Schutz nimmer das Elfenbein gilbt, schreibe mir hier einen roürdigen Spruch in die Mitte der Säule, kurz, daß, roer aus der Stadt fährt, in der Eile ihn liest: .Cynthia ruht allhier in Tiburs Erde, die goldne; Anio,

nun roird aufs neu' Ruhm deinem Ufer zuteil.'

Du aber achte des Traums, der v o m T o r e der Seligen allzeit hat es Gewicht,

herkommt:

wenn man Don Seligen träumt.

Nachts nur dürfen roir schroärmen, die Nacht befreit uns υοη Cerberus schroeift dann selbst, ledig der Kette,

Banden:

umher.

Dämmert's, so roeist das Gesetz uns zurück zum Geroässer des Lethe und auf die Fähre: es zählt fahrend A n d r e n gehöre

denn jetzt:

der Ferge die Fracht.

bald roerd' ich allein dich besitzen;

Bei mir bist du, oereint schmiegt

sich dann Bein an

Kaum aber hatte den Streit gegen mich sie klagend sank sie: ihr Schatten entglitt meinem umfangenden

Gebein." beendet, Arm.

8 Hör', roas heut nadit die Esquilien samt ihren W a s s e r n erschreckt als meine Nachbarschaft rings lief durch den n e u e n Bezirk/ -

237

-

[hat.

LIBER

IV

Lanuvium annosi vetus est tutela draconis, Hic ubi tam rarae non perít hora morae, Qua sacer abripitur caeco descensus hiatu,

5

Qua pénétrât virgo — tale iter omne cave — Ieiuni serpentis honos cum pabula poscit Annua et ex ima sibila torquet humo. Talia demissae pallent ad sacra puellae, Cum temere anguino creditur ore manus. Ule sibi admotas a virgine corripit escas: Virginis in palmis ipsa canistra tremunt. Si fuerint castae, redeunt in colla parentum, Clamantque agricolae: 'fertilis annus erit'. Hue mea detonsis avecta est Cynthia mannis: Causa fuit Iuno, sed mage causa Venus. Appia, die quaeso, quantum te teste triumphum Egerit effusis per tua saxa rotis, Turpis in arcana sonuit cum rixa taberna; Si sine me, famae non sine labe meae. Spectaclum ipsa sedens primo temone pependit Ausa per inpuros frena movere locos. Serica nam taceo vulsi carpente nepotis Atque armillatos colla Molossa canes, Qui dabit inmundae venalia fata saginae, Vincet ubi erasas barba pudenda genas. Cum fieret nostro totiens iniuria lecto, Mutato volui castra movere toro. Phyllis Aventinae quaedam est vicina Dianae, Sobria grata parum: cum bibit, omne decet. Altera Tarpeios est inter Teia lucos, Candida, sed potae non satis unus erit. His ego constituí noctem lenire vocatis, Et Venere ignota iurta novare mea. Unus erat tribus in secreta lectulus herba. Quaeris concubitus? inter utramque fui. Lygdamus ad cyathos, vitrique aestiva supellex, Et Methymnaei Graeca saliva meri. - 238 -

io

15

20

25

30

35

VIERTES

BUCH

HOTt Lanuoiums ist seit j e eine uralte Schlange. Hier, roo bei seltnem Genuß gern m a n ein Stündchen oerroeilt, s e n k t sich ein heiliger Steig zum Dunkel des Schlundes h i n u n t e r . Jung/raun k o m m e n n u r h i n : sei auf der Hut oor dem Wegl W e n n die alljährliche Feier e r f o r d e r t der hungrigen Schlange Atzung, dann roindet sie sich zischend h e r o o r aus dem Grund. Mädchen, die m a n zu solchem Dienste h i n a b l ä ß t , erbleichen, roenn oerroegen die H a n d n a h e t dem SchlangengebijS. Gierig entreißt sie der Jungfrau Gissen, die sie ihr hinhält, daß in des Mädchens H a n d zittert das Körbchen sogar. Zeigt sie sich keusch, so k e h r t sie heim in die A r m e der Eltern. A b e r der L a n d m a n n r u f t : „Das roird ein f r u c h t b a r e s Jahr!" Dorthin f u h r m e i n e Cynthia mit den geschorenen Pferdchen, Juno zuliebe, jedoch m e h r roohl der Venus zulieb'. Künde mir, appische Straße, ich bitte, mie sehr sie frohlockte, als sie mit jagendem Rad stürmisch dein Pflaster befuhr und die entlegene Schenke non schmählichem Z a n k e n erschallte, o h n e mich zroar, a b e r nicht o h n e Beschämung f ü r mich. W a s f ü r ein SchauspielI Sie auf dem Bock, bis zur Deichsel sidi f ü h r t e die Zügel sie dreist selbst durch das üble Reoier. Reden roir nicht oon dem seidnen G e f ä h r t des bartlosen

[biegend, Lüstlings

und dem M o l o s s e r h u n d , f u n k e l n d oon Spangen am Hals! Bald oerdingt er sein Leben, g e m ä s t e t im Schmutze, als Fechter, roenn sich der garstige Bart nicht m e h r oerheimlichen Iäßt. Da meinem Bette so häufig Beschimpfung bereits roiderfahren, d a d i t ' ich: V e r ä n d e r u n g ist sicher auch mir ein mal gut. Am Aoentin roohnt Phyllis, benachbart dem Tempel Dianens, nüchtern oon mäßigem Reiz; trinkt sie, ist alles nach Wunsch. Tei a heißt eine a n d r e ; sie roohnt im Tarpejischen Haine, treuherzig; a b e r im Rausch roird sie oon Einem nicht satt. Beide lud idi zu mir, eine fröhliche Nacht zu oerbringen und bei o e r s t o h l e n e r Lust Streiche oon einst zu erneun. In dem oerschroiegenen Garten befand sich ein Lager zu dreien. Wie roir uns betteten? Ich legte mich zroischen die zroei. Lygdamus füllte die Becher: Gefäße aus Glas f ü r den Sommer boten Methymnaroein, roie ihn kein Grieche oerschmäht. - 239 -

LIBER

IV

Nile, tuus tibicen erat, crotalistria Phyllis, Et facilis spargi munda sine arte rosa. Nanus et ipse suos breviter concretus in artus Iactabat truncas ad cava buxa manus. Sed ñeque suppletis constabat fiamma lucernis, Reccidit inque suos mensa supina pedes. Me quoque per talos Venerem quaerente secundos Semper damnosi subsiluere canes. Cantabant surdo, nudabant pectora caeco: Lanuvii ad portas, ei mihi, solus eram; Cum subito rauci sonuerunt cardine postes Et levia ad primos murmura facta Lares. Nec mora, cum totas resupinat Cynthia valvas Non operosa comis, sed furibunda decens. Pocula mi dígitos inter cecidere remissos, Palluerantque ipso labra soluta mero. Fulminât illa oculis et quantum femina saevit, Spectaclum capta nec minus urbe fuit. Phyllidos iratos in vultum conicit ungues, Territa vicinas Teia clamat aquas. Lumina sopitos turbant elata Quirites, Omnis et insana semita voce sonat. Illas direptisque comis tunicisque solutis Excipit obscurae prima taberna viae. Cynthia gaudet in exuviis victrixque recurrit Et mea perversa sauciat ora manu, Inponitque notam collo morsuque cruentat, Praecipueque oculos, qui meruere, ferit. Atque ubi iam nostris lassavit bracchia plagis, Lygdamus ad plutei fulcra sinistra latens Eruitur geniumque meum protractus adorat. Lygdame, nil potui: tecum ego captus eram. Supplicibus palmis tum demum ad foedera veni, Cum vix tangendos praebuit ilia pedes, Atque ait: 'admissae si vis me ignoscere culpae, Accipe, quae nostrae formula legis erit. - 240 -

VIERTES Einer oom Nil blies Flöte, und Phyllis

BUCH tanzte mit Klappern;

Bosen logen umher, lässig und kunstlos uerstreut. Auch ein Zroerg mit im Wachsen zurückgebliebenen Gliedern schwenkte

zur Flöte oon Buchs seine verkrüppelte

Aber die Lampen wollten nicht brennen, wiewohl

Hand.

man sie

füllte,

ach, und die Tischplatte sank übers zerbrochne Gestell. Als mit den Würfeln ich auch um die Gunst bei Venus midi mühte, sprangen zu meinem Verderb immer die „Hunde"

heraus.

Taub roar ich ihrem Gesang; einem Blinden entblößten

sich Brüste;

denn oor Lanuuiums Tor, wehe mir, weilt' ich allein. Plötzlich ein heiseres Knarren: es ächzt in den Angeln die Haustür, und oon dem Vorraum her hört man schon leises

Gemurr.

Bald reißt Cynthia auf die Flügel der Türe zum Garten, nicht mit geordnetem Haar, aber doch schön in der Wut. A u s den erlahmenden Fingern entgleitet sogleich mir der Becher, und meine Lippen, oom Wein schlaff schon, entfärben sich jäh. Blitze oersendet ihr Auge; sie rast, wie es Frauen nur können: eine eroberte Stadt sieht sich nicht schrecklicher an. Phyllis schlägt sie die wütenden

Krallen der Finger ins Antlitz:

Teia bittet entsetzt Geister des Wassers um Schutz. Fackeln bringt man heraus, sie stören die schlafenden Bürger, und mit betäubendem Lärm tobt nun der ganze Bezirk. Haare zerzaust, halboffen

die Kleider, entkommen

die

beiden,

und in der Finsternis nimmt rasch eine Schenke sie auf. Cynthia freut sich der Beute und kommt als Siegerin und mit der boshaften

wieder,

Hand kratzt sie mir round das Gesicht.

Auch meinem Halse oersetzt sie ein Mal: er blutet oom Bisse, schlägt nach den Augen sodann, die es verdienten,

mit Wucht.

A b e r sobald ihre Arme an mir sich müde geschlagen, zerrt sie Lygdamus, der links sich com Sofa oersteckt, nor und schleift ihn zu mir, den als Schutzgeist bittend er anruft. Ljrgdamus, nichts könnt' ich tun, war ja gefangen wie du! Jetzt erst erlangt' ich, die Hände im Flehen erhoben, Versöhnung, wenn sie die Füße auch kaum mir zu berühren erlaubt. „Willst du", sagte sie, „daß ich begangene

Schuld dir oerzeihe,

hör' die Bedingungen denn, die ich zu fordern geroillt.

- 241 -

LIBER

IV

Tu ñeque Pompeia spatiabere cultus in umbra, Nec cum lascivum sternet harena forum. Colla c a v e inflectas ad summum obliqua theatrum Aut lectica tuae s e det aperta morae. Lygdamus in primis, omnis mihi causa querelae, V e n e a t et pedibus vincula bina trahat.' Indixit legem: respondí ego: 'legibus utar'. Riserat imperio facta superba dato. Dein, quemcumque locum externae tetigere puellae, Suffiit ac pura limina tergit aqua, Imperat et totas iterum mutare lacernas, T e r q u e meum tetigit sulphuris igne caput. Atque ita mutato per singula pallia lecto Respondí, et toto solvimus arma toro.

IX Amphitryoniades qua tempestate iuvencos Egerat a stabulis, o Erythea, tuis, Venit ad eductos p e c o r o s a Palatia montes, Et statuit fessos fessus et ipse b o v e s , Qua V e l a b r a suo stagnabant flumine, quaque Nauta per urbanas velificabat aquas. S e d non infido manserunt hospite Caco Incolumis: furto polluit ille Iovem. Incola Cacus erat, metuendo raptor ab antro, Per tria partitos qui dabat ora sonos. Hic, ne certa forent manifestae signa rapinae, A v e r s o s cauda traxit in antra b o v e s ; Nec sine teste deo: furem sonuere iuvenci, Furis et inplacidas diruit ira fores. Maenalio iacuit pulsus tria tempora ramo Cacus; et Alcides sic ait: 'ite boves, Herculis ite boves, n o s t r a e labor ultime clavae, Bis mihi quaesitae, bis m e a praeda, b o v e s , -

242

-

VIERTES

BUCH

Weder darfst du geputzt in Pompe/us' Halle spazieren, noch, roenn der Sand den Markt glättet, die Fechter besehn. Hüte dich, dir nach den Fraun im Theater den HaJs zu verrenken! Offenen

Sänften

vertritt

Lygdamus aber Dor allem, werde

nie, um zu schroatzen, den Weg/ der Grund meiner ständigen

Klage,

verkauft, sein Fuß doppelt mit Fesseln beschruertl"

Also lautet' ihr Spruch. Ich erwidert': Nun idi mich ihrem Befehl

beugte,

Ich füge dem Spruch mich. nun lachte sie stolz.

Jeglichen Ort alsdann, den die fremden Mädchen berührten, räucherte sie und begoß Nochmals gab sie Befehl:

säubernd die Schwelle der Tür. meine

Kleidung mußte

ich

wechseln;

dreimal schroang sie mir dann brennenden Schroefei ums Haupt. Ich, nachdem auf dem Pfühl roir die sämtlichen Decken erneuert, tat ihr Genüge: der Krieg rourde beendet

im

Bett.

Als vor Zeiten Amphitryons Sohn des Geryones Rinder aus deines Stalles Hut, o Erythea, entführt, kam er auch zu den Weiden des Viehs auf Palatiums Höhen, gönnte dem matten Getier Rast, roar er selber doch müd, roo das Velabrum

oon seinem

Fluß überspült roard und roo dem

Seemann inmitten der Stadt Wasser zum Segeln sich bot. Aber sie litten, da Cacus am Gastrecht schnöde gefrevelt, Schaden: durch Diebstahl roard Jupiters Wille verletzt. Cacus roohnte daselbst, ein Räuber, in gräflicher Höhle: aus drei Mäulern zugleich klang seiner Stimme Geheul. Der nun, damit nicht zu deutlich den Raub die Spuren verrieten, zog die Tiere am Schroanz rückroärts zur Höhle hinein. Aber der Gott erfuhr es: die Stiere, sie brüllten den Dieb aus, und des Bestohlenen Zorn sprengte die trotzende Tür. Cacus erlag: drei Schläfen traf die maenalische Keule, und der Alkide befahl: „Gehet, ihr Rinder, hinaus, Rinder des Herkules, geht als letztes Werk meiner Waffe, Rinder, zroeimal gesucht, zweimal erbeutet oon miri - 243 -

LIBER

IV

A r v a q u e mugitu sancite bovaria longo: Nobile erit Romae pascua vestra forum.'

20

Dixerat, et sicco torquet sitis ora palato, Terraque non ullas feta ministrat aquas. Sed procul inclusas audit ridere puellas. Lucus ab umbroso fecerat orbe nemus, Femineae loca clausa deae fontesque piandos

25

Inpune et nullis sacra retecta viris. Devia puniceae velabant limina vittae, Putris odorato luxerat igne casa, Populus et longis ornabat frondibus aedem, Multaque cantantes umbra tegebat aves.

30

Hue ruit in siccam congesta pulvere barbam, Et iacit ante fores verba minora deo: ' V o s precor, 0 luci sacro quae luditis antro, Pandite defessis hospita fana viris. Fontis egens erro circaque sonantia lymphis,

35

Et c a v a succepto flumine palma sat est. Audistisne aliquem, tergo qui sustulit orbem? Ille ego sum: A l c i d e n terra recepta vocat. Quis facta Herculeae non audit fortia c l a v a e Et numquam ad vastas irrita tela feras

40

A t q u e uni Stygias homini luxisse tenebras? A c c i p i t e : haec f e s s o vix mihi terra patet. Q u o d si Iunoni sacrum faceretis amarae, N o n clausisset aquas ipsa noverca suas. Sin aliquem vultusque meus saetaeque leonis

45

Terrent et Libyco sole perusta coma, Idem ego Sidonia feci servilia palla O f f i c i a et L y d o pensa diurna colo, Mollis et hirsutum cepit mihi fascia pectus, Et manibus duris apta puella fui.' Talibus A l c i d e s ; at talibus alma sacerdos Puniceo canas stamine viñeta c o m a s : 'Parce oculis, hospes, lucoque abscede verendo: C e d e agedum, et tuta limina linque fuga. -

244

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50

VIERTES

BUCH

Weiht durch ein schallendes Brüllen die Flur für Rinder zum Graseuere Weide roird Roms rühmliches Forum dereinst."

[platz:

Sagt es und fühlt oon brennendem Durst seinen Gaumen uerdorren, und keinen einzigen Quell bietet erquickend das Land. A b e r da hört er ein Lachen oon Mädchen, entfernt und uerborgen. Schattige Bäume im Wald hegten im Kreis einen Platz: heiligen Born und umfriedete Stätte der Göttin der Frauen, Weihtum, das keines Manns Blicken sich straflos erschloß. Purpurne Binden oerdeckten die unzugängliche Schroelle, aus dem Derfallenden Haus leuchtete duftender Brand. Auch eine Pappel schmückte mit roeitem Gezroeige den Tempel. Üppiges Laubwerk nahm singende Vögel in Schutz. Dorthin stürmt er, nachdem er den struppigen Bart sich bestäubt hat, stößt dann am Tore heroor Worte nicht göttlichen Klangs: „Euch, die ihr spielt im geroeihten Gehege des Waldes, euch bitt' ich: Nehmt den ermüdeten Mann gastlich ins Heiligtum aufl Durstend irr' ich umher so nahe der rauschenden Quelle, und roas die hohle Hand faßt, roäre Labung genug. Habt ihr oon einem gehört, der den Erdkreis nahm auf den Rücken? I c h bin's: seit ich sie trug, nennt den Alkiden die Welt. Wer hat nie uon den Taten der Herkuleskeule oernommen, nichts oon der Waffe, die stets tödlich die Bestien trifft, daß einem Einzigen nur das Dunkel der Sty χ sich erhellt hat? öffnet) Auf Erden roird kaum sonst mir Ermüdetem Rast. Wie, roenn ihr aber den Dienst der zornigen /uno oersähet? Glaubt: als Stiefmutter selbst mehrt sie ihr Wasser mir nicht/ Wenn Dor meinem Gesicht und den Borsten des Löroen sich eine fürchtet und roeil mir das Haar libysche Sonne Dersengt, — ich roar es auch, der als Magd tat Dienst im sidonischen Kleide, der den Indischen Korb füllte mit seinem Gespinst, und meine zottige Brust umgürtete zärtlich ein Schnürleib : trotz meiner schroieligen Hand roar idi als Mädchen geschickt." So der Alkide,

und dies roar der roürdigen Priesterin Antroort,

der das ergrauende Haar hüllte ein Purpurgeroeb': „Hüte die Augen, Fremdling, und weiche oom heiligen Hainet Weiche sofort/ Vnsre Tür fliehe: so rettest du dich. - 245 -

LIBER

IV

Interdicta viris metuenda lege piatur, Quae se summota vindicat ara c a s a . Magno Tiresias aspexit Pallada vates, Fortia dum posita Gorgone membra lavat. Di tibi dent alios f o n t e s : haec lympha puellis Avia secreti limitis una fluit.' Sic anus: ille umeris postes concussit opacos, Nec tulit iratam ianua clausa sitim. At postquam exhausto iam ilumine vicerat aestum, Ponit vix siccis tristia iura labris: 'Angulus hic mundi nunc m e mea fata trahentem Accipit: haec f e s s o vix mihi terra patet. M a x i m a quae gregibus devota est A r a repertis, A r a per has' inquit 'maxima facta manus, Haec nullis umquam pateat veneranda puellis, Herculis aeternum ne sit inulta sitis.' S a n c e pater, salve, cui iam favet aspera Iuno: S a n c e , velis libro dexter inesse meo. Hunc, quoniam manibus purgatum sanxerat orbem, Sic Sancum T a t i a e composuere Cures.

X Nunc Iovis incipiam causas aperire Feretri Armaque de ducibus trina recepta tribus. Magnum iter ascendo, sed dat mihi gloria vires: Non iuvat e facili Iecta corona iugo. Imbuís exemplum primae tu, Romule, palmae Huius, et exuvio plenus ab hoste redis, T e m p o r e quo portas Caeninum A c r o n t a petentem V i c t o r in eversum cuspide fundis equum. A c r o n Herculeus Caenina ductor ab arce, Roma, tuis quondam finibus horror eratl Hic spolia ex umeris ausus sperare Quirini Ipse dedit, sed non sanguine s i c c a suo. -

248

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VIERTES

BUCH

Männlichen Blidcen oersagt der Altar sich: es roahrt ihn in Treue rein ein strenges Gebot hier im entlegenen Haus. Teuer bezahlt' es der Seher Tiresias, Pallas zu schauen, die, ihrer Gorgo entblößt, rousch den gewaltigen Leib. Biete dir sonstiuo Quellen ein Got ti Der verborgene Born hier fließt im oerschroiegenen Wald einzig den Mädchen zulieb'." Also die Alte: da stemmt' er die Schultern an schattige Pfosten, und seinem wütenden Durst roich das oerschlossene Tor. Doch nachdem er den Brunnen geleert und das Brennen gestillt hat, gibt er mit Lippen, die kaum trocken, ein ernstes Gesetz: „Dies ist der Winkel der Welt, der sich mir, da idi schleppe mein öffnet: auf Erden roird sonst kaum mirErmüdetem Hast. /Schicksal, Dieser geroalt'ge Altar, geiueiht den geretteten Herden, Altar, den diese Hand erst zum geroaltigen macht, der soll niemals mehr der Verehrung der Mädchen sich auftun, daß nicht ein Herkules Durst ohne Bestrafung erlitt!" Heil dir, Sancus, du Vater, dem Juno, die strenge, nun hold ist: Sancus, wohne nun auch segnend in meinem Gedicfitl Ihn, der mit seinen Händen die Welt gereinigt, geheilt hat, ehret als Sancus so Cures, des Tatius Stadt.

10 Jetzt mill den Ursprung ich des Feretrischen Jupiter künden und mie drei Feldherrn ihm dreimal die Waffen geroeiht. Steil empor muß ich steigen; doch spornt der Ruhm meine Kräfte: leicht nur am Hügel gepflückt kann mich ein Kranz nicht erfreun. Du als der erste, du gibst uns das Beispiel, Romulus, solcher Ehre: mit Beute bepackt kehrst du oom Feinde zurück. Damals bedrohte Caeninas Feldherr Akron die Tore: siegreich streckte dein Speer ihn aufs gefallene Pferd, Akron, Herkules Sohn, der Führer der Burg uon Caenina, mar deinen Grenzen dereinst, Rom, ein gefährlicher Feind. Er, der zu hoffen geroagt auf die Rüstung oon Romulus' Schultern, gab nun die seine, dodi nicht trocken oom eigenen Blut. - 247 -

LIBER

IV

Hunc videt ante cavas librantem spicula turres Romulus et votis occupât ante ratis: 'Iuppiter, haec hodie tibi victima corruet A c r o n . ' V o v e r a t ; et spolium corruit ille Iovi. Urbis virtutisque parens sic vincere suevit, Qui tulit a parco frigida castra lare. Idem eques et frenis, idem fuit aptus aratris, Et galea hirsuta compta lupina iuba. Pietà neque inducto fulgebat parma pyropo: Praebebant caesi baltea lenta boves. Cossus at insequitur Veientis caede Tolumni, V i n c e r e cum V e i o s p o s s e laboris erat, Necdum ultra Tiberini belli sonus, ultima praeda Nomentum et captae iugera terna Corae. O Veii veteres, et vos tum regna fuistis, Et vestro posita est aurea sella foro: Nunc intra muros pastoris bucina lenti Cantat, et in vestris ossibus arva metunt. Forte super portae dux Veius astitit arcem, Colloquiumque sua fretus ab urbe dedit. • u m q u e aries murum cornu pulsabat aeno, Vinea qua ductum longa tegebat opus, Cossus ait: 'forti melius concurrere campo'. Nec mora fit, plano sistit uterque gradum. Di Latías iuvere manus: desecta Tolumni Cervix Romanos sanguine lavit equos. Claudius a Rheno traiectos arcuit hostes, Belgica cui vasti parma relata ducis Virdomari. genus hic Rheno iactabat ab ipso Mobilis e rectis fundere gaesa rotis. Illi virgatis iaculantis ab agmine b r a c i s Torquis ab incisa decidit unca gula. Nunc spolia in templo tria condita: causa Feretri, Omine quod certo dux ferit ense ducem; Seu, quia vieta suis umeris haec arma ferebant, Hinc Feretri dieta est ara superba Iovis. -

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VIERTES

BUCH

Ihn sieht uor den gemölbten T ü r m e n Quirinus den

Wurfspieß

schroingen und k o m m t ihm zuoor mit des Gelöbnisses W o r t : „Jupiter, siehe, als O p f e r roird h e u t e noch sinken dir A k r o n . " Ruft es und wirft ihn und bringt Zeus seine Beute zum Dank. Ja, so pflegte

zu siegen der V a t e r der Stadt und der M a n n h e i t :

einfach lebt' er und trug leicht die Beschwerden des Kriegs. Reiter mar er zugleich und Derstand sich auf Zügel und

Pflugschar.

Struppigen Wolfes Fell schmückte als Helm ihm das Haupt. Nie erglänzte sein Schild durch Bemalung und teure Vergoldung; Leder υ on Hindern ergab h a l t b a r e s W a f f e ngehenk. Cossus folgte s o d a n n : er fällte den Ve/er Tolumnus, als ü b e r Veji ein Sieg schmierige M ü h e noch roar. Noch roar jenseit des Tibers kein Kriegslärm, letzte E r w e r b u n g roar N o m e n t u m und drei Morgen, als Cora erlag. Veji, du altes, auch dich befehligte d a m a l s ein König; auf deinen M a r k t p l a t z roard golden der Thron ihm gestellt: h e u t e ertönt in den Mauern das H o r n des gemächlichen Hirten u n d ü b e r eurem Gebein roerden die Felder gemäht. Wohl auf der Zinne des Tores erschien der oejisdie F e l d h e r r : sicher im Schutze der Stadt bot er Verhandlungen an. W ä h r e n d mit e h e r n e m Horn d e r Sturmbock stößt an die Mauer, w o das Belagerungswerk

h i n t e r der Deckung ersteht,

ruft u n s e r C o s s u s : „Dem Tapfren und nicht lange, so stehn Latiums H ä n d e n halfen die fiel, und sein s t r ö m e n d e s Claudius bannte den Feind,

ist's lieber, im Freien zu streiten",

beide einander im Feld. Götter: das H a u p t des T o l u m n u s Blut näßte das römische Roß. der bereits den Rhein überschritten,

brachte den belgischen Schild heim, den der Häuptling geführt, Virdomar, der sich gerühmt, uom Rheingott selber zu s t a m m e n , S p e e r e zu schleudern geschickt, roährend den Wagen er lenkt. Als er, in farbigen Hosen, zum Wurf im Wagen n u n oorfährt, fiel vom e n t h a u p t e t e n Hals jäh ihm die Kette h e r a b . Dreierlei Beute beroahrt man im T e m p e l : m a n n e n n t ihn feretrisch, roeil auf sein sichres Geheiß F e l d h e r r den Feldherrn erschlägt, o d e r auch, weil auf den Schultern die Sieger die Waffen ihm brachten, heißt der feretrische jetzt Jupiters stolzer Altar. - 24Θ -

LIBER

IV

XI •esine, Paulle, meum lacrimis urgere sepulcrum: Panditur ad nullas ianua nigra preces; Cum semel infernas intrarunt fuñera leges, Non exorato stant adamante viae. Te licet orantem fuscae deus audiat aulae: Nempe tuas lacrimas litora surda bibent. Vota movent superos: ubi portitor aera recepit, Obserat herbosos lurida porta rogos. Sic maestae cecinere tubae, cum subdita nostrum Detraheret lecto fax inimica caput. Quid mihi coniugium Paulli, quid currus avorum Profuit aut famae pignora tanta meaeî Non minus inmites habuit Cornelia Parcas, Et sum, quod digitis quinqué Iegatur, onus. Damnatae noctes et vos, vada lenta, paludes, Et quaecumque meos inplicat unda pedes, Immatura licet, tarnen hue non noxia veni: Det Pater hie umbrae mollia iura meae. Aut si quis posita iudex sedet Aeacus urna, In mea sortita vindicet ossa pila; Assideant fratres iuxta, Minoia sella, Eumenidum intento turba severa foro. Sisyphe, mole vaces, taceant Ixionis orbes, Fallax Tantaleus c o m p i e r e liquor, Cerberus et nullas hodie petat improbus umbras, Et iaceat tacita laxa catena sera. Ipsa loquor pro me. si fallo, poena sororum Infelix umeros urgeat urna meos. Si cui fama fuit per avita tropaea decori, Afra Numantinos regna loquuntur avos; Altera maternos exaequat turba Libones, Et domus est titulis utraque fulta suis. - 250 -

VIERTES

BUCH

11 Lass' doch, PauIIus, nun ab, mit Tränen mein Grab zu bedrängen: glaub' mir, das finstere Tor öffnet

sich keinem Gebet.

Wenn die Toten einmal ins Gesetz der Unteren eingehn, hilft kein FJehn mehr: Stahl schließt alle Rückwege ab. Mag auch der Gott des dunkeisten Reiches dein Flehen oemehmen, roird deine Tränen doch nur trinken der fühllose Strand. Obere Götter bewegt ein Gebet: wenn der Ferge sein Geld hat, schließt sich die fahle, die Tür grasüberroachsener Gruft. Solches tönten die trauernden Tuben, als feindlich die Flamme, unter die Bahre gelegt, gierig oerzehrte mein Haupt. Was hat die Ehe mit Paullus, roas haben Triumphe der mir da genützt und mein Ruf, mehrfach durch Pfänder Selbst Cornelia fand nicht weniger fühllose Parzen,

Ahnen verbürgt?

und, roas ich bin, ist mit fünf Fingern zu heben nicht schroer. O ihr Nächte der Qual, ihr trägen Geroässer und Sümpfe und roas an schlammiger Flut zäh meine Füße umfaßt, allzu frühe, doch nicht als Schuldige bin ich gekommen: gönne der Vater allhier drum mir ein mildes Gerichtl Oder roenn Aeacus sitzt als Richter hinter der

Urne,

lasse er sprechen das Los, nehme in Schutz mein Gebein! Seien die Brüder dabei als Minos' Berater, daneben auch der Erinyen Schar streng Dor dem lauschenden Volk. Sisyphus, laß deinen FelsJ Still stehe das Rad des Ixion! Möge des Tantalus Mund trinken die trügende Flut/ Cerberus auch, der arge, soll heut keine Schatten bedrohen: schlaff sei die Kette und still bleibe der Riegel am TorI Selbst will ich reden für mich: roenn ich lüge, so quäle der Schroestem Strafe die Schulter mir audi künftig: der heillose Krug! Kann^ uns der Ruhm von den Siegen der Ahnen zur Ehre noch Afrika nennt sie, es nennt preisend Numantia sie. [dienen, Gleich kommt ihnen oonseiten der Mutter der Ruhm der Libonen: beide Geschlechter mit stolz strahlenden Namen geziert. - 251 -

LIBER

IV

Mox, ubi iam facibus cessit praetexta maritis, Vinxit et acceptas altera vitta comas, Jungor, Paulle, tuo sic discessura cubili: In lapide hoc uni nupta fuisse legar. T e s t o r maiorum ciñeres tibi, Roma, colendos, Sub quorum titulis, Africa, tunsa iaces, Et Persen proavi simulantem pectus Achilli Quique tuas proavo fregit Achille domos, M e neque censurae legem mollisse, nec ulla Labe mea vestros erubuisse focos. Non fuit exuviis tantis Cornelia damnum, Quin et erat magnae pars imitanda domus. Nec mea mutata est aetas, sine crimine tota est: Viximus insignes inter utramque facem. Mi natura dedit leges a sanguine ductas, Nec possis melior iudicis esse metu. Quaelibet austeras de m e ferat urna tabellas: Turpior assessu non erit ulla meo. V e l tu, quae tardam movisti fune Cybelen, Claudia, turritae rara ministra deae, V e l cuius, rasos cum V e s t a reposceret ignes, Exhibuit vivos c a r b a s u s alba focos. Nec te, dulce caput, mater Scribonia, l a e s i : In me mutatum quid nisi fata v e l i s i Maternis laudor lacrimis urbisque querelis, D e f e n s a et gemitu Caesaris ossa mea. Ille sua nata dignam vixisse sororem Increpat, et lacrimas vidimus ire deo. Et tamen emerui generosos vestís honores, Nec mea de sterili facta rapina domo. T u Lepide, et tu, Paulle, meum post fata levamen, Condita sunt vestro lumina nostra sinu. Vidimus et fratrem sellam geminasse curulem, Consule quo facto tempora rapta soror. Filia, tu specimen censurae nata paternae, F a c teneas unum nos imitata virum, -

252

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VIERTES

BUCH

B a i d schon roidi m e i n e r Kindheit K l e i d den Fackeln der Hochzeit und mein geflochtenes H a a r f a ß t e die Binde der Frau. Deinem Lager, mein Paullus, oereint, sollt' ich so dich Derlassen: daß ich n u r einem uermählt, liest man gemeißelt

in Stein.

J a , ich beschruör's bei d e r Asche der A h n e n , die, Horn, du deren erhabnem Verdienst, Afrika,

verehrtest,

du unterlagst,

auch bei dem, d e r P e r s e s , Achills unwürdigen Enkel, schlug und sein Haus, das zurück bis auf Achilles sich f ü h r t : d a ß ich des Z e n s o r s G e s e t z nie lockerte, daß ich durch keine Schmach euerm häuslichen Herd Anlaß

gegeben

zur Scham.

Souiel Zeichen des R u h m s hat C o r n e l i a nimmer geschändet: roahrlich

dem großen

Geschlecht roar sie ein leuchtendes Glied.

N i e m a l s Derändert' ich mich mit den J a h r e n : ich lebte

des T a d e l s

frei con der Fackel d e r Braut bis zu der Fackel der Grufi. M i r hat Natur dem Geblüt entnommne Gesetze b e s s e r hätte mich nie Furcht oor dem Richter

gegeben: gemacht.

M ö g e die Urne mit noch s o strengem M a ß e mich richten, k e i n e r gereicht es zum Schimpf, wenn

ich mich setze zu ihr,

dir nicht, Claudia, die du der zinnengekrönten C y b e l e trefflich gedient, mit dem Seil zogest ihr zögerndes Schiff, o d e r auch ihr, die, als V e s t a a u f s neu' das erloschene F e u e r f o r d e r t ' , ihr weißes Mutter Scribonia,

Gewand

gab, um zu wecken

die Glut.

teuerstes Haupt, dich kränkte ich n i e m a l s :

roas, außer meinem Gesdiick, roünschtest du anders an mir? Tränen

der Mutter erroeisen m i r Ehre und Klagen

der Bürger;

daß auch der K a i s e r sich grämt, spricht bei den Sdiatten f ü r mich. Daß seiner Tochter ich stets eine roürdige Schroester geroesen, ruft er b e k ü m m e r t : roir sahn T r ä n e n entströmen dem Gott. Doch auch des Ehrengeroandes der Herrin ermies

ich midi

roürdig:

unfruchtbar ist das H a u s nicht, dem der Tod mich entriß: Lepidus, du, und Paullus, auch du, mein T r o s t noch im Sterben, als man die A u g e n m i r Schloß, lag ich an euerer Brust. Steigen sah ich den B r u d e r zum zrueiten curulischen A m t e : eben zum K o n s u l gewählt, w a r d er der S c h w e s t e r beraubt. Tochter, geboren als Pfand

der Censorroürde des V a t e r s ,

e i f r e als Gattin m i r einst nach, einem einzigen treu/ -

253

-

LIBER

IV

Et serie fulcite genus: mihi cumba volenti Solvitur aucturis tot m e a fata meis.

70

Haec est feminei m e r c e s extrema triumphi, Laudat ubi emeritum libera fama rogum. Nunc tibi commendo communia pignora n a t o s : Haec cura et cineri spirat inusta meo. Fungere maternis vicibus, pater: illa meorum

75

Omnis erit collo turba ferenda tuo. Oscula cum dederis tua flentibus, adice m a t r i s : T o t a domus coepit nunc onus esse tuum. Et si quid doliturus eris, sine testibus illis: Cum venient, siccis oscula falle genis.

80

S a t tibi sint noctes, quas de me, Paulle, fatiges, Somniaque in faciem eredita saepe m e a m : Atque ubi secreto nostra ad simulacra loqueris, Ut responsurae singula v e r b a iace. S e u tamen adversum mutarit ianua lectum,

85

Sederit et nostro cauta noverca toro, Coniugium, pueri, laudate et ferte paternum: Capta dabit vestris moribus illa manus. Nec matrem laudate nimis: conlata priori V e r t e t in offensas libera verba suas.

so

S e u m e m o r ille m e a contentus manserit umbra Et tanti ciñeres duxerit esse meos, • i s c i t e venturam iam nunc sentire senectam, Caelibis ad curas nec v a c e t ulla via. Quod mihi detractum est, vestros accedat ad annos:

95

Prole m e a Paulum sic iuvet e s s e senem. Et b e n e h a b e t ; numquam mater lugubria sumpsi: Venit in exequias tota caterva meas. Causa perorata e s t ; fientes m e surgite, testes, Dum pretium vitae grata rependit humus. Moribus et caelum patuit: sim digna merendo, Cuius honoratis ossa vehantur avis.

-

254

-

loo

VIERTES

BUCH

Stützt durtfi die Reihe d e r Enkel den S t a m m : gern laß' idi das SchickIösen den Nachen, roenn so künftig mein H a u s sich Dermehrt. Dies ist beim Ehrengeleit einer Frau die höchste Belohnung, roenn man nach ihrem Verdienst freudig die Tote noch

[sal

lobt.

Nun empfehle ich dir der Gemeinsamkeit P f ä n d e r , die Kinder: in meine

Asche gebrannt, Jebt diese Sorge n o d i fort.

Vater, roalte zugleich der Pflichten d e r M u t t e r : die Sorge um die Meinigen all liegt auf den Schultern dir n u n . Küssest die W e i n e n d e n du, so k ü s s ' auch im N a m e n der M u t t e r : ach, es beginnt ja das Ha us ganz deine Last n u n zu sein. Und roenn ein K u m m e r dich quält, so laß es die Kinder nicht m e r k e n ! Kommen sie, biet' i h r e m Kuß täuschend ein trocknes Gesicht/ Laß dir die Nächte genügen, um mich dich, Paullus, zu h ä r m e n , und deine Träume, roo oft m e i n e Gestalt dir erscheint. W e n n du jedoch dich heimlich mit meinem Bild u n t e r r e d e s t , wirf, als erroiderte ich, einzelne Worte mir hin! Sollte indessen die T ü r einer n e u e n E h e sich öffnen und eine S t i e f m u t t e r klug sitzen auf u n s e r e m Pfühl, seid es zufrieden, ihr Kinder, und tragt des Vaters V e r b i n d u n g : e u e r Verhalten geroinnt sie, und sie reicht euch die Hand. Lobet auch nicht e u r e M u t t e r zu s e h r : mit der ersten oerglichen, roird sie ein f r e i e r e s W o r t leicht als Verletzung uerstehn. W e n n er sich a b e r begnügt an m e i n e s Schattens Gedächtnis und meine Asche ihm noch wert seiner Liebe erscheint, lernet schon /etzt, sein k o m m e n d e s Greisenalter zu l i n d e r n : zu der Vereinsamung Leid finde er nie einen Weg! W a s m i r an Jahren oersagt roard, m ö g e die euren uerlängern, so roird Paullus roohl gern alt meinen Kindern zu lieb'. Und es ist gut: nie habe ich T r a u e r als Mutter getragen; all m e i n e r Lieben Schar gab m i r das letzte Geleit. Damit ist alles gesagt. Steht auf und beroeint mich, i h r Zeugen, roährend des Lebens Preis d a n k b a r das Grab m i r bezahlt. Rechtem W a n d e l erschließt sich d e r Himmel: o märe ich roürdig, d a ß mein Gebein sich dem Kreis rühmlicher Ahnen gesellt!

- 255 -

TESTIMONIA

Publius Ovidius Naso: Et teneri possis carmen legisse Properti, Sive aliquid Galli, sive, Tibulle, tuum. (Ars am. III 333 sq.)

Carmina guis potuit tuto legisse Tibulli Vel tua, cuius opus Cynthia solus fuit. (Rem. am. 763 sq.)

Saepe suos solitus recitare Propertius ignes Iure sodalicii, quo mihi iunctus erat. (Tristia IV 45 sq.)

Vergilium vidi tantum, nec avara Tibullo Tempus amicitiae fata dedere meae; Successor fuit hic tibi, Galle, Propertius illi, Quartus ab his serie temporis ipse fui. (Tristia IV 51/54)

Marcus Valerius Martialis: Cynthia te vatem fecit, lascive Properti. (Vili 73, 5)

Monobyblos Properti 'Cynthia', facundi carmen iuvenale Properti, accepit famam, non minus ipsa dédit. (XIV 189) - 256 -

ZEUGNISSE

P u b l i u s O v i d i u s N a s o (43 ν. bis 17 η. Chr.): Audi des Propertius zärtliche Dichtungen könntest du lesen oder von Gallus ein Lied oder, Tibullus, von dir. Wer ist noch sicher, sobald er die Dichtungen las von Tibullus oder von dir, dessen Werk nur deiner Cynthia galt? Oftmals trug mir Propertius vor seine Liebesgedichte nach Kameradschaftsbrauch, wie er mit mir ihn verband. Sehn nur könnt' ich Vergil; auch ließ das geizige Schicksal nicht viel Zeit dem Tibull, Freundschaft zu pflegen mit mir. Gallus, er kam nach dir, Propertius kam nach Tibullus, und, in der Folge der Zeit, Schloß ich als vierter mich an.

M a r c u s V a l e r i u s M a r t i a l i s (um 40 bis 102n.Chr.): Cynthia machte aus dir, vernarrter Properz, einen Sänger. Das Einzelbuch von Properz ,Cynthia', Jugendgedicht des redegewandten Propertius, wurde berühmt durch ihn, aber nicht minder durch Sie.

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TESTIMONIA

C. P l i n i u s C a e c i l i u s

secundus:

Mirificae rei non interfuisti, ne ego quidem; sed me recens fabula excepit. Passennus Paulus, splendidus eques Romanus et in primis eruditus, scribit elegos. Gentilicium hoc illi; est enim municeps Properti atque etiam inter maiores suos Propertium numerat... (Ep. VI15,1)

Magna me sollicitudine adfecit Passenni Pauli valetudo et quidem plurimis iustissimisque de causis. Vir est optimus, honestissimus, nostri amantissimus; praeterea in litteris veteres aemulatur, exprimit, reddit, Propertium in primis, a quo genus ducit, vera suboles eoque simillima illi, in quo ille praecipuus. Si elegos eius in manum sumpseris, leges opus tersum, molle, iucundum et piane in Properti domo scriptum . . . (Ep. 1X22,1/2)

Apuleius: Accusent

C.

Catullum,

quod Lesbiam

pro

Clodia

nominarit,

. . . et Propertium, qui Cynthiam dicat, Hostiam dissimulet. (Apol. 10)

Diomedes: Elegia est carmen compositum hexámetro versu pentametroque, . . . quod genus carminis praecipue scripserunt apud Romanos Propertius et Tibullus et Gallus imitati Graecos Callimachum et Euphoriona. (Gramm. 484,17 eq.) -

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ZEUGNISSE

C. P l i n i u s C a e c i l i u s d e r J ü n g e r e (62 bis 113 n.Chr.): Du hast nichts Außergewöhnliches erlebt, idi audi nicht. Aber eine Neuigkeit empfing midi. Passennus Paulus, ein ausgezeichneter römischer Ritter und vor allem gebildet, schreibt Elegien. Es liegt bei ihm in der Familie; er ist nämlich ein Landsmann des Properz und zählt Propertius auch zu seinen Vorfahren . . .

Passennus Paulus' Gesundheitszustand macht mir große Sorge, und zwar aus vielen und triftigsten Gründen. Er ist ein sehr tüchtiger, ehrenhafter Mann und liebt midi sehr; außerdem nimmt er sich in seinen Schriften die Alten zum Vorbild, strebt ihnen nach, erneuert sie, vor allem Properz, von dem er seine Abstammung herleitet, ein wahrhafter Nachkomme und jenem besonders ähnlich in dem, worin er sich auszeichnete. Wenn du seine Elegien zur Hand nimmst, wirst du ein lauteres, geschmeidiges, erfreuliches Werk lesen, das ganz einfach „in Propertius' Hause" geschrieben ist.

A p u l e i u s (geb. 124n.Chr. in Madaura, Nordafrika): . . . Mögen sie doch Gaius Catullus anklagen, weil er seine Geliebte Lesbia nannte statt Clodia . . . und Propertius, der Cynthia sagte und Hostia meinte!

D i o m e d e s (im 4. Jahrhundert): Eine Elegie ist ein aus Hexametern und Pentametern bestehendes Gedicht; . . . diese Gediditgattung schrieben bei den Römern vornehmlich Properz, Tibull und Gallus in der Nachfolge der Griechen Kallimachos und Euphorion. - 259 -

ERLÄUTERUNGEN Buchi 1 9 T u l l u s , NeSe des Consuls des Jahres 33 v. Chr. L. Volcatius Tullus, begleitete seinen Onkel 27 nach Asien, wohin dieser als Proconsul abging: an ihn sind audi I β, 14 und 22, sowie III 22 gerichtet. — M i l a n i o n aus Arkadien liebte des l a s o s Tochter A t a l a n t e und kämpfte mit ihr gegen den Kentauren H y 1 a i o s, der ihr Gewalt antun wollte (cf. Ovid ars am. II 185 ff.). — 11 P a r t h e n i o n , Gebirge an der Grenze der Argolis gegen Arkadien. — 19 ff. Herabziehen des Mondes (schon Aristoph. Wolken 750, Plato Gorg. 513 A), Anhalten der Flüsse und Gestirne sind Zauberkünste thessallsdier Frauen, die auf M e d e i a aus der Koldierstadt K y t a i a zurückgeführt wurden; sie begegnen oft in der Liebesdithtung (cf. Apoll. Rhod. III 531, Vergil eel. VIII 68; Aen. IV 489, Tibull 12, 43; 8; Val. Flacc. VI 441). 2 2 Gewänder aus durchsichtigem Purpurstoff von der Insel K o s (Plin. hist. nat. XI, 76; Joh. Lyd. de mag. II 13 p. 178) waren bei der römischen Halbwelt beliebt (Hör. serm. 12, 101). — 3 Die M y r r h e gelangte aus Indien (Plin. nat. hist. XIII1) und Arabien (1. c. XII 66) über den Umsdilagplatz Antiochia am O r o n t e s in den römischen Handel. — 11 E r d b e e r b a u m (arbutus unedo Linn.), eine Art Brombeere, in Südeuropa wachsender Strauch mit lorbeerartigen Blättern. — 15 P h o i b e und H i l a e i r a , Töchter des L e u k i p p o s , waren mit den Söhnen des Aphareus, Lynkeus und Idas, verlobt, wurden aber von den Dioskuren geraubt (Theokr. XXII136, Ovid fast. V 599). - 17 Marpessa, Tochter des Flußgottes E u e η o s , Gemahlin des I d a s , wurde von diesem Apollo abgejagt (Horn. II. IX 556ff.; Apollod. 17,8). - 19 P e l o p s , Sohn des Tantalos, aus Phrygien, besiegte im Wagenrennen durch Bestechung des Lenkers Myrtilos den König von Elis Oinomaos und gewann dessen Tochter H i p p o d a m e i a (cf. Ovid, Heroid. Vili, ars am. 118). 22 A p e l l e s , der berühmte Maler von Kolophon, geb. um 370/60 v. Chr., vor allem als Porträtmaler geschätzt (Plin. nat. hist. XXXV 88; 97). — 28 K a l l i o p e i a , Führerin der Musen. — A o η i e η , nach Aon, einem Sohne Poseidons, ist in der hellenistischen Poesie die übliche Bezeichnung für Böotien, seit Hesiod die Heimat der Musen. 3 1 Ariadne, Tochter des Minos, des Königs von G η o s s o s auf Kreta, befreite den Athenerprinzen Theseus durch das Geschenk des Fadenknäuels aus dem Labyrinth und floh mit ihm, wurde aber auf Naxos im Schlafe zurückgelassen. — 3 A n d r o m e d a , Tochter des Aithioperkönigs K e p h e u s , an einen Felsen geschmiedet und einem Meeruntier preis-

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ERLÄUTERUNGEN gegeben, wurde von Perseus mit Hilfe des Medusenhauptes befreit (Apollod. II 4, 3; Ovid met. IV670, V I ) . - 5 Der Berg E d ο η in Thrakien und der A p i d a n o s f l u ß , der in den Peneios mündet, sind Sitze des Bakdioskultes. — 20 I ο , die Tochter des I η a c h o s , wurde von ihrem Liebhaber Zeus oder auch von der eifersüchtigen Hera In eine Kuh verwandelt; Hera ließ sie von dem hundertäugigen A r g u s bewachen (Aischyl. Hiketiden und Prometheus; Apollod. II 1, 3; Ovid met. I 583). Kallimachos und Licinius Calvus hatten den Stoff behandelt. 4 1 B a s s u s , Iambendiditer, der audi von Ovid trist. IV10, 47 erwähnt wird; dagegen ist nidit sicher, ob er mit dem von Seneca, contr. 10 praef. 12 genannten Rhetor identisch ist. — 5 A n t i o p e , die Tochter des thebanischen Königs N y k t e u s , war Geliebte des Zeus. Die Sage kannte der Dichter wohl aus dem Drama des Euripides (cf. III 15). — β H e r rn i ο η e , nach der Odyssee (IV14) Tochter des Menelaos und der Helena (cf. Eur. Andromache 1058, Verg. Aen. III 330). 5 5 Ähnliche Gottesurteile kennt Soph. Antig. 264 und Vergil Aen. XI785. β Zu T h e s s a l i e n als Heimatland der Zauberei vgl. 1 1 , 1 9 . — 31 G a l l u s , dem audi 110,13 und 20 gelten, aus adeliger Familie, ist zu unterscheiden von dem gleichnamigen Verwandten des Dichters, der im perusinisdien Krieg gefallen war (121,22); vielleicht ist er jener Aelius Gallus, der im Jahre 26 v. Chr. dem Cornelius Gallus in der Präfektur Ägyptens folgte. β 3 Die r h i p ä i s c h e n Felsen im fernen Sarmatien sollen den äußersten Norden bezeichnen (Arist. meteor. I p. 350 b 6; Verg. Georg. 1 240; Pomp. Mela III 5). — 4 M e m n o n , Sohn der Eos und des Tithonos, König von Äthiopien, der vor Troja von Achill getötet wurde (Horn. Od. IV18B; kyklische Aithiopis). 20 Tullus soll den Provinzialen das alte Recht wiedergeben, wohl infolge der Neuordnung der Provinzen 27 v. Chr., wahrscheinlich als Quästor oder Begleiter des Statthalters von Asien (cf. 1 1 , 9 ) . — 32 Der P a k t o l o s in L y d i e n , der zwar zu des Properz Zeit kein Gold mehr führte (Strabo XIII p. 625), gilt in der Dichtung immer noch als Goldfluß, wozu ihn die Sage von Midas (cf. Ovid met. XI87) gemacht hatte. 7 1 P o n t i c u s , Dichter einer „Thebais", wahrscheinlich nach dem Vorbild des Antimachos; audi Ovid (trist. IV 10, 47) nennt ihn „ausgezeichnet im Heldengedicht" (cf. auch 19). — T h e b e n ist eine Gründung des Κ a d m o s aus Phönizien, der auf der Suche nadi seiner Schwester Europa nach Böotien kam (Ovid met. I U I ) . — 2 Der bekannte Bruderzwist der Söhne des Oidipus, Eteokles und Polyneikes. 8 10 V e r g i l i a e , die Ρ 1 e j a d e η , bezeichnen mit ihrem Aufgange (6. April) den Beginn der Schiffahrt (Verg. Georg. 1138, Horaz od. IV14, 21). — 18 G a l a t e a , Tochter des Nereus und der Doris, die Personifikation der Meeresstille (Homer II. XIII45; Hesiod theog. 250). - 19 Der Hafen von O r i c u s an der Grenze zwischen Epirus und Illyrien wird -

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ERLÄUTERUNGEN vom Meere geschützt durch das K e r a u n i s c h e Kap, heute Cap Linguetto, das als besonders stürmisch gilt (Hör. od. 13, 20; Ovid, rem. 739). — 25 A t r a x , Vater der Hippodameia, ein Lapithe, der auch eine Stadt am Peneios gründete; Atracius wird daher meist für thessalisch gebraucht; auffallend ist die Übertragung auf Illyrien. — 26 H y l l u s ist der Sohn des Herakles und der phäakischen Flußnymphe Melite, der eine Kolonisation in Illyrien durchführte. — 35 H i ρ ρ o d a m i a cf. I 2, 19. — 36 Die Vorstellung vom Glänze der Pferdezucht von E l i s geht auf den Ruhm der olympischen Spiele zurück. — 39 I n d i s c h heißt für die Antike der ferne Osten, also auch das Gebiet um den persischen Meerbusen. — Zu 43 vgl. Hör. od. 11, 36 sublimi feriam sidera vertice. 9 Uber P o n t i c u s s. 1 7 , 1 . — 5 C h a o n i e n , alter Name von Epirus, wo das Taubenorakel des Zeus in Dodona lag (Herod. II 57, Soph, tradì. 171). — 10 Die Erbauung der Mauern Thebens durch das Saitenspiel des A m ρ h i ο η ist ein berühmtes Beispiel der Macht des Gesanges (cf. Hör. od. 11111,2). — 11 M i m η e r m o s von Kolophon, um 625 v. Chr., ist mit seinen Elegien an Nanno der Erfinder der erotischen Elegie. — 19 A r m e n i s c h e Tiger cf. Verg. eel. V 2 9 ; Tibull 1118,15. - 20 Ixion wurde zur Strafe dafür, daß er sich an Hera vergreifen wollte, in der Unterwelt ans R a d geflochten (Pind. Pyth. II 21; Ovid met. IV 461). 1 0 Zu G a l l u s s. I 5, 31! I l l Q a j a e , an der Westküste des Golfes von Neapel, das Luxusbad der ausgehenden Republik (Strabo V p. 244; Hör. ep. I I , 83; Ovid ars am. 1 255; Martial 162). — 2 Der Damm, der den Lucrinersee vom Meere trennt, galt als Werk des H e r a k l e s (Strabo V p . 245; cf. auch III 18, 4). — 3 Die T h e s p r o t e r von Epiros, genannt nach Thesprotos, dem Sohne des Pelasgos, sollen in der Gegend von Cumae kolonisiert haben. — 4 Das Vorgebirge M i s e η u m ist berühmt durch das Grabmal des Gefährten des Aneas (Verg. Aen. VI 162). — 10 Der L u c r i n e r s e e , berühmt durch seine Muränen und Austern, am Ufer von Bajae. — 11 Das Gewässer des T e u t h r a s ist nicht mehr greifbar; auch die mythologischen Zusammenhänge entziehen sich unserer Kenntnis. — 23 cf. Homer, II. VI 429: „Hektor, siehe, du bist mir Vater und waltende Mutter und auch Bruder zugleich, du bist mein blühender Gatte!" 1 2 4 E r i d a n u s heißt in der antiken Geographie ein im Nordwesten gelegener Fluß, der mit der Erweiterung des Blickfeldes immer weiter hinausgeschoben wurde (Po, Rhone, Rhein); durch „ v e n e t i s c h * 4 ist er hier auf den Po näher bestimmt. — H y ρ a η i s ist im Gegensatz dazu ein Fluß weit im Osten (Bug, Kuban), hier wohl ein Fluß des Indusgebietes. — 10 Am Kaukasus war P r o m e t h e u s angeschmiedet; aus seinem Blute entsproß das promethische Gift (Apoll. Rhod. III 845 ; Val. Flacc. VII 356). 1 3 1 6 G a l l u s cf. 1 5 , 5 1 . — 21 Poseidon, der am Vorgebirge T a i n a r o n in Lakonien ein Heiligtum besaß (Paus. III 12, 5; 25, 4), nahm die Gestalt des thessalischen — h a i m o n i s c h e n (nach dem thessalischen Gebirge) —

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ERLÄUTERUNGEN Flusses E n i p e u s an und vermählte sich mit Tyro, der Tochter des S a l m o n e u s und Mutter des Fellas und Neleus (cf. Homer. Od. XI 235; vgl. auch 1119,13; 28c 51). - 23 H e r a k l e s erhielt H e b e zur Gattin (Hesiod theog. 953, Find. Nem. X 18) nadi seinem freiwilligen Feuertode auf dem ö t a und seiner Aufnahme in den Olymp. — 29 L e d a , Gattin des lakonischen Königs Tyndareus, Geliebte des Zeus, Mutter der Klytaimestra, der Helena und (nach Eur. Iphig. Aul. 49, audi Ovid her. VIII 77) der Phoibe (Hesiod fr. 117 Rz„ Apollodor III 10, β und Servius, Aen. VIII130 nennen letztere Timandra). - 31 Die Nachkommen des Flußgottes I n a c h o s aus Argos sind die Danaiden, die in der Brautnacht ihre Gatten ermordeten (cf. Aischylos, Hiketiden). 1 4 2 Der l e s b i s c h e Wein galt als süß und ungefährlich (Hör. od. 117, 21). — M e n t o r war ein berühmter Künstler in Silbergefäßen mit plastischen Darstellungen; doch gab es schon zur Zeit des Plinius keine echten Werke von ihm mehr (Plin. nat. hist. 33, 147,154). — 11 P a c t o l u s cf. I 6, 32. - 19 A r a b i s c h heißt die Schwelle wohl, weil dort kostbare Steine gefunden wurden (Diod. II 52, 9; Plin. nat. hist. 36, 59), also eine Onyxschwelle. — 20 T u l l u s cf. I I , 9. — 24 A l k i n o o s , der schätzereiche König der Phäaken (cf. Horn. Od. VIII 392; XIII 217). 1 5 9 Die Trauer K a l y p s o s beim Abschied des Odysseus von der Insel Ogygia kennt Homer nicht; sie ist erst ein hellenistisches Motiv (cf. Ovid ars am. II 123). — 17 H y p s i p y l e , Königin von Lemnos, wurde von Jason, dem Sohne des A s o η aus Iolkos in Thessalien ( H a i m o n i e n ) , auf dessen Argonautenfahrt verlassen (Apoll. Rhod. 1610; Ovid heroid. VI 115). — 15 A l p h e s i b o i a , Tochter des Königs Phegeus von Psophis in Arkadien (Paus. VIII24, 8; Hygin. 244; bei Apollod. III 87 Arsinoë genannt), Gemahlin des Alkmaion. Dieser heiratete später Kallirrhoe, die Tochter des Flußgottes Acheloos, und suchte seiner ersten Gemahlin ihr zuliebe das kostbare Halsband zu entlocken, das ihm von seiner Mutter Eriphyle vererbt war. Deshalb ließ ihn sein Schwiegervater Phegeus von seinen Söhnen erschlagen. Daß Alphesiboia selbst diesen Mord rächte, wird sonst nirgends berichtet; nach Ovid met. IX 413 taten dies der Kallirrhoe Söhne. — 21 E u a d n e , Gattin des Thebenkämpfers Kapaneus, stürzte sich in den Scheiterhaufen ihres Mannes (Eurip. suppl. 1048; cf. auch 11113,24). — 34 Der Schwur auf die A u g e n ist in der Liebesdichtung häufig (Tibull 1118,47; Ovid am. 1116,43; 1113,9). - 37 Der S o n n e n g o t t als Schwurzeuge schon bei Homer (II. III 277, auch Vergil Aen. XII 176; cf. auch II 32, 28). 1 6 Die Liebesklage vor verschlossener Tür bildet in der erotischen Dichtung eine eigene Art, das P a r a k l a u s i t h y r o n (Alkaios 65 D, Aristoph. eccl. 960ff.; Anth. Pal. V102, Lukian bis acc. 31; auch Hör. od. III 10,1; 1 2 5 , 3 ; Catull 67). — 7 Der unglückliche Liebhaber legt K r ä n z e an der Schwelle nieder (Anth. Pal. V144; Lucr. IV1177; Catull 63, 66; Tibull I 2,13; Ovid am. I 6, 67). — 10 An den Pfosten wurden L i e b e s g e d i c h t e -

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ERLÄUTERUNGEN angeheftet (Plaut, mere. 408; Ovid am. 1111,53). - 29 s a x u m S l c a n u m ist uns unbekannt; vielleicht ist Adiat gemeint (Plin. nat. hist. 37,139). 1 7 2 Klagende Eisvögel audi 1117,61; 11110,9. - 3 K a s s l o p e , Hafenstadt auf Korkyra, ein Stützpunkt auf der Fahrt von Italien nach Griechenland. — 18 Die Dioskuren, Stiefsöhne des T y n d a r e o s , sind die Nothelfer der Seeleute; sie erscheinen im Elmsfeuer (Plin. nat. hist. 2, 201; Hör. od. 112,25). - 21 H a a r o p f e r kennt schon Homer (II. XXIII148; Od. IV197; Ovid herold. XI115). - 25 Die Nereiden, Töchter des Nereus und der D o r i s , umspielen das Schiff, ein altes Motiv (Soph. Oid. col. 718; Eurip. El. 433; Apoll. Rhod. IV 930). 1 8 20 Der a r k a d i s c h e Gott ist Pan; seine Liebe zu P i t y s , die dann vom eifersüchtigen Boreas zerschmettert, in eine Fichte verwandelt wurde, kennt Nonnos (II 204; XLII 259). - 22 Das Einschneiden der Liebe in Bäume ist also alt (cf. Aristoph. Ach. 144; Theokr. XVIII 47; Anth. Pal. XII130, 3; Vergil eel. X 53; Ovid heroid. V21). 1 9 1 Die M a n e n sind die Seelen der Verstorbenen. — 7 Den Helden von P h y l a k e in T h e s s a l i e n , Protesilaos, kennt schon Homer (II. II 699); nach späterer Sage durfte er nach seinem Tode noch einmal kurz in die Oberwelt, worauf ihm seine Gattin Laodamia folgte. — 9 Das vergebliche Umarmen des Schattens zuerst bei Homer (II. XXIII99; Od. XI 206). 16 Τ e 11 u s , die Erdgöttin, ist zugleich Unterweltsgottheit. 2 0 1 Zu G a l l u s s. 15, 31! — 4 Die Argonauten wurden M i n y e r genannt, weil nach Apoll. Rhod. (1 230) „die Mehrzahl von den Töchtern des Minyas abstammten 14 . — Die Entrüdcung des Hylas ist an den See A s k a n i o s lokalisiert, am Ostende der Propontis in der Nähe der Stadt Kios ; Properz hält ihn für einen Fluß. Dort wurde H y l a s , der Sohn des T h e o d a m a s , der Zögling des Herakles, der einst seinen Vater im Streit um ein Rind erschlagen hatte, von den Wassernymphen entführt (Apoll. Rhod. 11207; Theokr. XIII; Anton. Lib. 26). - β Der Α η i o , heute Teverone, ein Nebenfluß des Tiber in der Gegend von Tibur (Hör. od. I 7,13). — 9 Die kampanische Küste zwischen Cumae und Neapel galt wegen ihres Vulkanismus als Schauplatz des G i g a n t e n k a m p f e s , „der phlegräischen Felder". — 12 Nach dem alten oskischen Stamme der Ausonen oder Aurunker im südlichen Latium heißt ganz Italien in der hellenistischen Dichtung A u s o n i a . — A d r y a d e n (ζ. B. Nonnos XXII14; Paulus Silentiarius Anth. Pal. IV 3 b 15; Agathias Anth. Pal. IX 664), Hamadryaden und Dryaden heißen in der antiken Mythologie die Baumnymphen. — 17 Ρ a g a s ä in Thessalien ist der Ausgangspunkt, der Fluß Ρ h a s i s an der Ostküste des Schwarzen Meeres das Ziel der Argonautenfahrt. — 19 Die Tochter des thebanisdien Königs A t h a m a s ist Helle, die mit ihrem Bruder Phrixos, auf dem Goldenen Widder fliehend, in den nach ihr benannten Hellespont abstürzte (cf. Aischyl. Pers. 70; Apoll. Rhod. 1 297). - 20 M y s i e n , an Bithynien in Kleinasien angrenzende Landschaft an der Propontis. — 25 Ζ e t e s und

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ERLÄUTERUNGEN Κ a l a l s , die geflügelten Söhne des Boreas (Λ q u i i o) und der Pandlonenkelin O r e i t h y i a , sind auch in der Darstellung des Argonautenzuges durch Apollonius mit Herakles verfeindet; doch ist ihre Eifersucht in der Hylassage eigene Erfindung des Properz. — 33 Den Quell Ρ e g a e am Berge A r g a n t h o s (Arganthonion Apoll. Rhod. 11178; Strabo XII p. 564 und Euphorion, Meineke Anal. Alex. 120, Arganthone Anton. Lib. 26} kennt auch Apoll. Rhod. (1 1221). — 34 t h y n i s c h heißen die Nymphen nach den thrakischen Thynern, die in Bithynien wohnten. - 39 Die Ausmalung der Einzelheiten zeigt Ähnlichkeiten mit der Narkissossage (cf. Ovid met. III407). - 49 A l k i d e heißt Herakles nach seinem Großvater Alkaios (Hesiod. scut. 26). 2 1 1 G a l l u s , ein naher Verwandter des Dichters, nahm im perusinischen Krieg 41 v. Chr. auf Seiten des L. Antonius teil und wurde auf der Flucht getötet. Das Gedicht ist als Aufschrift eines Kenotaphs gedacht. — 2 E t r u s k i s c h nach der Lage Perusias in Etrurien. 2 2 Wie Vergil am Schluß der Geórgica, Horaz in den letzten Gedichten der ersten drei Odenbücher und des ersten Buches der Episteln, Ovid am Schlüsse der Amores und des vierten Buches der Tristien, drückt Properz dem ganzen Buche hier sein Siegel auf, ein Beweis für dessen selbständige Veröffentlichung. — 1 T u l l u s s. I I , 91 — 3 P e r u s i a in Etrurien, Schauplatz des Krieges zwischen L. Antonius und Oktavian, 41 v. Chr., heute Perugia. — 9 I n U m b r i e n lag die Heimatstadt des Dichters, Asisium. Buch

II

1 3 K a l l i o p e s . 12, 28. - 5 K ö l s c h e Gewänder s. 12, 2. - 17 C. Cilnius M a e c e n a s , um 69-β ν. Chr., Freund und Berater des Augustus, warmer Förderer der Dichtkunst, u. a. des Vergil, Horaz. — 19 Die T i t a n o m a c h ì e der Söhne des Uranos und der Gaia gegen die olympischen Götter (Hes. theog. 629) ist alter epischer Stoff; das Aufeinandertürmen der Berge O l y m p , O s s a und Ρ e 1 i ο η erzählt aber Homer, Od. XI 315 von den Riesen Otos und Ephialtes, den Söhnen des Aloeus; Ovid überträgt dies auf die Giganten (met. 1152 ; fast. III 439). — 21 Also der Zug der Sieben nach T h e b e n und der t r o j a n i s c h e Krieg. — 22 Gemeint ist die Durchstechung des Berges Athos durch X e r x e s 483 ν. Chr., von Choirilos v. Samos um 450 v. Chr. in seinen Persika episch behandelt. — 23 R e m u s und C a r t h a g o , die Gründung der Königin Dido, verweisen auf Epen über die Gründung Roms und die punisdien Kriege (Naevius, Ennius). — 24 Die Vernichtung der C i m b e r n und Teutonen durch C. M a r i u s bei Aquae Sextiae und Vercellae 102/101 v. Chr. 27 M u t i n a , heute Modena, wo Antonius von Oktavian 44 v. Chr., und P h i l i p p i in Makedonien, wo Brutus und Cassius 42 v. Chr. von Antonius und Oktavian geschlagen wurden. — 28 Bei Naulochos auf S i z i l i e n unterlag Sextus Pompeius 36 v. Chr. dem Oktavian. — 29 Zum perusinischen Krieg in E t r u r i e n s. 122, 3. — 30 Die den Eingang von Alexandria deckende Insel P h a r o s mit dem berühmten Leuchtturm (Strabo XVII

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ERLÄUTERUNGEN p. 791) fiel nach der Schlacht von Aktion (31 v. Chr.) in die Hände des Oktavian; ρ t o 1 e m S i s c h = ägyptisch nach dem Königshause der Ptolemaier. — 31 Im Triumphzug des Augustus wurden Personifikationen Ä g y p t e n s und des N i l s mit seinen sieben Mündungen mitgeführt. — 32 Augustus gibt (mon. Ane. 1, 27) die Zahl der im Triumphzug aufgeführten K ö n i g e mit neun an. — 37 Berühmte Freundespaare sind T h e s e u s und Peirithoos, der Sohn des I χ i ο η , sowie Achill und Patroklos, des M e n o i t i o s Sohn. — 39 Die Gigantomadiie auf den p h l e g r ä l s c h e n Feldern in Thrakien, in der besonders E n k e l a d o s , der Sohn des Tartaros und der Gaia, als Gegner Athenas auftrat. — 40 K a l l i m a c h o s (310—240 v.Chr.) von Kyrene, ein Vorbild des Properz in der Elegiendlditung, lehnte im Streit mit Apollon. Rhod. das große Epos gegenüber der durchgefeilten Kleindichtung ab. — 42 Die Julier leiteten ihr Geschlecht von Iulus, dem Sohne des Aeneas aus Troja (daher p h r y g i s c h ) ab. Diese Stelle ist wohl ein Hinweis auf das eben im Entstehen begriffene Epos des Vergil (cf. auch II 34, 61). — 51 Ρ h a i d r a , Gemahlin des Theseus, suchte ihren Stiefsohn Hippolytos durch Zaubertränke zu betören (cf. Eurip. Hip. 511). — 53 C i r c e s Zauberkräuter s. Homer Od. X 210. — 54 Medea aus Κ o 1 c h i s suchte in I o 1 k o s Jasons Vater Aison zauberisch zu verjüngen (Ovid met. VII 159). —59 M a c h a o n , Sohn des Asklepios, heilte P h i l o k t e t s eiternde Wunde (kleine Illas nadi Proklos). — 60 der Kentaur C h e i r o n , Sohn der Najade P h i l y r a ; Ρ h o i η i χ , der bekannte Erzieher des Achill, war nach Apollod. III 175 von seinem eifersüchtigen Vater geblendet worden. — 61 Heilgott von E p i d a u r o s ist Asklepios. A n d r o g e o s , Sohn des Kreterkönigs Minos, war nach seiner Teilnahme an den panathenäischen Spielen in Athen heimtückisch ermordet worden; die Sage kommt bei Kallimadios in den Aitia (fr. 103 Pf.) vor; Properz hat ihn wohl mit seinem Bruder Glaukos verwechselt, der durch das Auflegen eines Heilkrauts zum Leben erweckt wurde. Daß k r e t i s c h e Kräuter vor dem Tode retten, behauptet Arist. hist. an. IX 6 , 1 p. 612a 3. — 63 Der König von M y s i e n Telephos wurde von Achills Speer (haemonisdi = thessalisch nach seinem Geburtsort Phthia) verwundet und geheilt (Apollod. epit. 3,17; Eurip. Drama). — 66 Die Strafe des T a n t a l o s in der Unterwelt, das Faß der D a n a i d e n , die Anschmiedung des P r o m e t h e u s am K a u k a s u s sind Beispiele mythologischer Adynata. — 76 Die zweiräderigen britannischen Streitwagen erwähnt auch Caesar (b. Gall. IV 33), Luxuswagen der Damenwelt audi II 32, 5 und Ovid am. II 16, 49. 2 6 Jupiters S c h w e s t e r ist Juno. — 7 D u l i c h i u m , Insel im ionischen Meer in der Nähe von Ithaka. — 8 Das G o r g o n e n h a u p t mit den Schlangenhaaren, das Athene als Kriegsgöttin auf der Agis an ihrer Brust trägt. — 9 I s c h o m a c h e heißt die sonst Hippodameia genannte Gattin des Peirithoos nur hier; an ihrer Hochzeit brach der Streit zwischen den Kentauren und L a p i t h e n aus (Horn. Od. XXI 295, Ovid met. XII 210).— 11 Β r i m o , „die Schnaubende" (Artemis, Hekate, Demeter oder Per-

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ERLÄUTERUNGEN sephone), verehrt in Pherai In Thessalien, wurde dort am B o i b e s e e von H e r m e s angefallen (cf. Tzetzes Sdiol. Lycophr. 698). — 14 Der Hirte am I d a ist der im Sdiönheitswettkampf der Göttinnen das Urteil fällende Paris. — 16 Gemeint ist die durch Vergil Aen. VI 1—13 bekannte c u m ä i s c h e Sibylle. 3 1 1 M ä o t i s s e e ist das Asowsdie Meer, H i b e r der Ebro. - 17 Die von Theseus verlassene A r i a d n e wurde dann die Geliebte des I a k c h o s (Bacchos) und führt als soldie den Chor derMänaden an. — 19 ä o l i s c h e Lieder, wie sie Sappho von Lesbos mit dem Stäbdien ihrer Leier entlockte. — 20 A g a n i p p e ist der Musenquell am Berge Helikon in Boiotien. 21 K o r i n n a aus Tanagra in Boiotien (um 500 v.Chr.) ist für die römische erotische Dichtung die Vertreterin weiblicher Unterhaltungskunst. — 23 Glüdcverheißendes N i e s e n des Liebesgottes audi Theokr. VII96, Catull 45, 8. — 40 Homer, II. III 156: „Tadelt mit niditen die Troer und helmumschienten Adiaier, daß sie um soldi ein Weib so lange schon Leiden erdulden." 4 7 Bias, Sohn des A m y t h a o n aus Pylos, will die Toditer des Neleus, P e r o , erringen, für die der Vater die Rinder des Königs von Phylake, I p h i k l o s , verlangt. Bias' Bruder M e l a m p u s wird bei diesem Unternehmen gefangen, befreit sidi aber durch seine Seherkunst (Homer, Od. XI 287; XV 225; Pseudohesiod Melapampodie Apollod. I 98; Theokr. III 43). - 17 K y t a i a s. 11,19. - 18 P e r i m e d e , als Zauberin mit Medeia zusammengestellt auch Theokr. II 16. 5 1 1 Das Meer um die Insel K a r p a t h o s zwischen Kreta und Rhodos galt sdion im homerischen Apollonhymnus (43) als besonders stürmisch. — 17 J u n o ist die Schützerin treuer Liebe, auch wenn sie nidit legalisiert ist. — 26 Der dem Bakchos heilige E f e u k r a n z ist das Zeichen des Diditers (Hör. od. 11, 29; Verg. eel. VII 25, VIII12; Ovid trist. I 7, 2). 6 1 L a i ' s von Korinth ( E p h y r a ) , T h a i ' s , die Geliebte Alexanders und Heldin einer Komödie M e n a n d e r s , gebürtig zu Alexandria, aber wohnhaft unter dem Volke des E r e c h t h e u s (Athen), und P h r y n e , die das von Alexander zerstörte T h e b e n auf ihre Kosten wieder ummauern ließ (Athen. XIII591D), waren die berühmtesten Hetären. — 17 Zum Kampf der K e n t a u r e n und Lapithen s. II 2, 9. — 21 Den Raub der Sabinerinnen erzählt Livius 1 9 f f . — 23 A l k e s t i s , die für ihren Gatten A d m e t in die Unterwelt ging, und P e n e l o p e , die Gemahlin des O d y s s e u s , sind die Muster ehelicher Treue. — 25 Die P u d i c i t i a Patricia und die P. Plebeia besaßen in Rom Kapellen (Livius X 23) ; zu den Bestrebungen des Augustus gehörte audi die Wiederherstellung verfallener Heiligtümer. 7 1 Das zurückgenommene Ehegesetz ist weiter nicht bekannt. Nach den später erlassenen Gesetzen (lex Julia de maritandis ordinibus 18 v.Chr.; lex Papia Poppäa 9 n. Chr.) zu schließen, hat es sich um vermögensreditliche Nachteile, vor allem um die Beschränkung der Erbfähigkeit für Kinderlose gehandelt. — 3 η i ältere Form für ne. — 16 Κ a s t o r , als Reiter berühmt (Hör. od. 112, 25), erscheint als Schutzgott der Reiterei. -

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ERLÄUTERUNGEN 18 Der B o r y s t h e n e s (Dnjepr) ist der Grenzfluß der griechisch-römischen Kultur gegen den barbarischen Osten. 810 T h e b e n wurde durch Alexander 335 v.Chr. zerstört; da der Dichter aber mit mythologischen Exempeln arbeitet, wird die Zerstörung durch die sog. Epigonen gemeint sein. — 21 H a i m o n , der Sohn des B o i o t e r k ö n i g s Kreon, der mit A n t i g o n e verlobt war, tötete sich selbst an der Felsengruft, in die sein Vater seine Braut hatte einmauern lassen (Sophokles Antigone, Euripid. nach Hygin 72). — 29 Die Liebe des A c h i l l zu Briseis, die Homer noch nicht kennt, ist hellenistische Erfindung. — 32 Der Kampf im Schiffslager der Griechen, das Feuer in den Schiffen, das Eingreifen und der Tod des Patroklos sowie die Schleifung der Leiche Hektors durch die Rosse des Achill (haemonisch = the s s ali sdì) sind nach Homer erzählt. — 39 Achills M u t t e r war die Meergöttin Thetis. 9 3 P e n e l o p e harrte die zweimal zehn Jahre des Kampfes um Troja und der Irrfahrten des Odysseus auf ihren Gatten. — 5 Die L i s t der Penelope (Homer Od. II 93; XIX138. - 9 B r i s é i s ' Klage wohl nach hellenistischen Vorlagen (cf. Quint. Smyr. III 551). — 12 Der S i m o e i s ist ein Nebenfluß des troischen Skamander. — 15 P e l e u s und Thetis sind Achills Eltern, Deidameia, die Tochter des Lykomedes von S k y r o s , seine Gattin (Homer II. XIX 326; XXIV467; Apollod. III 174). - 33 S y r t e n nannte man das afrikanische Strandgebiet zwischen den Meeresbuchten von Gabes und Sydra, das wegen der Sandbänke besonders gefährlich war. — 50 In der Tragödie (Eurip. Phoen. 1433) tötete sich lokaste von T h e b e n zwischen ihren sterbenden Söhnen Eteokles und Polyneikes. 10 Mit diesem Gedicht läßt Lachmann ein eigenes Buch beginnen; daher die doppelte Buchzählung in manchen Ausgaben. — 1 Die Reigentänze der Musen auf dem H e l i k o n g i p f e l schilderte zuerst das Prooimion zu Hesiods Theogonie. — 2 Thessalien ( H a i m o n i e n ) war wegen seiner Rossezucht berühmt (Plato Menon 70 A). — 12 P i ë r i e n in Thrakien am Olymp, Ausgangspunkt des Musendienstes. — 13 Die öffentliche Meinung in Rom verlangte einen Feldzug über den E u ρ h r a t gegen die Ρ a r t h e r, um die Niederlage der beiden C r a s s u s (Vater und Sohn) bei Karrhae 53 v.Chr. zu rächen; Augustus entsdiloß sich erst 22 v.Chr. dazu und begnügte sich 20 v. Chr. mit einem Abkommen mit dem Partherkönig Praates. — 15 26 v. Chr. erschien eine i n d i s c h e Abordnung bei Augustus (Mon. Ank. 5, 50; Dio 54, 9, 8; Oros. VI 21, 9). - 16 Aelius Gallus unternahm 25 v.Chr. eine, allerdings ergebnislose, Expedition nach A r a b i e n . — 25 A s k r a in Boiotien ist die Heimat des Hesiod am Helikon, dem Musenberg (Hes. erg. 639); im Flüßchen P e r m e s s o s daselbst baden die Musen (Hes. theog. 5) ; die beiden Ortlichkeiten sollen den Gegensatz zwischen der erotischen Elegiendichtung und dem Heldenepos ver sinnbilden. 1 2 10 Die Kreter, hier nach der Hauptstadt G η o s s o s benannt, galten als besonders gute Bogenschützen. 1 3 1 Die A c h ä m e n i d e n sind das persische Königshaus (Herod. 1125, -

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E R L A U T E R U N G E N V i l l i ) , S u s a seit Daroioa I. die Residenz der Perserkönige. — 4 Z u A s k r a s . I I 10,25. — S Zu Piërien s . Π Ι Ο , 1 2 . — 6 A m I s m a r o s b e r g in T h r a k i e n vollbrachte Orpheus die W u n d e r s e i n e r Dichtkunst (cf. Verg. eel. VI 30). 8 L i n o s , die Personifikation eines orientalisdien Klagegesanges, w a r nach der alten Mythologie der Lehrer des Orpheus; er soll in Argos, dessen Hauptstrom der I η a c h o s ist, b e g r a b e n sein. — 19 Im Leidienzuge wurden die Ahnenbilder mitgetragen. — 22 A 1 1 a 1 i s c h ist in der römisdien Dichtung, seit im Jahre 133 v. Chr. Attalos III. von Pergamon seinen Reichtum den R ö m e r n vermacht hatte, synonym mit „besonders k o s t b a r " (cf. Hör. od. 1 1 , 1 2 ) . - 30 Zur s y r i s c h e n Narde s. 1 2 , 3. 38 Auf dem Grabe des Achill, des Helden von P h t h i a , am Vorgebirge Sigeum wurde von seinem S o h n e Neoptolemus Polyxena, die Tochter des Priamos, geopfert. — 46 A n t i l o c h o s fiel vor T r o j a von Meninone Hand, indem er sich für seinen V a t e r Nestor zum Kampf stellte (Homer Od. I V 1 8 8 ; Kyklische Aithiopis); g a l l i s c h = phrygisdi, nach dem F l u s s e Gallus, nach dem auch die weichlichen Priester der Kybele Galli h i e ß e n . — S3 A d o n i s (Nebenform Adon, T h e o k r . X V 149; Anth. Pal. V I 275; V a r r ò sat. Men. 540Β), der Liebling der V e n u s , wurde auf dem Vorgebirge I d a 1 i ο η auf Kypern, e i n e r b e r ü h m t e n Kultstätte der Göttin, von e i n e m E b e r getötet (Zur Adonissage cf. Ovid met. Χ 524). 1 4 1 A t r i d a , Agamemnon. — 2 L a o m e d o n , Vater des Priamos. — 4 D u 1 i c h i a , Nebenform von Dulichion s. II 2, 7. - 5 E l e k t r a mit der Urne des angeblich toten O r e s t e s (Sophokles El. 1119). — 7 M i η o s ' Tochter, Ariadne; das Labyrinth galt als W e r k des Daidalos s. 1 3 , 1 . 1 5 1 3 Die L a k o n i e r i n ist Helena. — 15 E n d y m i o n hatte die Liebe der Mondgöttin gewonnen, die mit Apollons S c h w e s t e r Artemis gleichgesetzt wird. — 27 T a u b e n , die Vögel der Aphrodite, galten als S y m b o l treuer Liebe (Plin. nat. hist. 1 0 , 1 0 4 ; Catull 68,105). - 44 In dem Hinweis auf A k t i o n , den Ort der Entscheidungsschlacht, die den B ü r gerkrieg beendete, liegt eine Huldigung a n Augustus. 1 6 1 Der P r a e t o r , der I Β m i t Cynthia nach Illyrien reisen wollte. — 3 Zu k e r a u n i s c h e s Vorgebirge s. I, 8 , 1 9 . — 18 Gemeint sind t y r i s e h e Purpurstoffe; vgl. auch 55 s i d o n i s c h e Gewebe. Sidon und T y r o s sind die Hauptorte der phönizischen Purpurproduktion. — 29 E r i ρ h y 1 e hatte, von Polyneikes durch das Halsband der Harmonía bestochen, ihren Gatten Amphiaraos veranlaßt, am Zug der S i e b e n gegen T h e b e n teilzunehmen, obwohl er s e i n e n Untergang vorhersah (cf. H o m e r Od. X I 3 2 6 ) . I h r S o h n Alkmaion b e s t r a f t e sie f ü r diese Habgier. 30 K r e u s a , Tochter dee Korintherkönigs Kreon, veranlaßte Jason zur U n t r e u e gegen seine erste Gemahlin Medeia, die sie dafür durch ein Zaubergewand vernichtete (Eurip. Medeia). — 34 Auf dem M a r s f e l d fibte die römische Jugend (Strabo V p. 236). — 37 Antonius ließ sich v o n ¡Cleopatra bestimmen, die Schlacht von A k t i o n vorzeitig abzubrechen (Dio 50, 33, 1; Plut. Ant. 68), um mit i h r in unbekannte Gegenden zu ent-

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ERLAUTERUNGEN fliehen [Dio 51, β, 3). - 51 Der Untergang der P i e j a d e n O r i o n im November bezeichnet den Anfang des Winters.

und des

1 7 5 Die Unterweltsstrafen des T a n t a l o s und des S i s y p h o s zuerst in der Nekyia der Odyssee (XI582-600). 1 8 7 T i t h o n o s , der Sohn Laomedons und Gatte der Eos ( A u r o r a ) , erhielt auf deren Bitte von Zeus ewiges Leben, schrumpfte aber zu einer Zikade zusammen. - l O Z u M e m n o n s Tod s. I 6, 4. - 23 Die Β r i t a η η e r bemalten nach Caesar (b. Gall. V14, 2) das ganze Gesicht. - 26 Die Mode bevorzugte rotblondes Haar, meist „germanische", hier „belgische" Farbe genannt. 1 9 25 Der C l i t u m n u s , ein Flüßchen in Umbrien, heute Clitunno, dessen landschaftliche Schönheit auch andere Dichter preisen (Verg. georg. II 146) ; Silius IV 545; luv. XII11). 2 0 1 Die Klage der B r i s e ï s bei ihrer Wegführung aus dem Zelte des Adiilleus schildert auch O vid (heroid III 15). — A n d r o m a c h e s Klage schon bei Homer (II. VI 454) und Euripides (troad. 579). — β K e k r o p s , ältester sagenhafter König von Attika. — Philomele, die Tochter des attischen Fürsten Pandion, tötete ihren Sohn Itys, um sich für die Untreue ihres Gatten Tereus zu rächen. In eine N a c h t i g a l l verwandelt, beklagt sie seinen Tod (Sophokles Tereus und El. 147, Hör. Od. IV 12, 5, Ovid met. VI 422). — N i o b e , Tochter des Tantalos, wurde von Apollon und Artemis mit dem Tode ihrer Kinder wegen einer Beleidigung der Leto bestraft; auf dem Berge S i p y l o s bei Magnesia in Kleinasien in Stein verwandelt, beweint sie ewig ihr Unglüds (Homer II. XXIV 602, Paus. 121, 3; Ovid met. VI 311). — 10 D a n a ë wurde von ihrem Vater Akrisios vor Zeus in einen ehernen Turm gesperrt; aber er fand als goldener Regen Zugang (Soph. Ant. 495, Hör. od. III 16). — 30 A i a k o s , der Totenrichter in der Unterwelt. — 31 Auf Τ i t y o s, der sich an Leto vergriff (Homer Od. XI 576), wurde die Strafe des Prometheus übertragen, daß ihm ein Geier die Leber abfraß. - 32 Zu S i s y ρ h o s s. II17, 7. 2 1 1 P a n t h o s ist ein fingierter Name; warum gerade der Name des aus Homer (II. III 146) und Vergil (Aen. II 318) bekannten Apollopriesters gewählt wurde, ist nicht ersichtlich. — 3 Das Zeusorakel in D o d o η a kennt sdion die Ilias (XVI 233) ; s. I S, 5. - 11 Zur Untreue des Jason und der Kreusa gegen die K o l c h e r i n Medeia s. II 16, 30. — 13 Zu Odysseus, zu dessen Reich D u i c h i ο η gehörte (112,7), und K a l y p s o s. 115, 9. 2 2 2 Demophoon, fingierter Name, cf. II 24,43. —14 Selbstverstümmelung in wilden Tänzen gehörte zum Kultus der phrygischen Göttermutter Kybele (cf. Mart. XI84, 3; Stat. Theb. X170; Apul. met. Vili 27). - 19 T h a m y r i « , der thrakische Sänger, wurde von den Musen, die er zum Wettkampf herausgefordert hatte, geblendet (cf. Homer II. II 594). — 25 Herakles ist der Sohn des Jupiter und der Alkmene, der Gattin Amphitryons von Theben. — Das Gestirn des Bären vertritt den Begriff „Nacht", da es allein im Altertum in Griechenland nicht unterging (Horn. II. XIX 489; Od. V 275); - 270 -

ERLÄUTERUNGEN von zwei Nächten spricht audi Ovid (am. 113, 45) ; nach Apollod. Π 61 waren es drei. — 29 T h e s s a l i s c h und m y k e n i s c h werden die Grledien nach den Sitzen der beiden Führer Achill (Phthia) und Agamemnon (Mykene) genannt. - 34 P e l i d e heißt Achill nach seinem Vater Peleus. — Vers 48 ist sehr problematisch; das zeigen schon die Varianten der Oberlieferung. 2 3 1 5 Die v i a s a c r a nach dem Tempel der Vesta, die Triumphstraße (Π1,34}, der Verkaufsort für galante Geschenke (1124,14), der Aufenthaltsort der Dirnen (I 5, 7), ist durch Horazens sat. I 9 berühmt geworden. - 21 Die Flüsse E u ρ h r a t und O r ο η t e β vertreten den Begriff Syrien, von wo anscheinend besonders viele Dirnen nach Rom zusammenströmten. 2 4 a Die Verbindung von 24 a mit 23 vertritt Rothstein. - 12 p i l a sind kleine Kugeln aus Kristall oder Bernstein, die man in die Hand nahm, um sich abzukühlen. 2 4 b 25 Der Kampf des Herakles mit der l e r n ä i s c h e n Schlange und dem D r a c h e n , der die Hesperidenäpfel bewachte, als Beispiel besonders schwieriger Aufgaben. — 33 Zu S i b y l l e s. 112,16. — 34 Zu A l k i d e s.120,49. - 43 Zu T h e s e u s und der M i n o s t o c h t e r Ariadne s . I 3 , l . — D e m o p h o o n , Sohn des Theseus und der Phaidra, verließ P h y l l i s , die Tochter des Thrakerfürsten Lykurg, auf der Heimkehr von Troja (Ovid her. II). — 45 Zu J a s o n und M e d e i a s. II 16, 30; sola ist hier nur verstärkend; denn natürlich war die von ihrem Gatten verlassene Medea nicht allein. 2 5 4 C. Licinius C a l v u s (82 bis um 47 v.Chr.) und der berühmte Lyriker C. Valerius C a t u l l u s (um 87—54 v.Chr.) verherrlichten ihre Geliebten unter den Decknamen Quintilla und Lesbia. Die Dichtungen Catuils sind erhalten; von Calvus kennen wir die Titel Epithalamion und Io. — 8 Waffen, die ausgedient haben, werden im Tempel als Weihge9chenk niedergelegt (cf. Horaz od. 11128,3; ep. 1 1 , 4 ) . — 10 T i t h o n u s und N e s t o r als Beispiele besonders hohen Alters cf. 1113,48; 18,7. — 12 P e r i l l o s von Athen soll für Phalaris, den Tyrannen von Akragas, einen ehernen Stier gefertigt haben, in dem Menschen, lebendig geröstet, das Brüllen des Stieres erzeugten; aber er wurde selbst das erste Opfer (Polybios XII25). - 13f. Zu G o r g o und K a u k a s u s s. I I I , 88; 2 , 8 ; 20, 31. — 25 Siebenmal mußte der Wagen die Bahn umfahren, wobei er möglichst nahe um die Wendesäule lenkte, um Zelt zu gewinnen (cf. II. ΧΧΙΠ 338; Soph. El. 720; Hör. od. I I , 4). - 4 5 s a n d y χ ist eine beliebte und kostbare Farbe pflanzlicher Herkunft (Joh. Lyd. de mag. III 64 p. 258; Verg. eel. IV 45; dazu schol. Bern.). 2 6 5 Helle I 20,19. - S Die Dioskuren als Retter aus Seenot s. 117,18. 10 Die Toditer des thebanischen Königs Kadmos, Gattin des Athamas, stürzte sich in einem Wahnsinnsanfall ins Meer und wurde zur Seegottheit L e u c o t h e a (Od. V 333; Apollod. III 28; Ovid met. IV 496; fast. VI -

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ERLÄUTERUNGEN 485 ; Hygln 4) ; die Namensform -thoë ist in der römischen Poesie gebräuchlicher. — 13 Dem Fisdiergott G l a u k o s wurden außer seiner Liebe zu Skylla (Ovid met. XIII904) auch andere Abenteuer zugeschrieben (Ath. VII 296 A). — IS N e s a i e und K y m o t h o ë nach dem Nereidenkatalog bei Homer (Π. X V i n 39). — 17 Die Sage von der Rettung des Dithyrambendiditers A r i ο η aus Lesbos durch einen Delphin bietet zuerst Herodot 123. 2 6 b 23 Der Perserkönig K a m b y s e s {529—522 v. Chr.) und der Lyderfürst Κ r o i s ο s (560—547) sind die Besitzer des Goldes vom Paktolosfluß (cf. I 6, 32). - 38 Auf der Rückfahrt von Troja scheiterte ein Teil der Griechenflotte am Vorgebirge Kaphareus auf E u b o i a. — 39 Vor der Fahrt durdi die zusammenprallenden Symplegaden am Bosporos ließen die A r g o n a u t e n eine Taube zur Probe vorausfliegen (Apoll. Rhod. II 317; 533; Apollod. 1124); A r g o s ist entweder der Erbauer des Schiffes oder Phrixos' Sohn, der ihnen als Führer diente. — 47 Die Sage von A m y m ο η e , der Tochter des Dañaos, der zuliebe Poseidon im wasserlosen A r g ο 8 bei Lerna eine Quelle springen läßt, hatte Aischylos im Satyrspiel der Danaidentetralogie dargestellt; wir kennen sie aus Lukian (dial. mar. 6). — 51 B o r e a s raubte O r e i t h y i a , die Tochter des Erechtheus, und zeugte Kalals und Zetes [cf. 1 20, 25). — 53 S k y l l a und C h a r y b d i s nach Homer Od. XII. — 56 O r i o n und dem B ö c k l e i n wird allgemein Sturmwetter zugeschrieben ( z . B . Aen. IV 52; 1X 665). 2 7 3 Da die Astrologie aus dem Osten kam (Chaldäer in Babylon), wurden die P h ö n i z i e r als Vermittlervolk angenommen (Strabo X V I p . 757; Plin. nat. hist. 5, 67). — 13 Der R u d e r e r , der die Seelen über die Styx führt, ist Charon. 2 8 4 Die Monate August und September, vom Aufgange des Hundsgestirns (Sirius) an, waren in Rom wegen des anhaltenden Scirocco besonders gefährlich (cf. z . B . Tib. I 4, 6; Hör. od. III 29, 18). - 11 Eine Hera P e l a s g i s nach dem vorgriechischen Stamme der Pelasger kennt Apoll. Rhod. (114) ; sie wird Dion. Perieg. 534 auf Samos lokalisiert. Properz wird aber pelasgisch = griechisch gebraucht haben. — 12 Bei P a l l a s Athene, der helläugigen (glaukopis), wird eine besondere Empfindlichkeit auf die Augenfarbe vorausgesetzt (Lukian dial. deor. 8; Eurip. Andr. 936; Troad. 976; Hygin fab. 165). —17 I o (s. 13,20), wurde später mit der ägyptischen Göttin Isis identifiziert. - 19 Zu I n o - Leukothea vgl. II 26,10. 21 A n d r o m e d a s. 13, 3. — 23 ¡ C a l l i s t o , Tochter des A r k a d e r fflrsten Lykaon, von Zeus geliebt, wurde in eine Bärin verwandelt, worauf die eifersüchtige Hera sie von Artemis erlegen ließ; Zeus versetzte sie dann unter die Sternbilder (Apollod. III 100; Ovid met. II 401; fast. II 155). 27 S e m e l e , Tochter des Kadmos von Theben, Mutter des Bakdios; sie wünschte auf Anraten der Hera, ihr Geliebter Zeus solle ihr als Donnergott erscheinen; vom Blitze verbrannt, wurde sie unter die Götter aufgenommen. — 29 M a i o n i e n , alter Name von Lydien; hier trojanisch. -

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ERLÄUTERUNGEN 2 8 b 35 Das Drehen eines Kreiselrades als Zaubermittel auch Theokr. II 30, Verg. ecl. 8; Hör. epod. XVII 7; Ovid am. 18, 7. - 36 Die reinigende Kraft des L o r b e e r s kennt Festus p. 117M; Tibull 115,81; Ovid fast. 1 344; IV 742. - 37 Zum Bannen des Mondes cf. 1 1 , 1 9 . - 38 Der U n g l ü c k s v o g e l ist bubo, der Uhu (Plin. nat. hist. 10, 34; Verg. Aen. IV 462; Ovid am. III 12,1). 2 8 c 48 Gemahl der P e r s e p h o n e ist Pluto (Hades). - 51 I o p e , Tochter des Aiolos, Gattin des Kepheus, Mutter der Andromeda (cf. I 3, 3; Steph. Byz.); T y r o s. 113, 21; E u r o p a , Tochter des Phöniziers Agenor, von Zeus in Gestalt eines Stieres geraubt; P a s i p h a ë , Gattin des Minos von Kreta, wurde von der Liebe zu einem Stiere ergriffen, dem sie den Minotauros gebar (Eurip. „Kreter"; Apollod. III 8; Ovid ars 1 295; Verg. ecl. VI 48). - 61 Die Göttin, einst K u h , ist Isis (vgl. v. 17) ; ihr waren zehn Nächte geweiht (cf. II 33,1). 2 9 1 5 s i d o n i s c h = purpurn, nach den berühmten Purpurfärbereien in Sidon. — Die M i t r a ist hier eine Art Nachthaube. — 17 Arabien als Heimat wohlriechender Spezereien (cf. Tib. IV 2,17). 3 0 2 Der Τ a η a i s ist der jetzige Don. — 3 P e g a s o s ist das dem Körper der getöteten Medusa entsprossene Flügelroß, auf dem Bellerophon nach verschiedenen Heldentaten zum Olymp emporflog (Hes. theog. 284; Pind. Ol. XIII 86; Isth. VII 44). - 6 P e r s e u s und H e r m e s werden in der Dichtung und bildenden Kunst mit Flügelschuhen begabt (cf. Homer II. XXIV 340, Od. V 4 4 ; Verg. Aen. IV 239; Ovid met. IV 615; Paus. III 17, 3). — 17 Als A t h e n e im Spiegel des Flusses M a i a n d e r ihr beim Flötenspiel entstelltes Antlitz erblickte, warf sie das Instrument fort, das dann Marsyas fand und Apollo zu dem Wettkampf herausforderte, der zu seiner Vernichtung führte (Apollod. 124; Hyginl65). — 19 Ρ h r y g i s c h = mysisch, das Gebiet am Hellespont; H y r k a n i e n , eine parthisdie Provinz am Kaspischen Meer, die in dieser Zeit den Römern zu näherer Kenntnis gelangte (Strabo 114). — 22 L a r e n , Schutzgottheiten des heimischen Herdes. — 27 Schwestern = Musen. — 29 S e m e l e , I o s. 1 3 , 2 0 ; 11 28, 27. - 30 In Gestalt eines A d l e r s stahl Zeus Ganymedes, den Sohn der Königs Tros, aus Troja. — 35 O i a g r o s zeugte mit einer der Musen (nach Apoll. Rhod. I 23 Kalliope, doch werden auch Urania, Euterpe und Terpsichore genannt) die Sänger Orpheus und Linos. — 36 B i s t o n i e n ist Thrakien nach dem See Bistonis. — 38 Der Thyrsosstab ist das Symbol des Bakdios. 3 1 1 Augustus hatte dem palatinischen Apollo nach der Schlacht von Aktion einen Tempel gelobt, der am 9. Okt. 28 v. Chr. eingeweiht w u r d e . 3 Die Säulen sind aus n u m i d i s c h e m Marmor, der nach Plin. nat. hist. 36, 49 im Jahre 78 v. Chr. zuerst in Rom bekannt wurde. — 4 Die D a n a i d e n f î g u r in der Halle des Apollotempels erwähnt auch Ovid (am. 112, 3; ars 171; trist. III 1, 60). - 7 M y r o n (um 450 ν. Chr.),

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ERLÄUTERUNGEN Bronzegießer aus Eleutherai, von dem uns In Kopien die AthenaMarsyas-Gruppe, der Diskoswerfer und Perseus mit dem Medusenhaupt erhalten sind. Die lebensnahe Darstellung seiner Tierfiguren war berühmt (Anth. Pal. DC 713-42; 793-98; Plin. nat. hist. 34, 57). - 10 O r t y g i a (Horn. Od. V 123; X V 404) ist nach Strabo X p. 486 Delos, die Geburtsinsel Apollons. — 12 L i b y s c h e r Zahn — Elfenbein. — 14 Die Rettung Delphis (am Fuße des Parnaß) vor den Kelten durch ein Ungewitter (Paus. I 4, 4) 278 V.Chr. und die Tötung der Kinder der T a n t a l o s tochter Niobe sind beispielhafte Leistungen Apollons. — 16 P y t h o ist der alte, homerische Name für Delphi, den Kultort des Apollon; der Gott ist zwischen Leto und Artemis in der Tradit des Kitharöden dargestellt. 3 2 3 In P r ä n e s t e (heute Palestrina) wurde das Los in Form eines beschriebenen Holztäfelchens im Tempel der Fortuna Primigenia von einem Knaben gezogen; die Wunderkraft bezeugt nodi Sueton (Tib. 63). — 4 T u s c u l u m galt als Gründung des Telegonos, des Sohnes des Odysseus und der auf der Insel A i a i a wohnenden Kirke (Horn. Od. X 135; cf. Hör. od. III 29, 8). - 5 In T i b u r (heute Tivoli) stand ein berühmter Heraklestempel (Strabo V p. 238). - 6 Die v i a Α ρ ρ i a von Rom nach Capua wurde von dem Censor des Jahres 312 v. Chr., Appius Claudius, erbaut. — 10 In Aricia fand ein Fackellauf zu Ehren der D i a n a T r i v i a , der Göttin der Wegekreuzung ( = Hekate), statt (Ovid fast. III 236, Stat. silv. III 1, 55). — 11 Ρ o m ρ e i u s ließ 55 ν. Chr. zusammen mit seinem Theater auf dem Marsfelde eine Säulenhalle erbauen, eine der schönsten Promenaden Roms (cf. Ovid ars I 67; 491; III 387). - 12 A t t a I i s c h e Vorhänge (s. II 13, 22) sind wohl kostbare Wandbekleidungen. — 14 M a r ο η , Sohn des Dionysos und Zögling des Silen, der Weinspender (Homer Od. I X 1 9 7 ) , und T r i t o n , der muschelblasende Meergott, sind Brunnenfiguren. — 32 T y n d a r e o s t o c h t e r = Helena. — 33 Das Abenteuer der V e n u s mit A r e s s. Homer, Od. VIII 266, ihre Liebe zu Aineias' Vater Anchisep auf dem I d a s . Homer II. II 820, V 312 und den homerischen Aphroditehymnos. — 38 Der V a t e r d e s C h o r e s ist 5 i l e η u s , sonst Vater der Satyrn ( z . B . Eur. Kyklops), der hier Silene zu Kindern hat. - 45 L e s b i a s. 1125,4. - 47 T a t i u s , König der Sabin e r und sagenhafter Mitregent des Romulus. — 52 S a t u r η u s , gr. Kronos, Sohn des Uranos und Vater des Zeus, ist der Göttervater des Goldenen Zeitalters; nach anderer römischer Sage war er ein alter König Italiens, das nach ihm Saturnia tellus hieß. — 53 Der Thessalier D e u k a l i o n und seine Gattin Pyrrha wurden allein von Zeus aus der „großen Flut" gerettet. — 57 Zur Gattin des M i n o s Pasiphaë s. II 28, 51. - 59 D a η a ë s. II 20,10. 3 3 1 Die Keuschheitsnächte zu Ehren der Göttin Isis ( = I o , des I n a c h o s Tochter s. I 3, 20; 1128,17) werden in der erotischen Dichtung oft erwähnt (II 28 c 81, IV 5, 34; Tibull I 3, 23; Ovid am. I 8, 74; 112, 25; Juv. VI 535). — 4 A u s o n i e n s. I 20,12. — 19 In den Jahren 58, 53, -

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ERLÄUTERUNGEN 50, 48, 28 und 21 ν. Chr. und 19 n. Chr. versuchten die Behörden, den Isiskult in Rom einzudämmen. - 24 I k a r i o s bewirtete Bauern mit dem neuen Geschenke des Bakdios, wurde aber, da sie sich vergiftet wähnten, von ihnen im Rausche erschlagen; Bakchos versetzte ihn als Arkturos oder Bootes, den Treiber der Zugstiere des Großen Wagens, unter die Sterne (Apollod. 191; Hygin 130). - 29 Κ e k r o ρ i e r = Athener s. II 20,β. — 31 E u r y t i o n , einer der Kentauren auf der Hochzeit des Peirithoos; s. II 2, 9. - 32 Zum i s m a r i s c h e n Wein, mit dem Odysseus den Polyphem einschläferte, s. Homer Od. IX196. - 35 L y a i o s , der L5ser = Bakdios. 34 8 K o l c h o s s . I l , 19; 1116,30. — 9 L y n c e U B ist wohl ein fingierter Name; eine Beziehung zur mythischen Figur (s. I 2,15) läßt sich nicht feststellen. - 27 S o c r a t i s c h e Bücher = Philosophie. - 29 Der e r e c h t h e ï s c h e = athenische Dichter ist vielleicht Homer, den ein Teil der Alexandriner (z.B. Aristarchi für einen Athener hielt. — 31 P h i l i t a s von Kos, um 300 v.Chr., gelehrter Elegiker, Erzieher des Ptolemaios Π. und Lehrer Theokrits. - 32 K a 11 i m a c h o s s. II1, 40. - 33 Den Kampf des ätolisch-akarnanischen Grenzflusses A c h e l o o s mit Herakles um den Besitz der Dejaneira hatten schon Archilochos und Pindar dargestellt (cf. Soph, trach. 497; Apollod. II 148; Ovid met. IX1). - 35 Der M a i a n d e r ist der bekannte vielgewundene Fluß in Kleinasien. — 37 Während die Wärterin Hypsipyle den Sieben vor Theben eine Quelle weist, wird ihr Zögling A r c h e m o r o s von einer Natter getötet; bei den Leichenspielen siegte das sprachbegabte Pferd des A d r a s t , namens A r i ο η (Apollod. III64; Stat. Theb. VI 301). - 39 Der Seher A m p h i a r a o s wurde vor Theben samt seinem Wagen von der Erde verschlungen (Pind. Nem. IX 24). — 40 K a p a n e u s wurde wegen seiner Prahlerei vom Blitz von der Sturmleiter geschleudert (Eurip. Phoen. 1179). — 45 A n t i m a c h o s von Kolophon, 4. Jhrdt. v.Chr., Dichter eines Epos Thebais und einer Elegie Lyde, mit der er das Vorbild der hellenistischen Elegiker wurde. — 52 Die M o n d göttin entlehnt die Sonnenrosse. — 61 Die Seeschlacht von A k t i o n hatte Apollons Eingreifen entschieden (Verg. Aen. VIII 704) ; die Darstellung war ein Zukunftsplan Vergils. — 63 Inhaltsangabe der Aeneis Vergils. — 67 Hinweis auf die Bucolica Vergils, denen die Namen T h y r s i s , D a p h n i s , T i t y r o s , Korydon, A l e x i s entnommen sind. — Der G a l a e s u s ist ein Fluß bei Tarent, erwähnt in den Geórgica Vergils (IV 125). — 77 Hinweis auf die Geórgica. Hesiod, der erste Hirten- und Bauerndichter, stammte aus A s k r a am Fuße des Helikon. - 80 Apollos Geburtsstätte ist das K y n t h o s gebirge auf der Insel Delos. - 85 M. Terentius V a r r ò , um 82 v.Chr., aus Atax in Gallien, Dichter eines Epos auf die Argonauten und von Elegien auf L e u k a d i a . - 87 C a t u l i s. II 32, 45; C a l v u s s. 1125,4; Corn. G a l l u s aus Friaul, +28 v.Chr.; L y c o r i s hieß eigentlich Volumnia Cytheris.

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ERLÄUTERUNGEN B u c h III 1 1 K a l l i m a c h o s s. II 1, 40. - Ρ h i I i t a s von Κ o s II 34, 31. - 3 Der Dichter als Musarum s a c e r d o s (Hör. od. III 1, 2; Ovid am. III 8,23; trist. ΙΠ 2, 3). — 4 o r g i a sind die Tänze zu Ehren des Bakdios. — 7 Den Gegensatz zu den sorgfältigen kleinen Gedichten der Elegiker bildet das große, daher im einzelnen weniger durchgefeilte Heldenepos. — 10 ff. Das Bild eines feierlichen Triumphes wird aufgerollt. — 16 Β a k t r i e η ist die Provinz im Grenzgebiet gegen die Parther; über den gewünschten Feldzug s. II 10,13. — 17 Der Musenberg ist der Helikon, s. II 10,1. — 19 P e g a s i d e n heißen die Musen, da durch den Hufschlag des Flügelrosses Pegasos die Musenquelle Hippokrene auf dem Helikon entsprang. — 25 Den Kampf der troischen Flußgötter S i m ο ï s und S k a m a n d e r gegen den Thessalier ( H a i m o n i e r ) Adiill s. Homer II. XXII. — 29 D e i p h o b o s und H e l e n o s sind Söhne des Priamos, P o l y d a m a s Sohn des Trojaners Antenor; P a r i s ' geringere Kriegstüditigkeit ist aus den Vorwürfen der Helena und des Hektor bei Homer (II. III 430, VI 326) entnommen. — 32 Herakles (zum O e t a s. 113, 23) hat T r o j a s Fall zweimal verschuldet; zuerst unter König Laomedon, Priamos' Vater, dann durch seinen an Philoktet vererbten Bogen. — 38 in der l y k i s c h e n Stadt Patara besaß Apollon einen berühmten Tempel. 2 1 Orpheus s. 1113, 5. — 3 Mauerbau T h e b e n s durch die Sangesgewalt Amphions s. I 9,10. Der Kithairon ist das östlichste Grenzgebirge Boiotiens. — 5 Die täppische Liebe P o l y p h e m o s ' , der am A e t n a wohnt, zur Meeresgottheit Galatea s. Theokr. VI 11 ; Ovid met. XIII750. - 7 Bakdios und Apoll sind die beiden Diditergötter. — 9 Der schwarze Marmor des Vorgebirges T a i n a r o n (Cap Matapan) war berühmt (Plin. nat. hist. 38, 135). - 11 Die Gärten der P h ä a k e n beschreibt Homer (Od. VII 112). 12 a q u a M a r c i a , eine altberühmte Wasserleitung aus den Pelignerbergen, von dem Prätor Q. Marcius Rex erbaut und eben erst durch Agrippa renoviert (ihre Güte Plin. nat. hist. 31, 41). — 17 Der Zeustempel zu Olympia in E l i s mit dem berühmten Z e u s bild des Pheidias. — 19 Das Grabmal des M a u s o l o s von Karien (377—353 v.Chr.), das ihm seine Gewahlin Artemisia in Halikarnaß 351 errichtete, war eines der sieben Weltwunder (Plin. nat. hist. 36, 30). 3 2 B e l l e r o p h o n s.1111,19. — 3 Aus A l b a Longa, der von Iulus, dem Sohne des Aineias, gegründeten Hauptstadt Latiums, stammen die römischen Könige. — 6 Q. E n n i u s aus Rudiae in Calabrien, 239—169 ν.Chr., Dichter des großen Nationalepos .Annales'. — 7 Den Kampf der C u r i a t i e r und Η o r a t i e r erzählt Livius I 24. — 8 Amilius Paulus, Sieger über Perseus von Makedonien 168 v.Chr. (cf. Liv. XLV 35, 3). - 9 Q. F a b i u s Maximus, Diktator 217 v.Chr., den Ennius in dem bekannten Verse feierte: Unus homo nobis cunctando restituit rem, — 10 C a n n a e 216 ν. Chr. — 11 Die plötzliche Abwendung Hannibals von Rom wurde auf göttliches -

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ERLÄUTERUNGEN Eingreifen (deus Rediculus, Festus p. 283 M) zurückgeführt; die Rettung des Kapitals durch die G ä n s e erzählt Livius (V45). - 13 Die K a s t a l i a ist eine Quelle mit H a i n a m M u s e n b e r g P a r n a ß (Pind. Pyth. 139). 30 P a n s Kultort 1st Τ e g e a a m Fuße des P a r t h e n i o n in A r k a d i e n (Paus. VIII 53f.). - 31 Die T a u b e ist das heilige Tier der A p h r o d i t e (cf. IV 5, 63; Ovid met. XIII 673; XIV 597). - 32 Pegasos, der die H i p p o k r e n e sdilug, s t a m m t e aus d e m Blute d e r G o r g o n e Medusa (Hes. theog. 280). — 42 A o η i e η s. I 2, 28. — 43 M a r i u s u n d T e u t o n e n s. II 1, 24. — 45 Einen Erfolg ü b e r die S u e b e n berichtet Dio (LI 21, 6) f ü r d a s Jahr 29 v. Chr. - 52 Ρ h i 111 a s s. II 34, 31. 4 1 I n d i e n ist allgemein f ü r östliche Völkerschaften gebraucht; gemeint sind die P a r t h e r . — 5 A u s o η i e η s. I 20,12. — 6 Im kapitolinischen J u p i t e r t e m p e l w u r d e n die S i e g e s t r o p h ä e n geweiht. — 9 C r a s s u s s. II 10,13. — 11 U n t e r V e s t a s Schutz steht das heilige H e r d f e u e r , d e s s e n Erlöschen als das schlimmste Vorzeichen galt. — 17 H o s e n sah m a n im Gegensatz z u r griechisch-römischen Bekleidung allgemein als Tracht d e r B a r b a r e n v ö l k e r an. — 19 A p h r o d i t e ist die M u t t e r des Aineias, also die S t a m m u t t e r des julischen H a u s e s . 5 5 K a m p a n i e n als die landwirtschaftlich b e s t e Gegend Italiens (Plin. n a t . hist. 18,111). — 6 Die b e r ü h m t e k o r i n t h i s c h e Kunst der Metallmischung soll nach Plin. n a t . hist. 34, 6 anläßlich des B r a n d e s bei d e r Ero b e r u n g durch die R ö m e r 146 v. Chr. entdeckt w o r d e n sein. — 7 P r o m e t h e u s als F o r m e r d e r ersten Menschen a u s T o n auch bei H o r a z (od. I 16,13). — 13 A c h e r o n ist einer der Unterweltsflüsse. — 16 M a r i u s besiegte 105 v . C h r . J u g u r t h a v o n Numidien. — 17 der sagenhaft reiche Lyderkönig Κ r o i s o s (560—547 ν . Chr.) u n d d e r Bettler I r o s v o n I t h a k a (Dulichion s. 1121,13; H o m e r Od. XVIII) sind in d e r P o p u l a r p h i l o s o p h i e oft v e r w e n d e t e Gegensätze. — 21 L y a i o s s . I I 3 3 , 35. — 32 Daß der Regenb o g e n die Feuchtigkeit einsauge, ist weitverbreitete Vorstellung (cf. Verg. georg. I 380; Ovid met. I 270; Stat. Theb. IX 404). - 33 P e r r h ä b i e n , thessalische Landschaft zwischen O l y m p u n d Peneios. Ρ i η d o s t h e s s . Grenzgebirge. - 35 B o o t e s s. II33, 25; Plejaden s.1116,51. - 39 G i g a n t e n , Söhne d e r Erdgöttin, die i m Felde v o n Phlegra gegen die Götter k ä m p f t e n u n d in die Unterwelt v e r s t o ß e n w u r d e n . — 40 T i s i p h o n e , Furie mit Schlangenhaaren. — 41 Zum M u t t e r m ö r d e r A l k m a i o n s. II 10, 29. — P h i n e u s , König von A r k a d i e n , Sohn des Agenor, h a t t e seine S ö h n e aus erster Ehe geblendet. Zur Strafe b e s u d e l t e n die H a r p y e n ihm die Speisen. (Verg. A e n . III 210-18). — I x i o n s. I 9, 20; S i s y p h o s s. 1117,5; T a n t a l o s s . 1 1 1 , 6 6 ; T i t y o s s. II 20, 31. - 48 C r a s s u s s. II 10,13. 6 1 L y g d a m o s , Sklave der Cynthia. — 26 Zum magischen K r e i s e l s. II 28, 35. — 30 Mit e i n e m Band, a u s Fetzen v o n einem Bahrtuch geb u n d e n , w u r d e das Wachsbild des zu B e z a u b e r n d e n u m w u n d e n (cf. Verg. eel. VIII 73). -

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ERLÄUTERUNGEN 7 5 P a e t u s , ein Freund des Dichters, hat auf einer nach Alexandria (zu P h a r o s s. I I I , 30) unternommenen Handelsreise Sdiiffbrudi erlitten. — 12 K a r p a t h i s c h e s Meer s. II 5,11. — 13 B o r e a s und O r i t h y i a s. IZO, 25; II 26, 51. — 21 Der von A g a m e m n o n geliebte Jüngling A r g y n n u s wurde vom Flusse Kephisos in Boiotien verschlungen; aus Gram darüber hielt Agamemnon die Abfahrt der Flotte zurück und erbaute der Aphrodite Argynnis einen Tempel (Plut. brut. rat. ; Athen. XIII 603D, Klem. Alex. prot. p. 32). I p h i g e n i e aber wurde geopfert um die Welt über die wahre Ursadie der Verzögerung zu täusdien. — 39 Zum Scheitern der von T r o j a heimkehrenden Flotte am Vorgebirge Kaphareus s. II 26 b, 38. — 49 Das Holz des makedonischen Terpentinbaumes ist nach dem Hafenplatz O r i c o s (s. I 8, 20) genannt, über den es ausgeführt wurde. - 67 Zu N e r e i d e n s . I 1 7 , 2 5 . - 88 T h e t i s ist die unglückliche Mutter Achills. 8 3 0 Helena ist die Tochter des T y n d a r e o s und der Leda. 9 1 Die Abstammung des M ä c e η a s aus königlichem e t r u s k i s c h e m Geschlecht erwähnt auch Horaz (od. I I , 1; 11129,1; serm. 1 6 , 1 ) ; auch „Ritter" heißt er dort (od. 120, 5; III 18, 20). — 9 L y s i p p o s , bedeutender Bronzeplastiker zur Zeit Alexanders d. Gr. — 10 K a i a m i s , boiotischer Bildhauer um 460 v. Chr., dessen Pferdedarstellung auch Plin. nat. hist. 34, 71 hervorhebt. — 11 A p e l l e s von Kolophon, Hofmaler Alexanders, dessen A p h r o d i t e Anadyomene Kaiser Augustus für den Tempel der Venus Genetrix erworben hatte (Plin. nat. hist. 35, 91). — P a r r h a s i u s aus Ephesos, Ende des 5. Jhdt. v. Chr. — 13 M e n t o r s. 114, 2. — 14 M y s soll u. a. den Reliefschmuck am Schilde der Athena Promadlos des Pheidias ausgeführt haben (Paus. I 28, 2). — 15 Das goldelfenbeinerne J u p i t e r Standbild des Pheidias im Tempel zu Olympia galt als Weltwunder. — 18 P r a x i t e l e s , 4. Jhdt. v.Chr., soll hauptsächlich im Marmor vom Pentelikon in Attika gearbeitet haben; doch ist z. B. der berühmte Hermes aus parischem Stein. — 17 Elis s. I 8, 36. — 25 M e d e r = Parther. — 31 M. Furius C a m i 11 u s , Neugründer Roms nach dem gallischen Brande 387 ν. Chr. — 37 Zur Thebais wird die Erzählung von der Zerstörung der K a d m e a durch Blitzschlag anläßlich des Mythos von Semele (s. II 28, 27) gerechnet; zum Bruderzwist in Theben s. I 7, 2. — 39 Das s k ä i s c h e Tor ist das Haupttor Trojas, A p o l l o und P o s e i d o n hatten die Mauern P e r g a m o n s erbaut (Homer II. VII 452; X X 446). — 42 DaS das hölzerne Pferd auf Rat der Athene erbaut wurde, ist schon in der Odyssee angedeutet (VIII492). - 43 K a l l i m a c h o s s . I I I , 4 0 . - 44 P h i l i t a s S.II34, 31. — 48 Κ o i o s , Vater der Leto, und E u r y m e d o n (Homer Od. VII 59) sind Führer der Giganten; die Gigantomachie spielte sidi auf den p h l e g r ä i s c h e n Feldern (s. I I I , 39) ab. — 49 Die Besiedelung des P a l a t i n s durch Euander. — 50 Durch die zur Strafe wegen der Verhöhnung der Stadtmauern erfolgte Tötung des R e m u s wurde deren Heiligkeit besonders eingeschärft (cf. Ovid fast. IV 847). — 51 Die Säugung der Zwil-

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ERLAUTERUNGEN lingsbrüder Romulus und Remus durch eine Wölfin. - 54 Zu P a r t h e r s. II 10,13. - 55 Ρ e 1 u s i u m , eine Festung am östlichsten Nilarm, wurde im Kampfe gegen Kleopatra von Oktavian erobert (Dio LI 9, 5 ; Plut. Ant. 74). - 56 Den Selbstmord des A n t o n i u s 30v.Chr. erzählen Dio (LI 10, 6) und Plutarch (Ant. 76). 1 0 1 C a m e η e η , ursprünglich altitalische Quellgöttinnen, später den griechischen Musen gleichgesetzt. — 3 Bei den Wagenrennen gab der leitende Beamte durch Hinabwerfen eines Tuches das Zeichen zum Start (signum mittere). - 8 Ν i o b e s. II 20, 7. - 9 E i s v o g e l s. 117, 2. 10 11 y s s. II 20, β. — 19 Weihrauchopfer und Blumenspenden am Geburtstage auch Tibull (IVB, 9) und Ovid (trist. III 13,13). - 22 Das Parfümgefäß ist eine Onyxschale von einer zwischen blond und schwarz liegenden Farbe (murreus, cf. schol. Porphyr. Hör. od. III 14, 22). 1 1 9 Die Schilderung der Taten Medeias ( K o l c h i s s.11,24) und Jasons, A i s ο η s Sohn, hält sich an Apoll. Rhod. Jason mußte die flammenspeienden Stiere des Hephaistos, mit ehernen Füßen und Hörnern, vor einen stählernen Pflug spannen, darauf die von Phrixos überbrachten Drachenzähne säen und die daraus wachsenden Bewaffneten bekämpfen. Zuletzt schläferte Medeia den Drachen ein, der das Goldene Vließ bewachte. — 14 P e n t h e s i l e a ist die bekannte Amazonenkönigin, die Achill vor Troja erschlug; daß Achill sie liebte, bringt erst die hellenistische Dichtung (Nonnos Dionys. 35, 23) in die alte Sage (Kyklische Amazonis; danach Quint. Smyr. I 475 ff.) hinein; nach Herodot (IV HO) wohnten die Amazonen an der M a i o t i s , dem Asowschen Meere. — 17 Die Dienstbarkeit des H e r a k l e s bei der l y d i s c h e n Königin O m ρ h a 1 e auch IV 9, 47 (cf. Ovid heroid. 9, 57). — Der g y g ä i s c h e See bei Sardes (Strabo XIII p. 626) ist schon der Ilias (II 865; X X 390) bekannt. — 19 Säulen des H e r a k l e s wurden die Felsen von Gibraltar genannt (Plin. nat. hist. 3, 4). — 21 Den Mauerbau von B a b y l o n , eines der Weltwunder, erwähnt Herodot (1179), der zwar von der Gründung der Stadt durch S e m i r a m i s nichts weiß, was aber Strabo erwähnt (XVI p. 738; cf. auch Ovid met. IV 57) ; daß Assyrien hier mit Ρ e r s i e η verwechselt wird, hängt mit der Geltung des Partherreichs als Nachfolger des alten Perserreiches zusammen. — 25 Eine künstliche Anlage des E u p h r a t bettes ist sonst nicht bekannt. - 28 Die Eroberung von B ä k t r a schildert Diodor 116. — 30 Zu Kleopatra und Antonius s. Π 16, 37; ihr Herrschaftsgelüste über Rom kennt auch Cass. Dio (L 5, 4). — 33 Die alte Hauptstadt M e m p h i s lind die neue A l e x a n d r i a vertreten Ägypten. — 35 T r i u m p h e über Afrika, Spanien und Mithridates (Plut. Pomp. 45). — 37 P o m p e i u s war kurz vor Ausbruch des Bürgerkrieges (50 v. Chr.) in Neapel (daher p h I e g r ä i s c h e s Feld s . I 2 0 , 9 ; doch auch 111,39) erkrankt. - 3 9 K a n o p u s , drei Meilen östlich von Alexandria, war ein berüchtigter Badeort. — 40 Ptolemaios, Sohn des Lagos, der Stammvater der Ptolemäer, soll in Wahrheit ein unehelicher Sohn P h i l i p p s von Makedonien gewesen -

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ERLÄUTERUNGEN sein (Pau3.1 6, 2, Curt. IX 8, 22). - 41 A n u b i s , der Gott mit dem S A a kalkopf (die Griechen und Römer verwechselten dies mit einem Hundekopf) , war den Römern durdi Plastiken gut bekannt. — 45 T a r p e ï s c h e r Fels = Kapitol. — 46 Die Trophäen des M a r i u s hat Sulla vernichtet, Caesar aber auf dem Kapitol am Jupitertempel wieder erstehen lassen. — 47 Der Sturz des T a r q u i n i u s Superbus bedeutete das Ende der verhaßten Königsherrschaft. — S3 Audi nach Cass. Dio (LI 21, 8) und Plutarch (Ant. 86) wurde eine Figur der Kleopatra mit der todbringenden Sdilange im Triumphzuge mitgeführt. — 59 S y p h a x von Numidien wurde 203 v. Chr. von Scipio Africanus gefangen nadi Rom gesandt. — 60 P y r r h o s von Epirus (319—272 v. Chr.) war nadi H a n n i b a l der gefährlichste Gegner Roms. — 61 M . C u r t i u s sprang 362 v.Chr. in einen auf dem Forum sich öffnenden Erdspalt, da die Götter ein wertvolles Opfer zu seiner Schließung forderten (Varrò, ling. Lat. V148; Liv. VII 6 ) . 62 P. D e c i u s Mus starb 340 v.Chr. gegen die Latiner, sein gleichnamiger Sohn 295 bei Sentinum gegen die Samniten den Opfertod. — 63 Horatius C o d e s verteidigte den pons sublicius gegen die Truppen des Königs Porsenna (Liv. II 10, 2). — 64 M. Valerius Messalla C o r v i n u s ; von einem Gallier zum Zweikampf gefordert, ward ihm ein Rabe zum Retter, der sich auf seinen Helm setzte (Liv. VII 26). — 67 205 ν. Chr. setzte S c i p i o Africanus den Bau einer Flotte gegen Karthago durch (Liv. XXVIII 40) ; die Rettung Roms durch C a m i l l u s (Liv. V 49). - 68 Mithridates VI. Eupator (132—63 v.Chr.), König von P o n t o s , von Pompeius besiegt; der kimmerische B o s p o r o s , die Straße von Kertsch, ist dabei der östlichste erreichte Punkt. — 69 Apollo vom Vorgebirge L e u k a t a s auf der Insel Leukas (Strabo X p. 452) ist anstatt des nicht weniger berühmten Apollo von Aktion genannt, weil er der Gott der Seeleute auf der Überfahrt von Italien nach Westgriechenland war. 1 2 1 Q. Propertius Q. f. T. n. Fabius P o s t u m u s (CIL VI 1501), ein entfernter Verwandter des Properz, wollte sich der im Jahre 22 v. Chr. nach dem Osten aufbrechenden Expedition des Augustus anschließen; seine Gattin Aelia G a l l a ist vielleicht mit einem der von Properz erwähnten Freunde Gallus (s. I 5, 31) näher verwandt. — 8 A r a x e s , armenischer Fluß, der in das Kaspische Meer mündet. — 25 Die Eroberung von I s m a r o s (Ismara Strabo VII fr. 44) und das Kikonenabenteuer s. Homer Od. (X 39-80) ; Κ a 1 ρ e , das Vorgebirge von Gibraltar, erreichte Odysseus nach alten Berichten (Strabo I p. 25) und gründete dort eine Stadt. — 29 L a m p e t i e , Tochter des Helios, weidet dessen Rinder auf der Insel Trinakria (Horn. Od. XII131). - 31 Die Göttin, die Odysseus weinend entläßt, ist Kalypso; nach später Gelehrsamkeit wohnt diese auf A l a l a (Pomp. Mela II 120; Hygin fab. 125), während bei Homer dies die Insel der Kirke ist. 1 3 5 Die goldsammelnden Ameisen I n d i e n s kennen Herodot (ΠΙ 102) und Plinius (nat. hist. 11, 111). — β Venus, nach ihrer Kultstätte auf dem -

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ERLÄUTERUNGEN Berge Eryx in Sizilien E r y c i n a genannt, soll nadi einer antiken Tradition aus einer Musdiel geboren sein (Plaut. Rud. 704). - 7 T y r o s , die Heimat des K a d m o s , Mittelpunkt der Purpurerzeugung. - 10 Tochter des I k a r i o s ist Penelope. — 15 Die Witwenverbrennung in Indien kennt sdion Cicero Tuse. V 78. - 24 Euadne s. 115, 21. - 27 Der Quittenapfel — C y d o n i a ist eine Stadt auf Kreta — ist altes erotiadies Symbol (Athen. III 81D nennt schon Alkman und Stesichoros). - 43-46 Das Original, ein Epigramm des Leonidas von Tarent, ist in der Anth. Pal. IX 337 erhalten. — 51 Zum Angriff des Galliers B r e n n u s auf Delphi s. II 31, 14. - 55 Der Thrakerkönig P o l y m n e s t o r tötete aus Habsucht Ρ o 1 y d o r o s , den sein Vater Priamos nach Thrakien gerettet hatte ; die Sage war durch Euripides Hekabe bekannt geworden. — 57 Zu E r i p h y l e und A m p h i a r a u s II 16, 29. - 62 M a e n a d e heißt Kassandra wegen ihres exaltierten Gebarens; daß ihrer Weissagekunst Glauben versagt war, ist nachhomerischer Sagenzug (Aischylos Agamemnon 1156 ff.) ; sie hatte P a r i s ' Tötung nach der Geburt verlangt (Eur. Androm. 295) und noch bei seiner Abfahrt nach Griechenland versucht, das Schicksal aufzuhalten (Ovid, heroid. XV 21). 1 4 2 'Zur Teilnahme der Mädchen an Wettkämpfen in Sparta s. Xenophon, repl. Laced. I, 4. — 15 T a y g e t u s , wildreiches Grenzgebirge nach Messenien. — 13 Der T h e r m o d o n , ein Fluß in Paphlagonien, der sich in den Pontos ergießt, galt als Hauptsitz der A m a z o n e n . — 17 C a s t o r und P o l l u x sind als Brüder der H e l e n a und Söhne des Tyndareos Spartaner, also am E u r o t a s zu Hause. 1 5 Der A n t i o p e m y t h o s war durch Euripides' Drama bekanntgeworden, dessen Inhalt sich aus Hygin (fab. 7, 8) und Apollodor (III 42) rekonstruieren läßt. Properz bringt in seine Darstellung manchen neuen Zug. — β L y c i n n a , Sklavin der Cynthia. — 11 D i r k e , Gattin des L y k o s , eifersüchtig auf A n t i o p e , die Tochter des Ν y k t e u s und Nichte des Lykos. — 21 Antiope war die Geliebte des Zeus, dem sie Ζ e t h o s und A m p h i o n gebar und bei den Hirten am Quellgebiet des Asopos zurückließ. — 25 K i t h a i r o n , Grenzgebirge zwischen Attika und Boiotien. — 27 A s o p o s , Fluß bei Plataiai in Boiotien. — 37 Zur Fesselung vgl. die Gruppe des Farnesischen Stieres, die Asinius Pollio von Rhodos nach Rom gebracht hatte (Plin. nat. hlst. 38, 34). - 42 A r a c y n t h o s ist eine Felskuppe des Kithairon. 1 6 2 Τ i b u r ist ausgezeichnet durch die leuchtenden Marmorbauten auf den beiden Steilufern des A η i o , dessen Wasserfälle schon in der Antike berühmt waren. — 12 Der RSuber S k e i r o η pflegte die ausgeplünderten Reisenden von dem Felspfad zwischen Attika und Megara herabzustürzen, bis ihn Theseus erschlug (Plut. Thes. 10; Strabo IX 391). 1 7 7 A r i a d n e s. I 3,1. Ihre Krone wurde unter die Sternbilder versetzt (Arat 71; Catull 66, 59; Ovid fast. III 509). Luchse sind des Β a k c h o s heilige Tiere (Verg. georg. III 264, Ovid. met. III 668; IV 24). - 19 StierfSrmig -

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ERLAUTERUNGEN wurde Bakchos öfters vorgestellt, ζ. B. im elischen Frauengebet (carm. popul. 46D oder Eur. Bacch. 100). - 21 Jupiter erschien Semele (β. II 28, 27) mit den von den Kyklopen im Ä t n a gesdimiedeten Blitzen. — 22 Die Nymphenammen des Dionysos kennt sdion Homer (II. VI 132) am Ν y s a , der allmählidi mit dem Mythos von Thrakien bis nach I n d i e n verlegt wird. — 23 L y k u r g o s , den thrakischen Gegner des Dionysos, kennt ebenfalls die Ilias (VI 130), die Bestrafung durch Wahnsinn Apollodor III 35. — 24 Ρ e η t h e u s von Theben, den Dionysos von der eigenen Mutter Agaue und den Schwestern Ino und Autonoë zerrissen werden läßt, ist aus Euripides Bakdien bekannt. — 25 Die Sage von der Verwandlung der t y r r h e n i s c h e n Seeleute, die Bakdios als Sklaven verkaufen wollten, erzählt der homerische Hymnos. — 27 Das Wunder auf N a x o s schildert Seneca Oidip. 491. — Der Efeuschmudc hat sich vom Haupte gelöst und bedeckt nun den Nacken. — 30 L y d i s c h = orientalisch ist die Kopfbinde, b a s s a r i c u s — mänadisch, nach der bassara, dem Fuchsfell, das die Bakdiantinnen tragen. — 33 D i r k e ist eine Quelle bei Theben, zugleich aber die Peinigerin der Antiope (s. III 15), die ebenfalls eine Bakchantin war. — 34 Die bockfüßigen P a n e vertreten das gewöhnliche Gefolge von Satyrn. — 35 Auch Euripides (Bakch. 72) vereint das orgiastische Treiben des Dionysos und der phrygischen „großen Mutter" Κ y b e 1 e , die geschmückt mit der Mauerkrone (cf. Lucrez II 606) auf dem I d a verehrt wurde. — 40 P i n d a r ist der Vertreter des hohen, begeisterten Tones. 1 8 M. Claudius Marcellus, Augustus' Neffe von seiner Schwester Oktavia, durch seine Vermählung mit Julia zugleich sein Schwiegersohn, starb 23 v.Chr.; ihn feiert auch Vergil Aen. VI 856ff. — 1 A v e r n u s , vulkanischer See bei Cumae in Campanien, in dessen Nähe man den Eingang in die Unterwelt verlegte. — 2 Β a i a e (s. 111,1) hatte zahlreiche Schwefelquellen, auch warme Quellen im offenen Meere (Strabo V 243, Plin. nat. hist. 31, 5). — 3 Das Vorgebirge M i s e n u m ist nach dem Grabe des trojanischen Trompeters und Gefährten des Aneas benannt (Verg. An. VI 212). - 4 H e r c u l e s ' Dammweg s. 111, 2. - 6 T h e b a n i s c h heißt Dionysos nach seiner Mutter, der Thebanerin Semele; einen Zug des Bakdios nach Westen als Gegenstück zum Indienzug kennen auch Lukian (de salt. 22), Silius It. (III 101), Plin. (nat. hist. 3, 8). - 19 A t t a l i c u s s. II 13, 22. — 23 C e r b e r u s , der dreiköpfige Höllenhund, C h a r o n , der Totenferge. - 27 N i r e u s , nach Ilias II 671 der schönste Mann vor Troja. - 28 Ρ a k t o 1 o s s. 114,11. — 30 Die „zweite Liebe" des Atriden ist die zu Briseïs, die erste die zu Chryseïs; beide nach hellenistischer Manier gegenüber dem alten Epos erotisiert. — 33 M. Claudius M a r c e l l u s , der Eroberer von Syrakus 212 v. Chr. 1 9 7 S y r t e n s. II 9, 33. — 8 M a l e a , heute Cap Matapan an der Südspitze Griechenlands. — 11 P a s l p h a ë von Kreta s. II 28, 52. — 13 T y r o s. 113,21. — 15 M y r r h a , Kinyras' Tochter, liebte den eigenen Vater und -

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ERLÄUTERUNGEN wurde zur Strafe in eine Pflanze verwandelt (Apollod. III 183 ; Ovid met. X298). - 17 M e d e a s. II 16, 30. - 19 K l y t a i m e s t r a s Buhlschaft mit Aigisth s. des Aischylos Orestie. - 21 S k y l l a schnitt ihrem Vater Ν i s u s , dem König von Megara, das zauberkräftige Haar ab aus Liebe zu dem Landesfeinde M i n o s , der aber die Verräterin durch das Meer schleifen ließ (Apollod. ΙΠ 210; Ovid met. VIII β, der aber das Erhängen als Strafe nennt). Minos wurde wegen seiner Gerechtigkeit Unterweltsrichter. 20 7 Pallas ist Göttin weiblicher Handarbeit, die wieder als Aufgabe züchtiger Frauen gilt. — 8 Der gelehrte Ahn ist uns unbekannt. 2 1 1 9 L e c h a i o n , Hafen von Korinth. - 23 Den Kiistenweg nach Athen hatte einst T h e s e u s von Räubern befreit (s. III 16,12). — 25 P i a t o n s Schule ist die Akademie, E p i k u r s berühmter Garten befand sich nach Cicero (ad. fam. XIII1) noch im Besitz seiner Schule. — 28 M e n a n d e r (etwa 342—290 v. Chr.) ist der berühmte Dichter der neueren Komödie. 2 2 1 C y z i k o s auf einer Insel der P r o p o n t i s gelegen, war mit dem Festlande durch einen festen Damm (Isthmos) verbunden (cf. Schol. Apoll. Rhod. I 936). - 2 Zu T u l l u s s. 11, 9. - 3 Auf dem über der Stadt gelegenen Berge D i n d y m o s hatten die Argonauten ein Heiligtum der Κ y b e 1 e gegründet, mit einem berühmten Götterbilde, das später von Kaiser Konstantin nach Byzanz gebracht wurde. — 4 Dorthin wurde auch der Raub der Proserpina durch D i s (Pluto) statt nach Sizilien lokalisiert; ihren dortigen Kult kennt Appian (Mithr. 75). — 5 H e l l e , die Tochter des A t h a m a s s. I 20, 19. — 7 Den Riesen A t l a s Homers und Hesiods (Od. I 53; theog. 517) setzt schon Herodot (IV 184) dem Berge gleich. 8 Auch das Abenteuer des P e r s e u s mit M e d u s a , der Tochter des Ρ h o r k y s , wurde in den äußersten Westen verlegt. — 9 Dorthin gehört auch der Riese G e r y o n e s von Gades, dessen Rinder Herakles holt (Hes. theog. 287), und sein Ringkampf mit A n t a i o s , den man sich in Mauretanien dachte, sowie die äpfelhütenden H e s p e r i d e n . — 11 Zu Κ o 1 c h i s und seinem Fluß Ρ h a s i s s. I 20,17. - 12 Vom Ρ e 1 i ο η stammte das Bauholz der Argo. — 13 Das Symplegadenabenteuer s. II 26, 39. - 15 O r t y g i a ist nach Plinius (nat. hist. 5,115) alter Name für Ephesos, wo der K a y s t r o s mündet. — 16 Der Fluß mit s i e b e n Mündungen ist der Nil. — 23 A n i o und T i b u r s. III 16, 2; C l i t u m n u s 1119,25; M a r c i u s ' Werk III 2,12. — 25 A l b a n e r - und N e m o r e n s e r s e e im Albanergebirge sowie die Quelle Inturna auf dem Forum, wo P o l l u x und Kastor nach der Schlacht am See Regillus ihre Pferde tränkten (Ovid fast. I 707). - 29 A n d r o m e d a s. I 3, 3. - 30 Daß P h o i b o s aus Entsetzen über Atreus, der seinem Bruder Thyest das Fleisch seiner Kinder vorsetzte, seinen Lauf einhielt, erzählt Ovid (heroid. XV 205). — 31 A l t h a i a tötete ihren Sohn Meleager, erzürnt über die Ermordung ihres Bruders, indem sie das Scheit verbrannte, an dem sein Leben hing (Apollodor I 65). - 33 P e n t h e u s s. 11117,24. - 34 An Stelle der - 283 -

ERLÄUTERUNGEN Iphigenie schob Artemis eine H i n d i n bei dem Opfer unter, das dei bei Aulis festgehaltenen Griedienflotte Fahrtwind versdiaffen sollte. 35 I o 8 . 1 3,20. - 37 S i n i s , der die Wanderer durch zwei zusammengebogene Fiditen zerreißen ließ, einer der Räuber, die die Küsten Attikas unsicher machten und von Theseus beseitigt wurden (s. audi 11121,23; Apollod. III 218; Ovid met. VII 440). - 40 Digna g e n s ; Ein Volcacius T u l l u s , wahrscheinlich der Ι β , 1 9 genannte Oheim, was Konsul 33v.Chr. 2 3 24 Auf dem Esquilin wohnte Mäcenas, in dessen Nähe Properz, wie Vergil, ein eigenes Haus besessen haben dürfte. 2 4 7 E o u s , der Morgenstern. - 1 0 t h e s s a l i s c h e Zauberinnen g. 11, 19. - 16 Zu S y r t e η s. II 9, 33. Buch

IV

1 3 Dem A p o l l o hatte Augustus wegen seiner Hilfe im Seekrieg gegen Sextus Pompeius (36 v. Chr.) und in der Schlacht von Aktion einen Tempel auf dem P a l a t i n geweiht. - 4 Nodi vor dem trojanischen Krieg gründete der vertriebene Arkader E u a η d e r eine Hirtenkolonie auf dem Palatin, die er nach seinem Ahnherrn Pallas Pallanteum nannte (Verg. Aen. VIII 51). — 7 T a r p e i u s = kapitolinisch, nach dem tarpeischen Felsen a parte pro toto. - 9 R e m u s ist hier wie I I I , 23 mit Romulus vertauscht; die Strohhütte casa Romuli erwähnt auch Dion. Hal. (I 79, 11), die „Stufen" sind die sogen. Treppe des Cacus (Plut. Rom. 20; Diod. IV 21; Solin 118). — 11 Den von Caesar begonnenen Neubau der Kurie vollendete Augustus 29 v. Chr. - 10 Das Besprengen des Theaters mit Safranessenz erwähnt auch Plin. (nat. hist. 21, 23) und Horaz (ep. I I I , 79). 18 Das Aufhängen von Puppen als apotropäische Festgabe erwähnt Festus (p. 239 M) s. zu diesem schwierigen Problem antiker religiöser Cäremonien W. Ehlers bei Pauly-Wissowa s. v. oscilla, 1942; gemeint ist das Fest der Compitalien, das den Laren bald nach den Saturnalien gefeiert wurde, und die Ρ a r i 1 i e η , das Sühnefest am 21. April, zu Ehren der Hirtengöttin Pales (cf. Ovid. fast. IV 781). - 20 Am 15. Oktober wurde dem Mars ein Pferd geopfert, dem Kopf und Schwanz abgeschnitten wurden; das Blut desselben, auf den Herd im Tempel der Vesta geträufelt, wurde zum Opfer bei den Parilien verwendet (cf. Ovid fast. IV 731). - 21 Zum Veetafest am 9.Juni cf. Ovid fast. VI 311. - 25 Am Fest der L u p e r c a l i e n (15. Februar) tobten die Priester des Faunus (Pan), ursprünglich im Geschlechte der Fabier und Quintilier erblich, in Ziegenfelle gehüllt durch die Straßen und schlugen die Begegnenden mit Geißeln aus bocksledernen Riemen. — 29 L y c m ο , gräzisiert aus Lucumo, mythischer Etruskerkönig, später Amtstitel tuskischer Fürsten. - 30 T. Τ a t i u s , König der Sabiner. — 31 Ramnes, Tities, Luceres heißen die ältesten Tribus der Stadt Rom. — 32 Der Triumphzug mit vier w e i ß e n R o s s e n , geschichtlich zuerst Caesar zuerkannt, später allgemein üblich, wird hier in die mythische Vergangenheit zurüdcprojiziert. - 33 B o v i l l a e , Städtchen an der Appisdien Straße am Fuße des Albanergebirges, 12 Meilen von

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ERLAUTERUNGEN Rom. - 34 Gabii (hier G a b i ) , zwisdien Rom und Präneste, zwei Meilen von Rom. — 35 A l b a Longa, Mutterstadt Roms; dem Aneas ward das Orakel, er solle dort eine Stadt gründen, wo er eine w e i ß e Muttersau mit dreißig Frischlingen finde (Verg. Aen. VIII36ff.). - 36 F i d e n a e . e t w a eine Meile nördlich von Rom. — 44 Aneas trug seinen Vater Anchises aus Ilion (Verg. Aen. II 707). — 45 zum Opfertod der D e c i e r 8.11111,62; der Befreier Roms von der Königsherrschaft, B r u t u s , ließ seine reaktionären Söhne hinrichten (Liv. II 5) ; V e n u s selbst führte die Waffen ihres Nachkommen C a e s a r Augustus zum Siege gegen die unter Antonius wiedererstarkende Macht des Orients. — 48 I u l u s (Ascanius), Sohn des Aneas, Stammvater des julischen Hauses. — 49 S i b y l l e am Avernersee, also bei Cumae s. II 2,16; der Dreifuß ist von der Pythia in Delphi übertragen. — 51 Die p e r g a m e n i s c h e Seherin ist Kassandra s. III 13, 62. - 55 Die Wölfin ist das heilige Tier des M a r s . 61 Ε η η i u s s. III 3, 6. - 64 Κ a 11 i m a c h u s s. II 1, 40. - 75 Ein Planetarium beschreibt z . B . Cicero (de republ. 122). - 77 A r c h y t a s von Tarent, pythagoreischer Mathematiker und Freund Piatons 380 v. Chr. — Η o r ο ρ s und H o r o s , hier als chaldäische Astronomen genannt, sind keine historischen Persönlichkeiten, sondern wohl mißverstandene (horoskopos) oder erfundene Namen. — Κ ο η ο η von Samos ist der Astronom, der die „Lodce der Berenike" am Himmel entdeckte. — 86 H e s p e r i s c h = westlich s. III 22, 10. — 89-100 Die auf Tagesereignisse sich beziehenden Anspielungen (Arria, Lupercus, Gallus, Cinara) sind nicht mehr faßbar. — 99 L u e i n a ist Beiname der Hera als Geburtsgöttin. — 103 Das Orakel des J u p i t e r Ammon in der l i b y s c h e n Wüste ist durch den Alexanderzug bekannt. — 104 Die haruspices kündeten nach der Faser an den Eingeweiden der Opfertiere. — 109 K a l c h a s ' Prophezeiung in A u 1 i s , bekannt aus der Darstellung in des Aischylos Agamemnon und Euripides' Iphig. in Aulis, s. auch III 22, 34. — 114 Zum Scheitern der Griechenflotte am e u b ö i s c h e n Vorgebirge Kaphareus s. II 26b 38; dort gab N a u p l i o s falsche Feuerzeichen, um seinen von Odysseus getöteten Sohn Palamedes zu rächen. — 117 Anspielung auf die Vergewaltigung Kassandras am Altar der Athene durch Aias, den Sohn des Oïleus, bekanntlich die Ursache des Unglücks der Griechen auf der Heimfahrt von Troja. — 123 M e ν a η i a , heute Bevagna, am Clitumnus in Umbrien; der genannte See wurde unter Theoderich ausgetrocknet. — 125 A s i s i u m , heute Assisi. — 131 Die von den freigeborenen Kindern um den Hals getragene goldene Kapsel wurde am Tage der Annahme der Mannestoga am Hausaltar geopfert. 2 2 V e r t u m n u s , Gott der Ernten, des Wechsels der Jahreszeiten und jeglicher sonstiger Veränderung, hatte ein Standbild am Ende des vicus Tuscus am unteren Teile des Forums beim Castortempel und der Basilica Iulia. — 4 V o l s i n i , alte etruskische Stadt am Lacus Volsiniensis, heute Lago di Bolsena. — 7 Diese Erklärung der Ableitung von vertere -

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ERLÄUTERUNGEN kennt audi Ovid (fast. VI 40B) und Servius (zu Verg. Aen. VIII 90). — 23 C o i s c h e s Gewand s. I 2, 2. — 29 Die auf dem Forum ausgetragenen Rechtsstreitigkeiten spielen sich also vor seinen Augen ab.— 31 I a c c h u s , Kulturbezeichnung des Bakdios. — 34 F a u n u s , der Gott der Wälder und Fluren, audi des Vogelfangs mit Leimruten. — 51 L y c o m e d i u s und T a t i u s s. IV 1,29/30. — M a m u r r i u s V e t u r i u s , mythischer Erzbildner zur Zeit des Noma Pompilius, der audi im Salierliede als Fertiger der Marsschilde gefeiert und von Ovid (fast. III 260) erwähnt wird. 3 1 Die wahren Träger der Namen A r e t h u s a und L y c o t a s lassen sich nicht ermitteln. — 7 Bactra s. III 1,16. — β Die Serica ist das Land der Seidenerzeugung, also China; aber die Kenntnis dieses Gebietes war sehr gering; so werden die Serer meist nur als Volk des äußersten Ostens aufgeführt, wobei oft parthische Sitten, ζ. B. der Bogenkampf zu Pferd, auf sie übertragen werden (s. Horaz od. I 29, 9). — 9 Die G e t e η wohnten in Thrakien zu beiden Seiten der Donau, bis zu Theiß, Marusdi und Sereth. Ob die Kämpfe von 29—27 oder um 16 v. Chr. gemeint sind, läßt sich nicht entscheiden; ein Kampf in B r i t a n n i e n ist überhaupt nicht bekannt. — 10 Zu I n d i e n s. II 10,15. — 21 O k η o s , in der Unterwelt verdammt, ein Seil zu flechten, das ein Esel immer wieder abfrißt, ist das mythische Beispiel für eine nie zu Erfolg führende Mühe (Paus. X 29,1). - 34 Purpur von Tyros s. II 16,18. - 35 A r a x e s s. III 12, 6. 43 Die Amazonenkönigin H i p p o l y t e erscheint in der Theseus- wie in der Heraklessage. — 52 Zu cristallus s. II 24, 12. — 54 Die L a r e n b i l d e r stehen gewöhnlich in verschlossenen Schreinen. — 57 An den Wegkreuzungen stehen die Kapellchen der Lares c o m p í t a l e s . — 58 H e r b a S a b i n a (juniperus) dient als Ersatz für Weihrauch (cf. Ovid fast. I 341). — 68 Die h a s t a p u r a ( i . e . sine ferro, Serv. Aen. VI 760) ist eine Auszeichnung verdienter Offiziere. — 71 Das Orientheer wird, von Brundisium auf der via Appia kommend, durch das k a p e n i s c h e Tor in Rom einziehen. 4 Zur Sage von Tarpeja vgl. Livius I I I ; Plut. Rom. 17. — 1 T a r p e i u m n e m u s ist das Kapitol, ihr Grab erwähnt auch Varrò (ling. Lat. V41).— 5 S i l v a n u s , der latinische Hirten- und Waldgott, später dem griechischen Pan gleichgesetzt. — 8 T a t i u s s. I V 1 , 30. — 9 C u r e s , alte sabinische Hauptstadt. — 16 f i c t i l i s urna ist eine versteckte Andeutung der Tatsache, daß Tarpeja eine Vestalin ist; denn nach Val. Max. IV 4, 11 und schol. Pers. II 59 waren diese Gefäße im Vestakult charakteristisch. Auch Plut. Numi 10 kennt Tarpeia als eine der ersten vier Vestalinnen. — 23 Oble Träume, wie sie die M o n d g ö t t i n sendet, erfordern eine Reinigungszeremonie am Morgen. — 39 S k y l l a s. III 19, 21; hier ist sie mit dem homerischen Seeungeheuer vermischt. — 41 Zur Hilfe der Ariadne beim Kampfe des Theseus mit dem Minotaurus s. 13, 1; 1114,8. — 45 Feuer der P a l l a s , weil das angebliche trojanische Palladium im Tempel der Vesta aufbewahrt wurde (Cicero pr. Scauro 47). - 48 Viel-

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ERLÄUTERUNGEN leidit eine Anspielung auf einen von Servius (Verg. Aen. 1291) erwähnten Sagenzug, nach welchem die Sabiner durch den Ausbruch einer reißenden Quelle an der Stelle des späteren Janustempels zurückgeworfen wurden (audi Macrob. sat. 19,17). - 57 Zum Raub der Sabinerinnen vgl. Livius 19. - 60 p a l l a ist das Obergewand der Frauen, wie toga der Männer. — 61 H y m e n a i o s , Sohn des Apollo, Gott der Hochzeit. — 69 Das heilige Herdfeuer war, wie das Palladion, von I l i o n in die neue Heimat mitgenommen worden. — 72 Die Amazonen vom thrakischen Flusse S t r y m o n werden mit denen der gewöhnlichen Amazonenheimat am T h e r m o d o n (s. 11114,13) vermengt. — 73 Farilienfest s. I V I , 19. 5 3 C e r b e r u s β. III 18, 23. - 5 H i p p o l y t o s s. II 1, 51. - 8 A n t i n o o s , der aus der Odyssee bekannte übermütigste Freier der P e n e l o p e ( z . B . XVII499). - 11 porta C o l l i n a , das nördlichste Tor Roms; dort lag ein alter Begräbnisplatz. — 13 Zur Verzauberung des M o n d e s s. I 1,19. — 17 H i p ρ o m a n e s , Liebesmittel; ebenso wie hier erklärt auch Vergil, georg. III 276, die Entstehung aus dem Ausfluß rossiger Stuten, dagegen Aen. IV 515 aus der Glückshaube neugeborener Füllen. — 21 D o r o z a n t e n , sonst nicht bekanntes Volk, vielleicht den Domazenen (Plin. nat. hist. 6,176) an der Westküste des Roten Meeres gleichzusetzen. — 23 E u r y p y l o s , mythischer Herrscher auf der Insel Kos (II. II 677); Athene ( M i n e r v a ) , Göttin der weiblichen Handarbeit, besonders des Webens; koïsche Gewänder s. 1 2 , 2 . — 24 A t t a l i s c h e Pfühle s. II 13, 22. — 25 Ρ a 1 m e η t r a g e η d wird das ägyptische T h e b e n im Gegensatz zum siebentorigen böotisdien genannt. — 26 m u r r e u s s. III 10, 22. — 34 Keuschheitstage der I s i s s. II 33,1. — 35 I o l e , A m y c l e , erfundene Namen; der 1. April, Festtag der Venus Verticordia und der Fortuna Virilis, wird nach Ovid fast. IV133 nicht nur von ehrbaren Frauen gefeiert. — 41 M e d e a ist hier als Beispiel hingebender Liebe genannt. - 43 T h a ï s s. I l e , 1. M e n a n d e r s. III 21, 28. - 44 G e t a , gewöhnlicher Sklavenname; die angezogene Komödie ist uns nicht erhalten. — 47 Das Distichon findet sich als Wandinschrift in Pompeji (CIL IV 1894). — 51 Zu verkaufende Sklaven mußten eine Tafel tragen; titulus singulorum scriptus sit, curato ita, ut intellegi recte possit, quid morbi vitiique cuique sit, quis fugitivus erroreve sit noxave solutus non sit (Gellius IV 2 , 1 ) . - 55 f. Selbstzitat, s. I 2 , 1 f. - 63 Τ a u b e s. III 3, 31. 6 3 P h i l i t a s s. 1134,31. - 4 Kallimachos von K y r e n e s. II 1, 40. 7 Die M y g d o n e r sind ein Volk in Bithynien; die Flöte ist kleinasiatischen Ursprungs. — 11 Zum p a l a t i n i s c h e n Apollo s. II 31,1. — 15 Das Vorgebirge Aktion liegt an der Küste von Epiros, wo einst die A t h a m a n e n wohnten (Strabo VII 321). — 21 Q u i r i n u s , der vergötterte Romulus, ist als Nachkomme des Äneas trojanischer Abkunft. — 25 N e r e u s s. 1 17, 25. — 27 Die Sage von der Geburt A p o l l o s auf der schwimmenden Insel D e 1 o s , die seitdem feststeht, erzählt der Hymnos des Kallimachos. — 33 Den Zorn Apollons gegen den P e l o p i d e n -

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E R L Ä U T E R U N G E N A g a m e m n o n und die Sendung der Pest s. Homer, Illas 1 4 7 f f ; h i e r ist auf v. 52 „rastlos b r a n n t e n die T o t e n f e u e r in Menge" angespielt. — 35 Zur Tötung des Drachen P y t h o 8. den homerischen Apollohymnus. — 37 A l b a L o n g a war eine Gründung des Ä n e a s s o h n e s A s k a n i o s (Iulus), des Ahnherrn der Julier (s. 1 1 1 3 , 3 ) . — 49 Gemeint ist der plastische Schmuck der Schiffsschnäbel. - 59 Der kurz nach Caesars Ermordung aufgetretene Komet, benannt nach Venus Idalia (nach Idalion, einer Stadt auf Kypcrn], der Stammesmutter der Julier, wurde mit Cäsars A p o t h e o s e i n Zusammenhang gebracht (Suet. Caesar 88). — 61 T r i t o n s. II 3 2 , 1 4 . — ββ J u g u r t h a , der 105 v . C h r . von C. Marius besiegte, i m Triumphzug aufgeführte und hingerichtete König von Numidien. — 74 s p i c a C i l i s s a ist wohl S a f r a n ö l . — 77 Die S y g a m b r e r am Niederrhein, nach Cass. Dio (LIV 20, 4) 16 V. Chr. dem Augustus unterworfen (cf. Horaz od. IV 2, 34). — 78 M e r o ë , eine Nilinsel; K e p h e u s , V a t e r der Andromeda, König von Aithiopien; zur Stelle vgl. Augustus, mon. A n c y r . 5, 22. — 80 R e m u s ' F a h n e n ; gemeint ist die Auslieferung der bei Karrhae eroberten Feldzeichen, die die Parther i m Vertrage des Jahres 20 v. Chr. versprochen hatten. — 82 Eine Anspielung auf die Adoption des C. und L. Caesar, der S ö h n e der Julia und des Agrippa, die 17 v. Chr. erfolgt w a r . — 83 C r a s s u s s. II 1 0 , 1 3 . — 84 Das Schlachtfeld von Karrhae lag östlich vom E u ρ h r a t. 7 4 Das Grab lag an der v i a T i b u r t i n a unfern von T i b u r . — 15 S u b u r a heißt die zwischen Quirinal und Esquilin vom F o r u m nach Osten führende Straße, wo nadi Martial (VI 6 6 , 1 ) viele Dirnen wohnten. — 25 K l a p p e r n aus gespaltenem R o h r sollten wohl böse Geister fernhalten. — 31 Die Dienstbarkeit der Winde bei Anfachen des Scheiterhaufens schon bei Homer (II. X X I I I 193). — 35 Lygdamos s. III 6 (IV 8 ein S k l a v e des Dichters). — 57 K l y t a i m e s t r a und Pasiphaë aus Kreta s . I I I 1 9 , 1 9 ; 11 2 8 , 5 2 . - 60 Das E l y s i u m schilderte zuerst Homer (Od. IV 563). — 61 Die Handpauke ist fest mit dem Kulte der phrygischen Göttermutter Kybele (III 17, 35) verknüpft. — 63 A n d r o m e d a s. I 3, 3. — H y p e r m e s t r a rettete als einzige der Danaiden gegen den B e f e h l ihres Vaters Dañaos ihren Gatten Lynkeus (vgl. Horaz od. III 11, 33). — 81 A n i o s. 11116,2. - 82 Tibur als Stadt des Herakles s. 1132,5; daß dort das Elfenbein seine frühere F a r b e wiederbekommt, behaupten auch Martial (VII 3) und Silius (XII229). - 87 Die T o r e der wahren und falschen T r ä u m e zuerst bei H o m e r (Od. X I X 562). — 91 L e t h e , der Fluß der Vergessenheit (aus nachhomerischer Zeit), aus dem die S e e l e n Vergessen trinken. 8 1 A m E s q u i l i n , wo Properz wohnt (s. III 23, 24) liefen die wichtigsten Wasserleitungen z u s a m m e n ; hier hatte auch nach dem Vorbilde des M ä c e n a s eine reiche Bautätigkeit eingesetzt. — 3 L a n u v i u m , eine Kleinstadt an der via Appia südlich von R o m (s. II 32, 6) beherbergte das Heiligtum der J u n o S o s p i t a ; die Sdilangen-Keuschheitsprobe erzählt audi Alian, nat. an. X I 1 6 . — 23 Der R e i s e w a g e n des reichen Stutzers -

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ERLÄUTERUNGEN ist mit Seidenpolsteni versehen. - 31 T a i p e i u s = kapitolinisch s. ΙΠ 11,45. - 38 Milder Wein von M e t h y m n i a auf Lesbos. - 39 Ä g y p t i s c h e Musik und K a s t a g n e t t e n t a n z finden sidi oft in ähnlichen Situationen: Ovid, ars am. III 317; Martial III 63, 5; Anth. Pal. V174, 7; Copa 2. — 45 V e n u s heißt der beste, H u n d der schlechteste Wurf im Würfelspiel. — 58 Teia ruft die Gottheiten der W a s s e r l e i t u n g e n an, deren Statuen wohl von den Erbauern gestiftet waren. — 75 Halle des P o m p e i u s s. 1132,11. - 76 Trotz des 29v.Chr. erbauten Amphitheaters diente das F o r u m nodi den Gladiatorenspielen. 9 Die Einsetzungssage des Kults der Ara Maxima auf dem Forum Boarium hatte auch Varrò behandelt, der der ausführlichen Darstellung bei Macrobius, sat. 112, 27, zugrunde liegt. — Das C a c u s a b e n t e u e r bieten Livius 17, 4ff., Ovid fast. I 550ff., Diodor IV 21, 2 und besonders ausführlich Vergil, Aen. VIII 185-272. - 1 A m p h i t r y o n i a d e (Hes. theog. 317) heißt Herakles als Stiefsohn Amphithryons, A l k i d e nach dessen Vater Alkaios s. I 20, 49. — 2 Geryones (s. III 22, 9) wohnt auf E r y t h e a (Hes. theog. 289), das im äußersten Westen anzusetzen ist. — 3 Hercules V i c t o r besaß in Rom einen eigenen Kult (cf. Verg. Aen. VIII 203). — 4 Die Ermüdung des Herakles als Voraussetzung der Cacuserzählung betonen auch Liv. I 7, 4 und Dion. Hal. I 39, 2. - 5 V e l a b r u m ist der gegen den Aventin zu an das Forum anschließende tiefliegende Stadtteil, der häufig überschwemmt wurde. Cacus selbst wohnte auf dem Aventin. — 8 J u p i t e r ist der Schutzgott der Gastfreundschaft. — 10 Die Dreiköpfigkeit des Cacus ist ein sonst nicht belegter Sagenzug. — 12 Das Rüdcwärtsziehen der Rinder ist aus dem Rinderdiebstahl des Hermes (vgl. den homerischen Hermeshymnos) in den Cacusmythos gedrungen. — 13 d e u s ist natürlich Jupiter, s. v. 8. — 15 M a i η a 1 ο s , Gebirge in Arkadien, daher mainalisch = arkadisch; seine Keule hat Herakles in Nemea geschnitzt (Apollodor II 71), das also zu Arkadien gerechnet wird. — 20 Das F o r u m B o a r i u m , der Rindermarkt des alten Rom. — 25 Das Heiligtum der B o n a D e a lag am Südostabhange des Aventin; T h e o s g y n a i k e i a war die griechische Bezeichnung der Göttin (Plut. Cie. 19; Macrob. sat. 112, 27). — 31 Das Bestreuen mit Erde drückt die Notlage des Bittenden aus. — 37 Das Atlasabenteuer (11122,7), bei dem Herakles die Erdkugel trägt. — 48 Die Dienstbarkeit bei Omphale s. III 11,16. — 57 Die Blendung des T e i r e s i a s , weil er Athene badend gesehen, erzählte Kallimachos (Bad der Pallas 57). — 67 Der Kultname heißt A r a M a x i m a . — 73 Die Gleichsetzung des Herakles mit dem sabinischen Gotte S a η c u s kennt Varrò 1. Vat. V 66 und Festus p. 229 M. - 74 Stadt des T a t i u s heißt C u r e s als Hauptstadt des Sabinerlandes. 1 0 Entstehungsmythos des Kults des J u p p i t e r F e r e t r i u s , dessen Tempel auf dem Kapitol Augustus auf Atticus' Rat wiederhergestellt hatte (mon. Anc. 4, 5; Liv. IV 20, 7; Nepos Att. 20, 3). — 7 C a e n i n a , Stadt in Latium, deren Fall Liv. 110, 2 ; Dionys II 34 und Plut. Rom. 16

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ERLAUTERUNGEN erwähnen. A k r o n s Abstammung von Herakles 1st sonst unbelegt. — 11 Q u 1 r i η u β s. IV β, 21. — 23 Die Tötung des T o l u m n i u s von V e j i durch A. Cornelius C o s s u s soll 428 v.Chr. erfolgt sein (Liv. IV20). — 26 N o m e n t u m , 3 Meilen nordöstlich von Rom, von Tarquinius erobert, später (um 338 v.Chr.) eingemeindet [Liv. I 38, 4; VIII14, 3); C o r a im Grenzgebiet gegen die Volsker (Liv. 1116,8; 1122,2; Dion. III 34). — 39 M. Claudius M a r c e l l u s ' Sieg bei Clastidium (222 v.Chr.) gegen die keltiedien Insubrer (Verg. Aen. VI 855 ; Polyb. II 34, 2 ; Plut. Marc, β ; Liv. epit. 20). Diese hatten Bundesgenossen aus dem transalpinischen Gallien zu Hilfe gerufen. — 43 Zu H o s e n s. III 4,17. — 46 Die Ableitung von f e r i r e bietet Plut. Rom. 16; von f e r r e Liv. 110, 6. 1 1 C o r n e l i a ist eine Tochter der zweiten Gattin des Augustus S c r i b o n i a aus früherer Ehe, also eine Stiefschwester der Julia, der Gemahlin des Agrippa; sie ist vermählt mit L. Ämilius P a u l l u s (Paulus), dem Consul suffectus von 34 und Censor von 22 v. Chr. ; ihre Söhne L. Ämilius P a u l l u s , Gatte der Enkelin des Augustus Julia, Consul 1 η. Chr., und M. Ämilius L e ρ i d u s , Consul β η. Chr. ; ihr Bruder, P. Cornelius P. f. η. Scipio, Consul 16 v. Chr. — 4 Eherne Pforten der Unterwelt; Homer II. VIII15; Verg. Aen. VI 552; Ov. met. IV 453. - 7 Charon, der F ä h r m a n n , erhält den Obolos für die Oberfahrt aus dem Munde der Toten. — 11 Die Triumphwagen der siegreichen Cornelier. — 12 Ihre drei Kinder. — 18 p a t e r ist Pluto, der Herrscher der Unterwelt. — 19 A i a k o s s. II 20, 30. — 20 s o r t i t a p i l a beschriebene Kügelchen zur Auslosung der Geschworenen (vgl. Asconius in Milon. p. 34, 21). — 21 f r a t r e s : M i n o s und Rhadamanthys, die beiden anderen Totenrichter, sind Söhne des Zeus. — 23 S i s y p h u s s. II 17, 5. I x i o n s. I 9, 20. - 24 Τ a η t a 1 o s β. II 17, 5. - 25 C e r b e r u s s. III 18, 23. - 27 Danaiden s. II 1, 68. — 30 Die Taten des älteren und jüngeren Scipio, also die Besiegung Hannibals 202/1 und die Unterwerfung Karthagos 148 und Numantias 133 v. Chr. — 31 L i b o n e s ist Zuname der gens Scribonia. — 39 Ämilius Paullus, der Sieger von Pydna (22. Juni 168) über P e r s e u s von Makedonien (179—168 v. Chr.) ; Perseus ist über seine Großmutter Phthia, eine Enkelin des Pyrrhus von Epirus (296—272), mit Pyrrhos, dem Sohne des A c h i l l e u s , angeblich verwandt. — 51 C l a u d i a , die bei der Einführung des Kybelekultes 205 v. Chr. das Schiff zum Beweise ihrer angezweifelten Keuschheit zog, erwähnt Sueton, Tib. 2 (Ovid. fast. IV 305), die Vestalin Ämilia, die mit ihrem Gewände das vernachlässigte vestalische Feuer entfachte, Val. Max. 11, 7. Die Mauerkrone der K y b e l e s. III 17, 35. — 66 Da nicht entsdieidbar ist, ob die Wahl oder der Amtsantritt des Consuls gemeint ist, kommen für Cornelias Tod die Jahre 17 und 18 in Frage. — 85 Im Atrium stand der Türe gegenüber das Ehebett; die Türe wechselt es also bei einer neuen Eheschließung. (H. Färber)

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TEXTGESTALTUNG Unsere Ausgabe der Elegien des Properz hält sidi in der Textgestaltung grundsätzlich an die der .Bibliotheca Teubneriana': ,Sex. Propertii Elegiarum libri IV', edidit Mauritius Schuster, editionem alteram curavit Franz Dornseiff (Lipsiae MCMLVIII). Die Stellen, an welchen unser Text von dieser Ausgabe abweicht, werden hier aufgeführt: Liber I XIII 28 ad dominam (Thierfelder abduci codd.) quam codd.) XVI 38 tuta Beroald. tota codd.).

XV 33 At (Brandt

Liber II VII 8 posses (Sdieidroeiler possem codd.) X I I I 1 armantur Susa (cod. Pici Mirandulani, teste Beroaldo armatur Etrusca codd.) XXIII23 clam (Scheidroeiler iam codd.) XXIV a 4 haud-haud (Haupt aut-aut codd.) X X V 1 7 lumine (DFV limine L). Uber III XI23 missi (codd. mitti Tyrrell) (Rothstein tuae codd.).

24 ne (PDV nec cett.)

XVIII32 suae

Uber IV·) III 8 Sericus (Beroald. Neuricus Jacob, Rothstein) IV 48 cave (F manu secunda cape codd.) VII 57 unda (Hertzberg una codd.) 64 tempora (Ayrmann pectore codd.) Vili 41 nanus (m magnus codd.) X 7 Acronta (codd. Acrona Itali) 17 virtutis (NvirtutumD) XI 30 Afra (Seal, atra Hoppe).

') Karl Lachmann hat seinerzeit die Einteilung in vier Bücher, die auf der gesamten Überlieferung beruht, angezweifelt. Das überlieferte zweite Buch sei im Vergleich zu den drei andren ungewöhnlich lang; der Dichter spreche in einem Gedicht, das nach den Handschriften zum zweiten Buche gehört, von tres libelli, die ihm als Gabe für Persephone ins Grab gelegt werden sollen (II 13,25) : daraus gehe hervor, daß dieses Gedicht bereits einem dritten Buch angehöre. Lachmann nahm infolgedessen das Gedicht II 10 „Sed tempus lustrare aliis Helicona choréis . . für das Einleitungsgedicht eines neuen, dritten Buches, und erhöhte die Gesamtzahl auf fünf. Dieser Hypothese wurde sofort widersprochen; man wies darauf hin, daß dann das zweite Buch ungewöhnlich kurz werde und daß Nonius in seiner .Compendiosa Doctrina' (4. Jh. η. Chr.) den Vers III 21,14 ausdrüddich für das dritte Buch zitiert, während er nach Lachmann dem vierten angehören müßte. Daher versteht man „libelli" heute im Sinne von einzelnen Gedichten und „tres" als allgemeine Zahlbezeichnung im rituellen Gebrauch. Die Vierzahl der Bücher des Properz ist heute allgemein gültig und anerkannt.

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TEXTGESTALTUNG Die wichtigsten codices mit ihren Abkürzungen: Ν A F L Ρ D V m u

= = = = = = = = =

cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod. cod.

Neapolitanus, nunc Guelferbytanus Gudianus 224 (um 1200) Leidensis Vossianus Lat. 38 (um 1300) Laurentianus plut. 36, 49 (um 1380) Holkhamicus 333 (1421) Parisinus 7989 (1423) Daventriensis I 82 (olim 1792) (saec. XV) Ottobonianus 1514 (saec. XV) Parisinus 8233 (1465) Vaticanus Urbinas 641 (saec. XV)

NACHWORT Leben und W e r k des

Properz

Die Lebensumstände des Dichters sind nur insoweit bekannt, als man sie aus seinen Gedichten erschließen kann. Von den Zeitgenossen erwähnt ihn lediglich Ovid an zwei Stellen seiner Lebensrückschau (Tristia IV10). „Umbria me genuit", bekennt der Dichter am Schlüsse seines ersten Buches (I 22, 9), und in der ersten Elegie des vierten erfahren wir, daß Asisium, das heutige Assisi, seine Geburtsstadt war ( I V I , 125). Daß Angehörige des Geschlechtes der Propertier dort gelebt haben, beweisen Inschriften, die in Assisi gefunden wurden (CIL 11, 875; 11, 5405). Am Rande des Städtchens oder in dessen Nähe lag das von den Vätern ererbte Landgut, wo Properz geboren wurde, und zwar — nach der Erwähnung Ovids in der Reihe der Elegiker zwischen Tibull (geb. 55 oder 54) und Ovid (geb. 43) zu schließen — etwa im Jahre 47 vor Christus, also in einer Zeit, die für das alte Italien und das Römische Reich die entscheidendste Wende gebracht hat: er war ein etwa dreijähriges Kind, als Caesar ermordet wurde, und seine Knabenjahre standen unter dem Zeichen der politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen, die sich an dieses Ereignis anschlössen. Den Vornamen Sextus überliefert nur die Vergil-Vita von Aelius Donatus (um 350 nach Chr.) unter Anführung der Verse aus Elegie 34 im zweiten Buch (V. 61 ff.), wo das Erscheinen der Aeneis angekündigt wird. Wenn einige Handschriften und Ausgaben dem Dichter den Namen Aurelius beilegen, so entbehrt dies der sicheren Grundlage. In früher Kindheit verlor Properz seinen Vater ( I V I , 127), und, wohl bald danach (417), wurde der väterliche Landbesitz großenteils enteignet zugunsten der Soldaten, die für Oktavian bei Philipp! den entscheidenden Sieg über die Republikaner und Caesar-Mörder erkämpft hatten (IV 1,130). Damit traf Properz ein ähnliches Los wie den etwa zwei Jahrzehnte älteren Vergil. - 292

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NACHWORT Bald nachdem er, etwa 17j ährig, das Knabengewand mit der Toga des Mannes vertauscht hatte, siedelte er mit seiner Mutter nach Rom über. Als Angehörigem des Landadels des römischen Ritterstandes hätte ihm die politisdie Laufbahn offen gestanden, und vermutlich wünschte die Mutter, daß er sie beschreite. Aber audi sie ist früh verstorben: im zweiten Buche, das etwa Ende 26 erschien, spricht der Diditer von den Gebeinen beider Eltern (II 20,15). Jedenfalls lag ihm politischer oder militärischer Ehrgeiz fern, wie er schon im ersten Budie bekennt: „Ich bin nicht für den Ruhm geboren noch fähig der Waffen" (16,29). Und der fingierte Wahrsager im ersten Gedicht des vierten Buches erinnert den Dichter daran, daß Apollon selbst es ihm verboten habe, auf dem .tobenden Markt"*) Reden zu „donnern": in seinem Gesang habe der Gott ihn ein wenig unterwiesen. Zur Kunst des Dichters also hat Properz sich von Anfang an berufen gefühlt und gewußt. Gegenstand seines Dichtens aber wurde zunächst nahezu ausschließlich sein Liebeserleben. Die Anlegung der Mannestoga brachte dem hochbefähigten und frühreifen Jungen vom Lande Befreiung von der strengen Zucht und der Schüchternheit der Knabenjahre, und alsbald machte er im Umgang mit einem jungen Weibe, das er (III 15, 6) Lycinna nennt, seine ersten rückhaltlosen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht: „lila rudes ánimos per noctes conscia primas i n b u i t . . ." Man nimmt an, daß sie dem Sklavenstand angehörte und Dienerin der schönen, geistig regen und von den Vorurteilen der Gesellschaft freien Hostia war, und es konnte nicht ausbleiben, daß diese künstlerisch begabte und leidenschaftliche Frau auf den um ein paar Jahre jüngeren, aber schon sehr belesenen und kenntnisreichen Properz aufmerksam wurde, der ihr zweifellos sogleich nach den ersten Begegnungen für immer verfiel. Er verewigte ihr mit den Augen der Leidenschaft gesehenes und darum widerspruchsvolles Bild in seinen Gedichten. Der Name Cynthia, den er ihr dabei gab, bedeutete eine Huldigung für ihre musischen Fähigkeiten: Cynthius ist ein Beiname Apollos, des auf dem Berge Kynthos auf Delos geborenen Gottes der schönen Künste. Den Namen ,Cynthia' stellte Properz auch als Titel seiner ersten Veröffentlichung voran, die er vermutlich im Jahre 28 herausgab, also mit etwa neunzehn oder zwanzig Jahren; es war eine Sammlung von 22 Dichtungen im „elegischen" Versmaß, in sogenannten Distichen: eine solch lediglich metrische Bedeutung hat das Wort „Elegie" bei den griechischen und römischen Dichtern der späten Antike, nicht die eines bestimmten schwermütigen Stimmungsgehaltes oder eines Klageliedes wie in der Frühzeit. Die Elegien des Properz spiegeln das Auf und Ab seines Verlangens und Hoffens, Wonne und Leid, Sorge, Zuversicht und Eifersucht in ste-

*) insano foro: Wiederholung einer Wendung Vergils (georg. II 502). - 293 -

NACHWORT tem Wechsel. Das gilt audi für einen großen Teil der Gedidite des zweiten und des dritten Buches, doch sind Zweifel erhaben worden, ob alle späteren Gedidite, die auf den Namen Cynthia lauten, wirklich ein und derselben Person gelten. Jedenfalls muß man nidit alles in den Dichtungen Dargestellte als buchstäblich so erlebt betrachten. Das Budi „Cynthia" hat ohne Zweifel auf alle urteilsfähigen und empfänglichen Leser sogleich einen starken Eindruck gemacht, vor allem durdi die Ursprünglidikeit und Eigenart seiner leidenschaftlichen Sprache und die Mannigfaltigkeit der dargestellten Stimmungen und Erlebnisse. Daher ist es kein Wunder, daß man audi an höchster Stelle auf den feurigen jungen Dichter aufmerksam wurde. Des Kaisers großer Freund Maecenas öffnete ihm sein Haus, wo er Vergil und Horaz begegnet sein muß : den Dichter der Bukolika und der Georgika hat Froperz innig verehrt, und von der entstehenden Aeneis spricht er mit Worten überzeugter Bewunderung (II 34, 61 ff.) ; zu Horaz, der an Tibulls Ergehen so herzlichen Anteil nahm, scheint Properz kein nahes persönliches Verhältnis gefunden zu haben; wenigstens findet sich weder bei Properz noch bei Horaz eine Erwähnung, die darauf schließen ließe. Nach dem Tode der Mutter siedelte der rasch berühmte Dichter nach dem Esquilin über, dem neuen Stadtteil, der auf Maecenas' Betreiben entstanden war und wo dieser sich seinen Palast errichten lassen hatte. Maecenas versuchte nun, die Kunst des Properz in ähnlicher Weise in den Dienst des Reiches und der kaiserlichen Staatsführung zu stellen wie die des Vergil und des Horaz. Propertius sollte die Taten des Octavianus Augustus in einer epischen Dichtung verherrlichen und damit das Gegenstück zur entstehenden Aeneis schaffen. Aber der junge Dichter fühlte sidi einer solchen Aufgabe nicht gewachsen. In einer Elegie, die er dann bei der Veröffentlichung seines zweiten Buches {etwa Ende 26) an dessen Anfang stellte, spricht er unmißverständlich aus, daß er seine Grenzen kenne und sie nicht zu überschreiten gedenke. Aber er gibt dieser Ablehnung eine so anmutige und sinnige Form und verbindet sie mit einer so ehrlichen und herzlichen Huldigung für den Kaiser sowohl wie für Maecenas, daß sie dem Dichter ebensoviel Ehre macht wie den beiden Angesprochenen. Maecenas gab die Hoffnung, Properz für die große epische Dichtung zu gewinnen, nicht auf; er hatte ja gewiß häufig genug Gelegenheit, im Gespräch darauf zurückzukommen, und sei es nur in Form einer leichten Anspielung oder einer scherzhaft neckenden Bemerkung. Die Gespanntheit im Verhältnis des Dichters zu seiner Geliebten bestärkte den mächtigen und reichen Mann vielleicht in dem Glauben, sein Schützling werde mit der Zeit von dieser verzehrenden Liebe und damit auch von der rein erotischen Dichtung abkommen und geneigt sein, seine künstlerischen Kräfte an andere Aufgaben zu wenden. Tatsächlich erklärt der Dichter im zehnten Gedicht ernsthaft und feierlich, sich nunmehr, da es -

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NACHWORT hohe Zeit dafür Bei, der Heldendiditung zuwenden zu wallen. Erst ganz am Schlüsse läßt er den Leser merken, daß es eine neckische Irreführung war: in der Zukunft — wenn das Schicksal ihm genug Zeit läßt — hofft er imstande zu sein, „den Gipfel des Ruhms zu erklimmen". In Wirklichkeit folgt nun eine besonders reichhaltige und mannigfaltige Sammlung erotischer Gedichte, Ja, die Liebesdichtung erreicht hier ihren Höhepunkt, und der Widerhall, den er bei allen Empfänglichen wedcte, muß sehr stark, die Zustimmung und Anerkennung sehr lebhaft gewesen sein. Man kann es aus dem freudigen Selbstbewußtsein schließen, von welchem die erste Elegie des dritten Buches getragen ist: der bisher begangene Weg hat sich als richtig erwiesen; der Dichter hat sich nicht verleiten lassen, seine Grenzen zu überschreiten, und gerade diese Bescheidung hat zu einer vollen Entfaltung der ihm eigenen musischen Möglichkeiten geführt. Nicht nur Dank und Liebe der Mitwelt, auch Ruhm und Fortwirken bei der Nachwelt sind — allen Neidern zum Trotz — seinen Gesängen gewiß. Ein Ausdrude hohen und stolzen Selbstgefühls ist es, daß der Dichter im ersten Vers der neuen, dritten Sammlung, die im Jahre 22 erschienen sein muß, die Manen der beiden hellenistisch-alexandrinischen Dichter Kallimachos von Kyrene und Philitas von Kos beschwörend anruft: in feierlicher Form bittet der Römer Fropertius die beiden Meister hellenischen Wortes, die den lyrisch-elegischen Dichtern seit Catull als hohe Vorbilder galten, auch ihm Einlaß zu verschaffen in den heiligen Hain der Dichtkunst: von ihrem lauteren Quell hat auch er getrunken und glaubt sagen zu dürfen, daß er „als erster Priester" auftritt, „der beim italischen Fest führt einen griechischen Tanz". Man darf dies nicht allzu buchstäblich nehmen und auch nicht etwa als Überheblichkeit auslegen, wohl aber als den Ausdruck dafür, daß der Dichter sich seines Ranges als Künstler voll bewußt geworden war. Man wird seine Worte erst ganz richtig einschätzen, wenn man diesen Anfang des dritten Buches dem Schlüsse des zweiten gegenüberstellt, wo Properz, nach der schon erwähnten Huldigung für Vergil (V. 59 bis 80), seine Vorläufer in der Elegie von Terentius Varrò und Catull bis Gallus, rühmt und sich ihnen als letzter anreiht: Tibull war ihm vermutlich noch nicht bekannt genug, oder er wollte nur die verstorbenen Dichter nennen. Klar und entschieden lehnt er es wiederum ab, Kriegstaten zu besingen: „Gehe mir weg, wer Phoebus noch unter den Waffen will halten!" Er bittet Rom, sein Buch „im Frieden" zu lesen; denn, so heißt es am Anfang der fünften Elegie, „Gott des Friedens ist Amor; wir Liebenden ehren den Frieden", und in der dritten erzählt er, daß er sich im Traume tatsächlich, wetteifernd mit „Vater Ennius", Ereignisse der römischen Geschichte zum Gegenstand erwählt habe; aber Phoebus - 295 -

NACHWORT Apollo sei ihm erschienen und habe ihn warnend in seine Grenzen verwiesen, und nach dem Gott habe audi die Muse ihm gesagt, was er lassen und was er tun müsse. Mit seinem entschiedenen Bekenntnis zum Frieden und zu friedlichem Leben und Schaffen steht Properz keineswegs allein in seiner Zeit. Unter den Dichtern hatte Vergil diesen Ton zuerst und sehr nachdrücklich angeschlagen; auch bei Horaz erklingt er, so in der siebenten Epode, und unter den Altersgenossen ist es besonders Tibull, der den Krieg verwünscht und den Frieden preist: Wer war der erste, der einst die entsetzlichen Schwerter erfunden? Ach, wie roh war er doch, wahrlich von eiserner Art! Damals begann das Gemetzel der Menschheit, begannen die Schlachten; Damals wurden dem Tod kürzere Wege gebahnt. (110) Die Dichter geben damit einer allgemeinen Sehnsucht ihres Zeitalters Sprache: die Völker waren der unaufhörlichen inneren und äußeren Kriege müde und wünschten eine lange Friedenszeit herbei, und es war j a das Bestreben des Kaisers Augustus, dieses Verlangen zu erfüllen. Mit der Friedenssehnsucht verband sich bei den Besten der Zeit der Wunsch nach Abwendung von der weltstädtischen Üppigkeit und Rückkehr zu altrömischer Einfachheit und gesunder Sitte. Man erkannte die Gefahren einer auf dem Reichtum des Weltreiches begründeten Lebensweise: man sah mit dem Luxus die Verderbnis einschleichen und immer mehr um sich greifen, und mancher glaubte, ihr mit einer Flucht ins bäuerliche Leben, in ländliche Unschuld und Schlichtheit entrinnen zu können. Nach Vergil, Horaz und Tibull hat auch Properz diese Zeitstimmung in seinem Werk zu Wort kommen lassen (III 13). Es ist aber bemerkenswert, daß er, mehr als irgend ein andrer, das Gefühl der Vergeblichkeit solcher Warnungen hatte. Er fühlte sich in der Lage einer römischen Kassandra. Ernstlich hätte zwar der Dichter wohl ebenso wenig wie der weichere Tibull das Leben in Rom auf die Dauer mit einem bäuerlichländlichen Dasein vertauschen mögen. Aber das dritte Buch zeigt doch, daß der nun etwa 25jährige zu einem sehr ernsten Nachdenken, zu einer besinnlichen Weltbetrachtung gekommen und auf dem Wege zu einer geklärten Lebensauffassung war. Und welche echte Ergriffenheit, weit über alle konventionelle Beileidsdichtung hinaus, bekundet sich in den Elegien auf den Tod des befreundeten Paetus oder auf den des M. Claudius Marcellus (Ende 23 v. Chr.), den Neffen und Schwiergersohn des Kaisers (III 7 und 18) 1 Sehnsucht nach geistiger Weitung und Läuterung bekundet sich in seinem Verlangen, nach Athen zu reisen (21). Daß ihm auch Heiterkeit und Humor gegeben waren, zeigt, neben anderen, das Gedicht auf die verlorene Schreibtafel (23), und die Herzlichkeit und Wärme seines Liebesgefühls bekundet erneut manches der 25 Gedichte, -

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NACHWORT so besonders der auf den Geburtstag der Geliebten (10) oder das sechzehnte, das von einem Brief erzählt, den er von ihr um Mitternadit empfangen hat: sie wünscht ihn unverzüglich zu sich nach Tibur. Die an Maecenas gerichtete Elegie 9 läßt mit ihrem warmen Ton vermuten, daß des Dichters Verhältnis zu dem Helfer des Kaisers an freundschaftlicher Vertrautheit zugenommen hatte. Wenn Properz nach wie vor die epische Heldendichtung als eine ihm nicht zukommende Aufgabe bezeichnet, so beruft er sich dabei auf große Künstler, von denen er weiß, daß auch Maecenas sie hochschätzt: sie alle wußten, daß sie nur innerhalb der ihnen durch ihr Talent gezogenen Grenzen Großes leisten konnten; aber auch auf anderen Feldern menschlichen Tuns gilt: „Jeder entfaltet den Keim, den die Natur ihm gewährt." Und in dieser bewußten Bescheidung, so bekennt Properz, ist Maecenas selbst ihm ein leuchtendes Vorbild: gerade weil er auf ein Wirken in der Öffentlichkeit verzichte, dafür aber im stillen beratend und fördernd sich betätige, werde er im Munde des Volkes fortleben und mit dem Kaiser im Gedenken der Nachwelt Schritt halten: „Treue heißt dann Maecens wahrhaftes Siegespanier." Das ist wahrlich eins der schönsten und treffendsten Denkmäler, die je Dichter großen Zeitgenossen gesetzt haben. Nochmals nennt Properz Kallimachos und Philitas als seine Meister in der Kunst. Und doch läßt er die Möglichkeit offen, künftig unter Maecens Führung auch die römischen Ursprünge in den Kreis seiner Gegenstände einzubeziehen: auch Kallimachos hat ja in späteren Jahren seine ,Aitia' gedichtet, von denen Bruchstücke in größerer Anzahl auf uns gekommen sind, und dieser Dichter des alexandrinischen Königshofes (um 310 bis 240] war es ja, der in jenem berühmten Spätwerk zum ersten Male mythische Geschehnisse in den elegischen Distichen erzählt hatte. Das vierte Buch des Propertius sollte der Mit- und Nachwelt zeigen, daß der römische Dichter dem großen Beispiel auf durchaus selbständige Weise zu folgen begonnen hatte. Schon das zweite und das dritte Buch lassen gelegentlich erkennen, welchen Anteil der Dichter am staatlichen Gegenwartsgeschehen und besonders an den Taten des Kaisers nahm. Da ist das kleine Gedicht, das die Eröffnung des Apollon-Tempels auf dem Palatin feiert (II 31) : Augustus hatte die Errichtung des Heiligtums nach dem Siege bei Actium gelobt (31 v. Chr.). Im Oktober 28 war der Prachtbau vollendet und wurde der Öffentlichkeit übergeben; der Dichter war dabei, und nun erzählt er der Freundin, was er gesehen hat: er ist so gebannt gewesen von der Schönheit des Bauwerkes und den Plastiken, die es schmücken, besonders dem Standbilde des Gottes selbst, daß die Geliebte auf ihn warten mußte. Den entscheidenden Sieg selbst preist der Dichter auf seine Weise im dritten Buche (III 11) : ausgehend von der eigenen Gebieterin kommt er auf dem Umweg über mächtige oder machtlüsterne Frauen der Sage auf {Cleopatra, die Ägypterin, und ihren Untergang. - 297 -

NACHWORT Die Bedeutung eines Feldzuges gegen die Parther würdigt das Gedicht ΙΠ 4. Welche Überraschung muB für die Freunde der Dichtkunst, zumal für alle Kenner der ersten drei Bücher des Properz das Erscheinen des vierten gewesen sein! Etwas völlig Neues kündigte das Einleitungsgedidit an. Der Dichter spricht zu einem Fremden, dem er von einem der Hügel Roms aus die gewaltige Stadt zeigt, wie sie jetzt ist, und dem er nun schildert, wie die Landschaft aussah, als Rom noch nicht vorhanden war oder noch in seinen Anfängen stand. Was er hier im Überblick zeigt, das soll nun im einzelnen von seiner Entstehung her abgeleitet und gedeutet werden: „Bräuche und Feste besing' ich und frühere Namen der Orte", mit diesem Vers umreißt er andeutungsweise den Gegenstand seines neuen Werkes. Ausdrücklich nennt er sich in Vers 64 den römischen Kallimachos, der seiner Heimat Umbrien Ehre zu machen gedenke. Dem Thema, welches Vers 69 bezeichnet, entsprechen freilich nur vier der Elegien des neuen Buches: die heitere auf den Gott Vertumnus und sein Standbild (2), die düstere Erzählung von Tarpejas Verrat und Untergang (4), die Geschichte von Hercules und Cacus und der Einsetzung des Kultes der Ara Maxima (9) und das Gedicht auf den Iuppiter Feretrius und seinen Kult (10). Ohne Zweifel hat Properz mit Ursprungsgedichten dieser Art ein ganzes Buch füllen wollen; aber vermutlich erlahmte seine Schwungkraft, und er entschloß sich, die Fortführung des großen Planes aufzugeben, das bisher Geschaffene aber zusammen mit anderen in dieser Zeit entstandenen Gedichten herauszugeben. Dem Eingangsgedicht fügte er nun einen zweiten Teil an, der den Leser auf witzige Weise vorbereiten sollte auf das Zweierlei, genauer: Dreierlei, das dieses Buch ihm bieten würde. Aber diesmal spricht der Dichter nicht selbst zum Leser, sondern er legt das Ganze (V. 71 bis 150) einem Sterndeuter und Wahrsager in den Mund: der ruft ihn im Namen Apollos von seinem neuen Wege zurüdc: „Fordre der Leier nicht ab, was sie verdrossen nur gibt!" Dann aber, von Vers 75 bis 118, redet der Astrologe, um seine Autorität nachzuweisen, in marktschreierischem Ton von sich und seinem „Sehertum", und das Witzige und Paradoxe ist, daß der Dichter selbst damit diese Autorität als sehr fragwürdig erscheinen läßt. Endlich aber läßt er den Wahrsager einiges wirklich Wahre sagen über Herkunft und bisheriges Leben des Dichters (V. 119/134), Verse, die für uns heute die wichtigste Quelle der Kenntnis seines kurzen Daseins sind. Und dann spricht er die Mahnung aus, die nun ganz im Sinne des Dichters gemeint ist: „Schaff' Elegien, die täuschend bezaubern . . . Kriegsdienst leiste der Venus und trag' ihre schmeichelnden Waffen . . .!" Damit wir aber auch dies alles nicht etwa gar zu ernst nehmen, läßt der Dichter den Sterndeuter seine lange Ansprache mit einer feierlich klingenden Warnung - 298 -

NACHWORT für die Zukunft schließen, die mit viel großen Worten ein Nichts an Sinn aussagt und den Propheten vollends lächerlich macht. So besteht das Einleitungsgedicht aus zwei einander völlig entgegengesetzten Teilen und spiegelt damit den Inhalt des ganzen vierten Buches. Das krasseste Widerspiel der Altrom-Gedichte ist der „Nachruf" auf eine tote Kupplerin, die der Dichter für das, was sie ihm angetan hat, verflucht. Dieses Gedicht läßt, wie auch einzelne frühere im zweiten und dritten Buche, einen Blick tun in dl« Verfallserscheinungen von Neurom. In zwei weiteren Dichtungen lebt noch einmal die Gestalt der inzwischen verstorbenen Cynthia auf, und auch diese beiden bilden Äußerste Gegensätze: das eine (8), vielleicht noch zu ihren Lebzeiten entstandene, erzählt derb-koraisch, wie Cynthia ihren Freund auf nächtlicher Untreue ertappt und bestraft; das andre (7) läßt die Tote nach ihrer Bestattung im Traum erscheinen und ihre letzten Wünsche kundtun, eine der ernstesten und bewegendsten der Liebeselegien von Properz: sie gibt seinem inneren Verhältnis zu der leidenschaftlich gellebten Frau einen erhebenden und verklärenden Abschluß. Drei Elegien aber konnte der Dichter seinem vierten Buche einfügen, die offenbarten, daß echtes Römertum auch in der Neuzeit lebendig war. Noch einmal, aber in weit festlicherer Form als im dritten Buche verkündet er die entscheidende Bedeutung des Seesieges bei Actium und den Ruhm des Kaisers, der ihn errungen hat (IV 6). In den beiden anderen Elegien (3 und 11), die zu seinen schönsten gehören, läßt er zwei römische Frauen edelster Art zu uns sprechen. Die eine nennt er Arethusa: sie schreibt einen Brief an ihren seit Jahren abwesenden Gatten Lycotas; wer die beiden in Wirklichkeit gewesen sind, wissen wir nicht; aber der Leser steht unter dem zwingenden Eindruck, daß dies kein erdachtes Ehepaar sein kann, daß der Dichter vielmehr von zwei ihm nahestehenden Menschen spricht, ähnlich wie bei dem Gedicht III 12. Das Gedicht, das Properz an den Ausgang seines gesamten Werkes gestellt hat, wird mit Recht als „Königin der Elegien" bezeichnet. Es ist, ähnlich wie III 7 und 18, ein Trostgedicht: Cornelia, eine Angehörige des kaiserlichen Hauses, erscheint nach ihrem frühen Tod ihrem trauernden Gatten Lucius Aemilius Paullus (oder: Paullus Aemilius Lepidus), von welchem wir wissen, daß er im Jahre 34 Consul suffectus und 22 Censor gewesen war. Cornelia blickt auf ihr Leben zurüdc, als stünde sie vor den Richtern der Unterwelt und müßte Rechenschaft ablegen; sie spricht ihrem Mann und ihren Kindern Trost zu und sagt ihre letzten Wünsche und Sorgen. So entsteht das edelste Bild römischer Frauentugend und ewig gültigen Menschentums, und so erweist sich in einem besonderen Maße die Auswirkung höchster Kunst, die wir Verewigung nennen. - 299 -

NACHWORT Es ist bemerkenswert, daß der Dichter in seinem letzten Buche zwei Frauen sprechen läßt, die die Schwelle des Todes überschritten haben, Cynthia und Cornelia. Nicht lange nach dem Erscheinen des Werkes muß er selbst aus diesem Erdenleben abberufen worden sein: der Sieg über die Sicambrer oder Sugambrer, der IV 6, 77 erwähnt wird, und das Konsulat des P. Cornelius Scipio, des Bruders der Cornelia, auf das IV11, 66 hinweist, fielen in das Jahr 16 v. Chr. Dies sind die letzten datierbaren Ereignisse, die Properz erwähnt und also miterlebt haben muß. Er mag also im Jahre 15 oder bald darnach verstorben sein. Daß er von dem Glauben an ein Fortleben erfüllt war, besagt das erste Distichon der Elegie auf Cynthias Tod: Etwas bedeuten die Manen: der Tod beendet nicht alles; Fahl aus des Grabes Gewalt ringt sich der Schatten empor. Sein Wissen vom geistigen Fortleben und Fortwirken aber hatte er schon in den ersten beiden Gedichten des dritten Budies ausgesprochen. Mit Bezug auf sein eigenes Werk heißt es III 1, 35/36: Mich auch wird man in Rom bei späten Geschlechtern noch feiern: Wenn ich zu Asche zerfiel, nahet, ich ahn' es, der Tag, und in allgemeingültigem Sinne am Schlüsse der wunderbaren Elegie III 2, nach einer Schilderung der Vergänglichkeit alles ans Stoffliche gebundenen Wirkens und Schaffens: Aber der Name, den geistige Größe der Zeitlichkeit abringt, Geht nicht zugrund: es besteht strahlend ohn' Ende der Geist. Fortleben Bei den Ausgrabungen der 79 n. Chr. untergegangenen Stadt Pompeji fanden sidi wiederholt Haus- oder Zimmerwände, auf die Verse aus Liebesgedichten von Properz gekritzelt waren, ein Beweis dafür, wie geläufig und vertraut den Menschen jener Zeit das Werk des Dichters gewesen sein muß und in welchem Maße der wiederholt ausgesprochene Wunsch des Dichters, von den Liebenden gelesen und geliebt zu werden, sich erfüllt hatte. Im lateinischen Schrifttum aber finden sich die Zeugnisse und Spuren seines Andenkens bis ins vierte Jahrhundert hinein. Daß Ovid mit ihm befreundet war, sagt er selbst in seiner Lebensrüdcschau (Tristia IV10, 45 f.). Wahrscheinlich haben auch Gedichte aus dem vierten Buche von Properz anregend auf Ovid gewirkt: so der Brief von Arethusa an Lykotas (IV 3) auf den Dichter der .Heroldes' und die vier Gedichte von den römischen Ursprüngen auf den Verfasser der .Fasti*. Die letzte antike Erwähnung des Namens Properz findet sich in der Grammatik des Diomedes. Dann aber scheint der Dichter ein ganzes Jahrtausend hindurch vergessen gewesen zu sein. Der große und so anders geartete Petrarca aber hat ihn gekannt und eine Properzhandschrift besessen: -

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NACHWORT Petrarcas Verehrer, der humanistisch gebildete florentinisdie Staatskanzler Coluccio Salutati (1330-1406) bittet im ¡fahre 1374 in einem Brief an Petrarca um die Erlaubnis, die Gedidite des Propertius abzuschreiben. Daß das italienische rinascimento dann auch dem Meister der italischen Elegie ein entschiedenes und endgültiges Wiedererstehen brachte, versteht sidi fast von selbst. Wahrhaft befruchtend und schöpferisch aber hat der Umgang mit Propere auf Goethe in seinen Mannesjahren gewirkt. Man darf vermuten, daß er in den Weimarer Jahren vor der Reise nach Italien dem Dichter zuerst begegnet ist. Das früheste Gedicht, das auf einen vertrauten Umgang mit dem römischen Elegiker hinzudeuten scheint, heißt ,Liebebedürfnis' (2.11.1776), das zweite, ausdrücklich an „Lida" gerichtete: ,Der Becher' (22. 9.1781). Beide sind durchweg in reimlosen fünfhebigen Trochäen geschrieben, einem Metrum, das dann auf der italienischen Reise bei dem gleichfalls properzisch anmutenden ,Amor als Landschaftsmaler' (Herbst 1787) wiederkehrt und, nach der Rückkehr aus Italien bei den beiden Gedichten .Morgenklagen' und ,Der Besuch' (Sommer 1788) : beide stehen in den dargestellten Situationen Propere sehr nahe, ,Der Besuch' zweifellos den Elegien 1 3 und II 29b. Aber ebenso zweifellos ist, daß Goethe der Darstellung eine völlig neue, eben goethische Wendung und Beseelung verleiht. Endlich aber Schloß er sich auch im Versmaß dem großen antiken Vorgänger und Meister an: es entstanden in den Jahren 1788, 89 lind 90 die .Römischen Elegieen 1 und die .Venezianischen Epigramme', und wer sie liest, wird auf Schritt und Tritt Anklängen an Propere, ja sogar wörtlichen Wiederholungen begegnen ; so ist das zweite Distichon des 80sten Venezianischen Epigramms eine leicht abgewandelte Übertragung von Properz III 3, 19/20: Und erwartet dereinst ein Mädchen den Liebsten, sie halte Dieses Büchlein, und nur, kommt er, so werfe sie's wegl Auf Goethes Anregung hin hat dann in den neunziger Jahren Karl Ludwig von Knebel, der Weimarer „Urfreund", der, zunächst als einziger, auch dem aus Italien heimkehrenden, verwandelten Goethe innerlich nahe blieb, eine Auswahl ,Elegieen des Propere' in deutsche Distichen übersetzt; er legte seine Versuche Goethe vor, der sie durchsah und Verbesserungen vorschlug: aus seinem Briefwechsel mit Schiller geht hervor, wie herzlich er an dieser Arbeit Anteil nahm, und Schiller veröffentlichte 1796 Knebels Übertragungen in den ,Hören'. Zwei Jahre später erschienen sie als Buch mit einer ausführlichen Vorrede von Knebel. Wie Friedrich Wilhelm Riemer in seinen .Mitteilungen über Goethe' berichtet, „brachten die Elegien des Propere, die er in Knebels Obersetzung wiederum las, eine Erschütterung in seiner Natur hervor, wie es Werke dieser Art zu tun pflegen, eine Lust, etwas Ahnliches hervor-

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NACHWORT zubringen, die er aber vermeiden mußte, weil er damals ganz andere Dinge vorhatte." Seinen .Römischen Elegieen' hatte Goethe noch eine Reihe, zum Teil umfangreicherer, Dichtungen im elegischen Versmaß folgen lassen, die an vielen Stellen noch das antike Vorbild und Grunderlebnis zu erkennen geben, aber sich doch zu neuen geistigen Höhen erheben. Zu ihnen gehören .Alexis und Dora' (Mai 1796), .Amyntas' (19.9.1797), .Euphrosyne' (1797), ,Das Wiedersehn' (1793), ,Der neue Pausias und sein Blumenmädchen' (Mai 1797) und, als Krönung dieser Reihe, ,Die Metamorphose der Pflanzen' (Juni 1798). Alles aber, was ihm die Begegnung mit Properz und der römischen Dichtung überhaupt bedeutet und bei manchen Menschen, auch solchen, die ihm nahe standen, Anstoß erregt hatte, faßte er in den ersten vier Distichen der Elegie zusammen, die im November und Dezember 1790 entstand und als Zueignungsgedicht zu ,Hermann und Dorothea' gedacht war: Also das wäre Verbrechen, daß einst Properz mich begeistert, Daß Martial sich zu mir auch, der Verwegne, gesellt? Daß idi die Alten nidit hinter mir ließ, die Sdiule zu hüten, Daß sie nach Latium gern mir in die Schulc gefolgt? Daß ich Natur und Kirnst zu schaun mich treulich bestrebe, Daß kein Name midi täuscht, daß mich kein Dogma beschränkt? Daß nicht des Lebens bedingender Drang mich, den Menschen, verändert, Daß ich der Heuchelei dürftige Maske verschmäht? *) 20. März 1960

Wilhelm Willige

*) Erwähnt sei, daß unter den Dichtern der Gegenwart vor allem der Amerikaner Ezra Pound eine intensive Begegnung mit Properz hatte. Er veröffentlichte 1917 sein ,Homage to Sextus Propertius' (Huldigung für Sextus Propertius), „eine freie Bearbeitung von zwölf Abschnitten aus Buch II und III der Elegien des römischen Dichters" (Hayden Carruth), die er dann in seinem Gedichtband ,Quia pauper amavi' (London 1919) aufnahm. -

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LITERATURHINWEISE Der Text unserer Ausgabe beruht auf der Teubneriana von M. SCHUSTER - FR. DORNSEIFF, Leipzig 1958. Den Erläuterungen liegt zumeist die kommentierte Ausgabe von M. ROTHSTEIN, Berlin 1920/24, zugrunde; ferner wurde benützt H. E. BUTLER - E. A. BARBER, The Elegies of Prop, with Introduction and Commentary, Oxford 1933. Die Literatur bis 1936 findet sich zusammengestellt bei M. SCHANZ C. HOSIUS, Geschichte der röm. Literatur (W. Ottos Handbuch) II, München 1935, S. 193-206, und E. BICKL, Geschichte der röm. Lit., Heidelberg 1937, S. 537-542; der letzte Beridit bei BURSIAN (1930-34) von P. TROLL erschien 1938 [Bd. 260, 1-38). Dazu kommt die Ubersicht in K. BÜCHNERI. B. HOFMANN, Lateinische Literatur und Sprache, Bern 1951, S. 48. Die Grundlage aller weiteren Properzstudien ist nunmehr der RE-Artikel Sex. Propertius von R. HELM (XXIII Sp. 758-796). Aus der Literatur nach 1936 sei angeführt: L. ALFONSI, De Prop, apud posteros existimatione, Riv. di fil. class. 18, 1940, 190 - A n c o r a sull eleg. XV del I libro di Prop. Stud. It. di fil. class. 17, 1940, 123 — Appunti sulla „Fortuna di Properzio", Aevum 15, 1941, 238 — La poesia amorosa di Filita, Aegyptus 1943, 160 — Prop. I I 1 , 23 e il Marius di Cicerone, Stud. It. di fil. class. 19, 1943,147 — L'elegia di Gallo, Riv. di fil. class. 1943, 46 — Properzio e Vergilio, Rend. Ist. Lomb. 1943, 1 — Appunti Properziani, Atti 1st. Veneto 1943, 451 — Note sull' Ars amatoria di Ovidio, Atti 1st. Veneto 1944, 467 — Quaestiones propertianae, Aevum 18, 1944, 52 — Note properziane, Aevum 19, 1945, 351 — L'elegia di Properzio, Milano 1945 — Di Prop. II34 e della protasi dell' Eneide, Riv. di fil. class. 23,1945,116 — Il pensiero della pace nell' elegia latina, La scuola Cattolica, 1945, 61 — Nota Properziana, Rev. belg. de Phil. 27, 1947, 5 — Tracce di Nevio in Prop., Dioniso N. S. 11, 1948, 11 — Note properziane, L'Antiquité class. 18, 1949, 335 — Note Properziane, Coimbra 1949 — Notarelle Properziane, Passegna di cultura e vita scolastica 1949, 2 — Nota Properziana, Hermes 80, 1952, 115 — Sentimento e natura (III 10), Orpheus 2, 1955, 17 — Note Properziane, Hermes 83, 1955, 379 — La prima Elegia del I libro di Prop., Atti Accad. Properz, Assisi 1957, 1 G. ARGANT, Prop., poète national, Dipl. Et. Sup. Fac. des Lettres de Paris (Rev. Etud. Lat. 1945, 205) D. R. S. BAILEY, Propertiana, Class. Quarterly 39, 1945, 119 — Interpretations of Prop., Class. Quarterly 41, 1947, 89 — Propertiana, Class. Quarterly 43, 1949, 22 -

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LITERATURHINWEISE M. BAR, Etude sur le IVe livre de Prop., Thèse de lie. Univ. de Louvain 1942 E. A. BARBER, Properti Carmina, 2. ed. Oxford 1953 Κ. BARWICK, Zur Interpretation von II 15, Philol. 99, 1955, 112 A. S. BAYDUR, Die Personificationen in den Eleg. des Prop., Diss. Heidelberg 1942 D. van BERCHEM, Cynthia ou la carrière contrariée, Mus. Helv. 5,1948,137 J. BONAZZI, Propertius resartus, Roma 1951 P. BOYANCÉ, Surcharges de rédaction chez Prop., Rev. Etud. Lat. 1942, 54 — Properce, Fondation Hardt, 1956 E. BURCK, Absdiied von der Liebesdiditung (III 24), Hermes 87, 1959, 191 R. G. BURG, Notes on Prop., Proc. Cambr. Phil. Soc. 174, 1939, β L. CATIN, Properce et Cynthie, Bull. Budé 16, 1957, 27 P. W. DAMON - W. C. HELMBOLD, The structure of Prop, book 2, Univ. Calif. Pubi, in Class. Phil. 14, 1952, 215 J. A. DAVISON, Prop. I 9, 23-24, Class. Rev. 62, 1948, 57 L. DEUBNER, Zu hellenistischen Dichtern und Properz, Philologus 95, 1942, 20 FR. DIETTRICH, Properz Liebesgedidite, Düsseldorf 1958 (Diederichs'Tasch.Ausg. 12) FR. DORNSEIFF, Verschmähtes zu Vergil, Horaz, Properz, Berlin 1951 — Uberscharfe Philologie, Wiss. Zeitsdlr. Univ., Leipzig 1951, 48 W. EISENHUT, Zu Prop. IV 11, 11, Würzbg. Jahrb. III 1948, 190 — Properz-Studien, Diss. München 1948 — Die poetische Situation in der Corneliaelegie, Würzbg. Jahrb. IV 1949 — Die Einleitungsverse der Elegie IV 8, Hermes 84, 1958, 121 R. ELISEI, La patria di Prop., Il mondo class. 8, 1938, 148 — Sesto Prop., Il mondo class. 10, 1940, App. 12 P. J. ENK, Sext. Prop. Liber I ed., Leiden 1946 — Observ. de sermonis cottidiani vestigiis, Mnemosyne 8, 1940, 229 — Obeervationes crit. et exeget., Mnemosyne 13, 1947, 65 — De Properti elegia II 4, Stud. Funaioli 1955, 2 — Dislocation of couplets in the MSS, Mnemosyne 1956, 145 A. ERNOUT, Properce 1,11, 9-12, Revue de philol. 66, 1940, 201 — Note sur Prop. I 8, 9-16, Mélanges F. Grat 1946, 17 G. FUNAIOLI, 'lile ego qui quondam' e Prop. II 34, Atene e Roma, 42. 1940, 97 A. de GENST. Prop, et les Alexandrins, Thèse de lie. Univ. de Liège 1942 P. GRIMAL, Notes sur Prop. (Vertumnus), Rev. Etud. Lat. 1945, 110 — Les intentions de Prop, et la composition du 1. IV, Bruxelles 1953 A. GUILLEMIN, Properce, de Cynthie aux poèmes romains, Rev. Et. Lat. 28, 1950, 182 S. GUGLIELMINO, Elegie per Cinzia, Vittoria 1958 R. M. HAYWOOD, Integer vitae and Prop., Class, journ. 37, 1941, 28 R. HELM, Prop. I 21, Rhein. Mus. 95, 1952, 272 -

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LITERATURHINWEISE W. C. HELMBOLD, Prop. IV 7, Berkeley enz. 1949 (Univ. of Californ. pubi. 13, 9) — Nugae Prop. II, Univ. of Calif, pubi. 1951, 61 R. M. HENRY, Propertiana, Mélanges à Marouzeau, Paris 1948, 215 J. HUBEAUX, Rimes, assonances et consonances dans Prop., Hommages M. Niedermann, 1956, 174 — Les souhaits de l'amant délaissé, Latomus 28, 1957, 269 M. Hug, L'expression plastique chez Prop., Dipl. Et. Sup. Fac. des Lettres de Paris (Rev. Et. Lat. 1945, 203) G. JACHMANN, Studie zu Properz, Festsdir. F. Schulz, 1951, 179 — Zur Frage der Verswiederholung in der augusteischen Dichtung, Studi Paoli 1955, 331 E. INGVARSSON, Zu Prop. III 5, 2, Eranos 53, 1955, 165 S. JOHNSON, A note on Prop. II 3, 22, Class, journ. 49, 1945, 20 L. A. MacKAY, Prop. II 30, The class, journ. 33, 1937, 163 - T h e welldisposed and ill-used door (116), Phönix 10, 1956, 13 D. F. KUIJPER, Janua Tarpeiae nota pudicitiae, Mnemosyne 6, 1938, 211 K. E. LAAGE, Der Friedensgedanke in der augusteischen Dichtung, Diss. Kiel 1956 A. Kirsopp LAKE, An interpretation of Prop. IV 7, The class, rev. 51, 1937, 53 St. LISCHEFF, Die Verwendung der 2. Pers. in den Elegien des Pr., Diss. Wien 1942 G. LUCK, Das Acanthisgedicht des Prop., Hermes 83, 1955, 428 R. LUCO, Mécène et Properce, Rev. Et. Lat. 35, 1958, 195 P. B. MARZULLO, Tre elegie di Properzio, Maia 1955, 163 Y. le MENN, Eléments et procédés du style de Prop. Mémoire de Dipl. Et. Sup. Fac. des Lettres de Paris (Rev. Etud. Lat. 1942, 174) MISCELLANEA Properziana, a cura del 1. Comizio, Assisi 1957 G. MORELLI, Filita di Cos., Maia 2, 1949, 1 P. M. NILSSON, Zur Erklärung von Prop. II 30, Eranos 1947, 37 Ε. Ν. O'NEIL, Cynthia and the moon, Class. Phil. 53, 1958, 1 E. PALUDAN, The development of the Latin Elegy, Class, et Mediaevalia IV, 1941, 204 E. PAOLI, Nota Properziana, Atti Accad. Agricolt. Verona 6, 8, 1956 - P u d i c i t i a Tarpeia (116), Riv. Fil. 35, 1957, 239 — In Properti Monobiblon commentationes, Bologna 1957 — Ancora sulla „Pudicitia Tarpeia", Riv. Fil. 36, 1958, 180 E. PARATORE, L'elegia III 11 e gli atteggiamenti politici di Prop., Palermo 1938 — Virgilio Giorgico e Prop., Atene e Roma 44, 1942, 49 A. LA PENNA, Properzio, Firenze 1951 P. PESCANI, Nota sulle eleg. 4 a e 5 a del III libro di Pr., Annali della R. Scuola di Pisa II, 1938, 419 — Un distico interpolato nella eleg. 115 a, Stud. It. di fil. class. 15,1939, 823

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LITERATURHINWEISE D. M. PIPPIDI, A propos de Prop. III 18, 32, Rivista class. 12, 1940, 152 L. POLLINI, Properzio-Lucano, Milano 1937 B. ROMUSSI, Lo sviluppo di Prop., verso la concezione di una nuova poesia politica ed etiologica, Philologus 94, 1940, 175 (dazu A. MAGARINOS, Emerita 8, 1941, 133) — Rapporti tra la poesia erotica de IV libro di Prop, e quelle dei libri precedenti, Riv. di fil. class. 1943, 57 A. ROSTAGNI, 'Ille ego qui quondam' e i progressi dell' Eneide. Riv. di fil. class. 17, 1939, 1 F. H. SANDBACH, Notes on Prop., The class, review 52, 1938, 211 - Prop. I 21, Proc. Cambr. Phil. Soc. 166/68, 1938, 12 F. SCHEIDWEILER, Schwierige Properzstellen, Hermes 88, 1960, 75 D. R. SHACKLETON-BAILEY, Propertiana, London 1955 FR. SOLMSEN, Propertius and Horace, Class. Philol. 43, 1948, 105 O. TESCARI, Properzio, Torino 1958 A. THIERFELDER, Zu drei Versen des Prop., Hermes 87, 1959, 480 A. TOVAR, Loci Propertiani, Hommages M. Niedermann, 1956, 324 H. J. WASZINK, Two remarks on Roman poets (honoratae aquae), Mnemosyne 2, 1949, 68 G. WIJDEVELD, Ad Prop. II 26, 49, Mnemosyne 10, 1941, 180 W. WIMMEL, Rom in Goethes Römischen Elegien und im letzten Budi des Properz, Antike und Abendland 7, 1958, 121 FR. WURZEL, Der Krieg gegen Antonius und Kleopatra in der Darstellung der August. Dichter, Diss. Heidelberg 1949 (H. Färber)

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