Die Priesterschrift von Numeri 1,1 bis 10,10. Literarkritisch und traditionsgeschichtlich untersucht

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkungen
Einleitung
1. Die Musterung der Israeliten 1 1-47
2. Die Lagerordnung 1 48—2 34
3. Die Musterung aller Leviten 3 1-51
4. Die Musterung der dreißig- bis fünfzigjährigen Leviten 4 1-49
5. Reinhaltung des Lagers 5 1-4
6. Zurückerstattung von Veruntreutem 5 5-10
7. Das Eifersuchtsordal 5 11—31
8. Das Nasiräat 6 1—21
9. Der aaronitische Segen 6 22—27
10. Opfergaben der Nesiim 7 1-89
11. Ausrichtung der Lampen des Leuchters 8 1-4
12. Die Levitenweihe 8 5-26
13. Das Nachpassa 9 1-14
14. Die Wolke 9 15-23
15. Die beiden Trompeten 10 1-10
Zusammenfassung der Teilanalysen Num 1 1—10 10
Exkurs 1: Die Personennamen Num 1 5b-15
Exkurs 2: Das Problem der Zahlen in Num 1
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis

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Kellermann • Die Priesterschrift von Numeri 11 bis 1010

Diether Kellermann

Die Priesterschrift von Numeri Ii bis 1010 literarkritisch und traditionsgeschichtlich untersucht

Walter de Gruyter & Co. Berlin 1970

Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft Herausgegeben von Georg Fohrer 120

© 1970 Walter de Gruyter & Co., Berlin 30, Genthiner Straße 13 Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Printed in Germany Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30 Archiv-Nr. 3822705

Vorwort Die vorliegende Arbeit hat im Jahre 1967 als Dissertation der evangelisch-theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen vorgelegen. Für den Druck ist sie überarbeitet und verändert worden. Die ursprünglich beigegebene Übersetzung vor jedem Abschnitt, die durch farbige Unterstreichungen das Ergebnis der Analyse veranschaulichen sollte, sowie die Gliederung des Textes wurden aus Gründen der Raumersparnis weggelassen. Die verschiedenen Schichten wären bei einem Druck der Übersetzung nur unter großen Schwierigkeiten voneinander abzuheben gewesen. Zudem wird in der Analyse immer auf den hebräischen Text Bezug genommen, so daß eine Ubersetzung nur ein Notbehelf wäre. Herrn Professor D. Karl Elliger danke ich für die Anregung zu dieser Arbeit und für wertvolle und unermüdliche Beratung. Außerdem gilt mein Dank Herrn Professor D. Dr. Georg Fohrer für die freundliche Bereitschaft, die Arbeit in die Reihe der Beihefte zur ZAW aufzunehmen. Tübingen, im Oktober 1969

Diether Kellermann

Inhaltsverzeichnis Vorwort

V

Vorbemerkungen

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Einleitung 1. Die Musterung der Israeliten 11-47 2. Die Lagerordnung 1 48—2 34 3. Die Musterung aller Leviten 3 1-51 4. Die Musterung der dreißig- bis fünfzigjährigen Leviten 4 1-49 5. Reinhaltung des Lagers 5 1-4 6. Zurückerstattung von Veruntreutem 5 5-10 7. Das Eifersuchtsordal 5 11-31 8. Das Nasiräat 6 1-21 9. Der aaronitische Segen 6 22-27 10. Opfergaben der Nesiim 7 1-89 11. Ausrichtung der Lampen des Leuchters 81-4 12. Die Levitenweihe 8 5-26 13. Das Nachpassa 9 1-14 14. Die Wolke 9 15-23 15. Die beiden Trompeten 10 1-10

2 4 17 32 49 63 66 70 83 95 98 111 115 124 133 140

Zusammenfassung der Teilanalysen Num 11-—10 10 Exkurs 1: Die Personennamen Num 1 5b-i5 Exkurs 2: Das Problem der Zahlen in Num 1

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Literaturverzeichnis

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Abkürzungsverzeichnis

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Vorbemerkungen Die Analyse behandelt jeden Textabschnitt für sich. Dabei ergibt sich eine Untergliederung durch die Untersuchung der kleineren Sinneinheiten. Diese Reihenfolge wird durch die Angabe der Verszahlen am Anfang des Abschnittes hervorgehoben. Die Zusammenfassung am Ende eines Kapitels will neben der gerafften Darstellung des Ergebnisses der literarkritischen Arbeit vor allem die traditionsgeschichtlichen Linien weiter ausziehen. Wenn nach einem Autorennamen im Text in Klammern nur die Seitenzahl vermerkt ist, dann ist immer der Kommentar zu Numeri gemeint. In den übrigen Fällen sind die Titel der zitierten Werke, die im Literaturverzeichnis vollständig aufgeführt werden, abgekürzt. Einige hebräische Termini wurden umschrieben und dann wie deutsche Fremdwörter gebraucht, zum Beispiel: Nasi, pl. Nesiim, Tamid-Brot u. a. Die Personennamen wurden, wenn es sich um öfter vorkommende Namen handelt, in der eingebürgerten Form, zum Beispiel Mose, Aaron, Eleasar, verwendet. Kapitel- und Versangaben ohne Buchbezeichnungen beziehen sich immer auf das Buch Numeri. Innerhalb eines Abschnittes beziehen sich Versangaben ohne Kapitelbezeichnung immer auf das behandelte Kapitel. Versteile werden durch a und b zur Bezeichnung der vor und nach dem Atnach stehenden Hälfte, durch a. ß. y usw. zur Bezeichnung der durch starke trennende Akzente gebildeten Untergliederung der Vershälften angegeben. * bedeutet, daß der Vers, +, daß der Abschnitt nur zum Teil gemeint ist.

Kell ermann

]

Einleitung Die sogenannte Priesterschrift (abgekürzt P) ist keine einheitliche Größe. Seit der bahnbrechenden Arbeit von J. Wellhausen, Die Composition des Hexateuchs (1889), rechnet man in der wissenschaftlichen Literatur mit einer Grundschrift (Pg), die überarbeitet oder ergänzt wurde, jedenfalls mit sekundärem Material durchsetzt ist. Im Kommentar zu Leviticus (HAT I 4, 1966) hat K. Elliger einen größeren Komplex innerhalb von P einer detaillierten Analyse unterzogen und dabei die Vielschichtigkeit dieses Abschnittes aufgewiesen. Die Analyse von Leviticus bestätigt, daß zum Verständnis von P die literarkritische Arbeit unumgänglich notwendig ist. Für das Buch Numeri wurde seit den Kommentaren von B. Baentsch, G. B. Gray und H. Holzinger (alle 1903 erschienen) erst wieder durch G. von Rad im Zusammenhang mit der Untersuchung der Grundschrift von P (Die Priesterschrift im Hexateuch, 1934) die analytische Arbeit in Bewegung gebracht. G. von Rad versuchte, die Grundschrift von P in zwei parallele Quellenstränge P A und P B zu zerlegen. Die Aufteilung in P A und P B wurde von K. Galling im Kommentar zu Ex 25—31 und 35—40 (in: G. Beer, Exodus, HAT I 3, 1939) übernommen und weitergetrieben. Die Doppelheiten reichen allerdings für eine derartige Spaltung nicht aus, wie es P. Humbert (ZAW 58, 1940/41, 30—57) für die Genesis nachgewiesen hat (Gegengründe auch bei A. Weiser, Einleitung, 126, und Ablehnung bei G. Fohrer, Einleitung, 198)1. G. von Rad selbst scheint Abstand von seiner These genommen zu haben; 1

Gegen die Zwei-Quellen-Theorie spricht auch die Analyse von K. Elliger zu Ex 28 6-30 (Ephod und Choschen, VT 8,1958, 19—35). K. Elliger weist drei verschiedene Schichten nach, die in einem zeitlichen Nacheinander entstanden sind. — Die jüngste Behandlung des Abschnitts bei K. Koch, Priesterschrift, 20ff., sucht ein Ritual zu entdecken, das sich über die drei von K. Eiliger gefundenen Schichten erstreckt. Dabei muß K. Koch mit größeren Umstellungen rechnen. Die einzige Auseinandersetzung mit K. Elliger auf S. 22 Anm. 4 zieht in Zweifel, daß die Brusttasche Ex 28 22 noch ohne Verbindung mit dem Ephod im Nacken des Priesters durch Metallkettchen (K. Elliger spricht von »aus Fäden von reinem Gold gedrehten Schnüren«, 29) jemals zusammengebunden war, und zwar mit dem Hinweis, daß dies ein »umständliches Verfahren« sei. Abgesehen davon, daß dieser Einwand nicht als bewiesen gelten kann, bleibt die Frage, wie der nach der Herauslösung des »Rituals« verbleibende Text im einzelnen zu deuten ist. Hierüber schweigt K. Koch. Bevor also der gesamte Text mit Einschluß des »Rituals« nicht eine sinnvolle Deutung erfährt, bleibt K. Elligers Analyse voll gültig, weil hier jede Schicht literarisch, kulturgeschichtlich und theologisch geklärt und eingeordnet werden kann.

Einleitung

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denn in seinem Genesiskommentar (ATD 2—4, 1949 ff.) übergeht er sie mit Stillschweigen. Da bei G. von Rad von vornherein nur Pg im Blickpunkt liegt, wird in seiner Arbeit ein sehr geringer Teil von Num 1—10 behandelt, weil die große Masse von Num 1—10 anerkanntermaßen nicht zu Pg, sondern zu den sekundären Schichten von P gehört (vgl. die Zusammenstellung: M. Noth, ÜPent, 17—19; K. Elliger, Sinn und Ursprung, ZThK 49, 1952, 121 f.). Da einerseits alle Analysen der Priesterschrift in Numeri das Gewicht auf die Herauslösung der Grundschrift legten und da andererseits jedoch durch den Kommentar zu Leviticus von K. Elliger gezeigt wurde, daß zum Verständnis der Priesterschrift alle Schichten gleichberechtigt untersucht zu werden verdienen, ist es notwendig, eine Untersuchung für die Fortsetzung der Priesterschrift im Buche Numeri vorzunehmen. Daß dabei der Abschnitt Num 11—10 10 gewählt wurde, hat zwei Gründe. 1. Num 1 l—10 10 gehört insgesamt zur Priesterschrift, so daß die Frage nach der Ausscheidung der anderen Quellenschichten (Jahwist, Elohist, Laien- bzw. Nomadenquelle) entfällt. 2. Num 11—1010 ist insofern eine Größe für sich, als der Inhalt des Abschnittes den Schluß des Aufenthalts der Israeliten am Sinai, der seit Ex 19 der Schauplatz des Geschehens ist, bildet. Mit 10 n beginnt dann wieder ein größerer Abschnitt, der die Wanderung bis ins Ostjordanland Num 21 schildert. Die vorliegende Untersuchung macht es sich zur Aufgabe, das sich an Leviticus anschließende zusammengehörige Stück der Priesterschrift Num 11—10 10 literarkritisch und traditionsgeschichtlich zu untersuchen.

1. Die Musterung der Israeliten 1 1-47 1-3

Die in allen Schichten von P beliebte erzählende Einleitung einer Jahwerede -lax*? nwa_1?X ni«T "DTl ist l erweitert durch zwei Ortsangaben TO ")3T»a und nsiö Vnxa, die sich nur hier miteinander verbunden finden. Die folgende Zeitbestimmung »erster Tag des zweiten Monats im zweiten Jahr des Auszugs aus Ägypten« läßt erkennen, daß zwischen E x 40 17 und Num 11 ein ganzer Monat angesetzt wird für die im Buche Leviticus mitgeteilten Ereignisse. Die Näherbestimmung a n s » anxs1? steht nur noch E x 16 l 19 l und Num 9 i . Vom sprachlichen Befund her läßt sich eine Ausscheidung der Zeitangabe nicht begründen. Die nun beginnende Jahwerede ist der Einleitung zufolge an Mose gerichtet. Die Aufforderung zur Musterung der Israeliten 2 f. ergeht jedoch im Plural INip 2acc. V. 3b beginnt wieder mit dem Plural npBH, und nachklappend wird durch »du und Aaron« erklärt, wer mit dem Plural gemeint ist. Diese Unstimmigkeit muß doch wohl so gedeutet werden, daß ursprünglich nur Mose angeredet war und daß erst später Aaron hinzugefügt wurde, wie das nachhinkende piWi nnx am Ende von 3 vermuten läßt. Daß Aaron an vielen Stellen erst sekundär mitbeteiligt wurde, läßt sich schon in Exodus zeigen (cf. G. Beer, Exodus, 36f.). Als ursprünglicher Text ist dann der Singular NW und Tpon anzunehmen, den Syr und den für npsn neben Syr auch Sam und SamTai8 vermutlich nachträglich wiederherstellen. Im Befehl zur Musterung werden die zu zählenden Personen genau bestimmt, indem von der jeweils übergeordneten Größe zur nächstfolgenden kleineren Einheit vorgeschritten und so der Personenkreis immer genauer aufgegliedert wird. Als weitester Zugehörigkeitsbegriff erscheint ms?, die sich in nnsüö gliedert. Durch das an Düno©»1? asyndetisch angeschlossene anas TTS1? wird die Terminologie der nachexilischen Zeit berücksichtigt. Die nnEtPö, die Sippe, war soziologisch gesehen nicht mehr von so entscheidender Bedeutung wie in früherer Zeit, sondern an ihre Stelle trat die Kleinfamilie, der 3N rca 2 (cf. L. Rost, Vorstufen, 38—84, besonders 56f.). In den verschiedenen zu Pg gehörenden Schichten wird noch häufig von der nns©» gesprochen, teils mit der Interpretation 3N rP3, teils ohne diese. Auch 2

3 K r r a gehört zu den Verbindungen, die den Plural nur durch Pluralisierung des nomen rectum bilden. m 3 N n , 3 bedeutet immer (cf. GK § 124r) »Familien«, obgleich die wörtliche Wiedergabe »Haus der Väter« auch an den Singular »Familie« denken lassen könnte.

1. Die Musterung der Israeliten 11-47

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die Reihenfolge der beiden Ausdrücke schwankt, die sachgemäßere ist nns©ö an rva; aber daneben findet sich auch 3N rva an erster Stelle, gefolgt von nnBWö, ohne daß sich daraus eindeutige Schlüsse für die Verteilung auf verschiedene Schichten ziehen lassen. Die Gliederung der ms? v. 2 könnte darauf hindeuten, daß ein Stück aus Pg vorliegt. Der Einleitungsabschnitt 1-3 ist zwar sehr weitschweifig, aber abgesehen von der Zufügung Aarons 3 b sowie der dadurch bedingten Änderung des Numerus der Verbformen wird man nicht an der literarischen Einheitlichkeit zweifeln können. Höchstens nnVlVi1? 2b sieht verdächtig aus nach niaw "IB0S3 und "iDt~173; denn durch diese beiden Bestimmungen ist die Einzelperson bereits klar genug definiert. Daß Vulg onW?!1? 2b und 18b nicht wiedergibt, besagt nicht viel. Im Musterungsbericht 20ff. steht der Ausdruck nur in den beiden ersten Abschnitten, in denen die Summe der Gemusterten der Stämme Rüben 20f. und Simeon 22f. mitgeteilt wird, während er in den folgenden Abschnitten ab 24 fehlt. Mit v. 4 kommt ein neuer Gedanke hinzu. Der Verfasser will der 4-15 Vorstellung Rechnung tragen, daß Mose (und Aaron) allein unmöglich in absehbarer Zeit über 600 000 Mann zählen konnten. Deshalb stellt er ihnen Musterungsadjutanten zur Seite. Sprachliche Unterschiede zum Vorhergehenden, die vermuten lassen, daß 4ff. nicht von demjenigen stammt, der 1-3 formulierte, sind: 1. die andere Vorstellung von der Organisation der Gemeinde. Nach 4 setzt sich HB» aus IT3 max zusammen, während nach 2 max 1V3 die nnDB?» interpretiert, aus denen sich die m » (ohne daß der Stamm nöö berücksichtigt wird) zusammensetzt. 2. das blasse ViT' mit b zur Einführung der Zählgehilfen, das im Gegensatz zur sehr prägnanten Ausdrucksweise 1-3 steht. Man könnte fragen, ob sich die Liste 5b-i5 organisch an 4 anschließt; denn die genaue Anweisung, was für Männer ausgewählt werden sollen v. 4, erscheint überflüssig, wenn anschließend deren Namen einzeln genannt werden (so M. Noth, Numeri, 20). Doch auch wenn eine vorliegende Namenliste aufgenommen wurde, erklärt sich, weshalb in 4 das Prinzip der Auswahl genau angegeben wird, nämlich damit der Leser weiß, daß die zwölf nicht irgendwelche Leute waren, sondern als Vorbild der Familienhäupter gelten, die dazu herangezogen wurden, ihre Dienste dem Funktionieren der Gemeindeordnung zur Verfügung zu stellen. Und deshalb könnte ebensogut die Liste von Anfang an mit 4 zusammengehören. Also gerade wenn das Verzeichnis der Namen 5b-i5 ursprünglich zu 4. 5a gehört, wird der Satz über die Auswahl erklärbar. — Auch das Verzeichnis der Männer, die bei der Landverteilung des Westjordanlandes Eleasar und Josua helfen sollen Num 34 i9b-28, das nach M. Noth (System 19) aus sehr später Zeit

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1. Die Musterung der Israeliten 11-47

stammt, ist ähnlich eingeleitet wie die Liste l s b - 1 5 . Nachdem 34 17 Eleasar und Josua genannt werden, wird 34 18 angefügt, daß je ein Nasi von jedem Stamm zur Landverteilung mit herangezogen werden soll. 3419 a trwisn ma» n*?Kl ist identisch mit 1 5 a. Da in Num 34 der Kopf der Liste nicht von der Liste selbst gelöst werden kann, dürfte auch 14. 5a kaum von 5b-i5 zu trennen sein. Aus den Namen der Zählgehilfen ergibt sich nicht eindeutig, daß die Liste alt ist (cf. Exkurs 1, S. 155 ff.). Vielmehr lassen die Mehrzahl der Argumente die Waagschale zugunsten der Vermutung sinken, daß das Namenverzeichnis eine junge Erfindung ist. Die Reihenfolge der Stämme 1 5-15 (Rüben —• Simeon —• Juda — Isaschar — Sebulon — Ephraim — Manasse — Benjamin •— Dan — Asser — Gad — Naphtali) ist von der Reihenfolge Gen 35 und Ex 1 etwas unterschieden. Levi wird übergangen; Joseph ist aufgeteilt in Ephraim und Manasse, und damit ist die Zwölfzahl wieder erreicht. Die vier auf die Mägde Bilha und Silpa zurückgeführten Stämme (Dan und Naphtali bzw. Gad und Asser) sind anders angeordnet, und zwar ähnlich wie Gen 49. Auch dort steht Dan am Anfang der Vierergruppe, und Naphtali bildet den Schluß wie Num 112.15. Die Folge Gad — Asser Gen 49 19. 20 ist allerdings Num 1 13.14 gerade umgekehrt. Die Anordnung Dan — Naphtali — Gad — Asser Gen 35 und Ex 1 bei P geht dagegen zurück auf die in der Erzählung begründete Gruppierung Gen 30 1-13 (Redaktor JE, cf. M. Noth, System, 10f.). Die Reihenfolge der Stämme 15-15 könnte also ebenso von einem älteren Schema (nämlich dem in Gen 49) abhängig sein, wie die Gen 35 und Ex 1 gebotene Anordnung abhängig ist von Gen 30. Daß Num li3f. Asser vor Gad steht, könnte durch Unachtsamkeit zustande gekommen sein, ist jedenfalls nicht von vornherein Anzeichen dafür, daß in Num 1 5-15 ein selbständiges altes Stämmeschema aufgenommen wurde. 16 Die durch 4.5a begründete Mitteilung der Namen der Zählgehilfen für jeden Stamm 5b-i5 erfordert keine Unterschrift, wie sie 16 angefügt ist. Beachtet man, daß die zwölf mit Namen genannten Helfer 5 einfach als OTMHTl bezeichnet werden und daß 17 wieder nur gesagt wird, daß Mose diese Männer (nVsn ffWJXn TN) nimmt, dann kann man fragen, ob 16 sekundär hinzugefügt ist. — Mit drei verschiedenen Bezeichnungen werden die Zählgehilfen in 16 charakterisiert: 1. m v n n m p (Qere, •wip Ketib Sam) taucht ähnlich nur noch 16 2 (nsna -inj?) und 26 9 (man nrij? Qere Sam, -wnp Ketib) auf. In Kap. 2, 7 und 10, wo die 1 5b-i5 genannten Männer wieder vorkommen, fehlt die Bezeichnung "Wlp. Die Form "Wip kann sowohl aktiven wie passiven Sinn haben (GK § 84 a. 1); das Schwanken der Textüberlieferung zwischen und ,Nl")f> ist nur so zu verstehen, daß der passive Sinn von "Wnp» auch für "Wij? anzunehmen

1. Die Musterung der Israeliten 11-47

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ist. Es handelt sich also nur um Vokalisierungsvarianten. Der Versuch W.A.Irwins (Qri'e ha-'edhah, A J S L 5 7 , 1 9 4 0 , 9 5 — 9 7 ) , den Ausdruck mit »announcers of the festivals« zu übersetzen, entbehrt nicht nur einer zutreffenden grammatikalischen Begründung, da W l p wie "Wij? passiv gemeint ist, sondern auch einer mit dem Text in Einklang stehenden. Daß die mi?n "Wlp von der Gemeinde gewählt oder abgeordnet wurden und daß sich hinter dieser Benennung ein eigenes Amt verbirgt, ist sehr unwahrscheinlich; denn 1 6 2 werden die 2 5 0 m s n ""inM zusätzlich als 1S1Ö '•inp, und 2 6 9 schließlich werden nur Dathan und Abiram als msn "W-ip bezeichnet. 2. n m a s m o a "W®! findet sich nur hier im Alten Testament. Daß der ipim in einer Beziehung zum Stamm steht, scheint nach den Untersuchungen von M. Noth (System 151—162) sicher zu sein3, daß allerdings niDö durch max ergänzt wird (wie nur noch 26 55 33 54), fällt auf. Sollte das darauf zurückzuführen sein, daß für den Verfasser der ax rP3 die soziologische Größe ist, die er kennt, während die Stammesorganisation überhaupt nicht mehr existiert, so daß er JTDN zu DIB» in Analogie zu IY13X IV2 hinzufügt ? Der komplexe Ausdruck a m a n n i ü ö läßt vermuten, daß es sich nicht um eine alte Benennung handelt. 3. binar» "^Vn '»in kommt bei P nur noch 10 4 vor. Es läßt sich zeigen, daß Pin vor allem bei P in enger Beziehung zu IVDN rra steht. Die D ^ K dagegen sind Untergruppen des Heerbanns, deren , Führer normalerweise DHZ? genannt werden (cf. L. Rost, Vorstufen, 68). Gegenüber der Vorstellung, nach der jeder Zählgehilfe Pin vnax~n,3V ist v. 4, dürfte die Bezeichnung der Männer als ""Win Vx'W 'dVn doch wohl Anzeichen der Handschrift eines anderen als des Verfassers von 4 sein. Die Anhäufung der »Titel« der Zählgehilfen 16 stammt also kaum von dem Autor, der 4-15 zu 1-3 hinzufügte. Auch der Ausführungsbericht knüpft mit 17 an 15 an. Im Gegensatz zu 16 werden die Zähl- 17-19 gehilfen wie 5a nur als D'WXn bezeichnet, und das bestätigt doch wohl die Ausscheidung von 16. Vers 18 setzt 17 ohne Bruch fort. Daß die Gemeinde erst versammelt werden muß, wenn sie gezählt werden soll, interessiert 1-3 und auch 2off. überhaupt nicht. Aber der Gedanke paßt vortrefflich zu den Überlegungen des Verfassers, der schon 4f. Zählgehilfen zur Musterung für notwendig hielt. Die Zeitangabe »erster (Tag) des zweiten Monats« i 8 a y wird unnötigerweise aus i b aufgenommen. Während das Datum 1 nur den Zeitpunkt, zu dem der Jahwebefehl an Mose erging, 8

Zum iTIM cf. noch L. Rost, Vorstufen, 69—75; neuerdings E . A. Speiser, Background and Function of the Biblical Näil, CBQ 26 (1963), 111—117.

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angibt, ist die Meinung v. 18 die, daß auch die Musterung am gleichen Tage stattfand. Der Jahwebefehl wurde nach Ansicht dieses Verfassers aufs pünktlichste ausgeführt. Die Wahl des Verbums weicht charakteristisch von wm~X1N HtM und T p S in 2. 3 ab. Das hitp. "tV" ist nur hier belegt und formal als Denominierung von nnVin (cf. GB sub voce und GK § 53g) anzusehen mit der Bedeutung »sich in die Geburtsregister eintragen lassen« (cf. auch L X X B E-rrcc^ovico = auf Tafeln einschreiben), l1?1 hitp. entspricht also ©IV im chronistischen Geschichtswerk. Die Situation von 2. 3 ist verlassen. Nach Jahwes Befehl sollen die Israeliten gezählt, gemustert werden, nach 18 dagegen ist in erster Linie die Feststellung der reinen Abstammung wichtig. Im Hintergrund dürften bereits Überlegungen und Erwägungen stehen, die Neh 7 und Esr 2 62f. ihren Niederschlag fanden, und das heißt doch wohl, daß der Verfasser von 18 die Verhältnisse seiner Zeit zurückprojiziert. Die Reinheit des Stammbaumes spielt erst in nachexilischer Zeit eine entscheidende Rolle. Die Abtrennung von 4fi. als einer anderen Schicht gegenüber 1-3 wird durch 18 nochmals bestätigt. Die Näherbestimmungen nach n ^ T I entsprechen denen vor 2ay. bcc.3aa. I s r V s 2bß und Vmwa N32S NX 1 "^ 3aß wird nicht wiederholt, doch wohl aus dem gleichen Grund, der den Wechsel im Verbum verursachte, daß nämlich die Musterung nicht mehr von der militärischen, sondern von der genealogischen Seite betrachtet wird. DnViVJ1? am Ende von 18 betont, daß es auf die Einzelperson ankommt. Der Ausdruck steht an dieser Stelle sinnvoll, während er 2 (am Ende) verdächtig wirkt. Wenn Dn*?!1?!1? v. 2 erst später hinzugefügt wurde, dann könnte der Zusatz auf Grund von 18 entstanden sein. Schließt sich 19 als vorläufiger Abschluß an den Ausführungsbericht i7f. an ? Nach masoretischer Meinung bildet 19 ein Satzgefüge. Jedoch ist die Fortführung eines mit "ltPND beginnenden Satzes durch 1 consecutivum anstelle von p ungewöhnlich. Die einzige Parallele E x 16 34 beweist nicht, daß die Konstruktion Num 119 möglich ist; denn mit E x 16 34b beginnt ein neuer Satz, und vor der Formel ist vermutlich mit einem Textausfall zu rechnen (cf. BHK z. St.). Die von J . A. Paterson (41) vorgeschlagene Umstellung von Num 119a und b kann den Text nur notdürftig glätten. Versteht man mir ms UMO rwa~r)X 19a als Abschlußformel zu 17.18 und trennt man 19b " m » 3 mps"1! TO von i9a, dann löst sich die Schwierigkeit aufs einfachste. Daß die Gemeinde versammelt werden soll und daß sich ihre Glieder in die Geburtsregister eintragen lassen sollen, geht aus der Jahwerede 2-16 nicht hervor. Um nun zu beteuern, daß das Vripn und nVrn genauso legitimiert sei wie die folgende Musterung, fügte der Verfasser die Formel 19 a als Abschluß hinzu.

1. Die Musterung der Israeliten 1 1-47

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17-19 a bildet eine Einheit ohne Nähte und Sprünge. Als Verfasser kommt mit hoher Wahrscheinlichkeit derselbe in Frage, von dem 4-15 stammt. Nachdem v. 17 als Subjekt ausdrücklich Mose, Aaron und die zwölf Zählgehilfen angegeben werden, fällt der Singular D'TpDvi 19 b auf. Da ursprünglich Mose allein den Auftrag zur Musterung erhielt 1-3 und da die Hinzufügung Aarons und die der zwölf Nesiim sekundäre Erweiterungen sind, könnte 19b mit 1-3 zusammengehören. Dafür sprechen das Singularsubjekt des Verbums, der Gebrauch der Wurzel 1j?S wie 3 b und die Lokalisierung TO 13103 wie 1. Es dürfte demnach kaum zweifelhaft sein, daß mit 19b der Ausführungsbericht der 1-3 von Jahwe geforderten Musterung der Israeliten beginnt. Die Musterungsergebnisse 20-43 sind für die zwölf Stämme jeweils nach einem Schema aufgeführt. Der Kopf der Liste zeigt einige Abweichungen von diesem Schema. In zehn Fällen (v. 22. 24. 26. 28. 30. 32. 34. 36. 38. 40) beginnt die Mitteilung der Summe mit "'IS1? und folgendem Stammesnamen. Beim ersten Glied dagegen setzt die Aufzählung mit einem Verbalsatz " , J3 v m ein, und beim letzten Glied 42 werden die Angaben nur durch '"'13 und den Stammesnamen eröffnet. '"'13 42 in '"mV mit nonn Mss Sam LXX Syr Vulg zu ändern, empfiehlt sich nicht, weil '""IS1? als Vereinheitlichung mit den übrigen zehn Fällen erklärbar ist, das bloße "ro dagegen könnte, wenn die Musterungsergebnisse 20ff. ursprünglich in einem sehr viel kürzeren Text mitgeteilt worden waren (cf. B. Baentsch 445f.), die Statistik der Summe für jeden Stamm eingeleitet haben. Auch v. 20 ist dann '"M der ursprüngliche Beginn, dem sekundär v m vorgesetzt wurde, um die Statistik mit den erzählenden Versen 17-19 zu verbinden. VniW 1 3 3 20 muß spätere Hinzufügung zu p l X I sein; denn in 20ff.sind die Namen eindeutig als Stammesnamen durch das davorstehende ' '"»aa (V) ausgewiesen. Wenn 20 durch ^Kltt?"' 1 3 3 der Stammesname Rüben als Eponymenname aufgefaßt wird, so kann es sich dabei nur um einen Zusatz handeln. Der Hinzufüger hat vermutlich ein besonderes Interesse am Erstgeborenen. R. Borchert (Stil und Aufbau 54. 61 f. 72) möchte wegen der Erwähnung des 1 3 3 auf Abhängigkeit vom Toledotbuch schließen, wo das gleiche Interesse am Erstgeborenen greifbar sei. Wahrscheinlicher ist es jedoch, eine Verbindung zu räumlich näherliegenden literarischen Schichten zu suchen. In Kap. 3 finden sich Abschnitte von einem Verfasser, der großes theologisches Interesse an der Auslösung der Erstgeburt hat. Sollte der Zusatz VKIfiP 133 nicht auf eine der an Kap. 3 beteiligten Hände zurückgehen ? Auch das sich an bNIET1 133 anschließende am^in dürfte kaum ursprünglich sein. DmVin findet sich zwar in allen zwölf Abschnitten, aber die asyndetische, appositionelle Stellung macht den Ausdruck

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verdächtig. L X X Vulg Syr haben durch ihre Übersetzung, als stünde vor DmVin wie bei anno®»*? und QMS rvaV, die Schwierigkeit behoben. In den Abschnitten 1-19 und 44-47 ist nirgends von mbin die Rede, und das läßt an einen Zusatz denken. In Num 1—10 kommt mVin nur noch Num 3 1 vor, und zwar im gleichen Sinne wie an den restlichen Stellen in P (Gen 2 4 5 i 69 10 1 1110. 27 25 12. 19 36 1.9 371). Da auch 133 nach Num 3 wies, könnte es sich bei DmVin wie bei Vs'W nsa um Hinzufügungen der gleichen Hand handeln, die vielleicht auch in Num 3 mitbeteiligt ist. Sowohl Gen 37 1 als auch Num 3 1-4 lassen deutlich werden, daß das Interesse an den Toledot eng zusammenhängt mit der Hochschätzung und besonderen Bewertung des Erstgeborenen. Die weiteren Bestimmungen in 20ff. von DnnDPö1? an bis K3X X2r stimmen genau überein mit 2ayb. 3 a (ohne VN1W3). Sie sind vielleicht von dort entlehnt und erst sekundär in jedem Abschnitt über die Musterungssummen der einzelnen Stämme nachgetragen. Wenn der Text 20ff. erst zum jetzigen Bestand angewachsen ist, dann dürfte die keineswegs notwendige Wiederholung der Bestimmungen, welche Leute zu zählen sind, aus 2. 3 doch wohl als spätere Erweiterung gelten. Auffällig ist bei diesen Wendungen, daß "IDT_1?3 DnVl1?!1? in umgekehrter Reihenfolge zu der am Ende von 2 steht und daß beide Ausdrücke nur beim ersten und zweiten Glied, also bei Rüben und Simeon 20 und 22, vorkommen, von 24 ab jedoch fehlen. Das könnte so zu deuten sein, daß nnVi1?!1? erst später hinzukam, und zwar deshalb, weil es, als die Näherbestimmungen der zu musternden Personen aus 2. 3 exzerpiert wurden, in 2 noch nicht vorhanden war. Der Ausdruck "DT-bo muß dann zusammen mit DIiVjM? in den formularhaften Text aufgenommen worden sein. Weshalb die beiden Ausdrücke nur in den beiden ersten Fällen nachgetragen wurden, läßt sich nicht mehr klären. Auffällig ist schließlich das asyndetische Nebeneinander von ""laV *]0V und O'HSH "»IS1? v. 32. Beide Namen stehen nicht auf gleicher Stufe; denn für den Stamm Joseph wird keine Gesamtsumme mitgeteilt. *]0V ""IsV ist also hinzugefügt. Im weiteren Verlauf von Numl—10 wird ein Stamm Joseph nicht mehr erwähnt, weder Num 2 noch 7 noch 10 14-28. Erst die sehr junge und vermutlich sekundäre Kundschaft erliste Num 13 4-15 bietet den Namen Joseph wieder. Aber die Liste Num 13 ist wohl aus anderen Traditionen herzuleiten als die Stammeslisten in Num 1—10 (cf. M. Noth, System, 19f.). In den beiden im bisherigen Verlauf der P-Erzählung vorkommenden Stammeslisten Gen 35 22b-26 und E x 1 1-4, die ihrerseits von der älteren Aufzählung Gen 29 31 ff. abhängig sein dürften, wird einerseits Levi als Stamm der dritte Platz zugestanden, andererseits wird Joseph als ein Stamm, noch nicht in Ephraim und Manasse aufgeteilt, angeführt. In Num 1—10 wird dem Stamm Levi eine Sonderstellung eingeräumt,

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die schon dadurch ihren Ausdruck findet, daß zwei ganze Kapitel (3 und 4) über Musterung und Dienst der Leviten handeln. Es hat den Anschein, daß in Num 1 der Unterschied zwischen den Listen, in welchen Levi als Stamm gezählt, und denen, in welchen Levi nicht erwähnt wird, ausgeglichen werden soll. Durch den Zusatz *]0V ''Ja1? v. 32 sollen vermutlich die Stämme Ephraim und Manasse in Joseph zusammengenommen werden, so daß wieder Raum für Levi entsteht, dessen Sonderbehandlung v. 47 ausdrücklich bekräftigt wird. Genauso ist natürlich «lOV v. 10 zu beurteilen4. Die Liste der Musterungssummen 20ff. erfuhr demnach nicht nur verschiedene Zusätze, sondern dürfte insgesamt zum jetzigen Bestand erst angewachsen sein. Es ist schwer vorstellbar, daß der Name des Stammes innerhalb der beiden über die jeweilige Summe handelnden Verse zweimal vom gleichen Verfasser genannt wird, zuerst mit und anschließend mit "Hütt1? eingeführt. Vermutlich war sofort an ein einfaches "'la mit Namen des Stammes die Zahlangabe 21 b. 23b. 25b. 27b. 29b. 31b. 33b. 35b. 37b. 39b. 41b. 43b angeschlossen. Der restliche Text ist eingefügt aus 2. 3. Die Aufblähung der Liste der Musterungssummen wird auf den Mann zurückzuführen sein, der nach 1-3 bereits einen größeren Zusatz anbrachte, in 4 auch von nöö sprach und schon i7f. auf die Einleitung 1-3 zurückgriff. Der ursprüngliche Text 20ff. war ganz auf die Mitteilung der Zahlen hin angelegt. Über Herkunft und Zweck der einzelnen Zahlen läßt sich wenig mit Sicherheit sagen (vgl. Exkurs 2, 159ff.), so daß sie zur Analyse nicht viel beitragen können. Es scheint, daß die Zahlen als junge Bildungen anzusprechen sind. Hinter ihnen verbergen sich kaum alte Traditionen, und das könnte darauf hindeuten, daß auch die Stämmeanordnung 20ff. kein altüberliefertes Schema darstellt. Die Reihenfolge der Stämme in 20ff. stimmt im großen und ganzen mit der in 5fl. überein. Nur der Stamm Gad 24f. rückte von der vorletzten Stelle in 5 ff. an die dritte Stelle nach Rüben und Simeon und vor Juda. L X X ordnet Gad nach Benjamin 36f. und vor Dan (MT 38f.) ein. So ergibt sich für die Mägdestämme die im Alten Testament nirgends belegte Folge Gad — Dan — Asser — Naphtali. Sie läßt sich nur als sekundäre Korrektur nach 5ff. verstehen. L X X wollte Gad wieder mit den Bilha- und Silpa-Stämmen vereinigen und setzte den Stamm einfach vor die Trias Dan — Asser — Naphtali, die sich erst nach Herauslösung von Gad in 5-15 ergibt. — Wie ist es zu erklären, daß Gad in 20ff. an die dritte Stelle im Schema der zwölf Stämme vorrückte? Der dritte Platz gehört in der Regel dem Stamme Levi, der in Num 1 aus dem Stämmeschema herausgeschnitten wurde. M. Noth (System 4

In dem Musterungsverzeichnis Num 26 ist Joseph ebenfalls sekundär hinzugefügt. Num 26 28 geht wahrscheinlich auf das Vorbild in Num 1 zurück.

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14) meint, daß die Ausscheidung von Levi »eine Lücke hinterließ, die man als störend empfand und die man, durch das Einschieben von Gad, zu schließen für angebracht hielt«. Das war nach M. Noth deshalb möglich, weil »die Gruppe der vier Stämme Dan, Gad, Asser, Naphtali noch nicht so fest abgeschlossen war, als daß man nicht einen von ihnen hätte herausnehmen und an eine andere Stelle versetzen können«. M. Noth möchte ja die verschiedenen Stämmelisten Gen 49, Num 1 und Num 26 aus der Richterzeit ableiten und sie »als Wiedergabe von drei zeitlich nacheinander in Geltung stehenden Formen des Systems betrachten und sie in folgende chronologische Ordnung bringen: Gen 49 — Num 26 — Num 1« (System 25). Da sich die Namenliste Num 1 5-15 nicht eindeutig als alt bestimmen läßt (vgl. Exkurs 1,S. 155ff.), die Namensbildungen sogar eher darauf hindeuten, daß es sich um junge Formen handelt, muß die Frage gestellt werden, ob sich für die Wahl von Gad als Ersatz für Levi auch in später Zeit Gründe finden lassen. A. Kuschke (Lagervorstellung 97) machte darauf aufmerksam, daß Gad für eine Umstellung deshalb in Frage kam, weil die drei anderen Stämme Dan •— Asser —- Naphtali eine siedlungsgeographische Einheit bilden und deshalb nicht auseinandergerissen werden konnten, »während Gad mit seinem Siedlungsraum im Südosten den Stämmen Juda, Rüben und Simeon näher lag«. Allerdings sieht auch A. Kuschke die Reihenfolge in Num 1 als »altüberliefert«, »auf die Tradition der altisraelitischen Amphiktyonie« zurückgehend, an. In Num 1 ff. wird jedoch die Sonderstellung Levis theologisch begründet, der Stamm Levi bildet den inneren Lagerring zum Schutz der Israeliten 1 53, die Leviten sind Ersatz für die Erstgeburt der Israeliten 3 30ff., sie sind ausgesondert zum Dienst 8 5ff., auch 18 1-7, und deshalb ist es natürlich, daß der Stamm Levi nicht mit den übrigen Stämmen Num 1 20ff., sondern für sich gemustert wird, weil die Summe der Leviten als Auslösesumme der Erstgeburten von besonderer Bedeutung ist. Es ist also ebensogut möglich, ja sogar wahrscheinlicher, daß die von A. Kuschke angeführten Gründe für eine Umstellung von Gad, um die Lücke zu schließen, die durch die Abtrennung von Levi entstanden war, erst in junger Zeit den Verfasser von 20ff. zur Abänderung des alten Stämmeschemas bewogen hat. Die Anordnung 2off. wird gegenüber der in 5ff. ursprünglich sein; denn auf sie wird in Num 2, 7 und 10 zurückgegriffen. Die Reihenfolge 15ff. muß dann als sekundär geschaffenes Zwischenglied verstanden werden, das die neue Ordnung ohne Levi an die Reihenfolge in Gen 49 anpaßt. 44-47

Der Abschnitt 44-47 ist genausowenig einheitlich wie die vorhergehenden Teile des Kapitels. Der Beginn der Sätze 45. 46 ist so ähnlich, daß man beide Sätze für Dubletten halten möchte, und zwar dürfte 45 lediglich ffHpBn'Vs v m 46aa erläutern wollen. Das Verbum ist gleich. Die Näherbestimmungen stammen alle aus dem Befehlsbericht 1-3:

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anp>B wird (wie 2 aß die m » ) determiniert durch ^ITW m . Die Altersangabe nVvni m® D"n®5? 45ba ist identisch mit 3aa. 18 und zwölfmal in 20ff. "rx-wa t a x xy1?? 45 bß stimmt überein mit 3 a ß , während bei der zwölfmaligen Wiederholung der Wendung in 20 ff. VtnBra wegfiel. Auffällig ist nur das bloße DMX n'31? — Sam L X X bieten DIUOS1? wie 152 —, das sonst ( 2 . 1 8 und zwölfmal in 20ff.) regelmäßig nach Dnno&ö1? steht. Man kann vermuten, daß für den Verfasser von 45 die Gliederung nach IHN rca geläufiger ist und daß er die nnBtPü wegläßt, weil für ihn die Sippen als soziologische Einheiten keine Wirklichkeit mehr sind. Aber da 45 genauso als sekundäre Auffüllung zu verstehen ist wie der jetzige Text um die Musterungssummen der zwölf Stämme, also vom gleichen Verfasser stammen wird, kann ünnDürf? auch aus Versehen vergessen worden sein; denn 2oft. steht onnstm'? j a zwölfmal vor Drau iraV. Ist etwa 44 vom gleichen Verfasser hinzugefügt ? R. Borchert (Stil und Aufbau 70) betont, daß »nVx als Subjekt eines Nominalsatzes, dessen Prädikat zusammenfassend den Gegenstand der vorausgegangenen Liste nennt, von den Schlußformeln der Toledot her bekannt« sei (vgl. Gen 19 2 1 . 31. 32 25 16 35 5b). R. Borchert sucht auch an anderen Stellen nach Zusammenhängen zwischen den von P überlieferten Listen und den alten Toledot, ohne jedoch diese Verbindung näher charakterisieren zu können. So muß er auch bei 144-46 zugeben, daß »die Schlußnotiz . . . so stark ausgeweitet« ist, »daß sie wirklich nur noch mit ihren ersten beiden Wörtern an die alten Schlußformeln erinnert«. Gesteht man dem Verfasser von 44 diese Erinnerung zu, dann könnte die Nachahmung des Stiles der Toledotlisten Anzeichen dafür sein, daß 44 vom gleichen Verfasser stammt wie 16, wo die Liste der zwölf Zählgehilfen ebenfalls mit nVx abgeschlossen wird. Vers 44 setzt voraus, daß Mose, Aaron und die zwölf Männer die Musterung durchgeführt haben, und das bedeutet, daß dem Autor 17 und damit die ganze Einfügung 4-15. 17-19 bekannt ist. Der wenig sinnvolle Satz rn T,n3N~n,317 inX'WN r s 44b kann verbessert werden, indem nach irm-STN WK aus 4 B?*n B^X naab eingefügt wird. Man könnte vermuten, daß der Verfasser beim Exzerpieren mit dem Text 4aß. b nicht zu Rande kam; aber die Hinzufügung von nöa1? IHK HD»1? in Sam und L X X scheint auf Textbeschädigung hinzudeuten, die nachträglich geheilt wurde. — Wenn die Zählgehilfen ausdrücklich als VxiW bezeichnet werden, dann wird man kaum fehlgehen, beim Autor von 44 auch die Kenntnis von 16, wo zum einzigen Mal sonst in Kap. 1 die zwölf Männer Nesiim genannt werden, vorauszusetzen, ja es dürfte nicht zu gewagt sein anzunehmen, daß 44 und 16 vom gleichen Verfasser stammen. Im letzten Satz des Abschnitts 4 4 - 4 7 wird ohne irgendeine Vorbereitung die Feststellung getroffen, daß die Leviten nicht mitgemustert

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wurden. Die Betonung dieser Tatsache, die sich als Selbstverständlichkeit aus den für die zwölf Stämme ohne Levi angegebenen Einzelsummen 20ff. entnehmen läßt, muß ihren besonderen Grund haben. Ein Gegensatz zur später in Kap. 3 und 4 doch vorgenommenen Musterung kommt in 1 47 nicht zum Ausdruck, wie B. D. Eerdmans, The Composition of Numbers (OTS 6,1949,108), meint, sondern durch DDIM wird nur die Sonderstellung des Stammes Levi unter den anderen Stämmen Israels hervorgehoben. 47 wird ähnlich 2 33 wiederholt und bereitet die besondere Musterung der Leviten in Kap. 3 und 4 vor. Die masoretische Texteinteilung kennzeichnet 44-47 als einen eigenen durch je eine Petuha gekennzeichneten Abschnitt. Die neue Einleitung 48 spricht dafür, daß diese Einteilung mit Recht vorgenommen wurde. Die Versuche (z. B. von H. Schneider 8; K. F. Krämer 7; A. Drubbell7 und J. Marsh 147f.), 47 doch zu 48ff. zu schlagen, müssen daher abgelehnt werden. P. Heinisch (19) erwägt, 47 nach i - i 9 a zu stellen, ähnlich wie schon H. Holzinger (3) v. 49 hinter 3 anbringen wollte, wodurch dann 47 an der jetzigen Stelle durch 49 begründet wäre; aber solche Umstellungen lassen sich durch nichts rechtfertigen. Nun konnte bereits bei der Behandlung des Stämmeschemas (s. o. S. lOf.) wahrscheinlich gemacht werden, daß durch den Zusatz *]OV ""Ja1? 10. 32 die Zusammengehörigkeit von Ephraim und Manasse betont und so Raum gelassen wird für den Stamm Levi. *]OV 10. 32 könnte deshalb vom gleichen Verfasser wie 47 stammen. Daß in 47 von DDax noa die Rede ist wie in Kap. 1 nur noch v. 16, könnte weiter zeigen, daß 16 und 47 ebenfalls vom gleichen Autor herrühren, der auch 44 anfügte. Demnach ist der ursprüngliche Schlußsatz in 46 erhalten; er wurde in gleicher Weise wie die Mitteilung der Einzelsummen 20ff. erweitert durch 45, und noch später fügte der Verfasser von 16 die Verse 44 und 47 hinzu. Läßt sich nun die Primärschicht, also i-3+. 19b. 20-43+. 46, innerhalb von P genauer lokalisieren? Vergegenwärtigt man sich den Aufbau der Grundschrift der priesterlichen Geschichtserzählung, so erwartet man nach der Regelung des kultischen Lebens auch eine gewisse Ordnung der Gemeinde. Die Bestandsaufnahme der wehrfähigen Gemeindeglieder wird der erste Punkt der Gemeindeordnung sein. Damit kann gleichzeitig »die Auswirkung des den Vätern verliehenen Segens« demonstriert werden; denn das Volk ist »seit den Tagen Jakobs und Josephs ja beträchtlich gewachsen« (K. Elliger, Sinn und Ursprung, 128). Es spricht also nichts dagegen, daß i-3 + . 19b. 20-43+. 46 zu Pg zu stellen ist. Der Befehl zur Musterung ergeht wie Ex 25ff. nur an Mose, obwohl Ex 25 ff. der Sinn gewiß nicht der ist, daß Mose die Geräte selbst anzufertigen hat (vgl. Ex 3510 37 1). Wenn also die ursprüngliche Schicht in Num 1 Pg ist, dann wird die Ausscheidung der Nennung der Zählgehilfen nochmals gerechtfertigt; denn in Pg wird nicht aus-

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führlich darüber reflektiert, wie Mose den Befehlen Jahwes nachkommen konnte. -— Das Datum 11 kann allerdings nicht Pg sein; denn durch die Zeitangabe 1. II. 2. Jahr wird, wie oben (S. 4) bereits festgestellt, zwischen Ex 40 17 (1. I. 2. Jahr) und Num 11 ein ganzer Monat angesetzt. Diese Zeitspanne berücksichtigt mehr als nur den von Pg berichteten Beginn des Kultus Lev 8—10, wofür höchstens eine Woche (Priesterweihe sieben Tage Lev 8, am achten Tag Aarons erste Opferhandlung Lev 9) veranschlagt werden muß. Durch die Zeitangabe Num 11 werden also außer den zu Pg gehörenden Kapiteln Lev 8—10 sekundär in die Erzählung aufgenommene Stücke von Leviticus berücksichtigt. Wenn das Datum nicht Pg angehört, könnte man fragen, ob auch die beiden Ortsangaben (oder eine davon) erst später zur Einleitung hinzukamen, aber entscheiden läßt sich diese Frage nicht. Zusammenfassung

Der Abschnitt Num 11-47 über die Musterung der Israeliten hat demnach folgende Entstehungsgeschichte: 1. Am Anfang steht eine Schicht, zu der ia (mit "lös1?). 2 (ursprünglich Singular NtP für 1KV und vielleicht ohne onVlVl1?) . 3 (ursprünglich Singular Tj?Bn für n p a n und ohne pflKl iinx). 19 b, ein Grundbestand von 20-43, nämlich die durch """Ja mit Namen des Stammes eingeleitete Angabe der einzelnen Summen 21b. 23b. 25b. 27b. 29b. 31b. 33b. 35b. 37b. 39b. 41b. 43b, und v. 46 zu rechnen ist. Der Auftrag Jahwes ist nur an Mose gerichtet, und dementsprechend wird die Ausführung 19b allein durch Mose berichtet. Die Mitteilung der einzelnen Musterungssummen 20ff. nimmt den größten Raum ein. Nichts spricht dagegen, daß diese Schicht zur Grundschrift der priesterlichen Geschichtserzählung gehört. Die Vorstellung, daß eine Volkszählung mit militärischem Ziel5, wie es Num 1 durch die Wurzel IpS v. 3. 19b und durch JOS v. 3 zumindest mit angedeutet wird, einen Verstoß gegen die Regeln des Heiligen Krieges bedeutet und den Zorn Jahwes heraufbeschwören muß (cf. II Sam 24 iff.), spielt in Num 1 keine Rolle mehr. Auch Ex 32 32f. (E) wird betont, daß Buchführung ein Vorrecht Jahwes ist. Daß Musterungen in der Geschichte Israels vorgenommen wurden, läßt sich aus II Chr 14 7 (unter Asa) 17 i3b-i8 (unter Josaphat) 25 5 (unter Amasja) und 26 uff. (unter Ussia) entnehmen, vgl. auch II Reg 15 i9f. und Gen 14 14. Der Wahrheitskern, der den Chronik6

Auch die Altersangabe läßt daran denken, daß es sich bei der Zählung um militäri" sehe Musterung handelt, vgl. das Wehrpflichtalter II Chr 25 5. Als Parallele läßt sich die Dienstpflicht der Spartiaten vom 20. Lebensjahr an beiziehen. In Athen begann das Wehrpflichtalter dagegen schon mit dem 18., in Rom sogar schon mit dem 17. Lebensjahr, cf. Lexikon der Alten Welt, Heerwesen, 1219—1222.

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stellen zugrunde liegen dürfte, kann als Tradition für Pg die Abfassung des Berichtes einer ausdrücklich auf Jahwes Befehl zurückgehenden Musterung beeinflußt haben. Die großen Zahlen sollen vermutlich zeigen, wie sehr das Volk, nach Meinung des Verfassers, angewachsen ist. Der den Vätern verliehene Segen hat sich ausgewirkt. 2. Ziemlich früh, doch vielleicht erst nachexilisch, wurde der Auftrag zur Musterung auch auf Aaron ausgedehnt. Das geschah durch Veränderung der ursprünglich im Singular stehenden Verbformen N® 2 in IN® und npon 3 in Hj?Bn und durch Hinzufügung von nrtK pnxi in 3 b. 3. Das Gros der restlichen Erweiterung, nämlich ib (ohne "TON1?). 4-15 (ohne ioaa). 17-19a, die gleichlautenden Auffüllungen in 20ff. (ohne Vx'W 133 in 20, ohne das zwölfmalige omVin sowie ohne "DT_1?3 Dil1?!1?!1? in 20. 22 und ohne i]DV in 32) und 45 stammt von e i n e m Verfasser. Dieser Autor fügte auf Grund der Überlegung, daß Mose und Aaron in absehbarer Zeit die Musterung nicht durchführen konnten, Zählgehilfen ein. Daß er dabei älteres Material, etwa eine Hieromnemonenliste aus der Richterzeit 5b-i5 verwendet hat, ist sehr unwahrscheinlich. Nicht auszuschließen ist jedoch, daß er einen Teil der 24 Namen tatsächlich aus einer nicht näher identifizierbaren Quelle bezogen hat. Die Reihenfolge der Stämme verändert dieser Verfasser gegenüber der in 20ff.dergestalt, daß der Stamm Gad, der in 20ff. an die Stelle von Levi aufgerückt war, wieder mit den Mägdestämmen vereinigt wird. Unter einer Musterung versteht er in erster Linie die Eintragung in die Geburtsregister v. 18, und das deutet darauf hin, daß er vermutlich in frühnachexilischer Zeit schreibt; denn erst in dieser Periode der Geschichte Israels wird der Nachweis des reinen Stammbaums wichtig. Durch die Wiederholung des Datums aus v. 1 bringt er zum Ausdruck, daß der Jahwebefehl aufs pünktlichste ausgeführt wurde, nämlich noch am gleichen Tage, an dem er erging. Die Abschlußformel 19 a wendet dieser Verfasser geschickt dazu an, um seine Hinzufügungen, daß die Gemeinde versammelt wurde und daß die Musterung im Einschreiben in die Geburtsregister bestand, als von Jahwe befohlen auszuweisen. — Daß die 20ff. mitgeteilten Ergebnisse der Musterung der Stämme in einem aufgeblähten Textzusammenhang stehen, läßt sich aus der Wiederholung der Stammesnamen ersehen. Die Abänderung des ursprünglichen '"Ua mit Stammesnamen in "'ja1?, die Näherbestimmungen von onnötfa1? an bis H3X KS^'rD, die aus 2. 3 wiederholt sind, und die Einführung der Zahl durch DJTHpD "nea1? mit Stammesnamen gehen auf diesen Verfasser zurück, wie die gleiche Arbeitsweise, nämlich Rückgriff auf den Jahwebefehl 2. 3, schon in 18 folgern läßt. In dieses Büd fügt sich auch 45 ein.

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2. Die Lagerordnung 1 48—2 34

4. Noch später wurden folgende Hinzufügungen angebracht: 16. 44. 47, *10V •'UV in 10. 32, ViCW in 20, amVin in 20. 22. 24. 26. 28. 30. 32. 34. 36. 38. 40. 42 und »ISfVa nnVlVlV v. 20. 22, vermutlich auch DPi,7a,?l,7 in v. 2. Vielleicht rühren sie alle von ein und demselben Verfasser her. Er macht die Zählgehilfen zu Nesiim, und das heißt für ihn, daß sie von bedeutendem Ansehen sind v. 16. Im gleichen Stil wird 44 nochmals erwähnt, daß neben Mose und Aaron die zwölf Nesiim die Musterung durchgeführt haben. Wenn 47 betont wird, daß die Leviten nicht zusammen mit den übrigen Stämmen gemustert wurden, was sich aus der Aufzählung 20 ff. von selbst ergibt, so soll damit einerseits hingewiesen werden auf die Kap. 3 und 4 berichtete besondere Leviten-Musterung und andererseits der Stamm Levi doch noch in eine Verbindung zu den 20ff. aufgeführten zwölf Stämmen gebracht werden. Der Zusatz *]DV "MV v. 10. 32 dürfte aus diesem Grunde angebracht worden sein. Durch ihn wird hervorgehoben, daß Ephraim und Manasse zusammengehören, so daß Raum bleibt für Levi. Wahrscheinlich ist auch Vmw "D3 v. 20 sowie BnVin zwölfmal in 20ff. und "lDT-^D anVlVlV v. 20. 22 von demselben Manne eingefügt, der 16. 44 und 47 verfaßte.

2. Die Lagerordnung 1 4 8 — 2

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Die Lagerordnung, die sich an den Musterungsbericht 11-47 anschließt, ist nicht einheitlich. Im Abschnitt 148-54 werden nur in 52f. Vorschriften über das Lagern mitgeteilt, während die übrigen Verse von den Leviten, von ihrem Dienst und von ihrer Ausnahmestellung bei der Musterung handeln. Die eigentliche Lagerordnung liegt in Kap. 2 vor. Aber auch hier sind neben den Regelungen, die das Lagern der Israeliten betreffen, andersartige Mitteilungen eingefügt. Die Analyse setzt am besten mit 2 iff. ein. Die eine Jahwerede 21-16. einleitende erzählende Weiterleitung eröffnet den Befehlsbericht Kap. 2. 18-31 Sie nennt neben Mose auch Aaron, der im zugehörigen Ausführungsbericht v. 34 fehlt. Vermutlich ist Aaron in 2 1 hinzugefügt. — Am Anfang wird der Platz des einzelnen Israeliten (WN betont vorangestellt) bestimmt v. 2, und zwar in zweifacher Hinsicht: ibn'Vs? — »zu der Abteilung, zu der er gehört« und DD3X ITS1? nnsa — »bei den Feldzeichen für ihre Familien« hat er sich zu lagern. Vn ist die jeweils von drei Stämmen gebildete Abteilung, wie sich aus v. 3. 1 0 . 1 8 . 25 ergibt. (Die ursprüngliche Bedeutung »Feldzeichen«, BRL 160f., wird in der Königszeit zu »Heeresabteilung«. Diese Begriffs Verengung Kellermann

2

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2. Die Lagerordnung 1 48—2 34

— vgl. das deutsche Fähnlein — ist durch die Elephantine-Texte und später durch 1QM gesichert.) Auf diese weitgespannte Bestimmung iVn'Vs folgt die andere, "nnX3, die vermutlich genauer sein will. DIN »Feldzeichen«6 ist in einem völlig singulären Sinn innerhalb von P und (abgesehen vielleicht von Ps 74 4) im Alten Testament gebraucht. Es fällt auf, daß die Näherbestimmung DIUK ira1? ein Pluralsuffix aufweist, also ist nur V?n-I?B WS aus dem Satz nach vorne gezogen, während das nächste Glied DiUN rraV nnX3 enger mit '33 VN'W verknüpft ist. Das Begegnungszelt wird 2 b als Mittelpunkt des Lagers der Israeliten vorgestellt. Ringsum (S'OO), in einem Abstand, der nur so groß ist, daß noch von einem Gegenüber (Hl») die Rede sein kann, lagern die Israeliten. Soll durch 1)3» etwa Raum für das Levitenlager gelassen werden? Aus 1 53 und 3 23. 29. 35b. (38) läßt sich erschließen, daß sich das Lager der Leviten direkt um den 1S1Ö VflK herum erstreckt. 1330 könnte also Zusatz sein, der Vorstellungen berücksichtigt, die in Kap. 2 keine Rolle spielen. In Kap. 2 selbst wird der Tsn» Vnx nur noch 17 erwähnt, und zwar wird dort die Reihenfolge des Aufbruchs genannt. Es scheint doch wohl so zu sein, daß das Heiligtum, das nach v. 2 den Mittelpunkt des Lagers bildet, im weiteren Verlauf des Textes wieder in Vergessenheit geraten ist. Die vier Abschnitte über die auf die Himmelsrichtungen verteilten Gruppen von je drei Stämmen, Juda, Isaschar, Sebulon im Osten 3-9, Rüben, Simeon, Gad im Süden 10-16, Ephraim, Manasse, Benjamin im Westen 18-24 und Dan, Asser, Naphtali im Norden 25-31, sind gleich aufgebaut. — Der erste Stamm ist innerhalb der Trias mit einer gewissen Führerrolle ausgezeichnet dadurch, daß die ganze Gruppe unter seinem Namen als "iwnü *?n zusammengefaßt ist. Gleich zu Beginn wird auch die Himmelsrichtung, in der die drei einen Vn bildenden Stämme sich lagern sollen, genannt. Darauf folgt konstant die namentliche Nennung des Nasi des namengebenden Stammes und die aus Kap. 1 bekannte Musterungssumme. Der daneben lagernde zweite Stamm wird mit "ntJD eingeführt. Wieder folgt die Angabe des Nasi und der Musterungssumme. Der dritte Stamm wird in gleicher Weise wie der zweite angeschlossen. Das Gesamtergebnis aller Gemusterten der drei Stämme und die Angabe, wann die jeweilige Trias aufzubrechen hat, schließen die Abschnitte ab. •— Die Frage stellt sich, ob die einzelnen je drei Stämme behandelnden Stücke als von e i n e m Verfasser formuliert angesehen werden müssen oder ob ein Wachs6

Zur Bedeutung von DW cf. C. A. Keller, Das Wort OTH als »Offenbarungszeichen Gottes«, 55 und 143f. Neben dem profanen Beleg in Lachisch-Ostrakon 4, 11, der in der Vorbemerkung S. 5 erwähnt ist, kommt vor allem nun noch der in den Qumrantexten ( l Q M I I I f . ) häufige Gebrauch hinzu, der traditionsgeschichtlich Weiterbildung von Num 2 2 ist.

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2. Die L a g e r o r d n u n g 148—2 34

tumsprozeß festzustellen ist. Die Differenzen in der Formulierung der einzelnen Abschnitte bieten sich bei der Suche nach einer Antwort als erste Wegweiser an. Gleich das v. 3 beginnende Partizip D^nm gibt zu Überlegungen Anlaß. Der Plural harmoniert nach H. Holzinger (6) schlecht mit "nin» "?n, was ihn veranlaßt, b n in 3. 10. 18. 25 für Einschub zu erklären. Aber das Fragezeichen ist bei dem Partizip D-'inn zu machen, das im weiteren Textverlauf ziemlich systemlos auftritt. Bei der Standortsangabe der aus drei Stämmen gebildeten Trias findet es sich nur hier 3, nicht 10.18. 25; bei der Nennung des zweiten zur Trias gehörigen Stammes steht es 5.12. 27, fehlt aber 20, und beim dritten Stamm 7.14. 22. 29 taucht es nie auf. Es ist nicht zuviel gewagt, das Partizip als hinzugefügt anzusehen. Ein Anlaß dafür könnten Vorstellungen gewesen sein, die in 9 15-23 eine Rolle spielen, nämlich die Schilderung der Wüstenwanderung, so daß D'inn als Iterativ zu verstehen ist. Die Angabe der Richtung, in der die Stämmegruppen zu lagern haben, wird bei der von Juda angeführten ersten Abteilung 3 betont an den Anfang gestellt und doppelt nn*lT8 HOTp ausgedrückt. Beim zweiten und vierten steht sie nach dem Namen: n w n 10a und n i S S 25 a, beim dritten sogar nach DiUCX 1 ? 18 a. Aber die unterschiedliche Stellung ist nicht verdächtig. Sie läßt vielmehr eine Absicht des Verfassers erkennen. Der Osten ist als Vorderseite betont vorangestellt. Der Doppelausdruck n m t a ilölj?, der auch sonst bei P (Ex 27 13 38 13 Num 34 15) belegt ist, kommt diesem Bestreben nach. Die beiden Bezeichnungen der Flanken des Lagers, Süden und Norden, haben die gleiche Stellung im Satz, und der Westen, die Rückseite, ist an das Ende von 18 a gerückt. Die Angaben sind also durchaus sinnvoll verteilt. — Die namentliche Nennung der Nesiim stimmt mit der Aufzählung in 1 5-15 überein (3b = 1 7, 5b = 1 8, 7b = 1 9,10b = 1 5b, 12b =

1 6, 1 4 b =

1 14, 18b =

1 10a, 2 0 b =

1 10b, 22b =

1 11, 2 5 b =

1 12,

27b = 113, 29b = 115). Fraglich ist nur, ob der Verfasser der vorangehenden Vershälften den jeweiligen Nasi aus Kap. 1 nachtrug oder ob erst zu einem späteren Zeitpunkt die Namen von anderer Hand aus Kap. 1 eingefügt wurden. — Die gleiche Frage ist bei den Musterungssummen zu stellen. Die Zahlen sind aus Kap. 1 übernommen (4b = 1 27b, 6b = 1 29b, 8b = 1 31b / IIb = 1 12b, 13b = 1 23b, 1 5 b == 1 2 5 b / 1 9 b =

1 33b, 21b =

1 35b, 23b =

1 37b / 26b =

1 39b, 28b

=

1 4ib, 30b == 1 43b). Sie werden eingeführt durch D I T i p D I 1X3X1. Beide Wörter sind in sich Dublette; denn die folgende Zahl ist die Summe der Gemusterten und somit die des Heeres, aber die verschiedenen Suffixe (3. m. sg. und 3. m. pl.) stoßen sich, und das ist wohl nur so zu deuten, daß eines der Wörter sekundär ist. Das Suffix 3. m. sg. von "Utas steht im Widerstreit zum folgenden Pluralsuffix von ompBV Man könnte die Schwierigkeit lösen, indem man an allen 2*

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2. Die Lagerordnung 148—2 34

Stellen mit Sam V7j?D1 einsetzt (so M. Noth), das in MT jetzt bereits 6. 8. n , vermutlich aber erst durch W3X beeinflußt, zu finden ist. Da die Zahlen aus Kap. 1 übernommen sind und in Kap. 2 ebenso wie in Kap. 1 mit ümp>D eingeführt werden, dürfte kaum zweifelhaft sein, daß D m p S in Kap. 2 ebenfalls aus Kap. 1 entnommen ist; 1N3X1 muß folglich sekundär zu a m p e i sein. Auch die Gesamtsumme der vier Lagergruppen wird nur mit D'Hparrbo (9a. 16a. 24a. 3ia) eingeleitet, und das spricht als ein weiteres Argument für die Ausscheidung des UOX. — Doch was könnte veranlaßt haben, 1K3X1 einzufügen? H. Holzinger (3) vermutet, daß 1N3S aus 10 uff. in Kap. 2 eingedrungen ist. Diese Überlegung hat viel Wahrscheinlichkeit für sich; denn in 10 uff. wird der Nasi der einzelnen Stämme durch "JUX"1?» als Heerführer gekennzeichnet, und das Suffix von w a s in Kap. 2 ist doch wohl nur auf den vorher genannten Nasi zu beziehen. — Die Zwischensummen gehen auf den gleichen Mann zurück, der die Zahlen aus Kap. 1 entlehnte, während die jeweils folgende kurze Aufbruchsnotiz von einem anderen Verfasser stammen könnte. Hin und »03 bilden zwar ein Begriffspaar, das bei der Schilderung der Wüstenwanderung in P regelmäßig nebeneinander steht (vgl. exemplarisch das Stationenverzeichnis Num 33), aber in Num 2 sind ursprünglich alle Lagervorschriften von larf v. 2 abhängig, da das sporadisch verwendete Partizip D-'inn erst sekundär eingefügt ist, so daß dem ISO' 9 b. 16b. 24b. 3ib nur das eine Hauptverbum urf v. 2 gegenübersteht. Es ist kaum anzunehmen, daß der gleiche Verfasser, der bei den das Lagern betreffenden Regelungen mit einem einzigen Verbum v. 2 auskam, bei der nur nebenbei genannten Reihenfolge des Aufbruchs ausgiebig den verbalen Stil anwendet. 9 b. ieb. 24 b. 31 b dürfen also als spätere Ergänzungen angesehen werden, die wohl auf die gleiche Hand zurückgehen wie das eingefügte ixax, das wie 10 uff. den Nasi als Heerführer kennzeichnet, und 10 uff. ist der Ort, wo über den Aufbruch der Israeliten gehandelt wird, während in Kap. 2 die sich natürlich ergebende Reihenfolge beim Aufbruch nachklappend und verfrüht mitgeteilt wird. Welche Antwort läßt sich nun auf die Frage geben, ob die Lageranweisungen, die aus Kap. 1 stammenden Nasi-Namen sowie Musterungszahlen von ein und demselben Manne zusammengestellt wurden ? Wenn man mit M. Noth das waw, das vor der Mitteilung des NasiNamens und der Musterungssummen steht, als waw concomitantiae auffaßt, wirkt die Übersetzung des Textes verhältnismäßig einheitlich. Aber selbst mit diesem Kunstgriff läßt sich kaum überdecken, daß sich das statistische Material innerhalb der Jahwerede sonderbar ausnimmt. Die jeweilige Nennung des Nasi könnte man noch am ehesten als Jahwebefehl verstehen und übersetzen: »und Nasi. . . soll sein XY«, wobei dann die ganze Lagerordnung nur für die Lebenszeit des Nasi

2. Die Lagerordnung 1 48—2 34

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Geltung hätte; aber die Musterungssummen können nicht in den Rahmen einer Jahwerede eingefügt werden. Daß vollends noch Zwischensummen für die vier D,1?n errechnet werden, paßt nicht in eine Jahwerede. Auch wenn man mit M. Noth alle Zahlangaben parenthetisch übersetzt, bleibt der Anstoß, daß die Stilform der Jahwerede verlassen wird. Zudem beweist die Kopula vor D,l® 16b und 24b, daß 9.16. 24. 31 nach dem Verständnis des vorliegenden Textzusammenhangs aus zwei Sätzen, einem Nominalsatz 9 a. i6a. 24 a. 3ia und einem Verbalsatz 9b. i6b. 24b. 3ib bestehen. Wenn LXX Syr TargOJ das 1 in i6b. 24 b nicht wiedergeben, ist damit noch keineswegs bewiesen, daß diese Versionen 9.16.24.31 als einen einzigen Satz aufgefaßt wissen wollen. Scheidet man das aus Kap. 1 stammende Material und die an 10 i4ff. orientierten Hinzufügungen aus, so bleibt übrig 2. 3a (ohne trinm). 5a (ohne tnnn). 7a. 10a. 12a (ohne DJinn). 14a. 18a. 20a. 22a. 25a. 27a (ohne D'Unn). 29a. Bei der Nennung des zweiten zu einem gehörenden Stamm ist nach 20a wohl regelmäßig V®7S71 anzusetzen, in 5a. 12a und 27a wurde also nur D^nn zwischen 1 und V1?» eingeschoben. Der dritte Stamm ist durch bloßes "nüöl angefügt. Man wird nicht bestreiten können, daß auf diese Weise ein klarer und einheitlicher Text gewonnen ist, und das bestätigt die Analyse. Welche Schlüsse lassen sich nun aus dieser ursprünglichen Form der Lagerordnung ziehen ? Bietet sie Anlaß zu der Annahme, daß in Num 2 die Ordnung eines Zeltfestes der Frühzeit Israels zu finden ist (so H.-J. Kraus)7 ? Festzuhalten ist, daß der Text keine genauen 7

A. Alt schildert in seinem Bericht über den Lehrkurs des Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas im Jahre 1924 (PJ 21, 1925, 14) die Beobachtung eines »großen muslimischen Herbstfest(es) bei dem Heiligtum des nebi rübin (Rüben) am inneren Rand des Dünengürtels nördlich von jebna«. Das Fest dauert einen Monat, und die Bewohner der umliegenden Orte wohnen während dieser Zeit in einer »ausgedehnte(n) Zeltstadt auf den Dünenwellen um das Heiligtum her«. Diese Mitteilung greift H.-J. Kraus auf und versucht, mit Einbeziehung von Jdc 9 27 2119ff. und vor allem Lev 23 39-44 sowie Hos 12 10 den Sitz im Leben für die Lagerordnung der Priesterschrift Num 2 zu eruieren. Der Sitz im Leben ist seiner Meinung nach ein Zeltfest, das als nomadisches Herbstfest die amphiktyonische Vorstufe zum späteren Laubhüttenfest darstellt, vgl. Gottesdienst in Israel, 1954. Dem Zeltfest ist ein ganzer Abschnitt (23—37) gewidmet. In der 2., völlig neubearbeiteten Auflage von 1962, die nicht mehr auf das Laubhüttenfest beschränkt ist, wie schon der neue Untertitel »Grundriß einer alttestamentlichen Kultgeschichte« zeigt, äußert sich H.-J. Kraus wesentlich vorsichtiger (82 und 155—159). Für Hos 12 10 erwägt er, ob »vielleicht anzunehmen sein« wird, »daß das Laubhüttenfest in älterer Zeit als Zeltfest durchgeführt wurde« (72). Daß diese These für Hos 12 10 »weder ausreichend begründbar noch notwendig« ist, h a t H. W. Wolff, Hosea, 27, hervorgehoben. Vgl. auch W. Rudolph, Hosea, 75 Anm. 1 und 234 Anm. 37. Die Argumentation der I . Auflage findet sich in abgeschwächter Form 1962 in dem Kapitel über »Lade und Zelt«, vor allem 155—159.

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Vorstellungen gibt von dem Aufbau des Lagers der Stämme. E s läßt sich aus dem V1?» (5.12. 20. 27) nicht entnehmen, ob das Lager nach assyrischem Vorbild (cf. AOB 538 und Y . Yadin, The Art of Warfare in Biblical Lands, Abb. auf S. 292f.) oval oder kreisförmig oder ob es analog den ägyptischen Darstellungen z. B . des Lagers Ramses II. in der Schlacht bei Kadesch (cf. M. Ch. Kuentz, L a bataille de Qadech, PI. 32. 33. 34. 39. 42) rechteckig oder quadratisch zu denken ist. E s läßt sich auch nicht erkennen, ob der den vier D'Vn den Namen gebende Stamm von den beiden anderen Stämmen eingerahmt wird oder ob er die Lagerseite außen beginnt und darauf die beiden anderen Stämme folgen. Die Undeutlichkeit, die der Text hinterläßt, warnt davor, eine Zeltfestordnung in Num 2 zu suchen. Schließlich liefert die Tatsache, daß die Anordnung der Stämme in Kap. 2, die für Kap. 7 und 10 i4ff. das Vorbild abgab, auf die Anordnung in 1 20ff. zurückgeht, den Beweis, daß selbst die ursprüngliche F o r m der Lagerordnung eine künstliche Bildung ist. — E s gilt eine Einteilung in vier Gruppen zu je drei Stämmen, die eine Trias bilden und die auf die Windrose verteilt die vier Seiten des Lagers einnehmen. Die Veränderung der Reihenfolge der Stämme in 1 20ff. ist durch die Verteilung der vier Gruppen auf ein an den vier Himmelsrichtungen orientiertes Lager entstanden. Sie beginnt im Osten mit J u d a zusammen mit Isaschar und Sebulon, läßt im Süden Rüben mit Simeon und Gad und im Westen Ephraim mit Manasse und Benjamin folgen und endet im Norden mit Dan, Asser und Naphtali. Die Reihenfolge der Einzelstämme bleibt also im allgemeinen gewahrt; nur erscheint Rüben infolge der Vorwegnahme der von Juda angeführten Gruppe erst an vierter Stelle, aber Simeon und Gad folgen wie 1 20. 22. 24. Da Juda, Isaschar und Sebulon schon ihren Platz zugewiesen bekommen haben, springt die Aufzählung von Gad sofort zu Ephraim, und weiterhin wird die Folge Manasse, Benjamin, Dan, Asser, Naphtali wie 1 34ff. beachtet. Daß dabei die Aufteilung in manchen Punkten mit der geographischen Anordnung der historischen Stammesgebiete übereinstimmt, z. B. für den Norden: Dan, Asser, Naphtali, und eventuell bei Rüben und Simeon für den Süden, kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß ein künstliches Gebilde vorliegt; denn der Stamm Gad hatte im Osten des Landes seinen Wohnsitz und nicht im Süden. F ü r die im Osten und Westen lagernden Stämme läßt sich keinerlei Bezug zwischen der Verteilung beim Lagern auf eine Himmelsrichtung und der geographischen Lage der Stammesgebiete finden. Vor allem ist ja auch völlig unklar, von wo aus die Richtungen angenommen werden sollen. E s steht fest, daß bei der Aufteilung »ein anderes Prinzip als das siedlungsgeographische mitgewirkt« hat (A. Kuschke, Lagervorstellung, 97). Der Verfasser der Lagerordnung will den Osten, wo sich der Eingang des Heiligtums befindet, also die Vorderseite und damit den Ehrenplatz,

2. D i e Lagerordnung 1 48—2 34

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von dem von J u d a angeführten b n belegt wissen. Die übrigen Plazierungen erklären sich als ganz mechanisch gebildet. I m Uhrzeigersinn geht der Verfasser rechts im Kreise herum und hält sich treu an die Reihenfolge der Stämme in 1 20ff. Die Verteilung der Stämme in der Lagerordnung Num 2 ist demnach von Num 1 20ff. abhängig. Bisher wurde 17 außer acht gelassen, und zwar deshalb, weil er den 17 Tenor der Lagerordnung verläßt. Eine Mitteilung über den Aufbruch des Begegnungszeltes sollte man in einer Aufbruchsordnung erwarten. Es liegt die gleiche Inkonsequenz vor, die schon bei den am Ende der einzelnen Abschnitte über die vier Gruppen angefügten Befehle zum Aufbruch in bestimmter Reihenfolge 9b. i6b. 24b. 3ib zu beobachten war. Der Schluß liegt nahe, daß 17 auf die gleiche Hand zurückgeht, die 9b. i6b. 24b. 3ib einfügte. Aber 17 ist in sich kaum einheitlich. Schwierig ist die asyndetische Zusammenstellung von 7S71Ö VnK und nino. Selbst wenn man das Kai der L X X aufnimmt, so bleibt immer noch offen, ob dann das anzusetzende waw kopulativen oder explikativen Charakter hat. Für die letztere Möglichkeit entscheidet sich z. B. W. H. Gispen (42) ohne zutreffende Argumente. Daß das Begegnungszelt dem Lager der Leviten gleichzusetzen sei, widerspräche allen Aussagen, die je im Alten Testament über Begegnungszelt und Levitenlager gemacht werden. In Kap. 3 wird zwar der priesterlichlevitische innere Lagerring in Beziehung zum ptPö gesetzt, jedoch deutlich davon abgehoben (3 23b '"nmt; 3 29b. 35b "|T V»; 3 38 pt£>»n ^s1?). Erklären läßt sich das Nebeneinander von 15J1E Vnx und D^Vn flin» 2 17 nur so, daß beide Ausdrücke auf verschiedene Verfasser zurückzuführen sind. Während "jaitt bilN 2b berücksichtigt und 17a die Frage nach dem Zeitpunkt des Aufbruchs des Heiligtums, die durch 9 b. i6b. 24 b. 3ib entstehen mußte, klären will, hat der zeitlich vermutlich jüngere Zusatz DlVn Hin» seine Wurzel wohl in dem Abschnitt 1 48-54. — Die genauen Lageranweisungen für die Leviten in Kap. 3 lassen vermuten, daß sich der Aufbruch der Leviten ähnlich dem Aufbruch der Stämme, also in der Reihenfolge wie sie sich lagern, vollziehen soll. In 10 i4ff. wird das auch expressis verbis gesagt. Diese Genauigkeit wird durch 2 17 in keiner Weise erreicht. Das Levitenlager wird als einheitliche Gruppe betrachtet, und diese Vorstellung läßt sich am ehesten aus 1 48-54 herleiten. Das ninan "pm, das nur in einem allgemeinen Sinn »inmitten von, unter« sowohl auf das Levitenlager als auf das Begegnungszelt angewandt werden kann (cf. 10 17. 21), zog 17b nach sich. Die Anweisung, daß der Aufbruch analog der Lagerordnung zu geschehen habe, läßt vielleicht Raum für genauere Befehle, wie sie sich in Kap. 3 und 10 i4ff. finden. — Der Satz 2 17 wird abgeschlossen durch eine ähnliche Wendung Dn^nV IT"1?27 WH wie das 2 2 eröffnende "iVlT^S? WX. Die verschiedenen Suffixe 2 17 b (.3. m. sg. TT und 3. m. pl. DrrVn1?) und Präpositionen (*?» und V)

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2. Die Lagerordnung 148—2 34

w i r k e n v e r d ä c h t i g . Dir^n 1 ? l ä ß t sich m i t den V e r b a , die i m P l u r a l s t e h e n , z w a r v e r b i n d e n , a b e r die S t e l l u n g n a c h I T " 1 ? » W S w i r k t s t ö r e n d . S o l l t e DirVn'? Z u s a t z s e i n ? D e n k b a r w ä r e d a s ; d e n n 1 52 b i e t e t S a m für l ^ n - 1 ? » des M T I T V» wie 2 17 b M T . D i e s e V e r t a u s c h u n g der g r a p h i s c h ä h n l i c h e n W o r t b i l d e r legt die V e r m u t u n g n a h e , d a ß j e m a n d das 2 17b ursprüngliche n , - t 7 1 ? als S c h r e i b f e h l e r a n s a h u n d die V e r b e s s e r u n g in DiPVn 1 ? m i t d e m P l u r a l s u f f i x , wie es in K a p . 2 b e i der E i n f ü h r u n g der Z a h l a n g a b e n (DiVHpS) u n d b e i der O r d n u n g n a c h H e e r e s a b t e i l u n g e n (nnsas 1 ?) v o r h e r r s c h t , a m R a n d e n a c h t r u g . S p ä t e r geriet Q n ^ n V z u s ä t z l i c h zu 1T~,?57 in den T e x t , "flinö 3a. 10a. 18a. 25a ü b t e o f f e n s i c h t l i c h einen g r o ß e n E i n f l u ß a u f die U m g e b u n g a u s ; d e n n a u c h 31 b e r s c h e i n t Dir^n 1 ? überflüssigerweise. N a c h d e r A n g a b e der G e s a m t s u m m e der v i e r t e n n a c h D a n b e n a n n t e n S t ä m m e t r i a s 31a f e h l t DIUOS1?, wie es sich r e g e l m ä ß i g a m E n d e v o n 9 a. 16 a. 24 a f i n d e t . A l s E r s a t z d a f ü r t a u c h t a m S a t z e n d e n a c h der A u f b r u c h s regelung DiF 1 ?!! 1 ? auf. A b e r n a c h d e m u r s p r ü n g l i c h e n T e x t d e r L a g e r o r d n u n g b i l d e n j e drei S t ä m m e einen einzigen *?n. D a ß diese A u f t e i lung 31b n i c h t b e a c h t e t wird, ist k a u m a n d e r s zu e r k l ä r e n , als d a ß j e m a n d d a s F e h l e n v o n DiilOS 1 ? a m E n d e v o n 31a b e m e r k t e u n d ä h n lich wie i n 17b DiTVn'? n a c h t r u g . D e r E r k l ä r u n g s v e r s u c h v o n A . D i l l m a n n (13, a u c h B . B a e n t s c h 4 5 3 ) , 31b b e s a g e »zuletzt u n t e r den v i e r D-^H«, ist unzulässiger H a r m o n i s i e r u n g s v e r s u c h ; d e n n das S u f f i x der 3. pl. m ü ß t e sich d a n n a u f alle I s r a e l i t e n b e z i e h e n , w a s w e d e r f ü r OjTTpD 26a. 28a. 30a n o c h für BDiOS 1 ? 25a gilt. D e r j e n i g e , d e r D n ^ n V in 17 b u n d 31 b h i n z u f ü g t e , v e r s t a n d V n i m a l l g e m e i n e n S i n n »Heeresabteilung«, s a h also d a r i n ein S y n o n y m zu K3X, o h n e die spezielle Gliederung " m n a V n 3a. 10a. 18a. 25a z u b e a c h t e n . D a n n ist n u r I T - V s WK als in 17b ursprünglich a n z u s e h e n . D a ß die B e s t i m m u n g »jeder a n seiner S t e l l e « 17b so allgemein wie m ö g l i c h f o r m u l i e r t ist, l ä ß t e r k e n n e n , d a ß speziellere V o r s t e l l u n g e n ü b e r die Z u g o r d n u n g b e i m A u f b r u c h der L e v i t e n g r u p p e n u n d des H e i l i g t u m s b e r ü c k s i c h t i g t w e r den sollen. •— V e r s 17 s t a m m t d e m n a c h o h n e Q^Vn flJna u n d o h n e DiTVnV v o m gleichen V e r f a s s e r , der a n 1 0 u f f . o r i e n t i e r t das "Was v o r n m p B e i n f ü g t e u n d die R e i h e n f o l g e des A u f b r u c h s 9b. 16b. 24b. 31b festlegte. 82-34

D i e das K a p i t e l a b s c h l i e ß e n d e n S ä t z e 32-34 bilden k e i n e n e i n h e i t lichen A b s c h n i t t , wie ihr sehr v e r s c h i e d e n e r I n h a l t zeigt. D i e G e s a m t s u m m e der G e m u s t e r t e n 32 ist wie die M u s t e r u n g s s u m m e n f ü r die einzelnen S t ä m m e a u s K a p . 1 ü b e r n o m m e n . S e l b s t die F o r m u l i e r u n g des S a t z e s s t i m m t w e i t g e h e n d m i t 1 44ff. ü b e r e i n . n^K s t e h t wie 1 44 als E i n l e i t u n g , DnaN Iva 1 ? m p D ist aus 1 45a ü b e r n o m m e n . L e d i g l i c h d u r c h DIUOS1? nin»n m p a - V s 32 b a w i r d eine V e r b i n d u n g zur L a g e r o r d n u n g h e r g e s t e l l t ; d e n n Hin73 u n d DrKasV sind f ü r K a p . 2 c h a r a k t e r i s t i s c h (nino f e h l t in 11-47 g a n z , s t e h t a b e r 1 52 2 3. 9. 10.16.

2. Die Lagerordnung 1 48—2 34

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(17). 18. 24. 25. 31. 32; DruasV findet sich zwar auch 1 3. 52, gehäuft jedoch in Kap. 2: 3. 9 . 1 0 . 1 6 . 1 8 . 24. 25 und in Kap. 10: 1 4 . 1 8 . 22. 25. 28). Die Zahl 603 550 v. 32bßy ist selbstverständlich, da die Einzelposten gleich sind, identisch mit der Summe in 1 46aßb. Die folgende Bemerkung 33, daß die Leviten nicht mitgemustert wurden, paßt schlecht in eine Lagerordnung; sie gehört sachlich zum Musterungsbericht. Der ganze Vers gibt sich ebenso leicht wie v. 32 als aus Kap. 1 nachgetragen zu erkennen: D^Vm 33acc = l 4 7 a (erstes Wort); n p a m SV 33aß = 1 47b (ohne DD1M), ViOSr 1103 33ay = 1 49b. Im übrigen ist ,Tl hi. bei P vom Aufstellen der Wohnstatt noch 7 1 9 15 10 21 und schon E x 26 30 40 2.18 (bis). 33). Nach 4 5 sind ausdrücklich Aaron und seine Söhne mit dem Abbrechen der Wohnstatt betraut, während die Leviten erst die verhüllten Teile zum Tragen bekommen. Liegt also in 1 51 eine frühere Entwicklungsstufe vor, auf der die Leviten noch Dienste verrichteten, die später den Priestern allein vorbehalten sind ? Nach 10 21 haben die Kehatiten die Wohnstatt aufzustellen. Eine Schicht innerhalb von 1—10 überträgt somit den Leviten und speziell den Kehatiten das Aufstellen und Abbrechen (cf. 10 17) der Wohnstatt. Vermutlich hat erst eine spätere Schicht dieses Amt den Priestern reserviert (cf. 4 s). Die Anweisung, daß die Leviten den p&ö abbrechen und aufstellen sollen, wird durch den apodiktisch formulierten Satz 3"lp>n ITH! nav 5ib abgeschlossen. Dieses Verbot findet sich wörtlich noch 3 10b. 38b 18 7by und in aufgelöster Form ohne ausdrückliche Todeswarnung 17 5aß und 18 4b und bezieht sich nur 1 51b und 18 4 auf den Nichtleviten, an den drei anderen Stellen und 17 s auf den Nichtpriester, den Laien, im Gegensatz zum Aaroniden-Priester, also gerade auch auf den Leviten. Die lockere Verknüpfung mit dem Kontext legt es nahe, dieses Verbot losgelöst für sich zu betrachten, um den eigentlichen

2 . Die L a g e r o r d n u n g 1 4 8 — 2 34

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Sinn zu eruieren. Erst danach kann seine Funktion im Zusammenhang erfaßt werden. Die ursprüngliche Bedeutung von IT »von der (göttlichen) Rechtsnorm abweichend« (HAT 1 4 , 137) ist bei P noch vorhanden, vor allem beim »illegitimen« Feueropfer (mit W Lev 10 l Num 3 4 26 61, mit müp E x 30 9). An der Mehrzahl der Stellen ist mit IT aber der Nichtpriester gegenüber dem Priester und der Nichtlevit gegenüber dem Leviten als »Unbefugter« bezeichnet (cf. weiter zu IT: P. Humbert, Mélanges Syriens, I 1939, 259—266). Das Partizip act. qal von aij? kommt bei P außer an den oben genannten Stellen noch 17 28 vor. Die Bedeutung »sich nahen« ist bei P für das qal teils im kultischen Sinn und teils im neutralen Sinn belegt (vgl. die Verhältniszahlen HAT I 4, 129 Anm. 7). Die folgende ho.-Form von ma erinnert an die feierliche nttV nia-Formel. Der kurze Spruch ist ursprünglich wohl ein selbständiges Verbot gewesen, dessen Inhalt und Form einer Verbotstafelaufschrift: »Unbefugten Zutritt bei Todesstrafe verboten« entspricht 8 . Im jetzigen Zusammenhang wird durch das Verbot die Arbeit der Leviten als besonders heilig charakterisiert. Die folgende Lagervorschrift für die Israeliten 52 setzt die für die 52 Leviten 50b fort. Der Satz ist eine genaue Parallele zu 2 2a. r a um Vk-iW entspricht dem "?S'W "a un1 2 2 aß, iVn-Vs? W« ist identisch mit dem Beginn von 2 2aoc. Das analog formulierte imna-Vs? r s , das 1 52 als erste Näherbestimmung steht, und das den Vers abschließende Drxas1? setzt die Lagerbestimmungen für die vier trVn 2 3a. 10a. 18a. 25a voraus. Die originellere Formulierung hegt zweifellos 2 2a vor, wo das aus dem Subjekt vorgezogene ©'S den Satz eröffnet, während 1 52 das WN sofort auf das Subjekt folgt und für beide Näherbestimmungen etwas schwerfällig wiederholt wird. 2 2a ist das Vorbild für 1 52; denn inina _, 7B und iVn" 1 ?» kann nur als Auflösung des "flina Vn 2 3a. ioa. i8a. 25a verstanden werden. Nach den in Kap. 2 entfalteten Vorstellungen sind die beiden Ausdrücke Win» -1 ?» BPS und BPS identisch. Oder muß man annehmen, daß der Verfasser von 1 52 ViT gleich niN 2 2a setzt, also darunter nicht eine Abteilung, sondern eine Standarte, ein Feldzeichen versteht? Es dürfte in jedem Falle sicher sein, daß 1 52 von Kap. 2 abhängig ist und demnach jünger sein muß, zumindest jünger als die Grundschicht der Lagerordnung Kap. 2. Die Fortsetzung 5 3 a a wiederholt 50b. Die Leviten stehen betont voran, die 53 Wohnstatt trägt die Bezeichnung m a n ptfa. Die Motivation dafür, daß sich die Leviten m a n ptfö 3 , 30 lagern sollen, nämlich damit nicht ein Zorn9 über die Gemeinde der Israeliten komme 53aßy, gehört 8

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Vgl. die Warninschrift am Herodestempel in Jerusalem, in der sich die drei Ausdrücke des Satzes 51b ins Griechische transponiert finden. Josephus Ant. X I I , 145 berichtet von einem ähnlichen Anschlag für den Tempel des Serubbabel. L X X àn6pTT]ua, nur hier als Wiedergabe von Der Übersetzer vermeidet es, von einer Gefühlsäußerung Gottes zu sprechen, eine in L X X öfter zu findende Eigen-

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2. Die Lagerordnung 1 48—2 34

zum gleichen theologischen Gedankengut wie der Ausdruck man pira und wie das Verbot 5ib. Der Verfasser errichtet dadurch, daß er um das Heiligtum, das er durch den Zusatz IHSWI fast zum »Reliquienschrein« erklärt, den Lagerring der Leviten legt, gewissermaßen einen »Lettner«, an dem er außerdem noch das Verbot nav 3"ij?n "ltm 5ib anbringt. nvr»n p&a ma»a-nx tmVn na®! 53b könnte ein kurzer Hinweis auf die Levitendienste, wie sie in Kap. 3 und 4, besonders 3 5-io, geschildert werden, sein. Wahrscheinlicher ist jedoch, daß na® matPS nicht so sehr den kultischen Dienst, als vielmehr die eigentliche Bedeutung »behüten, bewachen« meint. Somit ist nochmals umschrieben, daß der durch die Leviten gebildete innere Ring des Lagers die Aufgabe hat, die Wache um das Heiligtum zu bilden. 54 Der Ausführungsbericht 54 stimmt bis auf den Schluß WS? wörtlich mit 2 34aboc überein und wird von dort übernommen sein. Nach allem, was bisher festgestellt wurde, ist als Grundbestand des Abschnittes 148-54 folgendes anzusehen: 148. 50aoc (ohne *?271 und vielleicht einfaches pwan für m s n p»a). ß. b. 52. 54. Der Verfasser hatte die Absicht, den Dienst und die Lageranweisung der Leviten kurz anzuführen, bevor von der Lagerordnung der Stämme (Kap. 2), die ihm zumindest im Grundstock bereits vorlag, wie die Abhängigkeiten beweisen, gehandelt wird. Dieser Passus erfuhr einen Zusatz mit 49, der den Jahwebefehl dafür anführt, daß die Leviten bei der Musterung (Kap. 1) ausgenommen wurden. 49 begründet also nachträglich 47 und stellt somit eine Verbindung zum Vorhergehenden her. Der Rest in 1 48-54, also 51. 53 und *7S?1 50aa sowie ay und vielleicht das m s n in 50aa, stammt von einem Verfasser, der stark daran interessiert ist, den Dienst der Leviten theologisch einzuordnen. Was dabei herauskommt, ist allerdings eine klerikalisierende erstarrte Vorstellung. Zusammenfassung

Die literarische Geschichte der über die Lagerordnung handelnden Verse 1 48-54 und Kap. 2 stellt sich demnach folgendermaßen dar: 1. Zur ursprünglichen Form der Lagerordnung gehörte nur 2 1 (ohne pH«-1?«!). 2 (ohne TIM). 3a (ohne nnnm). 5a (ohne nnnn). 7a. 10a. 12a (ohne Dlinn). 14a. 18a. 20a. 22a. 25a. 27a (ohne Ö^nn). 29a und 34 (ohne 15701 pl). Die zwölf Stämme werden in Gruppen zu je drei Stämmen eingeteilt und auf die vier Seiten des Lagers verteilt. Die von Juda angeführte Trias wird bevorzugt und erhält den Ehrenplatz. Außer dieser Umgruppierung setzt die Reihenfolge der Stämme die in 1 20ff. voraus. Das legt die Vermutung nahe, daß art, cf. G. Bertram, Griechisches Altes Testament und Entmythologisierung, DtPfrBl 66 (1966), 413—418.

2. Die Lagerordnung 1 48—2 34

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diese Schicht als Fortsetzung des ursprünglichen Musterungsberichtes Kap. 1 gedacht war, also zu Pg gehört. 2. Die Verbindung zum Musterungsbericht Kap. 1 wurde noch deutlicher unterstrichen durch Nachträge, die alle an Kap. 1 orientiert sind. Das statistische Material paßt schlecht in die als Jahwerede stilisierte ursprüngliche Form der Lagerordnung und wird deshalb von einem Bearbeiter nachgetragen sein. Dazu gehört die namentliche Anführung der Nesiim aus 1 5-15, also 3b. 5b. 7b. iob. 12b. 14b. 18b. 20 b. 22 b, sowie die Musterungssummen der einzelnen Stämme, die aus 1 20ff. stammen, also 4. 6. 8. n . 1 3 . 1 5 . 1 9 . 21. 23. 26. 28. 30 (jeweils ohne U O X l ) . Für die einzelnen Gruppen berechnet dieser Hinzufüger die Zwischensummen 9 a. 16 a. 24 a. 31a, vermutlich weil dadurch die Vorrangstellung der von Juda angeführten Lagergruppe auch zahlenmäßig belegt wird; denn die Gesamtsumme der Lagergruppe Juda beträgt 186400, während die beiden an den Flanken des Lagers plazierten Gruppen Rüben 151450 (16a) und Dan 157500 (31a) sich ungefähr die Waage halten und die Rückseite durch die Gruppe Ephraim mit 108100 am schwächsten gesichert erscheint. Auch die abschließenden Sätze 32. 33 stammen von demselben Verfasser. Die Mitteilung der Gesamtsumme aller Gemusterten ist aus 144ff. entnommen, wie die Übereinstimmung der Formulierungen beweist. Die folgende Bemerkung, daß die Leviten nicht mitgemustert wurden 33, schließt sich auch 1 47 an die Mitteilung des Gesamtergebnisses der Musterung an und ist wie die Gesamtsumme aus Kap. 1 entliehen. Diese Schicht in Kap. 2 könnte identisch sein mit Schicht 3 in Kap. 1. In beiden Fällen wird ein vorliegender Text mit dem gleichen Material erweitert. 3. Die nächsten Hinzufügungen sind: D'Unni 3a, maxi 4a. 6a. 8a. iia. 13a. 15a, ITinn 5a. 12a. 27a, Sowie 9b. 16b. 17 (ohne D^Vn flin» Und arv^n1?). 24 b. 31b (ohne arrVlTV) und 1S7DJ p l 34 b. Ausgangspunkt sind die Notizen, mit denen die Reihenfolge der vier Lagergruppen beim Aufbruch angegeben wird: 9b. 16b. 24b. 31b (ohne DiPl?l*T1?). Die kurzen Sätze sind an die einzelnen Abschnitte nur lose angeflickt. Der Verfasser ist an der Aufbruchsordnung 10 i4ff. orientiert. Durch die Einfügung des Partizips OMnn 3a (mit Kopula). 5a. 12a. 27a legt er fest, daß die Lagerordnung für jede jeweilige Station auf dem Wüstenmarsch Geltung hat. Wenn der gleiche Mann an den Anfang von 4. 6. 8. n . 13.15.19. 21. 23. 26. 28. 30 1X3X1 setzt, so soll damit wohl der Nasi des Stammes als Heerführer wie 10 14 ff. gekennzeichnet werden. Auch v. 17 (ohne D^Vn nina und DrpVJn'?) stammt aus seiner Feder. Vielleicht wird durch die sehr allgemeine Formulierung versucht, Raum zu lassen für genauere Vorstellungen, wie sie 10 i4ff. zum Ausdruck kommen. Es ging dem Verfasser jedenfalls darum, das Heiligtum besonders zu berücksichtigen. Im

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7. 8.

3. Die Musterung aller Leviten 3 1-51

Ausführungsbericht 34 schließlich fügte er noch 1S7DJ p l ein, um seine Sätze, die die Reihenfolge beim Aufbruch regeln, nochmals mit der Lagerordnung zu verschmelzen. prwVNl v. l stammt vermutlich vom gleichen Hinzufüger, der schon 1 3 Aaron einschob und die Verba 1 2. 3 in den Plural um-änderte. Nicht genauer zu definierende Zusätze sind v. 2, wodurch das Levitenlager Kap. 3 (cf. auch 1 53) berücksichtigt wird, D,l'?n nana 17 a, das vielleicht von einem der Verfasser von 1 48-54 hinzugefügt wurde, sowie DiP^n1? 17 b und 31b, wo es Ersatz für ein ausgefallenes nrKaäV am Ende von 31 a ist. Vermutlich zu einem Zeitpunkt, als die Lagerordnung noch nicht voll zum jetzigen Bestand angewachsen war, wurde ein Grundbestand des Abschnittes 1 48-54 zwischen Musterungsbericht und Lagerordnung eingeschoben mit der Absicht, dem Levitenlager zu gebührender Beachtung zu verhelfen. Diese Form des Stückes 1 48-54 bestand in 1 48. 50 aa (ohne l V l i W b o Vsn und vielleicht einfaches p»nn anstelle von m a n ptfö). ß. b. 52. 54. Auch dieses Zwischenglied zwischen Musterungsbericht und Lagerordnung erfuhr Zusätze. Mit 49 wurde die Ausnahme der Leviten bei der Musterung 47 ausdrücklich durch einen Jahwebefehl begründet. Auf diese Weise entstand eine enge Klammer zum vorhergehenden Bericht 1 20-47. Der verbleibende Rest: 50aa ( " i ^ - H M f V s *?S71 und vielleicht die Veränderung von pIPWl in msfl ptz?a). ay. 51. 53 dürften von einem Verfasser stammen. Dieser Mann war vor allem daran interessiert, den Dienst der Leviten theologisch zu begründen. Ihr Lagerring um das Heiligtum schützt die Gemeinde der Israeliten vor dem Zorn Jahwes.

3. Die Musterung aller Leviten 3 1-51 14-16

Die Analyse beginnt mit dem Mittelstück 14-39. Die Einleitung der Jahwerede 14 ist durch die Ortsangabe T O l a i ö a erweitert wie in Num 1—10 nur noch 11 und 9 1. Aber ein Indiz dafür, daß 3 14 vom gleichen Verfasser wie 11 stammt, ist die Ortsangabe nicht; denn sie ist vor dem Aufbruch 10 11 situationsgemäß und keineswegs einzigartig (cf. 1 19 3 4 9 s). Die Rede 15, durch die Mose von Jahwe zur Musterung aufgefordert wird, ist zwar ähnlich kurz wie der ursprüngliche Befehlsbericht in Kap. 1 (v. 2f.), aber sie beginnt mit dem

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3. Die Musterung aller Leviten 3 1-51

Imperativ Tj?ö, während 1 2 und 4 2 zuerst eine allgemeine Wendung XBtt den Auftrag umschreibt. Auch die folgenden Näherbestimmungen weisen charakteristische Unterschiede zu Kap. 1 auf. In Kap. 1 wird die Reihenfolge nrON D,31? DnnStfü1? regelmäßig eingehalten ( 1 2 . 1 8 und zwölfmal in 20ff.), sie bleibt auch 4 2 . 2 9 . 34. 38. 40. 42. 46 gewahrt, in Kap. 3 jedoch findet sich die umgekehrte Reihenfolge DXinBWa 1 ? D n a x r r a 1 ? 3 15. 30. 35 (wie auch 4 22). Das deutet doch wohl darauf hin, daß der Verfasser von 3 15 nicht identisch ist mit den Autoren, die in Kap. 1 regelmäßig DnnDtPö1? durch DD3X m V interpretieren. Wenn 3 18. 19. 20a. 2 l ( t e r ) . 23. 27 (quinquies). 29. 33(ter). 39 4 18. 24. 28. 33. 36. 37. 41. 42a. 44. 45 nur von nnBWö die Rede ist, ohne eine Interpretation durch ax rva, dann könnte das vermuten lassen, daß ältere Traditionen aufgenommen wurden. Andererseits könnte bloßes SN rra 3 24 die eigene Handschrift eines Verfassers sein, der jünger ist als die Autoren, die von nnö®D sprechen, wie es für 1 4. 44. 45, wo nur 3N rva genannt wird, zutrifft. Aber man wird bei dieser Unterscheidung im Gebrauch von ax n , 3 und nnBü» vorsichtig sein müssen, weil es sich nicht ausschließen läßt, daß ein und derselbe Verfasser im Ausdruck wechselt, besonders dann, wenn in der Zeit, in der er schreibt, die soziologische Gliederung nach nnBtt?» keine Rolle mehr spielt. Auch die Altersangabe der zu Zählenden, tznrrpö n"?»»l weicht von der in Kap. 1 nVsai Hl® nnt?» p a ab. Außerdem ist anders als in Kap. 1 sofort von ipö die Rede. Wenn sich in 3 i4f. eine Schicht aus Kap. 1 fortsetzen sollte, so erwartete man eigentlich eine Musterung der Leviten vom Zwanzigjährigen an aufwärts. B. Baentsch (455) und H. Holzinger (9) vermuten deshalb, daß die ursprüngliche Altersangabe einer Überarbeitung zum Opfer fiel. Von der Ersatztheorie her 3 11-13. 40-51 ist die beim Säugling beginnende Zählung sinnvoll. Es könnte also sein, daß die Altersangabe ausgetauscht wurde. Ein kurzer Ausführungsbericht 16 schließt sich an. Das passive ms ist ungewöhnlich. Bei P kommt die gleiche Form nur noch in dem sehr späten Stück Num 36 (v. 2) und im Munde von Mose als "WS Lev 8 35 10 13 (vielleicht ursprünglich auch Lev 8 31) vor. Sollte 16b einmal iTlfT HJS HPXD wie 51 b gelautet haben ? Das vermißte nvr könnte man im Anfangswort des folgenden Verses finden, wo V/TT als Überleitung von der Erzählung zur Statistik zwar nicht unmöglich (vgl. I20), aber durchaus entbehrlich ist. Nicht ausgeschlossen ist schließlich die Möglichkeit, daß mir vor dem ähnlich aussehenden v m verlorengegangen ist. Aber von v. 18 her legt sich auf für 17 der Anfang n*?Xl nahe, so daß "ITH als sekundär anzusehen ist, gleichgültig ob r m aus niiT entstanden oder ob mn"1 davor ausgefallen ist. Die Verse 14-16 lassen sich nicht aufspalten. Sie sind literarisch einheitlich. Kellermann

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34 17-20

3. Die Musterung aller Leviten 3 1-51

Hat der gleiche Verfasser die genealogische Liste 17-20 angefügt ? K. Möhlenbrink (Die levitischen Überlieferungen, ZAW 52, 1934, 191) hat gezeigt, daß die Liste 17-20 ein selbständiges Levitenschema darstellt, das auch in dem späten Zusatz E x 6 13-20, vielleicht von unserer Stelle abhängig, Verwendung gefunden hat (vgl. auch G. Fohrer, Exodus, 49f.) und das, wie noch die Verwilderung des Schemas I Chr 9 und 23 ff. zeigt, die »Normalgenealogie des Stammes Levi« wurde. Als Entstehungszeit möchte K. Möhlenbrink die Spanne zwischen der Reichsteilung und Josias Reform ansehen. Die Reihenfolge der drei Levisöhne Gerson, Kehat und Merari 17 ist die normale. Das erste Glied der Liste 18 beginnt " ' U Dlö® nVxi unter Rückgriff auf 17a, während die folgenden beiden Glieder 19. 20 mit einfachem weitergeführt werden. Gerson und Merari haben je zwei Nachkommen, Kehat vier. Die eigene Einleitung 17 a und die zusammenfassende Schlußformel 20 b stellen den Abschnitt 17-20, der literarisch einheitlich ist, ohne organische Verbindung nach vorne oder nach hinten als eigene Größe für sich heraus. Deshalb ist es unwahrscheinlich, daß die Liste 17-20 vom Verfasser von 14-16 stammt. Die ungewöhnliche Wortfolge n*?N r r n 17 könnte so entstanden sein, daß erst bei der späteren Eingliederung der Liste YTH als Verbindungsglied zwischen 14-16 und 17-20 angebracht wurde. In dem folgenden Stück 21-39 wird jeweils am Anfang der drei Unterabschnitte 21-26, 27-32 und 33-37 die Genealogie aus 17-20 wortreicher wiederholt. Und zwar entspricht 21 dem v. 18, 27 dem v. 19, 33 dem v. 20a. Aber 17-20 werden die Namen als Personennamen der Stammväter aufgefaßt, während sie 21. 27. 33 als Kollektivbezeichnungen gebraucht werden, wie der Artikel vor dem Namen und die Nisbebildung (vor allem v. 27 gegenüber 19) erkennen läßt. Ist es an sich schon unwahrscheinlich, daß ein Verfasser das gleiche genealogische Schema zweimal anführt, so dürfte die unterschiedliche Auffassung der Namen, 17-20 als Eigennamen und 21.27.33 als Gruppennamen, untrügliches Merkmal dafür sein, daß 17-20 von einem anderen Verfasser stammt als 21. 27. 33. E s stellt sich die Frage, welche Verse später entstanden sind. Könnte man angesichts des wohlkomponierten, mit Einleitung und Schluß versehenen Abschnitts 17-20 auf den Gedanken kommen, daß 21. 27. 33 später eingefügt sind, so spricht doch die Tatsache, daß 17-20 den Zusammenhang von 14-16 mit 21 ff. empfindlich unterbricht, für das Gegenteil. Die Verwendung der Namen als Sippennamen 21. 27. 33 hat mehr Anspruch auf Ursprünglichkeit als ihr Gebrauch als Eponymennamen 17-20. Deshalb vermutet M. Noth, daß der Verfasser von 3 2iff. in 21. 27. 33 »älteres Material aufgenommen hat, dessen Inhalt er in eigener Formulierung in v. 17-20 vorwegnahm« (34). — In den Angaben über die Gliederung der Levitengeschlechter 21.27.33 können sich ältere Traditionen verbergen. So scheint die ""laVil nnBtfö

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2ia und die T o n n nriDÜ» 27a in einer Beziehung zur Stadt Libna bzw. Hebron zu stehen. Aber genauere Schlüsse, die auf die Vorgeschichte der genealogischen Aufgliederung der Levitensippen Licht werfen könnten, lassen die Namen nicht zu. — Da es sich um die Normalgenealogie Levis handelt und da nicht einzusehen ist, weshalb ein und derselbe Verfasser die Namen verschieden gebraucht haben sollte, ist es wahrscheinlicher, daß 21. 27. 33 von einem anderen Autor stammt als dem, der 17-20 verfaßte. Beide konnten auf das bekannte genealogische Schema zurückgreifen. Die schlechte Verbindung von 17-20 mit dem Kontext legt den Schluß nahe, daß 17-20 sekundär vor die Musterungsergebnisse 21 ff. gestellt wurde, weil jemand die 21. 27. 33 angeführte Genealogie für so wichtig erachtete, daß er sie in einem eigenen Abschnitt nochmals zusammenstellte. Die drei Abschnitte 21-26 (Gerson), 27-31 (Kehat), 33-37 (Merari) 2iff. handeln nach ein und demselben Schema von 1. Untergliederung 21. 27. 33 2. Kopfzahl 22. 28. 34 3. Lagerplatz 23. 29. 35b 4. Name des Nasi 24. 30. 35a 5. Dienstobliegenheiten 25f. 31. 36f. Diese Zusammenstellung der verschiedenartigen Angaben ist nicht ursprünglich. Für die in Kap. 1 genannten Stämme wird Musterung und Lagerordnung in getrennten Abschnitten behandelt. Die Lagerordnung Kap. 2 besteht ursprünglich aus Anweisungen, wo die einzelnen Stämmegruppen lagern sollen. In Kap. 3 dagegen wird der Lagerplatz den Levitengruppen nicht in einer Jahwerede zugeteilt, sondern innerhalb eines Ausführungsberichtes mit einer iterativ gemeinten Imperfektform un'' angegeben. Der Name des Nasi jedes Stammes ist in Kap. 2 sekundär aus Kap. 1 nachgetragen. Die Angaben der Dienstobliegenheiten haben natürlich in Kap. 1 und 2 keine Parallelen. Die Unterschiede in der Formulierung bestätigen die Behauptung, daß das disparate Material nicht auf ein und denselben Verfasser zurückgeht. Die Untergliederung der drei Levitengruppen Gerson, Kehat und 2if. 27f. Merari 21. 27. 33 wird bei der Angabe der Kopfzahl 22. 28. 34 nicht 33f. weiter berücksichtigt. Die Summen gelten nur für die drei Hauptgruppen. — In 33 fehlt am Satzbeginn vor mtt 1 ? die Kopula, und in 33b am Satzende steht anders als 21. 27 der Name "Hltt ohne Artikel. Das könnte als Nachlässigkeit zu verstehen sein. Die Angabe der Musterungssummen 22. 28. 34 dürfte der Verfasser von 21. 27. 33 angeschlossen haben; denn das DmpS 22. (28.) 34 setzt die Namen in 21. 27. 33 voraus. — Die Näherbestimmungen s n r r p a "DT'Vs 1S0Ö3 nbsöl scheinen an Kap. 1 orientiert. Aber in Kap. 1 folgt auf 1S0D2 vierzehnmal regelmäßig H»1P, während 3 22. 28. 34 wie schon 3 15 ein 3*

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kleiner, aber bedeutsamer Unterschied zutage tritt durch den Wegfall von na®. Demnach ist dieser Verfasser zwar abhängig von Kap. 1, er ist aber nicht identisch mit einem der in Kap. 1 festgestellten Autoren. Die Einzelsummen 7500 für Gerson, 8300 für Kehat, 6200 für Merari bleiben ihrer Herkunft nach genauso undurchsichtig wie die Zahlen in Kap. 1. Sie sind im Vergleich zu den Zahlen in Kap. 1 auffällig niedrig, trotzdem übersteigen sie das geschichtlich Annehmbare (cf. M. Noth 36). Im Falle Kehat ist an die Zahlangabe 28 unmotiviert die Bemerkung angeschlossen snpn matt?» 28 bß. Sie stimmt wörtlich überein mit 32 bß und wird aus 32, wo sie am Platze ist, sekundär in 28 zugefügt sein. 29f. Die beiden nächsten Elemente des Schemas sind die Lageran10 35 Weisung und die Nennung des Nasi 23/24, 29/30, 35b/a. Bei Merari stehen sie in umgekehrter Reihenfolge, zuerst Nennung des Nasi 35a, dann Lageranweisung 35b. Die Umstellung wird so zu erklären sein, daß der Verfasser bei Merari die Lageranweisung vergessen hatte und sie nachtrug. Die beiden Angaben haben ein und denselben Verfasser, wie die Vertauschbarkeit ihrer Reihenfolge v. 35 und ihre enge Verbindung erkennen lassen. In Kap. 2 ist jedoch die Angabe des Nasi nachgetragen. Wenn also der Verfasser von 23f. 29f. 35 zwei in Kap. 2 auf verschiedene Schichten verteilte Elemente zusammennimmt, wird 10

Der Nasi der Gersoniten heißt l 7N , 7 _ ]3 r |0 , 1 ?N 24b. Er tritt im Alten Testament nur hier auf. Der Name stimmt zwar mit dem des Nasi der Gaditen in 1 14 2 14 742.47 1020 überein, aber der Vatersname ist dort VKWT, hier V k V Letzterer Name, eine Nominalsatzbildung, deren Prädikat ein Nomen mit Präposition ist, gehört nach M. Noth (IP 32) zu den »späten und babylonisch beeinflußten israelitischen Namen«. - V N n s r p j a s ^ N , der Nasi der Kehatiten 30b, trägt einen ähnlichen Namen wie der Urenkel Levis über Kehat und Ussiel in E x 622. In IChr 158 und I I Chr 2913 erscheint als Bruder von Kehat, Merari und Gersom/Gerson. Nach I Chr 15 8 konnte sich das Levitengeschlecht Elisaphan neben den Geschlechtern Hebron und Ussiel in der Bedeutung auf die gleiche Stufe mit Kehat, Merari und Gersom emporarbeiten. »Und wenn dabei Elisafan, obwohl genealogisch ein 'Sohn' von Ussiel, an der Spitze steht, so muß er sich am weitesten nach vorne gespielt haben« (W.Rudolph, Chronikbücher, 123). Das bestätigt auch I Chr 29 13, wo Elisaphan allein neben den drei alten Levitengeschlechtern gleichrangig auftritt. Auf dem Wege zu dieser gehobenen Bedeutung der Gruppe Elisaphan liegt Num 3 30; denn hier nimmt Elisaphan innerhalb der Kehatiten schon eine Führungsrolle ein. — Der Nasi der Merariten V i r a s - p V s m s 3 35 aß kommt nur hier vor. In I Chr 514 ist eine bedeutende Sippe, die zu Gad gehört. Daß schon r )0'' auch als Nasi der Gaditen vorkam, muß auffallen. Sollte hier nicht eine Verbindung bestehen ? Man müßte den Tatbestand so erklären, daß Gad in irgendeiner Zeit eine besondere Verbindung zu Levitengeschlechtern hatte. Dann könnte darin noch ein zusätzlicher Beweggrund liegen, weshalb in 1 5-15 gerade Gad an die dritte Stelle im Stämmesystem aufrückte (vgl. oben S. 11 f.).

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ihm die Verbindung in Kap. 2 bereits vorgelegen haben. Er unterscheidet sich auch in der Formulierung von Kap. 2 dadurch, daß er KIM regelmäßig durch 38 rP2 determiniert. Die Verteilung auf die Himmelsrichtungen ist gegenüber Kap. 2 verändert. Dort beginnt die Aufzählung mit Osten 2 3, es folgen Süden 2 10, Westen 2 18 und Norden 2 25. Hier in Kap. 3 wird der Osten, die Vorderseite, wo sich der Eingang zum Heiligtum befindet, an letzter Stelle genannt und den Priestern zugeteilt 38. Das ist noch kein wesentlicher Unterschied; denn auf diese Weise wird in Kap. 3 die gleiche Betonung der Vorderseite erreicht wie in Kap. 2 durch die Voranstellung des Hauptlagers Juda. Aber gegenüber der Folge Süden — Westen — Norden in Kap. 2 tritt in Kap. 3 eine bedeutsame Abweichung zutage. Gerson v. 23b nimmt den Westen ein, Kehat v. 29 den Süden und Merari v. 35b den Norden. Ordnet man nach der Reihenfolge der Himmelsrichtungen in Kap. 2, so reihen sich Kehat, Gerson und Merari hintereinander, und das ist die Reihenfolge in Kap. 4. Der Verfasser der levitischen Lagerordnung will also die in Kap. 4 verankerte Vorrangstellung von Kehat, der zahlenmäßig nach 3 28 den beiden anderen Gruppen überlegen ist, auch in der Lageranweisung zum Ausdruck bringen. Daß er die Reihenfolge bei der Musterung Gerson — Kehat —• Merari dagegen nicht verändert, zeigt doch wohl, daß ihm der Text über die Musterung bereits vorlag. Auch die Imperfektformen un"' passen schlecht in einen Bericht. Sie sind als Iterative gemeint, aber doch zugleich als Anweisungen, die auf Jahwe zurückgehen und aus dem Erzählstil herausfallen. Das führt wieder zu der Folgerung, daß Lageranweisung und Nennung des Nasi kaum vom gleichen Verfasser wie 2if. 27f. 33f. und 14-16 stammen. Die Ortsangabe ist in Kap. 2 allgemein an der Windrose, in Kap. 3 dagegen zuerst an der Ausrichtung zum ptfö orientiert. Dabei wird deutlich, daß die Rückseite des Heiligtums ("'ins 23b) nach Westen liegt. Die Konstruktion mit "-|T "?SJ für die Süd- 29b und Nordseite 35 b entspricht Ex 40 22. 24 Lev 111. Die Stellung des Verbums 35 b entspricht der in 23b. Die Unterschiede bestätigen, daß der Verfasser der Lageranweisungen in Kap. 3 nicht identisch ist mit einem der Verfasser von Kap. 2. Die Lagerplätze an den vier Seiten des Heiligtums sind in Kap. 2 ja strenggenommen schon vergeben. Wenn sie Kap. 3 nochmals verteilt werden, dann ist die Meinung doch wohl die, daß die Leviten in unmittelbarer Nähe zum Heiligtum lagern, während die der »weltlichen« Stämme in Kap. 2 in größerer Entfernung bleiben sollen. Unmißverständlich ausgesagt wird allerdings nirgends, daß die Leviten den »inneren Lagerring« bilden sollen. Immerhin wird durch den Zusatz UM in 2 2 Raum geschaffen für das Levitenlager, so daß 7S1» 2 2 wahrscheinlich erst vom Verfasser der Lageranweisungen für die

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Leviten 3 23. 29. 35b eingefügt wurde, damit Platz für das Levitenlager ausgespart wird. Die räumliche Nahe zum p©ö bringt er durch '"]*P V» und pwan nnx zum Ausdruck. 25f. 31. Als letzter Punkt im Schema folgt die Angabe der Dienstobliegen36f. heiten für Gerson 25. 26, Kehat 31 und Merari 36. 37. M. Noth (ÜPent 19 Anm. 57) vermutet wegen der wörtlichen Übereinstimmungen, daß es sich in Kap. 3 um »nachträgliche Entlehnungen der entsprechenden Angaben von Num. 4« handelt, und seine Vermutung wird zutreffen. Der Anfang ist nicht ganz einheitlich. 25 wird nach der Name pwil mit "»Ja angeschlossen, ebenso 36 m » , wo allerdings noch mpBl — durch v. 32 bedingt ? — dem Ganzen vorangesetzt ist. 31 dagegen wird der Name nnp nicht wiederholt, sondern durch das Suffix von aniöWöl der Bezug hergestellt. Bei der Fortsetzung ist Einheitlichkeit nicht zu erwarten. Aber der Abschluß ist in allen drei Fällen ähnlich: 26bß imas VdV entsprechend 4 27.31.32.33 (mit Pluralsuffix) und anstelle von bzb 31 bß. 36bß boi. Die Einzelheiten der Angabe des Dienstes der Gersoniten stammen aus 4 25f.: lilDD» 3 2 5 b a ist identisch mit 4 25aß; 3 25bßy stimmt überein mit 4 25b, und 326aba stammt aus 4 26aaßy. In 4 25f. sind die einzelnen Gegenstände Objekte zu ItWJl und deshalb mit der nota objecti DK verbunden. Wenn 3 26 ""|0H~nN1 und W S DS1 zu lesen ist, so beweist das, daß die einzelnen Posten aus 4 26 übernommen wurden und daß dabei DX mechanisch mit exzerpiert wurde. Die Zeltstricke haben 3 26 ein Singularsuffix YHiVa gegenüber Dmn , ö 4 26, und nsnn nno "jon 3 26 ist gegenüber 1sn«T nnD "|0ö 4 26 um 1SJ® verkürzt. Diese beiden Veränderungen in 3 26 gegenüber 4 26 lassen wie schon die nachlässige Übernahme der Partikel DK nur den Schluß zu, daß 3 26 auf 4 26 zurückgeht. In Exodus wird der Vorhang der Vorhofstür regelmäßig als "ixriil ns» 10» (Ex 27 16 par. 38 18 und 36 17 39 40 40 8. 33) bezeichnet. Num 4 26, und nur hier innerhalb von P, wird nna vor "ist? hinzugefügt, vermutlich um den Ausdruck an ISlö VflK nnD anzugleichen. Num 3 26 wird eins der Synonyma weggelassen, aber ausgerechnet das in Exodus übliche "1S57, so daß nun vom isnn nna die Rede ist wie nie in Exodus, während gerade das ungebräuchliche nne, das aus Num 4 26 stammt, festgehalten wird. — Die Stricke werden durch das Pluralsuffix DiTUPö Num 4 26 wie Ex 35 18 als zu den '»Vj? des Vorhofs gehörig ausgewiesen. Wenn Num 3 26 Virra mit Singularsuffix wie Ex 39 40 steht, so könnte die Meinung zum Ausdruck gebracht sein, daß die Stricke zum Vorhof gehören. Diese Meinung ist aber gegenüber Num 4 26 weniger sachgemäß. Vielleicht liegt Verschlimmbesserung nach Ex 39 40 oder Nachlässigkeit vor. — Eine Schwierigkeit stellt der bisher ausgesparte Beginn VntU Vnxm pwan isna 3 25a dar. 4 25a werden am Anfang die nsPT des ptt» und der Wiö VflN genannt, die 3 25 übergangen werden oder an

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deren Stelle VilKTTl p©»n getreten ist; denn Tina Vnsa charakterisiert den Dienst der Gersoniten allgemein wie 4 28 a. Das Nebeneinander von pWD und VHS ist vielleicht so zu erklären, daß der Verfasser den jetzigen Text von E x 261-14 vor Augen hat und Num 3 25 wie in E x 26 1-14 von einer Wohnstatt (pffa) mit dem dazugehörenden Zelt (p®»n~V57 Vnx) spricht, oder Vnxm pffan ist aus dem mißverständlichen p»an nsPTTK ISJia VnKTSI 4 25 entstanden, indem nSTT übergangen und nsna VilN zu Vnsn verkürzt wurde. Soviel läßt sich mit Sicherheit sagen, daß der Verfasser von 3 25f. seine Angaben aus 4 25f. bezieht. Er verändert die Ausdrücke zum Teil unsachgemäß, entweder weil er mit seinem Vorbild in Num 4 nicht zu Rande kommt, oder weil er von den Exodusstellen beeinflußt ist. Mit dem so gewonnenen Bild des Verfassers von 3 25f. stimmt überein, was sich aus den Versen über den Aufgabenbereich der Kehatiten 31 und Merariten 36 entnehmen läßt. Der Verfasser von 3 31 exzerpiert in Stichworten den Abschnitt über die Trägerdienste der Kehatiten 4 4-15 und verkürzt die Begriffe: ms?n p x 4 5 zu D'isn |n"?c? 4 7 zu mxan mia 4 9 zu :win mta 4 n „„ . zu mran 413

pxn iriVffn mian nmran

Auch die ©*rpn stammen wörtlich aus 4 15 a, und der Relativsatz DTO IDIW ")B?N ist an 4 9bß. i2aa. i4aa orientiert. Das nachklappende -¡D»n meint vielleicht die HD1B E x 26 31, die 4 s "|Oan roiD heißt, oder die in 4 5-15 angeführten Hüllen; denn die beiden Überdecken (inosa und nsna Vns nns *]0a) sind nach v. 25 schon an die Gersoniten vergeben. Die Beschreibung des Aufgabenbereiches der Merariten 3 36f. stammt aus 4 3if. 3 36aßy ist identisch mit 4 31b. 3 36b bm rVD'VDl ima» hat ein Äquivalent 4 32ay6 n m a s boVl DrrVrrVD'?. Die Änderung der Plural- in Singularsuffixe begegnete schon 3 26. Während 4 32 unter D^D allgemein Handwerkszeug verstanden werden kann, sind 3 36 b die Geräte des pfl?a gemeint, die 3 31 (®*Tj?n ,l7D) schon an die Kehatiten vergeben sind. Die vom Verfasser von 3 36 gegenüber 4 32 vorgenommene Veränderung ist wie schon 3 26 keine Verbesserung. Nach dem in allen drei Fällen gleichlautenden Abschluß ima» Vaf?) 26b. 31b. 36b wird 3 37 wörtlich gleich mit 4 32aaß isnn , l(l)asi DJTHrwi nrnm Dirndl y a o hinzugefügt. Ob 3 37 erst zu einem späteren Zeitpunkt nachgetragen wurde oder ob der Verfasser von 3 25f. 31.36 selbst die 3 36 übergangenen Gegenstände v. 37 nachtrug, läßt sich nicht sicher entscheiden.

40 38

2 8 b ß . 32

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Mit 38 meldet sich eine neue Stimme zu Wort. Die Vervollständigung des inneren Lagerkreises 38 aa könnte zwar vom gleichen Verfasser wie 23f. 29f. 35 stammen, aber die sprachlichen Unterschiede sprechen dagegen. Das Partizip tPinm steht im Gegensatz zu W 23. 29. 35b. Auch die Richtungsangabe wird anders als 23. 29. 35b doppelt durch naip und nmia zum Ausdruck gebracht. Orientierungspunkt ist nicht mehr wie 23. 29. 35b nur der ptf», sondern hinzukommt der Vns isna. Während der Verfasser von 23f. 29f. 35 die drei Levitensippen so um das Heiligtum herum gruppiert, daß die Vorderseite für den Zugang freibleibt, versucht der Autor von 38, die durchaus sinnvolle Lücke in Analogie zur Lagerordnung Kap. 2 zu schließen. Auch dort findet sich der Partizipialstil 2 3. 5.12. 27, die Doppelung nmta nanp 2 3 und T5?ia also gerade die sprachlichen Unterschiede zu 23f. 29f. 35 erklären sich dadurch, daß der Verfasser von 38 stärker von Kap. 2 abhängig ist als der von 23f. 29f. 35. Mose und Aaron samt seinen Söhnen wird als Lagerplatz die freie Stelle vor dem Eingang des Heiligtums zugewiesen. Daß sich dadurch die sonderbare Situation ergibt, daß auf der wichtigen Vorderseite nur vier Männer (Mose, Aaron, Eleasar und Ithamar) lagern, während die anderen drei Seiten von Tausenden von Leviten eingenommen werden, spricht dafür, daß die Regelung 38acc sekundär hinzukam. — Wenn anschließend im gleichen Stil eine Bemerkung über den Aufgabenbereich Moses, Aarons und seiner Söhne, also der Priester, gemacht wird, dann darf man annehmen, daß dem Verfasser von 38 der Text von 21 ff. bereits in einer Form vorlag, in der 23f. 29f. 35 schon mit 25f. 31. 36. (37)verbunden war. 3 8 a ß y wird auf die Aufgabe der Priester im Zusammenhang mit der mawa der Leviten eingegangen. Die Priester sind ma©a nnatt? EHpan, und zwar tun sie den Dienst stellvertretend für die Israeliten (Vn-W na maffab). Die Warnformel n»V mpil "ltm stimmt wörtlich überein mit 3 i 0 b und schon 1 5 1 b (sonst noch 18 7 b y und aufgelöst 17 5aß und 18 4b). 1 51b ist mit 1t der Nichtlevit gegenüber dem Leviten, 3 38b aber gerade der Levit gegenüber dem Aaroniden-Priester gemeint. Der ganze Vers 38 läßt sich nicht aufteilen und ist Zusatz einer neuen Schicht. Nun wird jedoch der Aufgabenbereich der Kehatiten 28bß ähnlich umschrieben. Die Kehatiten sind SHpn matpa n a » . 38 ist das nomen rectum E H p a n und 28 B H p n . Ein Unterschied liegt nur dann vor, wenn s n p a nach Lev 16 3 3 das Allerheiligste und s n p allgemein das Heiligtum bezeichnet. Da 28 bß zusammenhanglos im Abschnitt über die Kehatiten nach der Musterungssumme und vor der Lageranweisung steht und da an keiner anderen Stelle bei P eine Gleichsetzung der Kehatiten mit den Priestern festzustellen ist, muß 28 bß als Glosse aufgefaßt werden. Genau die gleiche Wendung BHpn mawa "na® steht auch in dem bisher übergangenen Satz 32 über die Sonderstellung

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Eleasars. Ob 32 von einem der in 14-39 festgestellten Verfasser stammt, ist schwer zu entscheiden. Sprachliche Querverbindungen bestehen nicht. — Die Aufgabe Eleasars wird auch 4 16 im Anschluß an den Abschnitt über die Dienstobliegenheiten der Kehatiten 4 4-15 beschrieben, und zwar ist die Näherbestimmung pDH p n x - p 3 32 und 4 16 gleich, und die Aufgabe wird in beiden Fällen als mpD bezeichnet. Da die Angaben über die Dienstobliegenheiten der Levitengruppen 25f. 31. 36f. aus Kap. 4 stammen, könnte man erwägen, ob 32 von dem Verfasser von 25f. 31. 36. (37) in Anlehnung an 4 16 formuliert wurde. Aber das ist deshalb kaum anzunehmen, weil in 32 die genauen Angaben über den Dienst, die 4 ie gemacht werden, fehlen und es 25f. 31. 36. (37) dem Verfasser gerade auf die Einzelheiten ankommt. Aber soviel darf man wohl sagen, daß 3 32 von 416 abhängig ist. Ein »Obernasi« kommt im Alten Testament sonst nicht mehr vor. Da 32 keiner in 14-39 festgestellten Schicht einzuordnen ist, muß der Satz spätere Hinzufügung sein. Eleasar soll ähnlich wie 416 besondere Bedeutung beigelegt werden. Daß er in einer Beziehung zur Levitengruppe Kehat stehen soll, geht aus der Stellung von 32 im Anschluß an 27-31 hervor. Vermutlich stammt die Glosse m ö B S "Ha© ttnpn 28 bß aus 32. Durch sie soll wohl indirekt zum Ausdruck gebracht werden, daß Eleasar und die Kehatiten enger zusammengehören. Vers 39 schließt den eigentlichen Musterungsbericht ab, stammt 39 also vom Verfasser von 14-16. 2if. 27f. 33f. Wortschatz und Stil sind weitgehend an 1 44ff. orientiert. Aber daß dieser Verfasser zum Teil in Anlehnung an Kap. 1 formuliert, ist nichts Neues. Der Relativsatz pnm rw» *T¡?S "WX stimmt wörtlich überein mit 1 44acc, so daß man vermuten darf, daß Aaron infolge der Übernahme des Satzes hier in Kap. 3 hereinkam, also nicht erst sekundär eingefügt ist wie 1 3 und 2 1. Die puncta extraordinaria berücksichtigen 3 i4f., wonach der Auftrag zur Musterung nur an Mose ergeht. Das Qumran-Fragment (DJD I I I 58) hatte nach Ausweis der Zeilenlänge pHNI im Text stehen. Aaron ist kaum späterer Zusatz, sondern vom Verfasser von 3 39 eben in Anlehnung an 1 44 oder 4 37. 41. 45. 49 von vornherein mitgenannt worden. In 3 14-39 gehört demnach zum ursprünglichen Bericht über die Zählung der Leviten 14-16. 2if. 27. 28aba. 33f. 39. Von einem anderen Verfasser wurde eine genealogische Liste für die drei Levitengeschlechter Gerson, Kehat und Merari, die ihrem Inhalt nach schon 21. 27. 33 Verwendung fand, nach 14-16 als eigener Abschnitt, mit Einleitung und Schluß versehen, eingefügt. Lageranweisung und Nennung des Nasi 23f. 29f. 35 stammen vermutlich wieder von einem anderen Verfasser, der sich in Stil und Vorstellungen an Kap. 2 anlehnte. Die Angaben über die Aufgaben der Leviten 25f. 31. 36. (37) gehen nochmals auf einen anderen Hinzufüger zurück, der hauptsächlich aus Kap. 4

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exzerpierte. Während 21. 27. 33 der Name der einzelnen Levitengruppe regelmäßig als Nisbe erscheint, wird bei der Dienstanweisung 25 und 36 der Name mit '""la eingeführt. Bei Kehat allerdings steht schon bei der Lagerzuweisung nnj?- , J3, während 31 das Suffix zur Einführung genügt. Immerhin ist der Unterschied im Gebrauch der Namensformen ein weiteres Anzeichen dafür, daß verschiedene Verfasser am Werke waren. Als letzte Zusätze müssen 38. 32 und 28bß angesehen werden. Schon vom Inhalt her ist es fraglich, ob das Stück 40ff.einer der 40-43 Schichten von 14-39 zuzuweisen ist. 40-43 handelt von der Zählung der Erstgeburten der Israeliten. Jahwe fordert Mose auf, die Summe aller männlichen Erstgeburten bei den Israeliten, vom Einmonatigen an aufwärts, aufzustellen. Der Ausführungsbericht zum Befehlsbericht 40 folgt 42f. Vers 41 unterbricht den Zusammenhang. Daß Mose die Leviten als Ersatz für alle Erstgeburt nehmen soll, findet sich auch 45 in wörthchen Übereinstimmungen mit 41. Dem ganzen Tenor nach ist dieser Gedanke aber erst 45 ursprünglich eingeführt, eine einfache Wiederholung wäre jedenfalls sinnlos. Auch der Stil verrät, daß 41 gegenüber 45 sekundär ist; denn die Formel 11 n w zersprengt v. 41 in auffälliger Weise das Satzgefüge, während sie in 45 am Satzende als abschließende Aussage steht, wie es die Regel ist an den sonstigen Stellen, an denen die Formel vorkommt. Dagegen ist die Formel 41 »ihres ursprünglichen Lebens ganz verlustig gegangen und in der Versteinerung zu einem hart unterstrichen hervorgehobenen 'Ich' im Munde Jahwes geworden« (cf. W. Zimmerli, Ich bin Jahwe, 186). Ein weiteres stilistisches Merkmal für Abhängigkeit des Verses 41 von 45 ist das Vtn®1' na nanaa TOS-Vd nnr bß, das anstelle von arana nnn 45a steht. Die Wiederholung des TD3-VD nnn aus der ersten Satzhälfte ist nur zu verstehen, wenn der Verfasser von 41 von 45 abhängig ist. Vor allem aber ist es eine seltsame Konsequenz, zu folgern, daß das Vieh der Leviten, wenn die Leviten selbst Ersatz für alle Erstgeburt der Israeliten sind, Ersatz für die tierische Erstgeburt der Israeliten sei. Unter diesem Gesichtspunkt stellt sich die Frage, ob das Vieh nicht auch 45 erst später hinzugefügt ist. Sollte das der Fall sein, dann muß 41 gegenüber 45 erst recht sekundär sein. Im Ausführungsbericht 42, der sich an den Befehlsbericht 40 anschließt, fällt auf, daß das Objekt weit entfernt steht vom Prädikat weil die Formel ins n w ms "IBXS dazwischengestellt ist. Die Formel bildet überall sonst, wo sie bei P vorkommt (Gen 6 22 7 16 21 4 E x 7 6 34 4 40 16 Lev 8 4 Num 17 26 27 22) das Satzende, nie steht sie in Parenthese. Aber ein Grund zur Ausscheidung von ins STUT» »TIS besteht deshalb nicht; denn die Formel betont, daß das Tun des Mose auf Jahwes Befehl zurückgeht, und steht darum 11

Vgl. K. Elliger, Ich bin der Herr — euer Gott, in: Festschrift K. Heim, 1954, 9—34, und W . Zimmerli, Ich bin Jahwe, in: Festschrift A. Alt, 1953, 179—209.

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unmittelbar nach dem Verbum. 43 schließt sich bruchlos an 42 an; die Mitteilung der Musterungssumme12 22273 beschließt den Ausführungsbericht. Es folgt erneut eine Jahwerede 44-48, in der Mose aufgefordert 44-51 wird, die Leviten anstelle aller Erstgeburt der Israeliten zu nehmen und die 273 überschüssigen Erstgeburten durch fünf Schekel pro Kopf auslösen zu lassen. Die Auslösungssumme soll Mose an Aaron und seine Söhne weitergeben. Im Ausführungsbericht 49-51 wird mitgeteilt, daß Mose dem Befehl in allen Einzelheiten nachkommt. Der Abschnitt 44-51 ist aus einem Guß. Nur die Bemerkung über das Vieh 45 ay wird man ausnehmen müssen. Es liegen nicht nur für das Vieh keine Zahlen vor, sondern in 46ff. ist auch keine Rede mehr davon, und das beweist, daß 45ay Zusatz ist. H. Holzinger (Exodus 31) vermutet mit Recht, daß in E x 114-8 ursprünglich nur von der menschlichen Erstgeburt die Rede war, daß also E x 11 5 b und 7 a »ungeschickt mechanisch ausspinnende, den Ernst der Situation abschwächende Glossen« sind. Diese Zusätze sind E x 13 12 (Dtr) und E x 12 12 (P) schon vorausgesetzt. Es liegt deshalb nahe anzunehmen, daß Num 3 45 ay unter dem Einfluß der Exodusstellen hinzugefügt wurde. Von dem gleichen Hinzufüger wird auch v. 41 stammen, wie aus der besonderen Betonung der tierischen Erstgeburt hervorgeht. Die Bedeutung von Q^HD 46. 48. 49 (bis). 51 schwankt zwischen »Loskauf« (nomen actionis) und »Lösegeld« (nomen objecti). Aber eine solch schillernde Verwendung eines Wortes läßt sich auch sonst feststellen, darf jedenfalls nicht dazu verführen, 44-51 auf verschiedene Schichten aufzuteilen. Die doppelte Zurückführung des Befehls auf Jahwe, einmal durch 71171'' "'S-1?57 5ia, eine Formel, die normalerweise allein vollauf ausreicht zur Bekräftigung, zum anderen durch die inhaltlich gleichbedeutende Formel iwa-flK mn"1 7113 1E?KD, fällt auf; aber daß eine von ihnen später hinzukam, ist unwahrscheinlich. Vermutlich steht der "1©K-Satz für das Num 4 37. (41.) 45. 49 9 23 10 13 auf 71171"' ^"Vs? folgende 7i5?a_T'3. Im übrigen unterstreicht die Doppelung die Legitimität der Forderung. Ist 44-51+ Zusatz eines Autors, der sich über den Unterschied der Gesamtzahlen, 22000 (v. 39) gegenüber 22273 (v. 43), Gedanken machte ? Er wäre dann als sekundärer Versuch zu verstehen, die Diskrepanz zu beseitigen. Aber weshalb nach der Musterung der Leviten vom Einmonatigen an aufwärts von vornherein eine Zählung aller Erst12

Für die Summe 22273, die zum ersten Mal in Numeri auch Einer berücksichtigt, gibt es wieder keine einleuchtende Erklärung. Der Vorschlag H. Holzingers (14), vom Überschuß über die Tausende Israels in Kap. 1, also von 550, den Zahlenwert von I D T ' V d = 277 abzuziehen, wodurch sich 273 ergibt, ist mit den auf S. 159 ff. angeführten Einwänden abzulehnen. Hinzukommt, daß in 3 41 ff. nicht TDT - l 73 im Vordergrund steht, sondern T D 3 "

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geburt der Israeliten angeflickt worden sein sollte, läßt sich nicht einleuchtend erklären. 40-43+ wird erst durch 44-51+ an seiner Stelle in Kap. 3 erklärbar. Sprachlich und stilistisch ließen sich keine schwerwiegenden Unterschiede zwischen den beiden Abschnitten feststellen. 40-51+ ist folglich als ein durchlaufender Absatz aufzufassen. Der Verfasser hat sich als Ziel gesetzt, die Loskaufsumme von fünf Schekeln pro Kopf ätiologisch zu deuten. Daß der Levit in seinen Augen nur fünf Schekel wert ist, läßt seine Stellung den Leviten gegenüber erkennen. — Da keinerlei sprachliche oder stilistische Indizien darauf hindeuten, daß sich in 40-51+ eine der Schichten von 14-39 fortsetzt und da die Summe aller Leviten (v. 39) bekannt ist, handelt es sich 40-51+ um eine neue Schicht, die jünger als 14-39 ist. 11-13 Wie kommt der Verfasser von 40ff. zu seinen Ausführungen ? Ist er etwa von 11-13 beeinflußt ? Dieses unmittelbar vor dem die Musterung eröffnenden Jahwebefehl 14 stehende Stück 11-13 weist in sich stilistisch keinen Bruch auf. Das Stichwort ist TDa_l?D 12 ay. 13 acc. ß. y wie in 40ff. (achtmal 40. 41 bis. 42. 43. 45. 46. 50). TD3_l7D nnn i2ay findet sich wörtlich in 45a, D^Vn ""V TTT1 12b in45b und miT "UX 13b(Ende) in45b(Ende). Sollte das nicht darauf hindeuten, daß 11-13 vom gleichen Verfasser stammt wie 40-51+? Vor allem vom Inhalt her dürfte der Schluß erlaubt sein, daß Verfassergleichheit vorliegt; denn die im Rechenexempel angeführte Auslösung aller Erstgeburt der Israeliten durch die Leviten 40ff. wird 11-13 theologisch begründet. Auch die Arbeitsweise ist 11-13 und 40ff. die gleiche, durch beide Stücke wird der Abschnitt 14-39 mit einem Rahmen versehen. Das Bild des Verfassers läßt sich noch deutlicher zeichnen. Der Hinweis, daß alle Erstgeburt Jahwe gehört seit dem Tage, an dem Jahwe alle Erstgeburt im Lande Ägypten geschlagen hat, bezieht sich auf E x 12. Und zwar steht nicht nur die Kenntnis der Tradition von der »zehnten« Plage in Ägypten im Hintergrund, sondern die Sprache lehnt sich auch so stark an den Exodustext an, daß man annehmen darf, daß der Verfasser den Exodustext kannte. T D n ^ D T o n DV3 a n s » p 8 3 I3aß entspricht E x 12 I 2 a ß ; "78W3 TD3-VD , 1 ? T m p n i 3 a y ist ähnlich E x 13 2 ; n»rn~15? D*TNÖ I3a6 ist identisch mit E x 12 12ay, und die Formel nifr i 3 b ( E n d e ) könnte durch den gleichen Abschluß in E x 12 12 beeinflußt sein. Auch das in Num 3 nur v. 12 zu 1133 hinzugefügte a m "lüD könnte sich an E x 13 2. (12.15) anlehnen. Wenn das Vieh 13 mitgenannt wird, so ist das durch die bewußte Übernahme von E x 12 12 verständlich. Daß der gleiche Verfasser dann 40ff. die Erstgeburt des Viehs nicht mehr erwähnt, hängt damit zusammen, daß es ihm auf das Rechenexempel und auf die Bedeutung der Leviten als Ersatz ankommt. Derjenige, der 41. 45ay die Erstgeburt des Viehs hinzufügte, wird bemerkt haben, daß in 12 das Vieh genannt wird, und deshalb unsachgemäß 41. 45ay eingefügt haben.

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G a n z a n d e r e r A r t i s t d e r d e m R a h m e n s t ü c k 11-13 v o r a n s t e h e n d e A b s c h n i t t 5-10. H i e r

g e h t es n i c h t u m die E r s t g e b u r t d e r

Israeliten,

sondern u m das Verhältnis der L e v i t e n zu den Priestern. 8ayb ist als Dittographie

zu streichen.

p t f a 7b fällt auf, aber

in

D e r W e c h s e l z w i s c h e n I j n a VriN 7 a y späten Schichten innerhalb von P

und

gehen

b e i d e B e z e i c h n u n g e n a u c h s o n s t d u r c h e i n a n d e r , z. B . i n K a p . 3 i n d e n b e i d e n z u e i n e r S c h i c h t g e h ö r e n d e n V e r s e n 25. 26. S c h w i e r i g e r z u e r k l ä r e n ist es, w e s h a l b 6 a n u r A a r o n , 9 d a g e g e n A a r o n m i t seinen S ö h n e n g e n a n n t w i r d . A u c h d i e B e z e i c h n u n g d e r L e v i t e n d i f f e r i e r t , 6 a "n1? HD73 s t e h t 9 D^Vn g e g e n ü b e r . Z u d e m h i n k t d e r A u f t r a g a n M o s e , d i e L e v i t e n a n A a r o n u n d s e i n e S ö h n e a l s W e i h g a b e (cf. E . A . S p e i s e r , U n r e c o g n i s e d D e d i c a t i o n , I E J 13, 1963, 6 9 — 7 3 ) v o n seiten der I s r a e l i t e n zu ü b e r g e b e n , n a c h , wie es d e n A n s c h e i n h a t ; d e n n 6 b w i r d b e r e i t s g e s a g t , d a ß die

Leviten

Aaron

besteht

keine

logisch

aneinander.

dienen

Spannung

sollen

(inx i m ® l ) . A b e r in

z w i s c h e n 6 b u n d 9. D i e

Z u e r s t soll Mose

den S t a m m

l a s s e n u n d v o r A a r o n s t e l l e n 6 a. V e r m u t l i c h

hat

Wirklichkeit

Sätze reihen Levi

sich

herantreten

der Verfasser

eine

gottesdienstliche Feier zur Amtseinführung der Leviten vor Augen und n e n n t d e s h a l b n u r A a r o n , weil e r A a r o n als H o h e n p r i e s t e r (wie L e v 16) bei der Feier mitwirken lassen m ö c h t e . Die B e s t i m m u n g der Leviten, i h r D i e n s t u n d i h r e A u f g a b e w i r d 6 b. 7 . 8 a a ß n ä h e r b e s c h r i e b e n , u n d e r s t d a n n e r f o l g t d i e Ü b e r g a b e a n A a r o n u n d s e i n e S ö h n e 9, d i e M o s e b e a u f t r a g e n soll, d a ß sie i h r P r i e s t e r a m t

versehen io12a. Die

Warnformel

s c h ä r f t e i n , d a ß d e r U n b e f u g t e IT, h i e r d e r L e v i t w i e 38, a n d e r s 1 51, sterben m u ß , wollte er z u m P r i e s t e r a m t greifen. E s l ä ß t sich freilich n i c h t a u s s c h l i e ß e n , d a ß 5-8 a a ß d e r A b s c h n i t t e i n e s V e r f a s s e r s i s t , d e r D i e n s t u n d S t e l l u n g d e r L e v i t e n u m s c h r e i b e n w i l l , u n d d a ß 9f. a l s n e u a u f g e s t e c k t e s L i c h t v o n e i n e m a n d e r e n h e r r ü h r e n . D a s d o p p e l t e D1W1 9 b k ö n n t e die L e v i t e n in die N ä h e der D T n i 1 3 i m chronistischen

Ge-

s c h i c h t s w e r k r ü c k e n w o l l e n , d a m i t A a r o n u n d s e i n e S ö h n e (10 a b e t o n t vorangestellt) in desto hellerem G l a n z erstrahlen als freie Priester, v o n G o t t e r w ä h l t . — D e r A b s c h n i t t 5-10 s t e h t n u r i n s e h r l o s e r V e r b i n d u n g z u i4ff. B e s o n d e r s a u f f ä l l i g i s t , d a ß a u f d e n J a h w e b e f e h l k e i n

Aus-

f ü h r u n g s b e r i c h t folgt, in d e m erzählt würde, wie Mose den Aufforderungen J a h w e s n a c h k a m . Sollte das nicht Hinweis sein auf eine neue, b i s h e r n i c h t f e s t g e s t e l l t e S c h i c h t ? A b e r d e r Z u s a t z 38 w i r d v o m

Ver-

f a s s e r v o n 5-10 s t a m m e n ; d e n n w i e i n 7 s t e h t 38 p ® a n e b e n i m » VnN, in

beiden Fällen

ist

n*löWO "IBS? e i n

wichtiges

Stichwort,

und

die

W a r n f o r m e l m e i n t 10 b w i e 38 b d e n L e v i t e n g e g e n ü b e r d e m

Priester.

W e n n a l s o 38 v o n d i e s e m V e r f a s s e r s t a m m t , s o i s t d a s e i n

weiterer

12a

13

Zur Septuagintafassung von v. 10 vgl. Suzanne Daniel, Recherches sur le vocabulaire du culte dans le Septante, 1966, S. 25f. Vgl. A. Levine, The Netintm, J B L 82 (1963), 207—212, und E . A. Speiser, Unrecognized Dedication, I E J 13 (1963), 69—73.

5-10

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Beleg, daß die Vervollständigung des inneren Lagerringes verhältnismäßig spät eingefügt wurde. 1-4 Es bleibt noch 1-4. Die ersten drei Verse beginnen gleichlautend mit n1?«^). Darüber hinaus ist 2 a (bis pflK) wörtlich gleich 3aaß. Trotzdem liegt kein triftiger Grund vor, 2 von 3 zu trennen. Anders ist das bei i, wo noch die problematische Nennung Moses ia, von dem 1-4 sonst keine Rede mehr ist, dazukommt. Auch die Zeitangabe ib ist an dieser Stelle sinnlos. Mit G. von Rad (Priesterschrift 90) anzunehmen, daß die Toledot des Mose weggebrochen seien, ist nicht gut möglich; denn daß sie 3 i unterdrückt wurden, weil innerhalb von P nirgends ein Interesse an Ehe und Kindern Moses zu entdecken ist (anders dagegen I Chr 23i4ff.), erklärt nicht, weshalb dann der Name Mose nicht auch weggelassen wurde. K. Möhlenbrinks Hinweis (Die levitischen Überlieferungen 190), daß die Nennung des Mose v. i gegenüber v. 2 erst sinnvoll mache, führt zu der Folgerung, daß nicht nur der Name, sondern daß auch der ganze Vers hinzugefügt ist. Und zwar dürfte der Verfasser von i bestrebt gewesen sein, ein Endglied der Toledot-Reihe zu schaffen14. Die Toledot-Formeln (Gen 2 4a 5 i 6 9 10 i 11 io. 27 25 12.19 36 l. (9) 37 2 Num 3 1) scheinen auf bewußte Planung zurückzugehen, indem mit jedem neuen Glied der Kreis immer enger gezogen wird und die Reihe mit den Toledot der Vertreter des Kultus abschließt. Aber wenn dem Verfasser von 1 die Formeln bis Gen 37 2 vorgelegen haben, dann kann pHN mVin n*7X1 das von ihm selbst in Analogie zu den übrigen Stellen gebildete Endglied sein. 2-4 ist Uterarisch einheitlich. Die vier Aaronsöhne werden als trroan D^nsn bezeichnet 3. Nadab und Abihu starben in der Wüste, weil sie fremdes Feuer (vgl. R. Gradwohl, ZAW 75, 1953, 288—296) darbrachten. Vermutlich kennt der Verfasser Lev 10 lf. 16 1. Neu ist nur die Feststellung, daß beide kinderlos starben, was auch I Chr 24 2 berichtet wird. Der Abschnitt dürfte vom Verfasser, der mit keinem der anderen Autoren von Kap. 3 identisch ist, an diese Stelle gesetzt worden sein, um die in 9.10 genannten Söhne Aarons namentlich einzuführen und die Legitimität ihres Priesteramtes nachzuweisen. Noch später wurde vor die Aufzählung der Namen v. 2 die Toledot-Überschrift hinzugefügt. Mose wird neben Aaron als dessen Bruder mitgenannt, weil er in 5. 11. 14. 40. 44 derjenige ist, den Jahwe anredet und der allein die Aufträge Jahwes ausführt. Zusammenfassung

Die Analyse von Kap. 3 ergibt, daß in einem Hauptteil 14-39 sehr disparates Material zusammengestellt ist und daß um diesen Hauptteil herum ein Kranz von Zusätzen angebracht ist. 14

Vgl. O. Eißfeldt, Biblos geneseös, in: Festschrift E. Fascher, 1958, 31—40, und Toledot, in: Festschrift E. Klostermann, 1961, 1—8.

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1. Als Grundschicht läßt sich erkennen: 14-16.2if. 27. 28aba. 33f. 39. Dieser Bericht über die Musterung der Leviten von den Einmonatigen an aufwärts ist nicht als Fortsetzung einer der Schichten aus Kap. 1 und 2 anzusehen. Er kann also keinesfalls zu Pg gehören, wie die stilistischen Unterschiede zeigen. Wenn aber nichts aus 3 14ff. zu Pg zu rechnen ist, dann entfällt auch der Anstoß, daß in Kap. 3 die Leviten von den Säuglingen an gezählt werden sollen. Es ist demnach kaum anzunehmen, daß eine ursprüngliche Altersangabe, nach der in Analogie zu Kap. 1 die Leviten vom Zwanzigjährigen an aufwärts gezählt werden sollten, einer Überarbeitung zum Opfer fiel. Wenn aber in der Summe der Leviten in Kap. 3 von Anfang an die Säuglinge mit enthalten waren, dann dürfte das ein Argument dafür sein, Lageranweisungen mit Nennung des Nasi und Dienstanweisungen als nicht ursprünglich zum Bestand von 3 14-39 gehörend auszuscheiden. — Die Untergliederung der drei Levitengruppen 21. 27. 33 fußt wahrscheinlich auf älterer Überlieferung, die vom Verfasser der Grundschicht aufgegriffen wurde. 2. In die Grundschicht eingefügt sind Lageranweisung und Nennung des Nasi jeder Levitengruppe 23f. 29f. 35. Die Lagerordnung des levitischen Lagers setzt Num 2 voraus, und auch die Mitteilung der Nasi-Namen könnte in Analogie zu Num 2, wo im jetzigen Bestand des Kapitels der Nasi jedes Stammes ausdrücklich genannt wird, formuliert sein. Woher die Namen der drei Leviten-Nesiim stammen, läßt sich nicht feststellen. Die gegenüber Num 2 veränderte Reihenfolge der Himmelsrichtungen: Westen — Süden — Norden spricht dafür, daß der Verfasser der Grundschicht nicht für 23f. 29f. 35 verantwortlich gemacht werden kann, weil es den Anschein hat, als sollte die Gruppe Kehat entgegen der Reihenfolge Gerson — Kehat — Merari in 21. 27. 33 besonders hervorgehoben werden dadurch, daß Kehat im Süden, also rechter Hand der Vorderseite des Heiligtums, lagern soll. Daß Lageranweisung und Nennung des Nasi zusammengehören, läßt sich aus 35 entnehmen, wo die Reihenfolge der beiden Angaben gegenüber 23f. und 29f. vertauscht ist und das Subjekt von 35 a auch für 35 b gilt. 3. Als nächste Erweiterungen kamen die Angaben über die Dienstobliegenheiten der Leviten 25f. 3 1 . 3 6 . 37 hinzu. Die Aufgaben der Leviten sind aus Num 4 exzerpiert. Die literarische Abhängigkeit von 4 4-15+. 25f. 3 i f . läßt sich beweisen durch Unebenheiten und Veränderungen, die nur erklärbar sind, wenn die Dienstanweisungen in Kap. 3 aus Kap. 4 nachträglich übernommen sind. 37 wirkt nach tmas? Vdi (am Ende von 36) wie ein Nachtrag. Vermutlich wurde dieser Vers erst zu einem späteren Zeitpunkt eingefügt, weil jemand entdeckte, daß bei Merari die 4 32 genannten Gegenstände ausgelassen worden waren.

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4. Die Liste 17-20 faßt die bereits in der Grundschicht 21. 27. 33 verwendete Genealogie der Levi-Söhne Gerson, Kehat und Merari noch einmal zusammen. Da es sich bei der Normalgenealogie der Leviten nur um eine Wiederholung des Inhalts von 21. 27. 33 handelt, liegt die Annahme nahe, daß ein anderer Verfasser 17-20 nach 14-16 und vor dem vielleicht schon vollständigen Abschnitt 21-36. (37. 38).39 einschob. 5. Eindeutig spätere Zusätze zu der bereits aufgefüllten (mindestens durch Schicht 2 und 3) Grundschicht sind 28bß und 32. Sie rühren vom gleichen Verfasser her. Eleasar wird als Nasi der LevitenNesiim mit der Aufsicht über die E?7pn matP» n a » betraut. 28 bß könnte darauf hindeuten, daß Eleasar in einer gewissen Verbindung zu den Kehatiten (wie in Num 4) steht. 6. Von einem anderen Autor stammt 11-13. 40. 42f. 44. 45aaß.b. 46-51. Er rahmt 14-39+ ein, indem er 11-13 vorsetzt und mit Bezugnahme auf E x 12 theologisch begründet, daß die Leviten als Ersatz für alle Erstgeburt der Israeliten Jahwe gehören. Am Ende der Levitenmusterung führt er in einem Rechenexempel die Ersatzrolle der Leviten genauer aus. Nachdem er Mose 40. 42f. die Summe der Erstgeburten unter den Israeliten hat aufstellen lassen und sich dabei gegenüber den Erstgeburten der Leviten ein Überschuß von 273 ergab, läßt dieser Verfasser 44-51+ die Überschüssigen nach Jahwes Befehl durch fünf Schekel ausgelöst werden. Die Loskaufsumme fällt den Priestern zu. Nach Meinung dieses Autors liegt der Wert eines Leviten bei fünf Schekeln. Diese Geringschätzung des clerus minor ist bezeichnend. 7. Innerhalb von Schicht 6 ist später hinzugefügt 41. 45ay. Auch die Erstgeburt des Viehs der Israeliten soll durch das Vieh der Leviten ausgelöst werden. Der Nachtrag 41. 45 ay wurde vermutlich veranlaßt durch die auf E x 12 zurückgehende Bemerkung 13a. 8. Erst als die Schichten 1.—7. zusammengewachsen waren, kam v. 5-8. 9f. und 38 hinzu. Mit 38 wird der innere Lagerring vervollständigt. 14-36. (37) und 39 sind bereits insgesamt vorausgesetzt. Die stilistischen Querverbindungen zu 5-10 machen es wahrscheinlich, daß 38 und 5-10 vom gleichen Verfasser stammen. Daß die Leviten Aaron dienen sollen 6 b, ist gegenüber den Dienstanweisungen 25f. 31.36. (37) besonders hervorgehoben, damit das Amt der Leviten von dem der Priester unterschieden wird. Noch klarer kommt diese Absicht durch die Gegenüberstellung Leviten — Priester 9f. und durch die Warnformel 10b. 38b zum Ausdruck. 9. Der Abschnitt 1-4 ist die jüngste Hinzufügung in Num 3. Dabei ist v. 1 für sich zu stellen und wird der von redaktioneller Seite spät gebildete Schluß der Toledotreihe sein, der als Einleitung vor 2-4 angebracht wurde. 2-4 handelt von den Aaron-Söhnen. Eleasar

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und Ithamar sind nach dem Tode von Nadab und Abihu die legitimen Priester.

4. Die Musterung der dreißig- bis fünfzigjährigen Leviten 4 1-49 Kap. 4 ist genausowenig literarisch einheitlich wie die bisher untersuchten Kap. 1—3. Der Befehlsbericht 1-33 weist ungleiche Teile auf. Im Auftrag zur Musterung der drei Levitengruppen sind Dienstanweisungen enthalten. Bei Kehat nimmt der Abschnitt über den Dienst 4-15 im Vergleich zu den beiden anderen, Gerson 26-28 und Merari 31-33 betreffend, wesentlich mehr Raum ein. Für die Kehatiten wird außerdem ein zweiter Befehl in einer neuen Jahwerede 17-20 erteilt. Schon dieser formale Überblick läßt vermuten, daß Kap. 4 kaum das einheitliche Werk eines Verfassers ist. In der Einleitung zu der Jahwerede, in der es um die Kehatiten 1-3 geht 1, wird Aaron als neben Mose Angeredeter mit genannt. Da in der parallelen Einleitung 21 und in der Schlußbemerkung 49 der Name Aaron nicht erscheint, läßt sich der Schluß kaum umgehen, daß in Kap. 4 ursprünglich der Auftrag nur an Mose gerichtet war. Wenn •pnX'Vm 1 in zehn hebräischen Manuskripten fehlt, so dürfte das insofern die Herauslösung des Namens Aaron unterstützen, als auch die Schreiber dieser Manuskripte empfunden haben, daß Aaron in 1 nicht dazugehört. Außer in 1 wird Aaron noch im Ausführungsbericht 34. 37. 41. 45. 46 genannt; aber das beweist nur, daß die Hinzufügung 1 nicht ohne Folgen in Kap. 4 geblieben ist, von Konsequenz kann jedoch keine Rede sein. Der Beginn des Befehls E?*n~nNtftMbestätigt noch von einer anderen Seite, daß Mose alleiniger Adressat war. Die Punktation als infinitivus absolutus ist doch wohl Ausflucht, eben weil Mose und Aaron in 1 standen. Normalerweise würde man NiM Imperativ punktieren und hätte nur Hemmungen wegen des 1, das nach den Regeln der Grammatik fehlen müßte; aber neben Xto ist NiM Ps 10 12 und wohl auch Ps 47 (HO?) belegt (cf. GK § 66 c). Die gleiche'Punktation tffcl statt X»? v. 22 ist von v. 2 beeinflußt. — Weshalb nach der Aufforderung, daß die Summe der Kehatiten aufzustellen ist, ausdrücklich vermerkt wird "•V? na "pna 2a, ist nicht ohne weiteres verständlich. Durch den Hinweis, daß die Musterung der Kehatiten inmitten der Leviten geschehen soll, könnte die Zusammengehörigkeit von 1-3 mit 2if. betont werden. Sonderbar formuliert ist dieser Gedanke jedenfalls. Sollte "n1? na "pnn Kellettnann

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erst durch einen Eingriff in den ursprünglichen Text, wo nur von der Musterung der "H1? "03 die Rede war, zustande gekommen sein ? — Die Näherbestimmungen darüber, wer zu mustern ist, unterscheiden sich von denen in Kap. 3 vor allem durch die Angabe bestimmter Jahrgänge. Nur die Dreißig-bis Fünfzigjährigen sind zu zählen, und zwar jeder Dienstfähige. N3X meint in Kap. 4 jeden Pflichtdienst, also auch Arbeitsdienst, während in Kap. 1 konkret an den Wehrdienst gedacht ist. Der Dienst der Kehatiten wird durch nsna Vnsn nSNVa nw»1? als kultischer Dienst näher bestimmt. Das asyndetische " m a s Mtt 4 und der Wechsel von nssV» zu m 2 S lassen vermuten, daß mit 4 eine andere Schicht einsetzt. Der eigentliche Musterungsbefehl findet seine Fortsetzung erst 22f. für Gerson, allerdings mit besonderer Einführung 21, und weiter 29f. für Merari, diesmal — wohl nicht zufällig! — ohne jede Einleitung. Es folgt jedesmal ein Abschnitt über den Dienst der betreffenden Levitengruppe, der mit einer neuen Überschrift 24 wie 4 "mas? riNT und 31 in abweichender Form DHtfÖ matt?» nun einsetzt. Es dürfte erlaubt sein, zunächst einmal die von der Musterung handelnden Verse für sich zu betrachten. Das sind 1-3. 21-23. 29f. und 34-49. 21-23 Die Verse 21-23 sind wie 1-3 im wesentlichen einheitlich formuliert. Nur nn-m nach der Aufforderung 22 a, die Summe der Gersoniten aufzustellen, scheint eine überflüssige Bemerkung zu sein. Sollte es sich dabei um eine eingeschobene Notiz handeln, und zwar gleichgelagert wie " b v i i m » 2 a ? 29f. Auch 29. 30 könnte von der gleichen Hand wie 21-23 stammen. Gravierende stilistische Unterschiede bestehen jedenfalls nicht. Immerhin fehlt beim Musterungsbefehl für Merari eine besondere Hinleitung zur Jahwerede. Sollte das nicht durchblicken lassen, daß der Befehl ursprünglich einen durchlaufenden Zusammenhang bildete, daß also 1-3, 21-23 und 29f. ein geschlossener Abschnitt war analog zum Befehlsbericht 11-3 und 3 i4f. ? Die Dreiteilung ist 3 15 nicht vorhanden, sondern wie in Kap. 1 nur ein Generalbefehl. — Die Wendungen "pna 'V? 2a und DH-m 22a erklären sich am besten, wenn man annimmt, daß sie erst bei der Dreiteilung des Befehls angebracht wurden. Auch eine der beiden Einleitungen zur Jahwerede 1 und 21 wird erst bei der Aufspaltung des Generalbefehls hinzugefügt sein. Denn es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß der gleiche Verfasser den Musterungsbefehl für die drei Levitengruppen zweimal mit einer neuen Einleitung versah, im dritten Fall, bei Merari 29, sie aber plötzlich wegließ, während dagegen bei einer sekundären Aufteilung die neue Einleitung 21 durch die weite Trennung des Befehls 22 von 2 und das Fehlen einer solchen vor 29 durch die größere Nähe von 29 zu 22 verständlich wird. Man darf also folgern, daß die Aufforderung zur Musterung ursprünglich wie 11-3 und 3 i4f. in einem einzigen Satz bestand, in welchem ent-

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weder Levi allein genannt war, so daß die Teilung in Kehat, Gerson und Merari bereits beim Befehl sekundär ist, oder Kehat, Gerson und Merari nebeneinander als Untergruppen Levis schon miterwähnt waren. Der Ausführungsbericht 34ff. besteht aus vier Teilen, die jeweils nach dem gleichen Schema gestaltet sind. 34-37 wird die Summe16 der Kehatiten, 38-41 die der Gersoniten, 42-45 die der Merariten angegeben, und 46-49 schließlich wird die Gesamtsumme aller gezählten Leviten festgestellt. Neben Mose werden im Ausführungsbericht Aaron 34. 37. 41. 45. 46, dazu die in Kap. 4 sonst nicht vorkommenden Nesiim 34 (als m»n ,N,tM) und 46 (als ^NUrr i^lM) genannt. Da in 49 nur Mose als der erscheint, unter dessen Leitung die Musterung stattfand, und da nach 21 auch der Auftrag nur an Mose gerichtet ist, wird Aaron 34. 37. 41.45.46 wie in l sekundär eingefügt sein. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit läßt sich das Gleiche für die Nesiim 34. 46 folgern. Man würde von Kap. 3 aus gesehen am ehesten erwarten, daß die LevitenNesiim aus 3 24.30.35 beteiligt werden, nicht aber, daß die f?mt?'') m»n, womit die in Kap. 1 mit Namen aufgezählten Männer gemeint sind, hinzugezogen werden. Die Nesiim sind 34 und 46 genauso wie der Name Aaron eingefügt, und zwar aus dem Bestreben, eine Verbindung zwischen der Levitenmusterung Kap. 4 und der Musterung der Stämme Kap. 1 herzustellen. Man könnte erwägen, ob die Näherbestimmung Vilfcta n3»n_17D 37 aß. 41 ay sekundär hinzugefügt ist, weil sie bei Merari 45 fehlt und weil sie gegenüber Tin» Vnxa mns?1? NasV Kan-Vs 35. 39. 43 stark verkürzt ist. Aber notwendig ist die Herauslösung von *TS»n-,?3 Vnsa 37. 41 nicht; denn das Fehlen in 45 kann als Nachlässigkeit erklärt werden, wie ja die drei Abschnitte keineswegs völlige Gleichförmigkeit aufweisen. So steht bloßes DnnBtP»1? 36.44 gegenüber DnnBüaV 15

Aus den Zahlen lassen sich mit der gebotenen Vorsicht einige Schlüsse ziehen. Die zahlenmäßig stärkste Gruppe ist Merari mit 3200, während Kehat mit 27B0 nur wenig mehr als Gerson mit 2630 aufweist. In Kap. 3 ist das Verhältnis gerade umgekehrt, dort führt Kehat nach der Zahl der über einen Monat alten männlichen Stammesglieder mit 8300 unbestritten vor Gerson mit 7500 und Merari an letzter Stelle mit 6200. Die Zahlen sind insofern von Wichtigkeit, weil sie vielleicht den Zweck dieser Liste erkennen lassen. K. Möhlenbrink (ZAW 62, 1934, 211 f.) möchte verschiedene Verfasser für Erzählungstext einerseits und Zahlen andererseits annehmen. Es kann sich aber höchstens, da die Zahlen das Hauptanliegen der Verse darstellen, um einen Austausch untereinander handeln. Da die Levitengruppe Kehat an erster Stelle steht, kommt ihr nach der Meinung des Verfassers die größte Bedeutung unter den drei Gruppen zu. Aber erstaunlicherweise wird in Kap. 4 gerade der dritten, letzten Gruppe, Merari, die größte Zahl zugewiesen. Daß hierin ein Protest gegen Kehat liegen könnte, darf man mit K . Möhlenbrink erwägen. »Der Verfasser der Zahlenangaben hat ein Bild der Leviteneinteilung gehabt, nach dem der jüngste Sohn Levis die größte Gruppe darstellte« (a. a. O. 212). 4»

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a r o x rvaV 40, wie 34. 38. 42. 46, aber 34. 38. 46 mit Vexplicativum verbunden und 42 ohne 1. Die Schlußbemerkung 49 ist allerdings kaum literarisch einheitlich. Das Verbum *rj?D bleibt ohne Subjekt, so daß nur die Möglichkeit besteht, np>S unpersönlich aufzufassen oder die 3.sg. auf Mose zu beziehen. Streicht man iWö~T3 als späte und deshalb an falscher Stelle in den Text geratene Glosse zu 7T1/T "lB"l?5? (cf. 37. 45), so erhält man 49a einen sinnvollen Satz; npB mit folgendem IN®»-1?»! imas? -1 ?» kann nur übersetzt werden mit »beauftragen«. Das bedeutet aber, daß 49a kaum eine abschließende Bemerkung zur Musterung ist, sondern in Zusammenhang mit den Dienstanweisungen steht, also nicht von demjenigen herrührt, auf den 34-48 zurückgeht. 49aß IX®»-1?»! ima»- 1 ?» WS C S stimmt wörtlich überein mit i9by. Möglicherweise stammt also 49a vom Verfasser von 19. In 49b dagegen könnte eine sich auf die Musterung beziehende Schlußnotiz enthalten sein. Die Form VHpErt ist allerdings im Zusammenhang sinnlos. Sieht man in VTpBl eine verstümmelte Verbform und stellt diese unter Berufung auf L X X (xai ETreoKeirriaav in 147 2 33 = npsnn) und Syr (wmn 'nwn) als n p e m wieder her (vgl. z. B . B . Baentsch 468), so betont 49b als Abschluß des Musterungstextes, daß die Zählung nach Jahwes Befehl ausgeführt wurde.

Die von der Musterung handelnden Verse stammen also im Großen und Ganzen von e i n e m Verfasser. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, daß der Befehl zur Zählung ursprünglich in einem einzigen Satz für Levi (und die drei Gruppen?) erteilt wurde und daß 1-3. 21-23 und 29f. erst auf Grund sekundärer Aufsprengung entstanden sind. Im Ausführungsbericht 34-48 sind Aaron 34. 37. 41. 45. 46 und die Nesiim 34. 46 sekundär hinzugefügt. Die abschließende Bemerkung 49b gehört zum Werk des Verfassers des Musterungsberichtes, während 49a auf eine andere Hand zurückgeht. Von den Dienstanweisungen, die im Musterungsbefehl enthalten sind, wird im Ausführungsbericht 34-48 nichts erwähnt. Sollte das Hinweis sein, daß jene Abschnitte, die vom Dienst der Leviten handeln 4-15.24-28 und31-33, sekundär sind? Dafür spricht sofort, daß sie durch je eine Über- und Unterschrift deutlich für sich gestellt sind. Eine andere Frage ist, ob sie aus einem Guß sind. — Die Analyse setzt 24-28 zweckmäßig bei den kurzen Abschnitten 24-28 und 31-33 ein. In dem Abschnitt über den Dienst der Gersoniten 24-28 läßt sich aus dem ersten Teil 24-26 offenbar nichts herauslösen. Die pP»n nsTT 25 aa werden E x 261-6 im Zusammenhang mit dem Befehl zur Errichtung des Heiligtums erwähnt. Mit dem unmittelbar folgenden nsnö *?nx~nNl sollen vermutlich die riSTT» des SlX aus E x 26 7-13 bezeichnet werden. Die hebräische Konstruktion ist hart. Eigentlich müßte nach "DN1 nochmals DSPT wiederholt sein. Die

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elliptische Ausdrucksweise läßt vermuten, daß für den Verfasser ptfa und 1S71D Vns eng zusammengehören. Die in Ex 26 getrennten Abschnitte werden harmonisiert, wie vor allem das laia Vns anstelle von bloßem Vns in Ex 26 zeigt. Die beiden Überdecken setzen Ex 26 14 (par. 36 19) und der Türvorhang des Begegnungszeltes Vnx nna "]0a Tina Ex 26 36f. (par. 36 37) voraus. Der Verfasser von Num 4 25f. geht offensichtlich am Exodustext entlang und exzerpiert die Textilien; denn die Behänge ^SiVp des Vorhofs tauchen im Anschluß an die bisher genannten Gegenstände Ex 27 9-19 (par. 38 9-20) auf. Der Vorhang der Vorhofstür "isnn 1S7Ü nna "|0a Num 4 26aa wird in Exodus (2716 par. 38 18 sowie 35 17 39 40 40 8. 33) regelmäßig als *isnn "157® *|Oa bezeichnet. Wenn Num 4 26, und nur hier innerhalb von P, vor noch nna hinzugefügt ist, so läßt sich das zusätzliche nna nur als Angleichung an nsna Vittt nna verstehen. Der "WN-Satz Num 4 26aß, durch den "ixnn näher bestimmt wird, hat nur eine Parallele Ex 40 33aß. Da der Verfasser von Num 424ff. sich bisher als an Ex 26f. in seiner jetzigen Gestalt orientiert erkennen ließ, ist kaum zweifelhaft, daß er auch den sekundären Abschnitt Ex 40 bereits kennt, und nicht nur ihn, sondern wohl auch Ex 35 18, von wo er die Stricke nn , nn , a bezogen haben dürfte. Selbst das zusammenfassende DI1TO ,173~17D"nxi 26a6 hat eine genaue Parallele (bis auf das situationsbedingte Suffix) Ex 39 40 b, wieder innerhalb einer sekundären Schicht in Ex 35ff. Der Verfasser von Num 4 25f. kann also nicht mit dem von Pg gleichgesetzt werden. Da er Zusätze in Ex 35ff. kennt, muß er zu einer Zeit schreiben, da Ex 35ff. schon, mit sekundärem Gut angereichert, vorlag. Vers 27 stammt kaum vom gleichen Verfasser wie 24-26. Dafür spricht einmal, daß ein ganz anderer Gedanke hervorgehoben wird, nämlich daß der Dienst der Gersoniten nur auf Befehl Aarons und seiner Söhne, also der Priester, zu geschehen hat, und zum anderen, daß von den Gersoniten, die nattl 26 unausgesprochen das Subjekt sind, in 27 "WlW statt WlJH nns»a 24a gesagt wird. Aber 27 ist auch in sich nicht einheitlich. Der Wechsel der Person in 27 b, die direkte Anrede an die Priester, ist kaum anders zu deuten, als daß 27b Zusatz zu 27a ist, der natürlich so wenig vom Verfasser von 24-26 stammen kann wie 27a. Erst die Unterschrift 28a, die parallel zur Überschrift 24 gebaut ist, stammt vermutlich wieder vom Verfasser von 24-26, wie die Wiederaufnahme von 24 zeigt. Hemmungen könnte man höchstens wegen des 'la vor 'isnin haben; denn 24 ist der Genitiv nach nnat&a einfaches "Wim, während 27a von i n i n , ia die Rede war. Sollte etwa in 28a sekundär aus 27a eingetragen sein ? Auffällig ist nur, daß auch in der Unterschrift des Merari-Abschnittes 35a wie 28a l a vor dem Namen steht. -— Daß Ithamar die Oberaufsicht über die Gersoniten hat 28b, kommt nach der Unterschrift 28a eindeutig zu spät. 28b ist demnach Zusatz, und zwar von einem Verfasser, der bisher in 24ff. noch

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nicht bemerkbar war; denn 28b widerspricht sowohl 27a als auch 27b.

31-33

Die Dienstanweisung für die Gersoniten 24-28 geht also in der Hauptsache auf einen Verfasser zurück, der die zu P gehörenden Exoduskapitel Ex 25 ff. und 35 ff. mit sekundären Zusätzen angereichert kennt. Von ihm stammt 24-26. 28a. Der Rest des Abschnittes besteht aus Zusätzen 27a.b. 28b, die auf drei verschiedene Autoren zu verteilen sind. Die Vermutung, daß sich die Verse 31-33, die die Dienstanweisung für die Merariten enthalten, ähnlich aufteilen lassen, wird durch den gleichen äußeren Aufbau nahegelegt. Trifft sie zu? Die Überschrift 31 a weicht in der Formulierung von 24 ab, aber das ist noch kein Grund, verschiedene Verfasser anzunehmen. Vor der Aufzählung der Gegenstände steht nicht wie 25 a "iNtMl, aber durch BN®a 31 aa ist klar ausgedrückt, daß im folgenden die Traglasten der Merariten gemeint sind. Die Holzteile des Heiligtums werden 31b. 32 a in der gleichen Art und Weise wie die Textilien 25f. aus Ex 25ff. exzerpiert. Die Bretter der Wohnstatt p»an •'Bnp stammen aus Ex 2615-30 (par. 36 20-34), ebenso die Querhölzer v m a wie die VlTiV, womit die vier für die Jims und die fünf für den Eingangsvorhang erforderlichen Säulen (Ex 26 32. 37 par. 36 36. 38) gemeint sind, und die "WS, also die Fußgestelle für die p®an und für die Säulen. Die Bretter, Querhölzer, Säulen und Fußgestelle werden wie Num 4 31 b in der suffigierten Form in gleicher Reihenfolge Ex 35 11 und 39 33 aufgezählt. Sie gehören zu sekundären Abschnitten innerhalb von Ex 35ff., so daß wieder wie Num 4 25f. die Kenntnis.von Ex 35ff. in einer mit Zusätzen angereicherten Form anzunehmen ist. Die Nennung der Säulen des Vorhofes samt Fußgestellen geht auf Ex 27 10-17 zurück. Aber der lokalisierende Zusatz a , 30 nach -isnn setzt Bekanntschaft mit sekundären Stellen in Exodus voraus; denn a'ao steht nur Ex 38 16. 20. 31 (bis) 40 8. 33, hat dagegen in Ex 25—31 kein Vorbild. Die Zeltpflöcke DI1W1 und die Zeltstricke a m i v a , die nach Ex 35 18 zu den Pflöcken gehören, werden als letzte zu den Traglasten der Merariten zählende Gegenstände angeführt. Nun sind die Stricke Num 4 26aa schon den Gersoniten zugeteilt worden. Wenn sie Num 4 32 a nochmals verteilt werden, so läßt sich diese Unstimmigkeit nur so erklären, daß der Verfasser in Num 4 25f. von dem Verteilungsprinzip: Textilien (mit Ausnahme der rDIS vgl. v. 5) an- Gerson, ausging, wozu im weiteren Sinne auch die Stricke gehören, und daß er Num 4 32 a die Stricke zusammen mit den Pflöcken nochmals nannte, weil beide in Ex 35 18 und 39 40 nebeneinander stehen, n m a » VaVi arr^a-Va1? Num 4 32ayS entspricht ungefähr dem Dina» •'VD'Vrrnxi 426a6. V. 32b ist von 31. 32a zu trennen, wie der Umschwung im Stil erkennen läßt. Die direkte Anrede meint die Priester. Inhaltlich entspricht 32 b dem Zusatz 27 b im Abschnitt über die Ger-

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soniten. 27b und 32b werden auf den gleichen Hinzufüger zurückgehen. Die Unterschrift 33a stammt vom Verfasser von 31. 32a, wie die gleiche Formulierung im» VnK3 nmasj-bD1? 33ay und 31 aß beweist. Die nachhinkende Bestimmung, daß die Leitung des Dienstes in Händen Ithamars liegt, ist Zusatz und stammt vom gleichen Verfasser wie 28b. V. 31. 32a. 33a gehen auf den Verfasser von 24-26. 28a zurück. Dieser Verfasser fühlt sich nicht sklavisch an das 24-26. 28a gebildete Schema gebunden, sondern weicht in der Formulierung bei 31. 32a. 33a etwas ab. Seine Abhängigkeit von sekundären Partien inEx25ff. und 35ff. läßt sich auch 3ib. 32a beweisen. Die beiden Zusätze 32b. 33b stammen von verschiedenen Leuten. 32b geht auf den Verfasser von 27b zurück, 33b auf den von 28b. V. 27a hat im Merari-Abschnitt keine Parallele, wohl aber Beziehung zu 19. Der Abschnitt 4-15 über die Dienstanweisung für die Kehatiten 4-15 unterscheidet sich von den beiden die^ Ger soniten und Merariten betreffenden Stücke 24-28+ und 31-33+ schon durch die größere Zahl der zu ihm zu rechnenden Verse. Aber auch sonst bestehen Unterschiede. Die Überschrift 4 ist freilich im gleichen Stil gehalten wie 24 und 31, so daß nichts dagegen spricht, daß Verfassergleichheit vorliegt. Auch die Unterschrift 15b, die zwar mit nVtf anstelle von TXT 28. 33 beginnt und anstelle von m a s den Dienst als XIPö (wie 24 b. 31a. 32 b) kennzeichnet, könnte eventuell vom gleichen Verfasser wie die Dienstanweisung für die Gersoniten und Merariten stammen. Nachdem jedoch 4b gesagt wird, daß sich der Dienst auf das Hochheilige tPttnpil Elp bezieht, erwartet man eine genauere Interpretation des mehrdeutigen Begriffes durch eine Aufzählung der gemeinten Gegenstände analog zu 25f. und 31b. 32a. Aber man wird enttäuscht. V. 5 setzt unvermittelt mit einem neuen Subjekt ein: Aaron und seine Söhne. 5-14 werden dann genaue Anweisungen gegeben, welche Gegenstände verpackt werden sollen und wie das zu geschehen hat, ohne daß der Kehatiten weiter gedacht wird. Erst aus 15 a läßt sich dann entnehmen, daß die Verpackung durch die Priester im Interesse der Kehatiten geschieht und daß diese die 5-14 erwähnten Dinge zu tragen haben. Sollte der schroffe Übergang von 4 zu 5ff. vom Verfasser der Dienstanweisungen 24ff. 31 ff. beabsichtigt sein? Das ist kaum denkbar. Dann muß man aber annehmen, daß 5 ein anderer Mann als 4 formuliert. Stammt die Fortsetzung eff. einheitlich von diesem Verfasser? B. Baentsch (463), H. Holzinger (10) und K. Möhlenbrink (Die levitischen Überlieferungen 224f.) sehen den Abschnitt 5-15 als literarische Einheit an. Nur M. Noth versuchte (ÜPent 19, nicht mehr Numeri, ATD), v. 11 auszuscheiden, weil die Erwähnung des Räucheraltares im allgemeinen ein untrügliches Zeichen dafür ist, daß gegenüber Pg sekundäres Gut vorliegt. Aber Num 4 5 ff. setzt nicht nur die Einfügung von E x 30 bereits voraus, sondern auch die von E x 35ff.; und die Reihenfolge:

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Lade16, Tisch, Leuchter, Räucheraltar, Brandopferaltar läßt den Schluß zu, daß besonders Ex 37ff. im Hintergrund steht. Im Numeri-Kommentar löst M. Noth v. n nicht mehr heraus; denn sprachliche und stilistische Argumente lassen sich nicht beibringen zur Rechtfertigung einer Ausscheidung. Auffällig ist innerhalb der Jahwerede, in der die Verpackungsanweisungen für die Priester erteilt werden 5ff., daß erklärende Sätze auftauchen. Zu den ölgefäßen 9 bot, den Dienstgeräten 12 a und den zum Brandopferaltar gehörenden Geräten i 4 a a wird jeweils hinzugefügt (Diu vVsj, BHpa M") ans nV"imt£P lEN. Sollte es sich bei den "HPK-Sätzen um Erläuterungen handeln, die erst sekundär dem Text aufgepfropft wurden ? Mit dem Inhalt des Abschnittes, Verpackungsanweisungen für die Priester, haben sie jedenfalls nichts zu tun. Auch der Satz rPTP r b s Tönn nnVl 7b fällt aus dem Rahmen. Die Verbformen sind bisher immer in der 3. pl. angegeben, und Subjekt sind die Priester. Weshalb 7 b nicht auch gesagt wird, daß die Priester das Tamid-Brot darauf legen sollen, leuchtet nicht ein. Oder soll 7 b besagen, daß das Tamid-Brot von vornherein auf dem Tisch bleiben, also sich unter der purpurblauen Decke befinden soll? Dann hinkt 7b aber so weit nach, daß eine Ausscheidung erst recht gefordert wird. Wie ist 7a überhaupt zu verstehen? Über den Tisch wird zuerst eine purpurblaue Decke gebreitet, und auf diese Decke sollen dann die Geräte (m»p, nSD, rppi» und "join nwp) gelegt werden. Darüber werden wieder zwei Hüllen, ein karmesinrotes Tuch und eine Decke aus Tachaschleder gebreitet 8a; aber es ist sonderbar, daß der Tisch zuerst mit einer kostbaren Hülle bedeckt wird. Die Geräte unter den Decken wirken verdächtig. Selbst wenn man annimmt, daß die beiden letzten Hüllen fest verspannt über dem mit Geräten beladenen Tisch angebracht waren, ist die Verpackung der Geräte wenig sachgemäß. Der Gebrauch von bn |D2 wechselt zwischen 6 und 7. In 6 wird mit bv )D3 die Umhüllung der Lade mit der Decke aus Tachaschleder bezeichnet, während 7 dadurch zum Ausdruck gebracht wird, daß die Geräte auf den Tisch gelegt werden. Scheidet man die Geräte in i aus, dann muß man in 8 das D/T"?5? in vVs? ändern. Die Wiederholung des Verbums 2HD wirkt sehr ungeschickt. Sollte es nicht so sein, daß rVs? unn erst 8aß mit nty nsVin -rn fortgesetzt wird und daß alles, was jetzt dazwischen steht, sekundär hinzugefügt wurde? Der Gebrauch von *7S7 ]M stimmt dann jedenfalls mit 6 überein. Wenn die Gefäße in 7 Zusatz sind, muß mit noch größerem Recht dasselbe für die zum Leuchter gehörenden Geräte gefolgert werden. Der angefügte 1WS16

Das Anbringen der Stangen an der Lade 6 b widerspricht E x 25 15 (vgl. I Reg 8 8), wonach die Stangen nie entfernt werden dürfen. Der Widerspruch erklärt sich vielleicht einfach als Unachtsamkeit des Verfassers von Num 4 6 b.

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Satz macht auch die Ölgefäße verdächtig. Aber führt man sich vor Augen, daß nach dem jetzigen Text der Leuchter zusammen mit Lampen, Lichtscheren, Pfannen und Ölgefäßen eingewickelt wird, dann gilt in besonderem Maße der schon zu 7 geäußerte Einwand, daß die Beschädigung und das Durcheinanderfallen der einzelnen Gegenstände auch nicht durch das Umhüllen mit zwei weiteren Decken vermieden werden kann. In 9 wird demnach alles ab irrn3~niO hinzugefügt sein. Entsprechend muß dann n^D'VDTNI nach nnn i o a a entfernt werden. — Auch v. 12 scheint insgesamt späterer Zusatz zu sein. Nicht nur der *WN-Satz spricht dafür, sondern auch die Tatsache, daß nicht ersichtlich ist, welche Geräte im einzelnen gemeint sein sollen. Vermutlich denkt der Verfasser an die zum Räucheraltar gehörenden Geräte, so wie er zum Tisch und zum Leuchter die jeweils erforderlichen Geräte aufführte. Die Verpackung, purpurblaues Tuch, Decke aus Tachaschleder und Gestell, stimmt mit der des Leuchters überein und ist offensichtlich v. 9f. nachgeahmt. — Erkennt man die bisherige Textverteilung an, dann müssen mit den gleichen Argumenten wie bisher aus 14 die Geräte des Brandopferaltars ausgeschieden werden. Und zwar gehört wie in 7 vVs? "urül 14 aa (am Anfang) zum ursprünglichen Bestand, während rVs-Vs-riNl bis einschließlich vba 1BHD1 sekundäre Erweiterung ist. Zum Schluß der Aufzählung wird in Sam und LXX anschließend an 14 die Anweisung zum Verpacken des Beckens "TPD mit seinem Gestell HD erteilt. Daß das Becken in Exodus nur in sekundären Abschnitten vorkommt, ist nicht von vornherein Beweis dafür, daß die Erwähnung in Sam und LXX gegenüber MT sekundär ist; denn auch der Räucheraltar v. 11 kommt in Exodus nur in Zusatzschichten vor, aber v. 11 erwies sich als zum Grundbestand von 5ff. gehörig. Abgesehen davon, daß das Becken nur in Sam und LXX erwähnt wird und daß sich kein Grund erkennen läßt, weshalb nach 14 etwas ausgefallen sein sollte — vor allem ist es kaum denkbar, daß nur gerade so viel Text verloren ging, daß dem Rest davon nichts anzumerken ist —, erweist sich die Anordnung zur Verpackung des Beckens als sekundäre Weiterbildung, weil das wertvollste Verpackungsmaterial, eine purpurrote ( p n s ) Decke, in 4-14 nur beim wichtigsten Gegenstand, dem Brandopferaltar v. 13, verwendet werden soll und deshalb vom Verfasser von 4-14+ nicht auch für das unbedeutendere Becken gefordert worden wäre. Als ursprünglicher Bestand des Abschnittes 5-15 a ist demnach anzusehen: 5. 6. 7a bis einschließlich Ybv u m . 8 (ohne aa). 9abis miD~nN ->1NBn. 10 (ohne rrVs-VD-lWl). 11.13 und von 14 rVy unn mit bp sowie 15 a. Die ausgeschiedenen Teile rühren von einem Hinzufüger her, der die Geräte für so wichtig erachtete, daß er sie zur Verpackung mit anführte, obgleich dabei unsachgemäße Pakete zustande kommen.

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Vergleicht man den Abschnitt 5-i5a+ mit den Dienstanweisungen für die Gersoniten und Merariten 24-28+ und 31-33+, so entstehen Zweifel, ob alle drei Abschnitte von ein und demselben Verfasser stammen. Der verbale Stil 5 - i 5 a fällt gegenüber dem aufzählenden Aneinanderreihen der Gegenstände 25f. 3ib. 32a auf. Sollte nicht auch der Abschnitt über die Kehatiten ursprünglich einfach so ausgesehen haben, daß zwischen der Über- und Unterschrift 4.15b die Traglasten in der gleichen Art wie 25f. 3ib. 32a aufgezählt waren? 16 Zwischen 4-15 und 16 bestehen keine direkten Verbindungen. Waren in 5ff. Aaron und seine Söhne allgemein das Subjekt, so wird 16 ein Aaronsohn, Eleasar, hervorgehoben. Seine mpa bezieht sich auf das Leuchteröl, den Weihrauch, das tägliche Speisopfer und das Salböl. 16 a ist keineswegs nur auf die Zeit der Wanderung beschränkt, sondern als allgemeiner Dienstauftrag zu verstehen. Von einem der Verfasser von 4-15 stammt 16 kaum, jedenfalls spricht Inhalt und Formulierung dagegen, 16 auf das Konto eines der Verfasser von 4-15 zu setzen. Wenn rnpa 16a mit genitivus subjectivus, 16b dagegen mit genitivus objectivus steht, so ist es wenig wahrscheinlich, daß 16a und b von einem Verfasser geschrieben wurden. Vor allem wechselt nicht nur die Konstruktion, sondern das Wort fnp>B selbst scheint 16 a und b verschiedene Bedeutung zu haben. 16a ist rnj?B die Sache, die Eleasar in besonderer Sorge anvertraut ist, während 16b die Aufsicht Eleasars gemeint ist. Auch die allgemeine Formulierung 16 b entspricht nicht den sehr konkreten Angaben iea. — Am Ende der Dienstanweisungen für Gerson 28b und Merari 33b findet sich eine Notiz, die 16b entsprechen könnte. Nach 28b. 33b hat Ithamar die Leitung des Dienstes der Levitengruppen Gerson und Merari. 16b könnte analog dazu Eleasar als Aufsichtsperson speziell der Kehatiten ausweisen wollen. Die Formulierang stimmt allerdings nicht überein, "T3 28b. 33b steht gegen "rnj?D 16b. Und nach 16b sieht es so aus, als ob sich die Aufgabenbereiche Eleasars und Ithamars überschnitten; denn Teile der Wohnstatt, die Zeltbahnen und die Bretter, gehören zu den Traglasten der Gersoniten und Merariten, fallen also unter die Aufsicht Ithamars, und das widerspricht dem pPDirVD von 16b. — Nimmt man an, daß 16a und b von verschiedenen Verfassern herrühren, dann muß 16b gegenüber 16a sekundär sein, weil nur 16a losgelöst von ieb verständlich, 16b dagegen ohne 16a sinnlos ist. Es wäre verlockend, 28b. 33b und 16b demselben Autor zuzuschreiben, aber Sicherheit läßt sich nicht gewinnen. 17-20

Es bleibt noch der Abschnitt17 17-20 übrig, der durch eine eigene erzählende Weiterleitungsformel 17 vom Vorhergehenden abgehoben « Der Versuch J . Kennedy's (Numbers 4 15-20, J B L 36, 1917, 48—52), den Text durch Konjekturen zu ändern, muß als zwar geistreich, aber zu phantastisch abge-

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ist. Schon diese äußere Trennung läßt vermuten, daß mit 17 eine neue Hand einsetzt. Es geht zwar auch i7fi. um die Kehatiten, aber in besonderer Weise um deren Schutz, und das ist ein völlig neues Thema. i7ff. scheint an I 5 a 5 wni inpn-Vx lsr-sVl anzuknüpfen. Der Gedanke, daß die Kehatiten das Heilige nicht berühren dürfen, weil sie sonst sterben müßten, wird I8f. genauer ausgesponnen. Aaron und seine Söhne sollen jeden einzelnen der Kehatiten anstellen, also instruieren und beaufsichtigen, damit er nicht versehentlich das Hochheilige berührt 18 . Während i5aa die Gegenstände als unpii bezeichnet werden, setzt der Verfasser von 19 dafür Qtnpil UHp. Auch die Tatsache, daß die Sippen der Kehatiten 18 als 03© angesehen werden, daß also eine Levitengruppe als Stamm, noch dazu mit einem innerhalb von P ganz seltenen Wort (nur noch Gen 49 28 E x 28 21 39 14 Num 18 2 32 33 36 3) bezeichnet wird, läßt nur den Schluß zu, daß i7ff. für sich zu stellen ist. Der Verfasser ist an 1-16 nicht beteiligt. Zwischen 19 und 20 dürfte ein Bruch vorliegen. Das Subjekt von wa*1 und Witt in 19 sind Aaron und seine Söhne, in 20 dagegen sind die Kehatiten Subjekt von Außerdem wird in 20 wieder nur BTpn wie 15a6 gesagt, während 19 von •'©'Tpn finp die Rede ist. Man wird nicht bestreiten können, daß 20 Zusatz ist zu 17-19. Während in 17-19 die Kehatiten nur bewahrt werden sollen, das Heilige zu berühren DiiBfiO, wird 20 das Verbot des Berührens ausgedehnt; die Kehatiten dürfen nicht einmal einen Blick auf das Heilige werfen, ohne sterben zu müssen. — Nun wurde bei der Behandlung von 34-49 festgestellt, daß die Formulierung 49aß mit i9by übereinstimmt. Es ist kein großes Wagnis, 49a vom Verfasser von 17-19 herzuleiten. Durch die am Schluß 49a angebrachte Notiz, daß jeder einzelne Levit mit seinem Arbeitsdienst beauftragt wurde, will der Verfasser auch für die Gersoniten und Merariten seine Regelung geltend machen. Zusammenfassung Die Analyse von Num 4 ergibt zwei Hauptschichten — die eine von der Musterung, die andere von den Dienstanweisungen handelnd—,

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lehnt werden. Für WÖ1 20 und schon 15 möchte J . Kennedy WOJ oder Wfill lesen, und der Anfang von 18 wird unter seiner Hand zu " p i l und = (inf. pi.) »Wie ein Schlingen, Schluck = für einen Augenblick« möchte er mit »envelop« wiedergeben, ohne Gründe anzuführen. K. Möhlenbrink (ZAW 52, 1934, 224) sieht in Num 4 17-20 »einen Beleg dafür, daß der Anschluß der Aaroniden an die Kehatiter nicht ganz friedlich verlaufen ist«, daß also Blut floß und durch 18-20 die Kehatiten in Schutz genommen werden sollen. Ähnlich versteht A. H. J . Gunneweg (Leviten und Priester 180f.) die Verse, indem er die Abgrenzung der Rechte der Aaroniden gegen die Kehatiten so sieht, daß den Kehatiten »eigentlich keine einzige Funktion mehr übrigbleibt«.

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die nach ihrer Vereinigung eine Reihe von Zusätzen erfahren haben. Daß die Musterungs- und die Dienstanweisungsschicht von verschiedenen Verfassern stammen, geht aus den Nahtstellen, die durch Überund Unterschrift zu den Dienstanweisungen gekennzeichnet sind, und aus dem verschiedenen Sprachgebrauch hervor. Das gegenseitige Verhältnis beider Schichten konnte in der Analyse noch nicht geklärt werden. Wurden die Dienstanweisungen in den Musterungsbefehl eingesetzt, oder wurden umgekehrt um die Abschnitte mit den Dienstanweisungen die Verse gruppiert, die den Musterungsbefehl enthalten ? Da festgestellt wurde, daß die Dienstanweisungen allenthalben die Kenntnis sekundärer Exodusstellen voraussetzen und daß die Formulierungen des Musterungsbefehles größere Nähe zum Grundbestand (Pg) von Num 1 aufweisen als der Musterungsbefehl in Num 3 (vgl. z. B. &m-nK 1W1 und annspn1? mit folgenden Drau rra1?), ist der Schluß zu ziehen, daß die Musterungsschicht am Anfang der literarischen Geschichte des Kapitels steht. Jedoch sind die Sätze, die im jetzigen Text den Musterungsbefehl enthalten 1-3. 21-23. 29f. und relativ einheitlich formuliert sind, nicht ursprünglich. Es muß angenommen werden, daß die Aufforderung zur Musterung wie Num 11-3 aus einem kurzen Text bestand, der entweder nur von Levi oder von Levi und den drei Gruppen redete. Auffällig ist, daß in Num 4 die Reihenfolge Gerson — Kehat •— Merari, die bei P und sonst die Regel ist (vgl. Gen 46 11 Ex 6 16 Num 3 17, auch I Chr 5 27 6 1 23 6) geändert erscheint; Kehat steht an erster Stelle, gefolgt von Gerson und Merari. Gründe dafür, daß Kehat die erste Stelle einnimmt, ergeben sich aus dem Musterungstext nicht, die zahlenmäßig stärkste Gruppe ist vielmehr Merari mit 3200, während Kehat mit 2750 nur wenig mehr Gemusterte als Gerson mit 2630 aufweist. Aber den Dienstanweisungen zufolge steht Kehat sinnvoll an der Spitze, weil sich die Aufgabe der Kehatiten auf das CTttHpn EHp bezieht, während die Gersoniten und Merariten weniger wichtige Teile zu tragen haben. Das führt zu dem Schluß, daß die Regel der Reihenfolge Gerson — Kehat — Merari erst vom Verfasser der Dienstanweisungen durchbrochen wurde und daß die drei jetzt vorliegenden gesonderten Abschnitte 1-3. 21-23 und 29f. aus einem einheitlichen Musterungsbefehl, der neben Levi Gerson, Kehat und Merari nannte, entwickelt wurden. Auch die Abschnitte über die Musterungsergebnisse müssen dann von ihm umgestellt worden sein, so daß die ursprüngliche Reihenfolge folgendermaßen aussah: 38-41. 34-37.42-45. Unter diesen Voraussetzungen ergibt sich: 1. Der ursprüngliche Bestand des Kapitels handelte nur von der Musterung der dreißig- bis fünfzigjährigen Leviten. Der Befehlsbericht findet sich 1-3 (ohne pmt'Vxi in 1), und zwar ist anzunehmen, daß in der Apposition 'V? "pna v. 2 ein Rest der ursprünglichen Angabe, daß die Leviten zu mustern sind, erhalten ist. Mög-

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licherweise folgte die Gliederung Levis in die Untergruppen Gerson, Kehat und Merari, so daß ]WU •'ja v. 22, nnp 'ja v. 2 und '"118 'Ja v. 29 zusammen in v. 2 stand. Der Ausführungsbericht schloß sich unmittelbar an. Zu ihm gehört 34 (ohne m»n piiNl). 35. 36. 37 (ohne pHKl und ohne ntf!3_Ta). 38. 39. 40. 41 (ohne pnxi). 42. 43. 44. 45 (ohne piWl und ohne mra-Ta). 46 (ohne bxiw wvn pnxi). 47. 48. 49 b. In der noch unveränderten Fassung wurde die Einzelsumme der Gruppe Gerson an erster Stelle mitgeteilt, vor Kehat und Merari. Da der Musterungsbericht mehr Verbindungen zum Grundbestand von Num 1 (Pg) aufweist als der in Num 3 und da im Anschluß an Num 1 und 2 für Pg eine Fortsetzung zu erwarten ist, in der die in Num 1 ausgesparte Musterung auch der Leviten berichtet wird, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der ursprüngliche Bestand von Num 4 zu Pg zu rechnen. 2. Von einem anderen Verfasser stammen die Dienstanweisungen, die jetzt mit der Musterung verbunden sind. Um diese Verbindung herstellen zu können, war es nötig, daß der Musterungsbefehl in drei Abschnitte aufgespalten wurde. 21-23 und 29f. entwickelte der Verfasser der Dienstanweisungen, indem er sich 1-3+ zum Vorbild nahm und ]WD ''Ja sowie "mo "ua aus v. 2 entfernte, Kehat an die erste Stelle rückte und das ursprüngliche ''Ja durch die Hinzufügung von "pn» zur Apposition zu rnp 'Ja umgestaltete. Auch die Umstellung der Musterungsergebnisse in die jetzige Reihenfolge ist sein Werk. Sein Hauptziel war es, die von ihm formulierten Dienstanweisungen 24-26. 28a. 31. 32a. 33a und 4.15b mit dem Musterungsbericht zu verknüpfen. Mit ziemlicher Sicherheit führte dieser Verfasser analog zu 25f. 3ib. 32a auch für die Gruppe Kehat die Traglasten einzeln auf, d. h. zwischen 4 und 15b waren Lade (v. 5), Tisch (v.7), Leuchter (v.9), Räucheraltar (v.11) und Brandopferaltar (v. 13) genannt. Der Verfasser der Dienstanweisungen steht in einem zeitlichen Abstand zu Pg, was daraus hervorgeht, daß er bereits auf gegenüber Pg sekundäre Stücke in Exodus zurückgreift. 3. Von anderer Hand wurde die Dienstanweisung für die Kehatiten so umgestaltet, daß zuerst einmal genaue Anweisungen zur Verpackung der Gegenstände durch die Priester erteilt wurden. Um die bloße Aufzählung der Gegenstände herum hat dieser Verfasser folgende Sätze hinzugefügt: 5.6.7a (bis einschließlich Ybv unJl). 8 (ohne act). 9a (bis nsan mja-rs). 10 (ohne rrVa-Va-nxi). 11.13 und von 14 vV» 1JDJ1 mit bß sowie 15 a. 4. Spätere Erweiterungen zu 5-15+ sind: 7a ab m»j?n~ns. 7b. 8aa. 9a ab rrmj-ma b. in 10a rrVa-Va-nxi. 12. i4a (ohne rbs urm). bß. Dieser Hinzufüger legte Wert darauf, daß die zu Tisch, Leuchter und Altären gehörenden Gefäße und Geräte bei der Verpackung mit erwähnt wurden. Daß sie zum Teil sehr unsachgemäß verpackt

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erscheinen, kümmerte ihn wenig. Charakteristisch ist, daß er dreimal mit dem Satz W W (9boc. 12a. 14a) betont, daß der Dienst, der mit diesen Geräten zusammenhängt, nur von den Priestern ausgeführt werden darf. 5. Wieder von einem anderen Hinzufüger stammt 16 a. Die spezielle Aufgabe Eleasars wird 16a genauer angegeben; und da der Satz an den Kehat-Abschnitt angeschlossen wurde, darf man vielleicht folgern, daß Eleasar in einer gewissen Verbindung zu den Kehatiten gesehen wurde. 6. Der Zusatz 16 b steht in keiner engen Verbindung zu anderen Schichten in Num 4. m p D ist anders als 16a im Sinne von »Aufsicht« verstanden. Möglicherweise soll durch 16b in Analogie zu 28b. 33b zum Ausdruck gebracht werden, daß Eleasar die Leitung des Dienstes der Kehatiten hat. Wenn das zutrifft, entstand 16b zeitlich erst nach den unter 9. aufgeführten Zusätzen 28b. 33b. 7. An 4-16+ wurde 17-19 angefügt. Vom gleichen Verfasser ist 49a und vermutlich auch 27a eingeschoben. Die Vorsichtsmaßnahmen zu Gunsten der Kehatiten werden von diesem Verfasser dahingehend ausgeweitet, daß die Priester jeden einzeln anstellen sollen, damit er nicht aus Versehen das Heilige anrühre und dann sterben müßte 17-19. Seiner Meinung nach müssen auch die Gersoniten 27a von den Priestern Anweisung erhalten, bevor sie sich an ihre Arbeit begeben dürfen. Dementsprechend hat der Autor von 17-19 in der Schlußnotiz 49a diesen Gedanken nochmals zum Ausdruck gebracht. 8. 27 b. 32 b stehen inhaltlich in Beziehung zu den Aussagen des unter 7. beschriebenen Verfassers, dürften aber von anderer Hand stammen. 9. 28 b. 33 b sind Zusätze ein und derselben Feder. Die Leitung des Dienstes der Gersoniten und Merariten liegt in Händen Ithamars. 10. Der Abschnitt 17-19 erfuhr einen Nachtrag in v. 20, der das Verbot, daß die Kehatiten das Heilige nicht berühren dürfen, so weit ausdehnt, daß sie nicht einmal einen Blick auf das Heilige werfen dürfen, ohne sterben zu müssen. 11. Wann die Aaron-Einfügungen v. 1.34.37 (zusammen mit W 3 - T 3 ) . 41.45 (zusammen mit iTO3~T3). 46 in den Text kamen, läßt sich nicht genau feststellen. Vielleicht sind die Hinzufügungen schon auf den unter 3. beschriebenen Verfasser zurückzuführen; denn bei ihm spielt Aaron eine wichtige Rolle. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind die Aaron-Einfügungen in Kap. 1 und 2 dem gleichen Zusetzer wie dem in Kap. 4 zuzuschreiben. 12. Die Hinzufügungen msil 34 und ^Klttr» ,K,1M1 46 sind noch weniger genau einzuordnen.

6. Reinhaltung des Lagers 5 1-4

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5. Reinhaltung des Lagers 5 1-4 Trotz seiner Kürze ist der Abschnitt über die Reinhaltung des Lagers 51-4 nicht einheitlich. Der Befehl Jahwes, alle unreinen Leute aus dem Lager hinauszuschicken, ergeht zweimal, zuerst 2 in indirekter (wie Lev 24 2 Num 9 2 35 2) und dann 3a in direkter Rede. Entsprechend wechselt die Person der Verba von der 3. pl. (v. 2) zur 2. pl. (v. 3a) und wieder zur 3. pl. (v. 3b). Wie ist diese Unstimmigkeit zu erklären? In 2 wird befohlen, daß die Israeliten jeden Aussätzigen, jeden mit 2 einem Fluß Behafteten und jeden durch eine Leiche Verunreinigten aus dem Lager hinausschicken sollen. Der Aussätzige »IIS muß sich nach Lev 13 46 für die Zeit der Erkrankung, die ihn unrein macht, außerhalb des Lagers aufhalten. Das Partizip Passiv qal » V i s kommt nur noch in Lev 13 44. 46 14 3 und 22 1 vor, während sonst das Partizip pu. snxa üblich ist (Lev 14 2 und vierzehnmal außerhalb P). Da in Num 5 2 die seltenere Form 5?IIS gebraucht und die Entfernung des Aussätzigen aus dem Lager bereits in Lev 13 46 vorgeschrieben wird, könnte das ein Hinweis sein, daß der Verfasser von Num 5 2 von Leviticus beeinflußt ist, falls »TIS nicht einfach zur Sprache von PKreisen gehört. Mit ST ist nach Lev 15 der mit krankhaftem Ausfluß Behaftete gemeint. Kommt jemand mit dem Kranken in Berührung, so wird er unrein bis zum Abend. Lev 15 31 findet sich ein Zusatz, nach dem Mose und Aaron die Israeliten eindringlich warnen sollen, »daß sie nicht sterben durch ihre Unreinheit, indem sie meine Wohnung, die in ihrer Mitte ist, unrein machen«. Dieser Satz stellt im jetzigen Zusammenhang die eindringliche Mahnung dar, sich genau an die Vorschriften von Lev 15 zu halten. Er ist insofern für Num 5 1-4 wichtig, als auch hier die Warnung begründet wird mit dem Wohnen Jahwes inmitten der Israeliten. Die Forderung, den 2T aus dem Lager zu entfernen, ist gegenüber Lev 15 neu. Die verschärfende Ergänzung der Bestimmungen von Lev 15 läßt den Schluß zu, daß Num 5 2 jünger als Lev 15 ist. Daß auch der »B31? XüD, der durch einen Leichnam Verunreinigte, aus dem Lager ausgeschlossen werden soll, läßt sich nicht aus einem Leviticus-Text herleiten. In Num 19, innerhalb der Verordnung über den Ritus mit der Asche der roten Kuh bei Verunreinigung durch eine Leiche, wird festgestellt, daß durch Berühren einer Leiche siebentägige Unreinheit entsteht, die eine Entsündigung am dritten und siebten Tage erforderlich macht. Nach 19 13. 20 muß derjenige, der die Entsündigung unterläßt, wegen der dauernd ihm anhaftenden Unreinheit ausgerottet werden. Num 5 2 wird wohl auf Num 19 Bezug genommen, und die dortigen Vorschriften werden präzisiert; denn der

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5. Reinhaltung des Lagers 5 1-4

Num 19 nicht verlangte Ausschluß der Unreinen für die sieben Tage wird Num 5 2 ausdrücklich gefordert, wofür Num 31 i9f. in einem gegenüber Pg sekundären Kapitel ein Beispiel erzählt wird. Eine ähnliche Zusammenstellung von Fällen der Unreinheit wie in Num 5 2 begegnet in Lev 22 4. Beim Verzehr der Priesteranteile ist der durch Aussatz, Fluß oder Todesfall unreine Priester ausgeschlossen. Befände er sich außerhalb des Lagers, wie es nach Num 5 2 gefordert wird, dann wäre Lev 22 iff. überflüssig. Auch daraus läßt sich der Schluß ziehen, daß Num 5 1-4 später als Lev 22 iff. entstanden ist. Die Forderung, daß die solcher Art Unreinen aus dem Lager hinausgeschickt werden sollen, gilt — obwohl das nicht ausdrücklich gesagt wird — natürlich nur für die Zeit ihres Unreinseins. Demnach setzt das Gesetz in v. 2 die genauen Bestimmungen über den Zeitpunkt des Reinwerdens und über die Maßnahmen der Reinigung Lev 13 und 14 für den S112J, Lev 15 für den 31 und Num 19 für denffBl1?KBB voraus. Für den 2t und den PBJ1? kommt Num 5 2 die präzisierende Bestimmung hinzu, daß auch sie aus dem Lager hinausgeschickt werden müssen. Der Abschnitt ist also jünger als die Reinheitsgesetze in Leviticus und Stücke in Numeri, doch trotz des jungen Alters keineswegs einheitlich. Das zeigt der unbegründete Stilumschwung zwischen 2 und 3 a. 3 Die Person der Verba wechselt von der 3. pl. zur 2. pl. Die Wendung mpi-Ti? nata könnte man als Erläuterung des dreimaligen ho in 2ayb verstehen; denn mit werden bereits alle im Lager Anwesenden erfaßt. Oder sollte der Text ohne 3a unter Alna das Kriegslager meinen, in dem die Frauen keine Rolle spielen? Das Gesetz könnte dann ähnlich wie Dtn 2310-15 mit seinen Wurzeln in alte amphiktyonische Zeit zurückreichen. Das Kriegslager wäre der Atmosphäre der »Heiligen Kriege« gemäß besonders rein zu halten. Aber dagegen spricht, daß es gerade auch im Heiligen Krieg Leichen gibt. Das Lager wäre, hätte man alle durch einen Leichnam Verunreinigten ausweisen wollen, bald entvölkert und eine leichte Beute des Feindes gewesen. Also muß es sich Num 5 iff. doch um ein junges Gesetz handeln. Vielleicht stammt der Hinweis auf die Frau aus Lev 15 33, wo "IST und mp3 nebeneinander stehen, weil eben in Lev 15 Mann und Frau eine Rolle spielen. Der Verfasser von 3a jedenfalls hält die Frau, der normalerweise wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, für erwähnenswert. Der Autor des Gesetzestextes spricht in v. 2 davon, daß die Unreinen aus dem Lager hinausgeschickt werden sollen (ninnrr]» n1?®), während der Verfasser von 3 a die Vorschrift anders ninö*? pina-1?^ formuliert. Damit wird genauer bestimmt, daß die Unreinen nicht einfach weggeschickt werden und ihr Leben vogelfrei fristen müssen, sondern daß sie zwar aus dem Lager weichen müssen, sich aber in der

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5. Reinhaltung des Lagers 5 1-4

unmittelbaren Nähe des Lagers iiinöV fin» aufhalten dürfen; und das bedeutet, daß ihnen noch ein gewisser Schutz und vermutlich auch Unterhalt zusteht. Der Zusatz will also in zweifacher Hinsicht präzisieren. Auch für die Frau hat die Vorschrift ihre Gültigkeit; und die Reinerhaltung des Lagers ist nicht gleichbedeutend mit der brutalen Ausstoßung der Unreinen, sondern deren Platz ist in der Nähe des Lagers, vermutlich weil die Ausstoßung in den meisten Fällen befristet war. Der Ausführungsbericht in v. 4 wirkt überfüllt. Die dreigüedrige 4 Form, die mit wsn beginnt und mit nüXD (oder "WN Vm) fortfährt, daß dem Jahwebefehl entsprochen wurde, und mit WS p betont schließt, findet sich auch sonst bei P (Ex 40 ie (sg.) Num 1 54 2 34 9 5; als Unterschrift im Beauftragungsbericht Ex 27 8 39 43). Die zweimalige Nennung des Subjekts Vtf'W "ua und der Partikel p ist überflüssig, könnte sich aber als eigener Stil des Verfassers von 4 erklären. Anders verhält es sich mit 4aßy. Der spezielle Satz a n s "in1?EH iiina*? finö'VN verrät durch die charakteristische präpositionale Wendung "b fina'Vx anstelle von bloßem p v. 2, daß der Zufüger von 3 a nochmals eingriff. Zusammenfassung

1. In den Versen l. 2. 3b. 4aa.b wird die Ausweisung jedes Aussätzigen, mit einem Fluß Behafteten und durch eine Leiche Verunreinigten angeordnet und die Befolgung durch die Israeliten berichtet. Es liegt ein Gesetz vor, das die Reinheitsvorschriften für den s n x Lev 13 und 14, für den 3t Lev 15 und die Bestimmung bei Verunreinigung durch eine Leiche (Num 19) voraussetzt und präzisiert in Analogie zu der Lev 13 46 bereits angeordneten Ausweisung des Aussätzigen. Das Gesetz ist also jungen Ursprungs; vermutlich liegen rein theoretische Überlegungen zu Grunde. Der Verfasser berichtet von einem Idealzustand in der Wüstenzeit. 2. Dieses kurze Gesetz mußte sich einen Zusatz gefallen lassen. Durch 3 a wird die Vorschrift ausdrücklich auch auf Frauen bezogen, vermutlich in Hinsicht auf Lev 15, wo die Frau neben dem Manne eine Rolle spielt. Außerdem präzisiert dieser Zusatz durch nanaV, daß die aus dem Lager Entfernten nicht völlig vom Lager abgeschnitten werden, sondern sich in einer gewissen Entfernung, und das heißt in einer gewissen Verbindung zum Lager aufhalten dürfen. Dieser Hinzufüger hat auch im Ausführungsbericht 4aßy eingefügt.

Kellermann

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6. Zurückerstattuag von Veruntreutem 5 5-10

6. Z u r ü c k e r s t a t t u n g v o n V e r u n t r e u t e m 5 5-10 Die K o m m e n t a r e 1 9 sind sich darüber einig, daß Num 5 5-8 ein Nachtrag zu L e v 4 und 5, speziell zu L e v 5 20-26, ist. Durch einen Vergleich der T e x t e muß sich beweisen lassen, daß und wieweit Abhängigkeit von L e v 5 vorhegt. D e r Beginn der Darlegung des Falles nach HSWIN WN (bei P nur noch Num 6 2 L e v 13 29. 38 20 27) 0"TXn riKön-^sa W5P "O 6ay entspricht nina KUH1? m a n n E S T — W X Vsa n n x - 1 ? » (»wegen irgendetwas von allem, was der Mensch t u t , so daß er sich dadurch versündigt«) L e v 5 22baß. I n L e v 5 22 wird damit die Unterschlagung von hinterlegten^ entliehenem, geraubtem, erpreßtem oder verlorenem Gut zusammengefaßt ( H A T I 4, 65ff.). Ohne die K e n n t n i s des Abschnittes in L e v 5 bleibt der Ausdruck 0*rxn DNürrVsa Num 5 6 unverständlich; also m u ß L e v 5 vorausgesetzt sein. — Die alle j e n e Vergehen als Untreue gegen J a h w e charakterisierende Wendung m.T3 Vsjö bvti'? 6a6 s t a m m t aus L e v 5 21 aß, wo mit n w a Vs;ö nVsiffl das Künn rs PBl fortgesetzt wird. I n 6 b Sinn »SM ilöBNl ist das Verbum aus dem DtPNl L e v 5 23act aufgenommen, und der auffallende Wechsel des S u b j e k t s von ntfXIX » ' 8 6 aß zu tPBJ 6 b dürfte nichts anderes als Nachwirkung der Einleitung L e v 5 21 WBJ sein. Auch die Aufnahme des B e k e n n t nisaktes WS? "WK DnXön-riN n i n m 7aaß erklärt sich wieder aus L e v 5. L e v 5 5 wird bei Meineid das Ablegen eines Schuldbekenntnisses n , l 7S? Kürt " I P X m w m gefordert. L e v 5 20ff. steht zwar nichts von einem Bekenntnis, aber es war wohl als selbstverständlich vorausgesetzt (vgl. 5 22, wo auch der Meineid eine Rolle spielt wie 5 5). Man muß also annehmen, daß der jetzige Zusammenhang L e v 5 für den Verfasser von Num 5 5ff. im Hintergrund steht. Die Forderung der R ü c k e r s t a t t u n g WK13 W&N-nN nwm 7ay8 bezieht das V e r b u m aus L e v 5 23, wo 3'Wn die Rechtsfolge einleitet, und W i m s t a m m t aus L e v Ö24aß 12?ICQ i n s dV®1 wie L e v 5 ie). D a ß noch ein F ü n f t e l dazugetan werden muß vVs? « j e l W » m 7a8, ist identisch mit L e v 5 24ay (ebenso L e v 5 16a). Auch 7b DtfX ]r>J1 V? h a t sachlich und sprachlich Beziehungen zu L e v 5 24 b V? sin 1WN1? ova mn\ 8 a ist das einzig Neue in den Versen 6-8 gegenüber L e v 5. D e r Verfasser zitiert die i h m wichtigsten Gesichtspunkte aus dem vorliegenden Gesetz, damit er nun in 8 a eine Ergänzung dazu anbringen kann. D a ß der Geschädigte vor der R ü c k e r s t a t t u n g gestorben sein 19

Cf. A. Knobel 19; B. Baentsch 469; G. B. Gray 41; H. Holzinger 17 f. und in HSAT 209; L. E. Binns 29; H. Cazelles 38 Anm. a ; W. H. Gispen 86; J . L . M a y s 77; J . Marsh 16B.

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6. Zurückerstattung von Veruntreutem 5 5-10

könnte, wird Lev 5 nicht beachtet, weil es selbstverständlich war, daß dann der VlU das Veruntreute und den Schadenersatz entgegennahm. Der VlG20 ist ursprünglich »einer von seinen Brüdern«, also Verwandtschaft ersten Grades (Lev 15 48). Später wird diese Bestimmung ausgeweitet auf Onkel, Vetter oder sonstige Blutsverwandte (Lev 15 49 a). Num 5 8a handelt es sich darum, den Schadenersatz für den Fall, daß der Geschädigte ohne erbberechtigte Verwandte (ViU) gestorben ist, der Priester- und Tempelkasse zu sichern. Es liegt also eine Novelle zum Gesetz Lev 5 vor. Schwierig ist in 8 das Verhältnis von ni/T1? zu dem asyndetisch folgenden fflD1?. Liegen hier Varianten vor? Die Wiedergabe des Nominalsatzes 8ay in L X X Syr Vulg läßt weder den Schluß zu, daß nach niiT1? noch ein iriP gestanden hat, noch daß mn,t7 in n\T zu ändern ist (gegen BHK 3 ). Sollte einer der Ausdrücke Zusatz sein? Die masoretische Akzentuation verbindet aüWil mit nw1?, so daß die Meinung zum Ausdruck gebracht ist, der Schadenersatz müsse in diesem Falle an Jahwe zurückerstattet werden. Hinter der masoretischen Satzgliederung könnten Überlegungen stehen, die mit 6 a bvab mrra Ernst machen; wenn das Vergehen auch auf privatrechtlicher Ebene gleichzeitig einen Verstoß gegen die göttliche Ordnung darstellt, ist es verständlich, daß Jahwe als der eigentliche Empfänger des Schadenersatzes vorgestellt ist. Wenn gegen die Akzente ursprünglich gemeint sein sollte, daß der zu erstattende Schadenersatz, wenn ein VxJ fehlt, an Jahwe zu Gunsten des Priesters fallen soll, dann ist die Ausdrucksweise nicht eindeutig. Der Satz 8 b, der den von der Rückerstattung unabhängig fälligen Versöhnungswidder anführt, verweist auf LevÖ25f., hält sich also wieder an dasselbe Gesetz wie schon Num 5 6f. Das Subjekt des 1DD1 braucht nicht ausdrücklich genannt zu werden, weil aus Lev 5 26 1DD1 ]ron V1?» bekannt und von der Sache her selbstverständlich ist, daß das nur der Priester sein kann. Beim Zitieren der wichtigsten Punkte aus dem Leviticus-Text unterlaufen dem Verfasser von Num 5 5-8 einige stilistische Formfehler und Ungenauigkeiten. Schon die Beauftragungsformel in 6aa ist unvollständig. Sie schließt, wenn — wie gewöhnlich — direkte Rede folgt, entweder mit "lasV . . . oder mit maxi. Das Fehlen des Abschlußwortes in Num 5 6 ist singulär. Es könnte sich um ein Abschreiberversehen handeln. Sam bietet ISN1?, L X X Aeycov, Syr A L w'mr Ihwn. Aber es kann sich bei dem Plus in Sam L X X Syr A L auch um sekundäre Vereinheitlichung mit der üblichen Form der Beauftra20

Zu VNi cf. J. J. Stamm, Erlösen und Vergeben im Alten Testament, besonders 27ff.; O. Procksch in ThWB IV, 331; A. Jepsen, Die Begriffe des »Erlösens« im Alten Testament, in: Festschrift R. Hermann, 153—163, besonders 158f. 5«

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6. Zurückerstattung von Veruntreutem 6 5-10

gungsformel handeln. Das Verbum steht 6 a im Plural (nach WS wie Lev 13 38 20 27; dagegen Singular Lev 13 29 Num 6 2), 6b im Singular (von WBJ abhängig) und springt wieder zum Plural 7accß und zurück zum Singular 7aßyb. Zum Teil mag dieser Wechsel damit zusammenhängen, daß der Verfasser aus Lev 5 zitiert, aber da die meisten Zitate durchaus etwas verändert sind, hätte er stilistisch glätten können. Es gelingt ihm keine gute Verbindung der Exzerpte aus Lev 5 mit der neu hinzugekommenen Verordnung 8 a. Das zeigt auch die Tatsache, daß in v. 8 ohne Kenntnis von Lev 5 unklar bliebe, wer im einzelnen gemeint ist. — Die Frage stellt sich, weshalb diese Novelle nicht mehr hinter Lev 5 angebracht wurde. Doch nur deshalb, weil Lev 5 schon in eine feste Form, nicht nur der Opfergesetze Lev 1-7, sondern wohl des ganzen Leviticus, eingebettet und auch Num lff. an Leviticus angeschlossen war. 9.10 Das Priesterinteresse, das in 8 zum Ausdruck kommt, bot vermutlich Anlaß zur Anfügung von v. 9 und 10. Von veruntreutem Gut und seiner Rückerstattung ist nicht mehr die Rede. Insofern die Rückgabe des Unterschlagenen an die »Kirche« erfolgt, ist sie natürlich eine naim. Eine lose Verbindung zwischen 9 und 8 ist also festzustellen, aber das "Vs vor nann zeigt, daß es sich in v. 9 um eine allgemeine Aussage handelt, nann ist ursprünglich ein fiskalischer Begriff, die Steuer (HAT I 4, 102f.), die nicht nur in Opferabgaben, sondern bei P auch in der Beisteuer zum Zeltbau für Jahwe, in der Kopfsteuer, in Abgaben von Erstlingen und Zehnten bestehen kann; ja selbst Beute an Vieh und Metall kann als nann bezeichnet werden. O'SHp sind bei P immer die Jahwe geweihten Gaben (HAT I 4, 292), also , (falls D inp BHp, die Priesteranteile an Tier- und Speisopfern, nicht mit eingeschlossen sind,) die als pflichtmäßige Steuern (nann) abgelieferten Vegetabilien und die freiwilligen oder gelobten Gaben. Der Ausdruck •"'Vlf-bdi nann-Va macht deutlich, daß die nann eine l Untergruppe der D"tPlp ist. — Der masoretischen Akzentuation gemäß wäre unp'' mit paV zu verbinden. Aber anpn meint bei P immer kultisches Darbringen. Deshalb ist es vorzuziehen, gegen die Akzente 1 , , iro1? 1zum Folgenden zu ziehen. Der zweite Teil in v. 9 ITC ? 13Hp""WÄ 1 rrrr l ? stimmt mit Lev 7 8b ¡rrr» "b pa ? nnpn -wa überein; und das zeigt, daß wieder Abhängigkeit von einem Leviticus-Text vorliegt (wie 6f.) und daß die Regelung der Priestereinkünfte (Lev 77ff.) verallgemeinert und eingeschärft werden soll. Es ist kaum anzunehmen, daß 9 unter pDfl der amtierende Priester im Gegensatz zu allen Priestern (Aaron und seinen Söhnen) wie in Lev 7 gemeint ist; denn bei der Abgabe der zu den a , i n p gehörenden nann ist kein besonderer priesterlicher Dienst wie beim Opfer zu leisten. Das mit Artikel versehene p a n ist hier demnach kollektiv zu verstehen.

6. Zurückerstattung von Veruntreutem B 5-10

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In v. 9 liegt ein in sich abgeschlossener Gedanke vor, der in recht loser Verbindung zum Vorhergehenden steht. Es handelt sich also um einen Zusatz. Da v. 9 keine Fortsetzung verlangt, wird man annehmen können, daß v. 10 ihm gegenüber wieder sekundär ist. Der Text ist schlecht erhalten. Die Textkritik hilft nicht weiter. Vermutlich ist r r r l1? und das folgende WN Dittographie des Satzendes von 9 und des Anfangs von 10. Der Sinn des Satzes ist wohl gleichbedeutend mit v. 9. Die iiöim fehlt. Es wird sich um eine schlechte Variante zu v. 9 handeln. Zusammenfassung

1. In Num 5 5-8 Hegt ein Nachtrag zu Lev 5 vor. Der sprachlich nicht gewandte Verfasser führt die wichtigsten Punkte aus Lev 5 20 ff. in v. 6f. an: Bei Eigentumsvergehen muß der Schuldige dem Geschädigten das veruntreute Gut zurückgeben und noch ein Fünftel hinzufügen. Ein zweiter Paragraph, die eigentliche Novelle zum Gesetz Lev 5, regelt die Rückgabe für den Fall, daß der Geschädigte ohne einen Erbberechtigten f?NS) zu hinterlassen, verstorben ist. Der Schadenersatz soll in diesem Falle der Priesterkasse zufallen. Da dieser Nachtrag nicht mehr an Lev 5 angeschlossen wurde, muß man annehmen, daß der Verfasser zu einer Zeit schreibt, in der Lev 5 bereits fest in einen größeren Zusammenhang eingefügt vorlag und in der nach Num 1—4 der Zustand des Textes noch die Möglichkeit bot, den Abschnitt einzufügen. Das bedeutet, daß der Abschnitt jünger ist als Lev 5. Der Fall, daß der Geschädigte ohne erbberechtigte Verwandtschaft stirbt, gehört zu den Ausnahmen des Lebens. In nachexilischer Zeit läßt sich allerdings eine Situation finden, in der die Regelung sinnvoll und angebracht war. Da die deportierte judäische Oberschicht von den Babyloniern nicht durch fremde Elemente ersetzt worden war, blieb ein Vakuum. Man muß annehmen, daß die zurückgebliebene Bevölkerung sich des verwaisten Besitzes bemächtigte. Als nun die Rückkehrer aus dem Exil ihren alten, angestammten Besitz zurückverlangten, mußte es zu Ungerechtigkeiten kommen, weil nur ein Teil der Deportierten zurückkehrte. Wenn nun jemand zurückgeben wollte — vielleicht unter dem Eindruck von Maßnahmen wie Neh 5 1-13 eine schildert —, der frühere Besitzer aber nicht unter den Heimkehrern war, sei es, daß er gestorben war, sei es, daß er und seine Sippe es vorzog, in Babylonien zu bleiben, dann konnte die Verordnung Num 5 8 als sinnvolle Regelung dienen. 2. In v. 9 liegt ein Zusatz vor, der nur sehr lose mit 5 5-8 verbunden ist. Es geht um die verallgemeinernde Einschärfung, daß die zu den D^Tj? gehörende Hann den Priestern zusteht. 3. Vers 10 stellt vermutlich eine schlecht überlieferte Variante zu v. 9 dar.

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7. Das Eifersuchtsordal 6 11-31

7. Das Eifersuchtsordal 5 11—31 I2b-i4

Die Festlegung des Falles i2b-i4 ist ungewöhnlich lang. Mit drei Wendungen wird zuerst das Vergehen der Frau umschrieben. Sie gerät auf Abwege (HOW außer v. 19. 20. 29 nur noch Prov 4 15 7 25 und Sir 42 10) und betrügt ihren Ehemann, indem sie den Bund der Ehe bricht. steht normalerweise zur Bezeichnung schwerer Sünde gegen Gott. Nur hier v. 12 und 27 folgt als direktes Objekt der Ehemann. Deshalb vermutet J. A. Bewer (AJSL 30, 1913, 43. 44 Anm. 1) in "D v. 12 und WN3 v. 27 eine sekundäre Korrektur für n w a . Aber notwendig ist eine Änderung nicht, vielmehr ist zu vermuten, daß Ehebruch als Betrug gegen den Gatten gleichzeitig als schwere Sünde gegen Gott verstanden wird. jnT~MSV HDX WS asffl 13 aa konstatiert den tatsächlich vollzogenen Ehebruch. Hinzukommt, daß die Tat heimlich begangen wurde. Der Ehebrecher bleibt dem Ehemann verborgen ( W S TS» nVsn) i3aß, und die Frau bleibt unentdeckt, obwohl sie sich verunreinigt hat (riNttül N\n mnott) i3aa. Die Wurzel NöB taucht hier zum ersten Mal in 5 11 ff. auf. Sie spielt im weiteren Verlauf noch öfter eine Rolle (ni. 14a. b. 20a. 27aß. 28aa. 29b, dazu nij!?ö i9ay). Nun bewirkt jedoch auch der in der Ehe legitim vollzogene Coitus Unreinheit (cf. Lev 15 18 I Sam 21 5f. Ex 19 15). Ist demzufolge Num 5 11ff.ein jüngeres Verständnis von Unreinheit, also im ethischen Sinne, vorausgesetzt ? Das ist deshalb sehr unwahrscheinlich, weil der Gebrauch von Nüü sich nicht auf eine (und dann sehr junge) Schicht beschränkt, sondern auch — wie sich zeigen wird — schon in der ursprünglichen Schicht vorhanden ist. Man muß demnach annehmen, daß der eheliche Verkehr überhaupt nicht in die Überlegungen einbezogen ist, sondern daß eben nur der im Ehebruch vollzogene Coitus interessiert, der wie jeder geschlechtliche Verkehr unrein macht (cf. M. Noth, Numeri, 48). Nochmals wird 13b betont, daß die Schuld nicht aktenkundig ist. Es fehlt ein Zeuge gegen die Frau i3ba, so daß eine gerichtliche Ahndung des Vergehens, für die der Zeuge notwendig ist, nicht erfolgen kann. Die Frau selbst ist nicht auf frischer Tat ertappt worden 13 bß, für eine Verurteilung fehlen somit die Voraussetzungen. Zwar besteht objektive Schuld, aber die Schuld läßt sich nicht nachweisen und deshalb nicht sühnen. 12b. 13 lassen sich nicht aufspalten. Der Fall wird so genau wie möglich umrissen. Aber die Voraussetzungen v. 14 sind ganz anderer Art. Den Ehemann überfällt Eifersucht, und die Eifersucht kann begründet und unbegründet sein. Die Schuld der Frau steht 14 demnach keineswegs fest, sondern es muß erst festgestellt werden, ob die Eifersucht des Mannes zu Recht oder zu Unrecht besteht. Das könnte so zu verstehen sein, daß I2b-i4 Kontamination zweier Gesetzeseinleitungen ähn-

7. Das Eifersuchtsordal 5 11-31

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liehen Inhalts ist. Streng genommen hat die Schilderung 12b. 13 mit den Voraussetzungen 14 nichts zu tun. Im ersten Falle wäre das Verfahren anzuwenden, damit die Schuld der Frau offenbar und urteilskräftig festgestellt, im zweiten Falle, damit Schuld und Unschuld der Frau — und somit Bestätigung oder Nichtbestätigung der Eifersucht des Mannes — nachgewiesen wird. Oder sollte 14 Erweiterung zu 12b. 13 sein ? Daß der Mann eifersüchtig wird und deshalb fordert, daß sich seine Frau dem Verfahren unterwirft, muß von Anfang an zur Bestimmung des Falles gehört haben; denn nach der Beschreibung 12b. 13 bleibt unklar, wie der Mann überhaupt zu der Vermutung kommt, seine Frau könnte Ehebruch begangen haben. 14a muß demnach ursprünglich sein. 14 b dagegen könnte erst später hinzugekommen sein auf Grund der Reflexion, daß Eifersucht auch unbegründet sein kann. Durch das Verfahren soll ja gerade festgestellt werden, wie es mit der Schuld der Frau steht, und das bedeutet, daß sich die Eifersucht als berechtigt oder unberechtigt erweisen wird. 14a muß der Sache nach jedenfalls alt sein, während 12b. 13 den Fall des Ehebruchs genau konstruiert und 14 b mit der Feststellung, daß der Mann auch auf seine schuldlose Frau eifersüchtig werden kann, 14a ergänzt. Man darf annehmen, daß in i4a die ursprüngliche Einleitung erhalten ist und daß 12 b. 13 und 14 b von einer späteren Bearbeitung herrühren. Mit v. 15 beginnt die Rechtsfolge. Der Mann soll seine Frau zum 15 Priester bringen 15 aa, und er soll für sie eine Opfergabe mitbringen. Beidemal steht die gleiche Verbform Jpani, und das ist doch wohl Anzeichen dafür, daß ein Satz hinzugefügt ist. Über das Opfer handelt der restliche v. 15 (ohne aa). Die Bezeichnung des Opfers als p")j? ist aufschlußreich. Wenn der spezifisch priesterschriftliche und äußerst blasse Ausdruck hier Verwendung findet, hegt die Vermutung nahe, daß das Opfer beim Ordal entweder nach den in P geltenden Maßstäben redigiert oder daß überhaupt erst von einem der P-Schule angehörigen Verfasser ein Opfer eingefügt wurde. Die Maßangabe ein Zehntel Epha für das Speisopfer scheint aus Lev 511 14 21 und Num 15 4 (für das Tamid-Opfer: E x 29 40 Lev 613 Num 28 5.8) zu stammen. Die Opfermaterie selbst D'Hsra hat keine Parallele in der Priesterschrift, aber auch sonst keine im Alten Testament, nöj? kommt bei P nur hier vor, in Leviticus besteht die übliche Materie des vegetabilischen Opfers in nVo = Weizengrieß. Nach Lev 2 1 gehört zum Speisopfer in Rohform ö l und Weihrauch hinzu, bv pS1 mit Objekt ptf und V» |D3 mit Objekt maV stimmt genau mit Lev 2 ib überein. ölbeimengung und Weihrauchzugabe werden aber Num 5 15 baß ausdrücklich abgelehnt. Auch beim Sündopfer im Bedürftigkeitsfall Lev 511 fehlen beide Beigaben. Eine sachliche Parallele hegt aber deshalb nicht vor, weil in Num 5 Bedürftigkeit keinerlei Rolle spielt. Es handelt sich eben nicht um ein normales Speisopfer, sondern um

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7. Das Eifersuchtsordal 611-31

eine TiiUj? nniö. Der Hinweis, daß die Weihrauchzugabe fehlt21, ist insofern wieder bemerkenswert, als daraus hervorgeht, daß für den Verfasser des Verses zum normalen Speisopfer maV hinzugehört, daß er also bereits Lev 2 l. 2.15.16 6 8 als in voller Gültigkeit vor Augen hat. Die Bezeichnungen des Opfers i5byS dienten B. Stade (ZAW 15, 1895, 166—178) als Hauptargument für die Aufteilung des Textes auf zwei parallele Torot, eine über die pistn nniö und eine andere über die DKlj?DJ"Vs? ist wie 3aa und 5aß ein allgemeines Verbot,

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8. Das Nasiräat 61-21

7 das ohne Terminbegrenzung Gültigkeit haben konnte. Mit v. 7 wird des Nasiräers engste Verwandtschaft, Eltern und Geschwister, in das Verbot einbezogen. Das sieht wie eine nachträgliche Präzisierung aus. Wenn die eigene Frau nicht erwähnt wird, kann das so zu verstehen sein, daß die Frau nach dem Tode in ihre Sippe, die sie bestatten muß, zurückfällt, oder aber die Lebensweise des Nasiräers war keineswegs ehefördernd, Abstinenz war auch im Liebesgenuß gefordert; denn der Coitus macht unrein, cf. Lev 15 18 (und E x 19 15 I Sam 21 5f.). Die Begründung 7b fällt auf; denn D,n1?N steht gegen niiT v. 1. 2. 5. 6. 8 und abgesehen von 10 9.10 (bis) singulär in Num 1—10. Die ganze Bestimmung über die Verunreinigung an Leichen 6b. 7 hat jedoch so große sprachliche Übereinstimmungen mit der Sondervorschrift für den Hohenpriester Lev 2111 f., daß ein Vergleich nicht zu umgehen ist. Num 6 6b W X1? na EDI"1?» stimmt bis auf den Anfang mit Lev 2111a überein. Für tf&r1?» hat Lev 2111 a n&ar'jD Vsn. Mit L X X Syr kann XWS1 in S7BJ geändert werden; aber das "Vd ist ein nicht zu übersehendes Plus, das in Num 6 6b sicher nicht mit L X X einzufügen ist, sondern der Grieche dürfte an Lev 2111 angeglichen haben. Das "Vs ist wahrscheinlich auch erst die Ursache für das iWBl in Lev 2111. Beide Sätze Num 6 6b und Lev 2111 a geben vermutlich eine geläufige Formulierung des Verbotes der Verunreinigung an einer Leiche wieder, die in Num 6 6b unverändert vorliegt, während sie in Lev 2111 a durch das verschärft wurde. Eine Verschärfung erfährt das Verbot im Nasiräergesetz erst in 7. Die Aufzählung der Verwandten ersten Grades Num 67a anaa an1? Katr-K1? innx1?! rrix*? iök^i ras 1 ? sieht wie eine erweiterte Fassung von XW-nb IönVi va«1? Lev 2111 b aus. Zu Vater und Mutter kommt Bruder und Schwester wie in Lev 21 2. 3 hinzu, Sohn und Tochter fehlen aus den gleichen Gründen wie die Frau. Die Begründung Num 6 7b WXT 1 ?» vnVx "Itl T3 wird Lev 2112 b in der Form v1?» VTiVn nntf» -m "O angeführt. Wenn sich Num 6 7b nntPö p® nicht findet, so ist das keineswegs verwunderlich; denn der Nasiräer wird nirgends gesalbt, das Fehlen des Salböls ist also situationsbedingt. — Das Verbot 6 b, sich an einer Leiche zu verunreinigen, ist durch die Zeitbestimmung 6 a erweitert, die vom gleichen Autor stammt wie 2 b und 5 a, und durch die ausdrückliche Einbeziehung der engsten Verwandtschaft 7 in Anlehnung an Lev 2111 f.; denn das VnVN verrät die Abhängigkeit auf Seiten von Num 6. 8

Vers 8 ist gegen B H K noch zum Vorhergehenden zu rechnen, wie die "W bn-Formel (cf. 4. 5. 6) und der Neueinsatz mit —Ol in v. 9 zeigt. mrr1? «in VIp 8b hat eine Parallele in Lev 21 7b, wo vnbxV Hin ünp _ , 3 die besondere Verhaltensweise des Priesters begründet, v. 8 faßt als Abschluß der allgemeinen Bestimmungen zusammen, daß die Vorschriften für die Zeit des Gelübdes eingehalten werden müssen, damit der Zustand der Heiligkeit (vgl. 5 b n\T ttnp), in dem sich der Nasiräer

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Jahwe gegenüber befindet, nicht verletzt wird. Der ganze Vers 8 ist wohl im gleichen Zuge entstanden wie 5 b und demnach zu den letzten Erweiterungen zu stellen. Der Abschnitt 2b-8 dürfte folgende Entstehungsgeschichte haben. Am Anfang standen wohl drei Regeln: Alkoholverbot 3aa, Verbot des Haarschneidens 5 aß und Verbot der Leichenberührung 6 b. Stilistisch sind die drei Sätze ähnlich gebaut. Das Verbum steht nach; die Sache, auf die es ankommt, nimmt die erste Stelle im Satz ein: und 13® in 3aa, isn in 5 aß und na ®S3 in 6 b. Auffällig ist nur, daß der erste Satz positiv, die beiden anderen negativ formuliert sind. Aber es läßt sich auch für den ersten Satz ohne Schwierigkeit die wohl ursprüngliche Form entdecken, indem man niW sV als Verbum zu p und HD© annimmt; denn das hi. von 1W gehört einer jüngeren Entwicklungsstufe an, wie die Bedeutung »sich enthalten« und die Wurzelgleichheit mit TM vermuten lassen. Von einer zeitüchen Begrenzung des Nasiräats ist keine Rede. Für das Alkoholverbot ist ein stufenweiser Wachstumsprozeß37 anzunehmen. Zu den reinen Getränken p und 13® kam fan hinzu 3aß. Das ursprüngliche Verbot und seine erste Erweiterung sind noch ganz darauf aus, Getränke mit Rauschwirkung zu untersagen. Das wird auf Stufe 3 und 4 anders. Auch der doch wohl alkoholfreie D'aiS? m®D wird verboten 3 b. Als nächster Schritt, das Verbot auszuweiten, ist 3bß anzusehen, auch der Genuß der harmlosen frischen oder getrockneten Trauben wird untersagt. Der dritte und vierte Zuwachs kümmert sich nicht mehr um 13®, sondern stellt — von p ausgehend — die Trauben in den Vordergrund. In dieser Entwicklungslinie steht auch der fünfte und letzte Zusatz zum Alkoholverbot, der allgemein alle Produkte des Weinstocks als dem Nasiräer nicht erlaubt (v. 4) ansieht. Wenn auf "DB? nicht weiter eingegangen wird, kann dies bedeuten, daß man unter ein Getränk verstand, das auch aus Trauben gemacht ist (so zum Teil in der nachbiblisch-jüdi sehen Tradition, vgl. G. Dalman, AuS, IV 376f.). Targ0 z . B . denkt Num 63 bei p an neuen und bei 13® an alten Wein. Aber es ist nicht zu bezweifeln, daß 13® im Alten Testament eine Biersorte bezeichnet (vgl. den Nachweis B R L 110f.), vermutlich aus Gerste hergestellt. Wollte man das Verbot, 13® zu trinken, in ähnlicher Weise erweitern wie das Weinverbot, dann hätte man ein Grundnahrungsmittel verbieten müssen, und das lag nicht im Sinne der Kommentatoren des Alkoholverbots, sondern 37

M. Jastrow J r . (The»Nazir« Legislation, J B L 3 3 (1914), 266—285) spricht von »the growth of a Biblical Gemara around a basic 'Mishna'«. Als ursprüngliche Verordnung vermutet er sechs Paragraphen mit Unterschrift I. 2baß (ohne n®N_1X). 3aa. 4a. — II. 5a. bß. — I I I . 6. — IV. 8. •— V. 9aba. 12aa.b. — VI. 13a baß. 18aaß (ohne V n x n n s ISn»), ba (ohne 11TJ ®N1) ß und 21 aa mit mn,17.

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sie bogen den Sinn der ursprünglichen Abstinenzvorschrift, Alkohol zu meiden, weil er zum Rausch führt, dahin um, daß sie das Verbot auf alle Erzeugnisse des Weinstocks ausdehnten, d. h. sie sahen in erster Linie eine Ablehnung des Kulturlandgutes. Der Verfasser von v. 4 betont die zeitliche Begrenzung des Nasiräats durch die Formel i m W *?D. Er hat auch die folgenden Bestimmungen in die jetzige Form gebracht, d. h. er benützte das '"'13'' Vd, um die übernommenen Sätze und seine eigenen Erweiterungen daran anzubauen. An den ihm vorhegenden Satz, daß kein Schermesser auf des Nasiräers Haupt kommen darf 5 aß, fügte er die Forderung an, daß der Geweihte sein Haar langwachsen lassen soll 5 b. Die Zeitbestimmung 6 a setzte er wie in v. 5 vor den überkommenen Satz, und durch v. i präzisiert er die Vorschrift 6 b. Als Abschluß fügte er v. 8 den allgemeinen Bestimmungen hinzu. Auch die Einleitung 2 b stammt im wesentlichen von ihm. 9-12 Der Paragraph 9-12, der die unverschuldete Verunreinigung durch eine Leiche regelt, setzt neu ein mit einem durch "Ol eingeleiteten Bedingungssatz. Bei einem unvorhergesehenen Todesfall, von dem ein Nasiräer mitbetroffen ist, erlischt das Nasiräat automatisch, und der Nasiräer muß sein Haupt scheren am Tage seiner Reinerklärung. Die Unreinheit durch die Berührung eines Toten dauert nach Num 19 n . 14.16 sieben Tage. Zwar werden die in Num 19 vorgeschriebenen Waschungen in Num 6 nicht eigens erwähnt, wie ja überhaupt keine Einzelheiten der Reinigung genannt werden, aber offenbar wird das alles vorausgesetzt, weil es als bekannt gilt. Wenn der genaue Termin der Reinerklärung, der siebte Tag, 9bß als Einzelheit ausdrücklich angeführt wird, so muß die Erläuterung des imno DV3 9ba ihren besonderen Grund haben; da die Reinigungszeremonien ja nicht näher beschrieben werden, hätte auch die Nennung des siebten Tages unterbleiben können. 9bß ist Erklärung zu 9bcc, wie auch die Wiederholung des Verbums zeigt. Sollte 9bß hinzugefügt sein? Das ist um so wahrscheinlicher, als v. 10 im gleichen Stil wie 9bß beginnt und die Betonung des siebten Tages die nun folgenden Vorschriften für den achten Tag vorbereitet. Die Opferanweisung v. lof. unterscheidet sich vom Vorhergehenden durch die ins einzelne gehende Genauigkeit. Wenn die Einzelheiten der Reinigung als bekannt weggelassen werden konnten, dann muß die Ausführung über den achten Tag auffallen. Ist das Opfer etwas Neues, das hinzugefügt und das deshalb so ausführlich beschrieben wird? Zwei Turteltauben (nnri) oder zwei gewöhnliche Tauben (^a nir) sind zu opfern, und zwar eine als XlXtsn und eine als nVs? ( n a ß ) . Das Opfer hat seine sachlichen Parallelen in Leviticus als Reinigungsopfer der Wöchnerin im Bedürftigkeitsfall Lev 12 8, vom Aussatz Geheilter im Bedürftigkeitsfall am achten Tage Lev 14 22. 30, vom Aus-

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fluß Geheilter am achten Tage Lev 15 14. 29. Auch die Formulierung stimmt mit den Leviticusstellen überein: 10aa lOaßy

10b llaa Haß

llay

TOPn DV31 wie Lev 14 23a 15 14aa.

29act. niv ^ a W IX n n n TW (NT) w i e L e v 1 2 8aßy 1 4 22aocß 1 5 i4aßy. 29aßy — Iran wie Lev 14 23a 15 29b.

15J1Ö VHS nnD_l7N parrbN in dieser Reihenfolge wie Lev 14 23 15 29. pDH WS71 wie Lev 14 30 (ohne psn) 15 15aa. 30aot. vbv1? Tnxi nxtsn1? m x wie Lev 12 8aS (aber in umgekehrter Reihenfolge), die Folge JlNön -> nV» (aber ohne "?) wie Lev 14 22. 30 15 15. 30a. V1?» 1SD1 wie Lev 12 s 14 31 15 15. 30, mit folgendem ]ö wie Lev 15 15. 30.

Diese sachliche und formale Übereinstimmung mit Leviticustexten ist kaum anders zu beurteilen, als daß das Opfer des Nasiräers bei Verunreinigung durch eine Leiche analog den Reinigungsopfern in Lev 12, 14 und 15 vorgeschrieben wurde. Also beginnt mit 9bß ein Einschub, der nicht von vornherein in die Regelung des Sonderfalles 9-12 gehörte. 11b greift mit Kinn QV3 den achten Tag aus 10 aa auf und gehört zum Zusatz. Das Subjekt des ttnpl ist nicht ohne weiteres eindeutig zu bestimmen. Es kann der Nasiräer gemeint sein (so z. B. H. Holzinger 27; G. B. Gray 66; W. H. Gispen 112). In diesem Falle ist 11b Überleitung zu 12. Der Nasiräer heiligt sein Haupt wieder und weiht die gelobten Tage erneut Jahwe. Es kann aber auch der Priester Subjekt des B>"Tp1 sein (so z. B. M. Noth 49; A. Noordtzij 80; L. E. Binns 39). Diese Deutung ist deshalb wahrscheinlich, weil snj? bei P mit Menschen als Subjekt nur von Mose (Ex 28 41 29 1. 27. 33. 36. 37 3 0 29. 30 4 0 9 . 1 0 . 11.13 L e v 8 1 0 . 1 1 . 1 2 . 1 5 . 30 (bis) N u m 7 1 (bis) u n d e i n -

mal von Aaron als Hohempriester (Lev 16 19) vorkommt. Möglicherweise verbirgt sich hinter EHp ein besonderer Ritus. Wenn der Priester 11 b Subjekt ist, dann setzt erst 12a den Satz 9ba fort. Nachdem der durch einen Leichnam verunreinigte Nasiräer seine Haare am Tage seiner Reinerklärung abgeschnitten hat, soll er von neuem die Tage seiner (Nasiräer-)Weihe Jahwe weihen. 12 aß unterbricht den Zusammenhang zwischen 12 aa und 12 b. Deshalb wird das DtPN-Opfer meistens als Hinzufügung aufgefaßt, die »dem Bedürfnis nach Steigerung der Reinigungszeremonien« (B. Baentsch 479) Rechnung tragen soll. DEN hat in v. 12 doch wohl die ursprüngliche Bedeutung »Schadenersatz«. Gemeint ist, daß die Unterbrechung des Gelübdes eine Verletzung von Jahweeigentum, nämlich der ihm gelobten Zeit, darstellt und deshalb einen DüK notwendig macht. Die Frage ist nur, ob i2aß vom gleichen Verfasser wie 9bß-n stammt. Man zögert bei der Zuweisung deshalb, weil zu erwarten wäre, daß das DtfN-Opfer

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zusammen mit Sünd- und Brandopfer genannt wird. Aber die Stellung von 12 aß könnte sich so erklären, daß DtTK als Schadenersatz eben auf einer anderen Ebene liegt als Sünd- und Brandopfer, die als Abschluß der Reinigung verlangt werden, damit der Verunreinigte überhaupt wieder am Kultus teilnehmen kann, und erst darnach darf er im Zusammenhang mit der neuen Weihe das Lamm als Wiedergutmachung darbringen. 12 aß wird also doch noch vom Verfasser von 9 bß-i 1 stammen. 12 b dagegen bringt die Begründung für den Neubeginn des Gelübdes, die früheren Tage sind hinfällig, weil sein 1T2 unrein ist. Vielleicht muß hier anstelle des Nöö punktiert und ENI eingefügt werden. LXX und v. 9 legen diese Änderung nahe, aber nötig ist sie nicht. Die vom Hauptautor von 2b-8 verwendeten älteren Sätze 3. 5 aß. 6 b haben in 9-12 keinerlei Parallelen; aber die Schicht 9 a b a . i 2 wird vom Verfasser von 2b. 4. 5aa. b. 6a. 7. 8 herrühren; denn sprachliche Gemeinsamkeiten sind die Wurzel i«0 (hitp. v. 7, pi. v. 9 und XDü v. 12), aber auch mn , l 7 T i n (v. 12 wie 2 b. 6a) und n n "W (v. 12 wie 4a. 8a), und inhaltlich steht die Regelung der Unterbrechung des Nasiräats infolge eines Todesfalles auf einer Ebene mit der Präzisierung des Verbotes der Leichenberührung in v. 7. Der Hauptautor von 2b-8 und der Verfasser von 9aba. 1 2 * sind also identisch, während die Opfereinfügung 9 b ß - n . 12 aß als neue Schicht ohne irgendeine Verbindung zu 2b-8 dasteht. 13-21 Der Schlußabschnitt über die Beendigung des Nasiräats 13-21 wird eingerahmt von einer gleichlautenden Über- und Unterschrift TTin min JiRT. Für eine solche Einrahmung mit der gleichen Formel gibt es keine Beispiele, "min DNT wird als Überschrift nur noch in den Opfergesetzen Lev 6 und 7 gebraucht, und zwar mit einem nomen regens n"?»n Lev 6 2, nman Lev 6 7, DXünn Lev 6 18, DE?xn Lev 7 1 und D^abtsn nai Lev 7 n . In Lev 7 37 werden diese Abschnitte zusammengefaßt mit der Unterschrift "b m w n DNT mit den wiederholten Opferbezeichnungen. Als Beispiel für eine Umrahmung kann aber Lev 6 und 7 nicht angeführt werden; denn die Unterschrift 7 37 ist gegenüber den Überschriften verändert und faßt außerdem mehrere Fälle zusammen. Man könnte vermuten, daß die Überschrift Num 613a in Analogie zu den Vorkommen in Lev 6 und 7 gewählt wurde, weil es sich in Num 6 i3ff. in erster Linie um die Opfer des Nasiräers handelt. DieZeitbestimmung i m w nxb» D V 3 i 3 b a ß greift auf 5 bot n Dö,n zurück. Die Fortsetzung ins könnte Variante zu nnpm in 1 4 a sein, und 157173 SlX nns_l?N i 3 b y könnte als historisierende Lokalisierung einer späteren Hand angehören. Für Ipa'1 ließe sich auch N12"1 lesen (cf. BHK); denn 1 und 1 wechseln leicht, in« müßte dann in sin geändert oder gestrichen werden. Die

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einfachste Lösung ist jedoch, den Text zu lassen, wie er ist. WS wird unpersönlich »man bringt ihn «gemeint sein, und isna Vnx nnD'Vx ist die natürliche Fortsetzung, welche die von Pg vorausgesetzte Situation berücksichtigt. Die zur Ausweihung geforderten Opfer werden als p ~ ) p i 4 a a bezeichnet, also mit einem sehr blassen Ausdruck, der zur typischen P-Sprache gehört. Das Brandopfertier i 4 a a soll ein einjähriges, fehlerloses Lamm wie Lev 110 12 6 23 12 sein; ein ebensolches einjähriges, fehlerloses, aber weibliches Lamm soll wie Lev 14 10 (¡TOM bei P nur Num 6 14 und Lev 14 10) gemäß Lev 4 32 und 5 6 (mtr>3) als Sündopfer i 4 a ß dargebracht werden; und als Heilsmahlopfer 14b soll ein fehlerloser Widder wie Lev 9 4.18 dienen. Das bloße D1®1?® 14b ist gleichbedeutend mit D,»17tf(il) MT 17a. 18b, wie z. B. Lev 7 32. 33 beweist. Die Reihenfolge der Opfer nV» -> nxon -> D^Vw in v. 14 differiert von der in i6f. nNDn -> nbs -> avsbv mt, erklärt sich i6f. aber v. 14 als Aufzählung entsprechend der Wertschätzung und ief. entsprechend dem Gang der Handlung beim Opfervollzug. Als Speisopfer wird 15 ein Korb mit ungesäuerten Ringbroten aus Grieß, mit 15 Öl angemengt, und ungesäuerte Fladen, mit Öl bestrichen, verlangt. Der Ausdruck iinia wird zwar in diesem Zusammenhang nicht ausdrücklich gebraucht, von der Sache her ist aber klar, daß das zu jedem Opfer hinzugehörige Speisopfer gemeint ist. Wie bei der Priesterweihe Lev 8 par. Ex 29 wird ausdrücklich der Korb (Vo bei P: Num 6 15. 17.19 und Lev 8 2 . 2 6 . 3 1 Ex 29 3(bis). 23. 32) erwähnt, in dem das Speisopfer herzugebracht wird. Die Ringbrote und Fladen werden mit den gleichen Formulierungen wie Lev 2 4 (auch 7 12) genau definiert. Die Zusatzopfer DiTDOJI DnnM 15 b können nach Num 15 1-16 näher bestimmt werden. Für die nVs muß, wenn es sich um ein Lamm handelt, ein Zehntel (Epha) Grieß mit einem Viertel Hin öl als nnia und einem Viertel Hin Wein als "]D3 und für den nat muß, wenn es sich um einen Widder handelt, zwei Zehntel (Epha) Grieß mit einem Drittel Hin Öl als nm» und einem Drittel Hin Wein als "|DJ dargebracht werden; für die MNDn sind keine Zusatzopfer nötig. Die Pluralsuffixe von nnm» und njrnoj beziehen sich also auf nV» und traVtf. Auffällig ist dabei, daß nniö im Singular, aber ~|0J im Plural steht, und zwar wie noch Lev 23 18 Num 29 18. 21. 24. 27. 30. 33 (auch II Reg 16 15). Vermutlich ist mit dem Plural von DiTOOl die zum Grieß gehörige ölspende (beim Lamm 1,65 1, beim Widder 2,2 1) neben der Weinspende als eigener ~|02 aufgefaßt. Nach der Darbringung der Opfer ief. soll der Nasiräer sein Haar 18 scheren38, und zwar am Eingang des Begegnungszeltes 18a. Es wird 88

Vielleicht handelt es sich dabei ursprünglich um ein Haaropfer, cf. J. Henninger, Zur Frage des Haaropfers bei den Semiten, in: Die Wiener Schule der Völkerkunde, Festschrift 1954, 349—368.

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also wieder, wie in 13 b, die in Pg vorausgesetzte Situation berücksichtigt. Das Haar soll verbrannt werden, und zwar auf dem Feuer, das i9f. unter dem Heilsmahlopfer brennt 18b. — Der Weberitus v. i9f. erinnert wie schon der Korb v. 15 an Lev 8 par. E x 29. J e ein Ringbrot und einen Fladen nimmt der Priester aus dem Korb i9aßy wie Mose Lev 8 26 par. E x 29 3. Er legt sie auf die Hände des Nasiräers, JD3 "'BD'Vs, wie Lev 8 27 par. E x 29 24, und vollzieht dann den Weberitus 20acc w i e L e v 8 27b p a r . E x

2 9 24b.

Die

Sit

19a

bleibt

aller-

dings ohne Parallele in Lev 8 par. E x 29. Sie wird nur noch Dtn 18 3 zusammen mit den Kinnbacken D^nbn und dem Labmagen rQj?n als Priesteranteil genannt. An einen Rückgriff auf schon vorhandene Vorschriften in Deuteronomium kann kaum gedacht werden, weil dann unbegreiflich bliebe, weshalb Kinnbacken und Labmagen weggelassen sind. Es handelt sich einfach darum, daß die Sitte, dem Priester das gekochte Vorderbein zu geben, in Num 6 19 Eingang in das System von P fand. 20ayS wird ausdrücklich vermerkt, daß das Vorderbein zusätzlich zu den normalen Priesteranteilen, nämlich zur Webebrust nsiinn mn und zur Hebekeule iiwnnn pW, wie es Lev 7 32-43 vor20b geschrieben ist, hinzukommt. — Der abschließende Satz, daß der Ausgeweihte nun wieder Wein trinken darf 20 b, hebt das Alkoholverbot 3f. auf. Nur das erste Wort aus v. 3, wird angeführt; es schließt selbstverständlich die detailliert aufgezählten übrigen verbotenen Getränke und Speisen (vom Weinstock gemacht) mit ein. Die beiden anderen Verbote außer Kraft zu setzen, ist deshalb unnötig, weil das lange Haar bereits abgeschnitten und verbrannt ist und weil die Leichenberührung jeden Menschen, nicht nur den Nasiräer, unrein macht. Es ist also verständlich, daß nur das erste Verbot expressis verbis für ungültig erklärt wird. Vielleicht gehörte der neue Weingenuß »zum eigentlichen Ritus des Opfermahls beim Abschluß der Gelübdezeit", so daß man »besser übersetzt 'und darnach soll der Nasiräer Wein trinken'« (so K.Budde, Das alttestamentliche Nasiräat, 678), aber nötig ist diese Annahme nicht. Man wird dem ganzen Abschnitt 13-20 die literarische Einheitlichkeit nicht abzusprechen brauchen. 21

Stammt v. 21 vom gleichen Verfasser ? Der Vers ist gegenüber i3ff. unklar formuliert. Die Operationen am Text, die z. B. B. Baentsch (482) und H. Holzinger (28) vornehmen — ersterer möchte Ttt "Hl hinter *iV einfügen, letzterer mfr1? Tin1?; in beiden Fällen wird nach 2b verbessert — befriedigen nicht. Die Frage ist vor allem, wie das V» in aß VW-1?» und by n u min Vs zu verstehen ist. bv könnte im Sinne von »hinzu, über . . . hinaus, zusätzlich zu« aufzufassen sein (so z. B. M. Buber und H. Cazelles). Schließt man sich dieser Auffassung an, dann handelt es sich bei v. 21 um einen neuen Paragraphen, der zum Ausdruck bringt, daß die geforderten Opfer zur Ausweihung nur ein

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Minimum darstellen, zu dem der Nasiräer weitere Opfer und Gaben geloben kann und soll. Die Regelung zusätzlicher Gelübdeopfer, ein Gedanke, der zwar durch die Fülle der zur Ausweihung vorgeschriebenen Opfer angeregt worden, der aber kaum vom Verfasser von 13-20 formuliert sein könnte, müßte als Zusatz zu 13-20 angesehen werden. Freilich vermißt man, wenn v. 21 so ausgelegt wird, die Unterschrift zum vorhergehenden Abschnitt. Diese Schwierigkeit wird behoben, wenn man das bv in v. 21 im Sinne von »nach, auf Grund von, gemäß « versteht (so z. B. B. Baentsch und neuerdings auch M. Noth). Nun ist v. 21 zweifellos Unterschrift, die betont, daß das Nasiräergelübde, »wenn es einmal abgelegt ist, das Einhalten der gültigen Vorschrift verlangt« (M. Noth 52f.). Diese Deutung von v. 21 wird durch den parallelen Satzbau der Unterschrift 5 29 wahrscheinlich gemacht. Der Zwischensatz »abgesehen von dem, was seine Hand erschwingen kann« 21 ay läßt die Möglichkeit offen, daß der Nasiräer zusätzlich freiwillige Gaben darbringt. Vielleicht deutet dieser Satz darauf hin, daß bereits Num 30 vorausgesetzt ist. Ob 21 ay Zusatz ist oder von vornherein mit zur Unterschrift gehörte, läßt sich nicht entscheiden. Vers 21 gehört aber mit oder ohne ay als Unterschrift zu 13-20 und stammt vom gleichen Verfasser. Von diesem Verfasser stammt auch die Einfügung der Opfer 9bß-n. i 2 a ß im Abschnitt 9 - 1 2 . Das beweist in erster Linie das gleiche Interesse an den Opfern, die der Nasiräer darzubringen hat. Im Abschnitt 13-21 ist außerdem wie in 9bß-n. 12 aß auf die Opfergesetzgebung in Leviticus Bezug genommen. Die gleiche Sprache verrät die Identität der Verfasser vollends. Der Beginn nra 13 bot zeigt das Interesse an der Pünktlichkeit wie in 9bß. loacc und 1 1 b . Auch 157D3 bnx nno i 3 b S und i 8 a ß findet sich nur noch iobß im Nasiräergesetz. Der Priester spielt im Schlußabschnitt 13-21 die gleiche wichtige Rolle (16 a. 17 b. 19 a. 20a) wie in 9bß-n. Sein T u n wird b e i d e m a l (16b. 17 u n d liaa) m i t d e m

gleichen blassen Verbum WS? umschrieben. Der gleiche Autor, der bei Verunreinigung des Nasiräers durch eine Leiche Reinigungsopfer nach Leviticus (9bß-n) und ein DtPN-Opfer (i2aß) einfügte, entwickelte in einem eigenen Abschnitt, den er an die Nasiräerregel 2 b-i2+anschloß, eine Ausweihungszeremonie mit einer Anhäufung von Opfern. Seine 1.2 a Abhängigkeit von Leviticus und die Berücksichtigung der von P angestrebten Situation (cf. IStt» VflN) lassen den Schluß zu, daß auch die Einleitung der Jahwerede v. 1 und der Auftrag an Mose zur Weitergabe an die Israeliten v. 2 a von ihm vorgesetzt wurden in der Absicht, die Nasiräerregel zu den P-Gesetzen hinzuzufügen. Zusammenfassung

Die literarische Geschichte des Nasiräergesetzes Num 6 1-21 läßt sich folgendermaßen skizzieren:

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1. Am Anfang steht eine Fassung des Gesetzes, die folgenden Umfang hat: 2 b (ohne und vielleicht ohne m ^ - s . 9aba. i2acc.b. Der Abschnitt 2b-8 hat jedoch eine Vorgeschichte. Als schon geformt vorliegende Bausteine lassen sich v. 3. 5 aß. eb erkennen, die sich aber nicht zu einem intakten älteren Gesetz über das Nasiräat zusammenfügen lassen. Sie haben zum Teil ihre eigene Geschichte hinter sich. So ist v. 3 sicher nicht in einem Zuge formuliert worden, sondern die einzelnen Verbote sind stufenweise hinzugekommen. Dieser Wachstumsprozeß, in dem nach und nach die Abstinenz von Wein und Bier kasuistisch erweitert wurde bis hin zum Verbot, Trauben zu essen 3bß, war bereits abgeschlossen, als der Verfasser von 2b-8 den v. 3 aufnahm. Man könnte vermuten, daß in rekabitischen Kreisen solche Verbote tradiert wurden. Die Vorschrift 5 aß — und nur diese —, daß kein Schermesser über das Haupt eines Nasiräers kommen darf, trifft auch für die beiden einzigen Beispiele von Nasiräern im Alten Testament (Samson Jdc 13 5; Samuel I Sam 1 n ) zu. Wenn mit einer Form des lebenslänglichen Nasiräats zu rechnen ist — und dafür spricht, daß die Terminbegrenzungen 4 a. 5 aa. 6 a. 8 a sich als eigene Zutat des Verfassers von 2b-8 erkennen lassen —, dann könnte es sich ursprünglich um eine Weihe handeln, deren Kennzeichen der lange Haarwuchs war. Selbst wenn die Nasiräerzüge, die Samson und Samuel beigelegt sind, als freie Erfindungen des Erzählers zu gelten haben, so ist dies nur verständlich, wenn die Schilderung mit dem überlieferten Bild eines Nasiräers übereinstimmt. Es ist also durchaus möglich, daß der älteste Kern des Nasiräergelübdes 5 aß ist (cf. A. Dillmann 34; K. Budde, ChW 14, 1930, 676). In einem späteren Stadium der Entwicklung des Nasiräats wird dann die Abstinenzregel 3aa hinzugekommen sein. Unter dem Einfluß der Rekabiter könnten die Erweiterungen des Alkoholverbots sich angeschlossen haben. Das Verbot, sich an einer Leiche zu verunreinigen 6b, kann seiner Form nach durchaus alt sein; zur Nasiräerregel ist es wohl erst relativ spät hinzugekommen. Mit dem Bilde, das von Samson (cf. Jdc 15 8. ie) und Samuel (cf. I Sam 15 33) gezeichnet wird, läßt sich dieses Verbot am wenigsten vereinbaren. Eigene Formulierungen des Verfassers sind die Einleitung 2 b, der ganze v. 4 sowie 5 a a . b . 6 a. 7 . 8. Die Nasiräerregel ist nun ganz auf das Gelübde auf Zeit abgestellt. Die Präzisierung des Verbotes der Verunreinigung an einer Leiche, die dieser Autor in v. 7 vornahm, gab ihm Gelegenheit, die Regelung des Falles einer unabsichtlichen Verunreinigung v. 9aba. i2aot.b anzuschließen. Am Tage seiner Reinwerdung muß der Nasiräer sein Haar scheren und sich von neuem für Jahwe weihen. 2. Von einem zweiten Verfasser stammt 9 b ß - n . i 2 a ß und 13-21 (vielleicht ohne 21 ay). Auch die Einleitungen 1.2 a sind von ihm zur

9. Der aaronitische Segen 6 22-27

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Eingliederung in den P-Strang vorgesetzt. Die Hinzufügung zum Abschnitt über die Verunreinigung des Nasiräers durch eine Leiche fordert eine ausgeprägte Reinigungszeremonie, die sich in allen Teilen aus Leviticus herleiten läßt. Im gleichen Stil ist für die Ausweihung ein eigener Akt i 3 b - 2 i komponiert, der, wie schon 9bß-n. 12aß auf Leviticus-Texten basiert. 3. Zusätze sind in 2 b und vielleicht "ni"? sowie möglicherweise 21 ay. Die sich bereits auf der ersten Stufe des zeitlich begrenzten Nasiräats anbahnende Entwicklung, das Gelübde als frommes Werk zu verstehen, das in Enthaltung und Askese zum Ausdruck kommt, hat mit 21 ay ihren Abschluß erreicht. Je nach Vermögen soll der Nasiräer zusätzlich Gaben opfern. Vermutlich ist bereits Num 30 vorausgesetzt. Wenn 21 ay nicht von dem unter 2. beschriebenen Verfasser stammt, könnte flBWiX 2 b vom Hinzufüger von 21 ay herrühren; denn die Frau spielt Num 30 eine bedeutungsvolle Rolle.

9. Der aaronitische Segen 6 22—27 Der kunstvolle Aufbau des aaronitischen Segens v. 24-26 ist längst 24-26 erkannt (vgl. schon Franz Delitzsch, ZWL 3, 1882, 113—136). Von Vers zu Vers nimmt die Anzahl der Wörter zu, von drei (v. 24) zu fünf (v. 25) zu sieben (v. 26). Entsprechend wird das Metrum voller. Die äußere Form hebt den Spruch von der Umgebung ab, so daß die Frage entsteht, ob er als überkommenes Gut aufgenommen wurde. Der Sprachgebrauch und die Vorstellungen, die hinter den Aussagen stehen, sind die Indizien, aus denen sich — wenn überhaupt — Schlüsse zur Beurteilung ziehen lassen. Die Untersuchung der Wortwahl ergibt, daß zwar "|-n pi. bei P von Gott und von Menschen an zentralen Stellen der Geschichtserzählung gebraucht wird, daß aber 1»® bei P sonst nur vom Menschen, der ein Objekt hüten, bewachen, bewahren oder halten soll, ausgesagt wird, aber nie wie hier von Gott, der den Menschen behütet. Auch "TIN hi. ist bei P nur von Objekten in der Bedeutung leuchten, leuchten lassen belegt, aber nie mit t T J B . Schließlich findet sich p n , D ' l ö KIM und DlVff D,tP nirgends sonst bei P. Die Sprache weicht also von der bei P gebräuchlichen ab. Die Vorstellung, daß Jahwe sein Angesicht zu jemandem hin leuchten läßt v. 25, steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Kulttheophanie Jahwes. Es könnte sich um alte Ausdrucksweise handeln. Ähnliche Wendungen in Ps 4 7 31 17 67 2 80 4 helfen nicht viel

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9.

Der

aaronitische Segen 622-27

weiter, weil die Entstehungszeit der Psalmen schwer fixierbar ist und weil das gegenseitige Verhältnis, selbst wenn sich das Alter eines Psalms bestimmen ließe, nicht genau feststellbar ist. — Die beiden Aussagen über die ff^S Jahwes in 25. 26 muten allerdings urtümlich an. Auch die OlVff DW v. 26 ähnliche Wendung -jV VW» Dbtf NVlVx, die sich in einem aramäischen Lederbrief des 5. Jahrhunderts als Segensformel findet (G. R. Driver, Aramaic Documents of the Fifth Century B. C., 1957, Letter XIII, 6), könnte zu der Folgerung Anlaß geben, daß dem Schreiber des Briefes der in Num 6 aufgezeichnete Segen bekannt war, daß es sich also um einen allgemein verbreiteten Spruch handelt. Doch kann die Ähnlichkeit unabhängig zustande gekommen sein; denn der Wunsch nach Dl1?© ist üblich, wie die Verwendung als Gruß (Jdc 1920, in den Lachisch-Briefen und noch heute im Arabischen zeigt). Durch die dreimalige Nennung des Gottesnamens mn\ die nicht notwendig wäre, wird hervorgehoben, daß Jahwe der Spender des Segens ist. Sollte dahinter die Absicht stehen zu betonen, daß nur Jahwe und nicht eine Vielzahl von Göttern Segensgüter schenkt ? Ein Hinweis auf die Entstehungszeit des Spruches läßt sich allerdings daraus nicht entnehmen, da die Auseinandersetzung mit dem Glauben an andere Götter zu allen Zeiten akut war. Die Schlichtheit der Aussagen aber und die Sätze über die D^D Jahwes könnten auf ein hohes Alter der Verse hinweisen. — Wortwahl und Gedanken des Segens lassen vermuten, daß ein bereits geformt vorhegender Spruch aufgenommen und in den jetzigen Zusammenhang gestellt wurde. 22. 23

Die Einleitung des Segensspruches liefert noch ein weiteres Argument für die Vermutung, daß v. 24-26 ein ursprünglich selbständiger Spruch war. In v. 23 heißt es ausdrücklich: »So sollt ihr die Israeliten segnen, sagt zu ihnen:«. Die normale Fortsetzung wäre eine Segensformel für die 2. pl. und nicht, wie es jetzt der Fall ist, für die 2. sg. Man könnte einwenden, daß die Du-Form das einzelne Gemeindeglied persönlich anreden will, aber der Wechsel vom Plural zum Singular ist überraschend, und das Volk wird bei P in der Regel in der Mehrzahl angeredet (vgl. z. B. Lev 26). Auf die verschiedene Herkunft der Verse 23 und 24 deutet aber vor allem der unterschiedliche Gebrauch von *pa pi. hin. In v. 24 ist Jahwe das Subjekt von *p3, in v. 23 dagegen sind es die Priester. Man muß entweder annehmen, daß in v. 23 mit "pa »den Segensspruch aussprechen«, also »heilvolle Kraft anwünschen« (so KBL) gemeint ist, im Gegensatz zu segnen = »mit heilvoller Kraft begaben« in v. 24, oder daß nach v. 23 der Priester die Vollmacht und Gewalt hat, den Segen an Gottes Statt auszuteilen. In jedem Fall ist dieser Unterschied ein weiteres Anzeichen dafür, daß Einleitung und Segen nicht von einem Autor stammen.

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9. Der aaronitische Segen 6 22-27

Die Beauftragungsformel, die sich an Aaron und seine Söhne wendet 23aa, hat eine genaue Parallele nur Lev 6 18. Da die Priester zum Segnen beauftragt werden sollen, ist die vorliegende Formel die einzig mögliche, so daß an eine Abhängigkeit irgendeiner Art nicht gedacht zu werden braucht. Nach Lev 9 22 spricht Aaron als Vorbild des Hohenpriesters zum Abschluß des Gottesdienstes den Segen, der nicht ausdrücklich angeführt wird, über das Volk39. Man könnte vermuten, daß der in Lev 9 22 gemeinte Segen in Num 6 24-26 aufgezeichnet ist (cf. HAT I 4,130). Wenn das zutrifft, muß man annehmen, daß alle an Lev 9 beteiligten Hände keine Veranlassung sahen, den allgenug bekannten Segensspruch expressis verbis mitzuteilen. Das bedeutet dann aber, daß in Num 6 22 ff. nicht Pg vorliegen kann, sondern daß ein gegenüber Pg sekundärer Autor den Segensspruch für so wichtig hielt, daß er ihn nachtrug. Der abschließende v. 27 zeigt Unterschiede sowohl zur Einleitung 27 als auch zum Segen. Die Person des Verbums wechselt von der 2. pl. (v. 23) zur 3. pl. (v. 27). Der Verfasser der Einleitung 22. 23 hätte keinen Grund gehabt, nicht auch in v. 27 wieder die 2. pl. zu wählen. Auch inhaltlich erfolgt ein Umbruch. Während nach v. 23 Aaron und seine Söhne den Segen über die Israeliten aussprechen sollen ("Dian >13), interpretiert und modifiziert v. 27 den Segen dahin, daß zwar die Priester den Namen Jahwes auf das Volk legen können und sollen, daß aber bei Jahwe selbst die Zueignung der Segensgüter liegt. — Das Verbum Q''® wird in v. 27 anders als in v. 26 gebraucht. Nach v. 26 soll Jahwe mV® zukommen lassen (V DET1); in v. 27 dagegen liegt in . . . ein Hinweis auf den Gestus des Händeerhebens, der die Übermittlung des Segens ausdrücken will (cf. Lev 922). In L X X ist v. 27 an v. 23 angeschlossen, und das läßt vermuten, daß der Satz zur Zeit der Übersetzung ins Griechische vielleicht noch keinen festen Platz hatte oder daß der Übersetzer der Ansicht war, daß v. 27 zu spät kommt. — Die aufgezeigten Differenzen zwischen v. 27 und den vorhergehenden Versen wie die andere Stellung des Satzes in L X X sind wohl nur so zu deuten, daß v. 27 nachträglich angefügt ist. Durch diesen Zusatz wird hervorgehoben, daß die Priester den Segen nur aussprechen können und daß die Zueignung und die Wirkung des Segens ganz bei Jahwe liegen, der seine Zusage gibt, daß er segnen wird. 39

Vgl. Sir 50 22 und 1 Q S I I , l f f . , anders l Q S b . Im nachbiblischen Judentum sind nur die Priester zum Segensprechen berechtigt, cf. z. B . Mischnatraktat Sota (ed. H. Bietenhard, 1956, V I I , 6, 116ff.), während der Laie den Segen nur erbitten darf (F. Horst, Segen und Segenshandlungen in der Bibel, E v T h 7, 1947/48, 36). Kellermann

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Zusammenfassung

1. Vermutlich als Abschluß der gesetzlichen Texte in Num 5 und 6 führte der Verfasser der v. 22. 23 einen Segensspruch an. Dieser Spruch v. 24-26 ist nicht ad hoc formuliert, sondern lag bereits geformt vor. Sein Alter läßt sich nicht genau bestimmen. Die Du-Form weist auf stilistische Nähe zum Deuteronomium, aber die Aussagen über die CJB Jahwes könnten auf alt überkommenes Gut schließen lassen. — Vielleicht ist hier der Lev 9 22 gemeinte Segen nachgetragen. Der Verfasser, der den Segen an dieser Stelle anbrachte, will wohl einen Epilog an die vorangehenden Gesetzestexte anschließen, um die Verheißung Jahwes, die in erster Linie dem Gesetzestreuen gilt, herauszustellen. 2. Als Nachtrag ist v. 27 anzusehen. Der Autor legt den Ton ganz auf den verheißenen Segen, den Jahwe auf die Bitten des Spruches hin geben wird. Die Priester sind dabei Vermittler.

10. Opf ergaben der Nesiim 71-89 Kapitel 7 gehört zu den sehr jungen Stücken40 innerhalb von P und hat sich offenbar deshalb wenig Bearbeitung gefallen lassen müssen. Es stellt sich aber dennoch die Frage, ob Num 7 als literarische Einheit angesehen werden darf. Daß schon der Beginn des Kapitels l uneinheitlich ist, darauf könnte die umständliche Formulierung v. l i0

Cf. J . Wellhausen, Composition, 179. Begründet wird diese Meinung von B . Baentsch (485) damit, daß in Kap. 7 eine »geradezu stupende Monotonie und Weitschweifigkeit« herrsche. Ähnlich urteilt H. Holzinger (Einleitung 419), »die stärkste Leistung« hinsichtlich »Pedanterie, Weitläufigkeit und langweilige(r) Oede des Stils« sei Num 7, »wo zwölfmalige Wiederholung von fünf ganzen Versen der Geduld des Lesers Unerträgliches zumutet«. — Der Punktator des Codex Leningradensis B 19 A zieht die Konsequenz und vokalisiert in den elf Wiederholungspartien nur die Unterschiede, also jeweils den ersten Vers und vom letzten Vers die zweite Hälfte. Die Akzente dagegen sind regelmäßig gesetzt. Auch im Targum läßt sich Ähnliches feststellen. Die Edition in der Waltonschen Polyglotte und die von A. Sperber ist ähnlich wie L punktiert. Die arabische Übersetzung in der Polyglotte vereinfacht noch mehr. Nach 12-17 sind nur noch die Anfangsverse der Abschnitte, nämlich l 18. 24. 30. 36. 42. 48. 54. 60. 72. 78 übersetzt, jeweils mit einem ¿ U v e r b u n d e n . Die übrigen Versionen übersetzen den ganzen Text der Wiederholungen. Die Gleichförmigkeit der zwölf Abschnitte ist im MT bis in die Piene- und Defectiv-Schreibungen gewahrt. Lediglich D'HWÖ 17 ist plene gegenüber sonst elfmaliger (dazu noch 88) Defectivschreibung.

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hindeuten. Aber die Verse, in denen von der Salbung des Heiligtums und der Geräte die Rede ist, E x 29 36 30 22ff. 40 9fE. und Lev 810, widerraten einer Aufteilung. Denn an allen Stellen sind ntPQ und Enp nebeneinander gebraucht, und bereits Lev 8 lof. wie E x 30 22ff. und 40 9ff. wird detailliert aufgezählt, was alles geweiht und gesalbt wurde. Die Wiederholung der Verba nnn Elp 1 ! an©ö,l ib ist kaum zu beanstanden. Dieser wiederholende Stil könnte charakteristisch für die Ausdrucksweise gerade des Verfassers von Num 7 sein. Faßt man die Zeitangabe v. 1 nV?D DIM — und das Gleiche gilt für v. 10. 84. 88 — im speziellen Sinne einer genauen Terminangabe auf, so ist nach E x 40 2. 17 das Datum der 1. I. zweites Jahr. Es hat den Anschein, als sei der Datierungsrahmen, der durch Num 11 (1. II. 2. Jahr) und 10 11 (20. II. 2. Jahr) abgesteckt ist, durchbrochen oder nicht beachtet (vgl. B. Baentsch 485; H. Holzinger 30; G. B. Gray 76). Wenn man in v. 1 eine genaue Datierung sieht, die für das Folgende Gültigkeit hat, dann stößt sich das Datum mit der sich über zwölf Tage erstreckenden Darbringung. B. Baentsch (485; auch G. B. Gray 76) hält daher die Verteilung auf zwölf Tage i2ff. für sekundär. Aber das sind unnötige Überlegungen; denn in v. 1 wird lediglich hinter das Datum in 1 1 zurückgegriffen. Die Zeitangabe DV3 mit folgendem Infinitiv entspricht ja auch in den meisten Fällen allgemein dem cum temporale. Es wird also nur der ungefähre Zeitpunkt genannt, wann die Gaben und Opfer dargebracht wurden, ohne daß man aus v. 1 den Schluß zu ziehen hat, daß ursprünglich alle Gaben an ein und demselben Tage geopfert wurden. Die Feststellung, daß mit v. 1 hinter das Datum 11 zurückgegriffen wird, führt zu der Frage, weshalb der ganze Abschnitt nicht mehr zeitgerecht eingeordnet ist, das heißt, weshalb er nicht nach E x 29 oder Lev 8 oder auch nach Ex 30 oder 40 steht. Liegt der Grund darin, daß der Text bis Num 6 fertiggestellt war ? Die Einleitung v. 1 steht in keinem inneren Zusammenhang zur Schenkung der Wagen und Zugtiere. Die Darbringung hätte auch zu jedem anderen Termin vor dem Aufbruch geschehen können. Sollte also v. 1 gar nicht ursprünglich zu 2ff.gehören, sondern zu einem anderen Abschnitt, etwa loff. ? Die Bezeichnung der Darbringer als "?8'W v. 2 stimmt mit 1 44 (auch 4 46) überein und taucht in 84 nochmals auf. Die Apposition Drau rrn "'tPN"! will erläutern, wer gemeint ist. Es sind die 1 5-15 mit Namen aufgezählten Männer, deren jeder VI13K~ZV , 3 , 7 1 4 b ist. Sie werden 7 2b genauer beschrieben; aber das Satzgefüge wird durch den zweimaligen Rückbezug nn empfindlich gestört. 2 b ist daher wohl als nachträgliche Erklärung aufzufassen. Und zwar hat der Hinzufüger von 2b erkannt, daß durch die Interpretation der VsitP "WIM als DT13N J V 3 " " » m in 2 a Mißverständnisse hervorgerufen werden können. 7*

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Es liegt ihm daran, daß die Nesiim nicht als Häupter der einzelnen Familien, sondern als Oberste der Häupter aller Familien eines Stammes gekennzeichnet werden, und deshalb setzt er Düön "WIM wie 116 hinzu. Er sichert sein Verständnis durch den weiteren Hinweis nnpon - 1 ?» n ^ a s n an 7 2bß, mit dem auf die Funktion der Nesiim in Kap. 1 Bezug genommen wird. 3 Das v. 3 eröffnende Verbum W l schließt schlecht an 2a an; denn zwischen "Onp1! 2 a und TOI 3 a besteht kein Bedeutungsunterschied. Man könnte einwenden, daß 2 a. 3 a derselbe wiederholende Stil auftaucht wie ia. b, aber der Fall 2 a. 3 a liegt insofern anders, als 2 a ohne 3a unvollständig ist, während in ib das Objekt aus ia durch das Suffix und durch an« aufgenommen ist. In 2a dagegen wird das Objekt noch nicht genannt. Man müßte weiter annehmen, daß anpfl 2a im absoluten Sinn gebraucht ist, und das bedeutet, daß 3 a nicht als Wiederholung von 2 a gelten kann, trän ist Synonym zu a'Hpn (vgl. z. B . L e v 2 l f . 8 4 3f. 4 14 5 8 6 14 7 29 12 6f. 17 4 2 3 15f. i7f.). w n * ! i n 3a könnte "Dvlp>vi aus 2 a einfach deshalb wiederaufnehmen, weil durch

die Parenthese 2b der Zusammenhang zwischen 2a. 3 unterbrochen ist. Sollte nicht m i 3 a vom Verfasser von 2 b stammen, der durch das Verbum seinen Zusatz mit dem Text enger verknüpfen will? Das folgende mir ""IBV BiaipTiN schließt jedenfalls bruchlos an 2a an. 3-9 Die weiteren Verse über die Darbringung der Wagen sind literarisch einheitlich. Anstoß könnte nur 3 b p»»n MS1? a m x U'np'n erregen. Warum nochmals 'n , ")p v l aus 2 a wiederholt wird, ist nicht ohne weiteres verständlich. Sollte das ebenfalls mit dem pedantischen, wiederholenden Stil, der in v. l zu beobachten war, zusammenhängen ? pBfiH 'IS1? kann i l W ,2Dl? 3aa präzisieren wollen. Aber nach 5 a sind die Wagen für den Dienst am ISlö VilX bestimmt. Sollte pttö neben 15710 nicht doch Anzeichen für verschiedene Ausdrucksweise verschiedener Verfasser sein? Versteht man 3b als Hinzufügung, so verliert der Text nichts an Genauigkeit. Vor allem wäre auf diese Weise mn1 4 a noch enger mit niTT "'IDV 3 a verbunden und der eine Ausdruck durch den anderen begründet. Ist v. l hinzugefügt, dann kann 3 b vom gleichen Verfasser stammen; denn auch ia steht p t f ö . Je zwei der zwölf Nesiim stiften einen Wagen, und zugleich schenkt jeder einzelne einen Stier als Zugtier. Auf Jahwes Geheiß hin verteilt Mose die Gespanne an die Leviten. Nach Num 4 jedoch haben die Leviten beim Aufbruch und Weitermarsch alle Teile des Heiligtums zu tragen. Die Gersoniten sind nach 4 25. 26 (par. 3 25. 26) betraut mit den Vorhängen und Zeltbahnen des Heiligtums. Nach 7 i bekommen sie für diesen Dienst zwei Wagen zur Verfügung gestellt. Die Merariten tragen nach 4 31. 32 (par. 3 36. 37) die Holzteile, für die ihnen 7 8 vier Wagen entsprechend dem größeren Volumen und Gewicht der Teile zugesprochen werden. Die Kehatiten gehen leer aus 7 9, weil sie den

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Dienst am Heiligen (ttnpn, nach 4 5-15 par. 3 31: Lade, Schaubrottisch, Leuchter, beide Altäre und die anpn ,17D) versehen und alles, was dazu gehört, auf den Schultern tragen. Bei der Verteilung ist demnach auf Kap. 3 und 4 Bezug genommen, so daß die wörtliche Übereinstimmung von nsnn VnN r m s r n x "TS»1? 5ay6 mit 4 30bßy nicht verwundert. Aber auch Unterschiede zwischen 7 7ff.und Num 4 sind festzustellen. Die Mitteilung, daß die Merariten ihren Dienst unter Leitung Ithamars, des Sohnes Aarons, des Priesters, 7 8bßy tun, stimmt zwar wieder mit 4 33 überein; aber daß bei den Gersoniten I i Ithamar nicht genannt wird wie 4 28, ist auffällig. Die Verbindung von Eleasar mit den Kehatiten ist zwar 416 nicht sehr deutlich ausgedrückt, aber man könnte 7 9 auf Grund von 4 16 eine 7 8 analoge Notiz erwarten. Sollte die erzählende Tradition 7 8, die Ithamar allein bei den Merariten kennt, älter sein als die, die sich in den Satzungen Num 4 niedergeschlagen und die auch die Gersoniten und die Kehatiten mit den Söhnen Aarons in Verbindung gebracht hat (vgl. K. Möhlenbrink, Die levitischen Überlieferungen, 216) ? Die Zuteilung von vier Wagen an die Merariten läßt sich allerdings nur auf dem Hintergrund von Num 4 verstehen, wonach die Merariten die größten und schwersten Teile des Heiligtums zu tragen bekommen. Wenn in Num 7 den Gersoniten und Merariten Transportwagen zugestanden werden, so kommt darin eine höhere Wertschätzung der Levitendienste zum Ausdruck. Daß die Kehatiten nach wie vor Lade, Tisch, Leuchter und Altäre mit Zubehör (cf. 4 4-15) auf den Schultern tragen sollen 7 9, hängt mit der besonderen Heiligkeit der Gegenstände zusammen, für welche nur die vornehmste Art der Fortbewegung, das Getragenwerden, angemessen ist. Diese Steigerung der Bedeutung der Dienste ist als Weiterbildung der Vorstellungen von Num 4 zu verstehen und bestätigt die These, daß Num 7 jung ist, eben auch jünger als Num 4. Das schließt nicht aus, daß einzelne Traditionen wie die Verbindung von Ithamar mit den Merariten älter sind. Man könnte auch einfach an einen Zufall beim Exzerpieren von Num 4 denken. Oder sollte diese Betonung der Merariten darauf schließen lassen, daß ein Merarit als Verfasser von 7 2-9+ anzunehmen ist? Der Abschnitt über die Schenkung der Wagen 7 2-9 ist also im wesentlichen als einheitlich formuliert anzusehen. Eine Hinzufügung ist 2 b mit dem folgenden 1X,3VI 3 a sowie 3 b. Auch der Einleitungssatz 1 könnte erst später hinzugekommen sein, er hat jedenfalls keinen direkten Bezug zum Bericht über die Wagendarbringung. Die Kürze, in der berichtet wird, unterscheidet 2-9 von den folgenden Versen 10-83. Bemerkenswert ist, daß in 84-88, wo die Summen der einzelnen Geschenke registriert werden, die Wagen und Zugtiere nicht mehr aufgeführt werden. Für den Verfasser von 84ff. ist dieser Teil der Darbringung offensichtüch nicht so interessant wie der von 12 ff. — Die

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stilistische E i g e n a r t v o n 12-83 liegt d a r i n , d e n N a s i j e d e s S t a m m e s einzeln m i t s e i n e n G e s c h e n k e n h e r v o r t r e t e n z u lassen, i n d e m d i e D a r b r i n g u n g auf zwölf T a g e v e r t e i l t w i r d . G a n z a n d e r s g e h t d e r A u t o r v o n 2-9 v o r . E r h ä t t e z. B . e r w ä h n e n k ö n n e n , v o n w e l c h e n N e s i i m d i e v i e r W a g e n f ü r die M e r a r i t e n o d e r die zwei f ü r die G e r s o n i t e n s t a m m e n , er h ä t t e a u ß e r d e m a u c h die Ü b e r g a b e d e r W a g e n a n Mose auf sechs T a g e o d e r die W e i t e r g a b e d u r c h Mose a n die L e v i t e n g r u p p e n auf w e n i g s t e n s zwei T a g e v e r t e i l e n k ö n n e n . N i c h t s v o n a l l e d e m f i n d e t sich 2-9. H i e r i s t k e i n W o r t z u viel. D i e P r ä g n a n z d e r A u s d r u c k s w e i s e i s t a b e r so v e r s c h i e d e n v o n d e r G e s p r ä c h i g k e i t , die i n loff. z u T a g e t r i t t , d a ß es k e i n W a g n i s ist, 2-9 e i n e m a n d e r e n V e r f a s s e r z u z u s p r e c h e n als d e m v o n io-83. 10-88

D e r B e r i c h t ü b e r die E i n w e i h u n g s g e s c h e n k e d e r N e s i i m 10-88 ist k l a r a u f g e b a u t . 10.11 b i l d e n d i e E i n l e i t u n g , d i e v o r a l l e m d e n Z w e c k h a t , d i e auf zwölf T a g e v e r t e i l t e D a r b r i n g u n g z u b e g r ü n d e n : sie g e h t auf J a h w e s a u s d r ü c k l i c h e W e i s u n g z u r ü c k 11. D e r H a u p t t e i l 12-83 b e s t e h t i n d e m f a s t w ö r t l i c h gleichen, z w ö l f m a l w i e d e r h o l t e n f o r m u l a r h a f t e n T e x t v o n 12-17. D i e R e i h e n f o l g e d e r zwölf S t ä m m e s t i m m t g e n a u m i t d e r v o n K a p . 2 ü b e r e i n . A u c h die N a m e n d e r N e s i i m s i n d die gleichen wie d i e a u s 1 5-15 i n K a p . 2 n a c h g e t r a g e n e n . D a s k a n n n u r so g e d e u t e t w e r d e n , d a ß K a p . 2 m i t allen Z u s ä t z e n d e m V e r f a s s e r d e r O p f e r l i s t e K a p . 7 b e r e i t s v o r l a g . I n e i n e m S c h l u ß a b s c h n i t t 84-88 w e r d e n die e i n z e l n e n G a b e n z u s a m m e n g e r e c h n e t . A b e r ist d e r g a n z e A b s c h n i t t loff. so einheitlich, w i e es auf d e n e r s t e n B ü c k s c h e i n t ? 10 S c h o n d i e E i n l e i t u n g k ö n n t e d e n V e r d a c h t e r w e c k e n , d a ß 10a u n d b D u b l e t t e n sind; d e n n beide Sätze beginnen m i t d e m gleichen V e r b u m •a , "lj? v i. 10 a w i r d f e s t g e s t e l l t , d a ß die N e s i i m die r n t ö n r o i n a m T a g e d e r A l t a r w e i h e d a r b r a c h t e n , u n d 10 b p r ä z i s i e r t , d a ß diese G a b e n n a t a n d a r g e b r a c h t w u r d e n . W i r d d u r c h diese E r l ä u t e r u n g a b e r n i c h t e t w a s S e l b s t v e r s t ä n d l i c h e s g e s a g t ? W o a n d e r s als v o r d e m A l t a r s o l l t e n d i e G a b e n d a r g e b r a c h t w e r d e n ? D i e G e f ä ß e s i n d j a v e r m u t l i c h als G e s c h e n k e f ü r d e n A l t a r d i e n s t g e d a c h t , u n d a u c h die O p f e r t i e r e w e r d e n s i n n v o l l z u m A l t a r g e b r a c h t . Z u d e m s i n d die G a b e n d u r c h DDin r n w n als G e s c h e n k e z u r A l t a r w e i h e c h a r a k t e r i s i e r t . W e n n es z u t r i f f t , d a ß i m B e r i c h t ü b e r die S c h e n k u n g d e r W a g e n 3 b Z u s a t z i s t , d a n n i s t 3 b a m e h e s t e n v o m V e r f a s s e r v o n 10 b h i n z u g e f ü g t . I n b e i d e n F ä l l e n w i r d d e r O r t g e n a u a n g e g e b e n , w o die G a b e n d a r g e b r a c h t w u r d e n . A u c h die S p r a c h e 3 , - i p n m i t ,3B17 s t i m m t g e n a u ü b e r e i n . D a j e d o c h beide mit b e g i n n e n d e n S ä t z e i o a . b v o l l s t ä n d i g s i n d u n d d a es n i c h t a u s g e s c h l o s s e n w e r d e n k a n n , d a ß d e r gleiche M a n n e i n V e r b u m z w e i m a l h i n t e r e i n a n d e r v e r w e n d e t , k ö n n t e 10 a u c h v o n e i n u n d d e m s e l b e n V e r f a s s e r s t a m m e n . D a s i s t u m so w a h r s c h e i n l i c h e r , als die z w ö l f m a l i g e n W i e d e r h o l u n g e n zeigen, d a ß A b w e c h s l u n g i n i 2 f f . n i c h t die S t ä r k e d e s V e r f a s s e r s i s t .

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Die Bedeutung des Wortes iDin wechselt zwischen v. 10 und 11. n Mit der Übersetzung »Einweihung« (so KBL) ist nicht durchzukommen, es sei denn, man korrigiert 10 mit L X X eis TÖV ¿yKaiviapiöv. V. 10 liegt eindeutig der Sinn von Einweihungsgabe vor, während v. n nur der Akt der Einweihung gemeint ist. Beachtet man, daß im Ägyptischen hnk. t als Lehnwort in der Bedeutung »Opfer bei Grundsteinlegung« belegt ist (Erman-Grapow, Wörterbuch, I I I 118), dann kann roan der Begriff für den Initiationsritus der Einweihung sein, der ursprünglich aus einem Opfer bestand. Bei P ist zwar die Salbung als Akt der Einweihung des Opfercharakters entkleidet, aber Stellen wie Gen 28 18 35 14 zeigen, daß sie ursprünglich Opfercharakter trug. Insofern könnte HDJn ursprünglich sowohl das Opfer zur Einweihung als die dadurch erfolgte Einweihung selbst bezeichnet haben. Wenn v. 10 eine etwas andere Bedeutungsnuance von roin als v. n betont wird, so ist das noch kein Zeichen, daß beide Verse von verschiedenen Verfassern stammen; denn solch schillernder Gebrauch von Begriffen läßt sich auch anderwärts innerhalb der gleichen Schicht beobachten, vgl. z. B. D^IEJ in 3 44-51. Die Verwendung des Wortes ilDin 84 und 88 unterscheidet sich nochmals etwas von der in 10. n . Die natön rDJn wird als VN")©1 ""iTlM nxa 84 ay bezeichnet. Es handelt sich um ein Mittelding zwischen Gegenstand und Handlung, d. h. die Darbringung der Geschenke ist der Anteil der Nesiim an der Einweihung des Altars. Aus io. n wird diese Auffassung zwar nicht so deutlich, aber gemeint wird sie auch dort sein. Der verschiedene Gebrauch des Wortes roan erlaubt keine Verteilung des Textes auf verschiedene Verfasser. Der Beginn der beiden ersten Abschnitte, i2ff. über die Gaben des i2fl. Nasi der Judäer und isff. über die Gaben des Nasi der Isaschariten, unterscheidet sich von den übrigen Abschnitten. Von v. i8ff. ab beginnen alle zehn Abschnitte mit der Tagesangabe (DV3 und Zahl). Es schließt sich unmittelbar Titel und Name des Nasi des jeweiligen Stammes an in der Form "na1? IWM, jedenfalls in 24. 30. 36. 42. 48. 54. 60.66.72.78. Die wörtlich gleiche Aufzählung der Geschenke wird durch U3"lj? (25.31.37.43.49.55.61.67.73.79) eröffnet, v. 12 dagegen wird anpan v n vor die Tagesangabe (pWin DV3) gesetzt und sofort i m p - n x noch vor dem Namen des Nasi angefügt. In 18 steht nach der Tagesangabe und vor dem Namen des Nasi ein verbum finitum anpn. Der Titel «Vi fehlt v. 12 im MT. L X X , Syr, Targ J bieten ein Äquivalent wie in den übrigen elf Fällen. Auch die Einführung des Stammes geschieht v. 12 und 18 nicht durch ",3a17 wie in den übrigen zehn Fällen, sondern v. 12 steht anstelle von " , Ja'? ein "nttöV, während 18 "DiW iTtM genügt, wenn nicht L X X , Syr, Targ O J Recht haben, die wie v. 12 ein Äquivalent für "noa1? einsetzen. Die Aufzählung der Gaben beginnt v. 13 mit impn; Syr läßt die Kopula unübersetzt (so

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auch v. 19). L X X Kai irpooriVEyKE v t ö Scöpov c c u t o ü v. 13 übersetzt wie v. 19, wo MT i m p - n n die Aufzählung einleitet. Eine Wiedergabe für 3"Hpn setzt Syr regelmäßig ab v. 24 nach der Tagesangabe, dann folgt rjs sbt' = ".lütt1? iTtttt mit Stammesnamen, dann erst der Name des Nasi. Daß diese kleinen Unterschiede zu Beginn des ersten und zweiten Abschnittes, die in den verschiedenen Versionen Anlaß zu unterschiedlicher Gleichmacherei boten, Anzeichen dafür seien, daß der Text nicht aus einem Guß ist, wird man nicht annehmen können. Daß vor v. 24 noch so oder so formuliert wird, zeigt nur, daß sich der Stil des Verfassers erst langsam einpendelt. Die kleinen Unterschiede in der Formulierung zu Beginn der ersten beiden Abschnitte sind kein Anzeichen für eine Mehrschichtigkeit des Textes. Gleichsam wie ein Formular 4 1 , in das nur ein anderes Datum und ein anderer Name eingetragen wurde, erscheinen die zwölf Abschnitte. Die Tagesangabe und die Nennung des Nasi des jeweiligen Stammes bilden die Einleitung. Die Aufzählung der Geschenke schließt sich an: zwei Silbergeräte und ein Goldgerät, und zwar eine m » p 130 Schekel schwer = etwa 1500 g und ein pITö 70 Schekel schwer = etwa 800 g, dazu eine *p aus Gold, 10 Schekel schwer = etwa 115 g. Die Silbergefäße sind gefüllt mit Ölgrießbrei zum Speisopfer, das Goldgefäß hingegen enthält Weihrauch möp. Auffällig ist die differierende Formulierung. Bei m s p steht f]DD zwischen " m s p und Stückzahl, bei p-)TD folgt sofort die Stückzahl, und dann erst erscheint wahrscheinlich weil sonst iriN auch auf *]0D bezogen werden könnte. Bei *p wird zwar auch die Stückzahl sofort genannt, jedoch steht hier noch vor der Metallbezeichnung Gold die Gewichtszahl. Bei den Silbergefäßen ist die Gewichtszahl einheitlich nachgestellt, aber bei m i ? p erläutert durch nVptf», während bei pim bloßes Vp© mit dem Zusatz s n p n VptPa steht. Ob diese unterschiedliche Formulierung ein Anzeichen dafür ist, daß der Text nicht aus einem Guß, zumindest nicht in einem Zug formuliert ist, sondern zum jetzigen Bestand erst angewachsen ist, läßt sich nicht ohne weiteres entscheiden. Nach E x 25 29 par. 37 16 und entsprechend Num 4 7 gehören die MSp und DBS zum Schaubrottisch, und nach den Exodusstellen sind sie aus Gold hergestellt. Nur die D p l t ö gehören nach E x 27 3 par. 38 3 und Num 4 1 4 zum Brandopferaltar, sollen aber nach den Exodusstellen aus Kupfer rwm hergestellt werden, während sie Num 7 in Silber gestiftet werden. E x 25 29 sind vermutlich m y p und nas Erweiterungen — vielleicht auch Ersatz — zu nwp und n,p3ö (cf. K . Koch, Priesterschrift, 10), und E x 27 3 werden die n"V0 wohl sekundär ergänzt durch n,5?\ np-)T», rubra und nnna (cf. K . Koch, Priesterschrift, 18). E s erhebt 41

Cf. auch B. A. Levine, The descriptive Tabernacle Texte of the Pentateuch, JAOS 85 (1955), 307—318, der 7 12-88 als »archival record« (317) bezeichnet.

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sich also die Frage, warum gerade rnsp, npITO und DSD, also eine Auswahl bestimmter Kultgeräte, in Num 7 geschenkt werden. Wenn auch die archäologische Identifikation der einzelnen Bezeichnungen nicht genau festgelegt werden kann (cf. K. Galling, Exodus, 312 Anm. 9a), so geht doch aus v. 13.14 hervor, daß es sich um Gefäße handelt, die mit Speisopfer und Weihrauch gefüllt werden können, während niVtö = Gabeln, D,SP = Schaufeln und nnnö = Räucherpfannen zur Darbringung des ölgrießbreies nicht geeignet sind, XlWp und rrplö sind vermutlich für Flüssigkeiten gedacht, und m , 0 (zum Wegschaffen der Asche) dürften zu groß und zu wenig edel sein. Deutlich ist, daß die Gefäßauswahl Ex 26 29 und 27 3 voraussetzt und daß dem Verfasser die Opfermaterie wichtig ist, die in kostbarer Verpackung und Aufmachung geliefert wird. Wenn für Weihrauch DB3 gewählt werden und nicht illiTW, so könnte das damit zusammenhängen, daß die Räucherpfannen — wozu die D,s?'' dienten, geht aus den Texten nicht hervor •— beim Opferakt Verwendung finden und deshalb nicht zum Heranbringen und Überreichen des Weihrauchs an den Priester genommen werden; oder aber die Entwicklung des Räucheropfers ist fortgeschritten, und Weihrauch soll nur noch auf dem goldenen Altar geopfert werden; deshalb werden die nnna bewußt übergangen. p~lTH ist in Num 7 eindeutig maskulin konstruiert, aber der pl. cstr. 7 84 entspricht nicht der Pluralbildung n p i t a Ex 27 3 38 3 und Num 4 14. piT» gehört nach herkömmlicher Auffassung zu den Nomina, die Maskulina sind, aber den Plural sowohl auf D1'wie auf m- bilden. Aus keiner Stelle, an der die Pluralbildung mpltö im Alten Testament vorliegt, läßt sich jedoch das maskuline Geschlecht eindeutig nachweisen, so daß die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen ist, daß npltö zu einem nicht belegten femininen Singular gehört. Dann wäre vielleicht Num 7 mit p I T ö eine andere Gefäßart bezeichnet als Ex 27 3 38 3 Num 4 14. Wenn diese Überlegung nicht zutrifft, dann muß der Unterschied der formalen Bildungen so gedeutet werden, daß der Verfasser von Num 7 (oder mindestens von 7 84) auf keinen Fall identisch ist mit dem Verfasser von 414 und auch nicht mit dem, der r p I T t t Ex 27 3 (38 3) hinzufügte. Im Anschluß an die Aufzählung der mit nniö und Weihrauch gefüllten Gefäße wird eine Fülle von Opfertieren aufgeführt. Als Brandopfertier nVs?1? erscheint zuerst der Farre ~IB mit dem Zusatz 1 p 3 - p , der im Opfergesetz Lev 1—7 nicht ausdrücklich erwähnt ist, in Leviticus erstmals in einer Spätschicht des Heiligkeitsgesetzes 23 18, ebenfalls als Brandopfertier, und dann Num 8 8a (cf. v. 12) 15 25 und immer Num 28 und 29 genannt wird. Jedoch läßt sich aus der Formulierung Lev 1 2 i p n n - p erschließen, daß auch der Farre zu den Brandopfertieren zählt. Wenn inx zwischen ~IB und "lp3"p gestellt

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ist, so dürfte die Stellung durch die folgende Asyndese bedingt sein, die bei Nachstellung des Zahlwortes den Gedanken aufkommen lassen könnte, es handle sich um je einen Farren und ein junges Rind. Als nächste Tiere folgen ein Widder 17,N und ein einjähriges männliches Schaflamm MD. Als Sündopfertier DNünV wird ein Ziegenbock CIl?—PS® aufgeführt. Das Sündopfertier nny—VS7® harmoniert mit der Opfergesetzgebung in Leviticus insofern ausgezeichnet, als nach Lev 4 22-26 der Ziegenbock als Sündopfer eines Nasi gefordert wird (cf. HAT I 4, 58f. und 72). Wenn also Num 7 jeder der zwölf Nesiim einen Ziegenbock zum Sündopfer herzubringt, darf man darin wohl eine Anwendung des Gesetzes Lev 4 22-26 sehen, und zwar ist der veränderte, jetzt vorliegende Text Lev 4 22 vorausgesetzt, in dem von e i n e m Nasi, nicht mehr von dem Nasi die Rede ist. Die Bestimmung, zu welchem Opfer das Tier ausersehen ist, n1?»1? und nXDn1?, steht nach. Die folgende Aufzählung der Heilsmahlopfertiere beginnt mit einem betont am Anfang stehenden D'oVtPn mtVl. Es genügt nicht mehr ein einziges Tier einer Art, sondern zwei Rinder, fünf Widder, fünf Böcke und zwei einjährige männliche Schaflämmer sollen zum Heilsmahlopfer dienen. Da lina die allgemeine Bezeichnung für das männliche Tier des Kleinviehs ist, also Ziegenbock oder Hammel bezeichnen kann, als männliches langhaariges Jungtier des Kleinviehs mit D^S? als zur Spezies Ziegen gehörig ausgewiesen ist, zeigt sich folgendes Bild: Von jeder Art der Heilsmahlopfertiere wird ein zum Teil besonders wertvolles Exemplar — I S und D,T57—PV© im Vergleich zu 1p3 und TW» — zuerst für Jahwe als nV» bzw. als nson dargebracht, bevor der D^öVeti nat gefeiert wird. Die Opfergesetzgebung von P ist allenthalben vorausgesetzt. Der Aufbau des »Formulars« der zwölf Abschnitte läßt keine Brüche erkennen. Er stammt von einem Verfasser, der auch die sekundären Schichten innerhalb P in Exodus und Leviticus kennen dürfte. 84-88

Durch eine gleichlautende formelhafte Wendung m t a n DDin DXT 84 aa. 88 ba wird der sich anschließende Abschnitt 84-88 eingerahmt und dadurch für sich gestellt. riDin hat den gleichen schillernden Bedeutungsumfang wie v. 10.11. Die Summen stimmen genau mit den Einzelaufzählungen 12-83 überein. Insgesamt je zwölf der drei verschiedenen Gefäßarten (84 b) wurden gespendet, und zwar betrug das Silber der Geräte insgesamt 2400 Schekel (85 b); denn die einzelne map wog 130, der einzelne ¡?")T» 70 Schekel (85a). Die zwölf mit Weihrauch gefüllten niS3 waren je 10 Schekel schwer, also betrug alles Gold 120 Schekel (86). In den folgenden beiden Versen werden die Opfertiere zusammengezählt, und zwar nach der Opferart, für die sie bestimmt sind. Als ubi! wurden geopfert: 12 Farren, 12 Widder, 12 einjährige Lämmer. Der in den Silberschüsseln dargebrachte Ölgrießbrei wird durch nnmttl angeschlossen, weil die J i m » eben zur n"7S gehört (cf.

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Lev lf.). Als nxöil wurden 12 Ziegenböcke (87 b) und als CKibtPn nat 24 Farren, 60 Widder, 60 Böcke und 60 einjährige Lämmer dargebracht (88a). Die Unterschrift 88 b stimmt mit der Überschrift 84aaß überein mit dem einen Unterschied, daß 88 b mit " n n s anstelle "DVa keinen Zweifel daran läßt, daß DT3 im allgemeinen Sinn als temporales cum aufzufassen ist. Formulierung und Inhalt sprechen dafür, daß die beiden Stücke ein und denselben Verfasser haben. H. Holzinger (31) kommt zu einem anderen Urteil. Er meint, daß »die sehr überflüssige Summierung einer nacharbeitenden Hand zuzuweisen« ist. Aber daß die Addierung der Zahlen überflüssig erscheint, spricht gerade dafür, daß der gleiche Verfasser wie 12-83 am Werke ist. Das Schwelgen in Zahlen, das der Verfasser von 84-88 an den Tag legt, paßt zu dem Bild des Mannes, der sich 12-83 in Wiederholungen ergeht. Der Schluß, daß Verfassergleichheit vorliegt, ist nicht zu umgehen. Der Schlußvers des Kapitels wird von der masoretischen Text- 89 einteilung — nach v. 89 steht eine Petuha, und mit 8 l beginnt ein neuer Seder — und von der christlichen Kapiteleinteilung zum Vorhergehenden gerechnet. Inhaltlich besteht weder nach vorwärts, noch nach rückwärts eine Verbindung. G. von Rad (Priesterschrift 9) sieht deshalb in v. 89 »ein lehrreiches Beispiel dafür, in welch unheilvoller Weise das alte Erzählungswerk P von den Zusätzen zersprengt und verdorben ist«; im Inhalt glaubt er, »ein Stück vom Besten« zu erkennen, was P geliefert hat. Da 89 dem ersten Anschein nach zusammenhanglos an seiner jetzigen Stelle steht, wird in den Kommentaren versucht, den ursprünglichen Platz des Verses auszumachen. A. Dillmann (41) z. B. hält v. 89 für den Schluß eines Einweihungsberichtes, dessen umgearbeitete Teile in Ex 40; Lev 8 und Num 7 vorhegen. H. L. Strack (391) glaubt, eine ursprüngliche Zugehörigkeit zu Ex 40 entdecken zu können, und P. Heinisch (39) möchte den Vers an den aaronitischen Segen 622-27 anschließen. Betrachtet man 89 b vVn 13T1 isoliert, so kann man vermuten, 89 b sei die Verkürzung der üblichen erzählenden Einleitung einer Jahwerede 10*6 Wa-^K mir -DTI. Unter dieser Voraussetzung sehen z. B. A. Dillmann und H. L. Strack die Fortsetzung von 89 in Lev 1, während H. Holzinger (31) eine Brücke zu Num 10 13 schlägt mit der Begründung, daß 10 13 voraussetzt, daß die Israeliten wissen, was die Wolkenbewegung bedeutet, und diese nicht mehr vorhandene Instruktion könnte sich nach H. Holzinger an 7 89 angeschlossen haben. Aber alle diese Vorschläge sind als bloße Vermutungen abzulehnen. Sehr unterschiedlich wird in den Kommentaren das jeweilige Subjekt der Verba bestimmt und dementsprechend der Bezug der Suffixe in ins und vVn. Fest steht, daß Mose Subjekt in xaai ist und

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in »öttPV ins "OT1?42 könnte eventuell bedeuten »damit er ( = Jahwe) mit ihm (Mose) redete« (so z. B. H. L. Strack 390). Für diese Deutung läßt sich geltend machen, daß ~ m von der Anrede Moses an Jahwe nur Ex 6 12, und zwar mit ",1D1? vorkommt und daß "im mit dem gegenüber selteneren nx vom Sprechen Jahwes mit Mose Ex 25 22 3118 und Num 3 1 bei P gebraucht wird. Aber dagegen muß eingewendet werden, daß der Infinitiv "DT1? — selbst wenn vor 7 89 in einem jetzt weggebrochenen Zusammenhang Jahwe genannt gewesen wäre — grammatikalisch eindeutig von X33 abhängig ist, das Reden ist die Absicht, der Zweck des Hineingehens. Doch weshalb folgt auf "Dl aa die Präposition riN anstelle von v. b ? Hat TN einen besonderen Sinn, oder liegt nur stilistische Nachlässigkeit vor? nx "Dl kommt zwar bei P meist mit Gott oder Jahwe als Subjekt vor, aber auch einmal mit Abraham Gen 23 8, der sich mit den Hethitern unterredet. Alle Stellen, an denen außer Num 7 89 DK ~ m bei P gebraucht ist (Gen 17 3. 22. 23 23 8 35 (13.) 14.15 Ex 25 22 3118 Num 3 1), lassen eine spezifisch andere Bedeutungsnuance gegenüber "bx * m erkennen. Während mit "Vi? mir "DTl eine Jahwerede eingeleitet wird, deren Inhalt allgemein verbindliche Geltung hat, wird mit nx "137 die gesprächsweise Unterredung (z. B. Gen 17 das Gespräch Gottes mit Abraham oder Gen 35 mit Jakob), die in erster Linie den persönlich Angeredeten betrifft, oder das Sprechen ohne Angabe des Inhaltes (so Ex 25 22 3118 Num 3 1) bezeichnet, WX "DlV ist wie Ex 25 22 3118 Num 3 1 von der Unterredung zwischen Jahwe und Mose gebraucht, mit dem einen Unterschied, daß 7 89 die Bereitschaft und Initiative zum Gespräch von Mose ausgeht. Da Jahwe nicht mit Namen genannt wird, liegt es nahe, das Suffix inx auf das folgende *?npn zu beziehen. Die von B. Baentsch (49) festgestellte »anscheinend geflissentliche Vermeidung des Jahwenamens« ist dann dahin abzuwandeln, daß in Vipn ein Ersatzname für Jahwe vorliegt. Die im nachbiblischen Judentum ausgeprägte Vorstellung von der Vip~n3 als Hypostase hätte hier einen Vorläufer. Der Artikel und die Deutung der LXX tt^v (pcovqv Kupiou stützen die These, daß Vlpfl Ersatzname für Jahwe ist. Die Punktation des folgenden Partizips "DIE als hitp. wie noch Ez 2 2 43 6 (II Sam 14 13) ist vermutlich masoretische Spitzfindigkeit (cf. H. Gese, Verfassungsentwurf, 34), die durch den Gebrauch des Ersatznamens angeregt sein wird. 12

Der revidierte Luthertext von 1964 bezieht durch Großschreibung (so auch H. Cazelles 51) von »Ihm« in aa und »Er« in b eine Stellung im Gegensatz zum Text von 1B46 (ed. H. E. Bindseil und H. A. Niemeyer, 1850, 291): »das mit jm geredt würde . . .«, v. b: »von dann ward mit jm geredt«; Die Zürcher Bibel übersetzt in aa 1T1N »mit dem Herrn«. B. Baentsch stellt für aa beide Übersetzungsmöglichkeiten zur Wahl. Syr läßt W « "DT1? unübersetzt, und Vulg interpretiert mit »ut consuleret oraculum« wieder eindeutig.

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Die genaue Angabe, von welcher Stelle aus die Stimme zu Mose spricht transn "w pa» man px-Vs? nrx mann bxn soays, stimmt in ihren Bestandteilen mit E x 25 22 überein, allerdings in veränderter Stellung der Teilbestimmungen. Ex 25 22 folgt auf mBDil Vs» sofort D,a"lDn "W ] , 3ö, und dann erst schließt sich die Erläuterung "WK n»7l pX~V» an. Daß die MS3 der Aufsatzdeckel der Lade ist, wird ausdrücklich E x 30 6 31 7 40 20 Lev 16 2 hervorgehoben, so daß die Stellung der Bestimmungen Ex 25 22 gegenüber Num 7 89 sachlich ungenauer erscheint. K. Galling (Exodus 130) ändert denn auch E x 25 22 die Wortstellung nach Num 7 89. Man könnte folgern, daß "W fOB D'aiDH in E x 25 22 erst sekundär, und zwar nach Num 7 89, eingefügt wurde. Aber die sachgerechtere Stellung der Bestimmungen, von wo aus die Stimme zu hören ist Num 7 89, kann ebensogut Verbesserung von E x 25 22, also später entstanden sein. Im Ausführungsbericht E x 37 fehlt eine Wiedergabe von E x 25 21b par. 25 16 und von 25 22. Aber das Fehlen hat durchaus seinen Sinn; denn für das Sichtreffenlassen Jahwes und für sein Reden mit Mose konnte kein allgemeiner »Ausführungsbericht« formuliert werden, und für an Mose ergangene Jahwerede lieferte Leviticus Beispiele genug. Aber Num 7 89 sieht ganz wie ein »Ausführungsbericht« zu Ex 25 22 aus. Der Verfasser von Num 7 89 entdeckte bei der Diaskeuase der Exoduskapitel, die offenbar schon insgesamt vorlagen, daß in E x 37 eine Entsprechung zu E x 25 22 fehlte, und trug den »Ausführungsbericht« im Anschluß an den »Einweihungsbericht« 7 1-88 nach (cf. A. Knobel 34). Das läßt den Schluß zu, daß auch Leviticus schon abgeschlossen war, daß sich zumindest bei Lev 8—10 keine Möglichkeit zur Einfügung mehr bot. Der mechanische Nachtrag des gar nicht sinnvollen »Ausführungsberichtes« zu E x 25 22 läßt sich ja nur erklären als Werk eines Epigonen, der von der bewußten Aussparung von Ex 25 22 in Ex 37 nichts mehr ahnte. Das Subjekt in V^N 13T1 89b ist mit hoher Wahrscheinlichkeit Mose; auf den Infinitiv "Dl1? sollte die Ausführung folgen. Die Vorstellung ist also die, daß Mose in das Begegnungszelt geht, um mit der Stimme zu reden; er hört die Stimme zu sich reden, und daraufhin spricht er (Mose) zu ihr. Auch dieser Zug, daß Mose zu Jahwe spricht, der sich in den verschiedenen Schichten von P äußerst selten findet, verrät den Spätling. Zusammenfassung

Das ganze Kapitel 7 ist im wesentlichen von einem einzigen Verfasser formuliert. Aufgenommen hat er einen bereits vorliegenden Bericht über die Schenkung der Wagen; hinzugefügt wurde später nur V. 89.

1. Der Bericht über die Schenkung der Wagen hat folgenden Umfang: 2a. 3a (ohne IK'Tl). 4-9. Unter dem Einfluß des NumlOnff. ge-

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schilderten Aufbruchs vom Sinai machte sich der Autor dieses von vornherein für Numeri abgefaßten Berichtes Gedanken über die Schwierigkeiten, die beim Zug durch die Wüste entstehen mußten, wenn die Leviten alle Teile des Heiligtums auf den Schultern, tragen sollten. Deshalb gesteht er den Leviten Wagen zum Transport zu. Die Nesiim sind die Stifter von sechs Wagen und zwölf Zugtieren. Man könnte fragen, ob die Transportwagen ursprünglich gleichmäßig auf die drei Levitengruppen verteilt wurden; aber nach der Schilderung der Traglasten der Leviten in Num 3 und 4 ist die Verteilung auf Jahwes Befehl hin durchaus sinnvoll. Die Gersoniten erhalten für den Transport der Vorhänge und Zeltbahnen zwei Wagen, die Merariten für den Transport der wesentlich schwereren und mehr Raum beanspruchenden Holzteile vier Wagen, während die Kehatiten nach wie vor Lade, Schaubrottisch, Leuchter, beide Altäre und die BHpH auf den Schultern tragen sollen. 2. Diesen Bericht über die Schenkung der Wagen mit Gespannen hat der Autor des Hauptteiles des übrigen Kap. 7 dazu benutzt, seinen Bericht über eine weitere Spende anzuhängen. Von ihm stammt i . 2 b (mit W l in 3a). 3b. 10. n . 12-83. 84-88. Dieser Verfasser ging demnach so vor, daß er für die beiden Berichte über Gaben der Nesiim eine gemeinsame Einleitung schuf mit dem ungefähren Termin der Darbringung, mit dem er hinter das Datum 11 zurückgreift. In seiner von ihm erfundenen Opferliste i2ff. nennt er die Nesiim der zwölf Stämme mit Namen und schließt sich daher an Num 1 und 2 an. In dem ihm vorliegenden Bericht über die Wagenschenkung dagegen wurden die Geber nur als rra "Wi t7N"W "Witt nnax charakterisiert. Da es sich seiner Meinung nach um die gleichen zwölf Nesiim handelt, die er in der Opferliste mit Namen aufführte, fügt er, um Mißdeutung vorzubeugen, 2 b ein und erreicht damit, daß nun kein Zweifel mehr bestehen kann, daß die gebefreudigen Männer von i2ff. die gleichen sind wie die, welche die Wagen schenkten. Mit OT'I leitet er zu seiner Vorlage zurück, aber nur, um sich sofort noch einen weiteren Eingriff zu erlauben mit der Anfügung von 3 b. Durch diesen Satz interpretiert er m«T aus 3a in seinem Sinne. —• Die Gabenliste i2ff. wird durch lOf. eingeführt. Mit loa greift der Verfasser auf die Einleitung lf. zurück, und 10 b stellt die Parallele zu 3 b her. Durch n begründet der Autor die Verteilung der Darbringung auf zwölf Tage durch einen Befehl Jahwes analog dem Befehl Jahwes zur Aufteilung der Wagen auf die Levitengruppen 4f. Die gleichgebauten zwölf Abschnitte 12-17. 1 8 - 2 3 . 2 4 - 2 9 . 3 0 - 3 5 . 3 6 - 4 1 . 4 2 - 4 7 . 4 8 - 5 3 . 5 4 - 5 9 . 60-65. 6 6 - 7 1 . 7 2 - 7 7 . 78-83 setzen die Stämmeanordnung von Num 2 voraus. Die dargebrachten Geräte stellen eine Auswahl von Gefäßarten dar, wie sie innerhalb von P in Exodus in sekundären Schichten aufgeführt werden. Auch

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die Opfertiere stimmen mit der Opfergesetzgebung in Leviticus überein. Das alles beweist, daß das Kapitel zu den sehr späten Stücken innerhalb von P gehört. Die kleinen Differenzen zu Beginn der ersten Abschnitte sind keine Anzeichen für Veränderungen oder Eingriffe, sondern zeigen nur, daß der Stil sich erst langsam einpendelt. — 84-88 werden die Summen der Gefäße und ihr Gewicht sowie die Anzahl der Opfertiere errechnet. Der Stil läßt die Vermutung zu, daß der gleiche Verfasser, von dem io-83 stammt, auch 84-88 als Abschluß der Gabenliste formulierte. Daß die Additionen im Grunde genommen überflüssige Spielerei sind, spricht nicht gegen die Verfasserschaft; denn auch die zwölfmalige Wiederholung ganzer Verse ist streng genommen nicht notwendig, zeigt aber, daß der Autor Wiederholungen liebt. Er will die Freizügigkeit und Gebefreudigkeit der Nesiim als leuchtendes Beispiel gebührend hervorheben. 3. Nachträglich angefügt ist 89. Es handelt sich dabei schwerlich um ein versprengtes Bruchstück einer zu Pg gehörenden Erzählung, sondern eher um einen sehr spät formulierten »Ausführungsbericht« zu Ex 25 22. Nach dem Einweihungsbericht 7 i-88 bot sich in Num lff. die letzte Gelegenheit zur Einfügung.

11. Ausrichtung der Lampen des Leuchters 8 1-4 Die Verse über die Ausrichtung der Lampen des Leuchters 1-3 1-3 scheinen einheitlich zu sein. Die an Mose gerichtete Jahwerede wird mit der bei P üblichen erzählenden Weiterleitung eröffnet v. 1. Mose soll den Jahwebefehl an Aaron weitergeben 2 a. Der Auftrag dazu ergeht an ihn in der formelhaften Wendung . . . möto . . . "DT, die vielleicht ihren Ursprung im Heiligkeitsgesetz hat (cf. HAT I 4, 223f.). Die Adressaten der Beauftragungsformel sind normalerweise die Israeliten, wie es Num 1—10 in 5 12 und 6 2 der Fall ist. An Aaron soll sich Mose in Num 1—10 nur hier 82a wenden. Eine vergleichbare Formel steht bei P nur noch Lev 2117 (nasV pnx_l?K "im) und ohne eine nachfolgende Form von "tax Lev 16 2. Damit sind die Fälle bereits aufgezählt, in denen Mose den Auftrag erhält, an Aaron allein eine Jahwerede weiterzugeben. Die Einleitungen 1.2 a sind keine Anzeichen, die Rückschlüsse auf einen größeren Bericht über die Einweisung Aarons in sein Amt zulassen. Als Bruchstück eines solchen Berichtes möchte H. Holzinger (32) Num 8 1-4 verstehen. Aber dafür fehlen die Beweise.

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Der Befehl 2 b ist ohne ein überflüssiges Wort formuliert. Wenn Aaron die Lampen aufsetzt (n1?» hi. in diesem Sinne bei P noch Ex 25 37 27 20 30 8 40 4 und Lev 24 2), dann sollen die sieben Lampen (nur noch Ex 25 3 7 a par. 37 2 3 a ) m u » n ^ B V i ö ' V n Licht verbreiten ("TIS hi. mit den Lampen als Subjekt bei P nur noch Ex 25 37). Im Ausführungsbericht 3 wird m i l ö n 'JS V w V x 3 aß wörtlich wiederholt; denn der springende Punkt des Befehles ist die Ausrichtung der Lampen, so daß ihre Flammen zu der Vorderseite des Leuchters, also zum Beschauer hin, brennen. Durch i i B ö T K JTtrP fflX H M ö 3 b wird betont, daß die Ausrichtung der Lampen auf den ausdrücklichen Befehl Jahwes an Mose v. 1 zurückgeht und ihm genau entspricht. 3b bildet einen deutlichen Abschluß der Verse 1-3. 4 Vers 4 handelt zwar ebenfalls vom Leuchter; aber eine notwendige Fortsetzung von 1-3 bildet er nicht. Die Bemerkung, daß der Leuchter in Treibarbeit aus Gold gemacht ist und mit dem Abbild übereinstimmt, das Jahwe Mose hatte sehen lassen, paßt sachlich nicht in einen Zusammenhang, in dem es um die Ausrichtung des Lichtscheins der Lampen 1-3 geht. Der Schluß liegt nahe, daß v. 4 eine Randbemerkung zu 1-3 ist, die die genau nach Jahwes Willen hergestellte Pracht des Leuchters noch einmal herausstreichen will. Bereits Ex 25 31-40 im Befehl über die Herstellung des Leuchters findet sich der Hinweis auf die Ausrichtung der Lampen Ex 25 37 b. Auch daß der Leuchter in Treibarbeit aus Gold gemacht sein soll, wird Ex 25 36b (die Ausführung Ex 37 22b) berichtet; und daß er mit der Erscheinung, die Jahwe Mose hatte sehen lassen, übereinstimmen soll, wird Mose Ex 25 40 ans Herz gelegt. Dem ersten Anschein nach könnten die Einzelheiten von Num 8 1-4 aus Ex 25 stammen und sekundär nochmals erwähnt sein. Aber auch das Umgekehrte könnte der Fall sein, daß Ex 25 37b nach Num 82b und Ex 25 36b. 40 nach Num 8 4 eingefügt ist. Daß innerhalb der Kapitel Ex 25ff. sekundäre Hinzufügungen und Überarbeitungen vorgenommen wurden aufgrund von Texten, die im Verlauf der P-Komposition erst in einem gewissen Abstand von Ex 25ff. auftauchen, läßt sich z. B. beweisen am Verhältnis von Lev 8 zu Ex 29 (cf. HAT I 4, 106ff.). Zur Lösung der Frage, wie das Verhältnis von Num 8 1-4 zu Ex 25 31ff.zu beurteilen ist, kann eine Analyse von Ex 25 31-40 beitragen. Der Abschnitt Ex 25 31-40 ist sicher nicht einheitlich. K. Galling (Exodus 132 f.) hat zweifellos richtig erkannt, daß miM einerseits v. 31. 32 das ganze Gerät, andererseits 33-36 nur den Mittelschaft des Leuchters bezeichnet. Zu 31. 32 stellt K. Galling noch 37 und 40, zu 3 3 - 3 6 die Verse 3 8 . 3 9 . Die Verteilung von 3 7 f f . wird nicht weiter begründet. K. Koch (Priesterschrift 13) eruiert fünf Sätze eines »Rituales« (31a. 37a. bot. bß. 38). Zu einem Ritual im engeren Sinne kann höchstens 37ba gehören, jedenfalls wenn man Ritual als »genaue schriftliche Fest-

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legung dessen, was in einem Ritus . . . zu geschehen hat« (K.-H. Bernhardt, Die gattungsgeschichtliche Forschung, 25) definiert. Aber K. Koch faßt den Gattungsbegriff Ritual in sehr weitem Sinne auf und versteht darunter eine Art Kultätiologie (cf. Priesterschrift 32). Seiner Meinung nach hat P diese Rituale aufgenommen und überarbeitet. Hauptkennzeichen zur Herauslösung der Rituale ist die Stilform der l-Perfektformen in kurzen Sätzen. In den meisten Fällen steht das Verbum in der 2. m. sg., jedoch läßt sich an manchen Stellen noch die ursprüngliche unpersönliche Formulierung erkennen. So folgert K. Koch (Priesterschrift 13) aus dem auffälligen Wechsel von 2. und 3. Person (Ex 25 37), daß »hier (Ex 25 37b nVsJm und TNill) die alte Stilform der Vorlage erhalten geblieben« sei, »während die Überarbeitung sonst die Anredeform setzte«. Aber daß ausgerechnet nVs?m 37bot unverändert erhalten sein soll, während rptfsn 3 i a . 3 7 a in die 2. Person umgesetzt ist, leuchtet nicht ein. Vor allem aber bezieht K. Koch TXm 37bß auf den Leuchter (a. a. O. 13 Anm. 1) und nicht wie nbsm auf eine Person, miia ist jedoch feminin und daher kaum Subjekt von TRffl. Auf die Ausnahmefälle, in denen eine maskuline Verbform mit einem femininen Subjekt verbunden sein kann (cf. C. Brockelmann, Syntax, § 50a; GK § 145o), darf man sich E x 2537bß nicht berufen, weil das Verbum nicht vor, sondern nach dem Subjekt steht, sogar durch mehrere Sätze getrennt. Außerdem scheint es sachlich eher zuzutreffen, daß das Lichtverbreiten in eine bestimmte Richtung wie Num 82b von den Lampen ausgesagt wird. Nun läßt sich mit Samaritanus und den Versionen die Pluralform TVNm 37bß ohne Schwierigkeit herstellen, und das dürfte in der Tat der ursprüngliche Text sein. In 38 nimmt K. Koch rptfSl nach L X X B -rrorricjeis auf; aber die Stellung in L X X B führt zu dem Schluß, daß das Prädikat, und zwar in der Form rwvn, am Satzende einzufügen ist, und dann kann 38 nach der von K. Koch aufgestellten Regel nicht zum Ritual gehören. Die Textverteilung durch K. Koch muß abgelehnt werden. Der Wechsel von der 2. zur 3. Person in 37 deutet doch wohl darauf hin, daß 37b nicht die ursprüngliche Fortsetzung von 37a ist. Auch inhaltlich liegt ein Bruch zwischen 37 a und b vor. Während in 3i-37a Anweisungen für die Anfertigung des Leuchters und seiner Lampen gegeben werden, kommt mit 37 b der Gedanke der Bedienung des Leuchters herein. Das Aufsetzen der Lampen ist kaum als einmaliger Akt gemeint, sondern er muß bei jedem Reinigen der Lampen und beim Füllen mit Öl wiederholt werden. Dementsprechend ist das Ausrichten der Lampen jedesmal nach ihrem Aufsetzen von neuem erforderlich. 37b ist demnach Zusatz, v. 38f. kann mit K. Galling an 36 angeschlossen werden, ebensogut aber auch an 37 a, so daß in 38 das Verbum nicht fehlt. L X X B Troif|aeis ist ja doch wohl eigenmächtiger Zusatz, wie die für MT ungewöhnliche Stellung des Prädikats verrät. Kelleimann

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11. Ausrichtung der Lampen des Leuchters 8 1-4

Wenn also 38 ursprüngliche Fortsetzung von 37 a ist, dann ergibt sich ein neues Argument für die Ausscheidung von 37b: die beiden Sätze 37b sprengen den Zusammenhang von 37a. 38. V. 40 wiederholt die bereits 25 9 für alle Geräte ergangene Bestimmung, daß alles genau mit der man, die Jahwe Mose gezeigt hatte, übereinstimmen soll, und wird ebenfalls Zusatz sein; denn bei den anderen Geräten wird die man nirgends mehr erwähnt. M. Noth (Exodus 169) scheidet 37b-40 insgesamt als sekundären Zuwachs aus. Aber es liegt näher, nur 37b und 40 als nachträgliche Zutat anzusehen; denn im Ausführungsbericht E x 37 17-24 fehlt die Wiedergabe von 37b und von 40. Wenn nun gerade 37b, die Bemerkung über das richtige Aufsetzen der Lampen, hinzugefügt wurde, dann dürfte der Zusatz durch Num 81-3 veranlaßt sein. Die auffällige 3. Person von nVSJm erklärt sich ungezwungen als mechanische Übernahme aus Num 8 3ay. Daß allerdings aus der Num 81-3 zweimal betonten Richtungsangabe mu»n 'IS ein iPJD ~DS-1?57 wurde, spricht nicht gegen eine Abhängigkeit der Sätze E x 25 37b von Num 8 1-3, sondern beweist, daß nur der Gedanke, nicht unbedingt auch die Formulierung bei der Hinzufügung in Exodus wirkte. — Die Analyse von E x 25 31-40 ergab, daß E x 25 37b Zusatz ist. Dieses Ergebnis führt zu der Folgerung, daß Num 8 1-3 ursprünglich ist und E x 25 37 b Abklatsch. 4 Doch wie verhält es sich mit Num 8 4 ? Sollte etwa E x 25 40 von Num 8 4 abhängig sein in gleicher Weise wie E x 25 37b auf Num 8 1-3 zurückgeht ? Das ist deshalb sehr unwahrscheinlich, weil Num 8 4 die Sätze E x 25 40 mit 31 oder auch 36b zusammenfaßt. Die Verse sind aber in E x 25 ganz verschiedenen Schichten zuzuweisen. 31 und 32 stehen für sich, weil milfc hier das ganze Gerät bezeichnet, 36 b läßt sich nicht aus dem Zusammenhang 33-36 herauslösen, und 40 ist Zusatz, wie oben dargelegt. Da Num 8 4 die in E x 25 getrennten Sätze vereinigt, ist vorauszusetzen, daß dem Autor von Num 8 4 diese Sätze bereits vorgegeben waren, das heißt, daß ihm E x 25 31-404" insgesamt vorlag. Im übrigen ist der Vers 4 wahrscheinlich erst nachträglich an Num 8 1-3 angefügt. Die Stellung des Abschnittes Num 8 1-3(4) innerhalb der P-Erzählung erklärt sich wohl nur so, daß Exodus und Leviticus keine Gelegenheit für einen derartigen Nachtrag mehr boten. In Leviticus hätte man die Anordnung Num 8 1-3 z. B. Lev 241-4, wo die Versorgung des Leuchters mit Öl geregelt wird, anknüpfen können; aber offensichtlich war auch Lev 24 1-4 schon fest in den jetzigen Kontext eingebettet, während in Numeri der Text noch im Fluß war. Nachdem Num 8 1-3 an dieser Stelle angefügt war, wurde bei der Diaskeuase der Exoduskapitel aufgrund von Num 8 1-3 in E x 25 31-39(40)+ v. 37b hinzugesetzt. Einen halben Vers einzuschieben, gelang offenbar immer noch, selbst wenn für ganze Abschnitte — auch wenn sie, wie Num 8

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12. Die Levitenweihe 8 5-26

1-3, kurz waren — keine Möglichkeit zur Hinzufügung mehr vorhanden war. Zusammenfassung

Der kurze Abschnitt Num 81-4 ist nicht aus einem Guß und hat seine besonderen Probleme. 1. Num 8 1-3 stammt einheitlich von e i n e m Verfasser. Auf Jahwes Befehl hin soll Mose Aaron auffordern, beim Aufsetzen der Lampen auf den Leuchter sie so zu drehen, daß sie zur Vorderseite des Leuchters hin ihr Licht verbreiten. Ob ein konkreter Anlaß zur Entstehung dieser Vorschrift führte, läßt sich nicht ohne weiteres entscheiden. Immerhin wurde der Abschnitt für so wichtig gehalten, daß im Bericht über den Befehl zur Anfertigung des Leuchters Ex 25 31-40 ein kurzes Exzerpt von Num 8 1-3 in Ex 25 37b eingefügt wurde, das im Ausführungsbericht nach Ex 37 23a kein Äquivalent hat. Die Aufnahme des Abschnittes Num 81-3 an der jetzigen Stelle innerhalb des P-Stranges erklärt sich nur so, daß zu diesem Zeitpunkt die vorhergehenden Kapitel, also Ex 25 ff. und Leviticus, schon so fest zusammengefügt waren, daß sich keine Möglichkeit mehr bot, diese Sonderbestimmung einzuschieben. Das bedeutet aber nicht von vornherein, daß die Bestimmung selbst erst in sehr später Zeit entstanden ist. Die Formulierung der Einleitungen 1. 2a spricht jedoch dafür, daß die Abfassung des Abschnittes verhältnismäßig jung ist. 2. Nachträglich angefügt ist die Bemerkung v. 4 über die Machart des Leuchters, die mit dem Vorbild, das Jahwe Mose sehen ließ, übereinstimmt. Der Satz hat als Hintergrund bereits die Verbindung von Ex 25 40 mit 25 31-39, geht also auf Ex 25 zurück. Es Hegt wechselseitige Abhängigkeit vor. Während Ex 25 37 b aufgrund von Num 8 1-3 in Ex 25 nachträglich eingefügt wurde, beruht der Nachtrag Num 8 4 seinerseits ganz auf Ex 25 31-40+.

12. Die Levitenweihe 85-26 Der erste Teil 8 5-22 des nach Kap. 3 und 4 erneut über die Leviten 5-22 handelnden Abschnittes ist literarisch nicht einheitlich. Das geht schon daraus hervor, daß nach 11 Aaron, nach 13b jedoch Mose die ilDUn an den Leviten vollziehen soll. Nach dem allgemeinen Befehl 6, die Leviten zu reinigen, wird 7 das Verfahren der Reinigung genauer bestimmt. 7 8*

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Mose soll über die Leviten DNtsn sprengen 7a; u n d zwar sollen sich die Leviten vorher a m ganzen Leibe geschoren 7 bot und ihre Kleider gewaschen 7bß u n d sich selbst gereinigt, das heißt doch wohl, daß sie ein Tauchbad genommen haben. F a ß t m a n 7 b als Temporalsatz auf zur Bezeichnung zeitlicher Nebenumstände, die der H a u p t h a n d l u n g 7 a vorangehen, dann ist es nicht notwendig, eine Nahtstelle zwischen 7 a u n d 7 b anzunehmen. I n 7a u n d b eine parataktische Satzreihe zu sehen (so die Mehrzahl der Kommentatoren), ist vom Inhalt her betrachtet unwahrscheinlich; denn wenn Mose die Leviten mit Entsündigungswasser besprengt, bevor sie sich geschoren und gewaschen haben, ist nicht einzusehen, weshalb sie sich überhaupt noch selbst reinigen müssen. Man könnte vermuten (cf. H. Holzinger 33 und 34), daß ursprünglich nur eine Waschung vorgeschrieben war wie bei der Priesterweihe Lev 8 6 E x 29 4 und daß erst nach und nach die übrigen Reinigungszeremonien hinzukamen. F ü r den Verfasser von 7 ist die Besprengung mit MNtjn der H a u p t p u n k t , an den er die von den Leviten selbst vorzunehmenden rituellen Akte im nachholenden Stil anfügt. Ein literarischer Bruch Hegt also zwischen 7 a u n d 7 b nicht vor. Die folgende Opfervorschrift erregt insofern Verdacht, als nach 8 a die Leviten, nach 8 b Mose einen Farren nehmen sollen, wobei nur 8 b die Opferart bestimmt wird. N u n könnte m a n 8 a zum Farren der Leviten n1?»1? hinzufügen (so z. B. B H K ; B. Baentsch z. St.; G. von Rad, Priesterschrift, 96) u n d damit die Formulierung 8 a an b angleichen; aber für den Verfasser von 8 war es wohl selbstverständlich, daß als Opferart f ü r den Farren der Leviten allein die nVs? in Frage k a m — außerdem ist durch inmttl das erste Opfer eo ipso als Brandopfer ausgewiesen; denn die Minha ist das notwendige Beiopfer zur nV» (cf. die Einfügung von Lev 2 hinter Lev 1 und auch Lev 9 16.17), so daß nur noch der Wechsel zwischen inj?Vl (mit den Leviten als Subjekt) u n d npn (mit Mose als Subjekt) Anlaß zur Aufspaltung von 8a u n d b bietet. Aber auch dieser Wechsel ist kein Grund zur Annahme eines literarischen Bruches; denn der erste Farre wird als Tribut f ü r J a h w e von Seiten der Leviten verstanden werden müssen, während mit dem zweiten durch Mose Sühne f ü r die Leviten oder f ü r sich selbst als amtierenden Priester (cf. Lev 9 7f.) gewirkt wird. 9a schließt sich nahtlos an. Mose soll die Leviten herzutreten lassen vor das Begegnungszelt. Jedoch die Aufforderung, die Gemeinde zu versammeln 9b, hinkt nach; denn nach9a befinden sich die Leviten schon vor dem Begegnungszelt. 10a stimmt mit 9a überein, nur daß anstelle von *T!na Vns •>10'? (in 9a) mrr •'ISV (in 10a) gesagt wird. 10a ist Dublette zu 9a u n d s t a m m t wohl vom Verfasser von 9b, der mit 10a jenen Zusatz 9 b im Zusammenhang verankern will. Auffällig ist dabei nur, daß 1 der Sache nach 15JTO 9 a die Historisierung des mir "UD? 10a ist, so daß m a n folgern müßte, daß 9a Ergänzung u n d loa die

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Grundlage ist. Aber wenn es sich in Num 8 5-22 — wie sich zeigen wird — um sehr junge Schichten innerhalb von P handelt, dann ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß isnü ""IsV von einem Verfasser stammt, der sich konkret ausdrücken will, und daß iiliP 13D17 von einem anderen jüngeren Verfasser herrührt, dem daran hegt, aus theologischen Gründen zu betonen, daß die Levitenweihe vor Jahwe zu vollziehen ist. Die Gemeinde soll versammelt werden, damit die Israeliten den Ritus des "pO an den Leviten vollziehen. 10 b begründet also 9 b, so daß mit gutem Recht zu folgern ist, daß 9 b und 10 zusammengehören und von einem Verfasser stammen, der die von einem anderen stammenden Verse 5-9a ergänzt, indem er die Israeliten an der Weihe der Leviten beteiligt. Ohne Vorbereitung wird 11 Aaron als der eingeführt, der die noitfl 11 an den Leviten vollziehen soll. Da 5-9 a nur Mose als Handelnder erscheint, ist nicht anzunehmen, daß 11 vom Verfasser von 5-9a herrührt. Setzt 11 etwa 9b. 10 fort, oder gehört 11 gar einer neu einsetzenden Schicht an? Die ungewöhnliche Näherbestimmung der neun durch "'13 deutet doch wohl darauf hin, daß 11 die Sätze 9 b. 10 fortsetzt. Dadurch daß die Israeliten ihre Hände auf die Leviten stemmen sollen (isaoi 10 b), wird die Aussage von 11 verständlich, daß die Leviten als iisun von Seiten der Israeliten gelten. Der Ausdruck neun wird im Zusammenhang mit der Metallspende E x 35 22 38 24 (Gold). 29 (Kupfer) abgeblaßt im Sinne von »Weihegabe« (cf. K. Galling, Exodus, 167. 173) verwendet. Da die Handlung des rpn mit Menschen als Objekt nur hier in Num 8 vorkommt und da ein Hinund Herschwingen der Leviten nicht gemeint sein kann43, weil es praktisch undurchführbar ist, bleibt nur die Folgerung, daß ilölin wie E x 35 22 38 24. 29 im übertragenen Sinne zu verstehen ist. Muß man daher annehmen, daß die Levitenweihe reine Theorie ist ? Für das "[ÖD liegt es zwar insofern ebenfalls nahe, keine konkreten Vorstellungen damit zu verbinden, als die Masse der Israeliten kaum an der im Vergleich zur Gemeinde sehr viel kleineren Anzahl der Leviten den Ritus des Handaufstemmens ausführen konnte. Aber abgesehen davon, daß sich ein übertragener Gebrauch von "]»0 mit T im Alten Testament nirgends belegen läßt, darf man durchaus daran denken, daß Vertreter der Gemeinde ihre Hände auf ausgewählte, die Gesamtheit repräsentierende Leviten legten, bzw. legen sollten. Wenn also der ganze Abschnitt Num 8 5-22 doch nicht bloße Theorie ist, sondern ein Vorbild 43

ilDUXl r),3n versteht

B. Baentsch (490) wörtlich. Deshalb kann er sagen: »Man male sich die Situation aus und suche ernst zu bleiben. Der Verf. hat für die Komik seiner Verordnung offenbar kein Organ.« »Der Abschnitt . . . kennzeichnet zugleich wie kaum ein anderer den mechanisch nüchternen, für höhere Gedanken ganz unempfänglichen, lediglich auf das Äußerliche und Handgreifliche gerichteten Geist starrer Gesetzlichkeit.«

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in der tatsächlichen Praxis, etwa der nachexilischen Zeit hat — und der Gebrauch von "JüO spricht nicht dagegen —, dann erklärt sich die Ausdrucksweise iob noch einfacher damit, daß die Jahrgänge der Leviten in nachexilischer Zeit sicherlich nicht sehr zahlreich waren. i2f. Die beiden Farren von 8 werden erst in 12 wieder erwähnt. Mit 12 könnte also der Faden von 5-9a weitergesponnen werden. In der Tat schließt 12 a sachlich und grammatisch an 9 a gut an. Nach 9 a soll Mose die Leviten zum Begegnungszelt herantreten lassen, und diese Leviten sind nun das Subjekt des Satzes 12a. Sie sollen ihre Hände auf die beiden Opfertiere stemmen; dann soll Mose den einen Farren als Sündopfer, den anderen als Brandopfer herrichten, um für die Leviten Sühne zu schaffen. Man könnte einwenden, daß die gegenüber 8 veränderte Reihenfolge der Opferarten TiXön -> fl1?» dagegen spricht, daß 12 vom Verfasser von 5-9a stammt. Aber wenn nach 8 ein zweiter Farre zum Sündopfer genommen werden soll, so geht daraus hervor, daß das Tier für das Brandopfer wichtiger ist und deshalb an erster Stelle genannt wird. Die Reihenfolge in 8 ist durch die Bedeutsamkeit der Opfer, die in 12 (nxün -> n*?5?) durch den Verlauf der Opferhandlung bestimmt. Es liegt also kein Grund vor, 12 nicht mit 5-9a zusammenzunehmen. 13 setzt 12 nahtlos fort. Mose soll nach dem Opfer die Leviten vor Aaron stellen und sie als Weihegabe (nDUJl) für Jahwe weihen. Daß Aaron in v. 13 auftaucht, darf nicht dazu verführen, v. 13 zu 9b-n schlagen zu wollen. Vielmehr gehören Aaron und seine Söhne, die Priester, als Empfänger offensichtlich von Anfang an mit dazu. Sie sind jedoch nur Objekt, Subjekt der Handlung bleibt wie in v. 12 Mose, vielleicht als Vorbild des Hohenpriesters. 13 b widerspricht 11a und bestätigt nur die Richtigkeit der Ausscheidung von 9b-ll. 14-I6a

14-16a ist ein durchlaufender Zusammenhang, der sich ohne Naht an 13 anschließt. Mose soll die Leviten aussondern, und zwar auf die in den vorangehenden Versen geschilderte Art und Weise, weil die Leviten Jahwe gehören 14; darnach sollen die Leviten ihren Dienst antreten 15 a, nachdem Mose sie gereinigt und als Weihegabe (naiin) geweiht hat 15b. Mit 15b wird hinter 15a zurückgegriffen. Dieser nachholende Stil war schon in v. 7 zu beobachten. 15 b ist also indikativischer Zwischensatz und nicht an Mose gerichteter Befehl, der einfach 6 b und 13 b wiederholt (so z. B. H. Holzinger 33) oder eine weitere Reinigung und Webe einführt (so G. B. Gray 80f.). Man muß 15b keineswegs einem neuen Verfasser zuschreiben (wie z. B. B. Baentsch 490f.; M. Noth 62), sondern 15b stammt vom gleichen Verfasser wie 15a. Auch 16 a geht wohl auf sein Konto. Der "O-Satz begründet nochmals 15a.

I6b-i9

Mit 16b schlägt der Stil um. Bisher waren Mose oder die Leviten Subjekt, jetzt dagegen ist Jahwe Subjekt. Und die folgenden Sätze

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sind nicht mehr Befehle, sondern theologische Erörterung, die als Begründung der vorher stehenden Befehle aufzufassen sind. Wenigstens ist das so in 6-9a. i 2 - i 6 a . In der Schicht 9 b - n liegt der Fall etwas anders, aber Subjekt sind auch hier nur Mose, die Leviten, die Israeüten und Aaron, aber niemals Jahwe selbst. —• Die Übergabe der Leviten an Aaron geht nach 19 auf Jahwes Entschluß zurück; Jahwe hat die Leviten als Ersatz für alle Erstgeburt der Israeliten genommen 18. Nach li dagegen gelten die Leviten als neun von Seiten der Israeliten und gehören deshalb wie die durch die Webe zum Schein Jahwe geopferten Teile der Opfertiere in Wirklichkeit Aaron und seinen Söhnen, den Priestern. Die theologische Deutung ist auch schon in 9b-n und weniger ausgeprägt in 12-I6a (vgl. v. 13) vorhanden, aber sie wird in i6b-i9 unter anderen Gesichtspunkten ausgeführt als in den vorherigen Versen, und vor allem weicht die Formulierung vom Bisherigen ab. Auffällig ist, wie sehr der Verfasser von 3 11-13 abhängig ist. Zwar stimmt bereits ülVn ^ vm 8 14 b mit 3 12 b. 45 b überein, aber die Abhängigkeit wird i6b-i9 noch viel größer. Vd 1133 am'Va müö nnn , :n» íeba weicht in der Formulierung von 3 12 ay ~)üD TDa -< 73 nnn Vfcn©'' •'ina a m etwas ab, die Ähnlichkeit ist aber so groß, daß im Samaritanus und bei den Masoreten als Sebir 8 lebet nach 3 12ay verändert wird. Auch TinpV 16 b findet sich genauso in 3 12 a. nD3-t?D "O nanaai m x a Vn-w •»aaa 817a stimmt überein mit 3 i3aa - n a a ' V a und ,l?

3 m s

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ms».

8 17b

ansa

p s a

naa-Va

tdh

'd ova

ans W r p n ist identisch mit 3 isaßy. 8 18 schließlich umschreibt nochmals 3 12. —• Die theologische Erörterung 8 ieb-19 fußt in ihren Formulierungen und Gedanken auf dem Abschnitt 3 11-13. Der Verfasser fühlt sich allerdings keineswegs sklavisch an die Ausdrucksweise von 3 11 ff. gebunden, sondern wechselt im Ausdruck. — Die beiden Infinitive na»1? und 133*7 in 19a sind auf den ersten Blick gleichgestellt und bestimmen Zweck und Ziel der Übergabe der Leviten an Aaron und seine Söhne näher. Daß die Leviten dazu da sind, um Dienst zu tun am Begegnungszelt, ist nichts Neues (vgl. 3 7.8 4 23. 24. 30. 47 7 5), aber daß sie Sühne schaffen für die Israeliten, ist eine nicht nur innerhalb von P, sondern auch innerhalb des ganzen Alten Testamentes singulare Aussage. Subjekt des 1S3 ist bei P normalerweise der Priester. 819 sollen kaum den Leviten Priesterrechte zugesprochen werden. Der Verfasser ist vermutlich noch ganz von dem Gedanken gefangen genommen, daß die Leviten Ersatz für die Erstgeburt der Israeliten sind und deshalb als Sühne für die nicht geopferte Erstgeburt gelten. Auf diese Weise wird durch die Leviten der zu befürchtende abgewendet 19 b. Eine ähnliche beschützende Rolle spielen die Leviten auch nach Meinung des Verfassers von 1 53. Der innere Lagerring, das levitische Lager, bewahrt die Gemeinde vor

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dem — Der Abschnitt I6b-i9 ist literarisch einheitlich u n d s t a m m t v o n einem n e u e n Verfasser, gehört also weder zu 8 5-9 a. i2-i6a, noch zu 9b-n. Die theologischen E r w ä g u n g e n sind abhängig v o n 3 11-13. 20-22 Der Ausführungsbericht 20-22 ist so wenig einheitlich wie der Befehlsbericht 5-19. 20a ist V i n i ^ - m m s r ^ D l p n x i n u r v o n d e m Abschnitt 9b-n h e r v e r s t ä n d ü c h , ebenso d a n n auch 20bß M3 Q7Ò W»~p SO d a ß a n z u n e h m e n ist, d a ß v. 20 v o n d e m Verfasser v o n 9b-n s t a m m t . 2iaaß greift auf 6. 7 z u r ü c k u n d m u ß d e m n a c h wohl der ursprüngliche, a n 5-9a. 12-16 anschließende Beginn des A u s f ü h r u n g s berichtes sein. Aber 2iayb ist Aaron S u b j e k t , u n d deshalb l ä ß t sich 2iayb nicht ohne weiteres als ursprüngliche F o r t s e t z u n g von 21 a a ß auffassen. Zu v. 20 k a n n 2iayb allerdings auch nicht gehören; d e n n der Verfasser v o n 9b-n spricht zwar davon, d a ß Aaron die L e v i t e n vor J a h w e weben soll 11 a, aber Sühne zu schaffen f ü r die Leviten ist A u f gabe v o n Mose 12 b, der n a c h Meinung des A u t o r s v o n 5-9 a. 12-I6a auch die W e b e vollzieht. Sollte nicht 21 insgesamt zur ursprünglichen Schicht gehören u n d n u r durch E i n f ü g u n g v o n Aaron umgebogen sein ? Dlilts1? wie 7acc, V» 1S3 wie 12 bß u n d DfiN fpiTI wie 13b lassen den Schluß zu, d a ß 21, allerdings ursprünglich m i t Mose anstelle von Aaron, zu 5 - 9 a . i2-i6a gehört. — 22aaß greift deutlich auf 15a z u r ü c k u n d d ü r f t e v o m gleichen Verfasser wie 15 s t a m m e n , d. h. 22aaß u n d 21 gehören e i n e r Schicht an. Aber V33 ,1B1?1 p n s ""jaV s t a m m t doch wohl wieder von d e m Hinzufüger, der Aaron die H a u p t r o l l e bei der Levitenweihe zuschieben will. Aus der den Ausführungsbericht abschließenden, bei P üblichen "WiO-Formel 22 ba lassen sich keine Schlüsse auf den Verfasser ziehen; Dìf? W» p 22bß k a n n jedoch wegen des P l u r a l s u b jektes nicht z u m ursprünglichen B e s t a n d gehören, wo n u r Mose als H a n d e l n d e r in Erscheinung t r i t t . 22bß setzt 20 voraus, S u b j e k t v o n von sind Mose, Aaron u n d die ganze Gemeinde der Israeliten. E s liegt nahe, 22 ohne aaß auf das K o n t o des Verfassers v o n 9b-n u n d 20 zu setzen. 23-26

N u m 823-26 ist d u r c h eine neue Einleitung einer J a h w e r e d e f ü r sich gestellt. I n diesen Versen geht es nicht m e h r u m die Weihe der Leviten, sondern u m ihre Dienstzeit. Also nicht n u r die formale Selbständigkeit des Abschnittes spricht d a f ü r , d a ß ein neuer Verfasser a m W e r k e ist, sondern auch das neue T h e m a . A n der literarischen Einheitlichkeit des Stückes ist nicht zu zweifeln. Die inhaltliche Frage, ob sich h i n t e r der Regelung der Dienstzeit der Leviten (von f ü n f u n d z w a n z i g bis zu fünfzig J a h r e n ) 823-26 eine gegenüber N u m 4 (Dienstzeit von dreißig bis zu fünfzig J a h r e n ) jüngere oder ältere P r a x i s verbirgt, h ä n g t eng m i t der literarischen F r a g e zusammen, ob 8 23-26 Novelle zur Vorschrift in N u m 4 oder ob etwa u m g e k e h r t die Festlegung des Dienstalters in N u m 4 gegenüber 8 23ff. jünger ist. Sprachlich u n d stilistisch stehen die Verse 8 23-26 in einem A b s t a n d zu P g u n d den in P g eingegliederten Gesetzeskorpora.

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Die Überschrift der Regelung "WX riXT hat nirgends ein Gegenstück bei P. Es fehlt eines der gebräuchlichen Nomina npn oder min, die sonst mit TST verbunden Über- oder Unterschriften bilden. Auch die Schlußbemerkung Dviy? W5?Xi HDD hat nur ungefähre Parallelen E x 29 35 und Num 15 n . 12.13. Normalerweise wird sonst betont, daß der Befehl auf Jahwe zurückgeht. Die Ausdrucksweise deutet demnach darauf hin, daß ein sehr junges Stück innerhalb von P vorliegt. Auch die Stellung des Abschnittes innerhalb von Num 1—10 ist aufschlußreich. Wäre die Vorschrift 8 23ff. älter als die von Num 4, so läßt sich kein Grund dafür finden, weshalb 8 23ff. erst ein ganz beträchtliches Stück hinter Num 4 steht. Vollends die lose inhaltliche Verbindung zu Num 8 5-22 zeigt, daß Num 8 23-26 an der Stelle angehängt wurde, an der zum letzten Mal in Num 11—10 10 von den Leviten die Rede ist. Wenn also Stil und Stellung des Abschnittes den Schluß nahelegen, daß 8 2 3 - 2 6 ein sehr junges Stück innerhalb von P ist, dann spiegelt die Festsetzung des Dienstalters der Leviten in Num 8 24f. gegenüber der in Num 4 eine jüngere Praxis wider. Der Beginn der Dienstzeit wurde also vom dreißigsten auf das fünfundzwanzigste Lebensjahr vorverlegt. Wenn man in 26a, demzufolge der Levit nach Erreichung der Altersgrenze, von welcher an er aus dem offiziellen Dienst ausscheidet, dennoch seine Brüder bei der Erfüllung ihrer Aufgaben bedienen soll44, einen »Notbehelf, um längere Heranziehung der Leviten mit dem ursprünglichen Recht auszugleichen« (H. Holzinger 34) sieht, dann muß man auch das auf fünfundzwanzig Jahre vorgeschobene Antrittsalter für einen »durch Leutenot erzwungenen Usus« halten (H. Holzinger 33). Ähnlich urteilt M. Noth (63), daß die Regelung 823-26 »am besten aus der Rücksicht auf fühlbar gewordenen Mangel an levitischen Kräften erklärt werden kann«. — Nach I Chr 23 24.27 II Chr 3117 Esr 3 8 ist der Levit sogar schon mit zwanzig Jahren dienstpflichtig. Da sich aus den Heimkehrerlisten entnehmen läßt, daß im Vergleich zu den Priestern (4 289 nach Esr 2 36-39 par. Neh 7 39-42) sehr wenig Leviten (74 nach Esr 2 40 par. Neh 7 45; vgl. auch Esr 8 15-19) aus dem Exil zurückkamen, gewinnt die These von der Vorverlegung des Dienstantrittsalters wegen des Mangels an levitischem Kultpersonal an Wahrscheinlichkeit. Da jedoch die Leviten nie zu den Grundbesitzern gehörten und auch im Jerusalem vor dem Exil nicht zur Oberschicht zu zählen sind, muß mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß im Vergleich zu den Priestern wesentlich weniger Leviten deportiert wurden und daher natürlich auch weniger Levi44

Dadurch, daß L X X für Vfl^? sg.: 6 äStAcpös OCOTOÜ = VflKI übersetzt, ergibt sich: »und es soll sein Bruder dienen«, wodurch die Vorstellung, daß der alte Levit dem jungen zu dienen hat, eliminiert ist.

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ten unter den Heimkehrern zu finden sind. Im Werk des Chronisten wird jedenfalls an anderen Stellen mit einer verhältnismäßig großen Anzahl von Leviten gerechnet (vgl. z. B. I Chr 23 3ff.), so daß für seine Zeit nicht ohne weiteres Levitenmangel zu konstatieren ist. Dann muß aber die Vorverlegung des Dienstantrittsalters in Num 8 23-26 andere Gründe haben. Rechnet man damit, daß nur die offiziell dienstausübenden Leviten auch entsprechend an den Einnahmen beteiligt sind, dann kann es sich in Num 8 2 3 ff. darum handeln, den Leviten zu einem geregelten Lebensunterhalt zu verhelfen, indem ihnen erlaubt wird, schon mit fünfundzwanzig Jahren Dienst zu tun. Auch 26a sieht ja nicht, wie H. Holzinger meint, nach Zwangsverpflichtung der über fünfzigjährigen Leviten aus, sondern eher wie eine Erlaubnis, den Männern, die die Altersgrenze erreicht haben und gerne weiter in ihrem Beruf tätig sein wollen, eine solche Möglichkeit zu geben. Zusammenfassung Die Entstehung des Abschnittes 8 5-26 stellt sich folgendermaßen dar: 1. Als Grundbestand läßt sich erkennen 5-9a. i2-i6a. 21 (ursprünglich «Wö anstelle von pns). 22 aap. Es geht dabei um die Levitenweihe, für die einzelne Anweisungen gegeben werden. Mose ist allein der Handelnde. Es hat den Anschein, als ließe sich als Hintergrund eine regelrechte Feier der Levitenweihe aus dem Text rekonstruieren. Am Anfang steht die Reinigung der Leviten, die in drei Stufen zu vollziehen ist: 1. Haarscheren am ganzen Körper, 2. Kleiderwaschen, 3. Besprengung mit Entsündigungswasser. Es schließt sich der Opferakt an: ein Farre wird als Sündopfer dargebracht und ein weiterer Farre mit der dazugehörenden Minha als Brandopfer. Der Ritus des ~[0D, den die Leviten an den Farren vollziehen, wird durch das nachfolgende "lBD1? deutlich als Übertragung der sündigen Substanz auf das Opfertier charakterisiert. Ob sich hinter neun *pn ein de facto praktizierter symbolischer Übergaberitus verbirgt oder ob der Ausdruck ohne realen Hintergrund im übertragenen Sinne gebraucht ist, läßt sich nicht eindeutig entscheiden. In 13-I6 a ist der Gang der Handlung nicht mehr sehr deutlich zu erkennen. Immerhin ist nicht auszuschließen, daß es eine eigene Ordinationsfeier der nachexilischen Gemeinde für die Leviten gab, die das Dienstalter erreichten, und daß diese Feier in Num 8 in die Wüstenzeit zurückprojiziert wurde. Dabei entstanden natürlich durch die großen Zahlen Schwierigkeiten in der Form der Darstellung. Wie sollen beispielsweise die Leviten insgesamt (nach Num 4 48 : 8 580) ihre Hände auf zwei Farren stemmen ? Möglicherweise verbergen sich hinter i3f. Sätze, die aus der Liturgie der gottes-

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dienstlichen Feier stammen, die also »Ordinationsformeln« sind, so daß Gedanken über die praktische Durchführbarkeit der Webe unangebracht sind. — Im Ausführungsbericht war ursprünglich Mose Subjekt in 2 i a y b . V . 22aaß greift 15a auf und berichtet vom Dienstantritt der Leviten. — Da die Musterung der Leviten in Num 4 mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Pg gehört, könnte man fragen, ob die Grundschicht in Num 8 5ff. nicht ebenfalls Pg ist, wie es von H. Holzinger (33) und G. von Rad (Priesterschrift 95—97) erwogen wird. Im Verlaufe der Erzählung von Pg könnte auf die Zählung der Leviten in Analogie zur Priesterweihe Lev 8 par. E x 29 auch von einer Levitenweihe berichtet worden sein. Nun ist allerdings die Reinigungszeremonie v. i wesentlich von der bei der Priesterweihe (Lev 8 6 Ex 29 4 Waschung) unterschieden und erinnert durch die Besprengung mit DXön "'S an Num 19 (man Daß die Leviten sich am ganzen Körper scheren sollen, könnte vielleicht in irgendeiner Beziehung stehen zur Reinigungszeremonie vom Aussatz Geheilter Lev 14 8f. Außerdem ist naiin fpn im übertragenen Sinne gebraucht wie sonst nie bei Pg, so daß die Grundschicht von 8 5ff.nicht Pg sein kann. 2. Ein anderer Verfasser fügte in den Grundbestand die Verse 9b-n. 20.22ayb ein und tauschte in 2 i a y b das Subjekt TW» gegen pnx aus. Ihm kommt es vor allem darauf an, die Gemeinde der Israeliten und Aaron an der Feier zu beteiligen. Dadurch, daß die Israeliten den Ritus des "|ttO an den Leviten vollziehen, wird deutlich, daß der Verfasser die Leviten als von der Gemeinde an Jahwe übergeben ansieht; sie sind Weihegabe Vtnw DXö lia. Wenn der Ritus des "|öD 10 b demnach einen anderen Sinn hat als 12 a, so bestätigt diese Beobachtung, daß 9b-n nicht zum Grundbestand gehören kann. 14b (•"'iVn ,,7 "Pill), wonach Jahwe von vornherein die Leviten als sein Eigentum beansprucht, wird durch 11 a umgebogen. Nach v. 11 soll außerdem Aaron die Leviten als Weihegabe weihen, nicht Mose, wie es 13b verlangt ist. Wenn die Levitenweihe eine gottesdienstliche Handlung war, dann spiegelt sich vielleicht in diesen Veränderungen eine Entwicklung ab. Aaron wird besonders hervorgehoben, damit deutlich wird, daß der Hohepriester die Weihe vollzieht. Ähnlich könnte die Beteiligung der Gemeinde erkennen lassen, daß tatsächlich im Laufe der Zeit zur Ordination der Leviten die Handauflegung durch Vertreter aus der Gemeinde dazugehörte. Seiner Einfügung 9 b-11 entsprechend verändert dieser Verfasser auch den Ausführungsbericht, indem er die Rolle Aarons und der Gemeinde nochmals betont. 3. Ein weiterer Zusatz kam mit i6b-i9 hinzu. Der Stil der Jahwerede schlägt um. In der ersten Person stilisiert, wird die Aussonderung der Leviten begründet. Die Leviten sind Ersatz für alle Erstgeburt

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seit dem Tage, an dem Jahwe alle Erstgeburt im Lande Ägypten schlug. Die ausführliche Begründung des Tinp1? könnte als Reaktion auf die Ansicht des Verfassers von 9b-n zu verstehen sein, demzufolge die Leviten als Weihegabe von der Gemeinde für Jahwe geweiht werden. Inhaltlich steht der Zusatz 16 b-19 in Verbindung zu Num 3 n-13. 40-51. Die wörtlichen Übereinstimmungen zwischen 8 17 und 3 n könnten darauf hindeuten, daß Verfassergleichheit vorliegt; aber da 8 19 auf 3 9 zurückgreift, ist eher anzunehmen, daß der Verfasser von 8 I6b-i9 die beiden auf verschiedene Autoren zurückgehenden Abschnitte 3 5-10+. n-13 bereits nebeneinandergestellt kennt und verwendet, daß er also in einem zeitlichen Abstand zu diesen beiden Hinzufügern in Num 3 steht. 4. Wieder von einem anderen Verfasser wurde der Abschnitt über das Dienstalter der Leviten 23-26 an 8 5-22 angehängt. Die sprachliche Form läßt keinen Zweifel aufkommen, daß es sich um einen innerhalb von P sehr jungen Nachtrag handelt. Das bedeutet, daß eine Notwendigkeit dazu bestand, das Dienstantrittsalter der Leviten von dreißig Jahren auf fünfundzwanzig Jahre vorzuverlegen. Entweder wurde die Regelung notwendig, weil zu wenig levitische Kräfte vorhanden warfen oder weil man besser für den Lebensunterhalt der Leviten sorgen wollte.

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Die Analyse beginnt zweckmäßig mit dem gesetzlichen Teil 9-14. Auf die bei P üblichen Einleitungen 9.10 a folgt eine Bestimmung, daß iOb-12 jeder, der durch einen Leichnam — also infolge eines Todesfalles in der engeren Familie — unrein PBJ1? KHD ist oder sich auf einer weiten Reise nprn -|-na befindet und deshalb an der Passafeier nicht teilnehmen kann, durch die Einführung des Nachpassa die Möglichkeit erhält, die Feier nachzuholen. D3,im17 IS DD1? ist syntaktisch nicht eindeutig einzuordnen. Die Stellung legt es nahe, den Ausdruck auf das vorhergehende npm zu beziehen. Die weite Reise wäre dann näher bestimmt in dem Sinne: fern von euch oder euren i m , das heißt der Reisende hat den Wohnbereich der Israeliten verlassen, i m ist in diesem Falle nicht im Sinne von »Generation, Nachkommen« verstanden, sondern von »Hausgemeinschaften«, die gleichzeitig vorhanden sind, so daß i m wie Lev 3 17 23 14. 21. 31 und Num 35 29 das gleiche meint wie rn©ia (vgl. HAT I 4, 227 und L. Rost, Die Schuld der Väter, 232). Das punctum

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extraordinarium über dem Schluß-n von npm zeigt an, daß es neben npm die Überlieferung pm gab. Wenn damit nur der maskuline Gebrauch von " p x das zu den Raumbezeichnungen gehört, deren Genus schwankt (cf. GK §1221 und K. Albrecht, ZAW 16, 54f.), berücksichtigt werden soll, ändert sich nichts an der eben dargelegten Deutung, pm könnte aber auch Prädikatsnomen parallel zu NHD sein. Da jedoch pm nie mit folgendem V, sondern immer mit der Präposition p im separativen Sinn belegt ist, kann man nDTinV IN QD1? weder als Erläuterung zu npm "p"n, noch zu pm (parallel zu Nöts) auffassen. Die masoretische Akzentuation läßt nicht klar erkennen, welche Meinung zum Ausdruck gebracht werden soll. Immerhin wird npm "pia durch Qadma und Geres als Sinneinheit zusammengenommen. Warum allerdings 03*7 durch Rebia' von DrcnnV 1« stärker getrennt ist als von npm, ist nicht einzusehen. Es bleibt nur die Möglichkeit, daß DDWI1? IS DD1? weitere Näherbestimmung zu BPH BTX ist. W i m 1 ? ist dann im gewöhnlichen Sinn als »die Geschlechterfolge meinende Floskel« (vgl. HAT I 4, 227) zu verstehen. Aber die abgelegene Stellung des Ausdrucks (vgl. dagegen Lev 17 3. 8.10.13 22 is) erregt den Verdacht, daß es sich bei a s T m ^ W DD1? um einen Zusatz handelt. Vor allem fällt die Wendung W i m 1 ? 1K DD1? mit ihrer 2. Person völlig aus dem unpersönüchen Stil des kasuistischen Satzes heraus und verrät sich dadurch als Einschub. Das syntaktische Verhältnis des kurzen Satzes 10 by nos n&Sl mn,,7 ist nicht eindeutig. Ist er bereits der nach dem ''D-Satz zu erwartende Nachsatz, oder setzt er nur die Beschreibung des Falles fort, so daß zu übersetzen ist: »aber Passa für Jahwe halten will« (vgl. M. Noth, Numeri, 64f.) ? Wenn 10b Beginn der Nachsätze ist, muß übersetzt werden: »Dann soll er (trotzdem) das Passa für Jahwe halten« (so z. B. B. Baentsch 494; H. Holzinger, HSAT, I 215; W. H. Gispen 143). Im ersten Fall wäre die Nachfeier des Passa freiwillig, im zweiten obligatorisch. Aber die zweite Möglichkeit ist kaum gemeint; denn hier liegt zuviel Ton auf dem nicht vorhandenen »trotzdem«, das im Hebräischen hätte ausgedrückt werden können und doch wohl auch müssen. Worauf der Ton des Gesetzes liegt, zeigt die Fortsetzung v. 11. Der springende Punkt, das Datum (2. II.) für die Nachfeier des Passa, wird vorangestellt. Der Wechsel vom Singular in v. 10 zum Plural in v. 11 könnte Anstoß erregen, aber ein Bruch hegt nicht vor; denn der Singular in v. 10 ist durch HPK CS bedingt, der Plural v. 11 läßt sich als constructio ad sensum erklären, wie z. B. Lev 17 3. 4 22 18. (Man könnte auch daran denken, daß die Mahlgemeinde — nach den jüdischen Angaben sind zum Verzehr des Passatieres mindestens zehn Leute erforderlich, Tos. Pes. 4, 3; Jos. Bell. 6, 9. 3 — berücksichtigt werden soll.)

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In nb-i2a werden drei Einzelvorschriften für die Durchführung des Nachpassa herausgegriffen. Sie haben sämtlich Gegenstücke in Ex 12. Daß das Passatier zusammen mit Mazzen und Bitterkräutern gegessen werden soll n b, findet sich auch Ex 12 8b. Es fällt auf, daß Num 9 Hb ©X fehlt. Da sich in Num 9 überhaupt keine Vorschrift über die Zubereitung des Fleisches findet, wird es möglicherweise offengelassen, das Opfertier nach Ex 12 8 b zu braten oder nach Dtn 16 7 (in Ex 12 9 aber ausdrücklich verboten) zu kochen. Ist das Schweigen über die Zubereitungsart des Tieres so zu deuten, daß sich die P-Ordnung zur Zeit der Abfassung von Num 9 nicht oder noch nicht durchgesetzt hatte ? In der Mischna (Pesachim VII, 1—2) ist nur das Braten erlaubt. — Das Verbot des Restelassens 12a unterscheidet sich von Ex 1210a durch das Verbum. Während in Ex 1210a -irr hi. steht, eine bei P auch sonst (Ex 16 19. 20 Lev 22 30 Num 33 55) gebräuchliche Wurzel, wird Num 9 12 das Hiphil von IX», sonst nicht mehr bei P, gebraucht. — Das Verbot des Knochenzerbrechens 12aß wird Ex 12 46b in einem Nachtrag (12 43-51) zu den Passaanordnungen von Pg in Ex 12 1-20 angeführt. — Der Verfasser der Spezialvorschriften in Num 9 kennt also Ex 12, wenn er sich auch nicht sklavisch an den Wortlaut gebunden weiß. Daß er das Braten nicht ausdrücklich erwähnt und daß er schon aus den Sekundärschichten von P in Ex 12 43-51 zitieren kann, ist kaum anders zu deuten, als daß der Abschnitt über die Einführung des Nachpassa in Num 9 jünger als Ex 12 ist. In 12 b wird die Einhaltung der gesamten Passasatzung nprrVss nOBH auch für die Nachfeier vorgeschrieben. Die drei speziellen Vorschriften 11b. i2aa. aß sind also nur die wichtigsten Punkte. Für alles übrige wird auf die als bekannt vorauszusetzenden Festbräuche, die zudem wahrscheinlich schon in Ex 12 schriftlich vorlagen, verwiesen. Der allgemeine Verweis 12 b sieht aus wie das Ende der Verordnung über das Nachpassa. iob-12 wird alles Nötige über das Nachpassa gesagt. Man erwartet keine Fortsetzung. 13 Die dennoch folgende Fortsetzung unterscheidet sich im Stil vom Vorhergehenden. In einem neuen Paragraphen — anders als 10 b WS "'S WN durch "WX WNiTi 13 a eingeleitet — wird der Fall geregelt, daß die Voraussetzungen in 10b nicht zutreffen. nnD im Gegensatz zu Xöö meint den, der nicht infolge eines Todesfalles in der Familie unrein ist, sondern die kultischen Reinheitsvoraussetzungen zur Teilnahme am Kultus erfüllt, wie sich aus der Fortsetzung ergibt. — Der Fall der Reise wird anders als 10 b nur durch "|*na ohne ilj?m beschrieben. L X X bemerkt den Unterschied und gleicht in der Übersetzung ev öScp paKpa an 10 an. Bei dem Unterschied in der Sprache im Vergleich zu iob-12 bleibt es nicht, nos n»S713a stimmt zwar mit der Formulierung 10b überein, wie ja überhaupt i 3 a a ß von 10b abhängig ist, aber im Fol-

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genden fällt auf, daß anders als iob-12 beim formelhaften Gut der P-Sprache zweimal Anleihen gemacht werden — zur Ausrottungsformel rPDSJö Kinn wein nrnsn 13 ay kommt die Strafandrohungsformel 13b Kinn BTXn iW wen hinzu —, und vor allem, daß nun in der Begründung 13 baß anstelle von nOB WS von mrr p l p anpn die Rede ist. p l p steht betont voran, während der Termin, der iob-12 der wichtigste Punkt war, nur nebenher durch VTS?aa erwähnt wird. Hinzukommt, daß in 13 eine ganz andere Auffassung vom Passa zugrunde hegt. Während iob-12 die Festsetzung des Nachpassatermins das Hauptanliegen ist und die Feier selbst als Wunsch erscheint, wird in 13 eingeschärft, daß Passa unbedingt gefeiert werden muß, es sei denn, es liegen die angeführten Hinderungsgründe vor. In v. 10 ist die Meinung doch offensichtlich die, daß der Passafeiernde Anteil an der Gnade bekommt, während nach 13 die Feier des Passa Pflicht ist, damit Jahwe nichts vorenthalten wird. Man erwartet eigentlich, daß daneben auch die Nichteinhaltung des Nachpassa mit Strafe bedroht wird. Zwar ließe sich 10 by mm1? nOB ntPSI von 13 aus gesehen als Beginn der Nachsätze verstehen, wie es ein Großteil der Kommentatoren vorschlägt, aber diese Möglichkeit beweist höchstens, daß der Verfasser von 13 bereits ioby umdeutete. Der gegenüber iob-12 neue Gedanke läßt sich in dieser rigorosen Formulierung auch nicht aus E x 12 herleiten. Durch 13 wird aber iob-12 insofern eingeschränkt, als der Ton auf der ordnungsgemäßen Passafeier (im ersten Monat) liegt und offensichtlich davor gewarnt wird, unter Hinweis auf das Nachpassa, es mit der Teilnahme an der ersten Feier nicht so genau zu nehmen. Das führt zu dem Schluß, daß 13 sekundär an die Bestimmungen iob-12 angefügt ist. Ein dritter Rechtssatz folgt in v. 14. Die Beschreibung des Falles 14 wird mit "0(1) eingeleitet, unterscheidet sich also wieder von WX ETN "O v. 10b, aber auch von UMt SPtGTi i3aa. Es geht darum, wie die Passafeier eines *1J, eines Volksfremden, der der Jahwegemeinde nahesteht, vollzogen werden soll, mir1? HOB il©571 stimmt genau mit 10 by überein. In v. 14 gehört der Satz mm1? nOB JWSl zur Beschreibung des Falles, wie auch 10 by, zumindest seiner ursprünglichen Intention nach, Fortsetzung des Vordersatzes ist; denn i4aaß ist identisch mit E x 12 48aaß, wo mm1? nOB WS71 zweifellos im Vordersatz steht. — Die Sprache weicht in 14 von iob-12 und 13 ab. War bisher unpersönlich stilisiert, so wird nun plötzlich die 2. pluralis (QDDN, 03*7) angeredet. Im jetzt vorliegenden Text ist die persönliche Anrede durch IN DD1? ODTinV in 10 b schon vorbereitet, und demnach darf man folgern, daß der Verfasser von 14 bereits den Zusatz in 10 b und somit wahrscheinlichiob-13 insgesamt kennt. Auch dieBetonung, daß dieFeier nOBrrnpnD löDttföDl zu halten ist, unterscheidet sich von 12 b dadurch, daß

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"Vd vor npn übergangen wird und daß zu npn nun hinzukommt. Das könnte so zu erklären sein, daß der Verfasser von u npn und nebeneinander verwendet, weil ihm die Formulierung 3 b bereits vorlag. Vom Inhalt her bestehen ebenfalls Unterschiede zu den beiden vorhergehenden Paragraphen iob-12 und 13. Wie schon in 13 spielen Einzelheiten keine Rolle, und die Nachpassafeier wird mit keinem Wort mehr erwähnt, sondern es geht nur allgemein um die Passafeier. Während aber 13 doch wohl deshalb an iob-12 angefügt wurde, weil die Erlaubnis, Passa im zweiten Monat nachzufeiern, vor dem Mißbrauch geschützt werden soll, daß jemand unter Berufung auf die Mögüchkeit der Nachfeier die ordnungsgemäße Passafeier im ersten Monat nicht für verbindlich hält, läßt sich bei 14 keinerlei Beziehung zum Nachpassa finden. — Wenn ein U Passa halten will, muß er es genau »der Passasatzung und seiner Vorschrift gemäß« feiern. Im Anschluß daran wird 14 b betont, daß ein und dieselbe npn für den u wie für den Einheimischen gilt. Beide Sätze sind aus E x 12 48. 49 bereits bekannt. Wenn sie im Anschluß an die Regelung des Nachpassa wiederholt werden, liegt es nahe anzunehmen, daß damit indirekt auch für den u die Nachpassafeier als gültige Verordnung herausgestellt werden soll. Die sprachlich-stilistischen Unterschiede und die lose inhaltliche Verbindung zum Vorhergehenden führen zu der Vermutung, daß 14 nachträglich an iob-13 angefückt wurde. In iob-14 hegt ein kasuistisch formulierter gesetzlicher Text vor. Ein erster Paragraph iob-12 handelt von der Nachfeier im zweiten Monat, die von den an der Passafeier im ersten Monat Verhinderten gehalten werden soll 45 . Die Festbräuche sind die gleichen wie in E x 12. Ein zweiter Paragraph 13 fordert rigoros die Einhaltung der Passafeier im ersten Monat, es sei denn, es liegen die beiden Ausnahmefälle vor. Ein ganz neuer Gedanke, der bisher keine Rolle spielte, wird betont. Im dritten Paragraphen 14 geht es um die Passafeier des U. Hier gilt die Regelung von E x 12 48f.; der U soll wie der Einheimische feiern. Die unterschiedliche Formulierung und vor allem der disparate Inhalt der drei Paragraphen zeigen, daß der gesetzliche Text nicht 45

Daß die Einführung des Nachpassa kalendarische Gründe, Interkalation eines Monats, hat — so S. Talmon, Divergences in Calendar-reckoning in Ephraim and Judah, VT 8 (1958), 4 8 — 7 4 — , ist nicht anzunehmen, vgl. E . Kutsch, Erwägungen zur Geschichte der Passafeier und des Massotfestes, ZThK 56 (1958), 1—35, bes. 23f. — Auch davon, daß das Nachpassa »in der Auseinandersetzung mit der samaritanischen Kultgemeinde« herangezogen wurde, »um allen denen, die im ersten Monat am Fest auf dem Garizim teilnahmen, eine Chance zum Besuch auch des Jerusalemer Heiligtums zu geben«, wie H.-J. Kraus, Gottesdienst in Israel, 1962 2 , 72, meint, ist im vorliegenden Text nichts zu erkennen.

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einheitlich ist. Vermutlich wurden 13 und 14 nacheinander an iob-12 angefügt. Die Untersuchung der Erzählung 1-8, welche die Umstände berichtet, unter denen die Regelung einer Nachfeier des Passa zustande kam, und die ihre Tendenz erkennen läßt, dürfte auch Licht auf den ursprünglichen Umfang des Gesetzes fallen lassen. Nur der Bericht 6-8 über die Beschwerde von Männern, die ver- 6-8 hindert waren, an der Passafeier teilzunehmen, führt unmittelbar zur Verordnung des Nachpassa hin, während man in 1-5 ein selbständiges Teilstück sehen kann, das von der Passafeier im zweiten Jahr berichtet (so z. B. G. von Rad, Priesterschrift, 97f., der 9 1-5 losgelöst von 9 6-14 behandelt). — In den Versen 6-8 ist lediglich pnx ^sVi in 6b spätere Einfügung; denn vVn in 7aa bezieht sich, wie v. 8 zeigt, nur auf Mose. Aaron spielt im ganzen Abschnitt 1-14 keine Rolle. Die Beschwerde der Männer entspringt der Besorgnis, daß sie »verkürzt werden« SHM, das heißt doch wohl: vom Segen, der auf der Passafeier liegt, ausgeschlossen sind. Für die Leute, die infolge eines Todesfalles Passa nicht mitfeiern können, soll die Einführung des Nachpassa iob-12 Abhilfe schaffen. Die Gedanken des Verfassers der Erzählung 6-8 führen also auf die Regelung des Nachpassa hin. Von daher könnte man vermuten, daß 6-8 und iob-12 vom gleichen Autor stammen. Aber 6. 7 wird der menschliche Leichnam ausdrücklich als D I N t P D 3 , 1 0 dagegen nur als » D J bezeichnet. Auch der Fall der weiten Reise wird in 6-8 nicht erwähnt. Der Verdacht erhebt sich, daß der gesetzliche Teil iob-12 dem Verfasser der Erzählung bereits vorlag. Im Abschnitt 6-8 wird zweimal durch Kinn DV3 in 6 auf ein entferntes Datum Bezug genommen, und zwar ist der 14. I. im zweiten Jahr des Auszugs gemeint, wie aus 1-5 hervorgeht. Das bedeutet, daß 6-8 die Verse 1-5 voraussetzt und an sie anknüpft. Mit dieser Feststellung ist aber keineswegs entschieden, ob 1-5 dem Verfasser von 6-8 vorlagen oder ob beide Abschnitte der gleichen Feder entstammen. Das Datum läßt erkennen, daß wieder wie schon in Kap. 7 hinter 11 zurückgegriffen wird. Die Erzählung spielt in der Vorvergangenheit, so daß die Verba als relative Perfekta plusquamperfektisch zu übersetzen sind. Die Schwierigkeit des Abschnittes 1-5 liegt darin, daß die nach 1 1-5 zu erwartende direkte Rede nicht v. 2 beginnt, sondern erst in v. 3. G. von Rad (Priesterschrift 97ff.) ändert unter Berufung auf J. Wellhausen die Verbform tosn zu Beginn von v. 2 in ein imperfectum consecutivum liwp, weil seiner Meinung nach ein Imperfekt mit waw copulativum »niemals einen Aufforderungssatz oder überhaupt einen Satz begonnen haben kann« (98). Der ganze Vers 2 wird nach dieser Änderung als den Zusammenhang von v. 1 mit 3 störend ausgeschieden. Aber um diesen Vers, der nun nicht mehr Befehl, sondern Erzählung ist, nicht im luftleeren Raum stehen zu lassen, stellt G. von Rad vor Kellermann

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v. 2 den v. 4, und zwar weil er v. l und v. 4 wie v. 5 und v. 2 als parallele Sätze versteht, die mit ~D"H (v. l. 4) das Halten des Passa anordnen, beziehungsweise mit (v. 5. 2) die Ausführung berichten. Die Verteilung des kurzen Abschnittes auf zwei Rezensionen, die in 4 und 2 einerseits und 1. 3. 5 andererseits gefunden scheinen, hält G. von Rad für eine Bestätigung seiner Zweiquellentheorie. V. 4. 2 gehört seiner Meinung nach zu P A , v. 1. 3. 5 dagegen zu P B . Aber nicht nur die Fassung P A ist durch Korrekturen (Veränderung des IfM?!! in v. 2 und Umstellung von v. 4) gewonnen, sondern auch für P B muß nach Herauslösung von v. 2 für IHN ein noarrilN angesetzt werden. Diese starken Eingriffe in den Text sprechen — ganz abgesehen von der Fragwürdigkeit der Zweiquellentheorie — nicht für die Aufspaltung des Textes, wie sie G. von Rad vornimmt. Versucht man, auf dem von G. von Rad eingeschlagenen Weg durch Herauslösung von einzelnen Sätzen weiterzukommen und scheidet probeweise v. 2 aus, dann ist v. 3 unverständlich; denn intt bezieht sich auf noan-nx in V. 2. Vor allem läßt sich nicht erklären, wer v. 2 eingefügt haben sollte und welche Gründe dafür vorhanden sein könnten. — Läßt man dagegen v. 3 beiseite, dann hat es den Anschein, als ergäbe sich ein klarer Text. Der Abschnitt sieht aus, als wäre er nach dem Normalschema (cf. H. Holzinger, Einleitung, 349 f.) bei P aufgebaut: Ankündigung einer Jahwerede v. 1, Jahwerede v. 2, Weitergabe durch Mose v. 4 und Ausführungsbericht v. 5. Als Schönheitsfehler scheint nur die indirekte Rede v. 2 Anstoß zu erregen. V. 3 müßte dann hinzugefügt sein in dem Bestreben, den indirekten Befehl v. 2 durch eine applicatio ad hominem zu aktualisieren. Aber gegen diese Lösung spricht, daß sich *iö817 am Ende von v. 1 nicht streichen läßt. I Ö S V ist Anzeichen, daß eine direkte Rede zu erwarten ist, wie sie ja auch in v. 3 folgt. Also auch die Herauslösung von v. 3 ist nicht möglich. Nimmt man die Verse 1-5 so, wie sie überliefert sind, dann läßt sich in v. 2 als legitimer Anfang einer indirekten Rede verstehen. Es wird also in einem abhängigen Satz über den Hauptinhalt der erst v. 3 folgenden direkten Rede vorweg berichtet. Für dieses Umschwenken von der indirekten zur direkten Rede bietet Lev 22 2f. ein Gegenstück. Nach der erzählenden Einleitung der Jahwerede 22 1 folgt eine Aufforderung zur Weitergabe der Jahwerede 2aa, die in 2aßyb zunächst als indirekte Rede stilisiert ist. 22 3 beginnt dann die direkte Rede, freilich erfolgt vorher eine erneute Aufforderung zur Weitergabe 3aa. Dem entspricht der Befund in Num 9 2.3 nicht ganz insofern, als der Wechsel ohne Überleitung vonstatten geht. Beachtet man jedoch, daß im Vergleich zu Lev 22 die Jahwerede in Num 9 3 sehr viel kürzer ist, dann kann es nicht verwundern, wenn auch die Einleitung zur Rede selbst sehr knapp ist. Der ganze Abschnitt Num 9 1-5 ist demnach als einheitliches Werk eines Verfassers aufzufassen. Die Im-

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perfektform Ifrjp zu Beginn von v. 2 ist keineswegs zu beanstanden, sondern sie ist der Anfang einer indirekten Rede, wie die gleichgebauten Fälle Lev 22 2f. 24 2 und ähnlich 16 2 beweisen, auf die dann die direkte Rede in v. 3 folgt. Wenn die Erzählung 1-5 zu Pg gehörte, wie G. von Rad annimmt, dann müßte sie einmal zwischen Ex 40 2 (1. I. zweites Jahr) und Num 11 (1. II. zweites Jahr) gestanden haben. Aber die Suche nach dem ursprünglichen Ort von Num 9 1-5 bleibt erfolglos. Auch lassen sich keinerlei Gründe anführen, weshalb die Erzählung versetzt worden sein sollte; denn die Theorie H. Holzingers, daß Pg durch die Redaktion und durch Wucherungen verletzt worden ist, so daß mit einer »partielle(n) Zertrümmerung verbunden mit Textverlust« (XI) und deshalb mit deplazierten Bruchstücken von Pg zu rechnen ist, muß als unbewiesen und irreführend abgelehnt werden. Viel einfacher wäre es gewesen, die folgende Ausspinnung 6-8 und 9-12(13.14) an der ursprünglichen Stelle von 1-5 anzufügen, als umgekehrt 1-5 aus dem ehemaligen Kontext herauszunehmen und nach Num 8 einzuschieben. •— Außerdem spricht der Sinn des für sich betrachteten Abschnittes 1-5 nicht dafür, daß die Verse zu Pg gehören; denn ein bloßes Exempel für die Einhaltung eines früher ergangenen Befehls (in diesem Falle Ex 12 14) zu bringen, ist nicht die Art von Pg. Für die folgenden Jahre finden sich auch weder in Pg noch in sonstigen PSchichten Berichte über die Passafeier. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist also 1-5 genauso wie 6-8 erst im Blick auf das Gesetz iob-i2+ entstanden. Da keine stilistischen Unterschiede zwischen 1-5 und e-8 bestehen, die es notwendig machten, beide Abschnitte von verschiedenen Verfassern herzuleiten, darf man den Schluß ziehen, daß 1-8 (mit Ausnahme der Aaron-Glosse in v. e) von Anfang an zusammengehören und die einheitliche Einleitung zum folgenden Gesetz bilden. Der Zweck der Erzählung ist es, die Einführung des Nachpassa iob-i2+ z u b e g r ü n d e n . W i e in L e v 2410-23 u n d ä h n l i c h N u m 27 1-11

36 1-12 wird einem gesetzlichen Text eine Ätiologie vorangestellt, damit der Gegenstand der Rechtssätze einprägsam und anschaulich wird. In Lev 2410-23 bilden v. io-i5a und 23 einen erzählenden Rahmen zur Vorlage i5b-22. Es läßt sich feststellen (s. HAT I 4, 330ff.), daß die Ätiologie erst zum vorliegenden Gesetzestext hinzukomponiert wurde, der selbst wieder eine Geschichte hinter sich hat. In der Erzählung werden nicht alle Gesetzesfälle berücksichtigt, sondern in Lev 24io-i5a wird nur das Gesetz bezüglich Gotteslästerung durch ein Beispiel belegt, und daraus ergibt sich, daß die Ätiologie gegenüber dem Gesetzestext sekundär ist. Der oben geäußerte Verdacht, daß dem Erzähler zumindest der gesetzliche Teil iob-i2+ bereits vorlag, erhält durch die Parallele in 9*

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Lev 24 neue Nahrung. In der Ätiologie in Num 9 wird nur der Fall der Verunreinigung durch einen Leichnam berücksichtigt, während die weite Reise keine Rolle spielt. Der Analogieschluß ist erlaubt, daß die erzählende Einleitung sekundär zum Gesetzestext hinzukam. Eine andere Frage ist, ob 13 und 14 bereits an iob-i2 + angefügt waren, als i-8 als Hinführung vorangesetzt wurde, oder ob 13 und 14 erst an 1-12+ angehängt wurden. Wenn in v. 7 das Passa wie in v. 13 als p"ip bezeichnet wird, könnte man vermuten, daß der Erzähler auch schon v. 13 kennt. Aber der umgekehrte Schluß ist genauso berechtigt, ja er hat mehr Wahrscheinlichkeit für sich. Denn 13 handelt nur indirekt vom Nachpassa und betont, daß die Passafeier im ersten Monat unbedingte Pflicht ist. Gerade diese Hervorhebung der Pflicht ist gegenüber der Anfrage in i unnötig und läßt eine ganz andere Auffassung von der Passafeier erkennen. Die Anfrage der unreinen Männer entsteht dadurch, daß sie der »Pflicht« (so jedenfalls nach v. 13), die für sie ein Wunsch ist, nicht nachkommen können. Diese Vorstellung, daß es erstrebenswert ist, am Passa teilzunehmen, damit man in den Genuß der Gnade kommt, liegt der Erzählung und dem ersten Paragraphen iob-i2 + zugrunde, nicht dagegen dem zweiten Paragraphen v. 13. Zwar geht aus der Parallele in Lev 24 hervor, daß die Ätiologie keineswegs alle Teile eines Gesetzes decken muß, so daß man unter diesem Blickwinkel folgern könnte, daß auch v. 13 bereits dem Erzähler vorlag. Aber dagegen spricht Folgendes: Es ist nicht zu erwarten, daß jemand von dem bereits mit v. 13 verbundenen Gesetz nur die ursprüngliche Tendenz von iob-i2+ berücksichtigt, nämlich: dem Wunsch zu entsprechen, die versäumte Feier nachzuholen und doch noch Anteil am Segen Jahwes zu bekommen; denn mit v. 13 verkoppelt, kann 10 by als Forderung verstanden werden. Die Tatsache, daß von dem Rigorismus des Verses 13 in der Erzählung 1-8 überhaupt nichts zu spüren ist, muß so gedeutet werden, daß 13 erst an 1-12+ angeflickt wurde. Da 13 und 14 nacheinander zu iob-i2+ hinzukamen, steht fest, daß auch v. 14 erst an 1-13+ angeklebt wurde. Der Zusatz D D Y i T T 1 ? IX DD 1 ? in 1 0 b stammt aller Wahrscheinlichkeit nach vom Erzähler 1-8; denn auch in v. 3 verwendete er die 2. pluralis der direkten Anrede. Zusammenfassung 1. Den Anfang der Entstehungsgeschichte von Num 9 1-14 bildet das Gesetz iob-12 (ohne D S T i n V I S D 3 1 ? in 1 0 b). Die Einführung des Nachpassa setzt E x 12 voraus. Daß das Passatier gebraten werden soll, wird nicht ausdrücklich vermerkt. Hat sich also E x 12 8f. nicht durchgesetzt, und nimmt der Verfasser darauf Rücksicht ? Dann ist die Entstehung des Gesetzes in nachexilischer Zeit anzusetzen. Da aus der Mischna (Pesachim VII, 1—2) hervorgeht, daß im Laufe der

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Zeit nur noch das Braten erlaubt war, und zwar in ganz spezieller Form (als Spießbraten, wobei der Spieß aus Holz vom Granatapfelbaum sein mußte), und daß die Nachfeier des Passa am Jerusalemer Tempel keinen Eingang fand (so ist wohl Challa IV, I I a und Tosephta Pesachim VIII, 10 zu deuten), ist es wahrscheinlicher, daß der gesetzliche Text noch in der Exilszeit abgefaßt wurde und rein theoretischen Überlegungen entspringt. Daß das Braten nicht erwähnt wird, könnte darauf hindeuten, daß die Regelung des Nachpassa den in Dtn 16 7 festgehaltenen Brauch berücksichtigt. Von einem Erzähler wurde dem kurzen Gesetz eine lange Ätiologie vorangesetzt. Von ihm stammt 1-8 (ohne pHN ^bVi V. 6). 9. loa und DSTTr1? W 03*7 in 10 b. Der Abschnitt 1-5 ist einheitlich und berichtet über die Passafeier im zweiten Jahr. Aus dieser allgemeinen Hinführimg entwickelt der Autor die eigentliche Ätiologie 6-8. Der Zweck der Erzählung über die Beschwerde der Leute, die wegen eines Todesfalles am Passa nicht teilnehmen konnten, ist es, die vorliegende Regelung des Nachpassa speziell als Antwort Jahwes 9. loa auf die aus konkretem Anlaß gestellte Frage 6-8 erscheinen zu lassen. In lob ist DDTm1? IN DD1? vom gleichen Verfasser hinzugefügt. Erst nachdem iob-I2+ mit dem Vorbau i-ioa+ versehen war, kam 13 hinzu. Der Forderung, daß Passa unbedingt zu halten ist, hegt eine Tendenz zugrunde, die weder mit der Meinung des Gesetzes iob-I2+, noch mit der Deutung dieses Gesetzes in l-ioa übereinstimmt. Vielleicht entspringt der Satz der Sorge, die Einführung der Nachfeier könnte dazu Änlaß geben, es mit der Einhaltung der Passafeier nicht so genau zu nehmen. Als dritter Paragraph wurde schließlich v. 14 angefügt. Für den "tt gibt es nur die Einfügung in das Volksgesetz, für ihn gilt die gleiche Regelung wie für den Einheimischen. Damit wird auf E x 12 48.49 verwiesen; die Beschneidungsforderung wird nicht ausdrücklich angeführt. Wann der Aaron-Zusatz in v. 6 in den Text geriet, läßt sich nicht näher bestimmen.

14. Die Wolke 9 15-23 Der Abschnitt über den Zusammenhang zwischen der Bewegung der Wolke und dem Aufbrechen und Lagern der Israeliten 9 15-23 steht innerhalb Num 1—10 insofern für sich, als er nicht in die Stil-

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14. Die Wolke 9 15-23

form einer Jahwerede gekleidet ist. Selbst im Abschnitt über die Opferliste der Nesiim Num 7 wird die Verteilung auf zwölf Tage durch eine wörtlich angeführte Jahwerede begründet. In Num 9 i5ff. vermißt man auch deshalb die Stilisierung als Jahwerede, weil innerhalb des Abschnittes sehr oft betont wird, daß Lagern und Aufbrechen der Israeliten nur mrp ,B"I7V geschehe. 15 Dfa mit folgendem Infinitiv ist wie 7 l als cum temporale aufzufassen. 15 aa wird zeitlich zurückgegriffen auf den ersten Tag des ersten Monats im zweiten J a h r des Auszugs Ex 40 2. n. Daß die Wolke das Heiligtum bedeckte i5aß, wird E x 40 34 berichtet. Dabei ist E x 40 34a von nsiö VilN die Rede, während es Num 9 i 5 a ß y p®n mit der Näherbestimmung m » n Vrm1? heißt. Nachdem in aot bereits p&än steht, würde in aß ein einfaches ins genügen. Muß man aus der Wiederholung schließen, daß es dem Verfasser gerade auf die Bezeichnung p®a ankommt? Aber weshalb ist dann xnstfl ^nK1? hinzugefügt? Oder ist m » n brm1? Zusatz von anderer H a n d ? Der Ausdruck xnsn Vns zur Bezeichnung des Heiligtums kommt bei P nur noch 17 22. 23 18 2 (sonst im Alten Testament nur noch I I Chr 24 e) vor. Neben dem bloßen VflK (wie in 17 a) und dem noch häufigeren TSIö VilN wird das Heiligtum innerhalb von P p®» genannt. Während sich in älteren Teilen von P mit Hilfe dieser drei Bezeichnungen Schichten voneinander abheben lassen, geht die Terminologie in jüngeren Abschnitten durcheinander (vgl. für Num 1—10 z. B. 3 5-11 3 25). p®ö findet sich durch m » n erweitert außer in der Glosse E x 38 21 bei P in Num 1 50. 53 (bis) und 10 11. Es ließ sich feststellen (oben S. 26f.), daß es sich bei m » n p®ö um eine sehr junge Bildung handelt. Das Gleiche gilt für m s n VilN. Während aus nsn» Vns die Zusage Jahwes na® THSJ von E x 29 43 herausgehört werden konnte, wird bei m » n VriN an das im Heiligtum aufbewahrte Zeugnis in der Lade gedacht. Die gleiche theologische Verengung erlaubt, ms?n VilX wie m » n als späte Bildung anzusehen. Der Anschluß mit ist auffällig. Die einzige vergleichbare Stelle bei P E x 39 40 Tina VilsV p®»n m a » spricht dafür, m s n Vns1? in Num 9 15 a als Umschreibung des expükativen Genetivs zu verstehen (so H. Holzinger, HSAT I, 215; B. Baentsch in der Übersetzung 495; W. H. Gispen 146). Dafür kann noch auf die ConstructusVerbindung nsJlö VflN p®» E x 40 2. 6. 29 verwiesen werden. Nach der in E x 26 zum Ausdruck gebrachten Vorstellung befindet sich das Zelt über dem Brettergerüst des p®a (vgl. auch E x 40 19 p®an _, 7» Vn«n), so daß man ebensogut das umgekehrte Genetivverhältnis erwarten könnte, weil nach dieser Vorstellung die Wolke in erster Linie das Zelt bedeckt. Deshalb wird in den Kommentaren (vgl. H . Holzinger 36; B. Baentsch 494; W. H. Gispen 146) die andere Möglichkeit erwogen, m s n VnsV als Apposition zum Objekt zu verstehen (so M. Noth in der Übersetzung 65). b ist in diesem Falle nach ganz

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spätem Sprachgebrauch als Einführung eines Akkusativs (GK § 117 n) aufgefaßt. Für welche Deutungsmöglichkeit man sich auch immer entscheidet, der Anschluß ist nicht glatt, so daß die Präposition b neben TN den Ausdruck m a n VON1? in 15 verdächtig macht. Hinzukommt, daß ja schon 15aa von ptfö die Rede ist. Wenn also msil Vnx Erklärung des Verfassers von v. 15 zu ptfö sein sollte, warum wird dann erst das zweite p&D i5aß durch i5ay erläutert und nicht das erste? Da i5ay zu spät kommt und schlecht an 15aß anschließt, ist es erlaubt, m a n bnN1? als Zusatz auszuscheiden. Daß die Wolke vom Abend bis zum Morgen wie ein Feuerschein wurde 15 b, wird auch Ex 40 38 berichtet, aber mit anderen Worten 13 ny1? rrnn BWl). Auf die Erinnerung an das erste Auftreten des Wolkenphänomens nach Errichtung der Wohnstatt und an ihre wechselnde Erscheinungsform 15 folgt die Feststellung, daß die Wolke dauernd zu sehen sein sollte v. 16. Wie die Imperfektformen in diesem 16 Abschnitt (außer HDD 15a und na® 23b insgesamt 20 Imperfekta und dazwischen ab v. 19 im Wechsel 5 Perfektum consecutivum-Formen) aufzufassen sind, ist nicht von vornherein klar. Man würde am ehesten erwarten — da der Aufbruch noch bevorsteht —, daß die Verba als Befehle zu verstehen sind. Aber dagegen spricht, daß keinerlei Einleitung einer Jahwerede zu finden ist. 9 i5ff. als Fortsetzung der oratio recta von 9 iob-14 anzusehen, ist nicht nur deshalb unmöglich, weil 9 15.16 dem Inhalt nach keine Jahwerede sein kann, sondern auch weil zwischen v. 14 und 15 ein sachlicher und formaler Einschnitt vorliegt, der bereits von den Masoreten mit einer Setuma gekennzeichnet wurde. H. Holzinger (36) rechnet deshalb auch in Num 9 i5ff. wieder mit einer nicht zu beweisenden Zerstückelung von Pg und glaubt, daß es sich ursprünglich um Instruktion handelte, die »aus ihrem Zusammenhang, vielleicht zufällig, versprengt und durch einen neuen Kopf v. 15 a, sowie durch Zusätze in eine Schilderung umgewandelt worden ist«. — Daß die Imperfekta des jetzt vorliegenden Textes von Num 9 15 ff. die Dauer und Wiederholung des Vorgangs in der Vergangenheit ausdrücken, also als Iterative der Vergangenheit zu verstehen sind, ist weitverbreitete Meinung der Kommentatoren und Übersetzer 46 . In diesem Falle sind die Verba praeterital zu übersetzen, und das ergibt klaren Berichtsstil. Dagegen spricht jedoch, daß im Verlaufe der P-Erzählung die Schilderung des Aufbruchs erst 10 11 beginnt, daß also, wenn 9 isff. als reine Erzählung verstanden wird, in ungewöhnlicher Weise den folgenden Abschnitten über die Wüstenwanderung vorgegriffen würde. —• Nimmt man die oben zitierte 46

Vgl. A. Knobel 39; A. Dillmann 47; H. L. Strack 394; B. Baentsch 495; G. B. Gray 86; H. Holzinger 36 und in HSAT I, 2151; E. L. Binns 551; P. Heinisch 431; M. Buber 501; K. F. Krämer 46; A. Noordtzij 104; H. Schneider 30; H. Cazelles 571; W. H. Gispen 146; M. Noth 671

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Beobachtung H. Holzingers auf, daß die Imperfekta wie Instruktionen aussehen, dann könnte man versucht sein, die Verbformen wie das Imperfekt in 9 2 als indirekte Anordnung aufzufassen. Der häufige Gebrauch der Formel mir (i8bis. 20bis. 23ter) könnte dafür sprechen, den ganzen Abschnitt gewissermaßen als oratio obliqua zu verstehen. Aber auch in diesem Falle vermißt man die Hinführung durch ein Verbum dicendi. — Es bleibt noch die Möglichkeit, die Imperfekta als Iterative im Bereiche der Zukunft zu verstehen (GK § 107i). Diese Deutung dürfte deshalb die zutreffende sein, weil so der ganze Abschnitt innerhalb des Verlaufes der P-Erzählung sinnvoll eingeordnet ist und weil gleichzeitig auf diese Weise die Nuance des Befehlsmäßigen der Verba am ehesten mit eingefangen scheint. Es wird einfach das Folgende, nämlich der Bericht über die Wüstenwanderung, vorweggenommen. 17 17 geht es um die Korrelation zwischen Wolkenbewegung und Aufbrechen der Israeliten. Es finden sich wieder (wie bei v. 15 und ie) Übereinstimmungen mit E x 40 34ff. Die Frage ist aber, ob die Parallelität der beiden Abschnitte E x 40 34ff. und Num 9 isff. so groß ist — wie es nach Meinung der Kommentatoren (vgl. z . B . G . B . G r a y 85; P. Heinisch 44; W. H. Gispen 145) den Anschein hat —, daß sich Schlüsse ziehen lassen, die zur Analyse von Num 9 15 ff. beitragen. Während B.Baentsch (494) das gegenseitige Verhältnis von E x 4036ff. und Num 9 i5ff. in der Schwebe läßt, findet sich bei M. Noth (68, vgl. auch Exodus 228) die Meinung, daß E x 40 34-38 sekundäre Vorwegnahme des Abschnittes über die Wolke Num 9 i5ff. sein könnte (ähnlich auch P. Heinisch 44 und schon A. Dillmann 47). Die Verbindung von 9 15.16 zu E x 40 34ff. besteht, wie oben festgestellt, nur der Sache nach, die Sprache dagegen weicht ab. In v. 17 entspricht 17 aa "'S Vi Vnxn Vs?» |3»n rVsn ungefähr E x 40 36aa: ptpün Vsjh p?n nVrsrui. Schon dieser Vergleich ist insofern aufschlußreich, als nur nicht auswechselbare Wendungen wie der Infinitiv (ni.) nVj?n oder die Präposition *7Vö gleich sind und natürlich das Stichwort p»n. Aber im übrigen unterscheidet sich die Sprache: Vitt* statt ptffc und "'S1? statt 3. Auch die Tatsache, daß 17ay VmüP m ISO"' identisch ist mit E x 40 36aß, besagt nicht viel, weil die Wendung von der Sache her erforderlich ist. Andererseits fehlt gerade das p _ , i n K 17aß in E x 40 36, und VD3 orrsott E x 40 36b hat Num 917 keine Parallele. Num9i7bläßt sich zwar mit E x 40 37 vergleichen, aber Num 9 17 b ist positiv, E x 40 37 dagegen negativ formuliert. Die Verbindungen von Num 915.16 und 17 zu E x 40 34ff. sind so lose und allgemein, daß mit gutem Recht nur auf gleiche zugrundeliegende Tradition der Vorstellung, nicht jedoch auf irgendeine Abhängigkeit literarischer Art geschlossen werden kann. Die Formulierung weicht gerade in den Wendungen ab, in denen die spezifische Sprache des jeweiligen Verfassers greifbar wird.

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15.16 sind als Hinführung zur Aussage von 17 zu verstehen. Nach der Schilderung des Wolkenphänomens wird in 17 der Zusammenhang zwischen der Bewegung der Wolke und dem Aufbrechen und Lagern der Israeliten herausgestellt. 15-17 bilden eine gedankliche Einheit. Gegen die literarische Einheitlichkeit spricht höchstens, daß 17 VrtN, 15 dagegen p&ö gebraucht ist. Aber dieser einzige Unterschied genügt selbstverständlich nicht zur Aufspaltung von 15-17; denn — wie oben bereits gesagt — läßt sich der promiscue Gebrauch der verschiedenen Bezeichnungen für das Heiligtum auch sonst in späten Schichten nachweisen. 15 und 16 können als Einleitung zu 17 aufgefaßt werden; ohne 17 jedoch hängt der Rückgriff auf die Ereignisse mit der Wolke beim Aufstellen der Wohnstatt in der Luft. Nun könnte man vermuten, daß 15.16 sekundär, mit dem Zwecke, zu 17 überzuleiten, verfaßt wurden, vgl. S. Lehmig (Erwägungen zur Zelttradition 116), der vermutet, daß v. 17 »ein ganz vereinzeltes Traditionsstück« sei, »das ursprünglich seinen Ort wohl im Zusammenhang mit dem Grundbestand von Ex 33 7-11 hatte«. Aber 17 ist ohne 15.16 als selbständiger Beginn unverständlich. Die Kopula, mit der der Satz beginnt, spricht nicht dafür, daß 17 ein für sich bestehender Anfang war. Vor allem setzt das )J»n rV»n voraus, daß gesagt war, daß sich die Wolke niederließ. Daß v. 17 aus Ex 33 7-11 herausgelöst sei, ist auch deshalb nicht anzunehmen, weil Ex 33 7ff. von der ]J5?n Titts? die Rede ist, in Num 9 17 dagegen nur von ]1SJ wie bei P immer, weil "TlöSi bei P reserviert ist zur Bezeichnung der Säulen der Wohnstatt und des Vorhofes (vgl. Num 3 36. 37 par. 4 31. 32). Das führt zu dem Schluß, daß 15-17 (mit Ausnahme von 15 ay) aus einem Guß sind. Der Wechsel von piPö zu Vns ist Anzeichen dafür, daß ein sehr später, zur P-Schule gehöriger Autor am Werke ist. Nach 18 a vollzieht sich Aufbruch und Lagern der Israeliten auf 18 Befehl Jahwes. In der Wolkenbewegung ist der Befehl Jahwes erkennbar. Wird durch 18a Vers 17 umgebogen, wie G. B. Gray (86; ähnlich auch L. E. Binns 56) mutmaßt, weil der Befehl Jahwes, demgemäß die Israeliten weitermarschierten oder gelagert blieben, nicht nur durch die Bewegung der Wolke zum Ausdruck gebracht worden sein konnte ? — Die Frage ist, wie man Hlir "'S"1?» zu verstehen hat. ,D_17y kann als Präposition die Bedeutung »gemäß« haben, vgl. bei P : Lev27s. 18 Num 26 56. Dabei ist nicht mehr an die wörtliche Bedeutung von "'S gedacht. In ähnlicher Weise ist nicht immer an einen Aussprach Jahwes zu denken, wenn mrr ,B~Vs? bei P auftaucht. Zwar muß Lev 2412 und Num 3 16. 39. 51 4 37. 41. 45. 49 die Phrase im speziellen Sinne verstanden werden, da der Befehl oder Bescheid Jahwes in direkter Rede angeführt wird, aber an den restlichen Stellen Num 13 3 33 2. 38 36 5 und im Zusammenhang mit dem Aufbruch der Israeüten wie Num 9 18. 20. 23 in Ex 17 1 und Num 10 13 ist die abgeschliffene Be-

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deutung »auf Befehl« anzunehmen. In diesem Sinne wird die Formel n w ,B~'?!7 auch Num 9 18 und entsprechend 9 20. 23 aufzufassen sein; denn wenn an einen mündlich ergehenden Befehl gedacht wäre, müßte dieser irgendwo zu finden sein. — Auch der erneute Wechsel von Vns (17) zu p®ö (18) ist nicht anders zu beurteilen als der von i5f. zu 17. Vers 18 gehört demnach von Anfang an zu 15-17 hinzu. 19 Nach v. 18 wird gerne ein Einschnitt gemacht (vgl. B. Baentsch 494f.; H. Holzinger 36; auch P. Heinisch 44) und zwar entweder mit der Begründung, daß mit v. 19 die Ausspinnung des Gedankens von v. 18 beginnt (so B. Baentsch und P. Heinisch) oder daß mit 19 ein anderer Gesichtspunkt aufgegriffen wird (so H. Holzinger). Es geht in v. 19 darum, daß die Wolke lange Zeit über der Wohnstatt verweilt. Der Nachsatz modifiziert den Gedanken insofern, als jetzt nicht mehr einfach gesagt wird, daß die Israeliten gelagert bleiben sollen, sondern fTliT maE>a~riN . . . Die Bedeutung der figura etymologica an dieser Stelle ist nicht ohne weiteres klar, maus m v kann »den (kultischen) Dienst versehen« meinen, wie 3 7(bis). 8. 28. 32. 38 826. Dann würde durch 19, wie H. Holzinger (36) meint, »die Frage, wie es mit dem Cultusbetrieb gehalten werden soll« dahingehend gelöst, daß die Ausübung des Kultes nur aufzunehmen ist, wenn die Wolke für längere Zeit haltmacht (vgl. auch M. Noth 66). Aber das Subjekt von nöWl sind die Israeliten und nicht die Priester und Leviten, die für das Funktionieren des Kultes verantwortlich sind. Deshalb ist zweifellos als Bedeutung für n u w 173© »die Anordnung befolgen« wie Lev 8 35 18 30 22 9 anzunehmen. Wenn 19b zu übersetzen ist »so werden die Israeliten die Anordnung Jahwes befolgen und nicht aufbrechen«, dann ist der ganze Vers 19 eine Zusammenfassung der in den beiden Versen 17 und 18 getrennten Gedanken, so daß man nicht gezwungen ist, v. 19 von 15-I8 abzutrennen. Vermutlich ist bei der Betonung, daß auch ein langer Aufenthalt der Wolke genau zu beachten ist, an deri nach Meinung der Priesterschrift fast ein j ährigen Aufenthalt am Sinai gedacht. 20-23a In 20ff. werden weitere Beispiele für die Wolkenbewegung beigebracht. Die Wolke kann »ein paar Tage« ISO» n,a''47 v. 20, eine Nacht lang 21a, einen Tag und die anschließende Nacht 21b oder zwei Tage, einen Monat oder noch mehr Tage48 v. 22 verweilen, immer gilt die 47

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Nach GK § 131 e und Köllig, Syntax § 333 hß, ist der Text in Ordnung. Der Vorschlag, cstr. 'W zu lesen, vereinfacht und ist orientiert an IBDÖ — Leute, die man zählen kann, wenig Leute Gen 34 30 Dtn 4 27 (33 6) Jer 44 28 Ps 10512 I Chr 16 19 und *lBp» Ez 1216. Man könnte das D als Dittographie erklären, so G. B. Gray 87; aber es ist auch möglich, "lBOD als Apposition zu verstehen. D W mit F. S. North, Four-month seasons of the Hebrew Bible, VT 11 (1961), 446—448, als »Jahreszeit« aufzufassen, ist deshalb kaum möglich, weil in der Regel im Alten Testament wie bei den Arabern nur zwei Jahreszeiten, Sommer = Trockenzeit und Winter = Regenzeit, unterschieden werden.

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Regelung, daß sich die Israeliten so lange lagern sollen, wie die Wolke verweilt. Diese kasuistische Ausspinnung über die verschiedene Dauer des Aufenthalts der Wolke stammt kaum vom Verfasser von 15-19. Die mit dem aramäischen 'jt d übereinstimmende Konstruktion mit "itMt BT 20. 21, zu der im Alten Testament nur noch Neh 5 2. 3. 4 zu vergleichen ist, weist auf eine sehr späte Sprachstufe hin, auf der der Verfasser von 20f. steht. 23a wiederholt wörtlich 20b. Die Verse 20ff. stehen also ganz unter dem Motto: W 7tt,T 1S-'?JJ1 WT m