Die Harfe: Bändchen 8 [Reprint 2018 ed.]
 9783111598642, 9783111223629

Table of contents :
Inhalt
I. Dionysius und Odalia. Erzählung von Benedicte Raubert
II. Einige Tage in Lissabon. Briefe an eine Freundin in Deutschland
III. Die Bildergallerie in Dresden
IV. Reinholde
V. Gedichte von Haug
VI. Noch einige Reliquien von Kästner
VII. Christiane Benedikte Raubert
VIII. Gedichte
IX. Denkmale

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D i e

Harfe.

Herausgegeben von

Friedrich Kind.

Achte- und letzte- Bändchen.

Leipzig »ei Georg Joachim Göschen zgig.

Inhalt. Seite

I. Dionysius und Odalia. Erzählung von Benedicte Naubert ir. Einige Tage in Lissabon. Von I. CH. A. Hasse III. Die Bildergalerie in Dresden. Von Dr. Carl Witte d. j. Die sixtinische Madonna von Raphael Die Verlobung der heil. Katharina von Andrea del Sarto Vier Heilige von Bagnacavallo Die heil. Jungfrau v. Benv. Garosalo Die heilige Magdalena von M. A. §raceschini Die Anbetung der Könige von Raphael oder Marco Ravenna Der Burgemeister von Holbein IV. Reinholde. Märchen v. L. Brachmann

i i8y

220 221 222

223 224 225 226 22^

Inhalt.

II

Gelte Gedickte von Hang. Gesetzgebung

-

2fr,

Nudiskar v.nb sein Arzt

-

Line und Rose

-

-

26y

£auiit

-

-

2*’ I

Rosamunde

-

-72

Freundschaft und Liebe

-

273

Auf dem Gottesacker

r

274

Grabschrifr Ludwig XVs.

-

274

Homer und Virgil

-

274

-

275

-

An Wieland

-

208

Als in einem Tempel berühmter Manner Schiller fehlte

-

275

Gesners Grab

-

-

2^5

Wieland

-

'

276 276

Unter Schillers kolossale Büste -

276

Gay's Grabschrist

-

277

Klage

-

277

Neue Grabschrift

-

Leander

277

Das 'Vogelnest im Rache» eines steinernen Delphins Wenn ich singe An Gvthe

-

-

278

-

7

278

-

278

In halt.

in C*lte

Matldissons Erinnerungen

-

An einen Säugling

279

-

279

=

-

279

Klage eines Unglücklichen

-

2so

An Elisen

-

s8i

-

281

Opferung

-

Er und ich über Glorwina

Als Klärchen die Oiolk der Semiramiv spielte

232

An Misander

-

-

282

Glossen

-

:

233

Politur

-

283

An Asot

-

-

283

Anmaßung

-

-

284

VI. Noch einige Reliquien von Kästner VII. Christiane Benedikte Naudert.

285

Skizze

von Moritz K.

299

VIII. Gedichte.

Selbstgespräch.

Von Fr. Kuhn

Der Missionar aufGrönland. vom Nordstern

313

Von Arthur 319

Die Waise. Von Klotilde

-

323

Ahnung.

-

327

-

329

Von Buri (f)

Der Empfang.

Von Rese

Die junge Drossel. Reimspiel.

Von Fr. Kind

Von V. P — v.

331 =

337

IV

Inhalt. ®tite

Die Todtenhocbzeit. Von Langbein Frau von Lrael. Von Göckingk IX. Denkmale. An Werthes Grabe. Von ipdug Ein klein Gespräch im Olymp. Von Rese Der Blumenasch. Von Karl Förster An Agnes, bei Zusendung eines Leuchters, einen Engel vorstellend, der das Licht halt. Von Th. Hell : An Therese von V. mit einem goldnen Lorberkranze. Von Fr. Kind Die Grazie. VonApel(l-) Don Herder in ein, der Gräfin Brüht gesandtes, Exemplar seiner „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit" geschrieben

340 342 343 347 34s

3p 3^2 353

35;

I.

Di onpsius und Odalia. Erzählung »Oll

$ e » e 6 i c t e Räubert, geb. Hebenstreit. (t 1» Leipzig bin 12. Iauuar 1819.)

Tie Harfe. VIII.

I

Der Mönch verließ das Haus de- Voigt- und eilte nach dem Kloster hinüber;

denn schon kam

der Mond wie ein bleich goldnes Wölkchen über den Kirchthurm herauf, und war nahe.

das

Vesperläuten

Noch hatte der Pater die Stufen des

kleinen Hofe- nicht erreicht, da war hinter ihm O dal La.

Er wandte sich nach ihr um; sie ge­

wahrte eine Thräne in seinem Auge. ich euch so bewegt! gen trübten sich.

Konnte die Versagung einer

solchen Kleinigkeit euch so verletzen? — sie, die Rose;

Wie seh'

rief sie, und auch ihre Au­ Hier ist

ich brach sie ja für euch; es ist die

erste — für wen hatt' ich sie sonst brechen sollen? Roch ist sie nicht ganz aufgeblüht; auch ihr wer­ det sie pflegen und nicht vernichten.

Der Mönch

nahm da- Geschenk und vcrbcirg e- in seinem Bu­ sen.

Er legte die Hand auf Stirn und Herz nach

der Sitte seines Ordens, und dankte so ohne Worte.

Ach!

dacht' er

bei sich

selbst,

die

Rose, um welche ich weine, wird niemand mir brechen! Und jetzt hatt' er die wenigen Schritte bis zur Klosterpsorte zurückgelegt.

Aber sollte er läuten?

Wenn ihm nun Jemand begegnete? — in diesem Zustand durfte ihn selbst der treue Pförtner nicht erblicken. Er wandte sich rechts, um durch den Kloster­ garten zu gehen;

der Schlüssel war ja in seinen

Handen, und ein Umweg mit solchen Gedanken war nicht verdrießlich.

Daß er die kleine Pforte

angelehnt fand, befremdete ihn nicht sehr.

Schlüs­

sel zu allen Ausgängen besaßen mehrere der Brü­ der, und dergleichen kleine Vergessenheiten waren nichts seltnes. Als er an die große Geisblattlaube kam, wo er so oft dachte, was ein Mönch md)t denken soll, —

und wo

er auch jetzt einige Minuten

ruhen wollte, da trat ihm ein freundlicher alter Mann in anständiger bürgerlicher Kleidung entge­ gen.

O mein Vater!

rief der Jüngling und

breitete die Arme nach ihm auS. endlich einmal?

Seh' ich euch

Ich war sehr oft hier, mein

Kind, aber Babo sagte mir immer, du seist in der Wohnung des KlostervoigtS.

Du habest dort

ein Kind zu unterrichten---------Ja, ein Kind von achtzehn Jahren, ladjette Dionysius.

Es

sei

eine Fremde,

^fuhr Jener

fort, mit ihrer Mutter aus dem fernen Orient gekommen,

und nach deren Tode der Vormund­

schaft des Klosters anheim gefallen. Ja, ich bin Mädchenschulmeister geworden,

versetzte der errathende Jüngling.

Sie sei —

sagt man — eine Christin, aber nicht so ganz; sie fühle ihre Mängel und habe nach deinem Un­ terricht verlangt. Babo hat euch viel gesagt, entgegnete der Mönch. Aber was machst du, Dionysius? — fiel der Alte ein; du zerpflückst eine Rose? — eine Seltenheit bei dieser frühen Jahreszeit! — Ja — nein — rief Dionysius — o mein Gott! ich weiß nicht, was ich sage — o was hab' ich gewacht! — sie pflegen, nicht vernichten wollt' ich sie.--------Der Jüngling war in einem Zustande, der ihn nöthigte, sich zu setzen. Der Alte sehte sich an seine Seite. Mein Sohn! begann er nach einem langen Stillschweigen — wie seh' ich dich so verhindert, so bleich? — Mit nassen Augen — in solcher Verwirrung — Darf ich deinen Gedanken Worte geben? O um aller Heiligen willen nicht — Ich würde hören, was Babo euch sagte. Laßt mich einige Fassung gewinnen, und dann von andern Dingen reden! — Ja, Vater, begann er, nach einer kurzen Entfernung zurückkebrend, ja, eS ist wahr — meine Leiden — meine Kämpfe — meine Anfech-

tungm sind groß.

Dieß war

der Alte, was ich besorgte.

es,

erwiederte

Als mich der Ver­

sucher verließ, gelobte er, sich desto ernstlicher an dich zu wenden. O Vater, sprach der Jüngling, hinweg mit dieser Träumerei; ich trage schwer genug an der Wirklichkeit. Der Alte sah traurig vor sich nieder und schwieg.

O, begann der Jüngling von neuem:

Daß ihr mich diesem Stande widmen mußtet! In eurem Stande war' ich glücklicher gewesen! Ich bin ein Weber — nächsten- hier Abt seyn



Du wirst vielleicht dieß setzt

deinen

Stuhl unter die Fürsten. Strebt' ich je nach hohen Dingen? — und Abt in diesem Kloster! wert h für mich? — Bischofs gelänge,

Wäre dieß wünschens­

Gesetzt auch,

daß es dem

so hoch mich zu heben;

aber

das wird eS nie! — sie hassen mich; sie wissen, käm' ich an das Regiment, so würde den jungem Brüdern Jagd und Spiel verkürzt,

so käme der

Eine der Väter um seine gefüllten Pokale, der Andre um den unrechtmaß.gen Gewinn, den er sich auf Unkosten

des Klosters erlaubt, um sich

vielleicht eine Jnful zu kaufen.

Und dieß ist-

nicht allein — mir liegt noch mehr auf dem Her­ zen; aber ich scheue mich es zu sagen. Und warum? — fragte der Alte.

Ihr würdet glauben, fuhr Jener fort, wenn ich meine Bedenklichkeiten zu sehr aus einander sehte, mir schwebe wirklich die Möglichkeit vor — ich, der Sohn eine- Bürgers — ich, einer der jüngsten im Kloster, könne einst auf jenem erha­ benen Posten stehen. Herzlich

gern erließ der Vater seinem Sohn

diesen stolzen Gedanken-, Emst Platz gegeben hatte.

dem er selbst nie

verstrickte sich jetzt das Gespräch in die nisse

der damaligen,

besonder-

gefährlichen Zeiten.

Egbert,

Thüringen,

hatte

geschworen,

von

die

Mainz

im

Aber tiefer und tiefer

Forderung

Verhält­

den Klistem so

der Markgraf von

an

dem

Bischoffe

seine Untertha­

nen, zu deren Durchsetzung er den Kaiser gegen ihn aufgehetzt hatte,

redlich

an seinen SchooS-

Sindem, den Pfaffen, zu vergelten.

Verschiedene

Klister hatten das schon erfahren, auch auf sächsi­ schem Grund und Boden; der Sachsen

denn Markgraf Dedo,

Herrscher, war mit Jenem Eins.

Da- Eatharinenkloster zu Leipzig lehnte und zin-te nach Mainz.

Was hatte dieses zu gewarten?

Hier zu retten, nysius,

hier zu schützen,

bedarf eS der

nicht der meinen.

rief Dio­

Hand eines Fürsten —

Und ich sage euch,

fuhr er fort und stand auf,

Vater —

und war ganz ein

anderer, alS vorhin der Jüngling mit der entblät­ terten Rose:

Wär' ich Abt und stund' ich diesem Egbert gegenüber, so würd' ich ihm keinen Fuß bcttt wei­ chen , so schwach ich auch bin!

Mein Eid und

meine Pflicht gehört dem Kloster, so schwer mich auch mein Gelübde orückt; so sehr ich seine aus­ gearteten Sohne hasse! Mit ihm würde ich stehen und zu Grunde gehen. —

Auch der Alte harte

sich jetzt erhoben, und stand fJimnenb seinem Sohn gegenüber.

Dieser aber fuhr fort:

Egbert hasse ich nicht, ob ich ihn gleich weder liebe, noch begreife.

Unleidlich ist mir eS, wenn

man ihn hier täglich mit Worten todt schlägt. Ich hasse meuchlerische Reden, wie meuchlerische Thaten. - War' er in meinen Händen, erwürbe sicherer seyn. Mittlerweile hatte die Klosterglocke zum zwei­ tenmal gelautet; gekommen,

der Mond war höher herauf

und zog schon merkllche Schatten.

Der Alte und sein Sohn gingen langsam der Gar­ tenpforte zu.

UnterwegeS kam der Vater wieder

auf das, was der Jüngling feine Traume nannte, und nie anders als mit Unwillen hörte.

Er

wandte sich ängstlich, um und siehe! da kam auS der Ferne vom Kloster her Babo, wahrscheinlich um ihm zu sagen, daß man ihn vermisse.

Vater,

sagte der Jüngling, indem er auf Jenen deutete, war'S möglich, daß ihr Viesern schlauen, ausfor­ schenden Buben, der euch nicht unbekannt zu seyn

scheint, ein Wort von euren Phantasien offenbart hättet i Und wär's unter dem Siegel der Beichte — vermehrt und umgewandelt — wurde er e6 zu unserm Schaden nutzen. Zeder Mensch, erwiederte der Alte mit eini­ ger Empfindlichkeit, hat denn immer ein Wesen um sich, dem er mehr traut, al6 er sollte — waS ist das z. B. für ein Thier, das an deiner Seite geht? Das ist mein treuer Bruno, Mönch, hund,

entgegnete der

indem er einen großen braunen Jagd­

der ihn fast nie verließ,

brauch' ihn wenig; ich die Jagd;

liebkosere.

Ich

denn nicht leidenschaftlich lieb'

aber ich kann ihn nicht von mir

treiben. Und wo gesellte er sich zuerst zu dir? frug der Alte mit ernster, fast drohender Miene — war'nicbt in jenem verrufenen Haine, der an euren Klostergarten gränzt? — Babo war jetzt nahe; unmöglich.

weiterer Wortwechsel

Vater und Sohn trennten sich nicht

ganz so zärtlich, wie die sich trennen sollten, welche scheiden auf ewig.

Doch wenn hat der Sterb­

liche den Augenblick erspäht des letzten Scheidens von dem nie wieder Gesehenen. Und ist es nicht zu läugnen — ergreift hier der alte Chronikenschreiber, unser Wabrmann, das Wort, daß von jenem Hain, welchen der Weber

den verrufenen nannte, gar wunderbare Sagen gingen. Er erstreckte sich von den Gränzen deKlostergartenS bei drei Meilen weit in die Länge, und in die Breite bis an die MartiSburg, und war, so fabelte man, bei unsern abgöttischen Vorfahren daS gemeinschaftliche Eigenthum beider Granzgötter, deS TodtengotteS oder Herme-, welchen die Leute von Leipzig, und de- Kriegsgottes, welchen Jene verehrten. Daß man ihn damals den Roßhain nannte, wovon auch noch in seiner jetzigen Benennung eine Spur vorhanden ist, soll daher entstanden seyn, daß zur nächtli­ chen Geisterjagd der verbrüderten Beide daselbst, Rosse und Hunde unterhalten wurden, welche keines Menschen Ruf gehorchten, die auch nie ein Mensch gebändigt hat. Aber zur Neu - und Voll­ mondszeit, unter dem Ruf geistiger Hörner, wur­ den sie rege zur wilden Jagd, und gar viel des gefällten Wildes fand sich am andem Morgen, eine reiche Beute der Umwohner. Als in der Folge St. BonifaciuS diesem Gespensterwerk und abgöttischem Wesen ein Ende machte, ist hier das Eatharinenkloster, in alten Schriften auch das Kloster am Hain genannt, erbauet, und der Bern­ hardiner-Regel unterworfen worden. Die Mönche aber lagen dem Waidwerk gar gern, und fast über die Gebühr ob, sagend, es sei dieß ein Theil ihrer Ordenspflicht zu Steuer de- armen Landmanns,

dem da- gehäufte Wild sonst Feld und ©ant ver­ heerte; durfte auch keiner des Ordens sich ganz dieser Pflicht entziehen, wollt' er nicht alS ein Verzagter und Zärtling verachtet seyn. Daß aber dem Dionysio einst im Götzenhaine ein Sonderliches zugestoßen, dieß war eine gemeine Klostersage. Er selbst war hievon nur so viel ein* geständig: AlS er sich eines Tages bei Verfolgung eines WildeS bis zu Anbruch der Nacht verfpätigt, sei er am Ende so irre geworden, daß er sich nicht weiter zurecht finden können, als bis zu der Gegend des Druidengrabes, habe auch immer und immer zu demselben zurückkehren müssen, bis er endlich, der Bethirung müde, den Mond erwar­ tend , sich zwischen die beiden uralten Eichen nie­ gesetzt, welche daS Grab nicht unlieblich beschat­ ten, und deren eine, zu den Füßen des Todten, von Menschenhänden gepflanzt, die andere zu sei­ nen Häupten von den Sprossen seine- Eichenkran­ zes empor gewachsen seyn soll. Und ist dieser Hü­ gel im besagten Walde noch gar kenntlich bis auf diesen Tag. Zu dem Mönche aber hat sich, laut seiner Aussage, so wie der Vollmond herauf ge­ kommen , aus dem Innern des Forstes ein unbe­ kannter Hund gesellt, durch dessen Leitung er end­ lich den Weg zu dem Kloster wieder gefunden; und ist dieß derselbe gewesen, der ihn nach der Zeit nie verlassen, auch auf keine- Menschen Ruf

gefolgt, als auf den semigen.

Ob nun aber dem

Mönche in jener Nacht wirklich nichts weiter be­ gegnet, lassen wir mit den Altvatern dahin gestellt seyn.

Im Kloster will man seit jener Zeit an

ihm noch mehr tiefen sinnenden (*mft bemerkt ha­ ben , als zuvor, und heißere Wissens - Begierde. Sein Sinn hat aber allewege gestanden nach ver­ botener Kunde, so dem

frommen Klostermanne

nicht ansteht, und nur hinderlich ist an der heili­ gen Meditation. Mag auch dieser, Macht,

viel

öjott weiß, durch wessen

Ahnung dessen voraus gewonnen

haben, waS erst spätern Jahrhunderten aufbehal­ ten ist.

Dionysius hielt seit jener Zeit noch ge­

nauern Umgang mit den gelehrten Paulinermön, chen vom Augustiner-Orden, welche schon damals, seit Kaiser Heinrich dem Andem, die Stadt mit Ringmauern

umgeben,

ein

sd)fn

Kloster und

Sternwarte hatten, an den dem Catharinenkloster entgegengesetzten Seiten

der Stadt.

aber hat er in jeder Stunde

Daheim

der Erbolung viel

gekünstelt an allerlei Werkzeugen, deren Nutzen kein Mensch begriff, wie er beim in seiner Zelle ein wundersam Räderwerk aufgestellt,

welchem

sich kein Mönch nahen dürfen, darob man ihn sehr gehant und verfolgt.

Haben ihn aber müssen

walten lassen, weil er allewege bei den Obern viel gegolten.

Wie nun die ältern und verständigem des Ordens ihn achteten imb schonten, weil sie, ihn nicht begreifend, ihn fürchteten und scheuten; so neideten und neckten ihn die andern, und zwar um keines mehr, als um die Jungfrau Odalia; denn es waren die Minchlein gar gute Urtheilet weiblicher Schönheit, und wenn die schone Mün­ del des Klosters, die in der Kost war bei dem Voigt, ihnen, obwohl selten einmal, von weitem erschien, so war es eben, als leuchtete ihnen tm Stern.

Es »aV aber die Jungfrau hoch und

hehr, als ein Engel Gottes, stolz, und doch reg­ sam und leicht in allen ihren Bewegungen; dabei scheu und schüchtern, wie die Rehe ihres Vaterlan­ des , deren große fchwermuthvolle Augen sie hatte. Wenn sie den dunkeln Blick unter dey langen sei­ denen Wimpern verschämt senkte, war es, alS sähe man die Hochgebenedeite vor dem Engel, der Verkündigung stehen;

und schlug sie die Augen

auf, so glaubte man in einen Himmel zu sehen» Ihr Ganzes aber war unbeschreibbar, daher wir uns des weitem enthalten.

Daß nun Dionysius

dieses Wunderbild täglich sehen durfte, ja sehen mußte, in Pflicht des Klosters, da- war ihnen ärgerlich.

Konnten

sie denn sein Glück durch

nichts hindern oder trüben, so geschah es durch den Vorwurf, er danke es, so wie des Bischofs-^ Gunst, nicht sich selbst, sondern seinem Hunde.

Es war aber dieß eines Theils nicht unrichtig; denn als dieses wilde Ungeheuer gleich des aridem Morgens, nachdem ihn fern Herr mit aus dem Walde gebracht,

von einem

der Brüder geneckt

ward, ist er entsprungen, hinüber zu dem Klostervoigt,

und

hat

sich, die Jungfrau im Garten

findend, zu ihren Füßen gelegt, wie der Drach zu den Füßen der Heiligen,

welche St. Georg be­

freite; hat diese Jungfrau auch niemand von dem unbefugten Einer.

Wachter trennen

können,

als

nur

Daß aber ein zartes Mägdlein vor der­

gleichen Riesenhunde wohl heftig erschrecken kön­ nen, und daß Odalia, als man den Dionysius endlich zu Hülfe gerufen, solchem herzlich gedankt, ist leicht zu ermessen.

Es ist aber der Hund von

der Stund an sehr oft hinüdergekommen, und hat geschienen, ihr so sehr anzuhangen, haßte.

als sie ihn

Da nun dieß auch seines Herrn Gegen­

wart gar oft nöthig gemacht, so hat sich nach und nach ergeben, daß sie seiner Hüls auch anderweit bedürfe;

denn mit ihm allein bat sie sich in der

lateinischen Sprache gnüglich verständigen können, da sie die unsre schwer redete und verband, auch hat sich gefunden, daß sie, in manchen Stücken des heiligen Glaubens

noch gar ung,lelrt, bes­

sern Unterrichts bedürfe, weshalb sie sich vom Klo­ ster den Pater DonyS, w«e er um beliebter Kurze willen oft genannt wnd,

zum Lehrer erbeten.

Mit dem Bischoff aber hatte eS beinahe ähn­ liche Bewandniß.

Denn atS derselbe,

ein Herr

von drei und achtzig Zähren, bei damaliger Da­ ran; zum Kloster eingeritten, und, vormalen wohl ein guter Jäger, den Hund gesehen und zu ihm Belieben

getragen, hat ihn Niemand

denselben

vorstellen sinnen, als sein Herr, der auch sogleich bereit gewesen, ihn dem Bischoffe zum Geschenk anzubieten, welches zwar der Herr ausgeschlagen, ihm aber Wohlgefallen.

Und den Jüngling näher

inS Auge fastend, hat er zu ihm gesagt: Wie istS, mein Sohn?

ist nicht euer Klostername Diony­

sius ? und habe ich nicht vor nunmehr fünfzehn Jahren euch als einen neunjährigen Knaben hier im Kloster aufgenommen? — Welches der Jüng, ling ehrerbietig bejahend, den Befehl erhalten, zw benannter Stunde zum Bischoffe zu kommen, und seiner weitem Befehle

gewärtig zu seyn.

Als

aber der Bischofs nun täglich Befehl für ihn hatte, wie denn jeder, der den DionyfiuS nicht mit be­ fangenem

Herzen sah, gewünscht,

ihn

oft zu

sehen, so ist daraus die Red' erwachsen von deS Bischl>ffS übergroßer Gunst, die sich leicht für ihn erstrecken könne

bis zu

Ertheilung der höchsten

Würden. Befanden sich aber im Kloster ihrer zwei, die, gegen den Jüngling um solcher Urfach den bitter/ sten Haß hegend, solchen bargen unter anscheinen-

i6

-------------

der Verachtung. Und waren solches der Pater Prior und der Pater Amtmann, oder Schaffner. Diese beide, fast immer ihres Standes halber um die Person deS DischoffS, hatten an jenem Abende, der den Anfang giebt dieser Blatter, am Abende, da sich der Vater letzte mit dem Sobne, bei dem hochwürdigen Herrn zu Nacht gespeißt, saßen auch nun, um ihm Raum zu lassen zu den heili­ gen Uebungen, bis zu Schlafenszeit in dessen Vorgemach, wie sie pflegten, bei gefüllten Be« chern, und sprach einer zum andern: Wie ists, daß er diesen Abend denDonys nicht gefordert? — Mag wohl seyn, entgegnete der Andere, daß er heute der hochfliegenden Unterhaltung de- seraphi­ schen Bruder Donys gar nicht bedarf. Seine hochwürdige Gnaden waren durch unser Tischgefprad) so herabgestimmt, daß. — mußt' es denn nun einmal in den Schlaf geplaudert seyn, heute der Ruf wohl eher seinen alten Mahrchenerzahler Babo treffen könnte — auch habe ich ihn schon bestellt — und siehe, da ist er! — Babo öffnete leise die Thür, und fragte noch leiser, ob der Bischofs seiner begehre? — Noch nicht, erwiederte der Andere, aber tretet ein und nehmt einstweilen einen Trunk — Doch was ist euch? Ihr seid außer euch? — Babo faßte den Becher und rief: er wolle den Tod trinken, wenn er dieß langer müßig mit

ansehe. Und waS? — sprach Jener — doch redet leiser — Wahrscheinlich ist der Bischoff über dem Gebete eingeschlafen, und dort seht ihr auch einen Entschlummernden! Der Prior, der die Kräfte des Weins zu fühlen anfing, ermunterte sich so weit, Babo zum Trinken zu nöthigen, und schloß die Augen von neuem. Ja, sprach Babo, und setzte den geleerten Becher hin, wenn dieser Mönch, dieser Elende, Abt wird, so stürze ich mich in den Klosterbrunnen, oder ich nehme eins von Heinrich Adelmeyers Schlaftranklein — Aber, so begreift euch doch, flüsterte der Amtmann, und sagt, was euch vor­ kommen ist? — Gar viel, und weiß ich nicht, wo ich anfangen soll, euch aUeS zu verkünden. Heute war der Bater aus dem Gebirge wieder da, und endlich hat er den Sohn getroffen. Er kam heute gar spät von der Odalia, und wär hiervon nichts zu sagen: denn wohl ein jeder von unS sein LiebeS hat — Aber, d^ß Bater und Sohn es einander gestehen, daß ihnen, der Krummstab erreichbar dünkt; daß der Sohn schon Pläne macht, wie eS dann mit dem Kloster werden soll; daß er gesteht, wie er Muth genug habe, auf diesen Fall selbst dem Markgrafen entgegen zu stehen, dem Markgrafen, den der Kaiser nicht gewachsen ist; daß er demohngeachtet einig sei mit dem Erb­ feind des Klosters, dem Egbert — daß er gesteht, Die £arfe, VIII.

2

daß, oft man jenen gleich hier im Kloster täglich todt schlage, er ihn friedlich ziehen lassen würde, wenn er in seine Hände käme — dieß ist da- Entsetzliche. — Zhr macht mich zu Stein, sprach der Amt­ mann — Er, einig mit Egbert, zu Schaden des Kloster- ! — Doch Hort! de- BischoffGlocke! Eins! Zwei! Es gilt heut euch, zweisylbiger Babo — macht eure Sache Hut; daS Andere, wenn ihr wiederkommt; eö ist erst zehn Uhr, ihr werdet uns noch hier finden. Ja, traun! murmelte Babo im Fortgehen, ich werde heute nicht zweisylbig, nicht einsylbig seyn. Will der Bischoff heut ein Mährlein, so soll er eins haben, daS, halb wahr, halb falsch, seinen Abgott auf einmal zerstören soll! Der Amtmann ging ihm nach, und führte ihn zum Decher zurück. Nein, flüsterteer, in dieser Bewegung dürft ihr nicht vor den Alten kommen; ihr würdet alle­ verderben ! Und die Verachtung, fuhr Babo fort, nach­ dem er noch einen Trunk gethan, die Verachtung, mit welcher er unser Einem begegnet — Meint ihr, daß er, als ich ihn inS Kloster zurückholte, mir ein Wort geginnt hat? da es doch eine wahre Freundschaft war, dich ich das unsinnige Geschwätz endlich störte.

Aber sagt mir nur, fragte der Amtmann, um dem Wüthenden durch Einschiebung anderer Ding« ein wenig Fassung zu geben — sagt mit nur, wie es euch möglich ist, ihn, den der fürchterliche «Hund immer und ewig bewacht, zu belauschen?— O wir verstehen un», lachte Babo, wir ver­ stehen un», ich und der Hund — wohl lieht er mich lauschen; aber komm' ich ihm nur nicht zu nahe, so schweigt er. Hier ertinte de» Bischoff» Ruf von neuem, und Babo trat «in. Er fand den Grei», den sein« Leute verlassen hatten, bereit» auf dem Lager. Ich bin heut einer leichten, lindernden Erzäh­ lung sehr bedürftig, mein Bado! Der Schlaf wird mich fliehen bi» an den Morgm, so ihr nicht etwa» ersinnt, die unruhigen Bilder au» meiner Seele zu verscheuchen. Babo meinte, indem er auf dem ihm ange­ wiesenen nitbem Schemel Platz nahm, in seinen Erzählungen sei von Erdichtung gar wenig di« Red«, sondern alle» die lauter« Wahrheit. So erzählt denn, «a» euch in den Sinn kommt; und nicht» von Engeln und Heiligen, auch nicht» von Königen, Fürsten und Päpsten, am liebsten etwas eu» der niedern Welt, die da» Borrecht der Ruhe hat, welche den höhem Stän­ den fehlt! Dieß sei denn doch nicht allemal der Fall,

erwiederte Dabo — wenigstens in der Geschichte nicht, die er nach kurzem Besinnen also anfing: Ties in den Gebirgen deS Thüringer Landesoll noch zu unsern Zeiten ein Mann gelebt haben, der manche- bezeugen könnte, was unsere hochge­ lahrten Zweifler verneinen. Er war ein armer, doch kunstreicher Wirker, der bei der tiefsinnigen Berechnung seiner Muster und Fäden sich immer tiefer verirrte in den Abgrund des Elend-, der ihn umgab. Er schnitt das eben gewebte Stück Arbeit vom Stuhle, tröstete Weib und Kinder, sich selbst getrost stellend, auf den Arbeitslohn, den er auder Stadt zurückbringen würde, sagte ihnen, wenn der reiche Nachbar, dem sein Häuslein verschuldet war, wiederkäme mit den gewöhnlichen Drohun­ gen, ihn durch Bitten und Flehen zur Geduld zu bewegen, — und — selbst Geduld zu haben. Er aber trat seinen sauern Weg an zu seinem Brodherrn, von welchem er wenig hoffte, weit er schon zu viel von ihm voraus genommen hatte, aber noch weit weniger erhielt; denn der Hartherzige ließ ihn nach angenommener Arbeit gehen, ohne ihm auch nur so viel zu zahlen, daß er sein Versprechen lösen und den Seinen etwas Nahrung mitnehmen konnte. Zn halber Verzweiflung trat der Weber seinen Rückweg an, und es wuchs seine Angst mit jedem Schritte, der ihn den trostlosen Seinen näher brachte.— Doch,

hochwürdiger Herr, unterbrach sich hier der Er­ zähler,

was ich

erzähle, ist euch eine traurige

Mähr, so ihr doch Erheiterung und Schlaf ver­ langt — Fahre nur fort, mein Babo, entgegnete der Greis, dem eine Mitleidsthräne über die ehrwür­ dige Wange floß.

Gott muß diesen Leuten hel­

fen; denn so hätt' ich gethan, ich— ein Mensch, hätten sie sich an mich gewandt. Ja, erwiederte Babo in des Bischoffs Sinn,

erbaulich einstimmend wenn nur

die rechte Thür zu finden wüßte;

der Mensch

aber so sucht er

eher Zuflucht bei dem Bösen, als bei Gott und guten Leuten. —

Der Weber aber hatte nun

den höchsten Gipfel des Tannengebirges erreicht, das

noch zwischen ihm und seiner Heimath lag.

Er stand, schwer athmend und mit Schweiß be­ deckt, auf der schwindelnden Höhe.

Dort zur

Rechten, tief unten, lag sein Häuslein, auS des­ sen Schornstein ein kleiner Rauch aufging, che- ihn in Verwunderung gesetzt

wel­

haben würde,

hätte er noch etwa- Besinnung übrig gehabt; denn auf diesem Heerde gar brannte.

selten ein Feuer

Er aber maß über sich die wolkenlose

Bläue eines Himmels, wie er sich am längsten Tage de- Jahres über uns wölbt, und in grauen­ voller Tiefe unter sich den langsam Strom.

gleitenden

Rundum war nur bange Oede; nur am

weit entlegenen Himmel-saume schien ein Fischer­ kahn zu schwimmen, und aus tiefer Ferne tinte eS ihm wie ein heiliges Schlummerlied: Nun ruhe du aus von des Lebens Beschwerden! Nun ruhe! du haft nun genugsam gekämpft!

Dieß tief in der Seele fühlend, halb willenlos, und halb empert gegen die oberste Macht, erhob er den einen Fuß; der andere gleitete nach — und er stürzte hinab, wo keine Rettung miglich schien. Ihm vergingen die Gedanken — lebte noch etwas in ihm, so war eS zagende Sehnsucht nach ewi­ gem Schlummer. Die Erfüllung derselben ward ihm nicht; diesem Leben sollte er erwachen.

zu

Als er sich villig

besann, sah und fühlte er sich im heißen Sonnen­ strahl, gleichwohl zitternd von Frost, auf dem Boden

eines

schmalen

Fischerkahns ausgestreckt

liegen. Daü war ein Sprung! — sagte ein alter Fischer, der ihm gegenüber auf dem Rande sei­ nes Nachens saß.

Ich sah

ruderte eilendS herbei. —

dich füllen, und

Dir bin ich also mein

Leben schuldig? — sagte der Unglückliche mit be­ bender Stimme: wie soll ich euch danken? Ich rettete dich nicht, erwiederte Jener, dieß ist so meine Sache nicht, am wenigsten am 3o, hannistage;

aber verfallen

und losen mußt

du dich;

bist du mir freilich, denn dich umfingen

unsichtbar mrine Netze.

Der Gerettete Hirte nur

halb, wa- der Fischer sagte;

wie hätte er de»

Doppelsinn seiner Rede verstehe» sollen?

Seine

Seele war bei Gott, ihm inbrünstig für da- ge­ rettete Leben ju danken, sintemalen solcher That die Reue nacheilt, und keiner ist, der sich nicht sollte gern gerettet sehen. Als nun der Weber sein» Kleider villig ge­ trocknet, auch sich selbst gnugsam erholt, um wei­ ter zu zehen, hat er sich nochmahlen dem Fischer dankbar erzeigt, welcher, die dargebotene Hand feindlich von sich abwehrend, also sprach: Dank hilft

mir nicht,

Bloßer

und eitles Versprechen

gnügt mir nicht; so schwöre mir nun nach deiner Weise, zu der Zeit, da ich ei fordern werde, mir das zu geben, was in deinem Hause ist — wadu aber noch nicht weißt. —

Ach Herr!

ent-

gegnete Jener, was könnte ich in meinem Hause haben, das euch für ein gerettetes Leben gnügte i — Das sind Ausflüchte, rief der Fischer, die ich bei deines Gleichen gar wohl kenne.

Schwöre du

nur, und dünkt dir das bereits Empfangene, das fteilich nicht viel ist, zu wenig, so nimm mein Grgengelübde, dir jede Bitte zu gewabran, die du hier, wo du mich immer finden kannst, an mich thun wirst, in der Maaße, daß du deines Eides quitt seyn sollst, wenn ich dir deS Gesuchten irgend eins versagt«.

Betäubt von dem kaum verschmerzten Sturz, und noch halb träumend, leistete der Weber den Eid,

den ihm der Fischer in furchtbaren rathsel-

hasten Worten vorsagte; darauf schieden sie. Gar langsam sehte der Gerettete den kurzen Weg nach der Heimatb fort, und erst am spaten Abende langte er daselbst an. Sein junges

Weib kam ihm heiter und in

sonntäglicher Kleidung entgegen.

Meister, sagte

sie freundlich, otz dir auch dein Weg mißlungen wäre, wie mich fast dein trauriges Ansehen glau­ ben macht, so betrübe dich nicht; denn Gott hat unS indessen Gutes gesendet. Sendete es Gott, versetzte er, wie kann et anders als gut seyn! — Sie

aber erzählte, wie sie,

nachdem er sie

verlassen, nach langem Weinen und Beten, sich endlich entschlossen, reichen

Nachher,

hinüber zu gehen zu dem

um, so

das

möglich,

durch

Vorstellung ihrer Noth, durch Weinen und Bit­ ten, seiner Mahnung zuvorzukommen. Aber, fuhr sie fort, ich fand nicht ihn, son­ dern

seine Hausfrau,

eine gar leutselige Alte,

die ich zuvor noch nie gesehen.

Diese hat mich

geheißen gutes Muths seyn, indem sie dafür haf­ ten tvoL't, daß uns der Schuldherr nimmer mah­ nen sollte, um die alte Schuld, so, daß das

Häuslein unser bleibe.

Auch fragte sie mich nach

meinem Gewerbe, hat mir auch all mein gesponnen Garn abgekauft und gut bezahlt; da ich von den hungernden Kleinen wie

heute Johannistag sei,

kauft oder verkauft,

da niemand etwa-

Fleisch und Brod gegeben,

nebst einer Flaschen WeinS. sagen:

mir auch, sagte, und

Dir aber läßt sie

solltest nun nicht verzagen,

ob auch der

Herr auS der Stadt dir keine Arbeit mehr geben sollte, so würde eS doch nie in deinem Hause an Bestellung fehlen, reit-

da

ist,

wie denn auch dergleichen be­

daß du morgen schon zu arbeiten

anfangen kannst. Der Weber konnte solch Glück kaum begrei­ fen, wußte auch, al-

noch halb

von Sinnen,

wenig darauf zu antworten, al- daß er nach den Kindern fragte, und ob auch diese gegessen. antwortete mit Ja,

Sie

und zeigte ihm die schlum­

mernden Kleinen: da er denn sie segnend geküßt, auch seinem Weibe mit Thränen um den Halgefallen, und sie einen Engel Gottes geheißen. Als sie nun aber bei dem Abendmahl saßen, und er, trotz des Wein-, der ihm doch ungewohnt war, immer noch still und traurig blieb, ist sie ihm näher gerückt und hat also begonnen:

Mein

geliebtes Herz!

Ich muß dir doch noch Ein- mel­

den, das dich,

des Trübsinns ungeachtet, voll­

kommen erfreuen könnte.

Ich habe dir's bisher

nur darum verschwiegen, weit ich befürchtete, bei unserm Elend würde dich dieses mehr erschrecken atS vergnügen;

jetzt bei unserm Wohlstände ist

dieß nun eine andere Sache.

Wisse also!

bald,

sehr bald, wirst du von neuem Vater werden, und wollte e$ doch Gott! Vater «ine- Sohne-, der dir dereinst in deinem Geschäft helfen könnte! — Da hat den Vater die Freude so Übermacht, daß er alle- Gute, was ihm heute außer diesem wiederfahren, für einen Traum gehalten, so wie auch das Böse.

Von dem letzten aber sagte er

seinem Weibe nicht-, um sie nicht zu erschrecken, welche- sie doch eine- Theil- errathen, da sie beim Auskleiden die noch nicht völlig getrockneten Kleider wahrgenommen.

Er hat ihr hievon nur so viel

gestanden: Er sei unterwegs ins Wasser gefallen, und ein Fischer habe ihn gerettet. Al- nun die wohl ängstlich herbei gewünschte Zeit herankam, und er wirklich Vater eine- schö­ nen Knaben wurde, da rüste die Wöchnerin den Weber an- Lager, und sprach mit ihm von der Taufe des Kinde-. nung,

Ich, sagte sie, bin der Mei­

daß wir keine anbmt Pathen zu unserm

Sohne wählen dürfen,

al- unsere Retter an

jenem seltsamen Johannistage, de- reichen Nach­ bars Frau und deinen hülfreichen Fischer.

Der

Meister ging dann am ersten hinüber zu dem Nachbar, welcher lachend, aber nicht unfreund-

lich, geantwortet:

Die, welche ihr meint, ist

nicht meine Hausfrau gewesen;

ich habe nie ein

Weib gehabt; sondern die Fremde, die damals eure Schulden bezahlte, habe ich nimmer wieder gesehen, weiß auch nicht, wo solche wohnt. — Der

Vater wunderte sich wohl sehr über dieser

Antwort, trat aber doch desto muthiger den Weg zum Fischer an, bei welchem er sich noch nicht wegen desjenigen erkundet,

was er ihm eidlich

versprechen müssen, und vor welchem er sich also gefürchtet.

Nahm aber mit sich Alle-,

wa- an

Gelde vorräthig war, um ihm da- zu vergnügen, wa- er allerdings an jenem Tage in seinem Hause gefunden, ohne zu wissen, wie reich er sei, und wa- also dem Fischer verfallen war. Er fand ihn auf der nämlichen Stelle sitzen, wo er ihn jene- Mal gesehen hatte; nur dünkte ihm sein Ansehn etwa- freundlicher al- damal-; doch hatte sich sein Gesicht wieder mit Zornwolken überzogen, al- ihm der Weber sein Geschäft vor. getragen. Schweig mir, schrie er mit gewaltiger Stimme, von dem bettelhaften Ueberfluß, mit dem sich deine Beschränktheit begnügt!

Du kinntest e- besser

haben durch mich, dafern du kein Thor wärest, und kenntest du mich, so könntest du wohl den­ ken , daß ich unter deinem dir unbewußten Eigen­ thum nicht solche Kleinigkeit verstanden! So bleib

mir auch fern mit dem abergläubischen Ceremo. nienwerk bei der Weihe meines Kindes,

die du

meinetwegen entrathen könntest! —

Denn wisse!

Mein — mein ist daS Kind! —

Wisse! Eben

dieses war jener dir unbekannte Schatz,

den du

mir zugeschworen hast, und den ich nicht lassen werde nun und in Ewigkeit! — Dem Vater kam Worten;

ein Grauen an ob diesen

der Fischer kehrte ihm zwar den Rücken,

rüste ihm aber doch noch nach, als jener sich ent­ fernte: So er etwas bedürfe zu seinem Feste, so solle

er nur heischen, auch nicht vergessen, viel

und

oft auf diese Stelle zu kommen:

denn er

zürne ihm nicht, ob ihn schon der Unmuth etwaübermocht. Der Weber ward sehr nachdenklich über dieses Ereigniß, hat aber an diesem Tage seinem Weibe nichts davon gesagt, als, wie er den Fischer nicht finden können; haben sich auch alsdann zu dem Kindlein andere Pathen gefunden, und man hat es Johanne- geheißen. Als aber der Meister seiner Frau nach einigen Monaten

den ganzen Vorgang eröffnet,

sehr traurig geworden;

ist sie

ihrem Manne nicht alles

gestehend, was sie von der Sache meinte, lebte sie an jedem Tage in höchster Furcht, daß ihr daKind

abgefordert,

werden möchte.

oder von der Seiten geraubt

Daher der Vater einstmals sich

entschlossen, wiederum zu dem Fischer zu gehen, und dafern sich die Sache nicht durch Darlegung aller seiner Habe abmachen ließ, mit ihm zu din­ gen um die Zeit, wenn er den Knaben in seine Pflege abholen wolle, und dieselbe so weit hinaus zu spielen, als irgend möglich. Er fand ihn bald, und hat sich zwischen bei­ den angesponnen ein weitläuftig Gespräch über die Sache, und sind am Ende eins worden, daß der Fischer den Knaben allererst im Lauf seines fünf und zwanzigsten ZahreS zu sich nehmen

sollte.

Worüber der Vater fast froh geworden;

doch sind

ihm noch geblieben der Zweifel viel,

weil

der

Fischer gar manche- Wort fallen lassen, da- ihm nicht behagt.

Hat deshalben gefragt, zu was er

dann den angenommenen Sohn anhalten wolle, ob etwa zu seinem Gewerbe? — Weise!

lachte der Fischer.

O

auf alle

Und soll er bei mir

lernen im goldenen Netze goldene Fische fangen, und darüber allen Tand vergessen, den du ihm etwa bi- dahin beigebracht hast. — Der Vater ward hierüber sehr traurig, und um den Fischer zu binden, daß er den Jüngling nicht abwenden möchte von Gottesfurcht und Tu­ gend , sprach er also zu ihm:

Eine Bitte müßt

ihr mir noch gewähren, und, wie ich euch einst geloben müssen, was ich nicht verstand, so müßt auch ihr mir geloben, was ich wünsche, in Wor-

ten, die ich euch verständlich vorsagen will.

Der

Fischer sprach: sage an! Da redete er, indem er in sich selbst gesam­ melt, begann: Ihr sollt mir schwören bei der furchtbaren Gegenwart dessen--------------Der Weber, der schon beim Beginnen dieser Worte ein leiseS Zittern der Erde unter sich ge­ fühlt, konnte nicht weiter sprechen, all di- hie. her: denn merkbarer bebte jetzt der Grund, und au- der Brust de- Fischer-, der hier fast erschreck­ lich anzusehen war, erhob sich ein leiseS Grollen, allmählich endend in da- fürchterliche Gebrüll eines Liwen, also daß der Weber fast entseelt zu Boden gesunken, und auS dem Gebrülle gingen hervor diese Worte, die er, wenn auch nicht mit dem gellenden Ohr, doch mit dem innern Sinn gar deutlich also vernahm:

Niedriger Sclav!

Meinst du den durch Eide zu binden,

der den

heiligen Eid, welchen jeder erschaffene Geist un­ ausgesprochen auf sich hat, an sich selbst brach, und sich zu endlosem Elend verdammte? ! Wohl erst nach langer Zeit hat der Erschrockne vermocht, sich empor zu richten, da er zwar den Fischer nicht mehr gesehen, aber auf der ganzen Gegend ruhte ein bläulicher Schwefeldampf, in welchem er nicht zu athmen, gleichwohl aber auch nicht zu fliehen vermocht, bi- er von weitem seine Hau-frau, mit dem zarten KnLblein im Arm,

erblickt, dl», ihn suchend, auch in diese Gegend gekommen; da hat er sich plötzlich erhoben, ist wie auf Flügeln ihr entgegen geeilt, und, sie nebst dem Kind» in seine Arme fassend, ist er mit ihnen geflohen, und hat nicht «her geruht, bis er des Hauses Schwelle erreicht, über welche er sie hineingezogen und die Thür hinter sich verriegelt, al- vor einem verfolgenden Feinde. Nach diesem Vorgang« sind beide nicht mehr zweifelhaft gewesen, wer der sei, dem e- gelungen, sie in seine Netze zu ziehen. Die Frau aber, gar ftomm und verständig, hat am Ende guten Muth gefaßt und zu ihrem Mann»gesagt: Dafern du ftst dabeibleibst, nie Etwa- von dem Argen anzunehmen, wa» er dir bieten möchte, so hoff« ich noch wohl, mit Gott mein Kind also zu erziehen, daß kein» feindlich« Macht an ihm Theil haben soll, welches ihr auch der Vater versprochen.

Es hat aber fast nie ge»

fehlet, daß, wenn er irgend im Geschäft« au-ge» gangen, ihm der Fischer gar freundlich begegnet, hat ihm Alle- ausgeredet, wa< ihm jene« Mal vorgekommen, ihn einen Schwärmer gescholten, der durch das unendlich« Gewirre seiner Fäden, das er Tag vor Tag unter Händen habe, noch endlich um Verstand und Sinnen kommen werde. Mag auch wohl oft seyn, daß wen» ihm der Bettüger also zugeredet und ihm große

Gaben

angeboten, sein Herz, etwa von häuslichen Sor­ gen geängstet, geschwankt, und er beinahe gefallen in die Stricke des BisewichtS, und dieses beson­ ders bat eine Mal. ES waren nämlich seine beiden ältesten Mägd­ lein einst gar schwer erkrankt;

da ist er in die

Stadt gegangen, um Arzenei zu holen. begegnete ihm der Fischer,

Siehe ? da

ihn freundlich

anre­

dend: Mein Freund und Gevatter! wie geschieht es, daß du späte Hülfe von dorther holest, die doch vergeblich seyn wird? haben!

kannst solche ja naher

Din ich doch selbst ein Arzt, kundig der

verborgensten Heilkräfte der Natur!

Nimm dieses

Kraut, und lege es unter der kranken Kindlein Hauptkiffen, so werden sie gesund! Sehr schwel war eS, hier zu siegen; doch hat er es überwunden, und feine Lieblinge sterben gese­ hen.

Der

Vater

fromme Mutter.

hat

sie

gerufen!

sprach die

Der Feind durfte sie nicht auf­

halten ; auch hätte er eS schwerlich vermocht. Der kleine Johannes, nun die einzige Freude seiner Aeltern, erreichte das neunte Jahr; er war ein Engel an Schönheit und Unschuld. sich

die Mutter

nahte Garten

der Versucher. in

Heilmittel Kranke

zu sterben,

und

Er suchte

seinem eigenen Hause und

war

Da legte

von Neuem den trostlosen auf;

Erquickungen zurück;

entschlossen zu sterben,

er ließ aber die

und

ihr

Ehefeeund wagte keinen Versuch, Gewissen gewesen wär'.

der wider sein

Kurz vor dem Hinscheiden

sagte sie zu ihm: Gewahre mir noch eine Wirte, du,

der mir nie eine abgeschlagen:

Wenn ich

meine Augen geschlossen habe, so ü;ß den Leichnam unter

den Händen

schon bereiten

der Nachbarinnen,

werden zum Begräbnisse,

die ihn bis btf

wieder kommst: denn du mußt nach meinem letzten Athemzuge augenblicklich

dieses Haus verlassen,

und mit dir nehmen unfern Johannes, schon gesegnet

habe,

und

ihn

den ich

bringen in das

Kloster auf dem flachen Lande, wo dermalen der Bischoff gegenwärtig ist wegen der Weihe das neu­ erbauten Hochaltars, sagen:

und so

sollst du zu ihm

Deine Hausfrau, Maria, die einst, als

er noch ein Pater gewesen, gar oft bei ihm gebeich­ tet, und stets nach seiner heiligen Leitung gelebt habe, lege hier ihren Johannes in seine Hände, mit Bitte,

ihn aufzunehmen

in den heiligen

Klosterstand und ihn zu bewahren vor den Ver­ sucher, der ihm nachstellt. — So wie Babo an diese Stelle seiner Erzählung gekommen, har ihn der Bischoff, der schon beim Anfang des letztemSatzes unruhig geworden, hastig unterbrochen.

Daher, die Namen: Maria und

Johannes wiederholend, wie auch all die Worte, die die Sterbende zuletzt gesagt, hat er dm Erzähler scharf befragt, oh es richtig sei mit den Namen,

£>te Harfe. VI1L

3

und ob btc Weberin wirklich also und also gesprochen? Da hat ihm der Mönch geantwortet: Reiata rd'ero. Und als er auf vielfältiges Forschen, ob er nicht wisse das Kloster, worein man den Knaben gebracht, auch nicht den Namen des Abts, und den Klosternamen, so er dem Kinde beigelegt, ist dieser, auf alles dieses Unwissenheit vorschützend, endlich wieder in das Gleis der Erzählung kommen, «nb har ungehindert Also beschlossen: Es hat aber der Weber bei'dem Bischoff und -den Mönchen, welche gar frommeund heilige Leute gewesen, gute Aufnahme gefunden, und ist zwar trauervoll, doch wegen der Sicherheit des Kindes getröstet, zurückgekehrt. Ob er nun dem Bischoff, wie ihm wohl gebühren wollen, von all der Sachen Verlauf völlige Kunde gegeben, ist mir nicht wissend. — Nein, das that er nicht! Ach Gott! das that er nicht! -fiel hwr der Bischoss ein. Ach, wollten die Heiligen, daß er es gethan hätte! gar leicht tw’ ihm alsdann zu rathen gewesen. Mein Äabo! bii hast mir, was das Letzte betrifft, nichts Unbekanntes gemeldet, und- wundert mich, daß nicht auch d-u von der Sache eckige. Kunde haben solltest! Worauf der Babo ohne Weheres 'fort­ gefahren : Der Weber hat nach seines frommen Weibes

Tode gelebt gar manches Jahr, nicht ohne Ver­ suchung des Bösen,

welcher gleichwol am Ghtb*

ihm seltner erschienen, als des vergeblichen Drän­ gens müde.

Mittlerweile ist der Alte gar oft im

Kloster gewesen,

hat

gesehen seines Söhnleins,

dank seines Sohnes leibliches Heranwachsen, auch die Ehre an ihm erlebt,

daß er empfangen die

heilige Weihe und die höheren Grade. aber

der Johannes gar ein

Wie nün

hochgeehrter Herr

geworden, und immer nach den höchsten Dingen gestrebt', ist er oftermalen traurig von ihm geschie­ den, weil ihm , dem schlichten einfältigen Manne, freilich besser behagt die Einfalt des Knaberi, M der kühne Muth des rüstigen Jünglings. —

Da

nun

nahte

der Anfang des

fünf und

zwanzigsten Jahres, ward der Vater sehr unru­ hig.

Hat ihn auch der Arge fast unablässig um­

schwebt in mancherlei Gestatten, und unaufhörlich versichert, wie er nicht lassen werde von dem, was ihm nun zukäme, und wie er sich an dem Vater schadlos halten werde, dafern es ihm fehlen solle mit dem Sohne.

Der Weber, sich endlich nicht

wehr zu retten wissend, bmennere ihm den nächsten Johannistag, wo

da er wieder bei ihm seyn wolle,

er bor vier und zwanzig Jähren zuerst ihn

gesehen; doch solle er bis dahin ihm Ruhe lassen zu so

wichtiger Sachen Ueberlegurrg.

Welchen

------------

36

Uebungen nun der Angefochtene diese Zeit gewid­ met, ist leicht zu erachten. Eines Tage-, als er auch in seinem Hause Lrauemd und betend saß, ging die Thür auf, und eS trat herein die Fremde, die sich vor der Geburt feines Sohnes ihm und seiner Hausfrau so hülfreich erwiesen.

Sie sah aber aus nicht um ein

Haar anders, als sie ihm damals Maria beschrie­ ben, hat also sie, ob er sie schon zuvor nie gesehen,

so

gleich gekannt. Seid Ihr ein Engel? Seid Ihr eine Heilige?

rief er aus,

und trat ihr hocherfreut entgegen,

L»d holte ich, Ihr erscheint mir, wie jeneSmal, mit Hülfe nahe am Abgrunde der Verzweiflung.— Der Enget der Rettung, erwiederte die Fremde, bei ihm sich niederlassend, steht ja allemal neben dem bösen Geiste der Verzweiflung, so, daß der, der den Letzten wählt, dicht hinter der That über eigene Blindheit erstaunen muß.

Ich bm aber dennoch

weder ein Engel, noch eine Heilige, sondern ein schwach sterblich Weib,

das

jedoch von deinem

Kummer weiß, und jetzt zu dir kommt, dir guten Rath zu geben, wenn du ihn nur annehmen willst. WaS du auf den nächsten Johannistag vorhast, weiß ich; und da du's nun einmal zugesagt, so mag es baun seyn; du mußt dich stellen; auch Laufst du

dabei kerne Gefahr,

auch

nicht

die

kleinste, so du nur Muth fassest und genau befolgst

da-, wa- ich dir sagen werde.

Doch ehe ich rede,

bekenne du mir, ob du je Etwas von dem Feinde gefordert oder angenommen? Gefordert,

entgegnete der Weber,

habe ich

von ihm einen heiligen Eid zur Sicherheit meineKknde-, welchen er mir aber nicht leisten sinnen oder wollen, schon vor den ersten Worten erschrekkend.

Angenommen habe ich von ihm nicht das

Kleinste,

vbschon er mir gar Manches geboten-

ich auch manchmal oft nicht ohne schweren innern Kampf auSgeschlagen, darnach stch mein Sinn, sich zum Bisen neigend, oft wohl heiß und innig gesehnt. Du hast gestegt, erwiederte die Fremde, und du wirst auch diesmal siegen. Als nun der Weber gar fest in den Sinw gefaßt Alle-,

wa- ihm die Frau vorgeschrieben,

ist sie von ihm geschieden. benannter Tag gekommen,

Er aber hat sich, alnicht ohne Grauen,

aufgemacht nach dem Orte, wo er den Fischer, wie gewihnlich seiner harrend, fand.

Und siehe!

da der Geängstete die Stelle betrat, ist eben die Sonne heraufgekommen in all ihrer Herrlichkeit, und ein allmächtig Gefühl der Gegenwart Gottehat ihn überströmt, so daß er sich kaum entbrechen können, niederzufallen und anzubeten; Ui ihm auch im Herzen gewiß worden, daß jenesmal, als er sich verzweifelnd hinabgestürzt,

ihn nicht der Feind,

sondern jene Hand gerettet

habe,

die uns nie

sinken laßt. Zum Fischer ahn sprach er: Ich habe beute zuförderst eine Bitte an dich,

so du mir nicht

abschlagen darfst, wie jenesmal den Eid; denn sie ist gar klein.

Es könnte bt: erste — denn ihrer

sind zwei — mir wohl ein Kind leisten, wenn ich dich

vorübergehen

wollte!

Erhebe

dich

also,

und nahe dich mir, wo ich hier auf dem Steine mich niederlasse,

und ziehe aus diesen krausen,

allgemach ergrauenden Locken ein einzelne- Haar aus! Zu was Ende, sollst du hernach erfahren. Dieses hörend, verstellte der Flscher seine Ge­ berde, und prallte zurück, al- vor einem Donnerschlage,

sagend:

Niedriger ©ciao!

vergißt du

dessen, der euch glückliche Elende in solcher Huth har, daß keines eurer Haare ohne seinen Willen auf die Erde fallen darf? — Bittre Elender! Denn wollte ich mich dir nahen, wie du mich auf­ forderst, so müßtest du in Asche zerstäuben, oder Er, den ich nicht nennen darf, würde mich hin­ überschleudern

in den unendlichen Raum,

daß

meine Statte nirgend funden würde. So du denn dirs nicht vermagst, fuhr Jener ruhig fort, so will ich dir zu Hülfe kommen, und zur zweiten Bitte schreiten. zusammengelaufene Haar,

Nimm dieses kraus das ich mir nun selbst

ausgezogen habe, weil du nicht einmal in dieser

Kleinigkeit meiner mächtig bist; nimm und trage es in die nächste Schmiede, mir eS gerade schmie­ den zu lassen, daß es nie sich wieder krümme! Verworfener! brüllte hier der Arge, sich ganz vergessend und ihm gegenüberstehend in schrecklicher Gestalt. Verstehst du auch dieser Worte tiefen Sinn, die dich irgend ein Mönch oder ein Geist der Tiefe gelehrt haben muß? Vermöchte ich, was du forderst, so würde dieses Haar zur demantnen Kette werden, mit welcher mich der Unnennbare schmieden könnte an irgend einen Planeten, mich mit ihm zu drehen in endlosen Kreisen. Da du denn also, fuhr hier der Weber mit gelassener Stimme fort, mir bereits die zweite Bitte nicht erfüllen können, wie unser Vertrag doch nicht ander- lautet, so sind wir quitt, mit; du damals sagtest. Weiche, weiche von mir, du gefallener Geist! und beunruhige nicht weiter, was unter dem Schutze de- Höchsten sicher ist. — Ja! schrie der Feind mit donnernder Stimme; weichen will ich; doch nicht eher, bi- ich dich mit mir in den Abgrund genommen, und umerwegdie Erde in Asche verwandelt, das Meer in Dampfwolken aufgelöst habe. Dehnte sich auch bei diesen Worten riesenhaft empor, daß seine Stirn die Wolken zu berühren schien. Aber anstatt dann ihm, dem Schaudernden, irgend ein Leid zu thun, oder das Meer und die Erde zu schlagen, zerfloß

* allgemach in einen dünnen Nebel, der sich am fernen Horizont verlor,

wo Gewitter sich auf-

thürmten. Der Weber aber kehrte heim, Gott dankend für den erhaltenen Sieg.

Dann ging er mit dem

Vorgefühl der Seligkeit zur Ruhe, wo himmlische Träume ihn umschwebten. Morgen

Aber weit gegen den

stieg vor ihm auf ein ander Gesicht:

Eö stand an seinem Bette der alte Fischer, gar höhnisch lächelnd, Worten: Ja!

und ihn anredend mit diesen

ich habe dich nun verlassen, und

werde mich dir nie wieder nahen, als etwa im Traume; aber mit desto heißerer Anfechtung will ich mich nun bemächtigen deines Sohnes,

und

ich denke, mein Werk soll mir besser glücken bei dem Jünglinge, als bei dir! Hier schwieg der Mönch,

und der Dischoff

fragte, ob seine Erzählung nun geendet sei? Er sprach ja! und wollte sich entfernen. — Aber wie? fragte der Dischoff, waS ist auS dem Jüngling worden? — Der Vater, fuhr Jener fort, mag ihm wobl nunmehr Kunde gegeben haben von seinem bedenk­ lichen Zustände, hat aber wenig Glauben funden, wie denn beitet hochgelehrte Herren heut zu Tage wenig wissen wollen von den Wundern der Geister­ welt. Daß der junge Mönch von jener Zeit an qar

viel gelitten haben mag von geistlichen Anfech­ tungen, hat sein Beichtiger aus seinem eigenen Munde vernommen; ob er aber allemal obgesiegt, wie sein Vater, ist schwer zu glauben: denn er noch bis auf den heutigen Tag bei sich haben soll zum beständigen Begleiter einen spiritum fami­ liärem in sichtbarer, nicht unverdächtiger Gestalt. Da schwieg der Bischoff, und sehr traurig werdend, sprach er dann zu dem Mänch: Du haft wohl und fast erbaulich erzählt, mein Bado! mehr alS ich dir jemals zugetrauet. Verlaß mich jetzt, und melde dem Kloster, daß ich morgen den ganzen Tag ganz allein bleiben will unter Fasten und Beten: denn mich heute Zweierlei gar zu hart getroffen, welche- ich Gott und seinen Heili­ gen vortragen, dann aber des nächsten TageUntersuchungen beginnen will dessen, was sich erforschen läßt. Da nun Babo zurückkam in deS DischoffS Borgemach, schlug die Thurmuhr Mitternacht. Er fand aber noch die beiden andern, wie er sie verlassen; der Amtmann hatt' eine große Tafel vor sich, so er allweg bei sich führte, um in jedem Augenblicke der Muße Zinsen und Renten zu berechnen, dessen er nie müde wurde. Den Prior aber fand er schlafend. Der Amtmann aber deutete schweigend auf den Schlummernden, und Babo, ihn verstehend,

flüsterte: Dies wird einen guten Abt geben, einen bessern, als den Dionysius, den ich heute weidlich bei dem Bischoff angegossen.

Ich Ifooffe, sagte der

Prior, Ihr habt nicht über die Schnur gehauen: denn wie jener Schläfer, wenn er nicht schlaft, und ihn die Kräfte des Weins gesprächig machen, mehr redet,

als er

soll,

und dabei oft eigner

Worte Wirkung mhinbert; so auch Ihr, wenn der Zorn aus Euch spricht. Ich habe, erwiederte Dabo,

des Dionysius

Sache so leise berührt, daß er selbst nicht wissen würde, ob er gelobt oder getadelt sei. irgend

Hat aber

der Prior heute beim Nachtessen etwas

Unstatthaftes gegen den Bischoff geplaudert —, wie ich fast

aus einigen seiner Worte schließen

mochte? Gar viel und mancherlei, erwiederte der Amt­ mann, bat der Schwäher geredet, das eben nicht für den Blschoff taufte. noch,

daß er mir half,

Das Vernünftigste war dem alten Herrn vor

Marggraf Egbert bange zu machen, von welchem a.lcrdingS dem Kloster gar viel bedroht.

Vielleicht

daß, wenn der Blschoff ja noch nach Eurer Er­ zählung den Dionv,.us zum Abt bestimmen könnte, es ihm doch wenigstens einleuchten wird, daß hier kein Weberssohn,

kein schwindelnder

Träumer,

uns schützen wird. — Aber horch! Zst dies nicht dieKtosierglocke? Wer begehrt so spät noch Einlaß

in dieser Sturmnacht? Ist denn hier kein Kloster­ voigt, daß man unsere heilige Ruhe stört? — Hier ermunterte sich auch der Prior von dem wiederholten Läuten. um selbst

Babo aber eilte hinaus,

bei dem Pförtner

nachzufragen und

dann Nachricht zu bringen. — Seine Wiederkunft verzögerte sich.

Der ungeduldige Amtmann eilte

selbst hinunter; aber der gähnende Prior nahm die Kerze und den Lecher, und ging zur Ruhe. Babo stand bald darauf mir der Nachricht vor de- Priors Bette, man habe dem Fremden dje Aufnahme nicht versagen können.

Er sei, so viel

sich unter der zehnfachen Regenhülle wahrnehmen lasse, ein ansehnlicher, junger und schöner Mann, von fast vornehmen Ansehen, daher ihn auch der P. Amtmann in die schönen Gastzimmer geführt, welche die Aussicht in die Gatten nach dem Walde zu haben.

Ihn, den Prior aber,- lasse der Amt­

mann bitten, da er, wie bekannt, morgen mit dem frühesten Tage fortreise in Klostergeschäften, der Fremde aber gebeten habe,

einen Tag oder

langer hier zu bleiben, diesem, dafern er wünsche, im Kloster herumgeführt zu werden r doch ja nicht alles zu zeigen, was nicht Jedermann sehen dürfe, maßen der Zeit nicht Allen zu trauen sei. — Der Prior,

welcher auf Babos Erzählung

ganz munter ward, lachte und sprach: Wie ist doch jener Ucberkluge so irre!

Der Beschreibung

nach, glaube ich den Fremden wohl zu kennen, dem ich freilich nicht- verhehlen werde, was irgend sehenswürdig ist! — fragte auch den Babo, ob er die heilige Tonsur wahrgenommen auf seinem Haupte, welches Babo nicht beantworten konnte, da der Fremde keine der Hüllen von sich gethan. Als der Prior allein war, da fand sich's, daß der Schlaf für diese Nacht gänzlich von ihm ge­ wichen war.

Denn

ihn umschattete ein schöner

wachender Traum: wie nämlich der heilige Vater, den er noch von Alters her kannte, und mit ihm in heimlichem Briefwechsel stand, Wort erfüllt

haben

würde,

nun endlich sein einst Einen seiner

Nepoten zu senden, und daS Kloster in Augen­ schein zu nehmen, auch mündlich mit dem Prior dies und jenes zu verhandeln, welche- sich Briefen nicht anvertrauen ließ, woraus, wie der beglückte Träumer wähnte, ihm selbst, wo nicht Erlangung deS Krumstades, doch viel andere- Gute erwachsen könne.

Auch dankte er seinem Heiligen, daß dieser

Besuch sich gerade an einem Tage einfand, da sich der Bischoff wegen geistlicher Uebungen von jedem weltlichen

Geschäft ausgeschlossen hatte,

dessen

Gegenwart ihm sonst hinderlich gewesen seyn würde. Während dieser die Stunden durchwachte bi-ur Zeit der Frühmelten, flöhe noch einen Andern der Schlaf.

Dionysius, der so manche Nacht tra

ewigen Kriege mit seinem

eigenen Selbst durch-

kämpfte, riß sich am Ende von seinem Lager auf/ und warf sich nieder vor dem kleinen Altar in seiner Zelle. Ein düstre- Lämpchen brannte vor dem heiligen Kreuze, das über demselben schwebte, und welche- er statt aller Heiligenbilder zum Symbol seine- Glaubens und seiner Andacht gewählt hatte. O du! rief der fromme Jüngling mit schwim­ menden Augen, du, dessen Blick in die Dunkel­ heit meiner Zelle, so wie in die Nacht weineHerzen- dringt; du, der du allen Erdbewohnern den Kelch der Ehre, de- Wissen- und der Liebe vollgeschenkt darreichst, daß ein Jeder wählen und zur Buüge sich laben mige; warum muß nur mir die- allgemeine Labsal mit Dornen bekränzt sey»! Al- er diese Worte tief im Herzen gesprochen, versank er in trübe- Sinnen. Ihm schwebte vor sein beschrankte- Forschen in hen Tiefen der Natur, beschränkt nicht allein durch die Dämmerung des Jahrhundert-, in welchem er lebte, sondern auch durch Klosterpflicht; ihm schwebte vor diey-ohlzuerlangeuhe Abtstelle, die seinem ju-endlichm Muth, er mochte sqgen, was er wollte, doch nicht mißfiel/ und ach! ihm schwebte vor Allen vor Odalia. Daß ihn mehr an sie fesselte, als Wohlgefallen de- Lehrers an der Schülerin, ward ihm allgemach klar. Und wie vertrug sich da- mit her heiligen Klosterpflicht! — Fliehen, fliehen mußte er den

Umgang mit ihr,- das hatte er oft gedacht; aber nie es deutlicher empfunden-, als heute, da er zu merken begann, wie lieb auch er ihr sei ! — Ent­ ferne,

rief er,

vom Boden sich emporhebend,

entferne, o du, der die Schwachheit dieses Her­ zens kennt, entferne die Macht, die es bedroht! Laß irgend ein Etwas sich aba ehrend stellen zwischen mich und die, die ich vergessen muß! Du weißt, daß ich selbst dies herbeizubringen, immer wieder zu dem Verbotenen zurückkehrend, nicht fähig bin!

Damit kein kühner Wunsch das heilige Gebet entweihe,

riß er sich jeßt empor.

Mit unru­

higen Schritten die kleine Zelle messend , und sich immer tiefer und

tiefer in Gedanken verirrend,

gewahrte er Brunos, der ihm gegenüber saß, imb, wie ibm dünkte, mit menschlich höhnenden Blicken sein Thun und Treiben bemerkte.

Ein Gedanke

an das, was der Vater heute im Mrten sprach, flog

ihm

durch die Seele;

die ganze Fülle der

Träume des guten Alten folgte diesem Führer. Die Nacht,

bii

das Ihrige hinzu.

mnbin

der Phantasie,

that

Im halben Wahnsinn sank er

am Ende auf sein Lager,

wo

ibn ein kurzer

Schlummer erquickte-, bis das Glöcklern ms Chor rief, wo fand,

H

den ganzen Convent schon versammelt

und viel horte,

aber wenig vernahm, so

von dem diese Nacht angekommenen Fremden, als

von dem, was sich, aus des Priors Gehirn, ihn betreffend, allen Brüdern mitgetheilt hatte. Der Befehl des Priors gab heute den ganzen Bormittag über, dem Bruder Dionysius auswär­ tige Geschäfte.

Bei der, diesmal fürstlich ange­

richteten Tafel, wo die ganze Brüderschaft Dem hochgeehrten Fremden vorgestellt wurde, ward viel gesprochen von den Wundern des Klosters, die er heute gesehen.

Ader Dionysius, der ihn

nicht kannte und mit seinen Gedanken ganz am andern Orte war, beobachtete wenig, und ging nach der Mahlzeit wieder an andere Geschäfte, bis endlich die Stunde des spaten Nachmittags schlug, die heißersehnte,

die ihn Odalien näherbrachte.

Er fand die Jungfrau wie Garten, fand sie

gewöhnlich im

weinend — Bruno, den sie

sonst nie so-nahe um sich duldete, zu ihren Füßen — und neben sich den Kelch einer entblätterten Mose. Schüchtern,

wie

allemal, nahte

der

Mönch;

immer war hier für ihn die Schwelle eines Heilig­ tums. Ldalie, statt,

wie gewöhnlich,

ihn zu be­

grüßen, sah ein wenig auf, und reichte ihm die ttducigen Ueberbleibsel der gestern geschenkten Rose. Sie pfiegew, nicht sie vernichten solltest du! sprach sis, mit von, SchluchM unterbrochner Stimme. Dionysius fuhr zurück, starr vor Entsetzen. Und da. du also diese Kleinigkeit, fuhr sie fort,

nicht zu bewahren wußtest, wer wollte dir düs -Heilige anvertrauen? Gott und all' ihr Heiligen! rief der Mönch; wer ist mein Verräther? — Verräther? entgeg­ nen sie mit fast höhnischem Blick, wenn dieser Entstellung ihr himmlisches Gesicht fähig gewesen wär'. Verräther? mußtest du einen fürchten? So konntest du auch denken, daß die Engel, welche die arglose Unschuld bewachen, selbst die unver­ nünftigen Thiere lehrenckvürden, sie zu warnen! Wie? schrie Dionysius, und erhob die Hand gegen Bruno, der zu seinen Füßen kroch, wie? du der Schöpfer dieses entsetzlichen Augenblicks? Ja, Pater! fuhr Odalie, sich ein wenig ermannend, fort; ja, durch ihn erfuhr ich, wie unwerth ich Euch bin. Vor wenig Minuten jagte et, wie gewöhnlich, den Gang herauf, ein Ver­ kündiger Eurer Ankunft; fröhlich tobte er hin und her, und legte am Ende dieses, dieses Zeichen Eurer Verachtung zu meinen Füßen nieder. — Ich hoffe, Ihr werdet nicht so thörigt seyn, an einem vernunstlosen Thiere zu rächen, was die Schickung durch seine Hülfe bewirkte. Stoch immer stand der Jüngling, mit dem hohen Errathen der Schuld, sprachlos ihr gegen­ über. Er wollte sich entschuldigen, wollte beh ganzen Vorgang erzählen: aber welch eine Auf­ gabe! Die Verwirrung, in welcher er gestein ihr

Geschenk vernichtete,

hätte zu laut von seinem

Innern gesprochen; dies konnte, durfte nicht seyn. Auch Odalia schwieg. gewabrte sie,

Mir ist, sagte sie, al-

wie blos sie sich selbst durch ihre

Empfindlichkeit gegeben hatte, — mir ist das Ein­ zige klar: Wir dürfen uns nicht mehr sehen. Ja!

rief der Jüngling, ja! fliehen, fliehen

auf ewig muß ich Euch! Und so sei denn die- mein letzte- Lebewohl! sprach Odalia, ihm die Hand bietend.

Er aber,

sich nicht erkühnend, sie zu ergreifen, (niete nie­ der,

um ein Gelübde auszusprechen,

Herz widersprach. —

dem sein

Thränen verhinderten es;

Odalia entfernte sich, ehe er beginnen konnte. Der Mönch verlies den Garten des KlostervoiqtS in halber Verzweiflung.

Durch sein ganzes

Wesen tonte es wieder: Verbannt' verbanntauf ewig von der, die meine- Leben- Seele ist! Ein Glück war e- für ihn, daß man ihn nicht sobald im Kloster zurückerwartete.

Diese Stunden, diese

noch gestem so selig mit Odalien verbrachten Stun­ den, waren nun sein, waren sein, auch für alle künftige Tage; denn er war ja von ihr verbannt« Die Oede der Zeit, die ihm sonst die Bitterkeiten jede- Tage- versüßt hatte, vor ihm. Versucher,

lag wie unermeßlich

Er wußte es gewiß, konnte ihn der unter dessen Macht er sich zuwellen

wirklich fühlte oder glaubte, konnte er ihn in irgend Die Harfe. VIII.

4

einem feindlichen Augenblicke fassen, in

solchen,

wie ihm nun täglich

so war es

bevorstanden.

Schon jetzt fühlte er seine beginnende Gewalt, und stürzte sich hinaus in Feld und Wald, ob viel. leicht die Umgebung von Gottes lebender Schöp­ fung ihm Linderung

bringe.

sein frommer Sinn,

und,

Endlich

überwand

etwas beruhigt, faß

er jetzt auf dem Druidengrabe,

nur die Abend­

glocke erwartend,

um nach dem Kloster zurück­

zukehren.

Und,

sprach

dies

vielleicht Erfüllung meines Gebetes?

nicht

er zu sich

selbst:

ist

Flehte ich nicht in voriger Naä-t: Lege Hinder­ nisse zwischen mich und eine Leidenschaft, die ich nicht länger zu bekämpfen we ß!

Will ich denn

zürnen mit dem Mute!, das sich zu meiner Ret­ tung fand? Nein,

nein Bruno!

setzte er, den

Hund liebkosend, der zu seinen Fußen lag, hinzu, nein! du thatest mir kein Leid; nicht Verrathet, sondern Schutzgeist will tu) dich nennen. —

Der

Hund murrte und zog sich ihm die Zähne weisend, unwilltg auf die Sette; sich ein Geräusch,

aber im Gebüsch erhob

und Dtonyf.us merkte,

daß

er nicht mehr allein war. Der Fremde, der diese Nacht im Kloster zu­ gebracht hatte, trat hervor.

Mit über die Brust

gekreuzten Armen erhob sich der Mönch ehrerbietig nach Klosteriitte;

aber der Fremde zog ihn auf

seinen Sttz zurück und setzte sich neben ihm.

Man f>at mir alle Herrlichkeiten de- KtosterS gezeigt, begann er, als der Mönch keine Lust zu haben schien, das Stillschweigen zu brechen;

man

hat mehr gethan, als ich zu bitten gewagt haben würde.

Nun finde ich die Umgebungen des Klo­

sters nicht minder schön und gefällig, als seinen Bau und seine Mönche. Dionysius

nannte Alle-,

was

der Fremde

rühmte, Pflicht und göttliche Gabe. DaS Gespräch war zu Ende, und der Fremde begann nach einer Weile von Neuem: Euer Kloster hat

rüstige M nche.

Traun!

Viel haben

mehr das Ansehen mutbiqei? Kriegeleute, und in allen Zellen,

die man mir zeigte, bemerkte ich

Waffen - und Jagdgecathe. Dionysius nannte dies Klosterpflicht und Noth­ wendigkeit, und man schwieg von Neuem. Solltet Ihr allein unter den Muthigen muthloS seyn? fing der Fremde wieder an.

Wie seid

Ihr so still, so einsilbig? 2br seid oieS doch nicht immer? — Stille und das heilige Schweigen der Abgezogenheit i)i das Element des Klostermanns. — Waö soll Euch denn der Hund, fuhr der Fremde fast unwillig fort, so Ihr die Jagd nicht liebt, wie die Andern? War mein solch köstliches Thier; ich wollt e6 wenig müßig lassen. Nehmet ihn, sprach Dionysius, Ihr werdet ihn besser nutzen, als ich!

Wie? Mir solch fürstlich Geschenk? Und von einem armen Mönche ? Nein, mein Pater! aber abkaufen will ich ihn Euch, so er Euch feil ist. Er ist mir nicht feil; der Zufall gab ihn mir, und nur verschenken werde ich ihn. Endlich war der Eingang zu einem Gespräch gefunden.

Der Fremde, das Geschenk hartnäckig

ausschlagend, nutzte die gegebene Gelegenheit zu einigen Fragen; aber daS Läuten der Vesperglocke ersparte dem Mönche, der zu keinem Zweisprach aufgelegt war, die Antwort, und ein Jeder ging seines Weges; der Mönch nach dem Chor, wo er außer Fassung stand, und der Fremde, nachdem er noch em wenig die Gegend durchstrichen, zu des Priors reichbesetzter Tafel. Diese war aufgehoben, und man begab sich zur Ruhe.

Der Fremde aber,

nickt gewohnt, sich dem Schlafe so bald zu über­ geben,

und

in drei hochgewölbten Fenstern de-

Dordergebäudes noch Licht vermerkend, eilte dahin, Gesellschaft zu suchen. beim gefüllten Becher, Gefährten;

denn

Er fand den Prior einsam gar sehnlich harrend de-

der P. Amtmann war noch

nicht zurück. Da trat herein der Fremde, sich sein Becher­ lein mitbringend, höflich bittend, daß ihm hier erlaubt sei, den Nachttrunk zu nehmen, welches auch, wie der Chroniker versichert, der Prior gern zufrieden war. Dieser, welcher Hoffte, nun würde

sich

der pibstliche

Legat

entdecken

und Kunde

geven von dem heimlichen Auftrag, der sich bei ihm vermuthen ließ, hat auch den Fremden zum Trinken genöthigt und gebeten, nun nicht länger hinter dem Berge zu halten, maßen man ja doch wohl wisse, daß hier Etwas verborgen fei. Der Fremde entfärbte sich ein wenig ob solcher Rede,

hat auch den Prior lang und forschend

angesehen,

dann

gesprochen:

Seria in crastinum!

aber,

schnell

sich

beruhigend, Wollen lin­

den Schlaf nicht verscheuchen mit wichtigen Din­ gen, und habe ich Euch noch Etliches zu fragen: Lieber! saget mir, wer ist doch der hochgewachsene, wunderschöne Jüngling, den selbst die Tonsur nicht entstellt?

und

habe ich je einen lebenden St.

Stephanus oder Johannes gesehen, so ist- dieser! Der Prior errieth augenblickS, wen er meinte; jedoch ein wenig verletzt, daß der Gehaßre überall hervorsteche, stellte er sich unwissend, meinend,

e-

gäbe der Mönche so viel im Convent, die Gott ausgezeichnet mit äußerlichen Gaben, daß er nicht errathen könnte, auf welchen er ziele. O diesen kennt man unter Tausenden!

rief

Jener; doch ihn Euch zu bezeichnen durch ein fast unwertheS Merkmal, so istö der, dem allewege der seltene Hund zur Seite ist, desgleichen ich noch nie gesehen. Ach! sprach der Prior,

den Dionysius meint

Ihr? und möchte ich Eures Wahn'S fast lachen. Wisset denn! har uns je bie 9iutur in einer Form häßlich beloben, so istS in dieser; denkt Euch in ihm von oliem das Gegentheil, was er scheint, so habt Ihr sein Bild; fing auch an den unschuldigen Jüngling zu verleumden nach allen Ordnungen, daß der Fremde ihn gar bald unterbrach, sagend: Gemach! denn ich habe noch mehr zu fragen: Und wer ist denn zweitens die lange, hagere Figur, ein bleiches SchreckenSbilo, dem Grabe entschlüpft, mit bohlen, feurig glimmmden Augen, in welchen der Scharfblick eine- DamonS oder der Wahnsinn funkelt? Ach! entgegirete der Prior, diesmal habt Ihr da- Reckte qetroifen: beim dieser nicht allemal sanae rrvntis ist. Dies ist der Heinrich von Osterland, wie er sich nennt, hat, wenn ihm der Anfall kommt, immer viel mit Fürsten und Königen zu thun, von welchen er viel Unrecht erlitten haben, und solches an ihnen nun rachen will. Heinrich von Osterland? wiederholte der Fremde bedenklich. Jst's nicht richtig in dieses Menschen Gehirn, wie kommt Ihr dazu, ihn frei herum gehen zu lassen? O, so arg ist'- noch nicht mit ihm, sprach der Prior, auch ist er uns nur auf Bedingung übergeben worden, wie ihr denn aus seiner Klei-

düng seht, da- er noch Vicht ganz zu dem Orden gehirt. Wehl gut, redete der Fremde; so laßt uns auf den Letzten fomnwn, um den ich Euch fragen wollte! Wer ist denn der kleine glatte Rundbauch? der — — O» unterbrach ihn der Prior, daS ist unser Dabo, nnfer Mahrchrnerzählrr, ohn« dessen Hülfe der Bischoff fast keine Nacht Schlummer finden kann, — tmb seht, hier kommt er selbst! Babo war schon eingetreten, und hatte nicht ohn« Empfindlichkeit die« Letzt« vernommen. Tr stellte fich hinter de« Prior« Stuhl und murmelt« zwischen de« Zähnen: Rundbauch! Mährchmerzähler! Warte, ich will dir ein Mährleia erzäh­ len , welche« den Einen zu schneller Reue bringen, dem Andern die Larve abziehen soll, wenn er der ist, für den ihn der Heinrich hält. Da Niemand de« Babo Red« vernahm, so fuhr der Fremde indessen mit einiger Bestürzung also fort, sich auf de« Prior« letzte Wort» bezie­ hend: Ihr sagtet von einem Bischoff, ist «in solcher (>itt? und ist e« der von Marti«burg? Der ist'«! sprach der Prior. Er befindet sich hier wegen dcrmaliger Bacanz, vielleicht pabstliche Leitung erwartend zur Wahl eine« Abt«, wenn Ihr etwa hierüber Auftrag haben solltet. Er ist ein gar alter Herr, bekümmert sich rotniq

um da- Weltlicke des Klosters, und hätt sich bissen Tag verschlossen zu geistlicher Uebung; aber mor­ gen werdet Ihr ihn sehen und chm Euer Geschäft melden, so Ihr es mir nicht vertrauen wollt, wie ich gehofft hatte. Der Fremde ward sehr still und nachdenkend, ermannte sich aber am Ende wieder, meldend, wie tr morgen mit dem Frühesten weiter reisen müßte, würde aber nächstens wieder kommen, und alleausführen, waS er im Sinne hätte.

Wär' aber

heute, unmöglich aufgelegt zu ernsten Handlungen. Und, sprach er, sich an Babo wendend:

ist e-

wahr, waS der Pater Prior an Euch rühmt/ mein ehrwürdiger Pater, so nehmt doch Platz bei unS, und

gönnt uns Eine Eurer

Erzählungen,

uns wohl nicht in Schlummer wiegen,

die

sondern

wachend erhalten wird, bis der Morgenstern aufgeht! Der Fremde war Einer von denen, die nicht gern eine Beleidigung lassen,

der Höflichkeit unvergütet

und glaubte dem Babo

einige Genug­

thuung schuldig zu seyn; dieser aber, nicht achtend feiner

überzuckerten

Reden,

sprach:

Mein

Herr, laßt mich stehen! damit ich, alS gar klein, Euch Sitzenden gleich sei, und Euch in die Augen sehen

könne,

Bauch bei

wie mich denn auch mein runder

sothaner Stellung

weniger hindert!

Was aber die Erzählung anbelangt, so habe ich noch diesen Abend eine gelesen, welche kein Mahr-

Uin ist, sondern hohe Wahrheit, und dafern fip von dem rechten Ohr vernommen wird, die gewünschte Wirkung thun kann. Mittlerweile war

der Pater Amtmann ein­

getreten, der sich, die Gesellschaft leicht begrüßend, auf den Platz stellte hinter de- Prior- Stuhl, dem Fremden gegenüber, als welche Stelle der Babo, sich zum Erzählen

anschickend,

eben verlassen

hatte. E- schien aber der Amtm-nn in großer Be­ stürzung zu seyn,

die er indeß al- ein gar feiner

Weltmann durch Schweigen zu verhehlen wußte, und kam ihm hierbei jetzt des Babo Mahrlein wohl zu statten, welche- dieser also begann. Ehilderich,

einer der letzten Merovingischrn

Könige, der Uranherr eine- noch jetzt blühenden deutschen Fürstenhauses, fuhr in einer bang durch­ träumten Nacht

plötzlich schrecken-voll au- dem

Schlafe, und wandte sich auf die andere Seilt> um wachend zu träumen; denn der Zeiten Bedenk­ lichkeit lie- dem frommen Könige weder Tag noch Nacht Ruhe. An seinem Lager, auf dem niedrigen Schemel, schlummerte der wachthabende Edelknabe, und heiser rüsten

draußen die Wachter die erste

Stunde nach Mitternacht, die der Hahn bereit­ verkündet hatte.

E- war dem Könige unmöglich,

ungeachtet der noch nicht geöffneten Augen, Schlummer wieder zu finden;

den

da erhob er sich,

um, ivke er gewohnt war, den Wächter zu wecken, und mit Vorlesung alter Geschichte die Stunden vertreiben zu lassen.

Als er aber hell um sich sah,

so fand er wohl die Ampel neben seinem Bette »Erlöschen, sich selbst aber von einem Lichte um­ leuchtet, Kerzen.

wie der Wiederschein von

zahlreichen

Seinem Lager gegenüber zogen sich die

hochgewölbten Fenster des Schlafgemachs, welchen, in

den weilen Schloßhof gehend,

in ziemlicher

Ferne sich entgegenstellten die Fenster des Kronen­ saal-, der nie geöffnet wurde, alS bei den höchsten Feierlichkeiten, und aus treidln gleichwol jetzt in tiefer

Nacht

jener

Der König,

Abglanz

herüber

strahlte.

sich fest überzeugend, daß dies keine

Täuschung sei, rief den Edelknaben: Sage mir, was ist dort drüben in der Halle des Thron- für blendende- Licht, und wie darf man e- wagen, zu dieser Zeit ohne mein Wissen in meinem Heiligthum zu walten? —

Der Jüngling rieb

Augen:

das ist der Mondschein,

Mein König!

der sich in den Fensterscheiben spiegelt. begnügte sich

eine

Weile.

Endlich,

die

Der König nochmals

hinüber blickend, rief er fast unwillig: Aber da­ ist doch nicht der Mond!

Geh' und rufe den

Seneschal! denn die Ursache dieses Unfugs muß ich wissen. eintrat,

Der König hatte, als der Seneschal

schon

da- Bette verlassen, und stand

angekleidet am Fenster.

Ich will wissen, rief er

zornig, was dort drübemvorgeht, oder willst auch du

mich

bereden,

dles

sei Widerschein vom

Monde? Ach, mein K'nig! antwortete der alte, treue Diener gar

traurig,

sehet Ihr dies heut zu«

erstenmale i Dies ist, waS wir jetzt sehr oft, fast jegliche Nacht sehen.

Wohl har m n schon einige

Untersuchung gewagt, aber die Sache bleibt uner­ klärlich, und ich weiß nichts davon zu sagen, als daß man in alten Büchern ließt, wie sich sonst vor sehr bedeutenden Ereignissen solch Zeichen wohl auch hat sehen lassen, und schwebt selbst mir aus früher Kindheit

davon Etwa-

gar dunkel vor;

worauf die schreckenvollen Zeiten

erfolgten,

die

kurz vor Eurer Geburt da- Land verheerten. Der

muthige König lachte.

Ich

will

dies

Wunderzeichen selbst untersuchen: denn siehe! jetzt werden vor den Lichtem dort drüben auch Schattm von Menschen sichtbar! Auf! und rufe den wacht­ habenden Hauptmann! doch ihn allein, und ohne Geräusch, damit wir nicht verscheuchen, wa- ich erkunden will: denn mit dir und ihm allein will ich hinüber, Der

machen; nahm

um zu schauen und zu prüfen. —

zagende Alte aber

auch

wollte einige Einwendungen

der König

au-

befahl zu gehorchen,

seinem geheimsten

Fache den

Schlüssel zum Kronsaal, wo selbiger ruhig lag auf der gewöhnlichen Stelle.

Der Hauptmann kam;

6o nach vorhergegangener machten

sie sich

bedenklichen

endlich

auf den

Vorstellung, Weg.

Bald

wurde der öde Schloßhof zurückgelegt, und näher schimen die Kerzen, deutlicher ward da- lebende Wanken einer großen Versammlung. da-

zu der Stiege führte,

war

Das Thor,

leicht geöffnet.

Sie waren im Vorgemach, und durch die Spalten der noch verschlossenen Hauptthür schimmerte HelleLicht.

Keiner von den zitternden Gefährten bet

Königs wollte hier den Schlüssel gebrauchen. selbst,

Er

seht nicht ganz ohne ahnendes Grauen,

verrichtete dieses Werk.

Weit flogen die Flügel

der Pforte aus einander, und eine tiefe Aussicht in den Hellen,

mit zahllosen Menschen erfüllten

Saal öffnete sich dem Auge.

Indeß die Gefährten

de- Königs zurückblieben, trat er selbst murhig ein. Die Seiten einer langen Tafel, der Thür gegen­ über, waren besetzt mit gerichtlich gekleideten Män­ nern; Einer schrieb, indem die Andern rathschlagten, und Niemand nahm den Eintretenden wahr. An den beiden Seiten der Pforte,

durch welche

der König eingetreten,

standen einige halbnackte

Männer von wildem,

blutgierigen Ansehen, als

wollten sie stracks das Urtheil an dem vollziehen, über welchen hier gerichtet ward.

Aber am ent-

femtesten Ende, auf dem Throne, saß ein könig­ licher Jüngling, mit der Krone deS Landet und allen Reichsinsignien geschmückt,

den der König

6i nicht kannte. Starr von Entsetzen stand der Monarch, und die Frage, die er im Sinne hatte, erstarb auf seinen Kippen. Da erhob sich, ihn gewahrend, der junge König. Fürchte dich nicht, Cbildrich! sprach er freundlich: denn waS hier verhandelt wird, gilt nicht dich, sondern dein Geschlecht. Jetzt sind wir eben beschäftigt, daS Urtheil über den Neun­ ten nach dir abzufassen. Du aber wirst friedlich und mit deiner Krone zu Grabe gehen, deren Ver­ lust schon den Nächsten demeS Namens bedrohet. Er wird, vom Tbrone entsetzt, in- Kloster gehen und sterbend den Fluch hinterlassen über alle seine Nachkommen, die auch Fürsten seyn werden, obschon keine Könige, daß wer von ihnen die Hand ausstrecken würde nach einer Krone, oder beeinträchtigen würde Kirchen und Klosterguth, nicht in daS Grab steigen sollte ohne Blut Siehe, das wird erfüllt werden schon an dem Siebenten nach dir, noch mehr aber an dem Neunten. Den König ergriff eiskaltes Grauen, als er vernahm die Worte der Weissagung; mit Zittern wankte er weit zurück, und als er überdieSchwelle war, da schlossen sich die Flügel der Thüren mit großem Krachen. DaS Licht verschwand, und er und die ©einigen, welche schon lange vor ihm die Stiege zurückgelegt hatten, kamen in halber Be­ wußtlosigkeit zurück. Der Morgen dämmerte;

der König entließ seine Begleiter,

ihren Mund

versiegelnd mit heiligem Schwelgen.

Doch f^t er

nicht verwehren k- nnen die Verzeichnung des 1sche König war? —

Dies müßte leicht auszumitleln

seyn, entgeanete b:v M> nch, so td) nadv'ovfd)en wollte in meinem Buche. Und liegt Euch Daran, so könnt Ihr es morgen erfahren, oder, so Ihr wollt, auch noch heut'. — Für heut' istS genug! antwortete der Fremde, faßte sein Becherlem,

daraus er fast wemq ge­

nossen, und nahm es mit sich zum ecb'aftrunf, die Mönche gesegnend mit gar schlechter Verbeu­ gung.

Stumm staunten sie ihm nach, der die

Thür hinter sich zuwarf, dass die Pfosten bebten. Kennt Ihr ihn nun,} lachte Babo, indem er sich zum Amtmann wandte, und ist hier irgend noch ein Zweifel? O Dabo! rief Jener verweisend.

Seyd Ihr

jemals mit der Thür in'S Haus efallen, so ist'6 jetzt.

Er weiß nun, daß wir ihn kennen; und

was ihm auch begegnen mag, so ist er nun ge­ warnt; — weiß nicht, ob zu unserm Vortheil.

6Z Aber ich bitte Euch! Prior ein.

fiel hier der staunende

Wer ist gewarnt? Wer? — wer?

Herr Prior!

antwortete der Amtmann mit

vollem Lachen, so hättet ihr früher fragen sollen.— Verzinnt, daß ich,

Euer Untergeordneter, ich,

der ich nur Amtmann, nicht Prior, bin, Euch sage: Hat Jemand heute unklug und zu unersetz­ lichem Schaden des Klosters gehandelt, Ihr e- gewesen. gische Marggraf;

so seyd

Dies ist der Egbert, der thürin­ und diesem, diesem habt Ihr

gezeigt alle Heimlichkeit des Klosters und seine verborgenen Schätze. Der Prior staunte mit offenem Munde, und ehe noch, als er fragen konnte nach der Sache» Beschaffenheit:

da stürmte herein,

todtenbleich

und entstellt, der Heinrich von Osterland,

schrei­

end: Es ist, es ist der Egbert, um deffenwillea ich meiden mußte Land und Leut, mir von dem Mainzer zu eigen geschenkt!

Nicht lebend soll er

das Kloster verlassen; sterben soll er — und ich will sterben mit ihm! Er eilte davon, und Niemand hielt ihn, oder schien seine gefährliche Rede zu fassen, denn jene Drei waren jetzt in vollem Streit über da-, waS vorgegangen. Der Amtmann stritt mit dem Prior, welcher vorschützte seine der Sachen Unwissenheit, und schalt heftig auf den Babo, der durch seine zu deurllche Weisung vollends Alles verderbt) wor.

auf

Jener

am Ende

antwortete:

Ich bin ein

Paulus; die Gegenwart des LeibeS ist gering, und die Rede scheint Euch verächtlich;

aber ich gehe

gerade hindurch, und will den sehen,

der mir

dieS tadelt. Da nun Babo bei dieser Rede mit der Faust auf den Tisch schlug, auch die Andern gar laut wurden: so war es unmöglich, daß nicht am Ende der Bischoff wach werden sollte, als in dessen Vor­ gemach sich all dieses zutrug. Schon

zum zweiten Mal hatte seine Glocke

getönt; und Babo verstand sich dazu, hinein zu gehen, um ihn zu beruhigen, ihn unwissend lassend in dem, was vorgegangen, um seine Nachtruhe zu schonen. Die beiden Andern waren indessen gegangen ihre- Wege-, sich wieder vereinigend, weil hochnöthig war, nun Rarh zu pflegen, wie die böse Sache des Kloster-, dessen Femde gegenüber, doch noch zu retten wär' durch einige Mittel. Aber Egbert,

der Marggraf,

in seinem Schlafgemach

angelangt,

war indessen und,

wohl

nicht minder unruhig, al6 Jene, sann er nach, waS ihm zu thun

sei

in einem Kloster voll rüstiger

Mönche, die ihn haßten, so wie er gehaßt war von allen Klosterleuten, als deren Untergang. Daß er entdeckt war, zeigte deS Babo Erzäh­ lung; denn ihm gar wohl bewußt war, daß er

abstamme von den alten Merovingern, auch war ihm kund jene alte Sage von dem Fluch feine* Hauses, der an seinem Großvater, dem trefflichm Markgrafen Eccard, schon in Erfüllung gegangen, und davon ihm, bei gleichem Bestreben mit jenen», denn auch er trachtete «lad) der Kaiserkrone, daGleiche so umständlich geweißagt worden war, daß er beinahe das Jahr seine* Todes ausrechnen konnte', welches jedoch noch nicht erschienen war; daher-er noch Rettung hoffte an* der gegenwärtige» Gefahr. De* Sinnen* endlich müde, hat er sich zuletzt gar angekleidet, wie er war, auf sein Lager ge­ worfen, doch nicht eher, bi* er zuvor alle Au*, ginge de* Zimmer* wohl untersucht und verriegelt, davon er jedoch einen verfehlt. Während dieser nun dort sich fang vergeblich um den Schlummer bemühte, war in einer ander» Gegend de* Kloster* auch Einer, den der Schlaf flöhe, bi* er sich endlich seiner in unruhigen Träria men bemächtigt. Und die* war Dionysin*, den die Verzweiflung über den Verlust des Liebsten, wa* er harte, mit allen ihren Qualen befiel; wie denn überhaupt die Nächte schwer für ihn waren, so daß er sich oft geneigt' fand, des Vaters verschmähte War­ nung vor Anfechtung des Argen, wenigstens in solchen. Stunden, nicht ganz für vergeblich zu Die Haife. VIII. 5

halten. Zuletzt, von Weinen und Betm ermattet, sank er diesmal in schweren Schlummer, und dlcwar e-, was ihm vorkam: Ihm bäuchte, er ruhe noch auf seinem Bette, aber wach und mit offenen Augen, und ihm gegen­ über säß Bruno mit menschlich verständigem Blick, ihn ansprechend mit menschlich verständiger Rede: Wie hättest du, sprach er, so-glücklich seyn können! Wie

unaussprechlich glücklich

blicke!

Fürstengunst,

in diesem Augen­

schöner Mägdlein Hulde,

erwarb ich dir bereits, Reichthum und die höchsten Würden

wären gefolgt,

so du gewollt hättest;

aber — wie lohnst du mir! du hast heute die Hand gegen mich aufgehoben,

welches ich dir nie ver­

zeihe; du hast mich heute zum zweitenmal aus­ geboten ,

so ich doch nicht dein erkaufter Sclav,

sondern nur dein Diener bin aus freiem Willen. Wisse! sehr leicht ist das Band geschlungen, das mich an dich fesselt.

Hatten Jene mich angenom­

men, so würde vielleicht dem Einen die dreifache, dem Andern die Kaiserkrone zu Theil, und nicht die Gefahr, die jetzt sein Lager umschleicht; und ihn doch noch treffen wird.

Giebst du mich zum

drittenmal hin, so wird man mich nicht ausschlagen, und du hast mich verloren auf ewig! Und was verlor ich an dir, antwortete der Träumende.

du Verrather?

Dir danke ich nichts,

als die Entzweiung mit meinem liebsten Selbst.

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6?

Die- ist «in Schade, den du nimmer vergüten wirst. Verräth»? wiederholte Jener, und seine Gestalt schien im bleichen Dämmerlichte hinüber zu schweben zu menschlichen Kormm. Verräth«? Wie »»kennst du dein Glück! Im Sturm bracht» ich es heran! Was sollte auch am End» aus dies» blöden Leidenschaft werdm, in welcher du und di« Jungfrau sich verzehrten in nutzloser Glut? Hier mußte ich wirken! Zwist brachte Erklärung: dies« Versöhnung, und mit ihr die seligsten Stunden heran, die du versäumt hast mit wahrhaft m-N» chischtt Einfalt. Der Jüngling glaubte hier zum zweitenmal den Blick teuflischen Hohn- wahrzunehmen; ihn befiel ein Grauen, und er »wachte. — Brun» schnarchte ruhig in seinem Winkel, durch das Ge» räuftb, mit welchem der Geschreckte vom Lag» aufsprang» nicht erweckt, da er doch sonst wach ward auf seines Herrn leiseste Bewegung. Dionysiu« entschloß sich, nicht wieder z» schlafen, und trat an da- Fenster, weil er im Klosterhofe etwas Rege- zu vernehmen meinte. Bald darauf ereignete sich auch rin Geräusch an der Thür der Zelle. Der Jüngling öffnete; der alte Pförtner trat herein mit geisterbleichem An­ gesicht. Hier im Kloster, flüsterte er gehen unge­ heure Ding« vor! Auf! mein Sohn! un- zu

6g regen

von neuer Blutschuld!

Du

weißt,

daß

mein Kämmerlein gränzt an des Klosters Offjcin. Da' kam eben der Tolle zum Kpauteler, und for­ derte in des BischoffS Namen Heinrich AdelMyerS Schlummertränklein, und sie haben ihm gegeben so viel der betäubenden Tropfen, daß mehr denn Einer davon finden könnte den'ewigen Schlaf. — Eile und rette! denn dies gilt dem Fremden, von welchem die Rede geht im Kloster, e- sei Marggraf Egbert. Der Pförtner verschwand, und mit der Eil deS Entsetzens schritt der Jüngling über die Schwelle, seinen

Weg nehmend nach

Gartenzimmer. chm,

dem ihm bekannten

Da war plötzlich der Hund hinter

mächtig erfassend sein Gewand,

um ihn

zurück zu halten, so, daß er ihm, indem er sich los riß, den Schenkel schwer verletzte. DionysiuS,

nicht den Schmerz der blutenden

Wuyde achtend, wählte den kürzern, verborgenen Weg, dergleichen in allen Klöstern und Schlössern sind, über die kleine Treppe nach der Thür, hinter der Bekleidpng der Wand.

Da begegnete ihm im

Dunkeln Heinrich von Osterland, dicht neben ihm hinstreichend, und hinab eilend die Stiege, welche in den Klo.sterhof führte. Der Marggraf war indessen doch auf seinem Lager vom Schlummer übereilt worden,

so sehr

er sich hier an einem gefährlichen Oste fühlte, und

derhalben wach zu bleiben wünschte.

Da erweckte

ihN plihlich ein Zugwind, der die Vorhänge feinet Bettet wehen machte.

Er lag still und lauschte.

Da trat dU* einer Tapetenthür hervor eine, ihm wohlbekannte Grabgestald und leerte eilig eine kleine Phiole in den Becher aus, den er det Abend- mit ssch genommen und vor sein Bette gestellt hatte zum Nachttrunk.

Hastig

richtete

sich Egbert

empor; aber die Erscheinung war verschwunden, und dicht hinter ihr kam eine zweite. Stephan»-,

Der St.

den er de- vorigen Abends kennen

lernte, und dem gar hell der Mond in das schöne emste Gesicht schien, goß ohne besondere Vorsicht den gefüllten Becher au- auf da- steinerne Pflaster. Hier war eS unmöglich, noch Schlaf zu erkünsteln. Dionysius! nach,

rief der Marggraf dem Fliehenden

der sich umwandte und auch ihm zurief:

Schweigt und wachet! jetzt iM nicht Schlafenszeit! Egbert aber, der Marggraf, erhob sich und trat an- ein-- der hohm Bogenfenster, welche in den Garten gingen, um allda die Sonne zu er­ warten ; aber kaum röthete sich der ferne Himmelssäum ein wenig, so stieß er in ein Horn, so er alleweg bei sich

führte, um feine Begleiter zU

rufen, die hier und da in der Gegend vertheilt lagen: denn er, meuchelmörderischer Nüchstettungen wohl gewohnt, wie ihm denn auch geweißagt nwr daß er in solchen fallen würde, wagte sich nie

ohne Begleitung auf verdächtigen Grustd,. d-ß seine Diener wenigstens seinen Tod rächen könnten, so sie ihn nicht zu hindern vermöchten. — Er hatte diesmal kaum zwier getrosnmetet, so sah er schon Einen der Seinigen die Mauer übersteigen, welche den Garten vom Walde trennte^ und, dicht unter sein Fenster kommend, ihn frag«! um seinen Befehl. Versammle, sprach der Marggraf, so­ gleich mein ganzes Gefolge, und komm mit ihm an die Klosterpforte, mich abfordernd von den Mönchen unter meinem wahren Namen. Al- er diesen Befehl gegeben, ward er ruhiger; hatte auch nicht sobald, etwa nach einer Stunde, das starke Lauten an der Klosterpforte vernommen, als er hinab eilte, sintemal auch unten schon längst Alles rege war, und er gar seltsame Unruh unter den Mönchen vemahm. Er fand aber dm ganzen Convent versammlet in der untersten Halle, und die Vater kamen ihm, beklagend, bittend, entschuldigend, entgegen, daß sie, solche- hohen Gastes nicht gewärtig, so wenig gethan zu seiner Bewirthung, luden ihn auch ein zum Frühtrunk in ihre Mute. Ob er aber groß Belieben getragen, hier noch icht was zu genießen, lassen wir an seinen Ort gestellt seyn. Jedoch hat er die Väter gebeten, sich zu gedulden bi- zu seiner Wiederkunft, die er nicht lange ver­ schieben, und dann dem Kloster danken wollte,

wie es verdiente.

Eins, setzte er hinzu, E i n s

muß ich noch bitten, nämlich daß ich den ganzen Convent versammlet sehe, wie ich ihn gestern ge­ sehen habe, damit ich Mit Allen mich letze, nach eines jeglichen Verdiensten. Es traten hiörauf gar bald, nach des Priors Befehl, alle Mönche herein, und gingen vor dem Marggrafen über, der fast Jedem ein Wörtlein gesagt und fast Aller Namen gewußt. Als nun Alle vorüber waren, sprach er: Dies ist nicht genug, und misse ich noch Einen, näm­ lich den Heinrich von Osterland, als welchem ich, weil

er mich

besucht

und

des Nachts auf meinem Gemach mein

Schlaftranklein

angefrischt,

meinen Dank zu sagen habe. Ach, mein Herr! fiel hier der Prior mit ge­ trübtem Auge ein:

Ihr fragt nach Einem, der

geschieden ist aus dem Reiche der Lebendigen in dieser Nacht,

und

auf fast schreckliche Weise,

maßen man, als Einer der Brüder diesen Morgen Wasser schöpfen wollt' aus dem Klosterbrunnen, auf dessen Rande des Heinrichs Kapuze, und in demselben

dessen todten Leichnam

entdeckt,

den

man so eben kurz vor Eurer Herabkunft heraus gezogen hat,

ohne ihn retten zu können.

Mag

sich wohl in Einem seiner wüthigen Anfälle das Leben selbst also abgekürzt haben, und hattet Ihr

wohl recht, als Ihr gestern Abend weintet) man solle solchen. Tollen nicht frei herum gehen-lassen. Der Marggraf,

sich .nicht mn&ie Mönche

finden könnend, und ihrttn nichtallerdings trauend, hat verlangt, den elenden Leichnam zu sehen, hat auch

ob

solchem Anblick sich nicht der Thränen

enthalten können, und gesagt: Du Armer hattest vor mir wohl leben mögen, so du mich nur leben lassen wollen! Hat auch den Ätönchen freimüthig erzählet,

was ihm diese Nacht begegnet,

doch

mit Hinweglassung des Antheils, welchen Diony­ sius an seiner Rettung genommen. Ende doch zu ihm sich,

Hat aber am

Abschiednehmend,

gar

freundlich genaht und mit sonderlichem Nachdruck zu ihm gesprochen, holend:

dessen eigene Worte wieder­

Schweiget und wachet!

denn jetzt ists

nicht Schlafenszeit! Als

nun

der Marggraf fast eilig

mit den

Semen davon gegangen, und die Klosterpsorte wie­ der geschlossen war: da hat sich auf Aller Gesich­ tern erst völlig dargerhan die Bestürzung ob der graunvollen Vorgänge dieser Nacht. Der P. Amtmann aber, der hier mehr gebot als der Prior, hat den unnützen Erklärungen und Gegenerklärungen

bald

ein

Ende gemacht

und

befohlen: ein jeder Bruder solle sich auf seine Zelle begeben, und sich allda verschlossen halten, bis er gefordert würde, sich auch bei hoher Strafe ent-

halten

jeder

Conferenz

mit

seinem

Nachbar,

maßen man diesen furchtbaren Dingen,

so mit

eines Mmschen Veden-bezahlt worden- noch lange nicht auf den Grund gekommen sei. Als d-iefem Folge geleistet- versammteten sich die

Vater in

enger Berathschlagunq;

denn

}k

schlechterdings die bedenkliche Sache zuerst in eine rechtliche Form

bringen müßten,

ehe sie deck

Bischofs vorgelegt werden könne, der indessen schon einmal über das andere geläutet und dem man einstweilen den Babo zugesandt, mit gemessenem Befehl, was ihm kund werden durfte. Die Berathschlagung der Vater dauerte aber bis fast an den Mittag,

da sie am Ende über

folgende Punkte einig waren.

Ueber das, was

dem Marggraf, laut seiner Aussage, diese Nacht begegnet

seyn

sollte, habe man schlechterdings

außer ihm keinen Zeugen, da dem von Osterland der Tod die Lippen versiegelt.

Doch wolle es säst

das Ansehen gewinnen, als wisse noch Einer des Klosters

um

die Sache,

nämlich

der Donys;

maßen man von seiner Zelle bis zu des Marggraftk Bette blutige Spuren gefunden, ja sogar an der Kapuze

des

Entleibten

einen Blutflecken wahr­

genommen, dessen Körper doch übrigens ohne alle Beschädigung gefunden

worden sei.

9?un habe

Zwar der Dionyü'us sich gleich diesen Morgen vom Wundarzt verbinden lassen,

eine fast gefährliche

Wunde,

die,

seiner Lu-sage nach,

ihm sein

eigner Hund verseht haben solle, auch wohl Einttc; zeige aber doch alle- diese- einen geheimen Zusam­ menhang und Mitwiffenschast der Sache an, worüber selbiger scharf zu vemehmen sei,

wie

nicht weniger, ob er von der Anwesenheit des Mrrggrafen Kunde gehabt, und in welcher Ver­ bindung er mit ihm stehe? denn dieser gestern Abend sehr vortheilhaft von ihm gesprochen, ihn auch heute beim Abschiednehmen vor allen Andern ausgezeichnet und sich mit Worten von ihm getrennt, deren tiefen Sinn er wohl am besten verstehen möge. Hat sich also diese Sitzung geendet mit deDionysius

schwerer Verhaftung:

vorgefordert,

denn,

hat er zwar Alle-

Wahrheit treu dargelegt,

at- er

offen und der

welche- ihn straflo-

stellen müssen, hätte er nur nicht Ein- im Dun­ keln lassen müssen,

nämlich:

Wie Er zu der

Kunde von OsterlandS That und zu des Marggrafen Rettung gekommen, worüber Er sich nicht deutlich erklären können, da Er gewünscht, seinen alten Freund, den Pförtner, von welchem er Allevernommen, ganz au- dem Spiel zu lassen, und dem guten Greis auch nicht die kleinste Nachfrage in diesen mißlichen Dingen zuzuziehen.

Welche-

mm zwar sehr redlich gewesen, aber gleichwol der Aussage

soviel Schwankendes

und

Ungewisse-

gegeben,

daß wohl geyechtere Richter, als diese;

an dem Dionys machten irre worden seyn, ihn verdächtig -haltend heimlicher Schuld, war' es

md)

nur des verborgenen Einverständnisses mit dem Marggrafen, welches hier im Kloster bedeutender war, als die blutigste That. — Babo hatte den Bischoff gar wohl vorbereitet auf das, was er nun vom Rathe der Vater vernahm, so daß es denselben wohl innig betrübte, aber keinesweges in Verwunderung setzte, als er vernahm, Dionysius sei einstweilen,

bis er sich

besser gerechtfertiget, hingesetzt in enge Gewahrsam. Daß man den armen Jüngling, mit Ketten be­ lastet,

hingeworfen in ein abscheulich

Verließ,

das erfuhr er freilich nicht, bis am vierten Tag, da Dionysius sah, daß Niemand nach ihm fragte, er sich des Lebens erwog und zu beichten begehrte, und zwar bei dem Bischoff selbst,

welches man

nach der Weise des Klosters weder ihm abschlagen, noch dem Bischoffe verschweigen durfte, der ohne­ dem,

trotz den Vorspielungen der Mönche,

Sinnes

war,

des

nun Anstalt zu machen und der

Sache seines Lieblings selbst auf den Grund zu gehen. Als nun der Bischoff hinabgeteitet wurde in des Gefangenen Kerker, maßen dieser, als schwer erkrankt,

nicht

hinauf gebracht werden konnte,

da ist der alte fromme Herr schier erstarrt über

------------

76 das Elend,

so

dm guten Jüngling umgeben.

Man hatte nicht einmal in diesen ZkaKn nach seinem Schaden gesehen,

Und ist derselbe daher

gar sehr verärgert und lebensgefährlich worden. Dionysius'

empfing

Len Bischofs,

wie ein

Kind den Vater, hat ihm auch eine solche Beichte abgelegt, und in derselben so gar nichts verschwie­ gen, daß der Bischoff, Bürgschaft

für ihn

ihn unschuldig findend,

geleistet,

und

ihn herauf

bringen lassen in seine Zelle bis auf weitem Bescheid. Der fromme Bischoff war froh, feinem Lieb­ linge einstweilen leidlichem Aufenthalt und beffere Pflege seiner fast gefährlichen Wunde gesichert zu haben.

Sich selbst noch mehr von der Unschuld

des Beschuldigten zu versichern, hat er kein Mittet versäumen wollen.

Und da ihm der Jüngling in

der Beichte Alles gestanden, auch des Pförtners Antheil an den Begebenheiten jener Nacht, hat der freundliche Greis der ersten Gelegenheit wahr­ genommen, den Pförtner heimlich über die Sache zu befragen,

und,

desselben

Aussage

wörtlich

gleichlautend findend mit des Dionysius GeHändniß, hat er dem Alten versprochen, von der Sache gegen-Bie Mönche keine Meldung zu thun, um ihm zu ersparen derselben Haß und heimliche Ver­ folgung.

Aber der Krauteler in der Officin hat

sehr strenger Verweisung

nicht entgehen können,

daß er jene gefährliche Tropfen dem Tollen ans­ geantwortet, und zwar in des BischoM Namen, da doch allbekannt, daß sich solcher in den schlum* merlosesten Nachten lieber bedient des Babo gefahr­ loser Mährlein, als solcher zweifelhafter Arzenei, bei welcher gar ein Weniges mehr den Tod bringen könnte. — Auch sind die Obern nicht ohne Wei­ sung geblieben, daß sie den.Osterland so frei schal­ ten lassen, da doch bekannt, daß dieser Unglückliche wegen hohen Sinnes und verfehlter irdischer Größe nicht allemal bei Hellem Bewußtseyn gewesen. Auch deckten desselben Grab manche Spuren verborgener Schuld, sofern nur der Bischoff, als sehr tiefsehendhier weiter hätte untersuchen wollen. Um den Gehaßten auf jede Weise bei einem, vielleicht nahen Sterbefall zu sichern, ist nun der fromme Greis mit sich selbst Raths worden, ihm einen Unschuldsbrief oder Literam innocentiae zu ertheilen, in welchem nach damaliger Weift ge* schrieben stand,

daß der Aussteller eines solchen

Briefs hasten will

mit eigner Unschuld für die

des Beklagten, und dieses, so es noth wär', selbst W dem göttlichen Gerichte;

welches traun viel

war. Konnt'

auch nicht

ein Jeder solchen Brief

rechtsbeständig ausstellen, selbst päbstliche Heilig­ keit nicht, sondern mußt' Einer seyn, wie dieser Bischofs,

ganz

.reinen

Wandels,

ganz fromm,

rtitt/ wahr und schuldlos, so daß weder Fkcken, noch Berdacht auf ihm gehastet in seinem ganzen -iberr. Wie denn dieser Bischoff ein solcher gewesen, so daß er me einen Feind gehabt, auch die, so sich Feinde nannten, doch immer ihn scheuten, schon­ ten, ehrten,

und ihn lieber erhoben, als ernie­

drigten, sich gleichsam sonnend in den Strahlen feiner Glorie.

Ist auch Jedem gewesen in seiner

Mähe, wie in der Nähe eine- Engels; denn er war freundlich, Dein

kein Feind unschuldiger Freude,

strenger Richter fremder Fedler,

Strenge

de- Lebens blos

gern

die

für sich behaltend zu

eigner Uebung, mit Andern aber es leichrer neh­ mend,

und

gem ihnen ginnend den bequemern

Weg. Als nun der Bischoff jenen Schuhbrief, unter den gehörigen Formalitäten, ausgefertigt und in des tranken Dionysius Hände gegeben: da haben feint Feinde und Neider zwar wohl gesehen, daß sie hier nichts gegen ihn offenbar könnten beginnen, haben eS aber doch nicht aufgegeben, ihm heimlich zu schaden,

wozu denn der Babo, als

Bischoff gar wohl gelitten,

Ui dem

Gelegenheit gehabt,

und daS zwar täglich. Er fing einstweilen damit n.

Aber nein! dies sollte ba§ Ende des Frommen nicht seyn! GorteS schützende Engel und die Gei­ ster, welche die heiligen Blatter bewachten, und sie wohl eher in den Flammen erhielten, hatten daS Verderben abgewendet auch von ihm. Auf einmal stand er tiefathmend unter dem staunenden Haufen, auch nicht im mindesten verfehrt an Haar und Kleidung, und konnte, alnoch fast außer sich, auf alle Fragen nichts weiter antworten, alS: Es sei geschehen. Wie eS aber geschehen sei, wüßte er nicht. Dabei den köstli­ chen Raub fest an sein Herz drückend, ist er hin­ über geeilt in des Klostervoigts Wohnung, von welcher ein Theil den Flammen entrissen,, und der Rest durch nasse Tbierhäute kümmerlich gesichert war, damit die Mönche doch einstweilen einige Zuflucht hatten. Es hat aber der Voigt dem Jünglinge keinen andern Ort zu Verwahrung seines köstlichen Raubes anweisen können, als daS Kämmerlein der Odalia, sagend, er glaube, wenn sie von der Müllerin, wo sie wahrscheinlich sei, zurückgekom­ men, würde sie sich wohl mit dem Lehrer um die Stelle vergleichen. Dionysius glaubte das auch, und , in diesem Augenblicke gar schmerzhaft an die Jungfrau den­ kend, dankte er Gott, daß sie sicher sei in ihrem unterirdischen Gewölbe, und allenfalls, dalern ja

ein zündender Funke hinüber sprühte m jenes entfemte Viertel, zur Zuflucht habe den verborgenen Eingang,

der ins -reie Feld führte.

Er fragte

aber den öoigt nach dem Pförtner, und alö ihm dieser antwortete, er sei hinüber gegangen zu der Barfüßer Müllerin, um nach der Jungfrau zu f*bett, da ward sein Herz ruhig: denn er wußte wobt, waS er chm befohlen hatte; sah auch, daß der treue ?(ite nicht erwarten wollen die letzte Ge­ fahr, und wohl schon drüben sei bei den Paulinern.

Ist ihm solches aber nicht ganz recht gewe­

sen, indem ja sdjon der Tag graute, und er selbst hinüber wollte zu der Geliebten Rettung. Aber in diesem Augenblicke kam zu ihm deS Priors Befehl, welcher sich wieder zu den Seinen gefunden,

als hatte er sie in der Gefahr nicht

verlassen: Dionysius solle hinüber kommen, weit der Dominus, wie ihm zukam, verlangt,

alle

Mönche zu sehen, um zu wissen, ob keiner um­ kommen. AlS sich nun der Jüngling gestellt unter seine Ordnung, hat sich gefunden, daß Alle gegenwär­ tig waren, ausgenommen Babo.

Darauf ist der

Aelteste, unter dessen Anzahl er gehört, hervor­ getreten und hat gesagt: Des Vermißten Zelle sei gleich zu

Anfang geöffnet, er auch aufgerufen

worden:

er sei aber,

alö schlafend auf seinem

Lager verharrend, eine gutwillige Beute der Flamme worden. O, rief Dionysius, die- wir' zu schrecklich! nein, dies war' zu schrecklich! Und sollt* ich nun auch noch eines Menschen Leben auf meinem Ge­ wissen haben! Hat sich auch schnell noch einmal aufgemacht in das glühende Meer, da ihm jedoch der Amtmann zurückgehalten und gerufen: Seid kein Thor! denn dieser die Rettung um Euch wohl am wenigsten verdient! So riefen auch noch viele Andere: Lasst ihn brennen, wenn ihn nicht sein dienstbarer Geist schon gerettet hat! Er war Euer erbittertster Feind! — War er mein Feind, dachte der Züngling, sich zum letzten Mal losreißend, so habe ich nicht darum daS Gesetz der Liebe eben an meinem Herzen getragen, wm zu verfehlen, was ich jetzt thun muß! Es hing aber die Zelle deS Dabo noch unver, fchrt an der morschen Mauer, wie ein Vogelnest, wie sie denn auch, zu Jedes Verwunderung, vom ganzen Kloster allein der Zerstörung entgangen, und Viele darob den Dabo für einen Heiligen, oder für einen Zauberer halten wollen. AlS nun der Dionysius sich den Weg gebahnt durch glühende Trümmer, trat er endlich ein in die Zelle, wo Alles leer war, als sei sie ausgeräumt, eilte auch nach des Babo Bette, so er etwa, wie Ote Harfe. VIII. 9

sehr wahrscheinlich, trunken sei, denselben auf die Schultern zu retten.

laden und

wider sein

Wissen gu

Aber daS Lager war leer, und hinter dem­

selben aus dem finstersten Winkel stürzte hervor der wütbige Hund, packte seinen vormaligen Herrn mit den grimmigen Zahnen, ihn hinüber zu reissen in die Glut, die draußen Alles überwölbte. Man sah ihn auf dem morschen Gange, der ihn

zu den Zellen geführt,

kämpfend mit dem

Ungeheuer hervorkommen, dessen Uebermacht ihn auch einmal zu Boden gerissen;

aber am Ende

siegte-er doch, und schwer verwundet, auch verletzt vom Feuer, und deS Unthiers Zähnen, langte er endlich unter den Mönchen an,

die zu innigem

Mitleid bewogen, ihn in die Arme faßten, und ohnmächtig hinüber trugen in des Voigts Wohnung, der ihn auf der Odalien Bettlein gelegt, auch ver­ sprochen, ihn treu zu warten, wie denn diese letzte That wohl jedes Herz gegen ihn bewegt, sogar daS Herh de- Prior- und des Amtmanns, der selbst gekommen,

um zuzusehen, daß es ihm, welcher

schwebte zwischen Leben und Tod, an keiner Hülfe gebrechen möchte. Mittlerweile saß die Jungfrau, so ruhig sie vermochte, in ihrem unterirdischen Gewölbe, nahm von dem köstlichen Milchtrank, den ihr der Ge­ liebte zur Beförderung des Schlummers gelassen, fast wenig, willens, ihn wachend zu erwarten.

Leicht war e- ihr, die Stunden der Nacht zu durchwachen bei dem, was vor ihr lag. Es waren die heiligen Blätter in der Grundsprache, die sie gnüglich

verstand,

das

Ganze,

dessen einzelne

Theile, wenn sie sie au- des geliebten LehrerMunde vernahm, ihr Herz so oft entzündet.

Sie

las und las, die Stunden flogen; und wenn sie zuweilen mit entfernten.Gedanken überging zu den Ereignissen

des vorigen Tage-,

wenn sie dann

befiel Ahnung von etwas Fürchterlichen,, das wohl diese Nacht vorgehen könnte; wenn sie irgend befiel das Grauen der Einsamkeit, die sie umgab, und sie, horchend auf da- Picken des Holzwurmim Getäfel, oder auf de- MäuSlcinS Nagen an sparsamer

Kost, gedachte, daß sich auch wohl

etwa- Böses nahen könne der Unschuld in heim­ licher Mittemacht,

da ermannte sie sich schnell,

und laS überlaut die heiligen Stellen, wohl wissend, welche Kraft hierin

liege,

wenn auch nicht zu

Bannung feindlicher Geister, doch zu eigner Ermuthigung. Am Ende behauptete doch entweder die Kraft de- Schlummertranks,

oder des zarten Körpers

Ermattung, ihre Rechte, und sie entschlief, lieb­ lich zurücksinkend auf die Polster, ein holdes Kind schlummernd am Busen der Mutter, ein Anblick, Engel mit Liebe zu erfüllen.

Und Engel waren e-

auch, die durch ihre Träume schwebten, bis weit

gegen den Morgen sie auf einmal ergriff ein jähes Erschrecken, und sie zitternd erwacht ist, unwissend, wovor, mit heftigem Herzpochen. VlS sie sich völlig ermunterte, da brannten die Lampen gar dunkel, die Eine nah dem Erlöschen; aber chc gegenüber, aus der niedrigen eisernen Pforte, durch welche sie gestern mit Grauen ge­ blickt in den unterirdischen Gang, sprang hervor der Bruno, rund den Raum umkreisend, und dann sich schmiegend zu ihren Füßen, wie er ge­ wohnt war, wenn er verkündigen wollte deS Ge­ liebten Nähe. O! rief sie und erhob sich. Er ist da, und jedes Schrecken hat ein Ende! Der Hund aber sprang auf und keuchte umher, bald verweilend an der Pforte des Gange-, bald an der, welche herauf führte in die Kirche, als wolle er ihr lassen die Wahl unter beiden. Sie, sich nicht lang bedenkend, wählte die letzte, als wo es am wahrscheinllchsten war, ihren Freund zu finden, öffnete die Thür mit dem Schlüssel, ohne sich im Taumel der Freude sehr zu verwundern, daß der Hund schon durch die ungeöffnete gegan­ gen war. Es schwamm aber, als sie heraufstieg, der ganze Tempel mit seinen weißen Riesenpfeilern in einem feurigen Rosenlicht, gleich dem der Morgen­ röthe, so sie so schön, so schauerlich schön, noch nie gesehen hatte. Indeß gewahr werdend, daß

Bruno sich verlor hinter dem Altar auf der Stiege, welche hinauffühtte zur Sternwarte, ward sie ihr gewiß, daß sie den Geliebten dort finden würde, den Aufgang der Sonne zu betrachten. Sie eilte also ihm nach, und, um ihre Nähe anzudeuten,

rief

sie zweimal den Namen des

FreundeS, daß ihn die Hallen, auch die entfern» testen,

doppelt zurückgaben.

Und jetzt war

sie

oben auf der äußersten Höhe des Thurms, dir eine freie Aussicht

gewährte

über die ganze Gegend,

nur durch ein brusthocheisern Gitter gesichert vor jähem

Herabstürzen.

Alles

war leer

und

hier

weder der Freund, noch ihr grauenvoller Führer; aber statt des Anblicks gehoffter Freude, statt deherrlichen Heraufgehen- der Sonne, ein anderes Meteor der Ursprung jener gewähnten Morgenröthe. Ach! und rund umher fürchterliche Nacht, erhellt durch die Glut eines fernen Feuers! Ein Flammen­ regen strömte über die Stadt, fast erreichend de» Ort, wo sie stand,

unten auf der Straße das

Getümmel der Gefahr, und herauftönend einig» Worte, die, das Catharinen-Kloster nennend, sie aller Besinnung beraubte, so daß sie ohnmächtig zu Boden stürzte. Und es waren dieses wirklich die Augenblicke der höchsten Noth. Dionysius lag in diesem Moment fast sterbend und außer Stand, sich zu besinnen.

Die tun sich

greifende Flamme bedrohte jeht selbst die Wohnung des Klostcrvoigts, und der hohe Thurm der Catharinenkirche, von welchem eine Zeuersäule gen Himmel stieg, die an Höhe ihm selbst glich, streute Funken umher, welche entweder dort Alles ver­ nichten, oder sich, wie denn geschah, nach der Stadt wendend, hier Alles vciöcrbm mußten. Schon hatte das Flugfeuer ein Hauslein ganz nahe bei dem Pauliner-Kloster ergriffen. Nahe, nahe war dir das Verderben. Odalia! Wohl dir, daß du auch dieses verschlummertest! Als sie sich erholte, weil eben den Morgenwolken ein leichter Regen, wie einzelne Thränen, enträufelte: da war es Tag, und unter ihr, wie in der Ferne, schien die Glut im Abnehmen; aber unten in der Kirche deuchte eS ihr gar eben, alS ob sie Menschenfußtritt vernähme. Dionysius! Dionysius! rief sie. Hier bin ich! o eile, eile mich zu retten! Sie eilte, sie stürzte beinahe herab: aber ihr Geschrei verhallte an den Wänden, und ehe sie die endlosen Stufen zurückgelegt hatte, da vernahm sie schon, daß man die Pforte von außen dreimal verschloß, und sie die rettende Hand verfehlt hatte. Endlich war sie unten in der Kirche, und ver­ zweifelnd von einem Thore eilend nach dem andern, deren keines doch die Schlüssel in ihrer Hand öffneten, setzte sie sich endlich, nahe an der hohen

Pforte, dem Säulengange de- Alter- gegenüber in einen Stuhl, theil- au- Mattigkeit, theilgute- Willens allda verweilend, weil sie dort Menschenstimmen vernahm. E- führt nämlich diese Pforte noch heutigeTages auf emen schmalen Gang, an welchen Garten der Stadt und. Häuser gränzen. Dorthin hatten die Leutlein, deren Hau- durch das Flug­ feuer in die Asche gelegt war, ihre gerettete Habe geflüchtet; dankten nun Gott, der ihr Hau- daOpfer werden lassen für die ganze Stadt, alwelche nun gerettet sei; wie denn auch die Flamme im Kloster aufhöre zu wüthen, weil sie dort nichtmehr zu verzehren finde. — Odalia horchte ängstlich, mehr zu vernehmen; denn jetzt kamen Andere und wieder Andere, die drüben bei dem Feuer gewesen, und brachten den Nachbarn Botschaft, wie e- dort stehe, und wie man Keinen der Mönche misse, al- den Schlimm­ sten und Besten de- Kloster-, nämlich den Babo und noch Einen, den sie nicht zu nennen mußten, weit sein Name fast ausländisch und schwer sei; er werde aber beklagt von Allen, selbst von seinen Widerwärtigen, und solle er umkommen seyn in Rettung seine- Feindes. O Odalia! brauchte es Etwa- mehr, dir deinen Freund zu bezeichnen? Und war die Wir­ kung zu bewundern, die darauf erfolgte? Oder

Märtyrer einer schönen That! dachte sie im allmähligen Hinsterben aller Sinne. Dies war's, dies hatte mir ahnen sollen! Das Echo aus den Hallen, das mir, als id) hinabstieg, feinem Namen zurückgab, war Todtenruf! Der Fußtritt, den id) horte unten in der wiederhallenden Kirche, war nicht der rasche Schritt meines Freundes; eS war das schwere Sd)leichen des Todes, der mir künden wollte, daß er mir daS liebste geraubt hätte; er verschloß dreifad) die Pforte. So ist die Pforte des Glücks mir auf ewig verriegelt! Der Morgen blickte trübe in das, durch ein­ stürzende Trümmer gehemmte und wiederaufflam­ mende Feuer. Drei Tage flammte die Glut: am Ende wurde sie erst mit Ernste gelöscht, weil die Stadt bedroht war. Der Marggraf Egbert kam, nicht wie sein Vorsatz gewesen war in diesen Tagen, mit reisigem Zeuge, um Besitz zu nehmen von dem Kloster. Hier hatte schon ein furchtbarerer Feind Besitz genommen, dem, wie die Kirche lehrt, einst Alles unterliegen wird am Ende aller Dinge. Auch war hier ein Bild der letzten Zerstörung; wer sie sahe, mußte die Augen abwenden und weinen, ob dem Siege der Vernichtung über alle Herrlichkeit der Erde. Nid)t weinend, sondern zürnend, stand Egbert cm dem rauchenden Aschenhaufen. Der Kloster-

voigt, ihm heimlich ergeben, stand neben ihm. Er haderte mit ihm über die nachlässige Löschung bet Brandes,

und über der orientalischen Jungfrau

Derschwinoen, die er einst gesehen und sich auch erkohren

zur guten Beute.

Er fragte über die

Entstehung des Feuert, und der Klostervoigt leug­ nete, daß solches über der Schwelgerei und Trun­ kenheit bet Eatharinenfesiet angegangen sei, be­ theuernd, wie er daS konnte, daß nie bei einem Klosterfest es mäßiger und nüchterner zugegangen, alS bei diesem, und habe nirgend die hier gewöhn« liche Freude recht haften können;

die Mönche

wären herum gegangen, alt ahnend das drohende Unglück, und hätten immer nur den jungem Brü­ dern Trunk und Autgelaffenheit gewehrt.

Daß

dieser zerschmetternde Schlag vielleicht vom Himmel gekommen, leugnete er nicht ganz: denn wirklich in voriger Rächt der heiße Tag sich entladen in einem Gewitter, dessen Blitze wohl hier gezündet haben konnten: denn schnell wie ein Blitz sei die Feuersbrunst aufgestiegen, und Rettungslosigkeit sei da gewesen,

ehe man noch Gefahr geahnet.

Des Marggrafen Entschluß, wachen zu lassen, billigte er:

die Trümmer be­ denn et war den

Mönchen gelungen, ihn bei Hinwegschaffung ihrer Schätze zu täuschen, oder ihm gingen jetzt erst die Augen über Manches auf, waS vor seinen Arrgen vorgegangen und was er dom Marggrafen nicht

melden mochte, um noch herberer Verantwortung ju entgehen. So ward denn der ganze Umkreis mit Kriegsleuten umzogen, welches der Meißnische Margqraf dem Thüringer verstattete, mit ihm habend, Gott weiß,

welchen Vergleich zu

des Klosters Ver­

derber» ! Aber die Meißnische Marggrasin Adela, welche restdirte auf der Pleißenburg, trauerte und zürnte über die Macht, eignen Lande.

die man den Feinden lies im

Sie

haßte den Egbert wie

die

Sünde, und war einverstanden mit ihrer Freundin, der

Aebtissin von Quedlinburg,

Egberts

alter

Feindin, daß diesem gesteuert werden müsse, wenn nicht

am Ende der Thüringer zu sehr überhand

nehmen solle, und, da er sich schon solcher Dmge erkühnte, dein schwachen Freunde rauben möchte das eigne Land, nun mit desto stärkerer Macht die Hand ausstreckend nach der Kaiserkrone. Indeß nun um die Verheerung des Egberts Wagenburg gezogen war, und innerhalb derselben allgemach

das

Suchen

und Graben nach

den

Klosterschatzen begann, zerstreuten sich die Mönche, zu ihrem Verlust auch noch fürchtend die Verant­ wortung, und gern zurücklassend, was man etwa noch in den ausgebrannten Zellen fand, so nicht viel mehr war, als etwa Jagd - und Spielgerath und schöner Magdlein Bildniß.

' DionyffuS aber lag des ersten Tage- allewege in schwerem Schlummer, sich nur ermunternd bei schmerzhafter Verbindung seiner Wunden. erste

besonnene Frage war,

Seine

da er seine "Odalia

nicht zu nennen wagte, nach dem Pförtner. Der, den man ihm zum Krankenwärter zugesellt, wußte nichts davon, daß er gesandt worden wär zu irgend einer Botschaft nach dem Barfüßerkloster, welches der Klostervoigt zu des Jünglings Trost versicherte; vielmehr wollte er wissen, daß der redliche Alte, gleich dem Babo, man Spuren

im Feuer verdorben,

in seiner Zelle gefunden,

wovon welches

denn den kranken Jüngling vollends ganz zu Boden, geschlagen, und von Neuem an die Pforten des Tode- gebracht.

Er ward aber bemitleidet

von

Allen, auch vom Klostervoigt, der ihn nie gehaßt, obgleich zuweilen beargwöhnt um die Jungfrau, so er aber dem Marggrafen nicht entdeckte, um nicht hier neuen Vorwürfen den Weg zu bahnen. Es kam aber Egbert selbst sehr oft, den Jüng­ ling

zu

besuchen,

ihm

verschaffend

mancherlei

Pflege, und ihm versichernd, wie er ihm nie ver» gessen

werde

die wahrscheinliche Rettung seine-

Lebens, hat ihm auch angeboten, nach seiner Ge­ nesung bei ihm zu verbleiben, und ihm versprochen, durch Hülfe des BischoffS von Mainz Entbindung vom

Klostergelübd

welches

und

hohe weltliche

aber Dionysius auSgeschtagen,

Ehre, sagend,

daß, so wie er genesen, er gesonnen sei gen Rom

zu ziehen, und dort zu suchen feiner Sünden LoSzählung und Ruhe |eme$ bekümmerten Herzens. O du fromme reine Seele! sprach dann der Marggraf. Gern wollt' ich deine kleinen Sünden vertreten bei dem ewigen Richter, wär'nur ich so fromm und rein, wie du! Da hat sich der Jüngling ermannt und auf­ gerichtet von seinem Lager, und den Fürsten ange­ schaut, wie ein Apostel, und gesagt: Herr Egbert! ich weiß, daß aus Eurer Seele hastet säst große Schuld! Da Ihr nun jetzt zur Erkenntniß kommt, so laßt ab vom Bösen, und hört aufvon Verfolgung der heiligen Kirche und anderm Uebel! Ich weiß wohl, baß Zhr, fast noch als ein Kind, zur Re­ gierung kommend, erzogen seid von der Schmei­ chelei in dem Wahn, als sei Alles da um der Fürsten willen; roei« auch, daß Ihr bald hinüber geschleudert in bas wüste Leben des Krieges, auch oft selbst unbillig verfolgt uijd beeinträchtigt wurdet in Euren Rechten. Es kann Euch gar viel zur Entschuldigung dienen, so Ihr nur nun ablaßt. Der Marggraf hatte keinen Wohlgefallen an der Rede des eifernden Jünglings, und sprach zu ihm: Mein Pater! Ihr sprecht noch im Taumel des Fiebers, hat ihn auch verlassen und ihn nicht wiedergesehen zu dieser Zeit, als auf den Ruinen des jtlojtero noch zuletzt, wovon weiter unten.

I4i

Dafür besuchten aber den Kranken desto flei­ ßiger die Brüder Pauliner. Davon aber gleich der Erste, welcher kam, ihn zu sehen, ihm gebracht gar schlechte Botschaft. ES trug nämlich solcher in seinen Händen die heiligen Blätter, Odattens Zeitvertreib in jener Schreckmsnacht, zusamt ihrem unterwärts, wie gewaltsam, abgerißenm Schleier, so beide- gefunden worden, ohne daß man die Stelle, wo? behirig erfahren kännen. Mit Entsetzen nahm der Kranke da- Befun­ dene au- des Pauliner- Händen, erklärte solche-, so gut er konnte, und hatten auch Jene kein Arges drau-: denn sie waren so fromrü und verdachttos im Irdischen, alt gelehrt und fcharfimmg im Uebersirmlichen. Dionystu- gab ihnen Kunde von feiner Sorge um die verlorne Schülerin; haben auch die Patrealle- gethan, zu erkunden, wohin fie gekemmen, und al- alle Nachfrage vergeben- war, den beküm­ merten Lehrer damit getrölkt. Der nächste Tag nach jener Schreckmsnacht, al- der Tag Mariä Geburt, habe der Fremden gar Biele in ihre Kirche bracht, und fei die Jnogftau, ihren Zu­ flucht-ort eingeäschert wissend, etwa mit derer Einem entwichen, und finde sich wohl umer GotteSchutz bei guten Leuten. Aber ach! die sorgende Liebe ist so leicht nicht zu befriedigen. Dionvstu- gedachte gar viel ander-.

Er muthmaßte nämlich des Marggrafen Leiden­ schaft für sie, wachen;

und fürchtete deren ernstes Auf­

vielleicht konnte sie,

entfliehend durch

den dunkeln Gang, so er ihr verboten, gerathen seyn in die Gewalt des Verführers, welches ba$ Schrecklichste gewesen, so er sich denken kennen; hat jedoch auf Gott getraut und ihre Tugend. Al- nun der Kranke genesen war in der Maßen, daß

er sich

hinaus wagen dürfen in

die spate

Herbstlust, wandelte er gar oft auf den Trümmern

deS zerstörten Klosters, wie der Prophet auf den eingestürzten Mauern Jerusalems;

erinnerte sich

auch, wie, da der königliche Bau noch stand, er zwischen seinen goldnen Pfeilern, seinen Marmor­ gewölben und schönen Gemälden umhergegangen, beweinend dieser Herrlichkeit nahen- Untergang. Einst, als der Mond schon heraufgekommen, fand ihn da

der alte Pater Ehrysostomus,

der

Einzige der Mönche, welcher noch hier weilte, seine Wohnung am nahen Kloster der Barfüßer genom­ men hatte,

und entschlossen war da zu sterben,

wo er den größten Theil seines Lebens verbracht hatte,

nämlich in der Nachbarschaft des Carha-

rinen - Klosters.

Dionysius stand gerade über der

Stelle, wo ehedem seine Zette gestanden,

störte

eben herauf aus der Asche ein Stück verbrannten Pergaments, oder einen Theil seiner verderblichen Zaubermaschine, welche endlich, durch ihren end-

losen Umschwung sich selbst zerstörend, hier gleich­ falls untergegangen. ES ist umsonst, mein Sohn! redete der Greis ihn an. Was hier unterging, werdet Ihr nie wieder erneuern, ob auch in Eurem Gemüth noch leben sollte da- Ganze. Und war es auch für diese Entdeckungen noch zu frLh am Tage. Die späte Nachwelt wird die Fußtapfen der Weisheit finden, die ja Jedem kenntlich sind, und ihr weiter folgen in ihr innerstes Heiligthum, al- Ihr vermöchtet. Nach Jahrhunderten wird Stadl und Kloster vielleicht durch ähnliche MiM zu Grunde gehen, frömmer, als diese-, und deDerderbens weniger würdig; sintemal nicht-Neue­ unter der Sonne geschieht, und die Zeiten sich oft wirtlich wiederholen. Der Alte stand mit der Geberde eine- Propheten auf der Trümmer einer eingestürzten Säule; seine Hand war gegen den Mond ausgestreckt; er wollte weiter reden: aber siehe? da gesellte sich ein Dritter zu ihnen, dessen Gegenwart nicht heilig genug war zu so heiliger Rede. Es war der Marggraf. Wie, ehrwürdige Vater! sprach er mit dem fein spotteubcn Scherzton, der ganz in seiner Ge­ walt war, seid Ihr hier Schabe zu suchen? — Sollte sie nicht schon ein Anderer vor un- gefunden und in Sicherheit gebracht haben? entgegnete der Alte. Nicht ich! zürnte der Marggraf. Und sagt

mit, ich bitte Euch! Wo ist all das blieben, wajch ja zum Theil selbst.gesehen habe durch deS Priors Gutmürhigkeit? Dort liegen unsre höchsten Schätze begraben, sprach der Greis, auf die Trümmer der Librarei beutend, so wir leider nicht zu retten vermochten. Und gesteht mir jetzt offenherzig, fuhr Egbert fort, aus der einfältigen Antwort schließend, er habe einen Blödsinnigen vor sich, Feuer des Himmels,

was

war eS das

diesen unglücklichen

Brand entzündete? Allerdings! das Feuer des Himmels, welches ich nothfallö beschwören wollte. Und war dies nicht göttliche Rache für hier verübte Sünden? Richtet nicht! Richtet zuvor Euch selbst! Auch zerstört das Schicksal eben so oft, Sünden zu ver­ hüten, als zu bestrafen. Marggraf!

die Ihr

Manche Schuld, Herr

auf Euch geladen haben

würdet, liegt hier begraben, ehe sie geboren ward. Und welche Schuld? rief Egbert. schuldete sich an mir.

Man ver­

Ihr Dionysius!

Ihr

Retter meines Lebens! seid Zeuge. Und legt Ihr Allen zur Last, fragte der sanfte Jüngling, verübte?

was

vielleicht Einer in der Tollheit

Dionysius! siel der Greis ein, es ist die Weise der Welt,

an Vielen zu strafen, was vielleicht

Einer verbrochen. So leiden wir Alte für die Sünden des Mainzers und des Kaisers; aber irret Euch nicht. Margqraf! Dar Schicksal richtet ander-! An den Enkeln rügt es der Väter Thaten, nicht die der Fremden. Ihr wißt, was Euch geweijagt ist; Ihr wißt, was Eurem Ahnherr», dem Margqrafen Eccard, so besser rohr, als 3hh widerfahren ist. Laßt ab vom bösen Thun uitft hochfadrenden EtJtwürfenk Auch über ihdeck schwebt der verheerende Strahl deS Himmels, toi# über diesem Kloster. Marggraf Egbert stand hocherrötbend vor Zorn dem. Greis gegenüber. Doch zu drchm diesem ehrwürdigen, mit Schnee bedeckten Haupte, »m er nicht ruchlos genug. Er kehr» dem Alte- den Rücken, und, den Jüngling bei der Hand ergrei­ fend, sprach er: Ihr seid mein Mann! Euch will ich gerecht werden für M gerettete Leben! Ausl verlaßt den Mönchsstand, für welchen Jhr zu gut seid, und sucht Euer Glück bei mit! Und werdet Ihr dieses thun? fragte CbrysostomuS, nachdem sie der Marggraf schon eine Weile verlassen hatte. O! rief OionysiuS, die doppelsinnigen Ant­ worten des Alten bewundernd, wie Habt Ihr Such so schlau zwischen Wahrheit und Trug hindurch gewunden, und doch kein Wort gesagt, das Ihr nicht beschwören könntet! Lie Jpaii'e. VIII. JO

Die- ist da- einzige Mittel mit dieser Art Leuten auszukommen, sprach der Alte. — Doch beantwortet meine Frage! — Ich gehe nach Rom, sprach der Jüngling — Thut daS! Dort werdet Zhr finden Heilung Eures verwundeten Herzenin jedem Verstände. Aber kebrt eilend zurück! Denn hier blüht da- Glück Eure- Leben-, nicht in der Nahe de- BaticanS. Und ob auch die dreifache Krone Euer werden sinnt*! Alt und Leben- satt würdet Ihr sie vielleicht erlangen, wenn nicht Tücke und Hinterlist Euch unterwegs aufrieben. Aber hier blüht Euch die beßre Krone im Genuß häuslicher Freude auf gebahntem unbe»eidetem Pstde. Dionysius bat um deutliche Erklärung. Wie kann ich Euch deutlich machen, versetzte der Alte, was ich selbst nur im Dunkeln sehe? — Sie schieden. Und bald darauf trat der Jüng­ ling die Reise an, die vielleicht da- einzige Mittel war, durch Anstrengung und geänderte Gegen­ stände da- zerrissene Herz zu heilen, und mehr als dreseS, dachte Dionysius, möchte der Greis auch wohl nicht gemeiner haben. Der erste Weg de- Pilger- war, als er die heilige Roma erreicht und die geweihten Stufen geküßt hatte, zu dem Bischoffe, den man hier am heiligen Stuhl mit großer Verehrung fest hielt, und ihm gern den Purpur gegeben haben würde,

hätte er ihn nur annehmen wollen. Der heilige D.tter war sehr alt, der Bischoff noch alter; ihn, wenn der heilige Stuhl leer würde, einzuschieben, bis noch ein Anderer zur Tiara reif war, wär' nicht uneben gewesen. Der Bischofs wünschte nicht als Mittel zu irgend einem politischen End­ zwecke zu dienen, und blieb, der er war. Wie der Empfang des SohnS beim Vater, war der Empfang deS Jünglings bei ihm, — ach noch mehr! Es war dies ein Ereigniß aus der andern Welt; ein heiliges, ein gehofftes Wieder­ sehn : denn verloren glaubte der fromme Alte den Jüngling, verloren bei dem Brande zu St. Catharinen. Al- Rede und Gegenrede gehaltener floß, als Frage und Antwort Statt fand; da schickte sich DionystuS zu erzählen, wornach, wie er meinte, der Bischofs verlangend seyn müßte: aber eS fand sich, daß ihm Alles schon bekannt war vom Unter­ gang deS Klosters bis auf einige ganz geheime Umstände, die er jetzt auS des ersten und vornehm­ sten TheilnehmerS Munde erfuhr. Dringender ward nun deS BischoffS Nachfrage nach deS Lieblings eigenem Ergehen; und er warf sich zu deS Greises Füßen und bekannte ihm AlleS beichtweis, waS sein Heiz beängstete, von der Liebe zu Odalien an bis auf die Unruhe seines Ge­ wissens wegen zwez hrngeopferter Menschenleben;

welche am Ende doch, wie er meinte, auf Nie­ mand l.steten, til$ auf ihm. Da lächelte der G.eis,

und hat ihn ruhig

seyn heißen und ihm völlige Absolution v:t!pro= chen an heiliger Stelle, dann auch und vornehm­ lich, durch des Pabstes Ablaß und Indulgenz, alS um rodd^r willen er als ein frommer Pilger ge­ kommen ; sprach auch weiter ui ihm: Mein Sohn! Ihr seid nun in meinem Hause, und bleibt bei mit, so lange Ihr selbst wollt.

Ttul nun auch,

wie Ihr wohl sonst gethan, und seid in meinen Diensten! Lautet dem Diener im Vorgemach, daß er mir den Hausmeister rufe,

dem

ich Befehl

thun will Euretwegen. AlS nun der Hausmeister, gar ein alter, ehr­ würdiger Mann, eingetreten und mit seinem Herrn einige Worte geredet: hat er die Augen geworfen auf den Jüngling, der,

ihn mit st rrcm Blick

ansehend, seinen Augen nicht trauen wollte, und sich mit Noth entbrechen kennend des Ausrufs entzückender Freude, t welcher jetzt beide lagen Einer in den Armen des Andern.

Dann der Dio­

nysius den todt geglaubten Pförtner erblickt, und dieser den vielbewcmten Freund und Wohlthäter. Der alte Bischoff aber stand dabei mit der Freude eures Schutzengels, welcher hier getrennte Seelen vor Gottes Thron wieder vereint sieht. — Und seht! sprach er, als am Ende der Jüngling

die hocherfreuten Blicke zu ihm kehrte, seht hier die herrliaste Eutsündigung von Einer Eurer gewähnten Schulden! — Kinnen ihrer wohl mehrere folgen. Es lag aber dem Dionyfio hart an, zu erfahren aus des Hausmeisters Mund, wie das Alle- sich begeben, und besonders Nachricht zu haben durch ihn von seiner Jungfrau, die er, nun einmal elfreut, fast hier zu finden hoffte; wie denn der Mensch immer mehr vom Schicksal fordert, aleS ihm geben kann. Ihr wollt zuviel, seufzte der Alte. Alle-, was ich Euch sagen kann, ist diese-: AlS ich in jener Unglücksnacht sahe, daß AlleS verloren war; auch wohl merkte, daß Ihr nicht sobald frei seyn würdet, selbst zu thun, was Ihr mir befohlen hattet: da sprach ich zu dem Klostervoigt, wie ich hinüber wollte zu der Barfüßer-Müllerin, um nach der Odalia zu sehen und sie zu trösten. Bin aber, wie Ihr mich angewiesen battet, hingeeilt in die Kirche der Pauüner, auch für jene Gegend, so entfernt sie war, daS Aergste fürchtend: denn der Wmd trieb den Flammenstrom von dem Thurm die Höhe hinab ganz hinüber in jenen Winkel; wie ich denn wirklich m des Klosters Nahe schon ein Hauslein brennend gefunden, und mich mit Mühe hindurch winden können durch das Gedrang der Löschenden.

Als ich aber in der Kirche hinabgeeitt zu dem umerirdlschen Gewölbe, wo ich die Odalia finden sollen; siehe? da warAlles leer. Mir aber gegenüber sah ich offen die kleine eiserne Pforte, so daß ich denken mußte, die Jungfrau sei, sich ver­ muthlich vor Gef-.hr fürchtend, etwa dort bin gestoben; kam auch biS auf die Stelle, da zwei Wege sich theilen, so daß ich am Ende, zweifelhaft werdend, lieber wieder hinauf gegangen, ob die Jungfrau dennoch oben in der Kirche sei, wie ich denn oft ihren Namen durch die Hallen ertönen lieS, aber vergeblich? Als ich nun so hin und her eilte, fast Willens, die Sternwarte zu besteigen, als deren Thür ich offen fand: siehe! da springt bervor deS Babo Hund, das Ungeheuer, so daß ich, erschrocken und fast überzeugt, hie könne die Jungfrau nicht seyn, hinaus geeilt, verfolgt von dem Hunde. Mir kam aber in den Sinn, Odalia könne, den rechten Weg findend durch den unterirdischen Gang bereits im Freien, und vielleicht in höchster Ver­ legenheit seyn, ohne Führer und ganz unbekannt in dieser Gegend. Eilte also dorthin durch die von der Glut beleuchteten Wege; habe aber daselbst neue- Schrecken gefunden: denn sich dorr gelagert hatten deS Egbert- Reisige, welche da 'waren, Ihr wißt in welcher Absicht; haben auch von mir die erste Nachricht erhalten vom Brande des Klo-

sterS, da sie denn mich fest hielten, «nd mich viel befragten, das ich nicht beantworten können, mich auch führen wollten zu dem Marggrafen, bis ich ihnen endlich entkam zu dem Einsidler in der alten Jacobskirche, Jammers.

da

meiner wartete

sammelnden Mönchen Klosters, und ach! Dionysius! Gluth,

die Fülle de-

Denn ich vernahm von denen sich hier die völlige Zerstörung des

die Kunde, daß Ihr, mein

auch verdorben wäret in deS Feuers

nebst vielen Andern.

Mir war nun in

der Welt nichts mehr übrig, und entschloß mich also am Ende, nebst Vielen der zerstreuten Mönchs zu wallfarthen nach Rom, um zu den Füßen des heiligen Vaters irgend zu finden, wo ich hinbrin­ gen sollte den Rest meine- elenden Lebens. Welche Gnade und hohe Versorgung ich nun hier gefunden bei dem Bischoffe, daS seht Ihr selbst, und fügt Gott heute zu dem Allen noch hinzu das Glück Euch wiederzufinden. Dionysius war sehr traurig auf diesen Bericht seines alten Freunde-,

sich tausend fürchterliche

Möglichkeiten bildend der Odalia wegen, und alle Hoffnung aufgebend, so daß auch der Bischoff des andern Tages,

seinen Jammer sehend, zu ihm

gesagt: Mag denn der Mensch nimmer zufrieden senn und Zuversicht fassen zu dem, der ihm so viel giebt: Er könne ihm auch wohl noch mehr geben! Der Bischoff ermahnte aber nun den Jüug-

iing, frisch ans Werk zu gehen, und einen Anfang zu machen der Erfüllung seiner Pilgerpfltchten. Bor dem heiligen Altar, sagte er, habt Ihr, das weiß ich, schon gekniet; so sucht nun, denn dicS ist Eure nächste Pflicht, Zutritt bei dem heiligen Vater, bei welchem ich Euch beute felbfi nicht ein­ führen kann, maßen er krank ist; tnsiju Euch wenden an feinen Hauekaplan, welcher bei ihm Alles vermag, und bei welchem Euch auch eine freudige Ueberraschung bevorsteht; hoffe, er wird Euch vermittelst derselben trohl aufnehmen, und soll Euch der Hausmeister zu ihm führen. Jawohl war die Ueberraschung des Jünglings Anfangs freudig, und dann wenigstens groß als er endlich durch zahlreiche Diener eingeführt ward bei dem HauSkaplan, der schier mehr weltlicher Pracht um sich gehabt, als der Bischofs, ja selbst, als sein Herr, der Pabst. Endlich stand der Jüngling ihm gegenüber, und das erste Wort, das über ferne kippen flog, war der freudige Ausruf: Babo! Bado hatte ihn schon erkannt, und in seinem bösen Herzen all den Uttmutb gefühlt, den der Beleidiger empfindet, wenn ihm entgegen siebt der Beleidigte, dem er vielleicht noch zur Zugabe ver­ pflichtet ist zur höchsten Dankbarkeit. Ja, rief er, das Entzücken des Jünglings über sein Leben durch eine finstre Miene schnell in

starre Kälte verwandelnd, ja! ich bin Dabo! — Aber nicht der, gegen den man üch sonst wohl Vertraulichkeit, wo nicht gar Verachtung, erlau­ ben konnte. Ich stehe jetzt eine Stufe oder etliche höher. Wohl weiß ich, in Euern Augen liegt Ausrückung, mir erzeigte vorige Wohlthat inAndel.ken zu bringen. Aber man thut denn wohl viel, sich vor den Leuten zu schmücken mit Helden­ tugend; auch hatte ich Eurer Hülfe nicht nöthig! Geht denn! entfernt Euch! denn selbst Eure Freude ist beleidigend. Dlonysius eilte tief erschüttert zum Dischoffe, ihm zu sagen, was ihm begegnet war, der sich vor die Stirn schlug und sagte: Wie? Hat mich bemt die Erfahrung noch nicht belehrt? Wie? weiß ich denn noch nicht, daß der fromme Beleidigte dem Feinde gern, dieser ihm nie verrechn Thörichter Weise glaubte ich, Dir, mein Sohn' Heute eine Freude zu bereiten, der gestrigen ähnlich, und durch einen unvermulheten Schlag vielleicht ein hartes Herz zu erweichen. Es war umsonst! und habe ich dlch leider gegeben in deine- FeindeHande! Der Bifchoff bewies überall, daß er bei sei­ nen drei und achtzig Jahren immer noch kein Menschenkenner war. Er hatte offne Fehde be­ sorgt zwischen Babo und seinem Liebling; wie konnte ci dieß denken! Der HauSkaplan de-

Pabste-

mußte ja fühlen,

B'schoffe,

ausstrecken durfte, weich,

daß

er

doch

dem

der die Hand nach dem rothen Hute

ganz

nicht gewachsen war.

geschmeidig,

Ganz

kam er de- andern

Tage- selbst, sich bei dem Jünglinge wegen der gestrigen üblen Laune zu entschuldigen, danken wegen einer Wohlthat,

ihm zu

davon er, durch

hihere Hand gerettet, freilich nicht bedurft hatte, auch ihm vorzuspiegeln irgend eine falsche Er­ dichtung seiner

wundervollen

Rettung,

welche

Dionysius nicht glaubte, doch sich ihm scheinbar hingab,

al- sei er getauscht.

die- seine Wirkung that,

und

Wie denn auch er noch heute

eingeführt ward bei dem heiligen Vater. Seine, des

holdseligen Jünglings, Gegen­

wart, wirkte aber auch hier, wie immer: sah ihn; man wünschte ihn oft zu sehen; verlangte

nach ihm,

Man man

und konnte ihn am Ende

nicht mehr entbehren. Der heilige Vater, ein sehr alter und kran­ ker

Mann, ließ den Mönch jetzt täglich rufen,

und mit selbigem war seine liebste Unterhaltung. Des Pabsts Urtheil aber war allemal, in ihm lägen

verborgen

gar hohe Dmge, und müsse

man ihn naher verbinden dem heiligen Stuhle, als welchem er leisten kenne gar mächtige Dienste, vielleicht in ferner Zukunft sich selbst nähernd den hohen Stufen.

Dabo nahm Alle-, was ihm hierbei vor­ kam, wohl zu Herzen, und wand sich freund­ lich um den glücklichen Jüngling,

gleich einer

geschmeidigen Schlange. Dionysius wusire dieses wohl

zu würdigen.

Er nahm ihn, wie er sich gab,

ohne ihm zu

trauen; fand sich aber wohl in des Pabst- und Bischoffs Gunst mit erheitertem Gewissen, allein betrübt

über

Schicksal,

die

Ungewißheit

über

Odaliens

worüber ihn aber der Bischofs gar

oft getröstet, ihm sagend,

es

werde auch hier

besser seyn, als er meyne. Dionysius suchte vergeblich, nicht gestillte Unruhe seine-

die

noch lange

Herzens

durch da-

Staunen über da- Neue und Befremdende, danur zum Theil

befriedigend ist, so wie durch

das Geräusch, das

die Stadt durchkreuzte, in

Schlummer zu wiegen.

Hier

lebte man ein

andere- Leben, als in seinem Vaterlande.

Hier

beschränkten selbst die Geistlichkeit nicht so enge Grenzen,

wie an andern

Orten.

Tage giebt

iS hier, an welchen Allen Alle- erlaubt ist, und oii einem

solchen

war e-,

da er

sich

hinau-

stürzte in da- wilde Gewühl, um auszuruhen von

dem noch wildern

Getümmel im Jnnem

seine- Herzen-. E- war MaSkenfreiheit. sich

zu

manchen

Der Gebrauch,

Zeiten verlarvt zu erlauben,

waS man mit bloßem Gesicht nicht wagen mochte, verliert

sich

in

der

grauesten

Vergangenheit.

Dionystus wollte unschuldig gemeßen, wenigstenbeobachten, was Andern erlaubt war; er wollte -S mit unverdecktem Gesicht, weil eres unschick­ lich fand,

hier sich zu verhüllen.

Kaum aber

hatte er sich aus dem Pallaste des Bsschoffs in den Strom der Menge gemischt, die rastlos die unadsehliche Straße auf und ab wogte:

da ge­

sellte sich aus dem Strudel eine Gestalt zu ihm: Ein ansehnlicher Mann, welcher und Kam eines Jüngling!

böhmischen

vie Kleidung

Wahrsagers

trug.

sagte er zu ihm mit heißerer verstell­

ter Stimme:

Komm mit mir aus

dem drük-

kenden Gedränge an einen ruhigen Ort, so will ich Dir die

Geheimnisse Demes Sterns lösen.

DionnsiuS folgte, und Beide sehten sich auf dm Rand eines Springbrunnens, unweit der Säule Trojans, und beide athmeten hoch auf von der unleidlichen Hitze erfrischt durch

die

kühlenden

Tropfen. Ehe ich

Dir sage,

sprach der Fremde, so ou$ den

was

Dir

bevorsteht,

laß mich zuvor erkennen

Linien Deiner Hand,

wer Du

damit ich Deinen Glauben gewinne. — gab ihm

der Jüngling die Rechte. —

bist,

Lächelnd Wie?

rief der Andere nach einiger Betrachtung, auch dieses Kleid.trügt nicht, und

Du bist wirklich

ein Mönch? Menge

so

Warum

Und was bewegt Dich, ganz

verhüllst

hinzugeben, Du

nicht

wie

Dich Der Du

brjs ?

wenigstens Dein

Gesicht? Ich hasse jede Verstellung, nysius;

mein

antwortete Dio»

Gesicht ist Maske genug;

hier

kennt mich Niemand. Und doch kenne ich Dich!

und

wollte Dir

Deinen Namen sagen, wenn er nicht zu schwer, zu ausländisch lautete.' Rede weiter!

sprach der Jüngling.

Da begann der Fremde in verdeckten Wor* ten eine Erzählung,

die sehr Vieles

von dem

enthielt/ waS dem Manche zuletzt begegnet war. Dionysius sah ihn staunend

an, und thas

einige Fragen: Und, fragleer, da-große Feuer, dem

ich,

wie

Du sagst glücklich entkommen,

wie ist eS entstanden?

Du sprichst:

Flamme deS Himmels.

Du hast Recht.

durch die Aber

wie? wie wirkte da- Feuer? und wo am ersten? Und der Gram, der mein Herz beängstet, waist er?

Sage mir auch dieß,

bereden willst,

wenn Du mich

daß Du alles weißt.

ist der fürstliche Freund,

Und wer

dessen Huld ich durch

Vorwürfe zurückstieß, ohne sie tilgen zu können? Dieser Fürst,

antwortete der Andere, der

Dich immer noch liebt, ist Egbert, der thürin­ gische Marggraf!

Und dieser Egbert seid Ihr! rief Dionysius, indem er aufstund und sich ehrerbietig ihm gegen­ überstellte,

Euch

verrieth

Eure Stimme noch

Eure

eher, nid

Gest.lt

und

mir Kunde gab

der unbewachte Schluß Eurer Rede. Ja, Dionysius! erhebend, Dich.

ich

Ich bin als

büßen,

w.v

rief Egbert, sich gleichfall-

bin'S, Du

aber

kenntlich bloß für

Pilger hier,

mich büßen

um das zu

lehrtest.

Mit

F.euden entdeckte ich in Dir einen Bekannten! Ich werde Deine Dienste benutzen, und sie Dir lohnen.

UebrigenS fei hier jeder Standesunter­

schied zwischen und aufgehoben, und, gilt meine Litte etwa- vor Dir, so geh' nächsten

Kaben

und

kaufe

mit mir in den

Dir eine Maske!

Unter den Berlarvten fallt ein Mensch mit sei­ nem eigenen Gesicht am meisten auf.

Ich will

nicht durch Dich Aller Augen auf mich ziehen. Dionysius gehorchte; und es fand sich, daß der Larvenhandler auch ein Glücksradlein hatte, in welchem man bei geringer Einlage eine Menge der zierlichsten dem gab,

Kleinigkeiten

Vorzüge, auch

den

noch

gewann,

die

bei

ihm Materie und Arbeit

eine

Eigenschaft

zu

bentzen

schien, beim Wirkung man an Allen bemerkte, die hier ab und zu flutheten

die Eigenschaft,

einem Jeden durch Beziehung aus geheime Dmge wichtig zu weiden.

Laß unS hier auch sprach

Egbert,

desgleichen.

unser Glück versuchen!

und legte ein.

DaS LooS

fiel.

Dionysius that Der Marggraf

bekam einen Fehler, und der Jüngling ein Par pier,

aus

welchem,

alS

er e- von einander

schlug, ein zierlich gearbeiteter Dolch fiel. ist dies? schrist!

fragte der Gewinner.

sprach der Kaufmann.

die Deutung geben.

Was

Lies die In« Sie wird Dir

Dionysius

las auf

der

Klinge deS Dolchs in zarter Schrift die Worte: Dank für das gerettete Leben! sehlich!

Ent»

rief der Mönch, den Mlttggrafen an­ der

schauend,

schon

die zweite Niete gezogen

hatte, indeß der Mönch einen blühenden Myrthenkranz erhielt.

Dieß ist der Kranz der Liebe,

deutete der Kaufmann, schrift bedarf. das Gesetz:

der keiner weitem In­

Aber, Ihr Herren!

bei mir ist

Wer zweimal vom Glück getäuscht

wird, darf nun selbst wählen. AlS nun der Mann vor sie gestellt ein zier­ lich Kästtein, erfüllt mit einem bunten Gemisch von

CardinalShüten,

Sceptern

und Kronen;

Jnfuln,

Krummstäben,

da griff der Marggraf

begierig nach einer deutschen Kaiserkrone.

Der

Kaufmann aber, sich zu dem Manche wendend, sprach: gehen,

Ei, so

sollt auch Ihr nicht leer aus­

Ihr Redlicher,

der es

gewagt,

unter

lauter Verlarvten einherzugehen mit bloßer Stirn,

und erst bei mir gekauft daS

ein fremdes

Ihr nun freilich nickt

Ihr

erwählt,

was

ich

ablegen

Euch

Hat auch, ein wenig suchend,

bieten

so

werde!

enolich herverqe-

joacn eine päbstliche Tiara, Zeigefingers

Gesicht,

diu st,

und

sie

auf der

Spitze

deS

reicht.

Dieser aber solch Geschenk von sich ab­

wehrend, sprach:

dem Jüngling

darge­

Mir gnüget an meinem Myr-

thenkränzlein. Da nun indeß Herbeistutbete ein neuer Strom von

Menschen,

nimmer

fehlten,

die an dieser seltsamen Bude den

Marggrafen

Begleiter hinwegdrängend; Beide,

wie

hinüber

geschleudert,

jhieS Brunnens Rand,

und

seinen

da saßen auf einmal wieder

und der Marggraf be­

trachtend das zarte Spielwerk,

so er gewonnen,

drehete mit EinS aus demselben hervor, Todtenkopf.

Sehet!

auf

rief er,

einen

was unter mei»

nein Gewinn für ein Schreckdild gelauscht!

Ob

wohl für Euch unter der verschmähten Padstkrone daS Nämliche verborgen gewesen? Dionysius lachte, besähe sein Myrthenkranzleitt,

sprechend:

könnte!

O

so dieses

mein werden

welches mir aber unerreichbarer ist, als

haS Verschmähte! AlS nun Dionysius am Abende bei seinem Freunde,

dem Hausmeister,

saß,

und ihm er­

zählte von dem Spieliverk des Tages, nur das

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verschweigend, was den Marggraf betroffen, weil dieser hier nicht bekannt seyn wollte; da ist der Alte sehr traurig worden, sagend: Ich weiß fast wohl von dieser Zauberbude, aus welcher manches Sinnbild hervorgegangen, durch die Wirklichkeit erfüllt, so daß sie auch nicht grduk. det wird, als an Tagen, wo hier jede Ausgw laffenhrit gestattet werden muß. Hat sich auch den gewonnenen Dolch zeigen lassen, ein zart scharf geschliffen Stahlwerk, kaum eines halbe» Fingers lang, hat aber die auf demselben eiw gegrabenen Worte nicht lesm wollen: Vita eajvata, sondern Vita a* Doch bald kehrt wieder ihm die üiitl>’, Es weicht der Wunsch nach fernem Vaub — Und Jed.^r spricht ibm freundlich zu, Und Jedes pickt er in die Hand. Dann sitzt er auf den Stangelein, Als fdim er tief, wer weiß, auf was? Und plötzlich geht's nun ans Schalmei'n, Bald grob, bald klar, ohn' Unterlaß. Wohl mancher Wandrer vor der Thur, Der sich auf Vogelfang versteht, Ruft:

Ei, wie pfeift das Voglein hier?

Und wundert sich, noch wenn er gehr. Auch wenn der Sänger sinnt und spinnt, WaS kückmert das den Störenfrieds Cr lärmt und flattert, und beginnt So fröhlich, wie im Wald, sein Lied. Und wär' der Sänger noch so trüb', Et denkt an Wald und Sonnenschein, An Alles, was ihm werth und lieb, Und läßt die Menschen — Leute seyn? Kind.

R e i m s p l e l

Albi! durch die Nebel, durch di« gMur» Wolke» bringt der Tonnenschein und strahlen Helle Sterne, denen wir vertrauen, »eil sie uns der Frennde Blicke mahlen. — Blumen mögen wir auf Felsen schauen, heitre Stunden müssen trüben zahle» und bald süß, bald bitter ist der Frauen Gabe, wie der Traut in den Pokalen. Was wir dichten, was wir hoffend bauen fällt in der Geschicke Dvxpelschaalen; unser Schiffleiu wogt a» morschen Tauen zwischen Freuden bald und zwischen Quaale«. Zornverkündend schreckten Zeusens Braue« ja die Götter auch bei frohen Mahlen, und entführt durch seines Adlers Klauen blickt daS Lamm zurück nach niedern Thalen. Sanfte Hirten in des Friedens Gauen macht des Cris Hauch zu Kannibalen, aber Saaten grünen in den Auen ob Tyrannen höhnend sie befahlen. — Di» Harf». VIU.

ODitUi'rfiürm’ entweiche» vor den lauen Frühlingslüftchen, aber auf die fahlen durst'qen Fluren schießt halb, aus dem blauen Aerher, Phöbus selber glftge strahlen, und es muß die Nacht mit ihren Thauen mühevoll des Tagö Gelüst bezahlen! — Thöricht war's drum, wollten wir ergrauen vor Gefahren, die nur Traume mahlen, heimlich Gift in Wonnekelchen brauen oder, gleich den 'Wechslern und Sensalen, mäkeln um die Freude mit genauen neidschen Blicken und in kalten Zahlen! -Aber thöricht war es auch zu trauen auf des blinden GlückcS blinde Wahlen, und, wie mit dem Federschmucke Pfauen, mit dem kurzgeliehnen Gut zu prahlen; denn Fortuna trüget auch die Schlauen und ihr Finger zeigt auf beide Scalen, — und der Zeitgott wandelt mit dem rauhen Spruche Lockenhaupter um zu kahlen. — Dreimal glücklich wer, von dem Beschauen nicht verlockt durch Wabn und eitles Dahlen, still und rubig wandelt auf dem schmalen Pfade, stark durch besseres Lertrauen!

3.1V Doch was Hilst es Weisheit wiederkäuen, ob sie Götterboten auch empfahlen, kann sie doch kein Sterblicher verdauen, droht der Spott doch ihren Warnungsmaalen: die klugen Karer nur miauen, „uns beneiden, was wir glücklich stahlen" — und so llefct die Perle vor den — Sauen!— ?. B. - r.

Die Todter,Hochzeit.

Wer

Mer ewig von Hof und ^»ans?

Wen trägt man so füll ans den Kirchhof hinaus ? Es ist Andreas, der alte M»mn, Der kärglich sein Brod mit der Geige gewann; Man hat, wie er wünschte beim Schritt aus dem Leben, Ihm seine Fiedel ins Grab mitgegeben.

Und um die Mitte der folgenden Nacht Halt oben der Thunuer die Feuerwacht. Er schauet hinab auf das Todtenseld, Das eben die Leuchte des Mondes erhellt. Da hebt sich Andreas hervor aus dem Sande, Und stehet und geigt an des Grabes Rande.

Flugs wallen zwei andere Hügel empor; Ein Männlein und Fräulein schlüpfen hervor. Sie fliegen einander sogleich in den Arm, Sie küssen sich rasch, wie noch lebenewarm; Denn em.r schied ein Feind die verlobten Leute, Und Gram «bergab sie dem Tod zur Beute.

34t Jnbettr fi> so zärtlich beisammen stehn, Daun Hüpfen und springen und munter sich drehn. Thun all' ihrer Freunde Gräber sich auf; Die Todtengebilde steigen herauf, Umringen daS Parlein, mit Grüßen und Neigen, Und lustig beginnt der hochzeitliche Reigen.

Die Gräber umwirbelt die knöcherne Schaar; Dem Thürmer treibt Grausen zu Berge sein Haar. Das Tanzfest zu stören, bedünket ibn Pflichs, Er aber, ein Laie, vermag eö ja yicht. Drum halt er für räthlich, den Priester zu rufen, Und tappet und stolpert hinunter die Stufen.

Stracks rennet derPfaff, durch die Meldung empört, Mit allem Gerath, das zum Bannen gehört. Getreu laßt die Kochin den Herrn nicht allein; Sie folgt, und er donnert zum Kirchhof hinein: ..Ihr Todten wollt leben? — Verruchtes Erfrechen!" Drauf rüstet er sich, um den Bann zu sprechen.

Da geiget Andreas mit Hast und Gewalt; Das Pfäfflein erwischt seine Kochin alsbald, Stürzt walzend mit ihr in den Ringelreibn, Hebt hock, wie ein Luftspringer, Bein um Bein, Und schwingt sich herum, daß der Kopf ihm rauchet, Bis wieder die Schaar in die Erde sich tauchet.

Der Spielmann nur bleibt noch, als alles entweicht, Hub sagt zu dem Pfaffen, der atdemloS ffiAt: ..Seht, Herrlein, weil Euer giftsprüdender Mund ^amt gestört dieser liebenden Bund, Und Jbr ans der Kanzel den Tanz osc gescholten, ec ward Euch daS deute zusannnen vergolten." Langbein.

Frau

von

S t a e s.

Ward sie nicht gezeugt von einem redliche« Deutschen? Und gebahr sie nicht eine Helvetierin? Ward sie nicht vermahlt mit einem wackeren Schwe­ den? Liegt ihr schönes Co-et nicht im Gebiete von Bern? Warum macht sie sich denn durchaus zu einer Französin? Schätzt man vielleicht in Paris eine Pariserin nur? v. Göckinqf.

IX.

Denkmale.

An Werthes Grabe. *)

i.

Nach Pope. Bescheidner Grabstein, sprich, was Marmor selten kann, Die schöne Wahrheit aus: „5)ier liegt ein Bieder­ mann, Ein Dichter, auserwählt beglückt vor DichtcrReih n, Treu vom Geschick bewahrt vor Stolz und Außcnschein. Entzückt bei Gcisteskost, dcrMusen wahrster Freund, Im stillen Prüfungstbat dem lauten Preise feind, Hatt' er, geraden Blicks auf jenen besser n Ort, Nichts zu bereuen hier, und nichts zu furchten dort. *") Friedrich August Clemens Werthes, K. Württembcrgifcher Hofrath, (geb. 1748. t igi") machte sich vorzüglich bekannt durch feine Ueberfctzuug des Orlando Furioso, und: der theatra­ lischen Werte von Carlo Gozzi, seinen trefflichen vornan : „Begebenheiten Eduard B 0 m st 0 n s, " ctqne Schauspiele und Gedichte, und zuletzt durch üme „sieben Heroen." Er hatte sich durch

2.

Hier schläft, deß Leier gefällig klang, Deß Locken Thaliens Krön' umschlang, Der mit Ar io st, sein Derdeutscker, rang, Der Gozzi' s proteischen Geist durchdrang, Lauretta's und Bomston' s Lebensgang, Die H i r t e n, und die Heroen sang. — Dir, lieblicher Sänger, Preis und Dank! Sanft schlumm're, du Theurer, von uns beweint, Mensch, Weiser, Christ, uud Vatertandsfreund! Studium, langen Umgang mit Wieland, und mehre­ re Reisen bedeutende Kenntnisse erworben, war ein stillethatiger Gelehrter, ein angenehmer Gesell­ schafter und rreuer Freund. Eine Auswahl seiner poetischen und prosaischen Werke von den Hirtenliedern (1772.) an bis zu seinen noch ungedruckten Gedichten wird gewiß allen Freunden des Schönen eine angenehme Erschei­ nung seyn. — H a u g. Don seinen handschriftlich hinterlassenen Gedich­ ten werden in der Allgem. Hallischen Lit. Zeit. (18I8. 9io. 60. S. 479-) drei Gesänge, Jesus, lind sechs andere unter demselben Namen erwähnt, wovon der sechste noch unvollendet sei, und die er prophetisch seinen Schwanengesang genannt habe.

D. H.

Ein klein Gespräch im Olymp, am 29. Dezember igi$. #) Klio.

Wem doch wandest du jetzt den Kranz mit lächeln­ der Sorgfalt? Schon gewahrt' ich; es gilt einen geliebterenMann. Erato. Einen Geliebtcren, ja! der auch im Alter mir werth ist, Und es heget ihn dort eine befreundete Flur! Konnt' ich weniger thun? Er weihte mir Leben und Jugend; Dankend geb' ich ihm jetzt Jugend im Alter zurück! P 0 l y h y m n i a. Reihe dem ehrenden Kranz noch die- unwelkbare Grüne an; Polyhymnia laßt freundlich entbieten den Gruß! Alle Musen. Freundlichen Gruß insgesammt, und daß er noch oftmals die Cytber Wicderbesaite! Wir teihn alle begierig das Ohr. Rcse. ') 01 n MefVnr Taqe trat Mt Dichter Älamft Schmidt das ein i:iO newigste l'ebcntjaljr au.

D e r Blumenasch.

Ern klem Gefäß, ein leerer Schrein Ward zu den Menschen ich gesendet; Was auch die mtlbe Hand mir spendet, Ich nehm' es gern und willig ein.

Sei's Kraut, sei's Baumlein, was sie giebt, Ob dunkle oder lichte Blume; In meinem stillen Heiligthume Wird Alles gleich gehegt, geliebt.

Für Magdlein zieh' die Myrth' ich groß, Den Lorber für des Dichters Brauen, Schön Immergrün für edle Frauen; Gleich öffn' ich allen meinen Schooß.

Und senkt der Mensch Erpressen ein, Zu seiner Lieben Angedenken Mit stillen Thränen sie zu tranken,

Ich

muß des Baumleins Wiege seyn.

So hält es auch das Menschenberz, Darein der große Gärtner leget, Wie es sein Kind, der Mensch, ertraget, Bald seine Lust/ bald seinen Schmerz. And beides wachst und grünet drin Und schlaget seine vollen Reben Mit jugendlichem frischen Leben Um seine Wiege schattend hin. — H du/ dem mich da- Loos beschied! Schon (ep ich es in deinen Blicken/ Du wirst mich mit dem Schönsten schmücken, Was dir in deinem Gärtchen blüht. So senk' in deines Herzens Schrein Der liebe Gärtner auch dort oben Aus Gluth und Duft und Licht gewoben Die vollsten Freuderosen ein! Karl Förster.

A »i

Agnes,

6ci Zusendung eines Leuchters, einen Engel vorstellend, der daS Licht halt.

Der Henker mag das Licht drr halten, spricht Das Volk, das oft recht weise sich verkündigt, Hat Jemand am Gebot des Herrn gesündigt, Unb Unrecht hat cs, scheint's mir, wahrlich nicht. Denn wenn zu Nacht sich Böses wrll gestalten, Mag wohl gar oft das Licht der Henker halten.

Wer hielt es sonst, wenn in der trüben Nacht Der Wandrer wird von Rauberhand ergriffen, Wenn für die Brust der Mordstahl ist geschliffen, Wenn böse Lust im sinstcrn Winket wacht, Wenn Habsucht zahlt, was sie der Nolh gestohlen, Wenn sich ihr Erst Derlaumder bübisch holen.

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3ii

Doch wo noch spat am Werk der frommen Huld Ein edles Herz sich hohe Lust bereitet, Das Mitleid -u des Armen Hütte schreitet. Aus Krankenbett, bei liebender Geduld, Wenn Tugenden mit jedem Glück begaben, Wer mag wohl da das Licht gehalten haben.

Ein Engel nur! Und also mög' auch stets, Wenn Fleiß dich halt am Arbeitstisch gebunden, Wenn dir bei Wohlthun schwinden deine Stunden, Wenn einsam du im Segen des Gebets, Denn liebend und beglückend all dein Walten, Das Licht dir nur ein guter Engel halten. Th. Hell.

A n Therese

v.

N.

mit einem goldnen Lorberkranze.

Ein schöner Stern ist strahlend aufgegangen, Das Diadem bring' ich dir Huld gcnd dar. Auf, flicht den Lorber in dein nächtlich 5paur; Erfülle, was die Herzen heiß verlangen! L)b grüne Lorbcrn Phöbus Haupt umschlangen, Daß diese doch verweltlich sind, ist klar; Drum wählten wir, gleich Golde treu und wahr, Des goldnen Lorbers unverwclilichPrangen So wird auch deine Anmuth nie vergehen, So wird beherrscht von deinem milden Sinn On freud'gcm Flor das Sangerreich bestehen! .,Ost's eine ijulfctn?“ — tönt's in aller Busen — ..Stieg lichtumfloffen, uns zur Königin, Dom Helikon die Holdeste der Musen

i"

Anr Silvester-Abende igis. K»ud.

D i e

Grazie.

Mit der Jugend Rosenlicht umgebe», Anmuth in Gestalt und Blick und Sitte, iKübrt sie kaum den Boden, wenn zum Schritte Ihre Füße schwebend sich erheben. Alle Wesen athmen neueg Leben, Naht die Liebliche sich ihrer Mitte; Es begleiten jeden ihrer Tritte Kosend Genien, sie zu umschweben. Ueber Purpurlippen haucht sie holde Töne, und der Wangen Morgenröthe Tragt das Zeichen von des Himmels Sendung. Nickt der Grazien Schwester nennt die Holde; Eine Grazie selbst vereint sie Jede, Auht in eigner göttlicher Vollendung. A. Apel. Cr

Von Herder in ein,

der Gräfin Brühl

gesandtes, Exemplar seiner „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Mensch­ heit" geschrieben. *)

Des Menschen Leben beschrankt ein enger Raum, Ein engerer beschranket seinen Sinn, Sein Herz der engste.

Um sich her zu sehen,

Zu ordnen, was man sann, unschuldig zu Genießen, was uns die Vorsicht gönnt, Und dankbar froh hinweg zu geben: Das ist des Menschen Lebcnsgcschichte, Nicht Idee, es ist Gefühl.

*) Diese Worte (Tut auch zu Nr jtifJmft unter Her­ ders Dusle tu»