Die Harfe: Bändchen 2 [Reprint 2018 ed.]
 9783111423043, 9783111058382

Table of contents :
Inhalt
I. Die Genien der Instrumente
II. Der Liebesring
III. Die Aehnlichkeit
IV. Palmblätter
V. Die Liebe auf dem Dache, oder mein LiebeSjug in Neapel
VI. Minnefahrt und Frauenlob, in sieben Romanzen
VII. Einige Züge aus meinem Leben, in Beziehung auf Novalis
VIII. Denkmale

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D i e

H a r f t.

Herausgegeben von

Friedrich Kind.

Zweites Vtndchen.

E* I 9 i i 9 bet Beors Joachim Göschen igrz.

Inhalt.

I.

Die

Genien

der

Instrumente.

Comala. II.

.

Der Liebesring.

.

Jugend.

Don

Gramberg. Hl.

Die

Ähnlichkeit.

drei

i



53



72



73

noch



77

G. A. H. .

Erzählung

Friederike Lohmann. Rebst

S.

Romantisches Idyll

von z Kind. Die

Don

nie

von .

gedruckten

Briefen von Geliert und einer Abzeichnung seiner Handschrift. JY. Palmenvlatter.

Don Fr. Kuhn.

— J83

h V. Die Liebe auf dem Dache.

Erzählung

von Theodor Hclt. VI.

.

S. 207

Minncfahrt und Frauenlob. Don F. Krug von Nidda.

.

— 271

vir. Ennge Zuge aus meinem Leben, in Beziehung auf Novalis. Don Louise Brachmann. VIH.

— 291

Denkmale. An einen jungen Ehemann.

Reli­

quie von Herder. 3m S - er Thäte.

— 313

Reliquie von

Hauswald.

.

An Tina's Geburtstage. von Meißner.

— 315 Reliquie .

— 31&

An Heyne. Von Ne uff er.

— 321

An Comala. Reliquie von Herder. — 323 An Dieselbe.

Reliquie von

Klinger. Unter der Linde.

3E.

.

.

— 32^

Von Arthur

von Nordstern.

.

— 326

in Todlenklage um Johanna Sophia Amalia Constantia Hitzig.

Don

Fouque.

.

.

Die Gedächtniß-Lampe.

S. 328

Don L.

M. Büschenthal.

— 330

AnBüschenthat. VonFr. Kuhn. — 333 An Friedrich Kuhn. Don Th. Hell. — 337 An Minna Hartwig, als Ariadne. Don demselben.



An Dieselbe, als Johanna. F. tiinb.

Von

.

Brautrose für. . . selben.

— 338

— 341 Don Dem­



.

— 343

An seines Freunde-, St. Schütze, Dermahlungstage. Don H a u g. — 345 An Minna Schütze, zum 15. Decbr. I8i4* Don F. Kind. Der vermahlte Dichter. Schütze.

— 347

Don St.

.

.

— 351

Blatter aus Tina's Stammbuche. 1.

Reliquie von Herder.

—354

2. Von Carolrna Herder,

S. 355

3. Reliquie von MoseS Men­

delssohn.

.

4. Don Goekingk.

. .

— 357

5. Von Amalia Goekingk. 6. Das Gesicht. Ramler.

— 356

— 353

Reliquie von . . — 359

7. Reliquie von Johann von

Müller.

.



— 3§i

8. Impromptu, in Tharands Rui­ nen geschrieben. Von Wer­ ner. (Vers, der Söhne des Thales u. s. w.) —

302

1.

Die Genien der Instrumente.

Don

(Tomate.

Q?on

früher Kindheit

leidenschaftlich.

on

liebte

ich Musik

Doch nicht, gleich den Meisten,

Menschensttmme und Gesang. mich fü|;c Lieder;

aber,

Wohl ergöhten

stctS untergeordnete

Dienerin der Poesie ist, meinem Gefühl nach, in ihnen die Musik.

Wett tiefer und inniger

ward meine Seele ergriffen durch die manntchfaltigen Stimmen der Instrumente.

Zu met-

nem Herzen redeten diese eine wunderbare Gei­ stersprache, welche rein und mächtig daS wette Reich der Phantasie umfaßt, namenlosen

Gefühl

jedem leisesten,

überirdische

Worte leiht,

jedem Volk verständlich ist; alles, vom heilig­ sten Zdcenschwung bis zum kindlich tändelnden Spie! der Einbildungskraft, auszudrücken ver­ mag,

nur Bosheit,

brechen nicht! —

Verworfenheit und Ver­

Eben fö gern

lauschte ich auf den Klang

elncS einzelnen Instrumentes,

ale ich entzückt

mich fortreißen ließ von dem Strom her Töne, wenn viele vereinigt, mit durchdringender Kraft, ein harmonisches Ganzes bildeten.

Ein gehei­

mer Schauer durchbebte meine Nerven, ich in stilles Nachdenken wußte wohl,

wenn

darüber versank:

ich

daß Menschenhände diese tönen­

den Körper erbauten, und daß nur Menschen­ hände ihnen die Zaubersprache entlocken konn­ ten, welche mir aud andern Welten herüber zu tönen

schien,

und

dennoch

konnte sich meine

Phantasie nicht daran gewöhnen, nur Holz oder Metall in ihnen zn finden! — So, wie in dem Dlüthenalter des Menschengeschlechtes, die Grie­ chen die ganze Natur mit Dryaden, Oreaden, Najaden und Nymphen, und

Pcrt,

die

die Perser mit Diven

Ealedonter

mit

Nebel - und

Dunstgestalten, bevölkerten, so zauberte meine reizbare Einbildunaskrase 6cf jedem Instrument sich

die

Geistes

Idee hervor.

der Charakter

eines

lebendigen

inwohnendcn

Wie verschieden erschien mir und

der Wirkungskreis dieser,

zwar verwandten, aber doch so ungleichartigen Genien! wie durchschnitt eS meine Seele, wenn ich oft hörte, daß Menschen, jene höhcrn Wesen mißverstehend,

sie

durch

künstliche Fertigkeit

zwingen wollten, eine Sprache zu reden, welche nicht

für

ihren

eigenthümlichen

Charakter

paßte! — Schlummernd ruhten diese dunkeln Gefühle in meiner Brust. Einst, an einem schönen Som­ merabend, saß ich einsam in einer blühenden Laube; die sinkende Sonne vergoldete den west­ lichen Himmel;

erröthenv und glühend schim­

merte die Erde, ein

Abglanz de- Himmels;

Vögel riefen laut der scheidenden Sonne ein fröhliches Lebewohl nach,

und wiederholten e-

hundertmal, sich immer höher schwingend, um noch einen Strahl,

und wieder einen Strahl

zu erhaschen, bis sie endlich ermüdet, in wir­ belnden Kreisen sich vereinigten, und mit trau­ lichem Geschwätz heimziehend, in den friedlichen Laubgewölben ihre Nester aussuchten; Dienen summten, und nickten,

berauscht von Honig,

in den sich schließenden Blumenkelchen ein; die

ganze

Nttur

spielte

hinreißende Adagio

eines magisch schonen Abends ren

Akkorden! —

Abendwlud

da

in

immer tiefe­

berührte der

die Saiten

meiner

tu

säuselnde der Laube

Hangenden Aeolkharfe: zitternd und schwach fing sie an zu tönen; M: Töne

doch bald erklang sie starker,

schwangen

Harmonien,

und

sich

jubelnd

durch kühne

verhallten endlich mit leisem

Neben in den reinsten Akkorden; alle jene Bil­ der wachten in meiner Seele aus, Sehnsucht

zog

mich

und innige

zu den geistigen

hin, welche mein Herz ahnete.

Wesen

Da Hörteich

ein Klingen in der Ferne, es näherte sich, und wellengletch umrauschten mich himmlische Melo­ dien; in rosigen Schimmer halbverhüllt, stand eine holde, juaendliche Gestalt vor mir.

Milde

und Hohheit leuchtete aus ihren Blicken, azurnes Gewand

ein

umflcst das Ebenmaasi ihrer

Glieder, ein Kranz von Sternen schwebte über ihrem Haupte.

Sie reichte mir die Hand, und

rief mit super Stimme:

..Komm, folge mir;

dein Ahnen betrog dich nickt, und dein Glaube macht dich werth,

die erste Sterbliche zu sevn.

welche mein Reich betritt; der Harmonie.

ich bin die Göttin

Lerne sie kennen, die unsterb­

lichen Wesen, welche daS Schicksal zu meinen Unterthanen bestimmte, und nach welchen deine ahnende Seele höherer

Art;

sich

sehnt.

ES sind Geister

mit der schönsten Kürperhülle,

auS dem reinsten Stoffe gebildet." Schauer der Wonne ergriff mich, ich ver­ mochte weder zu sprechen, noch zu danken; ich wollte auf meine Kniee sinken; sie

mich freundlich,

da umschlang

zog mich an sich,

leichte Wolken hoben uns beide.

und

Töne umweh­

ten mich; die Strahlen der Sonne, welche für EuropenS Bewohner schon untergegangen war, vergoldeten die weißen Schwingen der lieblichen Göttin,

in

deren Armen ich ruhte.

schwindelnder ward die Höhe,

Immer

zu der wir flo­

gen : die auf der Erde verstreuten Städte sahen aus wie hinabgeworfene versteinerte Blumen, und die

Ströme glichen einem

gewebten

Rehe

von

über den

Silberfäden.

Erdball Zitternd

schmiegte ich mich an das höhere Wesen, wel­ ches schürend mich festhielt.

»Stehst du dort,

im sonnigen Aethcr schwebend, wölkchen?" wo meine

tief die Göttin, .,dies; ist die Zusel, Geliebten wohnen;

sie erblicken, ten,

daS Purpur­

dort wirst du

in ihren eigenthümlichen

Gestal­

die Geister der Instrumente, welche auf

wunderbare Herzen

der

Weise

ihre innigsten Gefühle den

eingeweihten

thcUen wissen,

Sterblichen

mitzu-

und welche die Phantasie der

hohen Meister ihrer himmlischen Kunst erwär­ men,

durchdringen,

leihen,

durch die

machen können.

sie

und

ihnen

Werkzeuge

ihre Ideen verständlich

Ich geleite dich zu diesen ewig

jugendlichen Geistern; unsichtbar wollen wir sie umschweben und beobachten. Wir schwangen uns höher,

und das Pur­

purwölkchen verwandelte sich, als wir näher ka­ men,

in

eine reizende Insel,

Luftmeer zu schwimmen schien, liebliche Melodien herübertönten. ten wir sie,

welche in dem und von welcher Endlich betra­

und buntfarbige fremde Blumen,

üppigwachsendc duftende Kräuter,

welche den

Boden bedeckten, zogen zuerst meine Blicke auf sich;

doch

bald bemerkte ich,

nahe vor mir,

rtnen prächtigen Tempel:

achatsarbene durch­

sichtige Säulen trugen hohe Gewölbe von Re­ genbogen. Wir traten ein in den magischen Bezirk; alle nur erdenkliche Instrumente, mit Perlen, Gold und Elfenbein geschmückt, verzierten das Innere dieses Tempels.

Eine weiße Tafel war

der Eingangspforte gegenüber befestigt; farbige Strahlen bewegten sich langsam auf ihr, und schlangen sich bald ln

einander,

den Namen

Ccciita bildend, bald verschmolzen sie so, daß sie dem erstaunten Auge das Bild dieser Heili­ gen im verklärten Glanze, darstellten. - Zn An­ dacht vertieft, kniete eine majestätische weibliche Gestalt vor diesem zauberischen Gemälde; ernst und vielumfaffend war ihr Blick, wenn sie ihr dunkles Auge langsam empor hob; eine goldene Prtesterbinde umwand ihre Stirne, ein Talar von Silberstoff wallte bis auf ihre Füße herab; betend faltete sie ihre Hände; ich wagte kaum z» athmen, um ihr sinnendes Nachdenken und die heilige Stille um sie her nicht zu stören; fragend sah ich meine Begleiterin an, da sprach

IO die Göttin: beliebtesten

, Du erblickest hier eine meiner Töchter,

ist ihre Lumme, Charakter.

die Orgel.

Mächtig

tiefovntmb und ernst

ihr

Die vereinigten menschlichen Stim-

inen begleitend,

erhebt der schwellende Strom

ihrer Töne jedes fühlende Gemüth; kunstvollsten

Verkettungen

ihrer

in

den

Gedanken

spricht ihre gründliche Gelehrsamkeit sich nud; donnernd erschüttert sic betet

den Sünder, feurig

sie mit dem Gläubigen,

klagend spricht

sie mit dem Traurigen, wehmüthig leise seufzet sie mit dem beklommenen, reuigen Verbrecher; aber

zürnend

verachtet

welcher sich erkühnt,

sie

den Sterblichen,

sie zu gemeinem tändeln­

den Spiel Herabwürdigen zu wollen! — Heilig fromme Mädchen, mit

schwärmerischer

die Sterblichen mit

an

Andacht ihr

jetzt ihre Ruhe ehren,

Jenes

bereit Bilde sie Hängt,

bekannt.

machte

Last uns

und still zur andern

Psorte deö Tempels hinaustreten, bis wir in kurzem die meisten der verschwisterun Geister, festlich

versammelt

hier wiederfinden werden."

Sie öffnete die Pforte, und drei Jungfrauen

faßen hier auf den Stufen de- Tempels; un­ sichtbar und betrachtend blieben wir hinter ihnen sieben.

Die jüngste und schönste von ihnen

hatte einen Kranz vop vielfarbigen, duftenden Blumen durch ihre schwarzen Locken geschlungen, ein weißes Untergewand, und ein brauner gold­ gestickter Mantel schmückte ihre jugendlich blü­ süßer Ernst

sprach aus ihrem

großen, dunkelblauen Auge;

hende Gestalt;

sinnend stützte sie

ihren Kopf auf den Arm;

die beiden ältern

waren

ihr

zwar

schwesterlich

ähnlich,

nur

schmuckloser war ihr Aeußeres, weniger anzie­ hend ihre Physiognomie.

Die älteste blickte

lebhaft und schnell um sich her,

aber gefühl­

lose Kälte lag in

sanfter und

ihren

Mienen;

zärtlicher war der Ausdruck der kleineren zwei­ ten Schwester, aber blaß ihre Farbe,

schwach

iftr Körper, und schüchtern ihr ganzes Wesen; keiner Energie schien dieß zarte Geschöpf fähig: statt daß Lebensfülle an der Jüngsten entzückte. - Erkenne die

in

Geister

pflegt:

diesen jener

Flügel,

schwesterlichen Instrumente,

Gestalten, welche

ihr

Klavier, und Piano-

forte zu nennen,- sagte mir sanft die tin. Jetzt nahte sich ein Zug reizender Gestal­ ten: Jünglinge und Mädchen, mit Corbeerrt und Myrten bekränzt, gingen in der Mitte; kraftvolle Männer von stattlicher Größe mit edlem Blick und kühnen Heldenzügen, führten und begleiteten jene; blondgelockte Kinder voll Engelsunschuld hüpften um sie her; an der Spitze des Zuges stand ein holder Jüngling, schwärmerisch hob er sein seelenvolleS Auge gen Himmel, braune Locken umwehten seine edle Stirne, ein sanftes, halb schwermüthigeS Lä­ cheln wohnte auf seinen Lippen; seine Tracht war orientalisch; in der Hand hielt er einen Palmzweig und eine Lotosblume. Freundlich eilte ihnen die liebenswürdige Jungfrau entge­ gen, begrüßte sie alle, und hieß sie herzlich willkommen; doch als sie den Jüngling mit dem Palmzweig erblickte, da flog eine lebhafte Röthe über ihre Wangen, sie schlug die Augen nieder, und neigte sich schweigend; sein spre­ chendes Auge hing unverwandt an ihr, aber bescheiden und ehrerbietig blieb er entfernt

stehen. Unthcilnehmrnd lehnten sich ihre älte­ ren Schwestern an di« Pforte des TempelS; alle übrigen lagerten sich zn den Füßen der edlen Jungfrau, und sie allein begann zu spre­ chen. — Mit welchen Worten vermag ich die Fülle der Derebsamketl zu schildern, die ihren Lippen entströmte? nur ernsten, hohen Dingen war ihr Mund geweiht: sie beschrieb das Entstehen, Blühen, Sinken, und ln Trüm^ mer Zerfallen von Dblkern und Welten; liebend verweilte sie erst bet den angenehmen, fröhlichen Schilderungen; muthlg hob bann sich ihr« Stimme: von der sanften Einfachheit ihrer ersten Reden, ging sie zu leidenschaftlicher, kraftvoller Darstellung über. Verwirrung, Entsetzen und Verzweiflung schilderte sie nun, unruhig und käm­ pfend waren jetzt Natur und Elemente, und doch zügelte weise Ordnung und Mäßigung stetck wieder das Feuer ihrer Rede; endlich be­ schrieb sie, wie die Menschheit dem Kampf mit dem Schicksal« unterlag, immer schwächer wurde ihre Stimme, und verhallte zulrtzt mit einem bebenden Seufzer. — Noch lange horchte»

alle schweigend, bis sic selbst mit sanftem Wmk die andern aufforderte, den Wechsilgesang zu beginnen: da sprachen erst, im Chore vereint, Züngltnge, Mädchen und Männer; alle lobten entzückt ihre kluggeordncte Rede, und meinten: näher so hohe Dinge vermöchten sie nicht zu sprechen ! - — Den Schicksalen einzelner Wesen widmeten sie ihre Gefühle; und mit Lebhaftig­ keit und anziehendem Interesse erzählten sie nun die Begebenheiten ihrer Lieblinge unter den Sterblichen. Bald sprachen sie vereinigt, bald einzeln, schilderten bald das harmlose Leben stiller, fühlender Gemüther, bald beschrieben sie mit wachsendem Feuer die abenthcuerlichen Ver» kettungen sonderbarer Schicksale. ..Wer sind diese?" fragte ich neugierig die Göttin. -Die Genien der Violinen, Violen, Violonccllo'6 und Kontrabasse, antwortete sie; aber noch schweigt der eigent­ liche Urgeist der Violine; jener Jüngling mit dem Palmzwcigc ist ee. Doch beobachte auch die Ktnder in griechischen Gewändern, deren süße Stimmen du jet: hören wirst: cö sind die

Geister der Flöten."

Diese hüpften

nun

kosend um die edle Jungfrau her; sie blickten hell und unbefangen mit ihren klaren Kinderäugen in die Welt, und dennoch lag ein wunder­ bar sinniges Wesen in ihnen, welches mir from­ me Ehrfurcht einflößte.

Die holden

kleinen

Geschöpfe begannen Mahrchen ju erzählen, auS der Feen - und Elsenwelt;

sie schilderten die rit­

terlichen Thaten und die Ltebeeabenteuer dieser luftigen Gefilde der Phantasie; sie sprachen so thellnehmend, so süß schmelzend, leitet wurde, glauben!

daß man ver­

an die lieblichen Gaukeleien zu

Nun schwiegen sie,

faßten einander

bet den Händen, und drehten sich im fröhlichen Reihentanz; AbcndwtndeS, Rasen. sang:

leicht,

wie der leise Hauch de-

berührten ihre Füße kaum den

Sie begannen einen zweiten Rundge,,Denkst du wohl noch zurück," rief der

erste der freundlichen kleinen Geister den andern zu,

„an die ehemaligen schönen Zeiten, wo wir

Lieblingsbegleiter der Sterblichen waren ! an jene Zeiten, wo kein feierliches Opfer, kein Spiel, kein fröhliches Gastmahl,

ohne uns vollzogen

wurde; wo wtr aber auch dankbar, selbst bet Gelegenheiten tiefer Trauer, von unserm geliebten Volke nicht schieden, sondern mit hinschmelzenden Tönen, die Sterblichen bis zur stillen Gruft geleiteten." -.Wohl gedenke ich gern unsers lieben Morgenlandes!" antwortete der zweite; ,.es war ja auch die Wiege unsers irdi­ schen Daseyns! erinnerst du dich noch der Sage aus grauem Alterthum, in welcher der gött­ liche Pindar den Menschen erzählte, wodurch ihre Vorfahren aus den Einfall gcriethcn, uns auö dem Geisterreiche zu wecken? es waren Töne der Trauer; denn als Perseus die Medusa getüdtet hatte, da zischten die Schlangen so kläglich auf den Häuptern der Gorgonen Slheuo und Euryale, Medusens Schwestern, daß Pallas, um diese ausdrucksvollen Töne der Wehmut!) nachzuahmen, die Flöte erfand." , Und dann aus weiblicher Eitelkeit uns ver­ stieß, und in den Mäander warf! " rief der dritte der kleinen Geister; ,.o gedenke nicht dieser kränkenden Fabel! — Nein, Töne der Liebe waren e6, welche die Sterblichen mit uns bekannt

nurfjtrn.

Pa» liebte die schöne Syrinx;

floh vor ihn« bis an

sie

den Fluß Labon, hier

«ahnte er sie zu erreichen, aber di« Angstgebete des

schüchternen Mädchen- waren erhbrr, sie

war in Schilfrohr verwandelt'.

Lispelnd und

seufzend ertinte dieß Schilf bet der Berührung des Winde-,

da fügte Pan, welcher wenig­

stens

diese

immer

wünschte,

geliebten Tine

zu

hiren

sieben der Rihre zusammen und er­

fand die Hirtenflöte, und mit ihr zugleich die sieben Haupttöne der Musik/' ist

«S,

du

hast Recht!'-

-Bacchus nahm

u»S

„So ist «S, so

riefen alle übrigen,

dann auf seinem Zug nach

dem Orient mit, und wir wurden auch gern hei« misch bet den zartempfindendrn Zndiern.

Lang»

Zeit, blieben wir LieblingSgefährtcn und Gespie­ len der jungen Athener, bi» durch die Wettstreite unsrer Priester die einfache, ungekünstelte Spra­ che,

welche wir vorher

zu

dem Herzen eines

jeden redeten, so künstlich verfeinert wurde, baß nur diejenigen eS

wagten

vertraut mit unS

zu seyn, welche ihr ganze» Leben uns widmen konnten.

Die Athener wurden nun gleichgültig

ZMf Harfe. JI.

2

and entfremdet gegen uns, bewunderten zwar unsere Priester, spotteten aber über das lange Studium, welches erforderlich sei, um mit unS reden zu lernen, und verfolgten mit muthwilligen, bittern Neckereien ihre Nachbarn, die Thebaner, welche uns ehrten, und den Um­ gang mit uns, im Spiel und Ernst, zum Gesetz gemacht hatten!" — Ernst und nachdenkend blieben jetzt die holden Genien stehen, da eilten zwei jugendlich reizende Mädchen herbei, die längst von ferne gelauscht hatten. „Welche freundlichen Töne auö ferner Hei« mach erklingen hier?" riefen sic; „seyd ihr eS, traute Geschwister, welche endlich einmal wieder Lieder vom lieben Vaterlande singen? Laßt unsere Stimmen sich mit den eurtgen vermi­ schen ; ihr und wir sind ja ohnehin die ältesten Freunde de6 Menschengeschlechtes! — Kaum werdet ihr unö noch kennen; denn die Sterb­ lichen suchten durch thörichte Erziehung unsern Charakter zu verwandeln, und uns mit Modetand zu schmücken! Statt daß wir sonst nur unter den Händen von Göttern und Helden

erklangen, spielt jetzt jede- schwach« Mädchen mit un