Deutsches Wörterbuch: Lieferung 2 Wehr – Wehtag [Unveränd. Nachdr. der Ausg. Leipzig. Reprint 2022 ed.] 9783112641644

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Deutsches Wörterbuch: Lieferung 2 Wehr – Wehtag [Unveränd. Nachdr. der Ausg. Leipzig. Reprint 2022 ed.]
 9783112641644

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DEUTSCHES

WÖRTERBUCH VON

JACOB GRIMM UND WILHELM GRIMM Herausgegeben von der

Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin

XIY. Bandes L Abteilung 2. Lieferung WEHR —WEHTAG

19 5 9 S. HIRZEL VERLAG . LEIPZIG IN ARBEITSGEMEINSCHAFT MIT DEM AKADEMIE-VERLAG GMBH, BERLIN

Unveränderter Nachdruck Erschienen im S. Hirzel Verlag, Leipzig C 1» Schuhmach erg äß chen 1—3, in Arbeitsgemeinschaft mit dem Akademie-Verlag GmbH, Beiiin W 8, Mohrenetraße 39 Lizenz-Nr. 202 . 100/46/59 Offsetdruck: VEB Druckerei „Thomas Müntzer4* Bad Langensalza Bestell- und Verlagsnummer: 3021/XIV/I/—/2 Preis: DM 5,— Printed in Germany

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WEHR

W E H R (fem.)

(fem.)

ich sach di viende bi mir atän, der chom dö ein michel her: dö satzte ich mich ze deheiner wer, si sluogen mir verchwnnden bruchstück einet lehrgedichts de» 12.jahrh. in WACKERNAGELS lesebuch? 1, 378; pusawn und gehurne ward geplasen auf das here. sie satzten sich zu storcker were HEINRICH V. NEUSTADT Apolloniut

den artikel behren:

kann sie, weil alt und fest,

3462

Singer.

Ad. wie nd. ent-

ouch satzten sich ze wer die riter vonme lande HARTM. v. AUE Iwein 3706; entspr. 4668; sie sazten sich ggn in ze wer und gäben niht ein brämber umb die Rcemter gelich ENIKEL weltehr. 21611 Strauch; entspr. 27783; dO wurden si enein, das ^i sich gegen der beiden her wolden setzen ze wer als verr si .werte (willfahrte, th. 13, 790) da; leben OTTOKAR östr. reimchr. 48952 Seemütter; der was ain so grosser meister von zoub erlisten: wenne sine vigande uf in zogetent, das er sich mit keyme Volke noch init harnesohe zü were satte, sunder er ging in sinen palast und beswür die tyfel städteehr. 8, 800, 7; da gab er die flucht in sein stadt, genandt Gonia, und setzett sich zu wer in der stadt SCHILTBERGER reisebuch 10, 9 Keller; ihrer sechshundert, die sich in einem festen hause hei Ingolstadt zu wehre gesetzt, wurden alle bis auf siebzehn niedergemacht RANKE werke 2,164; als de bischop vorvore, dat de borgere sik to were satten unde appellacien makeden, do dede he als ein clok here städteehr. 7, 244, 83 (Magdeburg 1S63); h6 settde sük to w8r DOORNKAAT KOOLMAN 3, reget ist aber, zumal in neuerer spräche, der artikel. von mitte des 16. jahrh. bis in moderne mundart ist ein absoluter gebrauch häufig, bei dem sich der gegner doch stets aus der aititation ergibt: do seden se alle, se wolden by em blyven, unde wolden syk ok setten to der were chronik des Lübecker lesemeisters DETMAR 2,185 Grautoff (1456); he settet sik to'r were brem. wb. 6 (1869) 405/., so namentlich in nhd. prosa: sie aber auch nicht faul, setzen sich zur wehre HENNENBERGER erclerung der preusz. landtafd (1695) 27; indessen dasz die übrigen (Seeräuber) . . . sich von ihnen (den Thrakierinnen) meister machten, ehe sie zeit und muth hatten, sich zur wehr zu sezen WIELAND Agathon (1766) 1, 11; sein nachfolger Vithimer setzte sich zur wehre, blieb aber im gefechte-M. J. SCHMIDT gesch. der Deutschen (1778) l, 129; entspr. 8, 209; {die Schmuggler) führen grosze hunde und schiffsbeile mit sich, und man hat beyspiele, dasz sie, wenn sie von den beschauern (oder mauthsoldaten) entdecket werden, sich zur wehr gesetzt haben NICOLAI reise durch Deutschland (1783) 2, 478; da sie uns nun ganz unversehens auf den nacken kamen, so jagten sie uns alle in die flucht, erschlugen viele unsrer krieger, die sich zur wehr setzten, und führten andere gefangen mit sich fort WIELAND Lueian (1789) 4, 47; Sohnaps (den säbel ziehend und sich zur wehre setzend) GÖTHE I 17, 292 Weirn.; entspr. 21, 272; alsbald rückte ein anderer in seine stelle, trat auf den leichnam seines Vorgängers und setzte sich zur wehr J. G. FORSTER sümtt. Schriften 2, 365; oder glaubt ihr vielleicht, ich werde mich zur wehr setzen? SCHILLER 2,107 (räuber 2, s); sie wollen mich prügeln — aber ich leide es nicht, ich setze mich zur wehre IFFLAND theatr. werke 2, 9 / . (jäger l, 2); da geschah es denn einige male, dasz die rauhen schüler sich . . . zur wehre setzten STEFFENS was ich erlebte 2, 42; einen bund . . , worin sie sich verpflichteten . . . falls einer von ihnen angegriffen werde, sich gemeinschaftlich zur wehre zu setzen RANKE werke 4,49; stoszt alles nieder, was sich zur wehre setzt BAUERN FELD ges. Schriften 6, 45; man musz nicht . . . nicht ohne sich zur wehr gesetzt zu haben v. EBNERESCHENBACH ges. Schriften 3, 216. •oird der gegner ausdrücklich genannt, so tritt er ausnahmsoeeise in den dativ: da hielt er, bis sie kamen und setzte allen sich zur wehr RÜCKERT werte (1867) 3, 33, XIV.

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in der regel wird er mit gegen angeknüpft: sich gegen einem zur wehr setzen, defendere se ab aliquo STBINBACH (1734) 2,973; unser kSnig denn voran, ihm gebührt die ehre, gegen inn- und äuszern feind setzt er sich zur wehre GÖTHE I 1, 122 Weim. ; wie die einwohner der übrigen stadttheile des rechten ufers der Moldau sich dagegen zur wehre setzen . . . ist eine furohtbare geschichte 42 i 26; ich setze mich gegen euch alle zur wehr TIECK Schriften (1828) l, 121; er . . . setzte sich . . . gegen mich zur wehre CHAMISSO werke (1836) l, 314; sie versprachen einander sich gegen fremde, die . . . sie . . . beleidigen würden, gemeinschaftlich zur wehre zu setzen RANKE werke 1, 68; entspr." 16,126. verstärkend können seit alters adverbia hinzutreten: end sich der here £neas vaste satte te were (var. zu gewer) HEINRICH V. VELDEKE Eneide 5003 Behaghel ; du würdest dich auch heftiger zur wehre setzen STOPPE Parnasz

(1735) 28;

des Otto feinde griefen auch seine erbgüter an; er setzte sich jedoch tapfer zur wehre M. J. SCHMIDT gesch. der Deutschen (1778) 2, 254; er setzte sich aber hartnäckig zur wehre, wenn man sein verjährtes amt ihm zu nehmen gedachte IMMERMANN werke 5, 100 Hempel; dort aber setzten die vertheidiger sich lebhaft zur wehr, und ein lebhafter häuserkampf dauerte bis nachmittags MOLTKE ges. Schriften 8, 255. wo adverbiale Wendungen an die stelle treten, wird die formet stets auch inhaltlich bestimmt: die lieb, ein huren-lieb, begehret dein (der festung Magdeburg) in unehr, drum hast mit rühm und ehr dich gesetzt zn der wehr OPEL-COHN dreiszigj. krieg 262; wogegen sich die Angelsachsen . . . aus allen kräften zur wehre gesetzt hatten . . . das ward nun . . . vollzogen RANKE werke 2 14, 38; wenn ich mich mit scharfen waffen zur wehr setze BRUNN kl. Schriften 8,105. auch von thieren wird gesagt, dasz sie sieh zur wehr setzen: ein flügellahmgeschossener (fischreiher) . . . setzt sich . . . sofort zur wehr NAUMANN naturgesch. der vSgel 9, 40; die katze setzte sich zur wehr gegen schneiders hund HOLTEI erz. Schriften 1, 37; Pavel wurde . . . überwältigt, obwohl er raste und sich zur wehr setzte wie ein wildes thier v. EBNER-ESCHENBACH ges. Schriften 5, 21. es) sich zur wehr stellen ist nicht ganz so alt wie sich zur wehr setzen, theilt sich aber seit mitte des 14. jahrh. mit jenem in das gebiet und bezeichnet gleichfalls bis ins 18. jahrh. stets widerstand als that. den artikel kann die Wendung namentlich obd. bis in neue mundart entbehren: ist dag den peinen honigs geprist in irm vag, so raisent si mit groger ungestüemickait auf die nsehsten und die selben stellent sich zuo wer und streitent mit enander KONRAD V. MEGENBERG 291,10 Pfeiffer; also stunden wir ab von den pferden und giengen zu füessen gegen in und stalten uns zu were SCHILTBERGER reisebuch 13,24 Keller; ain beer der rieht sich auff vnd stellt sich zü wöre . . . ain löw wenn man mitt j m streitten will, er stellet sich auch zü gewöre. so hatt das häszlin kain annder gewiire, dann es wäscht auff und lauft hinweg KEISERSBERG hos im pfeffer (1510) A a 6 d ; also verachteten sie auch die hauptlüt der von Cartago, gedachten nit das Bie sich wyter zü wer stellen wurden GARBACH Livius (1514) 143»; etliche aber . . . wolten sich mit d»m psalterbüch . . . zü wehr stellen NAS antipap. eins und hundert (1567) 1, 106'; als er sich aber nicht ergeben wöllen, sonder mit einem sebel zu wehr gestelt STUMPF Schwytzerchron. (1606) 43 b ; nym war, der stein ist dir (Maximilian) gesantt. dich mant gott in dim eigen landt das du dich stellen solt zu wer BRANT eode histor. et dipl. de Strasbourg 1, 2,104; nach diesem hat belagert das kaiserliche beer Mannheim, die sich hart wegert, stellt sich ernstlich zu wehr OPEL-COHN dreiszigj. krieg 160: 11

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W E H R (fem.)

aus lebender mundart: sich z gwér stellen SCHMELLER2 2, 973. reget ist aber die bestimmte form, selten geschieht die bestimmung durch possessivpronomen: das schiff (sich) zü seiner were stellte ARIGO decamerone 275, 30 Keller; so nahn die englischen mit heereskraft, und über alle sorgen liegt uns ob, zu unsrer wehr uns königlich zu stellen (to answer royally in our defences) SHAKESPEARE Heinrich T". 2, 4. norm ist der bestimmte artikel, alt ohne zusammenziehung: das schiffe sieh nicht säumet, balde zù der were stellet ARIGO decamerone 315,9Keller, danach MONTAN US schwankb. 24T Bolte; später nur bei schlechten dichtem im zwang des verses: und wer sich denn stölt zu der wehr, der wurd ermordt und kam in gfehr THYM Thedel v. Wallmoden 1751 neudr.; dasz sie sich von uns trennen wölln und gegen uns zu der wehr stelln AYRER 1,176 Keller; allda sich das troyanisch heer und Jhre helffer zu der w8hr stellten wider die feind mit grausz SPRENG Utas (1610) 27». sonst ist schon im, 15. und 16. jahrh. sich zur wehr stellen die regel in versen und prosa: ob si sich zur wer wolten stellen, das wir si alle nider Vellen fastnachtsp. 1, 419, 29 Keller; er jagt die monhund (Türken) umb im feldt und stUrtzt was sich zur wehr jhm stelt FISCHART Stauf. 594 Hangen; also liesz Camillus uszrüffen und gebott, dasz man . . . nyemant mer zü tod schlahen solt, dann der sich zür wer stält CARBACH Livius (1514) 50'; euch Widder jn jnn kampff und zur wehre stellen LUTHER 84 II 380,14 Weim.; sagent mir Reynhart: wolt jr euch gfangen geben, oder zur wehr stellen ? eyn schön lustig geschieht von Aymont (Simmern 1535) O l " ; da war keiner under den 30000 Christen, der sein bürd von sich hett geworffen und sich zür were gestelt FRANCK chron. Germ. (1538) 144"; als aber die teufel das fänly und das roth creutz darinnen ersahend, erschracken sie hart . . . und steltén sich zür wehr FREY gartenges. (1556) 59,13 Bolte; danach B. HERTZOG schiltwache F v; die auszspeher . . . gegen dem Indianer, so sich zur were stellt, mit steinen worffen HEYDEN PUnius (1565) 96; Tristrant gürtet sein schwerdt umb sich und stellet sich zur wehr buch der liebe (1587) 91a. so allein auch in den Wörterbüchern: DUEZ nomencl. (1652) 203; RÄDLEIN (1711) l, 1038; NIEREMBERGER (1758); ADELUNG (1801) 4, 1437; CAMPE (1811) 5, 628b. im 17., 18. jahrh. bleibt die Wendung nicht so häufig, me sich zur wehr setzen, die beziehung auf widerstand als that wird noch lange gewahrt: es ist jüngst ein grosser Hercules auffgestanden . . . der hat grosse feuermörser, gantze und halbe cartaunen mit lügen und verleumbdungen widér mich geladen und losz geschossen, als ich mich kaum ein wenig gegen demselbigen verschantzet und zur wehr gestellet, kommet ein anderer armer stümper SCHUPP Schriften (1663) 786; ob nun wol alsobald . . . Sich ein ieder nach mögligkeit zur wehre stellte, so war es doch wegen der unordnung und der zertheilten krallte unmöglich, dem feinde einigen widerstand zu thun ZIEGLER Banise (1687) 721; Schelmuffsky : wenn sie sich nur alle so gewehret, wie ich gethan habe, wir hätten die victorie erhalten. Clarille: stelten sie sich denn auch zur wehre? REUTER ehrl. frau (1695) 37 neudr.; einige von den bewohnern, die sich bey dieser gelegenheit in ihren eigenen häusern zur wehre stellten, wurden getödtet M.J.SCHMIDT gesch. d. Deutschen (1778) 5, 825; man sieht, wie es hohe zeit gewesen, sich zur wehr zu stellen GÖRRES ges. briefe 1, 474; wage keiner der gesellen hier zur wehre sich zu stellen; schon gefangen seid ihr nun GÖTHE 1 11, 280 Weim. zögernd und selten schiebt sith der widerstand durch gesinnung an die stelle der that: nun wandte er alle verführerischen künste an, um ein junges herz zu gewinnen,

WEHR

(fem.)

m

das noch nicht gelernt hatte, sich gegen betrügerische anlockungcn zur wehre zu stellen NICOLAI Nothanher (1773) 2, 104; (wir) stellen uns allein mit gottes schütz zur wehre doch freunde laszt uns sein LANGBEIN echriften2 4, 29 (1841). 2) die fälle der letzten art wären Tcaum gewagt worden, hätte nicht schon längst vorher wehr auch widerstand andrer art als den durch die that bezeichnet, aus alter freiheit lebt bis in die netteste prosa die möglichkeit fort, widerstand mit Worten wehr zu nennen. d) Widerrede mannigfachster art, ausrede, sträuben, Weigerung kann wer in mhd. und mild. dichtung sein: iwer wer ist mir hie ze kranc . . . ir müejet hie mit mir bestän. diu rede sol ein ende hin HARTM. v. AUE Erec 3832; d5 brüht' er ritter ein her; sine beschirmto des kein wer . . . er brähtes mit im alle STRICKER p/affe Amis 606 Lambel; herre, wiltu mit uns genesen, so wirff den doten ane were ausz dem schefT aulf das mere HEINRICH V. NEUSTADT Apollonius 2505 Singer; went al or (der bösen frau) sin de stunt na were, was he in hogen, so was se ere (irr, ärgerlich), was he ere, so was se in hogen GERHART V. MINDEN 28, 5 Seelmann. b) der widerstand in Worten tritt ganz besonders im rechtsleben an die stelle thäUicher gegemeehr, wehr in diesem sinn ist darum weithin rechtlich bestimmt, namentlich nd. im 14. und 15. jahrh. in unfesten anfangen kann mnd. were 'Schutzbündnis, landfrieden' bedeuten: wi Johan, van der gnade ghodes biscop des ghodeshus tü Camin, bekennen . . . dat wi dorch menigherleye stratenroves . . . met den wollgheboren luden . . . hebben eyne were unde eyne hulpe ghesettet meckl. urk. (1356) 14, 16, weiter als folge eines solchen landfriedens 'gerichtlicher schütz': Jan Kruger ist komen vor gehegit ding unde hat geclait czu Mewes Kerskens, daj ner dy were an im gebrochen hat und in ugwendig gerichte geezogen geschichtsqu. der prov. Sachsen 14 II 207 (Halle 1423), aber auch 'Widerklage vor gericht': reconuentio were DIEFENBACH gloss. 487° aus e. voc. rerum von anfang des 15. jahrh. fest wird were civilrechttich als 'einrede im prozess', exceptio' LÜBBEN-WALTHER 573B: in al dessen dinghen scolen de domhern hebben dat drudden del ane were meckl. urk. (1332) 8, 323; sunder were, hulperede unde arghelist (1367) 16, 268; dat wille wy to gründe holden zunder ienegherleye hulperede edder were pomm. geschichtsdenkm. (1414) 1, 317 Kosegarten; zeum ersten uff die excepcien und were der antworth . . . dormit sy Bich der antwert zeu schütczen vermeynen etc., sprechin wyr scheppen zeu Magdeborgk uff dy selbtige schutzewere und excepcien vor recht Magdeburger schöffensprilche (um 1450) L, 319; exceptio: exception behelff schütz Widerspruch schützwer auszzug auszfluöht jntrag jnred wehr gewehr widerred nuszziehen SCHÖPPER synonyma (1550) G 3*. strafrechtlich ist im gleichen gebiet were das recht, sich in eigener sache durch selbstzeugnis zu reinigen LÜBBENWALTHER 573B; dyo werre ende dyo besehyrmnisse natuurlick is friesisches rechtssprichtcort bei GRAF U. DIETHERR 442; wert over en bedderve man beclaget an beyden siden an unsen landen umme rof, brant edder iengerleye misdat, de mach sik des weren med twelf unberuchten, bederven luden unser man; sunder en beruclitet man, dat landen, luden unde Steden witlike is, dat he undat dan heft, de scal der were nicht genyten meckl. urk. (1351) 13, 110/.,- entspr. 270. 453. 15, 100; 16, 119; is he over en beruchtet man, so mach he nyne were hebben, men he scal de thuch döghen myt tuelf unberuchteden luden urk. der Stadt Lübeck (1353) 3, 159. in hd. rechtssprache gilt statt wehr seit langem vertheidigung, das allein noch lebendig ist. c) dagegen lebt wehr in theologischer fachsprache: die apologetik kann deutsch so genannt werden, lehre und wehre ist der titel eines seit 40 jähren in St. Louis erscheinenden theologischen monatsblatts.

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W E H R (fem.)

d) wo in neuerer prosa w e h r 'widerstand mit Worten' bedeutet, kann das ausdrücklich gesagt sein: w i e sich die r e i c h s s t a d t F r a n k f u r t u n d i h r e c o n s u l e n t e n gegen d e n h e e r f ü h r e r u n d könig m i t a d v o c a t i s e h - d i p l o m a t i s c h e n W e n d u n g e n z u r w e h r e s e t z e n GÖTHE Weim. IV 84, 207; m i t u n g e h e u r e m geschrei s e t z t e n sie sich sofort z u r w e h r e . . . B ö r n e t r a t m i t s e i n e r s c h a r f e n f e d e r f ü r die b e d r ä n g t e n s t a m m g e n o s s e n ein TREITSCHKE d. gesch.s 2, 480; m a n h ö r t e d e u t l i c h die w e i n e r l i c h e s t i m m e des k l e i n e n J e a n , d e r l e b h a f t gegen e i n e n k r ä f t i g e n b a s z s i c h z u r w e h r e setzte HEYSE kinder der weit l, 159. mehrfach ist es aus einem benachbarten ausdruck zu folgern: a u s allgemeiner menschenliebe fangen wir a n , seine f e h l e r z u t a d e l n , u n d a u s eigenliebe f a h r e n w i r fort, i h n ohne barmherzigkeit niederzureiszen, sobald er m u t h g e n u g h a t , sich z u r w e h r e z u s t e l l e n RABENER sümtl. icer&e(l75l)l,il5; sie h a b e n sich freilich gegen i h n z u r w e h r g e s e t z t , u n d h a b e n sich b e m ü h t s e i n r e c h t i h m abzud i s p u t i r e n GÖRRES ges. briefe 3, 510. meist ergiebt es sich aber nur aus der Situation: Julius meinte aus der mutter v e r s t ä n d i g e n Worten e i n e n v e r s t e c k t e n h ö h n h e r a u s z u h ö r e n . u n t e r a n d e r e n V e r h ä l t n i s s e n w ü r d e er sich dagegen z u r w e h r e gesetzt h a b e n , h e u t e j e d o c h . . . liesz er sich auf k e i n e gegenrede ein HOLTEI erz. Schriften S, 37; es w a r n u r d e r einflusz d e r v o n d e m r e i c h s t a g wieder a n e r k a n n t e n geistlichen j u r i s d i c t i o n , gegen d e n sie sich z u r w e h r e s t e l l t e n RANKE sümtl. werke 3,112; sie h a t t e n s t ä d t e t a g g e h a l t e n u n d b e s c h l o s s e n , sich auf d e m n ä c h s t e n r e i c h s t a g z u r w e h r e z u s e t z e n 123; es i s t unglaubl i c h . . . w i e o f t die g u t e gräfin m i c h i n collision m i t dem dorfbader brächte, wenn ich mich nicht zur wehre s e t z e n w ü r d e v . EBNER-ESCHENBACH ges. Schriften 4, 246; K l a r a w a r so b e g l ü c k t ü b e r die gute n a c h r i c h t , dasz sie sich gegen d i e W ä r m e m i t t e l g a r n i c h t e i n m a l z u r w e h r s e t z t e v . POLENZ Orabenhäger 2, 26. 3) in anderer richtung bleibt 'widerstand als absieht' hinter den bisherigen bedeutungen zurück, bei denen der iciderstand stets irgendwie ein handeln umschlosz. a) w e h r als absieht eines einzelnen kämpfers findet sich bei mhd. dichtem: durch strit si drangen ircin der tür: Gäwän stuont ze wer derfür Parzival 408,10; entspr. 571, 22; dag her vurte den bogen . . . d a ; dutet an der spräche vollic wer und dar zu räche: 'wer' d a ; her beschirme die die sinen willen tuen hie HEINRICH V. HESLER apokalypse 10558/. Helm. b) viel besser in die Schilderung kriegsmäsziger zustände paszt w e h r als absieht einer gruppe von kämpfern, aaszer in mhd. dichtung: dd wart zuo zin geschoben vil manec sebarpfer ger: noch fnnden si dar inne ze wer die recken alsö her Nib. 326, 3 C. findet sich darum diese bedeutung in nd. prosa: des besamlede we unse vrent unde quemen to sünte Mertens d a g h e t o d e r w e r e meckl. urk. (1370) 16, 612; v o r t m e r q u e m e h e r Reymer, h e r Johan unde Helmolt, brodere, wedder t o der w e r e t o der N y g e n s t a d m i t x x x w a p e n t 615; entspr. 18,128. die kriegsthat, die verhindert werden soll, kann ausdrücklich angegeben werden: m a n m e i n t e , es w e r e n die f e i n d e b e r e i t i m lager . . . so k h e m e n graff Adolff v o n H o l s t e n u n d graff R e i n h o l d v o n D i t m a r s c h e n b a l d z u r w e h r e . . . d a s sie n i c h t solten in d a s lager b r e c h e n KANTZOW chronik v. Pommern 96 Gabel; (der Überfallene hauptmann) zog sich bald a n u n d lieff m i t s e i n e m g e s y n d e z u r w e h r e , d a s er d a s slosz e r h a l t e n m o c h t e 328. c) in 'widerstand als absieht eines heeres, einer bürgerotier körperschaff geht die absieht des einzelnen leicht über, wenn der einzelne über ein heer, eine stadt, einen orden gebietet: dö schift er sich Uber mer, und vant den bäruc mit wer Parzhai 102, 20. so findet sich w e r als absieht eines heers schon dem reim zu liebe gern in mhd. dichtung: ir und iwer hediu her vindet Pelrapeir mit wer 203, 26;

WEHR

166

(fem.)

si sanden über al ir laut und samenten ir rittcrschaf t; als ir State und al ir kraft die kerten si niwan ze wer (: her) Tristan 1661. erst 80 jähre später auch auszerhalb des reims: swert, sper und gescliütze s w a ; zuo der wer was nütze des wart da niht vergessen Keinfrid v. Braunschweig 5340 Bartsch. in mnd. geschiiftssprache kommt w e r e als absieht einer stadt nahe an die bedeutung 'anstalten zum vertheidigungskrieg': v o r t m e r scolden de v a n L u b e k e u n d e e r e a n d r e n m c d e h u l p e r de s t e d e h o l d e n in d e m k r i g h e d u s e n t ghew a p e n t : d e r h a d d e n se m e n n i c h Werve to d e m k r i g h e u n d e t h o der w e r e n i c h t meckl. urk. (1373) 18, 274; vortm e r , a l z e h e claghet, d a t \vv d e n b e s c h e d e n e n t a l u s e s Volkes, a l z e d u s e n t g h e w a p e n t , t h o d e r w e r e des k r i g h e s n i c h t vül e n h a d d e n . . . d a r a n t w o r d e w y a l d u s t h o 291. obd. lebt w e h r als absieht einer städtischen besatzung fort bis ende des 16. jahrh.: m a n v e r s a c h sich hie m i t p ü c h s e n u n d a l l e n d i n g e n , d a s d a n n n o t w a s z u d e r w ö r ZINK städtechr. 5, 221; d e r n o c h g a b in (den Christen) got selber die s t a t , w e n n e die l ü t e a l s e siech w o r e n t d a r i n n e da? sü z ü w e r e n ü t k u m m e n m ö h t e n t CLOSENER städtechr. 8, 145; d a w u r f f e n sich die Z ü r y c h e r u m b zu w e e r : so eylet H a n s v o n R e c h b e r g h e y n STUMPF Schwytzerchr. (1606) 423»;

Bern die landreych statt, die wol ein berenmüt zwar hatt, beydes inn pflantzung warer lehr und schirmung jrer land mit wehr FISCHART gliickh. schiff (1576) v. 350. nahe hieran

schlieszt sich als absieht einer

körperschaft:

aber solch wehr (der franciscaner

und jesuiten) mag nichts erschissen, weil gott vil anders wil beschlissen von Dominici artl. leben 178 v. 1781 Kurz. 4) wider hinter widerstand als absieht bleibt zurück w e h r in der bedeutung 'widerstand als fähigkeit'. a) w e r als fähigkeit des einzelnen wurzelt wider in mhd. dichtersprache: Gahmuret der wigant sprach: mir sichert iwer h a n t : diu was b! manlicher wer Parzival 39, 2; diu frouwe was mit wtbes wer (konnte sich nur wehren wie ein weib): 131, 19;

ir was s!n kraft ein ganzes her

er bedorftc wol kraft unde wer: wan zwen sint immer eines her HARTM. v. AUE Iwein 5349; ich bin mit strite dir ein her, du stäst gen mir mit kranker wer Eckenlicd 119, 5 Zupitza. wo diese bedeutung in nhd. dichtung wider auflebt, kann sie sich dem sinne 'kunst des wehrens, waffenhatidwerk' nähern: Peleus söhn nur verbarg sich im kreis lykomedischerjungfraun. wollegewirk erlernt er für wehr, und in lilienhänden führet er mädchengeräth V o s s Theokrit, Bion u. Moschus (180S) 336, doch nicht nothwendig: so wähnt ein kind auch, bar sonst aller wehre, dasz an der mutter brüst kein blitzstrahl es versehre FREILIGRATII ges. dichtungen (1870) 5, 28. mehr in physikalischem sinne fähigkeit des Widerstands ist w e h r bei J. PAUL: er h a t t e b i s h e r v o n a l l e n s e i n e n geliebten z u w e n i g w i d e r s t a n d e r f a h r e n , w i e L i a n e zu v i e l ; beides s c h a d e t d e m m e n s c h e n . . . n u r d a s gleichgewicht zwischen innerer w e h r und äuszerem druck hält e i n e n s c h ö n e n Spielraum f ü r d a s l e b e n u n d sein bilden frei Titan 3, 21. b) auch w e h r als fähigkeit mehrerer geht in mhd. dichtersprache von der bedeutung 'Wehrkraft' aus: ob ir unt iwer brüeder li&tet niht die wer unt ob er danne fuorte ein michel küneges her, ich trowto wol erstriten, das der küene man die gröäen übermüetc von wären schulden mllese län Nib 18, 6 G ; die (Wäleisen) sint trersclier denno beiersch her, unt doch bi manlicher wer Parzival 121, 10: 11*

167

WEHR

WEHR

(fem.)

dC sant keiser Ott ân swœr aber stnen herschouweer, dag er besœch ir beider her, wie 63 wœr gên im an der wer ENIKEL weltehr. 27890

Strauch;

und wem dy kaiserere nit also kummen here, ir wer gewesen wer umb kain, wann irr veind was nach drei an ain BEHEIM buch v. d. Wienern 300,13 Karajan. hier bleibt die bedeutung nhd. unterschoben: die häupter verstand und vortheil, die glieder wehr und macht brauchen . . . müssen GUARINONIUS grewel der Verwüstung (1610) 5; arbeit ist dreyerley: nähr, lehr und wehr WILLE Sittenlehre (1781) 69 ; es war zu hoffen, dasz diese officiere (der landwehr) . . . als die wahren vorstände der nation in wehr und vertheidigung sich ausbilden . . . würden GÖRKES ges. Schriften 2, 132; hinweg, Siufl beleidige nicht mehr harmlose frauen ohne schirm und wehr PLATEN 2,170 (schabt d. Rhampt. 3). c) die fähigheit der besatzung, aus einer festung widerstand zu leisten, wird mit unmerklichem, Übergang zur Wehrfähigkeit der bürg selbst: dane gelac nie hfls sO wol (günstig) ze wer als Munsalvassche Parzival 426, 4;

b) mhd. wie mnd. steht wenig jünger daneben die bedeutung 'ohne dasz jem. widerstand, leisten will, ohne weigern, gern': ist aber daj dir wol gelinget, 60 das ein guot wîp dtn gen&de hät, hei' wag dir danne fröidon bringet, sô si sunder wer vor dir gestät WALTHER 91, 38;

(dasz sie) ir ltp in mine ger gar setze äne wer HEINRICH v . D. TÜRLIN kröne 13763;

to ener t!t sach he mit ere Ck enen man, de se ane wëre (ohne data sie sich sträubte) do beide helsede nnde koste GERHART v . MINDEN 36, 6

HARTM. V. A U E Iwein 4093 ; entspr. 6635. 6646;

man slnoc si fin wer sam diu wlp ENIKEL fürstenbuch

(1650) 203;

6) stets 'widerstand' ist wehr in den formein ohne, sonder wehr, bei der Unbestimmtheit der negativen formein sind in der regel widerstand als that, wort, absieht oder fähigkeit hier nicht zu scheiden. a) 1nhd. âne wer bedeutet von haus aus 'ohne dasz widerstand geleistet wird': (die bewachte säule) ne mohte niemen vinden âne wer zeheiner zit W I R N T v . GRAVBNBERG

7100;

Wigalais

michn vindet niemen âne wer HARTM. v. AUE Iwein 1171 ; entspr. 2234,2408 ; Erek 6880 ; (die beiden) wurden als® zagehaft, das si niht trifteten genesen und wolten fine wer wesen (eich ohne gegenwehr ergeben) STRICKER Karl 788 Bartsch; got nu sich ze dinem riche, also das er (köntg Rudolf) dir nit erslihe dinen himel ane wer schvJm. v. Eutingen gr. Seideiberger Uederhs. 961,1 Pf äff; das E ' keemen mit ir her in die stat âne wer

ENIKEL weUchr. 16574 Strauch; entspr. fürstenbuch 3262;

16688;

er sprach: ir suit des sin gemant das uns die heiden mit ir her zû hûs icht vinden fine wer livl. retmehr. 952 Meyer. das mnd. gegenstück

des coninge8 ongen leis got erschinen . . . mit overdeeden so grois ein her, dat hei echentlich sunder wer van Colne vlo mit al den sinen

um 1280);

den we (die bäume den hagedorn) darto hebben k o r e n . . . wat de hat (gebietet) an dessem wolde, dat men dat sunder were holde GERHART V. MINDEN 64, 86

entspr. wettchr. 16848;

HEINRICH V. NEUSTADT ApoUonius

ebenso md.:

und

1313

Singer,

die vursten wurden do verslagen von widerwinden nf dem mer, das si triben ane wer passtamal 14, 78 Kopie; ir were was in dem brftche kranc, man slûc sie nider sam die wtp. mich jfimert manches heldes 11p, der âne wer dfi wart geslagen livl. reimehr. 1985 Meyer,

nd.: vie ik (das rosz vor dem löwen), so bin ik vorloren ane were jo tovoren GERHART v . MINDEN 48,10

die früheste

abweichung

Leitzmann.

zeigt sich uro 1280:

in (Bolofernes) sluog fin alle mannes wer JQdtt, ein vil krankes wtp RUDOLF v. EMS Barlaam 61,16 Pfeiffer. nahe grenzen

an: ich pin verchauft an alle were, das pewaln ich alle tag

HEINRICH V. NEUSTADT ApoUonius

16437

Singer;

de on (die jäger den fdrsch) antasten do begunden, went se on ane alle were vunden GERHART V. MINDEN 86, 38

Seelmann.

die parallelformel sunder wer(e) tritt obd. mehr noch zurück als nd.: du (Fortuna) rlchest, ermest sunder wer KANZLER gr. Heidelberger Uederhs. 1438, 86 Ffaff; dut gink al vort, de wulve namen de hunde. do de to holte quamen, do vreten se se snnder were, wente also grOt was ore here GERHART v . MINDEN 82, 33 Seelmann.

ist sunder were:

G . HAGEN städtechr. 18, 38 ti. 863 (Köln

2G68 Strauch:

er machte leider fine wer vil manegen Etz'jln recken Rabenschlacht 489, 4 ; da schwebt er auiT dem wilden mer an helff nnd an wer

von den heusern der konige Juda, welche abgebrochen sind . . . bolwerck zu machen zur wehre LUTHER Jer. 33, i; es was z& Meyland über dem schlosz thor ein thurn, fest zûr wehr und lustig anzûsehen MÜNSTER {die itrudel im Rhein bei Mein haben) gleich so vi! macht als dis schlosz, bei dem er her strudelt, Weichs zu der wehr war gar verhudelt FISCHART glückh. schiff 638 neudr.

Seelmann.

c) eine früh beobachtete eigenthümlichkeit der alten spräche ist âne wer 'ohne dasz widerstand geleistet werden kann', das negative gegenstück zu I A 4; vgl. Benecke zu HARTM. V. AUE Iwein 4330; mhd. die formel meist ungestört: wir sin in grSsen wunnen htnaht gevam über mer gewaldicltchen âne wer Wiener meerfahrt 510 Lambel; das sint ouch zwêne seihe man, ir ietweder sltlege fine wer disses Volkes ein her

ain kirch hiess Gunderstarff, dy er ein nam nnd richtet zu der wer BEHEIM buch v. d. Wienern 220, 27 Karajan;

cosmogr.

168

(fem.)

Leitsmann.

ins nhd. reichen die formein kaum ungestört hinein: der ritter on alle were und widerred von dem groszen stosz fiel ARIOO decamerone 897, 86 KéUer; darum lasz uns nach vergnügen, alter, lieben sonder wehr STIBLBR geharnschte Venus (1660) 180 neudr.



die bedeutung 'möglichkeit des widerstände' ist nicht unbedingt an die formel ohne, sonder wehr gebunden, sie stellt sich auch sonst im negativen satze ein: er lies in (der drache Tristan) nie ze were komen, er hœte im schiere benomen beidiu siege unde wer Tristan 9017 ; do reyt er über sie und übereylt sie, das sie nicht zu were komen mochten und erschlug ir vil SCHILTBERQER rtisebuch 17,15 Langmantel, selten im positiven satt: thu gemach, bisz ich auch zu wehr komm AYRSR werke 8,1616

KeUer.

B. widerstand zu gunsten einer person oder sache geht über in die bedeutung 'schütz', sofern das geschützte wesen dabei nachdrücklich genannt wird.

WEHR (fem.)

WEHR (fem.)

1) von der grundbedeutung 'widerstand als ihat' leiten hierher die fälle, in denen ein suiject widerstand leistet, iim sich selbst zu schützen: gib dich gevangen, Werder degen! du stest in dein aines wer: wann zwen die sein ains her H E I N R I C H V. N E U S T A D T Apollonias8015 Singer; sy schlahen chain mensch ze todt, in tfi dann leibes wer not HÄTZLERIN liederbuch 886 nr. 74; hfi hed nika tö sin w8r DOORNKAAT KOOLMAN S, SS?1". sotiher Selbstschutz kann auch neben dem schütz anderer fortbestehen: wy Clawes unde Bernd . . . bethughen openbare an dessem brene, dat wy . . . tö were unser, unser man, stede nnde Iand, hebben gbeloned unde ghemaket ene endrafteghe yoreninghe meckl. urk. (1367) 14, 210. 8) meist gilt aber der schütz anderen allein, in älter zeit geschieht er vorwiegend in kämpf und krieg: und wäre ir aller vrümekheit an einen man geleit... dem tar niemer dä hin dem brunnen komen ze wer HARTM. v. AUE Iwein 1853; her Heinrich, ir ßcholt iu schämen, ir gewunnet nie ritterlichen namen! im tröstet iuch niht üf min wer (daiz ich euch schütze) E N I K E L fürstenbuch 3707 Strauch; die Valben prtteven wolden . . . wes si möhten trouwen kunic Buodolfes her, ob si daran wer gegen den vtnden mühten gehaben OTTOKAR östr. reimchr. 16488 Setmüller; doruff h a t Weller geantwort und der glooken bekant und saget, das sy an der stadt nucz komen seynt und buchszen dovon gemacht der stadt zow yrer were zcw gute codex dipl. Saxoniae regiae (1460) II 12,486; wy Scholen en volghen tü erer deghelykes were myt vyfundetvyntech mannen meckl. urk. (1852) 13, 207; to unses heren were (1878) 18, 127. 129. auch auf den Seekrieg kann derartiger schütz übergreifen: de sohepe, de to erer were ghebuwet (umgebaut) weren (1394) 28, 845. nhd. ist nur eine friedliche Übertragung aufs seewesen möglich: das schiff hielt an und warf den anker, nun lag es fest in bucht und wehr und schaukelte nur etwas sehr IMMERMANN Tristan 137. 3) mnd. und nhd. greift wehr als 'schütz' ins rechtsleben Über, und zwar in der rechtssprache selbst: were over dat se slögen ere vorvestede lüde edder openbare rfivere edder de iene, de een hulpe dede mit were, mit spisende, mit husende, mit hovende edder in ander ienegherleye*wys, dar so soholen se sunder broke one wesen meckl. urk. (1353) 13, 270; entspr. 8,169; weil aber sohuz und wehr der familie allein auf dem mannesstamme beruhte, so muszte diesz nothwendig auf einen Torzug jenes . . . führen EICHHORN d. staats- u. rechtsgesch. (1821) 1, 63. politischer schütz ist wehr nur in nhd. dichtung: die feinde Aberzogen das junge kaiserthum: da brach am heiaenbogen der v&ter walfenruhm. wer wird das reich erretten? wer nimmt der freyheit wehr? sie bringen uns die ketten auf offner straszen her SCHENKENDORP in Wackernagels leseb. 8,1364; (den frieden) nützt ich zu des reiches wehr W A G N E R Lohengrin 1 , L. 4) wehr als religiöser schütz setzt gleich früh ein, wird aber in keiner der beiden Verwendungsmöglichkeiten 'schütz den die gottheit gewährt' und 'fürsorge für die religiösen guter' fest: (verscheuche die anfechtung) mit des roten blutes wer, dag im ug der siten ran

hieb schlechthin, so wird wehr in krieg und kämpf und in dorther genommenen büdern zu 'angriff", mhd.: do er se verre komen Fach, hin zer herzoginne er sprach: 'kumt jenes volo gein uns ze wer?' Parzival 621, 3; dävon ilt er mit wer . . . an der Franzoiseere kraft, dag er dag be^er dä gewan O T T O K A R östr. reimchr. 8794 Seemütler, nicht später »id.: (ein geheilter tagt:) aller tuvel her und ir velschliche wer zurucke hin von mir gie passional 134, 62 Kopie; . . . si dQchte, ob si an dt viende vorne soldin slän, da; si drungin si üf wer (sie zum angriff zwängen), 80 nicht gewtehin mocht ir her

169

TILO v. KULM von 7 ingetigeln 4788

Kochendörffer;

(der mächtige) flehe nicht zu gott für schlechtes um schütz und wehr P L A T E N ged. aus dem Tingedr. naehlasz' 36; die weit wird prosa mehr und mehr, der glaube selbst ist ohne wehr: was hat das ewige verschuldet, dasz man's nur nebenher noch duldet? vera. ged. 57. C. die grundbedeutung verblaszt soweit, dasz man, was ursprünglich stets gegenhandlung war, rein alshandlung betrachten lernt, man sieht in dem streich zur abwehr den

170

NIKOLAUS V. JEROSCHIN 7073 StreJdke;

in des seibin jSris wer ('dauer' th. 13,766) sente Johannis spittelSr gewunnen mit stmlfchir wer dt insle Rodt bin dem mer 86368. icährend spätere dichtung den aggressiven sinn nur im bilde bewahrt: jetzt halt narrheyt all jr gezelt - geschlagen uff und lyt zfi wer, sie zwingt die fürsten und ir her B R A N T narrenschiff 46, 69 Zameke, und kaum in dlterthümelnder spräche dem mhd. sinn einmal nahe kommt: ist sie so treu und kilhn in wehr, so sende sie nach dem verlornen speer W A G N E R Parsifal ges. sehr. 427, hält nd. und obd. prosa die bedeutung 'angriff fest: daerto so hevet hie (der feindliche bischof von Utrecht) ons roef, brand ende vanghenscap ghedaen ende een slod vor onser stad ter were by Nordlaren upgheslaghen hans. urk. (1400) 6 nr. 440 s. 824; behöben wir mit eren das veid, und tribent den vorgenanten roub mit gewalt und mit rechter wehr (vor..- gewer) herhain quellen zur Schweizer gesch. 18, 132; als denn beyde solche partheyen mit den incorporirten, auch in die wehr gestelten oesterreiohischen erbländern sich verbinden, die häuptstadt Wien belägern türk. post- und Wächterhorn (1620) 4. in der neueren heeressprache hat rüstung, zuletzt mobilmachung der Verwendung dieses wehr abbruch gethan. II. wird die hemmung gegenständlich gefaszt, so erlangt wehr die conereten bedeutungen waffe, wehrmannschajt, wehrbau, die sich vereinigen in dem sinn: 'das, womit man sich wehrt'. A. mancherlei Übergänge leiten vom nomen actionis über zu der am besten ausgebildeten saehbedeutung 'waffe'. der redende meint 'widerstand als ihat', der hörende kann verstehen 'mit waffen': (Christen sollen allein auf gott bauen) nicht hoffen auff btlchsen und wehr, oder auff ein gewaltig heer SACHS werke 18, 481 Keller-Götze; vermeynen dann mit solchem revsen, mit langen spiessen, mit kriegischer wehr bschirmen den glauben F I S C H A R T d. gelehrten d. verkehrten v. 1003 Kurz. öfter ist ein solcher Sprung möglich von 'widerstand all absieht' zu 'als waffe', 'in waffen': d6 der der haiden schar sach, do begraiff er ain wagendiechsel, die trög er zti wer gegen inen und erschläg der haiden seohszhundert historienbibeln l, 878 Merzdorf; man verpeut euch alle wurfhacken, perkhacken, kreizhacken, all Stecher oder was haoken die seint, die ir zu der wehr tragt, auoh spies östr. weisth. (Kitzbühel um 1700) 8, 74; der erzbischof von York, Douglas, Mortimei;, sind wider uns verbandet und in wehr (capitulate against us, and are up) S H A K E S P E A R E Heinrich IV. L, 3, 2; flieh! Romeo 1 die bflrger sind in wehr, und Tybalt todt Romeo U. Julia 3,1 Schlegel, 'widerstand als fähigkeiV ist gemeint, 'bewaffnung' kann verstanden werden: in disen leufen . . . hat k. mayestat . . . inen . . . geschenckt xvi eysin hagkenbuchsen zu ainer bessern wer KNEBEL chron. v. Kaisheim (1531) 362.

171

WEHR

W E H R (fem.)

(fem.)

besonders früh kann die bedeutung 'zu seinem schütze' überspringen in die vom redenden kaum beabsichtigte 'als waffe': (der löwe verivundete den rieten) unz dag der michel knahe als ein ohse erluote, und wancte diu ruote die er dä ze were truoe HAHTM. V. AUE Iwein 5059. hier überall ist bedeutungsübergang durch miszverständnis möglich, erreicht ivird stets die bedeutung 'waffe', die damit von den drei concreten bedeutungen dem nomen actionis am nächsten steht. 1) von gewehr ist wehr 'waffe' in seiner älteren entWicklung dadurch geschieden, dasz der coUectivbegriff zurücktritt, in der neueren dadurch, dasz die specialisierung auf die feuerwaffe keine rolle spielt, im übrigen ergeben sich viele berührungen, so gleich darin, dasz wehr neben seiner gewöhnlichen bedeutung 'verfertigte waffe des menschen' auch die der 'gewachsenen, natürlichen waffe der thiere' haben kann, s. gewehr 2 b (fli.il 5402), waffe II 6 b (th. 13, 2 8 5 f ) . die gemeinsprache begegnet sich darin mit der fachsprache der jäger: omnes bestiae habent were, « i fliegen, sus etc. omnes creaturae gewaffet LUTHER Weim. 3 4 I 331 3 ;

die bienen brauchten auch der wer, fürten auf! ihn ihr gantzes her ROLLENHAGEN froschmeuseler L N 11 v. 113 (Goedeke 1,10«); die mens aber giengen gar still und machten des lermans nicht viel, rauschten nur heimlich mit den weren 3 II 7 v. 123 (Goedeke 2, 230); wie nehmlich da herum ein häufen wilde schwein (Tillys scharen) sich sehen lassen, die da grosz und böse sein mit scharfen wehren sie sich stellen allzuwacker, zu thun viel schaden in der wiesen und im acker OPEL U. COHN dreiszigj.

krieg

278,11;

zu feld noch flieget (ihr bienen) heut, auff, auff, mit wehr und waffen, euch schickt zur blumen-beut S P E E trutznacMigall

(1649) 1 2 7 ;

welche einer herde gleicht, die sich einem fiihrer ergiebt, aber jeden andern zweibeinigen mit vorgestreckten wehren aus ihrem mittel treibt BENZEL-STERNAU bei Campe; bey den jägern werden noch zuweilen die klauen und hauzähne der fleischfressenden thiere, sowohl waffen, als wehren, genannt ADELUNG unter w e h r ; die wehr heiszt auch s. v. a. waffen, fange und klauen eines raubthiers und ebers LIECHTENSTERN sachwb. (1884) 10, 288; den gebrauch, den er (die kreuzotter) von seiner furchtbaren wehre (dem giftzahn) m a c h t H. E. LINCK die schlangen Deutschlands (1855) 114. 2) in weitaus der mehrzahl der fäUe ist aber wehr die verfertigte waffe des menschen, der mit der herkunft des Wortes gegebene sinn 'vertheidigungswaffe' ist dabei nicht stets festgehalten, seit dem 8. jahrh. ist die auffassung als 'angriffswaffe' (s. I C) zu allen Zeiten möglich: framea uuari, uueri, uuerida STEINMEYER-SIEVERS 1, 144/., 6; zugk sy verre von dem grabe und slach ir das haubet abe! würfT den potich in das mere, ge her haim mit deiner were HEINRICH V. NEUSTADT Apollonius

15304

Singer;

er gab jn bayden gliche wer liesz sand und schranken füren her auch was sie mtisten haben mer GBNGENBACH 51 Gödeke;

die junge manschafft aber die vor der stad stund, wehret sich tapffer, denn sie hatten geschütz und wehre gnug (machinae multae et telorum apparatus) LUTHER 2. Macc. 12, 27; warumb dise baide wappen des königreichs Nortweden und Zimbern mit der Streitaxt bezaichnet, ist dise ursach, dieweil solche wör . . . ihe im brauch gew e s e n , auch in allen iren zügen ire find gewonnlich mit dergleichen wören angriffen Zimm. chron. l, 22, 6; die ledigen knecht alhie sollen keine langen messer, pixen oder wehr im dorf noch zum wein tragen östr. tceisth. 8, 27, 34; 'wissen, dasz heut ein anstand sey desz kriegs gemacht von beydem heer, darumb so last feyren die wehr W . SPANGENBERG Sophokles Ajax v. 152 Bähnhardt;

172

das lob, so man von nun an wirt durch die straich unsrer Wöhren under dem firmamcnt täglich erschallen hören WECKHERLIN ged. 1, 25 Fischer; er soll sich auch keiner andern wehr gebrauchen, dann seines thurnierkolbens und schwerds MOSCHEROSCH gesichte (1650) 2 , 375; entspr. 2, 276; niemals hat mutiger ein frommer kreuzritter gegen die ungläubigen in geweiheter wehr sich gestellt V o s s autisymbolik (1824) 1, 20; wie sie untereinander saszen oder standen, meinte man w o h l , sie könnten ihre wehren einander in den leib stoszen RANKE werke2 16, 80; die wunde, die seine wehr mir schuf WAGNER ges. Schriften 7, 36 (Tristan). 3) hauptbedeutung bleibt aber in aller spräche: 'waffe, die der mensch zur vertheidigung handhabt', mit uueri urird im 10. jahrh. Jer. 46, 3 praeparate . . . clypeum et procedite ad bellum glossiert STEINMEYER-SIEVERS 1,633,59; mit wehr umschreibt GRILLPARZER (1821) das wesen der vertheidigungswaffe: die wehr an mannes seite spricht von schütz sämmtt. werke19, 210 Sauer. a) voraus steht ein coüectiver sinn, der dem wort breiteste anwendung ermöglicht, etwa im umfang von lat. arma: in arma vueri, in vueri, inweri STEINMEYER-SIEVERS 2, 292, 40 (10./11. jahrh.). et) umfaszt wehr viele vertheidigungswaffen für viele kämpf er, so ergiebt sich eine übrigens seltene bedeutung 'gesammtapparat der vertheidigung'. der träger der wehr kann dabei ganz unbestimmt bleiben: der alte Vulcanus . . . schlug und gosz allerley geschirr, wehren und gezaw zur teglichen notturfft MATHESIUS Sarepta (1571) 70 B , oder es handelt sich um die vertheidigung einer bürg: des viften sunte Michels daghes scole wi dit hus unde land wedder antworden usen vorsprokenen heren to Meclenborch umbeworen, mid kost, mid were unde mit aller vrucht, nud unde mid alleme reschoppe meckl. urk. (1344) 9, 584, eitles landes: so die herschaft Venedige das vernumen, rieht sie zu grosse were städtechr. 10, 335 (Nürnberg 1473), oder, wie meist, eines heers: das sich das gantze griechisch hör stuck nisten thä mit aller wöhr SPRENG Hias (1610)-13 B ; entspr. 14»; unüberwindlich halt in wehr sein (Gustav Adolfs) volk auf allen seiten OPEL U. COHN dreiszigj. krieg 269. ß) alt und verbreitet ist wehr als 'gesammtrüstung des einzelnen', zufrühst entspricht es hier einer Zusammenfassung von arcus, arma und scutum: alla uueri unde allen scerm nimet er dir NOTKER ps. 45, 10 Galler hs. aa) bei strenger Währung des begriffs 'ge&immtrüstung' ist nur der singular möglich: si jähn in Gramoflanzes her, dag ze keiner zlt s6 wol ze wer (in bezug auf Bewaffnung) nie keeme rlter dechein Parzival 709, 6; iegelich man mit siner wer reit als er künde striten W I R N T v . GRAVENBBRG Wigalois

10658; entspr.

10827;

(man liesz die neue Nürnberger truppe gleich den frühem kleiden,) auch welcher sein were redlichen verleust die zubeczalen städtechr. 10, 4SI, 3 (Nürnberg 1475); Jonathan der son Saul sprach zu seynem knaben, der seyn wehre y h m trug LUTHER 1. Sam. 14, 1 erste niederschrift (später waffentreger); ich wil im all sein wehr verbinden, ihn solt du blosz und nacket finden SACHS werke 16,17, 26 Keller-Götze; du junger kriegsmann wolgetan, der du nu auff den musterplan mit deiner wehr bist durchgekommen RINGWALDT laut, warheit 41; (Hektor) gieng allbereit mit seiner wihr under das troianisch heer SPRENG Hias

(1610) 3 1 « ;

denn ich komm' in der frühe, sobald die sonne heraufsteigt, stattliche wehr dir zu bringen vom mächtigen herscher Hef&stos («tijfta xalä tpigovoa) Voss Ilias 18,137; entspr. Odyssee 23, 866; ist Heinrich Hereford rüstig? in voller SHAKESPEARE wehr, begehrend einzutreten Sichard 2. I S Schlegel;

173

WEHR (fem.) zur selben seit sah ich (du konntest nicht) Cupido zwischen mond und erde fliegen in voller wehr sommemachtetraum II 1 Schlegel.

bb) singular auftreten:

bleibt

auch,

wo mehrere

träger

der w e h r

HARTM. v . A U E Iwcin

kriegsordn.

(1595) 9 ;

lerman

ist die bewegung und unversehener aufflauff zun wehren KIRCHHOF milit. discipl. (1602) 133. i ) w e h r als gesammtrüstung des einzelnen wird ausgangspurikt einer vielgestaltigen entwicklung. der ausdruck ist namentlich am platze, wenn der kämpfer Uber eine vollständige rüstung verfügt. cc) so ist dem ausdruck eine gexoisse Unbestimmtheit eigen, er wird gern gebraucht, wo man die art der bewaffnung im einzelnen nicht näher angeben kann oder will: z w i s c h e n Wirtzburg und Carlstat zu Tungersheim w a r e n etliche pauren m i t buchssen und anderen weren v e r s a m l e t wider den Carlstat KARLSTADT bei LUTHER (1525) 18, 442 Weim.; raufen se" (zwei weiber) aber an einander oder slachen m i t feusten oder anderr weer, dann so ist ein jede u m b das fräflwandl östr. weisth. 6, 69 (Niederosir. 16. jahrh.); die Turcken drengten U m m e r an. da der patron und hertzog Bugslaff das sahen, griffen sie zur wehre, und hertzog Bugslaff schrey die andern an und brachte sie zur widerwehre . . . sie h e t t e n keine wehre anders w a n S c h w e r t e r KANTZOW chron. v. Pomm. 351 Oaebel; m a n c h e m sein t h e i l w o h l worden, guote stösz, buder und büfl darvon tragen, u m b wehr, rohr, hüet und m a n t e l und dergleichen S a c h e n k o m e n BÜRSTER schwed. krieg 216 Weech; ein anders ist, w o bescheidenheit nicht stat findet; da pfleget die w e h r (waffen) zu erstatten, w a s a n der billigkeit abgehet BUTSCHKY Pathmos, (1677) 482; ihr läget i m tode euch krümmend über euern w e h r e n jetzt n i c h t maier MÖLLER werke 1, 369; dasz aber die Völker anfingen sich einer solchen w e h r zu s c h ä m e n PESCHEL Völkerkunde (1874) 197. ad) diese Unbestimmtheit kann besonders würdig, getragen, edel klingen, daher gern dichterisch: uncz er kam zu seinen tagen, das er solt haben getragen swert und mannes were Wigamur 350 Büsching; für gottes kirch und Vaterland nehm ich (Betten Gabor) die wehr in meine hand O P E L U. COHN dreiszigj.

krieg

36;

vorwiegend doch erst in neuerer dichtung: schnell verwandelte sich des feldbaus friedliche rüstung nun in wehre; da troff von blute gabel und sense GÖTHE I 50, 234 Weim.

deiner riesen wehre klangen bis hinab zur alten nacht HÖLDERLIN ge». diehiungen 119, 45

zu fragen

A R N I M S, 208.

bb) vollends tritt diese Unbestimmtheit hervor in der niht anders wan ein swert er gevienc, dhein wer bräht er anders dar ENIKEL weltchron. 10771 Strauch;

6677;

d e irischer kernen ein deil mit orer were und satten sik bi on ein bistant to donde städtechr. 7, 404, 26 (Magdeburg 1459); alle, die y h n hetten helffen fangen, solten mit yhrer w e h r e m i t z u m fewer h y n a u s ziehen LUTHER (1525) 18, 239 Weirn.; treiben dieweil . . . ihr handtwerck und handthierung, haben ihr wehr an der w a n d t in guter ruhe h e n c k e n KIRCHHOP discipl. milit. (1602) 17. cc) am ehesten noch stellt sich plural in technischer spräche des 16. jahrh. ein: sie konden nicht zü jren w e m und kleydern k o m m e n FRANCK chron. Germ. (1538) l l 7 b ; j r solt euch alle m i t euweren w e h r e n gefasst m a c h e n , dann die statt Pariss m u s s v o n u n s verheort unnd zerstört werden buch der liebe (1587) 22 b ; dasz sie ihre w e h r e n mit fleisz v e r w a h r e n , w i e sich gepürt v. SPEIR

der selige m a n n gab mir m a n c h m a l seine wehr, w e n n er zu müde war, hinauszutreten und n a c h den fremden

négation:

nü was der gast wol bereit: ouch körnen die risen mit wer, si mohten ervehten wol ein her

ANDR. REUTTER

174

WEHR (fem.)

;

Litzmann;

oft hört' ich deine wehre rauschen, du genius der kühnen 136, 25; drum brüder, rasch die wehr zur hand volksth. lieder der Deutschen (1814) 38; es sahn die knechte einen zug in blankem zeuge und es blitzten hell die wehren TIECK Schriften 1, 400 (Octavian II 5); legt eure wehr zurecht; wir tanzen wieder bald den waffenreigen FOUQUÜ Bertrand du Guesclin 1, 357;

svert n e sai h e (der fronbote) nicht v û r e n noch n e n e were Sachsenspiegel 3, 56, 2; ok enscal n e m a n t to der morgensprake gan, he enhebbe sine besten cledere a n e unde enscal dar neyne were i n n e dragen geschichtsqu. der prov. Sachsen (1393) 25, 112; entspr. 114; 338; wie Samson einen löwen trifft . . . und doch kein wehr da bey j m hat WALDIS Esopus 2, 8 v. 26 Kurz; die greise sah ich dort von wehr und kraft beraubt CRONEGK Schriften

1, 172 (Codrus

1, 3 ) ;

seitwärts an der lanzenwand zwei krieger ihrer wehr beraubt v. DROSTE-HÜLSHOPF werke 2,141 Cotta. cc) namentlich ist auch hier wider die formel ohne wehr entvnckelt, der mnd. sunder were vorausgeht: wy rad der stad Brunswick unde gildemestere sint entliken vordragen unde over eyn g e k o m e n , dat de rad unde gildemester schulden alle ding raden unde daden unde gerichten gelicke, sunder wapen, sunder sturlüde, banren unde Schilde, unde jenige were urk. der stadt Braunschweig

(1293) 1, 16;

zehant gienc er âne wer her Û3 zuo der Kriechen hör ENIKEL weltchr.

16435

man solte mit frid hundert man schon in dy stat Ion und also vii ausz der stat hl das her an schwert und ane wer

HEINRICH V. NEUSTADT Apollonius

3622

Strauch;

Singer;

der kunic von Bêheim kseine ân alle wer in die zullen OTTOKAR östr. reimehr. 10374 Seemüller; die v o n München muesten 100 m a n schicken ausz der stat gen D a c h a w on meszer und on alle w e r und m u e s t e n nider knien in das kott und pitten gnad städtechr. 5, 81, 8 ( A u g s b u r g vor 1466) ; a m gestatten . . . der Donau sasz es, stuends, lags voller Volks, weib und man, reich und arm, i m harnesch, m i t wer und plosz und ân wer ain lange schnais an ainer zeil nacheinander AVENTIN chron. L, 1058, 15; alle Tarentiner solten ohne wehren auf! den platz z u s a m m e n k o m m e n XYLANDER Polybius (1574) 377; weil er zu Prag, als ein armer elender betler ohne rock, wehr und s c h u c h auff der strassen umbgehet THURNEISZER notgedr. ausschreiben (1584) L, 48; wie viel heimlicher, häuslicher, furchtbarer tritt er jetzt a u c h hier auf . . . i m hauskleide, im nachtrock, harml o s , ohne w e h r GÖTHE I 41 N 257 Weim.; daher ward den Samnitern freyer abzug ohne wehr und habe gewährt NLEBUHR röm. geschichte 3, 295.

ß) die Unbestimmtheit wird aufgehoben, indem aa) die gesammtrüstung durch nachfolgende aufiählung ihrer bestandtheile erläutert wird: dô kom des dorfes schar mit vil manger fremden wer, zuberstangen, spieg und gabel, zieter û ; dem pfluoge und leitern von der stubenwant NEIDHART 228, 58

Haupt;

mit ihren w e h r e n fordern und mustern, und nämlich allweg unter zehn m a n n fünf m i t langen spiessen, z w e e n mit büchsen und drey mit helmparten verordnen bair. landtagshandl. (1512) 18, 432 Krenner; zu fusz man auch der zeit noch kempffet. gerüst eyner den andren dempfïet inn drey wehren, schwerd, dolch und spiesz, wo einer auff den andern stiesz SACHS werke

4, 2 1 2 , 1 0

Keller;

lernt fechten in den wehren, im spiesz, degen und schwert

LILIENCRON hist. volksl. 4 , 3 4 2 , 1 7 ( = WACKERNAGEL kl. 3 , 9 8 3 ) ;

dann so strafft man auffrhürisch lauren gleich wie die Ditmarsischen baureu . . . nimmt jn all wehr, spiesz, btlchs und schwert FISCHART flöhaz v. 1944 neudr. •

175

WEHR (fem.)

WEHR (fem.)

die gemain wer waren damals pratspies, alantspies uncl dergleichen schmal spitzig wächs eisen AVENTIN bair. ehr. l, 118, 6 Lexer; dasz niemand von bürgern . . . einigerley wehren darein tragen soll, es sey armbrust, spiesz, schwerdt, lange meszer, degen, dolch, pletzen, keulen, knütteln, Scheidt, steine, and ander dergleichen gewehr SCHOTT land- und stadtrechte l, 159 (Gern 1658): wehr unbenanten geschlechtes das wehr oder gewehr . . . ist . . . ein degen, spies oder dergleichen, damit man sich wehret oder verwahret GUEINTZ d. rechtschreibung (1666) 159; es soll jedermänniglich sich mit seiner gesetzten wehr, rüstung, pnlver and loht in guter bereitschaft halten quelle des 18. jahrh. bei BAUER-COLLITZ 158; da sähe man hunderterley wehr, schwert, dolchen, federspieß und speer FUCHS mückenkrieg 1, 970 Otnihe. bb) indem wehr als Zusammenfassung auf eine reihe bestimmter einzelnamen folgt: all thalleit mügen in Fasseyr schwert, messer und spiess tragen liber velt und über gassen, ohn allein zu kürchen und zu dem rechten; die mag er in da wol verpieten bei einer penn der wer, die ain (M/) genomen mag werden östr, weisth. (1R96) 5, 99; do warn dann 3 panier aufgesteckt: an aim ain püchs gemalt, zu dem gingen dann die püchsenschützen; an dem andern was gemalt ain armbrost, zu dem gingen die armbrostschützen; an dem dritten was gemalt ein helmpart und ein spies, zu dem gingen die mit denselben weren städteehr. 2, 258, 17 (Nürnberg 1460); man hat auoh einem ietlichen firtelmaister hin heim gesent von der stat zeug 25 spiesz und 25 helmparten, dag . . . einer eim ein weer lihe, der keine het oder gehaben möcht städteehr. 2,253,23 (Nürnberg 1450); mit spissen, armbrusten, flegeln, keulen, stangen, büchsen oder andern wheren MIOHELSEN rechtsdenkm. aus Thüringen 280; an waffen werden nun gemeingermanisch benannt spiesz, kolbe, schwert, schild (später halsberg, fahne): dasz diese wehren aber nicht erst seit der trennung der Germanen von den übrigen Ariern in gebrauch kamen, leuchtet ein D A H N Urgeschichte

1, 47.

176

wievil sohlen hat deine wShr ausz den stoltzen cörpern getriben

WECKHERLIN ged. 1,129 Fiecher; als lang nun ein bleyenes schwerd in einer so schönen Scheidt steckt, belt mans für eine gute gerechte und köstliche Wöhr ALBERTINUS Ousman (1619) 309; entspr. 32; Verachtung des hoflebens 75»; es soll kein junger gesell ein wehr anhencken, er hab dann ein zeügnusz von seinen nachbaurn, das er redlich, mannlich und tüglich zu der wehr seye MOSCHEROSCH geeichte (1650) 2, 241; zu boden werft, bei buss' an leib und leben die misgestählte wehr aus blut'ger band S H A K E S P E A R E Romeo l, l Schlegel; mich trägt ein wackrer reiter, drum blick' ich auch so heiter, bin freien mannes wehr; das freut dem Schwerte sehr K Ö R N E R 1,101 (Htmptl 1,143);

andere, noch gebräuchliche namen . . . schlachtschwerter, beidenhander, wehre zu anderthalb handen PRIMISSER Amiraser Sammlung (1819) 81; bei der nächsten bedrängniss seines herrn nahm er die aufgehenkte wehr doch wieder von der wand RANKE werke 2, 272. ß) Wörterbücher bieten schwert als synonym: wehr, schwert n. . . . gladius, ensis HULSIUS (1640) 480b; die wehr angürten, latus ense pr. 4) ein ganz anderes wort und von haus aus gut geschieden ist wehr 'querdamm im festungsgraben'. schon begrifflich steht es für sich als dämm im stagnierenden, nicht im flieszenden wasser, die alte lautgestalt, die noch FRISCH, ADELUNG und CAMPE festhalten, ist bär m. (th. 1, 1124), und damit ist das wort nächstverwandt mit barre, WEIGAND 6 1, 155 vergleicht mhd. bar 'riegel'. vermengung mit unserm wehr » . ist naheliegend und verbreitet: in stadt-gräben dienen solche währe, wenn sie allzuabhängig seyn, dasz da an den hohen orthen kein wasser seyn kan, solches damit auffzudämmen; deswegen es auch oben scharff gemachet wird, dasz niemand darüber gehen kan. ein extraordinair exempel von gewaltiger höhe, findet m a n i m graben hinter der fürstlichen residenz zu Cassel LEUPOLD theatr. mach, hydrotechn. (1724) 159. 161/. ,• danach BEYER theatr. mach, molinarium (1764) l, 17; bär

203

WEHRABGABE-WEHRANSTALT

W E H R (neulr.)

nennet man beim vestungsbau einen dämm, welcher zum aufhalten und ablassen des wassers dienet STOSCH (1772) 2, 484/. (neben wehr); der bär im festungsbaue, der gleichfalls einen dämm in einem festungsgraben bezeichnet, scheinet eben dasselbe wort {wie wehr n.), aber ein wenig mehr verunstaltet, zu seyn ADELUNG (1801) 4, 1438; entspr. 1, 727; danach CAMPE 5, 628"; batardeau, bär, währ, wuhr . . . ist ein gemauerter schmaler querdamm im festungsgraben, das wasser da zurückzuhalten, wo es zu starken abfall hat. will man diesz ein wehr nennen, so ist dagegen wenig einzuwenden K. MÜLLER verteutsehwb. der kriegsspr. (1814) 25. 5) mehr gelegentliche Verwendungen zeigen das wehr als küstenschutz, als ort zum baden, hilfsmittel der ßöszerei oder schütz vor hochwasser: wehr oder wehrer, an den see-teichen ein pfahl-damm mit steinen ausgefüllt, so die wellen vom teich abhalten, moles FRISCH 2, 430'; gestern nacht hab ich noch gebadet aber nicht am wehre GÖTHE Weim. IV 3, 74,10; der flöszerei- und triftbetrieb erforderte die herstellung von Schwellteichen, Mausen, triftkanälen, wehren, rechen SCHWAPPACH handbueh der forstu.jagdgesch. (1886) l , 472; ich sah aus dem fenster und erblickte das thal auf und nieder, wie hunderte von männern am wasser arbeiteten, um die wehren und dämme herzustellen, da in den bergen aller schnee schmelzen muszte und eine grosze flut zu erwarten war G. KELLER werke 2,9. B. an den praktischen gebrauch schlieszt sich in neuerer zeit ein poetischer und bildlicher, in beiden richtungen ist das wehr der kunst ein anziehendes und dankbares motiv geworden, etwa dem mühlrad vergleichbar. l ) vielerlei wirkt zusammen, um dem wehr eine eigene, stimmende Wirkung zu sichern: die läge am fluszlauf, dem es an stellen, wo er stets auch landschaftlich gehoben ist, ein dramatisch belebtes bild einfügt, das immer gleiche, starke rauschen der stets wechselnden wogen, das gefühl der Einsamkeit mit der natur meist im gefühlten gegensatz zu benachbartem menschentreiben, also eine reihe schöner contraste bei stark einheitlicher grundstimmung. dem culturmenschen beginnt das wehr den Wasserfall zu ersetzen: mein gott, wer j e ein hohes wehr gesehen hat, über das sich ein wilder . . . ström herabstürzt, kann sich gewisz . . . die reise nach Schaffhausen sparen PÜCKLER briefwechsel u. tageb. 2, 121. dichter suchen es gern auf, überlassen sich der Stimmung des wehrs und geben ihren eindruck mannigfach wieder: alles ist so still, ich höre nur meine uhr tackcken, und den wind und das wehr von ferne GÖTHE IV, s, 67 Weim.; am hügel wie sonnig, wie schattig am wehr G . W . BECKER (1795) bei BÖHME

volhsth. lieder d. Deutschen 167; dieser teil der stadt wird durch die ziemlich breite Saale, auf der ein schönes wehr und eine gut angelegte grosse mühle angebracht ist, von der neustadt getrennt NOVALIS 2, 55 Minor; einzelne lichtfenster blickten im thale, die thürme sahen finster über die dunkle häusermasse hinaus, das wasser unter ihm glänzte und rauschte über das wehr A. v . ARNIM 7, 170 Grimm; die wellen brachen sich auf dem weehr B. v . ARNIM Qöthes briefw. mit e. kinde 2, 64; ich hüpf und schlüpfe, tausendmal gestreift von meinen schwalben; ich tanze mit dem sonnenstrahl am wehr und allenthalben F R E I L I G R A T H ges. dichtungen

(1870) 4, 120;

über diesen ström, vor jähren, bin ich einmal schon gefahren, hier die bürg im abendechimmer, drüben rauscht das wehr, wie immer UMLAND ged. 1, 39 Schmidt u. Hartmann; doch überm weiher, am wehr, da fand sie den grafen bald v . DRO_TE-HÜLSHOFF 1, 257

Schücking;

statt segel bei uns vorbeigleiten zu lassen, schreiten wir selbst an schäumenden wehren und mühlrädern vorüber 2, 848; die endlose balkenreihe des saugewerks ächzt einförmig unter den fenstern, und die Saale braust über das wehr MOLTKE ges. Schriften u. denkw. 6, 88; hart unterhalb schäumen die gestauten fluthen tosend über ein wehr hinab Hartmanns volksschausp. in Bayern

204

180; das rauschen des nahen wehrs O. LUDWIG ges. Schriften 2, 183; über die wehre (an der mühle) stürzt der wildbach nieder HEYSE L, 70; neben dem wehr am ausgange der stadt war eine holzschneidemühle mit ihren mächtigen stöszen von klotzen v. POLENZ Orabenhäger

2, 139.

2) zu bildlichem nebrauch reizen die sinnlichen merkmale des wehrs mit ihrer klaren, eindrucksvollen anschaulichkeit: der ununterbrochene stürz einer wassermasse, der bruch in Spiegel und linie des stroms, das getöse und die Unruhe, das übersteigen und überwinden einer hemmung. geschmack und geist sind noch ständig am werk, diese motive im bildlichen ausdruck nutzbar zu machen: das wasser . . . scheumet und zischet so lang, bis es weer und tham einreisset AGRICOLA 750 sprichw. (1554) 8 " ; die gränzen unverwahrt, an allen ecken krieg, der, als ein Wasserfall, die wehren Uberstieg HERAUS ged. u. inschri/ten

(1721) 141;

und nahe hßr ich, wie ein rauschend wehr die stadt, die völkerwimmelnde, ertosen SCHILLER 14, 52 (braut 2, 988);

die matrone zog das wehr ihrer beredsamkeit auf, und es wirbelte und rauschte ein Rheinfall von vorwürfen und Verwünschungen auf ihn herab MusÄus volksmährchen (1805) 8, 216; als könnten wir den ström dämmen, der . . . über alle ufer, wehren und deiche geflossen ist ARNDT christliches u. türkisches (1828) 30; der flusz des komischen genusses schäumt über eine(l) wehr, dieser bruch scheint ihm seine ästhetische einheit zu nehmen, allein der schäum selbst ist die einheit VISCHER ästhetik (1846) 1, 479; das germanische volk war auch im successiven, geschichtlichen sinne bestimmt, dasz sein geist und wesen über eine wehre gehe, diese negativität der Überwindung und aneignung des ganz fremden in sich aufnehme 2, 250; drum lasset doch den geist der Zeiten I ihn hemmt kein wehr, kein dämm, kein band HOFFMANN V. FALLERSLEBEN ges. Schriften

4,109.

WEHRABGABE, f . Schiffahrtabgabe für durchfahrt eines wehrs: tarif nach welchem die wehrabgaben auf der Werra . . . zu erheben sind gesetzsammlung für die preusz.

Staaten

1872, 32; entspr.

407.

W E H R A M T , n. die jetzt als lehrstand, nährstand, wehrstand ausgeprägte dreiheit heiszt bei LUTHER lehramt (th. 6, 552), nähramt (th. 7, 802), wehramt. zuerst begegnet das wort dec. 1526: officium suum, guod estT occidere, quia potestas instituta, ut malos plectat, ist ein wher ampt, quod furt die wher und wheret LUTHER 20,644, 28 Weim. im gleichen monat folgt die classische stelle: ackerwerck sol neeren, kriegswerck sol wehren, und die ym wehere ampt sind, sollen yhr zinse und narung von den, die ym neere ampt sind, nemen, das sie wehren können, widderumb, die ym neere ampt sind, sollen yhren schütz haben von denen, die ym wehere ampt sind, auff das sie neeren können 19, 654 Weim. dieser satz wird gern citiert, so von FRONSPERGER kriegsb. (1573) L, 248", aber auch vom katholischen gegner ALBERTINUS der kriegsleut weckiihr (1601) L, 36B und noch tief im 17. jahrh.: Philanders gesichte (1650) 2, 540. auf LUTHER selbst• wendet MATHESIUS das wort im sinne von 'apologetik' an: ob wol sein lehr- und wehrampt auch vil anstösz von auffrhürischen und schwermerischen leuten erleyden muste historie d. Luthers 185, 10 Lösche, er übernimmt es in seinen eigenen gebrauch: in der newen weit bleibet das lere- und wehrampt bey Noa Sarepta (Nürnberg 1571) 82", ist aber zugleich der erste, der wehrstand einführt (s. da), auch im freien gebrauch gelegentlich bei einem gegner, der wohl nicht wuszte, dasz er damit von LUTHER abhing: ich nit weyt änderst zü reden pflege, in saeris rebus, wann ich im lehrampt mit den catholischen zü thfln habe, dann wann ich i m wehrampt mit euch ketzern unnd rotten . . . zü acker gehe NAS antipap. eins und hundert (1669) i, 390'. das 17. jahrh. hat das wort nicht überlebt, s. wehrstand. WEHR ANSTALT,

/.

im

jähr

1816

liest

TEUTWART

SCHMITSON ein buch erscheinen: die wehr- und schirmanstalt; aus der staatsverfassungslehre, das GÖTHE noch im gleichen jähr gelesen hat: I I I 6 , 282 , 25 Weim.

WEHRANTWORT-WEHRBAR

WEHRBASTEI-WEHRBERAUBT

militärisch gefaszt 1811 bei CAMPE: die wehranstalt . . . anstalten, einriohtungen, welche man trifft sich zu wehren, zu vertheidigen, besonders gegen einen annahenden feind 5,629*; DE/enszojisanstalten, vertheidigungsanstalten, oder kürzer, wehranstalten verdeutschungswb. (1813) 250»; KALTSCHMIDT gesamtwb. (1851) 1056". W E H R A N T W O R T , /. replik, einrede im rechtsstreit: nu danne sulch gerichte unszir kirchen nye abe gesprochen sint, uns ouoh unszir gewere m i t rechte nye gebrochen, dorumbe ist dem obgenanten unszern herren herczoge W i l h e l m sulch sin wereantwort, ap her sich dor mete schuczen weide, unhulfflichen klage des bischofs PETER V. NAUMBURG wider herzog Wilhelm v. Sachsen (1451) 2, 205 Beck. W E H R A R B E I T , /. die berufsarbeit des wehrstands: arbeit ist dreyerley: lehr-, wehr- und nehr-arbeit CHR. LEHMAN ßorüegium polit. (1680) 36. W E H R A R M , m. arm, sofern man sich damit wehrt: gegen eine solche augenblickliche siindfluth (von angreifern) musz das land die Sicherheit in seiner wehrlage finden . . . nur musz es sich seine wehrarme frei halten, und sich nicht in den pohlnischen bock spannen lassen, ein volk aber, dem noch ein Stromgebiet an seinem lande fehlt, ist einarmig JAHN merke 153. W E H R A R T , /. modus defensionis: jedes thier hat seine eigene wehrart, jedes volk musz seine eigene volkst ü m l i c h e Iandwehr einüben JAHN volksthum 309. W E H R A U F S A T Z , m. ein auf den wehrbaum oder -kämm (s. da) aufgesetztes bret, das das Kasser über die zulässige höhe staut: alle wehre sind dergestalt aufzueisen, dasz der welirkamm völlig eisfrei gemacht und i m wehrteich aufwärts auf mindestens 20 meter länge ein hinreichend breiter, offener canal hergestellt wird . . . die wehraufsätze sind zu beseitigen Verordnung der amthshauptmannschaft Leipzig, Leipziger neueste nachr. vom 30. Jon. 1901. W E H R B A R , adj. waffenfähig, zu wehr f . im ursprünglichen sinne des suffixes, nachmals mit vielen anderen (WILMANNS wortbildungsl. § 876 /.) zum verb. gezogen, mit haft-, halt-, gangbar gehört wehrbar zu der seltener gewordenen activen gruppe, wie neben deut-, erklär-, strafbar steht daneben eine bildung auf -lieh, das noch bei ADELUNO und CAMPE fehlende wort ist zuerst nl. gebucht: weer-baer bellipotens, hello aut armis aptus KILIAN (1632) X x 3 b , hd. ist es mit vielen anderen auf -bar von der Schweiz aus eingebürgert, s. BLÜMNER zum schweizerischen Schriftdeutsch (1892) 18/., KÖSTER ZU SCHÖNAICHS neolog. wb. 544. hochalem. in leicht abweichendem sinne volksüblich: wehrbar v o n einem menschen, der bey der drückendsten armuth, sich und die seinen zu unterhalten, allen kräften aufbietet, um nicht andern zur last zu fallen, so sagt man in Unterwaiden: er ist arm, aber doch wehrbar STALDER 2, 440. wo Schweizer hd. schreiben, ganz in unserm sinn: wobei man ins allerengste handgemenge k a m , und ich war sehr verwundert, die tollen kinder so rührig und wehrbar zu finden G. KELLER ges. werke 1, 318; man sah dort 8ie eigentlichen wehrbaren männer mit den groszen Schwertern und harten, kräftige jünglinge mit morgensternen 1, 373; unmittelbar hinter dem kaiser ging sein lustiger rat Kunz v o n der Rosen, aber nicht gleich einem narren, sondern w i e ein kluger und wehrbarer held launiger Weisheit 2, 184; ehre dieser wehrbaren scheuernden person, die mir wenigstens ihren rächenden stachel in die ferse gedrückt hat 7, 132. um die einbürgerung ist A. W . SCHLEGEL verdient: hingegen setzt sich die Vernunft sogleich in wehrbaren stand, wenn sie die leidenschaftlichkeit des gegen sie eindringenden gefiihls gewahr wird Athenäum 1, 2, 37; dasz er den grausen gott des krieges muszte im nachtheil schauen, und ein feld behaupten, wo nichts, als nur der klang von Heiszspoms namen noch wehrbar schien; so ganz verlieszt ihr ihn (u'ftere nothing but the sound of Hotspur's name did sttm dcfensible) SHAKESPEARE Heinrich IV. 2, 2, 3. nachmals: erst wenn alle wehrbare mannschaff durch leibesübungen waffenfähig geworden JAHN volksthum 315; von Paris aus ist der befehl gekommen . . . alle wehrbaren männer um Paris zu sammeln GÖRRES ges.

Schriften 3, 85. dann auch im äuszersten norden des sprachgebüts: die landesversammlung in Rendsburg . . . ist es aber gleichzeitig dei ehre und der Selbstachtung ihres Volkes schuldig, das dringende verlangen auszusprechen, dasz es der wehrbaren mannschaft vergönnt werden möge, mit den waffen in der hand an der fortsetzung des befreiungswerks theilzunehmen ENDRULAT deutsches museum (1864) 14 L 740. w e h r b a r k e i t , f. entsprechend der eniwicklung von wehrbar vor allem schweizerischi diese metrische erquickung setzte er mir vor, während er sich selbst einen tüchtigen schluck in ein gröszeres glas schenkte als willkommenes mittel, den zustand seiner wehrbarkeit etwas zu verlängern G. KELLER ges. werke 2, 130, nachmals auch norddeutsch: in ernst-fröhlicher weise verstand Winrich die wehrbarkeit der bürger zu kräftigen TREITSCHKE histor. u. polit. aufsätze (1865) 28 (5. aujl. 2, 32), W E H R B A S T E I , f. bollwerk einer festung POMEY grand dici. (1709) 3, 838". W E H R B A U , m. gelegentlich zu wehr » . : w e n n die fluten verhindert werden sollen, während des wehrbaucs nicht über zu fallen, so musz diese höhe nach dem gewöhnlichen stand der fluten an j e d e m ort bestimmt werden aüg. deutsche bibliothek (1790) 95, 206; wird dieses bergwasser vor der capitale als reiszender . . . ström . . . mit dem namen Araxes belegt, so begreift m a n dies w o l , da vor der vertheilung seiner wasser durch die vielen canale, und vor dem wehrbau des Beudemir, sein lauf noch weit reiszender sein muszte als heutzutage RITTER erdkunde 8, 866. als kunstwort der architektur zu w e h r / . , besonders im gegensatz zu wohnbau. BODO EBHARDT hat 1910 ein buch geschrieben: der einflusz des mittelalterlichen wehrbaues auf den Städtebau, geläufiger und hier wohl älter ist der plur. wehrbauten: der eigentliche antrieb, bürgen zu bauen, d. h. befestigte Wohnsitze weniger familien zu ihrem eigenen sicheren wohnen und zur beherrschung und Verteidigung des nächsten bezirkes errichtete wehrbauten, scheint also erst durch die germanischen Völkerschaften nach Italien hineingetragen worden zu sein EBHARDT bürgen Italiens 11909) 1. 5. W E H R B A U M , • i. l ) ineist zu wehr n. und dann gleichbedeutend mit fachbaum (fh. 3,1221,1): 'der schützende und niveaubestimmende oberste balken des stauwerks': wärbaum arbor sive trabs transversaria, aggerem adversus aqua impetum defendens, eumque arcens STIELER (1691) 114; wehrbaum, wasserbaum, traversa (por ritener' il corso dell' acque) KRAMER gr. teutsch-ital. diction. (Nürnberg 1724) L, 65"; derjenige bäum an einem w e h r e , welcher das wasser in der gesetzmäszigen höbe erhält, und der auch unter dem namen des fachbaumes bekannt ist ADELUNG (1786) 5, 119/.; danach VOIGTEL handwb. (1795) 8 , 606; CAMPE ( l 8 l i ) 5 , 629*; auf die wehrbäume, schwellen, schütz- und stellbretter darf kein aufsatz gemacht werden neue mühlenordnung für Baden (1822) 28; der wehrbaum, der fachbaum an einem wehre KALTSCHMIDT gesamtwb. (1851) 1056»; wehrbaum, m. (hydr.) palplanche, wear-beam BEIL techn. wb. (1853) 1, 650; saddlebeam cill. palplanche HOTER U. KREUTER (1902) 840. 2) jünger und seltener 'schlagbaum, der den durchgang wehrt': w e h r - b ä u m , m. barra, sbarra v. schlagbaum KRAMER (1724) 2, 1283°; ein vorgezogener bäum, welcher den durchgang w e h r t , der schlagbaum CAMPE ( i 8 l i ) 5 , 629»; danach KALTSCHMIDT 1056»; schlagbaum . . . barrière, turnpike, bar BEIL (1853) 1, 650. 8) gleichfalls zu wehren v. gehört ein bergmännisches wehrbaum, s. wehrstange. W E H R B E F L I S S E N H E I T , /. neben wehrstand die Vorbereitung darauf, das trachten dazu:

205

206

es herrscht gewisz durch alle facultäten der lehr- wehr- nähr- und zerbeflissenheit . . . viel Schurkerei BÜKGER 317 Bohtz. W E H R B E I L , n. das heil als waffe, wehr hier durchaus nicht auf vertheidigung beschränkt (s. w e h r / . I C): einer und der andere schwang sein wehrbeil kampflustig in die leere finstere luft hinein ROSEGGER Schriften 13, 13. W E H R B E H A U B T , adj. part. als neugebildetes wort KOSEGARTENS bei CAMPE ( l 8 l l ) 5, 629», nur nach diesem

207

WEHRBÜND—WEHREICH

WEHRBETT-WEHRBRUST

bei K A L T S C H M I D T gesamtwb. in G O T T E R S Orest:

(1851) 1 0 5 6 ' ,

doch

schon

1774

dort — dort in dem pallast — von wein, von saitenspiel, vom stolzen siegeslied berauschet, überfiel im bade, webrberaubt, ihn (Agamemnon) ihre wut allg. deutsche bibliothek 33, S39.

WEHRBETT, n. das ausgebaute fluszlett in der nähe eines wehrs: den dritten fall von dem bau hölzerner wehre . . . hat der verf. durch einen grundrisz vom rost, durch einen dergleichen von dem w e h r b e t t . , . vollständig erläutert aüg. d. biilioth. (1790) 95, 208. WEHRBEZIRK, m. aushebungsbezirk: circonscription

miliiaire

S A C H S - V I L L A T T E enc. deutsch-franz.wb.(l905)

1090°.

WEHRBLAHE, f. wie die wehr bei der treibjagd eine rolle spielen kann (s. wehr / . II C 7 b y), so wird die wehrblahe (s. blähe, plahe, plane, plaue) als leintuch dabei wichtig: wehrblachen . . . wehrtücher oder läppen MEICHSZNER handbüchlin gründliche berichts (Tüb. 1501) bei LÜBBEN zs.f. d.phil. 13, 373; der schweinhatz mnsz . . . geschehen . . . mitten im herbstmonat, und bisz inn den christmonat hinein, wann sie anfahen inn der brunst zugehn, unangesehen das sie auch im aprillen und meyen vil besser sein inn die wehrplahen und -tücher zu hetzen S E B I Z feidbau

(1579) 589;

danach

HARSDÖRFFER

frauen-

zimmergespr. 3, 112; zum betrug gehören garn und netze: und die man zum gewild gebraucht, nent man auff weydmännisch wildseyl, wildgarn, rechgarn, hasengarn, wehrblahen, höhe zu der wehrplagen, halbtücher, wändt, wertücher oder läppen (1598) 653; diese stelle ausgeschrieben bei S A T T L E R teutsche

orthographey

(1617) 411 und

HARSDÖRF-

FER frauenzimmergespr. 3,112, s. wand II 3 k X th. 13,1488f. WEHRBLOSZ, adj. unbewaffnet: hingegen ist aber widerumb gewisz und war, das der allmächtige gütige gott gleichwol den menschen nicht so gar wehrplosz und one gute wehrhafftige mittel inn solcher boszheyt der wilden thier gelassen SEBIZ feldbau (1579) 641. WEHRBOCK, m. zunächst in der unter bock {th. 2,204,10) erörterten bedeutung 'hölzernes gestell, das steif auf drei füszen steht' zum verb. wehren: der wehrbock . . . im bergbaue, an den feldgestängen, ein bock oder gerüst mit einem nebengestänge, damit nicht die ganze last an einem krummen zapfen allein hängen möge; auch der wendebock ADELUNG (1786) 5, 120; ebenso (1801) 4, 1438; danach CAMPE (l8il) 5, 629» und KALTSCHMIDT (1851) 1056\ neuerdings auch zu wehr n.: Poirie schuf 1835 die ersten nadelwehre mit zum umlegen eingerichteten, eisernen wehrbocken MEYERS gr. conversationslex20, 460»; wo diese (pfeiler) wegen der hochwasserstände nicht stehen bleiben können, treten an ihre stelle sogen, wehrböcke, d. h. eiserne rahmen, die ganz in der sohle niedergelegt werden können 460 b ; frame, fermette HOYER U. KREUTER (1902) 840; mit druckfehler wehrblock DARMSTÄDTER handbuch. zur gesch. der naturwiss. (1908) 411. WEHRBRET, n. das quer in den wasserlauf gestellte staubret des wehrs: xaraßgccxrai, septum aquarium, catarractce, weerbretter, Wasserstelle FRISCHLIN nomencl. (1586) 164»; dazu: abschusz oder ablasz (1594) 287; damit auch die fisch- und krebs-bäche jeder zeit mit lebendigen wassern versehen bleiben: so soll den müllern ihre währ-breter, denenjenigen aber, welche die Wässerung aus den bächen zu genieszen haben, das vorsatzbret nicht anders als ersteres mit drey löchern . . . die anderen und wässerungsbreter aber mit zwey löchern von dergleichen öfnung zu führen, erlaubt seyn corpus constit. Brandenb.-Culmbac. 2 N 318; (der mühlschauer soll) alles mit fleis in augenschein nehmen, die steine abheben lassen, desgleichen die büchse, wasser-gebäu . . . ob alles in gutem stand, ingleich die ablasz-, Wöhr- und stell-bretter in genauen augenschein nehmen neue (markgr. badische) müUerordnung (1714) 2. W E H R B R I E F , m. von CAMPE (1811) 5, 629» und K Ä L T SCHMIDT (1851) 1056» als gleichbedeutend mit g e w ä h r b r i e f

angesetzt, somit zu währe f . 'vestitura', s. währbrief th. 13, 7 5 1 / . WEHRBRUST, f . neben mehrmaligem brustwehr (s. D IETZ 1, 353 b ) einmal von LUTHER im gleichen sinne gebraucht: sto et sisto me super munitionem, statuo me ich stel mich und setze mich auff meine wehrbrust 13, 403, 29 Weirn.

W E H R B U N D , m.

von

WEHRBURG, f .

im

CAMPE für

208

defensiv-allianz

vor-

geschlagen (1811) 5, 629», verdeutschungswb. (1813) 250b. mit moderner Wendung ist der Vorschlag im deutschen wehrbund aufgelebt, bergmännisch: holzgerüst das das wehr im sinkwerk (s. wehr n. II A s) einschlieszt DANNENBERG und FRANTZ(1882) 440. die folge der bestandfheile entspricht ital. parapetto, franz. parapet. WEHRBÜNDNIS, n. bei CAMPE (1811) 5, 629», verdeutschungswb. (1813) 250 » ,b für defensiv-allianz und nach ihm von seinem mitarbeiter BERND gebildet, doch schon 1795 bei KINDERLING reinigkeit306: defensivallianz, wehrbündnisz. gegensatz

zur

wohnburg

HEYNE

das deutsche Wohnungswesen 335. WEHRBUSCH, m. icald, in dem es verwehrt ist zu holzen: man beschränkte daher . . . die pläuterung stets auf gewisse distrikte, und wenn alsdann in diesen die jungem baumklassen vorherrschend wurden, so wurden dieselben in Schonung gelegt und hegwald, bannholz, werbusch etc. genannt SCHWAPPACH handbuch der forstund jagdgesch. (1886) 1, 181. W E H R B U S Z E , s. w e r b u s z e . W E H R D , s. w e r d e r .

WEHRDAMM, m. 1) dämm zum schütze eines andern, zum verb. wehren: der mittelteich ist fast grosser den der unterteich. damit das wasser nicht weglauffe, hab ich einen wertham auff der Seiten machen lassen . . . musz auch den winter für dem werthamme sowol als dem heupthamme geeiset werden KASP. V. NOSTITZ haushaltungsbuch des fürst. Preuszen (1578) 9, 8 Lohmeyer; wehrdamm, (Wasserbau) wenn man bey anlegung eines deiches, wenn die läge dazu günstig ist, einen dämm queer durch ein thal, von einem berge zum andern anleget, damit der deichdamm von dem flusse nicht beschädiget werde JACOBSSON (1784) 4, 620; der wehrdamm . . . im wasserbaue ein dämm, welcher vor einem andern dämme aufgeführet wird, dessen beschädigung von dem wasser abzuwehren ADELUNG (1786) 5, 120; (1801) 4, 1439; abgeschrieben von CAMPE (1811) 5,629» und VOIGTEL handwb. (1795) 606; der wehrdamm, ein schutzdamm vor einem deiche KALTSCHMIDT (1851) 1056»; wehrdamm, m. (hydr.) digue devant un bätardeau, dam before another to protect it BEIL techn. wb. (1853) l, 650. 2) dämm, der einen wasserlauf einem mühlgraben zulenkt, s.wehr n. I I A 2 : Colon. Chesney . . . bemerkte, dasz . . . diese (mühlen) ihr wasser durch die wehrdämme aufgestaut erhalten RITTER erdkunde ll, 724; wehrdamm (mar.) möle . . . pier BEIL l, 650. 3) im Salzbergbau mit sinkwerk (s. wehr ». II A S) der gtterbau, der den abflusz der sole sperrt SCHEUCHENSTUEL id. der östr. berg- u. hüttenspr. 261. W E H R D E R , s. w e r d e r .

WEHRDIENST, m. jünger als Waffendienst th. 13, 299: daher fanden daselbst (im deutschen orden) kampflustige Streiter aus der ganzen Christenheit immer ein weites feld, ihre tapferkeit im Wehrdienste für die kirche zu erproben

BEDA W E B E R

in

der

vorrede

zu

OSWALD V.

WOLKENSTEIN 4; diese geschichte trug sieh . . . zur zeit der alten einrichtung zu, unter welcher der jüngling . . . durch den besitz eines steuerbaren hofes vom Wehrdienste entpflichtet werden konnte ROSEGGER 12, 44. WEHRDING, n. SCHOTTELIUS ausführt, arbeit (1663) kennt neben dingwehr per jura defensionis modus 410 auch das gegenstück wehrding 'defensio per duellum' 402 und 521. STIELER (1691) 317 stellt mit hinweis auf SCHOTTELIDS die vertheidigung durch das ding 'gericht' und das ding 'die rechtfertigung', die in thäüicher wehr besteht, gegen einander: dingwehr, defensio judicialis. wehrding, defensio per duellum, sind alte, teutsche Wörter, über SCHOTTE LIUS ist keines zurück zu verfolgen. W E H R E , s. w e h r .

WEHREBENISCH, adj. mit deutscher endung zu lat. verbena 'heilige kräuter': bisz auch die alten andechtigen weiblein jhre wehrebenische und segamenisch würtzwisch von dojinerwurtz müszten herfür suchen und verbrennen FISCHART Garg. 231 neudr. WEHREICH, adj. in homerischem stil beiname des Ares, im einklang mit der freilich problematischen herleitung des namens Aprjg von agj} '¿ewaltthat, unheil' (BOISACQ 76)

WEHREINRICHTUNG-WEHREN

209

und ftiatund den homerischen beiwörtern ßQoro\oiy&$ c barna gaggan du mis jah ni warjif) f>o (JJUJ XOJXVETS avtä), DLFILA Luk. 18, 16; ebenso Mark. 10,14; ni curet sie uueren (nolite eos prohibere) zi mir cuman Tatian 101, 1; sie sprachen zu y h m : wyr sind erab komen dich zu binden und ynn der Philistiner hende zu geben. Simson sprach zu yhnen: so schweret myr, das yhr mich nicht weren wolt (urspr. auffhalltet). sie anttwortten y h m : wir wollen(s) nicht weren LUTHER richter 15, 12/. erste niederschrift; aber was diesen gottes dienst belanget . . . wollen wir uns nymand wehren noch hyndern lassen, wenn es auch ein engel vom hymel were LUTHER 28, 24 Weim.; was feyret ihr erst viel? laszt ihr euch weiche zehren und den vergeb'ncn grimm des armen weibes wehren? OPITZ 1,231 (Trojan.)-, o creutze sey gegrüszt. dich musz ein jeder ehren in allem was er thut. du kanst den teufTcl wehren durch den, der dich geweiht FLEMING 14; nichts wehrt ihn nun, durch hof und gallerie ins innre schlosz hinein zu gehen WIELAND 17, 87 (IdrU 2, 37, 3). b) ist es ein thier, so bedeutet wehren 'scheuchen'-. wehren, hinweg treiben arcere et alarcere DASYPODIUS

236

(1537) 454^; die katz . . . ist ein naschhafftiges und diebisches vieh; man wehre sie, wie man will, so läst sie doch ihr mausen nicht WEIDNER apophth. 4, 490; hab' freude, meine blumen zu nähren, die vögel von den früchten zu wehren GÖTHB 12, 203 Weim.; mancher wehrt von den müttem sofort die gesonderten böcklein (prohibent a matribm haedos) Voss Virgil 1, 848 {gtarg. 3, 398); 's vieh wira uf der weid das vieh abhalten dasz es in den schaden läuft' FOLLMANN lothr. 634 B . 2) ist das accusativobject eine sache, so kommt wehren in seiner bedeutung der von 'hindern' am nächsten. STOSCH (1772) setzt den unterschied passend, wenn auch nicht völlig ausreichend (s. o.) darein, dasz wehren stets offenbar geschieht, indesz man auch heimlich etwas hindern kann: die Engelländer haben sich oft darüber beklaget, dasz die Holländer ihren handel in Ostindien zuhindern suchten, ob sie ihnen gleich denselben nicht verwehren konnten 2, 530.

a) ist das object ein nomen, so kann a) die art der wehr, ob wort, that oder gedankt, unbestimmt bleiben, das ist der fall zunächst bei einer mehrzahl von subjecten: das kan niemer werden, wand es wert üf der erden diu natüre und ir gebot KONRAD v. WÜRZBURG Silvester 4146; gottis ehre und gepott und unszer nehsten schaden odder unrecht müssen wyr weren, die uberern mit dem schwert, die andern mit worten und straffen LUTHER von den guten werken 98 neudr.; ist der keyszer mit seinem adel schuldig, solch tyranney zu weeren und straffen an den adel 37 neudr.; wie ein gemein . . . laster füllerey, züsauffen und trunckenheyt seye, vorab bey den Teutschen, auch bey denen, so die warheit erkant, unnd solchs billich weren Sölten, ist leyder meniglich basz bewist AMBACH vom zusaufen (1544) A 2 * ; wer böses wehren und hindern kann, und thut es nicht, ist schuld daran WILLE Sittenlehre (1781) 110. ebenso bleibt die art der viehr unbestimmt im negativen satze. der negative sinn kann sich dabei irgendwelche freiere formen suchen: der bapst als hoher den Christus keret das umb, und lesset es ein grosz gnade sein, yhm seine fusse zukussen, der doch das billich, szo es yemand von yhm begeret, mit allem vormugen weeren solt LUTHER an den adel 40 neudr.; denn der herr Zebaoth hats beschlossen, wer wills weren? Jes. 14, 27; Nathan: erlaubt . . . dasz ich mich untersteh', euch anzureden, tempelherr: kann ichs wehren? LESSING 3, 68 (Nathan 2, 6); eh' ich's konnte wehren MÜLLNER dram. werke 3,105 (Yngurd 8,1); wie sollt' ich's wehren, wenn's ihm geläng'? RICH. WAGNER ges. Schriften 7, 270. in der regel steht aber dieses wehren dicht neben einer ausdrücklichen negation: das wachszen und mehren kanstu widder wehren noch halten LUTHER IO N 801 Weim.; die frucht, so solchem segen folget, das es niemand weren noch hyndern kan 24, 898; j h a freilich mus er (gottes wille) geschehen und einen fortgangk haben, das kan keyn mensch weren. ich kan aber yhm auch nicht weren, ich müs sterben leyden etc. wen ehr will zwei älteste katechismen 40 neudr. (Zossen 1527); sein macht kann solchs nicht wehren A. v. ARNIM werke 13,107 o. e. landskncchüied v. 1646; warumb meine liebe zu nOhren ihr meiner pein nicht wollet Wöhren waisz ich nicht WECKHERLIN ged. 1,166 Fischer; wan ein weib im sinn hat den mann zu betriegen, so ist es, siehe ich wohl, unmüglich solches zu wehren MOSCHEROSCH gesichte (1650) 2, 314; diss ist der stumme bund, den niemand wehrt und hindoit GÜNTHER ged. (1735) 8 2 4 ;

madam stand unbeweglich da, als, fern am horizonte, sie die geschwollnen segei sah, und es nicht wehren konnte HÖLTY ged. 30 Halm;

237

WEHREN {verb.)

lasz neid und miszgunst sich Terzehren, das gute werden sie nicht wehren GÖTHB I 2, 230 Weint.; entspr. 38, 51; wollt ich ein gelübde thun ins kloster zu gehen, das könnt doch niemand wehren B. v. ARNIM Qilnderode l, 223; ik kun't n6t wören DOORNKAAT KOOLMAN 3, 540b. ß) die wehr besteht in thaten, wehren bedeutet dann 'unmöglich machen', in alter zeit ist das die regel, stets bleibt diese bedeutung die häufigste. aa) die tiiat hat ihren platz in krieg und kämpf: da; werte Gahmuretes hant Parzival 78, 28; dag wer ot wir mit swerten Mb. 149; entspr. 625; sie wollen morne vrüe hern: mit gots helfe wolle wirg wem livl. reimehron. 4484 Meyer; darnoch reit der keiser Otte mit here zü Mersburg, do der künig Friderich einen hof hette ufgeleit. den wert er und brante dag lant zü Duringen städtechron. 8, 144 {Straszburg vor 1362); wer eg dag yeman uff unsze stedte . . . dienen oder sie schedigen woltent, dag dag die vorgen. waltstetde weren und wenden sollent DIEFENBACH it. WÜLCKER wb. 897 a. Frankfurter archivalien v. 1385; es werden yhe zu letz etlich Romer odder frum bischoff und gelereten bepstlich tyranney mercken und weeren LUTHER an den adel 64 neudr.; hat ein gemein zü Horn den hochfertigen künig Tarquinium nit auszgeiagt, was het er böser stück volbracht, das domit geweret ward VADIAN Karsthans 107, 23 Burckhardt; so nette der marggraff wol sorge, es wurden die hertzogen . . . in die Marke fallen, darum legte er eine starcke besatzung zu Prentzlow, die dasselbig des orts weren solte KANTZOW chronik v. Pommern 278 Qäbel; und sollten mehr fische mit gewalt weggeholet werden, so wollten sie es auch mit gewalt wehren SCHWEINICHEN l, 355; Philips nächst gott dem herren thät diesen hoenmuth wehren OPEL U. COHN dreiezigj. krieg 122, 4; es zeucht der heiigen engel Schaar mit wallen auBzgerilst, und wehren fleissig hie und dar des tausentkünstlers list GERHARDT lieder 8, 401 Fischer-Tümpel; entspr. 367; faust musz man mit der faust wehren SCHOTTEL 1119; vgl. hand musz hand wehren th. 13, 779; eines boshafte Unternehmungen wehren comprimere nefarios conatus alieuius HEDERICH (1729) 2616, danach STEINBACH (1734) 2, 974 u. NIEREMBERGER (1753) s. v.; da Sengen sie den vogt von Tennberg, der ihnen das gerne gewert hätte M. J. SCHMIDT gesch. der Deutschen 3,192; wenn nicht zur rechten zeit der andre, den vielleicht des jttnglings ängstliche Sehn und sein geschrey erweicht, des mSrders arm gewehrt J. E. SCHLEGEL werke 1, 29 (Ortet 2, 6); waldsirene du wagst mich im gesange mit süszem necken zu stören oft, wenn die mandel du mir stielest, und wehr' ich e« flatternd auf mit den flUgeln schlägst HERDER 27, 83 Suphan; und sobald nach Vermählung die schon bekanntere wollust brünstig verlangt, dann weigre (den kühen) das laub, dann wehre den sprudel (Jrondesgue negant et fontibus arcent) Voss Virgil 1, 226 (georg. 3,131); vom Strymon her wehend, tobte Sturmwind, verzögernd, ausmergelnd, wehrend Iandung W . v. HUMBOLDT get. werke 3 (1843) 39; dieser Übergang geschah diesmal nur mit mühe, weil am jenseitigen ufer der feind ihn wehrte RITTER erdkunde 10,119; als der sieger die spolien nahm, und die nächsten Gallier es wehren wollten NIEBUHR röm. geschickte 3, 92; entspr. 2, 94; nie kaiser, könig, war so hehr, dasz er's gewehrt mit starker wehr, an seinem fehltritt ihn zu fassen RÜCKEST get. ged. 4, 361; und kurz, ich wende, was ihr scheut, und wehre, was euch dräut makamen (1837) 1, 98 ( = poet. werke 11, 293); um den heiigen brauch zu wehren, ruft er aus am hochaltare PLATEN werke 1, 35 Kempel;

WEHREN {verb.)

238

da der könig vernahm, dasz die von Lübeck ihren hafen und ihr tief wehren wollten, fuhr er mit seinem schiff vor die Warne FREYTAG 18 , 258 {bilder 2 i 7); dieses staates macht zu wahren und zu wehren halte ich für die erste pilicht des deutschen patrioten TREITSCHKE d. kämpfe2 29. s. th. 13, 778. bb) die Vorstellung eines gegensatzes wird von der den schutzes zurückgedrängt, dann bedeutet wehren 'fernhalten': immer steht ein Gott ihm hei und wehrt von ihm den Untergang BÜRGER 165 Bohtz; denn es fehlet ein mann uns, so wie Odysseus war, den fluch von dem hause zu wehren Voss Odyssee (1821) 2, 59; entspr. 3, 237; sorgsam wehrten sie staub, Schimmel und mottenschwarm von der farbigen schrift sämtl. ged. 3, 44; sei uns der gastliche gewogen, der von dem fremdling wehrt die suhmach SCHILLER 11, 241 (kraniche d. Ibykus); lob sey dem himmel, der den mörderstreich gewehrt von diesem königlichen haupt 12, 514 (Maria Stuart 4, 2); vor einigen tagen-kam die nachricht, Stolberg sei tödtlich krank . . . gott. wehre den schlag dem vater von so vielen söhnen und töchtern HNR. VOSS briefw. mit Jean Paul (1819) 91. cc) stehen körperliche Vorgänge friedlicher natur als object, so bedeutet wehren 'hemmen': also nu in dem glase tud da; bli da; eg da; dorchsichtige werit, also mag 03 umme di redelichkeit si di den wedirglanz gekerit ROTHE ritterspiegel 138 Bartsch; wer denn vor durste nit wol beleiben mag der esse brot . . . dorausz der wirt gewert kuchenmeysterey d 5* {Zwickau 1530); das wert und hinderet den züflusz der wunden H. BRAUNSCHWEIG chirurgia (1539) 13*; die amsel geässen, ist güt dem, so mit dem krimmen beladen ist; dise gebraten mit myrtenbeer weert die rot rür HEUSZLIN vogelbuch (1557) 18"; wann man sie säyen will, so mag es . . . im herbst bischehen: damit das übersieh inn die höhe wachssen von der kälte gewehret und gehindert werde SEBIZ feidbau (1579) 207; explere famem . . . den hunger wehren APHERDIANUS methodus discendi (1601) 178; {diese essentia) wehret das pleuresim, vergicht, den krampfl PARACELSUS opera 1, 657» Huser; den herrn ich mach frisch und gesundt. doch musz ein schmertz den andern wehrn AYRER 3, 1886 Keller. y) die wehr besteht in Worten, wehren ist dann 'verbieten' in seinen verschiedenen färbungen, behördlich, polizeilich, elterlich, mit oder ohne Strafandrohung: da; kriuee man fUr Bünde gap zerloesen dag vil hgre grap: dag wil man nQ mit banne wem. wie sol man nü die sele ernern? FREIDANK 157,19 QRIMM; (Christus) quit: ir sult nicht eide swern. wen swern vil dicke beide treit valsch und meineide, durch dag heiget her den eit wem HEINRICH v. HESLER apokalypse 15157 Helm; unde boden heren Geren, dat he nemande an or gud wisede: dede he ed dar enboven, se wolden sin gut wedder utwisen; unde toge imand in or gud, se woldent weren städechron. 7, 225 {Magdeburg 1358); der herzog von Saxen, der . . . ist der oberst marschalk . . . und sol unzacht weren, so von büben und anderm hoffgesind besohicht RICHENTAL chron. d. Gonstanzer conzils 16 Buch; was darlfstu das dyn tbchter leren, das du billicher soltest weren? MURNER narrenbeschw. 41, £6 neudr.; die geystliche ubirkeyt vorhengt i t z t . . . und eben das sie weren sollt das leret sie LUTHER von den guten werken 81 neudr.; an den adel 50. 53/. neudr.; es ist gar viel eyn anders, die ehe hyndern odder weren, und zur ehe zu zwingen odder dringen 16,164 Weim.; denn das man krieg und hadder mit gebotten weret odder mit gewalt steuret, das ist nicht werhaftig 19, 148; entspr. 10 III 227; 11, 265; 17 1110^3, 90» Jen. und so die häufigste

239

WEHREN

{veri.)

WEHREN

Verwendung lei LUTHER ; i m gantzen E u a n g e l i o . . . m a g s t u k e y n behelf n e m e n f ü r d a s u n s i n n i g f u r n e m e n z c u w e r e n p f a f f e n ee EBERLIN sämtl. Schriften 2, 24 neudr.; der (Paulus) hat die schantlichen wort gewert MANUEL Barbali 1057 Bächtold; dj räublich hendl wehren, dj seind dem adel hold SCHWARZENBERG Cicero (1535) 95; ich bin ain gfittcr armer kneeht und reiit zü zeiten umb ain petit, (las whören ctlich liaylosz leüt 138, 1 ; v e r b o t t d a r m i t m a n e t w a s w e e r e n u n d f ü r k o m m e n wil

interdictum prohibitorium

M A A I . E R 4S7 B ;

wann es uns nit g'liebt zu schlafen, eya, so sing wir gott zu ehren ! wer will's wehren? Hartmanns volksschausp. 103, 7 (Seeon 1646/7); z u l e t z t m a c h t e ich m i c h gar gemein, w e i l m i r m e i n e löffeley n i c h t s o n d e r l i c h "von d e n e i t e r n g e w e h r e t , sond e r n z u g e m u t h e t w a r d , ich solte i h r e t o c h t e r a u f l der l a u t e l e r n e n s c h l a g e n Simpl. 272 neudr.; wenn dein geboth dort schaden wehrt M A S T A I . I E R ged.

(1774) 5 1 , 1 ;

die hauernmädchen aber sind in ruhe mehr genährt, und darum wünschen sie geschwind was jede mutter wehrt GÖTHE I 4,157 Weim.; s o k a n n sie {die familie) einen fremden ankömmling, der j e t z t e b e n d o r t j a g e n will, es o h n e m o r a l i s c h e s u n r e c h t gar n i c h t w e h r e n S C H O P E N H A U E R werke l, 434 Grisebach; a l l e g e w a l t i n m a r k a n g e l e g e n h e i t e n lag . . . i n d e n h ä n d e n d e r m a r k g e m e i n d e , m a n n a n n t e dieses r e c h t 'gebot u n d v e r b o t ' , d a s ' w e h r h o l z ' , d. h. d a s r e c h t , d a s holz z u •wehren u n d z u b a n n e n S C H W A P P A C H handbuch der forst-

u. jagdgesch. 1, 93. hierher einige gereimte Sprichwörter:

frölich in ehren kan niemand wehren Venusgärttein (1656) tilelblalt; f r e u d e i n e h r e n soll n i e m a n d w e h r e n JAHN t u r n & u n s t X V I I ; e i n e n t r u n k i n e h r e n d u r f t e n i e m a n d w e h r e n ALEXIS Soland v. Berlin (1840) 1, 175; e i n e n k u s z i n e h r e n k a n n n i e m a n d w e h r e n G R I L L P A R Z K R 8, 81 {d. arme spielmann). unsis. jah qaf> du im Jesus: ni warjij). ULFILAS setzt hier dativobject gegen

249

W E H R E N (veri.)

ixu)Xvattfl£V UVTOV der vorläge, ebenso zweimal Mark. 9, 88/. der ahd. Tatian 95, i behält: uuir uueritomes inan aus: prohibuimus eum, ändert aber 95, 2: ni curet biuueren imo aus: nolite prohibere eum, und bietet 14, 2: Jöhannes uuärlicho uueritä imo für: prohibebat eum, so dasz auch ahd. der dativ gegen die vorläge bevorzugt wird, bei LUTHER lautet Luk. 9, 49/.: meister, wir sahen einen, der treib die teufel aus in deinem namen, und wir werten jm, denn er folget dir nicht mit uns. und Jhesus sprach zu jm: weret jm nicht. a) die anthropomorph gedachte gottheit erscheint in theologischen texten als Urheber einer wehr: pfu, das euch gott were und straffe, yhr schendlichen lestermeuler LUTHER 15, 188 Weim.; aber gott erhelt öbrickeit und gibt dadurch fride, strafft die frevelen und weret yhnen 26, 208; daraus wol zu ersehen, das unser herr gott allen feinden seines göttlichen worts steuren und wehren wolle B. KRÜGER action v. anfang u. ende der weit (1580) As»; (Jesus) wehrte denen nicht, die . . . ihm zweige streueten HERDER 19, 190 Suphan. ß) demnächst wehren irdische autoritäten, fürst und Obrigkeit, gesetz und Justiz der masse, den miszleiteten oder bösen: drumb solt man frisch dreyn greyffen, und dem volck weeren LUTHER an den adel 54 neudr.; hab ioh noch nie mich bewegen lassen, denen tzu weren, die mit der hand und pflegel drauen 8, 679 Weim.; entspr. LL, 251; ein jeglich gesetz... schützet die frommen, straffet aber und wehret den bösen Uschreden (1593) 12lB; die weit will jhr nicht lassen wem ALBER fabeln (1550) 39, 62 neudr.; eine rotte . . . ihr ist nicht zu wehren GÖTHE 116, 54 Weim.; 1. Chor: wäre nicht friede, recht verschafft ich mirl 2. cÄor: wärs nicht die furcht, kein friede wehrte dir SCHILLER 14, 81 (braut v. 1733); er wolle lieher des Antonio fleisch . . . wenn ihm nicht recht, gewalt und ansehn wehrt, wird es dem armen manne schlimm ergehn SHAKESPEARE havfmann v. Ven. 3, 2 Schlegel; man konnte ihm nicht nach den gesetzen wehren, eine . . . handlung nach gefallen auszulegen ARCHEN HOLZ England und Italien (1785) 1 1 264; regierungen, akademien, redactionen sollten der verführerischen rotte steuern und wehren GÖRRES ges. briefeS, 181; Friedrichs begleiter wollten den mönch hiefür züchtigen, jener wehrte ihnen aber RAUMER gesch. der Hohenst. (1824) 4, 190; er trinkt auch gern . . . da bitten wir eure liebden ganz freundlich auf 's höchste, eure liebden wollen ihm darin wehren BAUERNFELD ges. sehr. 5, 59; entspr. 6,124; wehrt denn diesem volk zuweilen nicht ein fttrst herab vom throne? PLATEN 261 (verh. gabel 3). y) verständige wehren den unmündigen, männer der frau, eitern den kindern: ich hab deren gewehrt und erhalten, die sich selbs hat wollen ins feur sprengen BOLTZ Terenz (1539) 5 B ; es ist ein wahr Sprichwort: was zum teuffei wil, das läszt sich nicht auffhalten, noch jm wehren volksb. v. Faust (1587) 12 neudr.; groszmächt'ger herr und fürst: wenn man verrückten wehret... so hälts Vernunft und recht für liebe, nicht für zwang LOHENSTEIN 1, 61 (Ibrahim «. 315); ein ding mag noch so närrisch seyn, es sei nur neu: so nimmts den pöbel ein: er sieht, und er erstaunt, kein kluger darf ihm wehren GELLERT fabeln 1, 98; wir wissen den getreuen freund zu ehren, dem falschen wehren ist der klugheit pflicht SCHILLER 13, 230 (Jungfrau 2, 2). hierzu, vom wehren der verständigen, ein ironischer gebrauch: der läszt ihm wehren 'von der arbeit abwehren, er arbeitet sich nicht zu tode' WANDER 4, 1865 a. Nürtingen am Neckar; ich bin freil mir soll niemand wehren, an seinen hals will ich fliegen GÖTHE 114, 231 Weim.; sie wollte sich erheben und den tisch abräumen, da wehrte er ihr: bleib sitzenl ZAHN die da kommen u. gehen (1909) 186; entspr. 324. die strafe der mutter bildet das schwankende kind, wehret der schmeichelnden magd GÖTHE X5, 306 Weim.;

WEHREN

250

(verb.)

und drinnen waltet die züchtige hausfrau . . . und lehret die mädchen, und wehret den knaben SCHILLER 11, 309 (glocke v. 124); drum mutter wehre du mir nicht, dasz ich hinuntersteige und den fluch versöhne 14,122 (braut 4, 9); nimm sie, nimm siel (wir) haben ihr gewehrt drei lange nächte, ihr ist nicht zu wehren CHAMISSO (1838) 6, 253 Hitzig. 5) sonst immer gewinnt leicht die Vorstellung eines feindseligen gegensatzes die Oberhand: wenn denn nu eyn priester diszem göttlichen spruch wolt folgen, wer seyd yhr blutt dürstige larven, die yhr yhm wollt weren? LUTHER 10 11 151 Weim.; sed unser gebet ghet contra heubtschalck satan et eius rottenses. sol ich eim fursten weren, mus ich satan vor schlahen, qui eum agit 28, 58; Petrus nam jhn zü jhm, fieng an jhm zü wören ECK bibel (1537) Mark. 8, 32; und eilte zur selbigen stunde der nacht, ihm wehrte vergebens die fürstliche wacht BÜRGER SS1» Bohtz; verwegner hund, der du mir wehrst 70 b ; des weges enge wehret den Verfolgern SCHILLER 14, 389 (Teil 4, 3). alt ist diese färbung in der anwendung auf kämpf und krieg, die sich aber schon im 17.jahrh. auf die dichter spräche zurückzuziehen beginnt: di von Limpurg traden zu in unde daden grosze gewere mit werfen unde schiszen, unde werten den vigenden Limburger chronik 76, 10 Wyss; (Tiberius) füert sie an das gestat des Heins, dasz sie werten den französischen Walchen städtechron. 3, 40 (MEISTERLIN, Nürnberg 1488); das auge yhres gottis kam auff die eltisten der Juden, das yhn nicht geweret ward (den tempel zu bauen) Esra 5 , 5 ; entspr. 6 , 8 ; massen auch ein schlus gemachet worden, das der zehende man vom landvolcke . . . aufgeboten, an die Oderpässe geleget, und den räubern, so viel müglich, gewehret werden solte CHEMNITZ schwed. krieg 2 (1653) 170; kummen sie und greiften uns an, so wollen wir jn widerstahn und wehrn, wie ehrlich kriegsleut AYRER dramen (1618) 1, 103 Keller; ich besinge den schmaus, oder des mädchens kämpf, die dem jUnglinge wehrt HERDER 26, 229 Suphan; 0 mutter, den reutern zu rosse zu wehren, wer wird da die mauer uns bauen? RÜCKERT werke 1,165 (ges. ged. 3, 447). s) das mittel mit angefügt:

der abuiehr wird durch

die

präposition

uuelda ina mid iro mundon grfpan, thiu fehmia an thena folko drohtin, noban that iro fridubam godes uuerida mid uuordon sinon Heliand 5933; da . . . zogen sie eylend hynauff gen Jerusalem zu den Juden und wereten yhn mit dem arm und gewalt. da ward erweret das werck am hause gottis zu Jerusalem und bleyb nach bis yns ander jar Darios Esra 4, 23/.,man mus dem bösen wehren mit harter straffe, und mit ernsten schlegen die man fület spr. 20, 30; der babst und keyser kommen den (Türken) zü wehren mit gesametem heer FRANCK chron. Germ. (1538) 82"; sie mag lang sagen, es ist gnug . . . und dir mit beeden bänden wehren ZINKGREF auserl. ged. (1624) 41 neudr. ; das übel, das abgewehrt wird, schlieszt man im 15. bis 17. jahrh. mit vor an: vor im und nach im die büttel desselben baupstes . . . die wartend dem volk vor getrang RICHENTAL chron. des Konstanter concils 30 Back; ein hege umb ein land oder statt, damit man dem feind vorm einfall wehret RAVELLUS (1616) 480b. b) das dativobject ist der teufel: liber her, were dem teuffei, Turcken, gib broth etc. ita oracio wheret und begert LUTHER 341 386 Weim.; das wir an allen orten verwäret dem teuffei versetzen und weren könden, wo er uns angreiffet II 399; entspr. 390; wehr dem satan, der sich zeigt bald mit locken, bald mit brüllen SCHMOLCKE trost- u. geistr. sehr. (1740) 1, 5;

251

WEHREN

(vtrb.)

WEHREN

Sylvester: und warum schnittst du ihm den finger ab? Ureula: ich wollt' ihn unter meine schwelle legen, er wehrt dem teufel H . V. KLEIST 1 , 1 6 2 (/am.

Schroffenstetn

B, 1).

c) das dativobject ist ein thier: der dem h a n d nit weret, der hetzt j n FRANCK sprüchw. (1541) l, 159»; wo sie (die vögel) . . . inn nächstbeiliegende gewisser gehen wollen, soll m a n j n e n keyns wegs wehren SEBIZ feldlau (1579) 112; (der hund) musz darzu den wölffen wehrn ALBER fabeln

(1650) 47, 45

allhie und da den wolffen wehr, das sie mir keins (kein tchaf) erwürgen RING WALDT evangelia

wSlfen und sich selbst gebieten, beiden wehren ist gefähr

neudr.;

(1581) Q 6 B ;

HERDER 25, 351

Suphan;

das sindt myr freylich nasse knaben, die Till verzeren und wenig haben . . . mit nuwen besen stuben keren, den fliegen vor den herren weren MURNER schehnenzuvft 23,14 neudr.; du siehst wol wie fast m a n den mucken wert, so sind sie allweg widerumb do wenn m a n uffgehört KEISERST.ERG bilg. (1512) 67*; wenn unser iunckfrawen nicht recht sitzen, so straffst du sie, und sprichst: m a n müsz uffrecht setzen (lies: sitzen) und bedarf! nit recht eim floch oder einer lusz weren brösaml. (1517) 2, 46*; das k r a u t weeret den schaben, laszt die schaben n i t in die kleider k o m m e n vestes a tineis defendit hcec herba MAALER 4 8 7 d e n schaben wehren vestes defendere ä tineis DENTZLER (1697) 2, 345E; den miieken wehren . . . to heep off the flies LUDWIG (1716) 2415; Melina soll garderobemeister werden, um den motten zu wehren GÖTHE Meisters theatr. Sendung 6, 14 (413 Maync) ; die mutter . . . wehrte den bienen KÖRNER werke 2, 69 Hempä. 2) das dativobject ist leblos: auch dann ist wehren stets ein vorsätzliches thtin, und zutreffend hat STOSCH (1772) 2, 629 dieses merkmal, das wehren von hindern und verhindern scheidet, gerade an wehren mit sächlichem dativ beobachtet, von steuern ist dieses wehren dadurch geschieden, dasz es einer bewegung schlechthin einhält gebietet, nicht sie in andere richtung lenkt (STOSCH 2, 208), steuern hemmt- ein ihun wie die Strömung das schiff, wehren wie das ufer. dagegen irren die alten synonymiker, z. b. RUMPF wb. zur reinigung (I8II) 403, wenn sie wehren stets gegen das von auszen eindringende übel gerichtet sein lassen, man wehrt auch dem innen aufsteigenden gefühl und seiner äuszerung: eyn mensch h a t nicht m a c h t über den geyst, dem geyst zu weren spr. 8, 8; (datier sie) den argwöhn unterhält, dem klugen Torsatz wehret KÖNIG ged. (1745) 216;

die sorge frasz sein herz, und wehrte seinem schlafe LICHTWER äsop. fabeln

(1748) 143;

sie (die kraft) beut sich an, du aber wehrest ihr? GELLERT werke 2, 97;

nichts soll der liebe wehren E. v. KLEIST werke 1, 76 Sauer; kein steinern bollwerk kann der 2, liebe wehren1,64; SHAKESPEARE Romeo 2 Schlegel aber Odysseus hemmt', und wehrete ihrer entzttckung Voss Odyssee (1821) 22, 409; Hydaspes . . . sähe u m b sich mit trutzigen äugen, wie ein stier, dem ein streich worden ist, d a m i t er den zehern seiner äugen wehren t h e t buch der liebe (1587) 225B; wehre nicht den t h r ä n e n CRONEGK Schriften l, 185 (Codrus 2,1); entspr. LENZ ged. 81 Weinhold; HÖLDERLIN ges. dicht. 1,129 Litzmann; nicht wehren will ich meinen lippen HERDER 12, 98

Suphan;

0 wehre meinem flüstern nicht B . v . ARNIM Brentanos

frühlingikranz

(1844) SO;

Paskai Vivas wehrt vergebens ihrem jubel und gesang UHLAND ged.* 280. auch blicken wird gewehrt: m i t einem blick . . . dem er nicht wehren konnte, wenigstens bis a n die thiire seines herzens vorzudringen GÖTHE 121,158 Weim.; ebenso, vittig der auszenwelt angehörend, Uchtstrahlen: ihr (der sonne) wehrt umsonst der wehende Vorhang KOSEGARTEN dicht.

8,189;

(verb.)

252

dem strahl des mondes wehrt das felsendach und rings der zweige flatternde gardine v. DROSTE-HÜLSHOFF 2, 253 Cotta; entspr. 247; hochstämmige bäume folgend in dichtem gedräng, wehren dem himmlischen blau MÖRIKE werke 1, 89 Göschen, a) in der regel aber richtet sich dieses wehren allerdings gegen andringende übel und ist dann zumeist ab1 cehr elementarer geioalt. et) am frühesten gegen wasser und wassersnoth gerichtet: wer den weren bei dem wasser auf dem u r b a r nicht wert, also das davon schad g e s c h i e c h t . . . das soll der brobst alles richten östr. weisth. (1354) 1, 326; entspr. (1387) 1,2; m a n weret dem ström des wassers Htob 28,11; dem austretenden flusse wehren fluvium redundantem reprimere

HEDERICH (1729) 2616; danach

STEINBACH (1734) 2 , 9 7 4

und NIEREMBERGER (1753) s. v. wehren, dem das schaden t h u t reprimere, refringere, als einbrechenden wasser FRISCH (1741) 2, 430"; der starke achtet es gering, die leise quelle zu verstopfen, weil er dem ströme mächtig wehren kann SCHILLER 14,16 (braut 1,1); sie (die ständischen Verfassungen) sind ein dämm, der eine gegend noch nicht fruchtbar macht, aber den einbrechenden und versandenden wellen wehrt J. GRIMM hl. Schriften 1, 83. so mundartlich: im wasser wére HUNZIKER aarg. 294; im wasser were 'einhält thun' SEILER basl. 314". bair.-östr. acc. statt des dativs: wàsser w ö r n LEXER kämt. 255 und so früher weithin: it. 6 pf. . . . dem Pfettner und dem Tainhuser gen Menchingen zu Kraft dem Wauler ze Swaubegg von der gebur wegen den er ir heu nam und dag wagjer wert städtechron. 4, 27 anm. 3 (Augsburg 1370); wer sein grünt nit wert, ist zu wandel 72 vjj Bstr. weisth. 9, 332, 35 (16. jahrh.). ß) gegen regen: dem regen vom himel ward gewehret 1. Mos. 8, 2; ebenso die Zürcher bibel von 1531; dem einreiszen der plötzlichen schädlichen regen zu wehren SEBIZ fddbau (1579) 28; lieder, durch welche man dem regen wehrt MOMMSEN röm. geschichte 1, 204. y) gegen feuer: das sie keins wegs mochten zum feur kommen, dem zu wehren XYLANDER Polybius (1574) 89; denn nur die Franciscaner herrn dem fewr (eines dirnenhauses) am ersten theten wehm SANDRUB kurzweil (1618) 35 neudr. ; wenn ich an das feuer denke, das doch iedes ding verzehrt, seh ich greiflich gottes obacht, dasz auch diesem wird gewehrt NEUMARK fortgepß. musikpoet. lustw. (1657) 2, 16 ; dasz dem feuer sogleich bei'm ersten ausbrach gewehrt sei GÖTHE 160, 209 Weim.; entspr. 3I, 13; er b r a n n t e auf i h r e m herzen zu asche, und sie wehrte der ihn aufzehrenden f l a m m e noch mit den knochen, von denen schon das feuer das fleisch abgefressen h a t t e KLINGER werke 3, 150; wenn sie dem feuer wehren wollen, so müssen sie die stadt durch wasser ruiniren SCHILLER 2,95 (räuber 2, s); der fäulnisz, dem feuer etc. wehren empêcher les progrès de la pourriture, du feu MEYNIER teutsch-franz. handwb. (1802) 2924. S) gegen das vom wind getriebene: wie wir sehn die wolcken fliehen . . . wehren aber jhnen nicht ALBERT Königsberger dichterkrels (1640) 83 neudr., und den wind selber: ha! wie vom berg der nordwind herabheult 1 ihm zu wehren ist ohne frische blätter die eiche noch zu schwach MASTALIER ged. (1774) 9, 3; Ia t,'kinderchen, sprach sie; dem Sturmwind wehret das haus Voss sämtl. ged. (1802) 2, 287 ; das leben . . . das wie ein stürm, dem er nicht wehrt, sausend ihn auf und niederfährt ARNDT werke 3, 82 Bäsch u. Iteisner; eine hohe, verstellbare rollwand w e h r t e noch der etwaigen zugluft KAHLENBERG fam. Barchwitz (1902) 18. danach vom andrang einer menschenmenge, der dem stürm verglichen wird: wo zwei kolossale grenadiere . . . dem andränge der menge wehrten A. y. ARNIM 2, 389 Grimm; d'rum soll ein ström von sang&swogen thauen, der feinde roher sturmeskraft zu wehren STRACHWITZ ged. (1850) 115.

253

WEHREN

i) gegen frost

tmd

W E H R E N (rerb.)

(tider sehr vielgestaltig-. ists nit unnaturlich, schweyg anchristlich, das ein glid dem andern nit helffen, seinem vorterben nit weren sol? LUTHER 6, 409 Weim.; ja, sagen sie, w y r geben den bauren nicht recht, weren auch der straffe nicht, sondern das dunckt uns unrecht, das du lerest, keyne barmhertzickeyt zu haben mit den armen bauren 18, 38>.. es sollt wol dein und der cardinaln werck seyn, d?sz ihr diesem j a m m e r wehret brie/e l, 509 dt Wette;

er läszt nicht n a c h I wie wehrt' ich da 'nem urigemach? WAGNER Schriften 7, 220 (meistersinger) ;

die reichste färbe wehrt nicht als gewaffen der zeit Verwüstung, und i h r schmelz wird alt SCHEFFEL frau Amnüure (1863) 5 ;

den energischen maszregeln Katzelers (in der schlacht) geläng es, gröszerem schaden zu wehren DROYSEN York 2 , 1 0 4 ; ein . . . mann der berufen schien, dem verfall durch . . . reformen zu wehren JMOMMSEN röm. gesch. 2, 84.

ß) Unordnung: die music hat nichts anders fürhabens, dann das sie mit allem fleisz die einigkeit der stimmen hilfft erhalten, und aller miszhellung weret FORSTER frische t. liedlein (1539) 4 neudr.; ein befehl, dadurch einer unordnung gewehret wird a prohibitory edict LUDWIG (1716) 2415; wollet ihr herschen, zu wehren der allgemeinen Zerrüttung eurem w e r k e : wie schnell schlachtete dann euch das schwert KLOPSTOCK oden 2, 89, 43 Muncker; sie (die dmckerkunst) wehrt der barbarei, und spottet des naturgesetzes, das jedweden einzelnen so bald begräbt HERDER (1797) 18, 215 Suphan;

die leichtigkeit. . . mit der sie eben itzt einigen dieser mishelligkeiten . . . abzuhelfen wuszten, überzeugt mich, dasz sie die vortrefflichsten mittel wissen, dem unfug mit nachdruck zu steuren und zu wehren GERSTENBERG schlesw. litbr. (1767) 192, 20 neudr.; in dieser reinen demokratie (vermöchte) nur eine lessingische oder wielandische diktatur . . . dem unwesen zu wehren MATTHISSON Schriften

(1825) 3, 2 3 ;

wo . . .

die m a o h t der

öffentlichen

meinung dem miszbrauch der freiheit zu wehren verm a g , k a n n letztere . . . in unbegrenztem masze vers t a t t e t w e r d e n J H E R I N G geist

y) die früh licher natur:

des

rSm. rechts

(1852) 80.

vorhandene anwendung auf übergriffe recht-

do noch ein keiser w a s im reich, dorfft vderman klagen zu gleich, dornach er was m i t gwalt beschwert, und was (damit war) der reichen m a c h t gewert HUTTEN 3, 630 Böcking

kann überleiten zu der auf unrecht und siinde. diese art allein ist lexikalisch gut und früh erfaszt: ßwxw).vxrtq propulsator iniurice, der unreohtem gewalt wehret FRISCHL I N nomenclátor

(1686) 227»;

den

schelmstücken

wehren

improbitatem malorum coErcere. . . der reuberey wehren latrocinia extinguere, latrones frangere STIELER 2511; bey

255

WEHREN

(verb.)

WEHREN

zeiten dem übel wehren flammam in favilla extinguere. dem übel wehren malo remedium adhibere DENTZLER (1697) 2, 345A; den begierden wehren continere cupiditates H E D E R I C H (1729) 2616; danach

N I E R E M B E R G E R (1753) s.

v.;

der Verwegenheit wehren coercere temeritatem HEDERICH 2616; danach STEINBACH (1734) 2, 974. literarisch sind auch die bezeichnungen der sünde wider sehr mannigfach: wen aber die ubirkeyten drauff decht, wie man das iunge volck ehlich zusammen brecht, wurde einem yglichen die hoffnung ehlichs stands fast wol helffen tragen und weeren der anfechtungen LUTHER an den adel 78 neudr.; summa, es ist solch schreckliche Unehre bey den priestern so gemein gewest und noch, das sie Tiel bûcher haben davon müssen schreiben, wie man dem weren und raten soll 26, 594 Weim.; wo ein igliche stad yhrer armen also warnehme, were solcher buberey balde gesteuret und gewehret 26, 639; (Paulus meinte er fhäte) ein köstlich werck . . . als er dem yrthumb werete und hülfe gott sein reich erhalten 28, 13; also kanstu dem fürwitz weren und dem teufel widerstehen 34 1 65; desz herren forcht der silnd thut wehrn SACHS werke (1563) 19, 6, 25

Keller-Qötie;

hierausz können ausz den yetzigen anderthalb hundert secten bald noch so vil werden, wo man nit der lugen mit gewalt würd wehren NAS antipap. eins u. hundert (1567) 1, 3»; der allmechtige wolle sie und uns vor falscher lehre gnediglich behüten, und derselbigen steuren und wehren kirchenordnung f . Braunschweig (1669) 19; dann schimpflich gutes lehren heist dem bösen glimpflich wehren FISCHART Eulenspiegel (1572) 16 Hauff en ; lasz sie mir allzeit guten rath und gute wercke lehren, steuren, wehren der silnd GERHARDT kirchenl.

(1653) 3, 37ß1>

Fischer-Tümpel;

durch offenbahrung, red' und frage wird offt gewehrt der bösen sage

STIELER geh. Venus (1660) 26, 2

neudr.;

der jungfer lust wehrt keine wehre 37, 3 ; die tugend, die dem wünsch erhitzter buhler wehrte, trieb selbst den buhler an, dasz er sie mehr verehrte GELLERT 1, 93 ;

wehre bösen gedanken, weil sie noch blot sind; sind sie Sick, so machen sie nester

W I L L E Sittenlehre (1781) 20;

segne die brüder der j a g d . . . späte rächer des unbilds, dem schon jähre vergeblich wehrt mit Knütteln der bau er

GÖTHE 12, 63 Weim. ;

die alten hatten zwei wege, der übertheurung der hand•werker zu wehren MOSER sämtl. werke 1, 118 Abeken; wolte gottl setzt ich hinzu, ihr werk würde diesem ärgernis steuren und wehren HIPPEL lebensläufe 3 113; entspr. RANKE sämtl. werke 3, 340; dasz es nicht seine, sondern die sache des bimmels sey, dem bösen zu wehren KLINGER werke 3, 249; damals entstand ein unglaube . . . dem vermeinte der könig zu wehren A. v. ARNIM werke 11, 118 Grimm; wie er am hofe jedem luxus, in der Verwaltung jedem ungerechten druck wehrt NITZSCH

deutsche

Studien

(1879) 277.

d) endlich gilt die wehr subjectiven Übeln, miszstimmungen, leidenschaften, kummer: die munde wären ungespart: die begunden si mit küssen zern und dem juraer von den freuden wem Parzival 100,18; doch ich wehre meinem neide und verlasse dich voll freude NEUKIRCH ged. (1744) 243;

wie, murrt er, trügerischer weinl sollst du der sorgen tröster seyn und kannst nicht meiner schwermuth wehren? HAGEDORN poet. werke 3,185 ; dasz du, wie sehr du auch dem innem unmuth wehrest, doch beute nicht so froh als sonst zurücke kehrest J. E . SCHLEGEL werke i, 54;

wehrt so süszer ton nicht allem leide? goldne cyther, schalle stets von freude Uz werke 53 (19, 25) neudr.; die nachbarn alle wehren mit trost und rath der traurigkeit KRETSCHMANN tämti. werke 6, 328 ;

256

(verb.)

kaum wehrt' ich seiner wüthenden Verzweiflung, dasz er den dolch nicht auf sein leben zuckte SCHILLER 13, 344 (Turandot 1,1); überall wehrte er dem rohen ausbrach der leidenschaft und der räche STEUB drei sommer in Tirol 1, 150. besonders gut entfaltet ist wehren bei zorn und wuth als dativobject... so oft in den Wörterbüchern: der wuth wehren reprimere furorem. dem rasen der Zunftmeister wehren comprimere tribunitios furores HEDERICH (1729) 2616; danach NIEREMBERGER (1753) s. v.; wehren, dem rasen eines thiers oder eines menschen frenare furorem alicujus FRISCH (1741) 2, 430A. sonst zumal dichterisch: von himmel bin ich (Minerva) her gesandt, zu wören deinem zoren grim SPRENG Hias (1610) 5 " ;

wer wollte dieser wuth durch sittensprüche wehren? NEUKIRCH ged. (1744) 114;

er hat sie lang gereizet durch seinen Ubermuth, bis dasz sie sich gespreizet, zu wehren seiner wuth RÜCKERT werke 1, 65. E. absoluter gebrauch in der bedeutung 'einhält thun entwickelt sich historisch aus dem vorigen, indem die toiderholung des dativobjects erspart wird: nisi enim resisteremus ei (dem papst) und zu feld legen contra eum, steuerten, wehrten, si die hende abtheten, tum in una hebdomade wolt wir euch so yrr machen, das yhr nicht wüstet, wo aus oder ein LUTHER 3411 335 (1531) Weim. auch herleitung aus transitivem gebrauch ist möglich, indem eine vom autor gegebene beziehung auf ein acc.-object vom User nicht oder nicht mehr klar vollzogen wird: dan der mensch thut, Iesset und suchet yhm selb schon zuvil, das nit zu leren, sondern zu weren nott ist 7, 214. 1) der absolute gebrauch ist durch die syntaktisch« form des verbs bedingt. a) der imperativ, der bei absolutem wehren 'vertheidigen' die gröszte rolle spielt, ist auch bei 'einhält thun' entwickelt: ach herr beschütz mich, wehr und steur R I N G W A L D T handbiichlein

(1588) A 1 2 ;

wehr, wehr, Elss, wehre, dein best thu wehren, dasz' wir nicht zu balt reich werden ZINKGREF (1631) 4, 333; entspr.

H E N I S C H 495, 19; P E T R I 3, 12; W A N D E R 4, 1865;

wer wehren will, der wehre bald (principiis obsta), dasz der schad' nicht werde alt J. G. SEYBOLD viridarium

(1677) 456.

b) die gröszere rolle spielt doch hier der subst. infinitiv: war aber disz nicht wol wehrens werd, dasz die kleinen mucken nit durch die spinnenwepp fliegen? FISCHART bienenkorh (1588) 132"; aber jhr (der geister) wehren ist also starck hinwieder, dasz sie ein rausch thund PARACELSUS opera (1616) 2, 118® Huser; lehren und wehren musz in einem treuen frommen hirten und pfarrherrn beysammen seyn QUENSTED ethicapast. (1678) 396; wehren (das, infin.) coSrcio (lies: cogrcitio) STEINBACH (1734) 2, 974; bei der sich ausdehnenden familie, dem immer trotz allem wehren um sich greifenden prunk, kommt dieses unverhoffte grosze loos nur eben recht um der armuth zu wehren CHAMISSO werke 6, 147 Hitzig; sagt doch, herr, ist das wohl sitte, einzudringen auf mein mahnend wehren? GRILLPARZER werke 2, 27 (ahnfrau 1). c) die participia treten, verglichen mit dem reich entfalteten gebrauch 0. I C 3), auffallend zurück: man darff der werenden gesatz nit, wo kein übertretten ist FRANCK sprüchw. (1545) L, S6B; wie that ihm die gebotene entfernung jetzt nach der freiwilligen wehl er konnte sie nun lieben als einen wehrenden engel vor dem paradiese J. PAUL Titan 8, 32; wir verschlingen die strasze jetzt, uns zwischen dieser gegner heillosem bündnisz wehrend aufzupflanzen H. v. KLEIST 1,168 (Peathes. 1). 2) im freien absoluten gebrauch sind verschiedene fürbungen des sinnes zu unterscheiden, je nachdem, da3 wehren von erfolg begleitet ist oder nicht. a) im ersten faU reicht die Umschreibung 'einholt thun. überall hin:

257

WEHREN

'entraw sein nit' raitfc das rosz hin. wer sich warnet, der hat gewert HEINRICH V. NEUSTADT Apollonius 3785 Singer; es mag das weltlich schwort hie etwas weren, sonst wirts gehen, w i e Christus sagt, das der iungst tag wirt kämmen, w i e ein h e i m l i c h e r strick LUTHER an den adel 78 neudr.; sie solten das yhre datzu thun und mit dem schwerd das sie tragen weren, szo viel sie mochten Weim. 8, 680; verbrünnt schon dorf, stat und iederman, so rürtind s' nit ein kübel an, dasz sie huIGnd löschen oder weren N. MANUEL Barbali (1526) 299 Bäehtold; da sprach der wiert: es ist jetzt gnug, wir haben jetzundt unsem fug. da sprach der gsell: het jr nit gwert. ich wolt uns haben mehr beschert WALDIS Esopus b. 4 nr. 66 v. 167 Kurz; verflucht sey, der uns unrecht lehrt! verflucht sey, wer nit straift und wehrt SACHS werke (1658) 11, 446, 35 Keller; wie ein verborgens füncklein fewr thut groszen schaden ungeheur, und oll! ein gantzen wald verzehrt auff einem berg: da man nicht wöhrt SPRENG Jlias (1610) 21B; (der purpurbogen) welchen Cupido 1 engst für seinen hat begert, wofem nicht Daphnes rew und Phoebi trew gewehrt ZINKGREF auserl. ged. (1624) 19 neudr.; hochzeitbitter : habe ich bey den weibern einen sichern eintritt? Eaton.: j a , j a . in züchten und ehren, kan niemand wehren CHR. WEISE Jacobs dopp. heirat (1699) 91; fast w i l l meine geduld wanken, zumal ich sonst kaum weisz, w o ich wehren w i l l LAVATER verm. Schriften 2,72; in der hölle musz man nicht Waffenstillstand machen, sondern auf den letzten mann steuren und wehren HIPPEL lebensläufe (1778) 1, 436; ohne auch nur i m mindesten wehren oder helfen zu können GÖTHE IV 29, 29 Weim.; so fleht die elende, der schwester heisze zähren bringt Anna vor sein ohr. umsonst, die götter wehren, sein leicht gerührtes herz verschlieszt des schicksals macht SCHILLER 6, 407 (Didos tod 81); zwar ich wehrete gem, wenn mir das vermögen nur wäre Voss Odyssee (1821) 2, 62; wert m a n nicht, so wachsen die tannen in die tischlade EISELEIN sprichw. (1840) 597; von da SIMROCK d. d. Volksbücher (1863) 5a 561; WANDER 4, 1865; o. th. 11, 517: in der tischlade hebt man das brot auf, in hungerjahren wird gemahlene tannenrinde in das brot gebacken, also: 'wer sich nicht tummelt, steht bald vor der hungersnoth'; früh gewahrt ist halb gewehrt WANDER 4,1745, dazu th. 13, 776. 6) im andern falle ist wehren 'einhält gebieten': wenn aber das gesetz kompt und weret und drewet, szo wirt die natur aller erst bosze und unwillig auf! das gesetz LUTHER 10 1 1, 464 Weim.; doch wer hie yrret, der yrret on meyne schuld, ich habe trewlich gnug geweret und geleret 18, 182; da mit sie nu lenger denn drey iar umb sind gangen und niemant, so fast geweret und widderstanden als ich alleyne 296; wünschen und weren mag man wol, w e r w i l aber alles wenden? FRANCK sprüchw. (1545) l, 58b; da sie mich auöh wider meinen willen, wann ich auch schon fast sperr und wehr, zu jnen einladen FISCHART podagr. trostb. (1577) 71, 22 Bauffen; ich fiel im in den strick (einem Selbstmörder). er gab mir dückisch blick und sprach: du wehrst vergebens SACHS werke (1538) 7, 230, 31 Keller; die gute kunst kans nicht verwindn, wehret sie vorn, so bricht es hinden GILHUSIUS gramm. (1597) 1,21; das soll ich hören, und soll nicht wehren und soll nicht retten? GÖTHE 12, 43 Weim.; meinst du, dasz du hier junker bist, dasz niemand wehren kann? 12,19; der narr bezahlt die zeche stets von beiden; so sehr der ehrenhafte jUngling wehrt, er kann es doch am ende nie vermeiden U H L A N D ged.1 439;

sie sohmissen mit gewalt die stengelkelche an die decke, die principalin wehrte vergebens GÖTHE Meisters fheatr. stndtmg 8, 9 (188 Maync); 'einen Spiegel' sagte sie, indem sie sieh völlig in den kissen aufrichtete, 'bringt mir einen Spiegel!' er wollte wehren, aber schon hatte die XIV.

WEHREN

(verb.) alte 3, 73 e so doch

258

(verb.)

einen handspiegel herbeigeholt STORM sämtl. werke (viola tricolor); jetz isch er doch gang, un ich hau gewehrt FOLI.MANN lothr. 534B; jetz het das maidle ghirot, un sini lüt han eso gwert MARTIN-LIEN-

H A R T eis. 2, 845*.

c) der erfolg kann aber auch im ungewissen bleiben, dann sind verschiedene färbungen des sinnes möglich, auf abhilfe sinnen: niemand, niemand gleubt, wilch eyn schedlichs teuffelisch furnemen das sey, und gehet doch so still daher, das niemand merckt, und will den schaden gethan haben, ehe man radten, weren und helffen kan LUTHER 15, 30 Weim.; opponieren: darümb ich auch, so lange ich lebe, weren will, w i e m y r gott verleyhet, es helffe, w e m es helffen kan 18, 62; (viele der ihiere) sahen kein gute Ordnung gern, und wolten gar nicht für ein herrn den jungen löwen krönen lassen, und wehrten über alle massen ALBER fabeln (1634) 21, 32 neudr.; gegenanstalten treffen: erstlich soll man wehren, ehe dann das wasser über die dämm abbrech und das fewer m i t macht zu allen gittern einschlag HENISCH (1616) 1613,66; sich sträuben: m i t dem öffnete er mir seinen Vorsatz, ein einsidel zu werden, ich wehrete m i t händen und füszen, was ich konte GRIMMELSHAUSEN Simpl. 61 neudr.; der pfarrer aber wehrte mit händen und füszen, dasz nichts tödliches geschehe 275; wenn der commendant nicht wehrt, so reiszen sie die bude ein GÖTHE Meisters iheatr. Sendung 4, 5 (224 Maync); abwinken: schien er . . . noch einmal umkehren . . . zu wollen, aber sie wehrte heftig mit der hand FONTANE ges. werke 15, 231; gegenanstrengungen machen: ist das jähr ein bild des lebens . . . das, damit im todeskusz frost und frost sich nicht vermischen, so nothdürftig wehren musz? RÜCKERT ges. ged. 4, 58.

III. technische Verwendung kann an die verschiedenen bedeutungen des verbs anknüpfen, ein Schweiz, wäre (*&v), were (J. u ) 'abortieren', von der kuh gesagt, welche nach der bespringung oder nach der geburt schleim aus den geburtstheilen ausstöszt HUNZIKER aarg. 287. 294, ist wohl als eine abwehr der conception, ein sich sträuben, zu fassen, ebenfalls nahe zu IB scheint eine anwendung auf die siedende seife zu gehören: man läszt nun weiter sieden, wobei die seife kaum hörbar aufwallt und oberflächlich sich ein leichter weiszer schäum zu zeigen beginnt. sie siedet (wehrt sich) schwer und läuft vom probelöffel in fäden ab KARMARSCH-HEEREN techn. wb.a 8,179. dazu wider: wobei das überschieszen der noch aufschäumenden seife durch beständiges wehren, d. h. schlagen mit einem rührscheit verhindert wird das,2 3, 265. zu wehr n. 'dämm im flieszenden wasser', also am nächsten zu II D 2 aa gehört: ouch so moege eyn ider vor synem lande in eyns anderen wather floegelen (d. i. flügel, querkanäle, ziehen) und weren weisth. 3, 45 Grimm (westfäl. Ruhrgebiet 1452); von da SCHILI.ER-LÜBBEN und LÜBBEN-WALTHER S. v.; dieweil aber dise zeit zimblich spatt und die Etsch angefallen, auch manichs jar so grosz, das man mit groszer unglegenhait und schaden wörn müessen (soll künftig eine commission) die Etsch besichtigen und, wie si es im rath befinden, tag und zeit zu w e m anstöllen östr. weisth. 4, 215 (Tirol 1583). im gebiet des obd. wuor (s. o. wehr n. 1) statt dessen wirn aus mlid. wüeren östr. weisth. 9, 311, 27 (Niederöstreich). zu II D 2 weren 'in dem magern, der blase die Verdauung stören, den harnflusz hindern' LÜBBEN-WALTHER 574* ohne beleg, zweifelhaft ob überhaupt hierher ist Schweiz. wehrS 'weglegen, wegthun, beseitigen, aus dem weg räumen' BÜHLER Bavos 1, 205, 304. — Wortspiel mit dem pron. wer ist die scherzantwort, die man in Einlage bei Elbinrf auf die frage 'wer?' erhält: wer' (wehre) dä, hir rennt kener; daraus wider deutet sich die entsprechende antwort aus Natangen: wehr' man da, öck w a (ich will) hie ophole FRISCHBIER preusz. sprichw. 2, 193. L, 278. IV. Zusammensetzungen mit wehren sind nicht eben häufig (die in früheren bänden übergangenen gesperrt): ab-, a u s - , be-, e i n - , ent-, er-, gc-, h i n a u s - , über-, um-, ver-, vor-, wider-, zurückwehren.

17

259

WEHRFEIER—WEHRGEHENK

WEHRER—WEHRFÄHIG

WEHRER, m. einer der wehrt oder sich wehrt, früh in den Wörterbüchern: intercessor . . . Verhinderer, so sich eynlegt, damit ein ding kein furgang habe, weerer FRISIUS dict. latinogerm. (15(58) 718b; repressor . . . weerer, abhalter, abmaner I147b. von da weitergeschleppt: weerer (der) intercessor, repressor MAALER 487 b ; wehrer, der propugnator, propulsator, defensor, terror hostium S T I E L E R 2511;

S T E I N B A C H 2, 97T;

N I E R E M B E R G E R (1753) S.

CAMPE 5, 629"; KALTSCHMIDT 1056». kaum, je

V.;

literarisch:

so haben ihm die wehrer, so auff der galleen höchsten segelbaum gewesen, zu wissen gethan FRONSPERGER kriegsb. 3, 157*; jenem tapfern wehrer der schlacht

stiesz er den sper in den schlaf

V o s s bei CAMPE.

aus der Schweiz, von der lexikalisch das wort ausgeht, verzeichnet wehrer 'zuhirt' M A R T I N Y wb. der milchmrthschaft2 is7, offenbar: 'der dem vieh wehren hilft'. — vermengung mit Wörtern andern stammes liegt nahe, zu wahre und währe th. 18, 753/. 766/. gehört: so versprechen wir vor uns, unsere erben undt nachkomen, solich ansprach sonder iren schaden, by unde abe zuthun, und ine des zu aller tzit yr rechter hörre unde wehre zu sin L E N N E P landsiedelrecht 2, 104 (Stedebach b. Marburg 1476). M O S E R vermischt wahre f . 'vollantheil an der mark' 13, 754, währe m. 'voUbauer' 769, währgut n. 'gut eitles Vollbauern' 813 mit wehren v.: diese erblast kann man mit recht die wehre und diejenigen denen sie obliegt, wehrer heiszen osnabr. gesch,A 1, 35; dieses mag genug seyn, von den recl n der erben, männer oder wehrer. die selbstvertheidigung und das eigenthum eines wehrgutes, oder nach unser art zu reden, einer staatsactie, machen sein wesen.aus 43. zu währe f . l l c th. 18, 769 gehört wehrer 'eigenthümer eines bäuerlichen besitzthums' KEHREIN nass. 1, 441.

WEHRERDE, / . wie sonst dammerde mit zu wehr, n.: wehrerde nennen die Hannover die obere, aus humusreichem stehende Schicht des festen untergrundes R

B. WEBER

ökon.

lex.

(th. 2, 710), sotorfbauern in sande . . . beder hochmoore

(1838) 640».

WEHRERIN, / . f&mina

arcens, prohibens, depellens

S T I E L E R 2511. WEHRFACHBAUM,

m. 'der schützende und niveaubestimmende oberste bdlken eines stauwerks' wie wehrbaum 1, deutlicher als dieses und als fachbaum th. 3, '1221, gegenstück zu mühlenfachbaum 6, 2639. nur obersächsisch im 18. jah h.: dasz von dem anfange des wehr-fachtbaumes bey dem freyschutze, wo wir die wägung angefangen, bisz zum ausgange des streich-wehrs . . . der fachtbaum . . . an der lehr-wand 8 zoll hSher . . . gewesen J. M . B E T E R mühlenbaukunst 2, 232 a. e. bericht aus Rüben 1728; weil jedoch durch solch aufschwellen des wassers sonderlich an kleinen flössen und bächen den ober- und unternachbarn schade und ungelegenheit zuwachsen kan, wird nach geschehener besichtigung durch geschworne wasser- und mühlen-bau-verständige leute ein pfähl eingeschlagen, der mahl- oder sicher-pfahl genannt, welcher anzeiget, wie hoch das wasser gehalten, und dem zu folge der wehr-fach-baum angeleget werden möge allg. haushalüex. 3 , 675; danach Z I N K E S , 3 1 9 0 / . ; bey den wehren werden die fach-bäume quer über den abfall-graben oder das wehr-wasser gelegt, und zum unterscheide der mühlen-fach-bäume wehr-fach-bäume g e n e n n e t CHOMEL 3, 1279. W E H R F Ä H I G , adj. nicht vor den freiheitskriegen, doch älter als wehrtüchtig: auch ein groszer theil der alten bürgen würde sich leicht hineinziehen lassen, und die gleiche behandlung aller wehrfähigen punkte auf der andern Seite, würde den ström mit festem undurchdringlichem hämisch umfangen GÖRRES ges. Schriften 2, 187. in der häufigeren anwendung auf männer wohl dem wenig älteren waffenfähig nachgebildet (th. 18, 800): wir glauben uns nicht zu täuschen, wenn wir annehmen, dasz diese hast, sich in's leben zu werfen, gerade aus der epoche der deutschen, feldzüge gegen Frankreich und ihrer heroischen aufgebote aller wehrfähigen knabenschaft herrührt H O L T E I erz. Schriften 4, 45. im neuen reich auch amüich: wehrfähige Deutsche, welche nicht zum dienst im heere verpflichtet sind, können als freiwillige in den

2 6 0

landsturm eingestellt werden reichsgesetzblatt 1875, 63; von da: in diesen krieg . . . sollten alle wehrfähigen hinausziehen T R E I T S C H K E d. gesch.3 1, 420; ward allen wehrfähigen für neunzehn jähre die waffenpflioht aufgelegt 591; in rücksicht hierauf freue ioh rtiich aller bestrebungen, die den zweck haben, die einigkeit der wehrfähigen mannschaft zu pflegen B I S M A R C K polit. reden (1892) 13, 67 Kohl. — dazu W e h r f ä h i g k e i t , f.: überblick über die wehr- und steuerfähigkeit M O M M S E N röm. gesch. 1, 399. WEHRFEIER, /. neben waffe im sinne von 'emblem' th. 13, 2as, waffen des leidens Christi SCHMELLER2 2, 868 fehlt nothwendig ein entsprechendes wehr, umgekehrt heiszt das festum armorum Christi in alten kalendern u. ä. nie waflenfeier, gern wehrfeier S C H M E L L E R 2 2, 973; G R O T E FEND Zeitrechnung 1, 207. es ist 1853 von Innozenz 6. zu ehren der zu den reiehsinsignien gehörenden heiligthümer, des bruchstücks der lanze Christi und der nägel auf freitag nach quasimodogeniti eingesetzt und heiszt sonst dreinägeltag, speerfeier, speer (und kronen-)tag ( f . clavorum et lanceae). Limburger chron. 46 Wyss. W E H R F E S T E R , s. währfester, nur volksetymologisch zu wehren gezogen: wehre, so nannte man damals . . . eines bauern haus und innern hofraum. den wirth aber hiesz man den wehrfester, weil jeder für sich und die seinen . . . immer zu . . . vertheidigung von ehr' und gut . . . fertig stand F O Ü Q U E altsächs. bildersaala, 6 ; dazu wehrfestergemeinde das. 3, 63; wehrfesterin 2, 488; wehrfesterrecht 3, 56; wehrfesterversammlung 8, 40. WEHRFLECK, m. 'bejesügter ort': do Tiberius sein here hett umbgraben in dem h e r b s t . . . do wolt er wider Helvicios, die nun Elsasz genant werden, do macht er ausz der legerstat einen werflecken, und nennet den von im Nerolingen (Nördlingen) M E I S T E R L I N städtechron. 3, 40, 8 (Nürnberg

1488).

WEHRFLUCHT, / . 'flucht auf der man sich zur wehr setzt' SCHMELLER9 1, 785. 2, 973. (Verpflichtung) niemand den man also annähme, nicht zu schlagen oder an seinen leib zu beschädigen, er gäbe sich dann in solche wehrflucht, das man ihn mit Schlägen müste erobern baier. landtagshandlungen (1508) 17, 144. WEHRFLUGEL, m. zu wehr / . II C 7 b y 'treiberkette' und flügel 5, somit: 'Knie die die treiberkette bei Umstellung des wilds beschreibt' B E H L E N forst- u. jagdkunde 6, 832.

WEHRFRAGE, / . Schlagwort, das zumal in politischen erwägungen die Schwierigkeiten der nationalen vertheidigung zu land und wasser zusammenfaszt. J O H A N N graf S C H W E I N I T Z schreibt 1867 anonym über die wehrfrage in Österreich und Ungarn, F R . H E I L B O R N 1910 über die bedeutung der augenhygiene für den staat mit besonderer berücksichtigung der wehrfrage. WEHRGANG, m. curseria, ein (in den preuszischen ordensschlössern gewöhnlicher) mauergang, hart unter dem dache, zwischen zwei mauern, deren äuszere von kleinen, zur vertheidigung dienenden stichbogenöffnungen durchbrochen i s t . . . ; der gang hinter den zinnen einer mauer O T T E archäol. wb.s J(1877) 265; P I P E R bürgenkünde 341. WEHRGATTER, n. gitterwerk, das oberhalb eines stauwerks das fluszwasser säubert: barreau de bätardeau BEIL technol. wb. 1, 651. WEHRGEFÄLLE, n. der durch ein Stauwerk geschaffene Wasserfall H O T E R U. K R E U T E R techn. wb. (1902) 840». WEHRGEHÄNG, WEHRGEHÄNGE, s. wehrgehenk. W E H R G E H E N K , n. Verdeutlichung zu älterem gehenk, erst im dreiszigjährigen krieg aufgekommen, wenig älter als degengeheiüc (th. 2, 900) und auch weiterhin ein seltenes wort (nie wie es scheint bei G Ö T H E , H E R D E R , W I E L A N D , V O S S , A R N D T ) oder vielmehr zwei Wörter: wehrgehäng(e) 'Vorrichtung in der degen oder Seitengewehr hangen' steht neben wehrgehenk(e) 'Vorrichtung in die man degen und Seitengewehr einhenkt', die beiden stehen nebeneinander wie intr. hangen und trans. henken, wehrgehenk ist die ältere form, im 17. jahrh. herrscht sie fast allein: suceingulum. . . ein wehrgehenck C O R V I N U S fons latinitatis (1646) 195; dann stiffel, dann schue, dann dägen, dann wehr-gehencke, dann sporen M O S C H E R O S C H gesichte 2 (1650) 147; U » baudrier, ein lang wehrgehenck DUEZ

261

WEHRGEHENK

WEHRGELD-WEHRGERECHT

262

trug er reich an kostbarem wehrgehänge G. KELLER 5, 240; Rott: reiter, jetz' bist meinl Bottin hat das wehrgehänge des reiters vom boden aufgerafft und das schwert aus der scheide gerissen; reicht es Rott: da; stich ihn ab wie ein kalb SCHÖNHERR glaube und heimat (1910) 111; dann mit einem ruck risz er sich das wehrgehänge ab HANDEL-MAZZETTI arme Margaret (1911) 186. teiden ausdrücke miteinander: R Ä D L E I N (1711) 1038, HEDEauch wo ein autor für sich eine entscheidung trifft, kann R I C H (1729) 2616, S T E I N B A C H (1734) l , 785, N I E R E M B E R G E R man gelegentlich schwanken: ihrer ermüdung ungeachtet (1753) s. v. halten an w e h r g e h e n k ( e ) fest, L U D W I G (1716) gestattete ihnen der hunger keinen schlaf, ob sie gleich 2*15 und v . S C H A R F F E N B E R G kurzgef. orth. lex. (1746) 190* bevorzugen wehr-gehäng und wehrgeheng. bezeichnend ist ihr wehrgehenke zum Schmachtriemen gebraucht, und lange zeit ein schwanken zwischen beiden Wörtern beim sich damit so eng gegürtet hatten als möglich MusÄus Volksmärchen 1 (1804) 185. sonst ist aber, wo die anschaugleichen autor: balteus wehrgehäng POMEY indiculus univ. (1698) 124, aber wehr-gehenck das. 125; wehrgehenck, ung hervortritt, klärlich das tragband über die Schulter n. armacollo, portaspada M. KRAMER teutsch-ital. wort- gemeint: zu seiner kleidung, wie wir sie oben beschrieben buch (1678) 1218b, wehr-gehäng und wehrgehenck das. 1 haben, kam noch ein breites wehrgehänge, das ihm über (1724) 623°, wehrgehänge allein in dessen deutsch-holl. wb. die schultern fiel und einen sroszen säbel trug GÖTHE Meisters theatr. Sendung 5, 14 (345 Maync). die andere (1759) 2, 570; die leid'ge zeit führt doppelschneidig mögliehkeit wird ausdrücklich genannt: wehrgehänge um a m wehrgehenk ein Schwert den leib gordeldraagband van een degen KRAMER deutschRÜCKERT werke 5, 302, holl. wb. (1759) 570; dagegen: wehrgehänge über die Schulter aber: draagband van een degen das. in diesem sinne auch: das Schwerter und wehrgehäng', IeibrScke, h e i m und panzer wehrgehänge . . . das gehänge, woran das Seitengewehr 12, 142; getragen wird und welches über der Schulter zu hangen p o t z ! w e l c h ' ein prächtig w e h r g e h e n k ' ! pflegt, in andern fällen gebraucht man dafür degenBAUERNFELD ges. Schriften 3,11, gehänge und kuppel, welche um die hüften geschnallt aber: ihr tragt da ein altmodisch wehrgehäng 3, 52; werden CAMPE 5 (l8ll) 629b; bey den truppen verstellt er erscheint in voller rüstung . . . mit jagdstiefeln und man gewöhnlich unter dem wehrgehänge denjenigen einem wehrgehenk versehen ED. GERHARD dkad. abh. (1866) schulterriem (franz. baudrier) an welchem einige truppen, l, 8 und entspr. ders. archüol. ztg. 1, 168, aber: nach der zumahl die Engländer und Franzosen, ihre säbel, degen wache, die . . . ein wehrgehänge an der seite hat archäol. und bajonette tragen; da hingegen die degenkoppel um ztg. 2, 388; wollt ihr euch auch einen hämisch auslesen? den leib geschnallt wird SOLTAU beytr. z. berichtigung der mit dem wehrgehenk dort fängt stich und hieb so von Adelungs wb. (1806) 79; wehrgehänge . . . das über gut wie das feinste nothemd SCHEFFEL Ekkeh. 166, aber: die schultern laufende gehänge, woran das Seitengewehr sie trug unter ihrem mantel ein kostbar schwert in getragen wird (in andern fällen sagt man degengehänge reichem wehrgehäng . . . itzt schnallte er das wehrund kuppel, welche um die hüften geschnallt werden) b gehäng um 202. CAMPE 5 (1811) 629 , HEINSIUS 4 (1822) HEINSIUS wb. (1822) 4, 1555; Stickereien und ausschmük1555 und KALTSCHMIDT (1851) I056b stellen das nebenein- kungen . . . auf den sich über der brüst kreuzenden wehrander fest, so halten sich beide Wörter lange die wage, gehängen zum tragen der Schwerter O. A. BÖTTIGER kl. wehrgehäng(e) scheint im vordringen, seit sich ADELUNG Schriften 2, 262 Sillig. die moderne heeressprache kennt dafür eingesetzt hat. allein koppel, kuppel, s. th. 5, 1785. 2774; HORN soldatenspr. 70. — zu intrans. hangen: wehrgehänge nannte man die wehr wird stets an der seite getragen, das gehenk kann über die Schulter der gegenseite oder um die hilften früher bisweilen eine schräg über den schild geschränkte gelegt sein, die mehrzahl der belege sagt darüber nichts zusammenhangende reihe von rauten oder wecken v. QUERFURTH wb. der herald, terminologie 171. aus: sobald sie das wehrgehäng empfangen haben, nomencl. (1652) 43; gehenk etiam est baltheus, alias degenet wehrgehenk, cingulum gladii STIELER 760. zu ende des jahrh. tritt wehrgehänge zuerst auf: allwo ich in eine landschafft gekommen, darinnen man nichts als lauter wehr-gehänge verfertigte ZF.ND. A ZENDORIIS teutsche winternächte (1682) 120. weiterhin kämpfen die

WEHRGELD, n^ 'manngeld, bttsze für den erschlagenen' lehnen sie sich sogleich gegen die gesalbten des herm auf M. J. SCHMIDT gesch. der Deutschen 3, 99; entspr. 1, 446; s. wergeld. — zu wehren gehört allein ein junges wehrgeld 'wehrsteuer': wir wollen sie (die abgabe des militürgeh, unter gottes schütz, und bring' untauglichen) daher auch gar nicht eine Steuer nennen, v o n m i r ihm diesen goldnen ring sondern wählen für sie als bezeichnung das bequeme, und dieses wehrgehenke, wobei er mein gedenke. BÜRGER 52b Bohtz; auch seinem ursprünglichen sinne nach gewiszermaasen einen neuen menschen hat er (der reknit) angezogen, ein äquivalent für einen wehrhaften mann {falschl) bemit dem heim da und wehrgehäng zeichnende wort: wehrgeld W . LESIGANG das wehrgeld echlieszt er sich an eine wllrdige meng oder die ausgleichsbelastung der nichtdienenden wehrSCHILLER 12, 31 (Wollenst, lager 7 ) ; pflichtigen (1879) 32. wehrgeld hiesz amtlich die in Baiern doch seht das wehrgehenk, ich musz bekennen, bis zur gründung des neuen reichs geltende wehrsteuer: was herrlichers hab' ich noch nie gesehn TIECK Schriften 2, 79; entspr. 1, 27; gesetz, das wehrgeld betreffend, vom 29. april 1868. WEHRGEMEINSCHAFT, f.: daraus aber habe ich nie wenn uns beim wein dein lied erklingt, wenn an den wehrgehenken ein hehl gemacht, dasz die wirtschaftliche gemeinschaft die helle eisenbraut uns winkt, wir werden dein gedenken mit der Wehrgemeinschaft unsrer auffassung nach hand F B . FÖRSTER kriegslieder* (1839) 46; in hand geht BISMARCK reden 4, 48 Böhm. damit nahm er ihr sittigen anstandes die waffo aus der WEHRGENOSSE, m. der zu gemeinsamem wasserhand, sie wieder in's wehrgehenk an seine hüfte stekschutzbau mit andern verbundene, wohl nur Schweiz.: die kend FOUQUE zauberring 1, 61; da legte Brennus . . . wuhrgerichte . . . sprechen inappelabel ab, was an den schwerdt und wehrgehenke in die wagschale NIEBUHR innert ihren marken gelegenen ilüssen solle gebaut oder röm. gesch. 2, 279; Herakles hält den dreifusz eben so, beseitigt werden, sowie auch in Streitsachen zwischen ist aber ohne bart, mit wehrgehäng und bekränzt wie den wehrgenossen oder steuern, über die frage: wer soll Apollon WELCHER alte denkm. 3, 284; etwas machen oder brechen und die kosten tragen? ich merk, euch herren ist's ein dorn im auge, bundesverf. der Schweiz, eidgenossensch. (1856) 142 TJri. — dasz wir die Schwerter an der seite haben, dazu W e h r g e n o s s e n s c h a f t , f . verband zu gemeinindes ihr steht mit leerem wehrgehäng samer abwehr: die grenzen dieser . . . Wehrgenossenschaft UHLAND Ludwig d.B. 1. avjz. ; MOMMSEN röm. gesch. l, 400; eintritt in die italische wehrvoll des weines knttpf ich kühn des zomes dolch genossenschaft 521. an der liebe wehrgehenke, süszberauscht PLATEN werke 1, 608 Bempel; WEHRGERÄTH, n. jedes zur wehr, zum schütz oder als die hauptsache erschien ihm . . . das . . . wehrgezur vertheidigung dienende geräth, Werkzeug CAMPE 5, 629b; henke HEINE 7, 485 Elster; in jeder . . . äuszerung war HEINSIUS 4, l555b. etwas rasselndes . . . als ob man mit dem wehrgehänge WEHRGERECHT, adj. kräftig, fähig zu nationaler verhantiere AUERBACH Schriften 5,17; dolch und schwert theidigung, viel weiter als gewehrgerecht th. 4 i 5418: ohne

17*

263

WEHRGÜLTIG-WEHRHAFT

WEHRGERÜST-WEHRGESETZGEBUNG

leibliche w e h r l a g e ist aber ein land, w a s kreuzweiz v o n einander gesperrt H e g t . . . solches mnsz i m frieden w e h r gerecht geschaffen w e r d e n JAHN merke 154. W E H R G E R Ü S T , n. waffenschrank: franz. râtelier, engl, rock for arma B E I L iechnol. wb. 1, 651. W E H R G E S A N G , m. poetischer aufruf zu nationaler vertheidigung : es klang ein lied (Beckers) vom Rhein . . . sein heller widerklang vom silden fort zum norden ist gleich wie wehrgesang des Vaterlands geworden A R N D T werke 4, 283 Rösch u. Meiener. n. von W I E L A N D gewagt, doch ohne viel nachfolge:

WEHRGESCHMEIDE,

lich

in

der

bildung,

glück-

indem tritt ans dem kreis, in seinem wehrgeschmeide, ein feiner mann hervor 22, 96 (Oberon 3, 4,1), ihm erklärt mit waffenschmuck, Waffenrüstung 23, 843. danach in den wb. von C A M P E 5, 629 B ; H E I N S I U S 4, 1555''; L I E C H T E N S T E R N sachwb. 10, 289 B ; K A L T S C H M I D T 1056". erneuert von R Ü C K E R T : und

von

so wenig aber als ein blick, so wenig leid that ihnen auch ein pfeil am festen wehrgeschmeid werke 12, 216. WEHRGESCHÜTZ,

n.

vertheidigungswaffe:

sie (.die frau) brauchte schnell zum wehrgeschtttze den nächsten schwarz ¿eruszten topf L A N G B E I N schritten (1841) 4,146. WEHRGESETZ,

N.

L U T H E R trennt, wie den lehrstand vom wehrstand, so das Iehrgesetz (nachzutragen th. 6, 573) vom wehrgesetz, und schätzt dieses wegen seines negativen und nur menschlichen gehalts geringer ein als jenes positive und gottgewollte: diese (die kaiserlichen gesetze) sind von gott allermeist u m b der bösen w i l l e n gesetzt, das sie nichts ergers theten. d a r u m b sind solche gesetze nur wehrgesetz, m e h r denn leregesetz vorrede auf das alte testament 7, 307 Bindseil-Niemeyer; dazu am rande: gesetze v o n zeitlichen gütern wehrgesetz. LUTHERS anregung wirkt fort bis ins 19. jahrh. : wehrgesetz, qucedam leges magistratus sunt wehrgeseze, quce per se, non per omnia bonce sed majoris mali vitandi gratia a magistratu latus sunt F R I S C H 2, 430 B ; danach S C H E R Z - O B E R L I N 2,1964; C A M P E 5, 629b (als altes aber brauchbares wort) ; H E I N S I U S 4, 1555 und noch K A L T S C I I M I D T 1056b. 2) die im 1 9 . j a h r h . herrschende bedeutung 'gesetz das die nationale vertheidigung regelt' bucht noch kein wb., wohl aber G O M B E R T bem. u. erg. zu Weigands wb. 4 (1879) 6. das wort bezeichnet glücklich den Höhepunkt der militärischen gesetzgebung Preuszens von 1814: das wehrgesetz v o n 1814 h a t die sittlichen und politischen grundanschauungen der Preuszen auf generationen hinaus bestimmt T R E I T S C H K E d. gesch.3 l, 590; so stellt sich Boyens w e h r gesetz, obgleich es einzelne ältere gedanken a u f n a h m , doch i m ganzen als neu u n d einheitlich dar P R U T Z preusz. gesch. 4, 65. amtlich heiszt das gesetz aber gar nicht so, sondern: gesetz über die Verpflichtung z u m kriegsdienst. v o m 3. sept. 1814 Gesetzsammlung f . d. preusz. Staaten 1814 , 79. 1866 widerholt sich das spiel, die neuen gesetze heiszen amtlich: allerhöchster erlasz v o m 1$. okt. 1866, betreffend die einführung der allgemeinen Wehrpflicht gesetzsammlung 1866, 646 und: gesetz, betreffend die Verpflichtung z u m kriegsdienste. v o m 9. nov. 1867 bundesgesetzblatt des nordd. bundes 1867,131, aber die nächstbetheiligten wie die Historiker nennen sie nie anders als wehrgesetz: in der Voraussetzung des Zustandekommens des . . . wehrgesetzes w u r d e die organisation . . . geregelt R O O N denkw. 2, 330; soeben empfange ich ihr schreiben . . . mit dem abdruck des . . . wehrgesetzes 335; miszlingt die Vereinbarung über ein wehrgesetz . . . so w e r d e n w i r uns von einem provisorium in das andere schleppen T R E I T S C H K E histor. u. polit, aufsätze6 3, 481. — Ostreichs Wehrgesetzgebung ist jünger: i m österreichischen w e h r gesetze v o m j ä h r e 1868 ist eine bestimmung enthalten, w e l c h e denselben zweck verfolgt L E S I G A N G das wehrgeld (1879) 10; J O S E F R E I C H E R schreibt 1868 anonym über ein wehrgesetz f ü r das konstitutionelle Österreich. 1) prohibitivgesetz.

W E H R G E S E T Z G E B U N G , /. die Zusammenfassung sich sprachnothwendig ein, sobald wehrgesetz in

stillt fester

264

geltung steht: diesen krieg hinauszuschieben, bis unsre Streitkräfte durch a n w e n d u n g der preuszischen w e h r gesetzgebung nicht blos auf Hannover, Hessen u n d Holstein, sondern, w i e ich d a m a l s schon n a c h der f ü h l u n g mit den Süddeutschen hoffen durfte, auch auf diese gestärkt w ä r e n , w a r ein gedanke, der mich d a m a l s beherrschte B I S M A R C K gedanken u. erinn. 2, 72 volksausg. W E H R G Ü L T I G , adj. armis valens S T I E L E R 1 4 2 6 / W E H R G U R T , - G Ü R T E L , m. das um die haften gelegte wehrgehenk (s. da): wehrgürtel, cingulum militare, zona harnizata, baudrier O T T E archäol. wb.1 (1877) 265; so ritt der held nach Canulot. und am gestickten wehrgurt vorn trug er ein mächtig silberhom F R E I L I G R A T H ges. dicht. 5,178. W E H R G U T , s. w ä h r g u t th. 13, 813; dazu jetzt zs.f. d. wortf. 13, 40. 67. WEHRHAFT, adj. mhd. wer(e)haft, nicht vor dem 11. jahrh. zu belegen und somit erst zu einer zeit gebildet, da das suffix -haft seine alte bedeutung 'ergriffen von, behaftet mit' gegen die mehr active 'versehen mit' vertauscht hatte K L U G E nom. stammb§ 240, W I L M A N N S wortbild,s § 379 gegen A D E L U N G umst. lehrgeb. 2 , 62. ausgegangen ist wehrhaft, wie jede alte bildung auf -haft, von einem substantiv unpersönlichen sinnes, die bedeutungsentvricklung hat nachmals das subst. ferner gerückt, und für die geschickte des Wortes ist es bedeutsam geworden, dasz es sich formell auch zum verb. w e m beziehen lissz. den sächsischen und nordischen sprachen ist das wort fremd, wie sein suffix überhaupt. I. auszugehen ist von der bedeutung 'bewaffnet', anwendung auf sächliche sxibjecte ist dabei älter als die auf persönliche. A. w e h r h a f t von festungen und befestigungsioerken bedeutet 'mtinitus': di bürge waren werehaft. des liutes habeten si die craft d. ged. des 11. u. 12. jahrh. 64,12 Diemer ; (Desiderius) berihte elliu stniu hüs wider dem rtche werhaft kaiserehron. 14813 Schröder; ein kuninc machet dicke werhaft sine gute buroh deste b a j , d a ; si & s6 lichte gewunnen was : s6 wirt si vester dan e gedichte des 12. jahrh. litanei 1 1 2 1 Maszmann ; (an e. ftusz, der zwei lämler scheidet) d6 muose der kQnc erwinden da3 was3er was s(5 werhaft STRICKER kl. gedichte 3 v. 169 Hahn ; alleine di Nadrouwin vil dennoch hettin vrechir dit und ouch ubir manch gebit gnüc werhaftir vestin güt N I K . v . JBROSCHIN krön. 15989 Slrehlke; die stette dozümole kleyne worent u n d nüt w e r h a f t mit graben, muren, turnen, wollen und gezüge, also sü nn sint. K Ö N I G S H O F E N städtechron. 8, 375 (Straszburg 1400); i n eyner treflichen stat . . . sol m a n solche befestigung auch m a u r e n und den anderen gepeu gemes machen, auff das, so m a n der zu seyner zeyt nit bedarff, das die dannoch w e r h a f f t beleyben D Ü R E R unterrieht zu befest, der stett (1527) A L * ; b e g a b es sich, das er . . . vil weerhaffte stett erobret Zürcher Übel (1531) 1. Makk. 1 " ; daselbst ist ein veste, B a s genennt, so weerhafft, dasz die . . . nit z ö g w ü n n e n ist G E S N E R thierbuch (1563) 2, 6T*; volckreych, fruchtbar, geziert m i t schönen weerhafften statten S T U M P F Sehwyzerchron. (1606) 8 1 ; weerhafft, vest munitus M A A L E R 487°; w e h r h a f t e Stadt urbs bene munita DENTZLER (1697) 2, 345«; ein fester und werhaffter ort a strong and defensible place L U D W I G (1716) 2415; die stadt ist nichts weniger als wehrhaft, haltbar ADELUNG 4 (1801) 1439; entspr. C A M P E 5, 629 B ; d a konnten in etwas s p ä t e m zeiten denn soviel kriegerische republiken u n d w e h r hafte städte w e r d e n H E R D E R 5, 525 Suphan; i n die . . . zu lande w i e zur see wehrhafteste Völskerstadt MOMMSEN röm. gesch. 1, 331; entspr. 1, 653 ; 3, 214; seine (des städtchens) zinnen erheben sich noch w e h r h a f t über seine dächer S T E U B drei sommer in Tirol 2, 25; ein wehrhaftes (schiff), das all soviel wehrlosen im nothfall böte schütz RÜCKERT werke 1, 969.

265

266

WEHRHAFT

WEHRHAFT

freier, aber noch hierzu: ein hoher wachtthurm der . . . der stadt schon aus der ferne ein wehrhaftes ansehen gab ARNIM kronenw. l, 11; schon von -weitem zeigten zinnen, hohe mauern und bastionen, dasz der o r t . . . seine grosze, wehrhafte zeit gehabt habe IMMERMANN 1, 199 Hempel (Münchhausen* t, 222). namentlich, auch: einen platz in wehrhafften stand setzen to fence a place

b) zu einem formelhaft gebundenen gebrauch leiten fälle über wie: ein solcher besuch-knecht ist schon vor wehrhafft zu achten FLEMING vollk. t. jäger (1719) 265 ; nun hatte er (der knabe) keinen andern wünsch, als wehrhaft zu seyn, um auf das abenteuer auszugehen, seine schwester im zauberwalde aufzusuchen MusÄus volksmährchen 1 (1804) 83;

LUDWIG (1716) 2416; entspr.

MEYNIER (1802) 2924;

er zeigt

blos an, dasz der neue Sieger sein erobertes land durchaus in einen wehrhafften zustand setzte HERDER 24, 472 Suphan; os war hohe zeit die letzten lande, die noch deutsch und frei waren, in wehrhaften stand zu setzen TREITSCHKE d. gesch. im 19. jahrh. 1, 238. zur anwendung auf personen kann überleiten: hier war eine grosze anzahl von Indianern versammelt, die sich wider ihre gewohnheit beim anblicke der Europäer sogleich in wehrhafte Verfassung setzten G. FORSTER sämtl. Schriften 2, 350. B. persönlicher gebrauch ist jünger, aber nicht minder entwickelt. in den Wörterbüchern wiegt er sogar vor: wie unter

wehrhaft

II A l c). Б) von Sachen 'zur abwehr geeignet' nur im 16. jahrh. und nur obd.: das . . . wasser ist zù . . . presten wärhafftig befunden BOCK kräuterbuch (1539) 1, 68; hingegen ist aber widerumb gewisz und war, das der allmächtige gütige gott gleichwol den menschen nicht so gar wehrplosz und one gute wehrhaiTtige mittel inn solcher boszheyt der wilden thier gelassen SEBIZ feidbau (1579) 641. WEHRHAFTIGKEIT, f . nicht vor ADELUNG 5 (1786) 1 2 0 , 4 ( I 8 0 I ) 1439 und CAMPE 5 (I8IL) 6 2 9 B , somit erst

zu einer zeit gebildet, als bei wehrhaft(ig) die bedeutung 'fähig zur wehr' im Vordergrund stand und daher stets in der bedeutung 'fähigkeit sich zu wehren : steile gebirgsgegenden, indem sie die gefahren der bewohner vermannichfaltigen, fordern wehrhaftigkeit und widerstand GÖTHE (1826) IV 41, 246 Weim. das gute wort ist durch die Schriftsteller der freiheitskriege beflügelt worden:

272

Germaniens alte freiheit und wehrhaftigkeit ARNDT sämtl. werke 1, 247; das bezweckten sie (die alten) damit, dasz sie durch ihre gesetzgebung viele landbewohner mit mittelmäszigem vermögen schüfen und dasz tugend und wehrhaftigkeit bei dem Volke nicht ausstürben erinnerungen (1842) 309; beim fortschritte der bürgerlichen gesellschaft hat man geglaubt, dasz es möglich sei durch künstliche anstalten diese wehrhaftigkeit des einzelnen entbehrlich zu machen GÖRRES ges. Schriften 2, 134. von da hat wehrhaftigkeit seinen militärischen klang bekommen, darum mit Vorliebe bei historikern und Soldaten: dies gefühl der wehrhaftigkeit bildete ein wichtiges moment zur empörung RANKE sämtl. werke 2, 133; mit der alten wehrhaftigkeit der bürger war es längst zu ende BERNHARDT gesch. des waldeigentums (1872) 2, 88; wir . . . behaupten, dasz auch das preuszische heer sich auf der stufe seiner jetzigen ausbildung und wehrhaftigkeit nicht erhalten kann, wenn man ihm die nothwendigen mittel nehmen wollte WILHELM I. mil. Schriften 2, 4; meine freunde sind . . . des Verhältnisses eingedenk gewesen, in welchem ich . . . für Preuszens w e h r h a f t i g k e i t . . . zu streiten bemüht war ROON denkwürd. 2, 332; die erste bedingung unserer vaterländischen einheit gegenüber den äuszern und innern gefahren ist das kameradschaftliche zusammenhalten der wehrhaftigkeit des gesammten deutschen Volkes BISMARCK polit. reden 13, 66 Kohl; die wehrhaftigkeit der nation empfand den rückschlag dieser politischen und socialen Verhältnisse MOMMSEN röm. gesch. 8, 226; entspr. 5, 224; was aber um 1618 dem bürger das gröszte Selbstgefühl gab, war seine wehrhaftigkeit. wol jeder hatte einige Übung im gebrauch der waffen. jede gröszere Stadt besasz ein Zeughaus FREYTAG 20, 195 (bilder 3, 5); die . . . Organisation des Volkes zum zweck der wehrhaftigkeit wurde vom ganzen reiche übernommen BENNIGSEN nationaUib. partei (1892) 77; zumal in diesen ersten jähren, wo die freude über die errungenschaft der nationalen wehrhaftigkeit noch frisch in den gemütern lebte MEINECKE Bogen 2, 117. in amtlichen gebrauch ist wehrhaftigkeit nie gekommen, dagegen ist allgemeine wehrhaftigkeit seit dem Gothaer programm von 1875, erziehung zur allgemeinen wehrhaftigkeit seit Erfurt 1891 programmpunkt der deutschen socialdemokratie, CATHREIN sodalismus (1906) 60. 64. — von einer frau gebraucht grenzt wehrhaftigkeit nahe an 'kampflust': er fühlte, dasz dem weibe, dessen vorstürzende leidenschaft ihn vor dem fremden beschämte, ein verweis gebühre, allein er kannte ihre wehrhaftigkeit VISCHER auch einer (1879) l, 164. ebenso schwebt die bedeutung bei der anwendung auf thiere: benutzte man sie (die wolfsxoindhunde) hauptsächlich zur Wolfsjagd und hielt sie, ihres muthes und ihrer wehrhaftigkeit halber, hoch in ehren B R E H M thierleben

2

1, 601.

WEHRHAFTMACHUNG, f . der unglückliche versuch, zu wehrhaft ein subst. transitiven inhalts zu bilden, ist kaum vor 1772 unternommen: s. 513 wird Ludwigs des frommen wehrhaftmachung im jähr 791 für ein beyspiel der chevallerie und deswegen Carl der grosze für den Stifter der ritterschaft gehalten allg. d. bibliothek 17, 475: das recensierte werk 'geschichte des deutschen reich» und Italiens' (1770) enthält das wort dort noch nicht. NICOLAIS organ wirkt weiter dafür: dieses soll im j. 1232 an dem tage seiner wehrhaftmachung geschehen seyn allg. d. bibliothek 64 (1785) 343. hier stets für 'ritterschlag' und so gelegentlieh noch weiterhin: bei der wehrhaftmachung hätte Otto (von Wittelsbach) also das alter von 22 jähren gehabt ZSCHOKKE ausg. Schriften 80, 330 anm.; etwa ein dutzend ritter kam indessen doch . . . mit der wehrhaftmachung zu Stande IMMERMANN 6, 12 Boxberger. um eine abgrenzung, die aber innerhalb des ritterthums bleibt, müht sich WESTENRIEDER 1816: diese knappen . . . bemühten sich auf alle weise, ihren herren von sich eine recht vorteilhafte meynung beyzubringen, und sich recht bald der wehrhaftmachung als würdig darzustellen . . . der gladio accinctus war jetzt ein miles; er war aber noch kein zum ritter geschlagener miles gloss. germanicolat. 656. fortan bei den gelehrten für den altgermanischen brauch: (die Volljährigkeit) hing ursprünglich von der

273

WEHRHAHN-WEHRICHT

physischen ausbildung ah, welche die wehrhaftmachung zuliesz EICHHORN d. rechtagesch.3 l (1821) 163; die wehrhaftmachnng vor versammelter gemeinde vertrat wohl die mündigkeitserklärung der späteren zeit BERNHARDT gesch. des waldeigenthums (1872) l, 15 anm. 20; ob diese sitte des rittertums mit der wehrhaftmachnng in geschichtlichem Zusammenhang steht, ist schwer auszum a c h e n MÖLLENHOFF d. altertumskunde

274

WEHRIG-WEHRKRAFT

4 (1900) 256; d i e

W E H R I G , adj. zu w e h r / . I I I A 'geschäftigkeif (vgl. w ä h r e f. 'vestitura' th. 13, 760), also 'unruhig' WOESTE 820* aus dem westf. Münsterland. W E H R J A G E , f. kein deutsches wort, sondern von FISCHART aus lat. vorago zerspielt: a b e r w a s b e m ü h i c h

mein gut schiflin länger zwischen disen klippen, wörrjagen (1582: wär jagen) und würwellen umbzutreiben, ich will eben so mehr widerumb in den anfurthafen,

wehrhaftmachung, die in feierlicher Überreichung von

darausz

w a f f e n b e s t a n d H N R . B R U N N E R grundz. d. d. rechtsgesch.4

W E H R K A L B , n. kalb, das zur aufzuckt bestimmt ist F. B . WEBER ökon. lex. (1838) 8 B . 640", entspr. währ-

221; entspr. 183; der ritterschlag verdrängt das altgermanische zeremoniell der wehrhaftmachung PETERSEN rittertum

in Rothes

darst.

(1909) 60; entspr. 155.

ARNDT

dichtet 1815 ein gebet bei der wehrhaftmachung eines deutschen jünglings ged. (1860) 282. danach zu berichtigen der

druckfehler

wehrmachung

FOUQUE

gefühle,

bilder

(1819) 1, 226. auch die jägersitte (s. wehrhaft I B 1 b ß, wehrhaftig 1 b ß) braucht das subst.: Döbel lernte zuerst S jähre als jäger und begab sich nach seiner wehrhaftmachung 1717 sofort auf reisen SCHWAPPACH handb. der forst- u. jagdgesch. 2 (1836) 540 anm. 12. auszerhalb des gebundenen gebrauchs steht einzig: u n b e g r e i f l i c h , daBZ . . .

WEHRHAHN,

WEHRHAUPTMANN, m. wohl ersatz für

commandant:

W E H R H O H E I T , f. waffenrecht (auch waffen- und wehrhoheit). die kriegerische vertheidigung des staates . . ist eine pflicht, also ein hoheitsrecht der regierung K R Ü N I T Z ökon.-techn. encyldopädie

282 (1856) 372.

W E H R H O L Z , n. neben w ä h r h o l z 'block von bestimmten dimensionen' (th. 13, 922/.) gehört wehrholz zum verb. w e h r e n in doppeltem sinne, als 'stange mit der man sich wehrt': w i e sich die sechs trabanten in ermangelung der pistolen m i t degen und stangen w e h r t e n . . . schosz Gustavus den einen gleich übern haufTen, u n d ergriff sein langes wehrholtz MENANTES ( H U N O L D ) d. europ. höfe liebes- u. heldengeschichte 848, und forsttechnisch: alle g e w a l t i n markangelegenheiten lag ursprünglich in den h ä n d e n der m a r k g e m e i n d e , m a n nannte dieses recht 'gebot u n d verbot', das 'wehrholz', d. h. das recht, d a s holz zu w e h r e n u n d zu b a n n e n SCHWAPPACH handb. d. forst- u. jagdgesch. 1, 93. WEHRHORN,

'horn

».

als

thierische

waffe':

deme

kamele was leit, das es alze grosz was unde hatte keine werehörner

md. fabeln

hg. von K. Eichhorn

(Zeitz

1897)

41* (ostmd. um 1450); auch als ain schnegg, so man den anrürt, so zuckt er bald die oren (var.: werhorner) hin ein und wil sich nit weren, aber er wil duroh got leiden MEISTER INGOLD gold. spiel 29,11 Schröder (Zürich

147*).

W E H R H Ü L Z I G , s. währhülzig.

WEHRHÜTTE, f . 'hölzernes Schutzdach der belagerer': (könig Alexander) liesz die werhüten und die thürn härzu rucken

MÜNSTER kosm.

(1550) 1161.

W E H R I , s. w e h r / . I I C 7 J y ) . WEHRICHT,

adj.

zu

w e h r f.

in

concreter

bedeutung

und wie die auf -icht stets im sinne des Versehenseins mit etw., also 1512 erfaszt. XIV.

'wehrhaft,

lexikalisch

erst von

STIELER

(1575) 189

Oarg.

neudr.

und

zum

verb.

währen IV

'dauern'

zu

stellen.

WEHRKAMM, m. zu wehr n. wie Wehrkrone -rücken (s. kämm 5 b): alle wehre sind dergestalt zueisen, dasz der wehrkamm völlig eisfrei gemacht im wehrteich . . . ein offener canal hergestellt wird ordnung der amtshauptmannschaft nachr. vom 30. jan. 1901.

Leipzig,

und aufund Ver-

Leipz. neueste

W E H R K A M P F , m. kämpf, bei dem man sieh nur wehrt, nicht angreift, mhd. w e r k a m p f LEXER 3, 780: zu hant von Mekilnborch Hinrich nam es andirs vür sich: den weerkamph her in nam, der stad her da zu storme quam KIRCHBERG mekl. reimchr. (1378) 7 9 1 , 1 7 .

s. wetterhahn.

endlich w a r der w e h r h a u p t m a n n v o n Ottenstein da BOSEGGER Schriften I I I 8, 131. W E H R H A U S , n. custodiarium. seit dem 12.jahrh. ein wort der glossare: custodiarium w e r e h u s — u u e r h u s STEINMEYER-SIEVERS s, 232, 10; HOFFMANN v. FALLERSLEBEN sumerlaten 5, 85, mhd. wb. l , 740°, LEXER s, 780, DIEFENBACH gloss. 466b, nov. gloss. 125b, 466\ FRISCH 2, 430b, SCHERZ-OBERLIN 2, 1964, indesz litterarisch weichhaus die grSszere rolle spielt, spätmhd. werden beide von blookh a u s abgelöst. W E I I R H E F T , n. 'griff an einer waffe': 4 vergultte w e h r h e f f t , so meister Jacoben Sorgken messerschmitt gehörig DIEFENBACH U. W Ü L C K E R 897 a. Frankfurter archivalien des 15. jahrh.

gesägelt, e i n l a u f f e n

schwein th. 13, 1003 und währvieh 1015 als währkalb anzusetzen

diese schütz- und schirmlehre, diese wehrhaftmachung (die turnkunst) so lange verschollen gewesen JAHN turnkunst (1816) 209. W E H B H A K E N , m. im, bergbau ausgemeiszelter risz im gestein, kleiner als s c h l i t z (th. 9, 761) und s c h r ä m (das-. 1626) DANNENBERG u. F R A N T Z bergm. wb. (1882) 440.

ich

W E H R K L E I D , n.

waffenroek:

sie b e h i e l t e n d e n w e h r -

mannsrock im frieden an . . . das siegreiche wehrkleid sollte ihr lebelang auch nähr- und ehrenkleid bleiben JAHN merke 325. W E H R K N O P F , m.

knöpf des degens:

6ein i n s i g e l h a t t e

er (Karl d. gr.) auff seinem wehrknopff und pflegte darvon, wann er etwas sigelte, also zu sagen: was dieses schwerdt mit dem insigel bekräfftiget, das wird es auch mit der sehärpff gegen alle widerwärtige vert h e d i g e n und h a n d h a b e n ZINCGREF ap. 10. CAMPE 5, 629 B scheint w e h r k n o p f für neubildung BENZEL-STERNAUS zu halten, nach ihm, bei H E I N S I U S 4, I555B und KALTSCHMIDT 1056 B . W E H R K R A F T , f. L U T H E R scheidet das passive und das active element, das in jedem kämpf enthalten ist, als

schütz- und Wehrkraft: das erste dienet da zu, das ich nicht uberwunden werde, das ander, das ich den feind uberwinde und siege, jhenes ist eine schütze krafft, aber dis heisset eine weere krafft odder Biege krafft 34 II 377, 86 Weim.; entspr. 405, 9 ; 3 2 , 1 4 7 , 17. der LUTHERsche begriff hat nicht weitergewirkt, die erhebung der freiheitskriege hat das wort neu gebildet, träger dieser neuen W e h r k r a f t ist der Staat, daher vorwiegend ein wort

der politiker und historiker: das volk musz sich auf bleibende, nachhaltige, innewohnende Wehrkraft verlassen, nicht auf bündnisse JAHN merke 154; obschon ich nicht zweifle, dasz sie augenblicklich manche wichtigere sorgen haben, als diejenige um die maritime W e h r k r a f t D e u t s c h l a n d s LEOP. V. GERLACH an Bismarck, briefw. (1893) 2 0 ; dasz d e r e i n d r u c k , d e n d i e e i n m ü t h i g e

erhebung des landes in Europa gemacht hat, gehoben und gekräftigt' werde durch die einheit derer, die nicht der

Wehrkraft

angehören

BISMARCK pol.

reden

s, 263

Kohl; die Überschätzung der eigenen Wehrkraft und politischen bedeutung, welche in Südddeutschland noch (i. j. 1866) weit verbreitet ist, vermag gegenüber den ereignissen nicht zu bestehen FREYTAG 15, SIL; die nüchterne gegenwart beginnt zu verstehen . . . dasz der Schwerpunkt unserer politik, unserer Wehrkraft und Volkswirtschaft heutzutage im norden liegt TREITSCHKE hist. u. pol. aufs. 1, 414;

entspr. 2 , 3 2 ;

d. gesch. 1, 280;

die

Wehrkraft des Volkes in dem augenblicke,' wo man mit Napoleon verbündet war, stärker anzuspannen, muszte j a auch . . . etwas widersinniges haben MEINECKE Boyen 1, 8 9 6 ; entspr. 2, 168. von daher lieblingswort politischer broschüren, des alldeutschen Verbandes und seiner kreise, nächstdem mit leichtem anachronismus vom heer-

wesen älterer Staaten: (Ludwig 14.) hat seiner bauleidenschaft . . . auch dann noch gefröhnt, als . . . geldmangel die

Wehrkraft

. . . lähmte

DÖLLINGER

akad.

vortrüge

L, 351; neben einer solchen von sich selbst abhängenden Wehrkraft konnte die königliche gewalt nicht bestehen.

18

275

WEHRLICH

WEHRKRÄFTIG-WEHRLICH

GUTZKOW ritter vom geiste 6, 820; die ganze Wehrkraft ihrer stammverwandten MOMMSEN röm. gesch. 1, 138; entspr. 5, 174; auch die zucht deB hauses wollte dem landadel nicht sogleich gedeihen, das alte Selbstgefühl höherer Wehrkraft war verloren, aber das bedürfnisz der aufregung war geblieben FREITAG 19, 287 (bilder a N 9); wie die bauernaufgebote des grafen Klaus den kern seiner

Wehrkraft

bildeten

NITSCH d. Studien

(1879) 294.

der plural bleibt selten: allgemeine landesbewaffnung, durch welche ebenso sehr die Vermehrung wie die1 Veredlung der Wehrkräfte des landes bewirkt werden sollte HÄUSZER d. gesch. (1863) 3, 159.

WEHRKRÄFTIG, adj. dem vorigen entsprechend 'fähig zu nationalem widerstand': auch ist jedes wahre wohnland schon durch seine wohnlichkeit zugleich wehrkräftig durch die natur JAHN merke 152. WEHRKRIEG, m. längst nachdem das mittelalterliche wehrkampf

ausgestorben

war,

hat

CAMPE 6 (1811) 629B

und verdeutschungsicb. (1813) 250"/B wehrkrieg für 'defensivkrieg' vorgeschlagen, ist aber auszer bei HEINSIUS 4,1555B ohne nachfolge geblieben: das deutlichere Verteidigungskrieg hat gesiegt. WEHRKRONE, f . wie wehrkamm und -rücken der oberste rand eines wehres (s. kröne III 4 d) LUEGER lex. 5, 749.

WEHRKUNST, f. die kunst sich zu wehren CAMPE 5, 630% HEINSIUS 4, I555B: in tiefen wegen und Untersuchungen über den Vorzug der lehr- und wehrkunst RODE Tristram Schandi (1774) 4, 166; erwachte aufs neue der gedanke an den schutzkrieg, oder die landwehr, verschiedentlich landsturm genannt, diese wehrkunst war bei vielen Völkern Europas ausgestorben JAHN volksthum (1810) 301. WEHRLADEN, m. planke, bohle für ein fluszwehr SCHMELLER 2 1, 1486. W E H R L A G E , f . ein wort F R . LUDW. JAHNS, der Stellung

276

WALTHER 556 . 575". um, zwei jahrh. älter als das vom gleichen verb. gebildete wehrhaft und im mhd. häufiger als dieses, wird wehrlich zu ende des 18. jahrh. von der jüngeren büdung zurückgedrängt. kriegsschriftsteUer wie b

FRONSPERGBR, GÖTZ und SCHERTLIN gebrauchen es noch,

spät auch die Schweizer STUMPP, THURNEISZER, TSCHUDI und XTLANDER, zuletzt wohl GRIMMELSHAUSEN, die ausgäbe des Volksbuchs von Wigoleis Straszburg 1519 setzt stoltz, wo die erste ausgäbe Augsburg 1498 werlich von WIRNT her beibehalten hatte, s. WEIDENMÜLLER Volksbuch v. Wigoleis (1910) 7. in den Wörterbüchern fehlt wehrlich durchaus

von

DASYPOD und

MAALER bis auf

STOSCH

und ADELUNG. CAMPE 5, 630* bringt es 1811 als 'altes aber brauchbares, z. th. auch bei den neueren übliches wort' und zielt damit auf die neubelebung von wehrlich durch ARNDT und JAHN, denen die kreise der ersten burschenschaft gefolgt sind, die doch auch, sprachlich unsicher, gebrauchsweisen versuchter:, und bei späteren veranlaszten, die in alter zeit nie üblich gewesen waren, z. b.: dasz die festungen immer im gerüsteten und wehrlichen stände sind ARNDT Preuszens rhein. mark (1815) 50; es ist ein . . . gebäude im styl der renaissance mit hohen vergitterten fenstern, von ringmauern wehrlich umfangen STEUB drei sommer in Tirol l, 276. HEINSIUS 4 (1822) 1555b bezeichnet wehrlich wider als veraltet, während KALTSCHMIDT (1851) 1056* allein von CAMPE abhängt. l) die grundbedeutung, von der 1nasse der belege geboten, entspricht genau der von wehrhaft. a) wehrlich als attriiut vor Stadt, schlosz, ihren synonymen und theilen bedeutet 'befestigt', vom 13. bis 17. jahrh. ist diese Verwendung im Süden und westen die beliebteste: wan Troye diu werliche stat ist worden alsff veste, das wir die vremde geste dar inne färbten deine KONRAD v. WÜBZBUBG Troj. 1783a;

item aber bin ich gewesen zu Rodis, das ist ain hfipund bereitschaft des einzelnen kämpfers auf die eines sehe wörliche stat städtechron. 5, 105, 8 (ZINK Augsburg ganzen landes überträgt: gegen eine solche augenblick1450); entspr. 220, 16; nun wäre Trinobantes gar nahe die liche sündfluth (von angreifern) musz das land die werlichst statt derselben gegne RINGMANN Cäsar (StraszSicherheit in seiner wehrlage finden merke 158; ohne burg 1508) G 8*; und gewann Antiochus vil weerlicher leibliche wehrlage ist aber ein land, was kreuzweis von stett Zürcher bibel (1531) 1. Makk. 1 B; da hett künig einander gesperrt liegt 154. WEHRLAND, n. zu nationaler vertheidigung gerüstetes Ludwig dem bapst die wörliche notfeste stadt Ravenam wider abtrungen FRANCE, chron. Oerm. (1588) 262b; manche land: ein wahres wehrland gleicht einem ringer . . . feste wehrliche statt derhalben in die aschen gelegt beide, ringer und volk, sind nur gedrungen nachdruckKIRCHHOP discipl. mil. (1602) 1 ; sam, und sollen sich darum immer ringfertig . . . halten JAHN merke 155.

WEHRLASCHE, f . im pochwerk die untere wand des pochtrogs, die das gestein aufhält (zu wehren II D 2 und lasche 4 d) PRECHTL technol.enc. (1850) 16,82. s. pochlasche. WEHRLATTE, f . beim hölzernenfluszwehrder niveaubestimmende oberste bautheil des quer durch das wasser gezogenen riegels: allg. haushalt.-lex. (1749) 1, 96'; JACOBS-

auf den karfreitag es gesch ach dasz man Wert'nem ziehen sach für Zeitlos, das werlich schlösse

Vhlands volksl. (1524) 1, 496 nr. 183;

da lies er auf den Nunperg gros pauen das nothaft, werlich schlos SACHS werke (1549) 22, 481 Götze; entspr. (1560) 20, 178;

du häst ainen gewissen sitze, das ist das grSsz werlich schlos diner tugend und conscientz NIELAS V. WYLE transl. 106, 88 KeUer; es ist pillich, dasz wir unser eitern fleisz und fürsichtikeit betrachten, die do colonias also gesetzt habent . . . als werlich veste schlosz, ze belatte in der mitte etwas tiefer als zu beiden Seiten liegt, schirmen die egg des römischen reichs städtechron. 8,47, 4 so lenket sich der strohmstrich mehr in die mitte allg. (MEISTERLIN Nürnberg 1488); der het die schönste d. bibliothek 95 (1780) 207. brück, der das wörlichst sohlosz, das möcht voraen WEHRLEGEN, n. anlöge eines fluszwehrs: den 17 april usz nieman gewinnen, und dahinden usz mocht es (1597) ist mir eine commission zu Adelsdorf (a. d. Deichsd) niemand behalten PAULI schimpf und ernst 289 österley; wegen eines wehrlegens zwischen ifg. und Christoph dem volgt apt Huldreich auf dem fuesz nach, gewan Kreokwitzen auferleget worden zu besehen SCHWEINICHEN im ab in solcher eil das wherlioh, vest schlosz sein? derikw. 478 österley. namens Zvmm. chron. 1, 79, 20; samt vil wehrlichen und WEHRLEHNE, / . bSschung eines festungswaüs, wallb wiese HEYNE wb. 8, 1845. von CAMPE 181S verdeutsch.-wb. vesten schlössern STUMPP Schwytzerchron. (1606) 6 ; entspr. 889* als Übersetzung von glacis vorgeschlagen, glücklicher 418*; die Trag der flusz fleust gegen dem wehrlichen schlosz und vestung Ziget THURNEISZER von wassern als feldbrustwehre bei ADELUNG und feldsohrfige bei (Straszburg 1612) 152; HEYNATZ, doch ohne nachfolge. SON (1784) 4, 620 B ; ADELUNG 4, 1439; CAMPE 5, 680»; HEINSIUS (1822) 4, 1555>>; LIECHTENSTERN allg. sachwb. 10 (1834) 28911; KALTSCHMIDT (1851) L056 B ; w a n n die wehr-

WEHRLEIN,

n.

kleines

fluszwehr

L E X E R 8, 782:

ist

ettwan gewest ein kleines werlein und petwerok von holtz gemaoht . . . darüber dasselb lanckwasser auf des Ammans grünt und poden feit TUCHER baumeisterbuch d. st. Nürnberg 219 Lexer. WEHRLEUTE, s. währleute und wehrmann. WEHREICH, adj. ahd. adv. uuerelicho, wavai^opertinax

GRAFF 1,988; mhd. werlioh mhd. wb. 8,512 B , L E X E R 8 , 7 8 1 ; mnd. warlik, werlik SCHILLER-LCBBEN 5, 605*, LÜBBEN-

da sach er ligen eine stat vor dem gebirge bl dem mer, diu dflhte in wol bereit ze wer mit werllcben tttraen vil RUDOLF VON EMS Gerhard 1275;

man seit, dag bürge and fürsten deheinen fride saln han, den man an in gebrechen müge. dag igt durch die werliohen veste, die bürge an in h&nt SchwabenSpiegel c. 216 Qengler3 180; derselb Daohsner yetz newlich dem von Kunring ain werliche kirchen Kamerstorf mit

277

WEHRLICH

WEHRLICH

namen angewunnen monum. Babsb. 1, 3, 36S Climel (östr. 1480); for disem schlosz herumb sol man . . . kein . . . hausz lassen auff pauen, noch graben oder ander wörlieh ding darumb füren D Ü R E R etl. Unterricht zur bef. der stett (1527) D l»; sie haben auch kein sunderliche stett, schlösser und andere weerliehe flecken gehabt M Ü N S T E R cosmogr. (1550) 8 0 4 ; ain alt burgstal, Lusburg genannt, welches vor Zeiten on allen zweifei ain fest, werlich guot hus gewesen Zimm. chron. 1, 20, 21; ein kurtzer bericht der währlichen gebäu, an befestungen, der gemäur F R O N S P E R G E R kriegsb. 2 (1573) 22»; entspr. l, T 6»; 22». b) von personen gebraucht bedeutet wehrlich 'bewaffnet', dieser gebrauch ist gleich alt mit dem vorigen, aber minder entwickelt. a) vom einzelnen kämpfer wird es zumeist wider attributiv gebraucht. Baiern steht hier voran: der tac het ende und kom diu naht. ze bcder Sit was grö^iu mäht, manec werlich ritter guot Pa'zival S7G, 3; der selbe werliche knabe het in einer wilden habe zem fSreht gankert üf dem mer 736, 25; aug des probst haus von Garcz ainen werleichen diener. aug des probst haus von Aw zwen werleich diener städtechron. 16, 394, 21 (Mühldorf um 1 4 0 0 ) ; des wurden die von Ulm gewar und schickten 80 guet werlich gesellen mit langen spieszen gen Albegg ze fuesz 5, 17, 7 ( Z I N K Augsburg 1 4 6 6 ) ; dem pfleger zu Deckendorf ist geschrieben in seinem amt 100 wehrlicher mann bair. landtagshandl. (1471) 10, 1 6 ; ain antzal gueter redlicher und werlicher knecht j n jrem sold und costung ze halden briefe und actenst. zur gesch. Maximilians (1518) 247 Chmel; das sähe ein hauptman on gefehrlich. er sprach zu seinen knechten wehrlich: das spiel, wir sehen von den hunden thut uns ermanen und erkunden, wenn wir an unser feinde ziehen WALDIS Etop 2, 63,12 Kurz; vizthume, pfleger und richter . . . sandten den bericht der musterungen ein. daraus ward der anschlag entworfen, wieviel der wehrlichen mannen, schützen . . . die orte, städte, ritter und klöster der gerichte ins feld bringen sollten Z S C H O K K E ausgew. Schriften 82, 172. selten stellt sich von hier aus subst. gebrauch ein: wir Lasslaw etc. bekennen als unser anweit in Österreich unserm getrewen Jörgen Weihenperger mit hundert und drein werlichen zu rossen . . . in unsern sold aufgenommen habent fontes rer. austr. (1454) 2 N 11, häufiger in alter dichtung das adv., das dann 'auf widerstand eingerichtet' bedeutet: do quamen in den stunden zvelf schechere gerant, die wolden das gfi' mit gewalt nemen werliche graf Rudolf 28, 7 Qrimm; ich rät iu an den triuwen, weit ir iuch bewarn, 80 sult ir zuo den Hiunen vil werlichen varn

{der ritter mutz) daj swert in werlicher hant r.Uhtic sin unde bescheiden M E I S S N E R minnexinger 3 , 1 0 7 B v. d. Hagen; doch mit werlicher hant lagen sie tzu velde herzog Ernst 3992 v. d. Hagen und Büsclung, er wolt das schone hausz han und Galaciten das landt: das hett sein werliche hant mit kämpfe erlichen erstritten H E I N R I C H v. N E U S T A D T Apolltmius 5612 Singer; jedoch widersprich ich nit desz, das bei mir gewesen Titides mit seinem haupt, weerlichen handt WICKRAM werke 8,171 Bolte ; nit so gar lang darnach, warff er under sich mit wörlicher sighaiTter hand Leodienses F R A N C K chron. (1531) 215 B ; wo im Galmy nit mit seiner wörlichen hand zö hilff kummen war 1, 29; doch war die macht der ungläubigen . . . so grosz, dasz jhnen die Behem in die länge nicht widerstandt gethun mochten, sondern sie zohen abe mit wehrlicher hand buch der liebe (1587) 2 7 0 A . kurz vor dem aussterben der formet eine seltene ausbiegung: dieweil ich mein landt von niemand anderm denn von gott und wehrlicher faust besitze Amadis 1, 314 Keller. y) gruppen von kämpfern heiszen früh schon wehrlich: da wont ein werlichiu schar Parzival 469,1; d6 drnngen fts Troisere her der juncherren zwenc dar und fuorten vil werliche schar der si mit manheit striten vor K O K R A D V. W Ü R Z B U R G Troj. 4 ^ 1 6 2 ; wann dag volck was gar ein werlich streitper volck HARTLIEB histori von dem groszen Alexander (1473) 70»; nu wirt in alten croniken und geschichten vil funden, das die englischen ein vast streitbar und werlich volk sein W I L W O L T v. S C H A U M B U R G 1 2 3 ; entspr. 1 3 2 ; ich hett kein wehrlich volckh in meinem hausz G Ö T Z v. B E R LICIIINGEN (1557) 70 Dieffenbacher. auch dieser gebrauch ist im 19. jahrh. neubelebt worden: entzückt rühmte das turnlied: als der turnermeistcr der alte Jahn für des volks urheilige rechte vortrat zu der freiheit rennlaufbahn, da folgt' ihm ein wehrlich geschlechte TREITSCHKE d. gesch. 2® 386. 2) der bedeutungsübergang vom grund auf die folge, der wehrhaft ergreift, verschiebt auch wehrlich seit dem 18. jahrh. in zwei abgeleitete bedeutungen, beidemal von der anwendung auf die person des einzelnen k&mpfers ausgehend. a) wer bewaffnet ist, wird damit äuszerlich fähig und bereit zum widerstand. u) in der anwendung auf den einzelnen kämpfer ist die bedeutung 'wehrfähig' im 13. jahrh. schon in attributivem, prädicativem und adverbialem gebrauch ausgebildet: mein bruder ist ein werlicher man, er wils nicht ungerochen lan Vhlands volksl. 1, 433 nr. 167; entspr. 435; darnach begertens, das man die statmauer niderwurf: notvest frisch stark werlich leut dörften kainer mauer nit A V E N T I N bair. chron. 1, 825, 14 Lexer; ist dapey mein rhat das e. f. aus jren eerlichen weerlichen burgern ein fendlin zwey oder drey gemustert und geordnet uff jren befelch jnn der stat jeder zeit zu warten befolhen SCHERTLIN v. BURTENBACH 144; entspr. 145. seit den freiheitskriegen aufgefrischt-, sie sind gefallen, wie wenn ein wehrlicher mann von knaben erschlagen wird A R N D T Schriften an s. I. Deutschen 1, 276; ein so unterjochtes {unter das joch geschicktes) . . . heer war um ansehn und bürgerrecht gebracht . . . und nur ehrliche und wehrliohe männer dienten in der landwehr J A H N merke 2 2 0 ; mich dtlnkt, von dem wehrlichen paar vernahm ich dunkle sage, kairnt' ich auch Wolfe und Wülfing nicht R I C H . W A G N E R 6 , 1 4 (Walküre 1). der prädicative gebrauch, im sinn von 'befestigt' unbelegt, setzt überhaupt erst hier ein: des siges des versach er sich und was ouch gnuoc werlich: des was er innerlichen vrä gute frau zt.J. d. alt. 2 v. 1088; 18*

N I B . 1411, 4 ;

die fif dem Stade wären, die alten zuo den jungen, die enwesten wie gebären, wan dag si werliche dar sprungen Kudrun 856, 4. ß) noch von der ganzen einzelpersönlichkeit ist attributives wehrlich gebraucht: wip sint et immer wip: werliches mannes 11p hänt si schier betwungen ParzlvaX 450, 6. statt des mannes wird dann, eigentlich genauer, seine kVrperlichkeit 'bewehrt' genannt: er was doch ie si werlich, der werden wer als6 geltet, da; niht twingen solt ein wip sinen werlichen 11p 532, SO, und, noch genauer, seine hand: der (Schiltung) hat von sime wihe hie von min eines Übe sebs tüsent riter wol bekant: die tragent werliche hant 48, 24. dieser gebrauch ist, ausgedehnter als der entsprechende von wehrhaft I B 2, vom anfang des 18. bis zum ende des 16. jahrh. formelhaft:

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WEHRLICH

WEHRLIGH—WEHRLICHKEIT

ob sich diu (minne) eines iungen underwindet, der danke ir meisterschefte, ob man in stset gen schände werlich findet HADAMAR V. LABER jagd str. 251; want allij, das werlich was, da; machten si mit töde blas NIKOLAUS V. JEROSCHIN krön. v. Pruzini. 22844; Ei {unsere pfaffen) sint ouch niht werleioh, wan sie beschirment iriu schasfel niht KONRAD V. MEGENBERG buch der natur 197, 13; sie tetten, was sie wolten und waren fraisam und werlich städtechron. 5, 230, 12 (ZINK Augsburg 1468); die Schwaben, schreibt Julius, seien offt von rossen gesprungen, und als zü füsz stercker und werlicher, inn die ordennung gestanden FRANCK chron. Oerrn. (1538) 7 A ; entspr. weltbuch (1542) C»; inn kriegs ubungen seindt ettlich mannlich und wehrlich XTLANDER Polybius (1574) 200. wider knüpft die neubelebung hier an: durch deine (.der Deutschen) Zwietracht ward er stark, durch deine schände ehrlich, durch deiner arme heldenmark machst dn den schwachen wehrlich ARNDT an die Teutschen (1812J Herriga archiv 52, 270; 'er sucht seinen guten namen wieder zu bekommen' — nennt man das mühen von anrüchigen . . . wenn sie beim volk wieder als ehrlich und wehrlich gelten wollen JAHN merke 242; wehrlieh und stark war Wolfe; der feinde wuchsen ihm viel RICH. "WAGNER G, 13 (Walküre 1). der adverbiale gebrauch

ist hier am besten

entwickelt:

daj enwelle got von himele, sprach d® Hagene, da; sich dir ergxben zwgne degene die noch sö werilche gewäfent gein dir stent Nib. 2275, 3; AH liefen mich die knappen stan, st giengen von uns stän hin fttr: vil werlichen vor der tttr si mit kreften huoten der werden hSchgemuoten RUDOLF VON EMS Gerhard 1960; doch hieltens werlich in dem strit Lohengrin 6064 Sückert; si warn ujgangen mit raut der burger und warn wol gewappent und stalten sich gar werlich, darumb getorst si niemant angriffen städtechron. 4, 30, 25 {Augsburg 1406); als aber Schilhans des gewar ward, dasz sich die feind so ordenlich und so werlich stelten gegen im und seinen gesellen 5, 277, 22 (ZINK Augsburg 1468); wie er doch die copien (das ist der spiesz, den sie füren) gegen einen man a m aller bequemlichsten und wehrlichsten brauchen müszte KIRCHHOF wendunmuth l, 117 österley. ß) auch 'wehrfähig'

in der anwendung auf thiere kann wehrlich attributiv, prädicativ und adverbial stehen: ein werlich hunt des gelf kan wilt erkriegen HEINRICH V. MEISZEN Sprüche nr. 868, S Ettmüller;

dag tier (tragelaphus) ist starch und werleich gegen allem d a ; im wider ist KONRAD V. MEGENBERG buch d. natur 160, 15; der meerstör . . . gegen dem kopff zü fürder werlichen geschüpet ist HEYDEN Plinius (1565) 841. y) von zuständen, handlungen und fähigkeiten ist 'geeignet, fähig zur vertheidigung' die gangbare bedeutung des attributiven adjectivs: mir benam deiswär nie mere ein man alsft sere mlne werilche maht HARTM. v. AUE Iwein 7445; bt miner werlichen zlt ich was ein riter als ir sit Parzival 458, 5 ; volc mit werlichen sitn

676, 18;

si fileren mit vil starkem her und mit werlicher wer ENIKEL weltchron. 16656 Strauch ; ej wter ein vehten angehaben daj ich doch pflaege werlicher „tat JOHANN v. WÜRZBURG Wilhelm v. Ostreich 5339; ez sol auch nieman vor dehainem zapphen weder noch spitzige messer noch aller werlichen wer nemen Nürnberger polizeiordn. 89 Baader, von bleibt die bedeutung 'zur wehr geeignet' attributiv

swert kaine Sachen selten:

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si (die königin) suochte helfe unt friundes rät. an ir was werllchiu w4t, ein hemde wlj sldln: was mShte kampfllcher sin, dan gein dem man sus komende ein wlp? Parzival 192,14; nftn ich mftsz dich fragen ob du auch wissest was eyn gut werlich schieszloch sei SOLMS auszug und Überschlag einen bau anzustellen {Köln 1556) b 3»; das halt ich für weerlich besatzung, das mir mein leut verwart stehn, und sich sicher weeren künden c 2 B ; mit solchen hohen wehrlichen rundein unnd pasteyen KIRCH HOP discipl. mil. (1602) 12. um so besser entfaltet sich der prädicative gebrauch in der prosa des 15. und 16. jahrh.: der vurgenant bischuf. . . hatte auch zu Bun ein grosse schif lassen machen . . . ind dat schif wart werlich gemacht, dat schif wart genant der oivelgotz städtechron. 13,104, 24 {Köln z.j. 1416); wolde me dat slot wynnen, so moste me dat wynnen myt storme, unde wente dat ghans warIik w a s , so wolde numment dar gherne an DETMAR Lübecker chron. 2, 115 Grautoff; disz landt ist von natur seiner gelegenheyt fast wörlich und trutzig FRANCK weltbuch (1542) 72*; von j r e m {Sidons) alten gebäw ist ein anders kleins stätlin gebawen, gar wöhrlich 165*; man kann ein baw gemachen der vor schieszen wol verwarth is, und doch nit weerlich SOLMS auszug c 2 1 ; in glicher gstalt gieng es ouch zu Schwitz, da zerstört Wernherr von Stouffach, und die pundtz-lüt die bürg Lowers im Lower-see gelegen, si was nit weerlich und ouch nit besetzt, dann si was abgende TSCHUDI chron. Helv. 1, 240 B . — selten und seltsam bleibt hier das adverb: nu habt onch eigen riuwe näch den die iwer rlche werten werltche Willehalm 180, 22. 6) die Übertragung auf die innere bereitschaft zum widerstand und damit die bedeutung 'tapfer, muthbeseelt, kampflustig' stellt sich, wie bei wehrhaft, zuerst wider bei WOLFRAM ein: sit er (Oawan) sich weren solde, d8 gebärter werllche Parzival 538,15. sie bleibt selten beim adverb: min vrowe kan hileten ir Sren sS wol, da; si in ir huote sO werlichen stät ULRICH v. LICHTENSTEIN 408, 21 Lachmann; der teuffei meinet es mit ernst und trit werlich auff die beine LUTHER (1527) 23, 544, 20 Weim. ebenso im attributiven gebrauch: do erhüb sich soliche grosse klag von aller menigklich, do sy iren vechter, ein solichen hübschen werlichen helden so elendigklich verlieren solten Tristrant (1484) 17 , 26 Pf ä f f ; Hanibalem und Hamilcarem die wörlichen kriegskündigen holden FRANCK weltbuch (1542) 5*. am besten entfaltet sich die bedeutung 'kampflustig' im prädicativen gebrauch: anderhalp Iiesen sich spehen werlich in dem strite hie der juncherren ouch zwene troj. kr. /orts. 43803; nü ist der kristen übermuot worden als® starc da; er uns schaden tuot, wan man sie nie sft werlich hiut hät gefunden Lohengrin 4786 Bückert; ir hauptman was der Strobel, ain endlich m a n und was werlich städtechron. 5, 277, 13 (ZINK Augsburg 1468); du magst jn wol fürhalten, was die not bringt: si s&cht nahe, unnd versünd die uneynigen, sie m a c h t die verzagten keck und weerlich GARBACH Livius (1530) 8 8 " ; ich zorn bin dapfTer und ehrlich, inn aller not starck, klln und wehrlich SACHS werke (1542) 3,143, 31 Keller. WEHRLICHKEIT, f . vertheidigung und fähigkeit dazu FRISCH 2, 43011; SCHERZ-OBERLIN 2, 1964; welcher (Plato) auch den gesundesten platz zu einer statt verordnet, welcher sich inn mitte herumb etwas erhöhe und auffziehe, vermeynt solchs gesünder, und zft der werlicheyt und befestigung bequemer zu sein RYFF Spiegel der gesundheit (1544) 4 ' . von AIJNDT 1814 zu dem von ihm belebten wehrlich neu gebildet: durch Sittlichkeit, mannhaftigkeit und wehrlichkeit mache man den bürger wieder zu dem achtbaren und ehrenwerthen manne, weloher er seyn soll schriftin an s. I. Deutschen 8, 119;

281 entspr. unter dabei dacht hufe

2, 60; a a c h unsere altvordern hatten das Iand so sich getheilt, w i e oben e r w ä h n t ist, u n d hatten recht sehr an die wehrlichkeit der menschen geund a n die vertheidigung des Vaterlandes, die eines freien m a n n e s . . . hiesz die w e h r erinne-

rungen 3 309. die Verknüpfung mit währe I 7 c zurückgewiesen von SPRENGER ZS. f . d. wortf. 6, 229. W E H R L I E D , n. teutsche wehrlieder v o n E. M. A r n d t u n d anderen Verfassern ( F r a n k f u r t ) 1814. in der Samm-

lung selbst kommt das wort nicht vor. s. wehrmannslied. W E H R L I N G , m. ungehöriger des wehrstands: gott behüte uns Deutschen, das w i r j a nicht so b a l d klug w e r d e n und solchs treiben, auff das w i r n o c h eine w e i l e gute zeerlinge (drohnerC) bleiben u n d lassen neerlinge u n d wehrlinge sein, w e r lust dazu hat odder kans nicht u m b g e h e n L U T H E R (1526) 19 , 655 Weim. im citat aus L U T H E R bei FRONSPERGER kriegsbuch (1573) L, 218" und MOSCHEROSCH gesichte (1650) 2, 106.

WEHRLINIE, f . im älteren festungsbau springen von einem mittelwall (th. 6, 2412, auch kurtine, streiche) zwei bastionen (bollwerke) vor. das feuer des angreifers richtet sich auf die linie von der auszenecke des einen bollwerks zu dem inneren winkel, den das andere mit der streiche bildet, das ist die wehrlinie, sie heiszt streichend, wenn sie die flanke des bollwerks geradlinig fortsetzt, bohrend, wenn sie mit ihr einen winkel bildet, lexikalisch, zugänglich gemacht von JACOBSSON 4 (1784) 620b; von ihm abhängig ADELUNG 6 (1786) 121; 4 (1801) 1440, von diesem wider CAMPE 5 (1811) 630"; H E I N S I U S 4 (1822) l555 b ; LIECHTENSTERN io (1834) 289 b ; KALTSCHMIDT (1851) I056 b ; B E I L .1 (1853) 651.

WEHRLOCH, n. lücke in einer Stadtmauer, durch, die ein mühlwasser, fluszarm o. ä. flieszt. in Regensburg als localname fest geworden städtechron. 15 , 220 mit anm. 8. WEHRLOGE, f . seit 1906 im deutschen guttemplerorden der engere verband der schulentlassenen jugend zur abwehr des alkohols, wie lehrloge (zu th. 6, 576) die entsprechende Versammlung der leitenden Ordensgeschwister. W E H R L O S , adj. mhd. werlös mhd. wb. 3, 5 1 2 L E X E R 8, 782, mnd. werlös SCHILLER-LÜBBEN 5, 686B, L Ü B B E N W A L T H E R 675B, hott, weerloos KRAMER (1759) 1,2021. 2,570.

das wort, dem jede Verbreitung in echter mundart dauernd abzugehen scheint, tritt seit ende des 18. jahrh. auf, durch das ganze mittelalter spärlich und auffallend gern gleich neben dem subst. wer: die andern tet er so gar in mit einer sigehaften haut das er dekaine wer da v a n t . . . der edel unervorhto die schar so gar entworhte das si Werlos belibent RUDOLF V. EMS Wilhelm 7789; so werlosz wart an wer ir schar, d a ; si gar sigelös beliben troj. kr. fort». 46506 he. e; do mosten uth der stat gan de soldener . . . myt ereme harnsche unde myt erer w e r e , unde leggen dat uppe de erden vor deme hertegen unde werlosz gan tho lande DETMAR chron. v. Lübeck 2, 353 Orautoff (z.j. 1473); z w e n rittermässig tür m a n n sint beid i n der eigenschafft mannlicheit und ritterlicher w e r . . . einer gesiget den andern und w ö l t daruff ein redner den überwinder hooh loben sich ritterlich gewert u n d gesigt h a b e n und w ö l t darzft den ü b e r w u n d n e n schelten u n d sprechen, er w ä r verzagt, flüchtig u n d werlosz, als d a n n w u r d d e m überwinder sin lob gemindert RIEDRER Spiegel der waren

rhethorik (1493) f l b .

diese neigung bleibt dem adj. noch

im 16. jahrh. eigen: nicht das sie w a f f e n u n d w e h r e v o n sich w e r f f e n und sich also v o n den Türcken wehrlos ermorden lassen solten L U T H E R (1529) 80 n 179 Weim.; von heint ober acht nacht w i l ich die kamern 6Qnen haymelich, dem könig all sein wehr verbinden, da wirst in nackent, w e h r l o s finden SACHS werke (1536) 2, 272 Keller.

für die anfünge des Wortgebrauchs ist sie wohl als beweis dafür zu fassen, dasz sich der redende im augenblick das wort aus den ihm geläufigen bestandtheilen neu bildet, damit ist zugleich erklärt, dasz wehrlos ohne bestimmte Heimat an den verschiedensten punkten des Sprachgebiets

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WEHRLOS

WEHRLIED-WEHRLOS

gleich früh vorhanden ist. — die Wörterbücher von DASYPODIUS (1537) bis HEYNE (1895) lassen sich das wort nicht

entgehen, ohne doch seine innere geschickte irgend zu fördern. die form Werlos herrscht uneingeschränkt bis auf LUTHER und bleibt noch dessen handschriftliche norm, im druck macht sich frühnhd. der wünsch nach bezeichnung der länge vor doppelconsonanz besonders dringend geltend: wehrlos steht in Wittenberger Lutkerdrucken schon 1524, ist die regel bei DASYPODIUS, F R I S C H L I N , L I N D E N E R , MATHESIUS, SACHS

seit

etwa 1610 ausnahmlos.

PLATTER

und

MÜNSTER,

FRANCS, und gilt

Werlos steht zuletzt daneben

läuft

ee

bei

bei

den

Schweizern und gelegentlich bei Oberdeutschen, ö (s. sp. 149/.) bei FRANCK, SCHAIDENREISZER und

in

SPRENGS

Äneis.

die bedeutung von wehrlos führt stets in die weit des kampfes. darin hat das wort seine eigenthümliche Stellung durch den stetd negativen inhalt. I. in der regel und in alter spräche stets ist der kämpf körperlich. A. wehrlos wird vor allem genannt, wer sonst oder vorher oder der erwartung nach waffen trägt, getragen hat, tragen sollte, die bedeutung ist im einfachsten faUe 'unbewaffnet': zu stunt liefen die burger aus allen orten und gassen Werlos zu den kirchen W I L W O L T V. SCHAUMBURG 132; W e r n e r . . . schlägt wüthig m i t w e h r l o s e n fäusten u m h e r MALER M Ü L L E R werke L, 363; entspr. 2, 274; sprach's, und bot dann selbst des unthiers grimme wehrlos seine brüst FALK Satiren 2, 26 ; wir schicken dich in die gefahr nackt, wehrlos, mit unbrauchbaren walten TIECK Schriften 1, 289.

1) die wehrlosigkeit musz in fäUen der unter A genannten art irgendwie begründet sein, eine begründung derart kann entbehrt werden nur in der form der litotes: nicht wehrlos kann ohne weiteres jeder genannt werden, der waffen trägt, diese form gilt stets in der Wendung wehrlos finden, die im ältesten gebrauch des adj. breit vorherrscht: darzuo als ein der ze werlös

sit ir gewäfent wol, ritter sol deheinen stunden wil werden funden HARTM. v . AUE Em 4338; si suln d l heime selten jehen d a ; si nns werlös funden hie Biterolf 9698 (d. heldenb. 1); ir wist, das der feind stettigs wacht, solt der euch wehrlosz im walt finden . . . so leget er euch an grosz leidt AYRER werke 4, 2192 Ketter; er w ü r t mich nit werlosz finden, mein sohwordt schneidt lüg i n noch FRANCK sprichw. (1541) 9, 51". nahe hierzu: gütem deins vorteyls, das dich der feind nit werlosz

ubereil 1, 69*. seit dem 16. jahrh. sucht sich die litotes freiere formen: ir herren müst auch sein gerUst, das uns nit treff ein böser list, nit so gar werlosz reiten her, als ob wir weren mannheitjler

Büeainsesel v. 937 (in Ooedeket Qengenbach 336); j a winkt nur euren reisigen — ich 'stehe nicht wehrlos da, wie die — ich hab ein Schwert SCHILLER 14, 363 (Teil 3, 3); und glaube nicht, dasz wehrlos sei mein arm RÜCKEBT werke 9,127 (Sau! u. David 3) ; mich findest d u nicht wehrlos u n d u n g e w a r n t L U D W I G ges. Schriften 8, 72 ( e r b f ö r s t e r 8, 7); trotz des bisher unglücklichen Verlaufs des krieges w a r auoh das a n hülfsquellen so reiche Frankreich nichts weniger als w e h r l o s MOLTKE ges. Schriften S, 113.

2) beim nicht negierten adj. ist die bedeutung, am weitesten gefaszt, 'ohne die möglichkeit körperlicher gegenwehr': glaubt ihr vielleicht, ich w e r d e mich zur w e h r setzen, w e n n ihr mich b i n d e n wollt? sehtl hier bind ich meine rechte h a n d a n diesen eichenast, ich bin ganz w e h r l o s , ein kind k a n n m i c h u m w e r f e n SCHILLER 2,107 ( r ä u b e r 2, S);

entspr. 6, 350; da schleicht vom hinterhalt der feind ihm tückisch nach, und fängt den arm, der ohne waffen, wehrlos w a r COLLIN Begulus 38 (1, 8); da ist mein degen! wehrlos seht ihr mich GÖTT mauttrung 107 (5,12);

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WEHRLOS

WEHRLOS

sie h a b e n die wallen in Böhmen abgeliefert, sind also wehrlos? frug er FREYTAG ges. werke 13, 80; dann seien die bataillone in ihrer geschlossenen Stellung den neckereien der feindlichen tirailleure wehrlos preisgegeben MEINECKE Boyen 1, 122. — der grund der wehrlosigkeit liegt in der besondern Situation ihres subjects. a) personen als träger der eigenschaft müssen der Sphäre des wortes entsprechend kämpfer irgend welcher art sein, die augenblickliche wehrlosigkeit wird begründet a) aus vorausgehender niederlage, einbusze, einem Unfall. so sehr oft inprädicativem gebrauch: dat de Vresen so drade sik Werlos geven, dat hadde twyerleye sake DETMAR Lübecker chron. 2,348 Orautoff(z.j. 1472) ; entspr. 358 ; vii Werlos haim seind kommen, ainer heut, der ander morn, still schweigend als die stummen, haben schùch und hauben verlorn Vhlands voiksl. (1515) nr. 178 ; er (Pompejus) w ä r e nit nach der Verlust alles seines hörs und volgks, ploss und weerloss, inn dj . . . hände der knecht . . . gefallen SCHWARZENBERG Cicero (1535) 57; w e n einer Werlos oder flüchtig war, hielt m a n ' s für die gröst schant und uner AVENTIN bair. chron. L, 110, 23 Leocer; er flöhe aber auff das feldt wehrlosz und nackendt FRANCK chron. Oerm. (1538) 21"; die übrigen gar n a h e all gefangen und geschetzt, und werloss heim geschickt MÜNSTER kosmogr. (1550) 209; also n a m er ihn in geliibdt, deszgleichen als sein volck. die lies» er gantz werlosz abziehen WICKRAM werke (1557) 2, 411 Bolte; wie er dem heydnischen könig seinen halss abschneid, dardurch sein volck das hertz verlor und wehrloss ward buch der liebe (1587) 341«; mössten wehrloss noch vor n a c h t auss der slatt Meyntz ziehen STUMPF Schwytzerchron. (1606) ilo Ä ; j a endlich ward er gantz wehrlosz LOHENSTEIN Arminius (1689) 1, 74*; wie n u n Jorcus seinen feind gantz wehrlosz sähe, h ä t t e er sich j a nichts zu befürchten gehabt Volksbuch vom, geh. Siegfried (1726) 92 neudr.; diesem übergab er seinen degen, den Lannoy auf den knieen annahm, sofort aber dem könig seinen eigenen überreichte, indem es sich nicht gezieme, dasz ein so groszer monarch vor einem u n t e r t h a n des kaisers wehrlos darstehe M. J. SCHMIDT gesch. der Deutschen 5, 123; da ihn aber die Indianer jetzt gänzlich wehrlos sahen, so hielten sie auch nicht länger zurück G. FORSI 'ER Schriften 2, 139; da steh ich wie ein mann, dem im gefechte wehrlos und stumpf entsank das schwert HERDER 26, 434 Svphan; weggeworfen hab' ich schwert und schild, zu deinen fOszen sink' ich wehrlos, flehend hin SCHILLER 13, 241 (Jungfrau 2, 7); ich lag im schiff, mit stricken fest gebunden, wehrlos, ein aufgegebner mann 14, 374 (.Teil 4,1); es ward i h n e n (den ¿quem) befohlen alle waffen niederzulegen, u n d i m unterkleide ganz wehrlos u n t e r - d e m j o c h abzuziehen NIEBUHR röm. gesch. 2, 97; d a n n neigte er sich wieder zu Heerdegen, sprechend: du bist wehrlos. willst du dich geben? FODQDÉ zauberring 1, 128; der brave kerl lag unter dem stuhle zerschlagen, wehrlos IMMERMANN 5, 33 Boxberger; dort glitt er (der könig auf der jagd) i m eise aus und lag einen augenblick wehrlos vor den hörnern eines wilden ochsen FREYTAG ges. werke 8, 124; entspr. 10, 94; m a n beschlosz nicht, sich zu w e h r e n ; -»ehrlos wie m a n w a r verstand sich dies von selbst MOMMSEN röm. gesch. 2, 27; was ist der mensch, w e n n die helden, so gott feierlich erhoben, dem schwert der heiden wehrlos vorgeworfen sind? TREITSCHKE hist. pol. aufsätze l , 55. neuerdings stellt sich hierzu* ein seltener substantivierter gebrauch: m a n sieht, wie (im bauemkrieg) tausendweis die wehrlosen totgeschlagen, gefoltert, gespieszt und gdmartert wurden HEINE werke S, 496 Elster; schont aber edelmüthig den niedergeworfenen und wehrlosen SCHERER lit-gesch.1127; an der schwelle eben dieses hauses faszt ihn unsere b a n d a n d würgt den wehrlosen FONTANE ges. werke l i 38. ß) demnächst die wichtigste begründung körperlicher wehrlosigkeit ist Überrumpelung, grammatisch ist dieser gebrauch, sehr mannigfach entwickelt, ein vorklang ohne nachfolge bleibt die mnd. adverbiattüdung: also worden

vormordet werloser wyse de eddelen vorsten DETMAR Lübecker chron. 2, 4 Grautoff. um so häufiger steht auch hier das adj. prädicativ: erst das feuer forehtsam erschrecket, sie wehrloss auss dem läger trieb in der Römer hend SACHS werke 16, 400 Keller-Qötzc; hat denn nie kein feind unverdrossen seinen feind unverwarnter sachen wehrlosz den garausz dürften machen? W. SPANGENBERG Ajax (1608) v. 180 Dähnhardt; wol gut, antwort die j u n g f r a u , w a s wolt j h r j h m blosz und wehrlosz t h u n ? Amadis 1, 235 KeUer; er . . . fiele i h m in Armenien ein, als alles daselbst sich wehrlos und ganz sicher befände A. U. v. BRAUNSCHWEIG Ocravia (1677) 2, 231; er in dieser flucht gantz wehrlosz von zweyen m ö r d e m überfallen worden BIRKEN verm. Donaustrand (1684) 113;

sie macht ihr dünkel sicher, wehrlos gibt sie ihr böser stem in unsre hand SCHILLER 12, 344 (Wallenstedts tod i, 8); aber dasz wehrlos er sei, trägt weit von dem lager sie weg Streitaxt und schwert PLATEN 1, 242 Redlich; ein straszenkrawall . . . dem der senat völlig wehrlos gegenüberstand MOMMSEN röm. gesch. 2, 119. attributive 'Stellung ist hier jünger und bleibt seltener: den einzigen und darzu gantz wehr- und waffen-losen Simson ZESEN Simson (1679) 246; derselbe, welcher aus treue gegen seinen herrn . . . einen wehrlosen m a n n listig von hinten getroffen h a t FREYTAG ges. werke 14, 251; den wehrlosen a n beiden a r m e n festgehaltenen feldherrn MOMMSEN röm. gesch. 3, 35. der substantivierte gebrauch läszt kaum je Überrumpelung als grund der wehrlosigkeit sicher erkennen, nahe stehen aber fälle wie: flehend suchet das aug' umher, wie der wehrlose nach dem speer ARNDT werke 3, 96 Misch W. Meisner; wer (im duell) zuerst schieszt, h a t das leben seines gegners . . . völlig in seiner gewalt, und er ist gezwungen, mit kaltem blut eisen in diesem augenblick wehrlosen zu morden F. TH. V. SCHUBERT verm. Schriften 2, 289. y) die begründung der wehrlosigkeit verinnerlicht sich, wenn sie in Verachtung der gefakr liegt: do auch die von Etolien wenig gedachten, dasz sie in der fynd landt weren, alleyn dasz sie wüsteten, etlich halb werlosz hyn und her irrend liefft n CARBACH"Livitts (Mainz I5li) 212*; der Florentiner sprach: verachtestu mich das du also schlechtlich k u m m e s t on harnisch und Werlos? PAULI schimpf U. ernst 117 österley; Achilles . . . ist zületst als er sich mit der Bchönesten geliebtesten Polyxena zübesprachen, wörlosz in ainen öden tempel k u m m e n SCHAIDENREISZER Odyssea (1538) 49*; erwitschet ein grossen zunstäken und stünd in die Ordnung geradt vor mier. do dacht ioh: ei wie ist das so ein hüpscher m a n uod Staadt so werIOBZI TH. PLATTER 78

Boos;

ja wer ein hohes haupt beleidiget, nicht fället, thut thör'chter, als der sich . . . stellet dem l&wen wehrloss fttr LOHENSTEIN Ibrahim

(1680) 109 v. 657,

nen zu wehtag hat SCHMELLER erkannt und lautlich begründet (bair. wb" 1,595. mundarten Baierns § 579), das von ihm weiter beigezogene bair. wedam s. jedoch unter wehthum. das in gleichem umfang auftretende siechtung aus siechtagen ist th. 10, 856 unerklärt gelassen und irrig unter siechthum behandelt, dem th. 4 11 2179 verkannten alem. irrtung liegt vielmehr starkes irretac ($. 0.) voraus, das zu irtig geschwächt und daraus falsch verliochdeutscht ist, s. Schweiz, id. 1, 411 gegen flugschr. a. d. ersten jähren der ref. 1, 252. 6) die Wandlungen des tonvocals sind oben aus den mundarten zusammengestellt: ea gilt in Luzem, Kärnten, Tirol und Mittelschwaben, ie im elsäss. Münsterthal und in Zwickau, 1 im Erzgebirge, ai, äi in Schwaben, Westböhmen, Mähren und im Egerland, ei in Waldeck, Braunschweig, Mecklenburg und Ostpreuszen. dazu treten ergänzend ältere belege für Schlesien (zum neueren schles. s. wehthat): auch, ab der gewytagte, von w e m der wytag nu sey gesehen, durch hochfart nicht claget yn dem nehesten dynge urk.-slg. zur gesch. des ursprungs der städte Schlesiens S77 Tzschoppe (Leobschütz, wohl 14. jahrh.); tranck vor den fallenden bigtatgen (d. i. wytagen?) Meffersdorfer reeepte von 1526 hg. v. Hiltmann im neuen laus, magazin 72, 317r für Niederdeutschland vom anfang des 15. jahrh.: erros . . . morbus amoris . .. weytage oder (lies: der) liebe DIEFENBACH gloss. 209»; illasis, de weydaghe van deme stene nov. gloss. 203B. 7) in den mundarten hat demnach eine der Schreibung wehetag entsprechende dreisilbige ausspracht keinen boden. sie folgt vielmehr als speUing pronunciation der Schreibung, und diese bezeichnet umständlich nach alter vorwiegend md. weise (LUTHER 6, 7311 Jen.; LINDENER katzipori 176; AYRER proz. 41 B ; WEISE kl. leute 132; SCHUPP und GÖTHE S. 0.) die länge, während die andere Schreibung zum gleichen zweck, weetag, wesentlich, obd., zumal schweizerisch ist (KEISERSBERG büger 70°; GERSDORF t cundarznei 14, 2; WIRSUNG Calixtus F 6 " ; NACHTIGAL psalter 40; EBERLIN 3, 263 nendr.; S. FRANCK chron. I48 b ; Zimm. chron. 2, 200, 31 — MANUEL weinspiel 2540; GESNER thierbuch 19 b ; PARACELSUS 9 (1590) 413; STUMPF Schwytzerchron. 506b), und eine dritte, w h e t a g , selten und ohne folgen bleibt: man mus nicht essig und rauch zum ougen whetagen gebrauchen, neyn nym yhn zu andern kranckheyten LUTHER (1528 ha. des MYCONIUS) 27,430,10 Weim.; mein Kargas, du mich recht versthe! dein whetag ist so grosz da innen, das du sein selbs nicht thust entpfinnen SACHS fasln. (1544) nr. 16 v. 139 neudr. bedeutung. für -tag ist von der bedeutung 'dies' auszugehen, so dasz eine grundbedeutung 'tag an dem man schmerz leidet' anzusetzen ist. erkennbar ist sie nur selten und unter besonderen umständen:

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vrouwe da; hän ich iu noch nie erlost (gehört), daj kein kristen sterbe üf erden, eg müese sin rehter veictac werden Münchener Oswald v. 2778 Baesecke, wo hs. S (Schaffhausen 1472) wetag statt veictac liest; Hiob . . . hatte seine wohltage genossen, und, wenn auch verloren, doch nach den wehtagen wieder empfangen ZSCHOKKE sämtl. ausg. Schriften 27, 365; das menschliche elend ist so vielfach, dasz man früher nicht mit unrecht 388 wehtage annahm, also mehr als das j ä h r tage zählt HÖFLER krankheitsn. 72G1'. dasz das etymologische bewusztsein noch vorhanden war, kann auch die mnd. Umsetzung der bestandtheile in dagewe zeigen: su, he telede unrechtverdicheit unde entfenk daghewe (concepit dolorem) Lübecker bibel von 1494 ps. 7, 15. dagegen beweisen nichts für das leben der ausgangsbedeutung die etymologien später theoretiker wie STOSCH 1 (LI70) 348; ADELUNG 5 (1786) 121; 4 (1801) 1440; CAMPE 5 (1811) 630b; HEINSIUS 4 (1822) 1556a; KALTSCHMIDT (1851) 1056B. vielmehr hat -tag seit langem und ganz allgemein seine eigentliche bedeutung eingebüszt wie -heit, -schaft, -tum oder von den bedeutungsverwandten -mal und -zeit, der Übergang vom ablauf eines zustands in der zeit auf den zustand selbst ist noch vielfach vollzogen, z. b. arme tage 'armut' PAULI schimpf und ernst nr. 828. 522; freudentag 'jubel' SPEE trutzn. 102; mühetag 'mühsal' 0. LUDWIG ges. Schriften 3, 637, übelzyt 'ungemach' ZWINGLI corpus reform. 89, 88. im flusz ist die entwicklung in einer stelle von SHAKESPEARES Hamlet 1 , 3 , die den Übergang dem modernen Sprachgefühl am ehesten nahe bringen kann: he liath very oft 0/ late given private ttme to you, Lei SCHLEGEL: ich höre, dasz er euch seit kurzem ort vertraute zeit geschenkt. das ergebnis ist, dasz -tag als Suffix einen zustand übler art bezeichnet, ganz ähnlich wie ahd. -ado, -ido, s. GRIMM gramm. 2, 490, WEINHOLD mhd. gramm. § 272, WILMANNS wortbild.2 393 § 296, PAUL d. wb? 643». I. wehtag bezeichnet körperlichen schmerz jeder art, stärke und dauer, den tödlichen teie den harmlosen, den den ganzen leib packenden wie den örtlich begrenzten, den in seinen Ursachen erkennbaren und den räthselhaften, den der menschen wie der thiere. versuche engerer eingrenzung sind den älteren synonymikern miszlungen, z. b. gegen STOSCHS definition: wehtage drücket ein solches leiden aus, welches gemeiniglich nicht gefährlich ist, und nur einige tage anhält wendet, freilich ebenso unhaltbar, sein kritiker in der allg. t. bibliothek 17 (1771) 375 ein: wehtage scheint uns nicht sowol in absieht auf die kürze des leidens, als auf die anhaltende dauer desselben gesagt zu werden. A. die allgemeinheit des ausdrucks äuszert sich vielfach. sie macht ihn geeignet, einzelne leiden zusammenzufassen: glych w i e das w o r t kranckheit undei i m begriffen hat alle besundren wee, suchten, lieber, bülen, perlis, tropff, darmwinden und all ander wetagen, die glych als est sind der kranckheit: also heiszt sünd den prästen, darus die unterscheidnen sünd als est wachsend ZWINGLI corpus reform. (1523) 89, 44. deshalb auch steht das wort seit alters gern in negativer fügung: mit dem und er dig wort gesprach, do starb er ane wetagen passional 212, 47 Kopke; sag, ob dir auch pewisset sey die arzeney vur den zanwe! kanstus und das mir der verge on allen wetagen und schmercz? SACHS fabeln (1558^ 192,19 neudr. ; dasz, wenn jemand an den bezeichneten ort sie mit einer spitzigen etachel . . . durchsticht, sie nicht das geringste fühlen, noch wehtage davon haben ETTNER unwürd. doctor 315. wie vorhin bei ZWINGLI, SO steht wehtag seit dem IG. jahrh. noch mehrfach neben krankheit, sucht, wunde, flusz und mit diesen gleichbedeutend: so dich eyn weetag oder kranckheyt beschwert, dencke w i e gringe das sey gegen der dornen krönen und negeln Christi LUTHER 2, 141 Weim.; der herr wird yhn erquicken auff dem bett seynes wehthags ps. 41, *

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(1522—1528), wo in LUTHERS niederschrift zuerst auff dem bett der kranckheyt, 1545 auff seinem siechbette steht; von da Weim. 28, 858, 8. 362, 1; zu dem so sind die wasser gar scharpff, haben etwas beiszender corrosiven in sich, und würde mehr einer roszartzney, dann einer kombligkeit und milterung menschliches cörpers wehtagen und suchten vorgleicht werden THURNEISZER von halten usw. wassern (1612) 9; heilig ist der tag, da wunden und wehtag schach KUHN U. SCHWARTZ nordd. tagen (1848 a. Swinemünde) 438; flusz un wedag de verschwand A. KUHN tagen, gebrauche u. märchen (1859 a. Preetz) 204.

{.Lübeck 1482) 1 c. 77; die ader mitten an der Stirnen ist güt zulassen Widder die geschwer der äugen, und wider alle weetagen des haupts DRYANDER arzenei gemeiner inhalt (1542) 55»; das wir behüett werden vor allem wêtagen der zend Grazer brevier des 15. jahrh. 221« bei LEXER 3 nachtr. 402; der weetag der zend kompt understunden von kalten Sachen ORTOLF V. BAYRLAND (1477) 22B; solcher... s a f f t . . . und den bösen zan damit gewaschen, stellt den groszen wehtag derselben SEBIZ feldbau 183. der körpertheil gehört dem träger des schmerzes, so selbstverständlich, dasz ein anderes Verhältnis als witz wirkt: die hasen klagen über die wehtage der zahne, wann sie v o n den hunden gehalten werden TREUER d. Dädalus (1675) l, 816. als Vertreter des gen. kann das prorwmen stehen: geyszkäsz . . . auff die äugen gelegt, oder houpt oder füsz, gestillet j r e weetagen GESNER thierbuch (1563) 60" Herold. b) seltener bleibt bestimmung durch attr. adj„ die mit einem allgemein steigernden gebrauch einsetzt: sich, dâ twanc in der tôt: der bitter wêwetage der twinget i m den zäher âne sînen danc ûg den ougen BERTHOLD V. REGENSBURG L, 382, 5 Pfeiffer, seitdem aber mehr zur sachlichen specialisierung entwickelt ist: auch all fäuht wetagen merent sich, als diu waggersühte und sämtlich Siechtum KONRAD V. MEGENBERG 65, 32; aber für das stechent wee. ist es, das der habich ain stechenden wetagen hat, so soi man nemen seübörst MYNSINGER von falken, pferden u. hunden (Augsburg 1478) 41; oxia eyn scharpff wetag DIEFENBACH gloss. 4041 aus voc. theut. (Nürnberg 1482); die hirtzen sind des kalten weetags, feber genannt, frey und ledig GESNER thierbuch (1563) 80" Herold; Ientegar (lebendiger) betag fistola, piaga incancrenata . . . dar strenge betag, gotta, zipperlein SCHMELLER cimbr. 171.

am ältesten und häufigsten doch, nelen dem allgemeinsten ausdruck, schmerz: nfl habt ir alle wol vernomen, swenn dag houbet siechet, dag ouch danne ist komen wetage unt smerz mit krancheit stnem Übe Lohengrin str. 581 Sickert; lif unde güt kan ik vor em (dem tode) nicht beholden, he lecht mi an wedage unde smerte Lübecker tolentanz (1489) 801 Baethcke; mit unaussprechlichen wehetagen und schmerzen diese dörner das zarte haubt gottes durchtrungen leben der ägypt. einsiedler, tirol, hs. von 1447 bei SCHOPP 805; darumb hett er (Christus) nit wetage gehabt noch entphunnen om leib keinen sphmerzen FOLZ meisterl. 103, 335 Mayer; das er gar grosse weetag hett und groszen schmertzen laid TAULER sermones (1508) 220"; dann wein stercket menschliches hertz, vertreibt all armut, wehtag, schmertz WICKRAM (1555) 4,115 BoUe; thet sie in einer seilen schmertzen ein wehtag und darnach im hertzen. aber in solcher wehtag schmertzen versuchten wir der artzte rath SACHS werke (1560) 11, 463 Keller; darmit wann sie sich . . . hauen oder brennen, sie dester minder schmertzen und wehetagen befinden BAUWOLF raisz (1582) 126; des tags weis er nicht für wehtage und schmertzen zubleiben PAPE bettel- u. gartteufel Bb 8 B ; sind aber ohn schmertzen und wehtagen, das ist, sie paroxysmieren nit PARACELSUS (1616) l, 30lb Husen entspr. 2, 300»; der apotheker stihlet die gesundheit mit der artzney, der medicus stihlet das leben mit dem t o d t . . . der wundartzt den wehetag durch schmertzen MOSCHEROSCH gesichte (1650) 1, 32. B. die bedeutung von wehtag kann auf zweierlei weise näher bestimmt sein. l) für das vorwalten der umfassenden grundbedeutung spricht, dasz das meist durch ausdrückliche zusätze geschieht. a) der einschränkende zusatz ist ein genetiv. a) selten und nur in alter spräche ist das ein gen. epexegeticus: auch was der grosz wetag noch der platteren, was(en) bei 100 menschen in dem platerhaus städtechron. 23, 99 anm. 1 (Augsburg 1502); entspr. 23, 434, 10; ist eyne edele artzenei wider die wehtage des podagrams SEBIZ feldbau (1579) 220. ß) um so häufiger tritt der schmerzende körpertheil im gen. zu wehtag, so dasz durch den zusatz der schmerz localisiert wird, so wandert er durch den ganzen leib: f ü r den wetagen der gelider bair. aderlaszbuch v. 1477 bei SCHMELLER2 2, 825; sus mustestu stan in dem cruce mit wedage al dyner ledemathe Bremer Uber precum 49 b ; cronio langer Seuchen oder wetag des leybs DIEFENBACH gloss. 169" aus voc. theut. {Nürnberg 1482); illiasis weetag der seyten v o m stain das. 277B; linosis wetag des miltz das. 382»; hitzige kranckheitt und weetage des magens Schriften des Vereins f. gesch. d. Neumark (1531) l l , 103; grote bytter killinghe unde wedaghe der oghen herbarius (1483) 21 bei SCHILLER-LÜBBEN 5, 621; als er nun auff dem w e g nach B o m was; begriff j n ein weetag der äugen FRANCK chron. Oerrn. (1538) 87®. besonders alt und oft vom köpf- und Zahnschmerz: guet für den wetagen des haupts bair. aderlaszbuch v. 1477 bei SCHMELLER2 2, 825; sinUmia zufal i m fieber als wetag des haupts oder flusz der nasen DIEFENBACH gloss. 537B aus voc. theut. (Nürnberg 1482); v a n des hovedes wedaghe wert dat gantze lyff ghekrenket leben des hl. Hieronymus

c) das gegebene syntaktische mittel zur localisierung des wehtags ist die präpositionalfügung. sie ist vom 15. jahrh. bis heute beliebt, der körpertheil, in den man die schmerzempfindung verlegt, wird meist mit in angeknüpft: davon kompt i m weetag in der rechten seytten ORTOLF v . BAYRLANT (1477) 9"; (ein hund hat gift gefressen) zuhand j h m grosz wehtag in dem leib wuchs, in alle glieder gieng buch der liebe (1587) 131B; hat einer ein schlechten wehetag im rucken, da schlagt man die ader am Schienbein GUARINONius grewel der Verwüstung (1610) 1053; gurgelwasser für alle wehetagen i m hals HOHBERG (1682) L, 244"; ein recept, wann die hunde wehe-tagen in ohren haben FLEMING vollk. t. jäger (1719) 192; fliegende hitzen, die v i e l dusels, groszes wehtages und sausen i m haupt bewegen THURNEISZER prob. d. harnen (1571) 38; die grosze fliisse and wehetagen i m haupt haben HOHBERG l, 240*; ein jurist hatte grosse wehetagen i m haupte FASZMANN gel. narr (1729) 76; aS èrg'n weatak im köpfe etc. hàb'n LEXER kämt. 252. selten an und zwischen : ein baur hett wehtag an eim aug KIRCHHOF wendunm. 1, 147 Österley; {die heranwachsenden kinder) erleiden bald a m köpfe die hefftigsten schmertzen und wehtagen, alles zu dem ende, dasz sie aus der nase bluten sollen ZEDLER 52 (1747) 307; wetage zwischen hut und fleysch intérims voc. inc. teut. ante lat. (Straszburg 1615) Miij». 2) einen schritt weiter zur specialisierung hin bedeutet es, wenn sich die nähere bestimmung rein aus dem Zusammenhang des satzes ergibt, ohne eigenen sprachlichen ausdruck. a) durch den Satzzusammenhang wird die art des schmerzes bestimmt a) als eine infections-, haut- oder stoffwechseücrankheit: do chom ain wetag, den hiegg man den börtzel städtechron. 4, 79 {Augsburg 1406); lupus wolff ein wetag {pena in coxa) DIEFENBACH gloss. 340» aus voc. theut. {Nürnberg 1482); noli me tangere syrin ein wetag so eins ein mausz i m antlitz besaicht oder bepruntzt das. 382"; {die lues) k a m darnach in alle w e i t . . . und was ain solliche grosze straff und mercklicher w e t a g , den man nit erlessen noch erschreiben kann städtechron. 23, 422 {Augsburg)-, war zu ist den das gelb mel guet? zum zipperlein mans prauchen thuet, es zeucht den grosen wetag aus SACHS fastn. (1558) nr. 79 v. 233 neudr. ;