Deutsches Wörterbuch: Lieferung 4 Winter –Twairg [Unveränd. Nachdr. der Ausg. Leipzig. Reprint 2022 ed.] 9783112642221

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Deutsches Wörterbuch: Lieferung 4 Winter –Twairg [Unveränd. Nachdr. der Ausg. Leipzig. Reprint 2022 ed.]
 9783112642221

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DEUTSCHES

WÖRTERBUCH VON

JACOB GRIMM UND WILHELM GRIMM Herausgegeben von der

Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin

XIV. Bandes II. Abteilung 4. Lieferung WINTERTAG — WIRT

19 5 9

S. HIRZEL VERLAG • LEIPZIG IN ARBEITSGEMEINSCHAFT MIT DEM AKADEMIE-VERLAG GMBH, BERLIN

Unveränderter Nachdruck Erschienen im S. Hirzel Verlag, Leipzig C 1, SchuhtnachergiQchen 1—3, in Arbeitsgemeinschaft mit dem Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 8, Mohrenstraße 39 Lizenz-Nr. 202 • 100/46/59 Offsetdruck: VEB Druckerei „Thomas Müntzer14 Bad Langensalza Bestell- und Verlagsnummer: 3021/XIV/II/—/4 Preis: DM 5,— Printed in Germany

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WINTERTAGELOHN—WINTERTRAUM

WINTERTAG

482

WINTERTAG, m„ vereinzelt winterstag, vgl. wintertag winter, ihre sohifiarten verüben (v. j. 1680) br.d.Hamburg, bürgerm. J. Schulte an s. söhn 7; (er wüszte wohl) wie es oder winterlich tag hyemaKs dies FBJBTUS 688b. 1) allgemein der tag im winter, gern mit bezeichnenden bei wintertag thut, wenn man erfroren ist denkw. u. adjectiven: als vil kürtzent sich die windertag und «rinn. e. arbeiters 229 Qöhre; vgl. mundartlich winterdag lengent sich die neht KONBAD V. MEQBNBKBO dtsche 'winter, winterzeit' DÄHNHBT plattdtsch. 653, W O E S T E westf. 3 2 6 " , bi winterdag 'im winter' DOOBNKAAT-KOOL sphaera 81 M.; MAN 3 , 6 5 6 , wBnkterdaj 'winterzeit' ROVENHAGEN Aachener o wannan kument dlrre Bozen rosen ßmak? ma. 162; bildlich im sinne 'trübe, böse zeit': es Ist doch ein kalter wlntertag ». Cacilia 3 2 1 in: zUchr. /. dtteh. altert. 1 6 , 1 6 6 ; a l s g o t t d e r h e r r die Völker sehlug, die beiden K a n a a n s , in ansehen, . . . das sich nun die winterzit nahet und die da freilich war es wintertag HL&DEE 12, 66 S. bösen wintertag kummend Frank}, reichscorresp. 2, 726 — w i n t e r t a g e l o h n , m.: es sollen . . . hemacher die Janssen; ob sie lieber noch einen kurtzen wintertag wolte wintertaglohn angehn ordn. nachbem. handtwercker (1579) da ihm feur ligen FISOHABT bienenkorb (1588) 1 2 4 » ; A l b . — w i n t e r t a u c h e r , m., name des eistauchers natur war auch im schmertzen (evdytes glaeialis), vgl. BBEHM tierl. 6, 685. — w i n t e r den traben wintertag SPEE truUnachtigail (1648) 9 6 ; t e i c h , m., teich für die Überwinterung der fische: im sp&therbst schafft man die brut (der karpfen)... in die winterIch aber hlesze dich bey rauhen wintertagen mit mir in einen garten gehn teiche Okkn naturgesch. 6, 325; gleichbedeutend mit hälter, Tan,LEB poet. betr. (1750) 1, 241; kammerteich, vgl. iU. landw.-lex,4 951, FBISCHBIEB preusz. In den langen dunkeln wintertagen wb. 1, 881. HBBEL W. 2, 46 Beh.; WINTERTEIL, n. und m. 1) der winterliche teil des wenn man durch ein gelbes glas, besonders in grauen jahres, das Winterhalbjahr: weil denn nun das verschienene wintertagen, eine landschaft ansieht GÖTKE I I 1, Sil W.; halbjar und wintertheil über von den fürnembsten Jadwiga empfand die trübseligen wintertage trübseliger weroken und wolthaten gottes . . . gehandelt ist POMAC L . VIEBIO d. schlaf, heer (1904) 1, 2 0 7 ; tugend ohne gut Bitrs grosze postiUa (1590) 2, l6 b ; im wintertheil, wenn die ist ein schöner wintertag P H T B I d. Teutschen weiszh. falsch genandte bisehoffe . . . mit wein und anderm ge(1604) 2, T t 7 B ; positiv bewertet: bald kommen ja die tränck den magen überschüttet hatten, stinckete ihnen schönen wintertage HÖLDEBLIN ges. dicht. 2,186 Litzm.; der unflath ausz dem halse in die cantzel MEYEABT jüngste nach einem herrlichen wintertag siz ich bey Wieland gericht (1687) 2,161; anders, ein teil des winters: er brachte GÖTHB TV 8, 5 W.; als ich . . . in den hellen wintertag einen theil des winters zu Zürich . . . hin, den übrigen hinein hierher fuhr FONTANE ges. w. I 2 , 1 1 2 ; der schnee wintertheil zu Rom ZSOHOKKE S. ausgew, sehr, l, 19. und der klare wintertag heben es (das schlosz) . . . hervor 2) zufrühest bezeugt in der Übertragung auf den für das FÜRST P 0 O K L K B briefw. 6, 4 4 0 ; bildlich für eine unanWinterhalbjahr bestimmten teil eines andachtsbuches, einer genehme sache von kurzer datier: so verschwand der kurze legendentammlung, eines messebuches u. ähnl., im gegen wintertag der persischen macht FSSZLXB Aristides u. satt zum sommerteil: mein mettenpuech, dez zway taylet Themistocles 1, 200. sint, ain sumertail und ain wintertail (v. j. 1846)fontes rer. 2) vielfach für die gesamtheit der tage im winter, die ausbr. I I 10,811; item 2 messebucher, 1 speciale, 1 salter, winterliche jahreszeit verwendet im sinne' winterzeit, mutet'; 1 somerteil und eyn winterteil gr. ämterbuch d. dtseh. ordens 726 Ziesemer; hie hebt sich an der heiligen leben in dem besonders pluralisch: auch inne den wintertagen den Jssze a inne den wassergreben zu gepurlioher zit zu hauwen winterteil der heiligen leben in dem winterteil (1471) l ; zwei bettbüoher, Stimmerund wintertail, und einen (v. j. 1504) Franlcf. amtsurk. 184 Bucher; zun winterthagen soll unser v o g t . . . soviell holtz, alsz zu behueff der hoff- psalter vrkundenb. d. st. Rottweil (v. j. 1478) 1, 630; ihre stuben von noten sein wirt, füren laszen braunschweig, gülden legenden, ins sommer-b und wintertheyl abgetheilt hofordn. 2,10 K.; da kam Ulenspiegel in sein herberg und FISCHABT binenkorb (1688) 60 ; und noch naohtrücklicher (in Luthers) kirchenpostill wintertheil f. 17 P H . J . S P E N E B es was in winttertagen Eulenspiegel 121 ndr.; d. innerl. u. geistl. friede (1686) 222. 3) local, als nördlich ein peltz in wintertagen gelegener teil, vgl. winter A 6 ¡so für die nordseite einer ist alles wol zu tragen PWTBI d. Teutleben weitzh. (1604) 2, T 1 1 » ; kirche: min fröwe sol ouch dechken das winterteil, der bischofi von Basel das sumerteil und der kilcherre den indem offtin sommer - und wintertagen die ardinari arbeit kor weisth. 4,158 (14. jh.); auch als linke seite, so des duroh böses . . . wetter verhindert (wird) v. H O H B E B O körpers: die hirnschalen der lincken, das ist des wintergeorg. cur. (1682) l, 104; theils Seiten PABAOELSUS op. 2, 520 Huser. — w i n t e j bald In den wintertagen t o d , m., dichterisch: Ist alles frost und schnee SNIOR DACH 869

Ott.;

sie (die jung/rauen) dflrfften nicht In wintertagen die gl ecken nach Bloh lassen tragen HIHBICI ernst-, eehenh. u. tat. ged. (1727) 1, 368; ich will in wintertagen ums haus des schnees schauern noch hören ohne trauern BÜCKEST gel. w. 2,160. im bilde für 'trübe zeit der erstarrung': dasz nach so langen wintertagen der frelhelt lenz noch nicht gesiegt Q. KINKEL ged. (1868) 2, 5 ;

für das greisendlter, die letzte lebenszeit: die wintertage des lebena MATTHI8SON sehr. (182S) 3 , 1 8 5 ; als zeit des kummers: (mein heri,) beginn ein laubhfitteufest In deinen wintertagen HOITTMAHN R. FALLHMIIBHK ges. sehr. 1, 2 6 ; weniger verbreitet auch im singular, besonders im nOrdl. Deutschland: Sommerzeit in der kost . . . , wintertags einem meister 8 alb. ordn. nachbem. handtwercker (1679) B 2 b ; zudem ist esz wintersztag und ist nieht zu loben, daaz unsere leute ohne unterscheide, esz sei sommer oder X I V . 8.

d e r d u s t e t s deiner würdig h a n d e l s t , d e n w l n t e r t o d In lenz verwandelst KRET8CHMANK «. U>. 6,"242;

erdferne von ihm w&re ihr diesen abend wintertod gewesen J E A N P A U L W. 2 4 / 2 6 , 1 2 2 Hempel. — w i n t e r t r a c h t , f.: ist nicht ein oberkleid ohne ermel die neuste Wintertracht? SCHWABS belust. (1741) 5, 41; weiter nördl i o h e r . . . legt das w i e s e i . . . eine wintertraeht an B B E H M tierl. 1, 618. W I N T E R T R A U B E , / . , traübe, die klein bleibt und nicht zur eniwickluttg gelangt, vgl. wyntertraub labrusca D I E F E N BACH gl. 3l4 b , weintertraub vel herling nov. gl. 226b; vgl. Winterling und wintertrolle. — w i n t e r t r a u b e n e i C h e , / . , name der Wintereiche (quercus robur) SCHLECHTEM) AL fiora 1,184. — w i n t e r t r a u m , m., träum einer winternacht: o w i n t e r t r a u m v o n rosen H o m t i N N v . FAILEBSLEBEN ges. tchr. 1, 286;

besonders langer träum: vermuthlioh war es ein wintertraum . . . , wenn die nachte am längsten sind WIBLAND Lvcian (1788) 1, 15; poetisch für Winterschlaf: die sonne wecket sie (die mücken) vom wintertraum H B O N E B ges. 31

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WINTERTRESPE—WINTERUNG

WINTERUNG—WINTERVERGNÜGEN

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sehr. 210. — w i n t e r t r e s p e , / . , name einer grasart (lolium perenne) HOLL pflanzenn. 28 l a , vgl. winterlolch. — w i n t e r t r o h l e n b i r n e , /., eine birnenart: äugen wie wintertrohlenbirnen J. GOTTHELP ges. sehr. 14, 46, ableüung aus wintertrolle (s. unten).

Palm; von den 25 ländlichen kreisen der provinz Westpreuszen haben nicht weniger als 19 die fast völlige Vernichtung der Winterung, zu beklagen Vossische ztg. v. 29. v. 1901; 'und wie stehts denn mit der Winterung?* der bauer berichtete, dasz der roggen gut durch den W I N T E R T R O L L E , m.; Ideine, infolge zu später blute winter gekommen (sei) W . v. POLENZ Büttnerbauer L, 46; nicht zur eniwicklung gelangle Weintraube, vgl. wintertrolaer erkundigte sich nach dem stand der ernte . . . , die Winterung wäre gut hereingekommen, nur der weizen labrusca voc. opt. 19,18 Wachem., wintertröl labrusca hätte seinen schusz weg SUDERMANN es war46 9; vgl. DIEFENBACH nov. gl. 226b; ein treublein oben am stocke, Winterung 'Wintersaat, -körn' FRISCHBIER preusz. wb. 2, das klein ist und nicht reiff wird, ein wintertroll epiphyUis B. FABEB thes. (1587) 286b: d u . . . hast mir für den edelen 473; bodenbestellung für den winter: in thonboden düngt man dann (bei der wiesencultur) gern zur Winterung win und für die trübel braht wintertrolen und bös ding KBÜNITZ 239, 91; local, 'mit wintergetreide bestelltes feld': TAULXR pred. 290 Vetler; usz denselben wachsent die rebin dem ganzen strich, den wir passiert waren, hat man löber, die unfruchtbar oder nit vast berhafft sind und die Winterung, sömmerung und brache NOVALIS sehr. 2, 60. selben haissend die reblüt winttertrollen ÖSTERREICHER CdlumeJla 1, 218; dann ain ¡etlicher fruchtbar rebstock ist 2) das für die fütterung im winter gebrauchte viehfutter, übertreffend mit frucht zwüschend dem fiinfiten und vgl. wintern 2, im schweizer.: im jähr 1741 kaufte er sechsten brossz, an dem andern tail hörtt es uff, wie wol ein groBZ gut, für acht kühe sömmer- und Winterung es lang ist, oder es erzögt klain wintertrollen l, 216; unsere BBÄKEE d. a. mann im Tockenb. 14 Bülow; ich hab ihm väter haben wintertrollen ( = uvarn acerbam Jer. 81, 29) nur versprochen, für eine kuh sömmerung und Winterung gessen, dorab den kinderen die zfin hilgeren BRUNFELS (gras und heu) ab der matte zu geben PESTALOZZI Lienh. pandeetenbücM. (1528) l30 a ; (er) traget allererst wilde un- u. Oertr. (1831) 2, 29; vgl. Winterung fvtter für den winter zeitige hewrling (i. herrling?) oder wintertrollen C. LAUSTALDXB 464, local, 'wiese mit futter für den winter' ebda; TENBACH Egesippus (1675) Z 6 b ; also kriegen sie (die kindann auch der im winter durchzufütternde Viehbestand: im der) auch offt stumpe zeene, wenn die eitern wintertrollen herbst kam der propst wieder zu den hürden und begessen haben MATHESIUS hochzeitpr. 233 Lösche; es tregt sichtigte die Winterung J. v. MÜLLER S. W. 19, 216. offt ein gut reb ein wintertrollen S. FRANCK sprüchw. 3) als ortsbezeichnung, vgl. wintern 1; für das Winter2, 60a; viele wintertrolen bedeuten ein gutes weinjahr KIRCHHOFES Schweiz, sprüchw. 817; mundartlich nieder- lager: da aber der summer herbei kommen ist und die alem. bewahrt, vgl. wintertrollen, m., MARTIN-LIENHART Macedonier . . . ausz der Winterung wider zusammen kommen sindt XYLANDEB Polybius (1674) l l l ; für ein 2, 764 und wintertroller, m., 755; winterdrolle SEILEB Basler ma. 316, vgl. auch Winterling 1; übertragen auf beheiztes haus zur Überwinterung von pflanzen, vgl. Wintec einen nutzlosen, untauglichen menschen, wobei ardehnungrung stuffa in un giardino KRÄMER t.-ital. 2,1366 , 'Wintean trolle 'ungetüm, ungeschlachter mensch' möglich ist: rung bey den gärtnern statt gewächshaus' VOIGTEL wb. 8, 649a: die rechte zeit, wann die Öfen in denen Winterungen wer da verwundt würt mit dem schwert des frasz, den einzufeuern VOLKAMER Nürnberg. Hesperides (1708) 17; schlecht der teufel auff das maul und macht ainen als Winterhafen für schiffe, vgl. VOIGT handwb. f. d. gewintertrollen aus im und ainen thorechten menschen KEISERSBERG siben schwert (1510) o l b ; vgl. Hrolle(n), m.,f., schäftsführ. 2, 667; teich für Überwinterung von fischen, teil 11,1, 2, 800. — w i n t e r t r o p f , m., tölpelhafter mensch, vgl. iU. landw.-lex.* 951, FHISCHBIEB preusz. wb. 1, 331. wie übertragenes wintertrolle, vielleicht mischbildung aus 4) als zustand des winterlichen wetters, s. wintern 3, diesem und tropf: du wilt kein munck oder wintertropff 'winterkälte', vgl. Winterung, das winteren 2a froidure sein, du wilt auch etwas zu den Sachen reden, fahest HÜLSIXJS-RAVELLUS dict. (1616) 4l6 a : man (musz) bei an und redest zu vil KEISERSBERG brösämlein (1617) 2, gelinder Winterung die verdorbene blätter von ihnen (den 54b. — w i n t e r t r o s t , m., trost für die Winterszeit: als aurikdn) ... wegnehmen EHRHART pflanzenhist. (1763) nämlich spilt er ... wintertrost umbschlagen FISCHABT 2, 64. Oarg. 259 ndr.; ob mir gleich durch seine abwesenheit 5) als tätigkeit des überwinterns, vgl. wintern 2: 'Winteein unentbehrlicher wintertrost geraubt wird GÖTHE rung, die erhaUung des viehs und der gewächse den winter I V 28,268 W. — w i n t e r t r ü b , adj.: hindurch' KBÜNITZ 239, 800; (rinder und p/erde sind) von den bergen glücklich helmder freuden sunnebllcke verdecket wart mit wintertrQebem [gebracht zni Winterung in den bequemen at&llen nebele fünf. Titurel 1907 Hahn; S CHILIER 14, 282 0. und um mich, In mir ward es wintertrüber — w i n t e r u n g s b a u , m.: (das unhraut sott man) durch D. v. LLLIKNOEON W. (1904) 11,110. einschränkung des sommerkornbaues und vermehrten — w i n t e r t r ü f f e l , f., name einer art der trüget (tuber winterungsbau . . . vermindern THAEB rat. landw. 2,168. brumale) OKEN naturg. 3, l l l . — w i n t e r t u c h , n., tuch — w i n t e r u n g s s c h l a g , m.: die zweifelder haben zwei für Winterkleider: ein englisches dickes, langhaariges winterungs8chlSge, einen sommerungsschlag SOHWBBZ wintertuch VOIGT hwb.f. d. geschäftsf. 1,112; dichterisch ackerbau 921. — W i n t e r u n t e r h a l t u n g , f.: wir haben für die Schneedecke: über alles lag das glatte, weisze in wenigen stunden fundamente zu künftigen winterwintertuch ROSEQGEB laszt uns v. liebe reden (1909) 366. Unterhaltungen gelegt GÖTHE I V 27, 120 W.; Winterunter— w i n t e r t ü r o h e n , » . , name des wiiUerveilchens (leuhaltungen (sind) in jeder residenz dieselben HEINS S. W. cojum avMimnale) PRITZEL - JESSEN 208. 7,180 E. W I N T E R Ü B E R Z I E H E R , m., mantd für den winter: W I N T E R V E I L C H E N , *., auch winterveiel, -veigel, er trägt eine pelzmütze . . . , einen braunen winterübers. auch winterviole; name mehrerer im spätherbst und frühzieher G. HAUPTMANN biberpelz (1893) 48. winter blühender blumen; für das herbstveilchen (leucojum W I N T E R U N G , / . , seit dem 16. jh. auftretende, aber wohl autumnale), vgl. PBITZEL - JESSEN 208; für die matronenallere ableitung von wintern, vgl. Winterung hyematio blume (hesperis matronalis): winterveielen TABEBNAEB. FABEB thes. (1587) 393*. MONTANUS kräuterb. (1664) 632; braune winterveilchen 1) das zweijährige, überwinternde getreide, Wintersaat, NEUMABK neuspr. t. palmb. (1668) 396; viola matronalis Winterfrucht gegenüber der sömmerung: wegen kommender wird von etlichen winterveiel genannt, weil er spat im herbst zu blühen pflegt y. HOHBEBO georg. cur. (1682) nässe (ist) in der erndte das wenige getreide, als die 1, 680; winterveigel viola matronalis MABPXBGHB Icaufm.Winterung, wie auch nichts weniger die sömmerung, mag. (1708) 1402; für den goWack (cheiranthus cheiri): mehrentheils im felde erwachsen, welches den leuten winterfeigel UNGER-KHTJLL 684b, wintafeigl unser Egergroszen schaden gebracht Y. SOHWEINICHEN denkw. 489 land 10, 223. — w i n t e r v e r g n ü g e n , it.; die behörden um österley; es ist auch nicht viel vorhanden, die Winterung Vorbereitung dieses Wintervergnügens zu ersuohen GÖTHB war meist vorher ausgedroschen worden acta publ. 8, 60

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WINTERWEG-WINTERWESTE

WINTERVERGNÜGUNG—WÄSSERUNG

IV19, 238 TP. — W i n t e r v e r g n ü g u n g , f.: seine unermüdlichkeit im veranstalten . . . neuer winterverg n ü g u n g e n M. v . EBNER-ESCHENBACH ges. sehr. 6,190. —

w i n t e r v e r h a a r u n g , / . . - e i n wildkalb... wird gemeiniglich nach der prunft oder winterverhaarung . . . ein s c h m a l t h i e r g e n e n n e t GÖCHHAUSEN notab. venat. (1741) 22;

als w i n t e r v e r h & r u n g allg. haush.-lex. (1740) 2, 49". WINTERVIOLE; f., name mehrerer im spätherbst und frühwinter blühender blumen, vgl. winterveilchen; für das htrbstveilchen (leucojum autumnale): viola alba, weisz w i n t e r v i o l e n BOCK contrafactur

(1653) 179; winterviolen

. . . tragen weisze und leibfarbe blumen SEBIZ feldbau (1679) 240; der winterviolen, welche Hermolaus Barbaras persicam, aber Faracelsus leueoium album hyemale nent Ii. THUBNEISZER V. kalten wassern (1612) 263; nicht

naher

bestimmt: jasmina persica v e l . . . autumnaJis, einn weisz wintervioln, wechst in Arcadia ufi dem berg Ida ALBERUS nov. dict. (1540) a o 2»; winterviolen, deren sind dreyerley als weisze, braune und rothe winterviolen allg. haush.-lex. (1749) 3, 746; für matronenblume (hesperis matronalis), vgl. HOLL pflanzenn.

260*, PRITZEL-JESSEN 181. — w i n t e r -

WINTERWEG, m., auch wintersweg. 1) fester, im winter benutzbarer weg, im gegensaiz zu Sommerweg: die Schlitten- und wintersweege . . . werden in gutem wesen e r h a l t e n v . HOHBERG georg. cur. (1682) L, 79; m a n

eine

am-

mernart (emberiza nivalis) NAUMANN naturg. d. vögel 4, 297. 2) allgemein, den winter in einem lande zubringender, überwinternder vogel gegenüber Bommervogti, vgl. wintervogel ucello vemereccio

KRÄMER t. -ital. 2,1866°:

etwa fängt er ein kranch mit list . . . und sonst vll Wintervögel mehr FISOEAXI 3, 313 Kurz;

rufend kamen am himmel wintervögel an JEAN PAUL W. 82, 84 Bempel; der vogel (tceiszhalssperling) . . . ist . . . im sttden nur wintervogel BREHM tierl. 4, 288. — w i n t e r V o r l e s u n g , f.: um wo möglich den guten menschen noch vor dem antritt der Wintervorlesungen aus einer sehr unangenehmen läge gesetzt zu sehen GÖTHE IV 21, 899 W. — W i n t e r v o r r a t , m.: nachdem man schon im hause mit wintervorrath versorget ist aUg. haush. -lex. (1749) 1, g 2»; Charlottens wintervorräthe (seien) nun bald aufgezehrt GÖTHB 20, 267 W.; brennholzstoffe, welche als wintervorrat am hause aufgeschichtet werden ROSEGGER sehr. 14,16. WINTERWACHE,/., wache auf eingefrorenen schiffen: schiffe . . . , darauf . . . ein koch und ein junge die lange winterwache hielten FONTANE ges. w. 14, 77. — w i n t e r w a c h t , f., dasselbe: item seiner winterwacht auff kaltem eisz obligen FICKLER V. W E I L Olai magni hist. (1667) 213.

— w i n t e r w a l d , m.:

winterwald Im sonnenglanze reich an Silber nnd demanten FB. W. WXBIB J>rnzehnlindtnl"

208.

(hat)

von einem dorf zum andern . . . immer einen sommer und einen winteiweg TH. HUBES bemerk, üb. Holland

(1811) 261; es g i b t w i n t e r - u n d Sommerwege HIPPEL kreuz -

u. querzüge 1, 460; vgl. winterweg der gepflasterte teil der chaussee BLOCK Eilsdorf 101; besonders zum holztransport: winter- oder schneewege BEHLEN foret- u. jagdk. 6, 467; speeieü ein nur im winter zur benutzung frei gegebener weg: wir offen auch durch des Böndlis wis ain winterweg zu treiben, zu farn von sand Michels tag bis auf sand Jörgen tag(16. jh.)Ssterr. weist. 8,26;was aber ie beim winterweg nit kann angebracht werden, s o l l . . . eingefiert... werden (v. j. 1782) 6, 446; zwey Appenzeller bauern, von denen der erste dem zweyten keinen sogenannten winterweg Aber seine güter geben wollte U. BBÄKEB S. sehr. (1789) 2, 115. 2) im winter zurückgelegter weg: ach die langen winterwege, die du gemacht hast, mir zulieb alle BETTINE frühlingskr. 8; wie winterreise:

v o g e l , m. 1) als name einer bestimmten ort für den eisvogel: wintervogel alcion DIETENBACH gl. 21»; vom wint e r v o g e l h a l e y o n E . ALBERUS (15S2) titel; für

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Aach des wlnterwcgs beßchwerde P. COENELTOS Iii. W. 4, 9.

— w i n t e r w e i c h , ad]., vom vieh 'die winterliche Stallhaltung minder gut überdauernd' (Schleswig-Holstein) MARTINT wb. d. milchwirtsch. 138; übertragen von menschen: neben mir stand mein Fritz, ein ganz anderer kerl, damals kränklich und winterweich E. M. ARNDT S. W. 1, 26 E.; vgl. winterwek von pflanzen 'die winterkälte nickt gut vertragend',

von menschen

'leicht krank' WOESTE 326TT; vgl.

winterweekelk (winterweichlich) 'im winter leicht und viel kränkelnd' STÜRENBURG 333A. — w i n t e r w e i d e , / . , platz, wo ein tier im winter seinfutter sucht; von vögeln: man ergreifft sie (die drosseln) offt . . . auff der winterweide HEYDEN Plinius (1565) 445; die amszeln . . . werden offt gesehen uff der wynterweyde EPPENDORF Plinius (1543) 10,163; vom vieh: (die pferde) werden gemeinlich auff der winterweid gehalten FICKLER V. WEYL Olai magni hist. (1667) IIS; (die insel dient) zur winterweide vieler schafheerden RITTER erdkde 9, 962; scherzhaft vom menschen im sinne 'freier himmel, drauszen': (es sei) der vierte oder fünfte Christabend, den er (der Zugschaffner) auf freier winterweide zubringe ROSEGGER sehr. IL 14, 69; als tätigkeüsbegriff, das weiden des viehs im winter: ersparung des futters durch die winterweide THAER landwirthsch. 4,407. — w i n t e r w e i z e n , m., im herbst gesäter und überwinternder weizen (triticum hibemum) NEMNICH wb. d. naturg. 662, im gegensaiz zu Sommerweizen: dasz eine art (äeker)... mit winterweitzen . . . bestellt werde DÖBEL neueröffn. jägerpract. (1764) 1, 136; vereinzelt bezeugt als name des dacKUmchs (sempervivum teetorum): winterkraut, winterweiszen, erdweiszen sempervivum minus ALBERUS nov. diel. (1540) J I 4». — w i n t e r w e i t , f.: die erfrorne

— w i n t e r w a r e , / . , wäre für den winterbedarf, vgl. winterwaar SCHOTTEL haubtspr. 466: winterwaarenfür die knecht w i n t e r w e i t TREUES Dädalus (1676) 1, 622; beide w a r e n i n und munition zu lieSera C. ENSZ fama austr. (1627) 207b; die zauberhafte winterweit hinausversetzt ARNIM W. L, speeieü für den hanf zur Verarbeitung im winter GÜTZKIT 29 Grimm. — w i n t e r w e n d e , / . , Wintersonnenwende, vgl. IAVl. 487b. — w i n t e r w a s s e r , n., winterlich rauhes w i n t e r w e n d e d e r s o n n e n LUDWIG t.-engl. (1716) 2601: wasser: (in das bad der neugeborenen sott man milch Hollepeter heiszt der zur zeit der winterwende in Holles1 gieszen,) dasz ihnen die haut nioht abgehet von dem geleit umziehende vermummte knecht J . GRIMM mythol. rauhen winterwasser GXBELKOVER artzneyb. (1695) 2,119; 1, 223; als zeit um die winterwende: im winter zuflieszendes wasser: die teiche, die allein von es waren schlimme wege, rauh nnd weit, dem winterwasser erhalten werden v. HOHBERG georg. die du gewandelt manche winterwende A. V. DBOSTB-HOLBHOTT IO. 1, 205 Schüek. cur. (1682) l, 118; 'Winterfeuchtigkeit': damit das regenoder winterwasser sich hineinziehe (in die furchen) oder — w i n t e r w e n d e k r e i s , m., Wendekreis des Heinbocka auf ablaufe allg. haush.-lex. (1749) 1, f 4*; 'winterliches hoch- der südlichen halbkugel, vgl. HÜBNER zeitgslex.'14,965B. — wasser': so der flusz von den winterwassern ungefehr war w i n t e r w e n d e p u n e t , m., dasselbe, vgl. GEHLER phys. angangen H. HALVEBTUS warh. beschreib. (1670) 260; das wb. 8, 899; vgl. winterpunet. — w i n t e r w e n d e z i r k e l , winterwasser hatte die sohlechte brücke abgeworfen FREY- m., dasselbe, vgl. winterwendzirkel tropicus capricorni sive TAO ges. w. 6,107; das winterwasser des meeres SCHLEOH- hyemalis STIELER 2649. — w i n t e r w e r k , » . , arbeit im TENDALflora8,176.—winterwasseruhr,/.: jene winter- winter: zu wintterwerk von sant Verenentag untz zu Wasseruhren (horologia hibema...), deren künstlichen... herbst BOI man ainem kneht geben v n n A (». j. 1890) bau Vitruv beschreibet MARTINI t>. d. Sonnenuhren (1777) Alemannia e, 262. — w i n t e r w e s t e , /., warme Weste 140. — w i n t e r w f t s s e r u n g , /., bew&sservng von wiesen für den winter: ich trage n&mlich nicht . . . blosze im winter: weniger stimmen die meinungen über die w i n t e r - u n d s o m m e r w e s t e n JEAN PAUL W. 42/48, i n winterwfisserung zusammen SCHWERZ acherbau 260. Hempel. 31*

487

WINTERWETTER—WINTERWOLFSWURZ

WINTERWOLFSWURZEL—ZEHRUNG

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W I N T E R W E T T E R , » . , winterliches weiter, weiter wie im winier, vgl. winterwedderinge (winterwitterung) bei SOHILLEB-LÜBBEN 7 3 6 a : ist ein recht winterwetter gewesen, das man sich auch besorget, es würde dem weinwachse verderblichen schaden bringen C. SPANOENBEBO mansfdd. chron. ( 1 5 7 2 ) 4 9 5 A ; wir haben gestern beynahe winterwetter gehabt L A V A T E E verm. sehr. ( 1 7 7 4 ) 1, 1 2 4 ; m a n setzte sich a n den tisch und sprach stockend über das unzeitige winterwetter E . STEAUSZ kreuzungen 280; das weiter im winter selbst: k a l t winterwetter S T U M M a Schweizerchron. (1606) 5 0 ; by unlustigem, nassem und k a t i g e m winterwetter Renward Cysat § 117 Brandstetter; i m december (war) starkes winterwetter mit frost und schnee ARNOLD wahrh. beschr. ( 1 0 9 2 ) 4 0 5 ; gegen das h a r t e winterwetter in Sicherheit gestellt O V E R B E C K gloss. melitt. (1765) 118; die zurückbleibenden Stämme scheuen sich vor dem ungestümen winterwetter HEEDES 12, 65 8.; dann er bedacht sey, weil es schön winterwetter bliebe, ihr leger zu stürmen J . S C H L U S S E S beschr. d. prolest, hriegs ( 1 5 7 3 ) 100; (als) bey gelindem winterwetter ein h i r t e ' a u S gemeldeter wiese gehütet B E H R E N S Hercynia cur. ( 1 7 1 2 ) 9 3 ; das klare, sonnige winterwetter hielt gleishmäszig a n

gewächs v. H O H B E R G georg. cur. (1682) l , 665. — w i n t e r w o l f s w u r z e l , / . , dasselbe, vgl. H Ü B N E B zeitungslex.*1 4, QSS 6 : die winterwolfiswurtzel, so eine knollige wurtzel h a t Z I N O K E öcon. lex. (1744) 8289. — w i n t e r w o l k e , f . : die seltsamsten formen, i n denen sie weder winter- nooh sommerwolken glichen GÖTHE I V 21, 319 W.; wie die sonne aus winterwolken (hervortritt) SCHOPENHAUER W. 2, 275 Gr.; diese ahnnng flog . . . wie eine winterwolke durch meine seele RAUPACH dram. w. ernster gatt. 14, 54.

H . L A U B E ges. »ehr. 1 4 , 2 8 5 ; für die einzelne ivitterungserscheinung: leute . . . , welche die durch die winterwetter verderbte wege wieder m a c h t e n DAN. SCHNEIDES aUg. bibl. lex. ( 1 7 3 1 ) 3 , 7 1 1 B ;

'tcollgarn für winterstrilmpfe": schickt mir nur alle eure winterwolle, denn alle kleinen beine werde ich bestricken können STORM S. W. 7,107. — w i n t e r w u c h s , m., wuchs im winter: wiohtige schlüsse, die m a n aus diesem winterwuchs der wurzeln g e m a c h t h a t R A T Z E B U B G waldverd. 1, 34. — w i n t e r w u n d k r a u t , n., name einer nicht näher bestimmten pflanze: dem heidnischen wundkraut, winterwundtkraut geheiszen, sonst herba fortis . . . genant L . T H U B N E I S Z E B v. kalten wassern (1612) 286. — w i n t e r w u r m , m., eine nicht näher bestimmbare vnirmart: die fünfzehent angel sol gefaszt sein n a c h dem wintterwurm des waszers Tegemseer angel- u. fischbüchl. in: ztschr. f . dtsch. altert. 14,166. — w i n t e r w u r z e l , / . ; eine schachtet voll . . . der gelben winterwurtzel rheubarbara LOHEN S T E I N Arminias (J889) l , 6 4 2 b ; mohrrübefür den UrinierVorrat: he is so 'felank as n sack vull winterwurtels K E B N - W I L L M S Ostfriesl. 89. — w i n t e r w u s t , m., im winter sich aufhäufender dreck: zur beschiokung und anputzung des v o m winterwuste veraeerten nestes P B Ä T O B I U S ' winterflucht (1678) vortrab A 2 b ; da das frühj a h r . . . eingekehrt, wird, sich nun wohl auoh bei euch der winterwust verloren haben G Ö E E E S ges. briefe 1,243. — w i n t e r w ü s t e , f . : diese n a t u r ist noch eine winterwüste voll frühlingskeime JEAN PAUL W. 6 5 / 5 8 , 2 0 Hempd.

ergrimmter als in winterwettern die fluth (tobt) CRAMER nord.au/seher

(1758) 2, 11;

ein winterwetter steht auf HEBDEB 29, 504 8. — w i n t e r w i c k e , / . , name einer ausdauernden, überwinternden wicke, der breitblättrigen platterbse (lathyrus latifolius), vgl. H O L L pflanzenn. 2 8 6 B : u m 1 5 9 2 beschreibt sodann der s&chsische a u t o r Colerus die kultur von winterwicken WIMMER gesch. d. dtsch. bodens 247. — w i n t e r w i e s e , / . , im winter bewässerte, besonders ertragreiche wiese, vgl. itt. landw. lex.* 9 5 1 , K A B M A B S O H - H E E B E N 1 0 , 7 0 1 ; scherzhaft für ein beet mit immergrünen pflanzen: eine sogenannte winterwiese, die aus einem stück pimpernell bestund J . H . M E B O K ausgew. sehr. 199. — w i n t e r w i n d , m.: die k a l t e n . . . winterwind GUAMNONIUS greuel d. verwüst. ( 1 6 1 0 ) 4 4 0 ; die graue, graue zeit der winterwinde S. v. BERKEN oMänd. lorbeerh. (1657) 325; schon streifen winterwinde das laub von bäum und Strauch

S . GESZNKK TC. ( 1 7 7 8 ) 2, 3 3 ;

frauensinn und winterwind wechseln oft DtrsixasFBLD sprichw. 1, 48®; (versteh) zu lauschen auf der winterwinde weh STEFAN GEORGE i. jähr i. seelf 1 1 4 ; auch winterswind S C H E F F E L ges. w. 1 , 1 2 8 . — w i n t e r w i t t e r u n g , f . : die weil inen (den bauern) die nechst verwante Ursachen . . . , die winterwitterung, des grundes a r t t , die abend- und m o r g e n r ö t t . . . wol bekandt J . K E P LER op. omn. 1, 394 Frisch; bei k a l t e r winterwitterung v . H O H B E B O georg. cur. (1682) 2, 264; (dem Idee kann) keine winterwitterung naohtheilig werden T H A E R landwirthsch. I , 355,

vgl.

5, 735. —

mnd.

winterwedderinge

winterwoche,/.;

SOWTT.LEK - L Ü B B E N

und nach langen wlnterwochen stellt sich froher frQhllng ein

HENRIOI gei.

(1727) 3 , 3 5 0 ;

als er schmerzliche winterwothen zu Passau lag KOLBENH E Y E B Paraeelsus (1926) 8, 867. — w i n t e r w o h n u n g , / . ; d r u m b gebraucht der hertzog diese s t a t t für sein winterwohnung J . R A U W cosmogr. ( 1 5 9 9 ) 2 4 9 ; in den rauhern gegenden h a t m a n eigne h a l b unterirdische winterwohnungen R A T Z E L völkerkde 2 , 1 6 8 . — w i n t e r w o l f , m.: winterwölfe heiszen die jungen Wölfe, die eine wölfin wirft, wenn es schon auf den winter zugehet H I P P E lehrpr. ( 1 7 5 1 ) 816. — w i n t e r w o l f s w u r z , / . , name einer art nieszumrz (heüeborus hiemalis), vgl. P E E O E E Studien 1 , 1 4 4 : abonitum hyemale oder winterwolifswurtz ist . . . aber ein gifftig

W I N T E R W O L L E , f., während des winters gewachsene, im frühjahr abgeschorene tooUe, vgl. M U S P B A T T chemie* l , 1873: i t e m h a t her die winter- und somerwolle, was der ist, der geboret dem huse Nessow die helfte gr. ämterb. d. dtschen ordens 476 Zies.; (im märz musz der hauswirt) m i t wol ausgeschlifienen schafscheeren die winterwolle abnehmen v. H O H B E R G georg. cur. (1682) 1, 115; die sommerwolle (wird), weil sie reiner und feiner ist, der winterwolle vorgezogen Z I N C K E öcon. lex. ( 1 7 4 4 ) 3 2 9 0 ; bildlich: wer spinnet uns die wlnterwoll, den schnee so rein geschoren? SPEE trvtznacht. (1649) 146;

W I N T E R Y S O P , m., name des bohnenkravts (satureja hortensis), vgl. H O L L pflanzenn. 5 0 a : n i m . . . fuchalüngen, winterhissop, jedes ein quintlin G I B E L K O V E R artzneyb. ( 1 5 9 6 ) L, 1 9 0 ; s a t u r e j a . . . w i n t e r i s o p , l ^ a p s i s o p PANCOVIUS MABPEEGEB leaufm.mag. ( 1 7 0 8 ) 1 4 0 2 .

herb. ( 1 6 7 8 ) 8 6 2 ; winteryBop satureja

W I N T E R Z A C K E , / . , während-des winters gereifte zweite frucht, so des preiszelbeerstrauches (Vogtland)-, im f r ü h j a h r pflückt m a n diese beeren unter dem n a m e n winterzacke Leipz. tagebl. 29. ra. 18S2, sp. 6718; vgl. winterzecke. — w i n t e r z a h l , / . , zahl der im winter zu fütternden schafe: das übrige . . . über die winterzahl wird allj ä h r l i c h verkauft F E I E D E N B E B G abh. von denen in Schles. übl. rechten (1741) 2 (von den schafrechten) 150. — w i n t e r Z a u n k ö n i g , m., vogelname, für den troglodytes parvulus NAUMANN naturg. d. vßgel 2, 725, vgl. Winterkönig. — w i n t e r z e c k e , / . , Spätling von ¡Tüchten, vgl. CAMPE 5, 787, NBMNIOH 8 , 2 1 0 8 , Z A U P S B B oberpfälz. 8 2 ; specieBer winterzecken 'gefrorene preiszelbeeren' unser Egerland 10,223, vgl. winterzacke. — w i n t e r z e h r n n g , f., lebensunterhalt für den winter, bildlich für ¿las alter:

und samlet ein bei Jungen ]aren . . . . das er ein wlnterzerung hab

HAUS SACHS 4 , 1 6 K . ;

verkauffte sie auch also, das e r die winterzehrung wol daran h e t t e können haben K B Ü O K B Ciawerts wercld. hist. 20 ndr.; vereinzelt für Winterlager: dasz I n g r a m u s . . . und Raimundus . . . mit der kirchen kriegsvolck ihr winter

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WINTERZEICHEN—WINTERZEIT

WINTERZEIT

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wie und wo das viehe zu winter- und Sommerzeit soll zehrung zu Modona hetten DREYTELDER hist. desz ... haute» Est (1680) 1 6 7 B . — w i n t e r z e i c h e n , »., astrono- g e h ü t e t . . . werden viehbüchlein 24; setz es . . . zur winmischer Jachauadruck; die Sternbilder des tierkreises, durchterzeit . . . auff eine warme stelle SOHUPF sehr. (1668) 4 7 0 ; tDeiche die sonne im winter ihren scheinbaren lauf nimmt zu winterzeit FRISCH nouv. dict. (1730) 6 7 4 ; wie schwalben, (Steinbock, Wassermann und fische), vgl. winterzeichen die zur winterzeit erstarrt in den sümpfen schlummern eignes de l'hyver Hrasius-RAVELLUS did. (1616) 416", M E I S Z N I R Alcibiades (1781) 4, 8 7 ; W O L I T math. lex. (1747) 1 4 2 1 : aber so deu sunne ist in den er l i s z t die junge trau zur winterzeit allein winterzaiohen, so sint die necht lenger und die tage GÖTHB 9 , 1 0 4 W.; kiirtzer MEGENBERG dtsche sphaera 3 1 , 1 8 II.; und enden nachts und zur winterzeit kam er in die dörfer J. KERNES sich mit den Tischen, die haizzen die mittemtegleichen bilderbuch (1849) 2 2 9 ; zum 20. kam Maximilian in Holand zaiohen oder die winderzaichen 20; darauf! dann der stain- zü winterszeyt auf ein gefroren wasser S E B . FRANCK bock folgt, das erst -winterzeichen BÖSLTN hist. discurs chron. Germ. (1638) 266*>; (1608) L l a ; warum . . . die sommerlich zeichen feiirig, wie Enlenspiegel nun sehr weit die herbstzeichen irdisch, die winterzeichen wasserig, die umbgzogen war zu Winterszeit früelingszeichen lüfftig genennet werden J. K E P L E R op. FIBOHART 2, 260 Saugen; omn. 1, 443 Frisch; Steinbock, Wassermann, fische (winterd e hatten Ihr auch nicht ein tttchlein umbgesteckt, zeichen) DANIEL lehrb. d. geogr. (1845) 4. — w i n t e r das ihre welsze 111g- und rotbe rosen deckt, damit Ihr reiner leib war uberall bestreut, z e i l e , / . , nach norden liegende felderreihe, vgl. winter A 6, und blühten wol so wol zur herbst- als Winterszeit gegenüber der sommerzeile: vier hof s t a t t . . . hinten an der D. V. D. WBEDKR ras. Roland (1636) 170; winterzeil KAI/TENBÄOK pan- u. bergtaidingbücher l, 346. der Bussen pferde können zu Winterszeit... in stetigem W I N T E R Z E I T , Winterszeit, f.; seit dem ahd. bezeugt, trab 10 oder 12 meilen lauften OLEARIUS pers. reisevgl. wintarciti (dat.) hyemis tempore Benedictinerregel cap. 8 beschreib. (1696) 2 7 ; bei STEIN STETER kl. ahd. sprachdenkm. 218, mhd. winter es ward mir «Inst geschenkt, als hier durch unsre Auren zit; schon mhd., besonders frUhnhd. tritt neben das echte zur Winterszeit, bey nachts, zwey fremde herren fuhren compositum winterzeit die zusammenrückung Winterszeit, GOTTSCHED dtsche Schaubühne 6, 481; sodass bis heute beide formen gebraucht werden; in festen der gedanke, an einem fremden orte zu Winterszeit einpräpoeitionalen Wendungen und bei adverbialem gebrauch stand geben zu müssen, ma.hte mich nicht trübe GÖTHE setzt sich Winterszeit schrittweise stärker durch. 27, 44 W.; besonders auch zur Winterszeit wäre dieses bey 1) als reiner zettbegriff 'die den winter umfassende Zeit- langen abenden sehr nöthig I V 1 2 , 1 7 7 W.; Klemens . . . spanne', vgl. winterzeyt tempus hybernum FRISITJS did. kehrte von dort erst zur Winterszeit zurück M. v. EBOTEB688». ESOHENBACH ges. sehr. 3, 298. a) allgemein: wintircit daz ist von aller Beiligen messe ß) mit anderen präpositionen; in: ein ubelgekleidter biz hine zü den östrin Hohenfurter Benedictinerregel 8 , 1 bettler ward in winterzeit von einem erfrornen Weichling in: ztschr.f. dtsch. altertum 1 9 , 2 4 1 ; da gedacht Ulenspiegel gefragt ZINKGREF apopMhegmata (1628) 3 7 4 ; immortellen. . . , du must leiden waz du leiden kanst und lydest die kränze sind ganz auszer mode. höchstens in winterzeit winterzeit uberusz Eulenspiegel 82 ndr.; FONTAUH ges. w. I 6, 2 8 0 ; der lufft in feisen und steinklüfften (ist) in Winterszeit zu kalt B Y F F Spiegel u. regim. «18 Bich begab nun winterzeit, d. gesundh. (1644) 8 B ; der krieg wurde in Winterszeit gedas meer mit ungestümlgkelt durch kalte wind sich hoch aufbllesz führt J . v. MÜLLER S. W. 24, 3 6 2 ; HANS Sachs 2,196 JT.; am stillen berd in Winterszeit B . WAGNIS ges. echr. u. dicht. 7 , 1 7 8 ; bis gott die Wintenzelt verkehrt, und gute sommert&g beschert SPRENG

Äneit (1610) 03»;

man hatt mühe, diesze zeit winderszeit zu heiszen ELISABETH-CHARLOTTE V. D. PFALZ briefe a. d. j. 1719 86 Holland; die folgende ganze winterzeit herdurch ist es nicht dienlich, die stocke zu regen OVERBECK gloss. melitt. (1766) 1 1 2 ; da mir nun bekannt ist, dasz sie die übrige winterzeit München nicht verlassen können GÖTHB IV SO, 166 W.; dessen beeren trotz vorgeschrittener winterzeit noch ihre rote färbe zeigten FONTANE ges. w. 1 1 , 7 6 ; es war Winterszeit gegen ostern GERVINUS gesch. d. cttsch. dichtung (1863) l, 8 6 7 ; es gehe überhaupt seit der Winterszeit geheimnisvoll und wunderlich zu LAUBE ges. sehr. 14, 2 6 0 ; (des nebellandes) jähr bestünde nur aus einer weiszen und einer grünen Winterszeit W A T Z U K d. pfarrer v. Dornloh (1980) 9 ; bildlich für das alter, vgl. winter C 1:

nun was es in der Winterszelt FISCHAKT 2, 226

Hangen; es war . . . in der Winterszeit WIELAND Lucian (1788) 4, 2 7 7 ; bei:

. . . ob glelcb bei winterzeit dieselbe hart befriert NEDMARK lortgepfl. mus.-poet. luetuI. (1667) 3, 11;

bei aufgestiegener winterzeit (saszen) frau Adalgund und Swindalieb . . . zusammen FOUQUIC altsächs. bildersaal (1818) 2, 4 2 1 ; der könig . . . zog noch bey Winterszeit nach der Balga SCHÜTZ hist. rer. Pruss. (1692) L, E 2 b ; dasz er einmal bei Winterszeit . . . in einen gefrorenen teich springen muszte IMMERMANN W. 1, 98 Boxb.;

den gefrornen blumen glelcb, die bey der Winterszeit die fensterschelben zieren STOPFE Parnass (1736) 187.

v o r : es ist vor winterzeyt reyff FRISIUS 1 0 8 7 » ; vor wynterszeit . . . soll man sye nit sehen EPPBNDORTF Plinius (1643) 9, 1 0 2 ; um: um die winterzeit aber hätte Dörr . . . einfach erfrieren müssen FONTANE ges. w. I 6 , 1 2 2 . y) präpositionale fügung wird in älterer spräche vielfach im plural angewendet, wobei Winterszeiten stärker überb) besonders häufig in präpositionaler Verbindung. wiegt; seit dem 18. jh. nur noch vereinzelt auftretend: reht als ain per der fimb sich izzet in winderszeiten KONRAD a) seit dem mhd. mit z u ; zunächst ohne artilcd, der sich erst mit dem 17. jh. häufiger zeigt und später den gebrauch v. MEGENBERG dtsche sphaera 16 M.; beherrscht: es was zu winterzyt by einer kalten nacht ein wann man sagt gwlsz, zu wlnterszeyten hungeriger fuchs buch d. beispiele 87, 88 Holland; uff dem da hab die gQsz lr schaden thon HAKS SACHS 17, 287 K . - B . ; zistag nach sant Martins tag, eins heiligen byschofs, als er kunt ze wintirzite, des jares . . . 1406 urkunden disz bad bleibet drey tage gut, sonderlich in Winterszeiten de» Hostert Engelberg in: Mone ztschr. f. geschichte des WIESUNO artzneybuch (1688) 804®; auszerhalb hauses aber Oberrheins 12, 288; die swahren zu sumerzyt in disem fahre sie zu Winterszeiten in schütten J. R I S T friedejauchz. land by uns sint und ze winterzyt... sy kelty schuhend Teutschland (1663) 8 6 ; darum wäre gut, sich in WintersB wider abecheident F B . B I E D E R E R rhetoric (1498) j S ; zeiten mit einem blfttlein zu behelfen STIELER zeitungsfreude andern gern bereiten macht uns selber freh und jung, bringt In tmare Winterzeiten liebe lebensverl&ngerung HOFTUASIR V.TAIKBRBLBBEK mein leben 6, 318.

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WINTERZEIT

WINTERZEIT-WINTERZÜG

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tuet (1697) 241; zu Winterszeiten, wann es stark iriert denselben saohen K O N B A D V. MEOENBEBG buch d. natur Lisoow samirä,. sat. u. ernsth. sehr. (1780) 70; die oberkeit85, 22 Pf.; welicher wintterszeiten . . . wandern müsz (soll) diser zwei gericht unterthanen der weiten entR t t t confectbuch (1548) l0 b ; sintemahlen wir . . . öfters sessenheit und wilden orten halber zu hoohen winters - zuvoraus Winterszeiten in dem rauhen und ungestümen und köstlichen somerszeiten verschonen (v. j. 1816) österr. kalten wetter . . . gehen müszen (17. jh.) acta publica 2, weist. 3,187; archaisierend: zu Winterszeiten Alexis 182 Palm. Roland von Berlin (1840) l, 73; nun was es in Winterzeiten, 2) schon im mhd. auch statt des simplex winter für die daz die sohinder die heimlichen gemach reinigten Eulenjahreszeit mit ihren atmosphärischen erscheinungen verSpiegel 73 ndr.; der sperber (habe) zu wintterzeitten . . . wendet; bis ins 16. jh. überwiegt in dieser bedeutung winter einen lebendigen vogel in dem fusz MTNSINOBK V. d.falken I zeit, das 17. jh. gebraucht meist Winterszeit, im 18. jh. 36 lü. ver.; bei Winterzeiten wil ich den schnee und irost halten sich beide formen die waage, im 19. wird winterzeit mit meinen thränen weg schmeltzen engl. com. u. trag. wieder bevorzugt: (1624) Pp 6 a ; von der pluralischen Verwendung aus geloup von den esten legentlich. zum singular umgebogen: nuo beschach es rlset ui die helden: zuo einan wintarzitan NICOL. y. B A S E L 124 Schmidt; dien leiden rlfen bin Ich gram, unt der winterzit alsam wir sehen dergleichen Übungen (rodeln) von den knaben minneeinger 2, 15ÖB T?. d. Hagen; zur Winterszeiten anstellen VIETH encykl. d. leibesüb. dy du vor der herben winterzeit . . . verschaffen wollest (1793) 1, 412. C. H E D I O chron. Oerm. (1630) 154b; warde aber kalten und c) seit alters bis in neuere spräche hinein absolut als bösen winterzeits halben abzuziehen benötigt T. DBETadverb der zeit gebraucht. EELDEB hist. d. hauses Est (1580) 181»; a) meist im singular, vgl. ahd. wintarciti (dat. sing.) die rauhe winterzeit erfordert grosze Sachen hyemis tempore Senedictinerregel cap. 8 bei S T E I N M E Y E B HENRICH errat-, teherzh.- U. tat. gtd. (1727) 1, 416; kl. ahd. sprachdenkm. 218; winterzeit hält sich nur bis ins und webe dir ein welches kleid 17. jh.: sulhe ceche der metene werde beide sumircit und zur wftrmung auf die winterzeit MILLER gei. (1783) 61; wintiroit gliche an deme sunnetage behaldin Hohenfurter Benedictinerregel 11, 20 in: ztschr. f. dtsch. altert. 16, 243; hab kennen lernen all der n&chtgen Bterne beer und die den menschen sommer bringen und winterzeit dann wir wintterzeit sunst luzel kurzweil haben (t>. j. 1479) DROYSEN Ätehylue 41; privatbr. d. mittelalt. l, 208 Steinhausen;fliegenund freund es war nioht mehr sommerluft, wo der sinn der männer kommen im sommer, das ist im glück, winterzeit aber fliegen sie wider weg SEB. Fra^ok sprüehw. (1645) 1, 8 S ; fröhlich über der erde waltet, sondern harte winterzeit, wo sich sorge und groll erheben 6. FBEYTAO ges. w. 8, 94; wiewol es angender winterzeyt sich zugetragen HEBOLDFOBKB Oesners thierbuch (1563) 16; so einer hüner halten daz geblrge der erde ende zluhet. niemer wlrt dA wlntersztt, will, so fleiszig legen sollen, der musz sie winterzeit mit rtf noch snÄ niht frostes gtt einen warmen stall versehen Michael BÖHME viehartzney ULRICH V. D. TÜRLIN Willehalm 64, 27 Singer; (1682) 64; anders mit eßipse von hindurch: Je mehr die Winterszeit die zarte lelber druckt ZINKGRBP auserlet. gei. 31 ndr.: nun die ganze winterzeit ängstlich und beklommen kein wunder lsts, dasz deine rosen blühen, HEBBEL a. 6, 425 Werner; o schönes blld, bei rauher Winterszeit ZESEN verm. Helikon (1656) 2, 40; das hoffgesind bey einander in der hofistuben Winterszeit doch aber halt Ich wohl, die kUte und das schneyen kurtzweU hatt WICKE AM W. 2, 280 B.; wie offt ich in die und rauhe Winterszeit verderbt das Junge vieh finger gehauchet und geblasen, dieselbe Winterszeit zu erSCHMIDT geetrieg. rockenphiloe. (1706) 1, 241; wärmen MOSOHEBOSCH gesiebte (i960) 2,198; seine frau der eine stellt sich kaum die kraft als mOgllch vor, sprang einmal einer armen dienstmagd des nachbars bey, . . . In rauher Wintenzeit die wlttrung zu ¿tragen die vor seinem hause Winterszeit fiel CHB. F. WEISZE SCHWABS betuetig. (1741) 6, 389; kinderfreund (1775) 11, 119; dasz sie (die jungen männer) es ist über eine stunde weges, es ist Winterszeit — schlech. . . gelegenheit haben sich bey lust- und jagdpartien betes wetter, ihr solltet doch dableiben IOTLAND theatr. w. sonders Winterszeit zu bilden GÖTHE IV 41,84 W.; Winters- (1827) 2, 107; zeit bot der grosze stadtsee eine schöne gelegenheit zum 8 ls Winterszeit, der boden kracht Schlittschuhlaufen J . K E B N E B bilderbuch (1849) 294; K . STIELER gei. 3, 8 Reelam. aufschl&gen muasz mi wlntäazelt — winterzeitig, adj., während der winterzeit stattHARTMANN toUatchaxup. T. Bayern u. örterr. 324; findend: in langer und winterzeitiger bel&gerung ELEX vereinzelt mit artikel, vgl. mnd. des wintertydes bei SOBTT.-berümter ... lernte leben (1589) 1, 397. — winterzeitvertreib, m.: unsere Hallenser . . . sahen dem lieblichen MB-LÖBBEN 6, 736a: etliche Beyerschen... samlen diese Winterzeitvertreib (dem theaier) mit heiszer sehnsucht entding (erz) des Winterszeit in seck P H . B E O H Agricolas bergwerclcbuch (1621) 131; wann des Winterszeit die eisz- gegen L A U X H A B D leb. u. schicks. 6, 56. — winterzeige, fahrten kommenfischbüchlein136; als temporaler genitiv in f., mit Winterfrucht bebauter feldstreifen: es sollent ouoh analogie zu winters usw. gelegentlich winterszeits, winter - all efaden uf sant Martins tag gerech sin umb die winterzeigen (um 1400) weisth. 4, 284, vgl. wintazölgh N E U B A U E S zeits: so das gebirg winterszeits iiberschneyet STUMPF Egerländ. ma. 109. — winterzeug, » . : hossen von hübSchweizerchron. (1606) 606*; sehem winterzeug sehr. d. Osthegesellschaft 4,118. — winJetzt laullen wider starck und vest, terziohorie,/., im august gesäte, überwinternde Zichorie: so wlnterzeits gestanden, all flüsz und w&sser In arrest wintercicori v. HOHBERG georg. cur. (1682) l, 128. — bestrickt mit eyazes banden Winterzimmer, n., vgl. K R A M E R t.-ital. 2, 1366°: die SPEE tridinaeht. (1649' 119. winterzimmer sollen ihre fenster gegen ost-Süden . . . ß) pluralisch bis ins 17. jh. bezeugt: haben v. HOHBERG georg. cur. (1682) 1, 25; daz er winder zlten In das winterzimmer In einer gugel muost rlten flacht Ich vor dem herbst OTTOKAB V. STEIERMARK ötlerr. reimchron. 77614 Seetn.; BOCKERT ges. Mo. 2, 589.

reht als si (die kälte) daz wazzer tuot hie niden Winterzeiten — winterzug, m., winterfeldzug: K O N B A D V. MEOENBEBG buch d. natur 86,12 Pf.; sie mochdesz Schwabenkriegs ich nlt verglsz ten ire habe und frucht des ertrichs do behalten, auch und was ouch gschach z& Lugk&rlaz desz selben glychen Im winterzug Winterzeiten sich da enthalten städtechron. 8,44; wintertehvoeiz. tehatup. d. 16. jhs. 8, 40 Bieht. zeiten, wann wir vor ein ort kamen, zog sie sich in höchster kälte allerdings nackent aus GMMMHLSHAUSEIT 2, S49 Kel- von dem winterzug der eidgnoesen gen Galeron STUMP» ler; daz reimein an der paum esten Winterszeiten kttmt von Schweizerchron. (1606) 757b; winterliche Wanderung: auf

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WINTERZWIEBEL-WINZER

WINZER

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dem winterzuge besucht der vogel Nordafrica BREHM tierl. 4,141; poetisch 'kalter gesichtsausdruck': . . . bis bitten, küsse, klagen den rauhen wlnterzug von seiner stlrne Jagen OiiTHB 9, 5 W.

form durch, die aus einem dialektgebiet stammt, das nicht diphthongiert und vocalische länge vor n + consonan» kürzt, wahrscheinlich dem gebiet westlich des Oberrheins, vgl. winzer MARTIN-LIENHABT 2, 842, wenzer lux. ma. 484. bedeutung und Verbreitung, entsprechend lat. vinitor bezeichnet winzer zunächst und WINTERZWIEBEL,/., name einiger zwiebelarten; für den johannislauch (attium fistulosum), vgl. PRITZHL-JESSEN zumeist den arbeiter im Weinberg wie Tatian 124, 2 (s. «.); 18, NEMNICH wb. d. naturgesch. 652, winterzwiefel UNOEB- so wurde z. b. in Österreich zwischen winzer als dem weinKHULL 636a; für den Schnittlauch (allium schoenoprasum) bergsarbeiter und hauer als dem weinbergsbesitzer unterNEMNICH a. a. o.; für die Schalotte (allium ascalonicum): schieden, vgl. KRETZSCHMEB Wortgeographie 238 anm. 4 cepa sterilis, aacalonica, hiemalis ... eschlauchel, winter- nach POFOWITSCH voc. austr. 1, 170; in neuerer zeit gilt zwiebeln PANCOVIUS herb. (1678) 104; nicht naher bebesonders westdeutsch auch der seinen weinberg bearbeitende stimmt: nimb ungelöschten kalch, drey oder vier winterund wein verkaufende Weinbauer als winzer, vgl. so bereits zwifel, temperiers mit branttenwein SEUTTEB hippiatria HEINRICH HESLER apokalypse 5159 (s. u.); weniger aus(1500) 321; winterzwiebeln, weil man sie gegen den winter gebreitet ist die anwendung auf den travbenhüter oder bannsäet, dasz man im frühling junge zwiebeln habe MABwart, vgl. SEILEB Basler ma. 316, MAKTIN-LIENHABT 2, PEBOEB Icaufm. •mag. (1708) 265; dieses gewächse . . . 842, bzw. den herrschaftlichen aufsichtsbeamten über den theilet man in rothe und weisze sommer- and winterWeinbau wie weinzierl früher in Österreich, vgl. M. HEYNE zwiebeln ein aüg. haush.-lex. (1749) 3, 811; hausaüert. 2,106 anm. 38. die mundartliche verbrätung von winzer bzw. weinzierl ist heute auf das elsäss. -luxemb. einerals ich geendet hatte meinen gStterfrasz, der gewürzt war mit mancher winterzwiebel seits und teile des bair.-österr. anderseits beschränkt; schwäOKTLEPP lieder e. polit. tagw. 103. bisch -rheinfränkiach gilt dafür weing&rtner, ostfränk. WINTRIG, adj., s. winterig. häcker und weingartsmann, schweizer, und tirol. wimmer, WINTSCHE, f., name des buchfinken (fringilla caelebs), steir. berghold, hauer; in älterer spräche stehen auszerdem rebmann, weinmann, weingartmann, weinh&cker vgl. NAUMANN naturgesch. d. vögel 5,13. in concurrenz zu winzer, woraus sich dessen geringe WINTSCHERLING, m., name des schierlings (cicuta bezeugung im frühnhd. erklärt. virosa) nach PRITZEL-JESSEN 99, s. auch winscherling, wischerling und wutschierling. WINZ, f., bezeichnung der katze nach dem lockruf im thür., vgl. winz appelatio felium in Thuringia STIELES 2429; als winz, wienz ADELUNG 5, 248; diminutiv winzchen HERTEL thür. 258; auch winze KELLEE thür. 48; vgl. VILMAB kurhess. 455.

'WINZE, f., name der weindrossel (turdus iliacus), vgl. wintze tylae DIEFENBACH gl. 6S8b: (es wird) winsel oder wintze von seiner stimm wägen genennt HEUSZLIN Oesners vogelbuch (1557) 203A; auch winzel NEMNICH 652; s. weiter winse, winsel.

l) die formen mit l-suffix, die sich aus ahd. winzuril entwickelt haben, stehen durch den ganzen Zeitraum bis in die moderne österreichische Umgangssprache durch; vereinzeltes winzurnel bei WELLIE AM S. U. 3. a) echte entwicUungsstufen winzuril, winzürl, weinzierl, weinzerl, weinzörl u. ähnl.: mit thiu quimit ther h&rro thes wingarten, waz tuot her thanne thSn winzurilon ( = calonis)l Tatian 124, 4, vgl. winzuril vinitor (12. jh.) bei GBAFF 5, 692;

der wlnzurl dA den kelser sich ergetzen bat LohmtriN 3422 Rüekert; der tao bedutet die vrlst 'WINZE, /., dasselbe wie binse (». dort): alle gemach die wile die werlt stende Ist, und galerien waren mit geflochtenen decken und der wlnzurl Ist gotes BUH und der wingarte sin kun Wintzen belegt NEUIIATB T. RAMSZLA reise in Frankreich HEINRICH HESLEB apokal. 5159 Helm; (1620) 199. diphthongiert: WINZEL, n.f, 'weinberg, Weingut'(f); vereinzelt auf. . . enhatt so vll welnes nicht, tretendes wart, vielleicht deminutiv abgeleitetes 'winz 'weinals mir sein welnzurel glcht berg', lehnwort aus lat. vinetum: ein wintzel mit matten HEINRICH Y. NEUSTADT Apolioniut 13464 Singer; in Moneltzwiler bann bei SCHERZ - O BERLIN 2042, vgl. di schidunge . . . di zwischen in und Gottschalcken unter Ortsnamen wie Winzeln (dtt Winzelun), Winzerhausen den weinziireln und seiner hausfrawn . . . geschehen was (alt Winzil-), Winzlau, Winzelstein u. s. w. FISCHER (v. j. 1300) monum. boica 3, 667; irer nachtpawern, daz ist schwäb. 6, 1, 868 neben namen auf Winzen-; vgl. KISCH Hainreich an dem aigen . . . und der weinzürl (v. j. 1324) vergl. wb. 247b . urkundenb. d. landes ob d. Enns 5, 382; so schale ich . . . WINZEL, adj., 'sehr klein', deminutive bildung au» meinem weinzurel drew phunt (v. j. 1346) fontes rer. austr. winzig, vgl. die erweüerung winzelig (s. winzig köpf): red- II 10, 310; hat ein weinzürl von Kneiting ein zimblichs lich gesinnete hertzen werden dieses winzel und geringe mölterlen mit zeitigen amereln auff offem marckt fail schriftel erst bedachtsamlich gantz durchlesen jesuiter gehabt städtechron. 16,162; wie ietzo die weinzürl s.Urban rahtsstube (1684))( s a . — winzelklein, adj., was winzig- (verehren) TUBMAIR 4,176 Lexer; Sixtus der fttnffte, dessen klein s. dort. vatter ein vignarvolo oder weinzürl (war) ABRAHAM A s. CLARA Judas (1689) 2, 249; vereinzelt als 'weinhändler, 1 WINZELN, vb., 'winseln' s. winseln. küfer' aufgefaszt, vgl. winzurel vel schroter der wine vina»WINZELN, vb., 'sich wälzen' s. wenzeln. rius DIEFENBACH gl. 619°; seit dem 16. jh. meist entrundet, WINZER, m. vgl. weinzierle vinitor SCHÖNSLEDER prompt. (1619) N n 6 a : der zorn des ewigen weinzierels Jesu Christi J. GRÜWBECK herkunft und form. veränder. d. stände (1522) D l b ; khaines herrn weinzierl das schwanken der wortgestdlt macht wahrscheinlich, (soll)... one seines herrn geschafft in die weingartten dasz winzer aus lat. vinitor(em) entlehnt, aber früh eingedeutscht ist und schon ahd. als winzuril mit aiUehnung an gehen (v. j. 1576) weisth. 8, 708; das ausgebreste haist man die nomina agentis auf- il (butil, wahtil, weibil) zum verbal- bei den bairischen weinziereln ein schmalzkauhen hausstamm zeran gezogen wurde; nur mhd. erscheinen winzurn, halt, in Vorwerken 81 Ermisch - Wuüke; die weinzirl (iceinprüferf) soll man (folgendermaszen) halten ('bewirten') winzurne, winzärne; die formen winzure, winzer, winzir finden sich nicht vor dem 12. jh. bezeugt; ob sie directe nach- (v. j. 1607) österr. weist. 8, 252; (im märz musz der hauskommen von vinitorem sind oder secundäre Verstümme- wirt) acht haben auf die weinzierl, dasz sie mit dem rebenschnitt recht umgehen v. HOHBERG georg. cur. (1682) 1, lungen von winzuril, ist nicht zu entscheiden, im mhd. ist a winzQrl die geläufigste form, die nhd. diphthongiert und 114; dialektisch vgl. weinzierl UNOEB-KHULL 628 , HÜOKL entrundet als weinzierl u. ähnl. im bair. -österr. fortlebt; nhd. Wien 188, wainziarl CASTELLI 263; mit suffixaler erweüewinzer setzt sich erst mit dem 17. jh. als schriftsprachlich» rung weinzierler WEBEB öcon. lex. 644, weinzierling KAL-

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WINZER

TEN BACK bergrechle 10,116; mit vocalschtDächung im zwei-

ten wortteil: swelher weinzerl von dem Weingarten vert (um 1280) monum. boica 36, 1, 620; weinzerl, hecker TUBMATR L , 6 5 8 Lexer; weinzerl L E X E B hörnt. 2 6 4 , T J N Q E B KTTTTTT. 6 2 8 A ; mit vocalsenkung winczorle vineator D I E F E N B A C H gl. 6 2 0 B , vgl. weinczörlermeister Neumarkier rechtsbuch 3 6 9 Meinardus, weinzörlambt S E L H A M E B tuba analogiea (1698) L, 121.

b) mit dialektischer umbildung als weinzödel, weinzötel, weinzedel, weinzetel u. ährd. im bair.-österr., vgl. W E T N H O L D bair. gramm. § 1 4 7 d : was ain herschaft alhie . . . zu vermelden hatten . . . von wegen aines weinzodl (v. j. 1679) österr. weist. 6, 92; so würd allen . . . pergholden, underthanen und weinzötln . . . verbotten (v. j. 1730) 6, 374; alsz würdet . . . allen underthanen, pergholden und weinzötlern . . . anbefolhen (v. j. 1730) ebda; auszer des einigen weinzedel des löbl. frauenstäfts Mährenberg, weil solicher nur ein brodtdiener und kein eigentfimber ist (v. j. 1734) 6, 402; ingleichen were von den knechten, pauernsöhnen, inwohnern, weinzedlen strupfen richten will (v.j. 1730) 10, 207; es sind nämlich die Marbacher haner und weinzettel zu drei dritteln ungottselige leut v. H A N D E L - M A Z E T T I Jesse u. Maria ( 1 9 1 1 ) 1 4 9 ; vgl. weinzedl, weinzettl W E B E B öconom. lex. 6 4 4 ; entsprechend im neueren diakld als weinzetl arbeitsmann im weinberg N I C O L A I österr. idiot. 1 4 1 , wainzödl C A S T E L L I 2 6 3 , weinzedl U N G E B - K H U L L 6 2 8 ® , weinzettel S C H M E L L E R - F B . 2 , 9 2 8 ; auch mischformen aus weinzierl und der wortgestalt mit d treten nicht selten auf: und von den armen des landes liesz er vtoinzirdel und ackerleut erste dtsche bibel 5, 466 Kurr.; den weinzierdlen musz man nicht gestatten, dasz sie die Stöcke ausmustern dörffen v. H O H B E R G georg. cur. ( 1 8 6 2 ) 1 , 3 4 8 A ; (weinbergbesitzer, welche sich) auf ihrer weinziedel . . . zweiffelhaffte Versorgung und treu verlassen 1, 330; ist darum kein rebmann, der die trauben ablesen kan, ist darumb auch kein weinzitier P A B A O E L S U S Chirurg, bücher u. sehr. 173 Huser.

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W I N Z E R

ein gebäude bey einem Weinberge nöthig, in welchem . . . der wintzer seine wohnung hat Z U T O K E Bcon. lex. ( 1 7 4 4 ) 8145; sein weinberg gränzt an die besitzungen eines . . . reichen herrn, der sich einen winzer, namens Puf erkoren hatte B A H R S T gesch. s. lebens ( 1 7 9 0 ) 4 , 2 6 1 ; in rebländern werden die winzer und alle für die Weinlese beschäftigten . . . personen das herbstvolk genannt v. H A L L E S restaur. d. staatswiss. L, 439; bildlich: . . . leb wohl, mein söhn, den winzer ruft der herr In seinen garten

GRILLPARZER it. u>. 6 , 2 3

S.;

speciett als 'traubenhtiter': der allda wohnende winzer bereits vor etlichen jähren einem apricosendiebe die waden voller gehacktes bley geschossen hatte d. Leipz. aventurier

(1766)

L , 6 7 , vgl.

MABTIN-LIENHABT

2, 8 4 2 ,

SEILEB

Basler ma. 316. ß) für den selbständigen Weinbauern: ein winzer, welcher spät nnd früh mit saurer, doch gelungner müh der selbgtgepflanzten reben wartet WEIOHMANN pveiie d. Niedersachien ( 1 7 2 1 ) 6 , 2 7 1 ; dasz es (da» mSdchm) die weine besorge, sobald sie vom winzer oder vom kauimann geliefert, die weiten gewölbe bereichern GÖTHE L, 3 0 2 TP.;

die stadt gehörte zu jenen kleineren, deren . . . bewohner . . . fast ebenso gut winzer wie bürger genannt werden können H O L T E I erzähl, sehr. 2 0 , 3 ; ein winzer an der bergstrasze, wo guter wein wächst L . A T J B B A C H E B volksbüchl. ( 1 8 3 9 ) 2, 1 9 0 ;

ist der jannar nicht nasz, füllet sich des Winzers fasz

KÖRTE tprichw. 549.

y) ganz allgemein für einen mit weinbau beschäftigten, besonders in der weinlese tätigen mann: andere wollen, dasz von den wintzeren oder weinhekkeren die ersten gedichte gesungen worden H A B S D Ö R F E R frauenzimmergesprächsp. ( 1 6 4 1 ) 5 , 4 6 8 ; es wird ein prediger auch einem weingärtner oder wintzer verglichen d. gewissenhafte prie-

2) formen ohne suffixale erweiterung. ster (1694) 16; a) in älterer spräche und mundartlich weniger häufig bean dem kalklchten fels hängt von dem morgen zum abend zeugt, vgl. winzure vinitor ( 1 2 . jh.) bei G B A I T 6 , 6 9 2 , weineuer winzer mit emsiger hacke, der reben zu pflegen tzure (voc. v. 1 4 3 7 / 8 8 ) bei L E X E B kämt. 2 6 4 , in wintzerlon ZACHARIAS poet. »ehr. (1763) 4, 67; (v. j. 1393, Oebweiler i. Eis.) in: Mone ztschr. f. gesch. d. Oberrheins 7 , 1 8 7 : von winzirn (Überschrift in hs. B) d. teu(ich) sah den emsigen winzer die rebe der pappel verbinden GCTHE 1, 3 0 7 W.; fels netz 11368 Bar.; wen die geburschaft kuset ze winczere (technischer leiter des Weinbaus), dem sol es der poetisch gern als froher, singender, jauchzender arbeiter darschulth. lihen an mins herren statt (16. jh., Bühel i. Eis.) gestellt: weisth. 4 , 1 2 5 ; mit man und weiben, Weingarten und weinleset, keltert, füllt die fäcser, Juch, Ihr wintzer habt es gut! ziren, Zinsen und gülten T U B M A I B W. 1 , 6 7 Lexer; die G. TREUER deutscher üädalus (1675) 1 , 1 5 2 ; winzer und rebenbauern wollen den weinwax nach disem tage (s. Urban) judiciren haush. in Vorwerken 252 da laszt uns hin, da laszt uns springen, und mit den wintzern lustig singen Ermisch- Wuttke; mundartlich winzer (neben winzner HIKRIOI ernst-, teherzh. TT. tat. ged. (1727) 3, 422; s. u. 4 ) M A R T E N - L I E N H A R T 2 , 8 4 2 , wenzer lux. ma. 4 8 4 , winzer C H R I S T A Trierer ma. 2 1 8 . lauter tönt am helszen rebenhügel, mutiger des Winzers Jubelruf b) in nhd. Schriftsprache ist seit dem 17. jh. die form HÖLDERLIN gee. dicht. 1 , 1 2 6 Litzm.; winzer mit kurzem stammvocal geläufig, die auch ins österr. allenthalben frohe und singende winzer, die ihre schätze eindringt (s. unten winzerlied), vgl. wintzer, ein Weinbauer einsammelten T I E C K sehr. ( 1 8 2 8 ) 6 , 1 3 0 ; von allen bergen vinitor H . D E O I M A T O B thes. ( 1 6 1 5 ) reg.; wintzer, räbmann bis tief ins land hinein sangen und jauchzten die winzer vigneron H U L S I T J S - R A V E L L U S dict. ( 1 6 1 6 ) 4 1 6 » ; ein wintzer, wingertsman, rebenman D U E Z nomencl. ( 1 6 6 2 ) 1 4 5 ; ver- E I C H E N D O R F S. w. 3 , 1 6 . 3) die n-formen winzurn, winzurne, winzürne sind nur einzelt auch diphthongiert verzeichnet: weingärtner, wein* tzer, wintzer K B A M E R t.-ital. 2 , 1 2 9 9 C ; in den neueren be- für die ältere zeit, namentlich im alemann, gebiet belegt und aus winzurl durch assimilierung des 1 an das n legen läszt sich nicht überall sicher entscheider ob winzer den angestellten weinbergsarbeüer, den nur für die Wein- von win entstanden; auffällig und vereinzelt bleibt spätahd. ernte bestellten wtinleser oder den freien, einen weinberg winzurnel, das wohl additionsform von 3 und L ist, vgl. besitzenden (bzw. in älterer zeit den hörigen) Weinbauern doh ich minen wingarton bevolhen habe den winzurnelon, also du zelist, die sin huoten WTT.T.TBAM 1 4 6 , 2 bedeutet. Seem., winzurnela 144, 2; winzuro vinitor (14. jh.) vocab. a) alt arbeitet, angestellter weingärtner oder höriger Wein- opt. 29 Wackern.; winzürne Würzburger Sbrickerhandschr. bauer: iL 9LB bei HOFFMAOTJ V. FALLERSLEBEN fundgr. 1, 3 9 8 : der wintzer Zinsen wird elm frembden herren was er von dem welnwacbs nur wird begeren das kumpt denn vom welnzurnen dar A . LOBWABSHB calumnia (1888) 68; i. teufels neu 11851 hanitthr. O (um 1146) Bar.; auch Weinberge waren an der Mosel, am Rhein, In B&iern, wolt ieman sinem winzümen ze imbis drinken in den man hielt auf gute reben, der unfreie winzer hatte sie in garten senden, daz mag er wol tnan (um 1400, Überlingen) pflege G. F R E I T A G ges. w. 1 7 , 3 0 4 ; endlich ist auch noch in: Moxa ztoehr.f. d. gesch. d. Oberrheins 10, 811;

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WINZER—WINZERIN er wart gefangen von zwain weinzürn, dy in wider gen Wien warn fflrn M. BEHEIM buch v. d. Wienern 256,6.

4) mit anderen selbständigen sußixsilben gebildet als Winzler, winzner auftretend: wan wintzler innent dem etter kommen zu werksz, wasz sy dan einanderen thuen, da hat auch ein herr der abt über zu richten weisth. 1, 288, vgl. Winzler SEILEB Basler ma. 316, winzlerruet STAUBTOBLEB 6,1839; vintzeller nach HÖFEE etym. 3, 278 in Ungarn; ein fein gleichnis vom weinstock, wintzener und reben J. MATHESIUS Syrach (1586) 8 A , vgl. winzner MABTLN-LIENHABT 2, 842, SEILEB Basler ma. 316. W I N Z E R A R B E I T , f.: eine gebetsarbeit für kirchengemeinden beschäftigte sie (Katharina Emmerich) einen theil des jahres 1820 unter den Sinnbildern der m ü h seligsten winzerarbeiten nach bedürfnisz und jahreszeit CL. BRENTANO ges. sehr. (1852) 4, 331. W I N Z E R E I , f., weinbaubetrieb: des gotshaus weinzüerlei zu Gambs (v. j. 1638) österr. weist. 10, 246; meine mutter hat die wirthschaft geführt, eine winzerei, w o man arbeitet und lebt ROSEGGEB sehr. I 2,143, vgl. weinzerlei UNGEB-KHDLL 628 a . — w i n z e r e i w e s e n , n., dasselbe: und nahm ihn mit sich fort nach dem herrenhause, ziemlich weit von dem kleinen winzereiwesen R . H . BABTSOH d. deutsche leid 146. — W i n z e r f e s t , n., das emtefest der Weinbauern nach der traubeniese: auf einem welnberg tanzte sie bei einem Winzerfest W. MTTTIER ged. 106 Batfidd; es handelte sich darum, sie am tage des Winzerfestes zur hand zu haben G. KELLEB ges. w. 7, 169. — w i n z e r g e n o s s e n s c h a f t , f.: als centralstelle f ü r die lokalen Winzergenossenschaften besteht das 'niederösterreichische winzerhaus' hwb. d. staatswiss.* 3, 132. — w i n z e r g e s a n g , m.: anfl da hebst nun wlnzergessng . . . an J. H. Voss ». ged. (1802) 3,180. — w i n z e r h a c k e , / . , das gerät des winters zur auflockerang des bodens: die kartofieln werden mit einer winzer hacke aufgehauen TEAEB gründe, d. rat. landwirthsch. 4, 219. — w i n z e r h a u e , / . , dasselbe, vgl. wintzerhaue zappa da vignaruolo TTMURKN t.-ital. 1, 634": heute heiszts aufhacken, sagte der Belgier eintretend, und schwang eine massive winzerhaue in rüstiger faust KÜBNBEBGEB noVellen 3, 271. — w i n z e r h a u s , » . , im sommer bewohntes haus des winzers im Weinberg: sodann zu der zerfallenen, in ein winzerhaus verwandelten Capelle des heiligen R a banus GÖTHE 34, 60 W . ; Bcbon auf des Weinbergs höbe schreitet er (der abt) bei dem kleinen wlnzerhans C. F. MEYER ged. (1900) 74; anders, die geschäftsstette der winzerverbände s. unter Winzergenossenschaft. — W i n z e r h ä u s c h e n , n.: das vordach dieses winzerh&uschens gewahrte guten schütz G. KELLEB W. 6, 148. — w i n z e r h i p p e , - h e p p e , /., das krumme messer des wimers zum beschneiden der reben, vgl. wintzerheppe serpa da vignaruolo KBAHEB t.-ital. 1, 666»:. die gartenhippe hat keinen geraden griff wie die wintzerhippe, sondern ein krummes hefft ZINCKE öcon. lex. (1744) 1176. — w i n z e r h ü t t e , / . , was winzerhaus: des welnes reben zart versch&mt umspinnen die winzerhütte hart an abgrunds rand v. GAUDT ». u. 23, 9; vgl. STAUB-TOBLEB 2, 1783. W I N Z E R I C H T , w i n z e r i g «.winzig. W I N Z E R I N , f., weibliche arbeiterin im weinberg, besonders die weinleserin: die winzer l&rmen voll muth, von winzerinnen begleitet . . . sie sammlen, aeegnender herbst, begierig deine geechenke QIBBKB poet. K. (1767) 118 Gärtner; . . . Jeder schönen winzerin, die uns die tranben 1*8 HÖHT ged. 190 Halm; wie blumen wachsen Immer neu, wie winzerinnen tranben schneiden P l a t e s K. 1, 58 Redlich; XIV. ».

WINZERKARST—WINZERTANZ

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die frau des wimers, vgl. winzerin vinitoris uxor STIBLEB 2479: von der küche kam die winzerin herein ROSEGGEB sehr. I 12,42. — w i n z e r k a r s t , m., was winzerhacke: (wir) gehen her, wie die andern Türcken und Muscowitter, mit den oberb&rten, die uns über das maul wie ein bratworst oder wintzerkarst hengen M . CHB. IBENAETJS Wasserspiegel (1561) o 4 a . — w i n z e r k l e i d , n . : ein junger mann im w i n z e r k l e i d e . . . spielte die zither E . EHBHABDT die toahlverwandten (1817) 63. — w i n z e r k u n s t , /., die bunst des Weinbaus: und der, wie an dem bild war eigentlich zu sehen, die krumme Sichel hielt, wie er wol kunt bestehe^ mit seiner wintzerkunst M. SOHIBMEK Virgil (1668) 827; wenn man die hippe verwahren soll, dann ist die gereehtigkeit nüzlich insgemein, . . . wenn aber gebrauohen, dann die winzerkunst SOHLXIEBMACHEB Piatons w. 6,83. W I N Z E R L , m., was winzermesser nach SAHDEBS 2, 2, 1623. W I N Z E R L I E D , n.: wann man hört das winzerlied, das der freche keltertretter singet HABSDÖRFEB poet. trickter (1663) 8, 258; angemerckt . . . die weltliche Weinarbeiter . . . offt solche wintzerlieder hören lassen, dafür einem züchtigen gehör musz eckein VALVASOR ehre d. Herzogtums Crain (1689) 1, 286; er hörte die winzerlieder klingen TIEOK sehr. (1828) 18, 161. — w i n z e r l o h n , m., auch n.: was ouch zinse von dem . . . bletz reben gehört, den sol ein huscomendir inen abtragen, one den wintzerlon (v. j. 1393) in: MONE ztschr. f. d. geseh. d. Oberrheins 7, 187; ferner so soltu auch b e t r a c h t e n , . . . was das wintzerlohn sein musz E . A . v. DEHN weinbaubuch (1629) 11; bildlich: da fielen wir mit macht hernieder, und zahlten ihnen winzerlohn G. KELLER ges. a. 9, 255. — w i n z e r m f t d e h e n , n.: braune winzermAdchen trinken sittsam mit beim ehrentanz FE. KIND ged. (1817) 1, 262. — w i n z e r m a h l , n., mahlzeit der weinbergsarbeiter: sieb! beim frohen winzermahle bent die Schönheit Ihr die sehaale J. G. JAOOBI «. w. (1807) 6, 260; als es zum üblichen winzermahle ging, . . . setzte sie ihn unten an den langen tisch, aber neben ihren eigenen platz G. KELLEB ges. w. 6, 218. W I N Z E R M E S S E R , » . , was winzerhippe, vgl. « i n wintzermesser falx putatoria B . FABEB thes. (1687) 684 a ; vereinzelt auch winzmesser, vgl. wintzmesser falx vinitoria STEINBACH 2, 59: diesem folgte graf Dietrichstein und hatte die zwey wintzermesser . . . zum sinnbilde ausersehen LoHENSTEm Arminius (1689) 2, 1663a; ebenso noch modern üblich. W I N Z E R N , vb., junge verbalbildung zu winzer 'das winzergewerbe betreiben': Bacchus mit winzernden eroten K . O. MÜLLES archäol§ 390, 3; in der h e i m a t , . . . w o die voreitern winzerten Jos. PONTEN im Wolgaland 174. — w i n z e r r e g e l , f., 'winzerregeln, erfahrungen, nach welchen die winzer eine gute Weinernte für wahrscheinlich halten' KBÜNITZ 239, 360; regeln d i Weinbaus: die ihr jungen Seelen keine stillen stunden gönnt, sondern um d e unter dem stäubchen ihres blühenden weins gegen alle winzerregeln mit behacken, bedüngen, beschneiden hantiert JEAN PAUL W. 15/18, 58 H. — w i n z e r s o h u l e , f.: (man) eröffnete . . . eine winzerschule aüg. dtsche bibl. 68, 617. — w i n z e r s e g e n , m., poetisch für den wein: wann wir unsre kalte migen nach der sauren arbeitzelt hltzen mit dem wintzeraegen In beschrankter fröllchkelt HABSDÖBFEK frauemirnmergetpräehip. (1641) 6, 463; für die Weinernte: eine so sp&te, erst nach unsrer jahreswende erfolgte feier des winzersegens ED. GEBHABD akad. abhandl. 2,150. — w i n z e r t a n z , m.: der winzertanz beleidigte weder ein keusches äuge noch die leuchtende L i m a H . HANKE die Schriftstellerin (1881) 82;

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WINZERTUM—WINZIG

erntetest I winzertanz ! Ährenkranz I traabenkranz ! C. F. METER gei. (1900) 3S3. — w i n z e r t u m , n., das amt des technischen leiters für den Weinbau: so gelttent zwene winczerton xvi ß, der sint die zweyteil mins herren, der dritteil des schulth. (15. jh.) weisth. 4,125. — w i n z e r v e r e i n , m.: hinsichtlich der genossenschaftlichen absatzbestrebungen sei noch auf die centralgenossenschaften der winzervereine hingewiesen hwb. d. staatswiss.a 5, 483. — w i n z e r v o l k , n., der häufen der winzer und winzerinnen: der most wurde vom . . . winzervolk die berge herabgefahren BETTINE Qöthes briefw. m. e. kinde (1835) 1, 87; und singend kehrten winzervolk und schnltter (heim) D. v. LILIENOEON ». w. 9,113. — w i n z e r z e i t , f., zeit der Weinernte: gleichwie man darum den weinstock nicht wegräumt, ob er gleich annoch unbeträubelt ist, sondern der rechten wintzer- und weinleszeit erharret E . FRANCJISCI wol der ewigheit (1717) 265. — winzerzimmer, n., gaststube, in der wein ausgeschenkt wird: weinzierlzimmer, fand Ich in den Wiener Zeitungen, ohne es zu verstehen F B . NICOLAI beschreib, einer reise durch Deutschi. (1785) 5, beil. 141; vgl. modern winzerstube, winzerkeller für dasselbe.

WINZIG

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Umbildungen im suffix sind nicht selten, vgl. winezing rechtsb. n. distinet. 291 Ortloß, winzicht GEISLEB romanzen (1774) 21, STIELER stammb. (1691) 2429, winzerig, winzering, winzericht, winzern, winzer in winzeres männlein ebda, vgl. winzernklein JECHT Mansfeld. 126a; deminutive ableitung ist wintsalik, wuntsalik MARTIN-LIENHART 2, 842, wunzelig FISCHEB Schwab. 6, 1, 868, wunzerlich (18. jh., Straszburg) nach SOHEBZ-OBEBLIN 2042; winzerling, winzerlich (18. jh.) bei MÜLLER-FRAUREUTH 2, 670.

bedeutung und gebrauch. winzig ist zunächst nur verstärktes wenig und wird in der gleichen allgemein quantitativen verwendungsweise sowohl substantivisch wie adjectivisch gebraucht; nhd. zieht sich winzig mit dem 17. jh. in der Schriftsprache fast ganz auf adjectivischen gebrauch als bezeichnung der körperlichen oder räumlichen grösze zurück, während wenig sich zur mengenbezeichnung verengert. 1) als bezeichnung einer sehr geringen menge oder anzahl, vgl. also wenig, alsus winezig tantiUum (voc. a. d. anf. d. 15. jhs.) DIEFENBACH gl. 573 A , wynezig pusittum 474 B . a) substantivisch gebraucht 'eine sehr geringe menge'. a) in älterer spräche oft noch mit partitivem genitiv verwendet; mit unbestimmtem artikd, vgl. ein wenig, winezig W I N Z I G , adj. aliquantvlum (voc. d. 15. jh.) DIEFENBACH gl. 2 3 A : ein Herkunft und form. winzig paumöls mag. Bartholomei practica 163 bei LEXEB seit dem 14. jh. bezeugte bildung, die zweifellos aus be- 3, 922; ain winezig schöner geraten cod. germ. monac. 592 deutungsverwandtem wenig (mhd. wênec, weinic) abgeleitet bei SOHMELLER-FR. 2, 963; ein wyntzig schlafftruncka ist; eine befriedigende erldärung des z, das wohl intensivie- TererUins (1499) 1 9 " ; auch ohne artikel, vgl. wentzig melbs renden Charakter hat, fehlt bisher; vermutlich liegt eine art farinvla DIEFENBACH gl. 225°: was fragstu viel? gleichsam als ob du nicht sähest wie deren so wentzig sind, so sich mundartlicher neuschöpfung vor, die das eteigerungsmittel der weiber enthalten ST. HORIUS dialog. (1558) N 8 A ; ich den verbalen intensivbildungen auf -z(en) entnehmen und sich formal an die alte doppelung einig-einzig anlehnen het vor den jaren auch des Bauschers arbayt ein wintzig JOH. NAS antipapist. eins u. hundert (1567) konnte; dialektisches klinzig neben klein ist keine parallele, zusamgeraspelt 2, vorr. 6 b ; und wechset wentzig wines oder kornes do da klinzig nur verkürztes kleinwinzig (vgl. teil 5, sp. 1132) OTTO DIMUEBINOENSIS reisbuch (1609) 43 nach SOHEBZdarstellt; SCHMELLEBS versuch (SOHMELLER-FR. 2, 963), OBEBLIN 1986; er hat erleuttert die ding, die vor ze gering winzig als winsig zu Winsen wie wenig (weinic) zu weinen zu ziehen, scheint verfehlt, weil formen mit s nicht belegt sind waren, und der schlifft, der vor ze winezig (rar. waintzig) und die bedevtung ausschlieszlich der jüngeren quantitativen was. aber der do vor ze vfl ist gewesen und ir itzliche, hat Verwendung von wenig entspricht; der Übergang von â (ei) zu er steckt und durchlöchert erste dtsche bibel 3, 38 Kurr. i unter einfiusz dès nasals und kürzung vor doppdeonsamans ß) zum adj. gebrauch überleitend mit objectsaceusativ erklärt sich ohne Schwierigkeiten, da auch wenig im mhd. verbunden: also soltu die tötter nemen von den ayren früh als winig, wienig, wing auftritt, vgl. LEXEB S, 761 ; und ain wintzig mel darunder kochbuch in; ztsc.hr. f . cUsch. neben winzig steht in älterer spräche gelegentlich noch altert. 9,372; deshalben das in demselbigen Tesain wintzig weinzig, vgl. weinezig paucvlum (voc. v. j. 1429) DIEFEN- traidt wachsen, so müssen sy sich mit fiech erneren zum e BACH gl. 417 , waintzig erste dtsche bibel 3, 38 (variante) groszern tail urk. z. gesch. Maximilians I. 414 Chmel; Kurr., weintzig HÄNICHEN 7 pred. (1614) 17, und öfter den du kanst dir selbst ermessen, nachdem wir winzig e wentzig (voc. a. d. 2. hälfte d. 15. jhs.) DIEFENBACH gl. 226 , reuter haben, das wir dieselben müssen zu häuf bringen wentzig ST. HOBIUS dialog. (1558) N 3 a , wentzig (v. j. 1609) (v. j. 1625) in: akten u. ber. z. kirchenpolit. Georgs von bei SOHEBZ-OBEBLIN 1986 u. s. w. Sachsen 2, 211 Oesz. mundartlich obd. und md. verbreitet, vgl. winzik LEXEB b) in Verbindung mit verben wird das substantivierte adj. kämt. 258, in winzi'kloan (vnnzigklein) SCHÖPF tirol. 319, als adverbiale bestimmung des sehr geringen maszes einer widerwinzig UNOER-KHULL 632, wintacha BAOHEB Latätigkeit gebraucht, doch bleibt dabei gelegentlich auch die sern 229, wintsoh TOBLEB appenzell. 449 A , bintsio SCHBÖEB mengenvorstellung bewahrt, vgl. ich hab wintzig geret von Oottschee 232, winzig ANTON Oberlausitz 6, 6 ; teilweise wirdikeit dis puchs erste dtsche bibel 3, 33 Kurr.; (das pferd neben wunzig, das sich aus Wortkreuzung mit synonymem hat) übel und wintzig geessen, des hungers nit erwört munzig erklärt, vgl. wêntsig und wöntsig FISCHER Schwöb. LEONRODT hymelwag (1617) bei FISOHKR schwäb. 6, 1, 868; 6, 1, 868, wentsik und wuntsik MARTIN-LIENHART 2-, 842, ähnl. noch im ostmd. winzig essen 'sehr wenig essen'ANTON winsio und wunsic LENZ Bandschuhsh. 78; winzig und Oberlaus. 6, 6; haste winzig gegessen, so beisz de wohle zu wunzig CBECELITTS oberhess. 919, KBHBEIN Nass. 1, 447, BOTHEB schles. sprichw. 404 A . SCHMIDT Westerwald. 329, BEINWALD henneb. 1 , 1 9 6 und 2, a) mit unbestimmtem artikd ein winzig: 142, oder nur als wunzig Coblenzer ma. (1869) 758, wunzi horchet mir ein wintzig vort: SABTORIUS Würzburg 135, wunzig SEILEB Basler ma. 319, der human von rechte sal . . . AUTENBIETH pfälz. 154, ASKENASY Frankf. 194, waunzig Daniel 1814 Hübner; (Bayr. Wald) SOHMELLER-FR. 2, 963, wuntsio MEISINGEB Rappen. 235, wunzet LOBITZA id. vienn. 144; mundartlich das der essieh ein winozig über die prisilig gang cod. germ. vielfach in steigernden Zusammensetzungen wie buder-, monac. 821 bei SCHMELLEB-FB. 2, 968; lass ye nit ab, heflt wuder-, wurmwinzig FISCHER Schwöb. 6, 1, 868, schnea-, ain wenig, morgen ain wentzig LEONBODT hymelwag (1617) luwinzik LEXEB kämt. 258; widerwinzig UNOER-KHULL bei FISCHEB schwäb. 6, 1, 868; das hat s. Paulus ein wintzig geruret ad Romanos LTJTHEB 28, 228 W. 632, budawinzi CASTELLI österr. 267, wnnuewinzig K B H BEIN Nass. 1, 447; milben-, mutter-, puderwinzig SANß) dann auch artikellos verwendet: rutels winezig (rüttele DBB3 2 , 2 , 1623, puppenwinzig SANDERS erg. 641; besones ein wenig) cod. germ. monac. 821 bei SCHMELLEB-FB, ders häufig kleinwinzig, vgl. teil 5, sp. 1132 und winzig- 2, 963; mich wundert aber nicht wintzig, was das regiklein (s. u.). ment drin suche (v. j. 1527) in: akten u. briefe z. kirchen-

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WINZIG

WINZIG

pdtit. Georgs v. Sachsen 2,837 Gesz; es hat mioh auch nicht wyntzigk darzu beweget das mandat, das konigk Ferdinand hat lassen auszgehen der lutteriachen halben br. v. land.gr. Philipp d. groszmiltigen an herzog Georg v. Sachten v. j. 1528 bei BÄNKE S. w. (1868) 6, 133; welchen (wortheiligen) gemelte artznei wentzig nutzet ST. HOBIUS dialog (1558) N 3 b ; es sey unmöglich, dasz sich ein mensch kefisch enthalten künn, so wintzig als einem unmüglioh das er essens und trinckens entboren möge JOH. NAS antipap. eins u. hundert (1567) 3, l l l a .

briefw. (1931) 6, 74; das zufällige wesen aber, das dem winzigen reichtum anhaftete, liesz mich seiner nioht froh werden G. K ET,T.En ges. w. 3, 260; wie magst du verhoffen, du werdest das grösze und tiefe geheimnis des dreieinigen gottes ergründen mit deinem winzigen verstände? L. AURBACHER volktbttchl. 2 (1839) 63; adverbial: am verstand isch s by däm . . . gar wunzigg bateilt bei MARTINLIENHART 2, 842; bei der anwendung auf kinder tritt oft die Vorstellung des geringen alters hinzu: (es) ist lesterlich züt gedencken, das von dem klainen, wintzigen lrinHlin Jesu seines gelidlin . . . so vil uberflussigs abgeschnitten sey J . STBAUSZ christenl. Unterricht (1523) B 2 B ;

c) unhäufiger adverbial als matzbegriff in Verbindung mit adjectiven und adverbien, vgl. ein winczig schwarz subniger (voc. d. 15. jhs.) DIEFENBACH gl. 561 A : ich muesz es ein

winzig gewisser erzelen, dann ir von der dritten ungewissen person klafft JOH. NAS br. v. j. 1573 im archiv f . d. getch. deutscher spräche (ed. Wagner) l, 62. d) alt adjectiv im ganzen wenig häufig bezeugt und nicht immer scharf von l a ß zu trennen, vgl. karckheit, wintzing bruchung, messigkeit, sparung parcitas MELBER V. GEBOLZHOFEN voc. pred.(i486) 7 b : waz man falsohes uff deme hantwerck findet an tuche, an wollen, an czu winzingen gengen (zu geringer fademahl), daz sal man alles uffenbar burnen rechtsb. nach distinct. 2C1 Ortloff; und hat dorvon bewert, das das zügeftiget ze wintzig ist gewesen erste dtsche bibd 7, 139 Kurr.; anders, wohl in gelegentlicher begriffskreuzung von grösze und menge aus 2 a abgeleitet: diese winzige blatel (wenige blätter gegenüber ganzen büchern)

ABRAHAM A S. CLARA merchs

Wien (1680) 36;

bitte, wenn sie können, nur ein paar winzige zeilen, dasz ich nicht länger unruhig sein brauche LEVIN SOHÖOKUTQ in:

A . v . DBOSTE-HÜLSHOFF br. (1893) 62

Sch.

2) als adjectiv seit dem 15. jh. alt bezeichnung für eine tehr Heine körperliche oder räumliche autdehnung bezeugt, vgl. cleyn, luczel, winczig pauxiUus (voc. v. an/. d. 15. jhs.) DIEFENBACH gl. 4l8 b ; diese Verwendung setzt sich im 17. jh. schriftsprachlich als die alleinige durch und beherrscht auch den dialektischen gebrauch, vgl. SCHMELLER-FR. 2, 963. a) vonconcretendingen 'sehr klein an gestalt, ausdehnung': a) 'von sehr geringer körperlicher grösze', vgl. wintzig mensohe pomiculo (voc. a. d. anf. d. 16. jhs.) DIEFENBACH gl. 44«B; gern als steigerndes synonymen neben klein: o herre, nun gesohicht es offt, das die klainen, wintzigen hündtlin gespeiszt und gesättiget werden TAULER sermonet (1508) 32*; wie klein oder wintzig aber unser steublein, beinlein oder unser glaszbröoklein sein, dennoch hebt sie unser gott fleiszig aufi MATHESIUS Sarepta (1678) 206B; weil denn nu dieses kleine, wintzige thierlein mit solchen wercken ombgehet, sollen wir hausveter uns dasselbige lassen ein beispiel sein G. EDELMAN hochzeitpred. (1580) R 5 A ; ein zartes, kleines und wintziges mänlein AEO. ALBERTLN ua zeitkürtzer (1603) 69 B ; absolut: das klaine kn&blin stalt er auff die presz und hies esz die winezigen trauben zertretten

dial. Greg. 17 bei SCHERZ - O BERLIN 2042; in den wintzig -

sten ameyszlein GUARINONIUS greud d. verwüst. (1610) 82; die kinder (in der Donauquelle) herumwaden und mit leiohten Strohhalmen die wintzige wellen trutzen ABRAHAM A s. CLARA etwas f . alle 2 (1711) 414; wintzerliohe brüste La PANSIV poet. grillen (1729) 125; nun miszt der spStter von der Seite der ganzen winzlchten person geringe läng nnd schmale breite and nickt: dein dlener, Jimgiersohn 1 GEISLBR romatuen (1774) 21;

und doch ist diese nur als ein winziger zwerg zu betrachten QÖTHX IE 9, 206 W.; das kind sähe fast winzig aus gegen des mannes hohe knochige gestalt STORM S. W. (1899) 3, 267; a wunzig's mandle LEXBR kämt. 262; hier ist der kunstreiche baumeister nur ein winziges vögelohen (der Zaunkönig) NAUMANN naturgesch. d. vögel (1822) 2, 2, 788; keine auoh die winzigste pflanze kann auf dem glatten feisen fusz fassen H. STEFFENS was ich erlebte (1843) 8,862; dieser scherz, der uns nur gar winzige körnchen des attischen salz es zu haben scheint KLOPSTOOK S. W. (1823) 12, 206; dann nahm ich ein winziges frühstück A. STIFTER

die gröszern brüder ätzen die winzigen geschwlster

ESOHENBÜKQ beispidtamml.

(1788) 6 , 7 ;

ich weisz noch heute recht gut, wie ich damals als winziges kind einen beinahe bitteren schmerz empfand A. STIFTER S. W. 2,134 3.; jez wisse's die wunzigste bieble SEILEB Basler ma. 319; im Schwöb, erweitert zur bedeutung 'niedlich' FISCHER 8, l, 868.

ß) 'von sehr geringer flächenausdehnung': ein wintzigs eckerlin ist under der stat Terentius (1499) 120A; diese alte traurige verlassene reichsstadt an der Lahn am abhange eines hügels mit winzigem gebiete, liegt in rauher berggegend K . J . WEBER Deutschland (1826) 4, 432; eines läoherlioh kleinen und niedrigen häusohens, das in einem ebenso winzigen garten gelegen war H. SEIDEL Leberecht Hühnchen (1899) 5; mit seiner ganzen langen und breitschultrigen gestalt . . . sasz er vor einem winzigen bildehen, an dem er malte G. KKT.T.KB ges. w. 2,138; sie ge-

langten auf ein winziges freies rund HANS GBIMM Volk ohne räum (1926) l, 67. b) auf inconcreta und abstracta angewendet, allgemeiner 'von geringem autmasz': mit eignem •.and wintzigem glauben JOH. MATHESIUS Sarepta (1671) I 8 l a ;

. . . wenn von der gotthelt man solch einen winzigen begriff sich machen kann

BTTOOKES ird. vergn. (1721) 4 , 4 4 6 ;

nichts ist widriger, als hundert Vorläufer und vorreiter zu einer winzigen lust zu sehen JÜAN PAUL W. 1, 376 Hempel; bis ein winziger zufall dem willen zu der determination verhilft JUSTI Winckdmann l, 328; das kann wipsl ein winzig wort BÜSOXB a. 287 BoDU;

nnd von leden wanzigen wort, da» wir wider gott hibn grödt holender bei LHXEB iirnt. 260; dieser winzige Unterricht (in militärischen dingen) wäre im zwanzigsten jähre . . . die sache eines monats JUL. v. Voss getch. m. milit. lauf bahn (1808) 250; ich weisz, du hast eine winzge meynung von meinem verstand CHB. BODE Thomas Jones (1786) 6, 388; so auch bei mengen- und verhältnisbegriffen: das kleine, das weintzige häuflein HÄNICHEN 7 pred.

(1614) 1 7 ;

wir schwarzen hosaren, wir winzige Schaar,... wir sind unsterblioh wie keine noch war HOmuKS •. FALLERSLEBEN get. tehr. 4, 332; (an) nnsere thaten mahnt nach einer winzigen zahl winziger Jahre nur solch ein Btarrea, farbloses abbild E . ABIKT iichtercharaktere

(1886) 132;

z. 6. eine winzige menge gift genügt; all diese arabisohe auszenwelt und Wirklichkeit (schrumpft) zu winzigem Verhältnisse zusammen gegen die bilder unserer unklar aufgeregten phantasie H. LAUBE ges. sehr. 6, 269; es ist eben derselbe Charakter, . . . der in verhältniszmäsiiger winziger ausdehnung in den haideländern Westeuropas . . . so oft beobachtet und besenrieben worden ist NEHRINO tundren u. steppen (1890) 6.

o) mit besonderer specialisierung vom sichtbaren auf da» hörbare, übertragen 'sehr gering an lautstarke, ganz leise': mit winzigem gekreisch vermeinst du den zu Ungnen, den des donners heroldsrni verkündet?

GBABBB W. Ii 203 Blumenthal;

32*

503

WINZIG-WINZIGKEIT

bis der klang ihrer tritte zu winzig wurde für sein scharfes ohr OTTO LUDWIG ges. sehr. 2, 814; da Ist endlich ein kleiner Bchiei, nur ein winziger, ihm entfahren A . y. DEOBTK-HÜXBHOFI tu. 1, t o t Seh.

d) mit pejorativer Wendung in verächtlichem sinne 'gering, geringfügig', vgl. das ist eine winzige sache eine kleinigkeit ANTON Oberlaus. 6, 6; so schon spätmhd. belegt: wan lr hie üi erden snochet Wollüste vil xuo sd winzigem zll buch der rügen 884 in; zischt, f. dtteh. altert. 2, 56;

bedachtig setzt er das problematische auseinander und wttnsoht eine weniger desperate erkläxung als jene, die eine erhöhung des mittelmeers zu einem winzigen zwecke für nöthig erachtet GÖTOE 60, 195 ausg. I. hand; hoch über den winzigen mächten dieser weit waltet sein (gottes) regiment BESSES bibelstunden (1877) 8, 1142; •unbedeutend': disz mein wintzigste gesondt- und heylbuchle GUABINONH7S greuel d. verteilst. (1610) dedicatio-2»; wegen eines rangstreites, den der gesandte eines winzigen gr&fleins angezettelt (hatte) L . HXOSSEB dtsche gesch. 1, 87; die gewohnheit des wiohtigthuns winziger gelehrter JVSTI Winckdmann 1,114; 'nichtssagend, geringwertig': sie . . . mahnen, ihre winzige, geist und herz verengende leserei . . . weit von sioh zu schleudern SOHUBABT leben u. gesinn. 1, 21; auch in seinen gedichten ist er (Schubart) überall gegen jedes winzige wesen, gegen Iris und Jacobi GEBvrtrus gesch. d. cltsch. dichtvng4 6,128; (unser) litteratorenwesen . . . ist nur winziger (als das Jacobineneesen) sehr, d. OOthegeseUsch. 18, 803; kurz ich möchte rasend werden über die verdammten und winzigen gemüthereyen CABOLTNE br. l, 232 Waitz; u m . . . in schwierige und pomphafte phrasen kleine, winzige gedanken zu verhüllen SOHOPENHAUEB io. 1,806 Chr.; vgl. wunzig 'schlecht' STALDEB 2,4B9. 8) als steigerndes adverb in formelhafter Verbindung mit klein seit dem frühnhd. auftretend: als aber nun die zeit verschlnen wäre, der schwanger perg gepare vor lderman aln wlnczlg klalne maus

WINZIGKLEIN—WIPFEL

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tuna) seine (Wellingtons) öde Winzigkeit zur sohau geben wollte, indem sie ihn auf das schild des sieges emporhebt HEINE W. 8, 490 E.; 'niedrige, kleinliche handlungeweise' : zerknirscht über die Winzigkeiten und erbärmlichkeiten dieser egoistischen weit BOB. SOHUHAOTT briefe 1, 2 Erler. — w i n z i g k l e i n , adj., häufige zusammenrückung von winzig klein, s. winzig 8: ich wunderte mich, wo der winzelkleine schützenmeister so-geschwinde were herkommen P. FLEMING dtsche ged. 2, 662 Lapp.; wir wissen, wie es mit uns aussieht, wie winzigklein unsere liebe und realität ist GB. ZINZEKDOBT homilien (1747) 14; die hSchsten gebirge schlleszt, winzigklein, der wölbende bogen des blmmels ein BLUHAUER ged. (1782) 4;

die kinder gingen nun in das eis hinein, . . . sie waren winzigkleine, wandelnde punkte in diesen ungeheuern stücken STIFTES S. W. 6,1,286 8.; vgl. winzi'kloan SCHÖPF tirol. 819, wunzigklein AUTENBIETH pfäh. 164. W l P E , 'strohbündel, faschine', s. wippe, m. W I P E R S T U H L , m.: (man) unterscheidet . . . den Schönherrschen Webstuhl, charakterisiert durch den excenterantrieb der lade, daher auch Scheiben- oder wiper8tuhl KABMABfiOH-HiCKBTCN 10, 683; wiper wohl dasselbe wie wipper ein ding, das sich auf- und abbewegt, vgl. wippen. 1 W I P F , m., ahd. wiph GBAJT 1, 784, mild, wipf, retrograde bildung aus wipfen, wippen (s. unter wippen, wo etymologisches) mit der bedeutung 'schwung, rasche bewegung, Sprung', vgl. rn.nl. wip VEBWIJS -VKBDAM 9, 2, 2669, wip vibratio, agitatio tremvla atque subita KTT.TAN etym. (1606) 674°; s. auch wips und wupp; im sinne 'augenblick

ther ist lz, sagen lh in in war, then glfahet lr aar, Bar zl themo wipphe, thaz er iu nlntslupie OTFKID I V 16, 28,

vgl. t was man so n wip es war nur so ein augenblick DOOBNKAAT-KOOLMAH 8, 667A;

'schwung':

wlrt dln wllle ervollet, sft geriuwet dich der wlf (ear. wipf)

NEIDHABT 101,1 Haupt-Wieitner; vgl. mit n wip mit einem schwung DOOBNKAAT-KOOLH. SACHS fabeln 8, 204 Götze-Drctcher; HAX a. a. o., wipf 'sprung' BACHUB Lusern 230. ich bin selbsten einstmalen gevoppet worden, warum .ich ' W I P F , m., dasselbe wie wipfel; da diese bildung nur bei mein rothes bftrtel so wintzig klein trage T M. ABELE LUTHXB auftritt, scheint es sich um eine persönliche sonderv. LILIENBBBG künstl. unordn. (1670) 1, 14; traget ihr form zu handeln, die wohl aus deminutiv empfundenem kleine hüte, so sind die unselige winzerling klein der wipfel hergeleitet ist: als wenn man einen olbaum schüttelt, Frantzose, ein sehauspid (1747) 26; das zwo oder drey beer blieben oben in dem wipffe Jes. 17, 6 Binds.-Niemeyer; wenn du hören wirst das rauschen ein jeder denkt In seinem dunst, andrer verdienst sei winzig klein auff den wipffen der byrnbeum eynher gehen LUTHES GÖTHB 5,65 W.; bibel 1,102 Weim. pausbäckige leutchen mit winzig kleinen roten mündohen •WIPF, m.f, zu weben; 'faden feinster ort' neben wif, G. KbTIT.HB ges. w. 4,142; unsri k&tzler sind noch wunzig vgl. SCKMELLEB-FB. 2, 966, FISCHEB Schwab. 6, l , 869. klein MABTIN-LTKITHABT 2, 842. W I P F E L , m., ahd. wiphil, seltener wiffil, wifil; mhd. W I N Z I G K E I T , f., junge abstradbüdung zu winzig 2; wipfel, vereinzelt wifiel, wifitel, bei autoren des appelentsprechend winzig 2 a a 'sehr geringe körperliche grOsze': gebietes wippel; alem. gerundet als wüpfel städtechron. 8, ob er (der maier) die felsen so hoch gemalt habe, um die 187, wdpfiel (16. jh.) bei FISCHEB schwäb. 6, 1, 869; nhd. Winzigkeit des schiffleins zu zeigen CASTET.T.T S. W. 14, wipfel, neben dem sich noch bis ins 18. jh. gelegentlich 220; d e r . . . die Winzigkeit oder hBszlichkeit seiner person wippel findet; mundartlich im apfel -gebiet meist wipfel, zu verstecken sucht SCHOPENHAUEB W. 1, 806 Chr.; nach doch wippl LBXEB körnt. 268, wifel (vereinzelt für wipfel) winzig 2 a von der geringen fiächenausdehnung: dies DithUNOEB-KHTJLL 688; im appel -gebiet wippel, weppal, marschen . . . bildete bis zum jähre 1169 eine kleine wöppel u. s. w., auch mit epithetischem dental wippelt, vgl. bauerarepublik, die sich trotz ihrer geographischen WinPETTEBS stoffsamml. 87, KKOTHE Markersdorfer ma. 128; zigkeit in völliger Unabhängigkeit zu erhalten verstand mit a-phtral wippels SCHAMBAOH Oött. 800». HEBBEL br. 6, 89 W.; aus mengenangaben wie winzige Sachbezeichnung mit 1 - sufiix aus dem schw. vb. wipfen menge, zahl abstrahiert im sinne 'geringe menge, zahl': < • wippjan («. unter wippen) 'sich schwingend, schwanwegen der kleinheit dee handwagens . . . liesz sich nur eine Winzigkeit (des hausrates) aufladen HANS GBIHM volle kend, wiegend bewegen' abgeleitet, das eine intensivbildung zum starken vb. mhd. wÖen< «wtfan (in ahd. btwifan ohne räum (1926) 1, 84; bei der unvollst&ndigkeit und GBAJT 1, 784) darstellt; aus diesem »wtfan ist ahd. wiffil Winzigkeit der erhaltenen kunstwerke WELCKKB alte (wifil, wifiel) wohl unmittelbar tiefstufig gebildet; zur etydenkm. (1849) 2, 9; anders 'sacht von geringer bedeutung, mologie vgl. unten wippen. kleinigkeit', concret: es fehlte nur diese oder jene Winzigkeit BBUNO WILLE die abendburg 477; abstract: ich sollte wipfel bezeichnet ein ding, das sich schwingend, schwanaber solche Winzigkeiten gar nioht berichten JEAU PAUL kend, wiegend bewegt, schränkt »ich aber anscheinend von w. 11/14,198 Hempd; tu winzig 2 d mit pejorativem einvorn herein auf die vom winde bewegten spitzen von pflan«chlag 'geistige bedeutungslosigkeit': es ist, als ob sie (Forzen, insbesondere bäumen (s. u. l . ) ein; daraus entwickelt

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WIPFEL

WIPFEL

sich ah jüngere bedeutung 'höchste spitze' fettstehender gegenstände («. u. 2). 1) oberer, schwankender teil, sieh bewegende spitze von pflanzen, besonders bäumen, im gegensatz zu den fester stehenden holzigem teilen wie stamm, äste, Stengel; gelegentlich auch vom dünnen ende eines pflamenstids verwendet ohne die räumliche Vorstellung der höchsten spitze, was vielleicht schon in der ahd. glossierung von lat. flagellum durch wipfel sichtbar wird, vgl. winta wifil flaveüum (=flageüum) ahd. gl. 1,144, 39, wiffilin fiageüia GRAFF 1, 786; wippel O(der) schösse flageüa DIEFENBACH gl. 237°; wiphel saradus (statt sureidus I) sumerlaten 63, 68 Hoffmann v. Fall.

sie (die Stämme) vorwaxen, die wippel abschneidest haushaltung in Vorwerken 117 Ermisch - Wuttlce; was aber zu mast und feuerholtz soll, da kan man die wippel wohl

a) die hauptsächlichste, seit dem ahd. bezeugte bedeutung ist 'sich bewegender oberer teil eines baumes', vgl. wiphil summum (arboris) bei GRAFF 1, 784, wiphila capita (intonsa coelo adtoUunt geminae querem) ebda, a) für den oberen teil der baumbrone. aa) allgemein für die gesamtheit der beweglichen höchsten spitzen: wiphila (cuhnina) dero boumo NOTKER bei GBAFT 1, 786;

aushauen v . CABLOWITZ anweis.

z. baumzucht

(1782) 1 8 S B ;

'wipfeln, einem bäum den wipfel oder gipfd abhauen,, damit er junge» holz treibe' KBÜNITZ 239, 861; ein stattlicher b ä u m , . . . (der) nur am wipfel eine kröne . . . trägt KLABMABSCH-HEERBN* 4, 687.

yy) anders eingeschränkt von den spitzen der zweige und äste ohne rücksicht auf deren Stellung in der baumbrone: inn etzlichen (zweigen) mag man abschneiden den wippel, das sie verleiben in bequemer lenge Petrus de Crescentiis v. ackerbaw (1493) 25 B ; vgl. als diminutiv: und ist (der wachholder) doch nicht desto weniger . . . mit groszer tugend und heilsamen kräfften, von den untersten wurtzeln an bisz aufi das euserste spitzlein des gipffleins oder

w i p f f l e i n s . . . begäbet M. BAPST VON ROOHLITZ Wacholder -

garten (1606) 2; schabe von einer holunderstauden die

rinde von den wipffeln MABTIN BÖHME roszartzney

(1618)

39; dasz (die Wünschelrute) ein . . . zwifaohee, haselstäudigtes, einjähriges junges spröszlein ist, so ausz einem wipffel . . . ausz- und auffgeschossen PRITOBIUS glückstopf (im) 40; die wipfel der ä s t e , . . waren durchaus grttn (der bäum) bete grnone zwl. den wiphel (var. wlflel) nelgete er an die erde und lebendig GÖTHE I I 13,163 W.; bildlich: jenes drama, Jcaiterehron. 6491 Matzmann; d a s . . . so ganz und gar bis in die äuszersten wipfel hinauf ein boum, der Yil würzen hftt, mit seiner wurzel eines war O. LUDWIG ges. sehr. 6, 42; grüene und wol gesunt st&t, anders, als 'sprosz, junger trieb': nimb die wipfel von den wiphel ktat erm (er, gott, ihm) wol ze tal die Warnung 029 in; zttchr. /. dtteh. altert. 1,456;füohtin, kranatstauden, cerlin, birkin SEUTEB bei FISCHER •chwäb. 6, 1, 869; grüne geben heiszt die pferde . . . kein boom mohte Im genoz mit grünem gras, krftutern oder wipffeln von weiden wesen an slner olarhelt, hoch was er, dar zu vll breit, also daz ein wlbpel trat oben an des hlmels grat Daniel 3679

purgieren ZINOKB öcon.

Eibner;

so aln plm dorrt, der hebt an in dem wlpffel

lex.

(1744) 994; diminutiv,

vgl.

die Obersten jungen spröszichen oder wippeichen der bewme und streuche summitates tenerae arborum vel arbustorum

B . FABEB thes. (1687) 8 9 5 B ; vereinzelt

phirdlisch

Iiederbueh der Hätzlerin 166 Hattaui; gebraucht: da sah der gotterfOllte mann hinauf ein grosser adeler... nam den wipffel von dem oeder und za den schwftrzliohen wipfeln der eiche brach dad oberste reis abe Hesekid 17, 3; das sähe ein SCHUBART «. ged. (1825) 1 , 1 . ein junger g e s e l l . . . und styg eylendts auff einen dicken ß) mit begriffserweüerung auch für die gesamte lavbkrone birnbawm an wipel hinauf M. LTNDENER leatzipori 127 gegenüber dem stamm verwendet, vgl. wipphila frondes Iii. ver.; GRABT 1, 784, wiphil comam (acanthi) ebda: sin här ist also und (werde) meines wlppeb krantz, nm «le za ehren, neigen palmae wipfela (datae palmarum) svarz samo ein raban A. GEYPHIÜS luttsp. 418 Palm; WTTIT.TRAM 5,11 Seem.; da ez do in den wipfel (der linde) ein soloh erschrecklicher Sturmwind, welcher nicht nur kom, da wurden sie (die blätter) als der mon swen der abdie fiste und wipffel der bäume zerbrach, sondern auch die nimet NONNX v . ENGELTHAL der gnaden überlast 16, 81 stärcksten stämme . . . aus der erden risz LOHENSTEIN Schröder; das holtz . . . macht ein wipffel (facit comam) Arminius (1689) l, 61»; die wippel und Aste der bäume als so es zum ersten ist gepflantzet erste dtsche bibel 7,176 J . K. KNAUTH AUaell. chron. (1721) 7,18; Kurr.; er kannte nicht einen, zweig nur am bäum des erkenntnisses, er kannte wurzel, stamm und wipfel einer eiche, deren stamm Ihr bemoostes alter zeiget, deren wipfel voller stolz In den schoosz der wölken steiget SOHXTBART leben u. gesinn. 1, 272; die sonne scheint noch V. SCHÖNAICH Hermann (1761) 7; rötlich durch die Stämme, auf welohen die wipfel des loh schwOre, fr&nleln, bei dem heiigen mond, waldes ruhn H. v. KLEIST 2, 211 Schmidt; nur hin und der silbern dieser b&nme wipfel säumt OflTHB 9,197 IT.; wieder streckt ein einzelner bäum den dickbelaubten wipfel in die höhe FÖRSTER S. sehr. 2, 267; 'Von wipfel, in den wipfeln der hohen bnohen das soheue flattern der Stämmen und gräsern flosz der feuertau (»» der morgenwaidtauben STOBU S. W. (1899) 1 , 1 0 1 ; typisches epitheton sonne) G. HAUPTMANN bahnwärter Thiel (1892) 37; so auch ist hoch: als botanischer terminus, vgl. 'der wipfel, die Jerone, die anf hohen Wipfeln und In bflschen masse der äste eines baumes' BISCHOF» wb. d. beseht, botanik verapührte man ein lautes zischen BEOOKBS ird. vergn. (1721) 8, 37; (1839) 27: ein schöner bäum mit gradem glattrandigem gegen die hohen wipfel der palmen senkt sich vom hlmmel stamm und breitem wipfel SOHLEOHTENDAL flora 16, 88; (die nacht) bildlich für 'die geistige kraft' des menschen: KTOPSTOOK Mestiat (1780) 140; . . . Je tiefer des guten der umrzelbedeutung entsprechend poetisch gern als vom leben hier wurzelt, Je hOher wächst sein wipfel Im hlmmel KIOPSTOOX Mettiat (1780) 606. winde bewegt dargestellt: das schwirren des wests in den wipfeln der t a n n e n ULB. BRXXER S. sehr. (1789) 1, 112; y) als pars pro toto poetisch für den bäum: er ist es nicht — es war der winde spiel, der leichte zephyr kflszte die durch der plnle wipfel sausend streichen die pflanzen dieser Insel; SCHILLER 14, 62 G.; und sein gefolge wiegte in allen wipfeln die wipfel dieser Insel spürest dn

kaum einen hauch OOlSB 1, 98 W. ßß) forsttechnisch spezialisiert für das oberste schaftende des stamme»: der enspawm soll haben an der lenge 8 ciafiter und an dem wipphel einen schuooh (v. j. 1330) bei SOHÖW tirol. 16; weisen ihme (dem abt) . . . den bäum auaz der wurtzel bisz ahn den wippel weisth. 2, 271; wann

EASIDORS poet. u. (1769) 3, 86;

als er (der mai) vom hlmmel fuhr, blQhten alle wipfel

ttiirr.«» fyr. ged. (1772) 266;

heraus In eure schatten, rege wipfel des alten, hellgen, dichtbelaubten haines, . . . tret loh noch Jetzt mit schauderndem gefflhl

GÖTHB 10, 8 , 1 W.;

WIPFEL

WIPFEL-WIPFELBRUCH

durch des hfigels blumen und durch der halne dämmernde Wipfel 1 MATTHISON tchr. (1825) 1, 38. ) wippel eines weinstocks, wippel der krftuter mucrones herbarum Aura dict. (1727) 2, 2200a, wipfel oberes ende einer pflanze, pflanzenspitze UNGEBKHDIX 631A: (die raupen) hingen . . . an den wippein des gewechs und waren alle todt HENNENBEBQEB preüsz. landtaßel (1696) 32 B ; als spitze der Weinreben: in eime hus da widech unde mertelboum und wipfel von winreben unde rosen sint inne gestrouwet Breslauer arzneibuch 47 Külz-Trosse; ingleichen die wipfel von den Weinreben allg. haushalt-lex. (1749) 1, h 2 B ; spitze der wurzel: ehe sie (die birne) reif ward, für einem halben jähre zuvor ohngefähr zu rechnen, da war sie tiefer, denn sie lang und grosz ist, unter der erden und sasz im äuszersten wipfel der wurzel LUTHES 67,114 Erl. ausg.; mundartlich für den blütenstengel: fi wipfel (rosmarinstengel) etöckt in'n gwand M. LUTDEBMATB dicht. (1822) 121. 2) auf die höchste spitze feststehender, unbeweglicher gegenstände Übertragen, poetisch anstelle des sonst gebräuchlichen gipfel, vgl. ein wippel cacumen DIEFENBACH gl. 88C; noch bildlich als diminutiv: daz von allem luste daz oberste wipfelltn (der Seele) niht wirt geneiget herabe MEISTE» EOKHABT in: mystiher 2, 47 Pfeiffer. a) als oberste spitze eines berges, felsens, gebirges, vgl. wiphila summa (lycaei) GBAJT 1, 784: doch lockt euch leder nicht ani die gespitzte hOh, ein roeenberg allein gibt rath In helszem weh, der aal dem wipffel lfiet die BchSne nymfe Behauen A. GKYPHIC8 lyr. ged. 191 Palm; nympHen, die Ihr um die wipffel der besteinten feilen springt trauertp. 214 Palm; du reistest auf der berge wipfel DEOIXISSBB ged. (1748) 110; ihr dummen Deutschen I hOrt anf unbetretnen wegen, vom wipfel des gebirgs dem kühnen Aug entgegen GOTTBOHBD d. neuest» (1761) 6,126; . . . wie wenn der sfld die wipfel des gebirgi in nebel hüllt Bülten i. w. 161* Bohtt; schottert er des berges wipfel OOTBB 2,27 W.; wie wenn es hin zur Hut euch lockt, mein prlnz, vielleicht znm gransen wipfel Jenes felsenf Shakespeare 8,174; die plattenstellen (im felsanstieg) wechseln dann wieder mit kurzen strecken dfinnblättriger spitzschrofen, deren wipfel der arm umfängt H. v. BAKTH Kailealpen 458. b) in älterer spräche die oberste spitze eines gebäudes, besonder» der giebdaufsatz, das gesims, die behrönung, die zinnen u. ähnl., vgl. wiphel Mus sumerlaten 18, 6 Hoffmann v. Fall., wypffel o(der) umbganck am heuszem pinaculum DIEFENBACH gl. 486E: dl boro er von dem wipfU. nidir brach ans flf den Bant NiooLArs v. JiBOBOHnr thron. t>. Pr. 14956 Strehltc;

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euch (türme) bat ein nervlgter arm gebaut, sonst hätte der stürm die wände gespalten, der Winter den moosigten wipfel gebeugt HÖLDERLIN ge». dicht. 1, 65 Litzmann. c) für die spitze, das obere ende anderer gegenstände seltener; der Hauptbedeutung noch nahestehend auf die spitze eines reisigbündels übertragen, so mhd. vom besen: ouch nam Ich bi der groeze den besem, daz mac werden Bchln der wipfel an dem rucke diu Seitrid Belbling 3,196 Seem.; wasserbautechnisch: 'wipfel . . . an den reiszbünddn zum wasserbaue das obere ende, im gegensatz zum stürze oder dem untern ende' HÜBNEB zeitungslex.'1 4, 956"; wipfel spitze des salzstocJcs UNGEB-KHTJIX «SI A, kindersprachlich für daa männliche glied (penis) ebda; wipfel für die (obere) waagerechte stange, an welche die latten des zaunes angenagelt werden HABTIN-LIENHABT 2, 842, vgl. bäumspitz ebda. 3) in übertragener anwendung für die oberste Hufe, die höchste höhe, das äuszerste masz eines abstraetbegriffes, wofür sonst gipfel bevorzugt wird; noch im bilde: diu (kurut) h&te wurzelhaftez obez; gewldemet In dem bonme kfinste rlches lobes hielt wlpfels gunst ein list durchllljet kurc HEINRICH V. HIISZXB 3 1 3 , 6 Ettm.; min ungelenke znnge muz darlnne (int lob der Maria) wesen stum, wände daz herze Ist zu tum in den wippel giifen, der Bin wil mir entalifen d. alte pattional 146,24 Bahn; schlachten, kriege... zu singen, war dem erfahrnen mann, der wohl sähe, auf welchem wipfel der Römer reich stand, . . . widrig HERDEB 24, 215 S.; so steht Ihr fürchtend auf der liebe wipfel A. V. ARNIM ». w. 8, 846 Gr. WIPFELABSCHNITT, m., zu wipfel 1 a a ßß: den 14jährigen wipfelabschnitt mit sehr regelmässigen 8 ringen BATZEBTTBO waldverderbnie 1, 236. — w i p f e l a s t , m., zu wipfel 1 a a aa: (eine) uralte Sommerlinde, bei welcher die unteren äste . . . früher entlaubten als die wipfeläste ebda 2, 384. — wipfelbau m, m., zu wipfel 1 a a ßß, bäum mit gering verzweigter kröne, vgl. hwb. d. naturwissensch. 1, 878. — wipf e l b e i s z e r , m., name eines baumschädlings, vgl. wipfelstecher, zu wipfel 1 a ayy: wipfelbeiszer ist ein kleines Ungeziefer, welches nicht nur die wipfel der junggewachsenen zweiglein abbeiszet, sondern auch die junggepfropften und oculirten hochstämmigen b&ume beschädigt aUgem. haush.-lex. (1749) 8, 746. — wipfelb i l d u n g , / . , zu wipfel 1 a a a a : (der unterschied) bezieht sich . . . auf den gesamtwuchs, auf die richtung der Sate und die proportion derselben, endlich auf die wipfelbildung CASL SPITTELEB lachende Wahrheiten 167. — wipf e l b l a t t , n., anatomischer fachausdruck in ardehnung an wipfel l b für den höchsten teil des menschlichen kleinhims (lat. folium cacuminis): (man) unterscheidet... das centraillppchen mit den Hügeln, den berg mit dem abhange und das wipf elblatt SÖMMHHROTG menschl. kOrp. 4, 208. — w i p f e l b l ü t e , / . , zu wipfel U / ! . blen anf biene durchaummt bald die blflmchen nnterm bäume, bald die wipfeiblüthen HÖLTT ged. 187 Balm. — wipf e l b r u o h , m., zu wipfel l a a: es k o m m t . . . vor, dasz die wipfel die last der zapfen nicht tragen können, und . . . bedeutender wipfelbruch eintritt ROSZMXBZT.HK d. wald 812; auch für abgebrochene oder zerbrochene wipfel

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WIPFELDURCHSICHTIGKEIT—MEER b

WIPFELN

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seiist, vgl. VOIGTEL wb. 3, 049 . — w i p f e l d u r c h s i c h t i g - II W I P F E L N , vb., aus wipfel 1 in älterer spräche gebildet. k e i t , f., forsttechnischer terminus, zu wipfel l a ß: die f ü r 1) trans. im sinne 'den wipfel abschneiden', vgl. abwipden mittelwald so wichtige liohtgew&hrung (wipfeldurchfeln, auswipfeln, entwipfeln SAJSDEBS 2, 2, 1623; zu wipfel sichtigkeit) BATZBBUBQ waldverderbnis 2, 218. — w i p f e l - l a a 'die zur zucht von waldbienen ausgewählten bäume d ü r r , adj., am wipfel (1 a a ßß) vertrocknet, vgl. 'Wipfel- durch abhauen des wipfels kennzeichnen': wer auch einen dürre heiszt derjenige (bäum), so am wipfel anfängt zu ver- gewipfelten oder gemerkten bäum abhauet, der ist schuldorren' allg. haush.-lex. (1749) 3, 716: das wippeldürre dig dem zeidelmeister ein phund haller (v. j. 1350) weisth. schlagholtz COLERUS hausbuch (1604) 2, H h 8 A ; {im januar 3, 611; ein iedlicher (zeidler) ... mag in alle den wälden, ist) das windfällige und Wipfeldürre holtz . . . heimzudie zu den gerichten gehören, nach des forstmeisters r a t bringen v. HOHBERG georg. cur. (1682) l, 107; die eichen lochen und Wipfeln (v. j. 1898) 8, 897; waz die zeidler . . . sterben endlich von oben herunter ab, indem sie pawmen wipfeln zu pewnten (bienenkörben), die schullen wipfeldürr werden H . ZSCHOKKE S. ausgew. sehr, l l , 63; si in dem selben jar ausburken städtechron. 1, 30; zu wipfel im frühling, wenn der specht an den spitzen zacken der laaßß 'bei der baumzucht den wipfel herausschneiden', Wipfeldürren samenbuche trommelt H. LÖHS tat der lieder vgl. 'wipfeln, einem bäum den wipfel... abhauen, damit er 27; scherzhaft /Uf 'kahlhäuptig': a is wippelderre ROTHEB junges holz treibe' KEÜOTTZ 239, 861: man musz die köpfe schies. sprichw. 68 a . — W i p f e l d ü r r e , f., junge abstract- der ulmen wipfeln J . B. v. ROHE bäume u. sträucher (1782) bildung zu wipfeldürr, vgl. 'Wipfeldürre bezeichnet den zu- 169; auch mundartlich bezeugt, vgl. wipfln BACHES Lusem stand der bäume, wo sie wegen alter ... zuerst absterben' 230, wöppele FISCHES samländ. 159, wippein JUNGANHÜBNEB zeitungslex.*1 4, 956A: und jetzt soll der OberDEEAS schies. zeitw. 21; zu wipfel 1 b specieUer 'die spitzen förster noch kommen und von Wipfeldürre sprechen der weinranken beschneiden': in den Weingärten (musz K. H. STBOBL Bismarck 2, 291. — w i p f e l e n d e , n., zu man) im august reben wipffeln v. HOHBERG georg. cur. wipfel 1 a a ßß, vgl. 'wipfelende . . . (heiszt) das obere, (1682) 1, 129; die stöcke weich hauen und wipfeln, dienet schwächere ende eines baumstammes' MOTHES baulex. 4, sowol zur zeitigung der trauben als zur besserung des 484: so mag man die hierzu gebogenen eingepfropften holtzes allg. haush.-lex. (1749) 1, f 2 A ; ebenso dialektisch wippelende über dem stamm abschneiden haushaUung in wipfle n MARTIN-LIENHABT 2, 842. Vorwerken 117 Ermisch- Wuttke; man Bpitzt die wipfelenden 2) intransitiv zu wipfel l a a , vgl. wipfeln, wippein eimare, der Stämme zu LUEGEE 3, 563; (man) leimt so, dasz das eimarsi, eimonarsi, aeeimarsi, vettarsi, far eima ö vetta stammende des einen brettes mit dem wipfelende des KBAMEE t.-ital. 2, L357A, 'einen vripfel hervorbringen, bilanderen zusammentrifft KABMARSCH-HEEREN 3, 661; zu den': man mag sie (die gepfropften bäume) wippein oder wipfel l a aaa: (es) feit eine hoge birke um mit der zum schöpfe este schieszen lassen obstgartenbilchlein (1620) wurtzel aus der erden und schlecht den, der do h a t ge396; 'den wipfel hinauftreiben, wachsen lassen': hauen an der rüster . . . mit dem wipelende den hirneschedel entzwe CHPH. FALK elbing.-preusz. chron. 176 dem bäum, der In den himmel wipfelt, liegt die axt schon an der Wurzel Töppen. — w i p f e l f e u e r , n., zu wipfel laß, eine art GEIBBL get. w. (1888) 6, 47; Waldbrand, wobei nur die krönen ergriffen werden, vgl. bildlich: HEEDER konv.-lex. 8, 1634: das wipfelfeuer sprang prasund bricht durch starrer Satzung schranke selnd von bäum zu bäum WEIGAND d. gärten gottes (1930) der ungedämpfte gelst sich bahn, nur treuer wipfelt sein gedanke 339. — w i p f e l f u t t e r , n., futter aus spitzen der weinin freier andacht himmelan 4, 233; ranken bestehend, vgl. wipfel 1 b : das wipffelfutter aus was nicht tief wurzelt, das wipfelt auch nicht hoch den Weingärten . . . ist im Winter den kälberkühen sehr dienlich v. HOHBERG georg. cur. (1682) l, 136. — w i p f e l - J . GBOSSE ausgew. w. 3, 618; zu wipfel laß 'den wipfel, g e w ö l b e , »., zu wipfel 1 a a a a ; gewölbe, das die bäum- die kröne ausbreiten': wipfel bilden: die schattenreichen wipfelgewölbe des der eichbaum wipfle vielverzweigt waldes G. FOBSTER S. sehr. 3, 27. — w i p f e l g r ü n , »., GEIBBL get. w. (1888) 4, 210; das grüne laub der wipfel (laß)i wo auf rissigem steine kleine klefern wipfeln ST. GKOEQE hymnen 17; und strahlen glänzen durchs wipfelgrün in den lüften tönte es gar menschentröstlich und gosz REILSTAB ged. ( 1 8 2 7 ) 9 9 . sich über alles aus, was hier dämmerte und wipfelte H . WATZLIK Böhmen 144; als partic. adj. gewipfelt 'einen — w i p f e l h ö h e , / . , zu wipfel l a a a a : wipfel tragend', vgl. gewipfelt eimato, vettato KTUMEB leis rauscht es in den wipfelhöhn und ferne bronnen gleszen t.-ital. 2, L867A, bildlich: FELIX DAHN ged. (1908) 99; eine stimme, der brüst so schlank wie die ceder entwachsen, wird die jagd emster, (so) steigt (der wasserschmutzer)... schöner gewipfelt entblüht keine, Parthenope, dir empor bis über die wipfelhöhe der uferbäume BBEHH H . v. KLEIST 4,22 Schmidt; tierl. 4,71. — w i p f e l h o l z , »., zu wipfel l a a bzw. ä', mehr auf wipfel 3 bezogen anstelle des gebräuchlicheren durch wipfdbruch abgefallenes holz: bestimmte rechte gipfeln 'die höchste stufe der evtwicklung erreichen'; noch hatten die förster, welche . . . alles wipfelholz von windfällen und lagerholz bekamen BERNHARDT gesch. d. wdld- im bilde: dem volksschüler, dessen denken in der Volkssprache wurzelt und wipfelt H . BUBOWABDT Sprachuntereigentums 1,112; wipfel- und endholz gefällter bäume richt in Volksschulen FL86S) 31; abstracter: wenn wir eine a UHGEE-KBTOIX 642 . — w i p f e l k n o s p e , f., zu wipfel 1 hinfällige tagesmeinung . . . in uns zur Überzeugung ausa ayy: während die langtriebe aus den wipfelknospen prägen, wenn diese sogenannte Überzeugung endlich bis gewöhnlich hervorgehen RATZEBTTBG waldverderbnis 1,14. zum fanatismus in uns wipfelt, dann wird das kind zum — w i p f e l l a u b , n., zu wipfel 1 aß: Verräter an den eitern FBA2TZ ZIEGLEE ges. w. u. br. 1, 234. Indesz zu streu getreten wird das üppig stolze wipfellaub 3) reflexiv 'eine spitze, einen wipfel bilden, tragen, haben', W . MÜLLER ged. 351 Hatftdd. vgl. sich wipfeln cacuminare, fastigiare, inspicare, accumi— w i p f e l m a s s e , f., zu wipfel 1 a ß: auf dem hofe benare STIELES 2450, zu wipfel l a a : die bäume wipfeln sich wunderte S. die . . . wipfelmassen des gröszeren forstes allgemach TCTUMITW- t.-ital. 2, 1357A; 'den wipfel hinaufG. KELLXB ges. w. 8, 220. — w i p f e l m e e r , n., zu wipfel recken, ausbreiten': l a a aa, die wie ein meer wogende masse der wipfel: des andern wolckenhaupt sich in die lflffte gipffeit, wo überm wipfelmeer das riff auff deszen achseln sich der bäume grflnspan wipffelt, Im äther steht, ein flaggend schiff belastet von der f r u c h t . . . A. v. DEOSTB-HOISHOFF werke 2, 92 Seh.; G. TBEÜEB devtteher Bädalu» (1675) 1 , 1 7 4 ; päppeln u n d cypressen, . . . deren zweige von unten bis vor seinem innern auge . . . dehnte sioh, woge an woge, oben, die kleinsten wie die gröszten, sieh alle gen himmel das wipfelmeer der laubwälder in verblauende fernen wipfeln BOISSEBÜE besehr. d. dorne v. Köln (1842) 67; WEIGAND d. ewige schoUe (1927) 283.

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WIPFELN-WIPFELSTRÄUSZIG trat ich in die nacht der eichen, die, Bich wipfelnd, mit den reichen schatten rings den see beschränkt

GBIBEL gei. v>. ( 1 8 8 8 ) 2, 7 8 ;

zu wipfel 2 : steile felsberge wipfeln sich über der Stadt Ar.nnrra ruhe ist d. erete bürgerpflicht (1852) 5, 273; adjectiviseh gewippelt 'mit einem wipfel versehen, aufgehäuft' LXXEB kämt. 258. 4) forstteehniseh das sich festsetzen des kiefernspinners (nonne) in den wipfeln der bäume: das wandern und Wipfeln (der nonne), welches auch eine a r t Wanderung ist, (sind) momento der prognose RATZEBUBQ waldverderbnis 1, «8. W I P F E L R E I C H , wippelreich, adj., zu wipfel l a a, vgl. 'wipfelreioh heiszt bey dem forstwesen der bäum, der oben nach der spitze stark mit ästen besetzt ist' àUg. haush.-lex. (1749) 3, 746: w e i l . . . immer ein s t a m m stärker, wippelreicher und langer (ist) als an andern orten v . CABLOWITZ anweisung z. wilden baumzucht (1732) 246 A ; wenn sie (die bäume) . . . oben auch etwas wippelreich von ästen sind DÖBEL neueröffn. jägerpractica (1754) 3, 59; eine wipfelreiohe terebinthe HERDER 12,138 8.; etwas anders zu wipfel l a y 'reich an bäumen': («r bog) schart nnd vie schatten suchend um die ecke des wipfelreichen, kühlenden gehölzes J . V, WIDMAHN mailäferkomödie 70. — w i p f e l r e i s , » . , zu wipfel l a ayy; pfropfreis auf den enden der zweigstümpfe: binde die andern hierzu geleiteten nnd eingeschnittenen wippelreiser mit einem bast an den s t a m m haushaltung in Vorwerken 117 Ermisch- Wuttlce. W I P F E L S I N N I G , adj., hoch- u. niederalem. dialelctwort; als 'eigensinnig, starrsinnig, widerspenstig' wohl von wipfel l a a als starr wie ein wipfel hergeleitet, vgl. halstarrig, kibig, widerspennig, eigenrichtig, wipffelsinnig, erhertet pertinax FBISIUS dict. 994»: der welschnuszbaum unnd die eichen seind so gar wipfielsinniges hasses gegen und wider einander, dasz auch ein eichstamm neben einem nnszbaum eingesetzet, gantz und gar erstirbt W . SPANOENBERO anmilt. Weisheit lustgarten (1621) 375; als schwankend wie ein wipfel gedacht im sinne 'launisch, wankelmütig, unbeständig' vgl. STAUB-TOBLEB 7, 1075: ihre (der Venus) kinder sind wipffelsinnig, zipffelsinnig FISOHABT aü. pract. groszm. (1607) • 2 B ; als gemäszigter auadruck fUr 'irre, nicht bei verstand, verrückt': Amatus Lusitanus heiszt ein jung hündlin oder ein tauben l&bendig zerschnitten in mitten durch den rucken auff den kopff eines wipffelsinnigen weybs legen HXUSZLIN Oesners vogMuch (1557) 82 t >; wie sie im vergangenen sommer . . . n i t . . . bei ihro selbs gewesen, maszen m a n ihro gewarten müssen, also seige sie wipfelsinnig ouch bei disen kurzen tagen (v. j. 1666) bei STATTB-TOBLEB a. a. o.; vgl. er isch wipfelainnig worden 'launisch, lebensttberdrüssig' ebda. W I P F E L S P I E S Z , m„ der höchste spieszartige trieb des wipfels ( l a a ßß): einige pflanzen h a t t e n . . . unterhalb des kleinen wipfelspieszes 4 neue triebe gemacht RATZEBTJBG waldverderbnis 2, 28. — w i p f e l s p i t z e , / . , zu wipfel I t a : a n einer alten tanne hingegen sieht m a n niemals eine eigentliche wipfelspitze ROSZMISZLXB d. wald SSO; mein verknorpelter kruswald . . . Hat ganz niederes bestände, aus dem viele dürre wipfelspitzen aufragen ROSEQGEB Wildlinge (1905) 2. — w i p f e l s p i t z i g k e i t , / . , zu wipfel 2 c, vgl. wipfelspitzigkeit (ist)... abnahme des durchmessen eiserner sohornsteine H o YEB -KBBTJTEB l , 854. — w i p f e l s t a r k e , / . , stärke des schalendes, zu wipfel 1 a a ßß: bauhölzer oder bäume, die aus dem samen einen einzelnen s t a m m . . . mit zum bauen dienlicher zopf- oder wipfelstärke treiben ZSOHOXKB S. ansgew. sehr. 1 1 , 1 6 ; will m a n nun die wipfeldtärke . . . eines baumes annähernd wissen MOTHBS bavlex. 1, 8SS. — w i p f e l s t e o h e r , m., vgl. wipfelbeiszer: sie (die baumschädlinge) werden sonst auch wipfelstecher oder Iisetten genennet attg. haush.-lex. (1749) SY 746. — w i p f e l s t r ä u s z i g , adj., zu wipfel 1 a aaa, bildlich 'den wipfel sträubend' (vgl. mhd. striuzen 'sträuben'), d. h. 'widerspenstig' : (welches holz) aber wippelstreuszig, windschaffen, widerporetig, knörrich nnd stein-

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WIPFELTRIEB — WIPFLIG

gellig ist, das thuts nicht, m a n verderbt die eisen darinnen MATHESIUS Syrach (1586) I 4 5 a . — w i p f e l t r i e b , m., der obere trieb des schaffendes im wipfel (1 a a ßß): von dem unterschiede der wipfel- und seitentriebe . . . haben wir schon gesprochen RATZEBTJRG waldverderbnis l, 14; bildlich: heute noch Ist unsre spräche lebig urbewusztes arisch, wipfeltrieb des mitteistammes W. JORDAN in talar u. harnUch 35. — w i p f e l u m r a u s c h t , adj., zu wipfel l&ß: wenn gesprenkelte pardel mit delphlnen und des wipfelumrauschten Äthnas gluthen mit kaukasischem eise sich vermählen MATTHISOH ged. 1,172 Bötiing; . . . das dunkle geheimnls wipfelumrauschter einsamkeit J . BIEEBAÜX irrgarten der liebe 110. — w i p f e l u n g , f., zu wipfeln 2, die bildung eines wipfels, vgl. wipfelung der beume ipsa incitatio arboris proceritatem, grandescendique et praevalescendi actus STIELER 2450. — w i p f e l w a l d , m., zu wipfel l aß: der geh niemals in den wipfelwald, wenn die feien im monde spielen

OR. STRACHTITZ ged.

(1850) 335.

— w i p f e l w e h e n , n., das wehen des windes im wipfel (laa): in einem forst von weihnachtsbäumchen spielte dicht um mein haar Ihr zartes wipfelwehn G . K E L L E R get. u.

— w i p f e l w o g e , f., woge des vom winde bewegten meeres (s. dort):

9,143.

wipfel-

aus dem blättermeer ragen zerbrochene äste — verrollt sind die wipfelwogen des sturms W. v. SCHOLZ der Spiegel (1908) 145. — w i p f e l z a c k e n , m., vgl. wipfelspiesz: sehr gern setzen sie (die wasserpieper) sich . . . auf die obersten spitzen des knieholzes, doch lieber noch auf die . . . dürren wipfelzacken der . . . fiohten NAUMANN naturgesch. d. vögtl6, 20. — w i p f e l z w e i g , m . , z w e i g i m w i p f e l ( l a a a a ) : bricht einen wipfelzweig man von dem bäum, so musx der haln im augenbllck verschwinden Q. BEGIB Bojarin* verliebter Roland (1840) 167; (er) blickte dabei fortwährend in das blau über ihm, in dem die hohen dünnen wipfelzweige bebten R . SCBAVKAL Mimi Lynx (1904) 60. W I P F L A C H , n., zu wipfel l a d 1 mit collectivsuflix -ach (ahd. -ahi), das aus wipfeln bestehende abfallholz beim Windbruch oder holzschlag, vgl. wipflach . . . wintfolläch oder klaubholz (17. jh.) Oroszlobning. urbarbuch bei UNGEB-KHÜLI, 631». W I P F L E R , m., substantivbildung zu wipfeln 1 ; durch abhauen des wipfels gekennzeichneter bäum, der von den zeidlern zur bienenzucht gebraucht wird, vgl. SCHRÄDER dt.-franz. 2, 1640: wer ein beüten oder ein wipler niederfällt, der verfiel fünft phunt und fünff Schilling heller (v. j. 1898) weisth. 3, 898; item so haben wir von besondern gnaden gethan, dasz ein ieglicher die wipfler habe, ohne hinderung derer, die die wipfler gemacht haben ebda. W I P F L I G , wipflioht, adj., einen wipfel (1 a a) tragend, vgl- wipfelichte zweigä fremdes in fastigivm prosilientes et ingrandescentes STEELES 2450: ein buche z u backtrSgen . . . u m b 1 4 , 1 2 , 1 0 groschen, darnach sie gros und wippelioht ist COLEB hausbuch (1604) 2, H h l b ; einstmals sasz sie auch so Im rauschen der wipfllchten eichen oben am h t t g e l . . . F . V. SORNIITBIBa ged. (1808) 168; zu wipfel l a ß : . . . nur ein nächtlicher westwind ging von den wipfllchten haynen bey Ihm stlllranschend vorüber WULABD merke 1 1 , 1 6 2 aiad. autf.; zu wipfel 2 a : dort wo die Lippe die klappernden wellen an wipfllchten {eisen forttreibt, erhtebt sich das schlosz 1,180;

heute nur noch poetisch in Zusammensetzungen wie hochwipflig, breitwipflig.

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WIPFLING—WIPPE

WIPPE

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W I P F L I N G , » » . , zu wipfel l a a bzw. 1 b gebildet wie wippe VEBWIJS -VEBDAM 5, 2870, nl. wip, engl, whip aohöszling zu schosz; dasselbe vxu wipfel l a aßß, das (mengl. whippe). seltenere nebenformen sind wipp SCHOTschaffende des baumwipfels: wenn man dem kesten- TEL hauptspr. 280, HÖNIO Köln. 201, wipp, m.f., SCHMIDTpaum oben den wipfelink abhawet KONBAD V. MEPETEBSEN nordfries. I83 B , mnd. wuppe SOHUXEB-LXTBBEN OENBEBG buch d. natur 817 Pf.; für den nur aus einem 5, 738, nd. wüppe DOOBNKAAT-KOOLMAN 3, 557, franz. wipfel bestehenden jungen pfländing: der viertelmond Simpl. (1883) 2, 338, wöpp FISOHEB samt. 98, wüppen wanderte mit ihm . . . dahin und dann über des jungFBEDEBKING Hahlen 85. tanns wipflinge H. WATZLIK d. alp (1923) 25; zu wipfel 1 b 1) in ihrer einfachsten form ein brett oder eine stange mit als 'oberer junger trieb von pflanzen': am dritten tag sol hochliegendem unterstützungspunkt in der mitte; als spielman im geben die jungen spröazling von den jungen gerät für kinder oder als hebet zum aufheben von lasten bäumen und die wipfling von den g&ten kreutern viehverwendet, besonders auch technisch für bestimmte arten arzneisprache (1536) 18a in: Alemannia 3, 73; durch böse hebeiförmiger instrumente und maschinenteile in verwerme des leibs mag sie (die speise) den dreck darzu schiedenen gewerben. bringen, daaz er wärm gibt gleich als ein roszdreck, so das a) für ¿las hebeiförmige schaukelgerät: kan der herr rosz (zum purgieren) sein wipfling ist (iszt) PAEAOELSUS wohl sehen, wann ihn die wippe gleichsam über die opera 1, 830 Unser. wolcken erhebet? leunst, wie man seine persohn ... WIPP, M., mundartlich für ein alkoholisches getränk,(1891) 38; vgl. latinisiert (mlat.) vipa winsoppe DIEFENBACH gl. 621b; zurück von dem lockenden bnachwerk wipp getränk aus wein, zuelcer und eiern KJSHBEIN Nass. führ leb die lleblinge schnell zur wipp im schatten des birnbaums, 447; wohl zu wippen 2e 'kippen' gebildet wie schnaps oder wir lassen sie sanft hinschweben im Stahle der schaakel zu schnappen; vgl. auch wippdich. KOSEQABTEH dicht. 8,185; WIPP, interj., s. wipf. die innere breite der wippe beträgt 40 cm KBEGENOWW I P P , n., s. gewippe. SAMEL gerätkunde 53; bildlich: die vier königreiche W I P P B A U M , m., bäum zum heben einer Zugbrücke setzten sich wieder . . . auf die österreichische wippe, um MOTHES bavlex. 4, 484, vgl. 'wippe 6. Preuszen ihr gewicht fühlen zu lassen und es in die höhe ' W I P P C H E N , n., deminutivbildung zu wipf, m. 'sprang'; zu schnellen OPPEBMANN hundert jähre 8, 276; vgl. WOESTE md. als wippchen, nd. als wippken geläufig, auch um- 828A, FBISOHBIEB preusz. wb. 2, 473, KÖPFEN Dortmund gangssprachlich verbreitet; ursprünglich wohl der sprang, 88, BATJEB-COLLITZ waldeck. 114*, BBENDICKE Berlin, das kunststück des Seiltänzer», vgl. wephare histrio NOTKER wortsch. 143; scherzhaft für einen breitkrämpigen Strohhut ps. 36, 6, dann allgemeiner als 'possenhafte bewegung, ge(schäferinnenhut) BBENDIOKE a. a. o., BRUNS voUesw. d. bärde, streich', vgl. so wipjen LIESENBKBG Stieger ma. 220;prov. Sachsen 76S. besonders 'gaukelet, falsche Vorspiegelung, flause, flute, 2) bildlich für einen schwankenden, unsicheren Standort; täuschung, ausflucht, leere ausrede', vgl. DOOBNKAAT- in redensarten wie auf der wippe stehen, sitzen, auf unKOOLMAN 3, 568, M I mecklenb. 107B, DANNEIL altmärk. sicherem boden stehen, zufallen gefahr laufen, vgl. er steht 251 (wuppken), BBENDICKE Barl. 193, JECHT Manafdd. auf der wippe in lubrico versatur STTELEB stammb. (1891) 126, KEHBEIN Nass. 447 u. s. w.; meist in Verbindungen 2460; es stehet unser glück auf der wippe KRÄMER t.-ital. wie wippchen vormachen, vgl. KLEEMANN nordthür. 25, 2, 1357A; op de wip stoe 'dem falle nahe sein' BOVENHENTBICH Eicks f. 29, ALBBEOHT Leipz. 237, ROTHES HUSEN Aach. ma. 188, vgl. WOESTE 326», FBISOHBIEB schles. spr. 898 B ; wippchen machen, vgl. MÜLLES-FBATT- preusz. wb. 2, 473: ich kann keine balancirende und unBEUTH 2, 870; wippchen schlagen CBEOELIUS oberhess. 918; gewisse sache sehen und denken, kein tischglas auf einer blasser auch 'posse, scherz', vgl. FBEDEBKING Hahlen 85,tischecke, nichts, was auf der kippe und wippe oder auf BLOCK Eilsdorf 101, WOESTE westf. 328, SCHAMBAOH 300, dem anstände steht B. GOLTZ jugendl. 2, 392; das klingt HEBTEL Thür. 268, ROVENHAQEN Aach. 183; 'zote, dummes und lacht und füttert alles in dem hause — und steht zeug' FBISOHBIER preusz. wb. 2, 473; im kauf mann, jargondoch auf der wippe IFIX.AND t'heatr. w. 4, 88; spezifisch: für den 'Wechsel' Elberf. ma. 178; literarisch selten: das sie steht op der wippe vor der entbindung Elberf. ma. 178; alte m&nnel da, das kleine, das sich beinah tot schleppt? nur der einige Hirkaner liebet die gerechtigkeit und macht mir keine wippchen vor! 0. LUDWIG ges. sehr. tugend, daher sitzet er stets auf der wippe BUCHHOLTZ 2, 486; ein forscher kerl l&szt sich keine wippchen anHerkuliskus (1885) 772; von einem kauf mann, der dem machen grenzbote (1848) 474. bankrott nahe ist: he sitt up de wipp SCHÜTZE Holstein. • W I P P C H E N , n., name der Hagebutte (rosa canina L.) 4, 386; up der wippe sitten SOHAMBAOH Qött. 300 A , deminutiv zu "wippe (s. dort und eben wiepe), vgl. wippchen RIOHEY idiot. hamb. 340; anders upp de wüppe sitzen unruhig sitzen, im begriff aufzubrechen STÜBENBUBG 837»; corna TROCHUS voc. rer. pr. (1517) K 2 B , wippchendorn comus ebda; wipeken, wopeken, wepeken cornus, arbu- DOOBNKAAT-KOOLMAN 3, 557» s. v. *wip; abstrakt für den zustand des schwankens, schwebens, vgl. h§ steid helsk tum SCHILLKR-LÜBBEN 6, 788*, w i e p k e (pl. wiepkes) (höllisch) in de wip DOORNKAAT-KOOLMAN 3, 657 B ; dat STÜBENBUBG 881 A ; Varianten s. bei PKITZEL-JESSEN 339. hangt noch in de wip hängt noch in der schwebe ebda. • W I P P C H E N , N., kleines, sich bewegendes ding, zu

wippen 2 gebildet; webereitechnischfür einen kleinen weber-3) ein hebeiförmiger, beweglicher galgen und foltergerät, schützen zum brochieren, vgl. K ARM ABSCH-HE EBEN 10,728.an dessen eines ende der delinquent festgebunden wurde, W I P P D I C H , m., volkssprachliche bildung zu wippen, um ins wasser oder auf nägel gestürzt zu werden, vgl. wohl zunächst als imperativische interjection gemeint, meist wippgalgen, wippe strappa-corda KBAMKB t.-ital. 2,1367»; verdumpft zu wuppdich; wie wipf im sinne 'schnelle be- anders: 'wippe heiszt die ausspannung der glieder, und ist wegung, augenblick, nu\ vgl. z. b. wuppdich AUTENBIETHeine strafe, mit welcher sonderlich nach Sachsenrecht die pfälz. 164; wupptic MEISINQEB Bapp. 280; für einen wüdprets- und fischdiebe beleget werden' dttgem. hausschnaps, den man im nu hinuntergieszt AUTENRIETH ebda;hält. -lex. (1749) 3, 748: quando duo boni super aliquo wuppti DANNEIL altmärk. 251, vgl. wipp, m.; anders für testimonium perhibuerint, hic supra wippam in penam eine stutzerhafte person: ein junger wippdich mit jestreif ten peccati locari debeat et reponi (v. j. 1395) bei BUBMEISTER vatermord GLASZBRENNER Berlin 6, 23, wohl von der bürgersprache u. bürgervertr. d. st. Wismar 24; man bewippenden, gespreizten art der bewegung, s. wippen 2 g. drohete mich mit galgen und wippe GRIMMELSHAUSEN ' W I P P E , f., seit dem 14. jh. bezeugtes wort; aus wippenSimpl. 324 Kögel; (etymologisches s. dort) retrograd gebildet für einen läng- die schraube kwetsch ihm arm und beln entzwey, lichen gegenständ, der wippende bewegungen ausführen die wippe lasz auf nadeln ihn falln nieder IIOHMSRNA Kleopatra (1880) 87; kann, so für den zweiarmigen hebet und seine verschiedenen anwendungsfarmen; wippe ist nd.-md. wrsprungs und noch was? mit gewalt? w&r ioh auoh auf der wippe oder allen heute vn der obd. Schriftsprache ein fremdling; vgl. mnl. foltern der weit, so liesze ich mirs nicht mit gewalt abX I V . 8.

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515

WIPPE

WIPPE—WIPPELN

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nöthigen Shakespeare 1,186; wippe, ein käflgt, worinorgelb. 196; der Schieber (beim prägwerk) hat . . . zwei zapfen, unter welche die beiden arme einer gabel, der wippe, greifen PRECHTL techn. enc. 10, 246; teil am hammerwerk des klaviers, vgl. SANDERS erg.-wb. 1623; 'wippe, teil der ablaufvorricktung für schiffe' HOYEB4) im nd. ein zweirädriger kippkarren, vgl. brem.-nieders. KREUTEB L, 866; nur vereinzelt in hochdeutscher form: wb. 6, 305, STÜRENBUBG 337*, JACOBSSON techn. wb. wipfe, wepfe teil am pflüg HUNZIKER Aargau 298. 4,67Sb: und hebben also dussen gronth mit groter awere 8) für eine turnübung als ausdruck der turnersprache: heith ghemaket und de erde mit halyen wagen, dat men eine wippe nennet, . . . gehalet Oldenb. chronikensamml.wippe heiszt jeder gerade sprang (von hinten auf das 1, 231 Leverkus; mit schuppen, Spaden, Schubkarren . . . pferd), wobei der turner in die schwebe fällt und sich darin erhält FB. L. JAHN turnkunst 53. nicht aber mit pferden, wagen oder wüppen, womit die 2 W I P P E , wiepe, f., älter auch m.; zur würzet idg. übrige erde geschändet und zernichtet wird Oldenb. teichordn. (1668) ort. 13 bei HACKMANN von teichen u. ueib- 'drehen', entsprechend md.-nd. wippen (s. dort) bzw. dämmen 76. wipen («. weifen); nur mnd. und nd. bezeugt, als tech5) ein waageartiges instrument zum aussondern der nischer ausdruck in den formen wippe und wiepe schriftschwereren gold- und silbermünzen, mit dem im 17. jh. die sprachlich geworden; anscheinend stand ursprünglich ein kipper und wipper («. dort) arbeiteten, vgl. wippen 3 c: m. wipe neben dem f. wippe, die kontaminationsformen erzeugt haben können; etymologisches s. unter wippen; o wer sie {die taler) Jetzand selber hett, sie wflrdn sie auf die wippen legn formal vergleicht sich dem f. wippe unmittelbar got. wipja, nnd bald hernach sie anders pregn schwed. vippa 'bündel, blume, büschel'; zu der i-form vgl. jedermann» jammerklage (1621) 1 4 ' ; ags. wlpian, mhd. wifen 'winden, schwingen' und ahd. kanstu in einer stunde etliche hundert gülden mit der wiffa, wifa 'reisigbündel' als gemarkungszeichen, s. GRAFF wippe erwerben, so magstu den wagen gar bezahlen 1, 784, mhd. wife mhd. wb. 3, 625A. hauptbedevtung ist discursz etlicher personen von dem jetzigen zustande der seit alters 'aus pflanzlichen Stengeln geflochtenes bündel, A kipper und wipper (1621) B L ; er zahle in golde, nicht strohbündel, reisigbündel', vgl. got. wipja 'kränz', mril. mit paphahnen und schreckenbergern der kippe und wipe fax DIEFENBACH gl. 228B, mnd. dorne wypen wippe FB. L. JAHN W. 2, 493 E. spinarum fasces SOHILLEB-LÜBBEN 6, 736, wyp van holt 6) ein einfaches, doppelarmiges hebezeug, mit dem lastenof van stroe lanck gebunden v. D. SCHUEBEN Teuthonista in die höhe befördert werden, vgl. JACOBSSON 4, 664»; see- 319 Cl.; dem mnl. entlehnt in frz. guipon MEYEB-LÜBKE männ. für einen ladekrahn, vgl. KLUGE seemannspr. 839, rom. etym. wb. 798A. mundartlich nd. verbreitet, vgl. wipe, der auch aus rolle und seil bestehen kann, vgl. JACOBSSON wlp, OT., 'bündel, büschel' DOORNKAAT-KOOLMAN 3, 657A; 4, 956A, BEIL 659, DOORNKAAT-KOOT.MAN 3, 667; so schon wiepe, f., SCHÜTZE holst. 4, 360; wipn, f., DANNEIL 248; mnl., s. VERWJJS- VERDAM 5, 2670: 'in navibus der wipp wype,/., 'geflochtener strohwisch' RICHEY idiot. hamb. 340; dicitur, unde perticam eluere den wipp kohlen' A. BEIER wipe, f., 'strohbündel' FBISOHBIER preusz. wb. 2,473 vom handwerkzeuge (1691) 131; der Schwengel beim Zieh- u.s. w.; komposita ströwip, hedewip 'wergbündd', nerswip brunnen, vgl. norw. (dial.) vippe 'brunnenschwengel, winde- 'arschwisch', schürwip 'scheuerwisch' bei DOOBNKAATzeug'': aus dem brunnen nun wurde mittels der 1 ,ndesKOOT.MANa.a.O.: stekenen wip stroes in enen budel also üblichen wippe das wasser für das yieh geholt M. EßELING grot alse eyn hennene- Bostocker arzneibuch (16. jh.) 68B blicke 2, 58; vgl. wipp Ziehbrunnen SCHMIDT-PETERSEN bei SCHTT.LER-LÜBBBN 5, 736; als zeichen einer schenke nordfries. 163B, RICHEY idiot. hamb. 340; der schlagausgehängt: dede wol deyd, darf nenen wyp uthenghen balken einer ziehbrücke: die aufziehbrücken sind entweder Kieler mscr. nr. 114, fol. 22 ebda; unde stecket einen wyp mit schwungbäumen oder wippen . . . oder mit gegenstro mit vüer in den oven NICOL. GBYSE leienbibd (1604) gewichten (versehen) HOYEB kriegsbaubinst L, 182; vgl. 92; anders, von der quastenähnlichen form der wippe 'wippe zugruthe..., schlagbalken einer kellerbrücke* MOTHXS 'geschosse an der haferähre' SCHÜTZE holst. 4, 366, vgl. dän. bavlex. 4, 484; der hebelbock zum schmieren des karrens vippe 'ähre'; 'geflochtenes reisigbündel, faschine', vgl. ahd. HONIG Kölner ma. 201; das schlagnetz beim Vogelheerd wifia, wifa («. o.): de domprovest sy disem holting ein Elberfeld, ma. 176; stock am flachnetz SANDERS erg.-wb. bistender . . . , sine kohlgarten mit wipen, roden, stacken 1623, vgl. 'die handsenken (senknetze) heiszen auch senket, tho beteren in deser marcke berechtiget (v. j. 1558) weisth. senkkamen, ... wippe' (südwestfusz des Harzes) A. SELIGO 3, 320; schriftsprachlich als technischer terminus für eine fanggeräte (1914) 47; vgl. wippe hebenetz WALDBRÜHL ort faschine, vgl. wippe, f., 'wippe beim krippen der fluszBhingscher klaaf 219. ufer' WOESTE westf. 326A, FISCHER schwäb. 6, L, 859 7) technisch für verschiedene Heinere Instrumente und (iehnwort): Würste (waaschen, waasen, wippen, wiepen, maschinmteile in der form des hebels; der Schnepper an bandfaschinen, ankerfaschinen) sind lange dünne faschinen . . . aus schlankem reise EYTELWEIN faschinender armbrust: item 1/2 m. pauwel vor eine wepe dem werke (1800) 8; wippe, ein strauchbündel LUEGER 7, 950; meyster Marienburger treszlerbuch 650 Joachim; ouch wiepe faschinen oder bundbusch BENZLEB deichbau 2, 280; sullen die von Thoron, Elbing . . . 1 armborstwinde unde 'strohwisch' als Verbots- und grenzzeichen: es werden 4 wippen haben (v. j. 1396) bei C. G. STYFFE bidrag ¿, 2; wiepen ausgestellt, die gefechtsfelder . . . im voraus be'wippe der thurmuhren, ein stück eisen, so man ziüschen zwey zähne des bodenrades beym aufziehen der uhr steckt' stimmt WILHELM I . milit. sehr. 2, 267; strohbündel des strohdaches: wo der first eingerückt war, hing die dachung JACOBSSON 4, 604A; die umschaltung der wippe (bei der in langen wiepen herunter FONTANE ges. w. I 2, 440. uhr) . . . geschieht durch ausziehen der aufziehwelle sonderlich gartendiebe etliche mal ins uxuser gelassen und in die höhe gezogen werden STBODTMANN Osndbr. 287, vgl. RICHEY idiot. hamb. 340/.

LUEGER 7, 756; teil des Webstuhls: wippe, sapa, alze de •WIPPE, f., hagebutte, s. unter wiepe. linenwever hebben voc. ex quo (15. jh.) bei SCHILLEBLÜBBEN 6, 736; 'wippe (zwiüichmacher), so nennt derselbe W I P P E L s. wipfel. die kleinen Waagebalken an dem gehänge der Schäfte W I P P E L , lcornwurm, s. wibbel. JACOBSSON 4, 664A; ein teil der drehbank: 'wippe, die W I P P E L N , vb., iterative Weiterbildung von wippen senkrechte Stange, durch welche die drehbankspindel in 'sich rasch hin und her bewegen', vgl. wibbele ROVENHAOEN abwechselnd drehende betpegung gesetzt wird' BÜCHER kunstgewerbe 440B, vgl. HOYEB artill. 1, 139; Vorrichtung Aach. ma. 162, wibbelen 'schnell bewegen, wittern' WALDzum bewegen des blasebalges, vgl. BLUMHOF eisenhüttenkdeBRÜHL Bhingscher klaaf 219, wippein SCHAMBACH Oött. a 4, 604; ein Ideines fallwerk, Werkzeug des nadlers, vgl. 300 : ein mäuselein sich blicken lüszt, 'wippe (nadler) . .. womit der köpf der Stecknadeln mit wlppelndes, trippelndes ding dem schaft vereiniget und bevestiget wird' JACOBSSON 4,663®; HOFFMANN T. FALLERSLEBEN ges. uhr. 2 , 2 8 7 ; zwischen den windsäckchen sieht man die leitstifte für wippein 'schaukeln' BAUEB-COLLITZ Waldeck. 114" und die wippen (hebel) zum aufdrücken der ventile TÖPFER nd. verbreitet, vgl. wippein 'wackeln' DANNEIL aUmärk.

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WIPPEN

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WIPPEN

2 4 8 s o sehen sie doch nur, das flosz wippelt ja wie ein w. (1899) 4, 209; fachsprachlich im gerbereihandwerk älterer zeit: wann solches alles geschehen, (werden die gewalkten und getrockneten fette) abgenommen, gewippelt, geschlichtet, überlassen, gestallet, wann sie löchricht sind, oder geschnitten WEIQEL abbild. d. hauptstände (1698) 029, wofür anknüpfung an wipfeln 'die spitzen abschneiden' naher liegt. W I P P E N , vb., mundartlich auch wüppen, wuppen; obd. wipfen, dialektisch nur spärlich bezeugt, aber älterer spräche geläufig, ist z. t. durch das schriftsprachlich gewordene wippen ersetzt, vgl. FISCHER Schwöb. 6, l, 869. herkunft. zur wurzd idg. ueib-, die (wie auch neip-) 'schwingen, drehen, schwanken, hin und herbewegen' bezeichnet, vgl. lat. vibrare, gr. yi/xßavai, lit. vybur-iu, -ti 'wedeln'; im gerrn. reich entwickelt, vgl. got. weipan 'bekränzen', waips, wipja 'kränz', anord. veipr 'kopfbinde', ahd. weif 'binde', mhd. weifen 'schwingen, haspeln'; ahd. wipfil, wiffil {s. o. wipfel), wephäri (s. u. 1 a), wipf (s. dort), mit nasal wimpal (i. wimpel); ags. wlpian, engl, wipe, mhd. wifen 'schwingen, winden', nd. wepelen 'schwanken, schaukeln', norw. vipa; unmittelbar vergleichen sich formal mengl. whippen (mit unorgan. h), engl, whip SKEAT 706B, nl. wippen, schwed. vippa, norw.-dän. vippe. vgl. FALK-TOBF 1386 und WALDEPOKORNY 1, 241; mhd. steht neben wipfen auch wepfen (), der sich auf deutschem boden nur im nordfries. erhalten hat, sonst durch den plural ersetzt und schon ahd. nicht mehr bezeugt ist; vgl. lit. vfed. in mhd. zeit zeigt das obd. wir, das nd. we (wi); im md. dringt wir als schriftsprachliche form ein und verdrängt vielfach dialektisches wi, vgl. noch wan wi alli naciburi heizin Mühlh. reichsrechtsbuch* 105 Meyer; hete wi tusent marc von golde spiel v. d. zehn jungfr. 174Beckers; gemischt: alse wl langer blten, wir muzen doch mit In strlten gral Rudolf 12, 8 Grimm; waz wi vormogin, . . . daz wollen wir unsreme hern . . . gerne meteteile KÖDIZ v. SAALFELD leb. d. hl. Ludwig 61 Rückert; ebenso im niederrhein.: wie sollen dienen dem coninge Floyris 201 (in: ztschr. f . dtsch. altertum 21, 820ff.) neben tu dat wir dig raten 290; obd. steht neben herrschendem wir in den aUalem. psalmen (9. jh.) vereinzeltes wer: wer der lebemes und inti wer erlosta pirumes (»'»: Germania 2, 103/.), wo assimilatiim an folgendes -er vorliegt, nicht eine altertümliche form (so WILMANNS gr. 8, 408); md. vokalsenkung ist wer in: wer suln ingegln In varln kSnig Rother 2613 de Vriet; Johannes, kom, gen wer! AUfelder pastionttp. 5894 Grein; wer wlaten nicht, dasz hie was Crlst ebi 6316; verdumpfung zeigt obd. wür, vgl. wür von gotts gnaden Johanns abbt ze Rot (v. j. 1306) monum. boica 1,145, s. auch die belege bei WEINHOLD mhd. gram. § 461, bair. gramm. § 357, alem. gramm. § 412; mit sproszlavt als wier: wier Ott von gottes gnaden, pfallentzgraf von Rein (v.j. 1291) monum. boica 3,178; wier Niolas abpt (v. j. 1478) fontes rer. austr. I I 37, 628, vgl. reime von wier: tier FBEIDANK 5,14; : vier THOMASIN V. CIBCLARIA welsche gast 2282.

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WIR

wie im anord. wird nach dem verbum stehendes wir an das -n der verbalendung assimiliert zu mir, mer, und dann vielfach zur alleinige% form der mundart erhoben, wofür das 15. jh. die frühesten Zeugnisse bietet, vgl.: cum, mir mengen unse trene marienlied. in: ztichr. f . dltch. altert. 10, 29; wie wol mir malnend, es hab ein end («. j. 1494) bei MONE schautp. i, 141;

. . . mir gänd nit den rechten weg . . s o gang wir recht STEINHÖWEL Äsop 204 österley; mir wöllent nit verzagen fastnaehttp. 447 Keller; umb dasz mer gesundiget hon Alifelder pattiontip. 35 Grein; wa mir anders den poeten glauben SBB. FRANCK morie encom. (Ulm o.j.) l l a ; später nur in mundartlicher Schreibweise: weil mir doch lügen müssen OUapatrida Fuchsmundi 125 Wien, ndr.; wie kamen dan mir zu der ehr SCHWABS tintenfäszl (1745) a 4 B ; mir sein freund ANZENGRUBEB ges. w. 6, 214; aber auch sonst nach nasal, vgl. den mir, indem mir u. s. w., belege s. bei FISCHER schwäb. 4, 4; dies mir gilt mundartlich heute im gesamten obd. und dem md. neben selteneren w-formen, z. b. FISCHER a. a. o.y WIII' BACHER lusern. 228; vgl. dazu WBEDE anz.

f . dtsch. altert. 18, 300; obd. und md. herrschen mer, mir, mier u. s. w. (nebentonig mar) stark vor, aber Überall mit w-formen durchsetzt, die besonders östlich der linie Aschersleben-Würzburg-Lindau zahlreich sind; im östl. Hessen und westl. Thüringen überwiegen formen ohne r wie mi, mei, me, die kompromiszformen des älteren wi mit neuerem mir darstellen; nd. nördlich der Ürdinger linie gilt hauptsächlich wi neben wei, we; das östl. schlesische bevorzugt ber, bir u. s. w.; nebentoniges mir, mer reduziert oder verliert obd. oft den endkonsonanten, vgl. z. b. MS', MI' SCHMELLEB-FB. l , 1641, ma FISCHER schwäb. 4, 2 B .

gebrauch. spätahd., mhd. und frühnhd. ist wie auch heute vielfach dialektisch abfall von -n oder -en der verbalendung vor enklitischem wir (bzw. mir) bezeugt, vgl. wirohe wir WILLI BAU Kohel. 141, 4 Seem.; leider nu enmuge wir HABTMAIHI • . A r s arm. Beinrieh 604;

daz wer ot wir mit swerten dar g&ht wir alle balde

Nibelungen 149,1 L.;

WOUBAM v. ESOHBKBAOH Pamival

526, 26;

auch bring wir etUch guldln schln

HANS SACHS 2 , 2 7 K.;

gee wir STEINHÖWEL Äsop 264 Österley. l ) zur bezeichnwng der 1. person. a) in der mehrzahl, für den engeren oder weiteren kreis, zu dem sich der sprechende oder schreibende rechnet: warumb besohwftren wir (Christen) uns mutwillig mit verbott der spisz ZWINQLI V. freiheit d. speisen 6 ndr.; abwechselnd mit m a n : wie man sich mit der faust an ein . . . wand halten mua, auff das wir nicht gleiten LUTHES 28, 77 W.; (die kinder) sind die andren wir (erwachsenen) LOGAÜ sinnged. 183 lit. ver.; mit Opposition, die die gemeinte gruppe begrenzt: wir laien EBEBLTN v. GtfNZBüBO s. sehr, l, 10 ndr.; wir Deutschen LÜTHEB 19, 631 W.; wir kinder GÖTH-: 21,104 W.; mir Schwytzer Schweiz, schausp. 2,152; mir bauern HABTMANN volksschausp. 24; wir armes publicum GERSTENBERO Hamb. n. zeitg. 110 lit.-denkm.; formelhaft besonders von schriftsteilem und rednem verwandt, die durch den plural sich mit dem kreis ihrer leaer oder zuhörer gleichsetzen: am aschermittwoch, so die heilig kirch . . . dich zu hohen dingen ermant, so seind wir am a l l e r v e r r ü c h t e s t e n GEILER V. KXISEBSBXBO ameis

(1616)

9 D ; wer weisz, ob das letztere wort nicht vom ersten den nahmen führe, wie wir weiter hinunterwerts hören sollen PRXTORIUS anthr. phit. (1688) 1, 8; die alte ging murrend beiseite, wir entfernen uns mit ihr GÖTHE 21, 6 W.; wir sehen (in Ungarn) den katholischen und den griechischon kultus getrennt MOLTEB ges. sehr, l , 115; meine herren,

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W I R B E L , m., deverbativbildung zu germ. »hwerban aus der wz. idg. kuerp- 'sich drehen', vgl. got. Ivairban 'umhergehen', Iveilalrairbs 'wetterwendisch', anord. huerfa 'sich drehen, kehren, verschwinden', ags. hwerfan 'sich kehren, wenden, reisen, sich ändern', ahd. (h)werban, (h)werfan 'sich wenden, zurückkehren, tätig sein, betreiben', mhd. nhd. werben; gleichartiger bildung ist anord. huirfill, dän. hvirnun wSUen vir hin heym zu hausz vel, schwed. hvirfvel, engl, whirl (aus d. skandin. entlehnt), HANS SACHS 2 , 1 9 K . ; neben ahd. (h)wirbil steht (h)wirvil und mit anderem ababer lassen wir das gut sein GÖTHE 46, 36 W.; so! nun laut (h)werbil ( < »hwarbil), vgl. got. hrarbön 'umherwollen wir über die drauszenl 8, 8. gehen, wandeln', as. hwarf 'kreis, Menschenmenge', ahd. b) für eine einzelne person. (h)warb 'wendung, umdrehung', ags. hwearf 'austausch, Wechsel', anord. huarf 'verschwinden', und ohne 1-suffix a) als pluralis majestatis, ah zeichen der fürstlichen würde entsprechend älterem brauch in tat. urkundung: wir ahd. (h)wSrbo (m.) GRAJT 4, 1237, (h)wgrba (f.) ebda; wirbe (f.) bei JOH. ROTHE Dür. chron.160 Liliencrcm; ahd. Ott von gottes genaden pfallentzgraf von Bein (v. j. 1291) swirbil GBAJT 6, 897 ist kaum aus wirbil mit 'beweglichem, 3' monum. boica 3, 178; weir Heylirich von gotis gnaden herzog czum Brige (v. j. 1386) lehne- u. besitzurk. Schle- erweitert, sondern selbständige herleitung aus der vrarzeX »suerp- in swerban; wirbel ist als girlo 'Strudel, woüstaub' siens L, 348; in das lombard. eingedrungen, vgl. MEYEB-LÜBKE roman. wir sein ein könlg und reden dag hutnachtrp. 682 .Er- etym. wb. (1936) 2, 798; auszergerm. verwandle sind nicht bringt es In ordnnng. wir (Sari) genehmgen alles, völlig gesichert, wahrscheinlich gehören gr. xctQnAs 'handiflr einen freund ist uns kein preis zu hoch umrzel, drehpunkt der hand', xvqßii 'drehbarer pfeiler', SCHILLER 13, 264 B.; mir. corr 'wasserloch', corrach 'unbeständig', vielleicht auch entsprechend von gott gebraucht: (falls wz. Suerp-) aind. cDrpa- 'getreideschwinge' hierher, drumb wölln wir Im ein ghülffen machen, vgl. zum ganzen WALDE-POKOBNY 1, 472f.; ob gelegentIhm gantz gleich In allen Sachen HANS SACHS 1, 27 K. liches werbel ahd. (h)werbil fortsetzt oder dialektische form ß) vom Verfasser zur bezeichnung seiner selbst, als eine von wirbel ist, bleibt oft unsicher, vgl.: ort bescheidenheitsformel, wohl aus a heraus entwickelt: Hurinn das wasser macht ein werbel (von) Africa wöllent wir nit weyter schreyben STUMPF HANS SACHS 7,203 K . ; Schweizerchron. (1648) 2 a ; die zwo ersten (arten) halten wen durch den stromb nnd werbel zwar wir für ein geschlecht BOOK kreutterbuch (1672) 2; von der Ihr durch passiert mit Jammer THEOBALD HÖOK tchSnes Numenfetd 7 ndr.; rechtschreibung, davon wir anitzo etwas handeln wollen vgl. werbel vertibulum DIEFENBACH gl. 614°, werbel plißuETNTZ rechtschreib. (1666) 7; immer Selbstgespräche, hören wir die leser sagen WIELAND Agathon (1766) 2, 72; roma 442B, werbel oeeipium nov. gl. 269B; wervel, werfel substantiviert ironisch: aus welchen büchern hat uonn nun vortex 386S, s. auch mnl. id. werwel; formen mit i bleiben selten: besorg ich, wir werden in den werfel der trübselidas jenaische wir . . . seine mineralogie gelernt LESSING 10, 407 L.-M.; auch sonst als zeichen der Bescheidenheit: es kaiten ertrinoken Jos. GBÜNBEOK ein Spiegel (1508) b l b , vgl. bair. werfel, warfei SOHMELLEB-FB. 2, 994; häufiger gab eine zeit (vor Jean Paul), wo kein deutscher jüngling, wenn er liebte, zu sagen wagte: ich liebe dich, zünftig als würbel belegt, was zumeist gerundetes wirbil darstellt, doch auch tiefstufige bildung sein könnte, vgl. anord. horfa und bescheiden, wie er war, sagte er: wir lieben dich, ( < *hwurbön) 'fahren': aber die sandigen würbel für and mAdchen BÖBNE ges. sehr. (1840) 2, 204. nit übel die ebnen, aber bas die merischen visch H. ÖSTEB2) zur bezeichnung der 2. person der ein- oder mehrzahl; BZIOHEB Columdla 2,158; über den würbel des kopfis als ausdruck der rückeicht gegen höherstehende: sihe, wie PABAOELSUS opera 1, 356C Huser; ich versuchte offt ans wir nun stehen ? als wenn wir uns bethan hetten H. J. zu ufer zu gelangen, so mir aber die würbel nicht zulieszen BBAUNSOHWEIO schausp. 223 HdUand; gegenüber einem GRIMMELSHAUSEN Simpl. 320 Kögel; im plural vereinzelt untergebenen, dem man keinen förmlichen befehl geben wiU: mit -n gebildet, vgl. die wirbeln . . . einer lauten DUEZ nun, Krist, wie war es? wir müssen wohl einheizen FONnomencl. (1662) 160. TANE ges. w. 11, 6; als zeichen der Vertraulichkeit: nun, kleine Schwägerin, worüber denken wir so weltentrückt A. die kreisförmige oder spiralige bewegung einer körper nach ? P. HEYSE in: dtsche dicht. 9,12Franzos; als ausdruck masse und die so bewegte masse selbst. der herablassung, sowohl einer freundlichen als einer herri1 )der hauptakzent liegt auf der bewegung einer bestimmten schen, ähnlich wie man gegen geringere gebraucht, die man kürpermasse. mit ihr oder sie nicht anreden kann und mit du oder er a) die stelle im wasser, wo sich die Strömung infolge von nicht anreden will: wie befinden wir uns?, vgl. ADELUNG Unebenheiten des grundes drehend abwärts bewegt, Strudel, 6, 260; was haben wir neues, Marinelli? LESSINO 2, 386 vgl. ahd. (h)werbo vorago, gurges, vortex GRATE 4, 1237, L.-M.; namentlich der schulsprache des 18. jhs. angehörig, wirbel im wasser vortex DIEFENBACH gl. 629b, charybdis vgl. GRIMM dtsche gramm. 4 (1898) 292; (lehrer:) wir sind 101b, werwel gurges 27l b : ein esel! (schüler:) ich meinerseits protestiere SEUME m. so fielen die hund allesander leben (1813) 63; früh als lächerlich empfunden, vgl. CAMPE In die Thonaw; ein thell ertruncken, 6, 738. In dem wirbel zu gründe suncken HANS SACHS 9,265 E.; 8) substantiviert, für eine gruppe von personen umschrei(man darf) nicht schewen blz, Schweis, gf&rligkelt, bend verwendet, vgl. entsprechenden gebrauch von das ioh: noch der wasser ungstflmmigkelt, diese wyr werden freilich die gewalt haben eben yn den nicht erschrecken ab wirbeln, wällen FISCHART glückk. tchiff 4 ndr.; worten, da sie Christus selbst ynnen hatte am abentmal und wird (das tchiff) dann unversehns vom würbel hinLUTHES 18, 2, 2 W.; wie das selbst, die persönlichkeit genommen einer mehrzahl: der leib ist das Wohnhaus unsere geistes, . . . da wird die freud und lust zur traurigkeit gemacht welcher unser warhafftes wir ist CHE. V. RYSSEL V. d. morgerdänd. reitebachrrib. 173 Oleariut; Seelenfrieden (1686) 138; modern im sinne der gemeinschaft seht hin, wies (das wuter) brandet, wie es wogt und wirbel zieht einer Vielzahl von menschen gebraucht: es ist nicht nur ein SCHILLER 14,277 O.: starkes gefühl des 'wir', das diese bedeutsamsten aller denn des wassere hellige welle groszen verbände (die nationen) innerlich zusammen scheint zufliehen,sich zu entfernen, schlieszt O. SPENGLER unterg. d. abendlandes (1922) 2, 204; sie erblickt nur hohler wirbel damals (bei kriegsbeginn) war alles freigelegt, geschah die grause tiefen unter sich GÖTHE 3,11 W.; ablösung des ichs durch das wir gleichsam selbsttätig alles lftuft darin herum wie tausend wirbel im Strudel DWINGEB wir rufen Deutschland (11. BODE Tristram Shandy (1774) 7, 9; wer von Regensburg vor allem wollen wir praktisch sein POLENZ Orabenhäger 2,192; auch vom avftraggeber und auftragnehmer: mit dem transport des hnmmers wollen wir es nickt wagen GÖTHE I V 35, 226 W.; gern bei adhortativen Wendungen, wenn der Sprecher die hörer zum mittun auffordert: doch ghen wyr! JUDAS NAZABEI V. alten u. neuen gott 40 ndr.;

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WIRBEL

her auf der Donau hinabgefahren ist, der kennt die herrliche stelle, welche der wirbel genannt wird EICJHENDOEFJ' 2,10 Dietze; etwas anders: lind kam an einen fels, allwo von allen ecken das vasser in ein marmorbecken mit silberbellen wirbeln sprang L I CHT WER itop. labein ( 1 7 1 8 ) 68.

b) drehende bewegung der Infi, wirbelwind, heftiger Sturmwind, vgl. anord. hvirfilvindr; ein winds wurbel Vertex, typhon nomencl. UU.-germ. in us. schol. (1634) 20, (die winde) varnt in ainer snellen werbein weise KOKE AD v. MEGENBEBO buch d. naiur 80, 22 Pf.; in neuerer spräche meist durch wirbelwind ersetzt: hie sehet (säet) sie wind und samlet wyrbel LUTHES 10, l, l, 531 W.; dise Windsbraut oder wirbel. . . sind am selbigen ort sehr gebrauch lich und gantz gefehrlich NICOLAS NICOLAI raisz in die Turckhei (1572) 9 b ; der weg war ziemlich von dem anhaltenden nordwind verwehet, dannenhero hatte mein knecht genug zu thun, mich aus denen wirbeln heraus zu bringen ZENDOEITJS A ZHNDOEHS winternächte (1682) 558;

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(1930) 60; verdinglicht 'eine grappe durcheinander wogender menschen' : der key ser muszt noch, mit einem kleinen wirbel umbgeben, sein leben mit seiner eigen hand retten SEB. ITBANCK chron. Germ. (1538) 162B; übertragen sich aus dem wirbel schwingen 'sich aus der affaire ziehen, sich zu retten wissen': ein mann einer sehr arglistigen arth . . . könte sich meisterlich nach allen winden wenden, dr&hen und aus dem würbel schwingen LAUBENTIUS V. SCHNÌTFFIS wald u. schallweg 210. f ) besonders aus a entwickelt sich vielfach bildliche Verwendung ; für den tiefsten punkt: (der geist) dringe für baz in den wirbel und in den ursprunc, dà der geist sinen ursprunc inne nimt MEISTEB ECKHABT in: mystiker 2,232 Pfeiffer; vergleichbar: denke dir einmal das nichts; du denkst es dir neben den etwas! aber, da denkst dos dir nicht 1 hier ist der wirbel des selns H E B B E L te. 6, 334 Werner;

meist mit dem beisinn des gefahrvollen oder leid bringenden zustande: ich bin in ein tieffen wyrbbel kommen Zürcher bibel (1531) ps. 68TT; si seie ja glücklich oder unglücklich, wie bl&tter, stoppeln, spreu und sand vor keinem wirbel bleiben in waszerlei würbel der laster einfüret oder an den schroblasser: J. CHR. GÜHTHEE ged. (1735) 48; fen der schadhaften ding gantz zerschmettert C. HEDIO kommt er in wirbeln der Windsbraut geflogen christl. leer (1632) 31°; gar leicht ein wirbel des Unglücks KÖRNER a. 2, 153 Eempel; hervor quillen kan Beinicke fuchs (1660) 416; die gesetzte da erwachen wieder die finstern mächte (des sturmes), frau, die froh sei, endlich aus den tollen wirbeln eines aus den unsichtbaren tiefen brechen ihre wirbel hervor heiszen blutes herausgekommen zu sein P. DÖBTLEB um H. v. BARTH Kalkalpen 178; modern meteorologisch wieder d. kommende gescMecht (1932) 86; anders als die kraft, die aufgenommen für den kern eines tiefdruekgebiets. unwiderstehlich mitreiszt oder an sich zieht: man fühlt sich c) die durch eine luftströmung hervorgerufene bewegung in den wirbel des auszerordentlichen hingezogen Europa leichter teilchen wie staub, sand, schnee, rauch, dampf, (1803) 2, 157 Schlegel; die wirbel der gesellschaftlichkeit flamme: hatten ihn verschlungen GÖTHE I V 2, 33 W.; dasz in allein ist einer, den man flndt, einem solchen Zeitpunkte die jüngeren köpfe in dem da die hellischen wyrbel (de» teuer») sindt, wirbel des stärksten unter ihnen mit fortgerissen werden, einer wird für sie alle gehen, die andern sollen Bicher stehen ist natürlich SCHBEYVOOEL ges. sehr. 2, L, 174. MURNER Äneia ( 1 5 4 3 ) 1 2 6 * ; schon vor des leuchtenden schlosses thor 2) der bewegungsvorgang selbst beherrscht die Vorstellung. schnell durch des feuerB Wirbel cur bürg a) allgemein die rasche kreisförmige oder spiralige kommt er, der kecke FotJQUi held d. norden» (1810) 1, 62; drehung: dar umb, wer ain gar klainez vögeil praet an der rüetl aime, so kSrt sich daz spizzel selber umb ain die wirbel (d. tabakravehe») drehen sich auf wunderbare weise, wie in Cartesens luft die länglicht runden kreise weil von dem wirbel der geist und des dunstes in dem ZAOBABIL poet. »ehr. ( 1 7 6 3 ) 1, 2 4 ; holz von der hitz EONBAD v. MEQENBEEG buch d. natur und wie empor aus hohem schlot des dampfes schwarzer 334, 28 Pf.; eine feurige kugel herauS steigen sehen, wirbel zieht GEIBEL v>. (1888) 1, 206; welche mit ihren wunderlichen würbel, drehen und das ienster zeigt mir gleich den wirbel in dem schnee schrecklichen flammen die zuseher mit erstarten hertzen J. CHR. GÜNTHER ged. (1735) 413; und äugen angeschauet JOH. PBATOBTOS reform, astral. vom pole her stürmend bedeckt er die wälder mit reif, die flüsse mit eis, ein stöbernder wirbel (des schnees) treibt um den hohen giebel GÖTHE 40, 264 W.; ein wind,

(1666) 236;

der kleine stein macht so viel grosse schweifte, so clrkelrecht sich in den würbel winden

HARBDÖRFFER getpräehtpiele 6, E e 7 ' ; der hebt den staub in wirbeln auf IV 1, 46 W.; diese (ecAeibe) schwang er (Odyneut) im wirbel J. H. Voss Odüttee 136 Bernayt; in neuerer spräche in fester Verbindung in wirbeln emporsteigen, vgl. ähnlich: während er seinen flintenlauf im wirbel schwang SPIEL es zieht der dicke staub Im wOrbel schon empor V. KÖNIG ged. (1745) 158. HAGEN s. w. 2, 503; da die ganze masse des material« sich in einem wirbel dreht, steigt der . . . staub empor Musd) terminologisch; (cartesianische) wirbel, die elliptiPBATT chemié (1905) 8, 394; von der kosmischen bewegung: schen ätherströmungen, die Descaries als Ursache des pla- sie sind der junge herr, der . . . als ein weltweiser von der netenumlaufs annahm: figur der erde und von den wirbeln der himmelskörper durch diese wirbel, die so verschiedllch seyn, reden musz SCHWABE belustig. (1741) 2, 348; theilt die materle sich ein BROCKES ird. vergnüg. ( 1 7 2 1 ) 3 , 1 6 3 ; den der sterne wirbel loben, den des seraphs hymne preist, so jagte Newtons einfaches gesetz Descartes wirbel aus dieses glas dem guten geist SCHILLER 4, 4 ff.; dem leeren äther HEEDES 23, 511 8.; bildlich: aus dem 'kreislauf': alten schlosz könnt er leichter in die kartesianischen wie wenn bey hellgestirnter nacht wirbel des neuen, der visiten und freuden springen und Diana Ihren glänz verlieret, so oft ihn ihres Wirbels macht sich von ihnen drehen lassen JEAN PAUL W. L, 173 Hempd; in unsere erdballs schatten fOhret technisch magnetische, elektromagnetische wirbel: diese GOTTSCHED PEI. ( 1 7 5 1 ) 8 4 ; versuche zeigten ihm nun die bisher sehr unbekannten die erde vollendet in 24 stunden ihren wirbel um sich magnetischen wirbel GOTTSCHED d. neueste 4, 727; elektroselbst J. P. HEBEL W. 2, 2 1 1 Behaghel; rotation eines rades, magnetische wirbel BLASCHXE elektrotechnik 141. einer Scheibe, einer kugel u. s. w. um die eigene achse: so e) übertragen auf eine ungleichmäßige, rasche bewegung, einer ainen zwölfbotten erwehlen wolt, mfist er sine ogen das durcheinanderwogen von menschenmassen, getümmel, beechlieszen und also in siner üblichen und gaistlichen gewühl: blindhait den raif umbtriben und in dem wirbel einen

Hermann eilt im dicksten wirbel (dar tchlaeU) als ein wahrer held voran v. SCHÖNAICH Hermann (1761) 171;

ohnm&chtig weich ioh vor dem tollen wirbel (einer bauernprügelei) zurück WATZLIK pfarrer von Dornloh

zedel ergrifen JOH. KESZLEB sabbata 68; noch schlimmer handelt der, bey welchem ehr und wind wie rider in der nhr in stetem wirbel sind J . CHR. G Ü N T H E R ged. ( 1 7 8 6 ) 4 4 5 :

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WIRBEL

wie ein kugel im wirbel kommt W . v. HUMBOLDT ges. »ehr. 4, 78; 'kreisbewegung':

a) das ungeregelte wogen von gedanken, gefüMen, Vorstellungen, empfindungen; vgl. noch ganz im bilde: v o m wirbel der liebe verschluckt FBISIUS dict. 1367B: die

sie ileflen durch einander nmb, geleich In einem Wirbel krumb

SPRENG Iliat (1610) 141

rauschenden freuden, welche die sinnen in einem wirbel v o n wollust dahinreiszen WIELAND Agathon (1766) L, 247;

gern von der schnellen drehbewegung des tarne* :

denn was wär nnsre Iebenszelt... und wenn Ble (die mädchen) In reizendem wirbel sich drehn, ein wirbel sflszer leiden HEEDER 25, 890 S.; so rühren sie herzen von stein BÖHME volktthüml. lieder 820; (der) wirbel der empfindungen, die mir hier vorschwebten HEBBEL br. 6, 224 Werner; ein wirbel v o n gefühlen e r bald wurde unsere blumenleuchte vom wirbel der tanfaszte die marquise W. v. SCHOLZ erzähl. (1924) 88; alle zenden hin und herbewegt STOBM S. W. (1890) 1, 80; fühlten sich von einem wirbel zweiflerischer gedanken forteinst als da noch das nymienvolk bekriegtest, ein iOrst des kamevala den teutschen Wirbel flogst gerissen KOLBENHEYER Paracdsus (1926) 3,122; absolut: SOHILLER l , 248 ö.; meine Laura I nenne mir den wirbel der an körper körper mächtig relszt poetisch 'die drehende umvtindung des schlangenleibes' : SCHILLER I, 209 0. gähllngs schnürt dich der tSdtUche wirbel 3,136. b ) auf eine unregelmäszige, in verschiedenen bewegungsrichtungen sich vollziehende zusammengesetzte form der kreisenden bewegung einer gröszeren menge von körpern angewendet:

die schwalben schäumen Ihn (den trieh) In tausend wirbeln begierig ab T. GBHTZKOW ged. (1771) 29;

in taumelndem wirbel erhebt sich die geflügelte schar (der ameisen)

LAISTNES nebelsagen 238; ähnlich: i m wirbel

ß) in pejorativer Wendung verdichtet zur bezeichnung des zustande* mangelnder bewusztseinslclarhe.it, bei dem sich alles zu drehen scheint; noch im bilde der schwindet verursachenden bewegung:

in schwarzen wirbeln dreht slchs nm mich, aber Ich will hindurch, empor aus dunkel nnd nacht

GRILLPARZEB t. a. 6,97 Sauer;

wo sich köpf Im Wirbel drehen flachten lieb nnd Zärtlichkeit, furchtsam, gleich verfolgten rehen, In den arm der nüchternhelt

flirrte der blanke stahl G. FBEYTAG ges. w. 8, 33; bildlich: wo der trachtenwechsel kreiset, sind herkommen, sitte LANGBEIN sehr. (1841) 1,157; und brauch im ewigen wirbel FB. L. JAHN W. 2, 703 E.; 'schwindelgefühl': einem schwindelnden gleich, der, um geradezu 'durcheinander': gleich dem beständigen Wechsel des Äusseren wird auch unsere innere regsamkeit nur noch nur dem entsetzlichen, nicht mehr erträglichen wirbel ein wirbel von bewegungen sein LOTZE mikrokosmus 1, 26.zu entgehen, sich vom thurme herunterstürzt NIETZSCHE w. 1, 86; 'wutanfaü': ein wirbel war . . . in des invaliden c ) vielfach bildlich für den unruhigen Wechsel, das regellose durcheinander, wirrwarr: der p ö f e l (ist) als ein thier,

das den wirbel des unbestandes zu seinem angelsterne braucht LOHENSTEIN Arminius (1689) l, 236b; oben wurde sohon des ruhigen bewusztseyns erwähnt, das diesem sich in sich auflösenden und wieder erzeugenden wirbel gegenüber steht HEGEL W. 2, 406; es war mir in dem bisherigen wirbel beständiger aufregungen nicht möglich, zu einem klaren gedanken zu gelangen HEBBEL br. 2,164 Werner; besonders häufig vom ruhelosen gelriebe des lebens, der geschäfte und Zerstreuungen, oft nahe an Ali angren

zend: verlassen sie sich inzwischen darauf, dasz Göthe in allem dem wirbel, worin er sich dreht, sie und die Physiog n o m i k nicht vergiszt

WIELAITD in:

sehr. d.

Oöthe-

k ö p f e aufgestiegen L . v . FBANQOIS Reckenburgerin (1871) l , 62; vgl. er hat den wirbel ist übel gelaunt (Solothurn) WANDER 5, 277; 'aufregung': der sonst gesetzte und ruhige

Sergeant rief in seinem wirbel und alle bedenklichkeiten seines . . . gewissen« hinunterspülend: so commandirt ein general GUTZKOW ritter vom geiste 4, 363; 'taumel':

was

sie sprach, hörte Bonaventura, er verstand es nieht ..., wie i m wirbel stand er GUTZKOW tauberer von Rom 6,198; 'rausch':

schlürft ein, und süszer Wirbel durchdröhn uns bis zur Zirbel J. H. Voss ged. (1802) 4,119;

vgl. einen wirbel haben ADELUNG 5, 250; weinwirbel, ein

gesdlsch. 16, 847; in dem gewaltigen wirbel der Welt- reuschlein ebriola STIELES 2518; 'brunftkoller der tiere': alsdann kriegen sie (die hirsche) den wirbel oder lust zur 284; w i e floh er aus brunft in köpf DÖBEL jägerpradica (1764) L, 18; früh dem wirbel der geschäfte und Zerstreuungen wieder zu mir GÖTHE 11,166 W.; vor vierzehn tagen war ich einige für den krankhaften zustand der bewusztseinstrübung 'Wahnsinn, Verrücktheit', vgl. wirbel phrenesis, insania, tage lang in einem wirbel von mahlzeiten und gesellgeschichte MOUMSEN röm. gesch8,

Schäften J. v . MÜLLER S. W. 5,10; etwas anders 'sich über-

er h a t den wirbel i m k ö p f e dementia captus est STIELES

des urtheil GUTZKOW zavberer von Rom 3,165; wie 'verirrung' :

deminutiv wirblein verdinglicht für ein tier, das die drehkrankheit hat, vgl. FISCHES schwäJb. 6, L, 869: es soll kein

2518, hirnwirbel girandola di testa cioi pezzia KRÄMER stürzende, drangvolle arbeit': wir fanden keine zeit dazu t.-ital. 2, 1357B: es kann ihme leicht ein würbel in sinn im wirbel des nationalökonomischen umschwunges W. H. kommen, das er blutt Vergüssen nichts achtet BUTSCHKT RIEHL d. deutsche arbeit l l ; ich w a r zu sehr v o m wirbel des fünf jn acta umstrickt HEBBEL br. 4, 343 Werner; Pathmos (1677) 109; Moyses nachdem er von dem berg Sinai herabgestiegen, fand . . . dasz seinem volk der früh mit pejorativem Mang 'unordnung, Verwirrung': also würbel in den k o p f i gerathen ABSAHAM A S. CLARA mercks sind disse jar daher ausz der maszen v i e l . . . tzeychen yn Wien (1680) 66; 'drehkrankheit' der tiere: vielen landen am hymel gesehen, denn es ist gewiszlich vorhanden eyn groszer wyrbel LUTHES 10, l, l, 671 W.; Ihr schäfer da pfuscht doch gewöhnlich als herr Ammon sich sehnt nach landgütlicher ruhe vor halb in das hexengewerb, herzspann zu vertreiben und zahnkoller und wirbel sogar [weh, den wirbeln der hohlen zeitphilosophie SCHLEIEBHACHES J. H. Voss «. ged. 2,177; s. w. I 6, 417; in seltsamen wirbeln ging sein schwanken-

nnd Immer kehrt Horaz den täglich sch&rfern blick von wirbeln elteln wabns auf sich . . .

HAGEDORN poet. «. 1,46;

verdinglicht 'verwirrte lehre, irrlehre': wir sagen, das y h r e

warheit eitel trebesand und Ungewisser wirbel sey LUTHES 23, 234 W.; wo göttliche gnad ist, da fieiszt er (der teufd) sich auch hinzu, damit er da ein wyrbel maoht, der dem gemeinen mann fürzulegen sey PARAOELSUS opera 2, 2 1 9 b

Buser.

d ) übertragen auf eine nur subjektiv empfundene oder scheinbare innere bewegung, besonders im bereich desfühlens und denkens, der vorstdlungsweU u. ä. XIV. 2.

metzger kein würbeil . . . auszuhauen kaufen quelle v. j. 1620 ebda; übertragen wirbel verwirrter mensch ebda. 3) zu besondererbedeutungsgruppe entwickelt in akustischer beziehung; zunächst von der durch die drehende bewegung der trommelstäcke auf dem Schlaginstrument erzeugten raschen, pausenlosen, ineinander übergehende/n folge von tönen; der Vorgang der wirbelnden scMagart überträgt seine bezeichnung auf das akustische ergebnis; deutlich noch mit überwiegen der aktionsvorstellung: die reveille

wird mit drey einfachen Schlägen, hernach mit drey halben gedoppelten, nachgehends mit drey einfachen und wiederum drey gantz gedoppelten und so fort, wie auch

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mit einem schlage und wirbel abgeschlagen v. FLEMING Soldat (1726) 143; der tambur die trummel Im Wirbel schon rührt

BREHM tierleben 3, 337 P.-L.; deminutiv: die jungen füllen (sollen haben) . . . das horn am huf schwartz . . . mit eynem kleynen krönlin oder würblin darüber SEBIZ feidbau (1679) 161; etwas anders in mischung mit a, ein büschel federn auf der höchsten stelle des köpf es: (der phönix ist) auf dem haupt mit federichem wirbel geziert

T. ERLACH Volkslieder d. Deutschen 2, 420;

bildlich: (als ob) die erde . . . unter dem wüsten wirbel des eisens hinwegrutsche W. BEUMELBUBG Sperrfeuer (1929) 314; zumeist von der tonfolge selbst gebraucht: bey dem commando 'schultert' (wird) ein doppelter wttrbel geschlagen v. FLEMING soldat (1726) 226; abends beim Zapfenstreich ging ich neben der menge trommeln her, deren wirbel und schlage das herz im busen hätten zersprengen mögen GÖTHE 27, 257 W.; 'glück auf, Hanne', rief die alte drauszen, ungeduldig einen kurzen wirbel an den Scheiben trommelnd W. BAABE schüdderump 1, 124; die donner schlagen ihre wirbel BETTINE Brentanos frühlingskranz 269; die peitsche knallte lustige wirbel in die lüfte W . ALEXIS Isegrimm, 26; durch die diele stiesz ein wirbel von gelächter P. DÖRFLER d. lampe d. töricht, jungfrau (1930) 388; auf trillernde tonfolgen übertragen: weswegen gab er (gott) wohl der muntern nachtlgall der wirbel schnelle konst?

SEB. FBANOK chron.

c) von a aus übertragen auf den ganzen haarschopf des menschen: diu kraft lac niur an slben hären din mitten üf stnem wirbel wären Huao v. TRiHBHRa rentier 6870 Ehrinnann; man bracht Ihm noch darzu ein nngrlsch Wasserglas, mit beyden macht er ihr den Bchlaf und wirbel nas BOST verm. ged. (1769) 44;

sie spann von Simsons wirbel sich ein fischernetz, das sie wie eine geldtasche nachher am gürtel trug MALKR MÜLLER Situation aus Fausts leben I I I ndr.; besonders für das haupt ganz allgemein: (die richter legten)

ir beider hende schirbel

bin iif Susannen wirbel

J. A. SOHLEGEII verm. ged. (1787) 1,148;

mit lanten wirbeln steiget die lerche . . .

ESCHKNBITEQ beispielsammlang (1788) 6,106;

Daniel 7637 Hühner;

ir unglück feilet aufi iren kopff und ir frevel aufi iren wirbel LUTHES bibel 7, 362 Bindseil-N.; was hilft es auch, nach Weisheit schnappen die oft dem wirbel wehe tut? HAQBDORN poet. «?. (1769) 3, 68,

die harmonische wirbel ihrer bezaubernden stimme WIELAND ges. sehr. I L, 161 akad. B. ein ding, das eine spiralige oder kreisartige form hat oder mit einer schneckenartigen figur oder linie versehen ist. 1) zufrühest, ebenso wie lat. Vertex zu vettere, für eine stelle des haares oder feiles, wo das haar die richtung ändert und wie kreisradien auseinanderstrebt.

(1531) L26B.

vgl. warwe (