Deutsches Wörterbuch: Lieferung 13 Verwechseln – Verwirren [Unveränd. Nachdr. der Ausg. Leipzig. Reprint 2022 ed.] 9783112641446

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Deutsches Wörterbuch: Lieferung 13 Verwechseln – Verwirren [Unveränd. Nachdr. der Ausg. Leipzig. Reprint 2022 ed.]
 9783112641446

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DEUTSCHES

WORTERBUCH VON

JACOB GRIMM UND WILHELM GRIMM Herausgegeben von der

Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin

XII. Bandes I. Abteilung 13. Lieferung VERWECHSELN —VERWIRREN

1961 S. HIRZEL VERLAG • LEIPZIG IN ARBEITSGEMEINSCHAFT MIT DEM AKADEMIE-VERLAG GmbH, BERLIN

Unveränderter Nachdruck Erschienen im S. Hinsel Verlag, Leipzig C 1, Schuhmacherg&ßchen 1—3, in Arbeitsgemeinschaft mit dem Akademie-Verlag GmbH, Berlin W 8, Leipziger Str. 3—4 Vzenz-Nr. 202 • 100/71/61 Offsetdruck: VEB Druckerei „Thomas Müntzer4* Bad Langensalza Bestell-Nr. 3021/XII/I/-/13 Preis DM 5,— Printed in Germany ES 7 D

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2146

VERWECHSELN

VERWECHSELN

an einem fremden orte, den man mit seiner Vaterstadt verwechselt GOTTSCHEDIN briefe L, 224. besonders in den Wendungen einem etwas v., wo das object zwar der gegenständ ist, der ersetzt wird, das subject aber diesen gegenständ nicht hergibt, sondern erhält und dafür den ersatz liefert: item . . . hat mir die L . eczlich alt cerprochen czin verwechselt, darauf par geben 2 «f. 26 4 TUCHER haushaltbuch n o lit. ver.; daz er {Laban) ihm zehenmal seinen lohn verwechselt LUTHER 24, 538 W.; aber mein hut war nicht da, man hatte ihn mir verwechselt und statt dessen einen alten schabbesdeckel hingelegt BREN-

verwechselt und in einander verwandelt v. BESSER sehr. 2, 365 K. 4) etwas durch etwas anderes ersetzen, in neuerer spräche meist durch einfaches wechseln oder auswechseln vertreten. a) von personen: wer täglich seine freund verwechselt und verkieset LEHMAN floril. polit. (1662) 4, Iis. v. durch Unterschiebung: w i r werden underricht, wie dasz dich eine hure usz der Metergaszen zu Erfurt verwechselt habe in der wigin {ca. 1470) rechtsalterthümer* 2, 206; ob aber der teufel gewalt habe, die kinder zu stelen, und die v. möge RUOFF hebammenbuch 160; den tagüber Byrons verwechselten wechselbalg {the deformed transformed) gelesen GÖTHE I I I 10, 266 W.; dasz dem könig Pipin seine frau verwechselt ward L . STEUB Wanderungen im bayr. gebirge 212. von amtsenthebung und ersetzung durch einen andern: er ist aber noch . . . pfarrherr zu G., er sey dann seiderher verwichselt worden NAS antipap. eins u. hundert 2,118 b ; die könige selbst müssen ihnen {den druiden) zu geböte leben, sintemahl diese mehr verwechselt und . . . abgesetzt werden, jene aber bleiben hingegen unverändert LOHENSTEIN Arminius 1,971"; nur konnte . . . kein prior ohne erhebliche Ursachen entfernt oder verwechselt werden RAUMER Hohenstaufen 6, 337.

T A N O ges.

sehr.

5, 354.

2) etwas hingeben, um etwas anderes dafür zu erhalten: daz sie . . . ir gut mugen vorkouien oder vorwechslen (1294) lehnsurk. u. besitzurk. Schlesiens 2, 6; die höfe, noch die dörfer ze B. und ze U., noch lüte, noch guter derselben dörfer und höfe . . . niemer verkoufen, versetzen noch v. (1347) ueisthümer l, 30; die gfiter . . . nit zerteilen, sftndren, verendren, verlyhen, verkoufen, noch v e r w e c h s l e n R I E D E R E R Spiegel

d. waren

(1509) Y 2 B ;

rhetorie

ich mag euch verschencken, verkaufen, verstechen, verjagen, verschicken, v., verbeuten, ihr seid mein avec tous ces deffauts, nicht anders als leibeigen GRYPHIUS lustspiele 151 P. in besonderer bedeutung vom Umtausch von geld gegen andere Währung oder andere werthsorien, vgl. wechseln 5 a : als biszhere auszerhalb der geschworen Wechsler manigfeltiglich golt und müntz eingekauft und verwechselt ist worden Nürnberger polizeiordnungen 146 B.; item am pfintztag darnach da prent man sein dirn durch ped packen und durch {die) stirn: het im {demfalschmünzer) die gülden verwechselt ( N ü r n b e r g 1493) chron. d. d. städte 11, 572; denn wenn ein fleische? k a m und batzen zu verwechseln brachte HENRICI ernst-, scherzh. u. satir.

ged. 8, 462;

und wurde den reisenden auferlegt, dasz sie ihr geld v . und den wirth befriedigen sollten BRENTANO ges. sehr. 4, 468. 3) vom austausch gleichartiger a) von wirklichem LL, 350 K.;

austausch:

gröszen. die kleider v . H. SACHS

J. B A R T H toeiberspiegel

F 2B;

0 . JAHN

Mozart

4, 338; esz wasz die sag, sy hetten seltzam spil mit ainandren getrieben, die weiber verwechslet und umb lassen gaun BAU MANN quellen z. gesch. d. bauernkrieges L, 158; welchs (stück land) alwege das ander jähr wider frei ward und . . . an einen andern kam, das sie also alle jähr die felder verwechselten CYR. SPANGENBERG munsfeld. chron. (1572) 8»; er ... verwechselte m i t ihr zum zeichen ihrer Verbindung etliche mahlschätze LOHENSTEIN Arminius L, 80B; dasz ich mit einem . . . tugendreichen mädchen ringe verwechselt HOLTEI erzähl, sehr. 15, 180; die bücher von beyden theilen auszusuchen, welche nützlicher verwechselt werden könnten LESSINO 18, 348 M. freier: dasz das wasser und die erde ihre stellen miteinander verwechselt haben PRÄTORIUS anthropodemus L, 60; wie man zwei menschen ihre leibsgestalt v. läszt FOUQUE held. d. nordens 1, 130, b) wie wechseln 1 b vom austausch von gebärden, mittheilungen, bezeugung von freundschaft oder feindschaft: man solte keinen kusz mit geringen personen v. CHR. WEISE polit. redner (1677) 468; nach seinen und der andern fürsten gegen sie verwechselten höfligkeiten LOHENSTEIN Arminius i, 327a; unter denen hin und wieder verwechselten reden 2, 128b; vertauschet die herzen, verwechselt die hand v . KÖNIG ged. 257;

dasz . . . man böses mit bösem verwechselte HERDER 5, 532 S.; auch concret: den l . j u l i ist ein ernster Scharmützel . . . gehalten worden, so bei vier stunden geweret, und achtmal die kugeln verwechselt worden G. S P A N O E N B E R G

mansfeld.

chron.

(1572) 46511-.

c) sich v., ineinander übergehen, gleichartig, ein und dasselbe werden: zwischen herrn und mann seyen glauben und treue also beschaffen, dasz sie sich v . und beede nach gleichem recht geachtet werden HOHBERG georgic. curiosa aueta 3, l, 8 b ; wie sich der eitern hertzen XII.

b) von Sachen, auch von thieren: die yerwechsslet den käs und bracht im einen kleynern käs summerteil d. heiligenleben 155 b ; der valckner sol auch füro dem valcken die vogeln verwächsein, also das im aintzlingen nach ainander ye gröszer und ye gröszer für hebe MYNSINGER von den falken 19; sie solten ire pferde v. und andere nemen WAHBECK Magelone 32 B.; auf verwechselten pferden LOHENSTEIN Arminius 1, 37"; doch soltu die purgierenden latwergen in einem jeden gebrechen änb deren und v . RYFF confectbuch 24 ; ein arzt müste nach Veränderung der krankheit seine artztneyen v. LOHENSTEIN Arminius 2, 278 b ; meine mutter . . . versicherte auf ehre, pflicht und gewissen, dasz dieses stück gewand (ein angeblich sehr altes brusttuch) fünf oder mehr mal verwechselt wäre HIPPEL lebensläufe n. auf st. linie L, 71; so verändert oder verwechselt auch das thier aus der erden, der falsche prophet, seine Werkzeuge JUNG-STILL I N G W. 8, 273.

c) eine örtlichkeit v., im kinderspiel: wir {in Frankreich) v. im verwechselspiele ahornbäume, ihr (in Deutschland) vielleicht tannen GUTZKOW ritter vom geiste 5, 240; deshalb er all monat sein Zeilen verwechselt, in ein andre zug H . SACHS 9, 294 K . ;

mein mehrmals verwechselter aufenthaltsort RITTER erdkunde 1, V I I ; weg, strasze, steg und pfad verwechselt er gar oft D . v . D. W E R D E R ras. Roland

4. ges., 54. Str.

d) das amt v . : das kein bischof oder pfarherr sein bisthumb oder pfarr verwechszel SEB. FRANCK chronica, zeytb.

(1531) 321 B .

e) namen, aussehen, spräche v , : under Ungarn verwächsslet sie {die Donau) den namen und wird Ister genent STUMPF Schweizerchronik 53 b ; bisz er sich endlich wider in ihenschliche gestalten veränderte und dieselbe öfter verwechselte GRIMMELSHAUSEN 2,167 Kurz; wie ein Chamäleon die färbe oft verwechselt

LINDENBORN Diogenes

seine spräche und nation zu v. 1,

26.

2, 802;

SOLGER nachgel.

sehr.

5) zuweilen in der bedeutung abwechseln lassen, abwechselnd gebrauchen, mit etwas abwechseln: dan seiner händen werck ist das liechtreich gezelt, das alle weit, verwechslend nacht und tag, verduncklet und erleuchtet W E C K H E R L I N ged. 2, 5 4 F . ;

andre sitzen und weben, geschickt die faden verwechselnd GÖTHE 4, 327

W.;

in dieser Stellung hüpft man einige mal von einer pausche zur anderen, indem man i m m e r die hände verwechselt auch reflexiv: F. L . JAHN W. 8, 47 E. herbs und lentz verwechseln sich SIMON DACH in Königsb.

dichterkreis

135

244

ndr.

2147

VERWECHSELN

VERWECHSELN

6) den gegenständ., der an die stelle eines andern setzt wird, drücken präpositionale Wendungen aus:

ge-

a) vereinzelt begegnen: v. zu, nur mhd.: eintweder sin verweselt wir zu kinden, oder sie babent iewen hertze verbunden dort jenhalp in den beiden jung. Titurel 4545, 4. v. f ü r : all m i j n gelt verwesseien vur n u e w e Venecianer ducaeten v. HARFF Pilgerfahrt 59. V. d u r c h , ersetzen: als Carl der V. seine . . . regiernng durch ein stilles und geruhiges klosterleben v. wolte CHR. WEISE polit. redner (1677) 470. b) v. gegen, austauschen: ihren . . . gegen gleich wichtiges gold zu v. gewohnten flachs LOHENSTEIN Arrnib nius 2,185 ; {die geisein,) die sie alle drey j ä h r e gegen eine gleiche zahl v. sollten HALLER Usong 367; ich muszte meine mütterliche spräche gegen die eure v. F. M. KLINGER neues theater l, 136; vielleicht k a n n ich es (ein pferd) noch gegen ein anderes v. E. v. STÄGEMANN bei H . v . O L F E R S lebenslauf

l , 819.

c) v. u m : lasz dich benügen an din selbs person und verwechsel die u m b ein andre (lasz andere dafür töten) buch der beispiele 145; u m b ander gueter, zins, zehenden, r e n t und gült mag ain j e d e r das sein verkouffen, v. und d a m i t handien frei und unverhindert urk. z. gesch. d. schwäb. bundes 378; A. . . . sein {geld) verbechselt h e t u m b einen guldin ring ARIGO decamerone 90 K.; die freiheit u m b k n e c h t s c h a f t zu v. und a b z u t a u s c h e n SEB. FRANCK chronica (1681) 100 b ; wenn einer etwan ein gülden . . . u m b meitlein (th. 6, sp. 1988) verwechselt MATHESIUS Sarepta (1571) 167 a : dasz die frau dem m a n n sol gehorsam seyn und keins das ander u m b eines andern willen v. buch der liebe (1587) 159 b ; F. würde das glück, seine Eleonore zu besitzen, n i c h t u m t h r o n e verwechselt h a b e n SONNENFELS gen. sehr. 2, 36. d) v. in, gewöhnlich beim geldwechseln: er verwechselte zum theil sein gold in grobe teutsche silberne Sorten GRIMMELSHAUSEN Simplicissimus 495 ndr.; sie ... lieszen sich ein goldstück in kleine m ü n z e v. GUTZKOW ges. w. 6, 111: aber auch sonst mehrjach im sinne von verwandeln in: und diese feindschaft . . . in solche freundlichkeit verwechslet wäre Amadis 1, 409 K.alles elend und widerWertigkeit in eine anmuhlige liebligkeit verändern und verwächsein SCHUPP sehr. (1663) 421. e) weitaus das gewöhnlichste ist v. mit. «) anstelle einer Sache eilte andere gebrauchen: (die tochter des dr. B.,) welche u n t e r a n f ü h r u n g eines klugen Vaters nicht selten die nehnadel mit dem Zergliederungsmesser verwechselt SCHWABE belustigungen 6, 364; ich h a b e geraucht, als ich k a u m von meiner m u t t e r brüst, e n t w ö h n t war; die warze mit dem pfeifenmundslück verwechselt LENZ ges. sehr, l, 44 T.; das schwert mit dem Werkzeug des k n e c h t s zu v. F. M. KLINGER neues theater l, 22. besonders von kleidern: Adam und E v a . . . (haben) solche feile, w a n n sie durchlöchert worden, . . . m i t neuen verwechselt ABRAHAM A S. CLARA etwas für alle 8, 25; die Winterkleider mit den Sommerkleidern zu v. allg. d. bibl. 110, 77. V. von buchstaben und Worten, s. u. I I I . ß) von eigenschaften und zuständen: das du die vorn u n f t mit u n v o r n u n f t vorwechselt und ausz einem menschen ein bock worden ist LUTHER 7, 262 W ; frieden und r u h e mit Unfrieden und krieg . . . verwechseln V.CHEMNITZ schwed. krieg 2,312; alles empfundene hertzeleid . . . m i t vielfältiger freude v. CHR. WEISE polit. redner (1677) 173; diesem herrn (dem erbprinzen von Braunschweig) vielmals zu wiederholen, dasz ich meinen zustand m i t dem seinigen nicht v. wolle WINCKELMANN bei JUSTI Winckelmann 2, 8, 329. besonders das leben mit dem tode v.: ein alter m a n n , der villicht och des nechsten tags das leben m i t dem tod verwechslet STEINHAUSEN privatbriefe d. mittelalters 1, 392; disz leben mit einem pesseren (SEB. FRANCK chron. Oerm. [1638] 265*), ein mühseliges leben mit einem freiwilligen tode (BODE Montaigne 3, 61), s t a a t und thron m i t der gruft (GRYPHIUS trauerspiele 169 P.), das zeitliche m i t dem ewigen

2148

(HIPPEL kreuz• u. querzüge 1,18), eine notariatsstelle m i t dem h i m m e l (LENZ lustspiele nach dem Plautus 6) v. ungewöhnlich ist, dasz es sich dabei um das leben eines andern handelt: man bund und ftlret in dahin auf den felsz Tharpejum und in hinab in die tief Tiber stürtzet. eo wurd sein leben im abkürtzet und im verwechselt mit dem tod H . SACHS 8, 628 K .

ohne unmittelbare ergänzung findet sich die schon mhd.: verwehselt häst du wol dtn leben: du häst din wesen hie gegeben, daz da mit dinen brüedem hsete in dirre werlde unstete, umbe der engel gemeine LAMPRECHT V. REGENSBURG S. Franzitken

vxndung

leben 4030 W.

y) von Veränderung des aufenthaltsortes: Hannover, welches ich künftigen montag mit der heerstrasze nach Osnabrück v. werde LICHTENBERG br. l, 69 L.; wer einen völlig dunkeln ort m i t einem, den die sonne bescheint, verwechselt, wird geblendet 6ÖTHE II l, 4 W. d) von arbeit, thätigkeit: das m a n . . . die kindische kurzweilen (heranwachsender mädchen) mit ernsthafter arbeit verwechselen solle FISCHART 3, 189 H.; bei d e m v. einer arbeit m i t der a n d e r n aus Schleiermachers leben 1, 859. 7) technische ausdrücke: a) coagmenta alterna, verwechselte steinlagen oder eingelegte arbeit COR VINUS fonslatimtati» 27; inderheraldilc.verwechselt, in der wapenkunst, wenn bild und feld mit einander wechseln und eines des andern färbe hat' JABLONSKI 816"; mit verwechselten färbungen oder verwechselter färbung SIEBMACHER-GRITZNER wappenbuch (1890) 67; v. QUERFURTH wb. d. herald, terminologie 166. b) in der musik: der sechste modus hypolidius . . . ist . . . nicht m e h r vorhanden, wegen des unzeitigen verwechslens des lydii und hypolidii mit dem jonico und hypojonico C. SPANGENBERG musica 87 lit. v.; wenn m a n vor der resolution den ton der grundstimme m i t einem andern in der rechten hand verwechselt, so gehet eine Verwechselung der harmonie vor PH. E. BACH art das clavier zu spielen 2, 28; verwechselte trompeten- und schalmeyenmusik MORHOF Unterricht 2, 165, harmonie HEINICHEN generalbasz 661; der verwechselte accord SULZER theorie d. schön, künste 4, 676. 8) vereinzelt das absolute wechselweise, gegenseitig:

part.

präg,

verwechselnd

dan meine seht in dich, in mich dein sehlelein verwechslend haben sich durch disen kusz vergangen W E C H H E B L I N ged.

bei LOHENSTEIN mehrfach deutung:

1, 474 F.

verwechselt in ähnlicher

be-

das saltz im lieben ist verwechselte begierde, vertauschte gegenbold Ibrahim, sultan (1680) 34; die verwechselte liebe der menschen Arminius l, 851*; die f r e u n d s c h a f t ist eine verwechselte verknipfung zweier hertzen 2, 24A; A. und S., welche den Untergang beider fürstlichen h ä u s e r beschworen und durch verwechseltes austrinken ihres eigenen blutes bekräftigt h a t t e n 2, 985B. III. in neuerer zeit schlieszt v. gewöhnlich, in neuester zeit fast ausschlieszlich die Vorstellung eines irrthums in sich: 1) eine Sache irrthümlich an die stelle einer andern setzen, irrthümlich statt einer andern gebrauchen, occasionell begegnet dieser gebrauch seit dem 16. jahrh.: wir h a b e n unsere füsz under einander verwexelt, das keiner weyszt, welcher sein füsz h a t SCHUMANN nachtbüchlein 88 B.; ähnlich grillenvertreiber 123. v. bedeutet hier an sich wohl nichts anderes als vertauschen, aber dies vertauschen hat zur folge, dasz man die vertauschten gegenstände nicht mehr unterscheiden kann, in andern fällen kann das v. als folge eines irrthums aufgefaszt werden; das erscheint zuerst in Wendungen, die das vertauschen von buchstaben und Wörtern ausdrücken, oft ganz neutral gemeint: denn das ch wird öfters durch

2149

ein bloszes h ausgedrückt und u häufig mit y verwechselt JAC. GRIMM kl. sehr, 4, 4; auch vom grammatisch geregelten lautwechsel: gunst . . . mit dem u ist genehm, dann es von gönnen herkommet: weil die selblautende buchstaben, wie bekannt, 6ich untereinander verwechseln HARSDÖRFER teutsche secretarius l, 496; GUEINTZ reehtschreib. (1666) 75. zuweilen ist offenbar absichtliches v. gemeint: da dann die worte und arten zu reden zum öftern einander sehr gleich und dannenhero nichts leichtere als ein wort mit dem andern, eine art mit der

andern

...

haben

zu

v.

B A S T E L V . D. S O H L E

Harnisch

aus

Fleckenland 7; es (das wort und) kehret so oft wieder, dasz selbst Luther glaubte, es zuweilen mit da v. zu müssen KRUMMACHER das wörtlein und 45; doch liegt in solchen fällen die Voraussetzung eines irrlhums sehr nahe: ir wisset wol, das mir ettliche (drucker) nit alleyn wort vorwechselt, sonder dartzu die sententzen vorfinstert K A R L S T A D T bei L U T H E R 18, 466 W.;

comman-

dirt er zu geschwinde und verwechselt in der hitze eines mit dem andern, so wird die exercirende mannschaft hierdurch confus und irre gemacht v. FLEMINO teutsche soldat, (1726) 228; ir verwechselt die diphlhongen «t und ei A. W. SCHLEGEL in: Athenäum I, 14; er . . . verwechselte fortwährend das mir und mich GAUDY 2,89; mir und mich verwechselt BEHAGHEL gesch. d. d. spräche5 669. in netterer zeit umgangssprachlich in scherzhafter Übertragung mein und d e i n v . besonders gern von namen: der copiste hat die namen der beiden inseln auf der karte verwechselt GÖTHE 18, 370 W.er wuszte nicht, dasz das gerücht die Ortsnamen verwechselt hatte 0 . LUDWIG ges. sehr. 1,818. sonstige belege sind in der literatur nicht eben häufig: wie getrauwstu einem stück zu helfen, welches mit pulver geladen wer, und die kugel wer verwechszlet, also das etwan ein gröszere genommen würde FRONSPERGER kriegsbuch l, 154"; man bittet, beym auspacken vorsichtig zu werke zu gehen, damit die nummern nicht verwechselt werden GÖTHE IV 36, 42 W.; so habe auch ich den meinen (hut) glücklich nach hause gebracht, ohne ihn zu verwechseln THÜMMEL reise in die mittägl. prov. 6, 232. 2) fruchtbar ist eine bedeutungsverschiebung, durch die der Schwerpunkt von der äuszeren handlung des vertäuschens auf die innere des irrthums verlegt wird, v. bedeutet nun den unterschied zwischen verschiedenen gröszen verkennen, dabei kann es sich um eine vollständige Verwechslung handeln, indem man eine grösze für eine andere hält, oder um eine theilweise: man verwechselt zwey dinge, wenn m a n dem einen eigenschaften beylegt, die nur dem andern zukommen LESSING 10, 273 M. gleichbedeutend sind die Wendungen mehrere gröszen v. und eine grösze mit einer andern v. zuweilen wird nur eine grösze genannt, eine gleichartige, mit der die genannte verwechselt wird, ist zu ergänzen: mit welcher brühe wollt ihr gegessen werden? sie (die Hühner) darauf: aber wir wollen gar nicht gegessen werden, er (der koch): ihr verwechselt den stand der frage DAHLMANN franz. revol. I i i . a) von concreten gegenständen: die stinckkugeln haben eine gleichmäszige beschaffenheit mit den giftkugeln, werden auch dahero von einigen verwechselt v. FLEMING teutsche soldat (1726) 72; a m tage verwechselt m a n den mond mit einem blassen Wölkchen LICHTENBERG br. 2, 62 L.; die Obelisken müssen nicht mit den hermessäulen verwechselt werden F. H. JACOBI 6, 317. b) von

personen.

a) ein Individuum für ein anderes halten; wegen ähnlichen aussehens: obgleich der graf . . . W i l h e l m e n mit einem jungen Engländer in des prinzen gefolge mehr als einmal verwechselte GÖTHE 23, 294 W.; wir (Raumer und ich) sollen uns beide so ähnlich sehen . . ., und jetzt werden wir von jedermann verwechselt W . GRIMU in briefw. zw. J. u. W. Grimm (1881) 126. daher die meht von personen gebrauchten Wendungen z u m oder bis zum v.

ähnlich:

SCHILLER

1 4 , 182 G.;

2150

VERWECHSELN

VERWECHSELN

STURZ

sehr,

a,

805;

SCHNITZLER Anatol (I90l) 92; sich oder einander zum v. gleich sehen oder gleichen: BAUERNFELD ges. sehr. 2, 248;

I M M E R M A N N I , 20 B.;

G A U D Y 1 4 , 1 3 6 . wegen

gleichheit

oder

ähnlichkeit der namen: wer siehet nicht, dasz Witikindus . . . allhier strauchle und zwey Ludovicos mit einander verwechsele HAHN staats-, reichs- u. kayserhist. 1, 3 0 0 ;

zu Aachen im alten dorne liegt Karolus Magnus begraben, — man musz ihn nicht verwechseln mit Karl Mayer, der lebt in Schwaben HEINE 2, 435 E. dazu vielfach die vorbeugungsformel: Philipp Jacob Martin — nicht zu v. mit Vincenz Martin, dem componisten der cosa rara O. JAHN Mozart 8, 199. wegen gleicher Wesensart, gleichartiger leistung: dasz man uns in unsern arbeiten verwechselt, ist mir sehr angenehm GÖTHF. IV 10, 855 II 7 .; und war der leidige unterschied von auszen nicht wir (Franz u. Karl Moor) würden zehnmal verwechselt

SCHILLER

2, 54 O .

ß) ein individuum irrtümlicherweise in eine bestimmte gruppe einordnen: dasz . . . urisre geistlichkeit . . . aufhören soll, mich mit den neuen reformatoren zu verwechseln

LESSING

18, 860

W.;

eh mich die weit mit jenen elenden verwechselt, die der tag erschafft und stürzt, eh spreche weit und nachweit meinen namen mit abscheu aus SCHILLER 12, 231 O. ( W a l l e n s t e i n s tod 1, 7);

' c h bitte, . . . diesen menschen mit keinem gewöhnlichen gartenknecht zu verwechseln NESTROY ges. w. 2,88. y) die beschaffenheit einer gruppe auf eine andere übertragen: man musz übrigens die Altfranken j a nicht mit unserm pöbel v. KLOPSTOCK gelehrttnrepublik (1774) 8; das preuszische volk insgesammt wurde mit seinen Offizieren und geheimeräthen verwechselt GUTZKOW ges. w. 10, 254. c) von absiractem und geistigem: ihr {der alten) zweck w a r niemals, die nachahmung in dem grade illusorisch zu machen, dasz sie mit der natur selbst hätte können verwechselt werden GERSTEN BERG recens. in d. Hamb, neuen zeitung 280 lit.-dkm.; eine physische weltbeschrcibung darf daher nicht mit der sogenannten encyclopädie der naturwissenschaften . . . verwechselt werden A. v . HUMBOLDT kosmos 1, 40. oft von privaten und öffentlichen zuständen und einrichtungen: mit dem recht der ersten bitte sind die sogenannten panisbriefe nicht zu verwechseln M. I. SCHMIDT gesch. d.Deutschen 4,605; letzteres (das römische connubium) ist nicht zu verwechseln mit einem eheverbot JHERING geist d. röm. rechts 1,181; nach wenigen tagen war sie (die krankheit) so weit vorgeschritten, dasz sie auch von laien mit einer gewöhnlichen unpäszlichkeit nicht mehr verwechselt werden konnte M. MEYR erzähl, a. d. Ries S, 181. theilweises v. ist ausgeprägt in: das alte miszverständnis, welches . . . mahlerei und sculptur unaufhörlich von neuem verwechselt F R . SCHLEGEL s. w. 6, 61; sie v. auch in diesem falle . . . die belgische mit der preuszischen Verfassung BISMARCK polit. reden 3, 19 Kohl, am gewöhnlichsten von abslracten begriffen gegensätzlicher oder nah verwandter, aber nicht gleicher art: genie und geschmack (RAMLER einl. i. d. schön, jdissensch. 1, 24), mittel und zweck (GÖTHE 25, 105 W,; FR. SCHLEGEL pros. jugendschr. 1, 28 M.), handeln und denken (J. G. FORSTER S. sehr. 3, 183), talent und bedürfnis (GEIBEL 5,84 Cotta), Ursache und Wirkung (HOLTEI erzähl, sehr. 22, 50), nachruhm mit dem Verdienste (ABBT verm. w. 1, 15), die Wirkung der Schönheit mit der Schönheit selbst (GERSTENBERG recensionen in d. Hamb, neuen zeitg. 156 lit.-dkm.), das idealisiren mit dem moralisiren (HERDER 22, 299 S.), vorsieht mit mistrauischer genauigkeit (MEISZNER Alcibiades 1, 218), das wahre komische m i t dem possenhaften (E. TH. A. HOFFMANN 4, 48 Gr.), die sogenannte zwecklosigkeit der kunst mit grundlosigkeit (G. KELLER 2,14), Ordnung mit pedanterie (WILHELM I. milit. sehr. 1, 566) verwechseln, oft ist nur von einem v. der worte die rede: sie v. die worte pracht und grösze A. G. MEISZNER skizzen 2,148; dasz die worte kezerei und rebellion verwechselt würden SCHILLER 4, 100 G.; daher denn auch anderwärts in der apologie die ausdrücke busze und bekehrung verwechselt werden SCHLEIERMACHER

I 4, 170.

136»

2151

VERWECHSELSPIEL—VERWECHSLUNG

— v e r w e c h s e l a p i e l , n.: wir (in Frankreich) verwechseln im v.-e ahornbäume, ihr (tre Deutschland) vielleicht tannen GUTZKOW ritter v. geiste 5, 240. — v e r w e c h s l e r , m.: suppostor FRISIUS dict. 1275b; troqueur, cambiatore HXJLSIUS-RAVELLUS (1616) 360»; eolte herr B., ein groser v., wohl Gordon mit Morton verwechselt haben? LICHTENBERG briefe 3, 31. — v e r w e c h s l i c h , ad)., vereinzelte bildung: wie denn, . . . was seine wurzeln in der erden hat, dasjenige, was es über der erden verwechslichs gehabt, den winter über bis zum angehenden sommer oder lentzen ablegt POMARIUS grosze postilla (1590) 1, 37». V E R W E C H S L U N G , / . : permutatio DIEFENBACH glois. 428 A ; permutatio, t a u s c h , v . Z E H N E B nomencl. (1645) 416;

commutatus FRISIUS ; commutatio, tranemutatio, vicissitudo M A A L E R 436 D ; XI lirig. 395».

demutatio,

verenderung,

v.

CALEPINUS

1) Veränderung: in so grosser unterschiedlicher verwechszlung der zeit J. BENTZIUS päbetl. chron.( 1664) 215. 2) häufiger vertauschung. a) zu verwechseln I I , absichtlicher umtausch: verweehsselung der kleyder FISCHABT 3, 212 H.; das lebensopfer eines getreuen durch v . des mantels G. KELLER ges. w. 6, 124; diesen betrug, der mit Verwechselung der beiden kinder und Verstellung ihres geschlechtes vorgegangen war A . TJ. v . BRAUNSCHWEIG Octavia 2, 699; keine freundschaft, keine v . der herzen HEEDER 15, 313 8.; v. und gänzlicher umtausch des persönlichen interesses SCHILLER briefe 1, 231. vom tauschhandel: er antwurt in: furt her ewer viche, und ich gib euch die speys umb sy . . . und hielt sy auf! das jar umb die Verwechslung der viche erste deutsche bibel 3, 200 K.; v . des viehes GOTTSCHED beytr. z. crit. hist. 3, 541; umtauschung und v. der waaren SCHELLER reisebeschr. v. Lappland (1727) 68. vom wechsel: .Verlust in v . d e s gelts CALEPINUS XI ling.

gdd268 B ;

v. der fremden miinzsorten NICOLAI reise durch Deutschi, u. d. Schweiz 7, 20. b) zu verwechseln I I I 1: v . von buchstaben, lauten, Wörtern, sowohl als ergebnis sprachlicher entwicklung, als auch durch versehen, flüchtigkeit, ungenügendes sprechvermögen: dann ein jeder buchstabe ist ein geist und eine gestalt des centri: wiewohl sie durch die umbwendung und Verwechselung das wort verändern JAO. BÖHME sehr. (1620) 3, 87; die v. der harten und weichen mitlauter ADELUNG umst. lehrgeb. 2, 684; die v . eines Wortes oder buchstabens GÖTHE 21, 322 W. übertragen: v. des mein und dein R A T Z E L Völkerkunde

2, 211.

c) Verwechslung durch versehen und irrtum: dasz dem gedächtnis Verwechselungen verziehen werden müssen GÖTHE 48, 173 W.;

es m u s z e i n e v . v o r l i e g e n

FONTANE

VERWECHSLUNtiSCOMÖDIE—VERWEGEN

2152

— v e r w e c h s l u n g s c o m ö d i e GRABBE 4, 242 B.; - f ä h i g HTLDEBRABD Sprachunterricht 140; - f ä h i g k e i t hwb. d. staatswiss.2 5, 686; - g e f a h r EUBENBERG letzte bilder 223; - s ü n d e : unterlassungs-, verwechselungs- und dergleichen s ü n d e n H E R D E R 5, 371 8.;

- w e i s e , alternative

STIELER

zeitungs lust und nutz des Spaten 392. VERWECKEN,

v.,

exiciari

DIEFENBACH gloss.

216»;

v., anreitzen WALLRAF 83; eim verweckden hertzen (Cöln 1499) chron. d. d. slädte 13, 484. in neuerer zeit nur mundartlich: eis. FROMMANN 1 zeitschr. 2, 561; M A R T I N - L I E N HABT 2, 809; schwäb. F I S C H E R ; ostfries. STÜRENBURG. —

verwedeln,

v.:

Maria legts kindel in d wiagen, sankt Joseph verwädelt die fliagen A. HABTMANN volkilieder (1884) 1, 233; weil es die vorigen tage einen groszen schnehe gelegt . . ., sind alle wege und banen verwehet und verwedelt worden C. SPANGENBERG mansfeld. chron. 462»; die fährte hinter ihm zur genüge verwedelt zu haben A . HOLZ dr. Richard M. Meyer 33. zu wedel I I l b, krankheitsstoff (s. th. 13, sp. 2817): nit kanns laufen (das knäblein), frau, weil es verwedelte füsz hat. die gicht hats ROSEGGER sehr. I I I 4, 374. — v e r w e g e l a g e r n , v.: verwarten, v . SCHOTTEL haubtsprache 647; der satan . . . verwegelagert die kinder gottes SCRIVER seelenschatz (1737) 1, 345. v e r w e g e l a g e r u n g , f.: obsessio viarum HAYM 1261; hausfriedbruch und verweglagerung (Eisenach 1648) thür. gesch.-qu. 9,116. VERWEGEN,

v., mhd. wb. 3, 634; L E X E B .

form. häufig

verwägen,

z.b.

FRISIUS

Schweiz, schausp. d. 16. jh. 3, 32 B.; 208;

GOTTSCHED

ged.

(1751) 1, 201;

l2lb;

MAALER

436;

v . CRONEGK sehr. 1, 299;

J . A . CRAMER

nord. aufsehet 2, 391; sammig. v. Schauspielen (1764-69) 1, 32; DENIS lieder Sineds 72; 280; EBERT epist. u. verm. ged. 28; verwegen, besser verwägen MORITZ gramm. wb. 4, 286. wohl dadurch veranlagt, dasz unmittelbarer Zusammenhang mit wagen angenommen wurde: wagen, das Zeitwort, mit einem langen a, daher wagehals und verwägen GUEINTZ deutsche rechtschreib. 151; verwägen, ein mensch, der zuviel wagt WEITENAUER orth. wb. 152; v. von. wagen ADELUNG umst. lehrgeb. 2, 758; im Wortspiel: verwegen ist in dem buche nichts so sehr, als dasz es sich an die liebe wagte A . W . SCHLEGEL in: Athenäum 2, 323. neben der starken fiexion zuweilen schwache formen, besonders im präs.: verweget Pontus und Sidonia vorr.; TOB. HÜBNER d. and. woche (1622) l , 4, v. 286; verwegt Amadis l , 280 lit. ver.; A B R A H A M A 8. C L A R A etwas für alle 2 , 1 8 2 ; v e r w ä g e t W I E L A N D bei FISCHER schwäb. wb. 2, 1405. v e r -

11,131; so grobe v . dieser beiden charakter des ausdrucks, des lyrischen und des prosaischen GERSTENBERO schlesw. lit.-briefe 164 lit.-denkm.; v . des starken gedankens mit dem groszen gedanken ABBT verm. w. 1,104; die v . zweier personen BRENTANO ges. sehr. 4, 274; wegen

wigt, im 16. jh. noch gewöhnlich, ist später nicht mehr belegt. selten ist das schwache prät.: verwegete GICHTEL theos. sendschr. (I7IU) l , 40; verwegten SPRENG Ilias 169B; part. prät.: verwägt FRISIUS 975B; ein gottlosz und verwegt fornemen hist. dr. Joh. Fausti 13 Milchsack.

d e r leichten v . (von GREUTH münzkunde

neben die ursprünglichen formen mhd. verwac, verwägen, verwegen treten nevhildungen mit o: sg. prät. verwog Wilwolt v. Schaumburg 197 lit. v.; pl. prät. verwogen chron. d. d. slädte (Magdeburg 1402) 7, 307; J. J. SCHWABE belustigungen 3,161; part. prät. verwogen verbal gebraucht in älterer zeit vereinzelt unter reimzwang ( H . SACHS 12,355 K.-O., s.u. 1 6 c, verwegen häufig), später bei

platin) 35.

m i t silber LUSCHIN v . EBEN-

3) fachausdrücke: a ) zu verwechseln I I 7 a : ein verwechszlung der scharten AQRICOLA bergwerckbuch 423. b) zu verwechseln I I 7 b: was nun derer Frantzosen ihre art überhaupt anlanget, so brechen sie so starck mit gar zu offter Verwechselung der stimmen, dasz man wohl gar die melodie nicht kennt BARON instrument der lauten 87; Verwechselung

der harmonie

P H . E . B A C H art

das

clavier zu spielen 2, 28; SULZER theorie der schönen künste 4, 674; d i e e n h a r m o n i s c h e n Verwechslungen O . J A H N

Mo-

zart 3, 386. 4) zuweilen nicht der Vorgang der v., sondern die grösze, die durch diesen Vorgang an stelle einer andern getreten ist: das lernen seye ihnen (den kindern) anfangs nur eine v. des spiels v . HOHBERG georg. cur. 1, 96; dasz leiden und scheiden der Irdischen freuden Verwechselung sey v . ERLACH volkilieder

3, 425.

SCHILLER 6,129; I I , 399; 14,383; 151,60 G.; H E B B E L 6 , 6 1 W . ,

adjectiviert viel häufiger: MENIUS chron. Carionis 8, 240; PAPE bettel- u. garteteuffel v 3 » ; BINHARDUS thür. chronica 224; WARNECKE poet. vers. 275; KLOPSTOCK in: briefe von u. an Kl. 40 L.; GÖTHE 1 3 " , 318 W.; 47, 369 W.; SCHILLER LL, 403 O.; EICHENDORF s. w. 3, 259; IMMERMANN 13, 257 B.; G A U D Y s. w. 3, 116; GUTZKOW zauberer von Rom 5 , 1 6 9 ; H . L A U B E ges. sehr. 3 , 5 6 ; R . W A G N E B

mein leben 386; verwogen, jetzt scherzhaft gebraucht PAUL gramm. 2, 231. auch in maa. gewöhnlich: österr. HÜGEL 182; schwäb. F I S C H E R ; eis. M A R T I N - L I E N H A R T 2,804; obersächs. M Ü L L E R - F R A U R E U T H ; SPIESZ Henneberg. id. 270; DÖRING Sondershausen 85; H E N T R I C H Eichsfeld 27; L E N Z

2153

2154

VERWEGEN

VERWEGEN

Handschuhsheim 74; Elberfelder ma. 169; altmärk. DAXNEIL 241; schlesw.-holst. MENSING; preusz. FRISCHBIER sprichw. 1, 273; nordfries. JENSEN 119; mecklenb. verwagen ML 103; ganz vereinzelt verwigen LÜJENCRON hist. Volkslieder 3, 9.

besonders sich des lebens v., nicht 'periditari de vita' (ALER 2, 2032), sondern: sich auf den tod gefaszt machen, mit dem leben abschlieszen: {es war ein stürm), dasz sich zu mer malen die schiffleute des lebens verwegen hetten ARIGO decamerone 106 lit. ver.; all schrien umb hilf auf zu gott, sich irs leben verwagen elsz

bedeutung und gebrauch. I. verbale Verwendung ist seit dem 17. jh. selten, fast autschlieszlich archaisierend und poetisch (s. u. 16); auch mundartbelege sind selten, die meisten stammen aus älterer zeit: Schweiz, id. 1, 907; STALDER 2, 439; kämt. LEXER 253; bair. SCHMELLER-FR. 2, 872; oberhess. CRECBLIUS 879. 1) ganz abseits steht v., bewegen, in bewegung setzen: wer heiszt euch himmel, luft und erdn, darzu die Wasser mit beschwerdn also verwegen und betrüben? SPRENG Ilias 5®. 2) ausschiieszlich in mhd. zeit begegnen a) einen v., aufwiegen,

an gewicht übertreffen:

mhd. wb.

3, 6 3 4 ; L E X E R 3, 2 9 7 ;

guot vriunt verwigt den zentenaere der valsch ein quintl niht enwlgt minnesinger 2, 224 C. d. B. b) einen einer sache v., sie ihm absprechen: aber wenn du sollichs wellist pflegen, so hab ich dich des himelrlchs verwegen, wan da macht nit wol komen in teufels netz 2766 B. c) unpersönlicher gebrauch: vil lützel in des verwac mhd. wb. 3, 634. 3) mhd. und im älteren nnd. sich v. mit dem genitiv, von etwas ablassen, etwas unterlassen; nach dem 16. jh. ganz vereinzelt {ein beleg bei ABRAHAM A S. CLARA s. u.).

H . SACHS 1 3 , 3 8 1 E.-

O.;

CARBACH Livius 107; KIRCHHOP wendunmuth 4,332 0 . ; SPRENG Ilias 169 B ; den guten gesellen, der sich seines lebens schon verwegen G. MAIER hist. lustgarten (1625) 1, 177.

d) die Hoffnung auf etwas aufgeben: welher sich mit menglichem zweyt und allweg hadert, der verwege sich hilf und bystands in synen nöten STEINHÖWEL Äsop 104 lit. ver.; er sich alles gelückes und hoffnung verwegen het ARIGO decamerone 96 K.; er sich . . . alles drostes verwegen hat WICKRAM L, 4 B. 4) im älteren nhd. zuweilen auch ohne refiexivum in gleicher bedeutung: das ich auf den tag tantzens und klaynat gar verwag H . SACHS 5, 277 E.- O.;

so musz der hofweisi ich verwegen 17, 261. mit inf. statt mit gen.: du wollest unwiderbringlichs verlusts dich mit weinen, truren und quelen ze pinigen gedulticlich verwegen RIEDERER Spiegel d. waren rhet. i v b . 6) frühnhd. sich v., sich auf etwas gefalzt machen, sich damit abfinden, dasz etwas geschehen wird; mit dem genitiv sich sterbens v., gleichbedeutend mit sich des lebens v.: da er einmal so kranck lag, das er sich hette sterbens verwegen LUTHER 16, 399 W.; ähnlich FREY gartengesella) seltene Verwendungsarten sind: schaft 84 B. mit dem infinitiv: dasz ich gäntzlich mich a) aufhören, auch ohne dasz es freiwillig geschieht: verwegen hat zu sterben WICKRAM L, 17 B.; ähnlich an ainem morgen gen dem tag, H. SACHS 13, 285 K.- O.; Amadis L, 40 lit. ver.; WECKHERals ich schlaüüens mich verwag Hätzlerin liederbueh 264. LIN ged. 1, 53; dasz si sich all verwegen hattend ärmklich ze ertrincken TSCHUDI chron. helv. 1, 239; sich stätigs ß) sich nicht um etwas kümmern, sich über etwas hinbesorgen und verwegen, die statt . . . zu verlieren wegsetzen: doch bleven vele guder lüde to hus und vorSTUMPF Schweizerchronik 603A. mit abhängigem satz: qui wogen sik des bodes (Magdeburg 1402) chron. d. d. Städte ergo praedicare vult, der verwegs sichs, quod mundus 7, 307; {der abt) verwag sich ouch des gotzhus frommen non ferat eum LUTHER 17, L, 497 W.; ich müesz mich und ward kostlich und unnütz J . v. WATT 1, 362. verwegen, daz ich . . . durch die widerwärtigen werde b) von etwas ablassen, auf etwas verzichten, etwas opfern: geschendt, gelesstert, verspott, verworffen und verdambt dö Erec fll del roi Lac BERTHOLD V. CHIEMSEE 6 ; ritterschefte sich verwac Erec 2954; Etter Thell, wir hattend unB verwägen, Eins guoteß wolte er sich verwegen wir gsähend dich nimmermer by laben KONRAD v . WÜRZBURG Engelhard 1396; Schweiz, schausp. d. 16. jh. 3, 32 B.; wolhin, mein hord, vergisz mein nit, also hat er sich verwegen, er muesz übernacht im veldt ich musz mich dein verwegen, mein hertz nye gröszern kummer litt bleiben Zimm. chron. 2 4, 224 B. Hätzlerin liederbueh 22 3.; 6) sich v., einen entschlusz fassen, etwas wagen, unterob man solich gebot fürhielt eim heydnischen land, ee nehmen; der gesprochenen spräche fremd geworden, aber dann es armem diss gross joch, ob es schon sunst geneigt literarisch zuweilen noch in neuester zeit: wer zum glouben, es verwege sich alles christenlichen a) ohne nähere ergänzung; mhd.: wäsens EBERLIN V. GÜNZBURG 1, 17 ndr.; do es anders nicht mocht gesein, rock, hosen, mantel und auch dägen, do verwag sich di kunigein der saltu dich hie gantz verwegen HEINR. v. NEUSTADT Apolloniut 4 7 3 2 S.; GENGENBACH 125 (?.,-

kein mensch solt mirs habn abgeschrecket, het mich ehs ffirsten huld verwegen

H. SACHS 2, 53 E.;

wer sich aller ehr verwigt KIRCHHOF wendunmuth l , 14 Ö. ; dazu ehrverwogen SEBIZ f eidbau 560; sagt man einem, er soll sich verwegen seiner geilen buhlschaft und beyBchlaffen oder den himmel lassen, er verwegt sich des himmels ABRAHAM A S. CLARA etwas für alle 2,182. c) sich mit dem Verlust abfinden, etwas verloren geben: des rosses het er sich verwegen, wan ez daz ungehlur unfug dennoch in sinem giel trüg JOH. V. WÜRZBURG Wilhelm v. Österreich 11770; und do die am land sahen, die sich unser verwegen hetten, wie wir uns behulfen, do kamen sie uns zu hülf und kamen zu land DÜRER tagebuch 70; (frau und leinder) sind tn dem eilend umbgetahrn, der ich mich aller hett verwegen H . SACHS 1 6 , 1 4 0 K.-Q.

nhd.: es geht eben hie als in einem streit, da tzwey her wider ein ander ligen; die vorwegen sich auff beyder partey, itzlicher bewart sich auf dasz best und wagtz da h i n LUTHER 10, 3, 354 W .

b) mit dem genitiv: des einen si sich gar verwac, gelebetes mome den tac, daz si benamen lr leben umb ir herren wolte geben

HARTMANN V. A U E a. Beinrich 5 2 5 G.; ob ir iueh verweget der vart Lohengrin 91,1 R.; als si sich aber kriegs verwegen TSCHUDI chron. helv.

I, 296;

eins abends nach eym mayenregn het ich spacierens mich verwegn

H . SACHS 3 , 5 6 5

hat sich der landmann solcher that verwogen, aus eignem mittel, ohne hülf der edeln

SCHILLER 1 4 , 3 8 3 G . (Teil 4 , groBzmächtlgster — wie hätt ichs mich verwogen — H E B B E L 6 , 6 1 W. (Derne». 2 ,

E.;

2); 8).

2155

VERWEGEN

0) mit dem infinitiv: yeder so ze reden sich verwigt RIEDEREB Spiegel d. waren rhet. a I I I " ; sie drummetteten zu baiden taileu und hett man sich gantz verwegen ze streiten chron. d. d. Städte 5, 288; Thelemachug und der Bey hin gen Pilum und Sparta gezogen, sein vatter zu suchen verwogen und den bringen herhalm zu landt H. SACHS 12, 366 E.; ein iedtweder ein übriges zu thun sich verwegen muss acta publ. l , 67 Palm. d ) ähnlich im sinn von sich erkühnen, sich erdreisten: und sol erstan von Im ain man, der über slget was herren sich gen in verwiget, und wlrt diu weit sin aigen gar MÖNS schauspiele d. ma. 1,186; dann so verwygt sich flaiach und blut und spricht, eya, ich will den leyb zum gut wagen EBERLIN V. GÜNZBURO 3, 270 ndr.; diejenigen, welche sich verwogen, die ansprüche dieser erleuchteten kunstrichter nicht als ganz unfehlbar gehorsamst zu verehren SCHWABE belustigungen 8, 101; wo aber ist der trotzige, der gegen die Stadt so kühner drohung Bich verwogen? SCHILLER 6,129 Q. (Phönizierinnen 1, 2); nachdem sich deine frevelhafte glut bis zu des vaters bette selbst verwogen, zeigst du mir frech noch dein verhasztes haupt? 16', 80 (Ph&dra 4, 2); an eitern darf kein kind die hinde legen, es folgt der fluch, wer also sich verwegen TIECK 13,146.

2156

VERWEGEN

weise klugreden (1648) 40B; PETRI d. Teutschen weiszheit 2, o 2 B ; KÖRTE Sprichwörter 499; verwegner kriegerischer Tydeussohnl BÜRGER 1 , 1 8 1 B . ;

in schlachten so verwegen, so treu im krankenpflegen, ein ritter vom spital SCHENKENDORF ged. 63. metonymisch: auf den spitzen des gebirges, wohin sich der verwegenste fusz von menschen und thieren nicht wagt G. FORSTER S. sehr. 3, 412; seit jähren berg ichs still in tiefster seele und zwinge grollend mein verwegnes herz G . FREYTAQ ge».

w. 3, 1 8 8 ;

als nämlich ein verwegener köpf anfing, aus freier hand den thon zu formen PESCHEL Völkerkunde 173. auf sächliches übertragen: mich wird der kühne wind und ein verwognes schiff weit führen über see F. FLEMING ged. 1, 626 L. von menschlichen thaten, handlangen und eigenschaften: in kriegen und dapfern, verwegnen thaten SEB. FRANCS chron. Germ. (1638) 6; die fridericianischen traditionen des heeres sprachen für die verwegene offensive TREITSCHKE d. gesch. im 19. jh. 1, 244; der verwegene Aug unsere denkens SCHILLER briefe l , 246; seine (Molüres) verwegene sinnigkeit MORHOF Unterricht 1,172; liebschaften sing ich und verwegnen muth GRIES Ariosto 1, 6; herrliche, verwegne phantasei GÖTHE 16,81 W". (Faust I I ) ; mit dem ausdruck von entschiedenheit und verwegenem willen RANKE S. W. 9, 328. adverbial:

I I . lebendig geblieben ist das fort, prät., das ganz zum adjectivum geworden ist.

den jungen mutig und verwegen stürzt er vom wagen grlmmiglich SPRENG Äneia 13";

A . zu verwegen I 3 gehörig: jemand, der auf alles verzichtet, sich von allem losgesagt hat.

da . . . zog (Fridigern) das schwort . . ., und verwegen und schnell eilte er seinen gesellen zur hülfe deutsche sagen (1891) 2, 14.

1) in gutem sinne in der spräche der mystilc: wan nam hie vor die aller verwegenstun zü sölichen emptern, und nit die daz ire suchten SEUSE d. sehr. 383 B.; do got dise grosse verwegene gelossenheit in in vant sehr. a. d. gottesfreundlit. 1, 13 Strauch. 2) profan: desperat, verzweifelt, v. WÄCHTLEB 143; SPAHUTIUS 220; ein menschen, der viel jare ist in grossen hauptsünd3n gelegen, auch ganz verzweyfelt und verwegen H. SACHS 1, 299 E. die paarung verzweifelt und verwegen auch noch in späterer zeit: die gelegenheit zum bösen brünstig zu suchen . . . und verwegen, ja verzweifelt durchzudrucken HARSDÖRFER frauenzimmergesprächspiele I , M v a ; ein verzweifeltes übel will »ine verwegene arznei SCHILLER 3, 114 ß. (Fiesko 4, 8). die bedeutung frevelhaft, ruchlos mag von hier beeinfluszt sein, s.u. B 3 a. B. gewöhnlich zu I 8. dabei mischen sich verschiedene Vorstellungen: entschlossenheit, muth, todesverachtung und die Übertreibung dieser eigenschaften, die vielfach nicht nur als Unbesonnenheit, toükühnheit, Unvorsichtigkeit, leichtsinn, sondern auch als sittlicher mangd, als frevelhaftes überschreiten sozialer, ethischer und religiöser schranken gewertet wird, ähnlich wie bei keck und kühn, in älterer zeit auch bei frech, frevel und vermessen, zwischen anerkennung der kühnheit und miszbilligung der überkühnheit ist oft schwer zu scheiden, im allgemeinen ist der tadelnde sinn stärker ausgeprägt als bei kühn, aber nicht so ausschlieszlich zur herrschaft gelangt wie bei frech, frevel und vermessen. 1) kühn, entschlossen, wagemutig, furchtlos ohne tadelnde nebenbedeutung, aber im vergleich zu kühn gesteigert: den einsichtigen, kühnen, ja verwegenen mann GÖTHE I V 42, 216 von personen: kühne, verwegene und behertzte leute J. G. SCHMIDT rockenphilosophia l , 249. besonders auf das kriegerische bezogen: wer nit förcht die wolf umb liechtmesz, die baurn umb fasenacht und die pfafien in der fasten, der ist ein verwegener kriegsmann schöne

2) viel häufiger aüzu kühn, allzu furchtlos, tollkühn, unbesonnen; in den Umschreibungen neben audax, das selbst schon diesen sinn haben kann, noch: protervus ALBEBUS (1640) I i l a ; temerarius FRISIUS, DENTZLBR, temerarius, inconsultus, confidens STEINBACH; V., vermessen, frech, keck oder tollkühn LUDWIG 2189; unbesonnen, v . KINDERLING reinigkeit 338; wer sich weniger fürchtet als er solte und nach keiner gefahr etwas fraget, (ist) v . CHE. WOLF ged. v. d. menschen thun u. lassen 433; wer sich unnötigerweise in gefahr begiebt, ist v. STOSCH 1, 83; VOIGTEL 3, 545; H. BRAUM (1793) 287; HÜBNEB zeitungslexikon (1824) 4, 808. von personen: die tollkühnheit eines verwegenen schwartzkünstlers GRIMMELSHAUSEN 4, 683 Keller; Phaeton, verwegener jüngling, sich duroh übermuth den tod zuziehend GÖTHE 49, 69 W.; diese Unvorsichtigkeit wurde aber bestraft, indem die verwogenen reiter . . . durch ein mörderisches feuer empfangen wurden MOLTKE sehr. u. denkte. 1, 57. v. im spiel: meine brüder aber sind verwegen, der in spiel, der in trunckenheyt H . SACHS 3, 47 K . ;

niedriger spielt man billard, da fehlen jene verwegenen Spieler RANKE 30, 11. mit sinnverwandten adjectiven verbunden: du solt mit keim tolkühnen wandern von einem lande zu dem andern, welcher verwegen ist und frech H. SACHS 8, 354 E.; einen verwegnen, dollen, vollen FRANCK chron. Germ. (1538) 18;

kriegszmann

SEB.

unbändig, wild, verwegen — kurz, ein satan BAUERNFELD ge». sehr. 4, 205. im gegensatz zu adjectiven lobenden sinnes: einem kecken, doch nit verwegnen, ehrlichen, erfahrnen mann FRONSPERGER kriegsbuch 1, L 6 B ; unerschrocken, aber doch nicht verwegen THÜRNEYSSER magna alehymia, vorrede 3. im gegensatz zu ausdrücken für vorsieht, mangel an muth

2157

VERWEGEN

und entschlossenheit: die sorgfältigen werden (durch wein) verwegen SCHWARZENBEKS leuisch Cicero 91; die Jugend ist zu schüchtern allzuoft, das a l t e r dann gewöhnlich zu verwegen

T I E C K sehr. 2 , 9 7 . oo» Handlungen: kein verwegen oder gefahrlich that

XYLANDEB Polybius (1574) 48; ein verwegenes wagstucke

HOHBERG georg. cur. l, 28; einer gar verwegenen wette HAHN Staats-, reichs-

u.

kayserhist.

4 , 1 1 0 ; ein angriff

würde das verwegenste unternehmen von der weit sein GÖTHE 33, 77 W.; diesem . . . kinde war kein bäum zu hoch, kein eprung zu verwegen STORM 1, 239. adverbial: wer ganz verwegen spielt GROB

dicht. versuchg.

96;

bald feige, bald verwegen laufst du vorbei dem ziel E . M. ARNDT 5, 260 R . - M .

3) mit moralischer Wertung: einer der etwas wagt, unternimmt, was nicht nur gefährlich, sondern vor allem auch unerlaubt ist oder ans unerlaubte streift. a) gottlos, ruchlos, frevelhaft: ain solche leicht vertige oder verwegen person von böBem gerüch oder unleümandt TENGLER nett laienspiegel(Straszburgl5W) I34 a ; verwegene ubelthetter psalm 59, 6; zu solchen verwegenen verruchten LUTHER 19, 380 W.; o verwegener, schändlicher bube BÜKGEB l, 258 B.; es giebt noch verwegene, schlimme weiber genug G. KELLER 4, 47; wollen wir doch n i c h t das rauchfasz mit verwägner f a u s t entweihn SCHÖNAICH

Heinrich der vogler

4;

mit verwegener hand hatte er die rechtlichen schranken zwischen den alten ständen niedergerissen TREITSOHKE d. gesch. im 19. jh. 1, 287; ranke, cabalen und verwegene streiche deutscher merkur 1,13; verwegnen aufstand GÖTHE 10, 9 W.; einer verwegenen und gesetzwidrigen handlung 28, 335; mit verwegener . . . dialektik RANKE 1, 158; das verwegenste, anmaszendste, gefährlichste buch in seiner art 38, 193; verwogene gedanken hatten sich vorgewagt, die unzweifelhaft abgesandte des höllischen dämons waren G. HAUPTMANN Emanuel Quint 56. adverbial: denen andern aber, so gottlos, verwegen . . . anhin leben LUTHES 28, 578

2158

VERWEGEN

W.;

fleucht elender, dir sag Ich, dasz du die heilige s t ä t e künftig nicht mehr, als priester des herrn, verwegen entheiligst KIOPSTOCK Messias ( 1 7 8 0 ) 94.

b) anmaszend, keck, dreist, frech: arrogans stoltz, übermütig, vermäsBen, verwägen FRisrua I 2 l b ; v., boszhaftig mauvais, méchant FRISCH nouv. dt ct. 602; kecke und verwogene leute SCHÜTZ hist. rer. pruss. 3, z l a ; weil dise ( junge menschen) weit unbescheidener und verwegener sind BUTSCHKY Pathmos 609; das klingt groszsprecherisch und verwegen genung vernünft. tadlerinnen l, 4; ihr seid verwegen. — und ihr sehr breit GÖTHE 8, 39W. ( Götz); sind wir ( d i e blumen) n i c h t dreist und gar verwegen? uneingeladen kommen wir und b i t t e n nur, du wollst uns hegen, ein stündlein lasz uns blühn bei diri HOFFMANN v . FALLERSLEBEN l , 2 2 7 ;

metaphorisch: ein verwegener kiel LICHT WER äsopische fabdn 7; keine verwegene kunstlehrerhand LENZ sehr. 2, 340 T.; statt verwegner scherze SCHWABE belustigungen 1, 46; eine sehr verwegene bitte SOHUBABT bei D. FB. STRAUSZ 8,160; kein verwegener blick irgend eines lauschers MusÄus Volksmärchen 1, 9 II.; mit verwogener keckheit E . TH. A. HOFFMANN 7, 73 Gr.; eine verwegene lebenslust G. KELLER 6,96 ; verwegene hoffnungen TBEITSCHKE d. gesch. im 19. jh. 3, 55. oft in bezvg auf erotisches verhalten: ist er dann so gar verwegen u n d greiflt dir zu dem pflsen ein

Hätzierin Liederbuch 307 H.;

geh den weibern z a r t entgegen, du gewinnst sie a u i mein w o r t ! und wer rasch iBt und verwegen, k o m m t vielleicht noch besser fort GÖTHH 1, 37

W.;

als sie den fremden s a h a m haus sich regen, entfuhr ihr wie im schreck ein leiser s c h r e i ; ich grüszte reuig, schalt mich keck, verwegen, und bald war ihre mädchenangst vorbei ARENT, CONRADI, HENCKELL mod. dichtercharaktere 2 9 2 .

in bezug auf handlungen und leistungen, zu denen ihr vollbringer nicht recht befähigt oder befugt erscheint: es ist ohne zweifei verwegen gehandelt; dasz einer, der unter dem schütze des publiquen friedens . . . auferzogen worden . . . , die anordnung und die ausführung einer feldschlacht beschreibe discourse d. mahlern L, E B ; dies schien etwas verwegen: er solle heute lehren, was er gestern gelernt JUSTI Winckelmann L, 383. häufig in bescheidenheitsformeln: aber gewisz, sie halten mich für sehr verwegen, wenn sie mir zutrauen, an dergleichen ehre (aufnähme in die deutsche gesellschaft) zu denken GOTTSCHEDIN briefe 1, 26 R.; darf ich mich erkühnen, sie zu fragen, wenn es nicht zu verwegen ist MILLER Siegwart 1, 250; ich bin verwegen genug, mir hierüber nähere nachricht von ihrer güte auszubitten J . G. FORSTER sehr. 7, 120. 4) ähnlich wie kühn und gewagt im sinne von auffallend, überraschend, ungewöhnlich, gegen norm und regel verstoszend, Widerspruch, erstaunen, befremden erregend. a) von geistigem:

ein ungereimbt und verwegenes buch

BASTEL v . D. SOHLE Harnisch

aus Fleckenland

der blöden Wahrheit war m a n s a t t und s t r e b t e nach verwegnen bildern GOTTSCHED neueste ged.

69;

(1750) 10;

sie (die dichter) gebrauchen kühne Wendungen, verwegene Wortfügungen RAMLER einl. i. d. schönen wissensch. 3,100; von ihrer, anfangs allzu verwegen scheinenden hypothese GÖTHE I V 10, 352 W.; von verwegnem stile G. KELLER 10, 227; mit ausnähme des Schubertschen stückes mit seinen verwegenen rhythmen BÖHME gesch. d. tanzes 269; die verwegensten passagen R. WAONER ges. sehr. 9, 48. hierher gehört auch die redensart in des worts verwegenster bedeutung SCHILLEB 5, 62 O. (dorn Karlos 1, 9); CHAMISSO 5, 2 0 6 .

b) vom aussehen; in diesem sinne meist in der form verwogen: eine verwogene figur GÖTHE 47, 359 W.; von . . . gebräunter gesichtsfarbe, welche ihnen etwas verwogenes, . . . keckes giebt BÖTTIGER kl. sehr. 1, 293. gewöhnlich adverbial: ein Italiener . . . von etwa 50 jähren, . . . der sehr verwogen aussieht G.HAUPTMANN ges.w. (1913)4,103 (Pippa 1); besonders von der kopfbedeckung: sie aber . . . hatte sich . . . einen Strohhut verwegen auf das kecke häuptlein gesetzt IMMERMANN 1, 80 B.; der . . . den hut verwegen auf einem ohr trug G. FREYTAG ges. w. 13, 255; er rückte ihm dabei auch die kappe auf dem köpfe zurecht, damit sie ihm etwas verwogen stehe R . WAGNEB mein leben 386; seltener von andern kleidungsstücken: ein herr, welcher einen dunkelblauen carbonarimantel . . . recht verwogen über die Schulter geschwenkt . . . hatte GAUDY S. W. 2, 4 0 .

c) auszerordentlich, ungewöhnlich: o du verwegene Unwissenheit GuARrNONitrs greuel d. Verwüstung 1050; mich hat das immer verdrossen, dasz man nur aus liebe den verwegensten unsinn begeht NESTROY ges. w. 2, 216. als steigerndes adverbium: ich war im neuen kleide auch verwegen hübsch CAROLINE 1, 269 W.; häufig in niederd. ma.: verwegen lenksem, sehr langsam v. KLEIN 2, 219; een v. groot huus, he prekede (predigte) v. schön RICHEY 324; en v. grooten keerl SCHÜTZE 4, 307; se is v. neuschierig (1756) MENSING; de kärl is verwägn grot DANNEIL 240". 5) sehr verbreitet ist substantivierte

Verwendung:

bohrt und krallet den verwegnen, den verfluchten Vogelstellern ungesäumt die äugen aus I GÖTHE 17, 94 W.; gestern, hiesz es, man wolle der königin . . . eine katzenmusik bringen; eine aufgestellte compagnie reichte hin, die verwegnen zum stillschweigenden abziehn zu bringen BISMARCK briefe an braut u. gattin 119. besonders in anrede und anruf:

2159

VERWEGENTLICH—VERWEGLOHNEN

VERWEGENHEIT genug, verwegner, halt! wohin verirrst du dich? SCHWABE belusligungen 1, 2 0 0 ; verwegner, keinen schritt I GÖTHE IS, 103 W.

(Satyroi);

verwegener, hauchte Serena entgegen HERM. SCHMID alte u. neue gesch. a. Bayern 94. VERWEGENHEIT, / . , seit dem 14. jh. belegt, daneben

V e r w e g e n h e i t MENIUS chron. Carionis 3 , 2 1 6 " ; GÖTHE I V 19, 8 1 1 ; I V 27, 185 TT.; RÜCKERT 11, 4 7 5 ; NESTROY ges.w. 5 , 1 1 7 ; GEEVINUS gesch. d.d. dichtg. (1853) 5, 652.

1) zu verwegen II A 1, entsagung, Selbstverleugnung: setze dich vorhin uf ein Verwegenheit, wan diu herz muz dik ersterben, e daz du din natur überwindest SEÜHB d. sehr. 205 B. 2) zu verwegen II B 1, kühnheit ohne schlechte und tadelnde Tiebenbedeutung: audacia FRISIUS; des Bomulus gemüthe, voll feuriger Verwegenheit LOHENSTEIH Arminias 2, 4 9 2 " ;

die furchtsamkeit (ist) eine neigung zur furcht und die Verwegenheit eine freyheit von aller furcht bey instehender gefahr CHB. V. WOLFF gedancken v. d. menschen thun u. lassen 433; in jedem künstler liegt ein keim von Verwegenheit, ohne den kein talent denkbar ist GÖTHE 48, 186 W.; die Verwegenheit des ersten erfinders der schifffahrt J . J . ENGEL sehr. 11, 484; alle, die von seiner (Wallensteins) Verwegenheit, von seinen feldherrngaben reden, tftusehen sich 0 . LUDWIG ges. sehr. 5, 299 Schm. -St. 3) zu verwegen II B 2, übermäszige kühnheit, tollkühn-

2160

6) zu verwegen II B 4, kühnheit im sinne von neigung zum absonderlichen, ungewöhnlichen: die verwägenheit gewisser schriftsteiler . . . , die ohne alle noth unerhörte Wörter bilden, um solche gemeine dinge zu sagen, dazu die spräche seit 100 und 200 jähren schon überfifissig reich gewesen GOTTSCHED beobachtungen 62; Verwegenheit der Wortbildung HERDER 12, 410 S. von gewagtem, ungewöhnlichem in der äuszeren erseheinung: eine gewisse v. der färben und des schnitts seiner kleider war durch natürlichen geschmack gedämpft GÖTHE 24, 158 W.; auch hatt er nicht das ansehen eines abgehärteten reisenden, welches gemeiniglich mit einer gewissen v. pflegt verb u n d e n z u s e y n J. G. JACOBI S. W. 1,143.

von

architek-

tonischem stil: der dorn (in Cremona) ist ein ganz ordentliches wohlerhaltenes gothisches gebäude, ohne besondere v. HEINSE 7, 240 Schüdd.; Zierlichkeit in der allerkräftigsten v. . . . prägt sich zunächst in die festen steinm a s s e n a u s FOUQUE reiseerinn.

1, 119.

V E R W E G E N T L I C H , als adj. ganz selten (s. u. SEUSE),

als adv. seit ende des 13. jh. belegt, aber nach dem 17. nur selten, die form schwankt: verwegÄleichen OSWALD v. WOLKENSTEIN (s. i t . ) ; verwfiglich FRISIUS (1556) 6 a ;

verweg-

lich KEISERSBERG bilgerschaft (1512) 89 d ; verwägenlich MAALER 437tt; sonst in älterer zeit meist verwegenlich, so noch DENTZLER clavisling. lat. (1716) 3l6 a ; verwegendlich

ZESEN (S. u.)-,

verwegentlich,

schon

bei

G. KLEE

be-

rümter . . . leute leben (1589) 1, 176, kämmt später am

häufigsten vor: KRAMER 2 (1702), l l 8 8 ; H ABTNACK erl. Tere?iz(l71l) 33; FRISCHnouv.dict. 603; SCHMOLCK,GÖTHE a

(s.u.); verwägentlich BELLIN rechtschrbg. 67. zu verwegen II A 1: du dich noh nit verwegenlich aller über die grenzen einer verständigen vorsieht KRÜNITZ 219, dingen hast ab getan SEUSE d. sehr. 371 B.; adjectivisch: 807; eine übertriebene kühnheit, sie bestehet in einer ilei- do vergass er aller verwegenlicher riterschaft und gelübde, die er hate in sinem fürsazz gehabt zu got umb gung, die gefahr zu suchen, oder sich doch ohne noth darin zu begeben STOSCH l , 8 3 ; geischlich riterschaft 152. zu verwegen II B l kühn, mutig: heil: temeritas FRISIUS, REYHER, STIELER stammb. 2409, DENTZLER, STEINBACH; V . , eine ausartung des muthes

dein kühner, frecher muth und sinn ist warlich keine rechte kühnheit, sondern ein thörlich Verwegenheit H. SACHS 9, 214 K.;

so artete Maxens muth oft in Verwegenheit aus M. I. SCHMIDT gesch. d. Deutschen 4, 320: gleich ferne von Verwegenheit und furcht, mit festem heldenschrltte wandelt sie die schmale mittelbahn des Bchickllchen SCHILLEB 5 , I , 1 6 1 O. (dorn Karlos 3, 2);

und hftt, verwegenlich genomen Üf des selben tages zit mit heres krefte einen strit g6n dem von Asslrie BEINFRIED V. BEAÜNSCHWEIG 1928A B . ; wann sl mich frölich sieht verwegelelchen sprengen über ainen graben tief OSWALD V. WOLKENSTEIN 112, 53 Sch.; zum vierdten: dises bilde grosz war umb sein brüst on harnisch, blosz;

das bedeut die gros gefehrllgkelt, tapfer bis zur Verwegenheit LAUBE ges. sehr. 4, 68. darein ein kriegsman sich allzeit 4) zu verwegen I I B 3 a, gotUosigkeit, ruchlosigkeit: v., gantz verwegenlich wagen thut büberey HULSITJS-RAVELLUS (1616) 360 a ; FRISCH nouv. H . S A C H S 2 0 , 2 9 0 E.G.; er {Jesus) hat sich nicht gescheut, verwegentlich zu sagen: dict. 603; in aller böslistigkeit und Verwegenheit buch d. ich will bald auferstehn, und zwar in dreyen tagen liebe (1587) 87 d ; solchen frevel und Verwegenheit FISCHART SCHMOLCK trost- u. geistr. sehr. 2, 320. discours A n b ; des Paracelsi gottlose Verwegenheit und verwegene gottlosigkeit PBATOBITTS abent. glückstopf 35; zu verwegen II B 2: temere, inconsiderate, stulte, inconsulte, unvorbedachtlich, verwegenlich, unbesinnlich CALEder verwägenheit derer will ich gar nicht gedenken, PINUS Xlling. 1447a; da ich jung was, da griff ich alle welche mit ihrem frevel bis an den thron des fürsten ding nit alleyn kecklich, sunder auch verwegenlich an dringen RABENER S. W. l , 99. CARBACH Livius 19l a ; darumb er . . . ganz verwegenlich 6) zu verwegen I I B 3 b, keckheit, frechheit, dreistigkeit, in die grösten gefaren sich begab Zimmersche chronik anmaszung: ja es (ein heer entschlossener leute) kan ohne 3, 561 lit. ver.; (dasz er) dem feynd zu verwegenlich nachVerwegenheit gleichsam versprechen, die gantze weit zu geeylet und also von den feynden umbgebracht worden

g e w i n n e n v . FLEMING leulsche

soldat (1726) 260; es z e i g e t

wahrhaftig eine schlimme Verwegenheit an einem menschen, der einen poeten von Miltons ansehn und rühm . . . mit so viel eigendünkel verurtheilen darf BODMER v.d. wunderbaren 94; die verwägenheit, mit der er über alles spricht J. A . CRAMER nord. aufseher 1,103; sogleich ist der herzog von der Verwegenheit des dichters (der der prinzessin die hand gelcüszt hat) unterrichtet GÖTHE 4in, 262 W.; Gotha ist auch in groszer bewegung über unsere Verwegenheit (die xenien) IV 11, 245 W.; mit einer bis zur Verwegenheit kecken freimüthigkeit GENTZ sehr. 2, 7. häufig in entschyldigungsformdn: verzeicht . . . der kün- und Verwegenheit dieses discurs theatrum amoris (1626) 229; vergeben sie meiner Verwegenheit CHR. F. W E I S Z E lustspiele 1, 287; ich weisz meine Verwegenheit mit nichts als mit meiner liebe zu entschuldigen GELLERT w. 3,13.

STUMPF Schweizerchronik

201». zu v e r w e g e n I I B 3 : d a r -

umb nit red verwegenlich, es würt von got nit alzeit nachgelassen PAULI schimpf u. ernst 272 ö.; ach gott, die fürstin dawret mich, das sie sich so verwegenlich hat an diesen Schelmen gehangen, an dem kein ehr war zu erlangen H. SACHS 8, 285 K . ;

die vielerhand der hochdeutschen spräche mund- und redensahrten . . . sollen nicht verwegendlich mit einander vermischet . . . werden ZESEN verm. Edikon l, 197; und wenn euch der gatte, der vater verstöazt, die heiligsten bände verwegentlich löst GÖTHE 3, 6 W.

— verwegern, v., s. verweigern. — verweglassen, v.: büiger auffnehmen und v. SPAN spec. juris met. 154; «. verweglosen. — v e r w e g l o h n e n , «., den wagdohn (s. th. 13, sp. 877) bezahlen: und wo soliche wäre, die sie also

2162

VERWEGLOSEN—VERWEHEN

VERWEHEN

in der fronwage wegen lassen wurden, da vor, alss sich gebürt, verweglondt were, so sollen sie alssdann von einem yeden vorgewegnen Zentner stahels oder eisens, das sie also anderweyt wegfen Hessen, nit mer zu geben schuldig sein dann einen pfenning Nürnberger polizeiordn. 178 B. — v e r w e g l o s e n , v., zu weglöse, weglose,

ich wickelte einige stücke geld in dies blatt, damit es der wind nicht verwehen sollte, und warf es hinunter

2161

s. th. 13,3125; spätmhd. HALTAUS 1911; aus der lehnspflicht entlassen, refl. den Herrn verändern, ein gut verlassen und anderstwohin ziehen SCHRÄDER d.-frz. wb. 2,

1538; verlehende leut und verlehende gebauer, wird der einer verweglost, der sali räumen seines herrn gut binnen

HERMES miss Fanny L, 349; v e r w e h t sein, von schiffen gesagt, to be driven far front the right course HOYERKBEUTER technol. wb. (1902) 1, 813; in gleichem sinne vom menschen: da du zu meiner hohen, mit erz gegründeten wohnung kamst; so hofl Ich, Odysseus, dich sollen doch jetzt von der keine stürme verwehn [heimfahrt VOSS Odyssee 233 und der föhn hat geblasen, kein hüttlein mehr steht — wie schad um den buben, wenns auch ihn hätt verweht I SCHEFFEL ges. w. 2,166 (Ekkehard 23).

14 tagen (1288) urkundenbuch der vögte von Weida 1,115.

vgl. verweglassen. — v e r w e g u n g , f., frühnhd. zuweilen wie Verwegenheit: ausz verwegung und vermessenheit selten von einem durch den menschen, nicht durch naturrichtete doctor Faustus dem bösen geist auf seine Instrument und briefliche urkunde hist. dr. Joh. Fausti 18 kräfte bewirkten wehen: der Wedel . . . kann . . . zum verwehen der fliegen von dem opfer gedient haben WELCKER Milchsack; betrag, gottloslgkelt, Verzweiflung, heuchelci, gift, ftbf&ll, meineid, not, verwegung, meutere! FLEMING d. ged. 1, 47 L.

alte denkm. 4,139. c ) oft ist zwischen den Vorstellungen auseinanderwehen und wegwehen kaum zu unterscheiden: auch die w i n d

mit objectivem gen.: zum kämpf und verwegung ihres verwehen sie (die regenbögen), dieweil sie noch jung sind leybs und lebens STUMPF Schweizerchronik 235B. und nicht erstarckt PARACELSUS opera (1616) 2,126 H.; (scharfe winde) verwehen die Witterung der färthe gar V E R W E H E N , v., ahd. firwäen, ferwähen GRAFF 1, 622; mhd. verwaejen, verwen mhd. wb. 3, 464; LEXER; nhd. leicht HEFPE aufzieht, lehrprinz 27; gemma gemmarum (1508) D 2 B ; FRISIUS 222 B ; STIELER stammb. 2460; KRAMER 2 (1702) 1280°; mundarü. hd. selten gebucht: schwäb. FISCHER; köln. verwihe HÖNIG; häufiger ndd.: wald. f e r w ä j e n BAUER-COLLITZ; westfäl. verwaigen WOESTE; götting. verwejen, verweien SCHAMBAOH; schl.-holst. verweihn MENSING; nordfr. verweie JENSEN 118; ostfr. verweihd, verweht STÜBBNBURQ. I.

wenn flammen neben sich auch flammen sehn, so fängt gesammte glut noch Schürfer an zu lodern, und trotzen, wenn der wind die hltze will verwehn HENRICI ernst-, scherzh. u. tat. ged. 1, 113;

verwehen von schall, stimme, Worten: der wind hat verwehet, was ich gesaget schausp. engl, amuxt. 295 Creiz.; ach sollen denn die leichten winde mein nichtiges gebet verwehn? 1. E. SCHLEGEL 4, 214; und ein halb verwehtes läuten tönt vom fernen kloster her MATTHISSON sehr. 1,209; ein senfzer über gr&bern, halb verweht IMMERMANN 16, 351 er steht nnd horcht, und horcht und steht, aufs neu der wind den klang verweht X. v. DROSTE-HÜLSHOFF (1879) 2, 62;

transitiv.

l) im eigentlichen sinn. a ) auseinanderwehen, durch wehen zerstreuen: ventilare, verspreiten in den w i n d oder v e r w e y e n gemma gemmarum

D 2 b ; abwehen, v., zer- und von einanderwehen, deflare, difflare, disturbare fiatu, vento dissipare STIELER; ahd.:

daz stuppe dero erdo, daz ter wint ferwähet NOTKER 2, 4 Piper; nhd,: damit also der staub und die spreuern . .. vom wind verwähet werden SEBIZ feldbau (1679) 165; weht sanft auf Ihren grüften, Ihr windet und hat Ihn unwissender arm ausgegraben, den staub der Patrioten, verweht ihn nlehtl KLOPSTOCK Odert 1,148;

der dampf schwingt sich auff in die luft an polum, drumb wirt er auch da verweet, zerrissen und zunicht SEB. FRANCK sprüchw. (1541) 1, 127 A ;

ihr helles lachen konnte nicht zu der alten dringen, denn der wind . . . verwehte es in der richtung nach der Stadt zu STORM 4, 208. d ) durch wehen zerstören, selten von festen gegenständen: der wind verweht gar bald ein grüßt, dran der werckman lang macht mit ltst SEB. FRANCE rprücha. (1541) 1,162*; gewöhnlich von blumen: creutzwurtz, Ottilien, hat ein r o t blumen, die v e r w e h t der w i n d ALBERUS nov. dict. genus

wie bletter, die der wind verweht FF rv b ; W . SPANGEN BEITO ausgew. dicht. 144 M.; v e r w e h t o diese freuden, guter gott, hast du, eh meine asche noch der stürm verweht, mir aufbewahrt? SCHUBART tämü. ged. 2, 46;

den subtilen duft einer blume, die der wind LICHTENBERG verm. sehr. 6,861; unter welchen nachtlgallenschligen taumelten vom hohen rosenstock die verwehten blüten dir entgegen TIEDQE werke (1823) 2,146.

alle gewächse . . d e r e n fruchtstaub seitdem über die e ) zuwehen, durch wehen betlecken, besonders vom sehnte: ganze erde verweht ist HERDER 17, 219 S.; die (wölken) LUDWIG teutsch-engl. lex. 2189; SCHWAN nouv. dict. 2, 942; überläszt ein gescheidter mann dem winde, der sie zuauch war die strasse von dem wind sammen geführt hat, wieder zu verwehen GÖTHE 38, 35 W.; so gar verwehet mit dem schnee, das Ich kein pan kund finden meh wie der wind stoppeln verweht E. M. ARNDT sehr. f. u. H. SACHS 3, 554 K.; an s. I. Deutschen 1, 286; die winde können den flugsand, so waren doch die wege mit tiefem schnee dermasen verworaus die dünen bestehen, stellenweis ganz verwehen wehet, dasz weil mit den schweren wSgen nicht fortzuG . FÖRSTER S. sehr. 3, 251; kommen, wir notwendig stille l i e g e n . . . mästen acta publ. ich frage, wem gehört die frucht der saat, 8, 304 Palm; du siehst, es schneit, und über die nacht dem säemann, der die körner mühsam sät, dem Sturmwind, der muthwillig sie verweht? kanns den weg verwehen BOSEQOER sehr. 7, 78; der fels BRENTANO ges. sehr. 6,141. ist gantz mit schnee verwehet OPITZ Argenis 2, 327; es b) wegwehen, durch wehen an eine andere stelle oder in schien, als wolle er (der stürm) alles bis zum schlot hinauf eine andere richtung bringen: so viel aber die fenster beverwehen und begraben ANZENQRUBER ges. w. 3, 196. langen, werden dieselbe alle, sonderlich im gemach, der wind verweht fuszspuren: da aber der weg in der darinnen der kranke gelegen, auffgemachet, damit die folge schwerer zu erkennen war, ja wol hie und da die luft herdurch gehen und das gift verwehen könne JOB. spuren vom winde verwehet... waren BRENTANO Qoduri BÖKEL Postordnung

(1597) 23 A ;

wir sind ein kraut, das bald verdorrt, ein grasz, dasz ltzt auffgehet, wird aber schDel von seinem ort entführet und verwehet P . OERHARDT bei FISCHER-TÜMPEL 3, 440; XII.

2, 83; es ritt ein relter die strasze hinaus, die spur verwehte der wind CHAMISSO 3,168.

ungewöhnlicher: eine von wind verwehete grübe v. FLEMING teutsche jäger 301.

136

2163

VERWEHEN

2) übertragene

Verwendung

a) von 'personen;

VERWEHEN—VERWEHREN

ist häufig.

vernichten,

lasz den s t a u b hernieder sinken, lasz den pulverdunst verwehen GÖTHE 3, 217 W.;

vertilgen:

t h e l s t dag ouh nibulnisses tiliu zwei ñrwáent t h a n n e

j o h wintesbrùti Iewes ! thie súntigon alle OTFKIED 6 , 1 9 , 2 8 (As. P ) ; und wir a r m e prangen mit uns und bilden uns hoch ein, wir, die ein a t h e m der luft n ä h r e t und wieder verweht HEEDER 2 6 , 1 8 S.;

nur wer sich ohne widerstand ergibt, wenn das weiter hereinbricht, den verweht der wind von dieser erde G . F R E Y T A G ges.

w.

4, 6 1 0 .

auseinandersprengen:

sie sind verweht und zerstoben

verwehender staub LENAÜ 229 B.; H O L T E I erz. sehr.

laszt du (Maria) dich nur sehen, die düfte verwehen, und nichts mag bestehen MITTLER volksl.

von tönen und sprachlichen

EICHENDORFF 1, 677.

die lieder sind verweht BRENTANO ges. sehr. 2, 1 2 3 ; kein wort des heilands wird verwehn LENAU 4 8 8 11.; ei, wer t r a u t e männereiden I sie verwehn wie l u f t und windl ERLACH Volkslieder 5, 207.

wie uns der kriegessturm h a t hin und her verweht P. FLEMING ged. 1, 60 L.

verschlagen:

wohin von g o t t ich auch verwehet E . M.werde ARNDT 5 , 1 7 6

It.-M.;

doch hatte ein günstiges geschick den berühmten reisenden in India und Arabia, Karsten Niebuhr 1788 als landechreiber nach Meldorf verweht WEINHOLD H. Chr. Boie 103. b) selten von concreterà: sie sagen, Salomons thron sey durch den wind verwehet worden A . OLEARIUS pera. baumgarten 17; wenn haus und gut die winde durch die luft verwehen PIETSCH ges. sehr.

Or.

c) häufiger von abstraktem, geistigem und

seelischem:

f ä n g t euch die eitelkcit, die doch der wind verweht? GONTHER ged. ( 1 7 3 5 ) 5 0 9 ; es k a n n ein leichter h a u c h die gunst des Volks verwehen

theater d. Deutschen 1, 112; diese erzählung verwehete die aufglimmende eifersucht PFEFFEL pros. vers. 3, 69; meine hoffnung, hier etwas los werden zu können, hat der wind verweht G. FORSTER s. sehr. 7, 88 ; so wiils die zeit! sie heischet feuerzungen, ihr s t ü r m verweht der liebe sanften hauch HERWE«II ged. eines lebendigen

2, 7 9 ;

wie ein verwehter träum PESCHEL Völkerkunde 306; aber der zauber, mit dem die schwarze ihn geblendet hatte, war in alle winde verweht O. LUDWIG 2, 383 Schm.-St. II.

b) freiere

intransitiv.

Verwendung,

von

Bie ( d i e feinde)

müssen verwehn wie spreu HERDER 12, 60 S . ;

menschen:

unser leib ist staub und musz verwehen GASOLINE 2, 383 Waitz; doch wenn geschlecht auch auf geschlecht verwehte GAÜDY ». w. 2, 33.

von der weit: die weit dahin verweht SCHOTTEL haubtsprache 887;

165;

das in qualvollen tagen schwer erworbene besitztum, das oft ein böser launischer wind verweht wie spreu E . T H . A . HOFFMANN 4, 3 0

301.

äuszerungen:

lasz sterben die t ö n e ! lasz sie verwehnI HERDER 12, 2 2 8 S.;

hertreiben:

an eine bestimmte stelle treiben,

verwehende asche

3, 83 ;

keiner ihrer Seufzer verwehete unvermischt mit dem seufzer der schwester PFEFFEL pros.vers. 4, 158;

die stürzten sich in den krieg so weit,

hin- und

2164

eilten von

weiten vergehn, weiten entstehn, wieder wie funken a m huf zu verwehn GRAFEN STOLBERQ ges. w. 2, 189.°

concretem:

wenn du einmal dein rad, wir eine hand umdrehen, sehn wir colossen fallen und schweres e r t z t verwehen LOHENBTEIM Armini ui 1, 6 5 6 B .

von zeitlichen

begriffen:

viel Jahrhunderte verwehen

HEINE 1, 37

E.;

der t a g verweht, dann zieht das wild zu thale, hin zu den teichen, dasz es s a t t sich trinke E . v . 9CUÖNAICH-CAEOLATH ged. 3 7 .

am häufigsten von geistigem und

seelischem:

Ihre lieb e n t s t e h t geschwinde und verwehet m i t dem winde STRANITZKY ollapalrida

205

nir.;

lieben, leben, wie schnell verwehts! KÜCKEBT 1, 4 6 9 ;

aber diese meinung verwehte geschwind GÖTHE I I 9, 1 7 2 W.; doch in die l u f t verwehen die entschlösse SCHILLER 1 4 , 1 2 0 O. ( b r a u t v. Mesa.

2657);

existieren:

ein auslöschen, verwehen des irdischen geistes W . v . HUM-

si buwent uf ein winde, der bald verwehet h a t E . v. LILIEXCRON hist. volksl. 1, 3 9 0 ; der donner verhallt, der stürm braust weg, das säuseln verweht KLOPSTOCK oden 1 , 1 3 9 ;

o fühl ich nur, dasz sie mich n i c h t will hassen, so mag mir jedes andre glück verwehn TLECK 2, 9 9 ( G e n o v e v a ) ;

1) aufhören

zu wehen und damit aufhören zu

mit meinem heft kunst und alterthum geht mirs wunderlich, die Rhein- und Maynluft verweht nach gerade GÖTHE I V 2 9 , 1 3 W.

übertragen:

die tugendvolle heldenseele ist wie ein sommerlilftchen verweht KRETSCHUANN a. u>. 1, 2 1 4 ;

die verwehte seele meiner schwester H . STEH» drei nächte ( 1 9 0 9 ) 91.

2) oft in engem anschlusz an die transitive Verwendung; verwehen ist dann gleichbedeutend mit verweht werden: v., . . . soviel als fortwehen, in der luft zerstreut werden, verschwinden

KRUNITZ 219, 307.

a) im eigentlichen sinne: vom wind verwehet der rauch PETRI d. Teutschen weiszheit Xx i v b ; dampf verwehet CHR. H . AMTHOR bei WEICHMANN poesie

d.

Niedersachsen

l , 48; wie rauch verweht, verwehe sie (die wölke)'. HERDEB 12, 64 8 . ; und gelbes laub verweht ins thal J . H. Voss ». ged. 5, 7;

BOLDT ges. sehr.

5, 2 2 3 ;

soll in thatenlosen Seufzern seine beste k r a f t verwehen? HEKWEGH ged. eine» lebendigen 1, 2 7 ; seitdem verwehte j e d e erinnerung W AIBLINGER ged. a. Italien VERWEHREN,

v.,

ahd.

farwarian,

firwerian

3 0 Qr. GRAPF

1, 928; ahd.gloss. 1, 88 St.-S.; mhd. verwern rechi selten: mhd. wb. 3, 616; LEXER; auch frühnhd. nicht häufig, den wbb. des 16. jh. unbekannt; später ziemlich allgemein, z.6. S T I E L E R stammb. 2 6 1 1 ; KRÄMER 2 (1702) 1286; STEINBACH, ADELUNO, CAMPE. Schwab. FISCHER, bayr. SCHMELLER-FB. 2, 971; eis. MARTIN-LIENHART 2, 846;

kämt, varwir'n deutsche muniarten.

5, 252 Fromm.;

ma. 4 6 8 ; niederhess. HOFMANN 2 5 2 ; köln. HÖNIG; STÜRENBURG 3 1 6 ; nordfries. JENSEN 118.

I . ausgestorbene deutungen.

Im. ostfries.

vorkommende

6e-

l) sich v . mit dem gen., sich gegen etwas wehren erwehren):

(vgl.

oder nur

vereinzelt

ich zittert ängstiglich, so dasz Ich konte weichen k a u m , und seiner m i c h verwehren Reinicke lucìa ( 1 0 5 0 ) 2 2 8 ;

2165

2166

VERWEHREN

VERWEHREN

mancher arbeit gem. dess hungere sich zu verwehren

da er seinen eigenen unterthanen nicht verwehren kann, Seeräuber zu werden G. FORSTER S. sehr. 4, 251; sie konnten mir also auch nicht verwehren, dasz ich in gedanken ihnen den zepter aus der hand und den hermelin

DANNHATJER catechismusmilch

1, 216.

2) bewehren, mit wehr versehen: man soll auch auf SO 000 yerwährter mann, ¿ie mit aller wehr versehen seindt, zum vorraht mitfüren SOOO fuszknechtspiesz FRONSPERQER Jcriegsbuch 2, 43 B ; freier, mit etwas versehen: ich will drauf leben und sterben, dasz er alle leute m i t g u t e n fleische v e r w e h r t CHR. W E I S E bei 89, 108.

KÜRSCHNER

3) 'bei dem süddeutschen salzbergbaue: mittels eines wehres verschlieszen' VEITH bergwb. 541. I I . verhindern,fernhalten, abwehren: prohibere ahd. gloss. L, 88 St.-S.; interdicere, vetare, prohibere STIELER; prohibert, inhibere, arcere STHINBACH; verhindern, verwehren STOSCH 2, 629. in neuerer zeit zuweilen absolut: wenn sie (unsere leunstproduzenten) auf klima und natürlichen boden sich als verwehrende oder begünstigende bedingungen für die kunst berufen R . WAONER ges. sehr. 3, 211; fast bis zu den fernen meeren kann ich den ernsten schweren verwehrenden himmel sehn RILKE buch i. bildet2

50;

von einem höheren war nichts zu erwarten, denn ein höherer, der verwehren und gewähren konnte, war nicht d a HANS GRIMM volk

ohne

räum

1, 26.

1) einem etwas verwehren. a) verhindern, dasz einer etwas thut: es ist eine thorheit, den flöhen wollen das hupfen verwehren MOSCHEROSCH gesichte (1650) 2,314; man musz niemahls aus nachlässigkeit den feind sich stärken und zu vollen kräften kommen lassen, so man ihm solches bey zeiten verwehren kan v. FLEMING teutsche soldat 269; (die Russen) würden aber suchen, wenn es ihnen nicht verwehret würde, diesseits der Oder zu kommen LESSING 18, 390 M.; kann doch eine blosze postenkette von grenzwächtern nicht einmal den Schmugglern das einschwärzen verwehren FR. L . JAHN w. j£, 466 E. svbstantivergänzung wird meist von Wörtern gebildet, die eine handlung bedeuten: die sie . . . vielmehr angefeuert, als dem Fritzen seine nachstellungen verwehret GRIMMELSHAUSEN 4, 569 Keller; was das gepräge der pracht trug, erbitterte sie, weil ihre umstände ihnen jeden genusz der reichen verwehrten SCHILLER 4, 100 O.; die mattgeschlilienen Scheiben, die den gefangenen vermöge ihrer höhe und undurchsichtigkeit jeden blick himmel- und erdenwärts verwehreu briefe von u. an Herwegh 71; das gebüsch an meiner seite verwehrte mir die aussieht STORM 2, 114. am häufigsten sind ausdrücke der bewegung: die schildwach mir verwelket den freien lauf ins feld MITTLER vol/cslieder 889; hurtig sagt den Weserfrauen, dasz sie ihm die fahrt verwehren F . W. WEBER Dreizehnlinden (1907) 169;

der neuangekommene, dem die rückkehr nach Frankreich verwehrt war RANKE 8,119; besonders im sinne von durchgang, Übergang, Zugang oder eingang: denen königl. schwedischen den pas über die Weser mit gewalt zu verwehren CHEMNITZ schwed. krieg 2, 51; einer anzahl sickingenscher pferde den Übergang über den Rhein nicht verwehrt zu haben RANKE 2, 78; dem feind den durchzug zu verwehren STETTII drei sommer in Tirol 2, 46; ihm allen zutritt verwehren ZIEGLER asiat. Banise 120; denn die gratien haben da keinen aufenthalt gesucht, wo ein ewiges eis die berge bedeckt und ihrem nackten und zarten fusze den Zugang verwehrt SCHWABE belustigungen 1, 63; die traurigen reste, die uns den eingang der bürg verwehrten, waren die leichname tapfrer männer GÖTHE 18, 383 W.; der chor des don Cesar will ihm den eintritt verwehren SCHILLER 14, 79 G.; eine käste . . . , die (jedem andern)... den eintritt verwehren kann BISMARCK polit. reden l, 142 K.; uns das landen zu verwehren G. FORSTER s. sehr. 2, 294. auch mit infinitiv und Satzergänzung: so wollet ihr mir denn verwehren, die geschwome treu bisz in den tod zu beobachten? ZIEOLER asiatische Banise 32;

v o n d e r a c h s e l n a h m THÜMMEL reise

1,118.

b) mit objecten, die keine handlung bedeuten, aber den begriff einer handlung in sich schlieszen oder auf eine handlung hinvjeisen: er soll auch seinem weih kein ehrlich freud verwehren MOSCHEROSCH geeichte (1650) 2, 346; mein volles herz will hier sich in der nächte stille der last entledigen und seufzt, dasz seine fülle ihm selbst der klagen trost verwehrt J . A. SCHLEGEL verm. ged. 1, 234; so hat er monde sich verzehret, . . . hat töne seinem schmerz verwehret BETTINE Günderode 1, 435.

zu den Verbindungen mit Wörtern der bewegung stellen sich Wendungen wie: aber der grosze Adrast verwehrte ihm . . . den weg HEINSE s. w. 3, 369 Schüdd.; das felsmassiv, welches den weg auf dem grate mir verwehrt v. BARTH Kalkalpen 406; denen man auch die hölle, zu einer sondern straf, verwehren weite MOSCHEROSCH gesichte (1650) l, 370; den römischen handelsleuten den offenen marckt zu verwehren LOHENSTEIN Arminius 2, 9 2 9 B ; als priester kann man mir den tempel nicht verwehren

deutsche Schaubühne 4, 393 Qottsch.;

dasz sie, wenn ihnen die brücke der hoffnung verwehrt ist, auf der brücke der furcht hinüber gehen BÖRNE ges. sehr. 6 , 1 9 5 . c) verbieten, untersagen, verhindern wollen, ohne dasz die macht, es thatsächlich zu verhindern, gewährleistet ist: wir seind auch nicht die heiligsten engel in unserer jugend gewesen und können ihnen deszwegen nicht eben so hart verwehren, was uns damahl auch gefallen SCHOCH studentenleben B l b ; warum solte alle ergötzligkeit.. . fürsten verwehret seyn? LOHENSTEIN Arminius 1, 86; was euch von eurer nothdurft übrig bleibt, davon verwehr ich euch nicht, ihr ein geschenk, nur nicht zu oft, zu machen GÖTHE 19,18 W.; spieszbürgerlich ist, dem fürsten das halten einer mätresse verwehren . . . zu wollen SCHOPENHAUER w. 4, 413

Qr.

d) einem etivas versagen, verhindern, dasz er es erhält oder anteil daran bekommt: ich gedacht, ich wolt dich ehren, aber der herr hat dir die ehre verwehret 4. Moses 24, 11;

der wund, ob welcher ich mich queele, wird aller heilung kraft verwehrt STIELER geharnschte Venus 48 ndr.; das sacrament sei ihm verwehrt

LENAU 541 JB.;

und sein masz bier den tag, das wollt ich ihm auch nicht verwehren O. LUDWIG 2, 220 Schm.; selten in dem sinne, dasz etwas unerwünschtes ferngehalten wird: ihr (die musen) habt . . . dem hertzen allen gram verwehrt J . CHR. GÜNTHER ged. (1735) 182.

2) nicht ganz so häufig ohne

dativergänzung:

a) verhindern: etlich edellüt hettend gern die pündtnuss mit Bern verwert, mochtends nit TSCHUTII chron. helv. 1, 425; (Artaxias) konte mit genauer noth verwehren, dasz er von den hitzigen Armeniern nicht getödtet . . . ward LOHENSTEIN Arminius 1, 227; dasz eben an diesem tage das neunfache grüne kraut soll verwehren, dasz einer, der davon isset, das lieber bekommen könne J.G.SCHMIDT rockenphilosophia 2, 219; als aber vollends der späte herbst die blätter streifte und der nordwind mit ungestümem brausen jeden schritt auszer dem hause verwehrte NICOLAI Seb. Nothanker 3 , 1 0 7 ; (er) hat seine schwester, welche ihm sein vieles stehlen vorwarf, eigenhändig erwürgt und seinen vater, der den schwestermord verwehren wollte, auf das unbarmherzigste zu tod geprügelt GRABBE 1, 243 Bl. (Qothland 4, 2).

ungewöhnlich ist, dasz nicht die handlung, sondern ihr ergebnis als object steht: weil er nicht bey zeiten die 136»

VERWEIBERN—I VERWEICHEN

V E R W E H R E N — V E R W E I B E N

2 1 6 7

schantz, welche die keyserliche bey C. neu aufgeworfen, v e r w e h r e t . . . hatte S. v. BIRKEN verm. Donaustrand 191. b) besonders in älterer zeit abwehren; von feindlichem angriß: ob wol Tiberius . . . der Langobarder einfall verwehret« MICRXLIUS altes Pommerland 1, 76; Franck und Jubil verwehren der Gallier vorbruch LOHENSTEIN Arminias

2, 231. von unglück,

schaden:

KRÄMER (1700) L,

641**; seines herrn schaden und nachtheil in alle weise und wege abwenden und verwehren MENANTES neue briefe 689; abend and morgen sind seine sorgen, segnen und mehren, Unglück verwehren sind seine wercke und thaten allein P . GEBHARDT bei

FISCHER-TÜMPEL 3, 4 2 9 .

von klimatischen und witterungseinflüssen: (ein fuhrIcnecht will) das wetter stillen und verwehren, das es nicht alda einschlagen solle HENNENBERGER preusz. landtaffel 36; die viehstÄlle wohl bedecken, doch nicht das licht allzusehr verwehren allg. haushalt.-lex. 1, a l b . c) ungewöhnlich eine sache v., verhindern, dasz sie jemand nimmt: (der hund,) ders häw verwert, des er nicht gneust d)

B. WALDIS Esopus 1,104 K.

verbieten:

der das gesetz verehret, nichts thut, was es verwehret

PIEFFEL pod. versuche 4 , 1 6 ;

denn man könne die geistlichen ehrenbezeigungen, die dem oberhaupte der kirche erwiesen würden, überhaupt n i c h t verwehren RANKE 31-32, 66;

ERLACH Volkslieder 2, 6;

ein trunk in ehren, wer wilia verwehren? BÖHME volksthüml. lieder 237. bitten, dasz etwas unterbleibt: ich schicke niemand entgegen, da du es ausdrücklich verwehrt hast BISMARCK briefe an braut und gattin 660. — v e r w e h r e r , m. STTELER stammb. 2611. — v e r w e h r l i c h , adj., vietabile KRAME» LUDWIG

teutsch-engl.

lex.

2189.



w e h r u n g , / , : SCHOTTEL haubtspr. 393 A ; vetatio, S T I E L E » Stammbaum

2190; Inhibition,

STEINBACH; nicht

ver-

inhibitio

2511; KRAM ER 2 (1702) 1285; LUDWIG

verbott, v. BELEMNON 92; mehr gebräuchlich

prohibitio

KRÜNITZ 219, 308;

zur artzney und v. für mancher Sünde DANNHAUER catechismusmilch 3, 423 ; v. des streiffens v. CHEMNITZ schwed. krieg 2,157; die v. ihres todes LOHENSTEIN Arminius 1, 5; erschwerung oder gänzliche verwehrung des Zugangs RITTER erdkunde 1, 463; v. der befriedigung des wahren bedürfnisses R . WAGNER sehr. u. dichtg. 3, 48. V E R W E I B E N , v., schwäb.

FISCHER 2, 1406.

L)

refi,

sich beweiben, heirathen STIELER stammb. 2471 ; 'welches im hd. unbekannt ist und nur in einigen gegenden für beweiben vorkommt. OPITZ und die schles. dichter gebrauchen es häufig' ADELUNG, nur in älterer zeit: ist der will des herrn, dasz wir uns, so wir ze vii brunsts empfindend, verwybind und mannind ZWINGLI d. sehr. 1, 328; das9 er sich ehlich möcht verweiben H . SACHS 1 6 , 5 0 2 K . - O . ;

wer wollte sich verweiben?

OPITZ opera

( 1 6 9 0 ) 2, 7 4 .

dazu verweibt SCHWAN nouv.iict. 2, 942; ledig oder v. alamodischer politicus (1654) 19. 2) weibisch werden oder machen: effeminare DIEFENBACH gloss.

biosz mit weibern . . . sind die männer verweibt ARNDT sehr. f . u. an s. I. Deutschen 2, 73. lüstern, toll: dasz der alte verweibte soldan je länger j e gegen ihr in liebe entzündet wurde FRANCISCI traursaal

(1665) 1, 385;

ein stück von jenen menschenschindern (dirnen), das ein verweibter tölpel küszt LINDENBORN Diogenes

E . M. weibsmehr hoher

1, 3 4 2 .

— v e r w e i b e r n , v.: verwybern, effeminare, mores feminarum sequi voc. inc. teut. A 6 b . — v e r w e i b i s c h e n , v.: allg. d. bibl. 71, 518. — v e r w e i b l i c h e n , v.: der untere theil des gesichtes verweiblichet und schwächt um etwas die an sich nicht allzu männliche stirn LAVATER physiogn.fragm. 2,117; ( Oöthe) habe . . . die dichtkunst . . . zu sehr verweiblicht AUERBACH sehr. 6, 183. — v e r w e i b u n g , f.: idem quod beweibung et metaphor. animi mollities, abjectio, ignavia STIELER stammb. 2471; v., effeminamento KRAMER 2 (1702) 1290; nachdem sein vatter gesehen, das ein sonderlicher und kein gemeiner geist und verstand in ihm (Paracelsus) stecken thet, hat er ihn, damit er sich durch verweibung nicht verdürbe, in der jugent castriren lassen QUAD teutscher nation herligke.it 69. — v e r w e i c h , m.: der Zeichner scheint gemerkt zu haben, dasz seine verweiche nicht gnugsam verweichen NICOLAI reise d. Deutschi. u. d. Schweiz 3, 114. — v e r w e i c h e l n , lux. ma. 468; wer es (das kind) zum v., verweichlichen: braven manne erziehen will, musz es wahrhaftig in seiner jugend nicht verweicheln BODE Montaigne 1, 299; von so verweichelten neigungen 2, 185. »VERWEICHEN, st. v., zu »weichen (th. 14,1, sp. 485):

liebhaben in ehren, kann niemand verwehren

2(1702) 1286;

2 1 6 8

1 9 5 ° ; voc. (1482) k k l b ; STIELER

Stammbaum

2471; trans.: verweibende Wollüste KRAMER(1702) 2,1290 A .

intrans.: das sie nicht verweibten und den schmerzen unträglich schäzten FISCHART S, 62 H.; er verweibet gantz KRAMER; reflex.: wiewol sich mann und weib in einen leib verleiben, so darf sich doch der mann deszwegen nicht verweiben

LOOAÜ sinnged, 555 Iii. ver.

am häufigsten das pari. prät. verweibt, weibisch: (die) verweibten weltkinder GUARINONIUS greuel d. verwstg. 1032; ein verweibtes volk A. U. v. BRAUNSCHWEIG Octavia l , 898; durch eine flache und nichtige geselligkeit fast

cedere

DIEFENBACH nov. gloss.

S 2 A ; KRAMER 2 (1702) 1292,

vgl. ahd. forawichen, forwîchen ahd. gl. 2, 33, 50 ; 35, 73 ; 775, 38.

1) selten in verbalem gebrauch: verwichen Schweiz, id. 1, 907; vorwiken flüchten nd. jb. 46, 22; zwischen den reuttern und knechten . . die in eyne mit graben und eyner kleinen schantze umbgebene wisen verwichen HENRICPETRI generalhistorie

(1577) 351 ; (er ist) von Herode

verfolget, in Aegypten verwichen SPEE gttld. tugendbuch 102; da der blik . . . sich in eine verweichende ferne verlieret allg. d. bibliothek 3, 1, 256. von zeitlichen begriffen: ist schon der sommer längst verwichen A. U. v. BRAUNSCHWEIG Octavia 3, 755; weil nun dreyszig jähr verwichen TREUER Dädalus

2) gebräuchlicher

wendete

part.

prät.

L, 379.

ist das adjectivisch verwichen

oder adverbial

ver-

KRAMER (1700) 1, 744 E ;

S T E I N B A C H 2 , 9 9 0 ; A D E L U N G 4 , 1 1 7 9 ; österr.

HÜGEL;

tirol.

SCHÖPF; bair. SCHMELLER-FR. 2, 835; schwäb. FISCHER; pfalz. AUTENRIETH; köln. HÖNIG; Aachen ROVENHAGEN 156; obersächs. MÜLLER-FRAUKEUTH; henneb. REINWALD 183; westf. WOESTE; schlesw.-holst. MENSINQ.

a) als adjectivum verflossen, vergangen; von zeitlichem: so vergleiche ich meinen jetzigen grauen winter mit meinen verwichenen lentzenjahren HARSDÖRFER teutsch. seeretarius 1, H h v n a ; die schule deutscher rechtsantiquare des verwichenen jahrhunderts J . GRIMM rechtsalterthümer* 1, v ; von den gletschern und fluten längst verwichener zeit v. BARTH Kalkalpen 368. von ereignissen und zuständen: in verwichenen kriegen und zügen SCHÜTZ hist. rer. pruss. 6, R 3 B ; der verwichene zustand OPITZ Argents 2,170; und nahm ich diese weite und gefährliche reyse um so viel desto begieriger vor, weil die verwichene auf dem mittelländischen meer so glücklich abgangen GRIMMELSHAUSEN Simplicissimus 550 ndr.; von verwichner plage TREUER Dädalus 1, 586. vereinzelt von personen: den verwichenen Raphael G. KELLER 2,151 ; dero herrn vater und dero frau mutter verwichener küchenchef G. HAUPTMANN Dorothea Angerrnann 104. am lebendigsten in adverbialen Zeitbestimmungen; im genitiv: der . . . »inerschrocken kriegsheldt . . . ist dieser verwichenen tagen abgeschieden theatrum amoris (1626) 24; verwichenen abends S.V.BIRKEN ostl. lorbeerhayn L; verwichener wochen ANGELIKA KAUFMANN in:

briefe

v. u.

an Klopstock 295 L. im accusativ: die trostgedichte . . . , deren ich verwichenen früling vier bûcher in Judlandt

2169

VERWEICHLICHUNG—VERWEIGERN

^ERWEICHEN—VERWEICHLICHEN

geschrieben OPITZ teutsche poemata 168 ndr.;

verwichenen

sommer JuNG-STiLLiNa s. sehr. 1, 225; dass ich. verwichene nacht nicht nach hauss kommen GRIMMELSHAUSEN 4, 554

Keller;

mir hat verwlcheno nacht ein träum um dich, gebleter, viel schwere sorge gebracht SCHEFFEL ges. w. 2,181;

verwichenen

dienstag

H . L . WAGNER

theaterstücke

60.

in adverbialen Verbindungen: in verwichener nacht A. U. v . BRAUNSCHWEIG Octavia 1, 893; im verwichenen monat DANNHAUER catechismusmilch 1, 509; in verwichener

ostermesse LESSING 4, 24 M.;

im verwichnen frühjahr

GÖTHE I V 40, 75 W.; a m verwichenen 6-ten M a j i SCHNABEL insel Felsenburg 345 Ullrich; a m verwichenen Sonnt a g e FÜRST PÜCKLER briefw. u. tagebücher 7, 370; ohngefähr u m verwichene weynachten BÜRGER bei STRODTMANN briefe v. u. an Bürger 1, 64. mit angabe, dasz es sieh um eine kürzlich vergangene zeit handelt: den 25. Martii jüngst hin verwichen AYRER hist. proc. juris (1600) 375; kurtz verwichner zeit RIST neuer teutsch. Parnass 56; a m nechst verwichenen mittwochen SCHUPP sehr. (1663) 191;

im letzt verwichenen julio PIETSCH sehr. 108 B.; in jüngst verwichner nacht SCHILLER 13, 215 O.

l , 10.)

(jungfrau

b ) als adverbium, kürzlich, unlängst: KRÄMER (1702) 2, 1292; siebenb. HALTRICH 4 » B ; tirol. SCHÖPF 807; henneb.

SPIESZ 270; meckl. Mi 103B; verwichen machte ich einen vers über Martin Bierampel, der sich zu todt trank HOLBERG dän. Schaubühne 2, 337;

zu meim dirndel gschlichen

NESTBOT gt». w. 11,232;

und sie in wasser verweychet, darnach mit mäl den hünern f ü r w i r f f t HEHR fddhau 177A. erweichen: von dem sanet (im namen sanet Jagd) blieb nur

das t am end und ward verweicht in d (in Diego)

KÜCKERT 10, 489.

refl. da . . . habe . . . der rechte ernst der tragödie . . . -sich unter nebendingen verweicht und für das höhere verschlossen v . MEYERN hinterl. kl. sehr. 3, 58. intrans. •weich werden LUDWIG teutsch-engl. lex. 2190; die fische v . lassen RRAMER 2(1702) 1291«; man soll das g e m ü t nit verweychen lassen M . HERR sittl. Zuchtbücher 86 B . das

pari, verweicht: verweibten, verweichten, venerischen gemütern GUARINONIUS greuel der Verwüstung (1610) 1097;

die abweichenden, verweichten sprachen und dialecte RITTER erdkunde 3, 390; m i t v o r w ü r f e n über . . . die ver-

weichten klösze in der suppe oder den eingefallenen pudvereinzelt:

1, 240. — v e r w e i c h l e r ,

m.,

wahrlich, witz der hölle konnte keinen besseren verweichler für den zarten jüngling wählen als den elgensüchtgen Schmeichler JORDAN talar u. hämisch (1899) 182.

— v e r w e i c h l i c ' h e n , v., erst seit der 2. hälfte des 18. jh. üblich, bei ADELUNG noch nicht gebucht, überwiegend tran-

sitiv; auf das körperliche bezogen: lassen sie sich von aller weit kuriren und verweichlichen, ich habe gar nichts dagegen TIECK sehr. 14, 331; man darf die pferde nicht verweichlichen v . ALTEN hb. f . heer u. flotte 1, 25; auf die geistige und seelische beschaffenheit des menschen; bei

seinem bedürfnisz nach weiblicher pflege und anregung fiel er(Jacobi) dann bald unter die tutel seiner schwestern, die sich die herrschaft über ihn anmaszten und ihn verweichlichten GÖTHE gespräche 5, 141 B.;

dasz die so

stark auf ihn wirkenden einflüsse der geistigen bewegung jener jähre nicht seinen militärischen sinn schwächen und verweichlichen MEINEOKE Boyen 1,124; auf

nisse verweichlichte GERVINUS gesch. d. d. dichtg. (1853) 5, 501. am häufigsten das part. prät. in adjeclivischem

gebrauch: verzogene, verweichlichte, süszliche — moderne kinder NOVALIS 3, 36 M . ; des verweichlichten Zeitalters K . L . v . HAU,ER

restaur. d. staatswiss. l, x x x v n ;

die zum eudämonismus verweichlichte religiosität IMMERMANN 18, 182 B.; an dieser statte einer verweichlichten bildung GUTZKOW ges. w. 11, 244; meiner im Süden etwas verweichlichten natur MOLTKE sehr. u. denkw. 4,176; das verweichlichte stadtvolk TREITSCHKE hist. u. polit. aufs. 2, 386. — V e r w e i c h l i c h u n g , / . : die turnerei halte

ich werth, denn sie stärkt und erfrischt nicht nur den jugendlichen körper, sondern ermuthigt und kräftigt auch seele und geist gegen v. GÖTHE gespräche 3, 284 v. B.; dasz wir fähig seien, körperliche übel zu ertragen, d. h. dasz wir uns vor v. hüten SCHLEIERMACHER 112,142; der geist der v. und falschen menschenliebe GERVINUS gesch. d. d. dichtg. (1853) 5, 316; die niederdeutsche, namentlich niederländische v. des s hat allmählich auch im hochdeutsch um sich gegriffen J. GRIMM kl. sehr. 7, 481. — v e r w e i f e n , v., zu weifen 2 b ß (th. 14, l, 632). ohne untorid, er hat alle seinen zwirn verweifet, abusive dicitur

MÖBIEE 1, 164 Oöschen;

verwichenhin HENRICI ernst-, scherz- u. sat. ged. 4, 144. ' V E R W E I C H E N , schw. v., zum adj. weich, schwäb. FISCHER, lüb. SCHUMANN, trans.: v . , zu viel weich machen HULSIUS-RAVELLUS (1616) 361 A ; SCHWAN nouv.dict. 2, 942; ADELUNO. einweichen: so man e y n squilla seubert

ding B . GOLTZ jugendleben

sehr verweichlicht haben HERDER 24, 267 8.; den milden Micio gab der herr L. gleichfalls sehr brav und verweichlichte die partie nicht GRABBE 4, 273 Bl. intransitiv: pflege des leibes, aber so, dasz er nicht verweichliche SCHLEIERMACHEB S. W. 112,142; ihrer rauhen alpluft danken wir es, dasz wir nicht verweichlichten HAUFF s. w. 2, 287; ein talent, das unter der gunst der Verhält-

mittelbaren Zusammenhang mit got. faürwaipjan, dessen bedeutung weit absteht: v . , omnia fila vertere i rotd glomera-

ich sag es grad — da haben wir gar einen wackern Schlitten hier, grün, gelb und schwarz; — er ward verwichen erst wieder sauber angestrichen wie ich bin verwichen

2 I 70

geistige

leistungen: die Britten, obwohl auch sie die romanze

de viro

efioeto et impotente

in

militia

Veneris

STIELER

Stammbaum 2451; er hat all sein garn verweifet, allen seinen zwirn vernehet KRAMER (1702) 2, 1294°. mundartl. verweifen verhauen HERTEL thür. sprachsehatz 255; nordthür. KLEEMANN 25. VERWEIGERER,

m.:

STIELER

Stammbaum

2513;

beide theile, sowohl die Verweigerer als die forderer des freien staates A . RÜGE S. W. 4, 33; der Verweigerer des

schiffsgeldes RANKE 15, 331. — v e r w e i g e r l i c h , adj.: verwegerlich, abstinens, preces non admittens STIELER Stammbaum 2514; v., recusabilis, verweigerliche zeugen, testes renitentes H A Y M 1261; STEINBACH 2,961; mit solchem verweigerlichem bescheid ER. FRANOISCI traursaal 2,154. V E R W E I G E R N , v., erheblich jünger als das seit spätahd. zeit belegte simplex (vgl. th. 14, 1, 635). die belege beginnen im 16., aufnähme in die Wörterbücher erst im 17. jh.: SATTLER phraseologey 373; 517; HULSIUS (1618) 2,119 t> ; 331»; SCHOTTEL hauptspr. 761; STIELER Stammbaum 2513; KRAMER (1702) 2, 1295»; DENTZLER (1716) 316»; FRISCH, STEINBACH, ADELUNG, CAMPE, mundartl. ungebräuchlich: kaum populär FISCHER schwäb. wb. 2, 1407. die form verwegern bei SCHOTTEL und neben verweigern bei STIELER, KRAMER, LUDWIG teutsch-engl. lex. 2190; belege kommen bis in die ersten jahrzehnte des 18. jh. vor: LEIBNIZ d. sehr. 2, 302; HAGEDORN poet. w. 2, 164; verwegere ETTNER v . EITEBITZ med. maulaße (s. u. 5 b ) ; verwegerst PIETSCH (s.u. 4 g ) ; v e r w e g e r t FRISIUS (1573, s.u. 3 a ) ; AYRER hist. proc. juris 375 (verweigert 70; 273); NIGRINUS von Zauberern 364; SANDRUB hist. u. poet. kurzweil 7 ndr.; LOHENSTEIN Arminius 2,1501 (verweigern l , 63); HARTNACK Terenz (1711) 42; verwägert HARSDÖRFER frauenz.gesprächsp. 2, 69; HERAUS (S. U. 4 b ) ; verwegerten RÄTEL Curäi chron. 349; BINHARDUS ( « . u. 5 a). als sinnverwandt werden angeführt abschlagen SATTLER, HULSIUS, LUDWIG, KRÜNITZ, nit annehmen HULSIUS,

nicht geben, nicht erlauben wollen KRÜNITZ, versagen SATTLER, HULSIUS, LUDWIG, SCHWAN, v e r w e r f f e n HULSIUS, als Übersetzungen negare, denegare HULSIUS, recusare, renuere DENTZLER, STEINBACH.

1) ganz isoliert ist einen einer sache v.: ich gehe beschämt, gekränkt, aller rechte der gastfreyheit verweigert LESSING 3, 462 M.

2171

VERWEIGERN

2) infinitiv und part. präs. zuweilen in absoluter Verwendung: vor Ihm (dem nörglet) Ist alles schlecht, belohnen unverdient, verweigern ungerecht EBCHENBÜRÖ beispielsammlung 2, 212; es war ein unaufhörliches fordern und verweigern RANKE 1, 132; man liebt, das mädchen stellt sich blöde und quält verweigernd sich und euch V. CRONEGK »Chr. 2, 265. 3) reflexiver gebrauch: a) nur in allerer zeit sich v . wie sieh weigern; selten ohne ergänzung: verwaiger dich nit also sehr SPRENG Iliaa 119". mit dem genitiv: diser . . . hat sich mit nichten des angebottenen todts verwegert FRISIUS narratio de furoribus Oallicis (1573) D 3 b ; die königin . . . umb weiblicher schäm und zucht willen sich desz . . . verweigert KIRCHHOF wendunmuth 2, 71 lit. ver.; dass sich der hellische grossfürst. . . nicht unzeitig eines solchen begehrens verweigert . . . hat AYRER hist. proc. juris 70. mit dem infiniliv: als derselbige sich solches zu verrichten verweygert (Büdingen 1597) CRECELIUS oberhess. wb. 880; weil dieselbe (die stadt Stralsund) keyserliche guarnison einzunehmen, sich verweigert CHEMNITZ schwed. krieg 1, 7; als nun der hausbau vollendet und beklagter solches ein jähr bewohnet, verweigert er sich . . ., das versprochene salarium abzustatten MENANTES allerneueste art 551. b) seit dem 18. jh. sich einer sache (dat.) v., sie ablehnen, sich ihr unzugänglich zeigen, nichts mit ihr zu thun haben wollen, besonders beliebt bei LESSING: er verweigert sich dem groszmüthigen anerbieten 9, 265 M.; sie verweigerte sich allen arzeneyen 9, 276 M.; er verweigert sich der gnade, die sie ihm angetragen, gänzlich 10, 68 M.; sich dem kämpfe verweigern BÜRGER 215 B.; P., als ihm der stab gebrochen war, verweigerte sich hartnäckig der absolution H. v. KLEIST 3, 375 Schm. mit persönlichem dativ: ich häng an dir wie der rost am eisen. — und hast dich dem Hutten doch verweigert! BAUERNFELD ges. sehr. 6, 214. mit sächlichem subject, für eine behandlungsweise unzugänglich sein: sie haben (im TJgolino) ein sujet gewählet, dessen contextur sich aller dramatischen form zu verweigern scheint LESSING 17, 245 M.; ebenso verweigert sich die kunst nicht durch regellose Willkür der philosophischen betrachtung HEGEL w. 10, 1, 19. ungewöhnlich ist statt dessen sich zu etwas v., sich nicht zu etwas hergeben: bei so viel verdrusz auch noch schände, dazu verweigere ich mich GÖTHE gespräche 3, 280 B. 4) in alter und neuer zeit am häufigsten etwas v.; sofern die person, der etwas verweigert wird, genannt ist, steht sie im dativ. a) eine Handlung, ein verhalten, eine leistung v., die von einem verlangt, erbeten oder erwartet wird: wer auf gott allein sihet, der verwaigert niemandte die Verzeihung ALBERTINUS zeitkürzer 32 b ; weil Canutus . . . die lehenspflichten verweygerte MICRÄIJUS altes Pommerland 2, 265; der commandant . . . konnte die Übergabe nicht länger verweigern GÖTHE 33, 37 W.; der jungen gebieterin gehorsam zu verweigern HOLTEI erz. sehr. 10, 43; die steuern zu v . DAHLMANN gesch. d. franz. revol. 24; die annahme v . 0 . JAHN Mozart 4, 690; wenn seine altern ihre einwilligung (zur Verheiratung) verweigerten M. METE erzählungen a. d. Bies 1,47; welche die Unterschrift verweigerten BÄNKE 17, 126; dasz die holsteinischen truppen in Kopenhagen den eid verweigert hätten MOLTKE sehr, u. denkw. 6, 385; auch England verweigerte wirksame hilfe TREITSCHKE d. gesch. im 19. jh. l , 389; dasz ich mal jemand die gastfreundschaft verweigert hätte G. HAUPTMANN einsame menschen (1891) 113. b) einem v., um was er bittet, was er verlangt oder xoorauf er ein anrecht zu haben glaubt: warum mir eine gunst, ein recht verweigern, dag man dem mörder nicht versagt? SomtLBK 12, 437 O. (Maria Stuart 1, 7).

VERWEIGERN

2172

besonders von concreten gegenständen: wie mancher sich mit dem einvettert und verschwägert, dem er vorher den stuhl zum Bitzen hat verwägert, bisz er vors blinde glück sieht alle tief geneigt HEKÄUS ged. u. tat. inschriften 252; alles geb ich, nur verweigern musz ich dir den schlüssel blos BRENTANO ges. sehr. 3, 414; da man uns die pässe verweigert jdhrb. d. Orillparzerges. 1, 25; im falle man mir die pferde verweigert G. FREYTAG ges. sehr. 4, 394; ob uns im jähre 1866 das geld zum kriege verweigert worden ist oder nicht BISMARCK pol. reden 4, 39 K. häufig einem die hand v . : sie verweigerte ihm die hand, da er (der arzt) sie beprüfen wollte HIPPEL lebensl. n. aufsteig, linie 3, 2, 114; als ich das letzte mal bei dir war, verweigertst du mir die hand AENIU 21,162 Gr. übertragen, einen eheantrag abweisen: hätte ihm mein onkel meine hand verweigert? GÖTHE 11, 176 W. (Stella); wann hätte sie je einem freier ihre hand verweigert? H . v. KLEIST 2, 248 Schm. (Käthchen 3, 3). im selben sinne einem ein mädchen v . : einst soll er sich in ein schönes mädchen verliebt haben, die ihm auch anfangs zugesagt, hernach aber wieder verweigert worden war BRÜBER GRIMM deutsche sagen (1891) 1, 218. c) in freierem gebrauch einem etwas vorenthalten, auch ohne dasz es thatsächlich gefordert worden ist: wolten sie denen andern todten Römern die ruhe im grabe nicht gönnen, Sölten sie solche doch einem römischen bürgermeister und feldherrn nicht verweigern LOHENSTEIN Arminius l, 63B; aber man kann einem groszen Verbrecher eine art achtung nicht verweigern GÖTHE 45, 102 W. einem etwas absprechen: dadurch bekam er (der erste mensch) die begriffe, die ihm der criticus verweigert, von schneidendem eisen, güldenen Schilden, ährinen wagen BODMER V. d. wunderbaren 188; er betrachtet das mitleid nach seinen primitiven regungen, er betrachtet es blos als afifekt. ohne jene zu verkennen, verweigert er nur dem funke den namen der flamme LESSING 10,107 M . d) etwas v., nicht erlauben: der senat verweigerte dem Volk anfangs die wähl eines neuen königs NIEBUHR röm. gesch. 1, 164; sie verweigerten den Russen den eintritt in ihre mauern MOLTKE sehr. u. denkw. 2, 99. e) etwas v., was einem angeboten wird, ausschlagen, verschmähen, nicht annehmen: hör, ob er ein geschenk wie dies verweigern kann theater d. Deutschen 4, 24; der mann, der mich jetzt mit allen reichthümem verweigert, wird mich der ganzen weit streitig machen, sobald er hört, dasz ich unglücklich und verlassen bin LESSING 2, 227 M. (Minna 4,1); sie verweigerte die bezahlung (weigerte sich, geld anzunehmen) O. LUDWIG 2, 205 Schm.-St. i) etwas v., was sowohl angeboten als auch gefordert wird: diese, als eine gottselige fürstin, hat dem herzog von Burgund die ehe verweigert SIMROCK Volksbücher 2, 25; welch mächtiges bündnis er verweigert habe HAUFF w. 1, 5; wenn der andere ehegatte die Wiedervereinigung verweigert Schweiz, zivilgesetzb. art. 148; diesen gegner, der die entscheidungsschlacht beharrlich verweigerte MOMMSEN röm. gesch. 3, 20. g ) zuweilen ist nicht das erbetene, gewünschte, vorgeschlagene, angebotene das object, sondern bitte, Vorschlag usw. selbst: du . . . hast mir meiner vorschläg drey verweigert AYRXR hist. proc. juris 273; du schenckest ihm, warum sein hertze bittet, und seinen wünsch verwegerst du ihm nicht KETSCH sehr. (1740) 106; Häschekarl war der letzte, um solch eine bitte zu verweigern v . POLENZ Büttnerbauer 3, 312. 5) v. mit dem infinitiv kommt bis in die neueste zeit vor, ist aber nicht sehr gebräuchlich; zuweilen mit anaphorischem es: die hausv&ter allesammt verweigern«, dir nachzuzlehn FOüQüi altsäeht. bildertaal 1, 50; wenn sich der principal tätlichkeiten . . . gegen den handlungsgehülfen zu schulden kommen läszt oder es

2174

VERWEIGERN—VERWEILEN

VERWEILEN

v e r w e i g e r t , den handlungsgehülfen gegen solche handlungen . . . zu schützen Handelsgesetzbuch § 71. a ) v . etwas zu thun: a b aber die Ungern vernamen, dasz ihnen die Thüringer den zehenden zu geben verwegerten BINHABDUS thür. chronica 38; weil er aber kein gelehrter, hat dasselb (das kammergericht) den gesandten zur Visitation zu lassen verweigert LEHMAN fioril. polit. 2, 842; sie verweigere den eiertanz zu tanzen GÖTHE 21, 161 W.; auf einer Versammlung, auf der von Sachsen her gegen die Quitzows eingelaufene klagen erörtert worden sollten, verweigerten diese zu erscheinen RANKE 25, 70.

LIENHABT 2, 815; lux. ma.; Aachen ROVENHAGEN 156; kein. HÖNIG; Elberfelder ma.; Barmen LEITHÄUSEB; westfäl. WOESTE; schlesw.-holst. HENSINQ; preusz. FBISCHBIER; sami. FISCHÜB 168.

b) nicht zulassen, dasz ein anderer etwas thut: damit die erzürnte Luna mich nicht zur straffe ziehe und uns ihr helles gesichte weiter zu schauen verwegere v. ETTNER U. EITERITZ mediz. maulaße 158; als er ihm verweigert auszuruhen AURBACHER volksbüchlein 17.

nhd.:

2173

V E R W E I G E R U N G , /., seit dem 17. jh. belegt und gebucht: denegatio, v . , versagung, abschlagung SATTLEB phraseologey 617; rcpulsa, abschlag, v . HULSIUS (1618)2, 327; Widerlegung, abschlagung, v . 2,332; KRÄMER(1702) 2, 1295; SPANUTIUS 409; Verweigerung oder verwegerung LUDWIG teutsch-engl. lex. 2190; verwegerung v . DAOHSDORF wintertages schäferey (1636) A 6 b ; verwägerung BUCHHOLTZ (S. u.), neben Verweigerung HARSDÖBFER (s. u.)\ du . . . machest durch deine hartnäckige Verweigerung, dasz ich dir endlich widerwärtig werde GRIMMELSHAUSEN 4, 769 Keller; auf vielfältige keusche verwägerung und abschlägige a n t w o r t HABSDÖBFEB frauenzimmergesprächspiele 2, 86; mir, d e m söhn ihres alten freundes eine abschlägige Verweigerung? NESTBOT ges. w. l , 124; die stände lehnten es ab, eine directe a n t w o r t darauf zu geben, ohne eine v . d a m i t aussprechen zu wollen RANKE 26, 27 7. genitivergänzung bezeichnet bitte, f orderung und dergl. : die verwägerung seines rittermäszigen ansuchens BUCHHOLTZ Herkuliskus 568; Verweigerung ihrer bitte HOLTEI erz. sehr. 4, 148, häufiger die erbetene oder geforderte leistung, den erhobenen anspruch: weil dieselbe . . . die carovanen . . . m i t gewalt angreiften und in verwegarung eines gesetzten stücke geldes, ausplündern W . SCHULTZ ostindische reise (1676) 140 a ; Verweigerung groszer gesundheittrünck HABSDÖBFEB frauenzimmergesprächspiele 1, J 7 a ; v . deines dankes ABBT verm. w. 1, 170; des christlichen begräbnisses J . MÖSEB S. w. 3, 73; des rechts briefw. zw. J. it. W. Gtrimm, Dahlmann u. Oervinus 1, 349; des fahneneides GEBVINÜS gesch. d. 19. jh. 3, 322; der mittel, diesen krieg zu führen BISMARCK pol. reden 4, 319 K. selten ist Verbindung mit dem inf.: des käysers staatskluge v . , seinen köpf auf das grosse bild des Bacchus . . . setzen zu lassen LOHENSTEIN Arminius 2, 5. in älterer zeit begegnen feste präpositionalverbindungen: in v . M i CRÄLIUS altes Pommerland 5, 187; auf v . CHEMNITZ schwed. krieg 2, 60; bey v . FLEMING teutscher soldat 260; jünger i m falle der v . SCHWABE belustigungen l , 460. — v e r W e i g e r u n g s f a l l , m.: Churpfaltz (hat) v o r d e m krieg . . . das gleit . . . auf d e m verwegerungsfall m i t g e w a l t durchführen lassen HABSDÖBFEB teutscher secretarius 2, 388; denn diese konten . . . die Römer fordern und auf den vermutheten v . m i t den w a f f e n suchen LOHENSTEIN Arminius 2, 748; b e y v.-e LINDENBOBN Diogenes 2,163; i m v . - e M. MENDELSSOHN ges. sehr. 3, 280; i m v . billiger bedingnisse J. v . MÜLLEB S. W. 9, 145. — - g r u n d , m. J. T. HEBMES misz Fanny 2,80. — - m o t i v , n.: allg. d. bibl. 90,289. — - r e c h t , n.: ein v . bey den Vorschlägen zu wählen und gesetzen NIEBUHB röm. gesch. 2,5. — - U r s a c h e , / . : deutsche Schaubühne 6, 327 Gottsched. — v e r w e i h e n , v., entweihen: es haben aber die Juden solchen tempel gottes und den gottesdienst in v i e l wege verfälschet und verweihet FABRICIUS grempelmarck (1619) 12. V E R W E I L E N , «., mhd. verwilen seit dem 13. jh.: mhd. wb. 3, 671; LEXEB; nhd. DIEFENBACH gloss. 546A; CALEPINUS XI ling. 284B; HÜLSIUS (1618) 2, 104A; STIELEB stammb. 2475; KRAMEB (1702) 2, 1298; STEINBACH, ADELUNO, CAMPE, auch mundartl.: Basel SEILEB; bayr. SOHMBLLER-FR. 2, 890; schwäb. FISCHES; eis. MARTIN-

I. transitive Verwendung ist das seltenere. 1) zeit v . , hinbringen, zubringen, doch ist hier meist zweifelhaft, ob es sich um transitives v . oder um das intrans. mit adverbialem acc. handelt, mhd.: er vloch von allen luten, da er verwilte sin leben elme kloster eneben

pastional 217, 84 K.;

flüchtige stunden verweilt ich nur an deinem melodischen achilfgeräusch KI.OPSTOCK oden 1,197; ich hoffe m i t d e m gnädigsten urlaub noch die erste h ä l f t « septembers hier zu verweilen GÖTHE I V 23, 63 W.; hofrath M e y e r , der vier wochen bey mir verweilte I V 27, 148; die bewohner dieser hauptstädte, in denen der theure könig den gröszten teil seines lebens v e r w e i l t SCHLEIEBMACHEB S. W. I I 4, 129; (die Zimmer,) worin das geburtstagskind den tag verweilet, wenn es nicht arbeiten mag HOFFHANN V. FALLEBSLEBEN ges. sehr. 6, 92; aber als sie einige tage bei ihrer base verweilt G . ges. w. i, 287.

KBTII.BR

2) aufhalten, hemmen, verzögern: a ) nur im älteren nhd. mit sächlichem object: eine sache v . , trähere, proerastinare, producere rem in longinquum tempus STIELER stammb. 2475; eine sache v . oder sich m i t einer sache v . KRAMEB (1702) 2, 1298; eine sache v . oder verzögern, dieselbe lange verschieben LUDWIG (1716) 2190; er v e r w e i l t die sache, rem tardat STEINBACH; er (Konrad II.) verweilet sein zükunft in welschem landt schier drei j a r SEB. FRANCS chronica zeytbuch (1531) 178A; dardurch aber wurd der f r i d w o l zweyer monat lang und drüber verweilet STUMPF Schweizerchronik 271A; nngedult häuft die schuld, und verweilt des hlmmels huld J. CHE. GÜNTHEB ged. (1735) 208. b ) auch in neuerer zeit zuweilen von personen: ach! laßz, mein got, mir bald zu leisten hilf nnd raht, dich weder deinen zorn, noch meine sünd verweylen WECKHEBLIN ged. 2,140 Iii. ter.; kann nichts dich, fliehende 1 verweilen SCHILLER 11, 23 O.; denn nur langsam v e r m ö g e n sie i m .geleit durch das land der Thüringe zu ziehen und werden überall verweilt G. FBEYTAO ges. w. 8, 369. 3) in anspruch nahmen, veranlassen, sich mit etwas zu beschäftigen: o wie oft und auserlesen hat uns ein gespräch verweilt, bis uns Hesper übereilt GOTTSCHED ged. (1751) 1, 206; das ihm (dem elementarbuch) entwachsene kind länger, als die meinung gewesen, dabey zu verweilen, ist schädlich LESSING 13, 427 M.; die Zusammenstellungen des Verfassers, . . . , verweilen uns sanft bei ihnen HEBDEB 20, 343 S. einen v . , indem man ausführlich über etwas spricht: weil euch nun dergleichen ritterspiele w o h l bekandt, so will ich euch m i t ausführlicher Vorstellung der prächtigen anordnung desselben nicht verweilen HUNOLD d. europ. höfe liebes- und heldengesch. 41. blick, auge v . : sogleich verwellt den blick die aufgeputzte wand, an der er manch gemäld auf bunten tflehern fand ZACHJLRII poet. »ehr. 1, 68; es geht aber durch alles eine holde dämmerung, einfalt und adel durch, der das auge gern dabei v e r w e i l e t HEBDEB 7, 260 S. seltener in Wendungen, in denen der sehende mensch subject ist: wer verweilt wohl seine blicke, wo man wunden aufgedeckt J. E. SCHLEGEL w. i, 198. ähnliche ausdrucksweise in intransitivem und reflexivem gebrauch s. u. I I A 3 d ß, B 3.

2175

2176

VERWEILEN

VERWEILEN

I I . intransitiver und reflexiver gebrauch ist das gewöhnliche. im allgemeinen ist das reflexivum in älterer zeit sehr häufig, allmählich tritt aber das intransitivum mehr und mehr in den Vordergrund, grundbedeutung ist zeit verbringen, vergehen lassen, sehr häufig, aber keineswegs immer in dem sinne, dasz man zuviel zeit vergehen läszt, dasz man zögert, zaudert, sich zu lange aufhält; dieser sinn eignet besonders dem reflexivum, aber nicht ausschlieszlich, so dasz überhaupt kein grundsätzlicher bedeutungsunterschied zwischen v. und eich v. besteht: spatiari DIEFENBACH; sich aufhalten, v., verziehen HULSIUS; aquam perdere, commorare, immorari, morari, moros nectere R E Y H E R , tergiversari, cunctari, cessare STIELER, moram facere, moram inferre et impedimentum DENTZLEK, moram facere, commorari STEINBACH.

SCHMIDT rockenphilosophia 2,161; unter diesen umständen durfte der kaiser nicht einen augenblick länger in Spanien verweilen RANKE 4, 180. zuweilen kommt die bedeutung andauern, bestand haben nahe: hie aber wirdt sonderlich befohlen nicht zu feyren, denn wo man disz erstarren verweilen lasset, reicht es zur vollkommen paralysi Wmsvsa artzneybuch ( 1 5 8 8 ) 1 4 5 ° ;

A. intransitiv, selten mit sein im perfectum: habe verweilet STELNBACH; wo bist du so lang verweilet?

ich bin und

BRENTANO ges. sehr. 3, 404.

1) lange auf sich warten lassen, lange ausbleiben, reflexiv, s.u. B 2A. von personen: ach, so komm und nicht verweile, heiliger geist, du wehrter gast

F E . GEBOT bei FJSOHER-TÜMPEL hirchenlied

häufiger

2, 262.

von sächlichem: die ärtzt brauchen dise wurtz . . . zur frauwen blödigkeit, auch harter geburt, so das büschelin (die nachgebprt, s. th. 2, 592) verweylen wolt HEROLD Oesners thierbuch ( 1 6 6 3 ) 2 0 ; weil der tag verweilet (weil es lange nicht tag wird) J . E . SOHLEGEL ( 1 7 6 1 ) 4 , 40. 2) abwarten, zeit verstreichen lassen, ehe man etwas unternimmt: ach liebe schwlger, ein wenig verweilt, bisz das wir uns auf d reysz so schicken NIE. FEISCHLIN d. dicht. 90 lit. ver.; doch musz man noch zween tag verweilen, solch ding aey nlt zu ubereilen FISCHABT 2,340 H.; warum verweilte man, da schon Aurels verbrechen enthüllt am tage liegt? AYRENHOFF K. l, 100; mit einer sache v. KRÄMER(1702) 2,1298; mit der straf v., differre poenam DENTZLER; der von Schwartzenberg verweilte zu lange mit dem entsatz S. v. B I R K E N verm. Donaustrand 81. mit dem infinitiv: da die philosophen noch immer stille schwiegen und ein so nützlich und nöthig werck vollends zu stände zu bringen vieler Ursachen wegen verweileten THOMASIUS ernsth. ged. u. erinn. 2, 172; die sonne verweilt zu kommen GÖTHE 16, 200 W. 3) mit ausdrücklich gegebener oder aus dem Zusammenhang zu erschlieszender Ortsbestimmung: a) an einem ort weilen, sich aufhalten: demnach ist Rudolphus, der sonst merist in Österreich verweilte, in das Tirol kommen GRAF BRANDIS ehrenkräntzel 151; du scheinst hier wider willen zu verweilen GÖTHE 10, 47 W. ( I p h i g e n i e 1087);

dasz in jedem convente zwei gelehrte brüder, ein theolog und ein jurist, verweilen sollten TREITSCHKE hist. u. pol. aufs.6 2, 43. mit Zeitbestimmungen: der tag war sehr heisz, und ich verweilte bis gegen abend GÖTHE I I I 2, 107 W.; nur noch den winter über wollte sie am Rheinsberger hofe verweilen FÖNTANE ges. rom. u. nov. 7, 101; vgl. ähnliches oben 11. zuweilen steht die bedeutung ruhen nahe: das heiszt: das leben hat (mit 50 jähren) den mittelpunkt [ereilet, hier ist der ruheplatz, wo die natur verweilet HENRIOI ernst-,

seherzh. u. tat. ged. 1, 8 0 ;

man könnte hier verweilen, ruhen, alles mit den äugen fassen, sich glücklich finden GÖTHE 23, 200 W. b) den auf enthalt verlängern, bleiben, nicht weggehen, das weggehen verschieben: wenn die vögel noch einen nachsommer vermercken, dasz sie alsdenn nicht so geschwinde vonhinnen eilen, sondern länger verweilen als sonsten PRÄTORIUS winterflucht der sommervögel 1 3 5 ; wenn man von einem ort hinweg gehet und bleibet mit den kleidern an einer thür, nagel oder sonst hängen, so soll man noch ein wenig, allda verweilen, sonst hat man Unglück J . G.

werd Ich zum augenblicke sagen: verweile dochl du bist so schön

GÖTHE 1», 82 W. (Faust

I , 1700);

wenn die töne in die nacht verrauschen, was da ewig ist, musz doch verweilen

BRENTANO ges. sehr. 2, 499.

c) eine bewegung unterbrechen, hält machen, innehalten: die tödtenden in ihrer wuth erwachten auB ihrem träume von blut, verweilten und staunten uns an XRETSCHMANN S. VI. 1 , 1 0 4 ;

nun hörte ich ein fernes singen immer näher und näher kommen; endlich verweilte der gesang in der nähe meines lagers BRENTANO ges. sehr. 5, 177; verhoffen, verweilen sagt man von dem wilde, wenn es im geäse, beim trollen, ziehen, oft sogar in voller flucht plötzlich stehen bleibt und sich nach allen Seiten umsieht BEELEN forst- und jagdkunde 6, 127. vom unterbrechen einer reise: wir konnten also in Halle das zweitemal nicht lange verweilen LENZ ges. sehr. 1,41 T. (hofmeister 3, 3); auf der heimreise verweilte der monarch einige tage in Königsberg TREITSCHKE d. gesch. im 19. jh. 5, 170. d) besondere Verwendungen. a) von tönen: indem das verweilen auf einem langen tone vor einem kürzeren nachdrücklich. . . wirkt VISCHER ästhetik 3 4 , 907; verweilen auf der quint F . M. BÖHME gesch. d. tanzes 246. ß) betrachtendes verweilen; mit persönlichem subject: wie ich vorher, gleichsam wie von dem glänz der sonne, meine äugen von ihr (der menschlichen gestalt) weggewendet, so konnte ich nun mit entzücken sie betrachten und auf ihr verweilen GÖTHE I V 8, 329 W.; die dame . . . verweilte wohlgefälligen blickes bei den zwei zarten, nach deutscher weise hochschlank emporgeschossenen, und dennoch kindlich anmuthigen gestalten FOUQU£ zauberring 1, 9. mit den äugen v.: (ich) kann nicht bei einem gemälde mit dem auge verweilen, wenn es meiner empfindung nichts sagt GRAFEN STOLBERG ges. w. 6, 9; werde dir singen, wie du mit liebe unter den blumen deinen getreuen einst noch erblickest, und mit den hellen, strahlenden äugen auf ihm verwellst BRENTANO ges. sehr. 2, 311.

mit auge, blick u. ä. ausdrücken als subject: warum verwellet, heldensohn, dein aug auf meinem harfenspiele? DENIS Sined

d.barde

210;

erst verweilte das auge so gern auf der dir bekannten hohen kreideküste Frankreichs MOLTKE sehr. u. denkw. 6, 298; als er aufsah, bemerkte er, wie der blick eines schon älteren frauenzimmers auf ihm verweilte STORM l, 291. ungewöhnlich in dieser Verbindung v. an: denn der blick möcht noch verweilen an des lebens buntem rand BETTINE Qünderode

1, 99.

4) in einer läge, einer Stellung, einem zustand verweilen: es kostet so viel arbeit, mich umwälzen zu lassen, dasz es kaum mehr der mühe verlohnt, wenn ich nicht eine geraume zeit in der neuen läge wieder verweilen kann LESSING 18, 333 M.; seine lebensbeschreibung, ob sie gleich beinahe zweihundert jähre im manuscript verweilte GÖTHE 44, 370 W. (Cellini); in ernster rührender Stellung vor der todten verweilend SCHILLER 3,163 O. (Fiesko 5, 13); sein ödes reich bleibt still zurück, die weit verweilt ganz herrenlos

BRENTANO ges. sehr. 5, 271.

2177

6) bei etwas v., sich eingehend damit beschäftigen, eingehend darüber sprechen: um uns hievon zu überzeugen, laszt uns bey der geschichte der ersten Bünde etwas verweilen LAVATER verm. sehr. 2, 268; anklagen ist mein amt und meine Sendung, es isJ mein herz, was gern beym lob verweilt SOHIEEEB 12, 116 ß. (Piccolomini

2, 7);

bei dieser letzteren arbeit verweilte er am liebsten und wendete ihr jede mögliche stunde zu G . K E L L E K ges. w. 6, 61; was leistet die garnison der Stadt? ich will nicht lange dabei verweilen, man hört es n i c h t überall gern, dasz . . . die garnison die letzte Sicherheit g e w ä h r t für aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung MOLTKE

sehr. u. denkw.

7, 88. mit sächlichem

subject:

der epilog

verweilet bey einer von den hauptlehren, auf welche ein theil der fabel und Charaktere des trauerspiels mit abzwecken LESSING 9, 210 M. seltener v. auf: wir haben bis hierhin vorzugsweise auf dem lyrischen inhalte des liederbuches der Hätzlerin . . . verweilt GERVINUS gesch.

d. d. dichtg. (1853) 2, 182; mit welcher Sympathie dagegen verweilt er (der dichter der Nibelungen) auf Rüdiger! SCHEBEB lit.-gesch.

6) häufig sind die nominalformen. a) das part. fräs., haltmachend, innehaltend: mit verweilendem tritte KLOPSTOCK oden 1,91; GÖTHE 16,206 W.; sie sah mleh au und blieb verweilend schweben GÖTHE 1, 4 W.; mit bunten Wappenschildern ists bemahlt und weisen Sprüchen, die der wandersmann verweilend liest SOHIELEB 14, 282