Deutsches Wörterbuch: Lieferung 1 U – Überdrängen [Unveränd. Nachdr. der Ausg. Leipzig. Reprint 2022 ed.] 9783112641965

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Deutsches Wörterbuch: Lieferung 1 U – Überdrängen [Unveränd. Nachdr. der Ausg. Leipzig. Reprint 2022 ed.]
 9783112641965

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DEUTSCHES

WÖRTERBUCH VON

JACOB GRIMM UND WILHELM GRIMM Herausgegeben von der

Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin

XI. Bandes II. Abteilung 1. Lieferung U — ÜBERDRÄNGEN

1955 S.-HIRZEL VERLAG • LEIPZIG IN ARBEITSGEMEINSCHAFT MIT DEM AKADEMIE-VERLAG GMBH. BERLIN

Unveränderter Nachdruck Erschienen im S. Hirzel Verlag, Leipzig C l , Schuhmachergäßchen 1—3, ¡o Arbeitsgemeinschaft mit dem Akademie-Verlag GmbH., Berlin W 8, Mohren str. 39 Lizenz-Nr. 202 100/593/55 Offsetdruck: Druckerei „Thomas Müntzer" Langensalza Bestell- u. Verlagsnummer: 302I/XI/II/-/1 Preis: DM 5,— Printed in Germany

XJ. TJ, der 20. buchgtabe unsere» alphabets (i und j als einen in md. mundarten ist die Vertretung von schriftsprachl. u durch o häufiger, besonders in schlesischen und sächbuchstaben gerechnet), der 9. des runenalphabets, stellt den sischen mundarten. vielfach tritt o auch auf md. gebiete endpunkt unserer vocalreihe dar. um u hervortubringen, vrifi die zunge nach hinten gezogen und in ihrem hinteren nur vor r + cons. ein (vgl. z. b. MEISINGER Rappenauer ma. in zs. f . hd. maa. S und HERTEL die Pfersdorfer ma. theile zum weichen gaumen gehoben, während sich die Uppen vorschieben und zu einer Meinen kreisrunden Öff- ebd. bd. 8); auf nd. gebiet herrscht o vor, und zwar vielfach lang S nung zusammenziehen, so dasz im vordermunde ein ziemlich groszer resonanzraum entsteht, der die dumpfe Klang- (vgl. HERM. JELLINGHAUS zur eintheilung der nd. maa. 1884). der o-laut charakterisiert besonders das ripuarische und farbe dieses vocales bedingt, diese lippenrundung wird auch schon früh als hauptmerkmal dieses vocals erkannt: niederfränkische (I, 8u), in den sächsischen Niederlanden findet sich neben 6, l auch der diphfhong ue, ein laut, das u ist ein lant gemacht mit spitzigen lefltzen und der ein charakteristieum des westfälischen ist (ua, uo). zösammen gezogen mund V. ICKELSAMER Avj*. manche mundarten sprechen o für u nur vor gewissen I. nicht umgdautetes u. consonanten, z. b. das neumärkische vor r (vgl. zs. f. hd. A. nhd. U ist zweifacher herkunft. maa. 1907), Mülheim a. d. Ruhr in einigen Wärtern vor l) die zahl n-haltiger wurzeln, die au» der idg. Ur1, p, t (vgl. E. MAURMANN gramm. d. ma. v. Mülheim a. sprache ins germ. Übernommen wurde, ist im dhd. schon d. Ruhr, Leipzig 1898). vorlitterarisch durch die einwirkung des a.-umlautes stark 8) schriftsprachl. nhd. u ( mhd. uo (germ. 6). vermindert worden, n blieb erhalten, wenn darauf nasal im obd. gebiet herrscht durchwegs ein diphthongischer und consonamz oder i (j) folgte; durch a, e, o der. folgenlaut, im bayr.-österr. us oder ui, im oberpfälzischen, wozu den silbe wurde u zu o (s. d.). vgl. gebunden, gesungen gegen gebaten, geholfen, genommen; für (ahd. fori) gegen sich auch Nürnberg stellt, ou, im elsässischen und schwävor (ahd. fora); joch gegen lat. ingam. da dieser Wechsel bischen tta, üe neben ua, ue (schwäbisch gewöhnlich nasaliert gesprochen). die Verkürzung des diphthongs in gea—o, durch den suffixvocal bedingt, flexion und Wortwissen Wörtern ergiebt meistens u, selten o (vgl. H. STICKELbildung durchzieht, sind unter dem, zwange des etymologischen Zusammenhanges im laufe der zeit, als der a-um-BERGER lautlehre der lebenden ma. der Stadt Schaffhausen). zur genauen abgrenzung des diphthonggebietes laut seine lebendige Wirksamkeit verloren hatte, vielfach vgl. WREDE berichte über O. Wenkers sprachatlas, anz. ausgleichungen eingetreten, die häufig eine weitere einbusze f. d. alt. 19 u. 80. an stammsilbenrii bewirkten, seltener eine Vermehrung, vgl. gold, golden gegen ahd. golt, guldin; holz, hölzern md. ist der monophthong vorherrschend, ü (verkürzt tf) gegen dhd. holz, hulzfn; wort, antwort gegen ahd. wort, und 5 (verkürzt 8), doch dringt die obd. diphthongierung antwnrti; mord, morden gegen ahd. mort, morden, u für vielfach über die von WREDE beschriebene grenzlinie. auch lautgesetzliches o dagegen hat furcht (ahd. forahta) oder sonst trifft man auf md. boden diphthongische laute, z. b. im praet. mit umlaut 'fürchtete' (ahd. forhte). auch sonst im rhfrk. Naunheim, in der Wetterau ou (vgl. J. LEIDOLF sind nicht selten u zu o geworden, so dem md. dialect- die Naunheimer mundart 1891), westlich von Meiszen ui, gebrauch folgend vor nasal, z. b. söhn, sonder, fromm bei Qlogau iu. auch & findet sich. (mhd. sun, sunder, frumb). im nd. überwiegt wieder der diphthongische laut (ao a) einen reichen Zuwachs erhielt nhd. u durch die mono- oder au, bzw. ou) den monophthong (ü und 5). selten phthongierung von mhd. no, das nhd. meist vor mehrfacher ist 8 (an der untersten Ems und in Ostfriesland, am Niederrhein) und eo (in einem theile der sächsischen Niederconsonanz vorliegt, z. b. husten, matter, stute, Wucher, wüst, vereinzelt geht u auf etymologisches i zurück, z. b. lande und Westfalens) Vertreter 'von nhd. u. uo findet sich im grenzgebiete gegen das md. bei Wittenberg (vgl. JELLINGin flunkern, auf o in kummet. 8) da die organische länge ü spätmittelhochdeutsch in HAUS zur eintheilung der nd. maa.). den meisten dialecten zu au diphthongiert wurde, sind alle C. die Schreibung, für den vocal u sind bis ins 17. Jahrschriftsprachlichen nhd. ü jung, wofern es sieh nicht um hundert zwei zeichen verwendet worden: u und v. beide entiehnung aus dem nordischen handelt wie im worte 'rune' zeichen erwuchsen aus dem lat. v, stellen also blosz eine (s. d.). die ü der nhd. Schriftsprache gehen entweder auf graphische Variante dar (vgl. th. 12, sp. l). da aber mhd. Ii zurück, das in offener silbe gedehnt wurde, z. b. in durch lat. v (bzw. u) nicht blosz der vocal u sondern Aug, jude, jugend, kugel, stube, truhe, tagend, meist jedoch auch der labiodentale spirant f bezeichnet tcurdf in altauf monophthongierte mhd. uo, z. b. in blume, blnt, buch, hochdeutscher zeit durch die doppelsetzung von TIU oder busze, gut, pflüg, rüder u. s. w. w auch noch der bilabiale spirant w, so entstand mehrB. die dialecte. der doppdursprung des schriftsprach- deutigkeit und Unklarheit, die Verwendung von u für den lichen u und die umlautschwankungen bedingen in den Spiranten (z. b. ahd. uaran 'fahren', fraual fremd', ainualt) wird wohl im laufe der ahd. und mhd. zeit etwas eindialecten ein ziemlich buntes bild. geschränkt, aber nicht aufgegeben; noch im 1«. jahrhun1) schriftsprachl. neuhochdeutsches u ( mhd. u. dert wird nicht nur intervocalisch der spirant f facultativ in den obd. mundarten entspricht es im allgemeinen einem u. es scheint durchwegs offene ausspräche vorzu- durch u bezeichnet (z. b. brieue 'brief'), auch im geherrschen. directer Übergang zum o findet sich landschaft- deckten anlaut findet sich u für den Spiranten, erst im 17. Jahrhundert bleibt das zeichen u ausschliesslich dem lich z. b. im nä. und mittl. Elsasz und in der Oberpfalz vocal vorbehalten. vor bestimmten Konsonanten. XI. 2.

1

3

U

U

4

auf diphthongisches üe, ttö, den laut, der — entsprechend länger noch erhält »ich die doppdheit von u und v zur bezeichnung des vocals. im anlaut setzt sich vom auagang dem ua, uo für schriftsprachliches u — dem westfälischen des mittelalters an das zeichen v für den vocal allgemein eigen ist. auch hier öffnet sich das in einer speziellen ma. sonst gebräuchlichettvor bestimmten consonanten zu ö fest, z. b. bei HANS SACHS, LUTHER, FISCHART. im JELLINGHAUS 11. Jahrhundert beharrt auch OPITZ noch bei diesem brauch,(vgl. E. MAURMANN ma. von Mülheim; die theoretiker des 16. Jahrhunderts bestätigen diese doppel-tcestföl. gramm.). schreibung, theils ohne den gebrauch zu regeln, theils aber 9) schriftsprachl. nhd. tt ( mhd. üe (umlaut zu uo { geben sie auch directiven, wann u bzw. v zu setzen sei, germ. d). z. b. J. C L A I U S (1578): etiam U duplici Charaktere Signatur, auf obd. gebiet herrscht entsprechend dem unumgelauteten aperto et clauso; quorum hoc in prineipiis dictionum . . ., diphthong durchwegs diphthong, und zwar als umlaut zu ülud vero tantum in fine et media, numquam in principio ua und ui — tta, häufiger nur auf alem. gebiet, sonst usurpatur, ut: . . . vnser . . . wunderbar . . . na, du entrundet zu ia, als umlaut zu ou (im nordgauischen) — (filtere deutsche gramm. in neudrucken 8, 1»/.). erst öi (ei, Si). SCHOTTEL tritt energisch gegen die Y-schreibung ein, so im md. herrscht der monophthong, also im ostfrk. 5 dasz sich ende des 17. und im 18. Jahrhundert das einheit- (umlaut zu u), in den Übrigen maa. meist entrundet i. liche zeichen a für den vocal allmählich festsetzt, der wo dem schriftdeutschen n in den maa. o entspricht, ist strich über dem, u in der currentschrift soll das zeichen der umlaut ö (entrundet e). auch hier dringt entsprechend von n unterscheiden und hat seine Vorläufer in den dia- dem ua für u (mhd. uo) der diphthong üa (ia) vom obd. kritischen zeichen, die schon seit dem 10. Jahrhundert zu- aus über die grenze ins md. gebiet, und zu dem naunweilen Über dem u, besonders in nachbarschaft von nasalenheimischen und wetterauischen ou gesellt sich der umlaut in einzelnen handschriften sich finden. GÖTHE spottet: oi (sei). im nd. ist der (überwiegende) diphthongische umlaut zu ao (au) — aü (aö, 5i, oi, ai, ae), der monophthongische xenien (»chriften der Böthege». 8) 190. umlaut zu u und o — tt bzw. oe, S. umlaut für eo in II. der umlaut tt wird mit der Zungenstellung des ge- Ravensberg ist oe. entrundung findet sich z. b. des oe schlossenen e und der lippenrundung des u gesprochen: zu eo bei Königsberg und in den grenzgebieten gegen das das tt lautet mit züsamen gezognem vnd engern leftzen md., in welch letzteren der hier vorkommende diphthong dann das gemein lateinisch u, darumb auch diser laut tto zu ia entrundet erscheint. bei den Hebreern heiszt kibutz von züsamen legen der C. die Schreibung, der graphische ausdruck des umleftzen . . . etlich nennens das franckreichisch tt ICKELlaute ist sehr mannigfach, schon im spätalthochdeutschen SAMER A M ] * . finden sich spuren einer umlautsbezeichnung durch ui, iu, A. TT entspricht —sofern es nicht auf mhd. tt zurücky, i. noch mannigfacher sind die versuche, umgdautetes geht in den kurz gebliebenen stammsüben von brücke, u (uo) in der schrift wiederzugeben im mhd.: fl, i, A, büchse, bttrger, dünn, dürfen, rücken u. s. w. — dem iv, vi, y, i (bzw. ue, de, Ae u. a.). vielfach bleibt der alten diphthongen üe, dem umlaut von uo, so in den erst umlaut überhaupt unbezeichnet, das gleiche gilt für das nhd. gekürzten stammsilben, z. b. brüllen, müssen, nüchältere nhd., wobei das unterlassen der umlautsbezeichnung tern, pfründe. unorganisch an stelle eines i ist tt geim md. häufiger ist als im obd. schlieszlich einigt sieh treten in flüstern, würde (dignitas). der gebrauch auf tt (u cum duobus punctis medium inter u ei i sonans L. ALBERTUS [1573] B 5b, ältere deutsche die länge ü geht fast nie auf mhd. iu ( ( germ. eu bzw. gramm. etc. 3, 85); daneben findet sich allerdings 4, ue, ui umlaut von ü) zurück, das nhd. zu eu diphthongiert ist bis ins 19. Jahrhundert, für die majuskel Ue, Ui noch länger. (Wörter in nd. form wie hüne ausgenommen), sondern auf wie auf dem u fortan der theure Schnörkel zu sparen, auf die antwort sind fünfzig dukaten gesetzt

die kürze ü, die spätmittelhochdeutsch in offener silbe gelängt wurde, z. b. in bühel, btthne, flügel, grübeln, lüge, mühle, prügel, rüde (canis), türe, über, zttgel, oder auf den mhd. diphthong üe, den umlaut von mhd. uo wie in fügen, fühlen, glühen, kühl, kühn, mühe, prüfen, rübe u. s. w. unorganisch in düster, Süden.

III. 'ein x fwr ein u machen, vormachen, schreiben': die deutung ist in dem zahlenwerthe, den die beiden buchstaben als römische Zahlenbuchstaben haben, zu suchen, also '10 statt 5 rechnen', das doppelte bei der zeche anschreiben, übervortheilen, täuschen (vgl. WAGNER germ. 13, 270). abzulehnen ist Höfers versuch (germ. 14,815; vgl. auch ScHÖNBACH Wien. S. B. 148, VII, 105/.), sie aus der ahd. geheimB. die dialecte. zwischen dem umlautgebrauch in der Schriftsprache und in den dialectenfindensich weitgehende schrift zu erklären, in der an stelle der vocale die nachSchwankungen und, unterschiede, im allgemeinen zeigen folgenden consonanten treten, also auch x für u. die nd. dialecte gröszere Vorliebe für den umlaut von u A. in myner rechnung hog verloghen als die oberdeutschen, es läszt sich daher im norden ein myn fromen herren duck betroghen, plus von umlautformen auf seite der mundarten, im obd. für eyn v duck eyn x geschryben aber auf seite der Schriftsprache nachweisen. JOHANN V O N SOEST gemein bicht 837 (germ. 33,147); der wierte war ein gschwinder man, l) schriftsprachl. nhd. ü ( mhd. ü. im oberdeutschen entspricht ihm u; jedoch ist auf dem grSszten theil des gebietes tt zu i entrundet, nur in alem. maa. findet sich gerundetes ü häufiger, vgl. H. HALDIMANN vokalismus der ma. von Goldbach (hier kommt neben tt auch Ö vor) und STICKELBEROER lautlehre der leb. ma. der stadt Schaffhausen, im obd. sind namentlich folgende consonantengruppen dem umlaut hinderlich-, 1-, r-, m-, n-Verbindungen, k, ck, pf, ts. in Wörtern mit diesen consonanten entspricht daher häufig dem schriftsprachlichen ü ein u. md. herrscht ebenfalls entrundetes Y, nur das ostfrk. ist durch ü charakterisiert, vor r + cons. und vereinzelt auch vor anderen lauten öffnet sich i häufig zu e, im ostfrk. das nicht entrundete ü zu Ö {vgl. LEIDOLF Naunheimer ma., wo e oft und nicht blosz vor r eintritt; H. SCHMIDT lautlehre der rhfrk. ma. Von Verbäsz in Südungarn; HERTEL Pfersdorfer ma.; MEISINGER Rappenauer ma.). im nd. ist die rundung weitaus vorherrschend, entrundung des ü zu i kommt vor bei Stralsund und in den grenzmarkungen gegen das md. in der Neumark, die entsprechung für schriftsprachliches ü ist häufiger ö als ü. am Niederrhein und in den sächs. Niederlanden trifft man

die kreid in seine hand bald nam, dieselb, wie es dann pflegt zu gen, für einen strich recht kreidet zwen, er macht ein x wol für ein v

anhang gereimter lügenmärchen zum lalenbuch (1597); wenn der wirt schreibt ein x vor ein v so kompt er seiner rechnung zu

L E H M A N Nflorilegiumpoliticum

(Lübeck 1639) 936.

B. täuschen, hintergehen: der wirth . . . sprach bald: ich wäre ein armer wirth, wenn ich nicht wüste ein x für ein v zu machen, wasser für wein, und hefen für bier zu verkauffen J. W . CHRISTSTEIN weitmann (1675) 71; ein mann . . . der sich kein x für ein u machen läszt HEINR. BECK die quälgeister (1806) 93, IV 5; gott sei dank, dasz wir imstande sind, endlich unsere buben zu bürgern zu erziehen, denen man kein x mehr für ein u vormachen kann G. KELLER 6, 279; warum soll man a leuten kee x fer a u machen? G. HAUPTMANN Rose Bernd (1904) 24. nein, Michel ist munter und wird hinfort wachen nnd läszt sich kein x für ein u hinfort machen HOFFMANN VON FALLERSLEBEN 4, 288.

C. 'mit jemandem nach belieben umspringen können': gebt mir einen mann, je dümmer je besser, mit dem ich schalten und walten kann nach belieben, der mir

5

UAH-ÜBE

nie mit einem aber beschwerlich fällt, der, wenn ich zu ihm sage: diesz n ist ein z, mir ganz demüthig sein X nachlallt KOTZEBUE 7, 171. D. variiert: er merckt, das die gut alt fraw ein x für ein v verstünde, gedacht: das würt dir ein ebne sach sein FREY gartenges. 78, L Bolte; es ward ein zeichen . . . gegeben, dasz jedes sich in die kapelle, oder damit man nicht x für u nähme, in die taabenkammer einfinden sollte (die frühere kapelle war nämlich später zur taubenkammer geworden) TH. G. V. HIPPEL kreuz- und querzüge (1793) 1, 141/.,- weisz ich doch von früher her, wie da gerne flausen machst und dem goten ehrlichen Berner gerne ein x für ein U unterschiebst W . HAUFF 8, 9,13. mit umkehrung der Wortfolge: der auch ein V für ein x schreiben kondte MATHESIUS Sarepta 168*. IV. interjectüm der freude, aber öfter interjection dt» schmerze». MARTIN-LIENHART I, 8; SEILER Basler ma. 288; (man hört von ferne heulen:) ul u! aal anl weht weh! ail ail GÖTHE 16, 79 Weim. (Satyrn). interjection der Verwunderung: LEXER kämt. wb. 245, des abscheus: nl Sn äbßcheulis krückel, viel wilder als dÄ wauwau A. HARTMANN volksschauspiele, in Bayern und Österr.-Ungarn ges. (1880) 88, 180. UAH, interj.

L) des schmerze»,

na, auch uawele MAR-

T I N - L I E N H A R T 1, S;

nah! uahl mein goldl KUNGER theater 8, 218. 2) der ermüdung (gähnlaut): u f — a - ah! machte er, indem er aufstand und sich schüttelte, wie ein hund, der aus dem wasser kommt EDM. HÖFER aus der weiten weit 1 (1867) 67. D B üb ubub, warnungsruf auf der sehlittbahn (Thun) STAUB-TOBLER

I, 55.

ÜBE, f., mhd. üebe, ahd. noba. nominalableitung zu üben (s. d.). ahd. und mhd ist der mase. a-stamm aop häufiger als der fem. 6-stamm, im ganzen bleiben die belege spärlich, gegenüber dem verbalabstractum Übung konnte sieh übe nicht behaupten und verkümmerte. 1) die mit der alten bedeutung von üben colere (vgl. ahd. uobo, eolonus) zusammenhängende Verwendung für 'landbesitz' teeist mhd. wb. 8. 191* für den masc.-stamm aus HARTMANNS rede vom glauben 2406 nach. 2) ubertas SCHERZII glossarium 1694b; vgl. auch FRISCH teutsch-lat. wb. (1741) 2,8971": 'es scheint dieses alte wort vom lat. vher, ubertas bey den stifftungen gebräuchlich gewesen zu seyn'; hier auch die ff. belege: to Quedelenborch eyn eamenunge de selve forste dachte stichten de he wolde berichten mit richeit an groter übe, he wolde An gheven wol dusent hnbe ehren, rhythm. III Script. Brumm. 19; also mek de scrifft begann do sagen wo dar bi alden dagen were ein provest Aderolt de deme stichte ricke eolt gaf mit so groter übe, he gaf im wol hundert have

ebd. 58.

8) gebrauch, thätigkeit, ausübung: dat he alle öbe (Übung im reden) forlos A WARMUND dat sassische dönekenbök; nnd el niemen tribet mit endelicher üebe

RETNFRID TON BRAUNSCHWEIG 10708

Baiisch;

man hat an im (ParztfaV) erfunden daz sich der karfvnkel niht vervellen kan ewie tnnkel ei di naht mit trfbe vnd ist er -vnbekennet, ein edelkeit die machet wol $be jüng. Tit. 5638 Hahn; zart schone fraw, gedenck vnd schaw, wie mich deyn lieb mit steter yeb hertzlichen seer thfit krencken flieg. Natt, drey hübsche lieder, gedr. zu Nürnberg durch Kunegund Hergotin; der mer frosch macht das wasser trüb nnd feebt die visch in solcher flb

HANS SACHS 7, 458, 88

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ÜBEDE-ÜBEL

KeUer;

wer gotts wort hat in stetter ttb denselbigen hat gott auch lieb der«. 19,17.80 Keller-Götze;

in solcher masz on abelasz magst du mich ye ergetzen mit rechter lieb in steter yeb durch freud ausz trauren setzen FÖRSTER frische tausche liedlein 28 neudr.; mit steter lieb des hab ich ub Ambr. ttederb. 84, FI; wo lieb bey lieb in Venus üb heiligen ohne sorgen ebd. 47, 8; erhalt nur in schöner übe unsrer eintracht bruderliebe P. DRECHSLER W. Scherffer 266. ÜBEDE,/., dasselbe wie übe: übida cultus DIEFENBACH nov. gloss. 128B vgl. SCHMELLER I 19; md. Qbede LEXER mhd. handwb. 2, 1686. ÜBEKAMPF,

M.;

. . . Roms jflngling seh' ich, um den stäubte des ttbekampfs marsfeld PLATEN 1, 210.

ÜBEL, adj. u. adv., malus, mhd. ubel, ahd. ubil, goth. ubils, as. ubil, ags. yfel, mnl. öyel, ndl. euvel, belg. ovel, engl. evil. von unsicherer etymologie, nur in den germ. sprachen belegt; GRÄFF 1, 92; LEO MEYER die goth. spräche 556 und KLUGE etym. wb.e 402 stellen es, gestützt auf ahd. uppi 'maleficus' (GRAFF L, 88), das den stamm ubja zeigt, als l-ableitung (vgl. mhd. michel, lützel, dürkel) zur würzet •ub, die in der präp. über (s. d.) vorliegt, darnach wärt die grundbedeutung von übel 'das über das maasz, di« norm hinausgehende', an. illr steht mit übel etymologisch nicht im Zusammenhang. bedeutung und gebrauch: der gebrauehswmfang, insbesondere von übel 6 (s. « . ) , war im ahd., mhd. und frühneuhd. gröszer als heute, da schlecht (s. d.) und schlimm (s. d.) erst spät sich zu synonymen Wörtern entwickelten und auch arg und böse gegenüber übel relativ seltener verwendet wurden, so kennt Ig. (HENCH 81, 22) wohl übel ( = nefarius), aber weder arc noch bösi, ebenso gebraucht auch Tatian nie arc oder bösi, aber sehr häufig ubil, das die regelmäszige Vertretung von lat. malus ist, einmal übersetzt ubil lat. neguam. Otfried gebraucht wohl arg neben ubili als gegen- • satz von guat, doch überwiegt ubili weit, bösi als adj. ist auch bei ihm nicht zu belegen, die bedeutung beschränkt sich in althochdeutscher zeit, dem inha.lt der texte entsprechend, fast durchaus auf das moralisch sittliche; z. b.: ther ubilo seale Tatian 147, 12. 149, 7. im gegensat* zu gitriuui seale (fidelis servus)-, ebenso altniederdeutsch vgl. GALLEE 350. auch im mhd. ist diese bedeutung die geläufigste, daher hier das adj. übel häufiger zu concreten substantiven als attribut tritt, während nhd. die attributive Verbindung mit concreta selten ist gegenüber der mit abstracta. in den dialecten und in der Verkehrssprache geht der adjectivische gebrauch Überhaupt zurück, vgl. CRECELIUS oberhess. wb. 880. die abgrenzung gegen schlimm, böse, arg, schlecht u. a. ist mehrfach, aber stets willkürlich und mit subjectivem Sprachgefühl versucht worden. FRISCH (1741) deutsch-lat. wb. empfiehlt den gebrauch von übel blosz 'in einer gelinden bedeutung, die eine auslegung zuläszt, als: ein übler ist nicht so hart geredet, als ein böser mensch, ein übler geruch ist nicht so viel als gestanck, ein übler nachbar minus commodus vidnus'; HEYNATZ versuch eines syn. wb. 23lb stellt es als begrifflich nächst verwandt zu schlimm, 'doch könnte man es allein auf das, was physisch nicht gut ist, einschränken, die heuschrecken, die ratzen und mäuse sind üble thiere . . . eine böse handlung ist eine solche, die von einem bösen herzen zeugt, eine üble handlung, die einen üblen ausgang oder üble folgen hat', ebenso merkt TELLER beurtheilung (1795) 2, 224 für Luthers Sprachgebrauch an: 'übel ist das böse, insofern es schaden und nachtheil bringt'. EBERHARD (1820) 11, 188 ff. versteht unter übel 'das böse, sofern es empfunden wird', alle diese versuche einer begrifflichen abgrenzung sind gewaltsam, die Scheidung von den synonymen geschah zu keiner zeit scharf und reinlich, und wo sich ansätze zeigen, fuszen sie nicht in einer begrifflichen, sondern phraseologischen differencierung. L) krank, schon goth.: ni fiaurbun svinfiai lekeis ak {>ai ubilaba habandans Mc. 2, 17, allerdings hier wörtlich



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ÜBEL

ÜBEL

das griech. xaxtâç Ijjovreg übersetzend; vgl. HÖFLER deutsches krankheitsnamenb. (1899) 759*; ein wenig übel, unpoco

nisse wie: vivo afiicU, es gehet mir übel, ioh leb kümmerlich ER. ALBERUS nov. dict. gen. (1540) 38* oder übel gehen, bösen fortgang haben, unglücklichen ausgang

K R Ä M E R (1678) L065B.

indisposto

a) attributiv! ubele zäne, dentes stupidi, vacillantes, aerosi, cavi, marcidi STIELER (1691) 1875; er hat ttble oder schädliche aagen, he hat infective, malignant or hurtfull eyes LUDWIG teutsch-engl. tob. (1765) 1777; Ohle Verdauung apepsia

N E U N I C H lex. nosologicum

(1801) L7B; i c h s e t z e . . .

meinen kopff zum pfände, dasz ihr . . . wesen . . . von einer Übeln disposition des geblöts herrühret SCHNABEL insel fdsenbg. l, 4 es ist eine wirksame arzenei, welche die guten Säfte zugleich mit den üblen angreift GÖTHE 84, 84, 9 Weim. b) prädicativ: 'Obel sein, werden', to bt evil, itt LUDWIG teutsch-engl. wb. a. a. o.; Hölty ist auf dem lande bey seiner mutter und soll sehr übel seyn, ich fürohte es ist aus BOIE an Bürger L, 818 Strodtmann; gestern hatte ich rhabarber eingenommen, in der that war ich sehr übel G. C. LICHTENBERG briefe l, 88; ioh werde übel, wenn ich mein hiesiges geschmier ansehe briefe MERCK

an

(1885) 386; heute

durch

den

adverbiellen

mich

DANNEIL

erbrechen

8", vgl.

auch

HUNZIKER

Aar-

gauer wb. 868; auch ohnmächtig werden, vgl. STAUB-TOBLER 1, 55 und SCHÖPF tirol. idiot. 779; gegensatz: wohl: und sei dir allein wol: so j r übel ist? BOLTZ Terern deutsch (1589) 85B (adelphi I i , u. 94); . . . wie du aber ungeduldig auffuhrst und schwurst, dir sei übel und weh, E. TH. A. HOFFMANN 5, 6, 100; 'er ist schon um vier mit den kühen heimgekommen, weil ihm so übel war' A. v. DROSTE-HÜLSHOFF 2, 886 (die judenbuche); 'wann dir nit übel is, wärst heim geblieben', murrte der alte ANZENGRUBER 8, 826.

mit ace.t

bey menschen mich viel übler was

ROLLENHAGEN froschm. b. 1, th. 1, c. 6

Eija;

übei werden : es wurde ihr ein wenig Abel, éUa alterossz un poco K R A M E R (1678) a. a. o. ; hauptsächlich

von der emp-

findung des magens, dann überhaupt von dem gefühle des Überdrusses und ekels SPIESS 261; er hatte . . . ein solch wild wessen, dasz . . . mir selbst gantz übel davon ward GRIMMELSHAUSEN 2, 866, 4 Keller (vogdnest) ; (wir) musten frischen lufft suchen, dann dem Thurnmeyr wolte übel werden MOSCHEROSCH ges. 2, 224; alle teufell was hat er? wird ihm übel? SCHILLER 2, 116 (räuber I I I 2); übel zu pasz seyn, male habere GARTHIUS 442*; übel zu fusz seyn, to be a bad walker, a poor pedestrian H I L P E R T 638*; i n z w i s c h e n liesz er . . . das heergeräthe,

samt denen krancken, und welche am übelsten zu fusse waren, zurücke . . . gehen LOHENSTEIN Arminius l, 56b. heute allgemein. auf psychische schmerzzustände übertragen: übel zu muthe sein, werden; frühneuhochdeutsch auch persönlich: (er war) traurig und übel ze mûte (dolente e tristo) ARIGO decam. 160, 84 Keller; meist unpers.: ein mensch, dem leid und ubel zu mute ist, der hat auswendig elend geberde LUTHER 18, 494, 9 Weim.; mir war so übel zu muthe . . . H. STEFFENS was ich erlebte 3, 100; gar vbel war dem weib zu mât. ir gspilen rafft sie trewlich an

CASP. SCHEIT Jrölich heimfahrt B II B ;

variiert:

dem armen Crispan wurde j e länger j e übler

u m das h e r t z ZENDORIUS A ZENDORIIS teutsche

winter-

nächte (1682) 659. übel gehen, sich übel befinden, sentirai, trovarsi male K R A M E R (1678) a. a.o.;

h a b e n EMMELIUS M. 4 b s. u.

verengt: es ist ihr übel gegangen = sie hatte einen regelwidrigen entbirulungsverlauf s. o. th. 5, sp. 709. 'mir macht etwas übel, mir bekommt etwas übel': das es dem viech nicht Abel bekompt SEBIZ fddbau (Straszburg 1579) 17; worauff dieser sich wohl befindet, das bekomlnt jenem Abel BUTSCHKY Pathmos (1677) 9; er (der wirth) bereitete mir . . . ein höchst wohlschmeckendes gastmahl, das mir aber sehr übel bekam GÖTHE 83, 47, 8; wenn er diese seltsamen detailgeschäfte betrachtete, deren eineB . . . feilhielt, während ein anderes mit übelmachenden bergen verzuckerter fruchte und klebriger bonbons lockte R. PRESBER die bunte kuh 104. häufig verallgemeinert: hie des flohs klag zftm Jupiter der seim sommergsellen der mucken klagt wie man jn gar wöl vertrucken, wie Übel jhm bekommen thut das weiberfleisch und iungfrawblAt

ge-

brauch verdrängt. c) adverbieU: einem übel seyn, quaalyk zyn KRAMER hnchniederd. wb. (1719) 217B. über das ganze deutsche gebiet verbreitet: es ist, wird mir ü b e l = i c A habe die neigung zum erbrechen CRECELIUS 2, 880; mi iss so ääwl, ich musz

. . . z u einer k r a n k e n person . . . ,

die . . . sich so übel befand, . . . PFEFFEL pros. vers. 6, 89; sehr ungern hört ich, dasz sie sich einige zeit übel befanden; möge das frühjahr uns allen gedeihlich werden GÖTHE IV 84, 146, 15 Weim. ; auch adjectivisch: ich kam nach Carlsbad in dem übelsten befinden GÖTHE IV 19 , 876 , 8 Weim.; übertragen auf die allgemeine lebenslage, insbesondere wirthschaftliche Verhält-

8

FISCHAST der fiöhhatz 69, v. 146 neudr.;

dieser handel bekam den Studenten etwas Abel HAPPEL acad. roman (1690) 879; allen bekommt dies schweigen, die ganze Iliade hinduroh, sehr unwohl; ihren Völkern aber noch übler HERDER 17, 165; (Peter:) gelt! das war ein gutes stück arbeit? {kriecht:) so ziemlich, gnädiger herr, aber es wäre euch fast übel bekommen TIECK Schriften 5, 85 (Fhantasus, Blaubart). belangend die ensetzung, kam dieselbe daher, das ioh . . . diese . . . beysorge schöpffete, als möchten sich E(uer) Gonaden) . . . was übel fühlen RINGWALT christliche Warnung A III*; sik ovele hebben, krank sein mnd. wb. (1880) 259B; übel auszsehen, pallere, sine colore esse DENTZLER clavis ling. lat. (1716) 898b; bist du im ernste krank mein söhn? du siehst doch so übel nicht aus J. F. v. CRONEGK Schriften 1, 92; so eben schreibt mir die Toni . . . du sehest übel aus B. v. ARNIM Gl. Brentanos frühlingskranz 169. Abel hfiren, udir gravemente, difficümente v. harthörig K R A M E R (1678) 1065*; du hörst

übel, ich m u s z d i c h ein-

mal zum bader füren TAPPIUS (1545) 28*; damit jhr aber desto fAglicher zur handelung kommen möget solt jhr wissen, das mein meister sehr vbel h6ret B. KRÜGER Ciawerts wercH. hist. 7 neudr.; diese leute müssen übel hören, sprach ioh, weil jhnen der engel so hart zus c h r e y e t MOSCHEROSCH ges. (1650) l , 205; ( F u c h s m u n d i als

Wahrsager): die tauben werden übel hören, und die stummen gar nicht reden STRANITZKT oUapatrida 187, 85 Wien, neudr.; übel sehen, caecurire STIELER (1691) 1875. 8) physische beschwerden verursachend, besonders von geruch und geschmacksempfindungen. a) attributiv: en'n öweln geruch hem SCHAMBACH l « b ; ein übeler (widriger etc.) geschmack, een quaaden smaak, een quaaden, viezen, vuilen reuk KRAMER hochniederd. wb. (1719) 817*; ein übler gestanck a deadly stink, ein übler geschmack oder geruch, an Hl or sträng taste or smdl

LUDWIG

wb. (1765) a. a. o.;

teutsch-engl.

mit groszen d&mpffen vnnd SEBIZ feldbau

(1579) 17;

(es

ftbelm war)

das

geht

geruch von jnen

der

mir

entwischte

Able geruch . . . nur ein schertz dargegen zu rechnen Simpl. 87 Kögd; die reichen des mittelalters, welohe mit wohlriechenden kostbaren specereien die üble ausdünstung ihrer haut und kleider, . . . zu ersticken wuszten J. LIEBIG chemische briefe (1844) 101; wer sich gegen die üblen gerüche wehren will, zieht den kürzeren v. HOLTEI erzähl, sehr. 3, 185; was süsze schmeckt, hat einen üblen nächgeschmack G. TH. v. HIPPEL lebensläufe 1, 342; nye kein schlaffe im in sein äugen komen mochte; das villeicht von dem herten pette oder Übeln essen bekomen möcht ARIGO decam. 203, 83 Keller; ein wasser oder wenig üblen wein kosten B. SCHUPP Schriften 699. die metaphorische Verwendung in der redensort 'einen üblen geschmack z. b. in der kleidung, wähl der leetüre u. dgl. zeigen' s. u.; die kinder singen einen üblen trippel ABR. A S. CLARA etwas für alle (1711) 2, 9; selbst Rammler, der behutsamste diohter in der spräche singt

9

von der sonne, dasz sie rings u m sieh glückselige weiten a n goldenen seilen amherlenkt, w o ketten gewisz ein Übles geklirr m a c h e n w ü r d e n HERDER 5, 895. b) prädicativ: dieser w e i n ist nicht übel, this wine hos a good garb L U D W I G (1766) a. a. o.; a h a l einen kapaun, u n d mit trüffeln gefüllt — nicht ttbelt hier h a b e n sie, herr pastor! NICOLAI Sei. Nothanker (1778) l, 59. c) adverbiell: das gewächs stincket vast v b e l BOCK kreutterbuch 146; das brot so v o n altem korn, das übel schmecket u n d ersticket ist, gebacken wird, ist hartdäuig TABERNAEM. (1581) 691; die j u d e n b r a c h e n das cristen blut für den geschmacke, als sie übel stincken Endinger judenspiel 97 neudr.; das musz j a fürchterlich schmecken! -meinst du nicht auch, K a t i n k a ? gar nicht übel, erwiederte diese v. HOLTEI ert&H. Schriften 8, 188. damit ich sagen kann, was gut und Übel schmecket, folgt es, dasz ich ein koch sein musz? LICHTWBB atopische fabeln (1748) I I I . metaphorisch: ir v n w a r h e i t stinckt so v b e l EBERLIN v. GÜNZBURG l , 85 neudr.; hunger v n d harren stinckt vbel i n die nase TAPPIUS (1545) 9 2 b ; v b e l kyden, misztönen discrepare, dissonare MAALER (1661) 441; denn solches meistes theils ubel klinget, und den vers hart . . . m a c h t A u a . BÜCHNER ardeit. z. dtach. poeterei 70; der esel singt d a r u m so übel, w e i l er « o hoch a n h e b t A. SCHELLHORN Sprichwörter (1797) 16; was thoren Obel lautet, ist harmonie nnd klang DUSCH verm. werke (1764) 67. 3) unbequem, lästig, beschwerlich, unlusterfülU, disagreeable, iiiconvenient, uncomfortable, troublesomeHILPERT (1846) 688*, woraus sich verallgemeinernd die bedeutung 'unglücklich, unheilvoll' entwickelt, der weite kreis der gebraudismöglichkeiten kann hier nicht erschöpft werden; im folgenden nur die geläufigeren Verbindungen: a) attributiv: den wolf begie ein Obel v&rt Beinhart Fuchs 856; we mir d a j ich ie wart, ich han gevarn eine ubel vart, sit ich überwunden bin MONB schausp. d. mittelalters 1, 79, 147; st sprach 'ich waene ir swsren tac und Abele ztt hinne tragt' (gegensatz: senfte ztt 1749) HARTMANN V. AUE Iwein 1741; derselb w i r t eynem (!) üblen tag sehen an d e m iungsten tag der nit het das lyden Christi . . . zü eynem fürsprechen der ewigen wiszheit betbilchlin (1518) I I S * ; weilen aiber . . . desz menschen will und ziel nicht selten i m a a s g a n g stolpern, also hat auch die ü b l e zeit m a n c h e m reichen einen riegl geschossen ABR. A S. CLARA mercks Wien (1680) 73; aber hiervor (für die kleinodien) bietet i h r m i r n u r die hälfte, w a s ich fordere, sie kosten mich schier m e h r , ioh bitt, begehret meine ttbele zeit nicht schausp. engl, komödianten 100 Tittman; die beiden ersten tage wollte es nicht recht gehen, d a ich aber die art schon weisz, w i e es mir bey solchen Veränderungen zu muthe ist, so wartete ich die üble zeit mit ruhiger beschäftigung a b und bin jetzt schon u m vieles weiter GÖTHE I V 18,108 Weim.; d a ich so m a n c h e n guten und fröhlichen tag i n unsernn geschäften mit ihnen zugebracht h a b e ; so hätte ich auch v o n herzen gern die Übeln und sauren stunden getheilt, w e l c h e sie zuletzt i n I l m e n a u h a b e n durcharbeiten müssen I V 8, 274 Weim,.; und wie er gestern erst vom thal bei argem frost und harter müh getragen ihn auf Oblen wegen A . v . D B O S T B - H Ü L S H O F P 2, 78.

übles wetter: sie (die fehlschösse) entstehen theils aus der Ungeschicklichkeit des büchsenmeisters, theils aus den stocken selbst, theils v o n der üblen Witterung v . FLEMING d. voUk. teutsche soldat (1726) 64 § 6; das üble wetter dieses sommers hat, fürcht ioh, die Ilmenauer messung m a n c h m a l gestört GÖTHE I V 8, 27, Weim. auch metaphorisch für üble launt: bei denen mir alles ü b l e wetter so leicht übergegangen w ä r e A. v. A R N I M 7,7. 'übles gefühl, üble laune', ganz allgemein: bischen v o n übler l a u n e lies er blicken

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ÜBEL

ÜBEL

nur ein klein GLEIM BRIEF-

wechsel 1, 208 Körte; dasz F a u s t alle üble l a u n e vergasz KLINGER 8, 97 (Fausts leben); w e n n die geister nicht besondere anstalten machen, k a n n ich . . . nicht zeichnen, w o r ü b e r ich in sehr üblen h u m o r gerathen w e r d e GÖTHE I V 8, 4 Weim.; sie schafft mich zur thür hinaus, w e n n sie übler laune ist BAUERNFELD L, 19; heute, d a er sich in seiner übelsten l a u n e befindet v. EBNER-ESCHENB A C H 2, 117.

'üble botsohaft' etc.: Maria mutter reine, ich kom nft alleine und sagen dir ubel mere die uns sint al zü swere MÖNS tchausp. de» mittelaltert 1,106, 771;. üble botsohaft k o m m t i m m e r zu früh REINSBERGDORINGSFELD L, 267; ich b i n ruhig u n d sicher, glaube den leuten nicht, die alles vergröszern, vorzüglich üble nachrichten GÖTHE IV10, 81 Weim.; meine frau b a s e . . . gab m e i n e m vetter . . . die f r e i h e i t . . . die Übeln eindrücke wieder auszulöschen GELLERT 4,192; ein . . . bienenschwarm, der für eine üble Vorbedeutung gehalten w u r d e M. J. SCHMIDT gesch. der Deutschen 1, 68; das w i r d ein übles ende n e h m e n , that will come to a bad end H I L P E R T (1845) 638*; 'das w a l t e gott' sprach meine mutter leise und klopfte unter d e m tisch, u m die ü b l e b e r u f u n g a b z u w e n d e n STORM 4, 804; laszt ihr (der blumen) welken nicht von übler deutung seyn SAL. GESZNER werke (1778) 2, 47. 'üble folgen' etc.: es gereicht zu einer ü b l e n consequenz, hoc institutum nil nisi mala post se trahet S. J. A P I N U S glossar. novum (1728) 152; j e d e r kennt die Übeln folgen der heftigen leidenschaften GELLERT 6,149; ich bin als arzt gewisz, dasz dieser druck keine ü b l e n folgen h a b e n w e r d e GÖTHE 22, 244,13 Weim.; eben diese einschränkung unserer zerbrechlichen maschine . . . mnszte es auch seyn, die alle üblen folgen verbesserte SCHILLER 1, 175 (versuch Über den Zusammenhang etc.); a m merkwürdigsten w a r mir, dasz der feldmarschall wiederholt darauf zurückkam, dasz A r n i m . . . durch seine haltung gegen Thiers dessen stürz mit allen ü b l e n politischen folgen hauptsächlich mit verschuldet h a b e BISMARCK gedanken und erinnerungen 2, 167; und jeder schritt mir üble früchte trug A . v. DROSTB-HÜLSHOFF

2,111;

bei seiner (Homers) V e n u s w ä r e diese (übermenschliche grösze) v o n noch üblerer Wirkung HERDER werke 8, 119; dasz solche i n unsern äugen verfrühte ehen doch in bezug auf kindersegen keine üblen Wirkungen w a h r n e h m e n lassen 0 . PESCHEL Völkerkunde 227. 'üble läge, übler zustand': er ist in einem Übeln zustande, he fares very ill L U D W I G teutschrengl. wb. (1765) 1777; die Übeln umstände des reichs A. v. H A L L E R Usong (1771) 224; so gern Friedrich aber auch der üblen läge Palästinas abgeholfen hätte, beharrte er doch darauf, dasz erst das nöthigere in Italien abgethan seyn müsse RÄUMER gesch. d. Hohenstaufen (1828/.) 4, 8. 'in der üblen läge sein', ganz allgemein: die gegenpartei w a r i n der üblen läge, dasz . . . MOMMSEN röm. gesch. 2, 129; w i r sind in der üblen läge, dasz w i r auf uns schiessen lassen müssen, ohne zu antworten MOLTKE ges. Schriften u. denkw. (1892) 4, 200; w e i l er in der üblen läge w a r , mit bloszen legitimistischen sentiments gegen tatsachen fechten zu müssen FONTANE 16,69. eine üble sache, res adversa STEINBACH (1725) 898; een quaade zaak KRAMER hochniederd. wb. (1719) 217*; a r m u t ist eine üble sache F. PÜCKLER briefwechsd u. tageb. (1878JP0 2, 115;

nun jeder kann mit seinem gelde schalten doch hat das geld die üble eigenschaft, dasz, nimmt man weg davon, wird's weniger BAUERNFRLD 8,16 {Fortunat 1, 3). b) substantiviert: gravia passus, der viel ubels ausgestanden GARTHIUS 304*; es möchte sonst w a s Übels daraus entstehen CREIZENACH schausp. engl, comöd. 161, 27; w i r mögen i h m gutes oder Übels gönnen die vernünft. tadlerinnen 1, 13; m a n hat mir sonst einen hauffen hergesagt, w i e viel Übels m a n i m krieg auszustehen h a b e STRA

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ÜBEL

NITZKY ollapatrida 27, 35 Wien, neudr.; gott gebe, dasz es för euren seligen vater nichts übles zu bedeuten hat FOUQUE geftihle, bilder (1819) 1, 28; kein Übels wird dir wiederfahren SIMON DACH 156 Oesterley; übles kommt zum Übeln durch das starre grübeln J. H. Vosz sämtl. gedichte (1802) 5, 214. im Superlativ: und die sach zum allermeisten herausz solt gehen WICKRAM rolbm. 92; hätten wir uns des übelsten zu befürchten genügsame ursach gehabt SCHNABEL insel Felsenb. L, 90. e) prädicativ: 'im geschmacksurtheil ist immer noch eine beziehung auf den verstand enthalten.' übel, wenn sie nicht enthalten wäre HEROER 22, 88; am ßheine ist alles in furcht und sorgen, auch meine mutter hat eingepackt und ihre Sachen nach Langensalza geschickt, würde es übler, so kann sie zu mir GÖTHE IV10, 181; je mehr schlieszlich alles ankam auf die Persönlichkeit der leitenden männer, . . . desto übler war es, dasz es . . . an führern fehlte TH. MOMMSEN rSm. gesch.* 8, 7. d) adverbieU: vbl essen, uti cibo tenui SCHÖNSLEDER prompt. (1647) 8 B ; übel schlafen dormir cattivamente KRAMER (1678) a. a. o.; du werest dise nacht übel herbern (albergherai pur male) ARIGO decam. 60, 26 Keller; das ansehen des gestrengen gerichts und zorns gottes •vertreibt alle löste des fleischs und macht ubel essen, trincken und ligen LUTHER 18,511 Weim.; damit Bie jhre kinder bereichern mfigen, so fressen sie Abel, trincken äbel ÄG. ALBERTINUS hirnschleiffer 44; der auf eines fremden hand hoffet, der frühstücket übel und isset noch übler zu nacht, indem ich in meinem haus ein könig bin PISTORIUS thesaurus (1715) 59; metaphorisch: nicht waisz ich, ob sie zü beth von irem mann ubell gespeiset ward M. LINDENER rastbüchlein 14; (cie) essen übel, eint schlecht gecleit H . FOLZ faitn. «p. 1 2 3 8 ; wer dann zum letsten kumpt herzfi (zum Usch), der sorg wie er auch sitzen thfi, sitzt er dann vbel, iszt auch schlecht, so gschicht dem künden eben recht SCHEIT grobianus

v. 4 0 9 8 neudr.

;

so aber ainer übel feit, gestossen würd . . . H. BRAUNSCHWEIG chirurgia (1539) 82'; wie einst die mutter . . . unten an der halde übel gefallen, dasz sie liegen blieb, bis es (Vroneli) sie gefunden REINHART Vroneli (deutsche rundschau XXXVI) 441; so bald ich aber solches ausz der acht gelassen . . ., so ist mir allemahl hinderlich gangen, vnd vbel gerahten MOSCHEROSCH insomnis cura parentum 94 neudr.; das hätte dir übel gerathen können GÖTHE 8, 70, LL Weim. (Odtz); es laufft übel ab male cedit STEINBACH (1725) 398; experimente . . ., sie mögen gut oder übel abgelaufen sein ARCHENHOLZ England u. Italien (1785) I, L, 108; er hielt es für vortheilhafter, angegriffen zu werden . . ., als anzugreifen, was den seinen vor kurzem hei Bicocca so übel ausgeschlagen RANKE 2, 218; er würde Abel mit ihme seyn ankommen J.RIST das friedewünschende Teutschland (1648) 24; dasz nur Bode nichts davon erfährt, sonst kommen wir übler an als Starke GÖTHE IV 8, 875 Weim.; des erschraken sie anfangs und meinten, man käme übel an MÖRIKE S, 97 (maier Nolten); darumb bleibt nur von hoff fortan, ihr kompt sonst mächtig vbel an J . GILHUSIUS grammatica (1597) 1 , 2 2 ; trau ja nicht jedermann du kfimst sonst übel an! LASSENIUS 1 6 6 9 ;

aber er ist selber mit seiner ruchlosigkeit und Unbesonnenheit übel angelauffen J. PRÄTORIUS antkropod. plut. (1666) l, 255; i was der teufel, da bin ich übel angelaufen! P H . H A F N E R l , 189;

wer auf treu' und glauben schauet, kSmt daselbsten (am hofe) Ubel fort J . GROB dichter,

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ÜBEL

vereuchg.

(1678) SS;

ihr könnt auch einmal übel weg kommen, denn es steht keinem an der stirn geschrieben, wesz todes er sterben soll TIECK Schriften 5, 80 (Phantasus); (ich) komm' aber gemeiniglich Obel bey euch angefahren maier MÖLLER

l, 286; beyde haben es nicht übel getroffen GÖTHE IV 27, 4 Weim. ; ihr habt es recht übel getroffen, keinen solchen tag hier erlebt zu haben A. v. DROSTE-HÜLSHOFF britfe 808; ich sprach zü im : 'myn lieber frflndt, memt ir, das ir dest schöner eindt, darumb das ich ouch übel far und bin nit Spiegel luter dar?' TH. MURNER narrenbeschwörung 181,26 neudr.; fürwitz hat dich lernen so Obel faren FORSTER frische teuische liedlein 17 neudr; es giebt männer, die sehr übel fahren würden, wenn sie einen einzigen schritt ohne rath und wissen ihrer weiber thäten KNIGGE Umgang mit menschen 2, 56; darinnen Preussen gar übel abgerissen C. HENNENBERGER erderung d. preuss. landtaffel 4 'übel daran sein': wo ein sölches geschieht, wir übel daran sein ARIGO decam. 21, 34 Keller; das ward den rector verdrieszen, die collegaten, doctores vnd magistri waren vbel daran mit der gantzen vniuersitet Eulenspiegel (1515) 42 neudr. ; wie übel ist unser eines dran, das nichts zu tauschen hat LESSING 2, 124, 82; das trübe wetter drückt mir heut allen rauch in die stube, dass ich gar übel dran bin GÖTBE IVs, 135,18 Weim.,- vielleicht ist derjenige, dem man genie zuschreibt, übler daran als der, der nqr gewöhnliche fähigkeiten besitzt GÖTHE 21, 191, 6 Weim. ; ein sogenannter dichter ist am übelsten dran CL. BRENTANO ges. schrift. 4, 180 (d. brave Kasperl u. schön. Annerl); auch diälectisch, vgl. z. b. HUNZIKER 268, FOLLMANN lothr. ma. 261, hier in gleicher bedeutung auch: er isch iwel begobt. verengt: übel dran seyn bey einem, in nulla ette grafia . . . ich hin bey ihm übel dran, alienum a me habet animum DENTZLER clavis Ving. lai. (1716) 298B. 'übel gehen, ergehen' etc.: wenn dire wol geht, so denk daran dasz dire kan wider ubel gahn HANS SACHS 19, 46, 8

Keller-Götze;

(ein jude :) es mocht uns andere ubel gehen, und losszen mer en (Jetug) das volk vorkeren mit siner falschen lere Atyeider pateionsspiel 76, 2448; die geisz scharret, wenn sy wol stat, hört bald vff, wenns jr übel gadt H. R. MANUEL das weinspiel ». 8995 neudr.; offt ich warnet, offt ermahnet söhn es dir wirt vbel gahn S P E E trvtznacht.

(1649) 271, 44, 6 ;

ich kann nicht vernemen wie es ir möcht ergangen sein anders dann übel ARIOO decam. 112, 4 Keller ; wir seynd verlohren, vnd es wird vns vbel ergehen ÄG. ALBERTINUS himschleiffer 9; aber kommt mir nicht mehr in's haus, sonst soll es euch übel gehen GÖTHE 43,221 Weim. ; hernach gieng es vbel zu im orientischen reich JOH. MATHESIUS Sarepta 86"; da es vbel vmb jhr vatterland stùnd W. XYLANDER Polybius 8; {Hanilet:) und es steht in der that so Ubel um meine gemüthslage, dasz die erde, dieser treffliche bau, mir nur ein kahles Vorgebirge scheint Shakespeare 8, 211 (Hamlet II 2). denn er klagt, wie es ynn seym lande so ubel stehe und zu gehe . . . LUTHER 19, 856 Weim.; wie wol vnser nation gesin ist vnd wie vbel vnsere Sachen stond EBERLIN v. GÜNZBURG L, 10 neudr.; summa, es stund vbel in Teutschlanden STUMPF Schwytzerchronik (1606) 8l b ; selten persönlich: dann disz ist gar des teuffels art, der auch auff d' leut so laurt vnd wart, frewt sich, wanns andern auch so geht, gleich wie er ewig vbel steht FISCHART nachtrab 7, v. 166 Kurz; morgens um 6 uhr am 10. angust wuszte ich schon, dasz es übel mit dem schlosz aussehen würde KERNER büderbueh (1849) 67; mit der geselligkeit als trost in Schubarts damaliger läge sah es besonders übel aus D. F. STRAUSZ Schubarts leben in seinen briefen 1, 81. 4) unzweelcmäszig der bestimmung nickt gemäsz. a) attributiv in Verbindung mit concreten: ungeeignet, ulfzuverlässig, mangelhaft, schadhaft: eB ward wohl schon eher eine üble scheide gefunden, darin ein guter degen steckte REINSBERG-DÜRINGSFELD 2,297; drei dinge treiben

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ÜBEL

ÜBEL

den mann aus dem hause : ein rauch, ein übel dach und ein böses weib ebd. l, 303; den der abte vmb seiner übel gerüstung in dem ersten ansechen nicht erkant A R I G O decam. 46,6 KeUer; in deutscher spräche wird er also vielen verständlicher seyn, und auch anfänger auf einen guten weg weisen, die sich vieleicht sonst duroh üble anführer hätten verderben lassen G O T T S C H E D crit. dichtkunst (1751) 7; wenn sie von mir erst jetzt ein wort empfangen, so ist es weil ich biszher kaum einen moment zur ruhe gekommen und überhaupt ein übler correspondente bin G Ö T H E IV 9, 227, 23 Weim. ; ein übeler bezahler an ül, bad paymaster

LUDWIG teutsch-engl.

tob. a. a. o.

häufig in negation: . . . so wär' ich traun I kein übler Zeitungsschreiber worden S C H U B A R T leben und gesinnungen 8, 9; der Berthold ist gar kein übler anfänger A. v. A R N I M 3, 89; eine grüblerische natur, bei alledem aber kein übler hand werksmeister S T O R M 7, 4. 6) attributiv bei abstracten: 'mangelhaft, verkehrt, falsch': . . . welcher massen diesz länndtlein ausz leider vbeller vorsorg vnnserer vorfahren in eine vnerwindtliche Schuldenlast gerathen acta publica 1, 35 Palm,; die närrischen vnnd blöden wurden jhres gleichens burgerschafft hinterlassen vnd also das regiment durch üble hausshaltungen in böse Verfassung gerahten G . P . H A R S D Ö R F F E R frauenzimmergesprechspiele l,107b; durch üble aufsieht hat er das reich seines cronprintzens beraubet Z I E G L E R asiat. Banise (1689) 96; die gattung kann sehr unschuldig seyn, aber nicht der dichter, der einen üblen gebrauch davon macht G E R S T E N B E R G ree. i. d. Hamb. n. zeit. 398, 26; die üble besetzung eines solchen amtes kann eine ganze gemeine unglücklich machen H A B E N E R 4,42; eine üble wähl treffen H I L P E R T (1845) 633*; die üble methode damaliger bibelerklärong S C H E R E R literaturgesch48; . . . dasz dieser . . . seine reformen in übelster weise einleitete M O M M S E N räm. gesch. 2, 59; die bewohner Antwerpens hatten aus bittern erfahrungen gelernt, welchen üblen dienst herzog Alba ihnen geleistet, als er . . . M O L T K E ges. schrift. u. denkwürdigk. 2, 20. mit negation 'geschickt, geeignet': diese waren nun auch in keiner Übeln schule gewesen Z I E Q L E R asiat. Banise (1689) 188; einen nicht üblen Unterricht in der mathematik S T O R M 6 , 1 9 9 . c) adverbiett: sein zeyt vnnd lernen vbel anlegen abuti etio et literis M A A L E R (1561) 441*; übel reden verstehen, schreiben parlar, intender, scriver male K R A M E R a. a. o. ; übel gemacht, g e f o r m t . . . seyn quaalyk gemaakt, genormt tyn K R A M E R hochniederd. tei. (1719) 217*; summa, diesen Schleppern odder buben gib nicht, denn es ist ubel angelegt L U T H E R 26, 645 Weim. ; wie lang wolt ir blind sein vnd ewer güt vnd arbeit so vbel anlegen E B E R L I N V. G Ü N Z B U R G 1,37; meyne gleichwohl nicht, dasz die acht tage, darin ich es zusammen geschrieben, vbel angelegt seyn werden MOSCHEROSCH insomnis cura parentum 133 neudr. ; mit nnmäsigem unnd uberflüssigem pracht und verschwenden in vii weg ubel hauszhalten S A T T L E R (1617) 295; ein mensch, der übel haushält G Ö T H E 21, 51, 23 Weim., vbel auszleyhen, namentlich denen so vngern widerg&bend male credere M A A L E R a. a. 0. ; vbel verkauffen ebd. ; sich and seinen dingen übel rathen, male consulere H E D E R I C H (1729) 2395; es thut mir leid, dasz Chodowiecki sie übel versorgt hat G Ö T H E I V 8, 246 Weim.; d a s z . . . die armen n n t e r t h a n e n . . . in ein solches labyrinth von Unsicherheit und schwanken verstrickt werden, dasz ihr ärgster feind sie nicht übler berathen könnte T H I B A U T üb. d. notwendigk. e. Mg. bürgert, rechts 435; wer vor dem wiith die zech vii machen, der achtet Abel seinen Sachen C. AGYRTAS griUenvertreiber (1670) 138; Obel ist dein geiat gelenkt, will er sich in sorg' um sie verzehren F R . RÜCKERT 2, OB.

gottes wohlthat Obel anwenden, perverse uti beneficio H E D E R I C H (1729) 2893; hier sei der sohmuck denn immer übel angebracht M Ö R I K E 3, 72 (maier Nolten) ; sehr Obel find' ich das angebracht J O H . N E S T R O Y 2, 100. eine die vbel gemannet hat, male nupta M A A L E R a. a. o.; übel geheiratet, gepaart etc. seyn, quaalyk getrouwt, gepaart tyn K R A M E R hochniederd. tob. (1719) 217*; ihnen ihre

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übel gegründete meinung zu widerlegen G. R. W E C K H E R LIN gedichtet, 294, 65; da sich sogar in der katholischen kirche . . . von dem übel unterrichteten zum besser unterrichteten pabst appelliren läszt L E N Z vertheidigung des Herrn W. 3; die theologen leren ubel, da sie leren: wyr wissen nit, wenn wyr seyn ynn der liebe L U T H E R 8, 281 Weim.; so ist das ein beweis, dasz entweder der vorausgesezte begriff falsch war, oder dasz die folgerungen übel gezogen worden v. H A L L E R restaur. d. staatswiss. 1, 9, 11; Winkelmann musz also zuerst wohl nicht recht gelesen haben, und zweitens übel vergleichen, übel folgern H E R D E R 3, 13; übel gefahren, herr postillion! huft um! maier M Ü L L E R werke 1, 286; nachdem sie wahrgenommen, dasz Desiderius ihren herrn übel berichtet hatte . . . M. J. S C H M I D T gesch. d. deutschen 1, 404; er zeigte mir seine erbauungsbücher, die nicht übel gewählt sind J . M . M I L L E R briefw. dreier akad. f r . (1778) 1, 52; 0 Sterne, — guter Jorikl wie übel hat man dich verstanden! S C H U B A R T leben und gesinnungen 1, 226; also war . . . die träge . . . mystik das produkt aller dieser schwärmerey, des übel verstandenen evangeliums, . . . Z I M M E R M A N N über die einsamkeit 1, 159. dorumb ist zeschetzen, dasz Guilelmus and Lanfrancus übel gesehen haben, wann sye sprechen, dasz das bein basillare sey under dem bein leuda genannt JOH. V. G E R S D O R F F feldtbuch der wundtartzney (1517) I I I 2*; dweil aber der mund (der trinker) al zeit vbel gehalten . . . wirt, verleuret er auch sein lebendige . . . feuchtigkeit AMBACH vom zusauffen GIV*; alte bendel oder seckel schliessen übel T A P P I U S (1546); du hast übel gethan, dasz du nicht zuvor, ehe du hinunter (in die tiefe grüß:) gestiegen, bedacht hast, wie du woltest wieder herauskommen L O K M A N N fab. 9; zu spät merkte der könig der Perser, dasz er übel gethan, zwischen Athen und Lacedämon nicht ein gleichgewichte zu behaupten J. v. M Ü L L E R 1, 1 5 0 / .

unpersönlich: (Stultanus:) ia nun meinet dann jhr, dasz es so vbel gethan sein solte, wann ich widerumb freyen wolte C R E I Z E N A C H schausp. engl, comöd. 271, 28; (dritter gast:) . . . er soll nicht bleiben, (erster gast:) es wäre übel gethan, wenn wir irgend einen brauer leben lieszen T I E C K 5, 328 (Fhantasus); ein ding ist warlich vbel bschaffen: das kein schwantz hondt vnser äffen, T H . MURNER narrenbetchw. 51 neudr. 'an etwas übel thun': daran thun sie sehr übel G Ö T H E 81, 78, 1 Weim. vgl. u. 6, e. S) prädicativ: ich, wie mit trunkkenen fast übel ist zu schertzen, wie kaum ich mich besann, kont dieses nicht verschmertzen J. RACHEL tatyr. ged. 90 neudr.

meist negiert: es ist nicht übel — es ist klug, wohlgethan .der pfiff ist gar nicht Abel: die einfalt vor der schurkerey voraus zu schicken LHSSING 3,153 (Nathan 197);

es ist so übel nicht, es ist so ganz natürlich hingesagt maier M Ü L L E R l, 255; der einfall war nicht übel K N I G G E Umgang mit menschen 1,177; überhaupt wird es nicht übel sein, wenn ich manchmal etwas von unsern manuscripten voraus lese G Ö T H E I V 1 0 , 240 Weim.; mit persönl. subject: meinte der gute schwabe: 'ach höre sie, das phlegma ist auch nicht immer so übel S O L G E R nachgel. schrift. (1826) l, 44; dieser tausch ist nicht übel v . G Ö R R E S ges.

br. 3, 99.

e) aus der zusammenrückung mit pari, entstehen mehr oder weniger feste composita: Übelangebracht, -angeführt, -angelegt, -angewandt, -befestigt, -begründet, -berechnet, -berichtet, -beschäftigt, -erfunden, -erzogen, -gegründet, -geleitet, -geordnet, -geputzt, -gewachsen, -gewählt, -nachgemacht, -rechnend,-verbanden,-verdauend,verdaut, u.a.; stit dem 18. jahrh. vielfach in unterlügender concurrent mit schlecht-, daher nur in festen Verbindungen häufiger. 5) verengt aus 'unxweckmäsrig', 'mangelhaft', zu 'unansehnlich, hOszlich': a) attributiv: von übler schlifft (ttiet) G . P H . H A R S D Ö R F P K R teutscher secretarius 2, 18; verzeihen sie die Üble

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handschrifft GÖTHE IV 9,179 Weim.; er hat einen üblen gang, he halt» or hobbles a little in going LUDWIG teutschengl. wb. a. a. o.; 's macht en übli gatig, es sieht schlecht aus HUNZIKER 868; sollte aber nicht etwa der dichter selbst eine üble figur machen v. AYHENHOFP 881, 7. häufiger in negaUon: tas' khö ewle froi, das ist eine hübsche oder tüchtige frau MARTIN-LIENHART 1,8; groszes, schlankgewachsenes frauenzimmer von gar nicht Oblem ansehen E. TH. A. HOPPMANN 14, 183; nun wollen sie die herrschaft nehmen? nnd meine mttndel dazn? sie ist kein übles appertinenzstück BAUERNFELD 4, 18; das is ihn ooch wirklich kee ibler mann G. HAUPTMANN der biberpeU (1898) 108; des Faffners gold ist keine üble beute FOUQUÄ held des norden» (1810) 1,178;

i ) prädicativ: das bild ist nicht übel, zwar nach art der dutzendbilder fabrikmäszig, aber doch charakteristisch gemahlt GÖTHE I I I 8,107, 8 Weim.; im schlosz war eine kammeijungfer, nicht übel, nur dasz sie immer schief lachte v. EBNER-ESCBENBACH

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ÜBEL

ÜBEL

а) in dieser bedeutung ist übel im ahd. und mhd. am häufigsten belegt, ubilero angilo übersetzt in Isidor (Boich 81, 88) das lat. angelorum malorum, wie Tatian (Sievers 75, 1) die evangdiensteUe Mt. 18, 18 venit malus et rapit guod seminatum est in corde eius wörtlich mit quimit thie ubilo inti ginimit thaz thftr gisauuit ist in sinemo herzen wiedergiebt. in gleicher weise noch in der Mentelbibel (1466): der vbel kumt vnd zuckt daz do ist geseet (Zainerbibd: der bösz, Luther: der arge), vgl. auch zur Isidorstelle: (das wichteasser) vertribt die fiblen geist w o man es hinwirft der ewigen wiszheit betbüchlin (1518) 114*, und die Serbortstelle mhd. wb. 8, 168*; in attributiver Verbindung mit man drückt es den gegensatt von guot aus, also den sündhaften menschen z. b. TATIAN 41, 5: guot m&n . . . frambringit guot, inti ubil man . . . bringit ubil ; ebenso auch bei abstracten: fon herzen Qzgangent ubila githanca (cogitationes malae) TATIAN 84, 9; thaz sdrme mih in brüstin fon übilSn githfthtln OTFRIBD 6, 8,14;

4, 191.

e) adverbieU: pannorus hudlecht, zerhudelt, zerlumpt, vbel bekleidt, zerfetzt, voll bletzen MEGISERUS thes. 8, 208B; übel gekleydet (mal vestitC) ARIGO decam. 96, 29 Keller; der erste man der im zfl gesichte kam, das was Primaso, der genug übel in seinem harnisch ze tische sasse ebd. 46, 6; solltest du nicht einem hübschen bürgermädchen begreiflich machen, dasz sie übel angezogen ist GÖTHE 45, 80, 84 Weim.; was gehets den mond an, dasz er vbler scheint dann die sonn? PARACELSUS opera (1616) 8, 464; und in der that, ich fand das stübchen so übel nioht STORM 4, 171; jeder rym bat Bich müssen schmucken noch dem man j n hatt wellen drucken nnd sieb die form geschicket hat, darumb manch rym so Übel stat

SEB. BRANT narrenschiff 1, 86 Zarncke;

übertragen und ins moralische gewendet: 'unziemlich'; indeeorus, das übel stehet, ¿aiQtitrje GARTHIUS 86l b ; nembt exempel, wie vbel es vor der weit vnnd den mensohen stehe MOSCHEROSCH insomn. cura parent. 19 neudr.; hütt dich vor hochuart, traut gespil, nymm weins zu dir auch nit vil, wann das gar Vbel stitt HÄTZLBRIN Uederbuch 95; der divel git Beliehen rat, der diner seien vbel stat MONB tchausp. 1, 81,196; anch so dir etwas bliben is in z&nen stecken, w o du bist, so nimb ein messer, stich und grübet in z&nen fast, das steht nicht übel SCHEIT grobiaNU« t>. 867 ff. neudr. ;

deshalb mir gar übel gestanden, das ich als ein vnfrütiger hirt vnd der nur den nutz ansieht, vmb liesse kummen die schaff so miner trüw empfolht sind H. ZWINGLI v. freiheit d. sp. 4 neudr. mit dativ der person: 'übel stehen', öfter 'übel anstehen': es stadt ein weysen man vbel an alienum a sapiente MAALER (1661) 441*; übel stehen, übel anstehen, übelanständig seyn, misstaan, niet voegen KRAMER hochniederd. wb. (1719) 2l7b; sychst nicht wie dir deyn vornemen mechtig vbel anstehet, vnd dir gantz vnerlich ist HUTTEN opp. omnia 8, 190,48; welchs eim christlichen lerer gar vbel anstehet LUTHER 86, 563 Weim.; es stfind dem artzt vbel an, dasz er der natürlichen Weissagung n i c h t v n t e r r i c h t . . . w e r e P A R A C E L S U S opera (1616) 8,801«;

es . . . wirde vnserer religion vbel anstehen MOSCHEROSCB insomn. cura parent. 87 neudr.; das w ä r in allen landen uns gar übel angestanden

substantiviert:

uuftrun gileittit andre zu^ne ubile mit

imo (alii duo nequam) TATIAN 802, L; auch as.: than aftar thim wordun skSdit that werod an twg, thea gOdun endi thea nbilon Hettand 4446. in dieser gegenÜbersteUung in der mhd. profanen literatur häufig: er (der ildsentere) seit, ob si die guoten bannen nnd den Übeln singen WALTHER 11, 1.

б) nhd: vbler oder poser malus voc. theut. (1482) hh viiij •; ein ubeler mensch, homo malitiosus STIELER a. a. o. ; nrfarius

K I R S C H (1788) 897*; in der bibel und

theologischen

literatur durchaus geläufig neben böse und arg. . . . das ir seyt sun ewers vatters der in den himeln ist. der seinen sune macht scheinen vber die güten vnd die vbeln: vnd regent auf die gerechten vnd die vngerechten erste deutsche bibel (1466) Mt. 6, 46 Kurrelmeyer; aus der bibel in vielfachen Verbindungen in die profane literatur Übergegangen: nach meinem ainfaltigen synn ist zweifei gar ain Vbel kraut HÄTZLBRIN liederbuch 241;

wer sich lobt musz üble nachbarn haben REINSBERODÜRINGSPELD 8, 66; üble haushälter ihres amtes völlig entsetzen A. G. KÄSTNER I, 24; da bist in übler gesellschaft GÖTHE 88, 15, 26 Weim.; das hSrt die üble schw&hrin und redt gar bald hierüber HERDER 85,109.

c) mit abstracten 'sittlich schlecht, sündhaft: üble anschlage roguish contrivances LUDWIG teutsch-engl. wb. a. a. o.; übel straszraub, rapina quae fit in via regia quelle bei SCHERZ gloss. 1694"; darumb und besonders, da£ die wort nit unrain gezelet werdent, w a die Übeln werk nit darby synd STAINHÖWEL de claris mulieribus 17; ein üble that kan ewig hertzeleid geb&hren. J. CHR. GÜNTHER ged. (1786) 86;

dem lieutenant v. Busch habe wegen seiner Übeln conduite, da es ihm etwas ganz gewöhnliches war, sich im dienste und auf der wache zu besauffen, den abschied ertheilen müssen LESSING 18,475; . . . welche durch ihre üble aufführang in der republick unruhen anfingen RABEN ER 4, 888; sollte man mädchen eines Übeln lebens und heilige mit an lern Verbrechern zusammen in einen kerker gesperrt haben? GÖTHE 47, 816 Weim.; seine üblen Bitten hätten alle zurüok geschreckt A. v. ARNIM ll, 817; Hamlets rede Uber die üble sitte des trinkens LUDWIG 6,129.

'ühle gewohnbeit': sie sehen wohl, dasz ich in meinen attdeuUchc pateUmtspiele au» Tirol 174 Wackernell; üblen gewohnheiten unverbesserlich bin LESSING 18, 70; unnatürlichkeit, welches die übelste gewohnheit in der ioh {machte) einen t a l a r . . . für einen probst; liesz auch weit ist HIPPEL über die ehe (1774) 69; jedes wort, das nicht übel PFEFFEL poet. versuche 9, 88; die alzuvielen sie sprach, w a r voll güte und anstand, duldung und anmerkungen und citationen lassen hier, gleich bey dem liebe, von aller schlacke übler gewohnheit gereinigt, ersten anblicke, sehr übel J. G. ZIMMERMANN von dem gleiohmäszig und tief G. KELLER l, 188. nationalstolze (1768) 17. 6) moralisch schleckt, sündhaft, den anstand verletzend.

böse, das sittengesetz,

'übler r u f : nur sage ich noch, dasz drey oder vier solche nrtheile . . . genug sind, seinen ganzen catalogum

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ÜBEL

. . . in übelen ruf zn bringen L i s c o w aatyr. u. ernsth. Schriften (1739) vorr. 45.

d) prädicativ: der schelm I ich weisz, dasz er mir beim umarmen lieber den hals umdrehte . . . (Ampedo:) er ist so übel nicht, bruder TIECK 3, 270 (Fortunat II 1, 2). e) als substantiviertes neutrum: einem Übels erweisen GARTHIDS 441besonders in der bibel und theologischen prosa: so wil ich got lestren, spilen, eebrechen, ander Abels begon ZWINGLI V. freiheit d. sp. 27 neudr.; wie mögen ir gAts thfin so ir Abels gelernet hant? JUDAS NAZAREI



neudr.;

wan ich han vasfc vil Übels getan and wenig bösz ander wegen gelan MONE schavsp. 2, 197, 23;

wer Abels ftbet oder hägt, desz gleiche schuld jr yeder tregt

J. v. SCHWARTZENBERG der tevtsch Cicero (1536) 122;

so aber das nit hat wollen verfallen, so gebürt sich mir nu mer ze achten, was Übels vnd args beschech NICLAS v. WYLE translationen 46,19 Keller; und ist beszer, daz wir sie arges gegen uns gedenken laszen, wann daz wir Übels Volbringen STAINHÖWBL de claris mulieribus 242; vbels hSren, schadet nicht, vbels thun, das ist unrecht MOSCHEROSCH gesichte (1650) 2, 175; der schalk ist in sich nichts übles und auch göttlicher natur PÜCKLER briefw. u. tageb. 1, 188. /) adverbieU: vbel thun, poszlich thun, malignari. voe. {heut. (1482) hh vüj"; vbel handien, vbel oder b6ses thAn, malefaeere MAALER (1561) 441B; . . . das ein end ward alles geschlächts, das übel gethon hat vor den Herren bibel verteutscht (Zur. 1531) 4. Mos. 32,13; die menschen übel tAn und kein gepot gotz nicht halten (gli uomini fare le sconce cose) ARIGO decam. 24, 17 Keller; mit feyren lehmet man arges vnd Abel thün W. XYLANDER Polybius (1574) vorrede 2*; wer vbel handelt, der fleucht das liecht VOGELSANG gespräch v. d. tragedia Joh. Hussen 5 neudr.; fraw, du hast sehr ubel und wider gott und göttliche recht gethon M. LINDENER rasttüchlein 43; dasz recht thon ist sein selbst lohn, Obel thon sein selbst spott and höhn OPEL-COHN dreüzigjähr. krieg 376; . . . ach! er sah anch mich, so oft ich übel vor ihm that! GISEKE poet. werke (1767) 18.

verengt: d&monistisch thätig sein HÖFLER krankheitsnamenbuch 760*; verallgemeinert und ohne beziehung auf das moralischsittliche: übel thun, handeln = verkehrt, ungeschickt handeln s. o. 4, c; man schuldigt mich nit, daB ich übel gelebt, sunder duncket mich, vmb das ich wolgemeinet, zA straffen (quod male vixerim, sed quod bene senserim) HUTTEN 1, 414, 27;

aber auff mannng er nichts gab. er blieb in seinem alten trab, vnd lebet vbel on all schäm, bisz es fOr seinen vater kam FISCHART nachtrab 58, v. 2185 Kurz;

sich vbel halten, turpiter se dare DASYPOD. dict. Niiij; im andern wer am besten zahlt gewinnts, wie vbel er sich halt FISCHART glückh. tcltiff. 49, v. 430 neudr.; übel gewunnen übel gelungen SEB. FRANCK sprichw. 2R3B; male partum male disperit ubel gewunnen, ubel verschlungen LUTHER 16, 517,18 Weim.; male parta, male dilabuntur, vbel gewonnen gut, gehet vbel wider dahin, oder vbel gewunnen, vbel zerunnen A. CORVINUS fons latinitatis 449. 7) verengt: feindselig, gehässig, boshaft: a) attributiv: eine übele nachrede, backbiüng or calumny LUDWIG teutsch-engl. tob. a. a. o.; in übler nachrede seyn, male audire HEDERICH (1729) 2393; zu vbel nachreden geneigt, maledicus MEGISERUS thes. 2,12°; beide (Egmont und Oranien) hatten sich bei dem könige über die Übeln nachreden beschwert, womit man in Spanien ihren guten namen zu brandmarken . . . suchte SCHILLER 7, 251; es wäre euch besser, nach dem tode eine schlechte grabschrift zu haben, als üble nachrede von ihnen, so lange ihr lebt SCHLEGEL Shakespeare 8, 223; dasz wir keine üble auslegung befürchten dürfen J. MÖSER l, 98. X I . 2.

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ÜBEL

'übler wille' etc.: es gibt eine klugheit in der art, sie auszusprechen, der auch der übelste wille nichts anhaben mag GÖRRES ges.schr. L, 12/.; weil sich in den Niederlanden bereits viel Ubier wille gegen Spanien regte RANKE 14,190; vgl. übelwollen; ich soll eine üble idee vom schönen geschlecht haben GÖTHE IV L, 206,18 Weim.; gerade so wie die entsprechenden laute der Englisoten für knabe (knave) diesen üblen sinn (knavery büberei) sich zugezogen haben PESCHEL Völkerkunde 105; er war würdig . . . nachfolger eines alten kindsweibes zu sein, im üblen wie im guten sinne HOLTEI vierzig jähre (1843) 1, 7; es hätte ihm nicht entgehen können dasz im köpfe des jägers üble absichten sich regten J. E. LAVATER verm. sehr. 2, 74. b) substantiviert: von den todten soll man nichts übles reden WANDER 4,1256; (Es.): w i l t u . . . das i c h . . . sage das dich angaat? (San.): ich begers, so ferr es etwas billichs ist. (Es.): väh, ein hürenwirt will nit das ich Abels rede BOLTZ Terem teutsch (1589) 89» (adelphi II 1, v. 187); was aber die anderen belanget, so . . . mir alles vbels fluchen möchten RINGWALT lauter Wahrheit A v i j » ; es fragt sich in wiefern euch eure arbeit berechtigt von der meinigen Übels zu reden GÖTHE 88, 20, 15 Weim.,- es ist meiner treu recht schlecht von mir, dasz ich von meinem in gott ruhenden ahnherrn übles rede IMMERMANN I, 7. c) adverbieU: übel von einem urtheilen, secus de aliquo iudicare HEDERICH (1729) 2393; sondern soll eyn versucht dapffer man seyn, das sich der lesterer musz Schemen, ubel von yhm zA urteylen LUTHER IO11, 118 Weim.; man könne ihn so wenig verstehen oder wolle ihn so übel verstehen, dasz man die spräche für spuren von Verrücktheit erklärt B. v. ARNIM die GHlnderode (1840) L, 225; sie hatten blos die herablassung, auf die schriftstellen, welche die Arianer dagegen anführten, übel und böse zu antworten LESSING 18, 376; bSBzlich gearbeit, ubel gelonet H. SACHS 8,102,14 Keller; ach wie Obel, eüsee feindin, lohnst dn mein» treae liebe I

HERDER 25,155;

. . . er zog gute leute zu sich, welchen doch vbel gelonet ward JOH. MATHESIUS Sarepta (1571) 87»; ich red übel, schelt, maledico ERASMUS ALBERUS nov. dict. genus (1540) 28*; es ist allezeit besser, wenn man es nicht weisz, wer von uns übel spricht LESSINQ 2, 70, L (freigeist I I 2); diese personen, die vom genie so übel sprechen, behaupten alle genie zu haben GÖTHE 45, u, 19 Weim.; einem übel nachreden, ehre abschneiden, detraho GARTHIUS 189*; red auch in dein gedancken dem künig nit übel nach heimlich in deiner kammer SEB. FRANCK sprilchw. (1545) 1, 8*; diese reden insgemein nie zierlicher, als wenn sie am übelsten nachreden LOHENSTEIN Arminius L, 104; (Dido) legt hin die schäm, hielt fflr kein Bchmach, so man jhr Abel redet nach SPRENG Aeneie (1610) 66» IV. substantiviert: was macht dann non die wüste rott, die dich, o groszer wunder-^ott, so schändlich lästert und mit schmach dir so viel Übels redet nach? PAULUS GERHARDT bei

Fischer-Tümpel

Kirchenlied 3, 426b;

einem schmählich vnd vbel zureden, lesteren MEGISERUS thes. (1613) 348B; (sie) die frawen schulten und ir übel zA retten ARIGO decam. 268, 25 Keller; sie fürchtet, dasz sie übel auf sie zu sprechen sind JOH. E. SCHLEGEL 2, 267; unglücklicher weise aber für den Sebaldus, war sie auf denselben und auch auf seine frau sehr übel zu sprechen N I C O L A I Seb. Nothanker

L, 38.

gant allgemein: übel anschreiben, carbone notare DENTZLER clav. ling. latin. (1716) 293b; auch bei französischen Schriftstellern stehen sie übel angeschrieben J. GRIMM Reinhart Fuchs, vorrede 82; und da sie solchen schertz in andern Sachen in allen festen, bey allen gesten, . . ., erleiden mag, wie wolt man es dann dem armen Eulenspiegel, der es von alter her ausz langem brauch an sich gebracht, ererbt und beeignet, erst für vbel deuten vnd auffnemmen? FISCHART Eulenspiegel 13 Hauffen;

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ÜBEL

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nehmen ABR. A S. CLARA mercks Wien 8; ich . . . nahm es ihr übel auf, dasz sie sich nicht wieder sehen lassen GÖTHE 85\ 139, 6 Weim. STIELER geharmchte Venu» 75 neudr. für vbel auffnemmen, aegre ferre, indigne ferre DAsie legen es den Teatschen vbel aasz VOGELSANG SYPOD. dict. Niiij; meist mit negaüon: nicht für vbel gespräch v. d. tragedia Joh. Hussen 3 neudr.; seitauffnemmen, zu gut halten, deoctre interpretari EMMELIUS mal ich auch verstanden hab, wie das etliche mir zü sylva Nn 6b; mit behaltung meins herren des herzogen nachteil, meine' bücher ynd geschrifft, bey den vnvergnade, der mir nicht für übel uffnemen wBlle, das ich ständigen -vbel auszIegen HUTTEN 1, 419,10; weil etliche in mit Worten fürkome herzog Ernst prosa 292,10 Bartsch; . . . meine handlung . . . zum . . . übelsten aaslegen sie (die haustmrthin) musz es auch nit vor übel aufwolten G. v. BERLICHINGEN lebensbeschrbg. 4 Bieling; nehmen, so ihr der mann mehr bürden auflegen würde, wundern kan ich mich freylich nicht, wenn sie mein denn einem andern hausgesinde COLERUS hausbuch 6; stillschweigen übel ausgelegt haben LICHTENBERG briefe dasz sol man ir nit vor übel vff nemmen MURNER gäuch8, 14; derhalben es auch die jenigen, so anderer mundmatt 44; arten gewohnet, und derer sich gebrauchen, nicht übel nim nicht fttr übel auf, du Pallas unser Stadt, vermercken werden, das diese rechtschreibung meistendasz man nicht eulen dir allhier gewiedmet hat theils nach dieser mundart in den ober-sächsischen . . . LOHENSTEIN Arminius 1, 687*. l&ndern, . . . eingerichtet worden C. GUEINTZ deutsche 'in übel aufnehmen': ich weisz nicht ob Filipello euer rechtschreib. (1666) 25; deszwegen wolle der leser . . . man mir in übel auffgenomen het, daz ich euch also nicht übel vermercken, wenn . . . LOHENSTEIN Arminius gehoffiret habe ARIGO decam. 196,10 Keller; aber jhr artzt (1689/.) 1, 102/.; der besuch . . . wird nicht übel vermerkt in der gemein möchtens mir verargen, vnnd in vbel auffwerden GÖTHE 2S, 222, 9 Weim.; weil ich aber den h. nemmen, das ich die kflnst artzney . . . an tag lege (herrn) ertappt, wolte er es nicht im üblen vermercken PARACELSUS Chirurg, schrift. (1618) 808«; der künig nam sondern mich los lassen schausp. engl, comöd. 128, 23 aber solichs bet in übel auff Tristrant (prosa) 85, 11; Greizenach; heute veraltet, besonders mit in und für. in gleicher bedeuich werd' es nicht für übel deuten, ob du mich gleich ie für den leuten verhaszt, und heist mich von dir gehn

ob ich mich iendert thuon vergessen das sült ir mir nit zu übel messen

fcutnachtsp. 209, 1;

jedoch kanst m i n nicht vbel messen diweil ain schulsack hast gefressen darauf latinisch stund geschriben tu asine, der noch bist pliben

tung: 'übel empfinden, übel finden', z. b.: und billig muszt' er es übel empfinden, den ritter zum zweiten mal schon in seinem wege zu finden WIBLAND 4, 927 (b. 102. 8) übler werden: het's an eim ort g'güetet, se het's am andere g'üblet S T A U B - T O B L E R a. a. 0. 4) re.fi., sich Übeln = sich verschlimmern, böser werden es übelet sich mit dem kranken, morbus ingravescit D E N T Z L E R clavis linguae lat. 2 9 8 B ; MARTIN-LIENHART 1, 8 und S T A U B - T O B L E R a. a. 0.; davon sich nachmaln alle sachen hefftig ubelten und gefahrlicher wurden, bisz j m endlich löcher in den arm fielen F B L . W Ü R T Z practica der umndartzn. (1612) 52; dann es hatt von einem kleinen schaden angehebt und sich also geublet ebd. 271. 6) unpersönlich 'nichts gutes ahnen': s' hat mir geübelt C R E C E L I U S oberhess. tob. 2, 830. Ü B E L N A C H R E D E R , m., Verleumder: doch wird es (das buch) on tadeler vnd vbelnachreder nicht bleiben N I G R I N u s von zäuberern vorr. 4B" ÜBELNAME, m„ Spottname; wohl eine umdeutung aus Übername (s.d.), wie unten Übelschwall und übelsichtig; am witzig zu sein, erfindet sie (die klatschbasengesell2)

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(1587) 76 B . Ü B E L R E D E , f . , schmährede: dieser krieg . . . voller unehr und übelred stecket X Y L A N D E R Polybius 435; gedruckte übelrede ist die kugel eines pulvergewehrs, wobei knall und licht den mörder verrathen und der strafe überliefern B Ö R N E 6, 121. Ü B E L R E D E N , v., vbelreden oder mit rede entsetzen, detrectare voc. theut. (1482) hh 8 " ; impreeari D I E F E N B A C H gloss. 889°; afterreden, verleumden, sehenden, lestern, übelreden, schelten S C H W A R T Z E N B A C H syn. (1571) 8 " ; diser mensch musz schelten und übelreden, wann er kein guts und wolreden nit gelernet hat A. v. EYB 1, 50, 28 ; mit dat. .eim übelreden, einen schmähen oder jm schandtlich zûreden, maledicere, obloqui, obtrectare, impreeari alicui malum M A A L E R (1561) 4 4 1 B ; die euch yetzt ubelreden, würden euch wolsprechen I L S A C H S 22, 34, 7 Götze; wer do flächt oder übelredt vatter oder mûter, der würt sterben des tods K E I S E R S B E R G postiüe 2, 64*; meyne feynd redend mir übel bibel verteutscht (Zilr. 1531), psalm 40* ; ich wils . . . nit zulassen, dasz der so uns . . . übelreden wolt, sage B O L T Z Terenz deutsch I 2 6 B (Hecyra I V 2, 6 9 0 ) ; fiengen an dem papst vbelreden S T U M P F Schwytzerchron. 90B. part. präs. in adject. funetion : an ainem unsanbern übelreden (!) mentsch ist sich selten rain oder sauber zu machen Zimm. chron. 3, 194, 18.

•von jemanden übel reden': ay (die Augeburger) hand gemacht ein singschfil vnd setzen oben vff den atftl, wer übel redt vonn pfaffen HÄTZLERIN liederbuch 41; do etlich aber . . . nit glaubtend, vnd übelredtend von dem wäg des herren bibel verteutscht (Zilr. 1531) act. 19»; da gehet sie hin und spricht zu jungfer Melinden hier in der nachbarschafft, ich hätte von derselben so übel geredet C H R . R E U T E R ehrl. frau z. Pliss. 2, 11, 2 6 ; ein andres gesetz des Solon verbietet, von den todten übel

43

ÜBELSCHMECKEND-ÜBELSTAND

ÜBELREDER-ÜBELSCHMACK

zu reden SCHILLER 9,176. substantiviert: das vbelreden, maledicentia

ÜBELSCHMECKEND, adj.,

44

vbelschmöckend, foetidus

jrrthummen

M A A L E R (1561) 44l b ; ü b e l s c h m e c k e t H A N S S A C H S 6,41 KeOer;

der poeten Lucij Lauinij wirdt er vil reden so er neüwe comedien machen wirdt (er lasz dann ab von seim übelreden) BOLTZ Terenz deutsch 61b (Heautontim. prol.); damit ausz geweszner frayndtschaßt n i t . . . gezängk, ttbelreden . . . erfolgen SCHWARZENBERG teutsch Cicero 77; das man nitt mit vbelreden, sonder mit loben den necbsten beschediget XYLANDER Polybius 267.

su übel schmecken DIEFENBAOH gloss. 894°; entsprechend der doppeliedeutung von schmecken, s. 0. th. 9, sp. 962, musz auch hier die beiiehung auf geruchs- und geschmaeksempfindung geschieden werden. 1) übelriechend, im wesentlichen auf bair. und alem. beschränkt: nbelsmeckende etat oder prantzstat oletum voc. theut. (1482) h h 8 b ; ich . . . anbette dich myn gott und herren, der du ab wurdest gezogen an der unreinen verschmechten übelsohmeckenden stat der ewigen wiszheit betbüchlin (1618) U8 b ; bekommen darvon übelschmeckende und stinkende athem TABERNAEM. 692; dann springt er (d. papist. wolf) hinweg und laszt einen schalkhaftigen Ubelschmeckenden gestank hinder im SCHADE sat. u.pasqu. 8, 88; warum ein purpurfarbe rosen ihren geruch vergröszert, wann sie bey einem übelschmeckenden knoblauch wächset? ABR. A. S. CLARA mercks Wien (1680) 81.

MAALER

(1561) 441B;

von

den

Ü B E L R E D E R , m.: verwerrer guter frund, einbleser, vbelreder, susurrator DIEFENBACH glosa. 670»; ttbelreder schelter, maledicus DASYPOD. dict. Niiij; obtrectator MAALER frümkeit sprach: ker dich nichts daran I der reich schalckhafftig hat viel lieyder, viel ubel-reder, ehr-abschneyder HANS SACHS 3, 188, 11 KeOer;

ach das er mich nur alleyn ubelhandelte, und ein ketzer, abtrunigen, ubelreder and nach aller last seins nnlasts nennet LUTHER I, 885,16 Weim.; j r wurden bald den übelredern j r maul verstopffen EBERLIN V. GÜNZBURG 2,192 neudr.; den relativsatz der MenteL-KbeL: (die itwissung der) die dir itwissten (die vielen auf mich) Rom. 15, S, variieren Z-—Sa mit vbelröder (Kurrelmeyer 2, 64; vgl. auch 2, 72). ÜBELREDIG, od/., vbelredig, mordaas, maledicus DASYPOD. dict. Niiij. Ü B E L R E D N E R , m., schmalkachel (gaunerwort für) ubelredner LUTHER 26, 664 Weim.; seint etliche brieder ander uch, unkeüsch, geitig, den abgötteren dienent, ubelredner, druncken reuber, mit denen soltent ir nit essen MURNER a. d. adel 47 neudr. Ü B E L R E D U N G , f.,

haesitantia

S T I E L E R (1681) 1642.

ÜBELREICH, adj., reich an Übeln: sie selbst, die grimme schlang' und Übelrache pest, vergiesze geist und blut GRYPHIUS trauertp. 691.

ÜBELRIECHEND, DIEFENBACH

444B,

adj., cunnire

tu

Obel

168»,

riechen,

stincken

stincken

MEGISERUS

2, L45B; die medianader nimpt iren arsprang von der langen, so sye nit recht geschlagen würt, so macht sye vil eyter, Obelryeohende wanden, and verderbt den menschen GERSDORFF feldtbuch der wundtartzney (1617) 16, L*; (das spanische frauenzimmer) hat insgemein garstige und übelriechende Zähne AMARANTHES frauenz. I. 574; der geist wird schwach, der athem iibelrttchend Simpl. 469 Kögel; die fäulnisz ist der gährungsprocesz in stickstoff- und schwefelhaltigen organischen materien, wobei gewöhnlich übelriechende producto gebildetwerdenLlEBiG ehem. br. 152; der übelriechendste Proletarier . . . ist so gemein nicht, als jene gewalthaber YISCHER auch einer 2,187; erweitert und bildlieh: ein übelriechendes läoheln spielte am den mund HEINE 8, 220; unsre pojütik verstimmt mich; wir bleiben treibholz, auf unsern eignen gewässern umhergeblasen von fremden winden; und was für ruppige winde, Übelriechendel BISMARCK britfe a. s. braut u. gattin 419. ÜBELRÜCHIG, adj., in den wbb. häufig m/U entrundetem vocal: vbelriechig foetidus, putidus et olidus DASYPODIUS dict. Niiij; unflätig, stinekig APHERDIANUS methodus (1601) 185; schweig, anbrüchige, übelrüebige, scbandenrüchige RÜCKERT 11, 469; vgl. oben th. 1, sp. 429 anrüchig. ÜBELRÜCHTIG, adj..- er ist etlichermaszen übelrüchtig, fama haud sincera est STIELER (1691) 1682; vgl. oben 1h. 1, sp. 480 anrüchtig. Ü B E L S Ä F T I G K E I T , f.,

caeochymia

N E M N I C H (1801) 17".

ÜBELSAGER, m„ maledicus zu übel sagen, schelten (». oben übel 7); noch di gemain unkeuscher, noch di diener der aptgoter . . . noch die ubelsager . . ., di besitzent nit das reich gotz cod. tepl. 1. Corinth. 6,10; ebenso antlere vorlutherische deutsche Übeln. Luther: lesterer. ÜBELSAG0NG,/.,. maledictum; nit widergebt ubel umb übel, noclj ubelsagen um ubelsagunge cod. tepl. 1. Petri 8, 9; ebenso die gedruckten deutschen bibeln des 16. jahrh.; er des bSsshafftigen poeten übelsagang wer verantworten Torem (1499) IX». ÜBELSÄSSIG, adj.: den bankprüchigen... ubelsessigen kaufleuten und fürkeuffern FISCHART Qarg. 78 neudr. ÜBELSCHMACK, m.: ubelsmack, ubeler gesmack, oscedo oder spaichel voc. theut. (1482) hh 8b

2) von üblem geschmacke: der raffinirte zucker war nur ein gelber, dicker übelschmeckender brei RITTER erdkunde 8, 486; gibt man ihnen dagegen branntwein, tinte oder sonst eine übelBchmeckende flüssigkeit, so wird alles regelmässig zurückgewiesen BREHM thierleben 1, 819. ÜBELSCHMECKIG, adj., hircosus, virosus, stinekig, vbel schmeckig APHERDIANUS methodus (1601) 185; der mensch sol oft gedenken die gestalt seines leichnams nach dem tod, wie gar ungestalt, forchtsam grausam und übelschmeckig er den menschen würt KEISERSBERO granatapfd (1510) C6\ Ü B E L S C H W A L L , m.: durch den übersohwall und übelschwall von gebundner dichtang sind wir heutzutage so weit, dasz in Deutschland der versschreiber für einen . . . eonuchen gilt, der unter männern nicht mehr mitsprechen d a r f L I L I E N CRON 5,168.

ÜBELSEHEND, adj., zu übel sehen caecutire DENTZLER clavis ling. lat. 298b; für 'übelaussehend', häszlich: nyd und hasz bey einer todfarwen, vngestalten übelsehenden bildung . . . nyemer lachet RIEDERER Spiegel d. waren rhet. (1498) K I V » . ÜBELSEHIG,

adj.,

luscus

D A S Y P O D I U S dict.

NIIJ.

ÜBELSEIN, »., Unwohlsein, krankheitsanfall, gegensatt: Wohlsein: davon hängt mein Wohlsein oder übelsein ab HILPERT 6S8BI halft dieses dermassen zu seinem übelseyn, dasz er eine geraume zeit ganz wie aus sich selber bliebe und sich auff ein rahebett niederlegen mäste A. ü. v. BRAUNSCHWEIG Octavia 5, 316; dort nöthigte ans ein übelseyn Lavaters aaszusteigen and einzukehren G Ö T H E I V 84,102, 20

Weim.;

im augenblick nach dem verbotenen gennsz . . . verspäten sie kein übelseyn, kein zittern BAGQESBN 4, 203,

ÜBELSICHTIG, adj., strabo soheyl, über-, ubilsiohtig D I E F E N B A C H nov. gloss. 349".

ÜBELSINNIG, ADJ., Uppidus DIEFENBACH nov. gloss. ast*>; zam gerichte rief der frühling, denn mit strenge z a verfahren gegen ketzerisen verstockte, übelsinnige verzweiflnng haben seine heiligkeit bei der sonne glänz geschworen GOTTF. KELLER 9, 44. Ü B E L S P R A C H E , f., maUdictio

D I E F E N B A C H gloss. 844

vgl. GHAFF l , 94.

Ü B E L S P R E C H E N , v., vbelspreohen hinderolaffen obtrectare voc. theut. (1482) AA5 b ; maledicere DIEFENBACH gloss. 344°; meist mit dat.-. zftgeschweigen dasz mir . . . menigklichderhalb wurde übelsprächen SCHAIDENRAISSER Odyssea (1637) 6 b ; mit aee.: und dasz da sprichst, du sigest von gott, dar umb wend wir dich übel sprechen und die sach hie an dir rechen MONB tchausp. d. mittelatt. 2, 230,1164;

frau, sagte ich za ihr, das sey ferne, dasz ich euern schmertz übelsprechen sollte BOHSE 1001 nacht (1711) 188. ÜBELSPRECHER, m., maledicus DIEFENBACH gloss. 844«. ÜBELSTAND, m. 1) indecorum, inhonestas, indecentia MAALER(1661) 44lb; das sich übel schickt HULSIUS (1606) 148*; ein ding das nicht wohl stehet und sich nicht ziemet

45

STOER (1650) 494B; unziemung

46

ÜBELSTÄNDIG—ÜBELSTEHEND

ÜBELSTAND S T I E L E R (1891) 86*6; in dieser be-

ründenden erzählung, nur vielmehr eine reihe bilder

deutung noch in den wbb. des 18 .Jahrhunderts z. b. HEDERICH

geliefert hat

2395, L U D W I G teutsch-engl.

5) Unglück, res adversa DENTZLER clavis linguae lat. (1716) 293B; theils, dasz er sich der guten gelegenheit, die ihm an die hand gegeben wird, gebrauchet in wol- und übelstand, in glück und Unglück WIDMANN Fausts leben 347 Keller; theilnehmung an dem wohl- und übelstand Unserer nebenmenschen LAVATER verm. sehr. 2, 366; dieses bild sol einen verdorrten ulmenbaum umgreiffen, der mit einem Weinreben umwunden ist, zu bezeichnen, dasz die freundschaft auch in dem übelstand unverwelkt sol beharren YIKRST>6RFFF.R frauenzimmergesprechsp. 7, 45; daher dan nicht unbillig ausz gerechter Verordnung des erzürnten gottes entstehet so manches unglükk, enderung, unheil und übelstand SCHOTTEL friedens sieg 11 neudr.; befällt uns abelstand, so beut du uns die hand A. BÜCHNER bei Fischer-Tümpel kirchent. 1, 491;

wb. (1765) 1779, CHOMEL 8, 2191.

o) pfuy euch jr vnilätter, die je vbelstand für zuoht halten, den tod leben haiszt JOH. NAS das antipap. eins und hundert i, S42B; Weibhold vnd ich schwiegen stille, . . . zumahl weil es vnsers achtens ein rechter vbelstand ist, wo bey löblicher gesellschaft die jüngere den alten i m r e d e n w o l l e n v o r g e h e n MOSCHEROSCH ges. (1650) 3,381;

wasz m a n vor disem für eine schand gehalten, ist nunmehr eine ehr: wasz ein übelstand gewäsen, steht ietzu n d a m b ä s t e n R O M P L E R V. L Ö W E N H A L T reimged.

Oo iiij >

das römische frauenzimmer nahm sich, bisz zum Übelstande seines rechts an HALLER Fabius u. Cato 136; vermutlich hatte sie allen ihren . . . stolz zusammengerafft, u m eine leidenschaft zu unterdrücken, deren übelstand sie sich selbst unmöglich verbergen konnte WIELAND Agathon l, 304; der geringste übelstand auf der kanzel, ist ein flecken auf deinem weißen kragen HIPPEL lebensläufe 1, M l ; was wissen wir nicht alles zur entschuldigung von fehlem und übelständen vorzubringen EBNERESCHENBACK I , 84; gleich w i e es w e r ein übelstand w a n n einer w o l t im teutschen land auf tilrckisch gehn herein gekleidt, w e l c h s in der T ü r c k e y sich w o l treit FISCHART Täter v. Staufenberg 277 Saufen; nie bringst du m i c h z u solchem ttbelstand, dasz auf ein w e i h ich meinen degen richte

GRIES Bojardot Verl. Roland 3, 93. b) miszachtung, geringschätzung: der viel römische Bitten an sich genommen hatte, die zu keinem übelstand gereichten A. U. v. BRAUNSCHWEIQ Octavia l, 188; das thu du nicht mein lieber Christ, denn solches ein recht diebstal ist und gibt bey leuten in dem landt Verachtung und groszn ttbelstandt

RINGWALT lauter Wahrheit 40.

2) deformitas KIRSCH (1733) 297b; häszlicKkeit, körperlicher fehler; das macht einen übelstand hoc non nullam adfert deformitatem STEINBACH 2, 671; die reyhen und glieder müssen aus einer von statur egalen mannschaft bestehen, denn die Ungleichheit derer neben einander stehenden personen verursacht einen nicht geringen übelstand FLEMING d. voUh. t. soldat'i17; haar-zange ist ein subtiles instrument . . ., womit das frauenzimmer die haare ausziehet, so an den augenbraunen hervor stehen und einen übelstand verursachen CHOMEL ökon. lex. 5, 16; ich kenne eine dame, und zwar eine der vornehmsten, welche eben der meinung ist, das käuen mache einen unangenehmen übelstand, der ihrer anmuth und ihrer Schönheit viel benehme BODE Mich. Montaignes ged. u. mein. 5, 240; aller übelstand des körpers wurde behutsam vermieden WINCKELMANN 11, 5 (über naehahmung); in seinen beziehungen zu frauen hatte er ohne unterlasz diesen übelstand (körperliches gebrechen) z u e m p f i n d e n VARNHAGEN v . ENSE tageb. l , so.

3) krankheit, schmerz: da der übelstand (das podagra, das die gerechtigkeit hatte) fast täglich zugenommen STOPPE Parnasz 818; konnten also wohl die empfindüngen des thierischen wohl- oder Übelstands geistige empfindungen seyn SCHILLER l, 146; seine gemahlin, mit der er sich in sehr frühen jähren vermählt, erweckte ihm durch körperliche übelstände und unangenehme gewohnheiten eher Widerwillen RANKE 4, 186; der oberst . . . litt an den übelständen einer alten wunde STORM 6,139; dann erweitert 'Unbequemlichkeit': es sind auch einige (worte) von unangenehmem klänge oder lauten lächerlich, oder geben sonst einen übelstand und widrige deutung LEIBNIZ deutsche sehr. 1, 477; nur einige wenige alte machen einige ausnahmen, . . . den übelstand des dreyfachen t zu vermeiden ADELUNG umst. lehrg. d. dtseh. spr. 3, 788; auch ist grosz-oktav darum besser, weil die Zeilen sich darauf nicht brechen, welches bey dem kleinen format ein mir unerträglicher übelstand ist LBSSING 18, 301. 4) fehler: der gleichen übelstand (grammatischer fehler) ist . . . nicht zu befördern BUTSCHKY hochd. kam. 67; so halte ich meines teils es für den gröazten übelstand, dasz Ottmar statt einer in allen teilen .zum ganzen sich

E. T H . A . HOFFMANN 9, 91.

der gaben leichte schalen wiegt auf mein schwerer wundsch: dasz, weil der sonnen strahlen erwärmen diese weit, euch treff' keinttbelstandI P . FLEMING deuttche gedichte 1,133;

von gott kommt wohl- und Obelstand, ohn ihn mag nichts geschehen

SCHMOLCKB trott-tchr.

1, 610;

besonders von der armuth, gegensatz 'Wohlstand': Germania gibt seer vil arms volcks und bettler, so ein verthon volefc, das es meer ausz seinem müssigang und stätem zeren und wolleben an bettelstab kummen ist, dann ausz übelstand des lands SEB. FRANCK wdtbuch 47*; unzarte anspielungen auf einen „brodesser mehr" konnten u m so weniger ausbleiben als Erhart's Wohlstand sich in übelstand verlor HOLTEI erzähl, sehr. 18, 163. 6) miszstand socialer oder politischer art: wir nun über diesem gesambter löbl. eydgenoszschafft dermahligen übelstand und die . . . trennung ein sonderliches mitleiden tragen HARSDÖRFFER teutscher secret. 2, 438. 7) 'nachtheil, mangel', ganz allgemein in der geschichtsund gelehrtenprosa, sowie in der zeitungssprache des 19. jahrhdts.: auch in bezug auf die handhabung des bürgerlichen rechts scheinen manche übelstände obgewaltet zu haben RAUMER gesch. d. Sohenst. 5 , 305; dieser Wassermangel ist ein groszer übelstand, besonders im hohen sommer AUERBACH dorfgesch. 3, 4; mittel, die übelstände, die aus dieser absonderung des herrsche» hervorgehen muszten, wenigstens einigermaszen abzustellen RATZEL Völkerkunde 3, 301; wie aber dann, wenn diese stimmen sich bei irgend einer frage nach ihrer gleichzahl trennten? ein übelstand, den man damals bei allen deliberationen geflissentlich zu vermeiden suchte RANKE 3, 381; ein zweiter übelstand, welchen ich auch nur durch den zunftzwang beseitigen zu können glaube, ist die maszlose concurrenz BISMARCK pol. reden L, 140. ÜBELSTÄNDIG, adj., unschicklich, s. übelstand 1; (die weisen) lernen, sich vor den übelständigen sitten (der narren) hüten HARSDÖRFFER schaupl. lust- und lehrr. gesch. 3, 393; uns bestürzet der übelständige aufzug (in dem ihr erscheint) kunst über dUe künste 112, 15 B. Köhler; obwohlen diesem übelständigen teutschen sauffwesen bereits hiebevor in verschiedenen reichs-abschieden . . . zu steuren gesucht worden anatome joeo-seria (1667) 38. praed.: vermuthlich hat Julius der kaiser gar fein zu wählen gewuszt, was in Schreibung eines tapferen w e r c k e s w o l - oder übelständig s e y R O M P L E R VON L Ö W E N -

HALT reimged. Ooöoij. die andern (pferde) aber sind ungleich schädlicher, übelständiger und beschwerlicher, wenn . . . ein kurtzer halsz gar keinen bogen machet oder machen kann HOHBERG georgiea

curiosa

aueta

(1716) 3, 8, 94B.

ÜBELSTÄNDIGKEIT, f.. dass. wie übelstand 1: also ist es leyder . . . nunmehr dahin kommen, dasz bey administrirung der gerechtigkeit sich hauptsächlichen dreyerley mangelhafftig- und übelständigkeiten befinden ana tarne joeo-seria (1667) 50. Ü B E L S T Ä N D L I C H , adj.,häszliehScBOTTEi.haubtspr.

ÜBELSTEHEND, adj. L) unglücklich, vgl. oben übel und folgenden beleg:

961.

zu übelstehen,

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ÜBELSTIFTER—ÜBELTHAT

lasz dir unser langes übelstehn einmahl endlich doch zu hertzen gehn MORHOF unterr. 1, 786; ich glaub a a c h das, BO Christus noch yetzo auff erden in fleisch lebte, so würden im nicht allein die juden und heyden, sondern wir Christen alles äbelstehend wesen dieser weit zümessen KIRCHHOF wendunmuth l, 293. 2) unziemlich: aed peccaturo obaiatat tibi filius in/ans, sol dir wehren und im liecht oder wege stehen, wenn du etwas übelstehendes begehen wilt CORVINUS fona lat. (1646) 797; hieraus erlernen wir zugleich, warum es nicht nur etwas übelstehendes, sondern der höchste grad der thorheit und gottesvergessenheit wäre, wann ein poet gott blutrünstig und verwundet vorstellen wollte BODMER V. d. wunderbaren 62; selbst das bessere und vorzüglichere wird übelstehend, wenn es nachgemacht, nicht natürlich ist GARVE anmerk. zum 1. buch v. Gic. de o f f . (1783) 147. Ü B E L S T I F T E R , m., misaethäter: welcher . . . durch etliche Übelstifter und böswichte j ä m m e r l i c h ermordet worden ROMPLER V. LÖWENHALT reimged. 75. ÜBELSTIMMIG, adj., vbelstimmig, absonus DASYPODIUS dict. Niiij. ÜBELSTINKEND, adj., graveolena MAALER (1561) 44l b ; das marck, so j h n e n aus den beinen fleuat, gibt einen bösen übelstinckenden geruch HEYDEN Pliniua (1665) 434; von gar faulem vnd vbelstinckendem räsem kesz THURNEYSSER magna alchymia (1583) 143. ÜBELTHAT, f . , vbeltat, misBetat, poszheit, maleficium, nephas voc. theut. (1482) hh 5 B ; maleficium DIEFENBACH gloas. S44b; vgl. GRAFF 1, 94 und mhd. wb. 8, 148b. zur form: umgelautete pl.-formen begegnen bei Stainhöwel u. Hutten: durch schwere sünd und übelthäten STAINHÖWEL de claris mulieribua 60; nachfolgende stuck und übelthät HUTTEN 3, 849; umb unser sünd und Übeltat willen ARIGO decam. 8, 7; starke pl.-formen sind nicht aicher nachzuweisen, meist handelt es sich um singulare Verwendung, die oben genannte form übeltät ausgenommen, achwacher dat. sg.: bringt man dann syn gfitten frttndt, im zü raten von der sündt vnd von aller übelthaten noch dannocht laszt er im nit raten vnd blybt allzyt ein armer tropft MURNER narrenbeechw. 256 neudr. bedeutung und gebrauch: miasethat, miszhandlung, Vertretung, sünd, verwirckunq, verbrechung, unihat SATTLER (1617) 278. l ) im weitesten sinne jede böse that, gegenaatz: wohltat, gutthat; begriffliche abgrenzung gegen das ayn. miasethat versucht RUMPF 470: 'wird jemandem wehe gethan, so ist es eine übelthat, wird aber eine person oder ein gesetz verletzt, ao iat es eine missethat, die ein stärkerer auadruck iat'; ähnlich EBERHARD-MASZ 11, 138ff.; missethat überwiegt im gebrauch, im älteren nhd. sowohl, wie inabesondere in der neueren zeit, vgl. TELLER beurtheilung 2, 47, der für Luthers aprachgebrauch ein starkes übergewicht für missethat featatellt und übelthat nur im ag. bei ihm belegt findet, übelthat aetzt sich zunächst als gegenaatz zu wohltat fest: vnzeitig wolthat ist gleich einer übelt h a t SEB. FRANCK sprüchw. l, 93*; die wolthat, übel angewand, wird übelthat gar wol genant LOOAU ninnged. 78 Eüner; wohlthat ist gar bald vergessen, übelthat hart zugemessen REINSBERG-DÜRINGSFELD 2, 678; sie haben gesehen, das man der wolthat balde und der übelthat langsam vergisset LUTHER 27, 884, 34 Weim.; denn es ist besser, das j r von wolthat wegen leidet, denn von übelthat wegen bibel l , Petr. S, 17; frag dein hertz, ob du dessenthalben deinem erlöser bist danckbar gewest? ob du nit dise unergründliche gutthaten mit übelthaten vergolten? ABR. A. S. CLARA Judaa d. ertzachelm 1, 525; seine hände h a t er tausend mal zum wohlthun, nie zu einer übelthat ausgestreckt MILLER prediger 2, 243; daneben aber auch in freier Verwendung, fast immer im ag.: aber deyn tagend und vordienst kegen mir, seynt noch grosser dann die übelthat HUTTEN 2, 195, 40; sie facht an warnen den papst, und eröffnet

ÜBELTHAT

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die zeit desz auffsehens und desz achthabens der übelthat PARACELSUS opera 2, 581; die dan viel boszheit, schalckheit, übelthat und obermuth trieben chron. d. TP. Geratenberg 21; was Unheils nur geschieht, was Unwesen durch übeltaht entstehet . . . alsbald musz das arme glükk es versehen haben SCHOTTEL friedenaaieg 10 neudr.; Heliogabalus verübt viel übelthat CANITZ ged. 72; gib gütikeit für übeltatt HÄTZLERIN liederbuch 253; ach lieber son es ist mein rat: verbring nit weiter übelthat HANS SACHS 12, 560 KeUer-Qötse; ich heisz ein äffen jedermann, der syn schäm nit decken kan nnd seyt syn eigen übelthat, die er allzyt begangen hat, des er billich schampte sich MURNER narrenbeschw. 53 neudr.; der oStmals wider seinen willn . . . mus straffen mit des rechts gebisz all übelthat nnd ergemisz RINGWALT lavier icarheit 125; vnd schreibt darzu sein übelthat, die er an vns begangen hat, der falsch vntrea verrühterisch böszwicht AYRER dramen 186 Keller; ich hauste in der Lampartev mit übelthat und kriegsgeschrei G. KELLER 9, 257; der pl. wird erat vom 17. jahrh. an häufiger: und din kurczes, krankes leben . . . durch schentlich schwere sünd und übeltäten mainest zeöwegen STAINHÖWEL de claris mulieribus 60; di maynen, das inn warer frayndschafft alle boszhayten und übelthaten unsträflich seyen SCHWARTZENBERG teutach Cicero (1535) 77; darzft gib ich ein antwurt, das ich weder die Romaniscen noch niemans anders in seinen vbeldadten verfechten vnd beschirmen wil MURNER a. d. adel 11 neudr.; aller übelthaten ein ursachern schelten GUARINONIUS grew. d. verw. 15; und geschehen hernach durch dergleichen licentz die grösten übelthaten, die dann nicht so leicht zu reundiren stünden ~mediz. maulaffe 220; alle tugenden werden daher in die weiszglänzende lichtfarbe, alle übelthaten in die schwärze der nacht gemahlet HERDER 24, 527; es ist merkwürdig, wie viel unglück, wie viele übelthaten der liebe gott verhütet GOTTHELF l, 217; (er) will mit herrscherwort den übelthaten Stenern und so entspringet weise manch gesetz GÖTHB 9, 387, 598 Weim. 2) verengt eine gegen die geböte gottes veratoazende that, aünde: welcher (der teufei) die menschen in j h r e r boszheit stercket, dasz sie . . . solche übelthaten auszrichten LUTHER 34A, 236, 20 Weim.; denn j r pflüget böses, und erndtet übelthat, und esset lügen früchte Hos. 10, 13; darumb sollen alle christglawbige . . . sich bevleyszen, sich übelthat zuenthalten LUTHER 18, 262, 15 Weim.; es ist auch nit war, dasz der tüffel die straffen erdichtet hab, . . . dan der teüffel ist ein erfinder der Sünden und got ein straffer der übeltadten MURNER a. d. adel 48 neudr.; sie werden von j h r missethat, Übeltat, Sünden wegen sitzen in der hellen PARACELSUS opera 2, 219*; kein ander weg ist zu gott, als ein neu gemüthe, das . . . von der übelthat ausgehet J. BÖHME (1620) 4, 104; wol dem, der nicht mit meuchelrath im hertzen ist umbfangen, noch etwan hat ein übelthat mit loser puosz begangen RINGWALT handbüchUn A 4*; wann man allein auf gott besteht, so schlächt er wol jedoch nicht tödt; vnd wer sein vbelthat erkent, dem reichet gott bereit die händ FISCH A R T anweisung zum Iemeniue 382 v. 165 Sauffen; herr nicht schicke deine räche über meine böse sache, ob sie wol durch übelthat grossen zorn verdienet hat M. OPITZ Sei Ftacker-Tümpel ev. Urchenl. 1, 242; sey mein hülff nnd mein berather, sprich mich losz für deinem vater und streich aus mein übelthat ebd. 3, 133; du bist j a nicht ein sünder wie wir und unsere kinder, von vbelthaten weistu nicht ebd. 8, 308.

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ÜBELTHÄTER

ÜBELTHÄTER

8) jede gesetzlich strafbare Handlung, in der älteren rechtsprosa und allgemein, ein fachterminus ist übelthat in der rechtssprache nicht geworden und verschwand aus dem Wortschatz des neueren strafrechtes vollständig, das den allgemeinen begriff übelthat durch verbrechen und vergehen differeneiert und ersetzt. a) etlich derselben übelteter, nit allein die jhenen, die angefangen, sonder auch etlich derselben, die solicher irer begangnen ubeltat halben in des reichs gefänncknus und pannden gewest Nürnberger polizeiordnungen 42 Baader; ich geschweyg, das, wie wol doch in teutschen landen gericht und recht ist, die Übeltat, als die ich oder ein ander betriben hete, zü straffen . . . bey einer fremden öberkeit hien gericht werden solt H U T T E N l, 418, 25; so jemandts vor langer zeit ein übelthat begangen hette, ist er etwas leichter za straffen, dann so die that newlich beschehn were statutenbuch (1572) lts b . V) länger erhält sich übelthat in der geschichtsprosa: deren mäter lag übelthat halber in der gefencknis HEYDEN Plinius (1565) 50; seine straffgesetze hatten allein dieses zum zweck, die boszhafftigen von übelthaten abzuschrecken BIRKEN ostländ. lorbeerhäyn 204; wie alle gesetze freyer nordischer Völker waren die strafgesetze gelind, die Alfred auf die übelthaten setzte HALLER Alfred könig d. Angela. 49; ferner ist gar keine rechte policey da, wodurch übelthaten vorgebeugt und gute Ordnung erhalten werden könnte NICOLAI reise 6, 758; auch geht es demjenigen, der verfestet und während der verfestung gefangen ist, stets an den leib, wenn er überführt wird, um welcher übelthat willen er auch gefangen seyn mag EICHHORN deutsche staats- u. rechtsgesch. (1821) 2, 635.

ist er neutral gewesen, so wird präsumirt, dasz der übelthäter ein beharrlicher ausreiser sey, kan aber dennoch in etwas begnadigt werden F L E M I N G der vollk. teutsche soldat (1726) 130 , 7; aus der neueren rechtsprosa durch missethäter (das Luther nach Teller 2, 47 noch gar nicht gebrauchte) und insbesonders durch Verbrecher verdrängt. b) ir solt Barraban, den übelthetter nemen aus seiner gefangkhnus schwär altdeutsche pattiotusp. 396 Wackerneil; herr landtpfleger, da bringen wir ein übeltheter, den wir dir überantworten nach deinr pflicht das er werdt zu dem todt gericht

4) bosheit:

warurob solt ich in b6sen tagen mich furchten, wenn die übelthat der b5sen mich umbschrencket hat

HANS SACHS 18, 203, 8 Götze;

ob sie der feind gleich hat ans groszer übelthat ins wasser lassen werfen, sie doch nicht sorgen dSrfen für ihre leib, der erden solln sie zu theil doch werden OPEL-COHN dreüsigjähr. krieg 215. ÜBELTHÄTER, m„ maleficus: es wollen auch einige grammatici . . . Wörtern, die in singulari auff ein er oder el auszgehen in plurali ein (e) zusetzen, als der vater, die vätere, oder da es sich im versz nicht schicke, das erste (e) wegwerffen und dafür setzen die ühelthätre, die bürgre MORHOF Unterricht v. d. dtsch. spr. 1, 478. bedeutung und gebrauch. 1) im weitesten sinne: malefactor DIEFENBACH gloss. 844°; vgl. auch magus u. elymas 348°, 198b: zawberer, wol u. übelteter; der Übels thut, an evil doer L U D W I G teutschengl. wb. (1765) 1780; kwaad doender KRAMER hochniederd. wb. (1719) 2l7k; gutthäter und übelthäter under j n waren S E B . F R A N C K chron. Germ. (1538) 201; bettetend für sich selbs und auch für die gut- und Übeltäter T S C H U D I chron. 1, 374. 2) verengt: Verbrecher, peinlich angeklagter, seit dem 15. jahrhdt. in der älteren rechtssprache allgemein üblich und von hier in die profane und geistliche literatur dringend: maleficus M A A L E R 441»; reo M E G I S E R U S (J592) Oo5 b ; malfattore H U L S I U S 143*; delinquente K R A M E R (1678) 1065'; criminel, malfaiteur F R I S C H (1719)565; noxius K I R S C H 297b; reus H E D E R I C H 2395; Verbrecher, malqfizperson C H O M E L 8, 2191; vgl. auch asilum, freiung, do die ubeltheter yn fliehen DIEFENBACH gloss. 54*. a) wir wollen auch aus fürstlicher obrigkait sölhen austretern, beschedigern und andern dergleichen übelthätern und iren heifern, enthaltern und fürschiebern, die in unsern und andern landen, niederzuwerfen und zu erobern mit allem vleiss nachstellen landpot in ober und nieder Baiem (1516) 8»; und so der übelthäter argriffen wirt, bindt man in S E B . M Ü N S T E R cosm. 76; so sichs aber begibt, dasz der profosz einen übelthäter für recht stellt F R O N S P E R O E R kriegsbuch (1578) l, a3; im fall der commendant . . . seumig were . . ., das alsdan der magistratus loci allein die gebühr anschaffen und die übelthäter straffen möchte C H E M N I T Z schtced. krieg 2 , 4 2 1 ; XI. 2.

HANS SACHS 11, 286 Keller;

nach diesem auch all Ubelthätr . . . dieb, reuber, fehder und dergleichn gesellen, thut zu bodem streichn RINGWALT lauter Wahrheit 236; befilht sein dienern all derwegen, den Joseph soll man gfangen legen ins künigs thura zun vbelthäter NICOD. FRISCHLIN 6 9 ;

demnach er wie ein vbelthäter durch ein scharff offenlich vrtheil vom todt zum leben mit vnheil verdammet wurd

SPRENG Aenei» (1610) 2, 24*.

alle dye rauber vnd morder, auch was sunst übeltätter wären HARTLIEB histori v. Alexander (1473) 12B; wä macht du. . . hertern richter über die übelteter ymer me erfinden? STAINHÖWEL de claris mulieribus 237; darumb der richter letzt nit den übeltheter unbillich, so er in noch Ordnung des gesatzs tödten losst GEILER bilgersch. B VP; es ist gewonlich, wan man ein vsz fürt, so gat der vbeldöter vor vnd gat der hencker hinnach PAULI schimpf und ernst 45 Österley; j a gleych wie die Juden lassen sie den übeltetther Barrabam losz und todten die gnade gottis, den unschuldigen son gottis LUTHER 2,107, 5 Weim.,- es sey dann, das du im römischen reich . . . kein Schwert, noch anders, domit man übelthäter strafft, habest HUTTEN l, 373, 27; er tranck . . . ein giffttrunck, den die Athener den übelthätern pflegten zü geben SEB. FRANCK chron. Oerm. 21; deszgleichen pflegen nit auch noch heut etliche eitern jre kinder, . . . zur Warnung mitzunehmen, wann man vbelthäter vom leben zum todt zurichten auszfüret? FISCHART Oarg. 4; stücklein von reddern, pfälen, stricken, damit vbelthäter gestrafft vnd hingericht NIGRINUS von zäuberern 18; denn die vrtheil also, wie an öffentlichem gericht, vber die vbelthäter vnnd schüldigen gesprochen wird volksb. v. dr. Faust 36 neudr.; Christus . . . wurde . . . vnder die mörder vnd vbelthäter zum allerscheuszlichsten todt... verdambt AYRER Processus (1600) vorr. v»; einer der eine paszquill verkaufft, über land schickt und unter die leute bringt, ist eben sowol ein übelthäter, als derjenige der sie gemacht hat SCHUPP schrift. 566; überall freistätte, friedensorte und heilige säulen angelegt, wohin dem übelthäter so wenig der richter als der rächer folgen durfte MÖSER 2, 839; aber das gemeine vorurtheil der gesetzgeber, die übelthäter nur als die verworfensten menschen anzusehen, . . . trägt zu solcher übertriebenen härte . . . viel bey NICOLAI reise 6, 768; es ist eine eiche, auf der sonst die übelthäter aufgehängt worden sind STIFTER 3, 200; gewöhnlich macht ihr herren von der justiz uns ärzten den Vorwurf, dasz wir . . . durch „Unzurechnungsfähigkeit" gewisse übelthäter eurer macht entziehen wollen HOLTEI erzähl, sehr. 3, 165.

c) auch in der geistlichen prosa aus der rechtssprache entnommen und oft in dieser prägnanten bedeutung z. b. golgotha daz ist ein stat der quelung var. der übeltheter Math. 27, 33 cod. tepl., ebenso Zainer-bibel; ob dirr nicht wer ein übelteter, wir hetten dir in nit geantwurt Joh. 18, 80 erste d. bibel. daneben auch erweitert für 'sünder, Übertreter des sittengesetzes': verbirg mich . . . vor dem hauffen der übelthä (protexisti me . . . a multitudine operantium iniquitatem) psalm 64, 8; er solde gekreueziget werden alsz eyn übelthetter vor got und der weit L U T H E R 841, 244, 23 Weim.; ertzurn dich nit ubir den böszen vind, lasz dich nit verdriessen die ubiltheter 8, 214; sej*i doch 4

ÜBELTHÄTERIN

ÜBELTHÄTIGER-ÜBELTÖNEND

der mehrertheil der menschen vbelthäter vnd kommen doch durch busa widerumb zu gnaden buch der liebe (1587) 100a; er ist feind allen übelthätern, er bringet die lügner u m b DANNHAWER catechiamua-milch L, 39; wie die Sünden der alten weit, also haben auch die übeltähter dieser kleinen weit einer sündflutt von nöhten BUTSCHKY Pathmos sei ; o herr, der du alles weist, . . . richter, dem kein übelthäter in gerechter straff entgeht . . . wer will deiner hand entgehen? SCHMOLCKE troat- u. geistr. achrift. 1, 86. als schmäh- und Scheltwort: d a selloser, d a Übeltäter, warum hast du den tempel Appollinis schmähend beraubet? STAINHÖWEL Äsop. 73; ihr hertzen böser art, ihr schnöden übelthäter TREUER Dädalus l , 217; weichet alle von mir j r verfluohten (maledirti) Matth. 25, 41 wird öfter mit übelthäter variiert, z. b.: darauf wird j n e n der herr antwortten: ich hab euch nye erkennt, ir Übeltäter müesst von mir abweichen BERTH. V. CHIEMSEE theolöget/ 19; weicht ab jr vbeltheter all RINGWALT handb. A 10b ; ich kenn ench nicht, weicht von mir schnell, ihr fibeltheter gehört zar hell

ioh bin ein übeltetiger mensch gewesen d. heiligen leben i. d. winterteil (1471) 115b ; als inen von syner übeltätigen tochter Tullia befolhen was STAINHÖWEL de claris mtdieribus 168; die . . . j n aussgeben in der menschen hertzenn als ainen bösen übelthätigen menschen TAULER sermones (1508) 80b; darumb wer i c h . . . eyn arger vnd vbelthätiger mensch Äimon (1585) t V b ; niemals sah m a n so viel traurige, übelwollende, übelthätige a n d erzürnte bestien GÖTHE 45, 82, 15 Weim.; der m a n n ist zu übelthätig, a m ein bloszer dummkopf zu seyn. wir sehen keinen ausweg, ihn von der schuld eines bösen willens frey za sprechen WIELAND 19,188; nichts ist übelthetigers, dann der geytzig HANS SACHS 22, 60, 31.

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B . KRÜGER aktion

J VI*;

ihr vbeltheter weicht von mir, der herr erhört mein flehen tv. kirchetü. 1, 210 FUcher-Tümpel. ÜBELTHÄTERIN, f . , mhd. handwb. 2, 1606; wie übelthäter (i. oben) im strafrechtlichen sinn: 'verbrecherin'; malfaitrice STÖER 495*; und ward die übelthäterin durch sölchen weg zft den hellen gesant STAINHÖWEL de claris mulieribua 181; (sie) nicht thet als eyn übelthäterin, die a m b ir sünd gestraffet wäre ARIGO decam. 251 ; die übelthäterin ward . . . auff die foltern gespant NIGRINUS von täuberern (1592) 418 f. ; sie waren einig, sich alsbald der übelthäterin zn versichern LOHENSTEIN Arminius 615*; wissen sie nicht, dasz ich eingesperrt bin, wie eine übelthäterinn theater der Deutschen 6, 148. ÜBELTHÄTERISCH, adj.: so wirdt das hoch vnd adelieh gesohlecht auff vbeltheteriscke weisz gestrafft werd e n P A R A C E L S U S opera

2, 608.

ÜBELTHÄTIG, adj. : 1) maUficus vbeldatig SACHSE gloss. in Herriga archiv 47, 442*; malefieiens voc. ex quo; malefactor DIEFENBACH 344°; kwaaddoende, misdoende KRAMER d.-hoU. wb. 465*; ala gegensatz zu wohltätig gebraucht. a) dasz nemlich die zween planeten Mars und Saturnas, welche die gestirnkündiger maleficos, das ist schädliche oder schaden zufügende und übelthätige nennen PRÄTORIUS blockesberg 502; ein übelthätiger dämon GERSTENBERG Hamb. n. zeit. 128,15; sie sollte gleich andern übelthätigen hexen m i t feuer verbrannt werden ARNDT sehr. 2, 845; Maral du bist'sl ich bin Satornns fibeith&tige gestirne, im verein die schrecklichsten GÖTHB 6 , 1 8 7 , 1 9

Wehn.;

wohlthätige a n d übelthätige götter WIELAND IS, 244; die neuere dichterweit h a t ihre wohlthätigen a n d übelthätigen feen davon entlehnt BÖTTIQER 2, 834; beklaget j n selbs persönlich mit bitteren Worten, nit änderst als wenn er noch in leben a n d übelthätig were STUMPF Schwytzerchron. 242B. b) bei abstraeten 'schaden stiftend': im achtzigsten j ä h r e des alters, dem dreiszigsten übelthätiger regierung STOLBERÖ IO, 90; so kalte a n d übelthätige Überbleibsel einer so stark gewesenen jugendfreundschaft LAROCHB gesch. d. fri. von Sternheim 2, 97; wie übelthätig das vielerlei gemisch (von Schriften) dem menschen sey, zeigt die erfahrung WIELAND Horazens sat. 2. 46. 2) sündhaft, bösartig: tirannus DIEFENBACH gloss. 866B; nephandua 378° ; malitioaua S44b ; aocrilegus 506°; übelthätiger knecht fureifer DASTPODIUS Niiij ; nun wissent all zao diser stand, das ich in meiner pfarre han gar ain ttbeltättigen man, dem gottes dienst ist gar anwert KAUFEINGBR 8 , 1 5 0 ,



da baten sy umb Barnabas; der was ain abelCättig man HlTZLBaiN Uederbuch 803.

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c) bei abstraeten: leidenschaft von finsterer übelthätiger art SÜLZER theorie 4, 821; jede neidisohe and übelthätige gesinnang verzerrt unsre gesichtszüge WIELAND e; 110; seine übelthätigen leidenschaften bemänteln 15, 98. 2) verengt, 'verbrecherisch': ein stock, do ynne m a n gefangen lüte oder übeldetige lüte enthalten mag (15. jahrh.) quelle bei SCHMIDT eis. wb. 865*; die übelthetigen menschen foltern und peinigen PAULI schimpf u. ernst 87; da m a n ein übelthätige person gerichtet h a t AYRERproc. 532. ÜBELTHÄTIGER, m„ vbelthetiger nepharius voc. theut. (1482) hh8*; maleficus oder Zauberer ebd.; den smelichen toid salto dar an (am kreuze) liden, die übeltediger soln dir hangen zu beiden sijten Altfelder pasnonsspiel 141, 4405 Orein. ÜBELTHÄTIGKEIT, f . , malivolentia DIEFENBACH gloss. b 844 : gutherzig, unschuldig und von aller übelthätigkeit e n t f e r n t W I E L A N D 15, 206. ÜBELTHÄTISCH,

adj.:

auch zwen ttbelth&tisch bSszwicht wurden auch da mit im gericht

HANS SACHS 1, 812, 7 KeUe. ÜBELTHÄTLICH, adv.: wie der unverschempt m u n d and brun der lügen diese so giftige Scheltwort wider den keiser und die deudschen fürsten so feischlich und übelthetlioh liege LUTHER königlicher wird zu Engelland schrifft an die chur und fürsten zu Sachsen 2, 809b. ÜBELTHUER, m„ zu übel thun, ». übel t h u n und o. übel 6, e; si antworten and sprachen zu i m : ob dirr nit were ein übeltuer, wir heten in dir nit geantwnrt cod. tepl. Joh. 18, 30, erste d. bibel vbelteter. ÜBELTHUN, v„ prevaricari DIEFENBACH gloss. « 8 b , prostituere 467°, s. oben übel 6, e ; häufig substantiviert: 1) sündigen, schaden, gegensatz wohltun: dem menschen alleine ist eine unsterbliche sele gegeben, welcher er durch sein wohl- oder übeltuhn«das ewige leben oder den ewigen tod zazihen k a n BUTSCHKY Pathmos 231; ol unglücksvolle zeit, dasz dieses ttbelthun mir wohlthun ist TIECK 2 , 1 7 4 ;

Übelthun will kein feyertag haben (il mal furo non vuol festa) ARIGO deeam. 161 Keller; ir seit all über ein leist gemacht und mit ander leut übelthün ewer eigen sünd bedecken unnd verbergen MONTAN US schwankb. 373; m a n forschet nach wolredenheit, und erlernet vbelthan HARSDÖRFFER frauenzimmergesprethsp. 4, 121 ; hOt dich vir hin vor ttbeltan, wiltu werden gottes sun MONE tchauep. 2, 203, ». 489 ; alles, alles, was ihn (Jesus) trifft hat mein ttbelthun gestifft SCHMOLCKE trost- U . getstr. sehr. 1, 862. ÜBELTHTJDNG, f . : daz sie t a n t di dink di da nit geziment, derfullt mit aller vngankait . . ., voi neidz, der manslacht, der krieg, der triekait, der vbeltuang cod. tepl. Böm. 1,29; ebenso erste d. bibel; vor. in G Abeltetang. ÜBELTÖNEND, adj., absonus DENTZLER clavis linguae lat. (1716) 294*; zwey laster der sprach werden gesehen, nämlich ein übeltönende oder gradprecht Verfügung der wort welich laster im latin genant ist soloecismus RIEDERER Spiegel d. waren rhet. (1493) g 6 b ; ioh weisz nur, dasz sie lange bei tafel saszen, . . . dasz rittmeister Hans die übeltönendsten seiner leibflüche m i t dem inhalt der verschimmelten matterfläschchen . . . unausgesprochen hinunterspülte HOLTEI erzähl, schrifl. 6, 82.

ÜBELTÖNIG—ÜBELWOLLEN

ÜBELWOLLEND-ÜBELWOLLER

ÜBELTÖNIG, adj.: als ich . . . eines morgens in Ende's zimmer trat, fand ich seine gebärde und spräche ungewöhnlich umwölkt und übeltönig ARNDT sehr. f. u. a. s. I. Deutschen 8, 878. ÜBELVERHALTEN, »., ein übel verhalten, factum improbum, indignum, turpe, foedum STIELER (1691) 746;

bedeutung und gebrauch: dm vom verb. abgelösten substantivischen inf. belegt mhd. handwb. 2, 1606 für das ausgehende mittelalter aus den historienbibeln. allgemein wird der gebrauch erst seit dem 18. jahrhundert. miszgunst, gehässigkeit als gegensatz zu wohlwollen: was teufels hätte man am ende von der Vornehmheit, wenn man nur halb genug zu essen hätte und alles mit miszgunst gesalzen und übelwollen gepfeffert GOTTHELP 4, 828; aber schon fühlte dieser sich von verdacht und übelwollen umgeben RANKE 4, 155; das übelwollen in den niederen graden ist sehr häufig SCHOPENHAUER S, 580; vergessen sie aber auch die litteratur nicht, und seien sie überzeugt, dasz, trotz neid und übelwollen, ihnen ein bewunderndes, dankbares publikum lebt! POCKLER briefw. 8, 397; mit dem incognito und seinen annehmlichkeiten ist es vorbei, bis ich dermaleinst wie Fra Diavolo verschollen sein werde, und irgend ein andrer den Vorzug hat, gegenständ des allgemeinen übelwollens zu sein BISMARCK briefe a. s. braut u. gattin 525; hindernisse, welche mitunter auch durch übelwollen von vereinzelten Seiten entstehen STIFTER 14, 64; fürst . . . ist auf die initiative nur widerstrebend eingegangen, sein persönliches übelwollen war stärker als sein russisches Pflichtgefühl BISMARCK ged. u. erinn. 2, 127 volksausg.; es scheint nicht, dasz es übelwollen von Seiten Bramante's war, wenn er kein besseres gerüst bauen zu können erklärte GRIMM Michelangelo 1, 278. auch 'ungnade': ich würde sogar lieber in ein übelwollen von durchlaucht seite mich ergeben, als geschehen lassen, dasz ein mann, der uns so nöthig, uns verloren ginge POCKLER briefw. 6, 28.

53

misbehaviour

LUDWIG teutsch-engl. u>b. (1765) 1780; gegen-

satz: wohlverhalten: dasz sich meine mutier stelle, als ob sie wegen meines Übelverhaltens verzweiffein wolte Simpl. MB neudr. ÜBELVERHALTUNG, / . , kwaadgedrag, wangedrag KRÄ-

M E R d. hoü.

wb.

(1787) 465».

ÜBELVEHSTAND, m., Unverstand: du sollst nicht andre götter haben neben mir, spricht .der herr, und aus diesem herrn ist unser vater worden, nach dem unterrieht des, der gekommen ist, zu suchen und selig zu machen, was durch üb'elverstand verlohren war HIPPEL lebensläufe 8, 2, 589. ÜBELVERSTANDEN, adj., mistverstanden, dann vom ursprünglichen verbalbegriff sich entfernend 'unzweckmäazig, verkehrt. attributiv bei abstracten ganz attgem.: t. b..- übelverstandene anhänglichkeit, eifer, frömmigkeit, groszmut, güte, gutherzigkeit, sparsamkeit, Vaterlandsliebe, Wohltätigkeit, ein stttck nehmlich, in welchem sich die bemitleidete person durch ein öbelverstandenes mitleid oder durch eine übelverstandene furcht ine Unglück stürze LESSINO 10, I i i ; Dodd's freunde hatten . . . aus übelverstandener Zärtlichkeit ihre nichtige hoffnung dem unglücklichen gefangenen als so wahrscheinlich vorgestellt, dasz dieser nun noch in den letzten tagen seines verhaft.es sich zu eben diesem wahne verleiten liesz FORSTER 5, 52; er hatte aus übelverstandener Sparsamkeit das stehende h e e r . . . abgeschafft DAHLMANN gesch. v. Dänemark l , 216. eomparativ: es kann aber wohl nicht leicht eine übelverstandenere policey (poHseimaszregeC) seyn, als eben diese NICOLAI reise 8, 219. ÜBELWENDER, m. •• diese den Achaiern übertragenen Olympier, noch halb waldmännische gutesbringer und Übelwender, walteten fort Voss antisymb. 192. ÜBELWERKER, m.: secht die hunt, secht die vbelwerker cod. tepl. Philipp. 8,2, erste d. bibel: übelen wercker. Ü B E L W I L L I G , adj., denom. von übelwiüe, das NOTKER

ps. 54, 16 neben arguuillo für

malitia setzt, vgl. auch

MÜLLENHOF-SCHERER denkm. 80,182. das adj. übelwillig ist bei OTFRIED und NOTKER (für malignus und malevolus)

wiederholt belegt, vbelwilliger, poszwilliger mdliuolus voc. theut, (1482) hh 8*; DIEFENBACH gloss. 844 B ; NYERUP 828. Ü B E L W I L L I G K E I T , / . , voluntasmala

gloss. 885B.

DIEFENBACH

nov.

ÜBELWOLLEN, v., als gegensatt zu wohlwollen gebildet. meist mit dat.: einem vbelwöllen und böses gönnen, eim schaden trachten vnnd bey j m selbs für-

nemmen male cogitare de aliquo MAALER (1561) 4 4 1 * / . ;

wann man eim übel wil, so findt man bald ein vrsach SEB. FRANCK sprüchw. (1546) l, 64"; da versamleten sich die J ü d e n . . . dasz sie die hand legeten an die, so ihnen übel wolten buch Esther 9, 2; wem der herr wol wil,

dem kan niemand vbel JOH. MATHESIUS Sarepta (1671)

S9*; da sähe ich den jungen Simplicium mit affwarten und die zwey patres, die ihm so übel wolten, an der tafel sitzen GRIMMELSHAUSEN Vogelnest 2, 487, 22 Keller; wer meiner seelen übel will, der gönnet auch meinem leib nichts guts OPEL-COHN dreiszigj. krieg 875; will aber jemandem dieser art das schicksal übel, er gelangt nicht dahin, wohin er sich bestimmt fühlet HERDER 28, 190; will ich ihm darum übel? mir kann's recht sein GÖTHE 8, 251, 26 Weim. (Egmont). mit jemandem: vnd woldten sy all übel mit mir, dasz sy all zü wölffen an mir wurden vnd mich all beissen woldten, soll ich . . . das selb gütlich leiden TAULER sermones (1508) 8*. ganz allgemein ist das pari, praes. in adjectivischer u. adverbieUer funetion, s. d, ÜBELWOLLEN, »., mit umlaut des o zu 9: denn sehet, so baldt dieses des Wendunmuths das erste buoh im vergangen 1565 jähr gedruckt und an des buchbinders laden zu sehen kam, hilff gott, welch ein zürnen, schelten, übelwöllen und reden erhub sich da KIRCHHOP wendunmuth 4, 3.

64

ÜBELWOLLEND, adj. u. adv., s. oben übelwollen t>.; mit umlaut: vbelwöllend maleuolus MAALER (1561) 441°, bedeutung und gebrauch: 1) 'zu schaden geneigt', dann 'feindselig, gehässig': niemals sah man so viel traurige, übelwollende, übelthätige und erzürnte bestien GÖTHE 45, 82,15 Weim.; die gutgesinnten mögen, um dem übelwollenden spotte zuvorzukommen, freiwillig eingestehen, dasz Zeitschriften, so wenig als münzen zu ihrer haltbarkeit der beimischung unedler metalle entbehren können BÖRNE 3,122; mein Privatleben will ich nicht der . . . übelwollenden neugier zum besten geben SCHOPENHAUER briefe 418; wieder ging vor seinem inneren auge die reihe übelwollender gesichter vorüber S T O R M 7, 207.

2) substantiviert: übelwollender, infestus, invisus, malevolus STIELER (1691) 746; damit nicht der anfang dieses . löblichen werckes einigen bösen schein gewinnen und von übelwollenden miszduutet werden möchte NEUMARCK palmbaum 827; warumb Sölten nun sie diesen scheuen, der . . . aus seinem gebiete die übelwollenden nimmermehr verbannen könnte LOHENSTEIN Arminius 1, 25"; damit ich aber meinen übelwollenden das maasz voll mache, will ich ihnen, aus höflichkeit, auch die Ursachen von diesem meinen verfahren kürzlich melden L i s c o w 107; selbst übelwollende schien es bewegt zu haben TIECK 1, vorr. 80; von einem übelwollenden im Städtchen verlautete die hämisphe Vermutung MÖRIKE 8, 59; die übelwollenden aber zogen stoff daraus, den dichter von neuem zu verschreien STRAUSZ 6, 218; bei ihm trat der merkwürdige fall ein, dasz all seine feinde eben auch seine freunde waren; nämlich BO: dasz ihm in's gesicht keiner sich unfreundlich und übelwollend zeigte, während hinter seinem rücken jeder . . . alles nur ersinnliche böse von ihm sprach HOLTEI erzähl, sehr. 8, 187. besonders in politischem verstände: hiedurch allein werden sie zur beschämung der übelwollenden, zum tröste der guten bürger alles das gute stiften, welches ihr herz wünscht DAHLMANN franz. revolut. 418; um den übelwollenden . . . jede waffe zu nehmen . . . will das staatsministerium das reorganisationsprojekt... adoptiren ROON denkwürdigkeiten

1, 871.

8) adv.: nimm das alles nicht zu ernstlioh und nicht

fibelwollend

CAROLINE SCHLEOEL 2, 840 Waitz;

ÜBELWOLLER, m.: woller JAHN 2, 919.

Deutschlands feinde und übel-



55

ÜBELWOLLUNG-ÜBEN

Ü B E L W O L L U N G , f.: zu welchem ein jeder sein vermögen gebraucht . . . vnnd gar nicht gedachten . . . die misztrauwen vnnd vbelwöllung desz glücks Amadis l, 898. Ü B E L W O R T , n„ schmähwort: 'dös hat noch g'fehlt, dasz da, der d'einer mir z'nächst bist, dö Übelwort' mir a f n h o f , in d' stub'n, zwischen meine vier mäuern trägstI' ANZENGRUBER 2, 263. U B E L W Ü N S C H E N , n.. fluchen: solch frolocken aber and glückwünschen der neuwen oberkeit verwandelt sich gar bald in gremen, übelwünschen KIRCHHOF wendunmuth l , 79; daz ander übel ist daz übelgönnen and wünschen GUARINONIUS grewel der veno. 354; mit winckelzügen, heymlich schawlen, mit Ubelwflntschen, schelten, flächen, mit abgunst und mit unglttck sfichen B. WALDIS streitged. geg. hrz. Heinrich d. j. 37 neudr. Ü B E L W Ü N S C H U N G , / . : w o l t gott das es gebet wären, vnd nicht flüch vnnd rachselige vbelwünschung NAS das antipap. eins und hundert 2, K 5"; aber gewiszlich schiede er nicht one . . . begleit vieler Verfluchungen vnd vbelwünschung Amadis 1, 225. Ü B E L Z E C H , adj., neigung zum erbrechen verspürend FOLLMANN lothr. wb. (1909) 2611>; lux. ma. (1906) 193B. Ü B E L Z E C H K E I T , / . : Unwohlsein GAMOLER 2 2 1 ; lux. ma. 193 *>. Ü B E L Z E I T , f., mühe, anstrengung: vbelzeyt, es seye am leyb oder a m verstand, labor, operositas, poena, opera MAALER (1561) 411 °; mit Übelzeit erlangen, sudore ac labore comparare DENTZLER clavis linguae lat. (1716) 294*; bleibt landschaftlich auf Schweiz und Elsasz beschränkt MARTIN-LIENHART 2, 919; HUNZIKER 268; man fyndt gar vil gerechter lüt, die hye vff erd hant vbelzyt, vnd loszt jn gott zö handen gon, als ob sie vil sllnd hetten gthon SEB. BRANT narrenschiff 68 Zarnche; man mftsz drumb nit han übelzyt der kfing ist, dersz mit willen gyt tchweiz. tchausp. d. 16. jahrh. 1,145, 980 Bächthold; dass man m i t denen kein gmeinschafft haben sölle, die nit mit arbeit und übelzeyt j r speyss gwünnend, sunder mit rauben and finantzen j r läben enthaltend GESNER thierbuch 2 , 2 6 1 . pl.: also thüt der kauffmann mit übelzeiten den gatter zeletst selb auf WICKRAM 3, 17, 7. Ü B E L Z E I T I G , adj., mühselig; vbelzeytig, laboriosus, operosus MAALER (1561) 441°; er het en übelzitige gang HUNZIKER 268; MARTIN-LIENHART 2, 919. Ü B E L Z U F R I E D E N , adj. u. adv., unzufrieden: übelzafrieden seyn mit etwas, aliquid indignari, periniquo B animo pati NIEREMBERGER Aaaaaa 2 ; moleste ferre GARTHIUS 467 b ; auf diese weise nun schieden w i r allerseits übelzufrieden voneinander A. U. v . BRADNSCHWEIO Octavia 2,985. verengt: daher sie malcontenten, das ist vbelzufrieden genannt waren STUMPF Schwytzerchron. (1606) 278B. Ü B E L Z U F R I E D E N H E I T , / . : sie schätzten demnach die Antonia überglückselig: welche gleichfalls sich also zu erweisen wüste, dasz die jenigen, so von ihrem innerlichem anliegen keine kentnis hatten, ihr die geringste Übelzufriedenheit nicht anmerken konten A. U. v . BRAUNSCHWEIG Octavia 2, 8 1 Ä . ÜBEN, v., exercere, colere, mit ausnähme des got. in allen conünentalgerm. dialeeten belegt: ahd. uoben, uaben GRAFF 1, 70 ff.; mhd. üeben mhd. wb. 3, 191/., handwb. 2, 1686/.; as. Öbean; mnd. oven, daneben häufig die frequentativform ovenen SCHILLER-LÜBBEN 3, 24» ff.; diese ist auch im gebrauch altfries. ovonia, ovenia, ofnia RICHTHOFEN 974 und 1165; neufries. oeffenjen neben oven TEN DOORNKAAT-KOOLMAN 2, 672*; mnl. und nnl. ausschliesslich in der erweiterten form: oefenen, nur limburg. ist die einfache belegt (s. wordenb. 10, 38 ff.); denominativableitung von ahd. uop, masc., von dem bei NOTKER ps. 2 1 , 19 der pl. ußba belegt ist: vestimenta Christi, dag sint siniu sacramenta, dag chit hfiiligmiineda; also baptismum ist unde missarum sollemnia (inter lineas: misson uSba); vgl. auch mhd. wb. 3, 191B und handwb. 2, 1998, und oben übe. wurzelverwandt mit üben sind in den germ. sprachen ags. äfian und efnan, an. all 'stärke', afla, efla 'stark sein, erwerben', ahd. avalon 'satagere'. dagegen sind dän. öve, schwed. ö f v a lehnwörter aus dem, deutschen;

56

ÜBEN

zu der germ. wurzel *Öb, * a f stellt sich in den idg. sprachen ved. ap in ap-tur, vgl. FICK* 1, 16; sanskr. apalj 'werk', lat. ops, opus, und seine sippe; aus dem keltischen sprachzweig kann hierhergestellt werden air. ane 'reichthum', aus dem lit. aprtas 'überflusz, vorrath'. bedeutung und gebrauch: die gesammte Wortsippe, die auf die idg. doppelform *öp, *op zurückzuführen ist, zielt auf den begriff des 'erarbeitens, erwerbens' hin. aus der Verwendung innerhalb des deutschen liesze sich der begriff sumfang etwa umschreiben: 'ein object in bewegung und dadurch in thätigkeit setzen', zwei sonderbedeutungen, die sieh gerade aus den ältesten belegen am deutlichsten erkennen lassen, nämlich 'den boden bearbeiten, ackerbau treiben' und 'eine gottesdienstliche handlung begehen' stimmen mit der bedeutungssphäre der wurzel im ind. und lat. so genqu überein, dasz man in ihnen nicht sowohl eine einengung des bedeutungsumfanges sehen darf, sondern in sehr alte zeit zurückreichende bedeutungscentra, aus denen das wort im germ. bald herauswuchs, wobei es auch neue bedeutungsfunctionen Übernahm, die zum theil von seiner ursprünglichen concreten bedeutung weit abliegen. I. transitiv. PL. landbau treiben, im ahd. ist diese bedeutung lebendig gewesen wie die Wortbildungen nop m. 'landbau', uobo m. 'colonus', uobare cultor, giuapti 'plantaria', guobida 'colonia, villa' beweisen; auch in mhd. zeit noch finden sich belege: die acchera uoben mhd. wb. a. a. o.; die wuesti üeben mit strenger arbeit mit houwen und mit riuten handwb. 2,1686; de erde, den acker oven SCHILLERLÜBBEN a. a. o.; daraus weiter 'pflanzen': er pflanzote stnen garten mit mislfchen chrüten, dar eich mit nerte, dem hunger sich mit werte, hirs unt rfibe, wäll, er ouch uopte Wiener genesie, fundgr. 24, 35; pass. gewendet: unser land, das vormals ungeübt und ungebuwen ist gesin quelle bei STAUB-TOBLER 1, 61; noch bei SCHÖPFER syn. (1550)/S* finden sich zu arare die synonymen verba: aeren, zielen, zackern, üben, bawen, pflügen; ähnlich: ein übel schmackend grüb, ye mer man die übt, ye mer man böses geschmacks da befindet buch d. weish. 63; ein gut zerackern, üben und zermartern SEBIZ feldb. 26; dagegen ist trotz gleichem sachobject die alte prägnante bedeutung schon verdunkelt und vergessen in folgendem: wisse, w i e du deyn acker, fihe, hawsz unnd kind üben solt, das ist dyr gnug ynn naturlicher kunst LUTHER 10, 1, 1, 569 Weim.; vom 17. jahrhundert ab ist dieser gebrauch in der Schriftsprache wie in den dialeeten verloren gegangen. B. eine gottesdiensUiche handlung begehen, feiern, verehren, colere LÜBBEN 259B; auch diese bedeutung ist in ableitungen nachzuweisen, so auszer uop (s. o. NOTKERS misson uöba für missarum solemnia) noch uophaft, dies solemnis GRAFF a. a. o.; mhd. und mnd. nicht selten und meist mit persönlichem object SCHILLER-LÜBBEN a. a. o.; diu abgot wolt er ander stunt uoben: diu 8 waren zebrochen, diu wurden ander stunt gegoggen geniwet und geeret kaiterchron. 6591 Schröder; einen vater ttebent ir und einen sun unde einen geist KONR. v. WÜRZBURQ Süvesler 2880; passiv: der heilige und der guote (gott) der mit dem sinne (freiwillig) gflebet wirt und dem man lob und 6re birt ebenda 2320; ähnlich: de proueden vrunde schal men ouen, de ungheproueden schal men prouen quelle bei SCHILLER-LÜBBEN 3, 249. C. allgemein:

in bewegung und

thätigkeit

setzen:

S C H M E L L E R 1, 19.

1) mit

sachobject: sie ttebeten, dag weig ich wol, den bracken unt daz armbrust m8 durch ir herzen gelust und durch ir banekfe dan durch mangerle Tristan 17270;

vgl.

57

58

ÜBEN

ÜBEN

so sind on das der menschen mägen darzn geartet, dasz sie sich erstrecken, w a n n m a n sie n u r übet Qarg. 59; die restauratio nnd renovatio sollend also in dem menschen verstanden werden, dasz sein h u m o r radicalis, den der spiritas vitae treibt und übet, nit binder sich gezogen werde PARACELSUS opera l, 825*. meist zu seinem vortheil in bewegung setzen, also gebrauchen, benützen: swert, schilt, wäfen mhd. wb. 8, 198»; gelt laszt sich nit lieben, es wil, man sol es üben S E B . F R A N C K tprüchw. (1541) 1 , 1 1 8 * ; weren sie (die forsten zu Sachsen) vleyssiger gewest yhr schwerd zu üben, so were der pofel an der Saal wol stiller LUTHER 18, 99, 1 Weim.; Dlrich von Hutten ü b t die ffider und das schwärt zft erwecken alte teütsche erberkeit EBERLIN V. GÜNZBURG I, 4 neudr.; der magnet zieht a m meisten, w e n n er geübt wird HERDER 15, 318; in den dörfern und auf den straszen w a r bis Nowgrod noch i m m e r das die waffen übende menschengewimmel und einzelne züge von kriegern ARNDT werke l, 182; die erde üben für 'betreten, befahren': der (enget) vuog wirt niht betrüebet, da^ er hie dia erde üebet nna in da; hör tritet Martina 615, 45; der zoll n a h m ab, weil die mule und rosse die strasze nicht m e h r übten STAUB-TOBLER a. a. o.; die kleidung üben für 'benützen, verwenden': si ttebten in unvlSte der altäre gewSte JBROSCH. 26458; wil ich euch bitten, dasz j h r nicht wöllet die ersten seyn, neuwe trachten an euch zu nemmen, f ü m e m l i c h trachten, die frauwen in andern ländern üben buch der liebe 189, 1; die, so mit guter speisz unordenlich leben, und j r e n b a u c h und fleisch in solchen lüsten und füllereyen halten und üben ebd. 292, 2; so will ich euch drey ort erlauben da jhr die weiber mögen schrauben, erstlich nur auff die gänge zung . wiewohl ihr werden haben müh, weil sie die üben spat und früh FISCHART fiöhhaz 56 v. 1964 neudr.; und es erwachen mit gezisch die bunten vögelein, . . . die schnäblein üben sie zumal in Hedem ohne zahl DROSTE-HÜLSHOFF 3,199 Schücktng. 2) eine person in bewegung setzen; agere MAALER 413; einen stets üben, in exercitatione aliquem continere KIRSCH (1723) 297B; drängen, treiben: ®) swen üebet reiner vrouwen gruog, dem manheit gibt wol muot

fast geübet

oder

H. BRAUNSCHWEIG

sag mir, was dich zu trawren übetl H A N S SACHS 21, 2 4 , 26 Ketter-Qötie ; kein Bänger des hayns übt die nymphe der felsen, jeder zepnyr entschläft WIELAND 1 1, 430. pass.: m a n könnt j a etwa ein erbeit finden, damit solche blinde personen mochten geübet werden LUTHER br. 8, 403; ob (die wunde) in ainem geleich sey, das

chirurgia

w ü r t als der

elenbogen

(1534) 69 B .

in der bedeuiung 'benützen, gebrauchen' ist die Verbindung mit acc. einer person wenig üblich, da die seelische antheilnahme der von der Handlung getroffenen person beachtet wurde und sieh die bedeutung zu 'necken, quälen' verengte, doch vgl. aus dem ahd.: . . . finli (ehemänner) habotöst thu iu; then thu afur nu uabis, ¡oh thir zi thiu liubis uuant er giuuisso thln nist, bi thiu sprächi thu, so iz uuär ist O T F R . 2, 14, 5 3 .

D) in unruhe setzen, necken, quälen, dann verengt: auf die probe stellen, versuchen. 1) vexare DIEFENBACH gloss. 616°; vexari, hin und wieder gezogen, getrecket, vexiret w e r d e n , wie m a n die narren zu üben pfleget CORVINUS fons lat. (1646) 940; FROMMANN 2, 211; mein tochter würt übel gefatzt von dem bösen geist. er übt sye, sye schumet, sye windt ire hend übereinander, sye ronfft sich selber KEISERSBERG post. 2, 31B; das ist ein gewisz zeichen das dich das wort troffen und gerürt h a t und dich übe, dringet und treibt LUTHER 12, 499, 24 Weim.; kein zweifei ist, dasz ein jeder mensch einen guten engel h a t . . ., deszgleichen einen bösen, der j h n e übet ALBERTINUS LUeifers königr. 78, 24; diesen pfui (gedanke an die hölle) und das verbrennen, übeten und trieben mich, das ich weder tag noch n a c h t ruwe hette M. STIFEL wunderbarliche Wortrechnung etc. (1558) A 2 B ; es sind zwar viel und schwere gefehrlichkeiten, so uns a r m e n menschen in diesem j a m e r t h a l und herberge üben G. NIGRINUS von zäuberem ff. (1592) 2; aber ein warer gedultiger mensch sihet nit an, von wem er leide, ob er von seinem herrn oder obern, von seinem gleich oder u n t e r m . . . geübt werde JOH. ARND Thomas a Kempis übers. 91; es scheinet, dasz gott der herr offt fromme eitern im creutz und trübsal übe, nnd ihren kindern desto reichlicher gebe, was er den eitern versaget J. B. SCHUPP sehr. 666 (flbgenSt. ehrenrett.); des war Boecius betrübet, darzu in auch leibskranckheit übet und must da in gefencknus liegen H A N S SACHS 7, 382, 2 8

Keller;

man sol kein narren üben zu lang und im zu vil thun übertrang MURNER Luth. narr. 10 Scheible; die lenden litten ungemach, als weren sie zurscnlagen gar, die äugen sahen nimmer klar, und alle glieder warn betrübt: der hohmut hatt sie wol geübt E R A S M U S A L B E R U S fabeln

FRAUENLOB 3 3 1 , 1 3 ;

was dich übet, säliges weib zu nassen äugen clare, dasselb betrübet mir den leib und macht mir graue hare HÄTZLERIN liederb. 80. b) ich h a b getanzt und ander Iewt geübt zu tanzen quelle bei SCIIMELLER l, 18; über das mhd. und ältere nhd. hinaus nur mehr selten zu belegen: vgl. CRECELIÜS 2, 830; auff das dich gott mit seynem wort übe und dem geyst, den er dyr geschenckt hat, zu schaffen gebe LUTHER 17, 1, 856 Weim.; deszhalb yebet er (Lucifer) die lewt zuo ketzerey vnd aberglawb BERTH. v. CHIEMSEE iheologey 163; w a n er zu morges oder das n a c h t m a l n a m , was sein gmains trincken, so in niemet übet, wie d a n yetz mit dem zutrincken ist, tranck er gmainclich n e u n masz weins über ain malzeit quellen zur geschickte des bauernkriegs in Oberschwaben 167; Galenus schreibt, der höchst artzt Aesculapius habe lächerliche liedlein gedieht, darmit in den krancken lung und leber zu üben Qarg. 13;

gebraucht

46,

neudr.;

wir üben im april die leute durch vexiren und pflegen sie im schimpft herum- und anzuführen L O G A U tinnged. 2 9 0 Eitner; die spräche nach der kunst zu zäumen übt viele dichter lebenslang HAGEDORN 8, 50. im neueren schriftgebrauch ist diese anwendung loschen; doch mundartlich noch vielfach erhalten, SCHMELLER

1, 1 8 ;

STAUB-TOBLER

1, 6 1 ;

ervgl.

UNGER-KHULL

601*; SCHAMBACH 147; FROMMANN 2, 210; verengt: s'üabt mi = ich verspüre brechreiz RÜCKERT unterfränkische mundart 185. 2) a u s beschäftigen, in thätigkeit setzen, quälen entwickelt sich die bedeutung weiter zu auf die probe stellen: underwilent, so er zü in kom, so üpten sie in mit sölichen worten HEINRICH SUSO 9, 31; und ob gott schon die hülffe verzeucht, sollen wir darumb nicht ablassen zu bitten . . . denn gott unsern glauben also übet LUTHER 26, 205, 89; jdoch erkennet aer (David), sölche plagung k o m m e vom willen gottes haer, daer sich gebrauchet sölcher leute yn zu üben SCHEDE psalmen 55 neudr.; vgl. auch SCHILLER-LÜBBEN a. a. 0. wenn er mich auch gleich würft ins meer, so wil er mich nur üben

P A U L U S G E R H A R D T bei Fischer-Tümpel

kirchenlied

3, 3 1 4 ;

dasz es narren hin und her und nicht in der mänge gibt, mangelt nur, dasz einer mehr als der ander wird geübt LOGAU tinnged. 406 Eitner;

ÜBEN

59

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ÜBEN

alles machet offiubahr durch das rauschen, so es übt, dasz es sey, wie wir, verliebt Königeberg. dichUrkreie 180 neudr. so hart des Schicksals heer auch ihre tagend Ohe W I E L A N D 83,52. in der neueren spräche seltener: so wird dem zu£. auf geistige Verhältnisse übertragen: Zähigkeiten sohauer immer das thun gezeigt, das er selber an des helden stelle geübt haben würde LUDWIG 6, 868. und eigenschaften in thätigkeit setzen, gute wie Üble, wohl b) ein werk üben, meist in günstigem sinne ein gutes werk, grisztentheils aus F 8 erwachsen («. u.): übe dein güte an des nächsten boszheyt SEB. FRANCK Sprüchwörter (1541) seltener ein böses, dafür formelhaft frevel, verrat üben; vgl. GRAFF a.a.O., mhd.wb. a.a.O., DIEFENBACH-WOLCKER879; 8, I26b; odder sonst yrgent eyn ritterspiel oder historien in der geisü. prosa, rechtsprosa und allgemein: die da Oben für mich neme, da ich meyne gedancken an ttbet und tugentsame werck und die gebott halten KEISERSBERO schiff damit spielet LUTHER 18, 178 Weim.; darinn da vilen der penitenz 88'; aber sein hertz war böse und verrhiet menschen zft gät, dein stoltzes heldisch gemüt brauchen seinen herra mit dem guten werck, wilchs doch Christus und üben mögest HUTTEN opera L, 449; ich werde . . . Ursache haben, meine bescheidenheit und nachsicht zu und seine jüngern sonst aus gutem hertzen mit einüben GÖTHE 29, 286, 10 Weim.; so wahr ist's, daaz ein geander übeten LUTHER 19, 631 Weim.; darumb laszt uns fühlvolles herz oft gelegenheit hat, seine Wohltätigkeit . . die werck der lieb und barmhertzigkeit gegen zu üben G. FÖRSTER 1, 84; Klara Glasperle, eine waise unserm nechsten üben CASP. SCHEIT fröhlich heimfart und wittwe . . . beschwor mich kniefällig, meine wohlA III1»; es ist ein schnöd ding wissen was recht ist, und bekannte groszmuth auch an ihr zu üben EBNERd a s w i d e r s p i l ü b e n SEB. F R A N C K sprüchwürter (1545) 1,80«; E S C H E N B A C H 4, 313; bist gram ftnt spinfeind allen den di schalkstuk üben der gotlos sein mutwillen iebt SCHEDE ptalmen 81, 6 neudr, nach seim vnmemen, wie im liebt und es mochte auch ymand so frevelich unzucht und HANS SACHS 22,112, 6 Keller-Götze; dort, in Florenz, verehrte man vorzeiten unfur treiben und üben, ein erber rathe wolte den oder ein schOnes weib, voll stolz und trefflichkeiten . . . dieselben darzu an leib und gut straffen, nachdem sy sie w a r es nur, die aller sehnsacht übte zu rat wurden und die tat gehandelt were Nürnberger HAGEDORN (1771) 8,170. polizeiordnungen 56 Baader; (man soll nachforschen) ob F. mit dem acc. eines substanUvums actionis oder eines die verdacht person bey sollichenn leutten wonung oder subst., welches das ergebnis eines geschehene darstellt: gesellschafft habe, die dergleichen missethat übenn Caroeine Handlung vollziehen, ausüben, verüben., vulgo prak- lina 85; da lauffen die stattdiener herzu unnd nemen tileare S T I E L E R 65. den landtsksecht gefangen, weil er öffentlichen frevel 1) schon althochdeutsch ist dieser gebrauch von üben und gewalt geübet NIGRINUS von zäuberem (1598) 5; der geläufigste gewesen, vgl. GRAFF 1, 70, ebenso mhd. die übten ein schwäre unnd unträgliche aufrür STUMPF von den vielen alten Verbindungen sei besonders auf die Schtoytzerchron. (1606) 361B; von seinen tragischen figuren mit religiösen Übungen in Zusammenhang stehenden hin- übt keine auch nur eine tugendthat LUDWIG 5, 68; wer gewiesen, da sich diese anwendungsart zum theä mit B gute werke übt, soll die linke nicht wissen lassen, was («. o.) berührt: die rechte thut W. H. RIEHL deutsche arbeit 17. ich habe von anderen genug . . . frevel üben sehen s6 was therS ItndiO than nnd wann er (der ktmmel) künftig dich in hohen Ämtern so lebe, daaz dich einst die späten enkel preisen

flbt...

H A L L E R ged. 98;

that that (da» geburitfeet) erlt gehwillk Obean skolda JudeonO mid gOmon HBLIAND 8783;

ARNDT

HANS SACHS 8, 98, 80

Keiler;

da hast auch manchen Christen trübt, vil schelmenstückh ahn ihnen gettbt Endinger judentpiel 61 neudr.; nach wenig tagen sichs begibt, dasz einer solche unthat übt L. SANDRUB IM. U. poet. kurzweil 87,17 neudr.;

d&r si6 abkotdifinist uObton NOTKER ps. 77, 68; godesdinst oven LÜBBEN mnd. wb. 259. so auch nhd., vgl.: über disz werdet jhr noch weiter wunder hören von allen andern h. ceremonien der kirchen, welche mann zur zeit der metten mit groszer andacht übet FISCHART binenkorb (1588) 174*; so auch die haiden im hornong solich butzen weisz geübt haben EBERLIN v. GÜNZBURG l, 20 neudr.; ein besonderen unmenschlichen gottsdienst übten sie mit tödung der menschen STUMPF

reines herzens war er, reiner sitte, übte manche hohe christenthat HÖLTY gedichte 68 Halm; den fehler, den man selbst geübt, man auch wohl an dem andern liebt

(1606) 144";

hieng sich an die bi&uch in Egypten, welche abgStterey sehr Obten, nnd gaben grosze klngheyt für mit gStzengpräng und tempelzier

L, 88;

darinnen er solche unthat mit herr Lamprecht geübet hat

aaptnn th&r thie liuti eino brfttloufti OTFRISD 8, 8, 3;

Schwytzerchron.

werke

FISCH ART die gelehrten d. verkehrten 838 Kurz.

GÖTHE 8, 835, 263

Weim.;

GRILLPARZBR 5,158

Sauer;

will weben an dem Webstuhl, früh zur hand, und alles werk, das man bei uns verachtet, den Sklaven überlftszt und dem gesind, hier aber übt die fraa und herrin selbst

2) der weite gebrauchsumfang und die mannigfaltigkeit passiv: geübten vorsetzlichen frevel verkleistern KIRCHder substanüva actionis, die nhd. sieh mit üben verbinden HOF müit. discipl. 60; sölchs ist zu vermercken aus allen können, kann hier nur kurz skizziert werden, wobei die seinen geübten hendlen ALBERUS widder Jörg Witzeln B im nachstehenden gebotenen belege mehr die häufigeren Memmeluken (1539) F 8 ; edige fraw, was ist geübt, Verbindungen berücksichtigen, die zum theil zu formels der fürst ist so gar betrübt haftem gebrauche und festen redensarten sich verdichteten, HANS SACHS 2, 62, 22 Keller; im freien gebrauche tritt üben seit dem ende des 18. jdhrh. die Protestanten unterlagen im schmalkaldischen kriege, gegen die synonymen, ausüben, verüben etwas zurück. da übte kurfürst Moritz von Sachsen . . . den bekannten a) mit dem subst. inf.: wolten lieber, das yhr mit verrath MOLTKE Schriften u. denkw. 2, 184; häufiger ohne uns selig wordet und von hertzen gerne vergeben alle artikd: die geheime freude eurer äugen übt verrath das blutvergissen, so yhr an uns übet LUTHER 23, A . A R N I M 5, 134; 476, 9 Weim.; es lan'rt verrath den kSnigen mein angesicht so unvermeidlich auf. dasz auch die luft verleurt sein liecht ihn übt FOUQUE held des norden» 2,1, 38. vom seuftzen, das ich ttbe

S

PAULUS GERHARDT bei Fttcher-Tämpel

ldrchenlied 3,392*;

Aurora hatte kaum am himmel eingetrieben die goldbewollte heerd: da Seng man an za üben diss than auf erden auch BIRKEN otüänditcher lorbeerh. (1667) 77; wenn herrsacht and gewalt unzählige morden flbet HERAUS gedickte (1721) 288;

c) gutes, böses üben: was wir vor Ctyristi gebort und den römischen kaisem treffenlichs in kriegsleufen geübt haben AVENTIN 4, 688, 9; üb gütz on gleisznerey poet. beichtspiegel bei Dacheux die ältesten Schriften Oeilers v. Keisersberg 164; die weiber haben launen, weil sie zu gut sind, das böse nach grundsätzen und zu schwach.

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ÜBEN

ÜBEN

das gute mit dauer zu Üben BÖRNE 6, 68; an das gute glauben nur die wenigen, die es üben EBNER-ESCHENBACH l, 18; eh ich noch etwas gute geübt, wäret du mir schon gewogen PAULUS GERHARDT bei Fischer-Tümpel kirchtriUtd 8 , 876 B ; (Nathan:) komml übe, was du längst begriffen hast; was sicherlich zu üben schweier nicht, als zu begreifen ist, wenn du nur willst LESSINQ 3,139, 677 (Nath. 4, 7); wer gutes Oben will, der üb' es bald! IMMBRMANN 16, 75 (Sonceval); oft stellt sich üben als 'handeln, wirken,', in begrifflichen gegensati zu 'lehren, vornehmen, schreiben' u. ä.: and so ich meister Hans von Gerstdorff . . . vil mit meiner eygen handtwürckung probiert, experimentiert und geübt hab in mancherley gestalt. . ., erbitte den leszer, mein kunst nit zft verachten GERSDORFF wundarzney 19, l*; wollen nichts newes üben noch fürnemmen SATTLER 848; wir hören es (da» wort) alle tage, aber wen man es versuchen szol und ym hertzen üben, szo wyrdt die kunst alzuschmall LUTHER 34, 2, 63 Weim.; vom geist des Christenthums sollte weniger geschrieben und er mehr geübt werden HERDER SO, S; eine solche religion war die, welche Christus lehrte und übte GÖTHE 84, 850 Weim.; wer ttbels Übet oder hllgt, dess gleiche schuld jr yeder tregt SCHWARTZENBERG tgUttCh ClCtTO 1 8 8 ; was du nicht leiden willst, sollst du nicht ttben GRIES ArioHot ratend. Rol. 8,195; das sagt sich gut, allein es übt sich schwer GRILLPARZBR 6,167 (Medea II); d) wort, predigt eto. üben: große ärgernusz, wo man vor züchtigen personen solche unnütze worte übet WICKRAM rollw. («orr.); kurtze wort het ich für mich genomen an dem anfang zu schreyben, nun übet ain wort das ander KEISERSBERO granatapfel (LÖIO) B 6°; wie s. Peter ym kercker auch nicht kund üben die predigt des euangeli LUTHER 10a, so, 14 Weim,.; er übte allerhand thierer geschrei GRIMMELSHAUSEN Springinsfdd 8, 60, 6 KeUer; als nun beyderseits und der ritter solche geübte reden gehört Amadis 1, 400. seit dem 18. Jahrhundert ist üben tn solcher Verbindung ebenso auszer gebrauch gekommen wie die Verbindung mit concreten, z. b.: S. Martern übt gfiten wein kan aber den bawera und zinszleuten schrecklich sein FISCHART groszm. 8 8 . e) ein lied, spiel, eine kunst üben, häufig mit dem nebensinn der dauer oder iteration (s. u.): ob du gott gelestret hast, würffei spil oder andre spil ze üben KEISERSBERO das irrig achaf 165 Dacheux; als ioh vor diesem bey den herren bewuster fürstin unwirdige hofmeisterin gewest, hab ich erstgedachtes spiel vielfältig üben sehen HARSDÖRFFER frauenzimmergesprechspiele l , H 8»; derjenig der die kunst übet und brauchet PARACELSUS opera (1616) 8, 896; stets flbe deine kunst, ist sie dir gleich bekannt; das denken st&rkt den sinn, das ttben stärkt die hand Lipper heide 889»; ioh wirdt heut da üben ein gantze comediam, hodie sum acturus BOLTZ Terenz deutsch (1689) 60" (heautontim. prolog v. 5); die musick hat zft jeder zeyt gehabt fürneme hone leut, die sie gepflanzt han und geliebt, und selber oftmals auch geübt FISCHART büdergedicht in x.f. d.ph. 88, 844/., ich selber übe die tonkunst ein wenig, wie Friedrich der grosze, der preuszenkSnig HEINB 8,193; ist . . . khein wunder, dasz die Ägyptier . . . die liebe musicam . . . zu üben verbotten haben C. SPANGENBERO von der musica 4; de der kunBt nicht öven, de vorgetten se bolde TUNNICIUS 579 Hoffmann; seit sechs jähren übte ich etwas schriftstellerei STIFTER 14, ll. f ) den glauben, eine lehre üben, d. h. befolgen und beOiätigen: ich gib mich schuldig an den syben gaben des heiligen geists, dasz ich die nit gehebt, geübt, oder mich darzfl nit geschickt hab manuale curatorum (1616) 76*; fort an leret er den glauben üben und beweisen

mit guten wercken und sünde meiden LUTHER vorr. an die Epheser (Bindseil 7, 463); zum andern, in der meBZ ist nodt, das wir auch mit dem hertzen dabey sein, dan sein wir aber dabey, wan wir den glauben im hertzen üben 6, 880 Weim.; weyl denn nu den Christen gepürt, die heyligen schrifft zu üben alls yhr eygen eyniges buch 15, 41, 17 Weim.; (du muszt) deinen glauben stäts üben J. BÖHME 4, 161; Abraham, . . , der durch ein stetes üben glaubens, groszmütigkeit, gerechtigkeit und lieben schon gleichsam hart gemacht G. TREUER deutscher Dädalus (1676) 1, 81; was hast dem br&utigam verheiszen du noch mehr? 'zu fiben treu und fromm sein wort nnd seine lehr' CL. BRENTANO 8, 673. g) tagend üben u.ä.i wir w&nen wir üben die tagend der liebe unnd ander tugenden als wir sollen, es ist aber nit war, wir üben sy mit den äugen, mit dem mund und mitt den oren KEISERSBERO predigen teutsch (1608) ll3 b ; sintemahl euch nie keinmahl es an gelegenheit die tugend zu üben gemangelt hat BUCHOLTZ Herkuliskus l ; und achl welchen unruhen . . . sezet man sich oft aus, wenn man diese tugend nicht übtl SCHUBART leben und gesinnungen l, 61; prüfungen und gefahren bestehen, die aus der thätigkeit hervorgehen, das ist tugend üben BETTINE Cl. Brentanos frühlingakranz 188; sein mannheyt, die er in Franckreioh geübt hat WICKRAM I, 50, 8; thut buesz', übt lieb ROMPLBR v. LÖWENHALT gedtchte 37; der selbig könig (Numa) zog mit seiner vernunfft das kriegisch annd streitbar volck zft frid and leret sie, wie man gerechtigkeyt üben und den göttern dienen, ehren und opffern solt CARBACH Livius 7 V; wenn der general ein mensch ist, so musz er mich hören und gerechtigkeit üben IFFLAND theatr. werke 1, 48 ( X v. Thurneisen 8, 9); ich wiederholte, dasz wir nicht vergeltende gerechtigkeit zu üben, sondern politik zu treiben hätten BISMARCK gedank. u. erinn. 8, 66 volksausg.; wer niedrigkeit übet, der ist würdig erhoben zu werden, denn da ist keine andere Ieiter auf den gipffei der ehre zu steigen OLEARIUS reisebeschr. (1696) 49 (persian. baumgarten)-, diese strenge wurde aber nicht immer geübt EICHHORN deutsche staats- u. rechtsgesch. (1881) 1, 68; in Windsor übt die königin immer eine groszartige gastfreiheit MOLTKE Schriften u. denkw. 6, 899; alle geschide listigkait und bösz fündigkait ist im bekant, nit umb daz er die tryb und übel NICLAS VON WTLE translationen 18, 89; das welltlich s c h w e r d . . . mus unbarmhertzig seyn und für eytel güte zorn und ernst üben LUTHER 18, 891, 88 Weim.; geilheit und unkeuschheit üben . . . ist sehr gefehrlich AEO. ALBERTINUS iHtkürtzer (1603) l l ; Giglio sah ein, dasz geduld üben hier das beste sei E. TH. A. HOFFMANN ll, 76; o, wollten euer hoch wohlgeboren eine gleiche groszmut auch an mir . . . zu üben unternehmen PÜCKLEK bnefweehsd u. tageb. 1, 128; wer heiszt euch dise frechheit üben? SPRENG Aeneit 6*; die andre machten Jammers voll durch boszheit, die sie übten PAULUS GBRHARDT bei Fitcher-Tämpel kirchenlied 8, 805; üb immer treu und redlichkeit bis an dein kühles grab HÖLTY gedichte 186,1 Haiin; wer nicht das heil der Völker liebt und wie Eugen erbarmung übt, dem hat die barberey den tollen stahl gezücket GOTTSCHED gedichte (1761) 84; lehr uns glauben, hoffen, lieben schmach erdulden, demuth üben DAN. SCHUBART gedichte 1, 86. et) gegen jemanden: rede nicht übel von dem, der nioht gegenwertig ist, übe keinen zorn odder heimlichen hasz gegen yhm zwei ältest. katechismen 53; du wöllest gegen mir barmhertzigkait üben SCHAIDENRAISSER Odyssea (1637) 84 b ; übten stets etwas feyndschafft gegen jnen STUMPF Schteytzerchron. (1606) 728*; o HErr JEsu Christe, gib dasz meine liebe kinder . . . sanfftmuth üben gegen jedermann MOSCHEROSCH insomnis cura parentum 84 neudr.; sich selbst überwinden sey der gröste sieg, und

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Ü B E N

eines Biegers gröster ehrenrahm, gegen gefangene erbarmnüsz üben LOHENSTEIN Arminius l, 59b; sie übten n a c h der sitte der zeit abwechselnd grausamkeit nnd groszmuth gegen einander SCHLOSSER Iedtg. 8,181; 'welche m a c h t der erde dürfte ihnen befehlen, gegen einen andern so überlegte tücke zu üben?' FRETTAG verl. handschrift S, 246; sein beiszender w i t z , den er selbst gegen seine wohlthäter ü b e n durfte GÖTHE 22, 116, 16 Weim. ß) a n j e m a n d e n : d® sprach diu jftmere rlche: in sol verbieten got( nnd allen mtnen vriunden, d a ; si deheinen spot an mir armer Oeben Nib. 1218, 8; n a sie h a b e n a n den herben allen m u t w i l l e n geübt, w i e die reaber, mörder, diebe a n d schelcke, soll m a n erst eyn liedleyn v o n der barmhertzickeyt singen LUTHER 18, 388 Weim.; j h r e n hasz zu ü b e n an den die des hasses w o l w e r d w e r e n 28, 159, 18 Weim.; weista nicht, dasz der, w e l c h e r a n einer schlangen barmhertzigkeit übet, den menschenkindern unbillich und beschwerlich fH.lt OLEARIUS reisebeschreib. 97 (persian. rosenthaV); die tücke, die sie an den pilgern flbten T I E C K Schriften (1828) 1, 231.

y ) mit, wider, bei j e m a n d e m : d a r n a c h als sie yhren m u t w i l l e n mit dem pfarrer geabet hatten, fielen sie zu dem guten bruder Henrich eyn L U T H E R 18, 238 Weim.; wollen ir dann feintschafft zu ihm «ben MURNER Lvth. narr. 67 Scheible; list w i d e r einen üben, adoprar, usar qualche malizia, imganno contre alcuno KRAM ER (1878) 1065 "J ein herr, der Unbilligkeit bey seinen unterthanen übet, w i r d auch den, der sonst sein freund w a r , zur zeit des Unglücks z u m feinde h a b e n OLEARIUS reisebeschr. 8 (persian. rosenth.); wie diesem wechter ist geschehn, mnst selber ins gefengnüs gebn, do er barmhertzigkeit wolt ubn, bev Ciawert dem verschlagen bubn B. KRÜGER Cla-werts wercld. hist. 62 neadr. h) ritterschaft ü b e n : andere so zu hof seyn, ritterschaft ü b e n oder sonst n a c h hohen ehren streben buch der liebe (1587) titelblatt; geistlich umgedeutet: ritterschaft w i d e r die feind des glaubens zfi ü b e n w a r fornen dran SEB. FRANCK chronikon Oerm. (1688) 146; w e r n u n . . . . eine gute ritterschafft ü b e n will, der m u ß sich aaff geistliche w e h r u n d h ä m i s c h rüsten MATHESIÜS Sarepta (1571)' 94*; d a r u m b soll ein j e d e r zusehen, dasz er i n diser weit eine gute ritterschaft übe, den glauben behalte u n d ein gut gewissen L . SANDRUB hist. u.poet. kurzweil 88 ndr. i ) ein a m t ü b e n : der graffe von Angfers mit grossen sinnen u n d w e i s t u m sein a m p t übet ARIGO decam. 126, 23 Keller; d r u m b sol weltlich christlich gewalt yhr a m p t ü b e n frey unvorhyndert L U T H E R 6, 409, 31 Weim. (an den chrisÜ. adel); sie (die göttl. meerkatzen) w a r e n sehr leutselig und übten mit einer art Ordnung nnd abhängigkeit ihre kleine waldpolizei V o s s antisymb. 187; boten des schicksals, ihr genien und erfinder, auf welcher nutzbar-gefährlichen höhe übet ihr euren göttlichen beruft HERDER 18, 873; ich kenne meine pflichten und ü b e sie KOTZEBUE 3, 40; (dasz der römische Statthalter) die Oberaufsicht über die stadtverfassungen . . . fortan genau so übte w i e bisher der römische senat MOMMSEN röm. gesch. 2, 48; er übte sogar aufsieht über das betragen des königs BÖRNE 7. 144; dabei übten in allen städten die glaubensrichter eifrig ihr amt DÖLLINGER akadem. Vorträge 1, 110; die funetionen des reichsamts können n a c h meiner auffassung nur durch den bundesrath entw e d e r direct oder durch delegation an einen j ä h r lich zu w ä h l e n d e n ausschusz geübt w e r d e n BISMARCK gedank. u. erinner. 1, 48 volksausg.; zugleich schmeichelte er klug dem . . . dünkfel, er selber übe n u r die einfache pflicht des schutzes TREITSCHKE d. gesch, 1, 232. k) sitte, b r a u c h ü b e n : er uopte gerno alias recht Meregarto 58 in Mülleiihqf-Scherer denlemäler' 1, 95; einiges w u r d e sogar ihr zur seite auf den teppich gelegt, so dasz hier unbewuszt und gegen den sonstigen gebrauch v o n diesen einfachen leuten eine sitte alter Völker geübt w u r d e G. KELLER 2, 75;

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Ü B E N

christlich lagerten sich bacchanten-schaaren im thale, hinter die manem versteckt, Oben sie alten gebrauch GÖTHE 4,122 Weim. I) gericht, recht, strafe üben u. ä., im prägnanten sinne aus der geistlichen und aus der rechtsprosa in die dichtersprache dringend und allgemein: selig, die d a ü b e n das gerichte u n d gerechtickeit L U T H E R 10®, 60,17 Weim.; desgleichen sol auch kein mensch mit d e m andern recht ü b e n a n d straffen, on w e r das a m p t hat v o n gottes w e g e n 82, 421, 29 Weim.; an all den göttern Egyptens w i l ich gerieht ü b e n bibel verteutscht (Zür. 1581) 2 Mos. 12, 12; die fürsprechen und andere die das gerieht yben, die eim a r m e n m a n n seine sach und recht verlängern buch d. liebe 800, 4; handelst, w a s recht ist, nnd übst gericht a n d gerechtigkeyt, ein stündlein tfürt dir ewigen lohn d r u m b darreychen SEB. FRANCK sprichtoörter (1645) 1, 95B; und keyner sein jagdrecht mit des anderen schaden üben solle SEBIZ feidbau (1579) 661; eine solche straffe zu üben, die einen schein der ehren n a c h sich führe B. SCHUPP schrifi. 667; nirgends aber sieht m a n w e d e r gegen diese irrlehrer selbst, noch gegen ihre schüler strafen geübt, die denen gleich kämen, w e l c h e unsre länder verheeren SCHILLER 7,194,11; so übte herr Cyria c a s sein geistliches recht A. A R N I M 9, 149; in den curien . . ., w o v o n j e n e n nur die familien, w e l c h e Tarquinius . . . a u f g e n o m m e n hatte, eine stimme geübt zu h a b e n scheinen N I E B U H R röm. geschickte 1, 385; ihr habt . . . das recht eines freien bürgers erworben nnd geübt, sich selbst eine Verfassung, ein Oberhaupt zu geben GÖRRES schifft. 2, 29; der übt schnelle justiz BAUERNFELD 6, 106; bildlich: so übte die ermüdung ihr recht A . A R N I M 7 , 86;

nimm hin das.blut, es ist für dich vergossen! nimm hin! der papst erzeigt dir diese gunstl im tode noch sollst du das höchste recht der kSnige, das priesterliche, ilbenl

SCHILLER 12, 666 (JF. Stuart V 7);

censnr fordert a n d übt der mächtige GÖTHE 42*, 198, 19 Weim. (maximen u. rqfl.); teils hatte er . . . hin und wieder historische kritik üben müssen D. F. STRAUSZ 8, 40 (leben Jesu); die kritik k a n n nur geübt w e r d e n durch eine freie presse und durch Parlamente i m modernen sinne BISMARCK gedank. u. erinn. 2, 81 volksausg.; die kontrole über die ausfertigung und ausgabe der reichskassenscheine übt die reichsschulden-kommission gesetz betr. die ausgabe von reichskassenscheinen § 7 abs. 2. m ) räche ü b e n : die andern, die das schwerd on befelh selbs nemen und räche üben L U T H E R 82, 887, 24 Weim.; s i n t e m a h l . . . der könig zu S c h w e d e n . . , seines alten feindes sich auf eine Zeitlang zu entschlagen und a n diesem n e w e n . . . räche zu üben begierig sich befand CHEMNITZ schwed. krieg 1, 16, 2; hüte dich w o h l , j e m a n d zu beleidigen; denn die menschen versöhnen sich nicht, ohne vorher r ä c h e geübt zu haben SCHLOSSER weltgesch. 7, 191; der stadt drohte . . . der siegreiche einzug einer Schaar v o n verbannten aller stände, w e l c h e nicht n u r ihr geraubtes eigenthum zurückverlangten, sondern auch räche für ihre langen leiden üben wollten MOLTKK sehr. u. denkw. 1, 182;

die bürger fundt er all gutwillig, an dem keyser zu üben räch H A N S SACHS 8, 429, 2

derhalben thu ich meine sach in dein (gottet) gerioht einstellen, ich weis, du wirst wol üben räch

Keller;

RINGWALT handbüchlin B 1 » ;

0 Jokaste! was geschehn ist, wurde klar, und was zu tbun: deinen gatten, ich erschlug ihn; übe selbst die räche nun! P L A T E N 2, 397

n) einflusz, Wirkung, macht, kraft, z w a n g ü b e n : ET) w e n n liebe übt ir craft NICLAS VON W T L E Translationen 82, 28; d a übet er alle seine m a c h t nnd krallt L U T H E R 28, 182, 84 Weim.; v o n meinen j u n g e n leuten dagegen k a n n ich nur erfreuliches melden, sie paszten zus a m m e n und w e n n sie sich auch nicht liebten, d a s dritte w e s e n übt seine vermittelnden kräfte GÖTHE I V 29, 198, 7 Weim.; die französische spräche . . . übte einen einflusz, der v o n . i h r e m werth . . . sehr verschieden w a r HUMBOLDT briefe an Welcker 26 anmerkung; während religion doch eine über uns selbst erhabne einwirkang

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ÜBEN

ÜBEN

auf uns übt BETTINE Cl. Brentano» frühlingskrani 188; bei der macht, welche die phrase in Frankreich übt, w a r anzunehmen, dasz die militärischen rücksichten sich den politischen würden unterordnen müssen MOLTKE schrift. u. denkw. 8, 71; Horn . . . diese wunderbare stadt übt noch andern zauber als ihren geistlichen J. GRIMM kleine Schriften 1, 71; 'o übt ihn nicht', sagte sie mit innig flehender stimme, 'o übt ihn nicht, den alten zauber, dessen gewalt ihr kennt und einst erprobtet gegen ein thörichtes mädchen' STIFTER l , 288; trotz der Ungereimtheiten der komposition . . . übt das stück einen eignen reiz LUDWIGS, 893;.

1) üben, treyben oder pflegen, exercere, exercitare voc. theut. (1482) hhVI'; usitare DIEFENBACH gloss. 680°; versari in alqa re MAALER 418; factitare DENTZLER 289B; frequenter facere FRISCH 2, 8971>; kopmanne de hir in dem lande de reise oven quelle bei SCHILLER-LÜBBEN a. a. o. 2) bey dem du teglich ursach gnug hast solche Vergebung zu üben LUTHER 82, 424, 82 Weim.; das j e t z sy in ruw besitzen schier den halben theil der w8.lt und on straff alle laster üben EBERLIN VON GÜNZBURO sehr. 1, 169 neudr.; an örten, da das zütringken vor alter here geübet, und überhandt genummen hatt SCHWARTZENBERG teutsch Cicero 82; von kayserlichen kriegszrechten . . ., welcher art, Sitten, herkommen und gebrauch, under und bey regierung des . . . keysers Caroli des fünfften . . . geübet und gebraucht FRONSPERGER kriegsbuch 1 ' titel; ein gelehrter kommentar seze die Sachkenntnisse voraus und übe die worterklärung Voss antisymb. 2, 61; die herren übten den brauch, ihre gewohnheiten . . . auf die wände ihrer gebäulichkeiten malen zu lassen KELLER 6, 161; drei stände des mittelalters üben nacheinander kunstgerecht die poesie W . H. RIEHL deutsche arbeit 26; er ist etwas roh, übt verletzende und herausfordernde rede SCHERER litteraturgesch. 140; so wurde es seit menschengedenken geübt POLENZ Orabenhäger 1, 178;

zum andern so miezfalt mir mehr, dasz jhr seit also frävel sehr und Übt gewalt FISCHART Höh/tat 51 neudr.; man übt gewalt, man schindt und schabt, einer den andern jagt und plagt Fischer-Tümpel evang. Kirchenlied 1, 78; wflrde mich kein ohr vernehmen, müsst' es doch im herzen dröhnen ; in verwandelter gestalt 6b' ich grimmige gewalt GÖTHE 16, 809 Wehn. (Faust I I ) ; das jähr fibt eine heiligende kraft SCHILLER 12, 217;

weil auf mir, du dunkles auge, übe deine ganze macht LENAU 11 Barthel. ß) bei, gegen, über, auf, an einem gewalt üben u. ä.: darumb musz got grosse gewalt üben bey den lewthen, die nicht glewben, das got sey LUTHER 841,16,16 Weim.; Christus hat gesprochen und geordent, die bischoffe, welche itzt mehr eher, gut und gewalt haben, auch gegen ydermann üben und gebrauchen, denn weltliche könige und fürsten, sollen nich't alsso seyn 8,602,28 Weim.; ir wisst das die fürsten der leut herschent der iren: und die die merern eeint, die übent den gewalt über sy erste deutsche bibel Matth. 20, 25; die weltliche fürsten üben gewalt über yhr unterthan LUTHER io a , 154, 80 Weim.; j e mehr der mon schwach ist desto unkräftiger auch dise ding auf dem erdboden sein, über w e l c h e sie j r e würckung übet SEBIZ feidbau (1579) 824; beim bodenbau übt die f o r m der arbeit den entscheidenden einflusz auf das herausbilden des nationalcharakters W . H. RIEHL die deutsche arbeit 75; noch immer übt die tragödie der Athener ihre macht auf die schaffenden der gegenwart FREYTAG 14, 128 (technik d. dramas); wenn auch durch landtagsbeschlüsse . . . die deutsche einheit nicht hergestellt werden konnte, so übte doch der liberalismus einen druck auf die fürsten BISMARCK ged. u. erinn. 2, 26 volksausg.; ist vereinbart dasz der Versicherer die kriegsgefahr nicht übernimmt, so endet die gefahr für den Versicherer mit dem Zeitpunkt, in welchem die kriegsgefahr auf die reise einflusz zu üben beginnt handelsgesetzbueh § 848; gleichwie aber die eitern an jhren kindern sie zur ehe zu zwingen, keinen gewalt und tyranney üben sollen, also sollen auch die kinder sich nicht widerspenstig erzeigen L . SANDRUB hist. u. poet. kurzweil 18 neudr; der verborgne reichthum der materialien, an den die menschliche natur ihre kräfte übt GERSTENBERG rezensierten 240, 35; der duft des bechers stieg auf und begann auch an mir sein zauberwerk zu üben STORM 1, 47; der zwang welchen gesunde Vernunft und das eigene interesse überhaupt i m menschlichen leben üben MOLTKE Schriften u. denkw. 7, 16. y) vereinzelt bleibt der absolute gebrauch von üben für 'einflusz nehmen': ich habe gestern »/, des Gutzkowschen Börne gelesen — gott weisz, es übte auf mein gehirn w i e ein narkotischer trank br. von HEINE an Laube 23. G. eine Weiterentwicklung des begriffes ergab sich dadurch, dasz zu dem begriffskreis 'in bewegung setzen' die nebenbedeutung der iteration oder der dauer hinzukam und so der thätigkeit der begriff des gewohnheitsmäszigen gegeben wurde, die grenze gegen A—F ist nicht immer scharf, schon die beiden alten sonderwendungen 'landbau treiben' und 'feiern,' sind in einzelnen fällen durativ-iterativ aufzufassen, so wenn NOTKER ZU ps. 80, 4 (canite initio mensis) bemerkt: daz uobent noh carnaliter iudei. zahlreicher werden sichere belege für diese secundäre bedeutungsentwicklung erst vom 15. Jahrhundert ab. XI. 2.

wie wirt daz evangelium voracht, wie flbt der bapst eyn unvorschampten bracht HUTTEN 8, 456;

loben ist noch weit nicht lieben, ehr-wort ist kein wahr-wort nicht; compliment macht keine pflicht, ist bey hof ein höflich Üben LOGAU einnged. 660 Eitner; wer, wie du, nichts übte zu bereuen DUSCH vermischte werke (1754) 862; was Epictet gethan und Seneca geschrieben sieht man hier (); erst in neuhochdeutscher zeit gewinnt neben der acc. es gehe j a niemand hinaus auf den acker niemand gehe Verbindung die mit dat. an boden. über feld, denn es ist allenthalben unsicher für dem A. präp. c. acc. schwert des feindes Jerem. 6, 25; als nun Esopus . . . l) oberhalb hin, zunächst bei bewegungsverben, wobei solte über feldt zu marckt gehn ALBERUS fabeln 9 neudr. ; die richtung durch adverbia wie hin, weg, fort, her, herab, yetzt nyemandt. unbethadelt, unbeschrieren Überfeld, hinauf u. ä. näher bezeichnet werden kann. durch die statt gehn kan NAS das antipap. eins und a) horizontal: ther heilant fuor ubar sati (cum. transhunderte F v j * ; also müst er gleich mit seim iunckern iret Jhesus per sota) Tatian 68, 1; mhd. ganz allgemein, reiten über feld Eulenspiegel 13 neudr.; hat sichs in z. b.: Lusitania . . . begeben, dasz einem weibe im träum fürdS truoc man diu gereite ze Wormez über den hof fiel, dasz sie gedacht, sie reiset über feld HEYDEN Plinius Nib. 1508,1. 207; dasz ich nimmermehr mit einem eintzigen diener a ) item 12 m. ane 2 scot deme kompthur zur Memyl, allein über feld reite GRIMMELSHAUSEN Vogelnest 837, 88 das der herre byschof von Guwerland vorzeret hatte, Keller; CRECELIUS 2, 831 differenziert: über feld, d. i. alzo her ken Lyffelande zoch und 60 man, die in beüber land, doch an einen nicht entfernten ort. leyten obir den Strand Marienburger tresüerbuch 60; der cc) über meer: über meer faren oder schiffen, arare mit senften triten über die kamern (per la camera) zu mare FRISIUS 12011; (sie) ir angesichte auf hübe ferre dem fenster ginge ARIGO decam. IIS, 35 Keller; er lauft über mere sache ARIGO decam. 92,1 Keller; die Ägypter darüber als eyn hane über die heyssen kolen TAPPIUS fuhren . . . nicht über meer MOMMSEN röm. gesch. L, 118; (1546) 100*; hatten . . . willens über den wald und unmein stätes heul- und klagen . . . wegsam gebirg zu reiten WICKRAM 2, 321, SS; die nortvon winden wird zertragen wind . . . blasen her über vil schneegebirg SEBIZ feidbau und trieben Uber meer SPEE trutmaeht. 66; (1579) 7; es ist schier eine schand, dass ich so mit der ein sölches wort ist über mer her zu uns komen ARIGO pastet über die gasse gehen solle GRIMMELSHAUSEN decam. 237, 36 KeUer; der könig ausz Schottland kam über Vogelnest 417, FI KeUer; wie ich . . . über den saal gehe, meer her buch der liebe (1587) 10a; haben die Teutschen hatte ich neue schuhe an und gleite SCHWEINICHE denkw. 77; braut und bräutigam werden in procession dahin bracht, dasz sie anlf jhr eygen gewächs nichts über das theatrum geführet REUTER Sarleguins hochgehalten haben: allein alles "ex Italia zu nemmen, oder zeitschmaus 66 neudr.; dasz diese kleinen füszchen nicht geüber meer her PARACELSUS opera 1, 1003*; macht sind über die strasze zu gehen GÖTHE 45, 80, 28 es kumpt ein botschaft über mer N. MANUEL V. papet u. t. prietUrtehaft 865 BäcMold; Weim.; Firmin tritt zum minister und liest über seine nu darf mein unwürdige hand . . . linke schulter SCHILLER 642; aber kein kühler wassernicht eine gab ausz Morgenland, wind wehte über die roinen, auf welchen wir standen noch sunst über möhr euch herbringen H. v. KLEIST 5, 76; ein rad war mir über den köpf WECKHERLIN gedicMe 1, 214. gegangen ARNDT werke 1, 21; eine hohe welle ging über häufiger im sinne von über — hinüber (s. «.). iunsere köpfe weg RITTER erdkunde 11,11. sprichwörtlich: über mer faren oder überschiffen, transfretare voc. theut. übern weg lanfen WANDER 8, 375 u. 877. (1482) hh 7"; wann do Jhesus sach vil geselschafft umb sich: er gebot in zegen über das mere erste deutsche bibel über das feld sie eylten dar Matth. 8, 19 (dagegen LUTHER: jenseid des meres); mit SPRENG IUai (1610)29"III; denen fuhr er über meer, von Venedig in Palestinam •orglos über die fläche weg . . . SCHÜTZ historia rerum Prussic. 2, K 2 B ; als man über mache dir . . . bahnt GÖTHE 1, 67 Weim.; meer zoch und das heilig land erobert TSCHUDI chron. eine inachrift, über die ich trete! Helvet. 1, 40; 2,171, 86 Weim.;

far Ober mer, verzer dein gut! H Ä T Z L E R I N liederbuch 92.

81/A

dBERGER nov. 2, 125; dasz musz ich ihm brühwarm,

siedheisz überbringen BÄUERLE kom. theater 1, 51. . verengt berichten: ein nach der meierei gesandter böte überbrachte; dasz sie dort nicht gewesen sei IMMERMANN 7, 221. ausplaudern, ausschwätzen STÜRENBURG 162B. part. präs.: ew. wohlgeboren ersuche hiedurch, überbringendem boten die . . . exemplare . . . zu übergeben GÖTHE IV 86, 69 Weim.; die überbringenden werden erzählen können, dasz uns bisher manches gute mit eingestreuten Übeln widerfahren IV 23, 72, 4 Weim.; part. prät.

überbracht STEINBACH 1,175; das Mariabild

{wurde)

dem bapst zu Rom überbracht DANNHAWER catechismusmilch l, 199; darauf wird Catons köpf dem Cäsar überbracht GOTTSCHED Schaubühne 1, 202; im 17. jahrh. auch übergebracht: die taube (hat) einen Ölzweig zu bezeugung des friedens . .. übergebracht HARSDÖRFFER frauenzimmergesprechspiele l, D l * ; dasz sie vielmehr dem königlichen Schwedischen abgeordneten, Johan Lehansen, so das schreiben übergebracht, mündlich, mit schwerer bedrohung angedeutet CHEMNITZ schwed. krieg L (1648), 10, L;

diesem war der übergebrachte grusz sehr angenehm BUCHOLTZ Herkuliskus

180.

erweitert: überliefern, vermitteln: dasz man durch sie (die schreibkunst) . . . alle werke des menschlichen geistes auf die späteste nachweit überbringen kann biblioth. alt. schriftw. d. Schweiz II 3,10; da ja der rhapsode den Zuhörern den sinn des dichters überbringen soll SCHLEIERMACHER Piaton 2, 268; das geschäft der sinne ist, eindrücke . . . zu überbringen JACOBI (1812) 2, 271; jedoch ich singe nicht, ihr ganzes lob zu singen: diesz mag ihr lebenslauf der nachweit überbringen ROST verm. ged. (1769) 4.

8) übersetzen, im 17. jahrh. häufig: daher schicken sich schöne fragen, von den Sprichwörtern, . . . in unser muttersprache

füglich

zu

überbringen

überwinden

SCHÖPPER syn. (1550) 94B;

in hoffart, fleysch, und äugen gir, vil menschen leben als di thier. wann alle recht sin gantz veracht _ w o si gewalt hat überbracht

SCHWARZENBERG tevisch Cicero (1534) 157".

5) verbringen, hinbringen,

vgl. auch SCHILLER-LÜBBEN

8, 253; bisz endlich dich und sie (die brautleute) nach überbrachter nacht, der vater alles lichts zu lichtes kindern macht MOKHOF Unterricht 2,122.

6) übereinbringen,

zu Übereinstimmung

HARSDÖRFFER

führen,

vgl.

L E X E R 2, 1610; so k a n ich doch sy (die chronik) mit den latinischen hystorien und cronicka nit mit der Wahrheit

überbringen Reichenauer

chron. 4, 10

7) nd. overbrengen, verschwenden,

part. prät. übergebracht: eine fehre, darauff fünffzig in sechszig pferde übergebracht werden können CHEMNITZ schwed. krieg 2, 257; als Kadu . .. ans land übergebracht wurde CHAMISSO 2, 171; im 17. jahrh. und in der ersten hälfte des 18. jahrh. auch noch überbracht: der wundereiffrige prophet lebt annoch in dem irdischen paradeis, wohin er durch einen feurigen wagen ist überbracht worden ABR. A. S. CLARA mercks Wien (1680) 87. 2) tradere. einen brief, ein geschenk, eine nachricht u. s. w. überbringen, allgemein: im übrigen wird derjenige, der dieses überbringet, unsere abenteur weitl ä u f i g e r erzehlen können

4) convincere,

150

BACH 468B;

SCHILLEH-LÜBBEN

Ü B E R B R I N G E R , m„

profligare

DIEFEN-

a. a. o.

nl. overbrenger; dän.-norweg.

bringer; schwed. öfverbringare. perlator,

over-

legatus STIELER 244.

dat. und acc. sg. zeigen im 17. und IS. jahrh. bei artikelloser Verwendung schwache flexion: euer fürstl. gnaden,

geruhen gnädig, Überbringern dessen . . . anzuhalten HARSDÖRFFER frauenzimmer-gesprechspiele 7, 312; w e n n ich . . . , durch Überbringern, mündlich verständiget w e r d e n möchte B U T S C H K Y hochd. kanz. 52; ich h a b e d e m n a c h Überbringern dieses, bitlich vermocht, meine stelle . . . zu vertreten N E U M A R K palmbaum 298; er w o l l e sein gründliches b e d e n k e n , durch Überbringern dieses w o h l verw a h r e t zurück senden THOMASIUS ernsthafte gedanken (1720) 2,110; da ich auf einer Visitenkarte für Überbringern einen Wechsel trassirte T H Ü M M E L reise 10, 61; schicken sie mir doch durch Überbringern die . . . fünf Louisd'or MOSER 8, 20; befehlen sie (Schiller) Überbringern, w a n n

er mit der kutsche kommen soll IV 16,192 Weim.;

selten

verwendet Güthe die starke flexion: Überbringer, herrn . . ., nehmen sie freundlich auf IV 28, 1 Weim.

fast

stets mit gen. attrib.:

unglücklichen post

den Überbringer dieser

ZIEGLER asiat. Banise

259; von den

Überbringern dieser traurigen Überreste SCHMIDT gesch. d. Deutschen (1778) 2, 575; der Überbringer meines schreibens

SCHUBART briefe

1, 122 Strausz;

B R E N T A N O 4, 330;

der Überbringer der gäbe

Überbringer dieser Zeilen

BISMARCK

gedank. u. erinnergn. 1, 229 volksausg.; der Überbringer der quittung bürgert, gesetzbuch § 370; der Überbringer meiner innigen theilnahme HOFFMANN V . F A L L E R S L E B E N 7, 416; formelhaft: der Überbringer dieses, z. b. SCHNABEL

insel

Felsenbg.

886, 22 Ullrich;

KLOPSTOCK briefe 166

Lappenberg; J. PAUL 7/10, 407; moviertes fem. die Ü b e r b r i n g e r i n perlatrix KIRSCH 298"; allgemein. 2) Verschwender (nd.), profligator DIEFENBACH 463B. 3) klütscher STÜRENBURG (1857) I62 b .

4) im maschinenbau bestimmte wellen oder räder, welche zur kraftübertragung dienen. ÜBERBRINGUNG, f . ,

1) porto,

trasporto

KRAMER

(1678) 1067*; perlatio STEINBACH 1, 175; mit objectsgenitiv: der poet dessen w e r k ist die kräfte der natur in der überbringung des möglichen in den stand der würklichkeit

nachzuahmen

BODMER abhandl.

v. d. wunderbaren

165;

bei gedachter oder ausgesprochener Zielangabe ganz allgemein!

hiermit befohle er seinen leuten, w i e sie es, mit überbringung der prinzessin . . . halten solten A . U . v. B R A U N (1677) 2, 497; überbringung eines gruszes, SCHWEIG Octavia eines schreibens, einer gäbe u. s. w.; überbringung v o n

personen und waaren NICOLAI reise d. Deutschland 2, 412;

u. s. w.

die überbringung v o n Cäsars köpf MOMMSEN

gesch. 8, 894; selten mit subjectsgenitiv:

röm.

leier, insonderheit

die hieroglyphe des schlangenstabes sind die offenbarsten überbringungen des Ägypters HERDER 6 , 404; compos. wie ü b e r b r i n g u n g s a r t , f . , überbringungskosten

frauenzimmer-gesprechspiele l K ? ' ; als Markhold dises lihd verfärtiget hatte, so gahb er solches . ., dem Huldreich, dehr es nahchmahls auch in französische reimen überbrachte ZESEN adriat. Rosemund 103 neudr.; part. überbracht (z. b. BUTSCHKY hochd. kam. 22) und übergebracht: (mir ward) vertraulichen gesagt, dasz X. Y. die gestern wider mich eingelegte schrifft nun ins teutsch

pl. seit dem IS. jahrh.

übergebracht hätten MOSCHEROSCH ges. 2 (1666), 576.

lux. ma.

2) verbringung

(s. o. überbringen 5): ihr werdet mir die

gnad thun, mir zu überbringung desz winters mit einer danckbarkeit verhülfflich zu erscheinen HARSDÖRFFER

secretarius 2, 465. ÜBERBRUCH, m., excessus violentus in der rechtssprache des 15. jahrh.,

vgl.

HALTAUS 1813; iwerbrücht

194".

10*

muthwille

151

ÜBERBÜGELN-ÜBERBÜRGERN

ÜBERBRÜCKE—ÜBERBÜCKEN

ÜBERBRÜCKE, f . , brücke, verengt verbindungsgang: das gouvernementsgebäude, dessen oberer stock durch eine hölzerne überbrücke mit dem fürstenwalle zusammenhing IMMERMANN 18, 45. ÜBERBRÜCKEN, v„ nl. overbruggen. untrennbare und, trennbare (s. u. 2) Verbindung. 1) ripas ponticulo conjungere S T I E L E R 248; viam super amnem construo STEINBACH 1, 209; einen flusz, eine kluft überbrücken: der häufe aus dem Teckelnburger lande . . . hat . . . das wasser nemen und überbrücken wollen C. SPANGENBERG Mansf. chron. (1572) 442»; er . . ., überbrückte mit Straszburger schiffen die Rheinarme LAUBE 15, 326; das II. Bayrische korps . . . überbrückte den flusz bei Corbeil MOLTKE 3, 119; die eisspalten (des zugefrorenen sees) müssen mit brettern überbrückt werden R I T T E R erdkunde 3, 103; das pari, häufig in attrib. function: ein vielfach überbrückter waldbach AUERBACH 1, 7; der herbe wind von norden beherschet jetzt die ganze luft, erfüllt das land mit eis und schnee, u n d überbrücket flusz' u n d see GROB dichter, versuchg. (1678) 129; scharfer frost h a t überbrückt j e n e n ström RÜCKERT 4, 115; ihr werdet endlich gar m i t ewrer feinde rücken selbst noch den schnellen strohm des E u p h r a t s überbrücken KÖNIG ged. 102;

das meer überbrücken:

er h ä t t e selbst die see mit schiffen überbrücket A. U. v. B R A U N S C H W E I G Octavia 3, 685; es kan ein schnelles schiff die wellen ü b e r b r u k k e n frauensimmergesprechspiele 5 vorr. 3.

HARSDÖRFFER

häufig bildlich: auch diese Verschmelzung blieb ein rausch, der verflog und den Zwiespalt der naturen nicht überbrückte POLENZ Grabenhäger 1, 317. reflexiv: die kluft zwischen ihm und uns scheint sich zu überbrücken NIETZSCHE 4, 142.

2) in trennbarer Verbindung: jemanden oder etwas über einen flusz usw. hinüberbringen: könig Carl hat sich an die Elbe gemacht, einen auserlesenen zeug mit sich geführet, bald übergebrücket, und das kriegsvolck hinüber gesetzt C. SPANGENBERG mansf eidische chron. (1572) 83"; das sie überbrücken sollen über die Motlaw SCHÜTZ historia rerum Prussic. (1592) 7, Ol*; sayndt aber (die Schiffbrücken) am fertigsten zu führen, überzubrücken, und wider abzuthun K I R C H H O P militaris discipl. 102. Ü B E R B R Ü C K U N G , f . , conjunctio pontis S T I E L E R 248; STEINBACH 1, 209; die Franzosen haben überbemelten Ticzin gebrugkt und wie wol dye Hispanier am wasser gelegen, so haben sie doch der überbruckung der Franzosen nit Widder stehen mögen quelle (1523) bei D I E F E N BACH-WÜLCKER 879; eine überbrückung des Rheins galt noch für unmöglich TREITSCHKE deutsche gesch. 4, 595. pl.: überbrückungen BENZLER 2, 238. bildlich allgemein, z. b.: überbrückung von gegensätzen u. ä. ÜBERBRÜHEN, v„ mit siedendem wasser übergieszen. untrennbare verb. brullare KRAMER (1678) 1067*; die groszen wurtzen (vom bocksbart) werden . . . überbrüht, und die schwartze haut davon abgezogen HOHBERG georgica curiosa l, 484. bildlich: da der anblick deiner uniform ihn augenblicklich mit misztrauen überbrühte BARTSCH Haindlkinder (1908) 83. ÜBERBRÜLLEN, v., musik oder geräusch brüllend übertönen. nl. overbrullen. untrennbare verb.: musik ertönte — siegesgeschrey überbrüllte sie KLINGER werke 5,314; wenn die Deimerstetter ein lied begannen, sangen die Renkinger ein anderes drein und überbrüllten sie AUERBACH dorfgesch. 5,177. ähnlich: ü b e r b r u m m e n , « ; . , vgl. CAMPE 5 , 1 0 . ÜBERBRÜTEN, v„ brütend bedecken, untrennbare verb.: der himmel überbrütet uns so still und schläfrig LENAU an Lömnthal 54 Frankl. reflexiv: wenn's fieberhaft durchaus im Staate wüthet und ttbel sich in ttbeln überbrütet GÖTHB 15,10 Wehn. Ü B E R B Ü C K E N , v. l)jemanden oder sich nach vorne beugen, trennbare Verbindung: indem er sich vorne überbückte BODE Tristram Schandy 8, 61. verengt: einen überbücken =jemanden züchtigen B E R N D Posenerspr. 325; auch absolut

152

überbücken = sich einer Züchtigung, demüthigung unterziehen : alldieweil derselbe (Luther) bey ihnen (den Jesuiten) . . . in ihren satyris und teufelsgetichten allermeiszt musz herhalten und überbücken R I N C K H A R T christl. ritter 9 neudr.; die buren haben sich verschworen, sie wollen allen stadtleuten die halse brechen, und wenn ich nicht flugs den ehrbaren mantel erdappet hätte, als ein gemeineltester, so hätte ich schon müszen überbucken W E I S E unvergnügte seele 103. 2) als untrennbare Verbindung: zu viel bücken CAMPE 5,10. ÜBERBÜGELN, v„ wasche oberflächlich oder nochmals plätten CAMPE 5, 10. ÜBERBUND, m., vis praevalens SCHERZ gloss. 1696; nach mhd. wb. 1, 135 der ausbund, die schaufalte, die wäre, welche als beste zum muster dient und den übrigen stücken übergebunden wird, vgl. oben ausbund th. l sp. 841. in dieser bedeutung jedoch litterarisch nicht belegt, es läszt sich als Steigerung zu bund stellen wie überlast zu last, Übermacht zu macht: Jesus in der sele grund ist alles zartes ein Überbund Suso deutsche Schrift. 400, 25; und das du (Emser) deyner klugheyt Überbund auch sihest, so höre zu L U T H E R 7, 665 Weirn.; hierzu ü b e r b ü n d i g , adj., vgl. LEXER 2, 1611; das macht dein überbündtig kriegskunst, du tregest den spiesz bey der spitzen gegen dich L U T H E R 7, 635 Weim. 2) Schweiz.: die übertragene schuld HUNZIKER 269 (vgl. o. überbinden 3). ÜBERBUNT, adj., sehr bunt, zu bunt: nun glühen schon des paradieses weiten in überbunter pracht GÖTHE 1, 189 Weim. adverbiellen gebrauch merkt FOLLMANN lothr. ma. 262* an. ÜBERBÜRDE, f . 1) incommoditas MAALER 442"; onus gravissimum

S T I E L E R 134; onus

DENTZLER 294"; s o w i r

alt werden, so sint wir allen menschen ein überbürd KEISERSBERG bilgersch. 70A. 2) superfötation

JABLONSKI 805 B .

ÜBERBÜRDEN, v„ überladen, untrennbare verb., aliquid oneris adjungere, addere STIELER 134. meist metaphorisch: die edeln geschlechter . . . hatten den gemeinen 'säckel mit schulden überbürdet R I E H L gesch. aus alter zeit l, 8; der Jakob sah auf fleisz und treue, überbürdete keinen mit arbeit ROSEGGER l, 153; ist die heutige jugend mit Schularbeiten überbürdet? KOTELM AN N (1881) titel. in der pädagogischen litteratur des 19. jahrh. viel gebraucht (s.u. überbürdung), pari, überbürdet in attrib.function: überbürdete maschine EBNER-ESCHENBACH 3, 118; überbürdetes gemüth GUTZKOW zauberer v. Rom 7, 16. ÜBERBÜRDIG, adj., lästig, heute veraltet, beten, betrachten und anders gutes, das schmackt dir nit, es ist dir maszleidig und überbürdig KEISERSBERG bilgersch. 59°. ÜBERBÜRDLICH, adj. 1) zu schwer lastend: ebener gestalt wird das gemüt mit mäsiger arbeyt gemehret, mit überbürdlicher ersäufet F I S C H A R T ehzuchtbüchlin (Hauffen 3) 300, 21. 2) beschwerlich, lästig: ein solich person, die allermengklich überbürdlich ist, sie ist unlustig, wunderlich und ganz gebresthaftig KEISERSBERG pred. U4». ÜBERBÜRDUNG, f . , zu grosze belastung: der pfarrer von Rasselwitz predigte nun eine Zeitlang in Oberglogau, kann dies jedoch wegen überbürdung nicht länger ausführen acta publica d. schles. fürsten etc. 7,167; die bauern gegen die willkürlichen überbürdungen der grundherrn sicher stellen RANKE 43, 13; überbürdung der erbschaft mit Vermächtnissen JHERING geist d. römisch, rechts 3\ 72; ü. der Sklaven PESCHEL Völkerkunde 320; ü. der schüler BRUNN kl. sehr. 3, 255. zum vielgebrauchten Schlagwort wurde ü. im kämpf um die Schulreform in der 2. hälfte des 19. jahrh., vgl. den artikd überbürdung in REIN handb. d. pädagogik 9 1 , 311; hier auch comp, wie überbürdungsfrage, -meierei u. a. ÜBERBÜRGERN, v„ übersiedeln und einbürgern, trennbare verb.: der karneval ist ein in Köln seit menschengedenken einheimisches fest, es mag von den Römern übergebürgert sein telegraph 1843 nr. 34 s. 153; sie war in ein anderes haus übergebürgert ALEXIS ruhe ist d. e. bürgerpflicht 4, 74.

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ÜBERDACHEN-ÜBERDAS

ÜBERBÜRSTEN-ÜBERDACH

ÜBERBÜRSTEN, v., oberflächlich bürsten, nochmals bürsten, untrennbare verb., als trennbare verb. mit bedeutungsdifferenzierung besprochen bei CAMPE 5, 10. ÜBERBURZEN, ÜBERBÜRZEN, ÜBERBURZELN, ÜBERPURZELN, ÜBERBÜRZELN, v., vgl.o.: burzen, burzeln th. 2 sp. 555. 1) kopfüber stürzen: so hebt sich der fisch auf im meer, die schiff mit ungstüm UberpUrzt und sie in grund des meeres stürzt HANS SACHS 22, 314 Keller-Qötze.

meist reflexiv oder absolut: far un capitombolo KRAMER (1678) 1067"; praecipitem collabi KIRSCH (1728) 298»; unser mitgesell Elponer hat sich die stieg ab überburtzt und sein hals ab zu tod gesturtzt HANS SACHS 12, 84 Keller; seitdem der witz in den brunnen gefallen sind steine drüber gebaut von allen, nun warnt man jeden nicht nahe zu gehen . . . es heiszt: du könntest dich Uberpürzen, und ebenfalls wie der witz 'nein stürzen TIECK lehr. 13, 290;

den berg härab so überburtzlet das häszlin KEISERSBERG has impfeffer Aa 6 d ; (der bär) überbürtzlet auch vil mals GESNER thierbuch 17; sobald er {der igelfisch) bemerkt, dasz er gefangen ist, so bläst er sich . . . auf, . . . überburzelt OKEN naturgesch. (1839) 6, 116; Christus helt ans zu gut, wenn wier über die sünd fallen, das wier gleych überburtzeln LUTHER 103, vorr. 58, 26 Weim., Axel gab ihm einen solchen backenstreich, dasz ER überpurtzelte BUCHOLTZ Herkuliscus 8; da kommen dan entbor meerhund und Schwein geschwind, die überbUrzlend spihlen WECKHERLIN 2,170;

die personen, so in der oberkeit sitzen, müssen sich imer überportzeln und daumein LUTHER 19, 360 Weim.; Don Kichote . . . sich da uf der erden überportzelte BASTEL v. D. SOHLE Don Kichote (1648) 89; {der schwimmende junge) überpurzelte sich wie ein tümmler LICHTENBERG br. l, 148 2) part. überpurzelt = überdeckt: der bergschlüchtige von felsen überpurzelte waldstrom MÖRIKE 1, 127. ÜBERBUSCHEN, v., mit buschwerk überdecken, auch Midlich: das grosze graue auge ward von dicken brauen Ü b e r b u s c h t LAUBE 9, 69.

ÜBERBUSZE, f . , Zuschlag zur busze. mnd. averbothe, fries. urbote. lasz uns eine sühne machen: dem miszhandelten vierzig mark, dazu zwei mark gold als überbusze DAHLMANN gesch. von Dännemark l, 152, 25. ÜBERBÜSZEN, v„ busze erlegen: die juden geben . . . geistlich . . . thun für, uf dasz sie n i c h t . . . dem richter überbüszeten, das sie ein unschuldigen . . . hetten getodt RISCH paraphrasis Erasmi ü. d. evang. Joh. (1524) QQ 4B. ÜBERCHRIST, m., denn wir haben jetzo neben den freien Christen, mittelchristen, altchristen, Uberchristen u n d r o m c h r i s t e n J. PAUL 37, 26; all das angefaulte corrupte, was sich seither so frech entpuppte, sociokraten und anarchisten, Übermenschen und Überchristen HOPFEN in nord und süd (1902) 301, 9.

ÜBERCHRISTLICH, adj., auf das überchristlich, übergeystlich und überkünstlich buch Bocks Emszers zu Leypczik antwort d. M. L. LUTHER 7, 621 Weim.; aber in der überchristlichen kirchen ists recht, das man zweyzüngig sey, kalt und warm aus einem maul blase 26, 591, 16 Weim.; die überchristlichen und hypermoralischen eiferer GERVINUS gesch. d. deutsch, dichtung 2, 345; hierzu Ü b e r c h r i s t e n t u m , n., z. b. J. PAUL 27, 32; ü b e r c h r i s t l i c h e n , v., Auguste Comte . . . hat mit seiner moralformel das Christenthum Überchristlicht NIETZSCHE 4, 134. ÜBERDACH, n„ vordach, Wetterdach, mhd. überdach oberdach mhd. wb. l, 294 und LEXER handwb. 2,1611; mnd. overdak SCHILLER-LÜBBEN 3,255; nl. overdak. oppansum obirdach (1420) DIEFENBACH nov. gl. 272b; lorica STEINBACH 1, 237; unter einem überdach im winkel des hofes ALEXIS Woldemar l, 56; Wohnungen nach tyroler und schweizerart mit weiten Überdächern gegen schnee und regen RITTER erdkunde 8 , 427; das überdach meines regenm a n t e l s STIFTER 2, 223;

seitwärts des Überdachs schatten zieht dich an GÖTHE 2, 65, 19

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Weim.;

an upper roof, a roof over an other roof LUDWIG teutschengl. wb. 1784; eine über dem herde angebrache Öffnung im dache . . ., die . . . vor dem regen und schnee durch ein kleineres auf pfosten über dem gröszeren dache stehendes überdach geschützt wird HEYNE hausalterthümer l , 28.

ÜBERDACHEN, v., nl. overdaken. mit einem dache versehen; tecto sterno STIELER 287; STEINBACH L, 241; er legte einen danzboden an, überdachte diesen im nächsten jähre OPPERMANN hundert jähre 2, 224. meist im part. prät. gebraucht: überdacht, das in der älteren spräche mit dem, part. von überdecken {s. d.) in form und bedeutung zusammenfallen kann, das ist ein gar schöner tempel und ist mit zin überdacht SCHILTBERGER reisebuch 75, 6; sonsten waren die untern wände . . . mit überhangenden klippen gleichsam überdachet BIRKEN lorbeerhäyn 257; der balcon war überdacht LAUBE 3,150; er . . . blieb bei der mutter auf dem überdachten treppenaltan AUERBACH sehr. 11, 167; ein tanzboden, der mit laubwerk überdacht war BÖHME gesch. d. tanzes 82; ein mit einer leinwandblache überdachter wagen HEER d. könig der Bernina 28. part. praes. überdachend, vorspringend: überdachender kiefer LLLIGERI»-o