Das Horn des Steinbocks: Die Treppen und der Dachkiosk in Dendara als Quellen zum Neujahrsfest, Teil 1 und Teil 2 3447111437, 9783447111430

Das Neujahrsfest war eines der wichtigsten Ereignisse im Kultkalender eines jeden ägyptischen Heiligtums. Außergewöhnlic

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Das Horn des Steinbocks: Die Treppen und der Dachkiosk in Dendara als Quellen zum Neujahrsfest, Teil 1 und Teil 2
 3447111437, 9783447111430

Table of contents :
Umschlag
Titel
Impressum
Inhalt
Teil 1
Vorwort
I Einführung und terminologische Untersuchung
1 Grundlegendes zum ägyptischen Neujahrstag
2 Zur Wahl des Schwerpunktes dieser Arbeit
3 Eine terminologische Studie als Arbeitsgrundlage
3.1 Zu Lesung, Schreibung und Bedeutung von „wp rnpt“
3.1.1 „wp rnpt“ als Bezeichnung des I. „Ꜣḫt 1“
3.1.2 „wp rnpt“ als Monatsbezeichnung
3.1.3 „wp rnpt“ als ursprüngliches Synonym von „prt cpdt?“
3.1.4 Der Geburtstag eines Herrschers? „wp rnpt n ḥm.f“
3.1.5 „wp rnpt“ als persönliches Neujahrsfest eines Gottes
3.1.6 Zur Bedeutung von „wp rnpt sn-nw“
3.2 „tp rnpt“ und „tpj rnpt“: Synonymie oder Differenz?
3.3 Neujahrsbezeichnungen mit solarem Hintergrund
3.4 Das „Fest dessen, der sie erschuf“ und das „Fest ihres Vaters“
3.5 Der „Morgen der Reinheit“
3.6 Die Neujahrsbezeichnung „tr n wjn trw“ auf der Außenwand des Naos
3.7 Die „Nacht des Kindes in seinem Nest“
3.8 „ʿb njꜢw“ als Neujahrsbezeichnung?
3.9 „ḥb tpj“ als Bezeichnung für das Neujahrsfest
3.10 Der „erste Tag der Trunkenheit“
3.11 Weitere Neujahrsbezeichnungen in Dendara
3.12 Vergleich: Neujahrsbezeichnungen in Dendara und Edfu
II Die Treppen W und X sowie der Dachkiosk W’: Transliteration, Übersetzung und Textstruktur
1 Erläuterungen zur Textgliederung
2 Katalog der Textbestandteile
3 Die Kammer der östlichen Treppe V („sḥ n tꜢ-rd“)
4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W
4.1 Die Zugänge
4.2 Die linke (aufsteigende) Hälfte der Festprozession
4.2.1 Die Bandeauinschriften
4.2.2 Erster Teil der Prozession: König und Standartenträger
4.2.3 Zweiter Teil der Prozession: Vorlesepriester und Gabenträger
4.2.4 Dritter Teil der Prozession: König, Königin und Naosträger
4.3 Die rechte (absteigende) Hälfte der Festprozession
4.3.1 Die Bandeauinschriften
4.3.2 Erster Teil der Prozession: König und Standartenträger
4.3.3 Zweiter Teil der Prozession: Vorlesepriester und Gabenträger
4.3.4 Dritter Teil der Prozession: König, Königin und Naosträger
4.4 Die Decke
5 Der Dachkiosk W’
5.1 Die Zugänge
5.2 Die Architrave
5.3 Die inneren Schrankenwände
5.4 Die äußeren Schrankenwände
5.5 Die Säulen
6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X
6.1 Die Zugänge
6.2 Die linke (absteigende) Hälfte der Festprozession
6.2.1 Die Bandeauinschriften
6.2.2 Erster Teil der Prozession: König und Standartenträger
6.2.3 Zweiter Teil der Prozession: Vorlesepriester und Gabenträger
6.2.4 Dritter Teil der Prozession: König, Königin und Naosträger
6.3 Die rechte (aufsteigende) Hälfte der Festprozession
6.3.1 Die Bandeauinschriften
6.3.2 Erster Teil der Prozession: König und Standartenträger
6.3.3 Zweiter Teil der Prozession: Vorlesepriester und Gabenträger
6.3.4 Dritter Teil der Prozession: König, Königin und Naosträger
III Analyse und Auswertung: Das Neujahrsfest nach den Inschriften der Treppenhäuser und des Kiosks
1 Kontext: Die Räumliche und zeitliche Einbettung der Treppen und des Kiosks in das
Festgeschehen
1.1 Die Krypten
1.2 Das „pr-wr“
1.3 Der „Couloir mystérieux“ und die umliegenden Kapellen
1.4 Die Stoffkammer P
1.5 Die Schatzkammer Q
1.6 Kammer F
1.7 Die Wabet und ihr Hof
1.8 Das Goldhaus X–R und Raum XX
1.9 Der Pronaos
1.10 Das römische Mammisi
1.11 Der Isistempel
2 Architektur und Funktion: Die Treppen und der Kiosk als zentrale Schauplätze der Festhandlungen
2.1 Die Treppen (W, X) und die Treppenkammer (V)
2.1.1 Zum architektonischen Aufbau und zur Dekorationssystematik der
Treppenhäuser
2.1.2 Architekturgeschichtlicher Kontext und Symbolik der Treppen
2.1.3 Bezeichnungen der Treppen
2.1.4 Die Rolle der Treppen im Festgeschehen
2.1.5 Bezeichnung, Funktion und Dekoration der Treppenkammer V
2.2 Das Dach und der Kiosk
2.2.1 Zum architektonischen Aufbau und zur Dekorationssystematik des Kiosks
2.2.2 Architekurgeschichtlicher Kontext des Daches und des Kiosks
2.2.3 Bezeichnungen des Daches und des Kiosks
2.2.4 Die Rolle des Kiosks im Festgeschehen
Teil 2
3 Personal: Die Festteilnehmer
3.1 Die Göttin Hathor
3.2 Der Sonnengott
3.3 Die Gottheiten in den Naoi hinter Hathor
3.4 König und Königin
3.5 Standarten und Standartenträger
3.6 Vorlesepriester und Gabenträger
3.7 Die Naosträger
3.8 Schutzgötter und andere Göttergruppen
3.8.1 Göttergruppen an den Zugängen des Kiosks
3.8.2 Göttergruppen auf den Schrankenwänden des Kiosks
3.8.3 Göttergruppen auf den Säulen des Kiosks
3.8.4 Göttergruppen an der oberen Tür zu Treppe X
3.8.5 Die zweigeteilte Göttergruppe in Treppenkammer V
3.9 Die Bevölkerung aus der Umgebung des Tempels
3.9.1 Aussagen zu verschiedenen Bevölkerungsgruppen in den Treppen und im Kiosk
3.9.2 Das Sonnenvolk am Neujahrsfest und die Rolle der „nwt wsḫt wrt“
4 Zeit, All und Mythos: Chronologische Abläufe, Ereignisse am Himmel und ihre theologische Interpretation
4.1 Der Zeitpunkt des zentralen Rituals
4.2 Die Vereinigung mit der Sonnenscheibe als zentraler Moment des Festes
4.2.1 Der Augenblick der Vereinigung in Dendara nach den Textquellen
4.2.2 Der Bezug des „ẖnm jtn“ zum Himmelsgeschehen und seine mythologische Ausdeutung
4.2.3 Überlegungen zu Zweck und Bedeutung des „ẖnm jtn“
4.2.4 Zur Geschichte des Vereinigungsrituals und seinen potenziellen Vorläufern
4.2.5 Zum „ẖnm jtn“ in anderen Tempeln und an anderen Festen
5 Inventar: Festspezifische Gegenstände und Neujahrsgaben
5.1 Kultstatuen
5.2 Die Götterschreine und ihre Tragekonstruktion
5.3 Die Prozessionsbarke
5.4 Stäbe
5.5 Mineralien, Metalle und Schmuck
5.6 Speise- und Pflanzenopfer
5.7 Alkoholische Getränke
5.8 Neujahrswasser, Räucherwerk und Natron
5.9 Salben und Stoffe
5.10 Kronen
5.11 Die Fackel am Neujahrsmorgen
5.12 Besondere Gaben für Hathor
6 Form: Textmuster zur Beschreibung des Neujahrsfestes
6.1 Begleittexte zu Darstellungen [BT]
6.2 Ritualszenen [RS]
6.3 Monographien [MG]
6.4 Affirmationsformular [A]
6.5 Hymnen und betitelte Begleittexte zu Ritualhandlungen [H], [BR]
6.6 Mischformen auf Basis einer Festerzählung [HFE], [BT/FE], [BT/HFE]
6.7 Zu den verwendeten Textmustern und der Methode der Kompilation
IV Synthese
V Résumé en français
Synopsen ausgewählter Texte in Umschrift
Bibliographie
Indices
Ägyptischer Wortindex
Deutscher Wortindex
Stellenindex
Tafeln
Farbtafeln

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SSR 23 Rickert · Das Horn des Steinbocks · Teil 1

Studien zur spätägyptischen Religion  23

Alexa Rickert

Das Horn des Steinbocks Die Treppen und der Dachkiosk in Dendara als Quellen zum Neujahrsfest

Harrassowitz

Teil 1 und Teil 2

www.harrassowitz-verlag.de

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Harrassowitz Verlag

Heidelberger Akademie der Wissenschaften

29.05.19 11:11

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

Studien zur spätägyptischen Religion Herausgegeben von Christian Leitz Band 23

2019

Harrassowitz Verlag · Wiesbaden

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

Alexa Rickert

Das Horn des Steinbocks Die Treppen und der Dachkiosk in Dendara als Quellen zum Neujahrsfest Teil 1

2019

Harrassowitz Verlag · Wiesbaden

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

Dieser Band wurde im Rahmen der gemeinsamen Forschungsförderung von Bund und Ländern im Akademieprogramm mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Baden-Württemberg erarbeitet.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Bibliographic information published by the Deutsche Nationalbibliothek The Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available on the internet at http://dnb.dnb.de.

Informationen zum Verlagsprogramm finden Sie unter http://www.harrassowitz-verlag.de © Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen jeder Art, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung in elektronische Systeme. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck und Verarbeitung: Memminger MedienCentrum AG Printed in Germany ISSN 2190-3646 ISBN 978-3-447-11143-0 e-ISBN PDF 978-3-447-19826-4

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Für E.

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Inhalt Teil 1 Vorwort ............................................................................................................................................... XI I

Einführung und terminologische Untersuchung ............................................................................ 1 Grundlegendes zum ägyptischen Neujahrstag.......................................................................... 2 Zur Wahl des Schwerpunktes dieser Arbeit ............................................................................ 3 Eine terminologische Studie als Arbeitsgrundlage ................................................................... 3.1 Zu Lesung, Schreibung und Bedeutung von wp rnpt ...................................................... 3.1.1 wp rnpt als Bezeichnung des I. #Xt 1 .................................................................... 3.1.2 wp rnpt als Monatsbezeichnung ........................................................................... 3.1.3 wp rnpt als ursprüngliches Synonym von prt cpdt? ............................................. 3.1.4 Der Geburtstag eines Herrschers? wp rnpt n Hm.f................................................ 3.1.5 wp rnpt als persönliches Neujahrsfest eines Gottes ............................................. 3.1.6 Zur Bedeutung von wp rnpt sn-nw ....................................................................... 3.2 tp rnpt und tpj rnpt: Synonymie oder Differenz? ............................................................ 3.3 Neujahrsbezeichnungen mit solarem Hintergrund .......................................................... 3.4 Das „Fest dessen, der sie erschuf“ und das „Fest ihres Vaters“ ...................................... 3.5 Der „Morgen der Reinheit“ ............................................................................................. 3.6 Die Neujahrsbezeichnung tr n wjn trw auf der Außenwand des Naos ............................ 3.7 Die „Nacht des Kindes in seinem Nest“ .......................................................................... 3.8 ob nj#w als Neujahrsbezeichnung? ................................................................................... 3.9 Hb tpj als Bezeichnung für das Neujahrsfest ................................................................... 3.10 Der „erste Tag der Trunkenheit“ ..................................................................................... 3.11 Weitere Neujahrsbezeichnungen in Dendara .................................................................. 3.12 Vergleich: Neujahrsbezeichnungen in Dendara und Edfu...............................................

1 1 4 8 9 12 14 17 19 20 23 24 31 33 35 37 40 46 52 53 55 57

II Die Treppen W und X sowie der Dachkiosk W’: Transliteration, Übersetzung und Textstruktur 65 1 Erläuterungen zur Textgliederung ............................................................................................ 68 2 Katalog der Textbestandteile .................................................................................................... 69 3 Die Kammer der östlichen Treppe V (sH n t#-rd) ..................................................................... 79 4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W .............................................................................. 111 4.1 Die Zugänge .................................................................................................................... 111 4.2 Die linke (aufsteigende) Hälfte der Festprozession ......................................................... 121 4.2.1 Die Bandeauinschriften ........................................................................................ 121 4.2.2 Erster Teil der Prozession: König und Standartenträger ...................................... 125 4.2.3 Zweiter Teil der Prozession: Vorlesepriester und Gabenträger ........................... 132 4.2.4 Dritter Teil der Prozession: König, Königin und Naosträger ............................... 139 4.3 Die rechte (absteigende) Hälfte der Festprozession ........................................................ 146 4.3.1 Die Bandeauinschriften ........................................................................................ 146 4.3.2 Erster Teil der Prozession: König und Standartenträger ...................................... 148 4.3.3 Zweiter Teil der Prozession: Vorlesepriester und Gabenträger ........................... 153

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VIII

Inhalt

4.3.4 Dritter Teil der Prozession: König, Königin und Naosträger .............................. 162 4.4 Die Decke ....................................................................................................................... 169 5 Der Dachkiosk W’ ................................................................................................................... 172 5.1 Die Zugänge ................................................................................................................... 172 5.2 Die Architrave ................................................................................................................ 192 5.3 Die inneren Schrankenwände ......................................................................................... 193 5.4 Die äußeren Schrankenwände......................................................................................... 206 5.5 Die Säulen ...................................................................................................................... 224 6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X ................................................................. 262 6.1 Die Zugänge ................................................................................................................... 262 6.2 Die linke (absteigende) Hälfte der Festprozession ......................................................... 280 6.2.1 Die Bandeauinschriften ....................................................................................... 280 6.2.2 Erster Teil der Prozession: König und Standartenträger ..................................... 283 6.2.3 Zweiter Teil der Prozession: Vorlesepriester und Gabenträger ........................... 288 6.2.4 Dritter Teil der Prozession: König, Königin und Naosträger .............................. 294 6.3 Die rechte (aufsteigende) Hälfte der Festprozession ...................................................... 300 6.3.1 Die Bandeauinschriften ....................................................................................... 300 6.3.2 Erster Teil der Prozession: König und Standartenträger ..................................... 303 6.3.3 Zweiter Teil der Prozession: Vorlesepriester und Gabenträger ........................... 314 6.3.4 Dritter Teil der Prozession: König, Königin und Naosträger .............................. 327 III Analyse und Auswertung: Das Neujahrsfest nach den Inschriften der Treppenhäuser und des Kiosks .............................................................................................................................. 339 1 Kontext: Die Räumliche und zeitliche Einbettung der Treppen und des Kiosks in das Festgeschehen .......................................................................................................................... 339 1.1 Die Krypten .................................................................................................................... 340 1.2 Das pr-wr ....................................................................................................................... 346 1.3 Der Couloir mystérieux und die umliegenden Kapellen ................................................ 349 1.4 Die Stoffkammer P ......................................................................................................... 354 1.5 Die Schatzkammer Q ...................................................................................................... 356 1.6 Kammer F’ ..................................................................................................................... 358 1.7 Die Wabet und ihr Hof ................................................................................................... 359 1.8 Das Goldhaus X–R und Raum XX ................................................................................ 366 1.9 Der Pronaos .................................................................................................................... 372 1.10 Das römische Mammisi .................................................................................................. 380 1.11 Der Isistempel ................................................................................................................. 384 2 Architektur und Funktion: Die Treppen und der Kiosk als zentrale Schauplätze der Festhandlungen ........................................................................................................................ 386 2.1 Die Treppen (W, X) und die Treppenkammer (V) ......................................................... 386 2.1.1 Zum architektonischen Aufbau und zur Dekorationssystematik der Treppenhäuser ..................................................................................................... 386 2.1.2 Architekturgeschichtlicher Kontext und Symbolik der Treppen ......................... 396 2.1.3 Bezeichnungen der Treppen ................................................................................ 400 2.1.4 Die Rolle der Treppen im Festgeschehen ............................................................ 404 2.1.5 Bezeichnung, Funktion und Dekoration der Treppenkammer V ......................... 420 2.2 Das Dach und der Kiosk ................................................................................................. 421

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Inhalt 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.2.4

IX

Zum architektonischen Aufbau und zur Dekorationssystematik des Kiosks ....... 421 Architekurgeschichtlicher Kontext des Daches und des Kiosks .......................... 432 Bezeichnungen des Daches und des Kiosks ......................................................... 440 Die Rolle des Kiosks im Festgeschehen .............................................................. 448

Inhalt Teil 2 3 Personal: Die Festteilnehmer ................................................................................................... 469 3.1 Die Göttin Hathor ............................................................................................................ 470 3.2 Der Sonnengott................................................................................................................ 478 3.3 Die Gottheiten in den Naoi hinter Hathor ....................................................................... 482 3.4 König und Königin .......................................................................................................... 493 3.5 Standarten und Standartenträger ..................................................................................... 499 3.6 Vorlesepriester und Gabenträger ..................................................................................... 513 3.7 Die Naosträger ................................................................................................................ 534 3.8 Schutzgötter und andere Göttergruppen .......................................................................... 540 3.8.1 Göttergruppen an den Zugängen des Kiosks ....................................................... 540 3.8.2 Göttergruppen auf den Schrankenwänden des Kiosks ......................................... 547 3.8.3 Göttergruppen auf den Säulen des Kiosks ........................................................... 552 3.8.4 Göttergruppen an der oberen Tür zu Treppe X .................................................... 558 3.8.5 Die zweigeteilte Göttergruppe in Treppenkammer V .......................................... 560 3.9 Die Bevölkerung aus der Umgebung des Tempels ......................................................... 562 3.9.1 Aussagen zu verschiedenen Bevölkerungsgruppen in den Treppen und im Kiosk............................................................................................................... 562 3.9.2 Das Sonnenvolk am Neujahrsfest und die Rolle der nwt wsXt wrt ...................... 565 4 Zeit, All und Mythos: Chronologische Abläufe, Ereignisse am Himmel und ihre theologische Interpretation ......................................................................................... 570 4.1 Der Zeitpunkt des zentralen Rituals ................................................................................ 570 4.2 Die Vereinigung mit der Sonnenscheibe als zentraler Moment des Festes ..................... 576 4.2.1 Der Augenblick der Vereinigung in Dendara nach den Textquellen ................... 576 4.2.2 Der Bezug des xnm jtn zum Himmelsgeschehen und seine mythologische Ausdeutung .......................................................................................................... 580 4.2.3 Überlegungen zu Zweck und Bedeutung des xnm jtn .......................................... 589 4.2.4 Zur Geschichte des Vereinigungsrituals und seinen potenziellen Vorläufern ..... 591 4.2.5 Zum xnm jtn in anderen Tempeln und an anderen Festen ................................... 593 5 Inventar: Festspezifische Gegenstände und Neujahrsgaben ..................................................... 597 5.1 Kultstatuen ...................................................................................................................... 597 5.2 Die Götterschreine und ihre Tragekonstruktion .............................................................. 603 5.3 Die Prozessionsbarke ...................................................................................................... 609 5.4 Stäbe ................................................................................................................................ 613 5.5 Mineralien, Metalle und Schmuck .................................................................................. 618 5.6 Speise- und Pflanzenopfer ............................................................................................... 626

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X

Inhalt 5.7 Alkoholische Getränke ................................................................................................... 635 5.8 Neujahrswasser, Räucherwerk und Natron ..................................................................... 641 5.9 Salben und Stoffe ........................................................................................................... 648 5.10 Kronen ............................................................................................................................ 657 5.11 Die Fackel am Neujahrsmorgen ..................................................................................... 659 5.12 Besondere Gaben für Hathor .......................................................................................... 662 6 Form: Textmuster zur Beschreibung des Neujahrsfestes ......................................................... 666 6.1 Begleittexte zu Darstellungen [BT] ................................................................................ 667 6.2 Ritualszenen [RS] ........................................................................................................... 673 6.3 Monographien [MG]....................................................................................................... 677 6.4 Affirmationsformular [A] ............................................................................................... 678 6.5 Hymnen und betitelte Begleittexte zu Ritualhandlungen [H], [BR] ............................... 680 6.6 Mischformen auf Basis einer Festerzählung [HFE], [BT/FE], [BT/HFE] ...................... 690 6.7 Zu den verwendeten Textmustern und der Methode der Kompilation ........................... 693

IV Synthese ........................................................................................................................................ 699 V Résumé en français ....................................................................................................................... 705 Synopsen ausgewählter Texte in Umschrift........................................................................................ 711 Bibliographie ...................................................................................................................................... 727 Indices ................................................................................................................................................. 767 Ägyptischer Wortindex............................................................................................................ 767 Deutscher Wortindex ............................................................................................................... 774 Stellenindex ............................................................................................................................. 780 Tafeln 1–41 Farbtafeln 1–7

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

Vorwort Das Horn des Steinbocks war nach altägyptischer Vorstellung aufgrund seiner Ähnlichkeit mit der Jahresrispe eng mit dem Beginn eines neuen kalendarischen Zyklus verknüpft. Dementsprechend spielten im Zuge meiner Studien zum Neujahrsfest im Tempel von Dendara, deren Ergebnisse ich hier vorlege, Neujahrsgeschenke und -opfer in Form von Steinböcken oder ihren Hörnern eine wichtige Rolle. „Horn des Steinbocks“ (ob nj#w) lautet aber auch ein Ausdruck aus den Inschriften der Tempel von Dendara und Edfu, der sowohl den Neujahrstag als auch das Jahr in seiner Gänze meinen kann. So bezieht sich der Titel dieses Buches nicht nur auf eines der wichtigsten Symbole aus dem Kontext des Jahreswechsels, sondern auch auf eine von zahlreichen Neujahrsbezeichnungen, die dem Leser aus heutiger Zeit durch ihre Mehrdeutigkeit oftmals Rätsel aufgeben. Bei der vorliegenden Publikation handelt es sich um die leicht überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die im September 2017 bei der Philosophischen Fakultät der Universität Tübingen eingereicht und am 19. Januar 2018 verteidigt wurde. In der Bibliographie konnte Fachliteratur, die bis einschließlich August 2018 veröffentlicht wurde, berücksichtigt werden. Während der Entstehungszeit der Arbeit erfuhr ich Unterstützung, Zuspruch und Ermutigung von vielen Seiten. In der langen Reihe von Personen, denen ich dafür danken möchte, steht an erster und wichtigster Stelle mein Lehrer und Doktorvater Prof. Dr. Christian Leitz, der nicht nur meine Aufmerksamkeit auf die faszinierenden Hintergründe des Neujahrsfestes lenkte, sondern mich über Jahre hinweg in überaus hohem Maße unterstützte und förderte. Er war es, der mein Interesse an den Tempeltexten der griechisch-römischen Zeit weckte und mir zunächst im Athribis-Projekt, dann im Heidelberger Akademieprojekt „Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens“ die Möglichkeit gab, meine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und mein Wissen zu vertiefen. Auch inhaltlich verdankt diese Arbeit ihrem Erstbetreuer viel, da er insbesondere zu kalendarischen und astronomischen Fragen immer wieder neue Denkanstöße gab und das Manuskript um zahlreiche Korrekturen und Literaturhinweise bereicherte. Ein besonders herzlicher Dank gilt Prof. Dr. Christiane Zivie-Coche, die sich nach meinem dreimonatigen Forschungsaufenthalt an der École Pratique des Hautes Études, Section des Sciences Religieuses (Paris) freundlich bereiterklärte, die Zweitbetreuung zu übernehmen. Den Arbeitsprozess begleitete sie stets mit gleichermaßen wohlwollendem wie kritischem Auge und einem Interesse an meiner wissenschaftlichen Tätigkeit, das über die thematischen Ränder der Dissertation weit hinausreichte. Ihr bin ich für die kontinuierliche Unterstützung besonders in der Abschlussphase, aber auch für zahlreiche Anmerkungen und Ratschläge sehr verbunden. Die Rahmenbedingungen für die Abfassung dieser Arbeit waren, nicht zuletzt aufgrund meiner Beschäftigung im erwähnten Projekt der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, überaus günstig. Die Studie zum Neujahrsfest fügt sich in Phase 2 des Forschungsvorhabens ein, die sich mit dem Tempel in Hinblick auf seine Rolle als ritueller Raum befasst. Der Großzügigkeit der Akademie verdanke ich auch die Finanzierung von mehreren Tagungsreisen, die mir die Möglichkeit der Präsentation meiner Arbeit gaben, die Übernahme der Kosten für das

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XII

Vorwort

digitale 3D-Modell des Dachkiosks und nicht zuletzt den namhaften Druckkostenzuschuss. Der wissenschaftlichen Kommission des Projektes bin ich für Anregungen und Ratschläge sehr zu Dank verpflichtet. Insbesondere ihr Vorsitzender, Prof. Dr. Joachim Friedrich Quack, unterstützte mich durch die Zusendung von unpubliziertem Textmaterial und war immer bereit, Detailfragen zu relevanten Passagen aus dem „Buch vom Tempel“ und verwandten Texten zu beantworten. Durch die überaus große Genauigkeit, mit der er die Arbeit zur Begutachtung las, hat er mich vor manchem Schnitzer bewahrt und die Bibliographie um zahllose Titel erweitert. Hierfür bin ich ihm sehr dankbar. Meine Tätigkeit im Akademieprojekt brachte es auch mit sich, dass ich stets von kundigen Kollegen umgeben war, mit denen ich schwierige Textstellen oder inhaltliche Fragen diskutieren konnte. Für ein offenes Ohr sei allen Projektmitarbeitern, insbesondere aber Dr. Bettina Ventker und Jan Tattko M.A., herzlich gedankt. Auch den Teilnehmern der Doktorandenkolloquien in Tübingen und Paris (hier vor allem Dr. Nicolas Leroux, Dr. Lorenzo Medini und Catherine Châtelet) sowie den Mitgliedern des DFG-Netzwerks CHRONOS bin ich für wichtige Impulse sehr verbunden. Für die Diskussion einzelner Probleme sowie die Zusendung von Textmaterial danke ich Dr. Filip Coppens (Prag), Dr. Angelique Corthals (New York), Prof. Dr. Ulrike Fauerbach (Regensburg), apl. Prof. Dr. Louise Gestermann (Göttingen), Dr. Ogden Goelet (New York) und Dr. Pierre Zignani (Belfort-Montbéliard). Sehr zu Dank verpflichtet bin ich zudem PD Dr. Rita Gautschy (Basel) für einige Berechnungen sowie die freundliche und rasche Beantwortung astronomischer Fragen. Prof. Dr. Klaus Jan Philipp (Stuttgart) verdanke ich den Kontakt zu Dipl.-Ing. Verena Stappmanns, die sofort bereit war, das 3D-Modell des Kiosks zu erstellen. Ihr bin ich für das große Engagement, mit dem sie sich der Aufgabe widmete, sowie für ihre Geduld im Zusammenhang mit der langwierigen Erstellung des Bildmaterials sehr verbunden. Dem Harrassowitz-Verlag, vertreten durch Dr. Barbara Krauß und Jens Fetkenheuer, bin ich für die wie immer angenehme Zusammenarbeit zu Dank verpflichtet. Der mühevollen Aufgabe des Korrekturlesens des analytischen Teils hat sich Dr. Victoria Altmann-Wendling unterzogen. Mein herzlichster Dank gilt dieser nahen Freundin nicht nur für die Diskussion verschiedenster ägyptologischer Probleme, sondern auch für ihren nie versiegenden Zuspruch während der gesamten Entstehungszeit der Dissertation. Unterstützung und freundschaftlichen Beistand erhielt ich auch von Romaine Botzenhardt M.A. und Dr. Barbara Schmal. Ihr Verständnis hat mich durch viele Jahre hindurch und über viele Neujahrstage hinweg begleitet. Für ihre kontinuierliche Unterstützung, Geduld und Ermutigung danke ich meinen Eltern Reinhild und Georg Rickert, die die Arbeit aus der Ferne liebevoll begleiteten. Ihr nicht zu erschütterndes Vertrauen in meine Fähigkeiten hat mich durch manchen schwierigen Moment getragen. Mein innigster Dank aber gilt Dr. Emmanuel Jambon, der mir mit Gelassenheit, Verständnis und wertvollem Rat in allen Phasen des Schreibprozesses beistand. Er hat diese Dissertationsschrift nicht nur durch die Übersetzung der Synthese in das Französische, sondern auch um viele bibliographische und inhaltliche Hinweise bereichert sowie das Textkorpus nochmals durchgesehen. In tiefer Verbundenheit ist ihm diese Arbeit gewidmet. Münster, im März 2019

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I Einführung und terminologische Untersuchung 1 Grundlegendes zum ägyptischen Neujahrstag Das ägyptische Jahr ergriff ihn und führte ihn mit sich im Kreise herum mit den Gezeiten seiner Natur und dem in sich laufenden Rundreigen seiner Feste, als dessen Anfang man dies oder jenes ansehen mochte: das Neujahrsfest zu Beginn der Überschwemmung, das ein unglaublich tumult- und hoffnungsreicher Tag war ‒ verhängnisvoll bedeutsam übrigens für Joseph, wie sich zeigen wird ‒, oder den wiederkehrenden Tag der Thronbesteigung Pharao’s, an welchem ebenfalls alle jubelnden Volkshoffnungen sich jährlich erneuerten, die an dem Urtag selbst, den Beginn der neuen Herrschaft und Zeit, geknüpft gewesen waren: daß nämlich nun das Recht das Unrecht vertreiben und man im Lachen und Staunen leben werde ‒ oder welche Gedächtnis- und Tagesfeier nun immer; denn es war ein Rundlauf der Wiederkehr. Thomas Mann, Joseph in Ägypten, Fünftes Hauptstück

Die Erneuerung eines Jahreszyklus war in den antiken Religionen oftmals mit dem Gedanken an die Bedrohung der Weltordnung durch Chaos und Zerfall verknüpft, die es durch kultische Verfahren zu überwinden galt.1 So wurde beispielsweite am babylonischen Neujahrsfest, das eine Entsprechung zu Beginn der zweiten Jahreshälfte besaß, die Entmachtung des Königs durchgespielt, indem er seine Machtinsignien niederlegen und sich von einem Priester ohrfeigen lassen musste. Erst wenn er vor Marduk einen Rechenschaftsbericht über seine Herrschaft abgelegt hatte und dieser für gut befunden worden war, erhielt er seine Insignien zurück.2 Das attische Anthesterienfest im Vorfrühling, das anfänglich ebenfalls als Neujahrsfeier konzipiert war, ging mit einer temporären Unterbrechung des Kultes für die olympischen Götter und der von Maskenträgern nachgespielten Rückkehr der ursprünglichen Bewohner des Landes einher, die es am Ende des Festes zu vertreiben galt.3 Im alten Ägypten manifestierte sich der teilweise bedrohliche Charakter des Jahreswechsels auf ganz konkrete Weise, denn im Idealfall fiel der Beginn des Kalenderjahres (I. #Xt 1) mit dem Einsetzen der Nilflut zusammen. Das unkontrolliert steigende und anschließend stehende Wassers in den ersten Monaten des Jahres barg unter anderem durch die erhöhte Anzahl von Mücken, Mäusen und Ratten in Siedlungsnähe ein starkes Infektionsrisiko, das sich vermutlich in der Angst vor der „Seuche des 1 2

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Diesem Thema widmet sich die Dissertation von Auffarth, der drohende Untergang (allerdings mit Fokus auf dem archaischen Griechenland, ägyptische Quellen werden nur am Rande berücksichtigt); siehe zudem Huber, Rituale der Seuchen- und Schadensabwehr, 144–155. Siehe Auffarth, der drohende Untergang, 45‒56; Huber, Rituale der Seuchen- und Schadensabwehr, 145–151; Ambos, in: Prechel (Hg.), Fest und Eid, 1‒12 und ders., Der König im Gefängnis; zu den in Uruk und in Assur auf andere Weise als in Babylon durchgeführten akītu-Feiern ebd., 128–138 und Pongratz-Leisten, INA ŠULMI ĪRUB (Hinweis Joachim Friedrich Quack). Vgl. für Zusammenhänge zwischen diesem Fest und der Rechtfertigung des ägyptischen Königs auch Quack, in: ZÄS 127, 2000, 86. Siehe dazu Auffarth, der drohende Untergang, 202‒276, insbesondere 229‒242 (zur Rückkehr der alten Feinde Athens) und 249‒265 (zum Neujahrs-Charakter).

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I Einführung und terminologische Untersuchung

Jahres“ (j#dt rnpt) manifestierte.4 Zugeschrieben wurde die Verantwortung für die Krankheiten und die mit ihnen verbundenen Dämonen einer wütenden Löwengöttin, die meist als Sachmet, seltener als Hathor, Bastet oder Wadjet angesprochen wurde.5 Die gefährliche Übergangsphase begann bereits mit den fünf Epagomenen, die sich an die 360 regulären Tage des ägyptischen Jahres anschlossen und darum als Hrjw rnpt („die auf dem Jahr sind“) bezeichnet wurden. Dass schon dieser Zeitraum eines speziellen Schutzes bedurfte, zeigen insbesondere zwei Texte aus Papyrus Leiden I 346 aus der 18. Dynastie, die explizit diesem Thema gewidmet sind.6 Der sich an die Übergangszeit von fünf Tagen anschließende Neujahrstag, der den eigentlichen Jahreswechsel markierte, fiel idealerweise mit dem Beginn der Nilflut und vor allem mit dem erstmaligen Wiedererscheinen des Sirius kurz vor Sonnenaufgang nach einer Abwesenheit von etwa 70 Tagen (d. i. der heliakische Frühaufgang des Sirius) zusammen.7 Allerdings wich das ägyptische bürgerliche Jahr alle vier Jahre um einen Tag vom Sonnenjahr ab, so dass sich sein erster Tag zunehmend vom Siriusaufgang entfernte. Dass dieser wandelnde bürgerliche Kalender in weiten Teilen des täglichen Lebens im alten Ägypten Anwendung fand, ist unstrittig. In Bezug auf klar datierte Ereignisse in religiösen Texten stellt sich jedoch das grundsätzliche Problem, dass diese zunehmend von ihrem inhaltlichen Bezugspunkt losgelöst erscheinen, wenn man sie innerhalb dieses Kalenderjahres einordnet. Der besagte Aufgang des Sirius fand beispielsweise Mitte des 1. Jhs. v. Chr., zur Zeit der Gründung des Tempels von Dendara, innerhalb des bürgerlichen Kalenders etwa in der Mitte des dritten Monats der Jahreszeit Schemu statt und somit ca. fünfzig Tage vor dem ersten Tag des Jahres am I. #Xt 1.8 Auch Feste, die mit wichtigen jahreszeitlichen Ereignissen (z. B. Aussaat, Ernte) 4

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Leitz, Tagewählerei, 134‒135, 205‒208, 213‒214; Westendorf, in: Karenberg/Leitz (Hgg.), Heilkunde und Hochkultur I, 55‒69; Gnirs, in: Coppens et al. (Hgg.), Royal versus Divine Authority, 124‒136; Theis, Magie und Raum, 619‒622; summarisch Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 93‒95; ders., in: Robinson/Wilson (Hgg.), Alexandria and the North-Western Delta, 188‒189; Herrmann, in: GM 219, 2008, 37‒39. Zwar deutet der Tagewählkalender darauf hin, dass das Seuchenrisiko erst im I. prt seinen Höhepunkt erreichte, aber auch der Jahreswechsel selbst war mit Krankheiten und Gefahren verbunden (siehe die Übersicht bei Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 93). Vgl. zu den Auswirkungen, die eine zu hohe bzw. eine zu niedrige Überschwemmung haben konnte, und für die ägyptische Sichtweise auf diese Problematik Quack, in: Berlejung (Hg.), Disaster and Relief Management, 333–381. Siehe dazu z. B. Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 93, zum Zusammenhang zwischen Sachmet und der Seuche des Jahres vor allem Germond, Sekhmet, 286‒304; Goyon, in: BIFAO 74, 1974, 75‒83. Zuerst publiziert von Stricker, in: OMRO 29, 1948, 55‒70, dann von Bommas, Mythisierung der Zeit (dazu allerdings Leitz, Rez. in: LingAeg 10, 2002, 413‒424 mit zahlreichen Korrekturen); zusammenfassend zu diesem Papyrus auch Quack, in: Greub (Hg.), Das Bild der Jahreszeiten, 88; Pries, Stundenritual, 91; Jankuhn, Schutz des Hauses, 7; Gnirs, in: Coppens et al. (Hgg.), Royal versus Divine Authority, 129‒130; vgl. zur Ritualpraxis Raven, in: Fs te Velde, 275‒291. Zur Bedeutung der Epagomenentage und ihrem Verhältnis zu dem Rest des Jahres im Überblick: Spalinger, in: JNES 54, 1995, 33‒47; Winter, in: WZKM 56, 1960, 262‒266; Tillier, in: CdE 89, 2014, 51–70. Die Forschungsliteratur, die den Zusammenhang von Sothisaufgang, Neujahrstag und Nilflut mehr oder weniger detailliert beschreibt, ist umfangreich und wird an jeweils passender Stelle dieser Arbeit herangezogen. Hier nur eine Auswahl von Überblicksbehandlungen: von Lieven, in: Cancik/Schneider (Hgg.), Der neue Pauly 11, 753‒754, s.v. „Sothis“; Beaux, in: Fs Leclant, 61‒72; Daumas, in: LÄ IV, 466‒467, s.v. „Neujahr“; Kákosy, in: LÄ V, 1110‒1117, s.v. „Sothis“; Germond, Sekhmet, 194‒196; Clerc, in: Fs Vermaseren, 247‒253; Wessetzky , in: BMH 5, 1954, 3‒6. Zum heliakischen Frühaufgang des Sirius unter primär astronomischem Gesichtspunkt: Ramcke, in: SAK 43, 2014, 317‒358; Gautschy, in: ZÄS 138, 2011 (2), 116‒131; de Jong, in: Hornung et al. (Hgg.), Ancient Egyptian Chronology, 432‒438; Aubourg, in: BIFAO 100, 2000, 37‒46; Borchardt/Neugebauer, in: OLZ 30, 1927, 441‒448; zur Bedeutung für den Kalender zusammenfassend Krauss, in: Hornung et al (Hgg.), Ancient Egyptian Chronology, 439‒457. Siehe dazu die Berechnungen von Gautschy zum heliakischen Aufgang des Sirius, wo zum jeweiligen Datum auch der entsprechende Tag des bürgerlichen Kalenders angegeben ist: Gautschy, Der Stern Sirius im Alten

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1 Grundlegendes zum ägyptischen Neujahrstag

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verbunden waren, wären so an einem davon getrennten, sich im Lauf der Zeit verschiebenden Datum gefeiert worden. Zur Lösung dieses Problems hat Christian Leitz die Annahme eines idealisierten bürgerlichen Kalenders vorgeschlagen, der vor allem für religiöse Belange galt, während sich Verwaltungstexte und historische Inschriften des tatsächlichen bürgerlichen Kalenders bedienten. Diese Hypothese wird durch Informationen aus den Sternuhren auf Särgen der 1. Zwischenzeit und des Mittleren Reiches, aber auch durch den Tagewählkalender gestützt.9 Auch der vom bürgerlichen Jahresbeginn geschiedene Sothisaufgang im Kanoposdekret, der dennoch die Bezeichnung wp rnpt trägt, kann als Hinweis auf die Existenz einer solchen „heiligen Zeitrechnung“ gelesen werden.10 Zudem deutet Louis-André Christophes Versuch, die Datumsangaben im Festkalender der Hathor in Edfu mit den Ereignissen des landwirtschaftlichen Jahres zu verknüpfen, darauf hin, dass es sich um einen „calendrier idéal“ handelte.11 Im Umgang mit den Erwähnungen von Kalenderdaten in religiösen Texten aus den Tempeln der griechischrömischen Zeit soll deshalb im Folgenden davon ausgegangen werden, dass ihnen ein idealisierter Kalender zugrunde liegt, in dem der I. #Xt 1 durch den tatsächlichen Sothisaufgang festgelegt wurde. Wann aber begann der Neujahrstag? Die Antwort auf diese Frage ist abhängig vom Beginn des ägyptischen Kalendertages, die seit Jahren Gegenstand einer kontroversen Debatte ist. Hierbei vertreten einige Forscher die Ansicht, dass der Tag mit Anbruch der Dämmerung begann, andere wiederum sind der Meinung, dass der Sonnenaufgang den Anfang des ägyptischen Tages markierte.12 Eine umfassende Darstellung dieser Grundsatzdiskussion ist im Rahmen dieser Arbeit weder nötig noch sinnvoll, es sei aber angemerkt, dass sich die Argumentation in vielen Beiträgen um die Bedeutung des Begriffes HD-t# (Dämmerung oder Zeit nach dem Sonnenaufgang) sowie um die Frage dreht, ob der dadurch beschriebene Zeitraum

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Ägypten und in Babylon, http://www.gautschy.ch/~rita/archast/sirius/sirius.html, dazu grundsätzlich dies., in: ZÄS 138, 2011 (2), 116‒131. Dem Beobachtungsort Dendara würde in der Ortsauswahl Theben am ehesten entsprechen. Der Zusammenfall des Sothisaufgangs mit dem I. #Xt 1 ist bekanntlich erst wieder für 139 n. Chr. belegt, wofür allerdings als Beobachtungsort Memphis anzunehmen ist (ebd., 116‒117, 124; Krauss, in: Hornung et al. (Hgg.), Ancient Egyptian Chronology (2), 442; Ramcke, in: SAK 43, 2014, 318). So Leitz, Sternuhren, 67‒68, siehe dazu auch ders., Tagewählerei, 14, ders., Studien zur Ägyptischen Astronomie, 7 und ders., Quellentexte zur ägyptischen Religion, 69. Ein Idealkalender wurde offenbar auch für den Naos der Dekane verwendet, so Leitz, in: Robinson/Wilson (Hgg.), Alexandria and the North-Western Delta, 183–189. Pfeiffer, Dekret von Kanopos, 246, der allerdings betont, dass es sich nicht um ein fest etabliertes System der Jahreszählung im Sinne eines „Sothisjahres“ gehandelt habe. Anders Perpillou-Thomas, Fêtes d’Égypte, 30‒ 31; Koenen, Agonistische Inschrift, 56; Bonneau, La crue du Nil, 39. Siehe auch Ramcke, in: SAK 43, 2014, 319, der sich zwar nicht für einen Idealkalender ausspricht, aber sehr überzeugend erläutert, warum der Sothisaufgang nicht ohne Bezug auf das wirkliche astronomische Ereignis gefeiert worden sein dürfte. Siehe zum genannten Tag des Siriusaufgangs im Kanopusdekret auch unten, I 3.1.3. Christophe, in: CHE 7, 1955, 35–42. Zugunsten der Morgendämmerung als bestimmendem Faktor hauptsächlich Hornung et al. (Hgg.), in: dies., Ancient Egyptian Chronology, 49‒51; Krauss, in: SAK 32, 2004, 275‒286; ders., in: Bietak (Hg.), The Synchronisation of Civilisations II, 193–195; ders., in: ÄgLev 8, 1998; ders., in: BSEG 14, 1990, 54‒56; ders., Sothis- und Monddaten, 14; Spalinger, Five Views, 51‒85; ders., Rez. in: OLZ 87, 1992, 25; Wells, Rez. in: BiOr 49, 1992, 723–725; für den Sonnenaufgang Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 1‒4; ders., in: ZÄS 120, 1993, 138; Luft, in: Bietak (Hg.), The Synchronisation of Civilisations II, 202; ders., in: Czerny et al. (Hgg.), Timelines, 207‒215; ders., Chronologische Fixierung, 14; ders., in: AltorForsch 14, 1987, 3‒11, dazu korrigierend ders., in: DE 18, 1990, 35‒36. Siehe zum Einfluss, den die Festsetzung des Tagesbeginns auf bestimmte Fragen der ägyptischen Chronologie hat, zuletzt Gautschy, in: ZÄS 138, 2011 (1), 1‒19 (vgl. auch dies., in: ZÄS 138, 2011 (2), 124).

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I Einführung und terminologische Untersuchung

dem alten oder den neuen Tag zuzurechnen ist.13 Die Tatsache, dass sich hierzu widersprüchliche Belege finden, deutet jedoch darauf hin, dass es sich bei HD-t# nicht um einen mit Präzision angewandten astronomischen Terminus handelt, so dass er nicht zur Lösung dieses Problems herangezogen werden kann.14 In der Theologie des Tempels von Dendara, die den Rahmen der vorliegenden Untersuchung bildet, ist die Sachlage in Bezug auf den Tagesbeginn klar: Hier ist die Geburt der Göttin Isis in der „Nacht des Kindes in seinem Nest“, das mit dem Frühaufgang der Sothis vor Sonnenaufgang korrespondiert, mit der Übergangszeit der Epagomenentage verbunden. Dabei kann das astronomische Ereignis nur dem letzten Tag des Jahres, dem 5. Epagomenentag, zugewiesen werden.15 Die Quellen aus diesem Kontext deuten also darauf hin, dass die Ereignisse in der Dämmerung noch dem alten Tag und Jahr zugehörig sind, während der Sonnenaufgang – darüber sind sich ohnehin alle Bearbeiter einig – zum neuen Kalendertag und somit zum ersten Tag des neuen Jahres gehört.16

2 Zur Wahl des Schwerpunktes dieser Arbeit Die vorliegende Studie versucht, eine Forschungslücke zumindest teilweise zu schließen, die in Bezug auf das Neujahrsfest immer noch besteht, obwohl es sich um eines der wichtigsten Ereignisse im ägyptischen Kultkalender handelte. Zwar finden sich zu diesem Thema einige Publikationen, die das Fest summarisch behandeln17 oder einzelne Aspekte18 untersuchen, eine Detailstudie zu den genauen Abläufen sowie den theologischen Hintergründen dieses Festtages, die vor allem auf den philologischen Quellen basiert, steht hingegen noch aus. Obwohl der Zusammenhang zwischen dem Jahresbeginn, der Nilflut und dem heliakischen Frühaufgang des Sirius in seinen Grundzügen bis ins Alte Reich zurückverfolgt werden kann, finden sich umfangreiche Informationen zur Theologie und Ritualpraxis des Neujahrsfestes

13 Wb III, 208, 7–9: „der Morgen, der Tagesanbruch“; um diesen Begriff kreisen z. B. Teile der Argumentation bei Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 1–2; Krauss, in: BSEG 14, 1990, 54–55; ders., in: SAK 32, 2004, 283–286; Hornung et al. (Hgg.), in: dies., Ancient Egyptian Chronology, 50. Vgl. für Überlegungen zur Bedeutung von HD-t# Spalinger, in: ZÄS 119, 1992, 144–157; ders., Five Views, 51–85; Jansen-Winkeln, in: SAK 23, 1996, 201–203. 14 Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 1–2 führt zwei Texte an, denen zufolge HD-t# dem kalendarischen Vortag zuzuordnen ist, ein Eintrag in den Tagewählkalender (ders., Tagewählerei, 239–240, vgl. 480, Anm. 1) deutet jedoch auf die Zuweisung zum Beginn des neuen Tages hin. Vgl. auch die Stellensammlung zu HD-t# bei Spalinger, Five Views, 51–85, aus welcher der Autor schlussfolgert, dass die Kombination von HD und t# zeitlich vage und indeterminiert ist (ebd., 83). 15 Siehe dazu ausführlicher unten, I 3.7 und III 1.11 (mit Literatur zum Thema). 16 Das von Krauss, in: BSEG 14, 1990, 55 ersonnene Szenario, das der „Ausklammerung“ von Belegen aus Dendara dient, die auf eine Zuordnung des Sothisaufgangs zum alten Jahr und Tag hindeuten, überzeugt nicht. Seiner Ansicht nach bezeichnet die Geburt der Sothis den unsichtbaren Aufgang des Sterns im Horizont, siehe aber zu mswt „Geburt“ als Terminus für den heliakischen Frühaufgang und somit für das Sichtbarwerden des Sirius Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 138 (hier ebenfalls gegen Krauss) und von Lieven, Grundriss des Laufes der Sterne, 144. 17 So z. B. Cauville, Fêtes d’Hathor, 35‒49; Alliot, Culte d’Horus, 303‒433; Daumas, in: LÄ IV, 466‒472, s.v. „Neujahr“; ders., Dendara et le temple d’Hathor, 96‒101; Borghouts, Nieuwjaar; Fairman, in: BJRL 37, 1954‒ 55, 183‒189; Altenmüller, Die Apotropaia, 123‒135; Coppens, in: Dieleman/Wendrich (Hgg.), UCLA Encyclopedia, 4. 18 So z. B. Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 136‒165 und 181; Germond, Invocations; Eldamaty, in: Hawass (Hg.), Egyptology at the Dawn of the Twenty-first Century, 171‒179.

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2 Zur Wahl des Schwerpunktes dieser Arbeit

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erst in den Tempelinschriften der griechisch-römischen Zeit, woraus sich der zeitliche Schwerpunkt der vorliegenden Studie erklärt.19 Eine thematisch auf den ersten Blick ähnlich gelagerte Arbeit wurde von Angelique Corthals 2003 an der University of Oxford unter dem Titel „The New Year Festival in the Ptolemaic Temples of Upper Egypt“ vorgelegt, aber nie publiziert. Diese Untersuchung hebt offenbar vor allem auf ikonographische und strukturelle Vergleiche zwischen den Belegen der einzelne Tempel ab und unterlässt weitgehend eine genaue Analyse der Textquellen, welche die Grundlage meiner Arbeit sein soll.20 Zwar wäre eine umfassende Bearbeitung des Neujahrsfestes in allen Tempeln der griechisch-römischen Zeit wünschenswert, in Anbetracht der Materialmenge und der lokalen Eigenheiten der einzelnen Kultzentren ist dieses Unterfangen im Rahmen einer Dissertation jedoch nicht zu leisten. Da die zentralen Ereignisse des Neujahrsfestes in den Tempeln dieser Epoche (Aufstieg auf das Dach, Vereinigung mit der Sonnenscheibe) seit langem bekannt sind, während die Einzelheiten des Festgeschehens nach wie vor ungeklärt sind, ist die Detailanalyse einer beschränkten Menge von Textmaterial einer generellen und damit zwangsläufig oberflächlicheren Studie vorzuziehen. Als Primärquellen boten sich für eine Fallstudie die Texte der Treppen und des Dachkiosks an, da die zentrale Bedeutung dieses architektonischen Ensembles für die Neujahrsgeschehnisse außer Frage steht. Der Kiosk wiederum ist nur in Dendara erhalten,21 so dass eine Einschränkung des Themas auf das Raumensemble in diesem Heiligtum nahelag. Die Wahl des Schwerpunkts hat den Vorteil, dass in jedem Kapitel Erkenntnisse zunächst anhand eines in sich geschlossenen theologischen Systems gewonnen werden können, um dann gegebenenfalls in einem zweiten Schritt mit dem Vergleichsmaterial aus Edfu und anderen Tempeln in Verbindung gebracht zu werden. Bislang sind nur Teile der Inschriften der Treppenhäuser und des Kiosks in Dendara in Übersetzung verstreut publiziert und spärlich kommentiert. An umfangreicheren Arbeiten sind vor allem die kaum mit Anmerkungen und nicht mit einer Umschrift versehene Übersetzung von Teilen der Treppeninschriften durch Zeinab El-Kordy und Omaïma El-Shal sowie die Übersetzung der Schrankenszenen des Kiosks durch Khaled Elgawady zu nennen.22 Eine inhaltliche Analyse mit dem Zweck, die in diesem architektonischen Ensemble enthaltenen Informationen zum Neujahrstag herauszufiltern, benötigt als Grundlage also eine umfassende Übersetzung des Textmaterials mit Transliteration (Kapitel II). Das dort zusammengestellte Textkorpus bilden die Inschriften der Treppenhäuser des Hathortempels (X und W), des Dachkiosks (W’) und die Kammer der östlichen Treppe V, deren Bezeichnung (sH n t#-rd) schon auf ihre unmittelbare Zugehörigkeit zur Osttreppe hindeutet (D VII, 139, 8 ‒ 205, 17* mit Taf. 613, 652‒691 und D VIII, 2, 11 ‒122, 6* mit Taf. 692‒801). Bei Bezugnahme auf Texte aus

19 Siehe den Überblick bei Daumas, in: LÄ IV, 466‒467, s.v. „Neujahr“ und die Auflistung von Belegen bei Schott, Festdaten, 959–960 sowie Borghouts, Nieuwjaar. Vgl. auch die Kommentare zu den mutmaßlichen Ursprüngen der Neujahrsbezeichnung wp rnpt in I 3.1 und 3.3. 20 Dies zeigen einige Abschnitte, in die mir die Autorin freundlicherweise Einsicht gewährt hat. Es handelt sich hierbei um das Inhaltsverzeichnis, eine Kurzzusammenfassung der Arbeit auf drei Seiten und ein Überblickskapitel zu den Treppenhäusern in Edfu und Dendara. Der Öffentlichkeit zugänglich und somit zitierbar ist nur der Artikel Corthals, in: Amenta et al. (Hgg.), L’acqua nell’Antico Egitto, 211–219, der einige Ergebnisse der Dissertation zusammenfasst. 21 Siehe für Näheres zu einem entsprechenden, heute zerstörten Gebäude in Edfu Kapitel III 2.2.4. 22 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 39–64 und Elgawady, Schranken, 379–407. Auf diese sowie auf weitere Übersetzungen wird durch Anmerkungen in Kapitel II an den entsprechenden Stellen hingewiesen.

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I Einführung und terminologische Untersuchung

der Übersetzung (Kapitel II) sind die Stellenangaben stets durch einen Asterisk gekennzeichnet. Im Korpus nicht enthalten sind die Texte des Goldhauses X‒R, auch wenn sein Zugang einen Bestandteil der mehrläufigen gewundenen Treppe X bildet. Mit Ausnahme einer Inschrift am äußeren Türpfosten, die wahrscheinlich mit der daneben befindlichen Treppenprozession korrespondiert, weist dieser Raum keine Bezüge zu den Neujahrsfeierlichkeiten auf.23 Architektonisch an die Treppe X angeschlossen sind auch fünf Fenster, die in die Außenwand des Tempels eingelassen sind.24 Die Öffnungen sind mit Sonnenstrahlen, einem Sternenhimmel und links und rechts mit jeweils um eine Achse gruppierten Genien versehen, in deren Beischriften die wohltuende Wirkung des eintretenden Windes und Lichts auf den Tempel und seine Bewohner thematisiert wird. Dazu gehört jeweils eine siebenzeilige Inschrift unterhalb der eigentlichen Fensteröffnung, die den Sonnenlauf in seinen verschiedenen Phasen behandelt und relativ allgemein Aufgaben und Wirkungsweisen des Sonnengottes thematisiert.25 Damit stehen die Texte zwar grundsätzlich in Zusammenhang mit dem Sonnenkult und fügen sich so thematisch in den Neujahrskontext ein, ein eindeutiger Bezug auf dieses Festereignis ist jedoch nicht festzustellen.26 Dies deutet m. E. darauf hin, dass diese Inschriften primär mit der mit der Funktion des Fensters als Lichtöffnung verbunden sind, weswegen die Texte trotz ihrer Positionierung im Treppenhaus nicht in das Hauptkorpus aufgenommen wurden.27 Direkten Anschluss an Treppe X hat des Weiteren ein Durchgang, der von dort aus in die Osiriskapelle West 1 führt.28 Die hier dargestellten Standartenträger sind zwar der Treppe zugewandt und könnten auf den ersten Blick als ihr zugehörig erachtet werden, die Texte aber

23 Der Raum könnte trotzdem am Neujahrstag eine Rolle gespielt haben, auch wenn seine Primärfunktion den Inschriften zufolge eine andere war, siehe dazu unten III.1.8. 24 D VIII, 122, 13 – 126, 14 mit Abb. 4‒9, siehe zur Funktionsweise Zignani, Le temple d’Hathor, 273‒282. 25 Siehe dazu Colin, in: Aufrère (Hg.), ERUV III, 330‒331. Zur Positionierung der Texte unter den Fenstern können vergleichend die langen, senkrechten Inschriftenzeilen unter den löwengestaltigen Wasserspeiern der Tempel aus griechisch-römischer Zeit herangezogen werden, die ebenfalls zu dem darüber befindlichen Element gehören (Hinweis von Bettina Ventker, siehe dies., Der Starke auf dem Dach, 55 mit Abb. 23). 26 Die einzige Stelle, die als Anspielung darauf interpretiert werden könnte, ist D VIII, 126, 10, wo es heißt, die Tochter sähe die Strahlen des Sonnengottes, was mit den Beschreibungen des Hauptrituals am Neujahrstag korrespondiert, jedoch auch auf die Durchführung des xnm jtn an anderen Festtagen verweisen mag (vgl. III 4.2.1 und 4.2.5). 27 Eine Bearbeitung zu den Inschriften der Fenster durch Bettina Ventker, die wie die vorliegende Arbeit im Rahmen des Projektes „Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens“ steht, ist in Vorbereitung und wird in der Reihe SSR erscheinen. Der Ausschluss der Fenster aus dem Textkorpus geschieht – von den erwähnten inhaltlichen Gründen abgesehen – auch im Interesse der projektinternen Arbeitsteilung. Im Horustempel von Edfu, der innerhalb dieser Arbeit für Vergleiche immer wieder herangezogen wird, ist die Situation weniger homogen. In der mehrläufigen U Osttreppe, welche Treppe X in Dendara entspricht, wird der Bereich unter den Fensteröffnungen meist durch Darstellungen von Festteilnehmern eingenommen, die eindeutig der Neujahrsprozession angehören (E IX, Taf. 38a–s). Lediglich in zwei Fällen finden sich unter den Fenstern klar von der Umgebung abgegrenzte Texte: E I, 568, 1–8 und 573, 17 – 574, 7, vgl. Alliot, Culte d’Horus, 412–413. Zumindest der Zusammenhang des erstgenannten Textes zu den Ritualhandlungen auf dem Dach ist deutlicher als in den vergleichbaren Inschriften aus Dendara, zudem korrespondiert er inhaltlich mit der daneben befindlichen Darstellung des Vorlesepriesters, so dass eine Verbindung mit den Festereignissen hier näher liegt. Der zweite Text thematisiert einerseits den Sonnenlauf im Allgemeinen, aber auch die Vereinigung der Lichtstrahlen mit dem Götterbild, kann also thematisch sowohl dem Fenster als auch dem Festereignis zugewiesen werden. Aufgrund dieser Doppeldeutigkeit wird bei Zitaten aus den genannten beiden Texten im Folgenden stets explizit darauf hingewiesen, dass es sich um eine Inschrift handelt, die unter dem Fenster positioniert ist. 28 D XI, 222, 11 – 225, 7 und Taf. 131‒136.

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2 Zur Wahl des Schwerpunktes dieser Arbeit

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richten sich vor allem an Osiris bzw. sprechen von ihm29 und machen damit deutlich, dass die dahinter befindlichen Kapellen den primären Bezugspunkt dieses Architekturelements darstellen.30 Für die Analyse der Inschriften und Darstellungen der Treppenhäuser und des Kiosks in Bezug auf das Neujahrsfest (Kapitel III) herangezogen, nicht jedoch im Quellenkatalog übersetzt und transliteriert, wird natürlich das auf dieses Ereignis bezogene Textmaterial aus dem gesamten Tempel einschließlich der Nebengebäude (Mammisis, Isistempel). Dabei werden vor allem Quellen berücksichtigt, die das Ereignis explizit nennen, vor allem als wp rnpt, aber auch unter Verwendung von selteneren Bezeichnungen wie tr n wjn trw oder Hb qm# sj (siehe I 3.6 und 3.4).31 Ziel dieses Verfahrens ist, zu möglichst eindeutigen Aussagen über den Ablauf und die Inhalte des Neujahrsfestes zu gelangen, ohne Spekulationen allzu viel Raum zu geben. Die Bewegung der Festprozession ist nämlich mitnichten anhand der Texte so eindeutig nachzuvollziehen, wie Sylvie Cauville in ihrer Studie zu den Festen der Hathor in Dendara angibt. Sie erweckt in ihrer summarischen Abhandlung zum ersten Tag des Jahres den Anschein, genau sagen zu können, welche Hymnen von wem zu welchem Zeitpunkt innerhalb des Festablaufes rezitiert wurden und wie der Weg der Prozession verlief. 32 Oft ist aber nicht klar zu erkennen, warum manche der zitierten Texte als Neujahrsverweis gedeutet werden, da sie diesen Kontext nicht wörtlich evozieren. So erwähnt beispielsweise das Bandeau du soubassement im Durchgang zum pr-nsr (Raum M) die Vereinigung mit der Sonnenscheibe,33 woraus sich aber mitnichten ableiten lässt, dass das darüber dargestellte Räucheropfer34 am Neujahrstag vor dem Eintreten der Hathor-Sachmet in diesen Raum stattfand (so Cauville).35 29 So wird z. B. eine Standarte auf der östlichen Seite als tXn Sps wp w#t nt Jwn („prächtiger Ibis, der den Weg des Pfeilers öffnet“) bezeichnet, D XI, 222, 12. Die Rede zu einer anderen Standarte lautet: Jwn mj oq.k HwtNwt snt.k s#.k m s#.k „Pfeiler, komm, mögest du eintreten in das Haus der Nut! Deine Schwester und dein Sohn sind dein Schutz“ (D XI, 222, 11‒15). Im Bandeau wird die Bezeichnung der dahinter liegenden Osiriskapellen angegeben (Hwt-Wsjr m pr-onX-jrw, D XI, 223, 1; siehe dazu Cauville, Dendara X. Index, 170) und die gesamte Dekoration des Durchgangs wird von Kartuschen mit Bezeichnungen des Osiris dominiert (D XI, 223, 6‒8 und 13‒14; 224, 2‒3, 5 und 225, 3). 30 Siehe zur Lage der Treppen sowie der an sie angeschlossenen Räumlichkeiten Taf. 3‒4 (Tempelpläne) und Taf. 8–9 (Treppenschemata). 31 Natürlich können auch bei der Identifikation von Neujahrsbezeichnungen in den einzelnen Texten Ambivalenzen auftreten, siehe dazu z. B. Abschnitt I 3.2 zu tp(j) rnpt, aus dem klar hervorgeht, das manchmal eine Übersetzung im Sinne einer Neujahrsbezeichnung („Jahresanfang“), manchmal aber auch eher eine Übersetzung mit „alljährlich“ angebracht ist. Auch die Bezeichnung wp rnpt ist nicht so eindeutig, wie es zunächst scheint (siehe I 3.1). Im Zuge der Analyse werden in dieser Arbeit also hauptsächlich Quellen herangezogen, die keinen Zweifel an ihrem Neujahrsbezug aufkommen lassen, andernfalls werden verschiedene Möglichkeiten der Interpretation diskutiert. 32 Cauville, Fêtes d’Hathor, 35‒49, vgl. 65. Z. B. „Le jeu du sistre s’accompagnait de la récitation par RêHorakhty lui-même d’un hymne de rédaction héliopolitaine (…)“, „Pendant ces rituels, les prêtres récitaient les textes gravés sur les montants extérieurs, l’un pour Sekhmet, l’autre pour Hathor (…)“ oder „En quittant la chapelle, les prêtre entonnaient les hymnes gravés sur les montants (…)“ (ebd., 39 und 40). Ähnlich ebd., 44: „Quand la déesse quitte la ouâbet, les prêtres entonnent l’hymne gravé dans la cour (…)“. 33 D III, 167, 8‒10: o# n Xns r pr-nsr n nsrt jwnn n wbnt m nbwt r dw# Dt.s m Dryt.s Dsrt r xnm.s jtn m #Xt („Tür des Gehens zum pr-nsr der Flamme, zum Sanktuar derer, die als Goldene aufgeht um ihren Leib im Gemach zu verehren, um sie mit der (Sonnen-)Scheibe am Horizont zu vereinen“). Siehe zum Zusammenhang der Texte des Couloir mystérieux und der ihn umgebenden Kammern mit der Vereinigung mit der Sonnenscheibe unten Abschnitt III 1.3, zum Ritual xnm jtn, das nicht nur am Neujahrsfest stattfand, III 4.2.5. 34 D III, 167, 13 – 168, 7. 35 Cauville, Fêtes d’Hathor, 36: „L’ensemble du pr-nsr est sous la protection de Sekhmet à qui on faisait, avant même d’entrer, une fumigation d’encens (D III, 167‒168).“

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I Einführung und terminologische Untersuchung

Wie von René Preys gezeigt wurde, stehen das Dekorationsprogramm vielmehr im Dienste der allgemeinen Funktionsbestimmung des Raumes und der Charakterisierung der darin befindlichen Gottheit, wobei das Neujahrsfest keine zentrale Rolle spielt.36 Auch in ihrem Buch über die Dekoration des Pronaos attestiert Cauville oftmals vorschnell einen ausschließlichen Zusammenhang mit dem Neujahrsfest, obgleich die Texte eine Vielzahl von Bezügen zulassen. So weist sie Szenen, die das Besänftigen der Sachmet beschreiben, dem Kontext des Jahreswechsels zu, auch wenn sie diesen nicht explizit evozieren.37 Natürlich kann kein Zweifel daran bestehen, dass das Ritual sHtp cXmt eng mit dem Neujahrstag verknüpft ist, es wurde jedoch dem Buch vom Tempel zufolge neben dem I. #Xt 1 auch an mindestens zwei anderen Tagen im Jahr durchgeführt.38 Dies bedeutet selbstverständlich nicht, dass die erwähnten Texte für die vorliegende Studie irrelevant sind, zeigt aber deutlich, dass man bei der ausschließlichen Einordnung von Quellen in den Neujahrskontext vorsichtig sein muss. In ausdrücklicher Abgrenzung von Sylvie Cauvilles Vorgehensweise werden in der nachstehenden Untersuchung also zunächst möglichst eindeutig auf den ersten Tag des Jahres bezogene Texte herangezogen, um zu verlässlichen Aussagen über den Ablauf und Inhalt des Ereignisses zu kommen. Wo den Quellen keine sicheren Informationen zu entnehmen sind, werden Vorschläge gemacht, die jedoch als solche gekennzeichnet sind. Wie die voranstehenden Ausführungen zeigen, liegt der Schwerpunkt dieser Studie vor allem auf der inhaltlichen Auswertung des Textmaterials. Dies bringt es mit sich, dass Untersuchungen zu formalen Aspekten – beispielsweise in Bezug auf textgeschichtliche oder stilistische Merkmale – nur dort durchgeführt werden, wo sie für die Analyse des Textinhaltes von unmittelbarer Bedeutung sind. Die Arbeit erhebt also nicht den Anspruch, einen allumfassenden Textkommentar zu dem bearbeiteten Korpus zu liefern, sondern konzentriert sich vorwiegend auf die darin enthaltenen Informationen zum Ablauf und zur Bedeutung des Neujahrstages.

3 Eine terminologische Studie als Arbeitsgrundlage Für eine Untersuchung, die sich vorwiegend auf eine philologische Basis stützt, liegt es nahe, sich zu Beginn erst einmal mit den im Zusammenhang mit dem Neujahrsfest verwendeten ägyptischen Bezeichnungen auseinanderzusetzen, deren Bedeutungsspektrum möglichst klar auszuloten und festzustellen, inwiefern sie in den zentralen Texten zu dieser Feierlichkeit eine Rolle spielen. Dabei muss natürlich in gewissem Maße auf frühere Epochen zurückgegriffen werden, um die Entwicklung der Begriffe im Lauf der Zeit zu verdeutlichen. Der Schwerpunkt liegt hierbei aber letztendlich – dem Thema dieser Arbeit entsprechend – auf der Verwendungsweise der einzelnen Termini in griechisch-römischer Zeit, insbesondere in Dendara, so dass die auf die pharaonische Epoche bezogenen Ausführungen zwangsläufig den Charakter von Überblicksdarstellungen haben. Die nachstehende Sammlung erhebt ausdrücklich nicht den Anspruch, alle auf das Neujahrsfest bezogenen Bezeichnungen, die sich in ägyptischen 36 Siehe dazu Preys, Les complexes, 272‒274 und die Gesamtinterpretation des pr-nsr 335‒343. Der inhaltliche Schwerpunkt des Raumes liegt damit eindeutig auf dem schützenden Aspekt der Göttin, wobei auch ihr Verhältnis zum Sonnengott eine wichtige Rolle spielt. Auch wenn dies thematisch natürlich mit den Geschehnissen des Neujahrsfestes korrespondiert, steht dieser Zusammenhang eindeutig nicht im Zentrum der Raumdekoration. 37 Siehe z. B. Cauville, Pronaos, 356‒357, bezogen auf D XV, 229, 8 – 230, 15. Vgl. zur Frage nach der Beschränkung des Besänftigungsrituals auf das Neujahrsfest Abschnitt III 3.1. 38 Siehe dazu Quack, in: ARG 2, 2000, 14 und unten, Abschnitt III 3.1.

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3 Eine terminologische Studie als Arbeitsgrundlage

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Quellen finden, abzuhandeln, sondern dient lediglich als Arbeitsgrundlage für die Analyse des Festgeschehens in Dendara und seines theologischen Hintergrundes. Dieses Kapitel befasst sich vorwiegend mit Ausdrücken, die als Bezeichnung für den ersten Tag des Jahres bzw. den Jahresbeginn im Allgemeinen fungieren. Wenn dies nur einen Teil des Bedeutungsspektrums eines Begriffes darstellt, werden die anderen Möglichkeiten ebenfalls besprochen, um eine möglichst klare Abgrenzung zu ermöglichen (so z. B. bei der Vielzahl der Interpretationsmöglichkeiten von wp rnpt in I 3.1). Daneben ist ein Begriff berücksichtigt, der ausdrücklich nicht den Neujahrstag meint, sondern einen Epagomenentag (hrw grH nXn m sS.f, siehe dazu Abschnitt I 3.7). Da sein astronomischer Hintergrund aber gewissermaßen den Auftakt zu den Geschehnissen des Jahresbeginns darstellt und die Inschriften in Dendara dieses Fest häufig parallel zu wp rnpt nennen, ist ihm im Folgenden ein eigener Abschnitt gewidmet. In Kapitel I 3.11 werden in Dendara nur vereinzelt vorkommende Neujahrsbezeichnungen behandelt, abschließend wird ein kurzer Vergleich zu Edfu gezogen (I 3.12). Der Gedanke einer Sammlung von unterschiedlichen Bezeichnungen für den Neujahrstag war den Ägyptern selbst nicht fremd, wie das von Didier Devauchelle bearbeitete demotische Ostrakon ODelM 4-1 zeigt, das neben den Bezeichnungen der fünf Epagomenentage auch fünf verschiedene Namen für den ersten Tag des Jahres enthält, darunter wp rnp#t, ms p#-Ro und #bd 1 #Xt sw 1.39 In Anlehnung an diese Aufzählung, die wahrscheinlich eine Schulübung darstellt, sollen im Folgenden die mit dem Neujahrsfest in Dendara in Zusammenhang stehenden Termini genannt und in ihrer Verwendungsweise und Funktion beleuchtet werden.40 3.1 Zu Lesung, Schreibung und Bedeutung von wp rnpt Der Begriff wp rnpt bzw. wpt rnpt, für den das Wörterbuch die Normalschreibungen

,

und angibt, kann grammatikalisch entweder als Partizip („Eröffner des Jahres“) oder als Infinitiv („Eröffnen des Jahres“) interpretiert werden.41 Ein explizit ausgeschriebenes t ist nur in wenigen Fällen aus dem Alten Reich und dem Neuen Reich belegt.42 Schreibungen der Wortverbindung sind gelegentlich am Ende mit einem komplementären t und einem Strich versehen, was sich jedoch auch auf das zweite Element rnpt beziehen kann.43 Möglich wäre aber, dass alle Schreibungen die t-Endung hinter wp als selbstverständlich implizieren, so dass man sich in Bezug auf die grammatikalische Beschaffenheit des Begriffes letztendlich nicht ganz sicher sein kann.44 Für die Interpretation als wp „Eröffner“ spricht, dass in Texten des 39 Devauchelle, in: SEP 2, 2005, 75‒81. 40 Eine kurze, nicht vollständige Auflistung von Neujahrsbezeichnungen in Dendara findet sich schon bei Cauville, in: Fs Kurth, 45. 41 Siehe Wb I, 300, 13 und 305, 1‒4 sowie Wilson, Lexikon, 222‒223. Die Form mit -t wäre dann als Infinitiv des Verbums 3ae inf. wpj zu interpretieren, während wp rnpt als substantiviertes Partizip zu betrachten wäre. 42 Siehe die von Luft, Chronologische Fixierung, 153 aufgeführten Belege und Wb I, 300, 13 mit den dazugehörigen Belegstellen. Das Wb mutmaßt, ob es sich bei wpt-rnpt und wp rnpt möglicherweise um zwei semantisch voneinander unterschiedene Begriffe handelt. Anhand der wenigen Belege für eine Schreibung mit explizitem t kann dies jedoch nicht nachgewiesen werden. 43 Siehe Luft, Chronologische Fixierung, 153. 44 Siehe dazu Luft, Chronologische Fixierung, 152‒153, Depuydt, Civil Calendar, 82 und Parker, in: RdE 11, 1957, 88, die eher zu wp rnpt tendieren. Gardiner, in: RdE 10, 1955, 11, Anm. 3 behauptet „The authority for wp rnpt is poor and late compare with that for the feminine wpt; see the Belegstellen“, was in Anbetracht der nur drei für Wb I, 300, 13 aufgeführten Belege reichlich übertrieben ist.

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I Einführung und terminologische Untersuchung

Alten Reiches gelegentlich der erste Tag eines Monats so genannt wurde,45 was in der Kombination wp rnpt funktional auf das gesamte Jahr übertragen worden sein könnte. Eine Analogie ist zumindest für den letzten Tag des Jahres belegt: Dieser wird im Grab des Chnumhotep II. in Beni Hasan in Entsprechung zu dem orqj genannten letzten Monatstag orqj rnpt genannt.46 Da keiner der beiden Möglichkeiten begründet Vorzug gegeben werden kann und der Bedeutungsunterschied der beiden Alternativkonstruktionen ohnehin sehr gering ist, wird im Folgenden stets wp rnpt gelesen, ohne jedoch die Deutungsvariante als Infinitiv auszuschließen. Im Tempel von Dendara, dessen Inschriften die Hauptquellen der vorliegenden Arbeit darstellen, konnten insgesamt 139 Nennungen von wp rnpt als Substantiv ausgemacht werden.47 Die dominierende Schreibung stellt hierbei und

mit seinen Varianten (

,

,

) dar, dies kommt insgesamt 89 Mal vor.48 Im Verhältnis dazu weitaus seltener belegt

ist die einfache Schreibung ohne das Festzeichen (

bzw.

oder auch

sowie die erweiterte Form mit der Sonnenscheibe in ihren Varianten (

, 14 Mal49), ,

,

bzw. , , , , insgesamt 16 Mal50). Darüber hinaus finden sich 20 sich mehr oder weniger davon abhebende Schreibungen, die nur je einmal belegt sind (Tab. 1).

45 Siehe die bei Schott, Festdaten, 890‒891, ALex I, 77.0897 und Andreu/Cauville, in: RdE 29, 1977, 7 angegebenen Belege, hinzu kommen die Stellen bei Allen, Hekanakht, 276 (Index s.v. wpw). 46 Urk. VII, 29, 18, vgl. Wb I, 212, 8; siehe dazu auch Belmonte Avilés, in: Tde 2, 2003, 39 und Spalinger, Private Feast Lists, 38, der glaubt, dass sich diese Bezeichnung auf den IV. Smw 30 bezieht, jedoch auch den letzten Epagomenentag für möglich hält. 47 So in etwa auch Cauville, Pronaos, 37, die von „plus de cent trente mentions de ce jour“ spricht, allerdings hrw pn als Neujahrsbezeichnung betrachtet und in die Zählung mit einschließt. Siehe dazu I 3.11 unten. 48 D I, 31, 12; 33, 3; D II, 198, 14; D IV, 112, 3; 128, 9; 225, 9; 240, 8; 249, 6; 249, 16; 252, 2; 267, 15; D V, 142, 8; D VII, 143, 3*; 145, 8*; 145, 15*; 169, 13*; 171, 9*; 175, 3*; 176, 10*; 177, 11*; 179, 8*; 180, 6*; 180, 10*; 182, 5*; 184, 3*; 185, 3*; 186, 12*; 187, 1*; 187, 15*; 189, 2*; 189, 10*; 190, 4*; 190, 11*; 192, 16*; 194, 7*; 195, 3*; 195, 7*; 195, 16*; 196, 3*; 198, 11*; 200, 12*; D VIII, 20, 10*; 65, 13*; 73, 2*; 73, 8*; 73, 13*; 78, 14*; 83, 4*; 86, 15*; 93, 3*; 93, 4*; 97, 1*; 98, 1*; 99, 2*; 101, 10*; 105, 6*; 106, 1*; 106, 13*; 107, 4*; 109, 8*; 110, 5*; 111, 3*; 113, 16*; 118, 14*; 119, 8*; 121, 3*; 121, 14*; 122, 2*; D XII, 83, 2; 113, 13; D XIII, 77, 9; 113, 4; 215, 2; 215, 5; 229, 3; 232, 9; D XIV, 51, 11; 98, 8; D XV, 21, 4; 44, 9; 55, 7; 65, 3; 68, 13; 222, 7; 233, 8; 234, 6; 239, 9. Hinzu kommen die Stellen D VII, 179, 12* und D IX, 247, 14, die als einzige die Schreibung mit der gerillten Jahresrispe

aufweisen. Hierbei wurde nicht nur der Haupttempel der

Hathor, sondern auch die Nebengebäude und Torbauten, soweit sie durch Publikationen zugänglich waren, berücksichtigt. 49 D I, 76, 10; D II, 67, 10; D IV, 150, 1; 186, 1; 186, 7; 217, 7; D VII, 202, 3*; D VIII, 7, 9*; 63, 11*; 70, 8*; D XII, 288, 12; D XIII, 25, 5; D XIV, 51, 15; 53, 3. Der Beleg D XIV, 51, 15 wird hier hinzugezählt, obwohl die Publikation von Cauville eine ungewöhnliche Schreibung Foto HAdW/Tübingen H 1241 jedoch in Wirklichkeit so aus:

vermuten lässt. Die Gruppe sieht nach (das Kreuz steht zwischen

und

Buchrolle, das t ist in der Publikation nicht vorhanden). Wahrscheinlicher, als dass die Buchrolle zum Neujahrsbegriff gehört, ist doch, dass sie zu dem nachstehenden wD „Befehl“ gehört, wobei sie versehentlich davor angebracht worden wäre. Siehe zur mutmaßlichen Lesung der gesamten Passage Cauville, Dendara XIV. Traduction, 70‒71; vgl. auch Ventker, Garanten der Herrschaft, 148, Anm. c. 50 D VII, 175, 14*; 178, 4*; D VIII, 25, 17*; 26, 13*; 30, 14*; 49, 8*; 52, 13*; 53, 2*; 82, 3*; 84, 6*; 98, 11*; 100, 6*; 102, 4*; 103, 6*; 109, 4*; D IX, 162, 12.

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3 Eine terminologische Studie als Arbeitsgrundlage

Seltene Varianten mit

Schreibungen mit

und

Schreibungen mit separatem

Schreibungen mit

Defizitäre bzw. zerstörte Schreibungen

D VII, 182, 9*

D VII, 188, 7*

D IV, 207, 16

D IV, 232, 1

D V, 107, 7

D VIII, 48, 4*

D VIII, 85, 12*

D XIV, 177, 11

D VIII, 89, 15*

D VIII, 122, 6*

D XIII, 364, 11

D VIII, 88, 9*

D XV, 68, 4

D Mammisis, 184, 7

D XII, 184, 3

D XV, 233, 13

D Mammisis, 184, 9

D Mammisis, 98, 14

D Mammisis, 235, 15

D Mammisis, 100, 151

Tab. 1: Seltene Schreibungen für wp rnpt in Dendara, nach charakteristischen Bestandteilen geordnet.

Eine wichtige Feststellung in diesem Zusammenhang ist, dass sich 8152 von insgesamt 137 aufgefundenen Nennungen von wp rnpt auf den Wänden der Treppenhäuser und des Kiosks befinden, deren Inschriften den primären Gegenstand dieser Arbeit darstellen. Auch in Bezug auf die Häufigkeit der Erwähnung dieses zentralen Begriffs nimmt das genannte architektonische Ensemble also eine Sonderrolle ein, was seine große Bedeutung für das Festgeschehen am Neujahrstag betont. Im Vergleich dazu finden sich in dem für die Feiern zum Jahresbeginn ebenfalls bedeutsamen Komplex von Neujahrshof und Wabet nur zwölf Nennungen, 53 im Pronaos inklusive seiner Fassade und seiner Außenwände wird wp rnpt nur 24 Mal54 genannt. 51 Reste einer ähnlichen Schreibung inmitten einer Lücke finden sich vielleicht in D Mammisis, 184, 12 (siehe dazu Preys, in: ZÄS 128, 2001, 154, Anm. 36). Da dieses Zeichen nicht auf seine Richtigkeit hin überprüft werden konnte, der Kontext unklar ist und über eine möglicherweise vorhandene Determinierung nichts gesagt werden kann, wurde dieser Beleg bei der Auswertung in diesem Kapitel nicht berücksichtigt. 52 Siehe die mit Asterisk markierten Textstellen oben in Anm. 48‒50 sowie Tab. 1. 53 D IV, 186, 1; 186, 7; 207, 16; 217, 7; 225, 9; 232, 1; 240, 8; 249, 6; 249, 16; 252, 2; 267, 10 (ergänzt); 267, 15. Vergleiche dieser Art sind aufgrund der unterschiedlichen Ausmaße der einzelnen architektonischen Elemente natürlich nur bedingt aussagekräftig. Dennoch kann ein Blick auf die quantitative Verteilung der Neujahrsnennungen m. E. tendenziell inhaltliche Schwerpunkte aufzeigen, die in verschiedenen Teilen des Tempels eine Rolle spielen. 54 D XIII, 25, 5; 77, 9; 113, 4; 215, 2; 215, 5; 229, 3; 232, 9; 364, 11; D XIV, 51, 11; 51, 15; 53, 3; 98, 8; 177, 11; D XV, 21, 4; 44, 9; 55, 7; 65, 3; 68, 4; 68, 13; 222, 7; 233, 8; 233, 13; 234, 6; 239, 9. Siehe zur Rolle des

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I Einführung und terminologische Untersuchung

Interessant ist in Bezug auf die Schreibungen von wp rnpt, dass Varianten, die die Sonnenscheibe enthalten, alles in allem betrachtet eher selten auftreten, nämlich insgesamt nur 28 Mal. 19 der Schreibungen aber finden sich in den Treppen und im Kiosk,55 womit ein besonderer Akzent auf die mit der Sonne verbundenen Kulthandlungen in diesem Ensemble gesetzt wird. Weitere fünf Schreibungen mit Sonnendeterminativ sind in verschiedenen Räumen des Mammisi angebracht,56 dies könnte durch das dort ebenfalls stattfindende Ritual der Vereinigung mit der Sonnenscheibe zu begründen sein (siehe dazu III 1.10). Außerhalb von Treppen, Kiosk und Mammisi dagegen konnten in den Inschriften des Tempels von Dendara lediglich vier weitere Schreibungen von wp rnpt ausgemacht werden, die die Sonnenscheibe enthalten.57 So zeigt sich schon in der Verteilung der Schreibvarianten einerseits die Zusammengehörigkeit von Treppen und Kiosk, andererseits aber der besondere inhaltliche Schwerpunkt des dort stattfindenden Neujahrsrituals, in dessen Zentrum die Vereinigung mit der Sonnenscheibe steht (III 4.2). Der Begriff wp rnpt ist als häufigste Bezeichnung für den Neujahrstag bekannt und tritt in Dendara vor allem in dieser Funktion auf. Bei genauerer Betrachtung der Quellen zeigt sich aber, dass der Ausdruck im Laufe seiner Geschichte eine Vielzahl von Bedeutungen erhalten hat, die auch in griechisch-römischer Zeit noch nebeneinander existierten. Um eine Abgrenzung von wp rnpt als Bezeichnung für den ersten Tag des Jahres im Verhältnis zu den anderen Bedeutungen zu ermöglichen, soll im Folgenden das Bedeutungsspektrum in seiner ganzen Breite beleuchtet werden. 3.1.1 wp rnpt als Bezeichnung des I. #Xt 1 Als Bezeichnung eines Festtages ist wp rnpt bereits in den Auflistungen des Alten Reiches belegt und nimmt dort meist die erste Position ein.58 Die eindeutige Identifikation mit dem ersten Tag im bürgerlichen Kalender ist Richard Anthony Parker zufolge allerdings erst ab dem Mittleren Reich verzeichnet, was er an einer Inschrift aus Siut festmacht, in der die Datumsangabe tpj #Xt sw 1 um den Zusatz hrw n wp rnpt ergänzt wird.59 Von diesem Zeitpunkt Pronaos am Neujahrstag unten, III 1.9. 55 D VII, 175, 14*; 178, 4*; 182, 9*; D VIII, 25, 17*; 26, 13*; 30, 14*; 48, 4*; 49, 8*; 52, 13*; 53, 2*; 82, 3*; 84, 6*; 85, 12*; 88, 9*; 98, 11*; 100, 6*; 102, 4*; 103, 6*; 109, 4*. Dabei wird für die Schreibungen D VIII, 85, 12*

und D VIII, 88, 9*

jeweils angenommen, dass das rundliche Zeichen jeweils

ein Sonnendeterminativ meint. 56 D Mammisis, 98, 14; 100, 1; 184, 7; 184, 9; 235, 15; siehe für die Schreibungen oben Tab. 1. 57

D IX, 162, 12; (Raum B’); D XIII, 364, 11 (Säule im Pronaos);

D XII, 184, 3 (westliche Außenwand des Naos); D XV, 233, 13 (westliche Außenwand des Pronaos).

58 Siehe Parker, Calendars, 34‒46; Schott, Festdaten, 959‒960; Barta, Opferformel, 10; Clagett, Ancient Egyptian Science II, 181‒185; siehe zu den Listen des Mittleren Reiches ebd., 185‒187. 59 Siehe Parker, Calendars, 33; Griffith, Inscriptions of Siût and Dêr Rîfeh, Taf. 6, Z. 277‒278; Montet, in: Kêmi 3, 1930–35, 56. Die ebenfalls aus dieser Zeit stammenden Illahun-Papyri nennen wp rnpt als Fest des I. #Xt, ohne jedoch den Monatstag anzugeben, siehe dazu Luft, Chronologische Fixierung, 152‒153. Die von Belmonte Avilés, in: TdE 2, 2003, 39 mit Anm. 74 als Beleg für das Alte Reich angeführten Abusir-Papyri aber zählen das Neujahrsfest unter dieser Bezeichnung nicht auf, sondern nennen die Bezeichnung „Nacht des Re“ (siehe unten, Anm. 183). Dass wp rnpt schon bei der Erfindung des bürgerlichen Kalenders und damit im Alten Reich den ersten Tag des bürgerlichen Jahres bezeichnete, wie Spalinger (Private Feast Lists, 32‒33) angibt, ist zwar wahrscheinlich, aber m. W. durch eindeutige Belege bisher nicht nachgewiesen, siehe dazu Abschnitt I 3.1.3.

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3 Eine terminologische Studie als Arbeitsgrundlage

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an ist die Gleichsetzung von wp rnpt mit dem ersten Tag des Kalenderjahres häufig.60 In den Tempeln der griechisch-römischen Zeit erfolgt eine explizite Identifizierung von wp rnpt mit dem I. #Xt 1 vor allem in den Festkalendern. In Kom Ombo beginnt der erste Eintrag mit der unmissverständlichen Angabe tpj #Xt sw 1 wp rnpt („erster Monat des #Xt, Tag 1: Neujahrsfest“ 61), in Esna heißt es an entsprechender Stelle tpj #Xt sw 1 nfr nfr wp rnpt („erster Monat des #Xt, Tag 1: Gut! Gut! Neujahrsfest“62). Der große Kalender der Feste der Hathor von Dendara bezieht in die Gleichsetzung das „Fest des Re“ mit ein („Erster Monat des #Xt, Tag 1: Tag des Festes des Re am Neujahrsfest“63). Außerhalb der Festlisten deutet außerdem ein Text auf der rechten Seite des Durchgangs der Tür zum Pronaos in Dendara auf eine Nennung von wp rnpt in Verbindung mit einer eindeutigen Datumsangabe für den ersten Jahrestag hin. Die stark zerstörte Stelle ist in der Textedition als wiedergegeben, was Sylvie Cauville trotz der Lücke an entscheidender Stelle mit „on fait pour toi le rituel de l’ivresse, on (le) renouvelle pour toi au Nouvel An, le premier Thot (…)“64 übersetzt. Angaben des Datums mit Bruchzahlen wie in r/30 nw tX „(am Tag) 1/30 (des Monats) tX“ kommen vor, so dass dieser Vorschlag zutreffen könnte.65 Die Schreibung wäre demnach zu zu ergänzen, wobei das Gefäß als Determinativ 66 zu interpretieren wäre. Andernorts in Dendara wird in weniger expliziter Weise auf die exakte kalendarische Positionierung von wp rnpt verwiesen. So nennt beispielsweise die Beischrift zu einem Gabenträger auf der Ostwand des Naos Hathor jtnt m wp rnpt („weibliche Scheibe am Neujahrsfest“).67 Die Personifikation wird über ihrem Kopf als #Xt, in der Inschrift als tpj #Xt bezeichnet, was mit Sicherheit der Grund für die Nennung des Festes zum Jahresbeginn an dieser Stelle ist. Bei Datumsangaben der oben beschriebenen Art stellt sich, wie bereits in I 1.1 angemerkt, generell die Frage, auf welchen Kalender sie sich beziehen. Geht man davon aus, dass wp rnpt den I. #Xt 1 in dem im ägyptischen Alltag verwendeten bürgerlichen Kalender bezeichnet, nimmt man in Kauf, dass das Datum durch das Naturjahr wandert und jeglichen Zusammenhang zum Siriusaufgang und zur Nilflut verliert. Aus diesem Grund ist die Verwendung eines idealisierten bürgerlichen Kalenders im kultischen Bereich wahrscheinlich, wodurch der Zusammenhang zwischen Fest und Naturereignis gewahrt bliebe.68 60 Auch das oben in der Einleitung zu Abschnitt I 3.1 erwähnte Ostrakon ODelM 4-1 nennt in seiner Sammlung von Neujahrsbezeichnungen explizit das Datum #bd I #Xt sw 1, siehe dazu Devauchelle, in: SEP 2, 2005, 75. 61 KO 596, Z. 2. Siehe dazu Grimm, Festkalender, 20‒21 (B 1) und Rickert, in: dies./Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 528‒529. 62 Esna II, 55, siehe Grimm, Festkalender, 22‒23 (L 1). 63 D IX, 162, 11‒12, siehe Alliot, Culte d’Horus, 240 und 242, Grimm, Festkalender, 20‒21 (J 1) sowie Cauville, Fêtes d’Hathor, 6. 64 Cauville, Dendara XIII. Traduction, 30‒31. Siehe auch D XIII, unpaginierte Seite 4 (Vorwort) und Cauville, Pronaos, 19 und 21. 65 Siehe z. B. E IV, 8, 9 – 9, 1 und E VII, 7, 6‒7. Vgl. dazu Dümichen, in: ZÄS 3, 1865, 57–60 und Lepsius, in: ZÄS 3, 1865, 101–110. 66 Siehe die Schreibungen in Wb V, 325, 20 und Wilson, Lexikon, 1150. Varianten mit einem zusätzlichen t sind nicht häufig, aber möglich, siehe das ebd. angegebene

.

67 D XII, 83, 2‒4. 68 Siehe dazu ausführlich oben Abschnitt I 1.

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I Einführung und terminologische Untersuchung

Da wp rnpt neben dem I. #Xt 1 einige andere Ereignisse und Daten mit einschließt, die offensichtlich ebenfalls als Anfang eines Jahreskreislaufs betrachtet wurden (siehe I 3.1.1 – 3.1.6),69 wird in Abgrenzung zu den anderen Verwendungsweisen des Begriffes im Folgenden „Neujahrsfest“ übersetzt, wenn wp rnpt mit großer Wahrscheinlichkeit den ersten Tag des (idealisierten) bürgerlichen Kalenders meint. 3.1.2 wp rnpt als Monatsbezeichnung In verschiedenen Quellen, die in Bezug auf ihre Datierung die Zeitspanne zwischen dem Neuen Reich und der Römerzeit abdecken,70 wird wp rnpt als Monatsname verwendet. Eine Weihinschrift aus Edfu bezieht den Begriff ganz offensichtlich auf den letzten Monat im Jahr (IV. Smw): Während an einer Stelle vom Hsbt 28 (sw) 18 nw 4nw n Smw („Regierungsjahr 28, (Tag) 18 des vierten Monats des Schemu“) die Rede ist, heißt es in einer parallel konstruierten Passage Hsbt [28] (sw) 18 nw wp rnpt.71 Demnach wäre wp rnpt als Synonym zu der Monatsbezeichnung mswt Ro zu verstehen.72 Dies suggeriert auch eine Auflistung von Stundenlängen für Nacht und Tag auf der Rückseite des Kairener Tagewählkalenders, in welcher der Monat wp rnpt den Abschluss bildet.73 Belege wie diese beschäftigen Leo Depuydt in seiner Studie zu den ägyptischen Kalendersystemen vor allem in Zusammenhang mit dem von ihm so genannten „Brugsch phenomenon“, nämlich dem von Heinrich Brugsch zuerst attestierten scheinbaren Widerspruch, dass der letzte Monat des Kalenders „Eröffner des Jahres“ genannt werden kann.74 Ebenso unpassend erscheint ihm die Bezeichnung mswt Ro für den letzten Monat des bürgerlichen Kalenders, da sie ebenso gut den Neujahrstag meinen kann (dazu I 3.1.1), der natürlich im ersten Monat des Jahres liegen muss.75 Depuydts Buch versteht sich als Versuch, diesen Widersprüchen unter der Voraussetzung, dass die ägyptischen Monatsnamen auf einen an das bürgerliche Jahr geknüpften Mondkalender zurückgehen, auf den Grund zu gehen. Dieser „civil-based lunar calendar“ sei der ursprünglichen Kontext für die Bezeichnung wp rnpt und die von ihm „theophoric set X“ genannten Gruppe von Monatsbezeichnungen.76 Zur Erklärung des Brugsch-Phänomens geht Depuydt davon aus, dass der Neujahrstag des Mondkalenders durch den ersten Neumond nach dem bürgerlichen I. #Xt 1 markiert wird. Somit enthält in nahezu 69 Mit mehreren nebeneinander existierenden Feiern, die den Charakter eines Neujahrsfestes tragen, steht die ägyptische Kultur nicht allein da, siehe z. B. Auffarth, Der drohende Untergang, 263. 70 Eine Auflistung der Quellen und deren Besprechung finden sich bei Depuydt, Civil Calendar, 82‒95. Vgl. Parker, Calendars, 42. 71 E VII, 7, 6‒7; E IV, 8, 9 – 9, 1 (vgl. dazu E IV, 2, 10‒11). Die Stellen sind bei Parker, Calendars, 41‒42 gegenübergestellt, ähnlich bei Depuydt, Civil Calendars, 83‒85, der sie unter Berücksichtigung der Forschungsgeschichte zu diesem Gegenstand kommentiert. Siehe auch Cauville/Devauchelle, in: RdE 35, 1984, 38, die allerdings für die zweite Stelle „l’an 28, le 18e jour de la fête de l’ouverture de l’année“ übersetzen und dies nicht kommentieren, so dass man sich nicht sicher sein kann, ob der Begriff hier als Monatsname analog zum IV. Smw verstanden wurde. 72 Siehe zu den (allerdings spärlichen) hieroglyphischen Belegen für mswt Ro als Monatsname und den häufigeren Nennungen im Koptischen, Griechischen und Aramäischen Depuydt, Civil Calendar, 95, zum Zusammenhang von Neujahrsbezeichnungen mit dem Sonnengott Abschnitt I 3.3. 73 Siehe dazu Leitz, Tagewählerei, Taf. 44; ders., Studien zur ägyptischen Astronomie, 22‒23; Depuydt, Civil Calendar, 86‒87; Bakir, Cairo Calendar, Taf. 44a. 74 Siehe dazu zusammenfassend Depuydt, Civil Calendar, 61‒63. 75 So Depuydt, Civil Calendar, 61‒63; siehe zu früheren Positionen, die das Brugsch-Phänomen zu erklären versuchten, ebd., 218‒219. 76 Siehe Depuydt, Civil Calendar, 130‒135 und 272.

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jedem Fall ein Monat des bürgerlichen Kalenders Teile von zwei verschiedenen Mondmonaten. Bei der Übertragung der Namen aus dem einen System in das andere hätte man also für jeden Mondmonat zwei Benennungsmöglichkeiten, wobei das Brugsch-Phänomen darauf hinzudeuten scheint, dass für jeden bürgerlichen Monat (z. B. I. #Xt) der entsprechende zweite in ihm liegende Mondmonat (z. B. tX, nicht jedoch wp rnpt) als namentliche Entsprechung gewählt wurde.77 Dabei wäre wp rnpt der Monat des Mondkalenders, in dem der Siriusaufgang als Markierung des Jahresbeginns stattfand („straddle month“), wobei dieser durch die Gleichsetzung des bürgerlichen I. #Xt mit dem Mondmonat tX auf den IV. Smw gerutscht wäre.78 Diese Argumentation scheint in sich schlüssig zu sein, geht jedoch – wie bereits gesagt – von der Annahme aus, dass dem „theophoric set X“, dem wp rnpt angehört, ein vollgültiger, auf dem bürgerlichen Kalender basierender Mondkalender zugrunde liegt, was Leo Depuydt von Richard Anthony Parker übernimmt.79 Ersterer gibt aber selbst zu, dass sich dieser Zusammenhang nicht zweifelsfrei beweisen lässt.80 Ein Vergleich der Monatslisten auf dem Verso des Kairener Tagewählkalenders (siehe oben) und dem Papyrus Ebers gibt vielmehr Anlass zu der Annahme, dass die Bezeichnung wp rnpt statt auf den von Depuydt angenommenen Mondkalender ursprünglich auf den ersten Monat eines Sonnenjahres zurückgeht, der auf den letzten des bürgerlichen Jahres übertragen wurde.81 Christian Leitz begründet das im Anschluss an Eduard Meyer mit dem im Lauf der Zeit immer größer werdenden Abstand zwischen Sommersonnenwende und Sothisaufgang, wobei Letzteres sich als traditioneller ägyptischer Jahresbeginn etabliert hat. Zwar fielen um 3000 v. Chr. das Sommersolstitium und der heliakische Frühaufgang des Sirius zusammen, von da an wanderte die Sonnenwende aber im Verhältnis zum Sothisaufgang im Kalender nach vorne (etwa einen Tag in 120 Jahren), so dass sich der das Sonnenjahr einleitende Monat tatsächlich vor dem kalendarischen Jahresbeginn befand.82 Dass dieser Monat mswt Ro genannt wurde, lässt zumindest auf einen Zusammenhang mit solaren Phänomenen schließen.83 Innerhalb der ägyptologischen Forschung konkurrieren demnach zwei Ansätze, wobei der eine von einem lunaren, der andere von einem solaren Konzept als Ursprung für die Abfolge der ägyptischen Monate ausgeht. Beide Positionen84 wurden vehement vertreten, ohne dass ein 77 Siehe Depuydt, Civil Calendar, 224‒234 und Leitz, Rez., in: BiOr 57, 2000, 79. 78 Siehe Depuydt, Civil Calendar, 41‒43; 236‒238, zum „straddle month“ zusammenfassend auch Depuydt, in: CdE 92, 2017, 277–278. 79 Siehe Depuydt, Civil Calendar, 209‒210, der in der Annahme eines dem bürgerlichen Kalender zugrunde liegenden Mondkalenders Parker, Calendars, 45, § 230 zitiert. Eigentlich geht Parker sogar von zwei Mondkalendern aus, einem früheren, auf dem Siriusaufgang basierenden („original lunar calendar“) und einem späteren, wobei der „later lunar calendar“ einen idealisierten und an den bürgerlichen Kalender geknüpften Mondkalender meint (so Parker, Calendars, 24‒50). 80 Siehe Depuydt, Civil Calendar, 209‒210; 218 und dazu Leitz, Rez. in: BiOr 57, 2000, 79‒80. Ähnliche Zweifel wie Leitz meldet auch Belmonte Avilés in: TdE 2, 2003, 14‒17 an. Auch in einem neueren Aufsatz, in dem das mondbasierte System von Heinrich Brugsch und Richard Anthony Parker variiert wird, kann Leo Depuydt selbst keine Beweise für die Existenz eines an den bürgerlichen Kalender geknüpften Mondkalenders aufführen, sondern muss sich eingestehen: „In sum, the lunar calendar is less articulated than it could be and than other ancient lunar calendars in fact are“ (Depuydt, in: JEH 2, 2009, 125). Siehe zur Diskussion um die Existenz eines solchen Mondkalenders auch unten, Anm. 84–85. 81 Siehe Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 22‒25. 82 Siehe die Auflistung bei de Jong, in: Hornung et al. (Hgg.), Ancient Egyptian Chronology, 438. 83 Siehe Leitz, Rez. in: BiOr 57, 2000, 80; ders., Studien zur ägyptischen Astronomie, 22‒25; Meyer, Nachträge zur aegyptischen Chronologie, 3‒18. 84 Der Unterschied zwischen den beiden Richtungen wird in der Interpretation des Ebers-Kalenders besonders deutlich, wobei Heinrich Brugsch, Ludwig Borchardt, Richard Anthony Parker, Erik Hornung, Wolfgang

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I Einführung und terminologische Untersuchung

eindeutiges Ergebnis konstatiert werden kann. Die Tendenz der letzten Jahre allerdings geht hin zu einer vereinfachten Sicht auf den ägyptischen Kalender, wobei zunehmend Zweifel an der Existenz und Notwendigkeit eines auf dem bürgerlichen Jahr basierenden Mondkalenders angemeldet und Zusammenhänge mit dem Sonnenlauf verstärkt wieder in Betracht gezogen werden.85 Helck, Rolf Krauss, Leo Depuydt und Anthony Spalinger die Mondtheorie, Eduard Meyer, Christian Leitz sowie neuerdings Ronald Allen Wells und Juan Antonio Belmonte Avilés Lösungen im Zusammenhang mit solaren Ereignissen präferieren. Auch Kurt Sethe hielt den Zusammenhang von mswt Ro mit einer der beiden Sonnenwenden für sehr wahrscheinlich, ebenso Alan Henderson Gardiner. Siehe für Literaturangaben zu den einzelnen Auseinandersetzungen mit diesem Gegenstand den Überblick über die Forschungsgeschichte bei Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 29‒34 und die ebd., 29, Anm. 25 aufgeführte Literatur sowie bei Depuydt, in: Or 65, 1996, 74‒79. An neueren Bearbeitungen sind v. a. Depuydt, Civil Calendar, ders., in: Or 65, 1996, 61‒88, ders., in: JEH 1, 2008, 117‒138, ders., in: JEH 2, 2009, 115‒147, ders., in: CdE 92, 2017, 273–283, Krauss, in: Hornung et al. (Hgg.), Ancient Egyptian Chronology (1), 386‒391 und (2) 439‒457, Wells, in: Spalinger (Hg.), Revolutions in Time, 1‒44, ders., in: SAK 19, 1992, 310‒321, Spalinger, in: Bárta et al. (Hg.), Abusir and Saqqara in the Year 2010, 723‒735, ders., in: SAK 43, 2014, 399‒415 sowie Belmonte Avilés, in: TdE 2, 2003, 7‒56 und Belmonte, in: Belmonte/Shaltout (Hgg.), In Search of Cosmic Order, 77‒ 131 hinzuzufügen. Siehe zu den jüngst von Wells und Belmonte Avilés vertretenen, sonnenbasierten Theorien die nachstehende Fußnote. Dass die einzelnen Tage innerhalb des Mondmonats an sich im ägyptischen Kultgeschehen eine Rolle gespielt haben (siehe z. B. die Aufzählung der Bezeichnungen für die einzelnen Tage in D XV, 32, 6 – 34, 9, die Beispiele bei Parker, Calendars, 11‒13 und zur Bedeutung der Mondmonatstage für den Dienst der Priesterphylen Lippert, in: Widmer/Devauchelle (Hgg.), Actes du IXe congrès, 183‒194), bezweifelt keines der beiden Lager, es geht vielmehr um die Existenz eines fest an den bürgerlichen Kalender geknüpften Mondkalenders, die von der einen Seite bejaht, von der anderen Seite negiert wird (dazu erläuernd Krauss, in: Hornung et al. (Hgg.), Ancient Egyptian Chronology, 389‒391). Siehe zum Mondkalender neuerdings auch Altmann-Wendling, MondSymbolik – MondWissen, 5–13 und 781–797. 85 Siehe zu vehementen Zweifeln an der Verwendung eines auf dem zivilen Jahr basierenden Mondkalenders Grimm, Festkalender, 435‒441, Belmonte, in: Belmonte/Shaltout (Hgg.), In Search of Cosmic Order, 84‒86, Spalinger, in: JARCE 39, 2002, 239‒250; ders., in: ders. (Hg.), Revolutions in Time, 45‒60, ders., in: JARCE 39, 2002, 239‒250, ders. in: Fs Simpson II, 755‒763 (vgl. dazu neuerdings ders., in: Bárta et al. (Hg.), Abusir and Saqqara in the Year 2010, 723‒735, ders., in: SAK 43, 2014, 399‒415 und ders., Feasts and Fights, 7–10, 13–22, wo er sich dennoch für einen Mondkalender als Grundlage des Eberskalenders bzw. des ägyptischen Kalenderjahres im Allgemeinen ausspricht). Auch Joachim Friedrich Quack bezweifelt, dass es einen echten Mondkalender gegeben hat, weil nie nach dessen Jahren gezählt wird; lediglich der Mondzyklus fand für einige religiöse Feste Beachtung (schriftliche Mitteilung); Wells, in: Spalinger (Hg.), Revolutions in Time, 1‒44 postuliert zwei unterschiedliche Systeme – den „Northern lunisolar calendar“ und den „Southern lunistellar calendar“ – und geht für den ersten von einem mit der Wintersonnenwende verknüpften Jahresbeginn, für den zweiten vom Aufgang der Sothis als Anfangspunkt aus. Eine Außenansicht der Problematik gibt der Astronom Juan Antonio Belmonte Avilés (in: TdE 2, 2003, 7‒56 und Belmonte, in: ders./Shaltout (Hgg.), In Search of Cosmic Order, 77‒131), der einen Zusammenhang zwischen Sommersolstitium – genauer gesagt: den Zenitdurchlauf der Sonne an diesem Tag, der in bestimmten geographischen Regionen beobachtet werden kann – und dem ersten Tag des Jahres für wahrscheinlich hält, für die Zeit vor Einführung des bürgerlichen Kalenders jedoch einen an der Nilflut orientierten „Urkalender“ annimmt (ders., in: TdE 2, 2003, 23). Zunächst lässt Belmonte Avilés zwar den Ebers-Kalender für seine Untersuchungen außen vor („However, it is my contention that by ignoring it, the discussion of Egyptian calendrics becomes much unexpectedly simplified, and that several unresolved problems may easily find a fairly reasonable solution“; ebd., 8), letztendlich bestätigt er mit seiner Analyse jedoch das, was bereits Eduard Meyer und Christian Leitz anhand des Ebers-Kalenders festgestellt haben: dass ein solarer Ursprung des ägyptischen Jahresbeginns wahrscheinlich ist (ebd., 24‒26). Er geht allerdings von einem Zusammenhang mit der Wintersonnenwende aus (ebd., 34‒38 und Belmonte, in: ders./Shaltout (Hgg.), In Search of Cosmic Order, 107‒109). So nimmt Belmonte Avilés also Meyers und Leitz’ Erklärung des Brugsch-Phänomens nicht an, sondern versucht, die Verschiebung des Monatsnamens von der ersten auf die letzte Stelle innerhalb des von ihm postulierten, auf Mondmonaten basierenden Niljahres zu erklären (siehe ebd., 32‒33). Am Ende der Abhandlung

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Auf welches System die Namen der Monate im bürgerlichen Kalender letztendlich zurückgehen, kann und soll im Rahmen dieser Arbeit nicht entschieden werden. Für das Verständnis der Feiern zum Jahreswechsel genügt es, zu wissen, dass wp rnpt auch als Monatsname fungieren kann, der innerhalb des bürgerlichen Kalenders mit dem IV. Smw gleichgesetzt wird, in seinem ursprünglichen System (Mond- oder Sonnenjahr) jedoch sicherlich einmal den Jahresbeginn markierte.86 3.1.3 wp rnpt als ursprüngliches Synonym von prt cpdt? Abgesehen von der häufigen Verwendung von wp rnpt als Bezeichnung des I. #Xt 1 kommt es auch vor, dass sich der Begriff auf einen Sothisaufgang bezieht, der ausdrücklich nicht an diesem Tag stattfand, wie etwa im Kanoposdekret. Dort ist in der hieroglyphischen Version von einem Fest am hrw prt cpdt Dd.tw wp rnpt m rn.f Hr sx#w nw pr-onX („Tag des Herauskommens der Sothis, das in den Schriften des Lebenshauses wp rnpt genannt wird“) die Rede, der dem Text zufolge im neunten Regierungsjahr von Ptolemaios III. auf den II. Smw 1 fiel.87 Hier wird der Tag für das Fest also durch das Naturereignis des heliakischen Frühaufgangs des Sirius markiert, wobei das für das Entstehungsjahr des Dekretes gültige Kalenderdatum angegeben ist. Richard Anthony Parker konstatiert im Zusammenhang mit der zitierten Stelle: „[…T]he primary meaning of wp rnpt was the heliacal rising of Sothis.“88 Seiner Ansicht nach sei wp rnpt vom Beginn der ägyptischen Geschichte an – und damit vor Einführung des bürgerlichen Kalenders – bis zum Mittleren Reich eine Bezeichnung des Sothisaufgangs gewesen,89 schließlich sei der Begriff in dieser Funktion von prt cpdt verdrängt worden und von diesem Moment an auf den I. #Xt 1 übergegangen. Vor dem Mittleren Reich sei eine Gleichsetzung des I. #Xt 1 mit wp rnpt nicht belegbar, dieses Datum sei also nur die sekundäre Bedeutung des Begriffs, und der Beleg aus dem Kanoposdekret gebe die ursprüngliche Funktion des Wortes wieder.90 Somit wird wp rnpt in seiner Grundbedeutung als Bezeichnung für den Sothisaufgang (ausdrücklich jedoch nicht für den bald von diesem unterschiedenen I. #Xt 1) verstanden, was er schließlich auf die knappe Formel wp rnpt = prt cpdt verkürzt. Als Hinweis auf den beschriebenen Bedeutungswechsel interpretiert Parker die Tatsache, dass prt cpdt als Begriff in den Festlisten erst im Mittleren Reich auftaucht und dass zur gleichen Zeit die ersten Belege für eine explizite Gleichsetzung von wp rnpt mit dem I. #Xt 1 zu finden sind. Die beschriebene Bedeutungsentwicklung erklärt Parkers Meinung nach auch die Befunde aus den Festlisten des Alten Reiches, die wp rnpt und tpj rnpt als getrennte Ereignisse aufführen und die Frage aufwerfen, worin ursprünglich der Unterschied bestand. Während

86 87

88 89 90

kommt Belmonte Avilés doch noch auf den zunächst ausgeschlossenen Papyrus Ebers zurück, er habe „no satisfactory answer for the question of what the Ebers calendar represents“ (ebd., 55). Obgleich er also einem solaren Ursprung des Jahresanfangs zustimmt und einen „articulated lunar calendar“ zurückweist (siehe Belmonte, in: Belmonte/Shaltout (Hgg.), In Search of Cosmic Order, 81, 84‒85), möchte er diesen nicht mit der Ebers-Auflistung in Verbindung bringen. Siehe dazu auch Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 25. Urk II, 138, 3‒9. Siehe dazu Depuydt, in: JARCE 40, 2003, 58‒60; Spalinger, Three Studies, 35‒36, Pfeiffer, Dekret von Kanopos, 121‒123, Kommentar: 127‒129, 246‒249 und zuletzt Elgawady, Schranken,79. Das im hieroglyphischen Text genannte Datum entspricht dem 19. Juli 238 v. Chr., siehe dazu Pfeiffer, op. cit., 129‒ 130. Parker, Calendars, 33, § 166. Als Markierung für den Beginn des von ihm angenommenen Mondkalenders, siehe Parker, Calendars, 33. Siehe Parker, Calendars, 34. Ihm folgt weitestgehend Altenmüller, Die Apotropaia, 123‒126.

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I Einführung und terminologische Untersuchung

Ersteres den Sothisaufgang meine (so Parker), zeige Letzteres angeblich den ersten Tag eines Mondkalenders an (siehe dazu I 3.2 und 3.1.2).91 Anthony Spalinger untersucht die bei Parker zur Stützung der Position wp rnpt = prt cpdt neben dem Kanoposdekret aufgeführten frühen Belege (ein Elfenbeinplättchen aus der 1. Dynastie, zwei Festlisten aus dem Grab des Chnumhotep II. in Beni Hasan und eine Inschrift Thutmosis III. aus Semna),92 die sich letztendlich als ungeeignet erweisen, um ein Identitätsverhältnis der Begriffe wp rnpt und prt cpdt zu bestätigen.93 Er schlussfolgert aus diesem Befund, dass die explizite Gleichsetzung ein rein spätzeitliches Phänomen sei, das sich am offensichtlichsten im Kanoposdekret manifestiere. Seiner Meinung nach bestand ursprünglich kein Zusammenhang zwischen prt cpdt und dem mit wp rnpt bezeichneten Beginn des ägyptischen bürgerlichen Kalenders.94 Im Hinblick auf die von Parker angeführten frühen Belege ist Spalinger zuzustimmen: Tatsächlich kann man an ihnen keine Bedeutungsgleichheit der Begriffe prt cpdt und wp rnpt ablesen, zumal der eine – zumindest in späterer Zeit –ein astronomisches Ereignis, der andere aber einen Festtag zu bezeichnen scheint.95 Seine Kritik an Parker schießt jedoch über das Ziel hinaus, indem sie daraus grundlegende Zweifel96 an der ursprünglichen Bedeutung des heliakischen Frühaufgangs der Sothis für wp rnpt als Beginn des ägyptischen Kalenderjahres ableitet. Selbst wenn prt cpdt und wp rnpt keine wirklichen Synonyme sind, widerlegt das doch nicht die grundsätzliche Verknüpfung der beiden Ereignisse Sothisaufgang und Jahresbeginn. So widerspricht Stefan Pfeiffer zu Recht Spalingers Spätdatierung einer Verbindung von prt cpdt mit dem Beginn des Jahres97 und führt mit Parker, Calendars, 33 eine Textstelle auf der astronomischen Decke des Ramesseums an, wo es heißt: „Mögest du aufgehen wie Isis91 Siehe Parker, Calendars, 33, 36‒37. Hier spricht er in der Überschrift zu § 164 von einer „equivalence“ der beiden Begriffe. Altenmüller, Die Apotropaia, 123‒126 bezieht sich auf Parker, gibt seine Position aber nicht ganz richtig wieder, denn er deutet tpj rnpt als ersten Tag des bürgerlichen Kalenders. 92 Siehe Parker, Calendars, 33‒34. 93 Das Elfenbeinplättchen zeigt eindeutig cX#t-Or, und mit dem in Urk. IV, 196, 10 genannten wp rnpt kann auch der Geburtstag des nubischen Gottes Dedwen gemeint sein, siehe dazu Spalinger, Three Studies, 46 und die ebd., Anm. 65 und 67 angegebene Literatur. Parker möchte zudem aus zwei Festlisten im Grab des Chnumhotep II., von denen die eine wp rnpt, die andere prt cpdt aufführt, schließen, dass es sich um Synonyme handelt, siehe dazu jedoch Spalinger, Private Feast Lists, 35‒39, der m. E. zu Recht dagegen argumentiert. Schon Parker merkt selbst an, dass sich die beiden Listen nicht wirklich entsprechen (siehe ders., Calendars, 34). 94 Siehe Spalinger, Three Studies, 46‒50. Hier heißt es „However, I feel that it is fair to conclude that the overt definition of wp rnpt as prt cpdt was not the original one“ (ebd., 49) und noch deutlicher „(…) I feel that the original referent for wp rnpt was not tied to the star Sothis and even by the New Kingdom such a connection was by no means the rule” (ebd., 50). Siehe dazu ders., in: ders. (Hg.), Revolutions in Time, 46, dem zustimmend Belmonte Avilés, in: TdE 2, 2003, 39‒40. 95 Tatsächlich spricht ja auch das Kanoposdekret strenggenommen davon, dass der Tag, an dem das Ereignis prt cpdt stattfindet, mit dem wp rnpt genannten Tag identisch sei. Siehe zum Auftreten von prt cpdt als Festname in Listen Parker, Calendars, 34 und Pfeiffer, Kanopos, 128, Anm. 320. 96 Auch Belmonte Avilés, in: TdE 2, 2003, 7, 19‒20 möchte dem Sothisaufgang die Bedeutung für Beginn du Länge des 365tägigen Jahres seine Bedeutung absprechen. Er hält das Ereignis für nicht zuverlässig beobachtbar. Ähnlich äußert sich de Jong, in: Hornung et al. (Hgg.), Ancient Egyptian Chronology, 435‒438, der allerdings dennoch den Siriusaufgang als Nullpunkt des 365tägigen Kalenderjahres akzeptiert. 97 Pfeiffer, Dekret von Kanopos, 128. Zu Spalingers Argumentation ist in diesem Zusammenhang anzumerken, dass er die bei Parker, Calendars, 33 § 168 angegebene Textzeile, die aus Dendara stammt, mit der Überschrift von § 169 in Verbindung bringt („The Ramesseum astonomical ceiling“). In Wirklichkeit stammt die angeblich ramessidische Stelle, auf die sich Spalinger, Three Studies, 47 und 50 bezieht („The Lady of wp rnpt“, ebd.), also aus Dendara.

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Sothis am Himmel am Morgen des Neujahrsfestes“ (wbn.k mj #st-cpdt m Hrt dw#yt wp rnpt).98 Dieser Text stellt zwar nicht das von Parker postulierte ursprüngliche Identitätsverhältnis der beiden Ausdrücke dar, besagt aber eindeutig, dass der Sothisaufgang am wp rnpt genannten Tag stattfindet, was natürlich nur im Idealfall gilt. Die in den Tempeltexten der griechischrömischen Zeit belegte99 explizite Verbindung der Aktivitäten der Sothis mit wp rnpt ist demnach mindestens bis ins Neue Reich zurückzuverfolgen. Implizite Hinweise aus früherer Zeit wie Pyr. § 965b, wo Sothis als jrt rnpwt.k m rn.s pw n rnpt („die deinen rnpwt-Unterhalt schafft in diesem ihren Namen Jahr“) genannt wird, legen darüber hinaus einen viel früheren Bezug des ursprünglichen Jahresbeginns zu den Aktivitäten der Sothis nahe, wie er in der ägyptologischen Forschung ohnehin weitestgehend angenommen wird.100 Die eingangs zitierte Textpassage aus dem Kanoposdekret, in welcher das früher wp rnpt genannte Fest dem Tag des prt cpdt entspricht, könnte darauf hindeuten, dass das zur Entstehungszeit dieses Textes noch vorhandene Bewusstsein über eine originäre Verbindung des Sothisaufgangs mit dem Beginn des Jahreskreislaufs dazu geführt hat, auch das reale astronomische Ereignis – unabhängig vom I. #Xt 1 – als eine Art Neujahrstag zu betrachten. Der vielfältige Gebrauch von wp rnpt in griechisch-römischer Zeit (I 3.1.1 – 3.1.6) zeugt davon, dass der Begriff in dieser Epoche – ganz im Sinne seiner wörtlichen Bedeutung als „Eröffner des Jahres“ – den Beginn verschiedenster Jahreszyklen bezeichnen kann.101 Ein Rückschluss über die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs zu seiner Entstehungszeit lässt sich aus der Passage im Kanoposdekret jedoch nicht ziehen. 3.1.4 Der Geburtstag eines Herrschers? wp rnpt n Hm.f Wie bereits angedeutet ist die Bedeutung von wp rnpt in den Quellen der griechisch-römischen Zeit sehr vielschichtig, so dass Ereignisse verschiedener Art mit diesem Terminus bezeichnet werden können. Vieldiskutierte Hauptquellen für die Häufung mehrerer Daten, die als wp rnpt betrachtet wurden, sind das Kanoposdekret und der Festkalender von Esna (siehe dazu auch I 3.1.3 und I 3.1.5). Das Kanoposdekret führt unter diesem Begriff neben dem Beginn des bürgerlichen Jahres102 und dem realen Sothisaufgang auch den Beginn des persönlichen Jahreszyklus eines Herrschers auf, der auf den makedonischen 5. Dios datiert ist. Im hieroglyphischen Text ist 98 EAT III, Taf. 5. Siehe dazu auch Belmonte Avilés, in: TdE 2, 2003, 40. 99 Siehe z. B. die sowohl von Parker als auch von Pfeiffer herangezogene Stelle D III, 35, 9‒10 (Sothis als wbnt m bj# m wp rnpt, LGG II, 328c), nbt wp rnpt (LGG II, 40a) sowie Hnwt wp rnpt (D XV, 21, 4) als Bezeichnung der Sothis. Vgl. auch D XV, 24, 13‒14, wo es um das Eröffnen des neuen Jahres durch Sothis am ‹wp› rnpt geht (vorausgesetzt, die Ergänzung ist korrekt, was aufgrund des mutmaßlich vorhandenen Wortspiels mit dem nachstehenden r wpt rnpt nfrt aber wahrscheinlich ist). In den Texten in Treppen und Kiosk in Dendara wird keine explizite Verbindung zwischen Sothis und wp rnpt hergestellt, aber ein Zusammenhang mit tp(j) rnpt ist häufiger belegt (D VII, 157, 11*; 159, 1*; 164, 15* und 164, 18*; D VIII, 32, 1*; siehe zu tp(j) rnpt und seinem Verhältnis zu wp rnpt Abschnitt I 3.2 unten). 100 Datumsangaben funktionieren bereits zur Zeit des Djoser nach dem System des bürgerlichen Kalenders, so Hornung et al., in: dies. (Hgg.), Ancient Egyptian Chronology, 47, Anm. 23, was zeitlich ungefähr zu seiner mutmaßlichen Einführung passen würde (siehe Krauss, Sothis- und Monddaten, 191 und Parker, Calendars, 53). Siehe zu dem zitierten Spruch aus den Pyramidentexten Krauss, Astronomische Konzepte, 154, von Beckerath, in: ZÄS 120, 1993, 10, Parker, Calendars, 32, Belmonte Avilés, in: TdE 2, 2003, 40 und Schott, Festdaten, 891. Siehe zu griechischen und lateinischen Quellen, die einen Zusammenhang zwischen dem ägyptischen Jahresbeginn und dem Sothisaufgang herstellen, Parker, Calendars, 47, § 237 und zuletzt Krauss, in: Hornung et al. (Hg.), Ancient Egyptian Chronology (2), 442‒443. 101 Ähnlich wird die Stelle von Belmonte Avilés, in: TdE 2, 2003, 40 ausgedeutet. 102 Siehe Urk. II, 141, 8 und Pfeiffer, Dekret von Kanopos, 134‒135, 142.

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I Einführung und terminologische Untersuchung

von einem wp rnpt n Hm.f („Neujahrsfest seiner Majestät“) an diesem Tag die Rede,103 was Ludwig Koenen zu der Annahme veranlasste, dass hier nicht der wirkliche Geburtstag des Herrschers, sondern sein Regierungsantritt gemeint sein müsse. Ein Bezug zum tatsächlichen Tag der Geburt des Herrschers, so Koenen, sei nur dann möglich, wenn es erwiesen wäre, dass der Geburtstag im altägyptischen Denken generell mit einer Art Neujahrstag gleichgesetzt wurde, was seiner Ansicht nach nicht der Fall ist.104 M. E. deuten die Belege für auf einzelne Götter bezogene Neujahrsfeste (I 3.1.5) jedoch auf ein dem entsprechendes, auf individuelle Jahreszyklen übertragbares Konzept hin, das ohne weiteres auch auf den König bezogen worden sein könnte. Hinzu kommt, dass im Demotischen eindeutig von p# hrw ms n pr-o# o.w.s. („Geburtstag des Pharao, LHG“)105 die Rede ist, was auch Stefan Pfeiffer betont. Seiner Meinung nach ist Ludwig Koenens Deutung als Tag des Regierungsantrittes nicht beweisbar und der Text lässt Spielraum für andere Interpretationen, z. B. als Tag der leiblichen Geburt des Herrschers.106 Grundsätzlich kann also nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob das im Kanoposdekret genannte Ereignis den wirklichen Tag der Geburt des Königs als Individuum bezeichnet, da – wie Pfeiffer richtig anmerkt – das Prinzip des Herrschergeburtstags ursprünglich nicht zum ägyptischen Kulturgut gehörte. Aber selbst wenn wp rnpt hier den Tag des Regierungsantritts meinen sollte, so wäre diese Stelle dennoch ein weiteres Indiz dafür, dass der Begriff einen persönlichen, von dem des bürgerlichen Kalenders unterschiedenen Jahreszyklus meinen kann. 3.1.5 wp rnpt als persönliches Neujahrsfest eines Gottes Neben dem I. #Xt 1 und dem Geburtstag eines Herrschers kann der Begriff wp rnpt auch den I. prt 1 bezeichnen, wobei die Feierlichkeiten an diesem Tag – denen am eigentlichen Neujahrstag entsprechend – im Zeichen von Erneuerung und Wiedergeburt stehen. Besonders deutlich tritt diese Verwendung in einem der Festkalender von Edfu zutage, wo ausdrücklich gesagt wird, dass an diesem Tag die gleichen Ritualhandlungen vollzogen werden wie am ersten Tag der Achet-Jahreszeit: „Erster Monat des prt, Tag 1: Neujahrsfest des Horus, [des Sohnes des Osiris] und der Isis. Erscheinen des Königs, Horus von Edfu, des Sohnes des Re, der von den rXyt geliebt wird. Vollziehen [jedes Rituals wie am I. #Xt 1].“107 Das Fest am I. prt 1 ist inhaltlich mit dem Nehebkaufest verknüpft, das seit dem Mittleren Reich meist auf diesen Tag fällt.108 Es steht offenbar mit der Bestattung des Osiris und der Thronübergabe an Horus in Zusammenhang, die mythologisch im memphitischen Raum zu verorten ist.109 Dementsprechend heißt es im Buch vom Durchwandeln der Ewigkeit: „Du 103 Urk. II, 127, 2, siehe dazu Pfeiffer, Dekret von Kanopos, 74 und Elgawady, Schranken, 79. 104 So Koenen, Agonistische Inschrift, 65‒73. Mit dem Tag der Übernahme der Königsherrschaft am 25. Dios, der im Kanoposdekret erwähnt ist, sei dann die Krönung zum Pharao gemeint. 105 Pfeiffer, Dekret von Kanopos, 73; Textabschrift bei Spiegelberg, Priesterdekrete, 5. 106 Siehe Pfeiffer, Dekret von Kanopos, 79‒80 und zu einer verwandten Stelle 113‒115. Auch Spalinger, Three Studies, 41 spricht vom Geburtstag des Königs, siehe zudem Goyon, Confirmation du pouvoir royal I, 44. 107 E V, 351, 3‒4. tpj prt sw 1 Hb wp rnpt n Or [s# Wsjr ] #st Xot nsw Or BHdtj s# Ro mr rXyt jr [jrw nb mj tpj #Xt sw 1]. Vgl. auch E V, 399, 7: „Erster Monat des Achet, Tag 1, Neujahrsfest des Horus von Edfu, des Sohns des Re, geliebt von den rXyt.“ (tpj prt sw 1 wp rnpt Or BHdtj s# Ro mr rXyt). Siehe dazu Grimm, Festkalender, 66‒67 (G 28 und H 19) und die zugehörigen Anmerkungen, Alliot, Culte d’Horus, 206 und 210, Germond, Sekhmet, 201 sowie Goyon, Confirmation du pouvoir royal I, 45. 108 Siehe Schott, Festdaten, 973‒974 und zum Nehebkaufest in Privatgräbern des Neuen Reiches Spalinger, Three Studies, 48. 109 Siehe Leitz, Tagewählerei, 194‒195.

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(Osiris N.) mögest seinem Erben Lobpreis geben, wenn er eingesetzt wird als König am Tag des Festes des Nehebkau. Du hast Horus eingesetzt am Platz seines Vaters am Tag der Übergabe seiner Dinge an ihn.“110 Demnach steht das Festgeschehen ganz im Zeichen der Herrscherlegitimation, die als Ka des Königs auf den Nachfolger übertragen wird. Aus diesem Grund wurde der I. prt 1 zumindest im Neuen Reich als idealer Krönungs- und Sedfesttag111 betrachtet, an dem die Machtvollkommenheit des Königs ihre Bestätigung fand. Der Zusammenhang der Feste am I. prt 1 und am I. #Xt 1 ist demnach vor allem darin begründet, dass in beiden Fällen der Fokus auf den Aspekten von Neubeginn und Regeneration liegt, wobei beide Momente innerhalb des Vegetationszyklus entscheidende Wendepunkte darstellen: Während der I. #Xt 1 den Beginn der Fruchtbarkeit bringenden Nilflut markiert, leitet der I. prt 1 die Saat und damit die Wachstumsphase ein. Damit werden die Erneuerungsrituale des – irdischen wie göttlichen – Königtums zu analogen Prozessen innerhalb des landwirtschaftlichen Jahres in Beziehung gesetzt.112 Der inhaltlichen Verbindung der beiden Feste am I. #Xt 1 und am I. prt 1 entspricht auch ihre strukturellen Einbettung in andere Feierlichkeiten des bürgerlichen Wandeljahres. So gehen beiden Ereignissen Riten zur Herstellung von Kornmumien, die jeweils acht Tage dauern (vom IV. Smw 3 bis zum IV. Smw 30 und vom IV. #Xt 18 bis zum IV. #Xt 25), sowie auf der einen Seite die fünf Epagomenen, auf der anderen Seite die fünf Tage des Sokarfestes (IV. #Xt 26‒30), voraus.113 Die enge Verknüpfung von I. #Xt 1 und I. prt 1 ist daran erkennbar, dass Bezeichnungen, die eigentlich für das eine Fest üblich sind, gelegentlich für das andere Fest verwendet werden. So fällt das Nehebkaufest zwar meist auf den I. prt 1, im Tagewählkalender und im Festkalender von Esna ist dieses jedoch für den I. #Xt 1 verzeichnet.114 Eine solche Übertragung eines Terminus liegt sicherlich auch vor, wenn der Festkalender von Edfu (siehe oben) den I. prt 1 als wp rnpt des Horus anspricht. Da dieser Text auch betont, dass an beiden Tagen die gleichen Ritualhandlungen vollzogen werden, können die von Maurice Alliot in großer Ausführlichkeit ausgewerteten Quellen zum Fest am ersten Tybi in Edfu115 auch für die Erläuterung der Quellen zum Neujahrsfest eine Rolle spielen. Umgekehrt muss man bei Aussagen über den I. #Xt 1 in Edfu immer mit berücksichtigen, dass die Festhandlungen zu einen späteren Zeitpunkt im Jahr wiederholt werden. Der Terminus wp rnpt kann nicht nur den I. prt 1 als Neujahrsfest des Horus von Edfu bezeichnen, sondern auch das Regierungs- bzw. Geburtsjahr anderer Götter eröffnen. So werden die im Kanoposdekret erwähnten, im Monat Payni stattfindenden kleinen Bubastia (μικρὰ 110 dj.k j#wt n jwo.f soHo.f m nsw hrw Hb NH‹b›-k#w dhn.n.k Or r st nt jt.f hrw rdjt n.f jSt.f; pLeyden T 32, VI, 22‒ 23: Herbin, Parcourir l’éternité, 65, 229 und 469. 111 Siehe dazu Goyon, Confirmation du pouvoir royal I, 42‒52; Spalinger, in: SAK 17, 1990, 289‒294; ders. Feasts and Fights, 82, Anm. 65; Grimm, Festkalender, 388‒389; Merkelbach, Isisfeste, 34; Bergmann, Ich bin Isis, 88, Anm. 1. Siehe allerdings zu den Daten der überlieferten Sedfeste, die keineswegs konstant sind, Hornung/Stahelin, Studien zum Sedfest, 56‒59 und dies., Neue Studien zum Sedfest, 39‒40. 112 Siehe zur Analogie von irdischem und göttlichem Königtum Goyon, Confirmation du pouvoir royal I, 51 und Spalinger, in: SAK 17, 1990, 292; siehe zum Vergleich der in Edfu überlieferten Reliefs mit den Krönungs/Sedfestdarstellungen des Neuen Reiches Alliot, Culte d’Horus, 571‒572, der aber ebd., 675‒676 auf die Unterschiede zu den irdischen Krönungsfesten hinweist. 113 Siehe Assmann, in: MDAIK 40, 1984, 287‒288; Leitz, Tagewählerei, 194‒195; Spalinger, in: Fs Leclant, 368‒369, 371; ders., in: SAK 17, 1990, 289. 114 pCairo JE 86637 recto., I, 2 (Leitz, Tagewählerei, 428‒429) und Esna II, 55, 1. Ähnlich auch D V, 142, 10, wo vom Verleihen der Kas durch Nehebkau die Rede ist, obgleich der Text sich eindeutig auf den I. #Xt 1 bezieht. 115 Alliot, Culte d’Horus, 561‒676, siehe dazu summarisch Kurth, Treffpunkt der Götter, 229‒233. Einen Überblick über die Forschungsgeschichte zum I. prt 1 gibt Spalinger, in: SAK 17, 1990, 290‒291.

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I Einführung und terminologische Untersuchung

Βουβάστια) in der hieroglyphischen Version mit Hb n wp rnpt n B#stt116 wiedergegeben. Pfeiffer vermutet, dass es sich dabei um eine Art „Geburtstagsfest“ für Bastet handeln könnte, wie es auch für andere Gottheiten belegt ist.117 Im Festkalender der Mut auf dem Durchgang zum Tempelbezirk der Göttin in Karnak findet sich ein Eintrag, der den I. prt 1 als wp rnpt n k#.s m Hrt („wp rnpt für ihren Ka am Himmel/auf dem Dach“)118 bezeichnet. In Anbetracht der chronologischen Ordnung der Inschrift kann, wie Spalinger richtig anmerkt,119 kein Bezug zum I. #Xt 1 vorliegen. Deshalb dürfte es sich also auch hierbei um ein Neujahrsfest handeln, dass den Beginn des spezifischen Jahreskreislaufs einer Gottheit – hier Mut – markiert. Die Nennung des Wortes Hrt, das hier wahrscheinlich das Dach120 des Tempels bezeichnet, sowie die Erwähnung des Königs, der an diesem Tag einer Standartenprozession vorangeht, lassen ähnliche Ritualhandlungen vermuten wie am I. #Xt 1. Im Festkalender von Esna werden neben dem 1. Thot auch der 9. Thot und der 26. Payni wp rnpt genannt. Über die genaue Bedeutung des zweiten und des dritten Datums konnte bislang kein wissenschaftlicher Konsens erreicht werden. Während im I. #Xt 9 unter anderem das Datum des realen Siriusaufgangs121 gesehen wurde, wird hinter dem wp rnpt am II. Smw 26 – in Analogie zum Kanoposdekret (siehe I 3.1.3) – meist der Regierungsantritt bzw. der Geburtstag des zur Entstehungszeit des Kalenders regierenden Herrschers vermutet. Wenn man mit Parker den I. #Xt 9 als Datum des realen Siriusaufgangs akzeptierte, müsste man von einer Abfassung des Kalenders unter Marcus Aurelius ausgehen.122 Dieser Spätdatierung der Quelle 116 Urk. II, 138, 10, siehe dazu Pfeiffer, Dekret von Kanopos, 121‒123. Da im Demotischen Text nur Hb n t# wpyt n B#stt steht, möchte Spalinger, Three Studies, 58‒59 den hieroglyphischen Text ebenfalls zu wpyt verbessern, was wohl gleichermaßen ein Wort für „Fest“ wie für den ersten Tag des Monats ist. Das wp rnpt in der hieroglyphischen Tanis-Version lässt sich nicht leugnen, könnte aber mit Spalinger als Verschreibung gedeutet werden. 117 Siehe Pfeiffer, Dekret von Kanopos, 130‒131, 246. 118 Sauneron, Porte ptolémaïque, Taf. 9, Z. 21. Siehe dazu die Übersetzung bei Spalinger, in: RdE 44, 1993, 169 und die Übersicht bei Rickert, in: dies./Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (1), 351. 119 Siehe Spalinger, in: RdE 44, 1993, 169. 120 So Spalinger, in: RdE 44, 1993, 169. 121 Hier heißt es hrw psD Hb Jmn Hb Ro m wp rnpt Dd tpjw-o („Tag 9: Fest des Amun, Fest des Re, das von den Vorgängern wp rnpt genannt wird“ (Esna II, 55, 1 = L3 bei Grimm, Festkalender, 26‒27). Siehe zum I. #Xt 9 in diesem Zusammenhang auch Goyon, Confirmation du pouvoir royal I, 111, Anm. 258, Spalinger, in: Fs Simpson, 760‒761, ders., in: Bárta et al. (Hgg.), Abusir and Saqqara in the Year 2010, 723‒735 und zuletzt ders., Feasts and Fights, 67–69; siehe zu älteren Deutungsversuchen Lauth, in: ZÄS 3, 1865, 96‒97 und Romieu, in: ZÄS 5, 1867, 103‒105. Goyon, loc. cit. möchte dieses Datum nicht mit dem Sothisaufgang, sondern mit den Erneuerungshandlungen zum Jahresbeginn in Verbindung bringen. Spalinger, loc. cit. interpretiert diese Datumsangabe als ersten Tag innerhalb des Mondkalenders. Grimm, op. cit., 371 glaubt, dass es sich gar nicht um ein wirkliches Neujahrsfest handelt, sondern ist der Ansicht, dass die Präposition m an dieser Stelle nur die Identität von „Neujahrsfest“ und „Fest des Re“ herstellen soll. Angeblich habe in einem früheren Kalender, auf dem der Esna-Text basiert, das auf Re fokussierte Neujahrsfest am I. #Xt 1 stattgefunden, sei aber (zugunsten der Konzentration auf Esnas Hauptgott Chnum an diesem Tag) verschoben worden, und zwar auf den Tag 9 des I. #Xt, an dem auch ein Amun-Fest stattfindet. Die Wahl dieses Tages begründet er lediglich durch die Verbindung von Amun und Re zu Amun-Re. Wie Depuydt, in: JARCE 40, 2003, 66, Anm. 35 jedoch schon festgestellt hat, ist Grimms Sicht der Dinge recht spekulativ. Die drei Neujahrsfeste im Kanoposdekret und ihre relativ ausführliche Erläuterung dort machen es doch wahrscheinlich, dass ohne Probleme mehrere als Neujahrsfest betrachtete Ereignisse nebeneinander existieren konnten, zumal es dazu explizite, leider noch unpublizierte Belege gibt (Hinweis Joachim Friedrich Quack, siehe ders., in: Lepper (Hg.), Persönlichkeiten, 54–55 und bald dazu auch seinen Beitrag in: Janowski/Schwemer (Hgg.), Texte zur Wissenskultur, TUAT NF 9, in Druck). 122 Siehe Parker, Calendars, 48‒49 und Depuydt, in: JARCE 40, 2003, 61‒65.

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stünde Serge Saunerons Einschätzung anhand von epigraphischen Kriterien entgegen, derzufolge diese aus dem 1. Jhd. n. Chr. stammt.123 Dass sich hinter dem dritten wp rnpt im Esnakalender also tatsächlich ein „Neujahrstag“ genannter Geburtstag des Herrschers verbirgt, ist demnach nicht sehr wahrscheinlich. Da in Zusammenhang mit diesem Festdatum das wn Hr m Hwt Nt („Öffnen des Gesichtes im Haus der Neith“)124 verzeichnet ist, könnte es sich einer Vermutung von Alfred Grimm zufolge jedoch um das spezifische Neujahrsfest dieser Göttin handeln, das in seiner Funktion etwa mit dem wp rnpt des Horus am I. prt 1 vergleichbar wäre.125 Auf eine Art Neujahrsfest für Hathor, das eindeutig nicht am 1. Thot, sondern am 5. Paophi stattfindet, verweist D V, 134, 15 aus der Krypte Süd 1. Hier ist von einem Öffnen des guten Jahres für diese Göttin durch Seschat die Rede, das am Tag des „Herbeibringens der tXwPflanzen“ stattfinden soll.126 Auch dabei liegt die Schlussfolgerung nahe, dass es sich um eine Art Göttergeburtstag handelt, der in Analogie zum kalendarischen Jahresbeginn begangen wird.127 Wie die genannten Stellen zeigen, kann der Begriff wp rnpt gelegentlich den persönlichen Festtag eines Gottes bezeichnen und – in Analogie zum Fest am I. #Xt 1 – einen neuen Jahresund Regenerationszyklus eröffnen. Auch aus dieser Verwendungsweise wird klar ersichtlich, dass das Bedeutungsspektrum des Begriffes in der griechisch-römischen Zeit im Verhältnis zu früheren Epochen deutlich ausgeweitet ist.128 3.1.6 Zur Bedeutung von wp rnpt sn-nw Die Bezeichnung wp rnpt tritt im zweiten Tagewählkalender im Eintrag für den I. #Xt 1 mit dem Zusatz sn-nw auf, also als „zweites Neujahrsfest“ ( ),129 was in der Forschung auf unterschiedliche Weise erklärt wurde. Richard Anthony Parker zufolge wäre der erste Tag des bürgerlichen Kalenders ein zweiter Neujahrstag, weil diesem als hypothetisches *wp rnpt tpj der Siriusaufgang vorangegangen

123 Siehe Sauneron, Esna V, 5‒6 und Spalinger, Three Studies, 51‒52. Dagegen jedoch wiederum Depuydt, in: JARCE 40, 2003, 61‒62, der eine spätere Anbringung des Kalenders vermutet. Saunerons Datierung entsprechend sucht Spalinger, Three Studies, 57 nach einem passenden Geburtsdatum eines Herrschers Ende des 1. Jhds. n. Chr, wird aber nicht fündig. Einen Überblick über die Literatur zu den Daten aus dem Esna-Kalender listet Depuydt, op. cit., 65‒67 auf und merkt zutreffenderweise an, dass bisher noch kein überzeugender Lösungsvorschlag gemacht wurde. Siehe für eine weitere Möglichkeit Spalinger, in: Bárta et al. (Hgg.), Abusir and Saqqara in the Year 2010, 723‒735. 124 Esna II, 77, 15. 125 So Grimm, Festkalender, 409. Siehe zum Zusammenhang zwischen dem Öffnen des Gesichts und den Handlungen am Neujahrsfest Sauneron, Esna V, 130. Spalinger, Three Studies, 58‒59 möchte den 26. Payni ähnlich wie das Bastetfest am 16. Payni in den lokalen Festriten von Esna verankert sehen, kann dies jedoch nicht weiter konkretisieren. Siehe zu diesem Fest auch Leitz, Tagewählerei, 370, für weitere Überlegungen zu den drei Neujahrstagen im Festkalender von Esna und seinen Ursprüngen Spalinger, in: RdE 42, 1991, 209–222. 126 cS#t wrt wpt n.s rnpt nfrt m Hb.s pn sb tXw, siehe dazu Waitkus, in: GM 135, 1993, 109‒110 und auch I 3.10. 127 Siehe zur Deutung des 5. Paophi als Geburtstag der Hathor Preys, in: RdE 57, 2006, 215; Waitkus, in: GM 135, 1993, 109‒110 und Coppens/Janák, in: Coppens et al. (Hg.), Royal versus Divine Authoritiy, 83. 128 Anhand einiger Textstellen aus dem römerzeitlichen Mammisis von Dendara stellt sich die Frage, ob dort wp rnpt möglicherweise auch in Bezug auf den Geburtstag des Ihi am 2. Thot verwendet wurde. Siehe für eine Diskussion der Sachlage unten, III 1.10. 129 Leitz, Tagewählerei, 428‒429.

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I Einführung und terminologische Untersuchung

sei.130 Dies wird aber durch Christian Leitz widerlegt, demzufolge der Tagewählkalender ein Idealjahr wiedergibt, in dem Sothisaufgang und erster Jahrestag zwangsläufig zusammenfallen.131 Anthony Spalinger betont, dass im Tagewählkalender an dieser Stelle auch von der Entstehung des Nehebkau die Rede ist und verweist auf die Equivalenz der rituellen Handlungen, die am I. #Xt 1 und am I. prt 1 im Zeichen von Erneuerung und Krönung durchgeführt werden (siehe Abschnitt I 3.1.5). Seiner Ansicht nach enthält der Eintrag im Tagewählkalender einen Verweis auf die bedeutungsmäßige Gleichsetzung dieser beiden Festtage.132 Aus dem Text geht jedoch m. E. klar hervor, dass wp rnpt sn-nw hier als Bezeichnung des I. #Xt 1 aufgeführt ist, was dem wirklichen Verhältnis zum I. prt 1, der innerhalb des Kalenders viel später kommt, zuwiderlaufen würde. Marshall Clagett schließt sich der Meinung von Abd el-Mohsen Bakir an, der die Passage als pw-Satz lesen will („the second feast is the opening of the year“) und zwei getrennte Festen am Neujahrstag annimmt (tpj rnpt und wp rnpt).133 Tatsächlich ist ihm in Hinblick darauf zuzustimmen, dass das sonst als Komplement gedeutete pw in wp rnpt nicht zur Standardschreibung des Wortes gehört. Die neue Lesung der Stelle, die auf dieser Feststellung beruht, wäre also noch akzeptabel, der sich anschließende Deutungsversuch missversteht die Situation jedoch: Dass wp rnpt und tpj rnpt in den Festlisten des Alten Reiches am gleichen Tag gefeiert worden wären, lässt sich den Quellen nämlich keineswegs entnehmen, vielmehr werden die beiden Begriffe hier als unterschiedliche Feste aufgeführt.134 Die einzige in sich schlüssige Erklärung, die zu besagter Textstelle im Tagewählkalender bislang gegeben wurde, geht auf Christian Leitz zurück, der sich die Bezeichnung „zweiter Neujahrstag“ zu dem Bezug auf die Sommersonnenwende als ersten Tag des Jahresbeginns erklärt. Die Bezeichnung würde damit aus dem Abstand zwischen den beiden Neujahrstagen resultieren.135 An dieser Stelle muss allerdings einmal mehr darauf hingewiesen werden, dass die Frage nach dem den ursprünglichen Anfang des ägyptischen Kalenders markierenden Naturereignis umstritten ist (siehe Abschnitt I 3.1.2). Von einer hundertprozentigen Sicherheit kann also auch in Hinblick auf diese Deutung nicht gesprochen werden. 3.2 tp rnpt und tpj rnpt: Synonymie oder Differenz? Bei der Untersuchung dieses Neujahrsbegriffs wurde in der Vergangenheit meist vom Wb ausgegangen, das einerseits den Eintrag tpj rnpt (

)136 „Erster des Jahres“, andererseits tp

rnpt ( )137 als „Anfang des Jahres“ verzeichnet. Richard Anthony Parker hat dies übernommen und möchte tp rnpt als allgemeinen Begriff für den Jahresbeginn und tpj rnpt als

130 131 132 133 134

Parker, Calendars, 75, Anm. 37 und ders., in: RdE 11, 1957, 92‒93. Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 26 und ders., Tagewählerei, 7‒8, 14. Siehe Spalinger, in: Fs Goedicke, 302‒307. Siehe Clagett, Ancient Egyptian Science II, 12‒14, der Bakir, Cairo Calendar, 61 zitiert. Siehe die Übersicht der Feste bei Spalinger, Private Feast Lists, 110 und die entsprechende Zusammenfassung der Ergebnisse für die Listen des Alten Reiches ebd., 162‒169. Siehe zu den Listen auch I 3.2. 135 So Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 26. 136 Wb V, 280, 1‒4. 137 Wb V, 270, 4‒8; Beleg 9 ist vielleicht zu tp tr gehörig, siehe Hari, Neferhotep, Taf. 40, Z. 228, was Spalinger, in: SAK 17, 1990, 90 widerlegen würde, der von dieser Stelle ableiten möchte, dass tp(j) rnpt den ersten Epagomenentag meint.

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3 Eine terminologische Studie als Arbeitsgrundlage

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ersten Tag eines ursprünglichen Mondkalenders138 unterscheiden. Dass die Trennschärfe innerhalb der Schreibungen von Anfang an nicht gegeben war, zeigen jedoch Festauflistungen aus Gräbern des Alten Reiches in Sheikh Said, in denen das schon seit Niuserre bekannte Fest tpj rnpt, das sonst meist mit dem Dolch geschrieben wird, in der Version mit der Kopf-Hieroglyphe (

) vorliegt.139 Auch Wb V, 270, 11 zeigt durch zwei inhaltlich offensichtlich

identische Phrasen, die einmal und einmal geschrieben sind, dass es für die Ägypter wohl keine Unterschiede zwischen den beiden Varianten gab. Grundsätzlich legen die Befunde also nahe, dass die Unterscheidung des Wb von tpj rnpt und tp rnpt niemals Gültigkeit besessen hat. Demnach wären alle Belege – sowohl die mit Kopf als auch die mit Dolch geschriebenen – für eine Untersuchung heranzuziehen.140 Da man sich in Bezug auf die Lesung nicht ganz sicher sein kann, soll im Folgenden stets tp(j) rnpt transliteriert werden.141 Eine schon in der frühen Forschungsgeschichte geäußerte Datierungs- und Identifikationsmöglichkeit für tp(j) rnpt findet sich bei Heinrich Brugsch, der glaubt, das Fest dem I. prt 1 zuordnen zu können.142 Der Argumentationsverlauf ist dabei wie folgt: In einer auf Sethos I. bezogenen Textstelle aus Abydos (KRI I, 188, 5) wird das Sedfest des Königs mit dem tp(j) rnpt gleichgesetzt (jw.k Xo.tj Hr sp#.k n Hb-sd mj Ro tp(j) rnpt „Du bist erschienen auf deinem Tragsessel des Sedfestes wie Re am Jahresanfang“). Hierbei kann es sich m. E. auch lediglich um einen Vergleich handeln, der ausdrücken soll, dass das Erscheinen des Königs dem Aufgang des Re am Jahresbeginn ähnlich sei. Aber selbst wenn man dies mit Brugsch als Beleg für ein Sedfest am tp(j) rnpt liest, so scheint doch die sich daran anschließende Argumentation nicht schlüssig: Anhand von weiteren Belegstellen, in denen das Sedfest Ramses II. am I. prt 1 stattfand bzw. verkündet wurde, will er in diesem Tag, der in vielen Quellen der Tag des Nehebkaufestes ist, einen obligatorischen Sedfesttag sehen. Dieser wäre dann aufgrund der Textstelle aus Abydos mit tp(j) rnpt gleichzusetzen. Das Sedfest an sich aber war nicht obligatorisch an den I. prt 1 gebunden, wie schon Richard Anthony Parker und Alan Henderson Gardiner143 in diesem Zusammenhang angemerkt haben, so dass man keineswegs schlussfolgern kann, dass mit tp(j) rnpt stets dieses spezielle Datum gemeint sein muss. 138 Siehe Parker, Calendars, 31 und 61‒62 und zur Unsicherheit der beiden von Parker angenommenen Mondkalender oben, Abschnitt I 3.1.2, insbesondere Anm. 82‒83. Einen ähnlichen Vorschlag zur anfänglichen Bedeutung von tp(j) rnpt brachte neuerdings Belmonte Avilés, der es mit dem von ihm postulierten ursprünglichen „Nile Year“ in Verbindung bringen möchte, das seinen Beginn an der Nilflut festmacht, wobei der erste Neumond nach diesem Ereignis den Beginn des Jahres markiert hätte. Eine Belegstelle, die diese Vermutung rechtfertigt, bleibt er jedoch schuldig. Siehe Belmonte Avilés, in: TdE 2, 2003, 23 und 41‒42. 139 Davies, Rock Tombs of Sheikh Said, Taf. 19 und 28 sowie Jéquier, Tombeaux de particuliers, 56, Abb. 62; siehe zu beidem Spalinger, in: Fs Goedicke, 305. 140 Siehe dazu auch Spalinger, in: Fs Goedicke, 305‒308. 141 Das Wörterbuch tendiert dazu, die Schreibungen mit Kopf tp und die mit Dolch tpj zu lesen. Die häufig angegebenen Alternativschreibungen verschiedener Ausdrücke (z. B. Wb V, 273 zu

tp, Wb V, 277 zu

tpj) mit dem jeweils anderen Zeichen zeigen jedoch, dass eine konsequente Unterscheidung nicht möglich ist. 142 Brugsch, Thesaurus, 1124–1126. Vgl. Parker, Calendars, 61–62, der einen Überblick über die Rezeption von Brugschs Argumentation gibt und selbst dagegen Stellung nimmt. 143 Siehe Parker, Calendars, 61‒62 und Gardiner, in: RdE 10, 1955, 28; zum Unterschied von idealem und realem Sedfest-Datum äußert sich Spalinger, in: SAK 17, 1990, 291‒292. Siehe zu der (ohne Zweifel bestehenden) Verbindung der königlichen Erneuerungsrituale mit dem I. prt 1 I 3.1.5.

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I Einführung und terminologische Untersuchung

Des Weiteren zitiert Brugsch in diesem Kontext einen kurzen Abschnitt aus einer Bandeauinschrift in Krypte Süd 1144 in Dendara, in der tp(j) rnpt tatsächlich gemeinsam mit dem Nehebkaufest genannt wird. Dieses wird bekanntlich oft am I. prt 1 gefeiert, woraus er eine Festsetzung von tp(j) rnpt auf dieses Datum schließen möchte. Betrachtet man diese Inschrift jedoch im Ganzen, so stechen die Begriffe wp rnpt und grH nXn m sS.f ins Auge. Während man wp rnpt durchaus auch auf den I. prt 1 als Neujahrstag des Horus beziehen könnte (I 3.1.5), so ist die Nacht des Kindes in seinem Nest (I 3.7) doch ein untrügliches Zeichen dafür, dass es hier um den kalendarischen Jahreswechsel geht. Auch die Monatsgöttin des I. #Xt (VHnt-tpjt-jnt) wird hier genannt.145 Die Erwähnung des Nehebkau stört dabei nicht, denn dessen Fest wird auch im zweiten Tagewählkalender und im Festkalender von Esna (tpj #Xt sw 1 nfr nfr wp rnpt Hb NHb-k#w) auf diesen Tag gelegt.146 Auch der architektonische Zusammenhang, in dem die Inschrift aus der Krypte in Dendara steht, weist auf den I. #Xt 1 hin, ist diese Krypte doch wahrscheinlich der Ausgangspunkt, von dem das Götterbild des Harsomtus für die Dachprozession geholt wurde, so Wolfgang Waitkus (dazu III 1.1).147 Eine konsequente Gleichsetzung von I. prt 1, Nehebkaufest und tp(j) rnpt ist demnach nicht festzustellen.148 In den Belegen aus griechisch-römischer Zeit wird offenbar die Schreibung mit dem Kopf bevorzugt,149 dementsprechend findet sich in den Texten aus den Treppenhäusern und dem Kiosk in Dendara keine einzige Variante mit dem Dolch. Der Begriff tp(j) rnpt kommt hier insgesamt 22 Mal vor. Die gewählten Schreibungen bieten keine besondere Überraschung: Am häufigsten tritt auf (zehn Stellen150), dicht gefolgt von (sieben Stellen151). Alle weiteren Schreibungen sind nur geringfügige Varianten davon und jeweils nur einmal vorhanden.152 In Bezug auf die Bedeutung legen die Texte aus der griechisch-römischen Epoche durch den häufig hergestellten Bezug von tp(j) rnpt zu Sothis und der Nilflut eine Identifikation mit dem idealen Jahresbeginn nahe.153 Welche Bedeutungen dieser Neujahrsbezeichnung aber im 144 Brugsch, Thesaurus, 1126, siehe für den Text D V, 142, 8‒13. Um diese Stelle geht es auch unten in Kapitel I 3.7. 145 Siehe Mendel, Monatsgöttinnen, 126‒128. 146 Leitz, Tagewählerei, 428‒429 und Esna II, 55, 1. 147 Waitkus, Krypten, 125‒135, 257, siehe dazu Näheres in III 1.1. Vgl. für eine ähnliche Argumentation zu dieser Stelle Spalinger, in: Fs Goedicke, 307‒308. Siehe zu der zweiten von Brugsch zitierten Stelle aus den Krypten Waitkus, Krypten, 72 und 81, Anm. 35. 148 So schon Parker, Calendars, 61‒62. Komplett ausgeschlossen werden kann die Anwendung der Bezeichnung tp(j) rnpt auf den I. prt 1 aber nicht, denn auch dieser stellt – wie in I 3.1.5 herausgearbeitet wurde – den Beginn eines Jahreskreislaufs dar. 149 Diese Einschätzung beruht auf einer Prüfung der mit tp(j) rnpt verbundenen Schreibungen, die das LGG nach der Übersicht in LGG IV, 678c – 697a aufführt. Unter diesen konnten nur zwei Schreibungen mit dem Dolch (LGG I, 121c; VI, 170b) festgestellt werden. 150 D VII, 157, 14*; 185, 4*; 190, 16*; D VIII, 32, 1*; 48, 9* (siehe dazu Anm. 793 zur Übersetzung von D VIII, 48, 2‒11* in Kapitel II); 61, 10*; 62, 1*; 66, 14*; 92, 10*; 108, 12*. 151 D VII, 147, 9*; 157, 11*; 157, 15*; 169, 4*; D VIII, 23, 9*; 33, 4*; 121, 12*. 152

D VII, 164, 18*;

D VII, 164, 15*;

D VIII, 65, 8*. Hinzu kommen zwei partiell

zerstörte Schreibungen, deren Ergänzung nicht ganz sicher ist:

D VII, 159, 1* und

D VIII, 85, 2*. Spielerische Schreibungen wie das auf der Fassade des Naos belegte

(D XIV, 3, 8)

sind auch im restlichen Tempel nicht die Regel. 153 Siehe Wilson, Lexikon, 1137 und z. B. Sothis als nbt tp(j) rnpt („Herrin des Jahresbeginns“) in LGG IV, 161b

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Detail zugeschrieben werden können, soll im Folgenden vor allem anhand der Inschriften des Tempels von Dendara aufgezeigt werden. Äußerungen wie D VII, 190, 16* (snsn wnmt m-ob j#bt m tp(j) rnpt tpj #Xt sw 1 „Das rechte Auge vereint sich mit dem linken Auge am Jahresanfang, im ersten Monat des Achet, Tag 1“) lassen darauf schließen, dass es sich um eine Bezeichnung des ersten Tages im bürgerlichen Kalender handelt. Gefestigt wird diese Vermutung durch Stellen, in denen tp(j) rnpt analog zu wp rnpt verwendet wird. So geht beiden Begriffen hrw pn nfr154 oder hrw pf155 voraus, gemeinsam ist ihnen auch die Bezeichnung als „schönes Fest“ (Hb nfr156). Damit würde sich das Bedeutungsspektrum von tp(j) rnpt mit dem von wp rnpt an diesem Punkt überschneiden (siehe I 3.1.1). Auf eine partielle Synonymie der beiden Neujahrsbezeichnungen deuten auch die parallele Verwendung in Epithetareihungen wie nbt tp(j) rnpt Hnwt wp rnpt157 und die offensichtliche Austauschbarkeit der Begriffe in den verschiedenen Versionen der „Anrufungen an das gute Jahr“ hin.158 In D XV, 65, 3 werden die Begriffe unverbunden aneinandergereiht, wahrscheinlich als Alternativbezeichnungen für ein und denselben Festtag: „Oh gutes Jahr, das ein gutes Jahr an diesem schönen Tag des Jahresanfangs, am Neujahrsfest, eröffnet!“ (j Rnpt nfrt wpt rnpt nfrt m hrw pn nfrt tp(j) rnpt wp rnpt).159 Dass tp(j) rnpt manchmal den ersten Jahrestag als Festtag bezeichnet, darf also als gesichert gelten.160 Hinzu kommen aber Stellen, an denen im Plural von den (schönen) Festen des Jahresanfangs (tp(j) rnpt) gesprochen wird.161 Das wäre an sich nicht problematisch, denn die umfangreichen Feierlichkeiten am I. #Xt 1 könnten auch im Plural angesprochen sein, wäre da nicht die Beischrift zu einem Priester in Treppe X, in der es ausdrücklich heißt, dass das Abbild der Göttin am Fest ihres Vaters und an ihren schönen Festen des Jahresbeginns verklärt wird (s#X snn.s m Hb n jt.s hno Hbw.s nfrw tp(j) rnpt; D VIII, 92, 9‒10*). Das hier von den Hbw.s nfrw tp(j) rnpt durch Hno unterschiedene Hb n jt.s wiederum ist einer Beischrift in der anderen

154

155 156 157 158 159 160 161

– 162a (zu ergänzen durch die bei Cauville, Temple d’Isis II, 23, Anm. 31 aufgeführten Belege sowie die dort nicht berücksichtigten Stellen D XV, 21, 4, 354, 14 und Temple d’Isis, 78, 18). Eine Stelle mit tp(j) rnpt findet sich in D XV, 65, 3; siehe für entsprechende Passagen mit hrw pn oder hrw pn nfr und wp rnpt D IV, 128, 9; 232, 1; D VII, 169, 13*; 175, 14*; 177, 11*; 182, 9*; 188, 7*; 194, 7* sowie 196, 3*; 200, 12*; D VIII, 53, 2*; 63, 11*; 84, 6*; 88, 9*; 93, 3* und 93, 4*; 98, 1*; 100, 6*; 106, 13*; 122, 6*. Eine Stelle mit tp(j) rnpt findet sich in D VIII, 61, 15 – 62, 1*; für entsprechende Passagen mit wp rnpt siehe D VII, 180, 10*; D XII, 184, 3; D XIII, 77, 9; 113, 4; D XV, 233, 13. Stellen mit tp(j) rnpt finden sich in D V, 117, 4; 142, 10; D VIII, 66, 14*; 121, 12*; für entsprechende Passagen mit wp rnpt siehe D IV, 112, 3; 225, 9; D VII, 145, 15*; 175, 3*; 186, 12*; 190, 4*; D VIII, 48, 4*; 84, 4*; 89, 15*; 103, 6*; 109, 8*; 122, 2*; D Mammisis, 98, 14. D XV, 21, 4. Siehe die Synopse bei Germond, Invocations, 28, wo in D VIII, 62, 1* tp(j) tnpt steht, während in E VI, 96, 10 und E Mammisi, 126, 16 an entsprechender Stelle wp rnpt steht. Vgl. aber Cauville, Dendara XV. Traduction, 96‒97, die hier „Ô Année heureuse, qui ouvre une année heureuse en ce jour chaque année, au Nouvel an“ übersetzt, die Stelle ist also nicht eindeutig. Siehe zu tp(j) rnpt „alljährlich“ weiter unten in diesem Kapitel. So wohl auch im Demotischen, siehe Jasnow/Zauzich, Book of Thoth, 23, 206 (zu B02, 4/4) und Jasnow/ Zauzich, Conversations in the House of Life, 102‒103. Hbw.T nfrw tp(j) rnpt: D IV, 171, 4‒5; Hbw.s nfrw tp(j) rnpt: D VIII, 92, 10*; Hbw nw tp(j) rnpt: D VIII, 108, 12*; Hbw nfrw tp(j) rnpt: D VIII, 149, 3; Hbw.s nfrw nw tp(j) rnpt: D XIV, 3, 8 (Cauville, Pronaos, 3‒4 liest zwar richtig tp(j) rnpt, übersetzt dies aber mit „belles fêtes annuelles“. Vermutlich liegt hier eine Verwechslung mit tp trw vor).

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Treppe (D VII, 195, 7*) zufolge mit wp rnpt identisch,162 was in Anbetracht der solaren Ausrichtung des Festes (I 3.3) nicht verwundert. Diese Stelle und die noch häufiger belegte (siehe oben) pluralische Verwendung könnten sich dadurch erklären lassen, dass tp(j) rnpt neben der Funktion als exakter Terminus für den Neujahrstag auch die Rolle einer generellen Bezeichnung für die Zeit am Anfang des Jahres einnehmen kann. Die zitierte Stelle D VIII, 92, 9‒10* würde dann mit Hb jt.s den Neujahrstag mit dem Sonnenritual auf dem Dach bezeichnen, während die Hbw nfrw tp(j) rnpt alle weiteren Feiern und Handlungen zum Beginn bzw. zum Wechsel des Kalenderjahres – vielleicht im Sinne einer Abfolge von Festtagen163 – meinen könnte. Das Bedeutungsspektrum von tp(j) rnpt ist damit aber noch nicht erschöpft. Schon das im griechischen Text des Rosettasteins Wörterbuch weist darauf hin, dass der Begriff 164 mit κατ’ ἐνιαυτόν „alljährlich“ wiedergegeben ist. Auch in einigen hieroglyphischen Quellen, in denen der Kontext eine Übersetzung mit „am Jahresbeginn“ verbietet, liegt eine Interpretation im Sinne von „alljährlich/jedes Jahr“ nahe. Dies gilt z. B. für die von Leonard H. Lesko165 in Zusammenhang mit dem Begriff aufgeführte Stelle aus dem Chonstempel, wo sich tp(j) rnpt auf das Opetfest bezieht, das bekanntlich im II. und nicht im I. #Xt stattfindet.166 Auch die Verwendung von tp(j) rnpt in Texten aus den Osiriskapellen in Dendara, in denen es um die Choiak-Feierlichkeiten und die jährliche Erneuerung des Gottes geht, macht deutlich, dass hier nicht die Ereignisse am Anfang des Jahres gemeint sind. So dürfte beispielsweise das Epitheton wHm onX Xnt Hwt-ckr-rsj tp(j) rnpt sp 2 n(n) #b, mit dem ein Osiris auf der Westwand der dritten östlichen Osiriskapelle versehen ist, wohl als „der das Leben alljährlich, alljährlich ohne Unterlass im südlichen Haus des Sokar wiederholt“ wiederzugeben sein.167 Auch wenn zu Osiris in einer Bandeauinschrift in der gleichen Kapelle gesagt wird, dass seine Mumie im Hwt-nbw – also in der Osiriskapelle168 – tp(j) rnpt geschaffen wird, ist wohl „alljährlich“ gemeint und nicht der Jahresbeginn.169 Gleiches gilt für D X, 274, 14 und 276, 11‒12, die auf die jährliche (tp(j) rnpt) Herstellung der (Korn-)Mumie verweisen.170 Dass tp(j) rnpt offenbar auch im Sinne von „alljährlich, jedes Jahr“ verwendet werden kann, erschwert grundsätzlich die Deutung von Textstellen, in denen dieser Begriff genannt 162 Der betreffende Priester ist hier s#X Xprw.s m hrw pn nfr m Hb jt.s {s} wp rnpt „der ihre Erscheinungsform verklärt an diesem schönen Tag, am Fest ihres Vaters, dem Neujahrsfest.“ 163 Siehe dazu Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 82‒83. 164 Wb V, 276, 6‒7 und Urk. II, 176, 4. Siehe zu tp(j) rnpt „alljährlich“ auch Wilson, Lexikon, 586, wo die Jahresrispe häufig (vielleicht zur Betonung des Ausdrucks?) verdoppelt ist. Hier sind allerdings auch Stellen aufgeführt, in denen es sich ganz sicher um tp(j) rnpt als Jahresbeginn handelt, z. B. E VI, 64, 5, wo es um den Aufgang der Sothis m tp(j) rnpt geht, und E VI, 96, 2 (Anrufungen an das neue Jahr). 165 Lesko, Dictionary IV, 79. Er verweist hier auf The Epigraphic Survey, The Temple of Khonsu 1, Taf. 21, 21. 166 Siehe zu dem Zeitraum, in dem das Opetfest gefeiert wurde, Darnell, in: Dieleman/Wendrich (Hgg.), UCLA Encyclopedia of Egyptology, 1. 167 D X, 219, 8. Siehe dazu Cauville, Dendara X. Traduction, 114‒115 und dies., D X Commentaire, 110, wo sie diese Szene mit dem Mundöffnungsritual an der Osirisfigur während des Choiak-Festes in Verbindung bringt. Siehe zu Hwt-ckr-rsj als Bezeichnung für die Osiriskapelle(n) dies., Dendara X Index, 351. 168 Die Bezeichnung Hwt-nbw kann sich gleichermaßen auf die Osiriskapellen wie auf Raum X‒R beziehen (siehe Kapitel III 1.8), in Anbetracht des Anbringungsortes ist jedoch sicherlich hier Ersteres gemeint. 169 D X, 250, 3, siehe Cauville, Dendara X. Traduction, 132‒133. Siehe zu Hwt-nbw als Bezeichnung für die Osiriskapelle(n) Cauville, Dendara X. Index, 345‒346. 170 Siehe dazu Cauville, Dendara X. Traduction, 146‒149. Bei all diesen Stellen wäre theoretisch allerdings nicht auszuschließen, dass der Jahresbeginn eines spezifischen Osiris-Jahres gemeint ist (Analog zu dieser Verwendungsweise von wp rnpt, siehe dazu I 3.1.5).

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wird.171 Wenn nicht – etwa durch Erwähnung der Sothis oder einen Verweis auf den I. #Xt – ein expliziter Bezug zum Jahresbeginn hergestellt wird, ist stets die Übersetzung mit „alljährlich“ möglich. Dies gilt prinzipiell sogar für viele der Textstellen, in denen tp(j)-rnpt mit der Nilflut in Verbindung gebracht wird,172 schließlich sind in Bezug auf Hapi beide Aussagen wahr – dass er am Jahresanfang kommt und dass er alljährlich kommt. So muss also unter Berücksichtigung des Kontextes von Fall zu Fall entschieden werden, wie tp(j) rnpt wohl zu interpretieren sein mag, oftmals dürfte die Ambivalenz bestehen bleiben.173 Zur Geschichte des Begriffes tp(j) rnpt ist anzumerken, dass dieser offenbar nicht zu allen Zeiten den I. #Xt 1 bezeichnet hat. Darauf lassen jedenfalls die Festauflistungen des Alten Reiches schließen, die ihre Nachfolger im Mittleren Reich und Imitationen bis in die Spätzeit haben174 und in denen wp rnpt und tp(j) rnpt getrennt aufgelistet werden, wobei sie in den meisten Fällen nicht direkt hintereinander stehen.175 Die Bezeichnung tp(j) rnpt muss zumindest zur Zeit des Alten Reiches also ein konkretes Ereignis gemeint haben, das von wp rnpt zu trennen war. Richard Anthony Parker wollte dieses Problem dadurch lösen, dass er tp(j) rnpt als Bezeichnung für den Beginn des Mondjahres verstand, in wp rnpt jedoch ein Synonym für den Sothisaufgang sah.176 Einen Beweis für diese Auffassung aber musste er – wie bereits angemerkt – schuldig bleiben, zumal auch die Existenz des auf dem bürgerlichen Kalender basierenden Mondkalenders nicht gesichert ist (siehe dazu Abschnitt I 3.1.2). Anthony Spalinger griff in diesem Zusammenhang einen bereits Jahrzehnte zuvor von Vilmos Wessetzky gebrachten Vorschlag auf, wonach tp(j) rnpt ursprünglich den realen Siriusaufgang bezeichnet und als terminologischer Vorgänger zu prt cpdt fungiert habe.177 Er macht den Zusammenhang zwischen tp(j) rnpt und Sothisaufgang an dem allerdings erst ab dem Neuen Reich belegten Epitheton nbt tp(j) rnpt178 fest, das Sothis tragen kann. Dass schon früh eine Verbindung zu diesem Ereignis besteht, zeigt CT VI, 319d‒e, wo es über den Verstorbenen heißt ms.n sw cpdt rnpyt rnpt nTrt m mswt.s tp(j) rnpt „ihn hat Sothis geboren, die das Jahr verjüngt, die Göttin bei ihrer Geburt am tp(j) rnpt“, wobei die Anspielung auf die Geburt der Sothis als Hinweis auf ihren heliakischen Frühaufgang gedeutet werden kann.179 In CT VI, 239m lässt Sothis den Verstorbenen zum Zeitpunkt tp(j) rnpt südwärts fahren (sXnt wj cpdt r/m tp(j) rnpt). Hier könnte sich aber bereits ein Bedeutungswandel im Sinne der ptolemäerzeitlichen Belege vollzogen haben, in denen tp(j) rnpt oft schlicht den Beginn des Jahres 171 Joachim Friedrich Quack merkt dazu an, dass für die Fälle mit der Bedeutung „alljährlich“ die Präposition tp, nicht jedoch die Nisbe tpj anzunehmen wäre. Vgl. dazu tp trw, was „zu den Jahreszeiten“ bedeutet (dazu auch I 3.12). 172 Siehe z. B. D VII, 67, 16; 69, 11; D IX, 133, 15; 134, 6; 184, 13; D XII, 155, 5‒6; D XIV, 94, 5; 152, 14. Siehe für diese Verwendung von tp(j) rnpt in der großen geographischen Prozession auf der Außenwand des Sanktuars von Edfu die Übersicht bei Leitz, Gaumonographien in Edfu, 433. 173 Aus diesem Grund wurde in der Übersetzung der Texte in Kapitel II tp(j) rnpt stets mit „am Jahresbeginn/alljährlich“ wiedergegeben, wenn nicht sicher entschieden werden konnte, welche Bedeutung hier vorliegt. 174 Siehe dazu generell Spalinger, Private Feast Lists. 175 Siehe die Auflistung bei Parker, Calendars, 35. 176 Siehe Parker, Calendars, 31 und 61‒62 und dazu Altenmüller, Die Apotropaia, 125‒126; zur Frage nach der Gleichsetzung von wp rnpt mit dem Sothisaufgang I 3.1.3. 177 Siehe Spalinger, Private Feast Lists 56‒57 und Wessetzky, in: Ausgewählte Schriften, 38‒39. Die Bezeichnung prt cpdt ist Parker, Calendars, 34 zufolge erst ab dem Mittleren Reich belegt. 178 LGG IV, 161b – 162c. Siehe dazu auch Anm. 153 weiter oben in diesem Kapitel. 179 Siehe zum Verb ms in der Verwendung als astronomischer Fachterminus, der „heliakisch frühaufgehen“ meint, Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 138.

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(als Festtag oder als groben Zeitraum, siehe oben) zu meinen scheint. Eine Aussage über die Rolle des Festes in den Listen des Alten Reiches lässt sich diesen Belegen m. E. jedoch nicht entnehmen. Diese Auflistungen selbst enthalten – im Gegensatz zu Parkers Ansicht – keine sicheren Informationen über die kalendarische Positionierung von tp(j) rnpt. Tatsächlich orientieren sich viele Festaufzählungen dieser Zeit an einer bestimmten Abfolge, die Parker zufolge chronologisch strukturiert ist. Anhand dessen wurde gelegentlich versucht, eine Positionierung von tpj rnpt innerhalb des Kalenders vorzunehmen.180 Die Zuweisung der einzelnen Daten der Festlisten bei Parker scheint bei näherer Betrachtung jedoch fragwürdig, da sie größtenteils auf Informationen aus dem Mittleren Reich und der Ptolemäerzeit basiert.181 Auch an den von Spalinger gesammelten Belegen sieht man, dass die Reihenfolge der Feste keineswegs so konstant ist, wie Parker angibt.182 Es bleibt abschließend festzuhalten, dass eine Eingrenzung des Bedeutungsspektrums von tp(j) rnpt für die dynastische Zeit schwierig ist, da die Belege aus verschiedenen Zeitstufen keine eindeutige Auskunft geben. Auch können in Anbetracht des zeitlichen Schwerpunkts dieser Arbeit Belege wie die Festlisten des Alten Reiches natürlich nicht in extenso bearbeitet werden. Angemerkt sei zu diesem Gegenstand aber, dass der oft proklamierte Bedeutungsunterschied von tpj rnpt und tp rnpt m. E. nicht nachweisbar ist, da die Schreibungen mit Kopf und Dolch von Anbeginn an alternativ verwendet wurden. Wie der zuvor behandelte Begriff wp rnpt weist auch tp(j) rnpt spätestens in der griechisch-römischen Zeit eine Mehrzahl an 180 Demnach wäre beispielsweise eine Gleichsetzung mit dem I. prt 1 zu verbieten, da das Sokarfest dahinter steht. So argumentiert Spalinger, Private Feast Lists, 54. 181 Siehe Parker, Calendars, 35‒36. Hinter DHwtyt (Nr. 2) vermutet Parker einen Schaltmonat, der durch den an das bürgerliche Jahr geknüpften Mondkalender bedingt ist, kann diese Funktion aber nicht belegen. Spalinger, Private Feast Lists, 41‒42 möchte darin (was näher liegt) das Thot-Fest sehen, das bekanntlich schon seit dem Alten Reich ab dem I. #Xt 19 stattfindet. Das Wagfest (Nr. 4) ist dagegen keineswegs so sicher festgelegt: man kennt es ab dem Mittleren Reich vom I. #Xt 18, aber offenbar gibt es Belege für ein ebenfalls Wag genanntes, bewegliches Fest, das innerhalb des bürgerlichen Kalenders nicht zu fixieren ist (siehe Parker, Calendars, 36‒37; neuere Literatur dazu: Krauss, in: GM 162, 1998, 53–57; Luft, in: Spalinger (Hg.), Revolutions in Time, 39–44; Posener-Kriéger et al., Abusir X, 46–47 und 220–222). Um welches der beiden es sich hierbei handelt ist also unklar, wodurch auch das Datum schwer festzumachen ist. Das Sokarfest (Nr. 5) liegt seit dem Alten Reich auf dem IV. #Xt 25, später 26. Das Hb wr (Nr. 6) möchte Parker anhand eines Beleges aus Edfu, wo ein Hb wr o# genannt ist auf den II. prt 4 legen. Die mit rkH wr und nDs bezeichneten Feste (Nr. 7) sind in Edfu und in Illahun an unterschiedlichen Daten belegt, d.h. auch hier gibt es Unsicherheiten. Im Neuen Reich heißen der II. prt und der III. prt dann bekanntlich rkH wr und nDs, so dass ein Zusammenhang mit diesen Monaten vermutet werden kann. Dennoch sind auch hier die Festdaten keineswegs zeitlich fixiert. Das Fest „Herauskommen des Min“ (Nr. 8) möchte Parker nach Belegen aus dem Mittleren Reich am I. Smw 11 festlegen. Feste 9‒12 schließlich sind Parkers Aussage zufolge monatlich stattfindende Feierlichkeiten, d.h. sie sind auf jeden Fall keiner chronologischen Abfolge unterworfen. Insgesamt entsteht der Eindruck, dass die stets als selbstverständlich angenommene chronologische Reihung der Feste nicht so sicher erwiesen ist, wie es scheint. Von Barta, Opferformel, 10 wird für die chronologische Reihung der Listen ohne nähere Erläuterung oder Prüfung auf Parker verwiesen. Siehe zu Zweifeln an Parkers chronologischem Prinzip auch Clagett, Ancient Egyptian Science II, 169. 182 Spalinger, Private Feast Lists führt 296 intakte Festlisten des Alten Reiches auf, wobei etwa 22 % der komplett erhaltenen Opferlisten die Feste in einer gänzlich anderen Reihenfolge aufzählen. Von denen, die die Reihenfolge einhalten, geben die wenigsten wirklich die komplette Anzahl der bei Parker aufgeführten Feste wieder. Parkers Studie basiert auf den Informationen aus nur 27 Mastabas. In diesem Zusammenhang sei auch darauf verwiesen, dass eine rein numerische Untersuchung dem Gegenstand vielleicht nicht gerecht wird. So können weder lokale Unterschiede noch die Tradierung verschiedener Listenfassungen durch derartige Erhebungen festgestellt werden. Für den Hinweis auf diese Problematik danke ich Daniel von Recklinghausen.

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3 Eine terminologische Studie als Arbeitsgrundlage

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Bedeutungen auf, wobei beide als Bezeichnungen für den Neujahrstag im bürgerlichen Kalender fungieren. Darüber hinaus kann tp(j) rnpt ein nicht klar zu bestimmendes Fest in den Festlisten des Alten Reiches und den Jahresbeginn generell meinen sowie die alljährliche Wiederkehr von Ereignissen andeuten (siehe Taf. 1a). 3.3 Neujahrsbezeichnungen mit solarem Hintergrund Der Grund für die Anwendung von Bezeichnungen des (idealen) bürgerlichen Neujahrstages, die sich auf den Sonnengott beziehen, liegt darin, dass dieser allgemein als mswt Ro („Geburt(stag) des Re“)183 betrachtet wurde. So führt der erste Tagewählkalender am I. #Xt 1 die Geburt des Re-Harachte (mswt Ro-Or-#Xtj) auf, der zweite Kalender spricht vom „Fest des Re“ an diesem Tag.184 Die Bezeichnung dieses Tages als Geburtstag der Sonne ist offenbar in der Vorstellung begründet, dass die Veränderungen des Sonnenlaufs während des Jahres den verschiedenen Etappen im Lebenszyklus des Sonnengottes entsprechen. Kurt Sethe vermutet daher einen Zusammenhang des Neujahrstages mit der Wintersonnenwende, da diese aus ägyptischer Sicht den schwächsten Zustand der Sonne darstellte.185 Richard Anthony Parker geht davon aus, dass die Geburt des Re den ersten Sonnenaufgang nach dem heliakischen Frühaufgang des Sirius meint, der das Jahr in regenerierter Form eröffnete.186 Christian Leitz hingegen nimmt eine Verbindung mit der Sommersonnenwende an, wobei sich der Lebenszyklus des Sonnengottes ab diesem Zeitpunkt im bürgerlichen Jahr widerspiegeln würde.187 Letzeres ist insofern besonders plausibel, als zu Beginn eines idealen bürgerlichen Jahres Sothisaufgang und Sommersonnenwende ursprünglich zusammenfielen, was bis in die Neujahrsbezeichnungen späterer Zeit tradiert worden sein könnte.188 Die Verbindung von Sonnengeburt und Neujahrstag wird bis in die griechisch-römische Zeit betont, so nehmen die Einträge zum I. #Xt in den Festkalendern der Tempel aus dieser Epoche häufig Bezug auf das Ereignis. Dort finden sich neben generellen Verweisen auf Rituale, die mit dem Sonnengott in Verbindung stehen,189 auch spezifische Festbezeichnungen, die seinen Geburtstag ausdrücklich nennen. E V, 349, 6 spricht beispielsweise von „seinem schönen Fest der Geburt der 183 Siehe Wb II, 141, 13. Analog zu wp rnpt kann auch mswt Ro eine Zweitbedeutung als Monatsname attestiert werden, wobei die Gründe für die Verschiebung an das Ende des Jahres gleichermaßen umstritten sind (siehe dazu oben I 3.1.2). Siehe zu den zwei Bedeutungen von mswt Ro auch Altenmüller, Die Apotropaia, 126‒ 129; Parker, Calendars, 47, 46‒47, §§ 235‒239; Depuydt, Civil Calendar, 62, 75 (mswt Ro als Neujahrstag), 81‒95, 236‒238 (mswt Ro als Monatsname); siehe zu einem Fest mswt jtn in Amarna Krauss, in: GM 162, 1998, 58‒59 und Badawy, in: JEA 42, 1956, 62‒64. Eine „Nacht des Re“, die vielleicht mit der Nacht vor dem Neujahrsfest gleichzusetzen ist, findet sich in einem Papyrusfragment aus Abusir, (Posener-Krièger, in: RdE 22, 1970, 131‒137; dazu auch Borghouts, Nieuwjaar, 9). 184 Leitz, Tagewählerei, 13‒14, 429. Siehe zur „Geburt des Re-Harachte“ auch KRI VI, 564, 8 und Elgawady, Schranken, 79. 185 Siehe Sethe, Zeitrechnung II, 37‒38, vgl. Wells, in: Spalinger (Hg.), Revolutions in Time, 1‒2; dagegen aber Parker, Calendars, 46‒47, § 235 und Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 21. 186 Siehe Parker, Calendars, 46‒47, §§ 235‒ 237. 187 Siehe Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 21. Hier heißt es (vor dem Hintergrund eines zweiten Sonnengeburtstags zur Wintersonnenwende): „Wird vorher das Leben des Sonnengottes mit dem Sonnenjahr verglichen, so geht man ab der Sommersonnenwende dazu über, sein Leben mit dem bürgerlichen Jahr gleichzusetzen. Dies führt zu einer Geburt am I. #Xt 1, während er in den letzten Tagen des Jahres als alt und schwach angesehen wird.“ Siehe zur Vorstellung von der Schwäche des Sonnengottes am Ende des Jahres auch Derchain, in: CdE 53, 1978, 49‒50; Kurth, in: RdE 34, 1982‒83, 71‒72; Leitz, Tagewählerei, 13. 188 So Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 21 und 25, vgl. I 3.1.2. Siehe zum Zusammenhang zwischen Neujahr und Sommersonnenwende auch unten, III 4.2.2. 189 Die Vereinigung mit der Sonnenscheibe wird in D IX, 162, 14 und Esna II, 55, 1 genannt, KO 596, 2 (B 1

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I Einführung und terminologische Untersuchung

(Sonnen-)Scheibe“ (Hb.f nfr n mswt jtn), im Festkalender in Dendara ist von einem hrw Hb Ro m wp rnpt die Rede.190 Auch im Textkorpus dieser Studie (Abschnitt II) spielen solche Festbezeichnungen eine Rolle. So findet sich in den Inschriften der Treppe W in Dendara zweimal der Verweis auf „diesen schönen Tag der Geburt der (Sonnen-)Scheibe“ (D VII, 179, 11* und 203, 2*), wobei die Vereinigung der Göttin mit ihrem Vater Re erwähnt wird. Auf einer Schrankenwand im Dachkiosk wird in dem zu einer o#bt-Opferszene gehörigen Bandeau in Bezug auf Hathor „ihr schönes Fest der Geburt der (Sonnen-)Scheibe“ genannt (D VIII, 32, 5*).191 In der Bandeauinschrift auf der Außenwand des Naos, die die Funktionsweise des Kiosks am Neujahrstag beschreibt, wird das Hb mswt jt.s genannt, wobei das Fest des Re als Vater der Hathor gemeint ist (D XII, 184, 6). Zudem wird im Zusammenhang mit einem Stabopfer auf der östlichen Außenwand des Naos der „Tag der Geburt der (Sonnen-)Scheibe“ erwähnt, wobei kurz darauf explizit auf das wp rnpt verwiesen wird (D XV, 233, 7‒8).192 Daneben ist auch die Bezeichnung „Fest des Re“ (Hb Ro)193 für diesen Tag häufiger belegt, und auch der im römischen Mammisi bezeugte „Tag des Re“ (p# hrw n Ro) ist vielleicht diesem Kontext zuzuordnen (siehe dazu III 1.10). In den Inschriften in Treppenhaus X und im Kiosk ist von „diesem schönen Tag des Festes des Re am Neujahrsfest“ (hrw pn nfr Hb Ro m wp rnpt)194 oder vom „Tag des Festes des Re am Neujahrsfest“ (hrw Hb Ro m wp rnpt)195 die Rede. Dabei könnte es sich bei der Präposition m einerseits um ein m der Identität handeln, womit eine Synonymie der Begriffe Hb Ro und wp rnpt ausgedrückt wäre. Andererseits könnte das m aber auch so verstanden werden, dass das Hb Ro am Neujahrsfest stattfindet und sozusagen einen bestimmten Bestandteil der Festhandlungen des wp rnpt bildet.196 Dass es sich bei Hb Ro keineswegs um einen ausschließlich auf den I. #Xt 1 bezogenen Ausdruck handelt, zeigt die Verwendung im Festkalender von Esna, wo er auf den I. #Xt 9 angewandt wird.197 Demnach dürften auch andere Feierlichkeiten zu Ehren des Sonnengottes so bezeichnet worden sein.

bei Grimm, Festkalender, 20‒21) spricht vom „Vollziehen einer Litanei für Re“ (jrt wdn n Ro). 190 D IX, 162, 11‒12. Siehe zu den beiden zitierten Stellen Grimm, Festkalender, 20‒23 (G 10 und J 1) und Leitz, Tagewählerei, 14, Anm. 4. 191 Hier wäre also Sylvie Cauville zu widersprechen, die anhand von D XV, 233, 4 attestiert, mswt jtn als Neujahrsbezeichnung sei andernorts nicht bezeugt (so Cauville, in: Fs Kurth, 45, Anm. 6). Auf die Benennung des Neujahrsfestes an den genannten Stellen in Treppen und Kiosk verweist schon Parker, Calendars, 77‒78, Anm. 110 (hier natürlich unter Verwendung der Publikation von Mariette); vgl. Elgawady, Schranken, 79, Anm. 541. 192 Siehe dazu Cauville, in: Fs Kurth, 43‒44, 45. 193 Siehe Depuydt, Civil Calendar, 97; Posener, in: RdE 8, 1951, 186; Gardiner, in: ZÄS 43, 1906, 23‒24 sowie den oben bereits zitierten Eintrag in den Festkalender von Dendara (D IX, 162, 11‒12). 194 D VIII, 98, 1*; 100, 6*; wahrscheinlich auch D VIII, 26, 13*, wo noch […] nfr Hb Ro m wp rnpt zu erkennen ist. 195 D VIII, 98, 11*; eventuell auch D VIII, 83, 4*, wobei der Anfang des Ausdrucks durch eine Lücke verunklärt wird. Bei der großen Zahl von Schreibungen von wp rnpt, die mit Festzeichen und Sonnendeterminativ versehen werden (siehe die Einleitung zu Kapitel I 3.1), gewinnt man manchmal den Eindruck, als ob hier grafisch auf die Eigenschaft des Neujahrsfestes als Hb Ro verwiesen werden soll. 196 Im Beleg D XV, 55, 7 steht kein m, dort ist vom hrw Hb Ro wp rnpt die Rede. Hierbei dürfte es sich demnach um die Reihung von zwei Synonymen in Apposition handeln, was die Deutung des m als m der Identität in den anderen Belegen wahrscheinlicher machen würde. Auch hier bleibt aber noch die Möglichkeit, dass das m an dieser einen Stelle versehentlich ausgelassen wurde, so über die genaue Bedeutungsnuance der Präposition in dieser Verbindung keine absolut sichere Aussage getroffen werden kann. 197 Esna II, 55, 1 (= L3 bei Grimm, Festkalender, 26‒27). Siehe dazu oben I 3.1.5.

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Häufig sind in den Texten der Treppen und des Kiosks in Dendara auch Neujahrsbezeichnungen, die auf die zentrale Ritualhandlung des Festes, das xnm jtn (III 4.2) Bezug nehmen. Dabei wird vor allem das Sehen des Sonnengottes durch Hathor an diesem Tag hervorgehoben. So ist vom Hb m## jt.s („Fest des Sehens ihres Vaters“)198 die Rede, aber auch vom Hb m## nTr („Fest des Sehens des Gottes“)199 und vom Hb m## jtn („Fest des Sehens der (Sonnen-)Scheibe“)200. Damit verwandt ist die Bezeichnung hrw m## jt.s m bj# (D VII, 180, 14*), die nur einmal vorkommt. Einen nicht ganz so expliziten Verweis darauf, dass Hathor ihren Vater erblickt, enthält die Bezeichnung Hb m## NHH („Fest des Sehens der nHH-Ewigkeit“, D VIII, 9, 12*), wobei die Determinierung deutlich macht, dass es sich bei NHH um eine Bezeichnung für den Sonnengott handelt.201 Eine ebenfalls nur an einer Stelle belegte, besonders umfangreiche Variante lautet „ihr schönes Fest des Aufgehens der (Sonnen-)Scheibe, um sie zu sehen“ (Hb.s nfr n wbn jtn r m##.s, D VIII, 67, 2‒3*), hier ist es jedoch nicht Hathor, die den Sonnengott sieht, sondern umgekehrt. All diese Bezeichnungen evozieren, indem sie das gegenseitige Ansehen der beiden Gottheiten beschreiben, die Vereinigung der Göttin mit der Sonnenscheibe als den wichtigsten Moment des Neujahrsfestes. Ein solches Ritual wurde aber nicht nur am ersten Tag des Jahres durchgeführt, wie die bereits zitierte linke Bandeauinschrift der Westtreppe X zeigt, die zwar das Hb Ro m wp rnpt klar benennt, aber auch auf eine Nutzung an den Hbw nw xnm jtn („Festen der Vereinigung mit der (Sonnen-)Scheibe“) hinweist.202 Bei den auf den Moment des xnm jtn bezogenen Festbezeichnungen kann also nicht ausgeschlossen werden, dass sie auch auf andere Festtage angewendet wurden. 3.4 Das „Fest dessen, der sie erschuf“ und das „Fest ihres Vaters“ Zwei inhaltlich wie formal einander ähnliche Festbezeichnungen, die grundsätzlich eng mit den im vorangehenden Kapitel behandelten Ausdrücken in Verbindung stehen, jedoch inhaltlich einen anderen Akzent setzen, lauten Hb.s wr n jr sj („ihr großes Fest dessen, der sie schuf“) und Hb qm# sj („Fest dessen, der sie schuf“). Hier wird besonders die familiäre Beziehung zwischen Hathor und ihrem Vater Re, der als ihr Schöpfer fungiert, betont (siehe III 3.1–2). Die Texte des Kiosks sprechen an zwei Stellen in Bezug auf die Göttin von „ihrem schönen Fest dessen, der sie erschuf“ (Hb.s wr n jr s(j)). Einmal wird es in einer Reihe von Beinamen der Hathor auf der Innenseite der Nordtür genannt, wo es über die Göttin heißt, sie sei die „Vorsteherin des Schreins ihres Leibes an ihrem großen Fest dessen, der sie schuf, wenn sie von ihrem Kiosk am Fest des Sehens des Gottes Besitz ergreift in Millionen von Jahren in DtEwigkeit.“203 Die Gleichsetzung mit dem Hb m## nTr (I 3.3) und die Anspielung auf den Kiosk (w#Dyt, siehe III 2.2.3) zeigen, dass hiermit das Neujahrsfest gemeint ist, bei jr s(j) handelt es

198 199 200 201

D VIII, 18, 14*; 49, 11*. D VIII, 10, 7‒8*. D VIII, 44, 4*; 109, 15*. An dieser Stelle steht nur die Götterfahne, vgl. jedoch D VIII, 86, 14*, wo ebenfalls vom m## NHH die Rede ist und wo ein falkenköpfiger Gott mit Sonnenscheibe als Determinativ gewählt wurde. An dieser Stelle wird auch gesagt, dass das Sehen der Ewigkeit am Himmel und am wp rnpt stattfindet, es kann also kein Zweifel daran bestehen, dass es sich um eine Neujahrsbezeichnung handelt. Vgl. dazu auch Wb II, 302, 10‒15 und LGG IV, 287a‒c. 202 D VIII, 100, 6*, 101, 10* und 101, 11*. Siehe für eine Durchführung des xnm jtn an anderen Festen neben dem Neujahrsfest auch III 4.2.5. 203 tpjt Dryt nt Dt.s m Hb.s wr n jr s(j) Dr Ssp.s w#Dyt m Hb m## nTr m HHw nw rnpt r km Dt, D VIII, 10, 7‒8*.

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I Einführung und terminologische Untersuchung

sich zweifelsfrei um eine Bezeichnung des Sonnengottes, was die Schreibung an die204 ser Stelle verdeutlicht. Ein zweites Mal kommt Hb.s wr n jr s(j) in einer Bandeauinschrift auf der nördlichen Außenwand des Kiosks (Westhälfte) vor, die zu einem o#bt-Opfer gehört und die Wirksamkeit des „Hauses des Menit“ beschreibt.205 Darüber hinaus wird jr s(j) in den Texten der Treppen und des Kiosks weitere fünf Male genannt, wobei meist die enge Beziehung des Vaters zu seiner Tochter im Vordergrund steht, die als Schützerin auftritt.206 Eine spätere Variante dieser Festbezeichnung stellt Hb qm# sj („Fest dessen, der sie schuf“) dar. Wie schon Sylvie Cauville feststellte, ist sie in ganz Dendara nur zweimal sicher belegt.207 Einmal findet sie sich in einer Ritualszene im zweiten Register der östlichen Außenwand des Naos, in der Hathor, Harsomtus und Ihi vom König ein Stab mit Hathorkopf dargebracht wird.208 Die königliche Randzeile lautet: „Der Sohn des Re ½Kaisaros, er lebe ewig, geliebt von Path und Isis¼ ist auf seinem Platz als Ihi derer, die als Goldene aufgeht, indem er den Stab trägt, indem er die Horizontische erfreut, indem er ihr Freude macht am Neujahrsfest. Er ist der Vorsteher der Gottesdiener der Herrin von Jwnt, der ihren Ka am Fest dessen, der sie schuf, zufriedenstellt.“209 Hier wird eine eindeutige Verbindung zwischen wp rnpt und dem Hb qm# sj hergestellt. In der göttlichen Randzeile sind zudem zwei weitere Neujahrsbezeichnungen (dw#yt nt wob und tr n wjn trw, siehe I 3.5–6) genannt,210 wodurch der Bezug zum ersten Tag des Jahres noch einmal verstärkt wird. Des Weiteren wird das Fest in einer Bandeauinschrift auf einer Säule im Pronaos des Hathortempels genannt. Die Göttin wird hier als „die, die in ihrem Haus erglänzt am Morgen der Reinheit, die sich mit ihrem Vater vereint am Fest dessen, der sie schuf“211 angesprochen, auch hier wird das Hb qm# sj also mit einer anderen Neujahrsbezeichnung (tr n wjn trw, siehe I 3.6) verbunden. Hinzu kommt eine Passage aus der unmittelbar unter dem genannten Bandeau positionierten Stabopfer-Szene,212 die wahrscheinlich zu jrt sSSt n mwt.f [m Hb] qm# sj („Naossistrum spielen für seine Mutter [am Fest dessen,] der sie erschaffen hat“) zu ergänzen ist.213 In der Beischrift des Ihi, auf den sich diese Textzeile bezieht, wird der Tag des Neujahrsfestes (hrw wp rnpt)214 genannt, was für die vorgenommene Ergänzung sprechen würde. 204 Vgl. dazu Quack, Merikare, 28–29 mit Anm. d (Hinweis Joachim Friedrich Quack). 205 D VIII, 33, 7*. Der Beginn der Inschrift lautet wnn Owt-mnjt #X.tw xr mnjt m Hb.s wr n jr s(j) („Das Haus des Menit ist wirkmächtig mit dem Menit in seinem großen Fest dessen, der sie schuf.“) 206 Zweimal wird Hathor als Hnwt jr s(j) („Gebieterin dessen, der sie schuf“) bezeichnet (D VII, 174, 10* und D VIII, 113, 4*, weitere Belege dieses Epithetons finden sich in LGG V, 168b‒c), einmal wird sie nbt mkt [H#] jr s(j) („Herrin des Schutzes [um] den, der sie schuf“, D VIII, 13, 9*; LGG IV, 67c) genannt. Die Göttin ist auch wnwnt s(j) m tp n jr s(j) („die sich hin- und herbewegt auf dem Haupt dessen, der sie schuf“, D VIII, 112, 13*; LGG II, 401c – 402a). Einmal (D VIII, 117, 4‒5*) wird explizit auf die Vereinigung der Göttin mit ihrem Schöpfer verwiesen (pt m Hb ndb m rSwt Dr xnm nbt Jwnt Hno jr s(j): „Der Himmel ist im Fest, der Boden in Freude, weil sich die Herrin von Jwnt mit dem vereint hat, der sie geschaffen hat.“) 207 Siehe Cauville, in: Fs Kurth, 45. 208 D XII, 113, 8 – 114, 9 mit Taf. 70. Siehe dazu Cauville, in: Fs Kurth, 44 (Dok. 3). 209 wnn s# Ro ½K#ysrs onX Dt mr PtH #st¼ Hr st.f m JHy n wbnt m nbwt Hr jwh mdw Hr sXntS #Xtjt Hr s#w jb.s m wp rnpt sw m jmj-r# Hmw-nTr nw nbt Jwnt sHtp k#.s m Hb qm# s(j); D XII, 113, 11‒13. 210 D XII, 114, 8‒9. 211 D XIII, 217, 6‒7, siehe Cauville, in: Fs Kurth, 43 (Dok. 1) und dies., D XIII. Traduction, 270‒271. 212 Siehe zum Stabopfer und seinem Zusammenhang mit dem Neujahrsfest unten III 5.4. 213

. Siehe zur Ergänzung in der Übersetzung Cauville,

Dendara XIII. Traduction, 266‒267. 214 D XIII, 215, 5.

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Wie bereits angemerkt, finden sich außer an den genannten Stellen, die durchgehend römerzeitlich215 zu datieren sind, andernorts keine weiteren Belege für das Hb qm# sj. Daraus könnte man schlussfolgern, dass es sich um eine erst in den späten Dekorationsphasen des Hathortempels erfundene Begriffsneuschöpfung handelt. Diese Bezeichnung baut aber offensichtlich auf den älteren Inschriften des Tempels auf, in denen „der, der sie schuf“ bereits eine Rolle spielt. So nennen die Texte der Treppenhäuser und des Kiosks qm# sj insgesamt sechsmal.216 Dass es sich auch hierbei um den Sonnengott handelt, wird daraus deutlich, dass oft von seinen Strahlen die Rede ist, mit denen sich die Göttin am Himmel vereint.217 Besonders hervorgehoben wird auch hierbei häufig ihre Funktion als schützende Schlange an der Stirn des Erzeugers.218 In inhaltlicher Verbindung zu dem „Fest dessen, der sie erschuf“ steht auch das „Fest ihres Vaters“, das einmal als Hb n jt.s (D VIII, 92, 9*) und einmal als Hb jt.s (D VII, 195, 7*) belegt ist. Wie oben in I 3.2 schon besprochen, wird Hb jt.s in der letztgenannten Textstelle als Apposition wp rnpt beigefügt, so dass man sich sicher sein kann, dass hiermit der Neujahrstag gemeint ist. Auch in dieser Bezeichnung sind die beiden Protagonisten des Festgeschehens präsent – der Sonnengott in der Rolle des Vaters, Hathor in Form eines Possesivsuffixes –, wobei wiederum die enge familiäre Bindung im Vordergrund steht. 3.5 Der „Morgen der Reinheit“ Eine Bezeichnung, die in den Treppenhäusern und im Neujahrskiosk von Dendara eine größere Rolle spielt, ist der „Morgen der Reinheit“. Sie findet sich dort insgesamt viermal, wobei ), einmal

einmal vom hrw pn dw#y(t) nt wob (D VII, 200, 4‒5*: vom hrw dw#yt nt wob (D VIII, 45, 14*: dw#yt nt wob (D VIII, 81, 13*:

) und zweimal nur vom ; D VIII, 103, 6*:

) die Rede ist.219

215 D XII, 113, 8 – 114, 9: Augustus; D XIII, 214, 13 – 216, 1 und 217, 6‒8: Claudius. 216 D VII, 189, 4*; D VIII, 2, 13*; 45, 12* und 46, 6*; 52, 9*; 116, 6‒7*. 217 D VII, 189, 3‒4*: … r xnm.s stwt nt qm# s(j) m pt („… damit sie sich mit den Strahlen dessen, der die schuf, am Himmel vereint“); D VIII, 2, 13*: die Göttin wird als m##t m#wt nt qm# sj („die die Strahlen dessen erblickt, der sie schuf“) bezeichnet; D VIII, 45, 12*: dg.n.s stwt nt nTr Xnt Hrt m#wt nt qm# s(j) m k#pt („Sie (d. i. Hathor) hat die Strahlen des Gottes am Himmel erblickt, die Strahlen dessen, der sie schuf, am Himmelsgewölbe.“); D XII, 56, 1: … psDt bs Hr-s#.s (m-)Xt m## stwt qm# s(j) („… indem die Neunheit des Abbildes hinter ihr ist, nach dem Sehen der Strahlen dessen, der sie schuf“). Siehe zu der letztgenannten Textstelle Cauville, in: BIFAO 90, 1990, 103. Vgl. auch D XIV, 3, 9, wo zwar von der Vereinigung des qm# sj mit seiner Tochter, nicht jedoch von seinen Strahlen gesprochen wird. 218 D VIII, 2, 13*: nht „Schutzschlange“; D VIII, 52, 9*: wbn nbwt tp dhnt nt qm# s(j) („die Goldene geht auf an der Stirn dessen, der sie erschuf“); vgl. auch D VIII, 116, 6‒7*, wo ebenfalls der Schutz des Vaters durch die Tochter hervorgehoben wird, ohne dass jedoch von ihr als Schlange die Rede ist. Siehe für Stellen außerhalb des Korpus D I, 82, 14: … r snsn stwt nt qm# sj tp(j) rnpt („… um sich mit den Strahlen dessen, der sie schuf, am Jahresbeginn zu vereinen“) und D XV, 234, 6: jrt Ro Hr wpt nt qm# s(j) Hr wbn m wj#.s hrw wp rnpt („das Auge des Re an der Stirn dessen, der sie schuf, geht auf in ihrer Barke am Tag des Neujahrsfestes“). 219 Hinzu kommt eine Stelle, an der vielleicht dw#y[t nt wob] zu ergänzen wäre: (D VIII, 13, 2*). Alternativ könnte hier aber auch dw#w bzw. dw#yt n(t) wp rnpt stehen.

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Hinzu kommen D XII, 114, 8 ( ) und D XIII, 217, 7 ( ).220 Obgleich das Nomen regens hier dw#w oder nur dw# geschrieben ist, liegt die Auffassung als dw#yt („Morgen, Morgenfrühe“) aufgrund der durchgehenden Schreibung des Genitiv-Adjektivs als nt oder ntj nahe.221 Als inhaltlich wie strukturell verwandter Ausdruck findet sich in Dendara und andernorts dw#w bzw. dw#yt nt wp rnpt („Morgen des Neujahrsfestes“), das 223 ebenfalls meist mit 222 und einmal sogar mit geschrieben ist.224 In den Texten in Treppen und Kiosk kommt dw#yt nt wob durchgehend im Rahmen von Textpassagen, die den Ablauf des Festes beschreiben, vor. So wird beispielsweise in D VII, 200, 3‒5* zu Hathor gesagt „Du gehst in Frieden, du schreitest in Rechtfertigung, um zu deinem Schrein der Dt-Ewigkeit zu ziehen. Die Neunheit von Jwnt geht hinter dir an diesem Tag am Morgen der Reinheit.“225 In D VIII, 45, 13‒14* heißt es „Verehrung ist entstanden in den beiden Palästen, weil sich die Stirnschlange mit dem Vorsteher der beiden Länder vereint am Tag des Morgens der Reinheit.“ Aufgrund ihrer Anbringung im Rahmen der Festprozessionen auf den Wänden der Treppenhäuser (D VII, 200, 5* und D VIII, 103, 6*), am oberen Zugang zur Westtreppe (D VIII, 81, 13*) sowie auf einer Säule des Kiosks (D VIII, 45, 14*) liegt es nahe, dass die Bezeichnung den Neujahrsmorgen, also den Vormittag des I. #Xt 1, meint. Ein über die architektonische Einbettung hinausgehender Hinweis auf das Neujahrsfest ist innerhalb der Texte von Treppen und Kiosk nur für D VIII, 103, 6* festzustellen, wo die Bezeichnung dw#yt nt wob Bestandteil der Rede eines Standartenträgers ist. Dieser wird in der Beischrift als „(der Priester) derer, die ihre Bas erscheinen lässt (namens) der Jüngling, der Gottesdiener von Oberägypten, der den Weg der Angesehenen zum Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe abschirmt an ihrem schönen Fest Neujahrsfest“ (Hwn Hm-nTr n Cmow sXot-b#w.s Dsr w#t nt Sft r st-m##-jtn m Hb.s nfr wp rnpt) bezeichnet. Noch deutlichere Hinweise darauf, dass der „Morgen der Reinheit“ am Neujahrstag zu situieren ist, liefern die beiden Belege außerhalb unseres Textkorpus. In der Stabopferszene D XII, 114, 8 auf der östlichen Außenwand des Naos ist in der göttlichen Randzeile vom Aufgang der Göttin „in der Barke am Morgen der Reinheit, bei der Vereinigung mit ihrem Vater zur Zeit des Vorbeigehens der Jahreszeiten“ die Rede, wobei auf das xnm-jtn-Ritual Bezug genommen und durch die Nennung von tr n wjn trw deutlich gemacht wird, dass die genannten Ereignisse am

220 Cauville, in: Fs Kurth, 45, Anm. 6. 221 Wb V, 424, 7 –425, 9 (Hinweis Joachim Friedrich Quack). Hier finden sich auch einige Schreibungen mit für

222 223 224 225

. Zwar führt Kurth, Einführung 2, 801‒805 (§ 164) Verbindungen auf, in denen sich nt/ntj auch auf

ein maskulines Regens bezieht, der vorliegende Fall lässt sich m. E. jedoch mit keiner der dort aufgestellten Regeln in Verbindung bringen. Cauville, Dendara XIII. Traduction, 270‒271 und dies., in: Fs Kurth, 43–45 transliteriert dw# n wob und übersetzt „matin de la purification“, vgl. El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 45 (zu D VIII, 103, 6*: „à l’aube de purifier“). D II, 198, 14; D V, 107, 7; D VII, 179, 8*; D VIII, 25, 17*. Ein Beispiel außerhalb Dendaras findet sich in E Mammisi, 155, 5. Vgl. auch Tacke, Opferritual I, 282 und II, 255‒256 sowie die Erläuterungen zu den Handlungen am Morgen ebd., 252‒254. D XV, 44, 9. Schreibungen nur mit nw-Topf finden sich dagegen in D VII, 195, 16* und D VIII, 113, 16*, wo eher dw#w n wp rnpt zu lesen ist. Vgl. zur Lesung dw#yt in diesem Zusammenhang auch die in I 3.1.3 zitierte Inschrift von der Decke des Ramesseums (EAT III, Taf. 5), wo eindeutig dw#yt wp rnpt steht; eindeutig mit t geschrieben auch bei Tacke, Opferritual I, 282. In Form von Festbeschreibungen sind auch die Stellen D VIII, 81, 13* und D VIII, 103, 6* abgefasst.

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Neujahrstag stattfanden (siehe dazu I 3.6).226 Ähnlich verhält es sich mit der Bandeauinschrift D XIII, 217, 7,227 wo dw#yt nt wob parallel zu Hb qm# sj (I 3.4) verwendet wird und ebenfalls die Vereinigung der Göttin mit ihrem Vater thematisiert wird. Grundsätzlich kann man der Bezeichnung dw#yt n wob zwei Informationen über das Neujahrsgeschehen entnehmen. Einerseits deutet die Betonung des Morgens (dw#yt) in diesem Ausdruck darauf hin, dass zu dieser Tageszeit die zentralen Ereignisse des Festes stattfanden (siehe III 4.1). Andererseits wird der Aspekt der Reinheit als besonderes Charakteristikum der Feierlichkeiten zum neuen Jahr hervorgehoben. Hierbei mag auf spezifische Reinigungsrituale sowie auf bestimmte Opfergaben wie die Neujahrsflaschen (siehe III 5.8) angespielt sein, die im Festverlauf eine große Rolle spielen.228 3.6 Die Neujahrsbezeichnung tr n wjn trw auf der Außenwand des Naos Eine Neujahrsbezeichnung, die in Dendara insgesamt nur dreimal229 vorkommt, ist tr n wjn trw. Alle drei Belege für diesen Begriff finden sich auf der rechten Außenwand des Naos und wurden in der Regierungszeit des Augustus angebracht. Im Ensemble von Treppen und Kiosk sowie im gesamten restlichen Hathortempel ist diese Bezeichnung nicht zu finden. Den ersten Beleg stellt ein Abschnitt aus der Bauinschrift des Bandeau du soubassement dar, der die Maße und die Funktion der Kammer der östlichen Treppe V beschreibt (D XII, 55, 13 – 56, 3230). Die für uns relevante Textpassage lautet: sH n t#-rd wb# r wsXt m mH 12 1/2 1/10 r 3 1/3 r sT# mh#w.f jn nbwt nbt Jwnt jw psDt bs Hr-s#.s (m-)Xt m## stwt qm# s(j) m tr n wjn trw Hno sXmw ntjw m sw#w.s

„Die Kammer der Treppe ist geöffnet zum Opfersaal mit (den Ausmaßen von) 12 1/2 1/10 auf 3 1/3 Ellen, für das Umhergehen in seiner Nähe durch die Goldene, die Herrin von Jwnt, indem die Neunheit hinter ihr herauskommt nach dem Sehen der Strahlen dessen, der sie schuf zum Zeitpunkt des Ablegens der Jahreszeiten zusammen mit den Götterbildern, die um sie sind.“

Sylvie Cauville transliteriert die Zeichenkombination tr n wjn rnpwt und 231 übersetzt „lors du changement d’année“. In D XII, 114, 9 aber wird der entsprechende Ausdruck

geschrieben, in D XII, 125, 13

, in pFlorenz PSI

inv. I 72 und der zugehörigen Parallele findet man und (siehe dazu unten).232 All diese Schreibungen sprechen also für die Lesung trw am Ende des Ausdrucks. 226 wbn m wj#.s m dw#yt nt wob Hr xnm jt.s m tr n wjn trw. Siehe dazu Cauville, in: Fs Kurth, 43. 227 Siehe dazu Cauville, in: Fs Kurth, 44. 228 Auch die Bezeichnung des „reinen Ortes“ (wobt), an dem am ersten Jahrestag wichtige Handlungen durchgeführt werden, weist auf diesen Schwerpunkt der Kulthandlungen hin. Siehe zur Bedeutung der Bezeichnung Coppens, Wabet, 75‒60, zur Rolle der Wabet am Neujahrstag III 1.7. 229 Anders Cauville, in: Fs Kurth, 45, Anm. 6, die nur von zwei Belegen spricht. 230 Siehe ergänzend das Faksimile bei Cauville, in: BIFAO 90, 1990, 103, das die Positionierung der Zeichen besser wiedergibt. 231 Cauville, in: BIFAO 90, 1990, 103. 232 Osing/Rosati, Papiri geroglifici, Taf. 20 (x+5, 20), zu der hier in Anmerkungen zitierten Parallele ebd., 132. In pFlorenz PSI inv. I 72 selbst geben Osing/Rosati eine Lücke nach tr an, tatsächlich ist sind auf dem Foto

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I Einführung und terminologische Untersuchung

Nicht ganz sicher ist, welches Verb als Infinitiv in die Genitivkonstruktion eingebunden ist. In Anbetracht der konsequenten Schreibung mit Schilfblatt und Fisch in allen bekannten Fällen müsste wjn gelesen werden, auch wenn das so geschriebene Verb (Wb I, 272, 12‒14: „zurückweisen, ablehnen“; Wilson, Lexikon, 210‒211: „to push aside, reject“) aufgrund seiner negativen Bedeutung zunächst nicht recht zu passen scheint. Wohl deswegen und weil das Verb durch die parallel konstruierten Verbindungen wjn mw und wn mw mit wn „eilen, vorbeigehen“233 korrespondiert, deutet Frank Feder im TLA den Beleg aus dem Tebtynis-Papyrus als Schreibvariante von Letzterem und liest „Zeit des Vorübergehens der Jahreszeiten“.234 Dies würde inhaltlich gut passen und auch dazu, dass aus wn „vorübergehen“ im Demotischen wyn235 und im Koptischen neben ouhne auch oueine, ouine oder ouini236 wird. Allerdings schreibt sich wn im Hieroglyphischen ausschließlich mit dem Hasen, niemals aber mit dem Fisch, so wie sich auch von wjn keine Schreibung mit dem Hasen nachweisen lässt. Eine Austauschbarkeit der Verben wn und wjn ist offenbar nicht festzustellen,237 so dass allen inhaltlichen Bedenken zum Trotz als Form von wjn „zurückweisen, ablehnen“ aufgefasst werden muss.238 Möglicherweise tritt das Wort hier in einer anderen Bedeutungsnuance als gewöhnlich auf, wie sie in der von Raymond Oliver Faulkner239 angegebenen Übersetzungsmöglichkeit „set aside“ schon anklingt. So wird das Verb beispielsweise in den Klagen des Chacheperreseneb in einem Abschnitt verwendet, der das Ablegen oder Abwälzen der Last, die sich auf dem Rücken befinden, beschreibt (wjn.j n.f #tpw ntj Hr psD.j).240 Somit könnte man tr n wjn trw als „Zeitpunkt des Ablegens der Jahreszeiten“ übersetzen, womit ein inhaltlicher Akzent auf das Zurücklassen des alten Zyklus zugunsten eines Neuanfangs gesetzt würde. Dass es sich um eine Bezeichnung des Neujahrstages handelt, zeigt der bereits erwähnte Beleg D XII, 114, 8‒9, der in eine Ritualszene im zweiten Register zum Opfer des Stabes der Zeichenreste zu erkennen, die auf ein sehr schmales

hindeuten könnten. Auch die Lesung des Zeichens

– von Osing/Rosati mit „sic“ kommentiert – ist keineswegs evident. Sicherlich war das Zeichen intendiert, dessen Grundform mit der von 233 234 235 236 237 238 239 240

übereinstimmt (vgl. Möller, Hieratische Paläographie III,

10, Nr. 115 mit 18, Nr. 197). Ich danke Joachim Friedrich Quack für Hinweise zu dieser Stelle. Wb I, 313, 10 – 314, 6; Wilson, Lexikon, 229; Faulkner, Concise Dictionary, 61; ALex 77.0926, 78.0970 und 79.0679. Siehe zu wjn mw („jemandes Wasser ablehnen“) und wn mw („jemandes Wasser nicht beachten“) Otto, Gott und Mensch, 44‒45. Feder, in: TLA (Version Oktober 2014). Erichsen, Glossar, 80, siehe auch CDD W, 29. Westendorf, Handwörterbuch, 273. So attestiert Wilson, Lexikon, 210‒211 zwar eine Übertragung des Determinativs der laufenden Beine von wn auf wjn, betont jedoch, dass die beiden Verben in Hinblick auf ihre Schreibung grundsätzlich voneinander unterschieden werden. Siehe dazu grundsätzlich Otto, Gott und Mensch, 44‒45. So auch Osing/Rosati, Papiri geroglifici, 172 und Leitz, Geographisch-osirianische Prozessionen, 190, die wjn lesen und „tempo di lasciare indietro le stagioni“ bzw. „Zeitpunkt des Zurücktreibens der Jahreszeiten“ übersetzen. Faulkner, Concise Dictionary, 56. BM EA 5645, recto, 8 (Gardiner, Admonitons, 100 und Taf. 17). Gardiner, loc. cit. übersetzt wjn mit „thrust aside“, siehe aber z. B. Dils in: TLA (Version Oktober 2014), der die Übersetzung „abwälzen“ gewählt hat, und Brunner, Weisheitsbücher, 381 („abwerfen“). Eine Übersetzung, die eher das Weitergeben der Last betont, wählen Lichtheim, Literature I, 147 („Shift to it the load of my back“) und Vernus, Essai, 4 („afin de lui transférer le fardeau qui est sur mon dos“).

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Hathor eingebettet ist. Dieses steht – wie Cauville festgestellt hat – offenbar in engem Zusammenhang mit dem Neujahrsfest.241 Dementsprechend werden in der Randzeile des Königs die Festbezeichnungen wp rnpt und Hb qm# s(j) (siehe I 3.4) genannt, wohingegen die göttliche Randzeile folgendermaßen lautet: wnn jtnt Hrjt-jb wj# n Ro m nfrt „Die weibliche Scheibe ist inmitten der Barke des Re als Hr sHbt mnDtj eine mit schönem Gesicht und festlichen Wangen, Hr wbn m wj#.s m dw#yt nt wob beim Aufgang in der Barke am Morgen der Reinheit bei Hr xnm jt.s m tr n wjn trw der Vereinigung mit ihrem Vater zum Zeitpunkt des Ablegens der Jahreszeiten. sj m Hnwt nfrt n nTrw nTrwt [Hs.s Sie ist die gute Gebieterin der Götter und Göttinnen [sie Ro]242 r njwwt.s m #wt-jb preist] Re für ihre Städte in Herzensfreude.“ Die Neujahrsbezeichnung dw#yt nt wob (siehe Kap. I 3.5) bezieht sich hier offenbar auf das Ereignis, das auch tr n wjn trw beschreibt, wobei explizit auf die Vereinigung der Hathor mit dem Sonnengott hingewiesen wird. Auch der dritte Beleg in Dendara (D XII, 125, 13) macht deutlich, dass es sich um eine Festbezeichnung handelt, wenngleich er nicht ausdrücklich vom Neujahr spricht. Es handelt sich hierbei ebenfalls um eine Stabopferszene, wobei diesmal der Stab des Horus dargebracht wird. Die Beischrift bezeichnet den Falkengott als p#wtj tpj n psDt psD r-H#243 tr n wjn trw Hno Hbw nfrw nw njwt.f („ersten Urzeitlichen der Neunheit, der strahlend erscheint zur Zeit des Ablegens der Jahreszeiten und an den schönen Festen seiner Stadt“), wodurch die herausragende Bedeutung des Neujahrsfestes unter den anderen Festen des Tempels hervorgehoben wird. Die Bezeichnung tr n wjn trw findet sich, wie bereits oben erwähnt, zumindest zweimal auch außerhalb des Tempels von Dendara. Im mythologischen Handbuch des pFlorenz PSI inv. I 72 aus Tebtynis werden nacheinander die beiden wichtigen Feierlichkeiten des 15. oberägyptischen Gaues genannt und beschrieben, ein Fest für den Sonnengott (wahrscheinlich das Neujahrsfest) und das Fest des Thot am I. #Xt 19.244 Zu letzterem werden Gottheiten aufgezählt, die dabei anwesend sind, woraufhin es in einer schwer verständlichen Passage über den, „der in der geheimen Kammer der Herrin im Tempel von Hermopolis ist“ heißt, er sei in Klage. Daraufhin folgt die Beschreibung „die Nilflut vereint sich mit dem Samen des Ortes des Großen, der aus dem Nun hervorgegangen ist, während des Leuchtens zur Zeit des Ablegens der Jahreszeiten“, was vielleicht als Bezug auf den Sonnenaufgang am Neujahrstag zu deuten ist.245 Diese Belege zeigen, dass der Begriff keineswegs für Dendara spezifisch ist, sondern auch in anderen theologischen Kontexten verwendet wurde.246 241 Siehe dazu Kapitel III 5.4 unten. 242 Ergänzung mit Cauville, in: Fs Kurth, 44. Ähnliche Formulierungen finden sich häufiger in den Treppenhäusern und im Kiosk: D VII, 144, 11*; 202, 3*; D VIII, 32, 6*; 46, 8*; 49, 7–8*. 243 Vgl. LGG III, 132b (psDt r-H#). 244 Osing/Rosati, Papiri geroglifici, 163‒178 und Taf. 20‒21 (x+4, 20 – x+6, 9), siehe auch die einleitende Beschreibung ebd., 153. 245 Osing/Rosati, Papiri geroglifici, 172, 175 (Anm. ah‒al) und Taf. 20 (x+5, 19‒20). Siehe zum Thotfest am I. #Xt 19 zusammenfassend Osing/Rosati, op. cit., 156‒159 und zuletzt Leitz, Gaumonographien in Edfu, 119‒ 121. 246 Ob auch eine Stelle in einer hydrologischen Prozession in Esna (VII, 587, 27) hiermit in Verbindung steht, ist unklar. In der Beischrift zur wort-Flut heißt es rw.f n.k m wjn trw (

) „sie vertreibt

es für dich beim Ablegen der Jahreszeiten (?)“ (unsichere Lesung). Für den Hinweis auf diese Textstelle und

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I Einführung und terminologische Untersuchung

3.7 Die „Nacht des Kindes in seinem Nest“ Eine Festbezeichnung, die sich zwar auf einen der fünf Epagomenentage bezieht, mit dem Neujahrstag aber ausgesprochen eng verknüpft ist, ist die „Nacht des Kindes in seinem Nest“ (grH nXn m sS.f). Die Frage, um welchen dieser Tage Hrjw rnpt es sich nun handelt, ist Gegenstand einer nun schon einige Jahre zurückliegenden, Forschungsdebatte, in der sich u. a. Anthony Spalinger, Dieter Kurth und Wolfgang Waitkus auf der anderen Seite für den vierten Epagomenentag aussprachen, Christian Leitz andererseits für eine Identifikation mit dem fünften Epagomenentag plädierte.247 Beide Parteien erkennen aber an, dass die mit der „Nacht des Kindes in seinem Nest“ verbundene Geburt der Isis in ihrem kleinen Tempel in Dendara mit dem heliakischen Frühaufgang der Sothis, der innerhalb eines Idealkalenders kurz vor dem Beginn des neuen Jahres stattfindet, zusammenhängt.248 Bekräftigt wird die theologische Bedeutung dieses Ereignisses für den Isistempel von Dendara durch seine Orientierung am Aufgang des Sirius als Isis-Sothis.249 Beide Positionen beruhen auf unterschiedlichen Voraussetzungen, die nicht ohne weiteres in Einklang zu bringen sind: Anthony Spalinger, Dieter Kurth und Wolfgang Waitkus nehmen als Grundlage für ihre Argumentation die schon ab dem Mittleren Reich belegte Abfolge der mit den einzelnen Epagomenentagen verbundenen Geburtstage der Götter als Kinder der Nut, derzufolge der vierte Tag der Hrjw rnpt Isis zuzuordnen ist.250 Das Problematische daran ist, dass der heliakische Frühaufgang der Sothis idealerweise in der Morgendämmerung vor dem Neujahrstag stattfindet, so dass eine Identifikation des vierten Epagomenentages mit dem Tag der „Nacht des Kindes in seinem Nest“ den astronomischen Gegebenheiten widerspräche. Spalinger merkt dazu an, dass die entsprechenden Texte von theologischen, nicht jedoch von astronomischen Sachverhalten abhingen, und beharrt darauf, dass in griechisch-römischer Zeit aufgrund der traditionell belegten Geburt der Isis am vierten Epagomenentag und ihrer Verknüpfung mit Sothis die Bezeichnung der Nacht vor dem Neujahrstag (grH nXn m sS.f), die bis zum Neuen Reich eindeutig den fünften Epagomenentag251 meinte, um einen Tag nach vorne verlegt worden sei.252 Waitkus führt dies weiter aus und schlussfolgert daraus sogar eine rein theologisch begründete Verschiebung der sonst auf den Neujahrstag festgesetzten Geburt des Sonnengottes.253 Es ist jedoch schwer vorstellbar, dass die Priester, die die Geschehnisse des Nachthimmels nachweislich so genau beobachteten, den bedeutungsvollen Moment des realen Siriusaufgangs zugunsten eines theologischen Konstruktes ignoriert bzw. diesen einen Tag zu früh gefeiert haben könnten.254 Auch wird in Dendara der Neujahrstag mehrere Male als mswt

247

248 249 250 251 252 253 254

ihre Diskussion danke ich Jan Tattko, der sie im Rahmen seiner Monographie zu den hydrologischen Prozessionen bearbeitet. Siehe für eine Zusammenfassung der Forschungsmeinungen sowie eine umfassende Literaturübersicht Quack, Rez. in: LingAeg 5, 1997, 286 und Mendel, Monatsgöttinnen, 70‒71, Anm. 148. Hinzu kommen die rezenten Besprechungen der Bezeichnung bei Altmann, Kultfrevel des Seth, 176‒178; Coppens, Wabet, 168, ders., in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 472; ders./Janák, in: Coppens et al. (Hgg.), Royal versus Divine Authority, 84, Anm. 11 sowie Cauville, Temple d’Isis I, 276‒277. Siehe Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 138; Spalinger, in: JNES 54, 1995 42; Cauville, Temple d’Isis II, 277‒278. Siehe dazu unten, Kapitel III 1.11. Siehe zu dieser Verbindung Spalinger, in: JNES 54, 1995, 33–57 und Tillier, in: CdE 89, 2014, 51–70. So Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 4‒5. Siehe Spalinger, in: JNES 54, 1995, 42‒43, ders., Rez. in: OLZ 87, 1997, 24 und ders., in: SAK 43, 2014, 402; eine Erläuterung dieser These findet sich auch bei Quack, Rez. in: LingAeg 5, 1997, 286. So Waitkus, Krypten, 134‒135. In Anbetracht der Präzision, mit der die Ägypter z. B. ihre Bauten nach dem Aufgang der Sothis ausrichteten

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jtn und Hb Ro angesprochen (siehe Abschnitt I 3.3), so dass von einer ideellen Vorverlegung des Geburtstages des Re nicht die Rede sein kann. Die astronomische Realität also spricht für die von Christian Leitz verfochtene These, die besagt, dass die Bezeichnung grH nXn m sS.f sich auf die Nacht vor dem Neujahrstag und damit den fünften Epagomenentag bezieht.255 Auch die ältere Tradition, derzufolge dieser Tag eindeutig als nXn jmj sS.f bezeichnet wird, gibt Leitz Recht, wobei in Urk. VI, 143, 18 und 145, 4 aber – wohl irrtümlich – die Bezeichnungen des vierten und fünften Epagomenentages vertauscht sind,256 was die Gegenseite natürlich als Argument für die eigene These anführt. Sicher ist, dass die Nacht vor dem Neujahrsfest, die zum 5. Epagomenentag gehörte, in den Riten zum Jahreswechsel grundsätzlich eine zentrale Rolle spielte.257 Wie Joachim Friedrich Quack zum Thema grH nXn m sS.f bereits anmerkte, lässt sich keine der beiden Positionen bislang eindeutig und zweifelsfrei be- bzw. widerlegen.258 Einen Versuch, beide Standpunkte in die Argumentation einzubeziehen, unternahm Wolfgang Waitkus in seiner Monographie über die Krypten in Dendara, indem er vorschlug, dass die Bezeichnungen „Nacht des Kindes in seinem Nest“ und „Tag der Nacht des Kindes in seinem Nest“ sich ursprünglich auf zwei verschiedene Daten bezogen hätten: Während nXn/Hwnj jmj sS.f den gesamten fünften Epagomenentag meine, wäre (hrw) grH nXn m sS.f lediglich die Nacht vor diesem Tag gewesen, die natürlich dem vierten Epagomenentag zugehörig ist. Dies habe zu einer „scheinbare[n] Verschiebung“259 der Bezeichnung nach vorne – auf den vierten Epagomenentag – geführt. Die Belege aus Dendara aber sprechen sowohl von einer Geburt der Isis am Tag des Kindes in seinem Nest, als auch am Tag der Nacht des Kindes in seinem Nest,260 und man wird nicht bestreiten wollen, dass dieser Geburtstag immer an ein und demselben Tag stattgefunden haben dürfte, auf den sich hier beide Bezeichnungen beziehen. Die späteren Quellen widersprechen dieser These also eindeutig, während sich in den früheren zumindest nichts findet, was sie stützen könnte.261 Auch drei von Wolfgang Waitkus zum Zwecke der Untermauerung seiner Position angeführte Textstellen,262 die belegen, dass in der „Nacht des Kindes in seinem Nest“ ein Fest der Bekleidung (Hb mnXt) stattfindet, und dass dieses auch für den vierten Epagomenentag im Festkalender vermerkt ist, können an dieser Stelle nicht weiterhelfen: Wie Filip Coppens in

255 256

257

258 259 260 261 262

(siehe Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 58‒60), wäre es erstaunlich, wenn sie sich damit zufriedengegeben hätten, die Geburt der Isis-Sothis und damit den Aufgang des Sirius – mit Spalinger – nur grob mit dem Beginn des neuen Jahres in Verbindung zu bringen („It did not matter to the writers that nXn m sS.f was the late designation (…) for epagomenal day 4, for all that was important was Isis’s involvement in the forthcoming New Year“, Spalinger, in: JNES 54, 1995, 43). Siehe Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 136‒165. Siehe Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 4‒5; ders., Tagewählerei, 423‒424, 426; ders., in: ZÄS 120, 1993, 137; Altmann, Kultfrevel des Seth, 176‒178 und Quack, Rez. in: LingAeg 5, 1997, 286. Tatsächlich werden in der gleichen Quelle (Urk. VI) auch die Bezeichnungen des ersten und zweiten Epagomenentages vertauscht, was das Vertrauen in die Zuverlässigkeit des Textes nicht gerade fördert. So sprechen die von Tacke bearbeiteten Texte zum Opferritual im Zusammenhang mit dem Herbeibringen der Neujahrsfackel von „dieser schönen Nacht des Neujahrsfestes“ (grH pn nfr n wp rnpt; Tacke, Opferritual I, 298 und II, 263‒264). Siehe auch die „Nacht des Re“, die vielleicht ähnlich zu deuten ist (dazu oben, Anm. 183). Quack, Rez. in: LingAeg 5, 1997, 286. Waitkus, Krypten, 135. Das Prinzip an sich, demzufolge die Nacht vor einem Fest X als grH X bezeichnet wird, ist durchaus bekannt, siehe Schott, Festdaten, 900. Siehe z. B. Beleg 2 und 3 sowie 8 und 41 bei Leitz in: ZÄS 120, 1993, 139‒140, 146. Siehe die Übersicht bei Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 5. Siehe Waitkus, Krypten, 134.

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seinem Artikel zu den Prozessionen der Stoff- und Salbenträger unlängst feststellte, sind für die Epagomenentage generell sowie für den Neujahrstag selbst Stoffopfer im Rahmen eines Hb mnXt vorgesehen (siehe auch I 3.11). Dem können also keine Informationen zum genauen Datum der „Nacht des Kindes in seinem Nest“ entnommen werden.263 Den jüngsten Beitrag zur Debatte lieferte Sylvie Cauville in ihrem Kommentar zu den Texten des Isistempels, in dem sie vier Textstellen anführt, die ihrer Ansicht nach eindeutige Belege für die Geburt der Isis in Dendara am vierten Epagomenentag darstellen: 1.) D IV, 60, 11‒13: „Die Königin von Ober- und Unterägypten ½Isis, die Große, die Gottesmutter¼, die Herrin von J#t-djt, inmitten von Jwnt, die in Jwnt geboren wird (m 5 Hrjw rnpt m 1/2 1/10 1/3.f)“. Umstritten ist hierbei die Ausdeutung der Bruchzahlen sowie der sich daran anschließenden Zeichenkombination , die entweder zu den zitierten Zahlenangaben oder zum folgenden Ausdruck gehört. Christian Leitz liest die mit dem Stern geschriebene Fünf als Ordinalzahl („am 5. derer außerhalb des Jahres“), deutet die Addition der drei Bruchzahlen (1/2 + 1/10 + 1/3 = 14/15) als genaue Zeitangabe des Siriusaufganges im Verhältnis zur Gesamtlänge der Nacht – was den tatsächlichen Verhältnissen zum Gründungsdatum von Dendara entspricht – und fährt dann fort „Er geht auf (jw.f wbn), nämlich der Aufgehende am Himmel“. Er nutzt diese Stelle als Beleg dafür, dass es sich bei der „Nacht des Kindes in seinem Nest“ um den fünften Epagomenentag und damit den Tag des idealen Sothisaufganges handelt. Leitz gibt allerdings zu, dass die Reihenfolge der Zahlen ungewöhnlich ist, da bei der Addition von Stammbrüchen in ägyptischen Texten normalerweise die kleinen auf die großen Brüche folgen.264 Dieter Kurth und Wolfgang Waitkus wiederum haben die Brüche in der genannten Textstelle (D IV, 60, 11‒13) als Angabe der Nummer des mit „Nacht des Kindes in seinem Nest“ bezeichneten Epagomenentages aufgefasst. Sie berufen sich auf eine im mathematischen Papyrus Rhind einige Male belegte Formulierung, derzufolge zu einer nicht definierten Menge (oHo) nach dem Prinzip 1/X.f Hr.f („sein 1/X hin zu ihm“) ein Bruchteil ihrer Selbst hinzugefügt wird.265 Der Ansicht von Waitkus/Kurth zufolge liegt in Dendara eine ganz ähnliche Konstruktion vor, sie lesen also die nachstehende Kombination r.f (in Analogie zum Hr.f des Papyrus Rhind) und rechnen diese zum davor befindlichen Ausdruck. Die ungewöhnliche Reihenfolge der Stammbrüche deuten sie als Anzeichen dafür, dass diese hier nicht einfach zu addieren sind. So übersetzen sie „…an den 5 Epagomenen, an 1/2 + 1/10 (=3/5) und sein 1/3 (1/3 von 3/5 = 1/5) hin zu ihm“,266 das Suffix .f würde sich demnach auf die Summe der beiden davorstehenden Brüche (1/2 und 1/10) beziehen.267 Diese Lösung ist insofern verlockend, als sie dem in den Festkalendern häufiger belegten Formular entsprechen, demzufolge zunächst die Bezeichnung der Epagomenentage in ihrer Gesamtheit genannt wird (5 Hrjw rnpt/hrww 5 Hrjw rnpt), um dies danach durch Angabe des Namens oder der Nummer des jeweiligen Tages näher 263 264 265 266 267

So auch Coppens, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 474. Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 157‒158. Siehe Imhausen, Ägyptische Algorithmen, 206‒209 (Aufgaben 24‒27). Kurth/Waitkus, in: GM 140, 1994, 51. Eldamaty, Sokar-Osiris-Kapelle, 181, Anm. 5 liest alternativ „an den fünf Epagomenen, an 1/2 +1/10 + 1/3 davon (= von den Epagomenen)“, was „14/15 der fünf Epagomenen“ entspricht und von ihm als Angabe der Stunde des Sothisaufganges gedeutet wird. Dass Hrjw-rnpt im Plural angegeben ist, macht jedoch eine im Singular stehende Bezugnahme darauf unwahrscheinlich.

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zu präzisieren.268 Allerdings gestaltet sich die Verbindung zum Formular des mathematischen Papyrus Rhind doch reichlich unsicher, zumal sich der Text in Dendara einer anderen Präposition bedient.269 Die von Sylvie Cauville angegebene erste Textstelle lässt also an Eindeutigkeit zu wünschen übrig, so dass anhand dieses Beleges m. E. keine sichere Entscheidung möglich ist. 2.) D IV, 230, 6‒7: „Der Platz der Herzensfreude existiert (dauerhaft) an ihren schönen Festen hrww Hrjw rnpt grH nXn m sS.f“. Cauville übersetzt „les cinq jours épagomènes et la nuit de l’enfant dans son nid“,270 wahrscheinlicher ist aber, dass hier eine Näherbestimmung im Sinne einer Badal-Apposition vorliegt, dass also nach der allgemeinen Angabe des Zeitraumes eine Präzisierung in Hinblick auf den gemeinten Epagomenentag erfolgt.271 Besser wäre die Stelle also zu übersetzen mit „an den fünf Epagomenentagen, (genauer gesagt) in der Nacht des Kindes in seinem Nest.“ In jedem Fall ist diese Textstelle nicht – wie Cauville zu glauben scheint – ein Beleg für die Festsetzung der grH nXn m sS.f auf den 4. Epagomenentag. 3.) D IX, 204, 5‒6 und 202, 11‒12: „(Vierter Monat des Schemu), Tag 27: Erscheinen seitens der Hathor, der Herrin von Jwnt, zusammen mit ihrer Neunheit in ihrem Erscheinungssaal. Vollziehen aller Rituale, Ruhen auf ihrem Sitz : Großes Fest des ganzen Landes. Erscheinen seitens der Hathor, der Herrin von Jwnt, zusammen mit ihrer Neunheit in der Nacht vor diesem Tag. Durchziehen ihres Tempels, Vollziehen aller Rituale, Ruhen auf ihrem Sitz.“ Diese Textpassage aus dem großen Festkalender von Dendara haben neben Cauville auch andere Wissenschaftler herangezogen, um die Gleichsetzung des hrw grH nXn m sS.f mit dem vierten Epagomenentag zu begründen.272 Sie stützen sich hierbei auf die Äußerung Alfred Grimms, der in der Lücke hinter dem zum Eintrag des IV. Smw 27 gehörigen Htp m st.sn die Hörner einer f-Schlange zu erkennen glaubt und zu [fdw.nw] hrw [n] („[der vierte] Tag [von]“) ergänzen möchte, was sich als indirekter Genitiv auf das nachfolgende hrww 5 Hrjw rnpt beziehen würde.273 Christian Leitz hingegen sieht – einer Lesung von Bettina Ventker folgend – in den Zeichenresten in der Lücke Reste von

und ergänzt danach einen weiteren Strich

268 Siehe Kurth/Waitkus, in: GM 140, 1994, 51 und Grimm, Festkalender, 142‒145. Brüche zur Bezeichnung eines Tages sind belegt (Kurth, Einführung 2, 694‒695) treten jedoch meist in indirekter Genitivverbindung mit dem Namen des Monats („Tag X n jpt-Hmt.s“, z. B. E IV, 7, 1 und 7; E VII, 5, 7; 7, 6; 9, 1; D XII, 186, 1 und 9) und nicht im Zusammenhang mit den Epagomenen auf. 269 Kurth/Waitkus, in: GM 140, 51, Anm. 10 halten r und Hr in den späten Texten für so gut wie austauschbar, was in dieser Pauschalität sicher nicht zutrifft. Insbesondere bei einem Ausdruck in diesem sehr speziellen Kontext wäre ein eindeutiger Befund doch wünschenswert. Als grundsätzlich vergleichbare Konstruktionen unter Verwendung der Präposition r wäre die Verbindung mit w#H „hinzufügen“ in demotischen mathematischen Texten zu nennen, z. B. jw.k w#H p# 1/3 n 10 r-r.f („du sollst 1/3 von 10 dazugeben“) bei Parker, Demotic Mathematical Papyri, 41 mit Taf. 11, jetzt neu publiziert bei Jordan, pMattha, Falttafel, verso O13, Aufgabe 33. Interessant ist für das vorliegende Problem, dass w#H in mittelägyptischen Texten mit Hr konstruiert wurde, in der demotischen Rechenkunde dann aber mit r (Jordan, op. cit., 374). Allerdings hängt die Verwendung der Präposition hier immer vom Verb w#H ab, das in dem betreffenden Text aus Dendara nicht vorkommt, so dass auch hier kein sicherer Zusammenhang hergestellt werden kann. 270 Cauville, Dendara IV. Traduction, 373. 271 Siehe Kurth/Waitkus in: GM 140, 1994, 50, insbes. Anm. 6 und zur Badal-Apposition Edel, Altägyptische Grammatik, § 306. 272 Siehe die bei Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 74 dazu angegebene Literatur. 273 Siehe Grimm, Festkalender, 144‒145 (J 35) und dazu 236, Anm. a.

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I Einführung und terminologische Untersuchung

hinter der Sonnenscheibe, so dass man auf die Summenangabe der Festtage für den letzten Monat des Jahres käme: dmD hrww 2 („Insgesamt: 2 Festtage“).274 Wie man anhand des von Joachim Friedrich Quack275 geforderten Detailfotos (Taf. 1b) im Vergleich mit einem Widdergehörn (Taf.1c) und einer Hornviper (Taf. 1d) an anderer Stelle im Festkalender feststellen kann, spricht die Form des Zeichenrestes eindeutig für die Lesung dmD. Auch aus zwei anderen Gründen dürfte die Lesung von Leitz zutreffen: Wenn man mit Grimm eine ausgeschriebene Variante von fdw „vier“ annimmt, müssten sich unter der Hornviper noch weitere Zeichen befinden, zumindest eine Hand.276 Dafür ist, wie Taf. 1b deutlich zeigt, nicht ausreichend Platz. Auch spricht die interne Struktur des Textes für die Ergänzung , da – wie Leitz schon anmerkte – die Monate in diesem Festkalender durch eine von Angabe der Summe der Festtage abgeschlossen werden.277 Da die Lücke, in der Grimm den vierten Epagomenentag ergänzen möchte, also zum vorangehenden Eintrag gehört, kann deren Inhalt nicht als Beleg für eine Gleichsetzung mit dem Tag der Nacht des Kindes in seinem Nest herangezogen werden. 4.) D XV, 68, 3‒4: „Oh Jahr, das die Götter gebiert, Amme der Götterbilder! Komm, mögest du eintreten in das Geburtshaus der Nut. Empfange, große Isis, Gottesmutter .“ Sylvie Cauville übersetzt hier seltsamerweise „en ce beau jour du quatrième jour de l’année, l’Année du Nouvel an.“278 Abgesehen davon, dass die Übersetzung nicht mit ihrer Transliteration (m hrw pn nfr hrw 4 Hryw rnpt wp-rnpt) übereinstimmt, ist es relativ unklar, wie Cauville dazu kommt, hierin eine eindeutige Schreibung für den vierten Epagomenentag zu sehen, zumal sie keine Anmerkung dazu macht. Vielleicht liest sie die erste Sonnenscheibe hrw und sieht in der Kombination die Zahl Vier, was m. E. aber nicht naheliegt. Genauso gut könnte man die Kombination aus beiden Sonnenscheiben und den drei Strichen als Zahlzeichen für 5 interpretieren und die ganze Passage „an diesem schönen Tag, am fünften der Epagomenentage und am Neujahrsfest“ übersetzen. Problematisch an dieser Lesung ist allerdings, dass in Datumsangaben dieser Art normalerweise erst die Gesamtanzahl Fünf vor dem Wort Hrjw-rnpt angegeben wird, um danach zu präzisieren, um welchen der fünf Tage es sich genau handelt.279 Die vorliegende Stelle würde von diesem Schema abweichen und die genaue Angabe an den Anfang stellen, was die vorgeschlagene Lösung nicht wahrscheinlich macht.280 Wie auch immer der Text zu lesen sein mag – er 274 275 276 277 278

Siehe Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 74. Rez. in: LingAeg 5, 1997, 187. Vgl. die Schreibungen in Wb I, 582, 13 und Wilson, Lexikon, 64. Siehe z. B. D IX, 202, 3‒4; 203, 5; 203, 10; 204, 1; 204, 3. Cauville, Dendara XV. Traduction, 102‒103, anders Cauville, Temple d’Isis II, 276, wo sie „[e]n ce beau jour du quatrième jour épagomène“ übersetzt. 279 Siehe z. B. die bei Kurth/Waitkus, in: GM 140, 1994, 49–51 angegebenen Schreibungen. 280 Von besonderem Interesse könnte in Zusammenhang mit dieser Textstelle D VI, 87, 10 sein, wo in einem Spiegelopfer eine vertraute Schreibung auftritt. Hier heißt es von Seiten des Königs: tw#.n.j jtnwj n Hrt n Hmt.T hrw grH nXn m sS.f („Ich hebe die beiden Scheiben des Himmels für deine Majestät hoch, am Tag der Nacht des Kindes in seinem Nest“), wobei jtnwj

geschrieben ist (siehe dazu Waitkus, Krypten, 134‒135,

wobei dieser allerdings davon ausgeht, dass die Feierlichkeiten am vierten Epagomenentag stattgefunden haben). In Anbetracht der Tatsache, dass es auch hier um besagten Epagomenentag geht, und dass an diesem erwiesenermaßen zwei Himmelskörper eine besondere Rolle spielen (die Sonne und Sothis, siehe Abschnitt

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kann nicht als Beweis für die Gleichsetzung des vierten Epagomenentages mit der „Nacht des Kindes in seinem Nest“ herangezogen werden. Wie die voranstehenden Ausführungen zeigen, lässt sich auch aus den von Sylvie Cauville genannten vier Quellen keine Identifikation der „Nacht des Kindes in seinem Nest“ mit einem bestimmten Epagomenentag ableiten. Möglicherweise liegt die Schwierigkeit der Zuordnung der Bezeichnung grH nXn m sS.f tatsächlich darin begründet, dass hier verschiedene Traditionen ineinandergeflossen sind, wie schon Wolfgang Waitkus vermutete.281 Hierbei könnte an lokalspezifische Unterschiede in der Überlieferung für das Datum des Isisgeburtstags gedacht werden. So ist beispielsweise in Bezug auf Philae eine Feierlichkeit zu diesem Anlass am I. #Xt 4 belegt,282 wodurch deutlich wird, dass der Zeitpunkt dieses Ereignisses keineswegs so festgelegt ist wie im Allgemeinen angenommen wird. Im Kontext der vorliegenden Untersuchung interessiert vor allem, dass die Bezeichnung häufig in besonders engem Zusammenhang mit dem Neujahrstag (wp rnpt) verwendet wird, so dass beinahe den Eindruck einer Verschmelzung der beiden Ereignisse entsteht. So spricht beispielsweise der Bandeautext D V, 142, 8‒13 in Krypte Süd 1 unmittelbar hintereinander vom Erscheinen des Harsomtus am Neujahrstag (hrw n wp rnpt) und seinem Leuchten in der Nacht des Kindes in seinem Nest, woraufhin auf eine Prozession an „seinem schönen Fest des Jahresanfangs“ (Hb.f nfr n tp(j) rnpt) Bezug genommen wird. Dass es hier nicht um den persönlichen Neujahrstag eines Gottes (I 3.1.5), sondern um den I. #Xt 1 geht, wird aus der Nennung der Schutzgöttin des Monats Thot (VHnt-tpjt-jnt283) deutlich. Besonders in Bezug auf die Dekoration des Pronaos, aber auch andernorts in Dendara fällt auf, dass Isis und die grH nXn m sS.f häufig in symmetrischer Beziehung zu Hathor und ihrem Neujahrsfest (wp rnpt) stehen. So findet sich beispielsweise auf einem der Architrave auf der östlichen Seite der Travée centrale im Pronaos eine Opferszene, in der Hathor das Neujahrsband zum hrw Hb Ro wp rnpt überreicht wird, während in der entsprechenden Szene auf der Westseite ein Neujahrsband an Isis übergeben wird.284 In der westlichen, das heißt Isis und der „Nacht des Kindes“ zugeordneten Hälfte der Prozession von Jahresgöttinnen, die diesen Ritualszenen folgt, wird explizit auf „diesen schönen Tag des Jahresbeginns, das Neujahrsfest“ (hrw pn nfr tp(j) rnpt wp rnpt) Bezug genommen, was ebenfalls auf eine unscharfe Trennung der beiden Tage hindeutet.285 In den Inschriften der Treppenhäuser und des Kiosks wird die Bezeichnung grH nXn m sS.f nur zweimal erwähnt. Der erste Beleg (D VIII, 69, 3*) findet sich auf der Westseite von Säule XI des Dachkiosks, welche die nordöstliche Ecke des Gebäudes (zwischen den beiden Türen) bildet. Die „Nacht des Kindes in seinem Nest“ ist hier Bestandteil der Bezeichnung einer nilpferdgestaltigen Göttin, die vor Isis und Nephthys Sistrum spielt und von einem Opferträger

281 282 283 284 285

III 4.2.2), wäre für D XV, 68, 4 alternativ die Lesung „an diesem schönen Tag der beiden Scheiben innerhalb der Epagomenentage und am Neujahrsfest“ denkbar. Da diese Bezeichnung bislang jedoch andernorts nicht nachgewiesen ist, sei dies hier nur als Vorschlag angebracht. Siehe Waitkus, Krypten, 134‒135, wobei dieser allerdings letztendlich davon ausgeht, dass die Feierlichkeiten am vierten Epagomenentag stattgefunden haben. Siehe für Näheres dazu Kockelmann, in: Beinlich (Hg.), 9. Tempeltagung, 100‒101. Siehe Mendel, Monatsgöttinnen, 126‒128 und auch oben, I 3.2. D XV, 55, 5 – 56, 5 (Ost) und D XV, 63, 3 – 64, 11 (West). Siehe dazu Cauville, Dendara XV. Traduction, 83 und 95 sowie dies., Pronaos, 465‒473 (auch zu der nachfolgenden Prozession von Jahresgöttinnen). Siehe zum Neujahrsband unten, III 5.9, zum hrw Hb Ro wp rnpt oben, I 3.3. Weitere Beispiele für eine Nennung der beiden Tagesbezeichnungen in Entsprechung zueinander bzw. direkt hintereinander finden sich bei Cauville, Fêtes d’Hathor, 22. Siehe auch D XIV, 177, 5‒11 und D XV, 239, 9‒10.

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namens K#-spd (siehe III 3.8.3) begleitet wird. Sie heißt MsXnt-nfrt snfrt k# n Hnwt m hrw pn nfr grH nXn m sS.f („schöne Meschenet, die den Ka der Gebieterin schön macht an diesem schönen Tag der Nacht des Kindes in seinem Nest“) und gehört einer Gruppe von auf den Säulen VII und VIII angebrachten Gottheiten an, die die Epagomenentage repräsentieren. Diese wiederum sind als Fortsetzung der Reihe der Monatsgöttinnen auf den Säulen I‒IV und XII zu verstehen (Taf. 2a). Nach Daniela Mendel, die Christian Leitz’ Interpretation (siehe oben) folgt, würde die Nilpferdgöttin auf der Westseite von Säule XI den fünften Epagomenentag repräsentieren, während die Ostseite durch die Beschreibung der Nilflut auf den Neujahrstag Bezug nimmt.286 Da die beiden Göttinnen, die Mendel als dem vierten und fünften Epagomenentag zugehörig erachtet, jedoch in dieser Funktion nicht aus anderen Quellen bekannt sind und ihren Beischriften nach nicht eindeutig zuzuordnen sind,287 kann auch diese Textstelle nicht als sicherer Beleg für eine Gleichsetzung der „Nacht des Kindes“ mit dem letzten Tag vor dem Neujahr herangezogen werden. Bei der zweiten Textstelle in unserem Korpus, die diese Bezeichnung nennt, handelt es sich um die Beischrift zu den Naosträgern in der absteigenden Hälfte der geraden Treppe W. Der entsprechende Textabschnitt bezeichnet den Priester, der den Naos der Isis trägt, als „Ihi, Vorsteher der Gottesdiener, Großer von J#t-djt, der das Götterbild der Prächtigen sieht an der Spitze des pr-wr, der die Gottesmutter an ihrem prächtigen Fest ansieht am Tag der Nacht des Kindes in seinem Nest, der das Abbild zum st-msXnt führt am Tag des Festes des Re am Neujahrsfest, ebenso Horn des Steinbocks, millionenfach ohne Unterlass“ (D VIII, 98, 9‒11*).288 Auch hier tritt also die oben erwähnte enge Verknüpfung von wp rnpt und grH nXn m sS.f auf, wobei hier zusätzlich das Fest des Re und das Horn des Steinbocks als weitere Neujahrsnamen genannt werden (siehe I 3.3 und 3.8). Wenngleich auch die Inschriften der Treppenhäuser und des Dachkiosks also keine eindeutigen Quellen für die Zuweisung der „Nacht des Kindes in seinem Nest“ zu einem bestimmten Epagomenentag zulassen, so zeugen sie, wie viele andere Textstellen in Dendara, von einer besonders engen, an Verschmelzung grenzendenden Verbindung zum Neujahrstag am I. #Xt 1. Dies wiederum kann als Hinweis darauf gelesen werden, dass die beiden Tage auch kalendarisch ineinander übergingen, was ohnehin der astronomischen Realität entspricht.289 Für den theologischen Rahmen des Tempels von Dendara, in dem sich diese Untersuchung bewegt, soll im Folgenden also davon ausgegangen werden, dass es sich bei der „Nacht des Kindes in seinem Nest“ um eine Bezeichnung des 5. Epagomenentages handelt. 3.8 ob nj#w als Neujahrsbezeichnung? Nicht nur in Dendara, aber auch in Edfu belegt ist der Begriff ob nj#w („Horn des Steinbocks“), der möglicherweise ein weiterer Name des ersten Jahrestages ist. Wie Christian Leitz in seinem Artikel zur „Nacht des Kindes in seinem Nest“ (siehe dazu I 3.7) gezeigt hat, dürfte diese 286 Mendel, Monatsgöttinnen, 70‒72. 287 Siehe Mendel, Monatsgöttinnen, 66–67 (Übersicht über die Namen der Epagomenengötter) und 70‒71. In Bezug auf die mutmaßliche Göttin des vierten Epagomenentages (D VIII, 63, 9‒10*) äußert sich Mendel verwundert darüber, dass die Beischrift nicht dem zu erwartenden Formular entspricht und dass in Zusammenhang mit ihrem Begleiter vom wp rnpt die Rede ist (D VIII, 63, 11*). Siehe zur nicht gänzlich gesicherten Zuordnung der Säulen zu den Epagomenentagen unten III 3.8.3. 288 Der Text zum dazugehörigen Naos der Isis findet sich in D VIII, 99, 16*. Siehe zur Zuordnung des langen Fließtextes über den Naoi zu einzelnen Priestern Anm. 1133 zur Übersetzung (Abschnitt II). 289 Siehe zu der geringen Zeitspanne, die zwischen dem Sothisaufgang und dem Sonnenaufgang liegt, I 1 und III 4.2.2.

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Bezeichnung zwar ursprünglich in der Ähnlichkeit zwischen dem Horn des Steinbocks und der Jahresrispe begründet gewesen sein, sie spielt aber wohl auch auf die astronomischen Bedingungen am Neujahrstag an.290 Das Horn des Zodiakalgestirns Steinbock, von den Griechen als „Ziegenhorn“ (Αἰγόκερως) bezeichnet, geht kurz vor den Siriusaufgang unter. Klassische Autoren wie Plinius, Plutarch und Aelian berichten, dass der Oryx durch Niesen oder Geschrei den Aufgang des Sirius ankündigt. „Oryx“ wiederum war bei den Griechen eine Sammelbezeichnung für verschiedene Antilopenarten, schloss aber wahrscheinlich auch Ziegenarten – und somit Steinböcke – mit ein. In der Bezeichnung ob nj#w könnten also die Kenntnis des griechischen Tierkreises und die ägyptische Tradition, der zufolge Gazellen und Steinböcke zu Jahresbeginn geopfert wurden, zusammengeflossen sein.291 Mit seiner Deutung von ob nj#w als Neujahrsbezeichnung spricht sich Christian Leitz gegen die zuvor von Hermann Grapow, Ludwig Keimer und Constant de Wit vertretene These aus, derzufolge es sich dabei um eine Bezeichnung für „Jahr“ handelt. Diese hatten ihre Lesung vor allem mit kryptographischen Schreibungen seit dem Neuen Reich begründet, in denen der Steinbock bzw. der Kopf dieses Tieres „Jahr“ zu lesen ist.292 Er führt dagegen zur Untermauerung seiner Position die bereits in I 3.7 zitierte Textstelle aus der westlichen Treppe in Dendara an, die sich auf den Priester, der den Schrein der Isis trägt, bezieht: (1) D VIII, 98, 9‒11*: Er ist der, „der das Abbild zum st-msXnt führt am Tag des Festes des Re am Neujahrsfest, ebenso Horn des Steinbocks, millionenfach ohne Unterlass“ (sT# (s)St# rXnt st-msXnt m hrw Hb Ro m wp rnpt mjtt ob nj#w HHw n(n) #b). Leitz’ Übersetzung, der die hier gegebene im Wesentlichen folgt, geht davon aus, dass mjtt an dieser Stelle eine Gleichsetzung von ob nj#w mit dem davor genannten „Fest des Re am Neujahrsfest“ ausdrückt. Dieser Text, der im Folgenden als Beleg mit der Nummer (1) zitiert werden soll, ist allerdings grammatikalisch keineswegs so eindeutig, wie es zunächst den Anschein hat. Da das Adverb mjtt bekanntlich auch hinter zwei Elementen stehen kann,293 auf die es sich bezieht, könnte man alternativ „am Tag des Festes des Re, das Neujahrsfest ebenso“ übersetzen, wodurch lediglich die (unstrittige, siehe I 3.3) Gleichsetzung von Hb Ro und wp rnpt ausgedrückt würde. Das Nachstehende könnte, wenn man auf die Position von Grapow, Keimer und de Wit zurückgreift, auch mit „für Millionen von Jahren ohne Unterlass“ übersetzt werden.294 Da anhand dieser Stelle die Bedeutung von ob nj#w also nicht eindeutig festgemacht werden kann, muss ein Blick auf die anderen bekannten Belegstellen295 geworfen werden. 290 Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 161‒164. Siehe zur Ähnlichkeit zwischen Steinbockhorn und Jahresrispe auch Keimer, Horapollon, 2‒3; Quaegebeur, La naine et le bouqetin, 25‒26; Vernus/Yoyotte, Bestiaire, 108‒109. 291 Siehe für eine ausführlichere Darlegung dieses Sachverhalts inklusive Quellenangaben den bereits erwähnten Artikel von Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 161‒164. Vgl. III 5.6. 292 Grapow, Die bildlichen Ausdrücke, 84 (siehe Wb I, 173, 16); Keimer, Horapollon, 3‒11; de Wit, in: BIFAO 55, 1955, 120‒121. Dem folgen auch Quaegebeur, La naine et le bouquetin, 25 und Wilson, Lexikon, 143. 293 Wb II, 40, 11. 294 Siehe de Wit, in: BIFAO 55, 1955, 120‒121. Ich danke den Teilnehmern der 5. Ptolemäischen Sommerschule (Montpellier, September 2015) für die Diskussion dieser Stelle, insbesondere Victoria Altmann-Wendling und Joachim Friedrich Quack. Letzterer wies auch daraufhin, dass mjtt nicht nur Synonyme verbindet, sondern auch ausdrücken kann, dass ein Ereignis an den zwei unterschiedlichen Tagen stattfinden kann (nach dem Schema „am Tag X und am Tag Y ebenso“). Da der Steinbock und sein Horn aber inhaltlich so eng mit dem Neujahrstag verbunden sind (siehe weiter unten in diesem Kapitel), ist es in unserem Fall nicht wahrscheinlich, dass ob nj#w und Hb Ro m wp rnpt völlig unterschiedliche Festtage bezeichnen. 295 Eine erste Auflistung dieser Art, die allerdings nicht vollständig ist, findet sich bei de Wit, in: BIFAO 55,

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(2) D II, 114, 17 (Göttliche Randzeile in einer Ritualszene): „Die Gebieterin ist erschienen an der Spitze von Jwnt, indem sie dauerhaft ist an Millionen von Hörnern des Steinbocks“ (wnn Hq#t Xo.tw Xnt Jwnt Dd.tw m HH(w) nw ob nj#w). (3) D VII, 199, 3* (Beischrift zu Sechet in der absteigenden Neujahrsprozession in Treppe X): „Die Fische sind rein von der Unreinheit, die vertrieben ist vom Horn des Steinbocks, sie (die Fische?), die getragen werden vor deiner Majestät, dein Gesicht möge sich an ihnen erfreuen“ (XDw m obw r obw dr? r ob nj#w rmnw? xr H#t Hmt.T mfk Hr.T jm.sn).296 (4) D VII, 201, 2* (Inschrift über den Naoi der Götter, Festbeschreibung): „Das Haus des Naossistrums ist dauerhaft unter dem Kultbild, das darin dauerhaft ist (für) Millionen von Hörnern des Steinbocks.“ (Owt-sSSt mn xr sSm Dd jm HHw nw ob nj#w). (5) D IX, 48, 10 (göttliche Randzeile einer Ritualszene): „…die mit verborgenem Abbild, indem sie dauerhaft ist (für) Millionen von Hörnern des Steinbocks“ (Dsrt sSt# Dd[.tw?] HHw m ob nj#w). (6) D X, 59, 5‒6 (Rede des Atum in einer Götterreihe vor Osiris): „Nimm dir das HH-Symbol, indem es ausgestattet ist mit seinen Jahren und seinen Tagen. Seine Monate sind bei ihm zu deinem Schutz. Die nHH-Ewigkeit sind deine Tage, die Dt-Ewigkeit sind deine Monate bis zu den Grenzen der Götter. Das Amt ist für dich, indem es darin dauerhaft ist Millionen von Hörnern des Steinbocks, indem du die nHH-Ewigkeit durchlebst“ (m-n.k HH opr.tw m rnpwt.f hrww.f #bdw.f Xr.f Hr s#.k nHH hrww.k Dt #bdw.k m Dr nTrw297 j#wt n.k Dd.tw jm HHw m ob nj#w sb nHH).298 (7) D XII, 245, 17 (Göttliche Randzeile in einer Neujahrsband-Opferszene): „Die Herrscherin ist erschienen im st-msXnt als eine, die den Zeitabschnitt/die Periode des Horns des Steinbocks ergreift beim Eintreiben der Abgaben für den, der vor ihr entstand, beim Erteilen von Befehlen für den, der hinter ihr geht“ (wnn Hq#t Xo.tw Xnt st-msXnt m Xfot pxryt299 ob nj#w Hr Xb jnw n Xpr xr-H#t.s Hr wD mdw n jj Hr s#.s).

1955, 120‒121. 296 Lesung und Deutung der Passage sind äußerst unsicher, so dass die Stelle inhaltlich kaum zu verwerten ist. Siehe die Anmerkungen zur Übersetzung in Abschnitt II. 297 Siehe zu diesem Ausdruck Wilson, Lexikon, 1241. 298 Cauville, Dendara X. Traduction, 33 übersetzt am Ende „(elle) qui traverse l’éternité“, vielleicht mit Bezug auf die vorher genannte „dignité royale“. Genauso gut könnte man in sb aber einen endungslosen Stativ sehen, der sich auf die angesprochene Person bezieht. 299 Die Zeichengruppe, die in der Publikation mit nenscheibe determiniert ( (

wiedergegeben ist, ist in Wirklichkeit mit einer Son-

, Foto HAdW/Tübingen H 4499). In Anbetracht der Schreibung in E VI, 169, 10 , siehe weiter unten in diesem Kapitel, Beleg 17) muss es sich auch in

Dendara um das Wort pxryt „Zeitabschnitt, Umlaufszeit der Gestirne“ handeln, siehe Wb I, 548, 6‒7 und Wilson, Lexikon, 370. Vielleicht liegt dieses Wort auch in D XIII, 232, 9 und D XV, 63, 7 vor, wo ein Epitheton

lautet (dieses würde ich gegen Cauville, Dendara XIII. Traduction, 286‒287 und

dies., Dendara XV. Traduction, 94, die nbt rrt liest, nbt pxryt lesen). Auch in D XV, 281, 7 finden wir diese Schreibung, die hier in den Ausdruck HHw nw pxryt Xr mwt.f wsrt („Millionen von Zeitabschnitten bei seiner mächtigen Mutter“) eingebettet ist. Interessant ist, dass das Wort in drei der vier zitierten Stellen aus Dendara in Zusammenhang mit dem Opfer des Neujahrsbandes vorkommt (nämlich unser Beleg aus D XII und die

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(8) D Mammisis, 160, 12‒13 (Bandeau, an Hathor gerichtet): „Die nHH-Ewigkeit ist dir zugewandt, wenn du dich mit ihr vereinst an dem Tag, an dem du im Umkreis der (Sonnen-) Scheibe erstrahlst. Die Dt-Ewigkeit ist für deinen Ka am Tag?300 des Horns des Steinbocks in der Umgebung (?) des Horizontes deines Sohnes, indem er dauerhaft ist wie die beiden Lichter.“ (nHH r.T xnm.T s(w) m hrw psD.T m Sn n jtn Dt n k#.T hrw ob nj#w qd n #Xt s#.T mn.tw mj H#jtj). (9) E I, 569, 10 (Beischrift zu zwei Priestern in der aufsteigenden Neujahrsprozession, Treppe U): Die Priester sind die, die „das Tempeldach besteigen am Tag des Neujahrsfestes, (für) Millionen von Hörnern des Steinbocks ohne Unterlass“ (orw o#yt m hrw wp rnpt ob nj#w HH(w) n(n) #b).301 (10) E I, 579, 11‒12: (Inschrift über die Funktion der Tür von Treppe U, in Bezug auf Horus): „Seine große Stirnschlange ruht an seiner Seite, Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, (für) Millionen von Hörnern des Steinbocks, beim Aufgehen und Untergang, beim Sehen der (Sonnen-)Scheibe am Platz des ersten Festes“ (Hrjt-tp.f wrt Htp.tw r gs.f Owt-Or wrt nbt Jwnt ob nj#w HH Hr wbn Htp Hr m## jtn m st Hb tpj).302 (11) E I, 583, 11 (Text zu einer Nilflut namens cXt, Treppe U): „denn Sothis ergießt sie (die Nilflut) für dich jährlich, es gibt kein Horn des Steinbocks, das frei ist von ihrem Ka“ (st s(w) n.k cpdt sk n rnpt n(n) ob nj#w Sw m k#.f). (12) E III, 121, 8 (Randzeile der beiden Euergeten in einer Ritualszene): „Die beiden vortrefflichen Götter, die das Werden in Edfu begannen als oberägyptische Könige in/als […] ergreifen das Mekes, umfassen die Hausurkunde und beherrschen die Jahre und das Horn des Steinbocks (wnn nTrw mnXw S#ow Xpr m WTst m nsww m […] Hr Xfo mks Hr jnq jmjt-pr Hr Hq# rnpwt Hno ob nj#w). (13) E III, 212, 2 (Bandeau im Pronaos zum Sonnen- und Mondlauf): „Er (der Tempelhimmel) ist wie der Himmel, der die Bas der Götter trägt (in/an) diesen Hörnern des Steinbocks, die ihre beiden Majestäten (Sonne und Mond) im Horizont verbringen“ (sj mi h#yt xr b#w nTrw ob nj#w nn irjw Hmwj.sn m #Xt).303 beiden Stellen aus D XV), und auch im verbleibenden Fall aus D XIII ist ein Neujahrskontext festzustellen. 300 Der Publikation zufolge ist die Sonnenscheibe rechts über dem Horn angebracht

. Seiner Posi-

tion nach dürfte es sich nicht um ein Determinativ von ob nj#w handeln, so dass das Zeichen wahrscheinlich separat zu lesen ist. In Analogie zu dem im voranstehenden Ausdruck an entsprechender Stelle stehenden m hrw psD.T m Sn n jtn könnte es sich um einen absolut gesetzte Zeitangabe hrw ob nj#w handeln. Daumas, Mammisis, 370 übersetzt

mit „le jour de s’avancer“ und liest das Horn mit Wb IV, 538 m, au-

ßerhalb der dort angegebenen Schreibung von Csmw kommt dies jedoch m. W. nicht vor. Auch bleibt unklar, welches Bewegungsverb er hinter der Vogelkralle vermutet. Betrachtet man die Zeichenfolge im Kontext der Belege für ob nj#w, so ist es doch wahrscheinlich, dass auch hier eine Nennung dieses Ausdrucks vorliegt. 301 Siehe dazu Alliot, Culte d’Horus, 398, der ob nj#w allerdings für ein Synonym von nHH hält. Alternativ könnte hier, nach einem Vorschlag von Christian Leitz, ob nj#w auch als Apposition zu wp rnpt verstanden werden, so dass man es hier mit einer weiteren Tagesbezeichnung zu tun hätte. Dagegen spricht allerdings die Häufigkeit der Verbindung von HH(w) und ob nj#w in den anderen Belegen (z. B. in (2), (4) und (5) in grammatikalisch eindeutigerer Form). Ein ähnlich ambivalenter Fall liegt auch in (1) vor. 302 Siehe dazu Alliot, Culte d’Horus, 383, der hier aber davon ausgeht, dass ob nj#w auch die Bedeutung „Millionen“ haben kann (ebd., Anm. 3). 303 Übersetzungen dieser Textstelle finden sich bei Kurth, Treffpunkt der Götter, 132‒133 und Barguet, in: RdE 29, 1977, 18.

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I Einführung und terminologische Untersuchung

(14) E IV, 93, 4 (Randzeile der Euergeten in einer Ritualszene): „Die vortrefflichen Götter sind in Edfu, die Herrscher in Angenehm an Leben (d. i. Dendara) ergreifen das Horn des Steinbocks und beherrschen die Jahre, treiben Abgaben durch das Königtum ein.“ (wnn nTrw mnXw m WTst Hq#w m NDm-onX Hr jTt ob nj#w Hr Hq# rnpwt Hr Xb jnw m nswyt). (15) E IV, 279, 9 (Rede der Königin in einer Ritualszene): „Die Hörner des Steinbocks, die wir an der Spitze von Opt-rXyt verbracht haben, sind deine Zeiten/Zeitspannen304 an der Spitze der Lebenden“ (ob nj#w jr.n Xnt Opt-rXyt nrw.k Xnt onXw). (16) E VI, 18, 7‒8 (Bandeauinschrift, Beschreibung des Tempels) „Oh Re, der Ort ist getöpfert, an dem du in Millionen und Millionen von Hörnern des Steinbocks bleibst“ (Ro nHp bw Dd.k jm m HHw nw HHw {n} m ob nj#w).305 (17) E VI, 169, 10 (Ritualszene, Beschreibung des Strickspannens): „Dort sitzen zusammen mit dem Erneuerten306, der den Zeitabschnitt/die Periode307 des Horns des Steinbocks ergriffen hat“ (nDm jm ‹m›-ob M#w jr Xfo pxryt ob nj#w).308 Die aufgeführten Stellen zeigen, dass die Bestandteile der Schreibung von ob nj#w relativ konstant sind (siehe Tab. 2), in der Determinierung jedoch gibt es Variationen.309 Der Begriff wird in der überwiegenden Anzahl der Fälle310 nur mit dem Tierfell versehen, wobei sich dieses natürlich vor allem auf den zweiten Teil des Ausdrucks bezieht. Einmal kommt zusätzlich dazu die Sonnenscheibe vor, die als Determinativ des Kompositums in seiner Gesamtheit zu verstehen sein dürfte.311 Hinzu kommen zwei Belege, in denen die Jahresrispe312 als Determinativ fungiert, ein Beleg, in dem der Steinbock313 diese Rolle übernimmt sowie eine gänzlich 304 Die Übersetzung des Wortes nr ist nicht ganz einfach. Wilson, Lexikon, 527 gibt „return of the year, time“ an. Die Bedeutung „Zeit, Zeitpunkt“ ist durch die Verwendung im Neuägyptischen, Demotischen und Koptischen gesichert (Wb II, 279, 11‒13; Lesko, Dictionary II, 22; Smith, Mortuary Texts, 65–66; Westendorf, Handwörterbuch, 120), warum nr aber nun explizit nicht das Jahr, sondern die Wiederkehr des Jahres bezeichnen soll, lässt sich weder an den von Wilson angegebenen Textstellen noch an der angegebenen Literatur festmachen. Der ausführlichen Besprechung des Begriffes bei Blackman/Fairman, in: JEA 29, 1943, 23‒25 zufolge ist nr ein Wort für „year, period“, woraus folgt, dass die Zusammensetzung n nr so viel wie „jährlich“ bedeutet (nämlich „zu (dem Beginn) eines jeden Zeitabschnittes), vgl. auch Gardiner, AEO I, 12*). Die von Wilson, loc. cit. und Blackman/Fairman, loc. cit. aufgezählten Textstellen setzen nr häufig in Analogie zu rnpt (z. B. E VI, 263, 6), ohne dass man eindeutig auf Synonymie schließen könnte, so dass sich die neutrale Übersetzung „Zeitspanne“ anbietet. In Bezug auf unsere Stelle zu ob nj#w (E IV, 279, 9), das dort in Analogie zu nr verwendet wird, stellt es natürlich ein Problem dar, dass das Wort einerseits einen Zeitpunkt, andererseits eine Zeitspanne bezeichnen kann. Auf die hier zu besprechende Frage, ob das Horn des Steinbocks nur den ersten Jahrestag oder das gesamte Jahr meint, kann dieser Text also keine sichere Antwort geben. 305 Siehe zur Übersetzung Kurth, Edfou VI, 34. 306 LGG III, 233c. 307 Siehe zu diesem Begriff oben, Anm. 299 zu Beleg (7). 308 Anders Kurth, Edfou VI, 297, der jr(t) Xfo transliteriert und dies offenbar als Constructio perephrastica mit zwei Infinitiven auffasst. Joachim Friedrich Quack merkt dazu jedoch an, dass es so aber keinen Grund für eine periphrastische Konstruktion gäbe und dass sich in § 154 bei Kurth, Einführung 2, 741–748, auf den sich Kurth in seiner Übersetzung beruft, kein überzeugendes Vergleichsbeispiel zu dieser Stelle fände (schriftliche Mitteilung). Näher liegt unter grammatikalischem Blickwinkel wohl die Periphrase mit Partizip + Infinitiv (dazu Kurth, op. cit., 716 und Quack, in: Fs Schenkel, 110). 309 Siehe hierzu schon den Überblick der Stellen bei de Wit, in: BIFAO 55, 1955, 120 und Wilson, Lexikon, 143. 310 (1), (2), (3), (4), (6), (9), (10), (11), (12), (13), (14), (15). 311 (5). 312 (7), (17). 313 (16).

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undeterminierte314 Stelle. Keine der Schreibungen weist somit eindeutige Merkmale auf, die darauf schließen lassen, dass es sich um die Bezeichnung eines Festtages handelt (z. B. ein Festdeterminativ, wie es bei wp rnpt des Öfteren der Fall ist, siehe dazu I 3.1). Der Bezug zu rnpt hingegen wird durch die Determinierung mit der Jahresrispe betont, was sich nicht als Beweis, vielleicht aber als Hinweis auf eine enge inhaltliche Verwandtschaft der beiden Begriffe gelesen werden kann. Beleg Schreibung (1)

Beleg Schreibung (10)

(2)

(11)

(3)

(12)

(4)

(13)

(5)

(14)

(6)

(15)

(7)

(16)

(8)

(17)

(9) Tab. 2: Vergleich der Schreibungen von ob nj#w.

Dem Text selbst ist in vielen Fällen, wie im oben besprochenen Beleg (1), keine eindeutige Information über die Bedeutung des Ausdrucks zu entnehmen. So ergibt im Fall der häufigen Betonung der Dauer von Millionen von Hörnern des Steinbocks (HHw nw/m ob nj#w bzw. ob nj#w HH) die Deutung als „Millionen von Jahren“ ebensoviel Sinn wie (im Sinne eines Pars pro Toto) als „Millionen von Neujahrstagen“.315 Auch gibt es Textstellen, in denen die zur Näherbestimmung bzw. als Entsprechung zu ob nj#w genannten Begriffe (pxryt, nrw) sowohl einen längeren Zeitraum („Periode“, „Zeitspanne“), als auch einen genauen definierten Zeitabschnitt oder Termin bezeichnen können, auch diese erlauben also keine genaue Aussage über die Bedeutung von ob nj#w.316 Des Weiteren gibt es Stellen, denen aufgrund von inhaltlicher Unklarheit keine Information zu dem Ausdruck „Horn des Steinbocks“ zu entnehmen ist.317 Die verbleibenden Belege lassen sich einerseits in solche unterteilen, die darauf hindeuten, dass ob nj#w einen längeren Zeitraum (das Jahr?) meint, sowie andererseits in solche, die eher auf einen festgelegten Zeitpunkt bzw. Tag schließen lassen. In der ersten Kategorie wäre Beleg (6) zu nennen, indem anfangs Tage, Monate und Jahre erwähnt werden (HH opr.tw m rnpwt.f hrww.f #bdw.f Xr.f). Da im zweiten Teil der zitierten Textstelle die beiden ersten Elemente erneut genannt werden (nHH hrww.k Dt #bdw.k), wäre davon auszugehen, dass auch die Jahre erneut erwähnt werden, um die Parallelsetzung von 314 315 316 317

(8). So in den Belegen (2), (4), (5), (9), (10). Belege (8), (14), (17). (3), (11), (13), (16).

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I Einführung und terminologische Untersuchung

zwei mal drei gleichartigen Elementen zu vervollständigen. Nimmt man an, dass ob nj#w im zweiten Teil der Textstelle die Rolle von rnpt einnimmt und „Jahr“ bedeutet, so wäre das Schema komplett. Analog zu rnpt wird ob nj#w auch in den Texten (12) und (14) verwendet, wo das Ergreifen des Steinbockhorns und das Beherrschen der Jahre parallel gesetzt werden. In die zweite Kategorie fällt eigentlich nur Beleg (8), in dem der Begriff hrw ob nj#w strukturell analog zu m hrw psD.T m Sn n jtn verwendet wird, es dürfte sich also um die Bezeichnung eines bestimmten Tages handeln. Obwohl die Texte also kaum eindeutig ausdrücken, dass sich ob nj#w auf ein bestimmtes Datum beziehen kann, sind implizite Bezüge zum Jahreswechsel nicht zu leugnen, die mit dem bereits erwähnten Steinbockopfer zu diesem Zeitpunkt (siehe III 5.6) und den steinbockgestaltigen Neujahrsgeschenken korrespondieren. So stehen acht von 17 oben aufgeführten Belegen in Beziehung zum Neujahrsfest bzw. zur Rückkehr der Nilflut zu Jahresbeginn.318 Hierbei sind besonders die Texte (9) und (10) hervorzuheben, die explizit die Prozession am wp rnpt auf das Dach des Tempels und das Sehen der Sonnenscheibe thematisieren. Wenn ob nj#w also nicht – oder zumindest nicht immer – den ersten Tag des Jahres bezeichnet, sondern eine längere Zeitspanne in Analogie zu rnpt, die zugleich aber eng mit den Neujahrsfeiern verknüpft ist, so liegt es nahe, darin eine Form des Jahres unter einem bestimmten Gesichtspunkt zu sehen, vielleicht das Jahr in erneuertem Zustand. Dies würde nicht ausschließen, dass sich ob nj#w in Einzelfällen auf den ersten Tag dieses frisch regenerierten Zyklus bezieht. Wie im Zusammenhang mit wp rnpt beobachtet werden konnte (siehe I 3.1), stellte es aus ägyptischer Perspektive grundsätzlich kein Problem dar, wenn ein Wort sowohl einen präzisen Termin als auch eine längere Zeitspanne bezeichnete.319 3.9 Hb tpj als Bezeichnung für das Neujahrsfest Eine in den Inschriften von Treppen und Kiosk vor allem in der Zusammensetzung st-Hb-tpj verwendete Neujahrsbezeichnung ist „das erste Fest“ (Hb tpj),320 das dort in dieser Verbindung insgesamt 22 Mal genannt wird (siehe für Belege III 2.2.3). Abgesehen davon kommt Hb tpj hier nur an einer Stelle vor, nämlich in der Beschreibung der Tätigkeit des Hapi, der an der absteigenden Prozession in Treppe W teilnimmt (D VII, 198, 11*). Hier heißt es vom Nilgott, das srf-Wasser sei in seinen Armen „nach dem Sehen der (Sonnen-)Scheibe an ihrem ersten Fest, am schönen Tag des Neujahrsfestes“ (r-s# m## jtn m Hb.s tpj hrw nfr wp rnpt). Somit liegt an dieser Stelle nicht nur eine eindeutige Gleichsetzung „ihres ersten Festes“ (in Bezug auf die Göttin) mit dem Tag wp rnpt vor, sondern sie evoziert auch das Sehen der Sonnenscheibe und somit das zentrale Ereignis der Kulthandlungen am ersten Jahrestag. Wie bereits von Émile Chassinat dargelegt wurde, dürfte es sich bei Hb tpj um einen Ausdruck der Priorität handeln, der den exzeptionellen Status des Festes vor allen anderen Ereignissen des Kultjahres hervorhebt.321 Darauf, dass es in Dendara das Neujahrsfest ist, das diese herausragende Position einnimmt, deutet auch die Stelle D VIII, 44, 4* aus einer Bandeauinschrift von der östlichen Außenwand des Kiosks hin. Dort wird es zwar nicht „erstes Fest“, aber „erster Tag vor den

318 319 320 321

Es handelt sich um die Belege (1), (2), (3), (4), (7), (9), (10), (11). Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch Kurth, Edfou VI, 34, Anm. 5, vgl. ebd., 297, Anm. 1. Wb III, 57, 22‒23 und Wilson, Lexikon, 634‒635. Chassinat, in: RegA 3, 1930, 128‒129. Dem folgen Traunecker, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 270‒271 und Coppens, Wabet, 63‒64. Siehe zu älteren Forschungsmeinungen zur Bedeutung von Hb tpj Traunecker, op. cit., 270, Anm. 157.

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Festen des Landes“ (hrw tpj Xft Hbw nw t#) genannt, was mit dem „Fest des Sehens der (Sonnen-) Scheibe“ (Hb m## jtn) identisch ist (siehe I 3.3).322 Zudem kann Hb tpj in Zusammenhang mit dem Neujahrstag als Verweis auf seine Position im Kalender gelesen werden, da dieses Fest dort natürlich die erste Stelle einnimmt. Wie jedoch bereits von Claude Traunecker erläutert, meint diese Bezeichnung keineswegs ausschließlich den Neujahrstag, wenngleich sie oft eng mit dem Jahreswechsel verbunden zu sein scheint.323 So wird die „Bestimmung des Platzes des ersten Festes“ den Festkalendern von Edfu zufolge zwar am 1. Thot324 befolgt, aber auch am 30. Mesore325 und am 4. Epagomenentag326. Auch eine Stelle am Zugang zur Wabet von Edfu verbindet das „erste Fest“ mit dem kurz darauf genannten hrw wp rnpt (E I, 412, 14‒ 15). In Kom Ombo wird sogar die Zeit vom 30. Mesore bis zum 4. Thot327 als „erstes Fest“ für Haroeris bezeichnet. Schon Filip Coppens wies zudem auf einen Bericht über eine Krönungsreise des nubischen Königs Anlamani hin, demzufolge am II. prt 29 ein „erstes Fest des Amun“ (Hb tpj n Jmn) stattgefunden habe.328 Der Begriff Hb tpj kann also gleichermaßen eine längere Zeitspanne wie ein präzises Datum bezeichnen, wobei der erste Tag des Jahres nicht immer zwangsläufig mit eingeschlossen ist. 3.10 Der „erste Tag der Trunkenheit“ Wie schon von Sylvie Cauville festgestellt wurde, kann das Neujahrsfest auch als „erster Tag der Trunkenheit“ (hrw tpj n tX) bezeichnet werden.329 Darauf deuten vier Textstellen hin, die sich im Kiosk sowie an der oberen Tür zu Treppe X befinden. In D VIII, 9, 12* auf dem rechten (östlichen) inneren Türpfosten der Nordtür des Kiosks heißt es, die Vorfahren (Drtjw) seien die, „die für die die Schöne, die Vorsteherin des Hauses der Nut [in] ihrem Tempel jubeln am ersten Tag der Trunkenheit“ (nmw n nfrt Hrjt-tp OwtNwt [m] Hwt-nTr.s m hrw tpj n tX), kurz darauf wird mit dem „Fest des Sehens der nHH-Ewigkeit“ (siehe dazu I 3.3) auf die Vereinigung mit der Sonnenscheibe verwiesen. Eine Passage aus einer Festbeschreibung auf Säule II des Kiosks lautet: „Die Horizontische vereint sich mit dem Horizontischen am Horizont, am ersten Tag der Trunkenheit“ (xnm #Xtjt #Xtj Xnt #Xt m hrw tpj n tX, D VIII, 45, 12‒13*). Es folgt eine Beschreibung der Vereinigung mit der Sonnenscheibe, kurz darauf wird dw#yt nt wob genannt (I 3.5), so dass auch hier eindeutig eine

322 Siehe für Erläuterungen zu dieser teilweise zerstörten Textstelle Anm. 746 zur Übersetzung (Abschnitt II), für ein Beispiel außerhalb Dendaras, in dem sich Hb tpj ebenfalls auf den Neujahrstag bezieht, von Lieven, Grundriss des Laufes der Sterne, 88‒98, 424 (§ 114). 323 Traunecker, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 270‒271, vgl. Coppens, Wabet, 64‒65. 324 Grimm, Festkalender, 20‒21 (G 10) = E V, 349, 5‒7. 325 Grimm, Festkalender, 142‒143 (H 41) = E V, 395, 1‒2. 326 Grimm, Festkalender, 144‒145 (G 74) = E V, 359, 5‒6. 327 Grimm, Festkalender, 140‒141 (A 1 und B 24) = KO 424, 5 und 596, 15‒17. 328 Macadam, Kawa I, 46 und Taf. 15‒16, Z. 11 (Kawa VIII = FHN I, 216‒228, Nr. 34). Siehe dazu ausführlich Coppens, Wabet, 65. 329 Siehe dazu Cauville, Fêtes d’Hathor, 51, die in Anm. 44 bereits alle vier Belege für diese Bezeichnung aufzählt, vgl. auch ALex 78.4600. Auf die Möglichkeit, die Festbezeichnung alternativ als Datumsangabe („am ersten Tag des Monats tX“) zu lesen, wies mich Christian Leitz hin. Da mit tX der erste Monat des Jahres bezeichnet werden konnte (siehe z. B. die Auflistung zum „Theophoric set X“ bei Depuydt, Civil Calendar, 272), würde diese Angabe der Position des Festes innerhalb des Jahres exakt entsprechen. Möglicherweise wurde die Bezeichnung absichtlich doppeldeutig gewählt und spielt einerseits mit der Trunkenheit als wichtigem Aspekt des Ereignisses (dazu III 5.7), andererseits aber auch mit seiner Position im Kalender. Darauf könnte auch die stets vorhandene doppelte Determinierung mit dem Gefäß und der Sonnenscheibe hindeuten.

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I Einführung und terminologische Untersuchung

Anspielung auf den Neujahrstag vorliegt. Die dritte Erwähnung des „ersten Tages der Trunkenheit“ findet sich in der Rede des Königs an Hathor auf Säule X des Kiosks (D VIII, 66, 14*). Hier heißt es in Bezug auf Re „sein Herz ist froh am ersten Tag der Trunkenheit“ (#w-jb jb.f m hrw tpj n tX), wobei kurz davor das „schöne Fest des Jahresbeginns“ (I 3.2) erwähnt wird. Auf der östlichen Türlaibung des oberen Zugangs zur geraden Treppe X schließlich hier heißt es über die Statuen des Landes des Atum (d. i. Dendara), dass sie sich freuen „beim Vereinen mit dem, der sie geschaffen hat, sie […] mit seinen Strahlen auf dem Dach des Tempels, am ersten Tag der Trunkenheit“ (Hr snsn qm# sn […].sn m#w.f tp-Hwt Hwt-nTr m hrw tpj n [tX], D VIII, 82, 5*), kurz davor ist vom Öffnen des Gesichtes am Neujahrsfest die Rede.330 Der in den zitierten Texten erwähnte hrw tpj n tX ist Cauville zufolge terminologisch eindeutig von dem inhaltlich verwandten Hb tX („Fest der Trunkenheit“) am 20. Thot und dem Tag bzw. Fest (des Herbeibringens) der tXw-Pflanzen am 5. Paophi abzugrenzen,331 an dem alkoholische Getränke ebenfalls eine Rolle spielen. Tatsächlich bezeichnen die Festkalender von Dendara den 20. Thot als Hb tX,332 die Inschrift D XIII, 67, 10 im Pronaos nennt das Fest, das an diesem Tag beginnt, Hb tpj n tX, so dass man eine gewisse Einheitlichkeit in Bezug auf die Benennung attestieren kann.333 Wird dagegen ein Zusammenhang mit den tXw-Pflanzen hergestellt, kann man wohl sicher sein, dass der 5. Paophi gemeint ist.334 Darüber hinaus gibt es aber Textstellen, die keineswegs so eindeutig auf eines der drei Feste bezogen sind wie von Cauville angegeben. So schlussfolgert sie etwa aus der Nennung der Hbw nw wHm tX in D V, 121, 5, dass hier vom 20. Thot und dem 5. Paophi, nicht jedoch vom Neujahrstag die Rede sei.335 Dies leitet sie vermutlich aus einem Eintrag in den kleinen Festkalender von Dendara ab, der für den 20. Thot eine Wiederholung der Trunkenheit der Göttin vermerkt (Hb tX wHm.tw tX n nTrt tn).336 Natürlich wäre es logisch, dass nur im Zusammenhang mit den später im Jahr stattfindenden Festen ein erneutes Trinken vermerkt wird, da der ursprüngliche Ritus, sozusagen das erste Mal der Trunkenheit und somit Bezugspunkt für alle weiteren Durchführungen, am Neujahrstag stattgefunden hat. Dem widersprechen aber mehrere Stellen aus den Texten der Treppen und des Kiosks, in denen ebenfalls von wHm tX die Rede ist. In einer Opferszene auf Säule IV des Kiosks, in der der mnw-Krug dargebracht wird, lautet die Rede der Hathor: „Ich gebe dir die Trunkenheit derer, die die Trunkenheit wiederholt […]“ (dj.j n.k tX n wHmt tX […], D VIII, 55, 4*). Ebenfalls im Zusammenhang mit dem mnw-Krug spricht die Göttin in einer Szene aus der Treppenkammer V: „Ich gebe dir Trunkenheit, die Wiederholung der Trunkenheit und Heiterkeit ohne Unterlass“ (dj.j n.k tX 330 In Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum am Neujahrsfest auch zitiert bei Coppens/Vymazalová, in: Bareš et al. (Hgg.), Egypt in Transition, 84. 331 So Cauville, Fêtes d’Hathor, 51. Dem folgen Coppens/Janák, in: Coppens et al. (Hgg.), Royal versus Divine Authority, 83. 332 D VI, 158, 2: Hb tX wHm.tw tX n nTrt tn (Grimm, Festkalender, 30‒31, K 2, der allerdings nur den halben Eintrag abgedruckt hat); D IX, 164, 5: Hb tX n nbt Jwnt (Grimm, Festkalender, 30‒31, J 5). 333 Siehe zu diesem Fest zusammenfassend Cauville, Fêtes d’Hathor, 50‒59, 68‒97; Wilson, Lexikon, 1150; Grimm, Festkalender, 374; Spalinger, in: SAK 43, 2014, 406‒408. 334 Siehe vor allem D XIII, 36, 13, wo der hrw sb tXw („Tag des Herbeibringens der tX-Pflanzen“) eindeutig der II. #Xt 5 ist, aber z. B. auch D XIII, 38, 13 und 14 (Hb tXw), D XIII, 40, 10 (hrw pn tXw), D XIII, 40, 11 (hrw pn Hb tXw) sowie D V, 134, 15 (Hb.s pn sb tXw). Siehe zum Fest des 5. Paophi Cauville, Fêtes d’Hathor, 50‒ 59, 97‒107; Grimm, Festkalender, 376‒377; Preys, in: RdE 58, 2007, 111‒122; ders., in: ZÄS 134, 2007, 40‒49; Waitkus, in: GM 135, 1993, 107‒109; siehe dazu auch oben, I 3.1.5. 335 Cauville, Fêtes d’Hathor, 51. 336 D VI, 158, 2, entspricht Grimm, Festkalender, 30‒31, K 2, der den Verweis auf die Wiederholung des Trinkens jedoch ausgelassen hat.

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wHm tX pX# jb n(n) #b, D VII, 161, 12*).337 Zudem gibt es zwei Passagen an der unteren Tür zur Westtreppe X, die im Zusammenhang mit dem ct-tX von einer Wiederholung der Trunkenheit sprechen (D VIII, 74, 4* und 74, 9*). Hier wird allerdings nicht das Wort tX, sondern das verwandte nwH verwendet. Natürlich kann es nicht ausgeschlossen werden, dass diese Texte neben dem Neujahrstag auch andere Feste mit einschließen, ihr Anbringungsort spricht aber dafür, dass dieser den primären Bezugspunkt darstellt. Auch an anderen Stellen im Tempel wird von einem Wiederholen der Trunkenheit am ersten Tag des Jahres gesprochen. So berichtet beispielsweise der Text auf der östlichen Türlaibung des Hauptzugangs zum Pronaos davon, dass Trunkenheit für die Göttin bereitet wird, die man am Tag des Neujahrsfestes wiederholt (jr.tw n.T tX wHm.tw n.T m hrw wp rnpt r/30 n t[X]).338 Wenn in Bezug auf den I. #Xt 1 von der Wiederholung der Trunkenheit (wHm tX) die Rede ist, kann dies logischerweise nicht darauf bezogen sein, dass eine innerhalb des laufenden Kultjahres schon einmal vollzogene Handlung noch einmal ausgeführt wird. Vielmehr ist hier anzunehmen, dass hier die Wiederholung des Trinkens und des Sichbetrinkens an ein- und demselben Festtag gemeint ist. Ebenfalls nicht eindeutig einem der drei Trinkfeste zuzuordnen sind der „Tag des Platzes der Trunkenheit“ (hrw ct-tX) und der „Tag des Festes des Platzes der Trunkenheit“ (hrw Hb n ct-tX), die in der Krypte Süd 1 erwähnt werden.339 Cauville geht davon aus, dass Ersteres den Neujahrstag meint, Letzteres den 20. Thot, wohl in Analogie zu der Unterscheidung hrw tpj n tX und Hb tX.340 Die Inschriften selbst geben dafür jedoch keinen Anhaltspunkt, sondern im Gegenteil Raum für Spekulationen in alle Richtungen. So hat Wolfgang Waitkus beide Stellen als Verweis auf das „Fest der Trunkenheit“ interpretiert,341 René Preys geht davon aus, dass es sich bei hrw Hb n ct-tX um eine Anspielung auf den 5. Paophi handelt.342 Genauso gut könnte hier aber auch auf den Neujahrstag verwiesen sein, da die Texte in Treppen und Kiosk den cttX insgesamt siebenmal nennen.343 Diese Bezeichnung dürfte den Tempel von Dendera in seiner Gesamtheit meinen,344 der vor allem zu den erwähnten Festen eine „Stätte der Trunkenheit“ ist. Es bleibt festzuhalten, dass hrw tpj n tX eine der vielen Bezeichnungen für den Neujahrstag in Dendara darstellt. Bei verwandten Ausdrücken kann aufgrund der engen Beziehung zu den ebenfalls mit dem Alkoholrausch verbundenen Festen am 20. Thot und am 5. Paophi nicht immer sicher gesagt werden, welches der Ereignisse gemeint ist. 3.11 Weitere Neujahrsbezeichnungen in Dendara Neben den bereits erläuterten Bezeichnungen, die in den Texten von Treppen und Kiosk mehrfach vorkommen bzw. einer größeren Gruppe ähnlicher Begriffe zugeordnet werden können, 337 Nach Sternberg-el Hotabi, Hymnus, 82–83 ein Versatzstück aus dem Menu-Lied, vgl. auch D VII, 42, 12 und Sternberg-el Hotabi, op. cit., 28. Siehe zum Menu-Lied grundsätzlich III 5.7. 338 D XIII, 25, 5‒6. Siehe dazu D XIII, Vorwort, unpaginierte S. 4, Cauville, Pronaos, 21 und dies. Dendara XIII. Traduction, 30‒31. 339 D V, 126, 7 und D V, 131, 15. Es handelt sich um zwei einander gegenüberliegende Bandeauinschriften. 340 Cauville, Fêtes d’Hathor, 51. 341 Siehe Waitkus, Krypten, 102 und 110, Anm. 17 sowie ebd., 114 und 119, Anm. 17. 342 Preys, in: ZÄS 134, 2007, 42. 343 D VII, 180, 10*; 198, 7*; 198, 10*; D VIII, 74, 4*; 74, 9*; 87, 12*; 88, 13*. 344 So Kockelmann, Kultnamenlisten, 136‒138, 225, 228 und Waitkus, Krypten, 278. Laut Daumas, Mammisis, 518 kann der Begriff auch das Mammisi von Dendara meinen.

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I Einführung und terminologische Untersuchung

gibt es solche, die nur einmal genannt werden. So etwa die Bezeichnung Hb.s nfr n Xnd.s (D VII, 198, 11*), die darauf hindeutet, dass die Bewegung Hathors während des Neujahrsfestes eine zentrale Rolle spielte. Sie wird in der Beschreibung des Hapi von Oberägypten genannt, „in dessen Armen das srf-Wasser ist an ihrem schönen Fest ihres Gehens, (nämlich) des Auges des Re, nach dem Sehen der (Sonnen-)Scheibe an ihrem ersten Fest, am schönen Tag des Neujahrsfestes“ (srf m owj.f m Hb.s nfr n Xnd.s jrt Ro r-s# m## jtn m Hb.s tpj hrw nfr wp rnpt). Etwas seltsam wirkt in Bezug auf diese Festbezeichnung das nachgestellte jrt Ro, das wahrscheinlich als Epexegese zu dem Suffix von Xnd.s zu verstehen ist. Die sich unmittelbar anschließende Beschreibung des xnm-jtn-Rituals sowie die Erwähnung des schönen Tages des Neujahrsfestes zeigen eindeutig, dass hier von den Feierlichkeiten am ersten Tag des Jahres die Rede ist. Im kleinen Festkalender von Dendara wird der Neujahrstag als Hb mnXt „Fest der Bekleidung“ bezeichnet (D VI, 158, 2), was sicherlich auf die große Bedeutung der mit Stoff verbundenen Riten hinweist (siehe dazu III 5.9).345 „Fest der Bekleidung“ wird in der Stoffkammer aber auch die „Nacht des Kindes in seinem Nest“ genannt, wobei es sich eindeutig nicht um das Neujahrsfest, sondern um den vorangehenden Epagomenentag handelt.346 In der Wabet wird diesem Tag sowie dem IV. Smw 29 ein „Fest des Empfangens der Bekleidung“ (Hb Ssp mnXt) zugeordnet, so dass die Vermutung naheliegt, dass es sich bei Xb mnXt nur um eine verkürzte Version dieses Ausdrucks handelt.347 In einer Inschrift im Soubassement auf der Außenseite der westlichen Umfassungsmauer von Edfu heißt es über den Tempel: „Das Haus des Erscheinens ist in Freude unter seinem Herrn, Horus von Edfu, dem großen Gott, Herrn des Himmels, an seinem schönen Fest des Bekleidungsfestes (…)“ (wnn Owt-Xot m o#y xr nb.s Or BHdtj nTr o# nb pt m Hb.f nfr n Hb mnXt).348 Aus dieser Inschrift lässt sich allerdings nicht ableiten, welcher Kalendertag genau gemeint ist. Ein Hb mnXt ist aber auch in den Festkalendern von Edfu belegt, dort jedoch nicht auf den Neujahrstag bezogen, sondern auf den 30. Mesore, den zweiten und den vierten Epagomenentag.349 Sowohl in Dendara als auch in Edfu ist Hb mnXt demnach keine Bezeichnung die ausschließlich den Neujahrstag meint. Da jedoch ein auffallend enger Bezug zu den letzten Tagen des Mesore und den Epagomenentagen festzustellen ist, könnte dies ein Ausdruck sein, der für den Jahreswechsel und die mit ihm verbundenen Übergangsriten grundsätzlich charakteristisch ist.350 Ein Ausdruck, den Sylvie Cauville als eindeutigen Verweis auf den Neujahrstag ansieht, ist hrw pn „dieser Tag“.351 Wie oben bereits festgestellt, wird dieser tatsächlich häufig als hrw 345 Siehe zu mnXt als alter Bezeichnung für ein Fest und (wohl von diesem abgeleitet) den Monat Paophi Meeks, ALex 77.1744 und die dort angegebene Literatur. 346 Siehe zu dieser Bezeichnung Abschnitt I 3.7, zum Hb mnXt an diesem Tag Coppens, Wabet, 176 und ders., in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 472. 347 D IV, 234, 7 und 9. 348 E VII, 38, 3‒4, siehe Kurth, Edfou VII, 65. Das in der Publikation als

angegebene Zeichen nach Hb

mnXt ist wahrscheinlich ein Determinativ zum gesamten Ausdruck. Alternativ könnte man Hb mnXt nb „eines jeden Bekleidungsfestes“ übersetzen. 349 E V, 395, 4 und 359, 5 = Grimm, Festkalender, 143 (H 43) und 145 (G 74) = Alliot, Culte d’Horus, 207, 17‒ 18 und 218, 21. Vgl. zu diesen Stellen inhaltlich auch Alliot, op. cit., 344; Grimm, op. cit., 368; Kurth, Edfou VII, 65, Anm. 2. 350 Ähnliche Schlüsse scheint Grimm, Festkalender, 368 zu ziehen, der in diesem Zusammenhang von einem „Festensemble“ spricht. 351 Siehe Cauville, Pronaos, 37 und zum Beispiel D XIII, 48, 10, dazu Cauville, Pronaos, 38‒40.

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3 Eine terminologische Studie als Arbeitsgrundlage

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pn (nfr n) wp rnpt,352 seltener als hrw pn nfr Hb Ro m wp rnpt,353 hrw pn nfr tp(j) rnpt,354 hrw pn nfr (n) mswt jtn355 oder hrw pn dw#yt nt wob356 bezeichnet, so dass es also nicht ungewöhnlich wäre, wenn auf diesen Tag mit der Kurzform hrw pn Bezug genommen würde. Allerdings ist auch in Zusammenhang mit der „Nacht des Kindes in seinem Nest“ ist von „diesem (schönen) Tag“357 die Rede. Dass hrw pn nicht grundsätzlich auf den Neujahrskontext verweist, zeigt auch D XIII, 67, 2 und 10, wo dieser Begriff in Zusammenhang mit dem Darbringen des mnw-Kruges genannt wird. Am Ende des Textes wird aufgelöst, dass hier vom ersten Fest des Trinkens und seinem Beginn am 20. Thot die Rede ist (siehe dazu I 3.10). Auch wenn also nicht ausgeschlossen werden kann, dass eine nicht näher bestimmte Nennung von hrw pn an manchen Stellen den I. #Xt 1 meint, so kann ein exklusiver Bezug der Bezeichnung auf diesen Tag nicht attestiert werden. 3.12 Vergleich: Neujahrsbezeichnungen in Dendara und Edfu Wie in den voranstehenden Ausführungen dargelegt gibt es in Dendara eine verblüffende Vielfalt von Namen, die den ersten Tag des Jahres bzw. den Jahreswechsel bezeichnen. Um die Bedeutung dieses Befundes besser einschätzen zu können, empfiehlt es sich, einen Blick auf die entsprechenden Benennungen zu werfen, die im architektonisch sowie theologisch eng verwandten Tempel von Edfu verwendet werden. Hierbei ist allerdings anzumerken, dass ein Detailstudium aller relevanten Textstellen, wie es für Dendara durchgeführt wurde, im Rahmen dieser Arbeit und in Anbetracht ihres Schwerpunktes nicht zu leisten ist. Es kann also nur eine kurze Überblicksdarstellung gegeben werden, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und vor allem dazu dient, den Befund aus Dendara zu erhellen. Wie in Dendara scheint auch in Edfu die geläufigste Bezeichnung für den Neujahrstag wp rnpt zu sein, ihre Bedeutung wird bereits durch die Nennung im Festkalender betont.358 Als direkter Vergleich zu den Texten unseres Korpus sind nur die Inschriften der Treppenhäuser (T und U), des Eingangs zur Osttreppe (W‒U) und der Kammer der westlichen Treppe (S) erhalten,359 nicht jedoch die des Kiosks (siehe auch III 2.2.2). In den Treppen und der Treppenkammer in Edfu tritt wp rnpt als Name des Festes zum Jahresbeginn insgesamt an elf Stellen auf,360 dem stehen in Dendara 69 Belege aus den entsprechenden Räumlichkeiten gegenüber.361 In Anbetracht der nahezu identischen architektonischen Situation, des gemeinsamen theologischen Schwerpunkts und der ähnlichen Ausgestaltung der Treppen in beiden 352 353 354 355 356 357 358 359 360

361

Eine Belegsammlung dazu findet sich in Kapitel I 3.2, Anm. 154. D VIII, 98, 1*; D VIII, 100, 6*. Siehe I 3.3. D XV, 65, 3. Siehe I 3.2. D VII, 179, 11* und 203, 2*. Siehe I 3.3. D VII, 200, 4‒5*. Siehe I 3.5. D VIII, 69, 3*. Siehe z. B. auch D II, 23, 8 und D IX, 202, 11 (weitere zahlreiche Beispiele in der Belegsammlung bei Cauville, Temple d’Isis II, 345‒377). E V, 397, 5. Siehe dazu Grimm, Festkalender, 20‒21 und Alliot, Culte d’Horus, 206, 7 E I, 507, 11 ‒ 583, 11. E I, 513, 13; 537, 8; 541, 7; 549, 4; 549, 12; 554, 16; 557, 13; 562, 15; 569, 10; 576, 2; 579, 15. Hierbei ist einmal von „seinem schönen Fest des Neujahrsfestes“ (Hb.f nfr n wp rnpt; E I, 541, 7) die Rede, zweimal von „jenem Tag des Neujahrsfestes“ (hrw pfy n wp rnpt; E I, 562, 15 und 576, 2) sowie viermal vom „Tag des Neujahrsfestes“ (hrw wp rnpt; E I, 549, 4; 557, 13; 569, 10; 579, 15). Interessant ist auch E I, 508, 12, wo es um das Öffnen des Neuen Jahres durch Götter geht, dabei handelt es sich aber nicht um eine Festbezeichnung. D VII, 143, 3*; 145, 8*; 145, 15*; 169, 13*; 171, 9*; 175, 3*; 175, 14*; 176, 10*; 177, 11*; 178, 4*; 179, 8*; 179, 12*; 180, 6*; 180, 10*; 182, 5*; 182, 9*; 184, 3*; 185, 3*; 186, 12*; 187, 1*; 187, 15*; 188, 7*; 189, 2*; 189, 10*; 190, 4*; 190, 11*; 192, 16*; 194, 7*; 195, 7*; 195, 16*; 196, 3*; 198, 11*; 200, 12*; 202,

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I Einführung und terminologische Untersuchung

Tempeln erstaunt es, dass die Anzahl der Nennungen der wichtigsten Neujahrsbezeichnung in Dendara im Verhältnis zu Edfu um mehr als das Sechsfache größer ist. Die Frage, ob dieser Sachverhalt etwas über die unterschiedliche Bedeutung des Neujahrsfestes in beiden Heiligtümern aussagt, soll im Folgenden im Blick behalten werden. Der erste Tag des Jahres (wp rnpt) wird in den Treppentexten von Edfu auffällig häufig in einer geradezu formelhaften Verbindung mit den Hbw tp trw genannt, an denen die beschriebenen Festhandlungen ebenfalls (mjtt) stattfinden.362 Auch in den hier relevanten Inschriften in Dendara finden sich zwei Varianten dieser Gegenüberstellung,363 vier weitere Male ist nur von den tp trw bzw. Hbw tp trw die Rede.364 Das Neujahrsfest wird in dieser Verbindung also als einziges namentlich genannt, aber zu einer Gruppe von verwandten Festen in Beziehung gesetzt, an denen (zumindest teilweise) ähnliche Kulthandlungen vollzogen wurden (siehe III 4.2.5). Die Bezeichnung Hbw tp trw wurde in der Forschungsgeschichte häufiger als „Feste zum Beginn der Jahreszeiten“365 verstanden. Dem wurde aber schon von Émile Chassinat unter Bezugnahme auf griechische und demotische Äquivalente von verwandten Ausdrücken wie tp #bd und tp(j) rnpt (siehe dazu I 3.2) widersprochen, die in den betreffenden Quellen die Bedeutung „jeder Monat“ und „jedes Jahr/alljährlich“ haben. Er schlussfolgerte daraus, dass auch tp trw in diesem Sinne zu verstehen ist und übersetzte den Ausdruck mit „fêtes périodiques“.366 Dies bestätigt eine Passage aus dem Buch vom Tempel, die in der hieroglyphischen Version die Hbw tp trw nennt, was im Demotischen mit n# Hb.w n p#y=w ssw („die Feste zu ihren Zeiten“) wiedergegeben ist.367 Die gleichzeitige Nennung des wp rnpt und der nicht näher spezifizierten Hbw tp trw sowohl in den Treppen und im Kiosk von Dendara als auch in den Treppenhäusern von Edfu zeigt, dass das Neujahrsfest zwar den primären Bezugspunkt dieser Inschriften darstellt, dass diese daneben aber auch auf andere Festhandlungen im Kultjahr referieren könnten. Dies soll bei der Betrachtung der textlichen Quellen (Abschnitt II) sowie ihrer Auswertung (Abschnitt III) stets bedacht werden. Die Neujahrsbezeichnung tp(j) rnpt, die in Dendara nach wp rnpt am zweithäufigsten vorkommt, findet sich auch in Edfu. Hierbei muss allerdings das bereits in I 3.2 attestierte Problem

362

363 364 365

366 367

3*; D VIII, 73, 2*; 73, 8*; 73, 13*; 78, 14*; 82, 3*; 83, 4*; 84, 6*; 85, 12*; 86, 15*; 88, 9*; 89, 15*; 93, 3*; 93, 4*; 97, 1*; 98, 1*; 98, 11*; 99, 2*; 100, 6*; 101, 10*; 102, 4*; 103, 6*; 105, 6*; 106, 1*; 106, 13*; 107, 4*; 109, 8*; 110, 5*; 111, 3*; 113, 16*; 118, 14*; 119, 8*; 121, 3*; 121, 14*; 122, 2*; 122, 6*. Siehe zur Anzahl der Nennungen in anderen architektonischen Einheiten sowie zur Gesamtanzahl in Dendara oben, Einleitung zu I 3.1. wp rnpt mjtt jrj m Hbw tp trw: E I, 513, 13; wp rnpt mjtt js m Hbw tp trw: E I, 537, 8; m hrw wp rnpt Hb(w) tp trw mjtt: E I, 549, 4; hrw wp rnpt mjtt jrj m Hbw tp trw: E I, 579, 15. Weitere Nennungen der Hbw (r) tp trw in Edfu finden sich in E I, 560, 1, E VII, 220, 10, E VIII, 93, 2, siehe auch die in Wilson, Lexikon, 1138‒ 1139 aufgeführten Beispiele (vgl. ebd., 635). D VII, 171, 9* (wahrscheinlich zu ergänzen zu wp rnpt [mj]tt [j]sk m Hbw [tp] trw); D VII, 190, 4* (Hb.s nfr wp rnpt mjtt jsk m Hbw tp trw). D VIII, 57, 6* (zwei Erwähnungen von tp trw); D VIII, 61, 9* (tp trw); D VIII, 117, 8* (Hbw.s nfrw r tp trw). Z. B. Parker, Calendars, 33: „feast of the beginning of the season“; Alliot, Culte d’Horus, 307, 430‒432 (übersetzt einerseits „fêtes particulières“, andererseits „fêtes (et) têtes-de-temps“ bzw. nur „têtes-de-temps“), ALex 77.4774: „fêtes du début de saison“. Ein Überblick über die Forschungsgeschichte und weitere Literatur finden sich bei Spalinger, Private Feast Lists, 1‒31. Chassinat, in: RegA 3, 1930, 129‒132. Quack, in: BSFE 160, 2004, 15. Dementsprechend übersetzt Kurth, Edfou VIII, 165 (zu E VIII, 93, 2) Hbw tp trw mit „an den Festen zu den richtigen Zeiten“.

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3 Eine terminologische Studie als Arbeitsgrundlage

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der Doppeldeutigkeit des Ausdrucks berücksichtigt werden, so dass nicht immer klar zu entscheiden ist, ob tp(j) rnpt in der Bedeutung „alljährlich“ verwendet ist oder ob der Begriff den Jahresbeginn als Festtag meint.368 Dies gilt auch für die drei Belege aus den Treppentexten in Edfu (E I, 525, 10; 533, 1; 567, 12), in denen es um die Nilflut geht, der sowohl ein alljährliches Eintreffen als auch eine Ankunft zu Jahresbeginn attestiert werden kann. Einschlägige Determinative, die auf eine Festbezeichnung hindeuten, fehlen hier, wenngleich der Anbringungsort und der inhaltliche Kontext der Inschriften eher darauf hindeuten, dass der erste Tag des Jahres gemeint ist. Dass tp(j) rnpt auch in Edfu eindeutig den idealen Neujahrstag bezeichnen kann zeigen Stellen wie E III, 180, 9‒10 und E VI, 64, 5, wo Sothis als nbt tp(j) rnpt („Herrin des Jahresbeginns“) bezeichnet wird oder wo von ihrem Herauskommen am tp(j) rnpt die Rede ist.369 Einer der Festkalender in Edfu, der Maurice Alliot370 zufolge inhaltlich mit Dendara korrespondiert, spricht in Bezug auf Harsomtus von „seinem schönen Fest der Geburt der (Sonnen-)Scheibe“ (Hb.f nfr n mswt jtn, E V, 349, 6). Auch am Zugang zur Wabet von Edfu ist von einem „Fest der Geburt des Re“ (Hb mswt Ro; E I, 414, 5) die Rede, das sicherlich den Neujahrstag meint.371 Das „Fest der Geburt des Gottes im ersten Monat des Achet“ (Hb mswt nTr m #bd 1 #Xt; E VIII, 160, 9) dürfte ebenso zu deuten sein.372 Wie in Dendara (I 3.3) wird also auch in Edfu durch bestimmte Benennungen auf den Sonnengeburtstag verwiesen, zu dem das zentrale Ritual am Neujahrsfest in enger Beziehung steht. Die Menge und Vielfalt der Neujahrsnamen mit solarem Hintergrund, die sich in Dendara finden, bleibt in Edfu jedoch unerreicht. Wie in Dendara spielt auch in Edfu das „Horn des Steinbocks“ (ob nj#w) im Zusammenhang mit dem Neujahrstag eine Rolle. Die Bezeichnung wird in den Treppentexten dreimal 373 genannt, in ganz Edfu insgesamt neunmal,374 also öfter als in Dendara. Wie in Kapitel I 3.8 ausführlich erläutert, gibt es einerseits Textstellen, die darauf hindeuten, dass ob nj#w eine Bezeichnung des ersten Jahrestages ist, und andere, die eher auf eine dem Wort „Jahr“ (rnpt) verwandte Bedeutung schließen lassen. Das bereits im Zusammenhang mit Dendara besprochene „erste Fest“ kommt auch in Edfu vor und kann sich auch auf den ersten Tag des Kalenderjahres beziehen, daneben werden der 30. Mesore und der 4. Epagomenentag so genannt (siehe dazu ausführlicher I 3.9). Die Treppentexte erwähnen einmal die Verwendung von mD n Hb tpj („Salbe des ersten Festes“)375 für Horus und mehrfach den st-Hb-tpj („Platz des ersten Festes“),376 womit in Edfu der Dachkiosk gemeint ist (siehe III 2.2.3). 368 Z. B. in E VIII, 9, 16 und 70, 9, wofür Kurth, Edfou VIII, 22 und 129 die Übersetzung „alljährlich“ gewählt hat, was sicherlich richtig ist, da hier von der Ernte die Rede ist. 369 Vgl. auch E III, 298, 10, wo eindeutig der hrw tp(j) rnpt, der „Tag des Jahresbeginns“ genannt wird. 370 Alliot, Culte d’Horus, 202 und 215 (zur theologischen Verortung des Kalenders), siehe zum Text ebd., 216, 4 und 222‒223, Coppens, Wabet, 175, Grimm, Festkalender, 20‒21 (G 10) sowie unten das Kapitel zum Mammisi (III 1.10). 371 Siehe dazu Alliot, Culte d’Horus, 351. 372 So auch Kurth, Edfou VIII, 285. Ob das ähnlich vage Hb.f nfr m #bd I #Xt in E VII, 32, 7 ebenfalls den Neujahrstag meint, kann nicht sicher gesagt werden (ein anderes Fest vermutet Kurth, Edfou VII, 56, Anm. 5). 373 Kapitel I 3.8, Belege (9), (10) und (11). 374 Kapitel I 3.8, Belege (9) bis (17). 375 E I, 546, 1, vgl. aber E VII, 220, 11, wo diese Salbe im Zusammenhang mit den Hbw tp trw genannt wird, sie wurde also nicht nur ausschließlich am Neujahrstag verwendet. 376 E I, 513, 13; 546, 2; 549, 11; 555, 9; 558, 3; 565, 15; 576, 5; 579, 12; 580, 1.

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I Einführung und terminologische Untersuchung

Eine weitere Bezeichnung für den Jahreswechsel, die sowohl in Dendara als auch in Edfu eine Rolle spielt, ist Hb mnXt „Fest der Bekleidung“. Wie in I 3.11 erläutert wird in Edfu – im Gegensatz zu Dendara – jedoch keine direkte Gleichsetzung dieses Ereignisses mit dem I. #Xt 1 vorgenommen. Natürlich gibt es in Edfu auch Neujahrsbezeichnungen, die in Dendara keine Rolle spielen, und umgekehrt. Anhand dieser Unterschiede lässt sich m. E. besonders gut feststellen, welche theologischen Schwerpunkte das jeweilige Festgeschehen am ersten Tag des Jahres in den beiden Tempeln hat. Sehr wichtig, da sie auch in einem der Festkalender im Eintrag des I. #Xt 1 genannt und mit wp rnpt gleichgesetzt wird, ist in Edfu die Bezeichnung des Neujahrstages als hrw Hb-sd (E V, 397, 5).377 Eindeutig mit dem Aufstieg auf das Dach am wp rnpt in Zusammenhang steht der „Moment des Sedfestes“ (tr n Hb-sd) auch in einer Beischrift zu zwei Priestern aus der gewundenen Treppe (E I, 569, 9).378 Daneben finden sich in den Inschriften der Treppenhäuser und der Treppenkammer sieben weitere Nennungen des Hb-sd,379 wenngleich hier nicht die Textstellen selbst, sondern nur die Einbindung in die grundsätzlich dem Neujahrsfest gewidmete Treppendekoration als Indiz dafür gelten kann, dass hiermit der I. #Xt 1 gemeint ist. Auch in den Inschriften des restlichen Tempels wird das Sedfest natürlich häufig genannt;380 dass dabei jedoch immer das Neujahrsfest gemeint ist, ist unwahrscheinlich, da diese Bezeichnung grundsätzlich auf die Erneuerung königlicher Macht verweist. Die Tatsache, dass sie in Edfu aber auch den Neujahrstag meinen kann, zeigt, dass dort die Zeremonien zu diesem Fest mit der Regeneration der Herrschermacht des Horus in Verbindung stehen.381 In Dendara dagegen steht die familiäre Beziehung zwischen Hathor und ihrem Vater Re, die auf die astronomischen Verhältnisse an diesem Tag anspielt, im Vordergrund.382 Dementsprechend findet sich in dort kein Hinweis darauf, dass der Neujahrstag auch als Sedfest bezeichnet werden kann, wenngleich dieses in Zusammenhang mit dem König in den Treppentexten immerhin dreimal383 genannt wird.384 377 Siehe dazu Grimm, Festkalender, 20‒21 (H 1*) und Alliot, Culte d’Horus, 206, 207‒208 sowie 275. 378 Siehe dazu Alliot, Culte d’Horus, 398. 379 E I, 514, 19; 517, 7; 518, 5; 522, 12; 537, 4; 554, 11; 579, 13. An der zuletzt genannten Stelle steht nach Foto HAdW/Tübingen A 5546 eindeutig

und nicht wie in der Publikation angegeben das Zeichen

,

das meist Hb zu lesen ist. Siehe zur Unterscheidung Gardiner, EG, 495 (O23) und 528 (W4) sowie Kurth, Einführung 1, 343, Nr. 69 und 70. Für eine völlige Austauschbarkeit der Zeichen sprechen sich Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 170 und Wilson, Lexikon, 635 aus, eine Überprüfung der für die Lesung Hb-sd des Zeichens kation

angegegebenen Stellen E IV, 16, 5 und 20, 3 ergibt jedoch, dass hier in der Publi-

steht, was sich zumindest für E IV, 16, 5 auch anhand eines Fotos bestätigen lässt (HAdW/Tü-

bingen K 4820; für E IV, 20, 3 ist kein Foto vorhanden). Dass dennoch manchmal eine Verwechslung möglich ist, zeigt das Beispiel aus Anm. 383 unten. 380 Z. B. E VI, 295, 12 und 296, 2‒3, siehe auch die bei Wilson, Lexikon, 635 angegebenen Belege. 381 Siehe Goyon, Confirmation du pouvoir royal I, 43 und Alliot, Culte d’Horus, 432‒433 und III 4.2.5. 382 Siehe III 4.2.1‒2. 383 D VII, 177, 4*; D VIII, 22, 10*; 85, 1*. In D VII, 177, 4* steht allerdings eindeutig das Zeichen

, was

eigentlich nur Hb zu lesen wäre (siehe oben Anm. 379). Da es hier um eine Gegengabe an den König geht, ist jedoch auch an dieser Stelle die Lesung Hb-sd wahrscheinlich. 384 Eng verknüpft mit der Idee der Erneuerung und Übermittlung von Herrschermacht ist auch das Fest bzw. der Tag der „Verleihung/Bestätigung des Erbes“ (smn jwo). Ein auf Horus bezogener Text zu den damit verbundenen Ritualhandlungen ist in Papyrus Brooklyn 47.218.50 überliefert, demzufolge werden sie an den fünf Epagomenentagen, dem Neujahrstag sowie an den darauffolgenden Tagen bis zum neunten Thot ausgeführt

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3 Eine terminologische Studie als Arbeitsgrundlage

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Eine Bezeichnung für den ersten Tag des Jahres, die in Edfu, nicht jedoch in Dendara vorkommt, ist H#t rnpt („der Anfang des Jahres“). Sie wird in einer Auflistung von Materialien von der östlichen Innenseite der Umfassungsmauer in Edfu erwähnt, wo ein Mineral namens SoSt zum Beschriften der Türen am „schönen Tag des Jahresbeginns“ (hrw nfr n H#t rnpt) verwendet wird.385 Dieter Kurth zufolge könnte dahinter ein bestimmter Neujahrsbrauch stehen,386 Details dazu lassen sich der Stelle jedoch nicht entnehmen.387 Die Zusammensetzung H#t rnpt kommt schon in früherer Zeit vor, beispielsweise in einer Inschrift im Grab des Ahmose aus der 18. Dynastie (TT 121)388 und in einem Liebeslied auf dem Verso des Papyrus Chester Beatty I. In diesem heißt es: „Schau, sie ist wie ein aufgehender Stern am Anfang eines guten Jahres (H#t rnpt nfrt)“.389 Des Weiteren wird H#t rnpt auf einem Uschebtikasten aus Turin aus der Spätzeit genannt. Hier heißt es in einem Anruf, der sich an die Uschebtis als „große Beamte des Totenreichs“ richtet, dass sie „am Jahresanfang und am Jahresende (m H#t rnpt m pHwj rnpt), im Smw, im prt und an den 365 Tagen des Jahres“ bereitstehen mögen, um dem Verstorbenen bei der Arbeit zu assistieren.390 Als Name für den ersten Jahrestag ist H#t rnpt in späterer Zeit vor allem aus dem Demotischen bekannt. So verwendet das Kanoposdekret den Begriff in der demotischen Version einer bereits zitierten Stelle (siehe oben I 3.1.3), während im hieroglyphischen Text wp rnpt steht,

385 386 387 388 389

390

(XVI, 8), wobei das wp rnpt den zentralen Moment darstellt (siehe zu dem Ritual zusammenfassend Goyon, Confirmation du pouvoir royal I, 23‒32 und 46‒52 sowie Germond, Sekhmet, 200‒206, zum Neujahrstag als „point central“ des Festes Goyon, op. cit., 45; der ausschließlichen zeitlichen Zuordnung des Textes zum Jahreswechsel steht allerdings Joachim Friedrich Quack, der eine Neuedition vorbereitet, kritisch gegenüber). In Anbetracht dieser Quelle wäre es möglich, dass sich Nennungen dieses Ausdrucks in Edfu auch auf den I. #Xt 1 beziehen. Jean-Claude Goyon und Philippe Germond zufolge korrespondiert das smn jwo in Edfu inhaltlich aber vor allem mit dem Geburtstag und Krönungstag des Horus am I. prt 1 (Goyon, op. cit., 44‒46 und Germond, op. cit., 200‒201). Wie der Eintrag in einen der Festkalender (E V, 351, 4) betont, werden an beiden Tagen zumindest teilweise die gleichen Ritualhandlungen durchgeführt, so dass ein Bezug der Bezeichnung smn jwo auf den ersten Jahrestag nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden kann. Eine Sammlung von Belegen findet sich bei Goyon, op. cit., 47‒49. E VI, 203, 6. Siehe dazu Kurth, Edfou VI, 367; Harris, Minerals, 182‒183; Aufrère, L’univers minéral, 765 und 767, Anm. r; Andreu/Cauville, in: RdE 29, 1977, 12; ALex 77.4107; Wilson, Lexikon, 993; Rickert, in: Kockelmann/Rickert, Von Meroe bis Indien, 164. Kurth, Edfou VI, 367, Anm. 2. Joachim Friedrich Quack merkt in diesem Zusammenhang an, dass im Buch vom Tempel eine Markierung mit Ocker für den 14. Thot vermerkt ist (schriftliche Mitteilung). Wb II, 430, 5, vgl. PM I, 235. pChester Beatty I, verso, Sektion C 1, 1‒2 (Gardiner, Chester Beatty 1, Taf. 22a und 22). Popko in: TLA (Version Oktober 2014) zufolge wäre hier alternativ auch eine Übersetzung als „die zu Beginn des Jahres aufgeht“ möglich (so Fox, Song of Songs, 52 oder Mathieu, La poésie amoureuse, 26), ein Verspunkt nach Xoy (und nicht davor) spricht jedoch für die andere Möglichkeit (so auch Schott, Altägyptische Liebeslieder, 39 und Lichtheim, Literature II, 182). Vgl. auch den Aufsatz zu astronomischen Ereignissen in der altägyptischen Liebespoesie von Maravelia, in: LingAeg 11, 2003, 79‒112, die im Gegensatz zu den anderen Bearbeitern allerdings nicht sb#t „Stern(enhafte)“, sondern cpdt „Sothis“ liest. Inhaltlich ist dies sicher zutreffend, die Schreibung mit dem Stern erlaubt diese Lesung m. E. aber nicht. Uschebtikasten Turin, Museo Egizio Nr. 912, wohl aus Theben, vgl. Wb II, 430, 5; siehe auch Brugsch, Thesaurus, 248‒249 und Assmann, Tod und Jenseits, 153 und 552, Anm. 103. Vgl. eine Passage aus dem Orakeldekret auf Papyrus Hannover 1976.60c, die ebenfalls H#t rnpt und pHwj rnpt nennt und diese mit den Messer- und Wanderdämonen in Verbindung bringt (Fischer-Elfert, Magika Hieratika, 209–210, x+29). Zu pHwj rnpt als Bezeichnung für das Ende des Jahres siehe Wb II, 430, 6 und Erichsen, Glossar, 138 (n pHw n t#j rnpt). Siehe in diesem Zusammenhang auch Pfeiffer, Dekret von Kanopos, 133‒135, wo davon die Rede ist, dass die Epagomenentage an das Ende (pHw) der 360 Tage des Jahres angefügt werden.

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I Einführung und terminologische Untersuchung

damit dürften die Begriffe hier bedeutungsgleich sein.391 Dem Dekret zufolge meinen beide den Tag, an dem Sothis erscheint, der in den Schriften des Lebenshauses H#t rnpt bzw. wp rnpt genannt wird und im neunten Regierungsjahr von Ptolemaios III. auf den II. Smw 1 fiel. Wie wp rnpt kann H#t rnpt also den durch den heliakischen Frühaufgang der Sothis markierten idealen Neujahrstag meinen. Die von Didier Devauchelle publizierte Auflistung von Neujahrsbezeichnungen führt auf besagtem Ostrakon aus Deir el-Medina H#t n rnp#t aber auch in Verbindung mit dem Beginn des bürgerlichen Kalenders am I. #Xt 1 auf,392 so dass also auch diesem Begriff Polyvalenz zu attestieren ist. Eine weitere Festbezeichnung in Edfu, die keine Entsprechung in Dendara hat, ist das Hb m#tt („Fest der Matet-Pflanze“). In einem Text auf einem Architrav im Pronaos von Edfu, der dem Ritual sHtp cXmt zugehörig ist, heißt es über die Göttin: „Du bist von Nefertum am Neujahrsmorgen gegrüßt, die Kinder rösten (?) für dich beim Übergeben der Flamme an ‹dich› am Tag des Festes der m#tt-Pflanzen.“393 Obgleich die Passage inhaltlich nicht ganz klar ist, lässt sie eventuell auf eine Parallelsetzung der beiden Festbezeichnungen wp rnpt und Hb m#tt schließen.394 Aus diesem Grund geht Jean-Claude Goyon davon aus, dass es sich um eine lokalspezifische Neujahrsbezeichnung handelt, ohne dass dazu jedoch Näheres darüber gesagt werden kann.395 In den Inschriften der Treppenhäuser von Edfu finden sich des Weiteren zwei Bezeichnungen, die – ähnlich wie die in I 3.2 genannten Hbw nfrw tp(j) rnpt – den Neujahrstag meinen, jedoch auch noch andere Feste mit einschließen. Hier wären einerseits „jene Tage des Erscheinenlassens seiner Majestät bei seinem heiligen Gang zu seinem Dach“ (hrww nn nw sXot Hm.f m nmtt.f Dsr r tp-Hwt; E I, 553, 12‒13) zu nennen, daneben werden in Bezug auf Horus aber auch „seine Feste des Eintretens in den Himmel“ genannt (Hbw.f nw oq pt; E I, 555, 9‒ 10).396 Grundsätzlich scheinen hier alle Festtage gemeint zu sein, an denen eine Dachprozession stattfindet. Neujahrsbezeichnungen, die in Dendara, nicht jedoch in Edfu vorkommen, fallen meist durch ihren engen Bezug zu den theologischen Besonderheiten des Tempelkultes auf. So kann es das „Fest dessen, der sie schuf“ (I 3.4) nur für Re in Bezug auf Hathor geben, und auch der „erste Tag der Trunkenheit“ (I 3.10) ergibt nur im Zusammenhang mit der Besänftigung der Göttin einen Sinn. Der Verweis auf den „Morgen der Reinheit“ (I 3.5) spielt auf den Zeitpunkt des zentralen Rituals an, das in Dendara wahrscheinlich früher als in Edfu stattgefunden hat (siehe III 4.1). Auffällig ist auch, dass die in Dendara allgegenwärtige „Nacht des Kindes in seinem Nest“ (I 3.7) in Edfu kaum eine Rolle spielt, was sicher durch die besondere Bedeutung des Sothisaufgangs in Dendara bedingt ist. Allein tr n wjn trw (I 3.6) lässt sich nicht auf diese Weise erklären. 391 Spiegelberg, Priesterdekrete, 18 und Urk. II, 138, 3‒4. Siehe dazu Pfeiffer, Dekret von Kanopos, 122‒123 und auch Erichsen, Glossar, 287. 392 ODelM 4-1; Devauchelle, in: SEP 2, 2005, 75‒76, 79. 393 nD-Hr.T jn Nfr-tm m dw#yt nt wp rnpt og# n.T Ho#w Hr djt n.‹T› {s} Xt hrw Hb m#tt; E III, 319, 11‒12. Vgl. zur Übersetzung Goyon, Rituel, 103–104 mit Anmerkungen, zu og# und der Schreibung von Ho#w Wilson, Lexikon, 183 und 620. 394 Die beiden Festnamen könnten auch komplementär verwendet sein, eine Gleichsetzung ist also nicht zwingend (Hinweis Joachim Friedrich Quack). 395 Siehe Goyon, Rituel, 106, Anm. 10 und zu den Identifikationsmöglichkeiten der m#tt-Pflanze ebd., 109 und Wilson, Lexikon, 409. 396 Ein Hb oq n pt ist auch als Monatsname belegt, siehe Deupuydt, Civil Calendar, 119, wobei unklar ist, ob ein ursprünglicher Zusammenhang mit der Bezeichnung in Edfu besteht.

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3 Eine terminologische Studie als Arbeitsgrundlage

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Insgesamt ist zu beobachten, dass die Anzahl der Neujahrsnennungen und die Vielfalt der Bezeichnungen im jüngeren der beiden Tempel deutlich größer sind als in Edfu. Dies könnte als Hinweis auf eine gesteigerte Bedeutung des Neujahrsfestes in Dendara gelesen werden, die sicher auch durch die Verknüpfung von theologischen Schwerpunkten und astronomischen Ereignissen an diesem Ort bedingt ist (siehe III 4).

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II Die Treppen W und X sowie der Dachkiosk W’: Transliteration, Übersetzung und Textstruktur There’s a sign on the wall, but she wants to be sure ‘Cause you know sometimes words have two meanings In a tree by the brook there’s a songbird who sings sometimes All of our thoughts are misgiven. Jimmy Page/Robert Plant (Led Zeppelin), Stairway to Heaven

Die nachstehende Zusammenstellung von Quellen umfasst die Texte der Treppen W und X des Hathortempels von Dendara sowie des Dachkiosks. Mit aufgenommen ist auch die Kammer der östlichen Treppe V, da sie direkt in die Treppe W übergeht und als Zugang zu dieser fungiert.1 Transliteration und Übersetzung richten sich nach der Edition von Émile Chassinat und François Daumas (D VII, 139, 8 ‒ 205, 7* mit Taf. 613, 652‒691 und D VIII, 2, 11 ‒122, 6* mit Taf. 692‒801). Nach Möglichkeit wurden die Inschriften, insbesondere problematische Passagen, am Original bzw. nach Fotos kollationiert. Die Transliteration folgt weitestgehend dem von James Peter Allen für das Mittelägyptische verwendeten System.2 Suffixendungen werden also mit einem Punkt abgetrennt, Plural-, Dual- und Femininendungen hingegen nicht. Feminin- und Pluralendungen sind zur Kennzeichnung der grammatikalischen Zuordnung auch dann ausgeschrieben, wenn sie nicht in der hieroglyphischen Schreibung erscheinen, werden also nach der mittelägyptischen Tradition ergänzt (f. Singular -t; m. Plural: -w; f. Plural bei Substantiven: -wt, bei Adjektiven und Partizipien: -t).3 Im indirekten Genitiv wird das Genitiv-Adjektiv stets im Sinne des Mittelägyptischen in Bezug auf Genus und Numerus angepasst, auch wenn dies nicht ausgeschrieben ist.4 Stativendungen werden so wiedergegeben, wie sie im Text stehen, und bei Auslassung nicht hinzugefügt, nicht ergänzt sind auch ausgelassene Präpositionen in der Pseudoverbalkonstruktion (Hr, m). Ohne Kennzeichnung durch Klammern in der Transliteration angefügt wird aber die nicht ausgeschriebene Infinitivendung -t bei Verben, die diese im Mittelägyptischen aufweisen (tertiae infirmae, quartae infirmae, unregelmäßige Verben, etc.).5 Da in den Texten von Dendara zwischen den Negationsformen nj und nn nicht mehr klar differenziert wird, ist

1 2 3 4 5 6

in der Umschrift konsequent mit n(n) wiedergegeben.6 In der

Zur Auswahl der Texte und ihrer Begründung siehe Abschnitt I 2. Allen, Middle Egyptian. Die weibliche Pluralendung -wt war offenbar schon im Mittelägyptischen obsolet, siehe dazu Allen, Middle Egyptian, 326, Anm. 1. Dies wurde der Einheitlichkeit wegen auch für die ntj oder nt geschriebene Genitivverbindung so gehandhabt, siehe dazu Kurth, Einführung 2, 801–805 und die Kritik durch Quack, Rez. in: WdO 39, 2009, 278. Siehe dazu Allen, Middle Egyptian, 164. Junker, Grammatik, § 283. Ebenso in Edfu, siehe Kurth, Einführung 2, 788–790.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Transliteration wird grundsätzlich nicht zwischen s und z unterschieden. Götternamen, Tempel- und Ortsnamen werden groß geschrieben, Raumnamen hingegen klein. Die Kennzeichnung zerstörter und ergänzter Passagen erfolgt nach dem Leidener Klammersystem: Eine Zerstörung wird mit […] gekennzeichnet, eine ergänzte Passage mit ‹ › und ein vermutlich fälschlicherweise angebrachter Textbestandteil mit { }. Gruppen, die nur zur Hälfte zerstört sind, werden mit &...\ markiert. Zum Übersetzungsteil ist grundsätzlich anzumerken, dass in den Fußnoten hauptsächlich philologische Fragen sowie Verständnisprobleme behandelt werden, inhaltliche Zusammenhänge werden im analytischen Teil dieser Arbeit (Abschnitt III) erläutert. Die Hilfsmittel, die zur Anfertigung der Übersetzung verwendet wurden, sind das Wb, Penelope Wilsons Ptolemaic Lexikon, der TLA und das LGG. Besondere Berücksichtigung fand auch der zweite Band der Année Lexicographique (ALex) von Dimitri Meeks, in den die Texte der Westtreppe und des Dachkiosks (D VIII) eingeflossen sind. Explizite Verweise auf Einträge in diesen Nachschlagewerken finden sich nur an schwierigen Stellen oder an solchen, deren Lesung diskutiert werden muss. Literatur zu häufiger vorkommenden Toponymen sowie Tempel- und Raumnamen (z. B. J#t-djt, Hwt-mnjt) wird nur beim ersten Auftreten der Bezeichnung in einer Fußnote angegeben. Da die Texte im Folgenden in der Reihenfolge aufgeführt werden, in der sie in der Edition erscheinen und die Übersetzung einzelner Passagen somit leicht aufzufinden ist, erübrigte sich eine Vergabe von Dokumentnummern, bei Querverweisen und bei Bezugnahme auf die Übersetzung im Kommentarteil werden also stets die vollen Stellenangaben gemacht. Zur besonderen Kennzeichnung von Quellen, die im vorliegenden Katalog transliteriert und übersetzt wurden und somit zum Hauptkorpus dieser Arbeit zählen, werden die Stellenangaben mit einem Asterisk versehen (z. B. D VII, 140, 13*). Hierbei werden eindeutige formale Einheiten wie beispielsweise Bandeauinschriften, Ritualszenen oder Abschnitte in größeren textlichen Verbünden (z. B. zueinander gehörige Personengruppen in den Prozessionen der Treppenhäuser) durch den Beginn einer neuen Tabelle voneinander abgetrennt. Auch architektonische Gegebenheiten werden als Mittel der Abgrenzung solcher Einheiten aufgefasst.7 Jeder Textabschnitt dieser Art ist mit der Stellenangabe in der Publikation sowie einer knappen Positionsbeschreibung innerhalb des jeweiligen Raumes bzw. auf dem jeweiligen Architekturelement versehen. Hierbei werden zur genauen Lokalisierung der Inschriften vor allem Himmelsrichtungen herangezogen (z. B. Nordwand; südl. Türpfosten). In Bezug auf die Treppendekoration wird von „rechter Hälfte“ und „linker Hälfte“ gesprochen, da die Angabe von Himmelsrichtungen vor allem für die verschiedenen Bestandteile des Treppenhauses von X eher verwirrend als erhellend ist. Bei den Angaben „rechts“ und „links“ in Zusammenhang mit den Treppeninschriften wird vom Standpunkt einer aufsteigenden Person ausgegangen, da dies bei der architektonischen Beschreibung von Treppen so üblich ist.8 Bei Treppe X wird 7 8

Bereits in der Textpublikation (D VII, D VIII) wurde eine solche Einteilung nach formalen/architektonischen Kriterien vorgenommen, die im Detail jedoch Präzisierungen und Anpassungen erforderte. Siehe zur Gliederung in Textabschnitte auch die Einleitung zu Kapitel III 6. Z. B. bei der Drehrichtung von Wendeltreppen, siehe dazu Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 44. Unter religiösem Gesichtspunkt wäre auch die umgekehrte Perspektive, d. h. ein Orientierungspunkt am oberen Ende der Treppe, nach unten gewandt, nicht falsch, da dies vom Blickwinkel einer im Dachkiosk positionierten Götterstatue ausginge. Diese Perspektive wurde in der Edition von Chassinat und Daumas (D VII, D VIII) gewählt, so auch bei der Erstellung der Datenbank des Projektes „Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens“ (http://www.tempeltexte.uni-tuebingen.de/portal/), dem entsprechen die Beschreibungen bei Rickert, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 345 (Belege II.3

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

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auch jeweils angegeben, zu welchem der insgesamt zehn Treppenläufe bzw. neun Eckpodeste die Inschrift gehört.9 Hinter der Positionsangabe sind in eckigen Klammern Buchstabenkürzel (z. B. [RS], [MG]) vermerkt, welche den Abschnitt einem Textmuster zuordnen (siehe dazu Kapitel III 6). Mit der Unterteilung in formale Einheiten wird jedoch ausdrücklich nicht der Anspruch erhoben, geschlossene Kompositionen zu bestimmen, die auch von den Ägyptern als solche betrachtet wurden. Wie aus Kapitel III 6 hervorgeht, sind diese oft schwer zu ermitteln und es kann nicht immer genau gesagt werden, wo eine als solche intendierte textliche Einheit endet und die nächste beginnt. Auf zusammengehörige Ensembles (z. B. Inschriften auf verschiedenen Säulen oder Türpfosten, die zusammen ein großes textliches Ganzes darstellen), wird durch Setzung einer Fußnote hinter der Stellenangabe in der Überschrift verwiesen. Auch die grobe Binnengliederung der einzelnen Texteinheiten durch Zeilenbegrenzungen innerhalb der Tabellen ist nur als Vorschlag zu betrachten. Die einzelnen Bestandteile sind in der grau hinterlegten Spalte, die der Übersetzung am rechten Rand beigefügt ist, mit Bezeichnungen wie „Königstitulatur“ oder „Rede“ (gegebenenfalls unter Angabe der sprechenden Person) versehen, um ihre Zugehörigkeit/Funktion zu verdeutlichen. Die Bestimmung dieser Abschnitte innerhalb der groben Gliederung greift auf die von den Ägyptern selbst durch die Positionierung der Textbestandteile vorgenommene Strukturierung zurück (z. B. Randzeile hinter der Figur, Rede vor der Figur). Falls durch die Anbringung des Originaltextes keine Hilfestellung zur Gliederung gegeben ist, wurde versucht, anhand von textimmanenten Hinweisen (z. B. refrainartigen Elementen, Veränderungen im Modus des Sprechens von deskriptiven Passagen zu direkter Rede, von Aussagen in 2. Person zu 3. Person etc.) eine grobe Struktur des Textes zu erstellen. Die durch die grobe Gliederung voneinander abgegrenzten Textabschnitte können nach inhaltlichen Aspekten weiter unterteilt sein, indem etwa eine Anzahl von gleichartigen Elementen durch Ziffern angezeigt wird (z. B. wenn innerhalb der Beschreibung der eigenen Handlung eines Gabenträgers drei verschiedene Aktivitäten aufgezählt werden) oder indem einzelne Handlungsschritte (z. B. in Festbeschreibungen) wiedergegeben werden. Die Systematik dieser Untergliederung ist im Katalog der Textbestandteile unten genauer erläutert. Für die gesamte Gliederungssystematik gilt: Sie dient vorwiegend der Orientierung des Lesers und als Hilfsmittel, das einen direkten Vergleich der einzelnen Texteinheiten erleichtert. Allein die grammatikalische Ambiguität vieler Verbalformen macht eine eindeutige, unstrittige Textgliederung jedoch so gut wie unmöglich. So lässt sich in manchen Fällen – besonders in Bezug auf die Beischriften zu den Figuren der Treppenprozession – nicht eindeutig entscheiden, ob es sich um einen narrativen Infinitiv, um eine Aufforderung im Imperativ oder um ein sDm.f mit nicht ausgeschriebenem Suffix der 1. Person Singular handelt.10 Auch kann oft nicht gesagt werden, ob ein sDm.f als Optativ einen Wunsch ausdrückt oder ob es sich um eine Beschreibung von Geschehnissen handelt.11 Ähnliche Schwierigkeiten ergeben sich bei Adverbialsätzen, die ebenfalls zeitlich oft nicht eindeutig interpretierbar sind.12 und II.4), 347 (Beleg II.8) und 349 (Beleg II.10). 9 Siehe zur Struktur der Treppe III 2.1.1. 10 Siehe z. B. D VII, 178, 16 – 179, 1*, wo man gleichermaßen Hn m Hb r Hrt (Imperativ bzw. Infinitiv: „Eile im Fest zum Dach …“ bzw. „Im Fest zum Dach eilen …“) oder Hn(.j) m Hb r Hrt (sDm.f: „Ich eile im Fest zum Dach …“) lesen kann. 11 Siehe zu den Bedeutungsmöglichkeiten des sDm.f im Hauptsatz im Überblick Kurth, Einführung 2, 897–901. 12 Siehe zur grundsätzlichen zeitlichen Unbestimmtheit von Adverbialsätzen Kurth, Einführung 2, 859 (hier „Adverbieller Nominalsatz“ genannt).

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Als Beispiel für einen Text, der sich auf zwei Arten interpretieren lässt (als Optativ zur Äußerung eines Wunsches für die Göttin und als Beschreibung eines gegenwärtigen Geschehens) diene D VII, 143, 11 – 144, 2*. Er kann – wie viele andere Texte und Textpassagen, die im Folgenden dem Bestandteil FB2 zugeordnet wurden – über weite Strecken hinweg auch als Rede im Optativ gedeutet werden, so wie es Ghislaine Widmer13 in ihrer Bearbeitung des Textes vorschlug. Demzufolge wäre „Mögest du an deinem Lieblingplatz schreiten, mögest du zu allen Göttern laufen (…)“ zu übersetzen. In der Fortsetzung treten dann aber Inhalte auf, die in der Wunschform etwas seltsam anmuten („Deine Vollkommenheit sei bei Re (…). Der Horizont gedeihe mehr als deine (anderen) Orte (…)“) und die besser in den Modus einer Situationsbeschreibung passen („Deine Vollkommenheit ist bei Re (…). Der Horizont gedeiht mehr als deine (anderen) Orte (…)“). Wohl auch aus diesem Grund hat sich Sylvie Cauville entschlossen, die entsprechende Passage in einem Paralleltext zu dieser Stelle als Beschreibung der Ereignisse im Präsens zu übersetzen.14 In der Tat ähneln deskriptive Textbestandteile dieser Art vom Inhalt und von ihrer Struktur her häufig den Festbeschreibungen in der 3. Person Singular, die innerhalb der Texte zum Neujahrsfest eine überragende Rolle spielen (siehe unten FB1 und FB2 im Katalog der Textbestandteile sowie Abschnitt III 6). Eine alternative Interpretation als Optativ bleibt hier aber natürlich nach wie vor nicht ausgeschlossen, zumal ich in bestimmten Fällen in der nachstehenden Quellensammlung eine solche Übersetzung für angebracht hielt (siehe Wunsch/Wünsche im Katalog der Textbestandteile). Die von mir vorgenommene Strukturierung mag daher stellenweise höchst subjektiv erscheinen und sollte lediglich als Versuch verstanden werden, die formale Vielfalt des Textkorpus mit Hilfe von vereinfachenden Kategorien überschaubar zu machen.

1 Erläuterungen zur Textgliederung Wie bereits oben ausgeführt, werden die groben Textbestandteile als Tabellenzeilen voneinander abgegrenzt, wobei ihre Bezeichnungen in der grauen Spalte angegeben sind. Diese können innerhalb der grauen Randspalte noch einmal einer feinen Gliederung unterzogen sein, deren Bestandteile möglichst auf der Höhe des entsprechenden Elementes in Transliteration und Übersetzung aufgeführt sind. Von den groben Textbestanteilen (z. B. Rede) sind die feinen Textbestandteile in der Randspalte durch Kursivsetzung (z. B. eig. Handlung, Ausruf) und die Tatsache, dass sie nach einem Doppelpunkt stehen, unterschieden. Wird eine Handlung mehrfach ausgeführt oder eine bestimmte Art des Sprechens (z. B. Wunsch, Aufforderung) wiederholt, wird dies durch Zahlen in runden Klammern hinter der Bezeichnung, also mit (1), (2) etc., angezeigt. Eine besondere Kennzeichnung erfährt die Festbeschreibung, die sowohl eine Kategorie der groben Gliederung (FB) als auch der feinen Gliederung (FB) darstellen kann. Die Bestandteile von FB müssen natürlich ebenfalls beschrieben werden, wodurch stellenweise eine dritte Gliederungshierarchie entsteht (Tab. 3). Diese erneute Untergliederung ist durch Kursivsetzung und gleichzeitige Unterstreichung gekennzeichnet (z. B. Erscheinen, Vereinigung etc.). Das Agens, z. B. bei Reden und in Festbeschreibungen, wird aus Gründen der Vereinfachung mit

13 Siehe Widmer, in: Fs Zauzich, 653–658. 14 Siehe Cauville, Dendara III. Traduction, 104–105 (zu D III, 46, 3–7).

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2 Katalog der Textbestandteile

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einem Buchstabenkürzel in runden Klammern hinter der entsprechenden Handlung angegeben (z. B. Rede (K) für „Rede des Königs“, zu den Kürzeln siehe unten die Kategorie FB1–3). Gliederungshierarchie Stufe 1: grobe Textgliederung Stufe 2: feine Textgliederung (Untergliederung von Stufe 1) Stufe 3: Textgliederung dritten Grades (Untergliederung von Stufe 2)

Beispiel für Markierung Rede (K) FB Erscheinen

Tab. 3: Veranschaulichung der Hierarchieverhältnisse in der Textgliederung.

Die Bezeichnung eines Textbestandteils in der Randspalte steht jeweils zu der Zeile in Transliteration und Übersetzung parallel, in der der Abschnitt beginnt. So markiert z. B. das Wort Opfer in der grau unterlegten Spalte den Beginn einer Schilderung des Opfers innerhalb einer Festbeschreibung, die sich so lang fortsetzt, bis ein neuer Textbestandteil angezeigt wird. Wenn sich ein neuer Handlungsträger mit der gleichen Tätigkeit einschaltet, wird das Wort noch einmal wiederholt und dahinter das Kürzel für das neue Agens angebracht. Wegen ihrer Vielzahl nicht als eigenes Gliederungselement aufgeführt sind Epitheta. In Hymnen oder in Bezeichnungen von Gottheiten, die durch lange Ketten von Beinamen gekennzeichnet sind, treten deshalb gelegentlich längere Passagen ohne weitere Untergliederung in der Randspalte auf.

2 Katalog der Textbestandteile Anrufung: an Götter, z. B. auch an die Naosträger, an das gute Jahr etc. mit j „Oh!“, j.nD Hr.k/.T „Gegrüßt seist du!“, nfrwj Hr.T „Wie schön ist dein Gesicht!“ oder jj.tj „Willkommen!“; mit einer Anrufung wird eine Gottheit oder eine andere Person/Personengruppe in der in 2. Person direkt angesprochen, oft mit einer Epitheta-Reihung im Anschluss. Die Anrufung ist vom Ausruf zu unterscheiden, der in der 3. Person über jemanden spricht (siehe dazu unten). Ein Grenzfall liegt in Anrufungen vor, in denen durch ein Suffix der 2. Person eine deutliche Bezugnahme auf die angesprochene Person vorliegt, jedoch eigentlich eine Aussage über eine andere Person/Personengruppe gemacht wird, z. B. D VII, 173, 6–7*: j nTrwt n.T xr mnjt.sn („Oh, die Göttinnen tragen für dich ihre Menit!“). Solche Aussagen wurden wegen der Nutzung eines Pronomens der 2. Person unter dem Stichwort Anrufung aufgenommen. Problematisch sind auch Ausdrücke, in denen j + Götterbezeichnung mit einer näheren Beschreibung z. B. durch den Stativ oder durch ein Partizip vorliegt. Dies sind Fälle, in denen eigentlich nicht klar zu entscheiden ist, ob über die Gottheit gesprochen ist oder ob sie direkt angerufen wird, denn der Stativ kann immer auch im Sinne einer 3. Person Singular interpretiert werden; aus Gründen der Konsequenz wurde dies aber durchgehend unter der Bezeichnung Anrufung aufgenommen. Generell gilt: Sobald ein Personalpronomen der 2. Person vorliegt, wird die

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Aussage normalerweise als Anrufung betrachtet, sobald eine Aussage in der 3. Person steht, handelt es sich um einen Ausruf. Aufforderung: etwas zu tun, meist mit Imperativ, aber auch mit sDm.f, einem Stativ in dieser Bedeutung oder mit elliptischen Ausdrücken wie „(Gebt) Lobpreis für die Gottheit“ (oft Epitheta-Reihung im Anschluss). Ausruf: oft mit nfrwj „Wie schön“ + Göttername (in Abgrenzung zu Fällen, in denen die Gottheit in der 2. Person angesprochen wird, siehe oben: Anrufung), aber auch: j + sDm.f in der 3. Person oder j + Göttername + sDm.f in der 3. Person, da es sich in diesen Fällen um eine Aussage über die Gottheit handelt (abzugrenzen von Anrufung der Gottheit, siehe oben). Für den nicht eindeutigen Fall von j + Götterbezeichnung, die durch Partizipien oder Stativ näher beschrieben wird, siehe oben: Anrufung. Bauinschrift: Beschreibung des Vorgangs der Erbauung eines Architekturelements (oft mit Beschreibung/Funktionsbestimmung des Architekturelements/Bauwerks). Beischrift: zu verschiedenen Objekten und Figuren (z. B. Geiern, Schlangen), Aussagen über diese; zu unterscheiden von der Bezeichnung (Bez., siehe unten), die den Namen des Objektes oder der Figur nennt. Beschreibung des Architekturelements: Schilderung z. B. einer Tür oder Treppe unter Angabe von Eigenschaften. Beschreibung des Bauwerks: Schilderung des Kiosks oder des ganzen Tempels unter Angabe von Eigenschaften. Beschreibung der Handlung (einer Person/Personengruppe): immer mit sDm.f, sDm.n.f-Verbalform oder Adjektivalsatz und eindeutig abzugrenzen von einer Bezeichnung mit Epitheta und Partizipien. Beschreibung der Opfergabe (fakultativ: und ihres Zwecks): Schilderung von Eigenschaften des Opfers wie Farbe, Beschaffenheit, Qualität, etc. Beschreibung des Zwecks der Opfergabe: Angabe der Bestimmung ohne nähere Beschreibung von Eigenschaften. Bez.: Bezeichnung der Flügelsonne, des Geiers, der Gottheit (z. B. in Türinschriften), der Göttergruppe, der begl. (begleitenden) Gottheit ( z. B. ohne eigene Rede an der Seite des Ihi, schützend beim Opferempfänger oder als Adorant), des GT (= Gabenträgers), des Musikanten (vor dem Opferempfänger, z. B. Ihi), des NT (= Naosträgers), des OE (= Opferempfängers), des Stabes, der Standarte, des ST (= Standartenträgers), des VP (= Vorlesepriesters): oft eingeleitet durch den Rezitationsvermerk Dd mdw (unabhängig davon, ob danach wirklich eine Rede folgt) + lange Epitheta-Reihung, gelegentlich auch unter Anschluss einer Beschreibung der Tätigkeiten/Eigenschaften der jeweiligen Person/der jeweiligen Sache. Charakterisierung der Gottheit/des Königs: durch Beschreibung von Eigenschaften; mit sDm.fVerbalform, sDm.n.f oder Adverbialsatz (oft auch vergleichend: „Sie ist wie Re“), eindeutig abzugrenzen von Bez. (siehe oben) mit Epitheta und Partizipien. Darbringungsformel:15 jn.f n.k/T + Göttername; der König führt Prozessionsteilnehmer mit ihren Gaben herbei, immer in Form einer FB (Festbeschreibung, siehe unten) abgefasst.

15 Siehe zu dieser Bezeichnung Rickert, Gottheit und Gabe, 8.

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Einführungsformel:16 jj.n. + Königstitulatur Xr.T + Götterbezeichnung mit oder ohne Beschreibung der Handlung des Königs. FB: Festbeschreibung, deren einzelne Bestandteile nach dem Doppelpunkt kursiv (z. B. Vereinigung) bzw. kursiv und unterstrichen (z. B. Vereinigung) aufgeführt sind.17 Es wurde versucht, als Inhalt der FB nur den hauptsächlichen Handlungsstrang der Ereignisse wiederzugeben. Aufgenommen sind also nicht Inhalte von Epitheta, Absichtserklärungen bzw. Angaben des Zwecks in der Form r + Infinitiv, Erläuterungen zu Begleitumständen (z. B. mit Hr + Infinitiv) und Angaben von Gründen für etwas (z. B. nach Dr). Ebensowenig als eigenständige Handlung notiert sind die Inhalte gekennzeichneter Nebensätze wie z. B. nach Hr-s#, die deutlich machen, dass ein Ereignis schon in der Vergangenheit liegt („nachdem sich … vereinigt hat“). In die Kategorie FB aufgenommen sind aber Nebensätze, die nicht als solche gekennzeichnet sind (d. h. solche Nebensätze, die auch Hauptsätze sein könnten) oder solche, deren Inhalt offenbar gleichzeitig zum sonstigen Geschehen stattfindet. Die Teilnehmer an Festhandlungen werden als Kürzel in Klammern hinter dem jeweiligen Geschehen angegeben, z. B. Erscheinen (H) für „Erscheinen der Hathor“ oder Lobpreis (T) für das von einem Teilnehmer/einer Gruppe von Teilnehmern am Festzug angestimmte Lob der Gottheit. Die Kürzel sind in der unten stehenden, alphabetisch sortierten Liste von Festereignissen aufgeschlüsselt. Werden von einem Agens mehrere Handlungen durchgeführt, so wird in diesem Fall das Kürzel in Klammern nur einmal angegeben und im Folgenden nicht wiederholt. In manchen Fällen kann nicht sicher gesagt werden, ob zwei verschiedene Bezeichnungen von Festteilnehmern sich auf ein und dieselbe Person/Personengruppe beziehen oder nicht. Solange das Identitätsverhältnis nicht völlig gesichert ist, werden solche Bezeichnungen separat mit (T) versehen. Wenn bei einer Handlung mehrere Handlungsträger/Gruppen von Handlungsträgern beteiligt sind, so wird die Anzahl in Klammern angegeben. Sind z. B. die Gottesdiener und die Gottesväter als Begleiter in der Umgebung der Göttin, wird dies als Geleit (T 2x) angegeben. In einer FB können folgende Bestandteile auftreten:  (A) für abstrakte Konzepte oder nicht aus Personen bestehende Einheiten, die als Agens genannt sind (z. B. Himmelsrichtungen, Erde, Himmel etc., wie etwa bei „die Erde ist im Fest, der Himmel ist in Jauchzen“)  Anblicken (der Hathor durch eine andere Gottheit oder sonstige Festteilnehmer, aber auch anderer Götter durch Hathor)  Anflehen  Ankleiden (der Hathor oder einer anderen Gottheit)  Annahme des Opfers (durch einen Gott)  Ansehen vergrößern (durch andere Gottheiten oder Priester)  Aufschreiben (von Jahren durch Gottheiten?)  Aufstieg (der Hathor/der Priester auf das Dach) 16 Siehe zu dieser Bezeichnung Tattko, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (1), 367 und Baumann, ebd. (1), 331. 17 Nähere Erläuterung der verschiedenen Gliederungsebenen finden sich im einleitenden Abschnitt zu diesem Kapitel (II 1).

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

                                    

Besänftigung (bzw. Zufriedenstellen der Hathor, Wut vertreiben) Beschreibung (der Statue der Hathor, anderer Statuen, der Barke, des Bauwerks, des Schreins einer Gottheit etc.) Dach betreten Erhellen (der Umgebung, des Landes, des Himmels etc.) Erhöhen (der Hathor durch den Sonnengott oder Horus, aber auch ohne Angabe des Agens) Erscheinen (der Hathor oder des Sonnengottes) Festjubel (zusammenfassender Begriff für Beschreibungen der Feststimmung wie „der Himmel ist im Fest, die Erde ist in Freude“ etc.) Fortbewegen (der Hathor zum Schrein/Kiosk, aber auch von anderen Göttern/Gabenträgern) Freude (z. B. der Hathor oder des Sonnengottes über etwas) Furcht verbreiten (durch die Priester) Gedeihen (von Pflanzen/Orten, als Ausdruck der Freude/Verehrung) Geleit (Angabe von Personen/Personengruppen, die die Göttin unterstützend begleiten) Grüßen Gesicht öffnen (H) für Hathor als Agens (z. B. Erscheinen, Herauskommen etc.) Herauskommen (der Hathor aus dem Kiosk, aus dem Sanktuar) Herbeibringen der Statue Herrschaftsübergabe (Zuweisung der Allmacht an die Göttin durch den Sonnengott) Jahr eröffnen (durch Gottheiten) (K) für König als Agens (z. B. bei Opferhandlungen) Kiosk betreten Libation (Darbringen von Wasser) Lobpreis Musik (vor Hathor; auch wenn z. B. nur Sistren herbeigebracht werden) Niederlassen in der Barke (durch Hathor) Opfer (nicht näher spezifizierte Darreichung von Opfergaben) Opfer tragen (wenn die Betonung auf dem Herbeibringen der Gaben und nicht so sehr auf dem Opfervorgang selbst liegt) Opfer von Schminke Räucheropfer (auch wenn nur Weihrauch geopfert wird, ohne dass von Räuchervorgang selbst die Rede ist) Rechtfertigung (einer Gottheit) Reinigung Rezitation Ritualvollzug (ohne weitere Spezifikation) Rückkehr (der Hathor oder anderer Götter in ihr Sanktuar) Ruhen (von Gottheiten, z. B. im Kiosk, im Sanktuar) (S) für den Sonnengott als handelnde Person (z. B. Erscheinen, Festjubel) Salben/Salbenopfer

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Schmücken (der Statuen durch die Priester oder der Teilnehmer sich selbst; z. B. mit Amuletten)  Schmuckopfer (z. B. Edelsteine und Mineralien, verarbeitetes oder unverarbeitetes Gold und Silber, Amulette etc.)  Schrein tragen  Schrein/Kapelle betreten  Schutz (für Hathor, z. B. auch dadurch, dass Feinde von ihrem Weg vertrieben werden)  Speise-/Trankopfer (detaillierte Opferbeschreibung mit Gaben, Bestandteilen etc.). So vermerkt sind nicht Epitheta, die Opferhandlungen beinhalten. Es erfolgt keine genauere Aufspaltung in einzelne Kategorien des Speiseopfers wie Fleisch, Geflügel etc.; auch Wein und Milch fallen unter Speise-/Trankopfer, nicht jedoch Wasser, siehe dazu oben bei Libation.  Stab tragen  Standarte tragen  Stoffopfer (z. B. vom Neujahrsband oder anderen Textilien. So bezeichnet werden jedoch keine Textpassagen, in denen vom Ankleiden der Gottheit die Rede ist, siehe unter Ankleiden)  (T) für Teilnehmer an den Festhandlungen, die Göttin und der Sonnengott sind hierbei jeweils ausgenommen; bezeichnet einzelne Teilnehmer oder Gruppen von Teilnehmern einschließlich all ihrer Beinamen. Wenn sich innerhalb eines Textes/Textabschnittes die Nennung eines Teilnehmers wiederholt (d. h. eine identische Bezeichnung verwendet wird), wird das Kürzel mit einem Asterisk versehen (T*). Werden mehrere Teilnehmer/Gruppen von Teilnehmern in einer Zeile genannt, wird deren Anzahl durch (2x), (3x), (4x) etc. angegeben. Sollte es klar sein, dass es sich um Aneinanderreihungen von Bezeichnungen handelt, die sich auf ein und dieselbe Person/Personengruppe beziehen, ist (T) in der rechten Spalte nur einmal genannt, im Zweifelsfall wird aber jede Bezeichnung eines Teilnehmers bei ihrem Auftreten mit einem gesonderten Kürzel versehen. Als Teilnehmer wurden nur konkrete Personen/Personengruppen betrachtet, nicht solche allgemeinen Begriffe wie „die Stadt“ oder „der Tempel“, siehe dazu oben bei (A).  Tanz  Tempel betreten  Treppe betreten  Trunkenheit (der Teilnehmer)  Tür (des Schreins) öffnen  unklar (zerstörte oder inhaltlich nicht verständliche Textpassagen)  Verehrung (von Gottheiten)  Vereinigung (der Hathor/der Götter des Tempels mit der Sonnenscheibe)  Weg bereiten (für Hathor durch Priester oder andere Gottheiten)  Zufriedenheit (von Gottheiten)  (–): kein Agens (ist nicht klar ersichtlich, wer die angegebene Handlung ausführt, so wird das auf diese Weise angezeigt) Im Einzelnen lassen sich drei Arten von Festbeschreibungen nach dem Modus ihres Sprechens unterscheiden: 

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

FB1: Aufzählung der Geschehnisse in der 3. Person Singular; diese Form der Festbeschreibung ist bei Weitem die in den Treppen und im Kiosk am häufigsten verwendete. Zu den allgemeinen Charakteristika der Festbeschreibung siehe oben, Kategorie FB. FB2: Aufzählung der Geschehnisse, die an die 2. Person Singular gerichtet ist (meist wird die Göttin angesprochen). Häufig ist diese Form schwer zu unterscheiden von Textpassagen, die im Optativ stehen, sie kann teilweise auch auf diese Weise gedeutet werden. Siehe zur Unterscheidung unten die Kategorie Wunsch sowie die Erläuterungen zur Textgliederung oben (II 1), siehe zu den allgemeinen Charakteristika der Festbeschreibung oben, Kategorie FB. FB3: Aufzählung der Geschehnisse in der 2. Person Plural; dies ist bei Weitem die in Treppen und Kiosk am seltensten vorkommende Form. Siehe zu den allgemeinen Charakteristika der Festbeschreibung oben, Kategorie FB. Funktionsbestimmung des Architekturelements: Beschreibung, die Informationen zu der Nutzung einer architektonischen Einheit enthält, z. B. zu einer Tür oder einer Treppe. Formular (onX) nTr nfr (fakultativ: + mr): Diese Form tritt häufig in Türinschriften, aber auch in Bandeautexten auf (vgl. III 6.4). Sie zeichnet sich durch eine Reihe von Beinamen des Königs aus, die durch (onX) nTr nfr eingeleitet wird und auf die meist die Königstitulatur folgt. Daraufhin wird der Herrscher meist durch mr XY „geliebt von XY“ als Günstling eines Gottes ausgewiesen. Folgen mehrere Textbestandteile dieser Art aufeinander (z. B. in der Dekoration der Türschatten), so sind diese mit (1), (2) etc. durchnumeriert. Der Bestandteil onX zu beginn dieses Formulars ist nicht mitzulesen, wie bereits von Erich Winter18 erläutert wurde. Siehe auch das verwandte Formular (onX) nTr nfr als Form der Kgl. RZ. Gegengabe: Von einer Gottheit dem König im Gegenzug für seine Opfergabe gnädig gewährte Gunst (z. B. Zuweisung von Ländern und ihren Gaben, von Lebenszeit etc.)19 Göttl. RZ: Göttliche Randzeile, die durch ihren Anfang verschiedenen Formularen zugeordnet werden kann: 1. Formular Königstitulatur: Einleitung durch nsw bjtj bzw. nswyt bjtjt, dann Reihe von Epitheta.20 2. Formular wnn: Einleitung durch wnn + Götterbezeichnung bzw. Suffix, Näherbestimmung durch Stativ (Htp.tw, Xo.tw etc.) mit Lokalisierung (Xnt Jwnt, m pr.s etc.), m + Epitheton, nähere Beschreibung ihrer Tätigkeit durch mehrfaches Hr + Infinitiv sowie eine Identifikation (sj m + weitere Götterbezeichnungen).21 3. Formular Rede: Rede der Gottheit an den König, eingeleitet duch Dd mdw jj.tj m Htp, nur jj.tj m Htp oder dj.j n.k.22 18 So Winter, Untersuchungen, 34–36, 46–47 (Teil des Idealschemas des 1. Registers). Dem folgt auch Dieter Kurth in seinen Übersetzungen der Texte des Edfu-Tempels, z. B. Kurth, Edfou VII, 76. 19 Siehe dazu grundsätzlich die Monographie von Pfeil-Autenrieth, Gegengaben. 20 Siehe dazu Winter, Untersuchungen, 23, 25, 35, 37, 43, 46 (Teil des Idealschemas des 1. Registers). 21 Siehe dazu grundsätzlich Winter, Untersuchungen, 31, 37–38, 48–49 (Teil des Idealschemas des 2. Registers) und zuletzt Kurth, in: Bács/Beinlich (Hgg.), Constructing Authority, 145–155. Die beiden Teile des Formulars (wnn… auf der einen Seite, sw/sj mj… auf der anderen Seite) sind voneinander grammatikalisch unabhängig und können auch so übersetzt werden (z. B. Kurth, Edfou VII, 171 zu E VII, 98, 2–4). Die Verbindung lässt alternativ in der Übersetzung aber auch eine inhaltliche Abhängigkeit der Aussagen zu, so Winter, Untersuchungen, 38 („denn er (bzw. sie) ist“). 22 Siehe dazu Winter, Untersuchungen, 37, 39–40 (hier in Schema 2 und Schema 5 unterteilt), 53, 55 (Teil des Idealschemas des obersten von drei oder vier vorhandenen Registern).

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Herrschaftsübergabe: Zuweisung der Allmacht an die Göttin durch den Sonnengott. Identifikation: Aussage über Eigenschaften der Gottheit in Form einer Gleichsetzung, meist mit Nominalsatz unter Verwendung eines unabhängigen Pronomens (jnk, nwj, ntf etc., aber auch twt), im Rahmen eines zweigliedrigen pw-Satzes oder mit wnn.j m + Substantiv. Kategorie: Bezeichnung für mehrere inhaltlich und formal gleichartige Abschnitte innerhalb eines Textes, z. B. werden in Monographien die Namen des Tempels, der Götter, der heiligen Bäume etc. in einer Reihe aufgeführt. Im Gegensatz zur Strophe findet sich die Kategorie nicht in einem eindeutig für eine Gottheit gesungenen oder rezitierten Text. Kgl. RZ: Königliche Randzeile, die durch ihren Anfang verschiedenen Formularen zugewiesen werden kann: 1. Formular Rede: Einleitung durch m-n.T + Opfergabe, danach oft Aufforderung und Wunsch an die Gottheit; oder aber Einleitung durch (Dd mdw) jj.n.j Xr.T/Tn + Bezeichnung des/der Opferempfänger(s) (= Einführungsformel, siehe oben) und dazu eigene Handlung, meist jn.j n.T/Tn oder jn.n.j n.T/Tn (= Darbringungsformel), wahlweise aber auch andere Handlungen des Königs, z. B. sm#o.j n.T oder dw#.n.j sSm.T.23 2. Formular wnn: Einleitung durch wnn + nsw bjtj/s# Ro ½…¼, Hr mit einem Wort für „Thron“ (nst.f, p.f etc.), m + Bezeichnung des Königs, nähere Beschreibung seiner Tätigkeit durch mehrfaches Hr + Infinitiv sowie eine Identifikation (sw m + weitere Bezeichnungen des Königs) bzw. eine Charakterisierung des Königs (sw mj + Götterbezeichnung).24 3. Formular (onX) nTr nfr: Einleitung der Beinamen des Königs durch (onX) nTr nfr, dann nb Xow nsw bjtj/nb Xow s# Ro (mit geringen Variationen) + ½…¼. Siehe auch oben, Formular (onX) nTr nfr (fakultativ: + mr). Königstitulatur: Titel des Königs nach dem Schema nsw bjtj nb t#wj ½…¼ s# Ro nb Xow ½…¼. Rede: Rede eines Festteilnehmers, dessen Bezeichnung stets dahinter in runden Klammern angegeben ist: (GT) = Gabenträger, (Göttin)25, (Göttergruppe), (K) = König, (Königin), NT = Naosträger, (OE) = Opferempfänger, (ST) = Standartenträger, (VP) = Vorlesepriester, (zur I./II. Standarte). Reden treten in einer großen formalen Vielfalt auf (siehe unten); Varianten in der 2. Person Singular oder Plural sind häufig konjunktivisch/optativisch übersetzt, da der Kontext dies oft nahelegt. Als Rede ist nur ein Textabschnitt bezeichnet, der entweder durch grammatikalische Formen eindeutig auf eine solche hinweist (z. B. Imperativ, sDm.f in der 1. Person Singular) und/oder durch die Positionierung vor der Figur in charakteristischer Anordnung steht (siehe dazu III 6.1). Auch hier treten jedoch Unregelmäßigkeiten auf (z. B. wenn es trotz der Positionierung vor der Figur keinen Hinweis darauf gibt, dass es sich um eine Rede handelt, oder wenn die Zeilen über einem Gaben- oder Standartenträger eine textliche Einheit mit der 23 Siehe dazu Winter, Untersuchungen, 20, 37, 39 (hier unterteilt in Schema 2 und 5), 53–54 (Teil des Idealschemas des obersten von drei oder vier vorhandenen Registern). 24 Siehe dazu Winter, Untersuchungen, 31, 37–38, 48–49 (Teil des Idealschemas des 2. Registers). 25 So nur ausnahmsweise bezeichnet, wenn außerhalb von Ritualszenen eindeutig eine Rede der Göttin Hathor wiedergegeben ist (D VII, 204, 4–5* und vielleicht D VIII, 13, 8–9*). Innerhalb von Ritualszenen steht für Hathor wie für alle anderen Gottheiten Rede (OE) = Rede des Opferempfängers.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Zeile vor der Figur bilden), so dass nicht immer mit Gewissheit gesagt werden kann, wo die Rede einer Person beginnt und endet. Der Textbestandteil Rede wird nach einem Doppelpunkt noch weiter untergliedert, wobei die Bestandteile der Untergliederung durch Kursivsetzung und gleichzeitige Unterstreichung markiert sind. Es treten folgende Formen der Rede auf:  Annahme des Opfers (durch eine Gottheit)  Anrufung (z. B. „Willkommen!“ oder „Gegrüßt seist du!“; zur Abgrenzung von anderen Bestandteilen siehe oben bei Anrufung)  Aufforderung (z. B. „Nimm dir …!“, „Tu …!“ etc.), siehe auch oben bei Aufforderung.  Ausruf (z. B. „Oh wie schön!“ + Objektbezeichnung oder Göttername); eindeutig ohne Ansprache in der 2. Person, zur Abgrenzung von Fällen, in denen die Gottheit direkt adressiert wird, siehe oben unter Anrufung.  Beschreibung der Opfergabe (fakultativ: und ihres Zwecks; Angabe von Eigenschaften der dargebrachten Dinge und gegebenenfalls ihrer Bestimmung, z. B. für welchen Gott sie gedacht ist, ob sie zur Reinigung oder zum Schutz dient etc.)  Beschreibung des Zwecks der Opfergabe (ohne dazugehörige Beschreibung, siehe vorangehendes Stichwort)  Beschreibung des Bauwerks/Architekturelements (Angabe von Eigenschaften z. B. des Kiosks, des Tempels, der Tür)  eig. Handlung (eigene Handlung einer Person, Beschreibung der Tätigkeit, manchmal auch ihrer Ergebnisse oder Ziele; zu unterscheiden von der Gegengabe der Götter, die sich an den König richtet, siehe unten)  FB1 und FB2 (auch hier sind die Bestandteile der FB hinter einem Doppelpunkt aufgeführt, wobei sie durch eine Unterstreichung gekennzeichnet sind; für die Merkmale dieses Textbestandteils sowie weitere Möglichkeiten zur Untergliederung siehe oben, FB)  Gegengabe (Zuweisung von Gaben, Ländern etc. durch den Opferempfänger an den König für die von ihm empfangenen Opfer; zu unterscheiden von eigener Handlung z. B. des Königs oder einer begleitenden Gottheit, die dem Opferempfänger gegenübersteht; siehe auch oben, Gegengabe)  Identifikation (wnn.j + m + Substantiv oder Nominalsatz mit unabhängigem Personalpronomen, siehe oben, Identifikation)  Wunsch/Wünsche (z. B. „Mögest du dich freuen“ oder auch „Mögest du von ihnen essen“; zur Abgrenzung von verwandten Textbestandteilen wie FB2 und Aufforderung siehe unten bei Wunsch/Wünsche sowie die Erläuterungen zur Textgliederung oben unter II 1. Refrain: Bestandteil gesungener oder rezitierter Texte (Hymnen und verwandter Formen), der in regelmäßigen Abständen wiederholt wird. Der Refrain kann auch in geringer Variation auftreten, wobei die Grundstruktur, insbesondere das einleitende Element, stets gleich bleibt. Beispielsweise wird der Refrain in D VII, 173, 2 – 175, 5* mit j nfrwj Owt-Or nbt Jwnt eingeleitet, was zu j nfrwj nbwt oder zu j nfrwj cXmt abgeändert werdem kann. Der Refrain wechselt mit der Strophe (siehe unten).

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Rückenschutzformel: Hinter dem König schützend angebrachte Inschrift, meist nach dem Schema s# onX w#s nb H#.f mj Ro Dt. RZ als Bandeau:26 Über oder unter der Ritualszene angebrachte Inschrift mit einer Funktion ähnlich der einer Randzeile (d. h. entweder auf den König oder auf die Gottheit bezogen) und die eindeutig formal und/oder inhaltlich nicht als eigenständige Bandeau-Inschrift von der Szene getrennt ist, sondern sich auf sie bezieht. Die Randzeile kann durch ihren Anfang verschiedenen Formularen zugewiesen werden: 1. Formular Königstitulatur: Einleitung durch nsw bjtj bzw. nswyt bjtjt, dann Reihe von Epitheta; ausschließlich auf einen Gott oder eine Göttin bezogene Randzeile (siehe oben, Göttl. RZ Formular Königstitulatur). 2. Formular wnn: Einleitung durch wnn, ausschließlich auf eine Gottheit/Göttergruppe bezogene Randzeile. Variante 1: wnn + Bezeichnung des Tempels, danach Beschreibung von Eigenschaften bzw. Handlungen der Gottheit/Göttergruppe und/oder von Handlungen, die für die Gottheit vollzogen werden (ähnlich einer Festbeschreibung, siehe oben, FB). In einem Fall abgeschlossen durch eine Aufforderung an die Göttin (D VIII, 37, 6–9*). Variante 2: wnn + Bezeichnung der Göttergruppe oder Ansprache durch Suffix (wnn.Tn), danach Beschreibung von Handlungen und Eigenschaften der Göttergruppe. 3. Formular Rede: Als Rede des Königs an eine Göttergruppe gestaltete Randzeile. Variante 1: Einleitung durch Anrufung einer Göttergruppe mit nD Hr.Tn, dann Äußerungen von Wünschen in Bezug auf die Handlungsweise der Götter. Variante 2: Einleitung durch jj.n.j Xr.Tn + Bezeichnung der Opferempfänger (= Einführungsformel, siehe oben) und dazu eigene Handlung jn.j n.Tn (= Darbringungsformel), es schließen sich Wünsche und Aussagen über die Wirkungsweise der Opfergaben auf die Gottheit an. Siehe für eine ähnliche Struktur oben, Kgl. RZ Formular Rede. RZ GT/begl. Gottheit: Randzeile, die einem Gabenträger (z. B. auf den Säulen des Kiosks, wo die Ka-Götter an Stelle des Königs auftreten) oder einer Gottheit, die den König beim Anbeten der Hathor begleitet, zugeordnet ist. Die Randzeilen dieser Art können alle einem Formular mit verschiedenen Varianten zugeordnet werden: Formular Rede: Rede des Gabenträgers/der begleitenden Gottheit an den Opferempfänger. Variante 1: Einleitung durch m-n.T + Opfergabe, es schließen sich Wünsche und/oder Erläuterungen der eigenen Handlung(en) sowie in einem Fall (D VIII, 48, 4–5*) Aussagen über die Tätigkeit des Opferempfängers an. Variante 2: Einleitung durch dj.j n.T + Opfergabe mit näherer Beschreibung, es schließen sich Wünsche für den Opferempfänger an. Variante 3: Einleitung durch jj.n.j Xr.T + Bezeichnung des Opferempfängers, es schließen sich Aussagen über die eigene Handlung an (z. B. dw#.j, sw#S.j etc.). Spruchtitel: Zur Markierung eines Ritualtextes angebrachte Überschrift, die den Zweck/Nutzungsrahmen der folgenden Inschrift beschreibt. Dieser wird meist durch den Genitiv r# n + Infinitiv eingeleitet. In D VIII, 71, 14 – 72, 7* steht dies nur am Anfang und wird dann im Folgenden ausgelassen, so dass als Spruchtitel z. B. nur noch ms Htpw („Herbeibringen der Opfergaben“) übrigbleibt. 26 Zu dieser Art von Randzeile äußert sich auch Mendel, Monatsgöttinnen, 71, die von einer „oberen Randzeile“ spricht.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Spruchtext: Ein offenbar im Ritual zu rezitierender Text; er kann sich aus verschiedensten Teilen zusammensetzen, die mit denen der Rede (siehe oben) vergleichbar sind, also z. B. Anrufung, Aufforderung, FB2 (mit weiterer Untergliederung), Wunsch, Beschreibung der Opfergabe, Empfänger der Opfergabe. Strophe: Meist27 im Wechsel mit dem Refrain positionierter Abschnitt gesungener oder rezitierter Texte (Hymnen und verwandter Formen). Im Gegensatz zum Refrain sind die Variationsmöglichkeiten von Strophe zu Strophe relativ groß. So wird z. B. in D VII, 173, 2 – 175, 5* jeder „Vers“ innerhalb der Strophen durch den Ausruf j „Oh“ gekennzeichnet, was zu einer gewissen formalen Gleichmäßigkeit führt. Das Spektrum der darauffolgenden Satzmuster aber reicht von bloßen Anrufungen der Gottheit hin zu Verbalsätzen mit sDm.f, die die Handlungen der angerufenen Person genau beschreiben, so dass nicht von einer wirklich homogenen Form gesprochen werden kann. Auch die Länge der Strophen kann stark variieren. Szenentitel: Titel einer Ritualszene, der normalerweise horizontal vor dem König positioniert ist.28 Er beschreibt den Gegenstand der Opferszene unter Verwendung eines Infinitivs (z. B. f#t Xt „Sachen tragen“). Titulatur der Königin: In Analogie zur Titulatur des Königs gestaltete Bezeichnung der Königin. Sie wird durch Hq#t nbt t#wj eingeleitet, woran sich eine Kartusche anschließt. Wunsch/Wünsche: Äußerungen, die als Konjunktiv (in der Bedeutung als Optativ) wiedergegeben sind. Manchmal beziehen diese sich auf die Handlungen einer Person (z. B. „mögest du kommen“, „Sachmet möge von ihnen essen“), manchmal aber auch auf die Wirkungen von Opfergaben auf den Opferempfänger („sein Geruch sei an deiner Nase“ bei einem Weihrauchopfer). Schwierig ist manchmal die Abgrenzung des Wunsches von FB2 (siehe dort und die Erläuterungen zur Textgliederung unter II.1), da diese sich ebenfalls im sDm.f an die 2. Person Singular richtet. Grundsätzlich gilt: Von einem Wunsch wurde meist bei eindeutig als direkte Rede gekennzeichneten Passagen ausgegangen (z. B. in Spruchtexten oder in Textabschnitten, die durch ihre Position im Verhältnis zur Figur als deren direkte Rede eines Festteilnehmers gekennzeichnet sind).29 Ein Wunsch dürfte auch vorliegen, wenn die unmittelbare Umgebung des das sDm.f in der 2. Person enthaltenden Textabschnittes durch eindeutige Imperative als Aufforderung gekennzeichnet ist (z. B. in D VIII, 106, 16–17*). Bei langen Textabschnitten, die Handlungsabfolgen sehr detailliert darlegen (z. B. D VII, 178, 3–11*), dürfte es sich eher um eine Festbeschreibung (FB2) handeln. Selbstverständlich ist der Übergang von der einen zur anderen Form fließend, so dass man sich in vielen Fällen auch anders hätte entscheiden können.

27 Keinen Refrain, aber Strophen, die ein einheitliches Muster variieren, enthalten die Anrufungen an das Jahr (D VIII, 13, 2–6*; D VIII, 64, 12–15*; D VIII, 61, 6 – 62, 7*; D VIII, 58, 8–14*; D VIII, 57, 4–10*; D VIII, 55, 12 – 56, 12*). 28 Siehe zur Veranschaulichung Kurth, Treffpunkt der Götter, 44. 29 Eine Ausnahme bilden hier Passagen, in denen die direkte Rede Perfektformen enthält, die eine Deutung als Wunschform unwahrscheinlich machen.

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3 Die Kammer der östlichen Treppe V

3 Die Kammer der östlichen Treppe V (sH n t#-rd) D VII, 139, 8–18: Tür zu Raum V, Außenseite, Türsturz [RS]30 Das Feld opfern. Worte zu sprechen: (1) Hnk sXt Dd mdw Das Fruchtland gedeiht, nicht wächst das (2) ww w#X.tw n(n) mo-Kraut? […] in seiner Umgebung. rd31 mo?32 […] (3) mAll ihre (?) Produkte, die auf ihm wachsen pxr.s33 wnnw.sn nbw wbsw m-Xnt.s […] Snj- […] Haar der [Erde (= Pflanzen)? …] voll[t#?…] nfr kommen. jfdw.s nbw wbg.w m All seine Ecken, sie ergrünen mit grünen w#Dw#Dw Pflanzen, g#bwt.sn34 […] ihre (?) Blätter […]. nsw bjtj ½ ¼ Der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼. […] Xnt s# smsw n Hrj […] Vorderseite?, der älteste Sohn des jdb Vorstehers des Ufers, sor sXt n wSbwt35 m st der den heiligen Kühen das Feld darbringt [tn?] an [diesem?] Ort, nb XntS36 nsw bjtj ½ ¼ der Herr der Freude, der König von Oberund Unterägypten ½ ¼. s# onX w#s nb H#.f mj Ro Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn Dt wie Re in Dt-Ewigkeit. (6) […] wSbwt nt […], die heiligen Kühe der Neunheit, die nähren und die Glieder des Kindes mit der psDt37 mnot nbt38 owt39 Xy m onX-w#s n #Xt Xprt onX-w#s-Milch der #Xt-Kuh, die im Anbeginn m-H#t entstand, erschaffen.

Szenentitel Rede (K): Beschreibung der Opfergabe

Königstitulatur Kgl. RZ (Formular unklar)

Rückenschutzformel Göttl. RZ (Formular unklar)

D VII, 140, 2–3: Tür zu Raum V, Außenseite, nördlicher Türpfosten [MG]40 1. Kategorie42 (1) rn n njwt tn J#t-djt Name dieser Stadt: J#t-djt, Jwnt, v#-rr. Jwnt v#-rr41 30 Eine Übersetzung der Szene findet sich bei Simonet, Maîtres d’autel, 121. 31 Das Gefäß

könnte für das Pflanzenzeichen

stehen (Hinweis von Emmanuel Jambon).

32 Simonet, Maîtres d’autel, 121 übersetzt „il n’y pousse pas de mauvaise herbe“. Aus dem Kontext wird tatsächlich deutlich, dass es sich wohl um eine negativ konnotierte Pflanze handeln muss. Eine solche war unter dieser Bezeichnung jedoch nicht auffindbar. 33 Vielleicht bezogen auf sXt „Feld“? 34 Siehe zur Lesung Wilson, Lexikon, 1095. 35 Siehe dazu Wilson, Lexikon, 266 und Simonet, Maîtres d’autel, 123. 36 Oder „Herr des Gartens“ (Vorschlag von Emmanuel Jambon), vgl. Wilson, Lexikon, 742 und z. B. E VII, 247, 11. 37 Siehe dazu Simonet, Maîtres d’autel, 123, Anm. (f). 38 Grammatikalisch wohl zwei aktive Partizipien (feminin Plural). 39 Warum hier vier Fleischzeichen stehen, ist unklar. Ob dies mit der Vierzahl der Kühe in dieser Szene zu tun hat (vgl. auch jfdw in D VII, 139, 11*)? 40 Siehe für die Fortsetzung des Textes D VII, 140, 5–10*. 41 Siehe zu den drei hier genannten Bezeichnungen Dendaras z. B. Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 53–59, 60–66 und Preys, in: RdE 64, 2013, 177–187. 42 Siehe zu den hier aufgeführten Kategorien von religiösen Eigenheiten des Tempels von Dendara und zur Form

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

rn sH-nTr Hwt-sSSt HwtJHy Hwt-s#-t# rn nTrw Owt-Or wrt nbt Jwnt Or BHdtj nTr o# nb pt Owt-Or nbt Jwnt Hrjttp nt Ro Or-sm#-t#wj nTr o# Hrjjb Jwnt

Name der Gotteskapelle(n): Haus des Naossistrums, Haus des Ihi, Haus der Schlange. Name der Götter: Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt (d. i. Dendara); Horus von Edfu, der große Gott, Herr des Himmels; Hathor, die Herrin von Iunet, die Stirnschlange des Re; Harsomtus, der große Gott, inmitten von Jwnt.

2. Kategorie 3. Kategorie

D VII, 140, 5–10: Tür zu Raum V, Außenseite, südlicher Türpfosten [MG]43 Ihi, der Große, Sohn der Hathor; Fortsetzung 3. (2) JHy wr s# Owt-Or Harsomtus das Kind, Sohn der Hathor; Kategorie44 Or-sm#-t#wj-p#-xrd s# Owt-Or Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Hrjt st-wrt Re, Oberste des großen Sitzes; &Owt-Or nbt Jwnt\ t# &Hathor, die Herrin von Jwnt\, das Menit; mnjt Or-sm#-t#wj nTr o# nb Harsomtus, der große Gott, der Herr von %#%#-dj dj; Wsjr ½Wnn-nfr m#oOsiris, ½Onnophris, gerechtfertigt ¼, der Xrw¼ nTr o# Hrj-jb Jwnt große Gott inmitten von Jwnt; #st-wrt mwt-nTr Isis, die Große, die Gottesmutter. rn wob Hwn sHtp Hmt.s Name des Reinigungspriesters: der Jüngling, 4. Kategorie der ihre Majestät zufriedenstellt, der sich mit (3) sm# jrw45 der Gestalt vereint. rn Smoyt Xnwt46 mnjt Name der Sängerin: Sängerin des großen 5. Kategorie wrt Menit. rn j#t nTrj %#-dj 6. Kategorie Name des heiligen Hügels: %#-dj. rn S nTrj S-jwH47 rn S# nTrj jSd48 ksbt49 Trt rn Xt nTrj kwnt50

Name des göttlichen Sees: See des Überschwemmens. Name des göttlichen Baumes: Wüstendattel, ksbt-Baum, Weide. Name des göttlichen Holzes: Feigenholz.

7. Kategorie 8. Kategorie 9. Kategorie

des Textes Kapitel III 6.3. 43 Der Beginn des Textes findet sich in D VII, 140, 2–3*. 44 Siehe zu den hier aufgeführten Kategorien von religiösen Eigenheiten des Tempels von Dendara und zur Form des Textes Kapitel III 6.3. 45 Siehe zu den Namen der lokalspezifischen Priester III 3.5. 46 Siehe dazu Leitz, Gaumonographien, 62–63. 47 Siehe dazu Leitz, Gaumonographien, 60. 48 Siehe dazu Leitz, Gaumonographien, 64. 49 Vielleicht eine Akazienart? Siehe Leitz, Gaumonographien, 44 und Germer, Handbuch, 144–145. 50 Siehe dazu Baum, in: VA 5, 1989, 175–181.

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3 Die Kammer der östlichen Treppe V

rn bwt (4) jtn51 wnm bjt52 rn oHo c#-Owt-Or53 cpfdw rn wj# nb mrwt psD t#wj54 rn Hb #bd 3 #Xt sw 1 rn ww St#t55 rn pHw w#D-wr56

Name des Abscheus: jtn-Fisch, Honig essen.

10. Kategorie

Name der Schlange: Sohn der Hathor, der Vierfache. Name der Barke: Herr der Beliebtheit, der die beiden Länder erhellt. Name des Festes: dritter Monat des Achet, Tag 1. Name des Fruchtlands: das Verborgene. Name des Marschlands: w#D-wr.

11. Kategorie 12. Kategorie 13. Kategorie 14. Kategorie 15. Kategorie

D VII, 140, 13 – 141, 2: Tür zu Raum V, Durchgang, nördliche äußere Türlaibung [A] (1) (onX)57 nTr nfr Xy n Der gute Gott, Kind der Horizontischen, Formular (onX) den die Goldene auf ihren Schenkeln auf#Xtjt rr.n nbwt Hr nTr nfr + mr zog; mntj.s er steigt die Treppe derer, die als Goldene or.f Xndw n wbnt m aufgeht, hinauf, der König von Ober- und nbwt nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ mr (2) Owt-Or wrt Unterägypten, Herr der beiden Länder ½ ¼, geliebt von Hathor, der Großen, Gottesmutmwt-nTr nbt J#t-djt ter, Herrin von J#t-djt inmitten von Jwnt, Hrjt-jb Jwnt cpdt nbt pt Hnwt Sothis, der Herrin des Himmels, Gebieterin X#b#sw der Sterne, mfkt Xow THnt xkrw mit glänzenden Erscheinungen, mit strahlendem Schmuck, Rot wbnt m (D VII, 141) dem weiblichen Re, die am Himmel aufgeht, bj#58 wsXt nmtt m msktt mit weitem Schritt in der msktt-Barke, nbt rSwt m monDt Herrin der Freude in der monDt-Barke. Identifikation (3) mnXt59 pw n(n) wn Sie ist eine Treffliche, derengleichen es mjtt.s Xntjt s#w-n.sn nicht gibt, die Vorsteherin der s#w-n.sn des (pw) nw Xtmn60 nTrt tn wsrt Landes, diese mächtige Göttin, die trefflimnXt r nTrw Hq#t nbt cher ist als die Götter, Gebieterin, Herrin der t#wj nswyt pw m t# Dt beiden Länder, die Königin ist sie im Land n(n) wn Drww oHow.s in Dt-Ewigkeit, ohne dass es ein Ende ihrer Lebenszeit gibt. 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60

Siehe dazu Leitz, Gaumonographien, 67–68. Siehe dazu Lafont, in: BIFAO 116, 97–121 (diese Stelle: 99). Siehe dazu Leitz, Gaumonographien, 62, 69. Siehe dazu Leitz, Gaumonographien, 63. Siehe dazu Leitz, Gaumonographien, 70; ders., Regionale Mythologie, 134–135; Tattko, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 162–163. Siehe dazu Leitz, Gaumonographien, 70; ders., Regionale Mythologie, 135–136; Tattko, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 163. Das onX-Zeichen befindet sich hier und auch in der gegenüberliegenden Türinschrift in der Hand der Göttin in Z. 2. Siehe zu diesem noch mehrfach mit dem Jahresbeginn verknüpften Epitheton D III, 35, 10 (wbnt m bj# m wp rnpt), D IV, 211, 3 und D VII, 120, 15–16 (wbnt m bj# tp(j)rnpt). LGG III, 312a. Alternativ kann auch jqrt gelesen werden. ALex 78.3167.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

D VII, 141, 4–8, Tür zu Raum V, Durchgang, südliche äußere Türlaibung [A] Der gute Gott, Herr der Strahlen, die (Son(1) (onX) nTr nfr nb Formular (onX) nen-)Scheibe am Himmel, über dessen Anstwt jtn m pt Hoo nTrw nTr nfr + mr blick die Götter und Göttinnen jubeln, nTrwt n m##.f der auf der Thronestrade erscheint, HorizonXo Hr tnT#t #Xtj mj Xntj #Xt nb Xow tischer, der wie der Vorsteher des Horizon½ ¼ tes ist, der Herr der Erscheinungen ½ ¼, mr (2) Owt-Or wrt nbt geliebt von Hathor, der Großen, der Herrin Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt von Jwnt, dem Auge des Re, Herrin des nTrw nbw61 Himmels, Gebieterin aller Götter, #Xt nt J#Xw wbnt m Glanzauge des Glänzenden, das als sein jrt.f Auge aufgeht, XntS Dt.f n m## onXt.f dessen Leib sich über den Anblick seines lebendigen Auges freut, (3) #Xtjt nbt #Xt H#t t#wj Horizontische, Herrin des Horizontes, die die beiden Länder mit ihren Strahlen erm HDDwt.s hellt, die weibliche Scheibe, die den Palast mit jtnt mHt oH m nfrw Vollkommenheit füllt, die zu Buto Gehörige, Herrin des Himmels, Pyt nbt pt psDt m pr die im Goldhaus leuchtet, nbw für deren Lobpreis die Götter früh auf sind. dw# nTrw r djt n.s j#w D VII, 141, 12 – 142, 4, Tür zu Raum V, Durchgang, Nordseite, gegenüber des Türschattens [RS] Weihrauch darbringen. Worte zu sprechen: Szenentitel (1) jrt snTr Dd mdw Nimm dir den Weihrauch, Rede (K): Auffor(2) m-n.T snTr derung sein Geruch sei an deiner Nase, Wünsche (1) sTj.f r fnD.T deine Nasenlöcher mögen sich mit ihm ver- (2) snsn xnmtj.T jm.f einen. Nimm dir das Horusauge! Aufforderung (3) m-n.T jrt Or Möge sein Duft zu dir kommen, Wünsche (1) jj sTj.s r.T möge der Duft des Horusauges zu dir kom(2) jj sTj jrt Or r.T men. nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ s# Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur Ro nb Xow ½ ¼ Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. (4) jmj-r# st Xntjt62 nt Vorsteher des vorderen Platzes der Goldenbwt nbt Jwnt nen, der Herrin von Jwnt. s# onX w#s nb H#.f mj Ro Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn RückenschutzDt formel wie Re in Dt-Ewigkeit. (D VII, 142) (5) nswyt bjtjt Die Königin von Ober- und Unterägypten, RZ als Bandeau die Herrin der Götter, die Tochter des Re, nbwt nTrw s#t Ro 61 Eine ungewöhnliche Schreibung von nbw mit drei unterschiedlichen Zeichen, die alle den Lautwert nb haben. 62 Siehe zu diesem Titel Wilson, Lexikon, 74.

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3 Die Kammer der östlichen Treppe V

prt m How.f bjkt nTrjt b#t nt Bwgm nfrt Hr Xnt J#t-djt (6) Dd mdw jn Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt (7) Hnwt nTrw nbw mHnjt wrt nbt nfrw oS#t rnw (8) Dsrt Xprw (9) dj.j n.k Pwnt xr jmj.f v#-nTr ‹m› dmD.f63 (10) nswyt bjtjt wrt m Jwnt Spst Xnt Pr-Spst64 bjkt nTrjt Hnwt v#-nTr nfrt Hr sHbt mnDtj Hm[t?] m Pwnt Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro

die aus seinem Leib herauskam, göttliches Falkenweibchen, die Mächtige von Bugem, die mit schönem Gesicht an der Spitze von J#t-djt. Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des Himmels, die Gebieterin aller Götter, die große Stirnschlange, die Herrin der Vollkommenheit, die mit vielen Namen, die mit unzugänglichen Erscheinungsformen: Ich gebe dir Punt mit dem, was in ihm ist, und das Gottesland ‹in› seiner Gänze. Die Königin von Ober- und Unterägypten, die Große in Jwnt, die Prächtige an der Spitze des Hauses der Prächtigen (d. i. Dendara), göttliches Falkenweibchen, Gebieterin des Gotteslandes, die mit schönem Gesicht und festlichen Wangen, die Majes[tät?] in Punt, Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re.

(Formular Königstitulatur)

Bez. des OE

Rede (OE): Gegengabe Göttl. RZ (Formular Königstitulatur)

D VII, 142, 10–15, Tür zu Raum V, Durchgang, Südseite, Türschatten [A] Der gute Gott, den die Mächtige aufgezogen Formular (onX) (1) (onX) nTr nfr rr.n wsrt sDf# v#-rr m Df#w hat, der v#-rr mit Nahrung ernährt, der Sohn nTr nfr + mr (1) s# Ro ½ ¼ mr Owt-Or des Re ½ ¼, geliebt von Hathor, der Herrin nbt Jwnt jrt Ro nbt pt von Jwnt, dem Auge des Re, der Herrin des Himmels. Der gute Gott, der die beiden Heiligtümer (2) (onX) nTr nfr drp Formular (onX) speist, der die Statuen der Götter und Götjtrtj Xw Sspw nw nTrw nTr nfr + mr (2) tinnen schützt, der König von Ober- und nTrwt nsw bjtj ½ ¼ mr Or BHdtj nTr o# nb pt Unterägypten ½ ¼, geliebt von Horus von Edfu, dem großen Gott, Herrn des Himmels. (3) (onX) nTr nfr xntj n Der gute Gott, das Abbild des Re, der älteste Formular (onX) Ro s# smsw n cm#-t#wj Sohn des Somtus, der Sohn des [Re] ½ ¼, nTr nfr + mr (3) s# [Ro] ½ ¼ mr Or-sm#- geliebt von Harsomtus, dem großen Gott int#wj nTr o# Hrj-jb Jwnt mitten von Jwnt. (4) (onX) nTr nfr JHy n Der gute Gott, der Ihi der Herrin von Jwnt, Formular (onX) nbt Jwnt nb #Xw n Pr- der Herr der wirksamen Dinge des Hauses nTr nfr + mr (4) Spst nsw bjtj ½ ¼ der Prächtigen, der König von Ober- und 63 Die Schreibung mit der Sonnenscheibe ist möglicherweise durch dmDyt „Frist, Endtermin“ beeinflusst (Wilson, Lexikon, 1198). 64 Siehe zu dieser Bezeichnung für Dendara Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 73–74.

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84 mr Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro nbt pt

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Unterägypten ½ ¼, geliebt von Hathor, der Herrin von Jwnt, Auge des Re, Herrin des Himmels.

D VII, 142, 18 – 143, 5, Tür zu Raum V, Durchgang, südliche innere Türlaibung [BT/FE] Funktionsbestim(1) Dd mdw w#t nt ns r Worte zu sprechen: Weg des Gehens zur großen Treppe durch die Horizontische, die mung des ArchiXndw wr jn #Xtjt Xntjt tekturelements #Xt-nHH65 Vorsteherin des Horizontes der nHH-Ewigkeit (d. i. Dendara), w#t nt wD# (D VII, 143) r st- Weg des Gehens zum Platz des Sehens der m##-jtn jn Owt-Or wrt (Sonnen-)Scheibe durch Hathor, die Große, nbt Jwnt die Herrin von Jwnt, opr.tw m Xt.s indem sie ausgestattet ist mit ihrem Besitz; Tn.tj m jrw.s mjtt erhaben ist in ihrer Gestalt ebenso, wr k#.s r k#w größer ist ihr Ka als die Kas. Hm-nTr m ob [Hr] pxr Der Gottesdiener ist rein, [indem] er für sie FB1: Geleit (T) n.s mnw.s Hr Sms Hmt.s ihr Abbild umgibt, indem er ihrer Majestät r bw-Dsr zum unzugänglichen Ort folgt. (2) bqn{b}qnw Hr Dsr66 Die Standarten schirmen ihre Wege zur Ver- Weg bereiten (T) sm#tjw.s r xnm jt.s hrw einigung mit ihrem Vater am Tag des Neujahrsfestes ab. wp rnpt Sie betritt den Kiosk in Freude, Kiosk betreten oq.s w#Dyt m rSrS (H) ihre Strahlen vereinigen sich mit den Strah- Vereinigung (H, sm# stwt.s Hno stwt len des Glänzenden, S) J#Xw sie lässt sich in ihrem Heiligtum nieder, Rückkehr (H) Xn.s r Xm.s ihre Neunheit ist hinter ihr. Geleit (T) psDt.s m-Xt.s Sie hat ihr […] betreten […] ihr […]. Tempel betreten? oq.n.s m […].s […].s (H) dj.s #wt-‹jb?› nb n s#.s Sie gibt ‹Herzens?›freude ihrem Sohn, den Gegengabe mr.s nsw bjtj ½ ¼ Dt sie liebt, dem König von Ober- und Unterägypten ½ ¼ in Dt-Ewigkeit. D VII, 143, 11 – 144, 2: Raum V, Westwand, 1. Register [H]67 Worte zu sprechen: Die Große erscheint an (1) Dd mdw Xo wrt mXnt #Xt wbn.s Hr wpt nt der Spitze des Horizontes, sie geht an der Stirn ihres Vaters auf. jt.s 68 nmt.T m st-jb.T Du schreitest an deinem Lieblingplatz,

FB1: Erscheinen (H) FB2: Fortbewegen (H)

65 Siehe dazu Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 177–178. 66 Vgl. zur Übersetzung von Dsr als Handlung zur Vorbereitung eines Weges hier und im Folgenden Hoffmeier, Sacred, 19–30, 72–79, 142–143. Das von mir in diesem Zusammenhang gewählte Verb „abschirmen“ versucht, die von Hoffmeier attestierte Nuance des Freimachens des Weges von kultisch unreinen Personen und Gegenständen auszudrücken („clear the way“, ebd., 30) und gleichzeitig dem Aspekt der Abgegrenztheit, der für das Bedeutungsspektrum von Dsr grundsätzlich eine große Rolle spielt, Rechnung zu tragen. 67 Siehe zu diesem Text und seinen Parallelen (u. a. D VIII, 115, 13 – 116, 9*) die auf Widmer, in: Fs Zauzich, 653–658 aufbauende Synopse 2. 68 Wie oben in der Einleitung zu II angemerkt, werden diese und ähnliche Passagen im Folgenden häufig als

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3 Die Kammer der östlichen Treppe V

pHrr.T r nTrw nbw Dd69 m oH k#.T m-Xt.T Ow cj# m Smsw.T (2) wp n.T EHwtj w#wt sXn Tn70 Ro m owj.f jw.T Xnt71 m oH Sps Xo.T m-Xnt #Xt twt nbt Dr jmnt sSt# Xsrt Dw (3) Hr nb k#r72 wTst sXmtj m pr-wr73 sHdt #tf m wbnt74 jw75 nfrw.T Xr Ro psDt sonXt76 rXyt pot jw #Xt m w#D r swt.T r Hb(w) nw Dt 77 (D VII, 144) wrt nt p#wtj tpj78 [XwT Or ½ ¼]79 ntf Ro pr.n.T80 jm.f

du läufst zu allen Göttern, indem du im Palast dauerhaft bist. Dein Ka ist hinter Dir, Hu und Sia sind in deinem Gefolge. Thot öffnet dir die Wege, Re schließt dich in seine Arme. Du bist vorne im prächtigen Palast, du erscheinst an der Spitze des Horizontes. Du bist die Allherrin mit verborgenem Abbild, die das Böse vom Herrn des Schreins abwehrt, die die Doppelkrone im pr-wr trägt, die die Atefkrone als Aufgehende erhellt. Deine Vollkommenheit ist bei Re, Leuchtende, die die rXyt und pot belebt. Der Horizont gedeiht mehr als deine (anderen) Orte, die für die Feste der Dt-Ewigkeit bestimmt sind, Große des Urzeitlichen, [die Horus ½ ¼ schützt]. Er ist Re, aus dem du hervorgekommen bist.

Geleit (T 2x) Weg bereiten (T) Vereinigung (H, S) Erscheinen (H) Identifikation (twt)

Charakterisierung der Gottheit Beschreibung des Bauwerks? Identifikation (ntf)

Schilderung eines gegenwärtigen Geschehens gedeutet, natürlich ist aber auch mit Widmer, in: Fs Zauzich, 653–658 eine Deutung als Optativ möglich. 69 Alternativ könnte, D XV, 26, 3 entsprechend, Dd.T zu ergänzen sein (Hinweis Joachim Friedrich Quack), vgl. Synopse 2. Die Annahme, dass es sich um einen Stativ handelt, basiert auf der Schreibung

in der

Parallele D VIII, 115, 14*. 70 Dabei muss es sich wohl um eine Schreibung des enklitischen Personalpronomens handeln, da sXn keine Rektion mit n hat (Hinweis Joachim Friedrich Quack). Vgl. dazu auch die Parallelstellen in Synopse 2. 71 Siehe die Synopse bei Widmer, in: Fs Zauzich, 655 und meine Synopse 2: die ptolemäischen Parallelen haben sXnt bzw. sXn. 72 Hier eindeutig k#r zu lesen, siehe Synopse 2. 73 Anders Widmer, in: Fs Zauzich, 656, siehe aber LGG II. 615c. Siehe auch Synopse 2. 74 Vgl. LGG VI, 491b, wo allerdings „Die den mit der Atefkrone als Aufgehende erhellt“ übersetzt wird. Da in der analog konstruierten Phrase davor von einer Krone die Rede ist, ist es wahrscheinlicher, dass auch hier der Gegenstand gemeint ist. Möglich wäre auch „bei deinem Aufgehen“ (Vorschlag Joachim Friedrich Quack). 75 Alternativ als Relativsatz: „..während deine Vollkommenheit bei Re ist“. 76 Hier wäre auch eine verbale Auffassung möglich: „Wenn du leuchtest, belebst du die rXyt und pot“ (Hinweis Joachim Friedrich Quack). 77 Anders Widmer, in: Fs Zauzich, 667, die für die vorliegende Stelle zwei Komparative annimmt: „(ton) temple est plus éclatant que tes (?) places et plus que (?) les fêtes éternelles“, vgl. aber die Übersetzungen zur Parallele in D III, 46, 6–7 bei Cauville, Dendara III. Traduction, 106–107 und Richter, Theology, 262. Christian Leitz (schriftliche Mitteilung) schlägt als Übersetzungsalternative zwei parallel konstruierte, durch jw eingeleitete Sätze vor („Der Horizont gedeiht. Deine Orte sind für die Feste der Ewigkeit bestimmt“). In diese Richtung könnte auch die Version in D XV, 26, 6–7 deuten, wo vor st kein r bzw. jw steht (jw #Xt m w#D st r Hb.T n Dt). Anhand der demotischen Version kann keine sichere Entscheidung für die eine oder die andere Lösung getroffen werden, da sie Widmer, op. cit., 666–667 zufolge wohl korrumpiert ist. Siehe zu den Textversionen auch Synopse 2. 78 LGG II, 486c. 79 Siehe zur Ergänzung Widmer, in: Fs Zauzich, 657 und meine Synopse 2. 80 Siehe die Parallele bei Widmer, in: Fs Zauzich, 658 und meine Synopse 2.

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86 Htp Hr.T nfr n nsw bjtj nb t#wj ½ ¼

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Möge dein schönes Gesicht dem König von Ober- und Unterägypten, dem Herrn der beiden Länder ½ ¼ gnädig sein.

D VII, 144, 7–12: Raum V, nördliches Bandeau du soubassement [A] (onX) nTr nfr [X]y Owt- Der gute Gott, das Kind der Hathor, der Or mw-nTrj n Ro Xntj Same des Re, des Vorstehers von Edfu, der WTst nsw bjtj nb t#wj König von Ober- und Unterägypten, Herr ½ ¼ mr Owt-Or wrt der beiden Länder ½ ¼, geliebt von Hathor, nbt Jwnt jrt Ro nbt pt der Großen, Herrin von Jwnt, Auge des Re, Hnwt nTrw nbw Herrin des Himmels, Gebieterin aller Götter. Xws.n.f sH n t#-rd r Er hat die Kammer der Treppe trefflich ermnX r gs wnmj n wsXt- baut an der rechten Seite des Opfersaals. Htpw w#t nfrt pw n Es ist ein guter Weg für die Goldene, die nbwt nbt Jwnt nmt.s sj Herrin von Jwnt, den sie ihn in Herzensm #wt-jb freude beschreitet. Drtjw Spsw nw v#-nDie erhabenen Vorfahren des Landes des 81 82 vm jw.sn n.s m jtrtj Atum, sie sind für sie zu beiden Seiten, Hmw-nTr m Sms.s Hr die Gottesdiener sind in ihrem Gefolge beim swr Sfyt.s Vergrößern ihres Ansehens, xrj-Hbt Hr njs n.s Hknw der Vorlesepriester rezitiert für sie Lobpreis, pt m Hb ndb83 m rSwt der Himmel ist im Fest, der Erdboden ist in Dr snsn nbwt stwt jt.s Freude, weil sich die Goldene mit den Strahlen ihres Vaters vereint. Htp.s m HD.s m-Xnt Sie ruht in ihrem Schrein im Haus des NaosOwt-sSSt84 sistrums (d. i. Dendara). Hs.s Ro r njwt.s85 m oq sie preist Re für ihre Stadt im Fest. dj.s jsw nn jr Hm.f n Sie gibt Lohn für das, was seine Majestät für Hnwt.f Xnt k#w onXw Dt seine Gebieterin vor den Kas der Lebenden tat, in Dt-Ewigkeit.

Wunsch

Formular (onX) nTr nfr + mr

Bauinschrift (mit Beschreibung des Architekturelements) FB1: Geleit (T) Geleit (T) Lobpreis (T) Festjubel (A 2x)

Ruhen (H) Lobpreis (H) Gegengabe

D VII, 144, 14 – 145, 4: Raum V, südliches Bandeau du soubassement [A] (onX) nTr nfr jwo n Der gute Gott, der Erbe der Iunit, lebendiger Formular (onX) Jwnjt How onX nw cm#- Leib des Somtus, der König von Ober- und nTr nfr + mr t#wj nsw bjtj nb Xow Unterägypten, der Herr der Erscheinungen ½ ¼ (D VII, 145) mr #st wrt ½ ¼, geliebt von Isis, der Großen, der Gotmwt-nTr jrt Ro nbt pt tesmutter, dem Auge des Re, der Herrin des Hnwt nTrw nbw Himmels, der Gebieterin aller Götter. xnm[.f…86] nfr r gs Er hat die gute […] gebaut an der [rechten?] Bauinschrift (mit [wnmj?] nt wsXt-Htpw Seite des Opfersaales, Beschreibung des 81 Siehe zu dieser Bezeichnung Dendaras Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 174–175 und Preys, in: RdE 64, 2013, 177–187. 82 Wilson, Lexikon, 123–124. 83 Eigentlich „das Fundament“ (siehe Wilson, Lexikon, 561–562). 84 Siehe zu dieser Bezeichnung für Dendara Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 146–148. 85 Zur Konstruktion siehe Wb III, 155, 4 und Wilson, Lexikon, 675. 86 Wahrscheinlich stand in der Lücke ein Wort für „Treppe“ oder aber eine Bezeichnung der Kammer der südlichen Treppe.

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3 Die Kammer der östlichen Treppe V

mTn nfr n Jwnjt Xnd.s sw m qb nmtt87 psDt Hmt.s pxr m pxr.s Hmw-nTr Hr rdjt nr.s hy m pt hnw m t# Dr‹.f› xnm Hq#t Ro-Or-#Xtj Htp.s m pr.s Xnt HD.s Sps Hs.s Ro r Owt-mnjt.s88 dj.s jsw nn jr jty n mwt.f Xnt k#w onXw Dt

den guten Weg der Iunit, auf dem sie geht mit ruhigem Schritt. Die Neunheit ihrer Majestät geht umher in ihrem Umkreis. Die Gottesdiener stiften Furcht vor ihr. Jauchzen ist im Himmel, Freude im ganzen Land, da die Gebieterin sich mit Re-Harachte vereint. Sie ruht in ihrem Haus in ihrem prächtigen Schrein, sie lobt Re dafür, (für) ihr Haus des Menit (d. i. Dendara). Sie gibt Lohn für dies, was der Herrscher für seine Mutter getan hat an der Spitze der Kas der Lebenden in Dt-Ewigkeit.

D VII, 145, 7–12: Raum V, nördliches Bandeau de la frise [A] nswyt bjtjt nswyt nt Die Königin von Ober- und Unterägypten, cnwt89 die Königin von Ägypten, Rot wDt mdw m t# weiblicher Re, die auf Erden Befehle erteilt. psD.s m pr.s m-Xnt Pr- Sie erglänzt in ihrem Haus an der Spitze des rpyt90 r m## jt.s hrw wp Hauses der Vornehmen, um ihren Vater zu rnpt sehen am Tag des Neujahrsfestes. Htp.s Hr nst.s m-Xnt Sie ruht auf ihrem Thron im Kiosk, während w#Dyt psDt.s jsT91 m ihre Neunheit an ihren beiden Seiten ist. jtrtj.s qoH-o92 m-b#H.s m jrt Beugen der Arme vor ihr mit dem grünen 93 Or w#Dt Horusauge, sHb p.s m snTr Hr sDt ihren Thron festlich machen mit Weihrauch auf der Flamme. jw94 Hmt job.tw m t# jH Die Majestät ist beschenkt mit Brot, Hnqt #pdw95 tpjw X#wt Rindern, Bier und Vögeln, die auf den

Architekturelements) FB1: Geleit (T) Furcht verbreiten (T) Festjubel (A) Festjubel (A) Vereinigung (H, S) Ruhen (H) Lobpreis (H) Gegengabe

Bez. der Gottheit FB1: Erhellen (H) Ruhen (H) Geleit (T) Speise-/Trankopfer (–) Räucheropfer (–) Speise-/Trankopfer (–)

87 Wilson, Lexikon, 1050. 88 Diese Passage sollte (wie der Rest des Textes) in Analogie zu D VII, 144, 11* konstruiert sein, wo es heißt Hs.s Ro r njwt.s m oq, darum ist das vor Hwt-mnjt stehende s wahrscheinlich dahinter zu lesen. Siehe zum Haus des Menit als Tempelbezeichnung Kockelmann, Toponymen und Kultnamenlisten, 145–146. 89 LGG IV, 348c, siehe auch Wb IV, 153, 7. 90 Siehe zur Bezeichnung Dendaras als „Haus der Vornehmen“ Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 103–104. 91 Eine sehr ungewöhnliche Schreibung für die Partikel jsT, siehe D VII, 171, 11* (psDt.s jsk m jtrtj.s). 92 Siehe die Schreibungen bei Wilson, Lexikon, 1049. 93 Das grüne Horusauge wird im zweiten Register des Raumes noch zweimal thematisiert: In einer Weinopferszene (D VII, 152, 2*) und in einer Szene, in der alle guten Dinge dargebracht werden (D VII, 153, 1*). Siehe dazu auch unten, Anm. 807 zu D VIII, 50, 13*. 94 Hier wurde angenommen, dass das mit (sic) versehene t für eine w-Schlaufe steht. 95 Eigentlich steht der Topf hinter dem Rinderkopf, dass die Opfergaben in kanonischer Reihenfolge aufgezählt werden ist jedoch wahrscheinlich.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

sm# stwt m-ob smn.s

Opferaltären sind. Bekleidet ist ihr Leib mit der Kleidung, mit dem Kleid der Renenutet, gesalbt ist ihr Leib mit dem Öl, die in ihrem Schrein erscheint, um sich mit ihrem Vater zu vereinigen, die Strahlen vereinen sich mit ihrem Bild.

Htp.s m p.s jw [ ]96 swr.s nswyt nsw bjtj ½ ¼ Dt

Sie ruht auf ihrem Thron, indem [ ] sie das Königtum des Königs von Ober- und Unterägypten ½ ¼ in Dt-Ewigkeit groß macht.

Db# Dt.s m dr m Db# n Rnn-wtt gs How.s m Hknw Xot m HD.s r snsn jt.s

D VII, 145, 14 – 146, 2: Raum V, südliches Bandeau de la frise [A] nswyt bjtjt jtyt m v#-rr Die Königin von Ober- und Unterägypten, die Herrscherin in v#-rr, Xbt jnw m jfdwt nt nnt die Abgaben in den vier Himmelsrichtungen eintreibt, wbnt m Xm.s {s} m-Xnt die in ihrem Heiligtum aufgeht an der Spitze Pr-nbwt97 r xnm jt.s m des Hauses der Goldenen (d. i. Dendara), Hb nfr wp rnpt um sich mit ihrem Vater zu vereinen am schönen Fest Neujahrsfest. oq.s w#Dyt.s m o#y sp 2 Sie betritt ihren Kiosk in großer Freude. Ihr Hofstaat ist insgesamt hinter ihr. Den Arm beugen für ihren Ka in J#t-djt.

Snwt.s jrj m-Xt.s qoH o n k#.s r t# m J#tdjt k#p ontw m pr.T r jrw.f Hwt-nTr.T tn m sTj Pwnt qnw.sn98 pH.sn Hrt Db# snn.s (D VII, 146) m HDt w#Dt Ts wD# n s#wj n Hmt.s wbn.s r-H#99 opr.tw m jrw.s snsn.s jt.s m #wt-jb Xn.s r pr.s Hrj-mkt.s m XntS psDt.s jrj m pxr.s

Myrrhe räuchern in deinem Haus gemäß seiner Ritualvorschrift. Dieser dein Tempel ist im Geruch von Punt, ihr Fett(duft) erreicht den Himmel. Ihr Abbild ist bekleidet mit weißem Stoff und grünem Stoff. Ein Amulett aus Gold wird an ihre Majestät geknüpft, sie erscheint, indem sie in ihrer Gestalt ausgestattet ist, sie vereint sich mit ihrem Vater in Freude, lässt sich in ihrem Haus nieder, ihr Herz ist in Freude, ihre Neunheit ist insgesamt in ihrer Umgebung.

Ankleiden (–) Salben (–)

Vereinigung (H, S) Gegengabe

Bez. der Gottheit

FB1: Kiosk betreten (H) Geleit (T) Opfer (–) FB2: Räucheropfer (–) FB1: Ankleiden (–) Schmücken (–) Erscheinen (H) Vereinigung (H, S) Rückkehr (H) Freude (H) Geleit (T)

96 Laut Edition befinden sich hier ungefähr sechs nicht gravierte Gruppen. 97 Siehe zu dieser Tempelbezeichnung Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 75–76. 98 Vermutlich wurde diese Passage schematisch aus einem Text übernommen, in dem zuvor Opfertiere erwähnt wurden (Hinweis Joachim Friedrich Quack). 99 Wb III, 10, 4.

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3 Die Kammer der östlichen Treppe V

so#.s100 rnp? s#.s mr.s s# Ro ½ ¼ Dt

Sie macht die Verjüngung? ihres Sohnes, den sie liebt, des Sohnes des Re ½ ¼, groß in Dt-Ewigkeit.

D VII, 146, 7–16: Raum V, Nordwand, 1. Register [RS] Ein Menit opfern. Worte zu sprechen: (1) Hnk mnjt Dd mdw Nimm dir das Menit aus Gold und Fayence, (2) m-n.T mnjt nt nbw ergreife es! THnt Ssp n.T sj (Ich) gebe es dir an deine Kehle. rdj(.j) n.T sj r bont.T Deine Majestät freue sich, (3) XntS Hmt.T dein Gesicht sei erfreut, mfk Hr.T zufrieden sei das Herz, ohne dass Wut bei hr jb n(n) nSn Xr.T dir ist. nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ s# Der König von Ober- und Unterägypten, der Ro nb Xow ½ ¼ (4) JHy Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des nfr n nbwt Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼, der gute Ihi der Goldenen. Der gute Gott, der Erbe des Ptah, unzugäng(5) (onX) nTr nfr jwo n liche Gestalt des prächtigen Pfeilers, PtH tjt Dsrt nt Dd Sps der ein Menit für die Gebieterin, die Herrin nb mnjt n Hnwt nbt des Menit geschaffen hat, mnjt der ihre Majestät mit dem, was sie liebt zusHtp Hmt.s m mr.s friedenstellt, der seine Mutter mit seinem Werk erfreut, XntS mwt.f m r#-owj.f der Herr der Erscheinungen, der Sohn des nb Xow s# Ro ½ ¼ Re ½ ¼. s# onX w#s nb H#.f mj Ro Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn Dt wie Re in Dt-Ewigkeit. Ich gebe dir den Palast, der dauerhaft ist un(6) dj.j n.k mnqb mn ter deiner Vollkommenheit. xr nfrw.k (7) Dd mdw jn Owt-Or Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die pt (8) Hnwt nTrw nbw Herrin des Himmels, die Gebieterin aller Götter, Hq#t nbt mnjt Hnwt sSSt die Herrscherin, die Herrin des Menit, die Gebieterin des Naossistrums, die mit glänTHnt (9) Hr Xr nTrw zendem Gesicht bei den Göttern und nTrwt Göttinnen: (10) dj.j mrwt.k m jbw Ich gebe die Liebe zu dir in die Herzen der Männer und dein Ansehen in die Leiber der T#yw Sfyt.k m xwt nt Frauen. Hmwt

100 Die Editoren scheinen sich mit dem

Gegengabe

Szenentitel Rede (K): Aufforderung eig. Handlung Wünsche (1) (2) (3) Königstitulatur

Kgl. RZ (Formular (onX) nTr nfr)

Rückenschutzformel Rede (OE) I: Gegengabe Bez. des OE

Rede (OE) II: Gegengabe

nicht sicher zu sein. Dafür und auch für die Zugehörigkeit zu

spricht, trotz der verdrehten Reihenfolge, die parallel konstruierte Phrase in D VII, 145, 12* swr.s nswyt nsw bjtj ½ ¼ Dt.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(11) nswyt bjtjt nbwt nbt mnjt THnt jnm Xr nTrwt dw#.tw101 n Hmt.s jn v#mr r-#w.s Sm-Hr-mw.s m oDwD#102 nfrt Hr bnrt mrwt OwtOr wrt nbt Jwnt

Die Königin von Ober- und Unterägypten, die Goldene, die Herrin des Menit, die mit glänzender Haut unter den Göttinnen; man ist früh auf für ihre Majestät von Seiten ganz Ägyptens, die, die ihr gegenüber loyal sind, sind wohlbehalten und heil, die mit schönem Gesicht, mit süßer Liebe, Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt.

D VII, 147, 2–13: Raum V, Nordwand, 1. Register [RS] Sachen tragen. Worte zu sprechen: (1) f#t Xt DD mdw Brot(e) sind versammelt in (meiner) Hand (2) t# twt m-o(.j) n(n) Dr.sn t#-wr dj.t(j) rohne Ende, das t#-wr-Brot ist hinter sie geXt.sn geben. wnm.T jm.sn Hno s#b Mögest du von ihnen essen zusammen mit Swt dem gefleckt Gefiederten, onX Owt-Or103 sei lebendig, Hathor, rnp How.T verjünge deinen Leib! nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ s# Der König von Ober- und Unterägypten, der Ro nb Xow ½ ¼ Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. Der gute Gott, Erbe des Geb, den die Amme (4) (onX) nTr nfr jwo n aufgezogen hat, Gb Xnm.n %nmt der das Brot erschafft, der Vertraute, der Lojr t# oq jb Sm Hr Hsbw yale als der mit gewaschenen Armen und m jo owj wob Dbow reinen Fingern, der den Bedarf der Götter erschafft, der die jr xrt nTrw sHtp nTrwt Göttinnen zufriedenstellt, der Herr der Dinge, der König von Obernb Xt nsw bjtj ½ ¼ und Unterägypten½ ¼. s# onX w#s nb H#.f mj Ro Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn Dt wie Re in Dt-Ewigkeit. (5) Dd mdw jn Owt-Or Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des Himmels, die Gebieterin aller pt (6) Hnwt nTrw nbw Götter, die Uranfängliche, die Prächtige, die S#ot Spst sDf#t (7) jtrtj die beiden Heiligtümer ernährt, die die snrdjt snw n nTrw Brote den Göttern gibt: (8) dj.j n.k Hopj Hr jjt r Ich gebe dir die Nilüberschwemmung, der tr.f tp(j) rnpt sp 2 n(n) zu ihrer Zeit am Jahresanfang kommt, am Jahresanfang ohne Unterlass. #b Worte zu sprechen durch Horus von Edfu, (9) Dd mdw jn Or

Göttl. RZ (Formular Königstitulatur)

Szenentitel Rede (K): Beschreibung der Opfergabe Wunsch Aufforderung (1) (2) Königstitulatur Kgl. RZ (Formular (onX) nTr nfr)

Rückenschutzformel Bez. des 1. OE

Rede (1. OE): Gegengabe Bez. des 2. OE

101 Nahe läge hier die Übersetzung von dw# mit „preisen“, hierbei stört aber der Anschluss mit n. Den Übersetzungsvorschlag „man ist früh auf für“ verdanke ich Joachim Friedrich Quack. 102 Wb I, 238, 10. Für den Hinweis auf diesen Ausdruck danke ich Emmanuel Jambon. 103 Oder: onX.T „mögest du leben“.

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3 Die Kammer der östlichen Treppe V

BHdtj nTr o# nb pt s#b Swt (10) pr m #Xt sXm Sps nb k#w o# (11) Spswt Htp nTrw Hr Xt.f (12) dj.j n.k #Xt Tn.tj m Xt.s Dd# m npr nb (13) nswyt bjtjt Spst m Jwnt jtnt wbnt m nnt So#t nbt Spsw wDt onX n HHw Sdt tpjw-t# m xrt.sn nbt t#wj nbt t# jrt Hnqt Owt-Or wrt nbt Jwnt

den großen Gott, den Herrn des Himmels, den gefleckt Gefiederten, der am Horizont herauskommt, das prächtige Götterbild, der Herr der Nahrung, mit großen Herrlichkeiten, mit dessen Dingen die Götter zufrieden sind: Ich gebe dir den Acker, der erhaben ist mit seinen Dingen und der reif ist mit allem Getreide. Die Königin von Ober- und Unterägypten, die Prächtige in Jwnt, die weibliche Scheibe, die am Himmel aufgeht, die Uranfängliche, die Herrin der Herrlichkeiten, die den Millionen Leben anbefiehlt, die die auf Erden befindlichen mit ihrem Bedarf ernährt, die Herrin der beiden Länder, die Herrin des Brotes, die das Bier erschafft, Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt.

D VII, 147, 15 – 148, 12: Raum V, Nordwand, 1. Register [RS] Milch opfern. Worte zu sprechen: (1) Hnk jrTt Dd mdw (2) m-n.k bnrw jrj npH Nimm dir die süße Milch, die zum Euter der n #Xt HDw nw wryt #Xt-Kuh gehört und die weiße Milch der wryt-Kuh. (D VII, 148) (3) JHy wr s# Ihi, der Große, der Sohn der Hathor, der für seine Mutter Naossistrum spielt. Owt-Or (4) jr sSst n mwt.f nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ s# Der König von Ober- und Unterägypten, der Ro nb Xow ½ ¼ Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. Der gute Gott, das Kind der Himmelskuh, (5) (onX) nTr nfr jd n unzugängliche Gestalt des Herrn des Hornjht tjt Dsrt nt nb wp viehs, der die mit guter süßer Milch melkt, mhr nfrt bnrw der die Leiber der Kinder nährt, Sd How n Ho#w Hnk onX-w#s n wrt m der die onX-w#s-Milch der Großen in Jwnt Jwnt nb Xow s# Ro ½ ¼ opfert, der Herr der Erscheinungen, der Sohn des Re ½ ¼. s# onX w#s nb H#.f mj Ro Aller Schutz, Leben, Macht sind um ihn wie Dt Re in Dt-Ewigkeit. NXbt HDt NXn Nechbet, die Weiße von Hierakonpolis. Ich veranlasse für dich, dass dein Leib jung (6) dj.j xrd dt.k rnp.j ist und ich verjünge deine Glieder. How.k (7) Dd mdw jn Owt-Or Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, wrt nbt Jwnt jrt Ro die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,

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Rede (2. OE): Gegengabe Göttl. RZ (Formular Königstitulatur)

Szenentitel Rede (K): Aufforderung Bez. des Musikanten Königstitulatur Kgl. RZ (Formular (onX) nTr nfr)

Rückenschutzformel Bez. des Geiers Rede (1. OE) I: Gegengabe Bez. des 1. OE

92

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

nbt pt (8) Hnwt nTrw nbw jht wrt mwt nt (9) Ro Sdt nn.s m HDw.s S#ot S#ot (10) rr Xnt nTrw nfrt Hr bnrt mrwt (11) dj.j sdb Hm.k m nn bnrw (12) Dd mdw jn JHy wr s# Owt-Or Ro Ds.f (13) Xnt Owt-ob104 Hwn nfr bnr mrwt (14) nhm n.f nTrw m wbn.f (15) dj.j n.k j#wt rdj n.j jt(.j) onX-w#s rdj n.j mwt.j (16) nswyt bjtjt sDtjt s#t Ro tm#t nfrt nt tpjw-o S#ot S#ot Sdt Xnt nTrwt Sdt nn.s m HDw.s bnrt mrwt rdjt onX n onXw OwtOr wrt nbt Jwnt

die Herrin des Himmels, die Gebieterin aller Götter, die große Himmelskuh, die Mutter des Re, die ihr Kind mit ihrer weißen Milch ernährt, die Uranfängliche, die das Aufziehen vor den Göttern begann, die mit schönem Gesicht, mit süßer Liebe: Ich veranlasse, dass deine Majestät von dieser süßen Milch trinkt. Worte zu sprechen durch den großen Ihi, den Sohn der Hathor, Re selbst im Haus der Reinigung (d. i. Dendara), schönes Kind mit süßer Liebe, für den die Götter bei seinem Aufgang jubeln: Ich gebe dir das Amt, das mir (mein) Vater gegeben hat, und die onX-w#s-Milch, die mir meine Mutter gegeben hat. Die Königin von Ober- und Unterägypten, das Mädchen, die Tochter des Re, die gute Mutter der Vorgänger, die Uranfängliche, die das Ernähren begann vor den Göttinnen, die ihr Kind mit ihrer weißen Milch ernährt, die mit süßer Liebe, die das Leben den Lebenden gibt, Hathor die Große, die Herrin von Jwnt.

D VII, 148, 14 – 149, 8: Raum V, Nordwand, 1. Register [RS] Ausgewählte Fleischstücke darbringen. (1) Hw‹-o› r stpw Dd Worte zu sprechen: mdw Diese Abbilder von Rebellen deiner Majes(2) #bwt nn nt sbjw n tät sind alle geschlachtet vor dir. {n} Hmt.T (3) sfT.tw105 jrj r Xft-Hr.T (D VII, 149) nsw bjtj nb Der König von Ober- und Unterägypten, der t#wj ½ ¼ s# Ro nb Xow Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des ½ ¼ (4) tqr pHtj sXr Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼, mit Xftjw.f gewaltiger Stärke, der seine Feinde niederwirft. (5) (onX) nTr nfr Tnr wr Der gute Gott, der Kräftige, mit großer pHtj pr o Hw x#kw-jb qn Stärke, mit herauskommendem Arm, der die Krummherzigen schlägt, der mit starken Arg#btj nXt XpS men, mit starkem Krummschwert, mit kräftigem Arm, der seine Feinde Tm# o sXr Xftjw.f

Rede (1. OE) II: Gegengabe Bez. des 2. OE

Rede (2. OE): Gegengabe Göttl. RZ (Formular Königstitulatur)

Szenentitel Rede (K): Beschreibung der Opfergabe Königstitulatur

Kgl. RZ (Formular (onX) nTr nfr)

104 Siehe zu dieser Stadt- und Tempelbezeichnung Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 169 (hier Owt-wob transliteriert). 105 Die erste der beiden in der Edition angegebenen w-Schlaufen ist in Wirklichkeit ein Fleischzeichen (Foto HAdW/Tübingen K 10267).

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3 Die Kammer der östlichen Treppe V

wd r sorq m sbjw n jt.f nb Xow nsw bjtj ½ ¼ s# onX w#s nb H#.f mj Ro Dt (6) Dd mdw jn Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt (7) nTrw nbw cXmt sXmt ‹m?› stpw (8) nw sbjw106 wnmjt wnmt Xftjw.s (9) dj.j n.k Xftjw.k m oDt o#t (10) nswyt bjtjt wrt m Jwnt cXmt sXmt m sbjw wnmt wobwt somt oD Htp jb.s Hr stpw jort wrt wnpt wn-mw.s Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro

niederwirft, der die Rebellen seines Vaters zum Ende bringt, der Herr der Erscheinungen, der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼. Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn wie Re in Dt-Ewigkeit. Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des Himmels, die Gebieterin aller Götter, Sachmet, die Macht hat ‹über?› die Fleischstücke der Rebellen, die Verzehrende (Flamme), die ihre Feinde verzehrt: Ich gebe dir deine Feinde in einem großen Gemetzel. Die Königin von Ober- und Unterägypten, die Große in Jwnt, Sachmet, die Macht über die Rebellen hat, die die Fleischstücke isst, die das Fett verschlingt, deren Herz mit den ausgewählten Fleischstücken zufrieden ist, die große Kobra, die die ihr feindlich Gesonnenen ersticht, Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re.

D VII, 149, 11–16: Raum V, Ostwand, 1. Register [RS] Maat opfern. Worte zu sprechen: (1) Hnk m#ot Dd mdw (2) m-n.T m#ot M#ot m Nimm dir Maat, Maat in Jwnt, die SpeiseJwnt TpHt-wDt-k#w107 r röhre vor dich. Xft-Hr.T nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ s# Der König von Ober- und Unterägypten, der Ro nb Xow ½ ¼ Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. s# onX w#s nb H#.f mj Ro Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn Dt wie Re in Dt-Ewigkeit. (3) Dd mdw jn Owt-Or Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, wrt nbt Jwnt jrt Ro (4) die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, Maat im Haus der Prächtigen: M#ot Xnt Pr-Spst (5) dj.j n.k M#ot mn.tw Ich gebe dir Maat, indem sie dauerhaft ist in m jb.k r jrt.s n nTrw dt deinem Herzen, um sie für die Götter zu tun in Dt-Ewigkeit.

Rückenschutzformel Bez. des OE

Rede (OE): Gegengabe Göttl. RZ (Formular Königstitulatur)

Szenentitel Rede (K): Aufforderung Königstitulatur Rückenschutzformel Bez. des OE Rede (OE): Gegengabe

106 LGG VI, 567a führt diese Stelle unter sXmt m stpt nt sbjw auf und gibt keine Erklärung für die Zeichenkombination

. Diese ist nach Foto HAdW/Tübingen K 10270 tatsächlich so vorhanden. Könnte der Falke

irrtümlich für eine Eule stehen? 107 Ein Synonym für Maat, siehe Wilson, Lexikon, 1163.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

D VII, 150, 4–11: Raum V, Nordwand, 2. Register [RS] […] […] (1) […] m Hr.T nfr (2) […] vor deinem schönen Gesicht […] Naossistren. […] sSSwt […] Dt […] in Dt-Ewigkeit. Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, [die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des Himmels, die Gebieterin aller Götter], (4) n(n) sn-nw.s m pt t# derengleichen es nicht gibt im Himmel und auf Erden, die den Palast mit ihrer VollkommHt oHt m (5) nfrw.s menheit füllt. (6) wnn Hnwt Htp.tw m Die Gebieterin ruht in Jwnt als eine mit Jnwt m nfrt Hr Xnt schönem Gesicht unter den Göttinnen, nTrwt Hr opr Xprw beim Ausstatten der Erscheinungsform, Hr Tn jwn108 beim Erhabenmachen des Wesens, Hr mH pt t# m nfrw.s beim Füllen des Himmels und der Erde mit ihrer Vollkommenheit. sj m rpyt nfrt jmjtw Sie ist eine schöne Vornehme inmitten der psDt Neunheit, Hoo jt.s n m##.s über deren Anblick ihr Vater jubelt. (3) Dd mdw jn Owt-Or wrt [nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw]

D VII, 150, 13 – 151, 10: Raum V, Nordwand, 2. Register [RS] (1) Hnk wobt109 Dd mdw Ein Fleischopfer darreichen. Worte zu sprechen: Die Fleischstücke der Rebellen sind ausge(2) stpw nw sbj stp.tw 110 wählt vor dir, große Flamme mit großer m boH.T nsrt wrt o#t Furcht. snD Das Fleischopfer ist rein, die Fleischstücke (3) wobt wob.[t]w X#w sind rein geworden und gereinigt von jeder Xpr.tw m ob snTr.tw r schlechten Unreinheit. obw nb Dw Mögest du von ihnen essen, (4) wnm.T jm.s[n] mögest du über sie Macht haben, sXm.T jm.sn mögest du jubeln und mit ihnen zufrieden Hoo.T Htp.T Hr.sn sein! (D VII, 151) nsw bjtj ½ ¼ s# Der König von Ober- und Unterägypten Ro ½ ¼ ½ ¼, der Sohn des Re ½ ¼, 111 (5) qn m k#t.f sn sw r der stark ist bei seiner Arbeit, der sich dem Schlächter ähnlich macht, (6) mnH

Szenentitel Rede (K): unklar Rückenschutzformel Bez. des OE

Göttl. RZ (Formular wnn)

Szenentitel Rede (K): Beschreibung der Opfergabe

Wünsche (1) (2) (3) Königstitulatur

108 Siehe zu dieser Verbindung Wb V, 375, 19. 109 Trotz der Determinierung mit den Wasserlinien handelt es sich sicher um das Wort für „Fleischopfer“, denn um dieses geht es im restlichen Text zur Szene, siehe auch die zugehörige Darstellung: D VII, Taf. 658. 110 Vgl. nsrt wrt als Bezeichnung der Göttin in D VII, 150, 14*. Alternativ kann auch hier nochmals sDt gelesen werden (Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 171), was aufgrund der Alliteration gut zu snD passen würde. 111 Vgl. für ähnliche Konstruktionen LGG VI, 361b.

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3 Die Kammer der östlichen Treppe V

pr o Hr sm# sbjw (7) wnn nsw bjtj ½ ¼ Hr nst.f m Hq# qnw Xnt %t-mn Hr Hnk stpw Hr ms X#w wobt Hr rdjt wobt n Hb.s sw mj Or Hw sbjw n jt.f pr o sm# Xftjw.f (8) Dd mdw jn Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro (9) nbt pt Hnwt nTrw nbw cXmt B#stt o#t nrw (10) nsrt wnmt r mr.s (11) Dd mdw jn Orsm#-t#wj nb %#-dj nTr o# Hrj-jb (12) Jwnt bjk nTrj sm# Xftjw.f (13) wnn nsrt Xo.tw Xnt Jwnt m nbt snD o#t Sfyt Hr #m wobt Hr wnm r mr.s Hr dr dndn m jb.s sj m cXmt wrt sXm m HHw tfn jb.s Hr stpw

der mit herausfahrendem Arm beim Töten der Rebellen. Der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼ ist auf seinem Thron als starker Herrscher an der Spitze von Ägypten, beim Opfern von ausgewählten Fleischstücken, beim Herbeibringen von Fleischstücken und beim Geben des Fleischopfers für ihr Fest; er ist wie Horus, der die Rebellen für seinen Vater niederschlägt, der mit herausfahrendem Arm, der seine Feinde tötet. Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des Himmels, die Gebieterin aller Götter, Sachmet, Bastet mit großem Schrecken, die Flamme, die nach ihrem Wunsch verzehrt. Worte zu sprechen durch Harsomtus, den Herrn von %#-dj, den großen Gott inmitten von Jwnt, den göttlichen Falken, der seine Feinde tötet. Die Flamme ist erschienen in Jwnt als Herrin der Furcht mit großem Ansehen beim Ergreifen des Fleischopfers, beim Essen nach ihrem Wunsch, beim Vertreiben der Wut aus ihrem Herzen. Sie ist Sachmet mit großer Macht über die Millionen, deren Herz sich über die ausgewählten Fleischstücke freut.

D VII, 151, 12 – 152, 11: Raum V, Nordwand, 2. Register [RS] Wein opfern. Worte zu sprechen: (1) Hnk jrp Dd mdw Die Weingärten grünen auf ihrem Feld, die (2) S#w #X#X.tw (3) m 112 S#w.sn Spst Hoo boH m Prächtige jubelt, die Überschwemmung ist bei ihm (dem Feld), Xr-m-m.f113 sie (die Weingärten) gießen Weintrauben wDH.sn (4) m wnSw aus, indem sie mehr sind als Sand, wr.tw r Soy Hm114 sn m jrp r wD#t.T sie sind zerstampft zu Wein für deinen

Kgl. RZ (Formular wnn)

Bez. des 1. OE

Bez. des 2. OE

Göttl. RZ (Formular wnn)

Szenentitel Rede (K): Beschreibung der Opfergabe

112 Wb I, 448, 1–8. Vgl. Poo, Wine Offering, 104. 113 Siehe dazu Kurth, Einführung 2, 705–706. 114 Siehe ALex 77.2688. Vgl. auch Poo, Wine Offering, 105 mit 106, Anm. d, der Hm.sn transliteriert und „they are made into wine“ übersetzt. Eine sDm.f-Form allerdings passt nicht zu der passivischen Bedeutung, die hier dem Zusammenhang nach vorliegen muss, weswegen ich von einem Partizip im Adjektivalsatz ausgehe.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

wp r#.T jm.sn sXm.T jm.sn115 swr.T jm.sn jw.w116 wob (D VII, 152) (5) nsw bjtj ½ ¼ s# Ro ½ ¼ (6) Hwn nfr xr jrt Or w#Dt Hnk Hnwt m S#w n Cfyt117 (8) wnn s# Ro ½ ¼ Hr TnT#.f m nsw t#wj Hq# X#swt Hr sor jrt Or Hr ms n mwt.f Hr sHtp jb.s m mr.s sw mj Or Hq# n.f t# pn Xb jnw m Sn n jtn s# onX w#s nb H#.f mj Ro Dt (9) dj.j n.k jb.k Htp Hr st.f Ttf.j jbw nw Xftjw.k (10) Dd mdw jn #st wrt mwt-nTr jrt Ro nbt pt (11) Hnwt nTrw nbw nbt S# (12) sXprt jnmt (13) wbg g#bwt m wbn.s (14) Dd mdw jn […] Owt-Or (15) Xy Sps onX.tw n m##.f THn (16) S#w nbw Dr psD‹.f?› (17) wnn Jwnjt psD m pr.s m Hwnt jwtt mjtt.s Hr sTHn S#w Hr srd wnSw Hr jrt oDt m Xftjw.s sj m cpdt wrt psDt m nnt wbs #Xt m wbn.s

Lagerraum. Möge dein Mund durch sie geöffnet sein, mögest du Macht haben über sie, mögest du von ihnen trinken, sie sind rein. Der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼, der Sohn des Re ½ ¼, das gute Kind mit dem grünen Horusauge, der die Gebieterin mit den Weinbergen von Cfyt (Charga?) beschenkt. Der Sohn des Re ½ ¼ ist dauerhaft auf seiner Thronestrade als König der beiden Länder, als Herrscher der Fremdländer, beim Hochheben des Horusauges, beim Herbeibringen für seine Mutter, beim Zufriedenstellen ihres Herzens mit dem, was sie liebt. Er ist wie Horus, der für sich dieses Land beherrscht, der Abgaben einsammelt im Umkreis der (Sonnen-)Scheibe. Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn wie Re in Dt-Ewigkeit. Ich gebe dir dein Herz, indem es an seinem Platz ruht, ich überflute die Herzen deiner Feinde. Worte zu sprechen durch Isis, die Große, die Gottesmutter, das Auge des Re, die Herrin des Himmels, die Gebieterin aller Götter, die Herrin des Weingartens, die den Weinkrug entstehen lässt, bei deren Aufgang die Blätter grünen. Worte zu sprechen durch […] Hathor, das prächtige Kind, von dessen Anblick man lebt, wegen ‹dessen?› Glanz alle Weingärten glänzen. Die Iunit, die in ihrem Haus glänzt ist eine junge Löwin ohnegleichen, indem sie die Weingärten glänzend macht, indem sie die Weintrauben wachsen lässt, indem sie ein Gemetzel unter ihren Feinden anrichtet. Sie ist die große Sothis, die am Himmel leuchtet, bei deren Aufgang der Acker sprießt.

Wünsche (1) (2) (3) Königstitulatur

Kgl. RZ (Formular wnn)

Rückenschutzformel Rede (1. OE): Gegengabe Bez. des 1. OE

Bez. des 2. OE

Göttl. RZ (Formular wnn)

115 Vgl. für eine alternative Übersetzung Tacke, Opferritual II, 66 und 69–70, Anm. h zu einer vergleichbaren Stelle („Mögest du mächtig werden dadurch“). 116 Siehe dazu unten, Anm. 290. 117 Siehe zur Lesung und zur möglichen Identifikation mit der Oase Charga Osing, in: Fs Mokhtar, 179–193, vgl. LGG VII, 73b.

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3 Die Kammer der östlichen Treppe V

D VII, 152, 13 – 153, 5: Raum V, Nordwand, 2. Register [RS] Alle guten Dinge darbringen. (1) Xrp Xt nbt nfrt nsw bjtj ½ ¼ s# Ro ½ ¼ Der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼, der Sohn des Re ½ ¼. (2) wnn nsw bjtj ½ ¼ Der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼ Hr p.f m jty sHD t#wj ist auf seinem Thron als Herrscher, der die beiden Länder erhellt, Hr swr snw indem er die sn-Brote groß macht, Hr so# stpw indem er die ausgewählten Fleischstücke groß macht, Hr boH Pr-Spst (D VII, 153) indem er das Haus der Prächtigen mit dem m jrt Or w#Dt grünen Horusauge überschwemmt. sw m nb k#w dj k#w n Er ist der Herr der Nahrung, der den Kas k#w Nahrung gibt. onX Hr nb m […] Jeder lebt von […]. s# onX w#s nb H#.f mj Ro Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn Dt wie Re in Dt-Ewigkeit. Worte zu sprechen durch Isis, die Große, die (3) Dd mdw jn #st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt (4) Gottesmutter, die Herrin von J#t-djt, inmitHrjt-jb Jwnt ten von Jwnt, nbt onX djt n mr.s die Herrin des Lebens, die dem gibt, den sie liebt, nswyt (5) nt tpjw-o Königin der Vorgänger, sXprt Df#w die die Speisen entstehen lässt, nbt nTrw qm#t wnnt Herrin der Götter, die erschuf, was existiert. (6) wnn.T Htp.tw Xnt Du bist in Jwnt als eine mit schönem Jwnt m nfrt118 Hr bnrt Gesicht, süß an Liebe, mrwt Hr Ts Tst beim Zusammenfügen (?) der Truppe, Hr drp Tt.s beim Versorgen ihrer Mannschaft, Hr ‹?›119 Hwt-nTr.s m beim ‹?› ihres Tempels in Vollkommenheit. nfrw sj m Spst wsrt Hnwt nbt Sie ist die Prächtige, Mächtige, die GebieteSpst djt k#w n Sm ‹Hr› rin, die prächtige Herrin, die ihren Getreuen mw.s Nahrung gibt. D VII, 153, 8–11: Raum V, Ostwand, 2. Register [RS] Myrrhe darreichen für seine prächtige (1) Sms ontw n mwt.f Mutter. wsrt nsw bjtj ½ ¼ s# Ro ½ ¼ Der König von Ober- und Unterägypten (2) sn-nw n Csmw ½ ¼, der Sohn des Re ½ ¼, der Zweite/Gefährte des Schesemu, der Erbe des Horus, jwo n (3) Or des Herrn des Laboratoriums. nb js

118 Wohl irrtümlich für

Szenentitel Königstitulatur Kgl. RZ (Formular wnn)

Rückenschutzformel Bez. des OE

Göttl. RZ (Formular wnn)

Szenentitel Königstitulatur

? Leider war eine Überprüfung dieses Details nicht möglich.

119 Vermutlich sollte hier in Analogie zu den davor stehenden Phrasen ein Verbum in Pseudoverbalkonstruktion stehen, das aber vergessen wurde.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

s# onX w#s nb H#.f mj Ro Dt (4) Dd mdw jn Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro (5) nbt pt Hnwt nTrw nbw

Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn wie Re in Dt-Ewigkeit. Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des Himmels, die Gebieterin aller Götter.

D VII, 153, 15 – 155, 9: Raum V, Nordwand, 3. Register [RS] Weihrauch und Wasserspende für seine (1) jrt snTr qbHw n Mutter, die Mächtige, darbringen. mwt.f wsrt (D VII, 154) nsw bjtj ½ ¼ s# Der König von Ober- und Unterägypten Ro ½ ¼ ½ ¼, der Sohn des Re ½ ¼. (2) Dd mdw jj.n.j Xr.Tn Worte zu sprechen: Ich bin zu euch gekomnTrw wrw tpjw-o nTrjw men, große Götter, göttliche Vorgänger Hrj[-jb] Jwnt in[mitten] von Jwnt. jn.n.j n.Tn snTr qbHw Ich habe euch Weihrauch und Wasserspende sDf#.tw m nw gebracht, ausgestattet mit Wasser, mnwr srf twt [...s]#wRäucherwerk, es wärmt, versammelt/das n.s[n] Xntjw jtrtj Abbild? [...] die [s]#w-n.s[n] in den beiden Heiligtümern. sm# Xt r-gs st.tn Empfangt Dinge bei eurem Platz! s# onX w#s nb H#.f mj Ro Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn Dt wie Re in Dt-Ewigkeit. (3) Dd mdw jn Owt-Or Worte zu sprechen durch Hathor, die Herrin nbt Jwnt jht wrt von Jwnt, die große Himmelskuh, (4) mst ‹Ro?›120 die ‹ Re?› geboren hat, die mit schönem Gesicht, nfrt Hr nbt nht rsjt die Herrin der südlichen Sykomore. (5) Dd mdw jn Owt-Or Worte zu sprechen durch Hathor, die Herrin nbt Jwnt pxr.s n# von Jwnt, sie zieht umher [in den Län[t#w121…] (6) […] rXyt dern…] rXyt, (7) wr[t] Hk#w? […] die mit großer Zauberkraft?, […], Xot m pt r gs jt.s Ro die am Himmel erscheint an der Seite ihres Vaters Re, (8) mkt How[.f?] r mnt die [seinen?] Leib vor dem Leiden schützt. Worte zu sprechen durch Horus von Edfu, (9) Dd mdw jn Or den großen Gott, Herrn des Himmels, BHdtj nTr o# nb (10) pt in[mitten] von Jwnt, prächtiges Götterbild in Hrj[-jb] Jwnt sXm Sps Xnt J#t-djt (11) oS# jrw J#t-djt, der mit vielen Gestalten, der seine pxr ptj.fj beiden Himmel durchzieht, für den die Neunheit wegen seines frühen Hkn (12) n.f psDt n Aufgangs jubelt. nhp.f

Rückenschutzformel Bez. des OE

Szenentitel Königstitulatur Kgl. RZ (Formular Rede): eig. Handlung (1) (2)

Aufforderung Rückenschutzformel Bez. des 1. OE

Bez. des 2. OE

Bez. des 3. OE

120 Laut Textpublikation nicht gravierte Gruppe. Ergänzungsvorschlag nach Cauville, in: RdE 66, 2015, 10, vgl. LGG III, 419a–c. 121 Wegen des Artikels muss hier Plural vorliegen (Anmerkung Joachim Friedrich Quack). Siehe zur verbesserten Lesung dieser Passage im Verhältnis zur Textedition Cauville, in: RdE 66, 2015, 13; zu dieser Form der Hathor ebd., 12–13.

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3 Die Kammer der östlichen Treppe V

(13) Dd mdw jn Jmnjpt nTr o# Hrj-jb Jwnt (14) f# o T#y nTrw nsw mnX (15) psD tp sw mD nb r stt mw ‹n› (16) jt.f m t#S J#t-nt-THn122 (17) Dd mdw jn EHwtj m pr-mD#t nTr o# (18) Hrj-jb Jwnt jb n Ro jr sXrw m t#wj (19) sXm Sps wsr m D#D#t.f jwtj Xsf.f (20) m nTrw dj Htpw-nTr n nTrw m st.[s]n? mH jtrtj m nfrw (21) Dd mdw jn Or123 bjk nTr o# (22) Hrj-jb Jwnt nTr nTrj Xntj (23) pr […] Tn Xnt %#-dj pr o wnp.(24)n[.f?124] tk[k] sw sHr.n.f sbj(w)? Hr [jt?125].f (D VII, 155) (25) Dd mdw jn c#-Owt-Or (26) s#-t# nTrj Xnt Jwnt oHo nfr pr m (27) jmty n jrt Ro Hr sm# Xt (28) n b# onX […] nfr m Xntj Swt Ro (30) jr st m Pr-Spst

Worte zu sprechen durch Amenope, den großen Gott inmitten von Jwnt, mit erhobenem Arm, der Männlichste der Götter, der treffliche König, der an jedem zehnten Tag erglänzt, um Wasser ‹für› seinen Vater in dem Gebiet Hügel des Glanzes auszugießen. Worte zu sprechen durch Thot, der im Haus der Buchrolle ist, der große Gott inmitten von Jwnt, Herz des Re, der Pläne in den beiden Ländern macht, prächtiges Abbild, Mächtiger im Gericht, dessen Abwehr es nicht gibt unter den Göttern, der das Gottesopfer an die Götter gibt an [ihr]em Ort, der die beiden Heiligtümer mit Vollkommenheit füllt. Worte zu sprechen durch Horus, den Falken, den großen Gott inmitten von Jwnt, der göttliche Gott im Haus […], der Erhabene in %#-dj, der mit herausfahrendem Arm; er hat den, der ihn angreift, erstochen, er hat die Rebellen bei seinem [Vater?] vertrieben. Worte zu sprechen durch den Sohn der Hathor, die göttliche Schlange in Jwnt,

den guten Agathodaimon, der als Kind des Auges des Re hervorkommt beim Erhalten der Dinge für den Lebenden Ba, […] gut als Vorsteher des Schattens des Re, der (seinen) Platz einnimmt im Haus der Prächtigen. Worte zu sprechen durch Sachmet, die (31) Dd mdw jn cXmt 126 o#t tpjt nt Ro twtt (32) Große, die Erste des Re, die Vollkommene auf dem Thron, mit breiter Kehle, Tochter Hr st wsXt Htyt s#t Ro des Re,

Bez. des 4. OE

Bez. des 5. OE

Bez. des 6. OE

Bez. des 7. OE

Bez. des 8. OE

122 Vgl. für die ganze Passage LGG III, 129a, wo allerdings zu Beginn tp hrww mD nb gelesen und „am Beginn jeder Dekade“ übersetzt wird. 123 Der zweite Falke ist eventuell als Determinativ zu verstehen. Alternativ wäre Or Or bjk „Horus, (nämlich) Horus der Falke“ zu lesen. 124 Von LGG II, 405b als Partizip aufgefasst. 125 Siehe den Vorschlag in LGG II, 405b, wo allerdings für sHr von einem Partizip ausgegangen wird. 126 LGG VII, 379a.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(33) mswt Smst jb.s m v#-nTr nbt nt (34) wb#t qrrtj onX Hr nb n m##.s (35) Dd mdw jn OwtOr nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt (36) nTrw nbw cpdt wrt stt Hopj m TpHt.f (37) r boH t#wj m nfrw rpyt nfrt nfr m## (38) nb Hmt.s m Pwnt (39) Dd mdw jj.tw m ‹Htp› jmj-r# Hmw-nTr m Jnwt Or nbw ob m jrw.f Ssp.n oq#127 Hoo.n {f} m HDw?128 #ms129 jb[.n] n m##[.k] dj.n n.k Pwnt xr jmj.f Xt nb dmDjt.f130

die Gestalt, die ihrem Herzen folgt im Gottesland, Herrin der Flut, die die Quelllöcher öffnet, wegen deren Anblick jeder lebt. Worte zu sprechen durch Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des Himmels, die Gebieterin aller Götter, die große Sothis, die die Nilflut aus ihrem Quellloch ergießt, um die beiden Länder mit Vollkommenheit zu überschwemmen, die schöne Vornehme; schön ist jeder Anblick ihrer Majestät in Punt. Worte zu sprechen: Willkommen in ‹Frieden›, Vorsteher der Gottesdiener in Jwnt, Goldhorus, der rein ist an seiner Gestalt!

Bez. des 9. OE

Göttl. RZ (Formular jj.tw m Htp)

Wir nehmen das oq#-Gewässer/-Wasser an, wir jubeln über das Duftharz?, [wir] erfreuen uns an [deinem] Anblick, wir geben dir Punt mit allem, was in ihm ist, und jedes Ding zu seiner Zeit.

D VII, 155, 12–15: Raum V, Ostwand, 3. Register [RS] (1) Ts wD# n mwt.f wsrt Ein Amulett für seine mächtige Mutter knüpfen. nsw bjtj ½ ¼ s# Ro ½ ¼ Der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼, Sohn des Re ½ ¼. s# onX w#s nb H#.f mj Ro Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn Dt wie Re in Dt-Ewigkeit. Worte zu sprechen durch Isis, die Große, die (2) Dd mdw jn #st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt Gottesmutter, Herrin von J#t-djt, inmitten Hrjt-jb Jwnt von Jwnt. D VII, 156, 5–15: Raum V, Südwand, 1. Register [RS] Ein Menit darbringen. Worte zu sprechen: (1) Hnk mnjt Dd mdw Nimm dir das Menit, das gemäß seiner Ord(2) m-n.T mnjt Tn.tj m nung erhoben ist, dessen Kugeln aus Lapistp-rd.s T#w.s m XsbD lazuli und Türkis sind. mfk#t

Szenentitel Königstitulatur Rückenschutzformel Bez. des OE

Szenentitel Rede (K): Aufforderung (1)

127 Wb I, 234, 13–14, siehe auch Tattko, in: Rickert/Ventker, Altägyptische Enzyklopädien (2), 184 (Kanal des 4. unterägyptischen Gaues). 128 Die Interpretation als Duftharz scheint aufgrund des Themas der Szene (Weihrauch und Wasserspende) schlüssig, auch wenn die Schreibung der Krone und die wenig charakteristischen Pluralstriche (an Stelle der zu erwartenden Kügelchen) eher dagegensprechen. Alternativ ist nfrw „gute Dinge“ denkbar. 129 Das Zeichen könnte irrtümlich für die Kuh stehen, vgl. die Schreibungen bei Wilson, Lexikon, 11. Aufgrund der Höhe der Szene konnte weder anhand eines Fotos noch vor Ort festgestellt werden, um welches Tier es sich tatsächlich handelt. 130 Das maskuline Suffix müsste sich auf Xt beziehen, das hier vielleicht in seiner allgemeinen Bedeutung verwendet ist und als Maskulinum behandelt wird (Allen, Middle Egyptian, 38).

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3 Die Kammer der östlichen Treppe V

(3) Ts sw r bont.T b#t r sXmw XntS.T Hr m## nfrw.T nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ s# Ro nb Xow ½ ¼ snn nTrj n v#-Tnn (5) &(onX) nTr nfr\ wtT.n v#-Tnn s# smsw n sm# m#ot sor mnjt n Mnjt m Jwnt sxkr k#.s m k#t-owj.f sHoo mwt.f m #Xw.s nb Xow s# Ro ½ ¼ s# onX w#s nb H#.f mj Ro Dt (6) dj.j n.k bw ‹nb› Hr nhm n m##.k (7) Dd mdw jn #st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt Hrjt-jb Jwnt (8) nbt mnjt sonXt T#.s o#t m pt wsrt m t# (9) Hq#t m Sn n jtn (10) dj.j n.k t#wj dmD m sp Hr nb nhm n.k (11) nswyt bjtjt nswyt nt v#-Smow bjtjt nt v#MHw bj#yt wrt m-Xnt nTrwt THnt Xow m stp-s# jtyt nbt nrw m Sn n jtn #st wrt mwt-nTr

Binde es an deinen Hals, die du Ba-mächtiger bist als die Götterbilder! Mögest du dich freuen beim Anblick deiner Vollkommenheit. Der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼, göttliches Abbild des Tatenen. &Der gute Gott,\ den Tatenen erzeugt hat, der älteste Sohn dessen, der sich mit der Maat vereint, der das Menit für das Menit in Jwnt hochhebt, der ihren Ka schmückt mit dem Werk seiner Arme, der seine Mutter froh macht in ihrer Wirksamkeit, der Herr der Erscheinungen, der Sohn des Re ½ ¼. Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn wie Re in Dt-Ewigkeit. Ich gebe dir jeder‹mann›, indem er jubelt wegen deines Anblicks. Worte zu sprechen durch Isis, die Große, die Gottesmutter, die Herrin von J#t-djt, inmitten von Jwnt, die Herrin des Menit, die ihr Küken leben lässt, die Große im Himmel, die Mächtige auf Erden, die Gebieterin im Umkreis der (Sonnen-)Scheibe: Ich gebe dir die beiden Länder, indem sie zusammen vereint sind, und alle Leute, indem sie für dich jubeln. Die Königin von Ober- und Unterägypten, die oberägyptische Königin von Oberägypten, die unterägyptische Königin von Unterägypten, das große Wunder an der Spitze der Göttinnen, die mit glänzenden Erscheinungen im Palast/Tempel, die Fürstin, die Herrin des Schreckens im Umkreis der (Sonnen-)Scheibe, Isis, die Große, die Gottesmutter.

D VII, 157, 2–16: Raum V, Südwand, 1. Register [RS] Sachen tragen. Worte zu sprechen: (1) f#t Xt Dd mdw (2) t#-wr Tn.tj m Dt.f Das t#-wr-Brot wird hochgehoben am Morxt.f gen und am Abend,

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(2) Wunsch Königstitulatur

Kgl. RZ (Formular (onX) nTr nfr)

Rückenschutzformel Rede (OE) I: Gegengabe Bez. des OE

Rede (OE) II: Gegengabe Göttl. RZ (Formular Königstitulatur)

Szenentitel Rede (K): eig. Handlung (1)

102

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

mrrw nbw nn rX Tnw.sn (3) k#w nbw nw Sno131 wob ms(.j) st?132 jrj r xrt.T nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ s# Ro nb Xow ½ ¼ (4) jwo Cw Sd vfnt (5) (onX) nTr nfr jwo n oqyt s# smsw n Gb k# n qbHwj sDf#133 jtrtj rdj Xt n psDt boH v#-rr m HHw nw HHw nb Xt nsw bjtj ½ ¼ s# onX w#s nb H#.f mj Ro Dt (6) Dd mdw jn #st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt Hrjt-jb Jwnt (7) Spst wsrt Xnt Pr-Spst cpdt wbnt m pt (8) tp(j) rnpt jnt Hopj r boH #Xt (9) dj.j n.k Sno boH m Xt r xrt.k nt ro nb (10) Dd mdw jn Orsm#-t#wj nb %#-dj nTr o# Hrj-jb Jwnt (11) bjk nTrj Hrj-tp srX dj(.j) jj n.k Hopj wr.tw o#.tw tp(j) rnpt (13) nswyt bjtjt nbt nt tpjw-o wbnt m pt tp(j) rnpt #Xt mnXt Hq#t b#t […]bb m qm#.n.s

alle Speisen ohne dass man ihre Anzahl kennt, alle Nahrung der reinen Küche, (ich) bringe sie (?) alle als dein Bedarf. Der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼, der Erbe des Schu, den Tefnut genährt hat. Der gute Gott, der Erbe der Aqyt, ältester Sohn des Geb, der Ka der beiden Wassergebiete, der die beiden Heiligtümer ernährt, der der Neunheit Dinge gibt, der v#-rr überschwemmt mit Millionen von Millionen, der Herr der Dinge, der König von Ober- und Unterägypten, ½ ¼. Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn wie Re in Dt-Ewigkeit. Worte zu sprechen durch Isis, die Große, die Gottesmutter, die Herrin von J#t-djt inmitten von Jwnt, die Prächtige, Mächtige im Haus der Prächtigen, Sothis, die am Jahresbeginn am Himmel aufgeht, die die Nilflut bringt, um den Acker zu überschwemmen: Ich gebe dir die Küche, indem sie gefüllt ist mit Dingen für deinen täglichen Bedarf. Worte zu sprechen durch Harsomtus, den Herrn von %#-dj, den großen Gott inmitten von Jwnt, den göttlichen Falken auf der Palastfassade: (Ich) gebe dir das Kommen der Nilflut, indem sie groß ist, indem sie gewaltig ist am Jahresbeginn. Die Königin von Ober- und Unterägypten, die nbt-Kuh der Vorgänger, die am Himmel aufgeht am Jahresbeginn/alljährlich, die Glänzende, die Treffliche, die Ba-mächtige Gebieterin, […] mit dem, was sie geschaffen hat,

(2) Königstitulatur

Kgl. RZ (Formular (onX) nTr nfr)

Rückenschutzformel Bez. des 1. OE

Rede (1. OE): Gegengabe Bez. des 2. OE

Rede (2. OE): Gegengabe Göttl. RZ (Formular Königstitulatur)

131 Quack, Rez. in: WdO 42, 2012, 127 betont, dass Sno vor allem mit der Zubereitung der Speiseopfer in Verbindung zu bringen ist, nicht so sehr mit der Lagerung. Darauf lässt der Befund des Buches vom Tempel schließen, wie er schriftlich mitteilte. 132 Wahrscheinlich wurden die Zeichen des abhängigen Pronomens vertauscht, so dass das s am Ende statt am Anfang steht. 133 An dieser Stelle ist kein Platz für die in der Edition angegebene halbe zerstörte Gruppe (Foto HAdW/Tübingen K 10176).

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103

3 Die Kammer der östlichen Treppe V

Rot nbt Htpw Hq#t Df#w #st wrt mwt-nTr

weiblicher Re, die Herrin der Opfergaben, die Gebieterin der Speisen, Isis, die Große, die Gottesmutter.

D VII, 158, 2 – 159, 4: Raum V, Südwand, 1. Register [RS] Milch opfern. Worte zu sprechen: (1) Hnk jrTt Dd mdw Nimm dir die weiße Milch, die süße Milch (2) m-n.T HDw nDmw nw #Xt mH.T hn.T m HDw der #Xt-Kuh, mögest du deinen Leib mit der weißen Milch füllen. (3) Or-sm#-t#wj-p#-xrd Harsomtus, das Kind, Sohn der Hathor, der s# Owt-Or (4) jr sSSt n für seine prächtige Mutter Naossistrum spielt. mwt.f wsrt nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ s# Der König von Ober- und Unterägypten, der Ro nb Xow ½ ¼ Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. Der gute Gott, der Sohn der Sechat-Hor, der (5) (onX) nTr nfr s# Herrscher, der mit seiner Uräusschlange ercX#t-Or jty Xo m #Xt.f scheint, Herr des Stalls, Gebieter der Herde, nb s#134 Hq# mnmnt Hwn nb […] rdj [onX\- Jüngling, Herr von […], der die [onX\-w#sw#s n Hnwt m v#-rr nb Milch der Gebieterin in v#-rr gibt, der Herr pHtj s# Ro ½ ¼ der Stärke, der Sohn des Re ½ ¼. s# onX w#s nb H#.f mj Ro Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn Dt wie Re in Dt-Ewigkeit. BHdtj nTr o# nb pt Der von Edfu, der große Gott, Herr des Himmels. (6) dj.j n.k wrywt nt t# Ich gebe dir die wryt-Kühe des ganzen r-#w.f Landes. Worte zu sprechen durch Isis, die Große, die (7) Dd mdw jn #st wrt Gottesmutter, das Auge des Re, die Herrin mwt-nTr jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw (8) nbw Spst des Himmels, die Gebieterin aller Götter, die Prächtige, die Mächtige, die Gebieterin wsrt Hq#t m t# Dr.f im ganzen Land, […] Ansehen: […]r Sfyt Ich veranlasse, dass deine Majestät mächtig (10) dj.j wsr Hm.k r ist gegen die Feinde deines Kas. rkyw135 n k#.k (11) […] Owt-Or (12) […] Hathor, […] Herr des Bedarfs, […] für sie?: […] nb xrt (13) […] n.w? Ich gebe dir Opferspeisen, um deinen Opfer(14) dj.j n.k wnDw r altar festlich zu machen. sHb Tt.k Die Königin von Ober- und Unterägypten, (15) nswyt bjtjt wrt m Jwnt Spst Hq#t die Große in Jwnt, die Prächtige, die Gebies#t Gb S#ot pw S#ot Sdt terin, die Tochter des Geb, die UranfängXnt liche, die das Ernähren zuvor begann, 134 Siehe Wilson, Lexikon, 786. Den Hinweis darauf verdanke ich Emmanuel Jambon. 135 Wilson, Lexikon, 592–593, in Wb II, 456, 13–20 unter rqw aufgenommen.

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Szenentitel Rede (K): Aufforderung Bez. des Musikanten Königstitulatur Kgl. RZ (Formular (onX) nTr nfr)

Rückenschutzformel Bez. des Falken Rede (1. OE) I: Gegengabe Bez. des 1. OE

Rede (1. OE) II: Gegengabe Bez. des 2. OE Rede (2. OE): Gegengabe Göttl. RZ (Formular Königstitulatur)

104

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Sdt (D VII, 159) How m HDw.s nbtjt rXyt mwt nt Or sonXt Hrw m bnrw.s (16) cpdt wrt nbt tp(j) rnpt [stt] srf m qrrtj136 oprt #Xt m wHm-onX sTHnt smw wnw137 mq#b.s #Xt wrt sXprt w#Dw#Dw rdjt onX n onXw jrt […] owt mnmnwt snm.sn m k#w qm#.n.s wryt wrt […] HHw #st wrt […]

die den Leib mit ihrer weißen Milch ernährt, die Herrin der rXyt, Mutter des Horus, die die Gesichter mit ihrer süßen Milch ernährt, große Sothis, Herrin des Jahresbeginns, die das Überschwemmungswasser aus den Quelllöchern [ergießt], die den Acker mit dem Wiederkehrenden (d. i. das besagte Wasser) ausstattet, die die Pflanzen, die in ihrer Umgebung sind, erglänzen lässt, große #Xt-Kuh, die die Pflanzen entstehen lässt, die das Leben den Lebenden gibt, die […für das?] Kleinvieh macht und für die Herden; sie fressen von der Nahrung, die sie geschaffen hat, große wryt-Kuh […] Millionen, Isis, die Große […].

D VII, 159, 7–12: Raum V, Ostwand, 1. Register [RS] (1) Hnk m#ot Dd mdw (2) m-n.T m#ot Spst Hnwt jtyt popot m Prrpyt nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ s# Ro nb Xow ½ ¼ s# onX w#s nb H#.f mj Ro Dt (3) Dd mdw jn #st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt Hrjt-jb Jwnt (4) djt r t# m v#-rr (5) dj.j n.k M#ot Ddt tp t# n(n) grg m […].k138

Maat darbringen. Worte zu sprechen: Nimm dir die Maat, Prächtige, Gebieterin, Herrscherin, die im Haus der Vornehmen gebiert. Der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn wie Re in Dt-Ewigkeit. Worte zu sprechen durch Isis, die Große, die Gottesmutter, die Herrin von J#t-djt inmitten von Jwnt, die in v#-rr geboren wurde:

Szenentitel Rede (K): Aufforderung

Ich gebe dir Maat, die auf Erden dauert, keine Lüge ist in deinen […].

Rede (OE): Gegengabe

D VII, 160, 6–7: Raum V, Südwand, 2. Register [RS] (1) […]m Hr sHb mnDtj […] beim festlich Machen der Wangen, beim Erblicken ihres Gesichtes, Hr Xf Hr.s

Königstitulatur Rückenschutzformel Bez. des OE

Göttl. RZ (Formular wnn?)

136 LGG VI, 683c–684a. 137 So eindeutig zu lesen nach Foto HAdW/Tübingen K 10209. In der halben zerstörten Gruppe sind noch Zeichenreste zu erkennen, die mit ziemlicher Sicherheit Hinterteil und Schwanz eines Hasen sind, die darauf folgende Wasserlinie ist kaum zerstört, wurde jedoch in der Edition vergessen. LGG VI, 713c wäre diesbezüglich zu korrigieren. 138 Foto HAdW/Tübingen K 10215 zeigt, dass sich über dem in der Textpublikation angegebenen grg-Zeichen eindeutig negierende Arme befinden, die ganze Passage wäre so

zu lesen, wobei die

Pustel in den Raum über der kleinen Zerstörung hineinragt. Analog konstruierte Passagen und somit Möglichkeiten, die für die Ausfüllung der Lücke in Frage kommen, finden sich in D III, 178, 5 (n(n) grg m rk.k „keine Lüge ist in deiner Zeit“) und D VI, 171, 4 (n(n) grg m nswyt.k „keine Lüge ist in deinem Königtum“).

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3 Die Kammer der östlichen Treppe V

beim Sehen ihrer Strahlen, beim Anblicken ihrer schönen Glieder. Sie ist die Gebieterin der Götter, die Herrscherin der Göttinnen, der weibliche Re der großen Neunheit.

Hr m## stwt.s Hr [s]b#q owt.s nfrt sj m Hnwt nTrw Hq#t nt nTrwt Rot nt psDt o#t

D VII, 160, 9 – 161, 2: Raum V, Südwand, 2. Register [RS] (1) Hnk #Sr n mwt.f wsrt nsw bjtj ½ ¼ s# Ro ½ ¼ (2) wdpw139 n mwt.f […] (3) […] […]¼ Hr […] m qn Xnt jtrtj Hr Hnk #Sr Hr sor wobt Hr tfn mwt.f m mr.s sw mj mnH ob.tw m jrw.f opr.tw m Xt.f nbt s# onX w#s nb H#.f mj Ro Dt (4) Dd mdw jn Owt-Or nbt v#-rr nbtjt rXyt (5) Hnwt t#wj wbdt Xt nbt tmt m r#.s sst (6) qsw n wn-mw.s (7) Dd mdw jn Or-sm#t#wj nb %#-dj nTr o# (8) Hrj-jb Jwnt m#j wr Hw Xftjw.f (9) s#-t# onX Xnt v#-n-vm wbd How n sbj (D VII, 161) (10) wnn nsrt Htp.tw m pr.s m Hst Hr n(n) Hs.tw140 jm.s Hr sm# Xt Hr sXm m wobt Hr oHo-Hmst r mr jb.s sj m cXmt wrt wsXt 139 Alternativ kann

Grillklein darbringen für seine mächtige Mutter. Der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼, der Sohn des Re ½ ¼, der Mundschenk seiner Mutter […]. […] auf […] als Starker an der Spitze der beiden Heiligtümer beim Darbringen des Grillkleins, beim Hochheben des Fleischopfers, beim Erfreuen seiner Mutter mit dem, was sie liebt. Er ist wie der Schlächter, der rein ist an seiner Gestalt und ausgestattet mit all seinen Dingen. Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn wie Re in Dt-Ewigkeit. Worte zu sprechen durch Hathor, die Herrin von v#-rr, die Herrin der rXyt, die Gebieterin der beiden Länder, die alle versammelten Dinge in/mit ihrem Mund verbrennt, die die Knochen dessen, der ihr feindlich gesonnen ist, verbrennt. Worte zu sprechen durch Harsomtus, den Herrn von %#-dj, den großen Gott inmitten von Jwnt, den großen Löwen, der seine Feinde schlägt, die Schlange, die im Land des Atum lebt, der den Leib des Rebellen verbrennt. Die Flamme ist zufrieden in ihrem Haus als eine mit grimmigem Gesicht, man wendet sich nicht weg von ihr, beim Empfangen der Dinge, beim Erlangen der Macht über das Fleischopfer, beim Essen gemäß dem, was ihr Herz liebt. Sie ist Sachmet, die Große, mit weiter

Szenentitel Königstitulatur Kgl. RZ (Formular wnn)

Rückenschutzformel Bez. des 1. OE

Bez. des 2. OE

Göttl. RZ (Formular wnn)

in dieser Berufsbezeichnung hier und im Folgenden wb# zu lesen sein, vgl. Graefe, Un-

tersuchungen, 45–46 (Hinweis Joachim Friedrich Quack). 140 Wb III, 159, 6. Übersetzungsvorschlag von Joachim Friedrich Quack.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Kehle, der die Götter Lobpreis geben.

Htyt dj n.s nTrw j#w

D VII, 161, 4–16: Raum V, Südwand, 2. Register [RS]141 (1) ms p# mnw n Owt Or Dd mdw (2) m-n.T mnw wn xnw142 n k#.T (3) jr.tw.f n nTrwt Hr-s# Owt-Or mnw pf mr.T Tn.n143 (4) EHwtj n Hmt.T Dsr pw swr.T jm.f nwH k#.T m wn[f] s# Ro ½ ¼ nsw bjtj ½ ¼ (5) wdpw jqr nfr Dsr (6) wnn s# Ro ½ ¼ Hr nst.f m Hrj-tp t#wj m X#-wr Hr jot owj Hr wob Dbow Hr bwt snm n jrt Ro

Den Menu-Krug für Hathor herbeibringen. Worte zu sprechen: Nimm dir den Menu-Krug, der das Innere öffnet für deinen Ka. Man macht ihn für die Göttinnen hinter Hathor, jenen Menu-Krug, den du liebst, den Thot erhoben hat für deine Majestät, er ist ein Dsr-Bier. Mögest du von ihm trinken, möge dein Ka sich betrinken mit dem wn[f]Bier/in Freude. Der Sohn des Re ½ ¼, der König von Oberund Unterägypten, der hervorragende Mundschenk mit schönem Dsr-Bier. Der Sohn des Re ½ ¼ auf seinem Thron als Vorsteher der beiden Länder im Palast,

indem er die Arme wäscht, indem er die Finger reinigt, indem er die Trauer des Auges des Re verabscheut. sw mj Or #Tt Mnqt Er ist wie Horus, den Menket großgezogen hat, nb wo dr mn der eine Herr, der das Leiden vertreibt. s# onX w#s nb H#.f mj Ro Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn Dt wie Re in Dt-Ewigkeit. Ich gebe dir Trunkenheit, die Wiederholung (7) dj.j n.k tX wHm tX der Trunkenheit und Heiterkeit ohne pX# jb n(n) jrt #b Unterlass. (8) Dd mdw jn Owt-Or Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, wrt nbt Jwnt jrt Ro (9) die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die nbt pt Hnwt nTrw nbw Herrin des Himmels, die Gebieterin aller Götter, die Herrin des Tanzes, die Herrin der nbt Xb (10) nbt hy nbt Freude, die Herrin des Jubels, die Herrin der hnw nbt ontw (11) Myrrhe, die Gebieterin des Kranzflechtens. Hnwt Ts mH (12) Dd mdw jn JHy wr Worte zu sprechen durch den großen Ihi, s# Owt-Or (13) sf S[ps] den Sohn der Hathor, das pr[ächtige] Kind des Auges des Re. n jrt Ro

Szenentitel Rede (K): Aufforderung Beschreibung der Opfergabe und ihres Zwecks

Wünsche (1) (2) Königstitulatur Kgl. RZ (Formular wnn)

Rückenschutzformel Rede (1. OE): Gegengabe Bez. des 1. OE

Bez. des 2. OE

141 Übersetzt bei Sternberg-el Hotabi, Hymnus, 82–83. 142 Zur Verbindung wn xnw siehe Wilson, Lexikon, 767 (wohl als Metapher für „erleuchten“, so auch Sternbergel Hotabi, Hymnus, 82). 143 Alternative: qm# „erschaffen“ (Wilson, Lexikon, 1056). Lautlich passt Tn jedoch besser zu EHwtj.

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3 Die Kammer der östlichen Treppe V

(14) wn[n…].tw Xnt Jwnt m Rot n(n) mjtt.s Hr rdjt […] Hr swr mr.T Hr […] Hno XntS sj m nbt t#wj nbt t# nbt [p#-]mnw144 jrt Hnqt m qm#.n jb.s

Die […] ist an der Spitze von Jwnt als weiblicher Re ohnegleichen indem du […] gibst […], indem du den groß machst, den du liebst, indem du […] und Freude. Sie ist die Herrin der beiden Länder, die Herrin des Brotes, die Herrin [des] MenuKruges, die das Bier als etwas, das ihr Herz schuf, machte.

Göttl. RZ (Fomular wnn)

D VII, 162, 2–9: Raum V, Südwand, 2. Register [RS] (1) sm#o o#bt n mwt.f wsrt s# Ro ½ ¼ nsw bjtj ½ ¼ (2) oHo nfr [n?]145 jtrtj (3) wnn nsw bjtj ½ ¼ Hr qnjw.f m Hq# mnX Xnt t# pn Hr [qo]H? o#bt Hr […] nbt k#w sw mj Or Hr-tp n.f jdbw boH t#wj m nfrw.f s# [onX w#s nb H#.f mj Ro] Dt (4) Dd mdw jn Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro (5) [nbt pt] Hnwt nTrw nbw […nbt?] k#w Hq#t Df#w (6) […] n mr.s nb (7) wnn jrt Ro wbn.tj Xnt Jwnt m nbt Hww Hno Df#w Hr jrt xrt Hr Xot m Hwwt Hr ‹wnm?› Xt #b jb.s sj m nbt [nTrw?] onX.tw n m##.s onXt wDt onX n Hrw

Ein o#bt-Opfer darbringen für seine mächtige Mutter. Der Sohn des Re ½ ¼, der König von Oberund Unterägypten, ½ ¼, der gute Agathodaimon [der?] beiden Heiligtümer. Der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼ ist auf seinem Thron als trefflicher Gebieter an der Spitze dieses Landes, indem er das o#bt-Opfer [opfert], indem er […] für die Herrin der Nahrung. Er ist wie Horus, der die Ufer beherrscht, der die beiden Länder mit seiner Vollkommenheit überschwemmt. Aller Schutz, [Leben und Macht sind um ihn wie Re] in Dt-Ewigkeit. Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, [die Herrin des Himmels], die Gebieterin aller Götter, [… die Herrin?] der Nahrung, die Gebieterin der Speisen, […] für jeden, den sie liebt. Das Auge des Re ist aufgegangen in Jwnt als Herrin der Nahrung und der Speisen, indem sie den Bedarf erschafft, indem sie in den Häusern erscheint, indem sie die Dinge, die ihr Herz wünscht, ‹isst?›. Sie ist die Herrin der [Götter?], von deren Anblick man lebt, die Lebendige, die den Gesichtern Leben anbefiehlt.

D VII, 162, 12–15: Raum V, Ostwand, 2. Register [RS] Bekleidung opfern für seine mächtige (1) [Hnk?] mnXt n Mutter. mwt.f wsrt nsw bjtj ½ ¼ s# Ro ½ ¼ Der König von Ober- und Unterägypten 144 LGG IV, 63b–c. Siehe zur Schreibung Wilson, Lexikon, 426. 145 Vermutlich ist in der kleinen Lücke über dem Brot ein nw-Topf zu ergänzen.

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Szenentitel Königstitulatur Kgl. RZ (Formular wnn)

Rückenschutzformel Bez. des OE

Göttl. RZ (Formular wnn)

Szenentitel Königstitulatur

108

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(2) s# OD-Htp (3) wtT.n v#[yt] s# [onX] w#s [nb] H#.f mj Ro Dt (4) Dd mdw jn #st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt (5) Hrjt[-jb…]

½ ¼, der Sohn des Re ½ ¼, der Sohn des Hedjhetep, den Ta[it] erzeugt hat. [Aller] Schutz, [Leben] und Macht sind um ihn wie Re in Dt-Ewigkeit. Worte zu sprechen durch Isis, die Große, die Gottesmutter, die Herrin von J#t-djt, inmitten von […].

D VII, 163, 4–11: Raum V, Westwand, 3. Register [RS] Salbe darbringen. […] (1) Hnk mD […] Worte zu sprechen durch Schesemu, den (2) Dd mdw jn Csmw Herrn des Laboratoriums, der die Goldene, nb js (3) snDm nbwt die Herrin von Jwnt mit ihrem Duft erfreut, nbt Jwnt m sTj.s (4) Salbenkoch, der die Salbe in Reinheit kocht. nwd nwd mrHt m obw nsw bjtj ½ ¼ s# Ro ½ ¼ Der König von Ober- und Unterägypten (5) Hrj-tp MHw Xb jnw ½ ¼, der Sohn des Re ½ ¼, Vorsteher von m Cfyt Unterägypten, der Abgaben aus Cfyt (6) wD mdw m t#w (Charga?) einsammelt, der Befehlshaber in den Ländern der Phönizier; sie sind weit, sie FnXw (7) #w.sn jw.sn sind […]. […] s# onX w#s nb H#.f mj Ro Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn Dt wie Re in Dt-Ewigkeit. (8) Dd mdw jn Owt-Or Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, wrt nbt Jwnt jrt Ro (9) die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, nbt ontw Hnwt sTj Hb die Herrin der Myrrhe, die Gebieterin des Festduftes, die Herrin der Trunkenheit, die nbt nwH jr.tw (10) n Hmt.s Htp jb.s Hr jrt Or man für ihre Majestät bereitet, deren Herz mit dem grünen Horusauge zufrieden ist. w#Dt Sie ist die Stirnschlange, die Oberste aller (11) mHnjt pw Hrjt-tp Götter, es gibt keinen Gott, dessen StirnnTrw nbw n(n) nTr schlange über ihr ist. mHnjt.f Hr-tp.s D VII, 163, 15 – 165, 2: Raum V, Südwand, 3. Register [RS] […] […] nsw bjtj ½ ¼ s# Ro ½ ¼ Der König von Ober- und Unterägypten, ½ ¼ der Sohn des Re ½ ¼. (1) Dd mdw jj.n.j Xr.Tn Worte zu sprechen: Ich bin zu euch gekomsXmw wrw psDt Htp.tw men, große Götterbilder, Neunheit, die in m Jwnt jn[.j] n[.Tn] Jwnt ruht. [Ich] bringe [euch] Weihrauch? snTr? [qbHw]146 r […] [und Wasserspende], um eure Abbilder zu smw.Tn […] […].

Rückenschutzformel Bez. des OE

Szenentitel Bez. des 1. GT

Königstitulatur

Rückenschutzformel Bez. des OE

Identifikation (pw)

Szenentitel Königstitulatur Rede (K): eig. Handlung (1) (2)

146 Die göttliche Randzeile unten (D VII, 165, 1–2*) spricht von Weihrauch und Wasserspende, die auch in der korrespondierenden Szene auf der Nordwand (D VII, 153, 15 – 155, 9*) dargebracht werden. Die Vermutung von LGG IV, 709a, wo auch für die Südwand ein snTr-qbHw-Opfer angenommen wird, dürfte daher zutreffen. Der Napf an dieser Stelle dürfte darum ein

sein, da sich die Szene im dritten Register der sehr schmalen

und dunklen Kammer befindet, lässt sich dies jedoch nicht verifizieren.

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3 Die Kammer der östlichen Treppe V

Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn wie Re [in Dt-Ewigkeit]. Worte zu sprechen durch Isis, die Große, die Gottesmutter, die Herrin von J#t-djt inmitten von Jwnt, der weibliche Re der großen Neunheit, [die Große am Himmel], die Mächtige im Land, Gebieterin im Umkreis der (Sonnen-)Scheibe. (5) Dd mdw jn Owt-Or Worte zu sprechen durch Hathor, die Herrin nbt Jwnt nbt P#Xt von Jwnt, die Herrin von P#Xt, (6) mwt-nTr s#t nb Dr die Gottesmutter, die Tochter des Allherrn, die am Himmel als Auge des Atum erXot m pt m jrt (7) vm scheint, die die beiden Länder mit ihren beiden sHDt t#wj m #Xtj.s Glanzaugen erhellt, die große Maat in diesem ihren Namen M#ot wrt (8) m rn.s pf n M#ot rXt Xnt HHw nw Maat, die Wissende, die Vorsteherin von Millionen von Jahren. rnpt Worte zu sprechen durch Min inmitten von (9) Dd mdw jn Mnw Hrj-jb Jwnt sXm Sps Jwnt, prächtige Macht in v#-rr, mit glänzen(10) Xnt v#-rr THn Xow der Erscheinung, mit türkisfarbenem Schmuck, mit hohen Federn, den Herrn des mfk (11) xkrw q# Swtj Bartes. nb Xbswt (12) Dd mdw jn Jmn-Ro Worte zu sprechen von Amun-Re inmitten von Theben, göttlicher Gott im Sitz des Re, Hrj-jb W#st (13) nTr Jüngling, Herr des Schmucks an der Spitze nTrj Xnt ct-Ro Hwn nb der Götter, (14) xkrw Xnt nTrw über dessen Anblick jedermann jubelt, Hoo Hr nb r m##.f (15) nsw m pt jr sb#w.s der König am Himmel, der seine Sterne schuf, Elektrum der Götter und Göttinnen. Dom n nTrw nTrwt Worte zu sprechen durch Chons, den großen (16) Dd mdw jn %nsw nTr o# Hrj-jb Jwnt sXm Gott inmitten von Jwnt, die prächtige (17) Sps pr m nwn Macht, die aus dem Urwasser herauskam, die (Sonnen-)Scheibe bei Tage, der Mond in jtn m hrw (18) joH m der Nacht, grH sHD t#wj jdbw m stwt.f der die beiden Länder und die Ufer mit seinen Strahlen erhellt, (19) nfr Hr Xo m hrw dj der mit schönem Gesicht, der am Tag erscheint, der allen Nasen Luft gibt. T#w r fnD nb (20) Dd mdw jn Orj-S.f Worte zu sprechen durch Herischef, den Herrn von Herakleopolis, den großen Gott nb Nn-nsw (21) nTr o# inmitten von Jwnt, Hrj-jb Jwnt ½Wnn-nfr m#o Xrw¼ ½Onnophris, gerechtfertigt¼, Erbe des ‹Atum› mit großem Ansehen in (22) jwo n ‹Jtm›148 o# s# onX w#s nb H#.f mj Ro [Dt] (D VII, 164) (2) Dd mdw jn #st wrt mwt-nTr nbt J#tdjt (3) Hrjt-jb Jwnt Rot nt psDt o#t (4) [o#t m pt?] 147 wsrt m t# Hq#t m Sn n Jtn

Rückenschutzformel Bez. des 1. OE

Bez. des 2. OE

Bez. des 3. OE

Bez. des 4. OE

Bez. des 5. OE

Bez. des 6. OE

147 Vgl. für die Ergänzung D VII, 156, 13* (Hinweis von Emmanuel Jambon). 148 So LGG I, 182, 2, wo allerdings nicht angegeben ist, auf welcher Grundlage die Verbesserung im Verhältnis

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Herakleopolis, mit glänzender Erscheinung mit der Atefkrone, (24) nsw mnX sXr sbjw trefflicher König, der die Rebellen niederwirft, über dessen Anblick sich Re freut. tfn Ro n m##.f Worte zu sprechen durch Horus, den Herrn (25) Dd mdw jn Or nb von Obnw, den großen Gott im Haus des Obnw nTr o# m (25) Owt-Or Horus, 150 prächtiges Götterbild im Sitz des Re, sXm Sps Xnt ct-Ro Falke mit großer Stärke auf dem Rücken der (27) Drtj wr pHtj Hr Oryxantilope, psD (28) n mH der dein Feind zu einem macht, der nicht jr Xftj m tm wn existiert. Worte zu sprechen durch Bastet, die Herrin (29) Dd mdw jn B#stt nbt B#st o#t nrw m Jwnt von Bubastis, die mit großem Schrecken in Jwnt, (30) cpdt nbt tp(j) rnpt Sothis, die Herrin des Jahresbeginns, die Hq#t nbt Xprw Gebieterin, die Herrin der Erscheinungsformen, mit vielen Namen, schöne Gebieterin, oS#t rnw Hnwt nfrt nbt Pwnt Herrin von Punt. (32) Dd mdw jn #st wrt Worte zu sprechen durch Isis, die Große, die mwt-nTr nbt J#t-djt Gottesmutter, die Herrin von J#t-djt inmitten Hrjt-jb (33) Jwnt Os#t von Jwnt, Hesat, die Gottesmutter des mwt-nTr nt Or Horus, (34) Hwnt nfrt bnrt schöne junge Löwin mit süßer Milch, die bnrw nfrt m rnw[.s] Schöne in all ihren Namen, nbw151 Sothis am Himmel, die die Überschwem(35) cpdt m pt sT#t152 mung zu Jahresbeginn herausholt, um die Hopj tp(j) rnpt r sonX Götter und Menschen zu beleben. (36) nTrw rmT (D VII, 165) (37) Dd mdw Worte zu sprechen: Willkommen in Frieden, jj.tj m Htp jty Hq# Pwnt Herrscher, Gebieter von Punt, Vorsteher des jmj-r# st Xntjt Db#.tw m vorderen Platzes, der mit Gestalten ausgestattet ist! jrw 153 Wir freuen uns über den Weihrauch, [wir?] tfn.n m snTr #w freuen […], [jb.n? …] gekühlt sind unsere Herzen mit der WasserqbH jb.n m qbHw spende, wir geben dir das Gottesland […]. dj.n n.k v#-nTr [...] Sfyt (23) m Rmn-pt149 THn Xow m #tf

Bez. des 7. OE

Bez. des 8. OE

Bez. des 9. OE

Göttl. RZ (Formular Rede): Anrufung Annahme des Opfers

Gegengabe

zur Edition vorgenommen wurde. Fotos standen mir für diese Stelle nicht zur Verfügung. Gauthier, DG III, 136. Oder „Vorsteher des Sitzes des Re“ (so LGG V, 854b). LGG IV, 229c. LGG VI, 704b–c. Es könnte sich aber auch um eine Schreibung von st „ausgießen“ handeln, siehe dazu LGG VI, 682a – 683b. 153 Vgl. die Schreibungen bei Wilson, Lexikon, 1142, in der kleinen Lücke wäre ein weiterer Strich zu ergänzen. Leider konnte ich aufgrund der Position der Szene im dritten Register nicht feststellen, ob das erste Fleischstück ein Brot (für t) sein könnte. 149 150 151 152

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111

4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

D VII, 165, 5–8: Raum V, Ostwand, 3. Register [RS] (1) Ts wD# n mwt.f wsrt Ein Amulett knüpfen für seine mächtige Mutter. nsw bjtj ½ ¼ s# Ro ½ ¼ Der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼, der Sohn des Re ½ ¼. s# onX w#s nb H#.f mj Ro Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn Dt wie Re in Dt-Ewigkeit. (2) Dd mdw jn Owt-Or Worte zu sprechen durch Hathor, die Herrin nbt Jwnt jrt Ro THnt von Jwnt, das Auge des Re, die mit glänzender Erscheinung, die Herrin des Schmucks. Xow nbt (3) xkrw

Szenentitel Königstitulatur Rückenschutzformel Bez. des OE

4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W 4.1 Die Zugänge D VII, 167, 22–23: Treppe W, untere Tür, Außenseite, Türsturz [BT] BHdtj nTr o# nb pt Der von Edfu, der große Gott, der Herr des Himmels. Nb Msn nTr o# nb pt Der Herr von Mesen, der große Gott, der Herr des Himmels.

Bezeichnung der Sonnenscheibe Bezeichnung der Sonnenscheibe

D VII, 168, 3–7: Treppe W, untere Tür, Durchgang, östliche Türlaibung [A] Der gute Gott, das Kind der Horizontischen, Formular (onX) (1) (onX) nTr nfr Xy n #Xtjt mw nTrj n s#b Swt der Same des gefleckt Gefiederten, nTr nfr + mr der den Weg derer reinigt, die als Goldene twr mTn wbnt m nbwt swob sXmw ntjw m-Xt.s aufgeht, der die Götterbilder rein macht, die hinter ihr sind, der König von Ober- und Unterägypten, der nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ mr (2) Owt-Or wrt nbt Herr der beiden Länder ½ ¼, geliebt von Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt Hathor, der Großen, der Herrin von Jwnt, nTrw nbw dem Auge des Re, der Herrin des Himmels, der Gebieterin aller Götter, Spst wsrt #Xtjt H#yt sSpt der Prächtigen, Mächtigen, Horizontischen, jtrtj m nfrw.s Leuchtenden, die die beiden Heiligtümer mit ihrer Vollkommenheit erhellt. Auf ihrer Treppe gehen, um sich mit ihrem FB1: Aufstieg (–) (3) Xnd Hr Xndw.s r Vater zu vereinen, um [ihn?] zu sehen, wenn xnm jt.s r m##[.f?] m wbn.f er aufgeht, Freude (A) […hy] m h#yt nhm m [… Jauchzen?] ist im Himmel, Jubel ist im Festjubel (A) Owt-nhm154 Dr snsn Haus des Jubelns (d. i. Dendara), weil sich nbwt stwt jtn die Goldene mit den Strahlen der (Sonnen-)Scheibe vereint.

154 Siehe zu dieser Bezeichnung für Dendara Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 166–167.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

D VII, 168, 9–13: Treppe W, untere Tür, Durchgang, westliche Türlaibung [A] (1) (onX) nTr nfr jd n Der gute Gott, das Kind der Iun[it], ältester Formular (onX) Jwn[jt s#] smsw n [Sohn] des Somtus, der den Weg der Herrin nTr nfr + mr cm#-t#wj Dsr sm#tj n der rXyt abschirmt, 155 nbtjt rXyt b[d?] der die Vorfahren, die hinter ihr sind, reiDrtjw ntjw Hr s#.s s# Ro nigt, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinb Xow ½ ¼ mr (2) nungen ½ ¼, geliebt von Hathor, der Großen, Owt-Or156 wrt mwt-nTr der Gottesmutter, dem Auge des Re, der jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw Herrin des Himmels, der Gebieterin aller nbw o#t m pt wsrt m Götter, der Großen am Himmel, der Mäch157 [t#?] ont Xo m tigen auf [der Erde?], mit schöner ErscheinXprw[.s]158 ung in [ihrer] Erscheinungsform. FB1: Weg berei(3) bqnqnw Hr wpt n.s Die Standarten öffnen ihr den Weg, indem sie den männlichen und den weiblichen Wi- ten (T) mTn159 Hr sHr D# D#t160 dersacher auf ihrem Pfad vertreiben, Schutz m r#-w#t.s sie geht zu ihrem Platz vor der Neunheit, Aufstieg? (H, T) ns.s r st.s tp-o psDt [sie] vereint sich mit der (Sonnen-)Scheibe. Vereinigung (H, jw[.s]161 snsn jt[n] S) D VII, 169, 3–13: Treppe W, untere Tür, Durchgang, Ostseite, gegenüber des Türschattens [BT/FE] Worte zu sprechen: Tor des Gehens zum Funktionsbestim(1) Dd mdw sb# n sqdt Platz des ersten Festes durch die, die aufgeht mung des Archir st-Hb-tpj jn wbnt m tekturelements nbwt […]t m#wt nt qm# als Goldene […] Strahlen dessen, der [sie?] schuf am Jahresbeginn, [sj?] tp(j) rnpt um die (Sonnen-)Scheibe bei ihrem Aufgang r m## jtn m wbn.f zu sehen, um ihr Ansehen bei den Vorfahren und den (2) r swr qf#w.s Xr Menschen zu vergrößern, Drtjw tmw um zu erhöhen […] ihre Statue, r sq# […] mnw.s um ihr Ansehen denen, die auf Erden sind, r rdjt Sfyt.s m tpjw-t# zu geben. Ihre Neunheit ist hinter ihr, FB1: Geleit (T) (3) psDt.s m-Xt.s indem sie ihre Wege abschirmt, Weg bereiten Hr Dsr sm#tjw.s indem sie […] folgt […] ihr Schrein geht Aufstieg (H) Hr Sms […] HD.s auf der Treppe in ruhigem Schritt. Hr Xnd Xndw m qb nmtt Seine Majestät ist hinter ihr, Hm.f (4) xr-H#t.s indem er ihre Wege beräuchert, Räucheropfer (K) Hr snTr sm#tjw.s 155 In der entsprechenden Stelle auf der gegenüberliegenden Seite steht swob, man würde also in der Lücke ein Wort für „reinigen“ erwarten. Zu bd „reinigen“ siehe Wb I, 486, 10–13 und Wilson, Lexikon, 338. 156 In der Edition durch ein (sic) gekennzeichnet, wahrscheinlich ist Isis gemeint. 157 Vgl. LGG II, 585a–b. 158 LGG II, 129b. 159 Siehe Goyon, Dieux-gardiens I, 465. 160 Vgl. Wb V, 533, 3 (Hinweis Joachim Friedrich Quack). 161 Möglich wäre auch die Lesung als Präposition r + Infinitiv (r snsn), dann bliebe jedoch nichts, was in der halben zerstörten Gruppe unter dem jw gestanden haben könnte.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

Hr twr […] r nmtt.sn xrj-Hbt Hr njs n.s Hknw (5) o#bt ob#.tw m Xt nbt nfrt HHw Hfnw nn […] qfnw nb(w) nw Htp-nTr Dsr jnmtj SdH bnrw t# jwf Hnqt (6) [Xr]-mm.s162 jHw #pdw m sb n sDt […] sbjw r-#w.sn nn wn-mw n Hmt.T snTr Hr sDt ontw Hr Xt (7) sTj Hb pxr.tw m pr.T #tf nb n Pwnt r jrj […] xnm #Xtjt #Xtj Xntj #Xt m hrw pn nfr wp rnpt

indem er […] reinigt. […] gemäß ihrer Stellung, der Vorlesepriester rezitiert für sie Lobpreis. Das große Speiseopfer wird geopfert, bestehend aus allen guten Dingen zu Millionen und Hunderttausenden, ohne […], alle Opferkuchen des Gottesopfers, Dsr-Bier, zwei Weinkrüge, SdH-Getränk, süße Milch, Brot, Fleisch, Bier sind bei ihm. Rinder und Vögel sind als Brandopfer […] alle Rebellen und die, die deiner Majestät gegenüber feindlich sind […], Weihrauch ist auf dem Brand, Myrrhe ist auf dem Feuer, der Festduft durchzieht dein Haus, alles Räucherwerk von Punt gemäß dem, was zu ihm gehört [...]. Die Horizontische vereint sich mit dem Horizontischen, dem Vorsteher des Horizontes an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes.

113

Lobpreis (T) Speise-/Trankopfer (–)

Räucheropfer (–)

Vereinigung (H, S)

D VII, 170, 4–11: Treppe W, untere Tür, Durchgang, Westseite, Türschatten [A] (1) (onX) nTr nfr jr Der gute Gott, der ein Denkmal in Jwnt geFormular (onX) mnw m Jwnt Hsmn schaffen hat, der die Wege der Neunheit rei- nTr nfr + mr (1) w#wt nt psDt s# Ro ½ ¼ nigt, der Sohn des Re ½ ¼, geliebt von mr Owt-Or nbt Jwnt Hathor, der Herrin von Dendara, dem Auge jrt Ro des Re. (2) (onX) nTr nfr […] Der gute Gott […]½ ¼, geliebt von HarFormular (onX) ½ ¼ mr Or-sm#-t#wjsomtus, dem Kind, dem Sohn der Hathor. nTr nfr + mr (2) p#-xrd s# Owt-Or (3) [(onX) nTr nfr] jd n [Der gute Gott], das Kind des Glänzenden, Formular (onX) J#Xw snTr sXmw m der die Götterbilder auf ihren Sitzen reinigt, nTr nfr + mr (3) st.sn s# Ro ½ ¼ mr JHy der Sohn des Re ½ ¼, geliebt von Ihi, dem wr s# Owt-Or Großen, dem Sohn der Hathor. Der gute Gott, den die Goldene erzeugt hat, Formular (onX) (4) (onX) nTr nfr wtT n nbwt Xnd Xndw.s r Dsr der auf ihrer Treppe geht, um ihr Abbild ab- nTr nfr + mr (4) zuschirmen, der König von Ober- und Unbs.s nsw bjtj ½ ¼ mr Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro terägypten ½ ¼, geliebt von Hathor, der Herrin von Jwnt, dem Auge des Re. D VII, 170, 15 – 171, 2: Treppe W, untere Tür, Innenseite, Türsturz [BT] nb Msn nTr o# nb pt Der Herr von Mesen, der große Gott, Herr Bezeichnung der des Himmels. Sonnenscheibe 162 Das Suffix ist wohl auf das große Speiseopfer bezogen, so auch in E VII, 160, 8; siehe zu dieser Präposition Wilson, Lexikon, 744–745 (hier unter Xr-m-o) und Kurth, Einführung 2, 706.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Xw.f s# mr.f nsw bjtj ½ ¼

Der von Edfu, der große Gott, der Herr des Himmels. Er schützt seinen Sohn, den er liebt, den König von Ober- und Unterägypten ½ ¼.

Xw.f s# mr.f nsw s# Ro ½ ¼

Er schützt seinen Sohn, den er liebt, den Sohn des Re ½ ¼.

BHdtj nTr o# nb pt (D VII, 171)

Bezeichnung der Sonnenscheibe Beschreibung der Handlung der Gottheit Beschreibung der Handlung der Gottheit

D VII, 171, 7 – 172, 4: Treppe W, obere Tür, Durchgang, Nordseite163, gegenüber des Türschattens [HFE] [dw#?]164 sp 2 r Xntjt Aufforderung [Lobpreis, Lobpreis?] für die Vorsteherin Owt-sSSt Owt-Or wrt des Hauses des Naossistrums, Hathor, die nbt Jwnt jrt Ro Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re! [Tür] des […] Neujahrsfest [ebenso] an FB1: unklar (1) [sb#] nt […] wp ihren Festen zu den Zeiten. Sie […] ihr Gernpt [mj]tt [j]sk m sicht/auf ihr, um die (Sonnen-)Scheibe zu Hbw [tp] trw165 [...].s sehen. Hr.s r m## jtn [...] […] ihre [Majestät?…] das Land mit Wasser [Hmt].s? […]t# m mw (?) […] unzugänglich […] ihr Name als […] Dsr […] rn.s r […] die, die hinter ihr sind, schreiten, Geleit (T) […]k […jmj]w? (2)die Großen, die auf den Stäben sind und die Geleit (T) Xt.s m nmt wrw ntjw m Geleit (T) mdw nTrw tpjw-o jmjw Götter, die Vorgänger, die hinter ihr sind, folgen ihrer Erscheinungsform, Xt.s Hr Sms Xprw.s während ihre Neunheit an ihren Seiten ist, Geleit (T) psDt.s jsk m jtrtj.s der König selbst trägt den Arm des Horus, Räucheropfer (K) nsw Ds.f xr o n Or Hr k#p ontw snTr m pr.s Hr indem er Myrrhe und Weihrauch in ihrem Haus räuchert, indem er den Tempel sehr Dsr Hwt-nTr.s m oS# s#? wr Hr ms n.s o#bt m unzugänglich macht. Der große Sohn? bringt für sie ein großes Speiseopfer aus Speise-/Trankopt# Hnqt jw#w wnDw fer (T) Brot, Bier, jw#-Rindern, wnD-Rindern ohne n(n) Dr.[sn] (3) gHsw m#-HD(w) nj#w(w) (D VII, Ende. Gazellen, Oryxantilopen, Steinböcke 172) #pdw jsk m Xryw und ebenso Vögel in ihrer Eigenschaft als Feinde und Rebellen, groß ist die Hitze ihres sbjw wr t#w #Sr.sn Hr 166 Grillkleins auf den Altären, qd(f)w die Standarten vertreiben den [Widersacher] Schutz (T) bqnqnw167 Hr sHr von ihrem Weg, D[#]168 m r#-w#t.s 163 Diese Inschrift ist auf dem Mauervorsprung angebracht, der sich unmittelbar nach der nördlichen Türlaibung befindet, bevor die Wand einen Knick nach Norden und in das eigentliche Treppenhaus hinein macht. Die Angabe von Chassinat und Daumas „Embrasure du côté droit (est)“ (D VII, 171, 5) ist somit nicht korrekt, da die Inschrift eigentlich auf einer Nordwand liegt und in der Edition auch sonst die Richtungen links und rechts von oben aus betrachtet angegeben werden. 164 Siehe zur Konstruktion von dw# mit r Wb V, 126, 8. 165 Vgl. für die Ergänzung D VII, 190, 4*. 166 Siehe zu diesem Wort D VII, 196, 12*. 167 Siehe zur Lesung Kurth, Einführung 1, 203. 168 Alternativ könnte auch D# D#t „den männlichen und weiblichen Widersacher“ zu ergänzen sein, vgl. z. B. D VII, 168, 12*.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

Hmw-nTr jrj xr dbHw nw Xt-nTr m Htp sp 2 r Xntjt Owt-sSSt Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro pr-wr m Hb pr-nbw (4) m rSwt jmj(w).sn nbw m XntS Or BHdtj s#b Swt jr st.f r-Hno.T n(n) #b […]¼ s# Ro nb Xow ½ ¼ jw.f ‹m› bjk mn Hr srX Xnt k#w onXw Dt

die Gottesdiener tragen zusammen den Bedarf des Gottesopfers in Frieden, in Frieden zu der Vorsteherin des Hauses des Naossistrums, Hathor, der Großen, der Herrin von Jwnt, dem Auge des Re. Das pr-wr ist im Fest, das Goldhaus ist in Freude, alle, die in ihnen sind, sind in Jubel. Horus von Edfu, der gefleckt Gefiederte, nimmt seinen Platz bei dir ein ohne Unterlass, […] ¼ der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen, ½ ¼, indem er der Falke ist, der dauerhaft ist auf der Palastfassade an der Spitze der Kas der Lebenden in Dt-Ewigkeit.

Opfer (T)

Festjubel (A 2x) Festjubel (T) Geleit (T) Geleit? (K)

D VII, 172, 8–15: Treppe W, obere Tür, Durchgang, Südseite, Türschatten [A] Der gute Gott, der die Treppe der Vorneh(1) (onX) nTr nfr wob Formular (onX) 169 men rein macht im Haus der Vornehmen, rwd? n rpyt m PrnTr nfr (1) der Sohn des Re, der Herr der Erscheirpyt s# Ro nb Xow ½ ¼ nungen ½ ¼. (2) (onX) nTr nfr ob or n Der gute Gott, der die Treppe des weibliFormular (onX) Rot m ct-Ro snTr w#t.s r chen Re im Sitz des Re rein macht, der ihren nTr nfr (2) Weg zum Platz des ersten Festes beweihräust-Hb-tpj nsw bjtj nb chert, der König von Ober- und Unterägypt#wj ½ ¼ ten, der Herr beider Länder ½ ¼. Der gute Gott, der die Treppe des Mädchens Formular (onX) (3) (onX) nTr nfr swob zum Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe nTr nfr (3) sp# n sDtjt r st-m##-jtn reinigt, der Sohn des Re, der Herr der Ers# Ro nb Xow ½ ¼ scheinungen ½ ¼. Der gute Gott, der die Treppe der Horizonti- Formular (onX) (4) (onX) nTr nfr twr Xndw n #Xtjt r Xnd r st- schen reinigt, um zum Platz des ersten FesnTr nfr (4) Hb-tpj nsw bjtj nb t#wj tes zu gehen, der König von Ober- und Un½ ¼ terägypten, der Herr beider Länder ½ ¼. D VII, 173, 2 – 175, 5: Treppe W, Südwand170, neben dem Türschatten und Teil der Ostwand [H]171 [Worte zu sprechen?]: Oh wie schön ist Refrain: Ausruf (1) [Dd mdw?] j nfrwj Owt-Or nbt Jwnt Hathor, die Herrin von Jwnt, wenn sie zuHtp.tw frieden ist! 169 Wegen des nachfolgenden rpyt und in Analogie zu den anderen Bestandteilen der Türinschrift wäre zu vermuten, dass es sich um eine Schreibung von rd/rwd handelt (Wb II, 409, 9–15), wobei der Schmutzgeier vielleicht fälschlich für das Wachtelküken geschrieben wäre. Die Ausführlichkeit der Schreibung wäre aber sehr ungewöhnlich, weswegen die Lesung unsicher ist. 170 Auch hier irren sich Chassinat und Daumas, die in D VII, 172, 16 von einer Positionierung des ersten Textteiles auf der „mur nord du palier“ sprechen, obwohl es sich in Wirklichkeit um die Südwand handelt. 171 Siehe für einen Vergleich mit den Parallelen dieses Textes die Synopse bei Cauville, Temple d’Isis II, 112– 115 und zum Aufbau grundsätzlich Kapitel III 6.5. Dies., Fêtes d’Hathor, 41 übersetzt den Refrain allerdings „Comme cela est beau, Hathor“ etc., nimmt also offensichtlich ein ausgelassenes Demonstrativpronomen an.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

j n(n) Xmw.s172 nb r nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ j wrt nSn.s173 dr sp 2 j nfrwj cXmt Htp.tw j nfrwj nbwt m-Xnt {j} pr-wr [b#]q t# xr nfrw.s174 j stj.s t#wj m mfk#t (2) [j] wrt wbn.tw m wpt nt Ro j jn n.T s# Ro nb Xow ½ ¼ Xt nbt mrt jb.T j nTrt176 mn.tw m-Xnt j nfrwj Owt-Or nbt Jwnt Htp.tw xnm.s w#X j sSp s(j) Ro m owj.f j vm rr.f s(j) Hr mntj.f j […177] (3) […] nbwt nTrw

Oh, nicht sei all ihr Staub gegen den König von Ober- und Unterägypten, den Herrn beider Länder ½ ¼! Oh Große, ihr Zorn ist vertrieben, ist vertrieben! Oh wie schön ist Sachmet, wenn sie zufrieden ist! Oh wie schön ist die Goldene als Vorsteherin des pr-wr, unter deren Vollkommenheit das Land hell wird! Oh, sie erhellt die beiden Länder mit Freude! [Oh], Große, die an der Stirn des Re aufgeht! Oh, für dich bringt der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼ alle Dinge, die dein Herz liebt! Oh, Göttin, die du an der Spitze dauerhaft bist! Oh wie schön ist Hathor, die Herrin von Jwnt, wenn sie zufrieden ist und sich mit der Säulenhalle/dem Kiosk vereint! Oh, Re empfängt sie in seinen Armen! Oh, Atum, er hat sie auf seinen Knien aufgezogen! Oh […] Goldene der Götter!

1. Strophe: Ausruf (1) (2) Refrain Variation:175 Ausruf (1) (2) 2. Strophe: Ausruf Anrufung (1) (2)

(3) Refrain: Ausruf 3. Strophe: Ausruf (1) (2) Anrufung (1)?

172 Wb III, 178, 2, siehe auch Wilson, Lexikon, 728. Vgl. Cauville, Temple d’Isis I, 96–97, die in Bezug auf Temple d’Isis, 138, 9–10 „Aucun des ses miasmes contre ½ ¼“ übersetzt, jedoch ohne Angabe dessen, was dem zugrunde liegt, siehe auch die Synopse bei Cauville, Temple d’Isis II, 113. Der Wörterbuchstelle zufolge handelt es sich bei „Staub“ oder „Duft“ wohl nicht unbedingt um etwas Negatives, die bei Wilson angegebenen Textpassagen weisen aber zumindest teilweise auf eine Deutung als „Schmutz“ hin (z. B. wenn es um die Reinigung von Horus von Edfu geht). Siehe zu verwandten Wörtern mit negativer Bedeutung auch Wb III, 281, 5–10. Warum Xmw an der vorliegenden Stelle aber mit einem Suffix versehen und so der Göttin zugeordnet ist, ist nicht ganz klar. Vielleicht wird hier auf die ihr gehorchenden Seuchen zum Jahreswechsel Bezug genommen, vor denen der König natürlich geschützt sein soll. 173 Siehe die Synopse bei Cauville, Temple d’Isis II, 113 und die dort ebenfalls angegebenen Entsprechungen in D II, 12, 1–2 und Temple d’Isis, 138, 10. An Stelle des Affen

174 175 176 177

, der nSn gelesen werden kann, steht in

der Publikation irrtümlich die Kuh, so auch klar zu sehen auf Foto HAdW/Tübingen K 6780. Siehe auch unten, D VII, 174, 9*, wo eine fast identische Phrase vorliegt. Siehe die Synopse bei Cauville, Temple d’Isis II, 113 und die dort angegebene Textstelle Temple d’Isis, 138, 10. Zwar geht LGG V, 902a in diesem Zusammenhang von einem Epitheton Xntjt pr aus, dies dürfte in Anbetracht der entsprechenden Stelle im Isistempel jedoch nicht zutreffen. Mit „Refrain Variation“ wird in diesem Text ein Ausruf mit nfrwj + Götterbezeichnung versehen, insofern er nicht an Owt-Or nbt Jwnt gerichtet ist. Dieser Textbestandteil kann noch mit Erweiterungen von mehr oder weniger großem Umfang versehen sein. Siehe zu dieser Lesung die Synopse bei Cauville, Temple d’Isis II, 113. Siehe für eine mögliche Ergänzung der Lücke Temple d’Isis, 138, 13 und Cauville, Temple d’Isis I, 96: [j nTrw] n.T Hkn, was Cauville mit „[Les dieux] (viennent) à toi, se réjouissant“ wiedergibt.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

j nTrwt n.T xr mnjt.sn178 j nfrwj nbwt

Oh, die Göttinnen tragen für dich ihre Menit! Oh, wie schön ist die Goldene!

j Mrt.k181 n.k Ro ro nb mrt Ro M#ot n(n) wn hrw #b.f182 jm.s j nfrwj Owt-Or nbt Jwnt Htp.tw j nbwt Htp.tw m oH

Willkommen in Frieden! Oh, sie gibt Luft an jede Nase und Leben an den, den sie liebt! Oh, Nechbet, sie lässt sich in Richtung des pr-wr nieder! Oh, Wadjet, sie lässt sich in Richtung des pr-nsr nieder! Oh, die beiden Schwestern vereinen sich im pr-nw! Oh, Maat ist zu [ihrem] Schrein aufgestiegen! [Oh], wie schön ist Hathor, die Herrin von Jwnt, wenn sie zufrieden ist! Oh, nicht sei all ihr Staub gegen den König von Ober- und Unterägypten, dem Herrn der beiden Länder ½ ¼ […]! Oh, deine Meret ist für dich, Re, an jedem Tag, die Geliebte des Re, Maat, nicht gibt es einen Tag, an dem er sich von ihr trennt! Oh wie schön ist Hathor, die Herrin von Jwnt, wenn sie zufrieden ist! Oh Goldene, die du zufrieden bist im Palast!

j nfrwj […]183

Oh, wie schön ist/sind […]!

(5) dw#.(D VII, 174)n sj Owt-Or nbt Jwnt m […] nTrt tn mnXt sp 2

Lasst sie uns preisen, Hathor, die Herrin von Jwnt in […], diese treffliche, treffliche Göttin,

jj.tw m Htp j dj.s T#w r fnD nb onX r mr.n.s j NXbt Xn.s r pr-wr j W#Dt Xn.s r pr-nsr j sntj snsn m pr-nw j M#ot or.tw r k#r[.s]179 (4) [j] nfrwj Owt-Or nbt Jwnt Htp.tw j180 n(n) Xm.s nb r nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ […]

(2) Refrain Variation: Ausruf Anrufung 4. Strophe: Ausruf (1) (2) (3) (4) (5) Refrain: Ausruf 5. Strophe: Ausruf? (1) (2)? Refrain: Ausruf 6. Strophe: Anrufung Refrain Variation?: Ausruf? Aufforderung

178 Gegen LGG IV, 571c, wo nTrwt ntwt xr mnjt.sn als Epitheton gelesen wird. Auch im Voranstehenden werden aber Sätze mit Verbalformen genannt, die unmöglich als Beiname der Göttin gelten können (z. B. vm rr.f s(j) Hr mntj.f), d. h. auch hierbei kann es sich um eine Vorgangsbeschreibung handeln. Ohnehin wäre es seltsam, eine einzelne Göttin im Plural anzusprechen. 179 Siehe die Synopse bei Cauville, Temple d’Isis II, 114, insbesondere D II, 11, 15 – 12, 2. 180 Siehe oben, Strophe 1 (D VII, 173, 2*), wo eine fast identische Phrase vorne mit einem j als Ausruf versehen ist, während an dieser Stelle jw steht. Siehe auch die anderen Parallelen in der Synopse bei Cauville, Temple d’Isis II, 97, wo in zwei weiteren Parallelen j steht. Siehe für Fluktuationen zwischen der Anrufungspartikel und jw Quack, in: Ryholt (Hg.), Hieratic Texts, 84, Anm. 43 (Hinweis Joachim Friedrich Quack). 181 Dass es sich tatsächlich um den Namen der Meret handelt, zeigt Temple d’Isis, 139, 3, siehe dazu Cauville, Temple d’Isis I, 98–99 und II, 114. 182 Cauville, Temple d’Isis I, 99 übersetzt die entsprechende Stelle in Temple d’Isis, 139, 3 „il n’est pas un jour où il ne la [désire]“, dies würde jedoch eine doppelte Negation erfordern. Viel besser passt #b „aufhören, sich trennen“ (Wb I, 6, 2–8 und Wilson, Lexikon, 4), wobei das Determinativ im Isistempel (Mann mit Hand am Mund) von #b „wünschen“ übernommen worden sein könnte. 183 Hier gibt es eine nicht gravierte Fläche von etwa zwei Quadraten (D VII, 173, Anm. 7).

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

j […] Htp.tw sp 2 j hmhm.T m H#wnb[wt?] j Sfyt.T pxr m jdbw j nrw.T184 m[-Xt] t#wj j hh.T m Xftjw.T j dndn.T r (6) […] j jb.T m-s# Or185 j […] m J#t-djt j Htp r.T m [oH] [j nfrwj?]186 Owt-Or nbt Jwnt Htp.tw sp 2 j nfrwj cXmt Htp[.tw] […j?] nbwt jj.tw Htp.tw j nbt Sot187 Hwt mnTjw188 j pxrt Hrt189 m on[D190…] (7) [j] jjt r Do m pr.f191 sp 2 j Srt w#t nt rwj n Xm.n.s192 sp 2

oh, […] indem sie zufrieden ist, zufrieden ist! Oh, dein Gebrüll ist bei den Insel[bewohnern?]! Oh, dein Ansehen durchzieht die Länder! Oh, dein Schrecken ist [durch] die beiden Länder. Oh, dein Gluthauch ist auf deinen Feinden! Oh, deine Wut ist gegen […]! Oh, dein Herz wacht über Horus! Oh […] in J#t-djt! Oh ruhe im [Palast]! [Oh wie schön ist?] Hathor, Herrin von Jwnt, indem sie zufrieden ist, zufrieden ist! Oh wie schön ist Sachmet wenn sie zufrieden ist! […Oh?] Goldene, willkommen in Frieden!

Ausruf? 7. Strophe: Anrufung (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7)? Aufforderung Refrain Variation: Ausruf (1) (2) 8. Strophe: Anrufung (1) (2)

Oh Herrin des Gemetzels, die die Asiaten schlägt! Oh, die den Himmel durchzieht im (3) [Morgenrot]! [Oh], die gegen den Sturm kommt bei sei(4) nem Herauskommen, bei seinem Herauskommen! Oh, die den Fluchtweg für den versperrt, den (5) sie nicht kennt, den sie nicht kennt!

184 Siehe die Parallele in Temple d’Isis, 139, 5 und die Synopse bei Cauville, Temple d’Isis II, 114. 185 Cauville, Temple d’Isis II, 114 nimmt hier jb.T m sj# an, was jedoch gleichermaßen unsicher ist wie der von mir geäußerte Vorschlag. 186 Aufgrund der langen Lücke ist diese Ergänzung sowie die Zuordnung zum Refrain als nicht ganz sicher zu bewerten. 187 LGG III, 748a transliteriert nb-Sot, da sich die voranstehenden Anrufungen jedoch primär an weibliche Göttinnen richten, wird das sicherlich auch hier der Fall sein. Dies gilt auch für die folgenden Ausdrücke. 188 LGG V, 58c interpretiert auch diesen Ausdruck als Maskulinum, siehe jedoch die voranstehende Anmerkung. 189 LGG III, 110c (hier als Maskulinum aufgefasst; siehe für Beispiele im Femininum LGG III, 14b–c). 190 Siehe zur Ergänzung Temple d’Isis, 189, 13 und dazu Cauville, Temple d’Isis I, 160–161 und II, 115. 191 In LGG I, 130a wird das Epitheton des Suffixes wegen maskulin interpretiert und mit „Der zum Sturm kommt bei seinem Herauskommen“ übersetzt, die Anrufungen in diesem Text scheinen sich jedoch primär an weibliche Gottheiten zu richten. Siehe zur gewählten Übersetzung und einer möglichen Interpretation, derzufolge es darum geht, sich dem Sturm entgegenzustellen, Jambon/Fortier, in: Thiers (Hg.), D3T 1, 63–64 („[Ô] Celle qui vient contra la bourrasque quand elle (la bourrasque) sort !“). Joachim Friedrich Quack merkt in diesem Zusammenhang an, dass eine Lesung srt Do („die den Sturm ankündigt“) inhaltlich erheblich vorzuziehen wäre, wobei vorausgesetzt ist, dass es sich bei dem Schakal in Wirklichkeit um eine Giraffe handelt (vgl. für die Kombination sr Do Černý/Gardiner, Hieratic Ostraca, Taf. 78, recto 1 und Blackman, MES, 42, 10). Von dem betreffenden Zeichen sind Foto HAdW/Tübingen K 6787 zufolge heute nur noch die Beine sowie der Schwanz erhalten. Da Letzterer aber bis zum Boden hängt, ist eine Giraffe m. E. auszuschließen. Es bleibt aber noch die Möglichkeit, dass beim Kopieren des Textes aus einer Vorlage ein Fehler gemacht wurde. 192 LGG VII, 110b. Etwas überraschend geht das LGG hier dazu über, eine weibliche Göttin anzusprechen, obwohl die davorstehenden Ausdrücke maskulin interpretiert wurden.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

j mrt.T s#X.tw

Oh, die den Weg [für] den öffnet, den sie liebt, den sie liebt! Oh, die das Haus verschließt, ohne dass es (wieder) geöffnet werden kann, ohne dass es (wieder) geöffnet werden kann! Oh, deine Vollkommenheit lässt sich auf dem Palast nieder, lässt sich auf dem Palast nieder! Oh, die jmj-Xnt-Priester preisen dich, preisen dich! Oh, wie schön ist Hathor, die Herrin von Jwnt, sie […] ihren Zorn! Oh wie schön ist dein Gesicht, dein Gesicht, Mut, die Große! Oh schöne Gestalt, schöne Gestalt, Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, [oh] deine Feinde sind gefallen unter dich, dein Herz ist mit ihrem Blut zufrieden! Oh wie schön ist Hathor, Herrin von Jwnt, wenn sie zufrieden ist, ihr Zorn ist vertrieben! Oh, Schöne, Gebieterin der Jünglinge, Herrin des Ischeru, Gebieterin dessen, der sie schuf! [Oh?] Gebieterin der Frauen, Mächtige, einzige Herrin! Oh, Unzugängliche, Vorsteherin des Palastes von Theben! Oh wie schön ist die Goldene, wenn sie zufrieden ist! Oh dein Auge ist erhellt!

j nfrwj Owt-Or nbt Jwnt Htp.tw

Oh wie schön ist Hathor, die Herrin von Jwnt, wenn sie zufrieden ist!

j sSt w#t [n] mr.n.s sp 2193 j Xtmt pr n(n) wn.f194 sp 2 j Xn nfrw.T r oH sp 2 j w#S Tn jmjw-Xnt195 sp 2 j nfrwj Owt-Or nbt Jwnt (8) […].s qnd.s j nfrwj Hr.T sp 2 Mwt wrt j tjt nfrt sp 2 Owt-Or wrt nbt Jwnt [j]196 Xftjw.t Xr xr.T jw jb.T Htp Hr snf.sn j nfrwj Owt-Or nbt Jwnt Htp.tw qnd.s197 dr j nfrt Hnwt nfrw198 nbt jSrw Hnwt jr s(j) (9) [j?] Hnwt Hmwt wsrt199 Hnwt wot j Dsrt Xntjt oH W#st j nfrwj nbwt Htp.tw

(6) (7)

(8)

Refrain Variation: Ausruf Anrufung 9. Strophe: Anrufung (1) (2) Refrain: Ausruf 10. Strophe: Ausruf (1) (2) (3) Refrain Variation: Ausruf 11. Strophe: Anrufung Refrain: Ausruf

193 LGG VI, 605c. 194 LGG V, 971c. 195 Der Zweck des Hauszeichens ist nicht ganz klar, vgl. aber die Schreibungen bei Otto, Mundöffnungsritual I, 24 (Szene 9) und 25 (Szene 10), wo jeweils eine Schreibung mit Hausdeterminativ mehreren Schreibungen ohne dieses gegenübergestellt ist (Hinweis Joachim Friedrich Quack). Vielleicht deutet es auf einen Zusammenhang des zweiten Bestandteils des Priestertitels (Xnt) mit dem ebenso bezeichneten Raum des Tempels hin (Wilson, Lexikon, 738)? 196 Siehe zur Ergänzung die Synopse bei Cauville, Temple d’Isis II, 115. 197 Siehe dazu oben D VII, 173, 3*, wo anstatt der Kuh wohl ebenso ein Affe gemeint ist. Dieser wird dort aufgrund einer Parallele nSn gelesen, was an der vorliegenden Stelle – alternativ zu qnd – ebenfalls möglich wäre. 198 LGG V, 187a. 199 So in Anbetracht der Parallele in Temple d’Isis, 189, 16, siehe dazu Cauville, Temple d’Isis II, 115. LGG II, 253c fasst das als Bezeichnung der „Göttin Theben“ (W#st) auf.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

j snD.s m jfdw sp 2 j dn[dnt] r j#btjw200 sp 2 j (10) […] Htpw j dSrt r jmntjw nbw201 sp 2 j nfrwj NXbt Htp.tw j nbt m w#X202 sp 2 j nDmwj Xnm Hnwt hrw spr.s r oH sp 2 Dd mdw jn wobw j nfrwj Owt-Or nbt Jwnt Htp.tw n jt.s Ro j (11) [s# Ro] nb Xow ½ ¼ sHtp.f Owt-Or nbt Jwnt Hnwt.f sp 2 j m.k203 nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ jr.f n.T wrh204 sp 2 jw s# Ro nb Xow ½ ¼ Hr jrt Hst.T sp 2 j (D VII, 175)[…] Htp.tw sp 2 j psDt dw#.sn (12) […] j psDt Ro m h#-snD sp 2 j nfrwj nbwt Htp.tw sp 2

Oh sie, deren Furcht in den vier Weltgegenden ist, in den vier Weltgegenden ist! Oh die gegen die Östlichen wütet, wütet! Oh die die Opfergaben […]! Oh die gegen alle Westlichen rot ist, rot ist (= wütet)! Oh wie schön ist Nechbet, wenn sie zufrieden ist! Oh Herrin in der Säulenhalle/im Kiosk, in der Säulenhalle/im Kiosk! Oh, wie angenehm ist der Duft der Gebieterin des Tages, wenn sie an ihrem Palast, an ihrem Palast ankommt! Worte zu sprechen durch die Reinigungspriester: Oh, wie schön ist Hathor, Herrin von Jwnt, indem sie zufrieden ist mit ihrem Vater Re! Oh, [der Sohn des Re,] der Herr der Erscheinungen ½ ¼, er stellt Hathor, die Herrin von Jwnt, seine Gebieterin, seine Gebieterin, zufrieden! Oh, sieh den König von Ober- und Unterägypten, den Herrn der beiden Länder ½ ¼, er tanzt, er tanzt für dich, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼ macht deinen Gesang, macht deinen Gesang. Oh […], indem sie zufrieden ist, indem sie zufrieden ist! Oh, die Neunheit, sie preist […]! Oh, die Neunheit des Re ist in Ehrfurcht, in Ehrfurcht! Oh, wie schön ist die Goldene, indem sie zufrieden ist, indem sie zufrieden ist!

12. Strophe: Ausruf (1) (2) (3) (4) Refrain Variation: Ausruf 13. Strophe: Anrufung Ausruf

Refrain: Ausruf 14. Strophe: Ausruf

Aufforderung FB1: Tanz (K) Musik Ausruf (1) (2) (3) Refrain Variation: Ausruf

200 Vgl. auch den alternativen Übersetzungsvorschlag in LGG VII, 553c, wo dndnw als pluralisches Partizip aufgefasst ist. Dagegen spricht allerdings, dass sich die meisten Anrufungen im Text an die Göttin richten, siehe auch Ausdrücke wie dndnt r sbjw „die gegen die Rebellen wütet“ ebd. 201 LGG VII, 574a übersetzt des Pluraldeterminativs wegen „die röter sind als alle Westbewohner“, was in Anbetracht der vielen Anrufungen an die Göttin im Kontext eher unwahrscheinlich, siehe auch den sicherlich parallel Konstruierten Ausdruck dndnt r j#btjw und dazu die voranstehende Fußnote. Vielleicht sind die Pluralstriche irrtümlich vom Wort dSrw übernommen (siehe Wilson, Lexikon, 1209), das so viel wie „Unreinheit/Staub“ bedeutet? Meistens sind Göttinnen dSrt jb oder dSrt Hr gegen irgendwelche Feinde (LGG VII, 572c – 573b), vielleicht liegt hier eine ähnliche Bedeutung vor. 202 Siehe ähnliche Ausdrücke in LGG IV, 37a–b. 203 Eventuell wurde hier irrtümlich ein maskulines Pronomen gewählt, da eigentlich die Göttin angesprochen sein müsste. Alternativ könnte hier eine Anrufung an den König eingeschaltet sein („Sieh, König...“), bevor sich der Sprecher an Hathor wendet und von ihm spricht. 204 Wb I, 334, 5–6 und Wilson, Lexikon, 245.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

j Owt-Or nbt Jwnt Htp.tw sp 2 xnm.s jt.s m st-Hb-tpj j nTrw jb# Hoo n k#.s j.jr n.s hy hnw j nTr(w)t Hkn [n?] Hmt.s w#S n[.s] (13) jj.s m Hb.s nfr wp rnpt r xnm b#.s m pt Hno jt.s nTrw m Hb nTrwt m rSwt snsn wnmt m-ob j#bt Htp.s Hr nst.s Xnt stm##-jtn r-s# sm# #Xt H‹no› (J)#Xw205 psDt.s r-Xt.s Hr wnmj.s j#bj.s s#.s mr nsw bjtj ½ ¼

Oh Hathor, die Herrin von Jwnt ist zufrieden, zufrieden, wenn sie sich sich mit ihrem Vater vereint am Platz des ersten Festes! Oh Götter! Tanzt und jubelt für ihren Ka, lobpreist sie und bejubelt sie! Oh Göttin(nen)! Jubelt [für?] ihre Majestät, preist [sie]!

15. Strophe: Ausruf

Sie kommt an diesem schönen Fest, dem Neujahrsfest, um ihren Ba am Himmel mit ihrem Vater zu vereinen. Die Götter sind im Fest, die Göttinnen in Freude, das rechte Auge vereint sich mit dem linken Auge. Sie ruht auf ihrem Thron am Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe, nachdem sich die Glänzende mit dem Glänzenden vereint hat. Ihre Neunheit ist hinter ihr, zu ihrer Rechten und zu ihrer Linken (ebenso wie) ihr geliebter Sohn, der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼.

FB1: Fortbewegen (H) Festjubel (T) Festjubel (T) Vereinigung (H, S) Ruhen (H)

Anrufung Aufforderung Anrufung Aufforderung

Geleit (T) Geleit (K)

4.2 Die linke (aufsteigende) Hälfte der Festprozession 4.2.1 Die Bandeauinschriften D VII, 175, 11 – 177, 4: Treppe W, linke Hälfte, Ostwand, Bandeau [A]206 […jj.n nsw bjtj] ½…¼ s# […Der König von Ober- und Unterägypten] EinführungsRo nb Xow ½ ¼ Xr.T formel mit Be½ ¼ Sohn des Re, der Herr der ErscheinunOwt-Or wrt [nbt Jwnt gen ½ ¼ ist zu dir [gekommen], Hathor, die schreibung der jrt Ro] nbt pt Hnwt Handlung des Große, [die Herrin von Jwnt, das Auge des nTrw nb{t}w Re,] die Herrin des Himmels, Gebieterin al- Königs owj.f twr ler Götter. Seine beiden Arme sind rein. jn.f n.T Hmw-nTr jtjwEr bringt dir die Gottesdiener und die GotDarbringungsfornTr xr nTrw tpjw j#t.sn tesväter, die die Götter, die sich auf ihren mel: FB2: Geleit Standarten befinden, tragen, (T 3x) nTrw nTrwt Hr jrw.sn die Götter und Göttinnen sind bei ihren Auf- Geleit (T) m207 dbHt nbt nt st-Hb- gaben mit jedem Bedarf des Platzes des erstpj Hr so# k#.T r k#w ten Festes, indem sie deinen Ka größer nTrw nw t# machen als die Kas der Götter des Landes 205 LGG I, 24a liest #X „der Treffliche“, in Anbetracht der Häufigkeit von J#Xw in den Texten (III 3.2) liegt aber diese Lesung näher, vgl. auch die Schreibungen in LGG I, 107c. 206 Übersetzung auch bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 40. 207 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 40 und 60, Anm. 9 deuten das m als n eines indirekten Genitivs, was ebenfalls möglich, bedeutungsmäßig aber nicht besser ist.

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122 m hrw pn nfr wp rnpt msw Or msw %ntj-njrtj208 owj.sn twr xr HD Sps209 n k#.T wnn.sn m gs-dpt n Hmt.T Hr rdjt mtr Hr Xwt Xwyt210 Mr-wr jsk Hr sHoo (D VII, 176) nTrw Jwnt Hr Xwt jHtj Hr sHr sbjw cS#t Hr Dsr bj#211 v#-Tnn212 jsk Hr so# Sfyt Jmj-wt wpt n.T w#t.T Hr stf sm#jt nt wh sp.f213 Oopj Hr Hfd tp j#t.f wrt xr mw rnp r swob sp#.T cpdw nb{t} j#btt Hr dr bTn.T r t#-wr msXtjw n pr.T214 Csr cwn dmD215 m sp Hr sm# sbjw nw sm.T JHy n nbwt jrt Ro rmn #Xt r tp216 Owt-#Xt xrj-Hbt Hrj-tp n Prnbwt Sdt Hbwt nt Hrjttp m Owt-nhm Csmw v#yt xr ontw nTrj

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes. Die Kinder des Horus und die Kinder des Chentienirti, ihre Arme sind rein unter dem prächtigen Schrein deines Kas. Sie sind im Schutz deiner Majestät, indem sie Ordnung bringen beim Schützen des Sanktuars. Mnevis macht die Götter von Jwnt gleichfalls froh beim Schützen der Kehle, beim Vertreiben der Rebellen. Seschat schirmt den Weg ab, Tatenen macht das Ansehen gleichfalls groß, Imiut öffnet für dich deinen Weg beim Schneiden der Genossenschaft des Erfolglosen. Hapi sitzt auf seiner großen Standarte mit dem frischen Wasser, um deine Treppe rein zu machen. Sopdu, der Herr des Ostens, vertreibt deinen Rebellen vom Nord-Osten deines Hauses. Der Csr-Pfeil und der cwn-Pfeil sind zusammen vereint beim Töten derer, die gegen dein Abbild rebellieren. Der Ihi der Goldenen, des Auges des Re trägt die #Xt-Kuh zum Dach des Hauses der Glänzenden. Der oberste Vorlesepriester des Hauses der Goldenen rezitiert die Festrollen für die Stirnschlange im Haus des Jubelns. Schesemu und Tait tragen Myrrhe und nTrj-

Schrein tragen (T 2x) Schutz

Schutz (T)

Weg bereiten (T) Ansehen vergrößern (T) Weg bereiten (T)

Reinigung (T)

Schutz (T)

Schutz (T 2x)

Standarte tragen (T) Rezitation (T)

Räucheropfer (T)

208 Siehe zur Lesung Anm. 1286 in Abschnitt III 3.7. 209 Warum El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 40 diese völlig eindeutige Schreibung Dsr lesen, erschließt sich mir nicht. 210 Siehe die Schreibung mit dem Wedel in Wb III, 247, 1–3. 211 Wb I, 442, 4, siehe auch D X, 102, 7. 212 Siehe zur Lesung dieses Zeichens (gegen LGG III, 117, 1) Kapitel III 3.5. 213 LGG VI, 317c. Das Fleischzeichen dürfte hier für die w-Schlaufe stehen. El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 40 übersetzen diese Stelle „la nébride qui ouvre pour toi chemin et écorche les ennemis“, die problematische Stelle wird also einfach übergangen. 214 Siehe zur Übersetzung Derchain, in: BSEG 21, 1997, 12, was bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 40 keine Berücksichtigung findet. Derchain transliteriert statt msXtjw XpS, was als alternative Bezeichnung für den „Großen Bären“ ebenfalls möglich ist. Siehe für ein ausgeschriebenes Beispiel für die Verwendung von msXtjw zur Richtungsangabe Wilson, Lexikon, 466. 215 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 40 übersetzen „qui tire la flèche-Ssr et la flèche-swn“, hier liegt jedoch kein Partizip vor. 216 Alternativ kann auch r-tp „auf“ gelesen werden, siehe dazu Kapitel III 2.2.3. Dies gilt für alle analog konstruierten Phrasen im Folgenden.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

Hr sxkr wrt m xkrw.s Hr snDm Dt.s m mD n Xt-nTr ob sXmw wrw nw HwtnTr Hmw-nTr 4 xr owj n o#wt m HD nbw Hno XsbD mfk#t THnt r sTHn Hr.s Hq#t jrt Ro Xntjt Jwnt ‹dr›217 sSSt nt THnt sXm n nbw dndn n wrt m Owt-sSSt218 Mnqt Wdpw-n-Ro xr Xt.sn nt snwH Drtjw jrj m k#t.sn

Stoff, indem sie die Große mit ihrem Schmuck schmücken, indem sie ihren Leib mit der Salbe des Gottesopfers schmücken, indem sie die großen Götterbilder des Gotteshauses reinigen. Die vier Gottesdiener tragen die beiden Näpfe mit Edelsteinen, (nämlich) Silber, Gold und Lapislazuli, Türkis und Fayence, um ihr Gesicht zu erhellen, (nämlich das der) Gebieterin, Auge des Re, Vorsteherin von Jwnt, ein Naossistrum aus Fayence und ein Bügelsistrum aus Gold ‹vertreiben› die Wut der Großen im Haus des Naossistrums. Menket und der Mundschenk des Re tragen ihre Dinge der Trunkenheit, alle Vorfahren mit ihrem Werk.

onX-w#s(w) nn mhr(w)219 nw Os#t r xrt nt nn n jrt Ro sbjw sfT.tj r sHtp cXmt r sHoo nsrt m xrt.s

Diese onX-w#s-Milchgefäße und die mhrGefäß(e) der Hesat dienen als Bedarf des Kindes des Auges des Re. Die Rebellen sind geschlachtet, um Sachmet zufriedenzustellen, um die Flamme mit ihrem Bedarf zu erfreuen. Die jungen Pflanzen glänzen in der Nähe der Goldenen am Neujahrsfest. Die r#-Gänse sind ein Brandopfer, das t#-wr-Brot ist groß, die t#-Brote sind heiß, das sn-Brot ist warm zu seiner Zeit, die qfn-Brote, es gibt keine Zahl der SnsBrote, die gs-pX#-Brote sind geteilt auf dem Opfertisch.

rnpwt THn.tw (m) h#w nbwt m wp rnpt r#w m sb n sDt220 t#-wr wr.tw t#&w\ t#.tj221 snw srf r nw.f qfnw nbw n(n) Tnw nw Snsw gs-pX#w pX#.tw tp Tt

Stoffopfer (T) Schmücken Salben Reinigung Schmuckopfer (T)

Besänftigung (–)

Speise-/Trankopfer (T 2x) Speise-/Trankopfer (T) Speise-/Trankopfer (T) Speise-/Trankopfer (–)

217 Oder ein anderes Wort für „vertreiben“, das im Zusammenhang mit dndn vorkommt, so El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 40 und 60, Anm. 20 und Wilson, Lexikon, 1202. 218 Aufrère, L’univers minéral, 162 übersetzt „qui éloignent la fureur de la Vénérable dans le Château-du-Sistre“ und scheint dndn als auf die zuvor genannten Gegenstände bezogenes Partizip zu deuten. Dem steht jedoch das nach dndn stehende n entgegen, weswegen ich dndn als Substantiv im indirekten Genitiv deute. 219 Es ist im Zusammenhang mit dem Darbringen von Milch doch wahrscheinlicher, dass es sich um die mhrGefäße handelt und nicht, wie von El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 40 angegeben, um hr-Gefäße, die laut Wb II, 498, 6–7 nur selten belegt sind. 220 Siehe zu dieser Phrase Derchain, in: GM 213, 2007, 20–22. 221 Nach wr.tw ist die in der Publikation (D VII, 176, 11*) angegebene Zeichenfolge folgendermaßen zu verbessern:

(Foto HAdW/Tübingen K 6731). Demnach ist zwischen dem t#-wr und dem sn-

Brot in der Auflistung offenbar noch das gewöhnliche t#-Brot genannt, das auch andernorts durch einen Stativ von t# „heiß sein“ näher erläutert ist (siehe z. B. D VI, 11, 8 und 36, 11). In der Lücke könnten, wie an den genannten Parallelstellen, noch zwei weitere Striche zur Markierung des Plurals gestanden haben. Ich danke Emmanuel Jambon für den Hinweis auf die Stellen in der Krypta.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

qbHw Hno.tw m jj m qrrtj r sqb jb n nbt Jwnt ontw snTr wbn Hr sDt sTj.sn pH.sn r Hrt w#Dw ob#.tw222 m Hr.T nfr oHo-Hms tw jm.sn jw.w223 wob Hno psDt jmjt-Xt.T jnt.s m Htp r pr.s Sps224 #Xt.s pw tp t# Htp.s m st.s Xnt HD.s Sps psDt.s jrj m Smsw.s nTrw m Hb nTrwt hnw (D VII, 177) Dr Htp nbwt mXnt Pr-nbwt jmjw v#-rr m rSrS Dr Htp Spst wsrt m st.s Hr-s# sm# wnmt m-ob j#bt mH t# m nqr s#w-n.sn wrw nw ct-Ro jw.sn Hr nmtt.sn r Htp m HD.sn Hr-s# ob# m#wt nt Ro Hr.sn n(n) #b r sw.sn ro nb225 jsw jrj m HHw nw Hbwsd m fq#w n nHH m nsw Dt m bjtj Hr st Or Xnt k#w onXw Dt

Die Libationsgefäße sind gefüllt mit dem, was aus den Quelllöchern kommt, um das Herz der Herrin von Jwnt zu kühlen. Myrrhe und Weihrauch flammen auf dem Brand auf, ihr Duft erreicht den Himmel. Die Papyruspflanzen sind dargebracht vor deinem schönen Gesicht, iss von ihnen, sie sind rein, zusammen mit deiner Neunheit, die hinter dir ist. Sie in Frieden bringen in ihr prächtiges Haus, es ist ihr Horizont auf Erden. Sie ruht an ihrem Platz in ihrem prächtigen Schrein. Ihre Neunheit ist insgesamt in ihrem Gefolge. Die Götter sind im Fest, die Göttinnen (sind in) Jubel, weil die Goldene im Haus der Goldenen ruht. Die, die in v#-rr sind, freuen sich sehr, weil die Prächtige, die Mächtige an ihrem Platz ist nachdem sich das rechte Auge mit dem linken Auge vereint hat. Das Land ist mit Goldstaub gefüllt. Die s#w-n.sn, die Großen des Sitzes des Re, sie sind an ihrer Position, um in ihren Schreinen zu ruhen nachdem die Strahlen des Re ihre Gesichter beleuchtet haben. Es gibt kein Ende ihrer Zeit jeden Tag. Lohn dafür sind Millionen an Sedfesten und Speisen für die nHH-Ewigkeit als König von Oberägypten und die Dt-Ewigkeit als König von Unterägypten auf dem Sitz des Horus an der Spitze der Lebenden ist in Dt-Ewigkeit.

Libation (–)

Räucheropfer (–) Speise-/Trankopfer (–) Geleit (T) FB1: Rückkehr (H) Ruhen (H) Geleit (T*) Festjubel (T* 2x)

Festjubel (T) Ruhen (H)

Ruhen (T)

Gegengabe

222 Übersetzung nach Vorschlag von Joachim Friedrich Quack. Anders El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 40 („sont assemblées“). 223 Siehe dazu unten, Anm. 290. 224 Wieder transliterieren El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 40 Dsr an Stelle des eindeutigen Sps. 225 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 40 transliterieren sXs und übersetzen „course“, was inhaltlich besser zu passen scheint. Siehe dazu jedoch die Schreibungen von sw „Tag, Zeit“ bei Wilson, Lexikon, 808, wonach es sich um dieses Wort handeln müsste.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

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4.2.2 Erster Teil der Prozession: König und Standartenträger226 D VII, 177, 7 – 178, 2: Treppe W, linke Hälfte, Ostwand, Standarten vor dem König [BT]227 Bez. der I. Stan(1) Wp-w#wt Cmow ob# Upuaut von Oberägypten, der die beiden darte t#wj228 (2) wp229 w#t nt Länder leitet, der den Weg des Upuaut für die Goldene, die Herrin von Jwnt öffnet, Wp-w#wt n (3) nbwt nbt Jwnt n […] w#t (4) […] Weg an der Spitze der Götter: Xnt nTrw Ich habe deinen Weg beschritten im Land Rede (zur I. Stan(5) Hn.n.j mTn.T230 m des Atum. darte): eig. Handv#-n-vm231 lung 232 Du mögest zum Tempeldach gehen bei deiWünsche (1) wD#.T r wD#t m wD#.T nem Gang, du mögest auf der Treppe des Gehens zum (2) nmt.T Hr (6) Xndw n Dach/Himmel schreiten. Xnd r Xyt Dein Weg sei rein […] zum Platz des Se(3) sm#tj.T twr[...] r sthens der (Sonnen-)Scheibe. m##-jtn (7) xnm.T J#Xw #X.tw m Du mögest dich mit dem Glänzenden verei- (4) nen, indem er glänzend ist in seinem Glanz #Xw.f m hrw pn nfr n an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes, wp rnpt er möge dein Gesicht erblicken, (5) (8) dg.f Hr.T sein Leib möge jubeln, (6) Hoo How.f sein Herz möge sich an deinem Anblick (7) XntS jb.f m ptr.T erfreuen. Renne, eile zum Platz des ersten Aufforderung (9) sjn Hp r st-Hb-tpj Festes, Hathor, Große, Herrin von Jwnt, Owt-Or wrt nbt Jwnt Auge des Re, dein Ansehen ist groß bei jrt Ro Sfyt.T wr.tw Xr allen Göttern, dein Schrecken ergreift die nTrw dmDw nrw.T jT Herzen der Göttinnen. m233 jbw nTrwt Thot, der die beiden Rivalen trennt: Bez. der II. Stan(10) EHwtj wp rHwj darte Rede (zur II. (11) wp(.j) w#t nt Wp- (Ich) öffne den Weg des Upuaut, damit du den Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe Standarte): eig. w#wt234 r spr.T st-m##226 Siehe zur Einteilung der Prozession in Gruppen nach ikonographischen und inhaltlichen Kriterien Abschnitt III 2.1.1. 227 Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 43. 228 Ähnlich auch El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 43 („conducteur qui dirige le Double Pays“). LGG VI, 547c – 548b wählt die Alternative sXm t#wj „Mächtiger der beiden Länder“. Siehe zur Lesung ob# die Anmerkungen von Quack, in: ZÄS 127, 2000, 81 (Hinweis des Autors). 229 Anders El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 43, die „qui ouvre le chemin à Oupouaout de l’Or dame de Dendara“ übersetzen, was aber nicht viel Sinn ergibt. 230 Vermutlich wie das Folgende eine Anrede an die 2. Person Singular f., demnach sind die Pluralstriche wohl noch zu mTn gehörig (siehe die Schreibungen bei Wilson, Lexikon, 478). 231 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 43 übersetzen das Verb mit „commander“. 232 Wilson, Lexikon, 288. 233 Vgl. dazu ALex 78.0563. 234 Die Lesung dieser Passage ist problematisch. Spontan würde man die Zeichenkombination

am ehesten

als einem Perfekt zugehörig betrachten, dies wird aber durch die davorstehende Kombination wp w#t verhindert. Kurth, Einführung 2, 674 führt dies aber auch als Schreibung für das Genitivische Adjektiv auf, so dass

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

jtn onXwj.s sn.tj xr H#t.T Dr m##.T jt.T Ro m (D VII, 178) #wt-jb (12) dj.T o235 m Htp r tp Hwt-nTr.T Ssp T(n) h#yt236 m Xw m-owj.s (13) sw mj #Xt Xy.tw xr #Xtj dj-mrt q#.tw xr jwn-Hoo

erreichst. Seine Türflügel seien offen vor dir, bis du deinen Vater Re in Herzensfreude siehst. Du mögest in Frieden die Richtung zum Dach deines Tempels anzeigen, der Kiosk möge dich in den Schutz nehmen, in seine Arme. Er ist wie der Horizont, der erhoben ist unter dem Horizontischen, (wie) der Himmel, der erhoben ist unter dem Jubelnden Pfeiler (dem Mond).

Handlung Wünsche (1) (2) (3) Beschreibung des Architekturelements

D VII, 178, 3–11: Treppe W, linke Hälfte, Ostwand, Textzeilen vor dem König [HFE] Beschreite die Wege! Aufforderung (14) sjn r.T sm#tjw237 Hmt.T m Htp Deine Majestät ist in Frieden, indem all dein FB2: ZufriedenXnd.T238 nb m m#o-Xrw Gehen in Rechtfertigung ist. heit (H) or.T rd.T n NDm-onX239 r Du steigst die Treppe von Angenehm an Le- Aufstieg (H) m## jt.T m hrw wp rnpt ben (d. i. Dendara) hinauf, um deinen Vater am Tag des Neujahrsfestes zu sehen. oq.T r tp Hwt-nTr.T Hno Du betrittst das Dach deines Tempels zuDach betreten psDt.T sammen mit deiner Neunheit. (H) (15) bqnqnw nw Jwnt Die Standarten von Jwnt sind vor dir, indem Geleit (T) xr H#t.T Hr sHr D# D#t m sie den männlichen und den weiblichen WiSchutz r#-w#t.T dersacher von deinem Weg vertreiben, Reinigung Hr swob mTn.T indem sie deinen Weg reinigen, indem sie Hr twr w#t.T r Dw deinen Weg säubern von dem Bösen. m Htp sp 2 r #Xt tp(Du gehst) in Frieden, in Frieden, zum Hori- Kiosk betreten (H) Hwt.T Hwt-nTr.T zont deines Daches deines Tempels (dem (16) o#wj.s sn.tw r Ssp.T Kiosk), seine Türflügel sind offen, um dich snDm.T Hr nst.T m-stj n aufzunehmen. Du machst es dir bequem auf Ruhen Vereinigung (H, (J)#Xw240 deinem Thron im Angesicht des S) Glänzenden, man dies an dieser Stelle annehmen könnte. Siehe zum „Weg des Upuaut“ auch oben, D VII, 177, 8*. 235 Die Übersetzung von dj-o hier und im Folgenden richtet sich nach einem Vorschlag von Joachim Friedrich Quack, demzufolge die Belege aus dem Mundöffnungsritual auf die Bedeutung „die Richtung anzeigen“ schließen lassen. 236 Normalerweise wird h#yt mit „Dach“ oder „Himmel“ übersetzt, siehe zur Verwendung als Bezeichnung für die Dachkapelle jedoch Wilson, Lexikon, 599 und Kapitel III 2.2.3. 237 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 43 nehmen offenbar sm#tj w#wt an und ziehen Letzteres zum nächsten Ausdruck, siehe aber zu einer Determinierung von sm#tj als „Pseudo-Dual“ mit zwei Wegen Wilson, Lexikon, 844. 238 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 43 übersetzen „Gravis tout triomphalement“, scheinen also einen Stativ anzunehmen, was jedoch die attributive Verwendung von nb unmöglich macht. Die Verbalform am Anfang des Ausdrucks muss in jedem Fall ein Substantiv sein, auf das sich nb bezieht, m. E. ist es ein Infinitiv. 239 Siehe zu dieser Bezeichnung der Stadt/des Tempelhauses Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 195–196. 240 LGG I, 24a liest #X „der Treffliche“, in Anbetracht der Häufigkeit von J#Xw in den Texten (siehe III 3.2) liegt aber diese Lesung näher, vgl. auch die Schreibungen in LGG I, 107c.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

psDt.T Hr wnmj.T j#bj.T wr Sfyt.T Xnt st-m##-jtn ntT mwt mwwt nt nTrw (17) xnm.T jt.T Ro m h#yt.T Hr.T nfr r rsj Db#.tw m Xt.T #X.tw m #Xw.T (j)ob s#w-n.sn ntj(w) rHno.T241 sT#.T m Htp r #Xt nt k#.T tjt.T nfrt m-Xnt (18) Owt-sSSt nHH sp 2 n(n) #b m jrw.T Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw

indem deine Neunheit zu deiner Rechten und zu deiner Linken ist, groß ist dein Ansehen am Platz des Sehens der (Sonnen-) Scheibe. Du bist die Mutter der Mütter der Götter. Du vereinst dich mit deinem Vater Re im Kiosk, dein schönes Gesicht ist nach Süden gerichtet, indem du ausgestattet bist mit deinen Dingen, indem du wirkmächtig bist in deiner Wirksamkeit. Vereint sind die s#w-n.sn, die bei dir sind. Du begibst dich in Frieden zum Horizont deines Kas, dein schönes Abbild ist an der Spitze des Hauses des Naossistrums in nHHEwigkeit, in nHH-Ewigkeit, ohne Unterlass, in deiner Gestalt der Hathor, der Großen, Herrin von Jwnt, des Auges des Re, der Herrin des Himmels, der Gebieterin aller Götter.

D VII, 178, 12–14: Treppe W, linke Hälfte, Ostwand, König [BT]242 nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ Der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der beiden Länder ½ ¼: Xfo.n.j mdw m Hb xr Ich habe den Stab im Fest vor dir ergriffen, H#t.T Xnd.T Xndw.T m XntS mögest du auf deiner Treppe in Freude gehen. mdw Sps n sp#t tn Der prächtige Stab dieses Gaues.

Geleit (T)

Identifikation (ntT) FB2: Vereinigung (H, S)

Geleit (T) Rückkehr? (H) Ruhen? (H)

Königstitulatur Rede (K): eig. Handlung Wunsch Bez. des Stabes

D VII, 178, 15 – 181, 5: Treppe W, linke Hälfte, Ostwand, Standartenträger (ST) [BT]243 Nefertum, der sich mit dem Gott vereint. Bez. der 1. Stan(19) Nfr-tm sn‹sn› darte nTr244 (Der Priester namens) Reiniger der Tait, der Bez. des 1. ST (20) twr n v#yt twr m rein an seinem Leib ist, indem er ihre TrepDt.f (21) Hr Dsr sp#.s r pe zum Platz des ersten Festes abschirmt: st-Hb-tpj {T?}

241 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 43 übersetzen „et les dieux-gardiens sont avec toi“ und nehmen offenbar m-ob an. Siehe zu dem Verbum, das eine Ergänzung überflüssig macht, Wb I, 40, 12 – 41, 2. 242 Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 44. 243 Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 44–48. 244 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 43 lesen das offenbar sn nTrj, die Lesung nTr ist für den Falken aber doch viel häufiger belegt. Siehe dazu außerdem LGG VI, 396a und dazu die entsprechende Stelle in D VII, 192, 2*, wo Nefertum snsn nTr „der sich mit dem Gott vereint“ genannt wird.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(22) Hn(.j)245 m Hb r (D VII, 179) Hrt #Xt wrt nt ptr pxr m mHnjt.f pt m Hoowt

(Ich) eile im Fest zum Dach, zum großen Horizont des Sehens dessen, der von seiner Umringlerschlange umgeben ist. Der Himmel ist in Jubel,

jmj.s m rSwt246 sm# wnmt m-ob j#bt

der darin ist, ist in Freude, das rechte Auge vereint sich mit dem linken Auge. Der Widder/Chnum.

(23) B#/$nmw (24) JHy n nbwt nbt Jwnt so# Sfyt.s m nbt Sfyt (25) sqd(.j) m oq r wD#t {nt} sXr.n.j D# D#t m r#-w#t.s

(Der Priester namens) Ihi der Goldenen, der Herrin von Jwnt, der ihr Ansehen als Herrin des Ansehens vergrößert: (Ich) gehe im Fest zum Tempeldach.

Xns247 m Htp jmjtw psDt.T sXmw jrj m jrjrdwj.T (26) vfnt

Ich habe den männlichen und den weiblichen Widersacher auf ihrem Weg niedergeworfen. Geh in Frieden inmitten deiner Neunheit, alle Götterbilder sind deine Diener. Tefnut.

(27) JHy n Jpt-Hmt.s248 dj Sfyt nt Spst Hr Dsr w#t.s r tp-Hwt Hwt-nTr.s pD249 r pt (28) psD.T Hno psD m nbw m dw#yt250 nt wp rnpt (29) bj#.T bnr.tw bw mr jb.T mTn.T snTr r s#

(Der Priester namens) Ihi der Ipet ihrer Majestät, der Ansehen der Prächtigen gibt beim Abschirmen ihres Weges zum Dach ihres Tempels, der zum Himmel schreitet: Du mögest gemeinsam mit dem leuchten, der als Goldener leuchtet am Morgen des Neujahrsfestes. Dein Prozessionsweg sei angenehm, der Ort, den dein Herz liebt, dein Weg sei gereinigt vom Schmutz.

Rede (1. ST): eig. Handlung FB1: Festjubel (A) Festjubel (S) Vereinigung (H, S) Bez. der 2. Standarte Bez. des 2. ST Rede (2. ST): eig. Handlung (1) (2) Aufforderung Bez. der 3. Standarte Bez. des 3. ST

Rede (3. ST): Wünsche (1) (2) (3)

245 Die Verbalformen, die in den vor den Figuren positionierten Reden verwendet werden, sind sehr vieldeutig und weisen meist keine ausgeschriebene Endung und kein Suffix auf. Offenbar war hier nicht beabsichtigt, immer die gleiche Verbalform zu verwenden, wie man es erwarten würde: so treten gelegentlich durch r.T verstärkte Imperative an die Göttin auf (z. B. D VII, 179, 11*), oft aber auch Suffixe der 1. Person Singular. Ob dieses stets zu ergänzen ist, wenn keine Endung dasteht, ist fraglich, da auch narrative Infinitive denkbar wären. 246 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 44 wollen den s-Riegel als Schreibung für das in diesem Kontext äußerst häufige t# sehen, das kleine kreuzförmige Zeichen kann jedoch nicht einfach ignoriert werden. 247 In der Publikation ist das Verb durch ein (sic) gekennzeichnet, wenn in der Lücke aber noch ein n stand, ist dies eine einwandfreie Schreibung für Xns, siehe Wilson, Lexikon, 736, für Beispiele in den Treppentexten siehe D VII, 179, 4* und 179, 9*, 182, 2* und D VIII, 103, 12–13*. 248 LGG I, 219c – 220a. 249 Alternativ auch pD nmtt zu lesen (Wb I, 568, 5 und Wilson, Lexikon, 384), es scheint aber eine Vermischung von pD „ausstrecken“ und p#d „gehen, schreiten“ gegeben zu haben, so dass die Beine auch nur Determinativ sein könnten (Wb I, 501, 2–6). 250 Siehe zur Lesung I 3.5.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

Xndw.T m XntS Xns.T251 Xyt.T Xnt Xm.T nTrw twt r m##.T (30) K#-nsw (31) Hwn n Hnwt pxrt jb252 swr b#w.s r st-Hb-tpj r snsn stwt.s Hno stwt (32) J#Xw m hrw pn nfr mswt jtn (33) pD253 r.T r pt nt pr.T psDt.T twt m jtrtj.T or rd.T Xnt NDm-onX dg.T jt.T hrw wp rnpt (34) Mr-wr (35) Hm-nTr n v#-Smow pn254 Dsr rnw.T dj tfn xr-H#t.s r h#yt nt pr.s sj mj jtn dj.f sw m dw#w (36) bd m#wt.s Hrw (37) Hw m Hoowt r st Hrt m Hwt-nTr.T Xf Hmt.T Ro Xnt Xm.T stwt jt.T pxr m How.T nb Jwnt m hy s#-t# (D VII, 180) (38) cS#t

Deine Treppe sei in Jubel. Du mögest dein Dach/deinen Himmel an der Spitze deines Heiligtums durchwandern. Die Götter mögen versammelt sein, um dich zu sehen. Ka des Königs. (Der Priester) der Gebieterin, der Freundlichen (namens) Jüngling, der ihr Ansehen vergrößert in Bezug auf den Platz des ersten Festes, um ihre Strahlen mit den Strahlen des Glänzenden zu vereinen an diesem schönen Tag der Geburt der (Sonnen-)Scheibe: Schreite aus zum Dach deines Hauses, indem deine Neunheit versammelt ist an deinen beiden Seiten. Steige deine Treppe hinauf in Angenehm an Leben und du erblickst deinen Vater am Tag des Neujahrsfestes. Mnevis. Dieser (Priester namens) Gottesdiener von Oberägypten, der deine Namen heilig macht, der Freude vor sie gibt am Kiosk ihres Hauses: Sie (die Göttin) ist wie die (Sonnen-)scheibe, die sich am Morgen zeigt, ihre Strahlen erleuchten die Gesichter. Geh in Jubel zu dem oberen Platz in deinem Tempel! Deine Majestät möge Re an der Spitze deines Heiligtums erblicken. Die Strahlen deines Vaters mögen deinen ganzen Leib umgeben, Jwnt sei in Jauchzen und Jubel. Seschat.

(4) (5) (6) Bez. der 4. Standarte Bez. des 4. ST

Rede (4. ST): Aufforderung (1) (2) Bez. der 5. Standarte Bez. des 5. ST

Charakterisierung der Gottheit Rede ( 5. ST): Aufforderung Wünsche (1) (2) (3) Bez. der 6. Standarte

251 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 61, Anm. 136 möchten hier Xnd lesen, das s kann jedoch nicht einfach ignoriert werden. 252 LGG III, 114a–b. 253 Alternativ auch pD nmtt zu lesen, vgl. Anm. 249 oben. 254 Allen, Middle Egyptian, 55 zufolge müsste sich ein Demonstrativpronomen im indirekten Genitiv unmittelbar an das erste Glied anschließen, so dass die vorliegende Konstruktion ungewöhnlich wäre. Einen Bezug auf das zweite Glied (v#-Smow) jedoch halte ich aus inhaltlichen Gründen für unwahrscheinlich. Vielleicht wurde der Priestertitel Hm-nTr n v#-Smow hier als ein in sich geschlossener Ausdruck betrachtet, was die Position des pn erklären würde.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(39) sm# jrw mr.s b#w.s255 dj msX# r Xndw.s m obw wr Hn r #Xt sSp.T (40) Jwnt m HDDwt.T sXm nTrw256 mXt.T Xnt ct-nfrt257 (41) Sm m qb nmtt r tp [Pr-r]Xt?258 cS#t wrt m##.T jtn (42) v#-Tnn259

(Der Priester namens) der sich mit der Gestalt vereint von der, die ihre Macht liebt, der Freude auf ihre Treppe gibt in großer Reinheit, der zum Horizont eilt: Du erhellst Jwnt mit deinen Strahlen, die Götter sind mächtig hinter dir in der Stätte der Schönen. Geh in ruhigem Schritt zum Dach [des Hauses der Wissen]den?, große Seschat, damit du die (Sonnen-)Scheibe siehst. Tatenen.

(43) Hm n nTrt n Hnwt nTrwt Tnt m jrw.s r nTrw dmDw Hp m Hoowt r h#yt nfrt (44) snsn #Xt Hno m#w(t) Ro m bj# mH.n.T t# m (45) nqr (46) nmt m Hoowt r tp J#t-vfnt260 r m## jt.T m hrw wp rnpt (47) Jmj-wt

(Der Priester namens) Diener der Göttin, der Gebieterin der Göttinnen, die erhabener ist in ihrer Gestalt als alle Götter, der in Jubel zu dem schönen Kiosk eilt: Die Glänzende vereint sich mit den Strahlen des Re am Himmel. Du hast das Land mit Goldstaub gefüllt. Schreite in Jubel zum Dach der Stätte der Tefnut, um deinen Vater zu sehen am Tag des Neujahrsfestes. Imiut.

(48) nb wn261 n nbt Dr swr k#.{T}s r k#w wD# m Htp st.T Dsr (49) Dr dgt J#Xw m #Xt (50) dj.j o m Htp r tp ct-nfrt nTrw nTrwt m s#.T (51) Oopj

(Der Priester) der Allherrin (namens) Herr des Lichts, der ihren Ka größer macht als die Kas, der in Frieden zieht: Dein Platz ist unzugänglich wegen des Erblickens des Glänzenden am Horizont. Ich zeige in Frieden die Richtung zum Dach des Platzes der Schönen an, die Götter und Göttinnen sind dein Schutz. Hapi.

Bez. des 6. ST

FB2: Erhellen (H) Geleit (T) Rede (6. ST): Aufforderung Bez. der 7. Standarte Bez. des 7. ST

FB2: Vereinigung (H, S) Erhellen (H) Rede (7. ST): Aufforderung Bez. der 8. Standarte Bez. des 8. ST Beschreibung des Bauwerks Rede (8. ST): eig. Handlung Bez. der 9. Standarte

255 Vgl. LGG III, 337a. 256 Alternativ einfach sXmw m-Xt.T „die Götterbilder sind hinter dir“ (Hinweis Emmanuel Jambon). 257 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 46 übersetzen „Dendara s’éclaire de lumière et les puissances divines sont autour d’elle dans la Place de la Parfaite“ und überlesen damit einerseits das Suffix der 2. Person Singular hinter HDDwt, transformieren andererseits das Suffix hinter m-Xt in die 3. Person Singular. Siehe zu ct-nfrt als Tempelname Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 72. 258 Ergänzungsvorschlag von Emmanuel Jambon. Siehe zu diesem Namen für Stadt und Tempel von Dendara Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 78–79. 259 Siehe zur Lesung dieses Zeichens (gegen LGG III, 117, 1) Kapitel III 3.5. 260 Siehe zu diesem Namen für den Tempel von Dendara Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 92– 94. 261 So Cauville, in: RdE 43, 1992, 201, die in der Übersetzung des Priestertitels Yoyotte, in: BIFAO 54, 1954, 83–115 folgt.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

(54) Xnd Hr t#-rd r tp ct-tX pr.T wob m mw wob262

(Der Priester) der Herrin von Jwnt (namens) Reiniger, der rein ist an seinem Leib, der den Gottesweg der Tochter des Re reinigt, der ihre Majestät unzugänglicher macht als die Neunheit an diesem Tag des Neujahrsfestes: Geh auf der Treppe zum Dach der Stätte der Trunkenheit. Dein Haus ist rein von reinem Wasser.

(55) cpdw

Sopdu.

(56) Hm-nTr263 n Or Xntj Owt-cm#-t#wj264 xrj sSt# St# n cpdw (57) Dsr w#t nbwt r tp Owtmnjt m hrw m## jt.s m bj# (58) Sm.j Hr Xndw r tp Pr-Or swr[.j?…] n jrt [Ro?]

(Der Priester namens) Gottesdiener des Horus an der Spitze des Hauses des Somtus, der das verborgene Abbild des Sopdu trägt, der den Weg der Goldenen zum Dach des Hauses des Menit abschirmt am Tag des Sehens ihres Vaters am Himmel: Ich gehe auf der Treppe zum Dach des Hauses des Horus, [ich?] vergrößere […] für das Auge des [Re?]. Der Pfeil.

(52) twr n nbt Jwnt ob m Dt.f swob (53) w#tnTr nt s#t Ro Dsr Hmt.s r psDt m hrw pf wp rnpt

(59) Csr (60) Hm cm#-t#wj Xnt Owt-cm#-t#wj sS xr Ssr (61) r tp Pr-rpyt dj.j o m qb nmtt s#t Ro m Ä#b-t#wj265 n(n) D# D#t m r#-w#t.T

(D VII, 181)

(63) Jdt266

(64) jHy tw# nbt xr H#t nbwt sSt# (65) Sps n s#t Ro

(Der Priester namens) Priester des Somtus an der Spitze des Hauses des Somtus, der vorbeigeht mit dem Pfeil zum Dach des Hauses der Vornehmen: Ich zeige die Richtung an mit ruhigem Schritt, Tochter des Re im Inneren der beiden Länder (d. i. Dendara), ohne dass es einen männlichen oder weiblichen Widersacher auf deinem Weg gibt. Die Jdt-Kuh. (Der Priester namens) Ihi, der die nbt-Kuh vor der Goldenen hochhebt, das prächtige Abbild der Tochter des Re:

Bez. des 9. ST

Rede (9. ST): Aufforderung Beschreibung des Bauwerks Bez. der 10. Standarte Bez. des 10. ST

Rede (10. ST): eig. Handlung (1) (2) Bez. der 11. Standarte Bez. des 11. ST

Rede (11. ST): eig. Handlung

Bez. der 12. Standarte Bez. des 12. ST

262 Man könnte auch annehmen, dass die drei Wasserlinien ein vorgezogenes Determinativ zu wob „Reinigung“ sind, dementsprechend übersetzen El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 47 „Ta maison est purifiée de purification.“ 263 Oder nach Cauville, in: RdE 43, 1992, 198 Hm Or n Or. 264 Siehe zur Raum- bzw. Gebäudebezeichnung LGG V, 837c – 838a und Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 116. 265 Siehe zu dieser Bezeichnung für Dendara Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 197. 266 Das Zeichen muss laut Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 163 so gelesen werden, wenngleich die nachfolgende Rede von der nbt-Kuh spricht, vgl. auch LGG I, 640a–b.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Rede (12. ST): eig. Handlung

(66) rmn.n.j #Xt r tp Pr-#Xt267 r sq# qf#w n nbt Jwnt (67) Jdt

Ich habe die #Xt-Kuh zum Dach des Hauses der Herrlichen/Hathorkuh getragen, um das Ansehen der Herrin von Jwnt zu erhöhen. Die Jdt-Kuh.

(68) Hm-nTrt n jrt Ro dj nrw n nfrt Hr swr b#w.s (69) Xr b#w nw nTrw wrt268 oS#t jwnw269

(Der Priester namens) Diener der Göttin, des Auges des Re, der den Schrecken vor der mit schönem Gesicht erzeugt beim Vergrößern ihrer Machterweise bei den Bas der Götter, der Großen, derer mit vielen Farben: Ich gehe auf der Treppe zum Dach des Hau- Rede (13. ST): ses der Wissenden. eig. Handlung (1) Ich vergrößere die Furcht vor dem Mädchen. (2)

(70) sS.j Hr Xndw r tp Pr-rXt swr.j snD n sDtjt

Bez. der 13. Standarte Bez. des 13. ST

4.2.3 Zweiter Teil der Prozession: Vorlesepriester und Gabenträger D VII, 181, 6 – 185, 11: Treppe W, linke Hälfte, Ostwand, Vorlesepriester (VP) und Gabenträger (GT) [BT]270 Oberster Vorlesepriester des Hauses der Bez. des VP (71) xrj-Hbt Hrj-tp n Prächtigen, Schreiber des Gottesbuches des Pr-Spst sS mD#t nTr n jrt Ro (72) njs r#w nfrw Auges des Re, der schöne Sprüche rezitiert vor der Großen in Jwnt und der Neunheit, H#t wrt m Jwnt (m-)ob die hinter ihr ist: psDt ntt m-Xt.s Rede (VP): eig. (73) dw#.n.j wrt m sp n Ich habe die Große an in der Handlung des Kundigen, Handlung (1) sj# sw#S.n.j Hmt.s m nfrw.s ich habe ihre Majestät in ihrer Vollkommen- (2) heit gepriesen. Worte zu sprechen durch Schesemu, den Bez. des 1. GT (75) Dd mdw jn Csmw Herrn des Laboratoriums, prächtige Macht nb js sXm Sps m ctRo271 (76) nwd nwd mD im Sitz des Re, der Salbenkoch, der Salbe für die große Neunheit kocht, der die Götter n psDt o#t (77) sHtp nTrw nTrwt m k#t.f (78) und Göttinnen mit seiner Arbeit zufriedenstellt, der es den Götterbildern mit seinem snDm sXmw m r#-owj.f Werk angenehm macht, der das Auge des sHb jrt Ro m sTj.s Re mit seinem Duft festlich macht: Rede (1. GT): (79) dj.j o m qb nmtt xr Ich zeige ruhigen Schrittes die Richtung an mit zwei Salbgefäßen mit Myrrhe, eig. Handlung (1) b#swj nw ontw (2) mD.n.j jrt Ro (80) r sHb ich habe das Auge des Re gesalbt, um die psDt m wn m owj.f 272m Neunheit festlich zu machen mit dem, was auf seinen beiden Armen ist als Sache, die Xt prt m jrt Or aus dem Horusauge gekommen ist. 267 Siehe zu diesem Namen des Tempels Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 70. 268 Foto HAdW K 6850 zufolge ist die Zeichengruppierung folgendermaßen: . 269 270 271 272

Vgl. zur Schreibung LGG II, 223c, zum Wechsel von jwn und jnm Wilson, Lexikon, 84. Übersetzung auch bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 48–55. Wilson, Lexikon, 950–951. Vielleicht versehentlich für owj.j?

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

(81) Dd mdw jn v#yt djt dr n tpjw-o orqt (82) jrt Ro m mss sT#mt psDt m k#t (83) qm#.n.s jmnt Dt.sn m p#qt rdjt St n wrt (84) Xntj J#t-djt Hno sXmw nn ntjw m Sms.s (85) Sm.j m Htp r tp Pr-rXt xr (86) Db# Rnn-wtt n s#t Ro (D VII, 182) (87) Hm-nTr tpj n epyt273 Xns.n.f H#t.s r (88) dgt.s274 b# jmj pt m ctRo (89) r djt Dsrw n wsrt m Jwnt Hno (90) Drtjw jrj ntjw m-pxr.s (91) Ts.j Hr Xndw n #Xtjt m Jwnt swr.j wrt275 nt Prrpyt276 (92) Hm-nTr sn-nw n sDtjt dj-jb277 H#t Hrjt-tp (93) r tp Owt-nhm m wp rnpt Jwnt m hy (94) WTst m Hb Dr m## Spst jmjt #Xt (95) dj.j jb278 H#t Hmt.s r tp Owt-nhm sn.j nSn n nbt pt (?)279

Worte zu sprechen durch Tait, die den Vorgängern das dr-Gewand gibt, die das Auge des Re mit dem mss-Kleid bekleidet, die die Neunheit mit dem Werk, das sie geschaffen hat, umhüllt, die ihren Leib mit Leinen verbirgt, die der Großen an der Spitze von J#t-djt und diesen Götterbildern, die in ihrem Gefolge sind, Bekleidung gibt: Ich gehe in Frieden zum Dach des Hauses der Wissenden mit dem Kleid der Renenutet für die Tochter des Re. Erster Gottesdiener derer, die zu Buto gehörig ist: Er ist vor ihr gegangen, damit sie den Ba erblickt, der am Himmel ist im Sitz des Re, um der Mächtigen in Jwnt Unzugänglichkeit zu geben und allen Vorfahren, die in ihrem Umkreis sind. Ich steige auf der Treppe der Horizontischen in Jwnt, ich mache die Große des Hauses der Vornehmen groß. Zweiter Gottesdiener des Mädchens, der sein Herz vor der Stirnschlange zum Dach des Hauses des Jubelns richtet am Neujahrsfest: Jwnt ist im Jubel, Edfu ist im Fest, weil die Prächtige den sieht, der im Horizont ist. Ich wende vor ihrer Majestät das Herz dem Dach des Hauses des Jubelns zu. Ich lasse den Zorn der Herrin des Himmels (?) vorübergehen.

Bez. des 2. GT

Rede (2. GT): eig. Handlung Bez. des 3. GT FB1: Fortbewegen (T)

Rede (3. GT): eig. Handlung (1) (2) Bez. des 4. GT

FB1: Festjubel (A 2x) Rede (4. GT): eig. Handlung (1) (2)

273 Aufrère, L’univers minéral, 163 möchte nsrt lesen, dies wird jedoch durch die beiden Einkonsonantenzeichen t und p vor der Zunge unmöglich gemacht, siehe LGG VII, 534b–c. 274 Alternativ ist auch r dgt s(j) b# jmj pt „damit sie der Ba sieht, der am Himmel ist“ möglich. 275 Die Zeichenanordnung ist Foto HAdW/Tübingen zufolge so:

.

276 Siehe zur Lesung Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 104. 277 Nicht dj-o wie von El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 50 angenommen, siehe Wb I, 60, 11. 278 Vgl. oben, D VII, 182, 5*. 279 Siehe den unsicheren Beleg in LGG VI, 607c und die Übersetzung bei Aufrère, L’univers minéral, 164. Wenn diese Lesung richtig ist, steht der Hase sicherlich für ein Sethtier. El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 50 übersetzen „j’ouvre les portes du ciel du seigneur du ciel“, geben jedoch keine Erläuterung dazu.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(96) Hm-nTr 3-nw n Xwt sSm.s sw#D How n jrt Ro ro nb (97) smn mr r mrwt.s280 m hrw pn nfr wp rnpt dj n.s (98) nTrw j#w swob sm#tjw.s r (99) st-Hbtpj snDm s(j) Hr nst.s psDt.s m-Xt.s (100) jr.n.j Drt.j xr o281 n w#D n B#x #m.n.j sSSt r sHtp jb.T (101) Hm-nTr 4-nw n nbwt s#t Ro n Pr-Spst (102) dj-o282 r tp OwtsSSt Xnd Hr-H#t.s (103) Hr Xndw n Hmt.s r m##.s stwt jt.s m wbn.f (104) Xnd.j Hr Xndw r [tp?] Pr-Spst r snsn.s stwt nt jt.s (105) Dd mdw jn Mnqt jrt Hnqt nbt Dsr qm# m (106) k#t.s

Dritter Gottesdiener derer, deren Kultbild geschützt ist, der den Leib des Auges des Re jeden Tag gedeihen lässt, der den dauerhaft sein lässt, der gemäß ihrer Liebe liebt an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes – sie, der die Götter Lobpreis geben, der ihre Wege zum Platz des ersten Festes reinigt, der es ihr angenehm macht auf ihrem Thron und ihrer Neunheit hinter ihr: Ich gebe meine Hand unter den Napf mit w#D-Mineral aus dem B#x-Land. Ich habe das Naossistrum ergriffen, um dein Herz zufriedenzustellen. Vierter Gottesdiener der Goldenen, Tochter des Re des Hauses der Prächtigen, der zum Dach des Hauses des Naossistrums leitet, der vor ihr geht auf der Treppe ihrer Majestät, so dass sie die Strahlen ihres Vaters bei seinem Aufgang sieht: Ich gehe auf der Treppe zum [Dach?] des Hauses der Prächtigen, so dass sie sich mit den Strahlen ihres Vaters vereint. Worte zu sprechen durch Menket, die das Bier erschafft, Herrin des Dsr-Bieres, das erschaffen ist als ihr Werk:

Bez. des 5. GT

Rede (5. GT): eig. Handlung (1) (2) Bez. des 6. GT

Rede (6. GT): eig. Handlung Bez. des 7. GT

280 Alternative Übersetzung: „der die Liebe festsetzt, so wie sie es wünscht“ (Vorschlag Joachim Friedrich Quack). 281 In den Bandeauinschriften, die eine Zusammenfassung der Prozessionen geben, ist stets davon die Rede, dass die vier Priester mit den Mineralien o-Gefäße tragen, siehe D VII, 176, 6* (Hmw-nTr 4 xr owj n o#wt) und D VIII, 86, 3* (Hm-nTr 4-nw xr sSSt Hno o n THnw); demzufolge ist auch der mit Mineral gefüllte Napf o zu lesen, so auch Aufrère, L’univers minéral, 162, der die Transkription nur einmal in Klammern angibt, im Folgenden dann kommentarlos „mesure liturgique“ übersetzt (siehe auch ders., in: RdE 34, 1983, 6, Anm. 37). In diesem Zusammenhang hat D VIII, 109, 6* für Verwirrung gesorgt, wo es heißt, die der vierte Priester trage

. Belegt durch diese Stelle führt Kurth, Einführung 1, 425 mit. 430, Anm. 48 für das Zeichen

irrtümlich eine Lesung „THnt (Ein Napf mit Fayence)“ auf und verweist dabei auf Aufrères Übersetzung der Priesterbeischriften. Dieser allerdings liest an dieser Stelle „mesure liturgique“ (Aufrère, op. cit., 163), was er auf der vorhergehenden Seite als Übersetzung für das o-Gefäß etabliert hat. Es wäre zwar möglich, aufgrund der Bandeauinschrift in D VIII, 86, 3*, die über den vierten Priester sagt, er trage das Näpfchen mit den Mineralstücken o n THnt zu lesen, ein nur THnt lautendes Gefäß aus diesem Zusammenhang herauszulesen, ist m. E. jedoch nicht möglich. Da das Zeichen

in den Treppentexten auch im Zu-

sammenhang mit anderen Materialien vorkommt (so an vorliegender Stelle, ähnlich D VIII, 109, 8*), liegt es nahe, es neutral o zu lesen. 282 Alternativ dj.j o zu lesen, was zur Folge hätte, dass der Text ab hier zur Rede des Priesters zu zählen wäre. Die Position des Textteils über seinem Kopf spricht jedoch dagegen. Vgl. für einen verwandten Fall, in dem der Strich mit Sicherheit nicht separat zu lesen ist, D VII, 201, 3*.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

SbSb.s n.T nTrj r snDm jb.T oXm.s qnd.T (107) m r#owj.s jw.w r st.T sXot b#w.s283 (108) smX.(D VII, 183)sn284 jb.T r Swy (109) Hnwt Hno.tj m Hnqt H#w-Xt ds Dsr.tw xr (110) Dsr ot‹X› m bw?285 m k#t tpt owj.j jrt Or opr.tj m r#w.s286 (111) Dd mdw jn Wdpw-n-Ro jrj mw n Ro boH Hnwt.f m jrt Or w#Dt (112) Htm hbnwt.f m S# n B#t287 m #Xw (113) wrw nw Owt-jHt jrp n Jmt h# m EsDs cwny288 (114) dmD mob cngr289 sHtp nbwt nTrw (115) m xrt.s ro nb snDm jb n wn m pxr.s (116) Hnwt Hno.tw m jrt Or w#Dt owj.j m ob m jrw‹.sn› (117) jrt Or m jrp wob.tw r obw Ro-Or#Xtj dj.f swr Owt-Or nbt Jwnt (118) Dd mdw jn Os#t mwt-nTr nt Ro nbt bnrw (119) Hnwt HDw #Xt mnXt Xnt nTrw Sdt rmT m bs m mnDwj.s

Sie maischt für dich das nTrj-Bier, um dein Herz zu erquicken, sie löscht deine Wut mit ihrem Werk, sie sind für deinen Platz bestimmt, (oh) die ihre Bas erscheinen lässt, sie mögen dein Herz den Mangel vergessen lassen. Die Näpfe sind gefüllt mit Bier und H#w-XtBier, der ds-Krug ist heilig gemacht mit dem Dsr-Bier indem es durchge‹seiht› ist am Ort? als Werk auf meinen beiden Armen, das Horusauge ist ausgestattet mit seinen Teilen. Worte zu sprechen durch den Aufwärter des Re, den Mundschenk des Re, der die HntGefäße mit dem grünen Horusauge überquellen lässt, der seine hbnt-Krüge mit dem Wein von Charga, ausstattet und mit den großen wirksamen Dingen aus Owt-jHt, dem Wein von Buto, und das, was aus Baharija herunterkommt, aus ganz Pelusium und aus Sangara, der die Goldene der Götter mit ihrem Bedarf zufriedenstellt jeden Tag, der es dem angenehm macht, der in ihrer Umgebung ist: Die Hnt-Gefäße sind gefüllt mit dem grünen Horusauge, meine beiden Arme sind rein, wie sie sein sollen. Das Horusauge ist Wein, der gereinigt ist von der Unreinheit; Re-Harachte, er lässt Hathor, die Herrin von Jwnt trinken.

FB1: Speise-/ Trankopfer (T) Besänftigung Beschreibung des Zwecks der Opfergabe

Worte zu sprechen durch Hesat, die Gottesmutter des Re, die Herrin der süßen Milch, die Gebieterin der weißen Milch, treffliche #Xt-Kuh an der Spitze der Götter, die die Menschen nährt mit dem, was aus ihren Brüsten kommt:

Bez. des 9. GT

Rede (7. GT): Beschreibung der Opfergabe Bez. des 8. GT

Rede (8. GT): Beschreibung der Opfergabe

283 LGG VI, 503a. 284 Vgl. zur Lesung die zu Wb IV, 140, 16 angegebenen Schreibungen. 285 Die Übersetzung dieser Passage folgt in Ermangelung einer besseren Lösung Guglielmi, in: Fs Winter 117. Anders El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 51, die zahlreiche eindeutig vorhandene Wörter nicht lesen und daher zu einer völlig anderen Konstruktion gelangen. 286 Eine Übersetzung des Textes zu Meret findet sich auch bei Guglielmi, in: Fs Winter, 117. 287 Siehe zur Lesung und zur möglichen Identifikation Osing, in: Fs Mokhtar, 179–193. 288 Siehe für eine Teilübersetzung des Textes zu Udepu Rickert, Gottheit und Gabe, 180, wo sich auch Literaturangaben zur Lokalisierung der einzelnen Ortschaften finden. 289 Eine Bezeichnung von Mesopotamien, auf die mich Joachim Friedrich Quack aufmerksam gemacht hat. Siehe dazu zuletzt Kockelmann, in: ders./Rickert, von Meroe bis Indien, 58–59.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(121) bnrwj bnrw twr.tw r obw rmn.j st n wrt (122) jw.w290 wob291 (123) Dd mdw jn MnH oS# dmwt nTr o# (124) m v#-rr pr o jT m sXm.f (125) b# tkk mds tpw (126) nw Xftjw292 sHtp cXmt m xrt.s (127) dr.n(.j) tpw nw #bwt ctS n(n) wtT nTr jm.sn293 (128) sfT.n.j How.sn m km n #t294 sHtp.j nsrt m X#w.w (129) Dd mdw jn Csmw nb sXw Or (130) Tm# o sXm m snD.f295 tqr (131) pHtj Hw rkyw.f (132) sfT296 #bwt nw sbjw (D VII, 184)

Wie süß ist die süße Milch, die gereinigt ist von der Unreinheit! Ich bringe sie der Großen, sie (die Milch) ist rein. Worte zu sprechen durch den Schlächter, den mit vielen Messern, den großen Gott in v#-rr, der mit herausfahrendem Arm, der mit seiner Macht ergreift, der angreifende Ba, der die Köpfe der Feinde abschneidet, der Sachmet mit ihrem Bedarf zufriedenstellt: (Ich) habe die Köpfe der Abbilder des Seth abgeschnitten, kein Sohn des Gottes ist unter ihnen. Ich habe ihre Leiber geschlachtet in einem Augenblick, ich stelle die Flamme mit ihren Fleischstücken zufrieden. Worte zu sprechen durch Schesemu, den Herrn der Schlachtstätte des Horus, der mit kräftigem Arm, der mächtig ist in seiner Furchtbarkeit, der mit gewaltiger Stärke, der seine Feinde niederschlägt, der die Abbilder der Rebellen schlachtet:

Rede (9. GT): Ausruf eig. Handlung Bez. des 10. GT

Rede (10. GT): eig. Handlung (1) (2) (3) Bez. des 11. GT

290 Nach Joachim Friedrich Quack ist das scheinbare Suffix in dieser Formel eine unpersönliche Adverbialendung, zu der er demnächst publizieren wird. Vgl. einstweilen Altmann-Wendling, in: Pries (Hg.), Die Variation der Tradition, 117, Anm. 101. 291 Der ganze Text zu diesem Gabenträger ist auch übersetzt bei Simonet, Maîtres d’autel, 103. 292 LGG III, 473b. El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 52 übersetzen „qui egorge les bœufs-nwi“, solche Rinder sind m. E. aber nicht bekannt. Viel sinnvoller ist es in diesem Kontext, den Rinderkopf tatsächlich als Ideogramm für „Kopf“ zu lesen, was in diesem Zusammenhang sicherlich zu rechtfertigen ist, das der Schlachtgott offenbar Rinder als Abbilder des Götterfeindes tötet. Siehe Kurth, Einführung 1, 22, der auch diese Stelle zitiert. 293 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 52 übersetzen „Il n’y a pas d’enfants divins en eux“. Diese Aussage dürfte sich auf das Auswahlverfahren der Opfertiere beziehen, das natürlich einerseits die Qualität der dargebrachten Gaben sicherte, andererseits aber auch vermied, dass Tiere mit besonderen göttlichen Merkmalen unbemerkt geopfert wurden. Siehe Vos, in: Gs Quaegebeur, 710; Otto, Priester und Tempel I, 84–85; Sayed Mohamed, Festvorbereitungen, 114–118; Labrique, in: Archimède 1, 2014, 64–70. Ich danke Christian Leitz und Joachim Friedrich Quack für Hinweise dazu. Auch die Edition des Buches vom Tempel durch Letzteren wird diesbezüglich Informationen liefern. Vgl. D VIII, 46, 3–4*; 101, 4*; 105, 12*. 294 Diese Lesung der Zeichenkombination verdanke ich Christian Leitz. Der Rinderkopf, der Foto HAdW/Tübingen K 6946 zufolge zweifelsfrei zu identifizieren ist, steht dabei sicherlich für

oder eine Variante,

siehe die Schreibungen bei Wilson, Lexikon, 25 und Wb I, 1, 18. 295 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 52 übersetzen hier zwei Ausdrücke als einen („au couteau puissant par sa crainte“), siehe jedoch LGG VII, 462c – 464c. 296 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 52 transliterieren sdf und übersetzen „Je tue“, ein so lautendes Wort mit dieser Bedeutung ist mir jedoch nicht bekannt. Es existiert lediglich sdf „binden“ (Wb IV, 369, 14), das jedoch selten ist und noch dazu der Bedeutung nach nicht mit dem Messer determiniert sein dürfte.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

Ich habe die Rebellen gegen das Horusauge geschlachtet, ich stelle Horus mit seinen beiden Augen zufrieden. Ich habe das Blut der Genossen des Seth Ttf.n.j snf n sm#jw ctS ausgegossen, sHtp.j Hmt.s m wp rnpt ich stelle ihre Majestät am Neujahrsfest zufrieden. (135) cXt m-Xt.f sSn m Sechet ist hinter ihm, Lotos ist in ihrer Hand, indem er wirksam ist in seinem Duft, o.s #X m sTj.f nXb wr der große Lotos ist groß in ihrer Hand. wr.tw m Xfo.s (136) nTr Hrj-jb mr.f297 Gott, der inmitten seines Kanals ist, sagt man zu ihm. k#.tw m rn.f Fette Gänse sind herausgekommen und steir#w Dd#w (137) pr m 298 gen hinab zur Wabet deines Tempels, um h#t r wobt nt Hwtdeine Altäre jeden Tag festlich zu machen. nTr.T r sHb X#wt.T ro nb p#y-Vögel, Sumpfvögel und tm-og#-Vögel, p#yw (138) xnmw tmog#w299 ntjw wn-mw n die deiner Majestät feindlich gesonnen sind, Hmt.T stpw.sn pH.n.w300 ihre Fleischstücke, sie erreichen den Hrt Himmel. (139) sHtp.j Hnwt nTrw Ich stelle die Gebieterin der Götter zufrieden mit dem, was aus dem Fruchtland kommt. m bs m #Xt Worte zu sprechen durch den lebendigen (140) Dd mdw jn Op onX nTr o# m ct-Ro (141) Apis, den großen Gott im Sitz des Re, Gebieter der Bas der Vorfahren, der die OpferHq# n b#w nw Drtjw tische der Götter und Göttinnen speist, der (142) sDf# Tt nt nTrw nTrwt (143) snm Spst m die Prächtige von seinen Herrlichkeiten essen lässt: Spsw.f (133) sfT.n.j sbjw nw jrt Or sHtp.j Or Hr jrtj.f (134)

Rede (11. GT): eig. Handlung (1) (2) (3) (4) Bez. des 12. GT

FB2: Speise/Trankopfer (–)

Rede (12. GT): eig. Handlung Bez. des 13. GT

297 LGG IV, 437a. 298 Vgl. zur Kombination pr h#y „ausgehen und zurückkommen“ Wb I, 521, 9–14. Mein Übersetzungsvorschlag geht davon aus, dass r#w Dd#w als Subjekt sowohl für den Stativ pr als auch für die Pseudoverbalkonstruktion mit dem Infinitiv h#t fungiert. Anders El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 53 und 63, Anm. 336, die annehmen, dass es sich bei h#y um ein Toponym handelt, das einen Ort bezeichnet, aus dem die Gänse herauskommen, ohne dazu Näheres sagen zu können. Einen sehr reizvollen Alternativvorschlag macht Joachim Friedrich Quack, der die Zeichenkombination

als Variante

der Bezeichnung des Geflügelhofs h#(t)-r-mw betrachtet (siehe dazu Wb II, 481, 5–6; Wilson, Lexikon, 600; Meeks, in: RdE 28, 1976, 92–95): „Fette Gänse sind aus dem Geflügelhof deines Tempels herausgekommen“. Allerdings weisen die bei Meeks, op. cit., 94 aufgeführten Belege aus den späten Tempeln durchgehend stark verkürzte Schreibungen auf, in denen kein Rolle, die

und nur selten ein

enthalten ist. Zudem bliebe die

hier spielt, im Dunkeln, weswegen der Zusammenhang mit h#(t)-r-mw m. E. als unsicher zu

bewerten ist. 299 Wb V, 306, 2 und Guglielmi, in: ZÄS 103, 1976, 107. 300 Vielleicht handelt es sich um das Suffix der 3. Person Plural (.w)? Möglicherweise wurden nur die Pluralstriche weggelassen. Für eine ähnliche, auf den Fettduft von Rindern bezogene Formulierung, die sich ebenfalls der Perfektform bedient (pH.n.s pt) siehe Opet I, 224 links und dazu Rickert, Gottheit und Gabe, 84, 86 und 88.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(144) tw#.n.j Df#w r tpHwt Hwt-nTr r (145) xrt nt #Xtjt m Pr-Spst (146) Dd mdw jn Mrwr wHmw n Ro onX Hr (147) srX m Jwnw302 jty wr n (148) owt nbt nTrjt boH v#-rr m nfrw (149) rmn.n.j k#w n k#w-nTrw nw Ä#b-t#wj (150) sHtp.j nTrw m Xt.sn303 (151) sHtp Hmt.s n nbwt nbt Jwnt ob nTr (152) n ont r nTrwt dj owj.f xr wD#w (153) n wrt r sxkr Hmt.s m jrjXX.s (154) Xnd.j Xndw305 xr s#w n jrt Ro r sxkr How.s m nfrw.s (D VII, 185) (155) H#tj-o306 jmj-Xt n #Xtjt Xnt Owtmnjt (156) ob Hmt.s m nw sqb (157) tp.s m hrw wp rnpt snTr snn.s m qbHw

Ich habe die Speisen zum Dach des Tempels hochgehoben, dem Bedarf der Horizontischen im Haus der Prächtigen gemäß.301 Worte zu sprechen durch Mnevis, den Herold des Re, der auf der Palastfassade in Heliopolis lebt, großer Herrscher allen heiligen Kleinviehs, der v#-rr mit Vollkommenheit überschwemmt: Ich trage Nahrung für die Kas der Götter des Inneren der beiden Länder, ich stelle die Götter zufrieden mit ihren Dingen.304 (Der Priester) der Goldenen der Herrin von Jwnt (namens) der ihre Majestät zufriedenstellt, Gottesreiniger für die, die schöner ist als die Göttinnen, der Amulette für die Große auf seinen Händen trägt, um ihre Majestät mit der Halskette zu schmücken: Ich gehe auf der Treppe mit Schutzamuletten für das Auge des Re, um seinen Leib mit ihrer Vollkommenheit zu schmücken. (Der Priester) der Horizontischen an der Spitze des Hauses des Menit (namens) nachrangiger Gouverneur, der ihre Majestät mit Wasser reinigt, der ihren Kopf kühlt am Tag des Neujahrsfestes, der ihr Abbild mit dem Trankopfer rein macht:

Rede (13. GT): eig. Handlung Bez. des 14. GT

Rede (14. GT): eig. Handlung (1) (2) Bez. des 15. GT

Rede (15. GT): eig. Handlung Bez. des 16. GT

301 Für eine Übersetzung des Textes zu Apis siehe Simonet, Maîtres d’autel, 103. 302 Geschrieben wie Jwnt, die Bezeichnung Dendaras. 303 In Wirklichkeit ist das Wort Xt hier noch mit einem Brot determiniert, das in der Publikation vergessen wurde (siehe Foto HAdW/Tübingen K 6953). 304 Für eine Übersetzung des Textes zu Mnevis siehe Simonet, Maîtres d’autel, 103. 305 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 184 lesen hier kein Wort für Treppe, sondern scheinen dies als Determinativ zu verstehen. Zusammenspiel von Xnd „gehen“ und Xndw „Treppe“ ist in den Inschriften der Treppenaufgänge jedoch häufig, siehe z. B. D VII, 182, 13* und Kapitel III 2.1.3. 306 Nach Schweitzer, in: Or 79, 2010, 375–378 ist die hier vorliegende Schreibung mit

eventuell alternativ

tpj-o zu lesen, wobei die Abhängigkeit von H#tj-o aufgrund von Parallelstellen nicht angezweifelt werden kann. So auch die Belege aus den Inschriften der Treppenhäuser und dem Dachkiosk, in denen in der betreffenden Zeichenfolge manchmal 13*); 105, 9*); 8*);

, manchmal

(D VII, 190, 9*);

, gelegentlich aber auch beides geschrieben ist:

(D VIII, 84, 9*; 86, 8*);

(D VII, 197, 15*; 198, 2*);

(D VIII, 105, 15*);

(D VII, 186,

(D VII, 185, 2*; 185, 5*; D VIII, (D VIII, 94, 12*; 114, 5*; 114,

(D VIII, 84, 1*; 84, 2*). Ausgeschlossen ist aufgrund einer griechischen Entsprechung die von

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

(158) snTr.j sXm.T m nn mw rnp tp(j) rnpt n(n) #b (159) H#tj-o wr n wrt m-Xnt Owt-sSSt (160) nTr xntj.s m snTr Hr sDt307 (161) swob.j st.T m snTr Hr [sDt?] (162) Oopj-Cmow Xnt J#t-djt ob w#t (163) n nbt Jwnt (164) twr.j Xndw.T m jj m qrrtj (165) Oopj-Cmow Xnt v#-rr (166) snTr sm#tj n nbwt nTrw (167) swob.j nmtt.T m mw jpw

Ich reinige dein Heiligtum mit diesem frischen Wasser am Jahresbeginn ohne Unterlass. (Der Priester) der Großen an der Spitze des Hauses des Naossistrums (namens) hochrangiger Gouverneur, der ihr Abbild beräuchert mit dem Weihrauch auf dem Brand: Ich mache deinen Platz mit Weihrauch auf dem [Brand?] rein. Hapi von Oberägypten an der Spitze von J#tdjt, der den Weg der Herrin von Jwnt rein macht: Ich reinige deine Treppe mit dem, was aus den Quelllöchern kommt. Hapi von Oberägypten an der Spitze von v#rr, der den Weg der Goldenen der Götter reinigt: Ich reinige deinen Schritt mit diesem Wasser.

Rede (16. GT): eig. Handlung Bez. des 17. GT

Rede (17. GT): eig. Handlung Bez. des 18. GT Rede (18. GT): eig. Handlung Bez. des 19. GT Rede (19. GT): eig. Handlung308

4.2.4 Dritter Teil der Prozession: König, Königin und Naosträger D VII, 185, 12 – 186, 4: Treppe W, linke Hälfte, Ostwand, König und Königin [BT]309 nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ s# Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur Ro nb Xow ½ ¼ Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. Weihrauch opfern. Worte zu sprechen: Szenentitel (168) jrt snTr Dd mdw Der oberägyptische Duft kommt zu euch aus Rede (K): FB3: (169) jj sTj Smow310 Hierakonpolis, eure Nasenlöcher vereinen Räucheropfer (–) r.T(n)311 m NXn snsn sich mit ihm. xnmtj.Tn jm.f (170) Die Stirnschlange ist gekommen aus Elkab, Räucheropfer (T) mHnjt jj.tw m-Xnt NXb312

307 308 309 310 311

312

Elmar Edel vorgeschlagene Lesung H#tj-pot, so Schweitzer, loc. cit. Ich danke Joachim Friedrich Quack für den Hinweis auf die Problematik. Möglich wäre auch, dieses Wort und das in der darauffolgenden Zeile wrt „große Flamme“ zu lesen, wie es El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 54 und 63, Anm. 386 tun, vgl. dazu Wilson, Lexikon, 243. Der Schreibung nach lässt sich das nicht entscheiden. Wie D VII, Taf. 674 zeigt, steht hinter dem zweiten Hapi noch eine Feldgöttin, die allerdings keine Beischriften hat (D VII, 185, 11*). Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 56. Siehe zu diesem Räucherwerk ALex 78.3954, wo D VIII, 114, 9*, 116, 14*, 148, 15 und 154, 4 als Belege aufgelistet sind. Wilson, Lexikon, 970, liest sTj HD. Die anderen Suffixe im Text sind eindeutig 2. Person Plural. Siehe zu diesem Wechsel von 2. Person Singular zur 2. Person Plural in der Anrede die entsprechende Passage in D VII, 199, 6*. Als im Plural Angesprochene in Frage kommen für den eigentlich nur die in den Naoi befindlichen Götter und insbesondere natürlich Hathor, denen sich der König während des Räuchervorgangs zuwendet. Dem entspricht auch, dass in der analog konstruierten Passage (D VII, 199, 6*) explizit Götter als Drtjw T#yw und Göttinnen (nTrwt) angesprochen werden. El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 56 („Mehnit est venue d’El Kab“).

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

oq.n.s Srtj.Tn pr WrtHk#w Smot (171) Xnt NXn313 srf.sn tp-owj.Tn dqr-nTr xnm.tj m ontw Sw tpj314 snTr.f w#t.Tn m snTr s# onX w#s nb H#.f (D VII, 186) mj Ro Dt (172) NXbt HDt NXn Hq#t nbt t#wj ½ ¼ (173) Xfo wnmj.j sSSt n Hmt.T #m j#bj.j sXm n k#.T (174) Ssp.n.j smdtj nw THnt m-o.j sHtp.j jb.T m-Xt nSn315

sie ist in eure Nasenlöcher eingetreten, die oberägyptische Werethekau kommt heraus aus Hierakonpolis, sie ruhen auf euren Armen. Das Räucherwerk ist vereint in der trockenen Myrrhe erster Qualität, sie (die Myrrhe) beweihräuchert euren Weg mit Weihrauch. Aller Schutz, Leben, Macht sind um ihn wie Re in Dt-Ewigkeit. Nechbet, die Weiße von Hierakonpolis. Die Gebieterin, die Herrin der beiden Länder ½ ¼: Meine rechte Hand ergreift das Naossistrum für deine Majestät, meine linke Hand fasst das Bügelsistrum für deinen Ka. Ich habe die beiden Sistren aus Fayence ergriffen in meiner Hand, ich besänftige dein Herz nach dem Wüten.

Räucheropfer (T)

Räucheropfer (–) Rückenschutzformel Bez. des Geiers Titulatur der Königin Rede (Königin): eig. Handlung (1) (2) (3) (4)

D VII, 186, 6–10: Treppe W, linke Hälfte, Ostwand, Naosträger (NT) der Hathor [BT]316 (175) Jmstj ew#-mwt.f Imseti, Duamutef, der Beutemacher, der sei- Bez. der NT nen Namen selbst erschafft, Hapi, O#qw317 Jr-rn.f-Ds.f Qebechsenuef, der seinen Vater sieht, der (176) Opj ÄbH-snw.f unter seinem Olivenbaum ist, Chentienirti. M##-jt.f $rj-b#q.f318 %ntj-n-jrtj319 Oh Träger, die ihr die Prächtige, die MächAnrufung (177) j rmnw rmnw tige tragt, Gottesdiener der Hathor, der Spst wsrt Hmw-nTr n Großen! (178) Owt-Or wrt jp jb.Tn Hr rmn wrt snD Seid verständig beim Tragen der Großen, Aufforderung n.s nTrw nbw vor der sich alle Götter fürchten! (179) Owt-Or wrt nbt Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Bez. der Gottheit im großen Naos Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt Auge des Re, die Gebieterin aller Götter: nTrw nbw

313 Gegen LGG V, 911c, das Xntjt NXn liest und dies als Epitheton deutet. Die parallele Konstruktion mit den voranstehenden Phrasen spricht jedoch für meine Lösung. 314 Siehe zu dieser Spezifizierung der Myrrhe Wilson, Lexikon, 164 und Wb I, 206, 12. 315 Siehe auch El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 56 und zur Lesung S für die wSchlaufe Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 176. 316 Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 57. 317 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 56 schreiben „régent“ und lesen demnach Hq#, siehe aber LGG V, 26c – 27c. 318 Siehe zur Identifikation neuerdings Quack, in: Fs Spalinger, 275–290. 319 Siehe zur Lesung Anm. 1286 in Abschnitt III 3.7.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

(180) dj.j n.k Pwnt xr jmj.f320 v#-nTr Tn.tw m Xt.f

Ich gebe dir Punt mit dem, was in ihm ist, und das Gottesland, indem es erhaben ist mit seinen Sachen.

Rede (Hathor): Gegengabe

D VII, 186, 11 – 187, 3: Treppe W, linke Hälfte, Ostwand, Text über dem Naos der Hathor321 [HFE] Worte zu sprechen: Jubel ist entstanden am FB1: Festjubel (181) Dd mdw THHwt Eingang der beiden Heiligtümer, (A) Xpr m r# jtrtj XntS (182) rwD Xnt #Xt Freude ist dauerhaft an der Spitze des Horizontes, Owt-sSSt m nhm r #w.s das ganze Haus des Naossistrums ist in Dr wn Hr (183) n Hnwt Jauchzen, seit das Gesicht der Gebieterin in ihrem Schrein geöffnet wurde. m HD.s Herauskommen zur Gotteskapelle der GolErscheinen (H) prt r sH-nTr322 n nbwt denen, der Herrin von Jwnt, an ihrem schönbt Jwnt m Hb.s nfr nen Fest, dem Neujahrsfest. (184) wp rnpt Fortbewegen (H) Herauskommen zur Treppe im Haus der prt r rd/Xndw m-Xnt Goldenen, Pr-nbwt Öffnen des Gesichtes der Gottheit durch den Gesicht öffnen wn-Hr Hr nTr jn H#tj-o (T) hochrangigen Gouverneur, wr (185) Erscheinen der Prächtigen und Mächtigen in Erscheinen (H) sXot Spst wsrt m HD.s ihrem prächtigen Schrein. Sps Ruhen (H) Veranlassen, dass sie auf einem Untersatz rdjt Htp.s Hr S n nbw Beschreibung des aus Gold ruhe, auch sei der Himmel aus (186) pt jsk nt s#wj HrSchreins (–) Gold auf ihm, auf vier Säulen aus Gold, tp.f Hr-tp o#yw 4 nw einer in jeder Ecke des Untersatzes. Auch nbw wo nb r qoH nb vier Ösen an den vier Ecken dieses Un(187) n S sk moyt 4 r tersatzes, Streifen aus Leinen, die Tait jfdwt nt S pn nmsw n p#qt (188) m sXt.n v#yt gewoben hat, sind an die vier Ösen geknüpft. Ts r moyt 4 323 (D VII, 187) Kommen der Freunde vor das pr-wr, indem Geleit (T) jjt smHrw r sie ausgestattet sind mit all ihrem Bedarf. Xnt pr-wr Db#.tw m jrw.sn (189) nb Schrein tragen Sie tragen die Große in ihrem prächtigen rmn.sn wrt m HD.s Sps Schrein, um die (Sonnen-)Scheibe zu sehen r m## jtn m wp rnpt am Neujahrsfest. Sie betreten mit ihr das Dach ihres Tempels, Dach betreten oq.sn (190) xr.s r tp(T*, H) damit sie sich mit ihrem Vater in Freude Hwt Hwt-nTr.s r xnm.s vereint. jt.s m Hoowt Sie ruht auf ihrem Thron inmitten ihres Ge- Ruhen (H) Htp.s Hr nst.s (191) folges. jmjtw Snwt.s 320 Nach Foto HAdW K 6882 steht an Stelle des in der Publikation angegebenen

eindeutig

.

321 Siehe für eine Übersetzung von D VII, 186, 13 – 187, 1* Barta, in: MDAIK 23, 1968, 76. 322 Siehe zu einer möglichen Interpretation der „Gotteskapelle“ an dieser Stelle III 1.1. 323 Lesung nach von Hinweis Joachim Friedrich Quack, siehe ders., in: LingAeg 11, 2003, 113–116; dem folgt z. B. Collombert, in: GM 227, 2010, 17–22, dagegen jedoch Schweitzer, in: ZÄS 138, 2011, 132–149 (mit weiterer Literatur zur Debatte).

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

jr.tw n.s tp-rd n st-Hbtpj

Man vollzieht für sie die Anweisung des Platzes des ersten Festes.

Ritualvollzug (–)

D VII, 187, 3 – 188, 11: Treppe W, linke Hälfte, Ostwand, Text über den Naoi der Neunheit [BT/HFE] Bez. der Götter(192) psDt o#t jmjt v#Die große Neunheit inmitten von v#-rr, gruppe rr sXmw nn nw ct-Ro diese Götterbilder des Sitzes des Re, (193) nbwt324 Spswt325 die nbt-Göttinnen, die Prächtigen an der Xnt v#-n-vm (194) k#w Spitze des Landes des Atum, die Kas in ihm k#r.sn m Ä#b-t#wj ren Schreinen im Inneren der beiden Länder, (195) Ddw tpjw-o nw t# die Dauernden, die Vorgänger dieses Landes, die Gebieter, die den Umkreis der (Sonpn Hq#w Hq#w Sn n jtn nen-)Scheibe beherrschen, mit unzugängli(196) Dsrw f#w m-Xnt cher Macht in den beiden Heiligtümern, dejtrtj Hwwt-nTrw (197) ren Kultbilder die Tempel beinhalten, xr oxmw.sn die große Neunheit derer, die als Goldene psDt wrt nt wbnt m nbwt (198) sqdt m-Xt.s aufgeht, die hinter ihr geht, um ihren Vater zu sehen, r m## jt.s die hinter ihr geht, um ihr Ansehen zu verXndt Hr-s#.s (199) r größern, swr Sfyt.s um ihre Gestalt heiliger zu machen als die r Dsr jrw.s r sXmw (der) Abbilder, um ihre Würde groß zu ma(200) r swr qf#w.s Xr 326 chen bei dem, der als Goldener leuchtet, um psD m nbw (201) r ihr Gesicht wegen seines Anblicks zu erhelsTHn Hr.s n m##.f len. Bez. der Gottheit wrt m pt HDt t#wj (202) Die Große im Himmel, die die beiden Länm stwt.s sSpt Sn n jtn m der mit ihren Strahlen erhellt, die den Umkreis der (Sonnen-)Scheibe bei ihrem Aufwbn.s gang erhellt, Herrin des Musizierens, wegen nbt jHy jHy.tw n m##.s 327 deren Anblick man musiziert, bei deren He(204) XntS.tw m Xsf.s rankommen man jubelt, die Prächtige, die Mächtige, die das Herz Spst wsrt jm#t jb n Ro (205) w#Dt msXo mj nb des Re erfreut, mit frischem Erglänzen wie der Allherr, Dr (206) die Horizontische im Horizont, die die #Xtjt m #Xt H#yt t#wj beiden Länder mit ihren Strahlen erhellt, (207) m stwt.s die Ägypten mit ihrer Vollkommenheit hell b#qt B#qt m nfrw.s sein lässt, die hochsteigt zum Himmel bei (208) Xyt r pt Xr jt.s ihrem Vater Re, Ro328 324 Wie auch sonst öfter als Dual geschrieben, dem Kontext nach hier jedoch wahrscheinlich als Plural zu verstehen. 325 In LGG IV, 193a wird

als Attribut zu nbtj aufgefasst, was ebenfalls möglich ist.

326 Hier übersetzt Colin, in: Gs Daumas, 118 „alors le soleil brille en or“, zu dem häufiger belegten Gottesnamen siehe aber LGG III, 123c –124c. 327 Die Zeichen

gehören offenbar zur Schreibung von Xsf, vgl. Wilson, Lexikon, 749 und D VII, 187, 14*.

328 LGG V, 640b hat „Die hoch ist zum Himmel bei ihrem Vater Re“, für die gewählte, passendere Bedeutung

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

(209) Hoo n.s vm jj n.s nTrw (210) m j#wt sp 2 psDt m ks n b#w.s329 (211) pg# n.s EHwtj owj xr nt-ow.f (212) cS#t wrt xr mD#wt.s wbn.T wbn Ro (213) cXmt wrt nbt t#wj Xo.T Xnt Xm.T (214) Xnt Owt-nhm Hoo #Xtj m (215) Xsf.T sHtp tw.T nTrw330 m j#w sp 2 (216) mj Ro m wp rnpt pr.T r tp-Hwt.T (217) tp-o psDt.T Hoo jt.T n m##.T xnm.T stwt (218) nt #Xtj Xnt #Xt #bX m#wt.f m (219) Hr.T snsn DfD n wD#t331 wnmt.f nTrt n k#.f Xnt Jwnt (220) Htp.s Hr nst nt Hmt.s m Hoowt rdj n.s (D VII, 188) jt.s m (221) #wt-jb Dr swD.f n.s #Xt.f nst.f j#wt.f nswyt.f (222) m pt t#332 psDt.s r gs.s m wnmj j#bj mj Ro (223) jmjtw Snwt.f Hmw-nTr m obw m (224) jtrtj Hmt.s Hr sX#X snn.s m tp-r#w jtjw-nTr (225) r nmtt.sn m Dsr wr Hr njs Hknw (226) n k#.s Xnt Jwnt

329 330 331 332

für die Atum jubelt, zu der die Götter in Lobpreis, in Lobpreis kommen, vor deren Machterweisen die Neunheit sich verneigt, für die Thot die Arme ausstreckt mit seinen Bestimmungen, für die Seschat, die Große, ihre Schriftrollen trägt. Wenn du aufgehst, geht Re auf, Sachmet, die Große, die Herrin der beiden Länder! Du erscheinst an der Spitze deines Heiligtums im Haus des Jubelns. Der Horizontische jubelt bei deinem Herankommen. Dich stellen die Götter zufrieden mit Lobpreis, mit Lobpreis wie Re am Neujahrsfest. Du kommst heraus zu deinem Dach vor deiner Neunheit, dein Vater jubelt wegen deines Anblicks, du vereinst dich mit den Strahlen des Horizontischen an der Spitze des Horizonts. Seine Strahlen vereinen sich mit deinem Gesicht. Die Iris des Udjatauges vereint sich mit seinem rechten Auge, das göttliche Auge ist für seinen Ka an der Spitze von Jwnt. Sie ruht auf dem Thron ihrer Majestät in Jubel, ihr gab ihr Vater in Freude, weil er ihr seinen Horizont, seinen Thron, sein Amt und sein Königtum im Himmel und auf Erden überwiesen hat. Ihre Neunheit ist an ihrer Seite zur Rechten und zur Linken wie Re, der inmitten seiner Genossen ist. Die Gottesdiener sind in Reinheit zu beiden Seiten ihrer Majestät, indem sie ihr Abbild schnell tragen mit Aussprüchen. Die Gottesväter sind in großer Abgrenzung gemäß ihrer Stellung, indem sie Lobpreis für ihren Ka rezitieren an der Spitze von Jwnt.

Anrufung FB2: Erscheinen (H) Festjubel (S) Lobpreis (T) Dach betreten (H) Festjubel (S) Vereinigung (H, S) FB1: Vereinigung (H, S) Ruhen (H)

Geleit (T)

Schrein tragen (T)

Lobpreis (T)

von Xy siehe jedoch Wilson, Lexikon, 706. Lesung nach LGG III, 161b. Siehe Kurth, Einführung 1, 247. LGG VII, 624c – 625b. Die vorangehende Passage weist Analogien zum Ritual sHtp cXmt auf: Goyon, Rituel, 33–34 (zu E III, 290, 17–18); vgl. zudem Fischer-Elfert, Magika Hieratika, 134–135, 222–223 (Hinweis Joachim Friedrich Quack).

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

jmj-r# Hmw-nTr m obw m (227) tp-rd.f nfr Hr Db# Hmt.s m Db# n Rnnwtt HDt (228) w#Dt jrtjw jdmj r sT#m How.s jm.sn (229) r swr Sfyt.s mXnt nTrw (230) r sq# k#.s m-q#b k#w nTrw r Dsr jrw.s (231) m v#n-vm m hrw pn nfr wp rnpt r s#X smw.s (232) r sm#w Xprw.s r sXpr f#w.s (234) m st.s hy m pt XntS Xnt (235) #Xt Dr snsn wnmt nt Ro stwt jtn (236) nhm pxr m-Xnt Owt-nhm psDt Jwnt (237) m THHwt nTrw m Hb (238) nTrwt m rSwt t#wj jdbw m #wt-jb

Der Vorsteher der Gottesdiener ist rein gemäß seiner guten Ordnung, indem er ihre Majestät bekleidet mit dem Kleid der Renenutet, mit weißem Stoff, grünem Stoff, rotem jrtjw-Stoff, rotem jdmj-Stoff, um ihren Leib damit zu umhüllen, um ihr Ansehen an der Spitze der Götter zu vergrößern, um ihren Ka zu erhöhen unter den Kas der Götter, um ihre Gestalt unzugänglich zu machen im Land des Atum an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes, um ihre Gestalt zu verklären, um ihre Erscheinungsform zu erneuern, um ihr Ansehen entstehen zu lassen an ihrem Platz. Jauchzen ist im Himmel, Freude im Horizont, weil sich das rechte Auge des Re mit der (Sonnen-)Scheibe vereint. Jubel durchzieht das Haus des Jubelns, die Neunheit von Jwnt ist in Jauchzen. Die Götter sind in Fest, die Göttinnen in Freude, die beiden Länder und die Ufer sind in Jubel.

Ankleiden (T)

Festjubel (A)

Festjubel (A) Festjubel (T*) Festjubel (T 2x) Festjubel (A)

D VII, 188, 12 – 189, 12: Treppe W, linke Hälfte, Ostwand, Naosträger (NT) [BT] Horus von Edfu, der große Gott, der Herr Bez. der Gottheit (239) Or BHdtj nTr o# des Himmels. im 1. Naos nb pt Ich habe den von Edfu zum Dach seines Rede (1. NT): (240) wTs.n.j BHdtj r tp-Hwt Hwt-nTr.f r xnm Tempels getragen, damit er sich mit seinem eig. Handlung Ba am Horizont vereint. b#.f m #Xt Bez. der Gottheit (241) Owt-Or nbt Jwnt Hathor, Herrin von Jwnt, Erste des Re. im 2. Naos tpjt nt Ro Rede (2. NT): (242) rmn.n.j Hrjt-tp r Ich habe die Stirnschlange zum Himmel zu ihrem Vater getragen, um dich zu sehen am eig. Handlung pt Xr jt.s r m##.T m nnt Himmel. Harsomtus der große Gott inmitten von Bez. der Gottheit (243) Or-sm#-t#wj nTr im 3. Naos o# Hrj-jb Jwnt Jwnt. Rede (3. NT): (244) jwh.n.j cm#-t#wj Ich habe Somtus in seinem prächtigen eig. Handlung m HD.f Sps r xnm b#.f m Schrein befördert, damit er sich mit seinem Ba am Himmel vereint. Hrt Großer Ihi, Sohn der Hathor. Bez. der Gottheit (245) JHy wr s# Owtim 4. Naos Or

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(246) dwn.n.j nTr o# Xnt HD n Hm.f r snsn b#.f Hno sXm.f sXm (D VII, 189) (247) Or-sm#t#wj-p#-xrd s# Owt-Or (248) jSS.n.j sf m HD.f r xnm Ro/jtn?333 hrw wp rnpt (249) Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro Hrjt st-wrt (250) jwh.n.j wrt m sHDt?334 r xnm.s stwt (251) nt qm# s(j) m pt (252) Owt-Or nbt Jwnt t# mnjt (253) k#wt.n.j mnjt m St#.s335 St# r xnm jt.s m dj-mrt (254) Or-sm#-t#wj nTr o# nb %#-dj (255) wTs.n.j wbn m j#w#.f Sps r snsn b#.f m #Xt (256) Wsjr ½Wnn-nfr m#o Xrw¼ nTr o# Hrj-jb Jwnt (257) tw#.n.j Xntj Db#t m tmm.f Dsr r xnm.f Ro/jtn?336 hrw wp rnpt (258) #st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt Hrjt-jb Jwnt […] n Ro […]

Ich habe den großen Gott in dem Schrein seiner Majestät gebracht, um seinen Ba mit seinem mächtigen Götterbild zu vereinen. Harsomtus, das Kind, der Sohn der Hathor. Ich habe das Kind in seinem Schrein getragen, damit es sich am Tag des Neujahrsfestes mit Re/der (Sonnen-)Scheibe? vereint. Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, Oberste des großen Sitzes. Ich habe die Große im Schrein? befördert, damit sie sich mit den Strahlen dessen, der die schuf, am Himmel vereint. Hathor, die Herrin von Jwnt, das Menit. Ich habe das Menit in seinem verborgenen Schrein hochgehoben, damit es sich mit seinem Vater am Himmel vereint. Harsomtus, großer Gott, der Herr von %#-dj. Ich habe den Aufgehenden in seinem prächtigen Kasten getragen, so dass er sich mit seinem Ba am Horizont vereint. Osiris, ½Onnophris, gerechtfertigt¼, der große Gott inmitten von Jwnt. Ich habe den Vorsteher des Sarges in seinem unzugänglichen Kasten hochgehoben, damit er sich mit Re/ der (Sonnen-)Scheibe? vereint am Tag des Neujahrsfestes. Isis, die Große, die Gottesmutter, die Herrin von J#t-djt, inmitten von Jwnt. […] des Re […].

333 Vielleicht ist das Zeichen eine verderbte Form von

Rede (4. NT): eig. Handlung Bez. der Gottheit im 5. Naos Rede (5. NT): eig. Handlung Bez. der Gottheit im 6. Naos Rede (6. NT): eig. Handlung Bez. der Gottheit im 7. Naos Rede (7. NT): eig. Handlung Bez. der Gottheit im 8. Naos Rede (8. NT): eig. Handlung Bez. der Gottheit im 9. Naos Rede (9. NT): eig. Handlung Bez. der Gottheit im 10. Naos Rede (10. NT): unklar

?

334 Es muss sich dem Kontext zufolge um die Bezeichnung eines Schreins oder Kastens handeln. Eigentlich liest sich das Zeichen

mD, unter smD ist jedoch nichts zu finden, was hier Sinn ergäbe. Eventuell liegt hier eine

Verwechslung mit der Zeichenkombination

vor, siehe Wb IV, 228, 2–3 und Wilson, Lexikon, 896–897.

Joachim Friedrich Quack spricht sich aufgrund des weiteren

-Zeichens hinter der Gruppe gegen diese

Vermutung aus und schlägt selbst mit Verweis auf Wb IV, 146, 8–9 smd(t) HD(t) „helles Brett“ vor. Die vorliegende Schreibung findet sich auch in D VII, 203, 7*. 335 Nach Wb IV, 555, 7 wohl mit STyt „Heiligtum, Krypta“ zu verbinden (Wb IV, 559, 3–21 und Wilson, Lexikon, 1038). 336 Vgl. oben D VII, 189, 2*.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

4.3 Die rechte (absteigende) Hälfte der Festprozession 4.3.1 Die Bandeauinschriften D VII, 189, 16 – 191, 7: Treppe W, rechte Hälfte, Westwand, Bandeau [A]337 (onX) nTr nfr s# Owt-Or Der gute Gott, der Sohn der Hathor, den Re Formular (onX) wtT.n Ro Xntj BHdt nsw erschaffen hat, der an der Spitze von Edfu nTr nfr + mr bjtj nb t#wj ½ ¼ s# Ro ist, der König von Ober- und Unterägypten, nb Xow ½ ¼ der Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn mr Owt-Or wrt nbt des Re, Herr der Erscheinungen ½ ¼, geliebt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt von Hathor, der Großen, der Herrin von nTrw nbw {nbw} Jwnt, dem Auge des Re, der Herrin des Himmels, der Gebieterin aller Götter. xkr.n.f (D VII, 190) Xndw n Er hat die Treppe des Gehens zum HeiligBauinschrift (mit Xnd r Xm jn wbnt m tum durch die, die als Goldene aufgeht, die Beschreibung des nbwt Xntjt Jwnt ArchitektureleVorsteherin von Jwnt, geschmückt. sjp.n.f sp# n sDtjt s#t Ro Er hat die Treppe für das Mädchen, die ments) r sjn nmtt r styt.s m-Xt Tochter des Re, gebaut, um den Schritt eiwn Hr.s Hr tp-Hwt.s Hno lend zu machen zu ihrem styt-Schrein nach psDt jmjt-Xt.s dem Öffnen ihres Gesichtes auf ihrem Dach zusammen mit der Neunheit, die hinter ihr ist. pt m Hb Der Himmel ist im Fest, FB1: Festjubel ndb m rSwt Dr xnm der Erdboden ist in Freude, weil sich die (A) Festjubel (A) nbwt stwt jt.s Goldene mit den Strahlen ihres Vaters verjj.s m Htp r pr.s m eint. Sie kommt in Frieden zu ihrem Haus in Fortbewegen (H) Hoowt m Hb.s nfr wp Jubel an ihrem schönen Fest Neujahrsfest, rnpt mjtt jsk m Hbw tp ebenso an den Festen zu den Zeiten nach der trw r-s# xnm m#wt nt Vereinigung mit den Strahlen des J#Xw Glänzenden. nsw Ds.f Hr k#p n.s Der König selbst räuchert für sie mit Myrrhe Räucheropfer (K) ontw Hr snTr pr.s m sTj- beim Beweihräuchern ihres Hauses mit dem nTr Hr Dsr Hwt-nTr.s m Gottesduft, beim Weihen ihres Tempels mit oS#w wr Hr ms n.s o#bt einer großen Menge, beim Bringen eines Speise-/Trankopo#t t# Hnqt wr.tw Xr-m- großen Speiseopfers für sie, Brot und Bier fer m.sn338 sind zahlreich unter ihnen. jw#w wnDww n(n) Langhornrinder und Kurzhornrinder ohne Drw.sn gHsw m#-HDw Ende, Gazellen, Oryxantilopen und Steinbönj#ww m pxr.s n(n) rX cke sind in ihrem Umkreis. Man kennt nicht Tnw n r#w.sn #bwt pw die Zahl ihrer Gänse, sie sind Abbilder der nt jXryw sbjw wr #Sr.sn Feinde und Rebellen, groß ist ihr Grillklein Hr X#wt339 jrp SdH Ttf.tw auf den Altären. Wein und SdH-Getränk sind m pr.T ausgegossen in deinem Haus (sowie) 337 Übersetzung bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 40–41. 338 Möglicherweise bezieht sich das pluralische Suffix auf oS#w „Menge“ oder auf o#bt „Speiseopfer“, die beide als Mehrzahl aufgefasst worden sein können. 339 Siehe für eine kommentierte Übersetzung des Abschnittes zu den Gänsen Derchain, in: GM 213, 2007, 20– 22.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

rnpwt Hrrwt dqrw m dj.n #Xt Hmw-nTr jtjw-nTr Hr tw# nb(w).sn H#tjw-o Hr jrw.sn Hmw-nTr Hr ob Dw m Hbbt wobt Hno xms bqnqnw wpt mTn n nbwt sHrw D# D#t m r#-w#t.s Xndw xr-H#t.s r Xm n xntj.s bs#w s(j) m wp rnpt Jwnt m Hb v#-rr m Hoowt st-wrt m oq jmjw.sn nbw m rSrS XntS pxr m-Xnt.sn njwtjw Jwnt m hy s#-t# jmjw Msn m #wt-jb tp-nfr pxr m-Xnt J#t-djt tp-mtr wn m P msntjw m j#w rXyt m w#H-tp Hnmmt m oq jwntjw Jwnt jwH.tw m sSn spdwt sdm?340 Hrw mjqd wDHw m Hb Hwnw m Hoowt tpjw-t# m nwH ro nb Dr m##.sn wsrt Htp.tw m HD.s m Hb.s nfr n m## jt.s sm# pt r t# snsn wnmt m-ob j#bt m tp(j) rnpt tpj #Xt sw 1 jrt Ro onXt (D VII, 191) m#wt341 wpSt nnt #Xtjt psDt m #Xt

frische Pflanzen, Blumen und Früchte als das, was das der Acker gegeben hat. Die Gottesdiener und die Gottesväter heben ihre Herren hoch, die Gouverneure sind bei ihrem Dienst, die Gottesdiener waschen das Böse ab mit reinem Wasser und Räucherwerk, die Standarten öffnen den Weg für die Goldene, die den männlichen und weiblichen Widersacher auf ihrem Weg niederwerfen, die vor ihr gehen zum Heiligtum ihres Abbildes, die sie schützen am Neujahrsfest. Jwnt ist im Fest, v#-rr ist in Jubel, der große Sitz ist im Fest, die sich darin befinden sind in großer Freude. Freude geht umher in ihnen, die Stadtbewohner von Jwnt sind in Jauchzen und Jubel, die in Mesen (d. i. Edfu) sind in Freude, das Gute durchzieht J#t-djt, die gute Ordnung ist in Buto, die von Mesen sind in Jubel, die rXyt neigen ihre Häupter, das Sonnenvolk ist im Fest, die jwntj-Musikantinnen von Jwnt sind benetzt mit Lotos(öl?), alle Frauen schminken? die Gesichter, die Kleinkinder sind im Fest, die Jünglinge sind in Jubel, die auf Erden sind jeden Tag betrunken, weil sie die Mächtige sehen, indem sie zufrieden ist in ihrem Schrein an ihrem schönen Fest des Sehens ihres Vaters. Der Himmel vereint sich mit der Erde, das rechte Auge vereint sich mit dem linken Auge am Jahresbeginn, am I. #Xt 1, das Auge des Re, mit lebendigen Strahlen, die den Himmel erhellt, die Horizontische, die am Horizont leuchtet.

Schrein tragen (T 2x) Geleit (T) Reinigung Räucheropfer (T*) Weg bereiten (T) Schutz Geleit Schutz Festjubel (A 3x) Festjubel (T) Festjubel (T) Festjubel (T) Festjubel (A) Festjubel (A) Festjubel (A) Festjubel (T*) Verehrung (T) Festjubel (T) Schmücken (T) Schmücken (T) Festjubel (T 2x) Trunkenheit (T)

Vereinigung (H, S)

340 Die Augenbraue verhindert die Lesung on für das Auge. Sie kann smd gelesen werden, was mit der vorgeschlagenen Lesung des Auges (sdm) korrespondieren könnte. Es läge dann ein Präsens I mit ausgelassenem Hr vor. El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 41 übersetzen „Les femmes ont les yeux fardés“ und verraten weder, welches Verbum sie annehmen, noch, was sie mit den drei Gesichtern machen. 341 LGG II, 167c.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

dj nTrw #Xtjw owj.sn r Ssp.s psDt m jtrtj.sn nTrw m Hb nTrwt m Hoowt jrt Ro jj.tw m Hrt wD# m Htp jn nTrt tn r nmtt.sn342 nt m#o Xrw oq.s Hwt-sSSt m qb nmtt Hr Dsr Hmt.s wr sp 2 Htp.s Hr st.s m st-Hb-tpj nTrw nTrwt twt r m##.s #Xt.s wrt tp343 n v#-nvm mj kt.s344 m dj-mrt gm.s nTrw nTrwt oHo.tw r gs.s jrtj.sn m-s# n jjt.s jr.tw n.s jrw nbw m snt r sS m Dd(w) nfrw mr jb.s oq.s m Htp r pr-wr345 m Hoowt Htp.s m HD.s Sps pt m Hb t# m XntS Dr oq nbwt r p(#y).s346 Prnbwt dj.s nswyt nt cpdt m pt n s#.s mr.s nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ s# Ro nb Xow ½ ¼ […]

Die horizontischen Götter strecken ihre Arme aus, um sie zu empfangen, die Neunheit ist an ihren Seiten. Die Götter sind im Fest, die Göttinnen sind in Jubel, das Auge des Re ist auf das Dach gekommen. Gehen in Frieden durch diese Göttin gemäß ihres Ganges der Rechtfertigung. Sie betritt das Haus des Naossistrums mit ruhigem Schritt, indem sie ihre Majestät sehr unzugänglich sein lässt, sie ruht an ihrem Platz im Platz des ersten Festes, die Götter und Göttinnen sind versammelt, um sie zu sehen. Ihr großer Horizont des Daches des Landes des Atum ist wie ihr anderer am Himmel. Sie findet die Götter und Göttinnen, indem sie an ihrer Seite stehen. Ihre Augen folgen ihrem Kommen. Man vollzieht für sie alle Rituale in der Art der Schrift mit schönen Aussprüchen, die ihr Herz liebt. Sie tritt in Frieden in ihr pr-wr ein in Jubel, sie ruht in ihrem prächtigen Schrein. Der Himmel ist im Fest, das Land ist in Freude, weil die Goldene in ihr Haus der Goldenen eintritt. Sie gibt das Königtum der Sothis am Himmel ihrem Sohn, den sie liebt, dem König von Ober- und Unterägypten, dem Herrn der beiden Länder ½ ¼, dem Sohn des Re, dem Herrn der Erscheinungen ½ ¼ […].

Geleit (T) Geleit (T) Festjubel (T 2x) Dach betreten (H, S) Fortbewegen (H) Kiosk? Betreten (H) Ruhen (H) Geleit (T* 2x) Beschreibung des Bauwerks Geleit (T* 2x) Ritualvollzug (–)

Rückkehr? (H) Ruhen (H) Festjubel (A 2x) Gegengabe

4.3.2 Erster Teil der Prozession: König und Standartenträger D VII, 191, 10–14: Treppe W, rechte Hälfte, Westwand, Standarten vor dem König [BT] 347 Bez. der I. Stan(1) Wp-w#wt MHw sXm Upuaut von Unterägypten, die Macht des Himmels: darte n pt

342 Hier Plural, ist eigentlich die Göttin (.s) gemeint? 343 Siehe dazu D VII, 179, 1*, wo #Xt wrt offenbar eine Bezeichnung des Kiosks darstellt, vgl. auch III 2.2.3. 344 Ähnlich El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 41 („comme son autre“). Hier wird offenbar ein Vergleich zwischen dem Kiosk und dem himmlischen Horizont angestellt, die beide der Göttin gehören. 345 Siehe zur Lesung des Zeichens Kurth, Einführung 1, 342, Nr. 55. Die Göttin tritt am Ende des Rituals tatsächlich in das pr-wr ein, siehe dazu D VIII, 87, 8*, wo dies ausgeschrieben ist. 346 Lesung nach Hinweis von Christiane Zivie-Coche und Joachim Friedrich Quack. 347 Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 43.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

(2) wp.n.j w#t nt wbnt m nbwt

Ich habe den Weg derer, die als Goldene aufgeht, geöffnet,

sXr.n.j Xftj m r#-w#t […] sXmw348 (3) EHwtj wp rHwj (4) tXn Sps Hr dr SnTjw RXsw349 Hr Dsr […] (5) wnn.j m H#t.T n(n) Hrt r Hmt.T Hr sHr sbjw m tp-r#w(.j)

ich habe den Feind auf dem Weg […] niedergeworfen […] Götterbilder. Thot, der die beiden Genossen trennt, der prächtige Ibis, indem er die Feinde des RXsw vertreibt, indem er […] abschirmt: Ich bin vor dir, ohne dass es ein Fernbleiben von deiner Majestät gibt beim Niederwerfen der Rebellen mit (meinen) Aussprüchen.

Rede (zur I. Standarte): eig. Handlung (1) (2) unklar Bez. der II. Standarte Rede (zur II. Standarte): eig. Handlung

D VII, 191, 15 – 192, 1: Treppe W, rechte Hälfte, Westwand, König [BT]350 nsw bjtj ½ ¼ s# Ro ½ ¼ Der König von Ober- und Unterägypten Königstitulatur (6) Xy n #Xtjt Dsr w#t.s ½ ¼, der Sohn des Re ½ ¼, das Kind der Horizontischen, der ihren Weg abschirmt: 351 Schreite im Fest, ohne dass Aufruhr vor dir Rede (K): Auffor(7) Hw m Hb n(n) ist, Stirnschlange! derung H#oyt xr H#t.T Hrjt-tp Mögest du dein Sanktuar betreten. Wunsch oq.T r jwnn.T s# onX w#s nb H#.f mj Ro Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn RückenschutzDt formel wie Re in Dt-Ewigkeit. Der von Edfu, der große Gott, Herr des Bez. des Falken (8) BHdtj nTr o# nb pt Himmels. (D VII, 192) (9) mdw n sp#t Der Stab dieses Gaues. Bez. des Stabes tn D VII, 192, 2 – 193, 16: Treppe W, rechte Hälfte, Westwand, Standartenträger (ST) [BT]352 Nefertum, der sich mit dem Gott vereint. Bez. der 1. Stan(10) Nfr-tm353 snsn darte nTr354 (11) sHtp Hmt.s n nbwt (Der Priester) der Goldenen, der Herrin von Bez. des 1. ST Jwnt (namens) der ihre Majestät zufriedennbt Jwnt (12) sq# qf#t nt nbt qf#t stellt, der das Ansehen der Herrin des Ansehens erhöht. Der Widder/Chnum. Bez. der 2. Stan(13) B#/$nmw darte 348 Die Publikation gibt hier nur eine zerstörte Gruppe an. Foto HAdW/Tübingen K 6525 zeigt aber deutlich vor den Füßen des ersten Standartenträgers nach einer großen Zerstörung noch klar erkennbar

349 350 351 352 353 354

am Ende

der Zeile, wovon sich in der Edition keine Spur findet. Es ist anzunehmen, dass die Rede sich vor der Figur bis zum Boden fortsetzte, wie es auch an den entsprechenden Stellen auf der gegenüberliegenden Wand und im Treppenhaus X der Fall ist, siehe D VII, Taf. 666, D VIII, Taf. 741 und 773. LGG IV, 707b – 708a. Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 44. El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 45 übersetzen „en tant que dame“, Hb passt hier m. E. jedoch besser als nbt. Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 44–48. In der Edition vergessen wurde eine Götterfahne als Determinativ (Foto HAdW/Tübingen K 6532). In LGG VI, 396a wird Nefertum als Standartenträger mehrfach mit diesem Epitheton aufgeführt.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(14) JHy n Hwnt (15) m v#-rr Dsr mTn n Dsrt rnw (16) w#t.T wD#.tw

(Der Priester namens) Ihi des Mädchens in v#-rr, der den Weg derer mit heiligem Namen abschirmt: Dein Weg sei wohlbehalten,

st.T snb.tw oq.T H#y.T m Hoowt (17) vfnt

dein Platz sei heil, du mögest dein Gemach in Jubel betreten. Tefnut.

(18) Hm-nTr n v#-Smow n Hnwt m Owt-nhm swr b#w n gm b#w.s

(Der Priester) der Gebieterin im Haus des Jubelns (namens) Gottesdiener von Oberägypten, der die Machterweise derer, deren Bas gefunden werden, vergrößert: Schreite freudig voran (?), Tochter des Re in der Stätte der Tefnut. Mögest du dein Heiligtum/Gemach betreten, wohlbehalten und heil. Der Ka des Königs.

(19) tfn355 r.T s#t Ro m J#t-vfnt356 oq.T o#yt.T m oD wD# (21) K#-nsw (22) sm# jrw n Hrjt-tp m Owt-Nwt357 (23) sXpr nrw n oS#t jwn(w) (24) jqH r jwnn.T nswyt nt sXmw nn D# D#t m r#-w#t.T (25) Mr-wr (26) sDf# t#wj n cpdt m ct-nfrt (27) so# Sfyt nt Jwnjt (28) mjt m Htp r H#yt.T m Hoowt mds.j mds m Hnwtj

(Der Priester) der Stirnschlange im Haus der Nut (namens) der sich mit der Gestalt vereint, der den Schrecken vor derer mit vielen Farben entstehen lässt: Geh zu deinem Sanktuar, Königin der Götterbilder, ohne dass es einen männlichen oder weiblichen Widersacher gibt auf deinem Weg. Mnevis. (Der Priester) der Sothis an der Stätte der Schönen (namens) der die beiden Länder ernährt, der das Ansehen der Iunit vergrößert: Komm in Frieden zu deinem Gemach in Jubel. Ich schlachte den Gewalttätigen mit den beiden Hörnern.

Bez. des 2. ST Rede (2. ST): Wünsche (1) (2) (3) Bez. der 3. Standarte Bez. des 3. ST

Rede (3. ST): Aufforderung Wunsch Bez. der 4. Standarte Bez. des 4. ST

Rede (4. ST): Aufforderung Bez. der 5. Standarte Bez. des 5. ST Rede (5. ST): Aufforderung eig. Handlung

355 Wb V, 571, 12 verzeichnet ein Bewegungsverbum Dfn, auf das auch El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 61, Anm. 141 verweisen, ohne dass die Bedeutung genauer zu ermitteln wäre. Eventuell besteht trotz des Bein-Determinativs ein Zusammenhang mit tfn „sich freuen“, darum der Vorschlag „freudig voranschreiten“. Siehe auch D VII, 193, 5* und unten die dazugehörige Anmerkung. 356 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 61, Anm. 142 vermuten aufgrund des Determinativs wahrscheinlich richtig, dass es sich um eine Ortsbezeichnung für Dendara handeln muss. Vielleicht ist die Schreibung ein Spiel, das aus dem Bezug der Inschrift auf die vom Priester getragene Standarte der Tefnut (D VII, 192, 6*) resultiert. Eine weitere Schreibung von J#t „Stätte“ mit der Standarte ist mir jedoch nicht bekannt, was die Deutung etwas unsicher macht. Siehe zu J#t-vfnt als Bezeichnung für Dendara Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 92–94. 357 Siehe zu dieser Bezeichnung für Dendara Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 89.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

(29) cS#t

Seschat.

(30) nb wn n wbnt m nbwt swr (31) f#w n nbt f#w (32) S#s r.T r Sspt.T Spst cS#t wrt Xntjt Owt-sSSt

(Der Priester) derer, die als Goldene aufgeht (namens) Herr des Lichts, der das Ansehen der Herrin des Ansehens vergrößert: Schreite du zu deinem prächtigen Gemach, große Seschat an der Spitze des Hauses des Naossistrums. Tatenen.

(33) v#-Tnn358

(Der Priester) der Goldenen der Götter (namens) der ihre Majestät zufriedenstellt, der ihrer Majestät am Tag des Neujahrsfestes folgt: Geh in Richtung deines Heiligtums, ohne dass es deine Feinde gibt, ich habe den Rebellen auf deinem Weg niedergeschlagen. Imiut.

(34) sHtp Hmt.s n nbwt nTrw (35) Sms Hmt.s m hrw wp rnpt (36) Xnd r Xm.T nn wn Xftjw.T dr.n.j sbj m r#-w#t.T (D VII, 193)

(37) Jmj-wt

(38) Hm n cm#-t#wj n #Xtjt m Owt-ob (39) sq# Sfyt nt Spst wsrt (40) mjt m Hoowt r H#yt.T m Htp Xnd.T Xndw.T m XntS (41) Oopj (42) sm# t#wj n sDtjt m Owt-mnjt (43) Dsr sm#tj n nbwt s#t Ro (44) tfn359 r.T r Dryt.T v#yt wob.n.j w#t.T r obw (45) cpdw

(Der Priester) der Horizontischen im Haus der Reinigung (namens) Diener des Somtus, der das Ansehen der Prächtigen, der Mächtigen erhöht: Komm in Jubel zu deinem Gemach in Frieden, mögest du auf deiner Treppe gehen in Freude. Hapi. (Der Priester) des Mädchens im Haus des Menit (namens) der die beiden Länder vereint, der den Weg der Goldenen, der Tochter des Re, abschirmt: Schreite freudig voran (?) zu deinem Gemach, oh Tait! Ich habe deinen Weg rein gemacht von der Unreinheit. Sopdu.

Bez. der 6. Standarte Bez. des 6. ST Rede (6. ST): Aufforderung Bez. der 7. Standarte Bez. des 7. ST

Rede (7. ST): Aufforderung eig. Handlung Bez. der 8. Standarte Bez. des 8. ST

Rede (8. ST): Aufforderung Wunsch Bez. der 9. Standarte Bez. des 9. ST

Rede (9. ST): Aufforderung eig. Handlung Bez. der 10. Standarte

358 Siehe zur Lesung dieses Zeichens (gegen LGG III, 117, 1) Kapitel III 3.5. 359 Siehe auch D VII, 192, 7*, wo wahrscheinlich das gleiche Verb verwendet wird, das dort ebenfalls mit den Beinen determiniert ist. In Ermangelung einer Alternative wird von El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 47 das Verb tfn „sich freuen“ angenommen, wobei die Beine vielleicht im allgemeinen Bewegungskontext und durch Beeinflussung des Verbs tfj „entfernen, zurückdrängen“ begründet sind. Für tfn „sich freuen“ spricht, dass im Text zum nachfolgenden Priester Hoo „jubeln“ ebenfalls mit r und einem Raum/Gebäudenamen konstruiert ist. Vielleicht kann man hier jeweils eine Bedeutung wie „freudig voranschreiten“ annehmen.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(Der Priester namens) Gottesdiener der Herrscherin des Hauses des Naossistrums, mit wirksamen Plänen für die mit wirksamer Gestalt: Bewege dich freudig zu deinem Gemach, Gebieterin! Ich habe deinen Platz mit Wasser rein gemacht. Der Pfeil.

(46) Hm n nTrt n jtyt m Owt-sSSt spd sXrw n spdt jrw (48) Hoo360 r.T r H#yt.T Hnwt swob.n.j st.T m srf (49) Csr

(Der Priester) der Gebieterin im Haus der Zeugung (namens) Gottesdiener von Oberägypten, der das Ansehen derer mit schöner Erscheinung groß macht: Schreite zu deinem Sanktuar, geh zu deinem Heiligtum, geh vorbei, ohne dass Wut in deinem Herzen ist. Der Pfeil ist vor dir beim Durchstoßen deiner Feinde, er hat das Böse hinter deiner Majestät vertrieben. Die Jdt-Kuh.

(50) Hm-nTr n v#-Smow n Hnwt m Owt-wtT361 (52) so# Sfyt n ont Xow (52) nmt r jwnn.T ns r o#yt.T sS n(n) nSn m jb.T Csr xr-H#t.T Hr mDd Xftjw.T dr.n.f Dw H# Hmt.T (53) Jdt (54) sDf# t#wj n sDtjt m ct-nfrt (55) dj nrw n #Xt nfrt (56) sjn r.T r st nt smn.T sm#tj.T twr r s#t (57) Jdt (58) sHtp Hmt.s n nbwt nbt Jwnt swr (59) qf#t.s r sXmw (60) Sm r.T Spst r Sspt.T w#t.T wob.tj r obw

(Der Priester) des Mädchens an der Stätte der Schönen (namens) der die beiden Länder ernährt, der Schrecken vor der schönen #XtKuh veranlasst: Eile du zum Platz deines Bildes, dein Weg ist rein von dem Schmutz. Die Jdt-Kuh. (Der Priester) der Goldenen, der Herrin von Jwnt (namens) der ihre Majestät zufriedenstellt, der ihr Ansehen größer macht als das der Götterbilder: Gehe du zu deinem Sspt-Gemach, Prächtige, dein Weg ist rein von der Unreinheit.

Bez. des 10. ST

Rede (10. ST): Aufforderung eig. Handlung Bez. der 11. Standarte Bez. des 11. ST

Rede (11. ST): Aufforderung FB1: Schutz (T) Bez. der 12. Standarte Bez. des 12. ST

Rede (12. ST): Aufforderung Bez. der 13. Standarte Bez. des 13. ST

Rede (13. ST): Aufforderung

360 Siehe zur Übersetzung oben, Anm. 359. 361 Siehe zu dieser Tempelbezeichnung Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 61, vgl. 85 und ALex 78.1138.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

153

4.3.3 Zweiter Teil der Prozession: Vorlesepriester und Gabenträger D VII, 194, 1 – 199, 3: Treppe W, rechte Hälfte, Westwand, Vorlesepriester (VP) und Gabenträger (GT) [BT]362 Der große oberste Vorlesepriester des HauBez. des VP (61) xrj-Hbt Hrj-tp wr ses der Wissenden, Schreiber des Gottesbun Pr-rXt sS mD#t nTr n ches des Sitzes des Re, ct-Ro Hr Sdt Hbwt nt Hrjt-tp r beim Rezitieren der Festrollen der Stirnschlange bis zur Höhe des Himmels, q# (63) n pt beim Zufriedenstellen ihres Kas mit den RiHr sHtp k#.s m Xns363 tualtexten, Hr sSm Xns Xnt v#-rr364 beim Leiten des Rituals in v#-rr mit den verborgenen Sprüchen des Eintretens in ihr m r#w St#w nw oq pr.s Haus: Ich bin eingetreten in den (= kenne den) Rede (VP): eig. (64) oq.j m sH365 xr Plan vor der Goldenen der Götter, um ihren Handlung H#t366 nbwt nTrw r Dsr Weg zu ihrem Haus abzuschirmen. w#t.s r pr.s Worte zu sprechen durch Schesemu, den Bez. des 1. GT (65) Dd mdw jn Csmw nb js nwd (66) mD n jrt Herrn des Laboratoriums, der die Salbe kocht für das Auge des Re, Ro der mit trefflicher Hand und geschickten jqr Drt #X Dbow (67) sHtp nTrw nTrwt m k#t.f Fingern, der die Götter und Göttinnen zufriedenstellt mit seinem Werk, s#X nbwt (68) nbt Jwnt der die Goldene, die Herrin von Jwnt mit ihrem Wohlgeruch verklärt, zusammen mit ihm sTj-jdt.s Hno psDt.s rer Neunheit, die um sie ist, ntt m pxr.s der ihren Leib mit Ladanum erhaben macht: (69) Tn Dt.s m jbr367 my opr How.s m Hknw Aufforderung Komm, statte ihren Leib mit Hknw-Öl aus! Rede (1. GT): (70) owj nn wn m owj.j Diese beiden Näpfe, die in meinen Händen opr.tw m mD (71) n Xt- sind, sind ausgestattet sind mit der Salbe des Beschreibung der Gottesopfers, nach dem Einreiben des LeiOpfergabe und nTr r-s# sjn How nw ihres Zwecks Hnwt Hrjt-tp m hrw pn bes der Gebieterin, der Stirnschlange, an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes. nfr wp rnpt

362 Übersetzung auch bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 48–55. 363 Xns als Nebenform zu Xs, siehe Wb III, 300, 2 und 332, 1–3. 364 Die Schreibung mit dem zweifachen Mund ist sicher durch den Kontext der Rezitation bedingt (Hinweis Christian Leitz). 365 Mit dem „Plan“ dürfte hier der Ritualablauf gemeint sein, vgl. auch vgl. D VIII, 108, 11*. Ähnlich übersetzen El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 48 („Je suis prêt à réciter les formules“) unter Bezugnahme auf ALex 78.3701 und Wb III, 465, 17 – 466, 6. Siehe zur Erläuterung der Übersetzung und zur nicht ausgeschlossenen Alternative „ich trete in die Kapelle ein“ Kapitel III 3.6, Anm. 1094. 366 Das in der Edition an dieser Stelle angegebene Zeichen

ist in Wirklichkeit nicht vorhanden (Foto

HAdW/Tübingen K 6579). 367 Siehe zur Schreibung El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 62, Anm. 249.

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154

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(72) DD mdw jn v#yt Dfnt368 nt nTrw (73) Hnwt nTrwt Db#t Drtjw J#t-djt m (74) k#t.s sT#mt sXmw nw Jwnt m r#-owj.s (75) sxkrt Sspw.s m nfrw.s (76) wobt wob.tw oq.s How369 (77) nw Hrjt-tp Db# n Rnn-wtt jrt mkt.s

Worte zu sprechen durch Tait, die Vorfahrin der Götter, die Gebieterin der Göttinnen,

(78) Hm-nTr tpj n Hrjttp dr dndn m jb.s (79) sHtp k#.s m #Xw.s

Erster Gottesdiener der Stirnschlange, der den Zorn aus ihrem Herzen vertreibt, der ihren Ka mit ihren wirksamen Dingen zufriedenstellt, der den Ärger der Flamme (weg)führt, der die Wut der Goldenen (weg)trägt, der ihre Majestät mit den Sachen des Auges des Re erfreut: Ich habe den Napf mit Gold ergriffen, Silber ist in meiner Hand, ich habe das Naossistrum ergriffen, um die Goldene zu erfreuen. Zweiter Gottesdiener des Mädchens, der Gebieterin von Ägypten, der die Große größer macht als die Seienden, der ihren Ka mit dem Naossistrum aus Gold und Silber erfreut, der ihr Abbild preist mit dem Erheben seiner Stimme, der ihr Gesicht erheitert mit ihrer Vollkommenheit: Ich habe den Napf mit dem Lapislazuli in meine Hand genommen,

sb Spt (80) n nsrt rw nSn (81) n nbwt shr Hmt.s m Xt jrt Ro (82) Xfo.n.j o n nbw HD m-o.j #m.n.j sSSt r shr nbwt (83) Hm-nTr sn-nw n sDtjt Hnwt cnwt370 (84) swr wrt r wnnyw371 sXntS k#.s (85) m sSSt nt rwj m-ob r#-Xmt372 dw# (86) snn.s m q# n Xrw.f373 THn Hr.s m nfrw.s (87) Ssp.n.j o n XsbD mo.j

die die Vorfahren von J#t-djt mit ihrem Werk bekleidet, die die Götterbilder von Jwnt mit seinem Werk umhüllt, die seine (d. h. Dendaras) Statuen mit ihren guten Stoffen schmückt: Das reine Gewand ist rein, es legt sich an den Leib der Stirnschlange, das Kleid der Renenutet bereitet ihren Schutz.

Bez. des 2. GT

Rede (2. GT): Beschreibung der Opfergabe und ihres Zwecks Bez. des 3. GT

Rede (3. GT): eig. Handlung (1) (2) Bez. des 4. GT

Rede (4. GT): eig. Handlung (1)

368 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 49 übersetzen „aïeule“ (Ahnfrau), siehe dazu LGG VII, 623c – 624a. Die Stelle selbst wird unter LGG VII, 409b mit „Tefnut der Götter“ übersetzt, was allerdings auch als fraglich eingestuft ist. 369 Vgl. D VIII, 91, 12*. 370 LGG V, 204a. Siehe auch Alliot, Culte d’Horus, 178–179. 371 LGG II, 381a, Wilson, Lexikon, 232. Dem Determinativ nach muss sich das Wort hier auf Götter beziehen, siehe auch unten, D VII, 195, 6*. 372 Wilson, Lexikon, 577–578, siehe auch Aufrère, L’univers minéral, 164 und Baumann, Schatzkammern, 437 und 439. 373 Aufrère, L’univers minéral, 164 setzt hier nur ein Fragezeichen, während El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 50 „en elevant sa coupelle“ übersetzen, ohne nähere Angaben zur Lesung zu machen. Das Determinativ weist jedoch darauf hin, dass das Wort mit dem menschlichen Mund in Zusammenhang steht, und Xrw würde zur Form des (vielleicht verderbten Zeichens) passen.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

Xfo.n.j sXm r sHtp XsbDt (88) Hm-nTr 3nw n nbwt nbt Jwnt (89) Dsr w#t.s r Pr-Spst (D VII, 195)

swob (90) Xprw.s m hrw wp rnpt Hsmn Xndw.s r h# r Xm.s (91) rw.n.j dndn m sSSt m o(.j) mfk.n.j Hrjt-tp m mfk#t (92) Hm-nTr 4-nw n #Xtjt m-Xnt ct-Ro ob (93) w#t.s r Owt-ob so# k#.s r k#w (94) nw t# sXpr qf#w.s r wnnyw (95) nw mnt s#X Xprw.s m hrw (96) pn nfr m Hb jt.s {s}374 wp rnpt (97) THn.n.j k#.T m B#t wob.n.j owt.T jn.n.j wnf n Hr.T m #b jb.T dr.n.j Spt nbwt (98) Dd mdw jn Mnqt Hnwt H#w-Xt (99) nTrt S#ot jrt Hnqt nbt Dsr jrt m owj.s (100) qm#t nbtjw m k#t.s snwHt nbt Jwnt (101) m #b jb.s sXntSt k#.s m mr.s (102) wnw nn wnw Hr owj.j Dsr pw ntj375 s#X

ich habe das Bügelsistrum ergriffen, um die Lapislazulifarbene zufriedenzustellen. Dritter Gottesdiener der Goldenen, der Herrin von Jwnt, der ihren Weg zum Haus der Prächtigen abschirmt, der ihre Erscheinungsform reinigt am Tag des Neujahrsfestes, der ihre Treppe reinigt, um herabzusteigen zu ihrem Heiligtum: Ich vertreibe die Wut mit dem Naossistrum in meiner Hand, ich habe die Stirnschlange erfreut mit dem Türkis. Vierter Gottesdiener der Horizontischen im Sitz des Re, der ihren Weg zum Haus der Reinigung reinigt, der ihren Ka größer macht als die Kas des Landes, der ihr Ansehen mehr entstehen lässt als das der Seienden des Himmels, der ihre Erscheinungsform verklärt an diesem schönen Tag, am Fest ihres Vaters, dem Neujahrsfest: Ich habe deinen Ka mit dem B#t-Szepter erfreut, ich habe deinen Leib gereinigt, ich habe Freude für dein Gesicht gebracht als das, was dein Herz wünscht, ich habe den Ärger der Goldenen vertrieben. Worte zu sprechen durch Menket, die Gebieterin des H#w-Xt-Bieres, die Göttin, die das Machen des Bieres begann, Herrin des Dsr-Bieres, die mit ihren Armen schafft, die die Bierkrüge als ihr Werk erschafft, die die Herrin von Jwnt mit dem, was ihr Herz liebt, trunken macht, die ihren Ka mit dem, was sie liebt, erfreut: Diese wn-Gefäße, die auf meinen Armen sind, und dieses Dsr-Bier, das die Goldene

(2) Bez. des 5. GT

Rede (5. GT): eig. Handlung (1) (2) Bez. des 6. GT

Rede (6. GT): eig. Handlung (1) (2) (3) (4) Bez. des 7. GT

Rede (7. GT): Beschreibung der

374 Aufrère, L’univers minéral, 166 nimmt hier eine Schreibung von bs „Statue“ an, unter den Varianten bei Wilson, Lexikon, 331 ist jedoch nichts Vergleichbares aufgeführt. 375 Siehe den Kommentar zu dieser Stelle bei Guglielmi, in: Fs Winter, 118. Sie liest Dsr pn, was ohne Zweifel zu dem voranstehenden nn gut passen würde. Allerdings bliebe die Funktion des danach stehenden tw dann unklar. Wenn man die vier kleinen Zeichen in der Gruppe jeweils waagerecht liest, kann man monstrativum auffassen und

als De-

als Relativadjektiv ntj. Guglielmis vorgeschlagene Alternativlesung mit

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

nbwt (103) Sbb otX r tp Hsb r snwH s#t Ro376 m k#t owj.j (104) Dd mdw jn Wdpw-n-Ro jrj mw n Ro (105) Hno hbnwt.f m jrt Or w#Dt Htm Hnwt.f m xrt nbt pSn377 (107) sHtp Hmt.s m mr.s snwH sXmw wnw mXt.s snDm jb.sn m mr.s(n) (108) hbnwt boH m jrt Or w#Dt m owj.j r-s# qoH o m378 j#w r t# tp Hwt-nTr nbwt m dw#w n wp rnpt (D VII, 196) (110) Dd mdw jn Os#t mwt-nTr nt Ro (111) nbt nfrt Hnwt nbwt379 (112) nbt HDw bnrt bnrw mnXt sonXt nTrw (113) #Xt wrt nbt onX-w#s #Tyt tpjt nt tpjw-o (114) HDw nn sxr.tw m mnDwj nw nbwt (115) Owt-Or r swob nbwt [nTrw] jm.sn {T} m hrw pn nfr wp rnpt

verklärt, gemaischt und ausgepresst gemäß der Richtigkeit, um die Tochter des Re mit der Arbeit meiner Hände trunken zu machen. Worte zu sprechen durch den Aufwärter des Re, den Mundschenk des Re, der seine hbntKrüge mit dem grünen Horusauge füllt, der die Hnt-Krüge ausstattet mit dem Bedarf der Herrin des Spaltens (?), der ihre Majestät mit dem, was sie liebt, zufriedenstellt, der die Götterbilder trunken macht, die hinter ihr sind, der ihre Herzen mit dem, was sie lieben, erfreut: Die hbnt-Krüge fließen über vom grünen Horusauge auf meinen beiden Armen nach dem Beugen des Armes in Lobpreis zur Erde auf dem Dach des Tempels der Goldenen am Morgen des Neujahrsfestes. Worte zu sprechen durch Hesat, die Gottesmutter des Re, schöne nbt-Kuh, Gebieterin der nbt-Kühe, Herrin der weißen Milch, Süße der süßen Milch, Treffliche, die die Götter ernährt, große #Xt-Kuh, Herrin der onX-w#s-Milch, erste Amme der Vorgänger:

Opfergabe und ihres Zwecks

Diese weiße Milch ist gemolken aus den Eutern der nbt-Kühe der Hathor, um die Goldene [der Götter] damit zu reinigen an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes.

Rede (9. GT): Beschreibung der Opfergabe und ihres Zwecks

Bez. des 8. GT

Rede (8. GT): Beschreibung der Opfergabe Bez. des 9. GT

pnt „ausquetschen“ erscheint mir nicht plausibel, zumal dieses Wort offenbar kaum belegt ist. 376 Guglielmi, in: Fs Winter liest Rojt, dass t und Ei davor stehen, spricht jedoch eher für s#t Ro. 377 LGG V, 589b. Vielleicht besteht auch eine Beziehung zu LGG IV, 58b (nbt psSt „Herrin des Anteils“)? 378 Zu der (zugegebenermaßen nicht sehr häufigen) Lesung m für den spuckenden Mund siehe Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 158. El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 51 scheinen den Mund und den Mann mit dem erhobenen Arm als Determinative zu betrachten, denn sie übersetzen „avoir plié mon bras vers le toit“. Als Determinativ für ein univerbiertes qoH-o wäre der Mann ohne weiteres anzunehmen, für den Mund kommt dies jedoch nicht in Frage, weswegen ich zu dem Schluss gekommen bin, dass diese beiden Zeichen separat zu lesen sind. Zur Übersetzung von El-Kordy/El-Shal ist noch anzumerken, dass von einem Beugen der Arme in Richtung des Tempeldaches überhaupt nicht die Rede sein kann, da sich r eindeutig auf t# bezieht. 379 LGG IV, 185c und V, 186a. Vgl. für eine alternative Lesung der Zeichenkombination

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Anm. 624.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

(116) Dd mdw jn MnH pr o oS# dmwt (117) tqr pHtj wr Sot b# tkk sXm m sbjw (118) nb mnHw jT m owj.f sm# sm#w (119) m #bwt nbD sHtp nsrt m stpw (120) How nw Xftjw Hsq tp owj.j nn wn(w)-mw nw wsrt (121) Dd mdw jn Csmw nb sXw Or Hrj tp (122) nmt Hsq m#-HD m#j Hs# sXr (123) Xftjw sm# owt nbt nt mrw (124) qn m o.f Hw bTny shr nbwt m mr.s (125) stpw nw Ssrw stp.tw tp owj.j sHtp cXmt m X#w (126) cXt mwt nt #pdw xr p#yw nbw tm-og#w Hnw (127) mnHw Tn.tw m o.s jn.n nsw bjtj n mwt.f jrt Ro r sHb qdfw.s m stpw n (128) tjt nbD nb nn wn-mw n Hmt.s r mfk Hr.s380 m wdn?381 w#X r THn Hwt-nTr.s m g#bwt.s382 (129) jnw nbw Xpr.sn Hr t# Hnk.n(.j) sn n Hnwt m Owt-nhm

Worte zu sprechen durch den Schlächter, den mit herausfahrendem Arm mit vielen Messern, mit gewaltiger Stärke, mit großem Gemetzel, angreifender Ba, der über die Rebellen Macht besitzt, Herr der Schlächter, der mit seinen beiden Armen ergreift, der die Schlachtstiere tötet als Abbilder des Bösen, der die Flamme mit den ausgewählten Fleischstücken zufriedenstellt: Die Glieder der Feinde sind abgeschnitten auf meinen Armen, (von) jenen, die der Mächtigen feindlich gegenüberstehen. Worte zu sprechen durch Schesemu, den Herrn der Schlachtstätte des Horus, Oberhaupt der Schlachtstätte, der die Oryxantilope köpft, der grimmige Löwe, der die Feinde niederwirft, der alles Kleinvieh der Wüste tötet, der stark ist in seinem Arm, der den Feind schlägt, der die Goldene mit dem, was sie liebt, erfreut: Die ausgewählten Fleischstücke der Schlachtrinder sind zerlegt auf meinen Armen, Sachmet wird zufriedengestellt mit den Fleischstücken. Sechet, die Mutter der Vögel mit allen p#yVögeln und tm-og#-Vögeln, mit Hn- und Papyruspflanzen, die erhoben sind in ihrer Hand, die der König von Ober- und Unterägypten seiner Mutter, dem Auge des Re, gebracht hat, um ihre Altäre festlich zu machen mit den ausgewählten Fleischstücken von jedem Abbild des Bösen, von denen, die ihrer Majestät feindlich gesonnen sind, um ihr Gesicht zu erfreuen mit dem Opfer? von frischem Grün, um ihren Tempel zu erhellen mit ihren Blättern: Alle Gaben – sie sind auf Erden entstanden; (ich) habe sie für die Gebieterin im Haus des Jubelns dargebracht.

380 Siehe zur Übersetzung dieser Passage Guglielmi in: ZÄS 103, 1976, 104. 381 Vgl. Kurth, Einführung 1, 254, Nr. 90. 382 Wilson, Lexikon, 1095.

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Bez. des 10. GT

Rede (10. GT): Beschreibung der Opfergabe Bez. des 11. GT

Rede (11. GT): Beschreibung der Opfergabe und ihres Zwecks Bez. des 12. GT

Rede (12. GT): eig. Handlung

158

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

r#w Dd#w (130) Xfo mo.j m #bwt nbt nt sbjw sSn nHbt dmD m Xfo.j r THn sm#tj[.T] r Owt-sSSt (131) Dd mdw jn Op onX nTr nTrj m NTrjt383 nsw n owt nbt nTrjt boH wd[H] n wsrt m t#-wr o#bt bnr m owj.f psS k#w ‹n› k#w384 Xntjw Jwnt (134) oHo.sn Hms.sn jm.sn jw.w385 wob (135) t# twt #t‹p›.n.j n(n) Dr.sn Xnf386 m-ob gs-pX# bjt b#.tw387 n(n) Tnw wnm cXmt jm.sn (136) Dd mdw jn Mrwr wHmw n Ro sXm Sps Xnt Jwnt (137) Hq# mnX n b#w nTrw tw# t# r Xft-Hr n v#yt (138) opr ob# n nbwt nTrw m Xt nbt prt m jrt Or (139) wnm wrt m wn tp owj.f Hno sXmw wrw nw NTrjt (140) Xnd.j Xndw xr Xtm(w)388 nw #XTjt ob m obw wr sHtp.j nbwt m t#-wr (141) m owj.j sDf#.j ct-nfrt m Df#w (D VII, 197)

Fette Gänse sind in meiner Hand ergriffen als alle Abbilder der Rebellen, Lotosblüte und Lotosknospe sind versammelt in meiner Faust, um [deinen] Weg zum Haus des Naossistrums zu erhellen. Worte zu sprechen durch den lebenden Apis, göttlichen Gott in NTrjt (d. i. Dendara), den König allen heiligen Kleinviehs, der den Opferständer der Mächtigen mit dem t#-wr-Brot überschwemmt, in dessen beiden Armen das große Speiseopfer süß ist, der Nahrung ‹den› Kas, die an der Spitze von Jwnt sind, zuweist, sie mögen davon essen, sie ist rein: Das Brot ist versammelt, das ich ohne Ende aufgeladen habe, das Xnf-Brot, das gs-pX#Brot, das bjt-Brot, indem es Ba-mächtig ist, ohne Zahl: Sachmet möge von ihnen essen. Worte zu sprechen durch Mnevis, den Herold des Re, die prächtige Macht an der Spitze von Jwnt, trefflicher Gebieter der Bas der Götter, der das Brot vor Tait erhebt, der den Altar der Goldenen der Götter ausstattet mit allen Dingen, die aus dem Auge des Horus hervorgehen, möge die Große von dem, was auf seinen Armen ist, essen, zusammen mit den großen Götterbildern von NTrjt. Ich gehe auf der Treppe mit den Xtm-Rationen der Horizontischen, rein in großer Reinheit, ich stelle die Goldene mit dem t#-wrBrot zufrieden, das auf meinen Armen ist, ich ernähre den Platz der Schönen mit Speisen.

Beschreibung der Opfergabe und ihres Zwecks Bez. des 13. GT

Rede (13. GT): Beschreibung der Opfergabe Wunsch Bez. des 14. GT

Rede (14. GT): eig. Handlung (1) (2) (3)

383 384 385 386

Siehe zu diesem Tempelnamen Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 224, Anm. 943. Siehe zur Ergänzung LGG III, 117a und Simonet, Maîtres d’autel, 106. Siehe dazu oben, Anm. 290. Vgl. D VIII, 111, 14 – 112, 1*, wo dieses Brot ebenfalls in Verbindung mit gs-pX# genannt wird. In D VII, 176, 12* steht in dieser Kombination an Stelle von Xnf ein Sns-Brot; trotzdem ist nicht von einer Austauschbarkeit der beiden Brotbezeichnungen auszugehen, da beide in D VI, 36, 10–11 gemeinsam in einer Liste aufgeführt werden. 387 Siehe zu dieser Verbindung Simonet, Maîtres d’autel, 106 (b). 388 Simonet, Maîtres d’autel, 106 (e) transliteriert hier nur xr t, gibt aber keine Erklärung für die Funktion des Zeichens

. Siehe zu Xtm „Rationen“ Wilson, Lexikon, 757, das Zeichen

Determinativ fungieren.

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könnte demnach als Brot-

159

4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

(142) Hrj sSt# ob nTr m Ä#b-t#wj Hwn m-Xnt Pr-nbwt tw# HD xr pryw389 (143) nw v#yt H#p sSm.s jm.sn Ts wD# n wsrt rdj s# n s#wj r XX.s (144) xkrw pw n Hnwt m Owt-mnjt jr.w390 s#.T wHm.w mkt.T sHb.w Snbt.T (145) so#.w Sfyt.T swr.w k#.T Xr k#w Sm.T r pr.T jb.T m Hoowt sm#o391 Xrw.T r Xftjw.T (146) spr.j m Htp r H#yt nt Spst m-Xt sxkr jrt Ro m xkrw.s392 (147) H#tj-o jmj-Xt n MnHyt Xnt v#-n-vm xr nmst Hs (148) n nbw (m-)Xt swob wsrt m pr m nwn Hno (149) Drtjw jrj ntjw m pxr.s (150) Sm.j m Htp r oH n Hnwt (m-)Xt swob Hmt.s m nw (D VII, 198) (151) H#tj-o wr n jrt Ro s#t jr-t# Hnwt wrt m Owt-nhm (152) snTr smn n nfrt m wpt pD.n.f Dt.s m pDw (153) swob w#t.s r oq Owt-sSSt oH n k#.s km Dt

(Der Priester namens) Hüter des Geheimnisses, der Gottesreiniger im Inneren der beiden Länder, Kind an der Spitze des Hauses der Goldenen, der den Schrein mit den Leinenstreifen der Tait hochhebt, der ihr Kultbild damit bekleidet, der das Amulett für die Mächtige knüpft, der das Schutzamulett aus Gold an ihre Kehle gibt: Das ist der Schmuck für die Gebieterin im Haus des Menit, er bereitet deinen Schutz, er wiederholt deinen Schutz, er macht deine Brust festlich, er vergrößert dein Ansehen, er macht deinen Ka groß bei den Kas. Mögest du zu deinem Haus kommen in Jubel, deine Stimme sei gerechtfertigt gegen deine Feinde. Ich gelange in Frieden zum Gemach der Prächtigen nach dem Schmücken des Auges des Re mit seinem Schmuck. (Der Priester namens) nachrangiger Gouverneur der Menhit im Land des Atum, mit dem nmst-Krug und der Hs-Vase aus Gold, nach dem Reinigen der Mächtigen mit dem, was aus dem Urwasser kommt, zusammen mit allen Vorfahren, die in ihrem Umkreis sind: Ich komme in Frieden zum Palast der Gebieterin nach dem Reinigen ihrer Majestät mit dem Wasser. (Der Priester namens) hochrangiger Gouverneur des Auges des Re, der Tochter des Weltschöpfers, der großen Gebieterin im Haus des Jubelns, der das Bild der Schönen am Scheitel reinigt, er hat ihren Leib mit Weihrauchkugeln beräuchert, der ihren Weg reinigt, um einzutreten in das Haus des Naossistrums, den Palast deines Kas, der vollständig ist in Dt-Ewigkeit:

Bez. des 15. GT

Rede (15. GT): Beschreibung der Opfergabe und ihres Zwecks

Wünsche (1) (2) eig. Handlung Bez. des 16. GT

Rede (16. GT): eig. Handlung Bez. des 17. GT

389 Wb I, 531, 13–15 (Hinweis Joachim Friedrich Quack). 390 Das pluralische Suffix hier und im Folgenden bezieht sich wohl auf xkrw als Kollektivum. 391 Zu dieser zweifelsohne richtigen Lesung siehe El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 54. 392 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 54 transliterieren in diesem Text das Zeichen durchgehend Hts, wahrscheinlicher ist m. E. aber die viel häufigere Lesung xkr.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(154) snTr.j sm#tj n wbnt m nbwt r oq o#yt.s m nHH (155) Oopj Cmow srnp wnnt nwn wr jj r tr.f (156) jwH t#wj m rDw.f (157) r srd Xt nbt m t# pn r sonX (158) owt nbt nTrjt sjn r (159) ct-tX r swob sp# r bd bkr r x#t (160) pr.n.j m TpHt oq.j Owt-ob swob.j sm#tjw r OwtsSSt (161) Dd mdw jn Oopj Cmow nwn wr sonX t# Hr #w.f sjn r (162) ctRo swob nprt snTr ct-tX r s#t twr w#t.s (163) srf393 m owj.f m Hb.s nfr n Xnd.s394 jrt Ro r-s# m## jtn (164) m Hb.s tpj hrw nfr wp rnpt (166)395 swob.j w#t n jrt Ro m mw rnp (165) cXt r-Hno.f opr.tw m jrw.s #Xt (167) #X.tw m #Xt.s sTj.n.f mtwt.f Db# m Hmt.f sxb.n wrt.s396

Ich beweihräuchere den Weg derer, die als Goldene aufgeht, um ihr Heiligtum zu betreten in nHH-Ewigkeit. Hapi von Oberägypten, der die Erzeugnisse verjüngt, großes Urwasser, das zu seiner Zeit kommt, der die beiden Länder mit seinen Ausflüssen begießt, um alle Dinge in diesem Land wachsen zu lassen, um das ganze heilige Kleinvieh leben zu lassen, der zur Stätte der Trunkenheit eilt, um die Treppe rein zu machen, um die Treppe zu säubern von dem Übel: Ich bin aus dem Quellloch herausgekommen, ich betrete das Haus der Reinigung, ich reinige die Wege zum Haus des Naossistrums. Worte zu sprechen von Hapi von Oberägypten, großes Urwasser, das das ganze Land leben lässt, der zum Sitz des Re eilt, der die Treppe reinigt, der die Stätte der Trunkenheit rein macht von Schmutz, der ihren Weg rein macht, in dessen Armen das srf-Wasser ist an ihrem schönen Fest ihres Gehens, (nämlich) des Auges des Re, nach dem Sehen der (Sonnen-)Scheibe an ihrem ersten Fest, am schönen Tag des Neujahrsfestes: Ich reinige den Weg des Auges des Re mit dem frischen Wasser. Sechet ist bei ihm, indem sie ausgestattet ist in ihrer Gestalt (als) Acker, indem sie wirkmächtig ist in ihrer Wirksamkeit. Er hat seinen Samen, indem er ausgestattet ist, in seine Frau ergossen, ihre Vulva/

Rede (17. GT): eig. Handlung Bez. des 18. GT

Rede (18. GT): eig. Handlung (1) (2) (3) Bez. des 19. GT

Rede (19. GT): eig. Handlung Bez. des 20. GT Beschreibung der Handlung des 19.

393 Siehe zu srf als Name des Wassers, der entweder auf dessen ruhenden Zustand oder auf seine Wärme hindeutet, Tattko, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (1), 378–379. 394 In der Publikation steht

, Foto HAdW/Tübingen K 6607 zeigt aber, dass hier eindeutig

steht, so dass hier wahrscheinlich das in den Treppentexten ohnehin sehr häufige Bewegungsverb Xnd vorliegt. Etwas störend wirkt das nach dem Suffix .s offenbar als Epexegese eingeschobene jrt Ro, das sich m. E. aber nicht anders erklären lässt. Siehe dazu I 3.11. 395 Zur veränderten Reihenfolge siehe Anmerkung (1) in der Edition (D VII, 198). Bei (166) handelt es sich sicher um die Rede des Hapi, da diese unter den Armen des Gottes steht. El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 55 berücksichtgen diese Anmerkung nicht. 396 Vermutlich wurde das hier eindeutig wrt geschriebene Wort ähnlich wie jdt verwendet, das außer der „Kuh“ eben auch (als Pars pro toto) die „Vulva“ bezeichnet (Wb I, 331, 15 und III, 76, 1–3). Der Kontext lässt auf diese Bedeutung schließen. Für die Diskussion dieser Textstelle danke ich Jan Tattko, der eine Publikation zu den Personifikationen der Nilflut vorbereitet (siehe vorläufig Tattko, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (1), 361–440).

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

my.(168)f jwr.s m njwt.T ms.s m Hwt-nTr.T THn.s Hr.T m pr (169) jm.s S#wt397 n Cfyt rd.tw m owj.s g#bwt.s m nnjb Xt398 sw#w.s (170) nbt sTj nXb nHbt sbtt w#X.tw m pxr.s xmsw(D VII, 199).s ks.tw xr399 nDm-jb npr.s Dd# r mnX (171) t# twt wob.tw tp owj.s jrt Or w#Dt (172) r-Hno.s r#w wrw prw m (173) qbHw400 XDw m obw r obw dr?401 r ob nj#w402 rmnw? xr H#t403 Hmt.T mfk Hr.T jm.sn

Gebärmutter hat seinen Samen verschlungen. Sie ist schwanger in deiner Stadt, sie gebiert in deinem Tempel. Sie lässt dein Gesicht erglänzen mit dem, was aus ihr herauskommt. Die Weinpflanzen von Cfyt (Charga?) sind gewachsen in ihren Armen, ihre Blätter vom Styrax sind überall in ihrer Umgebung, die Herrin des Wohlgeruchs, in deren Umkreis Lotosblüte, Lotosknospe und Blume sind, ihre Ähren sind gebückt unter der Freude, ihr Getreide ist trefflich reif.

und 20. GT

Beschreibung der Opfergabe und ihres Zwecks (zum 20. GT)

Das Brot ist versammelt und rein auf ihren beiden Armen, das grüne Horusauge ist bei ihr zusammen mit den großen r#-Gänsen, die aus dem Wassergebiet gekommen sind. Die Fische sind rein von der Unreinheit, die vertrieben ist vom Horn des Steinbocks (dem Neujahrstag/erneuerten Jahr?), sie, die getragen werden vor deiner Majestät, dein Gesicht möge sich an ihnen erfreuen.

397 El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 55 übersetzen „La végétation (S#t) et les arbres de chéfyt“, aber wie man an den Schreibungen bei Wilson, Lexikon, 985 sieht, handelt es sich nur um ein Wort. 398 Verlockend wäre es, das Holz als Determinativ zu lesen, da es hier wohl um Blätter des Styraxbaumes geht, siehe für ähnliche Determinierung Wilson, Lexikon, 524. Allerdings würde dann eine Verbindung zwischen dieser Phrase und sw#w „Umgebung“ fehlen, so dass man hier wohl die Präposition Xt vorziehen muss. 399 Siehe zur Lesung Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 176. 400 Siehe dazu von Lieven, Grundriss des Laufes der Sterne, 156–157 (Hinweis Joachim Friedrich Quack). 401 Die Lesung dr ist äußerst unsicher, wird aber in Ermangelung einer anderen Möglichkeit hier vorgeschlagen. Die Zeichenkombination ist nach Überprüfung vor Ort exakt so wie in der Publikation angegeben, ähnelt also einer geballten Faust, an das sich mit geringem Abstand ein Mund anschließt:

. Da keine der mir

bekannten Lesungen der Faust hier Sinn ergibt, wird davon ausgegangen, dass die offene Hand gemeint ist. El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 55 übersetzen an dieser Stelle aus unerfindlichen Gründen „le gros bétail et le petit bétail (aussi)“, erklären aber nicht, wie sie zu dieser Lesung kommen. 402 Siehe zur Bedeutung von ob nj#w Abschnitt I 3.8. 403 Auch die Lesung dieser Phrase ist höchst unsicher. Sie geht davon aus, dass die Kombination

ein auf

die Fische (oder andere zuvor genannte Gaben?) bezogenes Partizip ist, und dass es sich bei

um eine

Verschreibung von xr H#t handelt.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

4.3.4 Dritter Teil der Prozession: König, Königin und Naosträger D VII, 199, 4–11: Treppe W, rechte Hälfte, Westwand, König und Königin [BT]404 nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ s# Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur Ro nb{t} Xow ½ ¼ Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. Weihrauch darbringen. Worte zu sprechen: Szenentitel (175) jrt snTr Dd mdw (176) sTj Smow r.T Xntjt Der oberägyptische Duft ist für dich, Vorste- Rede (K): Beherin von Elkab, er hat dein Abbild mit schreibung des NXb snTr.n.f snn.T m Weihrauch beräuchert, große Stirnschlange, Zwecks der OpsnTr mHnjt wrt (177) fergabe Auge des Re an der Spitze von Jwnt. jrt Ro Xntjt Jwnt sTj nTr r How.T Der Duft des Gottes ist an deinem Leib, pDw Xr.Tn Drtjw T#yw Weihrauchkugeln sind bei euch, männliche Vorfahren, das Räucherwerk ist für euch, mnwr n.Tn nTrwt Göttinnen. onX w#s nb H#.f mj Ro Dt Alles Leben und Macht sind hinter ihm wie Rückenschutzformel Re in Dt-Ewigkeit. Nechbet, die Weiße von Hierakonpolis. Bez. des Geiers (178) NXbt HDt NXn Titulatur der KöHq#t nbt t#wj ½ ¼ (179) Die Gebieterin, die Herrin beider Länder ont owj xr sSSt sXm ½ ¼, die mit schönen Armen, mit dem Naos- nigin und dem Bügelsistrum: (180) sSp.n.j sSSt Ich habe das Naossistrum ergriffen, Rede (Königin): eig. Handlung (1) #m.n.j sXm dr(.j) dndn ich habe das Bügelsistrum erfasst, (ich) habe (2) n nbt pt den Zorn der Herrin des Himmels vertrieben. Hr.T n.j Hnwt Xmt Spt Dein Gesicht sei mir zugewandt, Gebieterin, Wunsch cXmt W#Dt w#Dt onX405 die den Ärger nicht kennt, Sachmet, Wadjet, die mit frischer Lebenskraft. D VII, 199, 13 – 200, 2: Treppe W, rechte Hälfte, Westwand, Naosträger der Hathor [BT]406 (182) Jmstj ew#-mwt.f Imseti, Duamutef, der Beutemacher, der sei- Bez. der NT O#qw Jr-rn.f-Ds.f (183) nen Namen selbst erschafft, Hapi, Opj ÄbH-snw.f M##-jt.f Qebechsenuef, der seinen Vater sieht, der unter seinem Olivenbaum ist, Chentienirti. $rj-b#q.f %ntj-n-jrtj Oh Träger, die ihr die Prächtige, die MächAnrufung (184) j rmnw rmnw tige tragt, Gottesdiener der Goldenen, des Spst wsrt Hmw-nTr nw Auges des Re! nbwt (185) jrt Ro jp jb.Tn Hr wTs wrt nr Seid verständig beim Tragen der Großen, Aufforderung n.s nTrw nbw vor der sich alle Götter fürchten! (D VII, 200) (186) Owt-Or Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Bez. der Gottheit im großen Naos wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt Auge des Re, die Herrin des Himmels, Gept Hnwt nTrw nbw bieterin aller Götter. 404 Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 56. 405 Oder wDt onX „die das Leben befiehlt“ (Vorschlag Joachim Friedrich Quack). 406 Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 57.

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(187) Dd mdw dj.j n.k v#-nTr xr #tf v#wjnTrw407 xr pr jm.f

Worte zu sprechen: Ich gebe dir das Gottesland mit seinem Räucherwerk und die beiden Länder der Götter mit dem, was aus ihnen herauskommt.

Rede (Hathor): Gegengabe

D VII, 200, 3–7: Treppe W, rechte Hälfte, Westwand, Text über dem Naos der Hathor [HFE] Worte zu sprechen: Wie schön ist dies, Gol- Anrufung (188) Dd mdw {j[n]} nfrwj nn nbwt nbt Jwnt dene, Herrin von Jwnt, Auge des Re, an der Spitze des Landes des Atum! jrt Ro (189) Xnt v#-nvm wD#.T m Htp Du gehst in Frieden, FB2: Fortbewedu schreitest in Rechtfertigung, um zu deigen (H) nmt.T (190) m m#o Xrw r ns r styt.T nt Dt nem Schrein der Dt-Ewigkeit zu ziehen. Geleit (T) (191) psDt Jwnt (m) Die Neunheit von Jwnt geht hinter dir an sqdt m-Xt.T m hrw pn diesem Tag, am Morgen der Reinheit. (192) dw#yt nt wob Tempel betreten Du betrittst das Haus des Naossistrums in oq.T Owt-sSSt m (193) (H) großer Unzugänglichkeit, Dsr wr 408 job s#w-n.sn m (194) die s#w-n.sn sind versammelt zu deinen Sei- Geleit (T) ten, das Haus der Prächtigen ist offen, um jtrtj.T Pr-Spst sn.tw r dich aufzunehmen, Ssp.T Schutz ihre beiden Arme schützen deine Majestät. (195) owj.s‹n?›409 bs# H# Hmt.T Tempel betreten Du vereinigst dich mit ihm (dem Haus der xnm.T s(j) m Hoowt (H) Prächtigen) in Jubel, du betrittst es im Fest, (196) oq.t s(j) m Hb #m.T s(j) m nDm-jb nHH du ergreifst es (nimmst es in Besitz?) in nHH-Ewigkeit, in nHH-Ewigkeit, beim Aufsp 2 Hr wbn gang. Sei zufrieden, Hathor, die Große, Herrin von Aufforderung (197) Htp Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro Jwnt, Auge des Re! D VII, 200, 7 – 202, 4: Treppe W, rechte Hälfte, Westwand, Text über den Naoi der Neunheit410 [BT/FE] Diese großen, gewaltigen Götter, die Neun- Bez. der Götter(198) nTrw jpn o#w heit des Hauses der Goldenen, die Götter gruppe wrw psDt nt Pr-nbwt

407 Diese Bezeichnung trägt das Fruchtland des 16. oberägyptischen Gaues, siehe dazu Leitz, Gaumonographien, 129 und ders., Regionale Mythologie, 297–298. Den dort zitierten geographischen Inschriften zufolge ist Getreide eines der Hauptprodukte von v#wj-nTrw. 408 So Goyon, Dieux-gardiens I, 466. Alternativ könnte man auch ob „rein“ lesen und dies zu der davorstehenden Passage ziehen. 409 Wahrscheinlich auf die zuvor genannten s#w-n.sn bezogen und als Plural zu lesen. Alternativ könnte man annehmen, dass es sich um die „Arme“ des Pr-Spst handelt, worin ein Wortspiel mit o#wj „Türflügel“ liegen könnte (Vorschlag von Emmanuel Jambon). Dies würde zum Folgenden passen, wo es offenbar wieder um das „Haus der Prächtigen“ geht. 410 Hier ist die Abtrennung der beiden Texte (einerseits über dem Naos der Hathor, andererseits über den Naoi der anderen Götter) nicht so deutlich wie oben zwischen D VII, 186, 11 – 187, 3* und D VII, 187, 3 – 188, 11*, wo durch eine doppelte Zeilenbegrenzung ein Abschnitt markiert zu sein scheint (D VII, Taf. 677). Da

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

nTrw nTrwt (199) jmjw Owt-sSSt s#w-n.sn m ct-Ro sXmw St#w jrw nw nbwt nTrw n(n) mjtt.s411 m t# pn Dsrw sp#wt (201) m o#w n b#w.sn grgw njwwt sw#Dw jmjtw.sn dw# k#.sn m (202) j#wt nt t#412 nbw f#w Xntjw #Xt-nHH nbw onX m NDm-onX (203) wrw Sfyt m gswprw nsww Cmow bjtjw (204) MHw Hq#w nw Bj# dmD m sp (205) sS Hmt.s r st.sn m st-Hb-tpj (206) m hrw pn nfr wp rnpt wD#.sn m ‹Htp›413 nmt.sn (207) m nhm r nmtt.sn nt m#o-Xrw jw.sn (208) r pr.sn414 m qb nmtt m Dsr wr sp 2 (209) sXm Sps n nbwt nTrw jTt gst (210) m H#t.sn sj mj jtn wbn m Hrt415 H#y Hrw m HDDwt.s (212) jw.s m rpyt nfrt psDt m Smow.s mHw.s (213) dmD m sp Swtj wpt jtn?416

411 412 413 414 415 416

und Göttinnen, die im Haus des Naossistrums sind, die s#w-n.sn im Sitz des Re, die Götterbilder mit verborgener Gestalt der Goldenen der Götter ohnegleichen in diesem Land, die die Gaue mit der Größe ihrer Machterweise geweiht haben, die die Städte gegründet haben, die das gedeihen lassen, was inmitten von ihnen ist, deren Ka ist in den Stätten des Landes gepriesen wird, die Herren des Ansehens, die Vorsteher des Horizontes der nHH-Ewigkeit, die Herren des Lebens in Angenehm an Leben, mit großem Ansehen in den Tempeln, die Könige von Oberägypten, die Könige von Unterägypten, die Gebieter von Ägypten, die zusammen vereint sind, die, an deren Stätten ihre Majestät vorbeigeht, am Platz des ersten Festes an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes. Sie gehen in ‹Frieden›, sie schreiten in Jubel gemäß ihres Gangs der Rechtfertigung, sie sind gerichtet in Richtung ihres Hauses mit ruhigem Schritt und in großer Unzugänglichkeit. Das prächtige Götterbild der Goldenen der Götter nimmt den Lauf vor ihnen auf, sie ist wie die (Sonnen-)Scheibe, die am Himmel aufgeht, durch deren Strahlen die Gesichter erhellt werden, indem sie eine schöne Frauenfigur ist, die mit der weißen Krone und der roten Krone leuchtet, indem sie zusammen vereint sind, mit den beiden Federn und der gehörnten (Sonnen-)

FB1: Fortbewegen (T)

Fortbewegen (H) Beschreibung der Statue (–)

die Struktur hier wie dort jedoch die gleiche ist (über dem Naos der Göttin und ihren Trägern eine Festbeschreibung unter Ansprache der Göttin, ab dem Naos des ersten ihr nachfolgenden Gottes eine ausführliche Bezeichnung der Neunheit von Dendara) wird die Inschrift hier in zwei getrennten Tabellen wiedergegeben. Siehe für Übersetzungen des Textes und seiner Parallele die Angaben zur Literatur in Synopse 5, besprochen in Kapitel III 6.7. In der Parallele in Edfu (E I, 575, 17, vgl. Synopse 5) im Plural auf die Göttergruppe bezogen, hier ist jedoch auch ein Bezug auf die Göttin möglich. LGG VII, 520c. So zu ergänzen nach der Parallele E I, 576, 2 (siehe Synopse 5). Ein Adverbialsatz der Richtungsbestimmung, eingeleitet durch jw. Foto HAdW 6652 zeigt an dieser Stelle eine Zerstörung, die mit der halben beschädigten Gruppe aus der Publikation korrespondiert. Möglicherweise stand hier ein t, vgl. die Schreibungen bei Wilson, Lexikon, 672. Die Lesung des Zeichens ist nicht ganz gesichtert, so Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 162 und

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

nb jmjtw.sn obwj pD Hnwtj m (214) tp.s417 w#s m o.s onX m #m.s nDm Hr bHdw.s Xnt (215) HD.s Sps s#.s m JHy oHo r Xft-Hr.s (216) Hr sHtp k#.s m mnjt sSSt M#ot wrt Htp.tw (D VII, 201) m b#H.s xrt k#.s (217) pw M#ot418 pxr Hmt.s r st.s m-Xnt v#-rr r-s# (218) sm# stwt.s Hno jt.s DD.tw m Dt.s m v#-nvm (219) Owt-sSSt mn xr sSm Dd jm HHw nw ob nj#w419 (220) djt-o jm m-Xnt HD BHdtj s#b Swt pHrr nmtt Hr-s#.s jw.f m gmHsw #m Dt nT(T)420 (222) sbjw.f nt nfrt dmD m tp.f Swt nfrt Hno Swtj wrtj Hr wpt (223) m Dnnt.f421

Scheibe, vergoldet, indem sie zwischen ihnen ist, den beiden Hörnern, die ausgebreitet sind. Die beiden Hörner sind auf ihrem Kopf, das Was-Szepter in ihrer Hand, ein Lebenszeichen ist in ihrer Hand, indem sie auf ihrem Thron sitzt in ihrem prächtigen Schrein. Ihr Sohn steht ihr als Ihi gegenüber, beim Zufriedenstellen ihres Kas mit dem Menit und dem Naossistrum. Maat, die Große, ist zufrieden vor ihr, der Bedarf ihres Ka ist Maat. Ihre Majestät zieht zu ihrem Platz an der Spitze von v#-rr, nachdem sich ihre Strahlen mit dem Vater vereint haben, indem sie dauerhaft ist in ihrem Leib im Land des Atum. Das Haus des Naossistrums ist dauerhaft unter dem Kultbild, das darin dauerhaft ist (für) Millionen von Hörnern des Steinbocks (erneuerten Jahren?). Dort die Richtung anzeigen, der Schrein dessen von Edfu, des gefleckt Gefiederten, ist laufenden Schrittes hinter ihr, indem er ein Falke ist, der den Phallus ergreift und seine Rebellen fesselt, die rote und die weiße Krone sind vereint auf seinem Kopf, die schönen Federn und die große Doppelfeder sind auf dem Scheitel auf seinem Kopf.

Ruhen Musik (T) Geleit (T)

Rückkehr (H)

Beschreibung des Bauwerks (–)

Fortbewegen (–) Geleit (T) Beschreibung der Statue (–)

LGG IV, 40a. Kurth, Einführung 1, 223 liest obwj, zweifelt dies in Anm. 81 (S. 232) jedoch selbst an. Waitkus, Krypten, 98, Anm. 20 überlegt, ob mit Derchain-Urtel, in: Kurth (Hg.), Edfu: Studien zu Vokabular, Ikonographie und Grammatik, 30 nur jtn zu lesen sei. Ein Vergleich der nicht vollkommen identischen, jedoch eng verwandten Passagen E I, 244, 3–4

und E IV, 347, 7–8

jedoch legt nahe, dass wpt jtn zu lesen ist (LGG IV, 40a). Siehe auch die beiden in Synopse 3 zusammengestellten Paralleltexte, in denen die angesprochene Göttin Hnwt wpt jtn genannt wird. 417 Für fast analog strukturierte Phrasen siehe z. B. D II, 123, 1–2 und D V, 117, 4. Derchain-Urtel, in: Kurth (Hg.), Edfu: Studien zu Vokabular, Ikonographie und Grammatik, 30, Anm. 18 zufolge markiert der Zusatz pD („ausgestreckt“), der sowohl zu obwj als auch zu Hnwtj treten kann, das Widdergehörn. Ich danke Emmanuel Jambon für eine Diskussion dieser Textstellen. 418 Die vorangehende Schilderung des Götterbildes der Hathor in Begleitung von Ihi und Hathor entspricht bis ins Detail ihrem Erscheinungsbild in den Szenen 5 und 12 des Kiosks (Taf. 37). Eventuell handelt es sich um eine Statuengruppe, siehe dazu III 5.1. 419 Siehe zur Bedeutung von ob nj#w Abschnitt I 3.8. 420 Vgl. Wilson, Lexikon, 561 (Hinweis von Emmanuel Jambon). 421 Siehe zu dieser Statuenbeschreibung erläuternd III 5.1.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

s#.f Cw m m#j Hr j#t.f m-ob s#t.f wpt-xt422 (224) pxr Hm-nTr.f r stHb-tpj r sm# b#.f Hno sXm.f [Hrjt]-tp nt Ro m jtrtj Hmt.s sj mj Ro jmjtw Snwt.f (226) Ro-sm#-t#wj mpxr.s m s#-t# nfr m bj# m Hr n Drtj Hr jrt (227) st.f m-Xnt monDt nnw.s r-Hno.s m nbt nt nfrt n(n) #b r.s (228) km Dt jrt Ro Hrjt st-wrt r gs.s m-ob t# mnjt wrt sj423 mj JoH mH.f t# wD#t (229) Ro-sm#-t#wj Hr w#t.s m bjk s#b Swt psD m jtn Swtj jwn wr m Jwnt Hr sm#tj.s sXm Spst Hno.f sw mj pt opr.tw m sb#w.s (231) Htp Hmt.s m stHb-tpj psDt.s jrj m pxr.s r-s# sm# b#(w).sn (232) Hno jt.sn Dd{tj}.sn424 m Dt.sn mXnt Owt-sSSt #Xt-nHH mn xr sSt#.s (233) Htp.s m HD.s Xnt wTs nfrw.s xkr m jrw.f nbw q#.f r-nfr m mH 7 Ssp 4 wsX.f r mtr (234) m mH 5 Ssp 3 nb m rwj m-ob r#-Xmt mH.tw m o#wt nbt nt m#ot

Sein Sohn Schu ist als Löwe an seiner Stätte, zusammen mit seiner Tochter, der Erstgeborenen. Sein Gottesdiener zieht zum Platz des ersten Festes, um seinen Ba mit seinem Abbild zu vereinen. Die Stirn[schlange] des Re ist um ihre Majestät, sie ist wie Re inmitten seiner Genossen, Rasomtus ist in ihrem Umkreis als schöne Schlange aus Kupfer mit dem Gesicht eines Falken, indem er seinen Platz einnimmt an der Spitze der monDt-Barke. Ihre Kinder sind bei ihr, der Herrin der unterägyptischen und der oberägyptischen Krone ohne Unterlass bis zum Ende der DtEwigkeit, das Auge des Re, Oberste des großen Sitzes, ist an ihrer Seite zusammen mit dem großen Menit, es ist wie der Mond, wenn er das Udjatauge füllt. Rasomtus ist auf ihrem Weg als Falke, als gefleckt Gefiederter, der mit der (Sonnen-) Scheibe und den Doppelfedern aufgeht. Der große Pfeiler in Jwnt ist auf ihrem Weg, das Abbild der Prächtigen ist bei ihm, er ist wie der Himmel, indem er ausgestattet ist mit seinen Sternen. Ihre Majestät ruht am Platz des ersten Festes, indem ihre Neunheit insgesamt in ihrem Umkreis ist, nachdem sich ihre Bas mit ihrem Vater vereint haben. Sie sind dauerhaft in ihren Leibern im Haus des Naossistrums, der Horizont der nHHEwigkeit ist dauerhaft unter ihrem Abbild. Sie ruht in ihrem Schrein in ihrer (Barke) wTs nfrw, indem sie geschmückt ist in all ihren Bestandteilen, ihre Länge ist richtig mit sieben Ellen, vier Handbreit, ihre Breite ist gemäß der richtigen Ordnung mit fünf Ellen, drei Handbreit, indem sie überzogen ist mit Gold und Silber, indem sie gefüllt ist mit allen echten Edelsteinen.

Geleit (T 2x) Fortbewegen (T)

Geleit (T)

Geleit (T)

Geleit (T)

Geleit (T)? Geleit (T)? Geleit (T*)

Geleit (T)

Ruhen (H) Geleit (T)

Beschreibung des Bauwerks (–) Ruhen (H) Beschreibung der Barke (–)

422 LGG II, 354b zufolge ist dieses Epitheton auf Schu bezogen. Alliot, Culte d’Horus, 410 plädiert in Bezug auf die Parallele in Edfu (E I, 576, 5, siehe Synopse 5) jedoch für einen Bezug auf Hathor. 423

geschrieben. Als spezifisch neuägyptische Form interessant in Zusammenhang mit dem bestimmten

Artikel t# im selben Satz (Hinweis Joachim Friedrich Quack). 424 Siehe zur Erklärung der Verschreibung die Parallele in Syopse 5 (E I, 576, 6), wo ein Stativ vorliegt. Alternativ wäre formal auch ein sDm.tj.fj denkbar (Kurth, Einführung 2, 733–734).

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

jw.f mj pt opr.tw m sb#w.s bj#yt (235) o#t dg.tw.f425 psD.f xr nbwt m-Xnt Pr-nbwt bd HDDwt.f v#-n-vm H#tj(-o) wr H#tj(-o)426 wobw o#w m obw wr oqw jsk r nmt.sn Hwt-nTr r jrw.s k#p.tw m ontw (237) twr.tw m 5 T# Smow pD m pDw dj.n nbt Fog xnm.tw m 5 T# mHw427 nmswt Hno.tw (238) m owj Hmw-nTr Hr swob (D VII, 202) sm#tj.s{n} r s#t Hmw-nTr jtjw-nTr (239) xr dbHw nw Xt-nTr nb m s#w Hno orqwr428 smHrw 9429 Htr w#r nt swwt Ts.tw r w#S (240) n nTrt tn Hm(w)-nTr Hr wnmj.s jtjw-nTr Hr j#bj.s Dr pr.s m pr.s r xnm jt.s m hrw (241) pn nfr wp rnpt Hs.s Ro r njwt.s430 s[w]r?.s431 njwtj(w?).s on[.s] r tjt m Htp nHH […] HHw […] Owt-Or wrt nbt Jwnt

Sie ist wie der Himmel, der ausgestattet ist mit seinen Sternen, ein großes Wunderwerk. Man blickt sie (die Barke) an, wenn sie unter der Goldenen glänzt an der Spitze des Hauses der Goldenen, sie, deren Strahlen das Land des Atum erhellen. Der hochrangige Gouverneur, der Gouverneur und die großen Reinigungspriester sind in großer Reinheit, die Eintrittsberechtigten ebenso gemäß ihrer Stellung, der Tempel ist gemäß dem, was zu ihm gehört, indem er durchräuchtert ist mit Myrrhe, indem er gereinigt ist mit fünf oberägyptischen Kügelchen, indem er durchräuchert ist mit Weihrauchkugeln, die die Herrin von Fag gegeben hat, vereint mit fünf unterägyptischen Kügelchen. Die nmst-Krüge sind gefüllt in den Armen der Gottesdiener beim Reinigen ihrer Wege vom Schmutz, die Gottesdiener und die Gottesväter tragen den Bedarf des Gottesopfers, indem er geschaffen ist aus Gold und Silber. Die neun Freunde binden ein Seil aus Binsen, indem es geknüpft ist an die Tragbahre dieser Göttin. Die Gottesdiener sind zu ihrer Rechten, die Gottesväter zu ihrer Linken, wenn sie herauskommt aus ihrem Haus, um sich mit ihrem Vater zu vereinen an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes. Sie preist Re für ihre Stadt, sie macht ihre Städter? [gro]ß?, [sie] wendet sich zum Gemach in Frieden in nHH-Ewigkeit […] Millionen […], Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt.

Geleit (T 3x)

Beschreibung des Bauwerks (–)

Reinigung (T)

Opfer (T* 2x)

Schrein tragen (T) Geleit (T* 2x) Erscheinen (H)

Lobpreis (H) Rückkehr (H)

425 Das Suffix .f kann nicht mit bj#yt oder pt korrespondieren, da beides feminin ist. Sicherlich ist die weit vorher stehende Bezeichnung der Barke wTs nfrw gemeint, auf die sich die ganze Passage bezieht. 426 Gemeint ist sicher der H#tj-o jmj-Xt (vgl. I 3.6). 427 Siehe zum Opfer der Natronkügelchen aus den beiden Landesteilen III 5.8. 428 Gemeint sind wohl die Geräte des Kultbildrituals (Anmerkung Joachim Friedrich Quack). 429 LGG VI, 345c, diese Stelle allerdings ist dort nicht aufgeführt. 430 Wb III, 155, 4. 431 Ergänzungsvorschlag von Emmanuel Jambon.

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168

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

D VII, 202, 5 – 203, 10: Treppe W, rechte Hälfte, Westwand, Naosträger (NT) [BT] Horus von Edfu, der große Gott, Herr des Bez. der Gottheit (242) Or BHdtj nTr o# Himmels. im 1. Naos nb pt Rede (1. NT): (243) rmn.n.j HD n Xntj Ich hab den Schrein des Vorstehers von eig. Handlung BHdt s# xnm b#.f m bj# Edfu nach der Vereinigung mit seinem Ba am Himmel getragen. Bez. der Gottheit (244) Owt-Or nbt Jwnt Hathor, die Herrin von Jwnt, die Stirnim 2. Naos Hrjt-tp nt Ro schlange des Re. Ich habe den Kasten, der unter der StirnRede (2. NT): (245) tw#.n.j tmm xrj schlange des Re ist, hochgehoben, nachdem eig. Handlung Hrjt-tp nt Ro ‹m›-Xt sie ihren Vater am Himmel/auf dem Dach m##.s jt.s m Hrt gesehen hat. Harsomtus, der große Gott inmitten von Bez. der Gottheit (246) Or-sm#-t#wj nTr 432 im 3. Naos o# Hrj-jb Jwnt Jwnt. (247) wTs.n.j k#r xrj k# Ich habe den Schrein, der unter dem Ka des Rede (3. NT): eig. Handlung n cm#-t#wj [D?]r snsn.f Semataui ist, getragen, seit? er sich mit seinen Strahlen vereinigt hat. stwt.f Ihi, der Große, der Sohn der Hathor. Bez. der Gottheit (248) JHy wr s# Owtim 4. Naos Or Ich habe den Kasten, der unter dem Erben Rede (4. NT): (249) jwh.n.j j#w# xrj des Auges des Re ist, befördert, seit er seine eig. Handlung jwo n jrt Ro Dr #m.n.f (Sonnen-)Scheibe ergriffen hat. jtn.f Bez. der Gottheit (250) Or-sm#-t#wj-p#- Harsomtus, das Kind, Sohn der Hathor. im 5. Naos xrd s# Owt-Or Ich habe das Heiligtum des Kindes des geRede (5. NT): (251) tbtb.n.j STyt433 n eig. Handlung sD n s#b Swt ‹m›-Xt m## fleckt Gefiederten nach dem Sehen seines Vaters am Horizont transportiert. jt.f m #Xt (D VII, 203) (252) Owt-Or Bez. der Gottheit Hathor, die Herrin von Jwnt, Auge des Re, im 6. Naos nbt Jwnt jrt Ro Hrjt st- Oberste des großen Sitzes. wrt Ich habe den Schrein, der unter der Gebiete- Rede (6. NT): (253) tw#.n.j Hd xrj Hnwt m Owt-sSSt Hr-s# rin im Haus des Naossistrums ist, nach dem eig. Handlung Sehen ihres Vaters an diesem schönen Tag m## jt.s m hrw pn nfr der Geburt der (Sonnen-)Scheibe hochgemswt jtn hoben. Bez. der Gottheit (254) Owt-Or nbt Jwnt Hathor, die Herrin von Jwnt, das Menit. im 7. Naos t# mnjt Rede (7. NT): (255) k#wt.n.j j#w# xrj Ich habe den Kasten, der unter dem großen Menit ist, nach dem Sehen seines Vaters auf eig. Handlung mnjt wrt Hr-s# m## jt.s dem Dach des Tempels hochgehoben. tp-Hwt Hwt-nTr.s (256) Or-sm#-t#wj nTr Harsomtus, großer Gott, der Herr von %#-dj. Bez. der Gottheit im 8. Naos o# nb{t}434 %#-dj

432 Vermutlich wurde die zweite sm#-t#wj-Gruppe versehentlich für nTr o# geschrieben, vgl. z. B. D VII, 188, 15*. 433 Wb IV, 555, 7 (laut TLA zugehörig zu Wb IV, 559, 3–21) und Wilson, Lexikon, 1038. 434 Siehe die parallel konstruierte Stelle in D VII, 189, 7*.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

(257) wTs.n.j HD xrj Ro m Hoowt r xnm b#.f m bj# (258) Wsjr ½Wnn-nfr m#o-Xrw¼ nTr o# Hrj-jb Jwnt (259) jSS.n.j sHDt?435 xrj Jwn m Hwt-nTr.f pr.f ‹m› st-Hb-tpj m #wt-jb (260) #st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt Hrjt-jb Jwnt (261) tw#.n.j tmm xrj cpdt m ct-Ro r snsn stwt.s Hno J#Xw

Ich habe den Schrein, der unter Re ist, in Jubel getragen, damit er sich mit seinem Ba am Himmel vereint. Osiris ½Onnophris, gerechtfertigt¼, der große Gott inmitten von Jwnt.

Rede (8. NT): eig. Handlung

Ich habe den Schrein, der unter dem Pfeiler in seinen Tempel ist, getragen, er verlässt den Platz des ersten Festes in Herzensfreude. Isis, die Große, die Gottesmutter, die Herrin von J#t-djt, inmitten von Jwnt. Ich habe den Kasten, der unter Sothis im Sitz des Re ist, hochgehoben, so dass sich ihre Strahlen mit dem Glänzenden vereinen.

Rede (9. NT): eig. Handlung

Bez. der Gottheit im 9. Naos

Bez.der Gottheit im 10. Naos Rede (10. NT): eig. Handlung

4.4 Die Decke D VII, 203, 16 – 205, 7: Treppe W, Decke, Bandeau [A]436 (onX) nTr nfr s# sXo Der gute Gott, der Sohn derer, die ihre Bas b#w.s k# xt n Or?437 k# erscheinen lässt, der Stier der Körperschaft nXt des Horus?, starker Stier. jty n B#qt xr mdw n Der Herrscher Ägyptens trägt den Stab des sp#t Hr swr k#.s Xr k#w Gaues beim Vergrößern ihres Kas bei den Hmw-nTr jtjw-nTr xr Kas. Die Gottesdiener und die Gottesväter bqnqnw Hr Dsr sm#tj.s tragen die Standarten, indem sie ihren Weg r (D VII, 204) st.s zu ihrem Sitz abschirmen. nTrw nTrwt dmD m sp Die Götter und Göttinnen sind zusammen xr Hnkwt nfrt m sn r.sn vereint mit ihren schönen Gaben wie es sich für sie gehört. Hq#t nbt t#wj r gs.f xr Die Gebieterin, die Herrin der beiden Länmnjt sSSt Hr sHtp k#.s m der ist an seiner Seite mit dem Menit und mr.s dem Naossistrum beim Zufriedenstellen ihres Kas mit dem, was sie liebt. nsw Ds.f xr o n Or Hr Der König selbst trägt den Arm des Horus, sHb Hmt.s ‹m› mnwr indem er ihre Majestät ‹mit› dem Räucherwerk festlich macht. Hrj sSt# ob [nTr…] m Der Hüter des Geheimnisses, der [Gotjrw.f tes]reiniger […] in seiner Gestalt, wobw o#w Hr sw#S Hknw die großen Reinigungspriester jubeln Lobpreis, xrj-Hbt Hrj tp on m der oberste Vorlesepriester, in dessen Hand owj.f die Schreibtafel ist, die beschrieben ist mit Xt m r#w nw oq pr.s den Sprüchen des Eintretens in ihr Haus.

Formular (onX) nTr nfr FB1: Stab tragen (K) Standarte tragen (T 2x) Weg bereiten Geleit (T 2x)

Geleit (T) Musik

Räucheropfer (K)

Geleit? (T) Lobpreis (T) Rezitation (T)

435 Eine Übersetzung des Textbeginns findet sich bei Cauville/Ali, Le temple égyptien, 88. 436 Siehe dazu oben Anm. 334 zu D VII, 189, 3*. 437 So ansonsten leider nicht belegt, vgl. aber LGG VII, 270b–c.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

nDb.s Hknw nfr n k#.s XntS Hmt.s m-ob jmjwXt.s mdw.s n nTrw wnw m pxr.s Dd.s n nTrwt dmDt r-Hno.s mj.n m X#X oq.n pr-nbw(t) tp?438 nfr mr jb.j Sm[.sn] m Hb nmt.sn m Hoowt Xn.sn Hwt-nTr.sn m rSrS m##.sn439 st.s #X.tw m #Xwt.s #m.sn sSt#.sn m Hoowt gm.n.s pr.s Xws nfr orq r mtr m-o v#-Tnn S[…] jr n.s Hwt-nTr.s snT.tj Hr snT.s sHw.s jrj r st wnn.sn […] qd […] twr […] b#w […] m tp nfr mXnt.s M#ot pxr.tw m mrrt.s m##.n.s jsft dr.tw r Dr[.s? …]r.s v#-rr m Hoowt sq# sj m HHw nw HHw sDf#.n.s440 Sno m Xt nbt nfrt r mnw nt ro nb boH.n.s Tt m HHw nw Htpw Sps.n.s sm.s m Spsw opr.s o#yt.s m jrt Or w#DT m nfrw nw esds

Sie hört das schöne Lobpreis für ihren Ka, ihre Majestät freut sich zusammen mit denen, die hinter ihr sind. Sie spricht zu den Göttern, die in ihrem Umkreis sind, sie sagt zu den Göttinnen, die bei ihr versammelt sind: „Kommt im schnellen Gang! Lasst uns in das Goldhaus/Haus der Goldenen eintreten (gemäß) der richtigen Ordnung?, die mein Herz liebt.“ Sie kommen im Fest, sie schreiten in Jubel, sie durchziehen ihren Tempel in großer Freude. Sie sehen ihren Sitz, indem er wirkungsmächtig ist in seiner Wirksamkeit. Sie ergreifen ihre Abbild(er) in Jubel. Sie fand ihr Haus, indem es gut gebaut ist, indem es richtig vollendet ist durch Tatenen […], der für sie ihren Tempel schuf, indem er gegründet ist auf seinem Fundament. Seine Kapellen sind insgesamt an ihrem Platz. […] in der richtigen Ordnung an seiner/ihrer Spitze, und Maat ist umhergegangen auf ihrer Straße.

Lobpreis Freude (H) Geleit (T) Rede (Göttin):

Sie hat das Böse gesehen, indem es gänzlich? vertrieben ist […]. v#-rr ist in Jubel, es ist erhöht für Millionen von Millionen (Jahren). Sie hat die Küche mit allen guten Dingen für das tägliche Gabenopfer ernährt, sie hat den Opfertisch mit Millionen von Opfergaben überschwemmt, sie hat seinen Altar mit Reichtümern prächtig gemacht. Sie stattet ihr Heiligtum aus mit dem grünen Horusauge, mit dem Wein von Baharija.

Beschreibung der Handlung der Göttin

Aufforderung (1) (2) Beschreibung der Handlung einer Göttergruppe

Bauinschrift (mit Beschreibung des Bauwerks)

438 Siehe Anm. 1 in der Edition (D VII, 204). Foto HAdW/Tübingen K 9493 zufolge ist die Zeichenkombination so:

. Das t passt nicht gut zur Lesung tp-nfr, diese wird dennoch – in Ermangelung einer sinnvollen

Alternative – hier angenommen. 439 Möglich wäre auch m##.n.s in Bezug auf die Göttin, die analog konstruierten Phrasen davor und danach sprechen jedoch für ein pluralisches Suffix. 440 Das Bezugswort ist hier nicht ganz sicher. Theoretisch wäre das zuvor genannte Owt-nTr möglich, wahrscheinlicher ist jedoch, dass hier die Göttin gemeint ist. Der Text ist im Folgenden als Beschreibung ihrer Handlung gedeutet, wenngleich stellenweise eine andere Interpretation möglich wäre („der Speicher ist für sie ernährt … für sie ist der Opfertisch überschwemmt … ihr Altar ist für sie prächtig gemacht“). Das unmissverständliche m##.n.s zu Beginn des Abschnittes und das abschließende sDm.f (opr.s) sprechen jedoch dafür, dass Hathor hier handelnd auftritt.

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4 Die östliche (einläufige gerade) Treppe W

Dd.s n nTrw mdw.s n psDt Ddw wnw m Smsw.s wrwj mnw pn nfr jr n[.j] nsw bjtj ½ ¼ s# Ro ½ ¼ Hs.sn Hm.f441 Hr r#-owj.f fq#.sn k#.f m k#w dj.sn n.f Kmt Hr mw n Hm.f X#swt (D VII, 205) nbt n.f r nDyt dj.sn n.f Sn nb n jtn jqH.n stwt.f r.sn [soD.sn owt.f r obw nb Dw jr.sn] mkt.f m D#jt rnpt Xw.sn442 Dt.f swD#.sn How.f jr.sn s#w.f m st.f so#.sn sXm.f swr.sn [Sfyt.f snXt.sn o.f r]443 sbjw.f [rtH.sn444 n.f pot rXyt Hr mw.f] spxr[.sn n.f H#tj]w nw Hnmmt wD.n445 snD.f r Hptj Sfyt.f r r#-o stwt [j]tn […446 s]q#.n oHow.f [s]Dd.n [nswyt.f

Sie spricht zu den Göttern, und sie sagt zur Neunheit, den Dauernden, die in ihrem Gefolge sind: „Wie groß ist dieses schöne Monument, das der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼, Sohn des Re ½ ¼ für [mich] gemacht hat!“ Sie preisen seine Majestät mit seinem Werk, sie beschenken seinen Ka mit Speisen, sie geben ihm Ägypten, indem es ihm gegenüber loyal ist, sowie die Fremdländer als Sklaven. Sie geben ihm den ganzen Umkreis der Sonne, indem seine Strahlen in sie eingetreten sind. [Sie haben seine Glieder wohlbehalten sein lassen] vor jeder schlechten Unreinheit, sie bereiten seinen Schutz in der Hungersnot, sie schützen seinen Leib, sie lassen seine Glieder unversehrt sein, sie bereiten seinen Schutz an seinem Platz, sie vergrößern seine Macht, sie vergrößern [sein Ansehen sie verstärken seinen Arm] gegen seine Feinde, [sie halten für sie die pot und rXyt ihm gegenüber loyal, sie] wenden [ihm die Herz]en des Sonnenvolkes zu. Wir befehlen die Furcht vor ihm bis zu den äußersten Randbereichen (sowie) sein Ansehen bis zur Grenze der Strahlen der Son[ne], […] wir erhöhen seine Lebenszeit, wir machen [sein Königtum] dauerhaft,

Rede (Göttin): Ausruf Beschreibung der Handlung der Göttergruppe

Rede (Götter): eig. Handlung (1) (2) (3)

441 Es muss der zuvor erwähnte König gemeint sein. 442 Ab dieser Stelle läuft der Text mit einer Bandeauinschrift aus Edfu parallel (E IV, 10, 1–5, siehe dazu Synopse 8). 443 Siehe zu den Ergänzungen Synopse 8. 444 Die Rekonstruktion folgt hier der Parallele aus Edfu, in der die Verbalformen allerdings durchgehend ein Suffix der 2. Person plural verwenden (.n). Teile des Textabschnittes erscheinen in Dendara in der 3. Person (.sn), gegen Ende gibt es jedoch wieder einen (möglicherweise versehentlichen) Wechsel zur 2. Person (D VII, 205, 5–6*). Für die Rekonstruktion der Endungen von rtH und und spxr kommt darum sowohl .n als auch .sn in Frage. 445 Sowohl hier wie auch beim nachfolgenden [s]q#.n steht in der Edition

, was die Fotos HAdW/Tübingen

K 9515 und 9516 bestätigen. Spätestens hier findet ein (möglicherweise unbeabsichtigter) Wechsel von der 3. Person zur 2. Person Plural statt, vgl. oben, Anm. 444. 446 An dieser Stelle zwischen jtn und [s]q#, wo in der Parallele nichts steht (E IV, 10, 3, vgl. Synopse 8), gibt die Textpublikation drei zerstörte Gruppen an. Selbst unter Abzug des zu ergänzenden s blieben 2,5 Gruppen, die wohl mit einem Zusatz gefüllt waren.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

[wir haben ihn beschenkt mit dem Amt des Atum, wir schreiben für ihn die Annalen mit Millionen von Sedfesten und gleichfalls Hunderttausenden von Jahren, denn er ist der Falke,] der dauerhaft ist [auf der Palastfassade] an der Spitze der Kas [der Lebenden in Dt-Ewigkeit].

mtn.n.n sw m j#wt nt vm spxr.n n.f gnwt m HH n Hb.sd Hfnw js m rnpwt jw.f m bjk] mn [Hr srX] Xnt k#[w onXw Dt]

(4) (5)

D VII, 205, 17: Treppe W, Decke, Seitenfläche der Leitung zum Wasserspeier447 […] mry […] Jwnt s# […] geliebt von […] von Jwnt, der Sohn des Königstitulatur Ro Jmn-m-H#t dj onX Dt Re, Amenemhat, dem Leben gegeben ist in Dt-Ewigkeit.

5 Der Dachkiosk W’ 5.1 Die Zugänge D VIII, 2, 11 – 5, 5: Kiosk, Nordtür, Außenseite, östlicher Türpfosten [BT] Dd mdw Ddw wrw nn Worte zu sprechen: Diese großen Dauerhaf- Bez. der Götters#t [Ro?]448 gruppe ten der Tochter (?) [des Re?] – wtT.sn dj.f sw m der, den sie schufen, er zeigt sich am Mordw#w449 […] n wr […] gen […] die Große? […] die UmringlermHnjt psD m nbw schlange dessen, der als Goldener leuchtet: sw#S.n Spst tp Pr-Spst Wir preisen die Prächtige im Haus der Rede (Götter:): Prächtigen, eig. Handlung (1) msX#.n n.s m Xot.s wir freuen uns wegen ihr bei ihrem (2) Erscheinen, swr.n b#w.s r bsw nw wir machen ihre Machterweise größer als (3) cnwt die Abbilder von Ägypten, dj.n snD n snht450 nHH wir verursachen Furcht vor der Registrieren- (4) sp 2 m##t m#wt nt qm# den?, in nHH-Ewigkeit, in nHH-Ewigkeit, die sj die Strahlen dessen erblickt, der sie schuf. Owt-Or wrt nbt Bez. der Gottheit Hathor, die Große, Herrin von Jwnt. Jwnt451 (im Kiosk)

447 Es handelt sich hierbei um einen wiederverwendeten Block aus der Zeit Amenemhats I., siehe dazu Anm. 298 in der Einleitung zu Kapitel III 2 sowie III 6.7. 448 LGG VII, 683b. 449 Alternative Lesung, vorgeschlagen von Joachim Friedrich Quack: wtT sn dj.f sw m dw#w („der sie zeugt, wenn er sich am Morgen zeigt“). 450 LGG VI, 390c. 451 Wie die Bezeichnung der Göttin oben auf dem Türpfosten (D VIII, 2, 16–17*) ist der Name hier entgegen der bisherigen Ausrichtung geschrieben, so dass Hathor aus dem Gebäude herausblickt. Aus diesem Grund ist dieser Teil der Inschrift vielleicht als vom Voranstehenden losgelöst zu betrachten, er vertritt wohl die Göttin, die sich im Gebäude befindet. Siehe für einen ganz ähnlichen Aufbau die korrespondierende Inschrift D VIII, 5, 16–18*.

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5 Der Dachkiosk W’

(1) […] (2) […] OwtOr (3) wrt nbt Jwnt (4) [j.nD?]452 Hr.T jtnt (5) nbt jtn Owt-Or wrt nbt Jwnt […] nbt Jwnt jrt Ro […] (D VIII, 5) jtn[…] (2) wrt nbt &Jwnt] […] (1) […] (2) n nbwt […] (3) […] (4) mwwt m Jwnt.s[n?] Xr nfrt Hr

[…] Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt:

Owt-Or wrt nbt Jwnt

Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt.

[Gegrüßt seist] du, weibliche Scheibe, Herrin der Scheibe, Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt. […] Herrin von Jwnt, Auge des Re […]. […] Scheibe […] Große, Herrin von &Jwnt] […]. […] für die Goldene […]. […] die Mütter in ihrem? Jwnt bei der mit schönem Gesicht.

173 Bez. der Gottheit im 1. Register Rede (Gottheit im 1. Register): unklar Bez. der Gottheit im 2. Register Bez. der Gottheit im 3. Register Bez. der Gottheit im 4. Register Rede (Gottheit im 4. Register): unklar Bez. der Gottheit vor dem Sphinx

D VIII, 5, 9–13: Kiosk, Nordtür, Außenseite, östlicher Türpfosten, Seite [H?] […] kommen […] Erscheinungen […] dau- FB1: Beschrei(1) […] jj […] Xow erhaft ist ihr Himmel, indem er dauerhaft ist bung des Bau[…] mn pt.s mn.tw werks? (–) n[…] snbt.sn #X.tw ryt für […] ihr? Himmel, indem er wirkungsmächtig ist, der Himmel indem er fest ist für rwD.tw n nbwt psD m die Goldene und den, der als Goldener nbw leuchtet, dj.f tp.f m [dw]#w wenn er seinen Kopf am [Mor]gen zeigt und Erscheinen (S) 453 Erhellen die beiden Länder erhellt hat. [b]d.n.f t#wj (2) Vereinigung mit der (Sonnen-)Scheibe [im] Vereinigung (H, […] xnm jtn [m] h#yt S) Kiosk […] das Land in Freude geben. […] rdjt t# m #wt-jb Festjubel (A) Die Welt ist im Fest, Hptj m oq mwt n mwt mwwt454 m die Mutter(stadt) der Mutter der Mütter ist in Festjubel (A) Jauchzen und Jubel. hy s#-t# Festjubel (A) Ihr Heiligtum ist in großer Freude, o#yt.s m o#y sp 2 Festjubel (T) die Gottesdiener sind in Jubel, Hmw-nTr m Hoowt Festjubel (T) die Gottesväter sind in Abgrenzung, jtjw-nTr m Dsrw Fortbewegen (T) diese Träger gehen mit ruhigem Schritt. rmnw nn m qb nmtt D VIII, 5, 16 – 6, 9: Kiosk, Nordtür, Außenseite, westlicher Türpfosten [BT] Dd mdw s#w-n.sn nn Bez. der GötterWorte zu sprechen: Diese s#w-n.sn, die den dw#w Dt n s#t jtn Leib der Tochter der (Sonnen-)Scheibe ver- gruppe ehren, sw#Sw Xprw nw psDt die die Erscheinungsformen der Neunheit preisen, sHtpw W#Dt m Pr-W#Dt die die Wadjet im Haus der Wadjet besänftigen, 452 Vorschlag Joachim Friedrich Quack. Auf Foto HAdW/Tübingen 1354 sind keine Reste mehr zu erkennen. 453 Wilson, Lexikon, 338–339. 454 ALex 78.1687, dem folgend Wilson, Lexikon, 490.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

die Wissende, Gebieterin des Hauses der Wissenden, die die Gestalt der Vorfahren im Land des Atum unzugänglich machen; die Söhne des Tatenen sind es, die den Arm für die Große, die Gebieterin des Hauses der Vornehmen, öffnen. Die Kinder dessen mit vollkommener Gestalt in Dt-Ewigkeit, in Dt-Ewigkeit sind es, die die Strahlen des Kindes sehen. Hathor, die Herrin von Jwnt.

rXt Hnwt Pr-rXt Dsrw tjt nt Drtjw m v#n-vm jn wtTw nw v#-Tnn wn rmn455 n wrt Hnwt Owt-Rpyt jn jdw456 nw twt qd457 Dt sp 2 m## stwt nt sf458 Owt-Or nbt Jwnt459 (1) […]t (2) Xntjt Owt-sSSt (3) OwtOr wrt nbt (4) Jwnt jrt Ro (5) nfrwj m##.T s#t jr-t# (6) Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro (1) […] (2) […] nt wbnt m nbwt (3) &OwtOr wrt nbt (4) Jwnt\ [jrt Ro] (5) sq#.n.j [f]#w n wbnt (6) m nbwt ont Xow m nTrwt (1) […] (2) […] (3) […]t n Drtjw (4) tpjw-o (4) J#t-djt #st wrt […] Owt-Or wrt nbt Jwnt460 Owt-Or wrt nbt Jwnt (D VIII, 6)

[…] Vorsteherin des Hauses des Naossistrums, Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re:

Bez. der Gottheit (im Kiosk) Bez. der Gottheit im 1. Register

Wie schön ist es, dich zu sehen, Tochter des Weltschöpfers, Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re. […] derer, die als Goldene aufgeht, &Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt\, [das Auge des Re]:

Rede (Gottheit im 1. Register): Anrufung Bez. der Gottheit im 2. Register

Ich habe das Ansehen derer erhöht, die als Goldene aufgeht, mit schöner Erscheinung unter den Göttern. […] der Vorfahren und Vorgänger von J#t-djt, Isis, die Große. […] Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt.

Rede (Gottheit im 2. Register): eig. Handlung Bez. der Gottheit im 3. Register

Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt.

Bez. der Gottheit im 4. Register Bez. der Gottheit vor dem Sphinx

455 Vgl. Wb I, 311, 16 und z. B. auch E VII, 42, 9–10; LGG II, 384b–c. Tatsächlich erheben die Götter, auf die sich die Inschrift bezieht, ihre Arme in Richtung des Innenraumes des Kiosks, in dem sich die Statue der Hathor befunden haben muss. Ich danke Joachim Friedrich Quack für Hinweise zu dieser Textstelle. 456 Nach HAdW/Tübingen ist die Gruppierung der Zeichen in Wirklichkeit folgendermaßen:

.

457 LGG VII, 378c (allerdings ohne diese Stelle). 458 Wohl auf den Sonnengott bezogen, siehe III 3.2. 459 Siehe Anm. 451 zu D VIII, 2, 13*. Wie dort ist an dieser Stelle der Name der Göttin entgegen der Schriftrichtung des restlichen Textes geschrieben. 460 Die Zeichen stehen nicht wie in der Textpublikation angegeben unter dem Arm der Göttin, sondern über ihrem Kopf.

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5 Der Dachkiosk W’

175

D VIII, 6, 12–16: Kiosk, Nordtür, Außenseite, westlicher Türpfosten, Seite [H]461 FB1: Erscheinen (1) [wbn nbwt] [Die Goldene geht auf,] (H) wsrt m msktt Spst wrt Bez. der Gottheit die Mächtige in der msktt-Barke, die große m mo[n]Dt Prächtige in der monDt-Barke, s#t Ro prt [m-Xnt].f die Tochter des Re, die [aus ihm] herauskam, Hmt [nTr] mwt-nTr mst die Gemahlin [des Gottes], Mutter des nTrw Gottes, die die Götter gebiert, rpyt Xo.tw m H#t die Vornehme ist an der Spitze [der Barke] [wj#462] erschienen, djt-o463 n nTr Hr w#t.f die dem Gott die Richtung anzeigt auf seiB#stt nbt xkrw nem Weg, Bastet, Herrin des Schmucks. sq# Tn Or464 Horus erhöht dich, FB1: Erhöhen (T) nbt sXmw nbt mnjt Herrin der Götterbilder, Herrin des Menit, Bez. der Gottheit Hnwt sSSt Gebieterin des Naossistrums, sw#St nTr m Xo.f wrt m die den Gott bei seinem Erscheinen am NeupsDntjw mondfest preist, (2) [op]rt Htpw [die mit] Opfergaben aus[gestattete], die das große Speiseopfer für die Götter Smst o#bt n nTrw wrt Hk#w darbringt, die mit großer Wirksamkeit, nbt #rt465 Herrin des Kopftuches, Gebieterin der gehörnten (Sonnen-)Scheibe, Hnwt wpt jtn?466 sn-nwt nt jtn Gefährtin der (Sonnen-)Scheibe, die mit schönem Gesicht, die mit festlich genfrt Hr [s]Hbt mnDtj BHdtjt m WTst-Or schmückten Wangen, die von Edfu in WTstOr! jwt n nfrt r-xnw n k#r Kommen der Schönen ins Innere des FB1: Schrein/KaSchreines, pelle betreten (H) cpdt mn.tw Hr st.s Sothis ist dauerhaft auf ihrem Platz, Ruhen Or BHdtj nTr o# nb pt Horus von Edfu, der große Gott, der Herr Zufriedenheit (T) Htp Hr jrt.f Owt-Or nbt des Himmels ist zufrieden mit seinem Auge. Jwnt jj.tw m Htp Hathor, die Herrin von Jwnt, ist in Frieden gekommen.

461 Siehe zu diesem Text und seiner Parallele Synopse 3, woraus sich auch Ergänzungen für die zerstörten Stellen ergeben. 462 Die Lücke nach dem Schilfblatt hat der Edition zufolge mit zwei ganzen Gruppen angegeben, nach Foto HAdW/Tübingen C 1357 handelt es sich eher um 1,5 Gruppen. Vielleicht lag hier eine sehr ausführliche Schreibung von wj# inklusive # und Barkendeterminativ vor? Der Parallele zufolge (siehe Synopse 3) fehlt hier jedenfalls nicht noch mehr Text. 463 Alternativ könnte man auch mit LGG IV, 775b wörtlich übersetzen: „die dem Gott (…) die Hand gibt“. Zur übertragenen Bedeutung siehe Wilson, Lexikon, 1182–1183. 464 Anders LGG VI, 654a („die die Erhabenheit des Horus erhöht“), siehe jedoch die Parallele, die für ein Pronomen spricht (Synopse 3). 465 LGG IV, 3b. 466 Siehe zur Übersetzung LGG V, 173b (allerdings nicht diese Stelle) und D VII, 200, 15* sowie die dazugehörige Anm. 416. Siehe für die Parallelstelle im Pronaos Synopse 3.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

D VIII, 7, 6–11: Kiosk, Nordtür, Durchgang, östliche Türlaibung [BT] (1) […] jr (2) […nbt] […] tun/machen […Herrin] des Himmels, pt Hnwt nTrw Gebieterin aller Götter: Ich spiele Naossistrum für […] des Naos(3) jr.n.j sSSt n […] sistrums, sSSt ich stelle die Gebieterin mit dem Bügelsistrum zufrieden. Froh sei ihr Herz am Tag des Neujahrsfestes an ihrem schönen Fest des […] ihres […].

sHtp.j Hnwt m sXm468 (4) #w-jb jb.s469 hrw wp rnpt m Hb.s nfr n […].s (1) […] (2) Äjst Xntjt Hwt-[…] (3) […] (4) sw#S.j k#.T Hnwt [X]bt

[…] die aus Cusae, die Vorsteherin des Hauses der […]: Ich preise deinen Ka, Gebieterin des [Tan]zes. Hathor, die Große, die Herrin von [Jwnt].

Owt-Or wrt nbt [Jwnt]470

Bez. der Gottheit im 1. Register467 Rede (Gottheit im 1. Register): eig. Handlung (1) (2) Wunsch Bez. der Gottheit im 4. Register Rede (Gottheit im 4. Register): eig. Handlung Bez. der Gottheit

D VIII, 7, 14–18: Kiosk, Nordtür, Durchgang, westliche, Türlaibung [BT] (1) Dd mdw jn Owt-Or Worte zu sprechen durch Hathor, die Herrin Bez. der Gottheit im 1. Register nbt (2) Nn-nsw tm#t nt von Herakleopolis, die Mutter des Re: Ro471 Ich habe den Träger deines Leibes trunken Rede (Gottheit (3) tX.n.j rmn n Dt.T gemacht, im 1. Register): eig. Handlung (1) (2) g#.j n sSm.T (4) wbnt m ich singe für dein Kultbild, die du als Goldene aufgehst in Jwnt. nbwt Xnt Jwnt (1) Dd mdw jn Owt-Or Worte zu sprechen durch Hathor, die Herrin Bez. der Gottheit von Aphroditopolis, die Uranfängliche, die im 2. Register nbt vp-(2)jHw S#ot s#t Tochter des Geb: Gb (Ich) singe/musiziere? für das Abbild der Rede (Gottheit (3) sm(.j)472 n snn [s#t im 2. Register): nt?] jr-t# (4) jrt Ro […] [Tochter des?] Weltschöpfers, Auge des Re eig. Handlung […] seinen Leib. How.f 467 Formulierung und Anordnung in der Edition sind irreführend, D VIII, 7, 6–7* gehört zur Göttin im 1. Register und steht über deren Armen mit den Sistren, wie D VIII, Taf. 693 richtig angibt. 468 Nach Foto HAdW/Tübingen C 1332 ist der obere Teil des Sistrums nicht klar zu erkennen. Da die zugehörige Gottheit jedoch beide Arten des Instruments in ihren Händen hält und das Naossistrum schon zuvor genannt wurde, dürfte hier ein Bügelsistrum vorliegen. 469 Ist hier #w-jb „sich freuen“ univerbiert, so dass noch ein zweites jb in Abhängigkeit davon nötig ist? Vgl. wnHr Hr „das Gesicht öffnen“ (Wilson, Lexikon, 230). 470 Auf dem durchbrochenen Türsturz und somit über den musizierenden Gottheiten auf der Türlaibung sind (nach Foto HAdW/Tübingen A 2856 und vor Ort geprüft) noch die Reste einer Krone mit Federn und Sonnenscheibe sowie die Zeichen

zu erkennen. In D VIII, Taf. 693 rechts ist

diese Fläche als leer angegeben, in der Textabschrift findet sich kein Hinweis auf diese Reste. 471 LGG VII, 430b. 472 In Analogie zur Rede der Göttin im 1. Register, in Anbetracht des Kontextes und unter Berücksichtigung des

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5 Der Dachkiosk W’

[…] an der Stätte der Tefnut.

(1) […]st (2) m J#tvfnt Owt-Or wrt nbt Jwnt473

Bez. der Gottheit im 3. Register Bez. der Gottheit

Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt.

D VIII, 8, 3–10: Nordtür, Durchgang, östlicher Türschatten [A] (1) (onX) nTr nfr ob# o#bt n ont nsw bjtj ½ ¼ mr Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro nbt pt (2) (onX) nTr nfr drp w#Dyt s# Ro ½ ¼ mr JHy wr s# Owt-Or (3) (onX) nTr nfr m## nTr m tjt.f nsw bjtj ½ ¼ mr Or-sm#-t#wj nTr o## Hrj-jb Jwnt (4) [(onX) nTr] nfr wp o#w nnt s# Ro ½ ¼ mr Or BHdtj nTr o# nb pt (5) (onX) nTr nfr jmj-r# Hmw nw Hrjt-tp nsw bjtj ½ ¼ mr Owt-Or wrt nbt Jwnt […b#w?] j#btt sw#Sw wbn.s? m [nbwt?…]474

Der gute Gott, der ein großes o#bt-Opfer für die Schöne darbringt, der König von Oberund Unterägypten ½ ¼, geliebt von Hathor, der Herrin von Jwnt, dem Auge des Re, der Herrin des Himmels. Der gute Gott, der die den Kiosk versorgt, der Sohn des Re ½ ¼, geliebt von Ihi, dem Großen, dem Sohn der Hathor. Der gute Gott, der den Gott in seiner Gestalt sieht, der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼, geliebt von Harsomtus inmitten von Jwnt. [Der] gute [Gott], der die Türflügel des Himmels öffnet, der Sohn des Re, ½ ¼, geliebt von Horus von Edfu, dem großen Gott, dem Herrn des Himmels. Der gute Gott, Vorsteher der Gottesdiener der Stirnschlange, der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼, geliebt von Hathor, der Großen, der Herrin von Jwnt. […die Bas?] des Ostens, die bei [ihrem?] Aufgang [als Goldene?] jubeln […].

Formular (onX) nTr nfr + mr (1)

Formular (onX) nTr nfr + mr (2) Formular (onX) nTr nfr + mr (3) Formular (onX) nTr nfr + mr (4) Formular (onX) nTr nfr + mr (5) Bez. der Göttergruppe?

D VIII, 8, 12 – 9, 4: Kiosk, Nordtür, Durchgang, westlicher Türschatten [A] Der gute Gott, der den Platz des Sehens der (1) (onX) nTr nfr sHtp Formular (onX) (Sonnen-)Scheibe zufriedenstellt, st-m##-jtn nTr nfr + mr (1) nsw bjtj ½ ¼ mr Owtder König von Ober- und Unterägypten ½ ¼, Or wrt nbt Jwnt geliebt von Hathor, der Großen, der Herrin von Jwnt. Determinatives könnte man hier ein Verb sm mit der Bedeutung „singen/musizieren“ vermuten, ein solches ist mir jedoch nicht bekannt. Siehe aber die Bezeichnung smwt „Musikantinnen“ (?) in LGG VI, 307c. Ähnlich ALex 78.3507 („louer“). 473 Auch hier sind auf dem durchbrochenen Türsturz und somit über den musizierenden Gottheiten auf der Türlaibung, noch Zeichen zu erkennen:

(nach Foto HAdW/Tübingen

A 2855 und vor Ort geprüft). In D VIII, Taf. 693 links ist diese Fläche als leer angegeben, in der Textabschrift findet sich kein Hinweis auf diese Reste. 474 Vor zweien der drei pavianköpfigen Gottheiten im Fries über dem Türschatten, die in D VIII, Taf. 693 rechts zu sehen sind, sind noch Schriftzeichen zu erkennen, die vor dem ersten befindliche Inschrift ist komplett weggebrochen. Hier dürfte zumindest das Wort b#w gestanden haben, woran sich die Schriftzeichen vor der zweiten Figur

und vor der dritten Figur

anschließen (gelesen nach Foto

HAdW/Tübingen A 2856 und vor Ort geprüft).

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(2) (onX) nTr nfr sDf# J#t-djt m Df#w s# Ro ½ ¼ mr Or-sm#-t#wjp#-xrd s# Owt-Or (3) (onX) nTr nfr sSt# Snbt475 n Spst nsw bjtj ½ ¼ mr Or-sm#-t#wj nTr o# nb %#-dj (4) (onX) nTr nfr sS owj #Xt nt #Xtjt s# Ro ½ ¼ [mr] Or-sm#-t#wj nTr o# Hrj-jb Jwnt (5) (onX) nTr nfr ob gmHsw n mHnjt nsw bjtj ½ ¼ mr [#st] wrt mwt-nTr jrt Ro (D VIII, 9)

[…b#w?] jmntt […] nbwt m #Xt?476

Der gute Gott, der J#t-djt mit Nahrung versorgt, der Sohn des Re ½ ¼, geliebt von Harsomtus, dem Kind, dem Sohn der Hathor.

Formular (onX) nTr nfr + mr (2)

Der gute Gott, mit geheimnisvoller Brust der Prächtigen, der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼, geliebt von Harsomtus, dem Kind, dem großen Gott, dem Herrn von %#dj. Der gute Gott, der die Türflügel des Horizonts der Horizontischen öffnet, der Sohn des Re, ½ ¼, [geliebt von] Harsomtus, dem Kind, dem großen Gott, inmitten von Jwnt. Der gute Gott, der Reiniger des Falkenbildes der Umringlerschlange, König von Oberund Unterägypten, ½ ¼, geliebt von [Isis], der Großen, der Gottesmutter, dem Auge des Re. […die Bas?] des Westens, die die Goldene am Horizont […].

Formular (onX) nTr nfr + mr (3)

Formular (onX) nTr nfr + mr (4) Formular (onX) nTr nfr + mr (5)

Bez. der Göttergruppe?

D VIII, 9, 10 – 10, 2: Kiosk, Nordtür, Innenseite, östlicher Türpfosten [BT] Drtj[w…gm] b#w.s hn Bez. der GötterDie Vorfahren […die, deren] Bas [gefun[…] mr.f m##.s Owt-Or den] werden, […] jubeln […] er liebt es sie gruppe wrt nbt Jwnt zu sehen, Hathor, die Große, die Herrin von nmw477 n nfrt Hrjt-tp Jwnt, die für die die Schöne, die Vorsteherin Owt-Nwt [m] Hwt-nTr.s des Hauses der Nut [in] ihrem Tempel m hrw tpj n tX478 Dr jubeln am ersten Tag der Trunkenheit, weil Ssp.n.s st.s m Hb m## sie ihren Sitz in Besitz nimmt am Fest des NHH479 m HHw n sp r-o Sehens der nHH-Ewigkeit (d. i. Re) bei nHH Millionen Malen bis zur Grenze der nHHEwigkeit. (1) Dd mdw jn Nwt wrt Worte zu sprechen durch Nut, die Große, die Bez. der 1. die Götter gebar, die schöne Mutter der Gottheit (von (2) mst nTrw tm#t nfrt Neunheit. unten) nt psDt

475 Gemeint ist, dass der Priester ein Geheimnis behalten kann, siehe Wilson, Lexikon, 933, vgl. LGG VI, 648c. 476 Vor zweien der drei schakalköpfigen Gottheiten im Fries über dem Türschatten, die in D VIII, Taf. 693 links zu sehen sind, sind noch Schriftzeichen zu erkennen, die vor dem ersten befindliche Inschrift ist komplett weggebrochen. Hier dürfte zumindest das Wort b#w gestanden haben, woran sich die Schriftzeichen vor der zweiten Figur

und vor der dritten Figur

anschließen (gelesen nach Foto

HAdW/Tübingen A 2855 und vor Ort geprüft). 477 Wilson, Lexikon, 522, man beachte besonders E IV, 17, 8. 478 Alternative Übersetzung: „erster Tag des Monats tX“ (dazu I 3.10, Anm. 329). 479 Siehe dazu die determinierte Schreibung in D VIII, 86, 14*.

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5 Der Dachkiosk W’

(1) D[d mdw jn vfnt480] s#t (2) Ro m J#t-vf[n]t nfrt Hr (3) m nTrwt (1) [Dd mdw jn Cw481…] (2) nTr nTrj m Pr-[…] (1) Dd mdw jn Ro-Or#Xtj […] (2) Jwnt wbn wbn [m B#xw?]482 (D VIII, 10) (1) nTr […] (2) nt nbwt m prt.s [BHdtj nTr o#] nb pt

[Worte zu sprechen durch Tefnut], die Tochter des Re an der Stätte der Tef[n]ut, die mit schönem Gesicht unter den Göttinnen. [Worte zu sprechen durch Schu …] den göttlichen Gott im Haus des/der […].

Bez. der 2. Gottheit

Worte zu sprechen durch Re-Harachte […] Jwnt, der Aufgehende, [der im Ostgebirge?] aufgeht. Der Gott […] die Goldene bei ihrem Herauskommen. [Der von Edfu, der große Gott], der Herr des Himmels.

Bez. der 4. Gottheit

D VIII, 10, 5–9: Kiosk, Nordtür, Innenseite, westlicher Türpfosten [BT] sXmw nn njnj n jrt Ro Diese Götterbilder, die das Auge des Re oDbw483 n ont [r?]484 grüßen, die über die jubeln, die schöner ist nTrwt [als?] alle Göttinnen, nXbw n v#yt jtnt m dj- die für Tait tanzen, die weibliche Scheibe mrt am Himmel, nhmw n Hq#t nbt nhm die für die Gebieterin, die Herrin des Jubels XntSw n W#Dt jubeln, die sich wegen Wadjet freuen, Hoow n Hrjt-tp die wegen der Stirnschlange jubeln, Owt-Or wrt nbt Jwnt Hathor, der Großen, der Herrin von Jwnt, #ww jb n Pyt die wegen der zu Buto Gehörigen frohen Herzens sind, tpjt Dryt nt Dt.s m Hb.s der Vorsteherin des Schreins ihres Leibes an wr n jr s(j) ihrem großen Fest dessen, der sie schuf, Dr Ssp.s w#Dyt m Hb wenn sie von ihrem Kiosk am Fest des Sem## nTr m HHw nw rnpt hens des Gottes Besitz ergreift in Millionen r km Dt von Jahren in Dt-Ewigkeit. (1) Dd mdw jn Nbt-Hwt Worte zu sprechen durch Nephthys, die Herrin, die Schwester des Gottes, die Sachmet nbt snt nTr (2) sHtpt mit dem, was sie liebt, beruhigt. cXmt m mr.s 485 (2) [Dd mdw jn…] [Worte zu sprechen durch …], das Auge des jrt Ro Xnt Jwnt Re an der Spitze von Jwnt. 480 481 482 483

Bez. der 3. Gottheit

Bez. des Sphinx Bez. der Flügelsonne Bez. der Göttergruppe

Bez. der 1. Gottheit (von unten) Bez. der 2. Gottheit

Vgl. LGG VI, 108a. LGG IV, 434b. Siehe für die unsichere Ergänzung Anm. 3 in der Textedition (D VIII, 9). Siehe ALex 78.0840. Dies passt der Alliteration wegen auch besser zum nachstehenden Epitheton. LGG VII, 620b liest Dbo „huldigen“, das Verb ist aber nach Wb V, 557, 1 kaum belegt, zudem wäre die Reihenfolge der Zeichen verkehrt. 484 LGG II, 126a (allerdings ohne diese Stelle). 485 Der Name der Göttin ist zerstört. Wie D VIII, Taf. 695 zeigt, trägt sie ein Sistrumoberteil auf dem Kopf. Da auf der gegenüberliegenden Seite im 2. und 3. Register das Götterpaar Schu und wahrscheinlich Tefnut auftreten, könnte man annehmen, dass auf der linken Seite Thot im 3. Register gemeinsam mit seiner Gemahlin Nehemet-awai vorkommt. Die – zugegegebenermaßen nicht sehr spezifischen – Reste der Epitheta der Göttin (jrt Ro Xnt Jwnt) beziehen sich auch an einigen anderen Stellen auf diese Göttin (LGG I, 427a). Siehe zum

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(1) [Dd mdw jn EHwtj …] %mnw [...] nTrw m r#w?486.f (1) [Dd mdw jn Jtm … v#-n?](2)-vm Htp Htp m M#nw487 (1) […] Jtm jt nTrw (2) […].s nb Msn nTr o# nb pt

[Worte zu sprechen durch Thot ...] Hermopolis […], der/die Götter […] mit seinen Sprüchen […]. [Worte zu sprechen durch Atum … im Land?] des Atum, der Ruhende, der im Westgebirge ruht. […] Atum, der Vater der Götter […].

Bez. der 3. Gottheit

Der Herr von Mesen, der große Gott, Herr des Himmels.

Bez. der Flügelsonne

Bez. der 4. Gottheit Bez. des Sphinx

D VIII, 11, 7–17: Kiosk, Osttür, Außenseite, südlicher Türpfosten [BT]488 NXbt HDt NXn Hno nTrw (Es sind) Nechbet, die Weiße von Hierakon- Bez. der GötternTrwt v#-Smow polis, und die Götter und Göttinnen von gruppe wp489 [rnpt] nfrt Hno Oberägypten, die ein gutes Jahr eröffnen Ro490 n Owt-Or nbt zusammen mit Re für Hathor, die Herrin Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des nTrw [nbw] Himmels, die Gebieterin aller Götter.

486

487 488

489

490

Naossistrum als Kopfschmuck der Nehemet-awai und anderer Göttinnen Budde, Götterkind, 319–322 und Kapitel III 3.8.1. Bei dem Zeichen, das die Edition als Schiff angibt, handelt es sich Foto HAdW/Tübingen C 711 zufolge eher um eine Buchrolle. Darüber verläuft eine Steinkante, die das Zeichen zu schneiden scheint, welches die in der Publikation angegebene Lücke schließen würde. Dies passt hervorragend zur Weisheit als Zuständigkeitsbereich des Thot. Siehe zur Identifikation der Gottheit LGG V, 573c. Wie man an der Synopse bei Goyon, in: Gs Daumas, 334 erkennen kann, sind die einleitenden Passagen in der jeweils vor den vogelgestaltigen Göttern stehenden Kolumne auf den äußeren und inneren Türpfosten sowie in den Durchgängen der Osttür (D VIII, 12, 3–5*; 14, 6–8*; 15, 2–3*; 17, 7–9*; 18, 4–6*) mit Ausnahme des Götternamens und der Angleichung an die jeweilige Landeshälfte nahezu identisch. Der variable Göttername entspricht jeweils dem des Gottes, der im zugehörigen ersten Register des Türpfostens dargestellt ist. Goyon, in: Gs Daumas, 333 übersetzt „inaugurent une année parfaite“, erklärt aber nicht, welche grammatikalische Konstruktion er hier annimmt. In den Vorgängertexten aus dem Neuen Reich steht eine jn-Konstruktion mit sDm.f, weswegen Tacke, Opferritual II, 271, Anm. c für Dendara ein ähnliches Muster vermutet. In der Tat fällt das jn vor Personen häufiger aus (Tacke, loc. cit.), so dass es sich bei wp um ein Partizip (maskulin Singular, wie in dieser Konstruktion üblich) handeln dürfte. Alternativ dazu wäre natürlich auch möglich, dass die Götter hier durch ein pluralisches Partizip näher bestimmt werden, ohne dass eine versteckte jn-Konstruktion vorliegt, siehe die strukturell ähnlichen Inschriften auf der Außenseite und der Innenseite der Nordtür (D VIII, 2, 11 – 5, 5*; 5, 9–13*; 9, 10–12*; 10, 5–8*), wo die lange seitliche Textkolumne stets die Bezeichnung der jeweils dargestellten Göttergruppe enthält, ohne dass diese in eine Satzkonstruktion eingebunden wäre. Ebenso möglich ist eine Deutung als Imperativ nach dem Schema „[Gottesname], öffne ein gutes Jahr!“ (siehe dazu z. B. Lohwasser, in: Fs Wenig, 233 und Kapitel III 5.8) oder als Präsens I (vgl. dazu die Diskussion einer ähnlichen Formel bei Quack, in: LingAeg 17, 2009, 232–233). Siehe die Synopse bei Goyon, in: Gs Daumas, 334. Foto HAdW/Tübingen C 625 zufolge befindet sich hinter Hno nicht die in der Edition und bei Goyon angegebene zerstörte halbe Gruppe.

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5 Der Dachkiosk W’

[sS/spxr.f491 s]j Hno EHwtj [tk]#492 oD493 n m#w Hbs n b#x494 [Xf#]495 pr pn496 (2) NXbt HDt NXn wpt rnpt (1) nfrt n (Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro)497

[Er schreibt es auf] zusammen mit Thot. [Fackel] aus frischem Fett und aus Stoff von strahlender (Farbe), [erhelle] dieses Haus! Nechbet, die Weiße von Nechen, die ein gutes Jahr für (Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re,) eröffnet.

FB1: Aufschreiben (T 2x) Aufforderung Bez. der 1. Gottheit (von unten)

491 Goyon, in: Gs Daumas, 340, Anm. 21 geht davon aus, dass alle Schreibungen in den Parallelstellen (siehe die Synopse ebd., 334 und bei Tacke, Opferritual I, 304–307) das Verb sXt/sX (Wb IV, 263, 6–11 „flechten, weben“) meinen, was aus dem Missverständnis einer hieratischen Schreibung resultieren würde. Dies halte ich jedoch für unwahrscheinlich, ebenso Tacke, Opferritual II, 272, Anm. e. Tacke, loc. cit. glaubt, dass auch in Dendara swX#.f „sie verbringt die Nacht“ gelesen werden muss, was sich in den früheren Belegen auf die Fackel bezieht. Er legt überzeugend dar, wie eine Fehlüberlieferung von swX# zu sS stattgefunden haben könnte. Auch wenn ein solches Missverständnis zugrunde liegt, kann man in den Texten in Dendara jedoch nicht einfach swX#.f lesen, da dies nicht mit dem danach vorhandenen Pronomen vereinbar ist. M. E. führte die von Tacke beschriebene Fehlüberlieferung möglicherweise dazu, dass dem Text ein neuer Sinn zugeschrieben wurde, was formale Anpassungen mit sich gebracht haben könnte. Da man offenbar annahm, dass an dieser Stelle ein Wort mit der Bedeutung „(auf)schreiben“ vorliegt (

bzw.

), könnte das

Pronomen ergänzt worden sein, um anzugeben, was aufgeschrieben wurde. Im Zusammenhang mit Thot könnte hierbei an das Notieren der Jahre gedacht worden sein (siehe dazu Budde, Seschat, 113–130), so dass sich , das auch sj gelesen werden kann (Kurth, Einführung 2, 604), auf das zuvor genannte rnpt nfrt bezöge. Es würde mit dieser Passage also der Vermerk eines neuen Jahres durch die Götter Re – der als einzige männliche Bezugsperson für sS.f/spxr.f zur Verfügung steht (anders Tacke, Opferritual II, 271, Anm. e) – und Thot beschrieben, woraufhin die Nennung der Fackel zur Erhellung des Hauses folgt. Siehe zur Inschrift auf dem Neujahrsband, auf die sich die hier von Thot vorgenommene Beschriftung möglicherweise bezieht, III 5.9. 492 Siehe die Synopse bei Goyon, in: Gs Daumas, 334. Auch Foto HAdW/Tübingen C 627 zufolge ist der Vogel, dessen Kopf zerstört ist, wohl eher ein Schmutzgeier als ein Falke. 493 Zur Lesung siehe Goyon, in: Gs Daumas, 341, Anm. 22 sowie die Schreibungen in der Synopse ebd., 335 und bei Tacke, Opferritual I, 305. 494 Siehe Goyon, in: Gs Daumas, 341, Anm. 23, Tacke, Opferritual II, 272, Anm. f und Wilson, Lexikon, 328. Etwas störend ist, dass alle Schreibungen b#x mit

determinieren (siehe Tacke, Opferritual I, 305), so

dass man alternativ vielleicht einen „Stoff des Ostgebirges“ (Hbs n B#xw) annehmen könnte. Anders ALex 78.2647, wo die Übersetzung „la lumière matinale (?)“ vorgeschlagen wird, allerdings ohne Begründung oder weitere Belege. 495 Siehe dazu Goyon, in: Gs Daumas, 340, Anm. 15 und Tacke, Opferritual II, 270–271, Anm. a. 496 Goyon, in: Gs Daumas, 333 übersetzt „qui éclaire cette demeure“ und gibt ebd., 341, Anm. 24 an, dass auch „éclairée est cette demeure“ in Frage käme. Tacke, Opferritual II, 269 übersetzt „Es möge ausgeleuchtet werden dieses Haus“, was in Bezug auf die Belege des Neuen Reiches möglich ist, da die voranstehende Passage (wX#.f Hno ḎHwtj…) dort wahrscheinlich auf die Fackel bezogen ist (siehe Tacke, Opferritual II, 271, Anm. e). Wie oben in Anm. 491 angemerkt, wurde der Text in Dendara aber wohl anders interpretiert. Wenn man die Fackel sinnvoll in den Kontext einbinden will, muss man von einem Imperativ ausgehen, so alternativ auch vorgeschlagen von Tacke, Opferritual II, 271, Anm b; vgl. dazu den Beginn des „Spruches von der Fackel des Neujahrsfestes“ ebd., 263, der ebenfalls die Fackel direkt anspricht. 497 Goyon, in: Gs Daumas, 341, Anm. 29 merkt m. E. korrekt an, dass die gleich gestalteten Beischriften zu den Göttern auf den Türpfosten und -laibungen retrograd zu lesen wären, gibt sie allerdings nach dem Schema wp N rnpt nfrt n Owt-Or wieder, was in der Reihenfolge nicht ganz konsequent ist. Tatsächlich ist die Anordnung in der Edition etwas irreführend, und auch die in die Tafeln eingefügten Zeilennummern sind nicht

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(2) Or-sm#-t#wj nTr o# Hrj-jb Jwnt wp rnpt (1) nfrt n (Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro) (2) Mnw nswt Hrj-jb Jpw wp rnpt (1) nfrt n (Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro) (2) Nmtj498 nTr o# s# Wsjr wp rnpt (1) nfrt n (Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro) (2) EHwtj o# o# wr nb %mnw [wp rnpt] (1) nfrt n (Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro) (2) Jnpw nb ewn-

Harsomtus, der große Gott inmitten von Jwnt, der ein gutes Jahr für (Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re,) eröffnet. Min, der König, inmitten von Achmim, der ein gutes Jahr für (Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re,) eröffnet.

Bez. der 2. Gottheit

Nemti, der große Gott, der Sohn des Osiris, der ein gutes Jahr für (Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re,) eröffnet.

Bez. der 4. Gottheit

Thot, der zweimal sehr große, der Herr von Hermopolis, [der ein gutes Jahr] für (Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re,) [eröffnet]. Anubis, der Herr von ewn-onwj/Hardai, der

Bez. der 5. Gottheit

eindeutig: Wie dort richtig angegeben, befindet sich die Zeichengruppe gestaltigen Gottheit, die Varianten von wp rnpt (

,

,

Bez. der 3. Gottheit

Bez. der 6.

stets vor den Füßen der vogel-

etc.) aber stehen hinter dem Kopf der Gottheit

und dahinter, in einer davon abgetrennten Kolumne, befinden sich der Name der Gottheit und Epitheta (Taf. 2b). Entsprechend der Blickrichtung der Gottheiten wenden sich die Schriftzeichen von der Türöffnung weg. Wie die jeweils neben den Darstellungen verlaufenden einzeiligen Inschriften verlauten lassen, sind es die gezeigten Götter, die das neue Jahr für (n) Hathor darbringen (z. B. D VIII, 11, 7* und 12, 3–4*). In Hinblick darauf, dass das nw-Gefäß in der Gruppe

als Präposition n „für“ auf die oben auf dem Türsturz den

Göttern gegenüber dargestellte, leider meist zerstörte Hathor (D VIII, Taf. 696 und die Texte D VIII, 11, 17* und 12, 13*) bezogen ist, ist Goyon zuzustimmen. In runden Klammern ist deshalb in der Übersetzung stets der Name der Göttin mit Titeln, wie er oben am äußeren Türpfosten zu lesen ist (Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro, D VIII, 11, 17*) wiedergegeben. Einen damit korrespondierenden, realweltlichen Bezugspunkt stellt die während des Neujahrsrituales im Kiosk befindliche Statue der Göttin dar, der sich alle vogelgestaltigen Gottheiten an der Osttür zuwenden. Auch scheint die Vermutung, dass es sich um retrograde Inschriften handelt, die einzige Möglichkeit zu sein, Sinn in den Texten zu finden. Goyons (op. cit., 335) Lesung wp N rnpt nfrt n Owt-Or, derzufolge die Verbalform als sDm.f zu interpretieren ist, ist m. E. nicht möglich, da er das wp vor den Götternamen zieht, rnpt jedoch dahinter liest (vielleicht in der Annahme, dass die Götterbezeichnung aus Ehrfurcht vorangestellt wurde?). Bestimmte Zeichenkombinationen, die wp rnpt zu lesen sind (

,

etc.)

bilden jedoch schon durch ihre Schreibung eine untrennbare Einheit und zeigen, dass diese beiden Elemente zusammengehören. Einer in Bezug auf die Anbringungsreihenfolge der Zeichen konsequenten Lesung folgend gelangt man zu dem Schema Götterbezeichnung + wp rnpt + nfrt n (Owt-Or…), die auch der Form der Inschriften auf vielen Neujahrsgaben entspricht. Dass diese Abfolge Korrekt ist, zeigt auch die Stelle D VIII, 12, 6*, wo die Inschriften hinter der Gottheit ausnahmsweise in einer Zeile stehen und wo klar ist, dass wp rnpt nach dem Götternamen zu lesen ist (Foto HAdW/Tübingen C 637). Die Form wp kann hierbei – in Analogie zur einleitenden Phrase – als Partizip interpretiert werden, siehe den von Goyon, op. cit., 333– 334 übersetzten Vorgängertext in Karnak, in dem offenbar eine jn-Konstruktion vorliegt („C’est Amon-Rê Kamoutef qui inaugure une année parfaite“). Für Details siehe Goyon, op. cit. 340, Anm. 13 mit Literatur, für die Grammatik der Stelle ebd., Anm. 17. Wie oben (Anm. 489) bereits angemerkt, wäre aber auch hier prinzipiell eine Deutung als Imperativ der Form „Gott NN, öffne ein gutes Jahr“ oder als Präsens I mit ausgelassener Präposition Hr („Gott NN öffnet ein gutes Jahr“) möglich, vgl. dazu III 5.8 (Abschnitt zu den Neujahrsflaschen). 498 Der Falke ist in Wirklichkeit über dem Rinderkopf positioniert (Foto HAdW/Tübingen C 625). Siehe zur Lesung Kurth, Einführung 1, 248, Nr. 23.

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5 Der Dachkiosk W’

onwj/Or-dj499 bs#?500 wp rnpt (1) nfrt n (Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro) BHdtj nTr o# nb pt501 Dd mdw Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro

Schützer (?), der ein gutes Jahr für (Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re,) eröffnet.

Gottheit

Der von Edfu, der große Gott, der Herr des Himmels. Worte zu sprechen: Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re.

Bez. der Flügelsonne Bez. der Gottheit vor dem Sphinx

D VIII, 12, 3–13: Kiosk, Osttür, Außenseite, nördlicher Türpfosten [BT]502 Owt-[Or] nbt Jm#w (Es sind) Hat[hor], Herrin von Kom el-Hisn Bez. der GötterHno nTrw nTrwt v#-mHw und die Götter und Göttinnen von Untergruppe wp [rnpt] nfrt Hno [Ro] ägypten, die ein gutes [Jahr] eröffnen zun Owt-Or nbt Jwnt jrt sammen mit [Re] für Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des HimRo nbt pt Hnwt [nTrw] mels, die Gebieterin aller [Götter]. nbw sS.f [sj Hno EHwtj] Er schreibt [es] auf [zusammen mit Thot]. FB1: Auftk# oD n m#w Hbs n b#x Fackel aus frischem Fett und aus Stoff von schreiben (T 2x) Xf# pr pn strahlender (Farbe), erhelle dieses Haus! Aufforderung Hathor, die Herrin von Kom el-Hisn, die ein Bez. der 1. (2) Owt-Or nbt Jm#w gutes Jahr für (Hathor, die Große, Herrin Gottheit (von wpt rnpt (1) nfrt n unten) von Jwnt, Auge des Re,) eröffnet. (Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro) [Amun-Re, der Herr von Xo]is, der ein gutes Bez. der 2. (2) [Jmn-Ro nb Gottheit %#s]ww503 wp rnpt (1) Jahr für (Hathor, die Große, Herrin von nfrt n (Owt-Or wrt nbt Jwnt, Auge des Re,) eröffnet. Jwnt jrt Ro) Bez. der 3. (2) Or-wnty504 nTr o# nb Horus-Wenti, der große Gott, der Herr von Edw wp [rnpt] (1) nfrt Busiris, der ein gutes [Jahr] für (Hathor, die Gottheit Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re,) n (Owt-Or wrt nbt eröffnet. Jwnt jrt Ro) Onuris, der Herr des [12. unterägyptischen Bez. der 4. (2) Jn-Hrt nb [VbGottheit ]nTr505 wp rnpt (1) nfrt Gaues], der ein gutes Jahr für (Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re,) n (Owt-Or wrt nbt eröffnet. Jwnt jrt Ro) 499 Vgl. zur Lesung Leitz, Geographisch-osirianische Prozessionen, 217, 219–220 und Collombert, in: RdE 65, 2014, 1–27. 500 So die Standardlesung dieses Zeichens (Kurth, Einführung 1, 205), die hier allerdings nicht so gut passt. Siehe für eine Diskussion Goyon, in: Gs Daumas, 342, Anm. 37. 501 Im Gegensatz zur Edition, die diese Inschrift dem Sphinx zuzuweisen scheint, ist diese zur darüber befindlichen Flügelsonne gehörig. Siehe zur Anordnung der Inschriften D VIII, 18, 14–16* und Foto HAdW/ Tübingen C 1317. 502 Siehe für die Ergänzungen im Folgenden D VIII, 11, 7–9* und die zugehörigen Anmerkungen sowie die Synopsen bei Goyon, in: Gs Daumas, 234–235 und Tacke, Opferritual I, 304–307. 503 Siehe zur Lesung D VIII, 12, Anm. 3 und Goyon, in: Gs Daumas, 342, Anm. 44. 504 Goyon, in: Gs Daumas, 337 liest „Horus andjtj“. Siehe jedoch LGG V, 249a–b, vgl. Leitz, Geographischosirianische Prozessionen, 361. 505 Siehe Goyon, in: Gs Daumas, 342, Anm. 46 und LGG III, 784b–c.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(2) B#-nb-Edt nTr o# ‹b#›506 onX n Ro wp rnpt (1) nfrt n (Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro) (2) [B#stt wrt?]507 nbt B#st [wpt rnpt (1) nfrt n] (Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro) BHdtj nTr o# nb pt Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro508

Der Bock, der Herr von Mendes, der große Gott, lebendiger ‹Ba?› des Re, der ein gutes Jahr für (Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re,) eröffnet. [Bastet, die Große?], die Herrin von Bubastis, [die ein gutes Jahr für] (Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re,) [eröffnet]. Der von Edfu, der große Gott, der Herr des Himmels. Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re.

Bez. der 5. Gottheit Bez. der 6. Gottheit Bez. der Flügelsonne Bez. der Gottheit vor dem Sphinx

D VIII, 13, 2–6: Kiosk, Osttür, Außenseite, südlicher Türpfosten, Seite [H]509 (1) […Dd510].f m dw#w/yt n[…511] m Dbow.f [m] Dt nHH ms [p# sSd]512 n Ssp rnpt nfrt n Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw (2) [wdn/jrt?] snTr n Rnpt nfrt jn nsw513 r# Dd

[…das er spricht] am Morgen der/s[…] mit seinen Fingern (?) [in] Dt- und nHH-Ewigkeit. Herbeibringen [des Bandes] des Empfangens des guten Jahres für Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re, Herrin des Himmels, Gebieterin aller Götter. Weihrauch [darbringen?] für das gute Jahr durch den König von Oberägypten, Spruch, der gesprochen wird:

FB1: unklar Stoffopfer (–)

Räucheropfer (K) Rezitation

506 Siehe zur Ergänzung Goyon, in: Gs Daumas, 342, Anm. 47, vgl. auch Leitz, Geographisch-osirianische Prozessionen, 427. Die Gottheit ist sicher – gegen Goyon, op. cit. 337 – nicht dem 15., sondern dem 16. unterägyptischen Gau zuzuordnen (siehe auch Taf. 31). 507 Siehe Goyon, in: Gs Daumas, 342, Anm. 48. 508 In D VIII, 12, 13* werden noch zwei zerstörte Gruppen hinter jrt Ro angegeben, Foto HAdW/Tübingen C 631 zeigt aber, dass die Reihung der Epitheta hier zu Ende ist. So ja auch die symmetrische Entsprechung D VIII, 11, 17*. 509 Dies ist der erste Teil der Anrufungen an das Jahr; siehe zur Fortsetzung unten D VIII, 64, 12–15*; 61, 6 – 62, 7*; 58, 8–14*; 57, 4–10*; 55, 12 – 56, 12* (in ebendieser Reihenfolge). Siehe für eine Übersetzung und Synopse zu diesem Teil Germond, Invocations, 9–10 sowie 14–15 und und Kurth, Treffpunkt der Götter, 235. 510 Siehe zur Ergänzung Germond, Invocations, 9. 511 Mögliche Ergänzungen wären dw#yt nt [wob] „der Morgen der Reinheit“, dw#yt n[t wp rnpt] oder dw#w n [wp rnpt] (siehe Kapitel I 3.5); vgl. zu Letzterem Germond, Invocations, 9 und Quack, in: Greub (Hg.), Das Bild der Jahreszeiten, 88. 512 Siehe für die Ergänzung Goyon, in: Gs Daumas, 332 und 340, Anm. 10 sowie Germond, Invocations, 4. 513 Die einschlägigen Listen verzeichnen die Kombination des Königs mit weißer Krone und Räuchergefäß in der Hand nicht. Germond, Invocations, 10 möchte die Gruppe insgesamt Hnk snTr n rnpt nfrt lesen, wobei sich Hnk jedoch nicht begründen lässt. Eventuell stand in der Lücke davor ein Verb für „opfern, herbeibringen“ (vgl. die von Germond, op. cit., 7–11 gesammelten, verwandten Stellen, wonach es sich um wdn oder um jrt handeln könnte). Der hier gegebene Lesungsvorschlag stammt von Joachim Friedrich Quack, der von einer ehrenden Voranstellung des Königszeichens ausgeht.

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5 Der Dachkiosk W’

j Rnpt nfrt514

Oh gutes Jahr!

nfr.T n Owt-Or nbt Jwnt r-#w xnm.s [Tn m nDm-jb] j Rnpt hnw

Sei gänzlich gut für Hathor, die Herrin von Jwnt, sie möge sich [mit dir in Herzensfreude] vereinen. Oh Jahr des Jubels!

hnhn.T515 Owt-Or nbt Jwnt m nfrw nbw jm‹.T› dj.T onX.s jm.T

Mögest du Hathor, die Herrin von Jwnt bejubeln, mit all der Vollkommenheit, die in ‹dir› ist. Mögest du sie von dir leben lassen.

1. Strophe: Anrufung Aufforderung Wunsch 2. Strophe: Anrufung Wünsche (1)

(2)

D VIII, 13, 8–13: Kiosk, Osttür, Außenseite, nördlicher Türpfosten, Seite [H]516 (1) […]517 m jrw.f m rn.s nbt t#wj n sp […]

[…] in seiner Rolle, in ihrem Namen Herrin der beiden Länder […].

j jrt Ro [o#t] nsrt nbt mkt [H#]518 jr s(j) mjt n Owt-Or nbt Jwnt nHm.T s(j) m-o Ssr nb Dw m rnpt tn (2) [Hmwt r#?519 nt]s Ro(t)? pr.n.T jm.s sp 2

Oh Auge des Re mit [großer] Flamme, Herrin des Schutzes [um] den, der sie schuf! Komm zu Hathor, der Herrin von Jwnt! Mögest du sie vor jedem bösen Pfeil in diesem Jahr retten [etc. S]ie ist (der weibliche?) Re, aus dem du herausgekommen bist, aus dem du herausgekommen bist. Oh die, die die beiden Länder mit der Flamme erhellt, die Jedermann Sehfähigkeit gibt! Komm zu Hathor, der Herrin von Jwnt! Mögest du sie lösen von und retten vor jeder schlechten Unreinheit in diesem Jahr. Sie mögen keine Macht haben über sie in DtEwigkeit, dreifach.

j sSpt t#wj m nsrt djt dgt n Hr nb mjt n Owt-Or nbt Jwnt sfX.T sj Sd.T sj m-o obw nb Dw m rnpt tn n(n) sXm.sn jm.s Dt sp 3

Rede (Göttin) und Bez. der Göttin? 1. Strophe: Anrufung Aufforderung Wunsch Identifikation (nts) 2. Strophe: Anrufung Aufforderung Wünsche (1) (2)

514 Siehe für die Übersetzung dieses Teils der Anrufungen an das gute Jahr Germond, Invocations, 14–15. 515 Siehe zur Übersetzung der Verbalform Kurth, Treffpunkt der Götter, 235, der das Verb in der Parallele in Edfu (E VI, 95, 1) „jubelnd (empfangen)“ übersetzt. In Anbetracht der Parallele im E Mammisi 134, 14 (siehe Germond, Invocations, 14) im Vergleich mit unserer Textstelle, wo das Herz wahrscheinlich versehentlich für einen zweiten nw-Topf geschrieben wurde und das Determinativ eindeutig auf den hn-Gestus verweist, ist es doch wahrscheinlicher, dass hier hnhn zu lesen ist und nicht hn/hnn, wie von Germond, op. cit., 14–15 (übernommen von Wilson, op. cit., 607) vorgeschlagen. Das Problem ist, dass eine transitive Verwendung von hn oder hnhn nicht belegt zu sein scheint (Wb II, 493, 15–16 und 496, 1; Wilson, Lexikon, 606), ausgeschlossen werden kann sie jedoch nicht. 516 Fortsetzung unten, D VIII, 66, 5–8*. Siehe für eine Übersetzung und Synopse zu diesem Teil der Anrufungen an Sachmet Germond, Sekhmet, 20–25. 517 Die Bezeichnung der Gottheit und ihre Rede, die in der Parallele in Edfu den Anrufungen an Sachmet voranstehen (Germond, Sekhmet, 18–19), passen nicht ganz in die Lücke in Dendara. Es dürfte sich aber um eine verwandte Textpassage gehandelt haben. 518 Siehe zu den Ergänzungen die Synopse bei Germond, Sekhmet, 20 und LGG IV, 67c. 519 Siehe die Parellele in Edfu bei Germond, Sekhmet, 20.

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186 j nbt nsrt o#t nbjt sd#d# t#wj n snD.s mjt n (Owt-Or nbt Jwnt ...)520

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Oh Herrin der Flamme, mit großer Feuerzunge, die, aus Furcht vor der die beiden Länder zittern! Komm zu (Hathor, der Herrin von Jwnt etc.)

D VIII, 14, 6–14: Kiosk, Osttür, Durchgang, südliche Türlaibung [BT]521 [Or BHdtj nTr o# nb pt (Es sind) [Horus von Edfu, der große Gott, Hno nTrw nTrwt nw v#Herr des Himmels und die Götter und GötSmow wp rnpt nf]rt tinnen von Oberägypten, die ein gutes Jahr [H]no Ro n522 Owt-Or eröffnen] zusammen mit Re für Hathor, die nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die HerHnwt nTrw nbw rin des Himmels, die Gebieterin aller Götter. [sS/spxr.f sj Hno EHwtj [Er schreibt es auf zusammen mit Thot. tk#] oD n m#w Hbs n b#x Fackel] aus frischem Fett und aus Stoff von Xf# pr pn strahlender (Farbe), erhelle dieses Haus! Horus von Edfu, der große Gott, Herr des (2) Or BHdtj nTr o# nb Himmels, der ein gutes Jahr für (Hathor, die pt wp rnpt (1) nfrt n Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) eröffnet. (Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro) [Min-]Horus, der Herr des 5. oberägypti(2) [Mnw]-Or nb NTrwj wp rnpt (1) nfrt schen Gaues, der ein gutes Jahr für (Hathor, n (Owt-Or nbt Jwnt jrt die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) Ro) eröffnet. Horus, der seinen Vater schützt, Sohn des (2) Or-nD-jt.f s# Wsjr nTr o# nb #bDw wp rnpt Osiris, großer Gott, Herr von Abydos, der (1) nfrt n (Owt-Or nbt ein gutes Jahr für (Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) eröffnet. Jwnt jrt Ro) Chnum, der Herr von [Sch]a[s]hotep, der ein (2) $nmw nb [C]#[s]gutes Jahr für (Hathor, die Herrin von Jwnt, Htp wp rnpt (1) nfrt n (Owt-Or nbt Jwnt jrt das Auge des Re,) eröffnet. Ro) (2) Owt-[Or nbt Hat[hor, die Herrin von Cusae], die ein [gutes] Jahr [für] (Hathor, die Herrin von Jwnt, Äjs]523 wpt rnpt (1) [nfrt n] (Owt-Or nbt das Auge des Re,) eröffnet. Jwnt jrt Ro) (2) J[npw] nb A[nubis], der Herr [des 17. oberägyptischen [Jnpwt524 wp rnpt] (1) Gaues, der ein gutes] Jahr für (Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) nfrt n (Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro) [eröffnet].

3. Strophe: Anrufung Aufforderung

Bez. der Göttergruppe

FB1: Aufschreiben (T 2x) Aufforderung Bez. der 1. Gottheit (von unten) Bez. der 2. Gottheit Bez. der 3. Gottheit Bez. der 4. Gottheit Bez. der 5. Gottheit Bez. der 6. Gottheit

520 Der Text setzt sich in D VIII, 66, 5–8* fort (siehe Germond, Sekhmet, 24). 521 Siehe Transliteration und Übersetzung zu D VIII, 11, 7–9* und die zugehörigen Anmerkungen, zu den Ergänzungen anhand von Parellelen generell die Synopsen bei Goyon, in: Gs Daumas, 334–335 und Tacke, Opferritual I, 304–307. 522 Reste des n sind nach Foto HAdW/Tübingen A 2862 zweifelsfrei zu erkennen. 523 Siehe Goyon, in: Gs Daumas, 336 und 342, Anm. 38. 524 Siehe dazu Goyon, in: Gs Daumas, 336 und 342, Anm. 39.

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5 Der Dachkiosk W’

[…]525

[…]

D VIII, 15, 2–9: Kiosk, Osttür, Durchgang, nördliche Türlaibung [BT]526 [Or nb %m nsw] nTrw (Es sind) [Horus, der Herr von Letopolis, Hno [nTrw] nTrwt v#der König] der Götter und [die Götter und mHw] wp [rnpt nfrt Göttinnen von Unterägypten], die [ein gutes Hno Ro] n Owt-Or nbt Jahr] eröffnen [zusammen mit Re] für HatJwnt jrt Ro nbt pt Hnwt hor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, nTrw [nbw] die Herrin des Himmels, die Gebieterin [aller] Götter. [sS/spxr.f sj Hno [Er schreibt es auf zusammen mit Thot.] EHwtj] tk# oD n m#w Fackel aus frischem Fett und aus Stoff von Hbs n b#x Xf# pr pn strahlender (Farbe), erhelle dieses Haus! Horus, der Herr von Letopolis, der ein gutes (2) Or nb %m527 nsw nTrw wp rnpt (1) nfrt n Jahr für (Hathor, die Herrin von Jwnt, das (Owt-Or nbt Jwnt jrt Auge des Re,) eröffnet. Ro) (2) [Nt]528 wrt mwt-nTr [Neith], die Große, die Gottesmutter, die ein wpt rnpt (1) nfrt n gutes Jahr für (Hathor, die Herrin von Jwnt, (Owt-Or nbt Jwnt jrt das Auge des Re,) eröffnet. Ro) Atum, der große Gott inmitten von Pithom, (2) vm nTr o# Hrj-jb der ein gutes Jahr [für] (Hathor, die Herrin Vkw529 wp rnpt (1) von Jwnt, das Auge des Re,) eröffnet. nfr[t n] (Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro) Hormerti, der Herr von Horbeit, der ein (2) Or-mrtj nb Cdnw gutes Jahr für (Hathor, die Herrin von Jwnt, wp rnpt (1) nfrt n (Owt-Or nbt Jwnt jrt das Auge des Re,) eröffnet. Ro) (2) EHwtj wp rHwj wp Thot, der die beiden Rivalen trennt, der ein rnpt (1) nfrt n (Owt-Or gutes Jahr für (Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) eröffnet. nbt Jwnt jrt Ro)530 (2) Jmn-Ro nb [cm#Amun-Re, der Herr des [17. unterägypti531 schen Gaues], der ein gutes Jahr für (Hathor, BHdt] wp rnpt (1)

unklar Bez. der Göttergruppe

FB1: Aufschreiben (T 2x) Aufforderung Bez. der 1. Gottheit (von unten) Bez. der 2. Gottheit Bez. der 3. Gottheit Bez. der 4. Gottheit Bez. der 5. Gottheit Bez. der 6. Gottheit

525 Wie im Fall des symmetrischen Gegenstücks (D VIII, 15, 2–9*) sind hier im Durchgang über den vogelgestaltigen Gottheiten noch Zeichenreste und Reste eines Stabes mit Hathorkopf zu erkennen sowie ein Arm, der diesen hält. Lesbar ist an der vorliegenden Stelle jedoch nichts. 526 Siehe die Transliteration und Übersetzung zu D VIII, 11, 7–9*, die zugehörigen Anmerkungen sowie zu den Ergänzungen im Folgenden generell die Synopsen bei Goyon, in: Gs Daumas, 234–235 und Tacke, Opferritual I, 304–307. 527 Geschrieben wie sXm „Schrein“ (Wilson, Lexikon, 904), in Anbetracht der geographischen Zuordnung aller Götter auf der Tür jedoch sicher die Ortsbezeichnung. 528 Siehe Anmerkung 4 zu D VIII, 15 und dazu Goyon, in: Gs Daumas, 342, Anm. 49. 529 LGG V, 354c, so auch Goyon, in: Gs Daumas, 337. 530 Gegen Goyon, in: Gs Daumas, 337 sicher dem 15. unterägyptischen Gau zuzuordnen (vgl. Leitz, Geographisch-osirianische Prozessionen, 418, wo auch vom Trennen der beiden Genossen die Rede ist). 531 Siehe dazu D VIII, 15, Anm. 6 und Goyon, in: Gs Daumas, 337, 343, Anm. 51.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

nfrt n (Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro) Dd mdw jn nTrwt? […]532

die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) eröffnet. Worte zu sprechen durch die Göttinnen? […]

Bez. der Göttergruppe?

D VIII, 15, 13 – 16, 7: Kiosk, Osttür, Durchgang, südlicher Türschatten [A] Der gute Gott, der die beiden Türflügel des (1) (onX) nTr-nfr srq Formular (onX) Kiosks öffnet, der die beiden Türflügel des o#wj w#Dyt Hn533 onXwj nTr nfr + mr (1) Heiligtums der Schönen zurückstößt, der nw o#yt nt ont nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ mr Owt Or König von Ober- und Unterägypten, der wrt nbt Jwnt Herr der beiden Länder ½ ¼, geliebt von Hathor, der Großen, der Herrin von Jwnt. (D VIII, 16) (2) (onX) nTr Der gute Gott, der Sohn der Hathor, den die Formular (onX) Goldene der Götter aufgezogen hat, der Kö- nTr nfr + mr (2) nfr534 s# Owt-Or rr.n nbwt nTrw nsw bjtj ½ ¼ nig von Ober- und Unterägypten ½ ¼, gemr Or BHdtj nTr o# nb liebt von Horus von Edfu, dem großen Gott, Herrn des Himmels. pt (3) (onX) nTr nfr jmj-r# Der gute Gott, Vorsteher der Gottesdiener Formular (onX) Hmw-nTr n Wsrt wn Hr der Mächtigen, der das Gesicht der Gebiete- nTr nfr + mr (3) rin der Göttinnen öffnet, der König von n Hnwt nTrwt nsw bjtj ½ ¼ mr Owt-Or Hrjt-tp Ober- und Unterägypten ½ ¼, geliebt von nt Ro Hathor, der Stirnschlange des Re. Der gute Gott, der Erbe dessen, der die (4) (onX) nTr nfr jwo n Formular (onX) om t#wj jr s# wnwwt m beiden Länder kennt, der den Schutz der nTr nfr + mr (4) Stunden am Morgen macht, der König von Dt.f535 nsw bjtj mr OrOber- und Unterägypten, geliebt von Harsm#-t#wj nTr o# Hrj-jb somtus, dem großen Gott, inmitten von Jwnt Jwnt. Der gute Gott, der lebendige Leib des Re, (5) (onX) nTr nfr How Formular (onX) der das Gesicht der Gebieterin im Haus des onX n Ro wn Hr n Hnwt nTr nfr + mr (5) Jubelns öffnet, der König von Ober- und m Owt-nhm nsw bjtj ½ ¼ mr #st wrt mwt-nTr Unterägypten ½ ¼, geliebt von Isis, der Großen, der Gottesmutter. (6) […] Ssp Owt-Or […] möge Hathor, die Herrin von Jwnt, das Wunsch? für die Göttin nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Auge des Re, die Herrin des Himmels, die Hnwt nTrw nbw rnpt Gebieterin alles Götter ein gutes Jahr nfrt ‹r› jb.s Dt empfangen ‹gemäß› ihres Wunsches in DtEwigkeit. 532 Im Durchgang über den vogelgestaltigen Gottheiten sind Inschriftenreste, die in der Edition offenbar vergessen wurden, einem Stab mit einem Frauenkopf und einer gehörnten Sonnenscheibe gegenübergestellt, siehe Taf. 39b:

(„Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt“).

Auf der zugehörigen Abbildung (D VIII, Taf. 697 links) wird diese Fläche als leer angezeigt. 533 ALex 78.2703. 534 Nach Kurth, Einführung 1, 320, Nr. 25 ist hier der Stern nfr zu lesen, wofür neben dieser Stelle allerdings nur ein unsicherer Beleg aus Deir el-Schelwit herangezogen wird. Es könnte aber auch versehentlich zweimal nTr geschrieben worden sein (Vorschlag Christian Leitz). 535 Wilson, Lexikon, 1250.

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5 Der Dachkiosk W’

189

D VIII, 16, 9 – 17, 2: Kiosk, Osttür, Durchgang, nördlicher Türschatten [A] (1) (onX) nTr nfr sS o#wj Der gute Gott, der die beiden Türflügel des Formular (onX) Kiosks öffnet, der Verwalter der Türflügel h#yt jrj onXwj n Xmw nTr nfr + mr (1) der Schreine der Götter, der König von nTrw nsw bjtj ½ ¼ mr Owt-Or wrt nbt Jwnt Ober- und Unterägypten, ½ ¼, geliebt von jrt Ro Hathor, der Großen, der Herrin von Jwnt, dem Auge des Re. (2) [(onX) nTr nfr…] [Der gute Gott…]½ ¼ geliebt von Isis, der Formular (onX) ½ ¼ mr #st wrt mwt-nTr Großen, der Gottesmutter. nTr nfr + mr (2) (3) (onX) [nTr nfr] Hrj [Der gute Gott], der Hüter des GeheimnisFormular (onX) ses, der Gottesreiniger, der das Gesicht öffsSt# ob nTr wn Hr m## nTr nfr + mr (3) nbwt nTrw nsw bjtj net, der die Goldene der Götter sieht, der ½ ¼ mr Or-sm#-t#wj nb König von Ober- und Unterägypten ½ ¼, ge%#-dj nb pt liebt von Harsomtus, dem Herrn von %#-dj, dem Herrn des Himmels. Der gute Gott, der Sohn von Isdes, der den (4) [(onX)] nTr nfr s# Formular (onX) Jsds jr s# nTrw nTrwt m Schutz der Götter und Göttinnen bereitet mit nTr nfr + mr (4) Ssrw.f s# Ro ½ ¼ mr JHy seinen Aussprüchen, der Sohn des Re ½ ¼, geliebt von dem großen Ihi, dem Sohn der wr s# Owt-Or Hathor. Der gute Gott, Thronfolger des Chepri, der (5) (onX) nTr nfr pxr Formular (onX) nst nt %prj stH o#wj nnt die beiden Türflügel des Himmels desnTr nfr + mr (5) nt wbn/wbnt [m sen/derer [, die/der als Goldene/r aufgeht,] nbw/nbwt nsw bjtj?] öffnet, [der König von Ober- und Unter½ ¼ mr Owt-Or wrt ägypten?] ½ ¼, geliebt von Hathor, der nbt Jwnt Großen, der Herrin von Jwnt. (D VIII, 17) Wunsch? für die (6) […] rnpt […] ein gutes Jahr [für] Hathor, die Herrin Göttin nfrt [n] Owt-Or nbt von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt Himmels, die Gebieterin [aller] Götter […]. nTrw [nbw…] D VIII, 17, 7 – 18, 2: Kiosk, Osttür, Innenseite, südlicher, Türpfosten [BT]536 $nmw-Ro nb qbHw Hno (Es sind) Chnum-Re, der Herr des KatarakBez. der GötternTrw nTrwt nw v#-Smow tengebietes, und die Götter und Göttinnen gruppe wp rnpt nfrt Hno Ro n von Oberägypten, die ein gutes Jahr Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro eröffnen zusammen mit Re für Hathor, die nbt pt Hnwt nTrw nbw Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des Himmels, die Gebieterin aller Götter. spxr.f sj Hno EHwtj Er schreibt es auf zusammen mit Thot. FB1: Auftk# oD n m#w Hbs n b#x Fackel aus frischem Fett und aus Stoff von schreiben (T 2x) Xf# pr pn strahlender (Farbe), erhelle dieses Haus! Aufforderung

536 Siehe die Transliteration und Übersetzung zu D VIII, 11, 7–9* und die zugehörigen Anmerkungen. Für die Ergänzungen im Folgenden siehe grundsätzlich die Synopsen bei Goyon, in: Gs Daumas, 234–235 und Tacke, Opferritual I, 304–307.

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190 (2) $nmw[-Ro nb qbHw] (1) wp rnpt [nfrt n] (Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro) (2) J[m]n-Ro nsw[nTrw]537 (1) wp rnpt nfrt n (Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro) (2) Nfr-Htp nTr o# nb Owt-[sXm]538 (1) wp rnpt [nfrt n] (Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro) (2) Or-m#otj nb W#Djt539 (1) wp rnpt nfrt n (Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro) (2) Wp-w#wt Cmow ob# t#wj (1) wp rnpt nfrt n (Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro) (2) Or nb Obnw (1) wp rnpt [nfrt n] (OwtOr nbt Jwnt jrt Ro) (D VIII, 18) (1) […] jt nTrw (2) […]540 n s#t.f nbwt nbt Jwnt nb Msn nTr o# nb pt

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Chnum[-Re, der Herr des Kataraktengebietes], der ein [gutes] Jahr [für] (Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) eröffnet.

Bez. der 1. Gottheit (von unten)

A[m]un-Re, König [der Götter], der ein gutes Jahr für (Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) eröffnet.

Bez. der 2. Gottheit

Neferhotep, der große Gott, der Herr von Hu, der ein gutes Jahr für (Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) eröffnet.

Bez. der 3. Gottheit

Horus der beiden Wahrheiten, der Herr des 10. oberägyptischern Gaues, der ein gutes Jahr für (Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) eröffnet. Upuaut von Oberägypten, der die beiden Länder leitet, der ein gutes Jahr für (Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) eröffnet. Horus, der Herr von Obnw, der [ein gutes Jahr für] (Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) eröffnet. […] Vater der Götter […] seine Tochter, die Goldene, die Herrin von Jwnt.

Bez. der 4. Gottheit

Der Herr von Mesen, der große Gott, der Herr des Himmels.

Bez. der Flügelsonne

Bez. der 5. Gottheit Bez. der 6. Gottheit Bez. des Sphinx

D VIII, 18, 4–15: Kiosk, Osttür, Innenseite, nördlicher Türpfosten [BT]541 [P]tH-v#-Tnn jt nTrw (Es sind) [P]tah-Tatenen, der Vater der Göt- Bez. der GötterHno nTrw nTrwt nw v#ter, und die Götter und Göttinnen von gruppe mHw wp rnpt nfrt Hno Unterägypten, die ein gutes Jahr eröffnen Ro n Owt-Or nbt Jwnt zusammen mit Re für Hathor, die Herrin jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des nbw Himmels, die Gebieterin aller Götter. spxr.f sj Hno EHwtj Er schreibt es auf zusammen mit Thot. FB1: Auftk# oD n m#w Hbs n b#x Fackel aus frischem Fett und aus Stoff von schreiben (T 2x) 537 So Goyon, in: Gs Daumas, 342, Anm. 33. 538 Siehe D VIII, 17, Anm. 4 und LGG III, 694c. 539 Siehe Goyon, in: Gs Daumas, 342, Anm. 34 und LGG III, 608c–d; zu nb m#otj siehe auch die Schreibungen in LGG V, 258c – 259a. 540 Der Göttername ist nicht komplett erhalten, den Resten nach handelt es sich aber um eine Form des Sonnengottes; siehe dazu die symmetrisch entsprechende Passage D VIII, 18, 13–14*. 541 Siehe die Transliteration und Übersetzung zu D VIII, 11, 7–9* und die zugehörign Anmerkungen, für die Ergänzungen im Folgenden die Synopsen bei Goyon, in: Gs Daumas, 234–235 und Tacke, Opferritual I, 304– 307.

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5 Der Dachkiosk W’

Xf# pr pn (2) PtH rsj-jnb.f nb onX-t#wj (1) wp rnpt nfrt n (Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro) (2) Jmn542-[Ro] nb Nt[rsjt]543 (1) wp rnpt nfrt n (Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro) (2) Or s#544 [#st nb cnTnfr545?] (1) wp rnpt nfrt n (Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro) (2) [Or-Xntj-]xt546 nb Km-wr (1) wp rnpt nfrt n (Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro) (2) Jtm nb t#wj Jwnw547 (1) wp rnpt nfrt n (Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro) (2) Or nb &Msn\548 nTr [o#] nb pt [nb V#rw]549 (1) wp rnpt nfrt n (Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro) (1) […] pt [j#bt]550 Xntj #Xt (2) […] ont Hr m Hb m## jt.s BHdtj nTr o# nb pt

strahlender (Farbe), erhelle dieses Haus! Ptah, der südlich seiner Mauer ist, der Herr von Memphis, der ein gutes Jahr für (Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) eröffnet. Amun-[Re], der Herr des [4. unterägyptischen] Gaues, der ein gutes Jahr für (Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) eröffnet. Harsie[ese, der Herr von cnT-nfr?], der ein gutes Jahr für (Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) eröffnet.

Aufforderung Bez. der 1. Gottheit (von unten)

Horus Chenechtai, Herr von Athribis, der ein gutes Jahr für (Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) eröffnet.

Bez. der 4. Gottheit

Atum, der Herr der beiden Länder und von Heliopolis, der ein gutes Jahr für (Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) eröffnet. Horus, der Herr von &Mesen\, der [große] Gott, Herr des Himmels, [der Herr von Sile], der ein gutes Jahr für (Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re,) eröffnet.

Bez. der 5. Gottheit

Bez. der 2. Gottheit Bez. der 3. Gottheit

Bez. der 6. Gottheit

[…] des [östlichen] Himmels, Vorsteher des Bez. des Sphinx Horizontes […] die mit schönem Gesicht am Fest des Sehens ihres Vaters. Der von Edfu, großer Gott, Herr des HimBez. der Flügelmels. sonne

542 Die Reste der beiden Zeichen

sind auf Foto HAdW/Tübingen C 1314 noch gut zu sehen.

543 Ergänzung nach Goyon, in: Gs Daumas, 337 und 342, Anm. 40 gesichert. 544 Das in der Publikation angegebene

ist nach Foto HAdW/Tübingen C 1313 sicher ein .

545 So vermutet Goyon, in: Gs Daumas, 337 und 342, Anm. 41, vgl. auch LGG III, 734a (nicht diese Stelle) und Leitz, Geographisch-osirianische Prozessionen, 341. Alternativ wäre mit D X, 279, 1 auch Or s# [#st nb Owtnht] möglich (Hinweis von Emmanuel Jambon). 546 Siehe die Schreibungen in LGG V, 849a und Goyon, in: Gs Daumas, 337 und 342, Anm. 42. 547 LGG III, 778a – 779a. 548 Trotz D VIII, 18, Anm. 4 sicher so zu lesen. 549 So Foto HAdW/Tübingen C 1309 (Hinweis Emmanuel Jambon). 550 Siehe zur Ergänzung Goyon, in: Gs Daumas, 337 und 342, Anm. 43. Demnach wäre diese Gottheit gegen Goyon, op. cit., 337 nicht dem 16., sondern dem 14. unterägyptischen Gau zuzuordnen. Vgl. zur geographischen Zuordnung Leitz, geographisch-osirianische Prozessionen, 403–404.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

5.2 Die Architrave D VIII, 19, 6: Kiosk, nördliche Außenwand, Architrav, östliche Hälfte [BT] […] s#b Swt pr m #Xt […] der gefleckt Gefiederte, der aus dem Bez. der Flügelopy o[bb] Sps Xntj HDw Horizont herauskommt, geflügelte Sonnensonne nbw551 Xw oxmw ro nb scheibe, prächtiger Flügelskarabäus, der Vorsteher aller Schreine, der die Kultbilder schützt jeden Tag. D VIII, 19, 8: Kiosk, nördliche Außenwand, Architrav, westliche Hälfte [BT] […] nb Msn […] s#b Bez. der Flügel[…] der Herr von Mesen […] der gefleckt Swt pr m #Xt opy o[bb] sonne? Gefiederte, der aus dem Horizont herausnTrj Xntj HDw nbw552 kommt, geflügelte Sonnenscheibe, göttlicher Xw oxmw ro nb Flügelskarabäus, der Vorsteher aller Schreine, der die Kultbilder schützt jeden Tag. D VIII, 19, 12: Kiosk, östliche Außenwand, Architrav, südliche Hälfte [BT] […] opy nTrj? [m?-]Xnt […] göttlicher Flügelskarabäus an der Spitze Bez. der Flügel[…] jtrtj nTrw […] nTrj von […] die beiden Heiligtümer. Die Götter sonne? […] […] göttlich […]. D VIII, 19, 14: Kiosk, östliche Außenwand, Architrav, nördliche Hälfte [BT]553 […] s#b Swt pr m #Xt […] der gefleckt Gefiederte, der aus dem Bez. der Flügelopy nTrj? [m?-]Xnt […] Horizont herauskommt, der göttliche? Flüsonne? gelskarabäus an der Spitze von […]. D VIII, 20, 3–4: Kiosk, westliche Außenwand, Architrav, nördliche Hälfte [BT] h#yt554 Spst?555 h#yt556 Der Kiosk der Prächtigen, der Himmel der Beschreibung des nt nbt pt Dd.s Hr t# xr Herrin des Himmels, er möge dauern auf Er- Bauwerks tpyt557 [Owt Or wrt nbt den unter der Stirnschlange [Hathor, der Jwnt] jrt Ro nbt pt Großen, der Herrin von Jwnt], dem Auge Hnwt nTrw nbw des Re, der Herrin des Himmels, der Gebieterin aller Götter. 551 LGG V, 869b–c liest k#rw, ebenfalls möglich. 552 Siehe die voranstehende Anm. 553 Links (also nördlich) der zweiten, oberen Flügelsonne in der Corniche, die sich über D VIII, 19, 12–14* befindet, sind Foto HAdW/Tübingen L 3171 zufolge noch die Reste von deren Bezeichnung erhalten, in die Publikation wurden diese nicht aufgenommen: 554 555 556 557

[...] nb pt s#b

Swt pr m #Xt [...] („[...] der gefleckt Gefiederte, der aus dem Horizont herauskommt [...]“) Siehe zur Lesung dieses Zeichens Kapitel III 2.2.3. Die Kiosk-Hieroglyphe befindet sich in der Mitte des Gebäudes und bildet den gemeinsamen Anfang beider von dieser weglaufenden Inschriftenzeilen auf dem Architrav. Alternativ würde auch nTrt oder wrt passen, siehe Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 161. Die zweifache Nennung des Wortes spielt wahrscheinlich mit den beiden unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes, das einerseits eine überdachte Säulenhalle, andererseits aber auch den Himmel meinen kann (so Wilson, Lexikon, 598–599). Alternative Lesung: epyt „die zu Buto Gehörige“ (LGG VII, 534b–c).

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D VIII, 20, 6–7: Kiosk, westliche Außenwand, Architrav, südliche Hälfte [BT] h#yt Spst h#yt nt sXm Der Kiosk der Prächtigen, der Himmel des Beschreibung des Spst q#t xr k# Götterbildes der Prächtigen, der erhaben ist Bauwerks unter dem Ka, […] #Xt.s Spst tp v#-n- […] ihr prächtiger Horizont auf dem Land vm mjtt kt.[.s]558 m dj- des Atum ebenso wie [ihr] anderer am Himmel. mrt D VIII, 20, 10–12: Kiosk, südliche Außenwand, Architrav [H] nswyt bjtjt j[t]nt nbt Die Königin von Ober- und Unterägypten, [j]tn H#t Hrt m wp rnpt die weibliche Scheibe, Herrin der Scheibe, die den Himmel/das Dach am Neujahrstag erleuchtet, [Tochter?] des Leuchtenden?, […s#t?] H#y? b#t wpSt Bat, die die beiden Länder mit ihren t#wj m stwt.s Dt Strahlen in Dt-Ewigkeit erleuchtet, […] mHt t# m nqr die das Land mit Goldstaub füllt, ont nfrt ont Xo m Jwnt die gute Schöne, mit schöner Erscheinung in Hoo Ro n m##[.s…] Jwnt, über deren Anblick Re jubelt […].

Bez. der Gottheit

5.3 Die inneren Schrankenwände D VIII, 21, 9–18: Kiosk, nördliche Innenwand, östliche Schranke, Register, Szene 1 [RS]559 Myrrhe darbringen. Worte zu sprechen: Szenentitel (1) Sms ontw Dd mdw (2) m-n.k ontw S#o qm# Nimm dir die Myrrhe, die (ihr) Entstehen in Rede (K): Auffordeinem Leib begann, derung m How.k Beschreibung der Ladanum und Hknw-Öl von [deinem] jbr Hknw (3) n fdt[.k] Opfergabe und Schweiß, ihres Zwecks nwd n Csmw f# n k#560 r die Salbe des Schesemu, die für den Ka ersgnn Hm.k m jdt.k hoben wird, um deine Majestät zu salben mit deinem Geruch. Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur (4) nsw bjtj nb t#wj Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des ½ ¼ (5) s# Ro nb Xow Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. ½ ¼ s# onX w#s nb H#.k mj Aller Schutz, Leben, Macht sind um dich RückenschutzRo Dt formel wie Re in Dt-Ewigkeit.

558 Vgl. D VII, 191, 4*. 559 Eine Übersetzung der Szene findet sich bei Elgawady, Schranken, 406–407 (Dok. 324). 560 Hinter dem Ka-Zeichen ist in der Edition eine halbe zerstörte Gruppe angegeben. Gerne würde man hier ein [.k] ergänzen und „dein Ka“ (auf den Gott bezogen) lesen, Foto HAdW/Tübingen C 722 zeigt jedoch deutlich die Reste einer Hieroglyphe, die einem Kanal

ähnelt. Handelt es sich also vielleicht um eine Bezeich-

nung für Räucherwerk? Zumindest wird das Wort jdt am Ende der Zeile ebenfalls mit einem Kanal determiniert. Leider konnte aber kein dem entsprechendes Wort ausfindig gemacht werden. Die Darstellung des Opfertabletts, der man vielleicht Hinweise darauf hätte entnehmen können, was der König genau hochhebt, ist heute zerstört, möglich wäre ein von einem Löwen gehaltenes Opfergefäß, wie sie im Zusammenhang mit Myrrhe häufig sind, siehe z. B. Beinlich, Handbuch der Szenentitel, 333.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(6) Dd mdw jn Wsjr ½Wnn-nfr m#o Xrw¼ (7) nTr o# Hrj-jb [Jwnt...561] (8) Dd mdw jn Or-s##st s# Wsjr (9) nTr o# [Hrj-jb] Jwnt bjk nTrj (10) Hrj srX (11) wnn Pr-Jwn PrOr562 m Hb nb Htp Htp m-q#b.f Ssp.n.f jdt.f jj m How.f wbn dw#w r m## Dt.f563

Worte zu sprechen durch Osiris ½Onnophris, gerechtfertigt¼, den großen Gott inmitten von [Jwnt...]. Worte zu sprechen: Harsiese, der Sohn des Osiris, der große Gott [inmitten] von Jwnt, göttlicher Falke auf der Palastfassade.

Bez. des 1. OE

Das Haus des Pfeilers und das Haus des Horus (d. i. Dendara) sind im Fest, der Herr des Opfers ist zufrieden in ihm. Er hat seinen Duft aufgenommen, der aus seinen Gliedern kommt. Der Morgendliche geht auf, um seinen Leib zu sehen.

RZ als Bandeau (Formular wnn)

Bez. des 2. OE

D VIII, 22, 3–12: Kiosk, nördliche Innenwand, westliche Schranke, Register, Szene 2 [RS]564 Szenentitel (1) Hnk HH Dd mdw Darbringen des HH-Symbols. Worte zu sprechen: Rede (K): Auffor(2) m-n.k565 HH opr m Nimm dir das HH-Symbol, indem es ausgederung rnpwt.f hrww.f #bdw.f stattet ist mit seinen Jahren, seinen Tagen, (3) Xr.f seinen Monaten bei ihm, sXm Sps tjt Dsrt nt k#.k prächtiges Götterbild, unzugängliche Gestalt deines Kas, deines verborgenen Leibes, mit Dt.k St# xnm.k dem du dich vereinst. Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur (4) nsw bjtj nb t#w(j) Herr der (beiden) Länder ½ ¼, der Sohn des ½ ¼ (5) s# Ro nb Xow Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. ½ ¼ [s# onX] w#s Xr.k wsr Rückenschutz[Leben, Schutz und] Macht sind bei dir, Hm.k r Xftjw.k566 mächtig ist deine Majestät gegen deine formel Feinde.

561 Siehe zu dieser im Neujahrsfest mitgeführten Osirisform z. B. D VIII, 99, 14*. Dies erklärt allerdings nicht das t und die beiden Striche nach der Lücke, die Foto HAdW/Tübingen C 722 zufolge tatsächlich vorhanden sind. 562 Siehe zu diesem Namen des Tempels von Dendara Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 106– 107. 563 LGG II, 325b liest wbn m dw#w, in Wirklichkeit (Foto HAdW/Tübingen C 721) handelt es sich bei dem in der Edition wiedergegebenen Geier aber um ein #

, das sicher als Komplement innerhalb der Götterbe-

zeichnung fungiert, siehe LGG VII, 507a–b. Dem Determinativ zufolge ist der Sonnengott gemeint, so dass der Abschluss des Bandeautextes eine Anspielung auf das Hauptritual am Neujahrstag darstellt. 564 Eine Übersetzung findet sich bei Elgawady, Schranken, 405–406 (Dok. 323) 565 So gegen die Edition nach Foto HAdW/Tübingen C 699. Die Stelle ist allerdings stark abgerieben. 566 Siehe zu dieser Schutzformel Eldamaty, in: Fs Haikal, 85.

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5 Der Dachkiosk W’

(6)567 Dd mdw jn Orsm#-t#wj-p#-xrd s# (7) Owt-Or […] n nbwt jrt Ro (8) dj.j n.k jmjt-pr nt Cw nst nt Gb (9) dj.j n.k oHow n Ro nswyt n Jtm (10) dj.j n.k HHw Hfnw m Hbw-sd569 (11) dj.j n.k Hntj570 m rnpt m Htp (12) wnn Pr-Cw m hy hnw Hoowt m HHw nw rnpt jwo n opy jwo.n.f t#wj nswyt.f mj smsw Ro

Worte zu sprechen durch Harsomtus, das Kind, Sohn der Hathor, [Kind?568] der Goldenen, des Auges des Re:

Bez. des OE

Ich gebe dir die Hausurkunde des Schu und den Thron des Geb, ich gebe dir die Lebenszeit des Re, das Königtum des Atum, ich gebe dir Millionen und Hunderttausende von Sedfesten, ich gebe dir eine (unendliche) Zeitspanne an Jahren in Frieden. Das Haus des Schu ist in Geschrei, Jubel und Freude in Millionen von Jahren. Der Erbe der Flügelsonne, er hat die beiden Länder geerbt, sein Königtum ist wie das des Ältesten des Re.

Rede (OE): Gegengabe

RZ als Bandeau (Formular wnn)

D VIII, 22, 15 – 23, 2: Kiosk, westliche Innenwand, nördliche Schranke, Register, Szene 3 [RS]571 Szenentitel Erde küssen. [Worte zu sprechen:] (1) sn t# [DD mdw]572 Ich habe die Erde für das Kind der Tochter Rede (K): eig. (2) sn.n.j t# n sD n s#t des Re geküsst, Handlung (1) Ro (2) Hpt.j Gb573 n qm#.n.s574 ich umarme Geb wegen dem, was sie (die Göttin?) schuf. Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur (4) nsw bjtj nb t#wj Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des ½ ¼ (5) s# Ro nb Xow Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. ½ ¼ s# H#.k m nsw t#wj Schutz ist um dich als König der beiden Rückenschutz575 oHow.k mj bjk tp srX Länder. Deine Lebenszeit ist wie (die des) formel Falken auf der Palastfassade. (D VIII, 23) (6) Dd mdw jn Worte zu sprechen durch Ihi, den Großen, Bez. des OE den Sohn der Hathor, JHy wr s# Owt-Or 567 Im Gegensatz zu der Verteilung der Inschriften, wie sie in D VIII auf Taf. 702 angegeben ist, befinden sich nicht die Zeilen (9) und (10), sondern (6) und (7) unmittelbar vor der Gottheit im Naos. Vor dem Schrein der Gottheit steht nicht eine dreizeilige, sondern eine vierzeilige Rede des Opferempfängers: (8) – (11). Das Bandeau ist Zeile (12), nicht wie auf der Taf. angegeben (11), so Fotos HAdW/Tübingen C 697–699. 568 So vermutet Elgawady, Schranken, 406. 569 Siehe zu dieser Lesung Kurth, Einführung 1, 203, Nr. 82 und 217, Anm. 280, wo unter anderem auf die vorliegende Stelle verwiesen wird. 570 Wilson, Lexikon, 660–661. 571 Eine Übersetzung findet sich El-Kordy, in: Fs Haikal, 180 sowie bei Elgawady, Schranken, 405–406 (Dok. 322). 572 Siehe zur Ergänzung D VIII, 28, 2*. 573 Vgl. dazu die entsprechende Passage im täglichen Tempelritual bei Moret, Le rituel du culte divin journalier, 56 (Hinweis Joachim Friedrich Quack). 574 Siehe El-Kordy, in: Fs Haikal, 180. Elgawady, Schranken, 405 übersetzt „für den, der von ihr geschaffen wurde“. 575 Siehe zu dieser Schutzformel Eldamaty, in: Fs Haikal, 84.

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196 Ro (7) Ds.f Xnt J#t-djt […] n (8) nbwt w#Dt msXo m (9) NTrjt bnrt mrwt Xr nTrwt

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Re selbst in J#t-djt, [Kind?576] der Goldenen, derer mit frischem Erglänzen in NTrjt, mit süßer Liebe bei den Göttinnen.

D VIII, 23, 4–11: Kiosk, westliche Innenwand, nördliche Schranke, Register, Szene 4 [RS]577 Den Gott sehen. Worte zu sprechen: Szenentitel (1) m## nTr Dd mdw Ich habe den Gott gesehen, der Gott hat Rede (K): eig. (2) m##.n.j nTr m## wj mich gesehen, froh ist das Herz des Gottes Handlung nTr #w jb nTr n m##.j578 wegen meines Anblicks. Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur (3) nsw bjtj nb t#wj Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des ½ ¼ (4) s# Ro nb Xow Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. ½ ¼ Dd H#.k dj.k Dd Jwnt m Dauer ist um dich. Du machst Jwnt dauerRückenschutzHb [...] Dt579 formel haft am Fest […] in Dt-Ewigkeit. Bez. des OE (5) Dd mdw jn Or-sm#- Worte zu sprechen durch Harsomtus, den großen Gott inmitten von Jwnt, den Aufget#wj580 nTr o# (6) Hrj-jb henden, der im Ostgebirge aufgeht. Jwnt wbn wbn m (7) b#xw wnn Owt-cm#-t#wj m Das Haus des Somtus ist im Fest am Jahres- RZ als Hb tp(j) rnpt b# j#btt beginn. Der Ba des Ostens, der sich auf sei- Bandeau582 581 dj sw m st.f snsn.n.f nen Platz begibt, er hat sich mit den Strahlen (Formular wnn) stwt nt nb HHw dessen, der Millionen erschafft, vereint, die #m m#wt nTr o# Dd Strahlen ergreifen den großen Gott, den jt[…] Dt.f m t# Dauerhaften, […] seinen Leib auf Erden, er wpS.n.f Hr n wo nb hat das Gesicht jedes einzelnen erhellt. D VIII, 23, 13 – 24, 5: Kiosk, westliche Innenwand, mittlere Schranke, Nordhälfte, Register, Szene 5 [RS]583 Das Gesicht öffnen für ihre Majestät in ihSzenentitel (1) wn Hr n Hmt.s m rem prächtigen Schrein. HD.s Sps 576 So vermutet Elgawady, Schranken, 405. 577 Eine Übersetzung findet sich bei El-Kordy, in: Fs Haikal, 179 und Elgawady, Schranken, 404–405 (Dok. 321). 578 Siehe Kurth, Einführung 2, 591. 579 Siehe zu dieser Schutzformel Eldamaty, in: Fs Haikal, 84. Er ergänzt in der Lücke tp rnpt, was möglich, jedoch nicht sicher ist, immerhin steht in Dendara eine Vielzahl von Neujahrsbezeichnungen zur Verfügung (Kapitel I). 580 So gelesen mit Cauville, Harsomtous, 278. Nach Prüfung anhand eines Fotos (HAdW/Tübingen C 693) kann bestätigt werden, dass sich unter den Füßen des Falken Reste eines sm#-Zeichens befinden. Dagegen LGG II, 308c – 309a, wo Or-#Xtj gelesen wird. Dazu, dass hier Harsomtus gemeint ist, passt auch die Erwähnung des „Hauses des Somtus“ in der unter der Szene befindlichen Bandeauinschrift. 581 LGG IV, 189a möchte offenbar den Strich als Suffix der 1. Person Singular und die Verbalform als Rede des Königs interpretieren, dem folgt Elgawady, Schranken, 405. Aufgrund des Kontextes, in den ein Suffix der 1. Person absolut nicht passt, ist der Strich jedoch hier vermutlich nicht mitzulesen. 582 Das Bandeau teilt sich diese Szene mit D VIII, 22, 15 – 23, 2*. 583 Eine Übersetzung findet sich bei El-Kordy, in: Fs Haikal, 178–179 sowie bei Elgawady, Schranken, 402–403 (Dok. 320a).

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5 Der Dachkiosk W’

(4) JHy wob s# Owt-Or

Der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. Schutz ist um dich, Schutz ist um deine Untertanen. Der reine Ihi, der Sohn der Hathor:

(5) jr.n.j sSSt n mwt.j585 jrt Ro (D VIII, 24) (6) M#ot s#t Ro

Ich spiele Naossistrum für meine Mutter, das Auge des Re. Maat, die Tochter des Re.

(7) Dd mdw jn Owt-Or wrt nbt Jwnt (8) jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw (9) M#ot Spst s#t Ro r jrw (10) […].s586 H# HD.sn (11) wnn Owt-rpyt q#.tw tp t# mj nnt xr NHH nTrt jr[t Ro?…] psDt m st.s twt r psD m nbw

Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des Himmels, die Gebieterin aller Götter, Maat, die Prächtige, die Tochter des Re gemäß der Gestalt (?), […] um ihren Schrein. Das Haus der Vornehmen ist erhaben auf RZ als Erden wie der Himmel unter der nHH-Ewig- Bandeau587 (Formular wnn) keit (d. i. Re). Die Göttin, das Auge [des Re?…] macht, die auf ihrem Platz leuchtet wie der, der als Goldener leuchtet.

(2) nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ (3) s# Ro nb Xow ½ ¼ s# H#.k s# H# mrwt.k584

Königstitulatur Rückenschutzformel Bez. des Musikanten Rede (Musikant): eig. Handlung Bez. der begl. Gottheit Bez. des OE

D VIII, 24, 10–15: Kiosk, östliche Innenwand, südliche Schranke, Register, Szene 6 [RS]588 Das Band des Empfangens des guten Jahres Szenentitel (1) ms p# sSd n Ssp herbeibringen. Worte zu sprechen: rnpt nfrt Dd mdw rnpt nfrt Ssp […] Hnwt Gutes Jahr, empfange [...] Gebieterin […] Rede (K): AufforMillionen von […]. derung? […] (2) HHw nw […] (D VIII, 25) (3) nsw bjtj nb Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des t#wj ½ ¼ (4) s# Ro nb Re, Herr der [Erscheinungen] ½ ¼. [Xow] ½ ¼ 584 Siehe zu dieser Schutzformel Eldamaty, in: Fs Haikal, 84. 585 El-Kordy, in: Fs Haikal, 178 ergänzt hier „[fille d’]Atoum“, Elgawady Schranken ergänzt zu „die Mutter des Atum“. Wie Foto HAdW/Tübingen C 689 zeigt, gibt es zwischen dem Geier und dem sitzenden männlichen Gott mit der Doppelkrone aber im Gegensatz zur Publikation keine halbe zerstörte Gruppe – unter der Steinkante sieht man deutlich die Füße des Geiers. Der sitzende Gott als Determinativ trägt wie Ihi im dazugehörigen Relief eine Doppelkrone, was zur Rechtfertigung der Lesung als Suffix der 1. Person Singular ausreichen dürfte. 586 El-Kordy, in: Fs Haikal, 179, Anm. 7 möchte die Lücke mit wbn.s X# füllen (sic!) und übersetzt „[quand elle se manifeste] derrière leur naos“. Ich vermute, dass X# hier H# meint, vgl. Wb I, 293, 15, wo wbn r-H# mit „hinausziehen“ übersetzt wird. Grundsätzlich wäre diese Ergänzungsmöglichkeit in Erwägung zu ziehen, ist aber als höchst unsicher zu bewerten, da erstens in allen drei vom Wb angeführten Belegstellen (heute zu finden in D V, 116, 12; D VII, 146, 1*; D IX, 41, 2) wbn r-H# steht (und nicht nur [wbn] H# wie im vorliegenden Fall), und zweitens an keiner der drei Stellen nach H# ein Wort folgt, das als Objekt der Präposition fungiert (in der vorliegenden Textstelle scheint das Wort für „Schrein“ so angeschlossen zu sein). 587 Das Bandeau teilt diese Szene mit D VIII, 28, 17 – 29, 7*. 588 (Teil-)Übersetzungen der Szene finden sich bei El-Kordy, in: Fs Gutbub, 127 und Elgawady, Schranken, 397–398 (Dok. 315b).

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

s# pr-wr rwD.tw xr k#.k mj […]589 (5) Dd mdw jn #st wrt mwt-nTr (6) [nbt] J#t-djt Hrjt-jb Jwnt s#t nTrjt590 oS#t Xprw rnpt nfrt rnpt HHw rnpt Hfnw […]591

Der Schutz des pr-wr sei stark unter deinem Ka wie […]. Worte zu sprechen durch Isis, die Große, die Gottesmutter, die [Herrin] von J#t-djt, inmitten von Jwnt, göttliche Tochter mit vielen Erscheinungsformen. Gutes Jahr, Jahr der Millionen, Jahr der Hunderttausend […].

Rückenschutzformel Bez. des OE

Inschrift auf dem Neujahrsband

D VIII, 24, 16 – 25, 7: Kiosk, östliche Innenwand, südliche Schranke, Register, Szene 7 [RS]592 Reinigung vollziehen mit fünf oberägyptiSzenentitel (1) jrt ob m 5 T#w Smow593 nw Crp594 Dd schen Kügelchen aus Crp. Worte zu spremdw chen: 595 596 Rede (K): Aufform-n.k T#w Xt (2) nt Nimm dir die Kügelchen, die Substanz des Horus! derung Or597

589 Siehe zu dieser Schutzformel Eldamaty, in: Fs Haikal, 85, wo allerdings in der Transliteration pr-wr vergessen wurde. 590 LGG VI, 106a. Foto HAdW/Tübingen C 1303 zeigt eindeutig, dass die in der Edition angegebene halbe zerstörte Gruppe in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. 591 Die Inschrift auf dem Band (vgl. Kapitel III 5.9) ist in der Edition weder in der Textabschrift noch auf Taf. 706 vermerkt, auch in dem einschlägigen Aufsatz von El-Kordy, in: Fs Gutbub, 125–133 und in der Auflistung bei Cauville, Temple d’Isis II, 299 wird sie nicht erwähnt, ebensowenig bei Elgawady, Schranken, 397– 398. Nach Taf. 41a lautet sie:

592 593

594 595

...

. Die Übersetzung geht davon aus, dass

es sich hierbei um einen Auszug aus den Anrufungen an das Jahr handelt, in denen rnpt HHw und rnpt Hfnw ebenfalls genannt werden (D VIII, 62, 2–3*), vgl. zur Übersetzung Germond, Invocations 33 und Kurth, Treffpunkt der Götter, 237. In diesem Text wird das Wort rnpt im Singular stets durch Erweiterungen (Adjektive, Partizipien, Genitivkonstruktionen) näher bestimmt, was m. E. hier gegen die Deutung als nachgestelltes Zahlwort und die Übersetzung „millionen Jahre“ bzw. „hunderttausend Jahre“ spricht. Dieser Aspekt scheint in den Opferszenen des Neujahrsbandes eher durch die Konstruktion mit vorangestellter Zahl (HHw nw rnpwt etc.) ausgedrückt zu sein, siehe die Auflistung dazu bei Cauville, op. cit., 300. Übersetzungen finden sich bei Elgawady, Schranken, 397 (Dok. 315a) und Aufrère, L’univers minéral, 618– 619. Tatsächlich so, obwohl eigentlich unterägyptisches Natron zu erwarten wäre. Elgawady, Schranken, 397, Anm. 2494 verweist zur Erklärung auf Aufrère, L’univers minéral, 619, Anm. α, der aber lediglich über die Synonymie der von ihm als Natronbezeichnungen behandelten Worte Srp und nXb spricht. Vielleicht wurden Smow und Crp hier wegen des gleichen Anlauts kombiniert? Wohl für den in früherer Zeit als Ct-pt bekannten Ort im Wadi Natrun, siehe die Varianten bei Otto, Mundöffnungsritual I, 11–12 (Hinweis Joachim Friedrich Quack); Wb V, 550, 15; Wilson, Lexikon, 1025. Foto HAdW/Tübingen C 1306 zeigt, dass die tatsächliche Abfolge der Zeichen etwas von der in der Edition abweicht. Der Strich, der für den Rand eines nw-Töpfchens gehalten wurde, ist in Wirklichkeit die Kralle des Vogels darüber. Die Zeichen sind also folgendermaßen gruppiert:

596 Dort, wo in der Edition eine Zerstörung angegeben ist, ist noch ein ovales Zeichen zu erkennen, das aber nicht genau bestimmt werden kann (Foto HAdW/Tübingen 1306). Der Textstruktur nach müsste es irgendein Determinativ zu Xt sein. 597 Lesung nach einem Vorschlag von Joachim Friedrich Quack.

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5 Der Dachkiosk W’

swob.f Tw dr.n.f598 Dw.k

Er reinigt dich, er hat dein Schlechtes vertrieben.

(3) nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ (4) s# Ro nb Xow ½ ¼ dj.s onX w#s

Der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. Sie gibt Leben und Macht.

s# Sno H#.k m Cmow Xo?.t[w?] t#wj [m] MHw599 (5) Dd mdw jn Or-sm#t#wj601 nb %#-dj (6) nTr o# Hrj-jb Jwnt Ro (7) Ds.f Xnt ct-Ro wnn Owt-[…] Xy.tw […] XntS Xnt njwwt sp#wt THH jb# m jtrtj nbt Jwnt m Hoowt jb.s m […] jr.s

Schutz und Sno-Abwehr?600 seien um dich in Oberägypten ? die beiden Länder [in] Unterägypten. Worte zu sprechen durch Harsomtus, den Herrn von %#-dj, den großen Gott inmitten von Jwnt, Re selbst im Sitz des Re. Das Haus des/der […] ist […] erhaben […], Freude ist in den Städten und Gauen, Jauchzen und Tanzen sind in den beiden Heiligtümern, die Herrin von Jwnt ist in Jubel, ihr Herz ist in […].

Beschreibung des Zwecks der Opfergabe Königstitulatur Beischrift zum Geier Rückenschutzformel Bez. des OE

RZ als Bandeau602 (Formular wnn)

D VIII, 25, 10 – 26, 5: Kiosk, südliche Innenwand, östliche Schranke, Register, Szene 8 [RS]603 Szenentitel (1) rdjt #wt-jb Dd mdw Amulett darreichen. Worte zu sprechen: Nimm dir das Amulett, Rede (K): Auffor(2) m-n.T wD#w derung es hat deinen Leib geschützt, die Vorfahren Beschreibung des sw#D.n.f Dt.T sind der Schutz für deinen Ka. Zwecks der OpDrtjw (3) m nht n k#.T fergabe

598 In der Textedition ist nach der Hand eine Lücke angegeben,

ist aber deutlich zu erkennen (Foto

HAdW/Tübingen C 1306). 599 Eldamaty, in: Fs Haikal, 86 liest die nachfolgenden Reste Xo.tj t#wj m mHw und übersetzt „du mögest die beiden Länder im Norden beleuchten“. Sicher ist, dass hier auf den Gegensatz zwischen Ober- und Unterägypten Bezug genommen wird. Grammatikalisch aber erscheint mir Eldamatys Lösung nicht möglich, da er eine transitive Verwendung von Xo mit t#wj als direktem Objekt anzunehmen scheint, die mir nicht bekannt ist. Bei einem Stativ, auf den .tw hindeutet, würde auch das Bezugswort voranstehen. Zudem ist es Foto HAdW/Tübingen C 1305 zufolge nicht mehr mit Sicherheit zu sagen, ob nach Smow wirklich 600

601 602 603

stand.

Aufgrund der großen Unsicherheit wurde dieser Teil der Inschrift nicht übersetzt. Vielleicht abgeleitet von Wb IV, 504, 5 – 505, 12. Möglicherweise ist hier auch nur der Sn-Schutz gemeint, der in diesem Zusammenhang häufiger genannt wird (Wb IV, 488, 11, Wilson, Lexikon, 1015 und ALex 78.4132). Elgawady, Schranken, 397 geht offenbar von einem Stativ von Sn „umkreisen“ aus, was inhaltlich aber auch nicht überzeugt. Joachim Friedrich Quack schlägt im Sinne einer ähnlichen Zeichenfolge auf vielen Stelen (dazu Hermann, Stelen, 41–42 und 55–56) die Deutung als „Schutz, Umringung und Napf“ vor. Sicher so zu lesen, siehe die Erläuterung in Anm. 539 unten (zu korrespondierender Szene D VIII, 30, 4– 14*). Das Bandeau teilt diese Szene mit D VIII, 24, 10–15*. Eine Übersetzung der gesamten Szene findet sich bei Elgawady, Schranken, 398–399 (Dok. 316).

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(3) nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ (4) s# Ro nb Xow ½ ¼ s# pr-wr xr.k n(n) mnmn mj mn s#Tw?604 jw[.f] n nb.f605 (6) Dd mdw jn JHy wr (7) s# Owt-Or sf (8) Sps n jrt Ro (9) jr sSSt n mwt.f wsrt (10) Dd mdw jn OwtOr t# mnjt nbt h# m (12) HD.s hn n.T Ro m Htp (13) m dw#yt606 nt wp rnpt (D VIII, 26) (14) dj.j n.k [Tnwj]607 Hr ms n.k o#wt (15) dj.j n.k sXmw608 Hr Xwt How.k dj.j n.k […] bs#.k ro nb wnn w#Dyt?609 rwD.tj xr W#Dt Hr wD610 t#wj m w#D.s n onX Xo.s611 m pr.s Hr wnmj n Rot Htp.s r gs.s m-q#b h#yt wrt #Xt.s Dsr.t(j) tp-Hwt Hwt-nTr.s sn.s r #Xt b#xw nHH sp 2 Dd.tw m-Xnt.s m Dr […]

Der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. Der Schutz des pr-wr sei unter dir ohne zu schwanken, so wie der Boden? dauerhaft ist, [er] ist für seinen Herrn. Worte zu sprechen durch den großen Ihi, Sohn der Hathor, das prächtige Kind des Auges des Re, der Naossistrum spielt für seine mächtige Mutter. Worte zu sprechen durch Hathor, das Menit, Herrin des Jubels in ihrem Schrein. Deinetwegen jubelt Re in Zufriedenheit am Morgen des Neujahrsfestes:

Königstitulatur

Ich gebe dir die [beiden Ufergebirge], die für dich Edelsteine darbringen. Ich gebe dir Bügelsistren, die deinen Leib schützen. Ich gebe dir […], das/die deinen Schutz [bereiten?] jeden Tag. Der Kiosk? ist stark unter Wadjet, die den beiden Ländern befiehlt mit ihrem Papyrus des Lebens. Sie erscheint in ihrem Haus zur Rechten des weiblichen Re, sie ruht an seiner Seite im großen Kiosk, seinem Horizont, indem er unzugänglich ist auf dem Dach ihres Tempels. Sie geht zum Horizont des Ostgebirges in nHH-Ewigkeit, in nHH-Ewigkeit, indem sie dauerhaft ist im Bereich von/bei […].

Rede (OE): Gegengabe

Rückenschutzformel Bez. des Musikanten Bez. des OE

RZ als Bandeau (Formular wnn)

604 Der Vorschlag, dass es sich um eine Verschreibung von s#Tw „Erdboden“ handelt, stammt von Elgawady, Schranken, 399. 605 Anders Eldamaty, in: Fs Haikal, 85, der zu r [gs?] n nb.f ergänzen möchte. 606 Siehe zur Lesung I 3.5. 607 Siehe dazu Wb V, 372, 3–8 und Quack, in: Ryholt (Hg.), Hieratic Texts, 55, Anm. a (zu Taf. 6 und 6A oben) 608 Nach Foto HAdW/Tübingen I 3611 deutet die Form des stark zerstörten oberen Teils des Instruments eher auf ein Bügelsistrum hin. 609 Vgl. Elgawady, Schranken, 399 und zu dieser Bezeichnung für das Gebäude III 2.2.3. Foto HAdW/Tübingen I 3610 zufolge wäre in der Lücke nach dem noch Platz für die Kombination gewesen. 610 Alternativ auch w#D („begrünt“) zu lesen (Hinweis Joachim Friedrich Quack). 611 Eventuell auf die zuvor genannte Wadjet bezogen, die hier als Begleiterin der Hathor fungiert.

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5 Der Dachkiosk W’

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D VIII, 26, 8–16: Kiosk, südliche Innenwand, mittlere Schranke, Register, Szene 9 [RS]612 [Worte zu sprechen durch] Ihi, den Großen, Bez. des 1. (1) [DD mdw jn] JHy Musikanten wr s# (2) Owt-Or nwn Sohn der Hathor, schönes Kind [der] Hathorkuh?, [der Naossistrum spielt für?] seine nfr (3) [n] #Xt?613 (4) [jr sSSt n614] mwt.f […] Mutter […]. Bez. des 2. (5) [Dd mdw jn] JHy [Worte zu sprechen durch] den reinen Ihi, Musikanten wob (6) [Xntj?615] Owt- [Vorsteher?] des Hauses der Reinigung: ob Ich spiele Naossistrum für dein Gesicht, Rede (7) jr.n.j sSSt m Hr.T […]. (2. Musikant): […] eig. Handlung (8) Dd mdw jn Owt-Or Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, Bez. des OE wrt (9) nbt Jwnt jrt Ro die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die weibliche Scheibe, die Erste der Scheibe, jtnt tpjt nt jtn (10) […] Xnt wTs […] in der Barke wTs [nfrw] am schönen [Tag?] des Festes des Re am Neujahrsfest. [nfrw] (11) [hrw?616] nfr Hb Ro m wp rnpt (12) [wnn?…] nTrw […] die Götter, die Horizontischen [rufen?] RZ als Bandeau #Xtjw617 j#w sp 2 nTrw Jubel, Jubel, die Götter der Barke [sind in?] (Formular wnn?) wj# [m?] XntS Freude, jrt Ro wrt Htp.tw m das große Auge des Re ruht in seinem h#yt.s stwt.s618 Hr [s]HD Kiosk, seine Strahlen erhellen die s#w-n.sn s#w-n.sn #Xt.s wrt tp[in] seinem großen Horizont auf [dem Dach [Hwt Hwt-nTr.s?...]619 seines Tempels? …]. D VIII, 27, 2–15: Kiosk, südliche Innenwand, westliche Schranke, Register, Szene 10 [RS]620 Das Bügel- und das Naossistrum spielen. Szenentitel (1) jrt sXm sSSt Dd Worte zu sprechen: mdw Nimm dir das Bügelsistrum, Rede (K): Auffor(2) m-n.T sXm derung ich erhebe für dich das Naossistrum, eig. Handlung (1) sor.j n.T sSSt 612 613 614 615 616 617

Eine Übersetzung der Szene findet sich bei Elgawady, Schranken, 299–400 (Dok. 317). So Elgawady, Schranken, 400. Mögliche Ergänzung nach Elgawady, Schranken 400. Ergänzungsvorschlag nach Elgawady, Schranken, 400. So auch Elgawady, Schranken, 400. Hier (über dem -Zeichen) und an weiteren Stellen im Text ist in der Edition eine halbe zerstörte Gruppe eingefügt, die daraus resultiert, dass die Gesamthöhe der Bandeauinschrift größer eingeschätzt wurde als sie in Wirklichkeit ist. Auch einige Zeichen sind m. E. anders zu lesen. Nach Foto HAdW/Tübingen I 3615 stellt sich die Zeile so dar:

618 Dies und das Folgende bezogen auf das Auge des Re, also Hathor. 619 Vgl. zur Bezeichnung des Kiosks als „Horizont“ z. B. D VII, 191, 3–4* und generell III 2.2.3. 620 Eine Übersetzung der Szene findet sich bei Elgawady, Schranken, 400–401 (Dok. 318).

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

sX.j621 st m-st n (3) sSm.T sHtp.j Hmt.T m #b jb[.T] #w-jb Dt.T m mr.T (4) Htp r.T nbwt nbt jHy w#D […] psDt (5) nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ (6) s# Ro nb Xow ½ ¼ […] (7) JHy s# Owt-Or (8) jr sSSt n mwt.f wsrt (9) Dd mdw jn Owt-Or nbt Jwnt jrt622 Ro Hrjt st-wrt (10) sb#qt pt n m## jt.s623 (11) Spst wsrt Hkn (12) n.T nTrwt Hoo n.T jmjw #Xt (13) dj.j n.k nbwt624 jb#t m Xsf.k (14) dj.j n.k Hmwt Hr nhm n Hm.k (15) dj.j n.k T#yw nbw Hngg n m##.k (16) wnn NTrjt nTr.tw r nHH jrt Ro Xo.tw Xnt Xm.s djt sj m st.s r oq tp-Hwt.s #w jb jtn n m##.s xnm.n.s pr.s m pr m qd625 Ssp sj m […]

ich schüttele sie vor deinem Kultbild, ich beruhige deine Majestät mit dem, was [dein] Herz wünscht. Froh sei dein Leib über das, was du liebst. Mögest du zufrieden sein, Goldene, Herrin des Musizierens, mit frischer/m […] Neunheit. Der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. […] Ihi, der Sohn der Hathor, der für seine mächtige Mutter Naossistrum spielt. Worte zu sprechen durch Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, Oberste des großen Sitzes, die den Himmel wegen des Anblicks ihres Vaters erhellt, Prächtige, Mächtige, dich preisen die Göttinnen, für dich jubeln die, die im Horizont sind: Ich gebe dir die nbt-Göttinnen, die tanzen bei deinem Anblick, ich gebe dir die Frauen, die für deine Majestät jubeln, ich gebe dir alle Männer, die sich über deinen Anblick freuen. NTrjt ist göttlich in nHH-Ewigkeit, das Auge des Re ist erschienen in seinem Heiligtum, das sich auf seinen Platz begibt, um ihr Dach zu betreten. Froh ist das Herz der (Sonnen-)Scheibe über seinen Anblick. Es vereint sich mit seinem Haus in Freude, es ist aufgenommen/empfangen in/als […].

(2) (3) Wünsche (1) (2) Königstitulatur Rückenschutzformel Bez. des Musikanten Bez. des OE

Rede (OE): Gegengabe

RZ als Bandeau (Formular wnn)

D VIII, 28, 2–14: Kiosk, westliche Innenwand, südliche Schranke, Register, Szene 11 [RS]626 (1) sn t# Dd mdw 621 Das Zeichen 622 Die Edition hat

Die Erde küssen. Worte zu sprechen:

Szenentitel

ist auf Foto HAdW/Tübingen I 3621 deutlich zu erkennen. , nach Foto HAdW/Tübingen I 3621 steht aber an dieser Stelle in Wirklichkeit ein Auge.

623 LGG VI, 245c. 624 Vgl. D VIII, 110, 16* (mit Anmerkung). Alternativ wäre mit ALex 78.2381 rwnwt („Jungfrauen“) möglich, siehe zur fraglichen Lesung von

Clère, in: ArOr 20, 1952, 629–641 und Wilson, Lexikon, 507–508,

587–588. 625 Wilson, Lexikon, 1071. 626 Für eine Teilübersetzung siehe El-Kordy, in: Fs Haikal, 180, eine Übersetzung der ganzen Szene findet sich bei Elgawady, Schranken, 401–402 (Dok. 319). Rechts von dieser Szene befand sich ursprünglich ein

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5 Der Dachkiosk W’

(2) sn.n.j t# n {t} [ont?]627 r nTrwt (3) wot n(n) wn kt Hr Xy[.s] (4) nsw bjtj nb t#[wj] ½ ¼ (5) s# Ro nb Xow ½ ¼ s# onX w#s nb H#.f mj Ro Dt (6) Dd mdw jn Owt-Or nbt (7) [Jwnt] Hrjt-tp nt (8) [Ro] nfrt Hr psDt m nbwt (9) b#qt t#wj m stwt[.s …] wnn Pr-Spst sSp.tw628 m t# Sps m X# m Xt nbt Hrjt-tp nt Ro wbn.tw Hr H#t.f wbg.n.s t# m HDDwt Hs.s Ro r.s Owt-nhm m nhm sXnt sj629 r sp#wt nbt sq#.s Ä#b-t#wj m-q#b qbHwj m Dd n Ro Hno v#-Tnn

Ich habe die Erde für die geküsst, die [schöner?] ist als die Göttinnen, die Eine, außer der es keine gibt. Der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der beiden Länd[er] ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn wie Re in Dt-Ewigkeit. Worte zu sprechen durch Hathor, die Herrin von [Jwnt], die Stirnschlange des [Re], mit schönem Gesicht, die als Goldene leuchtet, die die beiden Länder mit [ihren] Strahlen erhellt […]. Das Haus der Prächtigen ist prächtig im prächtigen Land, in Tausenden von allen Dingen. Die Stirnschlange des Re geht auf vor ihm, sie erleuchtet das Land mit den Strahlen, sie preist Re dafür. Das Haus des Jubelns ist in Jubel, es ist erhabener als alle Gaue, sie erhöht das Innere der beiden Länder in den beiden Quelllöchern (d. i. Ägypten) mit der Aussage des Re und des Tatenen.

Rede (K): eig. Handlung Königstitulatur Rückenschutzformel Bez. des OE

RZ als Bandeau (Formular wnn)

D VIII, 28, 17 – 29, 7: Kiosk, westliche Innenwand, mittlere Schranke, Südhälfte, Register, Szene 12 [RS]630 (1) wn Hr n k# […Dd Das Gesicht öffnen für den Ka […Worte zu Szenentitel mdw] sprechen:] (D VIII, 29) (2) nsw bjtj nb Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des t#wj ½ ¼ (3) s# Ro nb Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. Xow ½ ¼ [s#] onX [w#s] nb H#.f Rückenschutz[Schutz], Leben und [Macht] sind um ihn mj Ro Dt formel wie Re in Dt-Ewigkeit. weiteres Tableau, welches sich das Bandeau (D VIII, 28, 12–14*) mit Szene 11 teilte. Die rechte der beiden Szenen ist heute zerstört (so auch die Beschreibung in D VIII, 28, 10–11). 627 Nach Autopsie und Foto HAdW/Tübingen C 682–683 sehen die Zeichenreste folgendermaßen aus: . Hinter dem Zeichen, das einem Mund ähnelt, könnte man ein geschminktes Auge vermuten, so dass vielleicht die Ergänzung von LGG II, 126b zu ont r nTrw zutrifft (dem folgt auch Elgawady, Schranken, 401–402). Das davor stehende t allerdings lässt lässt sich in diesen Ausdruck nicht einbinden, was dem Lesungsvorschlag zusätzlich unsicheren Charakter verleiht. 628 Elgawady, Schranken, 402 transliteriert vor sSp ein r und übersetzt „um (…) zu leuchten“, m. E. gehört das Schilfblatt jedoch zu sSp (siehe entsprechende Schreibungen bei Wilson, Lexikon, 922–923), die Schlaufe wäre dann Teil des Stativs. 629 Siehe zu dieser Konstruktion Kurth, Einführung 2, 887 (insbes. das Beispiel D VIII, 67, 12–13*). 630 Eine Übersetzung findet sich bei El-Kordy, in: Fs Haikal, 179 und Elgawady, Schranken, 403–404 (Dok. 320b).

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204 (4) JHy nwn M#ot wrt s#t Ro631 (5) Dd mdw jn Owt-Or wrt (6) nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw (7) M#ot wrt Htpt Hr m#ot Dsrt Xprw (8) [jmnt]632 sSt# o#t nrw Htp.tw m-xnw […] (9) nhm n.s nTrw (10) m Xow.s (11) wnn Pr-Spst sSp.tw m Dt.f sn.s r Xy xr #Xtj wnmt nt Ro wbn.tw m pr.s mj jtn Jtm633

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Ihi, Kind der großen Maat, der Tochter des Re. Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, Auge des Re, Herrin des Himmels, Gebieterin aller Götter, die große Maat, die zufrieden ist mit der Maat, mit unzugänglicher Erscheinungsform, mit verborgenem [Abbild], mit großem Schrecken, indem sie ruht im Inneren von […], für die die Götter bei ihren Erscheinungen jubeln. Das Haus der Prächtigen ist erleuchtet in seiner Gestalt. Es gleicht dem Himmel unter dem Horizontischen. Das rechte Auge des Re ist aufgegangen in seinem Haus wie die (Sonnen-)Scheibe des Atum.

Bez. des Musikanten Bez. des OE

RZ als Bandeau (Formlar wnn)

D VIII, 29, 11 – 30, 2: Kiosk, östliche Innenwand, nördliche Schranke, Register, Szene 13 [RS]634 Den Uräus darbringen. Worte zu sprechen: Szenentitel (1) Hnk jort Dd mdw Nimm dir die Kobra, Herrscherin, Herrin der Rede (K): Auffor(2) m-n.T pX#t jtyt nbt pX#t Hq#t snt-nTr nt (3) Kobra, Gebieterin, Gottesschwester des Ge- derung bieters, Tochter von Herrschern, die den Hq#635 s#t jtyw wtTt nTr guten Gott erzeugte, nfr ohne deren Wissen der Palast nicht betreten n(n) hb (4) oH m wird […]. Xm.s636 […] Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur (5) nsw bjtj nb t#wj Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des ½ ¼ (6) s# Ro nb Xow Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. ½ ¼ s# m-Xt.k mH(n)jt637 Der Schutz ist hinter dir, die Stirnschlange Rückenschutzmn.tw m H#t.k638 ist dauerhaft an deiner Stirn. formel

631 LGG III, 553a zufolge wäre die vorliegende Stelle der einzige Beleg für diese Epitheta-Verbindung. Da sich die Inschriftenzeile waagerecht über Ihi und der sitzenden Maat hinzieht, wäre es auch möglich, dass es sich um zwei getrennte Bezeichnungen (einerseits JHy nwn, andererseits M#ot wrt s#t Ro) handelt, siehe die symmetrisch entsprechende Szene 5 (D VIII, 23, 13 – 24, 5*), wo beide eine Beischrift haben. 632 LGG I, 356b. 633 LGG I, 619a. Foto HAdW/Tübingen C 687 zufolge ist es höchst unwahrscheinlich, dass in der Lücke ein stand, den Resten zufolge stand dort (in Widerspruch zur halben zerstörten Gruppe in der Publikation) wahrscheinlich überhaupt kein Zeichen. Des Determinativs wegen kann hier aber kein Zweifel bestehen. 634 Eine Übersetzung der Szene findet sich bei Elgawady, Schranken, 395–396 (Dok. 314a). 635 LGG VI, 374a. 636 LGG III, 496c. 637 Aufgrund des Schlangen-Determinativs und dem Zusammenhang mit der Stirn sicher so zu lesen. 638 Siehe zu dieser Schutzformel Eldamaty, in: Fs Haikal, 85.

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5 Der Dachkiosk W’

(7) Dd mdw jn [#st] wrt […] (8) Jwnt nbwt popot m pr-nbw(t) dj onX w#s (D VIII, 30)

Worte zu sprechen durch [Isis], die Große, […] Jwnt, die Goldene, die im Goldhaus/Haus der Goldenen geboren wurde. (Ihm seien) Leben und Macht gegeben.

Bez. des OE Beischrift zur Schlange

D VIII, 30, 4–14: Kiosk, östliche Innenwand, nördliche Schranke, Register, Szene 14 [RS]639 Szenentitel (1) swob m 5 T#w Smow Reinigen mit fünf oberägyptischen Kügelchen aus Elkab. Worte zu sprechen: nw NXb Dd mdw (2) m-n.k k#-wob640pr m Nimm dir den reinen Stier (d. i. Natron), der Rede (K): Aufforaus dem Tal herauskommt. derung jn[t] Er reinigt deinen Leib von dem Schlechten. Beschreibung des Swob.f Dt.k r Dw Dein Natron ist auf dir, dein Natron ist an Zwecks der Op(3) bd.k tp.k bd.k tp deinen Gliedern?, das Natron reinigt deinen fergabe [ot?].k641 Hsmn Hsmn Leib. How.k Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur (4) nsw bjtj nb t#wj Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des ½ ¼ (5) s# Ro nb Xow Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. ½ ¼ s# Dd Dt.k Hr nst.k Xnt Schutz und Dauer deines Leibes sind auf Rückenschutzstp-s# w#s.tw r m## deinem Thron an der Spitze des Palastes, in- formel THHwt642 dem du mächtig bist, um den Jubel zu sehen. dj onX w#s (Ihm seien) Leben und Macht gegeben. Beischrift zum Geier Bez. des OE (6) Dd mdw jn Or-sm#- Worte zu sprechen durch Harsomtus, den 643 t#wj nTr o# Hrj-jb großen Gott inmitten seines [Kanals?], der das Aufgehen in der Lotosblüte begann. [mr?644].f S#o wbn m nXb 639 Übersetzungen der Szene finden sich bei Elgawady, Schranken, 396–397 (Dok. 314b) und Aufrère, L’univers minéral, 618–619. 640 Siehe dazu Aufrère, L’univers minéral, 619, Anm. β. 641 Siehe zur Ergänzung Elgawady, Schranken, 396. 642 Siehe zu dieser Schutzformel Eldamaty, in: Fs Haikal, 86. 643 Elgawady, Schranken, 296 liest nur „Horus“; grundsätzlich sind für den Falken mit Doppelkrone neben Orsm#-t#wj die Lesungen Or sowie Or BHdtj möglich (siehe Kurth, Einführung 1, 247). In LGG VII, 10c ist in Bezug auf die vorliegende Stelle von Harsomtus die Rede. Es lässt sich nicht eindeutig entscheiden, welche Götterbezeichnung vorliegt, da der Zusammenhang mit der Herauskommen aus dem Lotos sowohl für Horus von Edfu als auch für Harsomtus belegt ist (siehe dazu Ryhiner, L’offrande du lotus, 177–178 und 181–184). Betrachtet man jedoch die Art und die Empfänger der Ritualszenen auf der östlichen Innen- und Außenwand des Kiosks (Taf. 22a), so fällt auf, dass die Szenen links der Tür denen rechts der Tür konzeptuell entsprechen. An symmetrisch korrespondierender Position auf der anderen Seite steht also ebenfalls ein Opfer von Natronkügelchen für eine Gottheit, deren Namen mit dem Zeichen

geschrieben wird (D VIII, 24, 16 – 25, 7*).

Diese Gottheit trägt den Beinamen nb %#-dj nTr o# Hrj-jb Jwnt, der im Textkorpus (Kapitel II) mehrfach in voller Länge auf Harsomtus angewandt wird (D VII, 157, 13* und 160, 16*, D VIII, 122, 1*), dazu ist nb %#dj auch andernorts (LGG III, 709c – 710a) vor allem als Epitheton des Harsomtus belegt. Wenn es sich also in D VIII, 25, 4* um Harsomtus handelt, so dürfte dies auch für seine symmetrische Entsprechung gelten. Dazu würde passen, dass in der Treppenprozession drei Harsomtusformen auftreten, die sich somit im Inneren des Kiosks wiederfänden. Siehe dazu näher Kapitel III 2.2.1. 644 Siehe LGG V, 331b–c (ebenfalls mit Bezug auf Harsomtus), vgl. zur Übersetzung auch Cauville, Harsomtous, 279. Für den Vorschlag von Elgawady, Schranken, 396, der mw ergänzt, finden sich hingegen keine Beispiele

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206 wnn […645] m snTr twr.tw m bd n NXn Pr-rXt rwD xr m#j646 Hno s#t.f Or j#btt Hno Xntjt j#btt #m.sn Dt.sn m pt m wp rnpt snsn wo nb snnw.f

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

[…] ist [gesäubert?] mit dem Weihrauch und RZ als gereinigt mit Natron aus Hierakonpolis. Bandeau647 Das Haus der Wissenden ist stark unter dem (Formular wnn) Löwen und seiner Tochter, dem Horus des Ostens und der Vorsteherin des Ostens. Sie ergreifen ihre Leiber am Himmel am Neujahrsfest, ein jeder vereint sich mit seinem Zweiten/Gefährten.

5.4 Die äußeren Schrankenwände D VIII, 31, 7 – 32, 6: Kiosk, nördliche Außenwand, östliche Schranke, Register, Szene 15 [RS]648 Szenentitel (1) sm#o o#bt Dd mdw Ein o#bt-Opfer darbringen. Worte zu sprechen: Rede (K): Aufform-n.T o#bt (2) m HHw Nimm dir das o#bt-Opfer aus Millionen von derung nw HHw X# m Xt nbt (3) Millionen, Tausende von allen Dingen sind Xr-m-m.s bei ihm. Wünsche (1) Mögest du davon essen, wnm.T jm.sn (2) sXm.T jm.sn mögest du durch sie Macht haben, (3) möge dein Ka mit ihnen zufrieden sein, (4) Htp k#.T jm.sn 649 sie sind rein. jw.w wob Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur (5) nsw bjtj nb t#wj Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des ½ ¼ (6) s# Ro nb Xow Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. ½ ¼ s# onX w#s nb H#.k mj Aller Schutz, Leben und Macht sind um RückenschutzRo Dt formel dich wie Re in Dt-Ewigkeit. Kgl. RZ (Formu(7) jj.n.j Xr.T jtnt s#t jtn Ich bin zu dir gekommen, weibliche Scheibe, Tochter der Scheibe, lar Rede): eig. Stirnschlange dessen, der als Goldener Handlung (1) mHnjt nt psD m nbw leuchtet. (2) jn.j n.T Htpw Df#w […] Ich bringe dir Opfergaben und Speisen […] zusammen mit dem Kind […]. Hno nwn […] Der reine Ihi, den die Goldene aufgezogen 1. Musikant (8) JHy wob rr.n nbwt hat. im LGG. 645 Elgawady, Schranken, 397 möchte mnwr ergänzen und „Es ist [die Reinigung] mit Weihrauch“ übersetzen. Ich stimme dem insofern zu, als dass sich in der Lücke ein Wort stehen muss, das mit Säuberung zu tun hat, nehme jedoch an, dass es sich eher um die Form eines Verbs gehandelt haben dürfte, das in analoger Konstruktion mit dem nachstehenden twr verwendet wurde, allerdings in endungslosem Stativ: ? m snTr twr.tw m bd. Davor müsste sich in der Lücke jedoch noch ein weiteres Wort, wahrscheinlich eine Tempelbezeichnung befunden haben, auf die sich beide Stativformen beziehen. Zumindest steht eine solche hinter wnn in den meisten anderen Bandeauinschriften im Kiosk (z. B. D VIII, 24, 4*; 28, 12*; 29, 6*). Foto HAdW/Tübingen C 1299 zufolge könnte dafür noch Platz sein, je nachdem, wie umfangreich die Schreibung des Toponyms sowie die nachstehende Stativform ausfielen. 646 Siehe dazu Elgawady, Schranken, 397. 647 Das Bandeau teilt diese Szene mit D VIII, 29, 11 – 30, 2*. 648 Eine Übersetzung der ganzen Szene findet sich bei Elgawady, Schranken, 381–383 (Dok. 306). 649 Siehe dazu oben, Anm. 290.

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5 Der Dachkiosk W’

(9) jr.n.j sSSt n Hnwt nbt sSSt

Ich spiele Naossistrum für die Gebieterin, die Herrin des Naossistrums.

(10) JHy nwn s# OwtOr (11) jr.n.j sSSt n nbwt jrt Ro

Ihi, das Kind, Sohn der Hathor.

(12) dj.j n.k t# jwf Hnqt [k#w?650] Df#w (13) Dd mdw jn OwtOr wrt (14) nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw ‹nbw› (15) nbt dpt651 nbt Htpw v#yt (16) nbt Df#w (17) wbnt m nbwt s#t (D VIII, 32) wbn cpdt wrt nbt tp(j) rnpt (18) stt srf r boH #Xt

Ich gebe dir Brot, Fleisch, Bier, [Speisen?], Nahrung. Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des Himmels, die Gebieterin ‹aller› Götter, die Herrin des Geschmacks, die Herrin der Opfergaben, Tait, die Herrin der Speisen, die als Goldene aufgeht, Tochter des Aufgehenden, Sothis, die Große, die Herrin des Jahresbeginns, die die Flut ausgießt, um den Acker zu überschwemmen, die Herrin der beiden Länder, die Herrin des Brotes, die das Dsr-Bier macht, mit deren Opfergaben die Götter und Göttinnen zufrieden sind, die sich über das Leben freut, die den Millionen Leben anbefiehlt; sie leben davon, dass sie befiehlt. Willkommen in Frieden, der, den Geb erschaffen hat, Kind des Hapi, des Herrn des Ackerlandes! Ich habe deine Sachen angenommen, (ich) esse von deiner Nahrung, mein Herz ist zufrieden mit deinen Opfergaben. Das Haus des Naossistrums ist prächtig unter der Prächtigen in ihrem schönen Fest der Geburt der (Sonnen-)Scheibe. Man opfert für sie ein ganzes o#bt-Opfer auf ihrem Sitz, ihr Ba vereint sich mit ihrem Abbild. Sie preist Re für ihre Stadt in Millionen von Jahren,

(19) nbt t#wj nbt t# jrt Dsr (20) Htp nTrw nTrwt m Htpw.s (21) Hknt m onX wDt onX n HHw (22) onX.sn m wD.s{n} (23) jj.tw m Htp wtT.n Gb Ho# n Oopj nb Hnbw Ssp.n.j Xt.k T#ms(.j) m k#w.k Htp jb.j m Htpw.k (24) wnn Owt-sSSt Sps.tw xr Spst m Hb.s nfr n mswt jtn ob#.tw n.s o#bt m st.s r Dr.s xnm b#.s Hr bs.s Hs.s Ro r njwt.s m HHw nw rnpt

Ich spiele Naossistrum für die Goldene, das Auge des Re.

Rede (1. Musikant): eig. Handlung 2. Musikant Rede (2. Musikant): eig. Handlung Rede (OE): Gegengabe Bez. des OE

Göttl. RZ (Formular Rede): Anrufung Annahme des Opfers RZ als Bandeau (Formular wnn)

650 Oder ähnliches. Das Determinativ nach der Lücke weist darauf hin, dass hier noch ein anderes Wort für „Nahrung“ oder „Speisen“ gestanden haben muss; Elgawady, Schranken, 31 geht von Htpw aus. 651 LGG IV, 166c. Alternativ könnte nb noch zum vorangehenden nTrwt zu ziehen sein, so dass Pyt epyt „die von P und ep“ zu lesen wäre (Vorschlag Joachim Friedrich Quack).

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208 sq# sw/j r km nHH

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

er/sie ist erhaben in nHH-Ewigkeit.

D VIII, 32, 9 – 33, 8: Kiosk, nördliche Außenwand, westliche Schranke, Register, Szene 16 [RS]652 Szenentitel (1) Xrp o#bt Dd mdw Ein o#bt-Opfer darbringen. Worte zu sprechen: Opfergaben, die ich deinem Ka gebe, Toch- Rede (K): (2) Htpw dj.n.j n k#.T ter des Stiers, eig. Handlung s#t k# Horizontische, eile zu deinen Dingen! Aufforderung #Xtjt X#X Tw653 r Xt.T Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur (3) nsw bjtj nb t#wj Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des ½ ¼ (4) s# Ro nb Xow Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. ½ ¼ s# onX w#s nb H#.k mj Aller Schutz, Leben und Macht sind um RückenschutzRo Dt formel dich wie Re in Dt-Ewigkeit. (5) jj.n[.j Xr.T…] Hrjt[Ich] bin zu dir gekommen, […] Stirnschlan- Kgl. RZ (Formular Rede): eig. tp nt Jtm ge des Atum, Handlung (1) ich opfere für dich ein großes Speiseopfer an (2) sm#o.j n.T o#bt r bw xr b#.T Htp.T Htp sXmw dem Ort, an dem dein Ba ist. Bist du zufrieden sind die Götterbilder zufrieden. 1. Musikant (6) Or-sm#-t#wj-p#-xrd Harsomtus, das Kind, Sohn der Hathor. s# Owt-Or Ich spiele Naossistrum für das Auge des Re. Rede (7) jr.n.j sSSt n jrt Ro (1. Musikant): eig. Handlung Ihi, der Große, Sohn der Hathor. 2. Musikant (8) JHy wr s# Owt-Or Ich spiele Naossistrum vor der Herrin des Rede (9) jr.n.j sSSt m Hr n Naossistrums. (2. Musikant): nbt (10) sSSt eig. Handlung (1) Ich stelle meine Mutter mit ihrer Vollkom(2) sHtp.j mwt.j m nfrw.s menheit zufrieden. (D VIII, 33) (11) Dd mdw jn Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, Bez. des OE die Herrin von Jwnt, Auge des Re, Herrin Owt-Or wrt nbt (12) Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt des Himmels, Gebieterin aller Götter, nTrw (13) nbw psDt nbt t# nbt jtn (14) die Leuchtende, Herrin des Brotes, die Herrin der Scheibe, die das Dsr-Bier macht, jrt Dsr cXmt sXmt (15) m stpw Sachmet, die Macht über die ausgewählten Fleischstücke besitzt, die Horizontische im Horizont, die größer ist #Xtjt m #Xt wrt (16) r als die Götter, die weibliche Scheibe, die nTrw jtnt qm#t wnnt das, was existiert, erschuf,

652 Eine Übersetzung der ganzen Szene findet sich bei Elgawady, Schranken, 383–385 (Dok. 307). 653 Elgawady, Schranken, 383 übersetzt „man eilt zu den Opfergaben“, deutet das tw also als unpersönliches Suffix. Dies ist auch möglich, da das Voranstehende aber den Charakter eines Ausrufes hat, ist ein Imperativ aber doch wahrscheinlicher.

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5 Der Dachkiosk W’

(17) Pyt nbt pot sonXt (18) rXyt snht654 nbt (19) Hnmmt nbtjt rXyt (20) bst nwn tp(j) rnpt nfrt Hr bnrt mrwt (21) dj.j n.k sXt Hr ms n.k k#w655 (22) jj.tw m Htp sf n cXt wDH n wHm-onX Ssp.n.j qrfw.k sXm.j jm.sn #w-jb jb656 n psDt (23) wnn Owt-mnjt #X.tw xr mnjt m Hb.s wr n jr s(j)657 wdn.tw n.s Df#w m pr.s n-Dr.f658 Htp jb.s Hr jrt Or dw#-nTr.s r st.s m prm-qd659 sDD sj r-mn Dt

die zu Buto Gehörige, die Herrin der pot, die die rXyt belebt, die Registrierende?, die Herrin des Sonnenvolkes, die Herrin der rXyt, die das Urwasser am Jahresbeginn hervorquellen lässt, die mit schönem Gesicht, mit süßer Liebe. Ich gebe dir das Feld, das für dich Nahrung hervorbringt. Willkommen in Frieden, Sohn der Sechet, Kind des Wiederkehrenden (d. i. das Überschwemmungswasser)! Ich nehme deine Speisen an, ich habe Macht über sie, froh ist das Herz der Neunheit. Das Haus des Menit ist wirkmächtig mit dem Menit an seinem großen Fest dessen, der sie (die Göttin) schuf. Man opfert für sie Speisen in ihrem ganzen Haus, zufrieden ist ihr Herz mit dem Horusauge. Sie preist den Gott für ihren Platz in Freude, er (der Platz) ist dauerhaft gemacht in DtEwigkeit.

209

Rede (OE): Gegengabe Göttl. RZ (Formular Rede): Anrufung Annahme des Opfers RZ als Bandeau (Formular wnn)

D VIII, 33, 11 – 34, 16: Kiosk, westliche Außenwand, nördliche Schranke, Register, Szene 17 [RS]660 Ausgewählte Fleischstücke hochheben. Szenentitel (1) sor stpw Dd mdw Worte zu sprechen: m-n.Tn stpw nw sbjw n Nehmt euch die ausgewählten Fleischstücke Rede (K): AufforsXmw der Rebellen für die Götterbilder, derung mögt ihr zusammen Macht über sie Wunsch sXm.Tn jm.sn (2) m sp erlangen. Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur (3) nsw bjtj nb t#wj Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des ½ ¼ (4) s# Ro nb Xow Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. ½ ¼ s#.k r sbjw nw Hm.k Dein Schutz ist gegen die Rebellen deiner RückenschutzMajestät, formel 654 LGG VI, 390c. 655 Auf der zugehörigen Taf. 715 ist die Position von Z. 21 nicht eingezeichnet. Sie befindet sich zwischen den Kartuschen des Königs und Z. 11, so zu erkennen auf Foto HAdW/Tübingen C 1293. 656 Vgl. dazu D VIII, 7, 8* mit Anm. 469. 657 Sicher so zu lesen mit D VIII, 10, 7*, siehe dazu auch I 3.4. 658 Für r-Dr.f? 659 Wb V, 77, 10–11, so auch Elgawady, Schranken, 384. 660 Diese Ritualszene richtet sich an die fünf letzten der 18 „Götter, die ihre Majestät begleiten“, siehe Leitz, in: Fs Burkard, 297–299. Eine Übersetzung findet sich ebd. und 301–302, El-Kordy, in: Fs Haikal, 182 sowie bei Elgawady, Schranken, 385–386 (Dok. 308). Die Vorgänger-Gottheiten der Reihe finden sich unten in D VIII, 39, 3 – 40, 3*; D VIII, 40, 6 – 41, 7*; D VIII, 41, 10 – 42, 6*, siehe III 3.8.2.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

die Götter sind als Schutz um dich versammelt. Ich bin zu euch gekommen, oh ihr663 Mes(5) jj.n.j Xr.Tn X#tjw662 serdämonen der Horizontischen, die die nw #Xtjt nn bs#w H# Rückseite ihres Gemachs schützen! H#yt.s ms.j n.Tn stpw nw Xftjw Ich bringe euch die Fleischstücke der Feinde sbjw Htp.Tn jm.sn ro nb und Rebellen, möget ihr mit ihnen jeden Tag zufrieden sein. (D VIII, 34) (6) h#byw nTrjw Die göttlichen Abgesandten, die der folgen, die größer als die Götter ist, die mit großer Smsw o#t r nTrw o#w Furcht in den beiden Palästen (d. i. ÄgypsnD m Jstj ten), die lebenden Götter, die zum Platz der nTrw onXw jrjw st nt Sachmet gehören, die die Umgebung des cXmt rsw sw#w styt nt Heiligtums der Wadjet bewachen, W#Dt der Abscheu ihrer Kas ist die Unwissenheit, bwt k#.sn Xm die nicht schlafen im Augenblick (des Antmw oow m #t griffs) beim Schutz um den Tempel. Hr nD r# H# Hwt-nTr664 Der, vor dessen Angesicht der Himmel den (7) Ms-pt-j#dt-m-Hr.f Tau gebiert: Ich bin der Schutz der Goldenen, des Auges (8) wnn.j m nht nt des Re. nbwt jrt Ro nTrw dmD m nht H#.k661

(9) Ksm-obwj665-hh666Xntj-jmntt (10) wnn.j H# Hrjt-tp m Smsw.s ro nb (11) cdm-m-snf (12) wnn.j ‹m› rs667 H# Dryt nt mH(n)jt668 (13) Rnpt-oxmw.s669

Der den Hörnern Trotz bietet, der Gluthauch im Westen: Ich bin hinter der Stirnschlange in ihrem Gefolge jeden Tag. Der Blutverschmierte: Ich bin der Wächter hinter dem Gemach der Stirnschlange. Das Jahr ihrer oxmw-Dämonen/Kultbilder:

Kgl. RZ (Formular Rede): eig. Handlung (1) (2) Wunsch Bez. der Göttergruppe

Bez. des 1. OE Rede (1. OE): Identifikation (wnn) Bez. des 2. OE Rede (2. OE): eig. Handlung Bez. des 3. OE Rede (3. OE): eig. Handlung Bez. des 4. OE

661 Siehe zu dieser Schutzformel Eldamaty, in: Fs Haikal, 86. 662 So gelesen von LGG V, 637a. Auch andere Bezeichnungen für Dämonen wären aber denkbar. 663 Siehe zu dieser Verwendung des Demonstrativpronomens Elgawady, Schranken, 385 und Kurth, Einführung 2, 631. 664 M. E. empfiehlt es sich, den Schluss dieses Abschnittes ab tmw als gesondertes Epitheton zu betrachten. Auf diese Weise erhält man zwei sinnvolle Informationen über die Schutzgötter (nämlich dass erstens ihr Abscheu die Unwissenheit ist und dass sie zweitens im entscheidenden Moment nicht schlafen), während die Übersetzung bei Elgawady, Schranken, 385 so manche inhaltliche Frage aufwirft („Der Abscheu ihres Ka ist die Unkenntnis des Schlafes im Augenblick beim Überwachen des Tempels“). 665 Anders LGG VII, 294c – 295a und sich darauf berufend Eldgawady, Schranken, 385 („Der mit zum Angriff geneigten Hörnern“). Leitz, in: Fs Burkard, 297 verweist ebenfalls auf diese Stelle im LGG, übersetzt jedoch kommentarlos „der den Hörnern Trotz bietet“. Wahrscheinlich hat er Recht, da es sich hier um eine Gruppe von löwenköpfigen Göttern dreht, die selbst sicherlich keine Hörner haben, sondern sich gegen solche zur Wehr setzen müssen. 666 Vgl. die Schreibungen der Parallelen bei Leitz, in: Fs Burkard, 297. 667 Vgl. Leitz, in: Fs Burkard, 298 und Elgawady, Schranken, 386. 668 Dem Schlangendeterminativ zufolge, das nicht zu der Löwengöttin Mehit passen würde, sicher so zu lesen (gegen LGG III, 372a). 669 Auch zwei andere, bei Leitz, in: Fs Burkard, 298 aufgeführte Belege fügen ein Suffix an, in der Übersetzung

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5 Der Dachkiosk W’

(14) wnn.j m mkt nt Sspw nw Pr-Spst

Ich bin der Schutz der Statuen des Hauses der Prächtigen.

(15) Wnm-jb-jwtjmjn.f670 (16) wnn.j js r-H# H#yt nt Nbt-Htpt (17) wnn v#-rr Dd.tw tp-t# twt.s r nnt xr nXn sSm St# n sXot-b#w.s Xo.tw Xnt Xm.s tp-Hwt sDmw wrw s#w671 st nt smn.s Smsw Hmt.s m bw-Dsr

Der das Herz frisst, dessen Sterben es nicht gibt: Ich bin wirklich (schützend) hinter dem Gemach der Nebethetepet. v#-rr ist dauerhaft auf Erden, es gleicht dem Himmel, mit dem Kind, dem verborgenen Kultbild derer, die ihre Bas erscheinen lässt, indem sie erschienen ist in ihrem Heiligtum auf dem Dach, (zusammen mit) den großen Verhörenden, die den Platz ihres Bildes schützen, die ihre Majestät an den unzugänglichen Ort begleiten.

Rede (4. OE): Identifikation (wnn) Bez. des 5. OE Rede (5. OE): eig. Handlung RZ als Bandeau (Formular wnn)

D VIII, 35, 6–18: Kiosk, westliche Außenwand, mittlere Schranke, Nordhälfte, Register, Szene 18 [RS]672 Owt-Or nbt Jwnt Bez. des OE Hathor, die Herrin von Jwnt. Bez. der begl. (1) Dd mdw jn M#ot s#t Worte zu sprechen durch Maat, die Tochter Gottheit Ro m v#-rr (2) S#S#yt nt des Re in v#-rr, Kehle der Statuen in den Sspw m jtrtj beiden Heiligtümern: Ich bin die Tochter des Glänzenden, die Rede (3) nwj673 s#t J#Xw seine älteste Tochter anbetet, die ihr Herz (begl. Gottheit): dw#t s#t.f tpjt674 sHtpt mit dem, was sie liebt, zufriedenstellt, Identifikation jb.s m #b.s die die Herrin der Scheibe mit den wirksa(nwj) (4) sw#St nbt jtn m men Verklärungen preist, wenn sich ihre s#Xw #X[w]675 xnm Majestät mit ihrem Kultbild vereint. Hmt.s Hr sSm.s RZ begl. Gottheit (5) jj.n.j Xr.T b#t r nTrw Ich bin zu dir gekommen, die du Ba-mäch(Formular Rede): w#Dt msXo m Owt-mnjt tiger bist als die Götter, mit frischem Erglänzen im Haus des Menit. eig. Handlung (1) Ich verehre dich am Morgen, (2) dw#.j tw.T m Dt.f ich preise dich in der Morgenröte, (3) sw#S.j tw.T m onD676 schlägt sich dies dort jedoch nicht nieder. 670 Elgawady, Schranken, 386 sieht hier noch eine Präposition n und übersetzt „für den es kein Anlanden (d. h. Sterben) gibt.“ Die Wasserlinie ist jedoch mit Sicherheit ein phonetisches Komplement, vgl. Wilson, Lexikon, 422. 671 Anders Elgawady, Schranken, 386, der jrj.w transliteriert und offenbar davon ausgeht, dass das teilweise zerstörte Zeichen zu chenreste aber eher auf

oder oder

zu ergänzen ist. Foto HAdW/Tübingen C 1192 zufolge lassen die Zeischließen.

672 Die Szene ist übersetzt bei Elgawady, Schranken, 386–388 (Dok. 309a). 673 Siehe zu diesem Pronomen Kurth, Einführung 2, 610–611 und Wilson, Lexikon, 495–496, korrigierend aber Quack, in: WdO 39, 2009, 274 (Anm. zu S. 610). 674 Siehe zu Hathor als „erster Tochter“ des Re LGG VI, 112a–b und E VII, 21, 7 (dazu Kurth, Edfou VII, 33). 675 Elgawady, Schranken, 386 übersetzt mit Verweis auf LGG VI, 157b „die, die den Acker leuchten lässt“ (s#Xt #Xt), dagegen sprechen jedoch die Pluralstriche, die die Lesung s#Xw wahrscheinlicher machen. 676 Siehe zur Bedeutung Roulin, Livre de la Nuit I, 328–329 (Hinweis Joachim Friedrich Quack).

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212 sHtp.j677 Xprw.T m xt.f (6) dw#-nTr Dd mdw nD Hr.T Spst Hnwt m J#t-vfnt mwt nt son Hr m jort678 (7) wrt wsrt Hnwt nbt Hoo679 jdnt st nt jtn680 (8) nsw bjtj nb ‹t#wj› ½ ¼ (9) s# Ro nb Xow ½ ¼ s# Hr-s#.k m stp-s# T#yw Hmwt dw#-nTr n Hm.k681 BHdtj nTr o# nb pt (10) jj.n.j Xr.T jrjt H#t msktt o#t nrw m monDt dw#.n.j sSm.T m mtr r jmj682 sHtp.j cXmt m mr.s (11) wnn Jwnt q#.tw rnp.tw sn.s r #Xt xrj #Xtj nbwt nTrw wbn mxnw.s mj [jt?683].s m gbt

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

ich stelle deine Erscheinungsform zufrieden am Abend. Den Gott preisen. Worte zu sprechen: Gegrüßt seist du, Prächtige, Gebieterin an der Stätte der Tefnut, Mutter dessen mit verschönertem Gesicht (?) als Kobra, die Große, Mächtige, Gebieterin, Herrin des jubelnden Lichtes, die Stellvertreterin der (Sonnen-)Scheibe. Der König von Ober- und Unterägypten, der Herr der ‹beiden Länder› ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. Schutz ist hinter dir im Palast, die Männer und Frauen loben deine Majestät. Der von Edfu, der große Gott, der Herr des Himmels. Ich bin zu dir gekommen, Pilotin der mskttBarke,die mit großem Schrecken in der monDt-Barke. Ich habe dein Kultbild mit einem Lied verehrt, ich beruhige Sachmet mit dem, was sie liebt. Jwnt ist erhöht und verjüngt, es gleicht dem Horizont, der unter dem Horizontischen ist. Die Goldene der Götter geht in ihm auf wie ihr [Vater?] am Himmel.

(4) Szenentitel Rede (K): Anrufung

Königstitulatur Rückenschutzformel Bez. der Flügelsonne Kgl. RZ (Formular Rede): eig. Handlung (1) (2) (3) RZ als Bandeau (Formular wnn)

677 Elgawady, Schranken, 387 übersetzt „du befriedigst deine Gestalten abends“, geht also davon aus, dass die beiden sitzenden weiblichen Figuren Suffixe der 2. Person Singular f. sind, siehe jedoch die analog aufgebauten beiden Phrasen davor, in denen die Sprecherin ebenfalls zunächst auf sich selbst Bezug nimmt, um dann unter Verwendung eines Pronomens ihr Gegenüber anzusprechen. 678 In LGG VII, 691a als höchst unsicher angegeben. 679 Vgl. ALex 78.2596 sowie D VIII, 96, 15* (mit Anm. 1125) und 99, 6*. In LGG IV, 94b ist diese Stelle dem Epitheton nbt Hoowt „Herrin des Jubels“ zugeordnet, was allerdings nicht das Vorhandensein der Sonnenscheibe erklärt. Interessant ist in diesem Zusammenhang aber ein Beleg aus El-Qaloa für nbt Hoo m Hr rXyt, den LGG IV, 94b mit „die Herrin des Sonnenaufgangs im Gesicht der Kiebitzleute“ übersetzt. 680 So mit Junker, in: ZÄS 43, 1906, 113 auch Elgawady, Schranken, 387. In der Lücke, die in der Textpublikation nach jtn steht, sind auf Foto HAdW/Tübingen C 1198 noch Reste zu erkennen, die zu einem Ohr zu ergänzen sein könnten (vgl. LGG I, 644c–645c). Allerdings finden sich dem LGG zufolge keine weiteren Belege für jdnt „Stellvertreterin“ in Dendara. Eine andere Möglichkeit wäre, zu jtnt „weibliche Scheibe“ zu ergänzen und den Ausfall der Präposition m anzunehmen: jtnt ‹m› st nt jtn „weibliche Scheibe ‹auf› dem Platz der (Sonnen-)Scheibe“. In diesem Fall läge jedoch eine zweifache Ergänzung vor, da die Reste in der Lücke nach jtn zwar auch zu einer Sonnenscheibe gehören könnten, für weitere Determinative ist hier jedoch kein Platz. Eine Schreibung von jtnt ohne Kennzeichnung des femininen Geschlechts wäre eher ungewöhnlich (vgl. LGG I, 619c–622b), so dass die erstgenannte Lesung m. E. vorzuziehen ist. 681 Siehe zu dieser Schutzformel Eldamaty, in: Fs Haikal, 86. 682 Siehe Wilson, Lexikon, 477 und Elgawady, Schranken, 387–388. 683 Alternativ könnte man auch von einer Verbalform mit der Bedeutung „erscheinen“ oder „leuchten“ ausgehen, so Elgawady, Schranken, 388.

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5 Der Dachkiosk W’

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D VIII, 36, 5 – 37, 9: Kiosk, östliche Außenwand, südliche Schranke, Register, Szene 19 [RS]684 Sachmet zufriedenstellen. [Worte zu] Szenentitel (1) sHtp cXmt D[d sprechen: mdw] Rede (K): Auffor(2) m-n.T #m685 n m#-HD Nimm dir das Bein der Oryxantilope, die in m #m[.j] r#w D#t (3) tp [meiner?] Faust ist, die r#-Gänse zusammen derung Drt.j mit dem Kranich, die auf meiner Hand sind. FB1: Opfer (–) (4) sm#o Xt [nbt] nfrt n [Alle] guten Dinge für Hathor, die Herrin Owt-Or nbt Jwnt von Jwnt darbringen, Musik (–) ms.Xr.tw sSSt dann bringt man Naossistren, Libation (–) ms 4 dSrwt nt mw Herbeibringen von vier roten Krügen mit Stoffopfer (–) mnXt HDt w#Dt686 jdmj Wasser, weiße Bekleidung, w#Dt- und jdmjSchmuckopfer (–) (5) HD (6) THnt (7) Stoff, Silber, Fayence, Türkis, mfk#t […]687 nbw (9) wj# n […] Gold, eine Barke aus Gold, zwei Näpfen mit Silber, zwei Näpfen mit nbw (10) owj688 n HD Gold, die mit dem Wasser des Flusses owj n nbw swob m mw gereinigt sind, Armbändern. n jtrw h#drt(j) Herbeibringen eines HH-Symbols [aus] Gold, (11) ms HH [n] nbw wD#t nt nbw eines wD#t-Auges aus Gold, Räucheropfer (–) Weihrauch darbringen, jrt snTr (12) Opfer von Malachit und schwarze Augenschminke. w#D msdmt Schminke (–) Königstitulatur (13) nsw bjtj ‹nb t#wj› Der König von Ober- und Unterägypten, ‹der Herr der beiden Länder› ½ ¼, der Sohn ½ ¼ (14) s# Ro ‹nb Xow› des Re, ‹der Herr der Erscheinungen› ½ ¼. ½ ¼ s# onX w#s nb H#.f mj Ro Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn RückenschutzDt formel wie Re in Dt-Ewigkeit. [Ich] bin zu dir gekommen, Goldene, Herrin Kgl. RZ (Formu(15) jj[.n.j] Xr.T nbwt lar Rede): eig. nbt Jwnt cXmt sXmt m von Jwnt, Sachmet, die Macht hat über die Handlung (1) sbjw Rebellen. 684 Eine Übersetzung der Szene findet sich bei Elgawady, Schranken, 379–380 (Dok. 304). 685 Labrique, in: Gs Quaegebeur, 889 zufolge ist dieses Wort hier so zu deuten, siehe auch Elgawady, Schranken, 379, der allerdings das danach stehende #m als weitere Nennung des Beines (dieses Mal in Bezug auf die Gänse) interpretiert. Siehe hierzu aber die Parallele in E IV, 311, 9, wo eine sitzende Figur als Suffix der 1. Person Singular steht. 686 Wohl mit Kurth, Einführung 1, 391, Nr. 9 so zu lesen, siehe die Ausführungen zu der Gruppe von farbigen Stoffen, die traditionell auch w#D enthält, in III 5.9. 687 In der Edition sieht es so aus, als würde die Zeile mit dem halb zerstörten nbw-Zeichen beginnen, in Wirklichkeit (Foto HAdW/Tübingen C 599) befindet sich unter dem rechten Ende des Opfertabletts aber eine Zerstörung, die mindestens zwei weitere Gruppen enthalten haben kann, so dass hier wahrscheinlich noch andere Objekte/Materialien aufgezählt waren bzw. die Objekte auf der darunter dargestellten Barke näher beschrieben waren. 688 Elgawady, Schranken, 379 transliteriert hier und im Folgenden on (vermutlich mit Wb I, 187, 12, das aber auf das Alte Reich beschränkt zu sein scheint) und übersetzt „zwei Silbergefäße und zwei Goldgefäße“; der nwTopf gehört hier jedoch wohl nicht zur Gefäßbezeichnung, sondern ist vermutlich Teil einer indirekten Genitivkonstruktion („Napf des Silbers“ = mit Silber). Vgl. dazu z. B. D VII, 194, 13*, wo an entsprechender Stelle

geschrieben ist, worin das Genitiv-Adjektiv zu erkennen wäre (Kurth, Einführung 2, 803–805).

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

jn.j n.T Xt nn Xr Hmt.T Htp.T Htp k#.T (16) Dd mdw [jn] OwtOr wrt (17) nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw (18) nbw nbt [nXt?] dw# sj psDt (19) dSrt [r] kyw689 (20) dndnt r sbjw nbt Htpw (21) n Sm Hr mw.s (22) wbnt [nXtt?]690 nSnt (23) wpt jtn?691 […] nbt Htpw (24) Df#w cXmt nt sf (25) W#Dt nt (D VIII, 37) p# hrw692 (26) […] jwtt m## Hr (27) tp.s693 o#(t) jrw wrt (28) b#w sXmw nbt t#?694 (29) Spst nfrt […].s (30) Htp jb.s m sm#jw nbD Hrjt-tp jj n.s psDt [r] dw#(32).s m Dt[.f] hn n.s nTrwt (33) m xt.f (34) jj[.tj m] Htp […]695 n cXmt Sd.n wrt m NTrjt Ssp.n.j Xt wn m owj.k Hms.j m wHo m Df#w.k (35) wnn h#yt m sn r #Xt nnt #Xt nt #Xtjt Xnt Jwnt

Ich bringe für dich jene Dinge zu deiner Majestät, mögest du zufrieden sein, möge dein Ka zufrieden sein. Worte zu sprechen [durch] Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des Himmels, die Gebieterin aller Götter, die Herrin der [Stärke?], die Neunheit preist sie, die rot (= wütend) [gegen] die Feinde ist, die gegen die Rebellen wütet, Herrin der Opfergaben für den, der ihr gegenüber loyal ist, die Aufgehende, die [Starke?], die Wütende, die gehörnte (Sonnen-)Scheibe, die […], die Herrin der Opfergaben und der Nahrung, Sachmet von gestern, Wadjet von heute, auf deren Kopf nicht gesehen wird, die mit großer Gestalt, mit großen Bas und Götterbildern, Herrin des Brotes?, die schöne Prächtige, […] deren Herz mit den Genossen des Seth zufriedengestellt wird, die Stirnschlange, zu der die Neunheit kommt, [um] sie am Morgen anzubeten, für die die Göttinnen jubeln am Abend. Willkommen [in] Frieden, [Sohn/Kind?] der Sachmet, das die Große in NTrjt aufgezogen hat! Ich habe die Dinge genommen, die in deinen Armen sind, ich verzehre deine Nahrung. Der Kiosk gleicht dem Horizont des Himmels, der Horizont der Horizontischen an der Spitze von Jwnt.

(2) Wünsche (1) (2) Bez. des OE

Göttl. RZ (Formular Rede): Anrufung Annahme des Opfers RZ als Bandeau (Formular wnn)

689 LGG VII, 573b–c. Elgawady, Schranken, 280 ergänzt zu dSr[.t-ib]-kjw und übersetzt „mit rotem (= wütendem) Herzen gegen die Feinde“. Um zu dieser Übersetzung zu gelangen braucht man m. E. jedoch eine Präposition. 690 Elgawady, Schranken, 380 ergänzt hier nach LGG VII, 554b dndnj.t. Der Eintrag dort für D VIII, 36, 16* ist jedoch mit Sicherheit ein Versehen für D VIII, 36, 15*, wo die Göttin dndnt r sbjw genannt wird. 691 So LGG VII, 691a, die Lesung ist jedoch unsicher. Siehe oben, Anm. 416. 692 LGG II, 274c. 693 LGG I, 167c. Wörtlich wohl „die, auf deren Kopf es kein Sehen gibt“, was vielleicht darauf anspielt, dass sie selbst als Kobra auf dem Kopf eines anderen ist (so LGG, loc. cit.). Ohne Erläuterungen anders gedeutet von ALex 78.4547: Hr tp.s „elle-même (?), elle seule (?)“. 694 LGG IV, 153b – 154a. So auch Elgawady, Schranken, 380. 695 Gut passen würde w#D n cXmt (LGG II, 257c – 258a), dies korrespondiert aber nicht mit den auf Foto HAdW/ Tübingen C 599 sichtbaren Resten, die auf ein flaches Zeichen bzw. auf zwei kleine Zeichen hindeuten.

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5 Der Dachkiosk W’

nTrw nTrwt nw Cmow MHw dw#-nTr n wr n b#w.s Owwt-Or Hr nhm mrwt Hr dXn sXmw m njnj m Hr.s pt m Hb t# m mfk#t jtnt m n#yw.s Xow onw JHy Xn n Xpr.s m H#t Xpr nTrw nTrwt m-Xt Xpr.s mn sp 2 mn w#H m pr.T n(n) sk.f m t# pn Dt

215

Die Götter und Göttinnen von Ober- und Unterägypten loben die Größe ihrer Machterweise, die Hathoren jubeln, die Meret-Göttinnen geben den Takt an, die Götterbilder grüßen vor ihr, der Himmel ist im Fest, das Land ist in Freude, denn die weibliche Scheibe ist in ihren schönen Erscheinungen. Ihi musiziert wegen ihres Entstehens am Anfang, sie, nach deren Entstehen Götter und Göttinnen entstanden. Sei dauerhaft, sei dauerhaft, sei dauerhaft und bleibe in deinem Haus, ohne dass es seine Zerstörung gibt in DtEwigkeit.

D VIII, 37, 12 – 38, 13: Kiosk, südliche Außenwand, östliche Schranke, Register, Szene 20 [RS]696 Szenentitel (1) Hnk t# Hnqt Dd mdw Brot und Bier darbringen. Worte zu sprechen: m-n.Tn t# Dsr nbw Dsrw Nehmt euch das Brot und das Dsr-Bier, heiRede (K): Aufforderung lige Herren, Htp.Tn m Htpw mögt ihr zufrieden sein mit den Opfergaben! Wunsch Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur (2) nsw bjtj nb [t#wj] Herr der [beiden Länder] ½ ¼, der Sohn des ½ ¼ (3) s# Ro nb Xow Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. ½ ¼ Ich bin zu euch gekommen, […], die ihr den Kgl. RZ (Formu(4) jj.n.j Xr.[T]n Platz der Goldenen bewacht. lar Rede): eig. […]nyw s#w st [n]t Handlung (1) nbwt Ich bringe euch Brote zu den Opferaltären, (2) jn.j n.Tn t#w r Htpw […] euren […esst?] davon, sie sind rein. […wnm?].Tn jm jw.w697 wob (D VIII, 38) (5) nD Hr.Tn Gegrüßt seid ihr, Bez. der Göttergroße Götter, große Götterbilder, gruppe nTrw wrw sXmw o#w die ihre Majestät begleiten! Smsw Hmt.s s#w.Tn nbwt m pr.s ro Ihr mögt die Goldene schützen in ihrem Wünsche (1) nb Haus jeden Tag, rs.Tn Hr jrt s#.s ihr möget wach sein beim Bereiten ihres (2) Schutzes, jr.Tn nht H#.s m Dt.f xt.f ihr möget den Schutz um sie bereiten am (3) Morgen und am Abend, swD#.Tn Hmt.s tp wX#698 ihr möget sie wohlbehalten sein lassen in der (4) Nacht. 696 Eine Übersetzung der Szene findet sich bei Elgawady, Schranken, 393–395 (Dok. 313). 697 Siehe dazu oben, Anm. 290. 698 Vgl. zur Schreibung Wilson, Lexikon, 265.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(6) c#-Owt-Or-jw-nhtnt-jSd-m-gs.f-Hrj699 (7) pr.f r-H# m tpj Smw (8) dj.j rwD mtwt700 m How nw x#kw-jb Xw701 n Hnwt (9) cp-fdw702 (10) dj.j onX mtwt703 m qsw nw sbjw nbt […]p[…] (11) [ÄbH] rn.f704 wnn.f m Hwt-nTr n Owt-Or (12) nbt Äjs spr.f r Hwt-[nTr] nt Owt-Or nbt Jwnt (13) dj.j wsr mtwt [m] owt nbt nt Xftjw nw nbwt (14) cm#-t#wj jj m-Xnt Ro pw (15) dj.j o# mtwt m […] n kyw nbw nw jrt Ro (16) wnn [sXmw?]705 nTrjw nw NTrjt m s# H# #Xt [nt?] #Xtjt

Sohn der Hathor, auf dessen Oberseite der Ischedbaum ist. Er kommt heraus im ersten Monat des Schemu: Ich lasse das Gift in den Leibern der Krummherzigen stark sein, dem Übel der Gebieterin. Der Vierfache: Ich lasse das Gift in den Knochen derer, die gegen die Herrin von […] rebellieren, lebendig sein. [Der Reiniger] ist sein Name, er ist im Tempel der Hathor, der Herrin von Cusae, er gelangt zum Tempel der Hathor, der Herrin von Jwnt: Ich lasse das Gift [in] allen Leibern der Feinde der Goldenen mächtig sein.

Bez. des 1. OE

Somtus, der nach vorne kommt – er ist Re:

Bez. des 4. OE

Ich lasse das Gift in [den Leibern/Körpern?] aller Feinde des Auges des Re groß sein. Die göttlichen [Mächte/Götterbilder?] von NTrjt sind der Schutz, der um den Horizont der Horizontischen ist.

Rede (4. OE): eig. Handlung RZ als Bandeau (Formular wnn)

Rede (1. OE): eig. Handlung Bez. des 2. OE Rede (2. OE): eig. Handlung Bez. des 3. OE

Rede (3. OE): eig. Handlung

699 Siehe D V, 33, 9 und 112, 9–10, dazu Waitkus, Krypten, 60. Ebd., 67, Anm. 36 wird vermutet, dass es sich um eine Beschreibung des Musters auf dem Rücken der Schlange handelt, siehe dazu auch Preys, in: SAK 30, 2002, 285. 700 Zur speziellen Bedeutung des Wortes im Zusammenhang mit Schlangen und Skorpionen siehe Wilson, Lexikon, 474–475. 701 Wahrscheinlich Wilson, Lexikon, 711. Das Wort könnte als nähere Charakterisierung in Apposition zu den x#kw-jb verstanden werden. Anders Elgawady, Schranken, 394, der die Zeichenkombination als Verschreibung von Xftj „Feind“ interpretiert. 702 LGG VI, 149b–c. Die Übersetzung folgt einem Vorschlag von Waitkus, Krypten, 61 (bezogen auf D V, 33, 10). 703 Für die in der Publikation angegebene halbe Gruppe nach dem spuckenden Mund ist in Wirklichkeit kein Platz (so Foto HAdW/Tübingen C 1). 704 LGG VI, 149c zufolge finden sich an anderen Stellen, an denen die cp-fdw-Schlange belegt ist, Jrj-nXt und Coor als Nachfolger, niemals jedoch mit dem Zusatz rn.f. Dieser findet sich in einer ähnlichen Reihung von Schlangen in D V, 107, 3 und 6 bei der Jorrt- und bei der ÄbH-Schlange, wobei auch diese Szene auf das Neujahrsfest bezogen ist. Dass es sich um die ÄbH-Schlange handelt, zeigt D II, 198, 13, wo eine fast identische Formulierung mit Zuordnung zur Herrin von Cusae vorliegt (LGG VII, 180b). Siehe auch Preys, in: SAK 30, 2002, 293. 705 In der Edition ist mit ist jedoch

relativ viel zerstörte Fläche angegeben, Foto HAdW/Tübingen C 5 zufolge

zutreffender, wobei ein Teil der Zerstörung sicher durch Komplemente zu wnn eingenommen

wird. Zum Ergänzungsvorschlag sXmw siehe Elgawady, Schranken, 395, der den Vorschlag von LGG IV, 509b (nTrw) zurückweist.

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5 Der Dachkiosk W’

oHow oHow m nh[t] nt mHnjt w#DDw wdw nf.s[n] r Xftj[w] Hf#ww pw Hrj[wt?]-tp […] nn spdw jbHw psHw n(n) Sd.tw nf mtwt.sn706 rwD.tw Hr whn How n sbjw nbw m t#y.s Hwt St#t707

217

die Schutzschlangen, die als Schutz der Stirnschlange aufstehen, die Agathodaimon-Schlangen, die ihren Gluthauch gegen die Feinde schleudern, die Schlangen sind es, die Stirnschlan[gen?…] jene […] mit spitzen Zähnen, die Beißenden, deren Gifthauch nicht herausgezogen werden kann, indem sie stark sind beim Zufallbringen der Leiber aller Rebellen in ihrem verborgenen Haus.

D VIII, 39, 3 – 40, 3: Kiosk, südliche Außenwand, mittlere Schranke, Register, Szene 21 [RS]708 Ausgewählte Fleischstücke darbringen. Szenentitel (1) Hw-o r stpw Dd Worte zu sprechen: mdw Nehmt euch die ausgewählten Fleischstücke Rede (K): Auffor(2) m-n.Tn stpw nw der Rebellen der Sachmet, (von) diesen, die derung sbjw nw cXmt nn709 der Gebieterin feindlich gesonnen sind. wn-mw n Hnwt Möget ihr zufrieden sein, Wünsche (1) (3) Htp.Tn möge ihre Majestät zufrieden sein. (2) Htp Hmt.s Froh sei euer Herz beim Anblick ihres (3) #w jb.Tn Hr m## oD.sn Fettes. Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur (3) nsw bjtj nb t#wj Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des ½ ¼ (4) s# Ro nb Xow Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. ½ ¼ Rückenschutz(5) s# pr-wr xr.k mj s# Der Schutz des pr-wr sei unter dir wie der formel pr-wr xr nbwt nTrw710 Schutz des pr-wr unter der Goldenen der Götter ist. [Ich komme zu] euch, Starke mit starken Ar- Kgl. RZ (Formu(6) jj[.n.j X]r.Tn qnw men, lar Rede): eig. qnw g#bwt Handlung (1) bs# n psDt NTrjt Schutz der Neunheit von NTrjt, (2) jn.j n.Tn #bwt nn nt nbD ich bringe euch diese Abbilder des Bösen, Wunsch snm.Tn711 jm Xr712 cXmt möget ihr davon essen bei Sachmet. 706 LGG III, 504, 2. Joachim Friedrich Quack schlägt als alternative Übersetzung zu Sd „beschworen“ vor. 707 Vgl. zum Abschluss des Textes eine wohl verwandte Passage aus Medamud (Nr. 343), besprochen bei Jambon/Fortier, in: Thiers (Hg.), D3T 1, 78–79. 708 Diese Opferszene richtet sich an die drei ersten der von Leitz behandelten löwenköpfigen Götter (Leitz, in: Fs Burkard, 291–292). Für weitere Gottheiten dieser Gruppe auf dem Kiosk siehe oben, D VIII, 33, 11 – 34, 16* und unten, D VIII, 40, 6 – 41, 7*, D VIII, 41, 10 – 42, 6*. Für eine partielle Übersetzung siehe Leitz, in: Fs Burkard, 291 und 300, eine Übersetzung der ganzen Szene findet sich bei Elgawady, Schranken, 392–393 (Dok. 312). Siehe zu der Göttergruppe Kapitel III 3.8.2. 709 Elgawady, Schranken, 392 deutet das Pronomen als Vokativ („oh ihr feindlichen gegenüber der Gebieterin“), es wird jedoch aus dem Kontext heraus klar, dass hier nicht die Feinde angesprochen sind, sondern die Schutzgötter, denen das Opfer dargebracht wird. 710 Siehe zu dieser Schutzformel Eldamaty, in: Fs Haikal, 87. 711 Der Krugständer steht hier vermutlich für

.

712 Siehe zur Schreibung Wilson, Lexikon, 744.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(7) wn[n].Tn m mkt m[kt?].Tn713 m […] qnw jsjw?714 s[…].Tn m ryt.s sTHn.Tn Hr.s mfk.T[n] jb.s dr[.T]n pxr Spt m How.s (8) Wnwn (9) n(n) dj.j Xpr D#jt nbt Dwt jw.j m Xw n h#yt tn (10) OD-sSp (11) n(n) dj.j Xpr Ssr nb Dw jw.j m s# psDt (12) %ns-m#ot (13) wnwn.j […] (14) jw.j m nht nt st-Hb-tpj (15) wnn s#wtjw715 s#w sw#w nw w#Dyt Hr jrt s# s#w-n.sn m st.sn m.k jrt Ro Xo.s r sr nfrw r rdjt716 onX n v#-mrjw sDtjt oS#t msXo Hr-tp dw#w St#t jrw jmnt sSt# […s]Xprt? nTr nb

Ihr seid der Schutz, euer Sch[utz?] ist […], die Starken, die Bösen?, ihr […], ihr (?) Eiter/ihre Farbe? Ihr erheitert ihr Gesicht, ihr erfreut ihr Herz. Ihr verhindert, dass der Ärger in ihrem Leib umhergeht. Der sich hin und her bewegt: Ich werde nicht zulassen, dass irgendein böses Übel entsteht, denn ich bin der Schutz dieses Kiosks. Der mit hellem Glanz: Ich werde nicht zulassen, dass irgendein böser Pfeil entsteht, denn ich bin der Schutz der Neunheit. Der die Maat durchwandert: Ich bewege mich hin und her […], denn ich bin der Schutz des Platzes des ersten Festes. Die Schützer, die die Umgebung des Kiosks schützen, bereiten den Schutz, die s#w-n.sn sind an ihrem Platz. Siehe, das Auge des Re, es erscheint, um Vollkommenheit zu verkünden, um den Ägyptern Leben zu geben, das Mädchen mit mannigfachem Erglänzen am Morgen, die mit verborgener Gestalt, die mit verstecktem Abbild, […] die jeden Gott entstehen ließ.

Bez. der Göttergruppe Beschreibung der Handlung der Göttergruppe Bez. des 1. OE Rede (1. OE): eig. Handlung Bez. des 2. OE Rede (2. OE): eig. Handlung Bez. des 3. OE Rede (3. OE): eig. Handlung RZ als Bandeau (Formular wnn)

D VIII, 40, 6 – 41, 7: Kiosk, südliche Außenwand, westliche Schranke, Register, Szene 22 [RS]717 Sachen tragen. Worte zu sprechen: Szenentitel (1) f#t Xt Dd mdw

713 Leitz, in: Fs Burkard, 300 ergänzt zu m[k] tn und übersetzt „seht“. Im Fall der angesprochenen 2. Person Plural allerdings müsste es aber m.Tn heißen, und ohnehin spricht das nachfolgende m (wahrscheinlich die Präposition als m der Identität?) gegen den Vorschlag von Leitz und für ein Substantiv. 714 Möglicherweise Wb I, 129, 3. 715 Foto HAdW/Tübingen C 14 zufolge ist das Zeichen nicht ganz sicher als

zu identifizieren, auch

wäre

möglich. So liest auch Leitz, in: Fs Burkard, 300 der Alliteration wegen s#w. 716 Hier stehen in Wirklichkeit nicht zwei Augen, sondern

, mit dem Gefäß ergibt das r rdjt (Foto HAdW/

Tübingen C 13). 717 Es handelt sich bei den Opferempfängern um Nr. V–VIII der von Christian Leitz besprochenen löwenköpfigen Göttergruppe, siehe für eine Übersetzung Leitz, in: Fs Burkard, 292–294, 301, für eine Übersetzung der ganzen Szene Elgawady, Schranken, 390–391 (Dok. 311). Weitere Vertreter der Gruppe finden sich in D VIII, 33, 11 – 34, 16*, D VIII, 39, 3 – 40, 3* und D VIII, 41, 10 – 42, 6*, siehe dazu auch Kapitel III 3.8.2.

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5 Der Dachkiosk W’

(2) m-n.Tn Xt n Htp-nTr

Nehmt euch die Sachen des Gottesopfers,

wnm.Tn m stpw (3) nsw bjtj [nb t#wj] ½ ¼ s# Ro nb Xow ½ ¼

ihr mögt von den Fleischstücken essen. Der König von Ober- und Unterägypten, [der Herr der beiden Länder] ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. Schutz sei um dich, Gesundheit sei an deiner Seite, indem der Palast dauerhaft ist unter deiner Majestät. [Ich bin] zu euch [gekommen], große Messerdämonen, Wächter, die über die Götterbilder wachen. Ich bringe euch Opfergaben und Speisen zu euren Kas, möget ihr Macht darüber haben jeden Tag. Nahrung ist ‹für› euch, ihr mit aufrichtigem Herzen, die ihr ihr gegenüber loyal seid, mögt ihr ihre Sünder? essen, die ihr schnell geht (in) rechtem Verhalten?. Sie erscheint in Frieden, nachdem sie den Zorn vergessen? hat, ihr Herz ist zufrieden mit dem, was sie sieht, ‹ihr› Herz ist froh, wenn sie die gute Ordnung sieht, die in ihrem Haus entstanden ist. Ihr Ka freut sich beim Anblick ihrer Herrlichkeit.

s# H#.k snb r gs.k stp-s# mn xr Hm.k718 (4) [jj.n.j] Xr.Tn X#tjw wrw rsw rsw r sXmw jn.j n.Tn Htpw Df#w Xr k#.Tn sXm.Tn jm ro nb (5) oqw ‹n›.Tn719 oq#wjb Smw Hr mw.s wnm[.T]n ‹js›ftjw?.s720 X#X(w?) tp bj#t?721 Xo.s722 m Htp mkH#.n.s? qnd?723 Htp jb.s Hr m##.s724 #w jb‹.s› ptr.s tp-nfr Xpr m pr.s XntS k#.s Hr dgt #Xw.s

Rede (K): Aufforderung Wunsch Königstitulatur Rückenschutzformel Kgl. RZ (Formular Rede): eig. Handlung (1) (2) Wunsch Bez. der Göttergruppe Beschreibung der Handlung der Göttin

718 Siehe zu dieser Schutzformel Eldamaty, in: Fs Haikal, 87. 719 Alternativ kann man mit Elgawady, Schranken, 391, Anm. 2425 ein ausgelassenes pw und somit einen Nominalsatz annehmen. 720 Ergänzungsvorschlag von Leitz, in: Fs Burkard, 301, Anm. 67. Alternativ wäre auch eine Ergänzung zu qnqn.Tn „möget ihr erschlagen“ möglich (so Elgawady, Schranken, 391), die von Elgawady vorgeschlagene Lesung Xftjw für die nachstehende Feindbezeichnung ist m. E. jedoch nicht möglich. 721 Siehe zu dieser unklaren Passage Leitz, in: Fs Burkard, 301, Anm. 67, der aber auch keinen wirklichen Lösungsvorschlag hat. Im Gegensatz dazu vermute ich, dass nicht bty sondern bj(#) zu lesen ist, Foto HAdW/ Tübingen C 20 zufolge ist die Zeichenanordnung nämlich folgendermaßen:

. Wie man an den

Beispielen bei Wilson, Lexikon, 306–307 erkennen kann, ist die Schreibung des # nicht obligatorisch und es tritt des öfteren ein t auf. Ich vermute einen Zusammenhang mit tp bj#t „rechtes Verhalten“ (Wilson, Lexikon, 307–308 und 1135). Störend ist dabei allerdings, dass diese Eigenschaft vor allem in Bezug auf den König belegt ist. Elgawady, Schranken, 390–391 übersetzt „indem ihr schnell zur Waffe (wörtl. Erz) greift“ (vgl. auch ALex 78.1383), was m. E. aber nicht möglich ist, weil für das Verbum X#X die Bedeutung „nach etwas greifen“ nicht bekannt ist, siehe Wb III, 232, 18 – 233, 15 und Wilson, Lexikon, 705. 722 Leitz, in: Fs Burkard, 301 übersetzt das Folgende als Wunsch („sie möge friedlich erscheinen“ etc.), aber eine Festbeschreibung, wie sie in Treppen und Kiosk häufig vertreten ist, wäre ebenfalls möglich. 723 Unsicherer Lesungsvorschlag von Leitz, in: Fs Burkard, 301, Anm. 68. Wie Elgawady, Schranken, 390–391 zu der Lesung Xsr für das Zeichen

kommt, gibt er leider nicht an, so dass ein Nachvollzug seines

Übersetzungsvorschlages („als eine, deren Zorn von ihr vertrieben wurde“) nicht möglich ist. 724 Leitz, in: Fs Burkard, 301 übersetzt „möge sie besänftigt sein bei ihrem Anblick“, wofür man aber eher die Präposition n erwarten würde (Hinweis Joachim Friedrich Quack).

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Der Einschlürfende, der von Blut lebt: Ich werde nicht zulassen, dass irgendeine schlechte Unreinheit entsteht. Ich werde dieses Haus heil erhalten. Der mit ausgedehntem Revier, der von Blut lebt: Ich werde nicht zulassen, dass irgendeine schlechte Bitternis entsteht, während ich der Schutz an dieser Stätte bin. Der frisches Fleisch frisst, der das Herz überfließen lässt (?):725 Ich werde nicht zulassen, dass irgendeine böse Sache geschieht, während ich der Schutz des Daches bin. Der alleine ist, der nicht hören kann: Ich werde nicht zulassen, dass irgendeine schlechte Umgebung entsteht, ich bin der Schutz der Götterbilder.

(6) #xb-onX-m-dSrw (7) n(n) dj.j Xpr obw nb Dw wnn.j Hr swD# pr pn (8) WsX-st-onX-m-snf (9) n(n) dj.j Xpr dHrt nbt Dwt jw.j m mkt m st tn (D VIII, 41) (10) Wnmw#Dw-boH-jb (11) n(n) dj.j Xpr Xt nbt Dwt jw.j m nht nt wD#t (12) Wo-jwtj-sDm.n.f726 (13) n(n) dj.j Xpr sw#w727 nb Dw wnn.j m s# sXmw (14) wnn jmjw-s#.f728 m nht H# Hnwt Hr Hn mr.s m s# rnpt Hr sb rnpwt.sn Hr sq# oHow.sn m #X sp 2 m nDm-jb Hr swr s#wtt729 nt Tt.sn #X sp 2 m wn m#o mH jb.Tn m Hryt.s?730 swr.s j#wt.Tn n msw.Tn n(n) sk m Hwt-nTr.s Dt

Die, die in seiner Phyle sind, sind der Schutz um die Gebieterin, beim Schützen dessen, was sie liebt, als Schutz des Jahres, beim Durchleben ihrer Jahre, beim Erhöhen ihrer Lebenszeit in großer Wirksamkeit und in Herzensfreude, beim Vergrößern der Söhne und Töchter ihrer Mannschaft, überaus wirksam und wahrhaftig. Füllt eure Herzen mit dem Schrecken vor ihr! Sie macht eure Ämter für eure Kinder groß, ohne zugrunde zu gehen in ihrem Tempel in Dt-Ewigkeit.

Bez. des 1. OE Rede (1. OE): eig. Handlung (1) (2) Bez. des 2. OE Rede (2. OE): eig. Handlung Bez. des 3. OE Rede (3. OE): eig. Handlung Bez. des 4. OE Rede (4. OE): eig. Handlung Identifikation (wnn) RZ als Bandeau (Formular wnn)

725 Leitz, in: Fs Burkard, 293, Anm. 30 zufolge ist die Übersetzung des zweiten Namensbestandteils unsicher. 726 Leitz, in: Fs Burkard, 294 transliteriert den zweiten Teil der Bezeichnung ¦wty-sDm-n.f (vgl. LGG I, 164c) und übersetzt „für den es kein Hören gibt“, was aufgrund der irregulären Stellung des n.f jedoch syntaktisch problematisch ist (Hinweis Joachim Friedrich Quack). Meine Übersetzung geht davon aus, dass ein Perfekt vorliegt, vgl. für entsprechende Phrasen Allen, Middle Egyptian, 242 (18.17). Inhaltlich könnte trotzdem der erste der beiden von Leitz, loc. cit., Anm. 33 geäußerten Vorschläge zutreffen, demzufolge es darum geht, dass der Löwe nicht erhört, also keine Gnade kennt. Alternativ könnte auch der ebd. verworfene Aspekt des nicht vorhandenen Gehorsams eine Rolle spielen, was zum Löwen als unkontrollierbares Tier ebenfalls gut passen würde. 727 ALex 78.3382. 728 LGG I, 280b und Elgawady, Schranken, 381 übersetzen s# mit „Schutz“, womit die Göttergruppe ohne Zweifel verbunden ist, siehe zur Übersetzung aber Leitz, in: Fs Burkard, 301, Anm. 69. 729 ALex 78.3263 und 79.2386 sowie Wilson, Lexikon, 794–795. Ich danke Dimitri Meeks, der mich im Zuge der 5. Ptolemäischen Sommerschule (Montpellier, September 2015) auf diesen Ausdruck hingewiesen hat. 730 Vielleicht ist mH jb hier nicht im übertragenen Sinne („Vertrauen haben“, Wb II, 118, 11 – 119, 2 und Wilson, Lexikon, 449–450) zu verstehen, sondern wörtlich. Dies passt inhaltlich an dieser Stelle besser, weswegen sich wohl auch Elgawady, Schranken, 391 für diese Deutung entscheidet. Siehe zu Schreibungen des Wortes

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5 Der Dachkiosk W’

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D VIII, 41, 10 – 42, 6: Kiosk, westliche Außenwand, südliche Schranke, Register, Szene 23 [RS]731 Sachen tragen. Worte zu sprechen: Szenentitel (1) f#t Xt Dd mdw Nehmt euch die Opfergaben und die SpeiRede (K): Auffor(2) m-n.Tn Htpw Df#w sen, fallenstellende Dämonen! derung sXtjw732 (3) Hms.Tn m wHo m sp Möget ihr zusammen (die Opfer) verspeisen. Wunsch Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur (4) nsw bjtj nb [t#wj] ½ ¼ (5) s# Ro nb [Xow] Herr der [beiden Länder] ½ ¼, der Sohn des Re, Herr [der Erscheinungen] ½ ¼. ½ ¼ Kgl. RZ (Formu(6) jj[.n.j] Xr.Tn sDmw [Ich bin] zu euch gekommen, oh göttliche Verhörende, die ihre Majestät an ihren Platz lar Rede): eig. nTrjw nn sSmw {s}733 geleiten. Handlung (1) Hmt.s m st.s (2) sor.j n.Tn k#w k#w onXw Ich erhebe für euch die Nahrung, lebende Kas, mögen eure Kas zufrieden sein mit den Wunsch Htp k#.T[n] Hr Hww Speisen. Bez. der Götter(7) […]w mnXw dsw734 […] die trefflichen […], die Messerträger, die die Köpfe der Rebellen abschneiden, die gruppe [s]nw tpw nw sbjw X#tjw qnw qnb.sn Xftjw Messerdämonen, die stark sind, wenn sie die Feinde binden […]. […] (D VIII, 42) (8) Nf-H#tj(w)Der die Herzen ausatmen lässt, der den Tod Bez. des 1. OE eintreten lässt: oq-mwt735 736 Ich bin der Wächter des Kultbildes des Rede (1. OE): (9) wnn.j ‹m› s#w Mädchens des Re. Identifikation sSm n sDtjt nt Ro (wnn) Der mit eilendem Vorderteil, den man nicht Bez. des 2. OE (10) cjn-H#t-njerreichen kann: pH.n.tw.f Rede (2. OE): (11) wnn.j js ‹m› Smsw Ich bin wirklich ein Gefolgsmann ihrer Identifikation Hmt.s m Jwnt Majestät in Jwnt. (wnn) (12) [wnn…] q#b/ […sind …] in ihm (dem Tempel?)/in seiner RZ als Bandeau pxr/dbn.s ‹r›737 bs#.s Umgebung ‹zu› ihrem Schutz, (Formular wnn) jsk rsw rsw r sXmw nämlich die Wächter, die über die Götterbiljmjw.s der wachen, die in ihm sind, Hryt mit Pluralstrichen Wb III, 147, 14 – 148, 14. 731 Es handelt sich bei den Opferempfängern um Nr. IX und X von 18 löwenköpfigen Göttern, siehe Leitz, in: Fs Burkard, 295 und oben D VIII, 33, 11 – 34, 16*, D VIII, 39, 3 – 40, 3* und D VIII, 40, 6 – 41, 7*. In der zerstörten Partie der Ritualszene standen sicherlich die Götter Nr. IV und XI–XIII, die sonst im Kiosk nicht vertreten sind (siehe Leitz, op. cit., 290, 292 und 295–296). Übersetzungen finden sich bei Leitz, op. cit., 295 und 301 (Teile) und Elgawady, Schranken, 389–390 (ganze Szene, Dok. 310), siehe auch Kapitel III 3.8.2. 732 Lesungsvorschlag von Joachim Friedrich Quack, vgl. dazu LGG VI, 590a–b. 733 Das zweite

734 735 736 737

wäre für eine Schreibung von sSm überflüssig. Da in der Passage die 2. Person Plural ange-

sprochen wird, bietet sich eine Deutung als Suffix .s oder .s(n) nicht an, so dass es sich vielleicht um ein Versehen handelt (dementsprechend ignoriert von Leitz, in: Fs Burkard, 301). Anders Elgawady, Schranken, 389, der von einer sDm.f-Form auszugehen scheint. Alternative: „die Schneidenden“ (siehe LGG VII, 570a und Elgawady, Schranken, 389). Siehe Leitz, in: Fs Burkard, 295, wo in einigen Belegen der Plural von H#t „Herz“ ausgeschrieben ist. Siehe zur Konstruktion Kurth, Einführung 2, 881–882. Der Ergänzungsvorschlag stammt von Leitz, in: Fs Burkard, 301. Er liest allerdings pxr/q#b t#, es könnte sich

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

sHtp jb.sn m #Xw.sn

deren Herz mit ihren wirksamen Dingen besänftigt wird.

D VIII, 42, 9 – 43, 4: Kiosk, westliche Außenwand, mittlere Schranke, Südhälfte, Szene 24 [RS]738 Den Gott preisen. Worte zu sprechen: Szenentitel (1) dw#-nTr Dd mdw nD Hr.T wsrt m Jwnt s#t Gegrüßt seist du, Mächtige in Jwnt, Rede (K): AnruRo prt m How.f Tochter des Re, die aus seinem Leib heraus- fung (2) S#ot nbt sSp kam, Uranfängliche, die Herrin des Lichts, THnt nbt THn die Glänzende, die Herrin des Glanzes, wbnt m nbwt (3) Xnt die aufgeht als Goldene in v#-r(r)! v#-r(r) Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur (4) nsw bjtj nb t#wj Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des ½ ¼ (5) s# Ro nb Xow Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. ½ ¼ Der von Edfu, der große Gott, Herr des Bez. der Flügel(6) BHdtj nTr o# nb pt Himmels. sonne s# H#.k m pr.k ro nb Schutz ist um dich in deinem Haus jeden RückenschutzTag. formel Hr-nb djt j#w n Hr.k739 Jedermann gibt deinem Gesicht Lobpreis. Ich bin zu dir gekommen, weibliche Kgl. RZ (Formu(7) jj.n.j Xr.T jtnt nbt Scheibe, Herrin der Scheibe, lar Rede): eig. jtn Tochter des Re, Erste seiner Töchter, Handlung (1) s#t Ro tpjt nt s#wt.f ich preise deine Majestät mit einem (2) sw#S.j Hmt.T m sp n sj# Hymnus, [ich] verehre deine Erscheinungsform in (3) dw#.n[.j] Xprw.T m deiner Wirksamkeit. #Xw.T Bez. der begl. (8) Dd mdw jn M#ot s#t Worte zu sprechen durch Maat, die Tochter Gottheit Ro (9) Xnt Jwnt Htyt nt des Re in Jwnt, Kehle der Neunheit: psDt (10) nwj s#t Ro dw#t Dt Ich bin die Tochter des Re, die den Leib der Rede Tochter der (Sonnen-)Scheibe verehrt, (begl. Gottheit): nt s#t jtn die ihre Majestät mit ihrer Wirksamkeit zuIdentifikation sHtpt Hmt.s m (11) friedenstellt, die die Große im Land des (nwj) #Xw.s sXntSt wrt m v#740 [Atum] erfreut, wenn ihr Ba sich mit ihrem n-[vm xnm ] b#.s Hr Kultbild [vereint]. sSm.s

bei dem flachen Zeichen unter

, das in der Publikation mit

angegeben ist, Foto HAdW/Tübingen

C 1202 zufolge aber auch um ein (z. B. auf ein zuvor genanntes Gebäude bezogenes)

handeln.

738 Eine Übersetzung der Szene findet sich bei Elgawady, Schranken, 388–389 (Dok. 309b). 739 Siehe zu dieser Schutzformel Eldamaty, in: Fs Haikal, 86. 740 Ergänzung mit Elgawady, Schranken, 388 nach einer fast identischen Formulierung in D VIII, 35, 8*. Allerdings scheint er dies als Teil eines Epithetons der sprechenden Gottheit (also Maat) zu deuten und übersetzt „deren Ba sich mit ihrem Abbild [vereint]“. M. E. ist es aber hier nicht Maat, die sich mit ihrem Ba (der Sonne) vereint, sondern die von Maat angebetete Hathor, die ikonographisch von dieser unterschieden ist (siehe D VIII, Taf. 719).

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5 Der Dachkiosk W’

(12) jj.n.j Xr.T wsrt m Jwnt ont Xo m Owt-sSSt rdj(.j) n.T j#w r q# n pt r sXX n t# Hr ndb.f (D VIII, 43)

(13) wnn J#t-djt Dd.tw xr v#yt Dsr.tw mj djmrt Pyt psDt psDt.s m-Xt.s snsn.s m jtn m pt

Ich bin zu dir gekommen, Mächtige in Jwnt, mit schönem Erscheinen im Haus des Naossistrums. (Ich) gebe für dich Lobpreis bis zur Höhe des Himmels und bis zur Breite des ganzen Landes. J#t-djt ist dauerhaft unter Tait, indem es unzugänglich ist wie der Himmel. Die zu Buto Gehörige, die Leuchtende, ihre Neunheit ist hinter ihr, sie vereint sich mit der (Sonnen-)Scheibe am Himmel.

223 RZ begl. Gottheit (Formular Rede): eig. Handlung (1) (2) RZ als Bandeau (Formular wnn)

D VIII, 43, 9 – 44, 4: Kiosk, östliche Außenwand, nördliche Schranke, Register, Szene 25 [RS]741 Szenentitel (1) sHtp Owt-Or [Dd Hathor zufriedenstellen. [Worte zu mdw]742 sprechen:] […] Königstitulatur […] s# onX w#s nb H#.f mj Ro Aller Schutz, Macht und Leben sind um ihn RückenschutzDt formel wie Re in Dt-Ewigkeit. 743 […] ein Ba-Vogel aus Türkis und aus Lapis- FB?: Schmuckop(2) […] (3) b# m lazuli, fer? mfk#t m XsbD mfk#t Hr[st?744...m]D Türkis, Kar[neol?,…Sal]be, Bekleidung, […], ich bekleide? deinen Stoffopfer? mnXt Db#.n.j? How.T? [m?]745 jdmj jns […] Leib? mit? dem jdmj-Stoff, dem jns-Stoff, Schmuckopfer? wD# rdj[…] […], ein Amulett, geben […]. (D VIII, 44) […] (4) Owt[…] Hathor, die Große, Bez. des OE die Herrin von Jwnt, Or wrt nbt (5) Jwnt [jrt Ro] nbt pt Hnwt [Auge des Re], Herrin des Himmels, GebienTrw nbw (6) […] n #Xt terin aller Götter […] des Horizontes, […]. […] […] am Fest des Sehens der (Sonnen-) RZ als Bandeau […] m Hb m## jtn Scheibe, am ersten […], dem ersten Tag vor (Formular wnn?) […] tpj746 hrw tpj Xft den Festen des Landes/der Erde. Hbw nw t# 741 Eine Übersetzung der ganzen Szene findet sich bei Elgawady, Schranken, 380–381 (Dok. 305). 742 Foto HAdW/Tübingen C 348 zeigt deutlich, dass unter dem Namen der Göttin nur für diese eine Gruppe Platz ist (die Textpublikation gibt zwei Gruppen Zerstörung an). 743 Elgawady, Schranken, 381 nimmt an, dass hiermit die Göttin angesprochen wird („Bait aus Türkis und Lapislazuli!“). Wahrscheinlicher ist aber doch, dass hier die Opfergaben beschrieben werden, die sich zwischen dem König und der Göttin auftürmen, hier ist auch die Figur eines Ba-Vogels zu erkennen (D VIII, Taf. 727). Vgl. dazu III 5.5. 744 Elgawady, Schranken, 381 deutet die Zeichen vor der Lücke als Verbalform, ergänzt in der Lücke m und übersetzt „Dein Gesicht freut sich an Duftöl und Kleidern“, dies ist ebenfalls möglich. 745 Lesungsvorschlag von Elgawady, Schranken, 381, der aber sehr unsicher ist. 746 Leider ist der Text hier teils ausgeschabt, teils abgerieben. Die untere Spitze des Dolches für das erste tpj ist klar zu erkennen, darüber könnte sich noch ein weiteres Zeichen befunden haben, so dass vielleicht eine Kombination von Substantiv + Ordinalzahl (Analog zu dem Folgenden hrw tpj) vorlag, z. B. Hb tpj, das man sich hier natürlich wünschen würde (siehe I 3.9).

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224

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

5.5 Die Säulen D VIII, 44, 9–12: Kiosk, Säule I, Nordseite, 1. Register [H]747 Gegrüßt seist du, mit schönem Gesicht in (1) nD Hr.T nfrt Hr m wj# n HHw s#t Ro prt m- der Barke der Millionen, Tochter des Re, die vor ihm herauskommt, Prächtige, die mit Xnt.f Spst freundlichem Herzen für Re, jm#t jb n Ro die seinen Ka jeden Tag zufriedenstellt, shrt k#.f ro nb die den Bedrängten vor dem Mächtigen nHmt m#r m-o wsr rettet, die die Nichtshabenden vor den Sdt jwtjw m-o nXtjw Starken rettet! nhm Hr rn.s ro nb Jubel ist in ihrem Namen jeden Tag, jw748 rS sp#wt nw t#wj indem sich die Gaue der beiden Länder freuen. Thot ist es, der für sie schreibt, EHwtj pw (2) spxr n.s er lässt (es) aufsteigen zu denen im Schrein sor.f r nn749 m k#r gemäß des Wissens (?). r rX Htp jb.T Hr.s Dein Herz sei damit/mit ihr zufrieden. wbn.f Hr m## nfrw.s Er geht auf, indem er ihre Vollkommenheit sieht. Hnk.tw jm.s r-Xft-Hr.s Man opfert ihm davon (?) vor ihr. dj.s Xo.f Hr-tp dw#w Sie lässt ihn am Morgen erscheinen, nTrt750 m M#ot rXt jb n die Göttin als Maat, die das Herz des Atum vm m rn.s pf n M#ot kennt, in diesem ihrem Namen Maat, Hathor Owt-Or nbt Jwnt die Herrin von Jwnt. Htp Hr.T nfr n ½Pr-o#¼ Möge dein schönes Gesicht dem ½Pharao¼ gnädig sein. D VIII, 44, 14 – 45, 7: Kiosk, Säule I, Westseite, 2. Register [RS]751 (Ich) spiele Bügelsistrum für die Goldene, (1) jr(.j) sXm n nbwt die Gebieterin [aller Götter]. Hnwt [nTrw nbw]

Anrufung

FB1: Festjubel (A) Aufschreiben (T) ? Aufforderung FB1: Erscheinen (S) Opfer (–) Erscheinen (S)

Wunsch

Rede (Musikantin): eig. Handlung752

747 Befindlich zwischen Türpfosten und Schrankenwand. 748 Eher jw als r zu lesen, da eine kausative Bedeutung von rS in der Bedeutung „freuen lassen“ offenbar nicht bekannt ist (Wb II, 454, 1–12 und Wilson, Lexikon, 592). Alternativ könnte man annehmen, dass das s zum Kausativum ausgefallen ist und r srS „um zu erfreuen“ gemeint ist (Wb IV, 201, 15). Dieses ist allerdings nur spärlich belegt. 749 Wb II, 273, 4 führt r-nn als „bis zu diesem Augenblick“ auf. Allerdings ist dies ein seltener Ausdruck und er würde in dieser Bedeutung wohl nicht in den Kontext passen. 750 Alternativ: jort „Kobra“. 751 Übersetzt bei Ventker, Garanten der Herrschaft, 312. 752 In D VIII, 44, 14* ist diese Textzeile, die sich vor der Musikantin befindet, als Szenentitel interpretiert, ebenso auch andere Passagen an entsprechender Stelle auf den Säulen des Kiosks. Wenn allerdings ein König zusammen mit der Musikantin auftritt, ist meist nur der Text vor ihm als Szenentitel gedeutet (D VIII, 50, 5*; 51, 6*; 53, 11*), die Zeile vor der Musikantin jedoch nicht. Die Inkonsequenz dieser Systematik macht eine Neuinterpretation des Befundes unumgänglich, wobei es m. E. folgende Möglichkeiten gibt: entweder existieren in manchen Szenen zwei verschiedene Titel, oder aber es gibt überhaupt keine Titel für die Tableaus auf den Säulen und es handelt sich durchgehend um Reden der jeweils zugehörigen Figur. Da in der Zeile vor dem König des öfteren die 2. Person Singular f. angesprochen wird (z. B. D VIII, 53, 11–12*), einmal

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225

5 Der Dachkiosk W’

(2) Jpt-Hmt.s-Xntjt-#Xt (3) jrt s# nbt Jwnt m tpj Smw753 K#-jr-‹k#w›754 (D VIII, 45) (4) m-n.T stpw nw #bwt xnm755 wr m obw wr (5) m-n.T k#w Hnk.n.j n k#.T

Die Ipet ihrer Majestät, die Vorsteherin des Horizontes, die den Schutz der Herrin von Jwnt im ersten Monat des Schemu bereitet. Der Ka, der die ‹Speisen› erschafft: Nimm dir die ausgewählten Fleischstücke der Abbilder, indem sie versammelt und groß sind in großer Reinheit. Nimm dir die Nahrung, die ich für deinen Ka darbringe!

opr.j756 ob# m t#-wr

Ich statte den Opferaltar mit dem t#-wr-Brot aus, (ich) führe Dinge für dich (und) für die, die hinter dir sind, herbei, sie mögen von den Opfergaben leben. Worte zu sprechen: Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, Auge ‹des Re›, die mit größeren Machterweisen als alle Götter:

sSm(.j) n.T757 Xt n ntjw m-Xt.T onX.sn m Htpw (6) Dd mdw jn Owt-Or wrt nbt (7) Jwnt jrt ‹Ro› o#t b#w r (8) nTrw dmDw (9) dj.j wr […]

Ich lasse groß sein (?) […].

(10) Owt-Or Hrjt-jb wsXt (11) dj.j twr r dw# Dt[…]

Hathor, die sich in der Säulenhalle befindet:

nswyt bjtjt Hq#t Hnwt k#w djt k#w n Sm Hr mw.s [s]q#t [q]rf m k#t nt k#.s Owt-Or wrt nbt Jwnt

Die Königin von Ober- und Unterägypten, die Gebieterin der Kas, die Nahrung dem gibt, der ihr gegenüber loyal ist, die Speisen als Werk ihres Kas hochhebt, Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt.

Ich gebe Reinheit, um den Leib […] zu preisen.

Bez. der Musikantin Bez. des GT Rede (GT): Aufforderung RZ GT (Formular Rede): Aufforderung eig. Handlung (1) (2) Wunsch Bez. des OE

Rede (OE): Gegengabe Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit): eig. Handlung RZ als Bandeau (Formular Königstitulatur)

das Suffix der 1. Person Singular auch ausgeschrieben zu sein scheint (D VIII, 66, 11*) und einmal ein Imperativ die Zeile vor dem König eindeutig als von ihm gesprochen kennzeichnet (D VIII, 54, 11*) wurden die Zeilen vor den Gottheiten, Gabenträgern und vor dem König hier meist als Reden interpretiert. Ausnahmen bilden D VIII, 65, 4–5*, wo eindeutig ein Titel vorliegt, da er zu Beginn durch Dd mdw von der nachfolgenden Rede abgetrennt wird, und vielleicht auch D VIII, 51, 6*, wo die Ergänzung [n mw]t.f – falls sie stimmt – eine Deutung als Titel nahe legt. Anders Ventker, Garanten der Herrschaft, 309–310, Anm. a, die die entsprechenden Passagen bei den Musikantinnen als Epitheta interpretiert. 753 Normalerweise wäre man geneigt, hier tpj Smw sw 1 zu transliterieren, es handelt sich aber um die Monatsgöttin des ersten Schemu (siehe Mendel, Monatsgöttinnen, 61). 754 Die Bezeichnung befindet sich über dem Kopf des Gabenträgers, siehe D VIII, Taf. 728. Vgl. zur Ergänzung auch Ventker, Garanten der Herrschaft, 312. 755 Alternative Deutung von Ventker, Garanten der Herrschaft, 312: „...und den großen xnm-Krug“. 756 Nach Ventker, Garanten der Herrschaft, 312, Anm. 295 steht hier statt

das Zeichen

auf Foto HAdW/Tübingen C 1256). 757 Von Ventker, Garanten der Herrschaft, 312 als Perfektform interpretiert.

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(besser zu erkennen

226

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

D VIII, 45, 10 – 46, 9: Kiosk, Säule II, Nord- und Westseite, 1. Register [H] Die als Goldene aufgeht geht auf am HimFB1: Erscheinen (1) wbn wbnt m nbwt mel in der Nähe des Horizontes ihres Ka auf (H) m dj-mrt h#w #Xt nt k#.s tp t# bs.s m bj# H#t Erden, sie kommt am Himmel heraus an der Spitze der Barke jeden Tag ohne Unterlass wj# ro nb n(n) #b Hr snsn msktt bei der Vereinigung mit der msktt-Barke, sSm sSt# Xnt v#-n-vm das verborgene Kultbild im Land des Atum, Erhellen (H) es strahlt auf dem Haus ihrer Majestät. psD.f Hr-tp (2) Hwt Hmt.s dg.n.s stwt nt nTr Sie hat die Strahlen des Gottes am Himmel/ Xnt Hrt m#wt nt qm# sj auf dem Dach erblickt, die Strahlen dessen, m k#pt der sie am Himmelsgewölbe schuf. xnm #Xtjt #Xtj Xnt #Xt m Die Horizontische vereint sich mit dem Ho- Vereinigung (H, rizontischen am Horizont, am ersten Tag der S) hrw tpj n tX758 Trunkenheit. pt m Hb ndb.f m (3) hy Der Himmel ist im Fest, sein Erdboden ist in Festjubel (A 2x) Verehrung (A) Jubel, Verehrung ist entstanden in den beih#-snD Xpr m Jstj den Palästen (d. i. Ägypten), weil sich die Dr snsn Hrjt-tp Hrj-tp t#wj m hrw dw#yt759 nt Stirnschlange mit dem Vorsteher der beiden Länder vereint am Tag des Morgens der wob Festjubel (H) Reinheit. Das Auge des Re ist in Jubel, jrt Ro m Hoowt Lobpreis (T) seine Neunheit ist in Lobpreis, psDt.s m Hknw Festjubel (A) der Tempel der Mächtigen ist in Jauchzen. (4) Hwt-nTr wsrt m THHwt Owt-sSSt [mn.tw?760 Beschreibung des Das Haus des Naossistrums [ist dauerhaft? x]r mnw n nbwt nbt Bauwerks un]ter der Statue der Goldenen, der Herrin J#t-djt von J#t-djt. wHm.n.s Sn pt m nbt Sie wiederholt den Umkreis des Himmels Charakterisierung pt761 als Herrin des Himmels. der Gottheit twt.s r nnt Jpt pt m Dt.s Sie ist dem Himmel ähnlich, Ipet, deren tp t# Leib der Himmel auf Erden ist. Sie ist hoch unter ihrem Ka, q#.s xr (5) k#.s sie ist Ba-mächtig unter ihrem Ba, b#.s xr b#.s sie dauert unter ihrer Gestalt. Dd.s xr tjt.s Dsr sXmw jmjw sw#w Unzugänglich sind die Götterbilder, die in FB1: Geleit (T) der Umgebung sind: (D VIII, 46) sXm n nbt Das Götterbild der Herrin der Götterbilder, sXmw762 s#.s nTr o# m ihr Sohn, der große Gott, ist ihr gegenüber. Geleit (T) oq#.s nbtj r-Dr.sn sr.sn Die versammelten beiden nbt-Göttinnen Musik (T) (6) m sr spielen Pauke, 758 Alternative Übersetzung: „erster Tag des Monats tX“ (dazu I 3.10, Anm. 329). 759 Siehe zur Lesung I 3.5. 760 Auf Foto HAdW/Tübingen C 1248 sind noch Reste zu erkennen, die wahrscheinlich dem oberen Ende von und

entsprechen, was zum Stativ mn.tw zu ergänzen wäre.

761 LGG III, 3b liest hier pt als Namen der Göttin. Dies lässt sich jedoch kaum sinnvoll in die davorstehende Passage einbetten, so dass hier einer anderen Interpretation der Vorzug gegeben wurde. 762 Von LGG III, 740a unter nb sXm aufgenommen, m. E. jedoch als Plural zu lesen, wobei die weibliche Determinierung zum gesamten Ausdruck gehört, siehe LGG IV, 133b.

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5 Der Dachkiosk W’

nhm.sn m prt.s Hmw-nTr jtjw-nTr [pxrw763] m pxr.s obw nTr m jrj.sn o#bt ob#.tw Xr ont m NTrjt m X# m Xt nbt Xr (7) Pyt jHw #pdw m sb n sDt n(n) wtT nTr jm.s[n?]764 #tfw765 nn nw Vrt766 r-Dr.sn sTj.sn jqH r qbH nbwt nbt Jwnt (8) tjs.s Hr st.s Hno psDt.s jmjt-Xt.s gm.s nTrw m j#w jHy nTrwt m hnw sp 2 jt.s jmj Hrt767 owj.f H# Hmt.s qm# sj (9) Jtm mkt k#.s cmsw-t#wj768 Hr sxkr Dt.s […] n Ro sw#S sSm.s pot Hr dw#.s rXyt m w#H-tp v#-mrj r-Dr.s m oq Dr m##.sn (10) Hnwt.sn Htp.tw m HD.s Dsr.tw m Dryt[.s] Dsrt Hs.s Ro r njwt.s m pxr m-qd.s769 Dd.s Hr st.s r km nHH

sie jubeln bei ihrem Herauskommen, die Gottesdiener und die Gottesväter, die in ihrem Umkreis [umherziehen]. Die Gottesreiniger sind bei ihren Pflichten. Ein o#bt-Opfer wird geopfert bei der Schönen in NTrjt, von tausend Dingen bei der zu Buto Gehörigen, Rinder und Vögel als Brandopfer, ohne dass der Sohn eines Gottes unter ihnen ist. Dieses ganze Räucherwerk von Vrt, sein Duft tritt ein in den Himmel der Goldenen, der Herrin von Jwnt. Sie setzt sich auf ihren Platz zusammen mit ihrer Neunheit, die hinter ihr ist. Sie findet die Götter in Lobpreis und Jauchzen vor, die Göttinnen in großem Jubel. Ihr Vater am Himmel, seine Arme sind um ihre Majestät, er, der sie erschuf, Atum schützt ihren Ka, der Älteste der beiden Länder schützt ihren Leib, […] des Re preist ihr Kultbild, die pot verehren sie, die rXyt neigen das Haupt, ganz Ägypten ist im Fest, weil sie ihre Gebieterin sehen, indem sie zufrieden in ist in ihrem Schrein, indem sie unzugänglich ist in [ihrem] unzugänglichen Gemach. Sie preist Re für ihre Stadt, in ihrer Freude. Sie dauert auf ihrem Sitz in nHH-Ewigkeit.

D VIII, 46, 15 – 47, 11: Kiosk, Säule II, Nordseite, 2. Register [RS]770 (Ich) spiele Naossistrum für die mit großer (1) jr(.j) sSSt n wrt Beliebtheit, die Gebieterin der Frauen. mrwt Hnwt Hmwt

Festjubel Geleit (T 2x) Geleit (T) Speise-/Trankopfer (–)

Räucheropfer (–)

Ruhen (H) Geleit (T) Festjubel (T) Festjubel (T) Vereinigung (H, S) Schutz (T) Schutz (T) Lobpreis (T) Verehrung (T) Verehrung (T) Festjubel (A)

Lobpreis (H) Ruhen (H)

Rede (Musikantin): eig. Handlung771

763 Auf Foto HAdW/Tübingen C 1245 ist noch das abgerundete Ende des Zeichens zu sehen. 764 Vgl. dazu D VII, 183, 14* (mit Anm. 293); D VIII, 101, 4*; 105, 12*. 765 Foto HAdW/Tübingen C 1244 zeigt deutlich die Reste eines genommenen Zeichens

an Stelle des von Chassinat/Daumas an-

.

766 Wohl in Afrika, siehe Gauthier, DG VI, 45. 767 Die sitzende Figur mit Falkenkopf wurde als Determinativ gedeutet, könnte alternativ aber auch phonetisch Ro zu lesen sein. 768 LGG VI, 356a. 769 Wilson, Lexikon, 368. 770 Übersetzt bei Ventker, Garanten der Herrschaft, 310–311. 771 In der Publikation als Szenentitel beschrieben, sie dazu oben, Anm. 752.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(2) WD#t-Cw‹m›-pt-m-jrw.s772 (3) jr.n.s nht nt nbwt m #bd 2 prt773 K#-Df#w774 (4) m-n.T Df#w Htmw Tt Ttf.n.T775(5) n nTrw nTrwt776 (6) m-n.T Df#w sDf#.n.T jdbw s#.n.T sXmw nw cnwt Htp.T jm wbnt m nbwt jrt Ro (7) Dd mdw jn Owt-Or wrt (8) nbt Jwnt jrt Ro jtnt (9) wrt tpjt nt jtn (10) dj.j sm#.k Xt Hno psDt Jwnt (11) Owt-Or nt pr nfrt Hr (12) dwn.j Drt H# s#t Ro m v#-rr

Die Schu ‹am› Himmel wohlbehalten sein lässt in ihrer Gestalt; sie hat den Schutz der Goldenen im zweiten Monat des Peret bereitet. Der Ka der Speisen: Nimm dir die Speisen, die den Opferaltar ausstatten! Du hast (sie) für die Götter und Göttinnen ausgegossen. Nimm dir die Speisen, nachdem du die Ufer versorgt hast, nachdem du die Götterbilder von Ägypten gesättigt hast. Mögest du damit zufrieden sein, die als Goldene aufgeht, Auge des Re. Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, große weibliche Scheibe, Erste der Scheibe: Ich lasse dich und die Neunheit von Jwnt Dinge erhalten. Die Hathor des Hauses der Schöngesichtigen: Ich strecke die Hand hinter der Tochter des Re in v#-rr aus.

(13) dj.j n.k dwnw dwn.tw m t# drp(.j) n.k777 sm778 n psDt Sps.j prw m t# jwf Hnqt b#q.j779 B#qt m bw nfr780 nswyt bjtjt v#yt nbt t# mwt mwwt m nTrw

Ich gebe dir Speisen, indem sie auf der Erde ausgebreitet sind. (Ich) speise für dich den Altar der Neunheit, ich mache die Häuser mit dem Brot, dem Fleisch und dem Bier prächtig, ich lasse Ägypten mit guten Dingen wohlbehalten sein. Die Königin von Ober- und Unterägypten, Tait, die Herrin des Brotes, die Mutter der Mütter unter den Göttern, die Uranfängliche, die das Ernähren begann an der Spitze der Neunheit,

(D VIII, 47)

S#ot S#ot Sdt Xnt psDt

Bez. der Musikantin Bez. des GT Rede (GT): Aufforderung RZ GT (Formular Rede): Aufforderung Wunsch Bez. des OE Rede (OE): Gegengabe Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit): eig. Handlung Göttl. RZ (Formular Rede): Gegengabe

RZ als Bandeau (Formular Königstitulatur)

772 LGG II, 645c. 773 Es handelt sich um die Monatsgöttin des zweiten Peret, siehe Mendel, Monatsgöttinnen, 60. Vgl. zur Schreibung der kalendarischen Information oben, Anm. 753. 774 Die Bezeichnung befindet sich über dem Kopf des Gabenträgers, siehe D VIII, Taf. 729 links. 775 Die Lesung dieser Passage ist höchst unsicher, denn Foto HAdW/Tübingen C 1236 zeigt, dass die in der Publikation angegebenen Zeichen nur teilweise eindeutig erkennbar sind. 776 Passage anders interpretiert von Ventker, Garanten der Herrschaft, 311: „Nimm dir die Speisen, damit dein Speisentisch ausgestattet ist, Tefnut der Götter und Göttinnen“. 777 Anders Ventker, Garanten der Herrschaft, 311, die eine Perfektform annimmt. 778 Wb IV, 121, 10. 779 Siehe Anm. 3 zu dieser Stelle in der Edition. Auch Foto HAdW/Tübingen C 1234 lässt eher ein Schilfblatt als einen Baum vermuten. 780 Dem Determinativ nach hier auf Brot bezogen, vgl. Wilson, Lexikon, 313.

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5 Der Dachkiosk W’

rdjt p#wt n pot

die den pot Opferbrote gibt.

D VIII, 48, 2–11: Kiosk, Säule II, Südseite, 2. Register [RS]781 (Ich) spiele Naossistrum für die Prächtige, (1) jr(.j) sSSt782 n Spst die Große im Haus des Ihi. o#t m Owt-JHy (2) Nbt-DnH-HrjHy[.s]784 (3) jrt s# […] m tpj prt K#-Hw785 (4) pr.T q#.tw xr k#w nw k#.T m Hb nfr wp rnpt (5) m-n[.T] Hw m#o m owj.j786

Die Herrin des Flügels, wenn [sie] musiziert, die den Schutz […] im ersten Monat des Peret bereitet. Der Ka der Nahrung: Dein Haus ist erhaben unter der Nahrung deines Kas am schönen Fest des Neujahrsfestes. Nimm [dir] die Nahrung, die in meinen Armen geopfert wird.

wD.n.T onX n HHw

Du hast den Millionen das Leben zugewiesen, du hast den Götterbildern jeden Tag Dinge gegeben, Herrin des Himmels an der Spitze der Barke. Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re, Herrin des Himmels, Gebieterin aller Götter, die Göttin, das gute Jahr, auf deren Kopf man ‹nicht› sieht unter den Göttinnen: Ich lasse deinen Ka groß sein vor den Kas.

rdj.n.T Xt n sXmw ro nb nbt pt m-H#t wj# (6) Dd mdw jn Owt-Or wrt nbt (7) Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw (8) nbw nTrt rnpt nfrt ‹jwtt› m## Hr tp.s m (10) nTrwt787 (11) dj.j wr k#.T Xnt k#w788 (12) Owt-Or nbt P#Xt789

Hathor, die Herrin von P#Xt:

Rede (Musikantin): eig. Handlung783 Bez. der Musikantin Bez. des GT Rede (GT): Beschreibung des Bauwerks RZ GT (Formular Rede): Aufforderung Handlung des OE (1) (2) Bez. des OE

Rede (OE): Gegengabe Bez. der begl. Gottheit

781 Übersetzt bei Ventker, Garanten der Herrschaft, 308–309. 782 Siehe für eine Korrektur der in der Edition angegebenen Schreibung zu

Ventker, Garanten der

Herrschaft, 309, Anm. a. 783 In der Edition als Szenentitel interpretiert, siehe dazu aber Anm. 752 oben. 784 Die beiden in der Publikation angegebenen zerstörten Gruppen könnten durch das Suffix sowie eine ausführliche Determinierung ausgefüllt gewesen sein (so Mendel, Monatsgöttinnen, 52). 785 Die Bezeichnung befindet sich über dem Kopf des Gabenträgers, siehe D VIII, Taf. 729 rechts. 786 Die Schreibung ist zu

zu korrigieren (Ventker, Garanten der Herrschaft, 309, Anm. 285).

787 LGG III, 206c vermutet anhand von Stellen wie D VIII, 37, 1* eine ausgefallene Negation. Anders Ventker, Garanten der Herrschaft, 309: „die auf ihren Kopf schaut unter den Göttinnen(?)“; sie weist allerdings auch auf die Möglichkeit einer ausgefallenen Negation hin (ebd., 310, Anm. b). 788 Oder k#w nTrw „Kas der Götter“ (so Ventker, Garanten der Herrschaft, 309). 789 LGG IV, 52a. Siehe zu diesem Toponym und seiner Rolle in Dendara Cauville, in: RdE 66, 2015, 1–20.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(13) o.j790 m obw Hr Xwt How.T

Mein Arm ist in Reinheit beim Schützen deines Leibes.

(14) dj.j n.k k#w jw sSm.n.j k#w791

Ich gebe dir Nahrung, indem ich Nahrung herbeigeführt habe.

q# k#t.k Hr Tt k#w jw n.k792 Hopj m [tr?] tp(j)793 rnpt r sonX nTrw rmT nswyt bjtjt Hq#t nbt Hw nbt-Htpt794 nbt Htpw Df#w nfrt m wpt Hrjt-tp nt Or-#Xtj cpdt sonXt rXyt

Hoch ist dein Werk auf dem Altar der Kas, für dich/wegen dir kommt die Nilüberschwemmung zum [Moment?] des Jahresbeginns, um Götter und Menschen zu beleben. Königin von Ober- und Unterägypten, Gebieterin, Herrin der Nahrung, Nebethetepet, Herrin der Opfergaben und Speisen, Schöne am Scheitel, Stirnschlange des Harachte, Sothis, die die rXyt belebt.

D VIII, 49, 4–8: Kiosk, Säule III, Westseite, 1. Register [H] (1) wbn nbwt s#t psD m Die Goldene, die Tochter dessen, der als Goldener leuchtet, geht auf an der Stirn des nbw tp H#t nt b# j#btt Bas des Ostens, sie lässt sich am Morgen qoH.s m Dt.f h#w sSm.s nieder bei ihrem prächtigen Kultbild Sps zusammen mit den großen Götterbildern Hno sXmw o#w nw k#.s m##.n.s pr.s m sn r nnt ihres Ka, nachdem sie ihr Haus, das dem Himmel gleicht, gesehen hat, den Himmel (2) h#yt nt b#.s tp p#t#795 dg.n.s Drtjw nTrjw ihres Bas auf Erden, und die göttlichen Vornw NTrjt psDt nt Pr-wot fahren von NTrjt erblickt hat, die Neunheit des Hauses der Einen, die hinter ihr aufgeht, wbnt m-Xt.s pxrt mpxr.s Hr swr b#w.s r die in ihrem Umkreis umherzieht, indem sie 796 ihre Machterweise größer macht als die (3) nTrw #m sn HDDwt nt Or j#btt Götter. Die Strahlen des Horus des Ostens snsn s#t.f797 stwt.f nbwt ergreifen sie. Seine Tochter vereint sich mit seinen Strahlen, die Goldene der Götter. nTrw

Rede (begl. Gottheit): eig. Handlung Göttl. RZ (Formular Rede): Gegengabe Beschreibung der Opfergabe RZ als Bandeau (Formular Königstitulatur)

FB1: Erscheinen (H) Ruhen Geleit (T)

Vereinigung (T, H, S)

790 Auf Foto HAdW/Tübingen C 1232 ist eindeutig zu erkennen. So auch Ventker, Garanten der Herrschaft, 309. 791 Anders Ventker, Garanten der Herrschaft, 309: „Ich gebe dir Speisen, um sie zu den Speisen/Kas? zu führen“ (dazu ebd., 310, Anm. c). 792 Ventker, Garanten der Herrschaft, 309 nimmt hier eine Perfektform jw.n.k und eine kausative Bedeutung an („nachdem du die Nilflut ... kommen liessest“), was m. E. aber nicht naheliegt. 793 So nicht in der Publikation, aber auf Foto HAdW/Tübingen C 1232 klar erkennbar:

. In der

zerstörten Fläche ist schemenhaft ein r zu erahnen, die nicht ganz sichere Ergänzung zu tr liegt inhaltlich nahe. 794 Siehe zur Schreibung LGG IV, 111a. 795 So zu lesen eventuell mit Kurth, Einführung 1, 251, Nr. 63 und darauf bezogen ebd., 262, Anm. 213. 796 LGG II, 433b liest das als Epitheton wr b#w.s r nTrw „deren Macht größer ist als die Götter“, dies macht mit der Einordnung des davor stehenden

jedoch Schwierigkeiten.

797 Dem Zusammenhang nach dürfte hier ein Singular vorliegen. Siehe ähnliche Schreibungen (mit dem Ei und

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5 Der Dachkiosk W’

Hs.s Ro r njwt.s m Hb.s wr n wp rnpt

Sie preist Re für ihre Stadt an ihrem großen Fest des Neujahrsfestes.

D VIII, 49, 10–14: Kiosk, Säule III, Ostseite, 1. Register [BT/FE] (1) #Xt nt #Xtjt sn.s r Xy Der Horizont der Horizontischen, er gleicht dem Himmel, der Himmel ihres Kas auf jpt nt k#.s tp p#-t#798 Erden, weil das Auge des Re ihn betreten Dr oq s(j) jrt Ro m Hb hat am Fest des Sehens seines Vaters. m## jt.s Owt-Or wrt nbt Jwnt Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt und sXmw o#w799 wrw nw die sehr großen Götterbilder des Hauses der (2) Pr-rpyt qoHw?800 m Vornehmen, die in ihren Schreinen bei ihr ruhen, HDw.sn r-Hno.s xnm.sn m#wt nt psD m sie vereinen sich mit den Strahlen dessen, nbw der als Goldener leuchtet, #w jb jt Hno s#{w?}t.f801 froh ist das Herz des Vaters bei seiner wdn.tw n Drtjw nn m Tochter. Man opfert für diese Vorfahren in J#t-djt. J#t-djt (3) Ihr Ba kommt zu den Speisen, jj b#.sn r Df#w Xnm.sn Xnm n X#w nw sie riechen den Duft des Weihrauches aus Vrt und der Fleischstücke der Feinde des Vrt X#w nw Xftjw nw #Xtj Horizontischen. jj.sn Hr Xt.sn Sie kommen auf ihre Dinge, Sm.sn r Dryt.sn sie gehen zu ihren Gemächern, snsn.sn Hr nst.sn Dt sie vereinigen sich mit ihrem Sitz in DtEwigkeit. D VIII, 50, 5 – 51, 4: Kiosk, Säule III, Nordseite, 2. Register [RS] (Ich) opfere Wein für die Goldene der (1) Hnk(.j) jrp n nbwt Götter, nTrw (ich) stelle ihre Majestät zufrieden mit ihrem sHtp(.j) Hmt.s m xrt.s Bedarf. Der König von Ober- und Unterägypten, der (2) nsw bjtj nb t#wj Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des ½ ¼ (3) s# Ro nb Xow Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. ½ ¼

Lobpreis (H)

FB1: Beschreibung des Bauwerks (–)

Geleit (T)

Vereinigung (H, T*, S) Freude (S) Opfer (–) Annahme des Opfers (H, T*)

Rückkehr? (H, T*) Ruhen (H, T*)

Rede (K): eig. Handlung (1) (2)802 Bez. des GT = Königstitulatur

zwei Broten) in LGG VI, 102a – 113a. 798 Siehe dazu oben, Anm. 795. 799 Foto HAdW/Tübingen C 670 zeigt, dass an Stelle von

das Zeichen

steht. LGG VI, 552c führt

wie die Edition die irrtümliche Schreibung mit dem Mund auf. 800 Eigentlich weist die Determinierung auf einen Ausdruck im feminin Singular hin, ein logischer Satz lässt sich damit jedoch nicht konstruieren, zumal gleich im Folgenden HDw.sn auf ein pluralisches Bezugswort verwiesen wird. 801 Die Pluralstriche können nicht geleugnet werden. Nicht vorhanden ist allerdings die in der Edition hinter der Gans angegebene Sonnenscheibe. 802 In der Textpublikation als Szenentitel gedeutet, siehe jedoch Anm. 752 oben.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(4) [s#?].k s# Ro nTrw dmDw803 Hr jrt s#.f804 m-n[…]wt nw t#w Knmt esds xr jrp

[Dein Schutz?] ist der Schutz des Re, die versammelten Götter bereiten seinen Schutz. Nimm [dir die…] der Länder von Baharija und Charga mit dem Wein.

swr.T jm #w jb[…] m jrp jw.w805 wob (5) Jmjt-wD#t-s#Xt-vm

Mögest du davon trinken, möge […] froh sein über den Wein, er ist rein. Die sich im Udjatauge befindet, die Atum verklärt, die das Auge des Re im zweiten Monat des Achet erfreut: Ich spiele Bügelsistrum für die Gebieterin der Fürsten, ich stelle ihr Herz zufrieden mit dem, was sie liebt. Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Prächtige, die Gebieterin der beiden Weinkrüge: Ich gebe dir Buto mit dem frischen Wein für die Götter. Hathor, die Herrin von Jwnt, die Herrin von […] die die Erscheinungsform im Heiligtum schützt, das Abbild? […]. Ich gebe dir die Oase für dich als Anteil, indem sie Gaben deines Kas trägt. Schrecken vor dir durchzieht alle Länder, Furcht vor dir ist durch die Fremdländer hindurch. Die Königin von Ober- und Unterägypten, die Uranfängliche, die Herrin des Weins, die Prächtige, Gebieterin der Prächtigen,

(6) sXntSt jrt Ro m #bd 2 #Xt (7) jr.j sXm n Hnwt Hq#w sHtp.j jb.s m mr.s806 (8) Dd mdw jn Owt-Or wrt nbt (9) Jwnt jrt Ro Spst Hnwt (10) jnmtj (11) dj.j n.k Jmt xr jrp w#D807 n nTrw (D VIII, 51) (12) Owt-Or nbt Jwnt nbt on[…]808 (13) Xwt Xprw Xnt Xm twt […] (14) dj.j n.k wH#t n.k r psSt.k Hr rmn g#wt k#.k nr.k pxr m t#w nbw snD.k m-Xt X#swt nswyt bjtjt S#ot nbt S#809 Spst810 Hnwt Spswt

Rückenschutzformel Kgl. RZ (Formular Rede): Aufforderung Wunsch Bez. der Musikantin Rede (Musikantin): eig. Handlung Bez. des OE

Rede (OE): Gegengabe Bez. der begl. Gottheit Göttl. RZ (Formular Rede): Gegengabe RZ als Bandeau (Formular Königstitulatur)

803 Oder Pseudopartizip: „Die Götter sind versammelt, indem sie ihn schützen“ (Vorschlag Joachim Friedrich Quack). 804 Siehe zu dieser Schutzformel und auch zum Ergänzungsvorschlag Eldamaty, in: Fs Haikal, 88. 805 Siehe dazu oben, Anm. 290. 806 Foto HAdW/Tübingen C 1224 zufolge eindeutig eine Variante von . 807 Die Eigenschaft w#D wird im Zusammenhang mit Wein oft als Hinweis auf seine Frische gedeutet, so z. B. Poo, Wine Offering, 25 und Cauville, L’offrande aux dieux, 46. Alternativ könnte man hierin eine Vermeidung von rot (dSr) als eigentlich passende Farbbezeichnung für den Wein aufgrund ihrer Verbindung mit dem Gott Seth und des daraus folgenden gefährlichen Charakters sehen. Siehe zu der so begründeten Substitution von dSr durch w#D Pinch, in: Davies (Hg.), Colour and Painting, 184. Unter diesem Blickwinkel könnte auch die Weinbezeichnung jrt Or w#Dt (z. B. D VII, 145, 9*; 152, 2*; 153, 1*; 163, 11* und öfter) zu betrachten sein. 808 Cauville, in: RdE 66, 2015, 10–11 zufolge ein Ortsname, vgl. LGG IV, 27b–c. 809 Die Sonnenscheibe könnte irrtümlich für ein Weingefäß stehen, vgl. die Schreibungen bei Wilson, Lexikon, 985. Anders ALex 78.0056, wo #Xt als Bezeichnung der Jahreszeit gedeutet wird. 810 Vielleicht versehentlich mit Plural-Determinativ geschrieben?

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5 Der Dachkiosk W’

nbt Xbt nbt nwH Hnwt jb# Owt-Or wrt nbt Jwnt

die Herrin des Tanzes, die Herrin der Trunkenheit, Gebieterin des Tanzes, Hathor, die Große, Herrin von Jwnt.

D VIII, 51, 6 – 52, 6: Kiosk, Säule III, Südseite, 2. Register [RS] Räuchern [für...] seine [Mutter?], die Mäch(1) k#p [n mwt.]f?811 tige, die Flamme mit ihrem Duft verklären. wsrt s#X nsrt m sTj.s Der König von Ober- und Unterägypten, der (2) nsw bjtj nb t#wj Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des ½ ¼ (3) s# Ro nb Xow Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. ½ ¼ (4) [s# H#?].k ro nb [Schutz sei um?] dich jeden Tag wie der Schutz des Re […]. mj813 s# Ro […]814 […] große Stirnschlange im Gottesland […]. (5) […] mHnjt wrt m v#-nTr […] (6) [VHnt-tpjt-jnt]815 [Die Glänzende, die Erste des Tales], das Udjatauge im ersten Monat des Achet: (7) wD#t m tpj #Xt816 (8) jr[.j?] sSst […] [Ich?] spiele Naossistrum […]. (9) Dd [mdw] jn Owt[Or wrt nbt Jwnt] (10) jrt Ro nbt sSSt Hnwt t#w-nTrw Spst nbt […] (12) ont Xo m jfdw nw t# (13) […]

[Worte] zu sprechen durch Hat[hor, die Große, die Herrin von Jwnt], das Auge des Re, die Herrin des Naossistrums, die Gebieterin der Gottesländer, die Prächtige, die Herrin […], die mit schöner Erscheinung in den vier Richtungen des Landes: […]

(14) Owt-Or […] (15) Xw.j Dt.T Dt.f n(n) #b r km Dt

Hathor […]:

(16) dj.j n.k v#-nTr pxr m […?].k817

Ich gebe dir das Gottesland, das durchzogen ist von deinem […?].

(D VIII, 52)

Ich schütze deinen Leib am Morgen ohne Unterlass in Dt-Ewigkeit.

Szenentitel?812 Bez. des GT = Königstitulatur Rückenschutzformel Kgl. RZ (Formular unklar) Bez. der Musikantin Rede (Musikantin): eig. Handlung Bez. des. OE

Rede (OE): unklar Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit): eig. Handlung Göttl. RZ (Formular Rede): Gegengabe

811 Vgl. für diese in Szenentiteln häufige Formulierung z. B. D VII, 165, 5* und D VIII, 76, 8–9*. 812 Als Szenentitel zu deuten unter der Voraussetzung, dass die Ergänzung stimmt. Dem Suffix zufolge dürfte es sich hierbei nicht um eine Rede handeln, siehe zur Frage der Kategorisierung oben, Anm. 752. 813 Eindeutig so nach Foto HAdW/Tübingen C 56. 814 Siehe zu dieser Schutzformel und auch zum Ergänzungsvorschlag Eldamaty, in: Fs Haikal, 88. 815 Ergänzung nach Mendel, Monatsgöttinnen, 49–50. 816 Die Monatsgöttin des ersten Achet, siehe Mendel, Monatsgöttinnen, 57. Vgl. zur Schreibung der kalendarischen Information oben, Anm. 753. 817 Auf eine verlockende Ergänzungsmöglichkeit wies mich Emmanuel Jambon hin: in E VII, 270, 14 steht in ähnlichem Zusammenhang t#-nTr pxr m st.k, was Kurth, Edfou VII, 508 mit „...und daß das Gottesland (Punt)

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

jdt.k m st-wrt t#w-nTrw xr Sfyt.k FkHr818 m j#w n Hr[.k] nswyt bjtjt St#t jrw m t#w-nTrw Drt nbt v#-nTr snsn sTj.s sXmw nTrw jdt.s pxr m dj-mrt

Dein Wohlgeruch ist im großen Sitz, die Gottesländer sind unter deinem Ansehen, FkHr ist in Jubel für [dein] Gesicht. Königin von Ober- und Unterägypten, die mit verborgener Gestalt in den Gottesländern, das Weibchen des Schwarzmilans, die Herrin des Gotteslandes; ihr Duft vereint sich mit den Heiligtümern der Götter, ihr Wohlgeruch durchzieht den Himmel.

D VIII, 52, 9–13: Kiosk, Säule IV, Westseite, 1. Register [H] Die Goldene geht auf an der Stirn dessen, (1) wbn nbwt tp dhnt der sie schuf, ihr Kultbild ist verborgen an nt qm# sj sSm.s St# mder Spitze seiner Barke, H#t wj#.f sie ruht im Angesicht ihres Ortes, gegenüber qoH.s oq# j#t.s m-stj n von ihrem Gau. sp#t.s [Sie] hat ihren Sitz in Freude erblickt, dg.n[.s] st.s m #wt-jb sie hat ihr Haus erreicht, spr.n.s pr.s ihr Leib ist in Jubel, (2) How.s m Hoowt sie hat ihr unzugängliches Gemach erSsp.n.s Dryt.s Dsrt griffen, die Neunheit ist in ihrer Umgebung, psDt.s m sw#w.s zu beiden Seiten ihres Leibes. m jtrtj Dt.s Der Ba in ihrem Leib ist in Jubel. b# m How.s m Hknw Sie vereinen sich mit den Strahlen ihres xnm.sn m#wt nt jt.sn großen Vaters, sie vereinen sich mit den wr (3) snsn.sn m stwt Strahlen seiner (Sonnen-)Scheibe. jtn.f Jwnt ist in Jubel, Jwnt m hy Anbetung ist in J#t-djt, s#-t# m J#t-djt Pr-ont m oq Dr m##.sn das Haus der Schönen ist im Fest, weil sie wrt w#Dt msXo m NTrjt die Große, mit frischem Erglänzen in NTrjt m hrw pn nfr wp rnpt sehen an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes. D VIII, 53, 2–6: Kiosk, Säule IV, Ostseite, 1. Register [BT/FE] Der Himmel der Herrin des Himmels, er ist (1) pt nt nbt pt twt.s r dem Himmel ähnlich, der Himmel ihres Leinnt h#yt nt Dt.s tp t# bes auf Erden, weil er die Tochter des Re Dr Ssp.s s#t Ro m hrw am Tag des Neujahrsfestes aufnimmt, am wp rnpt Hb Owt-Or Fest der Hathor, der Großen, der Herrin von wrt nbt Jwnt Jwnt. s#w-n.sn jrj nTrjw nw Alle s#w-n.sn und die Göttlichen von NTrjt, NTrjt jr.sn st.sn (2) r sie nehmen ihren Platz an ihrer Seite ein,

RZ als Bandeau (Formular Königstitulatur)

FB1: Erscheinen (H) Ruhen Freude Festjubel Kiosk betreten Geleit (T) Festjubel (H) Vereinigung (H, T*, S) Festjubel (A) Verehrung (A) Festjubel (A)

FB1: Beschreibung des Bauwerks (–)

Geleit (T 2x)

deinen Sitz umgibt“ übersetzt. Foto HAdW/Tübingen C 1221 zufolge ähneln die erhaltenen Reste des Zeichens jedoch eher einem

(so auch die Edition), ein Thron ist m. E. auszuschließen.

818 Die Lokalisierung des Gebietes FkHr ist abhängig von der Verortung von Punt, siehe dazu und für weitere Literatur Rickert, Gottheit und Gabe, 108, Anm. 369.

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5 Der Dachkiosk W’

jeder ergreift die Strahlen dessen, der sie schuf, am Himmel. Ihr(e) Abbild(er) vereinen sich mit ihrem Ba, man beugt die Arme für ihren Ka im Inneren der beiden Länder. Ihre Herzen kommen zu ihren Opfergaben, sie riechen den Weihrauch, der auf der Verzehrenden (Flamme) verbrannt wird, und die Rinder und Vögel, die auf der Flamme sind. Sie sind zufrieden mit der Nahrung,

gs.s #m wo nb stwt qm# sn m k#pt snsn snn.sn b#.sn qoH.tw o n k#.sn m-q#b Ä#b-t#wj jj (3) jb.sn r Htpw.sn sn.sn snTr wbd Hr wrt jHw #pdw tpjw nsrt Htp.sn Hr Hw

sie schreiten zu ihrem Sanktuar, sie setzen sich auf ihren Thron in nHHEwigkeit.

nmt.sn r jwnn.sn xnm.sn Hr p.sn nHH

D VIII, 53, 11 – 54, 9: Kiosk, Säule IV, Nordseite, 2. Register [RS] (1) snTr(.j) n k#.T m-H#t (Ich) räuchere für deinen Ka an der Spitze aller Götter, nTrw nbw sTj k#.T (?) k#.tw r […] Duft deines Kas (?) sagt man zu […]. n […] Der König von Ober- und Unterägypten (3) nsw bjtj nb t#wj ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erschei½ ¼ (4) s# Ro nb Xow nungen ½ ¼. ½ ¼ (5) [s#] H#.k m xnw [Schutz ist] um dich im Inneren deines Gemaches in allem (?) Leben und Macht. tjt.k m onX w#s nb?820 Nimm dir den Weihrauch, sein Duft sei an (6) m-n.T snTr sTj.f r deiner Nase. fnD.T Htp Hmt.T […] wrt NTrjt Hnwt v#-nTr nbt pr-wr Hnwt pr-nsr (D VIII, 54) (7) PsDt-Xntjtnt-Hrt (8) s#Xt jtnt m #bd 3 #Xt821 (9) jr(.j) sSSt n nbt pt Hnwt nTrw nbw

Deine Majestät sei zufrieden […]. Große von NTrjt, Gebieterin des Gotteslandes, Herrin des pr-wr, Gebieterin des pr-nsr. Die Glänzende, die Vorsteherin des Himmels, die die weibliche Scheibe im dritten Monat des Achet verklärt: (Ich) spiele Naossistrum für die Herrin des Himmels, die Gebieterin aller Götter.

(10) Dd mdw jn OwtOr wrt nbt (11) Jwnt

Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt,

Vereinigung (T, S) Verehrung (–) Annahme des Opfers (T*)

Zufriedenheit (T*) Rückkehr (T*) Ruhen (T*)

Rede (K): eig. Handlung?819 Bez. des GT = Königstitulatur Rückenschutzformel Kgl. RZ (Formular Rede): Aufforderung Wunsch Bez. der Musikantin Rede (Musikantin): eig. Handlung Bez. des OE

819 In der Edition als Szenentitel gedeutet, siehe jedoch oben, Anm. 752. 820 Foto HAdW/Tübingen C 675 zeigt ein nicht sehr klar ausgeführtes Zeichen, das tatsächlich dem geschminkten Auge ähnelt, welches in der Textedition angegeben ist. Es ist mir jedoch nicht gelungen, hierfür eine sinnvolle Lesung zu finden – vielleicht handelt es sich nur um ein verderbtes

? Siehe zur Ergänzung am

Anfang und zu dieser Schutzformel generell Eldamaty, in: Fs Haikal, 88. 821 Es handelt sich um die Monatsgöttin des dritten Achet, siehe Mendel, Monatsgöttinnen, 59. Vgl. zur Schreibung der kalendarischen Information oben, Anm. 753.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

jrt Ro nbt Pwnt (12) Hnwt […]822 (13) dj.j n.[k] v#-nTr xr […] (14) Owt-Or nbt Jwnt pxr.s (15) n# t#w823 (16) dwn.j owj.j H# jtnt nbt #Xt

das Auge des Re, die Herrin von Punt, die Gebieterin von […]: Ich gebe [dir] das Gottesland mit […].

(17) dj.j n.k qm#tjw m nDt n k#.k v#-nTr dmD Xr.k Xb.k jnw m t#w X#swt Kmt Htp Hr-mw.k

Ich gebe dir die qm#tjw als Untertanen für deinen Ka, das Gottesland ist bei dir versammelt, du ziehst Gaben in den Fremdländern ein, Ägypten ist zufrieden, indem es dir gegenüber loyal ist. Die Königin von Ober- und Unterägypten, die Ba-Mächtige in Bugem, deren Duft mit dem Himmel vereint ist. Re jubelt, weil seine beiden Augen für ihn die Goldene der Götter an der Spitze von Jwnt sehen.

nswyt bjtjt b#t m Bwgm sTj.s #bX m Hrt Hoo Ro m## n.f jrtj.f nbwt nTrw Xntjt Jwnt

Hathor, die Herrin von Jwnt, sie durchzieht die Länder: Ich strecke meine Arme hinter der weiblichen Scheibe, der Herrin des Horizonts, aus.

D VIII, 54, 11 – 55, 8: Kiosk, Säule IV, Südseite, 2. Register [RS]824 (1) m-n.T mnw825 wn Nimm dir den Menu-Krug, der das Inn[ere] xn[w n k#.T jr.tw.f n826] öffnet [für deinen Ka. Man macht ihn für] die Göttinnen hinter dir. (2) nTrwt Hr-s#.T827 Der König von Ober- und Unterägypten, der (3) nsw bjtj nb t#wj Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des ½ ¼ (4) s# Ro nb Xow Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼. ½ ¼ Aller Schutz, Leben und Macht sind um ihn (5) s# onX w#s nb H#.f und der Schutz der Isis und ihres Sohnes Hno s# #st Hno s#.s Or Horus.

Rede (OE): Gegengabe Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit): eig. Handlung Göttl. RZ (Formular Rede): Gegengabe

RZ als Bandeau (Formular Königstitulatur)

Rede (K): Aufforderung Bez. des GT = Königstitulatur Rückenschutzformel

822 Hier stand der Determinierung nach ein Ortsname. 823 Wegen des Artikels sicher als Plural zu interpretieren. Siehe zu dieser Form der Hathor und für eine Präzisierung der hieroglyphischen Schreibung Cauville, in: RdE 66, 2015, 12–13. Sie liest an Stelle des Falken einen Schmutzgeier, was Foto HAdW/Tübingen 1212 bestätigt. 824 Übersetzt bei Sternberg-el Hotabi, Hymnus, 83–84. 825 Nach mn steht Foto HAdW/Tübingen C 676 zufolge nicht eine halbe, sondern eine ganze zerstörte Gruppe, in deren oberer Hälfte noch ein nw-Gefäß zu erahnen ist. 826 Siehe dazu oben, D VII, 161, 5*. Foto HAdW/Tübingen C 49 zufolge könnten die Reste des in der Publikation als

angegebenen Zeichens durchaus zu einem Hasen gehören. So vermutete schon Sternberg-el Hotabi,

Hymnus, 83. 827 Mit Sternberg-el Hotabi, Hymnus, 83 und nach der Parallele in D VII, 161, 6* ist die Zeichenkombination sicher so zu lesen.

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5 Der Dachkiosk W’

(6) m-n.T Dsr nbt hy nbt […] k#.T m?828 sXpt

Nimm dir das Dsr-Bier, Herrin des Jubels, Herrin […] dein Ka mit dem sXpt-Getränk,

Htp.T jm ro nb sp 2 THH jb.T n mr.T

mögest du damit jeden Tag sehr zufrieden sein. Dein Herz juble wegen dem, das du liebst. Satis, die zurücktreiben lässt [im Urwasser], die das Auge des Re zufriedenstellt im vierten Monat des Achet: (Ich) spiele Naossistrum für das [Auge] des Re […].

(7) cTt-srtHt[m-nwn]829 (8) sHtpt jrt Ro m #bd 4 #Xt (9) jr(.j) sSSt n [jrt] Ro […] (D VIII, 55)

(10) Dd mdw jn OwtOr wrt [nbt] (11) Jwnt jrt Ro […] (12) Hnwt sSSt […] (13) dj.j n.k tX wHm tX […] (14) Owt-Or […] (15) Sspt? Hr dw# […] (16) dj.j n.k #wt-jb m xrt-hrw [#w] jb n(n) jr #b Xb Xpr m Xm nb ro nb n(n) nwd r.k Dt nswyt bjtjt Hq#t m Owt-nhm nhm nTrw n m##.s jb#.sn m Hr.s nfr s#t Ro prt m How.f

Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, die [Herrin] von Jwnt, das Auge des Re […], die Gebieterin des Naossistrums […]: Ich gebe dir die Trunkenheit und die Wiederholung der Trunkenheit. Hathor […], die Leuchtende? beim Preisen […]: Ich gebe dir Herzensfreude jeden Tag, das Herz sei [froh] ohne Unterlass, Tanz ist entstanden in jedem Heiligtum jeden Tag, ohne sich je von ihm zu entfernen in Dt-Ewigkeit. Die Königin von Ober- und Unterägypten, die Gebieterin im Haus des Jubelns, über deren Anblick die Götter jubeln, sie tanzen vor ihrem schönen Gesicht, die Tochter des Re, die aus seinen Gliedern hervorgekommen ist.

Kgl. RZ (Formular Rede): Aufforderung Wünsche (1) (2) Bez. der Musikantin Rede (Musikantin): eig. Handlung Bezeichnung des OE Rede (OE): Gegengabe Bez. der begl. Gottheit Göttl. RZ (Formular Rede): Gegengabe

RZ als Bandeau (Formular Königstitulatur)

D VIII, 55, 12 – 56, 12: Kiosk, Säule V, West- und Südseite, 1. Register830 [H] Oh Jahr des Geburtsziegels! 35. Strophe: (1) j Rnpt msXnt Anrufung Wünsche (1) dj.T msXnt nfrt n OwtMögest du der Hathor, der Herrin von Jwnt Or nbt Jwnt einen guten Geburtsziegel geben, 828 Das hohe Zeichen könnte einst

gewesen sein.

829 Siehe zur Ergänzung und Übersetzung Mendel, Monatsgöttinnen, 51. 830 Abschluss der Anrufungen an das gute Jahr, siehe die vorangehenden Textbestandteile D VIII, 13, 2–6*; D VIII, 64, 12–15*; D VIII, 61, 6 – 62, 7*; D VIII, 58, 8–14*; D VIII, 57, 4–10* (in dieser Reihenfolge). Siehe die Übersetzung und Synopse zu diesem Teil der Anrufungen Germond, Invocations, 54–63 und Kurth, Treffpunkt der Götter, 239–240, zu dem sich daran anschließenden Text Junker, in: ZÄS 43, 1906, 104–105 und 119–122. Der letzte Teil der Inschrift (D VIII, 56, 6–12*) ist auch übersetzt bei Derchain, in: CdE 68, 1993, 65–69 und Rüter, „Habt Ehrfurcht“, 8–9. Die Nummerierung der Strophen folgt Germond, Invocations, 15–60.

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238

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Dd.s m t# pn onXw dj.T831 jr.s mr.s832 mj nn jm#Xw wD.n Ro jr mr.sn Hr-tp t# n(n) jsk Dbo833 n Hm-nTr n nTr r.f834 (2) j Rnpt rnpt

möge sie in diesem Land der Lebenden andauern. Mögest du sie tun lassen, was sie möchte, wie diese Wohlversorgten, denen Re befohlen hat, dass sie auf Erden tun, was sie möchten, abgesehen vom Tadel des Gottesdieners eines Gottes gegen ihn. Oh verjüngendes Jahr!

dj.T rnp835 Owt-Or nbt Jwnt mj rnp[.T]836 m##‹.T›837 s(j) mj Ro ro nb (3) j Rnpt m#wt

Mögest du sich Hathor, die Herrin von Jwnt, verjüngen lassen, wie [du] dich verjüngst. Mögest ‹du› sie sehen wie Re jeden Tag.

dj.T m#w [Owt-Or nbt Jwnt] mj m#w.(D VIII, 56)T n(n) w#sm.T838 n(n) w#sm.s Dt (4) &j\ Rnpt Xyt

Mögest du [Hathor, die Herrin von Jwnt] neu sein lassen wie du neu bist. So wie du nicht verfällst möge sie nicht verfallen in Dt-Ewigkeit. &Oh\ erhöhtes Jahr!

dj.T Xy [Owt-Or nbt Jwnt mj Xy.T Xy sp 2]839 m t# pn onXw n(n) pH s(j) o840 n Xftjw.s Dt

Mögest du [Hathor, die Herrin von Jwnt] erhöhen, [wie du dich erhöht hast, indem du zweifach erhöht bist in] diesem Land der Lebenden. Nicht möge sie die Untat ihrer Feinde erreichen in Dt-Ewigkeit.

Oh neues Jahr!

(2) (3)

36. Strophe: Anrufung Wünsche (1) (2) 37. Strophe: Anrufung Wünsche (1) (2) 38. Strophe: Anrufung Wünsche (1)

(2)

831 Das Zeichen auf dem Kopf der Göttin, das in der Publikation undefinierbar bleibt und im Folgenden noch häufiger vorkommt, ist stellenweise klar als Jahresrispe zu erkennen. Siehe z. B. Foto HAdW/Tübingen L 3083 zu D VIII, 61, 8*. 832 Siehe die Parallelen bei Germond, Invocations, 54–55. 833 Verschreibung für

, vgl. Germond, Invocations, 54.

834 Übersetzung nach einem Vorschlag von Joachim Friedrich Quack, vgl. dazu Wb V, 567, 4–8 (mit Hinweis auf eine parallel konstruierte Phrase in E Mammisi, 119, 5) und Wilson, Lexikon, 1232. Anders gedeutet bei Germond, Invocations, 54–55, 75, Anm. 29 und Kurth, Treffpunkt der Götter, 239, 375, wo von der Bedeutung „Siegel“ ausgegangen wird und Zusammenhänge mit der Markierung von Opfertieren bzw. mit der Versiegelung des Grabes vermutet werden. Vgl. auch Kurth, Einführung 2, 779 (zu E VI, 99, 2). 835 In der Publikation steht ein zusätzliches Paar Beine

, nach Foto HAdW/Tübingen C 24 sind dies

aber nur die Füße des Kindes, die unter der Zerstörung hervorragen:

.

836 Siehe für die Schreibung Germond, Invocations, 57, Anm. b. 837 Siehe zur Ergänzung die Parallelstellen bei Germond, Invocations, 56. 838 Vgl. zur Lesung Quack, Ani, 98–99, Anm. 52 (Hinweis Joachim Friedrich Quack). Germond, Invocations, 57, Anm. b liest Dom. 839 Zur ergänzten Passage siehe die Parallelstellen bei Germond, Invocations, 58 und die vorangehenden Passagen, in denen in Dendara stets Hathor angesprochen wird. 840 Siehe Germond, Invocations, 59, wo auf ALex 78.0598 hingewiesen wird. Da die Parallele in Edfu (Germond, op. cit., 58) den nicht determinierten Arm hat, dürfte die Pustel hier nur Determinativ des (schlechten) Arms der Feinde – im übertragenen Sinne ihre böswillige Handlung – sein. Vgl. dazu Quack, Merikare, 80–81, Anm. h (Hinweis Joachim Friedrich Quack).

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239

5 Der Dachkiosk W’

(5) j Rnpt nbt obw841

Oh Jahr, Herrin des Unheils!

dj.T obw.T r Xftjw nbw n [Owt-Or nbt Jwnt m mwt onX]842 sHr.T D#t m r#-w#t.s (6) jw Owt-Or nbt Jwnt Xw mk843 #wt-jb jm.s m #wt[-jb jw onX nb jm.s m onX jw Owt-Or]844 nbt Jwnt m Xr845 xrd846 rnpt nfrt onX wD# snb (7) Or sp 2 w#D n cXmt848 H# jwf n Owt-Or [nbt] Jwnt tm n onX849 j psDt Ro (j)mj j#w n850 Owt-Or nbt Jwnt j nTrw nbw snD n Owt-Or nbt Jwnt

Mögest du dein Unheil gegen alle Feinde der [Hathor, der Herrin von Jwnt] richten, [tot oder lebendig], und mögest du das Übel von ihrem Weg vertreiben. Hathor, die Herrin von Jwnt ist geschützt, ist geschützt, Herzensfreude sei in ihr als Herzens[freude, alles Leben sei in ihr als Leben, indem Hathor], die Herrin von Jwnt ein Jungvogel ist, ein Kind des guten Jahres, es lebe, sei heil und gesund! Horus, Horus, Sprössling der Sachmet!

(8) [j] nTrwt nbt

39. Strophe: Anrufung Wünsche (1) (2) Schlussformel:847 Wünsche (1) (2) (3)

(4) Anrufung

Sei um das Fleisch der Hathor, der [Herrin] von Jwnt, vollständig für das Leben! Oh Neunheit des Re! Gib Hathor, der Herrin von Jwnt, Lobpreis!

Aufforderung

Oh alle Götter! Habt Ehrfurcht vor Hathor, der Herrin von Jwnt! [Oh] alle Göttinnen!

Anrufung Aufforderung

Anrufung Aufforderung

Anrufung

841 Alternativ kann man auch mit Kurth, Treffpunkt der Götter, 240 „Herrin der beiden Hörner“ lesen und weiter unten „mögest du deine Hörner richten gegen alle Feinde…“, siehe zur möglichen inhaltlichen Deutung Kurth, op. cit., 375–376 (ähnlich Cauville, Dendara XV. Traduction, 93 zu D XV, 62, 6–10). Die doppelte Schreibung der Hörner im E VI und an der vorliegenden Stelle (siehe die Synopse bei Germond, Invocations, 58) können als Hinweis auf diese Lesart interpretiert werden, andererseits treten in zwei Fällen negative Determinative auf, die eher für die Lesung „Unheil“ sprechen. 842 Siehe für die Ergänzung die Parallele in Edfu bei Germond, Invocations 58. 843 Siehe zur Auffassung als Stativ gegen Germond, Invocations, 61 Kurth, Rez. in: BiOr 44, 1987, 409 und Quack, in: Greub (Hg.), Das Bild der Jahreszeiten, 87, Anm. 25. 844 Für die Ergänzung siehe Germond, Invocations, 60. 845 ALex 78.3105. 846 Diese Lesung des Kindes ist als Alliteration zum vorangehenden Xr am wahrscheinlichsten. Das s# („Sohn“) aus der Parallele in Edfu (Germond, Invocations, 60) ist wegen der weiblichen Bezugsperson in Dendara nicht anzunehmen. 847 Siehe zu diesem Textabschnitt, der die eigentlichen Anrufungen an das Jahr abschließt, Germond, Invocations, 60–63. 848 LGG II, 257c – 258a. Siehe zur Bedeutung dieses Ausdrucks und für eine Sammlung der Belegstellen Goyon, in: BIFAO 74, 1974, 75–83; ders., Confirmation du pouvoir royal I, 56 (II, 3); Germond, Invocations, 60–61; ders., Sekhmet, 160; ergänzend Pries, Stundenritual, 92 und 96 (mit neuerer Literatur und Kommentaren dazu in Anm. 533 und 551) sowie Meyrath, in: ENiM 6, 2013, 238–239 und Fischer-Elfert, Magika Hieratika, 107 (Hinweis Joachim Friedrich Quack), wonach w#D vielleicht alternativ als Amulettbezeichnung zu verstehen ist. 849 Siehe dazu Wilson, Lexikon, 1143 und Goyon, in: BIFAO 74, 1974, 75–83. 850 Die Lücke, die in der Publikation unter dem jubelnden Mann angegeben ist, ist zu tilgen (Foto HAdW/Tübingen C 1207, wo man unterhalb der Steingrenze noch deutlich die Füße der Figur erkennen kann). Stattdessen ist vor diesem Zeichen aber deutlich ein nw-Gefäß zu sehen.

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240

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

j.jr hnw n Owt-[Or] nbt Jwnt j nTrw o#w snD n Owt-Or nbt Jwnt j nTrw dw# sj sHtp.{s}‹T›n851 sj jort nt Ro Xpr Sfyt.f jm.s j psDt o#t (j)mj n.s j#w snD n.s m t#w nbw (9) [j]852 psDt nDst jmj n.s j#w Owt-Or nbt Jwnt Htp.s m pr-wr853 mj Ro ro nb snD n Owt-Or nbt Jwnt m t#w nbw nts Hnwt snD snD n Owt-Or nbt Jwnt j#kw m t# nb (10) [nts]854 djt j#wt n mr.s snD n.s Owt-Or nbt Jwnt m t#w nbw nts wDt Sm#jw855 r x#kw-jb snD n Owt-Or nbt Jwnt ‹m›856 t#wj nbw

Jubelt für Hathor, die Herrin von Jwnt!

Aufforderung

Oh große Götter! Habt Ehrfurcht vor Hathor, der Herrin von Jwnt! Oh Götter! Preist sie, ihr, die ihr sie zufriedenstellt, die Kobra des Re, durch die sein Ansehen entsteht! Oh große Neunheit! Gib ihr Jubel! Ehrfurcht vor ihr sei in allen Ländern. Oh kleine Neunheit! Gib ihr Lobpreis, der Hathor, Herrin von Jwnt! Sie ruhe im pr-wr wie Re jeden Tag.

Anrufung Aufforderung

Habt Ehrfurcht vor Hathor, der Herrin von Jwnt in den allen Ländern! Sie ist die Gebieterin der Furcht.

Aufforderung

Habt Ehrfurcht vor Hathor, der Herrin von Jwnt, ihr Alten in jedem Land! [Sie] ist es, die dem, den sie liebt, Alter gibt. Habt Ehrfurcht vor ihr, Hathor, der Herrin von Jwnt, in allen Ländern! Sie ist die, die den Wanderdämonen gegen die Krummherzigen befiehlt. Habt Ehrfurcht vor Hathor, der Herrin von Jwnt ‹in› den ganzen beiden Ländern!

Anrufung Aufforderung Anrufung Aufforderung Wunsch Anrufung Aufforderung Wunsch

Identifikation (nts) Aufforderung Identifikation (nts) Aufforderung Identifikation (nts) Aufforderung

851 Anders Kurth, in: BiOr 44, 1987, 409, der das Pronomen nicht emendiert und dennoch „die ihr sie milde stimmt“ übersetzt. Germond, Invocations, 67 geht von einem tatsächlichen Wechsel zur 3. Person Plural aus und übersetzt „Ils l’apaisent“. 852 So auch Rüter, „Habt Ehrfurcht“, 9. Foto HAdW/Tübingen C 1205 zufolge müsste es sich allerdings um eine gedrungene Figur handeln, da über der Zeichengruppe für psDt nicht viel Platz ist. 853 Ob hier wirklich das pr-wr als spezifische Räumlichkeit gemeint ist? Das Zeichen entspricht zumindest am ehesten den von Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 169 und Kurth, Einführung 1, 342 unter diesem Lautwert aufgeführten Gebäuden. In der Parallele vom Mut-Portal steht nur pr.s. (Germond, Invocations, 66). Grundsätzlich würde sich das pr-wr als letztendlicher Ruhepunkt im Festgeschehen jedoch gut in den Kontext einfügen, siehe dazu Abschnitt III 1.2. Anders Rüter, „Habt Ehrfurcht“, 9, der hier k#r „Kapelle“ liest. 854 Siehe die Parallele bei Germond, Invocations, 66. 855 Die Figur ist stark zerstört, man meint aber einen Schakalkopf zu erahnen (Foto HAdW/Tübingen 1205). Bei Germond, Invocations, 66 ist in der Parallele ein stehender Mann mit einem Messer zu sehen, hier wäre dann X#tjw zu lesen (siehe Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 155 und 157). 856 Siehe die Synopse bei Germond, Invocations, 68.

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5 Der Dachkiosk W’

nts Xpr Smm m rn.s snD n Owt-Or nbt Jwnt m t#w nbw nts Hnwt t#w nbw

Sie ist die, in deren Namen das Fieber entsteht. Habt Ehrfurcht vor Hathor, der Herrin von Jwnt in allen Ländern! Sie ist die Gebieterin aller Länder.

D VIII, 57, 4–10: Kiosk, Säule VI, Südseite, 1. Register857 [H] Oh Jahr, das die Tage gebiert! (1) j Rnpt mst hrww sq#.T hrww wnwwt n858 Owt-Or nbt Jwnt m rnpt tn j Rnpt mst #bdw

Mögest du die Tage und Stunden der Hathor, der Herrin von Jwnt in diesem Jahr erhöhen. Oh Jahr, das die Monate gebiert!

sq#.T #bdw n Owt-Or nbt Jwnt Hr-tp t# m rnpt tn (2) j Rnpt mst trw

Mögest du die Monate der Hathor, der Herrin von Jwnt, auf Erden in diesem Jahr erhöhen. Oh Jahr, das die Jahreszeiten gebiert!

dj.T rnp Owt-Or nbt Jwnt Hr tp trw mj rnp Ro tp trw j Rnpt mst prt859

Mögest du Hathor, die Herrin von Jwnt, sich verjüngen lassen zu den Zeiten, wie sich Re zu den Zeiten verjüngt. Oh Jahr, das die Peret-Jahreszeit gebiert!

dj.T prt nfrt nt Owt-Or nbt Jwnt r tr.s wob.tw r j#dt rnpt n(n) qn jm.s

Mögest du die gute Peret-Jahreszeit der Hathor, der Herrin von Jwnt zum richtigen Zeitpunkt geben, indem sie rein ist von der Seuche des Jahres, ohne dass Not in ihr ist. Oh Jahr, das die Schemu-Jahreszeit gebiert!

(3) j Rnpt mst Smw dj.T Ssp Owt-Or nbt Jwnt Smw nfr [sb].s860 Smw nfr

Mögest du veranlassen, dass Hathor, die Herrin von Jwnt, eine gute Schemu-Jahreszeit empfängt und dass sie eine gute Schemu-Jahreszeit [durchläuft].

Identifikation (nts) Aufforderung Identifikation (nts) 27. Strophe: Anrufung Wunsch 28. Strophe: Anrufung Wunsch 29. Strophe: Anrufung Wunsch 30. Strophe: Anrufung Wunsch

31. Strophe: Anrufung Wunsch

857 Fortsetzung der Anrufungen an das Jahr, siehe auch die Vorgängertexte D VIII, 13, 2–6*, D VIII, 64, 12– 15*, D VIII, 61, 6 – 62, 7*, D VIII, 58, 8–14* sowie den Abschluss in D VIII, 55, 12– 56, 12*. Für Übersetzung und Synopse zu diesem Teil der Anrufungen siehe Germond, Invocations, 44–53, Kurth, Treffpunkt der Götter, 238–239 und teilweise auch Derchain-Urtel, in: Fs Thissen, 162. 858 Foto HAdW/Tübingen C 16 zufolge verläuft nach dem nw-Gefäß die Steingrenze, so dass hier vielleicht nie weitere Zeichen waren. Wahrscheinlich ist sind die beiden flachen Zerstörungen, die in der Publikation eingezeichnet sind, zu tilgen. 859 Die Reihenfolge der Jahreszeiten ist in dem Beleg vom Kiosk in Dendara ungewöhnlich, da mit Peret begonnen wird. In dem Beleg aus dem Mammisi von Edfu wird mit Schemu begonnen, in der Version aus E VI liegt die übliche Abfolge (Achet, Peret, Schemu) vor, dazu Germond, Invocations, 48–49. Siehe für Literatur zur Gefahr der j#dt rnpt, die ihren Höhepunkt im Peret erreicht, Anm. 4 in I.1. 860 Siehe zur Ergänzung die Parallelen bei Germond, Invocations, 50.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

j Rnpt mst #Xt

Oh Jahr, das die Achet-Jahreszeit gebiert!

dj.T boH t# pn n Owt-Or nbt Jwnt m #Xt jn n.s k#w qm#.n.sn861

Lass dieses Land für Hathor, die Herrin von Jwnt, in der Achet-Jahreszeit überschwemmt sein. Bring ihr die Nahrung, die sie erschaffen haben. [Oh] Jahr, [das] alle Dinge [entstehen lässt]!

(4) [j] Rnpt [sXprt] Xt nbt dj.T Xpr Xt nbt nfrt n Owt-Or nbt Jwnt wHm[.s sn/st m] sn[b] Dt862 j Rnpt rrt

Mögest du veranlassen, dass alle schönen Dinge für Hathor, die Herrin von Jwnt, entstehen und dass [sie sie in] Gesundheit erneuert in Dt-Ewigkeit. Oh aufziehendes Jahr! Mögest du Hathor, Herrin von Jwnt auf deinem Knie aufziehen in Gesundheit und Leben wie Isis ihren Sohn Horus aufgezogen hat. Küsst sie, so lebt er.

rr.T Owt-Or nbt Jwnt Hr p#D.T m snb onX mj rr #st s#.s Or sn.s onX.f863

D VIII, 57, 12 – 58, 1: Kiosk, Säule VI, Nordseite, 1. Register [BR] Spruch, diese Göttin an ihrem reinen Ort (= (1) r# n djt Htp nTrt tn 864 in der Wabet) ruhen zu lassen. Hr wobt.s Worte zu sprechen: Dd mdw Htp sp 2 Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt n[Trw] nbw Hr […] (2) rdj.n.f sw n OwtOr nbt Jwnt n(n) jT.tw.f m-o[.s?] m#o-Xrw Xrw.s865 r Xftjw […] (3) nD Hr.k Ro (D VIII, 58) nD Hr.k %prj m rn(w).k {r} jpw nfrw866

Ruhe, ruhe, Hathor, Herrin von Jwnt, Auge des Re, Herrin des Himmels, Gebieterin aller Göt[ter] an/auf/bei […]! Er hat es/ihn an Hathor, Herrin von Jwnt, gegeben, ohne dass man ihn/es von [ihr] nehmen kann. Gerechtfertigt sei sie gegen die Feinde […]. Gegrüßt seist du, Re, gegrüßt seist du, Chepri, in diesen deinen schönen Namen,

32. Strophe: Anrufung Aufforderung (1) (2) 33. Strophe: Anrufung Wunsch

34. Strophe: Anrufung Wunsch

Spruchtitel Spruchtext: Aufforderung

unklar Wunsch Anrufung (1) (2) (3)

861 Das Suffix ist in den Parallelen (Germond, Invocations, 48) wohl auf t# „Land“ bezogen und lautet dort .f. Der Plural in Dendara ist vermutlich irrtümlich gewählt. 862 Siehe zur Ergänzung Germond, Invocations, 51, Anm. c. 863 Diese Stelle ist etwas problematisch. Germond, Invocations, 53 übersetzt „l’embrassant pour le faire vivre“ und transliteriert snj (sw) sonX.f, wobei seine grammatikalische Auffassung dieser Passage nicht sehr deutlich wird. Mein Vorschlag wäre, eine Art Wechselsatz im Sinne eines nicht eingeleiteten Konditionalsatzes anzunehmen, siehe dazu Kurth, Einführung 2, 932–934. Kurth, Treffpunkt der Götter, 239 übersetzt „wie [sie] ihn küsst, damit er lebe“, macht jedoch keine Anmerkung dazu, von welcher Konstruktion er ausgeht. 864 So eindeutig nach Foto HAdW/Tübingen L 3065:

. In der Publikation wurde versehentlich eine Horn-

viper geschrieben. 865 Ist hier m#o-Xrw univerbiert, so dass ein zweites Xrw erforderlich ist? Vgl. wn-Hr Hr (z. B. D VII, 186, 13* und Wilson, Lexikon, 230) sowie evtl. auch #w-jb jb (D VIII, 7, 8* mit Anm. 469 und öfter). 866 LGG, VII, 691a bleibt angesichts dieser Stelle ratlos. Die gewählte Lesung folgt Cauville, Fêtes d’Hathor, 43, die „..en ces tiens beaux noms“ übersetzt.

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243

5 Der Dachkiosk W’

gegrüßt seist du, große (Sonnen-)Scheibe am Jahres[anfang? …].

nD Hr.k jtn wr m tp(j) [rnpt?…]

D VIII, 58, 8–14: Kiosk, Säule VII, Südseite, 1. Register [H]867 (1) j Rnpt tpjt X#swt868 Oh Jahr, Oberhaupt der Fremdländer! sxrd.T Owt-Or nbt Jwnt n m#w mj sxrd.T n m#w tp X#swt j Rnpt jrt Ro

Mögest du Hathor, die Herrin von Jwnt, aufs Neue verjüngen, wie du dich von neuem verjüngst vor den Fremdländern. Oh Jahr, Auge des Re!

dj.T s#w.T n Owt-Or nbt Jwnt nts [jort?869 nt] Ro (2) j Rnpt jrt Or

Mögest du deinen Schutz der Hathor, der Herrin von Jwnt, geben, sie ist [die Kobra? des] Re. Oh Jahr, Auge des Horus!

jr.T mkt nt Owt-Or nbt Jwnt r Xftjw.s mj jr #st mkt nt s#.s Or r Xftjw[.f]870 j [Rnpt mst nTrw

Mögest du den Schutz der Hathor, der Herrin von Jwnt gegen ihre Feinde bereiten, so wie Isis den Schutz ihres Sohnes Horus gegen [seine] Feinde bereitet hat. Oh [Jahr, das die Götter gebiert!

ms.T Owt-Or nbt Jwnt] n m#w mj ms[.T nTrw n] m#w871 (3) j Rnpt #Xt? nTr872

Mögest du Hathor, die Herrin von Jwnt gebären] wie [du die Götter von neuem gebierst]. Oh Jahr, Wirkmächtige (?) des Gottes!

dj.T #Xw wrw n Owt-Or [nbt Jwnt] mj #X.T Hr-

Mögest du große Wirksamkeit der Hathor, der [Herrin von Jwnt] geben, so wie du

21. Strophe: Anrufung Wunsch 22. Strophe: Anrufung Wunsch Identifikation (nts) 23. Strophe: Anrufung Wunsch

24. Strophe: Anrufung Wunsch 25. Strophe: Anrufung Wunsch

867 Fortsetzung der Anrufungen an das gute Jahr, siehe die davorstehenden Teiltexte D VIII, 13, 2–6*; D VIII, 64, 12–15*; D VIII, 61, 6 – 62, 7* sowie die nachstehenden Bestandteile D VIII, 57, 4–10* und D VIII, 55, 12 – 56, 12*. Für Übersetzung und Synopse zu diesem Teil der Anrufungen siehe Germond, Invocations, 38– 45. 868 Siehe hierzu Kurth, in: BiOr 44, 1987, 409 und ders., Treffpunkt der Götter, 237 und 375, der „auf den Wüstengebirgen“ übersetzt und dies zu den Augensagen in Beziehung setzt. Vgl. dazu Kapitel III 4.2.2 (Hathor als Sonnenauge und Gefährliche Göttin). 869 Die Parallelen bei Germond, Invocations, 38, die allesamt auf männliche Gottheiten bezogen sind, haben ntf Ro, was aber natürlich in Bezug auf Hathor ausgeschlossen ist. Zur Schlange vor der Lücke und (als Wortspiel) in Bezug auf jrt würde die Lesung jort gut passen. 870 Siehe die Synopse bei Germond, Invocations, 40. 871 Ergänzungen analog zu der besser erhaltenen Version in Edfu, siehe die Synopse bei Germond, Invocations, 40. 872 Siehe dazu die Parallelen bei Germond, Invocations, 42, wobei besonders die Passage aus dem Mammisi in Edfu darauf hindeutet, dass das Götterzeichen separat zu lesen ist (die Fahne ist hier aus Ehrfurcht vorangestellt). Kurth, in: BiOr 44, 1987, 407 liest s#t nTr, später (ders., Treffpunkt der Götter, 238) entscheidet er sich jedoch anders und übersetzt „O Jahr, Glänzende (Uräusschlange) des Gottes“, um das Wortspiel mit dem nachfolgenden #Xw zu erhalten. Germond, Invocations, 43 ignoriert das Götterzeichen und übersetzt „O, Année glorieuse“.

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244

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

jb n nTrw mj wr.T Hr-jb [n] nTrwt (4) j Rnpt mst T#w

wirksam bist unter den Göttern, so wie du groß bist unter den Göttinnen. Oh Jahr, das die Luft gebiert!

dj.T wob Owt-Or nbt Jwnt r obw nb Dw r sw#w873 nb Dw r T#w nb Dw n [rnpt]874 tn

Mögest du Hathor, die Herrin von Jwnt rein sein lassen von jeder schlechten Unreinheit, von jedem schlechten Vorüberziehenden und von jeder schlechten Luft dieses [Jahres].

D VIII, 59, 2–7: Kiosk, Säule VII, Nordseite, 1. Register [BR]875 Spruch, ihre Majestät sich vereinigen zu (1) r# n rdjt xnm lassen mit der (Sonnen-)Scheibe. Worte zu Hmt.s876 jtn Dd mdw sprechen: nfrwj Hr.T Xo.Tw Xnt Xm.T Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw pr.T r-H# nbt sSp Xsrt kkw [s]HD[.n.T t#wj …?877] n jrt jt.T Ro owj.f Hr sw#S.T Hr jrt j#w m Hr.T878 nfr wsTn nmtt.T m msktt Dsr st.T m monDt nTrw Hr jrt n.T j#w nTrwt Hr [jrt n.T hnw nhm] (3) n.T pt Hno X#b#sw.s m pr(w).T nw879 #Xt

Wie schön ist dein Gesicht, wenn du an der Spitze deines Heiligtums erscheinst, Hathor, Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re, Herrin des Himmels, Gebieterin aller Götter! Du kommst heraus, Herrin des Lichts, die die Dunkelheit vertreibt, [du er]hellst [die beiden Länder …] für das/ als Auge deines Vaters Re, seine Arme preisen dich beim Jubeln vor deinem schönen Gesicht, dein Schritt ist ungehindert in der mskttBarke, unzugänglich ist dein Platz in der monDt-Barke. Die Götter preisen dich, die Göttinnen [jubeln für dich], [für dich jauchzen] der Himmel und seine Sterne bei deinem Herauskommen aus dem Horizont.

26. Strophe: Anrufung Wunsch

Spruchtitel Spruchtext: Anrufung

FB2: Erscheinen (H) Erhellen (H) Lobpreis (S) Fortbewegen (H)

Lobpreis (T) Lobpreis (T) Lobpreis (A)

873 Vermutlich als Dämonenbezeichnung, vgl. dazu pEdwin Smith, verso XVIII, 13 und 19 (Hinweis Joachim Friedrich Quack). 874 Siehe die Parallelstellen bei Germond, Invocations, 44. 875 Eine Gegenüberstellung dieses Textes mit seinen Parallelen findet sich in Synopse 1. 876 Hinter dem Zeichen

ist Foto HAdW/Tübingen L 3070 zufolge sogar noch ein kleines t zu erkennen, das in

der Publikation nicht angegeben wurde. 877 Der Edition und Foto HAdW/Tübingen L 3069 zufolge sind am Ende der Zeile ca. zwei Gruppen Text zerstört. Nach den Parallelen (Synopse 1) ist zweifelsfrei zu [s]HD[.n.T t#wj] zu ergänzen, dies dürfte jedoch nicht ausreichen, um den Platz zu füllen. Da der Beginn der nächsten Zeile keine Entsprechung hat, kann über weitere Zeichen in der Lücke nur spekuliert werden. 878 Die halbe zerstörte Gruppe, die in der Publikation vor dem nfr-Zeichen steht, existiert nicht (Foto HAdW/Tübingen L 3069). 879 Cauville transliteriert in ihrer Bearbeitung der Parallelstellen (vgl. Synopse 1) stets m #Xt. Im vorliegenden Fall und einem weiteren steht jedoch das nw-Gefäß mit einer w-Schlaufe. Dies kann nicht m gelesen werden,

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5 Der Dachkiosk W’

dw# T(n) t# r-Dr.f r r#[-o]880 wbn Htp n jtn jj.n nsw bjtj ½Pr-o#¼ Xr.T Owt-Or nbt Jwnt jr.f n.T Hb pn nfr […] sp 2 n(n) #b m#o-Xrw Ro r o#pp […]

Dich verehrt das ganze Land bis zum Aufgang und Untergang der (Sonnen-)Scheibe. Der König von Ober- und Unterägypten, ½Pharao¼ ist zu dir gekommen, Hathor, Herrin von Jwnt. Er macht für dich dieses schöne Fest […], zweifach, ohne Unterlass, gerechtfertigt ist Re gegenüber Apophis, […].

D VIII, 59, 11 – 60, 5: Kiosk, Säule VII, Südseite, 2. Register [RS]881 (1) jr(.j) sSSt n nb nTrw (Ich) spiele Naossistrum für den Herrn der Götter, der die Götter schuf, den Ba des jr nTrw b# nsw nTrw Königs der Götter. Die schöne Renenutet, die Prächtige, die (2) Rnn-wtt nfrt (3) Schöne der Geburt des Horus-Re. Spst nfrt nt mswt OrRo883 K#-nXt884 Der Ka der Stärke: 885 Der Bogen und der Pfeil sind dafür be(4) jwnt Ssr r mDd stimmt, den Leib des Rebellen zu durchHow n sbj dr886 Xftj.k stoßen und deinen Feind zu vertreiben. (5) m-n.k887 pHtj r sbjw Nimm dir Stärke gegen die, die gegen deine n snnw.k Or k# nXt Xnt Abbilder rebellieren, Horus, starker Stier in Jwnt Jwnt, nXt o.k stark sei dein Arm, rwD owj.k fest seien deine Arme, Xftjw.k tp wnmjt888 deine Feinde seien auf der Verzehrenden (Flamme). (6) Dd mdw jn Or-sm#- Worte zu sprechen durch Harsomtus, den großen Gott inmitten von […]: t#wj nTr o# Hrj-jb (7) […] Ich lasse dich mächtig sein, so wie ich (8) dj.j wsr.k mj wsr.j mächtig bin.

880 881 882 883 884 885

Verehrung (A) Einführungsformel mit Beschreibung der Handlung des Königs

Rede (Musikantin): eig. Handlung882 Bez. der Musikantin Bez. des GT Rede (GT): eig. Handlung RZ GT (Formular Rede): Aufforderung Wünsche (1) (2) (3) Bez. des OE Rede (OE): Gegengabe

sondern muss ein indirekter Genitiv sein. Nach einem Hinweis von Joachim Friedrich Quack ist in diesem Ausdruck phraseologisch der indirekte Genitiv im Plural regulär, siehe Quack, Merikare, 71, Anm. a und Willems, in: JEA 76, 1990, 29. Ergänzungs- und Lesungsvorschlag von Joachim Friedrich Quack. Übersetzt bei Ventker, Garanten der Herrschaft, 315–316. In der Edition als Szenentitel interpretiert, siehe jedoch oben, Anm. 752. LGG VII, 62c. Mendel, Monatsgöttinnen, 66 transliteriert nur mswt-Or. Die Bezeichnung befindet sich über dem Kopf des Gabenträgers, siehe D VIII, Taf. 732 links. Ergänzung mit Ventker, Garanten der Herrschaft, 315, Anm. 302.

886 Die Lesung geht davon aus, dass es sich bei der Zeichenkombination

um eine sehr ausführliche Schrei-

bung von dr „vertreiben“ handelt (vgl. Wilson, Lexikon, 1202–1203). Anders Ventker, Garanten der Herrschaft, 315, die (mit Fragezeichen) von einer Schreibung für r ds „um zu zerschneiden“ ausgeht. Joachim Friedrich Quack schlägt vor, dass hier r.k zugrundeliegt. 887 Nach Foto HAdW/Tübingen C 33 eindeutig so und nicht .t (so auch Ventker, Garanten der Herrschaft, 315, Anm. 304). 888 Foto HAdW/Tübingen C 33 zufolge ist das in der Edition als angegebene Zeichen eher ein .

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(9) jort/nTrt […] mHnjt mHn[t (10) m-889]tp n sXmw

Die Schlange/Göttin […], die Kobra, die sich [am] Kopf der Götterbilder ringelt:

(11) wsr.tw sp 2 p# jwo n Ro wsr.k r sbj r.k

Sei mächtig, sei mächtig, oh Erbe des Re! Du mögest Macht haben über den, der gegen dich rebelliert! Ich gebe dir Stärke, um die, die gegen dich rebellieren, niederzuschlagen. Sie, die alle bösen Dinge planen, sind an der Richtstätte, die vorbeigehenden Rebellen: Sie existieren nicht, die Krummherzigen sind niedergeworfen [wegen] des Gemetzels. Der König von Ober- und Unterägypten, der Beschützer der Götter, Rasomtus der beiden Länder inmitten von Jwnt, große Schlange, die […] begann, der Herr der Stärke, der die Rebellen niederwirft.

(D VIII, 60)

(12) dj.j890 n.k pHtj r Hw bTnw.k w#w Dw nb m nmt891 sbj(w) sbj(w) n(n) wnn.sn x#kw-jb Xr [n?]892 Sot nsw bjtj nDtj n nTrw Ro-sm#-t#wj Hrj-jb Jwnt s#-t# wr S#o […] nb pHtj sXr sbjw

D VIII, 60, 7 – 61, 2: Kiosk, Säule VII, Nordseite, 2. Register [RS]893 (Ich) spiele Naossistrum für die Gebieterin, (1) jr(.j) sSSt n Hnwt die Herrin von Punt, die große Göttin in nbt Pwnt nTrt o#t Xnt Oberägypten. v#-Smow

Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit): Aufforderung Wunsch Göttl. RZ (Formular Rede): Gegengabe

RZ als Bandeau (Formular Königstitulatur)

Rede (Musikantin): eig. Handlung894

889 Siehe zur Ergänzung LGG III, 393c, wo allerdings „Die Stirnschlange am Kopf der göttlichen Mächte“ übersetzt wird. M. E. bietet es sich aber an, das mH-Zeichen nach der Bezeichnung der Göttin zu einem Partizip des Verbs mHn „sich ringeln“ (Wb II, 128, 7–10) zu ergänzen, anstatt von einer Wiederholung der Bezeichnung der Schlangengöttin auszugehen (ähnlich auch Ventker, Garanten der Herrschaft, 315 und 316, Anm. b). 890 Mit Sicherheit nicht Thot wie in der Edition vermerkt, sondern eine weibliche Gottheit mit Was-Szepter, vielleicht mit Schlangenkopf (Foto Rickert 194, 2014). 891 Foto Rickert 194 (2014) zufolge handelt es sich bei dieser Gruppe wahrscheinlich nicht um

wie in der

Publikation angegeben, sondern um eine Variante des Zeichens T102 (Schlachtblock), die etwa so aussieht: . Siehe dazu auch D VIII, 63, 4*. Eine ähnliche Stelle findet sich in der vierten Tagesstunde der Stundenwachen (E I, 223, 14), wo allerdings an Stelle von nmt das Wort Xbt verwendet wird (w#w Dw m Xbt.sn „die, die Böses planen, sind an ihrer Richtstätte“, siehe Pries, Stundenwachen 1, 391 und 2, 105). Anders Ventker, Garanten der Herrschaft, 315, die die Zeichengruppe ab

mds(w) „Frevler“ liest.

892 So nach Joachim Friedrich Quack die wahrscheinlichste Ergänzung. Anders Ventker, Garanten der Herrschaft, 316, Anm. 307, die in Analogie zu einer ähnlich konstruierten Phrase in D VIII, 63, 4* m ergänzt, was ebenfalls möglich ist. 893 Übersetzung bei Ventker, Garanten der Herrschaft, 313–314. 894 In der Textedition als Szenentitel interpretiert, siehe jedoch oben, Anm. 752.

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5 Der Dachkiosk W’

(2) [v#]895-wrt-Nwt Spst (3) wsrt nt mswt Wsjr K#-wsr896 (4) wsr Hmt.T wsrt Hnwt wsrw H#t897

Die Große, Nut, die Prächtige und Mächtige der Geburt des Osiris.

Bez. der Musikantin

Der Ka der Macht: Mächtig sei deine Majestät, die Mächtige, die Gebieterin derer mit mächtiger Stirn!

Bez. des GT Rede (GT): Wunsch

(5) m-n.T wsr wsrt m Jwnt o#t n(n) kt Hr Xw.s

Nimm dir die Macht, Mächtige in Jwnt, die Große, derengleichen es nicht gibt.

Hw(.j) n.T sbjw r mtr m Hr.T Xsf.T ‹s›t m Xsf.T

(Ich) schlage für dich die Rebellen auf richtige Weise vor deinem Gesicht. Mögest ihnen entgegentreten mit deiner Abwehr. Worte zu sprechen durch Hathor, die Herrin von Jwnt, Nechbet, die Herrin von Elkab:

RZ GT (Formular Rede): Aufforderung eig. Handlung

(6) Dd mdw jn Owt-Or nbt Jwnt (7) NXbt nbt NXb (8) dj.j n.k wsr n Or nXt nt MnTw (9) dj.j n.k wsr r dr Xftjw.k sbjw.k m tm wn snD.k oq.tw m jbw rkyw.k Xpr m ssf (10) O#t-mHyt Hrjt-jb Jwnt (11) wsr owj.k r [sbjw] r.k wsr n wsrt r g#bt.k nswyt bjtjt wsrt r sXmw jtyt nt nTrw nTrwt cXmt sXmt m Xftj NHH?898 jrjt-H#t wj#.f ro nb (D VIII, 61)

895 896 897 898

Ich gebe dir die Macht des Horus und die Stärke des Month. Ich gebe dir Macht, um deine Feinde niederzuschlagen. Diejenigen, die gegen dich rebellieren, sind inexistent. Furcht vor dir ist eingetreten in die Herzen, deine Feinde sind zu Asche geworden. Hatmehyt inmitten von Jwnt: Deine Arme seien mächtig gegen diejenigen, die gegen dich [rebellieren]. Die Macht der Mächtigen sei auf deinem Arm. Die Königin von Ober- und Unterägypten, die mächtiger ist als die Götterbilder, die Herrscherin der Götter und Göttinnen, Sachmet, die Macht hat über den Feind der nHH-Ewigkeit? (d. i. Re), Pilotin seiner Barke jeden Tag.

Wunsch Bez. des OE Rede (OE): Gegengabe Göttl. RZ (Formular Rede): Gegengabe Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit): Wünsche (1) (2) RZ als Bandeau (Formular Königstitulatur)

Ergänzung nach Mendel, Monatsgöttinnen, 9. Die Bezeichnung befindet sich über dem Kopf des Gabenträgers, siehe D VIII, Taf. 732 rechts. Mit LGG V, 174c, wo dies als Plural interpretiert wird. Mit ALex 78.2169 eine Bezeichnung des Sonnengottes, eventuell Analog zu D VIII, 9, 12*, 24, 4* und 86, 14*. Siehe für vergleichbare Schreibungen unter Einbezug von

LGG IV, 287a. Joachim Friedrich

Quack schlägt alternativ die Lesung ‹#X›tj „Horizontischer“ vor. Siehe für weitere Überlegungen und Lesungsvorschläge Ventker, Garanten der Herrschaft, 314–315, Anm. b.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

D VIII, 61, 6 – 62, 7: Kiosk, Säule VIII, Süd- und Ostseite, 1. Register [H]899 6. Strophe: Oh gesundes Jahr! Anrufung (1) j Rnpt snbt Aufforderung dj.T snb Owt-Or nbt Lass Hathor, die Herrin von Jwnt, gesund Jwnt mj snb.T n(n) sein, wie du gesund bist, damit sie nicht irgendeine schlechte Unreinheit dieses Jahres [pH] s(j) obw nb Dw n [erreichen] kann. rnpt tn 7. Strophe: j Rnpt onXt Oh lebendiges Jahr! Anrufung dj.T onX Owt-Or nbt Aufforderung Lass Hathor, die Herrin von Jwnt leben wie Jwnt mj onX.T w#H.s mj du lebst, dauern wie du dauerst, und heil w#H.T wD#.s mj wD#.T sein wie du heil bist. 8. Strophe: Oh wohlbehaltenes Jahr! Anrufung (2) j Rnpt oDt Wünsche (1) dj.T oD qs nb n Owt-Or Mögest du wohlbehalten sein lassen alle nbt Jwnt Knochen der Hathor, Herrin von Jwnt, (2) ihr Fleisch gesund machen, [s]nb.T jwf.s (3) ihre Blutgefäße stark machen rwD.T mtw.s900 und ihren ganzen Leib dauerhaft machen so (4) Dd.T owt.s nbt tm wie du dauerhaft kommst zu den Zeiten. mj jj.T Dd.tw Hr tp trw 9. Strophe: Oh Jahr der Nahrung! Anrufung (3) j Rnpt k#w Mögest du alle Nahrung geben, die Wünsche (1) dj.T k#w nbw Xpr(tj).sn901 n Owt-Or entstehen wird für Hathor, die Herrin von nbt Jwnt Jwnt. (2) snm.s k#w nbw m #wt- Sie möge alle Speisen in Herzensfreude jb essen, (3) wdn.s902 Hr X#yt nt sie möge opfern auf dem Altar den Göttern nTrw tp(j) rnpt Dt am Jahresbeginn/alljährlich in Dt-Ewigkeit. 10. Strophe: j Rnpt Xppt?903 Oh fremdes (?) Jahr! Anrufung dj.T Xpr Owt-Or nbt Wünsche (1) Mögest du Hathor, die Herrin von Jwnt, Jwnt mj Xpr.T entstehen lassen wie du entstehst. n(n) Xp s(j) Hrjt nbt (2) Nicht möge sie irgendein böses Übel dieses Dwt nt rnpt tn Jahres treffen. 899 Für Übersetzung und Synopse zu diesem Teil der Anrufungen siehe Germond, Invocations, 19–37 und Kurth, Treffpunkt der Götter, 235–237. Dies ist die Fortsetzung von D VIII, 13, 2–6* und D VIII, 64, 12–15*, siehe auch die nachfolgenden Teiltexte D VIII, 58, 8–14*, D VIII, 57, 4–10* und D VIII, 55, 12 – 56, 12*. 900 Wb II, 167, 9–14. Kurth, Treffpunkt der Götter, 236 und Germond, Invocations, 21 übersetzen „Muskeln“. 901 Futurisches Verbaladjektiv (Hinweis Joachim Friedrich Quack). 902 Germond, Invocations, 23 scheint dies als Relativform zu interpretieren, ein analog zu der vorangehenden Phrase konstruierter Satz ergibt m. E. hier aber mehr Sinn. So auch Kurth, Treffpunkt der Götter, 236. 903 So nach Kurth, Treffpunkt der Götter, 236. Anders von Germond, Invocations, 23, der „O Année qui fait exister les temps“ übersetzt, was Kurth, in: BiOr 44, 1987, 408 zufolge jedoch sehr hypothetisch ist. Man würde hier in Anbetracht des Folgenden gerne einfach rnpt Xprt lesen, siehe aber die Synopse ebd., 22 sowie D XV, 66, 4, wo drei von vier Textbelegen das gedoppelte p aufweisen, das somit nicht einfach zu einem t emendiert werden kann. Joachim Friedrich Quack würde hier das Verb Xpj „wandeln“ ansetzen, was seiner Ansicht nach graphisch möglich ist.

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5 Der Dachkiosk W’

xnm.s {t} Tn m THHwt

Oh zugeneigtes Jahr! Neige dich Hathor, der Herrin von Jwnt, als gutes Jahr zu. Du mögest deinen Sitz in ihrem Haus in Freude bereiten. Sie möge sich mit dir in Jubel vereinen.

(5) j Rnpt jw(tj).s905 jw.T n Owt-Or nbt Jwnt m rnpt nfrt wob.tw r [Snn]906 jw H#t.T m onX Hrjt-jb.T m snb pHwj‹.T› m {m} nDm-jb jw Hw m-o.T Df#w m-Xt.T jw sDb nb Dw n rnpt tn r Xftjw nbw n Owt-Or nbt Jwnt m mwt m onX

Oh Jahr, das kommen wird! Mögest du zu Hathor, Herrin von Jwnt, im guten Jahr kommen, indem du rein bist von Krankheit. Dein Anfang sei Leben, deine Mitte sei Gesundheit, ‹dein› Ende sei Fröhlichkeit. Nahrung sei bei dir, Speise sei hinter dir. Jedes böse Unheil dieses Jahres sei gegen alle Feinde der Hathor, Herrin von Jwnt, gerichtet, ob tot oder lebendig.

(6) j Rnpt m Htp jw.T n Owt-Or nbt Jwnt m Htp sHtp n.s psDt o#t sHtp n.s psDt nDst sHtp n.s #Xw nbw rmT nb pot nb rXyt nb Hnmmt nbt Hmwt-r# mj Htp Ro n psDt.f hrw (D VIII, 62) pf n tp(j) rnpt

Oh Jahr in Frieden! Mögest du zu Hathor, der Herrin von Jwnt in Frieden kommen. Stelle für sie die große Neunheit zufrieden, stelle für sie die kleine Neunheit zufrieden, stelle für sie alle Achs, alle Menschen, alle pot, alle rXyt und alles Sonnenvolk etc. zufrieden, so wie Re wegen seiner Neunheit zufrieden ist an jenem Tag des Jahresbeginns.

(7) j Rnpt wobt obw dj.T wob Owt-Or nbt Jwnt r obw Dw n rnpt tn j Rnpt Tnn907 dj.T rnpwt n v#-Tnn n Owt-Or nbt Jwnt

Oh Jahr, das die Unreinheit reinigt! Mögest du Hathor, die Herrin von Jwnt, rein sein lassen von der schlechten Unreinheit dieses Jahres. Oh erhabenes Jahr! Mögest du die Jahre des Tatenen der Hathor, der Herrin von Jwnt, geben,

(4) j Rnpt hnnt904 hnn.T r Owt-Or nbt Jwnt m rnpt nfrt jr.T st.T m pr.s m rSwt

11. Strophe: Anrufung Aufforderung (1) Wünsche (1) (2) 12. Strophe: Anrufung Wünsche (1)

(2) (3) (4) (5) (6) 13. Strophe: Anrufung Wunsch Aufforderung (1) (2) (3)

14. Strophe: Anrufung Wunsch 15. Strophe: Anrufung

904 Das Determinativ deutet eher auf hn „jubeln“ hin, siehe jedoch die Synopse bei Germond, Invocations, 24, wo die Determinierung mit dem Arm überwiegt. 905 Nach Joachim Friedrich Qack vielleicht das futurische Verbaladjektiv. Die anderen Parallelen verwenden jj, siehe die Synopse bei Germond, Invocations, 26. 906 Siehe zur Ergänzung die Parallelen bei Germond, Invocations, 26. 907 Anders Kurth, Treffpunkt der Götter, 237 („Jahr des Gottes Tatenen“) und Germond, Invocations, 31, der „Année du juste compte“ übersetzt, sicherlich aufgrund des sich anschließenden Zuweisens der Jahre. Laut Wb V, 376, 10 – 377, 10 und Wilson, Lexikon, 1166 wäre diese Schreibung für Tn „zählen“ jedoch nicht alltäglich, näher liegt m. E. Tn „erheben“ (Wb V, 374, 1 – 375, 28 und Wilson, Lexikon, 1165–1166). Ähnlich Cauville, Dendara XV. Traduction, 87 (zu D XV, 58, 11–14).

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Xot Hr st Or908

die auf dem Thron des Horus erscheint.

(8) j Rnpt HHw909 dj.T jr Owt-Or nbt Jwnt HHw nw rnpt jw jwf.s tm n onX

Oh Jahr der Millionen! Mögest du veranlassen, dass Hathor, die Herrin von Jwnt, Millionen von Jahren verbringt, indem ihr Leib vollkommen ist in Leben.

j Rnpt Hfnw soS#.T rnpwt n Owt-Or nbt Jwnt m Hfnw mn mj bjk Hr-tp srX

Oh Jahr der Hunderttausend! Mögest du die Jahre der Hathor, der Herrin von Jwnt zu Hunderttausenden vervielfältigen, indem sie dauerhaft ist wie der Falke auf der Palastfassade.

(9) j Rnpt nHH dj.T nHH nHH910 n OwtOr911 nbt Jwnt Hrjt-tp t# n onXw912

Oh Jahr der nHH-Ewigkeit! Mögest du zweifache nHH-Ewigkeit an Hathor, die Herrin von Jwnt geben, die dem Land der Lebenden vorsteht.

j Rnpt Dt dj.T jr Owt-Or913 nbt Jwnt Dt Hr st-Or

Oh Jahr der Dt-Ewigkeit! Mögest du veranlassen, dass Hathor, die Herrin von Jwnt, eine Dt-Ewigkeit auf dem Sitz des Horus verbringt.

(10) j Rnpt tnt914 dj.T tn Owt-Or nbt Jwnt r wrw915 wr.s r wrw

Oh altes Jahr! Lass Hathor, die Herrin von Jwnt, älter werden als die Großen, größer sein als die Großen,

Wunsch 16. Strophe: Anrufung Wunsch

17. Strophe: Anrufung Wunsch

18. Strophe: Anrufung Wunsch 19. Strophe: Anrufung Wunsch 20. Strophe: Anrufung Aufforderung

908 Wie Foto HAdW/Tübingen C 39 zeigt, handelt es sich bei dem Zeichen im Gegensatz zur Angabe in D VIII, 62, 2* tatsächlich um einen einfachen Falken

909 910 911 912 913 914

915

ohne Standarte. Für die bei Germond, Invocations, 30

gezeigten Belege, die die Königstitulatur in Verbindung mit männlichen Göttern nennen, passt die Phrase mit dem Thron des Horus recht gut, im Zusammenhang mit Hathor wirkt dies jedoch etwas befremdlich. Siehe dazu und zum folgenden rnpt Hfnw Anm. 591 zur Aufschrift auf dem Neujahrsband im Kiosk (D VIII, 24, 10–15*). Siehe zu diesem Gegenstand grundsätzlich Kapitel III 5.9. Vielleicht zur Verstärkung doppelt geschrieben. Wohl ein Spiel mit Hr „Gesicht“. Vgl. Kurth, Einführung 1, 339, Nr. 13, der unter anderem auf D VII, 174, 9* hinweist. Siehe dazu Germond, Invocations, 73, Anm. 16. Die stehende Königin ist ohne Zweifel so zu lesen, siehe auch Germond, Invocations, 34–35. Siehe Kurth, in: BiOr 44, 1987, 408, ders., Treffpunkt der Götter, 237, 375 und Cauville, Dendara XV. Traduction, 101 (zu D XV, 67, 7–10). Dagegen Germond Germond, Invocations, 37, Anm. a und 73, Anm. 17, der ein Wort für „alt“ in diesem Zusammenhang für unpassend hält. Kurth, loc. cit. glaubt aber, dass hier ein Verweis auf das hohe Alter der Jahresgöttin, nicht jedoch auf das „alte“ Jahr als Zeiteinheit vorliegt, was m. E. schlüssig ist. Kurth, in: BiOr 44, 1987, 408 liest hier in Anbetracht der vorangehenden Wortspiele tnjw „die Alten“, das Zeichen

ist normalerweise aber wr zu lesen. Vgl. auch dj.t tn wrw „mögest du veranlassen, dass die

Großen alt werden“ in D XV, 67, 9 (dazu Cauville, Dendara XV. Traduction, 100–101, die in der Übersetzung wrw allerdings auslässt).

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5 Der Dachkiosk W’

Xn.s Hr psD.sn dgdg.n.s Hbsw.sn mj sS T#w Hrj-tp mnw916

sie landet auf ihren Rücken, nachdem sie ihre Kleider zertrampelt hat wie der Wind die Baumwipfel zerzaust.

D VIII, 62, 10 – 63, 6: Kiosk, Säule VIII, Südseite, 2. Register [RS]917 (1) jr(.j) sSSt n n(n) wn (Ich) spiele Naossistrum für den, dessengleichen es nicht gibt, der mit schöner Erky mjtj[.f] on Xo m msktt scheinung in der msktt-Barke. Meschenet, die treffliche, die Re bei der (2) MsXnt-mnXt sHtpt Geburt der Nephthys beruhigt hat. Ro m (3) mswt NbtOwt K#-psD919 Der Ka des Leuchtens: (4) Ssp n.k Xow.k Or k# Mögest du deine Kronen ergreifen, Horus, nXt sXm Sps Hrj-jb starker Stier, prächtige Macht in Jwnt! Jwnt Nimm dir die großen Kronen für deinen Ka, (5) m-n.k Hpwt o#wt920 n k#.k Ro-sm#-t#wj Hrj- Rasomtus inmitten von Jwnt. jb Jwnt Ssp n.k ST.k921 Nimm dir dein Gewand in Jauchzen und m hy s#-t# nmt.k s(j)922 Jubel, du mögest es (Jwnt?) durchschreiten, Db#.tw m Dt.k indem du an deinem Leib bekleidet bist. (D VIII, 63) (6) Dd mdw jn Worte zu sprechen durch Horus, den Herrn Or nb %#-dj-nTr von %#-dj-nTr, (7) nTr o# Hrj-jb Jwnt den großen Gott inmitten von Jwnt, Re Ro Ds.f Xnt (8) ct-Ro selbst im Sitz des Re: Ich gebe dir alle Männer, indem sie gebeugt (9) dj.j n.k T#yw nbw sind wegen deiner Machterweise. X#b {s}923 n b#w.k […] Buto: (10) […] ep

916 917 918 919 920

Beschreibung der Handlung der Göttin Rede (Musikantin): eig. Handlung918 Bez. der Musikantin Bez. des GT Rede (GT): Wunsch RZ GT (Formular Rede): Aufforderung (1) (2) Wunsch Bez. des OE

Rede (OE): Gegengabe Bez. der begl. Gottheit

Siehe zur Erläuterung dieses Bildes Kurth, Treffpunkt der Götter, 237 und 375. Übersetzung bei Ventker, Garanten der Herrschaft, 316–317. In der Textedition als Szenentitel interpretiert, siehe dazu jedoch oben, Anm. 752. Die Bezeichnung befindet sich über dem Kopf des Gabenträgers, siehe D VIII, Taf. 733 links. Auf Foto HAdW/Tübingen C 31 sind – im Gegensatz zur Edition – drei Pluralstriche zu sehen.

921 In der Publikation steht hier

, was ALex 78.4734 D#jw liest, ohne jedoch dbn auszuschließen. Vgl. auch

Ventker, Garanten der Herrschaft, 317, Anm. b. Fotos HAdW/Tübingen C 31 und L 3103 zufolge sieht die (allerdings stark abgeriebene) Zeichengruppe aus wie

mit einem länglichen Zeichen darunter

,

vgl. dazu Wilson, Lexikon, 1039–1040. Hiermit könnte der Ssmt-Schurz gemeint sein, vgl. die Schreibungen der spätzeitlichen Zeugen in Spruch 50B bei Otto, Mundöffnungsritual I, 124 und II, 114–115 (Hinweis Joachim Friedrich Quack). 922 Foto HAdW C 31 zufolge könnte eine leichte Verdickung in der Mitte des Zeichens auf Anders Ventker, Garanten der Herrschaft, 316, die von

hindeuten.

ausgeht und t# „Land“ liest, was ebenfalls

möglich ist. 923 Ob es sich wirklich um ein s handelt, ist Foto HAdW L 3101 zufolge unsicher. Das längliche Zeichen verschmilzt übergangslos mit dem Rücken des gebeugten Mannes. Möglicherweise nur ein Gravierfehler? Anders Ventker, Garanten der Herrschaft, 316, die zu s‹n› ergänzt.

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252

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(11) Drt.j Hr Xwt.k n(n) #b H#.k ro [nb]924

Meine Hand schützt dich ohne Unterlass (und ist) um dich [jeden] Tag.

(12) dj.j n.k pHtj r Hw Xftjw.k jrw Dw nb m nmt925 sbjw sbj n(n) wnn.sn x#kw-jb Xr m Xbt

Ich gebe dir Stärke, um die Feinde zu schlagen, die, die alle bösen Dinge tun, sind auf dem Schlachtblock, die Rebellen sind vergangen, sie existieren nicht, die Krummherzigen sind niedergeworfen in der Richtstätte. Der König von Ober- und Unterägypten, der am Himmel strahlt, Atum, der im Westgebirge ruht, der mit den großen Kronen seines Kultbildes erscheint, der am Himmel aufgeht, der das Licht gibt.

nsw bjtj psD m pt Jtm Htp m m#nw Xo m Xow wrw nw sSm.f wbn m bj# dj HDDwt

D VIII, 63, 8 – 64, 6: Kiosk, Säule VIII, Nordseite, 2. Register [RS]926 (1) jr(.j) sSSt n mwt-nTr (Ich) spiele Naossistrum für die Gottesmutter des Kamutef. n k#-mwt.f (2) MsXnt-nfrt Spst (3) nfrt s#Xt Jwnjt m Hb.s nfr hrw? […] K#-[wbn]928 (4) Ssp n.T Xow o#w nw Or-#Xtj m hrw pn nfr wp rnpt

Die schöne Meschenet, die Prächtige, die Schöne, die die Iunit verklärt an ihrem schönen Fest, am Tag? […]. Der Ka des [Aufgehens]: Nimm dir die großen Kronen des Harachte an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes.

(5) m-n.T [...]

Nimm dir […],

[...#st] wrt mwt-nTr

[…Isis,] die Große, Gottesmutter!

Rede (begl. Gottheit): eig. Handlung Göttl. RZ (Formular Rede): Gegengabe

RZ als Bandeau (Formular Königstitulatur)

Rede (Musikantin): eig. Handlung927 Bez. der Musikantin Bez. des GT Rede (GT): Aufforderung RZ GT (Formular Rede): Aufforderung unklar

924 Sicher so und nicht wie bei Ventker, Garanten der Herrschaft, 316 zu [mj] Ro zu ergänzen, da Foto HAdW/Tübingen L 3100 zufolge hinter der Sonnenscheibe Reste eines sehr kleinen runden Zeichens zu erkennen sind. Für

wäre kein Platz.

925 Siehe für eine nahezu identische Phrase oben, D VIII, 60, 2–3*. Auch hier sieht es nach Inaugenscheinnahme und Foto Rickert 151 (2014) so aus, als ob die in der Publikation als getrennt angegebenen Zeichen

in

Wirklichkeit miteinander verbunden sind. Obgleich die Stelle stark abgerieben ist, sah das Zeichen wohl einmal ähnlich aus wie in der genannten Parallele (

, siehe oben, Anm. 891 zu D VIII, 59, 11 – 60, 5*).

Wie dort zieht Ventker, Garanten der Herrschaft, 316 das m zu dieser Zeichengruppe und liest mds(w) „Frevler“. 926 Übersetzt bei Ventker, Garanten der Herrschaft, 317–318. 927 In der Textedition als Szenentitel gedeutet, siehe jedoch oben, Anm. 752. 928 Der Teil der Bezeichnung, der sich über dem Kopf des Gabenträgers in den Ka-Armen befand, ist zerstört, siehe D VIII, Taf. 733 rechts. Siehe aber Ventker, Garanten der Herrschaft, 317 und auch III 3.8.3.

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5 Der Dachkiosk W’

(6) Dd mdw jn #st wrt mwt-nTr nbt (7) J#t-djt Hrjt-jb Jwnt jtyt (8) m Sn n jtn (9) Ssp.n.j Xow nw Hmt.T m Hbw.T929 (10) dj.j n.k Xow nw Hm Or-#Xtj wbn Hr-tp n rXyt jj n.k t#wj jdbw m nDt930 owj.sn n.k m j#w (11) Dd mdw jn Nwt wrt tm#t nfrt nt Hq#t Xw.j Dt.T m Dt.f Xprw.T m xt.f931

Worte zu sprechen durch Isis, die Große, die Gottesmutter, die Herrin von J#t-djt, inmitten von Jwnt, die Herrscherin im Umkreis der (Sonnen-)Scheibe: Ich habe die Kronen deiner Majestät an deinen Festen ergriffen. Ich gebe dir die Kronen der Majestät des Harachte, der an der Spitze der rXyt aufgeht. Zu dir kommen die beiden Länder und die Ufer als Untertanen, ihre Arme sind für dich in Lobpreis(haltung). Worte zu sprechen durch Nut, die Große, die schöne Mutter der Gebieterin, Ich schütze morgens deinen Leib und deine Erscheinungsform am Abend.

nswyt bjtjt […] wj# D#t pt tm.tw m Dt.s

Die Königin von Ober- und Unterägypten […] Barke, die den Himmel durchfährt, indem sie vollständig ist an ihrem Leib, die große Stirnschlange, die Herrin der Kobra, ohne deren Wissen der Palast nicht betreten wird.

(D VIII, 64)

mHnjt wrt nbt jort nn hb oH m Xm.s

Bez. des OE

Rede (OE): eig. Handlung Göttl. RZ (Formular Rede): Gegengabe Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit): eig. Handlung RZ als Bandeau (Formular Königstitulatur)

D VIII, 64, 12–15: Kiosk, Säule IX, Ostseite, 1. Register [H]932 (1) j Rnpt wsrt dj.T wsr Owt-Or nbt Jwnt m rnpwt.s mj wsr Ro m rnpwt.f

Oh mächtiges Jahr! Mögest du Hathor, die Herrin von Jwnt, mächtig sein lassen in ihren Jahren wie Re mächtig ist in seinen Jahren.

j Rnpt Df#w

Oh Jahr der Speisen!

929 In der Publikation steht

3. Strophe: Anrufung Wunsch 4. Strophe: Anrufung

, Foto HAdW/Tübingen L 3145 zeigt aber deutlich, dass der stabartige

Gegenstand, den die Figur in der Hand hält, nicht nach hinten gebogen ist. Zudem scheint sie eine Krone oder eine andere Kopfbedeckung getragen zu haben, Näheres lässt sich aber nicht feststellen. Da zuvor schon ein weibliches Gegenüber angesprochen wurde (siehe dazu III 5.10) und in deren Begleitinschrift von „ihrem Fest“ die Rede ist (D VIII, 63, 9–10*), erscheint es nicht abwegig, die sitzende Figur als Suffix der 2. Person Singular f. zu interpretieren. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass es sich bei dem Zeichen um

handelt,

so dass man Hbw Owt-Or lesen könnte. Anders Ventker, Garanten der Herrschaft, 318, die nbt Hmwt „Herrin der Frauen“ liest. 930 M. E. ist diese Lesung wahrscheinlicher als nDsw „Geringe“ (Ventker, Garanten der Herrschaft, 318). 931 LGG V, 709b fasst den letzten Ausdruck als eigenes Epitheton auf, dagegen aber Ventker, Garanten der Herrschaft, 318, Anm. a. 932 Fortsetzung der Anrufungen an das Jahr. Siehe dazu den Beginn in D VIII, 13, 2–6* und die Fortsetzung in D VIII, 61, 6 – 62, 7*, D VIII, 57, 4–10* und D VIII, 55, 12 – 56, 12*. Für Übersetzung und Synopse zu diesem Teil der Anrufungen an das gute Jahr siehe Germond, Invocations, 16–19 und Kurth, Treffpunkt der Götter, 235.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

dj.T Df#w nbw n (2) Owt-Or nbt Jwnt m Df#w nbw prw jm.T

Mögest du alle Speisen der Hathor, der Herrin von Jwnt geben als alle Speisen, die aus dir hervorkommen.

j Rnpt #wt-jb dj.T #wt-jb nb n OwtOr nbt Jwnt Ssp‹.s›933 Tn m #wt-jb dj.T Ssp‹.s›934 ktj n m#w m #wt-jb

Oh Jahr der Freude! Mögest du alle Freude der Hathor, der Herrin von Jwnt geben, möge ‹sie› dich in Freude empfangen. Mögest du ‹sie› ein anderes (Jahr) von neuem ergreifen lassen in Herzensfreude.

Wunsch 5. Strophe: Anrufung Wünsche (1) (2) (3)

D VIII, 65, 4–13: Kiosk, Säule IX, Südseite, 2. Register [RS]935 (1) jrt mtrH936 Dd mdw wD# pn nfr m#o.n(.j)937 (2) m Hr.T Xw Dt.T r Dw (3) nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ (4) s# Ro nb Xow ½ ¼ (5) s# (6) m-n.T mtrH Hr dr Xftj.T n(n) Xpr Xt nbt Dwt r Dt b#w 4 dmD Hr jrt s#.T nbw tp(j) rnpt m nht.T (7) Cw smsw s# Ro (8) ptr n.T Hr.T nfr m Hoowt nbwt jrt Ro (9) Dd mdw jn Owt-Or wrt nbt Jwnt

Ein mtrH darbringen. Worte zu sprechen: Dieses gute Amulett, das (ich) vor dich dargebracht habe, das deinen Leib gegen das Böse schützt. Der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼, der Sohn des Re ½ ¼.

Szenentitel Rede (K): Beschreibung der Opfergabe Bez. des 2. GT = Königstitulatur

Schutz.

Rückenschutzformel Kgl. RZ (Formular Rede): Aufforderung Handlung einer Göttergruppe

Nimm dir das mtrH, das deinen Feind vertreibt, ohne dass irgendeine böse Sache in Dt-Ewigkeit entstehen wird. Die vier Bas sind versammelt beim Bereiten deines Schutzes, die Herren des Jahresbeginns sind dein Schutz. Schu, der Älteste, der Sohn des Re: Schau dein schönes Gesicht beim Jubeln an, Goldene, Auge des Re! Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, Herrin von Jwnt:

Bez. des 1. GT Rede (1. GT): Aufforderung Bez. des OE

933 Im Text steht .f. Vielleicht ist hier bei der Abschrift und Anpassung des Textes an eine weibliche Empfängerin ein Fehler passiert? Die Belege aus Edfu richten sich an männliche Götter, zu denen das Suffix passt, siehe die Synopse bei Germond, Invocations, 18. Eine weitere Interpretationsmöglichkeit wäre, dass sich das Suffix auf den in der einleitenden Passage (D VIII, 13, 4*) wahrscheinlich genannten König bezieht. In Edfu stellt sich dieses Problem überhaupt nicht, da die beiden hier genannten männlichen Götter ohnehin mit dem König identifiziert sind, so dass der Rückbezug für beide gilt. Germond geht auf diese Problematik nicht ein. 934 Siehe die voranstehende Fußnote. Vielleicht ist auch hier das Suffix irrtümlicherweise maskulin und wurde nicht richtig an die Göttin, die hier angerufen wird, angepasst.

steht hier wohl für

, siehe

Germond, Invocations, 18. 935 Eine Übersetzung dieses Textes findet sich bei Husson, L’offrande du miroir, 172–173. 936 Wb II, 174, 14. 937 Vorschlag Joachim Friedrich Quack, siehe für Schreibungen zum Vergleich Wilson, Lexikon, 396. Eine andere Herkunft vermutet ALex 78.1654 (fehlerhafte Schreibung für ms oder Imperativ jmj in der Verwendung als eigenständiges Verb).

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5 Der Dachkiosk W’

(10) jr.n.j s#.k wHm.n.j mkt.k (11) W#Dt nbt P Hnwt ep (12) Xw.j jtnt tpjt nt jtn Dr psD Ro r m##.s (13) nswyt bjtjt DfD n DfD n wD#t [wnmt?]938 Xo b# Hrw 4939 hrw n ms m pr.s m Hbw.s nfrw r xnm jt.s hrw wp rnpt

Ich bereite deinen Schutz, ich wiederhole deinen Schutz. Wadjet, die Herrin von Buto, Gebieterin von Buto: Ich schütze die weibliche Scheibe, die Erste der Scheibe, weil Re leuchtet, um sie zu sehen. Die Königin von Ober- und Unterägypten, die Iris der Iris des Udjatauges, [das rechte Auge?], in deren Haus der Ba mit den vier Gesichtern erscheint, am Tag des Gebärens/der Geburt und an ihren schönen Festen, so dass (sie) sich mit ihrem Vater vereint am Tag des Neujahrsfestes.

Rede (OE): Gegengabe Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit): eig. Handlung RZ als Bandeau (Formular Königstitulatur)

D VIII, 66, 5–8: Kiosk, Säule X, Ostseite, 1. Register [H]940 (mjt n) (1) Owt-Or nbt Jwnt sn.T941 s(j) m-o Smm nb m-o j#dt rnpt nbt Dwt nt rnpt tn nts wot Xwt sp 4

(Komm zu) Hathor, der Herrin von Jwnt,

j dSrt jb r pr.n.s jm.f

Oh die mit rotem Herzen gegen den, aus dem sie hervorgekommen ist! […] sie […]. Komm zu Hathor, der Herrin von Jwnt! Mögest du sie retten, mögest du sie lösen,

[…]s(j)942 (2) mj n Owt-Or nbt Jwnt nHm.T s(j) sfX.T s(j)

mögest du sie vorübergehen lassen an jedem Fieber und jeder bösen Seuche dieses Jahres. Sie ist die Eine, die Schützende, vierfach.

3. Strophe: Anrufung Wunsch Identifikation (nts) 4. Strophe: Anrufung

Aufforderung Wünsche (1) (2)

938 So nach einem Vorschlag von Joachim Friedrich Quack, demzufolge das nicht definierbare, hohe Zeichen zu zu ergänzen wäre. Das Auge wäre demnach Determinativ. 939 Wohl eine Bezeichnung des Sonnengottes, siehe ALex 78.1199. LGG I, 523c zieht das Auge zu diesem Epitheton und liest mit Bezug auf Hathor „die die Erscheinung des Widders mit den vier Gesichtern bewirkt“. Siehe weitere Belege der Götterbezeichnung b# m/n Hrw 4 LGG II, 692c. Die Lesung der gesamten Passage folgt einem Hinweis von Joachim Friedrich Quack. Anders Derchain, Hathor quadrifrons, 7 und Husson, L’offrande du miroir, 173, die in

eine Schreibung für nbt Hrw 4 „Herrin der vier Gesichter“ sehen

(LGG IV, 107c), was zwar gut zu Hathor und zur Architektur des Kiosks passen würde, aber aufgrund der Schreibung mit dem Widder unwahrscheinlich ist. Vgl. auch die oben in D VIII, 65, 8* genannten b#w 4, mit denen die Lesung b#w Hrw 4 hier wohl korrespondiert. 940 Dieser Text ist die Fortsetzung von D VIII, 13, 8–13* und gehört zu den Anrufungen an Sachmet, siehe Germond, Sekhmet, 24–29. Es endet dort mit mjt n „Komm zu“, woran sich der Name der Göttin in D VIII, 66, 5* anschließt. 941 Siehe Germond, Sekhmet, 24 mit der Parallele in Edfu (E VI, 264, 6–7). Ab hier ist dieser Text mit seinen Entsprechungen zusammengestellt und übersetzt bei Germond, Sekhmet, 24–29. 942 Die Parallelen haben jn.f s(j) m-Xt sw#S.s „er brachte sie (zurück), nachdem er sie gepriesen hatte“. Siehe Germond, Sekhmet, 26–27,

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

mk.T s(j) m-o Sot?943 n X#tjw n(n) mwt.s n.sn Hmwt r# sp 5

mögest du sie schützen vor dem Gemetzel? der Messerdämonen, sie wird nicht sterben an ihnen, usw., fünfmal.

j Hrjt-tp nb.s jmnt s(w){n} m [nbjt.s Owt-Or nbt]944 Jwnt

Oh Stirnschlange ihres Herrn, die ihn in [ihrer Feuerzunge] verbirgt, [Hathor, Herrin von] Jwnt.

(3) 5. Strophe: Anrufung

D VIII, 66, 11 – 67, 5: Kiosk, Säule X, Nordseite, 2. Register [RS] Ich habe ein Bild deines Vaters vor deinem (1) sor.n.j smn n jt.T m schönen Gesicht erhoben. Hr.T nfr […] (2) snn n Ro m-stj […] Abbild des Re vor deinem Gesicht, am schönen Fest des Jahresbeginns, n Hr.T m Hb nfr tp(j) er vereint sich mit dir, rnpt snsn.f Hno.T sein Herz ist froh am ersten Tag der #w-jb jb.f946 m hrw tpj Trunkenheit. n tX947 Ptah-Tatenen, der Vater der Götter: (3) PtH-v#-Tnn jt nTrw Schau doch dein schönes Gesicht in Frieden (4) Xf my948 Hr.T nfr m an! Htp Froh sei dein Herz wegen des Anblicks dei#w jb.T n m## Dt.T nes Leibes. (D VIII, 67) (5) Owt-Or wrt Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das nbt Jwnt jrt Ro Auge des Re: Ich gebe dir, dass alle Gesichter erfreut sind (6) dj.j n.k Hrw nbw bei deinem Anblick. Hngg r m##.k Nechbet, die weiße von Hierakonpolis: (7) NXbt HDt NXn (8) Xw.n.j #Xtjt nbt #Xt m Hb.s nfr n wbn jtn r m##.s nswyt bjtjt jtnt [tpjt nt?]949 jtn [...]950

Rede (K): eig. Handlung945 Kgl. RZ (Formular Rede?)

Bez. des 1. GT Rede (1. GT): Aufforderung Wunsch Bez. des OE

Ich habe die Horizontische geschützt, die Herrin des Horizonts, an ihrem schönen Fest des Aufgehens der (Sonnen-)Scheibe, um sie zu sehen. Die Königin von Ober- und Unterägypten, die weibliche Scheibe, [Erste der?] Scheibe […]

Rede (OE): Gegengabe Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit): eig. Handlung RZ als Bandeau (Formular Königstitulatur)

943 So nach der Parallele in Edfu (Germond, Sekhmet, 26). Ob unter dem Messer in der Version des Kiosks noch etwas war, lässt sich schwer sagen. 944 Ergänzung nach Germond, Sekhmet, 28. 945 Der Publikation zufolge ist das der Szenentitel, siehe jedoch oben, Anm. 752. 946 Vgl. dazu D VIII, 7, 8* mit Anm. 469. 947 Alternative Übersetzung: „erster Tag des Monats tX“ (dazu I 3.10, Anm. 329). 948 Als Partikel gedeutet, siehe Kurth, Einführung 2, 786. Anders ALex 78.0310, der jmj Hr.T als Imperativ betrachtet („tourne ton visage“). 949 Vgl. zur Ergänzung auch Husson, L’offrande du miroir, 175. 950 Husson, L’offrande du miroir, 175 ergänzt hier [Spst m] msXnt.s, was anhand der Zeichenreste aber nicht bestätigt werden konnte. Das Zeichen, das in der Edition als Strich neben

angegeben ist, scheint sich

Foto Rickert 167 (2014) zufolge nicht nach oben fortzusetzen, zudem ist er ungewöhnlich breit:

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.

5 Der Dachkiosk W’

msXnt.s Xw.s jt.s Ro m wr n b#w.s m##.s […]

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ihr Aufenthaltsort/Geburtsziegel; sie schützt ihren Vater Re mit der Größe ihrer Machterweise, sie sieht […].

D VIII, 67, 12 – 68, 5: Kiosk, Säule XI, Nord- und Ostseite, 1. Register [H] FB1: unklar (1) […]951 wbn nbt jtn […] die Herrin der Scheibe, die weibliche Scheibe […] ihr Jahr, jtnt m […] rnpt.s sie lobt Re dafür, Lobpreis (H) Hs.s Ro r.s Beschreibung des J#t-djt sHD sj m Hww J#t-djt, es ist erhellt mit Nahrung, Bauwerks (–) swr sj m snw es ist vergrößert mit dem snw-Brot, Sps sj m Xt nbt nfrt es ist prächtig gemacht mit allen guten sSp s(j) wj# n nbwj Dingen. Die Barke der beiden Herren nimmt Niederlassen in der Barke (H) sie auf. Freude (S) Ro m nDm-jb Re ist in Herzensfreude. Festjubel Hoo (2) [jb?].f n m##.s Sein [Herz?] jubelt wegen ihres Anblicks. snDm.s r gs[.f] Charakterisierung Sie lässt sich an [seiner] Seite nieder, jr.s st.s952 m H#t.f der Gottheit sie nimmt ihren Platz an seiner Stirn ein. mHn.s […].f m mHnjt sie umringelt sein(e) […] als Stirnschlange, Hr-tp.n.s953 Hrt m pX#t sie hat die Herrschaft über den Himmel als nt jt.s Kobra ihres Vaters ergriffen, Hq#.n.s Sn n jtn sie hat die Herrschergewalt über den Umkreis der (Sonnen-)Scheibe übernommen, […].n.s B#qt %tm m Xt sie hat […] das Glanzauge, Ägypten, mit nbt allen Dingen, (3) Xw[d954].n.s Xmw sie hat die Heiligtümer mit tausenden (Dinm X#w gen) ausgestattet. wD.n.s mdw m Hptj Sie hat Befehle erteilt am Ende der Welt, sie hat Tribute aus Ägypten gesammelt. Xb.n.s jnw m Jstj nsw.n.s rsj Sie hat die Königsmacht über den Süden ergriffen, [sie] hat die Königsmacht über bjtj.[n.s] mHtt den Norden ergriffen, der Westen und der jmntt j#btt xr sXrw.s Osten sind ihren Plänen unterworfen. Sie richtet im ganzen Land. (4) wDo.s ryt m t# Hr (D VIII, 68) ndb.f Sie hat ihr Abbild vor ihr herbeigeleitet, ms.n.s bs.s m Hr.s stp.n.s m#ot oq# k#.s pxr sie hat Maat ausgewählt angesichts ihres Ka, der ihren Schrein durchzieht, k#r.s sie hat das Böse auf seinem Platz vernichtet. stp.n.s jsft m st.s Re selbst, er hat ihre Majestät gepriesen, Ro Ds.f sw#S.n.f Hmt.s 951 Wie in der Edition (D VIII, 67, Anm. 2) anmerkt, ist es nicht sicher, ob am Beginn der Kolumne etwas fehlt. 952 Foto HAdW/Tübingen C 1271 zufolge ist die beschädigte Textpassage zu korrigieren: . Ich danke Emmanuel Jambon für diesem Hinweis. 953 Zur Wiedergabe der sDm.n.f-Formen von Verben mit der Bedeutung „herrschen“ wird in der Übersetzung hier und im weiteren Verlauf dieses Textes zum Ausdruck der Abgeschlossenheit der Handlung auf Umschreibungen wie „Herrschaft ergreifen“, „Herrschergewalt übernehmen“ etc. zurückgegriffen. 954 Siehe Wilson, Lexikon, 712–713.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(5) j#X J#Xw m j#Xw.s psDt nbt sSp Owt-Or nbt H#yt nbt pt wpS.n.s pt sHDt nbt stwt jqHt jnm sHbt mnDtj m nTrwt (6) mj.n Drtjw jrj m bw wo sw#S wot m nfrw.s dw# Tn Dt.s wbn.f m Dt.f m mtr-r-jmj955 tp-r#.Tn hTt n Hmt.s m xt.f r Dt.f nhm Tn n.s ro nb

der Glänzende erglänzt in ihrem Glanz. Leuchtende, Herrin des Lichts, Hathor, Herrin des Lichts, Herrin des Himmels, sie hat den Himmel erhellt, die Erleuchtende, die Herrin der Strahlen, die mit leuchtender Haut, die mit festlich geschmückten Wangen unter den Göttinnen. Kommt, ihr Vorfahren, alle zusammen! Preist die Eine in ihrer Vollkommenheit! Betet ihren Leib an, wenn er am Morgen aufgeht, mit (eurem) Lied und eurem Ausspruch! Jauchzt für ihre Majestät vom Abend bis zum Morgen! Jubelt für sie jeden Tag!

D VIII, 68, 13–18: Kiosk, Säule XI, Ostseite, 2. Register [RS]956 Der Ka des [Preisens]: K#-[w#S]957 958 (1) m-n.k Xt j? nTr Nimm dir die Dinge, oh? Gott [von] J#t-dj [n?]959 J#t-djt[…]n.k960 […] du hast/für dich […] in den beiden m jtrtj Heiligtümern/auf den beiden Seiten. Sw#S.n(.j)961 Tw b# […] (Ich) preise dich, Ba […] m mtr-r-jmj mit einem Lied. (2) Dd mdw jn Wsjr Worte zu sprechen durch Osiris ½Onnophris, ½Wnn-nfr m#o-Xrw¼ (3) gerechtfertigt¼, den großen Gott inmitten nTr o# Hrj-jb Jwnt jty von Jwnt, den Herrscher, den König der nsw nTrw Götter: Ich gebe dir alle Dinge […]. (4) dj.j n.k Xt nbt […]

Aufforderung (1) (2) (3) (4) (5) Bez. des GT RZ GT962 (Formular Rede): Aufforderung eig. Handlung Bez. der begl. Gottheit963 Rede (begl. Gottheit): eig. Handlung

955 Christian Leitz schlägt statt der üblichen Lesung mtr-r-wnm vor, was mit dem von Wilson, Lexikon, 477 gemutmaßten Zusammenhang mit dem Vorgang des Essens korrespondieren würde. Auch ein Zusammenhang mit dem „Inneren“ ist aber denkbar, siehe dazu z. B. Kurth, Edfou VII, 337, Anm. 4. 956 Übersetzung bei Ventker, Garanten der Herrschaft, 318–319. 957 Die heute zerstörte Bezeichnung befand sich einst zwischen den Ka-Armen über dem Kopf des Gabenträgers: D VIII, Taf. 736 links. Siehe zur Ergänzung Ventker, Garanten der Herrschaft, 318. 958 Foto Rickert 200 (2014) zufolge ist hier ein stark abgeriebenes Zeichen zu sehen, das einem stehenden Mann ähnelt. Mit erhobenem Arm ließe er sich als Interjektion interpretieren. Ventkers Vorschlag einer Ergänzung zu [Hwt-]nTr (Garanten der Herrschaft, 318) bietet sich m. E. anhand der Zeichenreste nicht an. 959 Nach Foto Rickert 200 (2014) ist hier noch eine halbe horizontale Gruppe frei, die in der Publikation nicht vermerkt wurde. Man meint, hier die Reste einer Wasserlinie zu erkennen. 960 Nach Foto Rickert 201 (2014) noch zu erkennen, so auch Ventker, Garanten der Herrschaft, 318, Anm. 312. 961 Mendel, Monatsgöttinnen, 72 liest dies sw#S n.T und merkt an, dass der Gabenträger in D VIII, 68, 12–13* eine männliche, in der darauffolgenden Zeile eine weibliche Gottheit anspricht. Dies würde ihrer Ansicht nach darauf hindeuten, dass die zerstörte Fläche (siehe D VIII, Taf. 736) vor Osiris eine Göttin enthielt. Mein Lesungsvorschlag, der ein abhängiges Pronomen involviert, würde diesen Konflikt vermeiden. 962 Diese Inschrift befindet sich nicht, wie durch die Betitelung als „formule“ in der Edition und die Positionsangabe in D VIII, Taf. 736 suggeriert, vor dem Ka, sondern es handelt sich um die Randzeile hinter der Figur (siehe Foto HAdW/Tübingen L 3150). 963 Mit Sicherheit stand vor Osiris der eigentliche Opferempfänger, der jedoch vollständig zerstört ist.

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5 Der Dachkiosk W’

Ich gebe dir die beiden Quelllöcher beim Ausspeien dessen, was in ihnen ist, und das Feld beim Erschaffen dessen, was existiert. Brot, Fleisch und Bier sind für den Opferaltar der Vorfahren bestimmt. Die beiden Heiligtümer sind dauerhaft unter der Vollkommenheit. Der König von Ober- und Unterägypten, der Erbe des Geb, für den Hapi [….] macht für ihn […].

(5) dj.j n.k qrrtj Hr bS jmj.f #Xt Hr qm# wnnt t# jwf Hnqt964 r Tt nt Drtjw jtrtj mn xr nfrw nsw bjtj jwo n Gb […]n.f Oopj jr n.f […]

D VIII, 69, 2–12: Kiosk, Säule XI, Westseite, 2. Register [RS]965 (Ich) spiele Naossistrum für die Herrscherin, (1) jr(.j) sSSt n Hq#t die Gebieterin der Götter und Menschen. Hnwt nTrw rmT (2) MsXnt-nfrt snfrt k# (3) n Hnwt m hrw pn nfr grH nXn m sS.f966 K#-spd967 (4) m#o.tw968 n.T wD#w r swD# Dt.T (5) m-n.T nfrw.T spdt jrw969

Die schöne Meschenet, die den Ka der Gebieterin schön macht an diesem schönen Tag der Nacht des Kindes in seinem Nest. Der Ka des Ausstattens: Man bringt für dich Amulette dar, um deinen Leib wohlbehalten sein zu lassen. Nimm dir deine Vollkommenheit, oh die mit wirksamer Gestalt,

Ssp n.T s# Hno mnfrtj […].tw970 n.T wD#971

nimm dir das Schutzamulett und die Armbänder, […] wird für dich das Amulett,

Göttl. RZ (Formular Rede): Gegengabe Beschreibung des Zwecks der Opfergabe RZ als Bandeau (Formular Königstitulatur) Rede (Musikantin): eig. Handlung Bez. der Musikantin Bez. des GT Rede (GT): eig. Handlung RZ GT (Formular Rede): Aufforderung (1) (2) eig. Handlung?

964 Mendel, Monatsgöttinnen, 72 scheint die Zeichenfolge für ein Determinativ des davorstehenden Ausdrucks zu halten und übersetzt diese nicht. Da diese aber nach den Pluralstrichen stehen, sind sie wohl doch eigenständiger Ausdruck zu lesen (so auch Ventker, Garanten der Herrschaft, 314). 965 Übersetzung bei Ventker, Garanten der Herrschaft, 319–320. 966 Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 146, Nr. 39 übersetzt „(…) die deinen Ka vollkommen macht wegen der Gebieterin“, die Schlange im Ka-Zeichen dürfte hier jedoch ein Determinativ sein, das mit der Schlangengestalt der Göttin korrespondiert (vgl. die Schreibungen bei Wilson, Lexikon, 1073). Ventker, Garanten der Herrschaft, 319 wählt hier – vermutlich aufgrund der Determinierung – die Übersetzung „Stierschlange“ (vgl. dazu ALex 78.4344). Siehe für eine weitere Übersetzung dieser kurzen Passage Eldamaty, Sokar-Osiris-Kapelle, 186. 967 Die Bezeichnung befindet sich über dem Kopf des Gabenträgers, siehe D VIII, Taf. 736 rechts. 968 Ventker, Garanten der Herrschaft, 319 deutet dies als Imperativ mi Tw n.T („Nimm dir doch“), was in Bezug auf die Konstruktion allerdings ungewöhnlich wäre. 969 Anders Ventker, Garanten der Herrschaft, 319, die zu ‹Hr/r› spd irw ergänzt und „‹um› die Abbilder auszustatten“ übersetzt. Dies ist ebenfalls möglich. 970 Die Textedition gibt die Situation nicht ganz richtig wieder. Bei Betrachtung vor Ort wurde deutlich, dass sich unter dem mutmaßlichen p zwei weitere kleine Zeichen befunden haben könnten:

. Siehe für

die letzten vier Zeichen eine fast identische Kombination am Anfang der Rede des Kas weiter oben im Text (D VIII, 69, 4*), demnach wäre in der halb zerstörten Gruppe im vorliegenden Fall vielleicht auch eine Verbalform anzunehmen (in etwa mit der Bedeutung „man opfert für dich“ oder „man knüpft für dich“). Alternativ wäre im Anschluss an das Vorangehende auch ein Stativ möglich, der die zuvor genannten mnfrtj näher erläutert. Mehr kann aufgrund der starken Zerstörung der Gruppe dazu jedoch nicht gesagt werden. 971 In Anbetracht des danach verwendete Verbs swD# liegt es nahe, das Zeichen, das in etwa so

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aussieht, wD#

260

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

r swD# sSm.T spd972 jb.T r sbjw (6) Dd mdw jn #st wrt mwt-nTr (7) nbt J#t-djt […] Hq#t Hq#t jfd(8)w nw nnt (9) swD#.j Dt.k r Xt nbt Dwt (10) Nbt-Hwt mnXt sntnTr (11) Xwt snt.s973 m st.s (12) Xw.j Dt.T r nTrw dmDw (13) dj.j n.k wD#w Hr swD# Dt.k mnfrtj Hr bs#.k o# Xprw.k wr pHtj.k sXm.k r sbjw r.k nswyt bjtjt Hq#t Xnt Jwnt o#t Xprw m nTrwt Ssp.n.s s#.s sxkr.n.s Snbt.s wr nrw.s r nTrw

um dein Kultbild wohlbehalten sein zu lassen, damit dein Herz wirksam sei gegen die Feinde. Worte zu sprechen durch Isis, die Große, die Gottesmutter, die Herrin von J#t-djt […] Gebieterin, die die vier Himmelsrichtungen beherrscht: Ich lasse deinen Leib wohlbehalten sein gegen jede böse Sache. Nephthys, die Treffliche, die Schwester des Gottes, die ihre Schwester an ihrem Platz schützt: Ich schütze deinen Leib mehr als (den der) versammelten Götter. Ich gebe dir Amulette, die deinen Leib wohlbehalten sein lassen, und Armbänder, die dich schützen. Groß sei deine Erscheinungsform, groß deine Stärke, mögest du Macht haben über die, die gegen dich rebellieren. Die Königin von Ober- und Unterägypten, die Gebieterin in Jwnt, die mit großer Erscheinungsform unter den Göttinnen; sie hat ihren Schutz angenommen, sie hat ihre Brust geschmückt, größer ist der Schrecken vor ihr als der der Götter.

D VIII, 69, 17 – 70, 2: Kiosk, Säule XII, Nordseite, 1. Register [H]974 (1) nD Hr.T Spst m Jwnt Gegrüßt seist du, Prächtige in Jwnt, große Hq#t wrt m Owt-sSSt Gebieterin im Haus des Naossistrums! pr.T r-H# Du kommst heraus, t# Dr.f m Hb das ganze Land ist im Fest,

Bez. des OE

Rede (OE): Gegengabe Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit): eig. Handlung Göttl. RZ (Formular Rede): Gegengabe Wünsche (1) (2) (3) RZ als Bandeau (Formular Königstitulatur)

Anrufung FB2: Erscheinen (H) Festjubel (A)

zu lesen. Siehe ähnliche Schreibungen bei Wilson, Lexikon, 283. 972 Foto Rickert 203 (2014) zufolge könnte es sich bei dem in der Publikation mit Zeichen auch um

wiedergegebenen

handeln, was gut zum Namen des Genius passen würde. Allerdings ist mir bislang nur

ein weiterer Beleg für spd jb bekannt, der zudem zu der Inschrift in Dendara in großer zeitlicher Distanz steht (Stele BM EA 572, Z. 6 aus der Zeit Sesostris’ I.: Landgráfová, My Good Name, 116 und 118). Alternativ kann man mit Ventker, Garanter der Herrschaft, 319 und 320, Anm. b doch ein Messer annehmen, vermuten, dass dieses für

steht und sSmt jb.T r sbjw „die dein Herz gegen die Feinde leitet“ lesen.

973 Die Lesung sn „Bruder“ (Ventker, Garanten der Herrschaft, 319) ist hier wegen der Zeichengruppe nicht möglich, zumal sich die Rede der Nephthys an eine Göttin und damit an Isis richtet. 974 Teilübersetzung bei Cauville, Fêtes d’Hathor, 49.

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m. E.

261

5 Der Dachkiosk W’

nTrw nTrwt m THHwt jswt Ro m hy s#-t# msktt monDt m XntS Jwnt (2) m Hb (D VIII, 70) st-wrt m rSwt pot rXyt m #wt-jb jHw #pdw m sb n sDt jqH sTj.sn nnt Xt nbt nfrt m Hr.T nfr Drtjw jrj Hr dw# k#.T m#o-Xrw Ro r o#pp sp 4 m#o-Xrw Owt-Or nbt Jwnt r Xftjw.s sp 4

die Götter und Göttinnen sind in Jubel, die Mannschaft des Re ist in Jauchzen und Anbetung. Die msktt- und die monDt-Barke sind in Freude, Jwnt ist im Fest, der große Sitz ist in Freude, die pot und rXyt sind in Herzensfreude. Die Rinder und Vögel sind ein Brandopfer, ihr Duft geht zum Himmel. Alle guten Dinge sind vor deinem schönen Gesicht, alle Vorfahren verehren deinen Ka. Re ist vierfach gerechtfertigt gegenüber Apophis, Hathor, die Herrin von Jwnt, ist vierfach gerechtfertigt gegenüber ihren Feinden.

D VIII, 70, 6–13: Kiosk, Säule XII, Ostseite, 2. Register [RS]975 (Ich) spiele Naossistrum für die mit großer (1) jr(.j) sSSt n wrt Beliebtheit, die Gebieterin der Frauen. mrwt Hnwt Hmwt (2) onXt-wnmt977-wnnt r#w? (3) […]978 nfrt n #bd 3 Smw979 K#-w#D980 (4) sTHn.n.j pr.T m rnpwt m hrw nfr wp rnpt

Die Flamme, die das Existierende frisst, […] die Vollkommene im dritten Monat des Schemu. Der Ka des Gedeihens: Ich habe dein Haus mit frischen Pflanzen glänzen lassen am schönen Tag des Neujahrsfestes.

(5) m-n.T t# jwf Hnqt Htpw n Hmt.T s#X n.T Jwnt J#t-djt sDf#.T Owt-sSSt m […]

Nimm dir das Brot, das Fleisch und das Bier, die Opfergaben für deine Majestät, verkläre für dich Jwnt und J#t-djt, mögest du das Haus des Naossistrums ernähren mit […]. Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die mit leuchtendem Erglänzen,

(6) Dd mdw jn Owt-Or wrt (7) nbt Jwnt jrt Ro THnt (8) msXo

Festjubel (T 2x) Festjubel (T) Festjubel (A 2x) Festjubel (A 2x) Festjubel (T 2x) Speise-/Trankopfer (–) Verehrung (T) Rechtfertigung (S) Rechtfertigung (H)

Rede (Musikantin): eig. Handlung976 Bez. der Musikantin Bez. des GT Rede (GT): eig. Handlung RZ GT (Formular Rede): Aufforderung (1) (2) Wunsch Bez. des OE

975 Übersetzt bei Ventker, Garanten der Herrschaft, 312–313. 976 Der Edition zufolge handelt es sich um den Szenentitel, siehe jedoch oben, Anm. 752. 977 Foto HAdW/Tübingen C 665 zeigt, dass das in der Publikation als komprimierten

angegebene Zeichen eher einem etwas

ähnelt, was hier auch Sinn ergibt. Das korrekt als

durch die Ähnlichkeit mit

angegebene Zeichen erklärt sich

, siehe die Schreibungen bei Wilson, Lexikon, 235 und insgesamt zu

Schreibungen für den Namen dieser Göttin Mendel, Monatsgöttinnen, 55–56 (dort ist die Schreibung allerdings so wiedergegeben wie in der Edition). 978 Siehe für Überlegungen zu den Zeichenresten Ventker, Garanten der Herrschaft, 313, Anm. a. 979 Es handelt sich um die Monatsgöttin des dritten Schemu, siehe Mendel, Monatsgöttinnen, 62. Vgl. zur Schreibung der kalendarischen Information oben, Anm. 753. 980 Die Bezeichnung befindet sich über dem Kopf des Gabenträgers, siehe D VIII, Taf. 737.

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262

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Xntjt psDt (9) dj.j n.k […]

die Vorsteherin der Neunheit: Ich gebe dir […].

(10) Mwt wrt nbt jSrw

Mut, die Große, Herrin des Ischeru:

(12) dwn.j o Hr Xwt H#.T981

Ich strecke den Arm beim Schützen deiner Rückseite.

nswyt bjtjt […] n onX? nbtjt rXyt nswyt cnwt gsw-prw m nfrw

Die Königin von Ober- und Unterägypten […] in Leben?, die Herrin der rXyt, die Königin von Ägypten; die Tempel sind in Vollkommenheit.

Rede (OE): Gegengabe Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit): eig. Handlung RZ als Bandeau (Formular Königstitulatur)

6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X 6.1 Die Zugänge982 D VIII, 71, 14 – 72, 7: Treppe X, untere Tür, Außenseite, südlicher Türpfosten [BR]983 Spruch des Niederlegens der Opfergaben. Spruchtitel (1) r# n w#H Htpw Worte zu sprechen: Dd mdw Spruchtext: Htpw nw984 Ro m pt Die Opfergaben des Re am Himmel, Empfänger der Opfergabe (1) Htpw Nwt985 die Opfergaben der Nut, (2) Htpw nw/t […] die Opfergaben des/der […], (3) Htpw nw Wsjr?986 die Opfergaben des Osiris. (4)

981 Anders gedeutet von Ventker, Garanten der Herrschaft, 313, die den Text unter dem Arm der Gottheit als Fortsetzung ihrer Epitheta auffasst. 982 Der Türsturz zur unteren Tür der Westtreppe ist sehr schlecht erhalten und darum in der Übersetzung nicht mit einer Tabelle repräsentiert. Den Textresten (D VIII, 71, 9–11) lassen sich keine Informationen entnehmen, auf der zugehörigen Tafel (D VII, Taf. 623) ist nur noch eine Darstellung des Ptah unter einem Baldachin zu erkennen. 983 Der Text ist inhaltlich verknüpft mit der symmetrischen Ensprechung D VIII, 72, 9–11*, diese ist jedoch so stark zerstört. Sicher ist aber, dass hier die gleiche äußere Form wie im behandelten Text vorliegt. 984 Die Deutung der Zeichenkombination

als Schreibung des Genitiv (siehe dazu Kurth, Einführung 2, 801–

805, § 164) ist nicht ganz sicher. In Anbetracht dessen, dass es sich um einen zu rezitierenden Text handelt und im Vergleich mit den nachfolgenden, verwandten Spruchtexten würde man gerne n.T „für dich“ (an Hathor gerichtet) lesen, dies korresprondiert jedoch nicht mit der daraufhin genannten Götterbezeichnung , die nicht ohne weitere Determinative als Name einer Göttin gedeutet werden kann (LGG IV, 642c). Vielmehr dürfte hier doch Ro zu lesen sein. Gegen die Deutung n.T spricht auch die sicherlich ebenfalls männliche Gottheit mit weißer Krone, die am Ende dieser Zeile offenbar in ebendieser Konstruktion verwendet wird. 985 Alternativ nt pt „des Himmels“ (Vorschlag Emmanuel Jambon). 986 Die Kopfbedeckung der Figur, die der Edition zufolge eine weiße Krone ist, ist Foto HAdW/Tübingen K 8170 zufolge heute stark zerstört.

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263

6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

djt Htpw jrt [n?]987 Hnwt?988 Htpw Dd mdw

Darbringen der Opfergaben, Handeln [für?] die Gebieterin? der Opfergaben durchgeführt wird. Worte zu sprechen:

Htpw wrw n […]990

Große Opfergaben für […].

Owt-Or nbt Jw[nt]991 m-[n.]t jrt Or Htp.T Hr.s ms Htpw (D VIII, 72) Dd mdw

Hathor, Herrin von Den[dara]! Nimm dir das Auge des Horus, mögest du damit zufrieden sein. Herbeibringen der Opfergaben. Worte zu sprechen:

Owt-Or nbt Jwnt m-n.T jdt jwnw Hrrwt nbt prt m #Xt (2) rdt m fdt.T onXt m m#wt.T

Hathor, Herrin von Jwnt! Nimm dir den Wohlgeruch und die Farben aller Blumen, die aus dem Acker kommen, die durch deinen Schweiß wachsen, die von deinen Strahlen leben, die Stirnschlange ist darin in diesem ihren Namen Stirnschlange. Mögest du zufrieden sein mit dem Horusauge! Die Götter seien zufrieden mit dir, indem sie lebendig sind zusammen mit deinem Ka, Hathor, Herrin von Jwnt. Sie (die Blumen) sind rein. Stabsträuße darbringen. Worte zu sprechen:

mHnjt jm.s992 m rn.s pfj n mHnjt Htp.T Hr jrt-Or Htp?993 nTrw jm.T onX Hno k#.T Owt-Or nbt Jwnt jw.w994 wob ms msw995 Dd mdw

Spruchtitel?989 Spruchtext: Angabe des Empfängers der Opfergabe Anrufung Aufforderung Wunsch Spruchtitel Spruchtext: Anrufung Aufforderung

Wünsche (1) (2)

Spruchtitel

987 Foto HAdW/Tübingen K 8170 zufolge ist die Lücke, die in der Edition eine ganze Gruppe einnimmt, nur eine halbe Gruppe groß. 988 Alternativ könnte das Zeichen

zusammen mit der davorstehenden Lücke auch zu nt-o „Bestimmung“ zu

ergänzen sein (Hinweis Joachim Friedrich Quack). Allerdings müsste es sich dabei um eine sehr sparsame, nicht determinierte Schreibung handeln. 989 Aufgrund der Unsicherheiten in der Übersetzung kann auch die Textgliederung für D VIII, 71, 15* nicht als gesichert gelten. Da hier jedoch noch einmal Dd mdw steht, nehme ich an, dass ein neuer Abschnitt beginnt, der mit einem eigenen Titel versehen ist. 990 Vielleicht steht hier ein Thron, so dass Isis zu lesen wäre? Siehe D VIII, 71, Anm. 4. Dass es sich wirklich um dieses Zeichen handelt, kann aber auch Foto HAdW/Tübingen K 8172 nicht zweifelsfrei bestätigen. 991 Ziemlich sicher zu

zu ergänzen.

992 Eventuell auf die zuvor genannten Blumen bezogen? 993 Leider ist das Wort heute vollständig zerstört, so dass sich die Form des horizontalen Zeichens, das in der Edition mit einer Buchrolle wiedergegeben ist, nicht mehr genauer untersuchen lässt. In Anbetracht der großen Rolle, die Htp in diesem Text spielt, ist diese Lesung jedoch wahrscheinlich, wenngleich sie inhaltlich nicht ganz zufriedenstellend ist. 994 Siehe dazu oben, Anm. 290. 995 Die Schreibung des Wortes ist zu

zu verbessern (Foto HAdW/Tübingen K 8173).

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264

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

r rdjt swr997 st nTrw nbw nTrwt nbt998 wnn.s(n) m s# n nTrt tn jn.sn n.T […] wob […] m owj.f Ds.f r sHtp jb.T Owt-Or nbt Jwnt Hno psDt.s nsw Hn m onX jw.w wob jm (4) jot X#wt Dd mdw

Hathor, Herrin von Jwnt! Nimm dir alle guten Dinge, die aus dem Feld herauskommen, die Ausflüsse, die aus Geb herauskommen, das geheime Wasser, das aus Osiris herauskommt, Isis hat es für dich aufgefangen mit ihren eigenen beiden Armen, um zu veranlassen, dass es alle Götter und alle Göttinnen trinken. Sie sind der Schutz dieser Göttin. Sie bringen für dich […] rein […] in seinen eigenen Armen, um dein Herz zufriedenzustellen, Hathor, Herrin von Jwnt, gemeinsam mit ihrer Neunheit. Der König ist versorgt mit Leben, sie sind dadurch rein. Reinigen des Opferaltars. Worte zu sprechen:

j[o.tw]999 X#wt snTr.tw X#wt jo.tw.k (j)n Or snTr.tw.k (j)n EHwtj Hsmn.k jw1000 NXbt prt m NXb Hr […] onX […] jw.w wob

[Man möge] den Opferaltar [waschen] man möge den Opferaltar reinigen, mögest du gewaschen werden durch Horus, mögest du gereinigt werden durch Thot, du mögest reinigen, Nechbet, die aus Elkab herauskommt […] lebendig […], sie sind rein.

Owt-Or nbt Jwnt m-n.T Xt nbt prt m #Xt rDw prw m Gb (3) sSt# pr m Wsjr orf996 st n.T #st m owj.s Ds‹.s›

Spruchtext: Anrufung Aufforderung Beschreibung der Opfergabe und ihres Zwecks

Spruchtitel Spruchtext: Aufforderung Wünsche (1) (2) (3)

D VIII, 72, 9–11: Treppe X, untere Tür, Durchgang Außenseite, nördlicher Türpfosten [BR?] […] rein. Worte zu sprechen: Hathor, die unklar (1) […] wob Dd mdw Owt-Or nbt Jwnt mw Herrin von Jwnt, der Same deines Vaters? jt.T? […] ob boH […] […] rein, es überschwemmt […] rein mardj wob […] pr m Wsjr chen […] herauskommt aus Osiris, der Same mw jt.T? Htp […] nn deines Vaters?, ruhe […] ohne sich je von nwd r.T Dt1001 dir zu Entfernen in Dt-Ewigkeit.

996 997 998 999 1000 1001

Simonet, Maîtres d’autel, 53 übersetzt „emballées“, was der Übersetzung in Wb I, 210, 23 – 211, 1 („einpacken, umhüllen“) entspricht. Im Zusammenhang mit einer Flüssigkeit schien mir die Übersetzung „auffangen“ jedoch passender. Vielleicht steht das Zeichen hier für einen Mann mit Schale in der Hand? Die Lesung pot passt hier absolut nicht. Eine analog konstruierte Phrase findet sich in der Ritualszene E I, 472, 6–7, siehe dazu Simonet, Maîtres d’autel, 51–54. So mit ziemlicher Sicherheit zu ergänzen (Hinweis von Emmanuel Jambon). Foto HAdW/Tübingen L 4789 zeigt noch den Wasserstrahl, der aus der Hand fließt (vgl. das Determinativ im zugehörigen Ritualtitel). Wahrscheinlich nicht r zu lesen, denn Wb III, 163, 4 zufolge bedeutet Hsmn r „reinigen von“, was hier inhaltlich absolut nicht passt. Vielleicht gehört also der Name der Göttin zu der folgenden Phrase. Das Hr, das vor der Lücke erkennbar ist, könnte auf eine Pseudoverbalkonstruktion hindeuten. Wb II, 225, 5.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

265

D VIII, 72, 14 – 73, 3: Treppe X, untere Tür, Durchgang, südliche Türlaibung [A] (1) (onX) nTr [nfr] Xy Der [gute] Gott, das Kind des HorizontiFormular (onX) #Xtj jwo n #Xtj1002 Xntj schen, der Erbe des Horizontischen an der nTr nfr + mr Spitze des Horizontes, der den Weg dessen #Xt snTr mTn n Xnd r […] twr […] n psDt reinigt, der zum […] geht, […] reinigt […] für die Neunheit die bei ihr ist. wnt Hno.s [nsw bjtj nb] t#wj ½ ¼ [Der König von Ober- und Unterägypten, mr (D VIII, 73) (2) Owt-Or der Herr] der beiden Länder ½ ¼, geliebt von wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt Hathor, der Großen, Herrin von Jwnt, Auge pt Hnwt nTrw nbw1003 des Re, Herrin des Himmels, Gebieterin al1004 jtnt #Xt ler Götter, weibliche Scheibe des HorizonSspt Hrw Rot tes, die die Gesichter erleuchtet, weiblicher mHt t# m nqr Re, die das Land mit Goldstaub füllt. Komm gehend zum Dach des Tempels, um Aufforderung (3) mjt1005 m wD# r tp Hwt-nTr r m## jt.s m wp ihren Vater zu sehen am Neujahrsfest! rnpt XntS Xy[.w?] m t# rDie Freude ist gestiegen (?) im ganzen FB2: Festjubel #w.f Land. (A) nbw gsw-prw m rSwt Die Herren der Tempel sind in großer Freu- Festjubel (T) sp 2 […] jrt.f wrt [m?] de […] sein großes Auge [in] Jwnt, Jwnt snsn wnmt m-ob Vereinigung (H, sein rechtes Auge vereint sich mit dem j#bt S) linken Auge. D VIII, 73, 5–9: Treppe X, untere Tür, Durchgang, nördliche Türlaibung [A] Der gute Gott, der Sohn des […], des ge(1) (onX) nTr nfr s# n Formular (onX) fleckt Gefiederten, der den Weg für die […] s#b Swt ob w#t nt nTr nfr + mr ont m1006 Jwnt swob Schöne in Jwnt reinigt, der die Götterbilder sXmw ntjw m-Xt.s s# Ro reinigt, die hinter ihr sind, der Sohn des Re, nb Xow ½ ¼ der Herr der Erscheinungen ½ ¼, mr (2) Owt-Or wrt nbt geliebt von Hathor, der Großen, der Herrin Jwnt jrt Ro nbt pt von Jwnt, dem Auge des Re, der Herrin des Hnwt nTrw nbw Spst Himmels, der Gebieterin aller Götter, der wsrt Prächtigen, der Mächtigen, spdt m jpwt1007 die wirksam ist in den Heiligtümern, 1008 sXnt? […] der Umfassenden? [...]. 1002 1003 1004 1005 1006 1007 1008

Vielleicht handelt es sich auch einmal um #Xtj und das andere Mal um #Xtjt, dies kann jedoch aufgrund der Zerstörungen nicht entschieden werden. Zur extrem ausführlichen Schreibung siehe LGG V, 189a, Beleg 98. LGG I, 620b führt die Stelle bei jtnt m #Xt auf und geht nicht auf das dieser Auffassung nach ausgefallene m ein. Der Schreibung nach kann man hierin nichts anderes als die feminine Form des Imperativs mj „komm“ sehen (vgl. Wb II, 35, 14 und Kurth, Einführung 2, 752), dies passt jedoch nicht zu den nachfolgenden Suffixen. So deutlich zu erkennen auf Foto HAdW/Tübingen K 8200. Vgl. LGG VI, 287a–b (hier wird das s als Suffix zum Ausdruck gezogen). Vielleicht liegt hier ein Wortspiel mit cpdt „Sothis“ vor. Eine sehr unsichere Lesung nach einem Vorschlag von Emmanuel Jambon. Es würde sich um eine außergewöhnlich ausführliche Schreibung handeln, die davon ausgeht, dass das Kind an dieser Stelle X zu lesen ist

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

[…] (3) w#t nt m[s]bb r st-m##-jtn r xnm jt.s hrw1009 wp rnpt […] j[t]rtj Ssp.f n[…]1010 m t#wj oHo […]

[…] der Weg des Sich-Wendens zum Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe, um sich mit ihrem Vater zu vereinen am Tag des Neujahrsfestes […] die beiden Heiligtümer, […] er ergreift für/wegen […] in den beiden Ländern […].

Funktionsbestimmung des Architekturelements

D VIII, 73, 13–14: Treppe X, untere Tür, Durchgang, Südseite, gegenüber des Türschattens, Bandeau de la frise [BT] sb# pn wrwj Sfyt.f Diese Tür, wie groß ist ihr Ansehen, Funktionsw#t sSm k#w n psDt der Weg des Herbeiführens der Nahrung für bestimmung des die Neunheit. Architekturjj nbwt Hr.f Die Goldene kommt auf ihm am Tag des elements hrw wp rnpt m-Xt Neujahrsfestes, nachdem sie die Strahlen m##.s stwt nt jt.s m Hrt ihres Vaters am Himmel/auf dem Dach gesehen hat. D VIII, 74, 3–9: Treppe X, untere Tür, Durchgang, Südseite, gegenüber des Türschattens, 1. Register [BT] Einführungs(1) jj.n nsw bjtj ½ ¼ s# Der König von Ober- und Unterägypten formel ½ ¼, der Sohn des Re ½ ¼ ist zu dir gekomRo ½ ¼ (2) Xr.T Owt-Or wrt nbt Jwnt men, Hathor, Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re, Herrin des Himmels, Gebieterin aljrt Ro (3) nbt pt Hnwt ler Götter, nTrw nbw Spst wsrt Xntjt (4) ct-tX Prächtige, Mächtige an der Spitze der Stätte der Trunkenheit, für deren Ka man die wHm.tw nwH n k#.s Trunkenheit wiederholt. Darbringungs(5) jn.f n.T Wdpw-n-Ro Er bringt dir den Aufwärter des Re, der das Wasser seiner Krüge darbringt, formel: FB1: o#b mw Hnwt.f indem sie überquellen mit dem, was zu Opfer tragen (T), boHt m jrjw.sn ihnen gehört, Beschreibung der er opfert für dich Wasser, Opfergabe und o#b.f n.T mw er bringt für dich Wein dar, ihres Zwecks sm#o.f n.T jrp Hnk.n.f hbnwt n k#.T1011 er gibt hbnt-Krüge für deinen Ka, sor.f n.T S# pr m Cfyt er bringt für dich den Wein, der aus Cfyt jrt Or w#Dt m EsDs (Charga?) kommt und das grüne Horusauge aus Baharija dar, (vgl. z. B. Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 154). Siehe für die teilweise sehr umfangreichen Schreibungen von sXn „umarmen“ und zugehörigen Epitheta Wb III, 468, 14 – 469, 18; Wilson, Lexikon, 905–907; LGG VI, 570a – 572a. Hier kommt die Zeichenkombination

in Verbindung mit den beiden

1009

Armen auffällig häufig vor. Diese Deutung ist jedoch nur als Vorschlag zu betrachten, zumal über den Inhalt der sich anschließenden Zerstörung nichts gesagt werden kann. Vielleicht fehlt in der Lücke nur ein Ideogrammstrich.

1010

Alternativer Lesungsvorschlag mit Ergänzung von Emmanuel Jambon:

1011

ist in den beiden Ländern“. Siehe die Parallele in E IV, 197, 8–10.

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tfn m t#wj „Freude

267

6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

(6) jnmtj nn n Jmt NH#m1012 ms.tw r sXm xr sm.T dwn.f n.T Xbbwt nt Kmt n qmt.T r xrt.T m xrthrw jn.tw.w Hnk(wt) Hnk.tw.w m-Hr.T r sHtp Hmt.T m mr.T (7) sqr.j n.T tp.sn r nw n mr.T Ttf.j H#wt.sn Hr w#t nt Hmt.T swr.T jm.sn r snDm jb.T wnf Hr.T m nfrw.T twt nbt tX Xntjt ct-tX wHm.tw nwH n Hmt.T

diese beiden Weinkrüge aus Buto und aus NH#m, indem sie herbeigebracht sind zu dem Heiligtum mit deinem Abbild. Er hat die Xbbt-Gefäße von Ägypten ausgestreckt für dein Abbild als dein Bedarf täglich, man bringt sie, die Opfergaben, man opfert sie vor dir, um deine Majestät mit dem, was du liebst, zufriedenzustellen. Ich bringe für dich ihr Bestes dar zu dem Moment, den du wünschst, ich ergieße ihr Vorderstes auf dem Weg deiner Majestät. Mögest du von ihnen trinken, um dein Herz zu erfreuen, froh sei dein Gesicht in deiner Vollkommenheit, du bist die Herrin der Trunkenheit, an der Spitze der Stätte der Trunkenheit, für deren Majestät man die Trunkenheit wiederholt.

Rede (GT): eig. Handlung (1) (2) Wünsche (1) (2)

D VIII, 74, 13–16: Treppe X, untere Tür, Durchgang, Nordseite, Türschatten [A] Der gute Gott, der göttliche Falke, der (1) (onX) nTr nfr bjk Formular (onX) nTrj Xw Kmt m DnHwj.f Ägypten mit seinen beiden Flügeln schützt, nTr nfr + mr (1) s# Ro ½ ¼ mr Or-sm#der Sohn des Re ½ ¼ geliebt von Harsomtus, t#wj nb %#-dj dem Herrn von %#-dj. Der gute Gott, der Erbe des Re, der Herr der Formular (onX) (2) (onX) nTr nfr jwo n Ro nb qn mj s# #st nsw Stärke wie der Sohn der Isis, der König von nTr nfr + mr (2) bjtj ½ ¼ mr #st wrt Ober- und Unterägypten ½ ¼, geliebt von Isis, der Großen, der Gottesmutter. mwt-ntr Der gute Gott, erwählt von Re, um Herr(3) (onX) nTr nfr stp.n Formular (onX) Ro r jrt Hq# n Kmt dSrt scher Ägyptens und der Wüste zu sein, der nTr nfr + mr (3) s# Ro ½ ¼ mr Or BHdtj Sohn des Re ½ ¼, geliebt von Horus von Edfu, dem großen Gott, dem Herrn des nTr o# nb pt Himmels. Der gute Gott, die Sonne Ägyptens, der (4) (onX) nTr nfr ro n Formular (onX) Mond aller Fremdländer, der König von B#qt joH n X#swt nbt nTr nfr + mr (4) nsw bjtj ½ ¼ mr OwtOber- und Unterägypten ½ ¼, geliebt von Or nbt Jwnt Hathor, der Herrin von Jwnt.

1012

Offenbar auch eine Weingegend im Delta, siehe Gauthier, DG III, 97.

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268

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

D VIII, 75, 5–9: Treppe X, untere Tür, Durchgang, Nordseite, neben dem Türschatten [HFE] Worte zu sprechen: Komm in Frieden auf Aufforderung (1) (1) Dd mdw mjt m Htp der Treppe zu deinem Heiligtum, Hathor, Hr Xndw r sXm.T OwtOr wrt nbt Jwnt m-Xt die Große, Herrin von Jwnt, nachdem du dich mit den Strahlen des Re auf deinem sm#.T stwt nt Ro tpDach vereinigt hast, gemeinsam mit der Hwt.T Hno psDt (2) Neunheit, zieh umher in deinem Bezirk! pxr m pxr.T nsw Ds.f Xnd.f xr-H#t.T Der König selbst geht vor dir, indem er ihm FB2: Geleit (K) opr.tw m sn-r.f1013 entsprechend ausgestattet ist. Wp-w#wt Cmow Hr wpt Der Upuaut von Oberägypten öffnet für dich Weg bereiten (T) deinen Weg, n.T (2) mTn.T Wp-w#wt MHw Hr wpt der Upuaut von Unterägypten öffnet deinen Weg bereiten (T) Weg, w#t.T Horus und Thot sind der Schutz deines Ka, Schutz (T 2x) Or EHwtj m gs-dp n k#.T Dsr.sn [w#]t sie schirmen den [Weg] ab. […] n mr […] Hr.s […] FB1: Vereinigung m##.s Hr […] Hn […] n sie sieht […] des Re beim Vereinigen (H, S) Ro Hr snsn stwt[.f] [seiner] Strahlen mit der Stirnschlange, der Hrjt-tp s#t Ro Xntjt Jwnt Tochter des Re an der Spitze von Jwnt. D VIII, 75, 16 – 76, 5: Treppe X, obere Tür, westliche Hälfte des Türsturzes [RS] Der große Ihi, Sohn der Hathor: Bez. des (1) JHy wr s# Owt-Or Musikanten jr.n.j sSSt m Hr.T nfr Ich spiele Naossistrum vor deinem schönen Rede (Musikant): Gesicht. eig. Handlung (3) Dd mdw jn Worte zu sprechen durch Iah: Bez. der begl. 1014 (J)o(H) Gottheit Ich gebe der Tait Lobpreis, Rede (begl. dj.j j#w n (4) v#yt Gottheit): eig. Handlung(1) ich stelle die Große in ihrer unzugänglichen (2) (5) sHtp.j wrt m tjt.s Gestalt zufrieden. Dsrt (D VIII, 76) (6) Dd mdw jn Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, Bez. des 1. OE Owt-Or wrt nbt Jwnt die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Leitende (d. i. eine Schlange), die Tochter (7) jrt Ro sSmt s#t Jtm des Atum. Worte zu sprechen durch Isis, die Große, die Bez. des 2. OE (8) Dd mdw jn #st wrt Gottesmutter. mwt-nTr Worte zu sprechen durch Horus von Edfu, Bez. des 3. OE (9) Dd mdw jn Or den großen Gott, den Herrn des Himmels, BHdtj nTr o# (10) nb pt Re, Vorsteher der nHH-Ewigkeit. Ro Xntj nHH

1013 1014

Wilson, Lexikon, 874. Anders ALex 78.0605, wo o als Bezeichnung des Mondes aufgefasst wird.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

[…] (11) Dd mdw jn [Owt-Or] nbt Jwnt jrt Ro (12) vfnt s#t Jtm (13) […] nTrw Xntjt Jwnt cpdt m bj# rs n[…] nTrw […]

269

[…] Worte zu sprechen durch [Hathor], Her- Bez. des 4. OE rin von Jwnt, Auge des Re, Tefnut, Tochter des Atum, […] Götter an der Spitze von Jwnt, Sothis am Himmel, die bewacht […] die Götter […].

D VIII, 76, 8–15: Treppe X, obere Tür, Außenseite, östliche Hälfte des Türsturzes [RS] Ihi, Sohn der Hathor (und des?) Re selbst Bez. des (1) JHy s# Owt-Or (2) […]. Musikanten Ro Ds.[f…] Szenentitel (3) jrt sSSt n mwt.f wsrt Naossistrum spielen für seine mächtige Mutter. Bez. der begl. (4) D[d mdw jn W[orte zu sprechen durch Chepri?…]: Gottheit [%prj? … (5)…] Ich preise deine Statue, Rede (begl. Gott(6) sw#S.j smn.T die Stirnschlange an der Stirn des Re. heit): eig. HandmHnjt m H#t Ro lung (7) Dd mdw jn Owt-Or Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, Bez. des 1. OE wrt nbt Jwnt (8) jrt Ro Herrin von Jwnt, Auge des Re, Herrin des Himmels, Gebieterin aller Götter. nbt pt Hnwt nTrw nbw Worte zu sprechen durch Isis, die Große, die Bez. des 2. OE (9) Dd mdw jn #st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt Gottesmutter, Herrin von J#t-djt, inmitten (10) Hrjt-jb Jwnt von Jwnt. Worte zu sprechen durch Harsomtus, den Bez. des 3. OE (11) Dd mdw jn Orsm#-t#wj nb %#-dj-nTr Herrn von %#-dj-nTr, (12) nTr-o# Hrj-jb Jwnt den großen Gott inmitten von Jwnt, Re, (13) Ro Xntj Owt-sm#Vorsteher des Hauses des Somtus. t#wj1015 Worte zu sprechen durch Hathor, die Große, Bez. des 4. OE (14) Dd mdw jn OwtOr wrt nbt Jwnt jrt Ro die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des Himmels, die Gebieterin aller (15) nbt pt Hnwt nTrw Götter, die weibliche Scheibe, Herrin des nbw (16) jtnt nbt #Xt Horizontes, mit schöner Erscheinung im ont Xo m Owt-sSSt Haus des Naossistrums, die auf der Stirn dessen leuchtet, der als psDt Hr dhnt nt psD m Goldener leuchtet […]. nbw […]. D VIII, 77, 5–8: Treppe X, obere Tür, Außenseite, westlicher Türpfosten, 1. Register [BT] 1016 Bez. des (1) [JHy] wr s# Owt-Or Der große [Ihi], der Sohn der Hathor: Musikanten Ich […] die Goldene mit/in […]. Rede (Musikant): (2) s[…] nbwt m […] eig. Handlung

1015 1016

Siehe zu dieser Bezeichnung für Dendara, aber auch für Raum G (vgl. Farbtaf. 1) Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 116. Eine Übersetzung findet sich bei Budde, Götterkind, 128.

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270

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(3) soHo.j HD-nTr n jrt Ro s#

Der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼, der Sohn des Re ½ ¼: Ich erhebe den Gottesschrein des Auges des Re. Schutz.

(4) Jmstj

Imseti:

(5) dj.j j#w n […] m HD.s St#

Ich gebe Lobpreis der […] in ihrem verborgenen Schrein.

nsw bjtj ½ ¼ s# Ro ½ ¼

Königstitulatur Rede (K): eig. Handlung Rückenschutzformel Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit): eig. Handlung

D VIII, 77, 11–14: Treppe X, obere Tür, Außenseite, westlicher Türpfosten, 2. Register [BT]1017 […] Bez. des (1) […] Musikanten Rede (Musikant): (2) […]1018 jt.s m Owt- […] ihren Vater im Haus des Somtus. unklar cm#-t#wj Bez. des GT (3) Os#t (4) mwt-nTr nt Hesat, die Gottesmutter des Re: Ro Ich opfere weiße Milch für ihre Majestät an Rede (GT): eig. (5) Hnk.j HDw n Hmt.s Handlung m Hb.s (6) xrt nnw[.s] ihrem Fest und den Bedarf [ihrer] Kinder wie jeden Tag. mj ro nb Duamutef: Bez. der begl. (7) ew#-mwt.f Gottheit Ich verehre Tait [in] ihrer unzugänglichen Rede (begl. (8) dw#.n.j v#yt [m] Gestalt. Gottheit): eig. tjt.s Dsrt Handlung D VIII, 77, 17 – 78, 4: Treppe X, obere Tür, Außenseite westlicher, Türpfosten, 3. Register [BT] […] Bez. des (1) […] Musikanten (Ich) erfreue die Horizontische, die VorsteRede (Musikant): (2) sXntS(.j) #Xtjt Xntjt eig. Handlung #Xt-nHH herin des Horizonts der nHH-Ewigkeit. (D VIII, 78) (3) eHwtj wp Thot, der die beiden Rivalen trennt, der das Bez. des GT Udjatauge besänftigt: rHwj sHtp wD#t (5) soHo(.j) n.T wtT jrt (Ich) erhebe für dich das wtT-Objekt, rechtes Rede (GT): eig. Handlung wnmt nt Ro Auge des Re! Aufforderung (6) mjt m Hoowt jw[…] Komm in Jubel, […] Owt-[…] Haus des […]!

1017 1018

Eine Übersetzung findet sich bei Budde, Götterkind, 129. Dem Determinativ und dem Kontext nach sicher eine Verbalform in der 1. Person Singular von einem Wort für „jubeln, preisen“, z.B. sw#S, was gut zu dem in der folgenden Tempelbezeichnung genannten cm#-t#wj passen würde.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

(7) O#qw

Der Beutemacher:

(8) […] jtnt Xnt v#-nvm

[…] weibliche Scheibe im Land des Atum.

Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit): unklar

D VIII, 78, 7–9: Treppe X, obere Tür, Außenseite, westlicher Türpfosten, 4. Register [BT] […] Bez. des (1) […] Musikanten […] Rede (Musikant): (2) […] unklar Geb, Fürst der Götter: Bez. des GT (3) Gb rpo nTrw (4) dw#.n[.j?...]f n k#.t

[Ich?] preise […] für deinen Ka/deines Kas.

(5) [Jr-rn.f]-Ds.f1019

[Der seinen Namen] selbst [erschafft]:

(6) s#w-jb.j nbt jtn [n?] m## jt.s

Ich mache die Herrin der Scheibe froh [wegen?] des Sehens ihres Vaters.

Rede (GT): eig. Handlung? Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit): eig. Handlung

D VIII, 78, 12–15: Treppe X, obere Tür, Außenseite, westlicher Türpfosten, 5. Register [BT] […] Bez. des GT (1) […] (2) […]

[…]

(3) nwt wrt mst nTrw (4) tm#t nfrt nt psDt (5) jr.n.j sSSt n wot m wp rnpt

Nut, die Große, die die Götter gebar, schöne Mutter der Neunheit: Ich spiele Naossistrum für die Eine am Neujahrsfest.

(6) […].j [Nbt]Htpt?1020 m nfrw.s (7) Cw wr smsw s# Ro

Ich […] Nebethetepet? in ihrer Vollkommenheit. Schu, der Große, der Älteste, der Sohn des Re: Ich preise die Vornehme, die Gebieterin des Hauses der Vornehmen.

(8) dw#.n.j rpyt Hnwt Pr-rpyt

Rede (GT): unklar Bez. der Musikantin Rede (Musikantin): eig. Handlung (1) (2) Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit): eig. Handlung

D VIII, 79, 4–7: Treppe X, obere Tür, Außenseite, östlicher Türpfosten, 1. Register [BT]1021 (1) [Or-sm#-t#wj?]-p#- [Harsomtus?], das Kind, befindlich in Jwnt: Bez. des Musikanten xrd Hrj-jb Jwnt Rede (Musikant): (2) jr.n.j sSSt n Hnwt m Ich spiele Naossistrum für die Herrin in […]. eig. Handlung […] 1019 1020

Siehe zur Ergänzung Kapitel III 3.7 und 3.8.4. Vorschlag Christian Leitz, vgl. die Schreibungen in LGG IV, 111a. Foto HAdW/Tübingen K 9543 zufolge ist die in der Textpublikation mit

1021

angegebene Zerstörung zu

zu korrigieren.

Eine Übersetzung findet sich bei Budde, Götterkind, 129.

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272

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(3) sor.j Owt-wtT n nbwt nTrw s#

Der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼, der Sohn des Re ½ ¼: Ich erhebe das Haus der Zeugung für die Goldene der Götter. Schutz.

(4) Opj

Hapi:

(5) Hf#.j n Hrjt-tp vfnt nt Hrj-tp t#wj1022

Ich huldige der Stirnschlange, der Tefnut des Oberhauptes der beiden Länder.

nsw bjtj ½ ¼ s# Ro ½ ¼

Königstitulatur Rede (K): eig. Handlung Rückenschutzformel Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit): eig. Handlung

D VIII, 79, 10–13: Treppe X, obere Tür, Außenseite, östlicher Türpfosten, 2. Register [BT]1023 […] Bez. des (1) […] Musikanten […] Palast […]. Rede (Musikant): (2) […] oH […] unklar Horus, Sohn der Isis und des Osiris: Bez. des GT (3) Or s# #st Wsjr (4) ms[.j? …]1024 n nbwt mwt-nTr (5) mjt m #wt-jb r xnm jt.T

[Ich?] bringe der Goldenen, der Gottesmutter […] herbei. Komm herbei in Freude, um dich mit deinem Vater zu vereinigen!

(6) ÄbH-snw.f

Qebechsenuef:

(7) Hpt.j Gb1025 n jt.T nb Ich umfasse die Erde für deinen Vater, den Allherrn. Dr1026

Rede (GT): eig. Handlung Rede (begl. Gottheit) I: Aufforderung Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit) II: eig. Handlung

D VIII, 80, 3–6: Treppe X, obere Tür, Außenseite, östlicher Türpfosten, 3. Register [BT] (1) […]

[…]

(2) […]

[…]

(3) […]

[…]

Bez. des Musikanten? Rede (Musikant)? Bez. des GT?

(4) […] n #st m Owt[…]

[…] für Isis im Haus des […].

Rede (GT?)

1022 1023 1024

LGG VII, 409c. Eine Übersetzung findet sich bei Budde, Götterkind, 130. Budde, Götterkind, 130 zufolge ist hier wahrscheinlich das sogenannte Kryptogramm

1025 1026

Kultobjekte der Hathor) zu ergänzen, das auch in der zugehörigen Darstellung zu sehen ist (D VIII, Taf. 740). Siehe zu dieser Gruppe von Gegenständen III 5.12. Wb III, 72, 5. Siehe zur alternativen Lesung „Herr der Falkengötter“ Budde, Götterkind, 130, Anm. 649.

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(eines der

273

6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

(5) M##-jt.f

Der, der seinen Vater sieht:

(6) dw#.n.j1027 v#yt dj.j j#w1028 m-Hr.T

Ich habe Tait verehrt, ich gebe Lobpreis vor deinem Gesicht.

Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit): eig. Handlung

D VIII, 80, 9–12: Treppe X, obere Tür, Außenseite, östlicher Türpfosten, 4. Register [BT] […] Bez. des GT (1) […] (2) […]

[…]

Rede (GT?)

(3) PtH rsj-jnb.f […]

Ptah, der südlich seiner Mauer ist […]:

(4) […] n nbwt n M#ot nt nbtj? (5) mjt m Dsr snsn Hr.T

[…] für die Goldene, für die Maat der nbtGöttinnen? Komm in Abgrenzung, vereinige dich mit deinem Gesicht!

(6) $rj-b#q.f

Der unter seinem Olivenbaum ist:

(7) […]t.j s#t Ro wot m Pr-rpyt

Ich […] die Tochter des Re, die Eine im Haus der Vornehmen.

Bez. des Musikanten Rede (Musikant): unklar Rede (begl. Gottheit) I: Aufforderung Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit) II: eig. Handlung

D VIII, 80, 15 – 81, 2: Treppe X, obere Tür, Außenseite, östlicher Türpfosten, 5. Register [BT] […] Bez. des GT? (1) […] (2) […]

[…]

Rede (GT?)

(3) Nbt-Hwt mnXt sntnTr (4) jr.n.j sSSt n cXmt m Owt-sSSt

Nephthys, die Treffliche, die Schwester des Gottes: Ich spiele Naossistrum für Sachmet im Haus des Naossistrums,

(5) b#.T Xo r […] r nTrw

dein Ba ist/sei erschienen […] als? die Götter. Komm in Frieden, um die (Sonnen-)Scheibe zu sehen!

Bez. der Musikantin Rede (Musikantin): eig. Handlung Wunsch?

(6) mjt m Htp r m## jtn (7) %ntj-n-jrtj

Chentienirti:

(8) sq#.n.j qf#t nt wbnt m nbwt

Ich habe das Ansehen derer erhöht, die als Goldene aufgeht.

1027 1028

Rede (begl. Gottheit) I: Aufforderung Bez. der begl. Gottheit Rede (begl. Gottheit) II: eig. Handlung

Foto HAdW/Tübingen K 9572 zufolge fehlt nach n.j wahrscheinlich kein Zeichen. Vom Sinn her fehlt in den beiden Lücken nach v#yt und j#w wohl nur jeweils ein Determinativ. Zumindest für Letzteres ist eine Figur mit erhobenen Armen auf Foto HAdW/Tübingen 9572 zu erahnen.

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274

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

D VIII, 81, 5–13: Treppe X, obere Tür, Durchgang, östliche Türlaibung [BT/FE?] […] das verborgene Abbild derer, die als FB1: Beschrei(1) […]w.f sSt# St# n Goldene aufgeht, bung der Statue wbnt m nbwt indem es unzugänglich ist und verborgen ist (–) Dsr.t[w] jmn.tw m in seinem Kasten, j#w#.f die neun Freunde leiten ihn [in] Frieden zum Schrein tragen smHrw 9 Hr bst.f (2) Dach des Tempels ihrer Majestät, (T) [m] Htp r tp-Hwt nt Geleit (T) Hwt-nTr Hmt.s psDt.s m- ihre Neunheit ist hinter ihr zu beiden Seiten ihres Leibes, indem ihr Ka größer gemacht Xt.s m jtrtj Dt.s Hr swr wird als die Götter. k#.s r nTrw Die Standarten öffnen ihren Weg auf richWeg bereiten (T) bqnqnw wpt w#t.s r tige Weise bei ihrem Schutz an jedem Ort. mtr Hr bs#.s r bw nb Die Gottesdiener und die Gottesväter gehen Geleit (T) Hmw-nTr jtjw-nTr pxr umher in ihrem Umkreis, m pxr.s der Vorsteher des vorderen Platzes ist geGeleit (T) jmj-r# st Xntjt r nmtt.f mäß seiner Stellung, der Vorlesepriester ist Lobpreis (T) (3) xrj-Hbt xr H#t.s Hr vor ihr beim Rezitieren von Lobpreis in njs n.s Hknw m D#jsw wirksamen Aussprüchen des RX-sw. #Xw nw RX-sw Speise-/Tranko#bt ob#.tw wdn.tw n(n) Das große Speiseopfer ist geopfert und opfer (–) dargebracht ohne Zahl, Tnw Tausende von allen Dingen sind dabei, X# m Xt nbt Xr-m-m.s Millionen sind an seinem Anfang bei der HHw r-H#t.s Xr nfrt m 1029 Schönen am Scheitel, wpt Hunderttausende sind an seinem Ende bei Hfnw r pHwj.s Xr Pyt der zu Buto Gehörigen, Dbow Sbn (4) m Sbw m Zehntausende sind vermischt als Nahrungsopfer in seiner Mitte, bei dem GötterHrj-jb.s Xr1030 sXm n bild derer, die ihre Bas erscheinen lässt. sXot-b#w.s jHw #pdw m sb n sDt m Rinder und Vögel sind ein Brandopfer jener Abbilder des Bösen, #bwt nn nt nbD #tf[w] jenes Räucherwerk von Vrt ist so, wie es nn nw Vrt r jrw.sn sein soll, ihr [Duft?] vereint sich mit dem [sTj?1031].sn #bX.s nnt Himmel. Man vollendet für sie ein Fest am Morgen Hts.tw n.s Hb m 1032 dw#yt nt wob m Drw der Reinheit bis zur Grenze des Re bis hin Ro r-o nHH zur nHH-Ewigkeit. D VIII, 81, 15 – 82, 8: Treppe X, obere Tür, Durchgang, westliche Türlaibung [BT/FE] Funktions(1) sb# n sqdt r st [nt Tür des Gehens zum Platz [des Mädchens? sDtjt? …] Owt-Or wrt …] Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, bestimmung des Architekturelenbt Jwnt jrt Ro nbt pt das Auge des Re, die Herrin des Himmels, ments 1029

Die im Gehörn sitzende Göttin ist vermutlich als Determinativ zu dem gesamten Epitheton zu verstehen.

1030

In der Textedition wurde die halbe Gruppe

1031 1032

Oder ein anderes Wort für „Duft“. Siehe zur Lesung I 3.5.

ausgelassen (Foto HAdW/Tübingen K 9521).

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

Hnwt nTrw nbw [… DfD n] DfD n wD#t1033 smn n sDtjt s#t Ro mr jb.f Hn.tw m HD n Hmt.s smHrw 91034 owj.sn (2) xr.f ntj jw rn.sn r nTr Xnd.sn Hr Xndw twr.tw m qb nmtt tw#.sn #Xtjt r m## #Xtj [o#bt?]1035 o#b.tw m pr r-Dr.f m X# m Xt nbt n rpyt wn-Hr Hr.s hrw wp rnpt Hno psDt.s Xnt %prt1036 (3) h#yt m hy ndb {f} m hnw nTrj n nbwt m #wt-jb jmj-Snbt1037 n Sspw1038 n [v#]-n-vm oq# Hr snsn qm# sn […].sn m#wt.f tp-Hwt Hwt-nTr m hrw tpj n [tX]1039 Jwnt m Hb J#t-djt m XntS Owt-ob m oq (4) Owt-sSSt snTr m snTr Hr sDt Owt-mnjt Hoo.tw [n Rnn-wtt?]1040 Hmw-nTr m Hoo[wt…] m jb#?1041 (D VIII, 82)

1033 1034

Gebieterin aller Götter, [… Iris der] Iris des Udjatauges, Bild des Mädchens, der Tochter des Re, die sein Herz liebt, indem sie geschützt ist in dem Schrein ihrer Majestät. Die neun Freunde, ihre Arme sind unter ihm (dem Schrein), deren Name dem eines Gottes entspricht. Sie gehen auf der Treppe, indem sie rein sind mit ruhigem Schritt, sie heben die Horizontische hoch, um den Horizontischen zu sehen, [das große Speiseopfer?] ist geopfert im ganzen Haus mit Tausenden von allen Dingen für die Vornehme. Öffnen des Gesichtes bei ihr am Tag des Neujahrsfestes zusammen mit ihrer Neunheit an der Spitze von %prt. Der Himmel ist im Jauchzen, die Erde ist in Jubel, das Herz der Goldenen ist in Herzensfreude, das Herz der Statuen des [Landes] des Atum ist rechtschaffen beim Vereinen mit dem, der sie geschaffen hat, sie […] mit seinen Strahlen auf dem Dach des Tempels, am ersten Tag der Trunkenheit, Jwnt ist im Fest J#t-djt ist in Freude, das Haus der Reinigung ist im Fest, das Haus des Naossistrums ist beräuchert mit Weihrauch auf dem Brand, das Haus des Menit ist in Jubel [für Renenutet?], die Gottesdiener sind in Jubel, […] beim Tanzen,

1036 1037 1038 1039 1040 1041

Schrein tragen Speise-/Trankopfer? Gesicht öffnen (–) Festjubel (A) Festjubel (A) Freude (H) Freude (T)?

Festjubel (A) Festjubel (A) Festjubel (A) Räucheropfer (–) Festjubel (A) Festjubel (T) Tanz (?)

LGG VII, 625c – 626a. Foto HAdW/Tübingen K 9825 zufolge sind hier drei Pluralstriche, die zu smHrw gehören, sowie zwei zusätzliche Striche neben dem Kopf zu erkennen:

1035

FB1: Schrein tragen (T) Aufstieg

. Liest man den Kopf als Zahlzeichen 7 (vgl.

Kurth, Einführung 1, 167), kommt man in der Addition auf eine Anzahl von neun Priestern. Das Schilfblatt könnte ein Teil des Zeichens Gardiner M19 sein, mit dem o#bt für gewöhnlich geschrieben wird. Die Ergänzung liegt auch aufgrund der Verwendung des Verbums o#b danach nahe. Siehe dazu und zu der Überlegung, ob es sich hierbei um eine Schreibvariante zu v#-rr handelt, Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 196. Wilson, Lexikon, 1020. Siehe für die Schreibung z. B. D VIII, 94, 5*. Siehe z. B. die Schreibung in D VIII, 9, 12* und 45, 13*. Alternative Übersetzung: „erster Tag des Monats tX“ (dazu I 3.10, Anm. 329). Lesungsvorschlag Joachim Friedrich Quack. Der stehende Mann hat allerdings kein gebeugtes Bein, weswegen es nicht sicher ist, ob die Tanzhaltung gemeint ist. Möglich wäre auch, dass es sich um die Andeutung des hnw-Gestus handelt, und dass hnw „Jubel“ gemeint ist.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

T#yw Hmwt m THH [D]r m##.sn msXo nw nbwt nTrw m Drw1042 Ro r-o Dt

die Männer und Frauen sind am Jauchzen, weil sie das Erglänzen der Goldenen der Götter sehen bis zur Grenze des Re bis hin zur Dt-Ewigkeit.

Festjubel (T 2x)

D VIII, 82, 13 – 83, 2: Treppe X, obere Tür, Durchgang, Ostseite, Türschatten [A] Der gute Gott, der Sohn der Hathor, den (1) (onX) nTr nfr s# Formular (onX) Mut, die Herrin des Himmels aufgezogen Owt-Or Sd.n Mwt nbt nTr nfr (1) pt bjtj ½ ¼ hat, der König von Unterägypten ½ ¼. (2) [(onX) nTr nfr …] s# [Der gute Gott …] der Sohn der prächtigen Formular (onX) Macht, der auf ihren Schenkeln aufgezogen sXm Sps1043 rr Hr nTr nfr (2) 1044 mntj.s s# Ro ½ ¼ wurde, der Sohn des Re ½ ¼. Der gute [Gott], den Sothis aufgezogen hat, (3) [(onX) nTr] nfr Formular (onX) popo.n cpdt nsw bjtj der König von Ober- und Unterägypten ½ ¼. nTr nfr (3) ½ ¼ (4) [(onX) nTr] nfr jwo n Der gute [Gott], der Erbe des Somtus, Formular (onX) lebendiges Abbild dessen von Edfu, der cm#-t#wj Ssp onX n nTr nfr (4) BHdtj s# Ro ½ ¼ Sohn des Re ½ ¼. (D VIII, 83) (5) (onX) nTr nfr Der gute Gott, der Reiniger, der rein ist in Formular (onX) twr twr.tw m jrw.f twr seiner Gestalt, der die Treppe [des] Gehens nTr nfr (5) der Horizontischen reinigt, der König von Xndw1045 [n] Xnd #Xtjt nsw bjtj ½ ¼ Ober- und Unterägypten, ½ ¼. D VIII, 83, 4 – 85, 4: Treppe X, obere Tür, Durchgang, Westseite, gegenüber des Türschattens [HFE] […] Fest des Re am Neujahrsfest […] die FB1: Festjubel (T (1) […] Hb Ro m wp Götter und Göttinnen 2x)? rnpt […] nTrw nTrwt […] im Fest. […] m wp1046 Hathor freut sich […] Gestalt? […] in Jubel Freude (H) rS Owt-Or […] […] mit dem, was zu ihnen gehört, um die jrw?1047 jw/r […] m nhm […] Hr jrw.sn r oq Majestät dieser Göttin eintreten zu lassen in Hmt nTrt tn m [Hoowt?] [Jubel?] ins Innere ihres prächtigen Schreins, der mit Gold überzogen ist sowie Beschreibung des m xnw HD.s Sps nb m Schreins (–) mit Silber, rwy (2) m qd r#-Xmt der im Inneren ihres Schreins aus schwarntj m xnw HD.s n[t] zem [St]ein ist. [j]nr km1048 1042

1046

Vgl. den gegenüberliegenden Text D VIII, 81, 13*. Der Löwe kommt in älteren Texten manchmal als Komplement in Schreibungen für Drw vor, siehe Wb V, 585 unten. Vgl. zur femininen Determinierung LGG VI, 542b. Alternativ könnten auch zwei voneinander getrennte Epitheta angenommen werden: „die Mächtige/Macht, die Prächtige“. ALex 78.1713. Vielleicht war an Stelle des Ideogrammstriches auch ein nw-Topf intendiert. Siehe Xndw n Xnd r Xyt in D VII, 177, 10* und Xndw n Xnd r Xm in D VII, 190, 1*. Wilson, Lexikon, 224 und ALex 78.0947.

1047

Lesungsvorschlag unter der Voraussetzung, dass das Zeichen

1048

abgerieben, so dass sich dies anhand von Fotos nicht nachprüfen lässt. Ergänzung von Emmanuel Jambon. Offenbar ist hier ein steinerner Naos im pr-wr erwähnt, aus dem der

1043 1044 1045

für

steht. Die Oberfläche ist stark

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

wn Hr […] Spst wsrt Owt-Or wrt nbt Jwnt [jrt] Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw M#ot wrt Xntjt Owt[…] jtnt tpjt nt jtn Hr{.T}.s nfr psD m Smow.s mHw.s dmD wpt m tp.s Swtj wpt jtn?1049 jmj‹tw›.sn1050 Xfo.n.s onX #m.n.s w#s m owj.s (3) M#ot wrt m-stj n1051 Hr.s s#.s m JHy xr mnjt sSSt Xo jrt Ro m-Xnt #Xt.s nTrw nTrwt twt r m##.s rdjt [Htp]1052 nTrt tn […] Spst wsrt Hr S […S] n Htp k#.tw m rn.f pt Hr.f nt nbw sn.s r #Xt xrj #Xtj o#yw jsk 4 nw s#wj r qoHw 4 n (4) S n Htp moyt 4 Hr qoHw 4 nmsw n p#qt Ts r.sn oq jn smHrw 9 nTrw 91053 (D VIII, 84) k#.tw m rn.sn msw Or m-ob %ntj-n-jrtj […] jsk m tp.sn nsw Ds.f xr mdw n sp#t H#tjw-o jsk m jrj.sn xrj-Hbt Hrj-tp H#tj-o jmj-Xt sn1054

1049 1050 1051 1052 1053 1054

Öffnen des Gesichtes der [...] der prächtigen Mächtigen, Hathor, der Großen, der Herrin von Jwnt, des [Auges] des Re, Herrin des Himmels, Gebieterin aller Götter, große Maat an der Spitze des Hauses des […], weibliche Scheibe, Erste der Scheibe. Ihr schönes Gesicht erglänzt mit der oberägyptischen und der unterägyptischen Krone zusammen, das Gehörn ist auf ihrem Kopf, (auch) die beiden Federn, die gehörnte (Sonnen-)Scheibe ist dazwischen. Sie hat das Lebenszeichen umfasst, sie hat das Was-Szepter mit ihren Händen ergriffen, Maat, die Große, ist vor ihrem Gesicht, ihr Sohn ist Ihi mit dem Menit und dem Naossistrum. Das Auge des Re erscheint an der Spitze ihres Horizontes, die Götter und Göttinnen sind versammelt, um sie zu sehen. Diese Göttin, die Prächtige, die Mächtige auf einem Untersatz [ruhen] lassen, […Untersatz] des Ruhens sagt man als sein Name, der Himmel über ihm ist aus Gold, er gleicht dem Horizont, der unter dem Horizontischen ist, auch vier Säulen aus Gold sind an den vier Ecken des Untersatzes des Ruhens. Vier Ösen sind an den vier Ecken, Streifen von Leinen sind an sie geknüpft. Eintreten durch die neun Freunde, die neun Götter sagt man als ihr Name, indem die Kinder des Horus und des Chentienirti […] gleichfalls an ihrer Spitze sind. Der König selbst trägt den Stab des Gaues, indem die Gouverneure bei ihren Pflichten sind, (sowie) der oberste Vorlesepriester, der nachrangige Gouverneur, Vorbeigehender

Gesicht öffnen (–)

Beschreibung der Statue (–)

Geleit (T) Musik (T) Erscheinen (H) Geleit (T 2x)

Beschreibung des Schreins (–)

Treppe betreten? (T)

Stab tragen (T) Geleit (T) Geleit (T)

leichtere, transportable Naos für die Prozession entnommen wurde (vgl. III 5.2, Anm. 1776). Siehe zur Lesung oben, Anm. 416. Siehe D VII, 200, 15–16*. Wilson, Lexikon, 956–957. Siehe D VII, 186, 13–14*, wo in einer ähnlich aufgebauten Passage vom ruhen (Htp) der Göttin auf einem goldenen Untersatz die Rede ist. Siehe weiter unten D VIII, 117, 9* und LGG IV, 489c, wo die beiden Stellen aus den Treppen in Dendara allerdings nicht aufgeführt sind. Auffällig ist an dieser Stelle, dass in den Treppenprozessionen xrj-Hbt und H#tj-o jmj-Xt als unterschiedliche Priester aufgeführt werden (z. B. D VII, 194, 1* und 197, 15*). Die nachfolgende Textpassage spricht jedoch eindeutig von der Schreibtafel, die auch in den Reliefs der Treppenhäuser als Attribut des xrj-HbtPriesters dargestellt ist (z. B. D VII, Taf. 684), so dass H#tj-o jmj-Xt hier, ebenso wie das danach stehende sn, als Alternativbezeichnung für diesen Priester genannt sein muss. Ein sn-Priester ist mir aus anderen Quellen nicht bekannt.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

k#.tw r.f (5) on m o.f n nbw HD Xt m r#w nw prt r-H# m Dd j rmnw rmnw Spst wsrt Hmw-nTr nw Owt-Or wrt Hmw-nTr nw Cmow […] jmjw pr J#t-djt wTsw nbt pt m Hb.s nfr wp rnpt oq.sn m Hb jwn.sn1055 m Hoowt Xnd.s1056 Hr Xndw.s wr (6) n Hwt-nTr.s psDt.s r-Hno.s n(n) #b r.s s#.s m JHy Hr-H#t Hmt.s Ddw Hr wp n.s w#t m hrw pn nfr wp rnpt Htp.s Hr nst.s m-q#b h#yt.s wrt #Xt nt k#.s Hr v#-n-vm Hr.s nfr r rsj jqr.tw m jrw.s Db#.tw m Xt.s1057 bj#yt o#t dgt.s1058 (7) psDt.s Htp.tw Hr wnmj.s j#bj.s sj mj Ro jmjtw Snwt.f ob#.tw m t# jwf Hnqt X#w nbw nDm sTj wn[-Hr]1059 Hr.s m HD.s S[p]s jn H#tj-o wr jmjr# Hmw-nTr nTrw nTrwt dw#-nTr n k#.s Hmw-nTr jtjw-nTr […]n b#w Hmt.s

1055 1056 1057 1058 1059

sagt man zu ihm. Die Schreibtafel aus Gold und Silber ist in seiner Hand, indem sie graviert ist mit den Sprüchen des Herauskommens nach draußen, folgendermaßen: „Oh Träger, die ihr die prächtige Mächtige tragt, Gottesdiener der Hathor, der Großen, Gottesdiener von Oberägypten, die ihr euch im Tempel von J#t-djt befindet […], die ihr die Herrin des Himmels an ihrem schönen Fest Neujahrsfest tragt!“ Sie treten am Fest ein, sie tragen in Jubel, sie geht auf ihrer großen Treppe ihres Tempels, ihre Neunheit ist bei ihr ohne von ihr fern zu sein, ihr Sohn ist als Ihi vor ihrer Majestät, die Aussprüche öffnen den Weg an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes. Sie ruht auf ihrem Thron in ihrem großen Kiosk, dem Horizont ihres Kas auf dem Land des Atum. Ihr schönes Gesicht ist nach Süden gewandt, indem sie trefflich ist in ihrer Gestalt, indem sie ausgestattet ist mit ihren Dingen. Ein großes Wunder ist es, sie anzublicken. Ihre Neunheit ruht zu ihrer Rechten und zu ihrer Linken, sie ist wie Re inmitten seiner Genossen. Man opfert Brot, Fleisch, Bier, alle Duftstoffe mit angenehmem Geruch. Öffnen ihres Gesichts in ihrem prächtigen Schrein durch den hochrangigen Gouverneur, den Vorsteher der Gottesdiener. Die Götter und Göttinnen loben ihren Ka, die Gottesdiener und die Gottesväter [preisen o.ä.] die Machterweise ihrer Majestät,

Rezitation

Treppe betreten? (T) Schrein tragen Aufstieg (H) Geleit (T) Geleit (T*) Weg bereiten (A) Ruhen (H)

Geleit (T*) Speise-/Trankopfer (–) Räucheropfer (–) Gesicht öffnen (T) Lobpreis (T 2x) Lobpreis (T 2x)

ALex 78.0224. Der zweite nw-Topf könnte irrtümlich für ein

geschrieben worden sein, vgl. die Schreibungen bei

Wilson, Lexikon, 742. Vielleicht sind die Pluralstriche und das s nur vertauscht, so dass diese eigentlich hinter die Buchrolle gehören. Ein pluralisches Suffix ergibt an dieser Stelle keinen Sinn. In der Lücke könnte ein Auge als Determinativ zu dg gestanden haben. wn-Hr ist hier wohl als zusammengesetztes Verb zu verstehen, was die Dopplung von Hr erklärt, siehe Wilson, Lexikon, 230 und oben D VIII, 82, 3*.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

THHwt Xpr m Owt-sSSt sm# […] (8) stwt #Xt m-ob stwt J#Xw1060 pt m Hb t# m mfk#t gsw-prw sTj m THnt jrt Ro wrt xnm.s jt.s Owt-Or wrt nbt Jwnt Hs.s Ro r1061 njwt.s jw jb.s m Hoowt sDd sj r km Dt Sm.s r […] (9) psDt.s r-Hno.s Htp.s m tjt.s Dsrt oq nTrw nTrwt oHo.tw r gs.s jrtj.sn m-s# n jjt.s Hr sHtp jb.s m mnjt[.s?] owj.sn Hr shr k#.s sSSt #ms.s m-xnw #Xt.s tfn jb.s m [H#?]yt.s Dsr (D VIII, 85) (10) M#ot m sS.s JHy r-Xft-Hr.s mn.tw m HHw nw Hbwsd m-Xnt Owt-sSSt Htp.tw Xo.tw m-Xnt.f ro nb tp(j) rnpt n(n) #b mn[.tw] sp 2 Hr st-wrt Owt-Or wrt nbt Jwnt mj mn pt Ro jm.s mj mn t# Gb jm[.f] nHH sp 2 HHw nw sp n m##.T Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt [Ro] nbt pt Hnwt nTrw nbw Xw Owt-Or [s#.s mr.s?] nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ onX [...].s Hr st Or Xnt k#w onXw Dt1062

1060 1061 1062

Jubel ist entstanden im Haus des Naossistrums, die Strahlen der Glänzenden vereinen sich mit den Strahlen des Glänzenden, der Himmel ist im Fest, das Land ist in Freude, die Tempel sind bestreut mit Fayence, das große Auge des Re vereint sich mit seinem Vater, Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, sie preist Re für ihre Stadt, indem ihr Herz in Jubel ist, sie ist dauerhaft in DtEwigkeit. Sie kommt zu […], indem ihre Neunheit bei ihr ist, sie ruht in ihrem unzugänglichen Gemach, die Götter und Göttinnen treten ein, indem sie an ihrer Seite bleiben, ihre Augen folgen ihrem Kommen beim Zufriedenstellen ihres Herzens mit [ihrem?] Menit, ihre Arme erfreuen ihren Ka, das Naossistrum erfreut sie im Inneren ihres Horizontes, ihr Herz freut sich in ihrem erhabenen Gemach?, Maat ist in ihrem Nest, Ihi ist vor ihr, indem er dauerhaft ist an Millionen von Sedfesten an der Spitze des Hauses des Naossistrums, indem sie zufrieden ist und in ihm erschienen ist jeden Tag am Jahresbeginn/alljährlich ohne Unterlass, indem sie bleibt, bleibt auf dem großen Sitz, Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, so wie der Himmel des Re in ihm dauerhaft ist, so wie die Erde des Geb in [ihm] dauerhaft ist in nHH-Ewigkeit, in nHH-Ewigkeit bei Millionen Malen des Dich-Ansehens, Hathor, Große, Herrin von Jwnt, Auge des [Re], Herrin des Himmels, Gebieterin aller Götter. Hathor schützt [ihren Sohn, den sie liebt?], den König von Ober- und Unterägypten, den Herrn der beiden Länder ½ ¼, es lebe ihr […] auf dem Thron des Horus an der Spitze der Kas der Lebenden in Dt-Ewigkeit.

Festjubel (–) Vereinigung (H, S) Festjubel (A 2x) Schmücken (–) Vereinigung (H, S) Lobpreis (H)

Rückkehr? Geleit (T) Ruhen (H) Geleit (T* 2x) Anblicken (T*) Musik (T*) Freude (H)

Geleit (T*)

Zufriedenheit (H)

Ruhen

Gegengabe

LGG I, 109c führt diese Stelle als Beleg für J#Xw n pt auf, das nachstehende pt gehört jedoch eindeutig zur folgenden Phrase. Wb III, 155, 3–5 und Wilson, Lexikon, 675. Foto HAdW/Tübingen K 8461 zufolge ist hinter dem Anchzeichen noch eine halbe Gruppe frei. Könnte hier ein Wort für „Erbe“ oder „Abbild“ gestanden haben?

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

6.2 Die linke (absteigende) Hälfte der Festprozession 6.2.1 Die Bandeauinschriften D VIII, 85, 9 – 87, 3: Treppe X, linke Hälfte, Bandeau [A]1063 (onX) nTr nfr Xy1064 n Der gute Gott, das Kind der Horizontischen, #Xtjt Ssp onX n #Xtj Xntj lebendiges Abbild des Horizontischen an der #Xt nsw bjtj ½ ¼ s# Ro Spitze des Horizonts, der König von Ober½ ¼ mr Owt Or wrt und Unterägypten ½ ¼, der Sohn des Re ½ ¼, nbt Jwnt jrt Ro nbt pt geliebt von Hathor, der Großen, der Herrin Hnwt nTrw nbw von Jwnt, dem Auge des Re, der Herrin des Himmels, der Gebieterin aller Götter. Xws.n.f Xndw n wbnt m Er hat die Treppe derer, die als Goldene aufnbwt m geht, erbaut, 1065 sn r Xyt Xpy ähnlich dem Himmel der Sonnenscheibe mit Uräen. Xnd.s r Xm.s tp-o psDt.s Sie geht vor ihrer Neunheit zu ihrem Heiligr-s# m## jt.s Ro wp tum nach dem Sehen ihres Vaters Re am rnpt1066 Neujahrsfest. 1067 q# Hr j#t.f Hr sm#o Der, der hoch ist auf seiner Standarte, macht mTn[.s …]m js Hr s#w [ihren] Weg richtig, […] schützt ihr Abbild, snn.s nsw Ds.f xr mdw der König selbst trägt den Stab des Gaues n sp#t Hr swr qf#w.s beim Vergrößern ihres Ansehens und (desHno Snwt.s sen) ihres Hofstaates. {q}bqnqnw Hr sHr D# Die Standarten vertreiben den Widersacher 1068 Hr wpt w#t nt Hmt.s und öffnen den Weg ihrer Majestät. xrj-Hbt Hrj-tp1069 xr on Der oberste Vorlesepriester trägt eine n s#wj Xt m r#w nw Xt- Schreibtafel aus Gold, die beschrieben ist nTr mit den Sprüchen des Gottesopfers, Hr Sdt Hbwt n k#.s beim Rezitieren der Festrollen für ihren Ka, ob psDt.s1070 mj ntj r nt- rein ist ihre Neunheit, gemäß dem, was der o Bestimmung entspricht.

Formular (onX) nTr nfr + mr

Bauinschrift (mit Beschreibung des Architekturelements) FB1: Rückkehr (H), Geleit (T) Weg bereiten (T) Schutz (T) Stab tragen (K)

Schutz (T) Weg bereiten Rezitation (T)

Geleit (T)

1063

Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 41–42.

1064

Vor dem Kind ist das Zeichen

1065

klar zu erkennen (Foto HAdW/Tübingen K 8204), es wurde in der

Textedition vergessen. Wilson, Lexikon, 763; ebd., 707 weist sie darauf hin, dass Xyt „Dach, Himmel“ gerne in Alliterationen verwendet wird, so wohl auch hier. El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 41 lesen opp „Disque ailé“.

1066

Das runde Zeichen ist wahrscheinlich eine Verschreibung für

1067

Offenbar eine Bezeichnung des Upuaut, siehe El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 41 und 60, Anm. 39. Vorschlag von Christian Leitz. Joachim Friedrich Quack schlägt s#(w) „bewachen“ vor, was ebenfalls möglich ist. Siehe zu den Lesungsmöglichkeiten für den Affen Kurth, Einführung 1, 204.

1068

.

1069

Die Zeichen

(tatsächlich in dieser Reihenfolge gruppiert) wurden in der Edition vergessen, siehe Foto

1070

HAdW/Tübingen K 8223. Lies alternativ Spswt.s „ihre Edelfrauen“ (Hinweis Joachim Friedrich Quack), vgl. Anm. 1248.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

Schesemu, der Salbenkoch, trägt die Salbe des Gottesopfers, der den Leib der Kobra salbt. Tait, die das Kleid aller Vorfahren erschafft, sie hat die Goldene und ihre Neunheit geschmückt. Der erste Gottesdiener und der zweite Gottesdiener vertreiben den Zorn der Mächtigen und reinigen ihr Abbild mit großen Edelsteinen, der dritte Gottesdiener ist hinter ihnen, der das Böse für die Gebieterin vertreibt, der ihren Leib mit Türkis erfreut, der vierte Gottesdiener trägt das Bügelsistrum und einen Napf mit Fayence beim Reinigen ihrer Majestät in v#-rr. Menket, die das Dsr-Bier braut, begleitet die Große in NTrjt. Der Aufwärter des Re erfreut ihr Herz, Hesat, die Gottesmutter, sie hat gereinigt […] ihren Leib mit ihrer weißen Milch. Der Schlächter mit vielen Messern trägt die Fleischstücke der Rebellen, zusammen mit Schesemu, dem Herrn der Schlachtstätte des Horus. Sechet, die Herrin der grünen Pflanzen, trägt die Gänse und das Marschland, um die Goldene mit den Dingen von ihm zu erfreuen. tm obwj.f tp{w}.f1073 xr Der vollkommen ist in Bezug auf seine t#-wrw Hörner und seinen Kopf trägt seine t#-wrmrHw1074 jrj rdwj.f […] Brote, der Gesalbte (Stier) ist sein Diener nbt #Xt owj.f xr j#w# m […] die Glänzende, seine Arme sind unter Xt1075 Ts wD# n jrt Ro einem Kasten aus Holz. Anknüpfen eines Amulettes für das Auge des Re. H#tj-o jmj-Xt n nbt Jwnt Der nachrangige Gouverneur der Herrin von xr Sps snb Hno.tw {r} m Jwnt trägt das Libationsgefäß, das snbmw Gefäß ist gefüllt mit Wasser […]1076 n wrt xr o n […] der Großen mit dem Napf mit Räuchermnwr Hr snTr mTn n werk, beim Reinigen des Weges für die nbt t#wj Herrin der beiden Länder. Oopj Cmow xr H#t nt Hapi von Oberägypten ist vor der Goldenen, nbwt jrt Ro dem Auge des Re, Csmw nwd xr (D VIII, 86) mD n Xt-nTr sgnn Dt nt tpyt1071 v#yt qm#t dr n Drtjw jrj sxkr.n.s nbwt Hno psDt.s Hm-nTr tpj Hm-nTr snnw rwt dndn n wsrt swob xntj.s m o#wt wr[t] Hm-nTr 3-nw rXt.sn Hm Hrst n Hnwt mfk Dt.s m mfk#t Hm-nTr 4-nw xr sXm Hno o n THnt Hr swob Hmt.s m v#-rr Mnqt jrt Dsrw Sms wrt m NTrjt1072 Wdpw-n-Ro sHoo jb.s Os#t mwt-nTr swob.n.s […] How.s m HDw.s […] MnH oS# dsw xr stpw nw sbjw Hno Csmw nb sXw Or cXt nbt w#Dw#Dw xr r#w (m-)ob jdHw r sXntS nbwt m Xt jm.s

1071 1072 1073 1074 1075 1076

Salbenopfer (T) Stoffopfer (T)

Besänftigung (T) Besänftigung (T) Schmuckopfer Schutz (T) Schmuckopfer Musik, Schmuckopfer (T) Speise-/Trankopfer (T) Geleit (T) Speise-/Trankopfer (T) Speise-/Trankopfer (T 2x) Speise-/Trankopfer (T 2x)

Speise-/Trankopfer (T) Geleit (T) Opfer (–) Schmücken (–) Libation (T) Räucheropfer

Geleit (T)

Alternative Lesung: epyt „die zu Buto Gehörige“ (LGG VII, 534b–c). Vgl. LGG VII, 86a. LGG VII, 426a. Anders Simonet, Maîtres d’autel, 103, der vm „Atum“ liest. LGG III, 357b–c. Alternativ an das Folgende anzuschließen: „nach dem Knüpfen eines Amulettes“, vgl. D VIII, 94, 10* (Hinweis Joachim Friedrich Quack). Vermutlich stand in der Lücke ein Priestertitel.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Hsw.f boH m nwn Hr sqb jb n Drtjw J#t-djt tp tr n jrt Xt-nTr [Oopj?1077] wr twr.n.f mTn wrt Hswt1078 Hr dr dndn wtTt jty Hr snTr sm#tj.T pD.n.f Dt.T m pD smHrw 9 Hr wTs nfrw.T ST m ST.sn n m## nTr rmn.sn Hmt.T r st nt Dt r-Xt m## #Xtj Xntj #Xt […]w n nbwt wobw o#w n s#b Swt ST m ST.sn n m## Spst Hr rmn sXmw m HD(w).sn Spsw r oq o#t.sn n nHH r-s# m## NHH1079 m bj# m wp rnpt b# jmj pt m dj-mrt opy wr Xnt[.f?] m Xprw.f Ro-sm#-t#wj Hrjjb Jwnt BHdtj s#b Swt Xntj jtrtj.f Xw Drtjw m […] owj.f H# H#yt nbt #Xt n(n) #b r.s Hr Xwt Dt.s nts1080 nbt pt t# dw#t mw Dww

1077

1078

1079 1080

seine Hs-Vasen sind überschwemmt mit Urwasser beim Erfrischen des Herzens der Vorfahren von J#t-djt zur Zeit des Vollzugs des Gottesopfers. Der große [Hapi?], er hat den Weg derer mit großer Gunst gereinigt, indem er den Zorn der Erzeugenden vertreibt. Der Herrscher reinigt deinen Weg, er beweihräuchert deinen Leib mit den Weihrauchkugeln, die neun Freunde tragen deine Vollkommenheit, indem sie bekleidet sind mit ihrem Kleid des Anblickens des Gottes, sie tragen deine Majestät zu dem Platz der Dt-Ewigkeit nach dem Sehen des Horizontischen, des Vorstehers des Horizontes. Die […] der Goldenen, die großen Reinigungspriester des gefleckt Gefiederten sind bekleidet mit ihrem Kleid des Sehens der Prächtigen beim Tragen der Götterbilder in ihren prächtigen Schreinen, um ihr Heiligtum der nHH-Ewigkeit zu betreten nach dem Anblicken der nHH-Ewigkeit (d. i. Re) am Himmel am Neujahrsfest. Der Ba, der am Himmel ist, ist am Himmel, der große Flügelskarabäus ist vor [ihm?] in seiner Gestalt des? Rasomtus an der Spitze von Jwnt, dessen von Edfu, des gefleckt Gefiederten, des Vorstehers seiner beiden Heiligtümer, der die Vorfahren in […] schützt, dessen Arme hinter der Leuchtenden, der Herrin des Horizontes sind ohne von ihr abzulassen beim Schutz ihres Leibes. Sie ist die Herrin des Himmels, der Erde, der Dat, des Wassers und der Berge,

Reinigung

Reinigung (T)

Reinigung (K) Räucheropfer Schrein tragen (T)

Schrein tragen (T)

Geleit (T)

Identifikation (nts)

So vermuten El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 42. Tatsächlich tritt in der Prozession nach Oopj-Cmow ein weiterer Nilgott auf, der allerdings durch die im Bandeau nicht berücksichtigte #Xt wrt von diesem getrennt ist. Da nicht alle Götter der Prozession in die Beschreibung aufgenommen sind, kann man sich hier nicht ganz sicher sein, um wen es sich handelt (theoretisch wäre auch der ebenfalls in der Prozession vorhandene Mnevis möglich). Der Reinigungskontext würde natürlich zu Hapi passen. In Anbetracht des Papyrusszepters der Figur sicherlich nicht wr Hswt, wie LGG II, 453c annimmt, siehe ElKordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 42. Dort wird dies als Bezeichnung der Königin interpretiert, was zutreffen dürfte, da das Determinativ ihr Ornat andeutet (siehe D VIII, Taf. 767) und zudem die Reihenfolge der im Text genannten Festteilnehmer mit den Darstellungen übereinstimmt. Siehe D VIII, 9, 12*. Vgl. dazu die Schreibung der maskulinen Entsprechung bei Kurth, Einführung 2, 613.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

s#w-n.sn m Smsw.s ro nb jtnt pw n(n) kt Hr Xw.s1081 Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw Xwt s#.s mr.s s# Ro nb Xow ½ ¼ dj.s n.f rnpwt nt cpdt1082 n pt nswyt nt c#H1083 m bj# jw.f m Hq# mn Hr srX Xnt k#w onXw Dt

in deren Gefolge jeden Tag die s#w-n.sn sind, die weibliche Scheibe ist es, derengleichen es nicht gibt, Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des Himmels, die Gebieterin aller Götter, die ihren Sohn, den sie liebt, den Sohn des Re, den Herrn der Erscheinungen ½ ¼, schützt. Sie gibt ihm die Jahre der Sothis am Himmel und das Königtum des Orion am Firmament, indem er der Gebieter ist, der dauerhaft ist auf der Palastfassade an der Spitze der Kas der Lebenden in Dt-Ewigkeit.

Gegengabe

6.2.2 Erster Teil der Prozession: König und Standartenträger D VIII, 87, 6–13: Treppe X, linke Hälfte, Südwand (Treppenlauf I), Standarten vor dem König [BT]1084 Bez. der I. (1) Wp-w#wt Cmow ob# Upuaut von Oberägypten, der die beiden Länder leitet: Standarte t#wj [Ich] öffne den Weg zum Haus der Rede (zur I. (2) wp[.j] w#t r-Xnt Prächtigen, Standarte): eig. Pr-Spst Handlung (1) ich habe für dich den Widersacher des (2) sXr.n.j [D]# mTn [… mo Weges […] niedergeworfen vor den ...] m-H#t bqnqnw Standarten, Upuaut sagt man zu meiner Wp-w#wt Xr.tw r Hm.j Majestät. (3) wsTn nmt.T nn Dw m Mögest du ungehindert schreiten, ohne dass Wünsche (1) das Böse auf deinem Weg ist. r#-w#t.T (2) Mögest du das pr-wr im Fest betreten, die oq.T (4) pr-wr m oq beiden Türflügel deines Heiligtums sind o#wj n o#yt.T sn.tw r offen, um dich aufzunehmen. Ssp.T (3) (5) tjs.T Hr nst nt Hmt.T Mögest du auf dem Thron deiner Majestät sitzen. gm.T nTrw nTrwt oHo.tw Mögest du die Götter und Göttinnen sitzend (4) in deinem Gefolge vorfinden, der erste m Smsw.T p#wtj tpj Hr Urzeitliche verehrt deinen Leib. dw# Dt.T Horus von Edfu, der große Gott, der Herr Bez. der II. (6) Or BHdtj nTr o# nb des Himmels: Standarte pt

1081 1082 1083 1084

Vgl. Wilson, Lexikon, 710. Das Zeichen auf dem Kopf der sitzenden Göttin ist nicht spitz, sondern hat – wie es in der Edition zutreffend wiedergegeben ist – abgerundete Ecken (Foto HAdW/Tübingen K 8271). Es dürfte sich dem Kontext nach aber dennoch um das Determinativ zu cpdt handeln. Siehe El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 42, die zugehörige Anm. 51 und LGG VI, 154b. Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 43 und 44.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(7) mTn.T m#o.tw r-Xnt ct-tX st mr jb n Hm.T

Dein Weg ist richtig an die Spitze der Stätte der Trunkenheit, an den Platz, den das Herz deiner Majestät liebt.

(8) oq.T J#t-djt m o#y sp 2 Ssp.T s(j) m THHwt (9) Htp Hmt.T m HD.T Sps s#.T1085 m nTr o# mstj n Hr.T

Mögest du J#t-djt in großer Freude betreten, mögest du es in Jubel ergreifen, Möge deine Majestät in deinem prächtigen Schrein ruhen, indem dein Sohn als großer Gott vor deinem Gesicht ist.

Rede (zur II. Standarte): Beschreibung des Architekturelements Wünsche (1) (2) (3)

D VIII, 88, 1–3: Treppe X, linke Hälfte, Südwand (Treppenlauf I), König [BT]1086 nsw bjtj ½ ¼ s# Ro ½ ¼ Der König von Ober- und Unterägypten Königstitulatur ½ ¼, der Sohn des Re ½ ¼. s# onX w#s nb H#.f mj Ro Aller Schutz, Macht, Leben sind um ihn wie RückenschutzDt formel Re in Dt-Ewigkeit. NXbt HDt NXn Nechbet, die Weiße von Hierakonpolis. Bez. des Geiers D VIII, 88, 4 – 90, 13: Treppe X, linke Hälfte, Süd-, Ost- und Nordwand (Treppenlauf I–III), Standartenträger (ST) [BT]1087 Horus, der auf seiner Papyrussäule ist. Bez. der 1. (10) Or Hrj w#D.f Standarte (Ich) schreite zu deinem Gemach, Rede (1. ST): eig. (11) nmt(.j) r H#yt.T ohne dass es ein Weichen gibt, Handlung n(n) wn jnt ohne dass ein männlicher oder weiblicher n(n) D# D#t m r-w#t.T Widersacher auf deinem Weg ist. Mögest du deinen Palast betreten, Prächtige, Wünsche (1) oq.T oHt.T Spst (12) indem er prächtig ist in seiner Gestalt, Sps.tw m jrw.s indem er erhaben ist in jeder Ordnung. Tn.tw m tp-rd nb Mögest du ihn in Besitz nehmen, indem dein (2) Ssp.T s(j) m Htp Hr.T Gesicht zufrieden ist, möge sich dein Gesicht auf dem Thron in (3) wnf Hr.T Hr nst m pr.T deinem Haus freuen. B#/$nmw Der Widder/Chnum. Bez. der 2. Standarte (14) sHtp Hmt.s n nbwt (Der Priester) der Goldenen, der Herrin von Bez. des 2. ST nbt Jwnt (15) Dsr w#t.s Jwnt (namens) der ihre Majestät zufriedenstellt, der ihren Weg zum Haus der Prächr-Xnt Pr-Spst tigen abschirmt: Rede (2. ST): (16) wD# r.T r st mr jb.T Gehe du zu dem Ort, den dein Herz liebt, dem Horizont deines Kas seit der Urzeit, Aufforderung #Xt nt k#.T Dr b#H 1085

1086 1087

El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 44 lesen hier Jtm, was von den Lautwerten der Zeichen her möglich wäre. Allerdings ist diese Schreibung des Gottesnamens so m. W. nicht belegt (siehe LGG VII, 411c), zudem würde ein entsprechendes Determinativ fehlen, weswegen ich mich dagegen entschieden habe, diesen Vorschlag zu übernehmen. Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 44. Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 44–48.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

r-s# m## stwt nt jt.T m Hrt m hrw pn nfr wp rnpt (17) pt m Hb t# m #wtjb Dr snsn m#wt nt J#Xw Hno s#t.f (18) Cw

nach dem Sehen der Strahlen deines Vaters am Himmel/auf dem Dach an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes. Der Himmel ist im Fest, das Land ist in Herzensfreude, weil sich die Strahlen des Glänzenden mit seiner Tochter vereint haben. Schu.

(19) Hwn Hm-nTr n v#Smow (20) sq# qf# n nbwt nTrw (21) sDf# t#wj sjn (22) r ct-tX Hr sXpr Sfyt n nbt Jwnt (23) […] wrt […]PrSpst (D VIII, 89) (24) %nsw

(Der Priester namens) der Jüngling, der Gottesdiener von Oberägypten, der die Würde der Goldenen der Götter erhöht, der die beiden Länder ernährt, der zur Stätte der Trunkenheit eilt beim Entstehenlassen des Ansehens der Herrin von Jwnt: […] Haus der Prächtigen.

(25) sm# jrw.s sxs rXnt (26) ct-nfrt Hr swr b#w n B#t (27) Xnd r.T Xnt Xndw r Xm.T Hrjt-tp Xnt OwtsSSt sHr.n.j sbjw spd1088 m r#-w#t.T (28) swob.j rd.T r obw (29) Op

Ihr (Priester namens) der sich mit der Gestalt vereint, der zur Stätte der Schönen eilt, beim Vergrößern der Machterweise der Bat: Geh du auf der Treppe zu deinem Heiligtum, Stirnschlange an der Spitze des Hauses des Naossistrums. Ich habe die Rebellen vertrieben, die bereit waren auf deinem Weg. Ich reinige deine Treppe von Unreinheit. Apis.

(30) Hwn nmt r ct-Ro Hr Dsr w#t (31) n […]

(Der Priester namens) Jüngling, der zum Sitz des Re schreitet beim Abschirmen des Weges der […]: Juble du in diesem Lauf, es gibt keine Feinde von dir im Umkreis? unter ihnen (?), denn ich habe die Krokodile von deinem Weg zurückgehalten, so dass kein männlicher oder weiblicher Widersacher vor dir ist. Der/die in Hermopolis ist/sind.

(32) Hoo r.T m Hpt jpn nn Xftjw.T m-pxr?1089 m-m.sn jnt.n.j sk Hnwt m r#-w#t.T n(n) D# D#t xr-H#t.T (34) jmj(w) %mnw1090

1088 1089 1090

Chons.

FB1: Festjubel (A 2x) Vereinigung Bez. der 3. Standarte Bez. des 3. ST

Rede (3. ST): unklar Bez. der 4. Standarte Bez. des 4. ST Rede (4. ST): Aufforderung eig. Handlung (1) (2) Bez. der 5. Standarte Bez. des 5. ST Rede (5. ST): Aufforderung eig. Handlung Bez. der 6. Standarte

Anders El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 45, die wohl von einem Pseudopartizip von sjp „niedermetzeln“ (Wb IV, 37, 2) ausgehen, siehe dazu aber den Hinweis zur Wörterbuchstelle bei Wilson, Lexikon, 798. Ob es sich wirklich um dieses Zeichen handelt, ist aufgrund der starken Zerstörung unsicher, siehe D VIII, Taf. 776, überprüft nach Foto HAdW/Tübingen K 8390. So gelesen nach einem Eintrag in Papyrus Carlsberg 7, wo die Hieroglyphe

eindeutig mit jmj

%mnw wiedergegeben ist (Hinweis von Joachim Friedrich Quack, der ein entsprechendes Fragment zu

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(Der Priester namens) Herr des Lichts, der vor der Prächtigen in Jwnt geht, indem ihre Erscheinungsform größer gemacht wird als alle Götter und Göttinnen: Komm doch zu deinem Gemach in Frieden.

(35) nb wn Sm xr H#t Spst m Jwnt (36) Hr so# Xprw.s r nTrw nTrwt (37) mjt r.T r H#yt.T m Htp snsn.T sXm.T Hr st.f

Mögest du dich mit deinem Götterbild auf seinem Platz vereinen. Siehe, ich ergreife den Lauf vor dir, um deine Feinde in deiner Umgebung zu Fall zu bringen. Selke[t].

mjt nwj1091 jTt gst xrH#t.T (38) r sXrt Xftjw.T m r#-w#t.T (39) crq[t] (40) Hm nTrt Hp r H#yt nt (41) jrt Ro Hr sq# qf#w n nbt Jwnt (42) srq.n.j w#t nt Xnd xr-H#t.T sn.n.j o#wj n o#yt.T wD#.T m Htp r nmt m m#o Xrw m qb Dsr wr sp 2 (44) ½Or wp Sot t#wj¼ (45) [Hm-nTr n Or o#?...]1092 (46) nbt Jwnt m Hb.s nfr wp rnpt (47) […] m Owt-wtT […] mTn [r?] H#yt[.T] (D VIII, 90) (48) sXm n Jnpw (49) sm# jrw swr snD n wrt (50) sxs m Htp jmjtw psDt n(n) D# D#t m r#w#t.T

1091 1092

Der (Priester namens) Diener der Göttin, der zum Gemach des Auges des Re eilt beim Erhöhen des Ansehens der Herrin von Jwnt: Ich habe den Weg dessen, der vor dir geht, geöffnet, ich habe die beiden Türflügel deines Heiligtums geöffnet. Mögest du in Frieden gehen, um zu schreiten in Rechtfertigung, in Ruhe und großer Abgrenzung. ½Horus, der den Kampf der beiden Länder schlichtet¼. [(Der Priester namens) Gottesdiener des großen Horus? …] die Herrin von Jwnt an ihrem schönen Fest Neujahrsfest: […] im Haus der Zeugung […] den Weg [zu deinem] Gemach. Das Szepter des Anubis. (Der Priester namens) der sich mit der Gestalt vereint, der die Furcht vor der Großen vergrößert: Geh in Frieden unter der Neunheit, ohne dass ein männlicher oder weiblicher Widersacher auf deinem Weg ist.

Bez. des 6. ST

Rede (6. ST): Aufforderung Wunsch eig. Handlung Bez. der 7. Standarte Bez. des 7. ST Rede (7. ST): eig. Handlung (1) (2) Wunsch Bez. der 8. Standarte Bez. des 8. ST? Rede (8. ST): unklar Bez. der 9. Standarte Bez. des 9. ST Rede (9. ST): Aufforderung

Iversen, Hieroglyphic Dictionary, Taf. im Anhang, II gefunden hat und eine Neuedition des Papyrus vorbereitet). Sonst wird das Zeichen meist %mnjw „die von Hermopolis“ bzw. „die Achtheit“, fallweise aber auch %mnwj „der von Hermopolis“ gelesen, siehe Zivie-Coche, in: Thiers (Hg.), D3T 1, 179 und LGG V, 741c (mit Literatur). In den Treppenhäusern von Dendara gibt es keinen Hinweis darauf, ob diese Hieroglyphe auf der Standarte eine einzige Gottheit oder die gesamte Göttergruppe vertritt, wobei Letzteres beispielsweise in Deir Chelouit I, 2, 2 eindeutig der Fall ist. Die exakte Lesung an dieser Stelle bleibt also unsicher. Offenbar wurde hier eine jüngere Form des Pronomens der 1. Person Singular vorangestellt, siehe Junker, Grammatik, § 55, der explizit diese Stelle zitiert. Mutmaßliche Ergänzung nach D VIII, 104, 7*.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

(51) Jsds1093

Isdes.

(52) H[wn?1094…s]q# qf# n jrt Ro (53) js m Htp r-Xnt Owt-ob m-Xt xnm.T jt.T m tp-Hwt Hwt-nTr.T (54) PDt1095

[(Der Priester namens) Jüngling?…], der das Ansehen des Auges des Re erhöht: Geh in Frieden zum Haus der Reinigung, nachdem du dich mit deinem Vater vereint hast auf dem Dach deines Tempels. Der Bogen.

(55) wr oH# so# b#w n b#.T

(Der Priester namens) der mit großem Kampf, der die Machterweise deines Bas vergrößert: Ich schreite zu deinem Haus an der Spitze Rede (11. ST): des Hauses der Vornehmen, eig. Handlung deine Feinde sind auf ihren Bauch geworfen. Bez. der 12. Die Jdt-Kuh. Standarte (Der Priester namens) Ihi des Auges des Re, Bez. des 12. ST der den Weg der Glänzenden abschirmt: Eile zu deinem Platz an der Spitze des Sitzes Rede (12. ST): des Re, der Weg deiner Majestät ist in Aufforderung Rechtfertigung. Bez. der 13. Die Jdt-Kuh. Standarte (Der Priester namens) Diener der Göttin, Bez. des 13. ST indem er jubelt bei seinem Dienst beim Vergrößern des Ansehens der Herrin des Ansehens: Rede (13. ST): [Geh?] zu deinem Gemach, Aufforderung? ohne dass es deine Feinde gibt, indem dein Weg in Reinheit ist gegen die Unreinheit. Worte zu sprechen: Die Gottesdiener und Bez. der ST die Gottesväter, die sich in v#-rr befinden, der Ihi der Herrin von Jwnt, diese Träger derer, die als Goldene aufgeht, die die Standarten vor ihr hochheben,

(56) pD.j1096 r pr.T Xnt Pr-rpyt Xftjw.T dj Hr xt.sn (57) Jdt1097 (58) JHy n jrt Ro Dsr w#t nt #Xt (59) sjn r st.T Xnt ct-Ro mTn n Hmt.T m m#o-Xrw (60) Jdt (61) Hm n nTrt Hoo.tw m jrw.f (62) Hr swr Sfyt nt nbt Sfyt (63) […] r tjt.T n(n) Xftjw.T sm#tj.T m obw r obw (64) Dd mdw Hmw-nTr jtjw-nTr jmjw v#-rr JHy n nbt Jwnt rmnw nn nw wbnt m nbwt tw#w {q}bqnqnw xr-H#t.s Xndw Hr Xndw.s (65) r […].s m Hoowt Hr sHr 1093 1094 1095 1096 1097

Bez. der 10. Standarte Bez. des 10. ST Rede (10. ST): Aufforderung Bez. der 11. Standarte Bez. des 11. ST

die auf ihrer Treppe zu ihrem […] in Jubel schreiten, beim Vertreiben des männlichen

Siehe zur Schreibung LGG I, 558b–561c. Demnach sind die Schreibungen für Jsdn und Jsds in der Spätzeit nicht mehr klar zu trennen. So zu ergänzen nach Cauville, in: RdE 43, 1992, 198. El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 46 lesen wahrscheinlich wegen D VIII, 100, 11* Smrt, was auch möglich ist. Dennoch dürfte an dieser Stelle pDt zutreffen, da dies mit dem Verb pD in der Rede des Priesters korrespondiert. Alternativ auch pD.j nmtt zu lesen, vgl. oben, Anm 249. So für diese Stelle ALex 78.1547. Siehe D VII, 193, 12*, wo ebenfalls beide Kühe jdt heißen.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

D# D#t m r#-w#t[.s] r […] Dsr sj? r sXm […] Hm-nTr […] HD S[ps?] Hr st.s r-mn m Dt

und des weiblichen Widersachers von [ihrem] Weg [...]; sie ist unzugänglicher als das Götterbild […] Gottesdiener […] der präch[tige?] Schrein ist an ihrem Platz bis in Dt-Ewigkeit.

6.2.3 Zweiter Teil der Prozession: Vorlesepriester und Gabenträger D VIII, 91, 3 – 95, 11: Treppe X, linke Hälfte, West-, Süd-, Nord-, Ost- und wieder Westwand (Treppenlauf IV–VIII), Vorlesepriester (VP) und Gabenträger (GT) [BT]1098 (66) xrj-Hbt Hrj-tp Der oberste, große Vorlesepriester von Jwnt, Bez. des VP wr1099 n Jwnt sS mD#t der Schreiber des Gottesbuches des Hauses nTr (67) n Pr-rXt der Wissenden, der das Ritual leitet im Land des Atum mit sSm Xs Xnt v#-n-vm den verborgenen Sprüchen des Eintretens in (68) m r#w St#w nw oq den Palast der Prächtigen. oH Spst Worte zu sprechen ‹durch Schesemu›, den Bez. des 1. GT (69) Dd mdw ‹jn› Herrn des Laboratoriums, Csmw nb js der Salbe für die Neunheit kocht, nwd (70) mD n psDt der mit nützlichen Händen und geschickten #X Drwt (71) jqr Dbow Fingern, der die Götter festlich macht mit ihrem Duft, sHb nTrw m sTj.sn der das Auge des Re mit seinem Wohlge(72) s#X jrt Ro m sTjjdt.s Hno sXmw ntjw m- ruch verklärt, zusammen mit den Götterbildern, die hinter ihm sind: Xt.s Rede (1. GT): (73) Xbbwt nn wnw Hr Diese Xbbt-Gefäße, die auf meinen Armen eig. Handlung (1) owj.j sjn.n.j Hr.T (74) sind, ich habe dein Gesicht (damit) gesalbt, nbwt nbt Jwnt Goldene, Herrin von Jwnt! (2) sgnn.n.j Dt.T m jbr Ich habe deinen Leib weich gemacht mit Hknw Hno psDt m-Xt.T Ladanum und Hknw-Öl, und auch deine Neunheit hinter dir. Worte zu sprechen durch Tait, die GottesBez. des 2. GT (75) Dd mdw jn v#yt mutter, die Gebieterin der Göttinnen, die das mwt-nTr (76) Hnwt Kleid der Vorfahren mit ihrer Arbeit nTrwt orqt dr n (77) Drtjw m k#t.s sT#mt (78) vollendet, die die Götter mit ihrem Werk umhüllt, nTrw m r#-owj.s die die Göttinnen mit der Bekleidung für sxkrt (79) nTrwt m1100 ihre Statuen schmückt: ST n Sspw.sn Rede (2. GT): (80) nTrj twr.tw Das nTrj-Gewand ist rein, Beschreibung der nTrj wr.tw das nTrj-Gewand ist groß, ST Spst wob.tw r obw das Gewand der Prächtigen ist rein von Un- Opfergabe und ihres Zwecks (81) mnXt Spst reinheit, die prächtige Bekleidung, 1098

Übersetzt auch bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 48–55.

1099

Das Zeichen

1100

An Stelle von

wurde in der Textedition vergessen (Foto HAdW/Tübingen K 8310). (so die Edition) steht in Wirklichkeit

(Foto HAdW/Tübingen K 8314).

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

oq.s How.T1101 Db# n Rnn-wtt jrt mkt.T sSpt.T (82) sSp.tw sxkr.n.s Sspw.T Db#.s bs n psDt.T (83) Hm-nTr tpj n wsrt dr nSn n k#.s sHtp (84) jb.s m mr.s sb Spt n nbwt rw dndn n Hnwt (85) twr snn.s m Xt jrt Ro (86) Ssp.n.j o n nbw HD #m.n.j sSSt r sHtp nbwt (87) Hm-nTr snnw sDtjt shr Xprw.s m sXm n s#wj sw#S s(j) m sm.s r q# n pt (88) sXntS jb.s (89) m nfrw[…] swob Hmt.s m XsbD mo.f snTr w#t.s r [st?...] (90) #m.j sXm (D VIII, 92)

Xfo.n.j XsbD swob.j snn.T m owj.j (91) Hm-nTr 3-nw n #Xtjt m Jwnt (92) Dsr sm#tj.s r st.s (93) sXnt xntj.s r Drtjw (94) jrj Hsmn w#t.s r Owt-sSSt (95) sS.[n.]j nSn[.T] m sSSt mfk [jnm].T1102 m mfk#t

1101 1102

möge sie sich an deinen Leib legen, das Kleid der Renenutet bereitet deinen Schutz, dein sSpt-Gewand ist hell, es hat deine Statuen geschmückt, es kleidet das Abbild deiner Neunheit. Erster Gottesdiener der Mächtigen, der die Wut ihres Kas vertreibt, der ihr Herz mit dem, das sie liebt, zufriedenstellt, der den Ärger der Goldenen weggehen lässt, der die Wut der Gebieterin vertreibt, der ihr Abbild mit dem Besitz des Auges des Re reinigt: Ich habe den Napf mit Gold und Silber ergriffen, ich habe das Naossistrum erfasst, um die Goldene zufriedenzustellen. Zweiter Gottesdiener des Mädchens, der ihre Erscheinungsform mit dem Bügelsistrum aus Gold erfreut, der sie in ihrer Gestalt preist bis zur Höhe des Himmels, der ihr Herz mit […] Vollkommenheit erfreut, der ihre Majestät mit dem Lapislazuli reinigt, das bei ihm ist, der ihren Weg zum [Platz des …] reinigt: Ich ergreife das Bügelsistrum, ich habe den Lapislazuli ergriffen, ich reinige dein Abbild mit meinen beiden Armen. Dritter Gottesdiener der Horizontischen in Jwnt, der ihren Weg zu ihrem Platz abschirmt, der ihre Statue weiter vorn sein lässt als die aller Vorfahren, der ihren Weg zum Haus des Naossistrums reinigt: Ich banne [deinen] Zorn mit dem Naossistrum, türkisfarben ist deine [Haut] durch den Türkis.

Siehe Wb I, 231, 15. Siehe zu dieser Kombination Wb II, 57, 10–13 und Wilson, Lexikon, 420.

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Bez. des 3. GT

Rede (3. GT): eig. Handlung (1) (2) Bez. des 4. GT

Rede (4. GT): eig. Handlung (1) (2) (3) Bez. des 5. GT

Rede (5. GT): eig. Handlung

290

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(96) Hm-nTr 4-nw n THnt jnm snTr Xndw.s r (97) Xnd m#rw.s1103 so# b#w.s r wsr H#tjw1104 (98) sXpr qf#w.s r s#wn.sn s#X (99) snn.s m Hb n jt.s hno Hbw.s nfrw tp(j) rnpt (100) THn.n.j Hmt.T m mnfrwt1105 m-o.j rw(.j) dndn m B#t swob(.j) Dt.T (101) m jn1106 wnf Hr.T m #b jb.T (102) Dd mdw jn Mnqt nTrt jrt Hnqt (103) nbt Dsr jrt H#w-Xt S#ot (104) wrt S#ot qm# nbtj Htpt nTrw m Xt.s sHtpt (105) nTrw m k#t jr.n.s nwH n nbwt m xrt.s (106) Hnkw nn nw rdjt H#w-Xt ds Dsr (107) n rdjt Dsrw sHtp.n.j #Xt m #Xw #X.tw 1103

Vierter Gottesdiener derer mit glänzender Haut, der ihre Treppe reinigt, um zu ihrem Maru-Heiligtum zu gehen, der ihre Machterweise größer macht als die derer mit mächtiger Vorderseite, der ihr Ansehen entstehen lässt über das der s#w-n.sn hinaus, der ihr Abbild verklärt am Fest ihres Vaters und an ihren schönen Festen des Jahresbeginns: Ich erheitere deine Majestät mit den Armbändern in meiner Hand, (ich) vertreibe die Wut mit dem B#t-Szepter, (ich) reinige deinen Leib (in meiner Eigenschaft) als Träger, so dass sich dein Gesicht über das freut, was dein Herz wünscht. Worte zu sprechen durch Menket, die Göttin, die das Bier erschafft, Herrin des DsrBieres, die das H#w-Xt-Bier macht, die große Uranfängliche, die das Erschaffen des Bieres begann, mit deren Produkt die Götter zufrieden sind, die die Götter mit dem Werk zufriedenstellt, sie hat die Trunkenheit für die Goldene mit ihrem Bedarf erschaffen: Dies sind die Hnk-Gefäße des Gebens des H#w-Xt-Bieres und der heilige Krug des Gebens des Dsr-Bieres. Ich habe die Herrliche mit dem #X-Getränk zufriedengestellt, indem es wirksam ist,

bzw.

1105

1106

Rede (6. GT): eig. Handlung (1) (2) (3) Bez. des 7. GT

Rede (7. GT): Beschreibung der Opfergabe eig. Handlung

Die Vermutung von El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 62, Anm. 293, dass das Auge eine irrtümliche Schreibung für ein r sei und somit r pr.s zu lesen sei, dürfte nicht zutreffen, da dies nicht die Anwesenheit des t in

1104

Bez. des 6. GT

erklärt. Unter der Annahme, dass das einfache Auge hier für

steht, könnte entweder ptr oder m#rw zu lesen sein. Siehe zur Lesung des Auges Kurth,

Einführung 1, 168, Nr. 13 und 14; vgl. zur vorliegenden Zeichenkombination insbesondere E V, 127, 5, übersetzt bei Alliot, Culte d’Horus, 451 und Nagel, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 650. Aufgrund der hier etwas unpassend erscheinenden Bedeutung von ptr als Gebäudebezeichnung („Kampfplatz, Arena“, siehe Wb I, 565, 6 und Wilson, Lexikon, 381) ist hier Letzteres wahrscheinlich. Siehe dazu und zum Maru generell Kapitel III 2.2.2. Siehe El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 51 und zur Schreibung LGG II, 579c. Wilson, Lexikon, 429 und Wb, II, 80, 11–12. Vgl. D VIII, 69, 5*, 69, 9* und 94, 9*, wo mnfrtj jeweils ausgeschrieben ist. Alternativ könnte auch h#drwt (Kurth, Einführung 1, 378) zu lesen sein, vgl. D VIII, 36, 9–10*. Unwahrscheinlich ist die von El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 51 und 62, Anm. 294 vorgeschlagene Deutung als mnSt „roter Ocker“. Aufrère, L’univers minéral, 167 lässt hier eine Lücke. Wb I, 92, 1.

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291

6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

#w jb1107 (108) nbwt m k#t Mnqt (D VIII, 93) (109) Dd mdw jn Wdpw-n-Ro jrj mw n Ro (110) Hno Hnwt.f r sXntS (111) Spst sHtp nbwt nbt Jwnt m (112) jrt Or w#Dt s#w jb Hmt.s m mr.s sHoo (113) sXmw wnw m-Xt.s m hrw pn nfr wp rnpt (114) sXntS.j nbwt m jrt Or-w#Dt sHtp.j wsrt (115) m nfrw.s sHoo.j Hmt.s Hr tp-Hwt Hwt-nTr.s m hrw pn (116) wp rnpt Sm.s v#-rr m oq Xnd.s Xndw.s m THHwt (117) Dd mdw jn Os#t mwt-nTr nt Ro nbt (118) HDw bnrt bnrw #Xt mnXt sonXt nTrw Sdt rmT m onX-w#s wrt wrt #Tyt1108 tpjw-o […] m jtnt? (121) Xt nbwt1109 nt Owt-Or (122) sHtp.j wsrt jm.sn (123) Dd mdw jn Mn[H] oS# dmwt (124) pr1110 o nb X#tjw b# tkk jT m pHtj.f (125) nb Sot Htp Hr Htpw1111 1107 1108

froh ist das Herz der Goldenen mit dem Werk der Menket. Worte zu sprechen durch den Aufwärter des Re, den Mundschenk des Re, der seine Hnwt-Krüge füllt, um die Prächtige zu erfreuen, der die Goldene, die Herrin von Jwnt mit dem grünen Horusauge zufriedenstellt, der das Herz ihrer Majestät mit dem, was sie liebt, erfreut, der die Götterbilder, die hinter ihr sind, jubeln lässt an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes: Ich erfreue die Goldene mit dem grünen Horusauge, ich stelle die Mächtige mit ihrem nfrw-Wein zufrieden. Ich lasse ihre Majestät auf dem Dach ihres Tempels jubeln an diesem Tag des Neujahrsfestes, wenn sie v#-rr im Fest betritt, wenn sie auf ihrer Treppe in Jauchzen geht. Worte zu sprechen durch Hesat, die Gottesmutter des Re, die Herrin der weißen Milch, die mit süßer Milch, die treffliche #Xt-Kuh, die die Götter belebt, die die Menschen mit der onX-w#s-Milch nährt, die große wrt-Kuh, die Amme der Vorgänger […] als weibliche Scheibe (?): Die Sachen der nbt-Kühe der Hathor, ich stelle die Mächtige mit ihnen zufrieden. Worte zu sprechen durch den Schlächter mit vielen Messern, den mit herausfahrendem Arm, den Herrn der Messerdämonen, den angreifenden Ba, der mit seiner Stärke ergreift, den Herrn des Gemetzels, der mit den Opfergaben zufrieden ist,

Rede (8. GT): eig. Handlung (1) (2) (3)

Bez. des 9. GT

Rede (9. GT): eig. Handlung Bez. des 10. GT

Guglielmi, in: Fs Winter, 116 nimmt eine Univerbierung an und liest den Ideogrammstrich als Suffix der 1. Person Singular (#w-jb.j „indem ich die Goldene … erfreue“) an, was ohne weiteres ebenfalls möglich wäre. Foto HAdW/Tübingen K 8326 zufolge hat die Lücke hinter der Frau mit dem Kind nur den Umfang einer halben Gruppe, eine wahrscheinliche Ergänzung wäre

1109 1110 1111

Bez. des 8. GT

.

Anders ALex 78.2381 (rwnjt). Siehe zur Problematik der Lesung dieses Zeichens oben, Anm. 624. So eindeutig nach Foto HAdW/Tübingen K 8327. LGG V, 578c.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

der Sachmet mit ihrem Bedarf zufriedenstellt: Ich […] die […], das Schlachtvieh,

sHtp cXmt m xrt.s (126) […]s.j […]Xrjw sHtp.j nsrt m [X]t.s? (127) Dd mdw jn Csmw nb sXw Or Tm# o (128) Hw bTnw tqr pHtj sXr (129) sbjw wnp #bwt nt nbD1112 qn mds (130) ds sXm m Xftjw sXntS wsrt m stpw (131) sm# sfT.tw wn tpo.j (132) sHoo(.j) cXmt m stpw (133) p#yw nn ntjw m owj.j w#Dw wnw m Xfo.j (134) shr.j Spst m nfrw.s (D VIII, 94) (135) Dd mdw jn Op onX wHmw n PtH (136) sXm Sps Hrj-tp ob# (137) tm obwj.f tp.f b# onX m Jnbw-HD boH Pr-nbwt m Xt Df#w (138) Htm.j Owt-sSSt m HHw nw Htpw Hno.j ob# (140) n Hrjt-tp m Jwnt (141) Dd mdw jn Mrwr wHmw n Ro (142) nTr nTrj jty n Tt km r-Dr.f Hrj st sm1113 (144) w#S sSpw m Spsw.f (145) swr.j snw n sm n sDtjt 1112 1113

ich stelle die Flamme mit ihrem [Din]gen? zufrieden. Worte zu sprechen durch Schesemu, den Herrn der Schlachtstätte des Horus, der mit kräftigem Arm, der die Rebellen schlägt, der mit gewaltiger Stärke, der die Rebellen niederwirft, der die Abbilder des Bösen ersticht, der Tapfere mit scharfem Messer, der Macht hat über die Feinde, der die Mächtige erfreut mit den ausgewählten Fleischstücken: Der Opferstier ist geschlachtet, der auf meinem Arm war. (Ich) erfreue Sachmet mit den ausgewählten Fleischstücken. Diese p#y-Vögel, die in meinen Händen sind und diese Papyruspflanzen, die in meiner Faust sind, ich mache die Prächtige froh mit ihrer Vollkommenheit: Worte zu sprechen durch den lebendigen Apis, den Herold des Ptah, das prächtige Götterbild, das sich auf dem Opferaltar befindet, der vollkommen ist in Bezug auf seine Hörner und seinen Kopf, der lebendige Ba in Memphis, der das Haus der Goldenen mit Dingen und Speisen überschwemmt. Ich statte das Haus des Naossistrums aus mit Millionen von Opfergaben, ich fülle den Opferaltar der Stirnschlange in Jwnt. Worte zu sprechen durch Mnevis, den Herold des Re, göttlicher Gott, Herrscher des Opfertisches, der gänzlich schwarz ist, der über dem Altarraum ist, der die Statuen mit seinen Herrlichkeiten ehrt: Ich vergrößere die Opfergaben für das Abbild des Mädchens,

Rede (10. GT): eig. Handlung (1) (2) Bez. des 11. GT

Rede (11. GT): eig. Handlung (1) (2) Rede (12. GT): eig. Handlung (1) (2) Bez. des 13. GT

Rede (13. GT): eig. Handlung (1) (2) Bez. des 14. GT

Rede ( 14. GT): eig. Handlung (1)

ALex 78.4164 liest SnTj „le Révolté“,vgl. aber die Schreibungen bei Wilson, Lexikon, 508–509 und LGG IV, 199b. Siehe Simonet, Maîtres d’autel, 109.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

(146) sDf#.j st.s m Df#w (147) JHy n nbwt jrt Ro ob nTr n gm b#w.s rdj owj (149) xr HD n sntjw1114 Hno mnfrtj (150) nw s#wj rdj sn n smw nw nbwt s#t Ro Hno psDt Hr v#-rr (151) [...] n epyt m Pr-Spst (152) m-Xt Ts wD#w n nbwt nTrw (153) H#tj-o jmj-Xt mXnt Owt-sSSt (154) swob Dt.s m mw rnp sHtp (155) jb.s m bs m nwn (156) sqb sXmw m qbHw (157) oq.j o#yt nt ont m Jwnt m-Xt (158) swob Dt1115 nt jrt Ro Hno sXmw.s (D VIII, 95) (159) [H#tj-o wr1116] n wrt Xntjt (160) Owt-nhm snTr cTt m snTr Hr (161) sDt swob sm#tjw(162).s m pDw Hr sDt snTr st.s r Xt nbt Dwt (163) nTr[.j?] w#t.T r […] Owt-sSSt Hnwt wrt nt Pr-Spst (164) twr.j Dt nt nfrt Hr wsrt Xnt psDt (165) Dd mdw jn Oopj MHw wn (166) xr Hs n

1114 1115 1116

ich ernähre ihren Platz mit Speisen. (Der Priester namens) Ihi der Goldenen, des Auges des Re, Gottesreiniger derer, deren Bas gefunden werden, der die Arme unter den Schrein für die sntj-Armbänder und die mnfrt-Armbänder aus Gold gibt, der sie an die Abbilder der Goldenen, der Tochter des Re gibt und an die (der) Neunheit in v#-rr: […] für die zu Buto Gehörige im Haus der Prächtigen, nach dem Knüpfen der Amulette an die Goldene der Götter. (Der Priester namens) nachrangiger Gouverneur an der Spitze des Hauses des Naossistrums, der ihren Leib reinigt mit dem frischen Wasser, der ihr Herz mit dem, was aus dem Urwasser kommt, zufriedenstellt, der die Götterbilder mit der Wasserspende abkühlt: Ich betrete das Heiligtum der Schönen in Jwnt nach dem Reinigen des Leibes des Auges des Re und seiner Götterbilder.

(2) Bez. des 15. GT

[(Der Priester namens) hochrangiger Gouverneur] der Großen an der Spitze des Hauses des Jubelns, der Satet mit dem Weihrauch auf der Flamme beräuchert, der ihre Wege mit den Weihrauchkugeln auf der Flamme reinigt, der ihren Platz von jeder schlechten Sache reinigt: [Ich?] reinige deinen Weg zum […] des Hauses des Naossistrums, große Gebieterin des Hauses der Prächtigen. Ich reinige den Leib derer mit schönem Gesicht, der Mächtigen an der Spitze der Neunheit. Worte zu sprechen durch Hapi von Unterägypten, der die Hs-Vase mit dem frischen

Bez. des 17. GT

Rede (15. GT): unklar Bez. des 16. GT

Rede (16. GT): eig. Handlung

Rede (17. GT): eig. Handlung (1) (2) Bez. des 18. GT

Siehe dazu El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 54 und 63, Anm. 371 und für eine deutlichere Determinierung dieser Armbandsorte D IV, 86, 3–4 (hier ebenfalls gemeinsam mit den mnfrt-Armbändern). Die sitzende Göttin scheint hier Determinativ zu sein, siehe einen ähnlichen Fall in D VIII, 95, 3*. Siehe D VIII, 114, 8*.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

mw rnp r sqb jb (167) n nbwt s#t Ro (168) #Xt wrt wr.tw xr Xt(169).s THn.tw m jj ‹m› #Xt1117 rdj owj.s (170) xr t#w Hno Df#w ob Xt nbt prt jm.s (171) Oopj Cmow swob Drtjw (172) nmt.j r Dryt nt wrt m Jwnt ‹m›-Xt swob Hmt.s m qbHw

Wasser trägt, um das Herz der Goldenen, der Tochter des Re, zu kühlen. Die große Glänzende, die groß ist mit ihren Dingen, glänzend von dem, das ‹aus› dem Feld herauskommt, indem ihre Arme unter die Brote und die Speisen gegeben sind, zusammen mit allen Dingen, die aus ihr herauskommen. Hapi von Oberägypten, der die Vorfahren reinigt: Ich schreite zum Gemach der Großen in Jwnt nach der Reinigung ihrer Majestät mit der Wasserspende.

Bez. des 19. GT

Bez. des 20. GT Rede (20. GT): eig. Handlung

6.2.4 Dritter Teil der Prozession: König, Königin und Naosträger D VIII, 95, 12 – 96, 2: Treppe X, linke Hälfte, Westwand (Treppenlauf VIII), König und Königin [BT]1118 nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ s# Der König von Ober- und Unterägypten, der Königstitulatur Ro nb Xow ½ ¼ Herr der beiden Länder ½ ¼, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼: (Ich) räuchere für deinen Ka an der Spitze Rede (K): eig. (173) snTr(.j) n k#.T m aller Götter, Hathor, Große, Herrin von Handlung H#t nTrw nbw Owt-Or wrt nbt Jwnt Jwnt. Nechbet, die Weiße von Hierakonpolis. Bez. des Geiers (174) NXbt HDt NXn (D VIII, 96) Hq#t nbt t#wj Die Gebieterin, die Herrin der beiden LänTitulatur der ½ ¼ Königin der ½ ¼: Ich spiele Naossistrum vor deinem schönen Rede (Königin): (175) jr.n.j sSSt m Hr.T Gesicht, eig. Handlung nfr sei zufrieden, ohne dass Wut bei dir ist. Aufforderung Htp nn dndn Xr.t D VIII, 96, 3–6: Treppe X, linke Hälfte, Westwand (Treppenlauf VIII), Naosträger (NT) der Hathor [BT]1119 Bez. der NT (176) Jmstj ew#-mwt.f Imseti, Duamutef, der Beutemacher, der O#qw Jr-rn.f-Ds.f (177) seinen Namen selbst erschafft, Hapi, Opj ÄbH-snw.f M##-jt.f Qebechsenuef, der seinen Vater sieht, der unter seinem Olivenbaum ist, Chentienirti. $rj-b#q.f %ntj-n-jrtj Anrufung (an die (178) j rmnw nw nbwt Oh ihr Träger der Goldenen, des Auges des NT) jrt Ro Hmw-nTr n Owt- Re, Gottesdiener der Hathor, der Großen! Or wrt

1117 1118 1119

Möglich wäre des Determinativs wegen auch #Xw „Getreide“ (Wilson, Lexikon, 14), wegen des Zusammenhangs mit jj passt hier #Xt „Feld“ aber besser. Siehe auch El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 55. Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 56. Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 57.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

oq.s1120 m (179) obw rXnt o#yt.s tw# s(j) m Dsrw r tjt.s

Möge sie in Reinheit in ihr Heiligtum eintreten. Hebt sie in Abgrenzung hoch zu ihrem Gemach!

Wunsch Aufforderung

D VIII, 96, 7–12: Treppe X, linke Hälfte, Westwand (Treppenlauf VIII), Text über dem Naos der Hathor [BT]1121 Worte zu sprechen: Die Freunde der Tochter Bez. der NT (180) Dd mdw smHrw s#t Ro wTsw (181) nbwt des Re, die die Goldene der Götter tragen, die eintreten mit ihrer Majestät in ihrem nTrw oqw xr Hmt.s m Schrein, diese Träger der Prächtigen in HD.s rmnw (182) nn NTrjt, die das Auge des Re, die Gebieterin nw Spst m NTrjt tw#w der Götter hochheben, jrt Ro Hnwt nTrw die ihren Ka in ihrem Schrein aus Gold (183) rmnw k#.s Xnt tragen, die ihren Leib unzugänglicher k#r.s n ktmt Dsrw Dt.s machen als die Vorfahren, (184) r Drtjw oqw xr.s r (185) st.s nt die mit ihr zu ihrem Platz der Dt-Ewigkeit eintreten nach dem Sehen der (Sonnen-) Dt r-s# m## jtn m nnt Scheibe am Himmel. Sie betritt das Haus des Naossistrums in FB1: Tempel/Ki(186) oq.s Owt-sSSt m großem Jubel, osk betreten (H) o#y sp 2 ihr Weg ist beräuchert mit dem Weihrauch. Räucheropfer (–) (187) sm#tj.s snTr m snTr (188) Owt-Or wrt nbt Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Bez. der Gottheit im großen Naos Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt Auge des Re, die Herrin des Himmels, die nTrw nbw Gebieterin aller Götter. Worte zu sprechen: ich gebe dir die Umring- Rede (Hathor): (189) Dd mdw dj.j n.k lerschlange, indem sie dauerhaft ist auf dei- Gegengabe mHnjt mn.tw m tp.k nem Kopf, und die qm#tjw, indem sie für (190) qm#tjw Hr Xrp n.k Xt.sn dich ihre Sachen darbringen. D VIII, 96, 14 – 97, 11: Treppe X, linke Hälfte, Südwand (Treppenlauf IX), erster Text über den Naoi der Neunheit [BT/FE]1122 (191) k#w wrw Xnt ct- Die großen Kas an der Spitze des Platzes der Bez. der Götter#wt-jb1123 (192) wrw1124 Herzensfreude, die vortrefflichen Großen im gruppe (in den Land des Atum, die die Furcht vor der GolNaoi) mnXw Xnt v#-n-vm Hr denen der Götter groß machen. swr snD (193) n nbwt nTrw Sie schreiten hinter ihr in das Haus des FB1: Geleit (T) jqH.sn (194) m-Xt.s rNaossistrums, Xnt Owt-sSSt 1120 1121 1122 1123 1124

El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 57 übersetzen „faites-la entrer“, d. h. Imperativ. Mit dieser Bedeutung wäre eher ein Kausativ soq s(j) zu erwarten, weswegen ich hier von einen Subjunktiv ausgehe. Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 57–58. Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 58. Siehe zu dieser Bezeichnung Dendaras Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 165. Oder srw „Fürsten“.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Hr-s# m##.s Hoo1125 (195) (D VIII, 97) jtn m hrw wp rnpt #bX stwt.f (196) r m#wt.s Xrw Hoo m msktt o#t (197) Dr xnm Ro Hno s#t.f jrt.f1126 wrt pw (198) S#ot Xpr Hno.f1127 Rot (199) sHDt Hrw m stwt b#w j#btt hTt (200) n Sfyt.s dj.s sj m #Xt j#btt b#w jmntt (201) Hoo.tw r Ssp.s wbn sp 2 s# Htp r nw.s1128 sXmw (202) Xft.s Hr Sms Hmt.s Ddw1129 Xnt v#-rr (203) […] n pt Xr jt.s jr.n.s st.s h#w (204) Owt-sSSt pt m Hb t# m XntS jtrtj nTrw m THHwt (205) bw? m […] pxr m-q#b Owt-ob wD.tw hy r (206) r#-o nnt #wt-jb Xpr m xnw Jwnt jmj(w).sn (207) pr m wp1130 mrrt.s1131 nbt nwH.tw (208) r Drsn jb.sn Hoo.w m bw wo rsj m (209) hy mHtt m hnw jmntt j#btt m w#Htp1132 1125

1126 1127 1128 1129 1130 1131 1132

nachdem sie das jubelnde Licht der (Sonnen-) Scheibe am Tag des Neujahrsfestes gesehen hat. Seine Strahlen vermischen sich mit ihren Strahlen, die Stimme des Jubels ist in der großen msktt-Barke, weil sich Re mit seiner Tochter vereint, sie ist sein großes Auge, welches mit ihm zusammen das Entstehen begann, sein weiblicher Re, die die Gesichter mit den Strahlen erhellt. Die Bas des Ostens kreischen vor Freude wegen ihres Ansehens, wenn sie sich am östlichen Horizont zeigt, die Bas des Westens sind in Jubel um sie zu empfangen, die Aufgehende geht auf nach dem Untergehen zu ihrer Zeit. Die Götterbilder sind ihr gegenüber, beim Folgen ihrer Majestät, die Dauernden an der Spitze von v#-rr, […] des Himmels bei ihrem Vater. Sie hat ihren Platz eingenommen in der Umgebung des Hauses des Naossistrums, der Himmel ist im Fest, das Land in Freude, die beiden Kapellen der Götter sind in Jubel. Der Ort ist in […], der umhergeht in der Umgebung des Hauses der Reinigung, Jubel ist ausgesandt bis zum Ende des Himmels, Herzensfreude ist entstanden im Inneren von Jwnt, die, die darin sind, sind in Festjubel herausgekommen, all die Bewohner ihres Viertels sind gänzlich betrunken, ihre Herzen jubeln zusammen. Der Süden ist in Jauchzen, der Norden in Jubel, der Westen und der Osten sind in Verneigung.

Vereinigung (H, S) Festjubel (–)

Festjubel (T) Festjubel (T) Erscheinen (H) Geleit (T)

Ruhen (H) Festjubel (A 2x) Festjubel (A) unklar Festjubel (–) Festjubel (T) Trunkenheit (T) Festjubel Festjubel (A 2x) Verehrung (A 2x)

Vgl. ALex 78.2596 („lumière matinale“), El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 58 („rayons“) und Wb III, 41, 12 (umschreibend „vom Aufgang der Sonne“). Meine Übersetzung berücksichtigt den Aspekt des Jubels, der aufgrund der Schreibung mit dem jubelnden Mann und aufgrund des wahrscheinlichen Zusammenhangs mit Hoowt „Jubel“ eine Rolle spielen dürfte. Vgl. dazu auch D VIII, 35, 12* und 99, 6*. Anders ALex 78.1022 („ce qui est grand, important“), was in Anbetracht der häufigen Gleichsetzung Hathors mit dem Auge des Re (III 3.1) jedoch nicht zu bevorzugen ist. Die Lesung verdanke ich Joachim Friedrich Quack. Lesung nach einem Vorschlag von Joachim Friedrich Quack unter der Annhame, dass wbn sp 2 für wbn wbn(t) steht. Das „Untergehen zu ihrer Zeit“ könnte sich demnach auf die Unsichtbarkeitsphase des Sirius beziehen, vgl. zu den astronomischen Zusammenhängen III 4.2.2. LGG VII, 684a. Wb I, 304, 12–13 (Hinweis Joachim Friedrich Quack). Eigentlich ist mrrt die Bezeichnung für die Straße/das Häuserviertel selbst (Wb II, 110, 8–11 und Wilson, Lexikon, 443), das Wort kann sich aber offenbar auch auf ihre/seine Bewohner beziehen. Die gebeugte Figur dürfte als Determinativ fungieren, siehe Wb I, 257, 1–2.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

(210) t#wj jdbw twt r m##.s wrt wsrt Xnt (211) Pr-Spst pot m ks rXyt m (212) wn o(w) Hnmmt X#b n b#w.s (213) […] nTrw r msX# (214) jb.s THH n.s nbwt m HD.s‹n›

Die beiden Länder und die Ufer sind versammelt, um sie zu sehen, die Große, Mächtige an der Spitze des Hauses der Prächtigen. Die pot sind in Verbeugung, die rXyt öffnen die Arme, das Sonnenvolk ist gebeugt wegen ihrer Machterweise. Die Götter […], um ihr Herz zu erfreuen, die nbt-Göttinnen jubeln in ihre‹n› Schrein(en).

Anblicken (A 2x)

Verehrung (T) Verehrung (T) Verehrung (T) unklar (T) Festjubel (T)

D VIII, 97, 13 – 98, 11: Treppe X, linke Hälfte, Ostwand (Treppenlauf X), zweiter Text über den Naoi der Neunheit [BT]1133 Bez. des 6. NT (215) Hm n Hrjt-tp wob (Der Priester namens) Diener der Stirno# oq rdwj m (216) swt- schlange, großer Reinigungspriester, mit eintretenden Beinen an den verborgenen St#t1134 sT# m Hoowt r Plätzen, der in Jubel zum Gemach zieht mit (217) H#yt m qb nmtt ruhigem Schritt auf der großen Treppe auf Hr Xndw wr Hr j#bj n der linken Seite des Tempels, der den Weg Hwt-nTr Dsr (218) w#t vor dieser Göttin zu ihrem Haus abschirmt xr H#t nTrt tn r (D VIII, 98) an diesem schönen Tag, dem Fest des Re am pr.s m hrw pn nfr Hb Neujahrsfest. Ro m wp rnpt 1135 Bez. des 7. NT (219) sDf# [t#wj …] (Der Priester namens) [der die beiden LänXndw der] ernährt, der die Treppe [besteigt?], der den Gott in seinem prächtigen Schrein m## nTr m HD.f (220) sieht, der in Herzensfreude auf der linken Sps sT# m #wt-jb Hr t#Treppe dieses Hauses zieht. rd j#bj n pr (221) pn 1136 sm#tjw.k snTr r Xnt Deine Wege zum Haus des Menit sind FB2: Reinigung (–) Hwt-mnjt hrw pn (222) gereinigt an diesem schönen Tag. Festjubel (T) nfr nTrw m Hb Dr m## t# Die Götter sind in Fest, weil das große Menit die Strahlen seines Vaters am Himmnjt wrt stwt jt.s m pt mel sieht. 1133

1134 1135 1136

Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 58. Der Text über den Naoi ist so angeordnet, als ob es sich – wie auch sonst in vergleichbarer Position (D VII, 186, 11 – 188, 11* und 200, 3 – 202, 4* sowie D VIII, 118, 11 – 119, 4*) – um eine zusammenhängende Inschrift handelt. Dies gilt für die Inschrift, die über den ersten fünf Naoi hinter dem großen Naos der Göttin steht (D VIII, 96, 14 – 97, 11*), der vorliegende Text auf der Ostwand nennt aber Priestertitel und lässt sich – von zwei kurzen deskriptiven Passagen im Stil einer Festbeschreibung abgesehen – den darunter befindlichen Naosträgern zuordnen. Zumindest führt der Text fünf Titel von Priestern auf, deren Aufgaben im Folgenden näher beschrieben werden. Von Beischriften zu den einzelnen Priestern scheint auch Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 161 auszugehen, wobei er in Bezug auf den letzten Priester, dem die Zeilen 233–237 zugehören, irrtümlicherweise vom „ersten herabsteigenden Priester“ spricht. Diese Figur bildet den Abschluss der am unteren Ende der Treppe beginnenden Prozession. Siehe für eine mögliche Interpretation dieser Stelle III 1.1. Siehe Anm. 1 zum Text in D VIII, 98. Dieser Priestertitel ist auch sonst in den Treppentexten von Dendara mehrfach belegt (D VII, 192, 10* und 193, 12* sowie D VIII, 88, 13* und 106, 8*). Da es nach der Lücke mit Xndw „Treppe“ weitergeht, müsste darin noch ein Verb gestanden haben, z. B. Xnd. Möglicherweise werden hier Ihi oder Harsomtus angesprochen, die als männliche Gottheiten in den Naoi präsent sind? Siehe die Reden der Naosträger, in denen jeweils die Gottheit im Schrein adressiert wird, z. B. D VIII, 99, 13*.

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298

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(223) sm# jrw H#p H#p xt1137[tm1138] pr (224) xr m##.n.f sT# m XntS r Hwt-sm#t#wj o#wj.s1139 (225) sn.tw r Ssp nb.s mTn.k1140 (226) m m#o Xrw Owt-s#-t#1141 m Hb Dr Htp Ro-sm#-t#wj m pr.f (227) Or1142 sXm pw n nTr njwtj oq Hr sSt#w wrw nw (228) Hwtnbw H#p xt1143 sSt# Snbt tm sk1144 sXrw nbw (229) dg.tw.f1145 Xf s#w-n.sn m Owtnhm (230) jqH r jmntt nt Owt-Wsjr1146 1137

(Der Priester namens) der sich mit der Gestalt vereint, der H#p-Priester der den Leib bekleidet, der [nicht] enthüllt, was er gesehen hat, der in Freude zum Haus des Somtus zieht. Seine beiden Türflügel sind offen, um seinen Herrn aufzunehmen, dein Weg ist in Rechtfertigung. Das Haus der Schlange ist im Fest, weil Rasomtus in seinem Haus ruht. (Der Priester namens) Horus, er ist ein Götterbild des Stadtgottes, der bei den großen Abbildern des Goldhauses eintritt, der den Leib bekleidet, der mit geheimnisvoller Brust, der nicht irgendwelche Pläne zerstört, man sieht ihn, der die s#w-n.sn sieht im Haus des Jubelns, der zum verborgenen Ort des Hauses des Osiris geht,

Bez. des 8. NT

FB2: Beschreibung des Bauwerks (–) Festjubel (A) Bez. des 9. NT

1143

Vgl. D VIII, 134, 6 und dazu Zecchi, Osiris Hemag, 53 sowie Derchain, in: CdE 65, 1990, 238. Hier wurde der Ausdruck H#p xt als Eigenschaft der davorstehenden sXmw gewertet, die Stelle aus der Treppe aber legt nahe, dass es eine auf die Handlungen der Priester bezogene Konstruktion ist. Ergänzung nach einem Vorschlag von Joachim Friedrich Quack, siehe Wb I, 520, 7–9; ähnlich El-Kordy/ El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 58: „qui ne fait pas sortir ce qu’il a vu“. Alternativ nicht auf das zuvor genannte Gebäude, sondern auf den Himmel in der davorstehenden Festbeschreibung zu beziehen. Es könnte sich um Bestandteile eines Chorischen Festliedes handeln, denn in Texten dieser Art ist oft vom Öffnen des Himmels die Rede (siehe dazu z. B. Quack, in: Ryholt (Hg.), Hieratic Texts, 80–82, zum Festlied auch III 6.6). Möglicherweise wird hier Rasomtus angesprochen, von dem danach die Rede ist. Vermutlich als Tempel- bzw. Stadtname, siehe Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 116–119. Alternativ eine Kapellenbezeichnung (wie wohl das oben genannte Hwt-sm#-t#wj), der Kontext von umfassendem Festjubel spricht jedoch für Ersteres. Wahrscheinlich eine Bezeichnung für einen Priester, worauf das Determinativ und der nachstehende Text hinweisen. Der Name könnte von Horus in seiner Eigenschaft als liebender Sohn des Osiris herrühren. An anderer Stelle in den Treppentexten (D VII, 180, 13*) findet sich zumindest ein Priester, der Hm-nTr n Or heißt, dieser ist allerdings Horus selbst zugewiesen. El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 206, 58 ergänzen kommentarlos zu „le prêtre d’Horus“. Alternativ Joachim Friedrich Quack: „mit verbergendem Leib“.

1144

Alternativ w#H. Joachim Friedrich Quack schlägt vor, dass es sich bei

1138 1139

1140 1141 1142

1145 1146

w#H eventuell um eine Schreibung

für wHo handeln könnte. Im Zusammenhang mit dem Folgenden wäre man dann bei „der nicht irgendwelche Pläne erklärt“, was mit dem Folgenden „wenn er gesehen wird“ zu verbinden wäre. Die Schreibung für wHo wäre allerdings ungewöhnlich. Der Zusammenhang mit dem Kontext bleibt rätselhaft. Eventuell wird der Priester hier, im Vergleich zum unsichtbaren Gott, als sichtbar beschrieben? Oder aber es wurde eine Negation n(n) vergessen („Man sieht ihn nicht“), was die Unsichtbarkeit der Tätigkeit der Priester hervorheben würde. Dies ist kein bei Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten verzeichnetes Toponym, ein Bezug anderer Ortsbezeichnungen zu Osiris und dem Osirisgrab ist jedoch häufiger belegt, siehe ebd., 122–132. Vielleicht ist hiermit die Kapelle des Sokar/Osiris im Umgang (Raum F) bzw. eine dazugehörige Krypte gemeint? Siehe zur Nutzung der Krypten vor und nach der Prozession III 1.1.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

sT# m Htp (231) r-Xnt H#yt m onX w#s rs n wr/sr […] sntj (232) m Hoowt m s#[-t# n] jj.f (233) JHy jmj-r# HmwnTr wr n J#t-djt m## (234) sXm Spst mXnt pr-wr ptr mwt-nTr m Hb.s Sps (235) hrw grH nXn m sS.f sT# (s)St# r-Xnt st(236)msXnt m hrw Hb Ro m wp rnpt mjtt ob nj#w (237) HHw n(n) #b1147

der in Frieden zum Gemach zieht in Leben und Macht, der Wachsame des Großen/Fürsten […]; die beiden Schwestern sind in Jubel und in An[betung], weil er kommt. (Der Priester namens) Ihi, Vorsteher der Gottesdiener, der Große von J#t-djt, der das Götterbild der Prächtigen sieht an der Spitze des pr-wr, der die Gottesmutter an ihrem prächtigen Fest ansieht am Tag der Nacht des Kindes in seinem Nest, der das Abbild zum st-msXnt führt am Tag des Festes des Re am Neujahrsfest, ebenso Horn des Steinbocks, millionenfach ohne Unterlass.

299

Bez. des 10. NT

D VIII, 98, 13 – 99, 16: Treppe X, linke Hälfte, Süd- und Ostwand (Treppenlauf IX–X), Naosträger (NT) [BT]1148 Horus von Edfu, der große Gott, der Herr Bez. der Gottheit (238) Or BHdtj nTr o# des Himmels. im 1. Naos nb pt Ich habe den Schrein dessen von Edfu nach Rede (1. NT): (239) rmn.n.j HD n der Vereinigung mit seinem Ba getragen. eig. Handlung BHdtj r-s# xnm b#.f (D VIII, 99) (240) Owt-Or Bez. der Gottheit Hathor, die Herrin von Jwnt, die Stirnim 2. Naos nbt Jwnt Hrjt-tp nt Ro schlange des Re. (241) jwh.n.j j#w# n #Xt Ich habe den Kasten der großen Glänzenden Rede (2. NT): wrt r-s# (242) m## Or- nach dem Sehen des Harachte am Neujahrs- eig. Handlung fest befördert. #Xtj m wp rnpt Harsomtus, der große Gott inmitten von Bez. der Gottheit (243) Or-sm#-t#wj nTr im 3. Naos o# Hrj-jb Jwnt Jwnt. Ich habe Harsomtus in seinem Kasten nach Rede (3. NT): (244) tw#.n.j Or-sm#t#wj m tmm.f r-Xt (245) dem Erglänzen seines Bildes in den Strahlen eig. Handlung des Re hochgehoben. j#X smn.f m stwt Ro Der große Ihi, der Sohn der Hathor. Bez. der Gottheit (246) JHy wr s# Owtim 4. Naos Or Ich habe den Ihi des Auges des Re in seinem Rede (4. NT): (247) wTs.n.j JHy n jrt Schrein getragen, nachdem sein Herz gejueig. Handlung Ro m HD.f Hr-s# Hoo belt hat im jubelnden Licht der (Sonnen-) (248) jb.f m Hoo1149 jtn Scheibe. Bez. der Gottheit (249) Or-sm#-t#wj-p#- Harsomtus, das Kind, Sohn der Hathor. im 5. Naos xrd s# Owt-Or

1147 1148 1149

Eine Übersetzung dieser Passage findet sich bei Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 161 und Eldamaty, Sokar-OsirisKapelle, 186, siehe zur inhaltlichen Diskussion dieser Stelle sowie zur Bedeutung von ob nj#w aber Abschnitt I 3.8. Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 58–59. Vgl. dazu D VIII, 96, 15 – 97, 1* (mit Anm. 1125).

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300

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(250) Sp.n.j1150 rwt nt s# jrt Ro Hr-Xt snsn (251) m#wt nt jt.f (252) Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro Hrjt st-wrt (253) […] wrt Hr […]

Ich habe den Naos des Sohnes des Auges des Re nach der Vereinigung mit den Strahlen seines Vaters erhoben. Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, Oberste des großen Sitzes. […]

(254) Owt-Or nbt Jwnt t# mnjt (255) mjt m Htp r-Xnt Hwt-mnjt t# mnjt wrt m Owt-[mnjt?]1151 (256) Or-sm#-t#wj nTr o# nb %#-dj (257) nmt.k m Hoowt r tjt.k wrt Ro-sm#-t#wj nb %#-dj (258) Wsjr ½Wnn-nfr m#o Xrw¼ nTr o# Hrj-jb Jwnt (259) dj.j-o m Htp r PrJwn st.k pw nt Dt (260) #st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt (261) nmt.T m qb nmtt r Pr-wot1152 st-wrt1153 mwt-nTr

Hathor, die Herrin von Jwnt, das Menit.

Rede (5. NT): eig. Handlung

Komm in Frieden zum Haus des Menit, großes Menit im Haus des [Menit?]!

Bez. der Gottheit im 6. Naos Rede (6. NT): unklar Bez. der Gottheit im 7. Naos Rede (7. NT): Aufforderung

Harsomtus, der große Gott, der Herr von %#dj. Mögest du in Jubel zu deinem großen Gemach schreiten, Rasomtus, Herr von %#-dj.

Bez. der Gottheit im 8. Naos Rede (8. NT): Wunsch

Osiris, ½Onnophris, gerechtfertigt¼, der große Gott inmitten von Jwnt.

Bez. der Gottheit im 9. Naos

Ich gehe in Frieden zum Haus des Pfeilers, es ist dein Platz der Dt-Ewigkeit. Isis, die Große, die Gottesmutter, die Herrin von J#t-djt. Mögest Du schreiten mit ruhigem Schritt zum Haus der Einzigen, dem großen Sitz der Gottesmutter.

Rede (9. NT): eig. Handlung Bez. der Gottheit im 10. Naos Rede (10. NT): Wunsch

6.3 Die rechte (aufsteigende) Hälfte der Festprozession 6.3.1 Die Bandeauinschriften D VIII, 100, 4 – 101, 15: Treppe X, rechte Hälfte, Bandeau [A]1154 (onX) nTr nfr s# Owt-Or Der gute Gott, der Sohn der Hathor, den die, Sd.n sonXt T#.s Hr mntj.s die ihr Kind aufzieht, auf ihren Schenkeln nsw bjtj nb t#wj aufgezogen hat, der König von Ober- und ½ ¼ Unterägypten, der Herr der beiden Länder mr Owt-Or wrt nbt ½ ¼, geliebt von Hathor, der großen, der Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt Herrin von Jwnt, dem Auge des Re, der HernTrw nbw rin des Himmels, der Gebieterin aller Götter.

1150 1151 1152 1153 1154

Formular (onX) nTr nfr+ mr

ALex 78.4088, vgl. 79.2974. Vermutlich ist mit „Haus des Menit“ im ersten Fall die Götterkapelle, im zweiten Fall der gesamte Tempel gemeint (siehe dazu III 1.3). Siehe zu dieser Bezeichnung für Dendara Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 78. Die Schreibung für st spielt hier offenbar mit dem Namen der betreffenden Göttin (#st). Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 42–43.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

Er hat die große Treppe der Horizontischen in Jwnt erbaut, um darauf zum Dach ihres Tempels zu gehen. Erscheinen seitens ihrer Majestät im pr-wr an diesem schönen Tag des Festes des Re am Neujahrsfest. Ruhen in diesem ihren schönen Kiosk, ihr schönes Gesicht ist nach Süden gewandt. Vollenden aller Rituale für diese Göttin wie es es sich gehört für diesen Kiosk. Der H#p-Priester ‹trägt› das Nützliche (Stoff), feines Leinen, zusammen mit diesen […] für das Auge des Re an der Spitze des Landes des Atum. Hmw-nTr nw Ro Xntj Die Gottesdiener des Re, des Vorstehers von BHdt Xnd Hr Xndw r tp Edfu, gehen auf der Treppe zum Dach des Owt nt Nwt Db#.tw m Hauses der Nut, indem sie ausgestattet sind dr.sn n m## nTr mit ihrem Gewand des Sehens des Gottes, Hr tw# bqnqnw H#t beim Hochheben der Standarten vor der Hrjt-tp m Jwnt mHnjt Stirnschlange in Jwnt, der großen Uräuswrt nt Pr-rpyt schlange des Hauses der Vornehmen, beim Hr swr Dsr n Dsrt Xprw Vergrößern der Unzugänglichkeit derer mit qf# n nbt qf#t m J#t-djt unzugänglicher Erscheinungsform und des Ansehens der Herrin des Ansehens in J#t-djt, wnmt nt Ro Xntj #Xt des rechten Auges des Re an der Spitze des nfrt Hr m Owt-sSSt Horizontes, derer mit schönem Gesicht im Haus des Naossistrums. sXm n Jnpw sHr D# xr- Das Szepter des Anubis vertreibt den H#t.T Jsds Hr jnd rkyw Widersacher vor dir, Isdes wendet die FeinCmrt wrt Hr Sot SnTjw de ab, der große Bogen metzelt diese Feinde nn wnw mw n Hmt.T nieder, die deiner Majestät feindselig gegenJdwt wrt m nh H#.T überstehen. Die großen Kühe sind als Schutz sXm n k#.T Dr-b#H um dich, das Götterbild deines Kas vordem, jr.sn s#.T wHm.sn sie bereiten [deinen] Schutz, sie wiederholen mkt[.T] nbwt nTrw Hnwt den Schutz der Goldenen der Götter, der nTrw Gebieterin der Götter. xrj-Hbt Hrj-tp n Pr-rXt Der oberste Vorlesepriester des Hauses der Sdt r#w nfrw nw Spst Vornehmen liest die schönen Sprüche der Csmw wr Sms ontw n Prächtigen. Schesemu der Große führt wrt m nfrw n v#-nTr Myrrhe herbei für die Große als schöne Prov#yt m-Xt.f xr mort nt dukte des Gotteslandes. Tait ist hinter ihm tpjw-o nn psDt nt Prmit dem mort-Gewand dieser Vorgänger, der vfnt1156 Neunheit des Hauses der Tefnut. sps.n.f Xndw wr n #Xtjt m Jwnt r Xnd r tp Hwt-nTr.s jm.f Xot jn Hmt.s Xnt pr-wr m hrw pn nfr Hb Ro m wp rnpt Htp m h#yt.s tn nfrt Hr.s nfr r rsj Hts jrw nbw {t} n nTrt tn m snt r h#yt tn H#p ‹xr› #Xt1155 wnn p#qt Hno nn […] n jrt Ro Xnt v#-n-vm

1155 1156

Bauinschrift (mit Funktionsbestimmung des Architekturelements) FB1: Erscheinen (H) Ruhen Ritualvollzug (–) Stoffopfer (T)

Aufstieg (T)

Schutz (T) Schutz (T) Schutz (T) Schutz (T)

Rezitation (T)

Räucheropfer (T) Stoffopfer (T)

Das Determinativ deutet darauf hin, dass #Xt „Nützliches“ (Wb I, 15, 10–16) hier die Textilien meint, die im Folgenden näher bestimmt werden. Siehe zu diesem Namen des Tempels von Dendara Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 91– 92.

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302

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Hm-nTr tpj Hm-nTr snnw wobw o#w nw NTrjt Hr Sms (D VIII, 101) Spst m Pr-Spst Hm-nTr 3-nw n #Xtjt sHtp jb.s Hm-nTr 4-nw Hm dndn.s Mnqt wrt nTrt jrt Hnqt sHoo Hmt.s m k#t jr.n.s Wdpw-n-Ro xr jrt Or w#Dt sXntS Hnwt m jnmtj Os#t xr HDw pr m npHw.s1157 sxrdt How n JHy nTr o# MnH xr-H#t.s xr X#w nw Xftjw qnw.sn pH.n.f Hrt Csmw xr stpw nw #bwt sbj n(n) s# nTr jmjtw.sn1158 cXt xr p#yw Hno w#Dw m-o.s Htp Hmt.T jm.sn tm obwj.f tp.f ob#.f n.T Xt[…] m wn Hr-o Mr-wr Ts.tw n.T wD#w Hno s#w nw s#wj sxkr.tw smn.T m nfrw.T swob.tw Hmt.T m pr [m] nwn?1159 […]n.tw snn.T m snTr nwn nn.f boH.n.f #Xt qm#.n.f k#w Xr qm#tj.T Oopj m Hp Hsmn.n.f w#t.T wrt xkrw sS.n.f nSn.T nsw Ds.f xr o n Or snTr.f sm.T m mnwr smHrw 9 Hr rmn Hmt.T ST m ST.sn 1157 1158 1159

Der erste Gottesdiener, der zweite Gottesdiener, die großen Reinigungspriester von NTrjt folgen der Prächtigen im Haus der Prächtigen. Der dritte Gottesdiener der Horizontischen besänftigt ihr Herz. Der vierte Gottesdiener vertreibt ihren Zorn. Menket die Große, die Göttin, die das Bier bereitet lässt ihre Majestät jubeln mit der Arbeit, die sie gemacht hat. Der Mundschenk des Re trägt das grüne Horusauge, der die Gebieterin mit den beiden Weinkrügen erfreut. Hesat trägt die weiße Milch, die aus ihrem Euter gekommen ist, die den Leib des Ihi, des großen Gottes, verjüngt. Der Schlächter ist vor ihr mit den Fleischstücken der Feinde, ihr Fettduft, er hat den Himmel erreicht. Schesemu trägt die ausgewählten Fleischstücke der Abbilder des Rebellen, es gibt keinen Sohn eines Gottes unter ihnen. Sechet trägt p#y-Vögel und Papyruspflanzen in ihrem Arm. Deine Majestät ist zufrieden mit ihnen. Der vollkommen ist in Bezug auf seine Hörner und seinen Kopf opfert für dich […] mit dem, was auf dem Arm des Mnevis ist. Man knüpft Amulette und Schutzamulette aus Gold an dich. Man schmückt dein Bild mit deinen schönen Dingen. Man reinigt deine Majestät mit dem, was [aus] dem Urwasser? herauskommt. Man […] dein Abbild mit dem Weihrauch. Das Urwasser, es kommt zum Stehen, es hat das Feld überschwemmt, es hat Nahrung bei deinem Götterbild geschaffen. Hapi läuft, er hat deinen Weg gereinigt, du mit großem Schmuck! Er hat für dich deinen Zorn gebannt. Der König selbst trägt den Arm des Horus, er beräuchert dein Abbild mit Räucherwerk. Die neun Freunde tragen deine Majestät, indem sie mit ihrem Gewand bekleidet sind

Geleit (T 2x) Geleit (T)

Besänftigung (T) Besänftigung (T) Speise-/Trankopfer (T) Speise-/Trankopfer (T) Speise-/Trankopfer (T) Speise-/Trankopfer (T) Speise-/Trankopfer (T) Speise-/Trankopfer (T) Zufriedenheit (H) Opfer (T)

Schmücken (–)

Reinigung (–) Räucheropfer (–)

Geleit (T) Reinigung Besänftigung Räucheropfer (K) Schrein tragen (T)

Siehe zu .s D VIII, 101, Anm. 1. Diese Aussage dürfte sich auf das Auswahlverfahren der Opfertiere beziehen, vgl. oben, Anm. 293. So vermuten El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 42.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

m obw wr wTs.sn nfrw.T r tp-Hwt Hwt-nTr.T r m## jt.T m hrw wp rnpt […]w wrw m-Xnt Owtob Db#.tw m tp-rdw.sn nbw sxkr.tw m dr.sn oqw tp-Hwt m Hbw nw xnm jtn jwh.sn sXmw m xnw HD(w).sn psDt o#t jmjt v#-rr tpjw-o nTrjw nw v#-n-vm jw.sn r nmtt.sn Hr Xnd Xndw Hr swr Sfyt nt wbnt m nbwt Hr djt nr.s Xr jt.s pt m Hb t# m mfk#t Dr snsn mHnjt jt.s m Hrt fq.s njwt.s m HHw nw rnpt sDd.s sw r km Dt

in großer Reinheit. Sie tragen deine Vollkommenheit zum Dach deines Tempels, um deinen Vater zu sehen am Tag des Neujahrsfestes. Die großen […] an der Spitze des Hauses der Reinigung, indem sie ausgestattet sind in ihrer ganzen richtigen Ordnung, indem sie geschmückt sind mit ihren Gewändern, die das Dach an den Festen der Vereinigung mit der (Sonnen-)Scheibe betreten. Sie befördern die Abbilder, die in ihren Schreinen sind, die große Neunheit die v#-rr ist, die göttlichen Vorgänger des Landes des Atum, indem sie gemäß ihrer Stellung sind, beim Besteigen der Treppe, beim Vergrößern des Ansehens derer, die als Goldene aufgeht, beim Geben der Furcht vor ihr an ihren Vater. Der Himmel ist im Fest, das Land ist in Freude, weil sich die Stirnschlange mit ihrem Vater am Himmel vereint. Sie belohnt ihre Stadt mit Millionen von Jahren, sie macht sie dauerhaft in Dt-Ewigkeit.

unklar (T)

Schrein tragen (T)

Aufstieg (T) Ansehen vergrößern Furcht verbreiten Festjubel (A 2x) Gegengabe

6.3.2 Erster Teil der Prozession: König und Standartenträger D VIII, 102, 2–11: Treppe X, rechte Hälfte, Westwand (Treppenlauf X), Standarten vor dem König [BT]1160 Bez. der I. (1) s#b Smow pn m rn.f Dieser oberägyptische Schakal in seinem Namen Upuaut: Standarte n Wp-w#wt 1161 Öffne deinen Weg, den Weg der Hathor, der Aufforderung (2) wp w#t.k w#t nt Herrin von Jwnt, und ihrer Neunheit zum Owt-Or nbt Jwnt (3) Hno psDt.s r tp HwtDach ihres Tempels an diesem schönen Tag des Festes des Re am Neujahrsfest. nTr.s m hrw (4) pn nfr Hb Ro m wp rnpt Ich habe deinen Weg zum Dach deines Hau- Rede (zur I. (5) wp.n.j w#t.T r wD#t ses geöffnet. Standarte): eig. nt pr.T1162 Handlung (1) (2) sXr[.j] D# D#t Hr mTn.T [Ich] bringe den männlichen und den weiblichen Widersacher auf deinem Weg zu Fall. 1160 1161

1162

Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 43 und 44. El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 43 scheinen anzunehmen, dass wp-w#t hier univerbiert und in der Bedeutung „öffnen“ verwendet wurde, was ich aber für unwahrscheinlich halte. Analog zu D VII, 177, 15* und passend zum Nachfolgenden würde man diese Passage gerne als direkte Rede interpretieren, wozu aber das Suffix .k nicht passt. Es bleibt also nur die Anredeform, wobei der Gott auf der Standarte angesprochen wäre. Fungiert das zweite Haus hier als Determinativ?

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304

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

w#.T m obw r obw Xndw.T nbw (6) m m#oXrw Sm r.T Spst St#t jrw sHr.n.j sbjw m r#-w#t.T mTn[T?] H#t bqnqnw1163 Wp-w#wt Xr.tw r Hm.j (7) wbn r.T r st Hrt nt Hwt-nTr.T Xf.T jt.T Ro ptr.tw.f Hoo How.f (8) Hw.j r Hrt #Xtjt Xntjt #Xt XntS #Xtj Xntj #Xt n (9) dgt.T {k} spr Hr sp#.T r st-m##-jtn sm#tj1164 (10) Or BHdtj nTr o# nb pt (11) snTr(.j) r s#t stwt Hmt.T pxr m #Xt psDt Ro m hy s#-t#

Du mögest in Reinheit fern sein von der Unreinheit, jeder Gang von dir sei in Rechtfertigung. Geh, Prächtige, mit verborgener Gestalt! Ich habe die Rebellen von deinem Weg, [deinem?] Weg vor den Standarten vertrieben. Upuaut sagt man zu meiner Majestät. Geh du auf in Richtung des oberen Platzes deines Tempels, mögest du deinen Vater Re sehen, (denn) wenn er gesehen wird, jubeln seine Glieder. Ich gehe zum Himmel/Dach der Horizontischen an der Spitze des Horizontes, der Horizontische an der Spitze des Horizontes freut sich über deinen Anblick. Gelange auf deiner Treppe zum Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe, der Weg (?). Horus von Edfu, der große Gott, Herr des Himmels: (Ich) reinige von dem Schmutz. Die Strahlen deiner Majestät durchziehen den Horizont, die Neunheit des Re ist in Jauchzen und Jubel.

Wünsche (1) (2) Aufforderung eig. Handlung (4)

Aufforderung Wunsch

eig. Handlung (5)

Aufforderung Bez. der II. Standarte Rede (zur II. Standarte): eig. Handlung? FB1: Erhellen (H) Festjubel (T)

D VIII, 102, 12 – 103, 2: Treppe X, rechte Hälfte, Westwand (Treppenlauf X), König [BT]1165 s# Ro nb Xow ½ ¼ Der Sohn des Re, der Herr der Königstitulatur Erscheinungen ½ ¼. s# Schutz. Rückenschutzformel Bez. des Stabes (12) mdw Sps n sp#t tn Der prächtige Stab dieses Gaues, (13) mdw n sp#t tn sXr der Stab dieses Gaues, der die Rebellen niederschlägt, der Osiris als einen, der größer sbjw sm#o-Xrw Xrw1166 ist als seine Feinde, rechtfertigt, Wsjr m o# r Xftjw.f jrt Ro (14) Hrjt-tp […] von dem das Auge des Re, die Stirnschlange […], nicht fern ist, die der Schutz des Fürsn(n) Hr[.s] r.f wnnt m 1167 ten der weißen Krone an diesem Platz ist, s# sr HDt m st tn für [die?] die Treppe abgeschirmt ist. Dsr n[.s?] t#-rd 1163 1164 1165 1166 1167

El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 43 übersetzen „les ennemis qui sont dans ton voisinage, devant les enseignes d’Ophoïs“. Sie ignorieren jedoch, dass nach m-r#-w#t noch ein Wort steht, das vermutlich mTn zu lesen ist und nicht ignoriert werden kann. Vermutlich wurde am Ende des Textes etwas vergessen, er bricht unvermittelt ab. Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 44. Ist sm#o-Xrw hier univerbiert verwendet, so dass es ein weiteres Xrw als Objekt benötigt? LGG VI, 420b–c.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

(15) […] (D VIII, 103) […] w#t.T nt wD# r wD#t or.T m obw r obw nb Dw nmt s(j) Hmt.T m qb nmtt

[…] deinen Weg des Gehens zum Dach. Mögest du hinaufsteigen, rein gegen jede schlechte Unreinheit, möge deine Majestät es beschreiten mit ruhigem Schritt.

305 Rede (K): eig. Handlung? Wünsche (1) (2)

D VIII, 103, 3 – 104, 8: Treppe X, rechte Hälfte, West- und Nordwand (Treppenlauf IX–X) Standartenträger (ST) 1–8 [BT]1168 Horus, der auf seiner Papyrussäule ist. Bez. der 1. (16) Or Hrj w#D.f Standarte (Der Priester) des Som[tus] (namens) der Bez. des 1. ST (17) sm# jrw n cm#sich mit der Gestalt vereint […] ihren t#[wj …] (18) […] Tempel: Hwt.s (19) Die Tochter des Re geht auf, um Harachte Rede (1. ST): (19) wbn s#t Ro r m## zu sehen. FB1: Erscheinen Or-#Xtj (H) Der Widder/Chnum. Bez. der 2. (20) B#/$nmw Standarte (Der Priester) derer, die ihre Bas erscheinen Bez. des 2. ST (21) Hwn1169 Hm-nTr n lässt (namens) der Jüngling, der GottesCmow sXot-b#w.s (22) diener von Oberägypten, der den Weg der Dsr w#t nt Sft r st-m##Angesehenen zum Platz des Sehens der jtn m Hb.s nfr wp rnpt (Sonnen-)Scheibe abschirmt an ihrem schönen Fest Neujahrsfest: Die Goldene geht auf in ihrem Haus am Rede (2. ST): (23) wbn nbwt m pr.s 1170 Morgen der Reinheit, um den Vorsteher des FB1: Erscheinen m dw#yt nt wob r Xf Horizontes am Horizont zu erblicken. (H) Xntj #Xt m #Xt Schu. Bez. der 3. (24) Cw Standarte (Der Priester namens) Jüngling, der leitet, Bez. des 3. ST (25) Hwn dj-o 1171 [Sm?]s nbwt gm der die Goldene, [deren Bas] gefunden werden, [begleitet?], die Iris der Iris des Udjat[b#w.s] (26) DfD n DfD auges: n wD#t1172 […] seine Stätte […]. Rede (3. ST): (27) […] j#t.f […] unklar Chons. Bez. der 4. (28) %nsw Standarte

1168 1169 1170 1171 1172

Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 44–47. In der Lücke stand vermutlich ein Determinativ zu der Priesterbezeichnung, vgl. z. B. D VIII, 88, 12*. Siehe zur Lesung I 3.5. Siehe zur mutmaßlichen Füllung der Lücke El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 45. Mehrfach belegt, siehe LGG VII, 625c – 626a. Möglich wäre auch wD#t nt DfD n wD#t (siehe ALex 78.1170), da die Lesung DfD für das Udjatauge nicht wirklich üblich ist. Siehe zur „Iris des Udjatauges“ (Re) und der „Iris der Iris des Udjatauges“ (Hathor) III 3.1 und 3.2. Demnach ist der sitzende Sonnengott, der an dieser Stelle hinter wD#t steht, als Determinativ zu verstehen.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(29) Hm cm#-t#wj twr.tw m Dt.f dj nr n s#t Ro (30) Xns(.j) r tp Xm n nbwt jrt Ro r m## stwt nt jt.s (D VIII, 104) (31) Op

(Der Priester namens) Diener des Somtus, indem er rein ist an seinem Leib, der Furcht vor der Tochter des Re erzeugt: (Ich) ziehe zum Dach des Heiligtums der Goldenen, des Auges des Re, um die Strahlen ihres Vaters zu sehen. Apis.

(32) Hm-nTr n Cmow n jrt Ro sXntS #Xt m Hb.s

(Der Priester) des Auges des Re (namens) Gottesdiener von Oberägypten, der die Glänzende in ihrem Fest erfreut: Eile auf der Treppe zum Dach des Hauses der Vornehmen, um dich mit den Strahlen der (Sonnen-)Scheibe zu vereinen. Der/die in Hermopolis ist/sind.

(33) Hy1173 Hr t#-rd r tp Pr-rpyt r snsn m#wt nt jtn (34) jmj(w) %mnw1174 (35) sm# jrw jr jrw n wrt r m#n.s1175 psD m nbw (36) sqd Hr Xndw r tp Owt-mnjt r xnm stwt nt sf1176 (37) crqt (38) JHy cXmt dj Sfyt n nbt jtnt swr Dsr n wsrt (39) sS(.j) m Hoowt xr wsrt sSmt1177 r m## jt.s m dj-mrt (40) ½Or wp Sot t#wj¼ (41) Hm-nTr n Or o# Sms wbnt m nbwt m Pr-nbwt 1173

1174 1175 1176 1177

(Der Priester) der Großen (namens) der sich mit der Gestalt vereint, der die Rituale für die Große vollzieht, damit sie den sieht, der als Goldener leuchtet: Geh auf der Treppe zum Dach des Hauses des Menit, um dich mit den Strahlen des Kindes zu vereinen. Selket. (Der Priester namens) Ihi der Sachmet, der der Herrin, der weiblichen Scheibe, Ansehen gibt, der die Unzugänglichkeit der Mächtigen vergrößert: (Ich) gehe in Jubel mit der Mächtigen, der Führenden (Schlange), um ihren Vater am Himmel zu sehen. ½Horus, der den Kampf der beiden Länder schlichtet¼. (Der Priester namens) Gottesdiener des großen Horus, der der nachfolgt, die als Goldene aufgeht im Haus der Goldenen:

Bez. des 4. ST Rede (4. ST): eig. Handlung Bez. der 5. Standarte Bez. des 5. ST Rede (5. ST): Aufforderung Bez. der 6. Standarte Bez. des 6. ST

Rede (6. ST): Aufforderung Bez. der 7. Standarte Bez. des 7. ST

Rede (7. ST): eig. Handlung Bez. der 8. Standarte Bez. des 8. ST

Möglich wäre hier sowie im Folgenden an Stelle eines ungeschriebenen Suffixes der 1. Person Singular auch ein Infinitiv oder ein Imperativ. Entsprechende Passagen auf der gegenüberliegenden Seite der Treppe und in den Inschriften der Osttreppe zeigen teilweise einen durch r.T betonten Imperativ (z. B. D VIII, 89, 5*), teilweise aber auch einen Ideogrammstrich als Suffix der 1. Person Singular (z. B. D VIII, 89, 3*). Es scheint also nicht durchgehend eine bestimmte Verbalform verwendet worden zu sein, so dass es schwer festzustellen ist, um was es sich in nicht eindeutigen Fällen genau handelt. Siehe zur Lesung oben, Anm. 1090. Lesungsvorschlag von Joachim Friedrich Quack. Auch der umgekehrte Sachverhalt wäre möglich: r m#n s(j) psD m nbw „damit er, der als Goldener leuchtet, sie sieht“. Wohl auf den Sonnengott bezogen, siehe III 3.2. Siehe LGG VI, 636c, wo diese Stelle allerdings nicht aufgeführt ist.

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307

6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

(42) oq m #wt-jb r tp ct-Ro r #m stwt jtn m pt

Geh in Freude zum Dach des Sitzes des Re, um die Strahlen der (Sonnen-)Scheibe am Himmel zu ergreifen!

Rede (8. ST): Aufforderung

D VIII, 104, 9 – 105, 6: Treppe X, rechte Hälfte, Nordwand (Eckpodest 9), erster Text hinter Standartenträgern 1–8 [HFE] Worte zu sprechen: Steige, steige, HoriAufforderung (43) Dd mdw Xy sp zontische auf der Treppe, 21178 #Xtjt Hr Xndw Owt-Or wrt nbt Jwnt Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das jrt Ro s#t Ro m Pr-Spst Auge des Re, die Tochter des Re im Haus mHnjt Hrjt-tp nt xn der Prächtigen, die Stirnschlange, die UräHrt1179 usschlange dessen, der sich dem Himmel jtnt nbt #Xt nähert, die weibliche Scheibe, die Herrin des sSpt HDDwt bdt t# pn mj Horizontes, mit glänzenden Strahlen, die Ro dieses Land erleuchtet wie Re! Die Gottesdiener und die Reinigungspriester FB2: Geleit (T 2x) (44) Hmw-nTr wobw m sind in großer Reinheit, um die Unzugängobw wr Hr swr Dsrw n lichkeit deines Kas zu vergrößern, k#.T man opfert für dich ein großes Speiseopfer Speise-/Trankob#.tw n.T o#bt t# jwf aus Brot, Fleisch und Bier, Tausende sind opfer (–) Hnqt X# jm.s m Xt nbt darin an allen Dingen, tausend Brote in der Speise-/TrankX# m t# m-o oqyt Hand der Aqyt, opfer (T) Speise-/TrankX# m Dsrw Xr Mnqt tausend Dsr-Bier(krüge) sind bei Menket, opfer (T) Speise-/Trank(45) X# m jrp m-o Nbt- tausend Wein(krüge) sind in der Hand der opfer (T) Jmt Herrin von Buto, Speise-/Tranktausend Milch(gefäße) sind bei Hesat, X# m jrTt Xr Os#t opfer (T) X# m jHw X# m #pdw m tausend Rinder, tausend Vögel sind jene #bwt nn nt nbD Abbilder des Bösen, Speise-/Tranktausend Steinböcke, Gazellen und OryxX# m nj#ww gHsw m#HDw m-owj Or nb antilopen sind in den Armen des Horus, des opfer (T) Herrn von Obnw, tausend verschiedene Obnw (46) X# m r#w Sbnw Hr Trp(w) X# m Gänse und Blässgänse, tausend Wasservögel Speise-/Trankmsw m-ob srw m jnw und Graugänse als schöne Gaben des Heqes opfer (T) nfrw nw Oqs m sXt m als das, was gefangen ist im Acker des 1180 S# tp nt X# m #Sr m Beginns der Flut, tausend (Portionen) Speise-/Tranknmt nTr m-o Mn(D VIII, Grillklein auf der Schlachtbank des Gottes 105)H oS# dmwt opfer (T) sind in der Hand des Schlächters mit vielen Stoffopfer (T) Messern, tausend Kleider in der Hand des (47) X# m Hbsw m-o Salbenopfer (T) Hedjhetep, Öl ist bei Schesemu, OD-Htp mrHt Xr Csmw Libation (T) tausend Wasserspenden, tausend OpferX# m qbHw X# m Htpw gaben sind in der Hand des Hapi, m-o Oopj der alle Dinge erschafft, qm# Xt nbt 1178 1179 1180

Vgl. zur Einleitung D VIII, 106, 16* und die zugehörige Anmerkung. LGG V, 454b. Es handelt sich um das ww-Gebiet des 9. unterägyptischen Gaues (Tattko, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 190).

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

X# m rnpwt bst m Gb m-o cXt sXprt wnnt (48) X# m Xt nbt nDmt wobt bnrt wDt m pt qm#t t# jw.sn n k#.T jrt Ro m Owt-sSSt wrt Xntjt PMsn rmn.tw Hmt.T r st-m##jtn [r] snsn m#wt nt mrytj (49) psDt NTrjt pxr m pxr.T jw.sn m jtrt(j) sSm.T Hr.T nfr Hnwt nbt Jwnt r xnm jtn m wp rnpt orq.tw n.T nt-o m st-Hbtpj Htp Hmt.T Hr st.T nt Dt1181

tausend frische Pflanzen, die aus Geb herauskommen, sind in der Hand der Sechet, die das entstehen lässt was existiert, Tausende an allen angenehmen, reinen und süßen Dingen, die im Himmel angeordnet wurden und die die Erde geschaffen hat: Sie sind für deinen Ka, Auge des Re im Haus des Naossistrums, die Vorsteherin von Mesen. Man trägt deine Majestät zum Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe, [damit] sie sich mit den Strahlen des Geliebten vereint, die Neunheit von NTrjt geht umher in deinem Umkreis, indem sie zu beiden Seiten deines Kultbildes ist. Dein schönes Gesicht, Gebieterin, Herrin von Jwnt, ist gerichtet auf die Vereinigung mit der (Sonnen-)Scheibe am Neujahrstag. Man vollendet für dich die Bestimmung am Platz des ersten Festes, deine Majestät ruht auf deinem Platz der Dt-Ewigkeit.

Speise-/Trankopfer (T)

Schrein tragen (–) Geleit (T)

Vereinigung (H, S) Ritualvollzug (–) Ruhen (H)

D VIII, 105, 8 – 106, 5: Treppe X, rechte Hälfte, Ostwand (Eckpodest 9), zweiter Text hinter Standartenträgern 1–8 [HFE] Anrufung (50) Dd mdw nfrwj Hr.T Worte zu sprechen: Wie schön ist dein Gesicht, wenn du aufgehst in deinem Haus, wbn.T m pr.T Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt Hathor, Große, Herrin von Jwnt, Auge des pt Hnwt nTrw nbw nbtjt Re, Herrin des Himmels, Gebieterin aller rXyt Hq#t t#wj Götter, die Herrin der rXyt, die Gebieterin der beiden Länder. wbn.T m bst.T r st-HbDu gehst auf bei deinem Herausgehen zum FB2: Erscheinen tpj r tp-Hwt Owt-Or1182 Platz des ersten Festes, zum Dach der Hat(H) hor, um deinen Vater zu sehen. Die Gour m## jt.T (51) H#tjw-o verneure, die Gottesdiener, die großen ReiGeleit (T 3x) Hmw-nTr wobw o#w nigungspriester sind rein in großer Reinheit. twr.tw m obw wr Speise-/Tranko#bt pxr m pr.T r Dr.f m Das große Speiseopfer geht umher in deiopfer (–) t# nb n(n) Tnw Dsrw jrp nem ganzen Haus, jedes Brot ohne Zahl, SdH jrTt Xt nbt nfrt n Dsr-Bier, Wein, SdH-Getränk, Milch, alle k#.T (52) jHw #pdw m#- guten Dinge für deinen Ka, Rinder, Vögel, HDw gHsw n(n) wtT nTr Oryxantilopen, Gazellen, ohne dass der jmjtw.sn1183 Sohn eines Gottes darunter ist. Sie sind für dein Abbild ein Brandopfer und jw.sn n snn.T m sb n sDt Hno psDt nt k#.T auch (für die) Neunheit deines Kas. 1181 1182 1183

Eine Übersetzung des letzten Textabschnittes ab (49) findet sich bei Gaber, in: JNES 74, 2015, 105. Alternativ „des Hauses des Horus“ als Tempelbezeichnung, die mit dem Namen der Göttin spielt? Vgl. D VIII, 108, 3* mit Anmerkung. Vgl. dazu D VII, 183, 14*(mit Anm. 293); D VIII, 43, 3–4*; 101, 4*.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

snTr Hr nsrt wrt ontw Hr Xt X#w nw Pwnt Hr wnmjt (53) wn.tw n.T Hr m HD.T Sps sXot Hmt.T r-s#.f smHrw 9 Hr rmn wrt m tjt.s Dsrt Xnt HD.s tpjw j#t.sn xr-H#t.s Hr wpt n.s w#t H#tjw-o Hmw-nTr Hr jrj.sn (54) psDt ‹m› Dt.s Hr wnmj j#bj Hr swr k#.s r nTrw pt m Hb t# m (D VIII, 106) mfk#t Xmw nTrw XntS Dr m##.sn nbwt m-Xnt Pr-nbwt xnm.n.s jt.s m wp rnpt (55) jt.s Ro owj.f H#.s ‹m› Hb.s Jtm Xw.f s(j) Spst wsrt m WTst-Or wrt nbt nTrw jtnt epyt wbnt m nnt Xbt jnw jmjtw Drtjw1184 (56) nTrw nTrwt jj.tw r m##.s jw.sn jrj m Smsw.s T#yw Hmwt Hr j#w m Hr.s pot rXyt m w#H-tp rdj n.s Ro #Xt.f nst.[f] dw#.n s(j) v#-Tnn m owj.f

Weihrauch ist auf der großen Flamme, Myrrhe ist auf dem Feuer, das Räucherwerk von Punt ist auf der Verzehrenden (= Flamme). Man öffnet für dich das Gesicht in deinem prächtigen Schrein. Erscheinenlassen deiner Majestät danach, die neun Freunde tragen die Große in Form ihrer unzugänglichen Gestalt in ihrem Schrein, die, die auf ihren Standarten sind, sind vor ihr beim Öffnen des Weges für sie, die Gouverneure und die Gottesdiener sind bei ihren Pflichten, die ganze Neunheit ist zur Rechten und zur Linken beim Vergrößern ihres Kas als die (der) Götter. Der Himmel ist im Fest, das Land in Freude, die Heiligtümer der Götter freuen sich, weil sie die Goldene an der Spitze des Hauses der Goldenen sehen. Sie hat sich mit ihrem Vater vereint am Neujahrsfest. Die Arme ihres Vaters Re sind um sie an ihrem Fest. Atum, er schützt sie, die Prächtige, Mächtige in Edfu, die Große, die Herrin der Götter, die weibliche Scheibe, die zu Buto Gehörige, die am Himmel aufgeht, die unter den Vorfahren Abgaben einsammelt, die Götter und Göttinnen sind gekommen, um sie zu sehen, sie sind alle in ihrem Gefolge, Männer und Frauen jubeln vor ihr, die pot und die rXyt sind in Verneigung. Re gibt ihr seinen Horizont und [seinen] Thron, Tatenen hat sie mit seinen beiden Armen gepriesen.

Räucheropfer (–)

Gesicht öffnen (–) Erscheinen (H) Schrein tragen (T) Weg bereiten (T) Geleit (T 2x) Geleit (T)

Festjubel (A 2x) Festjubel (A)

Vereinigung (H, S) Schutz (S)

Geleit (T 2x)

Festjubel (T 2x) Verehrung (T 2x) Herrschaftsübergabe (S) Lobpreis (T)

D VIII, 106, 6–15: Treppe X, rechte Hälfte, Ostwand (Treppenlauf VIII), Standartenträger (ST) 9–13 [BT]1185 Das Szepter des Anubis. Bez. der 9. (57) sXm n Jnpw Standarte (Der Priester namens) Ihi der Goldenen, der Bez. des 9. ST (58) JHy n nbwt nbt Jwnt dj Dsr n v#yt m Herrin von Jwnt, der die Unzugänglichkeit Pr-rpyt der Tait in das Haus der Vornehmen gibt:

1184 1185

LGG V, 680b. Übersetzung auch bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 47–48.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(59) [djt-]o?1186 m Htp r tp-Hwt Hwt-nTr r swr Dsr n nbwt jrt Ro (60) Jsds (61) sDf# t#wj dj snD n cXmt swr b#w.s r nTrw (62) nmt.j m o#y r stHb-tpj r m## m#wt nt wbn (63) Cmrt

In Frieden [die Richtung anzeigen?] zum Dach des Tempels um die Unzugänglichkeit der Goldenen, des Auges des Re, zu vergrößern. Isdes. (Der Priester namens) der die beiden Länder ernährt, der Furcht vor Sachmet erzeugt, der ihre Machterweise größer macht als die (der) Götter: Ich schreite in Freude zum Platz des ersten Festes, um die Strahlen des Aufgehenden zu sehen. Der Bogen.

(66) Nbt1188

(Der Priester namens) Diener des Somtus, der den Schrecken der Mächtigen erzeugt, die Kobra auf dem Kopf des Horizontischen: Geh auf der Treppe der Horizontischen in Jwnt, ohne dass es einen männlichen oder weiblichen Widersacher gibt auf deinem Weg. Die Nbt-Kuh.

(67) Hm-nTr b#q.tw m Dt.f Hr rdjt #wt-jb n nbwt nTrw (68) sjn m rSwt r stm##-jt.T m hrw pn nfr wp rnpt (69) Nbt

(Der Priester namens) Gottesdiener, der gereinigt ist an seinem Leib beim Geben der Herzensfreude an die Goldene der Götter: Schreite in Freude zu dem Platz des Sehens deines Vaters an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes. Die Nbt-Kuh.

(64) Hm cm#-t#wj rdj nrw n wsrt pX#t m tp n #Xtj (65) Xnd Hr Xndw n #Xtjt1187 m Jwnt n(n) D# D#t m r#-w#t.T

(70) Hwn [n jrt?] Ro dj-o xr-H#t.s r m## psDt m nbwt (71) dj.j-o m Htp r tp Owt-sSSt r sm# stwt nt sf1189 s#t.f 1186

Rede (9. ST): eig. Handlung Bez. der. 10. Standarte Bez. des 10. ST

Rede (10. ST): eig. Handlung Bez. der 11. Standarte Bez. des 11. ST

Rede (11. ST): Aufforderung Bez. der 12. Standarte Bez. des 12. ST Rede (12. ST): Aufforderung

Bez. der 13. Standarte (Der Priester namens) Jüngling [des Auges?] Bez. des 13. ST des Re, der vor ihr die Richtung anzeigt, um die zu sehen, die als Goldene leuchtet: Ich gehe in Frieden zum Dach des Hauses Rede (13. ST): des Naossistrums, um die Strahlen des Kin- eig. Handlung des mit seiner Tochter zu vereinen.

Es kann aufgrund der starken Zerstörung des Zeichens nicht gesagt werden, ob wirklich der in der Publikation angegebene schlagende Arm vorliegt. Es könnte sich um einen Arm mit Brot auf der Hand gehandelt haben, was dann djt-o zu lesen wäre. Für eine ähnliche Verwendung der Zusammensetzung siehe z. B. D VII, 181, 11*.

1187

Das Vorhandensein der Zeichenkombination

1188 1189

K 8690 nicht geleugnet werden. Vermutlich wurde sie versehentlich angebracht. LGG IV, 185b–186a. Wohl auf den Sonnengott bezogen, siehe III 3.2.

im Inneren des Wortes kann nach Foto HAdW/Tübingen

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

311

D VIII, 106, 16 – 107, 11: Treppe X, rechte Hälfte, Ostwand (Eckpodest 7), erster Text hinter Standartenträger (ST) 9–13 [H] Aufforderung (72) Dd mdw Xy1190sp 2 Worte zu sprechen: Steige hoch, steige hoch, Goldene, Tochter des Re, Hathor, die nbwt s#t Ro Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re, Herpt Hnwt nTrw nbw wsrt rin des Himmels, Gebieterin aller Götter, Xntjt J#t-djt Mächtige an der Spitze von J#t-djt! Xy.T Hr Xndw Mögest du auf der Treppe steigen! Wunsch XntS Xnt Xm.T Freu dich an der Spitze deines Heiligtums! Aufforderung #wt-jb pxr m pr.T Freude möge dein Haus durchziehen! Wunsch FB2: Geleit (T) (73) Drtjw Jwnt m Die Vorfahren von Jwnt sind zu beiden jtr(tj)1191 (D VIII, 107) bs.T Seiten. Dein Abbild gibt deine Machterwei- Erscheinen (H) Hr rdjt b#w.T r sXmw se den Götterbildern, das große Speiseopfer Speise-/Trankopfer (–) o#bt ob#.tw m HHw nw ist geopfert in Millionen von Millionen, HHw X# m Xt nbt mTausende an allen Dingen sind vor ihr, Xnt.s Hmw-nTr wobw m die Gottesdiener und die Reinigungspriester Schutz (T 2x) Dsr soH.T machen deine Gestalt unzugänglich, Geleit (T) obw nTr m jrj.sn (74) die Gottesreiniger sind bei ihren Pflichten, Rezitation (T) xrj-Hbt Hrj-tp Sdt der oberste Vorlesepriester rezitiert […für] […1192 n] k#.T Hr sw#S deinen Ka beim Preisen deiner Majestät mit Lobpreis Hmt.T m #Xw den Verklärungen. DfD n wD#t psD m Hrt Die Iris des Udjatauges, das am Himmel er- Erhellen (S) sHD.n.f t#wj m nfrw strahlt, es hat die beiden Länder mit VollKiosk/Dach oq.T r pt Xr jt.T Ro kommenheit erhellt. Du trittst in den betreten (H) Himmel ein zu deinem Vater Re, Freude (S) Hoo jb.f m m##.T sein Herz jubelt bei deinem Anblick. Vereinigung (H, Seine Strahlen vereinen sich am Tag des (75) xnm m#wt.f hrw S) Neujahrsfestes, seine Strahlen gesellen sich wp rnpt snsn stwt.f m zu deinem Gesicht. Hr.T Festjubel (A) Der Himmel ist in Jauchzen, h#yt m hy Festjubel (A) das Land ist im Fest, Xtmn m oq Festjubel (A) die äußersten Grenzen sind in Freude, Hptj m #wt-jb Festjubel (A) nhm pxr Xnt Owt-nhm Jubel durchzieht das Haus des Jubelns, Festjubel (A) der Palast der Prächtigen ist in Jubel, oH Spst m THHwt Lobpreis (A) die Stimme des Lobpreises ist im Haus des (76) Xrw Hknw Xnt Menit, Owt-mnjt Festjubel (A) Große Freude ist im Haus der Reinigung, o#y sp 2 m Owt-ob h#-snD Xpr m v#-n-vm Verehrung ist im Land des Atum entstanden. Verehrung (A) Festjubel (T) Die darin sind sind in Jauchzen und Jubel, jmj(w).s1193 m hy s#-t# 1190

1191 1192 1193

Im Rahmen einer Anrede der Göttin würde es sich zunächst anbieten, Xy hier als Interjektion im Sinne von j „Oh!“ zu interpretieren (Wb III, 238, 10–11). Diese ist allerdings nur neuägyptisch belegt. Auch der weitere Textverlauf sowie die Analogie zum nachfolgenden Text (D VIII, 107, 13 – 108, 9*), der mit wbn sp 2 beginnt, deuten darauf hin, dass eine Aufforderung der Göttin zum Aufstieg vorliegt. Das Wort jtrt „Schrein“ könnte hier auch wörtlich gemeint sein, um den Standort der Statuen anzuzeigen, der Ausdruck m-jtrtj „zu beiden Seiten“ (Wilson, Lexikon, 124) ist aber sonst in den Treppentexten nicht selten, siehe z. B. D VII, 145, 8* und 179, 13*. Hier könnten z. B. Sprüche (r#w, vielleicht noch näher definiert) oder die Festrolle (Hbt) gestanden haben. Das Determinativ deutet eher darauf hin, dass es sich um eine Schreibung von wnm „essen“ handelt, was

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312

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Dr m##.sn1194 nbwt wot w#Dt msXo XoT Xnt njwt.s Jwnt (77) onwj Hr.s nfrwj wbn.s1195 BHdtjt b#t r nTrw Hknt m onX Hknt m NTrjt oS#t jwnw THnt Xprw jtnt w#Dt sSt# wbnt m nnt nbt Hrt Hnwt X#b#sw (78) nbwt nTrw jtyt nt nbtj tpjt nt Owwt-Or Hrjt-tp wrt m-q#b Ä#bt#wj psDt m pt m-H#t wj# Drtjt pw Hnwt nTrw nTrwt Spst nn twt n.s

weil sie die Goldene sehen, die Eine, mit frischem Erglänzen, die an der Spitze ihrer Stadt Jwnt erscheint. Wie schön ist ihr Gesicht, wie schön ist ihr Aufgang! Die von Edfu, die Ba-mächtiger ist als die Götter, die über das Leben jubelt, die jubelt in NTrjt, die mit vielen Farben, die mit glänzender Erscheinungsform, weibliche Scheibe mit frischem Abbild, die am Himmel aufgeht, Herrin des Himmels, Gebieterin der Sterne, Goldene der Götter, Herrscherin der beiden nbt-Göttinnen, die Erste der Hathoren, große Stirnschlange in der Umgebung des Inneren der beiden Länder, die am Himmel erstrahlt an der Spitze der Barke, die Vorfahrin ist es, die Gebieterin der Götter und Göttinnen, die Prächtige, derengleichen es nicht gibt.

Ausruf (1) (2) Bez. der Gottheit

D VIII, 107, 13 – 108, 9: Treppe X, rechte Hälfte, Südwand (Eckpodest 7), zweiter Text hinter Standartenträger 9–13 [H]1196 (79) Dd mdw wbn sp 2 Worte zu sprechen: Geh auf, geh auf in dem Aufforderung Schrein deiner Majestät, Xnt HD n Hmt.T Owt-Or wrt nbt Jwnt Bez. der Gottheit Hathor, Große, Herrin von Jwnt, Auge des jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw Re, Herrin des Himmels, Gebieterin aller nbw s#t jr-t# Götter, Tochter des Weltschöpfers, qm#t m How.f die aus seinem Leib geschaffen wurde, pX#t wrt nt jtn wr der große Uräus der großen (Sonnen-) Spst jrjt-H#t msktt Scheibe, die Prächtige, die Pilotin der msktt(80) nbwt nTrw tXnt Barke, Goldene der Götter, die ihren prächDt.s Spst r Drtjw tigen Leib vor den Vorfahren verbirgt, mHt oH m #wt-jb die den Palast mit Herzensfreude füllt,

1194 1195 1196

in diesem Kontext aber absolut nicht passt, eine abstrakte Deutung im Sinne von „Jubel in sich aufnehmen“ wäre denkbar, ist aber zumindest durch das Wb nicht belegt (siehe Wb I, 320, 1 – 321, 12). Abgesehen davon findet sich im folgenden Ausdruck ein pluralisches Suffix (m##.sn), das sich auf das zuvor genannte Kollektivum beziehen könnte. Joachim Friedrich Quack vermutet, dass wnm-wnwt als späte Schreibung für jmj-wnwt „Stundenbeobachter“ vorliegt (Wb I, 316, 2). Siehe die voranstehende Anmerkung. Vgl. dazu D VIII, 113, 9*, 118, 1* und Athribis III, 252, 4–13 (C 3, 116), wo ebenfalls diese charakteristische Phrase verwendet wird. Eine Übersetzung dieses Textes findet sich bei Preys, in: SAK 37, 2008, 309, eine Teilübersetzung bei Budde, Götterkind, 126–127.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

nbt1197 sSSt Xnt OwtsSSt mHt pt t# m nfrw.s cXmt jrt Ro m Pr-(D VIII, 108)sXm-n-Ro1198 nbt sXmw1199 jHy.tw n m##.s (81) nbt Dsrw Dsr n.s jt.s sxkr n.s v#-Tnn m owj.f nbt m#H nb n.s rsj-jnb.f sDf# n.s t#wj m Htpw nbt wnSb soHo n.s EHwtj wrt Hnwt nTrw nTrwt (82) mnjt wrt nbt Owtmnjt Spst Xntjt OwtOr1200 nbwt nt nbtj Hnwt nbt HDw […] onX-w#s S#ot S#ot jrt1201 Xnt nTrwt rrt s#.s Xnt Owt-wtT (83) s#t tpjt nt Ro-Or#Xtj Xws.tw bXnt n k#.s mwt-nTr mnot nt Or.s Hq#t Hq#t Snw n t# nbt hy nbt Hoowt Hnwt jb# nbt ontw Hnwt v#-nTr (84) nhm.tw n.s m xrthrw ‹m› Hknw Xb nn #b Ssp.s msktt1202 o#t sS.tw n.s o#wj #Xt Hoo jt.s n dgt.s

1197

1198 1199 1200 1201 1202

313

die Herrin des Naossistrums an der Spitze des Hauses des Naossistrums, die den Himmel und die Erde mit ihrer Vollkommenheit füllt, Sachmet, Auge des Re im Haus des Götterbildes des Re, Herrin der Bügelsistren, wegen deren Anblick man musiziert, Herrin des Dsr-Bieres, das ihr Vater für sie heilig gemacht hat, das Tatenen für sie mit seinen beiden Armen geschmückt hat, Herrin der Kopfbinde, die der südlich seiner Mauer für sie geschaffen hat, für die die beiden Länder mit den Opfergaben ernährt sind, Herrin des Wenscheb, das Thot für sie aufgestellt hat, die Große, Gebieterin der Götter und Göttinnen, großes Menit, Herrin des Hauses des Menit, Prächtige an der Spitze des Hauses des Horus, Goldene der beiden nbtGöttinnen, die Gebieterin, Herrin der weißen Milch, […] onX-w#s-Milch, Uranfängliche, die das Gebären an der Spitze der Göttinnen begann, die ihren Sohn an der Spitze des Hauses der Zeugung aufzog, erste Tochter des Re-Harachte, für deren Ka man das bXnt-Gebäude erbaut hat, Gottesmutter, Amme ihres Horus, Gebieterin, die den Umkreis der Erde beherrscht, Herrin des Jauchzens, Herrin des Jubels, Gebieterin des Tanzes, Herrin der Myrrhe, Gebieterin des Gotteslandes, für die man täglich jubelt ‹in› Freude und Tanz ohne Unterlass; sie hat die große msktt-Barke ergriffen, die, für die man die beiden Türflügel des Horizontes öffnet, wegen deren Anblick ihr Vater jubelt,

Budde, Götterkind, 126 liest hier „Naossistrum“ als Götterbezeichnung und zieht das

wohl als Deter-

minativ zu #wt-jb. In Anbetracht des Epithetons nbt sXmw weiter unten im Text ist eine Lesung nb hierfür jedoch wahrscheinlicher, zudem reicht die Blume als Determinativ für „Freude“ völlig aus. Siehe zu dieser Bezeichnung für Dendara Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 136. LGG I, 430b liest allerdings „Haus des Sistrums des Re“, was ebenfalls möglich wäre. LGG IV, 134a–b. In Anbetracht des Bezuges dieses Textes zu den zehn Kultobjekten der Hathor (III 5.12) hier sicher nicht als sXm „Götterbild“ zu interpretieren. Alternativ mit Budde, Götterkind, 127: Haus des Falken (Owt-bjk). Für Owt-Or spricht die Möglichkeit eines Wortspiels mit dem Namen der Hauptgöttin. ALex 78.0423. Alternativ könnte die Barke auch wj# gelesen werden (Kurth, Einführung 1, 356).

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

rdj.f n.s pr.f st.f Xt.f j#wt.f Hq#t.f nswyt.f (85) dj.f n.s rsj m j#w n Hr.s mHtt m hnw n k#.s dj.f n.s j#btt wbn.f jm jmntt rdj Htp n Hm.f dj.f n.s m## nb n #Xtj.f jqH.n stwt.f r.sn

der er sein Haus, seinen Platz, seinen Besitz, sein Amt, seine Herrschaft und sein Königtum gibt, der er den Süden in Jubel gibt für ihr Gesicht und den Norden in Jubel für ihren Ka, der er den Osten gibt, in dem er aufgeht, und den Westen, der seiner Majestät Frieden gibt, der er all das gibt, was seine beiden Glanzaugen sehen und auf das seine Strahlen scheinen.

6.3.3 Zweiter Teil der Prozession: Vorlesepriester und Gabenträger D VIII, 108, 10 – 110, 8: Treppe X, rechte Hälfte, Süd- und Westwand (Treppenlauf VII–VI), Vorlesepriester (VP) und Gabenträger 1–9 (GT) [BT]1203 Der oberste Vorlesepriester der Bastet, derer Bez. des VP (86) xrj-Hbt Hrj-tp n mit großer Zauberkraft, B#stt wrt Hk#w (87) sS mD#t nTr n nbwt Schreiber des Gottesbuches der Goldenen, deren Bas gefunden werden, gm b#w.s der vor ihr geht auf der Treppe ihrer Majes(88) Xnd xr-H#t.s Hr tät beim Eintreten in den (= Kennen des) Xndw n (89) Hmt.s Hr 1204 Plan(es) in ihrer Vollkommenheit: oq m sH m nfrw.s Rede (VP): eig. (90) njs.j m r#w St#w n Ich rezitiere die verborgenen Sprüche für deine Vollkommenheit an den Festen des Handlung (1) nfrw.T (91) m Hbw nw Jahresbeginns. tp(j) rnpt Ich vergrößere das Ansehen der Goldenen, (2) so#.j Sfyt nt nbwt Hnwt der Gebieterin mit schönem Gesicht, mit nfrt Hr bnrt mrwt süßer Liebe. Worte zu sprechen durch Schesemu, den Bez. des 1. GT (92) Dd mdw jn Csmw großen Gott im Laboratorium, nTr o# m js der Salbenkoch, der Salbe für die Neunheit nwd (93) nwd mD n kocht, der die Götter festlich macht mit der psDt sHb nTrw (94) m k#t qm#t.n.f snDm nTrw Arbeit, die er geschaffen hat, der die Götter (95) nTrwt m Xnmw.sn erfreut mit ihrem Wohlgeruch: Rede (1. GT): (96) nmt.j m Hoowt r tp Ich schreite in Jubel zum Dach des Hauses des Menit, eig. Handlung (1) Owt-mnjt ich preise die Gebieterin mit Ladanum und (2) (97) Hkn.j Hnwt m jbr Hknw-Öl. Hknw (D VIII, 109) (98) Dd mdw Worte zu sprechen durch Tait, die der Neun- Bez. des 2. GT heit Kleidung gibt, jn v#yt djt dr n (99) die die mit großer Gestalt mit dem msspsDt orqt o#t jrw m Kleid bekleidet, (100) mss Db#t Drtj(w) (101) jrj m die die Vorfahren insgesamt mit dem Kleid der Renenutet ankleidet: Db# Rnn-wtt

1203 1204

Übersetzt auch bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 48–52. Siehe dazu auch D VII, 194, 3*, zur Erläuterung der Übersetzung Kapitel III 3.6, Anm. 1094.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

(102) tw#.n.j mnXt r tp (103) Hwt-nTr r Spss Hmt.s m nfrw.s (104) Hm-nTr tpj n Hrjttp dj-o xr-(105) H#t.s r m## jt.s m wp rnpt (106) sw#S nbwt nTrw dj Dsrw n Spst sHtp wsrt m sSSt (108) tw#.j owj.j xr sXm Hno o1205 (109) stp.n.j dndn n s#t Ro (110) Hm-[nTr] sn-nw n sD[tjt] pxr r pt (111) tp-o wrt m Pr-Spst r sdgt.s1206 (112) jtn m Dt.f m jpt (113) m Hb.s nfr m wp rnpt (114) f#.n.j o xr XsbD n nfrt sTHn.j (115) THnt m sXm Hnwt Drtjw (116) Hm-nTr 3-nw n wrt m NTrjt Xnd Hr (117) Xndw.s r tp-Hwt swr sSm.s (118) tp-o psDt.s sXnt soH.s (119) r Drtjw (120) rw.j dndn.T m sSSt mfk.j snn.T m mfk#t (121) Hm-nTr 4-nw n epyt m v#-rr (122) nmt xr-H#t.s r tp-Hwt.s so# smn.s (123) r sXmw jrj s#X k#.s m Hb m##1207 jtn (124) dr.n.j nSn1208 n Spst THn.j Hr.s m THnt 1205 1206 1207 1208

Ich habe die Bekleidung zum Dach des Tempels hochgehoben, um ihre Majestät mit ihrer Vollkommenheit prächtig zu machen. Erster Gottesdiener der Stirnschlange, der vor ihr die Richtung anzeigt, um ihren Vater zu sehen am Neujahrsfest, der die Goldene der Götter preist, der der Prächtigen Unzugänglichkeit gibt, der die Mächtige mit dem Naossistrum zufriedenstellt: Ich erhebe meine Arme mit dem Bügelsistrum und dem Napf, ich habe den Zorn der Tochter des Re zerstört. Zweiter [Gottes]diener des Mädchens, der vor der Großen im Haus der Prächtigen zum Himmel zieht, um sie die (Sonnen-)Scheibe erblicken zu lassen am Morgen am Himmel an ihrem schönen Fest, am Neujahrsfest:

Rede (2. GT): eig. Handlung

Ich habe den Napf mit dem Lapislazuli für die Schöne getragen, ich lasse die Glänzende glänzen mit dem Bügelsistrum, die Gebieterin der Vorfahren. Dritter Gottesdiener der Großen in NTrjt, der auf ihrer Treppe zum Dach geht,

Rede (4. GT): eig. Handlung (1) (2)

der ihr Kultbild vergrößert vor ihrer Neunheit, der ihre Gestalt vor den Vorfahren sein lässt: Ich vertreibe deinen Zorn mit dem Naossistrum, ich erfreue dein Abbild mit dem Türkis. Vierter Gottesdiener derer, die zu Buto gehörig ist in v#-rr, der vor ihr schreitet zu ihrem Dach, der ihr Bild größer macht als alle Götterbilder, der ihren Ka wirksam macht am Fest des Sehens der (Sonnen-)Scheibe: Ich habe den Zorn der Prächtigen vertrieben, ich lasse ihr Gesicht glänzen mit Fayence.

Bez. des 3. GT

Rede (3. GT): eig. Handlung (1) (2) Bez. des 4. GT

Bez. des 5. GT

Rede (5. GT): eig. Handlung (1) (2) Bez. des 6. GT

Rede (6. GT): eig. Handlung (1) (2)

Siehe zur Lesung oben, Anm. 281. Alternativ wäre auch r sdgt s(j) jtn „um die (Sonnen-)scheibe sie erblicken zu lassen“ möglich. Sicher so und nicht wie Aufrère, L’univers minéral, 167 „La fête du céléri“. Ein Wort für „Zorn“ vermutet auch Aufrère, L’univers minéral. 167, ohne jedoch eine Lesung vorzuschlagen. Nach Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 176 hat die Schlaufe auch den Lautwert S.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Worte zu sprechen durch Menket, die das Dsr-Bier zubereitet, Prächtige, Gebieterin des H#w-Xt-Bieres, große Uranfängliche, sie ermüdet nicht, die Herzen der Krummherzigen in Besitz zu nehmen: Ich habe die Goldene versorgt mit dem Werk, das ich geschaffen habe, ich habe sie mit meinem Werk gedeihen lassen. Worte zu sprechen durch den Aufwärter des (129) Dd mdw jn Re, den Mundschenk des Re, der der TochWdpw-(130)n-Ro jrj ter des Re an der Spitze von Jwnt folgt, mw n Ro Sms s#t Ro der ihren Ka zufriedenstellt am Tag des Xntjt Jwnt (131) sHtp k#.s hrw wp rnpt sXntS Neujahrsfestes, die ihre Majestät mit dem erfreut, was sie liebt: Hmt.s m mr.s (132) sHoo.j mHnjt Xntjt Ich mache die Stirnschlange an der Spitze des Hauses des Menit froh, Owt-mnjt ich mache ihr Gesicht froh in ihrem Haus. wnf.j Hr.s m pr.s Worte zu sprechen durch Hesat, die Got(133) Dd mdw jn Os#t mwt-nTr nt Ro (134) #Xt tesmutter des Re, große #Xt-Kuh, die das Erwrt S#ot Sdt #Tyt nt tpjw- nähren begonnen hat, Amme der Vorgänger, o s(136)onXt rmT jrt j#w die die Menschen belebt, die den Alten zum Jungen macht: m jnpw1210 (137) sxrd.j How n wsrt Ich verjünge die Glieder der Mächtigen […], der Herrin der Stärke. […] nbt pHtj (125) Dd mdw jn Mnqt jrt Dsr Spst Hnwt (126) H#w-Xt S#ot wrt nn n(127)n.s Hq# H#tjw nw x#kw-jb1209 nw.n.j nbwt m k#t qm#.n.j rwD.n.j s(j) m r#-owj.j (D VIII, 110)

Bez. des 7. GT

Rede (7. GT): eig. Handlung (1) (2) Bez. des 8. GT

Rede (8. GT): eig. Handlung (1) (2) Bezeichnung des 9. GT

Rede (9. GT): eig. Handlung

D VIII, 110, 10 – 111, 3: Treppe X, rechte Hälfte, Nordwand (Eckpodest 5), Text hinter den Gabenträgern 1–9 [H]1211 Worte zu sprechen: FB1: Erscheinen (138) Dd mdw Die als Goldene aufgeht geht auf im Haus (H) wbn wbnt m nbwt m Herauskommen Pr-nbwt pr wsrt m v#- der Goldenen, die Mächtige geht heraus in Festjubel (T) rr gm.s psDt.s m j#w m v#-rr, sie findet ihre Neunheit in Jubel vor Verehrung (T) Hr.s p#wtj1212 tpj Hr sn ihr. Der erste Urzeitliche küsst ihre Gestalt. 1209 1210

1211

1212

Siehe zur Übersetzung Guglielmi, in: Fs Winter, 116; LGG V, 546b betrachtet den letzten Abschnitt als eigenes Epitheton („die die Herzen der Feinde beherrscht“), was ebenfalls möglich ist. Vgl. dazu Simonet, Maîtres d’autel, 108, den Vorschlag in LGG I, 513b und ALex 78.0365. Da es hier um den Gegensatz zwischen alt und jung zu gehen scheint, ist mit jnpw hier wohl trotz des Determinativs nicht die Gottheit Anubis gemeint. Vgl. zu der hier gewählten Formulierung jrt j#w m rnp „den Alten zum Jungen machen“ (pEdwin Smith, verso XXI, 9; Hinweis Joachim Friedrich Quack). Siehe zu den zahlreichen Verwandten dieser Inschrift anderswo in Dendara Preys, in: RdE 51, 2000, 196– 221, zum Verhältnis der Texte untereinander, die nur teilweise als Parallelen betrachtet werden können, Kapitel III 6.7. So sicherlich zu lesen, wobei die Funktion des Zeichens

unklar bleibt. Foto HAdW/Tübingen K 8816

zufolge ist es eindeutig vorhanden. Könnte hier eine Verwechslung der einander sehr ähnlichen hieratischen Zeichen für r und d aus einer hieratischen Vorlage zugrundeliegen (Vorschlag von Emmanuel Jambon)? Oder ist r aus lautlichen Gründen (= jw) hier eingefügt? Vgl. dazu auch D VIII, 115, 10*.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

soH.s jj n.s nTrw (139) m hy hnw nTrwt xr mnjt sSSt EHwtj nb %mnw Hr Sdt nt-ow Hbt n k#.s Ow cj# tp-owj.s T#yw Hmwt Hr nH n Hmt.s pot rXyt m w#H-tp rsj m Hoowt mHtt m h#-snD jmntt j#btt Hr jb# jw.sn n k#.T Hwn[t? nbt?] Jwnt Hnsktjt m wHm-XprH#t1213 (141) wnwnt oHt Snw1214 XsbDt tp nfrt Hr bnrt mrwt […] How ob#t jnm wrt n(n) twt n.s mfk#t Xo w#Dt xkrw nbt sSSt Xnt Owt-sSSt nbt mnjt Xnt Owt-mnjt (142) nbt jns mr.s THnt boH.n.s w#X m sTj-jdt.s mH.n.s oH m #wt-jb nbt Hmwt Hnwt nbwt1215 wrt nt Xsftjwt1216 (D VIII, 111) #Xt m pt wsrt m t# (143) wot m jdbw-Or t#wj spd m sXrw.s gsw-prw mn xr wD.s mj.n nTrw jmj n.s j#w psDt 1213 1214

1215 1216

Für sie kommen die Götter in Jauchzen und in Jubel, die Göttinnen tragen das Menit und das Naossistrum, Thot, der Herr von Hermopolis, rezitiert die Bestimmungen der Festrolle für ihren Ka. Hu und Sia sind vor ihr. Männer und Frauen flehen ihre Majestät an, die pot und die rXyt neigen das Haupt, der Süden ist in Jubel, der Norden ist in Verehrung, der Westen und der Osten tanzen, wobei sie für deinen Ka sind. Junge Lö[win?, die Herrin?] von Jwnt, die mit der Haarlocke im wHm-Xpr-H#t, die sich hin- und herbewegt, mit eingeschlossenem Haar, mit lapislazulifarbenem Kopf, mit schönem Gesicht, mit süßer Liebe, mit […] Gliedern, mit glänzender Haut, die Große ohnegleichen, mit glänzender Erscheinung, mit frischem Schmuck, Herrin des Naossistrums an der Spitze des Hauses des Naossistrums, Herrin des Menit an der Spitze des Hauses des Menit, Herrin des roten Stoffes, sie liebt Fayence, sie hat die Säulenhalle/den Kiosk mit ihrem Wohlgeruch überschwemmt, sie hat den Palast mit Freude gefüllt, Herrin der Frauen, Gebieterin der nbt-Göttinnen, Große der Gemeinschaft, Glänzende am Himmel, Mächtige auf Erden, Einzige an den Ufern des Horus, nach deren Plan die beiden Länder gerüstet sind, unter deren Befehl die Tempel dauerhaft sind. Kommt, ihr Götter, gebt ihr Lobpreis! Neunheit!

Festjubel (T) Musik (T) Rezitation (T) Geleit (T 2x) Anflehen (T 2x) Verehrung (T 2x) Festjubel (A) Verehrung (A) Tanz (A 2x) Bez. der Gottheit

Aufforderung (1) (2)

Laut LGG V, 224b Raum D in Dendara (vgl. Farbtaf. 1). LGG II, 401c und 182b. Preys, in: RdE 51, 2000, 197 übersetzt nur „aux cheveux bouclés“ und scheint (wie Cauville, Dendara II. Traduction, 300–301) von einem Epitheton wnwnt jH auszugehen (Preys, op. cit., 204, Anm. 54). Dabei merkt er aber zu Recht an, dass die in Stoff-, Parfüm- oder Spiegelopfern häufige Kombination jHt bzw. oHt Snw XsbDt tp lautet. M. E. liegt diese Abfolge sowohl in unserer Textstelle (D VIII, 110, 14*) sowie in der von Preys zitierten Langversion des Textes (D II, 200, 2; zerstört in D IV, 45, 13) vor, wovon auch das LGG ausgeht. Demnach müsste wnwnt ein eigenständiges Epitheton sein, das die Bewegungen der Stirnschlange umschreibt, vgl. Wb I, 318, 7. LGG V, 186a. Alternativ Hnwt rwnwt („Gebieterin der Jungfrauen“), siehe dazu Preys, in: RdE 51, 2000, 198 und 206, Anm. 70 sowie ALex 78.2381. Vgl. LGG V, 193a–b. Siehe für Literatur zur unsicheren Lesung des Zeichens auch oben, Anm. 624. ALex 78.3138, LGG II, 498c übersetzt „die Herankommenden“.

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318

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

sn t# n snn.s (144) Dr pr.s m pr.s r xnm jtn r snsn jt.s m dj-mrt r m## Ro m hrw wp rnpt r sm# stwt.f m #Xt pt m Hb t# m XntS Dr m##.sn nbwt m Hbw.s

Huldigt ihrem Abbild, weil sie aus ihrem Haus herauskommt, um sich mit der (Sonnen-)Scheibe zu vereinen, um sich mit ihrem Vater zu vereinen am Himmel, um Re zu sehen am Tag des Neujahrsfestes, um sich mit seinen Strahlen zu vereinen am Horizont. Der Himmel ist im Fest, das Land in Freude, weil sie die Goldene in ihren Festen sehen.

(3)

FB1 (Forts.): Festjubel (A 2x) Anblicken

D VIII, 111, 4 – 112, 6: Treppe X, rechte Hälfte, Nordwand (Treppenlauf V), Gabenträger (GT) 10–14 [BT]1217 Worte zu sprechen durch den Schlächter mit Bez. des 10. GT (145) Dd mdw jn MnH [vielen] Messern, den großen Gott, [oS#] dsw nTr o# (146) Vorsteher der Messerdämonen, der mit Hrj X#tjw spd dm scharfem Messer, mit starken Oberarmen, qn g#btj grimmiger Löwe, der mit seiner Macht er(147) m#j Hs# jT m greift, der die Feinde des Re zu Fall bringt, sXm.f sXr Xftjw (148) der die Köpfe der Krummherzigen abschneinw Ro Hsq tpw nw det: x#kw-jb Die ausgewählten Fleischstücke der ReRede (10. GT): (149) stpw nw sbjw bellen sind zerlegt in meiner Hand. Beschreibung der stp.tw m o.j Opfergabe Die Goldene möge zufrieden sein mit ihren Wunsch (150) Htp nbwt m Fleischstücken. X#w.sn (151) Dd mdw jn Csmw Worte zu sprechen durch Schesemu, der das Bez. des 11. GT Kleinvieh der Wüste tötet, der mit heraussm# owt nt mrw (152) fahrendem Arm, der die Krummherzigen pr o Xnp x#kw-jb raubt, der die Götterbilder zufriedenstellt sHtp sXmw (153) m mit den ausgewählten Fleischstücken der stpw nw sbjw m nn wn-mw (154) nw Drtjw Rebellen als diese Widersacher der Vorfahren: Das Schlachtrind ist im Schlachtmesser, Rede (11. GT): (155) Ssr m SS1218 die Oryxantilope ist auf dem Schlachtblock, Beschreibung der m#-HD (156) m nmt das Abbild des Bösen ist geschlachtet vor Opfergabe tjt nbD npD m-b#H.T dir.

1217 1218

Übersetzt auch bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 52–54. Siehe die Parallele in E I, 565, 3. Das Wort SS „Messer“ scheint hier analog zu nmt in der folgenden Phrase verwendet zu sein, siehe dazu Wb IV, 549, 9. El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 52 übersetzen „Le bœuf est égorgé au couteau“, was das Vorhandensein eines Verbums impliziert. Möglich wäre tatsächlich, das Rind separat zu lesen: Ssr sm# m SS („das Rind ist geschlachtet mit dem Messer“). Die Parallele in Edfu gibt keine ausführlichere Schreibung, außerdem macht die analoge Konstruktion mit der folgenden Phrase die Lesung ohne Verbum m. E. wahrscheinlicher. Ungeklärt ist die Funktion des kleinen t über dem Schlachtrind – ein an die Göttin gerichtetes Suffix wäre wohl in keiner Übersetzungsvariante angebracht. Da dieses t in der Parallele in Edfu nicht auftaucht, nehme ich an, dass es überflüssig ist.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

(157) r#w rtH.j nw1219 #bwt sbjw (158) p#yw wn-mw n Hmt.T w#Dw THn.sn Hr.T Htp jb.T ro nb (160) Dd mdw jn Op onX wHmw n PtH nsw n owt (161) nbt nTrjt sDf# wdH (162) n nTrw nTrwt T#m[s](163).sn m dj.f n.sn nb Df#w (164) oS# Htpw wnm psDt m Xt.f (165) t# twt t#-wr wr.tw Xnf m-ob (D VIII, 112) (166) gs-pX# bjt b#.tw nn gm (167) Tnw.sn wr-t#1220 t#.tw r tr.f (168) Dd mdw jn Mrwr wHmw n Ro onX (169) Hr srX1221 m Jwnw boH Tt (170) n nTrw m Xt nbt prt jm.sn sDf# (171) ob# m t# jwf Hnqt r jrt xrt n nbt Jwnt (172) ps1222 ps.tj Spssw Sps.tw qmHw (173) nbw n(n) Drw wnm nbwt Hno psDt.s sSm.s jm n mr.s

Die Gänse, die ich gefangen habe als Abbilder der Rebellen, die p#y-Vögel, die deiner Majestät feindlich gesonnen sind und die Papyruspflanzen: sie mögen dein Gesicht erhellen, sie mögen dein Herz jeden Tag beruhigen. Worte zu sprechen durch den lebendigen Apis, den Herold des Ptah, König allen heiligen Kleinviehs, der den Opfertisch der Götter und Göttinnen nährt, sie essen von dem, was er ihnen gibt. Herr der Speisen, mit vielen Opfergaben, von dessen Dingen die Neunheit isst: Das Brot ist versammelt, das große Brot ist groß, der Xnf-Kuchen ist beim gs-pX#-Brot, der bjt-Fladen ist Ba-mächtig, ohne dass man ihre Zahl herausfinden kann, das wr-t#-Brot ist erhitzt zu seiner Zeit. Worte zu sprechen durch Mnevis, den Herold des Re, der auf der Palastfassade in Heliopolis lebt, der den Opfertisch der Götter mit allen Dingen überschwemmt, die aus ihnen herauskommen, der den Altar speist mit dem Brot, dem Fleisch und dem Bier, um den Bedarf für die Herrin von Jwnt zu machen: Das ps-Brot ist gebacken, die Herrlichkeiten sind herrlich gemacht, alle qmH-Brote ohne Ende. Die Goldene möge zusammen mit ihrer Neunheit speisen, und möge sie dem, den sie liebt, (etwas) davon zuführen.

Rede (12. GT): eig. Handlung

Wünsche (1) (2) Bez. des 13. GT

Rede (13. GT): Beschreibung der Opfergabe

Bez. des 14. GT

Rede (14. GT): Beschreibung der Opfergabe Wünsche (1) (2)

D VIII, 112, 7 – 113, 2: Treppe X, rechte Hälfte, Nordwand (Eckpodest 4), erster Text hinter Gabenträgern 10–14 [H] Worte zu sprechen: Gegrüßt seist du, HatAnrufung (174) Dd mdw nD Hr.T Owt-Or nbt Jwnt wrt hor, Herrin von Jwnt, Große an der Spitze Xntjt J#t-djt o#t m pt von J#t-djt, die Große im Himmel, die wsrt m t# jtnt Mächtige auf Erden, die weibliche Scheibe, 1219 1220

Vielleicht für m? Siehe Wilson, Lexikon, 392. Vgl. ALex 78.1015.

1221

Die Reihenfolge der Zeichen ist in Wirklichkeit

1222

kation nicht korrekt wiedergegeben ist. Vgl. zur Schreibung Wilson, Lexikon, 370.

(Foto HAdW/Tübingen K 8628), was in der Publi-

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320

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

tpjt nt jtn EHwtj Ds.f xr Tt.f nfrw Hr dw# k#.s mo1223 monDt1224 nt Ro (175) not xr.s Hr Smt jjt r mr.s sXrw.s1225 nfrw n pt t# t#wj jdbw xr wD.s nfrt Hr pw nbt Jwnt Hnwt nfrt m st-wrt pX#t wrt nt jtn wr (176) Xwt Hm.f m nbjt.s nHmt jt.s Ro m-o sbjw r.f sHmt nmtt nt Xftjw.f nTrt tn s#t Ro wsrt Hwt rkyw (177) ont Hr spdt jrw wrt nbt jort twt Spst Hnwt Jwnt onX mwt xr st-r#.s nbt Htpw sDf#t t#wj #Xt nbt #Xw jr n.s nTrwt sXmw.‹s›n1226 (178) wnwnt s(j) m tp n jr s(j)1227 jt.T Ro Hr Hst n k#.T Hr dw# m Hr.T nfr1228 v#-Tnn Hr j#w m Xsf.s1229 Hr sxkr Dt.s m owj.f Ds.f (179) Spswt m njnj m oq#.s Hr-nb jj.tw r m##.s Hoo.sn m wbn.s THnt Hr

1223 1224 1225 1226 1227 1228

1229

die Erste der Scheibe, Thot selbst trägt seine vollkommenen Bücher bei der Verehrung ihres Kas in der monDt-Barke des Re, die mit ihr beim Hin- und Hergehen fährt wie sie es will, deren schöne Pläne für den Himmel und für die Erde sind, unter deren Befehl die beiden Länder und die Ufer sind. Sie ist eine mit schönem Gesicht, die Herrin von Jwnt, die schöne Gebieterin im großen Sitz, die großen Kobra der großen (Sonnen-) Scheibe, die seine Majestät mit ihrer Feuerzunge schützt, die ihren Vater Re aus der Hand derer rettet, die gegen ihn rebellieren, die den Schritt seiner Feinde hemmt, diese Göttin, die Tochter des Re, die Mächtige, die die Feinde schlägt, die mit schönem Gesicht, die mit wirksamer Gestalt, die Große, die Herrin der Kobra, prächtiges Abbild, Gebieterin von Jwnt, der Leben und Tod unterstellt sind, Herrin der Opfergaben, die die beiden Länder ernährt, die Wirkmächtige, Herrin der Wirksamkeit, für die die Göttinnen ihre Bügelsistren spielen, die sich hin- und herbewegt auf dem Haupt dessen, der sie schuf. Dein Vater Re lobt deinen Ka und preist vor deinem schönen Gesicht. Tatenen priest (sie), wenn sie sich nähert, beim Schmücken ihres Leibes mit seinen eigenen Armen, die Edelfrauen grüßen in ihrer Nähe, jeder ist gekommen, um sie zu sehen, sie jubeln bei ihrem Aufgang mit glänzendem Gesicht,

Identifikation (nts)

FB2: Lobpreis (S) FB1: Lobpreis (T) Ankleiden (–) Grüßen (T) Geleit (A) Festjubel

Lesungsvorschlag von Christian Leitz. Siehe für ein Beispiel, in dem m-o eine räumliche Lage angibt, E VII, 6, 7–8 und dazu Kurth, Edfou VII, 8. Alternativ kann auch wj# gelesen werden, vgl. Kurth, Einführung 1, 356. Im Gegensatz zu der vorangehenden Phrase, die nur mit Bezug auf die erwähnte Barke Sinn ergibt, geht es hier nun wieder um die Göttin. LGG I, 469c – 470a, dort ist allerdings der kleine nw-Topf am Ende des Epithetons nicht erklärt. LGG II, 401c – 402a. Hier ist mitten im Text ein kurzer Abschnitt eingeschoben, der das Suffix der 2. Person Singular verwendet. Da dieses dreimal vorkommt, kann man hier nicht einfach einen Fehler annehmen. Interessanterweise markiert diese Passage die Stelle, wo der Text von Epitheta der Göttin in deskriptive Passagen umschlägt. Vgl. für Überlegungen zu den Kompilationsmethoden Kapitel III 6.7. Wb III, 337, 5–13.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

mr.s {s}Xn1230 jr xr nt-o Hmt.s m tX jb# nbt sSSt Hnwt sXmw (D VIII, 113) (180) Hs.tw n k#.s m mrt.s ont nfrt Xnt WTst-Or nbt njwwt Hnwt sp#wt nbt Dr twt.s r jt.s njs.f n.s hrw dmD(yt)1231 nTrw rmT nhm n k#.s nTrwt Hr jb# n […] nfrt Xnt Jwnt Spst mr Ro m##.s

sie liebt den Tanz, der ausgeführt ist gemäß der Bestimmung ihrer Majestät in Trunkenheit, (nämlich) den Tanz der Herrin des Naossistrums, der Gebieterin der Bügelsistren. Man preist ihren Ka mit dem, was sie liebt, die Schöne, die Gute, an der Spitze von Edfu, Herrin der Städte, Gebieterin der Gaue, die Allherrin, die ihrem Vater ähnelt, nach der er am Tag des Zusammentreffens ruft. Götter und Menschen jubeln für ihren Ka, die Göttinnen tanzen für […] die Schöne an der Spitze von Jwnt, die Prächtige, deren Anblick Re liebt.

Tanz (–) Trunkenheit

Lobpreis (–)

Festjubel (T 2x) Tanzen (T)

D VIII, 113, 4–16: Treppe X, rechte Hälfte, Ostwand (Eckpodest 4), zweiter Text hinter Gabenträgern 10–14 [H] Worte zu sprechen: Die Goldene geht auf an FB1: Erscheinen (181) Dd mdw wbn der Spitze des Horizontes, (H) nbwt m-Xnt die Prächtige erhellt den Horizont in ihrem Erhellen #Xt psD #Xt m HD.s Schrein, das große Abbild, Gebieterin twt wrt Hnwt jr s(j)1232 dessen, der sie schuf, die für sich die beiden jTt n.s t#wj m nfrw.s Länder in ihrer Vollkommenheit ergreift, die mit der Haarlocke, Herrin der Liebe. Hnsktjt nbt mrwt nfrwj Hr.T Wie schön ist dein Gesicht, Anrufung jm#t m dgt die freundlich ist im Anblick, nbt wD#tj Herrin der beiden Udjataugen, nbt xkrw Herrin des Schmucks! jr.tw n.T sXm sSSt Man spielt für dich Bügel- und Naossistrum, FB2: Musik (–) mHnjt nbt wrrt1233 Stirnschlange, Herrin der wrrt-Krone. nD Hr.T jn Ro Ds.f Gegrüßt seist du durch Re selbst, Anrufung das Mädchen, die Tochter des Atum, (182) Hwnt s#t vm mit großem Ansehen an der Spitze des Pawrt f#w Xnt oH lastes, mit deren Anblick die Neunheit zuHtp psDt n m##.s frieden ist! Xo sp 2 m xnw Jwnt Aufforderung Erscheine, erscheine in Jwnt, Spst mr Ro m##.s Prächtige, deren Anblick Re liebt! sn.tw o#wj m #Xt Man öffnet die beiden Türflügel am HoriFB1: Tür öffnen zont, (–) Ro wbn.f m J#Xw Re geht auf als Leuchtender. Erscheinen (S) 1230 1231 1232 1233

Als Wort für „tanzen“ ist Xn natürlich häufig belegt (Wilson, Lexikon, 731), allerdings nicht in der Kausativvariante, die hier wahrscheinlich vorliegt. Meeks führt diese Stelle in ALex 78.3768 als Substantiv „Tanz“ auf, macht aber keine nähere Angabe zur Einbettung in den Satz. Siehe dazu Wilson, Lexikon, 1197–1198, wonach es sich bei hrw dmD um ein kriegerisches Zusammentreffen handelt. Steht Hathor also dem Sonnengott bei gefährlichen Begegnungen (z. B. mit Apophis) bei? Dies würde mit ihrer Rolle als Schutzschlange an seiner Stirn korrespondieren (siehe III 3.1). LGG V, 168b–c. Eine alternative Übersetzung wäre „Gebieterin, die sich schuf“. LGG IV, 42b.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Vorfahrin, willkommen, willkommen in Frieden, Goldene, die sich inmitten von Jwnt befindet! Froh ist das Herz deines Vaters Re, Allherrin, Gebieterin der Neunheit, die als Schöne im Inneren ihres Schreines kommt, tüchtig und dauerhaft auf ihrem Platz. Sie schützt den Kopf des Re, die beiden Uräusschlangen sind erschienen auf ihrem (?) Kopf. Wie schön ist dein Gesicht, wie schön ist dein Aufgang, wie groß ist die Liebe zu dir, Hathor, Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re! Dich beruhigt Re selbst.

Dfnt jj.tj sp 2 m Htp (183) nbwt Hrjt-jb Jwnt #w jb n jt.T Ro nbt Dr Hq#t psDt jjt m nfrt m xnw HD.s spd.t(w) mn.tw Hr st.s Xw.s tp n Ro w#Dtj Xo.tw Hr tp.s1234 (184) onwj Hr.T nfrwj wbn.T1235 o#wj mr.T Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro sHtp1236 Tw Ro Ds.f rXyt nbt Hr jrt n.k Hknw nTrw Hr dw# k#.T (185) Ssp n.T Xo m1237 nb Dr jtnt psDt m wpt.f nfrt Hr sHbt mntj mHt1238 jb n Ro m wbn.f nhm n.T nTrw m Xot.T (186) wrt o#t Hrjt-jb Jwnt jswt Ro m hy sp 2 Owt-Or jrjt-H#t msktt nbt sSpt sHDt pt t# Owt-Or m jrjt-H#t wj# jr.tw n.T […].T wS#.tw n.T Hknw m Jwnt (187) hy sp 2 mXnt oH wrh n.T nTrw1239 m pt sHtp.tw.T m-Xt t#wj wbn Ro sHD.n.f t#wj

Alle rXyt machen für dich Lobpreis, die Götter beten deinen Ka an. Empfange den, der als Allherr erscheint, weibliche Scheibe, die an seiner Stirn leuchtet, die mit schönem Gesicht, die mit festlich geschmückten Wangen, die das Herz des Re füllt bei seinem Aufgang. Für dich jubeln die Götter, wenn du erscheinst, Große und Gewaltige in Jwnt. Die Mannschaft des Re ist in großem Jubel, Hathor, Pilotin der msktt-Barke, Herrin des Lichts, die den Himmel und die Erde erhellt, Hathor als Pilotin der Barke, man macht für dich dein [….]. Für dich wird in Jwnt Lobpreis angestimmt, großer Jubel ist an der Spitze des Palastes, die Götter tanzen für dich im Himmel, du wirst durch die beiden Länder hindurch zufriedengestellt. Re geht auf, er hat die beiden Länder erhellt,

Anrufung FB2: Freude (S)

FB1: Schutz (H) Anrufung (1) (2) (3) FB2: Besänftigung (S) Lobpreis (T) Verehrung (T) Aufforderung

FB2: Festjubel (T) Festjubel (T)

unklar Lobpreis Festjubel Tanz (T*) Besänftigung Erhellen

1234 1235

Ist tp.f gemeint? Im Zusammenhang wäre das logischer. Vgl. dazu D VIII, 107, 8*, 118, 1* und Athribis III, 252, 4–13 (C 3, 116), wo ebenfalls diese charakteristische Phrase verwendet wird (Hinweis Christian Leitz, so bereits ebd., XXVIII, Anm. 47).

1236

An Stelle des in der Edition angegebenen

steht in Wirklichkeit nur

(Foto HAdW/Tübingen K

8849). 1237

So eindeutig nach Foto HAdW/Tübingen K 8848, das eine Eule

1238 1239

angegebenen Falken zeigt. Oder im übertragenen Sinn mit ALex 78.1809 „Vertraute des Re“. Alternativ sb#w „die Sterne“.

an Stelle des in der Textpublikation

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

dj.f Hr.f nfr n nTrw sonX.f rXyt Hnmmt sT#t r m##.T m dw#w n wp rnpt

er zeigt sein schönes Gesicht den Göttern, er belebt die rXyt und das Sonnenvolk, die ausziehen, um dich zu sehen am Morgen des Neujahrsfestes.

Erscheinen Geleit (T 2x)

D VIII, 114, 1–13: Treppe X, rechte Hälfte, Ostwand (Treppenlauf IV), Gabenträger (GT) 15–18 [BT]1240 (Der Priester namens) trefflicher Hüter des Bez. des 15. GT (188) Hrj sSt# jqr mq#b v#-rr sHtp Hmt.s Geheimnisses in v#-rr, der ihre Majestät zu(189) Xnt J#t-djt Xpr m friedenstellt in J#t-djt, der in Jwnt entstand, Jwnt Hno wobw o#w zusammen mit den großen Reinigungspries(190) oq Owt-ob m obw tern, der das Haus der Reinigung in Reinheit wD# xr (191) s#w r tp- betritt, der mit den Schutzamuletten zum Dach des Tempels geht, um die Goldene, die Hwt Hwt-nTr r sxkr (192) nbwt nbt Jwnt m Herrin von Jwnt, mit ihrer Vollkommenheit zu schmücken: nfrw.s (Ich) gehe zum Dach, vier? Amulette sind in Rede (15. GT): (193) wD#(.j) r wD#t meiner Hand, eig. Handlung wD# 4?1241 m-o.j die Halskette ist ebenso in meinen Händen, jrj-XX jsk m owj.j Beschreibung des (194) r Ts s#w nw nbwt um die Schutzamulette der Goldenen, der Zwecks der Herrin von Jwnt zu knüpfen, um die Brust nbt Jwnt r sHb Snbt nt Opfergabe der Prächtigen festlich zu machen. Spst (Der Priester namens) nachrangiger GouBez. des 16. GT (195) H#tj-o jmj-Xt Xnt verneur im Land des Atum, der die Goldene v#-n-vm m## nbwt im Haus der Goldenen sieht, (196) m Pr-nbwt 1242 der den snbt-Krug ergreift, der das nmst#m snbt rmn nmst boH m wHm-onX Gefäß trägt, der vom Wiederkehrenden (dem Überschwemmungswasser) überquillt, (197) wD# xr-H#t.s r tp- der vor ihr zum Dach geht, um zu reinigen […]: Hwt r ob […] Rede (16. GT): (198) Xfo.j Hs Ich habe die Hs-Vase ergriffen, eig. Handlung (1) tw#.j snbt1243 r twr Dt nt ich erhebe das snbt-Gefäß zur Reinigung des (2) jrt Ro r swob Hmt.s Leibes des Auges des Re, zur Reinigung ih- Beschreibung des (199) m mw jpw jj m rer Majestät mit jenem Wasser, das aus dem Zwecks der Opfergabe wort nt #bw1244 göttlichen Bein von Elephantine kommt. (Der Priester namens) hochrangiger GouBez. des 17. GT (200) H#tj-o wr m-Xnt verneur im Haus des Jubelns, der die GeOwt-nhm Xf jmnw m heimnisse im Haus des Naossistrums sieht, Owt-sSSt

1240 1241 1242 1243 1244

Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 54–55. Es steht zu vermuten, dass die Anzahl der Pluralstriche hier die Zahl der Gegenstände wiedergibt. Wilson, Lexikon, 861 und ALex 78.3606. Das Wort ist an dieser Stelle mit einem nmst-Gefäß determiniert (siehe dazu III 5.8), vgl. aber D VII, 13, 11 und D VIII, 114, 5*, wo eine Hs-Vase diese Funktion innehat. Siehe Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 163 und Gauthier, DG I, 3.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

m## nbt Jwnt (202) m Dryt.s Dsrt dg (203) sSpw nw Pr-Spst snTr snn.s (204) m sTj Smow Hno psDt.s ntt mXt.s (205) snTr.n.j sm#tj.T m snTr Hr snTr1245 Hsmn.j w#t.T m mnwr (206) twr.j Dt.T m dqrnTr swob.f Xndw n Hmt.T (207) Oopj Cmow

der die Herrin von Jwnt in ihrem unzugänglichen Gemach sieht, der die Statuen des Hauses der Prächtigen erblickt, der ihr Abbild beweihräuchert mit dem oberägyptischen Duft, zusammen mit ihrer Neunheit, die hinter ihr ist: Ich beweihräuchere deinen Weg mit Weihrauch über Weihrauch, ich reinige deinen Weg mit Räucherwerk, ich säubere deinen Leib mit der Gottesfrucht (d. i. Weihrauch), sie möge die Treppe deiner Majestät reinigen. Hapi von Oberägypten.

Rede (17. GT): eig. Handlung (1) (2) (3) Wunsch Bezeichnung des 18. GT1246

D VIII, 114, 14 – 115, 11: Treppe X, rechte Hälfte, Ostwand (Eckpodest 3), erster Text hinter Gabenträgern 15–18 [H] Worte zu sprechen: Gegrüßt seist du! Anrufung (208) Dd mdw nD Hr.T Xy.T r pt.T r snsn m#wt Mögest du zu deinem Himmel steigen, um Aufforderung nt Ro […] dich mit den Strahlen des Re zu vereinen […]. nhm pxr m Jwnt FB1: Festjubel Jubel durchzieht Jwnt, (–) nbwt nTrw psD m pr.s Erhellen (H) die Goldene der Götter leuchtet in ihrem Haus. j#w n.T jtnt nbt sXmw Lobpreis für dich, weibliche Scheibe, Herrin Anrufung tjt nfrt mr jt.s der Abbilder, schöne Gestalt, die ihr Vater liebt! nTrw Hr dw#.T Die Götter preisen dich, FB2: Lobpreis (T) (D VIII, 115) Verehrung (T) (209) nTrwt Hr die Göttinnen ehren dich, Prächtige, Mächtige, Gebieterin der Götter und w#S.T Spst wsrt Hnwt Festjubel (T) nTrw nTrwt pot m hy Göttinnen, die pot sind in Jauchzen, Festjubel (T) Hnmmt m hnw das Sonnenvolk ist in Jubel, t#wj jdbw m #wt-jb die beiden Länder und die Ufer sind in Freu- Festjubel (A) Geleit (T) wobw Hr Sms.T de, die Reinigungspriester folgen dir, Geleit (T) Hmw-nTr Hr m##.T die Gottesdiener sehen dich, Lobpreis (T) die Vorlesepriester rezitieren Lobpreis, (210) xrjw-Hbt Hr njs Geleit (T) Hknw smHrw1247 r die Freunde sind gemäß ihrer Stellung, nmtt.sn 1245

El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 55 übersetzen „l’encens sur le brasier“, ohne dass klar würde, von welcher Bezeichnung des Räucherarms sie hier ausgehen. Das angebliche vierte Weihrauchkorn befindet sich Foto HAdW/Tübingen K 8716 zufolge über dem oberen Rand des Weihrauchtopfes

und ist somit nicht zum Pluraldeterminativ gehörig, das nur aus drei Körnern besteht.

1246

Hinter der Nilgottheit befindet sich noch eine Feldgöttin ohne Beischriften: D VIII, 114, 13* und Taf. 764.

1247

Die besondere Schreibung

an dieser Stelle kann als weiteres Argument für die von

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

die Gottesväter sind bei ihren Pflichten, die Gottesreiniger sind rein in ihrer Gestalt, die Bas von Buto und die Bas von Hierakonpolis sind in Verehrung für deine Majestät. Die Paviane kreischen für deinen Ka. (211) hTtw hTt n k#.T nbwt mrwt Hr tXn m Die nbt-Göttinnen und die mrt-Göttinnen Hr.T geben den Takt an vor dir. Spswt1248 m njnj m Xsf.T Die Edelfrauen grüßen vor dir, rpyt nfrt Hnwt nbt jdbw schöne Vornehme, Gebieterin, Herrin der Hrjt-tp sDtjt [...]1249 s#t Ufer, Stirnschlange, Mädchen [...], Tochter des Re, mit wirksamer Gestalt, mit leuchtenRo spdt jrw (212) THnt dem Erglänzen, mit hellem Licht wie ihr msXo HDt sSp mj jt.s Vater ebenso, die Große an der Spitze der mjtt wrt Xnt sXmw Götterbilder, aus Furcht vor der die Neunheit zittert, sd#d# psDt n snD.s bei deren Aussprüchen die Wächter sind, s#wtjw Hr Ddw.s bei deren Befehlen die Boten sind, wpwtjw Hr wD.s bei deren Plänen alle Wanderdämonen sind, Sm#jw nbw Hr sXrw.s Große am Himmel, Herrscherin in den wrt m pt (213) jtyt m beiden Ländern, t#wj mit schöner Erscheinung im Haus des Naosont Xo m Owt-sSSt sistrums. sq# tw.T jt.T Ro m nfrw.T Dich erhebt dein Vater Re in deiner Volljw.T wbn.tj m xnw pr.T kommenheit, indem du aufgegangen bist im Inneren deines Hauses, die Heiligtümer der sXmw nTrw st m THnt Götter sind begossen mit Fayence, die Wege sind bestreut mit Türkis, w#wt wpS m mfk#t deine Neunheit ist hinter dir, psDt.T m-Xt.T die s#w-n.sn gehen vorbei, (214) s#w-n.sn m sw# der erste Urzeitliche ist zu deinen beiden p#wtj tpj1250 m jtrtj.T Seiten. pt m Hb t# m rSwt Der Himmel ist im Fest, das Land ist in Jdbw-Or m oq Freude, die beiden Ufer des Horus (d. i. Dr xnm nbwt jt.s m Hrt Ägypten) sind im Fest, weil sich die Golsnsn m#wt.f m Hr.s dene mit ihrem Vater am Himmel/auf dem jtjw-nTr Hr jrjw.sn obw nTr twr.tw m jrw.sn b#w P b#w NXn m h#-snD n Hmt.T

Geleit (T) Geleit (T) Verehrung (T 2x)

Festjubel (T) Musik (T 2x) Grüßen (T)

Erhöhen (S)

Schmücken (–) Schmücken (–) Geleit (T) Geleit (T) Geleit (T) FB1: Festjubel (A 3x)

Joachim Friedrich Quack postulierte Lesung smHrw angeführt werden, vgl. die oben in Anm. 323 angegebene Literatur. 1248

Alternativ ist für

1249

vorliegenden Stelle aber die analoge Formulierung in D VIII, 112, 15*. Entweder stand in der Lücke eine ausführliche Determinierung oder aber ein Adjektiv, z. B. wrt, so in D VIII, 116, 5*.

auch die Lesung psDt möglich (LGG III, 133c und Wilson, Lexikon, 375), vgl. zur

1250

Mit Sicherheit so zu lesen, aber auch hier irritiert das Zeichen

, vgl. oben, D VIII, 110, 11* mit Anm.

1212. Foto HAdW/Tübingen K 8870 zufolge ist die Hieroglyphe über dem Horizont in der Mitte gespalten (

), wohl ein Schriftspiel, da hier der „erste Urzeitliche“ natürlich der Sonnengott ist.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

Dach vereint und sich seine Strahlen mit ihrem Gesicht vereinen. D VIII, 115, 13 – 116, 9: Treppe X, rechte Hälfte, Südwand (Eckpodest 3), zweiter Text hinter Gabenträgern 15–18 [H]1251 Worte zu sprechen: FB1: Erscheinen (215) Dd mdw Die Große erscheint an der Spitze des Hori- (H) Xo wrt m-Xnt #Xt zontes, sie geht auf am Scheitel ihres Vaters. wbn.s Hr wpt nt jt.s nmt.T m st-jb.T Du schreitest an deinen Lieblingsplatz, FB2: FortbewepHrr.T r nTrw nbw Dd.tj du schreitest zu allen Göttern, indem du gen (H) m oH k#.T m-Xt.T Ow cj# dauerhaft bist im Palast! Dein Ka ist hinter Geleit (T) m Smsw.T dir, Hu und Sia folgen dir, Geleit (T 2x) wp n.T EHwtj w#wt1252 für dich öffnet Thot die Wege, Weg bereiten (T) Re schließt dich in seine beiden Arme, Vereinigung (H, (216) sXn [tw].T1253 Ro S) m owj.f du bist nach vorne gebracht im prächtigen Erhöhen (–) jw.T sXnt m oH Sps Palast, du erscheinst an der Spitze deines Erscheinen (H) Xo.T m-Xnt Xm.T Heiligtums. twt nbt Dr Du bist die Allherrin, Identifikation jmnt sSt# Xsrt Dw Hr nb mit verborgenem Abbild, die das Übel vom (twt) k#r1254 Herrn des Schreins vertreibt, wTst sXmtj m pr-wr die die Doppelkrone trägt im pr-wr, sHDt #tf m wbnt1255 die die Atefkrone als Aufgehende erhellt. Deine Vollkommenheit ist bei Re, Charakterisierung (217) jw1256 nfrw.T Xr der Gottheit Ro psDt (s)onXt (D VIII, 116) Leuchtende, die die rXyt belebt, rXyt1257 nTr.tw m tp n göttlich am Kopf des Allherrn in jenem nb Dr m rn.T pf n nTrt deinen Namen Göttin, nbt nr m-Xt psDt Herrin des Schreckens hinter der Neunheit, Xo.tw m wpt nt jt.s erschienen auf dem Scheitel ihres Vaters, jj n.T nTrw (218) m ks zu dir kommen die Götter in Verbeugung, pot m w#H-tp und die pot in Verneigung, on wsrt nt nTrw r m##.T umgewandt ist der Hals der Götter, um dich onX Hr nb jm.T zu sehen, jedermann lebt von dir, nbwt s#t Ro Hnwt nTrw Goldene, Tochter des Re, Gebieterin der nhm psDt1258 n m##.s Götter, wegen deren Anblick die Neunheit jubelt, 1251 1252 1253 1254 1255 1256 1257 1258

Siehe zu diesem Text und seinen Parallelen (u. a. D VII, 143, 11 – 144, 2*) und die auf Widmer, in: Fs Zauzich, 651–657 aufbauende Synopse 2. Siehe die Parallelen (Synopse 2), wo durchgehend der Plural steht. Siehe D VII, 143, 12* und Synopse 2. Vgl. zur Lesung der Kapelle in dieser Zusammensetzung LGG III, 764b–c. Gegen Widmer, in: Fs Zauzich, 656 („ton père“), siehe LGG VI, 491b. Möglich wäre auch „bei deinem Aufgehen“ (Vorschlag Joachim Friedrich Quack). Alternativ als Relativsatz: „..während deine Vollkommenheit bei Re ist“. Oder psD.T onX rXyt „wenn du leuchtest, leben die rXyt“ (Hinweis Joachim Friedrich Quack). Alternativ ist die Lesung Spswt „Edelfrauen“ möglich, vgl. D VIII, 115, 5* mit zugehöriger Anmerkung 1248 und LGG VII, 65c. An anderen Stellen im Textkorpus aber ist aus inhaltlichen Gründen psDt vorzuziehen: D VIII, 118, 13*; 121, 7*; 121, 10*.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

nbt pr-wr Hnwt pr-nsr nbt jns (219) THnt xkrw sw#S s(j) jt.s Ro m wbn.s rpyt nfrt nfr m##.s xkr s(j) v#-Tnn m xkrw.s dg s(j) Cw m-stj n Hr.f dw#.f k#.s m Xrw.f (220) sDtjt wrt mno s(j) EHwtj m owj.f sSw xr st-r#.s wrwj Hk#w.s m rn.s pf n{f} Hwnt mnXt s#t jr-t# wsrt b#w r Xwt qm# sj (221) rdj n.s Ro #Xt.f Hq#t.f nswyt.f m pt t# Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw Htp Hr.T nfr n nsw bjtj nb t#wj ½ ¼

Herrin des pr-wr, Gebieterin des pr-nsr, Herrin des jns-Leinens, mit strahlendem Schmuck. Ihr Vater Re preist sie bei ihrem Aufgang, schöne Vornehme, deren Anblick schön ist, Tatenen schmückt sie mit ihrem Schmuck, Schu erblickt sie vor seinem Gesicht, er preist ihren Ka mit seiner Stimme, das große Mädchen, Thot hat sie in seinen Armen aufgezogen, die Schriften sind unter ihrer Aufsicht. Wie groß ist ihre Zauberkraft in diesem ihren Namen treffliche junge Löwin, Tochter des Weltschöpfers, mit mächtigen Machterweisen, um den zu schützen, der sie schuf! Ihr gibt Re seinen Horizont, seine Herrschaft, sein Königtum im Himmel und auf Erden, Hathor, der Großen, der Herrin von Jwnt, dem Auge des Re, der Herrin des Himmels, der Gebieterin aller Götter. Möge dein schönes Gesicht dem König von Ober- und Unterägypten, dem Herrn der beiden Länder ½ ¼ gnädig sein.

FB1: Lobpreis (S) Schmücken (T) Anblicken (T) Lobpreis

Ausruf

Herrschaftsübergabe

Wunsch

D VIII, 116, 10: Treppe X, rechte Hälfte, Südwand (Treppenlauf III), Gabenträger (GT) 19 [BT]1259 Hapi von Unterägypten. Bezeichnung des (222) Oopj MHw 20. GT 6.3.4 Dritter Teil der Prozession: König, Königin und Naosträger D VIII, 116, 11–17: Treppe X, rechte Hälfte, Südwand (Treppenlauf III), König und Königin [BT]1260 nsw bjtj ½ ¼ s# Ro ½ ¼ Der König von Ober- und Unterägypten Königstitulatur (223) sHtp Hmt.s n ½ ¼, der Sohn des Re ½ ¼, (der Priester) der nbwt nbt Jwnt Goldenen, der Herrin von Jwnt (namens) der (224) snTr sm#tj.s m ihre Majestät zufriedenstellt, der ihren Weg snTr Hr sDt beweihräuchtert mit dem Weihrauch auf dem Brand. Szenentitel (225) jrt snTr (226) Dd Weihrauch darbringen. Worte zu sprechen: mdw dwn.n.j o.j xr o n Or Ich strecke meinen Arm mit dem Arm des Rede (K): eig. Horus aus, Handlung (1) 1259 1260

Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 55. Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 56.

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

rdj.n.j snTr Hr jrt Or1261 sHtpw1262 ntr sTj.f r fnd.T {r} (227) wbnt m nbwt Xntj Jwnt sTj nTr r.T m snTr wSm jm#X1263 ms.tw m Hr{.q}‹.T› sTj Smow r.T (228) pr m HDt NXn jr.s st.s Xnt Xnmtj.T m-n.T jrt Or jj sTj.s r.T jj sTj jrt Or r.T s# onX w#s nb H#.f mj Ro Dt Hq#t nbt t#wj ½ ¼ (229) jrt sSSt sXm Dd mdw (230) jr.n.j sSSt m Hr n nbt sSSt sHtp.n.j nbwt m (231) mr.s sS.n.j dndn.T dr.n.j Spt?1264 THn Hr.T m #b jb.T

ich gebe Weihrauch auf das Auge des Horus (d. i. das Feuer). Das Räucherwerk des Gottes, sein Duft ist an deiner Nase, die aufgeht als Goldene an der Spitze von Jwnt, der Gottesduft ist für dich bestimmt als Weihrauch, das wSm- und das jm#X-Räucherwerk sind gebracht vor ‹dein› Gesicht, der oberägyptische Duft ist für dich bestimmt, der aus der Weißen von Hierakonpolis herauskommt, sie erschafft ihren Platz in deinen Nasenlöchern. Nimm dir das Horusauge! Sein Duft möge zu dir kommen, möge der Duft des Horusauges zu dir kommen. Alles Leben, Macht, Schutz sind um ihn wie Re in Dt-Ewigkeit. Die Gebieterin, die Herrin der beiden Länder, ½ ¼. Naos- und Bügelsistrum spielen. Worte zu sprechen: Ich spiele Naossistrum vor der Herrin des Naossistrums, ich stelle die Goldene mit dem zufrieden, was sie liebt, ich banne deinen Zorn, ich vertreibe den Ärger?, möge sich dein Gesicht erhellen durch das, was dein Herz wünscht.

(2) Beschreibung des Zwecks der Opfergabe

Aufforderung Wünsche (1) (2) Rückenschutzformel Titulatur der Königin Szenentitel Rede (Königin): eig. Handlung (1) (2) (3) (4) Wunsch

D VIII, 117, 1–5: Treppe X, rechte Hälfte, Südwand (Treppenlauf III), Naosträger (NT) der Hathor [BT] Bez. der NT (232) Jmstj ew#-mwt.f Imseti, Duamutef, der Beutemacher, der O#qw Jr-rn.f-Ds.f (233) seinen Namen selbst erschafft, Opj ÄbH-snw.f M##-jt.f Hapi, Qebechsenuef, der seinen Vater sieht, der unter seinem Olivenbaum ist, $rj-b#q.f Chentienirti. %ntj-n-jrtj Oh Träger, die ihr die Prächtige, die MächAnrufung (234) j rmnw rmnw Spst wsrt smHrw (235) tige tragt, Freunde, die ihr die Herrin von 1261 1262 1263 1264

Siehe zu jrt Or in dieser Bedeutung Wilson, Lexikon, 99. Wilson, Lexikon, 895. Siehe zur Lesung ALex 78.0328 und die dort zitierte, analog konstruierte Phrase in E III, 133, 8–9. Dass an dieser Stelle in Analogie zum Vorangehenden ein Wort für „Wut“ oder „Zorn“ stehen muss, liegt nahe. Die vorgeschlagene Lesung beruht auf dem bei Kurth, Einführung 1, 229, Nr. 99 angegebenen Lautwert xp und geht davon aus, dass das Wort Spt zugrundeliegt, ist aber unsicher, da eine Schreibung des Wortes mit der Pustel allein m. W. nicht bekannt ist (siehe Wb IV, 454, 1–12 und Wilson, Lexikon, 1003). In Dendara tritt sie jedoch als Determinativ des Wortes des Öfteren auf (z. B. D IV, 121, 9, D IV, 124, 13 und D VIII, 91, 14*), wobei es in den beiden ersten Beispielen ebenfalls mit dem Verb dr kombiniert ist und in allen drei Fällen mit dem Spielen des Sistrums in Verbindung steht.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

wTsw nbt Jwnt oqw xr wD#t wrt m NTrjt rmn nbwt nTrw (236) tw# jtnt r1265 tp Hwt-nTr.s r snsn stwt nt jt.s pt m Hb ndb m (237) rSwt Dr xnm nbt Jwnt Hno jr s(j)

Jwnt tragt, die ihr mit dem großen Udjatauge NTrjt betretet! Tragt die Goldene der Götter! Hebt die weibliche Scheibe hoch zum Dach ihres Tempels, damit sie sich mit den Strahlen ihres Vaters vereinigt. Der Himmel ist im Fest, der Erdboden in Freude, weil sich die Herrin von Jwnt mit dem vereint hat, der sie geschaffen hat.

Aufforderung (1) (2) FB1: Festjubel (A 2x)

D VIII, 117, 6–11: Treppe X, rechte Hälfte, Südwand (Treppenlauf III), Text über dem Naos der Hathor [BT]1266 Worte zu sprechen: Bez. der NT (238) Dd mdw smHrw jrt Ro wTsw nbt Die Freunde des Auges des Re, die die HerJwnt (239) oqw xr wrt rin von Jwnt tragen, die mit der Großen in m NTrjt (240) rmnw nw NTrjt eintreten, Träger der Golden der Götter, die die Herrin des Himmels, die Gebienbwt nTrw (241) tw#w terin der Göttinnen hochheben, nbt pt Hnwt nTrwt die zum Sanktuar der Prächtigen in Jwnt Smw r jwnn (242) n gehen, Spst m Jwnt die die tragen, die als Goldene aufgeht, die rmnw wbnt m nbwt an der Spitze ihres Schreins ist, (243) Xntjt HD.s die herauskommen mit der Prächtigen, prw r(244)-H# xr Spst Mächtigen an ihren schönen Festen zu den wsrt (245) m Hbw.s Zeiten; nfrw r tp trw sie sind die, die die Neunheit hochheben in Tnw psDt pw m rX 1267 der Kenntnis dessen, was zu ihnen gehört, (247) jrjw.sn msw Or Xr.tw m rn.sn Kinder des Horus sagt man als ihr Name, Chentienirti ist es (248) %ntj-n-jrtj pw m-ob msw.f opr m nTrw mit seinen Kindern, indem sie ausgestattet sind als neun Götter. 91268 (249) Owt-Or wrt nbt Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Bez. der Gottheit im großen Naos Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt Auge des Re, die Herrin des Himmels, die nTrw nbw Gebieterin aller Götter: (Ich) gebe dir Punt mit allem, das aus ihm Rede (Hathor): (250) dj(.j) n.k Pwnt herauskommt, Gegengabe xr pr m-Xnt.f 1265

Eindeutig

1266

Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 57. Der erste Teil des Textes hat eine Parallele in E I, 559, 16 – 560, 2 (Synopse 7). Siehe die Parallele in E I, 560, 1 (Synopse 7), die Wilson, Lexikon, 1166 auf Horus (also den Hauptgott im Prozessionsschrein) bezieht und „who ist exalted of the Ennead at knowing their forms“ übersetzt, wobei die Schreibung mit den drei Mündern für jrw „Gestalt“ keineswegs etabliert ist, vielmehr dürfte es sich um die auf Wilson, Lexikon, 91 angegebene Form handeln. Insgesamt bezieht sich Tnw als Partizip m. E. auf die Träger der Schreine, da sich der ganze Text deren Beschreibung widmet (und nicht so sehr der Beschreibung der Gottheit). Vgl. zur Lesung oben, D VIII, 83, 12* und LGG IV, 489c, wo die Stellen in den Treppen von Dendara allerdings nicht aufgeführt sind.

1267

1268

und nicht das in der Edition angegebene

(Foto HAdW/Tübingen K 8726).

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II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(251) dj.j n.k qm#tjw dmD m sp

(ich) gebe dir die qm#tjw, die zusammen vereint sind.

D VIII, 117, 12 – 118, 8: Treppe X, rechte Hälfte, Südwand (Eckpodest 2), Text hinter dem Naos der Hathor [H] FB1: Heraus(252) Dd mdw pr Owt- Worte zu sprechen: Hathor, die Herrin von kommen (H) Or nbt Jwnt m pr.s twt Jwnt kommt aus ihrem Haus heraus, das Nfr-tm sd m w#Dt schöne Abbild des Nefertem, das mit dem Or1269 grünen Stoff des Horus bekleidet ist, Schutz (T) EHwtj m mk.s Thot ist ihr Schutz, Schutz (T) Jnpw owj.f m s#.s die Arme des Anubis sind hinter ihr, Weg bereiten (T) JHy jr n.s w#t Ihi bereitet für sie den Weg, Geleit (T) Jrt-Or m Smsw.s das Auge des Horus ist in ihrem Gefolge, Fortbewegen (H) (253) jj.n.s m Jwnt sie ist gekommen nach Jwnt, Erscheinen Xo.s m Ro ro nb1270 sie erscheint als Re jeden Tag, Geleit (T 5x) Jtm Cw vfnt %prj M#ot Atum, Schu, Tefnut, Chepri und Maat sind m-H#t.s Wp-w#(w)t vor ihr, Upuaut macht den Weg für sie rich- Weg bereiten (T) Geleit (T*) m#o1271 n.s mTn Jrt-Or tig, das Horusauge ist in ihrem Gefolge. Lobpreis m Smsw.s jj.n.s dw#.n.s Es ist zu ihr gekommen und hat die Golnbwt dene, (folgendermaßen) gepriesen: Jauchzen und Jubel für dich, Gebieterin! Anrufung hy hnw n.T (254) Hnwt1272 rXyt nbt Hr jrt n.T Hknw Alle rXyt machen für dich Lobpreis, FB2: Lobpreis (T) nTrw Hr (D VIII, 118) dw#.T Verehrung (T) die Götter beten dich an. onwj Hr.T Wie schön ist dein Gesicht, Anrufung (1) nfrwj wbn.T wie schön dein Aufgang, (2) 1273 o#wj mr.T wie groß ist die Liebe zu dir! (3) Or Hr jrt njnj n Hr.T ro Horus grüßt dich jeden Tag, FB2: Grüßen (T) nb1274 jmntjw Hr sw#S n die Westlichen preisen deinen Ka, Lobpreis (T) der Himmel, die Erde und die Dat sind in Festjubel (A 3x) k#.T pt t# dw#t (255) m Freude. rSrS

1269 1270 1271 1272 1273

LGG VI, 715b. Alternativ könnte auch twt nfr vm „schönes Abbild des Atum“ gelesen werden (Vorschlag Emmanuel Jambon). Lesung Christian Leitz. Vgl. zur Lesung nb des Falkengottes ders., Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 157. Vgl. E I, 536, 10 und dazu Wilson, Lexikon, 395, die allerdings hierfür die Bedeutung „go along the Road“ annimmt, die mir aber in Anbetracht der Gundbedeutung des Verbs m#o nicht zutreffend zu sein scheint. Man ist versucht, das Epitheton der Göttin Hnwt rXyt nbt „Gebieterin aller rXyt“ zu lesen, in Analogie zum Folgenden (nTrw Hr dw#.T) scheint es jedoch angebracht, rXyt nbt separat zu lesen. Siehe oben, D VIII, 113, 9–10*, wo ebendiese Abfolge von Ausdrücken vorliegt. Das sicher für

1274

steht hier

. Gemeinsame Elemente finden sich auch in D VIII, 107, 8* und Athribis III, 252, 4–13 (C

3, 116). Vgl. die Schreibung in D VIII, 117, 14* (Hinweis Christian Leitz). D VIII, 118, Anm. 1 und Foto HAdW/Tübingen K 8896 zufolge sind Krone und Kopf der zweiten sitzenden Figur tatsächlich nicht zu identifizieren, ich meine aber, ein w#s-Szepter in der Hand zu erkennen, was für eine männliche Gottheit spricht.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

nfrwj sqdt nt1275 Xndw.T nmt.T mTn.T m THHwj wsTn Hmt.T m-Xnt OwtsSSt spr.T tp-Hwt.T m #wt-jb jb.T hr? 1276 (256) nbwt wsrt nDtjt nb.s jtnt twt.s r jtn xnmt stwt.s m stwt.f wrt vm nfr Hr mr.f m##.s twt wrt Hnwt Jwnt wsrt Xntjt WTst-Or jHy n.T (257) jHyw m Jwnt nhm.sn m Hr.T nfr wrt m pt sHDt t#wj m stwt.s sSpt t# pn m jrtj.s1277 nfrt Hr bnrt mrwt Hoo jb n Ro n m##.s1278 (258) dj.f n.T j#btt r wbn.f jm jmntt r Htp.f dj.f n.T Sn nb n jtn.f jqH.n stwt.f r.sn Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw Htp Hr.T nfr n s# Ro ½ ¼

Wie schön ist das Besteigen deiner Treppe! Du beschreitest deinen Weg in Jubel, deine Majestät schreitet ungehindert im Haus des Naossistrums, du erreichst dein Dach in Freude, dein Herz ist zufrieden?, Goldene, Mächtige, Schützerin ihres Herrn, die weibliche Scheibe, sie ist der (Sonnen-)Scheibe ähnlich, die ihre Strahlen mit seinen Strahlen ebenso vereint, die Große des Atum, mit schönem Gesicht, die er zu sehen liebt. Du bist die Große, die Gebieterin von Jwnt, die Mächtige, an der Spitze von Edfu. Es musizieren für dich die Musikanten in Jwnt, sie jubeln vor deinem schönen Gesicht, Große im Himmel, die die beiden Länder mit ihren Strahlen erhellt, die die beiden Länder mit ihren beiden Augen erleuchtet, die mit schönem Gesicht, die mit süßer Liebe, über deren Anblick das Herz des Re jubelt. Er gibt dir den Osten bis dorthin, wo er aufgeht und den Westen bis zu seinem Untergang, er gibt dir den ganzen Umkreis seiner (Sonnen-)Scheibe, auf den seine Strahlen scheinen, Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Gebieterin aller Götter. Möge dein schönes Gesicht dem Sohn des Re ½ ¼ gnädig sein.

Anrufung FB2: Fortbewegen (H) Betreten des Daches (H) Zufriedenheit (H)

Identifikation (twt) FB2: Musik (T) Festjubel

Herrschaftsübergabe

Wunsch

D VIII, 118, 10 – 119, 4: Treppe X, rechte Hälfte, Westwand (Treppenlauf II), erster Text über den Naoi der Neunheit [BT/FE]1279 Die großen, gewaltigen, trefflichen Götter, Bez. der Götter(259) nTrw wr[w] die lebendigen Götter, die Vorsteher des gruppe (in den (260) o#w mnXw Naoi) Horizontes der nHH-Ewigkeit, die mit onXw1280 Xntjw (261) #Xt-nHH wsrw-H#t (262) mächtiger Stirn in ihrem Schrein in J#t-djt, die Mannschaft derer, die sich mit dem Lem HD.sn m-Xnt J#t-djt (263) jswt nt xnmt-onX ben vereinigt,

1275 1276 1277 1278 1279 1280

Oder sqd.n.T Xndw.T „dass du deine Treppe bestiegen hast“ (Hinweis Joachim Friedrich Quack). Sehr unsichere Lesung unter der Voraussetzung, dass hier durch die Schreibung eine Verbindung zwischen hr „zufrieden sein“ (Wb II, 496, 6–497, 11) und hrw „Tag“ (Wb II, 498 – 500, 24) hergestellt wird. Alternative Lesung: wD#tj (Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 158). Vgl. zur Lesung dieses Zeichens Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 169 (O36). Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 59. LGG II, 163c.

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332

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(264) Smw Hr-s#.s r stm##-jtn r snsn.s (265) m#wt nt jt.s m1281 Hrt (266) Htp.s Hr nst nt Hmt.s m Hoowt (267) Hr.s nfr r rsj psDt1282 Hmt.s (268) m jtrtj sSm.s Hr rdjt (269) Sfyt.s Xr jt.s wn-Hr Hr.s hrw wp rnpt Hno nTrw pt t# dw#t Hts.tw n.s jrw (271) n st-Hb-tpj1283 Hno jjtjw1284 nw (272) pxr.s pt m Hb t# m XntS (273) Owt-nhm pxr m rSwt (D VIII, 119) Ro m Htp jb.f nDm (274) Dr xnm.n.f wnmt m Jwnt (275) nTrw nTrwt twt (276) r m##.s jw.sn m ks n (277) snD.s pot rXyt sn-t# n (278) b#w Hmt.s t#wj jdbw m w#H-tp (279) rsjw oHo.tw r rdwj st.sn1285 (280) Hr X#b rmnwj r-Xft-Hr.s (281) mHtjw jrj m j#w sp 2 j#btjw jmntjw1286 m […]

die hinter ihr kommen zum Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe, damit sie sich mit den Strahlen ihres Vaters am Himmel vereint. Sie ruht auf dem Thron ihrer Majestät in Jubel, indem ihr schönes Gesicht nach Süden gerichtet ist, die Neunheit ihrer Majestät ist zu beiden Seiten ihres Kultbildes, indem ihr Ansehen an ihren Vater gegeben wird. Öffnen ihres Gesichts am Tag des Neujahrsfestes, zusammen mit den Göttern des Himmels, der Erde und der Dat. Man vollendet für sie das Ritual des Platzes des ersten Festes, und für die Kommenden ihres Umkreises. Der Himmel ist im Fest, das Land ist in Freude, das Haus des Jubelns ist durchzogen von Freude, Re ist zufrieden, sein Herz ist fröhlich, weil er sich mit dem rechten Auge in Jwnt vereint hat. Die Götter und Göttinnen sind versammelt, um sie zu sehen. Sie sind in Verbeugung aus Furcht vor ihr, die pot und die rXyt küssen die Erde wegen der Machterweise ihrer Majestät, die beiden Länder und die Ufer neigen das Haupt, die Südbewohner stehen an ihren Stellungen beim Beugen der Arme vor ihr. Alle Nordbewohner sind in großem Jubel, die Ost- und Westbewohner sind in […].

Geleit (T)

Gesicht öffnen (–) Geleit (T) Ritualvollzug (–)

Festjubel (A 2x) Festjubel (A) Zufriedenheit (S) Freude Geleit (T) Verehrung (T) Verehrung (T 2x) Verehrung (A) Verehrung (T) Festjubel (T) unklar (T 2x)

1281

Foto HAdW/Tübingen K 8650 zufolge eindeutig

1282

Alternativ könnte auch Spswt „Edelfrauen“ zu lesen sein, siehe dazu D VIII, 115, 5* mit zugehöriger Anmerkung 1248. Vgl. für die Positionierung der Neunheit zu beiden Seiten der Göttin jedoch D VII, 145, 8*; 171, 11*; D VIII, 81, 7*. Siehe dazu unten D VIII, 121, 4* und 122, 4* sowie Abschnitt III 6.6. Meeks (ALex 78.0179) vermutet anhand dieser Textstelle, dass es sich um die Naosträger handelt, das Determinativ lässt aber eher auf Gottheiten (die Begleiter der Hathor in den Naoi?) schließen. Übersetzung nach Vorschlag von Joachim Friedrich Quack, der mich auf das häufige Vorkommen dieser Komposition im Buch vom Tempel aufmerksam machte. Hier in der Graphie nicht voneinander unterschieden, siehe aber die Lesungen zu dem Schakal (E17) bei Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 160.

1283 1284 1285 1286

und nicht

FB1: Ruhen (H)

wie in der Publikation angegeben.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

333

D VIII, 119, 5–14: Treppe X, rechte Hälfte, Westwand (Treppenlauf II), Naosträger (NT) 1– 5 [BT]1287 (283) [Or] BHdtj nTr o# [Horus] von Edfu, großer Gott, der Herr des Bez. der Gottheit im 1. Naos nb pt Himmels. Ich trage den prächtigen Schrein der Majes- Rede (1. NT): (284) rmn.j HD Sps n tät des Harachte, damit er sich mit seinem eig. Handlung Hm Or-#Xtj r xnm Ba am Himmel vereint. (285) b#.f m bj# Bez. der Gottheit (286) Owt-Or nbt Jwnt Hathor, die Herrin von Jwnt, die Stirnim 2. Naos Hrjt-tp nt Ro schlange des Re. Ich habe die Stirnschlange hochgehoben Rede (2. NT): (287) tw#.n.j Hrjt-tp r tp-Hwt1288 Hwt-nTr r m## zum Dach des Tempels, damit sie ihren Va- eig. Handlung jt.s (288) hrw wp rnpt ter am Tag des Neujahrsfestes sieht. Bez. der Gottheit (289) Or-sm#-t#wj Hrj- Harsomtus inmitten von Jwnt. im 3. Naos jb Jwnt Ich habe Semataui in seinem verborgenen Rede (3. NT): (290) jSS.n.j cm#-t#wj eig. Handlung m HD.f St# r xnm (291) Schrein getragen, damit er sich mit seinem Ba am Horizont vereinigt. b#.f m #Xt Ihi, der Große, der Sohn der Hathor. Bez. der Gottheit (292) JHy wr s# Owtim 4. Naos Or Ich habe den großen Gott in seinem prächRede (4. NT): (293) jwh.n.j nTr o# m tigen Schrein befördert, damit er sich mit eig. Handlung j#w#.f1289 Sps r (294) den Strahlen des Re vereint. snsn stwt nt Ro Bez. der Gottheit (295) Or-sm#-t#wj-p#- Harsomtus, das Kind, Sohn der Hathor. im 5. Naos xrd s# Owt-Or Ich habe das Kind zum Dach seines Tempels Rede (5. NT): (296) wTs.n.j xrd r tpgetragen, damit es sich mit seinem Vater eig. Handlung Hwt Hwt-nTr.f r xnm Re-Harachte vereint. (297) jt.f Ro-Or-#Xtj D VIII, 120, 2–13: Treppe X, rechte Hälfte, Nordwand (Eckpodest 1), Text hinter den Naosträgern 1–5 [H]1290 Aufforderung (1) (298) Dd mdw jr.n hy n Worte zu sprechen: Lasst uns Jauchzen für die Goldene, wenn sie in ihrem Haus nbwt Xft psD.s m pr.s erglänzt. Lasst uns musizieren für die (2) jr.n jHy n nbwt nTrw Goldene der Götter, lasst uns diese Göttin (3) sHtp.n nTrt tn zufriedenstellen. j wb# n.T1291 mTn Oh, offen sei für dich der Weg! Wünsche (1) 1287 1288 1289

Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 59. Die Pflanze zwischen den Wörtern tp und Hwt ist wohl durch von der Wendung pr r H# beeinflusst (Hinweis Joachim Friedrich Quack). Das Wort ist nicht wie in der Edition angegeben mit dem Wachtelküken, sondern mit dem Schmutzgeier geschrieben (Foto HAdW/Tübingen K 8731):

1290 1291

.

Eine Übersetzung von Teilen dieses Textes findet sich bei Junker, in: ZÄS 43, 1906, 107 und 125–127 und Barucq/Daumas, Hymnes et prières, 446–447. Alternativ als Beschreibung einer abgeschlossenen Handlung zu Übersetzen: „geöffnet wurde der Weg für dich“ etc.; vgl. eine ähnliche Formulierung im Sokarritual, z. B. pMMA 35.9.21, 61, 12: Goyon, Imouthès, 99 mit 43 (Hinweis Joachim Friedrich Quack).

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334

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

j sn n.T w#wt (299) wp n.T w#wt m nfrw

Oh, offen seien für dich die Wege! Offen seien für dich die Wege in Vollkommenheit!

nD n.T Hrt m Htp hnw n.T t#wj jdbw m bw wo srd n.T S#w nbw bnrw #X#X n.T rnpwt THn Hr.T m nfrw b#q pt m m## n jrtj.T1292 (300) wbX mrw n dgt.T srd t# pn m #Xtj.T

Dich grüßt der Himmel in Frieden, für dich jubeln die beiden Länder und die Ufer zusammen, für dich gedeihen alle süßen S#w-Pflanzen, für dich grünen die frischen Pflanzen, dein Gesicht stahlt in Vollkommenheit, der Himmel wird hell beim Anblick deiner beiden Augen, die Wüste leuchtet wegen deines Anblicks,dieses Land gedeiht durch deine Glanzaugen, dein Gesicht glänzt in den Deltasümpfen.

THn Hr.T m jdH j nfr w#D nbwt w#D nbwt psD.tw w#D

Oh, schön! Die Goldene gedeiht! Die Goldene gedeiht, indem sie glänzt, indem sie gedeiht!

nhm n.T pt Hno sb#w.s

Für dich jubeln der Himmel und seine Sterne. Dich preisen die (Sonnen-)Scheibe und der Mond. Dich ehren die männlichen Götter. Dir jubeln die Göttinnen.

(301) dw# tw.T jtn joH Sw#S tw.T nTrw T#yw Hkn n.T nTrwt j nfr w#D nbwt w#D nbwt psD w#D

Oh, schön! Die Goldene gedeiht! Die Goldene gedeiht, indem sie glänzt, indem sie gedeiht!

nhm n.T t# Hr ndb.f1293

Für dich jubelt das ganze Land.

jb# n.T jmj.f (302) sw#S tw.T t#wj Dww r#-o1294 nnt Hr jfdw.s

Für dich tanzt das, was in ihm ist. Dich preisen die beiden Länder und die Berge, bis zum Himmel auf seinen vier Stützen.

j nfr w#D nbwt

Oh, schön! Die Goldene gedeiht!

1292 1293 1294

(2) (3) 1. Strophe: FB2: Grüßen (A) Festjubel (A 2x) Gedeihen (A) Gedeihen (A) Erhellen (H) (1) (2) (3) Gedeihen (A) Erhellen (H) Refrain: Ausruf (1) (2) (3) 2. Strophe: FB2: Festjubel (A 2x) Lobpreis (A 2x) Verehrung (T) Festjubel (T) Refrain: Ausruf (1) (2) (3) 3. Strophe: FB2: Festjubel (A) Tanz (A) Lobpreis (A 2x) Refrain: Ausruf (1) (2)

ALex 78.1597. ALex 78.0067 liest statt jrtj alternativ #Xtj „les yeux“. Vgl. zur Übersetzung Wilson, Lexikon, 562. Barucq/Daumas, Hymnes et prières, 447 lesen offenbar rdj und übersetzen „(car tu as) posé le ciel sur ses quatre angles“, was auch möglich ist. In Anbetracht dessen, dass nach dieser Lesart das Subjekt zu rdj fehlen würde, ist jedoch r#-o „bis“ vorzuziehen, so auch Vandersleyen, Ouadj our, 208, der allerdings eine ansonsten fehlerhafte Abschrift der Textstelle gibt.

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335

6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

Die Goldene gedeiht, indem sie glänzt, indem sie gedeiht!

w#D nbwt psD w#D nhm n.T [j]t[n] m Snw.f w#D-wr m Drw.f sw#S tw.T H#w-nbw (303) hnw n.T X#swt

Für dich jubeln die [(Sonnen-)Scheibe] in ihrem Umkreis und das ganze Meer. Dich preisen die Inselbewohner, für dich jubeln die Fremdländer.

j nfr w#D nbwt w#D nbwt psD w#D

Oh, schön! Die Goldene gedeiht! Die Goldene gedeiht, indem sie glänzt, indem sie gedeiht.

nhm n.T T#yw Hmwt

Für dich jubeln die Männer und Frauen,

für dich tanzen die Götterbilder, dich preisen die ganzen beiden Länder und die Menschheit. w#Dtj jr.sn n.T j#w Die beiden Uräusschlangen, sie preisen dich. Der Himmel ist im Fest, das Land ist in (304) pt m Hb t# m Freude. rSwt Das Licht geht auf auf deinem Gesicht, Sw wbn m Hr.T für dich jubeln der Süden, der Norden, der hnw n.T rsj mHtt jmntt Westen und der Osten auf einmal. j#btt m Xt wot Der König von Oberägypten mit seinem sHtp tw.T nsw Hno Gefolge besänftigt dich, Snwt.f wrw nw t# m ks n snD n die Fürsten der Erde sind in Verbeugung aus Furcht und wegen des Ansehens der Hathor, Sfyt Owt-Or wrt nbt Jwnt der Großen, der Herrin von Jwnt. Htp Hr.T nfr n nsw bjtj Möge dein schönes Gesicht dem König von ½ ¼ Ober- und Unterägypten ½ ¼ gnädig sein. Xb# n.T sXmw Sw#S tw.T t#wj tmmw

(3) 4. Strophe: FB2: Festjubel (A 2x) Lobpreis (A) Festjubel (A) Refrain: Ausruf (1) (2) (3) 5. Strophe: FB2: Festjubel (T 2x) Tanz (T) Lobpreis (A 2x) Lobpreis (T) Festjubel (A 2x) Erhellen (H) Festjubel (A 4x) Besänftigung (K, T) Verehrung (T) Wunsch

D VIII, 120, 14 – 121, 10: Treppe X, rechte Hälfte, Nordwand (Treppenlauf I), zweiter Text über den Naoi der Neunheit [BT/FE]1295 Worte zu sprechen: Bez. der Götter(305) Dd mdw Jene großen, gewaltigen Götter, gruppe nTrw jpn1296 (306) o#w die Dauernden, wrw Ddw die Vorgänger in v#-rr, (307) tpjw-o m v#-rr die Mächte/Götterbilder von Ägypten, (308) sXmw n cnwt (D VIII, 121) die Herren der Tempel, nbw (309) die Herren Ägyptens, gsw-prw nbw B#qt die an der Spitze von Jwnt erschienen sind, Xo.tw (310) Xnt Jwnt die Kas in ihren Schreinen im Inneren der k#w m k#r.sn m-q#b beiden Länder, Ä#b-t#wj

1295 1296

Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 59. Vgl. D VII, 200, 7–8*.

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336

II Transliteration, Übersetzung und Textstruktur

(312) Smsw nbwt nbt Jwnt Xntjt Jwnt (313) prw m-Xt.s r tpHwt Hwt-nTr.s (314) r xnm jt.s hrw wp rnpt (315) Htp.sn Hno.s m jtrtj Hmt.s (316) wn-Hr Hr.sn m Hbw.sn orq.tw (317) n.s jrw1297 n st-Hb-tpj Hno1298 nn (318) [s]#w-n.sn ntjw m sw#w.s (319) wTs Hmt.s jn nn (320) smHrw Hrjw sSt# r (321) nmtt.sn m jrj.sn Hm(w)-nTr m #bd.sn (322) Hr Dsr sm#tjw.s Hr swr qf#t.s (323) r sXmw sqd.s r pr.s (324) tp o psDt.s1299 oq.s st.s m oq (325) gm.s nTrw oHo.tw Hr dw#.s (326) nbtj Xn.sn n Hmt.s Htp.s m HD.s m Dryt.s (327) Dsr jb n Hmt.s m #wt-jb (329) pt m Hb t# m XntS Dr Htp (330) wnmt nt Ro m pr.s (331) mn.tj sp 2 Hr stwrt (332) nbwt nbt Jwnt Hno psDt.s

Gefolgsleute der Goldenen, der Herrin von Jwnt, der Vorsteherin von Jwnt, die hinter ihr herauskommen zum Dach ihres Tempels, um sich mit ihrem Vater zu vereinen am Tag des Neujahrsfestes. Sie ruhen zusammen mit ihr zu beiden Seiten ihrer Majestät. Ihre Gesichter werden geöffnet an ihren Festtagen, man vollendet für sie das Ritual des Platzes des ersten Festes und (für) diese [s]#w-n.sn, die in ihrer Umgebung sind. Getragen wird ihre Majestät durch diese Freunde, die Hüter des Geheimnisses, die gemäß ihrer Stellung und bei ihren Pflichten sind. Die Gottesdiener sind bei ihrem Monatsdienst, indem sie ihre Wege abschirmen, indem sie ihr Ansehen größer machen als das der Götterbilder. Sie geht zu ihrem Haus vor ihrer Neunheit, sie betritt ihren Platz im Fest. Sie findet die Götter stehend, indem sie sie preisen. Die beiden nbt-Göttinnen musizieren für ihre Majestät, sie ruht in ihrem Schrein in ihrem Gemach. Erhaben ist das Herz ihrer Majestät in Herzensfreude, der Himmel ist im Fest, das Land ist in Freude, weil das rechte Auge des Re in seinem Haus ruht, indem sie sehr dauerhaft ist auf ihrem großen Sitz, die Goldene, die Herrin von Jwnt zusammen mit ihrer Neunheit.

FB1: Ruhen (T) Gesicht öffnen (–) Ritualvollzug(–)

Schrein tragen? (T)

Geleit (T) Weg bereiten Rückkehr? (H) Geleit (T) Tempel betreten (H) Lobpreis (T) Musik (T 2x) Ruhen (T) Freude (H) Festjubel (A 2x)

D VIII, 121, 11 – 122, 6: Treppe X, rechte Hälfte, Nordwand (Treppenlauf I), Naosträger (NT) 6–10 [BT]1300 Bez. der Gottheit (333) Owt-Or nbt Jwnt Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des im 6. Naos jrt Ro Hrjt st-wrt Re, Oberste des großen Sitzes. Rede (6. NT): (334) k#wt.n.j mHnjt m Ich habe die Stirnschlange in ihrem prächtigen Schrein hochgehoben, eig. Handlung (1) HD.s Sps

1297 1298 1299 1300

Vgl. zu jrw als „Ritual“ an dieser Stelle auch D VIII, 118, 14–15* und 122, 4* sowie Kapitel III 6.6. Siehe die analog konstruierte Passage in D VIII, 118, 14–15*, wo die begleitende Göttergruppe allerdings einen anderen Namen trägt. Alternativ könnte hier Spswt gelesen werden, inhaltlich liegt jedoch die Deutung als „Neunheit“ näher, da dies der Marschreihenfolge innerhalb der Prozession der Treppenhäuser entspricht. Siehe dazu Anm. 1248. Übersetzt bei El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 59–60.

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6 Die westliche (mehrläufige gewundene) Treppe X

(335) pD.j1301 rd/Xndw nbwt r snsn.s m#wt nt jt.s m pt m Hb.f nfr tp(j) rnpt (337) Owt-Or nbt Jwnt t# mnjt (338) wTs.n.j wrt m HD n Hmt.s ns.j t#-rd m oq (339) r xnm.s jtn n jt.s m nnt m Hb wr hrw wp rnpt (340) Or-sm#t#wj nb %#-dj nTr o# Hrj-jb Jwnt (341) jwh.n.j #Xtj Xnt HD.f Sps dj.j o (342) r tp-Hwt Hwt-nTr r [sn]sn b#[.f] hno sXm.f m Jwnt (343) m Hb.f nfr wp rnpt (344) Wsjr ½Wnn-nfr m#o-Xrw¼ nTr o# Hrj-jb Jwnt (345) dwn.j ½Wnn-nfr m#o-Xrw¼ m HD.f Sps (346) Xnd.j rd Xnt Owt-sSSt Hts.tw n.f jrw n st-Hb-tpj1302 r swr (347) k#.f r nTrw (348) #st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt (349) […].s Sps (D VIII, 122)

nmt.n.j Xndw (350) m qb nmtt r rdjt sm#.s stwt nt Ro Xntj #Xt (351) m hrw pn nfr wp rnpt

1301 1302

ich beschreite die Treppe der Goldenen, damit sie sich mit den Strahlen ihres Vaters am Himmel vereint an seinem schönen Fest des Jahresbeginns. Hathor, die Herrin von Jwnt, das Menit. Ich habe die Große in dem Schrein ihrer Majestät getragen, ich beschreite die Treppe im Fest, damit sie sich mit der (Sonnen-)Scheibe ihres Vaters am Himmel vereint am großen Fest am Tag des Neujahrsfestes. Harsomtus, der Herr von %#-dj, der große Gott inmitten von Jwnt.

(2)

Bez. der Gottheit im 7. Naos Rede (7. NT): eig. Handlung (1) (2)

Bez. der Gottheit im 8. Naos

Ich habe den Horizontischen in seinem prächtigen Schrein befördert. Ich zeige die Richtung an zum Dach des Tempels, um [seinen] Ba mit seinem Götterbild zu vereinen in Jwnt an seinem schönen Fest Neujahrsfest. Osiris ½Onnophris, gerchtfertigt¼, der große Gott inmitten von Jwnt.

Rede (8. NT): eig. Handlung (1) (2)

Ich bringe ½Onnophris, gerchtfertigt¼ in seinem prächtigen Schrein, ich gehe auf der Treppe im Haus des Naossistrums, indem man für ihn das Ritual des Platzes des ersten Festes vollendet hat, um seinen Ka größer zu machen als die Götter. Isis, die Große, die Gottesmutter, die Herrin von J#t-djt. […] ihr prächtiger/s […].

Rede (9. NT): eig. Handlung (1) (2)

Ich habe die Treppe mit ruhigem Schritt beschritten, um zu veranlassen, dass sie sich mit den Strahlen ihres Vaters vereint, der an der Spitze des Horizontes ist, an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes.

Bez. der Gottheit im 9. Naos

Bez. der Gottheit im 10. Naos Rede (10. NT): unklar eig. Handlung

Alternativ auch pD.j nmtt zu lesen vgl. Anm 249. So für diese Stelle ALex 78.1547. Siehe dazu oben D VIII, 118, 14–15*, 121, 4* sowie Kapitel III 6.5.

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III Analyse und Auswertung: Das Neujahrsfest nach den Inschriften der Treppenhäuser und des Kiosks 1 Kontext: Die Räumliche und zeitliche Einbettung der Treppen und des Kiosks in das Festgeschehen Es wächst und wächst wärme und licht Bis endlich alles – wolken und nebel In unendlicher feuersbrunst Lohend verschlungen werden Und ohne fremde nahrung Durch eigene kraft allein Die flammende scheibe strahlt. Stefan George, Ein Sonnenaufgang

Wie bereits in Kapitel I betont, ist die funktionale Zugehörigkeit der Treppen und des Dachkiosks zum Neujahrsfest aufgrund des inhaltlichen Schwerpunktes ihrer Inschriften und Reliefs eindeutig. Dieses Ensemble kann aber natürlich nicht isoliert betrachtet werden, sondern ist räumlich in seine architektonische Umgebung und zeitlich in die Abfolge der Festhandlungen eingebunden. Deshalb soll vor einer genaueren Untersuchung der Texte ein Blick auf den baulichen Kontext des Ensembles sowie auf den mutmaßlichen Ablauf der Ereignisse innerhalb des Festgeschehens vor und nach seiner Nutzung geworfen werden. Im nachstehenden Abschnitt wird also versucht, die Rolle einzelner Räume bzw. Gebäude in Dendara, die im Verlauf des Neujahrsfestes oder in seinem zeitlichen Umfeld von besonderer Bedeutung waren, grob zu umreißen und das daran geknüpfte Geschehen in die Abfolge der Festhandlungen einzuordnen.1 Teilweise lassen sich den Texten in den Treppen und im Kiosk auch Informationen über die anderen Schauplätze entnehmen, diese fließen dann in die jeweiligen Unterkapitel mit ein. Bei den einzelnen Abschnitten handelt es sich – dem Schwerpunkt dieser Arbeit entsprechend – nur um eine Sammlung von knappen Überblicksdarstellungen, die auch Informationen zum aktuellen Stand der Forschung in Bezug auf das Neujahrsfest in Dendara enthalten. Das Kapitel hat nicht den Anspruch, jeden Raum aufzuführen, in dem eine Neujahrsbezeichnung genannt ist, sondern beschränkt sich auf diejenigen architektonischen Einheiten, die – etwa aufgrund ihrer Position oder der großen Quantität der Neujahrsnennungen in ihren Inschriften – einen besonders engen Bezug zu diesem Fest vermuten lassen. Dabei steht stets der architektonische wie inhaltliche Zusammenhang zu den Treppen und zum Kiosk im Vordergrund, eine umfassende Analyse der jeweiligen Raumdekoration wurde für die behandelten architektonischen Einheiten nicht angestrebt.

1

Dieses Vorgehen bringt mit sich, dass der eigentlichen Analyse der Primärquellen ein relativ umfangreicher Abschnitt vorausgeht, der auf den ersten Blick nur der Hinführung zum eigentlichen Kern der Arbeit dient. Es ist jedoch evident, dass nur eine Kenntnis des räumlichen und zeitlichen Kontextes zu einem Verständnis der Geschehnisse in den Treppen und im Kiosk führen kann.

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340

III Analyse und Auswertung

1.1 Die Krypten Die Krypte Süd 1, die von dem links des Achsensanktuars befindlichen pr-nsr (Raum M) aus über eine Treppe zugänglich ist (siehe Taf. 5), wird in der Fachliteratur meist als Startpunkt der Neujahrsprozession angesehen.2 Der Grund für diese Annahme ist, dass die Inschriften, die zu den Abbildungen zahlreicher Kultobjekte auf den Wänden der Krypta gehörig sind, mehrfach das Neujahrsfest thematisieren. So etwa in der Bandeauinschrift der östlichsten Kammer (C), wo es von Rasomtus heißt, er sei „mit lebendigem Erglänzen am Himmel, in Leben am Tag des Neujahrsfestes“ (onX msXo m nnt m onX m hrw n wp rnpt; D V, 142, 8), zudem ist auch vom Erscheinen in der Prozessionsbarke an „seinem schönen Fest des Jahresanfangs“ (Hb.f nfr n tp(j) rnpt; D V, 142, 10) die Rede. Daneben nennt der Text die „Nacht des Kindes in seinem Nest“, deren Ereignisse auf das engste mit den Neujahrsgeschehnissen verknüpft sind (siehe I 3.7).3 Dieter Kurth deutet das gesamte Dekorationsprogramm dieser Krypte, die an der Südwand des Tempels entlang verläuft, als Abbild des Tageszyklus der Sonne, wobei gleichzeitig der Jahreskreislauf evoziert wird. Kammer C, die sich im Osten befindet, steht seiner Ansicht nach für den Sonnenaufgang und den Jahresbeginn, während die ihr entgegengesetzte Kammer E (siehe Taf. 5) den Westen und das Eintreten in die Unterwelt symbolisiert.4 Diese Deutung ist im Zusammenhang mit der Symbolik der Neujahrsprozession von besonderem Interesse, da diese in ihrem Verlauf – Aufstieg im Osten, Abstieg im Westen – wohl die scheinbare tägliche Bahn der Sonne imitierte (siehe III 2.1.4). Dazu passt, dass die den Anfang des Festgeschehens prägende Räumlichkeit, die Krypte Süd 1, ebenfalls analog zur Bewegung des Tagesgestirns gestaltet ist. Auf eine Nutzung der Krypte Süd 1 zur Aufbewahrung der Statuen für das Neujahrsfest deutet noch stärker eine Inschrift an der Ostwand ihres Eingangs hin (D V, 116, 9 – 117, 75), die zunächst das Eintreten des Königs (möglicherweise in Raum M6), das Rezitieren der „Sprüche für das Öffnen des Gesichtes“ (njs n tp-r#w n wn Hr) und das „Öffnen des prächtigen Gemachs des Auges des Re, der Herrin des Himmels“ (sn Sspt Spst nt jrt Ro nbt pt) erwähnt, womit wahrscheinlich das Öffnen der Krypta gemeint ist.7 Dann wird eine Beschreibung des tragbaren Naos der Göttin gegeben, die den Schilderungen von Objekten dieser Art in den Treppentexten (siehe III 5.2) entspricht:

2

3 4 5 6 7

So Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 59–61, 96; ders., in: LÄ IV, 468, s.v. „Neujahr“; ders., in: ASAE 51, 1951, 383; Cauville, Dendara V–VI. Traduction, 13; dies., Fêtes d’Hathor, 35; Cauville/Ali, Dendara, 118, 123; Waitkus, Krypten, 257; Elgawady, Schranken, 81. Siehe zur Dekoration der Krypte Süd 1 auch Kurth, in: Helck (Hg.), Tempel und Kult, 1–23; Waitkus, in: SAK 30, 2002, 373–394; Cauville, in: BIFAO 87, 1987, 112–115; dies., Dendara V–VI. Traduction, 12–20. Siehe zur Rolle von Raum M auch Daumas, Dendara, 54. Eine Übersetzung der ganzen Bandeauinschrift (D V, 142, 8–13) findet sich bei Waitkus, Krypten, 125. Siehe zu diesem Text auch oben, I 3.2. Siehe Kurth, in; Helck (Hg.), Tempel und Kult, 6–22 und dazu auch Waitkus, in: SAK 30, 2002, 373–394. Für eine etwas andere Interpretation vgl. Cauville/Ali, Dendara, 122 und Cauville, Dendara V–VI. Traduction, 12– 20. Für Übersetzungen dieses Textes (ganz oder in Teilen) siehe Daumas, in: ASAE 51, 1951, 384–388; Cauville, Fêtes d’Hathor, 35; dies., Dendara V–VI. Traduction, 13; Cauville/Ali, 118; Waitkus, Krypten, 94–95. So vermutet Waitkus, Krypten, 97, Anm. 4. Siehe Waitkus, Krypten, 97, Anm. 8.

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1 Kontext

nD Hr n Hmt.s m mdw-nTr wbn.s r-H# m Dsr wr Htp Hr S n nbw pt Hr o#yw Hr-tp.f 4 moyt m jfdwt xr nms tpjw-j#t.sn xr H#t.s Hr wpt n.s mTnw r nmt r st-Hb-tpj nbw k#w xr Xt nbt m owj.sn m Hnkwt nfrt m Ss-m#o djt.s m nnt r xnm jtn Htp Hr nst.s m h#yt.s psDt.s m Sn.s m wnmj j#bj dmD r-Hno.s mj qd

341

„Grüßen ihrer Majestät mit Gottesworten. Sie geht auf in großer Unzugänglichkeit. Ruhen auf einem Untersatz aus Gold, ein Himmel mit Pfeilern ist darauf, vier Ösen sind an den vier Seiten mit der nms-Binde. Die auf ihren Standarten sind sind vor ihr und öffnen die Wege, um zum Platz des ersten Festes zu schreiten, die Herren der Nahrung8 tragen alle Dinge auf ihren Armen als gute, wirklich vorzügliche Opfergaben. Sie zum Himmel bringen zur Vereinigung mit der (Sonnen-)Scheibe, ruhen auf ihrem Thron in ihrem Kiosk9, ihre Neunheit ist in ihrem Umkreis zur Rechten und zur Linken, indem sie bei ihr gänzlich versammelt ist.“ 10

Darauf folgt eine Beschreibung von Bekleidungs- und Salbritualen sowie eine genaue Schilderung des Ornats der Götterstatue, die als „die mit lebendigem Erglänzen unter den Horizontbewohnern des Ostens an ihrem schönen Fest des Jahresbeginns“ (onXt msXow m #Xtjw j#btt m Hb.s nfr tp(j) rnpt; D V, 117, 4) bezeichnet wird. Durch die Nennung der Festbezeichnung tp(j) rnpt (siehe I 3.2) wird deutlich, dass die Prozession im Neujahrskontext steht. Der Kopfschmuck der besagten Göttin setzt sich aus der roten und weißen Krone, einem Federpaar, einer mit Kuhhörnern versehenen Sonnenscheibe sowie einem Widdergehörn zusammen (H#t.s m Smow.s mHw.s Swtj wpt jtn? Hnwtj [pD] obwj; D V, 117, 4).11 Dies entspricht den Schilderungen der Hathorstatue aus den Treppenprozessionen (D VII, 200, 15–17* und D VIII, 83, 8–9*) und auch den Darstellungen auf der westlichen Innenwand des Kiosks (D VIII, Taf. 705). Demzufolge handelt es sich um eine menschengestaltige Figur, so dass die Deutung von François Daumas, der das am Neujahrstag verwendete Götterbild einer Darstellung aus Krypte Süd 1 (D V, 124, 7–8 und Taf. 418) entsprechend mit Vogelkörper und Menschenkopf beschreibt, nicht zutreffen dürfte. Die Beschreibung aus den Treppentexten passt allerdings auf andere, ebenfalls in der Südkrypte sowie in der Ostkrypte dargestellte Statuen, die für die Nutzung am Neujahrsfest in Frage kämen (siehe dazu ausführlich III 5.1). Allerdings muss man bei Schlussfolgerungen von den Darstellungen der Götterbilder in den Krypten auf tatsächlich dort gelagerte Kultbilder Vorsicht walten lassen. Wie Friedhelm Hoffmann und Alexandra von Lieven gezeigt haben, bilden diese manchmal zur jeweiligen Entstehungszeit bereits veraltete und kanonisierte Inventare ab und spiegeln nicht zwangsläufig das aktuell im entsprechenden Raum aufbewahrte Set von Kultstatuen wider.12 Aus diesem Grund kann man z. B. nicht mit Sylvie Cauville aus dem Vorhandensein bestimmter Darstellungen von Statuen der Hathor, die sich in Raum A der Krypte Ost 1 befinden, darauf 8 Waitkus, Krypten, 94 übersetzt wegen der in den Ka-Armen positionierten Götterfahne „Herren der Kas“, merkt ebd., 98, Anm. 14 jedoch an, dass es sich um eine Bezeichnung der Gabenträger in der Festprozession handeln dürfte, was auch aufgrund der nachstehenden Beschreibung der herbeigebrachten Objekte sicher zutrifft. Wahrscheinlich ist also „Herren der Nahrung“ zu lesen, so auch Cauville, Dendara V–VI. Traduction, 206–207. Siehe zu nbw k#w als Bezeichnung ökonomischer Gabenträger Coulon, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 983 und Rickert, Gottheit und Gabe, 13. 9 Siehe zu dieser Bezeichnung III 2.2.3. 10 D V, 116, 11 – 117, 2. 11 Siehe zur Lesung dieser Passage Anm. 416–417 zur Übersetzung von D VII, 200, 15* (Kapitel II). 12 Von Lieven, in: Beinlich (Hg.), 9. Tempeltagung, 203–226 und Hoffmann, in: Steele/Imhausen (Hgg.), Under One Sky, 113.

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III Analyse und Auswertung

schließen, dass es sich um die an der Neujahrsprozession beteiligten vier Abbilder dieser Göttin handelt.13 Zumindest werden sie durch ihre Beischriften diesem Kontext nicht zugewiesen – im Gegenteil, einmal ist sogar vom dritten Monat des Schemu14 die Rede. Die vier Hathorformen sind zudem von anderen Götterstatuen umgeben, die von Cauville nicht mit dem Neujahrsfest in Verbindung gebracht werden. Dass neben der Südkrypte auch die Ostkrypte mit dem Fest zum Jahresbeginn zusammenhängt, ist wahrscheinlich. Darauf deutet die Dekoration der Nord- und Ostwand von Raum C in der Krypte Ost 2 hin, in dem sich die Treppe zur darunterliegenden Krypte Ost 1 befindet.15 In der Tat gleicht die dort gezeigte Prozession von Priestern, die Götternaoi auf ihren Händen tragen, den entsprechenden Darstellungen aus den Treppenhäusern (Taf. 6).16 Die augenfälligsten Unterschiede sind, dass der große Naos der Hathor hier nur von vier statt von neun Priestern getragen wird17 und dass sich daran nicht zehn, sondern nur neun18 weitere Schreine anschließen. In Bezug auf die in den Naoi befindlichen Gottheiten sind die Neujahrsprozession und das Defilee aus der Krypte jedoch weitestgehend identisch (Tab. 4).19 Gottheiten in den Naoi der Treppenhäuser20 Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro Naos der nbt pt Hnwt nTrw nbw Hathor Or BHdtj nTr o# nb pt 1. Naos 2. Naos 3. Naos 4. Naos 5. Naos

13 14 15 16 17 18 19

20 21 22 23

Owt-Or nbt Jwnt tpjt nt Ro22/Hrjt-tp nt Ro Or-sm#-t#wj (nTr o#)23 Hrj-jb Jwnt JHy wr s# Owt-Or Or-sm#-t#wj-p#-xrd s# OwtOr

Gottheiten in den Naoi in Krypte Ost 121 Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro Naos der nbt pt Hnwt nTrw nbw Hathor 1. Naos Or BHdtj nTr o# nb pt s#b Swt pr m #Xt Owt-Or nbt Jwnt tpjt Hrjt-tp 2. Naos nt Ro Or-sm#-t#wj nTr o# Hrj-jb 3. Naos Jwnt s#-t# nTrj m jrt Ro 4. Naos JHy wr s# Owt-Or nXb wr Xpr m-H#t […] 5. Naos

Cauville, Fêtes, 35; sie bezieht sich hier vermutlich auf D V, 3, 15 – 4, 6 und 5, 15–18. D V, 5, 18. Waitkus, Krypten, 18, Anm. 17 zufolge geht es hier um das Neumondfest. D V, 90, 12 – 95, 2 und Taf. 392–397. Vgl. dazu Taf. 10–14. Siehe unten III 3.7 und D V, 91, 4–5. Nach Preys, in: SAK 34, 2006, 354, Anm. 10 und Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien dadurch zu erklären, dass die Beischrift von Schrein Nr. 6 in der Krypta zwei Hathorformen umfasst, die in der Treppe auf zwei verschiedene Naoi verteilt sind. So schon Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 59, siehe auch Waitkus, Krypten, 256, Preys, in: SAK 34, 2006, 354 und Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 707–708. Siehe zu dieser Prozession auch D VI, XXIII, XXVIII–XXIX; Daumas, in: LÄ IV, 468, s.v. „Neujahr“; ders., Dendara, 59, 97; Cauville, Dendara V–VI. Traduction, 21–22; dies., in: BIFAO 91, 1991, 74; Preys, in: Gs Quaegebeur, 918– 919. Nach D VII, 186, 9* und 188, 12 – 189, 12*; D VII, 200, 1* und 202, 5 – 203, 10*; D VIII, 96, 11* und 98, 13 – 99, 16*; D VIII, 117, 10* und 119, 5–14* sowie 121, 11 – 122, 6*. Nach D V, 91, 6 – 93, 95, 2; fett gedruckt sind in der Transliteration die Passagen, die in den Treppentexten keine Entsprechung haben. Siehe für eine ähnliche Übersicht Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 707–708. So in D VII, 188, 14*. In D VIII, 119, 9* fehlt nTr o#.

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343

1 Kontext

6. Naos

Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro Hrjt st wrt

6. Naos

7. Naos 8. Naos

Owt-Or nbt Jwnt t# mnjt Or-sm#-t#wj nTr o# nb %#-dj

‒ 7. Naos

9. Naos

Wsjr ½Wnn-nfr m#o Xrw¼ nTr o# Hrj-jb Jwnt

8. Naos

10. Naos

#st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt (Hrjt-jb Jwnt)24

9. Naos

Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro Hrjt st wrt Owt Or nbt Jwnt t# mnjt ‒ Or-sm#-t#wj nb %#-dj nTr o# Hrj-jb Jwnt Ro pw Xpr Ds.f m sp tpj Wsjr ½Wnn-nfr m#o Xrw¼ nTr o# Hrj-jb Jwnt Hwn nfr wbn m HD bx m xt dndngst m H#t.f #st wrt mwt-nTr nbt J#t-dj Hrjt-jb Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw

Tab. 4: Vergleich der Gottheiten in den Naoi der Treppenprozessionen und der Prozession am Eingang zu Krypte Ost 2.

In der zugehörigen Bandeauinschrift wird von der Vereinigung des Bas einer Gottheit (nTr) mit der „großen Scheibe“ (jtn wr) gesprochen, was wohl das xnm-jtn-Ritual umschreibt.25 Eindeutiger nimmt die Rede eines Priesters darauf Bezug, die lautet: „Ich erhebe den Arm unter dem Schrein des Ihi, damit er sich mit der (Sonnen-)Scheibe am Horizont vereine.“26 Eine Neujahrsbezeichnung wird im Umfeld der beschriebenen Darstellungen jedoch nicht genannt, vielmehr ist ganz allgemein vom hrw Xot („Tag des Erscheinens“)27 und von den Hbw nfrw („schönen Festen“)28 die Rede. Es könnte also sein, dass die auf der Ostwand von Raum C in Krypte Ost 2 gezeigte Prozession nicht nur auf die Neujahrsfeierlichkeiten verweist, sondern auch auf andere Feste, an denen eine Dachprozession stattfand.29 Wie in III 4.2.5 erläutert, wurde die Vereinigung mit der Sonnenscheibe schließlich auch an anderen Feiertagen durchgeführt. Wenngleich ein Zusammenhang der Ostkrypten 1 und 2 mit dem Neujahrsfest aufgrund der erwähnten Prozessionsdarstellung wahrscheinlich ist, so lässt sich dieser am Textmaterial nicht so eindeutig festmachen wie es in Krypte Süd 1 der Fall ist.30 Noch undeutlicher ist der von Sylvie Cauville attestierte Zusammenhang zwischen der Krypte West 1 und den Neujahrsgeschehnissen. Natürlich liegt dieser nahe, da sich der Zugang zu dieser Krypte im Neujahrshof befindet (siehe Taf. 5), in den Inschriften stehen jedoch

24 25 26 27 28 29 30

In D VIII, 99, 16* und 122, 5* ohne den Zusatz Hrjt-jb Jwnt. D V, 89, 9. Siehe dazu Waitkus, Krypten, 88 und 92, Anm. 36 und 254. wTs.n.j o xr HD n JHy r xnm.f jtn m #Xt; D V, 92, 4–5. D V, 89, 7–9. D V, 90, 11. Ähnlich Waitkus, Krypten, 256 und 258. Die Texte der Ostkrypten 1 und 2 wurden in Hinblick auf explizite Neujahrsverweise durchgesehen, festzustellen sind aber nur Nennungen des Geburtstags der Isis (z. B. D VI, 66, 11), siehe dazu auch die Liste zu den in den Krypten thematisierten Festen bei Cauville, Dendara V–VI. Traduction, 10–11. In ihrem Plan verzeichnet Cauville, op. cit., 9 für mehrere Räume der Ostkrypte einen Neujahrsbezug, was daran liegt, dass sie die Erwähnung der Vereinigung mit der Sonnenscheibe als eindeutigen Hinweis auf die Rituale des ersten Jahrestags liest (siehe z. B. ebd., 23, 27). Für eine Beschreibung und Deutung der Dekoration der Krypte Ost 2 siehe Preys, in: Gs Quaegebeur, 917–936.

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III Analyse und Auswertung

andere Feste im Vordergrund.31 Nicht zu leugnen sind Bezüge zum Sothisaufgang,32 und auch die Erwähnung von nilpferdgestaltigen Gottheiten in Gesellschaft Hathors könnte als Verbindung zu den Monatsgöttinnen im Kiosk gedeutet werden.33 Dass ausgerechnet die Statuen von Isis, Osiris und Ihi für die Neujahrsprozession aus dieser Krypte kommen, wie Cauville annimmt,34 lässt sich m. E. aus deren Dekoration nicht ableiten. In den Texten der Treppen und des Kiosks selbst finden sich nur spärliche Hinweise auf die Krypten als Ursprung der Neujahrsprozession. Eine Inschrift zum Naos der Hathor aus der aufsteigenden Prozession in Treppe W (D VII, 186, 12–13*) könnte darauf hindeuten, ist jedoch auch anders interpretierbar. Zu Beginn der Festbeschreibung heißt es: „Herauskommen zur Gotteskapelle (sH-nTr) der Goldenen, der Herrin von Jwnt, an ihrem schönen Fest, dem Neujahrsfest. Herauskommen zur Treppe im Haus der Goldenen, Öffnen des Gesichtes der Gottheit durch den hochrangigen Gouverneur, Erscheinen der Prächtigen und Mächtigen in ihrem prächtigen Schrein.“ Der Begriff sH-nTr kann Cauville zufolge nicht nur Götterkapellen, sondern auch Krypten bezeichnen, was sie aus D VI, 173, 12 – 174, 3 ableitet.35 Das Problematische an dieser Textstelle ist, dass die dort als sH-nTr bezeichneten Räumlichkeiten (#w-Hpt; Hwt-sSSt, Hwt-JHy, Hwt-s#-t#) sowohl Namen von Kapellen im Erdgeschoss des Tempels als auch von einzelnen Räumen in den Krypten sind.36 Mit der „Gotteskapelle der Schönen“ könnte sich D VII, 186, 12* also auch auf das Achsensanktuar der Hathor (Raum J) beziehen, das in der Festprozession ebenfalls eine Rolle spielt (siehe III 1.2). Verlockend an der Deutung von sH-nTr als Krypte bzw. Teil davon ist, dass der Text strukturell der am Anfang des Kapitels zitierten Inschrift aus der Kypte Süd 1 auffallend ähnelt (siehe Tab. 5), so dass beide vielleicht auf die gleichen Ereignisse referieren. Auch würde die Fortsetzung des Textes in der Treppe so mehr Sinn ergeben, da dort (D VII, 186, 15 – 187, 1*) von der Bewegung der Naosträger vor das pr-wr (das Achsensanktuar J) die Rede ist, wo sie vielleicht das dort zwischenzeitlich gelagerte Kultbild der Hathor in Empfang nahmen (siehe III 1.2). Nimmt man an, dass auch sH-nTr n nbwt nbt Jwnt die Kapelle der Hathor meint, würde diese im Text zweimal genannt, wobei dazwischen das „Herauskommen zur Treppe“ läge, was damit schwer in Einklang zu bringen ist. Wenn man davon ausgeht, dass sH-nTr hier eine Krypta oder einen Raum darin meint, wäre mit der in D VII, 186, 12* erwähnten Treppe nicht eine der großen Treppen (X oder W) gemeint, sondern vielleicht eine solche, wie es sie am Zugang zur Krypte Süd 1 oder in den Ost- und Westkrypten zur Verbindung zweier Ebenen innerhalb eines Raumkomplexes gibt. Somit würde der Text eine chronologische Abfolge von Kultstationen widerspiegeln (Betreten der 31 Siehe Cauville, Fêtes d’Hathor, 11; dies., Dendara V–VI. Traduction, 29–34; Waitkus, Krypten, 250 und 257. 32 Siehe z. B. D VI, 66, 11. 33 D V, 73, 9. Cauville, Dendara V–VI. Traduction, 354 transliteriert Êpwt, während Waitkus, Krypten, 179 sich für Spswt entscheidet. Cauville, op. cit., 31 weist auf den Zusammenhang mit der Dekoration des Kiosks hin, während sich Waitkus, op. cit., 186, Anm. 5 neutral äußert. Siehe zu diesen Gottheiten III 3.8.3. Der Plan bei Cauville, op. cit., 9 gibt daneben auch für die Kammer F Neujahrsbezüge an. Aus der Beschreibung ebd., 34 geht hervor, dass sie diese aus der Erwähnung der Trunkenheit und des Herbeibringens der tXw-Pflanzen ableiten möchte (D VI, 97, 6), siehe dazu jedoch I 3.10, wo erläutert wird, warum die Nennung dieser Pflanzen keinen Hinweis auf den Neujahrstag darstellt. 34 Cauville, Fêtes d’Hathor, 35. 35 Cauville, Dendara V–VI Index, 436 (s.v. sH-nTr). Siehe zur Geschichte des Begriffs sH-nTr, mit dem wahrscheinlich erst in griechisch-römischer Zeit geschlossene Räume im Tempel bezeichnet werden konnten, Spencer, The Egyptian Temple, 114–119; Wilson, Lexikon, 890; Konrad, Architektur, 27–30. 36 Siehe die Einträge zu den genannten Bezeichnungen bei Waitkus, Krypten, 274–277.

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1 Kontext

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Krypta mit ihrer Treppe – Erscheinen der Göttin – Bewegung zum pr-wr). In Anbetracht der Tatsache, dass die genaue Bedeutung von sH-nTr an dieser Stelle höchst unsicher ist, muss diese Deutung jedoch als spekulativ bezeichnet werden. Treppe W Herauskommen zur Gotteskapelle Herauskommen zur Treppe ‒ Öffnen des Gesichts Erscheinen der Göttin Göttin ruht in tragbarem Naos Genaue Beschreibung des tragbaren Naos

Krypte Süd 1 Eintreten des Königs und des Priesters ‒ Hingewendet stehen zur Krypta Öffnen des Gesichts und der Krypta Erscheinen der Göttin Göttin ruht in tragbarem Naos Genaue Beschreibung des tragbaren Naos

Tab. 5: Vergleich der Textstruktur von D VII, 186, 12–15* (Treppe W) und D V, 116, 9–13 (Krypte Süd 1).37

Deutlicher verweist eine andere Stelle aus den Treppentexten auf einen Zusammenhang mit den Krypten. Es handelt sich um die Beischrift zu einem der Naosträger in der absteigenden Prozession des Treppenhauses X. Der Priester wird als „Diener der Stirnschlange, großer Reinigungspriester, mit eintretenden Beinen an den verborgenen Plätzen (swt-St#t)“ bezeichnet (D VIII, 97, 13*). Der Aspekt der Geheimhaltung spielt in den Bezeichnungen von Krypten eine zentrale Rolle,38 und so findet sich auch st-St#t mehrfach in den Inschriften an den Durchgängen in ihrem Inneren, welche eine Beschreibung der Funktion und kultischen Zugehörigkeit der Kammern liefern. An der Tür von F zu G ist in Krypte Ost 1 vom st-St#t nt Sspw nw Hwts#-t# („verborgenem Platz der Statuen des Hauses des s#-t#“; D V, 34, 9) die Rede, der Zugang von C nach B in Krypte Süd 1 spricht vom st-St#t nt Sspw nw Hwt-cm#-t#wj („verborgenem Platz der Statuen des Hauses des Somtus“; D V, 143, 3). An anderen Stellen in den Krypten Süd 1 und Ost 1 werden diese (bzw. die entsprechenden Kammern) „verborgener Platz des Kultbildes/der Erscheinungsform“ genannt (D V, 12, 11 und 151, 7). Es liegt also nahe, dass sich swt-St#t in der zitierten Inschrift im Treppenhaus (D VIII, 97, 13*) auf die Krypten im Allgemeinen bezieht, denen zu Beginn der Feierlichkeiten die Kultbilder entnommen wurden und in die sie am Ende wohl wieder zurückkehren.39 Grundsätzlich lässt sich zur Nutzung der Krypten am Neujahrstag sagen, dass ihnen mit Sicherheit die für die Prozession verwendeten Statuen, vielleicht auch andere Kultobjekte entnommen wurden. Ob sich das Kultbild der Hathor für den großen Naos in der Krypte Süd 1 oder in einer der Ostkrypten befand, lässt sich nicht klären, da sich an beiden Orten Hinweise dafür finden.40 Auch, ob das Vorhandensein der am Neujahrstag beteiligten Neunheit in der 37 Siehe zu dem Text aus der Krypta weiter oben in diesem Kapitel sowie Waitkus, Krypten, 94 mit Anmerkungen. 38 Siehe dazu Waitkus, Krypten, 235–236. Auch Eldamaty, in: Hawass (Hg.), Egyptology at the Dawn of the Twenty-first Century, 173 deutet die zitierte Textstelle als Verweis auf die Krypten. 39 Siehe für einen Text aus dem Couloir mystérieux, der ebenfalls die swt-St#t nennt und diese mit dem Neujahrsfest in Verbindung bringt, III 1.3. Eine ähnliche Nutzung der Krypten wie in Dendara wäre für Edfu zu vermuten, zumindest heißt es in einer Inschrift aus der Kammer der westlichen Treppe, die den Aufstieg auf das Dach thematisiert: „Der Gott kommt heraus aus seinem verborgenem Platz, um zum Horizont zu fliegen“ (pr nTr m st-St#t.f r p# r #Xt; E I, 514, 1). 40 Einerseits ist in D V, 116, 9 – 117, 6 in Krypte Süd 1 vom Götterbild der Hathor und ihrem tragbaren Schrein die Rede, andererseits führt der große Naos der Hathor die Prozession an, die auf der Wand von Raum C der Ostkrypte 2 dargestellt ist (D V, Taf. 392 = hier Taf. 6). Siehe dazu Waitkus, Krypten, 256.

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III Analyse und Auswertung

Priesterprozession am Übergang von Krypte Ost 2 zu Ost 1 darauf hindeutet, dass genau diese Statuen hier gelagert wurden, ist fraglich. Wie Wolfgang Waitkus anmerkt, könnte diese Darstellung beispielhaft für alle Gottheiten stehen, die zu verschiedenen Zeitpunkten aus der Krypte herausgeholt wurden, sie muss nicht ausschließlich das Neujahrsfest als Bezugspunkt haben.41 Darauf könnte das unspezifische nTr in der zugehörigen Bandeauinschrift (D V, 89, 7, siehe oben) hindeuten, das vielleicht eine Art neutralen Stellvertreter für alle möglichen Gottheiten darstellt.42 Welche Statuen aus welcher Krypte entnommen wurden und in welcher Reihenfolge dies geschah, lässt sich m. E. anhand der Texte nicht rekonstruieren. 1.2 Das pr-wr Gleichermaßen als wichtige Station am Anfang sowie als Endpunkt der Prozession wird in den Treppeninschriften das pr-wr (Raum J) genannt, also die auf der Tempelachse liegende Kapelle der Hathor.43 So ist etwa in D VIII, 100, 6* zu Beginn einer Beschreibung der Neujahrsfeierlichkeiten von einem „Erscheinen seitens ihrer Majestät im pr-wr“ die Rede. In D VII, 186, 15 – 187, 1* heißt es nach einer detaillierten Schilderung des tragbaren Naos der Hathor: „Kommen der Freunde vor das pr-wr, indem sie ausgestattet sind mit all ihrem Bedarf. Sie tragen die Große in ihrem prächtigen Schrein, um die (Sonnen-)Scheibe zu sehen am Neujahrsfest.“ Demnach finden sich die neun Freunde (siehe III 3.7) mit dem Schrein der Hathor vor dem Achsensanktuar ein. Diese Information und die Tatsache, dass auch die anderen an den Couloir mystérieux angeschlossenen Götterkapellen ganz offensichtlich bei der Neujahrsprozession eine Rolle spielten, könnte darauf hindeuten, dass sich die den Krypten entnommenen Statuen nicht sofort zum Festzug gesellten, sondern vorübergehend in ihren Kapellen abgestellt wurden (siehe dazu III 1.3). Dass das pr-wr auch den Endpunkt der Festhandlungen am Neujahrstag darstellt, klingt in D VII, 191, 5–6* an, wo es nach einer langen Beschreibung der Prozession und der Handlungen im Kiosk heißt: „Sie tritt in Frieden in ihr pr-wr ein in Jubel, sie ruht in ihrem prächtigen Schrein. Der Himmel ist im Fest, das Land ist in Freude, weil die Goldene in ihr Haus der Goldenen eintritt.“ Außer pr-wr finden sich in den Inschriften der Treppen und des Kiosks einige andere Bezeichnungen, die sich möglicherweise auf das Achsensanktuar der Hathor (J) beziehen. So heißt es etwa in D VIII, 87, 8–9* „Mögest du das pr-wr im Fest betreten, die beiden Türflügel deines o#yt sind offen, um dich aufzunehmen“ (oq.T pr-wr m oq o#wj n o#yt.T sn.tw r Ssp.T). Hier scheint o#yt ein Synonym von pr-wr zu sein. Da das Wort jedoch auch grundsätzlich den Tempel oder das Heiligtum bezeichnen kann und an anderer Stelle in den für uns relevanten Texten in dieser allgemeinen Bedeutung verwendet wurde,44 kann man sich nicht sicher sein, ob es sich wirklich an manchen Stellen um einen Eigennamen des Raumes J handelt. Die Bezeichnung o#yt findet sich auch in einer Reihe von Raum- bzw. Tempelbezeichnungen, die jeweils in den Reden der Standartenträger in den absteigenden Prozessionen der beiden Treppenhäuser genannt werden (D VII, 192, 2 – 193, 16* und D VIII, 88, 4 – 90, 10*). Hier wird

41 Waitkus, Krypten, 256. 42 So Waitkus, Krypten, 256. 43 Siehe für die Zuordnung der Bezeichnung zu diesem Raum Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 53–54 und D III, 59, 11 und 60, 5, zur Bedeutung der Benennung Richter, Theology, 123. 44 Wb I, 166, 11; Wilson, Lexikon, 134–135; Konrad, Architektur, 65; siehe z. B. auch D VII, 204, 13* und D VIII, 5, 13*.

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1 Kontext

entweder die Göttin aufgefordert, sich zu der auf unterschiedliche Weise (siehe Tab. 6) bezeichneten Räumlichkeit zu begeben, oder aber der jeweilige Standartenträger selbst bekräftigt, dass er sich dorthin bewegt. Treppe W Textstelle D VII, 192, 5* D VII, 192, 7* D VII, 192, 9* D VII, 192, 11* D VII, 192, 15* D VII, 192, 17* D VII, 193, 2* D VII, 193, 5* D VII, 193, 8* D VII, 193, 10* D VII, 193, 13* D VII, 193, 16*

Bezeichnung H#yt45 o#yt jwnn46 H#yt Sspt47 Xm48 H#yt Dryt50 H#yt, o#yt jwnn st nt smn.T Sspt

Treppe X Textstelle D VIII, 88, 4* D VIII, 88, 8* D VIII, 89, 2* D VIII, 89, 8* D VIII, 89, 11* D VIII, 89, 15* D VIII, 90, 4* D VIII, 90, 5–6* D VIII, 90, 8* D VIII, 90, 10*

Bezeichnung H#yt, oH Sps st mr jb.T Xm H#yt o#yt H#yt Owt-ob49 pr.T Xnt Pr-rpyt st.T Xnt ct-Ro tjt51

Tab. 6: Bezeichnungen des Zielpunktes der absteigenden Prozessionshälften in den Reden der Standartenträger.

Natürlich sind die in Tab. 6 aufgeführten Namen vorwiegend allgemeiner Art und können sich meist auch auf das Tempelhaus der Hathor im Ganzen beziehen, welches mit dem Treppenabstieg wieder betreten wird, oder auf irgendeinen anderen Raum darin. Aus dieser Auflistung darauf zu schließen, dass diese Begriffe stets das pr-wr meinen, wäre also falsch.52 Es liegt jedoch nahe, dass in diesen Texten zumindest teilweise auf das Achsensanktuar der Hathor Bezug genommen wird, da in den aufsteigenden Prozessionen an entsprechender Stelle vom Dach bzw. Dachkiosk die Rede ist.53 Der Inhalt der Inschriften würde sich somit nach der Bewegungsrichtung der Figuren richten und gäben als Zielpunkt jeweils die auf den Auf- bzw. Abstieg folgende Station innerhalb des Festgeschehens an. Die Inschriften und die Dekoration des pr-wr selbst weisen m. E. keine explizite Präferenz für das Neujahrsfest auf.54 Dies verwundert nicht, spielte dieser Raum doch gewiss in seiner 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54

Siehe dazu Wb III, 16, 3–5; Wilson, Lexikon, 612–613; Coppens, Wabet, 70–71. Siehe dazu Wb I, 55, 12–13; Wilson, Lexikon, 54; Spencer, The Egyptian Temple, 99–103. Siehe dazu Wb IV, 535, 10–18; Wilson, Lexikon, 1030. Siehe dazu Wb III, 289, 10–13; Wilson, Lexikon, 727–728; Spencer, The Egyptian Temple, 104–108. Siehe dazu Kockelmann, Kultnamenlisten, 169 (hier Owt-wob transliteriert). Dies ist eine der wenigen Bezeichnungen in der Tabelle, die sich mit ziemlicher Sicherheit nicht auf das Achsensanktuar beziehen. Hier könnte das gesamte Tempelhaus gemeint sein. Siehe dazu Wb V, 600, 7–12; Wilson, Lexikon, 1241–1242. Siehe dazu Wb V, 240, 12. Dies lässt sich besonders gut am Beispiel H#yt zeigen, das in den Inschriften des Kiosk auch dieses Gebäude meinen kann; auch Dryt steht unter diesem Verdacht, siehe dazu III 2.2.3. Z. B. D VII, 178, 16 – 179, 1*; 179, 4*; 179, 8*; 179, 11*; 179, 14* etc. sowie D VIII, 103, 13*; 104, 2*; 104, 4*; 104, 8* etc. Cauville gibt an, dass zwei Darstellungen von Statuen der Hathor in der Nische des pr-wr dem Abbild aus dem Kiosk entsprechen und behauptet, dass diese am Neujahrstag in den Kiosk getragen worden seien (Dendara III.

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III Analyse und Auswertung

Rolle als Ruheplatz für das Götterbild der Hathor auch zu anderen Ereignissen im Alltags- und Festkult eine zentrale Rolle.55 Als implizite Hinweise darauf, dass das Achsensanktuar J als Station der Neujahrsprozession fungierte, können jedoch die beiden Inschriften, welche die Fassade des Sanktuars links und rechts flankieren, verstanden werden. Auf der rechten Seite (D III, 45, 13 – 46, 1) befindet sich ein durch nfrwj Hr.T eingeleiteter Hymnus, der sich an mehreren Orten im Tempel, die für die Neujahrsprozession von Bedeutung sind, wiederfindet (siehe Synopse 1 und unten, Kapitel III 6.5).56 Aus der Überschrift der Version im Kiosk (D VIII, 59, 2*: „Spruch, ihre Majestät sich vereinigen zu lassen mit der (Sonnen-)Scheibe“) wird deutlich, dass es sich um einen während des Rituals rezitierten Text handelt. Die entsprechende Inschrift auf der linken Seite ist ebenfalls durch Parallelen mit wichtigen Schauplätzen des Neujahrstages im ganzen Tempel verknüpft, unter anderem mit der Treppenkammer V und der mehrläufigen gewundenen Treppe X (siehe Synopse 2).57 Der in den Versionen in Dendara mit Xo wrt m-Xnt #Xt eingeleitete Text stellt eine Art Beschreibung des Auszugs der Hathor dar und mündet in einer Charakterisierung der Göttin. Der Titel der demotischen Parallele verrät, dass es sich um den „Spruch zum Herauskommen zum Morgenhaus durch diese Göttin“ handelt.58 Dass diese hier als wTst sXmtj m pr-wr („die die Doppelkrone im pr-wr trägt“, D III, 46, 5) bezeichnet wird, passt gut zu der Darstellung der Statue der Hathor auf der Rückwand des Kiosks und ihren Beschreibungen aus den Treppentexten, denen zufolge die Göttin am Neujahrsfest eine Doppelkrone trägt (III 5.1). Wirft man einen Blick auf den mit Dendara eng verbundenen Tempel von Edfu, so stellt man fest, dass auch hier die Kultkapelle, die auf der Tempelachse und hinter dem Barkensanktuar liegt, eine der ersten Stationen der Festprozession und wahrscheinlich auch deren Abschluss darstellt. Dies leitet Maurice Alliot vor allem aus den Treppentexten ab, die auf die Herkunft des tragbaren Naos aus dem als msn oder nDm-onX bezeichneten Raum Bezug nehmen.59 Problematisch ist in diesem Zusammenhang aber, dass msn und nDm-onX nicht nur als Namen für das Achsensanktuar fungieren, sondern auch Edfu als Ganzes meinen können.60

55 56

57 58 59 60

Traduction, 12 und dies./Ali, Dendara, 104 in Bezug auf D III, 93, 15 – 94, 4 und 96, 22 – 97, 7 mit Taf. 201– 202; siehe dazu auch Richter, Theology, 378–380). Während die Hathor auf der Westwand überhaupt keine erkennbare Entsprechung im Kiosk hat, findet sich dort tatsächlich ein ikonographisches Pendant zu der Darstellung auf der Ostwand der Nische, nämlich in Szene 9 (D VIII, Taf. 709). Diese Form der Göttin (jmjt bzw. Hrjt-jb wj#.s) ist jedoch nicht ausschließlich im Neujahrskontext belegt, wie die Ausführungen dazu in III 2.2.1 zeigen. Die Teilnahme einer Statue Hathors mit der hier dargestellten Krone am realen Festgeschehen ist keineswegs ausgeschlossen, durch ihre Darstellung im Dachkiosk jedoch nicht bewiesen. Schließlich sind dort zahlreiche weitere Formen dieser und anderer Gottheiten abgebildet, die in den Treppenprozessionen keine Entsprechung haben und für deren Teilnahme mit einer eigenen Statue auch die Texte keine Hinweise liefern (siehe dazu III 5.1). Siehe zur Funktion der Kapelle Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 53–54; Cauville, Dendara III Traduction, 8–9; Cauville/Ali, Dendara,100–104. So bereits Cauville, Dendara III. Traduction, 105, Anm. 1; dies., Fêtes d’Hathor, 40–41; dies., Dendara IV. Traduction, 297, Anm. 8; dies., in: Fs Kurth, 47; siehe auch die Skizze bei Cauville/Ali, Dendara, 101; in der Grafik bei Cauville, Pronaos, 14 sind diese Texte mit den Opferszenen des Stabs der Hathor gemeinsam dargestellt. So bereits Cauville, Pronaos, 550–551; dies., Fêtes d’Hathor, 44; Widmer, in: Fs Zauzich, 651–686; Preys, in: Haring/Klug (Hgg.), 6. Tempeltagung, 210–211. Siehe auch die Skizze bei Cauville/Ali, Dendara, 101. So Quack, Rez. in: AfP 51, 2005, 186. Siehe Alliot, Culte d’Horus, 312 und zur Rolle dieses Raumes an den Festtagen um den Jahreswechsel insgesamt ebd., 312–337, zur Rückkehr der Statuen nach der Prozession ebd., 368–374 und 421–428. Siehe Wilson, Lexikon, 567 (nDm-onX) und Gauthier, DG III, 60 mit E VII, 13, 1–3, dazu Alliot, Culte d’Horus, 314 (msn).

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1 Kontext

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Dies führt dazu, das manche der Textstellen, die Alliot mit dem Beginn der Festprozession in diesem Raum in Verbindung bringt, auf zweierlei Art gedeutet werden können.61 Daneben gibt es jedoch Fälle, in denen der Bezug zum Achsensanktuar relativ deutlich ist. So heißt es z. B. in einer der Bandeauinschriften der mehrläufigen gewundenen Osttreppe U, die den Festablauf beschreibt: „Das Sanktuar (nDm-onX) betreten durch den König selbst, in seiner Rolle als hochrangiger Gouverneur. Herauskommen zur Treppe. Öffnen des Gesichtes des Gottes/Horus, der in seinem großen Schrein ist im Inneren des großen Sitzes (st-wrt)“ (E I, 554, 3–4)62. Darauf folgen eine detaillierte Beschreibung des tragbaren Kastens für die Gottheit und eine Schilderung der Festprozession, die im Ritual xnm jtn mündet. In Hinblick auf diese frühe Station der Prozession scheint das Neujahrsfest in Edfu und Dendara also ähnlich abzulaufen.63 1.3 Der Couloir mystérieux und die umliegenden Kapellen Den Ausgangspunkt einer Untersuchung von Zirkulationsräumen und Zugangstüren von René Preys bildet der Couloir mystérieux, welchen die Vereinigung dieser Elemente ganz besonders charakterisiert. Wenngleich die Zugangstüren zu den an den Couloir angeschlossenen Kapellen mit der restlichen Wandfläche des Sanktuarumgangs eine architektonische Einheit bilden, so sind sie funktional von ihnen zu unterscheiden: Während die Dekoration der Türen Bezug auf den dahinter liegenden Kultraum nimmt, kann man den verbleibenden Wänden grundlegende Informationen zur Nutzung des Zirkulationsraumes entnehmen.64 Dementsprechend soll im Folgenden zunächst ein Blick auf die Inschriften geworfen werden, welche die Rolle des Couloir selbst am Neujahrsfest beleuchten, um dann in einem zweiten Schritt zu untersuchen, welche der daran angeschlossenen Kapellen in diesem Zusammenhang von Bedeutung sind. Auskunft über eine Nutzung des Couloir mystérieux am Jahresbeginn geben zwei Bandeauinschriften, die sich in den Durchgängen der Türen vom Sanktuarvorraum O zum Umgang befinden.65 Die Osttür trägt die Bezeichnung „Tür des Gehens zu den verborgenen Plätzen, um die Goldene, die Herrin von Jwnt zu sehen und ihre Neunheit, um ihre Majestät zu preisen im Umkreis ihrer beiden Reihen von Schreinen, um sich mit der (Sonnen-)Scheibe zu vereinen am Neujahrsfest“.66 Die entsprechende Inschrift an der Westtür lautet: „Tür des Schreitens, um den unzugänglichen Ort zu betreten, um die zu Buto Gehörige zu sehen und ihre Mannschaft, um ihrem Leib Lobpreis zu geben in ihrem Gemach, um sich mit den Strahlen dessen, der sie schuf, am Jahresbeginn zu vereinen.“67 Beide Texte betonen die Funktion des Couloir mystérieux als Durchgangsraum zu bestimmten Kultplätzen am Neujahrstag. Hierbei ist auf der einen Seite von den swt-St#t („verborgenen Plätzen“) die Rede, auf der anderen Seite wird 61 Siehe z. B. die bei Alliot, Culte d’Horus, 312 als Verweis auf das Sanktuar zitierten Stellen für Msn(t) E I, 553, 15 (gemeint ist wohl 553, 14) und 554, 2, die in der Übersetzung bei Kurth, Treffpunkt der Götter 108 als Bezeichnung für den Tempel von Edfu im Allgemeinen interpretiert werden, was ebenso Sinn ergibt. 62 oq nDm-onX jn nsw Ds.f m jrw.f n H#tj-o wr prt r Xndw wn-Hr Hr nTr/Or m HD.f wr Xnt st-wrt; siehe Kurth, Treffpunkt der Götter, 108; Alliot, Culte d’Horus, 314 und 316. 63 Dass dies nicht für alle Elemente des Festablaufs gilt, zeigt sich z. B. bei der Untersuchung zur Nutzung der Treppen (III 2.1.4). 64 So Preys, in: Haring/Klug (Hgg.), 6. Tempeltagung, 205. 65 Siehe zu diesen Inschriften Daumas, in: ASAE 51, 1951, 393. 66 sb# n sqdt r swt-St#t r m## nbwt nbt Jwnt Hno psDt.s r Hkn n Hmt.s m-q#b jtrtj.s r xnm jtn m wp rnpt; D I, 76, 8– 10. Den Ausdruck m-q#b jtrtj.s ließe sich vielleicht auch als Entsprechung zu dem häufig mit „zu beiden Seiten“ zu übersetzenden m jtrtj (Wilson, Lexikon, 124) deuten. Im gleich aufgebauten Text an der Westtür steht an entsprechender Stelle jedoch m Dryt.s (D I, 82, 13–14), so dass mit den jtrtj wirklich die Kapellen/Heiligtümer der Göttin gemeint sein dürften. 67 sb# n nmt r oq bw-Dsr r ptr Pyt ob Snwt.s r djt j#w n Dt.s m Dryt.s r snsn stwt nt qm# sj tp(j) rnpt; D I, 82, 12–14.

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III Analyse und Auswertung

der bw-Dsr („unzugängliche Ort“) genannt. Vom Sinn her könnten beide Bezeichnungen sich auf die Gesamtheit aller Sanktuare beziehen, die im und am Couloir mystérieux liegen,68 denn hierbei handelt es sich um den besonders heiligen und unzugänglichen Kern des Tempels. Wie allerdings in Kapitel III 1.1 erläutert wurde findet sich die Bezeichnung st-St#t sowohl in den Texten der östlichen und südlichen Krypten als auch in den Treppeninschriften, sie bezeichnet dort wahrscheinlich die Krypten selbst. Auch die am westlichen Zugang zum Sanktuarumgang verwendete Bezeichnung bw-Dsr findet sich in einer Krypte (Ost 1) wieder, wenngleich in nicht ganz so eindeutigem Kontext.69 Zumindest am östlichen, vielleicht aber auch am westlichen Zugang zum Couloir mystérieux wird also auf die Krypten als Ausgangspunkt der Neujahrsgeschehnisse verwiesen, die auf diesem Weg erreicht werden können. Dies gilt jedenfalls für die Krypten Ost 1 und 2, die über Raum G zugänglich sind, sowie für die Krypte Süd 1, deren Zugang in Raum M liegt, beide sind vom Sanktuarumgang aus erreichbar. Verweise auf den Jahresbeginn (wp rnpt, tp(j) rnpt) oder aber auf das xnm-jtn-Ritual im Allgemeinen finden sich nicht nur in den oben zitierten Inschriften der beiden Eingänge zum Couloir mystérieux, sondern auch an den Zugängen zu den meisten der Kapellen, die diesen umgeben (siehe Tab. 7 und Farbtaf. 1).70 Anbringungsort und Textstelle Tür zu Raum D, Durchgang, rechte Seite, Bandeau (D II, 67, 9–10) Tür zu Raum E, Durchgang, rechte Seite, Bandeau (D II, 101, 13–15)

Text(auszug) „Tür des Anzeigens der Richtung zur wort-Xpr-x#t, dem Heiligtum derer, die schöner ist als die Götter, um sich mit der (Sonnen-)Scheibe zu vereinen am Tag des Neujahrsfestes, um ihre Gestalt stärker zu machen als die Götterbilder.“71 „Tür des Gehens zum st-msXnt, dem Heiligtum der Iunit in J#t-djt, damit sie sich mit den Strahlen des Re am Horizont vereint, um ihren Leib trefflicher zu machen als die Götter.“72

68 So Preys, in: Haring/Klug (Hgg.), 6. Tempeltagung, 206. 69 Der König ist hier „der Gottesreiniger, der den unzugänglichen Ort betritt“ (ob nTr oq bw-Dsr), D V, 5, 9. Hiermit muss natürlich nicht zwangsläufig die Krypte selbst gemeint sein, die Anbringung an dieser Stelle lässt diese Interpretation jedoch zu. 70 Nicht zu einem Türrahmen gehörig, sondern daneben befindlich und damit der Südwand des Couloir mystérieux zuzuordnen ist der Text D II, 11, 15 – 12, 4, der zwar das Neujahrsfest nicht explizit nennt, jedoch eine Parallele zu einer Inschrift im östlichen Treppenhaus darstellt (D VII, 173, 11 – 175, 5*). Siehe dazu Cauville, Temple d’Isis II, 112–115 und unten, III 6.5. 71 o# n djt-o r wort-Xpr-x#t o#yt nt ont r nTrw r xnm jtn hrw wp rnpt r srwD jrw.s r sXmw. Siehe zur Bezeichnung wort-Xpr-x#t für Raum D Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 190–191 und Daumas, Dendara, 51. 72 sb# n sqdt r st-msXnt jwnn n Jwnjt m J#t-djt r snsn.s stwt nt Ro Xnt #Xt r smnX Dt.s r nTrw. Siehe zur Bezeichnung st-msXnt für Raum E Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 170–171 und Daumas, Dendara, 51–52.

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1 Kontext

Tür zu Raum F, Durchgang, rechte Seite, Bandeau (D II, 134, 10–11) Tür zu Raum G, Durchgang, rechte Seite, Bandeau (D II, 168, 4–5) Tür zu Raum H, Außenseite, Türsturz (D II, 198, 14) Tür zu Raum H, Durchgang, rechte Seite, Bandeau (D II, 202, 4–5) Tür zu Raum I, Durchgang, rechte Seite, Bandeau (D III, 2, 11–12) Tür zu Raum K, Durchgang, rechte Seite, Bandeau (D III, 103, 15–16)

„Tür des Eintretens zum Haus des Sokar, dem unzugänglichen Gemach des ½Onnophris, gerechtfertigt¼, um seinen Leib zu verjüngen, um seine Glieder zu verhüllen, um seine Majestät am Jahresanfang/alljährlich trefflich zu machen.“73 „Tür des Kommens zum Haus des Somtus, dem großen Gemach des Harsomtus, um die Strahlen seines Bas mit seinem Leib zu vereinigen an seinem Fest des Jahresanfangs.“74 „Den preisen, der den Bösen schlachtet, der aus dem Himmel herauskommt am Morgen des Neujahrstages.“75 „Tür des Gehens ins pr-nw der zu Buto Gehörigen, verborgene Tür ihres Kas in Jwnt, um ihren Leib zu vereinigen mit den Strahlen ihres Vaters am Jahresbeginn/alljährlich ohne Unterlass.“76 „Tür des Eintretens in das Haus des Naossistrums, das Heiligtum der Horizontischen in Jwnt, um ihr Abbild zu verklären mit den Aussprüchen des Thot, damit sie sich mit den Strahlen des Re bei seinem Aufgang vereinigt.“77 „Tür des Eintretens in das Haus der Reinigung, das Gemach ihrer Majestät auf Erden, um ihre Gestalt zu preisen, um ihr Ansehen größer zu machen, um sich mit den Strahlen ihres Vaters zu vereinigen.“78

73 o# n oq r-Xnt Hwt-ckr Dryt Dsrt nt ½Wnn-nfr m#o Xrw¼ r srnp Dt.f r Hts How.f r smnX Hm.f tp(j) rnpt. Siehe zur Bezeichnung „Haus des Sokar“ für Raum F Daumas, Dendara, 52. In Anbetracht der vielen Verweise auf den Neujahrstag und die Vereinigung mit der Sonnenscheibe, die bei den Kapellen des Umgangs systematisch auf der rechten Seite des Türdurchgangs auftreten (Farbtaf. 1), ist hier m. E. am Ende tp(j) rnpt und nicht tp tr zu lesen, auch wenn die Schreibung der Publikation zufolge

lautet. So offenbar auch gedeutet von Cauville,

Dendara II. Traduction, 206–207, Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 52 und Goyon, Dieux-gardiens I, 224, wenngleich keiner dies explizit kommentiert oder begründet. Dagegen Eldamaty, Sokar-Osiris-Kapelle, 31, der tp tr transliteriert und „Anfang der Jahreszeit“ übersetzt. Leider liegt mir kein Foto vor, es könnte jedoch sein, dass es hier eine Konfusion mit den Zeichen

74 75 76 77 78

oder

gibt (auf die grundsätzliche Möglichkeit einer

Verwechslung weist Kurth, Einführung 1, 309, Anm. 61 hin). Ich danke Jan Tattko, der mich auf die Problematik dieser Stelle hingewiesen hat. sb# n Smt r Hwt-cm#-t#wj H#yt wrt nt Or-sm#-t#wj r sm# stwt nt b#.f Hno Dt.f m Hb.f tp(j) rnpt. Siehe zur Bezeichnung „Haus Somtus“ für Raum G Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 116 und Daumas, Dendara, 52–53. dw# OnT-nkn pr m pt m dw#yt nt wp rnpt. Hier geht es um eine Schlange zum Schutz der Göttin am Neujahrstag, siehe dazu Preys, Les complexes, 19 und 20–21. Vgl. zur Lesung dw#yt Kapitel I 3.5. sb# n ns r pr-nw n Pyt sbXt St#t nt k#.s Xnt Jwnt r sm# Dt.s Hno stwt nt jt.s tp(j) rnpt n(n) #b, siehe auch Preys, Les complexes, 52. Siehe zur Bezeichnung pr-nw für Raum H Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 186 und Daumas, Dendara, 53. sb# n oq r-Xnt Hwt-sSSt Xm n #Xtjt m Jwnt r s#X n sm.s m Ssrw n EHwtj r sm#.s stwt nt Ro m wbn.f, siehe auch Preys, Les complexes, 152. Siehe zur Bezeichnung Hwt-sSSt für Raum I Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 146–147 und Daumas, Dendara, 53. sb# n Hwt r-Xnt Hwt-ob H#yt nt Hmt.s tp t# r sw#S soH.s r swr Sfyt.s r snsn stwt nt jt.s. Siehe zur Bezeichnung Hwtob bzw. Hwt-wob für Raum K Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 169.

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III Analyse und Auswertung

Tür zu Raum L, Durchgang, rechte Seite, Bandeau (D III, 135, 9–11) Tür zu Raum L, Außenseite, linker Türpfosten (D III, 133, 16–17)

Tür zu Raum M, Durchgang, rechte Seite, Bandeau (D III, 167, 8–10) Tür zu Raum N, Durchgang, rechte Seite, Bandeau (D IV, 2, 13–15)

„Öffnung?,79 um das Herz zum Haus des Menit zu richten80, dem unzugänglichen Gemach der Prächtigen in Jwnt, um dein Bild anzubeten an seinem Platz, um die Sonnenstrahlen mit seinem Gesicht zu vereinen.“81 „Worte zu sprechen: Gegrüßt seist du, Hathor, Herrin von Jwnt, das Menit! Jauchzen für dich in deinem Schrein, Jauchzen in dein Gesicht, Herrin, Gebieterin! Für dich [jauchzt?] dein Vater, der Leuchtende, dich preist Re in Frieden am Morgen des Neujahrsfestes, Re-Harachte jubelt für dich zusammen mit der großen Neunheit (…).“82 „Tür des Gehens zum pr-nsr der Flamme, zum Sanktuar derer, die als Goldene aufgeht, um ihren Leib in ihrem unzugänglichen Gemach zu verehren, um sie mit der (Sonnen-) Scheibe am Horizont zu vereinen.“83 „Tür des Gehens zum Thron des Re, dem prächtigen Gemach des Falken, um sein Götterbild in seinem Sanktuar zu preisen, um sich mit seinem Ba am Himmel zu vereinen.“84

Tab. 7: Verweise auf das Neujahr bzw. die Vereinigung mit der Sonnenscheibe an den Türen der Kapellen im Couloir mystérieux.85

Wie man sieht ist der Couloir mystérieux durch diese Türinschriften geradezu eingeschlossen von Verweisen auf die Vereinigung mit der Sonnenscheibe und/oder das Neujahrsfest. Dabei finden sich jeweils auf der rechten Seite der Türeingänge westlich des Achsensanktuars J Hinweise auf die Nutzung der Räume im Zusammenhang mit einem xnm jtn, östlich des Achsensanktuars sind an dieser Stelle auch Anspielungen auf Aktivitäten am wp rnpt und tp(j) rnpt zu finden. Zusätzlich kommt wp rnpt auch auf dem Türsturz von Kapelle H rechts der Achse und auf dem rechten Türpfosten von Kapelle L links der Achse vor.

79 Cauville, Dendara III. Traduction, 238–239 übersetzt ohne Anmerkung pX#t mit „porte“. Natürlich muss es sich hierbei dem Zusammenhang und dem Determinativ zufolge um ein Wort für „Tür“ oder „Zugang“ handeln, pX#t mit dieser Bedeutung ist jedoch m. W. aus anderen Quellen nicht bekannt. Im Zusammenhang mit dem Verbum pX# „öffnen“ (Wb I, 542, 12 – 543, 7) ist die Existenz eines zugehörigen Substantives nicht unwahrscheinlich. 80 Cauville, Dendara III. Traduction, 138 nimmt hier den Infinitiv djt-o „gehen, kommen“ an (Wb V, 419, 9–10), die Publikation schreibt jedoch eindeutig djt-jb (Wb I, 60, 11). 81 pX#t nt djt-jb r-Xnt Hwt-mnjt Dryt Dsrt nt Spst m Jwnt r s#-t# n smn.s m st.s r #bX stwt m Hr.s. Siehe zur Bezeichnung Hwt-mnjt für Raum L Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 145–146 und Daumas, Dendara, 55. 82 Dd mdw nD Hr.T Owt-Or nbt Jwnt t# mnjt jrt n.T hy m k#r.T hy m Hr.T nbt Hnwt jr n.T jt.T J#Xw [j#w?] dw# Tw.T Ro m Htp m dw#yt nt wp rnpt hn n.T Ro-Or-#Xtj Hno psDt o#t (…), siehe dazu Cauville, Dendara III. Traduction, 234– 235 und dies., Fêtes d’Hathor, 40. Der Text setzt sich mit Epitheta fort. Vgl. zur Lesung dw#yt Kapitel I 3.5. 83 o# n Xns r pr-nsr n nsrt jwnn n wbnt m nbwt r dw# Dt.s m Dryt.s Dsrt r xnm.s jtn m #Xt. Siehe zur Bezeichnung pr-nsr für Raum M Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 185–186 und Daumas, Dendara, 54. Siehe zu diesem Text auch Preys, Les complexes, 272. 84 sb# sqdt r nst-Ro Sspt Spst nt Snbtj r sns n sXm.f jmjtw styt.f r snsn b#.f m pt. Siehe zur Bezeichnung pr-nw für Raum N Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 186 und Daumas, Dendara, 54. Siehe zu diesem Text auch Preys, Les complexes, 353. 85 Eine ähnliche Auflistung in Kurzform findet sich bei Cauville, Fêtes d’Hathor, 42, noch kürzer bei Elgawady, Schranken, 81.

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1 Kontext

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Wie bereits in III 1.2 erwähnt, kamen die Träger des Naos der Hathor zu Festbeginn vor dem zentralen Achsensanktuar der Hathor zusammen. Dies und die Texte in Tab. 7, die auf eine Nutzung der das Barkensanktuar umgebenden Kapellen vor der Vereinigung mit der Sonnenscheibe schließen lassen, könnten darauf hindeuten, dass die den Krypten entnommenen Statuen zunächst einmal in den an den Sanktuarumgang angeschlossenen Räumen abgestellt wurden, bevor sie zur eigentlichen Festprozession formiert wurden. Ob dabei die elf an der Prozession beteiligten Götterbilder auf die genau elf86 Kapellen, die den Couloir mystérieux umgeben, verteilt wurden, oder ob teilweise mehrere Statuen in einem Raum untergebracht wurden,87 lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Zumindest für sieben88 von elf Statuen im Defilee der Treppen findet sich eine Kultkapelle, die ihr in Bezug auf die theologische Ausrichtung entspricht. Hierbei stellt sich jedoch die Frage, ob pr-nw und pr-nsr, die theologisch vor allem mit Hathor verbunden sind, in ihrer Rolle als Durchgangsräume wirklich ein Götterbild für den Festzug beherbergt haben können. Wie man sich die Verteilung der Statuen auf die Räume vor Beginn der eigentlichen Prozession genau vorzustellen hat, ist also nicht zu ermitteln. Auch der genaue Verlauf des Weges und die Handlungen, die zur Konstitution des Defilees führten, können nicht nachvollzogen werden. Die Treppentexte selbst beschreiben die Bewegung Hathors im Couloir mystérieux als Vorbeigehen an den Kapellen der anderen Götter in den Platz des ersten Festes (sS Hmt.s r st.sn m st-Hb-tpj m hrw pn nfr wp rnpt; D VII, 200, 11– 12*), weitere Details lassen sich den Inschriften jedoch nicht entnehmen. Während Sylvie Cauville davon ausgeht, dass vom Zugang der Südkrypte aus Räume im südlichen und östlichen Teil des Couloir mystérieux in einer bestimmten Reihenfolge abgeschritten wurden,89 nimmt François Daumas eine Zweiteilung der Prozession an, so dass der gesamte Sanktuarumgang involviert war.90 Letzteres ist aufgrund der Durchdringung beider Teile des Sanktuarumgangs mit Verweisen auf die Neujahrsgeschehnisse m. E. wahrscheinlicher. Während die Rolle der Kapellen im Sanktuarumgang zu Beginn des Neujahrsfestes im Detail weitestgehend im Dunkeln bleibt, äußern sich manche der Inschriften im Kiosk mehr oder weniger deutlich über den Ort, an den die Statuen der Neunheit nach Abschluss der Prozession gebracht werden. So heißt es beispielsweise in D VIII, 53, 6* in Bezug auf die Götter von Dendara am Ende einer Festbeschreibung: „Sie schreiten zu ihrem Sanktuar, sie setzen sich 86 Auf die Anzahl von elf Kapellen kommt man, wenn man auch die Räume I und N, die nur indirekt an den Sanktuarumgang angebunden sind, mitzählt. Vgl. dazu Edfu, wo sich zehn Kapellen um das Sanktuar gruppieren und insgesamt zehn Götternaoi an der Neujahrsprozession teilnehmen (Taf. 7 und E IX, 37b–d, siehe dazu Alliot, Culte d’Horus, 329–331; unter Berücksichtigung der nur indirekt an den Umgang angeschlossenen Kapellen K und H). 87 Dies könnte z. B. für Harsomtus und Raum G (Hwt-cm#-t#wj) der Fall sein. Der Gott erscheint in der Festprozession in drei verschiedenen Gestalten (siehe III 3.3), wozu die Dekoration der Kapelle mit verschiedenen Harsomtusformen passen würde (siehe Cauville/Ali, Dendara, 95–98). 88 Wahrscheinlich ist die Zuordnung der Hathor im großen Naos zu Raum J (siehe dazu III 1.2), des Horus zu Raum N, des Harsomtus zu Raum G, des Ihi zu Raum K, der Hathor in ihrer Form als Menit zu Raum L, des Osiris zu Raum F und der Isis zu Raum E. Damit bleiben zwei Hathorformen und zwei Formen des Harsomtus übrig, für die keine Zuweisung möglich ist. Siehe zur Zusammensetzung der Neunheit in den Treppenprozessionen oben III 1.1 und unten, III 3.3 sowie die grün markierten Zuweisungen auf Farbtaf. 1. Siehe für die Zuordnung der Kapellen zu den einzelnen Gottheiten Cauville, Dendara II. Traduction, 5–11; dies., Dendara III. Traduction, 1; Cauville/Ali, Dendara, 87–110. 89 Siehe die Beschreibung bei Cauville, Fêtes d’Hathor, 38–43 sowie die Skizzen des Prozessionsweges ebd., 42 und 46. 90 So Daumas, in: ASAE 51, 1951, 393.

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III Analyse und Auswertung

auf ihren Thron in nHH-Ewigkeit“ (nmt.sn r jwnn.sn xnm.sn Hr p.sn nHH). Eine ähnlich aufgebaute Inschrift schließt mit „sie kommen zu ihren Gemächern, sie vereinigen sich mit ihrem Sitz in Dt-Ewigkeit“ (Sm.sn r Dryt.sn snsn.sn Hr nst.sn Dt; D VIII, 49, 14*). Es steht zu vermuten, dass mit jwnn.sn und Dryt.sn hier die Götterkapellen, die sich an den Sanktuarumgang anschließen, gemeint sind. Etwas genauere Angaben finden sich in den Texten zu den Priestern, welche die Naoi der Neunheit im absteigenden Defilee der westlichen Treppe X tragen. So fordert der Träger der Owt-Or nbt Jwnt t# mnjt in D VIII, 99, 11* diese dazu auf, in Frieden zum Haus des Menit (Hwt-mnjt) zu kommen, womit Raum L im Westen des Couloir mystérieux bezeichnet werden kann (siehe Farbtaf. 1). Ähnliche Aussagen finden sich in Bezug auf Harsomtus, der zu seinem nicht klar definierten tjt wrt geht (D VIII, 99, 13*) sowie in Bezug auf Osiris, mit dem sich der Naosträger zum pr-Jwn begibt (D VIII, 99, 14*), wodurch vielleicht auf die Kapellen G und F angespielt wird. Von einem Naosträger heißt es auch, er zöge zum „Haus des Somtus“ (D VIII, 98, 4*), von einem anderen, er brächte ein Götterbild zum st-msXnt (D VIII, 98, 10*), was wiederum auf Kapelle G für Harsomtus sowie auf Kapelle E für Isis hindeuten könnte. Einige der genannten Bezeichnungen entsprechen jedoch auch den Namen bestimmter Kammern in den Krypten (st-msXnt, Hwt-mnjt)91 und/oder können den Tempel von Dendara bzw. die Stadt als Ganzes meinen (Owt-cm#-t#wj; Owt-mnjt; ct-msXnt).92 Aus diesem Grund kann es nicht als gesichert gelten, dass die Statuen der Naoi nach dem Fest wieder in den Kapellen des Umgangs abgestellt wurden, wenngleich dies wahrscheinlich ist. Für den Couloir mystérieux in Edfu geht Maurice Alliot von einer ähnlichen Rolle aus, wie sie für den entsprechenden Raum in Dendara skizziert wurde. Auch hier finden sich an beiden Zugängen zum Sanktuarumgang Texte, die auf den Neujahrstag und/oder die Vereinigung mit der Sonnenscheibe verweisen.93 Hier ist in Bezug auf das Neujahrsfest vom Eintreten der Priester in die Kapellen des Umgangs, die sHw-nTrw genannt werden, und vom Öffnen der Gesichter der Abbilder in ihren Schreinen (wn-Hr Hr bsw m HD.sn) die Rede.94 Die Inschriften in Edfu korrespondieren also mit dem, was anhand der weniger expliziten Quellen aus Dendara bezüglich der Nutzung des Couloir mystérieux und der ihn umgebenden Kapellen vermutet wurde. 1.4 Die Stoffkammer P Hatte die Neujahrsprozession den Couloir mystérieux durch eine oder beide Türen, die diesen nach Norden hin abschließen, verlassen, gelangte sie in den Mittelsaal O, in dem sich aufgrund seiner Lage im Zentrum des Tempelhauses die Prozessionswege vieler verschiedener Feste kreuzen.95 Im Rahmen des Festes spielten sowohl der östlich davon gelegene Komplex von Schatzkammer, Neujahrshof und Wabet (III 1.5 und 1.7) als auch die westlich an O angeschlossene Stoffkammer (Raum P) eine Rolle. Die Bezeichnung Hwt-mnXt ist dabei als Abkürzung zu verstehen, der Wanddekoration nach handelt es sich um eine Kammer für Stoffe und Salben.96 91 92 93 94 95

Siehe Waitkus, Krypten, 237. Siehe Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 116, 145, 170. So Alliot, Culte d’Horus, 312–313 und 330–337. E I, 346, 7 – 347, 3, siehe dazu Alliot, Culte d’Horus, 331–332. Ein Überblick über die Dekoration und Verweise auf verschiedene Feste findet sich bei Cauville/Ali, Dendara, 68–71 und Cauville, Dendara IV. Traduction, 15. 96 So Cauville, Dendara IV. Traduction, 16 und Coppens, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 465. Wie Coppens, op. cit., 473 anmerkt, spielt außerdem das Schutzamulett (wD#) in der Dekoration des

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Eine der Bandeauinschriften, die Auskunft über die Funktion des Hwt-mnXt geben, ist im Rahmen dieser Studie besonders von Interesse, da sie den Jahreswechsel thematisiert. Es handelt sich um den Bandeau de la frise auf der linken Seite des Raumes. Nach einer Schilderung der Vortrefflichkeit des Bauwerks in all seinen Eigenschaften heißt es: „Man bringt die Goldene zusammen mit ihrer Neunheit an diesem ihrem schönen Fest wp rnpt, sie hat ihren Sohn für sein Werk an der Spitze der Lebenden in Dt-Ewigkeit gepriesen“ (sjn.tw nbwt Hno psDt.s m Hb.s nfr wp rnpt Hs.n.s s#.s Hr r#-owj.f Xnt k#w onXw Dt, D IV, 112, 3).97 Der Neujahrstag wird explizit auch in den Texten zu zwei symmetrischen Prozessionen von Stoffträgern erwähnt, die sich im dritten Register des Raumes befinden. Das Defilee in der rechten Hälfte des Raumes (D IV, 126, 17 – 127, 10) richtet sich an Hathor und Horus von Edfu, im linken Teil (D IV, 142, 17 – 143, 10) sind Isis und Harsomtus die Opferempfänger. In der Randzeile hinter den Göttern der rechten Szene heißt es über die Götter von Dendara, sie seien die „Könige von Ober- und Unterägypten, die Großen, die Dauernden, die Unzugänglichen des Gotteslandes, die prächtigen Kas mit großem Ansehen in v#-rr, die mit großem Schrecken in den beiden Heiligtümern, die an ihrem schönen Fest des Jahresanfangs in Jwnt aufgehen ohne Unterlass“ (nsww bjtjw wrw Ddw Dsrw nw v#-nTr k#w Spsw wrw Sfyt m v#-rr o#w nrw m jtrtj wbnw m Jwnt m Hb.sn nfr tp(j) rnpt n(n) #b; D IV, 127, 4–5). Zwar besteht hier aufgrund der erwähnten Doppeldeutigkeit (siehe I 3.2) auch die Möglichkeit, Hb.sn nfr tp(j) rnpt alternativ mit „an ihrem alljährlichen schönen Fest“ zu übersetzen, in Anbetracht der Tatsache, dass auch wp rnpt in der Rede eines Stoffträgers in der selben Szene explizit erwähnt wird, ist dies jedoch unwahrscheinlich. Diesem Text zufolge dienen die Stoffe dazu, „die Goldene der Götter mit ihrer Vollkommenheit zu schmücken an diesem Tag des Neujahrsfestes“ (r xkr nbwt nTrw m nfrw.s m hrw pn wp rnpt; D IV, 128, 9).98 Die Dekoration des dritten Registers der Stoffkammer wurde von Marie-Louise Ryhiner ausführlich studiert, dem Neujahrskontext zugeordnet und zu ähnlichen Szenen aus Tempeln des Neuen Reiches sowie aus Philae in Beziehung gesetzt.99 Im Rahmen der vorliegenden Studie stellt sich vor allem die Frage, inwiefern die Darstellungen des Stoffopfers mit den anderen Quellen zum Neujahr in Dendara, insbesondere aber mit den Treppentexten verbunden werden können. Zunächst einmal spielt das Opfer verschiedener Stoffe und Salben sowohl in den Kulthandlungen, die in der Wabet durchgeführt werden, als auch in jenen auf dem Dach eine wichtige Rolle (siehe III 5.9). Es wäre also nicht verwunderlich, wenn die Prozession am Hwt-mnXt Halt gemacht hätte, um beispielsweise Material aufzunehmen. So treten Tait und Schesemu, die in den Defilees der Treppen Stoffe und Salbe tragen und als deren Produzenten allen an-

Raumes eine große Rolle, es wird auch andernorts oft mit Stoff und Salbe kombiniert (dazu auch Coppens, Wabet, 206). Siehe zur Dekoration des Raumes insgesamt Cauville, op. cit., 16–22; Cauville/Ali, Dendara, 125–130; Coppens, in: Rickert/Ventker, Altägyptische Enzyklopädien, 465–475. 97 Siehe dazu Cauville, Dendara IV. Traduction, 16, 20, 198–199 und Ryhiner, La procession des étoffes, 46. 98 Siehe zu den zitierten Textstellen die Übersetzungen bei Ryhiner, La procession des étoffes, 55–59 und Cauville, Dendara IV. Traduction, 218–221, wo Hb.sn nfr tp(j) rnpt allerdings mit „leur belle fête annuelle“ bzw. „leurs fêtes annuelles“ (sic!) wiedergegeben ist. 99 Ryhiner, La procession des étoffes, vgl. dazu auch III 5.9. Siehe zu der Dekoration des dritten Registers auch Coppens, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 475 und Cauville/Ali, Dendara, 128.

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III Analyse und Auswertung

deren Gabenträgern vorangehen, in den Inschriften des dritten Registers von Raum P in ebendieser Funktion auf.100 Auch sonst sind diese Ressortgötter in der Dekoration des Raumes häufig vertreten, was bereits durch ihre prominente Positionierung auf dem äußeren Türsturz der Eingangstür ausgedrückt wird.101 In Bezug auf die Ikonographie ähneln einige der Priester, die im dritten Register der Stoffkammer dargestellt sind, ihren Kollegen aus den Treppenhäusern. Dies gilt vor allem für die vier Träger der Stoffkästen, da sie – einem Großteil der Priester in den Treppendarstellungen entsprechend – lange Gewänder mit einem Knoten unter der Brust tragen.102 Die Benennungen, die den Priestern in der doppelten Prozession der Stoffkammer beigefügt wurden, sind allerdings sehr generell (xrj-Hbt, Hm-nTr, jt-nTr, wob), während die des Festzugs in den Treppenhäusern meist mit spezifischeren Bezeichnungen versehen (z. B. twr; sm# jrw) oder einem bestimmten Gott durch Erweiterung ihres Titels zugewiesen sind (z. B. Hm-nTr tpj n Hrjt-tp, Hm-nTr sn-nw n sDtjt etc.).103 Auch dort, wo die Treppeninschriften allgemeine Priesterbezeichnungen nennen, treten diese nicht in der gleichen Anzahl und Abfolge auf wie in den Szenen des dritten Registers der Stoffkammer.104 Wenngleich hier also keine textliche Übereinstimmung festzustellen ist, so lassen die Inschriften doch keinen Zweifel an einer Verbindung zu den Geschehnissen am wp rnpt zu. Dass sich die besagten Reliefs nicht eindeutiger auf das Neujahrsfest beziehen, könnte einerseits an der von Ryhiner aufgezeigten Orientierung an älteren Vorlagen liegen, die teilweise in einem anderen Kontext standen,105 teilweise könnte dies jedoch auch damit zusammenhängen, dass das Hwt-mnXt zwar auch, aber nicht nur den Kulthandlungen am ersten Tag des Jahres diente. Nach Sylvie Cauville finden sich in den Texten des Raumes und im restlichen Tempel Verweise auf andere Festereignisse, bei denen das Stoff- und Salbenopfer ebenfalls eine wichtige Rolle spielte.106 1.5 Die Schatzkammer Q Bei Schatzkammer Q, die ihren Bandeauinschriften zufolge die Bezeichnungen ob#-Df#w, stnfrt und pr-HD trägt,107 handelt es sich um einen Raum mit drei Türen, der Saal O einerseits 100 D VII, 181, 9–15*; 194, 4–10*; D VIII, 91, 9–13*; 108, 13 – 109, 3* (Treppen) und D IV, 127, 12–13; 129, 4; 144, 7 (Stoffkammer P); hinzu kommt in Raum P allerdings Hedjhetep in seiner Zuständigkeit für Stoffe (D IV, 129, 6; 144, 10), der in den Treppentexten zwar an Stelle der Tait genannt (D VIII, 105, 1*), in den Reliefs jedoch nicht gezeigt wird. 101 In einer Ritualszene treten sie hier gemeinsam mit dem König vor Hathor, Harsomtus und Ihi auf (D IV, 101, 7 – 103, 6 und Taf. 276). Siehe dazu Cauville, Dendara IV. Traduction, 19, 182–185. Zur Rolle von Tait, Hedjhetep und Schesemu in diesem Raum siehe Cauville/Ali, Dendara, 125–126 und Cauville, Dendara IV. Traduction, 17–22; Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 47. 102 Siehe zu den Darstellungen der Priester in den Treppen unten, III 3.5 ‒ 3.7. 103 Siehe zu den Bezeichnungen der Priester in den Treppen unten, III 3.5 ‒ 3.7. 104 So findet sich in der Neujahrsprozession jeweils nur ein xrj-Hbt Priester, während in der Stoffkammer drei Priester je Hälfte diesen Titel tragen (D IV, 127, 8; 127, 11; 127, 13 und 143, 9; 144, 9; 144, 11); in den Treppen folgen dem Schesemu und der Tait stets vier Hm-nTr-Priester hintereinander, während die Darstellungen in Raum P nur drei über die Prozession verstreute bzw. einen „Gottesdiener“ aufweisen (D IV, 127, 12; 129, 1; 129, 3 und 145, 1). Nähere Informationen zu den Priestern der Treppenprozessionen finden sich in III 3.5 – 3.7. 105 Siehe zusammenfassend Ryhiner, La procession des étoffes, 52–54. Demnach geht es in der frühesten verwandten Szene im Luxortempel um die Begegnung Amenophis’ III. mit seiner Gemahlin, die auf eine göttliche Ebene gehoben und in den späteren Beispielen dem Kontext des Tempelkultes einverleibt wurde. 106 So Cauville, Dendara IV. Traduction, 16–17, 21. 107 D IV, 154, 6; 154, 10; 155, 7; 156, 5. Siehe dazu Aufrère, L’univers minéral, 713–714 und Baumann, Schatzkammern, 37–45, 51, 163–168.

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mit Wabet und Neujahrshof, andererseits über den Couloir Y mit den Zugängen zur Westtreppe und zu Kammer F’ verbindet (siehe III 1.6). Nach René Preys hat Q somit zwar die Funktion einer Schatzkammer, nimmt jedoch gleichzeitig auch die Rolle eines Zu- und Durchgangsraumes ein.108 Seine Positionierung zwischen Wabet-Komplex und Treppenzugang zeigt, dass der Raum einen wichtigen Kreuzungspunkt der rituellen Wege am Neujahrstag darstellt. Dies wird insbesondere durch die äußeren Inschriften des Zugangs von Saal O zur Schatzkammer bestätigt, die beide auf die Vereinigung mit der Sonnenscheibe Bezug nehmen, wobei der rechte Türpfosten präzisiert, dass die Kulthandlung des Neujahrstages gemeint ist (snsn.T jtn hrw wp rnpt; „Du vereinigst dich mit der (Sonnen-)Scheibe am Tag des Neujahrsfestes“).109 Das Bandeau auf der rechten Seite des Durchgangs bezeichnet diesen als „Tür des Gehens zum Platz des ersten Festes durch die Goldene, die Herrin von Jwnt und ihre Neunheit, um sich mit der (Sonnen-)Scheibe ihres Vaters am Himmel zu vereinen alljährlich, alljährlich/am Jahresbeginn, am Jahresbeginn ohne Unterlass“ (sb# n sqdt r st-Hb-tpj jn nbwt nbt Jwnt hno psDt.s r xnm jtn n jt.s m nnt tp(j) rnpt sp 2 n(n) mrH).110 Auffällig ist, dass alle drei Texte den Zusammenhang mit dem st-Hb-tpj betonen,111 wobei sich diese Bezeichnung in Dendara sowohl auf den Kiosk als auch auf das architektonische Ensemble von Wabet und Hof beziehen kann (siehe dazu III 2.2.3). So tragen die Inschriften an der Tür der zweifachen Ausrichtung des Raumes Rechnung, indem sie – mit der Doppeldeutigkeit des Begriffes spielend – offen lassen, ob sie den Wabet-Komplex oder den über die Westtreppe zu erreichenden Kiosk meinen. Die erwähnten Texte stellen nicht den einzigen Bezug zum Neujahrsfest in Raum Q dar. In einem langen Hymnus auf der Ostwand, welcher mit einem auf Hathor bezogenen Verweis auf „deine schönen Feste des Jahresbeginns“ (Hbw.T nfrw tp(j) rnpt) schließt, wird die Vereinigung der Göttin mit ihrem Vater thematisiert, wobei zuvor das o#bt-Opfer genannt wurde.112 Auch ist der Raum rundum von einem Fries geschmückt, der eine Reihe von Dekanen und anderen Göttern als Beschützer und Begleiter der cpdt aufführt (vgl. dazu III 3.8.1).113 Diese Dekoration kann als Hinweis auf den Frühaufgang des Sirius, der den Neujahrstag einleitet, verstanden werden.114 Aufgrund der erwähnten Neujahrsbezüge interpretieren Sylvie Cauville und Mohammed Ibrahim Ali den Raum als „trésor du nouvel an“.115 Wenngleich ich nicht so weit gehen würde, von einer Nutzung von Schatzkammer Q ausschließlich an diesem Tag auszugehen, so deutet 108 Siehe Preys, in: Haring/Klug (Hgg.), 6. Tempeltagung, 209, der vor allem die Funktion als Zugangsraum zur Wabet hervorhebt und nicht so sehr auf den Anschluss an die Treppe und Raum F’eingeht. Anders Coppens, Wabet, 162 und Zignani, Le temple d’Hathor, 109, die beides berücksichtigen. Siehe auch Traunecker, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 248. 109 D IV, 150, 2 und 7. Siehe zu diesen Inschriften Coppens, Wabet, 162; Preys, in: Haring/Klug (Hgg.), 6. Tempeltagung, 208; Cauville, Fêtes d’Hathor, 43; dies., Dendara IV. Traduction, 248–249; Baumann, Schatzkammern, 107–108. 110 D IV, 151, 11–13; siehe zur Übersetzung Coppens, Wabet, 162 und Cauville, Dendara IV. Traduction, 250– 251; Baumann, Schatzkammern, 112; vgl. auch Coppens, in: ArOr 70, 2002, 20–21 und Traunecker, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 248. 111 D IV, 149, 17; 150, 6; 151, 11. 112 D IV, 170, 5 – 171, 5. Dazu Baumann, Schatzkammern, 631–635. 113 D IV, 162, 6 – 163, 11 und D IV, 175, 12 – 178, 7. 114 Siehe dazu im Detail Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 158–161 und Aufrère, L’univers minéral, 178–181 sowie Baumann, Schatzkammern, 643–650, jeweils mit der dort angegebenen Literatur. Eine knappe Deutung der Dekoration findet sich auch bei Cauville/Ali, Dendara, 130; bald ausführlicher bei Quack, Dekane. 115 Cauville/Ali, Dendara, 129.

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die Ausschmückung doch darauf, hin, dass ihr im Lauf der Neujahrsprozession eine nicht unwesentliche Rolle zukam. Da sowohl bei den Ritualen in der Wabet als auch in den Treppendarstellungen und im Kiosk Amulette und wertvolle Mineralien dargebracht werden (siehe III 5.5), liegt es nahe, eine (zumindest temporäre) Deponierung dieser Gegenstände in dem Raum zu vermuten.116 1.6 Kammer F’ Ein weiterer Raum, dessen Inschriften auf eine enge Bindung an die Treppen und damit an das Neujahrsfest hinweisen, ist die als sH bezeichnete Kammer F’. Sie ist durch eine Tür an den Erscheinungssaal Z angeschlossen, ein weiterer Zugang verknüpft sie mit dem Durchgang Y und dem Treppenhaus X. René Preys117 führt F’ als Beispiel für ein zum Durchgang bestimmtes Architekturelement an, und tatsächlich heißt es im nördlichen Bandeau de la frise über diesen Raum: „Der Weg der Treppe öffnet sich zu ihm in der kleinen Tür des Besteigens der Treppe. Zu ihm schreiten die Gottesdiener mit allen schönen Dingen, um den Platz des ersten Festes für die, die als Goldene aufgeht, zu betreten.“118 Diese Inschrift liest Preys vor allem als Hinweis auf eine enge Verbindung zum Wabet-Komplex, er geht davon aus, dass das besagte Opfer, für das die Priester Gaben herbeibringen, dort stattfindet.119 Genauso gut könnte hier aber auf den Dachkiosk Bezug genommen sein, der ebenfalls als st-Hb-tpj bezeichnet wird (siehe III 1.6 und 2.2.3) und der über die an F’ angeschlossene Treppe X zu erreichen ist. Dabei kann die zweifache Nennung der Treppe in der zitierten Inschrift (t#-rd, Xndw) allerdings nicht als eindeutiger Bezug auf die Westtreppe gedeutet werden, da auch zur Wabet einige Stufen hinaufführen. Nicht eindeutig ist auch die Aussage aus dem Bandeau du soubassement: „Ihre große Tür öffnet sich nach Süden, eine kleine Tür ist in ihr (= der Kapelle) zum Platz des ersten Festes“.120 Ihre Deutung hängt einmal mehr von dem ambivalenten Begriff st-Hb-tpj ab. Wie die Texte am Zugang zu Schatzkammer Q (siehe III 1.5) spielen die Inschriften in F’ also mit der Ambivalenz einer Raumbezeichnung, die sich auf zwei architektonisch sehr ähnliche Elemente (Wabet und Kiosk) beziehen kann. Demnach wäre die Kammer F’ und damit auch die gewundene Treppe X gleichermaßen mit dem Einführen von Opfergaben in die Wabet wie mit dem Transport von Dingen für das Neujahrsritual auf das Dach verbunden.121 Darauf, dass es sich dabei vor allem um Nahrung handelt, deutet D VIII, 73, 13* an der unteren Tür von Treppe X hin, die über Gang Y auch Zugang zu Wabet und Neujahrshof gewährt und auch an Raum F’ angeschlossen ist. Der Inschrift zufolge handelt es sich um den „Weg des Herbeiführens der Nahrung“ (siehe dazu III 2.1.4), was mit den ökonomischen Gottheiten korrespondiert, die einerseits im Gang Y in Richtung Wabet blickend dargestellt sind,122 andererseits aber auch in den Treppenprozessionen eine wichtige Rolle spielen (III 3.6). 116 So auch Coppens, Wabet, 205; ders. in: Dolińska/Beinlich (Hgg.), 8. Tempeltagung, 48–49; Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 56; Zignani, Le temple d’Hathor, 109; Baumann, Schatzkammern, 655; siehe zur Funktion der Schatzkammern im Allgemeinen Aufrère, L’univers minéral, 715–716 und nun auch Baumann, op. cit. 117 Preys, in: Haring/Klug (Hgg.), 6. Tempeltagung, 209–210, 212. 118 w#t nt t#-rd wb# r.s m sb# ktj n Xnd Xndw nmt n.s Hmw-nTr xr Xt nbt nfrt r oq st-Hb-tpj n wbnt m nbwt, D XI, 144, 14 – 145, 1. 119 Siehe Preys, in: Haring/Klug (Hgg.), 6. Tempeltagung, 209–210. 120 sb#.f wr wb#.tj r rsj sb# ktj jm.f r st-Hb-tpj, D XI, 143, 2. 121 Die Skizze bei Preys, in: Haring/Klug, 6. Tempeltagung, 212 wäre dahingehend zu ergänzen. 122 D VIII, Taf. 816–821.

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1.7 Die Wabet und ihr Hof Ein Raumkomplex im Erdgeschoss, der vor dem Aufstieg der Neujahrsprozession auf das Dach des Tempels eine besonders wichtige Rolles spielt, ist das Ensemble von Wabet (S) und Hof (R). Der Hof liegt heute unter freiem Himmel, wenngleich es Hinweise darauf gibt, dass er früher zumindest zeitweise von einer leichten Konstruktion, möglicherweise unter Einbezug eines beweglichen textilen Sonnensegels, überdacht war.123 Er ist, wie bereits im voranstehenden Kapitel angemerkt, nur von der Schatzkammer Q aus zugänglich, an die er sich im Süden anschließt. Im Norden des Hofes, über der Zugangstür, wird die Wand von drei rechteckigen Fenstern durchbrochen, die das Goldhaus X–R (III 1.8) erhellen. Die Wabet selbst war vom Hof aus über eine kleine Treppe zu erreichen, die heute nur noch als moderne Rekonstruktion vorhanden ist.124 Sie besitzt eine Tür mit „broken lintel“, die von zwei Hathorkapitellsäulen flankiert wird. Diese wiederum sind durch zwei Schrankenwände an die Mauern, die den Raumverbund im Westen und im Osten begrenzen, angeschlossen.125 In den Texten, mit denen die Wände des Komplexes versehen sind, spielt das Neujahrsfest bzw. der Jahreswechsel insgesamt eine herausragende Rolle. Dies lässt sich schon daran ablesen, dass wp rnpt als Festbezeichnung dort zwölf Mal genannt wird.126 In den den Bandeauinschriften, die den Hof als wsXt nt st-Hb-tpj bezeichnen, ist in Zusammenhang mit dem wp rnpt vom Vollzug des „Rituals des Platzes des ersten Festes“ bzw. von der „Vorschrift des Platzes des ersten Festes“ (jrw/tp-rd n st-Hb-tpj) die Rede.127 Dieser Begriff, der vielleicht die Gesamtheit aller Handlungen vor und während der Vereinigung mit der Sonnenscheibe meint (siehe III 6.5), wird auch in der Wabet selbst128 und in den Treppenhäusern genannt.129 Dabei ähneln die Schilderungen der Prozession an der Tür zur Wabet, in denen jrw/tp-rd n st-Hb-tpj erwähnt wird, in Form und Inhalt den Festbeschreibungen in den Treppentexten, wobei sich die dort erwähnten Festteilnehmer größtenteils entsprechen (verschiedene Priester, die Standarten, die Neunheit in Begleitung der Hathor).130 In den Bandeauinschriften und in zahlreichen Ritualszenen der Wabet selbst werden vor allem Stoff- und Salbenopfer sowie das Darbringen von Amuletten thematisiert,131 wobei vom Neujahrstag, aber auch vom IV. Smw 29 und der „Nacht

123 So Zignani, Le temple d’Hathor, 113. 124 Siehe dazu Zignani, Le temple d’Hathor, 111. 125 Siehe für eine Beschreibung der Architektur des Komplexes in Dendara (teilweise mit Bildern) Coppens, Wabet, 36–37; Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 56–57; Zignani, Le temple d’Hathor, 109–113; einen sehr kurzen Überblick zum Dekorationsprogramm geben Cauville/Ali, Le temple égyptien, 76–80. Siehe zu der Bezeichnung „broken lintel“ z. B. Monnier, Vocabulaire, 87 und die Beschreibung des Kiosks unten, III 2.2.1. 126 D IV, 186, 1; 186, 7; 207, 16; 217, 7; 225, 9; 232, 1; 240, 8; 249, 6; 249, 16; 252, 2; 267, 10 (ergänzt); 267, 15. Siehe dazu oben, Einleitung zu Kapitel I 3.1, zum Neujahrsfest in Wabet und Neujahrshof von Dendara ausführlicher Coppens, Wabet, 175–178. 127 D IV, 185, 15 und 186, 6. 128 D IV, 216, 16 und 217, 10. 129 Siehe Tab. 49 in III 6.5. 130 Vgl. D IV, 216, 12–17 (Hmw-nTr, jtjw-nTr, tpjw-j#t.sn, psDt) und 217, 5–12 (smHrw, wobw, bqnqnw, Drtjw) mit Textpassagen wie D VIII, 105, 14–15* (smHrw 9, tpjw-j#t.sn, H#tjw-o, Hmw-nTr, psDt) oder D VIII, 81, 6–9* (smHrw 9, psDt, bqnqnw, Hmw-nTr, jtjw-nTr, xrj-Hbt). Dabei ist sind die Formulierungen der Texte sowie die Zusammenstellung und Abfolge der Teilnehmer ähnlich, jedoch niemals identisch. 131 Bandeauinschriften: D IV, 231, 12 – 232, 2; 232, 5 – 233, 2; 233, 7–9; 234, 6–7, siehe dazu ausführlicher Coppens, in: Dolińska/Beinlich (Hgg.), 8. Tempeltagung, 43–44. Die Stoff- und Salbenopfer der Ritualszenen werden in III 5.9 näher beschrieben.

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III Analyse und Auswertung

des Kindes in seinem Nest“ (I 3.7) die Rede ist.132 Wichtige Ritualszenen, die explizit im Kontext des Neujahrsfestes verortet werden, finden sich im dritten Register auf der östlichen und westlichen Seitenwand der Wabet. Hier wird das Opfer von Metallen bzw. Mineralien bemerkenswerterweise mit dem Thema der Reinigung verknüpft, indem Gefäße aus Türkis, Gold und Fayence, die mit Myrrhe oder Wasser gefüllt sind, dargebracht werden.133 Dieser Gruppe von Ritualszenen zugehörig ist sicherlich auch eine weitere Szene im dritten Register der Ostwand, die das Opfer von Edelsteinen (o#wt) in Gefäßen aus Gold und Silber zeigt, in deren Inschriften das wp rnpt jedoch nicht genannt ist.134 Während die hier durchgeführte Reinigung mit dem Wasser des Flusses und dem Kommen der Nilflut in Verbindung gebracht werden kann (III 5.8), korrespondieren die Mineralien und Metalle, aus denen die Gefäße hergestellt sind, mit den Gaben der Mineralienträger in den Treppenprozessionen und mit bestimmten Opferdarstellungen im Kiosk (III 2.2.4 und 3.6). So begleiten diese wertvollen Materialien, die vielleicht mit den solaren Eigenschaften der Hathor sowie der durch sie hervogerufenen Fruchtbarkeit des Landes in Verbindung stehen, die Göttin an den wichtigsten Stationen ihres Weges am Neujahrstag (siehe auch III 5.5). Die Inschriften der Wabet und ihres Hofes sind nicht nur durch direkte Verweise auf das Neujahrsfest mit den Treppen und dem Kiosk verbunden, sondern auch durch Texte und Textteile, die beiden architektonischen Ensembles gemeinsam sind, etwa die durch nfrwj Hr.T Xo.T m pr.T eingeleitete Inschrift, die oben in Abschnitt III 1.2 schon besprochen wurde. Wie Synopse 1 zeigt, findet sich je eine Version des Textes im Durchgang zu Neujahrshof R (D IV, 184, 3–8) und auf Säule VII des Kiosks (D VIII, 59, 2–7*), wo sein Titel („Spruch, ihre Majestät sich vereinigen zu lassen mit der (Sonnen-)Scheibe“) angegeben ist. Interessanterweise wird eine nahezu identische Bezeichnung („Spruch, ihre Majestät sich vereinigen zu lassen mit der (Sonnen-)Scheibe am Horizont“) auch in einer Ritualszene auf der Nordwand des Neujahrshofes über der Tür angegeben.135 Die für eine Einbettung in ein Opfertableau außergewöhnlich lange Inschrift weist wider Erwarten keine größeren Parallelen mit dem erwähnten Text auf der Säule des Kiosk auf. Im Gegensatz zu diesem, der eine Anrufung an die Göttin Hathor darstellt, richtet sich der Spruch auf der Nordwand von Hof R an den Sonnengott, wobei die Formel nfrwj wbn.k Ro („wie schön ist dein Aufgang, Re!“) bzw. nfrwj sqdt.k Ro („wie schön ist deine Fahrt, Re!“) häufig wiederholt wird.136 Lediglich die Formulierung „Re sei/ist gerechtfertigt gegen Apophis viermal“ wird sowohl in der Inschrift des Hofes R137 als auch in dem Spruch im Kiosk und all seinen Parallelen (siehe erneut Synopse 1) verwendet.

132 wp rnpt: D IV, 232, 1; #bd 4 Smw sw 29: D IV, 234, 7; grH nXn m sS.f: D IV, 234, 9–10. 133 D IV, 249, 5–13; 249, 15 – 250, 7; 267, 12 – 268, 7. Siehe dazu Coppens, Wabet, 173–174 und Preys, in: Haring/Klug (Hgg.), 6. Tempeltagung, 208. 134 D IV, 250, 9 – 251, 6. 135 D IV, 206, 13 – 208, 9. Siehe zu diesem Text Cauville, Dendara IV. Traduction, 28 und die Übersetzung ebd., 336–341 sowie dies., Fêtes d’Hathor, 43 und Daumas, in: ASAE 51, 1951, 395–396. 136 M. E. liegt hier eine analoge Formulierung zu dem sonst häufigen nfrwj Hr.k „wie schön ist dein Gesicht“ vor, also ein Adjektivalsatz (Adjektiv in Admirativform + Substativ) vor. Demzufolge muss es sich bei wbn und sqdt um Substantive handeln. So auch Daumas, in: ASAE 51, 1951, 395–396; anders gedeutet von Cauville, Dendara IV. Traduction, 338–339, die „Comme cela est beau (quand) tu brilles, Rê!“ übersetzt. 137 D IV, 208, 1, wobei die Lücke sicherlich zu [sp 4] zur ergänzen ist, so auch Cauville, Dendara IV. Traduction, 340–341.

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1 Kontext

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Dieser Sachverhalt könnte darauf hindeuten, dass es sich um mehrere Stücke ein- und desselben Ritualtextes handelt, wobei beide Protagonisten (Hathor und der Sonnengott) in einer eigenen Rezitation angerufen werden.138 Besagter Spruch von der Nordwand des Neujahrshofes (D IV, 206, 13 – 208, 9) korrespondiert mit einem weiteren Ritualtext, der auf der Nordseite von Säule VI des Kiosks angebracht ist. Der Titel dieser Inschrift lautet „Spruch, diese Göttin an ihrem reinen Ort (= in der Wabet) ruhen zu lassen“ (r# n djt Htp nTrt tn Hr wobt.s; D VIII, 57, 12*).139 Sie endet mit der dreifachen Anrufung nD Hr.k an Re, Chepri und die Sonnenscheibe,140 wodurch interessanterweise der andere Spruchtext in der Wabet eingeleitet wird (D IV, 206, 13–14).141 Die offensichtliche Nähe dieser beiden Ritualtexte, die für das Ruhen in der Wabet und für die Vereinigung der Hathor mit der Sonnenscheibe bestimmt waren, zeigt gleichermaßen die enge Verbindung der beiden Ereignisse wie die funktionale Verknüpfung von Wabet und Kiosk. Eine textliche Verknüpfung zwischen der Wabet und den Treppentexten lässt sich auch an der Phrase mjt m Htp r H#yt.T („Komme in Frieden zu deinem Gemach!“) festmachen, wobei die Bezeichnung H#yt für einen Tempelraum nicht sehr spezifisch ist und offenbar auf die Wabet, den Kiosk, das Achsensanktuar und wahrscheinlich auch auf andere Räume bezogen sein kann (siehe III 1.2 und 2.2.3). Im vorliegenden Zusammenhang interessiert besonders, dass die besagte Anrufung an Hathor einerseits in der Rede eines Standartenträgers in der einläufigen geraden Treppe vorkommt (D VII, 192, 11*), andererseits aber einen Text auf der östlichen Säule der Wabet einleitet (D IV, 221, 18), in dem die Vereinigung mit der Sonnenscheibe deutlich thematisiert wird.142 Es könnte sein, dass die Erwähnung des Textbeginns in den Worten des Standartenträgers im Sinne eines pars pro toto auf die Rezitation eines verbalen Ritualelements hindeutet, das in der Wabet in Gänze wiedergegeben ist. Von einer inhaltlichen Verbindung zwischen Wabet und Neujahrshof auf der einen Seite mit Treppen und Kiosk auf der anderen Seite zeugen nicht nur direkte Zitate, sondern auch bestimmte Textbestandteile, -strukturen, -formen oder ikonographische Elemente, die in beiden architektonischen Ensembles vorliegen. So entsprechen etwa die Aufzählungen der Gaben des großen Speiseopfers in D IV, 190, 17 – 191, 5 und D IV, 205, 10–15 an den äußeren Türpfosten der Wabet in Hinblick auf ihre Reihenfolge, Zusammensetzung und Form einer Beschreibung dieses Opfers in der Westtreppe (D VIII, 104, 11 – 105, 3*).143 Eine zusätzliche Verknüpfung der besagten Türinschriften mit dem Kiosk ergibt sich dadurch, dass im Durchgang und auf den inneren Pfosten Gaben tragende Ka-Gottheiten dargestellt sind, die aufgrund 138 Siehe zum Verhältnis dieser Texte auch Cauville, Dendara IV. Traduction, 28 und dies., in: Fs Kurth, 47. 139 Offenbar ist diese Stelle nicht erwähnt bei Coppens, Wabet, 55–57. Vgl. aber die ähnliche Bezeichnung sw#S n Htp Hr wobt.f („Lobpreis des Ruhens in der Wabet“) in E I, 568, 5–6 (Inschrift unter dem Fenster) und den Kommentar dazu bei Coppens, Wabet, 55. Zu diesem und anderen Ritualtexten unten, III 6.5. 140 D VIII, 57, 14 – 58, 1*. 141 Siehe Cauville, Fêtes d’Hathor, 43. 142 D IV, 222, 1–2. 143 Siehe dazu Cauville, Dendara IV. Traduction, 28. Es handelt sich nicht um wirkliche Parallelen, da in Zusammenhang mit den aufgeführten Opfergaben an mancher Stelle Ressortgötter genannt sind, an anderer Stelle nicht, zudem können die zugeordneten Gottheiten variieren (z. B. oqjt statt %nmt in Zuständigkeit für Brot). Auffällig konstant sind jedoch – von geringen Abweichungen abgesehen – die Abfolge der Gaben (Brot – Bier – Wein – Milch – Rinder – Vögel – Wüstenwild –Wasservögel – Grillklein/Schlachtgut – Kleider – Öl + variierende Zusätze am Ende) sowie die Form, in der diese präsentiert werden (X# m + Opfergabe). Vgl. zur Vertausendfachung der Opfergaben im o#bt, die wahrscheinlich auf die Opferformel des Alten Reiches zurückgeht, Rickert, Gottheit und Gabe, 280 (insbesondere Anm. 1158) und zu dieser Art des Opfers ausführlicher unten, III 2.2.4.

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III Analyse und Auswertung

ihrer Funktion vielleicht mit den Texten zum o#bt-Opfer eine Einheit bilden.144 Damit korrespondieren ikonographisch die vier Kas des Schöpfergottes, die auf den Seitenwänden der Wabet im zweiten und dritten Register als Ritualempfänger auftreten.145 Im Kiosk wiederum finden sich Ka-Götter in der Rolle von Gabenträgern auf den Säulen (III 3.8.3).146 Bildlich dargestellt sind große Speiseopfer einerseits an den Seitenwänden des Hofes R, andererseits auf den Schrankenwänden des Kiosk und in der Treppenkammer V.147 Auffällig ist in diesem Zusammenhang das Vorhandensein von ökonomischen Prozessionen sowohl im Soubassement des Hofes, wo sie sich direkt unter den o#bt-Ritualszenen befinden, als auch in den Treppen.148 Dabei werden die Ressortgötter stets funktional mit dem großen Speiseopfer verknüpft.149 Ein charakteristisches Paar von Ritualszenen findet sich auch auf den äußeren Schrankenwänden der Wabet150 sowie auf der Außenseite der östlichen Schrankenwände151 des Kiosks. Es handelt sich um die mit „Sachmet beruhigen“ (sHtp cXmt) bzw. „Hathor beruhigen“ (sHtp Owt-Or) bezeichneten Opfertableaus.152 Zwar können diese Riten auch an anderen Festtagen eine Rolle gespielt haben, sie scheinen jedoch für den Neujahrstag besonders wichtig gewesen zu sein (siehe unten III 3.1). Dass sie sowohl in der Wabet als auch im Kiosk links und rechts der Eingangstür angebracht wurden, zeigt einmal mehr, dass die dekorative Konzeption der beiden baulichen Einheiten eng verknüpft ist. Nicht nur in Hinblick auf ihre Inschriften und ihr Bildprogramm, sondern auch in Bezug auf ihre architektonische Beschaffenheit weist die Wabet enge Bezüge zum Kiosk auf dem Dach des Tempels auf. Beide Räumlichkeiten sind über eine Treppe zugänglich, beide besitzen Säulen mit Hathorkapitellen, Schrankenwände sowie eine Tür mit „broken lintel“. Wie der Kiosk auf dem Dach kann auch die Wabet sowohl formal als auch funktional mit den teilweise als Swt Ro bezeichneten Sonnenheiligtümern des Neuen Reiches verbunden werden, die aus einem offenen Hof und einer erhöhten Kultkapelle bestanden und in denen ebenfalls ein Statuenritual im Sonnenlicht eine Rolle spielte.153 Eine ähnliche Form weisen auch bestimmte 144 D IV, 220, 12–14, 221, 8–11 mit Taf. 304 sowie 228, 17 – 229, 2 und 229, 14–17. Zu den Kas gehören auch die einzeiligen Inschriften, die ihnen gegenüberstehen (D IV, 228, 13–14 und 229, 10–11) und sich an Hathor richten. Siehe zu den Kas an dieser Stelle Ventker, Garanten der Herrschaft, 301–307 und dies., in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (1), 461. 145 D IV, 243, 11– 244, 4; 248, 9–12; 261, 8–13; 266, 14–18, Taf. 307 und 312; dazu Ventker, Garanten der Herrschaft, 9. 146 Siehe dazu Cauville, Dendara IV. Traduction, 30. 147 Hof: D IV, Taf. 301 und 302; Kiosk: D VIII, Taf. 713–717; Treppenkammer: D VII, Taf. 662. Siehe zur großen Bedeutung des Speiseopfers in der Wabet von Dendara Coppens, Wabet, 166. 148 Hof: D IV, 188, 5 – 189, 17 und 202, 17 – 204, 10. Siehe zu den Ressortgöttern in den Treppenhäusern unten, III 3.6. 149 D IV, 188, 2 und 203, 7. Siehe zum Zusammenhang der Ressortgötter in den Treppen und dem o#bt-Opfer unten, III 2.2.4 und 3.6. 150 D IV, 224, 16 – 225, 2 und 227, 19 – 228, 7. 151 D VIII, 36, 5 – 37, 9* und 43, 9 – 44, 4*. 152 Siehe zum Auftreten dieser beiden Szenen sowohl in der Wabet als auch im Kiosk Coppens, Wabet, 167 sowie Cauville, Fêtes, 43–44 und dies., Dendara IV. Traduction, 30, zu den äußeren Schrankenszenen der Wabet neuerdings auch Elgawady, Schranken, 82–83 und 374–376 (Dok. 300 und 301). Wie Cauville, op. cit., 47 zeigen konnte, haben sogar die zu den Szenen sHtp cXmt und sHtp Owt-Or gehörigen Objektdarstellungen am Eingang zum Kiosk Entsprechungen in der Dekoration der Wabet. 153 Das Verhältnis zwischen dem Dachkiosk in Dendara und diesen Sonnenheiligtümern wird unten in III 2.2.2 im Detail besprochen. Siehe für Bezüge zwischen diesen und der Wabet ausführlich Coppens, Wabet, 209– 212; ders., in: Pischikova et al. (Hgg.), Thebes in the First Millenium BC, 350–351; ders, in: Frood/Raja

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1 Kontext

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Raumeinheiten in einigen napatanischen Tempeln auf, in denen ein offener Hof mit einer überdachten, erhöhten Kapelle verbunden war.154 Wie für den Kiosk besteht zudem eine grundlegende Ähnlichkeit mit Stationsheiligtümern, wie sie im Zuge von Festprozessionen außerhalb des Tempelhauses in Gebrauch waren.155 Im Kontext der vorliegenden Arbeit interessiert primär, welche Ereignisse sich am Neujahrstag in dem Ensemble von Wabet und Hof abspielten und in welchem Verhältnis diese zu den Ritualhandlungen auf dem Dach standen. Dass der Raumkomplex zumindest in Dendara an diesem Tag genutzt wurde, kann aufgrund der zahlreichen Nennungen von wp rnpt in den Inschriften, auf die zu Beginn dieses Kapitels hingewiesen wurde, als gesichert gelten. Zudem spricht ein Eintrag in einem Festkalender dieses Tempels, der in den Inschriften von Edfu überliefert ist, in Bezug auf den ersten Jahrestag eindeutig von einem Ruhen in der wobt (E V, 349, 5–6).156 Der Name des Raumes wird auch in einem Spruchtitel auf Säule VI des Kiosks (D VIII, 57, 12*, siehe oben) sowie in einer Beschreibung des Festopfers in der einläufigen geraden Treppe im Neujahrskontext genannt (D VII, 184, 5*). Über die wichtigsten Opferhandlungen, die im Komplex von Neujahrshof und Wabet stattfanden, ist sich die Fachliteratur weitestgehend einig. Im Hof wurde offenbar das große Speiseopfer dargebracht, das – wie oben erwähnt – auf seinen Seitenwänden dargestellt ist.157 Auch, dass eine Reinigung, Salbung und Bekleidung der Götterstatuen sowie das Anbringen von Schutzamuletten vorgenommen wurden, gilt als gesichert,158 zudem wird vermutet, dass in der Wabet eine Art Krönung oder Kronenopfer abgehalten wurde, wie es die Dekoration der Ostwand andeutet, die eine Reihe solcher Kopfbedeckungen in den Händen der Achtheit zeigt.159

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159

(Hgg.), Redefining the Sacred, 136–140; Konrad, Architektur, 211–219; Klotz, Rez. in: CdE 86, 2011, 178– 179. Für die Vermutung, dass sogar Zusammenhänge mit den Sonnenheiligtümern des Alten Reiches bestehen, siehe Janák et al., in: Bárta et al. (Hgg.), Abusir and Saqqara in the year 2010, 438–441, für Verbindungen zu den Lichthöfen der Gräber im Asasif Coppens, in: Pischikova et al. (Hgg.), Thebes in the First Millenium BC, 343–356. Siehe für einen Bezug der napatanischen Räume zum Kiosk in Dendara unten III 2.2.2, für den Vergleich mit der Wabet ausführlich Konrad, Architektur, 215–216; Traunecker, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 272– 275; Coppens, in: Frood/Raja (Hgg.), Redefining the Sacred, 140–143. Siehe dazu ausführlich unten, III 2.2.2. Die Wabet allerdings weist nur einen einzigen Zugang auf, während der Kiosk und viele Barkenstationen zwei Türen besitzen, so dass das Götterbild das Gebäude passieren konnte, ohne umzukehren. Siehe dazu Coppens, Wabet, 175 und die dort angegebene Literatur. Siehe Coppens, Wabet, 199–200 und speziell zu Dendara 166–167; ders., in: Pischikova et al. (Hgg.), Thebes in the First Millennium BC, 349; Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 56–57 und 98; Cauville, Dendara IV. Traduction, 28; dies., Fêtes d’Hathor, 44; Budde, Götterkind, 101–102; Klotz, Rez. in: CdE 86, 2011, 173. So Coppens, Wabet, 169–170, 203–206; ders., in: Pischikova et al. (Hgg.), Thebes in the First Millennium BC, 117; ders./Vymazalová, in: Bareš et al. (Hgg.), Egypt in Transition, 74–75; Cauville, Dendara IV. Traduction, 33–34; dies., Fêtes d’Hathor, 44; Alliot, Culte d’Horus. 352; Daumas, in: LÄ IV, 468–469, s.v. „Neujahr“; Fairman, in: BJRL 37, 1954–55, 184; Budde, Götterkind, 101–102; Klotz, Rez. in: CdE 86, 2011, 173. D IV, 238, 12 – 241, 6 und Taf. 307–309 bis. Siehe zum Kronenopfer in der Wabet Coppens/Janák, in: Coppens et al. (Hgg.), Royal versus Divine Authority, 83–94; Coppens, Wabet, 170–171; Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 56–57 und 97–98; Cauville, Dendara IV. Traduction, 32; dies., Fêtes d’Hathor, 40; Cauville/Ali, Dendara, 138–139; Budde, Götterkind, 101–102; El-Kordy, in: Gs Daumas, 444 und zur Auswertung 446–447. Im Kiosk werden in den Händen von zwei Kas Kronen dargebracht, zudem sind verschiedene Objekte dieser Art Teil der Darstellungen zu einer HH-Opferszene, wodurch vielleicht Bezug auf die Darstellungen in der Wabet genommen wird, siehe dazu III 3.8.3 und III 5.10.

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III Analyse und Auswertung

Wie Filip Coppens ausführlich dargelegt hat, sind zudem die Bezüge der Dekoration von Wabet und Hof auf den Sonnenlauf insgesamt sowie auf die Vereinigung mit der Sonnenscheibe vielfältig.160 Diese deuten jedoch nicht zwangsläufig auf eine Durchführung des xnmjtn-Rituals in dem Ensemble hin, sondern könnten auch anzeigen, dass die Geschehnisse dort – zumindest manchmal – nur der Vorbereitung eines solchen Ereignisses im Dachkiosk dienten.161 Für den Neujahrstag ist Letzteres wahrscheinlich, da die Texte in den Treppen und im Kiosk für dieses Datum eindeutig auf eine Durchführung des Rituals auf dem Dach schließen lassen. Darüber hinaus deutet die weiter oben dargelegte formale und inhaltliche Nähe zwischen dem Dachkiosk und der Wabet darauf hin, dass der Raum im Erdgeschoss an anderen Tagen des Jahres eine ähnliche Funktion haben konnte wie der kleine Pavillon auf dem Dach. Die strukturelle Ähnlichkeit der beiden Gebäude veranlasste bereits Maurice Alliot zu der Vermutung, dass sich eine Prozession in Edfu an den Tagen vor dem Neujahrsfest – am 30. Mesore und an den Epagomenentagen – nur bis zur Wabet bewegt habe, wo die Statuen gegen Mittag den Sonnenstrahlen ausgesetzt worden seien.162 Auch David Klotz nimmt in seiner Rezension zu Filip Coppens’ Buch über die Wabet eine grundsätzliche Analogie der beiden Rituale an, die in Wabet und Neujahrshof durchgeführt wurden.163 In seiner Hypothese, die Wabet habe vielleicht am Neujahrstag überhaupt keine Rolle gespielt, schießt er jedoch m. E. über das Ziel hinaus, da zumindest für Dendara der deutliche Bezug dieses Raumes auf den ersten Jahrestag nicht bestritten werden kann.164 Die Annahme, dass die formale Ähnlichkeit zwischen Wabet und Dachkiosk auf eine Analogie der dort durchgeführten Rituale hindeutet, dass also in der Wabet eine (möglicherweise tägliche)165 Wiederholung der Vereinigungshandlung auf dem Dach in kleinerem Maßstab durchgeführt worden wäre, ist verlockend. In Dendara sieht man sich jedoch in Bezug auf diese Vermutung mit einem grundsätzlichen kultpraktischen Problem konfrontiert. Hier ist ein ein direkter frontaler Lichteinfall in die überdachte, nach Norden hin ausgerichtete Wabet selbst nicht möglich, worauf bereits François Daumas hinwies.166 Einen praxisorientierten Lösungsvorschlag dazu hat Filip Coppens gemacht, der von einer Durchführung des Rituals im

160 Coppens, Wabet, 163–166, 168, 172, zusammenfassend 223–224. 161 So Coppens, Wabet 162; 178; ders., in: Frood/Raja (Hgg.), Redefining the Sacred, 117–118. 162 Alliot, Culte d’Horus, 341–342. Coppens, Wabet, 146 geht in Bezug auf die Besprechung der Passage bei Alliot davon aus, dass dieser eine Vereinigung mit der Sonnenscheibe im Hof vermutet, dort ist jedoch unmissverständlich vom „(lieu-)pur“ als Ort des Geschehens die Rede. 163 Klotz, Rez. in: CdE 86, 2011, 179–181. 164 Siehe die zahlreichen Nennungen von wp rnpt in Wabet und Neujahrshof sowie den Eintrag in den Festkalender aus Edfu (beides weiter oben in diesem Kapitel besprochen). Im Tempel von Edfu finden sich ebenfalls Nennungen des Neujahrsfestes in der Wabet (E I, 412, 14–15 und E I, 432, 13), so dass man auch hier nicht ohne weiteres davon ausgehen kann, dass dieser Raum am ersten Tag des Jahres bedeutungslos war. 165 So vermutet Klotz, Rez. in: CdE 86, 2011, 181; auch D VII, 184, 5–6* und D IV, 232, 1 deuten auf einen täglichen (ro nb) Vollzug von Ritualen in der Wabet hin, siehe Cauville, Dendara IV. Traduction, 376–377. 166 Daumas, in: LÄ IV, 470, s.v. „Neujahr“; ders., in: ASAE 51, 1951, 383, Anm. 2. Dagegen Klotz, Rez. in: CdE 86, 2011, 179, der annimmt, dass bereits beim Öffnen der Schreine in der Wabet eine Art Vereinigung mit der Sonnenscheibe geschieht, da die Statuen grundsätzlich mit dem Licht in Kontakt kommen. Geht man jedoch davon aus, dass es bei diesem Ritual um direkten Kontakt mit den Sonnenstrahlen geht (siehe III 2.2.4), so stellt dies kein Problem dar.

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1 Kontext

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offenen Hof vor der Wabet auszugehen scheint, in den bei hohem Sonnenstand durchaus Lichtstrahlen fallen können.167 Eine solche Nutzung des Hofes halte ich jedoch nicht für wahrscheinlich, da somit die oben festgestellte Ähnlichkeit zwischen dem Kiosk und der Wabet in Bezug auf ihre Architektur und ihr Dekorationsprogramm keine exakte funktionale Entsprechung widerspiegeln würde, schließlich findet die Vereinigung mit der Sonnenscheibe auf dem Dach im Kiosk statt und nicht davor (siehe III 2.2.4). Die Lösung des Problems könnte vielmehr im Prinzip des Substitutionskultes zu suchen sein, bei dem ein rituelles Ereignis, das im Idealfall unter größerem Aufwand außerhalb des Tempels durchgeführt wurde, aus praktischen Gründen durch eine entsprechende Handlung in kleinerem Maßstab an einem Ort im Tempelinneren ersetzt wurde.168 In unserem Fall wären die umfassenden Rituale im Kiosk, die sicher auch die kultische Reinheit der Dachfläche und der Treppen sowie einen sehr großen Personalaufwand erforderten, im Normalfall (täglich?) durch eine Imitationshandlung in der Wabet ersetzt worden. Dass es dabei nicht wie auf dem Dach zu einer faktischen Vereinigung der Statue mit dem Licht der Sonnenscheibe gekommen sein kann, dürfte nicht gestört haben, da der bloßen Ausführung von Ritualhandlungen bereits eine eigene Wirksamkeit anhaften konnte.169 Dieses Szenario ist sehr hypothetisch, es würde jedoch erklären, warum sowohl der Wabet-Komplex als auch der Kiosk den Namen st-Hb-tpj tragen. Die Wabet ist der Kiosk, der Kiosk ist die Wabet, zumindest in Hinblick auf die beiden gemeinsame Rolle als Schauplatz eines (faktischen oder imaginären) xnm jtn. Akzeptiert man die These, dass der Wabet an anderen Terminen innerhalb des Kultkalenders eine Art Stellvertreter des Kiosks sein konnte, während sie am Neujahrsfest selbst lediglich der Schauplatz vorbereitender Handlungen war, so bleibt in Bezug auf dieses Ereignis das Problem der Dopplung von bestimmten Ritualhandlungen bestehen, auf das bereits David Klotz hingewiesen hat. Wie er in der oben erwähnten Rezension richtig anmerkte, deutet die Dekoration von Wabet und Hof auf die Durchführung von Reinigungs-, Salbungs- und Bekleidungsritualen an diesem Ort hin, die Inschriften in den Treppenhäusern und im Kiosk jedoch bezeugen eine Ausführung ebendieser Handlungen auf dem Dach des Tempels. Die Götterbilder wären demnach zweimal kurz hintereinander gereinigt, gesalbt und eingekleidet worden.170 Da die von Klotz vorgeschlagene Ausklammerung der Wabet aus dem Neujahrsgeschehen aus den oben genannten Gründen für Dendara nicht in Frage kommt, muss eine solche Dopplung wohl in Kauf genommen werden. Ohnehin sind die Gesetzmäßigkeiten ägyptischer Kulthandlungen, die an sich schon einen stark repetitiven Charakter besaßen, unter logischen Gesichtspunkten manchmal schwer zu begreifen. Eine in unseren Augen unsinnige 167 So Coppens, in: Frood/Raja (Hgg.), Redefining the Sacred, 117. 168 Siehe grundsätzlich zum „culte de substitution“ und für vergleichbare Beispiele Traunecker et al., Achôris II, 141–142; ders., in: Cahiers de Karnak VII, 1982, 339–354; Kurth, in: Beinlich (Hg.), 9. Tempeltagung, 198– 200. Einen Substitutionskult kann man auch im Zusammenhang mit der Prozessionsbarke vermuten, die vielleicht durch den transportablen Schrein am Neujahrsfest repräsentiert wurde, siehe dazu unten, III 5.3. 169 Interessant sind in diesem Zusammenhang Claude Trauneckers Untersuchungen zum Sonnenheiligtum des Achmenu in Karnak, in deren Zuge er auch den Vergleich zu anderen Sonnenkultstellen zieht, die nicht immer eine in Bezug auf die Sonne ideale Ausrichtung besitzen. Er schlussfolgert: „Tout se passe comme si l’intégration de cet élément dans une structure cultuelle complexe dont l’axe était imposé par les monuments existants était, aux yeux des concepteurs, plus importante que d’assurer l’orientation idéale“ (Traunecker, in: Étienne/Le Dinahet (Hgg.), L’espace sacrificiel, 257). Auch in Bezug auf die Wabet in Dendara könnte also ihre Positionierung innerhalb des Tempelganzen der Durchführbarkeit des Vereinigungsrituals vorgezogen worden sein. 170 Klotz, Rez. in: CdE 86, 1991, 179–180. Von einer Durchführung all dieser Rituale sowohl im Erdgeschoss als auch dem Dach geht auch Fairman, in: BJRL 37, 1954–55, 184 aus.

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III Analyse und Auswertung

Wiederholung von Ereignissen könnte aus altägyptischer Perspektive durchaus ihren Sinn gehabt haben – etwa, indem die Handlungen in der (nach Klotz) stark von unterweltlichen Bildern geprägten Wabet auf dem Dach durch himmlische Entsprechungen ergänzt wurden.171 1.8 Das Goldhaus X–R und Raum XX Der Zugang zum Goldhaus X–R befindet sich auf dem sechsten Eckpodest der gewundenen Treppe X (siehe Taf. 9). Die niedrige und kleine Kammer, in der Statuen durch das Ritual der Mundöffnung belebt wurden, öffnet sich mit drei rechteckigen Fenstern nach Süden auf den Neujahrshof und steht damit auch zu diesem in architektonischer Verbindung.172 Sie hat Pierre Zignani zufolge den Charakter eines Zwischengeschosses und nutzt – wie der im Folgenden beschriebene Raum XX – konstruktionsbedingt vorhandenen Platz durch Schaffung eines Hohlraumes aus.173 Dass X–R nicht mit einem Bodenbelag versehen wurde, könnte als Hinweis auf die Minderwertigkeit des Raumes im Vergleich zu anderen Kammern des Tempels gedeutet werden, was durch die elaborierte Dekoration jedoch widerlegt wird.174 In die Westwand von Raum X–R ist eine Nische eingelassen, deren Inschriften unter anderem das Mundöffnungsritual für Sokar-Osiris thematisieren.175 In der Ausgestaltung des Raumes insgesamt spielt die Neujahrsprozession keine Rolle – mit Ausnahme des (von innen betrachtet) rechten äußeren Türpfostens am Zugang zum Goldhaus (D VIII, 128, 8–9). Hier heißt es: Dd mdw dj.n o176 xr H#t177 nt „Worte zu sprechen: Lasst uns die Richtung anzeigen vor der

171 Klotz, Rez. in: CdE 86, 2011, 181–182. Klotz zufolge könnte ein möglicherweise täglich stattfindendes Vereinigungsritual in der Wabet so gedeutet werden, dass die Statuen symbolisch am Sonnenlauf teilhatten, wobei das Eintreten in die Wabet dem Hinabsteigen in die Unterwelt entsprochen hätte. Er macht dies an den Texten am Eingang zur Wabet in Edfu fest, die von unterweltlicher Thematik durchdrungen sind, Ähnliches könnte auch für Dendara vermutet werden (siehe die zahlreichen Verweise auf den Sonnenlauf im Neujahrshof, insbesondere auf den Kampf mit den Sonnenfeinden in der Unterwelt: Coppens, Wabet, 164–165). Im Rahmen dieser Symbolik wäre der Aufenthalt auf dem Dach mit der Reise der Sonne am Tageshimmel gleichzusetzen, was gut zum Aufstieg auf der Osttreppe und zum Abstieg über die Westtreppe passen würde (siehe dazu III 2.1.4). Diese Deutung der Geschehnisse in der Wabet ist allerdings hochspekulativ und sei hier nur als Vorschlag angebracht. 172 Siehe zum Goldhaus in den späten Tempeln und seiner Bedeutung Daumas, in: Vercoutter (Hg.), Livre du centenaire, 109–118, Aufrère, L’univers minéral, 375–376; Traunecker, in: CRIPEL 11, 1989, 89–112; von Lieven, in: SAK 36, 2007, 147–155; Waitkus, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 288; ders., Krypten, 267; Derchain, in: CdE 65, 1990, 220; Coppens, Wabet, 161. Besonderen Aufschluss über das Goldhaus in Dendara gibt das von Cauville, in: BIFAO 90, 1990, 104 und 108 behandelte Bandeau. 173 So Zignani, Le temple d’Hathor, 129. 174 Siehe D VIII, Taf. 802–814. 175 D VIII, 143, 10 – 145, 11, dazu Derchain, in: CdE 65, 1990, 241–242. Siehe zur Lage, zur Gestaltung und zu den Ausmaßen des Raumes die Beschreibung in D VIII, 127; den Schnitt in D VIII, 129–130; Zignani, Le temple d’Hathor, 129–130 und 112, Abb. 3/25; Cauville, Guide archéologique, 64; Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 64–65. 176 Derchain, in: CdE 65, 1990, 220 und 233 übersetzt hier „Faisons entrer“ und wundert sich darüber, dass es kein Objekt zu dj oq gibt. Sicherlich befand sich in der Lücke neben Arm in D VIII, 128, 8 aber kein q, sondern ein Ideogrammstrich, so dass das Verb dj-o vorgelegen haben dürfte, vgl. Anm. 235 zur Übersetzung von D VII, 178, 1* (Kapitel II). 177 Derchain, in: CdE 65, 1990, 219–220, vgl. 233, hält xr H#t für ein Adverb in außergewöhnlicher Position und übersetzt „Faisons entrer d’abord (ce que nous portons) auprès de l’Or des dieux“. Die Konstruktion lässt sich jedoch auch so deuten, dass n nbwt nTrw einen Genitiv darstellt, der auf H#t bezogen ist. Die Kombination xr H#t wäre in diesem Fall also nicht als Kompositum, sondern als Präposition mit Substantiv zu verstehen, wobei Letzteres durch einen indirekten Genitiv mit dem Folgenden verknüpft ist; deutlicher zu sehen ist dies

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nbwt nTrw r tp Hwt-[nTr?]178 Goldenen der Götter zum Dach des Tempels des Auges des nt jrt Ro r m## stwt nt jt.s m Re, um die Strahlen ihres Vaters am Horizont zu sehen zu#Xt Hno sXmw nn ntjw m-Xt.s sammen mit diesen Götterbildern, die hinter ihr sind!“ Der Bezug auf die Vereinigung mit der Sonnenscheibe trägt sicherlich dem Anbringungsort Rechnung, da diese Inschrift in unmittelbarer Nähe zu den Teilnehmern des Defilees im Treppenhaus positioniert ist. M. E. ist hier die Inschrift der äußeren Türpfosten ausnahmsweise nicht – wie sonst oft bei Texten am äußeren Türrahmen – mit dem Rauminneren verknüpft, sondern schließt sich an die neben dem Zugang liegende Dekoration an.179 Die Tür, zu der die zitierte Inschrift gehört, befindet sich zwischen dem zweiten und dem dritten Mineralien tragenden Priester der linken Hälfte des Defilees, was auch erklären würde, warum der Text in der ersten Person Plural abgefasst ist.180 Der linke Türpfosten als symmetrische Entsprechung dazu richtet sich in einer Anrufung an die untergehende Sonne,181 die wahrscheinlich zu dem um die Ecke liegenden Fenster in Beziehung steht,182 aber keinen Hinweis auf ein Festereignis enthält. Aus den Bandeauinschriften des Raumes geht dagegen hervor, dass das „Fest des sechsten Tages“ den primären kalendarischen Bezugspunkt für die dortigen Geschehnisse darstellt.183 Das schließt natürlich nicht aus, dass X–R auch an anderen Tagen genutzt wurde, zeigt aber deutlich, dass der inhaltliche Fokus nicht explizit auf dem Neujahrstag liegt. Aus diesem Grund sind die Texte des Goldhauses trotz der unmittelbaren Anbindung an die gewundene Treppe nicht in den Quellenkatalog (Kapitel II) aufgenommen. Wurde dennoch am Neujahrsfest in Raum X–R ein Mundöffnungsritual184 durchgeführt? Ist eine Durchführung dieser Ritualhandlung an diesem Tag überhaupt belegt? Wie schon Filip an D VIII, 86, 10*. Dies drückt genau die Situation der neben dem Text positionierten Priester aus, die tatsächlich vor der Göttin schreiten. 178 Erwarten würde man hier eigentlich eine Genitivkonstruktion r tp-Hwt Hwt-nTr, wie sie in den Treppentexten häufig verwendet wird. Da hier das Zeichen 179 180 181 182 183

184

jedoch zweifelsohne nur einmal vorliegt, wird hier wahr-

scheinlich tp in der Bedeutung „Dach“ verwendet, siehe unten, Kapitel III 2.2.3. Fälle, in denen Türrahmen mit Elementen außerhalb des Raumes, in den sie führen, korrespondieren, führt Preys in: Haring/Klug (Hgg.), 6. Tempeltagung, 207 und ders., Les complexes, 477–491 auf; siehe zur dekorativen Norm, derzufolge die Türinschriften auf das Rauminnere verweisen, bald Tattko, Türinschriften. Siehe für die Position der Tür Taf. 13–14. Demnach könnte besagter Türpfosten als Teil der Treppentexte verstanden werden. Architektonisch ist die Tür jedoch dem Goldhaus zugehörig, weswegen der Text nicht in das Textkorpus (Kapitel II) aufgenommen wurde. D VIII, 128, 11–12, siehe Derchain, in: CdE 65, 1990, 233. So Derchain, in: CdE 65, 1990, 219. Auf diesen Bezug deutet auch die Ansprache in der 2. Person Singular m. (nfrwj Hr.k) hin, denn bei einem Bezug zu den Treppentexten wäre eher zu erwarten, dass sich eine solche Anrufung mit nfrwj Hr.T an Hathor richtet. D VIII, 133, 9 und 134, 1, siehe dazu Derchain, in: CdE 65, 1990, 237. Etwas irreführend ist in dieser Hinsicht Derchains Feststellung über die Zeremonie, in die die Kammer eingebunden war: „Depuis la fabrication des statues et leur consécration, jusqu’à « l’union au disque », mentionnée encore dans les bandeaux (133, 9 et 133, 15 – 134, 1), tout est là, condensé en peu de signes grâce à l’emploi de moyens stylistiques d’une remarquable richesse“ (Derchain, in: CdE 65, 1990, 228). Falls sich – so scheint es – „mentionnée“ auf die Vereinigung mit der Sonnenscheibe bezieht, ist die Aussage schlicht falsch, da diese in den genannten Textstellen nicht erwähnt wird. Falls es auf „fabrication“ oder „consecration“ Bezug nimmt, ist die Satzstruktur zumindest irreführend. Zum „Fest des sechsten (Mondmonats-)Tages“ findet sich ein sehr kurzer Überblick bei Wilson, Lexikon, 857–858, siehe nun dazu ausführlich Altmann-Wendling, MondSymbolik – MondWissen, 833–843. Eine Neuedition des Mundöffnungsrituals unter der Leitung von Joachim Friedrich Quack befindet sich derzeit in Vorbereitung (Quack, in: Ryholt (Hg.), Hieratic Texts, 69–150 und Altmann-Wendling, in: Pries (Hg.), Die Variation der Tradition, 91–131). Bis zu deren Erscheinen muss noch weitestgehend auf die alte Edition

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III Analyse und Auswertung

Coppens festgestellt hat, findet sich keine Grundlage für die Behauptung Herbert Walter Fairmans, im Festkalender von Kom Ombo sei ein solches am Hb tpj abgehalten worden,185 aber im Zusammenhang mit einem xnm jtn wird in Esna für den 1. Phamenoth eine Mundöffnung erwähnt, wahrscheinlich fand eine solche auch im Kontext einer Dachprozession auch am 19. Pachons in Edfu statt.186 Die Hinweise aus diesen beiden Tempeln sowie die Positionierung des Goldhauses in der Westtreppe von Dendara haben zu der Vermutung Anlass gegeben, dass das Mundöffnungsritual dort, aber auch andernorts, ein fester Bestandteil des xnm jtn und damit auch des Neujahrsfestes gewesen sei; in Dendara sei dieses in Goldhaus X–R durchgeführt worden.187 Diese Interpretation übersieht jedoch, dass das in besagter Inschrift in Esna genannte Mundöffnungsritual nach Serge Sauneron – genau wie das damit verbundene xnm jtn – in einem Kiosk rezitiert wurde, der sich auf dem Tempelvorplatz befand.188 Dementsprechend geht Coppens für das Neujahrsfest generell von einer Mundöffnungszeremonie im Dachkiosk aus.189 Da diese, genau wie das xnm jtn, vor allem der Regeneration, genauer gesagt der Überführung von einem leblosen in einen von Leben erfüllten Zustand diente, würde es in der Tat nicht verwundern, wenn beide Kulthandlungen gemeinsam am gleichen Ort ausgeführt worden wären.190 Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang ein Fragment aus Papyrus Tanis 118, der Normen zur Tempeldekoration beinhaltet. Hier geht es offenbar zunächst um die Dekoration der Treppen, danach um die des Kiosks, der als „Platz des ersten Festes“ bezeichnet wird, wobei zweimal von der Mundöffnung bzw. den Ritualen der Mundöffnung die Rede ist.191 Wenngleich man dem Text aufgrund der vielen Lücken keine Details

185 186

187

188 189 190 191

(Otto, Mundöffnungsritual) zurückgegriffen werden. Siehe zum Mundöffnungsritual in den Tempeln einstweilen Quack, in: Ryholt (Hg.), Hieratic Texts, 143–148; ders., in: Backes/Dieleman (Hgg.), Liturgical Texts for Osiris, 145–159; Cruz-Uribe, in: Teeter/Larson, Gold of praise, 69–73; Waitkus, Krypten, 267–275. So Coppens, Wabet, 13, der sich auf Fairman, in: BJRL 37, 1954–55, 187 bezieht. Esna III, 275, 8, hier ist nur vom „Öffnen des Gesichtes“ die Rede, Serge Sauneron hat aber glaubhaft dargelegt, warum dieser Text mit Esna III, 284, 1–3 zusammenhängt und die dort genannte Vereinigung mit der Sonnenscheibe beschreibt (Esna V, 147–132, 149). Die Stelle in Edfu (E V, 400, 8 – 401, 2) kann nicht als gänzlich gesichert betrachtet werden, da das r# in jr wp r# von Maurice Alliot ergänzt wurde (Culte d’Horus, 212 und 295). Der Text in Edfu nennt, wie der in Esna, das „Öffnen des Gesichtes“, und da dieses auf dem Dach stattfindet, ist es wahrscheinlich, dass hier ein xnm jtn gemeint ist, explizit wird dies aber nicht gesagt. Siehe zu beiden Texten Quack, in: Ryholt (Hg.), Hieratic Texts, 144; Coppens, Wabet, 13, 147; Waitkus, Krypten, 267; Waitkus, in: 3. Tempeltagung, 288, zum „Öffnen des Gesichtes“ im Zusammenhang mit der Vereinigung mit der Sonnenscheibe unten III 2.2.4. Blackman/Fairman, in: JEA 32, 1946, 75–91 vermuten, dass das Mundöffnungsritual, das nachweislich am Tempel und an Statuen in Edfu zur Weihung des Tempels durchgeführt wurde, jährlich zum Neujahrstag wiederholt wurde. Einen Beweis bleiben die Inschriften jedoch schuldig. Siehe dazu auch Kurth, Treffpunkt der Götter, 153–156; Labrique, Stylistique, 147–148 und 152– 154; Cruz-Uribe, in: Fs Wente, 71; siehe zur Unsicherheit des Termins für die Mundöffnung am Tempel Coppens, Wabet, 159. So Coppens, Wabet, 161; Waitkus, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 288; ders., Krypten, 267; ders., in: Kurth (Hg.), Bericht über drei Surveys, 153; ders., Untersuchungen, 172. Anhand der Texte in Esna und Edfu schließt auch Quack, in: Ryholt (Hg.), Hieratic Texts, 149 auf ein Mundöffnungsritual am Neujahrstag, ohne sich allerdings auf einen Ort festzulegen, an dem dieses stattfand. Esna III, 284, 1–3 und 275, 8; siehe zum Kiosk als Ort des Geschehens und dem Zusammenhang zwischen den beiden Inschriften in Esna, die sich um ein und dasselbe Festereignis drehen, Sauneron, Esna V, 123– 132, 147–149. So Coppens, in: Dieleman/Wendrich (Hgg.), UCLA Encyclopedia, 4. Siehe dazu zusammenfassend Coppens, Wabet, 224 und zur „Aufladung“ der Statue mit neuer Energie, die in Dendara allerdings nur einen Teilaspekt des Rituals darstellt, unten, III 4.2.3 und 4.2.4. Ich danke Joachim Friedrich Quack für die freundliche Zusendung der mein Thema betreffenden Textstellen. Zum Papyrus Tanis 118 siehe vorläufig Quack, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 17–27, zu dem besagten Abschnitt, der auf die Treppen bezogen ist, ders., in: Backes/Dieleman (Hgg.),

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entnehmen kann, so wird hier doch deutlich, dass ein Zusammenhang sowohl der Treppen als auch des Kiosks mit dem Mundöffnungsritual besteht bzw. dass dieses idealerweise in die Gestaltung der genannten Räumlichkeiten einfließen sollte. Dies könnte auch die von Filip Coppens festgestellte, von Fall zu Fall unterschiedlich stark entwickelte Prägung des Ensembles von Wabet und Hof durch das Mundöffnungsritual erklären, schließlich ist dieser architektonische Komplex mit dem Kiosk formal sowie funktional eng verwandt und trägt ebenfalls den Namen „Platz des ersten Festes“ (siehe III 1.7 und III 2.2.3).192 Raum X–R wäre dann vielleicht aufgrund der ähnlichen Funktion (Wiederbelebung von Statuen) durch drei Fensteröffnungen mit dem Neujahrshof verbunden und auf die Wabet ausgerichtet, daraus muss jedoch nicht unbedingt auf seine Nutzung dieser Kammer am ersten Tag des Jahres geschlossen werden, zumal ihre Dekoration nichts darüber verlauten lässt. Auch die Lage in der Westtreppe muss nicht zwangsläufig durch eine Verwendung während der Neujahrsprozession bedingt sein, schließlich wurden die Treppen auch für andere Feierlichkeiten genutzt, beispielsweise für Osiris (siehe weiter unten in diesem Kapitel und III 2.1.4). So sind auch die westlichen Osiriskapellen, in denen die Mundöffnungsthematik eine große Rolle spielt, über die Treppe X zu erreichen; die Position des Goldhauses X–R könnte also genauso gut durch einen Zusammenhang mit diesen bedingt sein, zumal die Kapellen in ihrer Gesamtheit ebenfalls als Hwt-nbw bezeichnet wurden.193 In den Inschriften der Treppenhäuser und des Kiosks in Dendara wird einmal194 ein Hwtnbw genannt. Die Raumbezeichnung wird in der Beischrift zu dem neunten Naosträger hinter dem großen Schrein der Hathor in der linken, absteigenden Hälfte von Treppenhaus X erwähnt. Seine Beischriften weisen den Priester als der Statue des Osiris zugehörig aus, wobei er die Rolle des Horus einnimmt.195 Über ihn heißt es unter anderem, er sei einer, „der bei den Liturgical Texts for Osiris, 148. 192 Zusammenfassend Coppens, Wabet, 142–145, 157–160 und 207–208. Coppens nennt hier neben dem Mundöffnungsritual das tägliche Tempelritual und pBrooklyn 47.218.50 als Hauptquellen für das dekorative Programm der Wabet in Edfu, in Philae dominieren offenbar die Zitate aus dem täglichen Tempelritual. Auch für Dendara stellt Coppens grobe inhaltliche Bezüge zu älteren Ritualtexten her (siehe Coppens, op. cit., 166, 173), wenngleich der Zusammenhang zum Mundöffnungsritual hier nicht so explizit ist wie in den anderen Beispielen. Labrique, Stylistique, 152 geht aufgrund der Dekoration der Wabet für Edfu davon aus, dass das Mundöffnungsritual hier stattgefunden haben muss, Coppens, op. cit., 207, äußert sich diesbezüglich vorsichtiger. Siehe zum Zusammenhang zwischen Mundöffnung und Wabet auch Traunecker, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 276. 193 Siehe dazu Waitkus, in: 3. Tempeltagung, 288–289, Anm. 41; Quack, in: Backes/Dieleman (Hgg.), Liturgical Texts for Osiris, 147–148; Cauville, in: BIFAO 90, 1990, 104 und 108, Anm. 23. Das Ritual in X–R wird, wie oben bereits angemerkt, für Sokar-Osiris durchgeführt, was einen Bezug dieses Raumes zu den westlichen Osiriskapellen und dem dort dargestellten Mundöffnungsritual (Cauville, Dendara X. Commentaire, 164–165 und Quack, op. cit., 148 mit Textstellen bzw. Darstellungsverweisen), wahrscheinlicher macht. Siehe zu (Sokar-)Osiris als Empfänger des Mundöffnungsrituals schlechthin ebd., 146–147, 154; 158–159. Sowohl für Edfu als auch für den Tempel von Hibis ist ein Goldhaus auf dem Dach belegt, siehe dazu Waitkus, Krypten, 268; ders., in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 290–292; ders., in: Kurth (Hg.), Bericht über drei Surveys, 147–158; Quack, in: Backes/Dieleman (Hgg.), Liturgical texts for Osiris, 148; ders., in: Ryholt (Hg.), Hieratic Texts, 138; Cruz-Uribe, in: Fs Wente, 69–73; Coppens, Wabet, 159, 219–221. 194 Einige Male genannt ist auch ein pr-nbw (D VII, 172, 2*; 204, 5*; D VIII, 30, 1*) wobei aber nicht ganz klar ist, ob es sich um eine nicht eindeutige Schreibung für das häufige Pr-nbwt („Haus der Goldenen“, ein Name des Tempels) oder um eine eigene Raumbezeichnung handelt, die eventuell mit dem Goldhaus in Verbindung steht. Siehe zu pr-nbw als potentieller Variante zu Hwt-nbw Schott, in: GM 2, 1972, 37 (hier geht es allerdings um sehr viel frühere Quellen). Ein pr-nbw wird auch in den Osiriskapellen genannt, siehe Cauville, Dendara X. Index, 173. 195 D VIII, 98, 5–8*, dazu gehört D VIII, 99, 14–15*, siehe D VIII, Taf. 801.

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III Analyse und Auswertung

großen Abbildern des Goldhauses eintritt“ (oq Hr sSt#w wrw nw Hwt-nbw) und „zum verborgenen Ort des Hauses des Osiris geht“ (jqH r jmntt nt Owt-Wsjr), am Ende der Beischrift ist von den „beiden Schwestern“ die Rede.196 Hier wird deutlich der osirianische Kontext evoziert, wobei die Bezeichnung „Goldhaus“ wie gesagt gleichermaßen die auf dem Dach befindlichen Osiriskapellen wie den hier zu besprechenden Raum X–R meinen kann. Es fällt jedoch auf, dass sich der besagte Naosträger auf der linken Wand von Treppenlauf X (vgl. Taf. 9 und 13) befindet, welcher den Austritt zum Dach mit dem Zugang zu Kapelle West 1 auf Eckpodest 9 verbindet. Genauer gesagt: der mit den oben stehenden Worten bezeichnete Priester blickt in die Osiriskapellen hinein. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, warum er genau hier mit dieser besonderen Bezeichnung versehen ist. Das Hwt-nbw, von dem in der Beischrift die Rede ist, dürfte sich also mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Osiriskapellen beziehen. Ob man allerdings aus dieser einen Stelle herauslesen kann, dass diese auch am Neujahrsfest zum Zweck der Mundöffnung betreten wurden, ist fraglich. Dafür spricht das Vorhandensein des Textes im Treppenhaus, dagegen jedoch, dass sich – genau wie im Goldhaus X–R – in den Inschriften der Osiriskapellen keine eindeutigen Verweise auf den Neujahrstag finden.197 Vielmehr wird aus diesen deutlich, dass zu den Choiak-Feierlichkeiten für Osiris eine Dachprozession, eine Vereinigung mit der Sonnenscheibe und ein Mundöffnungsritual gehörten.198 Die oben zitierte Beischrift des Naosträgers könnte man – besonders in Anbetracht ihres Anbringungsortes – also auch als einen den Rahmen des Neujahrsfestes sprengenden Querverweis auf ein weiteres Fest verstehen, für das die Treppen genutzt wurden. Sollte in den Osiriskapellen oder im Goldhaus X–R auch am Neujahrstag ein Mundöffnungsritual abgehalten worden sein, so müsste dies der in Kapitel III 2.1.4 herausgearbeiteten Bewegungsrichtung der Prozession gemäß nach den Ereignissen im Kiosk und sozusagen während des Treppenabstiegs erfolgt sein. Dies klingt zunächst unlogisch, da eine Mundöffnung nach Abschluss aller Speisungen und der Erneuerung der Statue durch das Sonnenlich überflüssig erscheint. Hierzu sei jedoch auf die bereits zitierten Texte in Esna und Edfu verwiesen, die von einer Mundöffnung nach dem „Öffnen des Gesichtes“ sprechen.199 Der so bezeichnete Vorgang initiiert am Neujahrsfest in Dendara, wie in III 2.2.4 erläutert wird, die hauptsächliche Ritualhandlung im Kiosk. Die beschriebene Reihenfolge scheint also aus ägyptischer Perspektive grundsätzlich kein Widerspruch gewesen zu sein – im Gegenteil, vielleicht kann man darin erst die Vollendung der Handlungen sehen, durch welche die Statue erst ihre ganze Lebensenergie zurückerhält.200 Nimmt man – ungeachtet des Zeitpunktes und des Veranstaltungsortes – an, dass am Neujahrstag in Dendara ein Mundöffnungsritual stattfand, so muss man erwarten, dass sich in den 196 D VIII, 98, 5–8*. 197 Als Hinweis auf den Neujahrstag kann die Dekoration der Decke der dritten westlichen Dachkapelle gelesen werden, die wohl mit Sothis und Orion seine astronomische Konstellation wiedergibt (so Altmann-Wendling, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 420–421). Allerdings liegt es im Gesamtkontext des Raumkomplexes, der Osiris in verschiedenen Aspekten beleuchtet, nahe, dass es hier vor allem um die Identifikation dieses Gottes mit Orion geht. Auf eine Nutzung der westlichen Osiriskapellen am Neujahrsfest lässt sich allein aus dieser Darstellung m. E. aber nicht schließen. 198 Siehe die bei Cauville, Dendara X. Index, 444, s.v. xnm jtn, xnm jtn ro nb etc. angegebenen Stellen, besonders aber D X, 390, 8, wo die Vereinigung des Sokar-Osiris mit der Sonnenscheibe in Verbindung mit dem Mundöffnungsritual genannt wird, sowie D X, 426, 6, wo das xnm jtn im Zusammenhang mit dem Osirisbegräbnis eine Rolle spielt. Siehe zu diesen Texten Cauville, Dendara X. Commentaire, 181, 203–204, zum Vereinigungsritual im Kontext des Choiakfestes Leitz, Tagewählerei, 177–179. 199 Esna III, 275, 8 und E V, 400, 8 – 401, 2. 200 Ähnlich äußert sich Serge Sauneron in Bezug auf den Text in Esna (Esna V, 129 und 149).

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1 Kontext

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Inschriften der Treppenhäuser und des Kiosks deutliche Hinweise darauf finden, so wie es auch der Papyrus Tanis 118 (siehe oben) vermuten lässt. Von einer Mundöffnung an der Gottheit (wp r#.T) ist im Zusammenhang mit einem Weinopfer in der Treppenkammer V tatsächlich einmal die Rede (D VII, 151, 16*). Dazu ist allerdings anzumerken, dass dieser Ausdruck, der in Verbindung mit dem Opfer von Wein bereits in den Pyramidentexten201 belegt ist, in diesem Kontext auch banal das Öffnen des Mundes zum Verzehr des Getränkes meinen kann, so dass es sich m. E. um keinen eindeutigen Hinweis auf das Ritual handelt.202 Die einzige wörtliche Übernahme aus dem klassischen Mundöffnungsritual des Neuen Reiches in das Textkorpus (Kapitel II), die mir bekannt ist, stellt die Formel „Nimm dir das Horusauge! Möge sein Duft zu dir kommen, möge der Duft des Horusauges zu dir kommen“ dar, die einmal in einer Ritualszene in Raum V, ein weiteres Mal in der Rede des Königs in der aufsteigenden Hälfte der Westtreppe vorkommt. In beiden Fällen geht es um ein Weihrauchopfer (D VII, 141, 13–14*; D VIII, 116, 15*). Eine identische Formulierung findet sich in Szene 7 (nach Eberhard Otto) des Mundöffnungsrituals, wo sie ebenfalls im Zusammenhang mit einem Räucheropfer verwendet wird, in verkürzter Form taucht sie außerdem im Opferritual des Neuen Reiches auf.203 Eine Anspielung kann man auch im Namen der neun Priester sehen, die den Schrein der Hathor tragen. Ihre Bezeichnung als smHrw sowie deren Mythologisierung als Kinder des Horus findet sich in Szene 73 des Mundöffnungsrituals.204 Allerdings kommen die smHrw als Sargträger auch außerhalb des unmittelbaren Mundöffnungs-Kontextes vor und die Horuskinder sind bereits in den Pyramidentexten mit dem Transport des Königs befasst (siehe dazu III 3.7), so dass auch dies nicht als zweifelsfreier Bezug auf die Mundöffnung gelesen werden kann. Neben den wenigen textlichen Gemeinsamkeiten gibt es einige inhaltliche Übereinstimmungen zwischen dem Mundöffnungsritual und den Texten in den Treppen/im Kiosk, vor allem in Bezug auf Opfergaben. Schon Filip Coppens wies darauf hin, dass die vorbereitenden Handlungen an der Götterstatue in der Wabet (Reinigung, Bekleidung, Salbung, Ausstattung mit Amuletten), die offenbar auch im Dachkiosk ausgeführt wurden (siehe III 2.2.4), grundsätzlich im Mundöffnungsritual eine große Rolle spielten.205 Auch hat die am Neujahrstag zentrale Vereinigung mit der Sonnenscheibe einige Details in Bezug auf die Durchführung mit dem Aufrichten der Mumie vor Re im Mundöffnungsritual gemeinsam (siehe dazu III 4.2.4). Wörtliche Übernahmen, wie sie in der Wabet in Edfu und im offenen Hof in Philae vorliegen, konnten in Dendara jedoch weder für die Wabet und den Neujahrshof206 noch für den Kiosk festgestellt werden, es handelt sich also nur um eine Übereinstimmung struktureller und konzeptueller Art. So kommt beispielsweise die „Begrüßung mit dem nmst-Krug“ im Mundöffnungsritual vor,207 zudem im Opferritual des Neuen Reiches, wo sogar der Neujahrskontext 201 Siehe z. B. Pyr. § 39a–b; § 92a–b. Vgl. dazu auch Belege aus dem Tempel von Edfu, die wie die Stelle aus Dendara im Kontext eines Weinopfers stehen (E VII, 212, 2 und 6; 278, 16 und 279, 14). 202 Siehe zur Mundöffnung in den Pyramidentexten generell, die an anderen Stellen mit größerer Wahrscheinlichkeit auf das spätere Ritual bezogen werden kann, Quack, in: Backes/Dieleman, Liturgical Texts for Osiris, 149–151. 203 Siehe Otto, Mundöffnungsritual I, 19 und II, 51 (dazu Quack, in: Ryholt (Hg.), Hieratic Texts, 76–77) sowie Tacke, Opferritual I, 48 und II, 49. Vgl. auch verschiedene Stellen im Sothisritual aus Tebtynis (Töpfer, Sothisritual, 31, 42, 57), wo diese Formel in Zusammenhang mit Räucherungen und Libationen vorkommt. 204 Siehe Otto, Mundöffnungsritual I, 199–203 sowie II, 11, 164–166. 205 Siehe oben, Anm. 192. 206 Siehe Coppens, Wabet, 207–208. 207 Szene 62 bei Otto, Mundöffnungsritual I, 162–167 und II, 139–143.

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III Analyse und Auswertung

klar herausgestellt wird.208 In den Treppen und im Kiosk spielt dieses Gefäß zwar eine nicht unwesentliche Rolle, dies schlägt sich m. W. aber nicht in direkten Zitaten der älteren Ritualtexte nieder.209 Insgesamt ist die Beweislage in Bezug auf konkrete textliche Bezüge zur Mundöffnungszeremonie am Neujahrsfest in Dendara als eher dünn zu bezeichnen. Gerade in Anbetracht der großen Bedeutung, die detaillierte Festbeschreibungen in den Texten der Treppen und des Kiosks einnehmen (siehe III 2.2.4 und 6.6–6.7), ist es doch verwunderlich, dass nicht ein einziges Mal eindeutig von diesem Ritual, seinen spezifischen Gegenständen (z. B. Dechsel, psS-kfGerät210) oder Aktanten (z. B. Sem-Priester) die Rede ist.211 Auch unter den teilweise sehr opulenten Darstellungen von Opfergaben und Ritualgegenständen im Kiosk und in der Treppe lassen sich m. E. keine Dinge ausmachen, die ausschließlich dem Mundöffnungs-Kontext zuzuordnen sind. Da die Abwesenheit von eindeutigen Informationen aber keinen Gegenbeweis darstellt, bleibt festzuhalten, dass am Neujahrsfest in Dendara aufgrund von Hinweisen in anderen Tempeln und im Papyrus Tanis 118 ein Mundöffnungsritual stattgefunden haben könnte. Einiges spricht für den Kiosk oder die Wabet als Veranstaltungsort, Anderes für einen der beiden Hwt-nbw genannten Räume. Wie genau das Mundöffnungsritual in die zentrale Kulthandlung am Neujahrstag eingebunden gewesen sein könnte, lässt sich anhand der Quellen nicht ermitteln. Zu dem beschriebenen, an die Treppe X angeschlossenen Raum X–R kommt ein weiteres Element, das architektonisch eng mit diesem verbunden ist, es soll der Vollständigkeit halber hier erwähnt werden: Auf der Dachebene, das heißt vom Austrittspodest aus, führt vor der sich zur Terasse öffnenden Tür ein Zugang in die undekorierte Kammer XX, die durch einen Lichtschlitz in der Südwand erhellt wird. Pierre Zignani vermutet aufgrund der mangelnden Ausschmückung, dass dieser Kammer nicht so sehr eine Funktion im Dekorationsprogramm des Tempels, sondern vielmehr eine architektonische Rolle zukam: Die Schaffung dieses Hohlraumes im Kernbereich der Treppe brachte eine nicht unbedeutende Verminderung der Baumasse mit sich.212 1.9 Der Pronaos Durch besonders zahlreiche Bezüge zum Neujahrsfest fällt der Pronaos des Hathortempels auf, der unter Tiberius errichtet wurde und in der Zeit zwischen Caligula und Nero dekoriert wurde.213 Eine Analyse der kompletten Dekoration dieses Raumes einschließlich seiner Fassade und Außenwände kann hier nicht geleistet werden, hierfür sei auf die kürzlich erschienene Monographie von Sylvie Cauville verwiesen.214 Im Rahmen dieser Arbeit interessieren vor allem die Bestandteile der Dekoration, die mit dem Neujahrsfest in Zusammenhang stehen, diese sollen im Folgenden kurz geschildert werden.

208 Tacke, Opferritual I, 284–295 und II, 257–262 (Nr. 63). 209 D VII, 197, 15*; 201, 17*; D VIII, 114, 6*; 114, 6–7*; siehe dazu unten, III 5.8. 210 Siehe zur Lesung der Doppelfeder-Standarte in den Treppenprozessionen, die LGG III, 117, 1 als psS-kf deutet, Kapitel III 3.5 (hier auch Erläuterungen zur Entsprechung in Edfu). 211 Anders in Edfu, wo der Sem-Priester in der Treppenprozession auftritt: E I, 540, 4. 212 So Zignani, Le temple d’Hathor, 129, siehe auch 307–308, Abb. 5/92. 213 Siehe zur Datierung Cauville/Ali, Dendara, 10 und Zignani, Le temple d’Hathor, 37–38, für Literatur zur Baugeschichte des Tempels insgesamt auch die Einleitung zu III 2. 214 Cauville, Pronaos.

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1 Kontext

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Zunächst einmal gibt es an den Innen- und Außenwänden des Pronaos 24 Textstellen, die den Neujahrstag (wp rnpt) explizit nennen.215 Diese lassen sich jeweils einer von drei Textkategorien zuweisen. Die erste Gruppe von Belegen findet sich in Hymnen, die an eine weibliche Gottheit gerichtet sind. So betont eine auf Hathor bezogene Inschrift im östlichen Durchgang der Tür zum Pronaos, dass man am Neujahrstag das Ritual der Trunkenheit für die Göttin wiederholt (D XIII, 25, 5).216 Interessant ist, dass sich in unmittelbarer Nähe zu diesem Text, auf der ersten Säule südlich der Osttür, ein durch nfrwj Hr.T eingeleiteter Hymnus findet, der durch genaue Entsprechungen mit drei wichtigen Stationen der Neujahrsprozession (pr-wr; Neujahrshof; Kiosk) verknüpft ist, siehe Synopse 1. Nicht wörtlich, aber durch eine Festbeschreibung, die auch die Vereinigung mit der Sonnenscheibe erwähnt, wird in einer direkt an diese Säule angrenzenden Inschrift auf der Ostseite des rechten äußeren Türpfostens des Hauptportals auf die Ereignisse am Jahresbeginn Bezug genommen (D XIII, 18, 8 – 20, 3),217 während die entsprechende Inschrift auf der Westseite (D XIII, 21, 5 – 22, 10) mit dem Opfer des Stabes der Hathor in Beziehung steht, welches am Neujahrstag stattfand.218 Somit steht schon der Eingangsbereich des Pronaos durch explizite und implizite Verweise im Zeichen des Neujahrsfestes, was auf eine besondere Bedeutung dieses Tages im Dekorationsprogramm des Raumes schließen lässt. Dieser Eindruck bestätigt sich im Innenraum: Das erste der vier Inschriftenbänder auf Travée Ost II der Decke des Pronaos, bei dem es sich um einen Hymnus an Sachmet handelt, spricht diese Göttin als nbt tp(j) rnpt Hnwt wp rnpt („Herrin des Jahresbeginns, Gebieterin des Neujahres“, D XV, 21, 4) an. Gleich zu Beginn wird sie auch Sothis genannt, ihr Einwirken auf die Entstehung der Nilüberschwemmung wird besonders betont (D XV, 20, 12 und 21, 4– 5).219 Ein benachbartes Inschriftenband, das durch wbn nbwt wsrt („die Goldene, die Mächtige geht auf“) eingeleitet wird, ist eine nahezu vollständige Parallele zu einer Inschrift an der Nordtür des Kiosks (vgl. D XV, 21, 6–12 mit D VIII, 6, 12–16*: Synopse 3), ein weiterer Text auf Travée Ost II entspricht teilweise einer Inschrift auf dem vierten Eckpodest von Treppe X (vgl. D XV, 21, 13–15 mit D VIII, 113, 4–5*: Synopse 4). Hinzu kommt ein Inschriftenband auf Travée Ost III, welches das Erscheinen der Hathor anlässlich ihres Festes beschreibt und Entsprechungen am Zugang zum pr-wr, in der Treppenkammer V und in Treppenhaus X besitzt (siehe Synopse 2 und Kapitel III 1.2). Auch wenn die drei zuletzt genannten Texte das

215 Siehe dazu auch Kapitel I 3.1, Anm. 54. 216 Siehe zu diesem Text auch oben, I 3.11. 217 Zweimal ist von einer Vereinigung mit der Sonnenscheibe die Rede, während der die Göttin ihr Gesicht nach Osten wendet (D XIII, 18, 8–9 und 19, 5). Den Treppentexten zufolge blickt Hathor vom Kiosk aus nach Süden (siehe III 2.2.4), was sich auf das System von theologischen Himmelsrichtungen bezieht und den geographischen Osten (in Richtung Sonnen- und Sothisaufgang) meint. Wenn die Inschrift am Eingang zum Pronaos aber mitteilt, dass die Göttin nach Osten blickt, so könnte an dieser Stelle die geographische Himmelsrichtung gemeint sein – zumindest ergibt dies mehr Sinn, als wenn sie in Richtung des theologischen Ostens (= geographischer Norden) blicken würde. Siehe zu einer Koexistenz der beiden Systeme und dazu, dass in einem Text auch beide repräsentiert sein können, Cauville, Temple d’Isis II, 274. Zum Zusammenhang dieser Inschrift mit den Texten zu beiden Seiten der Tür siehe die in der nachstehenden Fußnote angegebene Literatur. 218 Siehe zur Deutung der beiden Inschriften auf den äußeren Seitenflächen der Türpfosten („tores“) zusammen mit den daneben befindlichen Säuleninschriften (D XIII, 18, 8 – 23, 8) Cauville, Pronaos, 13–19 und dies., in: Fs Kurth, 49–53, zum Stab der Hathor ausführlicher unten, III 5.4. 219 Eine Übersetzung der gesamten Bandeauinschrift (D XV, 20, 12 – 21, 5) findet sich bei Cauville, Dendara XV. Traduction, 26–27.

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III Analyse und Auswertung

Neujahrsfest nicht wörtlich evozieren, wird durch die Zitate aus den Treppen und dem Kiosk klar, dass sie in diesem Zusammenhang zu sehen sind. Nicht nur die Inschriftenbänder der östlichen Hälfte der Pronaosdecke weisen Bezüge zum ersten Jahrestag auf, auch zumindest ein Text der westlichen Hälfte ist zweifelsfrei in diesem Kontext zu betrachten: Auf Travée West II’ befindet sich der Hymnus D XV, 44, 6–11, der Hathor als nbwt adressiert. Sein erster Teil, der den Lobpreis der Hathor durch verschiedene Personengruppen beschreibt, schließt mit der Aussage, Re sei zufrieden am Morgen des Neujahrsfestes (Ro m Htp m dw#yt nt wp rnpt).220 Bei der zweiten Kategorie von Texten auf den Innen- und Außenwänden des Pronaos, in denen das Neujahrsfest explizit genannt wird, handelt es sich um Ritualszenen einschließlich der auf sie bezogenen Bandeauinschriften. So wird Isis in einem Amulettopfer auf der westlichen Laibung zwischen Fassade und Innenraum als dg Hr nb m jm#w.s221 hrw pf wp rnpt („durch deren Glanz jedermann sieht an jenem Tag des Neujahrsfestes“, D XIII, 77, 9) bezeichnet. Auch in der westlichen der beiden Szenen, die auf dem Fries der Fassade des Pronaos zu beiden Seiten eines Hathorkopfes positioniert sind, findet sich ein expliziter Verweis auf den Tag wp rnpt. In der Beischrift zu Schesemu heißt es über diesen Gabenträger, er bringe der Göttin an diesem Tag Myrrhe und Öl.222 Im Zusammenhang mit Isis, welche in dieser Hälfte des Frieses als Ritualempfängerin fungiert, wird dagegen der Tag der Nacht des Kindes in seinem Nest (D XIII, 110, 3–4) genannt, also der Isisgeburtstag, der kurz vor dem Neujahrsfest stattfindet (siehe I 3.7). Im Text zu einer Renenutet auf der östlichen Seite wird zwar keine Festbezeichnung erwähnt, die Göttin wird jedoch als nbt rnpt nfrt („Herrin des guten Jahres“) bezeichnet und fordert selbst zum Ergreifen des guten Jahres (Ssp rnpt nfrt) auf, es wird also grundsätzlich ein Bezug zum Beginn eines Jahreszyklus hergestellt (D XIII, 107, 12–13). Bei den einander gegenüberstehenden Szenen, in welche die besprochenen Figuren eingebunden sind, handelt es sich um zwei überlange Opfertableaus, in denen je eine Reihe von dreißig Gottheiten Hathor und Horus im Osten, Isis und Harsomtus im Westen Gaben (z. B. Kronen, Speiseopfer und Schmuck) herbeibringt und Lobpreis anstimmt. Abgeschlossen wird das Defilee jeweils durch einen Szenentitel (dw# nTrt tn, D XV, 109, 8 und 115, 2) und den König.223 Strukturell ähneln diese beiden Opfertableaus den weiter unten in diesem Kapitel besprochenen Soubassementprozessionen, die ebenfalls als besonders lange Ritualszene interpretiert

220 D XV, 44, 9; eine Übersetzung des ganzen Textes findet sich bei Cauville, Dendara XV. Traduction, 62–63 und dies., Pronaos, 558. 221 Cauville, Pronaos, 98–99 und dies., Dendara XIII. Traduction, 98 transliteriert wny.s und übersetzt „lumière“, diese Lesung für das sitzende Kind mit der Krone ist jedoch nicht geläufig. Viel wahrscheinlicher handelt es sich doch um das Wort jm#w, das des Öfteren auch mit zwei Schilfblättern am Ende geschrieben werden kann, siehe Wilson, Lexikon, 67. Zur Lesung jm für das Kind siehe Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 154 und Kurth, Einführung 1, 129, zu diesem Epitheton an anderer Stelle in Dendara LGG VII, 577c. 222 D XIII, 113, 4–5: „Ich [habe] Myrrhe zur Gebieterin in Jubel [gebracht] an jenem Tag des Neujahrsfestes, sowie erstklassiges tj-Sps-Öl für die Locken deines Haares […] der Duft für dich aus dem Laboratorium“ ([Sms].n. j ontw Xr Hnwt m Hoowt hrw pf wp rnpt tj-Sps tpj r sm#w nw Snj.T […] jdt r.T m js), siehe dazu Cauville, Dendara XIII. Traduction, 148–149. 223 D XIII, 104, 3 – 109, 12 und 110, 3 – 115, 6 (Übersetzung bei Cauville, Dendara XIII. Traduction, 136–151). Zur Deutung der Friesdekoration siehe Cauville, Pronaos, 86–99 und Budde, Götterkind, 239–242.

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1 Kontext

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werden können.224 Dem Verweis sowohl auf das Neujahrsfest als auch auf die „Nacht des Kindes“ nach könnte es sich dabei um Darstellungen der Festprozessionen handeln, die den Übergang vom letzten Tag des alten Jahres zum ersten Tag des neuen Jahres markieren.225 Zweimal wird der Neujahrstag (wp rnpt) auch in einer Szene auf einer Säule in der Osthälfte des Pronaos erwähnt, in der der Stab der Hathor dargebracht wird (D XIII, 215, 2; 215, 5). Die zugehörige Bandeauinschrift darüber (D XIII, 217, 6–8) nennt Hathor „die in ihrem Haus erglänzt am Morgen der Reinheit, die sich mit ihrem Vater vereint am Fest dessen, der sie erschuf“ (psDt m pr.s tp dw#yt nt wob snsnt jt.s m Hb qm# s(j)) und verweist somit unter Verwendung zweier seltener Neujahrsbezeichnungen (siehe I 3.4 und 3.5) auf die zentrale Handlung des Festes. Eine dreifache Nennung von wp rnpt findet sich in Zusammenhang mit einem weiteren Opfer des Stabes der Hathor auf der westlichen Außenwand des Pronaos (D XV, 233, 8 und 13 sowie 234, 6). Dieser Gegenstand ist, wie Cauville zeigen konnte, in Dendara noch öfter mit dem ersten Tag des Jahres verknüpft und steht wahrscheinlich in Verbindung mit einem Ritual, das im Pronaos zu diesem Anlass durchgeführt wurde (siehe dazu ausführlich unten, III 5.4). Alle weiteren Ritualszenen im Inneren und auf den Außenwänden des Pronaos, die wp rnpt erwähnen, sind mit dem Opfer des Neujahrsbandes verbunden. Dessen Ausführung ist, wie in III 5.9 ausführlicher gezeigt wird, für den Zeitpunkt des kalendarischen Jahreswechsels von besonderer Bedeutung. In zwei Bandeauinschriften zu einer solchen Szene (D XIII, 229, 3 und 232, 9, gehörig zu D XIII, 229, 13 – 231, 2 ) werden die Verehrung und das Schmücken des Gottesleibes am Neujahrstag thematisiert, in der königlichen Randzeile zu einem anderen Tableau dieser Art (D XIII, 364, 11) wird vom Lobpreis der Göttin zum gleichen Anlass berichtet.226 Gemeinsam mit Weihrauch wird das Neujahrsband in einer Opferszene auf der westlichen Innenwand des Pronaos dargebracht, wobei der Titel des Tableaus sowie die Beischrift der Isis die „Nacht des Kindes in seinem Nest“ nennen (D XIV, 177, 6 und 14), während die königliche Randzeile die Verehrung der Göttin am Neujahrstag (wp rnpt) thematisiert (D XIV, 177, 11).227 Hier zeigt sich wieder einmal die enge Verquickung der beiden Festereignisse am Ende bzw. Anfang des Jahres, die schon in I 3.7 festgestellt wurde. Dementsprechend werden die Anrufungen an das Jahr,228 die auf den Architraven links und rechts der Hauptachse des Pronaos als Beischriften zu einer Reihe von Jahresgöttinnen angebracht sind, von je einem Opfer des Neujahrsbandes eingeleitet,229 wobei im Osten vom Hb Ro wp rnpt, im Westen von der Nacht des Kindes in seinem Nest die Rede ist (D XV, 55, 7 und 63, 5–6). Dass hier keine 224 Siehe dazu Rickert/Ventker, in: dies. (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 1, Anm. 1. 225 Ähnlich Cauville, Pronaos, 90–99, die beide Szenen im Kontext des Lobpreises der Göttinnen am Neujahrstag sieht; sie macht dies an der Gegenwart der musizierenden Gottheiten fest, die in ähnlicher Zusammensetzung im Kiosk und am oberen Zugang zur Westtreppe, allerdings auch an vielen anderen Orten im Tempel dargestellt sind. Siehe zu den Musikantinnen im Kiosk unten, III 3.8.1 und 3.8.3. 226 In dem Bandeau, das sich unterhalb der Neujahrsband-Opferszene D XIII, 364, 8 – 365, 11 befindet, ist passenderweise vom „guten Jahr“ die Rede (D XIII, 363, 13). Für eine Übersetzung der zitierten Stellen siehe Cauville, Dendara XIII. Traduction, 282–287, 442–443. 227 In der Dekoration des Pronaos findet sich noch ein weiteres Opfer des sSd-Bandes (D XIII, 60, 10 – 61, 4), das sich an Hathor richtet. Ein Bezug zum Neujahrsfest ist dabei sehr wahrscheinlich, dieses wird jedoch nicht wörtlich genannt. Siehe für Näheres unten, III 5.9. 228 Siehe zu diesen Texten unten, III 2.2.1 und 6.5. 229 Genau wie im Fall der oben beschriebenen Dekoration des Frieses auf der Fassade des Pronaos kann man die Reihe von Jahresgöttinnen als Teil der jeweiligen Ritualszene betrachten, die damit außergewöhnlich lang wäre. Strukturell nähert sich die Architravdekoration damit den Prozessionen im Soubassement an, von denen weiter unten in diesem Kapitel die Rede ist.

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III Analyse und Auswertung

konsequente Zuweisung der beiden Seiten zu den unterschiedlichen Festdaten vorgenommen wurde, sondern dass vielmehr beide Ereignisse gemeinsam angesprochen werden, zeigt sich daran, dass sich in der westlichen, durch die Einführungsszene der „Nacht des Kindes“ zugeordneten Hälfte der Anrufungen auch Erwähnungen von wp rnpt finden (D XV, 65, 3; 68, 4 und 13), in der östlichen Hälfte wird auf den Isisgeburtstag verwiesen (D XV, 61, 13–14), obwohl diese durch einen Bezug zu wp rnpt eingeleitet wird. Sowohl der Neujahrstag als auch der hrw grH nXn m sS.f werden zudem in einer Opferszene auf der östlichen Außenwand des Pronaos genannt (D XV, 239, 9 und 10). Auch wenn sie keinen Titel trägt, so weisen die Darstellungen und der Inhalt der Inschriften doch darauf hin, dass hier das Neujahrsband zusammen mit Weihrauch dargebracht wird.230 Bei der dritten Gruppe von Inschriften, die das Neujahrsfest explizit nennen, handelt es sich um Beischriften zu Gabenträgern im Soubassement. Die Texte zu Renenutet in der Westhälfte der ökonomischen Prozession auf der südlichen Innenwand des Pronaos berichten,231 dass diese am Neujahrstag herauskommt (prt m wp rnpt r wpt rnpt nfrt; D XIV, 51, 11). Über K#-wsr heißt es dort, dass er zu diesem Festereignis Kronen herbeibringt (D XIV, 51, 15), ein Gabenträger namens Jstrn steht in Zusammenhang mit den Salbritualen am Neujahrstag (jrw nw mD m hrw wp rnpt; D XIV, 53, 2–3).232 In beiden Hälften des Defilees finden sich zudem Göttinnen mit Jahresrispen (D XIV, 11, 13 – 12, 1 und 54, 2–3), zwei Figuren mit Neujahrsband und Weihrauch treten in der östlichen Prozessionshälfte auf (D XIV, 12, 9–12 und 54, 10–13).233 Die Beischriften zu diesen Gabenträgern nennen das Neujahrsfest nicht explizit, sprechen jedoch vom „guten Jahr“ (rnpt nfrt), das eröffnet oder ergriffen wird,234 wobei sowohl auf Hathor als auch auf Isis Bezug genommen wird. Verweise auf das Neujahrsfest finden sich nicht nur in besagter ökonomischer Prozession auf der südlichen Innenwand des Pronaos, sondern auch an anderen Stellen im Soubassement. In einer Götterreihe mit hydrologischem Schwerpunkt auf der Ostwand wird explizit die Reinigung des Tempels am Neujahrsfest (wp rnpt) durch die Nilflut in der Beischrift der Personifikation Mw-rnp erwähnt (D XIV, 98, 8)235. Zudem ist vom Erhellen des Tempels am Neujahrstag in der Inschrift zu einer Hemuset im Soubassement auf der östlichen Außenwand des Pronaos die Rede (D XV, 222, 7).236 Wie aus den zitierten Stellen deutlich wurde, gibt es in den Soubassements des Pronaos eine Vielzahl von Anspielungen auf den Neujahrstag bzw. generell auf den Jahreswechsel. Sylvie Cauville interpretiert darum die Defilees im Soubassement dieses Raumes als Festprozessionen, durch die alles für den Festtagskult Nötige herbeigebracht wird.237 230 Ausführlichere Erläuterungen sowie Literatur zu den in diesem Abschnitt zitierten Opferszenen, in denen das Neujahrsband dargebracht wird, finden sich unten in III 5.9. 231 Siehe zu dieser Prozession D XIV, 6–7 (Vorwort); Rickert, Gottheit und Gabe, 4; dies., in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 346–347 (Nr. 7); Ventker, Garanten der Herrschaft, 61–64. 232 Vgl. zu den Salben ausführlicher III 5.9. Ventker, Garanten der Herrschaft, 61, Anm. 173 und 143–144 zufolge steht K#-wsr an dieser Stelle irrtümlich für K#-psD. 233 Siehe zur Identifikation der Gottheiten, deren Beischriften teilweise stark beschädigt sind, D XIV, 7 (Vorwort), für die Ikonographie wurden die Fotos HAdW/Tübingen K 7731, 7733 und 7959–7960 konsultiert. 234 Siehe dazu auch D XIV, 48, 9 und 51, 7 in der westlichen Hälfte der Prozession, wo ebenfalls von der Eröffnung des guten Jahres die Rede ist. 235 Siehe zu dieser Prozession Tattko, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (1), 398. 236 Siehe zu dieser Prozession Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (1), 443 (Nr. 12) und dies., Garanten der Herrschaft, 36–39, zur zitierten Textstelle ebd., 178–180. 237 So Cauville, Pronaos, 37. Siehe zu den Soubassements des Pronaos zusammenfassend auch Cauville, Pronaos, 175–191.

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1 Kontext

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Abgesehen von den oben besprochenen Texten, die das Neujahrsfest relativ eindeutig thematisieren, gibt es zahllose andere Inschriften, die wahrscheinlich ebenfalls in diesen Kontext gehören. So sprechen beispielsweise die Texte auf den Basen der jeweils drei Säulen, die direkt an der östlichen und westlichen Innenwand des Pronaos liegen, vom Darbringen eines guten Jahres (rnpt nfrt).238 Hiermit könnte natürlich das Neujahrsfest gemeint sein, aber auch ein Bezug auf den Beginn des Lebensjahres der Isis, welcher durch die „Nacht des Kindes in seinem Nest“ markiert wird, ist möglich. Des Weiteren gibt es im Innenraum und auf den Außenwänden des Pronaos jeweils vier Szenen, die den Titel sHtp Owt-Or und sHtp cXmt tragen.239 Wie im Zusammenhang mit der Wabet (III 1.7) schon festgestellt wurde und wie es auch aus der Dekoration des Kiosks hervorgeht (siehe III 2.2.1), spielen diese beiden Opferszenen am Neujahrstag eine besondere Rolle. Dementsprechend sind sie auf der Ostwand des Kiosks und auf der Vorderseite der Wabet in symmetrischer Entsprechung zueinander positioniert. Im Pronaos treten die Szenen unabhängig voneinander auf, ihre Texte nennen das Neujahrsfest nicht. Dennoch könnte ihr zahlreiches Vorhandensein dort mit den besonderen Ereignissen des ersten Jahrestages zusammenhängen (siehe auch III 3.1), was aber nicht heißen muss, dass sie nicht auch zu anderen Festen eine funktionale Verbindung aufweisen. Ein nicht ausschließlicher Zusammenhang zum 1. Thot besteht auch zwischen den Beischriften einer Reihe von dreißig löwenköpfigen Schlangengottheiten, welche den Fries links und rechts der Corniche über der Tür zwischen Pronaos und Naos schmücken (D XV, 39, 13 – 40, 14 und 82, 10 – 83, 11). Wie Cauville dargelegt hat, handelt es sich hierbei um Auszüge aus den von Philippe Germond bearbeiteten Anrufungen an Sachmet, die sich auch an anderen Stellen in Dendara sowie in Edfu und in Kom Ombo wiederfinden.240 Sie stehen mit dem Beginn eines Jahreszyklus in Zusammenhang, wie auch die textliche Verbindung mit dem Dachkiosk (D VIII, 13, 8–13* und 66, 5–8*, siehe III 2.2.1 und 6.5) zeigt, wo Auszüge aus diesem Text aufgrund ihres Anbringungsortes eindeutig für den 1. Thot bestimmt sind. Zumindest in Edfu sind diese Anrufungen aber auch auf die Erneuerung der Herrschermacht des Horus am ersten Tybi bezogen, so dass also eine Verbindung mit anderen Festtagen nicht ausgeschlossen werden kann.241 In Dendara finden sich sowohl im römischen Mammisi als auch im Isistempel Belege für die Anrufungen an Sachmet,242 wobei die Vertreter dort mit den individuellen Jahresfesten des jeweiligen Tempels in Zusammenhang stehen könnten (der Geburt des Götterkindes und der Geburt der Isis). Ob die Version im Pronaos also nur auf die Feierlichkeiten des 1. Thot bezogen ist oder noch andere Feste mit einschließt, ist ungewiss. Auch eine Göttergruppe auf den beiden Rücksprüngen der linken und rechten Seite der Südwand des Pronaos kann als Hinweis auf die Neujahrsereignisse verstanden werden. Es 238 Ost: D XIII, 270, 12–13; 285, 3; 299, 14 und 300, 1; West: D XIII, 404, 1–2; 417, 13–14; 432, 1–2. 239 Hathor beruhigen: D XIII, 164, 4–10; 274, 13 – 276, 1 (siehe das dazugehörige Bandeau D XIII, 277, 10, wo vom Öffnen des guten Jahres die Rede ist); D XV, 241, 3 – 242, 8; 286, 11 – 287, 10; Sachmet beruhigen: D XIII, 56, 12 – 57, 10; 245, 3 – 246, 7; D XV, 201, 15 – 202, 4; 229, 8 – 230, 15. Siehe zu diesen Szenen Cauville, Pronaos, 356–358. 240 Cauville, Pronaos, 438–441 unter Bezug auf Germond, Sekhmet. 241 Gegen eine Einengung des Bezuges auf den Neujahrstag auch Quack, in: Greub (Hg.), Das Bild der Jahreszeiten, 93–97. 242 Siehe Cauville, Pronaos, 440. Die Version des Geburtshauses (D Mammisis, 97, 9 – 98, 6) ist in die Synopse bei Germond, Sekhmet, 18–87 aufgenommen, die leider stark zerstörte Version des Isistempels findet sich in Temple d’Isis, 137, 3 – 138, 4 und 188, 8 – 189, 8 (siehe dazu Cauville, Temple d’Isis I, 94–97, 158–161 und II, 111).

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III Analyse und Auswertung

handelt sich um eine Version der Reihe von löwenköpfigen Gottheiten, die sich unter anderem im Dachkiosk wiederfindet.243 Wie Christian Leitz in seiner Untersuchung der Gruppe festgestellt hat, können die Genien als Repräsentanten der letzten 18 Kalendertage und somit als Hinführung zum Jahreswechsel verstanden werden.244 Auf den ersten Tag des Jahres verweisen nicht nur die oben besprochenen, mehr oder weniger eindeutig im Neujahrskontext stehenden Textstellen, sondern auch bestimmte Darstellungen auf der astronomischen Decke des Pronaos. Sie ist unter anderem mit dem so genannten rechteckigen oder linearen Tierkreis verziert, der sich auf den beiden äußersten Travéen im Osten und Westen des Raumes (Ost III und West III’) befindet.245 Diese Dekoration hat Gemeinsamkeiten mit dem runden Tierkreis an der Decke der zweiten östlichen Osiriskapelle auf dem Dach des Hathortempels von Dendara. Zu dem runden Tierkreis gibt es unterschiedliche Forschungsmeinungen, die sich vor allem in Bezug auf die Frage unterscheiden, ob man die Darstellungen als Abbild einer bestimmten astronomischen Konstellation und damit eines bestimmten Datums verstehen muss oder als Repräsentanten eines zeitlosen Konzeptes.246 Auch in Bezug auf den rechteckigen Tierkreis im Pronaos bleiben viele Fragen offen, unbestritten ist jedoch, dass dieser den Frühaufgang des Sirius und damit die Vorbedingung für die Ereignisse des Neujahrstages thematisiert. So spiegelt sich beispielsweise die Tatsache, dass die Sonne beim Siriusaufgang im Krebs steht, in der Darstellung eines Skarabäus in der Nähe der aufgehenden Sonne auf dem östlichen Travée wider.247 Sothis selbst wird – einmal als liegende Kuh mit einem Stern zwischen den Hörnern, einmal in Menschengestalt – zusammen mit Anukis dargestellt, was auf den Beginn der Nilflut zu Jahresbeginn hindeutet (siehe Farbtaf. 2).248 Sothis als Kuh befindet sich im Verhältnis zu der Reihe der Nachtstunden in der Mitte der zwölften Stunde, was dem Zeitpunkt entspricht, zu dem sie in der Nacht vor dem ersten

243 D XIV, 87, 11 – 88, 3 und 88, 8 – 89, 2. Die vierte Gottheit ist hier, so Leitz, in: Fs Burkard, 290, durch die Schutzschlange von Dendara (c#-Owt-Or) ersetzt. Siehe zur Entsprechung im Dachkiosk, ihrer Bedeutung und für Literatur zum Thema III 3.8.2. 244 Leitz, in: Fs Burkard, 289–311. 245 Die beiden Travéen zeigen den Tierkreis in Kombination mit Stundengöttern und Dekanen: EAT III, Taf. 42; Cauville, D XV. Traduction, Taf. 8; Priskin, in: ENiM 8, 2015, 135 (Abbildung); D XV, 23, 3 – 25, 5 und 45, 4 – 47, 2 (Texte); eine Übersetzung findet sich bei Cauville, Dendara XV. Traduction, 30–33 und 62–67; siehe auch die Schemata bei Cauville, Pronaos, 535 und 860–861 (Taf. 26–27) und Cauville/Ali, Le temple égyptien, 133, wobei die Positionsangaben in den Abbildungen stets spiegelverkehrt abgedruckt sind (als würde man von oben auf den Pronaos blicken). Siehe für Beschreibungen des rechteckigen Tierkreises D XV, 10–11 und 12 (Vorwort), Cauville, Pronaos, 534–545, Cauville/Ali, Dendara, 12–20, Quack, in: Steele/Imhausen (Hgg.), Under One Sky, 287, Leitz, in: SAK 34, 2006, 285–318, Priskin, in: EniM 8, 2006, 170–176. Für Hinweise zur Deckendekoration sei Victoria Altmann-Wendling, Daniela Mendel und Bettina Ventker herzlich gedankt. 246 Hierbei sprechen sich Aubourg/Cauville, in: Gs Quaegebeur, 767–772; Aubourg, in: BIFAO 95, 1995, 1–10; Priskin, in: ENiM 8, 2015, 133–185 für die Wiedergabe eines konkreten zeitlichen Bezugspunktes aus. Leitz, in: SAK 34, 2006, 285–318 hingegen plädiert für die Abbildung eines Konzeptes griechischer Astrologie unter ägyptischem Einfluss. Quack, in: Steele (Hg.), Astronomical Knowledge, 233 und von Lieven, Himmel über Esna, 157–158 vergleichen diese Darstellungen mit privaten Entsprechungen in Gräbern/auf Särgen, wo die jeweilige Konstellation das Horoskop des Besitzers beschreibt. Im Gegensatz dazu repräsentieren die Belege aus den Tempeln Quack, loc. cit. zufolge die Position der Planeten zu Beginn der Welt und sind somit nicht auf einen bestimmten zeitlichen Bezugspunkt festgelegt (ausführliche Begründung und Widerlegung anderer Positionen in Quack, Dekane, in Druckvorbereitung). 247 So Leitz, in: SAK 34, 2006, 287 und Priskin, in: ENiM 8, 2005, 173. 248 So Leitz, in: SAK 34, 2006, 288, 306–307. Siehe zu diesen Darstellungen der Sothis auch Cauville/Ali, Dendara, 14–15 und dies., Le temple égyptien, 134.

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Tag des Jahres gut sichtbar war.249 Dies wird dadurch bekräftigt, dass die Figur, welche die zwölfte Nachtstunde repräsentiert, der Sothis zugeneigt ist, während sich alle anderen Personifikationen dieser Art von ihr abwenden.250 Dass die Darstellung der Sothis im Rahmen des rechteckigen Zodiakus des Pronaos eine herausragende Bedeutung hat, wird durch das abschließende Inschriftenband im Osten betont, denn dieses enthält einen Hymnus an cpdt.251 Die Darstellungen an der Decke des Pronaos nehmen nicht nur auf die Ereignisse Bezug, die sich am Himmel kurz vor dem Sonnenaufgang am Neujahrstag abspielen, sondern auch auf den zentralen Moment des Neujahrsfestes selbst, die Vereinigung mit der Sonnenscheibe. Als deren Versinnbildlichung kann die Darstellung am nördlichen Ende von Travée Ost III verstanden werden, die ein von einem Hathorkopf gekröntes Tempelhaus zeigt, welches von den Strahlen der aus dem Leib der Himmelsgöttin hervorkommenden Sonne erleuchtet wird (Farbtaf. 2).252 Natürlich ist es nicht nur das Tempelhaus, sondern auch die Göttin selbst, die hier mit dem Licht des Sonnengottes verschmilzt. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass das Neujahrsfest in der Dekoration des Pronaos einen auffallend hohen Stellenwert einnimmt, es steht also zu vermuten, dass diesem Raum am ersten Tag des Jahres eine wichtige Funktion zukam. Wie aus den untersuchten Texten hervorgeht, stechen in diesem Zusammenhang das Opfer des Stabes der Hathor und das Darbringen des Neujahrsbandes besonders heraus. Während die Texte des Kiosks ebenfalls die Übergabe des beschrifteten Bandes thematisieren (III 5.9), findet sich von Verweisen auf den Stab der Hathor dort und in den Treppenhäusern keine Spur.253 Daraus könnte man schließen, dass das Stabopfer im Pronaos selbst stattfand, oder zumindest, dass eine dazugehörige Prozession diesen Raum involvierte, so Sylvie Cauville.254 Sie geht davon aus, dass sich nach den Ereignissen auf dem Dach eine Defilee längs der Achse des Tempels bewegte, in welchem der Stab der Hathor die Barke der Göttin (siehe III 5.3) begleitete. Möglicherweise wurden die beiden Stäbe anschließend um das Tempelhaus getragen.255 Entlang der Achse hätte sich Cauvilles Ansicht nach am Neujahrsmorgen auch der König (oder sein Repräsentant) in den Tempel bewegt, nachdem Reinigungsriten und Rituale zur Erneuerung seiner Macht durchgeführt worden wären.256 Darauf deuten ihrer Ansicht nach einige Hymnen an der Decke des Pronaos hin, die den Schutz des Königs besonders hervorheben.257 All dies ist jedoch recht spekulativ, denn die Quellenlage in Bezug auf Texte, die verlässliche Informationen über den genauen Inhalt und 249 So Leitz, in: SAK 34, 2006, 288. 250 So Cauville, Pronaos, 538, 544 und Priskin, in: ENiM 8, 2005, 173–174. 251 D XV, 25, 7 – 26, 14. Eine (Teil-)Übersetzung findet sich bei Leitz, in: SAK 34, 2006, 288 und Cauville, Dendara XV. Traduction, 34–37. Siehe zu diesem Text auch Cauville, Pronaos, 551–552. 252 Siehe Daumas, in: ASAE 51, 1951, 399–400 und grundsätzlich zu dieser Art von Darstellung, die sich auch in der Wabet sowie im Sanktuar des Isistempels wiederfindet, 373–400; vgl. Cauville/Ali, Dendara, 13. Der Ansicht von Joachim Friedrich Quack zufolge handelt es sich hierbei nicht um die Sonne, sondern um den Siriusstern, was den Beleg noch bedeutsamer macht (schriftliche Auskunft mit Hinweis auf Quack, Dekane). 253 Siehe für eine kleine Darstellung im Durchgang der Osttür, die eventuell damit verbunden ist, Taf. 39b und dazu III 5.4. 254 Cauville, in: Fs Kurth, 47 und 53. Siehe hierzu auch III 5.4. 255 So Cauville, in: Fs Kurth, 47, 53. Siehe auch Cauville, Pronaos, 209–210 und 217, wo die Bandeauinschrift D XIV, 3, 6 – 4, 3 als Beschreibung des Auszugs der Hathor am Neujahrstag verstanden wird. Die Inhalte dieser Inschrift machen dies wahrscheinlich, es werden jedoch nur recht allgemein die Hbw nw tpj rnpt genannt (siehe dazu I 3.2). 256 So Cauville/Ali, Dendara, 35; Cauville, Fêtes d’Hathor, 137–139; Cauville, Dendara XV. Traduction, 37–40. 257 Siehe die Gesamtinterpretation dieser Texte bei Cauville, Pronaos, 545–560.

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III Analyse und Auswertung

Ablauf der Ritualhandlungen enthalten, ist mehr als dürftig. Es bleibt also zu schlussfolgern, dass am Neujahrstag vermutlich Ritualhandlungen im Pronaos stattfanden, die das Opfer des Stabes der Hathor und vielleicht auch das des Neujahrsbandes involvierten. Möglicherweise schlossen sich Kulthandlungen außerhalb des Tempelhauses an, genauere Informationen lassen sich den Quellen m. E. aber nicht entnehmen. Unklar bleibt auch, ob die erwähnten Ritualhandlungen erst mit dem Bau des Pronaos unter Tiberius258 Bestandteil des Neujahrsfestes wurden, oder ob es eine frühere Entsprechung (z. B. im großen Hypostyl) gab. Die Texte geben darüber keine Auskunft.259 Ein weiterer Aspekt, der bei der Untersuchung der Quellen zum Neujahrsfest im Pronaos auffällt, ist die ausgesprochen enge Verknüpfung des Neujahrstages (wp rnpt) mit dem Geburtstag der Isis. Viele der zitierten Texte nehmen auf beide Feste Bezug oder lassen sich sowohl als Anspielung auf den einen als auch auf den anderen Tag lesen. Dies kann einmal mehr als Verweis darauf verstanden werden, dass die beiden Feste – analog zur Verschmelzung der Sothis mit der Sonne am Himmel – nahezu nahtlos ineinander übergingen, da sie zwei Aspekte ein- und desselben astronomischen Ereignisses feierten (siehe dazu I 3.7 und III 4.2.2). Von der großen Rolle, die der kalendarische Jahreswechsel im Dekorationsprogramm des Pronaos ganz offensichtlich spielt, darf man sich allerdings nicht dazu verleiten lassen, die Funktion des Raumes darauf zu reduzieren. Wie Cauville betont, sind auch die Bezüge zu den anderen Festen der Hathor (20. Thot, 5. Paophi, Neumond im Epiphi) vielfältig.260 Es handelt sich bei dieser großen Vorhalle des Tempels also nicht nur um einen Durchgangsraum, der nebenbei Schauplatz von Ritualen am Neujahrstag war, sondern um ein veritables Festtheater261, in dem zu mehreren Zeitpunkten im Jahr die unterschiedlichsten Kulthandlungen durchgeführt wurden. 1.10 Das römische Mammisi Ein Gebäude im Tempelbezirk, das ebenfalls durch eine Vielzahl von Bezügen zur Erneuerung des Jahres in seinen Inschriften auffällt, ist das jüngere der beiden Mammisis nordwestlich des Hathortempels, das unter Trajan errichtet wurde.262 Dabei sind die insgesamt fünf263 Textstellen, in denen der Tag wp rnpt explizit genannt wird, in Bezug auf ihren theologischen Kontext erstaunlich mehrdeutig. Eine dieser Neujahrsnennungen findet sich in der Beischrift zu einem Priester, der in der (von unten aus betrachtet) rechten Hälfte der Festprozession des Treppenhauses dargestellt ist. Der als „Jüngling“ (Hwn) bezeichnete Stabträger wird dort auch JHy n Hrjt-tp nt Ro dw# k#.s hrw wp rnpt („Ihi der Stirnschlange des Re, der ihren Ka verehrt am Tag des Neujahrsfestes“)264 genannt, wobei sich das feminine Suffix auf das zuvor genannte „Auge 258 Zignani, Le temple d’Hathor, 37–38 und Cauville/Ali, Dendara, 10. Siehe zur Datierung der Treppen die Einleitung zu Abschnitt III 2. 259 Siehe zu Cauvilles Vermutung, dass am Neujahrstag ein xnm jtn im großen Hypostyl stattgefunden habe, das in späterer Zeit in den Pronaos verlagert worden wäre, unten, III 3.9.2. 260 Cauville, Pronaos, 34–37. 261 So Cauville/Ali, Dendara, 37 („théâtre férial“). 262 Siehe zu diesem Gebäude im Überblick D Mammisis, XIX–XXVII; Daumas, Mammisis, 102–117; Cauville/Ali, Dendara, 281–288. 263 D Mammisis, 98, 14; 100, 1; 184, 7 und 9; 235, 15. Hinzurechnen könnte man vielleicht auch D Mammisis, 184, 12, wo mitten in einer Lücke ein Geier mit einem Gehörn auf dem Kopf zu finden ist (vgl. dazu D Mammisis, 100, 1). Siehe oben, I 3.1 und zu den grundsätzlich etwas ungewöhnlichen Schreibungen von wp rnpt im Mammisi ebd., Tab. 1. 264 D Mammisis, 235, 15. Übersetzt ist der Text bei Cauville, in: Fs Kurth, 45.

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des Re“ (Hathor) beziehen dürfte. Diese Stelle sowie die diese umgebende Treppendekoration, die strukturell dem Defilee des Haupttempels stark ähnelt (siehe dazu ausführlicher III 2.1.1), deuten darauf hin, dass auch im römischen Mammisi der Aufstieg auf das Dach am ersten Tag des Jahres eine Rolle spielte.265 Andere Texte im Treppenhaus zeugen davon, dass dabei eine Vereinigung mit der Sonnenscheibe auf dem Dach des Gebäudes stattfand und dass es dort ebenfalls einen „Platz des ersten Festes“ gab, ohne jedoch den Neujahrstag als Zeitpunkt dieses Ereignisses zu nennen.266 Bei den Göttern, die in den Prozessionsdarstellungen der Treppe zu sehen sind, handelt es sich einerseits um Isis in der Begleitung eines kleinen Sistrumspielers sowie der Kindgötter Harsomtus und Ihi, andererseits um Hathor mit ebenfalls einem Musikanten, Horus von Edfu und Harsomtus als Herrn von %#-dj.267 An der Dachprozession, die wahrscheinlich auch am Neujahrstag stattfand, wären demnach nicht nur die beiden Kindgötter268 des Mammisis, sondern auch die wichtigsten Gottheiten des Hathortempels beteiligt gewesen. Im Vergleich mit der zitierten Textstelle aus den Treppeninschriften ist es verblüffend, dass die verbleibenden vier Belege für wp rnpt im römischen Mammisi einen anderen kultischen Schwerpunkt setzen. So heißt es in der südlichen Bandeauinschrift des Sanktuars über das Mammisi, es sei das „Geburtshaus des Ihi, des Großen, an seinem schönen Fest des Neujahrsfestes“ (pr-ms pw n JHy wr m Hb.f nfr n wp rnpt).269 Demnach handelt es sich vor allem um ein Fest für Ihi, dem dieses durch ein Suffix (Hb.f) ausdrücklich zugeordnet wird. Darauf, dass ein wp rnpt genannter Tag ein persönliches Fest dieses Kindgottes ist, deutet auch D Mammisis, 184, 8–9 hin, wo es im Rahmen eines Kronenopfers an Ihi heißt: „Nimm dir die schönen Kronen auf deinen Kopf! Du gehst auf Erden auf wie Re, der Vorsteher des Horizonts, die Götter und Göttinnen sind versammelt, um dich zu sehen an deinem schönen Fest des Neujahrsfestes.“270 In der zu dieser Szene gehörigen Beischrift des Königs ist vom „Hochheben der strahlenden, schönen jungen Pflanzen am Neujahrstag“ (wTs rnpwt HDt nfrt m wp rnpt) die Rede, woraufhin auch hier nochmals die Übergabe der Kronen an Ihi angesprochen wird.271 Eine weitere Nennung von wp rnpt findet sich in der oberen südlichen Bandeauinschrift des Sanktuars, wo es vom König heißt, er sei der, „der seinen (tragbaren) Thron betritt am Neujahrsfest“ (oq TnT#t.f wp rnpt).272 Der als TnT#t bezeichnete Thronsessel273 aber spielt in einem Eintrag für den 2. Thot im Festkalender des Hypostyls Z von Dendara im Zusammenhang mit dem Geburtstag des Ihi eine wichtige Rolle, auf den sich wahrscheinlich auch eine Stelle aus dem 265 So auch Daumas, Mammisis, 256, der von einer im Verhältnis zum Hathortempel reduzierten Festprozession ausgeht. 266 D Mammisis, 231, 5–6 (r st-Hb-tpj m hrww nw oq pt) und 234, 13 (dw#w wrw nw oq r tp-Hwt Hno wrmw nw xnm jtn); siehe zur Vereinigung mit der Sonnenscheibe auf dem Mammisi auch Cauville/Ali, Dendara, 288 sowie Daumas, Mammisis, 255, 373–375, zum „Platz des ersten Festes“ unten, III 2.2.3. 267 D Mammisis, 235, 1 – 236, 11. 268 Siehe zur Weihung des Mammisis für beide Kindgötter die Bandeauinschrift D Mammisis, 98, 13–14 und dazu Budde, Götterkind, 351. Daumas, Mammisis, 368 deutet jedoch an, dass die meist getrennten Identitäten der beiden Gottheiten manchmal ineinander übergehen. 269 D Mammisis, 98, 13–14. Übersetzungen finden sich bei Daumas, Mammisis, 349 und Budde, Götterkind, 351. Budde, loc. cit. transliteriert

als Hb-sd, was natürlich ebenfalls möglich ist.

270 m-n.k Xow onw m Hr-tp.k wbn.k Hr t# mj Ro Xntj #Xt nTrw nTrwt twt.t(j) r m##.k m Hb.k nfr n wp rnpt. 271 D Mammisis, 184, 6–7. Siehe zu dieser Szene auch Preys, in: ZÄS 128, 2001, 154–155 (Doc. 23). 272 D Mammisis, 100, 1. Siehe zu dieser Stelle Daumas, Mammisis, 359 und Preys, in: ZÄS 128, 2001, 163, Anm. 96. 273 Siehe dazu grundsätzlich Daumas, Mammisis, 254, Anm. 1 und vor allem Budde, Götterkind, 200–202.

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III Analyse und Auswertung

Kultkalender im Mammisi des Nektanebos bezieht, die auch ein Sehen der Sonnenscheibe (m## jtn) vermerkt.274 An diesem Fest findet die Übergabe der königlichen Macht an Ihi statt.275 Möglicherweise deuten die Erwähnung des TnT#t-Sessels sowie das Opfer der Kronen im Zusammenhang mit einem dem Kindgott explizit zugewiesenen wp rnpt also auf diesen Tag hin, der den Beginn des persönlichen Lebens- und Regierungsjahres des Ihi markiert. Dass eine solche erweiterte Verwendung des Begriffes durchaus vorkommt, wurde bereits in Kapitel I 3.1.5 gezeigt.276 Neben den besprochenen expliziten Verweisen auf wp rnpt gibt es eine Reihe von Texten, die auf weniger direkte Weise mit dem Beginn eines neuen Jahres in Verbindung gebracht werden können. Hierbei wäre zuallererst die bereits in I 3.8 als Beleg Nr. (8) zitierte Stelle aus einer Bandeauinschrift (D Mammisis, 160, 12–13) zu nennen, die sich an Hathor richtet und wahrscheinlich die Neujahrsbezeichnung ob nj#w nennt.277 Eine weiterer Ausdruck im römischen Mammisi, dem schon von mehreren Bearbeitern ein Zusammenhang mit dem Jahreswechsel zugesprochen wurde, ist der „Tag des Re“ (p# hrw n Ro), der in einer Architravinschrift auf der Südseite des Gebäudes im Zusammenhang mit dem Aufgang des Harsomtus aus der Lotosblüte genannt wird.278 Während François Daumas davon ausgeht, dass hier vom Fest des Ihi am 2. bzw. 3. Thot die Rede ist,279 spricht sich Wolfgang Waitkus für eine Verbindung zum kalendarischen Neujahrstag am 1. Thot aus. Er bezieht sich hierbei auf den in Edfu erhaltenen Kalender der Feste der Hathor von Dendara, dessen Eintrag für den I. #Xt 1 von einem „Fest des Harsomtus, des Herrn von %#-dj, an seinem schönen Fest der Geburt der (Sonnen-)Scheibe“ berichtet.280 Der Zusammenhang zwischen Harsomtus und dem Neujahrstag verwundert hierbei nicht, denn der Kindgott wird oft mit dem Lauf der Sonne in Verbindung gebracht und sogar mit Re gleichgesetzt.281 Davon zeugt die – auch in den Treppentexten mehrere Male verwendete282 – Bezeichnung des Gottes als Rasomtus, die den solaren Aspekt besonders betont.283 Es liegt also nahe, mit Waitkus davon auszugehen, dass mit dem „Tag des Re“ in der Architravinschrift des Geburtshauses der 1. Thot gemeint ist, 274 D IX, 163, 10 und D Mammisis, 70, 9. Siehe zu diesen Texten und der Bedeutung des TnT#t an diesem Festtag Preys, in: ZÄS 128, 2001, 161–162; Übersetzungen finden sich auch bei Daumas, Mammisis, 253–254 und 268 sowie bei Budde, in: Prechel (Hg.), Fest und Eid, 30. 275 Siehe zu den theologischen Schwerpunkten des Festes sowie zum (mutmaßlichen) Festablauf Preys, in: ZÄS 128, 2001, 146–166; Daumas, Mammisis, 270–272; Budde, in: Prechel (Hg.), Fest und Eid, 17, 30–31; Cauville, Fêtes d’Hathor, 19–21; Cauville/Ali, Dendara, 285. Vgl. dazu allerdings relativierend Louant, in: Égypte Afrique & Orient 32, 2003, 37, der anmerkt, dass es zwei verschiedene Daten für den Geburtstag des Ihi gibt. 276 Die Sachlage wird von Preys, in: ZÄS 128, 2001, 163 anders gedeutet. Er spricht sich zwar für eine besonders enge Verbindung zwischen dem ersten und dem zweiten Tag des Jahres aus, geht aber für alle Nennungen von wp rnpt im Mammisi grundsätzlich davon aus, dass sie den I. #Xt 1 meinen. 277 Siehe für eine Übersetzung der gesamten Inschrift (D Mammisis, 160, 5–13) Daumas, Mammisis, 369–370. 278 D Mammisis, 275, 1. 279 Siehe Daumas, Mammisis, 269–270. 280 So Waitkus, in: SAK 30, 2002, 389 zu E V, 349, 5–6 = Grimm, Festkalender, 20–21 (G 10). Siehe zu diesem Kalendereintrag auch Alliot, Culte d’Horus, 216, 4 und 222–223, Coppens, Wabet, 175 sowie die Kapitel I 3.3 und I 3.12 oben. Vgl. dazu auch Cauville, Harsomtous, 64, die allerdings glaubt, dass das Fest für Harsomtus am Neujahrstag in einer Kultstätte auf der anderen Seite des Nils stattgefunden hat. 281 Siehe dazu Waitkus, in: SAK 30, 2002, 374–394 und Cauville, Harsomtous, 145–174. 282 D VIII, 60, 4*; 62, 14*; 86, 15*; 98, 5*; 99, 13*. Vgl. D VII, 201, 6* und 201, 9*, wo die Zuordnung zu Harsomtus allerdings nicht explizit formuliert ist (III 5.1). Siehe für Näheres zur besonderen Rolle dieses Gottes am Neujahrsfest unten, III 3.3. 283 Siehe dazu Waitkus, in: SAK 30, 2002, 389.

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zumal dies gut zu der Vielzahl der auf die Sonne bezogenen Neujahrsbezeichnungen (I 3.3) passen würde. Die Rolle, die das Mammisi offenbar an diesem Tag spielte, könnte sich aus der besagten Nähe des Kindgottes Harsomtus zu Re, dessen Geburt an diesem Tag gefeiert wurde, erklären. Ob entsprechende Ritualhandlungen am Neujahrstag vor dem Bau des römischen Geburtshauses im älteren der beiden Mammisis stattfanden, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. In den Inschriften dieses Gebäudes finden sich keine Hinweise auf eine Nutzung an diesem Fest, und auch die Texte der Treppen und des Kiosks enthalten keine Information dazu, dass schon zum Zeitpunkt ihrer Dekoration (siehe dazu die Einleitung zu III 2) ein Einbezug des Mammisi vorgesehen war. Im Zusammenhang mit der Frage nach einer Nutzung des Mammisis zum Jahreswechsel interessieren auch vier Szenen im Saal der Neunheit (zwei im dritten Register der Ostwand, zwei im Soubassement der Westwand), in denen das Neujahrsband zusammen mit Weihrauch geopfert wird. Dabei wird nur in D Mammisis, 191, 15 – 192, 9 und 161, 10–16 explizit der Szenentitel (ms p# sSd n Ssp rnpt nfrt jrt snTr n rnpt nfrt) genannt, aus den Texten und Darstellungen zu den symmetrisch entsprechenden Szenen (D Mammisis, 172, 2–9 und 177, 5–10) kann man jedoch schließen, dass es sich dabei um die gleiche Art von Opfer handelt.284 Dabei richtet sich jeweils ein Element innerhalb eines Szenenpaares an Hathor und einen Begleiter (Ihi bzw. Horus von Edfu), das andere an Isis und Harsomtus.285 Thematisch zu den beiden Opferszenen des Neujahrsbandes im Soubassement gehörig sind wohl die Anrufungen an das Jahr (siehe dazu unten, III 6.5), welche den Sockelbereich der Süd-, Nord- und Ostwand des Raumes bedecken.286 In einer Hälfte wird Ihi angesprochen, in der anderen Harsomtus.287 Von einem Epitheton in einer der Opferszenen abgesehen, das die „Nacht des Kindes in seinem Nest“ mit Isis in Verbindung bringt (D Mammisis, 192, 4) und auf einen Zusammenhang mit dem Wechsel des Kalenderjahres hindeutet, gibt es in den genannten Inschriften des Opfersaales keine eindeutigen Hinweise darauf, in welchem zeitlichen Kontext sie zu betrachten sind. Sowohl die Anrufungen an das Jahr als auch die Opferszenen des Neujahrsbandes müssen nicht zwangsläufig, wie andernorts ausgeführt (III 6.5 und 5.9), auf den I. #Xt 1 verweisen. Deutlich wird aus der Verteilung der Adressaten bzw. Opferempfänger aber, dass durch die Anrufungen bzw. die Übergabe des Bandes ein gutes Jahr für beide Kindgötter des Mammisis eröffnet werden soll, auf der einen Seite für Ihi, auf der anderen Seite für Harsomtus. Natürlich könnten sich durchaus all diese Texte auf den kalendarischen Neujahrstag (I. #Xt 1) beziehen, da beide Kindgötter an der Festprozession des Hathortempels teilnehmen (III 3.3). Möglich wäre aber auch, dass hier auf zwei verschiedene, jedoch miteinander verwandte Ereignisse angespielt wird, nämlich auf den 1. Thot, der – wie oben gezeigt wurde – eng mit Harsomtus verbunden ist, andererseits auf den 2. Thot, an dem der Geburts- und Krönungstag des Ihi gefeiert wird. An beiden Festen stehen die Erneuerung der Herrschermacht und der Beginn

284 Übersetzungen und Kommentare zu diesen Szenen finden sich bei El-Kordy, in: Fs Gutbub, 125, 128–129; Preys, in: ZÄS 128, 2001, 154 (Doc. 20); Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 156 (Nr. 63); siehe zum Opfer des Neujahrsbandes generell unten, III 5.9. 285 D Mammisis, 161, 10–16 (Hathor und Ihi) korrespondiert mit D Mammisis, 177, 5–10 (Harsomtus und Isis), D Mammisis, 172, 2–9 (Hathor und Horus) mit D Mammisis, 191, 15 – 192, 9 (Isis und Harsomtus). Nicht korrekt geschildert ist die Situation bei El-Kordy, in: Fs Gutbub, 130, die angibt, dass beide Szenen im Soubassement sich an Hathor richten. 286 D Mammisis, 162, 4 – 164, 17; 177, 14 – 179, 5. Siehe dazu Germond, Invocations, 6, 8, 10–11 und die Synopse des Haupttextes 14–63. 287 Ihi: D Mammisis, 162, 4; Harsomtus: D Mammisis, 177, 14.

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III Analyse und Auswertung

eines neuen Jahreskreislaufs im Zentrum des Geschehens, zudem finden sie an zwei aufeinanderfolgenden Kalendertagen statt, so dass sich eine Parallelsetzung der beiden Ereignisse geradezu anbietet. Zusammenfassend lässt sich in Bezug auf die expliziten Nennungen von wp rnpt im römerzeitlichen Mammisi von Dendara sowie auf weitere Texte, die offenbar mit einer Art von Jahresbeginn in Verbindung stehen, feststellen, dass sie teilweise auf eine Dachprozession am ersten Tag des Jahres hindeuten, teilweise aber auch als Anspielung auf den Tag danach, den Geburtstag des Ihi, verstanden werden können. Möglicherweise steht hinter der inhaltlichen Offenheit der Quellen die Absicht, stets beide Feste gleichzeitig zu berücksichtigen, um beiden im Mammisi verehrten Kindgöttern gerecht zu werden. 1.11 Der Isistempel Zum Abschluss dieses Kapitels soll noch kurz ein Gebäude besprochen werden, das wahrscheinlich am Neujahrstag selbst keine besondere Rolle spielte, das aber aufgrund des dort zentralen Geburtstags der Isis in enger Verbindung zum Jahreswechsel stand und sozusagen den Schauplatz der kultischen Vorbedingungen dafür darstellte. Der Isistempel befindet sich südlich des großen Heiligtums der Hathor. Der unter Augustus errichtete Bau teilt mit dem Hathortempel die Ausrichtung auf den Ort des Sothisaufgangs an seinem Gründungstag, während sich die ihn umgebenden Reste des Gebäudes aus der Zeit Nektanebos’ I. an einem Siriusaufgang aus der Ramessidenzeit orientieren.288 Die Geburt der Isis am Tag der „Nacht des Kindes in seinem Nest“ (vgl. I 3.7), der offenbar eine Festprozession gewidmet war, stellt eines der wichtigsten Themen im Dekorationsprogramm des augusteischen Tempels dar.289 Es gilt als gesichert, dass der mythologischen Geburt der Isis auf astronomischer Ebene der heliakische Frühaufgang des Sirius entspricht, der unmittelbar vor Beginn des idealen Neujahrstages stattfindet. Das zentrale Ritual am I. #Xt 1 wiederum kann als Imitation der Verschmelzung des Sirius mit dem Licht der aufgehenden Sonne verstanden werden, womit sich der Isisgeburtstag und der Neujahrstag auf zwei Phasen ein und desselben Ereignisses bezögen (III 4.2.2). Dies erklärt die in den Inschriften des Hathortempels häufig belegte, besonders enge Verbindung von grH nXn m sS.f und wp rnpt.290 Zum Fest der Isis an ihrem Geburtstag wurde, trotz der engen Bindung an den Neujahrstag, eine eigene Prozession abgehalten, in die neben dem Hathortempel wohl auch der Isistempel involviert war. Dabei spielte das Opfer von Stoff eine zentrale Rolle und es fand offenbar eine Art Zeremonie zur Amtseinsetzung bzw. Krönung der Göttin statt.291 Dass an diesem Tag ein neues Lebens- und Regierungsjahr der Isis eingeleitet wurde, könnte ein weiterer Grund für 288 Siehe zu den beiden Achsen des Isistempels und zur Ausrichtung am Sothisaufgang Cauville, Temple d’Isis II, 3; dies. et al., in: BSFE 123, 1992, 41–42; Cauville/Ali, Dendara, 239–243; Aubourg, in: BIFAO 95, 1995, 1; Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 58–59; ders., in: ZÄS 120, 1993, 148–149; Zignani, Dendara et le temple d’Hathor, 42. Dagegen aber Belmonte et al., in: ders.,/Shaltout (Hgg.), In Search of Cosmic Order, 233–236 und Shaltout/Belmonte, in: Journal for the History of Astronomy 36, 2005, 289–291, die davon ausgehen, dass sich zumindest der Haupttempel von Dendara am Aufgang eines Sterns aus dem Großen Bären (msXtjw) orientiert. Siehe zum Tag der Gründung des Hathortempels Kapitel I 4.1. 289 Siehe zum Isisgeburtstag zusammenfassend Cauville, Temple d’Isis II, 269–282, 334–335, zu den Texten ebd., 371–375; dies., Fêtes d’Hathor, 22–24; dies./Ali, Dendara, 244–250. Vgl. auch Eldamaty, Sokar-OsirisKapelle, 179–188, wo die Ereignisse dieses Tages allerdings mit denen des Neujahrsfestes vermischt werden. 290 Siehe zu dazu I 3.7. 291 Dass dem Geburtstag der Isis eine eigene Prozession gewidmet war, belegt der Eintrag in den Festkalender: D IX, 204, 5–6 und 202, 11–12. Siehe dazu Cauville, Temple d’Isis II, 320–321; dies., Fêtes d’Hathor, 24; dies./Ali, Dendara, 248; Coppens, Wabet, 176–177.

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1 Kontext

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die enge Verbindung zwischen Neujahrstag und Isisgeburtstag sein, wobei sich diese strukturelle Analogie auch in gemeinsamen Dekorationselementen ausdrückt. So findet sich auf der Ostwand des Sanktuars im Isistempel ein Beispiel für das Opfer des Neujahrsbandes, das auch im Kiosk und damit im Kontext des wp rnpt erscheint.292 Wie unten (III 5.9) ausführlich gezeigt wird, ist die Übergabe dieses Gegenstandes andernorts auch textlich explizit sowohl mit dem Neujahrsfest als auch mit dem Isisgeburtstag verbunden, wobei stets betont wird, dass dadurch ein „gutes Jahr“ (rnpt nfrt) eingeleitet wird. Um den Beginn eines so bezeichneten Jahreszyklus geht es auch in den Inschriften an den inneren Pfosten der Tür, die zum Allerheiligsten des Isistempels führt. Die leider nur fragmentarisch erhaltenen Texte zu den Gottheiten in den jeweils sechs Ritualszenen auf beiden Seiten der Tür sprechen von der Eröffnung eines guten Jahres sowohl für Isis als auch für Hathor.293 Dabei handelt es sich Cauville zufolge einerseits um Gottheiten, die den beiden Landeshälften zugeordnet werden können, andererseits um Repräsentantinnen der Monate des Jahres.294 Auch hierzu finden sich vergleichbare Göttergruppen im Kiosk, die unten in Kapitel III 3.8.1 und 3.8.3 näher besprochen werden. Im Sanktuar des Isistempels gibt es zudem ein Beispiel des von Wolfgang Waitkus besprochenen Objektes, das den in einen blasenförmigen Behälter eingeschlossenen Harsomtus zeigt.295 Da dieses aufgrund seiner Verbindung zur Wiedergeburt der Sonne andernorts gelegentlich mit dem Neujahrsfest verbunden wird, schließt Waitkus aus der Szene im Isistempel darauf, dass das Gebäude auch am ersten Tag des Jahres eine Rolle spielte.296 M. E. könnte aber auch dieser Sachverhalt nur ein Ausdruck der bereits angesprochenen engen Verquickung zwischen der „Nacht des Kindes in seinem Nest“ und dem Neujahrstag sein, in der sich jedoch keine Identität der beiden Kalendertage ausdrückt (dazu I 3.7 und III 4.2.2). Dass es dabei im Isistempel primär um den letzten Epagomenentag geht und die Verweise auf den ersten Jahrestag eine zweitrangige Rolle einnehmen, zeigt auch die Tatsache, dass in den Inschriften dieses Gebäudes weder wp rnpt noch eine der anderen in Kapitel I besprochenen Neujahrsbezeichnungen genannt wird.

292 Siehe Temple d’Isis, 86, 11 – 87, 4 und D VIII, 24, 10–15*. 293 Temple d’Isis, 74, 17 – 77, 15, eine Übersetzung findet sich bei Cauville, Temple d’Isis I, 18–23. Siehe dazu dies., Temple d’Isis II, 14–16. 294 So Cauville, Temple d’Isis II, 14–16. 295 Waitkus, in: SAK 30, 2002, 373–394 zu Temple d’Isis, 127, 14 – 128, 11, Taf. 71 und 121, siehe dazu auch Cauville/Ali, Dendara, 252. 296 So Waitkus, in: SAK 30, 2002, 390. Siehe zur Verbindung zwischen Kultobjekten dieser Art und dem Neujahrstag ebd., 388–389.

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2 Architektur und Funktion: Die Treppen und der Kiosk als zentrale Schauplätze der Festhandlungen Um sich dem zentralen Gegenstand dieser Arbeit anzunähern, sollen die Treppen und der Kiosk zunächst unter formalem und funktionalem Aspekt studiert werden. Nach einer Beschreibung der architektonischen Situation sowie einer Betrachtung der zu untersuchenden Einheiten im Kontext der baugeschichtlichen Entwicklung muss auch versucht werden, ihre Nutzung während des Festes zu beschreiben, soweit sich darüber Genaueres sagen lässt. Eine für jede Beschäftigung mit den Treppen und dem Dachkiosk grundlegende Information ist der Zeitpunkt ihrer Erbauung und Dekoration. Das Ensemble bildet einen Bestandteil des Naos, dessen Errichtung 54 v. Chr. begonnen wurde und der um das Jahr 20 v. Chr. abgeschlossen war.297 Die Treppenhäuser und der Kiosk sowie die an die Osttreppe angeschlossene Kammer V sind – wie ein Großteil der Innenräume des Naos – nahezu durchgängig mit Leerkartuschen298 versehen, die wahrscheinlich auf eine Ausführung der Dekoration in der Regierungszeit Kleopatras VII. hindeuten, wobei insbesonderen die unsichere Zeit vor ihrer Koregentschaft mit ihrem Sohn Caesarion (d. h. zwischen 51 und 42 v. Chr.) in Frage kommt.299 Informationen dazu, wann die Treppen und der Kiosk innerhalb dieses Zeitraumes fertiggestellt bzw. in Betrieb genommen wurden, lassen sich aus den Texten und der Architektur nicht ableiten, so dass die Frage nach dem genauen Jahr, in dem das Neujahrsfest in diesem Ensemble erstmals durchgeführt wurde, unbeantwortet bleiben muss.300 2.1 Die Treppen (W, X) und die Treppenkammer (V) 2.1.1 Zum architektonischen Aufbau und zur Dekorationssystematik der Treppenhäuser Die beiden großen Treppen im Tempel von Dendara, über die das Dach des Naos erreichbar ist, weisen eine höchst unterschiedliche Form auf. Östlich der Achse führt von Nord nach Süd entlang der Außenwand des Gebäudes eine einläufige gerade301 Treppe (W) zur südöstlichen 297 Siehe Zignani, Le temple d’Hathor, 37. 298 Ausnahmen bilden die Reste einer Kartusche Amenemhats I. auf einem wiederverwendeten Granitblock, der in die Decke der Osttreppe eingelassen ist, um das Regenwasser zum Wasserspeier zu leiten (D VII, 205, 17*), und zwei Kartuschen ½Pr-o#¼ in D VIII, 44, 12* und 59, 6*, die über die Identität des Königs nichts verraten. Budde, Götterkind, 136–137 spricht in Bezug auf eine der Ritualszenen auf der südlichen Innenwand des Kiosks von einem „mutmaßlich römischen König“, macht dazu aber keine erläuternde Anmerkung. Siehe zu dem Block des Amenemhat Ventker, Der Starke auf dem Dach, 78 und Zignani, Le temple d’Hathor, 130. Die Position des Blockes lässt sich mit Hilfe von D VII, Taf. 669 nachvollziehen. 299 Siehe zusammenfassend Zignani, Le temple d’Hathor, 38–39 und für die ausführliche Diskussion der Sachlage (in umgekehrter Reihenfolge des Erscheinens) Aubourg/Cauville, in: Gs Quaegebeur, 767; Quaegebeur, in: GM 120, 1991, 50–57; Winter, in: GM 108, 1989, 75–85; Devauchelle, in: RdE 36, 1985, 172–174; Amer/Morardet, in: ASAE 69, 1983, 255–258. Eldamaty, in: Goyon/Cardin (Hgg.), Ninth International Congress, 501–534 allerdings deutet das Vorhandensein von nur einer Kartusche für die Königin, wie sie u. a. in den Treppenhäusern X und W vorliegt, als Hinweis auf den veränderten Status Kleopatras in der Zeit ihrer Koregentschaft mit Caesarion. Folgt man dieser Hypothese, so muss man den möglichen Dekorationszeitraum für die Treppen bis zum Jahr 37 v. Chr. erweitern. 300 Aufgrund der genannten Unsicherheiten wurde als Bezugspunkt für den Nachvollzug der ungefähren Beleuchtungssituation in III 4.1 der Gründungstag des Tempels gewählt, an dem die Ausrichtung des gesamten Tempels und damit auch des Kiosks festgesetzt wurde. Siehe dort auch für Überlegungen zum mutmaßlichen Bauzeitpunkt des Kiosks, der in den 40er Jahren gelegen haben dürfte (Anm. 1575). 301 Wie an anderer Stelle erläutert (Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum,

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2 Architektur und Funktion

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Ecke des Daches hinauf. Ihr Antritt befindet sich in der Treppenkammer V, welche die Funktion eines Vorraumes einnimmt (III 2.1.5). Die Tür, die zum Treppenhaus führt, liegt am östlichen Ende der Südwand dieses länglichen Raumes und ist über drei nach Osten orientierte Stufen und ein Eckpodest zu erreichen (Taf. 8a und 16).302 Hieran schließt sich die eigentliche Treppe mit 97 Stufen303 an, wobei der Austritt auf einem weiteren Podest endet; an dessen Westseite öffnet sich eine Tür304 zur Dachfläche. Die Treppe W wird nur durch eine einzige zenitale Öffnung in der Decke, die etwa über der Hälfte ihrer Gesamtlänge liegt, erhellt.305 Bei dem Aufgang X westlich der Tempelachse handelt es sich hingegen um eine mehrläufige gewundene Treppe, die sich linksherum um einen rechteckigen Pfeilerkern dreht.306 Sie führt in ihrem Verlauf neun Richtungswechsel durch, d.h. sie wird durch neun Eckpodeste unterbrochen und besteht aus zehn Läufen (siehe Taf. 8b und 9).307 Die Treppe hat insgesamt 110 Stufen,308 wobei die Läufe I, III, V, VII und IX jeweils 12 Stufen, die Läufe II, IV, VI, VIII und X jeweils nur 10 Stufen aufweisen.309 Der Antritt der Treppe im Erdgeschoss ist durch eine Öffnung in der Westwand von Gang Y zu erreichen, welcher in Nord-Süd-Richtung die Schatzkammer Q mit der Wabet, in West-Ost-Richtung die Treppe mit dem Opfersaal T verbindet. Den Inschriften zufolge ist aber die Tür in der Westwand von T als eigentlicher Zugang zur Treppe zu betrachten.310 Über das sechste Eckpodest von Treppe X ist das Goldhaus X–R begehbar, das neunte Eckpodest bietet Zugang zu den westlichen Osiriskapellen (siehe zu beidem III 1.8). Vom Austrittspodest aus kann man einerseits den undekorierten Raum XX betreten, der östlich davon liegt, andererseits aber in Richtung Süden durch eine weitere Tür311 auf die Dachfläche gelangen. Die mehrläufige gewundene Treppe wird seitlich durch fünf Fenster beleuchtet, die in die westliche Außenwand des Naos eingelassen sind. Sie befinden sich auf dem ersten, dem zweiten, dem fünften, dem sechsten und dem neunten Podest der Treppe.312

302 303 304 305

306 307 308 309 310 311 312

43) weise ich die Osttreppe in Dendara der Kategorie der einläufigen geraden Treppen zu und betrachte die drei auf das Antrittspodest führenden Stufen außerhalb des Treppenhauses als einführendes Element. Siehe zur hier verwendeten Terminologie (einläufige gerade Treppe vs. mehrläufige gewundene Treppe) ebd., 41– 43, für eine kurze Beschreibung der geraden Treppe in Dendara ebd., 55–56 (Nr. 17). D VII, 167, 22 – 171, 2* mit Taf. 663. So Cauville/Ali, 144; Cauville, Guide archéologique, 62. D VII, 171, 7 – 175, 5*. Siehe dazu ausführlich Zignani, Le temple d’Hathor, 242, 266 und 273 mit 271–272 (Abb. 5/50–5/53). Seiner Typologie zufolge handelt es sich um eine Lichtöffnung des Typs 5. Anders Eldamaty, in: Hawass (Hg.), Egyptology at the Dawn of the Twenty-first Century, 171, der behauptet, es gäbe in der geraden Treppe keinen Lichtdurchlass. Siehe zur Terminologie oben, Anm. 301, für eine kurze Beschreibung von Treppe X Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 55–56. Diese Struktur weist auch die entsprechende Treppe in Edfu auf, siehe Alliot, Culte d’Horus, 389. So Cauville/Ali, 144; Cauville, Guide archéologique, 62. So nach Zählung vor Ort, Austritte auf die Eckpodeste mit eingerechnet. Siehe auch Zignani, Le temple d’Hathor, Taf. 8., wo die Läufe IV–VII vollständig wiedergegeben sind. Siehe die Türinschriften D VIII, 73, 1*, 73, 8* und 73, 13–14*, wo es um den Aufstieg auf das Dach, die Vereinigung mit der Sonnenscheibe und die Nutzung dieses Durchgangs am Neujahrstag geht. Die gesamten Inschriften dieser Tür finden sich in D VIII, 71, 9 – 75, 9*. D VIII, 75, 16 – 85, 4*. D VIII, 122, 13 – 126, 14 sowie die Abildungen dort auf S. 123–124, 125–126 und 127–128; siehe dazu Zignani, Le temple d’Hathor, 242, 273–282 (Abb. 5/54–5/65). Eine Bearbeitung der Fenster durch Bettina Ventker ist in Vorbereitung.

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III Analyse und Auswertung

Trotz der sehr unterschiedlichen architektonischen Struktur sind sich die beiden Treppenhäuser in Dendara in Bezug auf ihre Ausschmückung sehr ähnlich. Beide Wände beider Treppen sind mit langen Reihen von Figuren geschmückt, die eine Festprozession darstellen.313 In der einläufigen geraden Treppe W steigen die Figuren auf der Ostwand (d.h. in der von unten314 aus gesehen linken Hälfte des Treppenhauses) auf, während die Prozession auf der westlichen bzw. rechten Wand absteigend dargestellt ist (siehe Taf. 10 und 11). In Treppenhaus X findet sich auf der von unten aus betrachtet linken Wand eine absteigende Prozession, auf der rechten Wand ist eine aufsteigende Reihe von Figuren dargestellt (siehe Taf. 12–14).315 Die Figuren der Prozession sind dabei stets auf den Wänden zu beiden Seiten der Treppenläufe (I–X) angebracht, während die Wände der Eckpodeste (1–9) mit langen Texten in Kolumnen versehen sind, welche die Reihe der Prozessionsteilnehmer unterbrechen. Die auf den Wänden dargestellten Prozessionen bestehen jeweils aus 58316 Figuren, die – je nach Haartracht bzw. Kopfbedeckung – zwischen 1, 32 m und 1, 37 m hoch sind.317 Die Figuren stehen mit ihren Füßen jeweils auf einer der im Relief abgebildeten Treppenstufen,318 die allerdings nicht den tatsächlich vorhandenen, viel zahlreicheren Stufen entsprechen. Einzelnen Prozessionsteilnehmern bzw. Personengruppen sind erläuternde Beischriften und oft auch Reden zugewiesen. Im Folgenden wird zunächst die grobe Struktur des Festdefilees erläutert, genauere Untersuchungen zu den einzelnen Figuren und ihrer Funktion innerhalb der Prozession finden sich dann in Kapitel III 3 („Festteilnehmer“). Gemäß des Gliederungsvorschlags von Zeinab El-Kordy319 und in Anlehnung an die Strukturierung der Treppen in Edfu 313 Vorläufer zu dieser Art von Dekoration auf den Wänden von Treppenhäusern finden sich bereits im Tempel Sethos’ I. in Abydos und in Medinet Habu (siehe dazu unten, III 3.6). 314 Siehe für den Blickwinkel des aufsteigenden Betrachters als Fixpunkt zur Beschreibung der Treppendekoration Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 44. Eine Schilderung mit dieser Voraussetzung ist in Architekturbeschreibungen (z. B. in Bezug auf die Drehrichtung) so üblich. In der Publikation (D VII, 175, 8 und 13, D VIII, 85, 6 und 100, 1) ist dagegen der Standpunkt am oberen Ende der Treppe und somit das Dach als Fixpunkt zur Beschreibung gewählt, ebenso in der Datenbank des Forschungsprojektes „Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens“ (www.tempeltexte.unituebingen.de/portal/#/main, siehe dazu Löffler, in: GM 252, 2017, 153–158). Dies ist natürlich ebenfalls möglich. 315 Nicht korrekt angegeben bei Cauville/Ali, Dendara, 142 („Dans les deux escaliers, la procession montante est à gauche et la procession descendante à droite“), wahrscheinlich basierend auf Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 63, der über die Westtreppe sagt: „À droite, elle monte : à gauche, elle descend. Il en est d’ailleurs de même pour l’escalier Est“. Dass es sich anders verhält veranschaulichen Taf. 10–14. 316 Cauville, Guide archéologique, 62 und Cauville/Ali, Dendara, 142 und dies., Le temple égyptien, 88 zählen 56 Figuren, rechnen also die beiden am Beginn der Prozession stehenden Standartenträger nicht mit ein. 317 Die Maße (von der Sohle bis zum Scheitel) wurden vor Ort genommen. 318 Eine Ausnahme bilden hierbei die neun Träger des Naos der Hathor, die sich in einer Dreier- und einer Viererstaffel auf jeweils einer Stufe befinden. 319 El-Kordy, in: Goyon/Cardin (Hgg.), Proceedings of the Ninth International Congress of Egyptologists, 580– 581 und dies./El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 39. Ich stimme mit El-Kordy in Bezug auf die grundlegende Gliederung in drei Teile überein. Allerdings ignoriert diese die beiden Standarten, die am Anfang der Prozession vor dem König stehen und erwähnt das zwischen der zweiten und dritten Gruppe situierte Herrscherpaar mit keinem Wort. Auch Corthals, in: Amenta/Luiselli et al. (Hgg.), L’acqua nell’Antico Egitto, 213–217 teilt die Treppenprozession in drei Teile („The standards“, „The offering deities“, „The deities in the procession“), wobei auch hier der König außen vor bleibt und die Abgrenzung der einzelnen Abschnitte des Defilees relativ unscharf ist. Eine andere Gliederung nimmt Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 700–702 vor, die von vier Teilen ausgeht, da sie den Vorlesepriester als eigenständigen Bestandteil der Prozession auffasst. Für eine kurze Beschreibung der Prozession (allerdings ohne Gliederung) siehe auch Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 63–64.

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2 Architektur und Funktion

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durch Maurice Alliot320 lässt sich jede der Prozessionen in Dendara in drei Bestandteile unterteilen (siehe Tab. 8 und Taf. 15): Die Prozession wird durch eine Reihe von 16 Figuren eröffnet, die auf Standarten befindliche Götterembleme herbeibringen, darunter der König. Die zweite Gruppe besteht aus 21 Personen und setzt sich einerseits aus Priestern, andererseits aus so genannten Ressortgöttern321 zusammen, deren Gemeinsamkeit darin besteht, dass sie – meist als Teil einer so genannten ökonomischen Prozession322 – den Gottheiten des Tempels materielle Güter darbringen.323 Der König und die Königin, die sich direkt daran anschließen, scheinen eine Mittlerrolle zwischen der Reihe der Gabenträger und den die Prozession abschließenden Götternaoi einzunehmen: Einerseits wendet sich das Herrscherpaar im Gehen um, um die hinter ihm befindlichen Götterschreine mit Sistrenspiel bzw. Räucherwerk zu erfreuen. Auch die Reden von König und Königin sind – ihrer Blickrichtung entsprechend – an die Götter des Tempels adressiert. So nimmt der König auf die ihm nachfolgenden Götter in den Naoi unmittelbar Bezug, wenn er Hathor als „große Stirnschlange, Auge des Re an der Spitze von Jwnt“ adressiert und sich dann der ihr nachfolgenden Neunheit zuwendet: „Die Weihrauchkugeln sind bei euch, männliche Vorfahren, das Räucherwerk ist für euch, Göttinnen!“ (pDw Xr.Tn Drtjw T#yw mnwr n.Tn nTrwt, D VII, 199, 6*). Dieser eindeutigen Zuwendung des Herrscherpaares zu den nachfolgenden Schreinen ist es geschuldet, dass es in der vorliegenden Arbeit strukturell als den Naoi zugehörig erachtet wird, der dritte Prozessionsabschnitt beginnt also mit dem Königspaar. Auf der anderen Seite können König und Königin aber – aufgrund von inhaltlich sowie ikonographisch verwandten Belegen aus dem Soubassement vieler griechisch-römischer Tempel –auch mit den ihnen vorangehenden Gabenträgern verbunden werden. Ein Großteil dieser Figurengruppe, deren Zusammensetzung in III 3.6 genauer besprochen wird, konstituiert sich aus dem Personal der ökonomischen Prozessionen, die im Allgemeinen mit der Tempelversorgung und im Speziellen mit dem großen Speiseopfer in Verbindung gebracht werden.324 Diese Götterreihen können als überdimensionierte Ritualszene interpretiert werden, die natürlich unter Leitung des Königs und gelegentlich auch der Königin steht und sich an den Tempelherrn bzw. die Göttertriade richtet.325 Am Anfang dieser Art von Defilee – und damit hinter dem König bzw. dem Herrscherpaar – stehen häufig Hapi

320 Alliot, Culte d’Horus, 390–411 attestiert für Edfu sechs Bestandteile der Prozession: 1. Die Standarten, 2. Die Reihe der Opferträger, 3. Die Priester des Tempels, 4. Der König (mit Königin), 5. Die Naoi und ihre Träger, 6. Die Götter(bilder) hinter den Naoi, siehe dazu auch Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 83 und Fairman, in: BJRL 37, 1954–55, 186. 321 Siehe zu dieser Bezeichnung Rickert, Gottheit und Gabe, 13–14. 322 Siehe zu diesem Prozessionstypus grundsätzlich Rickert, Gottheit und Gabe, 1–6 und dies., in: dies./Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 337–360 sowie die dort angegebene, weiterführende Literatur. 323 Alliot nimmt für Edfu eine Unterteilung in Opferträger einerseits und in Priester andererseits vor, so ders., Culte d’Horus, 393–398. In Dendara aber gehören diese Personengruppen eindeutig zusammen, da der Vorlesepriester den Ressortgöttern vorangeht und da die Priester ebenfalls materielle Güter darbringen, siehe z. B. D VIII, 114, 8–11* (Weihrauch) und D VII, 194, 11–13* (Gold und Silber). Dafür, dass der Vorlesepriester den Gabenträgern, nicht den vor ihm schreitenden Standarten tragenden Priestern zuzurechnen ist, spricht die Inschrift D VIII, 90, 11–13*, die in zwei Textzeilen vor dem Vorlesepriester eine Beschreibung und Bezeichnung der davor befindlichen Gruppe von Standartenträgern gibt und somit den Abschluss einer Personengruppe andeutet. 324 So Rickert, Gottheit und Gabe, 278–282; dies., in: dies./Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 342. Siehe zur engen Verbindung zwischen den Treppen- und den Soubassementprozessionen grundsätzlich Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 694–898. 325 Siehe Rickert, Gottheit und Gabe, 281; Rickert/Ventker, in: dies. (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 1, Anm. 1; Kurth, in: Rickert/Ventker, (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 9.

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III Analyse und Auswertung

und Sechet als Repräsentanten von Nilflut und Vegetation.326 In den Treppen von Dendara aber erscheint der gewöhnliche Aufbau der ökonomischen Prozessionen umgekehrt: Die Reihe der Opferträger wird hier durch zwei Nilgötter und eine Feldgöttin abgeschlossen, hinter denen wiederum das rückwärts gewandte Königspaar geht.327 Der Herrscher kann trotz dieser umgekehrten Reihung dennoch als Mittler verstanden werden, der – ganz im Sinne einer klassischen Ritualszene – die Gabenträger (und damit ihre Opfer) den Göttern zuführt, welche hier jedoch ausnahmsweise hinter dem König stehen. Die Standardform der ökonomischen Prozession ist demzufolge in diesem Fall an die besonderen Bedingungen der Neujahrsprozession angepasst, innerhalb derer der Naos der Hathor und die Schreine der Neunheit den Bezugspunkt bilden. Den König und die Königin eingerechnet besteht auch der letzte Teil der Prozession aus insgesamt 21 Figuren, wobei der Naos der Hathor von neun Priestern gemeinsam, die Schreine der restlichen zehn Götter von jeweils einem Priester getragen werden. Personen Standarten vor dem König (2) König mit Standarte von J#t-djt (1) Priester mit Standarten (13) Vorlesepriester (1) Ressortgötter (2) Gaben tragende Priester (4) Ressortgötter (8) Gaben tragende Priester (3) Ressortgötter (3) König und Königin (2) Priester mit dem Schrein der Hathor (9) Priester mit Götterschrein (10)

Abschnitt Erster Teil der Prozession [1]: König und Standartenträger (16) Zweiter Teil der Prozession [2]: Vorlesepriester und Gabenträger (21)

Dritter Teil der Prozession [3]: König, Königin und Naosträger (21)

Tab. 8: Der Aufbau der Treppenprozessionen in Dendara.328

Über den Figuren der beschriebenen Prozession verläuft auf den Seitenwänden beider Treppenhäuser eine Bandeauinschrift, deren Anfang stets über dem Beginn des Defilees liegt.329 Wie Tab. 9 zeigt, ist der grundlegende Aufbau der beiden Bandeauinschriften auf der rechten Seite beider Treppen identisch. Nach einer Einführung des Königs mit (onX) nTr nfr und einer Inschrift, die Auskunft über die Errichtung der Treppe durch diesen gibt, folgt eine Festbeschreibung, in der Ereignisse im Rahmen der Prozession aufgezählt werden. Am Ende wird eine Gegengabe angeführt, die der König im Austausch für seine Handlungen zugunsten der Gottheit erhält. Die Textstruktur der Inschriften auf der linken Seite beider Treppen entspricht ebenfalls grundsätzlich diesem Schema, wenngleich sie im Detail etwas davon abweicht. So wird das Bandeau auf der linken Seite von Treppe W durch eine Einführungsformel (jj.n Königstitulatur Xr.T Göttername) eingeleitet, auf das keine Bauinschrift folgt, dafür gibt es zwei 326 Siehe dazu Rickert, Gottheit und Gabe, 37, 43–44; dies., in: dies./Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 340. 327 Siehe Taf. 10–14. 328 Eine ähnliche Tabelle zur Zusammenfassung der Treppendekoration findet sich bei Ventker, in: Rickert/ Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 698. 329 D VII, 175, 11 – 177, 4*; 189, 16 – 191, 7*; D VIII, 85, 9 – 87, 3*; 100, 4 – 101, 15*.

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2 Architektur und Funktion

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Festbeschreibungen mit unterschiedlichen Formen der Anrede (zunächst 2. Person Singular, dann 3. Person Singular). Auf der linken Seite von Treppe X hingegen liegen zwar alle Elemente des genannten Formulars vor, vor der Nennung der Gegengabe wurde jedoch zusätzlich eine Identifikation der Hathor mit nts eingeschoben. Wenngleich die grobe Struktur der vier Bandeaus der Seitenwände der Treppenhäuser nahezu gleich ist, unterscheiden sich die genauen Inhalte der einander entsprechenden Textbestandteile in hohem Maße voneinander. Besonders in Bezug auf die Festbeschreibungen fällt auf, dass die Reihenfolge und Zusammensetzung der am Geschehen beteiligten Personen stark variiert. Grundsätzlich liegt eindeutig die Struktur der auf den Wänden dargestellten Prozessionen zugrunde: Wie in Tabelle 9 durch Zahlen in eckigen Klammern angezeigt, können die meisten der Teilnehmer einem der drei Bestandteile der Prozessionen (Tab. 8 oben) zugewiesen werden. Von einigen Unregelmäßigkeiten abgesehen stehen Teilnehmer des ersten Prozessionsabschnitts [1] am Beginn der Auflistung, dann folgen Vertreter des zweiten Teils [2] und schließlich des dritten [3]. Aus dem Rahmen fällt hier das rechte Bandeau von Treppe W, in dem nur wenige Teilnehmer genannt werden, die den dargestellten Prozessionen eindeutig zugewiesen werden können. Der Text führt dann eine Vielzahl von Menschengruppen auf, die in den Reliefs nicht dargestellt sind (siehe dazu auch III 3.9). Grundsätzlich lässt sich zu der Beziehung zwischen den Bandeauinschriften und den beschrifteten Darstellungen der Treppenhauswände festhalten, dass Erstere zwar deutlich auf Letztere Bezug nehmen, darüber hinaus jedoch auch zusätzliche Informationen enthalten und eigene Schwerpunkte setzen. Das konsequente Einhalten der genauen Reihenfolge, eine vollständige Nennung aller Festteilnehmer oder eine Auflistung aller Festhandlungen wurden offensichtlich nicht angestrebt.330 Treppe W links331 ↑ Einführungsformel mit Beschreibung der Handlung des Königs –

Darbringungsformel mit erster Festbeschreibung: Hmw-nTr [1–3] jtjw-nTr [1–3] nTrw tpjw j#t.sn [1]

Treppe W rechts332 ↓ Formular (onX) nTr nfr + mr

Treppe X links333 ↓ Formular (onX) nTr nfr + mr

Treppe X rechts334 ↑ Formular (onX) nTr nfr + mr

Bauinschrift (mit Beschreibung des Architekturelements) Festbeschreibung: nsw [1/3] Hmw-nTr [1–3] jtjw-nTr [1–3] H#tjw-o [2] Hmw-nTr [1–3]

Bauinschrift (mit Beschreibung des Architekturelements) Festbeschreibung: psDt [3] q# Hr j#t.f [1] […] nsw [1/3] bqnqnw [1]

Bauinschrift (mit Funktionsbestimmung des Architekturelements) Festbeschreibung: H#p [1?] Hmw-nTr [1–3] sXm n Jnpw [1] Jsds [1] Cmrt [1]

330 Wie in Dendara so stehen auch in Edfu die Bandeauinschriften auf den Treppenwänden in enger Verbindung zu den darunter befindlichen Darstellungen, siehe dazu Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 703, Anm. 141. 331 D VII, 175, 11 – 177, 4*. 332 D VII, 189, 16 – 191, 7*. 333 D VIII, 85, 9 – 87, 3*. 334 D VIII, 100, 4 – 101, 15*.

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III Analyse und Auswertung

nTrw [1?] nTrwt [1?] msw Or [3] msw %ntj-n-jrtj [3] Mr-wr [1] cS#t [1] v#-Tnn [1] Jmj-wt [1] Oopj [1] cpdw [1] Csr [1] cwn [?] JHy [1/3] xrj-Hbt Hrj-tp [2] Csmw [2] v#yt [2] Hmw-nTr 4 [2] Mnqt [2] Wdpw-n-Ro [2] Drtjw [3] Os#t [2] psDt [3]

bqnqnw [1] jmjw.sn [–] njwtjw Jwnt [–] jmjw Msn [–] msntjw [–] rXyt [–] Hnmmt [–] jwntjw Jwnt [–] spdwt [–] wDHw [–] Hwnw [–] tpjw-t# [–] nTrw #Xtjw [–] psDt [3] nTrw [?] nTrwt [?] nTrw [?] nTrwt [?] nTrw [?] nTrwt [?]

Zweite Festbeschreibung. psDt [3] nTrw [3?] nTrwt [3?] jmjw v#-rr [–] s#w-n.sn [–] Gegengabe: Millionen an Sedfesten, Speisen



xrj-Hbt Hrj-tp [2] psDt [3] Csmw [2] v#yt [2] Hm-nTr tpj [2] Hm-nTr sn-nw [2] Hm-nTr 3-nw[2] Hm-nTr 4-nw [2] Mnqt [2] Wdpw-n-Ro [2] Os#t [2] MnH [2] Csmw nb sXw Or [2] cXt [2] tm obwj.f tp{w}.f [2] mrHw [2] H#tj-o jmj-Xt [2] Oopj Cmow [2] [Oopj?] wr [2?] jty [1/3] smHrw 9 [3] […] b# jmj pt/Ro-sm#t#wj/BHdtj [3] Identifikation (nts)

Gegengabe: Gegengabe: Königtum der Sothis Jahre der Sothis Königtum des Orion

Jdwt [1] xrj-Hbt Hrj-tp [2] Csmw [2] v#yt [2] Hm-nTr tpj [2] Hm-nTr sn-nw [2] wobw o#w [?] Hm-nTr 3-nw [2] Hm-nTr 4-nw [2] Mnqt [2] Wdpw-n-Ro [2] Os#t [2] MnH [2] Csmw [2] cXt [2] tm obwj.f tp.f [2] Oopj [2] nsw [1/3] smHrw 9 [3] […] psDt o#t jmjt v#-rr [3]



Gegengabe: Millionen von Jahren

Tab. 9: Die Struktur der vier Bandeauinschriften im Vergleich. Aufgeführt sind Personen, die neben Hathor an der Neujahrsprozession teilnehmen, in der Reihenfolge, in der sie in den Texten genannt werden.335

335 Die Zahlen in eckigen Klammern [1]–[3] beziehen sich auf die in Tab. 8 festgestellten Prozessionsbestandteile. Kann ein Teilnehmer mehreren dieser Abschnitte zugeordnet werden, so werden alle angegeben (z. B. [1/2] oder [1–3]. Wird ein Teilnehmer in der Prozession überhaupt nicht genannt, so wird dies mit [–] gekennzeichnet, ist seine Zugehörigkeit unklar, so steht ein Fragezeichen [?].

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2 Architektur und Funktion

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Oberhalb der Bandeautexte erstreckt sich über die gesamte Länge aller Treppenhauswände ein Fries,336 der in der einläufigen geraden Treppe das Muster derholt, während in der mehrläufigen gewundenen Treppe die Muster

durchgehend wieund

alternieren. Dabei weisen die Treppenläufe II, IV, VI und VIII die erste Variante, die Läufe I, III, V, VII, IX und X die zweite Variante auf. Die Tatsache, dass sich die Friesdekoration der beiden Treppenhäuser voneinander unterscheidet, könnte deren unterschiedliche Funktion im Festablauf andeuten. So vermuten Sylvie Cauville und Mohammed Ibrahim Ali, dass im ersten Muster der Flügelskarabäus, der sich in eine Sonnenscheibe verwandelt, auf den Aufstieg der Sonne hinweist, welchen die Prozessionsbewegung imitiert (siehe dazu III 2.1.4).337 Diese Deutung, die wahrscheinlich auf dem Zusammenhang zwischen Chepri als früher Form des Sonnengottes und dem Flügelskarabäus basiert,338 würde gut zu den theologischen Schwerpunkten der Neujahrsprozession passen. Sie erklärt jedoch nicht, warum Teile der Westtreppe mit einem anderen Friesmuster versehen sind, in welchem der nun Falkenflügel tragende Skarabäus auf einem Sn-Ring, zwei Xw-Fächern und einem Goldund ist bekanntlich häufig Bestandteil von Zeichen steht. Die Kombination von Deckendarstellungen, wo die Zeichen von Geiern und Falken gehalten werden.339 Die Präsenz des Fächers, der Xw „Schutz“ gelesen werden kann, könnte auf eine protektive Funktion der Friesdekoration hindeuten, die möglicherweise mit dem Wiedereintreten in das eigentliche Tempelhaus nach dem Aufenthalt auf der offenen (und somit potentiell gefährlichen) Dachfläche in Zusammenhang steht. Dass es sich um einen besonderen Schutz für Hathor handelt, wird vielleicht durch das von den Fächern beschirmte ausgedrückt, denn die Göttin wir 340 oft als nbwt „die Goldene“ bezeichnet. Die besondere Gestaltung der Friese legt also nahe, dass sie mit den Inhalten des Neujahrsfestes zusammenhängt und diese in gewisser Weise widerspiegelt. Gänzlich beweisbar ist dies jedoch nicht, zumal an der vergleichbaren Stelle in den Treppenhäusern von Edfu nur ein bedeutungsneutraler xkr-Fries angebracht ist.341 Nur im östlichen Treppenhaus gibt es an der Decke eine lange Textkolumne, die sich zwischen zwei Begrenzungslinien erstreckt.342 Links und rechts davon sind Sterne angebracht, der Beginn des Textes liegt über dem oberen Ende der Treppe.343 Strukturell ähnelt die Deckeninschrift zu Beginn den anderen Bandeaus der Treppenhäuser (siehe oben, Tab. 9), denn auch

336 Wohl aufgrund dieses Frieses sprechen El-Kordy/El-Shal in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 39 im Zusammenhang mit dem darunter befindlichen Bandeau von einem „bandeau de la frise“. Wie unten ausgeführt (III 3.6) ähnelt die Treppengestaltung in vielerlei Hinsicht den Prozessionen der Soubassements, so dass man sich hier terminologisch besser nicht festlegen sollte. 337 Cauville/Ali, Dendara, 144. 338 Siehe dazu Minas-Nerpel, Der Gott Chepri, 450–452. Hier wird allerdings auch ein Beispiel aufgeführt, in dem der geflügelte Skarabäus gleichermaßen Chepri wie Atum repräsentiert. 339 Siehe z. B. D VII, Taf. 595, 636, D IX, Taf. 876 und besonders D X, Taf. 242, wo auch ein Skarabäus, hier allerdings mit Widderkopf, in eine Deckendekoration integriert ist. 340 LGG IV, 180c – 181c. 341 E IX, Taf. 37a–38s. 342 D VII, 203, 16 – 205, 7*. 343 Siehe die Beschreibung in D VII, 203, 13–15.

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III Analyse und Auswertung

sie führt den König mittels des Formulars (onX) nTr nfr ein und gibt dann eine Festbeschreibung, die sich auf die Prozessionsdarstellungen stützt.344 Dann aber setzt sich der Text an der Decke mit einer anderen Textstruktur fort, in der Reden der Hathor bzw. einer Göttergruppe (vermutlich der Neunheit) mit deskriptiven Passagen wechseln. Dabei treibt die Göttin ihre Begleiter zur Eile an und äußert sich lobend über den Tempel als Werk des Königs. Das Vorhandensein dieser Deckeninschrift ist besonders im Zusammenhang mit dem Papyrus Tanis 118, der derzeit von Joachim Friedrich Quack bearbeitet wird, von Interesse. Es handelt sich dabei um eine Art Handbuch zur Dekoration eines ägyptischen Tempels. In einem Fragment, in dem es um die Ausschmückung des Treppenhauses geht, ist von einem Aufspalten der Decke die Rede, was sich nach Aussage des Bearbeiters auf eine Inschrift, wie sie in Dendara vorliegt, beziehen könnte.345 Vermutlich wurde der Einfachheit halber nur die Osttreppe mit einem solchen Inschriftenband versehen, denn in der komplexen Struktur des westlichen Treppenhauses wäre diese viel schwieriger anzubringen gewesen. Innerhalb der Tempel der griechisch-römischen Zeit ist dies das einzige mir bekannte Beispiel für eine Bandeauinschrift an der Decke des Treppenhauses. Aus früherer Zeit ist eine solche Inschrift an der Decke einer Treppe für den Tempel Sethos’ I. in Abydos belegt, diese ist allerdings bislang unpubliziert.346 In Bezug auf die Dekorationsstruktur der Treppen in Dendara bietet es sich an, einen Blick auf Treppenhäuser, die in anderen Tempeln der griechisch-römischen Zeit auf das Dach des Naos führen, zu werfen. Wie bereits andernorts festgestellt, sind die Wände der Aufgänge in den meisten Heiligtümern dieser Zeit undekoriert. Neben dem Hathortempel von Dendara finden sich nur im benachbarten römischen Mammisi, im Horustempel von Edfu, in Athribis, in El-Qaloa sowie in Deir el-Medina Treppenhäuser mit ausgeschmückten Wänden.347 Die Dekoration der Treppe von El-Qaloa ist nicht publiziert,348 die Darstellungen in der Treppe von Deir el-Medina (Repräsentationen der Nilflut, eine Stoffopferszene, eine Barke mit Hathorkuh) unterscheiden sich von denen in Dendara zu sehr, als dass sie als direktes Vergleichsmaterial herangezogen werden könnten. Die verbleibenden Treppenhäuser aber sind ebenfalls mit Darstellungen von Festprozessionen versehen, die der in Dendara mehr oder weniger ähneln. Das geographisch am nähesten liegende Beispiel befindet sich nördlich des Opfersaales des römerzeitlichen Mammisis von Dendara. Im Gegensatz zum Haupttempel ist hier nicht auf beiden Seiten des Treppenhauses eine vollständige Prozession dargestellt, sondern ein Defilee ist in zwei Hälften geteilt, die – auf der linken Seite am Fuß der Treppe beginnend – auf die beiden Wände des Treppenhauses verteilt sind.349 Die erste Hälfte auf der linken Wand wird vom König als Standartenträger angeführt, auf den 21 Ressortgötter folgen (siehe unten, III 344 Es werden folgende Prozessionsteilnehmer aufgezählt: jty n B#qt [1], Hmw-nTr jtjw-nTr xr bqnqnw [1], nTrw nTrwt [2], Hq#t nbt t#wj [3], nsw [3], Hrj sSt#, ob nTr [2], wobw o#w [?], xrj-Hbt Hrj tp [2], jmjw-Xt.s [3]. Die Zahlen in eckigen Klammern ordnen die jeweils genannten Festteilnehmer einem der drei Bestandteile der Prozession zu, siehe dazu oben, Tab. 8 und 9. 345 Joachim Friedrich Quack sei für die Überlassung seines Manuskriptes zu diesem Teil des Papyrus Tanis und für zahlreiche Auskünfte vielmals gedankt. Siehe zur Deckeninschrift in Dendara im Verhältnis zu diesem normativen Text auch Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 71. 346 Siehe dazu Rickert, in: Baumann/Kockelmann, Der Tempel als ritueller Raum, 74, Anm. 135. 347 Siehe Rickert, in: Baumann/Kockelmann, Der Tempel als ritueller Raum, 70. 348 Siehe für einige Informationen zu dieser Treppe und für Literatur Rickert, in: Baumann/Kockelmann, Der Tempel als Ritueller Raum, 60 (Nr. 26). 349 D Mammisis, 238, 16 – 243, 11 mit Taf. 74–84; 233, 12 – 236, 11 mit Taf. 85–91. Siehe zur Struktur dieser Prozession Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 708–709, zur Treppe grundsätzlich Rickert, in: Baumann/Kockelmann, Der Tempel als ritueller Raum, 63 (Nr. 31).

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2 Architektur und Funktion

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5.4 und 3.6). Am oberen Ende der rechten Wand setzt sich die Prozession mit vier Gaben tragenden Priestern und dem Vorlesepriester fort. Dann folgen der weihräuchernde König mit einem Sistrumspieler (Harsomtus?) sowie Harsomtus und Ihi, daraufhin erneut zwei Darstellungen des Königs (einmal in seiner Rolle als Priester und ein weiteres Mal mit dem Räucherarm) mit einem weiteren Sistrumspieler (Ihi), Horus von Edfu und Harsomtus von %#-dj (siehe dazu auch I 1.10). Insgesamt besteht das Defilee also aus 38 Figuren. Eine Zuordnung zu den drei Abschnitten, die für die Treppenprozessionen des Hathortempels festgestellt wurden (siehe oben, Tab. 8), ist auch hier möglich, wenngleich Teil [1] in einer einzigen Figur zusammengefasst ist (dem König), der Vorlesepriester in Teil [2] nicht den Gabenträgern vorangeht, sondern ihnen folgt, und der König in Teil [3] zweimal auftritt. Zudem sind die Götter in dieser Prozession nicht in Naoi verborgen, sondern schreiten in anthropomorpher Gestalt selbst im Festzug mit. Da die Treppe des Mammisis unter Trajan und somit deutlich nach denen des Hathortempels dekoriert wurde, diente deren Dekoration sicherlich als Vorlage für die Ausschmückung der Treppenhauswände im Geburtshaus, wobei natürlich Anpassungen an die besondere Theologie des kleinen Heiligtums vorgenommen wurden. Die Treppendekoration, die mit der in Dendara sicherlich am nächsten verwandt ist, findet sich in Horustempel von Edfu. Auch dort gibt es eine einläufige gerade (T) und eine mehrläufige gewundene Treppe (U), deren Treppenhäuser mit jeweils zwei Prozessionsdarstellungen geschmückt sind.350 Im Gegensatz zu Dendara sind die Figuren auf beiden Wänden in der mehrläufigen Treppe aufsteigend dargestellt, in der einläufigen Treppe steigen sie ab, was wohl die Nutzung der Treppen während des Neujahrsfestes widerspiegelt (siehe dazu auch unten, 2.1.4). Wie die von Bettina Ventker erstellte Übersichtstabelle351 zeigt, folgen die Zusammensetzung und Reihenfolge der Teilnehmer grundsätzlich den gleichen Prinzipien, die auch in Dendara angewandt wurden. So leitet auch hier der König, einmal wie in Dendara durch zwei von einem personifizierten w#s- und onX-Szepter angeführt, eine Reihe von bis zu 15 Standartenträgern ein, was dem ersten Teil der Dendara-Prozession entspräche ([1], siehe Tab. 8 oben). Ressortgötter sind hier nur auf der rechten Seite der mehrläufigen gewundenen Treppe zu sehen, in der gegenüberliegenden Prozession sowie in der geraden Treppe finden sich diese nicht. In allen Defilees gibt es einen Vorlesepriester und vier bis sechs Priester mit Gefäßen, Kästen und Weihrauch, wobei in Treppe T ein bzw. zwei dieser Priester vor dem xrj-Hbt stehen. Diese Personengruppen würden zusammengenommen dem für Dendara festgestellten Prozessionsteil [2] entsprechen. Im Unterschied zu den Treppen dieses Tempels, wo es insgesamt nur zwei Darstellungen des Königs pro Prozession gibt, finden sich in Edfu insgesamt bis zu drei Figuren des Herrschers (vgl. III 3.4). Dem Königspaar, das in Dendara den Schreinen der Götter vorangeht, entspricht in Edfu die Gruppierung eines Königs als Träger eines w#s-Szepters bzw. eines Horusstabes, auf den eine Königsfigur mit Räucherarm folgt, in drei von vier Fällen begleitet von einer Königin. Diese Personengruppe findet sich allerdings nur in Treppe U unmittelbar vor dem Schrein der Hauptgottheit (Horus bzw. Hathor), während sie in Treppe T den Standartenträgern nachfolgt. Der König (hier in doppelter Ausführung) und die Königin sind also nicht so eindeutig wie in Dendara Teil [3], bei dem es sich um die eigentliche Götterprozession handelt, zuzuordnen. Diese besteht in der einläufigen geraden 350 E I, 534, 13 – 583, 11 mit E IX, Taf. 37a–e und 38a–u. 351 Ventker, in: Rickert/Ventker, Altägyptische Enzyklopädien (2), 703–704, vgl. auch die Erläuterungen zu den Personengruppen 704–706. Siehe für eine Zusammenfassung zu Architektur und Dekoration der Treppenhäuser in Edfu auch Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 48–49 (Nr. 9).

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III Analyse und Auswertung

Treppe – der Dekoration in Dendara ähnlich – aus dem großen Naos des Horus, der hier von vier Priestern getragen wird, sowie den Schreinen von neun weiteren Göttern, die jeweils ebenfalls von einem Priester gehalten werden.352 In der mehrläufigen gewundenen Treppe U hingegen sind nur die Schreine von Horus und Hathor dargestellt, die ihnen nachfolgenden Gottheiten nehmen als aufrecht schreitende Figuren an der Prozession teil. Insgesamt ist zu konstatieren, dass die Struktur der vier Prozessionen in den Treppenhäusern von Edfu viel weniger starr ist als in Dendara. Auch wenn aufgrund der Zerstörung von einigen Teilen der Darstellungen die genaue Anzahl der Prozessionsteilnehmer nur für die Ostwand der westlichen Treppe T mit absoluter Sicherheit festgestellt werden kann (47), so wird aus den erhaltenen Partien der Treppendekoration doch deutlich, dass sich die einander entsprechenden Bestandteile der Prozessionen in Hinblick auf ihren Umfang und ihre Zusammensetzung teilweise deutlich voneinander unterscheiden.353 Dies könnte man so interpretieren, dass in den Treppen des Hathortempels von Dendara, deren Dekoration deutlich nach den unter Ptolemaios VIII. ausgeführten Treppenreliefs in Edfu angebracht wurde, das dort nur angedeutete Dekorationsschema gefestigt und verfeinert wurde. Eine weitere Treppe, die eine mit Dendara vergleichbare Dekoration aufweist, findet sich im Tempel für Min und Repit in Athribis.354 Auch hier zeigen die Darstellungen auf den Treppenhauswänden eine Reihe von Priestern, die wahrscheinlich eine Dachprozession anlässlich eines Festes darstellt. Leider ist nur der untere Teil der Wände erhalten, so dass über ihre genaue Zusammensetzung keine genaue Aussage gemacht werden kann. Auf der rechten Wand des Treppenhauses sind noch zwei Schreine mit den darin befindlichen Götterstatuen zu erkennen, die von je zwei Priestern die Treppe hinaufgetragen werden. Die linke Wand zeigt eine Reihe von Göttern, die treppenabwärts dem libierenden und weihräuchernden König entgegenschreitet.355 Wie in den Treppenhäusern von Dendara werden auch in Athribis Götterschreine in den Händen von Priestern gezeigt, allerdings sind hier pro Schrein nur zwei Priester zu sehen und es gibt keine Tragriemen, welche den Transport der Naoi erleichtern. Auf der rechten Seite sind über den Figuren – in Entsprechung zu Dendara – Reste einer Bandeauinschrift erhalten. Ob darüber hinaus inhaltliche und strukturelle Gemeinsamkeiten mit den Defilees des Hathortempels bestanden, lässt sich aufgrund des fragmentarischen Zustandes der Treppendekoration in Athribis nicht sagen. 2.1.2 Architekturgeschichtlicher Kontext und Symbolik der Treppen Wie Nicole Alexanian356 aufgezeigt hat, spielten Treppen zum Aufsteigen auf das Dach im Zusammenhang mit Kulthandlungen unter direkter Sonnenbestrahlung in der ägyptischen Architekturgeschichte schon früh eine Rolle. So wurden in einigen Mastabas der Elite des Alten Reiches wahrscheinlich eine oder mehrere Statuen des Verstorbenen und vielleicht auch sein Sarg auf das Gebäude befördert, wo Opferhandlungen stattfanden. Theologisch kann der

352 Neun Schreine sind es zumindest auf der Westwand der Treppe, auf der Ostwand ist dieser Teil zerstört. Vgl. die Übersicht bei Ventker, in: Rickert/Ventker, Altägyptische Enzyklopädien (2),703–704. 353 So auch Ventker, in: Rickert/Ventker, Altägyptische Enzyklopädien (2), 703. 354 Athribis III, 301–304 (G, 1 und G, 2) mit Taf. 204–210, beschrieben ebd., XXXI, wo allerdings irrtümlich angegeben wird, dass sich die Prozession auf beiden Wänden nach unten bewegt. Vgl. die korrekten Angaben in den Skizzen ebd., 301 und 303. 355 Siehe zur Marschrichtung der Figuren sowie zur Beschreibung der Treppendekoration insgesamt Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 53 (Nr. 15). 356 Alexanian, in: Guksch et al. (Hgg.), Grab und Totenkult im Alten Ägypten, 27–40.

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Transport zur Dachfläche mit der Bewegung des Bas des Verstorbenen zum Himmel und damit zu Re in Verbindung gebracht werden, was in Analogie zum Aufstieg des Königs in den Pyramidentexten steht.357 Auch im Kontext des Tempel- und Herrscherkultes finden sich in die frühdynastische Zeit datierte Belege für die Nutzung des über eine Treppe, häufiger jedoch über eine Rampe zugänglichen Daches.358 Eine größere Rolle spielte der Aufstieg auf einer Treppe im Tempel spätestens seit dem Neuen Reich, wobei für die Durchführung der auf die Sonne bezogenen Rituale ein eigener Raum, eine Kapelle oder ein Kiosk auf einem Sockel bzw. auf dem Dach des Gebäudes bestimmt war (siehe dazu ausführlich III 2.2.2). Die Einbindung einer oder mehrerer Treppen in kultische Ereignisse ist also nichts, was für den Tempel von Dendara neu erfunden worden wäre. Auffällig ist dort aber das Vorhandensein von sowohl einer einläufigen geraden als auch einer mehrläufigen gewundenen Treppe, die ihrer Dekoration zufolge für die Durchführung des Neujahrsrituals auf dem Dach gleichermaßen wichtig waren. Im Kontext der vorliegenden Untersuchung interessiert daher besonders, ob sich für die Kombination dieser beiden verschiedenen Treppenformen in der ägyptischen Architektur früherer Epochen Entsprechungen finden. Sowohl die mehrläufige als auch die einläufige Treppe sind unabhängig voneinander in Bauten mit unterschiedlicher Funktion seit dem Alten Reich belegt.359 Das Vorhandensein der beiden Typen von Dachtreppen nebeneinander in einem Tempelhaus ist spätestens seit der 19. Dynastie belegt, vielleicht aber auch schon unter Amenophis III. 360 Hier ist allerdings – im Gegensatz zu Dendara – keine eindeutige Verteilung der Treppen auf die beiden Tempelhälften links und rechts der Achse festzustellen, was auch damit zusammenhängen dürfte, dass vielen Tempeln des Neuen Reiches keine klare achsensymmetrische Struktur zugrundeliegt. Wie an anderer Stelle festgestellt, ist auch in den Tempeln der Spätzeit und griechisch-römischen Zeit die Kombination von einläufiger und mehrläufiger Treppe keineswegs die Regel, sie tritt vor allem in den großen Tempeln Oberägyptens auf.361 Nahezu komplett erhalten ist neben Dendara nur das Ensemble in Edfu, während in Athribis lediglich Teile des Treppenhauses der geraden Treppe vorhanden sind und die mehrläufige gerade Treppe nur noch durch die Beschaffenheit ihres Fundaments nachweisbar ist.362 In Kom Ombo und Armant ist die 357 So Alexanian, in: Guksch et al. (Hgg.), Grab und Totenkult im Alten Ägypten, 35–36. Vgl. unten, III 4.2.4. 358 Siehe Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 73 und die dort angegebene Literatur. 359 Siehe dazu Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 72–73. Hier wurde auch auf die Ähnlichkeit zwischen den mehrläufigen Treppen der späten Tempel und den römerzeitlichen Turmhäusern hingewiesen. Baumann, in: ders./Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 17–37 ruft in Erinnerung, dass ein enger Zusammenhang zwischen Wohn- und Tempelarchitektur besteht, und dass sich die Konzeption des Tempelhauses teilweise aus dem Aufbau des Wohnhauses speist. Auch die Verwendung der Dachfläche des Tempels zu rituellen Zwecken korrespondiert mit einer intensiven Nutzung des Hausdaches im Alltag (siehe z. B. Davies, in: MMS 1, 1929, 233). Dementsprechend könnte das Vorhandensein der beiden verschiedenartigen Treppen in den Tempeln Oberägyptens durch eine Analogie mit der Position der Treppen im Wohnhaus zu erklären sein. Eine Überblicksrecherche zu den Hausgrundrissen verschiedener Epochen hat jedoch kein vergleichbares Schema ergeben. In den Wohnbauten ist entweder eine einläufige gerade oder eine mehrläufige gewundene Treppe auf das Dach vorhanden, für die Anbringung von zwei Treppen dürfte in der Regel auch weder Platz gewesen sein noch Bedarf bestanden haben. 360 Siehe Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 74, insbesondere Anm. 133 (zum Luxortempel und dem dortigen, unsicheren Befund) sowie Anm. 135 (zum Sethos-Tempel in Abydos). 361 Siehe Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 66. 362 Siehe für Näheres dazu Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 48–49 (Nr. 9, Edfu) und 53 (Nr. 15, Athribis), wobei in Bezug auf Athribis eine Präzisierung vorgenommen werden

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III Analyse und Auswertung

Position beider Treppen jeweils nur noch anhand von geringen Überresten feststellbar, ihr Vorhandensein ist jedoch unstrittig.363 Nicht konstant ist dabei die Verteilung der Treppen im Verhältnis zur Tempelachse. Während die mehrläufige gewundene Treppe in Edfu und Dendara in der linken Hälfte liegt, befand sie sich in Kom Ombo und in Athribis im rechten Teil des Tempels.364 Wenngleich die Kombination einer einläufigen geraden mit einer mehrläufigen gewundenen Treppe nicht verbindlich ist, so ist ihr Vorkommen dennoch zu häufig, als dass es sich um einen Zufall handeln könnte. Es stellt sich also die Frage nach dem besonderen Sinn und der Symbolik dieses architektonischen Ensembles. Gedanken über die Bedeutung der Treppen in Edfu und Dendara hat sich bereits Angelique Corthals gemacht. Ihrer Ansicht nach steht die mehrläufige Treppe mit einem theologischen Konzept aus den Pyramidentexten in Verbindung, demzufolge der König sich im Kontext seines Himmelsaufstiegs auf den Biegungen eines gewundenen Kanals bewegt.365 Mit diesem Gewässer im Osten des Himmels könnte James Peter Allen zufolge die Ekliptik gemeint sein, also der scheinbare Weg, den die Sonne im Lauf eines Jahres zurücklegt.366 Grundsätzlich würde ein Zusammenhang mit dem Himmelsaufstieg des Königs und dem Lauf der Sonne, an dem dieser teilhat, generell zum theologischen Hintergrund des Neujahrsfestes in Dendara passen, zumal der Aufstieg in den Pyramidentexten häufig mittels einer Leiter oder Treppe erfolgt.367 Man darf dabei jedoch nicht vergessen, dass zwischen der Anbringungszeit der Pyramidentexte und dem Baudatum der Tempel aus griechisch-römischer Zeit um die zweitausend Jahre liegen.368 In Anbetracht dieser enormen zeitlichen Lücke ist Corthals’ Interpretation im Detail leider als höchst unsicher zu bewerten. Gleiches gilt für einen denkbaren Zusammenhang mit den Rampen, welche im quadratischen Sockel der Sonnenheiligtümer der 5. Dynastie an den Außenwänden entlang nach oben führten. Für die Anlage des Niuserre nimmt Ludwig Borchardt an, dass dieser Gang möglicherweise sogar zweimal um den Kernbau herumführte, bevor er sich mit einem Zugang zur Fläche unterhalb des Obelisken öffnete.369 Grundsätzlich kann eine Ähnlichkeit der Konstruktion mit dem Treppenhaus auf quadratischem Grundriss in den griechisch-römischen Tempeln festgestellt werden, für einen unmittelbaren Bezug auf diese Art von Konstruktion ist der zeitliche Abstand jedoch zu groß.

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kann. Die Existenz einer Treppe mit rechteckigem Grundriss ist aufgrund des tiefen Fundaments dort mittlerweile gesichert. Ich danke Stefan Baumann für diesen Hinweis. Siehe Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 51 (Nr. 11, Kom Ombo) und 54–55 (Nr. 16, Armant). Siehe das Resümee bei Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 66–67 und ebd., Farbtaf. 1. So Corthals, in: Amenta et al. (Hgg.), L’acqua nell’Antico Egitto, 211–212. Ihre Argumentation stützt sich hauptsächlich auf PT 684 (Pyr. § 2061–2062). Wenngleich dieser Text nicht – wie sie behauptet – deutlich sagt, dass der Aufstieg selbst auf dem gewundenen Kanal erfolgt, so kann der grundsätzliche Zusammenhang damit nicht angezweifelt werden. Siehe zum gewundenen Kanal grundsätzlich Altenmüller, in: ZÄS 92, 1966, 86–95. So Allen, The Ancient Egyptian Pyramid Texts, 9 und 444, wohl nach Krauss, Astronomische Konzepte, 49– 66. Joachim Friedrich Quack hält dies für sehr problematisch, da die Ekliptik ein abstraktes Konzept ist, das man im dritten Jahrtausend v. Chr. nicht erwarten würde (schriftliche Mitteilung mit Verweis auf Depuydt, Rez. in BiOr 57, 2000, 81–85). Siehe z. B. Jacq, Le Voyage dans l’autre monde, 157–164. Siehe für den Anbringungszeitraum der Pyramidentexte die Übersicht bei Allen, Ancient Egyptian Pyramid Texts, 1. Borchardt, Ne-Woser-Re, 11, 33–36 mit Blatt 2. Siehe auch Voß, Sonnenheiligtümer, 106–107.

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In Bezug auf die Entstehungszeit etwas näher liegt ein Zusammenhang mit der „sloping passage“, einem unterirdischen Gang, der in Gräbern des Neuen Reiches und der Spätzeit in rechtwinkligen oder gerundeten Kehren zur Grabkammer führt.370 Karl-Joachim Seyfried zufolge könnten die Richtungswechsel dieser Konstruktion, mit denen häufig eine Drehung von insgesamt 360° angestrebt zu sein scheint, den Sonnenlauf widerspiegeln.371 Für manche Beispiele hält er es sogar für möglich, dass es sich um die dreidimensionale Umsetzung der aus der vierten und fünften Stunde des Amduat bekannten Darstellung eines Pfades in der Unterwelt handelt, welcher sich durch mehrfache Richtungswechsel auszeichnet.372 Der Verstorbene würde somit an der Unterweltsfahrt des Sonnengottes auf diesem Weg teilnehmen.373 Obwohl die Gräber mit „sloping passage“ im Verhältnis zu den oben genannten Beispielen aus dem Alten Reich zeitlich deutlich näher an den Tempelbauten der griechisch-römischen Epoche liegen, sind auch hier die Hinweise spärlich und der architektonische sowie funktionale Kontext ist ein anderer, so dass man nicht ohne weiteres auf Zusammenhänge schließen kann. Die aufgeführten architektonischen Konzepte (Sockelaufgang im Sonnenheiligtum, „sloping passage“, mehrläufige Treppe) haben einerseits ihre um einen Kern gewundene Form, andererseits aber auch den ihnen zugeschriebenen engen Bezug zu Sonnenlauf und Sonnenkult gemeinsam. Dies könnte als Hinweis darauf verstanden werden, dass sich die bauliche Gestaltung der Treppe auf quadratischem Grundriss in Dendara und in anderen Tempeln aus einer Tradition herleitet, welche die unendlichen Wiederholungen des Sonnenlaufes durch einen gewundenen Weg oder Gang darstellen. Eine präzisere Aussage über die Gründe für die Entscheidung für diese Treppenart in den späten Tempeln ist m. E. aber momentan nicht möglich. Analog zu ihrer Interpretation der mehrläufigen Treppe bringt Angelique Corthals auch die gerade Treppe der späten Tempel mit den Aktivitäten des Königs in den Pyramidentexten in Verbindung. Sie geht dabei von PT 442 (Pyr. § 821–822) aus, wo vom Aufstieg im Osten und vom Abstieg im Westen des Himmels die Rede ist. Zudem ist die gerade Treppe, die zumindest in Edfu für den Abstieg vom Dach verwendet wird, ihrer Ansicht nach mit den Rampen an Grabbauten vergleichbar und veranschaulicht somit den Abstieg ins Grab.374 Wie bereits erwähnt, ist ein direkter Zusammenhang zwischen der architektonischen Gestaltung der Treppen in Dendara und den Pyramidentexten aufgrund des großen zeitlichen Abstandes unwahrscheinlich, wenngleich ähnliche Konzepte zugrunde liegen können. Eine Verbindung zu geraden Treppen und Rampen im funerären Kontext liegt näher, wenngleich auch hier gelegentlich Formen mit mehreren Läufen auftreten, so dass die Analogie nicht gänzlich ungebrochen ist.375 Alternativ zu Corthals’ Vorschlag könnte man zum Vergleich die Mondtreppen heranziehen, die unter anderem im Hathortempel von Dendara mehrfach repräsentiert sind und ein Abbild des Mondzyklus von Neumond bis Vollmond darstellen. In diesem Zusammenhang ist einerseits die Reihe von Stufen, die vom Dach des Naos auf den Pronaos führt, zu sehen, 370 Siehe dazu grundlegend Assmann, in: MDAIK 40, 1984, 277–290; Seyfried, in: MDAIK 40, 1984, 267–273; ders., in: ASAE 71, 1987, 229–249. 371 Siehe Seyfried, in: ASAE 71, 1987, 240–241. 372 So Seyfried, in: in: MDAIK 40, 1984, 269–273; ders., in: ASAE 71, 1987, 238–239. 373 Siehe Seyfried, in: ASAE 71, 1987, 241–242. 374 Siehe Corthals, in: Amenta et al. (Hgg.), L’acqua nell’Antico Egitto, 212. Ähnlich äußerte sich schon Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 66. 375 Siehe dazu Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 72, insbesondere Anm. 121–122.

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andererseits auch ein Teil der Decke des Pronaos.376 Diese Beispiele zeugen davon, dass die architektonische Form der einläufigen geraden Treppe dem ägyptischen Denken nach ein adäquates Mittel zur Beschreibung der Bewegung von Gestirnen darstellte. Dass diese Vorstellung nicht auf den Mondzkylus beschränkt war, zeigt die Abbildung einer solchen Treppe auf der Metternichstele, an deren oberen Ende der Sonnengott thront, worin man eine Repräsentation des täglichen Aufstiegs der Sonne sehen kann.377 Dementsprechend wird das Emporschreiten auf Stufen in den Texten der Tempel aus griechisch-römischer Zeit manchmal mit Vokabular umschrieben, das sonst den Sonnenaufgang meint (Xo, wbn).378 Wenn es sich bei der oben besprochenen mehrläufigen Treppe des Hathortempels von Dendara also vielleicht um eine Darstellung des sich stets wiederholenden Sonnenlaufs handelt, so könnte die Existenz der einläufigen geraden Treppe einen wesentlichen Teilaspekt dieses Weges, nämlich den Aufstieg der Sonne von ihrem Aufgang bis zu ihrem Höchststand am Mittag, repräsentieren.379 Somit könnten die beiden Treppenhäuser als Darstellungen zweier verschiedener Aspekte des Sonnenlaufs verstanden werden, wobei – in Analogie zum ägyptischen Zeitkonzept, in dem nHH und Dt nebeneinander existieren – einerseits die Zirkularität, andererseits die Linearität des Vorgangs im Vordergrund steht. 2.1.3 Bezeichnungen der Treppen Die östliche Treppe W wird in den zugehörigen Texten (einschließlich derer in Raum V) gelegentlich als rd, bzw. rwd und t#-rd380, auch als sp#,381 or,382 nprt383 oder bkr384, am häufigsten jedoch als Xndw385 bezeichnet, wobei Letzteres besonders häufig mit dem Verbum Xnd „gehen“ (Wb III, 312, 16 – 313, 20) verbunden wird. Mit der Vielfalt der Bezeichnungen für die Osttreppe spielen die Inschriften des Türschattens, der zum oberen Zugang zur Treppe gehörig ist (D VII, 172, 8–15*). Hier treten vier 376 Aufgang zum Pronaosdach: D XV, 367, 9 – 370, 13, siehe das Foto bei Cauville, Dendara XV. Traduction, Taf. 122. Decke des Pronaos: D XV, 29, 14 – 34, 9; siehe das Foto bei Cauville, Dendara XV. Traduction, Taf. 6 und 17–19; dazu Cauville, Pronaos, 432–434 und 508–512; von Lieven, Himmel über Esna, 127–132; Herbin, in: BIFAO 82, 1982, 239–243; Kristensen, Live out of death, 67. Im Detail befasst sich mit diesen Szenen Altmann-Wendling, MondSymbolik – MondWissen, siehe dazu auch dies., in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 419–445. 377 Siehe Abb. 28 bei Kristensen, Live out of death, 66 und den Kommentar dazu auf 65–67. 378 Siehe Kristensen, Live out of death, 71–72. 379 Dabei würde die Vermutung, dass die mehrläufige gewundene Treppe mit dem zirkulären Aspekt der Zeit und des Sonnenlaufes in Verbindung steht, Bezüge zur Unterwelt und ihren teilweise gewundenen Wegen nicht ausschließen, denn auch dorthin gelangt die Sonne zwangsläufig bei ihrer nächtlichen Fahrt. Ich danke Louise Gestermann für den Hinweis auf diesen Sachverhalt. 380 rd: D VII, 178, 4*; 179, 12*; D VIII, 89, 3*; rwd: D VII, 172, 8* (Lesung nicht ganz sicher); t#-rd: D VII, 144, 8*; 180, 10*. Siehe Wb II, 409, 9–15 und V, 226, 2–4, Wilson, Lexikon, 594 und 1120 und Traunecker, in: BIFAO 72, 1972, 201–202 (mit Bezug auf die Treppen in Dendara) 381 D VII, 172, 12*; 176, 2*; 178, 16*; 190, 1*; 198, 7*; siehe Wb III, 441, 9. 382 D VII, 172, 10*; siehe Wb I, 208, 3 und Wilson, Lexikon, 165. 383 D VII, 198, 10*; siehe Wb II, 249, 11–12 und Wilson, Lexikon, 511. 384 D VII, 198, 7*. Siehe Wb II, 482, 7. Laut Wilson, Lexikon, 335 handelt es sich eher um eine Bezeichnung für einen Thron, das Determinativ und die unmittelbar davor stehende, analoge Verwendung von sp# weisen jedoch darauf hin, dass hier die Treppe gemeint ist. 385 D VII, 140, 13*; 142, 18*; 168, 6*; 169, 7*; 170, 10*; 172, 14*; 177, 10*; 178, 12*; 179, 9*; 180, 1*; 180, 14*; 181, 4*; 182, 4*; 182, 13* (2x); 184, 15*; 185, 8*; 190, 1*; 193, 2*; 195, 3*; 197, 7*. Siehe dazu Wb III, 341, 11–12, Wilson, Lexikon, 743 und Traunecker, in: BIFAO 72, 1972, 202–203. Siehe zur Herkunft des Wortes neuerdings auch die ausführliche Studie von Borrego Gallardo, in: TdE 6, 2015, 7–33.

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verschiedene Benennungen für diese architektonische Einheit auf, die stets mit einer Bezeichnung des Tempels kombiniert sind. Treppen- und Tempelbezeichnung sind hierbei durch klangliche Ähnlichkeit spielerisch verknüpft: So ist in Bezug auf die Treppe von einer rwd? n rpyt m Pr-rpyt („Treppe der Vornehmen im Haus der Vornehmen“, D VII, 172, 8–9*), einer or n Rot m ct-Ro („Treppe des weiblichen Re im Sitz des Re“, D VII, 172, 10–11*), von einer sp# n sDtjt r st-m##-jtn („Treppe des Mädchens Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe“, D VII, 172, 12–13*) und von einer Xndw n #Xtjt r Xnd r st-Hb-tpj („Treppe der Horizontischen, um zum Platz des ersten Festes zu gehen“, D VII, 172, 14–15*) die Rede. In den zur Prozessionen selbst gehörigen Texten wird oft mit der Präposition r das Ziel der Treppe386 (Dach/Dachkiosk) angegeben, mit n die Funktion387 der Treppe bestimmt oder aber mit indirektem Genitiv ein Besitzverhältnis388 (zu Hathor bzw. zum Tempel gehörig) angezeigt. In einem Fall wird der Standort der Treppe mit m-Xnt angezeigt.389 Zwei besonders gelungene Beispiele für die spielerische Verbindung von Verbalformen mit ähnlich lautenden Treppenbezeichnungen finden sich in der Bandeauinschrift der linken Seite der Treppe, wo es vom König heißt xkr.n.f Xndw n Xnd r Xm („Er hat die Treppe des Gehens zum Heiligtum geschmückt“, D VII, 189, 17 – 190, 1*) und sjp.n.f sp# n sDtjt s#t Ro r sjn nmtt r styt.s („Er hat eine Treppe für das Mädchen, die Tochter des Re, gebaut, um den Schritt eilend zu machen zu ihrem styt-Schrein“, D VII, 190, 1–2*). In den Texten des westlichen Treppenhauses kommen rd und t#-rd390 sowie sp#391 vor, es dominiert jedoch wieder eindeutig Xndw392 – ebenfalls häufig in Kombination mit Xnd „gehen“. Im Gegensatz zur östlichen Treppe, deren Positionierung in den Texten nicht angesprochen wird, findet sich in den Beischriften zu Treppenhaus X ein Verweis auf dessen Situierung innerhalb des Heiligtums. So ist in der Inschrift über den Naoi in der Prozession auf seiner linken Wand von der „großen Treppe auf der linken Seite des Tempels“ (Xndw wr Hr j#bj n Hwt-nTr, D VIII, 97, 14*)393 und der „linken Treppe dieses Hauses“ (t#-rd j#bj n pr pn, D VIII, 98, 2*) die Rede. Wieder werden in den Prozessionstexten die oben angesprochenen Bezeichnungen der Treppe mit indirekten Genitivverbindungen zur Besitzanzeige 394 verwendet, einmal kommt

386 sp#.s r st-Hb-tpj: „ihre Treppe zum Platz des ersten Festes“, D VII, 178, 16*; t#-rd r tp ct-tX: „Treppe zum Dach des Platzes der Trunkenheit“, Xndw r tp Pr-Or: „Treppe zum Dach des Hauses des Horus“, D VII, 180, 14*; D VII, 180, 10*; Xndw r tp Pr-rXt: „Treppe zum Dach des Hauses der Wissenden“, D VII, 181, 4*; Xndw r [tp?] Pr-Spst: „Treppe zum [Dach] des Hauses der Prächtigen“, D VII, 182, 13*. 387 Xndw n Xnd r Xyt: „Treppe des Gehens zum Dach“, D VII, 177, 10*; Xndw n Xnd r Xm: „Treppe des Gehens zum Heiligtum“, D VII, 190, 1*. 388 Xndw n wbnt m nbwt: „Treppe derer, die als Goldene aufgeht“, D VII, 140, 13* und D VIII, 85, 11*; rd.T n NDm-onX: „deine Treppe von Angenehm an Leben (d. i. Dendara)“, D VII, 178, 4*; Xndw n #Xtjt m Jwnt: „Treppe der Horizontischen in Dendara“, D VII, 182, 4*; Xndw n Hmt.s: „Treppe ihrer Majestät“, D VII, 182, 13*. 389 rd/Xndw m-Xnt Pr-nbwt: „Treppe im Haus der Goldenen“, D VII, 186, 12–13*. 390 rd: D VIII, 122, 4*; t#-rd: D VIII, 102, 15*; 104, 2*; 121, 13*. 391 D VIII, 102, 9*. 392 D VIII, 75, 5*; 82, 1*; 83, 1*; 84, 5*; 85, 11*; 89, 2*; 90, 12*; 92, 8*; 93, 4*; 97, 14*; 98, 1*; 100, 4*; 100, 8*; 101, 13*; 104, 3*; 106, 11*; 106, 17*; 108, 11*; 109, 11*; 114, 11*; 118, 2*; 122, 5*. 393 Dabei ist Xndw wr kein Eigenname der Westtreppe, denn auch die Osttreppe wird einmal so genannt (D VII, 142, 18*). 394 Xndw wr n #Xtjt m Jwnt: „große Treppe der Horizontischen in Jwnt“, D VIII, 100, 5*, vgl. 106, 11*; Xndw n Hmt.s: „Treppe ihrer Majestät“, D VIII, 108, 11*, vgl. D VIII, 114, 11*. So wohl auch in D VIII, 83, 1–2* (Xndw [n] Xnd #Xtjt: „Treppe [des] Gehens der Horizontischen“).

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III Analyse und Auswertung

auch ein direkter Genitiv395 vor. Einmal wird durch Xnt396 der Standort der Treppe – der Hathortempel von Dendara – angegeben. Häufig sind in Bezug auf die Treppenbezeichnungen auch hier Verknüpfungen mit Präposition r397 zur Zielangabe (Dach, Kiosk). Neben den expliziten Bezeichnungen, die Worte für „Treppe“ enthalten, gibt es unter anderem an den Zugangstüren zu den Treppen Ausdrücke, in denen die Aufgänge auf das Dach und/oder ihre Eingänge als „Weg“ beschrieben werden. In manchen Fällen ist es sehr deutlich, worauf sich die jeweilige Benennung genau bezieht, in anderen Fällen könnte sowohl der Türdurchgang als auch die Treppe gemeint sein. So ist in D VII, 172, 11* im Türschatten der oberen Tür von Treppe W in Bezug auf die Göttin von „ihrem Weg zum Platz des ersten Festes“ (w#t.s r st-Hb-tpj) die Rede. Im Durchgang der unteren Tür, die zu Treppe X gehört, lässt sich in einer leider stark zerstörten Passage noch die Bezeichnung „Weg des Sich-Wendens zum Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe“ (w#t nt m[s]bb r st-m##-jtn; D VIII, 73, 8*) erkennen. Dies ist besonders im Zusammenhang mit einer Bandeauinschrift aus Edfu interessant, in der die mehrläufige gewundene Treppe Xndw msbb genannt wird (E IV, 6, 4, siehe unten). Das keineswegs häufige Wort msbb dürfte in beiden Fällen nicht zufällig gewählt sein, sondern verweist wahrscheinlich auf die gewundene Form der Treppe.398 Der in einer Inschrift auf der Südseite des Zugangs zu X genannte „Weg des Herbeiführens der Nahrung für die Neunheit“ (w#t sSm k#w n psDt; D VIII, 73, 13*) dagegen bezieht sich eindeutig auf die zuvor genannte Tür (sb# pn). An Türen zur Treppenkammer V finden sich ähnliche Ausdrücke. Einer davon („Weg des Gehens zur großen Treppe durch die Horizontische, die Vorsteherin des Horizontes der nHHEwigkeit“, w#t nt ns r Xndw wr jn #Xtjt Xntjt #Xt-nHH; D VII, 142, 18*) macht deutlich, dass er den Weg zur Treppe – also wahrscheinlich die langgestreckte Treppenkammer –, nicht jedoch die Treppe selbst meint. Die zweite Bezeichnung „Weg des Gehens zum Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe durch Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt“ (w#t nt wD# r st-m##-jtn jn Owt-Or wrt nbt Jwnt, D VII, 142, 18 – 143, 1*) dagegen könnte sich auf die Treppe bzw. das Ensemble von Raum V und Treppe beziehen. Auch in den Inschriften der Treppenhäuser, die direkt auf die Prozessionsdarstellungen bezogen sind, gibt es Bezeichnungen, welche die Aufgänge auf das Dach als „Weg“ zu beschreiben scheinen. Es finden sich beispielsweise „ihr Weg zum Dach ihres Tempels“ (w#t.s r tpHwt Hwt-nTr.s; D VII, 179, 7–8*), „der Gottesweg der Tochter des Re“ (w#t-nTr nt s#t Ro; D VII, 180, 9–10*), „der Weg der Goldenen zum Dach des Hauses des Menit“ (w#t nbwt r tp Owtmnjt; D VII, 180, 13–14*), „Weg zum Haus der Prächtigen“ (w#t r-Xnt Pr-Spst; D VIII, 87, 7*), „dein Weg zum Dach deines Hauses“ (w#t.T r wD#t nt pr.T (D VIII, 102, 4*, vgl. 103, 1*). Zusammenfassend ist für die Inschriften auf den Treppenhauswänden, den Zugängen und in Raum V festzustellen, dass diese in Bezug auf die verwendeten expliziten Treppenbezeichnungen relativ einheitlich sind. In beiden architektonischen Einheiten werden die gleichen grundlegenden Benennungen (t#-rd, rd, Xndw, sp#) und gleichartige Konstruktionen zu deren 395 rd/Xndw nbwt: „Treppe der Goldenen”, D VIII, 121, 12*. 396 rd Xnt Owt-sSSt: „Treppe im Haus des Naossistrums“, D VIII, 122, 4*. 397 Xndw r sXm.T: „Treppe zu deinem Heiligtum“, D VIII, 75, 5*; Xndw r Xm.T: „ Treppe zu deinem Heiligtum“, D VIII, 89, 2*; Xndw r-tp Owt nt Nwt: „Treppe auf das Haus der Nut“, D VIII, 100, 8*; sp#.T r st-m##-jtn: „Treppe zum Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe“, D VIII, 102, 9*; t#-rd r tp Pr-rpyt: „Treppe zum Dach des Hauses der Vornehmen“, D VIII, 104, 2*; Xndw r tp Owt-mnjt: „Treppe zum Dach des Hauses des Menit“, D VIII, 104, 3–4*; Xndw.s r tp-Hwt: „ihre Treppe zum Dach“, D VIII, 109, 11*. 398 Siehe Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 42, Anm. 20.

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2 Architektur und Funktion

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Erweiterung (Genitiv, Verbindung mit Präposition n oder r) verwendet, eine eindeutige terminologische Trennung der geraden und der gewundenen Treppe kann nicht festgestellt werden. Zwar gibt es insgesamt drei Treppenbezeichnungen, die nur im Zusammenhang mit der einläufigen geraden Treppe verwendet werden (or, bkr, nprt), diese kommen jedoch auch in Edfu vor und beziehen sich dort auf beide Treppenhäuser (siehe unten). Es ist also nicht anzunehmen, dass diese Benennungen auf eine bestimmte Treppenform beschränkt sind. Immerhin findet sich ein mutmaßlicher Hinweis auf die Form der mehrläufigen Treppe in einer impliziten Bezeichnung (w#t nt m[s]bb r st-m##-jtn) an der unteren Zugangstür zu diesem Gebäudeteil. Eine Texteinheit außerhalb unseres Korpus, in der man genauere Informationen zur Bezeichnung der Treppenhäuser vermuten würde, sind die beiden Bandeauinschriften auf der östlichen und westlichen Außenwand des Naos. Diese geben eine detailreiche Beschreibung der Bestandteile des Tempels, wobei der östliche Text nach Sylvie Cauville meist die Räumlichkeiten rechts der Tempelachse aufführt, während der westliche Text die linke Seite des Tempelhauses beschreibt.399 Dieser Regel nach müsste es sich bei der im D XII, 55, 9 genannten Xndw um die Osttreppe handeln, während rd (D XII, 183, 14) die Westtreppe meint. Allerdings werden die Treppen in beiden Fällen zusammen mit einer Bezeichnung für den Kiosk bzw. das Ensemble von Neujahrshof und Wabet genannt (st-m##-jtn; st-Hb-tpj, siehe III 2.2.3). Da diese beiden baulichen Einheiten im Westen des Tempels liegen und somit hier die von Cauville aufgestellte Regel ganz eindeutig nicht eingehalten wird, kann man sich also nicht ganz sicher sein, welche der Bezeichnungen welche Treppe meint. Im weiteren Verlauf der Bandeauinschriften gibt es je eine weitere Passage, die einerseits auf die Treppenkammer V, andererseits eines der Treppenhäuser Bezug nimmt, zumindest eine der beiden Textstellen ist nicht unproblematisch. Wie in III 2.2.3 ausführlicher besprochen wird, steht es zwar außer Frage, dass mit t#-rd in D XII, 55, 19 die einläufige gerade Treppe gemeint ist, die Identifikation von Xndw in D XII, 184, 3 ist aufgrund der dem Anbringungsort widersprechenden Richtungsangabe jedoch unsicher. Ebenso wie die Inschriften der Treppenhäuser selbst lassen also auch die Bandeauinschriften der Außenwände nicht auf eine klare terminologische Unterscheidung der beiden Aufgänge auf das Dach schließen. Wie so oft bietet sich im Vergleich zu Dendara ein Blick auf entsprechende Texte in Edfu an. Auch hier findet sich in den Inschriften in den Treppenhäusern selbst, an ihren Zugängen und in der zur einläufigen Treppe T gehörigen Kammer S eine Vielzahl von expliziten Benennungen für die Aufgänge zum Dach. Mit Bezug auf beide Treppenhäuser werden die auch aus Dendara bekannten Standardbezeichnungen Xndw400, rd401, t#-rd402, or403 und sp#404, aber auch bkr405 und nprt406 verwendet. Ausschließlich in der geraden Treppe T belegt und auf diese 399 Siehe für Genaueres dazu unten, III 2.1.4. 400 Einläufige Treppe T (einschließlich Kammer S): E I, 536, 6; mehrläufige Treppe U: E I, 549, 2; 549, 9; 549, 13 und 14; 556, 13; 564, 4; 579, 9. 401 Einläufige Treppe T (einschließlich Kammer S): E I, 516, 6; mehrläufige Treppe U: E I, 549, 9; 562, 15. 402 Einläufige Treppe T (einschließlich Kammer S): E I, 513, 11 und 16; 515, 4; mehrläufige Treppe U: E I, 549, 9; 569, 13; 579, 9 und 15. 403 Einläufige Treppe T (einschließlich Kammer S): E I, 514, 1 und 3; 537, 6; mehrläufige Treppe U: E I, 549, 9; 554, 16; 569, 13; 579, 9. 404 Einläufige Treppe T (einschließlich Kammer S): E I, 537, 7; 539, 8; 543, 8; mehrläufige Treppe U: E I, 581, 7. 405 Einläufige Treppe T (einschließlich Kammer S): E I, 538, 8; mehrläufige Treppe U: E I, 581, 8. 406 Einläufige Treppe T (einschließlich Kammer S): E I, 513, 11 (ergänzt nach Wilson, Lexikon, 511); 542, 9; 549, 4; 549,10; mehrläufige Treppe U: E I, 579, 9–10.

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III Analyse und Auswertung

bezogen ist die in den Treppentexten in Dendara nicht belegte Benennung jp407. In Bezug auf die Erweiterung der grundlegenden Treppenbezeichnungen und ihre Anbindung an den Kontext fällt auf, dass ähnliche Konstruktionen gewählt wurden wie in Dendara. So finden sich auch hier nähere Beschreibungen durch die Angabe der Tempelseite, der die jeweilige Treppe angehört.408 Durch einen direkten oder indirekten Genitiv wird die Zugehörigkeit409 oder die Funktion410 des Treppenhauses angezeigt, mit Präposition r wird auf den Zielpunkt411 der Treppe verwiesen. Auch in der Bandeauinschrift auf der linken Seite des Naos von Edfu werden die beiden Treppenhäuser terminologisch nicht klar voneinander unterschieden. So werden zunächst beide Treppen gemeinsam als t#-rdwj bezeichnet (E VII, 16, 6), dann wird in Bezug auf die mehrläufige Treppe von einer Xndw gesprochen (E VII, 16, 7). Die gerade Treppe wird daraufhin rd wnmj genannt (E VII, 16, 8) und gleich darauf Xndw (E VII, 17, 2 und 3). Zuletzt wird die mehrläufige Treppe U nochmals mit der Bezeichnung t#-rd versehen (E VII, 17, 2). Das Bandeau auf der rechten Seite des Naos dagegen nimmt eine interessante Präzisierung der Bezeichnung für die mehrläufige gewundene Treppe vor. Sie wird hier Xndw msbb genannt (E IV, 6, 4), was man mit „sich (um)wendende Treppe“ übersetzen kann.412 Es liegt nahe, dass dadurch auf die besondere Form der Treppe U Bezug genommen wird.413 Auf die einläufige gerade Treppe T wird allerdings auch in diesem Text mit der Standardbezeichnung t#-rd Bezug genommen (E IV, 6, 4), auf eine besondere Kennzeichnung auch ihrer Form wird also verzichtet. Insgesamt lässt sich in Bezug auf Dendara und Edfu feststellen, dass keine weit reichenden Anstrengungen unternommen wurden, den architektonischen Unterschied zwischen den beiden Treppenhäusern auch terminologisch kenntlich zu machen. Lediglich einmal in jedem der beiden Tempel findet sich eine Bezeichnung, welche die Form der mehrläufigen Treppe anzudeuten scheint. Viele der oben aufgeführten Treppenbezeichnungen korrespondieren lautlich mit dem sie umgebenden Text und sind mit diesem spielerisch verbunden. Es könnte sein, dass dieser Aspekt bei der Auswahl der Benennungen im Vordergrund stand, während die genaue Beschreibung der architektonischen Gegenbenheiten aus ägyptischer Sicht eher sekundär war. 2.1.4 Die Rolle der Treppen im Festgeschehen In Zusammenhang mit dem Neujahrstag ist die Frage, welche Rolle die Treppen im Festgeschehen spielten, von zentraler Bedeutung. Wie bereits in III 2.1.1 beschrieben, zeigen in Dendara beide Treppenhäuser jeweils eine auf- und eine absteigende Prozession, so dass von den Darstellungen nicht, wie dies in Edfu wohl der Fall ist (siehe dazu unten), auf die Bewe-

407 E I, 542, 11, siehe Wb I, 67, 3 und Wilson, Lexikon, 63. In Bezug auf die Treppentexte in Edfu anzumerken ist, dass hier Worte für „Thron“, die sich wahrscheinlich auf den Dachkiosk beziehen, manchmal mit einer Treppe determiniert sind, siehe z. B. bHdw (E I, 538, 8), Hmr (E I, 538, 16) oder mnbjt (E I, 539, 1). Dem Kontext nach kann es sich trotzdem nicht um Treppenbezeichnungen handeln. 408 E I, 513, 11: t#-rd jmntj/wnmj pr pn; E I, 516, 6: rd Hr jmntt Msn; E I, 549, 2: Xndw j#bj n #Xt #Xtj. 409 Z. B. E I, 513, 11: t#-rd jmntj/wnmj pr pn; E I, 513, 16: t#-rd n sXm pn; E I, 515, 4: t#-rd n psD m nbw; 537, 7: sp# n s#b Swt. 410 Z. B. E I, 537, 6: or n oq o#yt. 411 Z. B. E I, 562, 15: rd r #Xt. 412 Siehe dazu Alliot, Culte d’Horus, 378 („escalier coudé“) und Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 42. 413 Siehe dazu die Anmerkungen zu w#t nt m[s]bb in Dendara weiter oben in diesem Kapitel.

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2 Architektur und Funktion

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gungsrichtung des Festdefilees in der Realität geschlossen werden kann. In der Forschungsliteratur wurde daher insbesondere die Frage, auf welcher Seite die Prozession in Dendara wohl hinauf- und auf welcher sie wieder hinabgestiegen sein mag, intensiv diskutiert. Ausgehend von der Situation in Edfu und von der Tatsache, dass sich die in das Neujahrsgeschehen involvierte Wabet in der Nähe der mehrläufigen Treppe befindet, wurde in zahlreichen Bearbeitungen auch für Dendara von einem Aufstieg über die Westtreppe X ausgegangen.414 Einen Abstieg über die einläufige Treppe hält auch Pierre Zignani in seiner kürzlich erschienenen Untersuchung der Architektur des Dendara-Tempels für wahrscheinlich, er begründet dies mit der Beleuchtungssituation im östlichen Treppenhaus.415 Er schildert, dass man sich beim Abstieg erst an dem Lichtpunkt, der sich ca. in der Mitte des Treppenhauses befindet, im Halbdunkel orientiert, bis man gegen Ende der Treppe durch das Licht der etwas stärker beleuchteten Treppenkammer V geleitet wird. Am Neujahrsfest aber ist für den Aufstieg ohnehin die Benutzung einer künstlichen Lichtquelle anzunehmen, denn dieser fand sicherlich vor Sonnenaufgang statt (III 4.1 und 5.10). Aus diesem Grund können aus den von Zignani gegebenen, sehr überzeugenden Erläuterungen zur Nutzung der Westtreppe bei Tageslicht für den Neujahrstag keine weiteren Schlüsse gezogen werden. Zeinab El-Kordy416 glaubt, dass die Festprozession in Dendara über die Westtreppe aufund auch wieder abgestiegen sei, und dass es sich bei der Osttreppe um eine Art Ersatztreppe gehandelt habe. Ihr Szenario, demzufolge die Teilnehmer nach ihrer Ankunft auf dem Dach durch die Nordtür des Kiosks eintraten und ihn durch die Osttür verließen, um dort zu warten und nach Vollendung der Rituale erneut durch beide Türen des Dachpavillons zurück zur Westtreppe zu gehen, erscheint allerdings sehr spekulativ, zumal die Dekoration des Kiosks die Bedeutung der Osttür als Eingang für die Göttin betont (siehe III 2.2.4).417 Die Argumentation von El-Kordy basiert ohnehin auf einer falschen Grundvoraussetzung, denn sie nimmt an, dass der geographische Westen in Dendara dem theologischen Osten entspricht. Wie an anderer Stelle (III 2.2.4) näher erläutert wird, handelt es sich dabei jedoch um den theologischen Norden. Mamdouh Mohamed Eldamaty418 ist der Ansicht, dass es zwei verschiedene Dachprozessionen gab, wobei die erste bei Sonnenaufgang, die zweite später am Tage stattgefunden habe. So glaubt er, die Tatsache erklären zu können, dass auf beiden Seiten sowohl ein auf- als auch ein absteigendes Defilee zu sehen ist. Er behauptet, dass nur im Zusammenhang mit der Osttreppe in Bezug auf das Neujahrsfest von einem Aufstieg bei Sonnenaufgang die Rede wäre.419 Dies lässt sich durch die Inschriften der Westtreppe leicht widerlegen, wo in D VIII, 113, 7* im Zusammenhang mit dem Erscheinen der Hathor vom Aufgang (wbn) des Re gesprochen wird, zudem ist in D VIII, 113, 15–16* vom Sonnenaufgang und vom Erblicken der Göttin am Neujahrstag die Rede. Auch Eldamatys grundlegende These, derzufolge die gerade Treppe

414 So D VIII, 1 (Chassinat/Daumas); Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 63, 66 und 98; ders., in: LÄ IV, 469, s.v. „Neujahr“; Alliot, Culte d’Horus, 243, Anm. 8; Cauville, Guide archéologique, 62; Corthals, in: Amenta et al. (Hgg.), L’acqua nell’Antico Egitto, 211. 415 Zignani, Le temple d’Hathor, 266, 273 und Abb. 5/50–53, siehe auch 242. 416 El-Kordy, in: Goyon/Cardin (Hgg.), Ninth International Congress, 582–583. Vgl. El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 39. 417 Dagegen sprechen auch die Angaben des Buches vom Tempel, das von zwei Treppen spricht, wobei man auf der einen auf- und auf der anderen herabsteigen soll (Hinweis Joachim Friedrich Quack). 418 Eldamaty, in: Hawass (Hg.), Egyptology at the Dawn of the Twenty-first Century, 171–179. 419 So Eldamaty, in: Hawass (Hg.), Egyptology at the Dawn of the Twenty-first Century, 173–174.

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III Analyse und Auswertung

aufgrund der dort angeblich nicht vorhandenen Lichtöffnungen für den Aufstieg vor Sonnenaufgang mit Hilfe von Fackeln bestimmt gewesen sei, ist mit Pierre Zignani420 zurückzuweisen, der auf die sehr wohl vorhandene Lichtöffnung in der Osttreppe hingewiesen hat. Das von Eldamaty vorgeschlagene Szenario zur Nutzung der Treppen ist also nicht haltbar, wenngleich Ritualhandlungen zu späterer Stunde am Neujahrstag wahrscheinlich sind.421 Sylvie Cauville merkt in ihrem Werk über die Feste der Hathor in Dendara an, dass die architektonische Nähe der Wabet zur mehrläufigen gewundenen Treppe X diese für den Aufgang zum Dach prädestiniere, dass andererseits aber die Dekoration des Kiosks einen Aufstieg im Osten nahelege (siehe ausführlich III 2.2.4).422 Sie versucht, diesen Widerspruch aufzulösen, indem sie von zwei Prozessionen ausgeht, wobei eine im Osten, die andere im Westen emporgestiegen sein soll. Dabei geht sie von der zentralen Szene der westlichen Rückwand des Kiosks423 aus, die zwei Darstellungen der Hathor in je einem Schrein zeigt (III 2.2.4 und III 5.1). Daraus schlussfolgert Cauville, dass zwei Statuen der Hauptform der Hathor an der Prozession teilgenommen hätten, wobei sie jeweils von fünf Gottheiten begleitet worden wären.424 Grundsätzlich ist die Aufspaltung der Festprozession in mehrere Personengruppen, welche das Dach auf unterschiedlichen Wegen erreichten, denkbar (siehe unten). Im Detail ist Cauvilles Interpretation der Doppelszene aber nicht kohärent, da hier ohne klar ersichtlichen Grund bestimmte Reliefs – nämlich die Darstellungen der beiden Hathoren im Kiosk – als exaktes Abbild der Realität gedeutet werden, während die Treppendarstellungen nicht auf diese Weise ernst genommen werden. Schließlich werden dort zehn Götter pro Prozession hinter dem Schrein der Hathor gezeigt und nicht nur fünf.425 Auch ein Aufstieg über die einläufige gerade Treppe und ein Abstieg über die mehrläufige Treppe wurde von manchen Bearbeitern vermutet, teilweise ohne nähere Erläuterung, 426 teilweise mit Verweis auf die Dekoration des Kiosks427 oder auf die den Treppenhäusern zugehörigen Himmelsrichtungen,428 die mit dem Auf- und Untergang der Sonne korrespondieren. Tatsächlich werden in Edfu, wo die Bewegung ebenfalls analog zur Sonnenbahn abläuft, der Aufstieg und der Abstieg mit den Verben wbn und Htp beschrieben, die häufig auch den Auf- und Untergang der Sonne meinen.429 Auch in Dendara wird zumindest wbn auffällig häufig für das 420 421 422 423 424 425 426

427 428

429

Siehe Zignani, Le temple d’Hathor, 273, Anm. 65. Siehe dazu III 1.9 und 3.9.2 und 5.3. So Cauville, Fêtes d’Hathor, 46–48. D VIII, Taf. 705. So Cauville, Fêtes d’Hathor, 48. Siehe für eine mögliche Erklärung zur doppelten Darstellung der Hathor auf der westlichen Innenwand des Kiosks III 5.1. So Vaksic, Untersuchungen, 47, die sich in ihrer Beschreibung der Situation vielleicht nur in der Himmelsrichtung täuscht. Elgawady, Schranken, 80–81 spricht sowohl für Dendara als auch für Edfu von einem Aufstieg über die gerade Treppe und beruft sich dabei auf Eldamaty, in: Hawass (Hg.), Egyptology at the Dawn of the Twenty-first Century, 171–179. Zumindest in Bezug auf Edfu liegt hier ein Missverständnis vor, aber auch für Dendara hat Eldamaty eigentlich ein anderes Konzept vorgeschlagen (siehe dazu weiter oben in diesem Kapitel). So eine vorsichtige Vermutung von Cauville, Guide archéologique, 67. Siehe Helck, in: LÄ VI, 1986, 758, s.v. „Treppe“, wo grundsätzlich von einem Aufstieg im Osten und einem Abstieg im Westen ausgegangen wird. Auch Cauville/Ali, Dendara, 144 merken ohne weitere Erläuterungen an, dass die Prozession mit der Sonne aufsteigt. Siehe auch Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 81, der diesen Aspekt ebenfalls anführt, ohne daraus jedoch eindeutige Schlüsse ziehen zu wollen. E VII, 16, 6; zu wbn und Htp im Zusammenhang mit dem Sonnenlauf siehe Wb I, 292, 9 – 293, 8 und 191, 11–21 sowie Wilson, Lexikon, 218 und 686. Ein in Hinblick auf diesen Aspekt vergleichbares Ritual, dessen Bewegungen ebenfalls dem Lauf der Sonne folgen, stellt die jährliche Erneuerung der Herrschermacht des

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Erscheinen der Göttin am ersten Tag des Jahres verwendet, so ist sie z. B. in D VII, 145, 14– 15* eine, „die in ihrem Heiligtum aufgeht an der Spitze des Hauses der Goldenen, um sich mit ihrem Vater zu vereinen am schönen Fest Neujahrsfest“.430 Besonders eindeutig auf den Treppenaufstieg bezogen ist wbn in D VIII, 102, 7–8* („Geh du auf in Richtung des oberen Ortes deines Tempels, mögest du deinen Vater Re sehen, (denn) wenn er gesehen wird, jubeln seine Glieder“) und D VIII, 105, 9* („Du gehst auf bei deinem Herausgehen zum Platz des ersten Festes, zum Dach der Hathor, um deinen Vater zu sehen.“). Die Aktivität der Hathor bzw. ihres Götterbildes wird sogar explizit mit dem Aufgang der Sonne verglichen („Sie ist wie die (Sonnen-)Scheibe, die am Himmel aufgeht“, D VII, 200, 14*; „Das rechte Auge des Re ist aufgegangen in seinem Haus wie die (Sonnen-)Scheibe des Atum“; D VIII, 29, 6–7*) und ist auch Bedingung für den Aufgang der Sonne, so wie der Sonnenaufgang die Voraussetzung für das Erscheinen der Göttin ist (siehe den Wechselsatz in D VII, 187, 13*: „Wenn du aufgehst, geht Re auf, Sachmet, die Große, die Herrin der beiden Länder!“, wobei aus dem Kontext klar hervorgeht, dass die Hathorform im großen Naos gemeint ist).431 Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das Epitheton der Göttin wbnt m nbwt („die als Goldene aufgeht“), das zwar auch sonst in Dendara belegt ist, in den Inschriften der Treppen und des Kiosks jedoch auffällig häufig vorkommt.432 In Hinblick auf das in diesen Texten natürlich ebenfalls oft verwendete Verbum Htp ist es nicht ganz so einfach, einen eindeutigen Bezug zum Sonnenuntergang nachzuweisen, es kann schließlich auch einfach nur „ruhen“ meinen und bezieht sich in dieser Bedeutung auf alle Abschnitte des Festes, z. B. auf das Sitzen der Göttin im Kiosk433 oder auf ihrem tragbaren Untersatz434. Auch im Zusammenhang mit Textstellen, die den Abstieg der Göttin thematisieren, ist es möglich, dass lediglich das Verweilen der Statue an ihrem Bestimmungsort im Tempelhaus gemeint ist. Zumindest auf einer zweiten Bedeutungsebene könnte aber in diesem Kontext auch auf den Untergang der Sonne angespielt sein. So geht es beispielsweise in der Rede eines Standartenträgers aus der absteigenden Hälfte von Treppe X um das Wiedereintreten der Göttin in den Tempel und die Rückkehr an ihren Platz. Die Rede schließt mit „Möge deine Majestät in ihrem prächtigen Schrein ruhen (= untergehen), indem dein Sohn als großer Gott vor deinem Gesicht ist“ (Htp Hmt.T m HD.s Sps s#.T m nTr o# m-stj n Hr.T; D VIII, 87, 13*). Wie die oben stehenden Ausführungen zeigen, konnte die Frage nach dem Auf- und Abstieg der Neujahrsprozession in Dendara bislang noch nicht abschließend beantwortet werden, wenngleich einiges darauf hindeutet, dass die Nachahmung des Sonnenlaufes dabei eine Rolle spielt. In einigen der genannten Bearbeitungen wurden bereits – mehr oder weniger ausführlich – Quellen zusammengestellt und ausgewertet.435 Diese Sammlungen mussten aber auf-

babylonischen Königs dar (siehe dazu Ambos, in: Prechel (Hg.), Fest und Eid, 1–12, insbesondere 6). 430 Siehe für ähnliche Beschreibungen des Erscheinens der Göttin unter der Verwendung von wbn D VIII, 49, 4*; 103, 6*; 107, 13*; 110, 10*. 431 Siehe zur wechselseitigen Abhängigkeit des Erscheinens von Hathor und Re III 4.2.1 und 4.2.2. 432 Siehe LGG II, 339a–c, wo immerhin 14 von insgesamt 83 Belegen zu wbnt m nbwt aus den Inschriften der Treppen und des Kiosks (Abschnitt II) stammen. Hinzu kommen die beiden Belege, die dort unter wbnt m nbwt m pr-nbwt extra aufgeführt sind. Vgl. dazu auch unten, III 3.1. 433 Z. B. D VII, 145, 3*; 175, 4*. 434 Z. B. D VIII, 83, 12*. 435 Einige exemplarische Zitate finden sich bei Leitz, Quellententexte zur ägyptischen Religion I, 82, eine ausführlichere Sammlung bei Eldamaty, in: Eldamaty, in: Hawass (Hg.), Egyptology at the Dawn of the Twentyfirst Century, 172–174. Die dort aufgeführten Passagen wurden geprüft und bei Eignung in die unten stehende

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III Analyse und Auswertung

grund der großen Menge des relevanten Textmaterials stets fragmentarisch bleiben. Im Folgenden soll diesbezüglich erstmals eine umfassende Untersuchung der Inschriften in den Treppenhäusern, an ihren Zugängen sowie in Kammer V vorgenommen werden. Ergänzend werden dann auch ausgewählte Texte, die aus anderen Bereichen des Tempels stammen, hinzugezogen. Schließlich soll auch hier wieder ein Blick auf den Tempel von Edfu geworfen werden, der in diesem Fall ein besonders wichtiges Vergleichsobjekt darstellt. Die Inschriften der aufsteigenden Prozessionshälfte auf der Ostwand von Treppe W geben den Darstellungen entsprechend ausschließlich das Dach als Zielpunkt ihrer Bewegung an oder sprechen von der Vereinigung mit der Sonnenscheibe als Zweck ihres Auszuges: 

D VII, 177, 9–10*: „Du mögest zum Tempeldach gehen bei deinem Gang, du mögest auf der Treppe des Gehens zum Dach/Himmel schreiten.“



D VII, 178, 3–4*: „Du steigst die Treppe von Angenehm an Leben hinauf, um deinen Vater am Tag des Neujahrsfestes zu sehen. Du betrittst das Dach deines Tempels zusammen mit deiner Neunheit.“



D VII, 178, 16 – 179, 1*: „(Ich) eile im Fest zum Dach.“



D VII, 179, 3–4*: „(Ich) gehe im Fest zum Tempeldach.“



D VII, 179, 9*: „Du mögest dein Dach/deinen Himmel an der Spitze deines Heiligtums durchwandern.“



D VII, 180, 3*: „Geh in ruhigem Schritt zum Dach [des Hauses der Wissen]den?, große Seschat, damit du die (Sonnen-)Scheibe siehst.“



D VII, 182, 13–14*: „Ich gehe auf der Treppe zum [Dach?] des Hauses der Prächtigen, so dass sie sich mit den Strahlen ihres Vaters vereint.“



D VII, 184, 9–10*: „Ich habe die Speisen zum Dach des Tempels hochgehoben, dem Bedarf der Horizontischen im Haus der Prächtigen gemäß.“



D VII, 188, 12–13*: „Ich habe den von Edfu zum Dach seines Tempels getragen, damit er sich mit seinem Ba am Horizont vereint.“



D VII, 188, 14*: „Ich habe die Stirnschlange zum Himmel zu ihrem Vater getragen, um dich zu sehen am Himmel.“



D VII, 188, 15–16*: „Ich habe Somtus in seinem prächtigen Schrein befördert, damit er sich mit seinem Ba am Himmel vereint.“



D VII, 189, 3–4*: „Ich habe die Große im Schrein? befördert, damit sie sich mit den Strahlen dessen, der sie schuf, am Himmel vereint.“



D VII, 189, 5–6*: „Ich habe das Menit in seinem verborgenen Schrein hochgehoben, damit es sich mit seinem Vater am Himmel vereint.“



D VII, 189, 7–8*: „Ich habe den Aufgehenden in seinem prächtigen Kasten getragen, so dass er sich mit seinem Ba am Horizont vereint.“

Quellensammlung eingearbeitet, allerdings einer anderen Sortierung unterworfen. Anzumerken ist, dass die bei Eldamaty, op. cit., 179 in den Anm. 5, 7 und 8 angegebenen Textstellen aus D VII und nicht aus D VIII stammen.

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2 Architektur und Funktion

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Die absteigende Hälfte der einläufigen geraden Treppe betont den zugehörigen Darstellungen entsprechend – von vereinzelten Ausnahmen436 abgesehen –, dass es um die Rückehr in den Tempel geht bzw. dass die Ritualhandlungen auf dem Dach bereits vorüber sind. Als Zielpunkt wird nicht mehr das Dach, sondern ein „Schrein“, ein „Sanktuar“ oder ein „Gemach“437 angegeben, wobei sicherlich auf Räume im Inneren des Naos Bezug genommen wird. Die Textstellen, die den Abstieg am eindeutigsten schildern, lauten: 

D VII, 190, 1–2*: „Er hat die Treppe des Gehens zum Heiligtum durch die, die als Goldene aufgeht, die Vorsteherin von Jwnt, geschmückt. Er hat die Treppe für das Mädchen, die Tochter des Re, gebaut, um den Schritt eilend zu machen zu ihrem stytSchrein nach dem Öffnen ihres Gesichtes auf ihrem Dach zusammen mit der Neunheit, die hinter ihr ist.“



D VII, 192, 5*: „Dein Weg sei wohlbehalten, dein Platz sei heil, du mögest dein Gemach in Jubel betreten.“



D VII, 192, 7*: „Mögest du dein Heiligtum/Gemach betreten, wohlbehalten und heil.“



D VII, 192, 9*: „Geh zu deinem Sanktuar, Königin der Götterbilder, ohne dass es einen männlichen oder weiblichen Widersacher gibt auf deinem Weg.“



D VII, 192, 11–12*: „Komm in Frieden zu deinem Gemach in Jubel.“



D VII, 193, 13*: „Eile du zum Platz deines Bildes, dein Weg ist rein von dem Schmutz.“



D VII, 195, 3*: „… der ihre Treppe reinigt, um herabzusteigen zu ihrem Heiligtum.“



D VII, 200, 3–4*: „Du schreitest in Rechtfertigung, um zu deinem Schrein der DtEwigkeit zu ziehen.“



D VII, 201, 1–2*: „Ihre Majestät zieht zu ihrem Platz an der Spitze von v#-rr, nachdem sich ihre Strahlen mit dem Vater vereint haben.“



D VII, 202, 5–6*: „Ich habe den Schrein des Vorstehers von Edfu nach der Vereinigung mit seinem Ba am Himmel getragen.“



D VII, 202, 7–8*: „Ich habe den Kasten, der unter der Stirnschlange des Re ist, hochgehoben, nachdem sie ihren Vater am Himmel/auf dem Dach gesehen hat.“



D VII, 202, 11–12*: „Ich habe den Kasten, der unter dem Erben des Auges des Re ist, befördert, seit er seine (Sonnen-)Scheibe ergriffen hat.“

436 Es finden sich drei Stellen, die trotz ihrer Zugehörigkeit zu den absteigenden Figuren den Aufstieg bzw. sein Ziel zu beschreiben scheinen (D VII, 201, 5–6* „Sein Gottesdiener zieht zum Platz des ersten Festes, um seinen Ba mit seinem Götterbild zu vereinen.“; D VII, 203, 5–6*: „Ich habe den Schrein, der unter Re ist, in Jubel getragen, damit er sich mit seinem Ba am Himmel vereint.“; D VII, 203, 9–10*: „Ich habe den Kasten, der unter Sothis im Sitz des Re ist, hochgehoben, so dass sich ihre Strahlen mit dem Glänzenden vereinen“). Von Deutungsmöglichkeiten solcher Inkohärenzen in den Inschriften der Treppenhäuser ist weiter unten in diesem Kapitel die Rede. 437 Von den Reden der Standartenträger, in denen diese Bezeichnungen verwendet werden (D VII, 192, 1 – 193, 16*) wird hier nur eine Auswahl gegeben. Siehe zur Gesamtheit der hier verwendeten Worte für „Gemach“, „Sanktuar“ etc., die sich zumindest teilweise auf das pr-wr beziehen, III 1.2.

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III Analyse und Auswertung



D VII, 202, 14–15*: „Ich habe das Heiligtum des Kindes des gefleckt Gefiederten nach dem Sehen seines Vaters am Horizont transportiert.“



D VII, 203, 1–2*: „Ich habe den Schrein, der unter der Gebieterin im Haus des Naossistrums ist, nach dem Sehen ihres Vaters an diesem schönen Tag der Geburt der (Sonnen-)Scheibe hochgehoben.“



D VII, 203, 3–4*: „Ich habe den Kasten, der unter dem großen Menit ist, nach dem Sehen seines Vaters auf dem Dach des Tempels hochgehoben.“



D VII, 203, 7–8*: „Ich habe den Kasten, der unter dem Pfeiler in seinen Tempel ist, getragen, er verlässt den Platz des ersten Festes in Herzensfreude.“

Wie die Texte der absteigenden Hälfte von W betonen auch die Beischriften zur absteigenden Prozession in Treppenhaus X, dass die Dachrituale bereits vollzogen sind und dass der Zielpunkt des Defilees im Tempelinneren438 liegt. Die prägnantesten Stellen lauten: 

D VIII, 85, 11–12*: „Sie geht vor ihrer Neunheit zu ihrem Heiligtum nach dem Sehen ihres Vaters Re am Neujahrsfest.“



D VIII, 86, 12–15*: „Sie tragen deine Majestät zu dem Platz der Dt- Ewigkeit nach dem Sehen des Horizontischen, des Vorstehers des Horizontes. Die […] der Goldenen, die großen Reinigungspriester des gefleckt Gefiederten sind bekleidet mit ihrem Kleid des Sehens der Prächtigen beim Tragen der Götterbilder in ihren prächtigen Schreinen, um ihr Heiligtum der nHH-Ewigkeit zu betreten nach dem Anblicken der nHH-Ewigkeit (d. i. Re) am Himmel am Neujahrsfest.“



D VIII, 87, 8–9*: „Mögest du das pr-wr im Fest betreten.“



D VIII, 88, 4–6*: „(Ich) schreite zu deinem Gemach, ohne dass es ein Weichen gibt, ohne dass ein männlicher oder weiblicher Widersacher auf deinem Weg ist. Mögest du deinen Palast betreten, Prächtige, indem er prächtig ist in seiner Gestalt, indem er erhaben ist in jeder Ordnung. Mögest du ihn in Besitz nehmen, indem dein Gesicht zufrieden ist, möge sich dein Gesicht auf dem Thron in deinem Haus freuen.“



D VIII, 88, 8*: „Geh du zu dem Ort, den dein Herz liebt, dem Horizont deines Kas seit der Urzeit, nach dem Sehen der Strahlen deines Vaters am Himmel/auf dem Dach an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes.“



D VIII, 89, 8–9*: „Komm doch zu deinem Gemach in Frieden. Mögest du dich mit deinem Götterbild auf seinem Platz vereinen.“



D VIII, 90, 3–4*: „Geh in Frieden zum Haus der Reinigung, nachdem du dich mit deinem Vater vereint hast auf dem Dach deines Tempels.“



D VIII, 94, 13–14*: „Ich betrete das Heiligtum der Schönen in Jwnt nach dem Reinigen des Leibes des Auges des Re und seiner Götterbilder.“

438 Wie im entsprechenden Teil der absteigenden Hälfte von Treppe W ist auch hier nur eine Auswahl der Reden der Standartenträger (D VIII, 88, 4 – 90, 13*) wiedergegeben, die durchgehend von einem „Gemach“ oder von anderen Räumen im Tempel als Endpunkt ihrer Bewegung sprechen. Siehe dazu die Übersicht in I 1.2.

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2 Architektur und Funktion

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D VIII, 95, 10–11*: „Ich schreite zum Gemach der Großen in Jwnt nach der Reinigung ihrer Majestät mit der Wasserspende.“



D VIII, 96, 5–6*: „Möge sie in Reinheit in ihr Heiligtum eintreten. Hebt sie in Abgrenzung hoch zu ihrem Gemach!“



D VIII, 96, 9*: „…die mit ihr zu ihrem Platz der Dt-Ewigkeit eintreten nach dem Sehen der (Sonnen-)Scheibe am Himmel.“



D VIII, 96, 15*: „Sie schreiten hinter ihr in das Haus des Naossistrums nachdem sie das jubelnde Licht der (Sonnen-)Scheibe am Tag des Neujahrsfestes gesehen hat.“



D VIII, 97, 13–14*: „…der in Jubel zum Gemach zieht mit ruhigem Schritt auf der großen Treppe auf der linken Seite des Tempels.“



D VIII, 98, 13–14*: „Ich habe den Schrein dessen von Edfu nach der Vereinigung mit seinem Ba getragen.“



D VIII, 99, 1–2*: „Ich habe den Kasten der großen Glänzenden nach dem Sehen des Harachte am Neujahrsfest befördert.“



D VIII, 99, 3–4*: „Ich habe Harsomtus in seinem Kasten nach dem Erglänzen seines Bildes in den Strahlen des Re hochgehoben.“



D VIII, 99, 5–6*: „Ich habe den Ihi des Auges des Re in seinem Schrein getragen, nachdem sein Herz gejubelt hat im jubelnden Licht der (Sonnen-)Scheibe.“



D VIII, 99, 7–8*: „Ich habe den Naos des Sohnes des Auges des Re nach der Vereinigung mit den Strahlen seines Vaters erhoben.“



D VIII, 99, 13*: „Mögest du in Jubel zu deinem großen Gemach schreiten, Rasomtus, Herr von %#-dj.“

Auch in der aufsteigenden Hälfte von X finden sich erwartungsgemäß ausschließlich Aussagen über den Aufstieg zum Dach bzw. Verweise auf die Ritualhandlungen im Dachkiosk: 

D VIII, 100, 5–6*: „Er hat die große Treppe der Horizontischen in Jwnt erbaut, um darauf zum Dach ihres Tempels zu gehen.“



D VIII, 100, 8*: „Die Gottesdiener des Re, des Vorstehers von Behedet, gehen auf der Treppe zum Dach des Hauses der Nut.“



D VIII, 101, 10–11*: „Sie tragen deine Vollkommenheit zum Dach deines Tempels, um deinen Vater zu sehen am Tag des Neujahrsfestes.“



D VIII, 102, 3–4*: „Öffne deinen Weg, den Weg für Hathor, der Herrin von Jwnt, und ihrer Neunheit zum Dach ihres Tempels an diesem schönen Tag des Festes des Re am Neujahrsfest. Ich habe deinen Weg zum Dach deines Hauses geöffnet.“



D VIII, 102, 9*: „Gelange auf deiner Treppe zum Platz des Sehens der (Sonnen-) Scheibe.“



D VIII, 103, 1*: „[…] deinen Weg des Gehens zum Dach.“



D VIII, 103, 4*: „Die Tochter des Re geht auf, um Harachte zu sehen.“

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III Analyse und Auswertung



D VIII, 103, 5–7*: „(Der Priester) derer, die ihre Bas erscheinen lässt (namens) der Jüngling, der Gottesdiener von Oberägypten, der den Weg der Angesehenen zum Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe abschirmt an ihrem schönen Fest Neujahrsfest. Die Goldene geht auf in ihrem Haus am Morgen der Reinheit, um den Vorsteher des Horizontes am Horizont zu erblicken.“



D VIII, 103, 12–13*: „(Ich) ziehe zum Dach des Heiligtums der Goldenen, des Auges des Re, um die Strahlen ihres Vaters zu sehen.“



D VIII, 104, 2*: „Eile auf der Treppe zum Dach des Hauses der Vornehmen, um dich mit den Strahlen der (Sonnen-)Scheibe zu vereinen.“



D VIII, 104, 3–4*: „Geh auf der Treppe zum Dach des Hauses des Menit, um dich mit den Strahlen des Kindes zu vereinen.“



D VIII, 104, 6*: „(Ich) gehe in Jubel mit der Mächtigen, der Führenden (Schlange), um ihren Vater am Himmel zu sehen.“



D VIII, 105, 4*: „Man trägt deine Majestät zum Platz des Sehens der (Sonnen-) Scheibe, [damit] sie sich mit den Strahlen des Geliebten vereint.“



D VIII, 105, 9*: „Du gehst auf bei deinem Herausgehen zum Platz des ersten Festes, zum Dach der Hathor, um deinen Vater zu sehen.“



D VIII, 106, 7*: „In Frieden [die Richtung anzeigen?] zum Dach des Tempels, um die Unzugänglichkeit der Goldenen, des Auges des Re, zu vergrößern.“



D VIII, 106, 9*: „Ich schreite in Freude zum Platz des ersten Festes, um die Strahlen des Aufgehenden zu sehen.“



D VIII, 106, 13*: „Schreite in Freude zu dem Platz des Sehens deines Vaters an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes.“



D VIII, 106, 14–15*: „Ich gehe in Frieden zum Dach des Hauses des Naossistrums, um die Strahlen des Kindes mit seiner Tochter zu vereinen.“



D VIII, 108, 14–15*: „Ich schreite in Jubel zum Dach des Hauses des Menit, ich preise die Gebieterin mit Ladanum und Hknw-Öl.“



D VIII, 109, 2–3*: „Ich habe die Bekleidung zum Dach des Tempels hochgehoben, um ihre Majestät mit ihrer Vollkommenheit prächtig zu machen.“



D VIII, 114, 2–3*: „…der mit den Schutzamuletten zum Dach des Tempels geht, um die Goldene, die Herrin von Jwnt mit ihrer Vollkommenheit zu schmücken“



D VIII, 117, 3–4*: „Tragt die Goldene der Götter! Hebt die weibliche Scheibe hoch zum Dach ihres Tempels, damit sie sich mit den Strahlen ihres Vaters vereinigt.“



D VIII, 118, 2–3*: „Du beschreitest deinen Weg in Jubel, deine Majestät schreitet ungehindert im Haus des Naossistrums, du erreichst dein Dach in Freude.“



D VIII, 119, 5–6*: „Ich trage den prächtigen Schrein der Majestät des Harachte, damit er sich mit seinem Ba am Himmel vereint.“

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D VIII, 119, 7–8*: „Ich habe die Stirnschlange hochgehoben zum Dach des Tempels, damit sie ihren Vater am Tag des Neujahrsfestes sieht.“



D VIII, 119, 9–10*: „Ich habe Semataui in seinem verborgenen Schrein getragen, damit er sich mit seinem Ba am Horizont vereinigt.“



D VIII, 119, 11–12*: „Ich habe den großen Gott in seinem prächtigen Schrein befördert, damit er sich mit den Strahlen des Re vereint.“



D VIII, 119, 13–14*: „Ich habe das Kind zum Dach seines Tempels getragen, damit es sich mit seinem Vater Re-Harachte vereint.“



D VIII, 121, 3–4*: „Gefolgsleute der Goldenen, der Herrin von Jwnt, der Vorsteherin von Jwnt, die hinter ihr herauskommen zum Dach ihres Tempels, um sich mit ihrem Vater zu vereinen am Tag des Neujahrsfestes.“



D VIII, 121, 12*: „Ich beschreite die Treppe der Goldenen, damit sie sich mit den Strahlen ihres Vaters am Himmel vereint an seinem schönen Fest des Jahresbeginns.“



D VIII, 121, 13–14*: „Ich beschreite die Treppe im Fest, damit sie sich mit der (Sonnen-)Scheibe ihres Vaters am Himmel vereint am großen Fest am Tag des Neujahrsfestes.“



D VIII, 122, 2*: „Ich zeige die Richtung an zum Dach des Tempels um [seinen] Ba mit seinem Götterbild zu vereinen in Jwnt an seinem schönen Fest Neujahrsfest.“



D VIII, 122, 5–6*: „Ich habe die Treppe mit ruhigem Schritt beschritten, um zu veranlassen, dass sie sich mit den Strahlen ihres Vaters vereint, der an der Spitze des Horizontes ist, an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes.“

Die aufgeführten Textstellen zeigen eine enge Kohärenz zwischen den Darstellungen und den Inschriften auf den Wänden der Treppenhäuser. Den aufsteigenden Prozessionen sind Informationen zum Aufstieg, den absteigenden Prozessionen Informationen zum Abstieg beigegeben. Somit können diese Inschriften – genau wie ihre bildlichen Entsprechungen – keine sicheren Informationen zur Beantwortung der Frage liefern, welche Treppe in der Realität dem Aufstieg der Festprozession gedient haben mag.439 Es bietet sich an, hierzu Inschriften heranzuziehen, die einerseits einen klaren Bezug zu den Treppen und zum Neujahrsgeschehen besitzen, andererseits aber in keinem direkten Zugehörigkeitsverhältnis zu einer bestimmten Treppenhausseite stehen. Diese Voraussetzungen werden von den Inschriften der Treppenkammer V sowie von den Inschriften der Türen, die zu den Treppenhäusern führen, erfüllt.440 In den Türinschriften von Raum V sowie in den beiden Türen, die zur ihr zugehörigen Osttreppe W führen, finden sich ausschließlich Aussagen darüber, dass diese für den Aufstieg benutzt wurde: 439 Ähnlich schon El-Kordy, in: Goyon/Cardin (Hgg.), Ninth International Congress, 581. 440 Wie die Seitenangaben (rechts und links, jeweils vom Eingang des Raumes bzw. vom unteren Eingang zur Treppe aus gesehen) in der unten stehenden Auflistung zeigen, sind die Türinschriften von den Treppenprozessionen unabhängig. So findet sich beispielsweise auf der linken Wand des westlichen Treppenhauses eine aufsteigende Prozession, auf der linken Seite des unteren Zugangs wird jedoch vom bereits ausgeführten Ritual gesprochen (D VIII, 73, 13–14*).

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III Analyse und Auswertung



D VII, 142, 18 – 143, 1* (Tür zu Raum V, Durchgang, rechts): „Weg des Gehens zur großen Treppe durch die Horizontische, die Vorsteherin des Horizontes der nHH-Ewigkeit, Weg des Gehens zum Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe durch Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt.“



D VII, 168, 6–7* (Treppe W, untere Tür, links): „Auf ihrer Treppe gehen, um sich mit ihrem Vater zu vereinen, um [ihn?] zu sehen, wenn er aufgeht.“



D VII, 169, 3–4* (Treppe W, untere Tür, links): „Tor des Gehens zum Platz des ersten Festes durch die, die aufgeht als Goldene […] Strahlen dessen, der [sie?] schuf am Jahresbeginn, um die (Sonnen-)Scheibe bei ihrem Aufgang zu sehen.“



D VII, 172, 10–11* (Treppe W, untere Tür, links): „Der gute Gott, der die Treppe des weiblichen Re im Sitz des Re rein macht, der ihren Weg zum Platz des ersten Festes beweihräuchert, der König von Ober- und Unterägypten, der Herr beider Länder ½ ¼.“



D VII, 172, 12–13* (Treppe W, obere Tür, links): „Der gute Gott, der die Treppe des Mädchens zum Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe reinigt, der Sohn des Re, der Herr der Erscheinungen ½ ¼.“



D VII, 172, 14–15* (Treppe W, obere Tür, links): „Der gute Gott, der die Treppe der Horizontischen reinigt, um zum Platz des ersten Festes zu gehen, der König von Ober- und Unterägypten, der Herr beider Länder ½ ¼.“

Allerdings sprechen auch die Inschriften der Türen der westlichen Treppe X davon, dass Hathor am Neujahrstag auf ihr zum Dach emporsteigt: 

D VIII, 73, 8* (Treppe X, untere Tür, rechts): „[…] der Weg des Sich-Wendens zum Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe, um sich mit ihrem Vater zu vereinen am Tag des Neujahrsfestes […].“



D VIII, 81, 5–7* (Treppe X, obere Tür, links) „[…] das verborgene Abbild derer, die als Goldene aufgeht, indem es unzugänglich ist und verborgen ist in seinem Kasten, die neun Freunde leiten ihn [in] Frieden zum Dach des Tempels ihrer Majestät.“



D VIII, 82, 1–2* (Treppe X, obere Tür, rechts): „Die neun Freunde, ihre Arme sind unter ihm (dem Schrein), deren Name dem eines Gottes entspricht. Sie gehen auf der Treppe, indem sie rein sind mit ruhigem Schritt, sie heben die Horizontische hoch, um den Horizontischen zu sehen.“

Aber auch vom Abstieg der Göttin auf der mehrläufigen Treppe ist die Rede: 

D VIII, 73, 13–14* (Treppe X, untere Tür, links): „Diese Tür, wie groß ist ihr Ansehen, der Weg des Herbeiführens der Nahrung für die Neunheit. Die Goldene kommt auf ihm am Tag des Neujahrsfestes, nachdem sie die Strahlen ihres Vaters am Himmel/auf dem Dach gesehen hat.“



D VIII, 75, 5–6* (Treppe X, untere Tür, rechts): „Worte zu sprechen: Komm in Frieden auf der Treppe zu deinem Heiligtum, Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, nachdem du dich mit den Strahlen des Re auf deinem Dach vereinigt hast, gemeinsam mit der Neunheit, zieh umher in deinem Bezirk!“

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2 Architektur und Funktion

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Ein Textensemble außerhalb unseres Korpus, das außerdem präzise Informationen zur Nutzung der Treppen im Festablauf vermuten lässt, sind die Bandeauinschriften auf den Außenwänden des Naos, die eine genaue Beschreibung des Tempelhauses geben. In Bezug auf den Vorraum zur östlichen Treppe heißt es im östlichen Bandeau: sH n t#-rd wb# r wsXt m mH 12 1/2 1/10 r 3 1/3 r sT# m-h#w.f jn nbwt nbt Jwnt jw psDt bs Hr-s#.s (m-)Xt m## stwt qm# s(j) m tr n wjn trw Hno sXmw ntjw m sw#w.s

„Die Kammer der Treppe ist geöffnet zum Opfersaal mit (den Ausmaßen von) 12 1/2 1/10 auf 3 1/3 Ellen, für das Umhergehen in ihrer Nähe durch die Goldene, die Herrin von Jwnt, indem die Neunheit hinter ihr herauskommt nach dem Sehen der Strahlen dessen, der sie schuf zum Zeitpunkt des Ablegens der Jahreszeiten zusammen mit den Götterbildern, die um sie sind.“441

In dem Text geht es im Zusammenhang mit Raum V – und somit auch Treppe W – eindeutig um Geschehnisse, die nach der Vereinigung mit der Sonnenscheibe auf dem Dach stattfanden.442 Daraus könnte man schlussfolgern, dass die einläufige gerade Treppe W für den Abstieg bestimmt war. Demzufolge würde man erwarten, dass die entsprechende Textpassage auf der Westwand des Naos von der Treppe X und vom Aufstieg spricht. Die Inschrift lässt in dieser Hinsicht jedoch Erstaunliches verlauten: Xndw Hr jmj-wrt.s r oq tpHwt m hrw pfy wp rnpt jn nbwt m443 qb nmtt tp owj smHrw psDt Hmt.s m-Xt.s Hmw-nTr jtjw-nTr m jtrtj Dt.s xrj-Hbt Hr njs n.s Hknw jqH.sn m Htp r tp styt.s jrw.s hb h#yt.s n.s m hy jw ob#.tw n.s o#bt m t# jwf Hnqt X# jm.s m Xt nbt dg.n.s jtn m Hb mswt jt.s snsn j#Xw.f psDt

„Eine Treppe ist auf seiner (d. i. der Opfersaal) rechten Seite, um das Dach zu betreten an jenem Tag des Neujahrsfestes durch die Goldene mit ruhigem Schritt auf den Armen der Freunde. Die Neunheit ihrer Majestät ist hinter ihr, die Gottesdiener und die Gottesväter sind zu beiden Seiten ihres Leibes, der Vorlesepriester rezitiert für sie Lobpreis. Sie gehen in Frieden zum Dach ihres Heiligtums, ihre Gestalt ist eingetreten, ihr Kiosk ist für sie in Jauchzen. Man bringt für sie ein großes Speiseopfer dar von Brot, Fleisch und Bier, Tausende sind darin an allen Dingen. Sie hat die (Sonnen-)Scheibe erblickt am Fest der Geburt ihres Vaters, sein Glanz vereint sich mit der Neunheit.“444

Sylvie Cauville übersetzt den Beginn dieser Textpassage (Xndw Hr jmj-wr.s) kommentarlos mit „[à] sa gauche, il y a un escalier“,445 was verwundert, da jmj-wrt grundsätzlich „rechts“446 441 D XII, 55, 19 – 56, 3, Faksimile bei Cauville, in: BIFAO 90, 1990, 103. Siehe zu dieser Textpassage auch I 3.6. 442 Die Übersetzung bei Cauville, BIFAO 90, 1990, 103 verunklärt die Situation. Die Phrase sT# m h#w.f wird von ihr als „d’acceder à celui-ci“ wiedergegeben, was das Bedeutungsspektrum von sT# m. E. nicht hergibt (siehe Wb IV, 351, 7 – 354, 4). Den Teil jw psDt bs Hr-s#.s (m-)Xt m## stwt qm# s(j) übersetzt Cauville mit „et le cortège de la statue est derrière celle-ci au moment où (elle va) voir … les rayons de son créateur“ (vgl. auch Cauville/Ali, Dendara, 142), was die Bedeutung von (m-)Xt vollkommen ignoriert, denn dieses ist mit Junker, Grammatik, § 179, § 207 und § 219 vor einem Infinitiv eindeutig mit „nachdem“ zu übersetzen. 443 Von Cauville, in: BIFAO 90, 1990, 113 nicht transliteriert und nicht übersetzt. 444 D XII, 184, 3–7, Faksimile und (punktuell von meiner abweichende) Transliteration und Übersetzung bei Cauville, in: BIFAO 90, 1990, 103. 445 Cauville, in: BIFAO 90, 1990, 103. Bei Cauville/Ali, Dendara, 142 ist von „l’autre escalier“ die Rede. 446 Wb I, 73, 7–8, 13 und Wilson, Lexikon, 70.

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III Analyse und Auswertung

meint. Zwar ist das Wort auch in der Bedeutung „westlich“447 belegt, und das würde den Standort der mehrläufigen gewundenen Treppe korrekt beschreiben. Dass hier die Himmelsrichtung gemeint ist, ist jedoch unwahrscheinlich, da in der westlichen Bandeauinschrift sowie in ihrem Pendant auf der Ostseite für Positionsangaben von Tempelräumen stets „links“ und „rechts“ (vom Sanktuar aus betrachtet), nicht jedoch Himmelsgegenden angegeben sind.448 Es ist also – wenn man den ägyptischen Text ernst und wörtlich nimmt – davon auszugehen, dass mit Xndw Hr jmj-wr.s die rechte Treppe und damit die einläufige Treppe W gemeint ist. Diese Deutung birgt aber Probleme. Einerseits zeichnet sich, wie Cauville richtig festgestellt hat, grundsätzlich die Tendenz ab, dass in der östlichen Bandeauinschrift die Räume im Osten, in der westlichen Bandeauinschrift die Räume im Westen des Tempels beschrieben werden,449 wenngleich dieses Prinzip nicht immer ganz konsequent450 eingehalten wurde. Dieser Tendenz zufolge müsste sich die zuletzt zitierte Passage aus dem westlichen Bandeau eigentlich auf die mehrläufige Treppe X beziehen. Das zweite Problem, das die oben stehende Lesung impliziert, ist, dass somit in den Bandeauinschriften zweimal von der westlichen Treppe W die Rede wäre, während die östliche Treppe W gar keine Erwähnung fände. Wahrscheinlich sind dies die Gründe dafür, dass Cauville stillschweigend zu „gauche“ emendiert, was m. E. jedoch nicht ohne Bedenken möglich ist. In Anbetracht der genannten Schwierigkeiten kann man sich nicht sicher sein, welche der beiden Treppen tatsächlich gemeint ist. Zusammenfassend ist zu konstatieren, dass die Texte an den Türen zu den Treppenhäusern und Raum V sowie die Weihinschriften auf der Außenwand des Naos in Bezug auf die Funktion der Treppen äußerst uneinheitliche Informationen liefern. In erstgenannter Textgruppe wird für beide Treppen vom Aufstieg, Treppe X betreffend aber auch vom Abstieg gesprochen. Das zweite Textensemble hingegen weist relativ deutlich auf einen Abstieg über Treppe W hin, eine in der Deutung sehr unsichere Passage scheint dieselbe Treppe zudem in der Funktion des Aufstieges anzuführen. Die Inschriften geben demnach keine verlässliche Antwort auf die Frage, auf welcher Tempelseite die Neujahrsprozession in Dendara tatsächlich auf das Dach gelangte. Die Situation ist im Horustempel von Edfu insofern einfacher, als die Laufrichtungen der Prozessionsdarstellungen in den Treppenhäusern mit den Informationen aus der Bauinschrift (E VII, 16, 6–8)451 übereinstimmen, die klar und unmissverständlich von einem Aufstieg auf der östlichen, mehrläufigen Treppe (U) und einem Abstieg über die westliche, einläufige Treppe (T) spricht. Den Darstellungen auf den Wänden der Treppenhäuser entsprechen in Bezug auf die Bewegungsrichtung auch die meisten Texte, die ihnen zugeordnet sind.452 Allerdings gibt es einige Inschriften in der westlichen Treppenkammer (E I, 513, 11–13; 513, 16 – 447 Wb I, 73, 9–12 und Wilson, Lexikon, 70. 448 Siehe D XII, 183, 15 (j#bj in Bezug auf das pr-nsr); D XII, 183, 16–17 (j#bj in Bezug auf Hwt-JHy und Hwtmnjt); D XII, 184, 1 (j#bj in Bezug auf ob#-Df#w); eine Übersetzung als „Osten“ ist an den aufgeführten Stellen ausgeschlossen, da sich all die aufgeführten Räume im geographischen Westen und somit im ideellen Norden befinden. Siehe für ähnliche Fälle in Bezug auf die rechte Tempelseite D XII, 55, 10 (wnmj in Bezug auf das pr-nw); D XII, 55, 12 (wnmj in Bezug auf wort-Xpr-x#t); D XII, 55, 17 (wnmj bezogen auf Hwt-mnXt); in den genannten Fällen kann nicht vom „Westen“ die Rede sein, weil sich die Räumlichkeiten im geographischen Osten und somit im ideellen Süden des Tempels befinden. 449 So Cauville in ihrem Vorwort (D XII, XIII) und dies., in: BIFAO 90, 1990, 83. 450 Siehe den oben in III 2.1.3 genauer beschriebenen Fall, wo sowohl in der östlichen als auch in der westlichen Inschrift vom st-Hb-tpj die Rede ist, der sich eindeutig im Westen des Tempels befindet. 451 Siehe dazu Alliot, Culte d’Horus, 378–379 und Kurth, Treffpunkt der Götter, 76–77. 452 Texte in der Einläufigen Treppe T, die vom Abstieg, von dem bereits vollzogenen Ritual auf dem Dach oder der Rückkehr ins Tempelinnere sprechen: E I, 536, 6–8; 537, 6–8; 538, 3–4; 538, 6; 538, 9; 538, 10–11; 538,

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514, 3; 515, 4), die für die zugehörige Treppe T eindeutig vom Aufstieg sprechen, obwohl deren Reliefs zwei herabsteigende Prozessionen zeigen. Schon Maurice Alliot war dies aufgefallen, er merkt zu einer dieser Textstellen jedoch nur knapp in einer Fußnote an: „Il est remarquable de constater, ici et dans d’autres textes du même vestibule, qu’il est toujours question pour le dieu en sa procession du jour de l’An de monter (or), et non de descendre. Or il descendait par là, en réalité. Mais l’écrire n’aurait pas été de bon augure, semble-t-il ; aussi le mot h# ou ses synonymes sont-ils proscrits, et l’escalier ouest assimilé à celui de l’est.“453 In Anbetracht dessen, dass die Dekoration und die Texte in Edfu – von den genannten drei Textstellen abgesehen – durchgehend auf einen Aufstieg im Osten und einen Abstieg im Westen hindeuten, liegt es nahe, das sich dies auch in der Realität so verhielt. Es ist jedoch zu konstatieren, dass es auch in Edfu Inkohärenzen in Bezug auf die Bewegungsrichtung der Prozession gibt, wenngleich diese nicht so stark ausgeprägt sind wie in Dendara. Alliots Erklärung ist zumindest in Bezug auf die angeblich verbotene Verwendung von h# nicht ganz zutreffend, schließlich findet sich doch sowohl in den Treppentexten in Edfu als auch in Dendara zumindest jeweils ein Beleg dafür.454 Grundsätzlich scheint die Beobachtung, dass explizite Schilderungen der Abwärtsbewegung weitestgehend vermieden werden, aber auch auf Dendara zuzutreffen. So finden sich in den oben zitierten Texten, die die Ereignisse nach dem Ritual auf dem Dach thematisieren, vorwiegend positive Formulierungen: es wird gesagt, dass die Gottheit in ihren Tempel bzw. in ihr Sanktuar eintritt oder darauf hingewiesen, dass es sich um eine Bewegung nach dem Dachritual handelt, wodurch noch einmal die erfolgreiche Durchführung dieser Kulthandlungen betont wird. Wenn die naheliegende Vermutung zutrifft, dass der Weg der Gottheit am Neujahrsfest den Sonnenlauf imitiert (siehe oben), so könnte die positive Formulierung im Zusammenhang mit dem Abstieg als Vermeidung der Evokation des Sonnenuntergangs gedeutet werden, der gleichbedeutend ist mit dem Eintritt in die Unterwelt. Diese These könnte zumindest teilweise eine Erklärung für die zahlreichen textlichen Inkohärenzen in Hinblick auf den Auf- und Abstieg der Prozession am Neujahrstag liefern. So finden sich die drei Textstellen in Edfu,455 die den Reliefs zum Trotz den Aufstieg thematisieren, am Zugang zur Westtreppe, auf der Seite des Sonnenuntergangs. Auch in Dendara ist es die westliche Treppe, der in den Türinschriften sowie in Treppenkammer V neben der Abstiegs- auch die Aufstiegsfunktion456 zugewiesen wird. Zugegebenermaßen erklärt der oben skizzierte Lösungsansatz nicht alle Widerprüche. Beispielsweise hilft er nicht bei der Beantwortung der Frage, warum die Bandeauinschrift von der

453 454 455 456

14; 538, 16; 539, 4; 539, 6; 539, 8; 539, 10; 539, 12; 542, 6–7; 542, 11; 542, 13; 542, 15; 543, 4; 543, 6; 543, 10; 543, 12; 543, 14; 543, 16; 543, 18; 545, 18; Texte in der mehrläufigen Treppe U, die den Aufstieg oder das Betreten des Daches erwähnen: E I, 549, 2; 549, 9–12; 551, 6; 554, 16–17; 557, 4–5; 557, 12–13; 558, 3; 562, 15; 567, 19 – 568, 2 (Inschrift unter dem Fenster); 569, 10; 570, 8; 571, 6–7; 576, 2; 576, 5–6; 579, 9– 12; zudem gibt es in beiden Treppen Inschriften, die sowohl den Auf- als auch den Abstieg thematisieren: E I, 541, 6–7 (T); 579, 15 – 580, 1 (U). Alliot, Culte d’Horus, 425, Anm. 3. Siehe auch Eldamaty, in: Hawass (Hg.), Egyptology at the Dawn of the Twenty-first Century, 175 und 179, Anm. 27, der ebenfalls teilweise auf die erwähnten Textstellen hinweist. In Edfu wird h# sogar in der Weihinschrift verwendet, die die Rolle der Treppen beschreibt (E VII, 16, 8). In Dendara kommt das Wort in der Inschrift zu einem der absteigenden Priester in Treppe W vor (D VII, 195, 3*). E I, 513, 11–13; 513, 16 – 514, 3, 515, 4. Aufstieg: D VIII, 73, 8*; 81, 5–7*; 82, 1–2*; Abstieg: D VIII, 73, 13–14*; D VIII, 75, 5–6*. Vgl. weiter oben in diesem Kapitel.

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III Analyse und Auswertung

Außenseite des Naos auf einen Abstieg über die einläufige gerade Treppe hindeutet, während die Texte an ihren Zugängen und an den Türen zur Treppenkammer sie einhellig dem Aufstieg zuordnen.457 Möglicherweise sind bei der Zusammenstellung der Texte zur Beschreibung der Treppen in Dendara mehrere Problemkomplexe zusammengeflossen. Einerseits mag man versucht haben, der theologischen Analogie zum Sonnenlauf Folge zu leisten, andererseits mag aber auch die Ausrichtung am baulichen Vorbild Edfu oder an anderen Vorlagen eine Rolle gespielt haben. Die Tatsache, dass der Tempel von Dendara im Verhältnis zu Edfu um 180 Grad gedreht ist, brachte in manchen Fällen sicherlich eine Abwandlung und Anpassung der Ritualabläufe mit sich, die sich vielleicht nicht in allen Inschriften widerspiegelt. Hierfür gab es wohl heute unbekannte textliche Vorlagen auf Papyrus, die in mehr oder weniger veränderter Form auf die Wände übertragen wurden. Wie oben dargelegt, liefern die Treppeninschriften selbst keine einheitlichen Informationen über den Auf- und Abstieg auf das Dach, und auch die Weihinschriften des Tempels lassen diesbezüglich einige Fragen offen. Eine weitere Möglichkeit, um Auskunft über die Nutzung der Treppen am Neujahrsfest zu erlangen, wäre, einen Blick auf weitere bauliche Bestandteile des Tempels zu werfen, die an diesem Tag nachweislich im Zusammenhang mit der Festprozession genutzt wurden. Die Texte und die Bilddekoration dieser Räumlichkeiten könnten zusätzliche Hinweise auf die Bewegung der Festprozession enthalten. Zunächst einmal wäre natürlich der Kiosk zu nennen, der gewissermaßen das funktionale Bindeglied zwischen den beiden Treppenhäusern darstellt. Wie in Kapitel III 2.2.4 näher erläutert, deuten sowohl Architektur als auch Ausschmückung dieses kleinen Gebäudes, insbesondere die Gestaltung der östlichen Außenwand, darauf hin, dass Hathor durch die östliche Tür eintrat. Dies würde auf einen Aufstieg der Göttin und vermutlich auch der Neunheit, die sie begleitet, über die einläufige gerade Treppe hindeuten. Für den Verlauf der Festprozession in diesem Punkt aufschlussreiches Textmaterial enthält auch Raum F’, der einerseits an den Erscheinungssaal Z, andererseits an den Gang angeschlossen ist, der Treppe X, Opfersaal und Schatzkammer Q (und damit auch Wabet S und Hof R) miteinander verbindet. Im nördlichen Bandeau de la frise heißt es über F’: w#t n t#-rd wb# r.s m sb# ktj n Xnd Xndw nmt n.s Hmw-nTr xr Xt nbt nfrt r oq st-Hb-tpj n wbnt m nbwt

„Der Weg der Treppe öffnet sich zu ihm in der kleinen Tür des Gehens auf der Treppe. Zu ihm schreiten die Gottesdiener mit allen schönen Dingen, um den Platz des ersten Festes für die, die als Goldene aufgeht, zu betreten.“458

René Preys attestiert anhand dieser Inschrift aufgrund der Nähe von F’ zum Wabet-Komplex und der Nennung des „Platzes des ersten Festes“ einen Zusammenhang mit den dort stattfindenen Ereignissen. Er geht davon aus, dass das Opfer, für das die Priester dem Text zufolge Speisen herbeibringen, in der Wabet stattfindet.459 Der hier genannte „Weg der Treppe“ und die „kleine Tür des Gehens auf der Treppe“ könnten jedoch ebensogut auf den Aufgang zum Dach X Bezug nehmen, wobei mit st-Hb-tpj der Dachkiosk gemeint wäre (III 2.2.3). Schließlich gibt es nicht nur auf dem Weg zur Wabet, sondern auch auf dem Weg zum Dachkiosk eine Treppe, die bewältigt werden muss. Die Kammer F’ kann funktional also gleichermaßen 457 Bandeauinschrift: D XII, 55, 19 – 56, 3; Zugänge zu Treppe W und Treppenkammer: D VII, 142, 18 – 143, 1*; 168, 6–7*; 169, 3–4*; 172, 10–11*; 172, 12–13*; 172, 14–15*. Siehe dazu weiter oben in diesem Kapitel. 458 D XI, 144, 14 – 145, 1. 459 Preys, in: Haring/Klug (Hgg.), 6. Tempeltagung, 209–210.

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mit dem Eingang der Opfer für die Wabet als auch mit dem der Gaben, die über die Treppe X auf das Dach gebracht wurden, verbunden werden. Es lohnt sich, in diesem Zusammenhang noch einmal einen Blick auf einen bereits oben zitierten Text am unteren Zugang zu X zu werfen, der sich nicht nur zur Treppe, sondern auch zu Gang Y zwischen F’ und Schatzkammer Q öffnet. Hier heißt es „Diese Tür, wie groß ist ihr Ansehen, der Weg des Herbeiführens der Nahrung für die Neunheit. Die Goldene kommt auf ihm am Tag des Neujahrsfestes, nachdem sie die Strahlen ihres Vaters gesehen hat am Himmel“ (D VIII, 73, 13–14*). Wie die Bandeauinschrift von Raum F’ lässt auch dieser Text auf einen Zusammenhang zwischen dem Eingangsbereich der westlichen Treppe mit dem Transport von Speisen schließen, womit vielleicht gleichermaßen auf die Versorgung der Wabet als auch des Dachkiosks Bezug genommen wird. Der Text von der unteren Eingangstür zu X erwähnt zudem, dass Hathor diesen Weg nach den Ereignissen auf dem Dach beschreitet. Vielleicht liegt in dieser Inschrift ein Hinweis darauf vor, dass die verschiedenen Teile der Neujahrsprozession für den Auf- und Abstieg nicht die gleiche Treppe benutzten. So könnten zumindest die mit Speisen verknüpften Opferträger – den zitierten Inschriften gemäß – im Westen aufgestiegen sein, während Hathor mit weiterem Gefolge, den Sonnenlauf imitierend, im Osten auf das Dach stieg. Auf einen besonderen Bezug zu materiellen Gaben im Allgemeinen und Nahrung im Besonderen deutet auch die Dekoration der nördlichen Außenwand des Kiosks hin (siehe III 2.2.4). Die mutmaßliche Teilung der Prozession könnte wiederum aus der im Verhältnis zu Edfu umgekehrten Position der Treppen in Hinblick auf die Himmelsrichtungen resultieren. So mag das Vorhandensein von Schatzkammer und Wabet (siehe zu deren Funktion im Festverlauf oben, III 1.5 und 1.7) im Westen einen Aufstieg zumindest eines Teils der Gabenträger auf dieser Seite begünstigt haben, während theologische Erfordernisse ein Emporsteigen der Götterstatuen im Osten unumgänglich machten. Die Dekoration der Treppenhäuser, die auf beiden Seiten sowohl eine auf- als auch eine absteigende Prozession zeigt, könnte als Reaktion auf diese Zweiteilung des Defilees verstanden werden. Möglicherweise verkörpern die Reliefs, die im Osten wie im Westen beide Phasen der Prozession darstellen, also eine Art idealisierte und ergänzte Version des sich nunmehr in Teilen fortbewegenden Festzuges. Bei dem oben skizzierten Szenario handelt es sich nur um einen sehr hypothetischen Lösungsvorschlag, zumal Nahrungsopfer auch in der zur Osttreppe zugehörigen Kammer V und in den Besänftigungsszenen auf der östlichen Außenwand des Kiosks eine Rolle spielen und somit keine strikte Beschränkung dieses Themas auf den westlichen Weg zum Dach vorliegt.460 Dafür, dass die in der Realität ablaufenden Ereignisse nicht von einer Geradlinigkeit und Einfachheit waren, wie es für Edfu vermutet wird, spricht allerdings der beschriebene, in Bezug auf die Frage nach dem Treppenaufstieg äußerst mehrdeutige Befund. Zum Abschluss dieses Kapitels sei noch darauf hingewiesen, dass sich die kultische Funktion der Treppen keineswegs in ihrer Nutzung am Neujahrstag erschöpfte. So wird beispielsweise in den Bandeauinschriften des Goldhauses X–R von einer Nutzung am sechsten Mondmonatstag gesprochen. Aufgrund der Lage des Raumes wurde hierbei die Westtreppe benutzt, was auch in den Inschriften vermerkt ist.461 Auch für die Nutzung der Osiriskapellen musste auf das Dach hinaufgestiegen werden. Zudem ist die Ausführung des xnm-jtn-Rituals nicht auf 460 Siehe für die Darstellungen zu den Besänftigungsszenen III 2.2.4 mit Farbtaf. 4, zur Dekoration von Raum V III 2.1.5. 461 D VIII, 133, 8–9; die Inschrift spricht hier von t#-rd j#bj, also der vom Sanktuar aus gesehen linken Treppe (Treppe X).

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den Neujahrstag beschränkt (siehe dazu III 4.2.5), so dass der Weg auf das Dach wohl auch dafür zu anderen Festen genutzt wurde. 2.1.5 Bezeichnung, Funktion und Dekoration der Treppenkammer V Bei Raum V handelt es sich nach Angabe der Bandeauinschriften um die „Kammer der Treppe“ (sH n t#-rd),462 was auf die am östlichen Ende der Südwand direkt daran angeschlossene Treppe W bezogen ist. Sie wird dort auch als „guter Weg für die Goldene, die Herrin von Jwnt, den sie ihn in Herzensfreude beschreitet“ (D VII, 144, 8–9*) bzw. „guter Weg der Iunit“ (D VII, 145, 1–2*) bezeichnet. Gemäß ihrer architektonischen Position wird dieser Kammer in den Inschriften also – unter Betonung ihrer Zugehörigkeit zur Osttreppe – eine Durchgangsfunktion zugeschrieben.463 Diese Bestimmung drückt sich nicht nur in der langgestreckten, gangartigen Form und der Lage des Raumes in unmittelbarer Nähe zur Treppe, sondern auch in den Inschriften aus. So wird bereits im Türdurchgang,464 aber auch in den Bandeauinschriften465 auf das Neujahrsfest und/oder die Vereinigung mit der Sonnenscheibe verwiesen, die auf dem Dach stattfinden. Raum V scheint also vorwiegend im Dienste dieses Geschehens zu stehen. Umso verwunderlicher ist es, dass die Ritualszenen, die seine Wände bedecken, kaum eindeutige Verweise auf das Festgeschehen zum Jahreswechsel enthalten. Einige Male wird das Kommen der Nilflut erwähnt, wobei teilweise vom tp(j) rnpt (siehe I 3.2) die Rede ist.466 Hathor und Isis, die hauptsächlichen Ritualempfänger in diesem Raum (siehe Taf. 16), werden häufiger als Sothis467 angesprochen, einmal wird auch Bastet468 so adressiert. In Bezug auf die Anordnung der Opferszenen (wiederum Taf. 16) fällt auf, dass das Prinzip der inhaltlichen Entsprechung der Szenen, die einander links und rechts der Symmetrieachse gegenüberliegen, sehr konsequent eingehalten wurde. Ein Menitopfer steht einem Menitopfer gegenüber, ein Milchopfer korrespondiert mit einem Milchopfer, etc. Zwar gibt es gelegentlich geringfügige Variationen, wenn z. B. auf der Südwand der Menu-Krug dargebracht wird, was auf der Nordwand dem Weinopfer entspricht, aber auch hier bleibt die inhaltliche Gemeinsamkeit grundsätzlich erhalten. Zur Auswahl der Szenen ist anzumerken, dass es sich größtenteils um nicht sehr spezifische Opfer handelt, so dass nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob hier der Bezug zum Neujahrsfest besonders betont werden soll. Das erste und zweite Register der Nord- und Südwand wird weitestgehend von Nahrungsopfern eingenommen, während im dritten Register Weihrauch und Wasser gespendet werden.469 West- und Ostwand sind dem Schmuck, der Bekleidung und Salbung sowie der Beweihräucherung der Gottheiten gewidmet. Zudem finden sich im ersten Register an der Rückwand des Raumes zwei Maat-Opfer. Grundsätzlich spielen all die durch Opfergaben im Raum repräsentierten Dinge im Lauf des Neujahrsfestes eine mehr oder weniger große Rolle (siehe III 5.5–5.9), können aber weitestgehend auch im täglichen Tempelkult oder im Rahmen anderer Feste verortet werden. So weisen nur sieben von 22 erhaltenen Szenen in Raum V in Hinblick auf die

462 463 464 465 466 467 468 469

D VII, 144, 8*. Ebenso Preys, in: Haring/Klug (Hgg.), 6. Tempeltagung, 210–211. D VII, 142, 18 – 143, 1*; 143, 3*. D VII, 144, 10–11*; 145, 8*; 145, 15*; 146, 1*. D VII, 147, 9*; 155, 5*; 155, 6–7*; 157, 11*; 157, 14*; 159, 2*. D VII, 152, 11*; 155, 6*; 157, 11*; 159, 1*. D VII, 164, 15*. Siehe zu den beiden Szenen des Weihrauch- und Wasseropfers unten, III 3.8.5 und 5.8, zu den Nahrungsund Getränkeopfern ausführlicher III 5.6 und 5.7.

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ägyptischen Bezeichnungen der in ihnen dargebrachten Opfergaben genaue Entsprechungen in der Dekoration des Kiosks auf (siehe zu dieser III 2.2.1).470 Auffällig ist jedoch, dass das Fleischopfer in drei verschiedenen Varianten repräsentiert ist (D VII, 148, 14 – 149, 8*; 150, 13 – 151, 10*; 160, 9 – 161, 2*). In Anbetracht der geringen Ausmaße des Raumes und der damit einhergehenden niedrigen Gesamtanzahl von Ritualszenen kann man hierin einen inhaltlichen Schwerpunkt sehen.471 Wie so oft in diesem Szenentypus wird das Darbringen von Fleisch hauptsächlich mit dem Vernichten von Feinden in Verbindung gebracht, wobei Hathor mehrfach als Sachmet angesprochen wird (D VII, 149, 5* und 149, 7*; 151, 6* und 151, 10*; 161, 2*).472 Hier steht also die ungebändigte Form der Göttin im Vordergrund, die durch das Fleisch ihrer Widersacher zufriedengestellt wird. In ähnlichem Zusammenhang steht bekanntlich der mnw-Krug, der in einer Opferszene auf der Südwand, unmittelbar neben der Tür zum Treppenhaus, dargebracht wird (D VII, 161, 4–16*; siehe zum mnw-Trank III 5.7). Auch hier geht es um die Besänftigung einer wütenden weiblichen Gottheit, wobei dieses Mal nicht Fleisch, sondern ein Rauschtrank als Genussmittel eingesetzt wird. Das Darbringen des Menu-Kruges in Raum V weist gemeinsame Textelemente473 mit dem Opfer dieser Art auf einer der Säulen im Kiosk auf. Zumindest hier zeichnet sich also eine direkte Verbindung zwischen dem Raum im Erdgeschoss und dem Dachpavillon ab. Die erwähnte Besänftigung der Göttin ist eindeutig das Hauptthema der östlichen Fassade des Kiosks, deren Eingang von den Szenen sHtp cXmt und sHtp Owt-Or flankiert wird (siehe III 2.2.1 und 3.1). Wenn Hathor dieses Gebäudes betritt, muss sie also in zweifacher Form beruhigt werden. An der westlichen und südlichen Außenwand des Kiosks spielen zudem Fleischopfer und Feindabwehr im Zusammenhang mit den Göttergruppen, die das Gebäude von diesen Seiten schützend umgeben, eine Rolle.474 Die Themenkomplexe Besänftigung und Schutz vor Feinden, welche die Außenseite des Dachkiosks prägen, kündigen sich möglicherweise schon durch die Opfer von Fleisch an Sachmet und das Darbringen des Menu-Kruges im Vorraum der einläufigen Treppe, die m. E. für den Aufstieg der Göttin genutzt wurde (III 2.1.4 und 2.2.4), an. Es könnte sogar sein, dass hier bereits vor dem Betreten der Treppe Ritualhandlungen dieser Art durchgeführt wurden, wenngleich dann in dem engen Raum nur ein Teil der Prozessionsteilnehmer Platz gefunden hätte.475 2.2 Das Dach und der Kiosk 2.2.1 Zum architektonischen Aufbau und zur Dekorationssystematik des Kiosks Das kleine Gebäude, das im Zentrum des Neujahrsgeschehens steht, befindet sich in der südwestlichen Ecke des Daches des Naos (siehe Taf. 4, 17–19 und Farbtaf. 3).476 Es ist nur 1,2 m 470 Diese Szenen sind in der Raumskizze (Taf. 16) durch Asteriske markiert. Vgl. dazu die Übersicht zu den Ritualszenen des Kiosks (Taf. 21). 471 Siehe dazu auch III 5.6. 472 Sachmet selbst tritt in einer der großen Ritualszenen im 3. Register auf (D VII, 155, 4–5*). 473 Vgl. D VII, 161, 5* und D VIII, 54, 11* (Anfang der Rede des Königs); D VII, 161, 12* und D VIII, 55, 4* (Rede der Hathor). 474 D VIII, 33, 11 – 34, 16*; 39, 3 – 40, 3*. 475 Vgl. Eldamaty, in: Hawass (Hg.), Egyptology at the Dawn of the Twenty-first Century, 171–172, der davon ausgeht, dass es sich bei Raum V um eine Stationskapelle handelt. 476 Siehe zu Architektur und Lage des Kiosks grundlegend Zignani, Le temple d’Hathor, 133–139, 131 (Abb. 3/45 und 4/45) sowie Taf. 4–5, 10–13; D VIII, 1–2; Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 65–66; Borchardt, Tempel mit Umgang, 14–17.

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III Analyse und Auswertung

von der Mauer, die das Dach umgibt, entfernt, am nördlichen Ende seiner Ostwand trennen das Bauwerk zudem nur etwa 20 cm von der Überdachung der Mittelpartie des Tempels, welche das Bodenniveau des Kiosks heute um etwa 1,8 m überragt.477 Somit kann zwar eine einzelne Person im Süden und Westen ohne Probleme am Pavillon vorübergehen; größere, mit Gegenständen beladene Menschengruppen müssen jedoch zwangsläufig durch das Gebäude hindurchschreiten, das sich durch je eine Tür nach Osten und nach Norden hin öffnet. Die vier Seiten des Kiosks werden von zehn Schrankenwänden gebildet, die zwölf viergesichtige Sistrumsäulen478 miteinander verbinden. Diese Elemente umspannen ein Rechteck von 4,88 m (Nord- und Südwand) auf 5,7 m (West- und Ostwand).479 In der Mitte der Ost- und Nordwand befindet sich jeweils eine breite Tür, deren Sturz über dem Durchgang nicht geschlossen war („broken lintel“).480 Die Säulen tragen Architrave, die mit einer Hohlkehle versehen sind. Im Altertum war der Kiosk offenbar von einer leichten, in Nord-Süd-Richtung gewölbten Holzkonstruktion überdacht, wie Ludwig Borchardt anhand von Spuren an den Architraven nachweisen konnte, eventuell kam noch eine weitere Überdachung zum Schutz gegen Regen hinzu.481 François Daumas geht zudem davon aus, dass die Öffnungen über den Schrankenwänden von Vorhängen verhüllt waren, um das Innere des Kiosks zeitweise gegen direktes Licht abzuschirmen.482 Das Vorhandensein von Halterungen für solche Vorhänge lässt sich allerdings anhand des architektonischen Befundes nicht nachweisen. Grundsätzlich kann die Existenz von textilen Schutzelementen aber nicht ausgeschlossen werden, da diese auch an Teilen des hölzernen Daches befestigt gewesen sein könnten.483 Im Folgenden sollen Ausschmückung und Beschriftung der einzelnen Bestandteile des Kiosks kurz beschrieben werden, um die grobe Dekorationssystematik des Gebäudes aufzuzeigen.484 Auf detaillierte Bearbeitungen bestimmter Aspekte (z. B. Göttergruppen, Opfergaben), die sich in den Kapiteln III 3–5 finden, wird an entsprechender Stelle verwiesen. Falls einzelne

477 Siehe zu der aktuellen Höhe der verschiedenen Dachniveaus Taf. 5 bei Zignani, Le temple d’Hathor, für eine Rekonstruktion der ursprünglichen Höhe des Mittelteils ebd., Taf. 12. 478 Zignani, Le temple d’Hathor, 133 weist darauf hin, dass es sich zwei Säulen moderne Rekonstruktionen sind, siehe für Genaueres Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 65. Nach D VIII, 2 handelt es sich dabei um die Säulen V und VI (zu deren Position Taf. 19). Siehe zum Typus der Sistrumsäule (oft auch Hathorsäule genannt) Yasuoka, Säulen, 82–87; Bernhauer, Hathorsäulen und Hathorpfeiler; Budde, Götterkind, 312–312; Arnold, Temples of the last Pharaohs, 300–301. 479 So Arnold, in: Bietak (Hg.), Archaische Griechische Tempel, 111, vgl. Chassinat, in: RegA 3, 1930, 126; nachzumessen auch auf Taf. 4 bei Zignani, Le temple d’Hathor. 480 Siehe zu dieser Art von Tür Arnold, Temples of the Last Pharaohs, 303–304; Monnier, Vocabulaire, 87 und 88; Zignani, Le temple d’Hathor, 230 (mit weiterer Literatur). 481 So Borchardt, Tempel mit Umgang, 15–17 mit Blatt 7–8; siehe dazu auch Chassinat, in: RegA 3, 1930, 127; Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 65; Arnold, in: Bietak (Hg.); Archaische Griechische Tempel, 111 und 112, Abb. 6; Cauville, Guide archéologique, 65; Zignani, Le temple d’Hathor, 134–139. Elgawady, Schranken, 83 gibt seltsamerweise mit Bezug auf Borchardt an, dass die Holzdecke eine Höhe von 322 cm gehabt habe. Vielleicht meint er die Höhe von der Dachfläche bis zur höchsten Stelle der gewölbten Überdachung? Andernfalls ergibt diese Maßangabe keinen Sinn. 482 Daumas, in: LÄ IV, 469, s.v. „Neujahr“. 483 Allerdings kann die Architektur des Kiosks selbst schon als solide Version eines aus an Stangen geknüpften Tüchern zusammengesetzten Pavillons verstanden werden (siehe unten, III 2.2.2 und Goedicke, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 40–41), so dass eine zusätzliche Verwendung von Vorhängen eine doppelte Verschleierung impliziert hätte. 484 Eine Beschreibung der Dekoration des Kiosks, die allerdings andere Schwerpunkte setzt, findet sich bei Elgawady, Schranken, 83–87.

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2 Architektur und Funktion

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Dekorationselemente Aufschluss über die Nutzung des Kiosks geben, werden sie zudem in III 2.2.4 näher besprochen, was ebenfalls durch Querverweise angezeigt wird. Zunächst zur Gestaltung der Eingänge, durch die der Dachkiosk betreten werden kann: Die beiden äußeren Türpfosten des Zugangs im Norden sind mit jeweils zwei schlangenköpfigen und zwei froschköpfigen anthropomorphen Göttern versehen, die ihre Hände in Anbetungshaltung in Richtung des Eingangs erheben.485 Die Beischriften der einzelnen Gottheiten486 sind stark in Mitleidenschaft gezogen, aufgrund der Ikonographie ist aber anzunehmen, dass es sich um die Achtheit handelt. Auch die jeweils daneben befindliche Inschriftenzeile,487 welche die gesamte Höhe des Türpfostens einnimmt und die Göttergruppe als Ganzes beschreibt, deutet darauf hin (siehe III 3.8.1). Über den Adoranten findet sich auf den beiden Teilen des durchbrochenen Türsturzes jeweils ein Sphinx auf einem Podest, der einer ihm gegenübersitzenden Hathor488 ein Salbgefäß darreicht. Darüber ist beiderseits ein von Standarten flankiertes Horizontzeichen abgebildet, das eine Scheibe trägt, in der auf der östlichen Seite Reste einer sitzenden Hathorfigur zu erkennen sind.489 Darüber befand sich wahrscheinlich einmal eine geflügelte Sonnenscheibe, von der aber nur noch die Strahlen und die diese flankierenden Uräen erhalten sind. Auf den stark zerstörten Türlaibungen im Durchgang waren offenbar Musikantinnen dargestellt, zumindest sind in den unteren Registern noch zwei Trommlerinnen und eine Sistrumspielerin zu erkennen.490 Den Inschriftenresten491 zufolge handelt es sich um verschiedene Hathorformen, die jeweils einer Stadt zugeordnet sind (erhalten sind Verweise auf Äjst, Nnnsw und vp-jHw; vgl. dazu ausführlich unten, III 3.8.1). Über den Musikantinnen war auf den Seitenflächen der beiden Teile des „broken lintel“ offenbar einst eine Darstellung der Hathor angebracht.492 Die beiden Türschatten sind mit den für diesen Anbringungsort üblichen Friesdarstellungen versehen, es wechselt jeweils eine Reihe mit einer Reihe, in der HHSymbole und von Kobras flankierte Kartuschen, stets auf einem nb-Korb, alternieren.493 Zwischen den Friesen sind insgesamt fünf Inschriftenzeilen mit der Königstitulatur und Epitheta positioniert.494 Über den Türschatten sind noch Reste von Adoranten mit Vogelleib und Schakal- (Westen) bzw. Affenkopf (Osten) zu erkennen, die sich mit erhobenen Armen dem Inneren des Pavillons zuwenden. Die inneren Türpfosten der Nordtür sind mit jeweils vier Registern versehen, wobei in jedem Register eine Gottheit den njnj-Gestus in Richtung der Türöffnung ausführt. Von unten nach oben sind dies im Osten Nut, Tefnut, Schu und Re-Harachte, im Westen Nephthys, Nehemet-awai (?), Thot und Atum (siehe zu dieser Göttergruppe unten, III 3.8.1).495 Auch hier 485 486 487 488 489 490 491 492 493 494 495

D VIII, Taf. 692. D VIII, 2, 14–17* und 5, 1–4*; D VIII, 6, 1–8*. D VIII, 2, 11–13* und 5, 16–18*. In der Zeichnung (D VIII, Taf. 692) ist auf der linken Seite ein Falkenkopf angegeben, die zugehörige Inschrift (D VIII, 5, 5*) lässt jedoch keinen Zweifel zu. Ebenso auf der anderen Seite: D VIII, 6, 9*. So nach Foto HAdW/Tübingen C 1349–1350 noch zu erkennen, ebenso auf der nördlichen Hälfte der Osttür (Foto C 629). Die sitzende Hathor ist nicht wiedergegeben in D VIII, Taf. 692 und 696. D VIII, Taf. 693. D VIII, 7, 6–11* und 7, 14–18*. Die Reste der Darstellungen sowie die zugehörigen Inschriften sind nicht in der Publikation vermerkt. Siehe dazu Kapitel II, Anm. 470 und 473. D VIII, Taf. 693. D VIII, 8, 3–10* und 8, 12 – 9, 4*. D VIII, 9, 13–16* und 10, 9–13*.

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III Analyse und Auswertung

gibt es je eine erläuternde Randzeile, die sich neben den Gottheiten über die gesamte Höhe des Türpfostens erstreckt.496 Aus diesen Texten wird deutlich, dass die als „Götterbilder“ (sXmw) und „Vorfahren“ (Drtjw) angesprochene Gruppe primär zum Lobpreis der Hathor auftritt. Dass die Götter hierbei den njnj-Gestus ausführen, was auch in den Beischriften ausdrücklich erwähnt wird,497 ist wohl kein Zufall, denn dieser steht Wolfhart Westendorf zufolge ursprünglich für die Vereinigung einer Göttin mit einer männlichen Gottheit oder dem König,498 und auch am Neujahrsfest in Dendara findet eine solche Handlung statt. Zudem ist die njnj-Geste in späterer Zeit häufig in Zusammenhang mit dem Aufgang der Sonne belegt,499 was dem solaren Kontext des Neujahrsgeschehens entspricht. Dazu passen thematisch auch die Darstellungen zweier Löwensphingen auf den Teilen des in der Mitte geöffneten Türsturzes. Der westliche Sphinx trägt eine Doppelkrone, während der östliche wahrscheinlich – in Analogie zur Entsprechung auf der Osttür – eine Sonnenscheibe auf dem Kopf trug.500 Die Inschriften zu diesen Figuren sind zwar stark in Mitleidenschaft gezogen, deuten jedoch darauf hin, dass es sich um Formen des Sonnengottes handelt.501 Die Osttür ähnelt in ihrem grundlegenden Aufbau dem oben beschriebenen nördlichen Zugang zum Kiosk. Auch hier finden sich auf der Außenseite die beiden Sphingen mit dem Salbgefäß vor Hathor, darüber Reste einer geflügelten Sonnenscheibe. Wie ihr Pendant an der Nordtür ist darunter eine weitere Hathorfigur zu sehen, die sich in einer Scheibe auf einem Horizontzeichen befindet und von Standarten umgeben ist.502 Auf dem „broken lintel“ der Innenseite sind – wie auf der Nordtür – zwei Löwensphingen dargestellt, die ihren Bezeichnungen nach mit dem Sonnengott in Verbindung stehen.503 Über dem Türschatten sind im Durchgang der Osttür auf der Südseite Reste einer pavian-, schlangen-, und menschenköpfigen Göttergruppe zu erkennen, die ihre Arme preisend in Richtung Westen hebt.504 Die äußeren und inneren Türpfosten sowie den Laibungen des östlichen Zugangs zeigen durchgehend Darstellungen von vogelgestaltigen Göttern, die mit verschiedenen Köpfen und Kronen versehen sind. Auf jedem Pfosten bzw. jeder Laibung finden sich, einzeln in Registern übereinander angebracht, sechs dieser Gottheiten. Wie in III 3.8.1 ausführlich besprochen wird, repräsentieren diese Götter einerseits die geographische Gesamtheit Ägyptens, andererseits aber auch die Dekane und somit das Jahr in seiner Gänze. Im Gesamtkontext des Kiosks liegt darüber hinaus die Vermutung nahe, dass die Dominanz der vogelgestaltigen Gottheiten an dieser Stelle bereits auf die im Kiosk durchzuführende Vereinigung mit der Sonnenscheibe hindeutet. Schließlich wird diese in den Inschriften auch als Einswerdung der Gottheiten mit ihrem Ba ausgedeutet.505 496 D VIII, 9, 10–12* und 10, 5–8*. Siehe dazu die kurze Beschreibung bei Kühnemund, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 238–239. 497 D VIII, 10, 5*. 498 Siehe Westendorf, in: Fs Derchain, 358–360; vgl. Grassart-Blésès, in: Michel (Hg.), Rites aux portes, 34. 499 Siehe Dominicus, Gesten und Gebärden, 47 und Grassart-Blésès, in: Michel (Hg.), Rites aux portes, 38–40. 500 Vgl. D VIII, Taf. 695 und 698. 501 D VIII, 10, 1* und 10, 14*, vgl. die Entsprechungen an der Osttür: D VIII, 18, 1* und 18, 13–14*. 502 D VIII, Taf. 696; hier allerdings ohne die sitzende Hathor in der Sonnenscheibe, die auf dem nördlichen Türpfosten Foto HAdW/Tübingen C 629 zufolge deutlich zu erkennen ist; die südliche Entsprechung ist nach Foto C 621 zerstört. 503 Siehe D VIII, Taf. 698. 504 D VIII, Taf. 697. 505 Siehe z. B. D VIII, 53, 4* (snsn snn.sn b#.sn: „Ihre Abbilder vereinen sich mit ihrem Ba“) und D VIII, 32, 6* (xnm b#.s Hr bs.s: ihr Ba vereint sich mit ihrem Abbild“) sowie unten, Kapitel III 4.2.1.

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Die Seitenflächen der äußeren Türpfosten setzen den östlichen Zugang durch ihre Beschriftung einerseits mit den angrenzenden Schrankenwänden, andererseits aber zu den Säulen des Bauwerks in Beziehung. Südlich der Tür ist nämlich der Beginn der Anrufungen an das gute Jahr angebracht, der nahtlos in die Texte im ersten Register von Säule IX übergeht und sich auf den Säulen VIII, VII, VI und V fortsetzt (vgl. Kapitel III 6.5 und Taf. 20a). Die Rezitation wird hier hier explizit zugunsten von Hathor, der Herrin von Jwnt, ausgeführt.506 Nördlich der Tür und auf Säule X hingegen findet sich ein Auszug aus den Anrufungen an Sachmet. Damit stehen die Inschriften auf den Seiten der Türpfosten sowie den mit ihnen verbundenen Säulen in einem chiastischen Verhältnis zu den beiden Ritualszenen, die auf den Schranken der östlichen Außenwand des Kiosks angebracht sind. Hier wird nämlich im Süden ein deutlicher Bezug zu Sachmet hergestellt (sHtp cXmt), während die Szene im Norden (sHtp Owt-Or) Hathor gewidmet ist (siehe Kapitel III 3.1 und Taf. 21b). Abgesehen von Teilen der Anrufungen an das Jahr sowie an Sachmet finden sich im ersten Register der Säulen des Kiosks vor allem Hymnen, teilweise sind diese von beschreibenden Passagen durchsetzt (siehe dazu III 6.5). Texte, die den Textablauf schildern, treten zudem auf den Innenseiten der Säulen III und IV auf, welche das zentrale Tableau in der Mitter der Westwand des Kiosks flankieren (siehe dazu unten). Dies könnte durch die herausragende Bedeutung dieser Stelle im gesamten Festablauf bedingt sein, die solchermaßen nochmals betont wird. Die Nordseiten der Säulen VI und VII hingegen sind durch Ritualtexte verziert, die mit expliziten Spruchtiteln als solche gekennzeichnet sind. Wie Taf. 20a deutlich zeigt, sind gleichartige Texte im Kiosk meist auf nebeneinander liegenden Säulen gruppiert, wobei die südliche Hälfte des Gebäudes vor allem durch die Anrufungen an das Jahr geprägt ist, während sich die anderen Hymnen eher auf die Nordhälfte konzentrieren. Im zweiten Register der Säulen und somit über den soeben besprochenen sind – soweit erhalten – durchgehend Ritualszenen angebracht, die oben von zugehörigen Bandeauinschriften begrenzt werden. Zwischen dem Bandeau und dem Kapitell selbst findet sich auf den erhaltenen Säulen zudem ein Fries, in dem sich an eine von Schlangen flankierte Kartusche einen Hathorkopf mit Naos sowie ein xkr-Zeichen anschließen.507 Auf den Säulen II–IV, VII–VIII und XI sind jeweils zwei Opfertableaus dargestellt, die an die Türen angrenzenden Säulen (I und XII, IX und X) sind nur auf der von der Tür abgewandten Seite mit einer Ritualszene dekoriert. Interessant ist, dass die Achse, welche die beiden Szenen voneinander trennt, bei der überwiegenden Zahl der erhaltenen Säulen (II– IV, VII– X) der auch sonst wichtigeren Ost-West-Achse des Gebäudes entspricht, während sich nur insgesamt drei Fälle (I, XI–XII) an der Nord-Süd-Achse orientieren (siehe auch Taf. 21a und zu den Achsen III 2.2.4). Die Bedeutung der Ost-West-Achse betonen auch die Inhalte der Ritualszenen. So wird die Osttür von zwei Szene flankiert, in denen Spiegel (siehe III 4.2.2) und ein Abbild des Re (siehe III 3.2) dargebracht werden. Auch ist auf den Säulen unmittelbar links und rechts der Achse ausschließlich Hathor als Opferempfängerin genannt, während auf den anderen Säulen verschiedene Gottheiten vorkommen (Taf. 21a). Besonders hervorgehoben sind die vier Säulen III, IV, X und XI zudem durch die Tatsache, dass auf ihnen stets der König zusammen mit einer Musikantin vor Hathor tritt, während er auf den restlichen Säulen durch Ka-Gabenträger vertreten wird (siehe Taf. 20b, zu den Kas III 3.8.3). Nimmt man an, dass die Statue der Hathor durch die Osttür in das Gebäude eingeführt und in der Mitte platziert wurde (vgl. III 2.2.4), so 506 Siehe z. B. D VIII, 13, 4–5*; 64, 12*; 64, 13* und öfter. 507 Der Fries ist in die Umzeichnungen der Säulen aufgenommen (D VIII, Taf. 728–737).

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III Analyse und Auswertung

verwundert die Hervorhebung der Säulen III, IV, IX und X nicht, da sich diese im Moment des zentralen Festereignisses in unmittelbarer Nähe zur Göttin befanden. Wie schon Daniela Mendel in ihrer Arbeit zu den Monatsgöttinnen festgestellt hat, können die Musikantinnen, die in den Ritualszenen der Säulen auftreten, jeweils einem Monat des Jahres bzw. einem der Epagomenentage und wohl auch dem Neujahrstag zugewiesen werden (siehe III 3.8.3 und Taf. 2a). Zudem vermutet sie für die stark zerstörte Ostseite der Ecksäule XI, dass hier auf den Neujahrstag Bezug genommen wurde. Diese wäre der im Osten aufgehenden Sothis und dem Sonnenaufgang zugewandt, während die auf der Westseite dieser Säule genannte „Nacht des Kindes in seinem Nest“ in Richtung der Abend- und Nachtseite blicken würde.508 Dies könnte die oben erwähnte Abweichung des Dekorationsschemas von Säule XI von der sonst nahezu durchgängigen Ost-West-Orientierung erklären. Die Anwesenheit der Monatsgöttinnen deutet darauf hin, dass die Anzahl der Säulen des Kiosks kein Zufall ist. Gerade im Zusammenhang mit den Neujahrsfeierlichkeiten liegt es nahe, sie als Repräsentanten der Monate und das gesamte Gebäude als Sinnbild für den Jahreskreislauf zu interpretieren.509 Umso verwunderlicher ist es darum, dass nicht – wie man hätte erwarten können – jede Säule einem Monat entspricht, sondern dass bisweilen zwei Monate auf einer Säule platziert sind (Taf. 2a). Möglicherweise sind hier das architektonische und das dekorative Konzept voneinander geschieden, wobei der Gestalter von Letzterem die zusätzliche Aufnahme der Epagomenen und des Neujahrstages einer gleichmäßigen Verteilung der Monate auf die Säulen vorgezogen hätte. Dadurch würde die besondere Bedeutung des Jahreswechsels im Kultkalender einmal mehr hervorgehoben. Ritualszenen finden sich im Kiosk nicht nur auf den Säulen, sondern vor allem auf den Schrankenwänden, die diese miteinander verbinden.510 Die Dekoration jeder Schranke ist nach unten hin durch ein Bandeau und nach oben hin durch eine Hohlkehle mit Kartuschenfries und geflügelter Sonnenscheibe abgeschlossen, die von einem Uräenfries gekrönt wird. Die Opferzenen sind an drei Seiten von einem Rundstab umgeben.511 Normalerweise befindet sich auf jeder Seite einer Schranke nur eine Szene, Ausnahmen bilden jedoch die Schranken der Westwand und die Ostwand auf der Innenseite des Kiosks sowie die Rückseite der zentralen Szene auf der westlichen Außenseite (siehe die Übersicht auf Taf. 21b),512 wo sich zwischen zwei Säulen jeweils zwei Ritualszenen befinden. All diese Szenen sind um das zentrale Doppeltableau in der Mitte der Rückwand gruppiert (siehe zu diesem unten, III 2.2.4) oder befinden sich zumindest unmittelbar an der auf dieses hindeutenden Ost-West-Achse des Gebäudes. Zudem bilden sie entweder für das Festgeschehen besonders charakteristische Opfergaben ab (Neujahrsband, Uräus, Natron, siehe unten, III 5.8 und 5.9) oder Verehrungshandlungen, die unmittelbar am Götterbild ausgeführt werden (Gott preisen, Erde Küssen, Gott sehen, Gesicht öffnen). Die numehr vorhandenen zwei Szenen pro Schranke könnten also als Ausdruck einer Verdichtung der Handlungen – sowohl in Hinblick auf ihre Bedeutung als auch auf ihre zeitliche Abfolge – zu lesen sein, die unmittelbar vor dem zentralen Moment der Vereinigung mit 508 Siehe für nähere Ausführungen und Gründe für diese Annahme Mendel, Monatsgöttinnen, 70–73. 509 Auch ein Zusammenhang zu den Tages- bzw. Nachtstunden wäre in Anbetracht der Anzahl der Säulen denkbar, die Dekoration liefert hierauf jedoch keine eindeutigen Hinweise. 510 D VIII, 31, 7 – 44, 4*. 511 Siehe zur Geschichte der Schranken, ihrer architektonischen Standardform und ihrer Verwendungsweise grundsätzlich Arnold, Temples of the Last Pharaohs, 302–303 und Elgawady, Schranken, zu den Schranken des Kiosks von Dendara besonders ebd., 83–87 und 379–411. 512 Übersichten zu den Ritualszenen auf den Schranken im Kiosk findet sich auch bei Elgawady, Schranken, 83 und Eldamaty, in: Fs Haikal, 84–88 mit Ab. 1, für eine Teilübersicht siehe El-Kordy, in: Fs Haikal, 178.

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der Sonnenscheibe stattfinden. Wie von Zeinab El-Kordy bereits angedeutet und von Holger Hussy näher ausgeführt handelt es sich bei den Szenen (sn-t#, m##-nTr, wn-Hr) auf der westlichen Innenwand des Kiosks um Teile des täglichen Kultbildrituals.513 Laut Hussy ist die Abfolge der Szenen hier im Verhältnis zur üblichen Abfolge umgekehrt abgebildet, denn sie sind von innen nach außen zu lesen.514 Hinzuzuzählen sind auch die Szene in der Mitte der Südwand (siehe unten) und die von Hussy nicht berücksichtigte Doppelszene auf der Außenwand des Kiosks mit dem Titel „den Gott preisen“ (dw#-nTr), denn diese schließt sich im Kultbildritual an das sn-t# an.515 Während sich die besprochenen Szenen von der Innenseite der Westwand und die Szene in der Mitte der Ostwand dem unmittelbaren Umgang mit der Götterstatue der Hathor widmen, geht es auf fast allen weiteren Schranken um das Darbringen von Gaben, seien sie abstrakt (Musik), symbolisch (HH-Symbol, Uräus), von schützender Wirkung (Amulett) oder schlicht zum Gebrauch bzw. Verzehr bestimmt (Natron, Brot und Bier, Sachen tragen etc., siehe Farbtaf. 4). Eine Ausnahme bildet Szene 9516 im Zentrum der Südwand des Kiosks, die leider keinen Titel trägt, aber eindeutig eine Verehrungshandlung für Hathor darstellt und somit wahrscheinlich inhaltlich zu dem oben angesprochenen Ensemble der Westwand gehört. Vor der thronenden Gottheit knien zwei Könige,517 die ihre Hände in Richtung Boden strecken, es könnte sich demnach um eine weitere sn-t#-Szene518 handeln; diese wäre dann mit den Darstellungen auf der westlichen Innenwand (siehe oben) verbunden und so in enger Beziehung zum xnm jtn zu stehen. Entgegen der Meinung Sylvie Cauvilles muss diese Szene aber nicht unbedingt den Zustand der Göttin nach der Vereinigung mit der Sonnenscheibe darstellen. Sie begründet diese Interpretation damit, dass Hathor hier außerhalb ihres Naos dargestellt sei519 – bei genauerer Betrachtung stellt man jedoch fest, dass ein Schrein durchaus auch hier vorhanden ist, wenngleich er viel größer ist als in anderen Szenen des Kiosks, weil er auch die beiden Könige und die restlichen Figuren mit einschließt. Nichtsdestotrotz hebt sich diese Szene durch die Anwesenheit von zwei Königen und der rätselhaften, wahrscheinlich ebenfalls 513 Siehe El-Kordy, in: Fs Haikal, 184 und Hussy, Epiphanie und Erneuerung, 56–58. Interessanterweise treten diese Szenentypen auch in der Dekoration der Wabet von Philae auf (siehe Coppens, Wabet, 92–96, 99–10, 107–110, zum Zusammenhang der Szenen besonders 95), was einmal mehr auf den engen Zusammenhang von Wabet und Kiosk hindeutet (siehe dazu III 1.7). Siehe für eine aktuelle Literaturzusammenstellung zum täglichen Kultbildritual Altmann-Wendling, in: Pries (Hg.), Die Variation der Tradition, 118–119, Anm. 104. 514 So Hussy, Epiphanie und Erneuerung, 57–58. 515 Siehe zur Reihenfolge Hussy, Epiphanie und Erneuerung, 20 und die Übersicht auf 32. 516 D VIII, 26, 8–16* mit Taf. 709. Siehe zu dieser Szene Cauville, in: GM 226, 2010, 15; dies., Temple d’Isis II, 87–89; dies., in: BIFAO 91, 1991 (1), 103; dies., Fêtes d’Hathor, 46. 517 Für diese Dopplung hat sich m. E. noch keine überzeugende Lösung gefunden, siehe dazu Cauville, Temple d’Isis II, 89, die diese sehr vage auf die enge Bindung zwischen Hathor und Isis zurückführt, und dies., Guide archéologique, 66, wo sie angibt, dass dies mit den beiden Landeshälften zusammenhinge. Siehe zur Rolle des Königs grundsätzlich unten, III 3.4. 518 Die Handhaltung der beiden Könige in Szene 9 entspricht der in den Szenen 3 und 11 („Erde küssen“) im Kiosk (vgl. D VIII, Taf. 709 mit 704, rechts und 711), vgl. z. B. auch Hussy, Epiphanie und Erneuerung, 19– 20, Abb. 10a–b und 10d. Für sn t# spricht auch, dass davon in der Rede der Könige in einer ikonographisch sehr ähnlichen Szene im Isistempel (Temple d’Isis, 101, 18) ausdrücklich die Rede ist, wenngleich auch diese keinen Titel trägt. Elgawady, Schranken, 83 deutet diese Szene als „Gott anbeten“ (korrigiere das von ihm der einschlägigen Nummer PM VI, 94 (102) zugeordnete „Dok. 318“ zu „Dok. 317“, vgl. Elgawady, op. cit., 399–400). Die Szenen 18 und 24 mit dem Titel dw#-nTr auf der rückwärtigen Außenwand des Kiosks aber zeigen eine deutlich andere Handhaltung (siehe D VIII, Taf, 719, vgl. z. B. auch Hussy, Epiphanie und Erneuerung, 21, Abb. 11a, 11c und 12). 519 Cauville, Guide archéologique, 66.

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III Analyse und Auswertung

gedoppelten Gestalt hinter der Göttin von den anderen Ritualszenen ab.520 Wie Cauville zu einer Parallele zu dieser Szene, die sich im Isistempel findet, anmerkt, handelt es sich hierbei wohl um die Darstellung einer Statuengruppe, was der große Sockel unter den Figuren anzeigt.521 Auch die möglicherweise zweifach vorhandene Figur hinter Hathor dürfte ein Teil davon sein, zumindest finden sich in der zweiten Parallele im Sanktuar der Hathor hierzu Materialangaben.522 Was genau die Funktion dieser Figurengruppe ist, und inwiefern sie Teil der Handlungen im Kiosk war, lässt sich auch aus den Parallelen nicht erschließen. Dass die möglicherweise zweifach vorhandene Gestalt, die ihre Arme zu Hathor erhebt, etwas mit dem Sonnengott zu tun haben könnte, dessen Vereinigung mit der Göttin auch als Umarmung beschrieben wird (siehe III 4.2.1), ist ein verlockender Gedanke, der sich jedoch nicht untermauern lässt.523 Die Szene steht grundsätzlich mit dem Epitheton jmjt bzw. Hrjt-jb wj#.s in Zusammenhang, wie bereits von Cauville herausgearbeitet wurde, wodurch offenbar auf die Prozessionsbarke angespielt wird.524 Dementsprechend wird in der Beischrift der Hathor in Szene 9 betont, dass sie sich in der Barke wTs nfrw befindet.525 Auch die Krone, die Hathor hier trägt – eine Doppelkrone mit Straußenfedern, flankiert von Antilopenhörnern – ist typisch für den Zusammenhang mit dem festlichen Auszug der Göttin.526 Dies würde im Kontext der Neujahrsprozession natürlich gut passen, wodurch aber nicht ausgeschlossen ist, dass damit gleichzeitig auf die Sonnenbarke Bezug genommen wird, die auch sonst im Neujahrskontext eine Rolle spielt (III 5.3).527 Auf der West- und Südwand auf der Außenseite des Kiosks dominieren Speiseopfer, die hier verschiedenen Gruppen von Schutzgöttern verabreicht werden.528 Links und rechts von den Türen, auf der nördlichen und östlichen Außenwand des Tempels, finden sich Szenen, in denen eine Vielfalt an verschiedenen Opfergaben eine Rolle spielt. Zu Seiten des Osteinganges sind dies die Tableaus sHtp cXmt und sHtp Owt-Or, neben dem Nordeingang finden sich zwei große Speiseopfer (o#bt), wobei in Zusammenhang mit Letzteren die Bedeutung der Nahrung besonders hervorgehoben wird.529 Dies könnte mit der bereits in Kapitel III 2.1.4 besprochenen 520 In der Publikation (D VIII, Taf. 709) ist die Staffelung der Figur hinter Hathor nicht vermerkt, aufgrund von Zerstörungen ist sie auch vor Ort nicht eindeutig feststellbar. Die in dieser Hinsicht eindeutigen Parallelen (D III, 93, 15 – 94, 4, Taf. 201) und in Temple d’Isis, 101, 17 – 102, 11, Taf. 104) machen sie aber wahrscheinlich. Siehe für eine Möglichkeit der Deutung der beiden Könige als regierender Herrscher und Urkönig Beinlich/Hallof, Einführung, 80–83. 521 Cauville, Temple d’Isis II, 87–89 zu Temple d’Isis I, 101, 17 – 102, 11 (Taf. 104). 522 D III, 94, 3. Die ganze Szene findet sich in D III, 93, 15 – 94, 4 (Taf. 201), siehe dazu Cauville, Dendara III. Traduction, 172–173 und Richter, Theology, 379. 523 Vorschlag von Emmanuel Jambon. Beinlich/Hallof, Einführung, 80 sehen in Hathor und den beiden männlichen Gottheiten eine Art Urform der Triade von Dendara. 524 Cauville, in: GM 226, 2010, 15. 525 D VIII, 26, 12–13*. Siehe zu dieser Barke III 5.3. 526 Siehe dazu Preys, in: CRIPEL 23, 2003, 124–126 mit Abb. 3.2 und Richter, Theology, 99–101. 527 Siehe zur Interpretation dieser Szene und der gesamten Südwand auch unten, III 5.2. 528 So schon Eldamaty, in: Fs Haikal, 89 und Elgawady, Schranken, 84. Siehe zu den Schutzgöttern III 3.8.2, für Näheres zu den Speise- und Pflanzenopfern im Kiosk III 5.6. 529 Dies zeigt sich einerseits an der Betonung der Speisen und der Nahrungsaufnahme in den Texten, siehe z. B. D VIII, 31, 9* (wnm.T jm.sn); 31, 13* (Htpw Df#w) und 31, 16* (t# jwf Hnqt [k#w?]Df#w); D VIII, 33, 4–5* (dj.j n.k sXt Hr ms n.k k#w); 33, 5* (Ssp.n.j qrfw.k), andererseits auch in den zugehörigen Abbildungen (D VIII, Taf. 713–716). In den Szenen neben der Osttür hingegen ist Nahrung nur einer von vielen Bestandteilen des dargebrachten Opfers, weder die Texte noch die Darstellungen heben diese besonders hervor (D VIII, 36, 5 – 37, 9* und 43, 9 – 44, 4* mit Taf. 720 und 727). Aufgrund dieses Befundes sind die o#bt-Opferszenen auf Farbtaf. 4 zusätzlich mit einer blauen Markierung (für Nahrung) versehen.

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2 Architektur und Funktion

Bandeauinschrift aus Kammer F’ sowie der Türinschrift D VIII, 73, 13–14* zusammenhängen, die nahelegen, dass die Westtreppe beim Transport der Opfergaben, insbesondere der Nahrung, eine besondere Rolle spielte. Dementsprechend könnte man vermuten, dass das links und rechts der Nordtür dargebrachte o#bt-Opfer auch auf diesem Weg in den Kiosk gelangte bzw. vor dieser Tür aufgebaut wurde (siehe dazu III 2.2.4). Wenngleich Hathor in ihrer Relation zum Sonnengott eindeutig im Zentrum des Neujahrsrituals steht, so sind doch auch die sie begleitenden Gottheiten in das Geschehen im Kiosk involviert, was sich in der Dekoration der Innenseiten seiner Schrankenwände niederschlägt. Die Szenen dort richten sich nur zum Teil an Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw, die anderen Tableaus führen weitere Hathorformen sowie andere Gottheiten auf. Betrachtet man die Bezeichnungen der Götter, die in diesen Szenen allein oder ausnahmsweise auch zu zweit530 in einem überdachten Naos sitzend dargestellt sind (Taf. 22a), so fällt auf, dass fast alle der in den tragbaren Schreinen der Treppenprozessionen befindlichen Gottheiten ihre Entsprechungen im Kiosk haben (Tab. 10).531 Lediglich Horus von Edfu kommt als Opferempfänger im Dachkiosk nicht vor, dieser könnte sich jedoch auf der rechten Hälfte der südlichen Schranke der Westwand (neben Szene 11) befunden haben, deren Dekoration leider stark zerstört ist. Gottheiten in den Naoi der Treppenhäuser532 Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro Großer nbt pt Hnwt nTrw nbw Naos Or BHdtj nTr o# nb pt 1. Naos Owt-Or nbt Jwnt tpjt nt 2. Naos Ro534/Hrjt-tp nt Ro 3. Naos 4. Naos 5. Naos 6. Naos 7. Naos 8. Naos 9. Naos

Or-sm#-t#wj (nTr o#)535 Hrj-jb Jwnt JHy wr s# Owt-Or Or-sm#-t#wj-p#-xrd s# OwtOr Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro Hrjt st wrt Owt-Or nbt Jwnt t# mnjt Or-sm#-t#wj nTr o# nb %#-dj Wsjr ½Wnn-nfr m#o Xrw¼ nTr o# Hrj-jb Jwnt

Gottheiten auf den Innenseiten der Schranken des Kiosks533 Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt Szene 5 pt Hnwt nTrw nbw und 12 – – Owt-Or nbt [Jwnt] Hrjt-tp nt Szene 11 [Ro] nfrt Hr psDt m nbwt b#qt t#wj m stwt[.s …] Or-sm#-t#wj nTr o# Hrj-jb Jwnt Szene 4 wbn wbn m b#xw JHy wr s# Owt-Or Ro Ds.f Xnt Szene 3 J#t-djt Or-sm#-t#wj-p#-xrd s# Owt-Or Szene 2 Szene 10 Szene 8 Szene 7 Szene 1

Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro Hrjt st wrt Owt-Or t# mnjt nbt h# m HD.s Or-sm#-t#wj nb %#-dj nTr o# Hrjjb Jwnt Ro Ds.f Xnt ct-Ro Wsjr ½Wnn-nfr m#o Xrw¼ nTr o# Hrj-jb [Jwnt]

530 Dies ist nur bei Szene 1 der Fall (D VIII, 21, 9–18* mit Taf. 701). 531 So schon Cauville, Fêtes d’Hathor, 48. 532 Nach D VII, 186, 9* und 188, 12 – 189, 12*; D VII, 200, 1* und 202, 5 – 203, 10*; D VIII, 96, 11* und D VIII, 98, 13 – 99, 16*; D VIII, 117, 10* und 119, 5–14* sowie 121, 11 – 122, 6*. 533 D VIII, 21, 9* – 30, 14*. 534 So in D VII, 188, 14*. 535 In D VIII, 119, 9* fehlt nTr o#.

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III Analyse und Auswertung

10. Naos

Szene 6



#st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt (Hrjt-jb Jwnt)536 –





Szene 9





Szene 13





Szene 14

Szene 1

#st wrt mwt-nTr [nbt] J#t-djt Hrjt-jb Jwnt s#t nTrjt oS#t Xprw Or-s#-#st s# Wsjr nTr o# [Hrj-jb] Jwnt bjk nTrj Hrj srX Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro jtnt tpjt nt jtn [#st] wrt […] Jwnt nbwt popot m pr-nbw(t) Or-sm#-t#wj nTr o# Hrj-jb [mr?].f S#o wbn m nXb

Tab. 10: Die Gottheiten in den Naoi der Treppenhäuser und auf den Innenseiten der Schrankenwände des Kiosks im Vergleich.

Neben diesen offensichtlichen Zusammenhängen zur Treppendekoration werden im Innenraum des Kiosks aber noch zusätzliche theologische Schwerpunkte gesetzt: Es treten Götter als Opferempfänger auf, die keine Entsprechungen in den Darstellungen der Festprozession haben. Hier wäre zunächst Harsiese zu nennen, der in Szene 1 auf der nördlichen Innenwand des Kiosks hinter Osiris thront.537 Möglicherweise erklärt sich seine Präsenz aus der besonderen Verbundenheit mit seinem Vater, die auch dadurch betont wird, dass er mit ihm zusammen in einem Schrein sitzt. Harsiese ist hier also vielleicht nur als Ergänzung zu Osiris zu verstehen, der in den Treppenprozessionen durchaus seine Entsprechung hat. Dass Osiris hier gemeinsam mit seinem Sohn und Erben auftritt, könnte mit einer anderen Vater-Kind-Beziehung in Verbindung stehen, die im Neujahrsritual im Vordergrund steht. Damit wären Osiris und Harsiese innerhalb der Dekoration des Kiosks so etwas wie die rein maskuline Spiegelung der Vater-Tochter-Beziehung zwischen Hathor und dem Sonnengott. Das Auftreten zweier weiterer Opferempfänger in den Szenen 9 und 13, die keine Entsprechungen in den Treppentexten haben, lässt sich vielleicht durch ihr Verhältnis zu den beiden Achsen des Gebäudes erklären. So liegt Szene 9538 der Nordtür direkt gegenüber und somit genau auf der Nord-Süd-Achse. Dies könnte ein Grund dafür sein, warum hier nochmals eine Form der Hauptgöttin Owt-Or wrt nbt Jwnt auftritt, deren Bezeichnung hier jedoch noch um den Zusatz jrt Ro jtnt tpjt nt jtn539 erweitert wird. Vielleicht kann dies als Hinweis auf den Höhe- und Endpunkt des Rituals verstanden werden, an den sich das Verlassen des Gebäudes in Richtung Norden (vgl. III 2.1.4) anschließt. Szene 9 markiert somit den Startpunkt der Bewegung der Hathor auf der Nord-Süd-Achse, was das erneute Auftreten der Hauptgöttin an dieser Stelle erklären könnte. Das Vorkommen einer zweiten Form der Isis in Szene 13540 könnte durch das Bestreben motiviert sein, die die Türen umgebenden Tableaus bis zu einem gewissen Grad symmetrisch zu gestalten. So finden sich auf beiden Seiten der Osttür außen zwei miteinder korrespondierende Besänftigungsszenen, innen entsprechen sich zwei Natronopfer (Szenen 7 und 14), die sich jeweils an eine Form des Harsomtus richten. Die daneben liegenden Szenen 6 und 13

536 537 538 539 540

In D VIII, 99, 16* und 122, 5* ohne den Zusatz Hrjt-jb Jwnt. D VIII, 21, 9–18* mit Taf. 701. D VIII, 26, 8–16* mit Taf. 709. D VIII, 26, 12*. D VIII, 29, 11 – 30, 2* mit Taf. 712.

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2 Architektur und Funktion

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unmittelbar an der Tür haben zwar nicht den gleichen Ritualinhalt (Neujahrsband vs. Uräus), zeigen jedoch beide den gleichen Ritualempfänger, nämlich Isis. Szene 14541 zeigt eine weitere Form des Harsomtus, deren Benennung den Aspekt des Gottes, der aus der Lotosblüte hervorkommt, besonders hervorhebt. Dies evoziert einerseits die Urzeit, in der Harsomtus als Schlange aus dem Nun hervorkam, andererseits aber auch den Gott als Kind auf der Blüte, welches mit dem Sonnenlauf, insbesondere mit seiner morgendlichen Phase, in Verbindung gebracht werden kann.542 Dies passt ganz ausgezeichnet zum kultischen Kontext, der im Zeichen der Erneuerung des Sonnen- und Jahreskreislaufs steht. So wird im Kiosk die Göttergruppe, die sich am Neujahrstag im Gefolge der Hathor befindet, ergänzt, wobei die Gründe für das Auftreten der zusätzlichen Gottheiten ganz unterschiedlich zu sein scheinen. Ein wichtiges Element der Schrankendekoration sind auch die Bandeauinschriften, die unterhalb der Ritualszenen angeordnet sind, wobei es pro Schranke eine Inschrift gibt.543 Die Bandeauinschriften haben durchgehend die äußere Form einer Randzeile, die mit wnn beginnt (vgl. RZ als Bandeau im Katalog der Textbestandteile in II 2). In der überwiegenden Anzahl von ihnen folgt darauf eine Bezeichnung für den Tempel von Dendara, dessen ausgezeichnete Beschaffenheit und dessen Feststimmung beschrieben werden (siehe die Übersicht auf Taf. 22b).544 Lediglich auf der südlichen Schranke der östlichen Außenwand und auf der östlichsten Szene der südlichen Innenwand finden sich an dieser Stelle Benennungen des Kiosks (h#yt, w#Dyt).545 Auf der Außenseite der Südwand steht nach wnn jeweils ein Gruppenname für die Schutzgötter, die in diesen Szenen als Opferempfänger auftreten ([sXmw?] nTrjw, s#wtjw, jmjw-s#.f),546 hier ist also der Bezug der Bandeautexte zu den darüberliegenen Tableaus evident. Während die Bandeauinschriften den unteren Abschluss der Dekoration des Kiosks darstellen, wird dieser nach oben hin von Architravinschriften und einer darüber befindlichen Hohlkehle abgeschlossen. Auf den Architraven der Nord- und Ostseite des Gebäudes finden sich jeweils zwei Inschriften, die links und rechts einer geflügelten Sonnenscheibe platziert sind und von außen nach innen zu lesen sind.547 An entsprechender Stelle auf der Westseite ist in der Mitte eine Kiosk-Hieroglyphe ( ) angebracht, die den Anfang zweier Inschriftenzeilen bildet, welche von dort nach außen verlaufen.548 Auf der Südseite befindet sich nur ein einziger Text, der über die gesamte Breite des Gebäudes von links nach rechts läuft.549 Während die Architravinschriften der nördlichen und östlichen Seite Aussagen über die positiven Eigenschaften der Flügelsonne machen und ihre Schutzfunktion hervorheben, geht es auf der Westseite um den Kiosk, seine Bezeichnungen (siehe dazu III 2.2.3) und die Dauerhaftigkeit seiner Existenz. Die südliche Inschrift bezieht sich auf die Hauptgöttin des Tempels und beschreibt sie mit zahlreichen Epitheta. 541 D VIII, 30, 4–14* und Taf. 712. 542 Siehe Cauville, Harsomtous, 83–122, 153–155 und auch Waitkus, in: SAK 30, 2002, 376–394. 543 D VIII, 21, 17–18*; 22, 11–12*; 23, 9–11*; 24, 4–5*; 25, 5–7*; 26, 3–5*; 26, 14–16*; 27, 13–15*; 28, 12– 14*; 29, 6–7*; 30, 12–14*; 32, 5–6*; 33, 7–8*; 34, 14–16*; 35, 17–18*; 37, 6–9*; 38, 10–13*; 40, 1–3*; 41, 5–7*; 42, 5–6*; 43, 3–4*; 44, 4*. 544 So auch El-Kordy, in: Fs Haikal, 178. 545 D VIII, 26, 3* und 37, 6*. 546 D VIII, 38, 10*; 40, 1*; 41, 5*. 547 D VIII, 19, 6*; 19, 8*; 19, 12–13*. 548 D VIII, 20, 3–4* und 6–7*. 549 D VIII, 20, 10–12*.

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III Analyse und Auswertung

Grundsätzlich können drei Aspekte hervorgehoben werden, die in der Gesamtdekoration des Kiosks eine besondere Rolle spielen. Hierbei wäre zunächst das zentrale Thema des Schutzes550 zu nennen, das in vielen Bestandteilen des Gebäudes betont wird. Schon die architektonische Gestaltung des Kiosks, genauer gesagt der Schranken mit ihren Hohlkehlen und Uräenfriesen, die Khaled Elgawady zufolge eine primär protektive Funktion haben,551 drücken diesen Schwerpunkt aus. In Bezug auf die Inschriften und bildlichen Darstellungen fällt die große Bedeutung der Schutzgötter vor allem auf der Außenseite des Gebäudes auf. Sie erhalten meist ein Fleischopfer, das ebenfalls auf die Abwehr von Feinden hinweist.552 Auf der Innenseite, genauer gesagt auf der südlichen Innenwand, wird ein schützendes Amulett dargereicht. Dabei geht es nicht nur um den Schutz der Götterbilder, sondern auch um den des Königs, wie Mamdouh Eldamaty anhand der ungewöhnlich vielfältigen Rückenschutzformeln in den Ritualszenen des Kiosks festgestellt hat.553 Der zweite große Themenkomplex in der Dekoration des Kiosks dreht sich um die Versorgung und Verehrung der Kultstatue im Rahmen des zentralen Festrituals. Während das Darreichen von Opfergaben vor allem auf der südlichen, östlichen und nördlichen Wand dargestellt ist, betont die Ausschmückung der Westwand die vom täglichen Kultbildritual inspirierten Verehrungshandlungen an der Götterstatue. Dies lässt darauf schließen, dass der Westwand des Gebäudes eine Sonderfunktion zukommt und dass die Hauptachse des Gebäudes die Ost-West-Achse ist (dazu auch III 2.2.4). Das dritte Thema, das die Dekoration des Kiosks prägt, ist die Repräsentation verschiedenster zeitlicher Einheiten, aus denen sich das Jahr zusammensetzt. Die Anzahl der Säulen kann mit den zwölf Monaten, aber auch mit den zwölf Tages- oder Nachtstunden in Verbindung gebracht werden. Ebenfalls mit den Monaten und zudem mit den Epagomenen verknüpft sind die Musikantinnen auf den Säulen (III 3.8.3). Ein Teil der Schutzgötter auf den Schrankenwänden verkörpert zudem die 18 letzten Tage des Jahres und kann somit als Hinführung zum Neujahrstag verstanden werden (III 3.8.2). Die 36 Gottheiten am Ostzugang zum Kiosk schließlich stehen für die 36 Dekaden, aus denen das ägyptische Jahr bestand (III 3.8.1). So ist das neue Jahr, unterteilt in große und kleine Zeiteinheiten, bereits in der Architektur und Dekoration des Gebäudes vertreten, das der Schauplatz seiner rituellen Eröffnung ist. 2.2.2 Architekturgeschichtlicher Kontext und Symbolik des Daches und des Kiosks Die Positionierung von Gebäuden auf dem Dach hat in der ägyptischen Architektur Tradition, so deuten bereits Hausmodelle des Mittleren Reiches auf solche Aufbauten hin. Dachgebäude konnten aus leichten Materialien errichtet sein und bei Bedarf auf- und wieder abgebaut werden, aber auch fest installierte Konstruktionen waren möglich.554 Die architektonische Form des aus Stein erbauten Kiosks geht dementsprechend wohl auf leichte Baldachine aus Holz

550 Auch El-Kordy, in: Fs Haikal, 183–184 betont besonders die bedrohte Lage, in der sich die Götterstatue im Kiosk befindet, und die Schutzfunktion des umgebenden Gebäudes. 551 So Elgawady, Schranken, 9. 552 Siehe Eldamaty, in: Fs Haikal, 89. 553 So Eldamaty, in: Fs Haikal, 83–91. 554 Siehe dazu Endruweit, Städtischer Wohnbau, 51–52.

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2 Architektur und Funktion

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zurück, die mit Textilien oder Matten überdacht und auch seitlich von der Außenwelt abgeschirmt waren.555 Auch die Schrankenwände haben offenbar mobile Vorbilder aus Holz,556 die vielleicht an Stangen aufgehängte Tücher557 imitieren. Thronbaldachine, die aus Säulen mit einer Überdachung bestanden und meist auf einem Podest ruhten, sind insbesondere von Königen des frühen Neuen Reiches bekannt. Sie dienten der Kommunikation des Königs mit seinen Beamten oder einer ausgewählten Öffentlichkeit. Gaben nahm der König in diesen Konstruktionen sitzend entgegen. Darstellungen zeigen bis zu drei Kioske, die den König umgaben, sie bestanden aus überdachten Säulen und befanden sich meist auf einem Podest, das durch eine Treppe oder Rampe zugänglich war.558 In Verbindung mit dem Dachkiosk in Dendara ist besonders eine Darstellung aus dem Grab des Kenamun interessant, die Amenophis II. in einem Kiosk zeigt, wie er Neujahrsgeschenke annimmt (Taf. 23a).559 Wenngleich die architektonische Form des Kiosks hier nicht im Tempelkontext, sondern im Zusammenhang mit weltlicher Herrschaftsrepräsentation auftritt, so zeigt sich doch schon hier ihre Nutzung zur Feier des Jahresbeginns und zum Empfang von besonderen Gaben zu diesem Anlass. Aus dem Thronbaldachin heraus entwickelte sich in der Amarnazeit das Erscheinungsfenster, das offenbar auch Einfluss auf die Formveränderung des parallel dazu weiter verwendeten Kiosks (siehe Taf. 24a) hatte.560 Hierbei wäre insbesondere die Gestaltung der Fassade des Erscheinungsfensters hervorzuheben, die links und rechts des zentralen Elements halbhohe Wandteile mit Uräenfriesen aufwies und damit sehr den späteren Kioskvarianten ähnelt. Ein für die Amarna-Fenster typisches Element ist auch der durchbrochene Sturz über der zentralen Öffnung, der sich noch im Gebäude auf dem Dach des Tempels von Dendara wiederfindet (siehe Taf. 23b und zum „broken lintel“ oben, III 2.2.1).561 Als wichtiger gemeinsamer Aspekt von Erscheinungsfenster und Dachkiosk ist die Offenheit der Konstruktion zu betonen, die eine Interaktion des dahinter bzw. darin befindlichen Königs oder Gottes mit der Außenwelt ermöglichte. Während es in Amarna allerdings um einen Kontakt sowohl mit den Strahlen des Sonnengottes als auch mit der Volksmenge ging, stand in Dendara vor allem der Dialog zwischen der im Kiosk befindlichen Hathor und Re im Vordergrund, ein größeres Publikum spielte dabei kaum eine Rolle (siehe III 3.9). Wie Petra Vomberg ausführt, verlor das Erscheinungsfenster nach dem Ende der Amarnazeit schnell an Bedeutung und entwickelte sich zu

555 Siehe Arnold, Temples of the Last Pharaohs, 284; ders., Encyclopaedia, 130; ders., in: Bietak (Hg.), Archaische Griechische Tempel, 107; Elgawady, Schranken, 6. Borchardt, Tempel mit Umgang, 30–31 geht von einer ursprünglichen Mattenkonstruktion aus. 556 Siehe dazu Arnold, Temples of the Last Pharaohs, 302; Elgawady, Schranken, 7. Vgl. Helck, in: LÄ III, 441– 442, s.v. „Kiosk“. 557 So Goedicke, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 41. 558 Siehe den Überblick mit detaillierten Beschreibungen und Literatur bei Vomberg, Erscheinungsfenster, 271– 285 und die Zusammenfassung bei Elgawady, Schranken, 90. 559 Zu Taf. 23a, die Davies, Ḳen-Amūn I, Taf. 11 entspricht, gehören auch der Text (ebd., Taf. 13) und eine riesige Menge an Opfergaben (ebd., Taf. 15–24). Siehe dazu erläuternd ebd., 22–25 und Vomberg, Erscheinungsfenster, 272. 560 So Vomberg, Erscheinungsfenster, 275–280, 282–283 und Elgawady, Schranken, 90. 561 Siehe dazu die Beschreibung der in Taf. 23b wiedergegebenen Szene aus dem Grab des Merire I. und die Überlegungen zur architektonischen Rekonstruktion bei Vomberg, Erscheinungsfenster, 59–70 sowie die Rekonstruktionsmöglichkeiten ebd., Taf. 1–4. Vgl. zu der These, dass Schranken im eigentlichen Sinne eine Entwicklung der Amarnazeit sind, Elgawady, Schranken, 6–7.

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III Analyse und Auswertung

einer modifizierten Form des Kiosks zurück, wobei aber architektonische Spuren des kurzen Intermezzos unter Echnaton erhalten bleiben.562 Der Kiosk in Dendara, gegebenenfalls unter Einbezug der Treppen, kann nicht nur zu den beschriebenen Gebäuden, die der Kommunikation des Königs mit seinem Volk dienten, sondern auch zu einer Vielzahl an Bauwerken im Kontext des Tempelkultes in Beziehung gesetzt werden. Eine Gebäudegruppe, die aufgrund ihrer besonderen theologischen Ausrichtung besonders relevant ist, stellen die Sonnenheiligtümer oder -altäre verschiedener Epochen dar. Hierbei wären als weit entfernte Verwandte zunächst die Sonnenheiligtümer des Alten Reiches563 zu nennen, die bereits mit einem erhöhten Teil – einem Obelisken auf einem Sockel – geprägt waren und bei denen die Kultausübung unter freiem Himmel eine große Rolle spielte. Eine grundlegende funktionale Gemeinsamkeit mit dem Dachkiosk in Dendara lassen dann Bestandteile der teilweise als Swt Ro bezeichneten Re-Kultstätten des Neuen Reiches vermuten. Rainer Stadelmann564 geht zur Untersuchung dieser Gebäudegruppe von einer Reliefdarstellung im amarnazeitlichen Grab des Huja aus, die für das Swt Ro der Teje auf eine Zweiteilung in einen Hof mit einem erhöhtem Altar sowie auf ein daran durch eine Treppe angebundenes Kiosk-Heiligtum mit Pylonfassade (Taf. 24b) schließen lässt. Diese grundlegenden Merkmale glaubt er auch in späteren Sonnnenheiligtümern erkennen zu können, die überwiegend in den Totentempeln des thebanischen Raums nachgewiesen worden sind. Im Zusammenhang mit dem Dachkiosk in Dendara ist die Darstellung aus Amarna besonders interessant, da sie ein im Kontext der Sonnenverehrung stehendes erhöhtes, mit Säulen versehenes Gebäude zeigt und somit als Vorläufer in Frage kommt. Im Vergleich mit den schriftlichen Quellen der Amarnazeit, die das Swt Ro nennen, fällt zudem auf, dass die so bezeichneten Gebäude stets explizit mit königlichen Frauen in Verbindung gebrach wurden, deren Vereinigung mit dem als Sonnengott verehrten Herrscher hier möglicherweise gefeiert wurde.565 In seinen Grundzügen klingt dieses Konzept vielleicht noch im Tempel von Dendara an, denn auch hier geht es schließlich um die Vereinigung einer Frau (Hathor) mit Re.566 Wie schon Kirsten Konrad und Janusz Karkowski angemerkt haben, ist Rainer Stadelmanns auf der Darstellung des Swt Ro bei Huja basierende Argumentation insofern problematisch, als sie von einem singulären, archäologisch nicht nachgewiesenen Beispiel ausgeht und 562 Vomberg, Erscheinungsfenster, 279, 283. 563 Siehe zu den Sonnenheiligtümern des Alten Reiches im Kontext der späteren Entwicklungen Janàk et al., in: Bártak et al. (Hgg.), Abusir and Saqqara in the year 2010, 438–442; Traunecker, in: Étienne/Le Dinahet (Hgg.), L’espace sacrificiel, 249; Stadelmann, in: MDAIK 25, 1969, 178; Arnold, Tempel, 35–36; Karkowski, Deir el-Bahari VI, 86. Skeptisch in Bezug auf eine direkte Verwandtschaft zwischen den Sonnenheiligtümern des Alten Reiches und dem Swt Ro äußert sich jedoch Konrad (Architektur, 200–201). 564 Stadelmann, in: MDAIK 25, 1969, 159–178. Siehe zu den Sonnenheiligtümern des Neuen Reiches, insbesondere zu dem Swt Ro genannten Gebäudetypus auch ders., in: LÄ V, 1103–1104, s.v. „Sonnenschatten“; Konrad, Architektur, 188–205; Coppens, in: Frood/Raja (Hgg.), Redefining the Sacred, 137–139; ders., Wabet, 209–212; Jának, in: Bárta et al. (Hgg.), Abusir and Saqqara in the year 2010, 439–440; Badawy, in: ZÄS 102, 1975, 79–81; Traunecker, in: Étienne/Le Dinahet (Hgg.), L’espace sacrificiel, 249–258; Arnold, Tempel, 36–37; Verbovsek, in: Fs Graefe, 253–257; Ernst, in: ZÄS 128, 2001, 1–6; ders., in: GM 176, 2000, 53–57; Spencer, The Egyptian Temple, 119–125; Cooney, in: JARCE 37, 2000, 37–39; Karkowski, Deir elBahari VI, 87–118; Williamson, Nefertiti’s Sun Temple, insbesondere 14–25 (Überblick zum Swt Ro). Eine grundsätzliche Verknüpfung des Swt Ro mit dem Kiosk in Dendara und Edfu vermutete bereits Coppens, Wabet, 212. 565 Siehe Stadelmann, in: MDAIK 25, 1969, 165 und ausführlich Konrad, Architektur, 202–204. 566 Das Vorhandensein eines Dachkiosks in Edfu (siehe weiter unten in diesem Kapitel), der vor allem Horus zugewiesen war, zeigt allerdings, dass die Kulthandlungen in diesem Gebäudetypus in griechisch-römischer Zeit nicht ausschließlich auf weibliche Gottheiten beschränkt waren.

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2 Architektur und Funktion

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versucht, diesem die architektonische Vielfalt der tatsächlich erhaltenen Sonnenheiligtümer strukturell unterzuordnen.567 Tatsächlich findet sich zwar in den dem Sonnenkult geweihten Bereichen der Totentempel regelmäßig ein offener Altarhof, an diesen schließt sich aber meist eine auf dem Höhenniveau des Hofes liegende Sonnenkapelle an.568 Inwiefern also ein wirkliches „Hochheiligtum“569 dazugehörte, ist fraglich, zumal die Dachfläche des Tempels, die als Position für dieses in Frage kommt, meist nicht erhalten ist. Festzustellen ist aber immerhin, dass die Sonnenräume im Erdgeschoss häufig in der Nähe einer Treppe liegen, die auf das Dach führte.570 Für Medinet Habu, wo dies auch der Fall ist, geht Stadelmann davon aus, dass der Raum zwischen den Türmen des zweiten Pylons die Rolle eines Hochheiligtums – dem Kiosk in Amarna entsprechend – einnimmt. Dieser Zusammenhang wird seiner Ansicht nach durch die Präsenz einer Pylonfassade an der erhöhten Kapelle in der Darstellung im Grab des Huja bestätigt.571 Dass der ebenerdige Altarhof, seine Kapelle und die sich anschließende Treppe mit dem Pylonheiligtum in Verbindung stehen, ist nicht unwahrscheinlich, da auch dieses eindeutig dem Sonnenkult geweiht war.572 Alternativ wäre aber auch ein Aufbau auf dem heute zerstörten Dach des Tempels denkbar, wobei ein Pavillon nicht ausgeschlossen werden kann.573 Von den Pylon-Heiligtümern abgesehen sind erhöhte Räume mit Bezug zum Sonnenkult, die als Vorläufer des Dachkiosks in Dendara in Frage kommen, auch im Achmenu von Karnak und in Abu Simbel belegt. Bei dem Beispiel in Karnak handelt es sich um einen Altarhof, der über eine Treppe zu erreichen ist, er war wahrscheinlich von einer Mauer umgeben.574 Da von der Dekoration dieses Raumes aber nicht viel erhalten ist, lässt sich keine Aussage über gegebenenfalls vorhandene Gemeinsamkeiten mit dem Kiosk von Dendara machen. In besserem Zustand ist das Sonnenheiligtum, das an die Fassade des großen Tempels von Abu Simbel angebaut ist. Mit dem Swt Ro aus der erwähnten Amarna-Darstellung teilt es die Pylon-Fassade, die hier allerdings von dem Zugang getrennt ist, welcher vom Inneren des Felstempels aus erreichbar ist.575 Mit dem Kiosk in Dendara hat diese kleine Kapelle die erhöhte Position, die 567 Siehe Konrad, Architektur, 204–205 und Karkowski, Deir el-Bahari VI, 88–89, zu den teilweise großen architektonischen Unterschieden zwischen den einzelnen Heiligtümern zusammenfassend Karkowski, op. cit., 87 und 117–118. 568 Siehe die Beschreibungen der einzelnen Raumkomplexe bei Karkowski, Deir el-Bahari VI, 89–92 mit Taf. 89–90, 93 (Tempel Sethos’ I. in Qurna, Ramesseum, Tempel des Merenptah, Medinet Habu) und 121–122 mit Taf. 12–15 (Deir el-Bahari). 569 Stadelmann, in: MDAIK 25, 1969, 165. 570 So im Tempel Sethos’ I. in Qurna (Karkowski, Deir el-Bahari VI, 91 mit Taf. 89A), im Tempel von Medinet Habu (Karkowski, op. cit., 90 und Taf. 93A) und vielleicht auch im Ramesseum (Karkowski, op. cit., 90). 571 So Stadelmann, in: MDAIK 25, 1969, 171–172. 572 Die Reste der Darstellungen sind publiziert in Medinet Habu V, 253A, siehe dazu auch Karkowski, Der elBahari VI, 101 und vergleichend die Dekoration des Raums zwischen den Pylontürmen des ersten Pylons (Medinet Habu VI, Taf. 430–433 mit Karkowski, op. cit., 100–101). Siehe zu Pylonheiligtümern im Allgemeinen Graefe, in: OLP 14, 1983, 55–79; Verbovsek, in: Fs Graefe, 253–257; Fauerbach, Pylon, 117–120. 573 Siehe zum Erhaltungszustand des Daches Stadelmann, in: MDAIK 25, 1969, 171, Anm. 6. Die hier beschriebenen Spuren, die auf eine Überdachung des Prozessionsweges aus leichten Materialien hindeuten, belegen, dass Aufbauten auf dem Dach hier eine Rolle spielten. 574 Siehe dazu Traunecker, in: Étienne/Le Dinahet (Hgg.), L’espace sacrificiel, 249–258 mit Taf. 71–74; Ernst, in: ZÄS 128, 2001, 1–6; ders., in: GM 176, 2000, 53–57; Karkowski, Deir el-Bahari VI, 105–108 mit Taf. 86A; Konrad, Architektur, 199–200. Auch Elgawady, Schranken, 83 stellt einen Bezug zwischen diesem Teil des Achmenu und dem Kiosk in Dendara her. 575 Siehe zu Architektur und Dekoration dieses Heiligtums Achirie/Jacquet, Le grand temple d’Abou Simbel I,1, 18–23 mit Taf. 61–62 und 86–93; Černý/Youssef, Abou-Simbel; Karkowski, Deir el-Bahari, 112–115 mit

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III Analyse und Auswertung

Zugänglichkeit über eine Treppe und den Bezug zum Sonnenaufgang an einem bestimmten Tag gemeinsam.576 Auch die Ausschmückung ist in beiden Fällen grundsätzlich solar geprägt, wenngleich sich darüber hinausgehend keine gemeinsamen Dekorationselemente feststellen lassen. Zusammenfassend ist zu den Sonnenheiligtümern des Neuen Reiches zu sagen, dass diese ein Hochheiligtum enthalten konnten, das funktional und manchmal auch formal an den Kiosk in Dendara erinnert.577 Das Ensemble der im Tempelhaus befindlichen Sonnenhöfe und der zugehörigen Kapellen dagegen legt aufgrund seiner Position innerhalb der Gesamtkonstruktion und seines zweiteiligen Aufbaus eher einen Bezug zur Wabet der späten Tempel mit ihrem Vorhof nahe.578 Wenn also sowohl Wabet und Neujahrshof als auch der Dachkiosk vielleicht Vorläufer in zusammengehörigen Bestandteilen der solaren Raumkomplexe des Neuen Reiches haben, so erklärt sich daraus möglicherweise die in III 1.7 anhand von Architektur und Dekoration festgestellte, besonders enge Beziehung zwischen der Wabet und dem Kiosk. Als wichtige Elemente in der Entwicklung der Sonnenkultstätten nach dem Neuen Reich dürfen das berühmte Gebäude des Taharka am Heiligen See in Karnak einerseits sowie die so genannten Re-Harachte-Kapellen oder Thronräume in einigen Tempeln aus napatanischer und meroitischer Zeit andererseits hier nicht unerwähnt bleiben. Vom oberirdischen Teil des Taharka-Baus ist nur wenig erhalten, eine Rampe und ein erhöhter Sonnenhof scheinen aber vorhanden gewesen zu sein579 – somit liegen architektonische Anknüpfungspunkte zu den beschriebenen Sonnenheiligtümern des Neuen Reiches und vielleicht auch zum Dachkiosk in späterer Zeit vor. Die Ausschmückung der besser erhaltenen unterirdischen Kammern dieses Gebäudes thematisiert vor allem die Wiedergeburt des Amun als Re und kombiniert so Elemente des Osiriskultes mit Aspekten der Sonnenverehrung.580 Die ebenfalls vermutlich mit dem Sonnenkult in Verbindung stehenden Räume in einigen nubischen Tempeln sind langgestreckt, an der Ost-West-Achse orientiert und befinden sich in der Nähe des Sanktuars. Charakterisiert werden sie durch eine erhöhte Plattform, die im Westen lag und nach Osten hin ausgerichtet war, wobei dieser Bereich nach oben hin offen war, so dass die Morgensonne ihn bescheinen konnte.581 Grundsätzlich haben diese erhöhten ThronTaf. 91–92; Stadelmann, in: MDAIK 25, 1969, 176–177; Coppens, Wabet, 211. 576 Siehe zur Ausrichtung der Kapelle in Abu Simbel Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 73–74; vgl. Karkowski, Deir el-Bahari VI, 115 mit Taf. 92C. Einen Zusammenhang zum Dachkiosk stellt schon Elgawady, Schranken, 83 her. 577 Ein Swt Ro, das mit einem Haus determiniert ist, wird einmal sogar in einer Ritualszene der Treppenkammer genannt, wo der Schlangengott c#-Owt-Or als Xntj Swt Ro „Vorsteher des Schattens des Re“ bezeichnet wird (D VII, 155, 2*). Hierbei handelt es sich allerdings um ein nur einmal belegtes Epitheton (LGG V, 865b), so dass nicht sicher ist, ob ein Zusammenhang mit dem Dachkiosk besteht. Einerseits ist der „Sohn der Hathor“ zwar auch dort als Schutzgottheit repräsentiert (allerdings ohne dieses Epitheton, siehe dazu III 3.8.2), andererseits ist er aber theologisch primär mit dem Kult für die Urgötter auf dem anderen Nilufer verbunden (III 3.8.5). Bei dem in Raum V genannten Swt Ro könnte es sich demnach auch um einen Kultbau außerhalb des Tempelbezirks der Hathor gehandelt haben. 578 Vgl. Coppens, Wabet, 211–212; ders., in: Frood/Raja (Hgg.), Redefining the Sacred, 137–139; Janák et al., in: Bárta et al. (Hgg.), Abusir and Saqqara in the year 2010, 439–440. 579 Siehe Cooney, in: JARCE 37, 2000, 17–18, insbesondere Abb. 1. 580 Siehe Coppens, in: Frood/Raja (Hgg.), Redefining the Sacred, 139–140; ders., Wabet, 212–215; Janák et al., in: Bárta et al. (Hgg.), Abusir and Saqqara in the year 2010, 440; Karkowski, Deir el-Bahari VI, 115–117; vgl. zum Gebäude des Taharka und seiner Dekoration grundsätzlich Cooney, in: JARCE 37, 2000, 15–47 und Parker et al., The Edifice of Taharqa; zudem Assmann, in: ZÄS 110, 1983, 91–98 (Hinweis Joachim Friedrich Quack). 581 Siehe Coppens, Wabet, 215–219; ders., in: Frood/Raja (Hgg.), Redefining the Sacred, 140–143; Janák et al.,

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2 Architektur und Funktion

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oder Opferplattformen also eine mit dem Kiosk in Dendara übereinstimmende geographische Situierung und ihre Ausrichtung entspricht der seines Haupteingangs. In welcher Weise und zu welcher Zeit diese Räume genutzt wurden, ist bislang noch umstritten. Aufgrund der Orientierung liegt eine Deutung als Sonnenkultstätte mit Opferaltar nahe, aber auch die Nutzung als Krönungsraum mit einer Plattform für den Thron ist möglich. Grundsätzlich schließt das eine das andere nicht aus, weil insbesondere die nubischen Herrscher sich explizit mit dem Sonnengott identifizierten. Da der Neujahrstag sowohl in Nubien als auch in Ägypten als besonders günstige Zeit zur Erneuerung der königlichen Macht betrachtet wurde (siehe III 3.4), wären Kulthandlungen zu diesem Anlass in den besagten Räumen durchaus denkbar.582 Neben den beschriebenen Gebäuden und Raumkomplexen, die vor allem durch ihren Bezug auf den Sonnenkult mit dem Kiosk in Dendara in Verbindung gebracht werden können, gibt es eine ganze Reihe von architektonisch ähnlich gestalteten Bauten, die primär mit der Bewegung der Götterstatue inner- und außerhalb des Tempelbezirks verknüpft sind. Hier wären zunächst die Barkenstationen oder Prozessionsheiligtümer583 zu nennen, die in mehr oder weniger weiter Entfernung584 vom Tempelhaus temporäre Aufenthaltsorte und Schutzräume für die Gottheit darstellten. Als frühestes Beispiel für diesen Typus gilt die Weiße Kapelle Sesostris’ I. aus Karnak,585 die bereits die später in den Beispielen des Neuen Reiches gefestigten Merkmale aufweist. Der auf einem Podest befindliche, durch zwei flache Treppen mit Mittelrampe und zwei Türen in den Schmalseiten des Gebäudes erreichbare Barkenraum ist von einem Pfeilerumgang umgeben. Wie im Fall des Kiosks in Dendara (siehe III 2.2.4) ist die Konstruktion auf ein Durchschreiten des Gebäudes angelegt. Ab Amenophis III. sind in dieser Gebäudeform auch Säulen an Stelle der Pfeiler belegt.586 Ein besonders interessantes Beispiel für eine Barkenstation stellt die Kapelle des Hakoris in Karnak dar.587 Dieses Monument war unmittelbar mit der Nutzung der großen Flussbarke wsr-H#t verbunden, auf der die tragbare Prozessionsbarke des Amun mitsamt dem Götterbild zu bestimmten Feierlichkeiten transportiert wurde. Es handelt sich also um eine Art Landekiosk,588 in dem die Barke mit der Statue vor ihrer Verladung auf das im Wasser liegende Schiff vorbereitet werden konnte. Wie Claude Traunecker feststellte, der die Nutzung der Kapelle sehr schlüssig rekonstruieren konnte, spiegelt sich diese Funktion auch in der architektoni-

in: Bárta et al. (Hgg.), Abusir and Saqqara in the year 2010, 441; Konrad, Architektur, 215–216. 582 So Traunecker, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 272–274; Coppens, Wabet, 218; ders., in: Frood/Raja (Hgg.), Redefining the Sacred, 143–143. 583 Siehe zu den Merkmalen eines Stationsheiligtums Schlüter, Sakrale Archiektur, 437; Haeny, in: Bietak (Hg.), Archaische Griechische Tempel, 95–96; Stadelmann, in: LÄ V, 1259, s.v. „Stationsheiligtum“; Arnold, Tempel, 37. Arnold, in: Schwandner/Rheidt (Hgg.), Macht der Architektur, 16. 584 Als Sonderform des Stationsheiligtums verstanden werden können Vorbauten, die sich teilweise direkt an den Pylon anschließen, teilweise aber auch als eigenständiger Bau ausgeführt sind. Siehe dazu Badawy, in: ZÄS 120, 1975, 79–90 und Arnold, Temples of the Last Pharaohs, 282–284. 585 So Schlüter, Sakrale Architektur, 436, Anm. 1972, der die Weiße Kapelle allerdings versehentlich Sethos I. zuordnet. 586 Siehe Elgawady, Schranken, 82. 587 Siehe zu dem Gebäude grundsätzlich Lauffray, Achôris und Traunecker et al., Achôris II. 588 Siehe zu den Landungskiosken früherer Epochen, die wohl aus leichteren Materialien erbaut waren, Badawy, in: ZÄS 102, 1975, 81. Auch in griechisch-römischer Zeit waren solche Gebäude nicht immer aus Stein erbaut, vgl. die Barkenkapelle nördlich des heiligen Sees von Dendara, die wahrscheinlich – abgesehen von der heute noch erhaltenen Tür aus Sandstein – aus Ziegeln erbaut war, siehe Cauville et al., in: BIFAO 93, 1993, 79–172.

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III Analyse und Auswertung

schen Gestaltung des Gebäudes. Im Norden liegt eine schmale Tür, durch welche die Götterbarke mit dem Bug voran hineingetragen wurde. Im östlichen, von drei Wänden umgebenen Teil des Gebäudes konnte sie dann auf einem Sockel abgestellt werden, von dem aus sie nach Westen aus dem Gebäude bewegt und auf das Schiff verladen wurde. Dank der großen Öffnung in der Westwand musste die Götterbarke dazu nicht gedreht werden, sondern wurde seitlich transportiert (siehe Taf. 24c).589 Im Vergleich mit dem Kiosk in Dendara fällt die Positionierung der Zugänge auf, die bei beiden Gebäuden nicht – wie sonst oft bei Stationsheiligtümern – gegenüber liegen, sondern im rechten Winkel zueinander angebracht sind. So passt sich also die Positionierung der Zugänge den besonderen Erfordernissen des Kultgeschehens an, mit dem das Gebäude jeweils verbundenen ist. Ein Beispiel für eine Barkenstation, das dem Kiosk in Dendara gestalterisch und auch entstehungszeitlich sehr nahesteht, ist der so genannte Trajanskiosk auf Philae (Taf. 25), der wahrscheinlich bereits unter Augustus errichtet wurde.590 Mit 15 m Höhe ist dieses Gebäude natürlich viel größer als der Dachkiosk, auch besteht er aus 14 statt aus zwölf Säulen, die zudem nicht mit Sistrum- sondern mit Pflanzenkapitellen versehen sind. Gemeinsam sind den beiden Bauwerken jedoch die Schrankenwände, die beiden Türen mit durchbrochenem Sturz und die Hohlkehle unterhalb des Daches. Zudem finden sich auch am Trajanskiosk Spuren einer hölzernen Überdachung, die nach Ludwig Borchardt ebenfalls gewölbt zu rekonstruieren ist.591 Mit den Barkenstationen eng verknüpft und vielleicht sogar als solche zu identifizieren592 sind auch Gebäude, die die Bezeichnung m#rw tragen. Sie verweist – zumindest in ihrer sekundären Ausdeutung – auf die Durchsichtigkeit der Konstruktion und die Möglichkeit, den darin befindlichen Gott zu erblicken – eine Eigenschaft, die auch auf den Dachkiosk in Dendara zutrifft.593 Verschiedene so genannte Gebäude sind aus Texten von der 18. Dynastie bis in die griechisch-römische Zeit belegt, wobei diese nicht immer auf die genaue Form des Bauwerkes schließen lassen. Ihnen allen gemeinsam zu sein scheint, dass sie – wie auch der 589 Siehe dazu Traunecker et al., Achôris II, 95–98. 590 So Haeny, in: BIFAO 85, 1985, 230; vgl. Arnold, Temples of the Last Pharaohs, 235; ders., Encyclopaedia, 25; ders., in: Bietak (Hg.), Archaische Griechische Tempel, 111; Elgawady, Schranken, 87. 591 So Borchardt, Tempel mit Umgang, 13–14. Vgl. Arnold, in: Bietak (Hg.), Archaische Griechische Tempel, 111–112 und 113, Abb. 7. 592 So Arnold, Encyclopaedia, 27 und ders., Tempel, 38. Dagegen allerdings Joachim Friedrich Quack, der darauf hinweist, dass m#rw dem Buch vom Tempel zufolge eindeutig den Bezirk des heiligen Tieres bezeichnet, was im Demotischen als SSt übersetzt wird (schriftliche Mitteilung; eine Übersetzung der betreffenden Passage findet sich bei Quack, in: Fitzenreiter (Hg.), Tierkulte, 113). 593 Siehe zur Bezeichnung m#rw grundsätzlich die ausführliche Studie bei Konrad, Architektur, 117–154, aber auch Wb II, 30, 6–8; Wilson, Lexikon, 404–405; Cabrol, Les voies processionnelles, 600–607; Badawy, in: JEA 42, 1956, 58–64; ders., in: ZÄS 102, 1975, 79–81; Elgawady, Schranken, 14 und 90–91; Arnold, Encyclopaedia, 137; ders., Tempel, 38; Quack, in: BSFE 160, 2004, 15–16 und zuletzt Altmann-Wendling, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 433. Auch in den Beischriften zur absteigenden Prozession der Westtreppe in Dendara wird wahrscheinlich ein m#rw genannt (D VIII, 92, 8*: ; siehe Anm. 1103 zur Übersetzung), ebenso in der einläufigen geraden Treppe in Edfu, also ebenfalls in einem absteigenden Defilee (E I, 539, 2). Gerne würde man an diesen beiden Stellen m#rw als Bezeichnung des Kiosks lesen, da sich so die Gemeinsamkeiten der beiden architektonischen Typen auch in der Benennung widerspiegeln würden. Sowohl in Dendara als auch in Edfu steht die betreffende Textstelle jedoch – wie die sie umgebenden Inschriften – im Zeichen der Rückkehr der jeweiligen Gottheit in das Sanktuar oder Tempelhaus, was mit der Laufrichtung der zugehörigen Figuren übereinstimmt. Es steht also zu vermuten, dass m#rw sich hier auf das Tempelhaus in seiner Gesamtheit bezieht. Siehe zu dieser Verwendung Wilson, op. cit., 404, wo auch E I, 539, 2 aufgeführt ist.

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Kiosk in Dendara – eng mit der Verehrung der Sonne verbunden waren, womit Kirsten Konrad zufolge ein besonderer Bezug zum Herrscherkult und zur Regeneration königlicher Macht einhergeht.594 Außer den erwähnten Gebäudegruppen, die zu dem Dachkiosk in Dendara in Beziehung gesetzt werden können, sind noch zwei einzelne Bauwerke zu nennen, die hier aus unterschiedlichen Gründen von Interesse sind. Zunächst einmal gibt es auf dem Dach des Hibis-Tempels in Charga einen Raum (E1), der funktional etwas mit dem Kiosk in Dendara zu tun haben könnte. Einer Rekonstruktion zufolge war E1 leicht erhöht und hatte eine offene Front, die Decke wurde in der Mitte durch eine einzige Säule gestützt.595 Die Dekoration lässt auf Opferund Reinigungsriten in diesem Raum schließen, zudem könnte eine unter anderem um Sachmet ergänzte Liste von Dekangöttern auf den Kontext des Jahreswechsels hindeuten.596 Deren Vorhandensein ist natürlich insbesondere in Hinblick auf die ebenfalls als Dekane zu deutenden Gottheiten an der Osttür des Kiosks interessant (siehe dazu III 3.8.1). Wolfgang Waitkus schlägt aufgrund der Positionierung von E1 vor, dass auf der an ihn angeschlossenen Dachfläche (E3) ein xnm-jtn-Ritual an den vorher im Goldhaus (E2) behandelten Statuen durchgeführt wurde, und vermutet, dass es sich um eine Art Vorgänger zur Wabet gehandelt haben könnte.597 Auch Filip Coppens hält dies für möglich, merkt allerdings an, dass die wesentlichen Aspekte der Ausschmückung der Wabet – die Versorgung der Statue mit Stoffen, Amuletten und Öl – in Raum E1 keine größere Rolle spielen. Er vermutet, dass E1 in Hinblick auf seine Funktion den Dachkiosken in Dendara und Edfu (siehe unten) näher steht.598 Wie in Kapitel III 1.7 bereits betont wurde, sind die Bezüge zwischen der Wabet und dem Dachkiosk in Dendara ohnehin vielfältig, und auch funktional scheint es viele Parallelen zu geben. Inwiefern die Rolle des Raumkomplexes in Hibis also dem einen oder dem anderen Bestandteil des Tempelhauses aus griechisch-römischer Zeit entspricht, lässt sich anhand von Architektur und Dekoration nicht feststellen.599 Als nächster Verwandter des Dachkiosks in Dendara wäre zu guter Letzt das entsprechende Gebäude auf dem Horustempel in Edfu zu nennen. Von dem Pavillon, der sich dort in der nordöstlichen Ecke des Daches befand, sind nur noch Spuren auf den Dachplatten des Tempelhauses erhalten, diese deuten aber darauf hin, dass das Gebäude grundsätzlich die gleiche Struktur hatte wie seine Entsprechung in Dendara. Abgesehen von den Schlüssen, die aus der Positionierung des Kiosks gezogen werden (III 2.2.4) können, lässt sich über dieses Bauwerk jedoch nicht mehr sagen. Grundsätzlich lassen sich dem oben stehenden Überblick über potentielle Vorbilder bzw. Vorgänger des Dachkiosks in Dendara mehrere, die Gebäude verbindende Schwerpunkte entnehmen. Hier wäre zunächst die Betonung des solaren Aspektes zu nennen. Der Vergleich mit den Sonnenheiligtümern insbesondere des Neuen Reiches hat gezeigt, dass der Kiosk in Dendara möglicherweise als Endprodukt einer langen Tradition von auf Re bezogenen Kultstätten zu verstehen ist, deren theologische Ausrichtung sich auch durch eine erhöhte Lage und durch eine besonders lichtdurchlässige Architektur äußert. Dass hierbei Bauformen der 594 So Konrad, Architektur, 154. 595 Siehe Waitkus, in: Kurth (Hg.); 3. Tempeltagung, 291 und Abb. 9; Coppens, Wabet, 219–220. 596 Hibis III, 18–19 mit Taf. 15–16; siehe dazu Cruz-Uribe, Hibis Temple Project I, 185–191; Waitkus, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 291; Coppens, Wabet, 220; demnächst Quack, Dekane. 597 So Waitkus, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 291–292. 598 Coppens, Wabet, 221. Weitere Zweifel an der Zuordnung dieses Raumkomplexes zur Wabet äußert Konrad, Architektur, 219, die vorschlägt, darin einen Typus des Sonnenheiligtums zu sehen. 599 Ähnlich äußert sich Coppen, Wabet, 221.

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III Analyse und Auswertung

Amarnazeit (Swt Ro der Teje; Erscheinungsfenster) eine Schlüsselposition einnehmen, ist aufgrund der besonderen Stellung des Sonnengottes in dieser Epoche nicht verwunderlich. Ein besonderer Akzent liegt bei vielen der genannten Gebäudetypen auch auf ihrem Bezug zur irdischen Herrschaftsausübung. Während die Thronbaldachine und Erscheinungsfenster repräsentativen Zwecken dienten und dem König die direkte Kommunikation mit Vertretern seines Volkes ermöglichten, floss in den Re-Harachte-Kapellen der nubischen Tempel möglicherweise die Bestätigung der königlichen Macht mit der Feier des neu begonnenen Kultjahres zusammen. Auch in diese Tradition fügt sich der Kiosk in Dendara gut ein, denn hier verschmilzt ebenfalls der königliche mit dem göttlichen Erneuerungsprozess (siehe III 3.4). Die festgestellte Verbindung zum Gebäudetypus der Barkenstation/des Stationsheiligtums gibt zudem Aufschluss über die Rolle des Kiosks im Verhältnis zum Tempelhaus. Die Beziehung zu den Stationskapellen macht deutlich, dass die Dachprozession in den Augen der Ägypter keine bloße Bewegung im Schutzraum des Kultbaus darstellte, sondern dass das Betreten des Dachraumes einem Auszug und damit einer Gefährdung gleichkam. Zum Schutz der Gottheit auf der Dachfläche wurden architektonisch ähnliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen wie für eine Prozession innerhalb und außerhalb des Tempelbezirks. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Stationsheiligtümer sonst der Beherbergung von Götterbarken dienten. Wenngleich sich die Teilnahme einer wirklichen Barke zum Transport des Kultbildes am Neujahrsfest aus Platzgründen verbot, so liegt es doch nahe, dass der tragbare Schrein an diesem Tag eine ähnliche Rolle einnahm. Diese Deutung wird auch durch Inschriften gestützt, die für das Neujahrsfest von einer Götterbarke sprechen (siehe ausführlich III 5.3). 2.2.3 Bezeichnungen des Daches und des Kiosks Nicht nur die Architektur des Kiosks, sondern auch die Bezeichnungen, mit denen er und das ihn umgebende Dach in den Texten versehen werden, können Aufschluss über die theologischen Schwerpunkte der Neujahrsfeierlichkeiten geben. Auf das Tempeldach in seiner Gesamtheit wird häufig zwar nur mit neutralen, auf seine Lage referierenden Ausdrücken wie tp-Hwt600 oder nur tp601 Bezug genommen. Gelegentlich 600 D VII, 178, 6*; 179, 7–8*; 184, 10*; 187, 2*; 187, 15*; 188, 13*; 190, 2*; 203, 4*; D VIII, 26, 4*; 26, 16*?; 27, 14*; 34, 15*; 81, 7*; 82, 5*; 90, 4*; 93, 4*; 101, 10*; 101, 11*; 105, 9*; 106, 7*; 109, 11*; 109, 14*; 114, 2*; 114, 6*; 118, 3*; 119, 7*; 119, 13*; 121, 2*; 122, 2*. Vgl. dazu auch die Beschreibung des Tempels in der Bauinschrift D XII, 184, 3. Siehe zu tp-Hwt „Dach“ Wb V, 290, 8–18 und Wilson, Lexikon, 1137, für Dendara Cauville, Fêtes d’Hathor, 56. In den Texten der Treppen und des Kiosks in Dendara ist es an manchen Stellen unklar, ob tp-Hwt („Dach“) oder tp Hwt (im direkten Genitiv „Dach des Hauses“) gemeint ist, vgl. ALex78.4547; eindeutig Ersteres liegt in der Kombination tp-Hwt Hwt-nTr vor. Im Textkorpus (Abschnitt II) wurde einheitlich tp-Hwt übersetzt, wenn nur diese beiden Elemente kombiniert sind. Wenn tp Hwt-nTr oder tp mit einer anderen Tempelbezeichnung (z. B. Owt-mnjt, Owt-sSSt) steht, wurde von einem direkten Genitiv ausgegangen und tp allein als Wort für „Dach“ aufgefasst (siehe dazu die folgende Anmerkung). Es bleibt aber die Möglichkeit, dass tp Hwt-nTr jeweils als elliptische Fassung von tp-Hwt Hwt-nTr zu verstehen ist, Gleiches könnte für Varianten mit anderen Tempelbezeichnungen gelten (tp Owt-sSSt für tp-Hwt Owt-sSSt etc.). 601 D VII, 176, 4*; 178, 1*; 178, 4*; 180, 3*?; 180, 6*; 180, 8*; 180, 10*; 180, 14* (2x); 180, 15*; 181, 2*; 181, 4*; 181, 15*; 182, 5*; 182, 6*; 182, 12*; 182, 13*?; 191, 4*; 195, 16*; D VIII, 73, 2*; 100, 6*; 100, 8*; 102, 3*; 103, 13*; 104, 2*; 104, 4*; 104, 8*; 106, 15*; 108, 14*; 109, 2*; 117, 4*. Vgl. dazu Bauinschrift D XII, 184, 5 (r tp styt.s „zum Dach ihres Heiligtums“). Siehe zu tp „Dach“ Wb V, 265, 13–15. In den aufgeführten Beispielen steht vor tp meist die Präposition r voran, so dass auch eine Deutung als zusammengesetzte Präposition r-tp „auf“ möglich ist (Wb V, 271, 15–18). Dieser alternativen Interpretation zufolge würde es sich bei tp nicht um eine Dachbezeichnung handeln. Siehe zur teilweise schwierigen Abgrenzung von tp und tp-

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2 Architektur und Funktion

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wird es aber auch Hrt602, wD#t603 oder Xyt604 genannt, was nicht nur mit „Dach“, sondern auch mit „Himmel“ übersetzt werden kann.605 Dadurch soll sicherlich darauf angespielt werden, dass dem Dach im Konzept des Tempels als Kosmos die Rolle des Firmaments zukommt. Zudem kann man dies als Verweis auf enge Verknüpfung der Dachfläche mit zölestischen Ereignissen sehen, denn natürlich wurden die Bewegungen der Gestirne von dort aus beobachtet.606 Viel häufiger als generelle Bezeichnungen des Daches finden sich in den Quellen (Abschnitt II) direkte Bezüge auf den Kiosk als Hauptschauplatz des Neujahrsfestes. Zunächst wären hier zwei Begriffe zu nennen, die allgemein mit „Säulenhalle“ übersetzt werden können, die sich im Neujahrskontext aber wohl auf den Dachkiosk beziehen. Die eine dieser Bezeichnungen, w#Dyt, findet sich unter anderem auf dem südlichen Türschatten der Osttür des Kiosks, wobei vom Öffnen der Türen des Gebäudes die Rede ist (D VIII, 15, 13*).607 An entsprechender Stelle des nördlichen Türschattens wird in gleichem Zusammenhang ein anderes Wort für den kleinen Dachpavillon (h#yt, siehe unten) genannt, was zeigt, dass beide Worte hier als Synonyme aufzufassen sind. Im Zusammenhang mit der bereits in III 1.7 attestierten besonderen Beziehung zwischen Wabet und Dachkiosk ist es von hoher Relevanz, dass in Edfu und Shenhur, wenn auch nicht in Dendara, die Wabet als w#Dyt bezeichnet wird. Wie Filip Coppens dazu anmerkte, dürfte die Anwendung der Bezeichnung auf beide Räume unter anderem ihrer großen architektonischen Ähnlichkeit geschuldet sein,608 schließlich stellt die Einbeziehung von Säulen in die architektonische Gestaltung eines der charakteristischen Merkmale sowohl der Wabet als auch des Kiosks dar. Eine zweite mögliche Bezeichnung für den Kiosk von Dendara, die sonst oft mit „Säulenhalle“ übersetzt wird, lautet w#X. Besonders D VII, 173, 5–6* lässt darauf schließen, dass hier der Kiosk gemeint ist, denn es heißt hier, die Göttin vereinige sich mit dem w#X-Gebäude, woraufhin davon die Rede ist, dass Re sie in seine Arme schließt. Da die anderen beiden Belegstellen innerhalb des Textkorpus (D VII, 174, 13* und D VIII, 110, 16*) jedoch auch die weniger spezifische Übersetzung „Säulenhalle“ zulassen, kann nicht zugunsten einer der beiden Möglichkeiten entschieden werden.

Hwt die voranstehende Anmerkung. 602 Dem Kontext nach sicher mit „Dach“ wiederzugeben in D VII, 179, 1* und 191, 2*, es gibt aber auch Zusammenhänge, in denen die Übersetzung „Himmel“ näher liegt (D VII, 184, 7*; 188, 16*; 200, 14*; D VIII, 46, 6*; 54, 8*; 67, 15*; 101, 4*; 104, 10*; 107, 3*; 107, 9*; 120, 4*) oder in denen beide Übersetzungen möglich sind (D VII, 202, 8*; D VIII, 20, 10*; 45, 12*; 73, 14*; 88, 9*; 102, 8*; 115, 11*). Siehe zu Hrt als Dach- und Himmelsbezeichnung Wb III, 144, 8–18 und Wilson, Lexikon, 672, mit Bezug auf das Dach in Dendara Cauville, Fêtes d’Hathor, 56. 603 D VII, 177, 9*; 179, 4*; D VIII, 41, 2*; 102, 4*; 103, 1*; 114, 3*. Siehe zu den Bedeutungen „Dach“ und Himmel“ Wb I, 402, 5–6 und Wilson, Lexikon; in Bezug auf das Dach in Dendara wird wD#t schon bei Cauville, Fêtes d’Hathor, 56 genannt. 604 Wohl auf das Dach bezogen in D VII, 177, 10*; 179, 9*, aber auch das eindeutig als „Himmel“ zu übersetzen in D VIII, 85, 11*. Siehe zu Xyt „Himmel, Dach“ Wb III, 238, 3–5 und Wilson, Lexikon, 707. 605 Vgl. zur Verwendung von Himmelsbezeichnungen mit Bezug auf das Dach auch D V, 117, 1, wo offenbar vom Befördern der Hathor die Rede ist, verwendet wird hier nnt „Himmel“. 606 Siehe z. B. Sauneron, Prêtres, 160; Fissolo, in: Égype Afrique & Orient 21, 2001, 16; Leitz, Altägyptische Sternuhren, 68, Anm. 38; Zignani, Le temple d’Hathor, 144. 607 Die Benennung w#Dyt findet sich außer an der genannten Stelle noch in D VII, 143, 3*; 145, 8*; 145, 15*; D VIII, 8, 8*; 10, 7*; 40, 1*, vermutlich auch in D VIII, 26, 3*. Darauf, dass sie sich auf den Kiosk in Dendara beziehen kann, weisen auch Wb I, 269, 8 und Cauville, Fêtes d’Hathor, 56 hin. 608 Coppens, in: ArOr 70, 2002, 23–24.

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III Analyse und Auswertung

Auf die Säulen des Kiosks deutet auch die Bezeichnung Hwt-sSSt in D VII, 191, 3* hin, wo diese im Zuge einer Festbeschreibung genannt wsird. Hier wird das Betreten des Daches durch Hathor erwähnt, woraufhin es heißt: „Sie betritt das Haus des Naossistrums mit ruhigem Schritt, indem sie ihre Majestät sehr unzugänglich sein lässt, sie ruht an ihrem Platz des ersten Festes, die Götter und Göttinnen sind versammelt, um sie zu sehen.“ Durch den inhaltlichen Zusammenhang ist ausgeschlossen, dass Hwt-sSSt hier, wie sonst häufig, den Tempel oder die Kultkapelle I im Erdgeschoss meint.609 So vermutete schon François Daumas, dass das „Haus des Sistrums“ ein Name für den Kiosk sei – nicht zuletzt deswegen, weil dieser Ausdruck das Gebäude mit seinen als Naossistrum gestalteten Kapitellen hervorragend beschreibt.610 Wie für das Dach (siehe oben) sind auch für den Kiosk Bezeichnungen gebräuchlich, die mit dem Himmel in Verbindung stehen. Hier wäre zuallererst h#yt zu nennen, das sich ausgeschrieben und mit dem Kiosk als Determinativ in D VII, 178, 1*, 178, 8*, D VIII, 16, 9* und 84, 6* findet. Auch inhaltlich machen diese Textstellen deutlich, dass es sich um den Ort auf dem Dach handelt, an dem die Vereinigung mit der Sonnenscheibe stattfand.611 Das Wort h#yt, das andernorts oft die generelle Bedeutung „Halle, Vorhalle“ trägt, ist wahrscheinlich in engem Zusammenhang mit h#yt „Himmel, Dach“ zu sehen,612 wobei auch Letzteres in den Inschriften der Treppen und des Kiosks vorkommt.613 In Anbetracht der oben zitierten Texte, in dene h#yt mit einer Kiosk-Hieroglyphe614 determiniert wird, liegt es nahe, dass auch an Stellen, an denen dieses Zeichen als Ideogramm verwendet wird, h#yt zu lesen ist.615 Mit der klanglichen und inhaltlichen Verbindung zwischen h#yt „Kiosk“ und h#yt „Himmel“ wird in den beiden Inschriften gespielt, die auf dem Architrav über der westlichen Säulenreihe angebracht sind und von einer Kiosk-Hieroglyphe in der Mitte ausgehend nach außen laufen. Über das Gebäude heißt es hier einerseits, es sei der „Kiosk der Prächtigen, der Himmel der Herrin des Himmels“ (h#yt Spst h#yt nt nbt pt; D VIII, 20, 3*), andererseits wird es „Kiosk der Prächtigen, der Himmel des Götterbildes der Prächtigen“ (h#yt 609 Siehe dazu Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 146–148. Vgl. Farbtaf. 1. 610 Daumas, in: ASAE 51, 1951, 394 (zitiert bei Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 148) möchte diesen Zusammenhang allerdings der Bandeauinschrift Mariette, Dendérah IV, Taf. 24 b (= D VIII, 32, 5– 6*) entnehmen. Diese ist m. E. in dieser Hinsicht jedoch in dieser Hinsicht nicht eindeutig, da die meisten Bandeauinschriften des Kiosks an entsprechender Stelle Tempelnamen nennen (Taf. 22b). Siehe zur Form der Kapitelle des Kiosks oben, III 2.2.1. Dazu passen die besondere Relevanz des Sistrumspiels in der Dekoration der Säulen (III 3.8.3) und der auf einige Säulen verteilte Hymnus, der diese Tätigkeit begleitete (Quack, in: Enchoria 27, 2001, 101–119; siehe dazu die Einleitung zu III 6). 611 Vgl. auch D V, 117, 2, wo dieses Wort ebenfalls im Zusammenhang mit der Beschreibung der Prozession zum Kiosk und der Vereinigung mit der Sonnenscheibe verwendet wird. Als Bezeichnung für den Dachpavillon in Dendara wird es z. B. bei Cauville, Fêtes d’Hathor, 56, Elgawady, Schranken, 83, Anm. 575 und Spencer, The Egyptian Temple, 160 aufgeführt. 612 Siehe zum Bedeutungsspektrum von h#yt Spencer, The Egyptian Temple, 155–161; Wb II, 476, 4–13 (zwei verschiedene Einträge); Wilson, Lexikon, 598–599. 613 Z. B. in D VIII, 82, 3*, wo es im Kontrast zu ndb („Erdboden“) verwendet wird, oder in der weiter unten in diesem Abschnitt übersetzten Textstelle D VIII, 53, 2*. 614 Siehe für Faksimiles von Kiosk-Hieroglyphen aus Dendara und für das Verhältnis zwischen Zeichen und architektonischer Realität Daumas, in: BIFAO 50, 1952, 145–148 und Zignani, Le Temple d’Hathor, 137. 615 D VII, 179, 13*; 180, 5*; D VIII, 5, 12*; 20, 3*; 20, 6*; 26, 4*; 26, 15*; 37, 6*; 39, 12*; 100, 6*; 100, 7*; vgl. dazu D XII, 184, 5 (Bandeauinschrift mit Beschreibung aller Bestandteile des Tempels). Budde, Götterkind, 350–351 transliteriert die Kiosk-Hieroglyphe (u. a. in Beispielen aus Dendara) nach Wb III, 16, 3–6 H#jt „Kapelle, Halle, Tribüne“ und führt unter anderem D Mammisis, 289, 13 an. An dieser Stelle wird das mit dem Kiosk determinierte Wort jedoch eindeutig h#yt geschrieben. Dementsprechend geben Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 169 und Kurth, Einführung 1, 343 die Lesung h#yt an.

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2 Architektur und Funktion

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Spst h#yt nt sXm Spst; D VIII, 20, 6*) genannt. Dementsprechend könnte sich der auf einer Säuleninschrift genannte h#yt nt b#.s („Himmel/Kiosk ihres Ba“) in D VIII, 49, 5* – trotz Himmelsdeterminativ – auf den Kiosk beziehen. Wie zuvor durch w#Dyt kann auch durch h#yt eine terminologische Verknüpfung zu einigen der in III 2.2.2 besprochenen potentiellen Vorgänger des Kiosks attestiert werden. Auch das Sonnenheiligtum in Karnak wurde offenbar mit dieser Bezeichnung versehen,616 zudem ist dieser Ausdruck für Vorbauten des Tempels sowie Landekioske im Rahmen von rituellen Fahrten auf dem Wasser belegt.617 Die diesen Gebäuden gemeinsame Benennung zeigt, dass die aufgrund der architektonischen Ähnlichkeit festgestellte Vewandtschaftsbeziehung zwischen diesen Gebäuden durchaus auch in den Augen der Ägypter bestand. Als Begriff, der den Kiosk direkt mit dem Himmel gleichsetzt, steht h#yt nicht allein. So nennt eine leider stark beschädigte Inschrift an der Nordtür des Kiosks die Himmelsbezeichnungen pt618, snbt619 und ryt620, die sich der Position der Inschrift und dem textlichen Zusammenhang nach wahrscheinlich auf das Gebäude beziehen (D VIII, 5, 10*). Ein Spiel mit verschiedenen Worten für „Himmel“ findet sich in D VIII, 53, 2–3* im Soubassement von Säule IV des Dachpavillons. Wenn es hier heißt „der Himmel (pt) der Herrin des Himmels (pt), er ist dem Himmel (nnt) ähnlich, der Himmel (h#yt)621 ihres Leibes auf Erden, weil er die Tochter des Re am Tag des Neujahrsfestes aufnimmt, am Fest der Hathor, der Großen, der Herrin von Jwnt,“ so liegt es doch nahe, dass auch hier über den Kiosk gesprochen wird.622 Des Weiteren finden sich in den Treppen und im Kiosk einige Stellen, die darauf hindeuten, dass der Kiosk auf dem Dach die Rolle des Horizontes einnimmt. So heißt es beispielsweise in D VII, 178, 6–7* in Bezug auf Hathor nach der Schilderung des Treppenaufstiegs und des Betretens des Daches: „(Du gehst) in Frieden, in Frieden, zum Horizont deines Daches deines Tempels (dem Kiosk), seine Türflügel sind offen, um dich aufzunehmen“ (m Htp sp 2 r #Xt tpHwt.T Hwt-nTr.T o#wj.s sn.tw r Ssp.T). Eine andere Festbeschreibung, in der zunächst auf den „Platz des ersten Festes“ (siehe unten) Bezug genommen wird, bekräftigt: „Ihr großer Horizont des Daches des Landes des Atum ist wie ihr anderer am Himmel“ (#Xt.s wrt tp n v#-n-vm mj kt.s m dj-mrt; D VII, 191, 3–4*, vgl. auch D VIII, 26, 16*). Ebenfalls auf den Kiosk bezogen sein könnte der in D VII, 179, 1* genannte „große Horizont des Sehens dessen, der von seiner Umringlerschlange umgeben ist“ (#Xt wrt nt ptr pxr m mHnjt.f), womit auf die Vereinigung mit

616 Siehe Barguet, Karnak, 288 und ebd., 291 im Vergleich zum Kiosk in Dendara. 617 Siehe Daumas, Mammisis, 84 und Badawy, in: ZÄS 102, 1975, 85 und 87–88, zu h#yt als Bezeichnung für den Landekiosk auch Cauville et al., in: BIFAO 93, 1993, 137–138 und D XII, 184, 16 (dazu Cauville, Fêtes d’Hathor, 28). 618 Wb I, 490, 10 – 492, 1 und Wilson, Lexikon, 378–379, wo auch erläutert wird, dass die Decke eines Gebäudes so bezeichnet werden kann. An anderer Stelle innerhalb der Inschriften der Treppen und des Kiosks ist der Bezug auf Letzteren nicht ganz so klar, es könnte sich manchmal auch um einen Namen für das Dach in seiner Gesamtheit handeln (z. B. in D VII, 179, 11* und D VIII, 109, 7*); siehe dazu Cauville, Fêtes d’Hathor, 56, die pt als Bezeichnung des Daches aufführt. 619 Wb IV, 161, 8–9 und Wilson, Lexikon, 860. 620 Wb II, 400, 3 und Wilson, Lexikon, 575. 621 Die Kiosk-Hieroglyphe ist in diesem Fall wohl als Phonogramm zu verstehen ist, das mit einem Himmelszeichen determiniert ist. 622 Vgl. auch die Bezeichnung wsXt dj-mrt „Halle des Himmels“(D V, 42, 10), die im Zusammenhang mit dem xnm jtn einer männlichen Gottheit steht. Dieser Begriff ist eventuell auf den Kiosk bezogen, sicher ist dies aber nicht.

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III Analyse und Auswertung

der Sonnenscheibe angespielt wird.623 Vom Dachpavillon scheint auch die Rede zu sein, wenn es heißt „Der Horizont der Horizontischen, er gleicht dem Himmel, der Himmel ihres Kas auf Erden“ (#Xt nt #Xtjt sn.s r Xy jpt n k#.s tp p#-t#; D VIII, 49, 10*), aber auch wenn von „ihrem prächtigen Horizont auf dem Land des Atum“ (#Xt.s Spst tp v#-n-vm; D VIII, 20, 6–7*), dem „Horizont ihres Kas auf Erden“ (#Xt nt k#.s tp t#; D VIII, 45, 10*) oder vom „Horizont ihres Kas auf dem Land des Atum“ (#Xt nt k#.s Hr v#-n-vm; D VIII, 84, 6–7*) die Rede ist.624 Der Ausdruck #Xt nt k#.s/.T scheint allerdings nicht ausschließlich für den Dachkiosk reserviert zu sein, denn er findet sich an zwei Stellen in den Treppenhäusern, an denen eher ein Bezug auf das Hathor-Sanktuar im Tempelinneren naheliegt (D VII, 178, 9*; D VIII, 88, 8*).625 Die Vielfalt der unterschiedlichen, auf Himmel und Horizont bezogenen Namen für den Kiosk in Dendara zeigt, wie wichtig dieser Aspekt für das dort abgehaltene Neujahrsritual gewesen sein muss.626 Dabei dürfte die Ausrichtung des Gebäudes nach Osten, zum Aufgang der Sonne und zum heliakischen Aufgang des Sirius, die Wahl dieser Namen begünstigt haben (siehe III 4.2). Die Rolle des Kiosks als Horizont könnte auch mit seiner architektonischen Form zusammenhängen, die von Norden und Osten her betrachtet eine gewisse strukturelle aufweist. Nimmt man an, Ähnlichkeit mit dem ägyptischen Zeichen für #Xt „Horizont“ dass das Licht bei der Vereinigung mit der Sonnenscheibe durch die Osttür auf die zentral positionierte Götterstatue fiel (siehe III 2.2.4), so könnte man darin – unter Einbezug der links und rechts aufragenden Schrankenwände – tatsächlich eine Art Abbild der HorizontHieroglyphe erblicken, in dem die Sonnenscheibe zwischen zwei Uferbergen leuchtet. Auf das zentrale Ritual xnm jtn verweist auch die Bezeichnung st-m##-jtn („Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe“), die in den Treppen und im Kiosk insgesamt zwölf Mal zu finden ist.627 Dass es sich bei dem Erblicken der Sonnenscheibe um das Vereinigungsritual zwischen Hathor und ihrem Vater handeln muss, wird aus D VIII, 105, 4* besonders deutlich, wo es heißt: „Man trägt deine Majestät zum Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe, [damit] sie sich mit den Strahlen des Geliebten vereint“ (rmn.tw Hmt.T r st-m##-jtn [r] snsn m#wt nt mrytj). Dementsprechend gibt es eine Variante, die „Platz des Sehens deines Vaters” (st-m##jt.T) genannt wird, womit ebenfalls der Dachpavillon gemeint sein dürfte.628 Eine Bezeichnung, die sich in Dendara auf den Kiosk beziehen kann und auf den Zeitpunkt seiner Nutzung verweist, ist st-Hb-tpj („Platz des ersten Festes“), wobei das „erste Fest“ in

623 Der Konstruktion nach könnte #Xt wrt nt ptr pxr m mHnjt.f auch als Synonym zu der davor genannten Dachbezeichnung Hrt verstanden werden (siehe oben), in Anbetracht der sonst häufigeren Benennung des Kiosks als Horizont aber ist wahrscheinlicher, dass eine Badal-Apposition vorliegt: „zum Dach, (genauer gesagt) zum großen Horizont des Sehens dessen, der von seiner Umringlerschlange umgeben ist“. Siehe zur BadalApposition Gardiner, EG, 68, § 90. 624 Preys, in: RdE 64, 2013, 185–186 zufolge hat v#-n-vm in den letztgenannten Textstellen einen gleichermaßen irdischen wie himmlischen Status, wobei insbesondere seine Rolle als Sonnenhorizont betont wird. Dies passt ausgezeichnet zum theologischen Hintergrund der Ereignisse im Kiosk. 625 Ein Horizont (#Xt), bei dem es sich ebenfalls um ein Gebäude zu handeln scheint, wird zudem in D VII, 143, 14* genannt. Ob hier auch vom Kiosk die Rede ist, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. 626 Siehe in diesem Zusammenhang ergänzend D VII, 178, 1–2* und D VIII, 37, 6*, wo der Kiosk zwar nicht mit dem Horizont gleichgesetzt, aber mit ihm verglichen wird. 627 D VII, 143, 1*; 172, 12–13*; 175, 4*; 177, 10*; 177, 15*; 178, 7–8*; D VIII, 8, 12*; 73, 8*; 102, 9*; 103, 6*; 105, 4*; 118, 12*. Vgl. auch die Bandeauinschrift D XII, 183, 14 und dazu Cauville, in: BIFAO 90, 1990, 95. Als Kioskbezeichnung wird st-m##-jtn schon bei Cauville, Fêtes d’Hathor, 56 erwähnt. 628 D VIII, 106, 13*.

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2 Architektur und Funktion

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diesem Zusammenhang eindeutig den Neujahrstag meint (siehe I 3.9).629 In den Inschriften des Gebäudes selbst wird er nur einmal genannt, und zwar in der Rede einer löwenköpfigen Schutzgottheit, die sich selbst als „Schutz des Platzes des ersten Festes“ (nht nt st-Hb-tpj) bezeichnet (D VIII, 39, 16*). Daneben nennen aber die Texte beider Treppen den Begriff, häufig den Aufstieg thematisierend, vereinzelt aber auch mit Verweis auf die Vereinigung mit der Sonnenscheibe oder das Dach als Standort.630 Zumindest für die Texte in Treppen und Kiosk kann man sich also sicher sein, dass mit st-Hb-tpj das kleine Gebäude auf dem Dach gemeint ist. Andere Inschriften in Dendara und andernorts allerdings zeugen von einer Ambivalenz der Bezeichnung, da sie sich manchmal auf das Ensemble von Wabet und Neujahrshof bezieht.631 Zudem könnte eine Bandeauinschrift in der Treppe des römischen Mammisis von Dendara darauf hindeuten, dass es auch auf dem Dach dieses Gebäudes einen „Platz des ersten Festes“ gab.632 Mitunter kann bei Nennungen von st-Hb-tpj, die architektonisch nicht eindeutig zugeordnet werden können, also nicht sicher gesagt werden, welcher Bestandteil des Tempels gemeint ist.633 In Bezug auf die nachweisbare Mehrdeutigkeit von st-Hb-tpj an ein und demselben Kultort ist Dendara m. W. einzigartig. Die Bezeichnung ist grundsätzlich schon seit dem Neuen Reich belegt, für diese Zeit kann jedoch noch keine Aussage über ihre Bedeutung getroffen werden.634 Im so genannten Buch vom Tempel, dessen Bruchstücke sich nach paläographischen Kriterien in die Römerzeit datieren lassen, das wahrscheinlich aber viel früher entstanden ist, wird bei der Schilderung der Kapellen auf dem Dach mehrfach ein „Platz des ersten Festes“ bzw. ein „Platz des Erscheinens des ersten Festes“ genannt.635 In einem Fragment des Papyrus 629 Schreibungen von st-Hb-tpj aus verschiedenen Tempeln hat Coppens, Wabet, 64 vergleichend zusammengestellt. Siehe zur Bezeichnung „Platz des ersten Festes“ mit Bezug auf den Dachkiosk in Dendara schon Cauville, Fêtes d’Hathor, 56; dies., in: BIFAO 90, 1990, 95 (zu D XII, 55, 9); Alliot, Culte d’Horus, 417. 630 In den Treppen finden sich insgesamt 21 Nennungen von st-Hb-tpj. Treppe W: D VII, 169, 3* (zum Platz des ersten Festes schreiten durch die Göttin); D VII, 172, 11* (Weg der Göttin zum Platz des ersten Festes); D VII, 172, 15* (die Treppe zum Platz des ersten Festes wird gereinigt); D VII, 175, 2* (Vereinigung der Göttin mit ihrem Vater am Platz des ersten Festes); D VII, 175, 13* (der ganze Bedarf des Platzes des ersten Festes wird gebracht); D VII, 177, 12* (Eilen zum Platz des ersten Festes); D VII, 178, 16* (die Treppe zum Platz des ersten Festes wird abgeschirmt); D VII, 179, 10–11* (Vergrößern des Ansehens der Göttin in Bezug auf den Platz des ersten Festes); D VII, 182, 9–10* (Reinigen der Wege zum Platz des ersten Festes); D VII, 187, 2–3* (Vollziehen der Riten des Platzes des ersten Festes); D VII, 191, 3* (Ruhen der Göttin am Platz des ersten Festes); D VII, 200, 11–12* (Vorbeigehen der Göttin an den Stätten der Neunheit in den Platz des ersten Festes); D VII, 201, 5* (Ziehen des Gottesdieners zum Platz des ersten Festes); D VII, 201, 10* (Ruhen der Göttin am Platz des ersten Festes); D VII, 203, 8* (der Schrein des Osiris verlässt den Platz des ersten Festes); Treppe X: D VIII, 105, 6* (Vollenden des Rituals des Platzes des ersten Festes); D VIII, 105, 9* (Herausgehen zum Platz des ersten Festes); D VIII, 106, 9* (in Freude zum Platz des ersten Festes schreiten); D VIII, 118, 14–15* (Vollenden des Rituals des Platzes des ersten Festes); D VIII, 121, 4* (Vollenden des Rituals des Platzes des ersten Festes); D VIII, 122, 4* (Vollenden des Rituals des Platzes des ersten Festes). Hervorzuheben sind hiervon D VII, 175, 2*, wo explizit von der Vereinigung von Hathor mit dem Sonnengott die Rede ist, sowie D VIII, 105, 9*, wo das Dach (tp-Hwt Hwt-nTr) im Zusammenhang mit dem „Platz des ersten Festes“ genannt wird. 631 Ausführlich dazu Coppens, Wabet, 60–63 mit Beispielen, der auch einen Überblick über die Forschungsgeschichte zu diesem Gegenstand gibt. Siehe auch ders., in: Raja/Frood (Hgg.), Redefining the Sacred, 116, 132 und ders., in: ArOr 70, 2002, 19–23 und 25–26. 632 D Mammisis, 231, 5. Die zuvor genannten Gabenträger stehen sicher mit den auf der gegenüberliegenden Wand des Treppenhauses abgebildeten ökonomischen Gottheiten in Beziehung (siehe zu diesen Rickert, in: dies./Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 347–348). 633 Siehe oben III 2.1.5 und für ein anderes Beispiel Coppens, Wabet, 62. 634 So Coppens, Wabet, 63. 635 pWien D 6319, x+4, account x+δ, Z. 33 (Reymond, Ancient Egyptian Hermetic Writings, Taf. 2). Reymond,

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III Analyse und Auswertung

Tanis 118, der einen Abschnitt zu Dekorationsregeln für verschiedene Tempelbereiche enthält, ist von einer „Vorschrift für das Dekorieren des Platzes des ersten Festes“ die Rede (siehe dazu auch III 6.5), wobei kurz zuvor das Dach des Tempels erwähnt wird.636 Auch hier scheint es sich also um eine Bezeichnung des Kiosks zu handeln. In anderen Tempeln der griechischrömischen Epoche bezieht sich st-Hb-tpj entweder nur auf den Kiosk (Edfu), auf Wabet und Neujahrshof (Philae, wahrscheinlich aber auch Shenhur und El-Qaloa) oder nur auf den Hof (Athribis), für Kom Ombo kann dies nicht geklärt werden.637 Die Tatsache, dass st-Hb-tpj in Dendara sowohl das Ensemble von Neujahrshof und Wabet als auch den Kiosk auf dem Dach umfasst, kann als weiterer Hinweis auf die formale und funktionale enge Verwandtschaft dieser architektonischen Einheiten gelesen werden.638 Beide spielen am Neujahrsfest eine Rolle, in beiden findet die Vereinigung mit der Sonnenscheibe statt, was sich auch in gemeinsamen architektonischen Merkmalen (Schrankenwänden, Hathorsäulen, „broken lintels“, Treppen als Zugang) ausdrückt, siehe dazu im Detail III 1.7 und 2.2.1. Neben den oben aufgeführten Namen für den Dachkiosk, die Aufschluss über seine Nutzung oder seinen theologischen Kontext erlauben, werden in den Inschriften dieses Gebäudes und der Treppenhäuser auch allgemeine Bezeichnungen genannt, die sich wahrscheinlich auf dieses beziehen. Hier wäre zunächst Xm.s tp-Hwt („ihr Heiligtum auf dem Dach“, D VIII, 34, 15*) zu nennen, das im Zusammenhang mit dem Erscheinen der Hathor erwähnt wird und die Position des Dachkiosks beschreibt. Auch Dryt „Gemach“ scheint sich in D VIII, 46, 8* und 52, 10* auf diesen zu beziehen, denn an beiden Stellen ist die Erwähnung in eine Schilderung des zentralen Festaktes eingebettet. Daneben wird o#yt „Heiligtum“ am östlichen Zugang wahrscheinlich mit Bezug auf den Kiosk genannt (D VIII, 15, 13*). Allerdings können sich Dryt und o#yt, wie oben in III 1.2 schon festgestellt, auch auf das pr-wr beziehen, so dass es sich also nicht um ausschließliche Bezeichnungen für den Kiosk handelt. Gleiches gilt für die Benennung H#yt „Gemach“. Einmal ist dieses Wort sicher als Name des Dachpavillons zu verstehen, denn auf der Westwand des Gebäudes wird eine Reihe von dort dargestellten Schutzgöttern als X#tjw nw #Xtjt nn bs#w H# H#yt.s („ihr Messerdämonen der Horizontischen, die die Rückseite ihres Gemachs schützen“; D VIII, 33, 15*) bezeichnet. Auch hier muss sich der Kiosk aber den Namen H#yt mit dem Achsensanktuar teilen (III 1.2). In den Inschriften der Treppenhäuser und des Kiosks gibt es nicht nur Bezeichnungen, die sich entweder auf das Dach oder auf das kleine Gebäude in seiner Südwestecke beziehen, sondern auch solche, bei denen die Zuordnung zu einem dieser beiden Elemente nicht op. cit., 56–57 und 89–90 liest st-pt-n-Hb-tpj, ihr nachfolgend Coppens, Wabet, 63. Joachim Friedrich Quack dagegen liest nach schriftlicher Auskunft vom 20.10.2015 an dieser Stelle (seiner Zählung nach 1, 47) st-Xon-Hb-tpj, wobei in einer hieratische Parallele nur st-Hb-[tpj] steht (eine Übersetzung der hieratischen Version findet sich bei Quack, in: Preys (Hg.), 7. Tempeltagung, 227, eine weitere Nennung von „Platz des ersten Festes“ ebd., 226). 636 Ich danke Joachim Friedrich Quack, der mir freundlicherweise Einsicht in seine Umschrift und Übersetzung zu diesem Text (Stand Juni 2015) gewährte. Siehe zu Papyrus Tanis 118 vorläufig Quack, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 17–27. 637 So Coppens, Wabet, 60–63. Siehe dazu auch Traunecker, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 270–272; Alliot, Culte d’Horus, 305–307; Chassinat, in: REgA 3, 1930, 123–128; Wilson, Lexikon, 634–635. Die Information zur Bedeutung der Bezeichnung in Athribis verdanke ich Christian Leitz, vgl. Athribis III, XIX–XXI (zur Nennung von st-Hb-tpj in E 1, 35 und E 3, 14). Er leitet die Annahme, dass st-Hb-tpj hier den Hof E 2 meint, aus einer Stelle in der Bandeauinschrift C 3, 29 (Athribis II, 126) ab, wo es heißt, die Wabet befinde sich „vor dem Platz des ersten Festes“ (wobt jsk Xnt st-Hp-tpj). 638 Siehe Coppens, Wabet, 63 und Kurth, Treffpunkt der Götter, 307.

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2 Architektur und Funktion

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vorgenommen werden kann. So ist von einem „oberen Platz in deinem Tempel“ bzw. „deines Tempels“ die Rede (st Hrt m/nt Hwt-nTr.T; D VII, 179, 14*; D VIII, 102, 7*), was sich sowohl als Beschreibung der Dachfläche als auch des Kiosks deuten lässt.639 Auch der „Himmel der Goldenen, der Herrin von Jwnt“ (qbH nbwt nbt Jwnt), der in D VIII, 46, 4* im Rahmen einer Festbeschreibung genannt wird, könnte das Dach im Allgemeinen oder den Kiosk im Besonderen meinen. Wie so oft bietet sich zum Abschluss dieses Kapitels ein vergleichender Blick auf die Texte der Treppen und der Treppenkammer S in Edfu an, die ebenfalls Bezeichnungen für das Dach und/oder den Kiosk enthalten. Diese wurden bereits von Maurice Alliot untersucht, der auch anmerkte, dass h#yt als Name des Dachkiosks in Edfu – im Gegensatz zu Dendara – niemals mit der Kiosk-Hieroglyphe determiniert vorkommt.640 Ohnehin findet sich für dieses Wort in den Treppen von Edfu nur eine Textstelle, die zweifelsfrei den Kiosk meint (E I, 554, 10– 11).641 Viel häufiger wird der Dachpavillon dort, wie auch in Dendara, als st-Hb-tpj642 bezeichnet. Daneben beziehen sich die jeweils einmal genannten Benennungen st-wrt.f Xft (E I, 549, 2), st-wrt.f Dr b#H (E I, 554, 17) und o#yt (E I, 537, 6) wohl ebenfalls auf das kleine Gebäude auf dem Dach.643 Nach Alliots Ansicht ist auch das in E I, 568, 6 genannte wobt eine Bezeichnung für den Kiosk,644 der umgebende Text liefert jedoch keine ausreichenden Informationen, um diese Deutung zu stützen.645 Als Bezeichnung des Daches tritt natürlich auch in Edfu häufiger tp-Hwt auf, des Öfteren auch in der erweiterten Form tp-Hwt Hwt-nTr.646 Daneben finden sich in Bezug auf das Dach, wie in Dendara, besonders viele Worte, die auch den Himmel bezeichnen können, im Neujahrskontext aber den Kiosk meinen. Alliot nennt hier Hrt, o#yt, wD#t, Xyt, #Xt, wobt, nnt/nwt, wTst und pt,647 zu ergänzen wäre das auch in Dendara so verwendete (siehe oben), sonst aber nicht häufig belegte jpt648 (E I, 557, 1).

639 Als Bezeichnung für das Dach schon aufgeführt bei Cauville, Fêtes d’Hathor, 56. 640 Alliot, Culte d’Horus, 416. Ebd., Anm. 2 führt allerdings zwei Stellen aus Edfu an, in denen die Bezeichnung eines anderen Kiosks mit diesem Determinativ versehen ist. 641 So auch Alliot, Culte d’Horus, 417–418. 642 Die Textstellen zum st-Hb-tpj in Edfu wurden schon von Alliot, Culte d’Horus, 306–308 gesammelt und ausgewertet, siehe dazu auch ebd., 417–418. Siehe ergänzend Wilson, Lexikon, 952. 643 Siehe Alliot, Culte d’Horus, 380, insbesondere Anm. 5; 386, insbesondere Anm. 2; 417. 644 So Alliot, Culte d’Horus, 417. 645 So auch die Einschätzung von Coppens, Wabet, 55–56. Es handelt sich dabei um die Inschriftenzeilen unter der Fensteröffnung (vgl. dazu I 2, Anm. 27). 646 E I, 513, 11; 513, 16; 537, 7; 541, 6; 549, 2; 553, 13; 557, 4; 567, 19 – 568, 1; 570, 8; 576, 2; 579, 15; 580, 1; hinzu kommen 568, 2; 568, 6 in der Inschrift unter dem Fenster (vgl. I 2, Anm. 27). Siehe dazu Alliot, Culte d’Horus, 416, der allerdings keine Stellen aufführt. 647 Für manche der genannten Bezeichnungen führt Alliot in seiner Auflistung (Culte d’Horus, 416, Anm. 4) nur Beispiele auf (gekennzeichnet durch „etc.“), einmal begnügt er sich gänzlich mit „passim“. Seine Belegsammlung wurde also nach Möglichkeit ergänzt: Hrt (E I, 549, 9; 553, 13; 564, 12; 568, 5); o#yt (E I, 557, 12; 562, 15; 569, 10; 571, 6–7); wD#t (E I, 553, 11; 563, 6); Xyt (E I, 564, 4; 589, 13;.); #Xt (E I, 514, 1; 537, 9; 553, 12; 562, 15; 563, 6 zu verbessern zu 563, 9); wobt (E I, 556, 13); nnt/nwt (E I, 557, 1; 563, 10; 564, 12); oryt (E I, 557, 8); wTst (E I, 563, 15); pt (E I, 554, 17; 555, 10). Zu o#yt ist anzumerken, dass dieses als Himmelsbezeichnung von dem oben erwähnten Wort für Kiosk aufgrund seines Determinativs zu unterscheiden ist (vgl. Wb I, 166, 11 und 166, 12–13, siehe auch Wilson, Lexikon, 134–135). Ähnliches gilt für wobt „Himmel“ und die gleich lautende Raumbezeichnung (vgl. Wb I, 284, 1–7 und 284, 10, siehe Wilson, Lexikon, 214–215). 648 Wb I, 68, 10.

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III Analyse und Auswertung

Im Vergleich kann also festgestellt werden, dass die Bezeichnung h#yt für den Kiosk in Dendara eine viel größere Rolle spielt als in Edfu. Beiden gemeinsam ist hingegen die große Bedeutung von st-Hb-tpj als Bezug auf das Festereignis, zu dem der Dachpavillon offenbar hauptsächlich genutzt wurde. Auch der Zusammenhang zwischen der Dachfläche und dem Himmel durch die Wahl der Bezeichnungen lässt sich für beide Tempel attestieren. Wie bereits oben erläutert, dürfte dies mit der besonderen Bedeutung der Ereignisse am Himmel für den Neujahrstag zu begründen sein. 2.2.4 Die Rolle des Kiosks im Festgeschehen Um fundierte Aussagen zur Art und Abfolge der Ereignisse im Dachkiosk und somit zur Nutzung des Gebäudes treffen zu können, müssen natürlich seine Texte und auch die der Treppenhäuser, die viele Festbeschreibungen enthalten, genauer untersucht werden. Zunächst soll die Reihenfolge der dargebrachten Opfer und ihre zeitliche Situierung im Verhältnis zum zentralen Vereinigungsakt betrachtet werden. In Tab. 11 sind Textstellen aus der Übersetzung in Kapitel II, welche das Festggeschehen ausführlicher649 beschreiben (Festbeschreibungen650 FB1, FB2 und FB3), inklusive der Gliederungselemente aus der Randspalte aufgeführt. Da es hier auch darum geht, welche Gaben zu welchem Zeitpunkt dargebracht wurden, sind bei Elementen, die Opfer-, Bekleidungs- und Reinigungshandlungen umschreiben, gegebenenfalls die genauen Bestandteile ergänzt, was in der Randspalte zur Übersetzung aus Platzgründen nicht möglich war. Grau hinterlegt sind zur besseren Orientierung die Gliederungselemente Kiosk bzw. Dach betreten und die Vereinigung mit der Sonnenscheibe: Vereinigung (H, S). Text (1) D VII, 143, 2–5* (2) D VII, 143, 11–13* (3) D VII, 144, 9–12* (4) D VII, 145, 2–4* (5) D VII, 145, 7–12* (6) D VII, 145, 15 – 146, 2* (7) D VII, 168, 6–7* (8) D VII, 168, 12–13*

Abfolge der Handlungen Geleit (T), Weg bereiten (T), Kiosk betreten (H), Vereinigung (H, S), Rückkehr (H), Geleit (T), Tempel betreten? (H) Erscheinen (H), Fortbewegen (H), Geleit (T 2x), Weg bereiten (T), Vereinigung (H, S), Erscheinen (H) Geleit (T), Geleit (T), Lobpreis (T), Festjubel (A 2x), Ruhen (H), Lobpreis (H) Geleit (T), Furcht verbreiten (T), Festjubel (A), Festjubel (A), Vereinigung (H, S), Ruhen (H), Lobpreis (H) Erhellen (H), Ruhen (H), Geleit (T), Speise-/Trankopfer (–): Wein, Räucheropfer (–), Speise-/Trankopfer (–): Brot – Rinder – Bier – Vögel, Ankleiden (–), Salben (–), Vereinigung (H, S) Kiosk betreten (H), Geleit (T), Opfer (–), Räucheropfer (–), Ankleiden (–), Schmücken (–), Erscheinen (H), Vereinigung (H, S), Rückkehr (H), Freude (H), Geleit (T) Aufstieg (–), Freude (A), Festjubel (A) Weg bereiten (T) Schutz, Aufstieg? (H, T), Vereinigung (H, S)

649 Nicht berücksichtigt wurden solche, die nur aus ein oder zwei Bestandteilen bestehen und aufgrund ihres geringen Umfangs keine Schlüsse auf die Handlungsabfolge zulassen (z. B. D VII, 174, 14–16*; 180, 2*; 180, 5*; 182, 6*; 184, 5–7*; D VIII, 6, 12*; 6, 13*). 650 Siehe für Erläuterungen zu diesem Gliederungselement II 2.

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2 Architektur und Funktion

(9) D VII, 169, 6–13* (10) D VII, 171, 9 – 172, 4* (11) D VII, 175, 3–5* (12) D VII, 175, 12 – 177, 3*

(13) D VII, 178, 3–11* (14) D VII, 178, 16 – 179, 1* (15) D VII, 185, 13–15* (16) D VII, 186, 11 – 187, 3* (17) D VII, 187, 14 – 188, 11* (18) D VII, 190, 3 – 191, 6*

(19) D VII, 200, 3–7*

449

Geleit (T), Weg bereiten, Aufstieg (H), Räucheropfer (K), Lobpreis (T), Speise-/Trankopfer (–): o#bt (alle guten Dinge – Opferkuchen – Bier – Wein – SdH – Milch – Brot – Fleisch – Bier – Rinder – Vögel), Räucheropfer (–), Vereinigung (H, S) unklar, Geleit (T), Geleit (T), Geleit (T), Geleit (T), Räucheropfer (K), Speise-/Trankopfer (T): o#bt (Brot – Bier – Rinder – Gazellen – Oryxantilopen – Steinböcke – Vögel – Grillklein), Schutz (T), Opfer (T), Festjubel (A 2x), Festjubel (T), Geleit (T), Geleit? (K) Fortbewegen (H), Festjubel (T), Festjubel (T), Vereinigung (H, S), Ruhen (H), Geleit (T), Geleit (K) Geleit (T 3x), Geleit (T), Schrein tragen (T 2x), Schutz, Schutz (T), Weg bereiten (T), Ansehen vergrößern (T), Weg bereiten (T), Reinigung (T), Schutz (T), Schutz (T 2x), Standarte tragen (T), Rezitation (T), Räucheropfer (T) Stoffopfer (T), Schmücken, Salben, Reinigung, Schmuckopfer (T), Besänftigung (–), Speise-/Trankopfer (T 2x): Dinge der Trunkenheit, Speise-/Trankopfer (T): Milch, Speise-/Trankopfer (T): Fleisch, Speise/Trankopfer (–): Pflanzen – Vögel – Brot, Libation (–), Räucheropfer (–), Speise-/Trankopfer (–): Pflanzen, Geleit (T), Rückkehr (H), Ruhen (H), Geleit (T*), Festjubel (T* 2x), Festjubel (T), Ruhen (H), Ruhen (T) Zufriedenheit (H), Aufstieg (H), Dach betreten (H), Geleit (T), Schutz, Reinigung, Kiosk betreten (H), Ruhen, Vereinigung (H, S), Geleit (T) Festjubel (A), Festjubel (S), Vereinigung (H, S)

Räucheropfer (–), Räucheropfer (T), Räucheropfer (T), Räucheropfer (–) Festjubel (A), Erscheinen (H), Fortbewegen (H), Gesicht öffnen (T), Erscheinen (H), Ruhen (H), Beschreibung des Schreins (–), Geleit (T), Schrein tragen, Dach betreten (T*, H), Ruhen (H), Ritualvollzug (–) Erscheinen (H), Festjubel (S), Lobpreis (T), Dach betreten (H), Festjubel (S), Vereinigung (H, S), Vereinigung (H, S), Ruhen (H), Geleit (T), Schrein tragen (T), Lobpreis (T), Ankleiden (T), Festjubel (A), Festjubel (A), Festjubel (T*), Festjubel (T 2x), Festjubel (A) Festjubel (A), Festjubel (A), Fortbewegen (H), Räucheropfer (K), Speise/Trankopfer: o#bt (Brot – Bier – Rinder – Gazellen – Oryxantilopen – Steinböcke – Vögel – Grillklein – Wein – SdH – frische Pflanzen – Blumen – Früchte), Schrein tragen (T 2x), Geleit (T), Reinigung, Räucheropfer (T*), Weg bereiten (T), Schutz, Geleit, Schutz, Festjubel (A 3x), Festjubel (T), Festjubel (T), Festjubel (T), Festjubel (A), Festjubel (A), Festjubel (A), Festjubel (T*), Verehrung (T), Festjubel (T), Schmücken (T), Schmücken (T), Festjubel (T 2x), Trunkenheit (T), Vereinigung (H, S), Geleit (T), Geleit (T), Festjubel (T 2x), Dach betreten (H), Fortbewegen (H), Kiosk? Betreten (H), Ruhen (H), Geleit (T* 2x), Beschreibung des Bauwerks, Geleit (T* 2x), Ritualvollzug (–), Rückkehr? (H), Ruhen (H), Festjubel (A 2x) Fortbewegen (H), Geleit (T), Tempel betreten (H), Geleit (T), Schutz, Tempel betreten (H)

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450 (20) D VII, 200, 12 – 202, 4*

(21) D VII, 203, 16 – 204, 4* (22) D VIII, 5, 9–13* (23) D VIII, 6, 15–16* (24) D VIII, 13, 2–4* (25) D VIII, 36, 7–10* (26) D VIII, 43, 12–14* (27) D VIII, 44, 10–12* (28) D VIII, 45, 10–14* (29) D VIII, 45, 16 – 46, 9* (30) D VIII, 49, 4–8* (31) D VIII, 49, 10–14* (32) D VIII, 52, 9–13* (33) D VIII, 53, 2–6*

III Analyse und Auswertung

Fortbewegen (T), Fortbewegen (H), Beschreibung der Statue (–), Ruhen, Musik (T), Geleit (T), Rückkehr (H), Beschreibung des Bauwerks (–), Fortbewegen (–), Geleit (T), Beschreibung der Statue (–), Geleit (T 2x), Fortbewegen (T), Geleit (T), Geleit (T), Geleit (T), Geleit (T)?, Geleit (T)?, Geleit (T*), Geleit (T), Ruhen (H), Geleit (T), Beschreibung des Bauwerks (–), Ruhen (H), Beschreibung der Barke (–), Geleit (T 3x), Beschreibung des Bauwerks (–), Reinigung (T), Opfer (T* 2x), Schrein tragen (T), Geleit (T* 2x), Erscheinen (H), Lobpreis (H), Rückkehr (H) Stab tragen (K), Standarte tragen (T 2x) Weg bereiten, Geleit (T 2x), Geleit (T), Musik, Räucheropfer (K), Geleit? (T), Lobpreis (T), Rezitation (T), Lobpreis, Freude (H), Geleit (T) Beschreibung des Bauwerks? (–), Erscheinen (S), Erhellen (S), Vereinigung (H, S), Festjubel (A), Festjubel (A), Festjubel (A), Festjubel (T), Festjubel (T), Fortbewegen (T) Schrein/Kapelle betreten (H), Ruhen, Zufriedenheit (T) unklar, Stoffopfer (–), Räucheropfer(K), Rezitation Opfer (–), Musik (–), Libation (–), Stoffopfer (–), Schmuckopfer (–): Silber, Fayence, Türkis, […] Gold, Barke aus Gold, Silber, Gold, Armbänder, HH-Symbol aus Gold, wD#t-Auge aus Gold, Räucheropfer (–), Opfer von Schminke (–) […] Schmuckopfer?, Stoffopfer? […] Schmuckopfer? Festjubel (A), Aufschreiben (T), ?, Erscheinen (S), Opfer (–), Erscheinen (S) Erscheinen (H), Erhellen (H), Vereinigung (H, S), Festjubel (A 2x), Verehrung (A), Festjubel (H), Lobpreis (T), Festjubel (A) Geleit (T), Geleit (T), Musik (T), Festjubel, Geleit (T 2x), Geleit (T), Speise-/Trankopfer (–): o#bt (Rinder – Vögel), Räucheropfer (–), Ruhen (H), Geleit (T), Festjubel (T), Festjubel (T), Vereinigung (H, S), Schutz (T), Schutz (T), Lobpreis (T), Verehrung (T), Verehrung (T), Festjubel (A), Lobpreis (H), Ruhen (H) Erscheinen (H), Ruhen, Geleit (T), Vereinigung (T, H, S), Lobpreis (H) Beschreibung des Bauwerks (–), Geleit (T), Vereinigung (H, T*, S), Freude (S), Opfer (–), Annahme des Opfers (H, T*): Speisen – Weihrauch – Fleischstücke – Dinge, Rückkehr? (H, T*), Ruhen (H, T*) Erscheinen (H), Ruhen, Freude, Festjubel, Kiosk betreten, Geleit (T), Festjubel (H) Vereinigung (H, T*, S), Festjubel (A), Verehrung (A), Festjubel (A) Beschreibung des Bauwerks (–), Geleit (T 2x), Vereinigung (T, S), Verehrung (–), Annahme des Opfers (T*): Weihrauch – Rinder – Vögel – Nahrung, Zufriedenheit (T*), Rückkehr (T*), Ruhen (T*)

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2 Architektur und Funktion

(34) D VIII, 59, 3–6* (35) D VIII, 67, 12–14* (36) D VIII, 69, 17 – 70, 2* (37) D VIII, 73, 2–3* (38) D VIII, 75, 6–9* (39) D VIII, 81, 5–13* (40) D VIII, 82, 1–8* (41) D VIII, 83, 4 – 85, 3*

(42) D VIII, 85, 11 – 87, 1*

(43) D VIII, 96, 15 – 97, 11*

451

Erscheinen (H), Erhellen (H), Lobpreis (S), Fortbewegen (H), Lobpreis (T), Lobpreis (T), Lobpreis (A), Verehrung (A) unklar, Lobpreis (H), Beschreibung des Bauwerks (–), Niederlassen in der Barke (H), Freude (S), Festjubel Erscheinen (H), Festjubel (A), Festjubel (T 2x), Festjubel (T), Festjubel (A 2x), Festjubel (A 2x), Festjubel (T 2x), Speise–/Trankopfer (–): Rinder – Vögel – alle guten Dinge, Verehrung (T), Rechtfertigung (S), Rechtfertigung (H) Festjubel (A), Festjubel (T), Vereinigung (H, S) Geleit (K), Weg bereiten (T), Weg bereiten (T), Schutz (T 2x), Vereinigung (H, S) Beschreibung der Statue (–), Schrein tragen (T), Geleit (T), Weg bereiten (T), Geleit (T), Geleit (T), Lobpreis (T), Speise-/Trankopfer (–): o#bt (Tausende von allen Dingen – Millionen – Hunderttausende – Zehntausende – Rinder – Vögel – Räucherwerk) Schrein tragen (T), Aufstieg, Schrein tragen, Speise-/Trankopfer: o#bt? (Tausende von allen Dingen), Gesicht öffnen (–), Festjubel (A), Festjubel (A), Freude (H), Freude (T)?, Festjubel (A), Festjubel (A), Festjubel (A), Räucheropfer (–), Festjubel (A), Festjubel (T), Tanz (?), Festjubel (T 2x) Festjubel (T 2x)?, Freude (H), Beschreibung des Schreins (–), Gesicht öffnen (–), Beschreibung der Statue (–), Geleit (T), Musik (T), Erscheinen (H), Geleit (T 2x), Beschreibung des Schreins (–), Treppe betreten? (T), Stab tragen (T), Geleit (T), Geleit (T), Rezitation, Treppe betreten? (T), Schrein tragen, Aufstieg (H), Geleit (T), Geleit (T*), Weg bereiten (A), Ruhen (H), Geleit (T*), Speise-/Trankopfer (–): Brot – Fleisch – Bier, Räucheropfer (–), Gesicht öffnen (T), Lobpreis (T 2x), Lobpreis (T 2x), Festjubel (–), Vereinigung (H, S), Festjubel (A 2x), Schmücken (–), Vereinigung (H, S), Lobpreis (H), Rückkehr?, Geleit (T), Ruhen (H), Geleit (T* 2x), Anblicken (T*), Musik (T*), Freude (H), Geleit (T*), Zufriedenheit (H), Ruhen Rückkehr (H), Geleit (T), Weg bereiten (T), Schutz (T), Stab tragen (K), Schutz (T), Weg bereiten, Rezitation (T), Geleit (T), Salbenopfer (T), Stoffopfer (T), Besänftigung (T), Besänftigung (T), Schmuckopfer: Edelsteine, Schutz (T), Schmuckopfer: Türkis, Musik, Schmuckopfer (T): Fayence, Speise-/Trankopfer (T): Bier, Geleit (T), Speise-/Trankopfer (T): Milch, Speise-/Trankopfer (T 2x): Fleischstücke, Speise-/Trankopfer (T): Pflanzen – Vögel, Speise-/Trankopfer (T): Brot, Geleit (T), Opfer (–), Schmücken (–), Libation (T), Räucheropfer, Geleit (T), Reinigung, Reinigung (T), Reinigung (K), Räucheropfer, Schrein tragen (T), Schrein tragen (T), Geleit (T) Geleit (T), Vereinigung (H, S), Festjubel (–), Festjubel (T), Festjubel (T), Erscheinen (T), Geleit (T), Ruhen (H), Festjubel (A 2x), Festjubel (A), unklar, Festjubel (–), Festjubel (T), Trunkenheit (T), Festjubel, Festjubel (A 2x), Verehrung (A 2x), Anblicken (A 2x), Verehrung (T), Verehrung (T), Verehrung (T), unklar (T), Festjubel (T)

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452 (44) D VIII, 100, 6 – 101, 15*

(45) D VIII, 104, 10 – 105, 6*

(46) D VIII, 105, 8 – 106, 5*

(47) D VIII, 106, 17 – 107, 8* (48) D VIII, 110, 10–12* (49) D VIII, 112, 14 – 113, 2* (50) D VIII, 113, 10–11* (51) D VIII, 113, 12–16* (52) D VIII, 114, 15 – 115, 11* (53) D VIII, 115, 13–15*

III Analyse und Auswertung

Erscheinen (H), Ruhen, Ritualvollzug (–), Stoffopfer (T), Aufstieg (T), Schutz (T), Schutz (T), Schutz (T), Schutz (T), Rezitation (T), Räucheropfer (T), Stoffopfer (T), Geleit (T 2x), Geleit (T), Besänftigung (T), Besänftigung (T), Speise-/Trankopfer (T): Bier, Speise-/Trankopfer (T): Wein, Speise-/Trankopfer (T): Milch, Speise-/Trankopfer (T): Fleischstücke, Speise-/Trankopfer (T): Fleischstücke, Speise-/Trankopfer (T): Wasservögel – Papyruspflanzen, Zufriedenheit (H), Opfer (T), Schmücken (–), Reinigung (–), Räucheropfer (–), Geleit (T), Reinigung, Besänftigung, Räucheropfer (K), Schrein tragen (T), unklar (T), Schrein tragen (T), Aufstieg (T), Ansehen vergrößern, Furcht verbreiten, Festjubel (A 2x) Geleit (T 2x), Speise-/Trankopfer (–): o#bt (Brot – Fleisch – Bier – Tausende an allen Dingen), Speise-/Trankopfer (T): Brot, Speise-/Trankopfer (T): Bier, Speise-/Trankopfer (T): Wein, Speise-/Trankopfer (T): Milch, Speise-/Trankopfer (T): Rinder – Vögel – Steinböcke – Gazellen – Oryxantilopen, Speise-/Trankopfer (T): Vögel, Speise-/Trankopfer (T): Fleisch, Stoffopfer (T), Salbenopfer (T), Libation (T), Speise-/Trankopfer (T): Pflanzen – Tausende an allen Dingen, Schrein tragen (–), Geleit (T), Vereinigung (H, S), Ritualvollzug (–), Ruhen (H) Erscheinen (H), Geleit (T 3x), Speise-/Trankopfer (–): o#bt (Brot – Bier – Wein – SdH – Milch – alle guten Dinge – Rinder – Vögel – Oryxantilopen – Gazellen), Räucheropfer (–), Gesicht öffnen (–), Erscheinen (H), Schrein tragen (T), Weg bereiten (T), Geleit (T 2x), Geleit (T), Festjubel (A 2x), Festjubel (A), Vereinigung (H, S), Schutz (S), Geleit (T 2x), Festjubel (T 2x), Verehrung (T 2x), Herrschaftsübergabe (S), Lobpreis (T) Geleit (T), Erscheinen (H), Speise-/Trankopfer (–): o#bt (Millionen, Tausende an allen Dingen), Schutz(T 2x), Geleit (T), Rezitation (T), Lobpreis, Erhellen (S), Kiosk/Dach betreten (H), Freude (S), Vereinigung (H, S), Festjubel (A), Festjubel (A), Festjubel (A), Festjubel (A), Festjubel (A), Lobpreis (A), Festjubel (A), Verehrung (A), Festjubel (T) Erscheinen (H), Herauskommen, Festjubel (T), Verehrung (T), Festjubel (T), Musik (T), Rezitation (T), Geleit (T 2x), Anflehen (T 2x), Verehrung (T 2x), Festjubel (A), Verehrung (A), Tanz (A 2x) Lobpreis (S), Lobpreis (T), Ankleiden (–), Grüßen (T), Geleit (A), Festjubel, Tanz (–), Trunkenheit, Lobpreis (–), Festjubel (T 2x), Tanzen (T) Besänftigung (S), Lobpreis (T), Verehrung (T) Festjubel (T), Festjubel (T), unklar, Lobpreis, Festjubel, Tanz (T*), Besänftigung, Erhellen, Erscheinen, Geleit (T 2x) Lobpreis (T), Verehrung (T), Festjubel (T), Festjubel (T), Festjubel (A), Geleit (T), Geleit (T), Lobpreis (T), Geleit (T), Geleit (T), Geleit (T), Verehrung (T 2x), Festjubel (T), Musik (T 2x), Grüßen (T), Erhöhen (S), Schmücken (–), Schmücken (–), Geleit (T), Geleit (T), Geleit (T), Festjubel (A 3x) Erscheinen (H), Fortbewegen (H), Geleit (T), Geleit (T 2x), Weg bereiten (T), Vereinigung (H, S), Erhöhen (–), Erscheinen (H)

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2 Architektur und Funktion

(54) D VIII, 116, 4–6* (55) D VIII, 117, 12–15* (56) D VIII, 118, 1–2* (57) D VIII, 118, 2–4* (58) D VIII, 118, 13 – 119, 4* (59) D VIII, 121, 3–10*

453

Lobpreis (S), Schmücken (T), Anblicken (T), Lobpreis Herauskommen (H), Schutz (T), Schutz (T), Weg bereiten (T), Geleit (T), Fortbewegen (H), Erscheinen, Geleit (T 5x), Weg bereiten (T), Geleit (T), Lobpreis Grüßen (T), Lobpreis (T), Festjubel (A 3x) Fortbewegen (H), Betreten des Daches (H), Zufriedenheit (H) Ruhen (H), Geleit (T), Gesicht öffnen (–), Geleit (T), Ritualvollzug (–), Festjubel (A 2x), Festjubel (A), Zufriedenheit (S), Freude, Geleit (T), Verehrung (T), Verehrung (T 2x), Verehrung (A), Verehrung (T), Festjubel (T), unklar (T 2x) Ruhen (T), Gesicht öffnen (–), Ritualvollzug (–), Schrein tragen? (T), Geleit (T), Weg bereiten, Rückkehr? (H), Geleit (T), Tempel betreten (H), Lobpreis (T), Musik (T 2x), Ruhen (T), Freude (H), Festjubel (A 2x)

Tab. 11: Die Handlungsschritte auf dem Dach in längeren Festbeschreibungen im Vergleich.

Die Durchsicht der Festbeschreibungen innerhalb des Textkorpus hat ergeben, dass diese in Art und Umfang stark variieren. Oft liegt der Akzent nicht so sehr auf der Schilderung genauer Handlungsabläufe, sondern auf der ausführlichen Beschreibung des Festjubels zu Ehren der Hathor651 oder der Betonung des Beiseins ihrer Begleiter, wobei oft die Neunheit652 als Ganzes, gelegentlich aber auch einzelne Gottheiten653 erwähnt werden. Im Zentrum der Beschreibung steht erwartungsgemäß oft der zentrale Moment (die Vereinigung mit der Sonnenscheibe), besonders knappe Schilderungen begnügen sich sogar damit, außer diesem kein weiteres Ereignis auf dem Dach zu benennen.654 Überraschenderweise ist die Erwähnung der Vereinigung zwischen Hathor und dem Sonnengott (Gliederungselement Vereinigung (H, S)) in Festbeschreibungen aber offensichtlich keineswegs obligatorisch. So wird in über der Hälfte der in Tab. 11 aufgeführten deskriptiven Passagen (32 von 59 Fällen)655 dieser Bestandteil überhaupt nicht genannt. Dies liegt teilweise daran, dass in manchen Texten bewusst und offensichtlich nur Teile des Geschehens geschildert werden, beispielsweise der Abstieg656 oder das Opfer657 verschiedener Gaben. Manchmal wird das zentrale Festereignis auch nur angedeutet und somit implizit erwähnt.658 Eine verbindliche Regel zur besonderen Hervorhebung dieses Festbestandteils scheint es aber nicht gegeben zu haben.

651 Besonders Nr. (17), (34), (36), (40), (52), (56). 652 Z. B. D VII, 145, 8* in Nr. (5); 171, 11* in Nr. (10); 178, 4* in Nr. (13); 187, 15* in Nr. (17); 201, 10–11* in Nr. (20); D VIII, 46, 5* in Nr. (29); 52, 11* in Nr. (32); vgl. auch D VII, 191, 4* in Nr. (18) („Götter und Göttinnen“) und D VIII, 49, 11* in Nr. (31) („die sehr großen Götterbilder des Hauses der Vornehmen“). Siehe zu den Bezeichnungen der Götter in den Naoi ausführlich unten III 3.3. 653 Z. B. D VII, 143, 12–13* in Nr. (2), D VIII, 115, 14* in Nr. (53) (Hu, Sia, Thot). 654 Siehe z. B. Nr. (2), (8), (11), (37) und (38). 655 (3), (7), (10), (12), (15), (16), (19), (20), (21), (23)–(27), (34)–(36), (39), (40), (42), (44), (48)–(52), (54)– (59). 656 Siehe z. B. Nr. (19) und (20). 657 Siehe z. B. Nr. (25) und (26). 658 Siehe z. B. Nr. (16), (23) und (42).

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III Analyse und Auswertung

Grundsätzlich kann man an den oben aufgelisteten deskriptiven Texten ablesen, dass auf dem Dach Speise-/Trankopfer, Räucher-, Salb- und Stoffopfer vollzogen wurden. Dabei deuten einige Texte darauf hin, dass diese Handlungen durchgeführt wurden, nachdem Hathor mitsamt ihres Gefolges im Kiosk Platz genommen hat.659 Schon François Daumas660 wies darauf hin, dass im Kiosk mit seinen nur etwa 28 Quadratmetern ein gewisses Platzproblem besteht, da man davon ausgehen muss, dass sich alle Götterstatuen in ihren Naoi dort befanden – ob sie nun auf Sockeln abgeladen wurden oder auf den Armen der Träger verblieben (siehe dazu unten). Zumindest ist nicht genügend Raum, um alle weiteren Festteilnehmer mit ihren Gaben in diesem Gebäude unterzubringen. Wie Taf. 26b und 27a aber belegen, die verschiedene hypothetische Anordnungen der elf Naoi mit einer anhand der Treppenreliefs geschätzten Breite und Tiefe von 50 cm im Kiosk zeigen,661 wäre im Fall einer Aufstellung der Götterschreine auf Podesten während des Opferrituals (siehe dazu unten) im östlichen Bereich des Kiosks durchaus noch Platz gewesen, so dass Priester mit Gaben durch eine der beiden Türen eintreten konnten, um sie direkt vor der Göttergruppe zu präsentieren. Es wäre aber auch denkbar, dass die Opfergaben vor den beiden Türen des Gebäudes aufgebaut662 und dann – vielleicht auch nur teilweise – nach und nach zu den Statuen zugeführt wurden. Ein direkter Kontakt mit den Statuen wäre zumindest für die Stoff-, Salb- und Amulettopfer zu erwarten, auf die auch im Inneren des Kiosks ein besonderer Akzent gesetzt wird (siehe Farbtaf. 4). In Bezug auf das o#bt-Opfer und vielleicht auch auf die im Zusammenhang mit den Besänftigungshandlungen auf der Ostfassade dargestellten Gaben wäre es möglich, dass eine Präsentation vor dem Kiosk zur gültigen Durchführung des Rituals ausreichte. Schließlich spielt auch im Ensemble von Wabet und Neujahrshof, das in Hinblick auf seine Architektur und Dekoration große Ähnlichkeit mit dem Kiosk aufweist, ein großes Speiseopfer eine Rolle (siehe oben, III 1.7), und dieses wurde der Wanddekoration zufolge im Hof vor der Wabet dargebracht, der somit funktional vielleicht mit den Dachflächen vor dem Kiosk zu verknüpfen wäre. Trifft diese Interpretation zu, wäre Khaled Elgawady zuzustimmen, der hinter der Dekoration der Außenseiten des Kiosks eine Schilderung des Geschehens außerhalb des Gebäudes vermutet, und die Innenseiten als Beschreibung des Geschehens im Kiosk ansieht.663 659 So ist in D VII, 145, 15* in Nr. (6) von einem Betreten des Kiosks (oq w#Dyt) die Rede, bevor die Opfergaben beschrieben werden, D VIII, 84, 6* in Nr. (41) schildert, wie Hathor auf einem Thron im Kiosk ruht (Htp.s Hr nst.s m-q#b h#yt.s), bevor es um ausführlichen Opferhandlungen und die Vereinigung mit der Sonnenscheibe geht. 660 Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 66; ders., in: LÄ IV, 469, s.v. „Neujahr“. Auch El-Kordy, in: Goyon/Cardin (Hgg.), Ninth International Congress, 582 erwähnt das Platzproblem, geht aber dennoch davon aus, das die Götterstatuen und alle Opfergaben im Kiosk abgeladen wurden. Ausgeschlossen werden kann dies nicht. 661 Siehe für Überlegungen zur Größe der Naoi unten, III 5.2 und Taf. 26a. 662 Ähnlich Elgawady, Schranken, 84, der für die Ostfassade annimmt, dass die dort dargestellte Beruhigung Hathors und Sachmets stattfindet, bevor der König den Kiosk betritt. Einen Aufbau vor der Tür nimmt auch Alliot, Culte d’Horus, 419 für Edfu an. El-Kordy, in: Goyon/Cardin (Hgg.), Ninth International Congress, 582 geht hingegen davon aus, dass sämtliche Opfergaben im Kiosk vor den Naoi der Götter abgelegt wurden, was in Anbetracht des verbleibenden Platzes auf Taf. 26b und 27a nicht völlig unmöglich erscheint. Die Zirkulation der agierenden Priester allerdings wäre durch einen großen Opferaufbau zwischen den beiden Türen stark eingeschränkt. 663 Elgawady, Schranken, 84–85. Die zentrale Doppelzene auf der Außenseite der Westwand (D VIII, Taf. 719) würde allerdings dieses Prinzip durchbrechen, denn diese illustriert, wie Elgawady, ebd. richtig anmerkt, das Vereinigungsritual und somit den Zielpunkt der Festhandlungen im Kiosk. Der Gedanke, dass die im Kiosk dargestellten Handlungen im Inneren des Gebäudes ausgeführt wurden, findet sich schon bei Eldamaty in Fs Haikal, 89.

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2 Architektur und Funktion

455

Die Informationen zur genauen Position der einzelnen Elemente innerhalb des Festablaufs sind relativ spärlich, und es werden keineswegs immer die gleichen Bestandteile genannt. Immerhin neun664 von 59 Festbeschreibungen erwähnen die Vereinigung mit der Sonnenscheibe nach den Opferhandlungen. Lediglich Nr. (31) und (33) sprechen von Opfern nach diesem zentralen Ereignis, hier ist aber nur von deren Annahme durch die Gottheit die Rede, was nicht unbedingt mit dem Zeitpunkt ihrer Darbringung identisch sein muss (siehe dazu unten). Es liegt nahe, aus der nicht seltenen Erwähnung von Opfern zu Beginn der Beschreibung abzuleiten, dass diese der Gottheit vor dem Vereinigungsritual dargereicht wurden, als gänzlich gesichert zu betrachten ist dies jedoch nicht.665 Auch eine Reihenfolge der einzelnen Gabengruppen im Verlauf der Opferhandlungen lässt sich Tab. 11 nicht ohne weiteres entnehmen. Diejenige von den dort aufgeführten Festbeschreibungen, welche ausführliche Informationen zu den dargebrachten Opfern enthalten, können aber drei Gruppen zugewiesen werden. Drei der vier Bandeauinschriften in den Treppen,666 bilden eine solche Gruppe für sich und spiegeln – wie unten in III 3.6 näher ausgeführt – in Hinblick auf die Reihenfolge der in ihnen aufgezählten Opfergaben genau die darunter abgebildeten Festprozessionen wider. Die Gaben folgen dem grundsätzlichen Schema a) Myrrhe, Stoff, Salbe; [b) Silber, Gold, Mineralien; c) Sistren;] d) alkoholische Getränke; e) Milch f) Fleisch, Pflanzen, Brot; [g) Amulette, Schmuck;] h) Wasser und Weihrauch, wobei die Elemente in eckigen Klammern nur in zwei von drei Bandeauinschriften genannt werden. Die zweite und größte Gruppe von Festbeschreibungen wird durch keine feste Reihenfolge charakterisiert, es gibt jedoch eine Reihe von Merkmalen, anhand derer sich ein Zusammenhang zwischen den einzelnen Vertretern herstellen lässt. Diese lassen sich anhand einer direkten Gegenüberstellung der Gabenaufzählungen zeigen (Tab. 12). Textstelle D VII, 145, 9–10*, in (5) D VII, 169, 8–13*, in (9) D VII, 171, 13 – 172, 1*, in (10) D VII, 190, 5–8*, in (18) D VIII, 46, 2–4*, in (29) D VIII, 70, 1*, in (36) D VIII, 81, 9–12*, in (39)

Reihenfolge der Opfergaben im o#bt Wein, Weihrauch, Brot, Rinder, Bier, Vögel, Kleidung, Öl. o#bt: alle guten Dinge zu Millionen und Hunderttausenden, Opferkuchen des Gottesopfers, Bier, Wein, SdH-Getränk, Milch, Brot, Fleisch, Bier, Rinder, Vögel, Weihrauch, Myrrhe, alles Räucherwerk von Punt. o#bt: Brot, Bier, Rinder, Gazellen, Oryxantilopen, Steinböcke, Vögel, Grillklein. o#bt: Brot, Bier, Rinder, Gazellen, Oryxantilopen, Vögel, Grillklein, Wein, SdH-Getränk, frische Pflanzen, Blumen, Früchte. o#bt: tausend Dinge, Rinder, Vögel, Räucherwerk. Rinder, Vögel, alle guten Dinge. o#bt: Tausende von allen Dingen, Millionen, Hunderttausende, Zehntausende, Rinder, Vögel, Räucherwerk.

664 (5), (6), (9), (18), (29), (41), (45) – (47). 665 So auch Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 65–66; ders., in: LÄ IV, 469, s.v. „Neujahr“; Sauneron, Esna V, 129 (für Dendara und Edfu, allerdings ohne Belege); Germond, Sekhmet, 197–198. 666 Nr. (12), (42), (44).

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456 D VIII, 82, 2*, in (40) D VIII, 84, 8–9*, in (41) D VIII, 104, 11 – 105, 3*, in (45) D VIII, 105, 10–13, in (46) D VIII, 107, 1*, in (47)

III Analyse und Auswertung

[o#bt?]: Tausende von allen Dingen. Brot, Fleisch, Bier, Duftstoffe o#bt: Brot, Fleisch, Bier, Tausende an allen Dingen, Brot, Bier, Wein, Milch, Rinder, Vögel, Steinböcke, Gazellen, Oryxantilopen, Gänse, Blässgänse,Wasservögel, Graugänse, Grillklein, Kleider, Öl, Wasser, frische Pflanzen, Tausende an allen Dingen. o#bt: Brot, Bier, Wein, SdH-Getränk, Milch, alle guten Dinge, Rinder, Vögel, Oryxantilopen, Gazellen, Weihrauch, Myrrhe, Räucherwerk. o#bt: Millionen von Millionen,Tausende an allen Dingen.

Tab. 12: Gruppe 2 – Festbeschreibungen in Zusammenhang mit dem o#bt-Opfer.667

In der oben stehenden Auflistung stechen folgende drei Bestandteile ins Auge: 1) die Bezeichnung o#bt, welche das Opfer in neun von zwölf Belegen bezeichnet; 2) die Angabe, dass Tausende, Zehntausende etc. Gaben dargebracht werden (grau markiert); 3) die beiden Abfolgen Brot – Bier –Rinder/Fleisch und Brot – Fleisch/Rinder – Bier668, die teilweise oder ganz vorliegen; an Stelle des Brotes kann auch anderes Gebäck treten, an das Bier können sich noch andere alkoholische Getränke sowie Milch anschließen; hinzu kommt die Abfolge Rinder, Vögel, Wüstenwild bzw. Rinder, Wüstenwild, Vögel, die oft nach dem Opfer der Getränke genannt ist (durch Fettdruck markiert). Alle drei Merkmale sind (ganz oder in Teilen) in (9), (29), (39), (45) und (46) vereint, alle anderen weisen jedoch mindestens eines, öfter jedoch zwei davon auf. Stoff- und Salbopfer werden im Anschluss an das Speise- und Trankopfer nur in (5) genannt, in (45) inmitten der Speisenfolge. Dies stellt einen wichtigen Unterschied zu Gruppe 1 dar, in deren Abfolge Kleidung und Salben gleich zu Beginn eine große Rolle spielen. Die dritte Gruppe von Gabenaufzählungen in Festbeschreibungen, die sich aus Tab. 11 ablesen lässt, kann keiner der beiden zuvor genannten Kategorien zugeordnet werden, sei es aufgrund der zu geringen Menge an Bestandteilen oder weil es hier offensichtlich nur um einen Teil der Opferhandlungen geht, der im Detail geschildert wird.669 Diese Quellen können zur Beantwortung der Frage nach der Reihenfolge der Handlungen am Neujahrsfest nicht viel beitragen. In diesem Zusammenhang von Interesse wäre aber die Verbindung der miteinander schwer in Einklang zu bringenden Abfolgen der Gruppen 1 und 2. Bildet eine dieser beiden Gruppen die tatsächliche Reihenfolge der Opfergaben ab oder repräsentieren beide unterschiedliche abstrakte Konzepte, die von der kultischen Realität weit entfernt sind?

667 Die Nummern in Klammern entsprechen der in Tab. 11, die Aufzählungen der Opfergaben sind in verkürzter Form direkt aus der Übersetzung (Kapitel II) übernommen. 668 Diese Kombination wird auch in dem einschlägigen Abschnitt der Tempelbeschreibung auf der Außenwand des Naos (D XII, 184, 6) als Quintessenz des o#bt-Opfers am Neujahrstag aufgeführt. Siehe zu dieser Textstelle Cauville, in: BIFAO 90, 1990, 103–104. Vgl. zur Kombination von Brot, Fleisch und Bier in Dendara auch die so betitelte Ritualszene D XIII, 53, 10 – 55, 7, die allerdings in keinem klar definierbaren Kontext steht. 669 (6), (15), (24) – (26), (31), (33).

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2 Architektur und Funktion

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Darauf, dass Gruppe 1 die spezifischen Handlungen am Neujahrstag widerspiegelt, könnte die bereits angesprochene enge Verknüpfung mit den Reliefs der Treppenhäuser und somit mit der Neujahrsprozession schließen lassen. Es liegt nahe, dass die Gabenträger hier in einer Reihenfolge dargestellt sind, die ihrem wirklichen Erscheinen auf dem Dach und auch der Abfolge ihres Einsatzes im Kiosk entspricht.670 Die textlichen Hinweise darauf sind aber spärlich, denn die erwähnten Festbeschreibungen der Treppenhäuser (Nr. (12), (42), (44)) sind niemals explizit als Beschreibungen der Abläufe auf dem Dach gekennzeichnet. Die Marschreihenfolge der Festteilnehmer könnte sich – vorausgesetzt, dass die Treppendekoration ein einigermaßen getreues Abbild der Realität widerspiegelt671 – also durchaus von der Abfolge der Gaben unterscheiden. Was Gruppe 2 betrifft, so machen die oben anhand von Tab. 12 festgestellten Merkmale deutlich, dass hier ein Bezug zum o#bt-Opfer besteht. Nicht nur die Bezeichnung selbst, die in den meisten der dort aufgeführten Stellen genannt wird, sondern auch der Verweis auf das tausendfache Vorhandensein der Opfergaben sowie die Bedeutung der Reihenfolge Brot – Bier – Rinder mit Variationen und Erweiterungen lassen auf den Zusammenhang mit dieser spezifischen Art von Opfer schließen.672 Die initiale Abfolge der Gaben ist dabei – wie schon andernorts673 festgestellt – bereits im prt-Xrw des Alten Reiches belegt. Es handelt sich bei den in Tab. 12 aufgeführten Textstellen demnach um eine zumindest teilweise durch Traditionen und intertextuelle Bezüge geprägte Reihenfolge. Ob diese der wirklichen Abfolge der Opfergaben im Neujahrsopfer entspricht, lässt sich auch hier nicht mit Sicherheit sagen. Grundsätzlich können sowohl für Gruppe 1 als auch Gruppe 2 Bezüge zur Dekoration des Kiosks hergestellt werden, die allerdings unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Charakteristisch für Gruppe 1 ist das Vorhandensein von Myrrhe, Stoff und Salbe sowie verschiedenen mineralischen Rohstoffen zu Beginn der Aufzählung. Auch Amulette spielen eine Rolle. Dies könnte darauf hindeuten, dass die Festbeschreibungen dieser Gruppe und damit die Gabenträger aus den Treppenprozessionen mit den beiden Opferszenen auf der östlichen Außenwand des Kiosks in Verbindung stehen. Diese sind mit dem Titel sHtp Owt-Or (nördlich) und sHtp cXmt (südlich der Tür) versehen, vor der thronenden Göttin befinden sich jeweils drei Register mit einer Vielzahl an Opfergaben (D VIII, Taf. 720 und 727, siehe dazu auch III 3.1). Während die Inschriften und Darstellungen der nördlichen Szene weitgehend zerstört sind, befindet sich das südliche Tableau in gutem Zustand, man kann hier Art und Reihenfolge der Gaben also gut erkennen, teilweise sind sie auch in der begleitenden Inschrift genauer bezeichnet (D VIII, 36, 7–10* = Nr. (25) in Tab. 11).674 Im Vergleich fällt auf, dass hier die meisten der Gegenstände, welche Gruppe 1 der Festbeschreibungen kennzeichnen, dargestellt sind (siehe Farbtaf. 5). Dies könnte darauf schließen lassen, dass die nördliche Außenwand des Kiosks eine synthetisierte Form der Produkte der Opferträger in den Treppen darstellt, welche wie gesagt in Hinblick auf ihre Reihenfolge mit Gruppe 1 übereinstimmen. Die Richtigkeit dieser Deutung wird jedoch dadurch in Frage gestellt, dass einzelne Gaben aus Gruppe 1 (v.a. Milch, Pflanzen, siehe wiederum Farbtaf. 5) sich in dem Opfertableau nicht repräsentiert finden und stattdessen 670 So scheint es Alliot, Culte d’Horus, 390 für die Treppenprozessionen in Edfu zu vermuten. 671 Siehe zu dieser Frage die Einleitung zu III 3. 672 Siehe für eine Zusammenfassung zum o#bt-Opfer und für weitere Literatur Leitz, Außenwand, 185–188 und Rickert, Gottheit und Gabe, 279–281. 673 Siehe Rickert, Gottheit und Gabe, 280. 674 Die Wichtigkeit dieser Darstellungen betont auch Elgawady, Schranken, 84, der sie als „eine Art Dokumentation für die an diesem Fest geopferten Beigaben“ beschreibt, ohne jedoch genauer darauf einzugehen. Siehe zur Besänftigung der beiden Göttinnen auch unten, III 3.1.

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III Analyse und Auswertung

spezifische Gaben vorhanden sind, die keine wirkliche Entsprechung in der Gabenreihenfolge der Bandeaus und der Treppenprozessionen haben (z. B. die Barke aus Gold, die sich nur bedingt der Kategorie „Silber, Gold, Mineralien“ zuordnen lässt, sowie grüne und schwarze Augenschminke); zudem lässt sich in Bezug auf die Abfolge der Opfer keine Gemeinsamkeit ausmachen. Allerdings besteht noch die Möglichkeit, dass die im Opfertableau fehlenden Gaben sich in der stark zerstörten Szene auf der nördlichen Schranke wiederfanden, so dass diese Interpretation trotz allem möglich bleibt. Eindeutiger ist der Zusammenhang zwischen Gruppe 2 und der Dekoration des Kiosks, der wahrscheinlich einen Bezug zu den Ritualhandlungen in diesem Gebäude bzw. davor impliziert. Die Festbeschreibungen der zweiten Gruppe repräsentieren nach eigener Aussage ein o#bt-Opfer, und ein solches ist auf der östlichen Außenwand des Dachpavillons, links und rechts der Tür, dargestellt (D VIII, Taf. 715–716 und 720–721). Wie in III 2.1.4 erläutert wurde, gibt es Hinweise darauf, dass die Westtreppe und damit der nördliche Zugang zum Kiosk besonders mit dem Hinauftragen der Speisen in Beziehung stehen. Dies würde der Positionierung der beiden o#bt-Szenen entsprechen. Im Gegensatz zu den beiden Tableaus auf der Ostwand und in Entsprechung zu der in Tab. 12 untersuchten zweiten Gruppe von Opferbeschreibungen sind hier überwiegend verzehrbare Gaben abgebildet, wobei Flüssigkeiten in Gefäßen, Brot und Fleisch von Rindern, Wüstenwild und Vögeln besonders viel Raum einnehmen (siehe Farbtaf. 6). Diese grundlegenden Bestandteile bestätigt auch die Rede der Hathor, die dem König in der östlichen Szene „Brot, Fleisch, Bier, [Speisen?], Nahrung“ (t# jwf Hnqt [k#w?] Df#w, D VIII, 31, 16*) zusichert. Allerdings gibt es auch hier Elemente, die in den Listen von Gaben aus Tab. 12 keine Rolle spielen und somit die Eindeutigkeit der Zuordnung stören: in beiden o#bt-Opfern finden sich Sistren, einmal ist ein HH-Symbol, einmal ein Spiegel zu sehen.675 An der Bedeutung des o#bt für das Opfer im Kiosk am Neujahrstag kann trotz der großen Vielfalt seiner Darstellungen und Beschreibungen kein Zweifel bestehen. Außer in den erwähnten Festbeschreibungen und Ritualszenen wird es auch in weiteren Inschriften des Gebäudes thematisiert, einerseits als Gabe der Hathor an die anderen Götter (D VIII, 6, 14*), andererseits als Opfer, das vom König ausgeführt wird (D VIII, 8, 3*). Auch findet sich in der an die Osttreppe angeschlossenen Kammer V ein o#bt-Opfer, zwei sind im eng mit den Ereignissen des Neujahrstages verknüpften Hof R angebracht, wo sie sich über einer Reihe von ökonomischen Gabenträgern befinden (siehe III 1.7 und III 2.1.5). Zudem wird es in einem Text in Schatzkammer Q evoziert, der offenbar vom Neujahrstag spricht (siehe III 1.5). Das o#bt-Opfer zieht sich also wie ein roter Faden durch wichtige Schauplätze des Festes. Ob seine Bestandteile allerdings im wirklichen Kultablauf von den auf der östlichen Fassade des Kiosks dargestellten Besänftigungsopfern getrennt waren, ist fraglich. So finden sich in manchen Texten Elemente, welche die oben skizzierte Grenze zwischen diesen beiden Auflistungstypen verschwimmen lassen. Am deutlichsten ist in dieser Hinsicht D VIII, 104, 10 – 105, 6* (Nr. (45) in Tab. 11), wo das große Speiseopfer (o#bt) mit den Namen von Ressortgottheiten verknüpft wird.676 Bei den hier genannten Aqyt, Menket, die Herrin von Buto, Hesat, dem Herrn von Obnw, Heqes, Hedjhetep, Schesemu, Hapi und Sechet handelt es sich zwar nur teilweise um Personal der Treppenprozessionen (vgl. dazu III 3.6), dennoch ist ein grundsätzlicher Be675 D VIII, Taf. 716 = Farbtaf. 6 oben. 676 Die Verbindung zwischen o#bt-Opfer und ökonomischen Gottheiten ist nicht selten, siehe Rickert, Gottheit und Gabe, 279–281.

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2 Architektur und Funktion

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zug auf diese sicherlich vorhanden. Mit einem ökonomischen Gabenträger der Treppenprozessionen selbst verknüpft ist diese Art von Opfer in D VII, 197, 2*, wo die Beischrift zu Apis ihn als Träger des o#bt ausweist. Umgekehrt kommt die oben als typisch für das o#bt-Opfer attestierte Gruppe Brot – Fleisch – Bier an erster Stelle im oberen Register in den Darstellungen zu den Besänftigungsritualen auf der Ostfassade des Kiosks vor (D VIII, Taf. 720–721 und 727), auch hier finden also Elemente des einen Aufzählungstypus in den anderen Eingang. Wenngleich die genaue Abfolge der im Kiosk geopferten Gaben anhand der Festbeschreibungen also nicht eindeutig festzustellen ist, so werden sie – wie bereits oben in Bezug auf Tab. 11 erwähnt – in einer relativ großen Anzahl der deskriptiven Textpassagen vor dem zentralen xnm-jtn-Ritual genannt. Ein weiteres Element, das manchmal unabhängig von der Vereinigung der Hathor mit ihrem Vater,677 zweimal aber auch explizit vor diesem Ereignis678 erwähnt wird, ist das Ritual „Gesicht öffnen“ (wn Hr). Dabei legen drei Festbeschreibungen nahe, dass dieses nach dem Herbeibringen der Opfer stattfindet.679 Was aber genau meint hier wn Hr? Eine Formel zum Öffnen des Gesichtes ist bereits ab der 12. Dynastie nachweisbar, wobei sie mit dem funerären Kontext, genauer gesagt mit dem Gedanken der Auferstehung des Toten in Zusammenhang steht.680 Im Lauf der Zeit wurde die Idee vom Wiedergewinn des Sehvermögens offenbar zunehmend umgedeutet, so dass der Aspekt der Sichtbarkeit (eines Gottes) in den Vordergrund trat.681 Oft ist damit ganz konkret das Öffnen der Türen des Naos gemeint, der das Götterbild umgibt.682 Auch im Kiosk in Dendara scheint dies gemeint zu sein, denn die linke der beiden Szenen in der Mitte der westlichen Innenwand (Nr. 5), die den Titel wn Hr n Hmt.s m HD.s Sps („das Gesicht öffnen für ihre Majestät in ihrem prächtigen Schrein“) trägt, zeigt den König, wie er sich anschickt, den Schrein zu öffnen, in dem sich Hathor auf ihrem Thron befindet.683 Die korrespondierende Szene mit dem Titel wn Hr n k# […] („das Gesicht öffnen für den Ka […]) hingegen zeigt den König in Verehrungshaltung, also möglicherweise unmittelbar nach dem öffnen der Türen des Naos.684 Die unterschiedliche Handhaltung des Königs in den beiden Szenen deutet darauf hin, dass hier zwei Phasen der gleichermaßen mit wn Hr bezeichneten Handlung dargestellt sind, wodurch wohl auch die zweifache Abbildung der Staue der Hathor an dieser Stelle begründet ist.685 Darauf, dass es sich bei dem hier und auch den anderen, auf den Schrankenwänden des Kiosks dargestellten 677 Belege (40), (58), (59) in Tab. 11; siehe zudem D VII, 190, 2* sowie D VIII, 16, 2* und 16, 5*, wo dieses Ereignis nicht im Kontext einer Festbeschreibung steht, aber eindeutig auf die Geschehnisse auf dem Dach referiert. Inhaltlich davon abzugrenzen sind wohl Beleg (16) und die erste von zwei Nennungen von wn Hr in Nr. (41), da diese den Beschreibungen zufolge Handlungen im Tempelinneren, vor dem Betreten des Daches, meinen. 678 Belege (41) und (46), wobei in (41) die zweite Nennung von wn Hr gemeint ist, die offenbar auf Ereignisse auf dem Dach Bezug nimmt. 679 Nr. (40), (41), (46). 680 Siehe Lohwasser, Die Formel “Öffnen des Gesichts”, 1 und 34–35. 681 Siehe Braun, Pharao und Priester, 114 und Hussy, Epiphanie und Erneuerung, 16. 682 So Braun, Pharao und Priester, 114; Hussy, Epiphanie und Erneuerung, 16; Wilson, Lexikon, 230; Elgawady, Schranken, 86. Für andere Deutungen zu wn Hr, die in anderen Kontexten stehen und sich auf Dokumente älterer Epochen beziehen, siehe Lohwasser, Die Formel “Öffnen des Gesichts”, 34–35; Fischer-Elfert, Vision, 28; Eaton, Temple Rituals, 55, 62–63, 175; Badawy, in: BIE 35, 1954, 119–125. 683 D VIII, 23, 13* mit Taf. 705. Vgl. Taf. 37 der vorliegenden Arbeit. 684 D VIII, 28, 17* mit Taf. 705. Vgl. Taf. 37 der vorliegenden Arbeit. 685 Anders Cauville, Fêtes d’Hathor, 48, die das Vorhandensein zweier identischer Hathor-Statuen annimmt, wobei jede auf einer der beiden Treppen auf das Dach gekommen wäre. Siehe zur Interpretation dieser Darstellungen der Hathor auch unten, III 5.1.

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III Analyse und Auswertung

Schreinen um die tragbaren Naoi aus den Treppenprozessionen handelt, deuten die stets vorhandenen Standfüße hin, welche wohl der Stabilität der abgestellten Kästen dienten (siehe dazu III 5.2). Wenn wn Hr also das Öffnen der Türen dieser Naoi meint und vielleicht auch damit verbundene Verehrungsgesten mit einschließt, ergibt sich daraus ein logisches Problem in Bezug auf die Abfolge der Handlungen im Kiosk. Wie oben erwähnt, zählen drei Festbeschreibungen Opfergaben auf, bevor das „Öffnen des Gesichtes“ genannt wird. Dies würde aber implizieren, dass die Gaben vor dem geschlossenen Schrein dargebracht werden, was ungewöhnlich wäre, da die Gottheit so keinen Zugang zu den für sie bestimmten Objekten hätte. Zudem wird für das tägliche Kultbildritual, dem die Szenen 3–5, 9, 11–12, 18 und 24 in der Dekoration des Kiosks zugeordnet werden können (siehe Farbtaf. 4), für gewöhnlich eine Durchführung der Toilette des Kultbildes sowie der Opferhandlungen nach dem „Öffnen des Gesichtes“ angenommen.686 Ein vergleichbarer Konfliktfall ist mir aus Esna bekannt, wo vor dem „Öffnen des Gesichtes“, das ebenfalls im Zusammenhang mit einem xnm jtn steht, das Darbringen eines Opfers vor diesen Handlungen erwähnt wird.687 Möglicherweise findet sich bei Maurice Alliot, der einen Versuch unternommen hat, die Abläufe am Neujahrstag anhand der Inschriften von Edfu zu rekonstruieren, die Lösung für dieses Dilemma: Er geht davon aus, dass die kultische Entgegennahme der Opfer erst nach dem Öffnen des Schreines stattfand, die Präsentation und Weihung der Dinge jedoch bereits davor ausgeführt wurden.688 Die Erwähnung der Gaben in den Festbeschreibungen vor dem wn Hr (und auch vor dem xnm jtn) wäre demnach mit dem Bringen und Aufbauen, nicht jedoch zwangsläufig mit der Aufnahme der Dinge durch die Gottheit gleichzusetzen. In den meisten Texten wäre so ein Akzent auf die Herbeiführung des Opfers und damit auf die Präsenz der Gaben gelegt, die eine Akzeptanz durch die Gottheit bereits impliziert. Dies könnte auch erklären, warum die beiden Belege Nr. (31) und (33) in Tab. 11 von einer Annahme des Opfers nach der Vereinigung mit der Sonnenscheibe sprechen, die hier ausnahmsweise explizit erwähnt ist. Welches Ausmaß und welchen Charakter die Bekleidungs- und Salbriten genau hatten, die an den Götterbildern offenbar vorgenommen wurden, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Ohne Zweifel wurden Stoffe und Salben im Kiosk herbeigebracht, wie es ja auch die Festbeschreibungen häufiger belegen (siehe Tab. 11 und III 5.9), mit Alliot689 könnte es sich aber auch um bloße Darreichungen oder nur um eine andeutungsweise durchgeführten Vollzug der Riten690 gehandelt haben, wobei insbesondere das Neujahrsband eine wichtige Rolle spielte. Eine weitere Frage, die sich im Zusammenhang mit dem wn Hr stellt, ist, inwiefern es vom xnm jtn, also der eigentlichen Vereinigung mit der Sonnenscheibe abzugrenzen ist. Serge Sauneron691 geht für Esna davon aus, dass es sich um Synonyme handelt, ähnliches scheinen auch Maurice Alliot692 für Edfu und Khaled Elgawady693 für Dendara zu vermuten. Allerdings 686 Siehe zusammenfassend Hussy, Epiphanie und Erneuerung, 31–33; Braun, Pharao und Priester, 43–45; Eaton, Temple Ritual, 42–45. Siehe zur Einordnung der genannten Szenen in diesen Kontext oben III 2.2.1. 687 Esna III, 275, 8; siehe dazu Sauneron, Esna V, 129–130 und 146–147, der allerdings hier kein logisches Problem sieht. 688 Alliot, Culte d’Horus, 420. 689 Alliot, Culte d’Horus, 421. Dagegen jedoch Fairman, in: BJRL 37, 1954–55, 184, der von einer ausführlichen Salbung und Bekleidung der Statuen ausgeht. 690 Siehe dazu z. B. Altmann-Wendling, in: Pries (Hg.), Die Variation der Tradition, 109. 691 Siehe Sauneron, Esna V, 130. 692 Siehe Alliot, Culte d’Horus, 420. 693 Siehe Elgawady, Schranken, 86.

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führen einige der in Tab. 11 untersuchten Festbeschreibungen – Nr. (41) und (46) – beides getrennt voneinander auf, so dass nicht anzunehmen ist, dass in den Augen der Ägypter eine völlige Identität der Ereignisse bestand. Vielmehr dürften sie zeitlich so nahe beieinander gelegen haben, dass sie zu verschmelzen schienen. In Bezug auf die beteiligten Akteure und ihre Rolle bestehen jedoch ganz wesentliche Unterschiede: Während die Rolle der Hathor im wn Hr passiv erscheint – der Handelnde ist hier wohl ein den König repräsentierender Priester694 –, so nimmt sie während des xnm jtn auch eine aktive Rolle ein, wobei der zweite Akteur ihr Vater ist.695 Wenn in manchen Festbeschreibungen nur vom wn Hr und nicht vom xnm jtn die Rede ist so könnte dies – und hierin ist Sauneron dann doch prinzipiell zuzustimmen – aufgrund der Nähe der beiden Ereignisse aber durchaus die Vereinigungshandlung implizieren, die sozusagen in Form einer Ellipse präsent ist. Wenn aber im Öffnen der Türen nicht die eigentliche Vereinigung mit der Sonnenscheibe gesehen wurde, sondern dies nur deren Vorbedingung war, was ist dann genau unter xnm jtn zu verstehen? Die theologischen und astronomischen Hintergründe sowie das Vokabular, mit dem das Ereignis genau beschrieben wird, sind in Abschnitt III 4.2 genauer untersucht. Im Rahmen dieses Kapitels interessieren zunächst einmal nur Texte, die Hinweise auf das tatsächliche Geschehen liefern, welches mit dem Ausdruck xnm jtn umschrieben wurde. Grundsätzlich ist zu konstatieren, dass solche praktischen Informationen zum zentralen Festritual erstaunlich spärlich sind. Schilderungen des Ereignisses sprechen oft nur sehr vage von der Vereinigung der beiden Gottheiten, wobei der mythologische Kontext (Hathor als Auge und Tochter des Sonnengottes) in den Vordergrund gerückt wird.696 Dabei ist aber auffällig häufig explizit von der Berührung Hathors mit den Strahlen des Sonnengottes die Rede.697 Dies deutet darauf hin, dass ein direkter Kontakt zwischen Statue und Sonnenlicht wichtig war, dass das Götterbild also direkt von der Sonne beschienen wurde.698 Textstellen wie D VII, 187, 16*699 sind diesbezüglich noch deutlicher, denn hier wird offensichtlich, dass es um das Erleuchten des Gesichtes der Göttin geht: „Du vereinst dich mit den Strahlen des Horizontischen an der Spitze des Horizonts. Seine Strahlen vereinen sich mit deinem Gesicht“ (xnm.T stwt nt #Xtj Xnt #Xt #bX m#wt.f m Hr.T). Damit dürften auch Hinweise auf das Sehen der Sonnenscheibe verknüpft sein, wie sie unter anderem in der Bezeichnung st-m##-jtn („Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe“) für den Kiosk (siehe III 2.2.3) vorliegen.700 Der zentrale Moment des Rituals scheint demnach der Moment zu sein, in dem die Sonne das Gesicht des Abbildes der Hathor bescheint, wobei es offenbar besonders auf den Blickkontakt, also das Erleuchten der Augen durch das Sonnenlicht, ankommt.701 694 Siehe D VIII, 16, 2* und 16, 5*. 695 Siehe dazu die Untersuchung des zur Beschreibung dieses Ereignisses verwendeten Vokabulars in III 4.2.1. 696 Siehe auch hierzu die ausführliche Besprechung des Vokabulars in III 4.2.1, zur Rolle der Hathor als Auge III 4.2.2. 697 Siehe z. B. D VII, 145, 10*; 168, 7*; D VIII, 73, 13–14*; 104, 4*. Ausführlich ist dieser Aspekt in III 4.2.1 besprochen. 698 Einen direkten Kontakt der Statue mit den Sonnenstrahlen vermuten auch Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 65, ders., in: LÄ IV, 469–470, s.v. „Neujahr“ und Cauville, Guide archéologique, 65. Siehe dagegen jedoch Klotz, Rez. in: CdE 86, 2011, 179, der davon ausgeht, dass bereits das Öffnen der Naoi in der überdachten Wabet ein xnm jtn herbeiführte. 699 Vgl. auch D VIII, 105, 5* und 107, 4*. 700 Siehe z. B. D VII, 169, 4* und für weitere Hinweise dieser Art III 4.2.1. 701 Ähnlich schon Alliot für Edfu (Culte d’Horus, 419: „La lumière du soleil de midi devait dans quelques instants toucher la face des divinités“).

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III Analyse und Auswertung

Obgleich sich die Texte über Geschehen im Kiosk nur vage äußern, sind sie in Bezug auf einen Aspekt doch sehr explizit: die Blickrichtung der Hathor, wenn sie sich in diesem Gebäude befindet und sich mit ihrem Vater vereint. So heißt es in D VII, 178, 8*: „Du vereinst dich mit deinem Vater Re im Kiosk, dein schönes Gesicht ist nach Süden gerichtet, indem du ausgestattet bist mit deinen Dingen, indem du wirkmächtig bist in deiner Wirksamkeit“ (xnm.T jt.T Ro m h#yt.T Hr.T nfr r rsj Db#.t m Xt.T #X.tw m #Xw.T). Auch D VIII, 84, 7*, 100, 6–7* und 118, 13* betonen, dass das Gesicht der Hathor im Kiosk nach Süden gerichtet ist. Diese Information scheint zunächst keinen Sinn zu ergeben, denn im geographischen Süden des Gebäudes erstreckt sich mit nur geringem Abstand zum Dachpavillon die Umfassungsmauer des Daches, so dass der Einfall von Sonnenstrahlen aus dieser Richtung nicht möglich ist. Die Inschriften in Dendara zeugen jedoch bekanntlich von einem tempelspezifischen System von Himmelsrichtungen, das mit der besonderen Lage des Tempels im Verhältnis zum Nil zusammenhängt, welcher in der Umgebung von Dendara von Osten nach Westen und nicht von Süden nach Norden fließt. In dem in den Inschriften angewandten Koordinatensystem erscheinen die Himmelsrichtungen aber um 90 Grad gedreht – so, als ob es die Richtungsänderung des Nils nicht gäbe. Der geographische Norden entspricht also dem theologischen Osten, der geographische Osten dem theologischen Süden, etc.702 Berücksichtigt man dieses alternative Set von Himmelsrichtungen, so gelangt man unweigerlich zu dem Schluss, dass Hathor in Richtung des geographischen Ostens blickt, was in Anbetracht des eindeutigen Bezugs auf die aufgehende Sonne nicht verwundert.703 Demnach müsste das Götterbild der Hathor, wenn es – wie in III 2.1.4 vermutet – über die Osttreppe hinaufgetragen wurde, im Kiosk um 180 Grad gedreht worden sein, um der aufgehenden Sonne ihr Gesicht zuzuwenden. Die Blickrichtung Hathors während des Vereinigungsrituals, wie sie die Texte angeben, ist einer von vielen Hinweisen darauf, dass es sich bei der Ostfassade um die eigentliche Eingangsseite des Gebäudes handelt, und bei der Ost-West-Achse um die Hauptachse.704 Einige Dekorationsmerkmale, die auf die besondere Bedeutung dieser Achse hindeuten, wurden bereits von Sylvie Cauville in ihrer Monographie zu den Festen der Hathor dargelegt. Sie weist auf die beiden Besänftigungsrituale (sHtp cXmt und sHtp Owt-Or) links und rechts der Osttür und auf die Szenen des wn Hr an der Statue der Hathor hin, die sich auf der dem Osteingang gegenüberliegenden Wand befinden (siehe Farbtaf. 4).705 Auch die nicht beschriftete Szene auf der Umfassungsmauer des 702 So zuerst Mariette, Dendérah VI, 39–41; Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, X; ders., in: ASAE 51, 1951, 378; Cauville, in: BIFAO 83, 1983, 52 und 53, Abb. 2; dies. et al., in: BIFAO 93, 1993, 157; Preys, in: ders. (Hg.), 7. Tempeltagung, 211–213. Nichtsdestotrotz gibt es auch in Dendara Dekorationselemente, die sich an den geographischen Himmelsrichtungen orientieren, besonders, wenn es um astronomische Phänomene geht; siehe dazu Cauville et al., in: BIFAO 93, 1993, 158; Cauville., Temple d’Isis II, 274; Kurth, in: Helck (Hg.), Tempel und Kult, 14–15. Das System der theologischen Himmelsrichtungen wurde offenbar falsch verstanden von El-Kordy, in: Goyon/Cardin (Hgg.), Ninth International Congress, 582, die dieses so interpretiert, dass der Westen zum theologischen Osten wird, etc. 703 Davon, dass Hathor im Kiosk nach Osten schaut, gehen auch Hussy, Epiphanie und Erneuerung, 57, ElKordy, in: Goyon/Cardin (Hgg.), Ninth International Congress, 582, dies., in: Fs Haikal, 183 und Eldamaty, in: Hawass (Hg.), Egyptology at the Dawn of the Twenty-first Century, 174–175 aus. Anders Daumas, in: ASAE 51, 1951, 394, der annimmt, dass die Statue in Richtung des geographischen Süden blickte und anschließend zum Verlassen des Kiosks durch die Osttür nach links gedreht wurde. 704 Die Osttür betrachten auch Elgawady, Schranken, 84 und Eldamaty, in: Hawass (Hg.), Egyptology at the Dawn of the Twenty-first Century, 174 als Haupteingang des Gebäudes, die Ost-West-Achse als Hauptachse geben Cauville, Guide archéologique, 66 und Hussy, Epiphanie und Erneuerung, 57, Abb. 32 an. Alliot, Culte d’Horus, 419, Anm. 2 geht ebenfalls davon aus, dass die Ostseite die Eingangsseite ist, er nimmt jedoch irrtümlich an, dass sich die andere Tür nach Süden öffnet. 705 Cauville, Fêtes d’Hathor, 47. Ähnlich auch El-Kordy, in: Fs Haikal, 183 und Elgawady, Schranken, 86.

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Daches, die sich unmittelbar hinter der mittleren Schranke der Westwand befindet, deutet Cauville als Indiz für die besondere Bedeutung der Ost-West-Achse des Kiosks. Die Darstellung unklarer Datierung zeigt eine Göttin, sicherlich Hathor, die von zwei männlichen Gottheiten (Cauville zufolge Re-Harachte und Ptah von Memphis) umarmt wird. Rechts davon sind zwei vor dem König Sistrum spielende Kindgötter zu sehen.706 Tatsächlich lässt die Anwesenheit des Sonnengottes hier auf einen Zusammenhang mit den Geschehnissen im Kiosk schließen. Cauville deutet auch die Präsenz der Monatsgöttinnen für die ersten vier Monate des Jahres auf den beiden zentralen Säulen der Rückwand als Hinweis darauf, dass sich der Beginn des Jahreszyklus vor dieser Wand abspielte.707 Dem wäre als Argument hinzuzufügen, dass die Göttin bei einem Eintreten von Osten zwischen den beiden Ecksäulen VIII und XI, die nach dem Schema von Daniela Mendel (Taf. 2a) die letzten Epagomenentage und den Neujahrstag repräsentieren, hindurchgetragen werden musste. So schritt Hathor bei ihrem Weg durch den Kiosk von Ost nach West vom alten zum neuen Jahr und präfigurierte bereits den Neubeginn des Kreislaufs der Monate, der erst nach der Durchführung des xnm-jtn-Rituals erfolgreich vollzogen war. Auf die Ost-West-Achse als Hauptachse und die Mitte der Westwand als Fixpunkt deutet zudem der große Hathorkopf hin, der gleichermaßen zu den Szenen 18 und 24 des Kiosks gehört.708 Wie Mamdouh Eldamaty709 anmerkt, befindet sich auch auf der Rückwand des Naos des Haupttempels eine ähnliche Darstellung, die hier den Endpunkt der Hauptachse hinter dem Hauptsanktuar markiert.710 Die Inschriften der Treppenhäuser und des Kiosks selbst betonen häufig, dass die Neunheit während des Vereinigungsrituals im Kiosk in der Nähe der Hathor ist. Sie sprechen davon, dass diese Gruppe zu beiden Seiten der Göttin (m jtrtj.s)711, zu ihrer Rechten und ihrer Linken (Hr wnmj.s j#bj.s)712, hinter ihr (m-Xt.s)713, links und rechts hinter ihr (r-Xt.s Hr wnmj.s j#bj.s)714 oder einfach in ihrem Umkreis/ihrer Umgebung (m pxr.s/sw#w.s)715 ist. Ob die Angaben, die die Neunheit im Dachpavillon links und rechts von der Göttin verorten, wirklich auf ihre genaue Position hindeuten, ist fraglich, schließlich wird auch in einem Text an der oberen Tür 706 Siehe Cauville, Guide archéologique, 66, vgl. Farbtaf. 3 in der vorliegenden Publikation; auf diesen Abbildungen ist leider nur der obere Teil der linken Hälfte der Szene zu sehen, m. W. ist kein vollständiges Foto und keine Strichzeichnung davon publiziert. 707 So Cauville, Fêtes d’Hathor, 48; siehe bereits dies., Guide archéologique, 67. 708 D VIII, Taf. 719. 709 Eldamaty, in: Hawass (Hg.), Egyptology at the Dawn of the Twenty-first Century, 174, bezogen auf D XII, Taf. 1. Vgl. El-Kordy, in: Fs Haikal, 183, die den Hathorkopf als Zeichen der Präsenz der Statue vor der Westwand liest. 710 Als Indiz dafür, dass der Osteingang der Haupteingang des Kiosks ist, könnte man auch die Darstellungen des Gebäudes als Hieroglyphe sehen. Diese zeigen stets die Wölbung des Daches von vorne, was in Dendara der Ostansicht des Kiosks entspricht; eine Sammlung von umgezeichneten Kiosk-Hieroglyphen findet sich bei Zignani, Le temple d’Hathor, 137; siehe zu den Spuren der Dachkonstruktion oben, III 2.2.4. Wie aber Zignani, op. cit., 134 richtig anmerkt, entsprechen solche bildlichen Darstellungen von Architektur nicht immer einer bestimmten Ansicht eines Gebäudes, sondern sind oft eine Zusammenstellung seiner wichtigsten Merkmale. Insofern können die Kiosk-Hieroglyphen nicht als Argument für die Osttür als Hauptzugang ins Feld geführt werden. Ich danke Pierre Zignani für hilfreiche Hinweise zu diesem Thema während der Heidelberger Tagung „Der Tempel als Ritueller Raum“ (2015). 711 D VII, 145, 8*; vgl. D VIII, 52, 11*; 118, 13*. 712 D VIII, 84, 8*, vgl. D VII, 178, 7*; 188, 2*. 713 D VIII, 43, 4*; vgl. 46, 5*; D VIII, 114, 10*. 714 D VII, 175, 5*. 715 D VII, 146, 2*; 201, 11*; D VIII, 52, 11*.

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III Analyse und Auswertung

der Westtreppe, der ganz offensichtlich die Festprozession im Treppenhaus beschreibt, die Präsenz der Neunheit zu beiden Seiten Hathor (m jtrtj.s, D VII, 171, 11*) betont, obwohl beim Auf- und Abstieg nur eine Positionierung der Naoi hintereinander möglich ist. Möglicherweise soll durch den Verweis auf die Gegenwart der anderen Götter links und rechts von Hathor also nur betont werden, dass diese ihr im Kiosk besonders nahe sind. Wie genau die tragbaren Schreine dort aufgestellt wurden, lässt sich anhand der Inschriften nicht feststellen. Häufiger wird aber betont, dass die sie begleitenden Gottheiten sowohl an der Öffnung des Gesichtes716 als auch an dem Vereinigungsritual717 teilhaben. Dies wirft grundlegende Fragen zum praktischen Ablauf des xnm jtn im Dachkiosk auf. Die oben angesprochene Bedeutung der Ost-West-Linie, die auf die Mitte der Westwand des Gebäudes hindeutet, könnte darauf schließen lassen, dass die Statue der Hathor auf dieser Achse positioniert wurde. Dies hätte auch den Vorteil, dass durch die geöffnete718 Osttür besonders viel Sonnenlicht auf die Statue scheinen konnte.719 Wie man sich die Vereinigung der anderen Gottheiten mit der Sonne jedoch vorzustellen hat, ist fraglich. Taf. 26b und Taf. 27a zeigen zwei Versuchsanordnungen, die als Vorschläge zur Positionierung der Naoi im Kiosk zu verstehen sind. Sowohl Taf. 26b als auch Taf. 27a gehen davon aus, dass die Schreine von ihren Trägern auf (wohl mobilen) Sockeln720 oder Gestellen abgeladen wurden, woraufhin das Personal vorübergehend das Gebäude verließ. Der Einbezug solchen Mobiliars liegt nahe, da die Naoi vermutlich nicht auf dem Boden abgestellt wurden, textlich, ikongraphisch oder archäologisch nachweisbar sind sie jedoch nicht.721 Zwar ruhen in den Darstellungen auf den Schranken des Kiosks die Hauptform der Hathor und die Götter der Neunheit stets auf Sockeln und Thronen, diese befinden sich jedoch im Inneren der im Relief dargestellten Tragschreine. Auch sprechen die Inschriften in Bezug auf Hathor des öfteren davon, dass sie im Kiosk auf ihrem Thron sitzt, dies könnte jedoch auch als Hinweis auf die Gestalt ihrer Kultstatue zu verstehen sein (siehe dazu III 5.1). Wären die Hathor begleitenden Götter aber, wie auf Taf. 26b gezeigt, in zwei Reihen hintereinander positioniert worden, hätten sich die Naoi der hinteren Reihe sicherlich im Schatten der vorderen Reihe befunden, das Sonnenlicht, das durch die Schranken und die Tür schien, hätte somit nicht alle Gottheiten erreichen können. Zur Vermeidung dieser Situation wäre eine Aufstellung wie auf Taf. 27a denkbar, wo die vordere Reihe in den Lücken zwischen den Schreinen der hinteren Reihe positioniert ist. Auch hierbei ist allerdings anzunehmen, dass das Licht nicht auf alle Götterbilder mit der gleichen Intensität schien und dass Partien der Statuen vom Schatten verdeckt wurden – zumal die Schrankenwände und Säulen der Ostfassade keinen ungebrochenen Lichteinfall in den hinteren Teil des Gebäudes zuließen.722 Die einzige Möglichkeit, allen Statuen Licht gleicher Qualität zukommen lassen, wäre ein System, das die Zirkulation im Gebäude erlaubte, so dass jede Gottheit einmal den Platz auf der Achse einnahm. Auf Taf. 27b sind hinter den Schreinen bzw. rechts und links des Naos der Hathor ihre

716 D VIII, 82, 3*; 121, 3*. Vgl. auch D VIII, 118, 14*. 717 D VIII, 49, 7–8*; 49, 12*; 52, 11*; 53, 3–4*; 75, 5*. 718 Eindeutig dazu D VII, 177, 15 – 178, 1*, wo es um den „Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe“ geht (den Kiosk, siehe III 2.2.3) und Hathor adressiert wird: „Seine Türflügel seien offen vor dir, bis du deinen Vater Re in Herzensfreude siehst“ (onXwj.s sn.tj xr H#t.T Dr m##.T jt.T Ro m #wt-jb). 719 Siehe hierzu auch die Bilder des 3D-Modells (Taf. 32–35) sowie die Erläuterungen dazu in Kapitel III 4.1. 720 So mutmaßt auch Alliot, Culte d’Horus, 419; 721 Darauf, dass sich keine Spuren von Altären oder Ähnlichem im Gebäude finden, weist Borchardt, Tempel mit Umgang, 16 hin, dem schließt sich Elgawady, Schranken, 83–84 an. 722 Siehe zur lenkenden Funktion der Schranken in diesem Zusammenhang Elgawady, Schranken, 86.

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Träger723 schematisch dargestellt. Möglicherweise verließ der Schrein der Hauptgöttin nach ihrer Vereinigung mit der Sonnenscheibe und der Annahme des Opfers (siehe oben) den zentralen Platz in der Achse des Kiosks und vielleicht auch das Gebäude selbst, um ihn freizumachen für die anderen, jeweils von einem Priester getragenen Götternaoi, die sich nach und nach auf diese Position begaben. Dies setzt absolut kontrollierte Bewegungen der Priester im Dachpavillon voraus, denn wie das Schema zeigt, wäre es in dem Gebäude sehr eng gewesen, wenn sich zusätzlich zu den Naoi auch noch ihre Träger dort aufgehalten hätten. Unmöglich ist dies m. E. jedoch nicht, zumal die Handlungen und Bewegungen des Kultpersonals an diesem Tag ohnehin streng reglementiert gewesen sein dürften. Problematisch ist allerdings, dass das Szenario von einem sehr hohen Kraftaufwand der Priester ausgeht, deren Aufgabe sich nicht mehr nur auf den Transport der Kästen auf das Dach und wieder hinunter beschränkt hätte, sondern lange Phasen des Stehens und der Zirkulation im Gebäude mit eingeschlossen hätte. Vielleicht wären auch in diesem Fall zeitweise tragbare Stützen, Gestelle oder Sockel in das Geschehen involviert gewesen, um die Priester zumindest phasenweise von ihrer Last zu befreien, beispielsweise während des Opfergeschehens, das einige Zeit in Anspruch genommen haben dürfte. So könnten die Schreinträger die Naoi während der vorbereitenden Rituale durchaus auf Sockeln im Kiosk gelassen haben (Taf. 26b), um für den zentralen Festakt und vielleicht auch für die Annahme der Gabenopfer wieder in das Gebäude und zu ihren Lasten zurückzukehren (Taf. 27b), woran sich das Verlassen des Pavillons und der Abstieg anschlossen. Das zuletzt beschriebene, zugegebenermaßen komplizierte Szenario, das alle Statuen gleichermaßen in den Genuss der Strahlen des Sonnengottes brächte, ist wohl am wahrscheinlichsten, nachweisbar ist dieses Vorgehen aber nicht. Schließlich folgen altägyptische Rituale ihren eigenen Gesetzen, die nicht immer mit der heutigen Logik vereinbar sind.724 So wäre es auch möglich, dass es für den korrekten Vollzug dieses Rituals vor allem auf das Bescheinen der Statue der Hathor ankam und für ihre Begleiter eine partielle Beleuchtung durch die Sonne und somit ein statischer Aufbau auf Sockeln hinter dem Naos der Hathor ausreichte. Für die oben stehenden Untersuchungen wurden vor vor allem Passagen aus den Texten der Treppen und des Kiosks herangezogen, die das Festgeschehen schildern. In Bezug auf den Ablauf der Handlungen zeichnet sich anhand dieser Quellen ab, dass Opfer verschiedenster Art vermutlich zuerst präsentiert wurden, wobei deren Reihenfolge sehr vage bleibt. Daran schlossen sich die Handlungen an, die unmittelbar an den Kultbildern vollzogen wurden, insbesondere das „Öffnen des Gesichts“, das erst die Vereinigung mit der Sonnenscheibe möglich machte. Die Opfer in ihrer Gesamtheit wurden dabei wahrscheinlich nicht im Kiosk, sondern davor aufgebaut, auch ein Großteil der Prozessionsteilnehmer dürfte sich außerhalb des Gebäudes aufgehalten haben, wenn sie nicht unmittelbar in das gerade ablaufende Ritualgeschehen involviert waren.725 Wenngleich sich anhand der untersuchten Festbeschreibungen grundsätzlich zwei unterschiedliche Opferabfolgen ausmachen ließen, die für den Neujahrstag in Betracht gezogen werden können, so konnte die Frage, ob diese zwei voneinander getrennte, reale Handlungsabläufe widerspiegeln, oder ob nur eine dieser Abfolgen in der Realität Gültigkeit besaß, nicht mit Sicherheit beantwortet werden. Unklar ist auch, in welchem Verhältnis diese Abfolgen zu 723 Siehe dazu, insbesondere zur Anzahl der Träger des Naos der Hathor unten, III 5.2. 724 Siehe dazu z. B. Altmann-Wendling, in: Pries (Hg.), Die Variation der Tradition, 108–109. 725 So vermutet auch Daumas, in: LÄ IV, 469, s.v. „Neujahr“.

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III Analyse und Auswertung

den anderen Ritualszenen auf den Schrankenwänden stehen, die nun verstärkt hinzugezogen werden sollen (Farbtaf. 4). Während die Nord- und Ostfassade die bereits oben besprochenen großen Opfermengen zeigt, finden sich auf den restlichen Schrankenwänden des Gebäudes Ritualszenen, in denen sehr spezifische Einzelgaben dargebracht werden. Wie bereits in III 2.2.1 angemerkt, sind Nahrungsopfer fast ausschließlich auf der Außenseite dargestellt.726 Dies könnte auf den bereits erwähnten Aufbau der Opfer außerhalb des Kiosks, der aus Platzgründen wahrscheinlich ist, hindeuten. Für das Herbeiführen der Nahrung dürfte insbesondere die Nordfassade eine Rolle gespielt haben, da die sich dort anschließende Westtreppe textlich explizit damit verbunden ist (siehe dazu III 2.1.4). Mit Khaled Elgawady,727 der davon ausgeht, dass die Szenen auf den Schranken des Dachkiosks von außen nach innen zu lesen sind, könnte man annehmen, dass zuerst die außen dargestellten Speiseopfer, dann die innen gezeigten Weihrauch-, Natron-, Amulett- und Stoffopfer durchgeführt wurden, wobei über die Reihenfolge im Detail aber keine Aussage getroffen werden kann. Für die vermutlich auf den Höhepunkt des Geschehens hinführenden Szenen des Kultbildrituals auf der Innenseite der Westwand, deren Lesart (von innen nach außen) durch andere Texte gesichert ist, sowie für Szene 9 in der Mitte der Südwand, die inhaltlich wohl ebenfalls zu diesen gehört (siehe Farbtaf. 4 und III 2.2.1), ist aufgrund des oben festgestellten Zusammenhangs von wn Hr und xnm jtn eine zeitliche Positionierung im unmittelbaren Umfeld der Vereinigung mit der Sonnenscheibe wahrscheinlich. Hier fällt auf, dass das Öffnen des Gesichtes in Szene 5 nördlich der Achse von Maat begleitet wird, in der südlichen Entsprechung (Szene 12) von Ihi als Sohn der Maat.728 Gleichzeitig wird Hathor, an der das Ritual vollzogen wird, an diese Göttin assimiliert.729 Die Vereinigung selbst wird nicht bildlich dargestellt, die Doppelszene (18 und 24) in der Mitte der westlichen Außenwand könnte aber den Zustand unmittelbar nach diesem Moment beschreiben. Ein Hathorgesicht mit gehörnter Sonnenscheibe, befindlich auf einem Gold-Zeichen ( ) und einem Sockel, wird angebetet, wobei insbesondere die erneute Anwesenheit der Maat auf beiden Seiten von Bedeutung ist, die hier mehrfach als Tochter des Re bezeichnet wird.730 Diese Eigenschaft kommt im Rahmen des Neujahrsfestes in Dendara sonst vor allem Hathor selbst zu (siehe III 3.1), wohl deshalb präzisiert eine Rede der Maat in Szene 18 ihre eigene Rolle folgendermaßen: „Ich bin die Tochter des Glänzenden, die seine älteste Tochter anbetet, die ihr Herz mit dem, was sie liebt, zufriedenstellt“ (nwj s#t J#Xw dw#t s#t.f tpjt).731 Maat ist an dieser Stelle also nicht wie zuvor mit Hathor identisch, sondern nimmt die Rolle einer jüngeren Sonnentochter ein und offenbart sich somit als weiterer Teil der Familienkonstellation. Die besondere Rolle der Maat an der inneren wie äußeren Rückwand des Kiosks dürfte kein Zufall sein, schließlich ist mit dem erfolgreichen Vollzug des Neujahrsrituals die Weltordnung in ihrem Sinne wiederhergestellt,

726 Die einzige Ausnahme stellt die HH-Opferszene auf der nördlichen Innenwand dar (Szene 2: D VIII, Taf. 702, 703 und 721), die vor dem König eine riesige Menge verschiedener Objekte, darunter Speisen, zeigt. Siehe zu diesen III 5.6. 727 Elgawady, Schranken, 84–85. 728 D VIII, 24, 1* (Szene 5); 29, 3* (Szene 12). 729 D VIII, 24, 2* und 29, 4*. Weitere Belege für eine Gleichsetzung der beiden Göttinnen finden sich in D VIII, 44, 12* und 83, 7*, siehe dazu grundsätzlich Derchain, Hathor quadrifrons, 39–44. 730 D VIII, 35, 6*; 42, 17*. Siehe für Abbildungen der Szene D VIII, Taf. 719 und Cauville/Ali, Dendara, 148. Die Kombination von Darstellungen der Maat mit dem Hathorgesicht kommt auch an anderen Stellen in Dendara vor, siehe Richter, Theology, 159–160. 731 D VIII, 35, 7*.

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die Gefahren der Übergangszeit sind gebannt und der Kreislauf kann von neuem beginnen (III 4.2.2). Selbst wenn die oben geäußerten Vermutungen zur groben Struktur der Handlungen im Kiosk zutreffen, bleibt die genaue Abfolge der im Kiosk dargestellten Szenen unklar, da es keine Hinweise auf ein bestimmtes System gibt, nach dem sie zu lesen sind.732 Diese inhaltliche und strukturelle Unschärfe der Dokumente, die das Festgeschehen in Text und Bild beschreiben, mag auf den ersten Blick enttäuschen, sie ist aber ein Indiz dafür, dass bei der Gestaltung des architektonischen Ensembles die Priorität nicht auf der exakten und vollständigen Wiedergabe der einzelnen Handlungsschritte lag, sondern möglicherweise dem Bestreben folgte, die charakteristischen Bestandteile des Festes zusammenzufassen.733 Dabei kann das, was als Essenz des Festgeschehens betrachtet wird, von Text zu Text variieren, wodurch in der Gesamtheit der Inschriften dann aber doch ein umfassendes Bild von den Geschehnissen vermittelt wird. Auch müssen nicht alle Teile von Festbeschreibungen als lineare Darstellungen der Ereignisse zu deuten sein, da verschiedene Handlungen gleichzeitig ausgeführt worden sein können.734 Wie üblich soll auch in diesem Kapitel ein Blick auf den mit Dendara so nah verwandten Tempel von Edfu geworfen werden, um festzustellen, inwiefern die oben gewonnenen Erkenntnisse für diesen zutreffen. In Bezug auf die Funktion des Kiosks sieht man sich mit der Schwierigkeit konfrontiert, dass das betreffende Gebäude in Edfu nahezu spurlos verschwunden ist. Es ist jedoch sicher, dass er sich im Verhältnis zum Gesamttempel an gleicher Stelle befand wie in Dendara – vom Sanktuar aus betrachtet hinten links –, was aufgrund der unterschiedlichen geographischen Ausrichtung der beiden Heiligtümer der nordöstlichen Ecke entspricht.735 Somit ist die Südfassade mit der Haupt- und Eingangsseite des Kiosks736 gleichzusetzen, da – wie bereits in III 2.1.4 dargelegt – in Edfu wohl über die östliche Treppe aufgestiegen wurde. Dem ensprechend erwähnt die Beschreibung des Tempels in der Bandeauinschrift auf der Außenseite der Umfassungsmauer, dass das Gesicht des Gebäudes (st-Hb-tpj) nach Süden ausgerichtet sei (Hr.s r rsj),737 was hier, wie in der Gesamtheit dieses 732 Die These, dass sich aus der Reihenfolge der Gottheiten in den Naoi der Treppenprozessionen, die größtenteils mit den Ritualempfängern auf den Schrankenwänden übereinstimmen, eine Leseanweisung für die Ritualszenen ableiten lässt, wurde überprüft. Wie man aus Tab. 10 in III 2.2.1 schließen kann, ergäbe dies für die Tableaus im Kiosk eine Abfolge, die in der Mitte der Rückwand mit der Hauptform der Hathor beginnt (Szenen 5 bzw. 12), daran könnte sich der möglicherweise vorhandene Horus in der Szene unmittelbar südlich davon (zerstört, ohne Nr.) anschließen. Dann müsste man die Szenen 11, 14, 3, 2, 10, 8, 7, 1 und 6 lesen, was weder thematisch noch formal irgendeinen Sinn ergibt. Zudem bleiben so, wie ebenfalls in Tab. 10 gezeigt, vier Szenen im Kiosk übrig, die keiner der in den Treppen dargestellten Gottheit entsprechen. Auch würde die offensichtliche thematische Einheit der Szenen auf der Westwand vollständig aufgelöst (siehe zur Orientierung und für die inhaltlichen Schwerpunkte Farbtaf. 4). All dies deutet darauf hin, dass die Reihenfolge der Gottheiten in den Prozessionen keinen Aufschluss über die Abfolge der Opferhandlungen im Kiosk zu geben vermag. 733 So auch Eaton, Temple Ritual, 25 in Bezug auf das tägliche Kultbildritual: „There is little indication that the ancient Egyptians were concerned with episodes from the toilet and the meal in a standardized order“ (und weitere Ausführungen dazu). 734 Siehe dazu Eaton, Temple Ritual, 25 und 45 und Pries, in: Beinlich (Hg.), 9. Tempeltagung, 286. 735 Siehe zur Position des Kiosks und seinen Spuren Lacau, in: ASAE 52, 1954, 216–218; Alliot, Culte d’Horus, 416, insbesondere Anm. 1, 418–419 und den Plan des Daches hinter 433; Fairman, in: BJRL 37, 171; Cauville/Devauchelle, in: RdE 35, 1984, 41–42; Zignani, Le temple d’Hathor, 139. 736 So auch Alliot, Culte d’Horus, 419 und Fairman, in: BJRL 37, 1954–55, 171. 737 E VII, 14, 4; siehe dazu Kurth, Treffpunkt der Götter, 75; ders., Edfou VII, 19; Cauville/Devauchelle, in: RdE 35, 1984, 41.

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III Analyse und Auswertung

Textes,738 im Sinne der wirklichen, geographischen Himmelsrichtungen zu verstehen sein muss. In Edfu wurde die Gottheit also, anders als in Dendara, entlang der Längsachse des Hauptgebäudes in die kleine Dachkapelle getragen, die oben beschriebene Drehung um 180 Grad nach dem Eintreten in den Kiosk dürfte aber auch hier vollzogen worden sein.739 Eine der Bandeauinschriften in der Osttreppe gibt nämlich an, dass auch das Gesicht des Horus während der Vereinigung mit der Sonnenscheibe nach Süden schaut (Hr.f nfr r rsj),740 was sich ebenfalls auf die geographische Himmelsrichtung beziehen dürfte.741 Die Lage des Kiosks in Edfu und die Blickrichtung der Gottheit in ihm aber haben weit reichende Auswirkungen auf die Nutzung des Gebäudes für die Vereinigung mit der Sonnenscheibe. Ein Eindringen der Strahlen der Morgensonne in das Gebäude war in Edfu gar nicht denkbar, denn auch hier ist das Dach von einer hohen Umfassungsmauer begrenzt.742 Darum muss sich das Ritual an diesem Ort zu einem späteren Zeitpunkt abgespielt haben als in Dendara, nämlich am späten Vormittag, kurz vor Mittag, wenn die höher gestiegene Sonne aus südlicher Richtung in den Kiosk und auf die Statuen scheinen konnte (Taf. 28).743 Dies könnte mit den unterschiedlichen theologischen Schwerpunkten der beiden Tempel zusammenhängen: Während in Dendara der frühe Neujahrsmorgen durch die enge Bindung zwischen Hathor und der gerade aufgegangenen Isis-Sothis eine besonders große Bedeutung hatte, stand in Edfu das Festgeschehen eher im Kontext eines Sedfestes zur Erneuerung der königlichen Macht des solaren Horus (siehe I 3.12 und III 4.2.5). Zu Letzterem passt eine Durchführung des Rituals gegen Mittag, wenn sich die Sonne auf dem Höhepunkt ihrer Kraft befindet.

738 Vgl. beliebige Richtungsangaben aus der Tempelbeschreibung E VII, 12, 6 – 20, 5 mit einem Tempelplan von Edfu (z. B. Kurth, Edfou VII, Plan im Anhang). Siehe zur Inschrift Kurth, Treffpunkt der Götter, 74–80; ders., Edfou VII, 16–30; Quack, in: Preys (Hg.), 7. Tempeltagung, 221–229. 739 So auch Alliot, Culte d’Horus, 419. 740 E I, 554, 11, siehe dazu Alliot, Culte d’Horus, 418. 741 Siehe zu den grundlegenden Regeln für Richtungsangaben in Edfu Cauville, in: BIFAO 83, 1983, 51–53. Die manchmal doch vorhandenen dort beschriebenen Abweichungen vom realen System der Himmelsrichtungen resultieren aus der Lage des Tempels, dessen Längsachse parallel zum Nil verläuft. Aus diesem Grund mussten Dekorationselemente, die den beiden Landeshälften zugeordnet waren, wieder einem künstlichen System zugeordnet werden (Oberägypten dem geographischen Osten, Unterägypten dem Westen). Für die Ägypter stellte dies offenbar keinen Widerspruch zu dem in der Bauinschrift und auch in anderen Texten angewandten Prinzip dar. 742 Siehe dazu Alliot, Culte d’Horus, 415. 743 Alliot, Culte d’Horus, 419 und Fairman, in: BJRL 37, 1954–55, 186 geht von einer Vereinigung mit der Mittagssonne aus. Hierbei muss man allerdings bedenken, dass die Sonne noch nicht zu hoch stehen durfte, denn der Kiosk war auch in Edfu vermutlich überdacht. Siehe zum Zeitpunkt des Geschehens in beiden Tempeln auch III 4.1.

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3 Personal: Die Festteilnehmer Im folgenden Abschnitt soll es um die Personen gehen, die den Quellen zufolge am Neujahrsfest in Dendara teilnahmen. Hier stellt sich nun verstärkt die Frage, inwiefern die Darstellungen und Texte in den Treppen und im Kiosk die Kultrealität abbilden. Dies berührt die grundsätzliche Debatte um den Realitätsbezug ägyptischer Texte und Darstellungen, deren abschließende Klärung unter Formulierung allgemeingültiger Regeln auch hier nicht möglich sein wird.744 Dennoch muss dazu mit Bezug auf die hier im Vordergrund stehenden Quellen Stellung bezogen werden, um die analytischen Grundlagen offenzulegen, auf denen diese Arbeit basiert. Im Rahmen der erwähnten Diskussion wurde längst festgestellt, dass der Anbringungsort von Ritualszenen im Tempel nicht immer mit dem Ort ihrer Ausführung übereinstimmen kann. Dies ist bei Szenen, die sich in schmalen Durchgängen, in engen Räumen sowie in Bereichen, die einer größeren Öffentlichkeit zugänglich sind, besonders offensichtlich.745 Die extremste Schlussfolgerung daraus ist Philippe Derchains und Erhart Graefes Deutung solcher Szenen bzw. der in ihnen dargereichten Gaben als Zeichen, wobei nur in sehr beschränktem Maße Rückschlüsse auf die in Wirklichkeit vollzogenen Handlungen möglich wären.746 Die dem entgegengesetzte Strategie wäre, jede Abbildung in allen Details wörtlich zu nehmen,747 was aber häufig zu den erwähnten logischen Konflikten, zum Beispiel aufgrund von nicht ausreichend vorhandenem Platz, führt (siehe z. B. III 5.3).748 Vor entsprechende Probleme stellen den Betrachter auch die Texte, die teilweise zu Darstellungen gehörend, teilweise aber auch von diesen unabhängig auf den Tempelwänden angebracht sind. Wie von Dieter Kurth in den Akten der 9. Tempeltagung beschrieben, ist für manche Inschriften ein hohes Maß an Realitätsbezug zu vermuten, andere wiederum lassen eher auf einen hohen Abstraktionsgrad schließen.749 Auch hier muss das Verhältnis der jeweiligen Quelle zur Realität also stets in Frage gestellt und von Fall zu Fall neu bestimmt werden, wobei das Spektrum von einer Deutung der Inschrift als detaillierte Wiedergabe der Festrealität einerseits bis zur Interpretation als formelhafte Äußerung mit Symbolcharakter ohne Bezug zu wirklichen Handlungen andererseits reicht. Die Position, die der vorliegenden Untersuchung zugrunde liegt, ist zwischen den beiden beschriebenen Extremen anzusiedeln. So kann m. E. den Darstellungen und Texten ein gewisser Bezug zur Wirklichkeit nicht gänzlich abgesprochen werden.750 Gerade die Darstellungen 744 Die bislang umfangreichste Sammlung von Arbeiten zu diesem Thema findet sich bei Beinlich (Hg.), 9. Tempeltagung. 745 Siehe für Beispiele Derchain, in: CdE 37, 1962, 32 und Graefe, in: Quaegebeur (Hgg.), Ritual and Sacrifice, 143. 746 Derchain, in: CdE 37, 1962, 34 (in Bezug auf das Opfer von Tieren, die Feinde repräsentieren): „Or, ici encore, il faut prendre les rites pour ce qu’ils signifient en non pour ce qu’ils représentent.“ Graefe, in: Quaegebeur (Hg.), Ritual and Sacrifice, 143–156 versteht seine Studie als Ausarbeitung dieser These. 747 Siehe z. B. Steindorff, in: ZÄS 61, 1926, 97–98 und dazu Graefe, in: Quaegebeur (Hg.), Ritual and Sacrifice, 143 sowie ders., in: Beinlich (Hg.), 9. Tempeltagung, 59. 748 Zusammenfassend zu der Frage nach dem Realitätsgehalt der Tempelreliefs besonders treffend Kockelmann, in: Beinlich (Hg.), 9. Tempeltagung, 97. 749 Kurth, in: Beinlich (Hg.), 9. Tempeltagung, 191–202. 750 Dazu Kurth, in: Beinlich (Hg.), 9. Tempeltagung, 192 auf eine Festbeschreibung bezogen: „Ich sehe nichts,

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III Analyse und Auswertung

der Prozessionen in den Treppenhäusern wurden in der Forschungsliteratur manchmal als besonders gutes Beispiel für einen hohen Realitätsbezug angeführt.751 Tatsächlich deuten insbesondere die detailreichen Darstellungen der Tragekonstruktionen, mit deren Hilfe die Priester die Naoi transportieren und die in all ihren technischen Feinheiten an die Enge des Treppenhauses angepasst sind (siehe dazu III 5.2), darauf hin, dass diese Reliefs eine Entsprechung im wirklichen Kultgeschehen haben. Andere Aspekte wie z. B. das mehrfache Vorhandensein des Königs in einer Prozession (III 3.4) sowie der Transport des Naos der Hathor von neun Trägern gleichzeitig (III 3.7) lassen jedoch auf einen gewissen Grad an Abstraktion schließen. Auch gibt es textimmanente Informationen, die sich mit der architektonischen Realität der Treppenhäuser nicht vereinbaren lassen, beispielsweise in der in III 5.3 untersuchten Inschrift, die von den Maßen einer an dem Geschehen auf dem Dach beteiligten tragbaren Barke spricht. Dementsprechend ist es nicht sicher, ob es sich bei den in den Treppenprozessionen dargestellten, teilweise tierköpfigen Ressortgottheiten tatsächlich um verkleidete Priester handelt, wie François Daumas, Maurice Alliot und Zeinab El-Kordy vermuten.752 In Anbetracht der im Alten Ägypten grundsätzlich vorhandenen, wenngleich eher selten belegten Praxis einer solchen Verkleidung von Priestern im Kult753 kann dies nicht ausgeschlossen werden, die Texte geben darauf jedoch keinen Hinweis. So bleibt immer noch die Möglichkeit bestehen, dass die besagten Ressortgötter die rituelle Wirklichkeit nur als Repräsentanten der von ihnen verkörperten Opfergaben widerspiegeln, ohne dass sie tatsächliche Entsprechungen im Kultpersonal hatten. Wenn es im Folgenden also um die Festteilnehmer geht, werden hier zwangsläufig die Personen behandelt, die in Text und Bild im Zusammenhang mit der Neujahrsprozession auftreten. Die Frage, inwiefern sie wirklich in das Festgeschehen involviert waren, soll dabei angesprochen werden, muss aber in vielen Fällen offen bleiben. 3.1 Die Göttin Hathor Zu Beginn dieses Kapitels werden die Eigenschaften des wichtigsten Festteilnehmers beschrieben, den die Neujahrsprozession in Dendara mit sich führt: die Hauptform der Göttin Hathor (Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw), die sich am Anfang der Reihe der was gegen den Realitätsgehalt der zitierten Inschrift spricht. Wer diese detaillierten Angaben nicht als realitätsnah anerkennen will, der muß sich fragen lassen, ob Alliot sein Werk ‚Culte d’Horus‘ nicht umsonst geschrieben hat. Oder allgemeiner, welche der antiken Quellen er dann überhaupt noch anerkennen will“. Auch in Bezug auf die Darstellungen erkennen Derchain, in: CdE 37, 1962, 32 und Graefe, in: Quaegebeur (Hg.), Ritual and Sacrifice, 144–156 einen gewissen Bezug zur Realität letztendlich an, wobei Letzterer von einem indirekten Realitätsbezug durch Ersatzhandlungen ausgeht. 751 So von Lieven, in: Beinlich (Hg.), 9. Tempeltagung, 203. Ähnlich auch Kockelmann, in: Beinlich (Hg.), 9. Tempeltagung, 97, der aber schon auf die nicht-realweltlichen Bestandteile der Prozessionen hinweist. Dagegen Derchain, in: GM 213, 2007, 19: „Dès l’abord, le réalisme de la composition saute aux yeux pour qui a en mémoire la disposition réelle des lieux: par le sombre couloir n’est jamais passé le cortège qu’on y a gravé“. 752 Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 99; Alliot, Culte d’Horus, 395; ähnlich El-Kordy, in: Goyon/Cardin (Hg.), Ninth International Congress, 584, die aber in einer späteren Bearbeitung (El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 6) davon ausgeht, dass man es mit „des vraies divinités“ zu tun hat, ohne dies näher zu erläutern. 753 Siehe im Zusammenhang mit Masken bei Prozessionsteilnehmern das bereits von Alliot, Culte d’Horus, 395, Anm. 1 angeführte Beispiel (Mariette, Dendérah IV, Taf. 31 entspricht D X, Taf. 13), zu Masken im Kult allgemein Wolinski, in: DE 6, 1986, 47–53, Volokhine, in: BSEG 18, 1994, 82–84 und von Lieven, in: Berlejung/Filitz (Hg.), The Physicality of the Other, 67–90; siehe aber Assmann, in: Schabert (Hg.), Masken, 149–150 und 157–158, der die wenigen Belege für die Maskierung von Priestern für Ausnahmen hält, die mit interkulturellen Kontakten zusammenhängen.

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3 Personal

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Naoi im Defilee befindet. Dazu sei angemerkt, dass hier besonders die verschiedenen theologischen Aspekte dieser Göttin beleuchtet werden, wie sie die Texte der Treppenhäuser und des Kiosks beschreiben. Der Zusammenhang mit astronomischen Phänomenen, der sich auch auf die Charakterisierung der Gottheit auswirkt, wird in III 4.2.2 ausführlicher besprochen, die materiellen Eigenschaften sind das Thema von Abschnitt III 5.1. Anzumerken ist auch, dass sich in der Festprozession außer der Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw auch noch andere Formen der Hathor finden. Im vorliegenden Kapitel werden also die Passagen behandelt, die sich explizit an diese richten, sowie solche, aus denen deutlich wird, dass es um die im Zentrum der Feierlichkeiten stehende Form der Hathor geht. Ziel der Untersuchung ist nicht die Auflistung bzw. Kommentierung aller vorkommenden Epitheta der Göttin, sondern die Herausarbeitung der Charakteristika, die in den das Neujahrsfest behandelnden Texten besonders hervorgehoben werden. Am Ende des Kapitels wird ein Blick auf die bildlichen Darstellungen dieser Form der Hathor im Kiosk geworfen. Beschreibungen und Darstellungen der in den anderen Naoi befindlichen Hathoren mit explizit anderer Bezeichnung werden in III 3.3 besprochen. Grundsätzlich fällt auf, dass die genaue Beschreibung der Eigenschaften und Aufgaben der Hathor in den Inschriften der Treppen und des Kiosks einen herausragenden Stellenwert einnimmt. Ihr widmen sich zahllose Epithetareihungen und ausführliche Charakterisierungen, die manchmal umfangreiche Hymnen auf Hathor bilden (siehe dazu III 6.5). Auch wird im Zusammenhang mit Opfern primär betont, dass sie für Hathor bestimmt sind. Der Aspekt, der in Bezug auf die Hauptform der Göttin besonders hervorgehoben wird, ist ihre enge Beziehung zum Sonnengott. Diese wird auf ganz unterschiedliche Weise beschrieben. Zunächst einmal ist Hathor so etwas wie ein weibliches Gegenstück zu Re, denn sie wird manchmal Rot754genannt, aber viel häufiger jtnt755 („die weibliche Scheibe“), was gelegentlich durch den Zusatz tpjt nt jtn („Erste der Scheibe“)756 ergänzt wird. Auch nbt jtn757 („Herrin der Scheibe“) ist sicher in diesem Zusammenhang zu sehen.758 Diese Bezeichnungen verweisen auf der realweltlichen Bedeutungsebene auf die in III 4.2.2 näher erläuterten astronomischen Ereignisse, drücken in theologischer Hinsicht aber auch eine Gleichartigkeit und eine Gleichwertigkeit Hathors mit Re aus. Dies bekräftigen die Texte auch durch den direkten Vergleich der beiden Gottheiten. So heißt es über die Göttin Hathor, sie sei wie die Sonnenscheibe (twt.s r jtn759/sj mj jtn760/mj jtn Jtm761), „wie der, der in Gold erglänzt“ (twt r psD m nbw762), „wie die (Sonnen-)scheibe, die sich am Morgen zeigt“ (mj jtn dj.f sw m dw#w)763 oder „wie Re inmitten 754 D VII, 145, 7*; 157, 16*; 160, 7*; 161, 15*; 172, 10*; D VIII, 26, 4*; 73, 2*. 755 D VII, 141, 7*; 147, 12*; D VIII, 2, 15*; 10, 6*; 20, 10*; 26, 12*; 31, 12*; 33, 3*; 37, 8*; 42, 15*; 47, 5*; 65, 11*; 67, 4*; 67, 12*; 73, 1*; 76, 15*; 83, 8*; 87, 2*; 104, 10*; 106, 2–3*; 107, 9*; 112, 7*; 113, 11*; 114, 15*; 117, 4*; 118, 4*; vgl. auch D VIII, 54, 1* und 54, 6* sowie 104, 5*, wo sich jtnt jedoch auf eine Variante der Hathor (als Herrin von Punt bzw. Sachmet) bezieht. Die Unterscheidung zu Rot (Anm. 754) erfolgt anhand der Schlange an der Scheibe: Ist sie vorhanden, wird Rot gelesen, fehlt sie, wird jtnt gelesen; vgl. LGG I, 619c und IV, 642c. 756 D VIII, 26, 12*; 47, 5–6*; 65, 11*; 83, 8*; 112, 7*. Evtl. auch D VIII, 67, 4*. 757 D VIII, 2, 15*; 20, 10*; 33, 2*; 35, 7*; 42, 15*; 67, 12*; 78, 9*. 758 Vgl. auch D VIII, 35, 12*, wo wahrscheinlich jdnt st nt jtn „Stellvertreterin der (Sonnen-)Scheibe“ zu lesen ist. 759 D VIII, 118, 4*. 760 D VII, 200, 14*. 761 D VIII, 29, 7*. 762 D VIII, 24, 5*. 763 D VII, 179, 14*.

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III Analyse und Auswertung

seiner Genossen“ (sj mj Ro jmjtw Snwt.f),764 wobei vielleicht auf die Mannschaft in der Sonnenbarke Bezug genommen wird. Ein anderer Aspekt der Hathor zeigt die Göttin als Teil des Personals dieser Barke, wobei des öfteren auf ihre Position an der Spitze des Gefährts765 und auf ihre Funktion als Pilotin (jrjt-H#t)766 hingewiesen wird. Hathor ist die „weitem Schritt in der msktt-Barke, Herrin der Freude in der monDt-Barke“ (wsXt nmtt m msktt nbt rSwt m monDt)767, „die Mächtige in der msktt-Barke, die große Prächtige in der monDt-Barke“ (wsrt m msktt Spst wrt m mo[n]Dt)768 und die „mit schönem Gesicht in der Barke der Millionen“ (nfrt Hr m wj# n HHw)769. Auch ist von Hathors Aufnahme in die „Barke der beiden Herren“ die Rede, was sich wahrscheinlich auf Horus und Seth bezieht,770 sowie vom Ergreifen771 der msktt-Barke und dem Steuern der monDt-Barke772 gemäß ihres Willens. Dies alles deutet darauf hin, dass Hathor innerhalb des Bootes eine leitende Funktion einnimmt und durch ihr aktives Handeln zum Gelingen des Sonnenlaufs beiträgt (siehe dazu auch III 5.3).773 Mit Hathors Rolle an der Seite des Sonnengottes in Verbindung stehen auch die überaus häufigen Bezeichnungen #Xtjt („die Horizontische“)774 und nbwt („die Goldene“)775 bzw. wbnt m nbwt („die als Goldene aufgeht“)776 oder psDt m nbwt („die als Goldene leuchtet“)777. Hier wird einerseits ihre Zugehörigkeit zum Himmel betont, andererseits aber ihre dem Sonnengott 764 D VII, 201, 6*; D VIII, 84, 8*. 765 D VIII, 45, 10*; 48, 5*; 52, 9*; 107, 10*. 766 D VIII, 35, 15*; 107, 14*; 113, 14* (2x); vgl. D VIII, 61, 2* (allerdings auf Owt-Or nbt Jwnt NXbt nbt NXb bezogen). 767 D VII, 141, 1*. Vgl. zur Rolle der Göttin in den beiden Barken auch D VIII, 59, 4–5*. 768 D VIII, 6, 12*. 769 D VIII, 44, 9*. Siehe zur „Barke der Millionen“ z. B. Preys, Les complexes, 548. 770 D VIII, 67, 13–14; dazu LGG III, 801b–c. Diese Zuordnung ist allerdings nicht ganz sicher, denn im Gegensatz zu manchen anderen im LGG aufgeführten Belegstellen für diese Bezeichnung wird sie hier mit zwei Falken (und nicht mit Falke und Sethtier) geschrieben. Sowohl Horus als auch Seth können sich tatsächlich manchmal in der Sonnebarke befinden, siehe z. B. CT VII, 458g–h und te Velde, Seth, 99–108. 771 D VIII, 108, 6*. 772 D VIII, 112, 8*. 773 Vgl. zur Rolle der Hathor in der Sonnenbarke Derchain, Hathor quadrifrons, 36–44 und Allam, Beiträge zum Hathorkult, 116–120. 774 D VII, 140, 13*; 141, 7*; 142, 18*; 168, 3*; 169, 13*; 172, 14–15*; 182, 4*; 184, 10*; 185, 2*; 187, 10*; 191, 1*; 193, 1*; 195, 5*; 197, 7*; D VIII, 9, 1*; 32, 10*; 33, 2*; 33, 14*; 37, 6*; 38, 10*; 45, 12*; 49, 10*; 67, 2*; 77, 17*; 82, 2*; 83, 2*; 85, 9*; 92, 5*; 100, 5*; 101, 1*; 102, 8*; 104, 9*; 106, 11*. 775 D VII, 140, 13*; 141, 16*; 142, 1*; 144, 9*; 144, 10*; 146, 11*; 146, 15*; 163, 5*; 168, 7*; 170, 10*; 173, 3*; 173, 6*; 173, 7*; 173, 11*; 174, 4*; 174, 10*; 175, 1*; 176, 4* (2x); 177, 1*; 177, 8*; 179, 3*; 180, 14*; 181, 1*; 182, 12*; 183, 5*; 184, 14*; 185, 9*; 186, 12*; 190, 3*; 190, 10*; 191, 6*; 192, 2*; 192, 16*; 193, 5*; 193, 15*; 194, 3*; 194, 5*; 194, 12*; 194, 13*; 195, 1*; 195, 8*; 195, 11*; 195, 16*; 196, 3*; 196, 9*; 197, 6*; 197, 8*; 198, 4*; 199, 15*; 200, 9*; 200, 13*; D VIII, 5, 3*; [6, 12*]; 10, 1*; 16, 1*; 16, 12*; 18, 2*; 22, 8*; 23, 1*; 27, 5*; 30, 1*; 31, 14*; 31, 15*; 34, 4*; 35, 17*; 36, 12*; 37, 15*; 38, 1*; 38, 7*; 39, 7*; 44, 14*; 45, 15*; 46, 4*; 47, 1*; 47, 4*; 49, 4*; 50, 5*; 52, 9*; 54, 9*; 65, 9*; 73, 13*; 77, 5*; 79, 6*; 79, 12*; 80, 10*; 82, 4*; 86, 1*; 86, 7*; 86, 10*; 86, 13*; 88, 7*; 88, 12*; 91, 7*; 91, 15*; 91, 16*; 92, 13*; 92, 15*; 93, 2*; 93, 3*; 94, 8*; 94, 9*; 94, 10*; 95, 6*; 96, 5*; 96, 7*; 96, 15*; 100, 13*; 103, 6*; 103, 9*; 103, 13*; 106, 1*; 106, 6*; 106, 7*; 106, 12*; 106, 16*; 107, 7*; 107, 10*; 107, 14*; 108, 3*; 108, 10*; 108, 12*; 109, 5*; 110, 2*; 110, 3*; 111, 6*; 112, 5*; 113, 4*; 113, 8*; 114, 3*; 114, 4*; 114, 5*; 114, 15*; 115, 10*; 116, 3*; 116, 11*; 116, 16*; 117, 4*; 117, 6*; 117, 15*; 118, 3*; 120, 2* (2x); 120, 6* (2x); 120, 7* (2x); 120, 8*; 120, 9*; 120, 10* (2x); 121, 2*; 121, 10*; 121, 12*. 776 D VII, 140, 14*; 168, 3*; 169, 3*; 187, 6*; 190, 1*; 191, 11*; 192, 14*; 198, 4*; D VIII, 6, 4*; 7, 15*; 31, 17*; 42, 11*; 45, 10*; 47, 4*; 81, 2*; 81, 6*; 85, 11*; 90, 11–12*; 101, 13*; 104, 7*; 110, 10*; 116, 13*; 117, 7*. 777 D VIII, 28, 7*; 106, 14*.

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entsprechende, strahlende Erscheinung.778 Ihre besondere Nähe zu Re begründen die Texte durch das Vater-Kind-Verhältnis, das auffällig oft evoziert wird. Meist heißt es, Hathor sei die s#t Ro („Tochter des Re“)779, es treten aber auch die Variationen s#t wbn („Tochter des Aufgehenden“)780, s#t jtn („Tochter der (Sonnen-)Scheibe“)781, s#t jr-t# („Tochter des Weltschöpfers“)782 oder s#t Jtm („Tochter des Atum“)783 auf. Zur Hervorhebung ihres Sonderstatus wird sie einmal auch als s#t tpjt nt Ro-Or-#Xtj („erste Tochter des Re-Harachte“)784 bezeichnet. Dem gemäß sprechen die Beschreibungen des xnm-jtn-Rituals häufig von der Vereinigung der Göttin mit ihrem Vater (siehe III 4.2.1), so dass der Höhepunkt des Festes als Bekräftigung dieses familiären Verhältnisses verstanden werden kann. Diese ist eng verknüpft mit der Übergabe der Macht über den Himmel, aber auch über die Erde von einer Generation zur anderen. So heißt es beispielsweise in D VIII, 116, 7* über Hathor: „Ihr gibt Re seinen Horizont, seine Herrschaft, sein Königtum im Himmel und auf Erden“ (rdj n.s Ro #Xt.f Hq#t.f nswyt.f m pt t#).785 Auf eine körperliche Nähe zum Sonnengott, die einer Verschmelzung der beiden Gottheiten gleichkommt, deutet die Rolle der Hathor als Auge des Re hin, die bereits durch Aufnahme dieses Bestandteils in ihre Standardtitulatur (Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw) betont wird. „Auge des Re“ wird sie aber auch außerhalb786 dieser Namensreihung, die natürlich (auch in Verkürzungen und Varianten) in den Treppen und im Kiosk unzählige Male vorkommt, häufig genannt. Da die Göttin als Auge des Re auch auf den Sothisaufgang hindeutet (siehe III 4.2.2) und somit im zeitlichen Kontext des Neujahrsfestes eine besondere Bedeutung hat, wird dies noch weiter präzisiert. Hathor wird nämlich explizit „rechtes Auge des Re“787 genannt und das zentrale Festritual wird als Vereinigung der beiden Augen788 ausgedeutet, das 778 Siehe zu diesem Aspekt Hathors Preys, Les complexes, 502–509 und grundsätzlich Allam, Beiträge zum Hathorkult, 99–102. 779 D VII, 142, 1*; 148, 11*; 180, 10*; 180, 16*; 181, 2*; 181, 15*; 182, 12*; 190, 2*; 192, 7*; 193, 5*; 195, 12*; D VIII, 6, 12*; 22, 16*; 24, 2–3*; 29, 3*; 42, 9–10*; 42, 15*; 44, 9*; 47, 7*; 53, 2*; 55, 8*; 75, 9*; 80, 12*; 81, 16*; 94, 9*; 95, 6*; 96, 7*; 103, 4*; 103, 12*; 104, 9*; 106, 16*; 109, 6*; 110, 4*; 112, 11*; 115, 6*; 116, 3*. 780 D VIII, 31, 17 – 32, 1*; 49, 4*. 781 D VIII, 5, 16*; 31, 12*; 42, 18*. 782 D VII, 198, 2*; D VIII, 6, 2*; 7, 17*?; 107, 13*; 116, 6*. Siehe zu jr-t# als Aspekt des Sonnengottes unten, III 3.2. 783 D VIII, 76, 1*; 76, 4*. 784 D VIII, 108, 4*. 785 Vgl. D VIII, 106, 4–5* (rdj n.s Ro #Xt.f nst.[f]) und 118, 7* (dj.f n.T Sn nb n jtn.f jqH.n stwt.f r.sn). Vgl. zur Machtübergabe auch die Symbolik des Kronenopfers (III 5.10). 786 D VII, 155, 2*; 161, 10*; 161, 14*; 162, 7*; 176, 4*; 176, 8*; 176, 9*; 181, 3*; 181, 6*; 181, 11*; 181, 13*; 182, 8*; 184, 15*; 190, 16*; 191, 2*; 194, 4*; 194, 12*; 196, 12*; 197, 14*; 198, 2*; 198, 11*; 198, 12*; 199, 6*; 199, 15*; 201, 8*; 202, 12*; D VIII, 7, 17*; 10, 5*; 13, 9*; 23, 16*; 25, 14*; 26, 12*; 26, 15*; 27, 13*; 31, 15*; 32, 14*; 34, 5*; 38, 9*; 40, 2*; 45, 14*; 47, 4*; 49, 11*; 50, 10*; 55, 1*; 65, 9*; 77, 7*; 83, 9*; 84, 11*; 86, 8*; 86, 10*; 89, 10*; 90, 3*; 90, 6*; 91, 6*; 91, 15*; 94, 8*; 94, 14*; 96, 5*; 96, 8*; 99, 5*; 99, 7*; 100, 7*; 102, 14*; 103, 12*; 104, 1*; 105, 3*; 106, 7*; 107, 15*; 114, 7*; 117, 6*. Vgl. auch die Stellen D VIII, 59, 3* (jrt jt.T Ro), D VIII, 97, 2* (jrt.f wrt pw) und D VII, 141, 6* (#Xt nt J#Xw wbnt m jrt.f), welche die Göttin ebenfalls als Auge des Re umschreiben. Hinzu kommen andere Augenbezeichnungen, die eine Zugehörigkeit zum Sonnengott anzeigen, wie onXt.f („sein lebendiges Auge“, D VII, 141, 7*) und nTrt („das göttliche Auge“, D VII, 187, 17*). 787 wnmt nt Ro: D VIII, 78, 2*; 100, 10*; 121, 9*. Siehe zu wnmt als Augenbezeichnung Gräßler, Konzepte des Auges, 144. 788 D VII, 175, 4* (snsn wnmt m-ob j#bt); D VII, 177, 1–2* (sm# wnmt m-ob j#bt); 179, 1–2* (sm# wnmt m-ob j#bt Ro); 187, 17* (snsn DfD n wD#t wnmt.f); 188, 9* (snsn wnmt nt Ro stwt jtn); 190, 16* (snsn wnmt m-ob j#bt); D VIII, 73, 3* (snsn wnmt m-ob j#bt); 119, 1* (xnm.n.f wnmt m Jwnt). Siehe hierzu III 4.2.1 und 4.2.2.

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III Analyse und Auswertung

heißt als Wiederherstellung der Unversehrtheit des Sonnengottes. Deshalb ist Hathor auch des Öfteren die „Iris der Iris des Udjatauges“789, wobei die „Iris des Udjatauges“ der Sonnengott selbst ist (siehe III 3.2). Damit wird ein Zusammenhang zur Vervollständigung des Horusauges hergestellt und ein in der ägyptischen Mythologie weit verbreiteter Topos evoziert.790 Tatsächlich wird Hathor einmal explizit als „großes Udjatauge“ bezeichnet (D VIII, 117, 3*), an anderer Stelle ist mit Bezug auf Horus von der Göttin als jrt.f „sein Auge“ (D VIII, 6, 16*) die Rede.791 Durch die auf diese Weise erzeugte Analogie zwischen Sonnen- und Udjatauge soll sicherlich auf die Unversehrtheit der den Augen entsprechenden Himmelskörper (Sothis und Sonne, siehe III 4.2.2) und ihre ordnungsgemäße Funktion hingewiesen werden. Hathor als Auge des Re aber ist nur ein Teilaspekt ihrer Rolle als Schlange an der Stirn des Sonnengottes.792 Als solche trägt sie in den Inschriften der Treppen und des Kiosks auch noch andere Namen. Am häufigsten wird sie Hrjt-tp „Stirnschlange“793 genannt, hinzu kommen mHnjt794, jort795 und pX#t796. Vereinzelt wird die Göttin als Schlange auch wnwnt bzw. wnwnt s(j) „die (sich) hin- und herbewegt“797 oder nfrt m wpt „Schöne am Scheitel“798 genannt. Oft heißt es dementsprechend, Hathor gehe an der Stirn ihres Vaters auf oder befinde sich dort.799 Dass die Schlange am Haupt des Sonnengottes vorwiegend dem Schutz ihres Trägers dient und aggressive Züge hat, zeigt die Bezeichnung nsrt800 „Flamme“, die sich gegen Feinde richtet. Diese wiederum steht in funktionalem Zusammenhang mit Hathor als wütende Löwengöttin Sachmet.801 Oft, jedoch nicht immer wird in den Treppen und im Kiosk in Bezug auf diese Rolle der blutrünstige, abschreckende Aspekt dieser Göttin802 hervorgehoben, dem in der Zeit des Jahreswechsels, in dem die Weltordnung in den Augen der Ägypter besonders bedroht zu 789 D VIII, 65, 12*; 81, 16*; 103, 10*: DfD n DfD n wD#t. 790 Siehe zum Ursprung des Mythos z. B. Sherkova, in: Eyre (Hg.), Seventh International Congress, 1061–1065, zum Deutungsspektrum des Horusauges Roeder, in: GM 138, 1994, 37–69 und Gräßler, Konzepte des Auges, 308–309. 791 Dementsprechend wird in den Anrufungen an das Jahr dieses nicht nur als Auge des Re, sondern auch des Horus angesprochen (D VIII, 58, 9*). 792 So Preys, Les complexes, 514–522. Siehe zu den Ursprüngen des engen Verhältnisses zwischen Schlange und Sonnengott Westendorf, in: SAK 6, 1978, 201–225 und Allam, Beiträge zum Hathorkult, 109–112. 793 D VII, 176, 5*; 182, 5*; 191, 16*; 192, 8*; 194, 2*; 194, 7*; 194, 11*; 195, 3*; D VIII, 8, 9*; 10, 6*; 32, 12*; 34, 7*; 37, 2*; 45, 13*; 48, 11*; 66, 8*; 75, 8*; 79, 7*; 89, 2*; 94, 3*; 97, 13*; 100, 9*; 102, 14*; 104, 10*; 107, 10*; 109, 4*; 115, 5*. Siehe zu Hrjt-tp als Bestandteil der Bezeichnung einer anderen Form der Hathor, die in einem eigenen Naos in der Prozession mitgeführt wird, III 3.3. 794 D VII, 142, 2*; 163, 11*; 179, 1*; D VIII, 31, 12*; 34, 9*; 51, 10*; 67, 14*; 72, 1–2* (2x); 76, 10*; 100, 9*; 104, 10*; 110, 5*; 113, 5*. Siehe zu Hathor als mHnjt Preys, in: Les complexes, 516–518. 795 D VII, 149, 7*; D VIII, 35, 11*; 56, 8*; 58, 9*?; 112, 12*. Siehe zu Hathor als jort auch Preys, Les complexes, 519. 796 D VIII, 67, 15*; 106, 10*; 107, 14*; 112, 10*. Siehe zu Hathor als pX#t auch Preys, Les complexes, 520 und Wagner, in: Fs Rößler-Köhler, 445–460. 797 D VIII, 110, 14*; 112, 13*. Das Determinativ der ersten Belegstelle in LGG II, 401c (wnwnt) zeigt, dass die erwähnten Bewegungen das Schlängeln der Kobra beschreiben. 798 D VII, 198, 3*; D VIII, 48, 11*; 81, 10*. 799 D VII, 143, 11*; 173, 4*; D VIII, 29, 16*; 49, 4*; 52, 9*; 67, 14*; 76, 10*; 76, 15*; 113, 11–12*. 800 D VII, 150, 14*; 151, 6*; 151, 9*; 176, 10*; 183, 14*; 194, 12*; 196, 7*; D VIII, 51, 6*; 93, 11*. 801 Siehe zur Rolle der Sachmet beim Jahreswechsel grundlegend Germond, Sekhmet, zu Hathor in Dendara als Löwengöttin Preys, Les complexes, 522–525. 802 Hathor als Sachmet in verschiedenen Funktionen (als Empfängerin von Fleischopfern, Adressatin von Musikdarbietungen, als Verbreiterin von Furcht bei den Feinden oder auch ohne nähere Spezifikation): D VII, 151, 10*; 173, 3*; 174, 4*; 176, 10*; 183, 13*; 196, 10*; 197, 4*; D VIII, 33, 2*; 35, 16*; 36, 5*; 36, 12*; 36, 16*; 93, 10*; 93, 14*; 104, 5*; 106, 8*; 107, 15*.

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sein schien, große Bedeutung zukam.803 Sie musste mit Musik und/oder Opfergaben besänftigt werden, was die mit sHtp cXmt betitelte Szene auf der südlichen Hälfte der Ostfassade des Kiosks besonders gut illustriert (D VIII, 36, 5 – 37, 9*).804 Auch dieses Tableau zeugt von einer Gleichsetzung von Owt-Or wrt nbt Jwnt mit Sachmet im Kontext des Neujahrsfestes in Dendara, denn Erstere nimmt hier die Funktion der Opferempfängerin ein.805 Die Fachliteratur attestiert dem Ritual der Besänftigung der Sachmet aufgrund der bereits erwähnten, besonders gefährlichen Situation zum Jahreswechsel gerne eine grundsätzliche Verbindung zum Neujahrsfest.806 Schon die von Goyon bearbeiteten Inschriften zu diesem Thema im Pronaos von Edfu deuten aber darauf hin, dass dieses nicht unbedingt einen Bezug zum kalendarischen Jahreswechsel haben muss, sondern dass es auch die Erneuerung eines anderen Zyklus begleiten kann.807 Dementsprechend betont das Buch vom Tempel, dass das Ritual dreimal pro Jahr abgehalten wurde.808 Wenngleich also die Szene auf der Außenwand des Kiosks eindeutig im Neujahrskontext steht, so müssen Erwähnungen eines sHtp cXmt ohne Zuordnung zu einem bestimmten Kalendertag an anderer Stelle also nicht als eindeutige Hinweise auf den I. #Xt 1 gelesen werden.809 Im Zusammenhang mit dem heliakischen Aufgang des Sirius, der den Neujahrstag einleitet, ist besonders interessant, dass in den Inschriften der Treppenhäuser und des Kiosks nicht nur Isis810, sondern auch Hathor811 cpdt („Sothis“) genannt wird (siehe III 4.2.2). Dieser Bezeichnung entsprechend wird Hathor mit dem Kommen der Nilflut812 assoziiert, für das sie als „Herrin des Jahresbeginns“813 (nbt tp(j) rnpt) verantwortlich ist. Hier nähern sich Isis und Hathor einander funktional an, was der zeitlichen Nähe der ihnen zugeordneten Tage grH nXn m sS.f und wp rnpt entspricht, auf welche die Inschriften von Dendara an vielen Stellen hindeuten.814 Der oben stehende Überblick zeigt ein vielfältiges Bild von der der weiblichen Protagonistin des Neujahrsfestes in Dendara. Natürlich finden sich unter den aufgeführten Aspekten auch solche, die für Hathor in diesem Tempel grundsätzlich charakteristisch und somit nicht für den 803 Siehe zu den „Seuchen des Jahres“ im Überblick Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 93–95 und die dort angegebene Literatur. Vgl. zur den besonderen Gefahren des Jahreswechsels auch oben, I 1. 804 Siehe zu dieser Art von Szene auch III 1.7, 1.9, 2.2.1 und 2.2.4 und zum sHtp cXmt grundlegend Germond, Sekhmet, 251–274. 805 D VIII, 36, 14 – 37, 3*. Siehe für die Opfergaben, die für dieses Opfer typisch sind, Germond, Sekhmet, 257– 274. Hiervon finden sich in der Szene auf dem Kiosk (D VIII, Taf. 720) die vier Gänse, Antilopen, das Udjatauge und die Sistren, siehe dazu oben, III, 2.2.4 und Farbtaf. 5. 806 So betrachtet Cauville, Fêtes d’Hathor, 121–141 (zu D XIII, 43, 5 – 49, 11) den 1. Thot als „moment principal de cette cérémonie“, dem schließt sich Coppens, Wabet, 167 an. Siehe auch Cauville, Pronaos, 57–58 und 356–357. Germond, Sekhmet, 251–252 gibt an, dass die initiale Durchführung des Rituals am Neujahrstag erfolgte, fügt jedoch hinzu, dass man sich dessen auch zu anderen Gelegenheiten bediente. 807 Siehe Goyon, Rituel, VII, der einen Zusammenhang mit dem ersten Tybi feststellt. 808 Quack, in: Archiv für Religionsgeschichte 2, 2000, 14, zitiert auch von Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 94. 809 Siehe dazu Cauville, Pronaos, 57–58 und 356–357, wo eine Grafik zeigt, dass diese Szenenart im ganzen Tempel verteilt ist. Ob man daraus jedoch schließen kann, dass das Ritual am Neujahrstag überall entlang der Tempelachse ausgeführt wurde, ist überaus fraglich. 810 D VII, 152, 11* (sicherlich auf 1. OE bezogen); 157, 11*; 159, 1*; 164, 18*; 203, 9*. 811 D VII, 155, 6*; 192, 10*; D VIII, 6, 15*; 32, 1*; 48, 11*; siehe auch D VII, 140, 15*, wo allerdings Owt-Or wrt mwt-nTr nbt J#t-djt Hrjt-jb Jwnt gemeint ist. Siehe zu Hathor als Sothis auch Preys, Les complexes, 509– 514. 812 D VII, 155, 6*; D VIII, 32, 1*. 813 D VIII, 32, 1*. 814 Siehe zur Nähe der beiden Festtage I 3.7, III 1.9 und 1.11; zum Verhältnis von Isis und Hathor III 4.2.2.

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III Analyse und Auswertung

Jahreswechsel spezifisch sind. Dementsprechend spielen einige dieser Eigenschaften auch in den Untersuchungen, die René Preys und Sylvie Cauville für andere architektonische Einheiten in Dendara815 durchgeführt haben, eine wichtige Rolle. Trotzdem wurden die Auswahl bestimmter Themen sowie die Häufigkeit ihres Vorkommens in den Texten der Treppen und des Kiosks mit Sicherheit nicht dem Zufall überlassen, so dass sich aus den am deutlichsten betonten Charakteristika der Hathor eine Aussage über ihre Rolle am Neujahrstag ableiten lässt. Sie wird hier vor allem als Begleiterin, Tochter und Schützerin des Sonnengottes präsentiert und hauptsächlich durch ihr Verhältnis zu ihm definiert. Die Beschreibungen der Göttin bilden somit eine Art theologischen Kommentar zum zentralen Festakt, in welchem die Annäherung zwischen Hathor und Re ihren sichtbaren Höhepunkt erreicht. Entsprechend ihrer Hauptrolle, die sie im Festgeschehen spielt, ist die primäre Form der Hathor im Kiosk auch bildlich oft vertreten. In den Opfertableaus auf den inneren Schrankenwänden des Gebäudes wird die Göttin stets auf einem Thron sitzend und in einen Naos eingeschlossen gezeigt, was vielleicht als Hinweis auf die tragbaren Schreine auf den Wänden der Treppenhäuser verstanden werden kann (siehe III 5.2). Die wichtigste Szene dieser Art ist das Doppeltableau in der Mitte der westlichen Innenwand (Szenen 5 und 12).816 Hier trägt Hathor eine Variante der Hptj-Krone, wie sie mehrere Stellen aus den Treppentexten für die Statue der Göttin beschreiben. Dies deutet darauf hin, dass das in der Prozession mitgeführte Abbild der Hathor tatsächlich diese Gestalt hatte.817 Eine weitere Darstellung der Hauptform der Hathor findet sich in Szene 9, die der Nordtür des Kiosks direkt gegenüberliegt.818 Hier trägt die Göttin eine Doppelkrone mit Straußenfedern und Antilopenhörnern, für die auch andernorts häufig ein Zusammenhang zu Barkenprozessionen belegt ist (siehe III 2.2.1). Im vorliegenden Fall mag damit auch gleichzeitig auf die Rolle der Hathor in der Sonnenbarke angespielt sein, welche die oben untersuchten Texte häufig betonen. Auf der Außenseite des Kiosks sticht besonders die Darstellung der weiblichen Protagonistin der Festhandlungen auf der Westseite ins Auge (Szenen 18 und 24).819 Wie in III 2.2.4 erläutert, wird die Göttin hier durch ein Hathorgesicht in Frontalansicht auf einem Sockel repräsentiert, das von einer gehörnten Sonnenscheibe gekrönt ist. Die in III 2.2.1 beschriebenen Säulenkapitelle des Gebäudes, die sich jeweils aus vier Gesichtern der Göttin zusammensetzen, können somit als eine in die dritte Dimension übertragene Version der Darstellung auf der Rückwand des Gebäudes verstanden werden. Wieder in thronender Form findet sich Hathor auf den jeweils zwei Szenen der östlichen und nördlichen Außenwand. Dabei erscheint sie in den Besänftigungs-Szenen (15 und 16) auf der Nordfassade mit der für sie typischen Sonnenscheibe, die von Kuhhörnen umgeben ist.820 Diese ruht auf einem aus Uräusschlangen bestehenden Modius, unter dem die Göttin eine Geierhaube trägt.821 Auf der Ostfassade (Szenen 19 und 25) hingegen trägt die Hauptform der Hathor jeweils eine Doppelfederkrone, die nur auf dem nördlichen Tableau durch eine Sonnenscheibe ergänzt ist.822 Diese Kronenform, die – wie auch sonst häufig – den Himmel 815 Preys, Les complexes, 497–537 (zu pr-nw, Hwt-sSSt, pr-nsr und nst-Ro); ders., in: CRIPEL 23, 2003, 121–135 (zum st-wrt); Cauville, Pronaos, 564–568 (zum Pronaos). 816 D VIII, 23, 13 – 24, 5* und D VIII, 28, 17 – 29, 7* mit Taf. 705. 817 Siehe dazu und zur Form der Krone ausführlich III 5.1. 818 D VIII, 26, 8–16* mit Taf. 709. 819 D VIII, 35, 6–18* und 42, 9 – 43, 4*, Taf. 719. 820 D VIII, 31, 7 – 32, 6* und 32, 9 – 33, 8* mit Taf, 713 und 715. 821 Siehe zu Hathors gehörnter Sonnenscheibe und ihren Varianten Richter, Theology, 71–73. 822 D VIII, 36, 5 – 37, 9* und 43, 9 – 44, 4* mit Taf. 720 und 727.

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durchsticht, verweist nach Dagmar Budde darauf, dass ihre Trägerin auch einen Herrschaftsanspruch über das Firmament besitzt,823 was in Anbetracht des astronomischen Hintergrundes der Neujahrsgeschehnisse (III 4.2.2) ausgezeichnet passt. Auch auf den Säulen des Kiosks finden sich zahlreiche Formen der Hathor in der Rolle der Opferempfängerin (Tab. 13), wobei diese durchgehend stehend dargestellt sind. Allerdings kommt hier nur einmal Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw (II, Süd) vor. In allen anderen Fällen wird diese Titulatur entweder verkürzt (IX, Süd und X, Nord) oder – und dies ist am häufigsten – durch andere Epitheta, die nicht zum Standardformular gehören, abgewandelt und modifiziert. In Bezug auf die Kopfbedeckungen der Hathor auf den Säulen des Kiosks ist eine große Vielfalt festzustellen. Ob es hier stets um die Hauptform der Hathor geht oder ob es sich um relativ eigenständige Varianten der Göttin – ähnlich denen, die in anderen Naoi in der Prozession mitgeführt werden (III 3.3) – handelt, kann nicht sicher gesagt werden. Begleitet wird Hathor als Opferempfängerin auf den Säulen des Kiosks teilweise von anderen Formen der Göttin, die den Untersuchungen von Sylvie Cauville zufolge „alte“ Hathoren darstellen, welche vielleicht in früheren Phasen der Geschichte des Kultortes Dendara verehrt wurden.824 Position Säule I, West: D VIII, Taf. 728 Säule II, Nord: D VIII, Taf. 729 links Säule II, Süd: D VIII, Taf. 729 rechts Säule III, Nord: D VIII, Taf. 730 links Säule III, Süd: D VIII, Taf. 730 rechts Säule IV, Nord: D VIII, Taf. 731 links

Titulatur der Hathor als Opferempfänger Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt ‹Ro› o#t b#w r nTrw dmDw (D VIII, 45, 3–4*) Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro jtnt wrt tpjt nt jtn (D VIII, 47, 5–6*) Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw nTrt rnpt nfrt ‹jwtt› m## Hr tp.s m nTrwt (D VIII, 48, 6–7*) Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro Spst Hnwt jnmtj (D VIII, 50, 12–13*) Owt[-Or wrt nbt Jwnt] jrt Ro nbt sSSt Hnwt t#w-nTrw Spst nbt […] ont Xo m jfdw nw t# (D VIII, 51, 13–14*) Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt Pwnt Hnwt […] (D VIII, 54, 3–4*)

Kopfbedeckung Doppelfeder mit Sonnenscheibe an einem Stirnband Kappe mit Widdergehörn und von Uräen umgebener Sonnenscheibe Kappe mit Widdergehörn, Straußenfedern, Sonnenscheibe, Uräus

Atefkrone mit Straußenfedern, zwei Sonnenscheiben, Widdergehörn und zwei Uräen Atefkrone mit Straußenfedern, zwei Sonnenscheiben, Widdergehörn und zwei Uräen zerstört (Doppelkrone mit Straußenfeder?)

823 Budde, in: SAK 30, 2002, 57–102; siehe neuerdings zu diesem Thema auch Richter, Theology, 101–107. 824 Siehe zu den Darstellungen im Kiosk Cauville, in: RdE 66, 2015, 10–12, zu den „Hathors anciennes“ insgesamt ebd., 1–20. Einige dieser Hathorformen finden sich unter den „Ahnen“ in der Treppenkammer wieder, siehe dazu Kapitel III 3.8.5.

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III Analyse und Auswertung

Säule IV, Süd: D VIII, Taf. 731 rechts Säule VII, Nord: D VIII, Taf. 732, rechts Säule IX, Süd: D VIII, Taf. 734

Owt-Or wrt [nbt] Jwnt jrt Ro […] Hnwt sSSt […] (D VIII, 55, 3–4*) Owt-Or nbt Jwnt NXbt nbt NXb (D VIII, 60, 11–12*) Owt-Or wrt nbt Jwnt (D VIII, 65, 10*)

Säule X, Nord: D VIII, Taf. 735

Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro (D VIII, 67, 1*)

Säule XII, Ost: D VIII, Taf. 737

Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro THnt msXo Xntjt psDt (D VIII, 70, 10–11*)

zerstört Weiße Krone mit Straußenfedern auf Geierhaube Kompositkrone825 mit Widderhörnern, Skarabäus, Uräen, Sonnenscheiben und löwenköpfigen Schlangen über einer Kappe Kompositkrone mit Widderhörnern, Skarabäus, Uräen, Sonnenscheiben und löwenköpfigen Schlangen über einer Kappe Doppelfederkrone

Tab. 13: Formen der Hathor826 als Opferempfängerin auf den Säulen des Kiosks und ihr Kopfschmuck.

Zusammenfassend lässt sich eine Omnipräsenz von Abbildungen der Hathor im Dachkiosk feststellen, was mit der Rolle der Gottheit im Festgeschehen korrespondiert. Innerhalb dieser Zahl an Repräsentationen fällt jedoch auch eine große Vielfalt an Darstellungsformen auf. Die Göttin wird sitzend oder stehend, als vollständige Figur oder nur als Kopf abgebildet, ihre unterschiedlichen Wesenszüge und Aufgaben werden durch verschiedene Kopfbedeckungen unterstrichen. Somit kann der Dachpavillon, in dem all diese Facetten zu einer Einheit zusammengefasst werden, als Versuch verstanden werden, das Wesen der Göttin Hathor in seiner ganzen Komplexität abzubilden und zu veranschaulichen. 3.2 Der Sonnengott Während die im vorangehenden Kapitel besprochene Göttin Hathor in den Texten durch Epithetareihungen und Hymnen in zahlreichen Facetten beschrieben wird, fallen die Benennungen des Sonnengottes827 durch ihre erstaunliche Kargheit auf. Meist wird nur eine Bezeichnung genannt, ohne dass weitere Beinamen angefügt werden, lange Hymnen zur Charakterisierung Res gibt es nicht.828 Die genaue Beschreibung der Aufgaben und Eigenschaften des männlichen Protagonisten scheint also nicht die primäre Funktion der Inschriften der Treppenhäuser

825 Vgl. z. B. Török, Crowns, 16 mit Abb. 72, die einen ähnlichen Aufbau zeigt, sowie Derchain-Urtel, in: Beinlich et al. (Hgg.), 5. Tempeltagung, 68, Abb. 3 (aus Esna). 826 Neben Hathor finden sich auf den Säulen auch andere Opferempfänger: Harsomtus auf Säule VII Süd (D VIII, 59, 15*), auf Säule VIII Horus von %#-dj-nTr und Isis (D VIII, 63, 1–2* und 64, 1–3*), auf Säule XI eine zerstörte Gottheit und wiederum Isis (D VIII, 69, 6–7*). 827 Im Folgenden wird nicht zwischen dem Sonnengott (als Person) und der Sonne (als abstrakte Erscheinung) unterschieden, da die ägyptischen Texte diese klare Trennung nicht immer vornehmen. 828 Den Charakter von Sonnenhymnen haben allerdings die Texte unter den Fenstern, die nicht Teil des hier behandelten Korpus sind, siehe dazu I 2.

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und des Kiosks zu sein. Erwartungsgemäß wird der Sonnengott in diesen Texten häufig einfach Ro829, Or-#Xtj830 oder Ro-Or-#Xtj831 genannt. Die meisten daneben verwendeten Bezeichnungen lassen sich drei inhaltlichen Kategorien zuordnen. Die erste Gruppe beschreibt das Verhältnis zwischen Re und Hathor (bzw. anderen Gottheiten), die zweite thematisiert sein Wirken am Himmel, die dritte Kategorie schließlich befasst sich mit dem Sonnengott als Schöpfer und Herrscher über die Welt. Den zahlenmäßig bedeutendsten Bestandteil der ersten Gruppe bildet die Bezeichnung jt.s832 bzw. jt.T833 („ihr/dein Vater“), die das Verwandtschaftsverhältnis zu der in Form eines Suffixes darin repräsentierten Hathor betont. In der Benennung jt.sn834 erweitert dies auf die Götter, die sich in ihrem Gefolge befinden. Auf Re als Erzeuger der Hathor weisen auch die in I 3.4 besprochenen Namen qm# sj und jr sj („der, der sie erschuf“) hin, was in D VIII, 53, 4* und 82, 4* zu qm# sn erweitert und damit wiederum auf die anderen Götter von Dendara ausgedehnt wird. Res enge Beziehung zu seiner Tochter erläutern zudem die jeweils nur einmal auftretenden Ausdrücke XntS Dt.f n m## onXt.f („dessen Leib sich über den Anblick seines lebendigen Auges freut“; D VII, 141, 7*) und pxr m mHnjt.f („der, der von seiner Umringlerschlange umgeben ist“; D VII, 179, 1*).

829 D VII, 140, 3*; 143, 12*; 143, 14*; 144, 1*; 144, 11*; 145, 3*; 148, 7*; 148, 9*; 154, 7*; 154, 12*; 155, 4*; 164, 12*; 173, 4*; 173, 6*; 173, 10* (2x); 174, 14*; 175, 1*; 177, 3*; 177, 15*; 178, 8*; 179, 2*; 179, 14*; 179, 15*; 180, 5*; 183, 3*; 183, 8*; 184, 11*; 187, 9*; 187, 11*; 187, 13*; 187, 15*; 188, 2*; 188, 9*; 188, 14*; 189, 2*?; 189, 10*?; 189, 12*; 189, 16*; 195, 13*; 196, 1*; 197, 5*; 201, 6* (2x); 202, 3*; 202, 7*; 202, 8*; D VIII, 7, 14*; 11, 7*; 12, 7*; 14, 6*; [15, 2*]; 16, 2*; 16, 5*; 17, 8*; 18, 5*; 20, 11*; 22, 9*; 22, 12*; 23, 1*; 25, 4*; 25, 16*; 26, 13*; [28, 7*]; 28, 12*; 28, 13*; 28, 14*; 29, 7*; 32, 6*; 42, 2*; 44, 9*; 46, 8*; 49, 7*; 54, 8*; 55, 13*; 55, 15*; 56, 6*; 56, 8*; 56, 9*; 57, 6*; 57, 14*; 58, 9*; 59, 3*; 59, 7*; 60, 2*; 61, 15*; 62, 12*; 64, 12*; 65, 11*; 66, 13*; 67, 4*; 67, 12*; 67, 14*; 68, 2*; 69, 18*; 70, 2*; 71, 14*; 74, 14*; 74, 15*; 75, 6*; 75, 8*; 76, 3*; 76, 8*; 76, 10*; 77, 12*; 78, 2*; 81, 13*; 82, 8*; 83, 4*; 84, 8*; 84, 12*; 85, 2*; 85, 12*; 93, 1*; 93, 5*; 94, 4*; 97, 2*; 98, 1*; 98, 11*; 99, 1*; 99, 4*; 100, 6*; 100, 8*; 100, 10*; 102, 3*; 102, 7*; 102, 11*; 104, 10*; 106, 2*; 106, 4*; 107, 3*; 108, 4*; 110, 4*; 110, 6*; 111, 3*; 111, 5*; 112, 3*; 112, 8*; 112, 10*; 112, 14*; 113, 2*; 113, 5*; 113, 7* (2x); 113, 8*; 113, 9*; 113, 10*; 113, 12*; 113, 13*; 113, 15*; 114, 14*; 115, 15*; 115, 16*; 116, 4*; 116, 7*; 118, 6*; 119, 1*; 119, 12*; 121, 9*; 122, 6*. Die hier aufgeführten Textstellen berücksichtigen nicht Rückenschutzformeln und Königstitulaturen, in denen das Element Ro standardmäßig vorkommt, Raum- und Tempelnamen sowie primäre Bezeichnungen von Göttern, die Ro enthalten (z. B. Wdpw-n-Ro, Ro-sm#-t#wj). Auch die Stellen für Hathor als s#t Ro und jrt Ro sind hier nicht noch einmal aufgeführt, siehe dazu III 3.1. 830 D VIII, 23, 8*; 48, 11*; 63, 11*; 64, 2*; 99, 2*; 103, 4*. 831 D VII, 145, 3*; 183, 7*; D VIII, 9, 16*; 108, 4*; 119, 14*. 832 D VII, 143, 3*; 143, 11*; 144, 11*; 145, 8*; 145, 10*; 145, 15*; 146, 1*; 150, 11*; 154, 7*; 168, 6*; 174, 14*; 175, 2*; 175, 4*; 180, 14*; 182, 13*; 182, 14*; 187, 2*; 187, 6*; 187, 11*; 188, 1*; 188, 14*; 189, 5*; 190, 3*; 190, 16*; 195, 7*; 201, 1*; 202, 3*; 202, 8*; 203, 2*; 203, 4*; D VIII, 18, 14*; 27, 9*; 46, 6*; 49, 11*; 65, 12*; 67, 4*; 67, 15*; 73, 2*; 73, 8*; 73, 14*; 77, 11*; 78, 9*; 84, 11*; 85, 12*; 92, 9*; 97, 5*; 98, 3*; 101, 14* (2x); 103, 13*; 104, 6*; 106, 1*; 106, 2*; 108, 1*; 109, 4*; 111, 3*; 112, 10*; 113, 1*; 114, 15*; 115, 6*; 115, 11*; 115, 13*; 116, 2*; 116, 4*; 117, 4*; 118, 12*; 118, 14*; 119, 8*; 121, 3*; 121, 12*; 121, 14*. 833 D VII, 177, 15*; 178, 4*; 178, 8*; 179, 12*; 179, 15*; 180, 6*; 187, 16*; D VIII, 59, 3*; 66, 11*; 72, 9*?; 72, 10*?; 79, 13*; 79, 15*; 88, 9*; 90, 4*; 101, 10*; 102, 7*; 105, 9*; 106, 13*; 107, 3*; 112, 14*; 113, 8*; 115, 8*. 834 D VII, 201, 11*; D VIII, 52, 11*.

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III Analyse und Auswertung

Die häufigste Bezeichnung der zweiten, auf die Rolle der Sonne am Himmel fokussierten Gruppe ist jtn835 („(Sonnen-)Scheibe“), daneben kommen auch psD m nbw836 („der als Goldener leuchtet“), J#Xw837 („Glänzender“), #Xtj838 („Horizontischer“) sowie Xntj #Xt839 („Vorsteher des Horizontes“) oft vor. In Bezug auf weitere Bezeichnungen, die auf die Funktion des Tagesgestirns am Firmament referieren, fällt auf, dass hier des Öfteren explizit der Osten genannt wird (Or j#btt840 „Horus des Ostens“; b# j#btt841 „Ba des Ostens“). Die Sonne wird auch j#bt842 („das linke Auge“) genannt, was häufig zu dem rechten Auge (Hathor, siehe III 3.1 und 4.2.2) in Beziehung gesetzt wird. Die Bezeichnung kann alternativ mit „das Östliche“ übersetzt werden und verweist somit auf den Ort des Sonnenaufgangs.843 Dementsprechend werden auch einige Namen genannt, die ein frühes Stadium innerhalb des Sonnenlaufes darstellen (%prj844 „Chepri“; sf845 „das Kind“; dw#w846 „der Morgendliche“). All dies deutet darauf hin, dass die zentralen Feierlichkeiten des Neujahrsfestes am Vormittag stattfanden (III 4.1). Andere Stellen jedoch nennen den Sonnengott Atum847 und machen dadurch deutlich, dass die Ereignisse am ersten Tag des Jahres mit allen Phasen des Sonnenlaufes in Verbindung stehen. So bezieht sich wohl auch das als Bezeichnung des Re genannte NHH848 („nHH-Ewigkeit“) auf den immerwährenden Kreislauf der Sonne, der Name DfD n wD#t849 („Iris des Udjatauges“) drückt – analog zum wiederhergestellten Auge – die Unversehrtheit des Himmelskörpers aus. 835 D VII, 152, 4*; 156, 13*; 156, 15*; 164, 10*; 168, 7*; 169, 4*; 171, 10*; 179, 11*; 180, 3*; 187, 5*; 187, 8*; 188, 9*; 189, 2*?; 189, 10?; 198, 11*; 200, 14*; 202, 12*; 203, 2*; 205, 1*; D VIII, 5, 2*; 5, 12*; 5, 16*; 6, 15*; 20, 10*; 26, 12*; 27, 14*; 29, 7*; 31, 12*; 32, 5*; 35, 12*; 42, 18*; 43, 4*; 44, 4*; 47, 5*; 52, 12*; 58, 1*; 59, 2*; 59, 6*; 64, 1*; 65, 11*; 67, 3*; 67, 15*; 81, 1*; 83, 8*; 96, 9*; 101, 11*; 104, 2*; 104, 8*; 105, 6*; 107, 14*; 109, 8*; 109, 15*; 111, 2*; 112, 7*; 112, 10*; 118, 4*; 120, 6*; 121, 14*. Hinzu kommen die in III 2.2.3 aufgeführten Stellen für st-m##-jtn. Nicht berücksichtigt ist hier nbt jtn, da sich dies möglicherweise auf Sothis und nicht auf die Sonne bezieht (siehe III 3.1 und 4.2.2). 836 D VII, 179, 8*; 187, 7*; D VIII, 2, 12*; 5, 11*; 24, 5*; 31, 12*; 49, 4*; 49, 12*; 76, 15*; 104, 3*. 837 D VII, 141, 6*; 143, 3*; 170, 8*; 175, 5*; 177, 11*; 178, 7*; 179, 11*; 180, 8*; 190, 4*; 203, 10*; D VIII, 35, 7*; 68, 2*; 84, 11*; 88, 9*. 838 D VII, 141, 4*; 169, 13*; 178, 2*; 187, 14*; 187, 16*; D VIII, 29, 7*; 35, 17*; 45, 12*; 49, 14*; 72, 14*; 82, 2*; 83, 11*; 85, 9*; 86, 13*; 102, 8*; 106, 10*; 122, 1*. 839 D VII, 141, 5*; 169, 13*; D VIII, 18, 13*; 45, 12*; 72, 14*; 85, 9*; 86, 13*; 100, 10*; 102, 8*; 103, 7*; 122, 6*. 840 D VIII, 30, 13*; 49, 7*. 841 D VIII, 49, 4*; siehe zu D VIII, 23, 9–10* weiter unten in diesem Abschnitt. 842 D VII, 175, 4*; 177, 2*; 190, 16*; D VIII, 73, 3*. Siehe zu j#bt als Augenbezeichnung Gräßler, Konzepte des Auges, 144. 843 Siehe dazu unten, III 4.2.2, zu den beiden Übersetzungsmöglichkeiten Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 139. 844 D VIII, 58, 1*; siehe zu Chepri als Morgensonne zusammenfassend Minas-Nerpel, Der Gott Chepri, 464– 465 und 473–475. 845 D VIII, 5, 18*; 104, 4*; 106, 15*; besonders die Phrase r sm# stwt nt sf s#t.f („um die Strahlen des Kindes mit seiner Tochter zu vereinen“) in D VIII, 106, 15* macht deutlich, dass es sich um eine Bezeichnung des Sonnengottes handeln muss. Siehe auch E III, 214, 9, wo sf ein Name des Sonnengottes in der ersten Tagesstunde ist (dazu LGG VI, 296b). 846 D VIII, 21, 18*. 847 D VII, 164, 4*; 173, 6*; D VIII, 10, 13*; 10, 14*; 15, 6*; 18, 11*; 22, 9*; 29, 7*; 32, 12*; 44, 12*; 46, 6*; 64, 5*; 76, 1*; 76, 4*; 106, 2*; 113, 6*; 118, 4*. Siehe zu Atum in seiner Rolle am (meist westlichen, gelegentlich aber auch östlichen) Horizont zusammenfassend Myśliwiec, Studien zum Gott Atum II, 147–153. 848 D VIII, 9, 12*, 24, 4* und 86, 14*, evtl. auch 61, 1*. 849 D VII, 187, 17* und D VIII, 107, 3*, wobei besonders letztere Textstelle deutlich macht, dass hiermit der Sonnengott gemeint ist, der sich mit seinem rechten Auge (Hathor, siehe III 3.1) vereint. Siehe dazu auch Preys, Les complexes, 528, insbesondere Anm. 4439 sowie Meeks, Mythes et légendes, 90, zur Bedeutung von DfD (Iris mit Pupille) Hoffmann, in: GM 132, 1993, 37–38 und neuerdings auch Gräßler, Konzepte des

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3 Personal

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Die dritte Gruppe von Bezeichnungen für den Sonnengott beschreibt ihn als Ur- und Schöpfergott. Er ist der „Allherr“ (nb Dr850) und der „erste Urzeitliche“ (p#wtj tpj851). Als jr-t#852 und Hrj-tp t#wj853 wird er als Schöpfer und Vorsteher des Landes ausgewiesen, das Epitheton nb HHw854 („der Millionen erschafft“) steht in ähnlichem Zusammenhang. Als Ausdruck von Herrschermacht und Stärke passt auch die nur einmal verwendete Bezeichnung des Sonnengottes als m#j855 („Löwe“) in diesen Kontext. Trotz der unterschiedlichen Bezeichnungen, die der Sonnengott in den Inschriften der Treppen und des Dachkiosks trägt, bleibt seine Rolle im Festgeschehen relativ abstrakt. Dies liegt einerseits daran, dass er nicht in so großem Detailreichtum beschrieben wird wie Hathor (III 3.1), andererseits jedoch auch an seiner Erscheinungsform, in welcher er in die Ritualhandlungen involviert ist. Im Gegensatz zu den an der Prozession teilnehmenden Gottheiten, denen durch ihre Statuen eine bestimmte Gestalt verliehen wird, ist der Sonnengott nur in abstrakter Form, nämlich in seinen Lichtstrahlen, präsent. Dies könnte die relative Kargheit der Beschreibungen Res, die zu Beginn dieses Abschnitts attestiert wurde, erklären. Dieser hohe Abstraktionsgrad der Beschreibungen des Sonnengottes in den Texten spiegelt sich in seiner weitestgehenden Abwesenheit in den Reliefs wider. Seiner Natur und Rolle im Neujahrsfest entsprechend ist er in den Treppenprozessionen überhaupt nicht abgebildet. Im Kiosk aber gibt es zumindest856 eine Szene, die von seiner Präsenz in Form eines Abbildes zeugt. Sie befindet sich auf Säule X, welche die Osttür des Dachpavillons im Norden begrenzt.857 Der König trägt hier ein Tablett mit einer – leider stark beschädigten – stehenden, männlichen Figur, auf deren Kopf sich offenbar eine Sonnenscheibe befand, vor ihm steht Ptah, der in seiner linken Hand einen Spiegel hält. Beide Figuren sind Hathor, der Herrin von Dendara, zugewandt, die von Nechbet schützend begleitet wird. In der Rede des Königs heißt es „Ich habe ein Bild deines Vaters vor deinem schönen Gesicht erhoben“ (sor.n.j smn n jt.T m Hr.T nfr).858 In der königlichen Randzeile wird die Statue „Abbild des Re“ (snn n Ro) genannt, woraufhin auf das Fest zum Jahreswechsel und die Vereinigung von Gott und Göttin hingewiesen wird.859 Somit kann die beschriebene Szene als bildliche Darstellung dieses Vorgangs verstanden werden, wobei der Sonnengott durch eine Statue repräsentiert wird. Den Strahlen der aufgehenden Sonne entsprechend, die von Osten in den Kiosk fallen, befindet sich diese auf der nordöstlichen Seite der Säulenhälfte, während Hathor auf der nordwestlichen Seite dargestellt ist, was vielleicht mit dem Standort ihrer Statue im Kiosk (und damit in westlicher Richtung) korrespondiert (siehe III 2.2.4). Der Spiegel, der Hathor vor das Gesicht gehalten wird, mag hier auf die in III 3.1 angesprochene, in den Texten häufig betonte Ähnlichkeit der Auges, 66–83. 850 D VII, 164, 3*; 187, 10*; D VIII, 79, 14*; 113, 11*. 851 D VIII, 87, 10*; 110, 11*; 115, 10*. 852 D VII, 198, 2*; D VIII, 6, 2*; 7, 17*; 107, 13*; 116, 6*. Siehe zu jr-t# als Aspekt des Re Preys, in: RdE 57, 2006, 200–201 und 206–211. 853 D VIII, 45, 13*; 79, 7*. 854 D VIII, 23, 10*. 855 D VIII, 30, 13*. 856 Siehe für einen mutmaßlichen weiteren Zusammenhang zwischen einer Figur in Szene 9 und dem Sonnengott oben, III 2.1.1. Auch die Sphingen an der Osttür lassen sich, wie ebd. erwähnt, vermutlich als Formen des Sonnengottes deuten, ihre Beischriften aber sind spärlich. 857 D VIII, 66, 11 – 67, 5* mit Taf. 735. 858 D VIII, 66, 11*. 859 D VIII, 66, 13–14*.

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III Analyse und Auswertung

Göttin mit Re und damit auf die vergleichbare Erscheinungsform von Sonne und Sothis verweisen.860 3.3 Die Gottheiten in den Naoi hinter Hathor Neben Hathor und dem Sonnengott kommt innerhalb der Hierarchie der Festteilnehmer wohl der Göttergruppe, die in zehn Naoi hinter dem Schrein der Hauptgöttin getragen wird, die größte Bedeutung zu. Dabei handelt es sich um die auch aus anderen Quellen des Tempels bekannte Neunheit von Dendara.861 Die ihr zugehörigen Gottheiten – Horus, drei sekundäre Formen der Hathor, Ihi, drei Formen des Harsomtus sowie Isis und Osiris – treten in den Prozessionen der Treppenhäuser in der in Tab. 14 aufgeführten Reihenfolge auf. Tab. 15 zeigt, dass die Götter in exakt dieser oder fast dieser Reihenfolge862 auch an relativ vielen anderen Stellen im Tempel vorkommen, so dass man davon ausgehen kann, dass die Treppenprozessionen eine etablierte Abfolge widerspiegeln. Hathor und die Neunheit in den Naoi der Treppenhäuser863 Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw Naos der Hathor Or BHdtj nTr o# nb pt 1. Naos Owt-Or nbt Jwnt tpjt nt Ro864/Hrjt-tp nt Ro 2. Naos Or-sm#-t#wj (nTr o#)865 Hrj-jb Jwnt 3. Naos JHy wr s# Owt-Or 4. Naos Or-sm#-t#wj-p#-xrd s# Owt-Or 5. Naos Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro Hrjt st wrt 6. Naos Owt-Or nbt Jwnt t# mnjt 7. Naos Or-sm#-t#wj nTr o# nb %#-dj 8. Naos Wsjr ½Wnn-nfr m#o Xrw¼ nTr o# Hrj-jb Jwnt 9. Naos #st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt (Hrjt-jb Jwnt)866 10. Naos

Kürzel Ha1 Ho Ha2 Hs1 I Hs2 Ha3 Ha4 Hs3 Os Is

Tab. 14: Abfolge und Bezeichnungen der Gottheiten von Dendara in den Treppenhäusern.

860 Siehe dazu III 4.2.2. 861 Siehe zu dieser Neunheit Daumas, Dendera et le temple d’Hathor, Cauville, Guide archéologique, 7–17; dies., in: BIFAO 91, 1991 (2), 69–72; dies., Fêtes d’Hathor, 35; dies., Temple d’Isis II, 94–96; dies., Harsomtous, 50–51; Preys, in: SAK 34, 2006, 353–356; Elgawady, Schranken, 80; Gaber, Central Hall, 141–156; ders., in: JNES 74, 2015, 104–110. 862 Fett markiert sind in Tab. 15 die Belege, in denen die Reihenfolge der Götter der in den Treppenprozessionen weitestgehend entspricht. Wie bereits in Tab. 4 in III 1.1 gezeigt, gibt es in Bezug auf den Beleg aus D V (Krypte Ost 2) nur eine geringe Abweichung, indem eine Form der Hathor fehlt; ähnlich auch in D VI (Krypte Süd 4). Im Beleg aus D XIV (Pronaos) sind zwei Gottheiten vertauscht. 863 Nach D VII, 186, 9* und 188, 12 – 189, 12*; D VII, 200, 1* und 202, 5 – 203, 10*; D VIII, 96, 11* und D VIII, 98, 13 – 99, 16*; D VIII, 117, 10* und 119, 5–14* sowie 121, 11 – 122, 6*. 864 So in D VII, 188, 14*. 865 In D VIII, 119, 9* fehlt nTr o#. 866 In D VIII, 99, 16* und 122, 5* ohne den Zusatz Hrjt-jb Jwnt.

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3 Personal

Quelle D I, 47, 16 – 48, 14 D I, 66, 5 – 67, 4 D I, 73, 16 – 74, 9 D I, 80, 3–11 D IV, 52, 3–6; 52, 15 – 53, 2; 53, 8–11; 54, 5–7868 D IV, 55, 1–4; 55, 13–16; 56, 6–9; 57, 1–4869 D V, 91, 6 – 94, 10 D VI, 62, 9 – 64, 7 D VI, 160, 1 – 162, 7 D VII, 140, 2–3* und 5– 6* Treppenprozessionen (siehe Tab. 14) D XIV, 207, 1 – 208, 6 D XV, 352, 1 – 353, 5

483

Raum im Tempel Sanktuar Sanktuar Couloir mystérieux Couloir mystérieux Mittelsaal bzw. Saal der Neunheit Mittelsaal bzw. Saal der Neunheit Krypte Ost 2 Krypte Süd 4 Krypte West 3 Treppenkammer Treppen

Reihenfolge der Gottheiten867

Pronaos Pronaos

Ha1 Ho Ha2 Hs1 I Hs2 Ha3 Ha4 Hs3 Os Is Ha1 Ho Ha2 Hs1 I Hs2 Ha3 Ha4 Hs3 Os Is

Ha1 Ho I Ha3 Hs3 # Ha2 Hs3 Hs2 Ha4 Os Is Ha1 Ho Ha2 Hs1 I Hs2 Ha3 Ha4 Hs3 Os Is Ha1 Ho Ha2 I Ha3 Hs3 I # Ha2 Hs3 Ha4 Hs2 # Os Ha1 Hs3 Ha1 Ho Ha2 Hs1 I – Ha3 Hs3 Os Is Ha1 Ho Ha2 Hs1 I Ha3 Hs3 Os Is Ha1 Ho Ha2 Hs1 I Hs2 Ha3 Ha4 Hs3 Os Is Ha1 Ho Ha2 Hs1 I Hs2 Ha3 Ha4 Hs3 Os Is Ha1 Ho Ha2 Hs1 I Hs2 Ha3 Ha4 Hs3 Os Is

Tab. 15: Abfolge der Götter von Dendara in vergleichbaren Quellen des Tempels.870

Besonders viele Informationen über die Göttergruppe in ihrer Gesamtheit finden sich am Anfang der Inschriften, die über den Naoi in den Prozessionen der Treppenhäuser positioniert sind. So heißt es an entsprechender Stelle in der aufsteigenden Hälfte von Treppe W: „Die große Neunheit (psDt o#t) inmitten von v#-rr, diese Götterbilder des Sitzes des Re, die nbt-Göttinnen, die Prächtigen an der Spitze des Landes des Atum, die Kas in ihren Schreinen (k#w m k#rw.sn) im Inneren der beiden Länder, die Dauernden (Ddw), die Vorgänger

867 Siehe für die Auflösung der Kürzel Tab. 15; # steht zudem für den Namen einer Gottheit, der in der Reihe der Naoi der Treppenhäuser keine Entsprechung findet, – für eine Bezeichnung, die aufgrund von Zerstörungen nicht identifizierbar ist. 868 Es handelt sich hierbei um Ritualszenen auf einem Türpfosten. Die Reihenfolge der Götter ist von unten nach oben angegeben. 869 Es handelt sich hierbei um Ritualszenen auf einem Türpfosten. Die Reihenfolge der Götter ist von unten nach oben angegeben. 870 Die Tabelle basiert auf den Stellenauflistungen bei Cauville, in: BIFAO 91, 1991, 75–76 und dies., Temple d’Isis II, 95–96. Nicht berücksichtigt sind Belege, in denen die beabsichtigte Reihenfolge der Gottheiten schwer festzustellen ist, wie z. B. in den Ritualszenen des Neujahrshofes (siehe dazu Cauville, Dendara IV. Traduction, 26–27 und Coppens, Wabet, 162–163). Nicht berücksichtigt sind auch Götterlisten, in denen zu viele andere Gottheiten zwischen den Mitgliedern der Neunheit genannt werden.

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III Analyse und Auswertung

(tpjw-o) dieses Landes, die Gebieter (Hq#w), die den Umkreis der (Sonnen-)Scheibe beherrschen, mit unzugänglicher Macht in den beiden Heiligtümern, deren Kultbilder die Tempel beinhalten, die große Neunheit (psDt wrt) derer, die als Goldene aufgeht, die hinter ihr geht, um ihren Vater zu sehen, die hinter ihr geht, um ihr Ansehen zu vergrößern, um ihre Gestalt heiliger zu machen als die (der) Götterbilder, um ihre Würde groß zu machen bei dem, der als Goldener leuchtet, um ihr Gesicht wegen seines Anblicks zu erhellen.“871 Die entsprechende Beschreibung auf der gegenüberliegenden Wand lautet: „Diese großen, gewaltigen Götter, die Neunheit (psDt) des Hauses der Goldenen, die Götter und Göttinnen, die im Haus des Naossistrums sind, die s#w-n.sn im Sitz des Re, die Götterbilder mit verborgener Gestalt (sXmw St#w jrw) der Goldenen der Götter ohnegleichen in diesem Land, die die Gaue mit der Größe ihrer Machterweise geweiht haben, die die Städte gegründet haben, die das gedeihen lassen, was inmitten von ihnen ist, deren Ka in den Stätten des Landes gepriesen wird, die Herren des Ansehens (nbw f#w), die Vorsteher des Horizontes der nHH-Ewigkeit, die Herren des Lebens in Angenehm an Leben, mit großem Ansehen in den Tempeln, die Könige von Oberägypten, die Könige von Unterägypten, die Gebieter von Ägypten, die zusammen vereint sind, die, an deren Stätten ihre Majestät vorbeigeht, am Platz des ersten Festes an diesem schönen Tag des Neujahrsfestes.“872 Die Beschreibungen der Neunheit in der Westtreppe X sind knapper gehalten. So heißt es in der absteigenden Hälfte zu Beginn der Inschrift über den Götternaoi: „Die großen Kas (k#w wrw) an der Spitze des Platzes der Herzensfreude, die vortrefflichen Großen (wrw mnXw) im Land des Atum, die die Furcht vor der Goldenen der Götter groß machen.“873 In der aufsteigenden Prozession hingegen werden die Gottheiten in zwei voneinander getrennten Textpassagen beschrieben. Sie lauten: „Die großen, gewaltigen, trefflichen Götter, die lebendigen Götter, die Vorsteher des Horizonts der nHH-Ewigkeit, die mit mächtiger Stirn (wsrw-H#t) in ihrem Schrein in J#t-djt, die Mannschaft (jswt) derer, die sich mit dem Leben vereinigt, die hinter ihr kommen zum Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe, damit sie sich mit den Strahlen ihres Vaters am Himmel vereint.“874 „Jene großen, gewaltigen Götter, die Dauernden (Ddw), die Vorgänger (tpjw-o) in v#-rr, die Mächte/Götterbilder (sXmw) von Ägypten, die Herren der Tempel, die Herren Ägyptens, die an der Spitze von Jwnt erschienen sind, die Kas in ihren Schreinen (k#w m k#r.sn) im Inneren der beiden Länder, Gefolgsleute (Smsw) der Goldenen, der Herrin von Jwnt, der Vorsteherin von Jwnt, die hinter ihr herauskommen zum Dach ihres Tempels, um sich mit ihrem Vater zu vereinen am Tag des Neujahrsfestes.“875 Die zitierten Texte führen verschiedene Bezeichnungen für die Göttergruppe auf. Mehrfach wird sie natürlich psDt bzw. psDt o#t genannt, was sich auch an anderen Stellen in den Treppen 871 872 873 874 875

D VII, 187, 3–8*. D VII, 200, 7–12*. D VIII, 96, 14–15*. D VIII, 118, 10–12*. D VIII, 120, 14 – 121, 3*.

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und des Kiosks eindeutig auf die Gottheiten hinter dem Naos der Hathor bezieht. Dabei wird meist hervorgehoben, dass sich die Neunheit (gelegentlich preisend) im Gefolge oder in der Umgebung der Hathor befindet bzw. dass diese der Neunheit vorsteht.876 Demzufolge wird die Hauptform der Hathor selbst offenbar nicht – entgegen der Darstellung von René Preys877 – als Mitglied der Neunheit betrachtet, sondern stets extra aufgeführt. Das in den Texten über den Naoi genannte Wort tpjw-o „Vorgänger“ ist an zwei weiteren Stellen eindeutig auf die Neunheit im Gefolge der Hathor bezogen.878 Eine vergleichbare Bedeutung hat Drtjw, das einigen Stellen in den Inschriften der Treppen und des Kiosks zufolge ebenfalls die Götter im Gefolge der Hathor bezeichnet.879 Letzteres betont, dass es sich bei der Neunheit um Urgötter handelt, die bereits von Anbeginn an existierten. Ähnliches gilt für die auf die Neunheit hinter Hathor bezogenen Bezeichnungen sXmw („Götterbilder“)880 und Ddw („Dauernde“)881. All diese Benennungen sind auch in Bezug auf Götterbilder in den Krypten belegt, wo diese gelagert wurden, was einen Zusammenhang mit der Unterwelt impliziert. Sie verweisen somit auf den zyklischen Kreislauf von Sterben und Erneuerung, welchen die Götter in Form ihrer Statuen durchlaufen.882 Themen, die abgesehen davon in den zitierten Texten besonders hervorgehoben werden, sind die Herrschaft der Neunheit über die Tempel von ganz Ägypten, ihre Funktion als Gefolgsleute (Smsw, jswt) der Hathor, vor der sie Furcht verbreiten, sowie ihre Eigenschaft als Schutzgötter (s#w-n.sn).883 Demzufolge dient die Neunheit, die neben der Hauptgöttin am xnm 876 D VII, 143, 4*; 145, 2*; 145, 8*; 146, 2*; 150, 11*; 168, 13*; 169, 6*; 171, 11*; 175, 5*; 176, 14*; 176, 15*; 178, 4*; 178, 7*; 179, 4*; 179, 11*; 181, 7*; 182, 10*; 187, 12*; 187, 15*; 188, 2*; 190, 2–3*; 191, 1–2*; 194, 5*; 200, 4*; 201, 10–11*; 204, 13*; D VIII, 36, 15*; 37, 2–3*; 43, 4*; 45, 14*; 46, 5*; 47, 11*; 49, 6*; 52, 11*; 70, 10*; 72, 15*; 75, 6*; 81, 7*; 82, 3*; 84, 5*; 84, 8*; 84, 12*; 85, 12*; 90, 2*; 91, 8*; 95, 4*; 101, 12*; 102, 3*; 105, 5*; 105, 12*; 109, 12*; 110, 10–11*; 112, 5–6*; 113, 8*; 114, 10*; 115, 9*; 118, 13*; 121, 7*; 121, 10*. Einmal, in D VIII, 116, 1*, befindet sich die Göttin allerdings hinter der Neunheit. 877 Siehe Preys, in: SAK 34, 2006, 353, der schreibt, die Neunheit von Dendara bestünde aus elf Gottheiten, wobei er die Hauptform der Hathor mit aufzählt. Die dort in Anm. 3 angegebene Textstelle, auf die er sich beruft, dürfte zu D VII, 140, 2–6* zu korrigieren sein. 878 D VII, 171, 11*; D VIII, 100, 15*; siehe zu einer Gruppe von Göttern, die ebenfalls als „Vorgänger“ bezeichnet werden, III 3.8.5. Vgl. zu tpjw-o grundsätzlich die in LGG VII, 402a – 404b aufgelisteten Stellen, zur Bedeutung als „Vorgänger“ Romanova, in: GM 249, 2016, 146–148; Quack, Rez. in: WdO 28, 1997, 180; Assmann, Liturgische Lieder, 136–137; Sethe, Zeitrechnung III, 98, Anm. 1 (Literaturhinweise Joachim Friedrich Quack; bald dazu auch Quack, Dekane). 879 In dieser Bedeutung eindeutig sind D VII, 144, 9*; 168, 10*; 182, 3*; 197, 16*; D VIII, 49, 6*; 86, 1*; 92, 6*; 96, 9*; 106, 3*; 106, 17*; 109, 12*; vgl. auch D VII, 199, 6*, wo in der Rede des Königs die männlichen Götter der Neunheit als Drtjw T#yw, die Göttinnen als nTrwt angesprochen werden. 880 D VII, 168, 4*; 181, 14*; 194, 9*; D VIII, 49, 5*; 49, 11*; 73, 5*; 91, 6*; 93, 2*; 94, 14*; 97, 4*; 101, 12*. Das Wort sXmw kann sich natürlich aber auch auf andere Göttergruppen beziehen, siehe z. B. D VIII, 10, 5*. 881 D VII, 204, 13*. 882 So Waitkus, Krypten, 269–270, vgl. Coppens, Wabet, 163–164. Siehe zu den Bezeichnungen für Urgötter auch Richter, Theology, 198–199, zu Drtjw als Bezeichnung auch anderer Göttergruppen LGG VII, 636a – 638c und Wilson, Lexikon, 1245–1246. 883 Smsw: D VII, 176, 15*; 204, 14*; D VIII, 121, 2*; jswt: D VIII, 118, 11–12*; s#w-n.sn: D VII, 200, 8*; vermutlich auch auf die Neunheit bezogen in D VII, 177, 2*; 178, 9*; 200, 5*. Siehe zu s#w-n.sn als Bezeichnung einer Gruppe von schützenden Göttern generell Goyon, Dieux gardiens (mit Bezug auf die Neunheit als Urgötter: I, 468–472), LGG VI, 126a –127b sowie Wilson, Lexikon, 783–784. Auch einige der Schutzgötter auf der Außenseite des Kiosks sowie die Achtheit am Nordeingang zum Kiosk können als s#w-n.sn bezeichnet werden, weswegen bei nicht eindeutigen Nennungen eine Zuordnung schwierig ist (siehe III 3.8.1 mit Anm. 1338 und 3.8.2). Im Gegensatz zu den Ausführungen von Goyon (Dieux gardiens I, 462–468) deuten die Treppentexte in Dendara und ihre Parallelen in Edfu jedoch nicht darauf hin, dass auch die Standarten als s#w-n.sn bezeichnet werden, wenngleich dies zu ihrer verbrieften Schutzfunktion passen würde (III 3.5). Die

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jtn im Kiosk teilnimmt (III 2.2.4), auch ihrem Schutz und der Abwehr der besonderen Gefahren des Neujahrstages. Im Folgenden sollen die einzelnen Gottheiten in der Rolle, in der sie in den Treppen und im Kiosk auftreten, untersucht werden. Hierbei soll es vor allem um theologische Charakteristika und ikonographische Merkmale gehen, wofür die Begleitinschriften zu den Götternaoi in den Prozessionen sowie die Opferszenen im Kiosk die Hauptquellen darstellen. Inwiefern sich den Quellen Aussagen über Material und Form der tatsächlich mitgeführten Götterbilder und deren Beschreibungen in den Treppeninschriftenentnehmen lassen, wird in III 5.1 dargelegt. Zu Beginn der Götterreihe, unmittelbar hinter dem Naos der Hauptform der Hathor, findet sich der Schrein des Or BHdtj nTr o# nb pt.884 In der Rede des zugehörigen Priesters, der den Naos trägt, wird stets betont, dass der Transport stattfindet, um das Götterbild des Horus mit seinem Ba zu vereinen.885 Dadurch wird die Ähnlichkeit zwischen den beiden Göttern, die gleichermaßen als geflügelte Wesen auftreten, hervorgehoben.886 Einmal wird Horus auch Harachte genannt887 und somit explizit mit dem Sonnengott gleichgesetzt. Wie bereits in III 2.2.1 erwähnt, findet sich unter den Opferempfängern auf den Schrankenwänden des Kiosks kein Abbild des Horus von Edfu. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass er diese Rolle einst in einer heute zerstörten Szene auf der südlichen Schranke der Westwand innehatte (siehe Taf. 22a, neben Szene 11). Damit hätte sich seine Darstellung in unmittelbarer Nähe zu dem zentralen Doppeltableau, welches das Abbild der Hathor zeigt, befunden. Wenngleich sich diese Darstellung nicht erhalten hat, verrät uns doch eine Treppeninschrift (D VII, 201, 3–4*), dass Horus in Falkengestalt präsent war und eine Doppelkrone trug (siehe auch III 5.1), wodurch sein Aspekt als Herrscher und Königsgott betont wird. Horus hatte unter den Göttern des Defilees eine Sonderposition inne, wie zwei Textstellen zeigen, in denen er als einziges Mitglied dieser Göttergruppe namentlich genannt bzw. extra hervorgehoben wird.888 Dies ist einerseits durch die enge theologische Bindung zwischen Dendara und Edfu zu begründen, andererseits aber auch dadurch, dass Horus als zehnter Gott, der eine Neunheit ergänzt, auch sonst bisweilen eine Sonderstellung innehat.889 Hinter Horus von Edfu steht in der Prozession der Schrein der Owt-Or nbt Jwnt tpjt nt Ro890 bzw. Hrjt-tp nt Ro891, einer Nebenform der Hathor, die den Aspekt der Göttin als Stirnschlange in den Vordergrund rückt (dazu auch III 3.1). Die Reden des zugehörigen Naosträgers nehmen

884 885 886 887 888 889 890 891

dazu zitierten Inschriften D VII, 200, 7–9*; E I, 575, 16–17; 541, 5–6 (vgl. Synopse 5) beziehen sich aufgrund ihres Anbringungsortes hinter den Götternaoi eindeutig auf die darin befindliche Neunheit des jeweiligen Tempels, so auch Vernus, Athribis, 407–410. In den daneben als Beleg herangezogenen Paralleltexten D VII, 177, 2–3* und E I, 536, 17 – 537, 2 (bei Goyon noch nach Dümichen zitiert; siehe Synopse 6) liegt ebenfalls ein Bezug auf die Neunheit nahe, die nach der Vereinigung mit der Sonnenscheibe in ihren Schreinen ruht. Dies schließt allerdings nicht aus, dass sich s#w-n.sn andernorts auf Standarten beziehen kann, worauf die verbleibenden Textstellen bei Goyon hindeuten. D VII, 188, 12–13*; 202, 5*; D VIII, 98, 13*; 119, 5*. D VII, 188, 12–13*; 202, 5–6*; D VIII, 98, 13–14*; 119, 5–6*. Siehe zum Sonnengott als Ba des Horus von Edfu auch unten, III 4.2.5. D VIII, 119, 6*. D VIII, 6, 16*; 75, 7*. Siehe dazu Graefe, in: Gs Daumas, 345–349 und Tilier, in: ZÄS 140, 2013, 70–77. D VII, 188, 14*. D VII, 202, 7*; D VIII, 99, 1*; 119, 7*. Siehe zum Zusammenhang zwischen tpjt nt Ro und Hrjt-tp nt Ro Preys, in: SAK 34, 2006, 370–374.

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durchgehend auf das xnm jtn Bezug, wobei dreimal vom Sehen ihres Vaters bzw. des Sonnengottes892 die Rede ist, einmal aber vom Dich-Sehen893 in der 2. Person Singular (f.). Letzteres dürfte auf die Hauptform der Hathor (III 3.1) bezogen sein, die in den Treppentexten die am häufigsten angesprochene Adressatin ist. Somit geht es beim zentralen Festakt offenbar nicht nur um die Vereinigung mit Re, der als Vater auch der Owt-Or nbt Jwnt tpjt nt Ro/Hrjt-tp nt Ro gilt, sondern auch darum, dass die verschiedenen Formen der Hathor zusammentreffen. Zudem wird durch die Verwendung des Verbums m## in allen vier Beischriften betont, dass das Wesentliche an der Begegnung auf dem Dach der Blickkontakt ist. Die Wortwahl ist hierbei sicher kein Zufall, denn der Aspekt der Hathor als Stirnschlange ist eng verbunden mit ihrer Rolle als Auge des Re, das sich an seinem Scheitel befindet.894 Wie bereits oben in III 2.2.1 (Tab. 10) festgestellt, findet sich die erste Nebenform der Hathor, die in den Treppenprozessionen auftritt, in Szene 11 auf der Ostwand des Kiosks wieder.895 Obgleich Gesicht und Schultern stark zerstört sind, kann man erkennen, dass die thronende Göttin einst die für Hathor typische gehörnte Sonnenscheibe trug, an der Stirn ist ein Uräus zu sehen. In den Beischriften sowie in dem unter der Szene befindlichen Bandeau wird vor allem betont, dass diese Form der Hathor die beiden Länder erhellt,896 wobei der Aspekt des Glanzes für sie typisch ist.897 Bei der Gottheit im dritten Naos der Neunheit handelt es sich um Or-sm#-t#wj (nTr o#) Hrjjb Jwnt.898 Wie schon bei Horus von Edfu wird in den Reden des Naosträgers auch hier zweimal explizit auf die Vereinigung mit dem Ba des Gottes hingewiesen,899 zweimal ist allgemein von der Vereinigung mit bzw. dem Erglänzen der Statue in den Strahlen des Re die Rede.900 Dass die Vogelgestalt des Sonnengottes mehrfach betont wird, mag auch hier mit der Form der betreffenden Gottheit im Naos zu tun haben. Wie Horus erscheint Harsomtus häufig falkenköpfig, dementsprechend ist er auch in Szene 4 auf der westlichen Innenwand des Kiosks dargestellt, wo er eine Doppelfederkrone mit Sonnenscheibe trägt.901 Seine Bezeichnung wird hier zu „Harsomtus, großer Gott inmitten von Jwnt, der Aufgehende, der im Ostgebirge aufgeht“902 erweitert, wodurch eine Identifikation mit der aufgehenden Sonne vorgenommen wird.903 Dies kann als einer von vielen Hinweisen auf die Durchführung des Neujahrsrituals am Morgen (siehe III 4.1) gedeutet werden. Das vierte Mitglied der Neunheit, das in der Prozession auftritt, ist der große Ihi, der hier als Sohn der Hathor (s# Owt-Or) näher spezifiziert wird.904 In den Reden des zugehörigen Naosträgers wird der Schwerpunkt905 auf die enge Beziehung zu Hathor gelegt, wie sie schon 892 893 894 895 896 897 898 899 900 901 902 903 904 905

D VII, 202, 7–8*; D VIII, 99, 1–2*; 119, 7–8*. D VII, 188, 14*. Siehe dazu III 3.1. D VIII, 28, 2–14* und Taf. 711. D VIII, 28, 7–8*; 28, 13*. So Preys, in: SAK 34, 2006, 371, 373. D VII, 188, 15*; 202, 9*; D VIII, 99, 3*; 119, 9*. In D VIII, 119, 9* fehlt nTr o#. D VII, 188, 15–16*; D VIII, 119, 9–10*. D VII, 202, 9–10*; D VIII, 99, 3–4*. D VIII, 23, 4–11* und Taf. 704 links. Siehe zu der Zuordnung des Gottes im Naos zu dieser Szene III 2.2.1, Tab. 10. D VIII, 23, 8*. Siehe zur Gleichsetzung von Harsomtus und Re Cauville, Harsomtous, 149–152. D VII, 188, 17*; 202, 11*; D VIII, 99, 5*; 119, 11*. Einmal (D VII, 188, 17–18*) ist auch hier von der Vereinigung des Götterbildes mit seinem Ba die Rede, was dieses Mal allerdings nicht mit der Gestalt der betreffenden Gottheit in Verbindung stehen kann.

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in der bereits genannten Götterbezeichnung anklingt. So wird Ihi einmal „Erbe des Auges des Re“ genannt und einmal durch einen indirekten Genitiv als der Göttin zugehörig ausgewiesen.906 Zudem wird Ihi zweimal als nTr o# bezeichnet,907 was René Preys zufolge auf das Fest am 2. Thot und damit auf die Herrschaftsübergabe an den Kindgott verweist.908 Damit korrespondiert die Darstellung des Ihi mit Jugendlocke und Doppelkrone in Szene 3, welche die Entsprechung zum Naos dieses Gottes in den Treppenprozessionen darstellt und wo Ihi ebenfalls als Sohn der Hathor angesprochen wird.909 Bei der Gottheit, die sich in dem Naos hinter Ihi befindet, handelt es sich um eine weitere Form des Harsomtus als Kind, die ebenfalls durch den Zusatz „Sohn der Hathor“ (s# Owt-Or) ausgezeichnet ist.910 Dementsprechend erwähnen die Beischriften zum Träger des Schreines stets, dass sich ein Kind darin befinde, wofür in den vier verschiedenen Prozessionsdarstellungen vier verschiedene Worte (sf, sD, s#, xrd) verwendet werden.911 Dabei wird der Sonnengott als Vater912 des Harsomtus angesehen. Auch betont die Bandeauinschrift zu Szene 2913 auf der Innenseite der Schrankenwand westlich der Nordtür, wo Or-sm#-t#wj-p#-xrd ein HH-Symbol empfängt, dass dieser als „Erbe der Flügelsonne“914 über die beiden Länder herrsche. Zudem trägt der anthropomorphe Gott hier, wie zuvor Ihi, eine Doppelkrone zu seiner Jugendlocke, was wiederum seine Eigenschaften als Sohn und Erbe der Herrschaft unterstreicht.915 Die sechste Gottheit der Neunheit, die sich in ihrem Naos befindet, ist Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro Hrjt st-wrt,916 sie zeichnet sich primär durch ihre Zugehörigkeit zum Sanktuar (st-wrt) aus.917 Die Reden des zugehörigen Naosträgers sind relativ unspezifisch und verweisen ganz allgemein auf die Vereinigung mit dem Sonnengott, der hier als qm# s(j) („der sie schuf“)918 und jt.s („ihr Vater“)919 angesprochen ist. Auch hier spielt also die Vater-Tochter-Beziehung eine wichtige Rolle, wobei schon der Bestandteil jrt Ro in ihrer Standardbezeichnung (siehe oben) sowie die Verwendung von mHnjt („Stirnschlange“) in D VIII, 121, 11* darauf hindeuten, dass hier der schützende Aspekt der Hathor im Vordergrund steht.920 In der Dekoration des Kiosks 906 D VII, 202, 12* (jwo n jrt Ro); D VIII, 99, 5* (JHy n jrt Ro). 907 D VII, 188, 17*; D VIII, 119, 11*. In D VII, 188, 17* ist hier auch von der Vereinigung des Götterbildes mit seinem Ba die Rede, was dieses Mal allerdings nicht mit der Gestalt der betreffenden Gottheit in Verbindung stehen kann. 908 Preys, in: ZÄS 128, 2001, 146–166, siehe auch ders., Les complexes, 553. 909 D VIII, 22, 15 – 23, 2* und Taf. 704 rechts. Siehe zu der Zuordnung des Gottes im Naos zu dieser Szene III 2.2.1, Tab. 10. 910 D VII, 189, 1*; 202, 14*; D VIII, 99, 7*; 119, 13*. 911 D VII, 189, 1*; 202, 14*; D VIII, 99, 7*; 119, 13*. 912 D VIII, 99, 8*; 119, 14*; D VII, 202, 15*. 913 D VIII, 22, 3–12* und Taf. 702, nicht berücksichtigt bei Cauville, Harsomtous, 278–279. Siehe zu der Zuordnung des Gottes im Naos zu dieser Szene III 2.2.1, Tab. 10. 914 D VIII, 22, 11–12*. 915 Siehe zu Harsomtus in menschlicher Form und seinem Zusammenhang mit dem Sonnengott Cauville, Harsomtous, 58, 60 und 152–155 916 D VII, 189, 3*; 203, 1*; D VIII, 99, 10*; 121, 11–12*. 917 So Preys, in: SAK 34, 2006, 366. Siehe zu st-wrt als Bezeichnung für das Hauptsanktuar in Dendara auch Cauville, Dendara I. Traduction, 409 (Index) und Richter, Theology, 191, Anm. 742. 918 D VII, 189, 4*. 919 D VII, 203, 2*; D VIII, 121, 12*; die Rede in D VIII, 99, 10* ist leider so stark zerstört, dass sich ihr keine Inhalte mehr entnehmen lassen. 920 Siehe dazu Preys, in: SAK 34, 2006, 366, der im Zusammenhang mit Hathor Hrjt st-wrt ebenfalls ihre Eigenschaft als schützende Tochter hervorhebt (für weitere Aspekte dieser Form der Göttin ebd., 366–370). Vgl. Cauville, in: BIFAO 91, 1991, 71, die sagt, diese Form der Hathor sei das Gegenstück zu Horus Hrj st-wrt „gardien du trône“.

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findet sich Hathor als „Oberste des großen Sitzes“ in Szene 10921 auf der südlichen Innenwand wieder. Hier empfängt sie Sistren, zusätzlich sind spezielle Kultobjekte (siehe dazu III 5.12) vor ihr aufgetürmt. Sie trägt die für Hathor typische Sonnenscheibe mit Kuhgehörn und Uräus, die allerdings durch eine Doppelfeder ergänzt ist. Diese Erweiterung des Kopfschmuckes interessiert besonders in Anbetracht der Tatsache, dass die besagte Nebenform der Hathor hier auch „die den Himmel wegen des Anblicks ihres Vaters erhellt“ (sb#qt pt n m## jt.s)922 genannt wird. Dazu passt die Doppelfeder, die Maria-Theresia Derchain-Urtel zufolge als Verkörperung des Lichts verstanden werden kann,923 besonders gut. Vermutlich ist es also kein Zufall, dass als Bezeichnung des Naos, in dem sich die Hrjt st-wrt in den Treppenhäusern befindet, zweimal HD924 und einmal möglicherweise sHDt925 gewählt wurde, was als Spiel mit HD „hell“ bzw. „Licht“926 gedeutet werden kann. Hinter dem Naos der Hathor Hrjt st-wrt folgt eine weitere Nebenform der Göttin, die des Öfteren gemeinsam mit ihr auftritt, Owt-Or nbt Jwnt t# mnjt.927 Auch hier sind die Reden des Naosträgers recht unspezifisch, es wird meist betont, dass der Transport des Naos (St#, j#w#, HD) im Zusammenhang mit der Vereinigung der Göttin mit ihrem Vater (jt.s) erfolgt,928 einmal wird sie dazu aufgefordert, das Haus des Menit zu betreten.929 Bei der Szene im Kiosk, in der Hathor, das Menit als Opferempfängerin auftritt, handelt es sich um Szene 8930 und damit um die symmetrische Entsprechung zu der zuletzt erwähnten Szene 10 mit Hathor Hrjt st-wrt. Eine anthropomorphe Hathor t#-mnjt empfängt hier ein Amulett, wobei sie die für sie charakteristische Kopfbedeckung trägt, eine Art Doppelkrone, die hinten und vorne von zwei Straußenfedern flankiert wird.931 Der Aspekt, der in der Bezeichnung der Hathor an dieser Stelle besonders betont wird, ist die Freude, die sie bei anderen hervorruft. Sie ist die „Herrin des Jubels (nbt h#)“, wegen der Re am Neujahrsmorgen jubelt.932 Die Betonung dieses Aspektes dürfte damit zusammenhängen, dass das Menit als Gegenstand vorwiegend dazu diente, den Empfänger zu beruhigen und zu erfreuen.933 Auch der Form der Hathor, die als eine Personifikation des Menit gilt, kann demnach diese Wirkung zugeschrieben werden.934 Die achte Gottheit der Neunheit in der Reihe der Naoi ist eine weitere Form des Harsomtus, Or-sm#-t#wj nTr o# nb %#-dj.935 Wie schon bei einigen männlichen Göttern zuvor wird auch hier 921 D VIII, 27, 2–15* und Taf. 710. Siehe zu der Zuordnung der Göttin im Naos zu dieser Szene III 2.2.1, Tab. 10. 922 D VIII, 27, 9*. 923 Siehe Derchain-Urtel, in: Kurth (Hg.), Edfu: Studien zu Vokabular, Ikonographie und Grammatik, 32–33. 924 D VII, 203, 1*; D VIII, 121, 12*. 925 D VII, 189, 3*; siehe zur Frage der Lesung Anm. 334 zur Übersetzung in Kapitel II. 926 Wb III, 206, 14 – 208, 6; 208, 12–14 und Wilson, Lexikon, 695. 927 D VII, 189, 5*; 203, 3*; D VIII, 99, 11*; 121, 13*. Siehe dazu Preys, in: SAK 34, 2006, 366–367. 928 D VII, 189, 5–6*; 203, 3–4*; D VIII, 121, 13–14*. 929 D VIII, 99, 11–12*. Mit „Haus des Menit“ kann entweder der ganze Tempel von Dendara oder Kapelle L gemeint sein, siehe dazu Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 145–146 sowie Châtelet, L’offrande du collier-menit, 67. 930 D VIII, 25, 10 – 26, 5* und Taf. 707. 931 Siehe zu dieser Krone Preys, in: SAK 34, 2006, 365 und ders., in: CRIPEL 23, 2003, 134 mit Abb. 3/6. Vgl. allerdings Châtelet, L’offrande du collier-menit, 68–70, die zu dem Schluss kommt, dass es sich dabei nicht um ein eindeutiges Unterscheidungskriterium handelt. 932 D VIII, 25, 16–17*. 933 Siehe zusammenfassend dazu Châtelet, L’offrande du collier-menit, 131–133. 934 Siehe zur Charakterisierung dieser Hathorform grundsätzlich Preys, in: CRIPEL 23, 2003, 133–134; ders., in: SAK 34, 2006, 357–365; Châtelet, L’offrande du collier-menit, 66–72. 935 D VII, 189, 7*; 203, 5*; D VIII, 99, 13*; 122, 1*.

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III Analyse und Auswertung

besonders häufig, nämlich in drei von vier Reden des Naosträgers, betont, dass der Transport der Vereinigung des Gottes mit seinem Ba diene.936 Dies könnte auch hier damit zusammenhängen, dass eine der Erscheinungsformen des Harsomtus die Falkengestalt ist. In der entsprechenden Szene 7 auf der östlichen Innenwand des Kiosks (südliche Hälfte) allerdings ist Or-sm#-t#wj nb %#-dj anthropomorph mit langer Perücke, Sonnenscheibe und Uräusschlange auf dem Kopf dargestellt.937 Falls die Erwähnung des Ba in den Texten der Treppenhäuser also mit der Falkengestalt des Harsomtus in Zusammenhang steht, spiegelt sich dies nicht in der Dekoration des Kiosks wieder. Charakteristisch für die dort gezeigte, anthropomorphe Form der Gottheit ist ihre Zuständigkeit für %#-dj, wobei es sich um die Nekropole von Dendara auf dem gegenüberliegenden Nilufer handelt.938 Harsomtus wird an diesem Ort mit dem Sonnengott gleichgesetzt, was auch seine Beischrift in Szene 7 betont, die ihn Ro Ds.f Xnt ctRo („Re selbst im Sitz des Re“)939 nennt. Die beiden letzten Naoi der Neunheit in den Treppenhäusern gehören Wsjr ½Wnn-nfr m#o Xrw¼ nTr o# Hrj-jb Jwnt940 und #st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt (Hrjt-jb Jwnt)941. Im Zusammenhang mit dem Besitzer des neunten Naos ist besonders interessant, dass die Beischrift des Schreinträgers in der aufsteigenden Hälfte von Treppe W diesen Xntj Db#t („Vorsteher des Sarges“)942 nennt, wodurch der funeräre Kontext evoziert wird. In den anderen Texten wird Osiris als Jwn „Pfeiler“943 bzw. Onnophris944 angesprochen, einmal wird der Tempel von Dendara als „Haus des Pfeilers“ (Pr-Jwn)945 beschrieben. Diese Bezeichnung findet sich im Bandeau unter der entsprechenden Szene im Kiosk wieder (Nr. 1 auf der Nordwand, östlich der Tür).946 Neben dem Pr-Jwn wird der Tempel von Dendara hier auch Pr-Or947 genannt, so dass beide Opferempfänger der darüber befindlichen Szene – Osiris und Horus – in den Tempelnamen repräsentiert sind. Es ist sicher kein Zufall, dass Osiris im Tableau des Kiosks um seinen Sohn Horus ergänzt ist, ist die Eltern-Kind-Beziehung doch einer der zentralen Aspekte des Neujahrsrituals, der sich hier in einer rein männlichen Ausprägung wiederfindet.948 Während Osiris an dieser Stelle die Atefkrone949 auf dem Kopf trägt, wird sein Sohn mit der Doppelkrone dargestellt, was als Hinweis auf seine Eigenschaft als Erbe des Königtums gedeutet werden kann. Das Auffälligste an den Reden des Naosträgers der Isis, welcher die Reihe der Götterschreine abschließt, ist wohl die Bezeichnung als Sothis,950 welche unmittelbar auf den 936 D VII, 189, 8*; 203, 5–6*; D VIII, 122, 2*. 937 D VIII, 24, 16 – 25, 7* und Taf. 706 rechts. 938 So Cauville, in: BIFAO 91, 1991, 71. Siehe zu %#-dj generell Leitz, Gaumonographien in Edfu, 65–66, zu Harsomtus und %#-dj Cauville, Harsomtous, 41–47 und Richter, Theology, 200–202. 939 D VIII, 25, 4*, vgl. Cauville, Harsomtous, 279. Siehe grundsätzlich zu diesem Aspekt des Harsomtus Cauville, op. cit., 145–174. 940 D VII, 189, 9*; 203, 7*; D VIII, 99, 14*; 122, 3*. 941 D VII, 189, 11*; 203, 9*; D VIII, 99, 16*; 121, 5*. In D VIII, 99, 16* und 122, 5* ohne den Zusatz Hrjt-jb Jwnt. 942 D VII, 189, 9*. Vgl. LGG V, 879a–b. 943 D VII, 203, 8*. Siehe zu Osiris als Jwn LGG I, 193c–194c und Wilson, Lexikon, 51–52. 944 D VIII, 122, 3*. 945 D VIII, 99, 14*. 946 D VIII, 21, 9–18* und Taf. 701. Siehe zu der Zuordnung dieser Szene zu Osiris im Naos Tab. 10 in III 2.2.1. 947 D VIII, 21, 17*. Siehe zu Pr-Or Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 106–107. 948 So schon oben in III 2.2.1. 949 Siehe zu Osiris mit der Atefkrone in Dendara Richter, Theology, 80–81. 950 D VII, 203, 9*.

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astronomischen Kontext des Neujahrstages verweist (siehe III 4.2.2). Daneben thematisieren die Beischriften wie üblich die Vereinigung mit der Sonnenscheibe bzw. die Rückkehr in den Tempel nach Abschluss des Rituals.951 Im Kiosk findet sich Isis als Opferempfängerin in zwei Szenen zu beiden Seiten der Osttür (Nr. 6 und 13). Dabei entspricht die Titulatur der Göttin in Szene 6,952 wie schon in III 2.2.1 festgestellt, weitestgehend der, die die Göttin im letzten Naos der Treppenprozessionen beschreibt. Isis trägt hier eine Variante der Doppelkrone, die mit einer Straußenfeder versehen ist.953 Neben der oben erwähnten Titulatur, die auf ihre Mutterschaft verweist und sie mit Harsiese verbindet, wird Isis hier auch „Göttliche Tochter mit vielen Erscheinungsformen“ (s#t nTrjt oS#t Xprw)954 genannt. Sie nimmt also – in Analogie zur Hathor – die Tochterrolle an und spiegelt somit einen zentralen Aspekt der Hauptgöttin von Dendara während des Festgeschehens wider. Wie so oft bietet es sich an dieser Stelle an, einen kurzen vergleichenden Blick auf die Treppendekoration in Edfu zu werfen, um zu sehen, wie die Gottheiten hinter dem Naos der Hauptgottheit dort repräsentiert sind. Sofort fällt auf, dass die Zusammensetzung der Göttergruppe und die Art der Darstellung nicht so konstant sind wie in den Treppenhäusern von Dendara.955 So befinden sich auf der linken Wand des östlichen Treppenhauses (U) von Edfu insgesamt 15 Gottheiten hinter dem großen Schrein der Hathor von Dendara.956 Sie sind aufrecht schreitend und größtenteils menschen-, gelegentlich aber auch tierköpfig dargestellt. Auf der gegenüberliegenden Wand sieht man, diesmal hinter dem großen Schrein des Horus, 24 Götter, die ebenfalls gehend und mit Menschen- oder Tierkopf abgebildet sind (Tab. 16).957 .

Treppe U (Osttreppe), linke958 Wand ↑ Or BHdtj nTr o# nb pt Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro Hrjt-jb BHdt Or BHdtj nb Msn nTr o# Xnt WTst Or nb Msn Xntj P Msn nTr o# Xnt WTst-Or JHy wr s# Owt-Or nTr o# Hrj-jb BHdt %ntjt-j#btt Xnt %ntj-j#btt #st Mnw nsw Or nXt nTr o# mnX m WTst-Or %nsw nTr o# Hrj-jb BHdt o# pHtj m WTst-Or Or sXm [Hr?…]959 BHdt Cw smsw Ro nTr o# m Nst-Ro

Treppe U (Osttreppe), rechte Wand ↑ Ro BHdtj s#b Swt gmHsw Sps Or BHdtj nTr o# nb pt s#b Swt pr m #Xt Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro Hrjt-jb BHdt Or BHdtj nTr o# nb pt nfr Hr Hrj st.f wrt Or-sm#-t#wj nTr o# Hrj-jb Jwnt Or BHdtj sm#.f X#swt nTr o# dr bTnw.f Or-sm#-t#wj nTr o# Hrj-jb BHdt Owt-Or nbt Jwnt t#-mnjt jrt Ro Hrjt-jb BHdt Wsjr jwn nTr o# Hrj-jb BHdt #st wrt Hddt960 nt BHdt

951 Vereinigung: D VII, 203, 9–10* und D VIII, 122, 5–6*; Rückkehr: D VIII, 99, 16*; der Text in D VII, 189, 11–12* ist leider stark zerstört. 952 D VIII, 24, 10–15* und Taf. 706 links. 953 Siehe zu dieser Festkrone der Isis Richter, Theology, 93–98. Ob die Krone im Kiosk auch erwartungsgemäß das von einer Schlange umwundene Band aufwies, lässt sich aufgrund der starken Zerstörung nicht mehr feststellen. 954 D VIII, 24, 14*; siehe LGG VI, 106a. 955 Siehe für eine Übersicht über die Treppendekoration in Edfu Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 703–704. 956 E I, 560, 8 – 562, 9 und E IX, Taf. 38e–i. 957 E I, 571, 14 – 573, 8 und 574, 8 – 575, 15 mit E IX, Taf. 38p–s. 958 Die Beschreibung der Seiten erfolgt hier, wie auch sonst in dieser Studie, aus der Perspektive eines von unten nach oben aufsteigenden Betrachters. 959 Siehe zur Ergänzung Alliot, Culte d’Horus, 407. 960 Siehe LGG V, 598c.

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III Analyse und Auswertung

vfnt s#t Ro Hrjt-jb BHdt EHwtj o# o# nb %mnw Or Xntj-xty nTr o# m NXn Jmn n j#t-nTr nTr o# Xnt WTst-Or Ro-Or Xntj BHdt nTr o# Xnt WTst-Or

Nbt-Hwt snt nTr Xnt WTst-Or NXbt HDt NXn #wt o nbt Fog Or BHdtj nTr o# sm# sbj jty sm# n.f X#swt Or BHdtj Hrj-jb #Xt Xntj pr-wr PtH nfr Hr nTr o# Xnt BHdt MnTw-Ro-Or-#Xtj dr wr pHtj nTr o# MHyt s#t Ro Hrjt-jb BHdt Or-p#-xrd s# MHyt nTr o# Xnt BHdt Or nfr n nbwt nTr o# Xnt Msn $nmw nb mob#yt961 wr n BHdt Mnt wrt Hrjt-jb WTst-Or Or nb %m nTr o# Hrj-jb BHdt Or-mrtj wr pHtj Xntj Jw-nSn962 Jmn p#-oDr963 nTr o# Xnt BHdt

Tab. 16: Die Götter hinter dem großen Naos in der Osttreppe U des Horustempels von Edfu.964

Maurice Alliot teilt in seiner Untersuchung die Gottheiten der Osttreppe in zwei Gruppen ein: die „maîtres du temple“, also Formen der Hauptgötter des Tempels (Horus, Hathor, Harsomtus, Ihi) einerseits, die Neunheit von Edfu im engeren Sinne andererseits.965 Wie Tab. 16 zeigt, lässt die Reihenfolge der Gottheiten allerdings nicht auf eine solche Unterscheidung schließen, insbesondere Horusformen sind an den verschiedensten Stellen in das Defilee eingefügt.966 Dass die auf den Hauptnaos des Horus bzw. der Hathor folgende Göttergruppe in Edfu insgesamt als Neunheit betrachtet wird, betont E I, 575, 16–17, und auch die aus Dendara bekannte Bezeichnung Drtjw kommt vor (E I, 571, 6).967 Auf der linken Wand des westlichen Treppenhauses (T) finden sich hinter dem großen Naos des Horus insgesamt neun Priester mit je einem Götterschrein, deren Inhalt durch die Beischriften jedoch nicht näher spezifiziert wird.968 Die Darstellungen an der entsprechenden Stelle der rechten Wand sind zerstört, es ist jedoch anzunehmen, dass auch hier eine Reihe von Naoi dargestellt war.969 Wie Alliot anmerkte, stehen die Naoi im westlichen Treppenhaus vermutlich symbolisch für die Gottheiten, die in der östlichen Entsprechung als aufrecht schreitende Gestalten dargestellt sind, auch wenn sie in ihrer Anzahl keineswegs mit der Reihe der dort gezeigten Teilnehmer korrespondieren.970 Im Vergleich zu Dendara ist zumindest für die 961 962 963 964 965 966 967 968 969 970

LGG III, 644c. LGG V, 779c. LGG II, 240c. Wenn die Götter mit langen Reihen von Epitheta versehen sind, wird nur deren Anfang wiedergegeben. Siehe zu den Namen der Gottheiten grundsätzlich Alliot, Culte d’Horus, 403–409, der allerdings eine in Bezug auf die Reihenfolge der Gottheiten eher verwirrende Beschreibung gibt. Siehe zur Neunheit von Edfu Cauville, in: BIFAO 88, 1988, 7–23 und Preys, in: SAK 34, 2006, 356–357. Vgl. dazu auch die Übersicht bei Vernus, Athribis, 408–409, der einen Vergleich zwischen den Göttern der Neunheit in den Treppenhäusern und einer Monographie zu den Spezifika des Tempels anstellt. Beschreibungen der Götterreihe in Edfu, die hier leider nicht in extenso ausgewertet werden können, finden sich in E I, 541, 5–9; 562, 10–16; 575, 16 – 576, 6. E I, 541, 5–9 und E IX, Taf. 37c–d. E I, 544, 17. Siehe Alliot, Culte d’Horus, 403.

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im östlichen Treppenhaus befindlichen Darstellungen ein höherer Abstraktionsgrad zu attestieren, während die Abbildungen der Naoi in der Westtreppe, vergleichbar mit ihren Entsprechungen in Dendara, der Festrealität wahrscheinlich relativ nahe kommen.971 Im Vergleich der beiden Tempel fällt auf, dass die Begleiter der Hauptgottheit stets als Neunheit bezeichnet werden. Dass dies kein Zufall ist, sondern offenbar eine Idealvorstellung widerspiegelt, zeigt eine Passage aus Papyrus Tanis 118 zur Treppendekoration, die von der „Neunheit im Inneren der Kapellen“ spricht.972 Dass die Anzahl der Gottheiten allerdings bei Bedarf erweitert werden konnte, zeigt die Ergänzung der Neunheit in Dendara um einen weiteren Gott (Horus, siehe oben), und in der Osttreppe von Edfu findet sich eine viel höhere Anzahl von Figuren als im Idealfall vorgesehen. Auch hierin dürfte also keine verbindliche Regel zu erkennen sein, sondern ein Richtwert, der den theologischen Vorgaben des jeweiligen Tempels angepasst werden konnte. 3.4 König und Königin Die sicherlich wichtigste Rolle unter den nicht-götterweltlichen Teilnehmern am Neujahrsfest kommt dem König zu, was man auch an der Vielzahl der Darstellungen und Nennungen des Herrschers in den Treppenhäusern und im Kiosk erkennen kann. Der folgende Abschnitt konzentriert sich zunächst auf seine Rolle in den Treppenprozessionen, wo er teilweise gemeinsam mit der Königin auftritt. In einem zweiten Schritt soll die Untersuchung um die Frage erweitert werden, inwiefern die Texte in Dendara auch über die bekanntlich mit dem Neujahrsfest verknüpfte Erneuerung der königlichen Macht ging. Hierzu werden Zeugnisse sowohl aus den Treppen als auch dem Kiosk herangezogen. Die herausragende Bedeutung des Königs in der Neujahrsprozession zeigt sich bereits daran, dass er – von zwei einführenden, in ihrer Körpergröße reduzierten Standartenträgern abgesehen (siehe dazu III 3.5) – die erste Figur des Defilees ist und zudem weiter hinten ein zweites Mal auftritt. Der Herrscher am Beginn der Prozession973 trägt den „Stab dieses Gaues“ (siehe III 5.4), auf seinem Kopf befindet sich eine Doppelkrone974, er ist in einen langen Mantel mit Fransen gehüllt, der sowohl von anderen Reliefdarstellungen als auch von Statuen bekannt ist, und trägt Sandalen an den Füßen.975 Wie René Preys in einer kürzlich publizierten Untersuchung betont, handelt es sich hierbei nicht um die traditionelle Kleidung, in der sich der König in Ritualszenen vor den Göttern präsentiert; es ist sogar nicht einmal ein spezifisch königliches Gewand, sondern auch an Privatstatuen belegt.976 Die zweite Darstellung des 971 So Alliot, Culte d’Horus, 403. 972 Hier wird nach der von Joachim Friedrich Quack freundlicherweise übersandten Umschrift und Übersetzung (Stand Juni 2015) zitiert. Siehe zu Papyrus Tanis 118 vorläufig Quack, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 17–27. 973 D VII, Taf. 666; 681; D VIII, Taf. 741; 773. 974 Mindestens in zwei Fällen ist diese zusätzlich mit einem Band umwickelt, um das sich einmal ein Uräus windet (D VII, Taf. 666 mit Uräus; Taf. 681 mit einfachem Band). In D VIII, Taf. 741 ist an dieser Stelle eine Zerstörung eingezeichnet, in D VIII, 773 liegt kein Band vor. Siehe zu dem Band, das auch ein Teil der Festkrone der Isis ist, Richter, Theology, 95–97 und unten, III 5.9. 975 Siehe zu diesem Mantel, über dessen Ursprung (griechisch, persisch oder originär ägyptisch?) sich die Forschung bislang nicht einig ist, zuletzt Preys, in: Zivie-Coche (Hg.), Offrandes, rites et rituels, 150–154 mit einer Zusammenfassung der Literatur in Anm. 6 sowie Darstellungsbeispielen in Abb. 1, 3 und 4–6 (177, 179–180). 976 Siehe Preys, in: Zivie-Coche (Hg.), Offrandes, rites et rituels, 150–151. Hier heißt es treffend: „…les sandales ne font pas partie des insignes traditionnels de la royauté. Leur présence « humanise » l’image du roi puisque les dieux n’en sont jamais pourvus“.

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III Analyse und Auswertung

Königs in jeder der Treppenprozessionen zeigt ihn dagegen im klassischen kurzen Schurz, teilweise mit plissiertem langem Untergewand, mit Stierschwanz und in zwei Fällen ohne Sandalen.977 Preys zufolge lässt sich an diesen Unterschieden in der Bekleidung ablesen, dass der König zu Beginn der Prozession eine andere Rolle innehat als unmittelbar vor den Götternaoi. Im ersten Fall weisen ihn Sandalen und Mantel als zur Menschenwelt gehörig aus, während der zweite Fall die Zugehörigkeit zur Götterwelt markiert, mit der der König in direktem Kontakt steht. Die ganze Prozession, in der sich noch weitere beschuhte (Standartenträger, Priester) und unbeschuhte Personen (Gabenträger) befinden, würde demnach den Übergang zwischen den beiden Welten repräsentieren,978 was symbolisch mit dem Aufstieg von der Erde zum Dach/Himmel korrespondiert, den das Defilee zurücklegt. Als Zeichen für diesen Zwischenstatus lässt sich auch die Situation in den Treppenhäusern von Edfu interpretieren, wo der König bis zu dreimal pro Wand dargestellt ist. Wie Preys dargelegt hat, spielt es auch hier eine Rolle, ob der König Schuhe trägt und ob er mit einem Mantel oder einem Schurz bekleidet ist, wenngleich die Verteilung hier weniger einheitlich ist.979 Festzuhalten bleibt, dass die jeweils zwei Darstellungen des Königs in den Treppenprozessionen von Dendara verschiedene Aspekte ein und derselben Person abbilden. Dies ist auch in Zusammenhang mit der Frage nach dem Grad des Realitätsbezugs der Reliefs interessant, zeigt sich hieran doch deutlich, dass von einem einfachen Abbildungsverhältnis in diesem Fall nicht die Rede sein kann. Es muss demnach auch in den Treppenhäusern mit der Repräsentation abstrakter Prinzipien und symbolischen Darstellungen gerechnet werden, was als Argument gegen die gelegentlich in der Fachliteratur geäußerte These, bei diesen Reliefs handele es sich um besonders realistische Abbildungen (siehe dazu oben, Einleitung zu III 3), ins Feld geführt werden kann. Im Gegensatz zu den Darstellungen verraten die Beischriften des Königs in den Treppenprozessionen nicht viel über seine Rolle im Neujahrsgeschehen. Die Beischrift zum ersten Herrscher in der Prozession besteht aus der üblichen Titulatur (mit leeren Kartuschen),980 seine Reden enthalten vorwiegend Aufforderungen an die Göttin, sie möge rein, ruhig bzw. in Freude die Treppe hinaufsteigen.981 Auch die Texte zu dem zweiten König, der sich mit einem Räucherarm den hinter ihm befindlichen Götternaoi zuwendet, sind formelhaft, seine mehr oder weniger ausführliche Rede beschreibt das Weihrauchopfer, spricht Hathor und die Neunheit als Adressaten dieser Handlung an und fordert sie zur Annahme auf.982 In der ägyptologischen Forschung besteht seit Langem ein Konsens darüber, dass im Alten Ägypten ein grundsätzlicher Zusammenhang zwischen dem Neujahrstag und der Erneuerung der Legitimation des weltlichen Herrschers bestand.983 Die Hauptquelle hierfür ist Papyrus 977 D VII, Taf. 674; 688; D VIII, 767; 793; siehe dazu Preys, in: Zivie-Coche (Hg.), Offrandes, rites et rituels, 152. 978 Siehe Preys, in: Zivie-Coche (Hg.), Offrandes, rites et rituels, 151–152. Vgl. eine ähnliche Vermutung von El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Musem 3, 2006, 40 und El-Kordy, in: Goyon/Cardin (Hgg.), Ninth International Congress, 584, die René Preys offenbar unbekannt war. Dieser (op. cit., 152) weist darauf hin, dass die Sandalen als ikonographisches Unterscheidungsmerkmal zwischen göttlichem und menschlichem Status nicht vollkommen systematisch angewandt wurden und führt als Beispiel die Darstellungen der Westtreppe in Dendara an, wo der König im traditionellen Gewand Sandalen trägt. 979 Siehe Preys, in: Zivie-Coche (Hg.), Offrandes, rites et rituels, 152–153. 980 Siehe zur Datierung oben, Einleitung zu Abschnitt III 2. 981 D VII, 178, 12–13*; 191, 15–17*; D VIII, 88, 1–3*; 102, 12* und 102, 15 – 103, 2*. 982 D VII, 185, 12 – 186, 1*; 199, 4–7*; D VIII, 95, 12–13*; 116, 11–15*. 983 Siehe z. B. Germond, Sekhmet, 195, 200; Coppens, Wabet, 65, 143–144. Auch in Nubien bestand eine enge Verbindung zwischen dem Neujahrstag und der Krönung, dazu zuletzt Lohwasser, in: Fs Wenig, 229–236.

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Brooklyn 47.218.50, der über Inhalt und Ablauf von Riten Auskunft gibt, die der König nach der Interpretation von Jean-Claude Goyon zum Jahreswechsel, vermutlich schon ab dem ersten Epagomenentag bis zum 5. Thot, durchführte.984 Im Kontext der vorliegenden Untersuchung stellt sich nun die Frage, inwiefern das Thema der Herrscherlegitimation im Textkorpus eine Rolle spielt. Wie oben bereits erläutert, tritt der König in den Prozessionen der Treppenhäuser als Mittler zwischen Menschen- und Götterwelt auf, wobei seine Beischriften ihn vor allem durch seine Rolle im Dienste der Hathor charakterisieren. Dementsprechend ist der König in Festbeschreibungen häufig der Träger des Stabes985, des Weihrauch(arm)s986 oder unspezifischer Gaben987, aber er tanzt und musiziert988 auch für Hathor, besänftigt sie989 oder begleitet sie990 während der Prozession. Auch die Inschriften der Türdurchgänge sowie die Bandeauinschriften, die Informationen über den König enthalten und diese mit (onX) nTr nfr 991 einleiten, beschreiben vor allem sein Verhältnis zur Götterwelt und seine Funktion im Festablauf. Er ist einerseits ein Zögling, Kind oder Erbe der Hathor992 oder anderer Gottheiten993, andererseits aber auch für die Speisung994 des Tempels bzw. der Götter und des Landes zuständig. Auch seine Rolle als Schützer995 und Reiniger996 der Treppe, der Statuen oder ganz Ägyptens wird betont, er steht den Priestern vor997 und öffnet die Türflügel998 des Kiosks oder sogar das Gesicht999 Hathors. Gelegentlich wird der König auch mit dem Sonnengott in Verbindung gebracht und als Herrscher auf dem Thron1000 bzw. über Ägypten und die Fremdländer1001 beschrieben. 984

985 986 987 988 989 990 991 992 993

994 995 996 997 998 999 1000 1001

Goyon, Confirmation du pouvoir royal I–II, zum mutmaßlichen Beginn und der Dauer des Rituals ebd. I, 19 und 41–43. Siehe für eine Zusammenfassung zu diesem Text Coppens, Wabet, 144. Vgl. zur Herrscherlegitimation im Festkult grundsätzlich Roth, in: Fs Gundlach, 205–249 und dies., in: Prechel (Hg.), Fest und Eid, 135–158, wobei allerdings das Neujahrsfest nicht besprochen wird. Eine Neubearbeitung von Joachim Friedrich Quack, in deren Rahmen auch die kalendarische Zuordnung Goyons korrigiert werden wird, ist in Vorbereitung. Seiner Ansicht nach betrifft mindestens der vordere Teil des Textes weitaus globaler als bisher angenommen Feste, die im Verlauf des Jahres stattfinden (schriftliche Auskunft). D VII, 203, 16–17*; D VIII, 85, 13*. D VII, 169, 7*; 171, 12*; 190, 4–5*; 204, 1–2*; D VIII, 13, 4*; 101, 9*; vgl. auch D VIII, 86, 11*, wo von der Reinigung und Räucherung des Weges durch den Herrscher (jty) die Rede ist. D VIII, 75, 6*. D VII, 174, 15–16*. D VIII, 120, 12*. D VII, 175, 5* und wahrscheinlich auch D VII, 172, 4*. Siehe dazu den Eintrag zu Formular (onX) nTr nfr im Katalog der Textbestandteile (II 2). D VII, 140, 13*; 144, 14*; 168, 3*; 168, 9*; 170, 10*; 189, 16*; 203, 16*; D VIII, 16, 1*; 72, 14*; 82, 13*; 85, 9*; 100, 4*; vgl. D VII, 142, 13*, wo der König als Ihi der Herrin von Dendara bezeichnet wird. D VII, 142, 13*; 144, 14*; 168, 9*; D VIII, 82, 16* (Somtus); D VII, 168, 3*; D VIII, 73, 5* (s#b Swt); D VII, 170, 8* (J#Xw); D VII, 189, 16*; D VIII, 74, 14* (Re); D VIII, 16, 3* (om t#wj, siehe LGG II, 112a – 113a); D VIII, 16, 14* (Jsds); D VIII, 82, 13* (Mut); D VIII, 82, 14* (sXm Sps); D VIII, 82, 15* (Sothis); D VIII, 85, 9* (#Xtj); nicht aufgeführt ist die Standardbezeichnung des Königs als „Sohn des Re“ (s# Ro). D VII, 142, 10*; 142, 12*; D VIII, 8, 3*; 8, 5*; 8, 14*; vgl. auch D VIII, 8, 12*, wo mit der Zufriedenstellung des Gebäudes vermutlich die Versorgung mit Opfergaben gemeint ist. D VII, 142, 12*; D VIII, 16, 3*; 16, 14*; 74, 13*. D VII, 168, 3–4*; 170, 4*; 170, 8*; 172, 8*; 172, 10–11*; 172, 12*; 172, 14*; D VIII, 72, 14*; 73, 5*; 83, 1*. D VIII, 8, 9*; 16, 2*; siehe auch D VIII, 16, 12*, wo der König selbst als Reinigungspriester bezeichnet wird. D VIII, 8, 8*; 9, 1*; 15, 12*; 16, 9*; 16, 16*. D VIII, 16, 2*; 16, 5*; 16, 12*. D VII, 141, 4–5*. D VIII, 74, 15*; 74, 16*.

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496

III Analyse und Auswertung

In besonders hoher Konzentration finden sich Darstellungen des Königs auf den Schrankenwänden und Säulen des Kiosks. Auf der Innenseite jeder Schrankenwand1002 trägt er durchgehend seinen klassischen Ornat, also den kurzen Schurz mit Stierschwanz, gelegentlich ist dieser durch einen langen, plissierten Rock ergänzt. Auf seinem Kopf kann sich ein Kopftuch1003, eine Kappe1004, eine Perücke,1005 eine blaue, rote oder weiße Krone1006 befinden, wobei die weiße Krone nördlich der Osttür des Kiosks, die rote Krone südlich davon dargestellt ist (siehe Taf. 29).1007 In einigen Fällen lässt sich die Kopfbedeckung aufgrund von Zerstörungen nicht mehr bestimmen, es scheint sich den Darstellungsresten zufolge jedoch nicht um hohe Kronen, sondern um Kopftücher bzw. Perücken gehandelt zu haben.1008 Auf den Außenseiten der Schrankenwände des Kiosks dagegen trägt der mit kurzem Schurz und Stierschwanz bekleidete König ausschließlich Kronen, wobei auch komplizierte Kompositformen vorkommen (Taf. 29). Links und rechts der Nordtür folgt die Verteilung der weißen und der roten Krone dem tempelspezifischen System von Himmelsrichtungen, indem die weiße Krone den Süden, die rote den Norden markiert.1009 Insgesamt fällt auf, dass der König in den Szenen, welche in den beiden Achsen des Gebäudes liegen (Nr. 9, 5 und 12 sowie 18 und 24), und die eng mit dem Kult direkt am Götterbild (Gesicht öffnen, Gott preisen, siehe Taf. 21b) verbunden sind, die blaue Krone oder eine eng anliegende Kappe trägt. Beiden werden in der Fachliteratur häufig besondere Bezüge zur Priesterrolle des Königs attestiert, was dem vorliegenden Kontext entspräche.1010 Aber auch, wenn man der alternativen Deutung von Steven Gregory folgt, der diese beiden Kronen im Zeichen der Rechtmäßigkeit der Königschaft Pharaos liest,1011 erscheint die Konzentration dieser Kopfbedeckungen an den Schnittstellen der beiden Achsen mit dem Gebäude nicht unpassend, schließlich spielt der Aspekt der Herrschaftslegitimation am Neujahrsfest eine nicht unwesentliche Rolle (siehe unten). Auch ist der König im Kiosk nur auf Säulen präsent, die an die Ost-West-Achse und damit an die Hauptachse angrenzen, also auf den Säulen III–IV und IX–X (siehe Taf. 29),1012 während auf den anderen Säulen die Ka-Genien seine Rolle einnehmen (III 3.8.3). Die verstärkte Präsenz 1002 1003 1004 1005 1006 1007

1008 1009 1010 1011 1012

D VIII, Taf. 701–712. D VIII, Taf. 704 rechts (Szene 3) und 711 (Szene 11), wo jeweils ein nms-Kopftuch zu sehen ist. Siehe zu den Kopftüchern des Königs z. B. Collier, Crowns, 69–94. D VIII, Taf. 705 rechts (Szenen 5 und 12). Die Kopfbedeckung des Königs in Szene 12 wurde von einer blauen Krone zu einer eng anliegenden Kappe korrigiert, deren Rundung m. E. noch klar zu erkennen ist (Taf. 37 der vorliegenden Arbeit). D VIII, 704 links (Szene 4) und 707 (Szene 8), wobei es sich jeweils um eine Beutelperücke handelt. D VIII, Taf. 709 (Szene 9, blaue Krone); 706 links (Szene 6, rote Krone); 712 rechts (Szene 13, weiße Krone). Somit korrespondiert die Anbringung der Kronen weder mit dem geographischen noch mit dem tempelspezifischen System von Himmelsrichtungen (siehe III 2.2.4). Da die Kronen links und rechts der Nordtür aber Letzterem entsprechen, steht zu vermuten, dass die Kronen an der Osttür von diesen abhängen. Wie man auf Taf. 29 gut erkennen kann, gibt das Paar von Kronen auf der Ostwand nur eine um 90 Grad gedrehte Fassung der Konstellation auf der nördlichen Außenwand wieder. Somit bleibt die Zuordnung der Kronen zu den beiden Seiten einer Person, die das Gebäude durch eine Tür betritt und durch die andere verlässt, immer gleich – von Osten kommend ist die weiße Krone stets rechterhand, die rote linkerhand. D VIII, Taf. 701–702 (Szenen 1 und 2), 706 rechts (Szene 7), 710 (Szene 10), 712 links (Szene 14). D VIII, Taf. 713 und 715 (Szenen 15 und 16). Siehe zu dem alternativen Set von Himmelsrichtungen in Dendara oben, III 2.2.4. Siehe dazu zuletzt Gregory, in: Griffin (Hg.), Current Research 2007, 83–85, der einen Überblick über die bisherige Diskussion zu diesem Thema gibt. Gregory, in: Griffin (Hg.), Current Research 2007, 83–96. D VIII, Taf. 730–731, 734 und 735.

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des Königs in diesem Bereich deutet also auf die besondere Bedeutung dieser Achse hin, der wahrscheinlich auch die Göttin beim Betreten des Gebäudes folgte (III 2.2.4). Grundsätzlich fällt in Bezug auf die Kopfbedeckungen des Königs im Kiosks auf, dass diese im Inneren des Gebäudes eher schlichte Formen haben, während sich auf der Außenseite zumeist komplizierte, stark verzierte Kronen finden. Dies könnte auf die unterschiedliche Rolle hindeuten, die der König auf den Innen- und Außenwänden des kleinen Pavillons spielt. Die inneren Schrankenwände zeigen den König stets in engem rituellen Verhältnis mit einer oder mehreren Gottheiten, die in ihrem Schrein thronen und Gaben empfangen (siehe III 2.2.1). Dem intimen Kontakt mit den Göttern im Schutzraum des Gebäudes entsprechend trägt der Herrscher hier keine prunkvollen Kronen, die seine Machtfülle und seinen Reichtum unterstreichen, sondern einfachere, bescheidenere Kopfbedeckungen. Er muss hier nicht repräsentieren, sondern vor allem seine Aufgaben als Priester wahrnehmen. Auf den Außenwänden bringt der König zwar ebenfalls Opfergaben herbei, diese sind hier aber größtenteils für die Schutzgottheiten bestimmt, die das Gebäude bewachen (Szenen 17, 20–23), oder zur Besänftigung der Göttin, bevor sie von Osten aus eintritt (Szenen 19 und 25). Durch seine Gaben garantiert also auch der König selbst den Schutz des Kiosks und er sorgt auch dafür, dass Sachmet bzw. Hathor in besänftigtem Zustand eintreten kann. Die Aufgabe des Königs auf den Außenwänden des Gebäudes hat somit stärkeren repräsentativen Charakter als auf der Innenseite, und wie die Schutzgötter muss auch er sich hier in seiner ganzen Machtfülle zeigen, um gegebenenfalls selbst Bedrohnungen abzuwehren. Möglicherweise erklärt dies die besondere Vielfalt und Pracht der Kronen, die sich hier auf dem Kopf des Herrschers befinden. Die Beischriften der Ritualszenen enthalten allerdings keine näheren Informationen zur Funktion des Königs und der Erneuerung seiner Macht am Neujahrsfest. Wie üblich beschreibt seine Rede die ausgeführte Ritualhandlung und/oder fordert die Gottheit zur Annahme der Gaben auf.1013 Auf den äußeren Schrankenwänden gibt es zudem Königliche Randzeilen, die jedoch ebenfalls vor allem die Rolle des Königs als Diener und Versorger der jeweiligen Gottheit thematisieren.1014 Durch ihre ungewöhnliche inhaltliche Vielfalt fallen allerdings die dem König zugewiesenen Rückenschutzformeln auf, die bereits von Mamdouh Eldamaty bearbeitet wurden.1015 Wie der Vergleich dieser Formeln zeigt, legen einige von ihnen einen besonderen Fokus auf die Dauer und Stabilität des Königtums.1016 Dies könnte als Hinweis darauf verstanden werden, dass nicht nur die Götter, sondern auch der König am Neujahrstag eine besonders kritische Übergangsphase durchlaufen. So spielt auch im schon erwähnten Papyrus Brooklyn 47.218.50 der Schutz des Königs eine zentrale Rolle.1017 Nichtsdestotrotz ist zusammenfassend festzustellen, dass die Bestätigung der königlichen Herrschermacht in den Inschriften und Reliefs der Treppen und des Kiosks in Dendara keine zentrale Rolle spielt. Der 1013 1014 1015 1016

1017

Innenwände: D VIII, 21, 9–11*; 22, 3–5*; 22, 15–16*; 23, 4–5*; 24, 10–11*; 24, 17–18*; 25, 10–11*; 27, 2–5*; 28, 2–4*; 29, 11–14*; 30, 5–7*; Außenwände: 31, 7–10*; 32, 9–10*; 33, 11–12*; 35, 10–12*; 36, 5–6*; 37, 12–13*; 39, 3–5*; 40, 6–7*; 41, 10–12*; 42, 9–11*. D VIII, 31, 12–13*; 32, 12–13*; 33, 14–15*; 35, 15–16*; 36, 12–13*; 37, 15–16*; 39, 7–8*; 40, 9–10*; 41, 14–15*; 42, 15–16*. Eldamaty, in: Fs Haikal, 83–91. Siehe die Übersicht bei Eldamaty, in: Fs Haikal, 84–88. Besonders auf die Festigung der Herrschaft (auf dem Thron/im Palast) ausgerichtet sind m. E. Nr. 5 (D VIII, 22, 18*), Nr. 12 (D VIII, 29, 16*), Nr. 14 (D VIII, 30, 9*), Nr. 15 (D VIII, 35, 14*), Nr. 16 (D VIII, 33, 14*), Nr. 25 (D VIII, 40, 9*). Vgl. Eldamaty, op. cit., 90, der allerdings auch weniger eindeutige Belege in diesem Zusammenhang sieht. Siehe z. B. Goyon, Confirmation du pouvoir royal I, 26 und 73 und II, Taf. 11 (XVI, 11)

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III Analyse und Auswertung

Herrscher erscheint hier vor allem in seiner Funktion als Priester im Dienste Hathors und der anderen Gottheiten, sein Amt als weltlicher Fürst rückt dabei eher in den Hintergrund. Dabei stehen die Feierlichkeiten sehr wohl im Zeichen der Legitimation eines Königtums, nur handelt es sich dabei um das göttliche Königtum der Hathor.1018 Die geschilderte Situation legt die Vermutung nahe, dass die Rituale zur Bestätigung und Festigung der königlichen Macht am Neujahrsfest getrennt von den Handlungen, die auf dem Dach des Tempels stattfanden, durchgeführt wurden. Davon scheint auch Sylvie Cauville auszugehen, die Aktivitäten im Erdgeschoss des Tempels andeutet.1019 Als Hinweis darauf, dass es sich um zwei voneinander getrennte Ritualkomplexe handelt, könnte auch die Tatsache gedeutet werden, dass die Vereinigung mit der Sonnenscheibe im Papyrus Brooklyn keine Erwähnung findet.1020 Die Königin ist als Begleiterin ihres Gemahls nur in den Treppenprozessionen präsent, wo sie die zweite Darstellung des Königs begleitet. Wie er ist sie barfuß, sie trägt ein knöchellanges Gewand und auf dem Kopf eine gehörnte Sonnenscheibe vor einer Doppelfeder1021 (Osttreppe) bzw. eine Kopfbedeckung, die in der Forschung als „Krone der Arsinoë“1022 bekannt ist (Westtreppe). Dabei handelt es sich um eine Variante der roten Krone, die auf einem Uräenkranz mit Widdergehörn ruht. Über der Krone ragen Falkenfedern auf, in deren Mitte sind eine Sonnenscheibe mit Kuhhörnern und ein weiteres Widdergehörn positioniert.1023 Hierbei müsste es sich um Kleopatra VII. handeln, die diese Krone auch andernorts im Tempel von Dendara (z. B. im pr-wr) trägt.1024 Maria Nilsson zufolge stellt diese Kopfbedeckung über die gehörnte Sonnenscheibe eine besondere Beziehung zwischen der Trägerin und Hathor her, während die Widderhörner als Symbole der Herrschermacht gelesen werden können. Die Krone weist demnach sowohl auf die weltliche als auch auf die göttliche Autorität der Königin ), in ihren Beischriften ist sie durchhin.1025 In ihren Händen befinden sich zwei Sistren ( gehend als Hq#t nbt t#wj bezeichnet und mit einer Leerkartusche versehen.1026 Einmal wird sie – ihrer Tätigkeit in den Darstellungen entsprechend – zusätzlich ont owj xr sSSt sXm („die mit schönen Armen, mit dem Naos- und Bügelsistrum“)1027 genannt. Auch in der Rede der Herrscherin geht es stets um das Spiel der Rasselinstrumente für die Göttin, wobei immer die besänftigende Wirkung dieser Tätigkeit hervorgehoben wird.1028 Dies steht in Zusammenhang mit Hathor als Sachmet und Gefährliche Göttin (III 3.1 und 4.2.2), zu deren Besänftigung die Königin somit ihren Beitrag leistet. 1018 1019 1020 1021 1022 1023 1024 1025 1026 1027 1028

So Coppens/Janák, in: Coppens et al., Royal versus Divine Authority, 87–88; dazu allerdings kritisch Quack, Rez. in: WdO 46, 2016, 265. Siehe zur Herrschaft der Hathor in der Nachfolge des Re III 3.1. Siehe Cauville, Fêtes d’Hathor, 121. So Goyon, Confirmation du pouvoir royal I, 43. Dies könnte für die von Joachim Friedrich Quack vertretene Ansicht sprechen, derzufolge der Papyrus nicht zu spezifisch im Neujahrskontext zu verorten ist. D VII, Taf. 674; 688. D VIII, Taf. 767; 793. Siehe zu dieser Kopfbedeckung auf dem Haupt von Kleopatra VII. in Dendara Quaegebeur, in: GM 120, 1991, 65–66, zu dieser Art von Krone generell Nilsson, Crown und zusammenfassend Richter, Theology, 84–87 (insbesondere Anm. 316 mit einer Literaturübersicht). Siehe zur Datierung die Einleitung zu Kapitel III 2, speziell zu den Darstellungen der Königin in Dendara Quaegebeur, in: GM 120, 1991, 49–72, zu Kleopatra im pr-wr Richter, Theology, 87. So Nilsson, Crown, 148–150; vgl. Richter, Theology, 86–87. D VII, 186, 3*; 199, 9*; D VIII, 96, 1*; 116, 16*. Siehe zu den Kartuschen der Kleopatra in Dendara (leer und gefüllt) Quaegebeur, in: GM 120, 1991, 61–64. D VII, 199, 9*. D VII, 186, 3–4*; 199, 10–11*; D VIII, 96, 1–2*; 116, 17–18*.

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3.5 Standarten1029 und Standartenträger Wie im vorangegangenen Kapitel betont, findet sich am Beginn jeder Prozession in den Treppenhäusern eine Darstellung des Königs, der den Zug gewissermaßen eröffnet. Er selbst trägt eine Art Standarte, den „Stab dieses Gaues“, der unten in III 5.4 separat besprochen wird, und ist umgeben von Götterstandarten, denen jeweils ein Träger zugewiesen ist. Vor dem Herrscher führen die Personifikation eines onX-Zeichens und eines w#s-Szepters die Prozession an, sie tragen eine Upuaut- und eine Thot- bzw. Horusstandarte.1030 Hinter dem König schreiten jeweils 13 Priester mit weiteren Götteremblemen, welche Standarten mit ausgestreckten Armen beidhändig vor dem Körper oder aber eng am Leib und an die Schulter gelehnt tragen.1031 An den Füßen der Standartenträger sieht man stets Sandalen, was René Preys zufolge ihren menschenweltlichen Status betont.1032 Alle Figuren dieser Art in der einläufigen geraden Treppe W und die jeweils zwei ersten in der mehrläufigen gewundene Treppe X tragen ein knöchellanges Gewand, das etwa auf Brusthöhe geschnürt ist, alle weiteren sind mit einem knöchellangen Schurz bekleidet, der mit einem Hüftgürtel versehen ist. Die Gewänder auf der rechten Hälfte von Westtreppe (X) haben ein Streifenmuster und weisen einen horizontalen Fransensaum auf, in der linken Hälfte sowie in Osttreppe (W) ist kein Muster zu erkennen. Die Priester tragen offenbar eine Kappe, um ihren Hals ist eine Art Stola gelegt. Das auf Brusthöhe geschnürte Gewand ist ein für die Priester der Spätzeit typisches Kleidungsstück, gemeinsam mit der Stola ist es auch andernorts häufiger im Zusammenhang mit dem Transport von Götterbildern im Festkontext belegt.1033 Die Treppentexte bezeichnen es als dr n m##-nTr „Gewand des Sehens des Gottes“1034, es ist also eng mit dem direkten Kontakt zur Gottheit verknüpft. Den den Schal, den die Priester um den Hals tragen, führt Claude Traunecker auf die praktischen Erfordernisse solcher Aktivitäten bei starker Hitze zurück. Er habe ursprünglich zum Abwischen des Schweißes gedient, sei aber auch ein Polster auf den Schultern der Priester, um den direkten Kontakt mit Tragstangen bzw. Standarten abzufedern. Ähnliche Stoffstreifen haben eine wichtige Funktion in der Konstruktion, welche die Fortbewegung der Götternaoi ermöglicht (siehe III 5.2). 1029 1030 1031

1032 1033

1034

Die Standarten werden hier und nicht als festspezifische Gegenstände und Neujahrsgaben (III 5) behandelt, da sie Gottheiten repräsentieren, die somit in gewisser Weise als Festteilnemer betrachtet werden können. D VII, Taf. 666; 681; D VIII, Taf. 741; 773. Siehe zu solchen personifizierten Hieroglyphen generell Pries, in: Fs Vittmann, 461–467. D VII, Taf. 666–669; 681–684; D VIII, Taf. 741–749; 773–778. Mit ausgestreckten Armen werden die einführenden beiden Standarten (Upuaut und Thot bzw. Horus) auf allen vier Treppenhauswänden getragen, zudem jeweils die beiden ersten hinter dem König in Treppe X. Siehe für Beschreibungen der Standartenträger El-Kordy/El-Shal, in: Bulletin of the Egyptian Museum 3, 2006, 44 und Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 699–700. Siehe dazu die Anmerkungen zu den Darstellungen des Königs in III 3.4. So Traunecker, Coptos, 195–201. Siehe zur Stola auch ders., in: Deuxième journée d'études coptes, 96–99. Vgl. für mit diesem Gewand bekleidete Priester z. B. auch die Treppenprozessionen in Edfu (E IX, Taf. 37a – 38c; 38e; 38j; 38n–o), die Priesterprozessionen in der ersten östlichen Osiriskapelle (D X, Taf. 4–7, 9–14 und 19–24) sowie die Festdarstellungen im Hof von Edfu (E X, Taf. 126 und 121). Auch der lange, in der Hüfte gegürtete Schurz findet sich in anderen Darstellungen aus der griechisch-römischen Zeit als Priestergewand im Kontext von Handlungen an Götterbildern wieder, siehe z. B. D X, Taf. 49–55, 57 und E X, Taf. 127 oben und 121 oben. Vgl. für eine künstlerische Bearbeitung der Standartenträger in Edfu, deren Resultate 2009 im Kairener Museum ausgestellt waren, Jódar Miñarro/Marín Viadel, Los dibujos del tiempo. So eindeutig D VIII, 100, 8*, vgl. auch ST.sn n m## nTr in D VIII, 86, 12* und dazu III 3.7. Siehe für dr als Priestergewand auch Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 708 mit Anm. 178.

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III Analyse und Auswertung

Tab. 17 zeigt, dass die grundlegende Struktur der vier Defilees auf allen vier Treppenhauswänden identisch ist. Zwar gibt es zwischen Ost- und die Westtreppe klare Unterschiede in Bezug auf die genaue Zusammensetzung der Göttergruppe, dabei stehen an einer bestimmten Position jedoch stets zwei Gottheiten, die in einer gewissen Beziehung zueinander stehen. So sind z. B. Nefertum und die Horusform unmittelbar hinter dem König (Nr. 1) durch ihr gemeinsames Verhältnis zu einer Blume (Lotos bzw. Papyrus) verknüpft, Schu und Tefnut (Nr. 3) bilden traditionell ein Paar und bei Nr. 5 (Mr-wr und Op) handelt es sich zwei Gottheiten in Stiergestalt.1035 Osttreppe W D VII, 177, 7 – 178, D VII, 191, 10–14*, 11*, 178, 15 – 181, 192, 2 – 193, 16*, 5*, Taf. 666–669 ↑ Taf. 681–684 ↓ I Wpw#wt Cmow sXm t#wj II EHwtj wp rHwj

1 Nfr-tm sn‹sn› nTr 2 B#/ $nmw 3 vfnt

Westtreppe X D VIII, 87, 6–13*, D VIII, 102, 2–11*, 88, 4 – 90, 13*, 103, 3 – 104, 8*, 106, 6–15*, Taf. Taf. 773–778 ↓ 741–749 ↑ I WpI WpI s#b w#wt w#wt Smow pn MHw Cmow m rn.f n sXm n pt sXm t#wj Wp-w#wt II EHwtj II Or II Or BHdtj nTr BHdtj nTr wp rHwj o# nb pt o# nb pt König mit dem „Stab dieses Gaues“ 1 Nfr-tm 1 Or Hrj 1 Or Hrj snsn nTr w#D.f w#D.f 2 B#/ $nmw 3 vfnt

2 B#/ $nmw 3 Cw

2 B#/ $nmw 3 Cw

4 K#-nsw

4 K#-nsw

4 %nsw

4 %nsw

5 Mr-wr

5 Mr-wr

5 Op

5 Op

6 cS#t

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7 v#-Tnn

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6 jmj(w) %mnw 7 crq[t]

6 jmj(w) %mnw 7 crqt

8 Jmj-wt

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9 Oopj

9 Oopj

10 cpdw

10 cpdw

8 ½Or wp Sot t#wj¼ 9 sXm n Jnpw 10 Jsds

8 ½Or wp Sot t#wj¼ 9 sXm n Jnpw 10 Jsds

1035

Siehe zur Paarbildung, die auch in der sehr ähnlichen Dekoration der Treppenhäuser von Edfu festgestellt werden kann, Alliot, Culte d’Horus, 391.

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3 Personal

11 Csr

11 Csr

11 PDt

11 Cmrt

12 Jdt

12 Jdt

12 Jdt

12 Nbt

13 Jdt

13 Jdt

13 Jdt

13 Nbt

Tab. 17: Die Standarten in den vier Prozessionen der Treppenhäuser von Dendara im Vergleich (approximative Wiedergabe der Symbole).

Standarten als „Inbegriff der Sichtbarkeit Gottes“1036 sind schon seit vor- und frühdynastischer Zeit, z. B. auf der Narmer-Palette, belegt, und finden während der gesamten pharaonischen Geschichte und bis in griechisch-römische Zeit Verwendung.1037 Die Exemplare in der Prozession in Dendara sind der Typologie von Mélanie Flossmann-Schütze zufolge aufgrund der Länge ihrer Stäbe und ihrer Zugehörigkeit zu einem Träger der Kategorie A.1 zuzuordnen.1038 Standarten dieses Typus gehen dem König, einer Gottheit oder dem Verstorbenen im Rahmen einer Erneuerungshandlung voraus, wobei die Embleme auf ihren Stangen mit dem Schutz dieses Prozesses betraut sind.1039 Von dieser Funktion zeugen auch einige Textpassagen, vorwiegend aus den Bandeaus der Treppenhäuser und den Türinschriften, welche explizit von den Standarten (bqnqnw1040) bzw. den darauf befindlichen Götteremblemen (nTrw tpjw j#t.sn1041 und evtl. wrw ntjw m mdw1042) sprechen.1043 So werden in dem Bandeau D VII, 175, 15 – 176, 4* einige der Standartengötter aufgezählt, wobei der protektive Aspekt in den Vordergrund rückt: „Mnevis macht die Götter von Jwnt gleichfalls froh beim Schützen der Kehle, beim Vertreiben der Rebellen. Seschat schirmt den Weg ab, Tatenen macht das Ansehen gleichfalls groß, Imiut öffnet für dich deinen Weg beim Schneiden der Genossenschaft des Erfolglosen. Hapi sitzt auf seiner großen Standarte mit dem frischen Wasser, um deine Treppe rein zu machen. Sopdu, der Herr des Ostens, vertreibt deinen Rebellen vom Nord-Osten deines Hauses. Der Csr-Pfeil und der cwn-Pfeil sind zusammen vereint beim Töten derer, die gegen dein Abbild rebellieren. Der Ihi der Goldenen, des Auges des Re trägt die #Xt-Kuh zum Dach des Hauses der Glänzenden.“ 1036 1037

1038 1039 1040 1041 1042

1043

Wildung, in: LÄ II, 713, s.v. „Götterstandarte“. Siehe zu Standarten zuletzt Flossmann-Schütze, in: Fs Kessler, 145–170 und dies., in: Thots 12, 2014, 16– 23 sowie generell Wildung, in: LÄ II, 713, s.v. „Götterstandarte“; RÄRG 253–254; Menu, in: BIFAO 96, 1996, 339–342; Morenz, in: SAK 30, 2002, 277–283; Kristensen, Live out of death, 86–90. Ausführliche Auskunft zu dieser Art von Objekten wird die Dissertation von Mélanie Flossmann-Schütze geben, deren Publikation in Vorbereitung ist. Siehe für die Typologie Flossmann-Schütze, in: Fs Kessler, 152–154; dies., in: Thots 12, 2014, 18–19. So Flossmann-Schütze, in: Fs Kessler, 154–156 und dies., in: Thots 12, 2014, 18. D VII, 143, 2–3*; 168, 12*; 172, 1*; 178, 4–5*; 190, 10*; 203, 17*; D VIII, 81, 7; 85, 14*; 87, 7–8*; 90, 11*; 100, 9*; 102, 6*; siehe dazu Wilson, Lexikon 333–334. „Die Götter, die auf ihren Standarten sind“: D VII, 175, 12–13*; D VIII, 105, 14*. „Die Großen, die auf dem Stab sind“: D VII, 171, 11*. Inhaltlich würde die Bezeichnung nur zu den Symbolen auf den Standarten passen, allerdings ist der vorangehende Text stark zerstört, zudem heißt es unmittelbar davor „hinter ihr“ (m-Xt.s, wohl mit Bezug auf Hathor), was auf die Götterembleme am Anfang der Prozession nicht zutreffen würde. Aus diesem Grund ist die Zuordnung dieses Begriffes zu den Standartengöttern nicht sicher. Vgl. zu den Bezeichnungen der Standarten auch Goyon, Dieux gardiens I, 464. Siehe zu der irrigen Annahme, dass auch s#w-n.sn in den Treppenhäusern als Name der Standarten verwendet wird, III 3.3, Anm. 883.

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III Analyse und Auswertung

Diese Textstelle führt die Standartenträger 5–9 aus der Osttreppe in der den Darstellungen entsprechenden Reihenfolge auf und beschreibt zudem, wenngleich teilweise mit Alternativbezeichnungen, Nr. 11–12 (vgl. Tab. 17, linke Hälfte). In D VII, 190, 10–11* heißt es „Die Standarten öffnen den Weg für die Goldene, die das Böse auf ihrem Weg niederwerfen, die vor ihr gehen zum Heiligtum ihres Abbildes, die sie schützen am Neujahrsfest,“ in der Deckeninschrift von Treppe W ist in diesem Zusammenhang nur unspezifisch von den Standarten tragenden Gottesdienern und Gottesvätern die Rede, die „ihren (Hathors) Weg zu ihrem Sitz abschirmen“ (D VII, 203, 16 – 204, 1*), ähnlich auch in der Türinschrift D VII, 143, 2–3*. D VIII, 85, 12–14* erwähnt zunächst die beiden Standarten vor dem König sowie diesen selbst mit seinem Stab, woraufhin betont wird, dass die sich anschließenden Standarten (bqnqnw) den Widersacher vertreiben und den Weg der Göttin öffnen. Auch hier wird also die Schutzfunktion betont. Der Abschnitt zu den Standarten tragenden Priestern im Bandeau zur aufsteigenden Prozession im westlichen Treppenhaus X ist besonders interessant, denn hier wird einerseits auf ihre oben beschriebene Bekleidung Bezug genommen, die wohl speziell für den direkten Kontakt mit Kultbildern bestimmt war, andererseits werden auch hier wieder einige der Götterinsignien namentlich aufgezählt, nämlich Nr. 9–13 (Tab. 17, rechte Hälfte): „Die Gottesdiener des Re, des Vorstehers von Behedet, gehen auf der Treppe zum Dach des Hauses der Nut, indem sie ausgestattet sind mit ihren Gewändern des Sehens des Gottes (m dr.sn n m## nTr), beim Hochheben der Standarten (bqnqnw) vor der Stirnschlange in Jwnt, der großen Uräusschlange des Hauses der Vornehmen, beim Vergrößern der Unzugänglichkeit derer mit unzugänglicher Erscheinungsform und des Ansehens der Herrin des Ansehens in J#t-djt, des rechten Auges des Re an der Spitze des Horizontes, derer mit schönem Gesicht im Haus des Naossistrums. Das Szepter des Anubis vertreibt den Widersacher vor ihr, Isdes wendet die Feinde ab, der große Bogen (Cmrt wrt) metzelt diese Feinde nieder, die deiner Majestät feindselig gegenüberstehen. Die großen Kühe (Jdwt wrt) sind als Schutz um dich, das Götterbild deines Kas vordem, sie bereiten deinen Schutz, sie wiederholen den Schutz der Goldenen der Götter, der Gebieterin der Götter.“1044 In einem Text, der in der Westtreppe zwischen zwei Gruppen von Standartenträgern eingeschaltet ist, sowie in einer Inschrift an ihrer unteren Tür wird zudem betont, dass die Götterembleme das Öffnen des Weges für die Göttin (wpt n.s mTn bzw. w#t, D VII, 168, 12*; D VIII, 81, 7*; 105, 14–15*) bewerkstelligen, auch hier geht es wieder um die Beseitigung von Störfaktoren, welche die Göttin an ihrem Festauszug hindern könnten. Diese Schutz- und Abwehrhandlungen werden gelegentlich mit Reinigungshandlungen gleichgesetzt und als Säuberung des Weges interpretiert.1045 In der Schutzfunktion tritt Upuaut besonders hervor, da er stets – seiner traditionellen Rolle als Wegöffner entsprechend – noch vor den anderen Standarten (m-H#t bqnqnw1046) am Beginn des Defilees positioniert ist. Dementsprechend thematisieren die ihm zugeordneten Reden noch einmal explizit die Reinigung des Weges von allem Bösen und Unreinen sowie die Verantwortung des Standartengottes für die ungehinderte Bewegung der Hathor.1047 Ähnlich,

1044 1045 1046 1047

D VIII, 100, 8–13*. So in D VII, 178, 4–6*. D VIII, 87, 7*. D VII, 177, 8–13*; 191, 10–11*; D VIII, 87, 7–10*; 102, 4–9*.

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wenngleich weniger ausführlich, lauten auch die Worte des Thot bzw. des Horus auf der zweiten Standarte des Defilees.1048 Ihrer Position gemäß scheint den die Prozession anführenden Gottheiten vor dem König eine Schlüsselfunktion im wortwörtlichen Sinne zuzukommen, denn in D VIII, 75, 6–9* werden sie in dieser Rolle namentlich aufgeführt: „Der Upuaut von Oberägypten öffnet für dich deinen Weg, der Upuaut von Unterägypten öffnet deinen Weg, Horus und Thot sind der Schutz deines Ka, sie schirmen den [Weg] ab.“ Ihr Sonderstatus zeigt sich auch daran, dass sie die einzigen Standartengötter sind, die sich in den Treppentexten selbst zu Wort melden. Die Götterembleme hinter dem König hingegen sind lediglich mit Bezeichnungen versehen und die Reden der zugehörigen Priester (siehe unten) nehmen keinen Bezug auf die Standarten, die sie transportieren, sondern konzentrieren sich ganz auf Hathor, deren sichere Fortbewegung hier im Vordergrund steht. Dass die Treppentexte keine theologischen Details über die Standarten verlauten lassen, zeigt, dass es hier vor allem um ihre Rolle als Schützer der Hauptgottheit und nicht so sehr um die Beschreibung der jeweiligen Inhaber der Embleme geht. Nichtsdestotrotz stellt sich die Frage, warum genau diese Göttersymbole hier vertreten sind. Um mehr darüber zu erfahren, soll zunächst ein Blick auf eine besonders ausführliche Reihe von Standarten im Tempel von Dendara geworfen werden. Es handelt sich um eine zweiteilige Priesterprozession auf den Wänden der ersten östlichen Osiriskapelle auf dem Dach des Hathortempels, die aufgrund ihrer Lage auch funktional mit den Treppen in Beziehung steht. Dieses Defilee zeigt über 100 ägyptische Priester, die in Bezug auf ihre Kleidung den Standartenträgern der Treppen frappierend ähneln. Wie Sylvie Cauville dargelegt hat, können die Symbole auf den Standarten dieser Priester aufgrund der Beischriften mit den Gauen Ägyptens in Verbindung gebracht werden, insgesamt stehen sie wohl im Kontext des Choiakfestes.1049 Im Vergleich zu den Standarten der Treppenprozessionen fällt sofort eine Reihe von Standarten auf, die in beiden Defilees vorkommt, wie Tab. 18 veranschaulicht: Osttreppe W

1048 1049

Westtreppe Pendant in Pendant in Gau X Osiriskapelle Osiriskapelle Ost 1 Ost 1 Nr. O 1: D X, 8, 9– 6. OÄ Nr. O 1: D X, 8, 9– 11 11 Nr. O 6–7: D X, 9, 1. OÄ Nr. O 6–7: D X, 9, 6–7 6–7 Nr. O 2: D X, 8, 15. OÄ Nr. W 2: D X, 19, 9 12–14 Nr. W 11–15: D X, Nr. W 45–48: D X, 15. UÄ 20, 4–8 23, 9–12 König mit dem „Stab dieses Gaues“ Nr. W 6–10: D X, Nr. O 48: D X, 16, 1. UÄ 6–7 19, 11 – 20, 2 Nr. W 49–50: D X, 16. UÄ Nr. W 49–50: D X, 24, 2–3 24, 2–3

Gau

6. OÄ 1. OÄ 6. OÄ? 2. UÄ

16. OÄ 16. UÄ

Thot (Osttreppe): D VII, 177, 15 – 178, 1*; 191, 13–14*; Horus (Westtreppe): D VIII, 87, 12–13*; 102, 11*. D X, 8, 6 – 24, 12, Taf. 3–14. Siehe zur Deutung Cauville, Dendara X. Commentaire, 10–13 und Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 688–692.

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III Analyse und Auswertung

Nr. O 8: D X, 9, 9– 10 –

2. OÄ

Nr. W 42–43: D X, 23, 4–5 Nr. O 46–47: D X, 16, 2–4 Nr. O 10–12: D X, 10, 2–6

13. UÄ

Nr. W 53–54: D X, 24, 10 und 12 –

19. UÄ



15. OÄ 3. OÄ



Nr. W 55–57: D X, 20. UÄ 24, 12 Nr. W 3: D X, 19, 9 6. OÄ? Nr. W 19: D X, 20, 4. UÄ 13 Nr. O 3: D X, 9, 1– 2 Nr. O 38–39: D X, 13, 12 – 14, 1 Nr. O 3: D X, 9, 1– 2 Nr. O 38–39: D X, 13, 12 – 14, 1

6. OÄ 11. OÄ 6. OÄ 11. OÄ

Nr. O 8: D X, 9, 9– 10 Nr. O 5: D X, 9, 3 Nr. W 52: D X, 24, 8 Nr. W 42–43: D X, 23, 4–5 Nr. W 34: D X, 22, 9 Nr. O 5: D X, 9, 4 Nr. O 26: D X, 11, 14 Nr. W 51: D X, 24, 5–6 –

2. OÄ





Nr. W 20: D X, 21, 2 Nr. W 21: D X, 21, 4 Nr. O 3: D X, 9, 1– 2 Nr. O 38–39: D X, 13, 12 – 14, 1 Nr. O 3: D X, 9, 1– 2 Nr. O 38–39: D X, 13, 12 – 14, 1

5. UÄ 6. UÄ

6. OÄ? 18. UÄ 13. UÄ 15. OÄ 6. OÄ 6. OÄ 17. UÄ –

6. OÄ 11. OÄ 6. OÄ 11. OÄ

Tab. 18: Zuordnung der Standarten in den Treppenhäusern zu ihren Entsprechungen in der ersten östlichen Osiriskapelle unter Angabe des jeweils zugehörigen Gaues (oberägyptisch: OÄ; unterägyptisch: UÄ; Osthälfte: O; Westhälfte: W).1050

Hier wurde versucht, den Emblemen auf den Standarten der Treppenprozessionen ikonographische Entsprechungen in der Osiriskapelle zuzuordnen, wobei auch die Gaue, zu denen Letztere gehören, angegeben sind.1051 Da die Standarten der Treppen selbst allerdings keine 1050 1051

Nach Cauville, Dendara X. Traduction, 5–12. Aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht in die Tabelle aufgenommen wurde die von Cauville, Dendara X. Commentaire, 11–13 zum Vergleich herangezogene Reihe von Standarten ohne Träger in Osiriskapelle Ost 3 (D X, 204, 7 – 205, 6 und 209, 6 – 210, 11 mit Taf. 98, 100), die ebenfalls Gauen zugeordnet sind, für die Deutung der Reihenfolge in den Treppenhäusern jedoch keine zusätzlichen Erkenntnisse liefern. Cauville, loc. cit. weist zudem auf eine vergleichbare Standartenprozession in Philae hin (Bénédite, Philae, Taf. 39 und 41), die jedoch nicht beschriftet ist, so dass auch sie nichts zur Klärung der Reihenfolge beitragen kann. Siehe zu dieser Reihe von Standarten Barguet, in: RdE 8, 1951, 14–15. Eine Sammlung von Götteremblemen findet sich zudem in der so genannten „Archivkrypta“ (West 3), wo neun Standarten über einer Monographie mit grundsätzlichen Informationen zu Dendara angebracht sind (D VI, Taf. 579, siehe für die

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Hinweise auf eine Zugehörigkeit zu bestimmten Gauen geben und einige von ihren Entsprechungen in der Osiriskapelle zweimal vorkommen, sind manche Standarten zwei verschiedenen Gauen zugewiesen. Insgesamt fällt auf, dass der Tabelle zufolge nur etwa die Hälfte aller Gaue Ägyptens durch die Standarten der Treppenhäuser repräsentiert wäre. Eine klare Zuweisung der Treppen zu Ober- oder Unterägypten liegt nicht vor, eine bestimmte Reihenfolge ist nicht auszumachen. Zudem gibt es Standarten, die keine Entsprechungen in der ersten östlichen Osiriskapelle haben, deren geographische Zugehörigkeit also fraglich ist. Auffällig ist zumindest die relativ hohe Anzahl von Zeichen, die dem sechsten oberägyptischen Gau, dem Dendara angehört, zugeordnet werden können. So wies schon Cauville darauf hin, das die einführende Standartengruppe in den beiden Hälften der Priesterprozession der Osiriskapelle dem Lokalkult von Dendara gewidmet ist, was in Anbetracht des Anbringungsortes nicht verwundert.1052 Insgesamt lässt der Befund Zweifel daran aufkommen, ob die Zuweisung zu Gauen – in Analogie zu der Prozession für Osiris auf dem Dach – bei der Gesamtkonzeption der Prozession in den Treppen wirklich eine Rolle gespielt hat. Zumindest dürfte dem kein Prinzip zugrundeliegen, das besonders für die Theologie von Dendara charakteristisch ist, denn eine Gegenüberstellung mit den Emblemen der Treppenprozessionen von Edfu (Tab. 19) zeigt, dass hier eine nahezu identische Abfolge der Standarten vorliegt: Dendara, Osttreppe W, beide Wände ↑↓ Standarte

Bezeichnung Wp-w#wt

Edfu, Westtreppe T, rechts ↓ und Osttreppe U, links ↑1053 StanBezeichdarte nung Wp-w#wt

EHwtj

EHwtj

Dendara, Westtreppe X, beide Wände ↑↓ Standarte

Bezeichnung Wpw#wt/ s#b Or BHdtj

Edfu, Westtreppe T, links ↓ und Osttreppe U, rechts ↑1054 StanBezeichdarte nung West – Ost – West



Ost – König Nfr-tm

1052 1053 1054

– Nfr-tm

König Or Hrj w#D.f

König Wp-w#wt

umgebenden Texte D VI, 155, 3 – 159, 2 sowie 162, 12 – 163, 10). Außer der Upuaut- und der ChonsStandarte sowie zwei Darstellungen der Doppelfeder, die möglicherweise mit der Tatenen-Standarte korrespondieren, gibt es jedoch keine Übereinstimmungen mit den Standartensymbolen in Tab. 17, so dass auch diese Quelle zur Interpretation der Standarten in den Treppenhäusern nichts beiträgt. So Cauville, Dendara X. Commentaire, 10. Die Richtungsangaben gehen auch hier, im Gegensatz zur Edition, vom Standpunkt eines aufsteigenden Betrachters aus: E I, 542, 4 – 544, 1 mit E IX, Taf, 37d (West) und E I, 556, 8 – 557, 14 mit E IX, Taf. 38a– c (Ost). In der Osttreppe sind die Standarten erst ab Jmj-wt erhalten. E I, 537, 17 – 539, 14 mit E IX, Taf. 37a (West) und E I, 563, 5 – 564, 18 mit E IX, Taf. 38j (Ost). Die Prozession auf der rechten Seite der Osttreppe ist nur bis einschließlich crqt erhalten. Siehe zu den Richtungsangaben die voranstehende Anmerkung.

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III Analyse und Auswertung

B#/ $nmw

B#/ $nmw

B#/ $nmw

vfnt

vfnt

Cw

K#-nsw

%nsw

Mr-wr

K#-nsw onX Mr-wr

cS#t

cS#t

v#-Tnn

PsSkf1055

jmj(w) %mnw crqt

Jmj-wt

Jmj-wt

West Or Ost OrBHdtj Or Hrj w#D.f B#/ $nmw Cw

Op

%nsw West

West Csr Ost –

Ost – rechts

½Or wp Sot t#wj¼

Op

sXm n Jnpw Jsds

jmj(w) %mnw crqt

West Cmrt/PDt Ost Csr Jdt

Cmrt/PDt

½Or wp Sot t#wj¼

Nbt/Jdt

West Jdt Ost Nbt

Nbt/Jdt

sXm n Jnpw Jsds

links Oopj

Oopj

cpdw

cpdw

Csr

West Ost

Jdt Jdt

West – Ost Jdt West Stabträger Ost –

Jdt Jdt

Tab. 19: Die Standarten der Treppenhäuser in Dendara und Edfu im Vergleich.1056

1055 1056

Siehe zur unterschiedlichen Deutung dieser Standarte in beiden Tempeln die unten stehenden Ausführungen. Die Symbole neben den Bezeichnungen versuchen, die Zeichen auf den Standarten möglichst genau wiederzugeben, für Details sind aber die jeweiligen Tafeln zu konsultieren.

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Dabei entspricht die Reihenfolge der Standarten in der Osttreppe von Dendara inklusive ihrer Bezeichnung weitestgehend den Darstellungen der rechten Wand der Westtreppe und der linken Wand der Osttreppe in Edfu. Die Abfolge der Götterembleme der Westtreppe in Dendara findet sich auf der linken Wand der West- und der rechten Wand der Osttreppe in Edfu, wenn man die beiden zusätzlichen Standarten (den Schakal und das Chons-Symbol vor dem König) beiseite lässt, zudem treten in Edfu an Stelle des Bogens auf der linken Wand der Westtreppe zwei gekreuzte Pfeile, die um vier Positionen nach vorne gerutscht sind. Grundsätzlich wird aus dem Vergleich deutlich, dass sich die Reihenfolge der Standarten in Dendara an der in Edfu orientiert, oder dass zumindest für beide eine gemeinsame Vorlage verwendet wurde. Dies beantwortet natürlich nicht die Frage nach der Reihenfolge der Embleme, zeigt aber, dass hier überregionale Prinzipien berücksichtigt wurden.1057 Ein wichtiger grundsätzlicher Referenzpunkt für Standartenprozessionen insgesamt ist das so genannte Horusgeleit, eine Gruppe von Standarten, die seit der vordynastischen Zeit belegt ist und oft in Zusammenhang mit der Machterneuerung des Königs am Sedfest zu sehen ist. Ursprünglich bestand es wohl aus einem Schakal, einem Falken und dem so genannten Chons, manchmal ergänzt durch ein Ibis- oder Min-Zeichen, dies wurde aber bald erSymbol 1058 weitert. So erwähnt Werner Kaiser in seiner Untersuchung der Hebsed-Darstellungen des Niuserre in Abusir, dass Standarten bereits zu dieser Zeit auch eine Kuh, Pfeile, einen Bogen, das Imiut und auch das Seschat-Symbol tragen konnten.1059 Ein Widderstab ist aus den SedfestDarstellungen in Bubastis bekannt, wenngleich es sich hier um mehrere liegende Tiere handelt1060 Auch die Standarten der „Urstiere“ Mnevis und Apis sieht Dieter Kessler im Zusammenhang mit der Legitimation königlicher Macht.1061 Im Tempel Sethos’ I. in Abydos findet man an weiteren hier relevanten Symbolen auch einen Skorpion und die Doppelfeder, wobei Paul Barguet für Letzteres die Lesung nXn und eine Verbindung mit dem 3. oberägyptischen Gau annimmt.1062 Auch für manche Standarten im Umfeld des Sedfestes sind also geographische Zusammenhänge zu vermuten, eine klare Systematik ist m. W. aber nicht belässt sich besonders kannt.1063 Anhand der Deutung der erwähnten Doppelfeder-Standarte gut beobachten, wie ein Emblem in verschiedenen Kontexten eine unterschiedliche Bedeutung annehmen kann. In den Treppenprozessionen in Edfu, in denen dieses auch vorkommt (siehe Tab. 19), ist es eindeutig PsS-kf zu lesen,1064 wobei über die Ähnlichkeit des Gauzeichens mit

1057 1058

1059 1060 1061 1062 1063 1064

Maurice Alliot geht in seiner Untersuchung der Treppen von Edfu nicht näher darauf ein, sondern stellt nur recht allgemein fest, dass es sich um „tantôt des symboles des grandes divnités elles-mêmes, tantôt des formes divines de second plan“ handele (Culte d’Horus, 391). Siehe grundsätzlich zum Horusgeleit von Beckerath, in: LÄ III, 51–52, s.v. „Horusgeleit“; Kees, Opfertanz, 176–177; Barguet, in: RdE 8, 1951, 9–19; Kaiser, in: ZÄS 84, 1969, 119–132; Frankfort, Kingship and the Gods, 91–93; Helck, Thinitenzeit, 52–60; Morenz, in: SAK 30, 2002, 277–283; zum Sedfest grundsätzlich Hornung/Staehelin, Studien zum Sedfest und dies., Neue Studien zum Sedfest. Siehe Kaiser, in: ZÄS 84, 1969, 125–128. Siehe Kessler, in: Fs Kákosy, 343–353. So Kessler, in: Fitzenreiter (Hg.), Tierkulte, 34; ders., in: Görg/Hölbl, Ägypten und der östliche Mittelmeerraum, 181; ders., Die heiligen Tiere, 8. Siehe Barguet, in: RdE 8, 1951 14–15 und zum Auftreten der Doppelfeder in diesem Kontext auch Kaiser, in: ZÄS 84, 1969, 129. Barguet wie Kaiser weisen hier bereits auf den möglichen Zusammenhang mit den Darstellungen aus den Tempeln griechisch-römischer Zeit hin. So auch Frankfort, Kingship and the Gods, 93. E I, 543, 5.

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III Analyse und Auswertung

diesem Gerät und gleichzeitig mit den beiden Unterkiefern des Osiris ein Bezug zu Hierakonpolis hergestellt werden kann.1065 Dies erklärt auch die Zuordnung dieser Standarte in der ersten östlichen Osiriskapelle zum 3. oberägyptischen Gau (siehe Tab. 18). In den Treppenhäusern in Dendara aber scheint eine andere Interpretation vorzuliegen: Zwar wird hier stets1066 der Name der Standarte nur ideographisch geschrieben, einmal wird in der Bezeichnung des zugehörigen Priesters jedoch ein Hinweis auf die Lesung des Zeichens gegeben. Sie lautet „Diener der Göttin, der Gebieterin der Göttinnen, die erhabener ist in ihrer Gestalt als alle Götter, der in Jubel zu dem schönen Kiosk eilt.“1067 Zwar wird das Wort Tn „erhaben“ in dem Epitheton Tnt m jrw.s r nTrw auch hier nur mit dem Zeichen geschrieben, die Lesung 1068 dieses Beinamens der Hathor ist aber durch andere Stellen abgesichert, so dass hieran kein Zweifel bestehen kann. Es liegt nahe, dass das Epitheton ein Spiel mit dem Zeichen auf der Standarte ist, das somit hier als Repräsentation des v#-Tnn zu verstehen wäre.1069 Möglicherweise wurde die Deutung des Götteremblems hier an den kultischen Kontext angepasst, denn auch an mehreren anderen Stellen in den Texten der Treppen und des Kiosks ist von einem Beitrag des v#-Tnn zum Gelingen des Neujahrsfestes die Rede.1070 Grundsätzlich ist festzustellen, dass sich für viele der Standarten in den Treppenhäusern im Tempel von Dendara schon sehr frühe Entsprechungen in Sedfest-Darstellungen feststellen lassen (Tab. 20). Eng mit diesen Szenen zur Erneuerung der Königsherrschaft verbunden ist auch das Ritual zur Gründung des Tempels.1071 Zu den daran beteiligten Gottheiten gehören unter anderem Seschat, Thot, Chnum, Tatenen, Schu, Tefnut sowie Neith und Selket, die mehr oder weniger eindeutig auf den Standarten der Treppenprozessionen repräsentiert sind.1072

1065 1066 1067 1068 1069 1070

1071 1072

Dazu ausführlich Leitz, Gaumonographien in Edfu, 32. Bei den beiden Unterkieferhälften handelt es sich um die Reliquie dieses Gaues. D VII, 180, 4*; 192, 16*; ebenso in der Prozessionsbeschreibung D VII, 176, 1*. D VII, 180, 4–5*. LGG VII, 472b. Dagegen LGG III, 117a und Corthals, in: Amenta et al. (Hgg.), L’Acqua nell’Antico Egitto, 214, wo aufgrund der Stelle in Edfu stets PsS-kf gelesen wird. D VII, 204, 7*; D VIII, 5, 18*; 28, 14*; 62, 2*; 106, 5*; 108, 1*; 112, 14*; 116, 4*; in der Verbindung Ptah-Tatenen in D VIII, 18, 4*; 66, 15*. Zudem wird der König wird in Raum V als Abbild des Tatenen bezeichnet (D VII, 156, 9–10*). Auch ein Zusammenhang mit der Achtheit, die den Texten an der Nordtür des Kiosks in ihrer Verbindung zu Tatenen beschrieben wird, ist möglich, siehe dazu III 3.8.1, zur Darreichung des Spiegels durch diese Gottheit an der Osttür III 4.2.2. Siehe zum Gründungsritual allgemein zuletzt Cauville/Ali, Le temple égyptien, 16–25 und Gamelin, in: Beinlich (Hg.), 9. Tempeltagung, 43–56; Überblicke z. B. bei Letellier, in: LÄ II, 913–914, s.v. „Gründungszeremonien“ und Bastin, in: Fs Derchain, 9–24. Den Zusammenhang mit dem Gründungsritual vermutete schon Corthals, in: Amenta et al. (Hgg.), L’Acqua nell’Antico Egitto, 213–214, 218. Siehe zu den erwähnten Göttern als Teilnehmer der Handlungen Bastin, in: Fs Derchain, 12–17; El-Adly, Gründungs- und Weiheritual, 268–273; Budde, Seschat, 149–150, 153– 155, 173–174, 184, 186, 191–199; vgl. auch ebd., 65 zu den Standarten der Seschat in den Treppen von Dendara und Edfu. Nicht sicher sind die Bezüge auf Neith und Chnum in den Treppentexten: die Pfeile werden lediglich mit Csr bezeichnet, von Neith ist nicht die Rede. Die Lesung des Widders als $nmw ist möglich (so auch Alliot, Culte d’Horus, 391), aber auch B# ergäbe Sinn, zumal im Rahmen der möglichen Zuordnung zum 16. unterägyptischen Gau (siehe oben, Tab. 18).

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Osttreppe W Wp-w#wt EHwtj Nfr-tm B#/$nmw

vfnt

K#-nsw Mr-wr cS#t v#-Tnn

Jmj-wt

Mutmaßliche Verbindung Horusgeleit/Sedfest Horusgeleit/Sedfest Gründungsritual ? Horusgeleit/Sedfest Gründungsritual? Palast-Ritualszene Horusgeleit/Sedfest Gründungsritual Legitimation des Königs Legitimation des Königs Horusgeleit/Sedfest Horusgeleit/Sedfest Gründungsritual

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Mutmaßliche Verbindung Horusgeleit/Sedfest

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Horusgeleit/Sedfest

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Horusgeleit/Sedfest Gründungsritual Palast-Ritualszene Horusgeleit/Sedfest

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Horusgeleit/Sedfest

Jdt/Nbt

Horusgeleit/Sedfest

Tab. 20: Mutmaßliche Bezugspunkte der Standarten in den Treppenhäusern von Dendara.

Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang das Auftreten von Standarten in bestimmten Ritualszenen im Tempel, die das Erscheinen im bzw. das Verlassen des Palastes durch den König zeigen. Sie sind vor allem, aber nicht ausschließlich im Rahmen des Gründungsrituals zu verorten.1073 Bei den Standarten, die hier auftreten, handelt es sich meist um die seit der 1073

Siehe dazu zuletzt Elgawady, Schranken, 17–18 mit weiterführender Literatur.

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III Analyse und Auswertung

Frühzeit im Zusammenhang des Sedfestes (siehe oben) belegte Kombination von Upuaut-, Ibis-, Falken- und Chonssymbol, die manchmal auch nur teilweise vorhanden ist.1074 Es finden sich gelegentlich aber auch hier Pfeile1075 und Bogen1076 sowie Widder1077 und Doppelfeder1078. Wie Mélanie Flossmann-Schütze betont, ist den Standartengruppen in den erwähnten Kontexten der Bezug zu einer Erneuerungshandlung, sei es des Gottes oder des Königs, gemein.1079 Da beides am Neujahrsfest eine wichtige Rolle spielt, ist es nicht verwunderlich, dass sich das Repertoire der Standarten für diesen Tag aus den erwähnten Kontexten speist (Tab. 20). Zwar sprechen sowohl die Beschreibungen der Gruppe insgesamt (siehe oben) sowie die Reden der Priester (siehe unten) vorwiegend davon, dass die Standarten im Dienste Hathors stehen, die Präsenz von Symbolen, die mit dem König in direktem Zusammenhang stehen (Horusfalke mit Doppelkrone, Ka des Königs) lassen aber darauf schließen, dass sie auch mit der in III 3.4 besprochenen Erneuerung der weltlichen Herrschermacht zu verbinden sind.1080 Obwohl also zu vermuten ist, dass die Standartengruppe in den Treppenhäusern grundsätzlich in der Tradition der erwähnten Sedfest- und Gründungsdarstellungen steht, bleiben die genauen Gründe für die Präsenz einiger Standarten im Dunkeln (Tab. 20), zudem ist nicht ganz klar, inwieweit die Zuordnung zu geographischen Einheiten (Tab. 18) eine Rolle spielte. Möglicherweise stellen die Gruppen von Standarten in den Treppen von Dendara und ihren Entsprechungen in Edfu eine Verschmelzung von Emblemen mehrerer Kontexte dar, die aus unterschiedlichen Gründen für den Schutz der Hauptgottheit am Neujahrsfest besonders geeignet schienen. Wie oben bereits erwähnt, stehen in den Beischriften1081 zu den Standartenträgern, die sich aus der Bezeichnung des jeweiligen Priesters und seiner Rede zusammensetzen, der sichere Transport der Göttin und das daraus resultierende Gelingen des Vereinigungsrituals im Vordergrund. In den Worten der Priester wird Hathor oft direkt angesprochen, sei es im Imperativ wie beispielsweise in D VII, 179, 11–12* („Schreite aus zum Dach deines Hauses, indem deine Neunheit versammelt ist an deinen beiden Seiten. Steige deine Treppe hinauf in 1074 1075 1076 1077 1078 1079 1080

1081

So Beinlich, Handbuch der Szenentitel, 378–381. Siehe z. B. E IX, Taf. 40d und e; Taf. 58 und 59; Taf. 62 und 64; Taf. 84 und 88–90; Taf. 113 und 117; Taf. 151; E Mammisi, Taf. 20–21; Taf. 25; Taf. 49; Philä I, Abb. 96 (zwischen S. 162 und 163); Bénédite, Philae, Taf. 1; D IX, Taf, 829. Philä II, 224; KO 880. Philä II, 224; KO 465; KO 880. So in Esna II, Nr. 74; Tôd I, 8 und 24. So in Esna II, Nr. 74. Siehe Flossmann-Schütze, in: Fs Kessler, 155. Vgl. zur Verknüpfung der Embleme mit dem Namen des Königs Barguet, in: RdE 8, 1951, 9–19. Für diesen Zusammenhang spricht auch eine Passage im Brooklyner Papyrus 47.218.50, der im Zuge der Riten zur Erneuerung der Macht des Königs auch ein Opfer für eine Reihe von Standarten durchführt (XI, 27 – XIII, 10): Goyon, Confirmation du pouvoir royal I, 67–68 und II, Taf. 9–10). Es finden sich Überschneidungen dieser Liste mit der Prozession der Embleme in den Treppenhäusern von Dendara, dies sind jedoch generell häufiger auf Standarten belegte Gottheiten/Insignien: Horus (XII, 5; XIII, 4), ein Bogen (XII, 7, hier allerdings jwnt genannt), Anubis (XII, 8), Thot (XII, 12), Upuaut (XII, 18–19), Seschat (XIII, 8), Chons (XIII, 9). Vgl. dazu Tab. 17. Allerdings handelt es sich bei der besagten Passage des pBrooklyn nach Joachim Friedrich Quack um einen Abschnitt des Textes, der nicht explizit dem Neujahr zuzuweisen ist. Näheres dazu wird seine Neuedition bringen. D VII, 177, 7 – 178, 11* und 178, 15 – 181, 5*; D VII, 191, 10–14* und 192, 1 – 193, 16*; D VIII, 87, 6– 13* und 88, 4 – 90, 13*; 102, 2–11* und 103, 3 – 104, 8*; der Übersichtlichkeit halber sind die Bezeichnungen der Priester und ihre Reden in dieser Auflistung nicht von den Namen der Embleme getrennt, die verschiedenen Textbestandteile können anhand der grau unterlegten Gliederungsspalte in der Übersetzung (II) jedoch einfach voneinander unterschieden werden.

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3 Personal

Angenehm an Leben und du erblickst deinen Vater am Tag des Neujahrsfestes“), sei es in der Wunschform wie in D VII, 192, 5* („Dein Weg sei wohlbehalten, dein Platz sei heil, du mögest dein Gemach in Jubel betreten“). Aber die Träger beschreiben auch ihre eigenen Handlungen für die Göttin, z. B. in D VII, 179, 3–4*: „(Ich) gehe im Fest zum Tempeldach. Ich habe den männlichen und den weiblichen Widersacher auf ihrem Weg niedergeworfen.“ Dabei ist das Suffix der 1. Person Plural nur selten ausgeschrieben, so dass man oft aus dem Kontext erschließen muss, ob es sich um eine direkte Ansprache der Göttin oder um eine Beschreibung der eigenen Tätigkeit handelt.1082 Eindeutige Fälle existieren sowohl für die Anrufung1083 als auch für das sDm.f1084, eine grammatikalische Einheitlichkeit ist den Priesterreden also nicht zu attestieren. Die Standartenträger werden in den Texten als „Träger“ bzw. „die die Standarten hochheben“ (rmnw, tw#w bqnqnw), „Gottesdiener“ (Hmw-nTr), „Gottesväter“ (jtjw-nTr) oder als „Gottesdiener des Re, des Vorstehers von Behedet“ (Hmw-nTr nw Ro Xntj BHdt) bezeichnet.1085 Wie Tab. 21 zeigt, gibt es kaum zwei Standarten, die von Priestern mit identischer Titulatur getragen werden, auch innerhalb einer Treppe korrespondieren die Bezeichnungen der Träger für ein und dieselbe Standarte nicht. So wird zwar die Nefertum-Standarte auf der rechten Wand der Osttreppe wie die Ba-Standarte auf der linken Wand der Westtreppe von einem sHtp Hmt.s n nbwt nbt Jwnt getragen und die Ba-Standarte auf der linken Wand der Ostteppe wird wie das Abbild des Anubis auf der rechten Wand der Westtreppe von einem JHy n nbwt nbt Jwnt transportiert. Solche Übereinstimmungen bleiben jedoch die Ausnahme und scheinen keinem klar erkennbaren System zu folgen. Osttreppe W Standarte Standartenträger (Personifiziertes onX) (Personifiziertes w#s)

Standarte

Westtreppe X Standartenträger (Personifiziertes onX) (Personifiziertes w#s)

König mit dem „Stab dieses Gaues“ links: – links: twr n v#yt rechts: sm# jrw n cm#-t#wj […] rechts: sHtp Hmt.s n nbwt nbt Jwnt links: sHtp Hmt.s n nbwt nbt links: JHy n nbwt nbt Jwnt Jwnt rechts: JHy n Hwnt m v#-rr rechts: Hwn Hm-nTr n Cmow sXot-b#w.s 1082 1083 1084 1085

Siehe zu diesem Problem auch die Einleitung zu Abschnitt II (Übersetzung). Z. B. D VII, 179, 11*; 192, 7*; 192, 15*; 193, 5*; 193, 8*; 193, 13*; D VIII, 89, 2*; 89, 8*; hier ist der Imperativ stets durch r.T verstärkt, was die Adressatin deutlich macht. Z. B. D VII, 180, 14*; 181, 4*; 192, 11*; D VIII, 90, 5*; hier ist das Suffix der 1. Person Singular durch einen Strich ausgeschrieben. Auch Pefektformen der 1. Person Singular (D VII, 181, 2*; D VIII, 89, 11*) kommen vor. (Standarten)Träger: D VIII, 90, 11* und 90, 12*, wobei der Kontext darauf hindeutet, dass hier rmnw ausnahmsweise nicht die Naosträger (siehe III 3.7), sondern die Standarten tragenden Priester meint; Gottesdiener und Gottesväter: D VII, 175, 12*; Gottesdiener des Re: D VIII, 100, 8*. Siehe zu den Bezeichnungen der Standartenträger in Dendara auch Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 699.

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III Analyse und Auswertung

links: JHy n Jpt-Hmt.s rechts: Hm-nTr n v#-Smow n Hnwt m Owt-nhm links: Hwn n Hnwt rechts: sm# jrw n Hrjt-tp m OwtNwt links: Hm-nTr n v#-Smow rechts: sDf# t#wj n cpdt m ct-nfrt links: sm# jrw mr.s b#w.s rechts: nb wn n wbnt m nbwt links: Hm n nTrt n Hnwt nTrw rechts: sHtp Hmt.s n nbwt-nTrw links: nb wn n nbt Dr rechts: Hm n cm#-t#wj n #Xtjt m Owt-ob links: twr n nbt Jwnt rechts: sm# t#wj n sDtjt m Owtmnjt links: Hm-nTr n Or Xntj Owtcm#-t#wj rechts: Hm n nTrt n jtyt m OwtsSSt links: Hm cm#-t#wj Xnt Owtcm#-t#wj rechts: Hm-nTr n v#-Smow n Hnwt m Owt-wtT links: JHy tw# nbt xr H#t nbwt rechts: sDf# t#wj n sDtjt m ct-nfrt links: Hm nTrt n jrt Ro rechts: sHtp Hmt.s n nbwt nbt Jwnt

links: Hwn Hm-nTr n v#-Smow rechts: Hwn dj-o [Sm?]s nbwt gm-[b#w.s] links: sm# jrw.s sxs r-Xnt ctnfrt rechts: Hm cm#-t#wj twr.tw m Dt.f links: Hwn nmt r ct-Ro rechts: Hm-nTr n Cmow n jrt Ro links: nb wn Sm xr H#t Spst m Jwnt rechts: sm# jrw jr jrw n wrt links: Hm nTrt Hp r H#yt nt jrt Ro rechts: JHy cXmt dj Sfyt n nbt links: [Hm-nTr n Or o#?...] rechts: Hm-nTr n Or o# Sms wbnt m nbwt links: sm# jrw swr snD n wrt rechts: JHy n nbwt nbt Jwnt links: H[wn? …s]q# qf# n jrt Ro rechts: sDf# t#wj dj snD n cXmt links: wr oH# so# b#w n b#.T rechts: Hm cm#-t#wj rdj nrw n wsrt links: JHy n jrt Ro Dsr w#t nt #Xt rechts: Hm-nTr b#q.tw m Dt.f links: Hm n nTrt Hoo.tw m jrw.f rechts: Hwn [n jrt?] Ro dj-o xrH#t.s

Tab. 21: Die Standarten der Treppenhäuser und die ihnen zugeordneten Träger.

Immerhin lassen sich zehn Arten von Priestern ausmachen, der sämtliche Standartenträgern zuzuordnen sind: twr (2x), sHtp Hmt.s (4x), JHy (7x), Hm-nTr (10x), Hwn (6x), sm# jrw (6x), sDf# t#wj (3x), nb wn (3x), Hm + Götterbezeichnung im Genitiv (9x), wr oH# (1x). Durch die Erweiterung der Bezeichnungen, die meist auf Hathor, seltener auf Harsomtus bezogen ist, werden diese jedoch funktional voneinander unterschieden. Für viele dieser Titel (JHy, sm# jrw, sHtp Hmt.s, Hwn, Hm n cm#-t#wj, sDf# t#wj) ist ein besonderer Bezug zu Dendara belegt,1086 aber auch 1086

Siehe Cauville, in: RdE 43, 1992, 195–202; dies, in: RdE 59, 2008, 38–39; 43, 56–57, 59, 66–67, 77–78; Preys, Les complexes, 5–11; Klotz, Rez. in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 760– 761; Leitz, Gaumonographien in Edfu, 61. Siehe zur Rolle des sHtp Hmt.s am Neujahrstag auch Cauville,

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die allgemeineren Priesterbezeichnungen werden durch ihre Erweiterung eindeutig diesem kultischen Kontext zugewiesen. Die Auswahl der Standartenträger scheint also nichts mit den zu transportierenden Objekten zu tun zu haben, sondern betont einmal mehr, dass die Neujahrsprozession in all ihren Bestandteilen gänzlich im Dienste der Hathor steht, durch deren Wohlergehen und Sicherheit an diesem Tag der Wiederbeginn des Jahreskreislaufs garantiert wird. Abschließend sei eine Bemerkung zum Realitätsgehalt der in diesem Kapitel besprochenen Darstellungen angebracht. Wie die von Mélanie Flossmann-Schütze untersuchten erhaltenen Objekte1087 zeigen, waren Standarten mit Götteremblemen tatsächlich Bestandteil bestimmter Kulthandlungen. Es ist also durchaus denkbar, dass Entsprechungen zu den in den Treppenhäusern gezeigten Gegenständen dieser Art am Neujahrstag auf das Dach getragen wurden. Wie aber aus Tab. 17 und 21 hervorgeht, unterscheidet sich die Standartengruppe in der Osttreppe deutlich von der in der Westtreppe, zudem variieren die Bezeichnungen der Träger von Standarte zu Standarte, selbst wenn das Emblem identisch ist. All dies deutet auf einen gewissen Grad an Abstraktion hin, so dass über die genaue Reihenfolge, in der die Göttersymbole auf das Dach gelangten, sowie über die Identität und Anzahl der tatsächlich am Festgeschehen beteiligten Träger keine Aussage getroffen werden kann. 3.6 Vorlesepriester und Gabenträger Den Prozessionsabschnitt hinter den Standarten und dem König führt der oberste Vorlesepriester (xrj-Hbt Hrj-tp) an, der wie die oben besprochenen Träger der Götterembleme in ein unter der Brust geschnürtes Gewand gehüllt ist.1088 Dazu er trägt eine Kappe, eine Stola und Sandalen. Charakteristisch für ihn ist, dass er eine am oberen Ende runde, unten aber abgeflachte Tafel in beiden Händen vor sich hält, von der er offenbar Texte rezitiert.1089 Gemäß der traditionellen Rolle des Vorlesepriesters1090 sehen auch die Beischriften1091 der Figur sowie einige andere Stellen in den Treppeninschriften seine Hauptaufgabe in der Rezitation von schönen Sprüchen (njs/Sd r#w nfrw)1092 und Lobpreis (Hknw)1093 sowie im „Eintreten in den

1087 1088 1089 1090 1091 1092 1093

Pronaos, 118. Der Priester „Herr des Lichts“ (nb wn) ist nach Yoyotte, in: BIFAO 54, 1954, 83–115 dem heliopolitanischen Kontext zuzuweisen, so dass sein Vorkommen in Dendara vielleicht aus der engen Beziehung zwischen den beiden Lokaltheologien resultiert (ebd., 101). Siehe die von Flossmann-Schütze, in: Fs Kessler, 145–170 und in: Thots 3, 2014 16–23 besprochenen Bildbeispiele. Siehe dazu III 3.5; zur Unterteilung des Defilees oben, III 2.1.1. D VII, Taf. 669, 684; D VIII, Taf. 752, 779. Siehe dazu zuletzt die Monographie Forshaw, The Role of the Lector und Theis, Magie und Raum, 47–49. D VII, 181, 6–7*; 194, 1–3*; D VIII, 91, 3–4*; 108, 10–12*. Siehe zur Charakteristik des Vorlesepriesters an dieser Stelle auch Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 700. D VII, 181, 6*; D VIII, 100, 14*. D VII, 144, 10*; 169, 8*; D VIII, 81, 9*; 115, 2–3*.

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Plan“ (oq m sH), wodurch ausgedrückt wird, dass der Priester in die Geheimnisse des Ritualablaufs eingewiesen ist.1094 Aber der xrj-Hbt ist auch „Schreiber des Gottesbuches“ (sS mD#t nTr)1095 und hat generell die leitende Funktion bei der Ausführung der Kulthandlungen1096 inne. Die Schriftrolle als Textträger, mit der dieser Priester schon durch seinen Titel verbunden ist, wird manchmal explizit erwähnt, so ist in D VII, 176, 5* und in D VII, 194, 1–2* und vom Rezitieren der Festrollen (Sd Hbwt) die Rede. Andere Texte hingegen nehmen Bezug auf die Tafel (on), die in den Darstellungen in den Händen des xrj-Hbt zu sehen ist.1097 Dass diese aus Gold und Silber besteht und mit Sprüchen für den Auszug der Gottheit (r#w nw prt r-H#)1098 versehen ist, bezeugt D VIII, 84, 2–4*, und hier wird sogar ein kleiner Textauszug gegeben, wobei es sich der Beginn des zu rezitierenden Textes handeln könnte: „Oh Träger, die ihr die prächtige Mächtige tragt, Gottesdiener der Hathor, der Großen, Gottesdiener von Oberägypten, die ihr euch im Tempel von J#t-djt befindet […], die ihr die Herrin des Himmels an ihrem schönen Fest Neujahrsfest tragt!“. Auf diese Passage wird in den Treppentexten noch häufiger Bezug genommen, und zwar in den Beischriften der Naosträger, die hier angesprochen sind.1099 Aber die Rezitationen des Vorlesepriesters begleiten nicht nur den Auszug und Aufstieg der Göttin, sondern auch die Opferhandlungen, wie die Nennung der „Sprüche des Gottesopfers“ (r#w nw Xt-nTr, D VIII, 85, 14–15*) bezeugt, die sich ebenfalls auf der Schreibtafel befinden sollen.1100

1094

D VII, 194, 3*; D VIII, 108, 11*. Siehe zur Übersetzung des Ausdrucks Waitkus, Krypten, 110, Anm. 18 und Cauville, Dendara V–VI. Index, 436; vgl. auch ALex 78.3701 und Wb III, 466, 6, wo die genaue Bedeutung allerdings nicht erläutert wird. Vgl. aber den Ausdruck oq m sx#w/sSw (Wb III, 230, 14), den TLA mit „die Schriften studieren“ wiedergibt. Weitere Belege für oq m sH: D V, 5, 6 und 39, 11; 122, 7–8; 126, 4; D VII, 25, 4; auf den xrj-Hbt bezogene Stellen finden sich in D XIV, 3, 10 und D XV, 182, 6. Letzteres ist interessanterweise eine Anrufung an eine Priestergruppe, deren Beginn mit dem in der Treppeninschrift vom Vorlesepriester rezitierten Text übereinstimmt (siehe zu solchen Anrufungen generell den Überblick bei Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 37–38). Ein Beleg außerhalb von Dendara findet sich auf einer Stele aus der Gegend um Achmim, die diese Formulierung ebenfalls verwendet: Scharff, in: ZÄS 62, 1927, 104–105, in Neubearbeitung durch Christian Leitz, der mir freundlicherweise Einsicht in sein Manuskript gewährte. Er wies mich auch auf eine noch unpublizierte Stelle in Athribis hin (J 5, 8, Zeile 2), aus der deutlich wird, dass es sich bei oq m sH um den Titel einer Ritualhandschrift handelt, die rezitiert wird. Zudem ist das Wort sH zusätzlich mit einer Gebäude-Determinierung versehen, weswegen hier die Übersetzung „(Schrift mit dem Namen) Eintreten in die Kapelle“ näher liegt. In den Belegen der oben stehenden Auflistung herrschen jedoch die Determinative mit

1095 1096 1097 1098

1099 1100

,

und

vor, ein weiterer Fall

ist mir nicht bekannt. Möchte man auch hier stets „Eintreten in die Kapelle“ übersetzen, muss man

in der auf den Bereich von Schrift und Sprache hindeutenden Determinierung eine Art Anspielung auf den erwähnten Ritualtitel sehen. D VII, 181, 6*; 194, 1*; D VIII, 91, 3*; 108, 10*. sSm Xns: D VII, 194, 2*; D VIII, 91, 3*. D VII, 204, 4*; D VIII, 84, 2*; 85, 14*. Siehe dazu Schott, Bücher und Bibliotheken, 35–38 (59). Siehe dazu Schott, Bücher und Bibliotheken, 272 (1228), der auf E V, 30, 2 hinweist, wo diese Sprüche ebenfalls im Zusammenhang mit dem Vorlesepriester genannt werden. Demnach handelt es sich nicht um eine für Dendara spezifische Spruchsammlung, wenngleich sie vermutlich an den theologischen Kontext angepasst wurde. Siehe dazu auch unten, III 6.5. D VII, 186, 7–8*; 199, 14–15*; D VIII, 117, 3*; siehe dazu auch III 3.7, 6.1 und 6.5. Schott, Bücher und Bibliotheken, 296 (1371) zufolge ist dieser Titel am Anfang verschiedener Rituale belegt, so dass ohne nähere Spezifikation nicht gesagt werden kann, um was es sich hier genau handelt. Nahe liegt ein Bezug zum täglichen Kultbildritual, das ebenfalls durch r#w nw Xt-nTr eingeleitet wird (Moret, Le rituel du culte divin journalier, 7) und das auch in anderer Hinsicht Verbindungen zu den Neujahrstexten

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In der Deckeninschrift der Osttreppe wird der xrj-Hbt zudem als der, „in dessen Hand die Schreibtafel ist, die beschrieben ist mit den Sprüchen des Eintretens in ihr Haus“ charakterisiert (D VII, 204, 3*). Diese Spruchsammlung wird in D VIII, 91, 4* nochmals genannt, wo auf die „verborgenen Sprüchen des Eintretens in den Palast der Prächtigen“ (r#w St#w nw oq oH Spst)1101 referiert wird. Passenderweise ist die Erwähnung dieses Ritualtextes dem Vorlesepriester in der absteigenden Prozession zugeordnet. So werden mit Auszug, Opfer und Rückkehr drei wichtige Stationen des Festes, die den zentralen Augenblick einrahmen, vom Vorlesepriester begleitet. Darüber, ob er auch die Vereinigung mit der Sonnenscheibe durch eine Textrezitation begleitete, schweigen die Texte in Dendara. Die Inschrift neben dem Vorlesepriester in der Osttreppe von Edfu, die seine Beteiligung am zentralen Festakt bezeugt und zudem Unheil abwehrende Sprüche in diesem Zusammenhang nennt, macht dies jedoch wahrscheinlich.1102 In der Rede, die dem xrj-Hbt in Dendara in drei von vier Fällen beigegeben ist, wird Hathor als Adressatin all der genannten Rezitationen hervorgehoben. Sie dienen der Anbetung (dw#) und dem Lobpreis (sw#S) der Göttin,1103 schirmen ihren Weg ab (Dsr w#t.s)1104 und vergrößern ihr Ansehen (so# Sfyt nt nbwt)1105. Einmal werden auch die „Feste des Jahresbeginns“1106 genannt, was den beschriebenen Einsatz des Vorlesepriesters innerhalb des Kultkalenders klar verortet. Hinter dem einführenden xrj-Hbt beginnt die Reihe der Gabenträger, in der sich so genannte Ressortgötter1107 mit Priestern abwechseln.1108 Die Abfolge der insgesamt 20 Opferträger ist dabei in allen vier Treppenprozessionen – von geringen Unterschieden in Bezug auf die Beinamen der Götter und die theologische Zuordnung der Priester abgesehen – so gut wie identisch (siehe Taf. 15 und Tab. 22 unten): zu Beginn stehen stets Schesemu (als Salbengott) und Tait, auf die vier durchnumerierte Hm-nTr-Priester folgen. Dahinter folgen Menket, der Aufwärter des Re, Hesat, der Schlächter (MnH), erneut Schesemu (als Schlachtgott), eine Feldgöttin sowie Apis und Mnevis. Daran schließen sich drei weitere Priester an, von denen der erste unterschiedliche Bezeichnungen trägt (sHtp Hmt.s, Hrj sSt# oder JHy), während die Namen des zweiten und dritten Priesters konstant bleiben (H#tj-o jmj-Xt und H#tj-o wr). Den Abschluss der Gruppe von Gabenträgern bilden zwei Formen des Hapi sowie eine Feldgöttin, wobei Letztere entweder an letzter (Treppe W) oder an vorletzter Stelle (Treppe X) stehen kann.1109

1101 1102 1103 1104 1105 1106 1107 1108 1109

in Dendara aufweist. Siehe zum Spruchtitel auch III 6.5, zu den Verbindungen zum täglichen Ritual zusammenfassend die Synthese (Abschnitt IV). Vgl. Schott, Bücher und Bibliotheken, 272 (1223), der neben der Stelle aus Dendara auch E I, 536, 9–10 nennt. Hier werden die r#w nw oq r oH ebenfalls vom Vorlesepriester im Neujahrskontext rezitiert. Siehe dazu auch unten, III 6.5. E I, 567, 18 – 568, 8, dazu Alliot, Culte d’Horus, 412. Siehe zur Frage nach den Texten, die während des Vereinigungsrituals rezitiert wurden, III 6.5, zu den Inschriftenzeilen unter dem Fenster (E I, 568, 1–8) I 2 Anm. 27. D VII, 181, 7*. D VII, 194, 3*. D VIII, 108, 12*. D VIII, 108, 12*. Siehe zu diesem Begriff Rickert, Gottheit und Gabe, 13. D VII, 181, 9 – 185, 11* mit Taf. 669–674; 194, 4 – 199, 3* mit Taf. 684–688; D VIII, 91, 5 – 95, 11* mit Taf. 779–790; 108, 13 – 110, 8*, 111, 4 – 112, 6*; 114, 1–13* und 116, 10* mit Taf. 752–768. Beschreibungen dieses Prozessionsabschnitts und seiner Struktur finden sich bei Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 99; Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 700–701; Rickert, in: dies./Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 344–345.

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III Analyse und Auswertung

Die Darstellungen zeigen die Ressortgötter größtenteils anthropomorph, nur vier Gottheiten (Schesemu, Hesat, Apis und Mnevis) werden stets mit Löwen- bzw. Rinderkopf gezeigt. Die männlichen Ressortgötter sind – mit Ausnahme von Hapi, der wie üblich als fecundity figure1110 auftritt – mit einen kurzen Schurz mit Stierschwanz und einer dreiteiligen Perücke versehen, die weiblichen Gottheiten tragen ein knöchellanges Kleid und ebenfalls eine dreigeteilte Perücke. Sowohl männliche als auch weibliche Gottheiten sind barfuß. Die Gruppen von Priestern, die sich in die Reihe der Ressortgötter einfügen, sind ikonographisch deutlich von diesen unterschieden und in die oben in III 3.5 beschriebenen, unter der Brust geschnürten Gewänder gehüllt. Sie tragen auch hier eine Kappe, um den Nacken ist eine Stola gelegt und sie sind mit Sandalen beschuht. Alle Mitglieder der Gruppe zeichnen sich dadurch aus, dass sie Opfergaben, die aus dem jeweils von ihnen vertretenen Ressort (siehe unten) stammen, in beiden Händen halten bzw. auf einem Tablett vor sich her tragen. Dies rückt den Abschnitt der Prozession funktional wie formal in die Nähe der so genannten ökonomischen Soubassementprozessionen, die in den ägyptischen Tempeln der griechisch-römischen Zeit häufig belegt sind.1111 Die Dekoration von Treppenhäusern mit Gabenträgern, die mit der materiellen Versorgung des Tempels in Zusammenhang stehen, geht in Grundzügen zumindest auf die 19. Dynastie zurück. Eine damit korrespondierende Passage findet sich auch in dem von Joachim Friedrich Quack derzeit bearbeiteten Papyrus Tanis 118, der ein Handbuch der Tempelausschmückung darstellt und auf eine Normierung bestimmter Dekorationselemente schließen lässt.1112 Dementsprechend weisen die Treppenhäuser im römerzeitlichen Mammisi von Dendara sowie im Horustempel von Edfu ebenfalls Gabenträgerprozessionen auf, die mit dem Defilee in Dendara vergleichbar sind. Wie Tab. 21 veranschaulicht, sind Auswahl, Anzahl und Reihenfolge der Gabenträger aber so unterschiedlich, dass daraus keine Schlüsse auf ein gemeinsames Konzept gezogen werden können, das den verschiedenen Prozessionsabschnitten zugrunde liegt. Auch die Stelle, an der sich den Ressortgöttern Priester anschließen, ist höchst verschieden: im Hathortempel werden diese an zwei Stellen dazwischengeschoben, im Mammisi 1113 und in Edfu werden sie hintenangestellt. Auffällig ist aber, dass jeweils genau vier Hm-nTr-Priester Teil der Prozession sind. Zudem gibt es bestimmte Arten von Ressortgöttern, die immer vorhanden sind: mindestens ein Nilgott (Oopj bzw. WHm-onX), eine Feldgöttin (cXt), eine Biergöttin (Mnqt bzw. Vnmjt), eine Milchgöttin (Os#t bzw. #Xt) sowie bestimmte Stiergötter, die mit Nahrung im Allgemeinen verbunden werden (Op onX, Mr-wr, #gb-wr, cm#-wr).1114 Möglicherweise zeigt

1110 1111 1112

1113 1114

Siehe dazu grundsätzlich die Monographie Baines, Fecundity Figures, zusammenfassend Rickert, Gottheit und Gabe, 14. Siehe zu den ökonomischen Defilees oben, III 2.1.1. Das enge Verhältnis zwischen den Soubassement- und den Treppenprozessionen beschreibt Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 694–698. Siehe zu den Vorläufern dieser Dekorationsart im Neuen Reich Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), der Tempel als ritueller Raum, 74–75, zum Papyrus Tanis ebd., 70–71. Zu berichtigen wäre hier, dass die S. 75 erwähnte Norm, die von einer Aufspaltung der Decke durch eine Inschriftenzeile spricht, nicht dem Buch vom Tempel, sondern dem Papyrus Tanis 118 entstammt, wie es ebd., 71 korrekt beschrieben ist. Obwohl sich die Priester hier auf der den Ressortgöttern gegenüberliegenden Wand befinden, sind sie vermutlich als Fortsetzung der Prozession zu verstehen, so auch Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 708. Siehe zur Zuordnung der Götter zu den jeweiligen Ressorts den Überblick bei Rickert, in: dies./Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 338–339.

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sich hierin ein Grundbestand an Opfergaben, der unbedingt vorhanden sein musste und je nach Festereignis bzw. theologischem Kontext ergänzt und erweitert werden konnte.1115 Dendara, Hathortempel, Osttreppe W Csmw v#yt Hm-nTr tpj Hm-nTr 2-nw Hm-nTr 3-nw Hm-nTr 4-nw Mnqt Wdpw-n-Ro Os#t MnH Csmw cXt Op onX Mr-wr sHtp Hmt.s/Hrj sSt# H#tj-o jmj-Xt H#tj-o wr Oopj-Cmow Oopj-Cmow

1115 1116

1117

1118 1119

Dendara, Hathortempel, Westtreppe X Csmw v#yt Hm-nTr tpj Hm-nTr 2-nw Hm-nTr 3-nw Hm-nTr 4-nw Mnqt Wdpw-n-Ro Os#t MnH Csmw Feldgöttin Op onX Mr-wr JHy/Hrj sSt# H#tj-o jmj-Xt H#tj-o wr Oopj MHw/Oopj-Cmow #Xt wrt/Feldgöttin

Dendara, Mammisi, Treppe1116 Oopj MHw cXt nfrt W#DD Rnn-wtt MHn Nnwt Os# oqyt Wdpw jrj mw n Ro Vnmjt #gb-wr Wrt Mr-wr #Xt WHo-pr-m-wX# Obt Opwj Nbt-w#X Csmw

Edfu, Horustempel, Treppe U1117 Csmw cXt MnH Nbwt-nTrw Csmw crqt [OD-Htp] [Mnqt] [Wdpw-n-Ro] [Os#t] [cm#-wr]1118 cXt w#Dt WHm-onX xrj-Hbt Gottesdiener Gottesdiener Gottesdiener Gottesdiener1119 H#tj-o jmj-r# Hmw-nTr 2-nw

Auf die unterschiedlichen theologischen Schwerpunkte der Tempel führt auch Corthals, in: Amenta et al. (Hgg.), L’acqua nell’Antico Egitto, 215 die Unterschiede in den Opferträgerprozessionen in den Treppen von Dendara und Edfu zurück, vgl. dazu auch ebd., Taf. 1 auf S. 219. Die Ressortgötter befinden sich hier auf der linken, die Priester mit Sistren und Mineralien auf der rechten Wand: D Mammisis, 239, 2 – 240, 10, 241, 1–10 und 241, 15 – 243, 11 mit Taf. 74–84 und 233, 17 – 234, 7 mit Taf. 85–86. Siehe zu den Priestern in dieser Prozession Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 708–709, zu den Ressortgöttern Rickert, ebd. (2), 347–348. E I, 565, 2 – 570, 3 mit E IX, Taf. 38k–o, siehe dazu grundsätzlich Alliot, Culte d’Horus, 393–398; zur Struktur der Prozession und den Priestern Ventker in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 703–704 und 705. Wie Ventker ebd., 705 betont, nehmen die Ressortgötter und die Gottesdiener nur am Defilee der rechten (bei Ventker: linken, da sie das Dach als Bezugspunkt für die Beschreibungen wählt) Wand teil, das den Prozessionen in Dendara somit am ähnlichsten ist. Aus diesem Grund wurde nur dieses eine Defilee aus Edfu für den Vergleich herangezogen. Siehe zu den Ressortgöttern in der Treppe von Edfu Rickert, ebd. (2), 347–348. Ergänzungen hier nach der Bandeauischrift (E I, 555, 5–9), siehe Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 703, Anm. 141. Die vier Priester werden hier nicht wie in Dendara mit einzelnen Bezeichnungen versehen, sondern als Gruppe benannt (E I, 568, 17). Siehe dazu auch Alliot, Culte d’Horus, 396 und Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 705.

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III Analyse und Auswertung

Feldgöttin/cXt

Oopj-Cmow/Oopj MHw

$krt

H#tj-o jmj-r# Hmw-nTr tpj

Cw Hm-nTr 4-nw Hm-nTr 3-nw Hm-nTr 2-nw Hm-nTr tpj Tab. 22: Gabenträgerprozessionen aus Ressortgöttern und Priestern in Treppenhäusern im Vergleich.

In den Treppeninschriften in Dendara gibt es interessanterweise für die Gruppe der Gabenträger insgesamt – vielleicht aufgrund ihrer Heterogenität – keine Bezeichnung, wie sie für die Standarten, die ihnen zugeordneten Priester und die Naosträger belegt ist (siehe III 3.5 und 3.7). Lediglich die recht allgemein gehaltene Aussage „die Götter und Göttinnen sind zusammen vereint mit ihren schönen Gaben wie es sich für sie gehört“ (nTrw nTrwt dmD m sp xr Hnkwt nfrt m sn r.sn)1120 in der Deckeninschrift der Osttreppe könnte die Opfer tragenden Genien meinen, ein eindeutigerer Beleg existiert jedoch nicht. Dies ist umso auffälliger, als es für die ökonomischen Gabenträger andernorts durchaus Benennungen gibt, die sich auf diese in ihrer Gesamtheit beziehen.1121 Zumindest finden sich zwei Stellen, welche vom Tragen des Gottesopfers (dbHw nw Xt-nTr) durch die Gottesdiener und die Gottesväter (Hmw-nTr, jtjw-nTr) sprechen.1122 Da im ersten Teil der Reihe der Gabenträger stets vier Gottesdiener vorkommen, liegt es nahe, dass hiermit auf diese und auf die Opfer herbeibringenden Priester Bezug genommen wird. Wenngleich die Texte also mit Sammelbezeichnungen für die Gabenträger eher sparsam sind, so gibt es in den Bandeauinschriften doch einige Abschnitte, die einzelne Mitglieder nennen und die Gruppe somit in komprimierter Form darstellen. So führt das linke Bandeau der Osttreppe nach dem Vorlesepriester explizit Schesemu und Tait auf, dann die vier Priester mit ihren Näpfen, Menket und den Mundschenk des Re sowie Hesat.1123 Auf der linken Seite der Westtreppe sind hinter xrj-Hbt wieder diese Ressortgottheiten und die vier Priester aufgezählt, hinzu kommen der Schlächter, Schesemu als Schlachtgott, Sechet und zwei Stiergötter, die klar als Apis und Mnevis1124 erkennbar sind. Es folgen H#tj-o jmj-Xt, Hapi und wahrscheinlich ein weiterer Nilgott. Somit wären fast alle in der darunter befindlichen Prozession dargestellten Gabenträger genannt, wobei auch die Reihenfolge eingehalten wird (vgl. Tab. 22).1125 Ähnlich verhält es sich mit der Aufzählung auf der gegenüberliegenden Seite, die allerdings etwas knapper gehalten ist (Schesemu, Tait, die vier Gottesdiener, Menket, der Mundschenk des Re, Hesat, der Schlächter, Schesemu, Sechet, die beiden Stiergötter, Hapi).1126 Besonders interessant in Zusammenhang mit der Deutung der Reihe von Gaben-

1120 1121 1122 1123 1124 1125 1126

D VII, 204, 1*. Siehe Coulon, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 983 und Rickert, ebd. (2), 338; vgl. für Textstellen LGG III, 823a, Beleg und 826b, Beleg 2–4. D VII, 172, 2*; 202, 1*. D VII, 176, 4–9*. Hier als tm obwj.f tp{w}.f und mrHw umschrieben, vgl. LGG VII, 426a und III, 357b–c. D VIII, 85, 14 – 86, 11*. Nicht genannt sind lediglich zwei weitere Priester, die den H#tj-o jmj-Xt begleiten, sowie #Xt wrt zwischen den beiden Nilgottheiten. D VIII, 100, 13 – 101, 8*.

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trägern ist der oben in III 2.2.4 bereits erwähnte Text auf dem neunten Eckpodest der Westtreppe, welcher einige der oben genannten Ressortgötter (Menket, Hesat, den Schlächter, Hapi, Sechet) im Kontext eines o#bt-Opfers nennt.1127 Darauf, dass die Göttergruppe das große Speiseopfer repräsentiert, deuten auch die Textpassagen D VII, 169, 8–9* und D VIII, 81, 9– 10* hin, in denen nach dem Vorlesepriester, also an Stelle der Gabenträger in der Prozession, ein solches genannt wird.1128 Schon im Rahmen der Überlegungen zur Funktion des Kiosks (III 2.2.4) spielte die Reihenfolge der Gaben, wie sie in den Bandeauinschriften aufgezählt werden, im Vergleich zu der Abfolge der in den Prozessionsdarstellungen mitgeführten Opfer eine Rolle. Deren Verhältnis zueinander soll hier noch einmal tabellarisch veranschaulicht werden (Tab. 23 und 24):

-

-

(1) D VII, 176, 5 – 177, 4* Myrrhe Stoff Salbe Edelsteine: Silber Gold Lapislazuli Türkis Fayence Naossistrum aus Fayence Bügelsistrum aus Gold Dinge der Trunkenheit Milchgefäße Rebellen (Fleisch) junge Pflanzen Gänse Brot Wasser Myrrhe, Weihrauch Papyruspflanzen

(2) D VII, 190, 3 – 191, 6* - Myrrhe - großes Speiseopfer: Brot Bier Langhornrinder Kurzhornrinder Gazellen Oryxantilopen Steinböcke Gänse Grillklein Wein SdH frische Pflanzen, Blumen Früchte Wasser Räucherwerk

-

(3) D VIII, 85, 15 – 87, 1* Salbe Kleider Edelsteine Türkis Bügelsistrum Fayence Bier Milch Fleischstücke Pflanzen, Gänse Brote Kasten aus Holz Amulett Libationsgefäß snb-Gefäß mit Wasser Napf mit Räucherwerk Hs-Vasen mit Urwasser Weihrauch

-

(4) D VIII, 100, 7 – 101, 14* Stoff feines Leinen Myrrhe mort-Gewand Bier Weinkrüge HDw-Milch Fleischstücke Wasservögel Papyruspflanzen Amulette Schutzamulette aus Gold Wasser Räucherwerk

Tab. 23: Reihenfolge der Opfergaben, die in den Bandeauinschriften der Treppen genannt werden.

Drei der vier Listen von materiellen Gaben in den Bandeaus, nämlich (1), (3) und (4) in Tab. 23, lassen sich vereinfacht folgendermaßen darstellen: a) Myrrhe, Stoff, Salbe; [b) Silber, Gold, Mineralien; c) Sistren;] d) alkoholische Getränke; e) Milch; f) Fleisch, Pflanzen, Brot; 1127 1128

D VIII, 104, 9 – 105, 6*. Siehe hierzu und zum großen Speiseopfer am Neujahrstag grundsätzlich III 2.2.4.

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III Analyse und Auswertung

[g) Amulette, Schmuck;] h) Wasser und Weihrauch.1129 Die innerhalb der Gruppen aufgezählten Produktarten können in der Reihenfolge variieren, die grobe Struktur bleibt aber gleich. Bandeau Nr. (2) hingegen ist offenbar an die traditionelle Abfolge des o#bt-Opfers angelehnt, in der die Reihung Brot – Bier – Rinder mit Variationen und Erweiterungen eine große Rolle spielt.1130 Mit den oben für die Bandeaus Nr. (1), (3) und (4) festgestellten Grundstruktur korrespondiert die Reihenfolge der Opfer, wie sie den Beischriften der Gabenträger in den Prozessionen zu entnehmen ist (Tab. 24). Hier aufgeführt sind der Übersichtlichkeit wegen nur grobe Stichworte, keine Details (z. B. nicht unterschiedliche Brot- oder Bierbezeichnungen): D VII, 181, 6 – 185, 11* ↑ - Salbgefäße mit Myrrhe - Kleidung - (Mineralien, Naossistrum)1131 - (Mineralien, Naossistrum) - w#D n B#xMineral, Naossistrum - (Mineralien, Naossistrum) - Bier - Wein - Milch - Fleischstücke - geschlachtete Rebellen

D VII, 194, 1 – 199, 3* ↓ - Öl, Salbe

D VIII, 91, 3 – 95, 11* ↓ - Salbe, Öl

-

Kleidung Gold, Silber, Naossistrum Naossistrum, Lapislazuli, Bügelsistrum Naossistrum, Türkis B#t-Szepter

-

-

Bier Wein Milch Schlachtvieh Opferstier, Fleischstücke

-

Lotos, Vögel Speisen Nahrung, Dinge

-

Bier Wein Milch geschlachtete Rebellen Fleischstücke, Schlachtrinder Vögel, Lotos Brot Rationen, Brot, Speisen

-

Amulette

-

Schmuck

-

-

Wasser Weihrauch

-

Wasser Weihrauch

-

Vögel, Papyrus Dinge Speisen Opfergaben Opfergaben Armbänder, Amulette Wasser Weihrauch

1129 1130 1131

-

-

Kleidung Gold, Silber, Naossistrum Bügelsistrum, Lapislazuli Naossistrum, Türkis Armbänder, B#tSzepter

D VIII, 108, 10 – 116, 10* ↑ - Salbe, Ladanum, Öl - Kleidung - Bügelsistrum, Gefäß (mit Mineralien) - Lapislazuli, Bügelsistrum - Naossistrum, Türkis - (Naossistrum), Fayence - Bier - (Wein) - (Milch) - Fleischstücke - Schlachtrind, Oryxantilope -

-

Vögel, Papyruspflanzen Brot, Kuchen Brot, Fleisch, Bier Amulette

-

Wasser Weihrauch,

-

In eckigen Klammern stehen in dieser verkürzten Auflistung die Bestandteile, die nur in zwei von drei Belegen vorkommen. Siehe hierzu III 2.2.4, insbesondere Tab. 12. Die Opfer, die in dieser Tabelle in runden Klammern stehen, wurden in Ermangelung von Informationen aus den Texten aus den Darstellungen auf den Opfertabletts oder aus dem an anderer Stelle ersichtlichen Zuständigkeitsbereich der jeweiligen Gottheit erschlossen.

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-

Wasser Wasser

-

Wasser Wasser Pflanzen, Brot, Wein, Vögel, Fische

-

Wasser

-

Räucherwerk (Wasser)

-

Pflanzen, Brot, Dinge

-

(Pflanzen?)

-

Wasser

-

(Wasser)

Tab. 24: Reihenfolge der Gaben in den Treppenprozessionen nach den Beischriften der Opferträger.

Der augenfälligste Unterschied zur Abfolge der Bandeauinschriften ist die erneute Nennung von Pflanzen, Brot und weiteren Produkten am Ende der Reihe der Gabenträger, wobei als Repräsentantin dieser Gaben eine Feldgöttin auftritt. Da sie auf das Engste mit Hapi verknüpft ist und ihre Gaben vermutlich als Resultat der Nilflut zu betrachten sind (siehe unten), kann sie jedoch ebenfalls der Kategorie „Wasser“ zugehörig betrachtet werden. Obwohl die oben erwähnten Festbeschreibungen, in denen das o#bt nach dem Vorlesepriester genannt wird, nahelegen, dass die Gabenträger als Repräsentanten des großen Speiseopfers zu verstehen sind, spiegelt sich dessen traditionelle Abfolge nur in einer von vier Bandeauinschriften der Treppenhäuser wider. Alle weiteren Texte dieser Art sowie die Prozessionsdarstellungen mit ihren Beischriften zeigen eine andere Reihe von Gaben, die relativ konstant ist und in ihrer Zusammensetzung eher mit den Darstellungen zu den Besänftigungshandlungen auf der östlichen Außenwand des Kiosks in Zusammenhang gebracht werden kann. Ob es sich dabei um die Reihenfolge handelt, in der die Opfer am Neujahrstag tatsächlich auf das Tempeldach transportiert wurden, muss in Ermangelung von Hinweisen offen bleiben (so schon in III 2.2.4). Die Frage nach dem Realitätsgehalt der Gabenreihenfolge ist eng verknüpft mit der Frage danach, inwieweit die Opferträger insgesamt Teil des tatsächlichen Umzugs am Neujahrstag waren. Dass sie, wie erwähnt, in den Festbeschreibungen gelegentlich durch eine Schilderung des o#bt ersetzt werden, könnte darauf schließen lassen, dass es sich um Darstellungen mit Symbolcharakter handelt, welche grundsätzlich das Herbeibringen bestimmter Gaben auf das Dach garantieren sollten. Darauf, dass sich der Status der Ressortgötter dabei von dem der Opfer tragenden Priester unterscheidet, deutet das nicht vorhandene Schuhwerk bei Ersteren hin. Wie bereits in III 3.4 im Zusammenhang mit den Darstellungen des Königs erläutert, kann dies als Indiz für einen götterweltlichen Status der ökonomischen Gabenträger gedeutet werden. Dies würde jedoch sowohl zu der Theorie, dass die Darstellungen der Götter hier nur die Präsenz der durch sie repräsentierten Opfergaben, als auch zu der früher in der Forschung geäußerten Annahme, dass es sich um Priester in Götterrolle handelt,1132 passen, so dass die Frage nach dem Realitätsgehalt der Darstellungen auch hier letztendlich unbeantwortet bleiben muss. Um die Aufgaben der einzelnen Gabenträger im Detail zu beleuchten, sollen diese im Folgenden anhand ihrer Beischriften in Paaren bzw. Kleingruppen genauer charakterisiert werden. Wie in den ökonomischen Prozessionen der Soubassements spielt die Gruppierung von

1132

Siehe dazu ausführlicher die Einleitung zu Kapitel III 3.

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III Analyse und Auswertung

zwei Gottheiten mit ähnlichem Zuständigkeitsbereich nämlich auch in den Treppenprozessionen von Dendara eine Rolle, wobei auch hier die Kombination eines Gottes mit einer Göttin häufig ist.1133 So wird die Reihe der Opferträger von einem solchen Paar eröffnet, das aus dem Salbengott Schesemu1134 und der Stoffgöttin Tait1135 besteht. Der löwenköpfige Schesemu trägt stets zwei Salbgefäße, während seine Gefährtin Stoffkästen1136 und Stoffstreifen auf den Händen trägt, von denen Stoffstreifen herabhängen.1137 Schesemu ist hier „der Herr des Laboratoriums“ (nb js)1138, einmal auch der „große Gott im Laboratorium“(nTr o# m js)1139. Auffällig häufig wird betont, dass er seine Salbe nicht nur für Hathor, sondern für die ganze Neunheit kocht.1140 Als für ihn charakteristische Produkte werden mD („Salbe“)1141, Hknw-Öl und jbr (wohl Ladanum)1142 genannt, die Gefäße in seinen Händen werden dem Xbbt-Typus1143 zugeordnet, der für Salben typisch ist. Die Verbindung von Schesemu und Tait geht vielleicht auf den Kontext der Balsamierung zurück, für die beide Götter wichtige Materialien liefern.1144 Eine lose Verbindung dazu findet sich in den Beischriften der Tait wohl in der Nennung des Kleids (Db#) der Renenutet, die jede Darstellung der Stoffgöttin begleitet.1145 Wie an anderer Stelle erläutert, können sowohl Tait als auch Renenutet mit der Mumifizierung in Verbindung gebracht werden.1146 Insgesamt ist der funeräre Bezug der Beischriften der Stoffgöttin in den Treppenhäusern aber nicht groß, denn dort wird vor allem die Ausstattung der Kultstatuen mit ihrem Werk betont. Hathor wird manchmal besonders hervorgehoben,1147 oft wird aber auch

1133 1134 1135 1136 1137 1138 1139 1140 1141

1142 1143 1144 1145 1146 1147

Siehe dazu Rickert, in: Gottheit und Gabe, 2 und dies., in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 339. D VII, 181, 9–12* und Taf. 669; 194, 4–7* und Taf. 684; D VIII, 91, 5–8* und Taf. 779; 108, 13–15* und Taf. 752. D VII, 181, 13–15* und Taf. 669; 194, 8–10* und Taf. 684; D VIII, 91, 9–13* und Taf. 779; 109, 1–3* und Taf. 752. Siehe für Literatur zu Kisten dieser Art Rickert, Gottheit und Gabe, 118, Anm. 407, zum Zusammenhang mit den Meret-Kästen unten, III 5.9. D VII, Taf. 669; 684; D VIII, Taf. 752; 779. Bei den Behältnissen des Schesemu handelt es sich stets um einen einfachen Napf und um ein Gefäß mit Deckel und zwei Henkeln, vgl. zu dieser Form z. B. du Mesnil du Buisson, 7 und Cauville, L’offrande aux dieux, 124. D VII, 181, 9*; 194, 4*; D VIII, 91, 5*. Siehe zu diesem Epitheton und js als „Laboratorium“ Rickert, Gottheit und Gabe, 106. Er spielt auch in der ersten Tagesstunde der Stundenwachen für Osiris eine wichtige Rolle, siehe dazu Pries, Stundenwachen 1, 358. D VIII, 108, 13*. D VII, 181, 10* und 181, 11*; 194, 5*; D VIII, 91, 5*, 108, 13*; vgl. auch D VIII, 91, 6–7* (sXmw ntjw mXt.s). D VII, 181, 10*; 194, 4*; 194, 6*; D VIII, 91, 5*; 108, 13*. Siehe zu dieser auch in Ritualszenen überaus häufigen Bezeichnung Wb II, 185, 11–19; Wilson, Lexikon, 484–485; Koura, Die “7-Heiligen Öle”, 125– 127; Beinlich, Handbuch der Szenentitel, 412–418, zur speziellen mD-Salbe für den „Platz des ersten Festes“, für die ein Rezept aus Edfu bekannt ist, III 5.9. D VII, 194, 6*; D VIII, 91, 7–8*; 108, 15*. Siehe zu Hknw und jbr als für Schesemu typische Produkte und zu Identifikationsmöglichkeiten bzw. Ingredienzien Rickert, Gottheit und Gabe, 107–108. D VIII, 91, 7*. Siehe zu dieser Art von Gefäß Rickert, Gottheit und Gabe, 109. Siehe hierzu Rickert, Gottheit und Gabe, 115–118. D VII, 181, 15*; 194, 10*; D VIII, 91, 12*; 109, 2*. Rickert, Gottheit und Gabe, 118. D VII, 181, 13* (orqt jrt Ro m mss); 181, 14* (rdjt St n wrt); D VII, 194, 10* (oq.s How nw Hrjt-tp); D VIII, 91, 11* (Ssr Spst); 109, 3* (r Spss Hmt.s m nfrw.s).

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auf die gesamte Göttergruppe mit nTrw/nTrwt („Götter“ und „Göttinnen“),1148 psDt („Neunheit“),1149 Sspw („Statuen“),1150 sXmw („Götterbilder“),1151 und tpjw-o („Vorgänger“)1152 bzw. Drtjw („Vorfahren“)1153 referiert, wobei Letzteres für Wortspiele mit dr „Gewand“ herangezogen wird. Aus diesem engen Kontakt mit der als „Vorfahren“ angesehenen Neunheit (siehe III 3.3) erklärt sich vielleicht auch, dass Tait hier selbst als Urgöttin und Gottesmutter auftritt (Dfnt nt nTrw, mwt-nTr).1154 Im Zusammenhang der Bekleidung der Statuen durch Tait wird der schmückende Aspekt1155 hervorgehoben, aber auch vom Verbergen1156 und Schützen1157 der Kultbilder ist die Rede. Hinter den beiden einführenden Ressortgöttern folgt eine Gruppe von vier Gottesdienern (Hm-nTr), die ihrer Rangfolge nach auftreten und mit dem Zusatz „erster“ bis „vierter“ versehen sind.1158 Die Priester sind ikonographisch kaum voneinander unterschieden, sie tragen stets in der rechten Hand ein Sistrum1159 und in der linken Hand einen Napf, der mit kleinen rechteckigen Objekten gefüllt ist. Dabei handelt es sich offenbar um rohe Erzklumpen, 1160 wobei sich Näheres zur Identifikation der Materialien dem Bandeau auf der linken Wand von Treppenhaus X entnehmen lässt, das die Funktion der Priestergruppe folgendermaßen zusammenfasst: „Der erste Gottesdiener und der zweite Gottesdiener vertreiben den Zorn (dndn) der Mächtigen und reinigen ihr Abbild mit großen Edelsteinen (o#wt wr[t]), der dritte Gottesdiener ist hinter ihnen, der das Böse für die Gebieterin vertreibt, der ihren Leib mit Türkis (mfk#t) erfreut, der vierte Gottesdiener trägt das Bügelsistrum und einen Napf mit Fayence (sXm Hno o n THnt) beim Reinigen ihrer Majestät in v#-rr.“1161 Der Text nennt drei wichtige Aspekte, die auch den Inhalt der Beischriften der vier Priester bestimmen: die Besänftigung der Göttin, ihre Reinigung und ihr Schutz mit Hilfe der dargebrachten Rohstoffe sowie der Sistren.1162

1148 1149 1150 1151 1152 1153 1154 1155 1156 1157 1158

1159 1160 1161 1162

D VIII, 91, 10*. D VII, 181, 14*; D VIII, 91, 13*; 109, 1*. D VII, 194, 9*. D VII, 181, 14*. D VII, 181, 13*. D VII, 194, 8*; D VIII, 91, 10*; 109, 2*. D VII, 194, 8*; D VIII, 91, 9*. D VII, 194, 9*; D VIII, 91, 12* (sxkr). D VII, 181, 14* (jmn). D VII, 194, 10*; D VIII, 91, 12* (mkt). D VII, 182, 2–14* und Taf. 670; 194, 11 – 195, 8* und Taf. 684; D VIII, 91, 14 – 92, 11* und Taf. 779, 783–785; 109, 4–15* und Taf. 752, 756–759. In dieser Anzahl sind die Gottesdiener auch noch andernorts belegt, siehe z. B. Birk, in: Ullmann (Hg.), 10. Tempeltagung, 17 mit Anm. 4 (Karnak); eine Unterteilung in vier Priesterklassen scheint auch im Buch vom Tempel vorzuliegen, wenngleich die entsprechende Passage stark zerstört ist (so Quack, in: BSFE 160, 2004, 20). Siehe grundsätzlich zum Amt des Hm-nTr-Priesters Sauneron, Prêtres, 63–65 und Gee, in: JSSEA 31, 2004, 97–107. In drei von vier Fällen wechseln sich Naos- und Bügelsistrum ab, wobei mit Ersterem begonnen wird. In der aufsteigenden Hälfte von Westtreppe X allerdings halten die ersten beiden Priester Bügelsistren, die beiden letzten Naossistren (D VIII, Taf. 752 und 759). So auch Aufrère, L’univers minéral, 161. D VIII, 86, 2–4*. Vgl. auch die entsprechende Passage im gegenüberliegenden Bandeau (D VIII, 100, 15 – 101, 1*), wo die ersten beiden Priester offenbar die Rolle von Reinigungspriestern übernehmen und wo auch von der Besänftigung des Zorns der Göttin die Rede ist.

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524

III Analyse und Auswertung

Priesterbezeichnung Hm-nTr tpj n epyt

Treppe, Seite Treppe W, links

Opfergabe

Hm-nTr snnw n sDtjt Hm-nTr 3-nw n Xwt sSm.s

Treppe W, links Treppe W, links

Hm-nTr 4-nw n nbwt s#t Ro n Pr-Spst Hm-nTr tpj n Hrjt-tp

Treppe W, links

nicht genannt Napf: o n w#D n B#x, Sistrum: sSSt nicht genannt

Hm-nTr snnw n sDtjt

Treppe Napf: o n W, rechts XsbD Sistrum: sSSt nt rwj m-ob r#-Xmt, sXm Treppe Napf: mfk#t W, rechts Sistrum: sSSt

Hm-nTr 3-nw n nbwt nbt Jwnt

nicht genannt

Treppe Napf: o n W, rechts nbw HD mo.j Sistrum: sSSt

Hm-nTr 4-nw Treppe Napf: – n #Xtjt m-Xnt W, rechts Sistrum: B#t ct-Ro

Hm-nTr tpj n wsrt

Treppe X, links

Napf: o n nbw HD Sistrum: sSSt

Hm-nTr snnw sDtjt

Treppe X, links

Napf: XsbD Sistrum: sXm (n s#wj)

Aufgabe des Priesters/Zweck der Gabe (bezogen auf Hathor) Ansehen/Wirkung/Unzugänglichkeit vergrößern: r djt Dsrw n wsrt m Jwnt; swr.j wrt nt Prrpyt Zorn vertreiben: sn.j nSn n nbt pt (?) Wohlergehen sichern: sw#D How n jrt Ro; snDm s(j) Hr nst.s Reinigung: swob sm#tjw.s Zeuge des Hauptrituals: r m## stwt jt.s m wbn.f; r snsn.s stwt nt jt.s Zorn vertreiben: dr dndn m jb.s; sb Spt n nsrt; rw nSn n nbwt Versorgung mit Opfern: sHtp k#.s m #Xw.s; shr Hmt.s m Xt jrt Ro Erfreuen: r shr nbwt Ansehen/Wirkung/Unzugänglichkeit vergrößern: swr wrt r wnnyw Erfreuen: sXntS k#.s m sSSt nt rwj m-ob r#-Xmt; THn Hr.s m nfrw.s Lobpreis: dw# snn.s m q# n Xrw.f Zorn vertreiben: rw.n.j dndn m sSSt m o(.j) Reinigung: swob Xprw.s m hrw wp-rnpt; Hsmn Xndw.s r h# r Xm.s Erfreuen: mfk.n.j Hrjt-tp m mfk#t Weg bereiten: Dsr w#t.s r Pr-Spst Zorn vertreiben: dr.n.j Spt nbwt Ansehen/Wirkung/Unzugänglichkeit vergrößern: so# k#.s r k#w nw t#; sXpr qf#w.s r wnnyw nw mnt Reinigung: ob w#t.s r Owt-ob; wob.n.j owt.T Erfreuen: jn.n.j wnf n Hr.T; THn.n.j k#.T m B#t Schmücken: s#X Xprw.s Zorn vertreiben: dr nSn n k#.s; sb Spt n nbwt; rw dndn n Hnwt; #m.n.j sSSt r sHtp nbwt Versorgung mit Opfern: sHtp jb.s m mr.s Reinigung: twr snn.s m Xt jrt Ro Reinigung: swob Hmt.s m XsbD m-o.f; snTr w#t.s r [st?...]; swob.j snn.T m owj.j

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3 Personal

Hm-nTr 3-nw n #Xtjt m Jwnt

Treppe X, links

Napf: mfk#t Sistrum: sSSt

Hm-nTr 4-nw n THnt jnm

Treppe X, links

Napf: – Armbänder Sistrum: B#t

Hm-nTr tpj n Hrjt-tp

Treppe X, rechts

Napf: o Sistrum: sXm

Hm-[nTr] snnw n sD[tjt]

Treppe X, rechts

Hm-nTr 3-nw n wrt m NTrjt

Treppe X, rechts

Napf: o xr XsbD Sistrum: sXm Napf: mfk#t Sistrum: sSSt

Hm-nTr 4-nw n epyt m v#-rr

Treppe X, rechts

Napf: THnt Sistrum: –

525

Erfreuen: shr Xprw.s m sXm n s#wj; sXntS jb.s m nfrw[…] Lobpreis: sw#S s(j) m sm.s r q# n pt Zorn vertreiben: sS.[n.]j nSn[.s] m sSSt Ansehen/Wirkung/Unzugänglichkeit vergrößern: sXnt xnt.s r Drtjw jrj Reinigung: Hsmn w#t.s r Owt-sSSt Schmücken: mfk [jnm].T m mfk#t Weg bereiten: Dsr sm#tj.s r st.s Zorn vertreiben: rw(.j) dndn m B#t Ansehen/Wirkung/Unzugänglichkeit vergrößern: so# b#w.s r wsr H#tjw; sXpr qf#w.s r s#wn.sn; s#X snn.s Reinigung: snTr Xndw.s; swob(.j) Dt.T Erfreuen: THn.n.j Hmt.T m mnft m-o.j; wnf Hr.T m #b jb.T Zorn vertreiben: sHtp wsrt m sSSt; stp.n.j dndn n s#t Ro Ansehen/Wirkung/Unzugänglichkeit vergrößern: dj Dsrw n Spst Zeuge des Hauptrituals: r m## jt.s m wp rnpt Lobpreis: sw#S nbwt nTrw Beitrag zum Hauptritual: r sdgt.s jtn m Dt.f m jpt Erfreuen: sTHn.j THnt m sXm Zorn vertreiben: rw.j dndn.T m sSSt Ansehen/Wirkung/Unzugänglichkeit vergrößern: swr sSm.s tp-o psDt.s; sXnt soH.s r Drtjw Erfreuen: mfk.j snn.T m mfk#t Zorn vertreiben: dr.n.j nSn n Spst Ansehen/Wirkung/Unzugänglichkeit vergrößern: so# smn.s r sXmw jrj; s#X k#.s Erfreuen: THn.j Hr.s m THnt

Tab. 25: Zusammenfassung der Beischriften und Reden der vier Hm-nTr-Priester in den Treppen.1163

Dementsprechend sind die Hauptthemen der Beischriften und Reden der vier Gottesdiener, die in Tab. 25 zusammengestellt sind, das Vertreiben des Zorns der Hathor, das Vergrößern ihres Ansehens/ihrer Wirkung/ihrer Unzugänglichkeit, die Reinigung der Statue oder des Weges, das Erfreuen, Schmücken und das Lobpreis der Göttin. Seltener wird betont, dass der Priester Zeuge des Vereinigungsrituals ist, die Göttin allgemein mit Gaben versorgt und ihr Wohlergehen sichert, einmal – beim Hm-nTr sn-nw der linken Seite von Treppe X – wird die Handlung des Gottesdieners explizit als Vorbedingung für das Hauptritual auf dem Dach dargestellt. 1163

D VII, 182, 2–14*; 194, 11 – 195, 8*; D VIII, 91, 14 – 92, 11*; 109, 4–15*.

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III Analyse und Auswertung

Grundsätzlich fällt die besonders häufige Verwendung von Stilmitteln wie der Alliteration (z. B. dr dndn) und der Paranomasie (z. B. THn.j Hr.s m THnt) in manchen Abschnitten auf (in Tab. 25 fett gedruckt), wohingegen andere Textpassagen diese Merkmale nicht aufweisen.1164 Ähnlich verhält es sich mit den Bezeichnungen der Priester, die manchmal lautlich mit der nachfolgenden Bezeichnung der Hathor korrespondieren (z. B. Hm-nTr sn-nw n sDtjt), allerdings nicht immer. Hier ist teilweise der Wille zu einer stilistischen Durchformung der Texte zu erkennen, welche die Wirksamkeit der Handlungen der Priester besonders unterstreicht.1165 Auch wenn die von den Hmw-nTr dargebrachten Gaben nicht immer explizit erwähnt werden, so kann man aus dem Vergleich der jeweils vier verschiedenen Beischriften und Reden zu jedem Priester schließen, dass der erste Gold und Silber, der zweite Lapislazuli (XsbD), der dritte Türkis (mfk#t) und der vierte Fayence (THnt) trägt, wobei mfk#t einmal durch w#D n B#x ersetzt ist.1166 Diese oder eine ähnliche Abfolge der Rohstoffe findet sich häufig auch in anderen Texten, z. B. in Mineralienaufzählungen oder in den Prozessionen der Bergwerksregionen im Soubassement, so dass hier ein Rückgriff auf traditionell etablierte Listenformen zu beobachten ist.1167 Sydney Aufrère betont in seiner Untersuchung der Mineralien tragenden Priester die Bedeutung der Zahl Vier (vier Priester, vier Näpfe, vier Sistren), die mit der viergesichtigen Hathor zusammenhängen könnte, was durchaus schlüssig ist, zumal die in den Beischriften zweimal auf das Sistrum bezogene Bezeichnung B#t Philippe Derchain zufolge mit Hathor quadrifrons in Verbindung steht.1168 Auch die Form der Säulen des Kiosks (siehe III 2.2.1) deutet schließlich auf einen hohen Stellenwert der Vierzahl und dieses Aspektes der Hathor zum Jahreswechsel hin. Die Mineralien in den Händen der Gottesdiener bilden Aufrères Ansicht nach das gesamte Farbspektrum des Lichtes ab, das Hathor in ihrer Eigenschaft als weibliche Scheibe abgibt.1169 Auffällig ist zumindest, dass neben Gold und Silber, für die ein Bezug zur besonderen Rolle des Lichtes der Sothis und der Sonne am Neujahrstag nahe liegt, auch eine Reihe von grünlich-blauen Rohstoffen ausgewählt wurde. Diese können auf die Nilflut und die durch sie zum Wachsen gebrachte Vegetation verweisen, die mit den Neujahrsgeschehnissen im Idealfall ihren Anfang nimmt. Zudem können Blau und Grün als kalte Farben mit dem besänftigten Zustand der Gefährlichen Göttin in Zusammenhang stehen, der durch das Sistrenspiel der Gottesdiener herbeigeführt werden soll.1170

1164 1165

1166 1167 1168 1169 1170

Siehe dazu z. B. Leitz, Außenwand, 153–157. Phänomene dieser Art können – dem primär inhaltsorientierten Forschungsansatz entsprechend, der in dieser Arbeit verfolgt wird – hier nur gestreift werden. Siehe zu Anwendung und Wirkung solcher Sprachspiele als Fundament einer Untersuchung Dendara Richter, Theology, insbesondere den Abschnitt zu den verschiedenen Wortspielen (13–38). Ähnlich auch Aufrère, L’univers minéral, 168 und Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 168. Siehe zur Identifikation der einzelnen Metalle und Mineralien die entsprechenden Einträge bei Harris, Minerals und nun auch Baumann, Schatzkammern. Siehe dazu Rickert, in: Kockelmann/Rickert, Von Meroe bis Indien, 163–165 und nun auch Baumann, Schatzkammern, 513–516. Siehe Aufrère, L’univers minéral, 168 und Derchain, Hathor quadrifrons, 11. Siehe Aufrère, L’univers minéral, 168. Siehe zur Hervorrufung von Nilflut und Pflanzenwachstum durch die Geschehnisse des Jahresbeginns sowie zu Hathors Rolle als Gefährliche Göttin II 4.2.2, zur Deutung der Metalle und Mineralien ausführlicher III 5.5. Vgl. zur Besänftigung mit grünen Materialien auch eine Passage aus dem Mythos vom Sonnenauge: pLeiden I 384, VI, 4–7; de Cenival, Le mythe de l’œil du soleil, 14–15, Taf. 6; Übersetzung bei Hoffmann/Quack, Anthologie, 208 (Hinweis Joachim Friedrich Quack).

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Hinter den vier Priestern steht erneut eine Gruppe von Ressortgöttern, wobei sich zu Beginn wieder das oben erwähnte Paarprinzip findet, da Menket und der Aufwärter des Re in ihrer Zuständigkeit für Trankopfer einen ähnlichen inhaltlichen Schwerpunkt haben.1171 Passenderweise folgen direkt hinter den Gottesdienern, die – wie gesagt – besonders mit der Besänftigung der Hathor in Beziehung stehen, Menket, die für das beruhigende Bier verantwortlich zeichnet, welches in den Darstellungen durch je zwei ovale Gefäße mit deutlich ausgeprägtem Rand repräsentiert ist.1172 Menkets Zuständigkeit für verschiedene Biersorten wird gleich zu Beginn ihrer Beischriften betont, wo sie als deren Erschafferin (jrt Hnqt1173, jrt H#w-Xt1174 oder jrt Dsr1175) bezeichnet wird, daneben ist sie auch die Herrin (nbt Dsr1176) und Gebieterin (Hnwt H#w-Xt1177) dieses Getränkes.1178 Die auffällig häufige Bezeichnung des Bieres als Werk (k#t, r#-owj)1179 der Menket rückt diese, wie bereits andernorts erläutert, nahe an Hathor als Gefährliche Göttin und evoziert den Kontext ihrer Besänftigung.1180 Dementsprechend ist in den Texten von der Trunkenheit der Hathor als Resultat des Bierkonsums1181 und auch ganz bildhaft vom „Löschen“ (oXm)1182 des Zornes durch dieses Getränk die Rede. Der Begleiter der Menket trägt ein Gabentablett vor sich her, auf dem sich Hs-Vasen, Näpfe und ein durch einen Ständer gehaltener, mit spitzem Deckel versehener Weinkrug befinden.1183 Er wird als „Aufwärter des Re“ (Wdpw-n-Ro) bezeichnet, was stets mit dem Zusatz „Mundschenk des Re“ (jrj mw n Ro) versehen ist.1184 Als Ergänzung zu dem Bier der Menket bringt er hier Wein dar, der meist „Horusauge“ (jrt Or)1185 oder „grünes Horusauge“ (jrt Or w#Dt)1186, manchmal auch jrp1187, nfrw1188 oder S#1189 genannt wird. Dabei wird die Herkunft des Weines nur in einer der vier Beischriften ausführlicher thematisiert, wo mit den Oasen im Westen, Sangara im Osten sowie Buto und Owt-jHt im Delta die Gebiete aufgezählt werden, von denen Ägypten seinen Wein bezog.1190 Die Wirkungen dieses Getränkes auf Hathor, ihr göttliches 1171 1172 1173 1174 1175 1176 1177 1178 1179 1180 1181 1182 1183 1184 1185 1186 1187 1188 1189 1190

Siehe zu dem auch sonst häufig belegten Paar Menket und Udepu Rickert, Gottheit und Gabe, 190–191. D VII, 182, 15 – 183, 2* mit Taf. 670; 195, 13–16* mit Taf. 685; D VIII, 92, 12–15* und Taf. 785; 110, 1–3*, Taf. 759. Siehe zu Menket und ihrem Ressort zusammenfassend Guglielmi, in: Fs Winter, 113–132 und Rickert, Gottheit und Gabe, 190–193. D VII, 182, 15*; D VIII, 92, 12*. D VIII, 92, 12*. D VIII, 110, 1*. D VII, 182, 15*; 195, 9*. D VII, 195, 9*; D VIII, 110, 1*. Siehe zu den verschiedenen Biersorten Guglielmi, in: Fs Winter, 115 und die zugehörigen Anmerkungen. k#t: D VII, 182, 15*; 183, 2*; 194, 10*; 194, 12*; D VIII, 92, 13*; 92, 15; 110, 2*; r#-owj: D VII, 182, 16*; D VIII, 110, 3*. Siehe dazu Rickert, Gottheit und Gabe, 191–192, vgl. ebd., 77 (zu Tenemit, einer anderen Biergöttin); Guglielmi, in: Fs Winter, 125 attestiert allerdings nur einen vagen Zusammenhang. snwH „betrunken machen“: D VII, 195, 10* und 195, 11–12*; nwH „Trunkenheit“: D VIII, 92, 13*. D VII, 182, 16*. D VII, 183, 3–7* mit Taf. 670; 195, 13–16* mit Taf. 685; D VIII, 93, 1–4* und Taf. 785; 110, 4–5* mit Taf. 759. Siehe zum Mundschenk des Re zusammenfassend Rickert, Gottheit und Gabe, 177–182, zu den Hs-Vasen in seinem Besitz ebd., 181, zu Weinamphoren mit spitzem Verschluss ebd., 199. D VII, 183, 3*; 195, 13*; D VIII, 93, 1*; 110, 4*. D VII, 183, 7*. D VII, 183, 3* und 6*; 195, 13–14*; 195, 15*; D VIII, 93, 2*; 93, 3*. D VII, 183, 4*; 183, 7*. D VIII, 93, 3*. D VII, 183, 4*. So schon zu dieser Stelle erläutert in Rickert, Gottheit und Gabe, 180, zur Identifikation der Toponyme ebd., Anm. 643 und Kockelmann, in: ders./Rickert, Von Meroe bis Indien, 58–59.

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III Analyse und Auswertung

Gefolge sowie sonstige Anhänger wird dabei meist durch kausative Verbalformen beschrieben. Wie bei Menket treten die Besänftigung (sHtp)1191 und das Erzeugen von Trunkenheit (snwH)1192 in den Vordergrund, aber auch vom Hervorrufen der Freude (sXntS, s#w/snDm jb)1193 und des Jubels (sHoo)1194 ist des Öfteren die Rede.1195 Hinter dem Aufwärter des Re geht in der Prozession eine kuhköpfige Göttin, die auf ihrem Tablett einerseits hohe Gefäße mit engem Hals und einem spitz zulaufendem Verschluss, andererseits Situlen mit bügelförmigem Henkel trägt, diese hängen auch an einer oder an beiden Händen.1196 Ihrer Rolle als Ressortgöttin der Milch entsprechend ist Hesat stets mit der Bezeichnung „Gottesmutter des Re“ (mwt-nTr nt Ro)1197 versehen, aber sie ist auch die Amme (#Tyt)1198 der „Vorgänger“ (tpjw-o). Die Eigenschaften der Milch, die in den Beischriften besonders betont werden, sind ihr süßer Geschmack,1199 ihre helle Farbe1200 und ihre Reinheit bzw. reinigende Wirkung1201. Daneben wird auch der Aspekt der Verjüngung hervorgehoben, der dem Getränk innewohnt und auch auf Hathor wirken soll.1202 Hinter Hesat, die das Thema Nahrung gewissermaßen einleitet, folgen zwei Götter, die für das Schlachten der Opfertiere zuständig sind, MnH („der Schlächter“) und erneut Schesemu, der dieses Mal als nb sXw Or („Herr der Schlachtstätte des Horus“) und menschenköpfig in

1191 1192 1193 1194 1195

1196 1197 1198 1199 1200 1201 1202

D VII, 183, 5*; 195, 14*; D VIII, 93, 2* und 3*; 110, 5*. D VII, 195, 14*. D VII, 183, 6*; 195, 15*; D VIII, 93, 2* und 3*; 110, 5*. D VIII, 93, 2*; 93, 4*; 110, 5*. Eine Darstellung des Udepu mit einem Opfertablett und einer Beischrift, die in Bezug auf ihren Inhalt denen des Opferträgers in den Treppenprozessionen entspricht, findet sich auch im Durchgang vom Opfersaal zur Westtreppe (D VIII, 74, 3–9*). Mehrere Inschriften auf dieser Tür betonen den Bezug zum Neujahrsfest (z. B. D VIII, 73, 13–14*, siehe dazu III 2.1.1), so dass der Gabenträger im Durchgang ebenfalls in Bezug zur Treppe, der er sein Gesicht zuwendet, gesehen werden kann. Gleichzeitig aber kann er der ökonomischen Prozession, die sich in Gang Y in Richtung von Schatzkammer und Wabet-Komplex wendet, zugeordnet werden, was sich auch durch die gemeinsame Textstruktur der Figuren ausdrückt (vgl. D VIII, 153, 18 – 158, 2 mit Taf. 816–821, siehe dazu III 6.1). So korrespondiert diese zusätzliche Darstellung des Aufwärters des Re inhaltlich zwar mit seinen Entsprechungen in den Treppenprozessionen, stellt durch seine Mitgliedschaft in der Göttergruppe aber auch ein Element dar, dass den Rahmen des Treppenhauses sprengt und eine Querverbindung zu anderen wichtigen Schauplätzen des Neujahrsfestes herstellt (siehe III 1.5 und 1.7). Der Gabenträger wäre in der Kurzübersicht zur ökonomischen Prozession im Gang bei Rickert, in: dies./Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 345–346 zu ergänzen. D VII, 183, 8–10* und Taf. 670; 196, 1–3* und Taf. 685; D VIII, 93, 5–7* mit Taf. 785; 110, 6–8* mit Taf. 759. Siehe für einen Überblick zu Hesat als Ressortgöttin Rickert, Gottheit und Gabe, 129–132, zu den beiden Gefäßtypen ebd., 131–132. D VII, 183, 8*; 196, 1*; D VIII, 93, 5*; 110, 6*. D VII, 196, 2*; D VIII, 93, 6*; 110, 7*. Siehe die Milchbezeichnung bnrw „die Süße“: D VII, 183, 8* und 9*; 196, 2*; D VIII, 93, 5*; vgl. dazu Rickert, Gottheit und Gabe, 130. Siehe die Milchbezeichnung HDw „die Weiße“; D VII, 183, 8*; 196, 2* und 3*; D VIII, 93, 5*; vgl. dazu Rickert, Gottheit und Gabe, 130. D VII, 183, 9–10* (twr.tw r obw, wob); 196, 3* (swob). Insbesondere in der aufsteigenden Prozession des westlichen Treppenhauses: „… die die Menschen belebt, die den Alten zum Jungen macht. Ich verjünge die Glieder der Mächtigen […], der Herrin der Stärke“ (D VIII, 110, 7–8*).

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Erscheinung tritt.1203 Dass die beiden zusammengehören, zeigen auch die Identität der Darstellungen und der zugehörigen Opfertabletts.1204 In ihren Beischriften wird die Größe ihrer Stärke, vor allem durch Ausdrücke wie pr o („mit herausfahrendem Arm“)1205, Tm# o („mit starkem Arm“)1206, qn g#btj („der mit starken Oberarmen“)1207, qn m o.f („der stark ist in seinem Arm“)1208 oder tqr pHtj („der mit gewaltiger Stärke“)1209, hervorgehoben. Getötet werden Feinde wie Opfertiere aller Art von beiden Göttern durch das Abschneiden (Hsq, mds, dr)1210 von Köpfen oder Gliedmaßen, durch Erstechen (wnp)1211, aber auch durch Niederschlagen oder Niederwerfen (Hw, sXr)1212. Die sonst recht allgemeinen Benennungen der Feinde und des Schlachtviehs werden an einigen Stellen sehr konkret, etwa wenn sie als „Feinde des Re“ (Xftjw nw Ro)1213 bezeichnet werden, was sicherlich auf Apophis und seine Versuche, die Sonnenbarke anzuhalten, bezogen ist. In der Rede des Schesemu in D VII, 184, 1–2* heißt es zudem: „Ich habe die Rebellen gegen das Horusauge geschlachtet, ich stelle Horus mit seinen beiden Augen zufrieden. Ich habe das Blut der Genossen des Seth ausgegossen, ich stelle ihre Majestät am Neujahrsfest zufrieden.“ Hier wird die Schlachtung der Feinde mit dem Sieg über Seth, der Wiederherstellung des Horusauges und somit der Maat in Verbindung gebracht, was zuletzt zu den Ereignissen des Neujahrsfestes parallel gesetzt wird. Auch dieses steht schließlich, wie in III 4.2.2–3 näher ausgeführt, im Zeichen der Erhaltung der Weltordnung. Den beiden männlichen Schlächtern schließt sich eine Feldgöttin an, die in der Osttreppe cXt genannt wird, in der Westtreppe keinen Namen trägt. Sie hält stets Vögel in der rechten und Papyruspflanzen in der linken Hand.1214 Durch das Vogelopfer korrespondiert die einmal als mwt nt #pdw1215 bezeichnete Gottheit thematisch mit ihren Vorgängern, denn dieses ist eindeutig im Kontext der kultischen Feindvernichtung zu verorten. So heißt es in D VII, 184, 6*, 196, 13* und D VIII, 111, 10–11* über verschiedene Sumpfvögel, sie seien Hathor feindlich gesonnen (wn-mw n Hmt.T/s). Daneben werden die Vögel bzw. die Fleischstücke auch „Abbild des Bösen“ (tjt nbD)1216 oder „Rebellen“ (sbjw)1217 genannt, was ebenso auf den Kontext der Vernichtung von Götterfeinden verweist.1218 Die Pflanzenopfer hingegen scheinen zur Freude 1203 1204 1205 1206 1207 1208 1209 1210 1211 1212 1213 1214 1215 1216 1217 1218

Siehe zu MnH allgemein Corteggiani, L’Égypte ancienne et ses dieux, 317, zu Schesemu in seiner Zuständigkeit für die Schlachterei neben seiner Rolle als Salbengott Ciccarello, in: Fs Hughes, 43–54; Corteggiani, op. cit., 103–105; de Wit, Lion, 267–269; Rickert, Gottheit und Gabe, 106. D VII, 183, 12 – 184, 3* mit Taf. 671*; 196, 5–10* mit Taf. 686; D VIII, 93, 9–14* mit Taf. 787; 111, 4– 9* mit Taf. 761. MnH und Csmw: D VII, 183, 12*; 196, 5*; D VIII, 93, 9*; 111, 7*. Nur Csmw: D VII, 184, 1*; D VIII, 93, 12*. Nur MnH: D VIII, 111, 4*. Nur Csmw: D VII, 196, 9*. MnH und Csmw: D VII, 184, 1*; 196, 5*; D VIII, 93, 12–13*. Hsq: D VII, 196, 7* (MnH); 196, 8* (Csmw); D VIII, 111, 5* (MnH); mds: D VII, 183, 13* (MnH); dr: D VII, 183, 14* (MnH). D VIII, 93, 13* (Csmw). Hw: D VII, 184, 2* 196, 9*; D VIII, 93, 12* (jeweils Csmw); sXr: D VIII, 93, 13* (Csmw); 111, 5* (MnH). D VIII, 111, 5* (MnH). D VII, 184, 4–7* mit Taf. 671; 196, 11–15* mit Taf. 686; D VIII, 93, 15–16* mit Taf. 787; 111, 10–11* mit Taf. 761. Siehe zu Sechet und ihren Ressorts grundsätzlich Guglielmi, in: WdO 7, 1973–1974, 206– 227 und Rickert, Gottheit und Gabe, 43–47, 157–160, 218–221. D VII, 196, 11*. Siehe zu Sechet als Mutter der Vögel Rickert, Gottheit und Gabe, 219. D VII, 196, 11–12*; D VII, 196, 15*; D VIII, 111, 10*. Siehe zur möglicherweise sekundären Ausdeutung der Vögel der Sechet als Feinde Rickert, Gottheit und Gabe, 220 und die dort angegebene Literatur.

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III Analyse und Auswertung

(mfk/THn Hr, shr)1219 und Besänftigung (sHtp, Htp jb)1220 der Göttin und zum Erhellen (THn) des Weges1221 bzw. des Tempels1222 beizutragen. Dass hierbei mehrfach das Verbum THn verwendet wird, ist sicher kein Zufall, denn es wird andernorts sowohl für die Beschreibung der Pflanzenwelt als auch des Sonnenlichts angewandt und verbindet somit die beiden Bereiche.1223 Dies korrespondiert mit der zentralen Kulthandlung des Neujahrsfestes, für die das Sonnenlicht unabdingbar ist, welches wiederum das Pflanzenwachstum ermöglicht. Zum Thema der Sonnengeburt in Verbindung mit der Vegetation passt die häufige Erwähnung der Lotospflanze (nXb, sSn, nHbt)1224 in den Texten, die einmal als „Gott, der inmitten seines Kanals ist“ (D VII, 184, 5*) beschrieben ist, was sicherlich den Urgott auf der Blüte meint.1225 Hinter der Feldgöttin folgt wieder ein Paar männlicher Gottheiten, die sich ein Ressort teilen. Es handelt sich dabei um die stierköpfigen Götter Mnevis und Apis, die der Göttergruppe der nTrw Hrjw wdHw („die über den Altären sind“) angehören.1226 Wie zuvor schon die beiden Schlachtgötter sind sie ikonographisch aneinander angeglichen und tragen Opfertabletts, die sich nur durch die Anordnung und genaue Anzahl der darauf positionierten Brotsorten voneinander unterscheiden.1227 Sie sind innerhalb der Prozession zuständig für Speiseopfer im Allgemeinen und Brot im Besonderen, wobei sich die Zugehörigkeit der Gottheiten zum Altar durch entsprechende Epitheta ausdrückt. So ist Apis der, „der die Opfertische der Götter und Göttinnen speist“ (sDf# Tt nt nTrw nTrwt)1228, „der den Opferständer der Mächtigen mit dem t#wr-Brot überschwemmt“ (boH wd[H] n wsrt m t#-wr)1229 und „der den Opfertisch der Götter und Göttinnen nährt“ (sDf# wdH n nTrw nTrwt)1230, er sagt von sich selbst, dass er den Opferaltar füllt (Hno.j ob#)1231. Dementsprechend wird Mnevis der, „der den Altar der Goldenen der Götter ausstattet mit allen Dingen“ (opr ob# n nbwt nTrw m Xt nbt)1232, „Herrscher des Opfertisches“ (jty n Tt)1233, „der über dem Altarraum ist“ (Hrj st sm)1234, „der den Opfertisch überschwemmt“ (boH Tt)1235 und „der den Altar speist mit dem Brot, dem Fleisch und dem Bier“ (sDf# ob# m t# jwf Hnqt)1236 genannt. Die traditionelle Abfolge der Gaben an letztgenannter Stelle stellt eine Verbindung zum o#bt-Opfer her, das in der Beischrift des Apis in D VII, 197, 2* explizit erwähnt wird. Demnach ist die Beziehung der beiden Stiergottheiten zu diesem Opfer, dessen Bedeutung für die Neujahrsfeierlichkeiten schon in III 2.2.4 hervorgehoben wurde, besonders 1219 1220 1221 1222 1223 1224 1225 1226

1227 1228 1229 1230 1231 1232 1233 1234 1235 1236

mfk Hr: D VII, 196, 13*; THn Hr: D VIII, 111, 11*; shr: D VIII, 93, 15–16*. D VII, 184, 7*; D VIII, 111, 11*. D VII, 196, 15*. D VII, 196, 13*. Siehe Rickert, Gottheit und Gabe, 157–158 mit weiterführender Literatur. nXn: D VII, 184, 4*; sSn: D VII, 184, 4*; 196, 15*; nHbt: D VII, 196, 15*. Siehe für Literatur zur Geburt des Sonnengottes aus dem Lotos Rickert, Gottheit und Gabe, 158, Anm. 546. D VII, 184, 8–13* mit Taf. 671; 197, 1–9* mit Taf. 686; D VIII, 94, 1–6* mit Taf. 787; 111, 12 – 112, 6* mit Taf. 761. Siehe zu der Gruppe von vier männlichen Stiergöttern und ihren Begleiterinnen insgesamt Simonet, Maîtres d’autel (zu den hier behandelten Texten: ebd., 102–109) und Quack, in: Haring/Klug (Hgg.), 6. Tempeltagung, 216–219. Siehe zu den verschiedenen Brotformen Währen, in: Brot und Gebäck 1/2, 1961, 1–18. D VII, 184, 9*. D VII, 197, 1–2*. D VIII, 111, 12–13*. D VIII, 94, 3*. D VII, 197, 6*. D VIII, 94, 4*. D VII, 94, 5*. D VIII, 112, 4*. D VIII, 112, 4*.

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3 Personal

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eng. Die Texte weisen die beiden Gottheiten auch ihrer jeweiligen theologischen Heimat zu, indem Mnevis als wHmw n Ro onX Hr srX m Jwnw („Herold des Re, der auf der Palastfassade in Heliopolis lebt“)1237, Apis als wHmw n PtH („Herold des Ptah“)1238 und b# onX m Jnbw-HD („lebendiger Ba in Memphis“)1239 bezeichnet wird. Jean-Luc Simonet zufolge drückt sich in der Bezeichnung „Herold“ (wHmw) die für die nTrw Hrjw wdHw charakteristische Mittlerfunktion aus, derzufolge sie ein Bindeglied zwischen dem irdischen und dem göttlichen Königtum darstellen.1240 Auf die beschriebene Gruppe von Ressortgöttern folgen drei Priester, von denen der erste zwei hohe Kästen auf einem Tablett, ähnlich denen der Tait, der zweite Libationsgefäße (Hs und nmst) und der dritte einen Napf mit Weihrauchkügelchen herbeibringt.1241 Wie Ralph Birk in einer Untersuchung erläutert, die sich vor allem mit dem zweiten und dritten Element dieser Priestergruppe befasst, ist diese in sich nach aufsteigender Hierarchie geordnet.1242 Der Stolist in der ersten Position trägt zweimal den Titel Hrj sSt# („Hüter des Geheimnisses“),1243 einmal ist er mit dem Lokaltitel sHtp Hmt.s1244 und einmal mit JHy1245 bezeichnet. Dieser primären Benennung ist jeweils eine sekundäre, einmal auch eine tertiäre beigegeben, wobei dreimal der aus dem osirianischen Kontext bekannte „Gottesreiniger“ (ob nTr)1246 vorkommt, ansonsten aber weitere für Dendara typische Priesterbezeichnungen (Hwn und sHtp Hmt.s)1247 verwendet werden (siehe Taf. 15).1248 Die Beischriften machen deutlich, dass sich in den Kästen des Priesters Amulette (wD#w, s#w)1249, eine Halskette (jrj-XX)1250, Armbänder (sntjw, mnfrtj)1251 und Leinenstreifen (pryw)1252 für die Götterstatuen verbergen. Dabei spricht eine Inschrift explizit von vier wD#-Amuletten (D VIII, 114, 3*), was zu der oben im Zusammenhang mit der ersten Priestergruppe attestierten Betonung der Zahl Vier in Verbindung mit dem Neujahrsfest und Hathor im Allgemeinen passen würde. Die Funktion der Gaben des Hrj sSt# liegt einerseits wieder im Schmücken1253 der Göttin, andererseits aber auch in ihrem Schutz1254 gegen Feinde. 1237 1238 1239 1240 1241 1242 1243 1244 1245 1246

1247 1248 1249 1250 1251 1252 1253 1254

D VII, 184, 11* und D VIII, 112, 3*; vgl. D VII, 197, 5*; D VIII, 94, 4* (nur wHmw n Ro). D VIII, 94, 1* und 111, 12*. D VIII, 94, 2*. Simonet, Maîtres d’autel, 171–173. D VII, 184, 14 – 185, 6* mit Taf. 671, 673–674; 197, 10 – 198, 4* mit Taf. 686–687; D VIII, 94, 8 – 95, 4* mit Taf. 790; 114, 1–11* mit Taf. 764. Eine kurze Beschreibung der Gruppe findet sich bei Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 701. Siehe Birk, in: Ullmann (Hg.), 10. Tempeltagung, 19–20, vgl. dazu Quaegebeur, in: Fs Winter, 215, 3. D VII, 197, 10*; D VIII, 114, 1*. Siehe zum Amt des Stolisten generell Vittmann, in: LÄ VI, 63–65, s.v. „Stolist“; Sauneron, Prêtres, 66–57, zum Titel Hrj sSt# Rydström, in: DE 28, 1994, 53–94. D VIII, 114, 1*. D VIII, 94, 8*. D VII, 184, 14*; 197, 10*; D VIII, 94, 8*. Wie Birk, in: Ullmann (Hg.), 10. Tempeltagung, 19, Anm. 15 erläutert, folgen Hrj sSt# und ob nTr normalerweise aufeinander, dies ist hier nur einmal der Fall (D VII, 197, 10*), ansonsten wird einer der beiden Bestandteile durch einen Lokaltitel ersetzt. Siehe zum ob nTr in Zusammenhang mit dem Osiriskult Quack, in: Coulon (Hg.), Le culte d’Osiris, 26–29 (Hinweis des Autors). Hwn: D VII, 197, 10*; sHtp Hmt.s: D VIII, 114, 1*. Siehe für Literatur zu den ortsspezifischen Titeln oben (III 3.5), Anm. 1086. wD#(w): D VII, 184, 15*; 197, 11*; D VIII, 94, 10*; 114, 3*; s#(w): D VII, 184, 15*; 197, 11*; 197, 12*; D VIII, 114, 2*; 114, 4*. D VII, 184, 15*; D VIII, 114, 3*. D VIII, 94, 9*. D VII, 197, 11*. sxkr: D VII, 184, 15*; 197, 14*; D VIII, 114, 2*; sHb Snbt: D VII, 197, 12*; D VIII, 114, 4*. s#, mkt: D VII, 197, 12*.

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III Analyse und Auswertung

Die beiden darauffolgenden Priester werden als H#tj-o („Gouverneur“) bezeichnet, wobei der erste durch den Zusatz jmj-Xt („nachrangig“) als in der Hierarchie hinter dem zweiten (wr) stehend gekennzeichnet wird. Die Rolle dieser beiden Priester, unter anderem in den Treppenprozessionen, wurde kürzlich von Ralph Birk ausführlicher untersucht.1255 In der vorliegenden Studie werden hiervon nur die Aspekte hervorgehoben, welche mit ihrer wichtigen Funktion im Rahmen des Neujahrsfestes zusammenhängen, die auch durch eine Passage im Buch vom Tempel bekräftigt wird.1256 Den Darstellungen entsprechend thematisieren die Beischriften des H#tj-o jmj-Xt vorwiegend das Trankopfer, die zugehörigen Gefäße (nmst, Hs, snb)1257 sowie die Reinigung (swob, ob, snTr, twr)1258 und Kühlung (sqb)1259 mit Wasser, während die des H#tj-o wr von den Räucherhandlungen1260 sprechen, die ebenfalls der kultischen Säuberung (swob, twr, Hsmn, snTr, nTr)1261 der Statuen und ihres Weges dienen. In Bezug auf den nachrangigen Gouverneur wird einmal hervorgehoben, dass es sich bei seinem Reinigungsmaterial um Wasser handelt, das aus dem göttlichen Bein von Elephantine kommt (jj m wort nt #bw),1262 was eindeutig auf den mythologischen Ursprung der Nilflut verweist.1263 Dies verwundert nicht, denn Überschwemmungswasser spielt auch sonst im Rahmen der Neujahrsriten eine wichtige Rolle (III 5.8). Eine Beischrift des „hochrangigen Gouverneurs“ in der aufsteigenden Prozession von Treppe X (D VIII, 114, 8–10*) deutet an, dass seine Rolle im Festgeschehen weit über die eines Gabenträgers hinausgeht. Hier ist er „hochrangige Gouverneur im Haus des Jubelns, der die Geheimnisse im Haus des Naossistrums sieht (Xf), der die Herrin von Jwnt in ihrem unzugänglichen Gemach sieht (m##), der die Statuen des Hauses der Prächtigen erblickt (dg), der ihr Abbild beweihräuchert mit dem oberägyptischen Duft zusammen mit ihrer Neunheit, die hinter ihr ist.“ Wie von Ralph Birk1264 ausgeführt, deutet das dreifach betonte Sehen der Gottheit auf ein intimes Verhältnis mit dem Götterbild hin, das diesen Priester vor allen anderen auszeichnet. Dies korrespondiert damit, dass andere Stellen in den Treppentexten das Öffnen des Gesichtes der Hathor durch den H#tj-o wr beschreiben, der somit den zentralen Moment des Neujahrsfestes kontrolliert.1265 1255 1256

1257 1258 1259 1260 1261

1262 1263 1264 1265

Birk, in: Ullmann (Hg.), 10. Tempeltagung, 17–35. Die Aufgaben der beiden Priester, die auch im Buch vom Tempel genannt werden, beschreibt zudem Quack, in: Archiv für Religionsgeschichte 2, 2000, 11–12 und ders., in: Fitzenreiter (Hg.), Tierkulte, 114–115; vgl. ders., in: BSFE 160, 2004, 20. Zitiert bei Quack, in: Sokar 27, 2013, 76. Demnach sind es diese Priester, die den Gott „zur großen Terrasse herauskommen lassen zusammen mit den Göttern, die mit ihm erscheinen, um sich mit der Sonne zu vereinen am Neujahrstag und den saisonalen Festen, ungesehen und ungehört, wobei sie Lobgesänge anstimmen und Re danken, wenn er sich mit der Sonne vereint“. D VII, 197, 15*; D VIII, 114, 5*; 114, 6–7*. wob: D VIII, 94, 12*; ob: D VII, 185, 2*; D VIII, 114, 6*; swob: D VII, 197, 16* und 197, 17*; D VIII, 94, 14*; 114, 7*; snTr: D VII, 185, 3*; twr: D VIII, 114, 7*. D VII, 185, 3*; D VIII, 94, 13*. pDw: D VII, 198, 3*. swob: D VII, 185, 6*; 198, 3*; D VIII, 95, 2*; 114, 11*; twr: D VIII, 95, 3*; 114, 11*; Hsmn: D VIII, 114*, 10*; snTr: D VII, 198, 2*; 198, 4*; D VIII, 95, 2* und 3*; 114, 10*; nTr: D VII, 185, 5*; D VIII, 95, 2*. Das Verb nTr bedeutet eigentlich „göttlich machen“, kann aber auch „reinigen“ implizieren, siehe Wilson, Lexikon, 560. D VIII, 114, 7*. Siehe zum Bein als Osirisreliquie in Elephantine und zum Zusammenhang mit der Überschwemmung zusammenfassend Leitz, Geographisch-osirianische Prozessionen, 36 mit weiterer Literatur. Birk, in: Ullmann (Hg.), 10. Tempeltagung, 23–24. D VII, 186, 13* (bereits bei Birk, in: Ullmann (Hg.), 10. Tempeltagung, 24 genannt); D VIII, 84, 9*. Siehe zum wn Hr generell oben, III 2.2.4.

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Der Aspekt der Reinigung und der Zusammenhang mit der Nilflut, der in den Beischriften der soeben besprochenen Priester eine große Rolle spielt, werden durch die drei letzten ökonomischen Gabenträger der Prozession noch stärker betont. Es handelt sich um zwei Repräsentationen der Überschwemmung und eine Feldgöttin, die in der Osttreppe hinter, in der Westtreppe zwischen den beiden männlichen Gottheiten steht (Taf. 15).1266 In der Osttreppe handelt es sich um zwei Manifestationen des oberägyptischen Hapi, in der Westtreppe treten pro Prozession jeweils einmal Hapi von Ober- und einmal Hapi von Unterägypten auf. Dieser Unterschied hängt sicher mit der geographischen Position der Treppen zusammen: innerhalb des lokalspezifischen Systems von Himmelsrichtungen liegt die Osttreppe im Süden und die Westtreppe im Norden (dazu III 2.2.4). Die Feldgöttin wird in Treppe W einmal als cXt bezeichnet, in Treppe X einmal als #Xt, ansonsten hat sie keinen Namen. Die Personifikationen der Nilflut sind in der für sie typischen Weise gestaltet, sie tragen die Pflanze der ihnen zugeordneten Landeshälfte auf dem Kopf; jeweils eine von ihnen hält Hs-Vasen in den Händen, die andere ein Gabentablett mit traditionellem Aufbau.1267 Die Feldgöttin hat ebenfalls das Symbol ihres Ressorts ( ) auf dem Kopf und ein überbordendes Tablett mit Pflanzen, Broten, Weinkrügen und Vögeln auf ihren Armen. Hapi und Sechet als Paar stehen für gewöhnlich am Anfang der ökonomischen Prozessionen im Soubassement,1268 während sie hier den Abschluss des Defilees der Gabenträger bilden. Hapi kann dabei oft mit Osiris/Orion, Sechet mit Isis/ Sothis in Verbindung gebracht werden, die beide als Bringer der Nilflut gedeutet wurden.1269 Die Beischriften zu diesen Ressortgöttern in den Treppenprozessionen geben allerdings auf astronomische Bezüge keinen Hinweis. Die Texte zu Hapi beschreiben vor allem die Reinigung der Treppe1270, des Weges1271 und der Kultstatuen1272 mit dem Nilwasser oder die Erfrischung der Göttin1273, wobei das verwendete Vokabular dem in den Texten zum H#tj-o jmj-Xt ähnelt. Betont werden auch die Herkunft des Nilwassers aus den Quelllöchern (qrrtj)1274, seine verjüngende1275 Wirkung und sein Kommen zur richtigen Zeit (r tr.f)1276.

1266 1267

1268 1269 1270 1271 1272 1273 1274 1275 1276

D VII, 185, 7–10* mit Taf. 674–676; 198, 5 – 199, 3* mit Taf. 688; D VIII, 95, 5–11* mit Taf. 790, 793; 114, 12–13* und 116, 10* mit Taf. 764–768. In drei von vier Fällen (D VII, Taf. 674–675 und 688; D VIII, Taf. 764–765, 767) hält der erste Hapi die beiden Vasen in den Händen, während der zweite ein Tablett trägt, in der absteigenden Prozession von Treppe X aber (D VIII, Taf. 790, 793) ist es genau umgekehrt. Siehe zur ikonographischen Gestaltung von Gabenträgern dieser Art zusammenfassend Rickert, Gottheit und Gabe, 39–40 und die dort angegebene Literatur, zur Standardform des Gabentabletts ebd., 32, zur besonderen Bedeutung der Wassergefäße am Neujahrstag III 5.8. Siehe Rickert, in: dies./Ventker (Hgg.), Alltägyptische Enzyklopädien (2), 340. Siehe dazu Rickert, Gottheit und Gabe, 43. twr Xndw: D VII, 185, 7–8*; swob sp#: D VII, 198, 7*; bd bkr: D VII, 198, 7*; swob nprt: D VII, 198, 10*. Siehe zu den verschiedenen Treppenbezeichnungen III 2.1.3. ob w#t: D VII, 185, 7*; snTr sm#tj: D VII, 185, 9*; swob sm#tj: D VII, 198, 8*; twr w#t: D VII, 198, 10*; swob w#t: D VII, 198, 12*. swob Hmt.s: D VIII, 95, 11*; swob Drtjw: D VIII, 95, 10*; vgl. D VII, 185, 10*, wo der Gang (nmtt), also die Fortbewegung der Göttin insgesamt gereinigt wird. sqb jb: D VII, 95, 5*. qrrtj: D VII, 185, 8*; TpHt: D VII, 198, 7*. Siehe zum Herauskommen der Nilflut aus den Quelllöchern zuletzt Leitz, Geographisch-osirianische Prozessionen, 35–36. D VII, 198, 5*. D VII, 198, 5*.

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III Analyse und Auswertung

Der Charakter von Hapis enger Beziehung zu Sechet geht aus D VII, 198, 13–15* besonders deutlich hervor, wo Saat und Wachstum der Vegetation metaphorisch durch den Geschlechtsakt zwischen Überschwemmungsgott und Feldgöttin sowie die daraus resultierende Schwangerschaft und Geburt beschrieben werden. Die darauf folgende, detaillierte Beschreibung der Opfergaben der Sechet (D VII, 198, 15 – 199, 3*) sowie eine Passage ähnlichen Inhalts in der Beischrift der Achet (D VIII, 95, 7–8*) verweisen somit zeitlich weit über den Neujahrstag hinaus auf den Moment, in dem die Verbindung von Nilwasser und Feld Früchte trägt, was mit ihrer Position am Ende der Reihe der Gabenträger korrespondiert. 3.7 Die Naosträger Die letzte Gruppe von Priestern, die in den Treppenprozessionen auftritt, sind die Träger des Naos der Hathor und der ihr nachfolgenden Gottheiten (III 3.1 und 3.3). Wie die Standartenträger und die zwischen den Ressortgöttern befindlichen Priester tragen sie ein unter der Brust geschnürtes Gewand, eine Stola, eine eng anliegende Kappe und Sandalen. Auf die Gewänder der Schreinträger nimmt eine Festbeschreibung in der Westtreppe mit den Bezeichnungen ST.sn n m## nTr („ihr Kleid des Anblickens des Gottes“) und ST.sn n m## Spst („ihr Kleid des Anblickens der Prächtigen“) Bezug, was mit dem dr n m## nTr der Standartenträger korrespondiert (III 3.5).1277 Die Naoi werden mit den Händen gehalten sowie mit einer speziellen Tragekonstruktion aus Stoffstreifen, die um den Nacken der Träger gelegt sind, stabilisiert (III 5.2). Dabei wird der Schrein der Hathor von insgesamt neun Priestern transportiert, während die anderen Gottheiten mit nur jeweils einem Träger auskommen müssen.1278 Ähnlich wie bei den Standartenträgern (III 3.5) enthalten die Texte, die den Naosträgern als Reden zugeordnet sind, kaum Informationen zu den einzelnen Personen. Hier wird vor allem die eigene Handlung, das Tragen der Naoi im Dienste der Götter, hervorgehoben, wobei die aufsteigenden Schreinträger von der Vereinigung mit der Sonnenscheibe auf dem Dach bzw. im Kiosk, die absteigenden vom Tempelhaus bzw. Sanktuar als Zielpunkt der Prozession nach Durchführung des Rituals sprechen.1279 Über die Identität der neun Träger des reich verzierten Naos der Hathor geben Inschriften Auskunft, die um diese und das Objekt herum gruppiert sind, aber auch Festbeschreibungen, die sich an anderen Stellen in den Treppenhäusern befinden. Die Priester als Gruppe werden hier zunächst einmal rmnw „Träger“ 1280, tw#w „die (die Göttin) hochheben“1281 oder wTsw „die

1277 1278 1279

1280

1281

D VIII, 86, 12* und 86, 14*, vgl. D VIII, 101, 9–10*, womit sicherlich ebenfalls dieses Gewand gemeint ist. Siehe dazu auch Birk, in: Ullmann (Hg.), 10. Tempeltagung, 26–27. D VII, Taf. 677–680 und 689–691; D VIII, Taf. 767, 770–772 und 793, 796–801. Aufsteigend: D VII, 188, 12 – 189, 12* und D VIII, 119, 5–14*, 121, 11 – 122, 6*; absteigend: D VII, 202, 5 – 203, 10*; D VIII, 98, 13 – 99, 16*. In den angegebenen Textstellen werden die Reden der Priester durch die Benennungen der Gottheiten in den Naoi unterbrochen, von denen sie hier der Einfachheit halber nicht unterscheiden sind. Die Informationen zu den Zielpunkten der auf- sowie absteigenden Prozessionen sind in die Kapitel zu den Namen der Treppen und des Daches/Kiosks (III 2.1.3 und 2.2.3) eingeflossen, die Informationen zur Beschreibung des xnm jtn in Kapitel III 4.2.1. Die Anrufung an die rmnw kennzeichnet auch einen Ritualtext, der vom Vorlesepriester auszugsweise zitiert wird, siehe dazu III 3.6, 6.1 und 6.5. D VII, 186, 8*; 199, 15*; D VIII, 84, 3*; 96, 5*; 96, 7*; 96, 8*; 117, 3*; 117, 6*; 117, 7* (teilweise auch als Partizip „die, die tragen“ zu deuten); vgl. auch D VIII, 5, 13*, wo keine Zuordnung zu einer Gottheit vorgenommen wird, so dass hier auch alle Naosträger so bezeichnet sein könnten. In D VIII, 90, 11* sind offenbar die Standartenträger gemeint, siehe dazu III 3.5. Auf die Bezeichnung rmnw für die Naosträger weist auch Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 702 hin. D VIII, 96, 8*; 117, 7* (alternativ auch als Pseudoverbalkonstruktion mit ausgelassenem Hr zu deuten).

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3 Personal

(die Göttin) tragen“1282 genannt, wobei häufig deren besondere Zuständigkeit für den Transport der Hathor betont wird, manchmal ist aber auch nur unspezifisch von den Hmw-nTr („Gottesdienern“)1283 die Rede, einmal von den Hrjw sSt# („Hütern des Geheimnisses“)1284. Die Träger sind auch die, „die eintreten“ (oqw), wobei ihre Funktion stets durch den Anschluss einer Bezeichnung der Hathor bzw. ein auf sie bezogenes Suffix mit der Präposition xr („unter“) betont wird.1285 Daneben werden aber auch die Namen der neun Priester einzeln aufgeführt, wobei sich Jmstj, ew#-mwt.f, O#qw und Jr-rn.f-Ds.f auf der einen Seite, Opj, ÄbH-snw.f, M##-jt.f, $rjb#q.f und %ntj-n-jrtj auf der anderen Seite des Naos befinden.1286 Den Namen nach sind vier dieser Götter (Jmstj, ew#-mwt.f, Opj, ÄbH-snw.f) als Kinder des Horus, andere (O#qw, Jr-rn.fDs.f, M##-jt.f) als drei von vier Kindern des Chentienirti bekannt, zu denen hier auch $rj-b#q.f zu zählen ist (siehe unten); die neunte Figur, die sich ikonographisch durch einen deutlichen Abstand zu der ihm zugeordneten Vierergruppe auszeichnet, ist sicherlich Chentienirti selbst.1287 Dass es sich bei den Priestern, die den Schrein der Hathor transportieren, um die msw Or und die msw %ntj-n-jrtj handelt, bestätigen auch eine Bandeauinschrift in der Osttreppe W, eine Inschrift an der Oberen Tür von Treppe X und ein Text über dem Naos der Hathor auf der rechten Wand ebendieses Treppenhauses, wobei in Letzterem auch die Bezeichnung nTrw 9 angeführt wird.1288 Die Anzahl der Naosträger wird auch durch die Benennung smHrw 9 („neun Freunde“)1289 betont, was manchmal zu smHrw („Freunde“)1290 verkürzt wird. Es liegt nahe, dass diese besondere Zahl der Naosträger der Hathor mit der Götterneunheit korrespondiert, die – zumindest nominell – ebenfalls aus neun Personen besteht.1291 1282 1283 1284 1285 1286

D VIII, 84, 4*; 86, 7*; 117, 3*; 117, 6* (alternativ auch als Pseudoverbalkonstruktion mit ausgelassenem Hr zu deuten). D VII, 186, 8*; 188, 2–3*; 199, 15*; D VIII, 84, 3–4*; 90, 11*; 96, 5*. D VIII, 121, 5*. Vgl. zu diesem Priestertitel III 3.6. D VIII, 96, 7*; 96, 9*; 117, 3*; 117, 6*. D VII, 186, 6–7* mit Taf. 677; 199, 13–14* mit Taf. 689; D VIII, 96, 3–4* mit Taf. 793; 117, 1–2* mit Taf. 767. Die Lesung des hier

1287 1288

1289 1290 1291

,

und

geschriebenen Götternamens ist, wie bereits

Ventker, in: Rickert/Venkter (Hgg.) Altägyptische Enzyklopädien (2), 702, Anm. 127 dazu anmerkte, immer noch nicht ganz geklärt. Es ist jedoch sicher, dass es sich um Varianten der bei Chassinat, Khoiak I, 311–333 und Junker, Der Sehende und blinde Gott, 7–15 besprochene Bezeichnung des Gottes von Letopolis handelt, wobei die beiden genannten Bearbeitungen immer noch sehr aufschlussreich sind. Da für viele der dort besprochenen Beispiele die Lesung %ntj-(n)-jrtj feststeht, wurde dies als Standardlesung gewählt. Weitere Literatur ist in LGG III, 395c und Pries, Stundenwachen 1, 429, Anm. 2117 zu finden, siehe für eine rezente Zusammenfassung zu dieser Gottheit zudem Weber/Geissen, Gaumünzen, 218–219. D VII, Taf. 677 und 689; D VIII, Taf. 767 und 793. Demnach befindet sich Chentienirti in der Osttreppe auf der linken Seite des Naos, in der Westtreppe auf seiner rechten Seite. Bandeau: D VII, 175, 14–15* (siehe zur Lesung der Pustel Chassinat, Khoiak I, 315); Türinschrift: D VIII, 84, 1*; Text über den Naoi: D VIII, 117, 9*. Die Bezeichnung nTrw 9 findet sich auch in D VIII, 83, 12*. Vgl. auch D VIII, 82, 1*, wo es über die Schreinträger heißt, ihr Name sei dem eines Gottes entsprechend (ntj jw rn.sn r nTr). Siehe zu den Trägern als Kinder des Horus und Chentienirti auch Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 701–702. D VII, 202, 2*; D VIII, 81, 6*; 82, 1*; 83, 12*; 86, 12*; 101, 9*; 105, 14*. Auf diese Bezeichnung der Naosträger weist auch Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 702 hin. D VII, 186, 15*; D VIII, 96, 7*; 115, 3*; 117, 3*; 117, 6*; 121, 5*. So auch Burkard, Osiris-Liturgien, 234, Anm. 50 (in Bezug auf Barkenträger) mit weiterer Literatur. Siehe zum Konzept der Priesterschaft als Neunheit auch Jansen-Winkeln, in: DE 21, 1991, 15–16. Die hier unter anderem zitierte Textstelle D VIII, 117, 8–9* kann m. E. aber nicht als Beleg für die Neunzahl einer Priestergruppe herangezogen werden, da hier vom Hochheben der Neunheit die Rede ist, womit die Götter in den Naoi gemeint sein müssen.

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III Analyse und Auswertung

Wie bereits in III 1.8 angemerkt, spielen die neun Freunde, die mit den Horuskindern gleichgesetzt sind, auch im Mundöffnungsritual eine Rolle, was man als Hinweis auf eine Durchführung dieser Handlung am Neujahrstag lesen könnte.1292 Die smHrw 9 sind allerdings im Mittleren und im Neuen Reich generell als Sargträger im Begräbniskontext1293 belegt, so dass ihre Präsenz nicht zwangsläufig die Mundöffnung evoziert. Wolfgang Helck und Émile Chassinat sehen sie in funktionalem Zusammenhang mit den ebenfalls „Freunden“ genannten Beamten, die im Dienste des Königs standen und über ihn wachten.1294 Auch bei den Horuskindern handelt es sich um Träger par excellence. Sie treten schon in den Pyramidentexten im Zusammenhang mit dem Transport des Königs auf1295 und bilden mit den Kindern des Chentienirti in Sargtext Spruch 404 erstmals gemeinsam eine Göttergruppe.1296 Diese ist häufiger im osirianischen Kontext belegt und sorgt dort für den Schutz des Gottes, beispielsweise in den Stundenwachen, wo die Kinder des Horus und einige Kinder des Chentienirti jeweils die Verantwortung für eine Tages- und Nachtstunde übernehmen.1297 Dementsprechend sind sie auch allgemein für den Schutz von Verstorbenen zuständig und assistieren beim Balsamierungsvorgang.1298 In den Treppenhäusern Dendara allerdings wird die Zusammensetzung des Chentienirti-Nachwuchses leicht variiert: hier tritt an Stelle des Jrm-ow#, der normalerweise dieser Gruppe angehört, $rj-b#q.f, was mit „der, der unter seinem Olivenbaum ist“ übersetzt werden kann.1299 Seine häufigere Präsenz bei der Versorgung des Verstorbenen/Osiris vor allem auf Särgen und oft in der Gegenwart der Horussöhne erklärt sich wohl aus einer Umdeutung seines Namens in „der, der sein Olivenöl trägt“, was ihn zum Herbeibringen von Totengaben im Allgemeinen qualifiziert.1300 Die Präsenz des Chentienirti

1292 1293

1294 1295 1296

1297 1298

1299 1300

So Waitkus, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 289–290 mit Bezug auf Szene 73 des Mundöffnungsrituals: Otto, Mundöffnungsritual I, I, 139–143 und II, 11, 164–166. Siehe Otto, Mundöffnungsritual II, 11, 166; Settgast, Bestattungsdarstellungen, 29. Siehe zu den smHrw Barguet, Papyrus N. 3176 (S), 56; Cauville, in: BIFAO 90, 1990, 107–108; Barthelmess, Übergang ins Jenseits, 62–63; Burkard, Osiris-Liturgien, 234, Anm. 50; LGG VI, 345c – 346a; Backes, Papyrus Schmitt, 849–850; zur Lesung Quack, in: LingAeg 11, 2003, 113–116. Auch im Buch vom Tempel sind diese belegt (Auskunft von Joachim Friedrich Quack). So Helck, Untersuchungen zu den Beamtentiteln, 24–25; Chassinat, Khoiak I, 312–313. Pyr. §§ 619, 1823, 1828–1829, vgl. für die Nennung der einzelnen Namen 1983a. Siehe dazu Otto, Mundöffnungsritual II, 166; Lüddeckens, Totenklagen, 65; Mathieu, in: ENIM 1, 2008, 7–14. CT V, 192d–e, dazu Leitz, Panehemisis, 32 und Willems, Chests of Life, 139–141 (Hinweis Joachim Friedrich Quack). Siehe zu den Kindern des Horus z. B. Heerma van Voss, in: LÄ III, 52–53, s.v. „Horuskinder“; LGG III, 425a – 426b; Seeber, Totengericht, 130–131; zu den Kindern des Chentienirti Egberts, in Quest of Meaning, 125–127; LGG III, 423b, vgl. LGG III, 427b–c (als Msw-MXntj-n-jrtj). Einige Gottheiten aus beiden Gruppen treten auch an der oberen Tür zu Treppe X auf, siehe dazu III 3.8.4. Siehe zusammenfassend Pries, Stundenwachen 1, 43–44, 100–102 und 271–272, 429–430 und die Abschnitte zu den jeweiligen Stunden, vgl. auch die Übersicht bei Leitz, Panehemisis, 19. Siehe Leitz, Panehemisis, 27–30. Im Balsamierungsritual wird eine Priestergruppe Kinder des Horus mit einer anderen verbunden, die vielleicht als Verschreibung von „Kinder des Chentienirti“ oder von „Kinder des Chentechtai“ zu lesen ist (Töpfer, Balsamierungsritual, 175, 179 und Taf. 48, x+8.16 – x+8.17). Siehe dazu aber Pries, Stundenwachen 1, 429–430, der eine andere Lesung bevorzugt. So schon angemerkt bei Junker, Stundenwachen, 4 und Egberts, in Quest of Meaning I, 26. Andernorts können auch beide Götter gemeinsam auftreten, siehe LGG VI, 36b und 37a (Belege Nr. 54, 60, 62). Siehe Soukiassian, in: BIFAO 82, 1982, 339, Anm. 3; Koemoth, Osiris et les arbres, 253 mit Beispielen. Siehe für Belege auch LGG VI, 36a – 37a und ergänzend Leitz, Panehemisis, 412 sowie Müller-Roth, Das Buch vom Tage, 441, Nr. 569; zu $rj-b#q.f allgemein auch Gamer-Wallert, in: LÄ I, 940, s.v. „Cheribakef“, Kees, in: RT 37, 1915, 60–61 und Sandman Holmberg, The God Ptah, 147–150; zur neuen Deutung als Olivenbaum Quack, in: Fs Spalinger, 275–290.

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selbst ist beim Auftreten seiner Kinder offenbar nicht obligatorisch, aber gelegentlich trägt auch er im Funerärkontext gemeinsam mit ihnen zur Versorgung des Verstorbenen bei.1301 In Zusammenhang mit den Schreinträgern in den Treppenhäusern in Dendara ist vor allem relevant, dass die Horussöhne in den Osiriskapellen, die dem Neujahrsgeschehen räumlich nahe sind, auch als Träger der Bahre dieses Gottes auftreten können.1302 Interessanterweise werden sie in dieser Funktion in einem Text der dritten östlichen Kapelle wie die Träger am Neujahrstag, als nTrw 9 („neun Götter“)1303 bezeichnet, was wahrscheinlich auch hier die Kinder des Chentienirti und wohl auch ihren Vater (bzw. eine Entsprechung zu ihm) impliziert.1304 Wie Sylvie Cauville erläutert, steht dieser Text im Rahmen der Choiak-Feierlichkeiten und schildert Vorbereitung und Ausführung des rituellen Begräbnisses einer Osiris-Figur, wobei auch eine Vereinigung mit der Sonnenscheibe vorgesehen ist.1305 In diesem Text ist auch von einer Prozession von Standarten (nTrw tpjw j#t.sn) und Priestern auf den beiden Treppen (wobw o#w Hrjw Xndw snw)1306 die Rede, worin ein deutlicher Bezug zur Dekoration der Treppenhäuser erkennbar ist. Die dort dargestellte Festprozession erscheint somit im Dienste des Osiriskultes in abgeänderter Form und ist den veränderten theologischen Anforderungen angepasst. In beiden Fällen – am Neujahrstag für Hathor und bei der Bestattung der Osiris-Figur zum Choiakfest – gehörte offenbar der Treppenaufstieg mit Hilfe der nTrw 9 sowie die Vereinigung einer Statue mit der Sonnenscheibe zu den zentralen Bestandteilen der Kulthandlungen. Somit lässt sich eine Analogie zwischen den beiden Ereignissen auf dem Dach des Dendara-Tempels herstellen, die auch die beiden Protagonisten, Hathor und Osiris, näher zusammenrückt. Für die Interpretation des Neujahrsfestes in Dendara bedeutet dies, dass sich durch die Präsenz der mit dem Funerärkontext verbundenen Naosträger neben dem solaren Aspekt auch ein Bezug zur osirianischen Theologie eröffnet. Dem wieder erweckten Osiris auf der Bahre entsprechend wird auch Hathor in ihrem Schrein zu jedem Jahresbeginn wieder geheilt und mit all ihren Fähigkeiten neu ausgestattet. Die Einbindung von Hilfsgottheiten wie den Horus- und/oder Chentienirti-Söhnen in den Transport von Kultbildern in Prozessionen ist allerdings keine Eigenheit der beiden Haupttreppen von Dendara. Eine Entsprechung dazu findet sich in der Reihe von Naoi tragenden Priestern in Krypte Ost 2, die bereits in Kapitel III 1.1 besprochen wurde. Hier wird der erste Naos, der größer ist als die Nachfolgenden, von vier Priestern getragen, wobei jeweils zwei auf jeder Seite stehen. Von ihnen heißt es, sie seien die „Kinder des Horus, die den Gott in ihrem Naos hochheben“ (msw Or tw#w nTr m Hd.sn), danach werden ihre Namen (Jmstj, ew#-

1301 1302

1303 1304

1305 1306

Siehe LGG III, 395c – 396a, Belege Nr. 45, 47 und 87. D X, 230, 11–14 mit Taf. 106; 426, 5. Siehe auch die Szene in D X, 389, 6–8 mit Taf. 240, die als Teil des Mundöffnungsrituals zu verstehen ist, das auf den Wänden der zweiten westlichen Osiriskapelle dargestellt ist (dazu III 1.8). Neben ihrer Rolle als Träger der Bahre treten die Horussöhne in den Osiriskapellen auch zusammen mit den Kindern des Chentienirti als Bringer von Ölen und Salben auf, dazu Leitz, Panehemisis, 32 und 37. D X, 426, 5. Der Text steht Cauville, Dendara X. Commentaire, 203 zufolge textlich in enger Verbindung mit der von Chassinat bearbeiteten Choiak-Inschrift, in der neben einer Beteiligung der msw Or auch von den msw %ntj-n-jrtj die Rede ist (D X, 32, 5, siehe Chassinat, Khoiak I, 310 und 311–313). Zwar wird Chentienirti auch hier nicht genannt, er (oder eine andere Gottheit) wäre aber zur Vervollständigung der Neunzahl notwendig. Cauville, Dendara X. Commentaire, 203–204. D X, 426, 5–6. Siehe dazu Cauville, Dendara X. Traduction, 232.

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III Analyse und Auswertung

mwt.f, Opj, ÄbH-snw.f) aufgezählt.1307 Aber nicht nur hier, sondern auch in den Treppenhäusern von Edfu finden sich entsprechende Namen für die Naosträger. Neben den Bezeichnungen smHrw („Freunde“)1308, nTrw 9 („neun Götter“)1309, rmnw („Träger/die, die tragen“)1310, wTsw („die, die tragen“)1311, tw#w („die, die hochheben“)1312 werden diese wiederum als Kinder des Horus, manchmal auch unter Zusatz des Chentienirti und seiner Kinder beschrieben, was sowohl für die Träger des Schreins der Hathor als auch für den des Horus gilt.1313 Somit ist die Benennung der Naosträger nicht als für die Theologie von Dendara spezifischer Gedanke zu interpretieren, sondern vielmehr als genereller Verweis auf die grundlegende Analogie zwischen Funerär- und Festprozession. In Bezug auf die Darstellungen in Edfu ist interessant, dass hier die Anzahl der dargestellten Personen nicht der in den oben genannten Beschreibungen entspricht. In der für den Aufstieg bestimmten Osttreppe transportieren jeweils zwei Priester den großen Naos, in der für den Abstieg benutzen Westtreppe jeweils vier Priester, wobei zwei von ihnen den Schrein aus einiger Distanz mit Hilfe von längeren Stoffstreifen halten (siehe III 5.2).1314 An dieser Stelle bietet es sich an, auf den Realitätsgehalt der Darstellungen der Naosträger einzugehen. Herbert Walter Fairman schreibt nämlich für Edfu den Texten einen engeren Bezug zum tatsächlichen Festgeschehen zu als den Bildquellen, indem er anmerkt, es seien in Wirklichkeit neun Träger gewesen.1315 Vielleicht sind aber die Darstellungen in Edfu realistischer als die zugehörigen Texte, und vielleicht auch realistischer als die Reliefs in Dendara, die neun Träger eng gedrängt um den Götternaos der Hathor zeigen. In Anbetracht der Tatsache, dass die Treppenhäuser in Dendara nur etwa 1 m breit1316 sind, ist ein Transport des Götterschreines durch neun Personen gleichzeitig schwer vorstellbar. Entweder deutet die Neunzahl der Träger also darauf hin, dass hier ein Idealzustand evoziert wird, der in der Realität von einer kleineren Gruppe an Priestern repräsentiert wurde, oder aber die neun Priester waren tatsächlich vorhanden und wechselten sich mit dem Tragen ab. Das dies nötig war, wäre in Anbetracht der Tatsache, dass es sich sowohl in Dendara als auch in Edfu um ein im Verhältnis zu den nachfolgenden Naoi reicher verziertes und somit vielleicht auch schwereres Exemplar handelte, durchaus denkbar (siehe III 5.2). Demzufolge wäre für die Darstellungen in Edfu, in denen nur maximal vier Priester gleichzeitig den Naos des Horus bzw. der Hathor befördern, ein höherer Realitätsgrad anzunehmen. Das beschriebene Platzproblem im Treppenhaus stellte sich für die dem Naos der Hauptgottheit nachfolgenden Götterschreine nicht, da ihnen in den Darstellungen jeweils nur ein 1307 1308 1309 1310 1311 1312 1313

1314 1315 1316

D V, 91, 4–5. E I, 554, 8; 554, 15; 559, 16; 571, 5. E I, 554, 8; 560, 2. E I, 414, 9 (hier sogar unter Angabe der Anzahl mit neun Figuren); 559, 17; 560, 2; 571, 6; 571, 8–9. E I, 559, 16; 571, 5 (alternativ auch als Pseudoverbalkonstruktion mit ausgelassenem Hr zu deuten). E I, 559, 17; 571, 9 (alternativ auch als Pseudoverbalkonstruktion mit ausgelassenem Hr zu deuten). Naos des Horus: E I, 540, 11–12 (msw Or und msw %ntj-n-jrtj); E I, 554, 8 (msw Or m-ob %ntj-n-jrtj); Naos der Hathor: E I, 560, 1–2 (msw Or und %ntj-n-jrtj m-ob msw.f, vgl. Synopse 7); E I, 544, 12 (msw Or). Die Namen der vier Horuskinder zuzüglich O#qw (so die Ergänzung nach E I, 544a, Anm. c) werden dabei den Naosträgern explizit in E I, 544, 14–15 beigfügt, in E I, 540, 13–15 sind es O#qw und ein weiterer Göttername, der leider zerstört ist (siehe dazu Alliot, Culte d’Horus, 403). In einem deskriptiven Text in E I, 571, 7–8 ist nur von „Jmstj und seinen Brüdern“ die Rede. Fairman, in: BJRL 37, 1954–55, 185 deutet Chentienirti als Aufseher der ganzen Gruppe. E IX, Taf. 37b, 37e, 38e, 38o. Siehe Alliot, Culte d’Horus, 401. So Fairman, in: BJRL 37, 1954–55, 185, Anm. 1. So die Maße der Treppenhäuser bei Zignani, Dendara et le temple d’Hathor, Taf. 4.

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Träger zugewiesen ist. Dem theologischen Schwerpunkt des Festes entsprechend sind die Informationen in den Texten zu diesen Priestern nicht so umfangreich wie die zu den Trägern des Hauptnaos. D VIII, 86, 12–14* beschreibt zunächst den Transport des Schreins der Hathor durch die smHrw und darauf das Tragen der Schreine der Götterbilder (Hr rmn sXmw m HD(w).sn Spsw) durch eine andere Gruppe von Priestern, deren primäre Bezeichnung leider zerstört ist, die sekundär aber als wobw o#w beschrieben werden. Damit sind sicherlich die Naosträger der Neunheit hinter Hathor gemeint. Wie bereits oben angemerkt, sind die Informationen, die sich den Texten über die einzelnen Mitglieder dieser Gruppe entnehmen lassen, spärlich. Die einzige Ausnahme bildet die zweite lange Inschrift über den Naoi des siebten bis zehnten Naos der Neunheit auf der linken Wand von Treppe X. Wie bereits in Anm. 1133 zur Übersetzung (Kapitel II) erläutert, bezieht sich diese wahrscheinlich auf die darunter befindlichen Schreinträger, denn sie nennt – von kurzen Beschreibungen zum Festgeschehen unterbrochen – insgesamt fünf Bezeichnungen von Priestern, deren Rolle im Festgeschehen näher beschrieben wird.1317 Die erste dieser Benennungen lautet Hm n Hrjt-tp („Diener der Stirnschlange“)1318 sie ist also nach dem in III 3.5 für einige Standartenträger festgestellten Schema (Hm + Götterbezeichnung im Genitiv) gebildet. Der Zusatz wob o# („großer Reinigungspriester“)1319 nimmt die oben genannte Gruppenbezeichnung (wobw o#w) wieder auf. Dass dieser Naosträger aufgrund seiner Position und der Erwähnung seiner Aktivität an den „verborgenen Plätzen“ (swt-St#t) vielleicht auch auf die an die Westtreppe angeschlossenen Osiriskapellen verweist, wurde bereits in III 1.1 erläutert. Bei der zweiten, dritten und fünften Priesterbezeichnung (sm# jrw, sDf# [t#wj], JHy) handelt es sich erneut um die für Dendara spezifischen Titel, die bereits im Zusammenhang mit den Standartenträgern eine Rolle spielten.1320 In den Textpassagen, die den einzelnen Naosträgern zuzuordnen sind, finden sich bisweilen auch Hinweise auf die Gottheit, die sie transportieren, sowie auf den Zielort, den sie ansteuern, also die jeweilige Götterkapelle. So wird in einer Festbeschreibung, die wohl dem Träger des siebten Naos der Neunheit zuzuordnen ist, auf das Hwt-mnjt Bezug genommen, womit die so bezeichnete Kapelle L im Sanktuarumgang gemeint sein dürfte.1321 Bei der Gottheit im siebten Naos handelt es sich passenderweise um Owt-Or t# mnjt.1322 In Zusammenhang mit dem achten Naosträger wird das „Haus des Somtus“1323 genannt, was mit Harsomtus im achten Schrein der Neunheit1324 korrespondiert. Der st-msXnt in der Beischrift des zuletzt genannten Priesters ist mit der Kapelle der Isis zu identifizieren,1325 was zu der im zehnten Naos befindlichen Gottheit1326 passt. Dementsprechend ist mit dem in der Beischrift zum neunten Träger genannten Hwt-Wsjr vermutlich die Sokar-/Osiriskapelle F im Erdgeschoss gemeint, was mit dem Osiris im neunten Naos1327 korreliert. Diese Zuordnung

1317 1318 1319 1320 1321 1322 1323 1324 1325 1326 1327

D VIII, 97, 13 – 98, 11*. Diese Inschrift ist auch kurz beschrieben bei Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 702. D VIII, 97, 13*. D VIII, 97, 13*. Siehe oben, III 3.5, mit Anm. 1086. D VIII, 98, 2*. Siehe zur Zuordnung der Raumbezeichnung Farbtaf. 1. D VIII, 99, 11–12*. D VIII, 98, 4*. D VIII, 99, 13*. D VIII, 98, 10*. Siehe zur Zuordnung der Raumbezeichnung Farbtaf. 1. D VIII, 99, 16*. D VIII, 99, 14–15*. Vgl. zur Zuordnung der Raumbezeichnung Farbtaf. 1.

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III Analyse und Auswertung

dürfte auch die Bezeichnung des ihn tragenden Priesters als „Horus“ (Or)1328 erklären, der hier wohl die Rolle des Osirissohnes einnimmt.1329 3.8 Schutzgötter und andere Göttergruppen Abgesehen von der Neunheit, die an diesem Tag wohl kaum von Hathors Seite wich (III 3.3), gibt es noch zahlreiche weitere Göttergruppen, die aufgrund ihres Anbringungsortes mit dem Neujahrsfest in Verbindung gebracht werden können. Dies gilt insbesondere für die an den Türen, den Schranken und den Säulen des Kiosks angebrachten Verbünde von Personen (III 3.8.1 – 3.8.3), aber auch für die Figurengruppen an der oberen Tür zu Treppe X (III 3.8.4) und wohl auch für zwei Götterkollegien in der Treppenkammer V (III 3.8.5). Die Frage, in welchem Verhältnis diese Götterkollegien zur Realität stehen, ob auch sie also in der tatsächlichen Festprozession durch zusätzliche, in den Treppenhäusern nicht abgebildete Teilnehmer oder Symbole repräsentiert waren, lässt sich meist nicht beantworten. 3.8.1 Göttergruppen an den Zugängen des Kiosks Eine besondere Konzentration von Göttergruppen findet sich zu beiden Seiten der Zugänge zum Kiosk. So sind auf jedem der äußeren Türpfosten der Nordtür dieses Gebäudes vier Register mit jeweils einer Gottheit in Anbetungshaltung angebracht, wobei sich froschköpfige Männer mit schlangenköpfigen Frauen abwechseln (D VIII, 2, 11 – 5, 5* und D VIII, 5, 9– 13* mit Taf. 692). Wie in III 2.2.1 schon angemerkt, sind die Beischriften der einzelnen Figuren stark zerstört, so dass ihre Zuordnung im Einzelnen nicht möglich ist. Die beschriebene Darstellungsweise deutet deutet jedoch darauf hin, dass es sich um die Achtheit handelt.1330 Die beiden Inschriftenzeilen, die sich neben den Gottheiten über die gesamte Höhe des Türpfostens erstrecken, geben einige Informationen zur Identität und Funktion dieser Gruppe. Sie werden Ddw wrw („große Dauerhafte“)1331 und wtTw nw v#-Tnn („Söhne des Tatenen“)1332 genannt, was den Charakter der Gruppe als Urgötter hervorhebt und deren eigene Entstehung aus dem Urhügel evoziert.1333 Die Inschriftenzeile auf dem östlichen Türpfosten wiederum spielt auf die Entstehung der Morgensonne1334 durch die Acht Urgötter an, durch deren 1328 1329 1330

1331 1332

1333 1334

D VIII, 98, 5*. Siehe Pries, Stundenwachen 1, 207, Anm. 869 (zur dritten Nachtstunde der Stundenwachen, in denen der Vorlesepriester mit Horus gleichgesetzt ist). Siehe zur Achtheit Zivie-Coche, in: EVO 39, 2016, 57–90; dies., in: Thiers (Hg.), D3T 3, 327–397; dies., in: Thiers (Hg.), D3T 2, 227–284; dies., in: Thiers (Hg.), D3T 1, 167–225; siehe auch den Überblick bei dies., in: Ann. EPHE 123, 2016, 61–65; dies., in: Ann. EPHE 122, 2015, 125–130; dies., in: Ann. EPHE 121, 2014, 77–84; dies., in: Ann. EPHE 120, 2013, 33–39; dies., in: Ann. EPHE 119, 2012, 57–62; dies., in: Ann. EPHE 118, 2011, 51–58; dies., in: Ann. EPHE 117, 2010, 87–92; dies., in: Ann. EPHE 116, 2009, 95–101; dies., in: Ann. EPHE 115, 2008, 73–78; dies., in: Ann. EPHE 114, 2007, 127–133; zur Achtheit in Dendara Coppens/Janák, in: Coppens et al. (Hgg.), Royal versus Divine Authority, 83–94. D VIII, 2, 11*. Siehe auch LGG VII, 683b–c. Vgl. zu Ddw als Bezeichnung für die Achtheit auch Zivie, in: Thiers (Hg.), D3T 2, 251, 254 (Anm. e) und 278. D VIII, 5, 18*. Siehe dazu LGG II, 606a, wo ähnliche Stellen als Relativform („Die von Tatenen erzeugt wurden“) aufgefasst wurden. Interessant ist, dass die im LGG an dieser Stelle aufgeführten Belege 1 und 3 (E III, 312, 6; E Mammisi, 81, 8) sich ebenfalls auf die Achtheit beziehen, die im Zusammenhang mit dem Lotosopfer auftritt. Siehe zur Entstehung der Achtheit aus Tatenen Zivie-Coche, in: Thiers (Hg.), D3T 1, 190–192, 196–197, 209; dies., in: Thiers (Hg.), D3T 2, 227, 239, 242, 244, 251–252, 255 (Anm. f); dies., in: Thiers (Hg.), D3T 3, 349–350, 375, zu Tatenen als Urhügel Schlögl, Tatenen, 70–72. D VIII, 2, 11*: wtT.sn dj.f sw m dw#w („der, den sie schufen, er zeigt sich am Morgen“). Siehe zur Hervorbringung der Sonne durch die Achtheit Zivie-Coche, in: Thiers (Hg.), D3T 1, 190–191, 195; dies., in: Thiers

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Existenz das Neujahrsgeschehen erst ermöglicht wird. Dementsprechend sind diese Gottheiten bereits zu Beginn ihrer Entwicklung als Anbeter des Taggestirns belegt,1335 was mit ihrer Tätigkeit als Andoranten der Sonnentochter Hathor an der Nordtür des Kiosks korrespondiert. Ob der hier vorkommende Ausdruck jdw nw twt qd („Kinder dessen mit vollkommener Gestalt“)1336 ebenfalls mit der Sonne in Verbindung steht oder ob dadurch auf den osirianischen Kontext1337 hingedeutet werden soll, lässt sich nicht sagen. Daneben sind die Mitglieder der Achtheit durch die Bezeichnung s#w-n.sn1338 auch als Schutzgötter ausgewiesen, was in Anbetracht der Anbringung an einem Zugang nicht verwundert. Die Hauptaufgabe des Ensembles ist den Textzeilen am Rand der Türpfosten zufolge der Lobpreis der Göttin, der sich auch in der Handhaltung der Figuren ausdrückt,1339 aber auch vom Vergrößern des Ansehens der Hathor sowie von der Erzeugung von Furcht1340 ist die Rede. Als Hinweis auf eine weitere Funktion der Achtheit an der Nordtür des Kiosks kann vielleicht auch eine Szene auf der Ostwand der Wabet verstanden werden, die diese Göttergruppe hinter Thot beim Opfer an Hathor zeigt.1341 Wie bereits in III 1.7 ausgeführt sind Wabet und Neujahrshof mit dem Dachkiosk inhaltlich und formal eng verbunden, so dass das Vorkommen dieser Gruppe an beiden Orten nicht verwundert. In der Wabet bringen die Mitglieder der Achtheit verschiedenste Kronen dar, was meist als Hinweis auf das Opfer solcher Gegenstände an Hathor bzw. eine Krönung der Göttin in der Wabet gedeutet wird.1342 Die Präsenz der Achtheit am Nordeingang des Kiosks kann somit als Reminiszenz an diese Handlung gedeutet werden, die vermutlich in der Wabet stattfand, sowie allgemein als Hinweis auf den Aspekt der Herrschaftserneuerung, der am Neujahrsfest eine nicht unwesentliche Rolle spielte (siehe III 3.4 und 5.10). Die zweite Göttergruppe an der Nordtür des Kiosks ist an den Türlaibungen angebracht (D VIII, 7, 6–11* und 14–18* mit Taf. 693). Es handelt sich hierbei um acht auf jeweils vier Register pro Seite verteilte, wohl durchgehend weibliche Gottheiten, deren Darstellungen und Beischriften jedoch größtenteils zerstört sind. Auf der östlichen Laibung sind noch zwei von Händen gehaltene Sistren, auf der westlichen Laibung zwei Tamburin spielende Göttinnen zu erkennen, wobei die unterste eine gehörnte Sonnenscheibe auf einer Geierkrone trägt. Die Figuren sind dem Inneren des Gebäudes zugewandt, was als Beitrag zum Festjubel anlässlich

1335 1336 1337

1338

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(Hg.), D3T 2, 251 und 253 (Anm. d); dies., in: Annales EPHE 115, 2008, 115. Siehe dazu z. B. Zivie-Coche, in: Ann. EPHE 114, 2007, 129–130; dies., in: Ann. EPHE 115, 2008, 75, 77; dies., in: Ann. EPHE 121, 2014, 82–83; dies., in: Thiers (Hg.), D3T 1, 173, 204–205. D VIII, 5, 18*. Vgl. LGG VII, 378c, wo dieses Epitheton auffällig oft auf Osiris bezogen ist. Siehe zur Achtheit im Funerärkontext und ihrer Rolle als Bewacher des Osiris z. B. Zivie-Coche, in: Thiers (Hg.), D3T 1, 183– 184, 187; dies., in: Thiers (Hg.), D3T 2, 228, 249, 252–253 (Anm. b), 255 (Anm. f), 277–290; dies., in: Thiers (Hg.), D3T 3, 343–344, 353; dies., in: Ann. EPHE 2008, 115, 75, 77–78; dies., in: Ann. EPHE 2014, 81. Eine Bezeichnung der Achtheit als Kinder des Osiris ist jedoch inhaltlich problematisch, so dass ein Bezug von twt qd auf Tatenen zu präferieren wäre. D VIII, 5, 16*; siehe zu den s#w-n.sn Anm. 883 in III 3.3. Auch die Neunheit in den Treppenhäusern und einige Schutzgötter auf den Schranken des Kiosks können so bezeichnet werden (ebd. und 3.8.2), weswegen an inhaltlich sowie vom Anbringungsort her mehrdeutigen Textstellen (D VII, 141, 1*; D VIII, 26, 15*; 53, 3*; 87, 1*; 92, 9*; 98, 7*; 115, 9–10*) nicht klar ist, welche Personengruppe gemeint ist. D VIII, 2, 12* (sw#S); 5, 16–17* (dw#w … sw#Sw …). Siehe zur Verehrungsgeste der Figuren Dominicus, Gesten und Gebärden, 28–32. D VIII, 2, 12–13* (swr.n b#w.s … dj.n snD n snht). D IV, 238, 12 – 241, 6 und Tf. 307–309 bis. Siehe für Literatur dazu Anm. 159 in III 1.7.

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III Analyse und Auswertung

des zentralen Festrituals gedeutet werden kann.1343 Aus den Beischriften wird deutlich, dass die oberste Musikantin der östlichen Laibung mit Cusae (Äjst) im 14. oberägyptischen Gau verbunden ist, bei der ersten und zweiten auf der westlichen Laibung handelt es sich um Hathor, die Herrin von Herakleopolis (Nn-nsw) im 20. oberägyptischen Gau und ihre Entsprechung als Herrin von Atfih (vp-jHw) im 22. oberägyptischen Gau.1344 Wie schon die Göttergruppe auf der Außenseite der Tür korrespondieren auch die Musikantinnen mit einem Element in der Dekoration der Wabet, deren Zugang mit entsprechenden Göttinnen dekoriert ist. Hier waren es wohl insgesamt zehn Göttinnen, deren Darstellungen und Texte jedoch ebenfalls sehr stark beschädigt sind.1345 Filip Coppens, der das Verhältnis der beiden Belege beschrieben hat, bringt diese auch mit einer Reihe von Musikantinnen in der Wabet von Edfu sowie mit den sieben Hathoren, die in den Geburtshäusern mehrerer Tempel für Mutter und Kind musizieren, in Verbindung.1346 Am grundsätzlichen Bezug zu dieser Gruppe dürfte kein Zweifel bestehen, zumal auch hier stets eine geographische Zuordnung vorgenommen wird, wobei Matthias Rochholz zufolge aber keine feste Systematik zu erkennen ist.1347 Wie Sylvie Cauville ergänzend anmerkt, ist auch das Auftreten als Gruppe von sieben Personen nicht verbindlich.1348 In den Festbeschreibungen der Treppentexte werden unter den Teilnehmern häufiger Musikantinnen genannt, beispielsweise die nbt-Göttinnen1349, die an anderen Stellen auch als Tänzerinnen1350 belegt sind, sowie die mrt-Göttinnen1351. Einmal werden jubelnde Hathoren1352 erwähnt. Es liegt nahe, dass diese drei Arten von Gottheiten, die Waltraud Guglielmi1353 zufolge eng zusammenhängen, mit den Musikantinnen am Zugang zum Dachkiosk in Verbindung stehen, textlich lässt sich dies jedoch nicht belegen.1354 Die Anbringung der Musikantinnen an diesem Gebäude könnten drei Faktoren begünstigt haben: Zunächst einmal deutet die Verbindung zu ähnlichen Belegen in den Mammisis auf 1343 1344

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Ähnlich Cauville, Fêtes d’Hathor, 46. Siehe zur Repräsentation verschiedener Kultzentren der Hathor durch Gruppen von verschiedenen Manifestationen der Göttin Cauville, in: RdE 66, 2015, 1–20 und Pantalacci, in: BIFAO 114.2, 2014, 403–409 (hier genau diese drei Hathoren); siehe zu den drei erwähnten Hathorformen im Einzelnen zuletzt Leitz, Geographisch-osirianische Prozessionen, 178; ders., Regionale Mythologie, 271–272, 275 (Herrin von Cusae); ders., Regionale Mythologie, 342; Weber/Geissen, Gaumünzen, 177 (Herrin von Herakleopolis); Leitz, Geographisch-osirianische Prozessionen, 267–270; ders., Gaumonographien, 171–172; ders., Regionale Mythologie, 364; Weber/Geissen, Gaumünzen, 197–203 (Herrin von Atfih). D IV, 218, 17 – 219, 2 und 219, 16 – 220, 2 und Taf. 304. Siehe ausführlich Coppens, Wabet, 156–157. Vgl. auch Guglielmi, Mr.t, 100. So Rochholz, Schöpfung, 44–49. Siehe zu den sieben Hathoren auch Cauville, in: RdE 66, 2015, 19–20 und die neuere Literatur ebd., 8, Anm. 13, ergänzend dazu Leitz, Regionale Mythologie, 271–272. Cauville attestiert dem Ensemble wie Rochholz eine Flexibilität in Bezug auf seine Zusammensetzung, führt aber dennoch die Hathoren von Dendara, Theben, Cusae, Atfih, Memphis, Heliopolis und Imau (oder Herakleopolis?) als „noyau constitutif“ der Gruppe an. So Cauville, in: RdE 66, 2015, 8–9, vgl. dies., Pronaos, 91–92. D VIII, 46, 1*; 115, 4*; 121, 8*. Vgl. allerdings D VIII, 97, 11*, wo von jubelnden nbt-Göttinnen in ihren Schreinen die Rede ist, so dass hier vielleicht die weiblichen Mitglieder der Neunheit gemeint sind. Demnach ist die Bedeutung von nbwt bzw. nbtj in den Treppentexten kontextabhängig und muss nicht immer auf musizierende Gottheiten referieren. D VIII, 27, 11*. D VIII, 37, 7*; 115, 5*. D VIII, 37, 7*. Guglielmi, Die Göttin Mr.t, 92–100. Anderes gilt für die erwähnten Musikantinnen in der Wabet, deren Identifikation als Hathoren und MeretGöttinnen feststeht, siehe dazu Guglielmi, Die Göttin Mr.t, 100.

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den Geburtskontext hin, der ausgezeichnet zum zentralen Aspekt des Neujahrsfestes – allumfassende Erneuerung durch Bekräftigung des Eltern-Kind-Verhältnisses (III 4.2.3) – passt. Hierbei scheint die Präsenz aller geographischen Einheiten Ägyptens wichtig zu sein, wovon auch die Dekoration der Osttür zeugt (siehe unten). Zudem sind die Kultorte der Hathor, die offenbar durch die Musikantinnen auf den Laibungen der Nordtür repräsentiert waren, separat hervorgehoben, wohl um eine Teilhabe der Hathor in all ihren Formen am Festgeschehen zu sichern. Drittens war Musik eines von vielen Mitteln zur Besänftigung der Gefährlichen Göttin, die auch auf der östlichen Außenwand des Kiosks durch die mit sHtp Owt-Or und sHtp cXmt betitelten Szenen thematisiert wird und somit eine Art Grundbedingung für die Durchführung des Hauptrituals darstellte.1355 Wie die Musikantinnen im Durchgang drückt auch die Göttergruppe auf der Innenseite der Nordtür ihre Verehrung für Hathor schon durch ihre Handhaltung aus (D VIII, 9, 10 – 10, 2* und 5–8* mit Taf. 595). Hier führen vier weibliche (beide Türpfosten, 1. und 2. Register) und vier männliche Gottheiten (beide Türpfosten, 3. und 4. Register) den njnj-Gestus aus, wobei typischerweise Wasserlinien von ihren Händen in Richtung Boden rinnen (siehe III 2.2.1). Wie schon auf der Außenseite läuft jeweils seitlich der Darstellungen auf der gesamten Höhe des Türpfostens eine Inschrift entlang, die nähere Informationen zu diesem Ensemble gibt. Die Götter werden hier Drtj[w] („Vorfahren)1356 und sXmw („Götterbilder“)1357 genannt, ihre Aufgaben scheinen vor allem im Jubel (hn, nm, oDb, nhm, Hoo)1358, in der Freude (XntS, #w-jb)1359 über die Göttin und im Tanzen (nXb)1360 vor ihr zu liegen. Den Inschriften zu den einzelnen Figuren auf den Türpfosten bestehen aus mit Epitheta versehenen Götternamen. Dabei ist die Hauptbezeichnung nicht immer zuverlässig erhalten, so dass insbesondere die Identifikation der beiden weiblichen Gottheiten im zweiten Register, vermutlich Nehemet-awai und Tefnut, nicht ganz sicher ist.1361 Gesichert ist hingegen die Präsenz des Atum und des Re-Harachte in den obersten Registern, von Thot und Schu im jeweils dritten Register und von Nephthys und Nut im ersten Register (siehe Taf. 30, oben). Die Position von Re-Harachte ganz oben am östlichen Türpfosten und Atum am westlichen Türpfosten korrespondiert sicher mit dem Lauf der Sonne, die hier sowohl in ihrer jugendlich-kräftigen Form als auch in ihrer alternden Gestalt evoziert wird. Warum abgesehen von dieser offensichtlichen Anspielung auf den solaren Kontext genau diese Göttergruppe an der Nordtür angebracht ist, wird nicht auf Anhieb deutlich. Auffällig ist, dass die meisten Götter – von Thot, Re-Harachte und der unsicher belegten Nehemet-awai abgesehen – in der heliopolitanischen Neunheit eine Rolle spielen. Dieses Götterkollegium, dessen Gegenwart einen weiteren Akzent auf die Sonnenthematik setzt, ist hier nicht komplett vertreten, aber doch in Teilen aller vier Generationen (1. Atum; 2. Nut; 3. Schu und Tefnut; 4. Nephthys) repräsentiert.1362 Die Präsenz von Thot, der vielleicht von seiner Gemahlin begleitet wird, lässt sich aus seiner insgesamt großen Bedeutung für das Neujahrsfest in Dendara erklären, die sich an zahlreichen 1355 1356 1357 1358 1359 1360 1361 1362

Siehe für einen Überblick über die Methoden zur Besänftigung der Göttin von Lieven, in: MetznerNebelsick (Hg.), Rituale in der Vorgeschichte, Antike und Gegenwart, 47–55, zu zu den Darstellungen auf der östlichen Außenwand des Kiosks III 2.2.4 und 3.1, zu Hathors Rolle als Gefährliche Göttin III 4.2.2. D VIII, 9, 10*. D VIII, 10, 5*. D VIII, 9, 11*; 10, 5*; 10, 6*. D VIII, 10, 6* und 10, 7*. D VIII, 10, 5*. Siehe dazu ausführlicher die Anmerkungen zur Übersetzung von D VIII, 9, 14* und 10, 10*. Siehe z. B. Barta, Götterkreis der Neunheit.

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III Analyse und Auswertung

Texten ablesen lässt. So tritt er beispielsweise in den Texten an der Osttür des Kiosks, die mit der Neujahrsfackel1363 in Verbindung stehen, sowie in einigen Festbeschreibungen1364 auf, wobei er meist in seiner klassischen Rolle als Schriftkundiger und Notar charakterisiert wird. Sein hervorgehobener Status könnte durch seine Verbindung mit der Rückholung des Sonnenauges bedingt sein, die im Rahmen der mythologischen Ausdeutung des Neujahrsgeschehens eine wichtige Rolle spielt (siehe III 4.2.2). Die Innenseite der Nordtür steht teilweise in inhaltlicher Korrespondenz mit der oberen Tür von Treppe X, auf die der Blick eines Betrachters unweigerlich fällt, wenn er aus dem Kiosk heraus zwischen den Pfosten der Nordtür hindurchsieht (dazu III 3.8.4). Auch hier finden sich Nephthtys und Nut, die jedoch in den beiden oberen Registern und im Verhältnis zur Nordtür auf der gegenüberliegenden Seite angebracht sind (Taf. 30). Die Beischrift der Nut ist in beiden Fällen nahezu identisch,1365 bei Nephthys steht immerhin an beiden Stellen das Epitheton snt nTr („Gottesschwester“)1366. Von den Göttern der Neunheit finden sich auf der Tür zur Treppe außerdem Schu und Geb, wobei Letzterer auf der Nordtür nicht vertreten ist, aber als Komplement zu der vorhandenen Nut verstanden werden kann. Die Dekoration der Osttür unterscheidet sich sowohl formal wie auch strukturell deutlich von der des Nordzugangs. Hier findet sich nicht auf jedem Teil der Tür ein separater Verbund von Gottheiten, sondern die inneren und äußeren Türpfosten sowie die Laibungen im Durchgang sind mit einer einzigen zusammenhängenden Gruppe von insgesamt 36 vogelgestaltigen Gottheiten versehen.1367 Auf jedem Türpfosten bzw. jeder Laibung sind sechs Gottheiten angebracht, wobei jede ein eigenes Register einnimmt. Der Blick aller Figuren richtet sich in das Innere des Gebäudes, auf die zentrale Festhandlung. Wie teilweise schon bei den Göttergruppen der Nordtür gibt es an der Osttür zu jedem Ensemble von sechs Gottheiten eine erläuternde Inschrift, die sich über die Höhe des gesamten Türpfostens bzw. der gesamten Laibung zieht.1368 Hierbei handelt es sich grundsätzlich immer um dem gleichen Text, der die Eröffnung eines guten Jahres für Hathor bekräftigt. Die einzigen Elemente, die variabel sind, sind der Name der zu Beginn genannten Gottheit, der stets mit der Götterbezeichnung im entsprechenden ersten Register übereinstimmt, und die geographische Zuordnung der jeweiligen Göttergruppe zur Landeshälfte. So heißt es z. B. auf der Außenseite des südlichen Türpfostens: „(Es sind) Nechbet, die Weiße von Hierakonpolis, und die Götter und Göttinnen von Oberägypten, die ein gutes Jahr eröffnen zusammen mit Re für Hathor, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re, die Herrin des Himmels, die Gebieterin aller Götter.“1369 Daran schließt sich stets eine 1363 1364

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1368 1369

D VIII, 11, 8*; [12, 4*; 14, 7*; 15, 3*]; 17, 8*; 18, 5*; siehe dazu auch weiter unten in diesem Kapitel. So in D VII, 187, 12–13*; D VIII, 44, 10–11*; 110, 11–12*; 112, 8*. In D VII, 161, 6* erhebt dieser Gott den Menu-Trank, in D VIII, 108, 2* das wnSb-Symbol, in D VIII, 116, 6* wird Hathor seine Tochter genannt. D VII, 143, 12* und D VIII, 115, 14* beschreiben Thot in seiner Funktion als Wegeöffner, was wohl auf die Standarte dieses Gottes in der Treppenprozession (siehe III 3.5) Bezug nimmt, vgl. auch D VIII, 75, 5–7* und 117, 12*. Vgl. D VIII, 9, 13* mit 78, 13*. Vgl. D VIII, 10, 9* und 80, 16*. D VIII, 11, 7–17* und 12, 3–13* mit Taf. 696 (äußere Türpfosten); D VIII, 14, 6–14* und 15, 2–9* mit Taf. 697 (Türlaibungen); D VIII, 17, 7 – 18, 2* und 18, 4–15* mit Taf. 698 (innere Türpfosten). Siehe für eine vergleichbare Dekoration den Fries in der zweiten östlichen Osiriskapelle (D X, 154, 4 – 161, 5 mit Taf. 49–53 und 75–79), auf den schon Goyon, in: Gs Daumas, 338 hinwies. Auch hier treten die Bas der Götter Ägyptens in Vogelgestalt auf, dem Thema des Raumes entsprechend sind sie allerdings die Begleitung für den Ba des Osiris. Siehe dazu generell Cauville, Dendara X. Commentaire, 73–77. D VIII, 11, 7–9*; 12, 3–5*; 14, 6–8*; 15, 2–3*; 17, 7–9*; 18, 4–6*. D VIII, 11, 7–9*.

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Passage an, in der es offenbar um die Aufzeichnung eines neuen Jahres unter Mitwirkung von Thot und das Erhellen des Kiosks durch die Neujahrsfackel geht (III 5.11).1370 Die Beischriften zu den einzelnen Gottheiten sind dann durchgehend nach dem Schema Gottesname + Epitheta + „der/die die ein gutes Jahr für (Hathor, die Große, Herrin von Jwnt, Auge des Re) eröffnet“ konzipiert.1371 Dabei verbindet die Betonung der Eröffnung eines guten Jahres diese Quellen intertextuell mit den Aufschriften der Neujahrsflaschen (III 5.8) sowie mit den Anrufungen an das Jahr (III 6.5). Wie Jean-Claude Goyon in seiner Bearbeitung des Ensembles dargelegt hat, handelt es sich bei den Figuren auf der Osttür um Vertreter von 36 Gauen Ägyptens, wobei der südliche Teil der Tür mit Göttern oberägyptischer Gaue, der nördliche Teil mit Göttern unterägyptischer Gaue versehen ist.1372 Dabei entsprechen die Köpfe der geflügelten Wesen stets der Gestalt des Gottes, der den jeweiligen Gau vertritt.1373 Wie Taf. 31 zeigt, beginnt die Nummerierung auf beiden Seiten im untersten Register des inneren Türpfostens und setzt sich auf gleicher Höhe im Türdurchgang und an der Außenseite fort, woran sich das nächsthöhere Register auf der Innenseite der Tür anschließt, etc.; die jeweils letzte Gottheit befindet sich also im sechsten Register auf dem äußeren Türpfosten.1374 Die geographische Zuordnung der Gottheiten erfolgt meist durch die Epitheta, die spezifische Orte oder die Bezeichnung des jeweiligen Gaues,1375 manchmal war aber wohl der Göttername1376 Hinweis auf die Lokalisation seines Kultortes genug. In Bezug auf die Auswahl der Gaue fällt auf, dass sie nach einem sehr einfachen Schema vorgenommen wurde, indem schlicht die ersten 18 jeder Landeshälfte berücksichtigt wurden; um Auslassungen bestimmter Gaue aus theologischen Gründen, wie sie in geographischen Listen andernorts belegt sind, scheint es hier nicht zu gehen.1377 Demnach hatte hier die Anbringung von genau 36 Gottheiten vor der Repräsentation aller Gaue Ägyptens Priorität. Wie 1370

1371 1372 1373

1374 1375

1376 1377

Vgl. zur Interpretation dieser schwierigen Passage, die sich im Verhältnis zu dem von Goyon, in: Gs Daumas, 331–344 dazu herangezogenen Vorgängertext aus Karnak inhaltlich möglicherweise verändert hat, Anm. 491 zur Übersetzung (Kapitel II) und zu Thot in seiner Rolle als Notar und Schreiber am Neujahrsfest auch die oben in Anm. 1364 genannten Stellen. Siehe zur Anordnung der Inschriften und zur grammatikalischen Konstruktion Anm. 497 zur Übersetzung von D VIII, 11, 10* (Kapitel II). Goyon, in: Gs Daumas, 331–344. So Goyon, in: Gs Daumas, 338. Zur Illustration seien hier die ikonographischen Entsprechungen zu den Gottheiten des südlichen äußeren Türpfostens aufgeführt (von unten nach oben): Nechbet – Geiergestalt; Harsomtus – Falkenkopf mit Doppelfeder und Sonnenscheibe; Min – Menschenkopf mit eckiger Kappe, Sonnenscheibe und Doppelfeder; Nemti mit Falkenkopf und Doppelkrone; Thot mit Ibiskopf und HemhemKrone; Anubis – Schakalkopf mit Doppelkrone; vgl. D VIII, Taf. 696. Das von mir erstellte Schema (Taf. 31) basiert auf der Übersicht bei Goyon, in: Gs Daumas, 336–337, das in Bezug auf die architektonische Anordnung eher verwirrt, jedoch einen nützlichen Überblick zu den einzelnen Gaugottheiten gibt. D VIII, 11, 10–15*; 12, 6–12*; 14, 9–14*; 15, 4–9*; 17, 10–15*; 18, 7–12*, siehe auch die Übersicht auf Taf. 31. Vgl. für ausführlichere Informationen zu den jeweiligen Orts- und Gaunamen zuletzt die dreibändige Untersuchung der geographischen Soubassementtexte von Leitz (Geographisch-osirianische Prozessionen; ders., Gaumonographien; ders., Regionale Mythologie). Die Kapitel zu den einzelnen Gaunamen und Ortschaften sind am einfachsten über das Gesamtregister in ebd., 622–675 auffindbar. So bei Neith (D VIII, 15, 5*) und Thot (D VIII, 15, 8*) auf der Laibung der nördlichen Hälfte, sowie bei Nemti (D VIII, 12, 8*) auf dem äußeren Türpfosten und bei Amun-Re (D VIII, 17, 11*) auf dem inneren Türpfosten der südlichen Hälfte. Siehe z. B. die Auslassung des 19. oberägyptischen Gaus aufgrund seiner Verbindung zu Seth in einer Soubassementprozession in Philae (Leitz, Geographisch-osirianische Prozessionen, 4); vgl. auch den schon erwähnten Fries mit den vogelgestaltigen Gaugöttern in D X, 154, 4 – 161, 5, Taf. 49–53 und 75–79, wo in

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III Analyse und Auswertung

von Goyon in seiner Untersuchung der Türdekoration bereits ausgeführt, dürften diese Darstellungen mit den Dekanen in Verbindung zu bringen sein, welche in ihrer Zuständigkeit für jeweils zehn Tage somit als Abbild des gesamten Jahres verstanden werden können.1378 Damit korrespondiert auch die Vogelgestalt der Gottheiten, denn die Dekane werden in der Spätzeit häufiger b#w onXw („lebende Bas“) genannt.1379 Die Entscheidung dafür, die 36 Gottheiten in ihrer geflügelten Form auftreten zu lassen, mag dadurch beeinflusst worden sein, dass das zentrale Ritual im Kiosk unter anderem als Vereinigung der Hathor mit ihrem Ba ausgedeutet wird (III 4.2.1). Goyon zufolge ist die Türdekoration ein besonders gutes Beispiel für die auch ansonsten häufiger belegte Parallelisierung von geographischen und astronomischen Verhältnissen.1380 So, wie Sothis am Nachthimmel den Aufgang von 36 Dekanen kontrolliert, herrscht sie auch über die geographischen Einheiten Ägyptens, wodurch wieder einmal der Aspekt der allumfassenden Herrschermacht der weiblichen Protagonistin am Neujahrsfest hervorgehoben wird (III 3.1).1381 Dies erklärt auch die Bezeichnung der Hathor als Hnwt X#b#sw („Gebieterin der Sterne“) an zwei Stellen der Treppentexte, denn Alexandra von Lieven zufolge bezieht sich X#b#sw in vielen Fällen auf die Dekane.1382 Als Begleiter der Gefährlichen Göttin tragen die Dekangötter zudem häufig zu deren Besänftigung bei und haben gleichzeitig wehrhaften Charakter, was gut zur Position der 36 Götter an der Osttür – zwischen den Szenen sHtp cXmt und sHtp Owt-Or – passt.1383

1378

1379 1380 1381

1382

1383

der oberägyptischen Hälfte ebenfalls der 19. Gau fehlt. Die unterägyptischen Gaue sind hier nicht in der traditionellen Reihenfolge aufgeführt und durch eine größere Zerstörung unterbrochen, so dass über absichtliche Auslassungen keine verlässliche Aussage getroffen werden kann (vgl. Cauville, Dendara X. Commentaire, 75–77). Eine weitere Gruppe von Gaugöttern, die zudem an einer Tür angebracht ist, findet sich im Isistempel von Dendara, auch hier vereiteln jedoch starke Zerstörungen eine zweifelsfreie Feststellung der Zusammensetzung von Gauen (siehe dazu oben, III 1.11). Siehe Goyon, in: Gs Daumas, 337–339, vgl. Cauville/Ali, Dendara, 147. Das Hauptindiz für diese Deutung ist die Zahl von 36 Figuren, in Bezug auf ihre Gestalt und ihre Benennung aber handelt es sich nicht um eine klassische Dekanliste (siehe EAT III, 105–174 und die Übersicht bei Schott, in: Gundel, Dekane und Dekansternbilder, 18–21). Über die Dekane wird die Habilitationsschrift von Joachim Friedrich Quack umfassend Auskunft geben, siehe im Überblick bzw. zu einzelnen Aspekten ders., in: Falck (Hg.), Vom Herrscher zur Dynastie, 35–36; ders., in: Greub (Hg.), Das Bild der Jahreszeiten, 93; ders., in: JAC 38, 1995, 97–122 (mit Literatursammlung zum Thema in Anm. 9). Darauf weist bereits Goyon in seiner Untersuchung unter Angabe von Literatur zu dieser Bezeichnung hin (in: Gs Daumas, 338). Siehe zu den ebd., 343, Anm. 61 zitierten Texten Nr. 400 und 406 in Esna Quack, in: JAC 38, 1995, 100 und von Lieven, Himmel über Esna, 20–29, 42–55. Siehe Goyon, in: Gs Daumas, 338 und Schott, in: Gundel, Dekane und Dekansternbilder, 14. Als besonders aussagekräftigen Beleg für das Verhältnis zwischen Hathor und den Dekanen am Neujahrstag nennt Goyon, in: Gs Daumas, 338 eine Stelle aus dem Papyrus Carlsberg 1 (II, 40–41; EAT I, 54–55), die von der Begleitung der Sothis durch zwei Mal 18 Götter spricht, wobei eine Gruppe hinter ihr, die andere vor ihr geht. Der Aufgang der Dekane ist dem Text zufolge vom Sothisaufgang abhängig. Siehe die Neuedition bei von Lieven, Grundriss des Laufes der Sterne, 61, 384–385 (§ 39) und den Kommentar auf 142. D VII, 140, 15* und D VIII, 107, 9*; vgl. auch D VIII, 59, 5*, wo vom Jubel der X#b#sw über das Herauskommen der Sothis die Rede ist. Siehe zur Deutung als Dekane von Lieven, Himmel über Esna, 166–171 (dagegen allerdings – nach Auskunft des Autors – Quack, Dekane; auch Wagner, in: GM 254, 2018, 117– 125 kann eine eindeutige Zuordnung nicht bestätigen). Siehe zu den Dekanen im Zusammenhang mit der Beruhigung der Gefährlichen Göttin bzw. Sachmet Quack, in: Greub (Hg.), Das Bild der Jahreszeiten, 93; ders., in: Falk (Hg.), Vom Herrscher zur Dynastie, 36; ders., in: JAC 38, 1995, 100–101; Cruz-Uribe, Hibis Temple Project I, 190–191; Quack zufolge ist für diesen Zusammenhang eher die Schlangengestalt typisch. Die Szenen der Besänftigung auf der Ostwand des Kiosks sind in III 3.1 besprochen.

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3.8.2 Göttergruppen auf den Schrankenwänden des Kiosks Göttergremien finden sich nicht nur an den Zugängen zum Dachkiosk, sondern sind in auffälliger Dichte auch auf den südlichen und westlichen Schrankenwänden auf der Außenseite des Gebäudes angebracht. Hierbei handelt es sich vor allem um Verbände von Schutzgottheiten, was zu der protektiven Funktion der Interkolumnien passt.1384 Dabei geht es offenbar vor allem um die Abwehr von Gefahren, die von außerhalb des Tempelhauses kommen, wie an der Anbringung der Schutzgötter auf den zur Umfassungsmauer des Daches gerichteten Wänden erkennbar ist.1385 Dementsprechend betont ein Text auf der westlichen Außenwand des Gebäudes, dass die dort dargestellten Gottheiten mit dem Schutz (bs#) der Rückseite des Gebäudes (H# H#yt.s) betraut sind.1386 Die nördliche und südliche Außenwand hingegen sind den beiden Zugängen zu den Treppen zugewandt, korrespondieren mit dem Tempelinneren und bedurften daher offenbar nicht der gleichen Schutzmaßnahmen wie die nach außen gerichteten Wände. Ein großer Verbund von gleichartigen Schutzgöttern nimmt die beiden äußeren Schranken der westlichen Außenwand sowie die beiden westlichen Schranken der südlichen Außenwand ein. Es handelte sich ursprünglich wohl um insgesamt 18 männliche Genien mit Menschenleib und Löwenkopf, von denen heute nur noch 14 erhalten sind. Die rekonstruierte Gesamtanzahl von 18 Göttern geht aus einer Untersuchung von Christian Leitz hervor, in der alle verfügbaren Belege für diese Göttergruppe in Dendara, Edfu und Kom Ombo gegenübergestellt und ausgewertet wurden.1387 Die löwenköpfigen Götter am Kiosk, die jeweils ein Lebenszeichen und ein w#s-Szepter in den Händen halten, sind stets in eine Ritualszene eingebunden, wobei es zweimal um das Herbeitragen von Sachen/Opfergaben (f#t Xt)1388 und zweimal um das Darbringen von Fleischstücken (sor bzw. Hw-o r stpw)1389 geht. Die Schutzgottheiten fungieren stets als Empfänger der vom König dargereichten Gaben. Wie in III 2.2.1 schon angesprochen, passt das Opfer von Fleisch hier besonders gut, da es traditionell mit dem Niederschlagen von Feinden verbunden ist. Die Begleittexte zu den einzelnen Göttern bestehen jeweils aus einer Bezeichnung (siehe Tab. 26), die häufig sehr konkrete Bezüge zum Aussehen und Verhalten von Löwen herstellt, sowie aus einer Rede, in der die ausgeführten Aufgaben beschrieben werden.1390 Hierbei ist der Aspekt des Schutzes natürlich von herausragender Bedeutung, von dem Hathor1391 selbst,

1384 1385 1386 1387 1388 1389 1390 1391

Siehe dazu zusammenfassend Elgawady, Schranken, 92–93; zu den Schutzgöttern auf den Schranken des Kiosks ebd., 84–85. Vgl. Eldamaty, in: Fs Haikal, 89. Theis, Magie und Raum, 141–142 bringt diese Schutzgottheiten mit den Wasserspeiern in Verbindung, die den Tempel ebenfalls gegen Gefahren von außen verteidigen (siehe zu diesen die grundlegende Bearbeitung von Ventker, Der Starke auf dem Dach). D VIII, 33, 15*. Leitz, in: Fs Burkard, 289–311. D VIII, 40, 6 – 41, 7* mit Taf. 724–725 (Szene 22) und D VIII, 41, 10 – 42, 6* mit Taf. 726 (Szene 23). D VIII, 33, 11 – 34, 16* mit Taf. 718 (Szene 17) und D VIII, 39, 3 – 40, 3* mit Taf. 723 (Szene 21). Siehe dazu ausführlich Leitz, in: Fs Burkard, 304–305. Mit dem nht-Schutz der Goldenen, des Auges des Re identifiziert sich der löwenköpfige Gott in D VIII, 34, 4*; die zu D VIII, 42, 1–2* gehörige Figur betrachtet sich als Wächter (s#w) der Göttin; in D VIII, 34, 6–7* wird betont, der Schutzgott sei um/hinter (H#) der Stirnschlange.

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III Analyse und Auswertung

ihre Neunheit1392 und auch der Kiosk1393 als Ganzes bzw. das Dach1394 profitieren. Auch der Begriff des jeweiligen Schutzgottes als Gefolgsmann bzw. Teil des Gefolges (Smsw) der Göttin spielt eine wichtige Rolle.1395 Bezeichnung der Gottheit1396 und Textstelle Wnwn („Der sich hin und her bewegt“; D VIII, 39, 11*) OD-sSp („Der mit hellem Glanz“; D VIII, 39, 13*) %ns-m#ot („Der die Maat durchwandert“; D VIII, 39, 15*) #xb-onX-m-dSrw („Der Einschlürfende, der von Blut lebt“; D VIII, 40, 14*) WsX-st-onX-m-snf („Der mit ausgedehntem Revier, der von Blut lebt“; D VIII, 40, 16*) Wnm-w#Dw-boH-jb („Der frisches Fleisch frisst, der das Herz überfließen lässt (?)“; D VIII, 41, 1*) Wo-jwtj-sDm.n.f („Der alleine ist, der nicht hören kann“; D VIII, 41, 3*) Nf-H#tj(w)-oq-mwt („Der die Herzen ausatmen lässt, der den Tod eintreten lässt“; D VIII, 42, 1*) cjn-H#t-nj-pH.n.tw.f („Der mit eilendem Vorderteil, den man nicht erreichen kann“; D VIII, 42, 3*) […]

1392 1393 1394 1395 1396 1397 1398

Position1397 Südliche Außenwand, Schranke 21, 1. Gott vor dem König Südliche Außenwand, Schranke 21, 2. Gott vor dem König Südliche Außenwand, Schranke 21, 3. Gott vor dem König Südliche Außenwand, Schranke 22, 1. Gott vor dem König Südliche Außenwand, Schranke 22, 2. Gott vor dem König Südliche Außenwand, Schranke 21, 3. Gott vor dem König Südliche Außenwand, Schranke 21, 4. Gott vor dem König Westliche Außenwand, Schranke 23, 1. Gott vor dem König Westliche Außenwand, Schranke 23, 2. Gott vor dem König Westliche Außenwand, Schranke 23, vier? weitere Götter vor dem König

Tag1398 IV. Smw 18 IV. Smw 19 IV. Smw 20 IV. Smw 22 IV. Smw 23 IV. Smw 24 IV. Smw 25 IV. Smw 26 IV. Smw 27 IV. Smw 21, 28– 30?

D VIII, 39, 14*; auch der in D VIII, 34, 10–11* und 41, 4* erwähnte Schutz (mkt, s#) der Abbilder ist wohl auf die Neunheit (vermutlich inklusive Hathor) bezogen. D VIII, 34, 8*; 34, 13*; 39, 12*; 40, 17*; vgl. auch D VIII, 40, 15*, wo es um das „heil Erhalten (swD#) dieses Hauses“ geht. D VIII, 41, 2*. D VIII, 34, 7*; 42, 3–4*. Siehe dazu Leitz, in: Fs Burkard, 291–299. Vgl. dazu die Übersicht auf Taf. 22a. Siehe für die Zuordnung Leitz, in: Fs Burkard, 291–299.

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Ms-pt-j#dt-m-Hr.f („Der, vor dessen Angesicht der Himmel den Tau gebiert“; D VIII, 34, 4*) Ksm-obwj-hh-Xntj-jmntt („Der den Hörnern Trotz bietet, der Gluthauch im Westen.“; D VIII, 34, 6*) cdm-m-snf („Der Blutverschmierte“; D VIII, 34, 8*) Rnpt-oxmw.s („Das Jahr ihrer oxmw-Dämonen/Kultbilder“; D VIII, 34, 10*) Wnm-jb-jwtj-mjn.f („Der das Herz frisst, dessen Sterben es nicht gibt.“; D VIII, 34, 12*)

Westliche Außenwand, Schranke 17, 1. Gott vor dem König Westliche Außenwand, Schranke 17, 2. Gott vor dem König Westliche Außenwand, Schranke 17, 3. Gott vor dem König Westliche Außenwand, Schranke 17, 4. Gott vor dem König Westliche Außenwand, Schranke 17, 5. Gott vor dem König

1. Epagomenentag 2. Epagomenentag 3. Epagomenentag 4. Epagomenentag 5. Epagomenentag

Tab. 26: Übersicht zu den löwenköpfigen Schutzgöttern auf der Außenseite des Kiosks.

Die Göttergruppen werden auf den einzelnen Schranken in einer Inschrift, die über den Figuren1399 angebracht ist, näher charakterisiert, und auch die Randzeile des Königs1400 sowie die darunter befindliche Bandeauinschrift1401 liefern oft entsprechende Informationen.1402 Die Frage, ob sich die Gruppenbezeichnungen nur auf die Götter der jeweiligen Schranke beziehen oder ob alle Gottheiten dieser Art gemeint sind, lässt sich nur selten mit Sicherheit beantworten. Leitz scheint von Letzterem auszugehen, gibt aber zu, dass die Bezeichnung jmjw-s#.f („die in ihrer Phyle sind“, D VIII, 41, 5*) sich durch den Verweis auf eine Gruppe von fünf Gottheiten erklärt.1403 Es könnte also sein, dass auch noch weitere Untergruppen hier bisweilen mit eigenen Namen versehen sind. Da sich die Bezeichnungen ansonsten jedoch schwer von Benennungen der ganzen Gruppe trennen lassen, sollen diese im Folgenden gesammelt besprochen werden. Wie es die Zusammenstellung der Texte bei Leitz1404 und auch die oben besprochenen Reden der Schutzgenien andeuten, ist ihre Funktion als Gefolge (Smsw)1405, Begleiter (sSmw)1406 und Getreue (Smw Hr mw.s)1407 der Göttin von herausragender Bedeutung. Allerdings handelt es sich bei dem Ausdruck Smsw Hmt.s wohl nicht, wie Titel und Einführung zu Leitz’ Untersuchung1408 nahelegen, ausschließlich um einen Eigennamen dieser Göttergruppe, denn auch die schlangenköpfigen Götter auf Schranke 20 werden so bezeichnet (siehe unten). Dennoch kann an einer besonders engen Bindung an eine weibliche Gottheit, die im Rahmen des Neu-

1399 1400 1401 1402 1403 1404 1405 1406 1407 1408

D VIII, 34, 1–3*; 39, 9–10*; 40, 11–13*; 41, 16*. D VIII, 33, 14–15*; 39, 7–8; 40, 9–10*; 41, 14–15*. D VIII, 34, 14–16*; 39, 9–10*; 41, 5–7*; 42, 5–6*. Siehe dazu auch die Zusammenstellung bei Leitz, in: Fs Burkard, 300–302. Leitz, in: Fs Burkard, 301, Anm. 69. Siehe Leitz, in: Fs Burkard, 299–302. D VIII, 34, 1* (Smsw o#t r nTrw); 34, 14–15* (Smsw Hmt.s m bw-Dsr). D VIII, 41, 14* (sSmw Hmt.s m st.s). D VIII, 40, 11*. Leitz, in: Fs Burkard, 289.

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III Analyse und Auswertung

jahrsfestes sicherlich mit Hathor zu identifizieren ist, kein Zweifel bestehen. Die zusammenfassenden Texte zu den Göttergruppen betonen hierbei besonders den Bezug zu Sachmet1409 bzw. zur Besänftigung1410 der Göttin, wodurch die Rolle der Hathor als Sonnenauge evoziert wird.1411 Auch der protektive Aspekt wird an vielen Stellen betont,1412 insbesondere durch die Verwendung von allgemeinen Bezeichnungen für Schutzgötter1413 wie s#w-n.sn („die, deren Eigenschaft der Schutz ist“)1414, s#wtjw („Schützer“)1415, rsw („Wächter)1416, X#tjw („Messerdämonen“)1417, Gesandte (h#byw)1418 und sDmw („Verhörende“)1419. Hierbei ist es offenbar wichtig, die Kraft der ausführenden Gottheiten zu betonen, denn sie werden auffällig häufig qnw („Starke“)1420 genannt. Für die Deutung dieser Gruppe von Schutzgöttern ist der von Leitz bearbeitete Beleg aus Kom Ombo von grundlegender Bedeutung, denn hier werden die einzelnen Genien den 18 letzten Tagen des Jahres zugeordnet (siehe Tab. 26).1421 Dies erklärt auch ihre Anbringung im Kiosk von Dendara, wo sie als Repräsentanten des Zeitraumes vor dem Neujahrsfest dieses zentrale Ereignis einläuten. Innerhalb des Gebäudes sind die Gottheiten relativ1422 konsequent der chronologischen Reihenfolge nach im Uhrzeigersinn angebracht, so dass sich die erste auf Schranke Nr. 21 in der Mitte der Südwand, die letzte auf Schranke Nr. 17 auf der nördlichen Schranke der Westwand findet (siehe Taf. 22a).1423 Es fehlen die Gottheiten Nr. IV und Nr. XI – XIII, für diese wäre aber in der großen Zerstörung auf der südlichen Schranke der Westwand noch Platz gewesen. Die beschriebene Anbringungsstrategie ist in Anbetracht des in III 2.2.4 nachgezeichneten Weges, den die Hauptgottheit auf dem Dach zurücklegt – Eintritt durch die Osttür und Verlassen des Kiosks durch die Nordtür – besonders schlüssig, da auch die Abfolge der Schutzgottheiten mit dieser Bewegung korrespondiert. Neben den löwenköpfigen Gottheiten findet sich auf der östlichen Schranke der Südwand des Kiosks noch eine weitere Ritualszene, in der Brot und Bier vom König an vier männliche, schlangenköpfige Gottheiten geopfert werden.1424 Auch hier befindet sich über den Figuren eine Inschriftenzeile, in der die Götter charakterisiert und ihre Aufgaben beschrieben werden. Sie werden hier zunächst als „große Götter, große Götterbilder, die ihre Majestät begleiten“

1409 1410 1411 1412 1413 1414 1415 1416 1417 1418 1419 1420 1421 1422 1423 1424

D VIII, 34, 2*; 39, 4*; 39, 8*. D VIII, 39, 10*; 40, 12*; vgl. auch 42, 6*, wo es allerdings um die Besänftigung der Gottheiten selbst zu gehen scheint. So Leitz, in: Fs Burkard, 302–303 (auch für Paralleltexte). Siehe zu dieser Rolle der Hathor am Neujahrsfest III 3.1 und 4.2.2. D VIII, 34, 3* (Schutz des Tempels); 34, 15* (Schutz für den „Platz ihres Bildes“); 39, 9* (ohne Spezifikation; 40, 1* (Umgebung des Kiosks); 41, 5–6* (Schutz des Jahres). Vgl. die Auflistung bei Leitz, in: Fs Burkard, 302–303. D VIII, 40, 1–2*. In den Treppen auch als Bezeichnung der Neunheit und am Nordeingang zum Kiosk als Name der Achtheit belegt (siehe III 3.3 mit Anm. 883 und 3.8.1). D VIII, 40, 1*. D VIII, 40, 10*; 42, 6*. D VIII, 33, 14*; 40, 9*; 41, 16*; D VIII, 34, 1*. D VIII, 34, 15*; 41, 14*. D VIII, 39, 9*; 39, 7–8*; 41, 16*. Dazu ausführlich Leitz, in: Fs Burkard, 306–307. Eine Ausnahme bildet hier die Gottheit Nr. IV, die sich weder auf Schranke Nr. 21 noch auf Schranke Nr. 22 findet, so Leitz, in: Fs Burkard, 290. So Leitz, in: Fs Burkard, 289–290. D VIII, 37, 12 – 38, 13* mit Taf. 722 (Szene 20).

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(nTrw wrw sXmw o#w Smsw Hmt.s)1425 begrüßt, was sie mit den löwenköpfigen Schutzgöttern (siehe oben) verbindet. Im Folgenden werden sie dann zum Schutz (s#, nht)1426 und Wachen (rs)1427 über die Göttin sowie zur Beteiligung am Wohlergehen der Göttin (swD#.Tn Hmt.s)1428 aufgefordert. Auch in der leider weitestgehend zerstörten königlichen Randzeile wird die protektive Funktion hervorgehoben, indem den Göttern die Bewachung des „Platzes der Goldenen“ zugeschrieben wird.1429 Das Bandeau unter der Szene nennt die Gottheiten oHow oHow m nh[t] nt mHnjt („Schutzschlangen, die als Schutz der Stirnschlange aufstehen“),1430 woraus deutlich wird, dass das Auftreten der schlangenköpfigen Götter hier auch mit der Rolle der Hathor als Schutzschlange an der Stirn des Sonnengottes (III 3.1) zu tun hat. Den auch w#DDw („die Agathodaimon-Schlangen“) genannten Göttern werden dementsprechend ein Gluthauch, spitze Zähne und Stärke gegen die Feinde zugeschrieben.1431 Die vier Schlangengötter tragen die Namen „Sohn der Hathor, auf dessen Oberseite der Ischedbaum ist“, „der Vierfache“, „der Reiniger“ und „Somtus“.1432 Es handelt sich um Mitglieder einer Gruppe von Agathodaimon-Schlangen, die von René Preys in mehreren Studien bereits ausführlicher untersucht wurden.1433 Einige Zusätze zu den Bezeichnungen dieser Götter im Kiosk lassen auf Details zu ihrer kulttophographischen Zugehörigkeit schließen. So verweist die Erwähnung des Isched-Baumes im Namen des ersten Genius vermutlich auf einen Zusammenhang mit der Götternekropole und den Urgöttern von Dendara, die zweite Gottheit stammt den Texten zufolge aus dem Tempel der Hathor von Cusae1434 und die Somtus genannte Schlange dürfte mit dem Harsomtus des Tempels von Dendara in Verbindung stehen.1435 Einmal wird auch eine kalendarische Zuordnung vorgenommen, da vom Herauskommen des „Sohnes der Hathor“ im ersten Monat des Schemu die Rede ist.1436 In Anbetracht dieser Zuweisung der ersten von vier Figuren und der sich an die Gruppe von Schlangen anschließenden Repräsentanten der 18 letzten Kalendertage (siehe oben) läge die Vermutung nicht fern, dass auch die Schlangen zeitliche Einheiten am Jahresende verkörpern. So könnten diese vier Götter als Vertreter der letzten vier Monate und somit der Smw-Jahreszeit zu verstehen sein und wären wie ihre löwenköpfigen Kollegen als chronologische Hinführung zum Jahreswechsel zu verstehen. Da für die drei verbleibenden Schlangen aber weder im Kiosk noch an anderer Stelle in Dendara eine entsprechende zeitliche Zuordnung festzustellen ist, gibt es für diese Hypothese keine weiteren Anhaltspunkte, zumal sich bereits auf den Säulen Repräsentantinnen für die Monate des Jahres finden (III 3.8.3).1437 1425 1426 1427 1428 1429 1430 1431 1432 1433 1434 1435 1436 1437

D VIII, 38, 1*. D VIII, 38, 2*. D VIII, 38, 1*. D VIII, 38, 2*. D VIII, 37, 15*. D VIII, 38, 11*. D VIII, 38, 11–13*. c#-Owt-Or-jw-nht-nt-jSd-m-gs.f-Hrj (D VIII, 38, 3*); cp-fdw (D VIII, 38, 5*); [ÄbH] (D VIII, 38, 6*); cm#t#wj (D VIII, 38, 3*). Siehe zu diesen Göttern im Einzelnen die Charakterisierung bei Preys, Les complexes, 20–22. Preys, in: SAK 30, 2002, 285–298; ders., Les complexes, 19–25. Vgl. auch den kurzen Überblick bei Cauville, Temple d’Isis II, 108–110. D VIII, 38, 6*. Siehe dazu Preys, in: SAK 30, 2002, 286. Vgl. zur Rolle des Harsomtus in Dendara auch oben, III 3.3. D VIII, 38, 2–3*. Auch eine andere Schlange der Gruppe, die OnT-nkn heißt, hat eine eindeutige kalendarische Zuordnung, nämlich zum Neujahrstag, was als Indiz für einen grundsätzlichen Zusammenhang der Gruppe zu zeitlichen

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III Analyse und Auswertung

Die schlangenköpfigen Götter des Kiosks sprechen sämtlich davon, dass sie die Feinde der Hathor vergiften.1438 Wie auch Preys betont, steht also an dieser Stelle die Schutz- und Abwehrfunktion der Gruppe im Vordergrund.1439 Zudem kann die Anbringung der vier Schlangen an dieser Stelle aber als Verweis auf bestimmte Orte im Tempel von Dendara verstanden werden, an denen diese ebenfalls eine Rolle spielen. Hier sind vor allem Bezüge zu verschiedenen Räumen der Ostkrypte sowie zu Treppenkammer V hervorzuheben, in deren Dekoration zwei der genannten Schlangengötter ebenfalls auftreten (siehe III 3.8.5).1440 Auch wird, wie schon Preys ausführte, durch die Wahl der Gottheiten eine besondere Verbindung zu vier Kammern im Couloir mystérieux hergestellt. Dabei ist – von zwei Kulträumen für Hathor (pr-nsr, prnw) abgesehen – ein besonderer Akzent auf Kapellen gesetzt, die mit Harsomtus in Verbindung stehen (wort-Xpr-x#t, Hwt-cm#-t#wj), wodurch vermutlich der am Neujahrsfest so zentrale solare Aspekt akzentuiert wird.1441 Daneben sind Mitglieder der Schlangengruppe in Schatzkammer Q belegt, die ebenfalls eng mit dem Kultgeschehen am Neujahrstag verbunden ist (siehe III 1.5). So markieren die Schlangengottheiten wichtige Stationen des Festes und begleiten die Göttin schützend auf ihrem gesamten Weg zum Dach. 3.8.3 Göttergruppen auf den Säulen des Kiosks Eine besondere Konzentration von kleineren und größeren Göttergruppen findet sich im oberen Bereich der Säulen des Kiosks. Dieser ist normalerweise mit zwei, auf den Säulen unmittelbar neben den Türen jedoch nur mit einer Ritualszene versehen. Die Verteilung der Ritualszenentypen sowie der Opferempfänger wurde bereits in III 2.2.1 und III 3.1 kommentiert, im Folgenden soll es also um die Göttergremien gehen, die als Opferbringer, Musikanten und Begleiter auftreten. Wie im Zuge der Untersuchung zum Dekorationsprogramm des Kiosks bereits erwähnt (III 2.2.1), kommen in den Ritualszenen auf den Säulen Musikantinnen vor, durch welche die Monate, die Epagomenen und wahrscheinlich auch der Neujahrstag verkörpert werden.1442 Die Gottheiten haben die Gestalt der Thoeris und stehen, mit einer Doppelfederkrone geschmückt und ein Sistrum spielend, stets unmittelbar vor dem Opferempfänger.1443 Sie sind durch eine Beischrift gekennzeichnet, die ihre Namen und Epitheta aufführt (Tab. 27) und ausdrückt, dass die Monatsgöttinnen zum Schutz und zur Freude des Opferempfängers beitragen sollen.

1438 1439 1440 1441 1442 1443

Abläufen gedeutet werden kann. Erstaunlicherweise ist sie am Kiosk nicht vertreten. Siehe zu dieser Gottheit LGG V, 228c und Preys, in: SAK 30, 2002, 19. D VIII, 38, 4*; 38, 5*; 38, 7*; 38, 8–9*. Preys, in: SAK 30, 2002, 293; ders., Les complexes, 23. Siehe Preys, in: SAK 30, 2002, 285–287, 295–296. Vgl. zur Rolle der Ostkrypte am Neujahrsfest III 1.1. Siehe dazu Preys, in: SAK 30, 2002, 287–290 und 293–294. Vgl. zur Zuordnung der Kapellen Farbtaf. 1. Siehe zu den Repräsentantinnen der Monate und Epagomenen grundsätzlich Mendel, Monatsgöttinnen und zusammenfassend Quack, in: Greub (Hg.), Das Bild der Jahreszeiten, 89–90. Möglich ist ein Zusammenhang mit den jubelnden bzw. grüßenden Spswt „Edelfrauen“, deren Bezeichnung an einer Textstelle im Korpus mit dem stehenden Nilpferd

geschrieben wird (D VIII, 115, 5*). In

anderer Schreibung, aber ähnlicher Funktion kommen diese in D VIII, 51, 3* und 112, 15* vor. Vgl. LGG VII, 65c – 66a.

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3 Personal

Bezeichnung der Gottheit1444 und Textstelle [VHnt-tpjt-jnt] wD#t m tpj #Xt („[Die Glänzende, die Erste des Tales], das Udjatauge im ersten Monat des Achet“; D VIII, 51, 11* und Taf. 730 rechts) Jmjt-wD#t-s#Xt-vm sXntSt jrt Ro m #bd 2 #Xt („Die sich im Udjatauge befindet, die Atum verklärt, die das Auge des Re im zweiten Monat des Achet erfreut“; D VIII, 50, 10–11* und Taf. 730 links) PsDt-Xntjt-nt-Hrt s#Xt jtnt m #bd 3 #Xt („Die Glänzende, die Vorsteherin des Himmels, die die weibliche Scheibe im dritten Monat des Achet verklärt“; D VIII, 54, 1* und Taf. 731 links) cTt-srtHt-[m-nwn] sHtpt jrt Ro m #bd 4 #Xt („Satis, die zurücktreiben lässt [im Nun], die das Auge des Re zufriedenstellt im vierten Monat des Achet“; D VIII, 55, 1* und Taf. 731 rechts) Nbt-DnH-Hr-jHy[.s] jrt s# […] m tpj prt („Die Herrin des Flügels, wenn [sie] musiziert, die den Schutz […] im ersten Monat des Peret bereitet“; D VIII, 48, 3* und Taf. 729 rechts) WD#t-Cw-‹m›-pt-m-jrw.s jr.n.s nht nt nbwt m #bd 2 prt („Die Schu ‹am› Himmel wohlbehalten sein lässt in ihrer Gestalt; sie hat den Schutz der Goldenen im zweiten Monat des Peret bereitet“; D VIII, 47, 1–2* und Taf. 729 links) […]

Position1445 Säule III, Südseite

Monat/ Tag I. #Xt

Säule III, Nordseite

II. #Xt

Säule IV, Nordseite

III. #Xt

Säule IV, Südseite

IV. #Xt

Säule II, Südseite

I. prt

Säule II, Nordseite

II. prt

Säule V, Nordseite? Säule V, Südseite? Säule I, Westseite

III. prt

Säule VI, Nordseite? onXt-wnmt-wnnt r#w? […] („Die Flamme, die das Existierende Säule XII, Ostseite frisst, […]“; D VIII, 70, 7* und Taf. 737) […] Säule VI, Südseite? Säule VII, [v#]-wrt-Nwt Spst wsrt nt mswt Wsjr („Die Große, Nut, die Norddseite Prächtige und Mächtige der Geburt des Osiris“; D VIII, 60, 8* und Taf. 732 rechts) Säule VII, Rnn-wtt nfrt Spst nfrt nt mswt Or-Ro („Die schöne Renenutet, Südseite die Prächtige, die Schöne der Geburt des Horus-Re“; D VIII, 59, 12* und Taf. 732 links)

II. Smw

[…] Jpt-Hmt.s-Xntjt-#Xt jrt s# nbt Jwnt m tpj Smw („Die Ipet ihrer Majestät, die Vorsteherin des Horizontes, die den Schutz der Herrin von Jwnt im ersten Monat des Schemu bereitet“; D VIII, 44, 15* und Taf. 728) […]

1444 1445

IV. prt I. Smw

III. Smw IV. Smw 1. Epagomenentag 2. Epagomenentag

Siehe dazu im Überlick und zu den Ergänzungen Mendel, Monatsgöttinnen, 49–57 und 64–67. Vgl. dazu die Übersichten auf Taf. 2a, 20b und Farbtaf. 7.

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III Analyse und Auswertung

MsXnt-mnXt sHtpt Ro m mswt Nbt-Owt („Meschenet, die Treffliche, die Re bei der Geburt der Nephthys beruhigt hat“; D VIII, 62, 12* und Taf. 733 links) MsXnt-nfrt Spst nfrt s#Xt Jwnjt m Hb.s nfr hrw? […] („Die schöne Meschenet, die Prächtige, die Schöne, die die Iunit verklärt an ihrem schönen Fest am Tag? […]“; D VIII, 63, 9–10* und Taf. 733 rechts) MsXnt-nfrt snfrt k# n Hnwt m hrw pn nfr grH nXn m sS.f („Die schöne Meschenet, die den Ka der Gebieterin schön macht an diesem schönen Tag der Nacht des Kindes in seinem Nest“; D VIII, 69, 3* und Taf. 736 rechts) […] (Taf. 736 links)

Säule VIII, Südseite

3. Epagomenentag?

Säule VIII, Nordseite

4. Epagomenentag?

Säule XI, Westseite

5. Epagomenentag

Säule XI, Ostseite

Neujahrstag?

Tab. 27: Übersicht zu den Monats- und Epagomenengöttinnen auf den Säulen des Kiosks.

Die kalendarische Zuordnung der Sistrumspielerinnen in der oben stehenden Auflistung folgt der, die Daniela Mendel in ihrer Monographie zu den Monatsgöttinnen vorgenommen hat. Die von ihr nur angedeuteten Unsicherheiten in Bezug auf die Zuweisung einiger Epagomenentage sind m. E. jedoch so signifikant, dass sie hier nicht unkommentiert bleiben dürfen.1446 Grundsätzlich besteht das Problem, dass die verschiedenen Quellen zwar für die Monatsgöttinnen eine einheitliche Zusammensetzung zeigen, dass den Epagomenen jedoch stets unterschiedliche Gottheiten (meist Varianten der Meschenet oder Renenutet) zugeordnet werden.1447 Zur Beantwortung der Frage nach der Zuordnung der Musikantinnen auf den Säulen VII, VIII und XI des Kiosks (Taf. 2a und Farbtaf. 7) können also nur textinterne Hinweise herangezogen werden. Die Angaben auf Säule VII weisen, wie an Tab. 27 abgelesen werden kann, eindeutig die Nordseite dem ersten, die Südseite dem zweiten Epagomenentag zu, indem der Geburtstag des Osiris und der des Horus genannt werden. Die Probleme beginnen mit Säule VIII, auf deren Südseite von der „Geburt der Nephthys“ die Rede ist. Dies müsste eigentlich als Verweis auf den fünften Epagomenentag gewertet werden, wäre da nicht eine Erwähnung des „Tages der Nacht des Kindes in seinem Nest“ auf der Westseite von Säule XI. Wie in I 3.7 ausführlich dargelegt wurde, gibt es hier zwei Forschungspositionen, wobei die eine von einer Identifikation mit dem vierten, die andere mit dem fünften Epagomenentag ausgeht. Dabei finden sich Quellen für beide Arten der Zuordnung, was auf die Verschmelzung verschiedener Traditionen hindeutet. In Anbetracht des offensichtlichen Bezuges der Ereignisse im Kiosk auf reale astronomische Ereignisse liegt dort eine Zuweisung zur fünften Epagomene nahe, weswegen wohl auch Mendel dafür plädierte, die Inschrift auf der Südseite von Säule VIII dieser zuzuordnen.1448 Nichtsdestotrotz ist diese Zuweisung in Anbetracht der zweifelsfrei genannten Geburt der Nephthys als unsicher zu bewerten. Stutzig macht auch, dass die Bezeichnung der Göttin auf der Nordseite von Säule VIII vor der Lücke mit der Phrase „an ihrem schönen Fest“ (m Hb.s nfr) endet, was auch Mendel verwundert, da dies normalerweise bei der Nennung der

1446 1447 1448

Ähnlich Ventker, Garanten der Herrschaft, 322–323. Siehe hierzu die Übersicht bei Mendel, Monatsgöttinnen, 66–67. Siehe die knappe Erläuterung dazu bei Mendel, Monatsgöttinnen, 70.

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3 Personal

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Epagomenentage nicht üblich ist.1449 In Zusammenhang mit der Untersuchung der Neujahrsbezeichnungen wurde schon festgestellt, dass die Namen dieses Festtages häufiger mit diesem Wortlaut eingeleitet werden (siehe I 3.3, 3.5 und 3.11). Nähme man also den auf der Südseite erwähnten Geburtstag der Nephthys ernst und ginge von der Ergänzung einer Neujahrsbezeichnung in der Lücke auf der Nordseite aus, so müsste man dies als Ausdruck der in I 3.7 erläuterten, älteren Tradition werten, derzufolge die Geburt der Nephthys den fünften Epagomenentag markiert. Säule VIII wäre dann gegen das von Mendel aufgestellte Schema (Taf. 2a) nicht mit dem dritten und vierten, sondern mit dem fünften Epagomenentag und dem Neujahrstag besetzt. Dagegen spricht allerdings, die Drehung der Achse von Säule XI in NordSüd-Richtung (vgl. III 2.2.1), die der Deutung von Mendel zufolge zu den ihrer Ansicht nach darauf angebrachten Göttern des fünften Epagomenentages und des Neujahrsfestes passt. Damit wäre Ersterer im Westen, also auf der Nachtseite positioniert, was mit dem Sothisaufgang korrespondieren würde, Letzterer wäre dem Osten und damit der aufgehenden Sonne am Neujahrsmorgen zugewandt.1450 Zudem wird in den Inschriften auf der Ostseite von Säule XI auch die Nilüberschwemmung thematisiert, wie schon Mendel anmerkt, was ebenfalls zu einer Zuweisung dieses Bereichs zum ersten Tag des Jahres passt.1451 Auch deutet die kanonische Reihenfolge der Kas, die die Jahresgöttinnen hier begleiten, darauf hin, dass zuerst die Dekoration von Säule VIII, dann die von Säule XI zu lesen ist.1452 Wenngleich ich wegen der zuletzt genannten Aspekte die von Mendel vorgenommene Zuordnung favorisiere, so muss doch hervorgehoben werden, dass diese aufgrund der starken Zerstörung entscheidender Textpassagen hypothetischen Charakter hat und dass es auch einige Inschriften gibt, die eine andere Verteilung nahelegen. Möglicherweise resultiert diese mangelnde Eindeutigkeit daraus, dass in der „Nacht des Kindes in seinem Nest“ in Dendara zwei Traditionen zusammengeflossen sind, die gleichermaßen ihre Spuren hinterlassen haben (siehe I 3.7). Von den Details der Verteilung abgesehen ist zu konstatieren, dass mit der Anbringung der Musikantinnen auf den Säulen des Kiosks grundsätzlich eine Repräsentation des gesamten Jahreskreislaufs, der Epagomenen und vermutlich auch des Neujahrstages beabsichtigt war.1453 Eine zweite Göttergruppe auf den Säulen, die mit den Monatsgöttinnen funktional eng verknüpft ist, bilden die Gaben tragenden Kas, die in den Ritualszenen der Säulen I–II, VII–VIII und XI–XII hinter diesen stehen und dort den König, der nur auf den Säulen entlang der Hauptachse (III–IV, IX–X) dargestellt ist, vertreten. Dies kann einerseits mit der Bedeutung des Osteingangs und der Westwand innerhalb des Kultablaufs zusammenhängen (vgl. III 2.2.1), aber auch mit Mendel als Hinweis darauf gelesen werden, dass in der Jahreszeit #Xt, die die 1449 1450

1451 1452 1453

So Mendel, Monatsgöttinnen, 70, Anm. 147. Mendel, Monatsgöttinnen, 72–73, dem schließt sich Ventker, Garanten der Herrschaft, 323 an. Aufgrund der Nähe zu dem erhöhten Bereich über dem Sanktuar und dem Umgang, der sich in der Mitte der Dachterrasse befindet, war ein tatsächliches Bescheinen der Szene auf der Ostseite von Säule XI mit dem Licht der Morgensonne allerdings nicht möglich (Hinweis Sofie Remijsen). Vgl. für die ursprüngliche Höhe des zentralen Terrassenteils Taf. 32–35 und Anm 1571 in III 4.1. Mendel, Monatsgöttinnen, 72 zu D VIII, 68, 16*, dem folgt Ventker, Garanten der Herrschaft, 323. So Mendel, Monatsgöttinnen, 73–75 und Ventker, Garanten der Herrschaft, 322–323. Abgesehen von ihrer kalendarischen Zuordnung können die Nilfperdgöttinnen funktional vielleicht auch mit den rrtjw in Verbindung gebracht werden, die einem Hymnus auf dem Eingangskiosk des Tempels von Medamud zufolge an den Feierlichkeiten zur Rückkehr der Gefährlichen Göttin teilnahmen. Darnell, in: SAK 22, 1995, 80 mit 88–91, Anm. f zufolge handelt es sich dabei um Repräsentantinnen des Papyrusdickichts am Nil, in das Hathor u. a. zurückkehrt.

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III Analyse und Auswertung

Säulen der Westwand repräsentieren, kein Pflanzenwachstum stattfand, das für die oft nahrhaften Gaben der Kas eine Rolle spielt.1454 Insgesamt sind auf den Säulen des Kiosks zehn dieser Genien erhalten, welche die Schreibung ihres Namens auf dem Kopf tragen.1455 Dabei handelt es sich meist um eine GenitivKonstruktion, die den jeweiligen Ka mit einem charakteristisches Substantiv (z. B. Df#w „Speisen“ oder wsr „Macht“) versieht.1456 Durch die den Personifikationen beigegebenen Reden und eine Randzeile sind ihnen Gruppen von Gaben zugewiesen (Tab. 28), wobei es sich um die auch aus anderen Quellen bekannte Kombination eines Kas mit einem bestimmten Ressort handelt.1457 Bezeichnung Textstelle und Tafel K#-Hw D VIII, 48, 4–5* und Taf. 729 rechts K#-Df#w D VIII, 47, 3–4* und Taf. 729 links […] [K#-Sps]1459

Gaben (laut Rede und Randzeile) Speisen (k#w); Nahrung (Hw)

Position

Speisen (Df#w)

Säule II, Nordseite Säule V, Nordseite? Säule V, Südseite? Säule I, Westseite

2

Säule VI, Nordseite? Säule XII, Ostseite Säule VI, Südseite? Säule VII, Südseite

6/11

[…]

[K#-Sms]

[…]

[…]

K#-jr-‹k#w›

D VIII, 45, 1–2* und Taf. 728

[K#-Hk#]

[…]

Fleischstücke (stpw), Nahrung (k#w), Brot (t#-wr), Gaben (Xt), Opfergaben (Htpw) […]

K#-w#D

D VIII, 70, 8–9* und Taf. 737 […]

Brot, Fleisch, Bier (t# jwf Hnqt), Opfergaben (Htpw) […]

D VIII, 59, 13– 14* und Taf. 732 links

Bogen und Pfeil (Ssr mDd); Stärke (pHtj) gegen die Feinde

[K#-THn] K#-nXt

1454 1455 1456 1457 1458

1459

Säule II, Südseite

Nr. in Liste1458 1

3 4 5

7/6 8/13 9/7

Mendel, Monatsgöttinnen, 74. Siehe zu dieser häufigen Art der Darstellung Ventker, Garanten der Herrschaft, 1 und dies., in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (1), 445–446. Siehe dazu Ventker, Garanten der Herrschaft, 11–12 und dies., in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (1), 453–455. Siehe dazu Ventker, Garanten der Herrschaft, 222 und dies., in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (1), 456–457. Gemeint ist hier der Platz, den der jeweilige Ka in der kanonischen Abfolge dieser Götter einnimmt, vgl. Ventker, in: Rickert/Ventker, Altägyptische Enzyklopädien (1), 454 und 460 und dies., Garanten der Herrschaft, 335. Da sie von zwei verschiedene Abfolgen ausgeht, sind hier in einigen Fällen zwei Nummern angegeben. Siehe zur Ergänzung hier und im Folgenden Mendel, Monatsgöttinnen, 73, Cauville, Pronaos, 195 und Ventker, Garanten der Herrschaft, 321–322.

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3 Personal

K#-wsr

K#-[wbn]

K#-psD

K#-[w#S]

K#-spd

D VIII, 60, 9–10* und Taf. 732 rechts D VIII, 63, 11– 12* und Taf. 733 rechts D VIII, 62, 13– 14* und Taf. 733 links D VIII, 68, 13– 14* und Taf. 736 links D VIII, 69, 4–5* und Taf. 736 rechts

Macht (wsr) gegen die Feinde

Säule VII, Nordseite

10/8

Kronen (Xow); […]

Säule VIII, Nordseite Säule VIII, Südseite Säule XI, Ostseite

11/9

Säule XI, Westseite

14

Kronen (Xow); Gewand (ST) Dinge (Xt); […] Amulette (wD#w); Vollkommenheit (nfrw); Schutzamulett (s#); Armbänder (mnfrtj)

12/10 13/12

Tab. 28: Die Ka-Personifikationen auf den Säulen des Kiosks.

Unter Berücksichtigung der beiden nicht erhaltenen Säulen V und VI, die vermutlich mit vier weiteren Ka-Personifikationen geschmückt waren, kann man von einer Anzahl von insgesamt 14 Figuren dieser Art ausgehen, die mit der schon seit Quellen des Neuen Reiches belegten Gruppe der 14 Kas des Re in Verbindung stehen. Da die Ka-Genien in den griechisch-römischen Tempeln und ihr Verhältnis zu den Kas des Sonnengottes kürzlich im Rahmen einer Monographie von Bettina Ventker1460 untersucht wurden, soll im Folgenden das Augenmerk vor allem auf die speziellen Kompetenzen dieser Göttergruppe im Neujahrskiosk gerichtet werden. Besonders interessant für die Interpretation der Ka-Darstellungen im Dachkiosk ist, dass sich einige Kas des Schöpfergottes auch in dem halb offenen Altarhof in Medinet Habu finden, der in III 2.2.2 im Zusammenhang mit potentiellen architektonischen Vorgängern dieses Gebäudes genannt wurde.1461 Wenngleich im Dachpavillon von Dendara im Gegensatz dazu die Zuordnung der Ka-Genien zu Re nicht explizit vorgenommen wird, legt das Vorkommen des ihm klar zugeschriebenen Dekorationselements in einem funktional verwandten Raum im Tempel Ramses’ III. jedoch nahe, dass auch hier eine Verbindung zur Persönlichkeit dieses Gottes besteht. Der solaren Konnotation entsprechend findet sich diese Gruppe nach Bettina Ventker bevorzugt an offenen oder halboffenen, lichtdurchfluteten Orten, was ihr Vorhandensein in der Wabet (III 1.7) und im Kiosk erklärt.1462 Aus der Vielzahl der Quellen, in denen die Ka-Genien eine Rolle spielen, lassen sich zwei Varianten einer kanonischen Reihenfolge ableiten, wobei die erste in den Soubassements sowie in der Wabet und im Dachkiosk von Dendara, die zweite in Ritualszenen im Tempel von Edfu vorkommt.1463 Dies gibt Aufschluss über die Reihenfolge, in der die Ka-Genien auf dem 1460 1461 1462 1463

Ventker, Garanten der Herrschaft; Vorbericht: dies., in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (1), 441–463. Medinet Habu VI, Taf. 418–420. Siehe dazu Ventker, Garanten der Herrschaft, 278–283 und dies., in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (1), 459. Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (1), 462. So Ventker, Garanten der Herrschaft, 335; vgl. dies., in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (1), 460, Tab. 3.

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III Analyse und Auswertung

Neujahrskiosk verteilt sind, wobei diese nicht ganz mit der Abfolge der Monats- und Epagomenengöttinnen parallel laufen. Vergleicht man die Schemata auf Farbtaf. 7, welche die Reihenfolgen der Kas und der besagten Monats- bzw. Tagesgottheiten veranschaulichen, so wird deutlich, dass sie vor allem am Ende, im Bereich der Epagomenentage und des Neujahrstages, keinem gemeinsamen Prinzip folgen. Zwar stimmt die Abfolge, in der die beiden Göttergruppen auf den Säulen angebracht sind, prinzipiell überein (II, V, I, VI, XII, VII, VIII und XI), die Reihenfolge der Ka-Gottheiten ist im Verhältnis zu den Repräsentantinnen der Epagomenentage ab Säule VII jedoch stets umgekehrt, so dass von einer konsequenten Parallelsetzung nicht die Rede sein kann.1464 Wenngleich die Mitglieder der Göttergruppen also in den Ritualszenen gemeinsam auftreten und in ihrer Verteilung stellenweise ähnlichen Prinzipien gehorchen, so scheinen sie im Detail voneinander doch nicht vollständig abhängig zu sein. Wie es der Titel von Bettina Ventkers zusammenfassendem Artikel zu den Ka-Personifikationen andeutet, lassen sich diese den drei Aufgabenbereichen Nahrung, Schutz und Herrschaft zuordnen.1465 Dadurch korrespondieren sie einerseits mit den Gabenträgern der Treppenprozessionen, die vermutlich als Repräsentanten des Festopfers zu verstehen sind (III 3.6), andererseits aber auch mit den in III 3.8.2 besprochenen Schutzgöttern der Schrankenwände, die für die Feindabwehr zuständig sind. Der Aspekt der Bekräftigung und Erneuerung des Königtums, der sich im Opfer von Kronen manifestiert, betont zudem, dass es beim Neujahrsfest hauptsächlich um die Regeneration der Herrschermacht der Hathor, aber auch des Pharao, geht.1466 3.8.4 Göttergruppen an der oberen Tür zu Treppe X Einige Gruppen von Gottheiten, die ebenfalls im Kontext des Neujahrsfestes zu verorten sind, befinden sich auf den der Nordseite des Kiosks zugewandten Türpfosten und dem Sturz der oberen Tür zu Treppe X. Auf den beiden Türpfosten finden sich im unteren Register je zwei Gottheiten und der König, in den vier oberen Registern drei Gottheiten, die sich dem Inneren des Tempels zuwenden. Sie haben eine Hand grüßend erhoben, tragen Kultobjekte der Hathor1467 oder Musikinstrumente. All diese Figuren sind durch ihre Beischrift bezeichnet und mit einer Rede versehen, allerdings sind viele dieser Texte und Darstellungen stark beschädigt, so dass über die Identität der Gottheit nicht immer Klarheit herrscht.1468 An den zweifelsfrei bestimmbaren Figuren (Taf. 30, unten) fällt sofort die Präsenz der Horuskinder sowie des Chentienirti und seiner Kinder1469 auf, die in den Treppenprozessionen durch die neun Naosträger repräsentiert werden (III 3.7). 1464

1465 1466 1467 1468 1469

Dies kann auch an der bei Mendel, Monatsgöttinnen, 73–74 publizierten Tabelle abgelesen werden, die Autorin spricht aber in Bezug auf die Kas von „exakt der Reihenfolge“, die sie für die Epagomenentage vorgeschlagen hat. Ein Unsicherheitsfaktor ist diesbezüglich auch die rekonstruierte Reihenfolge auf den Säulen V–VI, die auf Ventker, Garanten der Herrschaft, 321–322 basiert. Weitere Abweichungen in der Abfolge der beiden Göttergruppen sind hier nicht gänzlich auszuschließen. Ventker, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (1), 441; zusammenfassend zur Zuständigkeit der Ka-Genien ebd., 456–459 und ausführlicher dies., Garanten der Herrschaft, 217–228. Vgl. Labrique, Stylistique, 153 sowie Cauville, Pronaos, 196, die ebenfalls Übersichten geben. Siehe zur Machterneuerung als Kernthema des Festes III 3.4 und 4.2.2, zum Kronenopfer III 5.10. Siehe dazu ausführlich Budde, Götterkind, 127–131, vgl. auch unten, III 5.12. D VIII, 77, 5 – 81, 2* mit Taf. 740. Kinder des Horus: D VIII, 77, 8*; 77, 14*; 79, 7*; 79, 13–14*; Kinder des Chentienirti: 78, 3–4*; 78, 9*; 80, 5–6*; 80, 11–12*; Chentienirti: 81, 1–2*.

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3 Personal

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Auch Horus als Sohn der Isis und des Osiris ist auf der Tür zur Westtreppe anwesend, was einerseits durch die Anwesenheit seiner Kinder bedingt sein kann, andererseits aber auch auf diese Variante der am Neujahrstag so bedeutsamen Herrschaftserneuerung durch die Stärkung einer Eltern-Kind-Beziehung hindeuten kann (siehe III 4.2.3). Durch die Präsenz der Hesat, die kuhköpfig und als Ressortgöttin der Milch auf dem westlichen Türpfosten1470 vorkommt, wird zudem eine Verbindung zu den ökonomischen Gabenträgern der Treppenhäuser (III 3.6) hergestellt. Daneben weist das Personal auf den Pfosten der Tür einige Gemeinsamkeiten mit der Göttergruppe auf der Innenseite des nördlichen Zugangs zum Kiosk auf. Von den dort vorkommenden Urgöttern, die der Neunheit angehören, finden sich hier auch Schu, Nut und Tefnut, zudem Geb, der an der Nordtür nicht belegt ist.1471 Auch für die obere Tür zu Treppe X kann also der in III 3.8.1 vermutete Zusammenhang zu Heliopolis und zur Schöpfung der Welt durch den Sonnengott attestiert werden. Zudem ist Thot auf beiden Türen abgebildet, was erneut die Sonderposition dieses Gottes am ersten Tag des Jahres unterstreicht. Wenngleich viele der Reden der Gottheiten auf den Türpfosten nur fragmentarisch erhalten sind, so wird doch deutlich, dass sie die Verehrung, das Musizieren und die Versorgung der Hathor oder auch des Sonnengottes1472 am Neujahrsfest thematisieren. Der theologische Schwerpunkt dieses Ereignisses wird dabei durch Verweise auf die Göttin als Sonnenauge1473, Stirnschlange1474, „weibliche Scheibe“1475 und „Herrin der Scheibe“1476, aber auch durch die explizite Nennung des Vereinigungsrituals1477 sowie die Erwähnung von Festbezeichnungen1478 evoziert. Der Sturz der Tür zu Treppe X ist in zwei symmetrische Hälften geteilt.1479 Auf dem westlichen Teil huldigen der Mondgott Iah und Ihi einer Gruppe von vier thronenden Gottheiten (Hathor, Isis, Horus von Edfu, wiederum Hathor), auf dem östlichen Teil stehen wahrscheinlich Chepri und erneut Ihi vor Hathor, Isis, Harsomtus und wieder Hathor (siehe Taf. 30). Als Empfänger der Verehrungshandlungen sind offenbar neben der Hauptgöttin am Neujahrstag besonders wichtige Mitglieder des Pantheons von Dendara vertreten: Isis, die in ihrer Eigenschaft als Sothis eine Sonderrolle einnimmt, Horus als Gefährte der Hathor sowie Harsomtus in seiner Eigenschaft als solare Gottheit (III 3.3). Dass neben Hathor mit ihrer klassischen Titulatur (Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw), die die Reihe stets anführt, noch jeweils eine weitere Form der Göttin vorhanden ist, erklärt sich aus deren näherer Spezifikation. So ist die zweite Hathor auf der östlichen Seite zusätzlich „weibliche Scheibe, Herrin des Horizontes, mit schöner Erscheinung im Haus des Naossistrums, die auf der Stirn dessen leuchtet, der als Goldener leuchtet […]“ genannt wird, während die auf der Westseite als „Auge des Re, Tefnut, Tochter des Atum“ und „Sothis“ bezeichnet wird.1480 Diese Epitheta stellen 1470 1471 1472 1473 1474 1475 1476 1477 1478 1479 1480

D VIII, 77, 12–13*. Vgl. die Schemata auf Taf. 30 oben und unten, wo das den beiden Türrahmen gemeinsame Personal durch Fettdruck markiert ist. So ist in D VIII, 79, 13–14* eindeutig von der Verehrung des Allherrn die Rede. D VIII, 78, 2*. D VIII, 79, 7*. D VIII, 78, 3*. D VIII, 78, 9*. D VIII, 79, 13*. D VIII, 77, 13* (Hb.s); 78, 14* (wp rnpt). D VIII, 75, 16 – 76, 5* (westliche Hälfte) und D VIII, 76, 8–15* (östliche Hälfte). D VIII, 76, 15* (Ost); D VIII, 76, 1* und 76, 5* (West).

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III Analyse und Auswertung

sie erneut in den Kontext der astronomischen Ereignisse am Neujahrstag und schreiben ihr die Rolle der Gefährlichen Göttin zu, die aus der Ferne zurückkehrt.1481 Wie von Dagmar Budde unlängst festgestellt wurde, bilden die Gottheiten auf den beiden Türpfosten zusammen mit dem König insgesamt eine Gruppe von 30 Personen, wohingegen auf dem Türsturz zwölf Personen auftreten. Ersteres lässt sich als Abbild des Zyklus von 30 Monatstagen interpretieren, Letzteres als Verweis auf die zwölf Tages- und Nachtstunden, aber wohl auch auf die zwölf Monate des Jahres.1482 Als Hinweis auf diese Interpretation kann auch die Präsenz des Mondgottes Iah im Westen sowie des Chepri im Osten gedeutet werden, denen bei der Abmessung der zeitlichen Einheiten entscheidende Rollen zukommen.1483 Während der Sonnenaufgang den Beginn eines Tageskreislaufs markiert, zeichnet der Mond für den Monatszyklus verantwortlich.1484 3.8.5 Die zweigeteilte Göttergruppe in Treppenkammer V Abschließend soll noch eine zweiteilige Göttergruppe behandelt werden, die weit über den geographischen Kontext des Tempels von Dendara hinausweist (Tab. 29). Das Ensemble befindet sich in zwei Ritualszenen im dritten Register der Nord- und Südwand von Kammer V, die als Vorraum zur Osttreppe W fungiert (III 2.1.5). In jedem der beiden Tableaus bringt der König einer Gruppe von neun Gottheiten Wasser und Weihrauch dar. In ihrer Gesamtheit werden diese als tpjw-o nTrjw Hrj[-jb] Jwnt („göttliche Vorgänger in[mitten] von Jwnt“, Nordwand)1485 und als sXmw wrw psDt Htp.tw m Jwnt („große Götterbilder, Neunheit, die in Jwnt ruht“, Südwand)1486 angesprochen, wodurch die Anzahl von neun Figuren pro Seite ihr Charakter als Urgottheiten betont wird. Nordwand von Raum V, 3. Register1487 Göttername Zugehörigkeit1489 (Auszüge) Owt-Or nbt Jwnt jht Memphis wrt … nbt nht rsjt Owt-Or nbt Jwnt P#Xt pxr.s n# [t#w…] …

1481 1482 1483 1484

1485 1486 1487 1488 1489

Südwand von Raum V, 3. Register1488 Göttername Zugehörigkeit (Auszüge) #st wrt mwt-nTr nbt Dendara J#t-djt Hrjt-jb Jwnt Owt-Or nbt Jwnt nbt P#Xt P#Xt mwt-nTr s#t nb Dr …

So deutet auch Budde, Götterkind, 131, 652 diese Texte. Siehe ausführlicher zur astronomischen und mythologischen Ausdeutung III 4.2.2. Budde, Götterkind, 131. So auch Budde, Götterkind, 131. Siehe zur Repräsentation solcher Zeiteinheiten zusammenfassend Quack, in: Greub (Hg.), das Bild der Jahreszeiten, 73–98. Die Darstellung des Mondes im Westen kann zudem, ebenso wie bei der Sonne Chepri, auch für seinen verjüngten Status bei Neulicht stehen, so dass beide Götterformen den erneuerten Zustand abbilden. Ich danke Victoria Altmann-Wendling für Erläuterungen dazu. D VII, 154, 2*. D VII, 163, 16*. D VII, 153, 15 – 155, 9* mit Taf. 658, 660–661. D VII, 163, 15 – 165, 2* mit Taf. 662, 664–665. Hier wird jeweils, wenn ermittelbar, die ursprüngliche lokaltheologische Zuordnung angegeben, wobei all diese Gottheiten als Gäste in Dendara benannt sind, was nicht extra aufgeführt ist. Siehe für die Einordnung der einzelnen Götter die Übersicht bei Cauville, in: RdE 66, 2015, 9–10.

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3 Personal

Or-BHdtj nTr o# nb pt Hrj[-jb] Jwnt sXm Sps Xnt J#t-djt… Jmn-jpt Hrj-jb Jwnt … psD tp sw mD nb r stt mw ‹n› jt.f m t#S J#t-nt-THn EHwtj m pr-mD#t nTr o# Hrj-jb Jwnt…

Edfu

Mnw Hrj-jb Jwnt sXm Sps Xnt v#-rr …

Theben

Theben

Theben

Or bjk nTr o# Hrj-jb Jwnt nTr nTrj Xntj pr […] Tn Xnt %#-dj … c#-Owt-Or s#-t# nTrj Xnt Jwnt oHo nfr pr m jmty n jrt Ro … cXmt o#t tpjt nt Ro … wb#t qrrtj onX Hr nb n m##.s

%#-dj

Jmn-Ro Hrj-jb W#st nTr nTrj Xnt ct-Ro Hwn nb xkrw Xnt nTrw … %nsw nTr o# Hrj-jb Jwnt sXm Sps pr m nwn jtn m hrw joH m grH … Orj-S.f nb Nn-nsw nTr o# Hrj-jb Jwnt jwo n Wsjr o# Sfyt m Rmn-pt …

Obnw

Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw cpdt wrt stt Hopj m TpHt.f … nfr m## nb Hmt.s m Pwnt

Kataraktengebiet/ Punt?

Or nb Obnw nTr o# m Owt-Or sXm Sps Xnt ct-Ro … B#stt nbt B#st o#t nrw m Jwnt cpdt nbt tp(j) rnpt … nbt Pwnt #st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt Hrjt-jb Jwnt Os#t mwt-nTr nt Or … cpdt m pt sT#t Hopj tp(j) rnpt r sonX nTrw rmT

Hermopolis

Dendara unklar1490

Theben

Herakleopolis

Bubastis/Punt?1491

Atfih/Kataraktengebiet

Tab. 29: Die Opferempfänger in den Ritualszenen im 3. Register der Nord- und Südwand in Raum V.

Die hier versammelten Gottheiten, die Sylvie Cauville als „panthéon ancien de Dendara“1492 bezeichnet, speisen sich aus wichtigen Kultzentren des Landes, wobei Theben eine Sonderrolle zukommt. Vermutlich liegt ihrem Auftreten in Raum V der Gedanke einer Repräsentation der Kultlandschaft Ägyptens zugrunde, den auch die Dekoration der Osttür des Kiosks ausdrückt (III 3.8.1). Kultorte der Hathor werden durch das Erscheinen, der Isis als Hesat (zu Atfih gehörig), der Hathor als „Herrin der südlichen Sykomore“ (von Memphis) und als Herrin von P#Xt bzw. die, die in den Ländern umherzieht (vom Speos Artemidos1493), besonders betont. Andernorts gehört die Herrin der Sykomore der Gruppe der sieben Hathoren an, und auch 1490

1491 1492 1493

Cauville, in: RdE 66, 2015, 10 gibt für Sachmet eine memphitische Herkunft an. Dies ist natürlich möglich, aber da der Text keine Hinweise gibt, kämen auch andere Kultorte in Frage, an denen die Löwengöttin eine Rolle spielte, z. B. Letopolis oder Bubastis. Zudem nennt der Text das Hervorbringen der Nilflut, so dass auch eine Verbindung zum ersten Katarakt nicht ausgeschlossen werden kann. Wie für Sachmet nimmt Cauville, in: RdE 66, 2015, 10 für Bastet eine Zugehörigkeit zu Memphis an, der Text aber nennt eindeutig Bubastis. Cauville, in: RdE 66, 2015, 9. Die Zusammensetzung dieser Gruppe scheint aber nicht konstant zu sein, vgl. die Übersichten zu zwei vergleichbaren Ensembles bei dies., Pronaos, 321–323 und 382. Siehe für den Transfer des Kultes von diesem Ort in die Nähe von Dendara Cauville, in: RdE 66, 2015, 1–

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III Analyse und Auswertung

die beiden letztgenannten Hathorformen kommen in deren Umfeld vor, wodurch die Dekoration der Treppenkammer mit der Nordtür des Kiosks verknüpft ist (siehe III 3.8.1). Eine weitere Verbindung dieser Art kann man im Erscheinen des c#-Owt-Or sehen, der gemeinsam mit anderen Agathodaimonschlangen unter den Schutzgöttern auf dem Dachpavillon auftritt (III 3.8.2). Seine Präsenz, die des Horus als Falke von %#-dj sowie die Nennung des Opfers zu jeder Dekade verdeutlichen René Preys zufolge, dass die gesamte Gruppe im Kontext der Ahnenverehrung auf dem gegenüberliegenden Nilufer zu lesen ist.1494 Durch die häufige Nennung der Niflut1495 in den Beischriften sowie die Gleichsetzung einiger Göttinnen mit Sothis1496 wird der Bezug zum Jahreswechsel hergestellt, an dem auch diese Gruppe von „Vorgängern“ offenbar teilhaben soll. 3.9 Die Bevölkerung aus der Umgebung des Tempels Zum Abschluss dieses Kapitels zu den Personen, die den Texten zufolge auf verschiedenste Art und Weise an den Neujahrsfeierlichkeiten beteiligt sind, soll noch die Möglichkeit ins Auge gefasst werden, dass auch Menschengruppen von außerhalb des Tempels am Geschehen teilnahmen. Zunächst werden die Quellen auf diesen Aspekt hin untersucht und ausgewertet, woraufhin ein Eintrag im Festkalender von Dendara, der im Zusammenhang mit der Beteiligung des Sonnenvolkes (Hnmmt) an diesem Tag eine besondere Rolle spielt, genauer beleuchtet werden soll. 3.9.1 Aussagen zu verschiedenen Bevölkerungsgruppen in den Treppen und im Kiosk Nennungen von verschiedenen Bevölkerungsgruppen ziehen sich durch das gesamte Quellenkorpus. Hierbei fällt sofort auf, dass diese in der überwiegenden Anzahl der Belege mit dem Jubel oder anderen Äußerungen der Freude über die Festereignisse in Verbindung stehen und oft in das Schema des Chorischen Festliedes integriert sind. In dieser Textform, die in III 6.5 näher erläutert wird, spielen Antithesen wie Himmel und Land bzw. Erde, Götter und Menschen, In- und Ausland etc. eine fundamentale Rolle, wobei diese meist in Adverbialsätze bzw. Pseudoverbalsätze eingebunden sind. Im Rahmen der in Abschnitt II vorgenommenen Textgliederung sind solche Elemente meist ein mehr oder weniger umfangreicher Bestandteil der Festbeschreibung (FB), wo sie unter Festjubel oder Verehrung vermerkt sind (siehe dazu II 2). Hier finden sich der Tradition entsprechend Verweise auf den Jubel des ganzen Landes, z. B. in Formeln wie „Jauchzen ist im Himmel, Freude im ganzen Land“1497 und „der Himmel ist im Fest, die das Land ist in Freude“1498, wobei das Land sicherlich die Bewohner Ägyptens meint. Der Einsatz der klassischen Antithese von Himmel (pt) und Erde (t#) ist dabei jedoch nicht verbindlich, sie wird oftmals variiert, verkürzt, durch den Zusatz neuer Elemente gesprengt oder auch mit ganz neuen Inhalten gefüllt. So finden sich für Ägypten in seiner Gesamtheit in solchen Beschreibungen des Jubels beispielsweise auch die Bezeichnungen jtrtj

1494 1495 1496 1497 1498

20. Germond, Sekhmet, 231 weist auch auf eine Feier zur Ankunft der Nilflut am Speos Artemidos hin, was die Nennung dieser Form der Göttin im Neujahrskontext begünstigt haben dürfte. So Preys, in: SAK 30, 2002, 292. Siehe zum zehntägigen Kult für die verstorbenen Götter von Dendara auch Cauville, Harsomtous, 78–81. D VII, 155, 5*; 155, 6*; 164, 18*. D VII, 155, 5*; 164, 15*; 164, 18*. hy m pt hnw m t# Dr‹.f› (D VII, 145, 2–3*). pt m Hb t# m mfk#t (D VIII, 84, 11*; 101, 14*; 105, 15 – 106, 1*); vgl. pt m Hb t# m #wt-jb (D VIII, 88, 9*); pt m Hb t# m XntS (D VIII, 97, 5*; 115, 10*; 120, 11*); pt m Hb t# m XntS (D VII, 191, 6*; D VIII, 111, 3*; 118, 15*; 121, 9*).

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3 Personal

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(„die beiden Heiligtümer“)1499, t#wj jdbw („die beiden Länder und die Ufer“)1500 und jdbw Or („die Ufer des Horus“)1501. Auch Himmelsrichtungen1502 sowie administrative Bestandteile des Landes werden lobpreisend und jauchzend beschrieben, also Gaue (sp#wt)1503 und Städte (njwwt)1504, womit sicherlich deren Bewohner gemeint sind. Diese können als Männer und Frauen1505 sowie mit den in den Texten der griechisch-römischen Zeit nicht mehr klar abgrenzbaren Bezeichnungen pot1506, rmT1507, rXyt1508 und Hnmmt1509 näher beschrieben sein.1510 Ausführlich sei hier ein Auszug aus einer Festbeschreibung im Bandeau auf der rechten Seite von Treppenhaus W zitiert, der eine besonders große Menge verschiedener Personengruppen nennt, die sich zum Jubel für Hathor vereinen: „Jwnt ist im Fest, v#-rr ist in Jubel, der große Sitz ist im Fest, die sich darin befinden (jmjw.sn) sind in großer Freude. Freude geht umher in ihnen, die Stadtbewohner (njwtjw) von Jwnt sind in Jauchzen und Jubel, die in Mesen (jmjw Msn, d. i. Edfu) sind in Freude, das Gute durchzieht J#t-djt, die gute Ordnung ist in Buto, die von Mesen (msntjw) sind in Jubel, die rXyt neigen ihre Häupter, das Sonnenvolk ist im Fest, die jwntj-Musikantinnen von Jwnt sind benetzt mit Lotos(öl?), alle Frauen (spdwt) schminken? die Gesichter, die Kleinkinder (wDHw) sind im Fest, die Jünglinge (Hwnw) sind in Jubel, die auf Erden (tpjwt#) sind jeden Tag betrunken (nwH), weil sie die Mächtige sehen, indem sie zufrieden ist in ihrem Schrein an ihrem schönen Fest des Sehens ihres Vaters.“1511 Hier fällt zunächst die Hervohebung der lokalspezifischen Komponente des Textes auf. Neben für den Tempel von Dendara charakteristischen Toponymen werden auch besondere Musikantinnen (jwntjw Jwnt) sowie die Bevölkerung des Ortes erwähnt, zudem wird durch die zweifache Nennung derer von Edfu (jmjw Msn/msntjw)1512 die enge Beziehung zum verwandten Horustempel evoziert. Auch wird explizit darauf hingewiesen, dass die Freude über das Festereignis neben den üblichen Bevölkerungsteilen Jünglinge und sogar Kleinkinder erfasst. Ob die am Ende des Textes erwähnte Trunkenheit metaphorisch zu verstehen ist oder ob sie tatsächlich auf ausgelassene Feierlichkeiten der Bevölkerung hindeutet, ist schwer zu sagen.1513

1499 1500 1501 1502 1503 1504 1505 1506 1507 1508 1509 1510 1511 1512 1513

D VIII, 25, 6*. D VII, 188, 11*; D VIII, 115, 1–2*. D VIII, 115, 10*. D VIII, 97, 8*; 108, 8*; 110, 13*; vgl. 120, 11–12*. Eindeutig genannt werden die Bewohner der vier Himmelsrichtungen in D VIII, 119, 3–4*. D VIII, 25, 6*. Vgl. auch D VIII, 44, 10* und 108, 7–8*, wo allerdings nicht das Schema des Chorischen Festliedes zugrundeliegt. D VIII, 25, 6*. D VIII, 82, 7*; 106, 4*; vgl. auch D VIII, 110, 12* und 120, 10*. D VIII, 70, 1*; 97, 9*; 106, 4*; 110, 12–13*; 115, 1*; 116, 2*; 119, 2*. D VIII, 113, 2*. D VII, 190, 13*; D VIII, 46, 7*; 97, 9*; 106, 4*; 110, 12–13*; 113, 10*; 117, 15*; 119, 2*. D VII, 190, 14*; D VIII, 97, 10*; 115, 1*. Siehe zusammenfassend zu diesen Bevölkerungsgruppen und ihrem allgemeinen Charakter Wilson, Lexikon, 347–348, 583, 590 und 655. D VII, 190, 11–16*. Ob hier die Götterbilder des Tempels von Edfu gemeint sind oder ob das auf einen Besuch der Bevölkerung des zugehörigen Ortes schließen lässt, ist ungewiss. Cauville, Fêtes d’Hathor, 56 scheint von Letzterem auszugehen. In Anbetracht der Bedeutung, die Alkohol im Zusammenhang mit der Besänftigung des Sonnenauges hat (III 4.2.2), läge es nahe, dass solche Getränke eine große Rolle spielten. Siehe dazu ausführlicher III 5.7.

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III Analyse und Auswertung

Während die genannten Textpassagen, die das Schema des Chorischen Festlieds aufnehmen, verschiedene Bevölkerungsgruppen in den allgemeinen Jubel integrieren, wird an anderer Stelle auf die Auswirkung der Neujahrsereignisse auf die Menschen im Land verwiesen. So wird die Hauptgöttin des Tempels als (s)onXt rXyt („die die rXyt belebt“)1514 bzw. sonXt rXyt pot („die die rXyt und pot belebt“)1515 bezeichnet, wobei teilweise auch der Zusammenhang mit Sothis1516 und der Nilüberschwemmung1517 betont wird. Dies korrespondiert mit der ebenfalls belebenden Wirkung des Sonnenlichts auf die Menschen. Über den Sonnengott heißt es in einer Festbeschreibung in der Westtreppe dementsprechend: „Re geht auf, er hat die beiden Länder erhellt, er zeigt sein schönes Gesicht den Göttern, er belebt (sonX) die rXyt und das Sonnenvolk (Hnmmt), die ausziehen, um dich (i. e. die Göttin) zu sehen am Morgen des Neujahrsfestes.“1518 Der Jubel der Bevölkerung beim Anblick der Hathor am ersten Tag des Jahres wird somit dadurch veranlasst, dass das zentrale Ereignis einerseits als Ursache für die Nilüberschwemmung und damit für das Pflanzenwachstum verstanden wird, andererseits aber auch eine Erneuerung und Verstärkung des Leben spendenden Sonnenlichtes bewirkt. Daneben wird auch darauf hingewiesen, dass Hathor als Hauptgöttin des Tempels dem Volk vorsteht und dieses gewissermaßen regiert. Sie ist als Herrin der rXyt,1519, der pot1520 und der Hnmmt1521 ihren Untertanen gegenüber zu einem erfolgreichen Vollzug des Neujahrsrituals verpflichtet, weswegen auch in den Anrufungen an das Jahr zur Zufriedenstellung der üblichen Bevölkerungsgruppen (rmT, rXyt, pot, Hnmmt)1522 aufgerufen wird. Über den Aspekt der irdischen Herrschaft der Hathor, der hier im Vordergrund steht, lässt sich wiederum ein Bezug zur Machterneuerung des Königs herstellen, die bekanntlich (III 3.4) am Neujahrsfest ebenfalls eine Rolle spielt. So wird in den Texten dem Herrscher im Gegenzug für seine Gaben an diesem Tag häufig die Treue und Verehrung seiner Untertanen1523 zugesichert, so dass auch er von den Ereignissen unmittelbar profitiert. Wie Mamdouh Eldamaty festgestellt hat, nennen zudem die besonderen Rückenschutzformeln, mit denen der König auf den Schranken des Kiosks versehen ist, auch jubelnde Bevölkerungsgruppen, die diesen aktiv vor Übel bewahren.1524 Grundsätzlich ist festzustellen, dass in den Texten der Treppen und des Kiosks verschiedene Bevölkerungsgruppen durchaus eine Rolle spielen, wobei sie vor allem als Adoranten 1514 1515 1516 1517 1518 1519

1520 1521 1522 1523

1524

D VIII, 33, 3*; 48, 11*; 115, 16 – 116, 1*. Siehe dazu LGG VI, 187c. D VII, 143, 14*. D VIII, 48, 11*. D VIII, 33, 4*. D VIII, 113, 16*. nbtjt rXyt: D VII, 160, 14*; 168, 9*; D VIII, 33, 4*; 70, 13*; 105, 8–9*. Vgl. auch D VII, 159, 1*, wo sich dieses Epitheton aber auf Isis bezieht. Siehe zu Hathor und Isis nbtjt rXyt grundsätzlich Preys, in: BIFAO 102, 2002, 327–351, wonach dieser Beiname besonders die Zusammenhänge mit dem Osiriskult und die königliche Macht der Göttin evoziert. nbt pot: D VIII, 33, 3*. nbt Hnmmt: D VIII, 33, 4*. D VIII, 61, 14 – 62, 1*. Der an die Aufzählung angefügte Ausdruck Hmwt-r# deutet darauf hin, dass diese noch beliebig fortgesetzt werden könnte, es sind also Bevölkerungsgruppen aller Art gemeint. D VII, 146, 14–15* („Männer und Frauen“); 156, 12* („jeder‹mann›“); 156, 13–14* („die beiden Länder“ und „alle Leute“); D VIII, 27, 11–12* („Frauen“ und „Männer“); 63, 2* („alle Männer“); vgl. auch D VIII, 96, 12* und 117, 11*, wo dem König die Treue ausländischer Untertanen – der qm#tjw und der Bewohner von Pwnt – zugesagt wird. Eldamaty, in: Fs Haikal, 90 zu D VIII, 35, 14* („Männer und Frauen“) und 42, 13–14* („jedermann“); Elgawady, loc. cit. zufolge deutet auch D VIII, 23, 15* einen Schutz durch die Bevölkerung an, hier ist jedoch eindeutig vom Schutz, der um die Untertanen ist, die Rede.

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und Untertanen der Götter und des Königs beschrieben sind. Jubel und Lobpreis scheinen unmittelbar aus dem Anblick der Göttin bzw. ihres Schreins zu resultieren, worauf besonders der oben zitierte Text aus der Westtreppe (D VIII, 113, 16*) hindeutet, ohne die Umstände dieser Begegnung genauer zu erläutern. Darüber hinaus lässt der stark formelhafte Charakter vieler Textstellen, die dem Schema des Chorischen Festliedes folgen, aber keine sichere Aussage darüber zu, ob diese auf eine tatsächliche Einbindung größerer Menschenmenge schließen lassen oder ob sie lediglich als Ausdruck davon zu verstehen sind, dass die Ereignisse des Neujahrsfestes das ganze Land betrafen. 3.9.2 Das Sonnenvolk am Neujahrsfest und die Rolle der nwt wsXt wrt Eine ergänzende Quelle, der aufgrund ihrer Textart eine besondere Informationsdichte zugeschrieben werden kann, ist der große Festkalender von Dendera.1525 der in Zusammenhang mit der Beteiligung des Volkes eine architektonische Einheit namens nwt wsXt wrt nennt. Deren Lokalisierung ist umstritten, was wiederum Auswirkungen auf den Aufenthaltsort der besagten Volksmenge hat. Aus diesem Grund soll der Zusammenhang im Folgenden näher untersucht werden. Vier Einträge in den Festkalender von Dendara, der sich an den Türen zu den Räumen B’ und C’ befindet, nennen eine Prozession zur nwt wsXt wrt bzw. zur nwt wrt in Verbindung mit dem xnm jtn.1526 Eine dieser Textpassagen lässt darauf schließen, dass eine als „Sonnenvolk“ (Hnmmt) betitelte Menschengruppe im Zusammenhang mit der nwt wsXt wrt am Neujahrsgeschehen beteiligt war. Der Eintrag zum I. #Xt 1 lautet: „Erster Monat des Achet, Tag des Festes des Re am Neujahrsfest. Fest aller Götter und Göttinnen. Nach dem Vollenden aller Rituale des Gottesopfers bis die achte Tagesstunde gekommen ist: Vollziehen aller Rituale des Erscheinens dieser Göttin Hathor, der Großen, der Herrin von Jwnt, des Auges des Re an der Spitze ihrer wTs-nfrw-Barke zusammen mit ihrer Neunheit zur nwt wsXt wrt. Vereinigen mit ihrem Vater. Sehen ihrer Vollkommenheit durch das Sonnenvolk, Betreten ihres Hauses mit ruhigem Schritt, Ruhen auf diesem ihrem Platz.“1527 1525

1526

1527

Siehe zu dieser Textsorte, die die Festereignisse oft sehr nüchtern beschreibt und sie auf kurze Stichworte reduziert, Grimm, Festkalender, der diesen Kalender unter dem Kürzel J aufführt; vgl. zwar kritisch zu der von Grimm vorgenommenen Auswahl Rickert, in: dies./Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (1), 527–529, der große Kalender von Dendara ist jedoch zweifelsohne dieser Kategorie zuzuordnen. D IX, 164, 5–6 (I. #Xt 20): Xot jn Owt Or nbt Jwnt r nwt wrt xnm jtn oq pr.s m qb-nmtt Xot jn psDt.s xnm jtn Htp m st.sn („Erscheinen durch Hathor, Herrin von Jwnt, zur nwt wrt, Vereinigung mit der (Sonnen-)Scheibe, Betreten ihres Hauses mit ruhigem Schritt. Erscheinen durch ihre Neunheit, Vereinigung mit der (Sonnen-)Scheibe, Ruhen auf ihren Plätzen“); D IX, 202, 2–3 (IV. #Xt 26): Xot jn Owt-Or nbt Jwnt Hno psDt.s r nwt wsXt wrt xnm jtn („Erscheinen durch Hathor, die Herrin von Jwnt, zusammen mit ihrer Neunheit zur nwt wsXt wrt. Vereinigung mit der (Sonnen-)Scheibe“); D IX, 204, 2–3 (Neumond im III. Smw): Xot jn OwtOr nbt Jwnt Hno psDt.s r nwt wrt xnm jtn Htp m st.sn: „Erscheinen durch Hathor, der Herrin von Jwnt, und ihre Neunheit zur nwt wrt. Vereinigung mit der (Sonnen-)Scheibe, Ruhen an ihren Plätzen.“ Hinzu kommt D IX, 162, 13–14 (Übersetzung im Haupttext). Siehe generell zu diesen Texten Cauville, Fêtes d’Hathor, 57. Die analogen Formulierungen in den zitierten Stellen lassen den Schluss zu, dass nwt wrt eine verkürzte Form von nwt wsXt wrt ist. Keine Vereinigung mit der Sonnenscheibe nennt der Eintrag zum II. prt 21. Hier heißt es: Xot jn Owt-Or wrt nbt Jwnt Hno psDt.s Htp m nwt wrt jrt jrw nbw n Hb qn „Erscheinen durch Hathor, die Große, die Herrin von Dendara, und ihre Neunheit. Ruhen in der nwt wrt, Vollziehen aller Rituale des Siegesfestes“ (D IX, 203, 3–4); vgl. auch D IX, 164, 3–4 in Anm. 1531. I. #Xt 1 hrw Hb Ro m wp rnpt Hb nTrw nbw nTrwt nbt jr m-Xt Hts jrw nbw nw Xt-nTr r jjt Xprt jrt jrw nbw n sXot nTrt tn Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro m-Xnt wTs nfrw.s Hno psDt.s r nwt wsXt wrt xnm jt.s m## nfrw.s jn Hnmmt oq pr.s m qb-nmtt Htp m st.s tn: D IX, 162, 11–14.

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III Analyse und Auswertung

Diese Passage bereitet in mancherlei Hinsicht Schwierigkeiten. Zu Recht merken Maurice Alliot und Herbert Walter Fairman an, dass eine Prozession der Göttin in ihrer herkömmlichen Prozessionsbarke auf das Dach des Tempels aufgrund der geringen Deckenhöhe und aufgrund der Enge der Treppenhäuser nicht möglich ist (dazu unten III 5.3).1528 Deshalb und auch, weil das Erscheinen der Gottheit vor dem Sonnenvolk nicht zu Ritualen auf dem vor den Blicken der Öffentlichkeit geschützten Dach zu passen scheint, plädieren sowohl Herbert Walter Fairman1529 als auch Sylvie Cauville1530 in diesem Zusammenhang dafür, dass die beschriebenen Ritualhandlungen zur achten Tagesstunde in Räumlichkeiten im vorderen Bereich des Tempels bzw. auf dem Vorplatz stattfanden.1531 Fairman übersetzt den nwt wsXt wrt lautenden Begriff als „Great Court of the Sky“ und scheint von einer Voranstellung des Götternamens aus Ehrfurcht auszugehen. Er folgt dabei Johannes Dümichen,1532 der in dieser Bezeichnung einen Verweis auf die von Nut eingeschlossenen astronomischen Darstellungen an der Decke des Pronaos sehen möchte, textlich belegbar ist dies m. W. jedoch nicht. Fairman vermutet in diesem Zusammenhang ein Heraustreten der Prozessionsbarke auf den Vorhof, der in Edfu tatsächlich einmal als nwt wrt bezeichnet wird1533 und der dort1534 sowie in Dendara1535 nachweislich im Zusammenhang mit einem xnm jtn (allerdings nicht am Neujahrstag) eine Rolle spielt. Dabei ist jedoch nie ausdrücklich von einem solchen Ritual im Vorhof selbst die Rede. 1528 1529 1530 1531

1532 1533

1534 1535

Siehe Alliot, Culte d’Horus, 242, Anm. 1 und Fairman, in: BJRL 37, 1954–55, 188, zu den Maßen der Barke und einem Lösungsvorschlag für das Platzproblem Abschnitt III 5.3. Fairman, in: BJRL 37, 1954–55, 188. Cauville, Fêtes d’Hathor, 56; dies., in: Fs Kurth, 47; dies., Pronaos, 15. Auf einen Kontext, der Cauville zufolge ebenfalls nicht gut zum Dach des Tempels passt, verweist der Eintrag D IX, 164, 3–4 zum I. #Xt 10 im Festkalender, wobei allerdings keine Vereinigung mit der Sonnenscheibe genannt wird. Diesem Text zufolge verlässt Harsomtus das Gotteshaus, um ein Opfer für die Götter von %#-dj darzubringen. Dann heißt es: Xot r-Xnt Hwt-nTr.f sT# r t# mHtt m-xnw nwt wsXt wrt pH p# w#t nt p# sbtj jfdw („Prozession zu seinem Tempel, Ziehen nach Norden im Inneren der nwt wsXt wrt, Erreichen des Weges der Umfassungsmauer mit vier Seiten/Ecken.“), daran schließen sich zahlreiche Opfer an. Von Sylvie Cauville wird diese Stelle in Zusammenhang mit der Diskussion der Raumbezeichnung nwt wsXt wrt als problematisch erachtet, da hier im Anschluss an das Eintreten in diesen Bau von einem Ziehen in Richtung der w#t nt p# sbtj jfdw die Rede ist, womit ihr zufolge der innere Umgang entlang der Umfassungsmauer gemeint ist (so Cauville, Fêtes d’Hathor, 57–58). In Bezug auf Maurice Alliot, der für diese Stelle von einer Prozession auf das Dach ausgeht und im w#t nt p# sbtj jfdw den Rundweg von Treppe zu Treppe um den hinteren Teil des Daches hält, der von Mauern umgeben ist (siehe Alliot, Culte d’Horus, 243, Anm. 9), äußert sich Cauville kritisch: „Neanmoins, on imagine mal une procession se déroulant sur l’étroit mur qui ceint la terasse (…)“ (Cauville, Fêtes d’Hathor, 57). Allerdings liegt hier ein Missverständnis von Seiten Cauvilles vor, da Alliot seiner Formulierung zufolge („Il (le chemin) fait le tour du temple, à l’intérieur du mur de clôture de la terasse“ (Alliot, loc. cit.) keineswegs von einem Gang auf der Mauer, sondern von einer Bewegung entlang der Mauer ausgeht. Dümichen, Baugeschichte, 4. Fairman, in: BJRL 37, 1954–55, 188 zitiert E V, 6, 10, wo es über den Vorhof heißt: rmnw nn n nwt wrt sq#.tj mj dj-mrt („diese Säulen der nwt wrt sind hoch wie der Himmel“, wobei nwt wrt eine Verkürzung von nwt wsXt wrt wäre, siehe oben, Anm. 1526. Die zweite von ihm hier herangezogene Stelle (E VII, 18, 8–9) wird der Hof sbXt mort nt Nwt bzw. sbXt mort Nwt genannt („der vollendete Palast der Nut“, siehe dazu Kurth, Edfou VII, 27), was eine vollkommen andere Bezeichnung ist und in diesem Zusammenhang nicht weiterhilft, obgleich der Zusammenhang des Hofes mit Nut natürlich nicht geleugnet werden kann (vgl. dazu E VII, 5, 3, wo es über den Hof heißt wsXt wdn xr wXw m rwt.f mj Nwt ms.n.s Sw „ein Opferhof mit Säulen liegt vor ihm wie Nut, wenn sie das Licht geboren hat“). E V, 5, 5: k#p?.tw wdnw n k#.f Xr-m-m.s xnm.n.f jtn.f m Hrt „Man verbrennt Opfer für seinen Ka in ihm (dem Hof), wenn er sich vereint hat mit seiner (Sonnen-)Scheibe am Himmel.“ D VI, 66, 6–8; 68, 6–7. Siehe Waitkus, Krypten, 166, 170, dazu 250.

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Die jeweils gewählte Verbalform (E V, 5, 5: xnm.n.f; D VI, 68, 6: xnm.n.s) lässt auch eine Übersetzung als „nachdem er/sie sich vereinigt hat“ zu, wobei dieser Vorgang – wie sonst häufig belegt – auf dem Dach stattgefunden hätte.1536 Sylvie Cauville spricht sich dafür aus, dass nwt wsXt wrt in Dendara das Dach des Tempels meinen kann. Hierbei ist von einer direkten Genitivverbindung auszugehen, wobei für das erste Element neben der Grundbedeutung „Himmel“ im Zusammenhang mit Tempelarchitektur die Interpretation als „Dach“ nahe liegt.1537 Die Zusammensetzung würde dann übersetzt „Himmel/Dach der großen Säulenhalle“ lauten. Dementsprechend vermutet Cauville hinter dem Bestandteil wsXt wrt einen analogen Ausdruck zu wsXt o#t und wsXt Xo, wobei sich zumindest der letztgenannte Begriff eindeutig auf den Säulensaal Z bezieht.1538 Tatsächlich wird der architektonisch diesem entsprechende Raum in Edfu wsXt wrt genannt,1539 was die Identifikation der nwt wsXt wrt in Dendara mit dem Dach über Hypostyl Z, im erweiterten Sinne vielleicht mit dem Dach des Tempels insgesamt, wahrscheinlich macht. Dem fügt Cauville jedoch noch eine sekundäre Bedeutung hinzu. Sie beruft sich dafür auf eine Inschrift an der Tür, die von Kammer F’ in Hypostyl Z führt. Hier heißt es über Raum F’: m#ht.s sS.tj r nwt xr jwnw („seine Tür ist geöffnet zur nwt mit den Säulen“), so dass nwt hier eindeutig als Name des Hypostyls zu werten ist.1540 Davon ausgehend nimmt Cauville an, dass es sich bei nwt um einen allgemeinen Namen für eine überdachte architektonische Einheit handelt, der sowohl einen kleinen Kiosk als auch einen großen Säulensaal mit einschließen kann. Sie ist also der Ansicht, dass der oben als problematisch erwähnte Eintrag zum Neujahrstag aus dem Festkalender ein zweites xnm jtn beschreibt, bei der sich die Prozession zum Hypostyl Z bzw. in einer späteren Bauphase zum Pronaos bewegte und sich nach der Vereinigung mit der Sonnenscheibe dem vor dem Tempel versammelten Volk präsentierte.1541 M. E. gibt es hier zwei Probleme: Erstens ist in den Textstellen von einem Gehen zur (r)1542 oder ins Innere (m-xnw)1543 der nwt wsXt wrt und einem anschließenden xnm jtn die Rede, so dass man annehmen muss, dass die Ritualhandlung innerhalb dieser architektonischen Einheit stattfand. Wenn man also mit Cauville vermutet, dass nwt wsXt wrt in bestimmten Einträgen des Festkalenders das Hypostyl Z meint,1544 müsste man von einer Vereinigung mit der Sonnenscheibe im ziemlich düsteren Innenraum ausgehen. Selbst wenn sich der Annahme Cauvilles zufolge die Handlung nach der Erbauung des Pronaos in diesen verlagert haben 1536 1537 1538

1539 1540 1541

1542 1543 1544

So auch Waitkus, Krypten, 168–169, Anm. 11 und 175, Anm. 2. Wilson, Lexikon, 499. Wb II, 214, 15–16 bezieht sich für die Bedeutung „Dach“ nur auf die im vorliegenden Abschnitt besprochenen Stellen aus Dendara, die (wie hier gezeigt wird) nicht zu einer eindeutigen Begriffsklärung führen. So Cauville, Fêtes d’Hathor, 57 mit Anm. 49. Zu wsXt Xo(w) als primärer Bezeichnung für Raum Z siehe D IX, 39, 14; 40, 11; 41, 6; 42, 3 und Cauville, in: BIFAO 90, 1990, 104–105. Zur Bedeutung von wsXt im Allgemeinen (nach oben offener Hof oder überdachter Raum, meist mit Säulen) und zur erweiterten Bedeutung in griechisch-römischer Zeit siehe Konrad, Architektur und Theologie, 77–84 und Spencer, The Egyptian Temple, 71–85. E VII, 17, 3 und dazu Kurth, Edfou VII, 23. Cauville, Fêtes d’Hathor, 57. So Cauville, Fêtes d’Hathor, 56–59 zu D IX, 144, 13–14 und dies., Pronaos, 15. Cauville beruft sich hier auf Esna, wo ein solches Ritual nachweislich in einem Kiosk vor dem Tempel stattfand. Sauneron, Esna V, 121–124 erklärt den ungewöhnlichen Ort für das xnm jtn jedoch aus dem speziellen Ablauf des genannten Festes am 1. Phamenoth heraus, in dem das Vereinigungsritual nur einen geringe Rolle spielte. D IX, 162, 13; 164, 6; 202, 3; 204, 2–3. Siehe die Übersicht bei Cauville, Fêtes d’Hathor, 57. D IX, 164, 3. So Cauville, Fêtes d’Hathor, 56–59.

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III Analyse und Auswertung

könnte,1545 wäre ein xnm jtn in dem als nwt wsXt wrt bezeichneten Säulensaal kaum möglich, da die offene Seite des Tempels nach Norden zeigt und somit ein direkter Kontakt der Sonnenstrahlen mit der Statue ausgeschlossen ist, zumal am frühen Nachmittag, was der erwähnten achten Tagesstunde entsprechen würde.1546 Von einem xnm jtn vor der nwt wsXt wrt (und damit auf dem Tempelvorplatz) sprechen die Inschriften jedoch nicht.1547 Des Weiteren ist zu betonen, dass die meisten Belege für nwt wrt bzw. nwt wsXt wrt ein und demselben Text (dem Festkalender an den Türen zu B’ und C’) entstammen, wobei Cauville für die meisten Fälle die Bedeutung „Tempeldach“ akzeptiert. Es läge also nahe, dass ein hier mehrfach verwendeter Terminus sich nicht von Fall zu Fall auf verschiedene architektonische Einheiten bezieht. Zugegebenermaßen können ägyptische Raumnamen manchmal ambivalenten Charakter haben (siehe das Beispiel st-Hb-tpj, III 2.2.2), zumindest für die Einträge, in denen vom xnm jtn am Ort nwt wsXt wrt die Rede ist und die somit ein gleichartiges Ereignis schildern, dürfte aber von einem konstanten Ort des Geschehens ausgegangen werden. Dem entsprechend nimmt Christian Leitz mit Bezug auf Alfred Grimm1548 an, dass die für den I. #Xt 1 erwähnte Präsentation der Gottheit vor dem Sonnenvolk auf dem Dach des Pronaos stattfand, von wo aus die Göttin für die vor dem Hof versammelte Volksmenge sichtbar gewesen wäre. Allerdings war der Pronaos zur Entstehungszeit des betreffenden Textes noch nicht vorhanden (siehe oben, III 1.9), so dass für die genannten Geschehnisse zumindest bis zu dessen Erbauung eher der vordere Teil des Daches des Naos in Frage kommt.1549 Gegen die Annahme, dass mit dem beschriebenen xnm jtn das Hauptritual im Kiosk gemeint ist,1550 spricht die Zeitangabe (achte Tagesstunde).1551 Wie in Kapitel III 4.1 dargelegt, fand die Vereinigung mit der Sonnenscheibe im Kiosk am Vormittag statt, wovon auch die architektonische Ausrichtung des kleinen Gebäudes zeugt. Zur achten Tagesstunde stand die Sonne definitiv zu hoch als dass ein direktes Bescheinen des Götterbildes im Kiosk möglich gewesen wäre. Bei einem zweiten Ritual auf dem Dach des Hypostyls/Pronaos und unter freiem Himmel könnte die Statue jedoch durchaus zu diesem späten Zeitpunkt erneut dem Sonnenlicht ausgesetzt worden sein. Diesem Szenario nach hätte die primäre Festhandlung am Morgen im Tempelinneren und abgeschirmt von der Öffentlichkeit stattgefunden, zur achten Tagesstunde dann wäre das dadurch erneuerte Götterbild in einer Wiederholung des Geschehens dem Volk präsentiert worden. Der zentrale Moment des Neujahrsfestes – die Vereinigung Hathors mit 1545 1546 1547

1548 1549 1550

1551

Siehe Cauville, in: Fs Kurth, 47 und für eine vergleichbare Veränderung der Nutzung eines Raumes durch die Erweiterung des Tempels Konrad, Architektur und Theologie, 81–84. Siehe zur Berechnung der Tagesstunden III 4.1. Selbstverständlich möchte ich hier nicht abstreiten, dass Hypostyl und Pronaos während der Neujahrsfeierlichkeiten eine Rolle spielten (z. B. als Durchgangsstation für die Prozession oder Station für Opferhandlungen, siehe III 1.9 und III 5.4). Eine Vereinigung mit der Sonnenscheibe dort ist jedoch m. E. ausgeschlossen, wenn man davon ausgeht, dass es um den direkten Kontakt der Statue(n) mit dem Sonnenlicht ging (siehe III 2.2.4). Siehe Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 73 und Grimm, Festkalender, 225. Letzterer sagt, es handele sich um das Tempeldach über der großen Hypostylhalle, wobei unklar ist, ob er Hypostyl Z oder den Pronaos meint. Wie Christian Leitz anmerkt, war der Pronaos aber natürlich von Anfang an geplant und könnte somit bereits gedanklich berücksichtigt worden sein. Dagegen Alliot, Culte d’Horus, 304 und 376, der aus dieser Stelle ableitet, dass das zentrale Festgeschehen auch in Dendara mittags stattfindet. Vgl. auch Alliot, Culte d’Horus, 242, Anm. 2, 243, Anm. 9 und ElSabban, Temple Festival Calendars, 182, die davon ausgehen, dass hier das Dach des gesamten Tempels gemeint ist, ohne dies zu präzisieren. Vgl. für eine ähnliche Argumentation in vergleichbarem Zusammenhang Sauneron, Esna V, 129–131.

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der Sonnenscheibe im Kiosk – würde sich dann in der kurzen Erwähnung der vor der achten Tagesstunde stattfindenen Rituale verbergen (D IX, 162, 12–13). Diese Vermutung erscheint auf den ersten Blick merkwürdig, da man in einem Festkalender die Schilderung des zentralen Festmoments erwarten würde. Betrachtet man jedoch die von Grimm für den I. #Xt 1 gesammelten Textstellen,1552 so stellt man fest, dass nur zwei von acht Quellen überhaupt das xnm jtn nennen, welches offenbar in ganz Ägypten als das diesen Tag kennzeichnende Ritual galt.1553 Wie Grimm festgestellt hat, werden in den Festkalendern die lokalen Spezifika hervorgehoben, während sich die Erwähnung des an diesem Tag ohnehin obligatorischen Hauptrituals erübrigte.1554 Diesem am Beispiel des I. #Xt 1 deutlich erkennbaren elliptischen Charakter der Festlisten würde die oben vorgeschlagene Deutungsmöglichkeit also entsprechen. Wie auch immer sich die in D IX, 162, 11–14 geschilderten Ereignisse am Neujahrstag genau abspielten, so deutet dieser Text doch mit Nachdruck darauf hin, dass sie vor den Augen des Volkes nicht gänzlich verborgen wurden, ja dass diesem sogar die Möglichkeit gegeben wurde, die Göttin (bzw. ihren Schrein) zu erblicken. Dementsprechend deutet auch ein Text am Zugang zum Pronaos, der wohl mit dem Stabopfer am Neujahrstag in Verbindung steht, auf einen Auszug der Göttin in ihre Stadt hin.1555 Dies würde mit der von Dagmar Budde kürzlich aufgezeigten Tendenz korrespondieren, derzufolge der Tempelbereich in griechisch-römischer Zeit für Außenstehende zunehmend durchlässiger wurde, wobei einem breiteren Publikum besonders zu Festen der Aufenthalt in bestimmten Bereichen des Temenos gestattet worden wäre.1556 In Bezug auf den zitierten Text aus dem Festkalender kommt dafür die offene Fläche unmittelbar vor dem Tempelhaus in Frage, die als ummauerter Hof zwar konzipiert und begonnen, jedoch nie fertiggestellt wurde.1557 Die im Kalender verwendete Bezeichnung als Sonnenvolk (Hnmmt) hat allerdings einen so allgemeinen Charakter,1558 dass keine Schlüsse darüber gezogen werden können, ob es sich um einen ausgewählten Personenkreis1559 handelte und wenn ja, wie sich dieser zusammensetzte. 1552 1553 1554 1555 1556

1557

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Grimm, Festkalender, 20–23. Siehe dazu Cauville, Fêtes d’Hathor, 35 und III 4.2.5. Vgl. zur Abwesenheit der Vereinigung mit der Sonnenscheibe in Bezug auf dieses Datum in den Festkalendern von Edfu Coppens, Wabet, 147 und Waitkus, Krypten, 253. Grimm, Festkalender, 369. D XIII, 21, 5 – 23, 8. Siehe dazu III 1.9 und III 5.4. Budde, Götterkind, 299–302 und dies., in: Prechel (Hg.), Fest und Eid, 29, Anm. 57 äußert sich entschieden gegen die vor allem von Jan Assmann vertretene Position, derzufolge die späten Tempel durch eine besondere Abgeschlossenheit nach außen hin gekennzeichnet gewesen wären, und gibt einen umfangreichen Literaturüberblick zum Thema. Siehe zur partiellen Zugänglichkeit des Tempelbereichs für Laien auch Kockelmann, in: ders./Rickert, Von Meroe bis Indien, 132–134; Schlüter, Sakrale Architektur, 479–482; Roth, in: Fs Gundlach, 214–220, 234–235; dies., in: Prechel (Hg.), Fest und Eid, 137–145; Derchain-Urtel, in: Gundlach/Rochholz (Hgg.), 4. Tempeltagung, 3–15. Siehe hierzu Zignani, Le temple d’Hathor, 37, insbesondere Abb. 2/5. Vgl. dazu das Neumond- und Behedetfest in Edfu, bei dem die Bevölkerung in den ersten Hof gelassen wurde, der dem Raum vor dem Pronaos in Dendara entspricht (Nagel, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 638 und Altmann-Wendling, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 434). Ich danke Victoria Altmann-Wendling für diesen Hinweis. Siehe dazu zusammenfassend Wilson, Lexikon, 655. Zu den Ursprünge des (wahrscheinlich ursprünglich auf eine Gruppe von göttlicher Natur bezogenen) Begriffes äußerte sich zuletzt Serrano Delgado, in: SAK 27, 1999, 353–368. So vermutet Sauneron, Esna V, 130, Anm. 1, der auf eine Anmerkung von François Daumas zurückgreift. Hierbei könnte mit Roth, in: Fs Gundlach, 214–220, 234–235; dies., in: Prechel (Hg.), Fest und Eid, 137– 145 an eine „repräsentative Öffentlichkeit“ gedacht werden, die vermutlich aus Würdenträgern und Höflingen bestand.

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4 Zeit, All und Mythos: Chronologische Abläufe, Ereignisse am Himmel und ihre theologische Interpretation Nachdem im vorangehenden Abschnitt Untersuchungen zu den Teilnehmern des Neujahrsfestes angestellt wurden, sollen nun seine zeitlichen sowie astronomischen Voraussetzungen genauer betrachtet werden. Überlegungen zur Chronologie der Festhandlungen und zu Ereignissen am Himmel haben bereits in einigen Kapiteln1560 eine Rolle gespielt, nun jedoch soll durch eine gebündelte Zusammenstellung der zentralen Informationen zu diesem Thema eine Interpretation des hauptsächlichen Ritualaktes vorgenommen werden, in welcher die realweltlichen Geschehnisse mit ihren mythologischen und theologischen Entsprechungen zusammengeführt werden. 4.1 Der Zeitpunkt des zentralen Rituals Versucht man die Abläufe des Neujahrstages im Tempel von Dendara anhand der Inschriften zu rekonstruieren, so stellt sich zwangsläufig die Frage nach dem zeitlichen Rahmen der Ereignisse. In Bezug auf die Rituale im Dachkiosk wird in der Fachliteratur weitestgehend von einer Durchführung des Vereinigungsrituals am Morgen ausgegangen, wobei diese Annahme meist eher spärlich begründet ist.1561 Tatsächlich spielt der Beginn des Tages in den Inschriften der Treppenhäuser und des Kiosks eine zentrale Rolle, wie die in I 3.5 besprochenen Belegstellen für die Bezeichnungen dw#yt nt wob („der Morgen der Reinheit“) und dw#w bzw. dw#yt n(t) wp rnpt („der Morgen des Neujahrsfestes“) zeigen. Ein Fokus auf den Tagesbeginn wird auch durch die Wahl bestimmter Bezeichnungen des Sonnengottes gesetzt, die ein frühes Stadium seiner Bewegung evozieren (%prj; sf; dw#w) oder ihn mit dem Osten als Aufgangsort des Tagesgestirns in Verbindung bringen (Or j#btt, b# j#btt).1562 Dementsprechend ist in den Texten häufig vom Aufgang (wbn)1563 der Sonne oder von ihrem Erscheinen am Morgen (Xo.f Hr dw#w)1564 die Rede, und auch Hathor als weibliche Protagonistin wird mit dem morgendlichen Re verglichen.1565 Auf 1560 1561

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Siehe z. B. III 3.9.2 zum Zeitpunkt bestimmter Bestandteile des Rituals und die Erläuterungen zu den Dekanen in III 3.8.1. Daumas, in: LÄ IV, 470 mit 472, Anm. 25, s.v. „Neujahr“ gibt immerhin zwei Stellen aus den Treppeninschriften an. Andernorts scheint diese Interpretation vor allem auf der architektonischen Ausrichtung des Kiosks zu beruhen, wobei dies nicht explizit gesagt wird: ders., Dendara et le temple d’Hathor, 100; ders., in: Aldred et al., L’Égypte du crépuscule, 53. Auf die Aussagen von Daumas zu diesem Thema beruft sich Finnestad, in: Shafer (Hg.), Temples of Ancient Egypt, 311, Anm. 112 (zu S. 221). Elgawady, Schranken, 80–81 geht für Edfu und Dendara gleichermaßen von einer Vereinigung mit der Morgensonne aus, führt jedoch keine Gründe an. Eldamaty, in: Hawass (Hg.), Egyptology at the Dawn of the Twenty-first Century, 175 nimmt ebenfalls ein Betreten des Kiosks am Morgen an und zusätzlich ein zweites Ritual später am Tag (siehe dazu III 2.1.4). Siehe zu diesen Namen des Sonnengottes ausführlich III 3.2. D VII, 168, 7*; 169, 4*; 182, 13*; 187, 13*; D VIII, 9, 16*; 44, 11*; 68, 5*; 113, 7*; 113, 12*; 113, 15*. Siehe zudem die Neujahrsbezeichnung Hb.s nfr n wbn jtn r m##.s (D VIII, 67, 2–3*) und dazu I 3.3. Manchmal wird jedoch neben dem Aufgang auch auf den Untergang verwiesen, z. B. in D VIII, 59, 6*. Die Fortsetzung des Sonnenlaufs wird also keineswegs ignoriert. D VIII, 44, 11–12*. D VII, 179, 14* (sj mj jtn dj.f sw m dw#w). Vgl. D VII, 200, 14* (sj mj jtn wbn m Hrt) und D VIII, 35, 17– 18* (nbwt nTrw wbn m-xnw.s mj [jt?].s m gbt).

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der Rückwand des Kiosks spricht Maat von der Verehrung der Hathor am Morgen (m Dt.f )1566 und in einer Festbeschreibung auf Säule III ist vom Niederlassen der Göttin mit den „großen Götterbildern ihres Ka“ zu dieser Tageszeit die Rede, wobei ebenfalls der Dachpavillon als Platz des Geschehens nahe liegt.1567 Von einem Priester in der Westtreppe heißt es, er führe seine Bewegung aus „um sie die (Sonnen-)Scheibe sehen zu lassen am Morgen am Himmel an ihrem schönen Fest, am Neujahrsfest“1568, was ebenfalls auf den Tagesbeginn als Zeitpunkt für das zentrale Ritual hindeutet. Zudem ist in Bezug auf den Schutz im Dachkiosk manchmal von der Ausführung am Morgen die Rede.1569 Einige Texte deuten zudem darauf hin, dass die Göttin im Kiosk ihr Gesicht nach Osten wendet und damit in Richtung der aufgehenden Sonne, woraus eine Betonung der Ost-West-Achse in der Dekoration des Gebäudes resultiert (dazu ausführlich III 2.2.4). Es kann also kein Zweifel daran bestehen, dass die Vereinigung mit der Sonnenscheibe als zentrale Ritualhandlung am Neujahrstag in den Morgenstunden stattfand, was mit der großen Bedeutung des Erscheinens der Sothis und ihrer Verschmelzung mit dem Licht der aufgehenden Sonne korrespondiert (III 4.2.2). Allerdings machen die Quellen – von einer problematischen Ausnahme abgesehen (siehe unten und III 3.9.2) – keine präzisen Angaben zum Zeitpunkt des xnm jtn. Geht man jedoch davon aus, dass die Vereinigung ein Bescheinen der Statue mit direktem Sonnenlicht meint, wie einige Texte es andeuten,1570 so lässt sich mit Hilfe der Architektur des Kiosks der ungefähre Zeitraum genauer bestimmen, in dem sich das Ritual abgespielt haben dürfte. Eine Beobachtung der Lichtverhältnisse in diesem Gebäude, wie man es heute auf dem Dach des Tempels von Dendara findet, ist nicht zielführend, da seine Überdachung nicht erhalten ist (III 2.2.1). Anhand eines digitalen 3D-Modells, das unter Hinzufügung eines Daches und unter Berücksichtigung der geographischen Lage und Ausrichtung des Tempels von der Bauhistorikerin Verena Stappmanns erstellt wurde, lässt sich die ungefähre Beleuchtungssituation jedoch nachvollziehen (Taf. 32–35).1571 Als Basis für die approximative Rekonstruktion der Lichtverhältnisse musste ein rezentes Datum gewählt werden, da das verwendete Programm mit dem historischen Datum nicht rechnen kann. Den Bildern des Modells liegt daher 1566 1567 1568 1569 1570 1571

D VIII, 35, 8–9*. D VIII, 49, 4–5* (qoH.s m Dt.f h#w sSm.s Sps Hno sXmw o#w nw k#.s). D VIII, 109, 7–8*. D VIII, 16, 3* (jr s# wnwwt m Dt.f); 52, 1–2* (Xw.j Dt.T Dt.f). Daneben kommen aber auch Stellen wie D VIII, 64, 4* vor, die vom Schutz am Morgen und am Abend sprechen, wodurch sicherlich die umfassende Gültigkeit der Handlung ausgedrückt werden soll. Ausführlich behandelt im Abschnitt zur Funktion des Kiosks (III 2.2.4). Die Informationen für das Modell wurden Zignani, Le temple d’Hathor, 133–139 sowie Taf. 2, 4, 10–13, 20–24 entnommen und nach privaten Fotografien ergänzt. Sowohl die Form der Überdachung des Kiosks als auch die Maße der im Vergleich zu heute höheren Terrasse über den zentralen Kapellen folgen den Rekonstruktionsvorschlägen von Zignani (ebd.). Zu dem Modell gibt Verena Stappmanns folgende Erläuterungen (Schriftliche Mitteilung vom 10.05.2017): Die Geometrien des Modell wurden mit dem Programm Rhinoceros 4 (Robert McNeel & Associates) erstellt, einem CAD-Programm, mit dem NURBS-Flächen, Polygonnetzen und Volumenkörper erzeugt werden können. Für das Rendern der Bilder wurde als Plug-in das Programm Maxwell des Herstellers Next Limit Technologies verwendet. Dieses ermöglicht mit einem physischen Himmel und Sonne zu arbeiten und tages- und minutengenaue Voreinstellungen zu wählen. Zudem kann der Standort mit Dezimalkoordinaten (lat/lon) angegeben werden. Da das Bauwerk nicht exakt an der Nord-Süd-Achse ausgerichtet ist, wurde es manuell in der bei Zignani, Le temple d’Hathor, 32, Abb. 2/1 angegebenen Abweichung gedreht. Für die Simulation wurden die Koordinaten von Google Maps (https://www.google.de/maps) gewählt, da sie dort punktgenau ermittelt werden können: 26°08'20.3''N, 32°40'12.1''E bzw. 26,141723°, 32, 670198° lat/lon.

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III Analyse und Auswertung

der 16. Juli 2017 zugrunde, der in Bezug auf das Azimut und die Höhenwerte der Sonne den Berechnungen von Rita Gautschy zufolge in etwa dem 17. Juli in Dendara im Jahr -53 (jul.) entspricht.1572 Dieser Tag, in dessen Morgenstunden der heliakische Frühaufgang des Sirius stattfand, ist in der Forschung weitgehend als Gründungstag des Hathortempels anerkannt, ebenso die Ausrichtung seiner Querachse auf dieses astronomische Ereignis.1573 Wenngleich der Kiosk zu diesem Zeitpunkt wohl nur in den Plänen der Baumeister existierte, so hängen seine Konzeption und seine Orientierung doch vollständig von den Entscheidungen ab, die für das Gesamtkonzept des Tempels – auch unter Berücksichtigung der Beleuchtung durch die Sonne – in Hinblick auf diesen Tag getroffen wurden.1574 Aus diesem Grund ist dieser Tag als Grundlage für die Berechnungen der Wahl eines willkürlichen Datums aus dem relativ großen Zeitraum, in dem die erstmalige Nutzung des Gebäudes gelegen haben muss, vorzuziehen.1575 Den Unsicherheiten entsprechend, die in Bezug auf das genaue Baudatum des Gebäudes und seinen Nutzungszeitraum zu konstatieren sind, sowie in Anbetracht der Unschärfen, die sich aus einer modernen Rekonstruktion antiker Lichtverhältnisse zwangsläufig ergeben, kann das

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Schriftliche Mitteilung von Rita Gautschy am 17.5.2017. Die Berechnung erfolgte unter Verwendung des Programmes Horizons des Jet Propulsion Laboratory der Nasa (https://ssd.jpl.nasa.gov/horizons.cgi#top). Siehe zum Gründungstag prinzipiell Amer/Morardet, in: ASAE 69, 1983, 255–258 (dort besprochener Text: D XII, 186, 3–11), worauf sich Zignani, Le temple d’Hathor, 42; Cauville, Pronaos, 299; dies., Temple d’Isis II, 277; dies./Ali, Le temple égyptien, 24–25; Aubourg, in: BIFAO 95, 1995, 1; Waitkus, in: Kurth/Waitkus (Hgg.), Edfu: Materialien und Studien, 179 beziehen. Genaugenommen handelt es sich um den Tag, der mit dem Sonnenaufgang des 16. Juli -53 begann und mit Sonnenaufgang des 17. Juli endete (so Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 58 und ders., in: ZÄS 120, 1993, 148). Siehe zum Beginn des Kalendertages mit Sonnenaufgang die Einleitung (Kapitel I 1). Angezweifelt wurde die Identifikation des Datums von Spalinger, in: BSEG 14, 1990, 73–79 (dem folgend Krauss, in: PalArch’s Journal of in der Inschrift Archaeology of Egypt/Egyptology 9 (5), 2012, 40), der die Monatsbezeichnung statt Epiphi Paophi liest und so auf den 19. Oktober -54 v. Chr. (jul.) als Gründungstag kommt. Selbst wenn man Spalingers Korrektur des Datums zustimmt, bleibt der 16./17. Juli -53 (jul.) der erste heliakische Frühaufgang des Sirius und somit der erste ideale Neujahrstag nach Baubeginn. Dagegen spricht allerdings die Ausrichtung des Hathortempels am Ort des Siriusaufgangs (siehe dazu Anm. 288 im Kapitel zum Isistempel: I 1.11). Die Tatsache, dass sich der Kiosk auf dem Dach von Edfu an der gleichen Stelle befand wie in Dendara (III 2.2.4) deutet darauf hin, dass entweder Ersterer das Vorbild für Letzteren war oder beide auf die gleiche Norm zurückzuführen sind. Deshalb ist davon auszugehen, dass der Ort der Errichtung des Dachkiosks und seine Ausrichtung in Dendara bereits zu Baubeginn feststanden. Dabei ist nicht anzunehmen, dass die ägyptischen Architekten zu diesem Zeitpunkt den genauen Zeitpunkt des Lichteinfalls berechnen konnten, da hierfür die erhöhte Lage auf der damals noch nicht existierenden Dachterrasse eine entscheidende Rolle spielt. Eine Einschätzung der ungefähren Lichtverhältnisse am Morgen war m. E. jedoch schon vor Baubeginn möglich, zumal andere Tempel mit Dachaufbauten als Vergleichsobjekte zur Verfügung standen. Wie in der Einleitung zu III 2 erläutert, ist aufgrund der Leerkartuschen eine Dekoration in der Zeit vor der Koregentschaft Kleopatras VII. mit Caesarion wahrscheinlich, also zwischen 51 und 42 v. Chr. Der Bau selbst begann wie gesagt 54 v. Chr., so dass die Errichtung des Kiosks zwischen diesem Tag und spätestens 42 v. Chr. gelegen haben dürfte. Da der Kiosk erst nach der Fertigstellung der Dachfläche des Naos gebaut worden sein kann, ist von einem Baudatum mehrere Jahre nach 54 v. Chr. auszugehen, so dass man vielleicht eine Errichtung Mitte der 40er Jahre annehmen kann. Selbst wenn diese Vermutung zutrifft, beantwortet dies nicht die Frage nach der Inbetriebnahme des Pavillons, die eng an die Frage geknüpft ist, inwiefern Kulthandlungen in der Baustelle des Tempels durchgeführt wurden (siehe dazu Zignani, Le temple d’Hathor, 41). Das Hauptsanktuar wurde offenbar erst 30 oder 29 v. Chr. offiziell von Hathor in Besitz genommen, zu einem Zeitpunkt, zu dem Bau und Dekoration der Innenräume des Naos wohl schon längst abgeschlossen waren (ebd., 37 und 41 mit Literatur; zum genauen Datum präzisierend Spalinger, in: BSEG 14, 1990, 27).

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3D-Modell keine auf die Minute genauen Resultate liefern.1576 Auch basieren die Maße des Schreins in seinem Inneren, seine Position sowie die Höhe des darunter befindlichen Sockels auf Schätzungen, die das Ergebnis ebenfalls beeinflussen.1577 Für eine grobe Rekonstruktion der Lichtverhältnisse am idealen Neujahrstag im Erbauungszeitraum des Hathortempels, wie sie die vorliegende Untersuchung erfordert, ist das Modell in der präsentierten Form m. E. jedoch ausreichend. Es zeigt deutlich, dass der Kontakt von im Kiosk platzierten Objekten mit direktem Sonnenlicht nur in einer relativ kurzen Zeitspanne am frühen Morgen möglich war. Auf Taf. 32a ist das Gebäude um 5:50 Uhr Ortszeit zu sehen: die Sonnenstrahlen scheinen bereits über die Umfassungsmauer des Daches, dringen jedoch noch nicht zu einem Schrein vor, der in der Mitte des Gebäudes platziert wurde. Dieser bzw. die darin befindliche Statue haben ab etwa 6:10 Uhr direkten Kontakt mit dem Sonnenlicht, ab ca. 7:30 Uhr ist aufgrund eines Schlagschattens bereits nur noch die rechte Hälfte des Naos beleuchtet (Taf. 32b – 34a).1578 Bereits um 8:00 Uhr liegen Schrein und Statue auf dem Sockel wieder im Schatten (Taf. 34b). Danach zieht sich das Licht der steigenden Sonne zunehmend aus dem mittleren und vorderen Bereich des Kiosks zurück, ab 11 Uhr liegt das gesamte Innere des Gebäudes im Schatten (Taf. 35a–b). Wie die weitere Beobachtung der Lichtverhältnisse anhand des Modells ergeben hat, kommt es im Verlauf des Nachmittags nicht mehr zu einer großflächigen Beleuchtung des Innenraumes. Zwar dringen am frühen Nachmittag bei sinkender Sonne, zwischen 14:00 Uhr und 16:00, vereinzelte schmale Lichtstreifen zwischen dem Dach des Gebäudes und der westlichen Umfassungsmauer ein, in Bezug auf die Intensität und Quantität des Lichtes bleiben die Verhältnisse am frühen Vormittag jedoch unerreicht. Ab 17:00 Uhr bis zum Sonnenuntergang liegt das Gebäude vollständig im Schatten der umgebenden Mauern. In Bezug auf den Zeitraum von knapp 80 Minuten, der ein Bescheinen der Statue mit dem Licht der aufgehenden Sonne erlaubt, fällt auf, dass die Strahlen nicht frontal durch die Tür in das Gebäude scheinen, sondern leicht schräg aus nordöstlicher Richtung. In der Ritualpraxis könnten die Priester durch eine leichte Drehung des Naos in diese Richtung eine Verbesserung der Beleuchtung erreicht haben.1579 Die mit Hilfe des 3D-Modells nachvollzogene Wanderung des Sonnenlichts im Tagesverlauf ist auch in Zusammenhang mit dem bereits in III 3.9.2 besprochenen Eintrag zum I. #Xt 1 in den großen Festkalender von Dendara (D IX, 162, 11–14) interessant, in dem von einem xnm jtn zur achten Tagesstunde die Rede ist. Abgesehen von den dort festgestellten Unklarheiten in Bezug auf den genannten Veranstaltungsort (nwt wsXt wrt) spricht auch die angegebene Zeit gegen die Annahme, dass hier das hauptsächliche Neujahrsritual im Kiosk gemeint ist. Legt man die Zeit des Sonnenauf- und Sonnenuntergangs am 17. Juli -53 (jul.) zugrunde, 1576

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Eine leichte Ungenauigkeit des Resultats kann einerseits durch die Wahl des modernen Datums, das in Bezug auf das Azimut und die Sonnenhöhe dem antiken Datum nur beinahe entspricht, bedingt sein (so Rita Gautschy). Zudem musste die Drehung des Bauwerks in seiner Abweichung von der Nordachse nach Aussage von Verena Stappmanns manuell erfolgen, was ebenfalls eine gewisse Unschärfe des Resultats zur Folge hat. Siehe für eine vergleichbare Fragestellung, die ebenfalls mit Hilfe eines Modells unter Verwendung eines modernen Datums bearbeitet wurde, Fauerbach, in: Haring/Klug (Hgg.), 6. Tempeltagung, 111, 161–206. Siehe zur mutmaßlichen Aufstellung des Schreins im Kiosk III 2.2.4. Für die Höhe des Naos ohne Dachaufbau wurden 75 cm angenommen (vgl. Taf. 26a und unten, III 5.2), die Höhe des Sockels wurde auf 100 cm geschätzt, da sich so ein Naos von der genannten Größe noch einigermaßen bequem abstellen lässt. Damit wäre der von Traunecker, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 271 geäußerten Verdacht, dass ein Vereinigungsritual am Morgen wegen der Umfassungsmauer des Daches nicht durchführbar sei, ausgeräumt. Vorschlag von Verena Stappmanns.

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III Analyse und Auswertung

so stehen für die Verteilung der Tagesstunden 13 Stunden und 36 Minuten zur Verfügung.1580 Die Länge einer Tagesstunde betrüge also eine Stunde und acht Minuten, so dass die achte Tagesstunde zwischen 13:11 Uhr und 14:19 Uhr anzusetzen wäre. Eine Beobachtung der Lichtverhältnisse anhand des 3D-Modells in diesem Zeitraum hat ergeben, dass ein Bescheinen der Statue mit einer größeren Menge von Sonnenlicht im Inneren des Kiosks in diesem Zeitraum nicht möglich war. Der Eintrag deutet also, wie oben erläutert, auf eine Erweiterung der Neujahrsriten, vielleicht unter Einbezugnahme des Volkes, an einem Ort außerhalb des Kiosks hin. Auch eine Fortsetzung des Geschehens im Pronaos und in Bereichen außerhalb des Tempels selbst ist wahrscheinlich, eine genauere zeitliche Fixierung dieser Ereignisse kann in Ermangelung genauer Angaben jedoch nicht vorgenommen werden.1581 Wie so oft bietet sich auch in Bezug auf die zeitlichen Abläufe ein Vergleich mit dem Tempel von Edfu an. Maurice Alliot und Herbert Walter Fairman sprechen von einem xnmjtn-Ritual um die Mittagszeit, Khaled Elgawady geht – in Analogie zu Dendara – von einer Vereinigung mit der Morgensonne aus.1582 Wie am Ende von Abschnitt III 2.2.4 erläutert, blickte die Kultstatue im Dachkiosk von Edfu den Inschriften zufolge nach Süden. Ein direkter Lichteinfall von dieser Seite war erst möglich, wenn die Sonne über die sehr nahe am Kiosk stehende Mauer in das Gebäude schien. Auch hier ist, wie in Dendara, wohl von einem leicht schrägen Lichteinfall auszugehen, denn bei zu hohem Sonnenstand würde der Schattenwurf des Daches das Bescheinen der Statuen vereiteln (Taf. 28). Dementsprechend vermute ich als Zeitraum für das Vereinigungsritual in Edfu den späten Vormittag. Anhand eines Modells belegen lässt sich dies jedoch leider nicht, da das Gebäude nahezu spurlos verschwunden ist.1583 Betrachtet man die oben dargelegte große Bedeutung, die der Morgen in den Neujahrstexten von Dendara einnimmt, so würde man erwarten, dass sich in Edfu eher Verweise auf die Mittagszeit und den Höhepunkt des Sonnenlaufs finden, tatsächlich betonen aber auch die Treppeninschriften in Edfu den Bezug zur Morgensonne. Hier finden sich mehrfach Verweise auf den Aufgang des Re, der teilweise explizit mit Horus von Edfu gleichgesetzt ist, am Morgen1584, im Osten1585 oder aus dem Ostgebirge1586 sowie auf seine Rolle als „Ba des Ostens“1587, „Horus des Ostens“1588 und Chepri1589. Eine Stelle aus dem Ritual sHtp cXmt im Pronaos zeigt 1580

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Der Sonnenaufgang am 17. Juli fand nach Berechnungen von Rita Gautschy (Korrespondenz vom 9.5.2017) um 5:15 Uhr statt, der Sonnenuntergang um 18:51 Uhr, vgl. dazu Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 149 und 157. Die Abweichung des Ergebnisses für den Sonnenaufgang bei Leitz um zwei Minuten im Verhältnis zu Gautschy resultiert daraus, dass jeweils ein unterschiedlicher Faktor ΔT zugrundeliegt, der zur Berücksichtigung der Verlangsamung der Erdrotation im Lauf der Zeit dient (so Auskunft Rita Gautschy, vgl. dies., in: ZÄS 138, 2011, 119–120). Siehe zu der Annahme, dass der Kalendertag mit Sonnenaufgang beginnt, Abschnitt I 1. Für die Einteilung des Tages in zwölf gleichlange Stunden siehe Borchardt, Zeitmessung, 4– 5 und Osing, in: LÄ VI, 100–101, s.v. „Stundeineinteilung, -beobachter“, zur Anwendung dieses Systems in den Tempeltexten Sauneron, in: BIFAO 62, 1962, 118, Anm. 3. Siehe hierzu Kapitel III 1.9 und III 5.4. Alliot, Culte d’Horus, 375–376, 419; Fairman, in: BJRL 37, 1954–55, 186. Dagegen Elgawady, Schranken, 80. Interessant wäre auch, wie sich die Beleuchtungssituation im Kiosk von Edfu im Lauf des Tages veränderte. Da das Gebäude nach Westen hin offen war und keine Mauer einen Schatten warf, dürften hier auch Vereinigungsrituale am Nachmittag möglich gewesen sein. E I, 552, 2–3. E I, 551, 20; 552, 5; 573, 18 (Inschrift unter dem Fenster). E I, 552, 1; 574, 3 (Inschrift unter dem Fenster). Vgl. E I, 554, 17. E I, 553, 12; 574, 1 (Inschrift unter dem Fenster). E I, 573, 18 (Inschrift unter dem Fenster). E I, 574, 2 (Inschrift unter dem Fenster).

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zudem, dass das Konzept des „Neujahrsmorgens“ (dw#yt nt wp rnpt) der Theologie des Edfutempels nicht fremd ist.1590 Auffällig ist allerdings, dass im Gegensatz zu Dendara keine besonderen Neujahrsbezeichnungen vorkommen, die auf den Festzeitpunkt anspielen.1591 Obwohl das Ritual in Edfu also zu späterer Stunde stattgefunden haben dürfte als in Dendara, so wird doch auch hier – wenngleich in geringerem Maße – der Bezug des Neujahrsgeschehens zur Aufgangsphase der Sonne hervorgehoben. Dass es dabei vermutlich um einen Zeitpunkt geht, der relativ nah an der Mittagszeit liegt, korrespondiert mit dem lokaltheologischen Hintergrund des Horustempels, in dem der Aspekt des Königtums im Zustand seiner größten Machtfülle eine tragende Rolle einnimmt (III 4.2.5). Der oben stehende Vergleich zum mutmaßlichen Zeitpunkt des Vereinigungsrituals am Neujahrsfest könnte darauf hindeuten, dass es für diesen keine allgemeingültige Norm gab, wenngleich sich dies anhand von nur zwei verfügbaren Beispielen mit verlässlichen Daten zur Position des Dachkiosks nicht beweisen lässt. Zumindest bei diesen scheint die Durchführung des Rituals an die Lage des Tempels und des Gebäudes, in dem es stattfand, und wohl auch an die theologischen Schwerpunkte des jeweiligen Tempels angepasst worden zu sein.1592 Eine besondere Betonung der Morgenstunden in den Inschriften beider Tempel lässt jedoch darauf schließen, dass diese Tageszeit – zumindest theoretisch – für die Neujahrsfeier eine wichtige Rolle spielte, was sicherlich mit dem heliakischen Frühaufgang der des Sirius zusammenhängt, der dieses Fest einleitet (III 4.2.2).1593 Zudem ist eine Akzentuierung der Morgenstunden insofern naheliegend, als dass die Anfangsphase des Neujahrstages im Rahmen des Tageszyklus der Anfangsphase des Jahreszyklus entspricht, welche durch die Feierlichkeiten eingeleitet wird. Das oben beschriebene Szenario, demzufolge die Vereinigung in Dendara zwischen 6:10 Uhr und 7:30 Uhr stattgefunden hätte, beschreibt natürlich eine ideale Wetterlage, die so nicht immer gegeben war. Wie Claude Traunecker im Zuge seiner Untersuchung des Sonnenheiligtums in Karnak anmerkt, konnte der Kontakt der Statuen mit den Sonnenstrahlen durch einen bedeckten Himmel vereitelt werden.1594 Vielleicht hätte in diesem Fall die Macht des gesprochenen Wortes genügt, um das Ritual als vollzogen zu erachten. In genanntem Zusammenhang wirft er auch die Frage auf, ob nicht ohnehin die Rezitation für die Wirksamkeit des Rituals ausgereicht hätte. Dies kann auch für Dendara und Edfu nicht ausgeschlossen werden, was zur 1590 1591 1592

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E III, 319, 12. Siehe dazu Goyon, Rituel, 103, zur Lesung dw#yt Kapitel I 3.5. Siehe hierzu I 3.12. Eigentlich hätte es nahe gelegen, den architektonischen Kontext den jeweiligen theologischen Bedürfnissen zu unterwerfen. Die Position des Kiosks ist in Dendara und Edfu aber im Verhältnis zur Struktur des gesamten Gebäudes identisch, obwohl die Tempel eine unterschiedliche geographische Ausrichtung haben, was eher auf die Dominanz eines architektonischen Konzeptes hindeutet. Vielleicht liegt dem ein normativer Text zugrunde, demzufolge sich der Dachkiosk an einer bestimmten Stelle zu befinden hatte. Den mir bekannten Passagen, die sich im Papyrus Tanis 118 und im Buch vom Tempel um den Dachkiosk drehen, ist nichts dem entsprechendes zu entnehmen, was jedoch auch am Erhaltungszustand liegen könnte (Einschätzung anhand des von Joachim Friedrich Quack freundlicherweise zur Verfügung gestellten Materials; siehe dazu und zum Kiosk in diesen Texten auch III 2.2.3). Zu vergleichbaren Schlüssen kommt Traunecker, in: Étienne/Le Dinahet (Hgg.), L’espace sacrificiel, 257 in Bezug auf einige Sonnenheiligtümer des Neuen Reiches, deren Ausrichtung für den Lichteinfall offenbar nicht optimal war. Auch diese schienen sich den umgebenden architektonischen Strukturen unterzuordnen. Vgl. dazu auch eine weitere Nennung des Neujahrsmorgens bei Tacke, Opferritual I, 282 und II, 255–256 sowie die Erläuterungen zu den Handlungen am Morgen ebd., 252–254. Dies lässt darauf schließen, dass die Betonung des Vormittags in diesem Zusammenhang eine lange Tradition hatte und mindestens auf das Neue Reich zurückgeht. Traunecker, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 271.

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III Analyse und Auswertung

Folge hätte, dass ein Vereinigungsritual praktisch zu jeder Tagesstunde hätte durchgeführt werden können.1595 Unter dieser Voraussetzung wären die oben angestellten Überlegungen hinfällig, da sie von einer tatsächlichen Beleuchtung der Statuen im Kiosk durch die Sonne ausgehen. Die in III 2.2.4 zitierten Textstellen, die auf sehr eindrückliche Weise vom Bescheinen des Gesichts der Gottheit sprechen, legen m. E. jedoch nahe, dass eine Verwirklichung dieses Zustandes zumindest angestrebt wurde, insbesondere am Neujahrstag, der aufs engste mit der astronomischen Wirklichkeit verknüpft war. Abschließend ist festzuhalten, dass die Architektur des Kiosks im Zusammenspiel mit den Textquellen eine relativ präzise Einschätzung des Zeitraumes erlaubt, in dem ein tatsächlicher direkter Lichtkontakt von Statuen in diesem Gebäude möglich war. Zur zeitlichen Situierung und zum Ausmaß der Festhandlungen vor und nach diesem Augenblick jedoch lässt sich kaum etwas sagen. Sicher haben sich die Ereignisse im Erdgeschoss bei nahezu vollständiger Dunkelheit abgespielt, was die Bedeutung der Neujahrsfackel in diesem Zusammenhang erklären würde (III 5.11). Quellen dazu, wann genau die Statuen den Krypten entnommen wurden, wann welche der in III 1 genannten Stationen angesteuert wurde und wie viel Zeit die Rituale dort in Anspruch nahmen, existieren jedoch nicht. 4.2 Die Vereinigung mit der Sonnenscheibe als zentraler Moment des Festes Als Ergänzung zu III 2.2.4, wo Überlegungen zur Ritualpraxis angestellt wurden, befasst sich dieses Kapitel vor allem mit den theologischen Hintergründen des xnm jtn am Neujahrstag und seinem Bezug zum Himmelsgeschehen. An die Zusammenstellung und Interpretation der Informationen aus Dendara schließen sich ein Abschnitt zu verwandten Kulthandlungen in früheren Epochen und ein Vergleich mit Belegen für dieses Ritual in anderen Tempeln der griechisch-römischen Zeit an. 4.2.1 Der Augenblick der Vereinigung in Dendara nach den Textquellen In den Inschriften der Treppen und des Kiosks in Dendara wird der wichtigste Moment des Neujahrsfestes, die Zusammenkunft Hathors mit dem Sonnengott, auf vielfältige Weise beschrieben. Das Verb, das diese Begegnung am häufigsten charakterisiert, ist erwartungsgemäß xnm „sich vereinigen“1596, daneben kommt in dieser Bedeutung auch snsn1597 sehr häufig vor,

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Dies würde das von Waitkus, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 287, Anm. 32 geschilderte Problem lösen, das durch die Erwähnung sehr später xnm-jtn-Rituale zur zehnten Tagesstunde für den 20. Thot und den Neumond im Epiphi hervorgerufen wird, vgl. auch die oben und in III 3.9.2 besprochene Stelle, die von einem solchen Ritual zur achte Tagesstunde spricht. Allerdings ist hier niemals explizit vom Kiosk als Veranstaltungsort die Rede, so dass diese Texte sich nicht als Belege für eine vom tatsächlichen Kontakt zwischen Sonnenlicht und Statue unabhängige Durchführung des Rituals eignen. D VII, 143, 3*; 145, 3*; 145, 15*; 168, 6*; 169, 13*; 175, 2*; 175, 3–4*; 178, 8*; 187, 2*; 187, 16*; 190, 3*; 190, 4*; 202, 3*; D VIII, 5, 11–12*; 32, 6*; 35, 8*; 42, 18*?; 45, 12*; 59, 2*; 65, 12*; 66, 14*; 73, 8*; 79, 13*; 84, 11*; 90, 4*; 97, 2*; 104, 4*; 105, 6*; 106, 1*; 107, 4*; 115, 10–11*; 117, 5*; 118, 4*; 119, 1*; 121, 3*. Vgl. auch D VIII, 101, 11*, wo mit Hbw nw xnm jtn allerdings nicht nur das Neujahrsfest gemeint ist (dazu I 3.3). Siehe zur Bedeutung von xnm zuletzt auch Gulyás, in: SAK 32, 2004, der die Übersetzung „berühren“ bevorzugt und auf den Aspekt der Machtübertragung hinweist, der dabei eine Rolle spielt. D VII, 144, 10–11*; 145, 10*; 146, 1*; 168, 7*; 168, 13*; 175, 4*; 179, 11*; 180, 5*; 182, 14*; 187, 17*; 188, 9*; 190, 16*; D VIII, 30, 14*; 43, 4*; 45, 13*; 49, 7*; 73, 3*; 75, 8*; 88, 9–10*; 101, 14*; 104, 2*; 105, 4*; 107, 4*; 111, 3*; 114, 14*; 115, 11*; 117, 4*; 118, 12*.

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etwas seltener sm#1598 und nur an zwei Stellen #bX.1599 Andere Verben deuten einen physischen Kontakt an und Beschreiben die Zusammenkunft von Gott und Göttin als gegenseitiges Ergreifen1600, Umarmen1601 oder als Kuss1602. Einmal wird das Vereinigungsritual durch eine adverbiale Ergänzung umschrieben, indem gesagt wird, die ruhende Göttin befinde sich „im Angesicht des Glänzenden“ (m-stj n (J)#Xw).1603 Einige der genannten Textstellen deuten auf die Intention hin, Verb und Objekt durch eine Alliteration zu verbinden, z. B. in snsn stwt1604 bzw. sm# stwt1605 („sich mit den Strahlen vereinigen“) und snsn s#t.f stwt.f 1606 („seine Tochter vereint sich mit seinen Strahlen“); dabei handelt es sich offenbar aber nicht um ein verbindliches Prinzip. Wie bereits in III 2.2.4 in Zusammenhang mit der Funktion des Kiosks erläutert, wird das Neujahrsritual auch durch Verben des Sehens beschrieben, was wohl auf ein Bescheinen des Gesichtes der Hathor durch die Sonnenstrahlen hindeutet. Am häufigsten tritt m## auf, wobei der Sonnengott gelegentlich die Rolle des Subjektes einnimmt, häufiger jedoch ist es Hathor, die ihn anblickt.1607 In der Bedeutung „sehen/erblicken“ wird auch das Verb dg zur Schilderung des zentralen Ritualakts verwendet, wobei auch hier sowohl Hathor als auch Re in der aktiven Rolle der sehenden Person auftreten können.1608 Zudem wird im Zusammenhang mit der Freude des Sonnengottes über den Anblick der Hathor, die wohl eine Umschreibung der Vereinigung darstellt, einmal ptr verwendet.1609 Die enorme Bedeutung, die das Sehen des Sonnengottes am Neujahrstag einnimmt, wird auch durch die Bezeichnung des Kiosks als stm##-jtn („Platz des Sehens der (Sonnen-)Scheibe“), st-m##-jt.T („Platz des Sehens deines Vaters) und #Xt wrt nt ptr pxr m mHnjt.f („großer Horizont des Sehens dessen, der von seiner Umringlerschlange umgeben ist“) hervorgehoben.1610 Diesen Aspekt betonen zudem die Festbezeichnungen Hb m## jt.s und hrw m## jt.s („Fest/Tag des Sehens ihres Vaters“), Hb m## NHH („Fest des Sehens der nHH-Ewigkeit“) und Hb m## nTr („Fest des Sehens des Gottes“).1611 1598 1599 1600 1601

1602 1603 1604 1605 1606 1607

1608 1609 1610 1611

D VII, 143, 3*; 145, 10*; 175, 5*; 177, 1–2*; 179, 1–2*; 201, 1*; D VIII, 75, 5–6*; 84, 10–11*; 106, 15*; 111, 3*. D VII, 187, 16*; D VIII, 97, 1*. #m: D VIII, 30, 13*. D VII, 143, 12* (sXn Tn Ro m owj.f); D VIII, 46, 6* (owj.f H# Hmt.s qm# sj); D VIII, 106, 2* (owj.f H#.s); D VIII, 115, 14–15* (sXn [tw].T Ro m owj.f). Siehe zu sXn zuletzt Lorton, in: Dick (Hg.), 141–152, 197–198 und Nagel, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 609–610. Vgl. auch das solare Epitheton sXn wr und dazu Perdu, in: BIFAO 82, 1982, 319–324. D VIII, 110, 11* (p#wtj tpj Hr sn soH.s). D VII, 178, 7*. D VII, 179, 11*; 182, 14*; D VIII, 107, 4*; 117, 4*. D VII, 143, 3*; 145, 10*; 201, 1*; D VIII, 75, 5–6; *; 84, 10–11*; 106, 15*; 111, 3*. D VIII, 49, 7*. Der Sonnengott sieht Hathor bzw. jubelt über ihren Anblick: D VII, 141, 7*; 150, 11*; 187, 16*; D VIII, 20, 11–12*; 27, 14*; 44, 11*; 54, 8–9*; 65, 11*; 67, 14*; 107, 4*; 113, 2*; 113, 7*; 118, 6*. Der Sonnengott wird (von Hathor) gesehen: D VII, 145, 8*; 168, 6–7*; 169, 4*; 171, 9–10*; 177, 15*; 178, 4*; 180, 3*; 180, 6*; 182, 6*; 182, 13*; 187, 1*; 187, 6*; 198, 11*; D VIII, 2, 13*; 27, 9*; 73, 2*; 73, 13–14*; 78, 9*; 81, 1*; 82, 2*; 85, 12*; 86, 13*; 86, 14*; 88, 8–9*; 96, 9*; 96, 15 – 97, 1*; 98, 3*; 101, 10*; 103, 4*; 103, 13*; 104, 6*; 105, 9*; 106, 9*; 109, 4*; 111, 3*; grammatikalisch nicht eindeutig: D VIII, 104, 3*. Der Sonnengott sieht Hathor bzw. freut sich über ihren Anblick: D VII, 177, 11*; D VIII, 102, 8–9*; 108, 7; Hathor sieht den Sonnengott: D VII, 179, 12*; 180, 8*; D VIII, 45, 11–12*; grammatikalisch nicht eindeutig: D VII, 182, 2*; D VIII, 109, 7–8*. D VII, 177, 11–12*. Ausführlich besprochen in III 2.2.3. Siehe dazu ausführlich I 3.3.

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III Analyse und Auswertung

Nicht nur das jeweils für die Beschreibung des Vereinigungsrituals verwendete Verb, sondern auch die Wahl von Subjekt und Objekt kann Hinweise auf die Deutung des Vereinigungsrituals geben. Besonders häufig sind Bezeichnungen, die das Verwandtschaftsverhältnis der beiden Protagonisten, die Vater und Tochter sind, ausdrücken.1612 Dabei scheint es sich durchaus um ein Verhältnis unter Gleichen zu handeln, wie es die Phrase snsn wo nb sn-nw.f („ein jeder vereint sich mit seinem Zweiten/Gefährten“) andeutet.1613 Abgesehen davon werden oft Benennungen verwendet, die dem Gott und der Göttin die Rolle von Augen zuweisen, wobei Hathor mit dem rechten Auge, Re mit dem linken Auge gleichgesetzt wird.1614 Auch andere Wörter für „Auge“, die die Göttin meinen, kommen vor, zudem Schlangenbezeichnungen, die mit ihrer Funktion an der Stirn des Sonnengottes in Verbindung stehen.1615 Der männliche Protagonist hingegen wird mit keiner großen Zahl an Bezeichnungen versehen, oft wird er schlicht jtn „(Sonnen-)Scheibe“ genannt.1616 Daneben wird deutlich, dass er als Ba, das heißt als beweglicher, sichtbarer Bestandteil der Persönlichkeit Hathors zu verstehen ist.1617 Im Vereinigungsritual wird dieser mit dem Abbild der Göttin (bs, sSm) zusammengeführt, so dass die Manifestationen der beiden Götter – Lichtstrahlen und Statue – in einer personellen Einheit aufgehen.1618 In Kontrast zu den Textstellen, die dem Sonnengott die Rolle des Bas der Göttin zuschreiben, steht D VII, 175, 3–4*, wo von einer Vereinigung des Bas der Göttin mit ihrem Vater die Rede ist (xnm b#.s m pt Hno jt.s). Hier ist offenbar die Statue der Hathor selbst ihr Ba, was auch in anderen Texten der griechisch-römischen Zeit durchaus belegt ist;1619 welche Rolle der Sonnengott hierbei einnimmt, wird nicht gesagt. Offenbar kann also die Rolle, die das Götterbild der Hathor und der Sonnengott im Verhältnis zum Ba der Göttin einnehmen,

1612

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1617 1618 1619

Hathor als s#t („Tochter“): D VIII, 49, 7*; 88, 10*; 97, 2*; 103, 4*. Re als jt („Vater“): D VII, 143, 3*; 144, 10–11*; 145, 8*; 145, 10*; 145, 15*; 146, 1*; 150, 11*; 168, 6*; 175, 2*; 175, 4*; 179, 12*; 182, 13*; 182, 14*; 187, 2*; 187, 6*; 190, 3*; 201, 1*; 202, 3*; D VIII, 27, 9*; 65, 12*; 73, 2*; 73, 8*; 73, 14*; 78, 9*; 84, 11*; 85, 12*; 88, 9*; 98, 3*; 101, 10*; 101, 14*; 103, 13*; 104, 6*; 105, 9*; 106, 1*; 108, 7*; 109, 4*; 111, 3*; 115, 11*; 117, 4*; 118, 12*; 121, 3*. Re als qm# sj („der, der sie schuf“) in D VIII, 2, 13*, 45, 11– 12* und 46, 6*. Siehe zu den entsprechenden Festbezeichnungen I 3.3 („Fest des Sehens ihres Vaters“) und I 3.4 („Fest dessen, der sie schuf“). D VIII, 30, 14*. D VII, 175, 4*; 177, 1–2*; 179, 1–2*; 187, 17*; 188, 9*; 190, 16*; D VIII, 73, 3*; 119, 1*. Siehe zu Hathor in ihrer Rolle als rechtes Auge III 3.1, zu Re als linkes Auge III 3.2 und zur astronomischen Deutung dieser Zuweisungen unten, III 4.2.2. Hathor als Auge: D VII, 141, 7* (onXt); D VIII, 97, 2* (jrt.f wrt); Hathor als Stirnschlange: D VIII, 45, 13* (Hrjt-tp); D VIII, 101, 14* (mHnjt); siehe zu diesen Aspekten der Göttin auch III 3.1. D VII, 168, 7*; 169, 4*; 171, 10*; 180, 3*; 187, 1*; 188, 9*; 198, 11*; D VIII, 5, 12*; 27, 14*; 43, 3*; 59, 2*; 81, 1*; 96, 9*; 104, 2*; 105, 6*; 109, 8*. Vgl. auch D VIII, 101, 11*, wo mit Hbw nw xnm jtn allerdings nicht nur das Neujahrsfest gemeint ist (dazu I 3.3). Für die häufige Wahl der Bezeichnung jtn im Neujahrskontext könnte der lautliche Zusammenhang mit jt „Vater“ eine Rolle gespielt haben. Siehe zu Re als Sonnenscheibe und möglichen Gründen für die mangelnde Vielfalt seiner Bezeichnungen III 3.2. D VII, 182, 2*; D VIII, 32, 6*; 42, 18*, vgl. auch den Ausdruck h#yt nt b#.s in D VIII, 49, 5*, der sich möglicherweise auf den Kiosk bezieht (III 2.2.3). D VIII, 32, 6* (bs); 42, 18 (sSm), vgl. 35, 8*. Vgl. auch D VIII, 110, 11*, wo von der soH-Gestalt der Göttin die Rede ist, und D VII, 145, 10*, wo das smn-Bild in diesem Zusammenhang steht. Zum Konzept des Bas in Zusammenhang mit dem Tempelkult, insbesondere zu Handlungen auf dem Dach bei Sonnenaufgang zuletzt ausführlich Kessler, in: SAK 28, 2000, 162–183, der auch einen Überblick zum Forschungsstand gibt, vgl. auch ders., in: Fitzenreiter (Hg.), Tierkulte, 57–58 und Assmann, Theologie und Frömmigkeit, 50–55. Siehe zur Gleichsetzung von Ba und Götterbild z. B. Kurth, Treffpunkt der Götter, 293.

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von Stelle zu Stelle variieren, wobei auf unterschiedliche Konzepte und Traditionen zurückgegriffen wird. Diese doppelte Zuschreibung der Ba-Eigenschaft findet sich auch in Edfu wieder, wo sowohl Horus als auch der Sonnengott diese Bezeichnung tragen können (III 4.2.5). Für den mutmaßlichen Ablauf des zentralen Rituals ist es von besonderem Interesse, dass viele Textstellen explizit vom Kontakt der Göttin mit den Strahlen (stwt, m#wt) der Sonne sprechen.1620 Dies ergänzt die Ausführungen in III 2.2.4 zur Durchführung des xnm jtn, denen zufolge die Statue bzw. deren Gesicht1621 dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt wurde. In Bezug zu den astronomischen Ereignissen, die in III 4.2.2 erläutert werden, ist es auch interessant, dass an einigen Stellen von einer Vereinigung der Strahlen beider Götter die Rede ist, wodurch vermutlich das Zusammenfließen des Lichtes des Sirius mit dem Sonnenlicht beschrieben wird.1622 Die Inschriften der Treppen und des Kiosks schildern jedoch nicht nur das Vereinigungsritual der Hathor, sondern geben auch Aufschluss über den Einbezug der sie begleitenden Götter.1623 Dabei unterscheidet sich das verwendete Vokabular interessanterweise kaum von jenem, welches das xnm jtn der Hauptgöttin beschreibt. Sowohl xnm1624, snsn1625 und sm#1626 („sich vereinigen“) als auch #m1627 („ergreifen“) kommen vor, zudem ist vom Sehen (m##) des Sonnengottes die Rede.1628 Wie bei Hathor wird bei dem die Neunheit betreffenden Teil des Rituals hervorgehoben, dass es um eine Vereinigung mit den Strahlen (stwt, m#wt) der Sonne geht, was auf ein direktes Bescheinen der Statuen hindeutet.1629 Die Sonne wird auch hier gelegentlich jtn genannt1630 und hat die Funktion des Bas1631 einzelner Gottheiten oder auch der

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stwt: D VII, 144, 10–11*; 145, 10*; 168, 7*; 182, 14*; 187, 16*; 188, 9*; 190, 3*; 201, 1*; D VIII, 45, 11– 12*; 49, 7*; 73, 13–14*; 75, 6*; 75, 8*; 98, 3*; 103, 13*; 104, 4*; 106, 15*; 107, 4*; 111, 3*; 117, 4*; m#wt: D VII, 180, 5*; 187, 16*; 190, 4*; D VIII, 2, 13*; 88, 9*; 104, 2*; 105, 4*; 106, 9*; 114, 14*; 115, 11*; 118, 12*. D VII, 177, 11*; 187, 16*; D VIII, 107, 4*; 115, 11*. D VII, 143, 3*; 179, 11*; D VIII, 84, 10–11*; 97, 1*; 118, 4*. Siehe zur Zusammensetzung der Neunheit von Dendara III 3.3. D VII, 188, 13*; 202, 6*; D VIII, 98, 14*; 119, 6* (Horus von Edfu); D VII, 188, 15–16*; D VIII, 119, 9– 10* (Harsomtus); D VII, 189, 1* (Harsomtus, das Kind); D VII, 189, 3–4* (Hathor als Auge des Re); D VII, 189, 5–6*; D VIII, 121, 14* (Hathor als Menit); D VII, 203, 5–6* (Harsomtus als Herr von %#-dj); D VII, 189, 10* (Osiris); D VIII, 49, 12*; 52, 11–12* (auf die ganze Neunheit bezogen). D VII, 202, 9–10* (Harsomtus); D VII, 188, 18*; D VIII, 119, 12* (Ihi); D VIII, 99, 7–8* (Harsomtus, das Kind); D VIII, 121, 12* (Hathor als Auge des Re); D VII, 189, 8* (Harsomtus als Herr von %#-dj); D VII, 202, 10* (Isis); D VIII, 23, 10* (Harsomtus?); D VIII, 52, 12*; 53, 4*; 82, 4* (auf die ganze Neunheit bezogen). D VII, 201, 5–6* (Horus von Edfu?); D VII, 201, 11* (auf die ganze Neunheit bezogen); D VIII, 122, 6* (Isis). D VII, 202, 12* (Ihi); D VIII, 49, 7*; 53, 3* (gesamte Göttergruppe). D VII, 202, 15* (Harsomtus, das Kind); D VII, 202, 8*; D VIII, 99, 2*; 119, 7* (Hathor als Stirnschlange); D VII, 203, 2* (Hathor als Auge des Re); D VII, 203, 4* (Hathor das Menit). stwt: D VII, 202, 9–10*; D VIII, 99, 4* (Harsomtus); D VIII, 119, 12* (Ihi); D VII, 189, 3–4* (Hathor als Auge des Re); D VII, 202, 10*; D VIII, 122, 6* (Isis); D VIII, 23, 10* (Harsomtus?); D VIII, 52, 12*; 53, 4* (gesamte Neunheit); m#wt: D VIII, 99, 8* (Harsomtus, das Kind); D VIII, 121, 12* (Hathor, das Auge des Re); D VIII, 49, 12*; 52, 11* (gesamte Neunheit); vgl. auch D VII, 177, 3* (auf die s#w-n.sn bezogen). D VII, 202, 12*; D VIII, 121, 14* (Hathor als Menit); D VIII, 52, 11–12* (ganze Göttergruppe). D VII, 188, 13*; 202, 6*; D VIII, 98, 14*; 119, 6*; (Horus von Edfu); D VII, 188, 16*; D VIII, 119, 10* (Harsomtus); D VII, 188, 17–18* (Ihi); D VII, 189, 8*; 203, 6* (Harsomtus als Herr von %#-dj); D VII, 201, 5–6* (Horus von Edfu?); D VIII, 53, 4* (gesamte Göttergruppe).

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III Analyse und Auswertung

ganzen Gruppe inne. Sie wird auch als deren Vater (jt)1632 und Schöpfer (qm# sn)1633 bezeichnet. Demnach wird die Neunheit in den familiären Kreis mit einbezogen und tritt im Geschwisterverhältnis zu Hathor auf. Zu den Beschreibungen des Vereinigungsrituals am Neujahrsfest lässt sich zusammenfassend feststellen, dass hier die persönliche Beziehung zwischen Hathor und dem Sonnengott besonders betont wird. Dies zeigt sich einerseits an der überaus häufigen Verwendung der Verwandtschaftsbezeichnungen „Vater“ und „Tochter“, andererseits an der Wahl mancher Metaphern, die den Vorgang mit körperlichem Kontakt gleichsetzen. Die Hervorhebung der gegenseitigen visuellen Wahrnehmung der Protagonisten am Neujahrstag lässt zudem, wie in III 2.2.4 bereits ausgeführt, auf Details der Ritualhandlung schließen, die vermutlich in einem Bescheinen des Gesichtes und damit der Augen des Kultbildes ihren Höhepunkt erreichte. Damit hängt sicherlich die häufige explizite Erwähnung der Sonnenstrahlen zusammen. Ein weiterer Aspekt, der die Bedeutung der Thematik des Sehens in den Beschreibungen des Rituals erklärt, ist die Rolle der Hathor als Auge an der Stirn des Sonnengottes, die somit besonders akzentuiert wird.1634 Wie oben angemerkt, sprechen die Beschreibungen des xnm jtn sowohl dem Sonnengott als auch der Hathor während des Rituals eine aktive Rolle zu, was zeigt, dass die Göttin in der Begegnung keineswegs die Position einer Untergebenen einnimmt. Gemäß der bereits in III 3.1 festgestellten begrifflichen Angleichung Hathors an Re (Rot/jtnt) deuten die Beschreibungen des xnm jtn darauf hin, dass es sich gewissermaßen um eine Begegnung auf Augenhöhe handelt, in der zwei gleichberechtigte Partner zusammentreffen. Somit liegt die Macht, durch das Ritual am Neujahrstag einen neuen Jahreskreislauf anzustoßen, nicht nur beim Sonnenund Schöpfergott Re, sondern auch in den Händen seiner Tochter Hathor. Bemerkenswerterweise zeugen die Schilderungen des Vereinigungsrituals an den Göttern der Neunheit davon, dass die Eigenschaft als Kind des Sonnengottes und ein Großteil des Vokabulars zur Charakterisierung des Vorgangs auf die Begleiter der Hathor übertragen wird. Ihr xnm jtn, das den Höhepunkt des Festes darstellt, wird somit multipliziert und dadurch in seiner Wirkung verstärkt. 4.2.2 Der Bezug des xnm jtn zum Himmelsgeschehen und seine mythologische Ausdeutung Während das vorangehende Kapitel einen generellen Überblick zur Schilderungen des Vereinigungsrituals in den Treppen und im Kiosk darstellt, soll nun ein besonderes Augenmerk auf Textstellen geworfen werden, die auf seine astronomischen Hintergründe verweisen. Wie in I 1 erläutert, ist das zentrale Ereignis am Himmel kurz vor Beginn des idealen Neujahrstages

1632

1633 1634

D VII, 202, 8*; D VIII, 119, 8* (Hathor als Stirnschlange/Erste des Re); D VIII, 99, 8* (Harsomtus, das Kind); D VII, 203, 2*; D VIII, 121, 12* (Hathor als Auge des Re); D VII, 189, 5–6*; D VII, 203, 4*; D VIII, 121, 14* (Hathor als Menit); D VII, 201, 11*; D VIII, 52, 12* (die gesamte Neunheit, evtl. auch unter Einbezug der Hathor). D VIII, 53, 4*; 82, 4*; vgl. auch D VII, 189, 4* (bezogen auf Hathor als Auge des Re als Nebenform der Göttin). Siehe dazu III 4.2.2. Insgesamt ergibt sich daraus eine pradoxe Situation, indem die Göttin, die sich als Auge an der Stirn des Sonnengottes befindet, ihn während des Vereinigungsrituals anblickt und gleichzeitig von ihm gesehen wird. Widersprüche dieser Art stellten für altägyptische theologische Konzepte offenbar kein Hindernis dar.

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der Aufgang des Sirius in der Morgendämmerung, an den sich kurze Zeit später der Sonnenaufgang anschließt.1635 Hathor wiederum wird den Untersuchungen in III 3.1 zufolge in manchen Texten der Treppen und des Kiosks mit Sothis identifiziert, was sich oft pars pro toto auf Sirius als hellsten Bestandteil des Sternbildes cpdt bezieht.1636 Als Beispiel, das diese Verbindung besonders gut illustriert, soll D VII, 140, 15 – 141, 1* aus der Treppenkammer V zitiert werden, wo die Hauptgöttin des Tempels als „Hathor, die Große, Gottesmutter, Herrin von J#t-djt inmitten von Jwnt, Sothis, Herrin des Himmels, Gebieterin der Sterne, mit glänzenden Erscheinungen, mit strahlendem Schmuck, weiblicher Re, die am Himmel aufgeht, mit weitem Schritt in der msktt-Barke, Herrin der Freude in der monDtBarke“ bezeichnet wird. Demnach gebietet Hathor als Sothis einerseits über die Sterne (X#b#sw) und somit über den Nachthimmel, andererseits ist sie aber auch in der Sonnenbarke anwesend, wodurch sie mit dem Lauf des Tagesgestirns verknüpft ist. Somit kommt ihr in beiden Hälften des Tages- und Nachtzyklus eine wichtige Rolle zu. Die Gleichsetzung der Hathor mit dem aufgehenden Sirius erhellt so manches Epitheton, das sie in den Quellen zum Neujahrsfest trägt. So kann sich wohl auch der Beiname jtnt („weibliche Scheibe“) auf Sirius beziehen, wie Alexandra von Lieven herausgearbeitet hat, ebenso sicherlich das seltener belegte „Herrin der Scheibe“. Dementsprechend verweist tpjt nt jtn („Erste der Scheibe“) nicht nur auf den hohen Status der Göttin und ihren Sitz an der Stirn des Re, sondern zeigt auch an, dass ihr Erscheinen dem seinen vorausgeht. Die Bezeichnung Rot („weiblicher Re“) ist demnach, zumindest im Neujahrskontext, metaphorisch zu verstehen und beschreibt, wie die expliziten Verweise auf die Ähnlichkeit zwischen Sothis und dem Sonnengott (z. B. twt.s r jtn), die große Strahlkraft des Sirius.1637 In diesen Kontext passt auch die Rolle der Hathor an der Spitze der Sonnenbarke – noch ehe die Sonne selbst zu sehen ist, erscheint sie als „Pilotin“ (jrjt-H#t) des Gefährts am Horizont.1638 Auch in der Interaktion zwischen Hathor und dem Sonnengott spiegeln sich die Ereignisse am Himmel wider. Wie in III 4.2.1 beschrieben, ist in Bezug auf die Zusammenkunft der beiden Gottheiten oft von der Vereinigung der Hathor mit den Strahlen des Sonnengottes bzw. der Vereinigung der Strahlen der beiden Götter die Rede. Dies korrespondiert mit dem Moment, in dem der Glanz der Sothis vom helleren Licht der aufgehenden Sonne überstrahlt wird: j#X J#Xw m j#Xw.s („der Glänzende erglänzt in ihrem Glanz“).1639 Dabei werden die beiden Ereignisse als wechselseitig voneinander abhängig beschrieben. Sothis bzw. Hathor geht auf bzw. glänzt, um die Sonne zu sehen, aber auch Re strahlt bzw. erscheint nur für ihren Anblick.1640 Besonders plakativ wird diese Reziprozität im Wechselsatz wbn.T wbn Ro („Wenn 1635 1636

1637 1638 1639 1640

Siehe für die zeitliche Abfolge der Ereignisse die Berechnungen von Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 149 für den 17. Juli -53 (jul.). Siehe dazu von Lieven, in: SAK 29, 2001, 280–281; vgl. dies. in: Pandanus 10, 2010, 40. Eigentlich handelt es sich bei Sirius nicht um einen Stern, sondern um ein binäres Sternensystem, wobei das menschliche Auge nur das Licht des sehr hellen Sirius α wahrnimmt (Brosch, Sirius Matters, 52–59). Das ägyptische cpdt meinte ursprünglich wohl die „Spitze“, die von drei Sternen gebildet wird (nach von Lieven, loc. cit. Sirius α, δ und ε Canis maioris, nach Leitz, in: SAK 34, 2006, 306–307 α, ε und η, unter Umständen ergänzt durch δ und ο2 Canis maioris). Siehe von Lieven, in: SAK 29, 2001, 277–282 (vgl. für Bedenken gegen den Zusammenhang zwischen jtnt und Sothis allerdings Leitz, in: Fs Burkard, 310, Anm. 129). Siehe zur Helligkeit des Sirius im Verhältnis zu seiner Umgebung Brosch, Sirius Matters, 5 und 7, Abb. 2.2. Belege zu allen in diesem Absatz genannten Epitheta sind in Kapitel III 3.1 zusammengestellt. D VIII, 68, 2*. Hathor strahlt, um ihren Vater zu sehen: D VII, 145, 7–8* (psD.s … r m## jt.s); D VIII, 103, 4* (wbn s#t Ro r m## Or-#Xtj); 105, 9* (wbn.T m bst.T … r m## jt.T); Re leuchtet/geht auf, um Hathor zu sehen: D VIII, 65,

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III Analyse und Auswertung

du aufgehst, geht Re auf“) in einer Inschrift über dem Naos der Hathor auf der linken Seite des westlichen Treppenhauses ausgedrückt, wobei die Göttin als Sachmet angesprochen wird.1641 Eine Textstelle auf einer Säule des Kiosks legt sogar den Schluss nahe, dass Hathor/Sothis den Aufgang des Sonnengottes herbeiführt, denn ihr zufolge ist sie es, die ihn am Morgen erscheinen lässt (dj.s Xo.f Hr-tp dw#w).1642 In dieser Beschreibung tritt der Grund für die ungeheure Bedeutung, den der Sothisaufgang im Rahmen des ägyptischen Jahres hatte, besonders klar zutage: Aus der Perspektive der Theologen von Dendara hing es offenbar von diesem Ereignis ab, ob die Sonne an diesem ersten Tag des neuen Zyklus überhaupt aufging, ein Ausbleiben hätte also den Zusammenbruch der gesamten Weltordnung bedeutet. Dies korrespondiert mit der verstärkten Präsenz der Maat auf der westlichen Innen- und Außenwand des Kiosks in Zusammenhang mit dem Augenblick des zentralen Vereinigungsrituals (siehe III 2.2.4) und mit dem Maat-Opfer in der Treppenkammer (III 2.1.5). Auch die Verweise auf die Anwesenheit und Zufriedenheit der Maat während der Neujahrsereignisse sind in diesem Kontext zu sehen.1643 Die Identifikation der beiden Protagonisten des Neujahrsrituals mit den beiden Augen des Sonnengottes, die in III 3.1, 3.2 und 4.2.1 geschildert wurde, lässt sich ebenfalls mit den Ereignissen am Himmel in Verbindung bringen. Wie Christian Leitz überzeugend dargelegt hat, entspricht die Beschreibung von Re als östliches bzw. linkes Auge und von Hathor/Sothis als westliches bzw. rechtes Auge innerhalb des für Dendara spezifischen Systems von Himmelsrichtungen den Aufgangsorten der beiden Himmelskörper, denn der Aufgang der Sonne ist im Verhältnis zum Südpunkt leicht nach Osten, der der Sothis leicht nach Westen verschoben (Taf. 36a). Die Identifikation der Sonne mit dem linken und Hathors mit dem rechten Auge des Re mag zunächst verblüffen, denn aus der Perspektive eines imaginären, hinter beiden Gestirnen befindlichen Sonnengottes verhält es sich genau umgekehrt.1644 Geht man davon aus, dass die Zuordnung der Seiten vom Blickwinkel eines Betrachters im Tempel aus erfolgte, ist sie jedoch stimmig. Allerdings deutet Leitz die in den Inschriften geschilderte Vereinigung der beiden Augen am Neujahrstag als Beschreibung des heliakischen Frühaufgangs des Sirius, was m. E. nicht ganz zutreffend ist.1645 Schließlich nennen einige der von ihm herangezogenen Textstellen explizit den Tag wp rnpt bzw. den I. #Xt 1 als Datum der Zusammenkunft, wohingegen das Erscheinen der Sothis noch dem fünften Epagomenentag zuzurechnen ist.1646 Dementsprechend

1641 1642 1643 1644

1645 1646

11* (Dr psD Ro r m##.s); 67, 2–3* (Hb.s nfr n wbn jtn r m##.s, vgl. I 3.3). D VII, 187, 13*, im Zusammenhang mit dem Aufgang (wbn) der Göttin bereits genannt in III 2.1.4. D VIII, 44, 11–12*. Zufriedenheit: D VII, 200, 17 – 201, 1*; Anwesenheit: D VIII, 83, 9*; 117, 14*. Vgl. D VIII, 68, 1*, wo vom „Auswählen“ der Maat die Rede ist, und D VIII, 85, 1*, wo es von Maat heißt, sie befinde sich in ihrem Nest, sei also im Entstehen begriffen. Dies verleitete wohl auch von Lieven, Himmel über Esna, 107 zu der Aussage, Leitz habe in diesem Zusammenhang rechts und links vertauscht. An der Zuordnung der Augen in den Texten der Treppen und des Kiosks kann jedoch kein Zweifel bestehen, auch wenn es sich in den von von Lieven zitierten Quellen offenbar anders verhält. Siehe zu den beiden Augen am Neujahrsfest schon Brugsch, Thesaurus, 104, zur Zuordnung der Hathor sowohl zum rechten als auch zum linken Auge des Re Preys, in: RdE 61, 2010, 174– 176. Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 4. Unter der Voraussetzung, dass der neue Kalendertag mit dem Sonnenaufgang beginnt, siehe dazu I 1. Leitz, Studien zur ägyptischen Astronomie, 4 beruft sich auf die Textstellen D VII, 175, 3–5*; 177, 8–9*; 179, 1– 2*; 190, 16*; 202, 3*; D VIII, 73, 7–8* (bei Leitz: 6–7). Zu seiner Übersetzung der zuletzt genannten Textstelle ist anzumerken, dass sich die zitierte Passage nicht auf Isis bezieht, die in diesem Abschnitt

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wird der Sothisaufgang, wie in Kapitel III 1.11 erläutert, in der Theologie von Dendara mit der Geburt der Isis in Verbindung gebracht. Die Beschreibungen des Rituals am Neujahrstag hingegen betonen stets die Begegnung von zwei Göttern/Gestirnen in ihrer Form als „Scheiben“ (jtn, jtnt), was impliziert, dass auch die Sonne bereits aufgegangen ist.1647 Das Himmelsereignis, welches sich im Hauptritual am Neujahrstag widerspiegelt, ist demnach wohl nicht allein der heliakische Aufgang des Sirius in der Dämmerung, sondern der Moment kurze Zeit später, in dem die Morgensonne aufgeht und das Licht des bereits erschienenen Hundssterns endgültig überstrahlt.1648 Sirius selbst ist in diesem Moment schon nicht mehr zu sehen, und dies könnte der Anlass für die Deutung der Geschehnisse als Zusammenkunft zweier Gottheiten gewesen sein. Die ägyptischen Astronomen und Theologen hätten demnach bereits erkannt, dass die erneute Unsichtbarkeit der Sothis durch den Aufgang der Sonne bedingt ist1649 und hätten dies als Absorption des kleineren durch den größeren Himmelskörper gedeutet: Hathor/Sothis vereint sich mit ihrem Vater. Dass es im Vereinigungsritual um den Moment des Sothis überstrahlenden Sonnenaufgangs geht, korrespondiert mit der überragenden Bedeutung der solaren Thematik in den Neujahrstexten, wie sie in bestimmten Bezeichnungen dieses Festtages sowie in der Angleichung der Epitheta der Hathor an die des Re besonders klar zutage tritt.1650 Wie die Untersuchungen in III 4.1 ergeben haben, konnte das Ritual allerdings nicht zeitgleich mit den Ereignissen, die es nachahmte, stattfinden, da die Sonne erst etwa eine Stunde nach dem Aufgang der Sonne auf die Statue im Inneren des Kiosks schien. Der Nachvollzug der Himmelsereignisse, bei dem das Abbild der Hathor die Rolle des Sirius einnahm, fand also mit einiger Verzögerung statt. Vor dem Hintergrund dieser Imitationshandlung erhellen sich grundlegende Aspekte der Theologie von Dendara, wie etwa die auffallend enge Verbindung der Gottheiten Isis und Hathor, die gemeinsame Ausrichtung ihrer beiden Heiligtümer auf den Sothisaufgang sowie die häufige Verknüpfung ihrer beiden wichtigsten Feste (grH nXn m sS.f und wp rnpt).1651 Meiner Interpretation zufolge werden an diesen beiden Tagen mit dem Aufgang des Sirius und seiner Verschmelzung mit der Sonne zwei Phasen der (scheinbaren) Bewegung eines Sterns und somit zwei Aspekte ein und desselben Ereignisses gefeiert, wobei Isis seine nächtliche, einsame Form, Hathor dagegen die mit der Morgensonne vereinte und dadurch regenerierte Gestalt verkörpert. Wie so häufig in der ägyptischen Religion verschwimmen in der Identifikation von sowohl Hathor als auch Isis mit Sothis die Grenzen zwischen zwei Gottheiten, die in anderen Kontexten klar voneinander zu trennen sind. Der Unterschied in Bezug auf die Färbung in Beschreibungen der beiden Göttinnen – Isis als „dunkelrote Frau“1652, Hathor als

1647 1648 1649 1650 1651 1652

überhaupt nicht genannt wird, und auch auf Sothis wird höchstens implizit in dem Epitheton spdt m jpwt.s („die wirksam ist in ihren Heiligtümern“) angespielt. Trotzdem kann an der Gleichsetzung Hathors mit Sothis im Neujahrszusammenhang kein Zweifel bestehen (III 3.1). Siehe die überaus häufige Bezeichnung der Sonne als jtn in III 3.2 sowie jtnt für Hathor/Sothis in III 3.1. Siehe die Tabelle bei Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 149, wonach Sirius etwa 45 Minuten vor Sonnenaufgang erstmals und 15 Minuten später am besten sichtbar war. Vgl. de Jong, in: Hornung et al. (Hgg.), Ancient Egyptian Chronology, 432, der insgesamt von einer Sichtbarkeit von 15 Minuten ausgeht. Vgl. dazu z. B. de Jong, in: Hornung et al. (Hgg.), Ancient Egyptian Chronology, 432 und Aubourg, in: BIFAO 100, 2000, 38. Siehe zu den solaren Neujahrsbezeichnungen I 3.3, zu den Bezeichnungen der beiden Götter III 3.1 und 3.2. Siehe zur Annäherung der beiden Gottheiten III 3.1, zur Ausrichtung der Tempel III 1.11, zur Verbindung der beiden Festtage I 3.7, III 1.9 und 1.11. Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 150–156 mit Ergänzung 181, vgl. LGG VI, 59b.

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III Analyse und Auswertung

„Goldene“1653 – stellt für ihre Identifikation mit Sothis m. E. kein Hindernis dar. Schließlich gehören beide Farben der gleichen Kategorie1654 an, und es wäre nicht verwunderlich, wenn die Charakterisierung der Hathor auch farblich an die Sonnenscheibe angepasst wäre, mit der sie sich bis zur Ununterscheidbarkeit vereint.1655 Zudem war die rötliche Tönung des Sirius, die einige antike Texte erwähnen, vielleicht nur bei sehr geringer Höhe über dem Horizont zu beobachten, so dass sie wohl kein konstantes Merkmal dieses Sterns darstellte.1656 In ihrer Zusammenfassung der Dekorationsprogramme des Isistempels und des Pronaos im Hathortempel kommt Sylvie Cauville in Bezug auf die realweltlichen Bezugspunkte der beiden Göttinnen zu einem anderen Schluss, wenngleich auch sie bekräftigt „Hathor, c’est Isis ; Isis, c’est Hathor“.1657 Ihrer Ansicht nach verkörpert Isis in der Theologie des Tempels von Dendara Sothis, während Hathor mit der Morgensonne gleichzusetzen ist. Für die Beschreibungen des Vereinigungsrituals am Neujahrstag würde dies jedoch bedeuten, dass sich die aufgehende Sonne, die hier als männlicher Gott in Erscheinung tritt (III 3.2) mit einer weiblichen Form ihrer selbst vereint, für die keine konkrete Entsprechung am Himmel zur Verfügung steht. Im Vergleich dazu erscheint die oben ausgeführte Interpretation, welche das zentrale Ritualgeschehen am Neujahrstag als Nachahmung der himmlischen Ereignisse beschreibt, doch um einiges plausibler. Cauville ist jedoch insofern zuzustimmen, als sie Isis der Nacht zuordnet, Hathor dagegen dem Tag und dem Sonnenlicht.1658 Dies ist auch nach der oben stehenden Deutung der Fall, da sich der Aufgang der Isis-Sothis noch vor dem Beginn des Neujahrstages in der Dämmerung ereignet, während Hathor bei der Vereinigung mit ihrem Vater zu Beginn des neuen Tages von diesem solare Aspekte übernimmt. Über den Gegensatz zwischen Tag- und Nachtgestirn lässt sich auch die Darstellung von zwei Spiegelopfern auf den Säulen IX und X des Kiosks, die den Osteingang flankieren, erklären.1659 Die Gegenstände werden hier vor den beiden hauptsächlichen Opfergaben (dem mtrH-Amulett bzw. dem Abbild des Re) von Schu bzw. Ptah-Tatenen herbeigebracht, wobei die Reden der Götter Hathor auffordern, ihr Gesicht anzublicken.1660 Normalerweise stehen die beiden Spiegel in Ritualszenen dieser Art mit Sonne und Mond in Verbindung, auf die mit H#jtj („die beiden Lichter“ bzw. jtnwj („die beiden Scheiben“) referiert wird. Dabei nimmt die 1653 1654

1655 1656

1657 1658 1659 1660

Siehe das Epitheton wbnt m nbwt in III 3.1 und grundsätzlich LGG II, 330a–c. Siehe dazu Schenkel, in: ZÄS 88, 1963, 131–147, wonach rot, orange und gelb dem Farbfeld von dSr angehören. Vgl. die Zusammenstellungen von Vokabular, mit dem die Farbe des Sirius beschrieben wird, bei Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 154 und Brosch, Sirius Matters, 40, wo auch von Gelb oder einem gelblichen Rot die Rede ist. Auch Aufrère, L’univers minéral, 369 geht davon aus, dass Hathor als Goldene auf den Glanz des Sirius verweist. Siehe Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 150–156 und (sich daran anschließend) Quack, in: Steele/Imhausen (Hgg.), Under one sky, 289–290. Eine rezente Untersuchung des Problems, dass Sirius in antiken Texten als rot beschrieben wird, obwohl er heute weiß erscheint, findet sich bei Brosch, Sirius Matters, 35–52, und 196– 200. Brosch steht der These, dass die (scheinbar) rötliche Färbung des Sirius eine Folge der atmosphärischen Extinktion darstellt, skeptisch gegenüber, da dies nur unter bestimmten Bedingungen beobachtet werden kann. Er sucht vor allem unter dem Blickwinkel der Astrophysik nach Antworten, findet aber nach eigener Angabe keine zufriedenstellende Lösung („Anyone can select whichever model they particularly like, but none is really satisfactory“). Cauville, Pronaos, 562; vgl. dies., Temple d’Isis II, 341. Siehe zur Gleichsetzung der beiden Göttinnen in Dendara auch Eldamaty, in: Fs Winter, 81–87; Richter, Theology, 3–4, Anm. 8; Brosch, Sirius Matters, 12–13. So Cauville, Temple d’Isis II, 320. D VIII, 65, 4–13* mit Taf. 734 und D VIII, 66, 11 – 67, 5* mit Taf. 735. D VIII, 65, 9* und 66, 15–16*.

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Sonne für gewöhnlich die Rolle des rechten Auges ein, während der Mond mit dem linken Auge gleichgesetzt wird.1661 In manchen Szenen liegt jedoch zusätzlich ein Bezug zu Sothis nahe, wie es von Constance Husson in ihrer Monographie angedeutet und von Christian Leitz in seiner Untersuchung zur Nacht des Kindes in seinem Nest herausgearbeitet wurde.1662 Zwar sprach sich Wolfgang Waitkus1663 vehement dagegen aus, dass Sothis auch die Rolle eines der beiden Spiegel einnehmen kann, ihre grundsätzliche Präsenz in manchen Vertretern dieses Szenentypus, die wahrscheinlich auf der Ähnlichkeit mit den beiden anderen Himmelskörpern beruht, kann jedoch nicht geleugnet werden. So heißt es z. B. in D IX, 175, 15–16 über Isis: „Ihre Strahlen erhellen die Dunkelheit bei der Vereinigung mit Re, bei der Vereinigung mit Iah“ (stwt.s sHD snkt Hr snsn Ro Hr xnm JoH). Sie ist wie der Mond (mj JoH)1664 und gleichzeitig „eine weibliche Scheibe, Gefährtin der (Sonnen-)Scheibe“ (jtnt sn-nwt nt jtn),1665 fungiert also als „Stellvertreterin der Scheiben“ (jdnt st nt jtn)1666 und kann die Rolle beider Himmelskörper/Augen, die jeweils einen Spiegel repräsentieren, einnehmen. Die Einbindung der Isis/Sothis in den Kontext des Spiegelopfers zeigt sich besonders gut in D I, 7, 10 – 8, 4: Auf den ersten Blick bringt diese Quelle die erwarteten Assoziationen der beiden Spiegel mit Sonne und Mond, denn der König „trägt die Scheibe und den jubelnden Pfeiler, er erhebt Re und Anat“.1667 In der göttlichen Randzeile aber heißt es über Isis: „Die Herrin des Jubels existiert (dauerhaft) im Haus der Prächtigen, Hededet im Haus des Atum vereinigt sich mit dem Kind und ergreift den, der seine Gestalt verlässt, erfreut ihr Herz mit ihrem Glanz. Sie ist das rechte Auge dessen, der als Goldener leuchtet, die den Himmel wie der Mond erhellt.“1668 Diese Gleichsetzung der Göttin mit dem rechten Auge des Re kann zu Stellen aus den Treppeninschriften in Verbindung gesetzt werden, in denen es um die Vereinigung der Hathor als ebenfalls rechtes Auge mit ihrem Vater Re geht. Hierzu passt der Zusammenhang weiterer Spiegelopfer mit dem xnm-jtn-Ritual, den schon Husson herausgearbeitet hat. Neben einigen Szenen aus Edfu und den genannten Belegen am Kiosk von Dendara führt sie eine Szene aus dem Sanktuar des Tempels auf, in der Hathor vom König die Spiegel empfängt (D III, 73, 16 – 74, 7). Dabei ist von der Vereinigung der Lichtstrahlen des Spiegels, der hier offenbar die Sonne symbolisiert, mit dem Leib der Göttin die Rede, was als Analogie zum Vorgang im Dachkiosk am Neujahrstag betrachtet werden kann.1669 1661

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Siehe zum Spiegelopfer und seiner Symbolik grundsätzlich Husson, L’offrande du miroir, zur Zuordnung zu Sonne und Mond insbesondere 263–264; vgl. auch Preys, in: Fs Limme, 474–487. Ein Vorschlag für eine Typologie der Spiegelopfer findet sich bei Poo, in: Zaccone/di Netro (Hgg.), Sesto Conrgresso, 347– 352. Husson, L’offrande du miroir, 261–262; Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 138 mit den in Anm. 18 angegebenen Stellen. Krypten, 134, Anm. 33 und 169, Anm. 26. D I, 8, 4. D I, 65, 10, vgl. D Mammisis, 151, 16. D II, 118, 10. Hr rmn jtn Hno jwn-Hoo Hr tw# Ro Xr ont; D I, 7, 13–14*. wnn nbt hy m-Xnt Pr-Spst ODDt m v#-n-vm Hr snsn sf Hr #m w#H-qd.f Hr s#w jb.s m #Xw.s sj m wnmt nt psD m nbw sHDt nnt mj JoH; D I, 8, 3–4*. Siehe zum Zusammenhang zwischen Spiegelopfer und Vereinigungsritual Husson, L’offrande du miroir, 262–263, zu D III, 73, 16 – 74, 7 ebd., 121–122 und Richter, Theology, 342–344. Die Thematik der Szene ist durch die Wahl der Epitheta der Hathor eindeutig solar geprägt, was darauf hindeutet, dass der Spiegel hier die Sonne, und nicht den Mond, repräsentiert.

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III Analyse und Auswertung

Angesichts der aufgezeigten Verknüpfung von Spiegelopfern einerseits zu Isis-Sothis, andererseits zum xnm jtn der Hathor liegt es nahe, die Szenen dieser Art am Osteingang des Dachkiosks als Hinweis auf die Gestalt der beiden Protagonisten des Neujahrsrituals zu deuten, schließlich geht es auch hier um die Zusammenkunft zweier als Scheiben beschriebener Himmelskörper. Repräsentiert ist in den Szenen auf den Säulen IX und X allerdings nur jeweils ein Spiegel, der stets von Osten aus auf Hathor zugetragen wird und somit die Rolle der aufgehenden Sonne einnimmt.1670 Interessant ist auch die Identität der beiden Gottheiten, die die Spiegel in der Hand halten. Während es sich auf der Nordseite um Ptah-Tatenen handelt, der aufgrund seiner Eigenschaft als Schöpfergott gut in den Rahmen des Jahreswechsels passt, tritt auf der südlichen Säule Schu in Erscheinung. Dieser kann im Zusammenhang mit dem Mythenkomplex um die Gefährliche Göttin, die sich wütend von ihrem Vater entfernt und nach Nubien zurückzieht, bekanntlich die Rolle eines beschwichtigenden Begleiters einnehmen, dem es gelingt, sie wieder nach Hause zu holen.1671 Dies wirft die Frage auf, ob das Ritual am Neujahrstag mit diesem Mythos, der in verschiedenen Varianten überliefert ist, in Zusammenhang steht.1672 Tatsächlich werden in den Inschriften der Treppenhäuser und des Kiosks viele Themen evoziert, die auf diese Verknüpfung hindeuten.1673 An erster Stelle ist hier die Bindung der Hathor als Tochter an ihren Vater, den Sonnengott, zu nennen, die in den Epitheta beider Gottheiten eine überragende Bedeutung einnimmt. Dabei spielt Hathor – wie auch sonst in Dendara häufig – die Rolle des Sonnenauges an der Stirn des Re.1674 Auch das Thema der Trunkenheit, die Beteiligung von Musikanten und die damit verbundenen Rituale sHtp cXmt bzw. Owt-Or, die neben dem Osteingang des Kiosks dargestellt sind, können mit der Besänftigung der Göttin nach ihrer Rückkehr aus der Ferne assoziiert werden.1675 Zudem spielt Thot, der (wie Schu) die Göttin im Mythos als Abgesandter aufsucht, in den Quellen zum Neujahr eine auffällig große Rolle, wie bereits in Kapitel III 3.8.1 ausgeführt wurde.1676 Neben seiner Beteiligung am Anzünden der Neujahrsfackel (III 5.11) tritt er hier als Träger des mnw-Trankes und des wnSb-

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D VIII, Taf. 734 und 735. Zwei Spiegel finden sich auch in der Vielzahl der Opfergaben zum o#bt auf der nördlichen Außenwand des Kiosks wieder (D VIII, Taf. 714 und 716). Siehe zu Schu in dieser Funktion z. B. Inconnu-Bocquillon, Déesse Lointaine, zusammenfassend zu den Begleitern der Göttin ebd., 4–5. Siehe für eine Zusammenfassung des Mythos unter Angabe von Quellen Gräßler, Konzepte des Auges, 309–312; Richter, Theology, 2–7; dies, in: Dolińska/Beinlich (Hgg.), 8. Tempeltagung, 156–157; Châtelet, L’offrande du collier-menit, 61; Stadler, Einführung in die ägyptische Religion, 60–68; von Lieven, in: Metzner-Nebelsick (Hg.), Rituale in der Vorgeschichte, Antike und Gegenwart, 47–48; InconnuBocquillon, Déesse Lointaine, 2–4; Germond, Sekhmet, 131–138. Siehe zur Überschneidung mit dem Mythos von der Himmelskuh Stadler, op. cit., 61–62 und die Abb. auf S. 40; von Lieven, op. cit., 48; Germond, op. cit., 138–148. Siehe für eine Übersicht zu den Themen, die diesen Kontext kennzeichnen können, Richter, in: Dolińska/Beinlich (Hgg.), 8. Tempeltagung, 161. Siehe ausführlich zu diesen Charakteristika III 3.1 und 3.2. Den Zusammenhang zwischen der Vater-Tochter-Konstellation am Neujahrstag und der Rückkehr der Gefährlichen Göttin stellt auch Sternberg-el Hotabi, Hymnus, 107 her. Siehe zur Trunkenheit III 5.7, zur Musik III 3.8.1 und zu den Besänftigungsritualen III 2.2.1, 2.2.4 und 3.1, zum Zusammenhang dieser Themen mit der Gefährlichen Göttin z. B. von Lieven, in: Metzner-Nebelsick (Hg.), Rituale in der Vorgeschichte, Antike und Gegenwart, 47–55. Siehe zu Thot in dieser Funktion Inconnu-Bocquillon, Déesse Lointaine, zusammenfassend zu den Begleitern der Göttin ebd., 4–5.

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Symbols auf, bei beidem handelt es sich um charakteristische Gaben für die Gefährliche Göttin.1677 Onuris, der allein durch seinen Namen („der die Ferne herbeibringt“) auf die Rückholung des Sonnenauges verweist, ist in der Dekoration des Kiosks einmal vertreten, und zwar an der Außenseite der Osttür, wo er den 12. unterägyptischen Gau repräsentiert.1678 Wenngleich er hier nur als Teil einer größeren Göttergruppe auftritt, so könnte seine Präsenz am Eingang zum Schauplatz des zentralen Rituals zum Jahreswechsel doch als Hinweis auf die Deutung der Geschehnisse zu verstehen sein. Die genannten Themen legen für die Neujahrsfeierlichkeiten und die (Wieder)Vereinigung Hathors mit ihrem Vater einen Bezug zum Mythos von der Rückkehr der Göttin nahe. Allerdings handelt es sich durchweg um implizite Anspielungen, und manche Inhalte, die für diesen Zusammenhang als besonders charakteristisch gelten, werden selten bzw. gar nicht thematisiert. So gibt es keinen Hinweis darauf, dass sich Hathor vor der Zusammenkunft mit ihrem Vater am Neujahrstag in Nubien bzw. im Süden aufhielt. Von den hierfür relevanten Toponymen wird Knst überhaupt nicht genannt, Bwgm, v#-nTr und Pwnt sind überwiegend in Verbindung mit Weihrauchopfern erwähnt, dabei allerdings nie als Herkunftsorte der Göttin gekennzeichnet.1679 Auch ist niemals von einem Zurückbringen der Hathor durch eine männliche Gottheit oder von ihrer Rückkehr/ihrem Kommen nach Ägypten oder nach Norden die Rede.1680 Natürlich kann man aufgrund der Abwesenheit bestimmter Themen Hathor die Eigenschaft als Gefährliche Göttin am Neujahrstag nicht absprechen – dieser Zusammenhang ist m. E. durch die Menge und das Zusammenspiel der oben aufgeführten, impliziten Hinweise ausreichend belegt. Es kann jedoch konstatiert werden, dass ihre Rückkehr aus Nubien in den Texten, die dieses Fest beschreiben, eindeutig nicht im Vordergrund steht. Um diesen Befund richtig zu deuten, muss ein Blick auf den wissenschaftlichen Diskurs zum Mythos von der Gefährlichen Göttin geworfen werden, in dem verschiedene astronomische Ereignisse als realweltliche Grundlage für den Themenkomplex vorgeschlagen wurden. 1677

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D VII, 161, 6* (mnw-Trank); D VIII, 108, 2* (wnSb-Symbol). Siehe zum Zusammenhang dieser Gegenstände mit dem Mythos Inconnu-Bocquillon, Déesse Lointaine, 226–232 und z. B. Richter, in: Dolińska/Beinlich (Hgg.), 8. Tempeltagung, 161; zur Bedeutung des Menu-Trankes ausführlicher unten, III 5.7, zum wnSb zuletzt, Jørgensen, in: Fs Frandsen, 149–163 und grundsätzlich Sambin, Clepsydre. Letzteres spielt als eines von zehn Kultgeräten der Hathor auch in der Dekoration des Kiosks und im westlichen Treppenhaus eine Rolle (III 5.12). D VIII, 12, 9*; siehe Taf. 31. Bwgm: D VII, 142, 1*; D VIII, 54, 8*; v#-nTr: D VII, 142, 3*; 142, 4*; 155, 5*; 165, 2*; 186, 10*; 200, 2*; D VIII, 51, 10*?; 52, 2; 52, 4*; 53, 4*; 53, 6*; 53, 15*; 100, 14*; 108, 5–6*; Pwnt: D VII, 142, 3*; 142, 5*; 145, 16*; 155, 7*; 155, 9*; 164, 16*; 165, 1*; 169, 12*; 186, 10*; D VIII, 60, 7*; 105, 13*; 117, 11*. Siehe zu den betreffenden Toponymen Inconnu-Bocquillon, Déesse Lointaine, 197–203 und Richter, in: Dolińska/Beinlich (Hgg.), 8. Tempeltagung, 161. Siehe zu Formulierungen, mit denen in diesem Zusammenhang zu rechnen wäre, Inconnu-Bocquillon, Déesse Lointaine, 134–139 (jj m v#-stj jn.n.f/jn.f jrt Ro n.f m Knst) und 182–183 (spr.s r cnmt; jj.s r cnmt; pr m Knst jj.tj r cnmt; jj m mHtt etc.). Vom Kommen der Göttin ist zwar in D VII, 175, 3* und 190, 3* sowie in D VIII, 84, 13* und 113, 8* die Rede, der Kontext lässt hier jedoch darauf schließen, dass es lediglich um das Erscheinen der Göttin im Tempel bzw. im Kiosk geht. Eine Phrase, die das Bringen der Göttin beschreibt, ist vermutlich in einer Textstelle aus den Anrufungen an Sachmet zu ergänzen, siehe Anm. 942 zur Übersetzung von D VIII, 66, 6* (Kapitel II). Auch hier ist der Bezug zum Mythos, falls vorhanden, aber nicht explizit formuliert. Über das zur Beschreibung der Vereinigung Hathors mit ihrem Vater verwendete Verbum sXn („umarmen, zusammentreffen“, siehe III 4.2.1) kann zwar sowohl eine Verbindung zum Fest im Tybi/Mechir als auch zur Fahrt der Hathor nach Edfu hergestellt werden, die mit der Rückkehr der Göttin verknüpft sind (Richter, Theology, 130–131 und Nagel, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 610). Um einen expliziten Verweis auf die Rückholung auf dem Süden handelt es sich aber auch hierbei nicht.

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III Analyse und Auswertung

So wurde als Entsprechung zur Reise der Göttin die jährliche Verschiebung der Sonnenbahn in Betracht gezogen, wobei die Wintersonnenwende ihrem Aufenthalt in Nubien, die Sommersonnenwende ihrer Rückkehr nach Ägypten entspräche. Dem gegenüber steht die Vermutung, dass die 70-tägige Unsichtbarkeit des Sirius mit dem Aufenthalt der Göttin in Nubien gleichzusetzen sei, so dass der heliakische Aufgang dieses Sterns mit ihrer Heimkehr korrespondiere.1681 Von Richard Jasnow und Mark Smith wurde die Widersprüchlichkeit der Theorien und der Quellen, auf denen sie basieren, dadurch aufgelöst, dass sie dem Mythos eine vielseitige Anwendbarkeit attestierten, was für die Gleichsetzung der Göttin mit einem Himmelskörper bedeuten würde, dass sie von Kontext zu Kontext unterschiedlich ausfallen kann. Wie sie betonen, wäre die Bedeutung des Mythos durch eine solche Vielschichtigkeit vergrößert und die Zahl seiner Anwendungsmöglichkeiten vervielfacht worden.1682 Dies ist m. E. die bislang einzige Erklärung, die den divergierenden Informationen, die verschiedene Quellen zu diesem Thema liefern, gerecht wird. In Bezug auf den Neujahrstag in Dendara liegt die Assoziation zwischen Hathor als Gefährliche Göttin und dem Sothisaufgang nahe, wie die Untersuchung bestimmter Epitheta zu Beginn dieses Kapitels gezeigt hat. Dies bedeutet aber nicht, dass dies die einzige und allein gültige Interpretation des Mythos – im theologischen Rahmen dieses Tempels oder außerhalb davon – ist. So könnte die Abwesenheit von expliziten Verweisen auf die Reise der Göttin in den Süden und auf ihre Rückkehr nach Norden in den Texten der Treppen und des Kiosks darauf hindeuten, dass es sich um eine spezielle, auf den Sothis- bzw. Neujahrskontext zugeschnittene Version des Themenkomplexes handelt. In Zusammenhängen, welche die NordSüd-Bewegung der Göttin stärker hervorheben, wäre durchaus an eine Verknüpfung mit der jährlichen Wanderung der Sonne zwischen den Solstitien zu denken.1683 Schließlich können neben dem Neujahrsfest noch weitere Ereignisse innerhalb des Festkalenders von Dendara mit dem Thema der Gefährlichen Göttin verbunden werden. Insbesondere die Feierlichkeiten um den 20. Thot, bei denen der Konsum von Alkohol eine große Rolle spielte, werden diesem Kontext zugewiesen.1684 Eine Verknüpfung mit der Rückführung der Hathor-Tefnut ist auch für das große Fest der Hathor Ende Tybi/Anfang Mechir sowie für das „Fest des Sieges“ am

1681

1682

1683 1684

Siehe zusammenfassend zur Diskussion und für Literatur zu den einzelnen Positionen Richter, Theology, 3–5; Spalinger, in: SAK 43, 2014, 408–410; Stadler, Einführung in die ägyptische Religion, 62–63. Besonders vehement spricht sich Quack, in: Steele/Imhausen (Hgg.), Under One Sky, 286–291 und ders., in: Riemer et al. (Hgg.), Desert animals, 341–361, für die Verbindung mit Sothis aus, dagegen plädiert Leitz, in: Fs Burkard, 308–310 für den Bezug zu den Sonnenwenden. Auch ein Zusammenhang mit dem Verschwinden und erneuten Erscheinen des Mondes innerhalb des Mondzyklus wurde erwogen (Richter, op. cit., 4). Siehe für weitere Interpretationsmöglichkeiten außerhalb des astronomischen Kontextes (die Rückholung der Göttin als Unterwerfung eines wilden Tieres, als Ausdruck der politischen Machtausübung über Ägypten und Nubien durch die Ptolemäer oder als Beschreibung der Menstruation) ebd., 5 sowie Jørgensen, in: Fs Frandsen, 133–164. So Jasnow/Smith, in: Enchoria 32, 2010/2011, 38–40. Wie Richter, Theology, 3, Anm. 7 treffend anmerkt, könnte diese Polyvalenz des Mythos damit zusammenhängen, dass im ägyptischen Jahr ursprünglich der Siriusaufgang, die Ankunft der Nilflut und die Sommersonnenwende zusammenfielen, was eine Assoziation begünstigt haben dürfte. Für die Gültigkeit mehrerer Interpretationen sprechen sich auch Richter, Theology, 3–5 und Budde, Götterkind, 98 aus. So weist Richter in ihrer Analyse des pr-wr mehrfach darauf hin, dass die Beleuchtungssituation dieses Raumes zum Zeitpunkt der Sommersonnwende besonders günstig ist, weswegen sie für seine Dekoration verstärkt die solare Interpretation heranzieht (Richter, Theology, 3, Anm. 6 und 36, Anm. 123). Siehe z. B. Jasnow/Smith, in: Enchoria 32, 2010/2011, 41; Spalinger, in: SAK 43, 2014, 408, 410; Grimm, Festkalender, 374.

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4 Zeit, All und Mythos

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21. Mechir belegt.1685 Auch die Ankunft der Hathor in Edfu während des Neumondfestes im Epiphi kann als Wiedervereinigung des Sonnenauges mit seinem Vater in seiner Eigenschaft als (Horus-)Re interpretiert werden.1686 Die Durchführung eines Festes in Dendara, das eindeutig mit dem Tag der tatsächlichen Sommersonnenwende in Beziehung stehen, ist mir zwar nicht bekannt, wäre jedoch durchaus denkbar, zumal die Festkalender insgesamt nur spärliche Informationen zu den einzelnen Festdaten liefern und die Geschehnisse wohl nur auszugsweise beschreiben.1687 Dass die Bezeichnung des Neujahrstages als „Sonnengeburtstag“ vielleicht eine Reminiszenz an eine Zeit ist, in der das Solstitium noch auf dem Tag des Sothisaufgangs lag (I 2.1.2, 3.1.6, 3.3), schließt m. E. eine Feier des tatsächlichen, nunmehr vom Jahresbeginn unterschiedenen Ereignisses nicht aus.1688 Dabei wären der Neujahrstag und das Solstitium weiterhin theologisch eng miteinander verbunden worden, worauf auch die Neujahrsbezeichnung wp rnpt sn-nw im Tagewählkalender schließen lässt, die vielleicht auf die Sommersonnenwende als erstes wp rnpt anspielt.1689 Im Rahmen einer solchen Verknüpfung verwandter Ereignisse ergäbe auch die kalendarische Zuordnung der Gruppe von 18 Löwen auf den Außenwänden des Kiosks in Dendara, die Leitz mit dem Zeitraum zwischen dem Sommersolstitium und dem Neujahrstag verbindet, Sinn.1690 Im Rahmen dieser Arbeit kann nicht geklärt werden, ob und in welchem Maße im Kultkalender von Dendara auf die Sommersonnenwende Bezug genommen wurde. Es ist aber zu konstatieren, dass die Assoziation zwischen Hathor und der wiederkehrenden Gefährlichen Göttin eindeutig nicht auf den Neujahrskontext, in dem ein Zusammenhang mit dem Frühaufgang des Sirius am nähesten liegt, beschränkt ist. Somit wäre dem Topos von der (Wieder-) Vereinigung des Sonnenauges mit Re eine ähnliche Polyvalenz zu bescheinigen wie dem Konzept des wp rnpt als Beginn eines Jahreskreislaufs, das sich auf eine Vielzahl von verschiedenen Daten und Kontexten beziehen kann (I 3.1.3 – 3.1.6), ohne dass dies einen Widerspruch darstellt. 4.2.3 Überlegungen zu Zweck und Bedeutung des xnm jtn Die beiden voranstehenden Abschnitte haben gezeigt, dass das Vereinigungsritual am Neujahrstag auf äußerst vielfältige Weise beschrieben wird, wodurch sich einerseits Zusammenhänge zu realen astronomischen Ereignissen, andererseits zu wichtigen Themen der altägyptischen Mythologie ergeben. Über den Zweck und die Folgen des xnm jtn geben die Texte jedoch nur auf äußerst indirekte Weise Auskunft. So finden sich beispielsweise keine darauf bezogenen Phrasen mit r + Infinitiv („um…zu“), in denen das Ziel dieser Handlung beschrieben wird, und – von der Schilderung des Festjubels abgesehen – keine Beschreibung der Verhältnisse nach seiner erfolgreichen Durchführung. Somit muss auf den Zweck des Neujahrsrituals aus impliziten Hinweisen in den Texten sowie aus den den häufig evozierten Themen geschlossen werden. 1685 1686 1687

1688 1689 1690

Siehe Grimm, Festkalender, 390 und 395 sowie Richter, in: Dolińska/Beinlich (Hgg.), 8. Tempeltagung 168–175. Hierzu zuletzt Nagel, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 610. Leider sind die Festauflistungen für den Monat Mesore, in dem sich die Sommersonnenwende innerhalb eines am Sothisaufgang orientierten Idealkalenders befunden haben müsste, nicht sehr umfangreich, siehe Cauville, Fêtes d’Hathor, 11 und Grimm, Festkalender, 413–416. Siehe zum Zeitpunkt des Solstitiums Leitz, Tagewählerei, 25 und 456. Siehe zur sukzessiven Entfernung der Sommersonnenwende vom Jahresbeginn I 3.1.2. Siehe I 3.1.6. Leitz, in: Fs Burkard, 311. Siehe zu dieser Gruppe III 3.8.2.

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III Analyse und Auswertung

Wie bereits in I 1 erläutert, sahen die Ägypter aufgrund des Zusammenfalls beider Ereignisse einen Zusammenhang zwischen dem Frühaufgang des Sirius und dem Kommen der Nilflut. Dies wird auch in den Inschriften der Treppen und des Kiosks thematisiert, wo es von Sothis häufiger heißt, dass sie Hapi aus seinem Quellloch ergießt bzw. herbeibringt.1691 Dementsprechend wird auf das Kommen der Nilflut (Hopj) zum richtigen Zeitpunkt (r tr.f) hingewiesen sowie auf das Überschwemmen der Felder durch sie.1692 Auch die Höhe der Überschwemmung wird betont.1693 Somit ist Sothis indirekt verantwortlich für das aus der Nilschwemme resultierende Wachstum, was sich in den Epitheta „bei deren Aufgang der Acker sprießt“ und „die die Pflanzen, die in ihrer Umgebung sind, erglänzen lässt“ widerspiegelt.1694 Wohl aus diesem Grund ist Hapi auch in den Treppenprozessionen sowohl als Standarte als auch als Gabenträger, teilweise in Begleitung einer Feldgöttin, mehrfach repräsentiert (III 3.5 und 3.6).1695 Doch nicht nur die Gaben dieser Ressortgötter, sondern alle Produkte, welche auf organischen Rohstoffen basieren und die Ernährung bzw. Versorgung aller Lebewesen garantieren, können als Resultat der Nilflut und somit des Siriusaufgangs betrachtet werden.1696 Damit korrespondiert, dass Hathor/Sothis in den Texten Bezeichnungen wie „die den Millionen Leben anbefiehlt“ und „die das Leben den Lebenden gibt“ trägt,1697 und dass ihr Erscheinen mit der Gabe des Lebens1698 verbunden wird. Die Opfergaben, wie sie im Überfluss auf den Tabletts der ökonomischen Gabenträger sowie in den Ritualszenen im Kiosk und in der Treppenkammer V dargestellt sind, können somit auch als Präfiguration der (erhofften) Erzeugnisse des kommenden Jahres gedeutet werden. Doch nicht nur die Ankunft der Nilflut hängt nach altägyptischer Vorstellung vom Erscheinen des Sirius am Neujahrsmorgen ab, sondern auch der erste Sonnenaufgang des Jahres, der wiederum den Sothisaufgang bedingt.1699 So, wie Hathors Hervortreten an das ihres Vaters gebunden ist, ist auch dieser offenbar erst durch die Rückkehr seiner Stirnschlange an sein Haupt zum Aufgang fähig und wieder im vollen Besitz seiner Kräfte. Demnach beschreibt die in der Forschung weit verbreitete, sicherlich zutreffende Deutung des xnm jtn als Vorgang der „Aufladung“1700 des Götterbildes durch das Sonnenlicht (vgl. III 4.2.4) nur einen Teilaspekt des Rituals, da hier die Wechselseitigkeit des Vorgangs außer Acht gelassen wird. Offenbar gehen – zumindest am Neujahrstag in Dendara – beide Gottheiten durch die neu gewonnene 1691 1692 1693 1694 1695 1696 1697

1698 1699 1700

D VII, 155, 6–7*; 157, 11*; 159, 1–2*; 164, 18*; D VIII, 32, 1*. jj r tr.f: D VII, 147, 9*; 198, 5*; boH #Xt: D VII, 157, 11*. Hopj wr.tw o#.tw: D VII, 157, 14*. wbs #Xt m wbn.s: D VII, 152, 11*; sTHnt smw wnw m-q#b.s: D VII, 159, 2*. Auch der König kann bisweilen mit dem Herbeiführen der Nilflut verbunden sein, siehe Germond, in: BSEG 1, 1979, 5–12 Den vollständigen Zusammenhang beschreibt D VII, 164, 18*, wo Sothis diejenige ist, „die die Überschwemmung zu Jahresbeginn herausholt, um die Götter und Menschen zu beleben“ (sT#t Hopj tp(j) rnpt r sonX nTrw rmT). wDt onX n HHw („die den Millionen Leben anbefiehlt“): D VII, 147, 12* und D VIII, 32, 2*; vgl. wDt onX n Hrw („die den Gesichtern Leben anbefiehlt“) in D VII, 162, 9* und wD.n.T onX n HHw („du hast den Millionen Leben zugewiesen“) in D VIII, 48, 5*; rdjt onX n onXw („die das Leben den Lebenden gibt“): D VII, 148, 12* und 159, 3*; auf Isis bezogen ist nbt onX („Herrin des Lebens“) in D VII, 153, 3*. „Siehe, das Auge des Re, es erscheint, um Vollkommenheit zu verkünden, um den Ägyptern Leben zu geben“ (m.k jrt Ro Xo.s r sr nfrw r rdjt onX n v#-mrjw), D VIII, 40, 2*. Siehe für Belege zu dieser wechselseitigen Abhängigkeit oben, III 4.2.2, Anm. 1640. Siehe z. B. Daumas, in: LÄ IV, 470, s.v. „Neujahr“; Sauneron, Esna V, 126; Germond, Sekhmet, 199; Finnestad, in: Shafer (Hg.), Temples of Ancient Egypt, 221; Assmann, Theologie und Frömmigkeit, 54– 55; Konrad, Architektur, 213; Waitkus, Krypten, 266; Waitkus, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 287– 288; Lorton, in: Dick (Hg.), Born in Heaven, 194; Kockelmann, in: Fs Smith, 194.

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4 Zeit, All und Mythos

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Einheit gestärkt aus diesem Ereignis hervor und sind dadurch in der Lage, durch ihr Erscheinen gemeinsam den Beginn des neuen Jahres anzustoßen. Der erfolgreiche Vollzug des Rituals, das an den Sothis- und Sonnenaufgang am Neujahrstag gebunden ist, garantiert so nicht nur Überschwemmung und Pflanzenwachstum, sondern auch die Fortsetzung des täglichen Laufes der Gestirne und somit den Erhalt der Weltordnung. Wie in III 4.2.2 bereits angemerkt, ist hierin die Erklärung für die zentrale Position, die Maat in Zusammenhang mit dem zentralen Festereignis einnimmt, zu suchen. Die Zusammenkunft von Vater und Tochter, als welche das xnm jtn in Dendara beschrieben wird, ist zudem eng mit dem Gedanken an den Transfer von Herrschermacht an die nächste Generation verknüpft. Damit korrespondiert, dass die Beschreibung der Eigenschaften und Wirkungsbereiche der Hathor so sehr an den Sonnengott angeglichen ist, dessen Aufgaben sie als Tochter übernimmt (III 3.1). In diesen Rahmen fügt sich auch die Erneuerung der Macht des Königs an Neujahr ein, die wohl Gegenstand separat ausgeführter Riten war (III 3.3). Das Prinzip der Eltern-Kind-Beziehung als Katalysator der Machterneuerung, das dem Vereinigungsritual zugrunde liegt, legt zudem eine Parallelsetzung der Neujahrsereignisse mit dem Osiris-Mythos nahe, in dem es schließlich ebenfalls um die Weitergabe der Herrschaft von einem Vater an ein Kind (Horus) geht. Diese Analogie erklärt auch gelegentliche Anspielungen auf den osirianischen Kontext in den Inschriften der Treppen und des Kiosks, wie etwa die Bezeichnung der Schreinträger als „neun Freunde“ (III 3 7) sowie die gemeinsame Präsenz von Osiris und Horus als Sohn der Isis im Kiosk (III 3.3), und deutet vielleicht auch auf historische Zusammenhänge des Rituals mit dem Funerärkult hin, die im Folgenden erläutert werden. 4.2.4 Zur Geschichte des Vereinigungsrituals und seinen potenziellen Vorläufern Die Vereinigung mit der Sonnenscheibe, die nicht nur in Dendara den zentralen Moment des Neujahrsfestes markiert, wurde in der Forschung häufiger mit verschiedenen anderen Ritualen früherer Epochen in Verbindung gebracht. Wenngleich ein direkter Zusammenhang oft nicht nachweisbar ist, so kann aus formalen und inhaltlichen Analogien doch auf die grundlegende Symbolik des Vorgangs geschlossen werden. Interessant ist, dass die vergleichbaren Rituale früherer Zeit im Funerärkontext und/oder in Verbindung mit der Belebung von Statuen zu finden sind. So vermutet Nicole Alexanian, dass im Rahmen des Begräbnisrituals in den Mastabas des Alten Reiches ein Transport von einer oder mehreren Skulpturen des Verstorbenen und vielleicht auch des Sarges auf das Dach des Gebäudes stattfand, um diese dem Sonnenlicht auszusetzen. Grundlage für diese Theorie ist eine Darstellung von Opferhandlungen im Grab des Debeheni aus der 4. Dynastie, die im Rahmen des Begräbnisrituals vor einem plastischen Abbild des Verstorbenen auf dem Dach des Grabbaus vollzogen wurden. Dabei konnten die Handlungen an der Statue stellvertretend für Handlungen am Toten selbst stehen. In diesem Kontext sind vielleicht auch die Treppen in den Mastabas zu sehen, die nach Fertigstellung des Gebäudes verborgen wurden. Opferformeln, die vom Aufstieg des Verstorbenen zum Himmelsgott sprechen, deuten darauf hin, dass dieses Emporsteigen zum Dach einen Nachvollzug des Sonnenlaufs darstellte, wie ihn auch die Pyramidentexte – allerdings für den König – schildern.1701 Ob das von Alexanian angenommene Ritual wirklich in dieser Form stattfand, ist ungewiss, aus dem Neuen Reich sicher belegt ist aber eine von ihr ebenfalls angeführte Kulthandlung, 1701

Alexanian, in: Guksch et al. (Hgg.), Grab und Totenkult im Alten Ägypten, 27–40.

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III Analyse und Auswertung

die im Rahmen des Mundöffnungsrituals durchgeführt wurde. Fand diese Mundöffnung im Bestattungskontext statt, war der Veranstaltungsort der Hof bzw. Platz vor dem Grab.1702 Es handelt sich dabei um das Aufrichten der Mumie oder Statue des Verstorbenen, „indem er gestellt ist auf einen Hügel aus Sand, wobei sein Gesicht nach Süden gewandt ist“ (rdj Hr X#st nt So Hr.f r rsj), und ein sich daran anschließendes Opfer.1703 Die geographische Ausrichtung wird hier meist als Hinweis auf die Mittagszeit als Moment der Durchführung des Rituals gedeutet.1704 Dabei fällt auf, dass auch die Statuen am Neujahrsfest im Dachkiosk sowohl in Dendara als auch in Edfu den Texten zufolge nach Süden blickten. Wie in Kapitel III 2.2.4 ausführlich erläutert, ergibt eine Ausrichtung auf diese Himmelsrichtung unter Berücksichtigung der Architektur und des jeweiligen ortsspezifischen Koordinatensystems in Dendara und Edfu aber durchaus Sinn, demnach handelt es sich wohl nicht um eine unreflektierte Übernahme dieses Motives aus dem Mundöffnungsritual. Dass beide Handlungen diesen Aspekt und damit den Bezug zum Sonnenlauf teilten, kann dennoch als Hinweis darauf gelesen werden, dass sie auch inhaltlich miteinander in Verbindung standen. Interessant ist zudem die Bedeutung des Bekleidens sowohl im Mundöffnungsritual als auch am Neujahrstag. Beide Male sind die Statuen offenbar erst nach der Umhüllung mit Textilien in vervollständigtem Zustand und ausreichend geschützt.1705 Entsprechend zu dieser Analogie von Ritualbestandteilen, welche die Kulthandlungen bei der Mundöffnung und im Neujahrskontext über Jahrhunderte hinweg verbindet, weist auch ihre theologische Ausdeutung Parallelen auf, derzufolge beide mit dem Verhältnis des Bas zu seinem Leib verbunden sind. Wie von Assmann ausgeführt wurde, trägt das Aufstellen der Mumie/Statue im Sonnenlicht im Begräbniskontext allerdings zur Dissoziation der Persönlichkeit des Toten bei. Damit er am Lauf des Sonnengottes am Himmel teilhaben kann, muss sein Ba sich von seinem Leib lösen, wobei Letzterer in der Unterwelt verbleibt.1706 Auch das xnm jtn ist, wie in III 4.2.1 erläutert, eng mit dem Konzept des Bas verbunden, wird jedoch als dessen Vereinigung mit seinem Körper – der Götterstatue – ausgedeutet. Somit haben die beiden Rituale den Bezug zur Unterscheidung von Ba und Leib gemeinsam, bilden jedoch verschiedene Aspekte dieser Verbindung ab. Während das Aufstellen der Mumie vor der Grablegung durch den Kontakt mit der Sonne eine Dissoziation der Persönlichkeitsbestandteile herbeiführt, bewirkt der ähnliche Vorgang am Neujahrstag in Dendara einen Assoziationsprozess, in dem der Sonnengott als Ba sich wieder mit seinem Leib (Hathor) vereint. 1702

1703

1704 1705 1706

Im Gegensatz zu den Annahmen mancher Forscher stand das Mundöffnungsritual primär offenbar nicht im Begräbniskontext, sondern wohl im Rahmen der Statuenaufstellung (so Quack, in: SAK 24, 1997, 236; ders., in: Ryholt (Hg.), Hieratic Texts,143–148; ders., in: Ambos et al. (Hgg.), Bild und Ritual, 20; ders., in: Backes/Dieleman, Liturgical Texts for Osiris, 145–159). Otto, Mundöffnungsritual I, 2 (Szene 1) und II, 34–37. Vgl. dazu Barthelmess, Übergang ins Jenseits, 102– 105 und Quack, in: Ryholt (Hg.), Hieratic Texts, 72–73. Siehe zu der mutmaßlichen Verbindung mit den Ritualen in den Mastabas einerseits, dem xnm jtn andererseits Assmann, Tod und Jenseits, 418–425, Alexanian, in: Guksch et al. (Hgg.), Grab und Totenkult im Alten Ägypten, 36–37 und Konrad, Architektur, 213 (mit weiterer Literatur). Z. B. Assmann, Tod und Jenseits, 418–419; Barthelmess, Übergang ins Jenseits, 102, Anm. f., dazu allerdings korrigierend Quack, in: Ryholt (Hg.), Hieratic Texts, 73, Anm. b. Siehe zum Aspekt der Nacktheit Otto, Mundöffnungsritual I, 3 (Szene 1) und II, 37, dazu Quack, in: Ryholt (Hg.), Hieratic Texts, 73; zum Neujahrstag als Hb mnXt I 3.11, zur Bedeutung von Stoffen und Kleidern III 5.9. Assmann, Tod und Jenseits, 120–125, 427–430; vgl. Alexanian, in: Guksch et al. (Hgg.), Grab und Totenkult im Alten Ägypten, 36–37 und zur bei Assmann zitierten abschließenden Erklärung im Mundöffnungsritual Quack, in: Ryholt (Hg.), Hieratic Texts, 147.

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Die beschriebene Beleuchtung der Statue bzw. Mumie im Mundöffnungsritual ist wahrscheinlich mit einer theologischen Entwicklung verknüpft, die Holger Kockelmann kürzlich anhand von funerären Texten aus der Zeitspanne vom Neuen Reich bis zur griechisch-römischen Zeit in großer Ausführlichkeit aufgezeigt hat.1707 Seine Untersuchung zufolge, die von der Vignette zu Totenbuch Spruch 154 ausgeht, beschreibt die zunehmende Thematisierung des Bescheinens der Mumie durch die Sonnenstrahlen seit dem Ende der 18. Dynastie und das Auftreten von Darstellungen dieses Vorgangs ab der 21./22. Dynastie. Die daraus resultierende feste Verankerung des Vorgangs im Totenbuch könnte, so Kockelmann, später zu einer Übernahme in den Tempelkult geführt haben. Angestoßen wurde die beschriebene Entwicklung vermutlich durch die theologischen Neuerungen der Amarnazeit, in welchen der Kontakt zwischen Sonne und Körper eine überragende Rolle spielte. Die älteste bekannte Quelle für den Vollzug eines Rituals mit dem Titel xnm jtn, wenngleich an einem privaten Verstorbenen vollzogen, datiert wahrscheinlich in die dritte Zwischenzeit. Die Durchführung einer solchen Handlung im Tempel ist zwar schon für die in III 2.2.2 besprochenen Sonnenheiligtümer des Neuen Reiches denkbar, jedoch unter diesem Namen erst in der griechisch-römischen Zeit als elaborierte Kulthandlung belegt.1708 In Bezug auf die Wirkung der Sonnenstrahlen auf den Verstorbenen in den Funerärtexten stellt Kockelmann fest, dass es primär um ein Bescheinen der Brust des Verstorbenen geht, woraus deutlich wird, dass das Ritual auf das Herz als Sitz des Lebens, und nicht wie das späte xnm jtn auf das Gesicht abzielt. Die Strahlen dringen den Texten zufolge in den Körper ein, verjüngen ihn, geben ihm seine Lebensfunktionen zurück und machen ihn göttlich. Zudem kann dieser Prozess als Vereinigung des solaren Ba mit dem osirianischen Leib gedeutet werden.1709 Zusammenfassend lässt sich zu den mutmaßlichen Vorgängern des xnm jtn in den Epochen vor der griechisch-römischen Zeit feststellen, dass diese in auffälliger Verbindung zum Bestattungskontext stehen. Während der Zusammenhang mit den Riten auf dem Dach der Mastabas des Alten Reiches aufgrund der großen zeitlichen Distanz als lose zu bezeichnen ist, lässt sich vom Mundöffnungsritual und von den Totenbuchhandschriften des Neuen Reiches ausgehend eine im Lauf der Zeit zunehmende Bedeutung der Bescheinung der Mumie bzw. Statue durch die Strahlen der Sonne beobachten. Das Vereinigungsritual in Dendara und verwandten Tempeln kann somit als Endpunkt eines mehr als tausendjährigen Prozesses verstanden werden, dessen Ursprung vielleicht in den theologischen Neuerungen der Amarnazeit zu suchen ist. Für die Deutung des Rituals in Dendara und in den anderen Tempeln der griechischrömischen Zeit legen die historischen Zusammenhänge nahe, dass die Vereinigung mit der Sonnenscheibe dort einen Verjüngungs- und Belebungsprozess, der in der Statue durch die Sonnenstrahlen angestoßen wird, beschreibt. Wie in III 4.2.3 dargelegt, konnte die Handlung in den späten Tempeln aber offenbar um neue Aspekte erweitert werden, beispielsweise um die wechselseitige Abhängigkeit des Erscheinens von Hathor und dem Sonnengott in Dendara. 4.2.5 Zum xnm jtn in anderen Tempeln und an anderen Festen Das näheste Äquivalent, das für einen Vergleich mit Dendara in Bezug auf die Bedeutung des Vereinigungsrituals am Neujahrstag zur Verfügung steht, ist – einmal mehr – der Horustempel 1707 1708 1709

Kockelmann, in: Fs Smith, 181–196. So Kockelmann, in: Fs Smith, 194. Vgl. zu einer mutmaßlichen Durchführung in den Heiligtümern des Neuen Reiches Daumas, in: LÄ IV, 470–471, s. v. „Neujahr“. Siehe Kockelmann, in: Fs Smith, 187–188 (zu Ba und Körper) und 190–193 (zu den Auswirkungen der Bestrahlung).

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III Analyse und Auswertung

von Edfu. In den Texten der Treppenhäuser und -kammern wird der Vorgang oft einfach xnm jtn1710 genannt, wobei es natürlich primär um eine Zusammenkunft des Sonnengottes mit Horus, sekundär aber auch mit dessen Begleiterin Hathor und den anderen Göttern von Edfu geht.1711 Einmal ist auch in Bezug auf den Falkengott von einer „Vereinigung mit seinem Ba“ (xnm b#.f) die Rede,1712 so dass auch hier die Sonne als beweglicher Bestandteil der Persönlichkeit des Hauptgottes ausgedeutet wird (vgl. III 4.2.1). Im Verhältnis zu Dendara, wo dies nur selten erwähnt wird, wird in Edfu dieser Aspekt in den Vordergrund gerückt und dominiert die Beschreibungen des zentralen Festmoments. Dieser wird dementsprechend nicht nur „Sehen der (Sonnen-)Scheibe“ (m## jtn) genannt, sondern auch „Sehen seines Bas“ (m## b#.f).1713 Am häufigsten aber wird das Neujahrsritual als Interaktion zwischen der Götterstatue (sSm, sXm, snn, bs) und ihrem Ba beschrieben, wobei meist von der Vereinigung (sm#, xnm, snsn),1714 aber auch vom „Umarmen“ (sXn/Hpt)1715 oder „Erfreuen“ (sj#m)1716 des Abbildes mit dem Ba die Rede ist. Besonders interessant ist eine Stelle, die vom Eintreten der Sonnenstrahlen in den Leib des Horus spricht (stwt b#.k pxr m How.k: „die Strahlen deines Ba durchziehen deinen Leib“), was mit der in III 4.2.4 besprochenen Tradition der Funerärtexte übereinstimmt, die ebenfalls auf eine solche Durchdringung des Körpers schließen lässt.1717 Wie von David Lorton herausgearbeitet wurde, tritt in Edfu das Abbild des Horus zudem teilweise selbst in seiner Eigenschaft als Ba auf, was offenbar zu einer Vereinigung mit dem Sonnengott als „sein Ba am Himmel“ (b#.f Xnt bj#) nicht im Widerspruch steht.1718 Die große Bedeutung des Ba-Aspektes im Tempel von Edfu verwundert in Anbetracht der Vogelgestalt seines Hauptgottes nicht. Die Tatsache, dass hier die Eigenschaft der Sonne als Bestandteil der Persönlichkeit des Horus in besonders hohem Maße betont wird, lässt aber auch auf die Rolle schließen, die dem Hauptgott des Heiligtums am Neujahrstag zukommt. Als männlicher Falkengott kann er natürlich nicht, wie Hathor in Dendara, mit Sothis gleichgesetzt werden. Eine dementsprechend geringe Rolle spielt cpdt in den Treppentexten: sie wird – von zwei Nennungen in der Nilprozession am Eingang zur Osttreppe abgesehen – überhaupt nicht genannt.1719 Die in Dendara so eminent wichtige Vater-Kind-Beziehung wird in Edfu in Zusammenhang mit dem xnm jtn kaum erwähnt, wenngleich einmal in Bezug auf Horus vom Sehen seines Vaters die Rede ist.1720 Am Neujahrsfest des Horus von Edfu scheint 1710 1711 1712 1713 1714 1715 1716 1717 1718 1719

1720

E I, 549, 4; 549, 12; 554, 11; 554, 16; 557, 4–5; 568, 2 (Inschrift unter dem Fenster). In Edfu spielt das xnm jtn offenbar eine so große Rolle, dass es in eine Bezeichnung des Tempels aufgenommen ist, siehe E VII, 23, 7 und dazu Kurth, Edfou VII, 39 sowie Kurth, Edfou VI, 57, Anm. 2. In Bezug auf die Gesamtheit der Götter heißt es z. B.: ob# m#wt nt Ro Hr.sn „die Strahlen des Re scheinen auf sie“ (E I, 537, 1). E I, 579, 10. m## jtn: E I, 537, 8; 541, 6–7; 551, 9; 554, 16; 579, 12; m## b#.f: 553, 13; 557, 13. sm#: E I, 536, 17 (sm# b# Hno sXm n k#.f); 537, 9 (sm# snn Hno b#.f m #Xt); 541, 7 (sm# sXm Hno b#.f); 549, 12 (Xo BHdtj r sm# n b#.f); snsn: E I, 564, 9 (snsn b#.k Hno sXm.k); xnm: E I, 549, 5 (xnm b#.f bs.f); vgl. 579, 6– 7 (xnm.f sXm.f). E I, 563, 12: sXn/Hpt b#.k Hno sSm.k. E I, 568, 5 (Inschrift unter dem Fenster): sj#m sXm.k Hno b#.k; 576, 5–6: r sj#m b#.f Hno sXm.f E I, 563, 15. Vgl. E I, 536, 17: #bX m#wt.f How.f („seine Strahlen vermischen sich mit seinem Leib“). E I, 553, 12–13. Siehe dazu Alliot, Culte d’Horus, 385 und Lorton, in: Dick (Hg.), Born in Heaven, 192– 193. Vgl. zur Eigenschaft sowohl des Sonnengottes als auch des Götterbildes als Ba oben, III 4.2.1. E I, 583, 2 und 583, 10. Vgl. zur weitestgehenden Abwesenheit der Sothis in den Inschriften der Treppenhäuser und -kammern E I, 507, 11 – 583, 11 mit LGG VI, 292a–296a. Bemerkenswert ist, dass nicht einmal Isis, die noch häufiger als Hathor in dieser Verbindung bekannt ist, als Sothis bezeichnet wird (E I, 519, 11–12; 529, 16–17; 573, 1–2). In E I, 571, 8 wird das Vereinigungsritual des Horus als „seinen Vater sehen“ (m## jt.f) umschrieben, dies

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4 Zeit, All und Mythos

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es stärker um den Aspekt der Machterneuerung bzw. des Machtzuwachses zu gehen, womit auch die in I 3.12 besprochene Bezeichnung dieses Tages als Sedfest korrespondiert. Maurice Alliot zufolge verweist dieser Aspekt gleichermaßen auf das himmlische wie auf das irdische Königtum des solaren Horus, das an diesem Tag erneuert und bestätigt wird.1721 Demgemäß fand das zentrale Ritual hier wohl am späteren Vormittag statt und somit zu einer Zeit, in der die Sonne ihrer größten Machtfülle entgegenstrebte (vgl. III 2.2.4 und 4.1). In diesem Zusammenhang erscheint es passend, dass in den Schilderungen des xnm jtn die Einheit der Sonne in ihrer Eigenschaft als beweglicher Ba mit Horus besonders betont wird, denn Horus ist hier selbst der Sonnengott und vollzieht seinen Lauf am Himmel.1722 So entspricht auch sein Aufstieg auf der Osttreppe und sein Abstieg auf der Westtreppe der Bewegung des Tagesgestirns (III 2.2.4). Wie dieser knappe Überblick zum Hauptritual am Neujahrsfest in Edfu zeigt, sind hier im Verhältnis zu Dendara ganz andere Schwerpunkte gesetzt, obwohl ein strukturell identisches und auch gleich bezeichnetes Ritual durchgeführt wird. Das Erscheinen des Sirius und sein erneutes Verschwinden in den Strahlen der aufgehenden Sonne, auf dem in Dendara die gesamte theologische Deutung des Vorgangs basiert, ist in Edfu nahezu irrelevant. Zwar ist auch hier Hathor als „Auge des Re“ präsent und steigt mit Horus auf das Dach hinauf, es wird jedoch mit keinem Wort erwähnt, dass sie die Rolle der Sothis einnimmt.1723 Der Aspekt der Herrschaftserneuerung wiederum, dem in Edfu zentrale Bedeutung zukommt, tritt in Dendara eher in den Hintergrund (III 3.1 und 3.4). Demnach scheint das xnm jtn für die ägyptischen Theologen der griechisch-römischen Zeit zwar der wesentliche Bestandteil des Neujahrsfestes gewesen zu sein, die dadurch repräsentierten Inhalte aber konnten von Ort zu Ort variieren. Das xnm jtn kann somit als eine vom Prinzip her ungefähr gleich bleibende Form verstanden werden, die der jeweiligen lokalen Theologie entsprechend mit unterschiedlichen Inhalten gefüllt wurde. Doch nicht nur in Hinblick auf seinen Inhalt, sondern auch bezüglich seines Anwendungskontextes weist diese Ritualhandlung eine hohe Flexibilität auf. So erwähnt der Festkalender von Dendara für andere Feste im Kultjahr ein xnm jtn, beispielsweise für den 20. Thot und für die Osirisfeiern im Choiak.1724 Auf solche anderen Tage, an denen dieses Ritual einen Teil der Feierlichkeiten darstellte, nehmen wahrscheinlich die im Textkorpus zusätzlich zum Neujahr genannten Hbw tp trw („Feste zu den Zeiten“) Bezug, die bereits in I 3.12 besprochen wurden, sowie die Hbw nw xnm jtn (I 3.3). Dabei ist nicht sicher, ob der Schauplatz des Geschehens in

1721 1722

1723 1724

bleibt jedoch eine Ausnahme. So Alliot, Culte d’Horus, 432–433. Siehe zur Königschaft des Horus in Edfu auch Germond, Sekhmet, 199 und Goyon, Confirmation du pouvoir royal I, 43. Horus ist z. B. der zum Himmel aufsteigende Sonnengott Chepri (Xfd r pt m %prj: E I, 571, 18); er geht am Horizont auf (wbn m #Xt: E I, 531, 6) bzw. kommt aus ihm heraus (pr m #Xt: E I, 516, 16; 517, 1 und öfter); er ist „das Kind am Morgen, der Greis am Abend, der die Geburt wiederholt jeden Tag“ (Xy m dw#w nXX m mSrw wHm mswt ro nb: E I, 520, 13). In seiner Rolle als Sonne begibt er sich ins Ostgebirge (dj.f sw m b#xw: E I, 574, 8–9) und durchfährt den Himmel jeden Tag (D# pt ro nb: E I, 574, 9). Die Auflistung ließe sich beliebig fortsetzen. Siehe zum solaren Horus im Zusammenhang mit dem Opfersaal, den Treppenhäusern und der Treppenkammer in Edfu Cauville, Essai, 100–102. Siehe für eine kurze Beschreibung der Rolle der Hathor am Neujahrsfest in Edfu Germond, Sekhmet, 210– 212. Nennungen von xnm jtn neben dem Neujahrstag: D IX, 164, 6 (20. Thot); 202, 4 (26. Choiak); 203, 9 (Vollmond im Pachons); 204, 3 (Neumond im Epiphi). Vgl. Cauville, Fêtes d’Hathor, 7–11 und die Übersicht bei Grimm, Festkalender, 323. Vgl. dazu Traunecker, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 271; Waitkus, Krypten, 266; ders., in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 286–287.

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III Analyse und Auswertung

allen Fällen der Kiosk war. Schließlich ist ein xnm jtn in Dendara auch für die Wabet belegt (III 1.7), und für die Vereinigung mit der Sonnenscheibe im Rahmen des Choiakfestes wäre eine Durchführung in den jeweils ersten Osiriskapellen, die nach oben hin offen sind, denkbar.1725 In Bezug auf das Fest am 5. Paophi, das ebenfalls eine Vereinigung mit der Sonnenscheibe beinhaltete, geht Sylvie Cauville von einer Durchführung auf dem unüberdachten Tempelvorplatz aus, auf dem eventuell ein Pavillon aufgestellt wurde.1726 Auch in anderen Tempeln sind verschiedene Schauplätze für das Ritual belegt, darunter die Wabet bzw. ihr offener Hof (Philae, vermutlich auch Shenhur und El-Qaloa) sowie ein Kiosk auf dem Tempelvorplatz (Esna).1727 Demnach war das Neujahrsfest nicht der einzige Zeitpunkt, an dem ein Vereinigungsritual durchgeführt wurde, und ein Dachkiosk war dafür keineswegs zwingend notwendig.1728 Wie die Hervorhebung dieses Ereignisses vor den nicht einzeln aufgeführten Hbw tp trw im Textkorpus sowie die Bezeichnung als „erstes Fest“ zeigen, war dieses aber sowohl chronologisch als auch in der Hierarchie des Kultkalenders – zumindest in Dendara – die Wichtigste unter diesen Vereinigungsfeiern.1729

1725 1726 1727 1728 1729

Siehe zu diesem xnm jtn oben, III 1.8, Anm. 198. Cauville, Dendara X. Commentaire, 203 ist der Ansicht, dass diese Handlung im Kiosk stattgefunden habe, in Anbetracht des Hofcharakters der jeweils ersten Osiriskapelle im Westen und im Osten kommen m. E. aber auch diese als Veranstaltungsorte in Frage. Siehe dazu Cauville, Fêtes d’Hathor, 105–106 und Coppens, Wabet, 177–178; zu den Festen am 20. Thot und am 5. Paophi oben, I 3.10. Siehe zusammenfassend und für weitere Verweise Coppens, Wabet, 83–84 und Sauneron, Esna V, 122. Vgl. dazu auch das zweite xnm jtn, das möglicherweise am Neujahrstag auf dem Dach des Pronaos stattfand (III 3.9.2 und 4.1). So auch Waitkus, Krypten, 266. Siehe zum besonderen Status des Neujahrsfestes als Hb tpj I 3.9.

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5 Inventar: Festspezifische Gegenstände und Neujahrsgaben Dieses Kapitel befasst sich mit dem materiellen Hintergrund des Festes, also mit Objekten, die zur Durchführung der Feierlichkeiten nötig waren. Dabei kann es sich, wie bei den Kultstatuen, um Dinge handeln, die selbst Gegenstand der Verehrung waren, um Hilfsmittel zu deren Transport (Schreine und Prozessionsbarke) oder um Opfergaben, die zu einem bestimmten Zeitpunkt des Rituals einer oder mehreren Gottheiten übergeben wurden. Grundlage sind auch hier wieder die Texte und Darstellungen der Treppen und des Kiosks in Dendara, es handelt sich also nicht um eine allgemeingültige, sondern um eine für das Neujahrsfest in diesem Tempel spezifische Zusammenstellung. Hierbei muss stets bedacht werden, dass in den Verlauf der Festhandlungen auch Gegenstände eingebunden sein konnten, die in den Quellen nicht vorkommen. In Bezug auf die verschiedenen Arten von Opfergaben ist zudem anzumerken, dass diese teilweise in verschiedenen Kapiteln der Abschnitte III 1–3 bereits eine größere Rolle gespielt haben, weswegen hier Querverweise in größerer Zahl angebracht sind. Auch geht es, den Zielsetzungen der Untersuchung gemäß und durch die Größe des Textkorpus bedingt, nicht um eine detaillierte Kommentierung und Bestimmung sämtlicher Gabenbezeichnungen, sondern vor allem um die Ermittlung der Besonderheiten des Neujahrsopfers und seiner grundlegenden Zusammensetzung. Die Aufspaltung zusammenhängender Reihen verschiedener Gaben in thematische Kategorien (III 5.6 – 5.9) löst diese zwangsläufig aus dem umgebenden Textzusammenhang, bietet aber den Vorteil der besseren Vergleichbarkeit einzelner Szenen und Textpassagen. Für die Position der einzelnen Objektgruppen im Kontext der Gabenauflistungen bzw. Festbeschreibungen sowie für Überlegungen zur möglichen Opferreihenfolge ist Kapitel III 2.2.4 zu konsultieren. 5.1 Kultstatuen Die theologischen Aspekte der Götter von Dendara, deren Abbilder in der Neujahrsprozession auf das Dach des Tempels mitgeführt wurden, waren bereits Gegenstand der Kapitel III 3.1 und 3.3. Im Folgenden soll es vor allem darum gehen, inwiefern die Quellen über Form, Material und Ausmaß dieser Statuen Auskunft geben und was sich daraus für ihre Nutzung im Ritual schließen lässt. In der Fachliteratur wird meist davon ausgegangen, dass es für Festprozessionen ein spezifisches Götterbild gab, das sich von der permanent im Sanktuar befindlichen Statue unterschied.1730 Dies dürfte auch für das Neujahrsfest in Dendara gegolten haben, denn die Dekoration einiger Krypten deutet darauf hin, dass diesen Statuen für dieses Ereignis entnommen wurden (III 1.1). Hätte es sich an diesem Tag um die ständig in den Kapellen des Sanktuars befindlichen Götterbilder gehandelt, hätte sich ein Einbezug der Krypten erübrigt. In Bezug auf die Gestalt der Statue der Hathor, die im tragbaren Naos der Treppenprozessionen verborgen ist, gehen die Bearbeiter, allen voran François Daumas, meist von einer Ba-

1730

So u. a. Daumas, in: LÄ IV, 468, s.v. „Neujahr“; Kruchten, in: BSEG 21, 1997, 23–37; Sauneron, Esna V, 123; Karlshausen, L’iconographie de la barque, 288–296; die entgegengesetzte Meinung vertritt z. B. Barta, in: MDAIK 23, 1968, 75–77, der annimmt, dass das Abbild, das in den Prozessionen mitgeführt wurde, aus dem Sanktuar stammte. Unentschieden äußert sich Waitkus, Untersuchungen I, 212–213, der auch einen Überblick zu weiterer Literatur gibt.

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III Analyse und Auswertung

Form mit Vogelleib und Menschenkopf aus. Diese Interpretation stützt sich auf die Darstellung einer solchen Statue auf der rechten Seite der Nordwand in Raum A von Krypte Süd 1 (III 1.1). Zu der Vermutung, dass es sich um das spezielle Neujahrs-Abbild handelt, hat ihn vermutlich bewogen, dass diese Ba-Statue hier in einem überdachten Schrein gezeigt wird.1731 Allerdings lassen die zugehörigen Texte nicht auf eine Verbindung vom Jahreswechsel schließen, zudem werden in dieser Szene und in der Krypte insgesamt noch weitere Statuen der Hathor gezeigt, die für diesen Kontext ebenso in Frage kämen. 1732 Dagmar Budde weist im Anschluss an Daumas’ These darauf hin, dass sich auch in der Wabet einige Darstellungen der Hathor in Vogelform finden, die vermutlich mit ihrer Rolle als menschenköpfiges Falkenweibchen in Verbindung stehen.1733 Wie in III 4.2.1 angemerkt, spielt das Verhältnis der Hathor zu ihrem Ba im xnm jtn tatsächlich eine Rolle, was mit dieser Darstellungsweise korrespondieren würde. Auch lässt sich der Einbezug eines vogelgestaltigen Götterbildes am Neujahrstag keineswegs ausschließen. Die Inschriften der Treppenhäuser und die Darstellungen des Kiosks jedoch machen für die Neujahrsprozession die Beteiligung einer anderen Form der Statue der Hauptform der Hathor wahrscheinlicher. Die wichtigste Quelle in dieser Hinsicht ist ein Abschnitt aus dem langen Text, der auf der rechten Wand von Treppenhaus W über den Naoi der Neunheit angebracht ist. Auf die Charakterisierung dieser Göttergruppe folgt eine Festbeschreibung, die mit Bezug auf die zehn Götter in den Schreinen hinter Hathor Folgendes verlauten lässt: „Das prächtige Götterbild (sXm) der Goldenen der Götter nimmt den Lauf vor ihnen auf, sie ist wie die (Sonnen-)Scheibe, die am Himmel aufgeht, durch deren Strahlen die Gesichter erhellt werden, indem sie eine schöne Frauenfigur (rpyt) ist, die mit der weißen Krone und der roten Krone (Smow.s mHw.s) leuchtet, indem sie zusammen vereint sind, mit den beiden Federn (Swtj) und der gehörnten (Sonnen-)Scheibe (wpt jtn?), vergoldet, indem sie zwischen ihnen ist, den beiden Hörnern, die ausgebreitet sind (obwj pD). Die beiden Hörner (Hnwtj) sind auf ihrem Kopf, das Was-Szepter in ihrer Hand, ein Lebenszeichen ist in ihrer Hand, indem sie auf ihrem Thron (bHdw) sitzt in ihrem prächtigen Schrein (HD.s Sps). Ihr Sohn steht ihr als Ihi gegenüber, beim Zufriedenstellen ihres Kas mit dem Menit und dem Naossistrum. Maat, die Große, ist zufrieden vor ihr, der Bedarf ihres Ka ist Maat.“1734

1731

1732 1733

1734

D V, Taf. 418, 420, siehe Taf. 36b der vorliegenden Arbeit. Dazu Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 59–60, 96 und ders., in: LÄ IV, 471, Anm. 5, s.v. „Neujahr“. Dementsprechend nehmen Finnestad, in: Shafer (Hg.), Temples of Ancient Egypt, 212 und Cauville, in: Fs Kurth, 53 ein vogelgestaltiges Götterbild an. Beischrift zur Ba-Form: D V, 124, 7–9. Siehe Budde, Götterkind, 101, insbesondere Anm. 496. Vgl. zum vogelgestaltigen Abbild der Hathor auch ebd., 115–119. Budde führt unter anderem eine Darstellung aus der südlichen Nische des Hwt-sSSt (Raum I, vgl. Farbtaf. 1) an, welche die Göttin ebenfalls in Vogelform in einem überdachten Naos zeigt (D III, Taf. 178). Am Eingang zu dieser Nische findet sich tatsächlich ein Verweis auf das Neujahrsfest (D III, 35, 10), was einen Zusammenhang einer der dargestellten Statuen mit diesem Ereignis wahrscheinlich macht. Allerdings ist hier auch ein Götterbild der Hathor dargestellt, das den Beschreibungen in den Treppentexten und den Darstellungen im Kiosk entspricht (D III, Taf. 179, Südwand, 2. Register links), so dass sich der Neujahrsverweis auch auf diese beziehen könnte. Siehe zur Deutung der Dekoration dieser Nische Preys, Les complexes, 251–252. Bei den von Budde außerdem erwähnten Darstellungen im Neujahrshof, in der Wabet und in den Krypten gibt es keine expliziten Hinweise auf einen Zusammenhang mit der Neujahrsstatue. D VII, 200, 15–17*. Siehe für Details, insbesondere zu der fraglichen Transliteration wpt jtn Anm. 416– 418 zur Übersetzung (Kapitel II).

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5 Inventar

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Eine verwandte Beschreibung, nur viel kürzer, findet sich an der oberen Tür von Treppe X, wo es über die Statue der Hauptgöttin heißt: „Ihr schönes Gesicht erglänzt mit der oberägyptischen und der unterägyptischen Krone (Smow.s mHw.s) zusammen, das Gehörn (wpt) ist auf ihrem Kopf, (auch) die beiden Federn (Swtj), die gehörnte (Sonnen-)Scheibe (wpt jtn?) ist dazwischen. Sie hat das Lebenszeichen umfasst, sie hat das Was-Szepter mit ihren Händen ergriffen.“1735 Diesen Texten zufolge handelt es sich bei dem in der Prozession mitgeführten Abbild der Hathor im anführenden Schrein um eine anthropomorphe und keineswegs um eine vogelgestaltige Statue. Eine ähnliche Beschreibung eines Kultbildes, die sich am Zugang zu Krypte Süd 1 befindet, wurde bereits in III 1.1 besprochen. Als charakteristische Merkmale werden eine Doppelkrone, zwei Federn, eine vergoldete gehörnte Sonnenscheibe sowie ein weiteres Hörnerpaar genannt, von dem es einmal heißt, es sei „ausgebreitet“ (pD), demnach handelt es sich um ein Widdergehörn.1736 Die Statue sitzt offenbar auf einem Thron und hält ein Anch-Zeichen sowie ein Was-Szepter. Bei der Kopfbedeckung, die hier beschrieben ist, handelt es sich eindeutig um die Hptj-Krone, die in Dendara häufig auf dem Kopf der Hathor zu sehen ist und aufgrund des Einbezuges der Doppelkrone vor allem mit dem Aspekt der Königsherrschaft dieser Göttin in Verbindung gebracht werden kann.1737 Die Annahme, dass die Statue, die am Neujahrstag in ihrem Schrein auf das Dach transportiert wurde, diese Kopfbedeckung trägt, wird durch die Doppelszene auf der westlichen Innenwand des Kiosks gestützt, in der Hathor auf beiden Seiten mit einer Hptj-Krone geschmückt ist (Taf. 37). Die zweifache Darstellung der Göttin entspricht hier auch über die Krone hinaus bis ins Detail (Thron, Lebenszeichen und Was-Szepter) der Schilderung aus den Treppentexten. Sogar Ihi und Maat, die in dem zuerst zitierten Text als Begleiter genannt werden, sind hier präsent. Die drei Figuren, die vielleicht als Statuengruppe zu deuten sind, befinden sich gemeinsam in einem Schrein, der aufgrund seiner klar erkennbaren Füße als tragbarer Naos, wie ihn die Treppenprozessionen zeigen, identifiziert werden kann (dazu III 5.2). Wie bereits in III 2.1.4 und 2.2.4 erwähnt, schlussfolgert Sylvie Cauville aus dieser doppelten Darstellung der Hathor auf der westlichen Innenwand des Kiosks, dass zwei solche Statuen an der Neujahrsprozession teilnahmen, wobei jede von fünf Göttern der Neunheit separat – eine Gruppe über die Westtreppe, die andere über die Osttreppe – auf das Dach begleitet worden wäre.1738 Dies ist m. E. unwahrscheinlich, da zahllose Indizien einen Aufstieg der Hathor im Osten und auf ihr Eintreten in den Kiosk von dieser Seite nahelegen (III 2.1.4, 2.2.4), auch zeigen die Treppenhäuser stets einen Naos der 1735

1736 1737

1738

D VIII, 83, 8–9*. Vgl. zu Texten dieser Art grundsätzlich die Studie von Cauville, in: ZÄS 122, 1995, 38– 61 zu einem Papyrus, der ausführliche Statuenbeschreibungen enthält (mit weiterführender Literatur und verwandten Textstellen), ergänzend Meeks, Mythes et légendes, 17 und 20 und Pries, Stundenritual 84–86 (Hinweis Emmanuel Jambon). So Derchain-Urtel, in: Kurth (Hg.), Edfu: Studien zu Vokabular, Ikonographie und Grammatik, 30, Anm. 18. Siehe zu dieser Krone, von der auch eine Variante für Horus existiert, Richter, Theology, 90–93 und Derchain-Urtel, in: Kurth (Hg.), Edfu: Studien zu Vokabular, Ikonographie und Grammatik, 25–71; in Kürze Preys, in: CRIPEL 23, 2003, 126–127; Cauville, Guide archéologique, 9. Eine Darstellung mit Beschreibung dieser Kopfbedeckung findet sich auch im Kronenopfer der Wabet (D IV, 241, 1–3 mit Taf. 307 und 209bis), wodurch einmal mehr die enge Beziehung zwischen diesem Raum, den Treppen und dem Dachkiosk betont wird (III 1.7). Vgl. auch die Darstellungen von Kronen im Kiosk (III 5.10), wo sich allerdings nur ein Exemplar ohne gehörnte Sonnenscheibe findet. Cauville, Fêtes d’Hathor, 47–48 bezogen auf D VIII, Taf. 705 (entspricht Taf. 37 der vorliegenden Arbeit). Die zugehörigen Texte finden sich in D VIII, 23, 13 – 24, 5* und 28, 17 – 29, 7*.

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III Analyse und Auswertung

Hathor in Begleitung der gesamten Neunheit. Die zweifache Darstellung einer identischen Statue der Hathor in einem auf beiden Seiten als wn Hr beschriebenen Ritual lässt sich m. E. besser durch die unterschiedliche Handhaltung des Königs in dieser Doppelszene erklären.1739 Auf der linken Seite ist er offenbar mit dem Öffnen der Tür des Naos beschäftigt, denn seine beiden Hände machen sich an dieser zu schaffen, wobei auf Höhe der linken Hand deutlich ein Griff zu erkennen ist. In der rechten Szene hingegen sind beide Hände vom Naos gelöst, die rechte Hand ist preisend erhoben. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Öffnen der Türen bereits vollzogen ist, woran sich unweigerlich eine Verehrungsgeste von Seiten des Königs anschließt. Demnach wäre die Doppelszene vielleicht als die Darstellung zweier verschiedener Phasen eines Vorgangs zu verstehen, der auf ein einziges Götterbild bezogen ist. Gleichzeitig könnte diese Doppelung mit zwei hier repräsentierten Bestandteilen der Persönlichkeit der Hathor zu tun haben. Schließlich lautet der Titel der linken Szene wn Hr n Hmt.s m HD.s Sps („das Gesicht öffnen für ihre Majestät in ihrem prächtigen Schrein“), während die entsprechende Formel der rechten Szene, die partiell zerstört ist, auf einen Zusammenhang mit dem Ka der Göttin hindeutet (wn Hr n k# […]: „das Gesicht öffnen für ihren Ka […]).1740 Die Präsenz des Ka der Göttin scheint am Neujahrsfest eine wichtige Rolle zu spielen. Teilweise legen die Quellen eine Einheit von Statue und Ka der Hathor nahe, etwa wenn Letzerer als Empfänger der Opfergaben1741 bzw. der Verehrung1742 fungiert oder wenn vom Kiosk als Sitz des Kas der Göttin1743 die Rede ist. Manche Stellen jedoch deuten auf eine Trennung von Ka und Statue hin, indem beide separat aufgeführt werden1744 oder wenn es Hathor gegenüber heißt, ihr Ka befinde sich hinter ihr1745. Demnach konnte der Ka während des Neujahrsfestes einerseits als mit dem Götterbild durch Einwohnung identisch betrachtet werden, andererseits aber auch als von diesem losgelöst angesehen werden.1746 Letzteres könnte die zweifache Darstellung auf der westlichen Innenwand des Kiosks implizieren. Dies würde gut zur Dekoration der Säulen des Kiosks passen, auf denen Ka-Figuren, welche mit der Persönlichkeit des Sonnengottes verbunden sind, zu sehen sind. Diesen Kas des Re stünde somit vielleicht auch eine Repräsentation des Ka der Hathor gegenüber, wenngleich diese nicht durch ein entsprechendes Zeichen auf ihrem Kopf gekennzeichnet ist. Die oben stehende Interpretation ist zwar als unsicher zu bewerten, die Gestaltung des doppelten Abbildes der Hathor deutet aber wie auch das weitere textliche und ikonographische Material, auf eine anthropomorphe Gestalt hin, die auf einem Thron sitzt und eine Hptj-Krone auf dem Kopf trägt. Der Studie von Sylvie Cauville zufolge, die sich mit den Darstellung von Götterbildern in den Krypten befasst, ist eine entsprechende Statue an zwei Stellen in Krypte

1739 1740 1741 1742 1743 1744 1745 1746

Ich danke Emmanuel Jambon, der meine Aufmerksamkeit auf dieses Detail gelenkt hat. D VIII, 23, 13* und 28, 17*. D VII, 161, 7*; 194, 11*; 194, 14–15*; D VIII, 31, 9*; 74, 4*; 95, 13*. D VII, 145, 16*; 175, 2*; 188, 4*. Kiosk: D VIII, 84, 6–7* (#Xt nt k#.s Hr v#-n-vm; vgl. III 2.2.3); Tempel (?): D VIII, 45, 10* (#Xt nt k#.s tp t#). D VII, 195, 7–8* (THn.n.j k#.T m B#t wob.n.j owt.T); D VIII, 20, 6* (h#yt nt sXm Spst q# xr k#); D VIII, 96, 8* (rmnw k#.s … Dsrw Dt.s); D VIII, 109, 14–15* (so# smn.s … s#X k#.s). Vgl. D VIII, 110, 5* (sHtp k#.s … sXntS Hmt.s). D VII, 143, 12* (k#.t m-Xt.T). Vgl. zum Verhältnis von Ka und Götterbild am Neujahrsfest Lorton, in: Dick (Hg.), Born in Heaven, 193– 195 (auf Edfu bezogen).

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Süd 1 sowie an einer Stelle in Krypte Ost 1 belegt.1747 Die Darstellungen entsprechen der Doppelszene im Kiosk (Taf. 37) und den oben zitierten Beschreibungen aus den Treppenhäusern bis ins Detail, außer dass nur eine von ihnen – die Version aus Raum B der Südkrypte – ein Was-Szepter trägt, die anderen beiden halten Papyrusszepter in der Hand. Eindeutige Bezüge zum Neujahrstext weisen die zugehörigen Texte, die ohnehin nur sehr knapp sind, nicht auf. Sie geben lediglich das Material (Gold) und die Größe der Statue an, die stets eine Elle (ca. 52 cm) beträgt.1748 Grundsätzlich muss man, wie in III 1.1 ausgeführt, mit der Zuordnung der Darstellungen in den Krypten zu den tatsächlich darin gelagerten Statuen vorsichtig sein, da es sich auch um historische und zum Dekorationszeitpunkt nicht mehr aktuelle Inventare handeln kann. Somit darf nur unter Vorbehalt die Vermutung geäußert werden, dass die besagten Abbildungen von Statuen der Hathor eine direkte Entsprechung zu dem in den Texten erwähnten und im Kiosk gezeigten Götterbild darstellen. Dies würde bedeuten, dass die Neujahrsstatue aus Gold oder zumindest vergoldet gewesen wäre, was ausgezeichnet zum solaren Kontext des Festes passen würde und dem Augenblick der Vereinigung mit der Sonnenscheibe durch den Glanz des Materials eine besonders starke Wirkung verliehen hätte.1749 Eine Statue mit einer Höhe von nur etwa 50 cm hätte zudem ohne Probleme auf das Dach transportiert werden können. Geht man davon aus, dass die Abbildungen aus den Treppenhäusern das Verhältnis zwischen den Naoi und ihren Trägern ungefähr realitätsgetreu wiedergeben, hätte eine Statue dieser Größe auch in den tragbaren Schreinen der Reliefs Platz gefunden (Taf. 26a). Während sich, wie oben demonstriert, zur Gestalt des Götterbildes der Hathor am Neujahrstag in den Treppentexten einige Informationen finden, gibt es zu den meisten Abbildern der Mitglieder der Neunheit keine detaillierten Beschreibungen. Die einzigen beiden Ausnahmen diesbezüglich stellen Horus und zwei Formen des Rasomtus dar, deren Statuen in der bereits zitierten Inschrift über den Naoi auf der rechten Wand des östlichen Treppenhauses folgendermaßen geschildert werden: „Dort die Richtung anzeigen, der Schrein dessen von Edfu, des gefleckt Gefiederten, ist laufenden Schrittes hinter ihr, indem er ein Falke (gmHsw) ist, der den Phallus ergreift und seine Rebellen fesselt, die rote und die weiße Krone (nt nfrt) sind vereint auf seinem Kopf, die schönen Federn (Swt nfrt) und die große Doppelfeder (Swtj wrtj) sind auf dem Scheitel auf seinem Kopf. Sein Sohn Schu ist als Löwe an seiner Stätte, zusammen mit seiner Tochter, der Erstgeborenen. (…) Rasomtus ist in ihrem Umkreis als schöne Schlange (s#-t# nfr) aus Kupfer (bj#) mit dem Gesicht eines Falken (Drtj), indem er seinen Platz einnimmt an der Spitze der monDt-Barke. (…) Rasomtus ist auf ihrem Weg als Falke (bjk), als gefleckt Gefiederter, der mit der (Sonnen-)Scheibe (jtn) und den Doppelfedern (Swtj) aufgeht.“1750 Horus tritt dem Text zufolge also in Falkengestalt und mit einer Doppelkrone geschmückt auf, die mit einer Doppelfeder und weiteren Federn versehen ist. Andernorts im Tempel finden 1747 1748 1749

1750

Cauville, in: BIFAO 87, 1987, 80 (Nr. 8); Südkrypte: D V, 124, 6 und Taf. 418; 136, 4 und Taf. 424; Ostkrypte: D V, 34, 4 mit Taf. 347. Siehe zur Größe von Kultstatuen grundlegend Hoffmann, in: Steele/Imhausen (Hgg.): Under One Sky, 109– 119. Von einer goldenen Statue sprechen auch Daumas, in: LÄ IV, 468, s.v. „Neujahr“; ders., Dendara et le temple d’Hathor, 96; Finnestad, in: Shafer (Hg.), Temples of Ancient Egypt, 221; Eldamaty, in: Fs Haikal, 89. Wie oben erläutert, gehen diese Bearbeiter allerdings von dem vogelgestaltigen Abbild aus der Südkrypte aus, das ebenfalls die Materialangabe „Gold“ trägt, dessen Nutzung am Neujahrstag jedoch nicht belegbar ist. D VII, 201, 3–4*; 201, 6–7*; 201, 9*.

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III Analyse und Auswertung

sich Darstellungen von Statuen, die hervorragend zu dieser Beschreibung des Gottes von Edfu passen, allerdings ist für diese kein eindeutiger Neujahrskontext zu attestieren.1751 Wie in III 2.2.1 gezeigt wurde, gibt es für fast alle Gottheiten der Neunheit, die sich in den Naoi der Treppenprozessionen befinden, eine Entsprechung in den Darstellungen auf den Innenwänden des Kiosks. Für diesen Zusammenhang sprechen auch die Füße, mit welchen nahezu alle Schreine der Gottheiten an beiden Anbringungsorten versehen sind (III 5.2). Horus von Edfu allerdings ist auf den inneren Schranken des Kiosks nicht zu finden, er könnte jedoch der Opferempfänger des zerstörten Tableaus rechts neben Szene 11 gewesen sein.1752 Für die zitierte Beschreibung des Horus von Edfu steht somit nicht, wie für die Hauptform der Hathor, eine ikonographische Entsprechung zur Verfügung, mit der man diese vergleichen könnte. Auffällig ist allerdings, dass die Götter der Neunheit im Kiosk grundsätzlich menschengestaltig, teilweise mit Falkenkopf, auftreten.1753 In Analogie dazu wäre die Gestalt des Horus von Edfu im Kiosk – falls dieser in der zerstörten Szene vorhanden war – anthropomorph und falkenköpfig zu rekonstruieren, was allerdings im Widerspruch zur oben zitierten Beschreibung stünde. Dieses Problem stellt sich auch in Zusammenhang mit den dort angegebenen Charakteristika der Statuen des Rasomtus, der einerseits als Schlange mit Falkenkopf andererseits als Falke mit Doppelfeder und Sonnenscheibe in einer Barke beschrieben ist. Rasomtus ist, wie bereits in III 1.10 angemerkt, in den Inschriften häufig eine Bezeichnung des Harsomtus in seiner Eigenschaft als Sonnengott.1754 Während für den Gott in Falkengestalt potenzielle Entsprechungen in den Darstellungen der Krypten existieren, ist eine falkenköpfige Schlange in den Inventaren dort unauffindbar.1755 Auf den Innenwänden des Kiosks, an denen korrespondierende Darstellungen zu erwarten wären, ist Harsomtus stets anthropomorph dargestellt, wobei er zweimal einen Falkenkopf mit Sonnenscheibe und Doppelfeder trägt und einmal als Kindgott auftritt. Hier ist eine ganz offensichtliche Diskrepanz zwischen den Beschreibungen der Treppentexte und den Darstellungen des Kiosks zu attestieren, wobei Erstere eine Tiergestalt schildern, Letztere durchgehend Menschenkörper zeigen. Ein Grund dafür könnte die Übernahme von fremden Textmaterial in die Treppeninschriften von Dendara sein. Zumindest die Beschreibung des Horus von Edfu findet sich nahezu in identischer Formulierung in der Osttreppe seines Tempels in Edfu.1756 Es könnte sich also um die Beschreibung des dort verwendeten Götterbildes handeln, die nicht zwangsläufig mit seiner Statue in der Neujahrsprozession von Dendara identisch ist.1757 Der Einfluss anderer Quellen wäre auch in Zusammenhang mit der Beschreibung der Rasomtus-Statuen möglich, allerdings ist mir hierfür keine 1751

1752 1753 1754 1755

1756 1757

Sogar der im Text genannte Schu ist als liegender Löwe präsent: Cauville, in: BIFAO 87, 1987, 97 und Cauville/Ali, Le temple égyptien, 86, wobei ebd. kein Zweifel an einem Zusammenhang mit der Neujahrsprozession gelassen wird. Siehe zu ähnlichen Statuenbeschreibungen von ithyphallischen Gottheiten Cauville, in: ZÄS 122, 1995, 58 und 60. So schon vermutet in III 3.3, vgl. Taf. 22a. D VIII, Taf. 701–712. Siehe für Belege dort, Anm. 282. Falke mit Sonnenscheibe und Doppelfedern: Cauville, in: BIFAO 87, 1987, 92–93, Nr. 2; siehe für schlangengestaltige Darstellungen von Statuen des Harsomtus ebd., 94–95. Schlangen mit Falkenköpfen sind in der ägyptischen Ikonographie grundsätzlich belegt (z. B. Esna IV, Abb. zwischen S. 74 und 75 und Hornung, in: Uehlinger (Hg.), Images as Media, 14), als Darstellung des Rasomtus bzw. Harsomtus jedoch m. W. nicht belegt. Siehe zur Ikonographie des Rasomtus/Harsomtus LGG IV, 638a–b und V, 287b – 290a sowie generell Cauville, Harsomtous. D VII, 201, 3–6* entspricht E I, 576, 4–6, so auch Alliot, Culte d’Horus, 410, Anm. 2; vgl. III 6.7 und Synopse 5 (dort auch weitere Übereinstimmungen des umgebenden Textes). Vgl. für verschiedene Formen der Statuen des Horus in Edfu Alliot, Culte d’Horus, 314–323.

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Parallele andernorts bekannt. Wenngleich der Unterschied zwischen den Schilderungen der Texte und der Darstellungsweise der Götter im Kiosk also möglicherweise durch intertextuelle Einflüsse erklärt werden kann, kann er doch nicht negiert werden. Welche Gestalt die Statue des Horus sowie der Formen des Harsomtus, die im realen Festgeschehen auf das Dach getragen wurden, tatsächlich hatten, lässt sich anhand der verfügbaren Belege also nicht entscheiden. Für die Darstellungen der anderen Götter der Neunheit im Kiosk, die namentliche Entsprechungen in den Besitzern der Naoi der Treppenhäuser haben, bedeutet dies, dass man auch von ihnen nicht ohne weiteres auf die Gestalt ihrer tatsächlich verwendeten Statuen schließen kann. Es muss stets mit dem Einfluss fremden Textmaterials gerechnet werden oder aber damit, dass die Bilder und Beschreibungen teilweise oder ganz nicht die Abbildung der Wirklichkeit, sondern die Hervorhebung bestimmter theologischer Aspekte bezwecken. In Bezug auf das Götterbild der Hathor, für das mehrere Text- und Bildquellen exakt übereinstimmen, liegt es zwar nahe, dass es auch in der Realität genau die in den Quellen beschriebene und gezeigte Form hatte, als bewiesen anzusehen ist dies jedoch nicht. Ebenso wenig kann eine sichere Aussage dazu getroffen werden, inwiefern die zahllosen anderen, ebenfalls auf den Wänden des Kiosks dargestellten Gottheiten, die keine Pendants in den Treppenprozessionen haben, im wirklichen Defilee als Statuen repräsentiert waren. Hierbei wäre insbesondere an die „alten“ Formen der Hathor auf den Säulen zu denken (III 3.1, Tab. 13), aber z. B. auch an die verbleibenden Gottheiten auf den Innenwänden des Gebäudes (III 2.2.1, Tab. 10) und die Mitglieder der vielen Göttergruppen (III 3.8). In Anbetracht des Mangels an Informationen über die Zusammensetzung der wirklichen Festprozession muss diese Frage offen bleiben. 5.2 Die Götterschreine und ihre Tragekonstruktion Mit den Götterbildern Hathors und der Neunheit aufs engste verbunden waren die Schreine, in denen diese am Neujahrstag auf das Dach transportiert wurden. Darstellungen dieser Kästen, die auf den Händen von Priestern ruhen, finden sich auf den Wänden zu beiden Seiten der Treppen. Bei den Naoi der Neunheit handelt es sich um schmucklose, hohe Schreine mit Hohlkehle und einem nach vorne hin gewölbten Dach.1758 An der Basis des Schreins sind kurze, rechteckige Füße zu erkennen, zudem ist daran eine Art Gurt befestigt, der um den Nacken des jeweiligen Trägers geschlungen ist.1759 Diese Binde dürfte einerseits zur Stabilisierung des Objektes beigetragen, andererseits aber auch der Entlastung der Arme des Trägers gedient haben. Während die Naoi der Neunheit jeweils von einem Priester transportiert werden, sind um den anführenden Schrein der Hathor neun Träger gruppiert (vgl. III 3.7). Im Gegensatz zu den Darstellungen der anderen Naoi, die keine Schlüsse darauf zulassen, wie die Traggurte befestigt wurden, sind an beiden Seiten der Bodenplatte unter dem Schrein der Hathor Ösen zu erkennen, durch welche die Trageriemen gezogen sind. Auf dieser Platte steht der Naos, der sich von denen der Neunheit durch sein flaches Dach mit Uräenfries unterscheidet. Zusätzlich ist er von einem nach vorne gewölbten, weiteren Dach überspannt, das auf zwei Papyrussäulen ruht, die zusätzlich mit je einem Hathorkapitell versehen sind. Der vordere Rand der Überdachung ist mit einer weiteren Uräusschlange verziert.1760 Der Naos der Hathor ruht also in 1758 1759 1760

Siehe zu diesem Typus, der schon seit dem Alten Reich belegt ist, Müller, in: LÄ V, 709–712, s.v. „Schrein“ und Barta, in: MDAIK 23, 1968, 77. D VII, Taf. 677–680; 689–691; D VIII, Taf. 770–772 und 796, 798–801 (Teil von Taf. 10–14 dieser Arbeit). D VII, Taf. 677, 689–690, D VIII, Taf. 767, 793, 796 (Teil von Taf. 10–14 dieser Arbeit).

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III Analyse und Auswertung

einer Art Pavillon mit Sistrumsäulen, dessen Form möglicherweise schon auf den Dachkiosk als Zielpunkt der Prozession hindeutet.1761 Dass den tragbaren Schreinen der Götter insgesamt und dem der Hathor im Besonderen am Neujahrstag keine nebensächliche Bedeutung zukam, wird aus ihrer häufigen Erwähnung in den Texten deutlich. Sowohl für die Schreine der Neunheit als auch für den der Hathor sind vor allem die Bezeichnungen HD1762 und k#r1763 („Schrein“) belegt, wobei erstere häufig zu HD Sps („prächtiger Schrein“)1764 erweitert vorkommt, letztere fast ausschließlich in der spielerischen Verbindung mit dem Ka der Gottheit (k#w m k#r.sn, k#r xr k#). Seltener wird auf tragbaren Schreine mit tmm1765 und j#w#1766 („Kasten“) Bezug genommen, jeweils einmal kommen bzw. geschriebene BeSTyt („Heiligtum“)1767, rwt („Naos“)1768 und eine nennung vor, die vielleicht sHDt1769 zu lesen ist. Besonders auffällig ist die hier ebenfalls nur 1761 1762

Die Gestaltungsweise des Schreines evoziert zudem eine Verwandtschaft mit den Kabinen, die sich auf den Prozessionsbarken befinden, siehe dazu ausführlicher III 5.3. Schrein der Hauptform der Hathor: D VII, 145, 10*; 175, 15*; 176, 15*; 186, 12*; 186, 13*; 190, 16*; 200, 17*; 201, 12*; D VIII, 23, 13*; 24, 3*; 46, 8*; 77, 7*; 77, 8*; 81, 16*; 83, 6*; 84, 9*; 87, 13*; 90, 13*; 96, 7*; 105, 13*; 105, 14*; 107, 13*; 113, 4*; 113, 8*; 117, 7*; 121, 8*; Schrein(e) anderer Götter: D VII, 169, 6*; 188, 15*; 188, 17*; 189, 1*; 201, 3*; 202, 5*; 203, 1*; 203, 5*; D VIII, 25, 16*; 49, 11*; 86, 14*; 97, 11*; 98, 13*; 99, 5*; 101, 12*; 118, 11*; 119, 5*; 119, 9*; 121, 12*; 121, 13*; 122, 1*; 122, 3*; unspezifischer Besitzer: D VIII, 19, 6*; 19, 8*; 98, 1*; berücksichtigt sind hier auch Textstellen, in denen der Schrein nur ideographisch geschrieben ist (

) und deren Kontext keinen Hinweis auf eine andere Lesung

gibt. Manchmal könnte mit HD auch eine Götterkapelle im Erdgeschoss gemeint sein, z. B. auf Hathor bezogen in D VII, 144, 11* (Htp.s m HD.s m-Xnt Owt-sSSt: „sie ruht in ihrem Schrein im Haus des Naossistrums“), vgl. 145, 3* und 177, 3*. Das Wort HD kann bekanntlich Schreine und Kapellen verschiedener Art bezeichnen (Wb III, 209, 1–8 und Wilson, Lexikon, 696). Vgl. auch die Schreibung

1763

1764 1765 1766 1767

1768 1769

für Transport-

kisten für Stoffe oder Schmuck (vermutlich ebenfalls HD zu lesen) in D VII, 197, 10* und D VIII, 94, 9*. Siehe für HD in den Treppentexten von Edfu E I, 536, 16; 549, 3–4; 549, 6; 551, 7; 553, 6; 557, 12; 571, 7; 576, 2; 580, 2 (wohl in Bezug auf die tragbaren Schreine); 580, 2; 580, 4 (in Bezug auf stationäre Kapellen, vgl. Alliot, Culte d’Horus, 384, Anm. 1). Schrein der Hauptform der Hathor: D VIII, 68, 1*; 96, 8*; Schrein(e) anderer Götter: D VII, 173, 9*; 187, 4*; 202, 9*; D VIII, 121, 1*; ohne Spezifikation: D VIII, 44, 11*; 115, 16*. Berücksichtigt sind hier auch ideographische Schreibungen, bei denen der lautliche Kontext oder Parallelen auf die Lesung k#r hindeuten, vgl. ansonsten oben bei HD. Nicht in Bezug auf die tragbaren Schreine, sondern vielleicht auf die Kapelle der Hathor im Erdgeschoss angewandt wird k#r in D VIII, 6, 15*; siehe zum Bedeutungsspektrum des Wortes Wb V, 107, 12 – 108, 12; Wilson, Lexikon, 1082–1083; Konrad, Architektur, 30–33; Spencer, The Egyptian Temple, 125–130. Z. B. D VII, 186, 13*; D VIII, 23, 13*; 84, 9*; 87, 13*, etc.; siehe zur Kombination HD Sps schon Wb III, 209, 3 und Kurth, Edfou VIII, 131, Anm 12. D VII, 189, 9–10*; 202, 7*; 203, 9*; D VIII, 99, 3*; siehe dazu Wb V, 308, 12–13. D VII, 189, 7*; 202, 11*; 203, 3*; D VIII, 81, 6*; 99, 1*; 119, 11*. Das Wort wird auch als Bezeichnung für einen Kasten mit Opfergaben in D VIII, 86, 8* verwendet und ist somit nicht auf die tragbaren Schreine beschränkt (Wb I, 29, 17; ALex 78.0215). D VII, 202, 14*. Eine STyt scheint sonst eher eine feste Kapelle oder Krypta zu bezeichnen und im funerären Kontext zu stehen (Wb IV, 555, 7 und Wilson, Lexikon, 1038). Möglicherweise steht dieser Begriff als Naosbezeichnung daher in der absteigenden Hälfte der Osttreppe, der mit der untergehenden Sonne und im übertragenen Sinne auch mit dem Abstieg in das Grab in Verbindung gebracht werden kann (vgl. III 2.1.2). D VIII, 99, 7*. Offenbar in dieser Bedeutung nur hier belegt, der Form wegen aber wohl mit rwt „Tor, Tür“ in Verbindung zu bringen (so Meeks in ALex 78.2377, vgl. Wb II, 404, 1–10). D VII, 189, 3* und 203, 7*, siehe zum Lesungsvorschlag die zugehörigen Anm. 334 in der Übersetzung (Kapitel II), zu sHDt „Kasten, Schrein“ Wb IV, 228, 2–3 und Wilson, Lexikon, 896–897.

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einmal belegte Bezeichnung w#S („Tragbahre/-schlitten“)1770, die durch ihr Determinativ auf einen von den Schreinen in Bezug auf Form und Funktion stark unterschiedenen Gegenstand verweist. Auch der damit verbundene Hinweis auf ein Seil aus Binsen, das die neun Freunde an dieses Objekt knüpfen (smHrw 9 Htr w#r nt swwt Ts.tw r w#S n nTrt tn), führt gedanklich von den tragbaren Schreinen weg hin zu einem Schlitten, der mit Hilfe dieses Seiles unter anderem im Begräbniskontext gezogen wurde.1771 Hinter der Phrase könnte sich ein Auszug aus einem Text, der aus einem anderen Zusammenhang entstammt, verbergen, wobei anhand des verwendeten Vokabulars aber keine bestimmte Quelle ausfindig gemacht werden konnte. Vielleicht handelt es sich aber auch um eine bewusste Allusion, durch welche die Schreine mit dem Sargschlitten gleichgesetzt werden sollten. Dem genannten Seil, das an solchen Schlitten auch mit Ösen befestigt sein konnte, würde dann das oben beschriebene Tragesystem mit Gurten entsprechen.1772 Eine Ergänzung der oben stehenden Auflistung findet sich in dem die Treppen betreffenden Abschnitt der Bandeauinschrift auf der Außenwand des Naos, in dem mit der Bezeichnung sp# („Tragesessel“) ganz offensichtlich auf die Schreine der Götter in den Treppenhäusern Bezug genommen wird.1773 Wie bei w#S scheint auch hier das bezeichnete Objekt von der Form her weit von den tragbaren Schreinen entfernt zu sein, in seiner Transportfunktion entspricht es diesen aber durchaus, zudem spielt das Wort sp# möglicherweise mit der gleich lautenden Treppenbezeichnung (vgl. III 2.1.3). Neben den verschiedenen Bezeichnungen der tragbaren Naoi finden sich in den Treppentexten von Dendara auch zwei ausführliche Beschreibungen des Schreines der Hathor, dessen besondere Bedeutung somit hervorgehoben wird. Der hier relevante Auszug aus der Beischrift zum Naos auf der linken Wand des östlichen Treppenhauses lautet folgendermaßen: „Erscheinen der Prächtigen und Mächtigen in ihrem prächtigen Schrein (HD.s Sps). Veranlassen, dass sie auf einem Untersatz aus Gold (S n nbw) ruhe, auch sei der Himmel (pt) aus Gold auf ihm, auf vier Säulen (o#w) aus Gold, einer in jeder Ecke des Untersatzes (S). Auch vier Ösen (moyt 4) an den vier Ecken dieses Untersatzes, Streifen aus Leinen (nmsw n p#qt), die Tait gewoben hat, sind an die vier Ösen geknüpft.“1774 In einer Inschrift an der oberen Tür zu Treppe X heißt es an einer vergleichbaren Stelle:

1770

1771

1772 1773 1774

D VII, 202, 2*. Laut Wb I, 262, 12 wohl identisch mit wnS (Wb I, 325, 2). Vgl. dazu auch die Bezeichnung bj#yt o#t „großes Wunderwerk“, die in der davorliegenden Textpassage auf die Barke bezogen wird und ebenfalls unter Verwendung des Schlittens geschrieben wird (D VII, 201, 14*). Hier könnte ein Schriftspiel intendiert sein (Hinweis von Ogden Goelet). Vgl. zur Verwendung von Schlitten im religiösen Kontext generell Köpp-Junk, Reisen, 125–132. Sie spricht hier auch von Schreinen auf Kufen, die nicht nutzbar waren und wohl nur als Anspielung auf eine Fortbewegung im mythologischen Raum zu sehen waren, ähnlich den Barken (III 5.3). Vgl. den Schrein auf der Götterbarke der Hathor im Hauptsanktuar, der ebenfalls auf Kufen steht (Taf. 39a). Siehe zu den neun Freunden im Funerärkontext III 3.7. Vgl. dazu auch Darstellungen der Treppenhäuser in Edfu, in denen ein Tragegurt wirklich wie ein Zugseil in der Hand gehalten wird: E IX, Taf. 37e und 37b unten. Siehe zu Schlitten mit Ösen Köpp-Junk, Reisen, 127 mit 396, Abb. 46–47. D XII, 56, 3, siehe dazu Cauville, in: BIFAO 90, 1990, 103; zu sp# grundsätzlich Wb III, 441, 7–9; Wilson, Lexikon, 827. D VII, 186, 13–15*. Vgl. unten, Tab. 30.

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III Analyse und Auswertung

„Hathor freut sich […] Gestalt? […] in Jubel […] mit dem, was zu ihnen gehört, um die Majestät dieser Göttin eintreten zu lassen in [Jubel?] ins Innere ihres prächtigen Schreins (HD.s Sps), der mit Gold überzogen ist sowie mit Silber, der im Inneren ihres Schreins aus schwarzem [St]ein ist. (…) Diese Göttin, die Prächtige, die Mächtige auf einem Untersatz (S) [ruhen] lassen, […Untersatz] des Ruhens ([…S] n Htp) sagt man als sein Name, der Himmel (pt) über ihm ist aus Gold, er gleicht dem Horizont, der unter dem Horizontischen ist, auch vier Säulen (o#w) aus Gold sind an den vier Ecken des Untersatzes des Ruhens (S n Htp). Vier Ösen (moyt 4) sind an den vier Ecken, Streifen von Leinen (nmsw n p#qt) sind an sie geknüpft.“1775 Die hier gegebene Beschreibung korrespondiert bis in das kleinste Detail mit den oben geschilderten Reliefs. Zusätzlich erfährt man, dass der Schrein sowie die Bestandteile des ihn umgebenden Pavillons aus Gold und Silber bzw. vergoldet und versilbert1776 waren und dass die Transportgurte aus Leinen gefertigt waren. Die in den oben zitierten Texten genannten bzw. ) in Verbindung mit Stoffstreifen, die auch in einer ähnlichen, Ösen ( bereits in I 1.1 besprochenen Inschrift am Eingang zur Südkrypte erwähnt sind, wurden von François Daumas als Vorhangsystem gedeutet, das dem Verschluss der tragbaren Naoi diente.1777 Maurice Alliot ging bei der Untersuchung zweier verwandter Textstellen aus dem östlichen Treppenhaus von Edfu von zwei Reihen von Ösen aus, wobei die untere zur Befestigung des Tragesystems, die obere als Halterung eines verhüllenden Vorhangs gedient hätte.1778 Wie Wolfgang Waitkus bereits anmerkte, handelt es sich in Anbetracht der Reliefs, welche in beiden Tempeln Ösen von der Form ausschließlich am tragbaren Untersatz des Naos zeigen (Taf. 38), sicherlich nur um die Halterungen für die textilen Trageriemen, auf Vorhänge deutet nichts hin.1779 1775 1776

1777

D VIII, 83, 4–6* und 10–12*. Vgl. unten, Tab. 30. Vgl. auch D VIII, 96, 8*, wo von einem k#r n ktmt („Schrein aus Gold“) die Rede ist. Eine Vergoldung des Untersatzes vermutet Barta, in: MDAIK 23, 1968, 77 in Anbetracht eines Holzdeterminatives, mit welchem das Wort S in einem entsprechenden Text in Edfu versehen ist. In den zitierten Texten aus Dendara findet sich dieses nur im Zusammenhang mit o#w „Säulen“, aber auch hier könnte es auf vergoldetes Holz hindeuten. Der Verweis auf den Schrein, „der mit Gold überzogen ist sowie mit Silber, der im Inneren ihres Schreins aus schwarzem [St]ein ist“ in der zweiten zitierten Textpassage (D VIII, 83, 6–7*) könnte dabei die Situation im pr-wr beschreiben, wo sich das Abbild der Göttin zu Beginn der Prozession offenbar befand (III 1.2). Demnach hätte sich ein leichterer, vergoldeter und versilberter Schrein, der die Göttin unmittelbar umgab, in einem großen Naos aus Stein befunden, aus dem die Statue mitsamt dem inneren Schrein für die Prozession entnommen wurde. So Daumas, Dendara et le temple d’Hathor, 96–97 („quatre anneaux de bronze, des quatre côtés, soutenaient des rideaux de lin“); ders., in: LÄ IV, 468, s.v. „Neujahr“; entsprechend zum Text aus der Krypte (D V, 116, 12–13, vgl. Tab. 30 am Ende dieses Kapitels) ders., in: ASAE 51, 1951, 386–387 und 393, dem folgt auch Wilson, Lexikon, 413. Gegenüberstellungen der verschiedenen Schreibungen für moyt („Öse“) finden sich bei Wilson, loc. cit. und Tillier, in: BIFAO 113, 2013, 440–441. Meine Präzisierung der Form des Zeichens in D VII, 186, 15* (

) im Verhältnis zur Publikation basiert auf Foto HAdW/Tübingen

K 6884, in D VIII, 83, 12* hielt die von Chassinat/Daumas gewählte Zeichenform ( 1778 1779

) einer Überprü-

fung hingegen durchaus stand. Alliot, Culte d’Horus, 327–329 und 411 zu E I, 554, 6–8 und 551, 6–9. Vgl. Tab. 30 am Ende dieses Kapitels. So Waitkus, Krypten, 97, Anm. 11, vgl. Tillier, in: BIFAO 113, 2013, 440. Alliots Irrtum besteht darin,

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Darstellungen des beschriebenen Tragesystems, das den Transport von Götterschreinen durch Treppenhäuser von geringer Höhe erlaubt, sind m. W. nur im Hathortempel von Dendara und im Horustempel von Edfu belegt. Außer in den Treppenhäusern zu den beiden großen Treppen ist der Gebrauch von Trageriemen in Dendara auch in Zusammenhang mit dem großen Naos der Hathor in Krypte Ost 2 dargestellt. Die Schreine der ihm nachfolgenden Götter allerdings werden hier auf den Händen der Priester, ohne zusätzliche Unterstützung durch Stoffstreifen, getragen.1780 Auch in den Treppenhäusern von Edfu ist der Transport mit Hilfe von Riemen dem Götterpaar Horus und Hathor vorbehalten, während die Schreine der Neunheit mit beiden Händen getragen werden.1781 Der Naos der Hathor ist hier nahezu identisch mit dem der Treppenhäuser in Dendara, der Naos des Horus unterscheidet sich von diesem dadurch, dass er ein zweifaches gewölbtes Dach – am Schrein selbst und am Pavillon – sowie Papyrus- statt Sistrumsäulen aufweist.1782 Die Notwendigkeit des Einsatzes eines solchen Tragesystems könnte einerseits auf besondere Vorsicht im Umgang mit dem Naos der Hauptgottheit(en) hindeuten, andererseits aber auf ein erhöhtes Gewicht, auf welches der goldene oder vergoldete Aufbau um den Schrein schließen lässt. Wohl aus diesen Gründen werden beim Transport solcher Schreine mit Dachaufbau stets zwei oder mehr Priester gezeigt (III 3.7). Bei dem ausgeklügelten Tragesystem, das in den Reliefs genau gezeigt und in den Texten beschrieben wird, scheint es sich um eine Methode des Transports zu handeln, die exakt auf die Erfordernisse des Auf- und Abstiegs im engen und niedrigen Treppenhaus abgestimmt ist. Das sonst übliche Heben der Schreine mit Hilfe von Stangen oder die Benutzung einer Barke verbieten sich hier aus Platzgründen (III 5.3). In Anbetracht der Anpassung des Systems an den Treppenkontext liegt es nahe, den oben besprochenen Darstellungen und Beschreibungen einen relativ hohen Realitätsbezug zu attestieren. Dementsprechend haben die Schreine in den Reliefs im Verhältnis zu ihren Besitzern eine Größe, die durchaus realistisch erscheint. Taf. 26a zeigt beispielhaft den Naos der Hathor in der absteigenden Hälfte der Osttreppe. Geht man von einer durchschnittlichen Größe der Schreinträger von 170 cm aus, so wäre für den Schrein eine Höhe von 70–80 cm anzunehmen.1783 Allerdings kann man anhand der Reliefs, die in Bezug auf die Proportionen des menschlichen Körpers eigenen Regeln folgen, nicht immer auf die genaue Größe von Objekten schließen, so dass diese Schätzung spekulativ bleiben muss.1784 Darstellungen von Schreinen, die möglicherweise mit denen der Treppenhäuser korrespondieren, finden sich auch auf den inneren Schrankenwänden des Dachkiosks. Die Götter, die hier als Opferempfänger fungieren und weitestgehend den Besitzern der Naoi aus den Treppenhäusern entsprechen (III 2.2.1, Tab. 10), sitzen stets auf Thronen in einer Art Kapelle mit Hohlkehle, teilweise ist eine sehr flache Wölbung des Daches angedeutet. Darauf, dass es sich hier um eine übergroß dargestellte Version der tragbaren Schreine aus den Treppen handelt,

1780 1781 1782 1783 1784

dass er in E I, 554, 7–8 Hr qoH 4 zu „aux quatre angles (du ciel)“ ergänzt, also von Ringen an der Überdachung ausgeht (Culte d’Horus, 327–329), obwohl der Kontext darauf schließen lässt, dass es um die vier Ecken des Untersatzes geht. Dementsprechend übersetzt er sowohl nms in E I, 554, 8 als auch die sonst nicht belegte Stoffbezeichnung s#Tw in E I, 551, 8 als „voile“. D V, Taf. 392–393 = Taf. 6 dieser Arbeit. Siehe zu dieser Darstellung und zum zugehörigen Text oben, III 1.1. E IX, Taf. 37b–c, 37e, 38e und 38o. Hathor: E IX, Taf. 37e und 38e; Horus: ebd., Taf. 38o. Von einer Körpergröße von ca. 170 cm geht auch Sullivan in ihrer digitalen Rekonstruktion von Barkenträgern aus (in: BMSAES 19, 2012, 4). Siehe zum Verhältnis von natürlichen und kanonischen Proportionen Robins, in: GM 61, 1983, 17–25.

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III Analyse und Auswertung

lassen die rechteckigen Füße schließen, mit denen alle Schreine auf der Nord-, Ost- und Westwand versehen sind.1785 Die drei Formen der Hathor auf der Südwand sitzen ebenfalls in solchen Schreinen, allerdings fehlen an diesen die Füße, so dass hier der Bezug zu den tragbaren Naoi ikonographisch nicht so deutlich ist.1786 Dies wirft die Frage auf, warum die Südwand auf diese Weise vom Rest des Innenraumes unterschieden ist. Auf die Sonderposition von Szene 9, welche in der Nord-Süd-Achse des Gebäudes liegt, sowie Parallelen zu dieser ungewöhnlichen Figurengruppe im Isistempel und im pr-wr des Hathortempels wurde bereits in III 2.2.1 hingewiesen.1787 Somit steht Szene 9 mit der zentralen Kapelle des Umgangs in Verbindung, welche in der Hauptachse des Tempels liegt. Eine solche Verknüpfung zu den zentralen Kulträumen der Hauptgöttin im Erdgeschoss weisen auch Szene 8 und Szene 10 auf. In ersterer steht der König unter dem „Schutz des pr-wr“, womit Raum J im Umgang gemeint ist (III 1.2), in letzterer wird Hathor als Hrjt-st-wrt verehrt, wodurch ein Zusammenhang mit dem großen Sanktuar der Göttin (Raum A) hergestellt wird.1788 Die drei Szenen korrespondieren also inhaltlich aber auch durch ihre Position mit der Hauptachse des Tempels und seinen zentralen Kulträumen. Möglicherweise wurde aus diesem Grund den hier dargestellten Naoi eine neutralere Form gegeben, denn sie verweisen nicht nur auf die Schreine der Treppenhäuser, sondern gleichzeitig auf Naoi oder ganze Kapellen im Erdgeschoss, welche ebenfalls Götterbilder der Hathor beherbergten. Die südliche Innenwand des Kiosks stellt innerhalb der Dekoration des Kiosks somit ein Bindeglied zu den Räumen in der Hauptachse des Tempels und zum theologischen Kern des Heiligtums her. Aus dieser Öffnung der Perspektive auf die zentralen Schauplätze des Hathorkultes erklärt sich vielleicht auch die Präsenz der charakteristischen Kultobjekte dieser Göttin in den Szenen 8 und 10, welche für zentrale Aspekte der Religion von Dendara stehen (III 5.12). Zum Abschluss dieses Kapitels soll noch ein vergleichender Blick auf die Inschriften in Dendara und Edfu, in welchen die tragbaren Schreine der Treppenhäuser beschreiben sind, geworfen werden, um Auskunft darüber zu erhalten, inwiefern diese voneinander abhängen. In Tab. 30 sind die Textstellen einander in Umschrift gegenübergestellt, wobei die grundlegenden Elemente des Schreins durch Fettdruck markiert sind: S (n nbw) als Bezeichnung für den Untersatz, pt für das Dach, o#(y)w für die Säulen, moy(w)t für die Ösen am Untersatz und nms(w) bzw. s#Tw n p#qt für die Traggurte. Textstelle (1) D V, 116, 12–13 (2) D VII, 186, 13– 15* (3) D VIII, 83, 6* (4) D VIII, 83, 10– 12*

1785 1786 1787 1788

Umschrift Htp Hr S n nbw pt Hr o#yw Hr-tp.f 4 moyt m jfdwt xr nms rdjt Htp.s Hr S n nbw pt jsk nt s#wj Hr-tp.f Hr-tp o#w 4 nt nbw wo nb r qoH nb n S sk moyt 4 r jfdwt nt S pn nmsw n p#qt m sXt.n v#yt Ts r moyt 4 m xnw HD.s Sps nb m rwy m qd r#-Xmt rdjt [Htp] nTrt tn […] Spst wsrt Hr S […S] n Htp k#.tw m rn.f pt Hr.f nt nbw sn.s r #Xt xrj #Xtj o#yw jsk 4 nw s#wj r qoHw 4 n S n Htp moyt 4 Hr qoHw 4 nmsw n p#qt Ts r.sn

D VIII, Taf. 704–706, 711–712. Diesen Zusammenhang vermutet auch Cauville, Guide archólogique, 65; dies., Fêtes d’Hathor, 48. D VIII, Taf. 707–710. Siehe zur Verteilung der Ritualempfänger und Szenennummern im Kiosk Taf. 22a. Temple d’Isis, 101, 17 – 102, 11 (Taf. 104) und D III, 93, 15 –94, 4 (Taf. 201). D VIII, 25, 13* (Szene 8) und 27, 9* (Szene 10). Siehe für die sekundäre Hathorform und ihren Bezug zum st-wrt III 3.3.

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(5) E I, 551, 7–8 (6) E I, 554, 6–8 (7) E I, 571, 7

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o#yt nt s#wj pt js nt nbw Hr-tp.f tp moyt tf 4 s#Tw n p#qt m […]1789 sHtp nTr pn Hr S n nbw S Htp k#.tw m rn.f pt Hr.f nt nbw mjtt sw r #Xt xrj #Xtj o#w sk 4 n s#wj r qoH 4 nw S n Htp moyw 4 Hr qoH 4 nms p#qt Ts r.sn1790 opy Hr o.sn m-xnw S n s#wj pr r rwt xr nTr m HD.f m Hbw.f r dmD.sn1791

Tab. 30: Beschreibungen der tragbaren Naoi aus Dendara und Edfu im Vergleich.1792

Die Übersicht zeigt, dass es insgesamt nur zwei Texte gibt, die als wirkliche Parallelen gelten können, nämlich die Belege Nr. (4) und (6), welche bis auf kleine Variationen zu Beginn wörtlich miteinander übereinstimmen. Ansonsten kreisen die Beschreibungen in unterschiedlichen Formulierungen stets um die oben genannten Bestandteile des Naos, die in den Fällen, in denen sie alle genannt sind, bemerkenswerterweise stets in der gleichen Reihenfolge (S – pt – o#(y)w – moyt – nms) erscheinen.1793 Inhaltlich und strukturell sind also weit reichende Übereinstimmungen festzustellen, im Detail beschränken sich die Gemeinsamkeiten – von den Paralleltexten Nr. (4) und (6) abgesehen – jedoch auf gleiche Formulierungen und Phrasen. So heißt z. B. der Schrein in (1), (2) und (6) S n nbw, in (7) hingegen S n s#wj. In (1), (2) und (5) schließen sich an eine sehr nah verwandte Phrase zur Position des Daches auf dem Untersatz (pt Hr o#yw Hr-tp.f, pt jsk nt s#wj Hr tp.f, pt js nt nbw Hr-tp.f) Passagen zu den Ösen, Säulen und Stoffriemen an, die einander inhaltlich nahestehen, in Bezug auf ihren Umfang und ihre Struktur jedoch nicht parallel laufen. So werden in den Texten bestimmte Bausteine kombiniert, variiert und ergänzt, eine einseitige intertextuelle Abhängigkeit der Belege aus Dendara von Edfu ist jedoch nicht zu attestieren. Eine den aufgeführten Quellen gemeinsame Vorlage hätte man sich demnach nicht als vorformulierten Text vorzustellen, den es zu übernehmen galt, sondern eher als eine Art Stichwortverzeichnis, das die wichtigsten Phrasen und Elemente enthielt und deren Einbindung in das jeweilige theologische Umfeld dem Bearbeiter überlassen blieb. Die derzeit von Joachim Friedrich Quack bearbeiteten normativen Texte zur Tempelarchitektur und -dekoration – das Buch vom Tempel und der Papyrus Tanis 118 – deuten ebenfalls in die Richtung von solchen eher knappen, allgemein gehaltenen Vorlagen, die viel Raum für kontextspezifische Anpassungen ließen.1794 5.3 Die Prozessionsbarke Im Zusammenhang mit dem Transport der Götterstatuen am Neujahrsfest stellt sich die Frage, ob die Prozessionsbarke, die bei festlichen Auszügen aller Art für gewöhnlich eine große Rolle spielte, am Festgeschehen beteiligt war. Die wohl wichtigste und zugleich ausführlichste Quelle dazu findet sich in der bereits in III 5.2 zitierten langen Inschrift in der absteigenden Prozession der geraden Treppe, die sich über den Naoi der Neunheit im Gefolge der Hathor

1789 1790 1791 1792 1793 1794

Übersetzung bei Alliot, Culte d’Horus, 328. Übersetzung bei Alliot, Culte d’Horus, 237–328 und Cauville/Ali, Le temple égyptien, 87. Übersetzung bei Alliot, Culte d’Horus, 401. Ein Vergleich der Belege (2) und (6) findet sich schon bei Barta, in: MDAIK 23, 1968, 76. In (3) wird völlig anderes Vokabular verwendet, in (7) nur S genannt. In (5) ist die Bezeichnung des Untersatzes durch o#yt ersetzt, was wohl den Schrein des Horus meint (Alliot, Culte d’Horus, 328, Anm. 2). Siehe zur Frage nach der Normativität des Buches vom Tempel Quack, in: Ullmann (Hg.), 10. Tempeltagung, 99–109 (umfassender Literaturüberblick: ebd., 99, Anm. 1) und zu Papyrus Tanis 118 vorläufig Quack, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 17–27.

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III Analyse und Auswertung

befindet. Nach einer detaillierten Schilderung der Kultstatuen der Hathor, des Horus und zweier Formen des Harsomtus heißt es: „Ihre Majestät ruht am Platz des ersten Festes (st-Hb-tpj), indem ihre Neunheit insgesamt in ihrem Umkreis ist, nachdem sich ihre Bas mit ihrem Vater vereint haben. Sie sind dauerhaft in ihren Leibern im Haus des Naossistrums, der Horizont der nHH-Ewigkeit ist dauerhaft unter ihrem Abbild. Sie ruht in ihrem Schrein (Hd) in ihrer (Barke) wTs nfrw, indem sie geschmückt ist in all ihren Bestandteilen, ihre Länge ist richtig mit sieben Ellen, vier Handbreit, ihre Breite ist gemäß der richtigen Ordnung mit fünf Ellen, drei Handbreit, indem sie überzogen ist mit Gold (rwj) und Silber (r#-Xmt), indem sie gefüllt ist mit allen echten Edelsteinen (o#wt nbt nt m#ot). Sie ist wie der Himmel, der ausgestattet ist mit seinen Sternen, ein großes Wunderwerk (bj#yt o#t). Man blickt sie (die Barke) an, wenn sie unter der Goldenen glänzt an der Spitze des Hauses der Goldenen, sie, deren Strahlen das Land des Atum erhellen.“1795 Bei dem (wTs nfrw) genannten Objekt muss es sich dem Determinativ nach eindeutig um eine Prozessionsbarke handeln.1796 Diese Bezeichnung, die mit „die die Schönheit hochhebt“ übersetzt werden kann, ist für Kultgegenstände dieser Art auch andernorts häufig belegt und kann bis ins Alte Reich zurückverfolgt werden.1797 Die auffällige Präzision des Textes könnte darauf schließen lassen, dass hier ein enger Bezug zu einem wirklich im Kontext der Festprozession verwendeten Gegenstand vorliegt. Bei genauerem Hinsehen verbieten die Maßangaben jedoch eine solche Interpretation, da die wTs nfrw eine Länge von mit sieben Ellen, vier Handbreit und eine Breite von fünf Ellen, drei Handbreit aufweist, was ca. 3, 97 m mal 2, 85 m entspricht.1798 Nach Pierre Zignani beträgt die Breite der Treppenhäuser nur etwas mehr als 1 m, was eine Nutzung der beschriebenen Barke dort unmöglich macht.1799 In Anbetracht der Nennung des „Platzes des ersten Festes“ (III 2.2.3) und der Anbringung der Inschrift im Treppenhaus kann kein Zweifel daran bestehen, dass der im zitierten Text geschilderte Aufenthalt im Dachkiosk stattfand, so dass hier die Angaben des Textes in Konflikt zur architektonischen Realität stehen. Probleme dieser Art sind innerhalb wie außerhalb von Dendara keine Seltenheit, so wurde beispielsweise im Zusammenhang mit den neun Naosträgern der Hathor in III 3.7 festgestellt, dass diese im engen Treppenhaus unmöglich gleichzeitig am Transport des Schreins beteiligt gewesen sein konnten. Im „atelier des orfèvres“, das über das westliche Treppenhaus zu erreichen ist, sollen den Inschriften zufolge Statuen unter der Beteiligung von zwölf Handwerkern hergestellt und belebt worden sein.1800 Ganz offensichtlich kann es sich bei diesem Raum von nur 3 m auf 5, 50 m nicht um die Werkstatt gehandelt 1795 1796 1797 1798

1799 1800

D VII, 201, 10–15*. Vgl. dazu Cauville et al., in: BIFAO 93, 1993, 160, Anm. 14. Alliot, Culte d’Horus, 276 gibt in Bezug auf den tragbaren Schrein der Hathor in Dendara an, dass er wTs nfrw.s genannt werde, äußert sich jedoch nicht zu dem Determinativ. Wb I, 383, 10–11; Wilson, Lexikon, 273; Karlshausen, L’iconographie de la barque, 263–268; vgl. auch Kristensen, Life out of Death, 98–99. Siehe für Überlegungen zur Größe der Prozessionsbarken Sullivan, in: BMSAES 19, 2012, 1–37; Cauville et al., in: BIFAO 93, 1993, 159–160; Traunecker, Coptos, 297–303; Legrain, in: BIFAO 13, 1917, 10–13 schließt aus Darstellungen der Barke des Amun eine Länge von 4, 46 m und eine Breite von 2, 20 m, ähnlich in Bezug auf die Barken der späten Tempel (ebd., 67–73). Gemessen bei Zignani, Le temple d’Hathor, Taf. 4 und 25. D VIII, 128, 15 – 131, 6, siehe dazu Derchain, in: CdE 65, 1990, 233–234. Einem Hinweis von Joachim Friedrich Quack zufolge handelt es sich dabei mit einiger Wahrscheinlichkeit um einen Auszug aus dem Buch vom Tempel.

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haben, in der die Statuen tatsächlich gemacht wurden,1801 es scheint sich also um die symbolische Repräsentation eines anderen Ortes zu handeln.1802 Ein dem Problem aus den Treppenhäusern besonders ähnlicher Fall findet sich im Tempel Ramses’ II. in Abydos. In einer Inschrift im Treppenhaus wird das Wort sSm im Zusammenhang mit Ritualen auf dem Dach mit einer Barke determiniert, deren Nutzung hier aufgrund der geringen Ausmaße der Treppe jedoch nicht wahrscheinlich ist. Der von Ogden Goelet geäußerte Vorschlag, demzufolge eine Barke in Miniaturform zum Einsatz gekommen sein könnte, kommt für Dendara leider nicht in Frage, da hier genaue Maße des Objektes angegeben sind.1803 Der geschilderte Widerspruch zwischen Text und Architektur im Treppenhaus des Hathortempels deutet möglicherweise darauf hin, dass es sich bei der Beschreibung um eine Äußerung mit performativer Funktion handelt, durch die ein Objekt evoziert wird, das für gewisse Festprozessionen unabdinglich ist, das aber in diesem speziellen Fall nicht genutzt werden kann.1804 Es läge eine Art Substitutionshandlung vor, wie sie für die griechisch-römischen Tempel von Dieter Kurth unter anderem anhand eines Beispiels aus Edfu beschrieben wurde, das sich im Umgang des Tempels befindet und die Schlachtung eines Nilpferdes zeigt. Da die tatsächliche Ausführung einer solchen Handlung an diesem Ort nicht möglich war, wurde offenbar ein Kuchen in Form eines Nilpferdes rituell in Stücke geschnitten.1805 Trifft die Vermutung zu, dass es sich bei der Beschreibung der Barke um einen Textabschnitt mit einer performativen Funktion handelt, könnte man daraus schlussfolgern, dass der Schrein der Hathor mit seinem Baldachin und dem tragbaren Untersatz pars pro toto für die große Prozessionsbarke steht. Als Hinweis darauf kann man auch die Form des Naos und des ihn umgebenden Pavillons verstehen, der in den Treppeninschriften ebenfalls genau beschrieben ist (III 5.2). Demnach handelt es sich um einen schlichten Kasten mit Hohlkehle und Uräenfries, der von dem Baldachin mit nach vorne gewölbtem Dach auf Säulen überspannt wird (Taf. 38a). Betrachtet man im Vergleich dazu die Darstellung der Prozessionsbarke der Hathor aus dem Hauptsanktuar des Tempels (Taf. 39a), die ebenfalls wTs nfrw genannt werden kann,1806 so stellt man fest, dass auch diese einen Naos mit schlichter Außenwand und Uräenfries trägt, der sich unter einem leicht nach vorne gewölbtem Dach befindet und von Säulen mit Hathor- und Papyruskapitellen flankiert wird.1807 Die frappierende Ähnlichkeit zwischen dem überdachten 1801 1802 1803

1804 1805 1806 1807

Vgl. die Raummaße bei Zignani, Le temple d’Hathor, Taf. 8. So Traunecker, in: CRIPEL 11, 1989, 107–108. Die Vermutung teilte mir Ogden Goelet schriftlich mit. Alternativ zieht er auch die Möglichkeit in Betracht, dass das Götterbild trotz des Determinativs auf andere Weise auf das Dach befördert worden sein könnte, beispielsweise in tragbaren Schreinen, wie sie in den Treppenhäusern in Dendara zu sehen sind. Ich danke ihm vielmals für die Diskussion des Problems und weitere hilfreiche Hinweise. Die Treppeninschrift ist publiziert bei Goelet/Iskander, The Temple of Ramesses II, 246–247 (Taf. 3.2.23–24); vgl. dies., in: JARCE 48, 2012, 169 (hier bereits eine kurze Diskussion der Textstelle). Siehe z. B. Assmann, in: VisRel 7, 1990, 10 zu Performativen, die „im Vollzug der Aussage eine Wirklichkeit schaffen anstatt sich auf sie zu beziehen. In ihnen kommt nicht etwas zu Erscheinung, sondern wird etwas zur Erscheinung gebracht“. Kurth, in: Beinlich (Hg.), 9. Tempeltagung, 198–199. Vgl. grundsätzlich zum „culte de substitution“ und für weitere Beispiele Traunecker et al., Akhôris II, 141–142; Traunecker, in: Cahiers de Karnak VII, 1982, 339–354. Siehe zu dieser Bezeichnung in den Inschriften des Sanktuars die von Cauville, Dendara I. Traduction, 293 (Index) angegebenen Textstellen. Diese Form der Kabine von Prozessionsbarken hat eine lange Tradition (Karlshausen, L’iconographie de la barque, 195–210). Siehe zur Dekoration der Barken in Dendara und Edfu ebd., 150–151; dies., in: Gs Quaegebeur, 867–870; Traunecker et al., Achôris II, 80.

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III Analyse und Auswertung

Naos auf der Prozessionsbarke und dem tragbaren Schrein der Hathor sowie die beiden gemeinsame Transportfunktion sprechen also für eine äußerst enge Beziehung zwischen den Gegenständen. Mit dieser Verbindung des tragbaren Schreins zur Barke wTs nfrw scheinen bestimmte Formulierungen in den Treppeninschriften zu spielen. So erwähnt die Bandeauinschrift der absteigenden Prozession der Westtreppe, die sich an Hathor wendet und die Festteilnehmer im Detail schildert, dass die neun Freunde, also die Naosträger (III 3.7), ihre Vollkommenheit tragen (smHrw 9 Hr wTs nfrw.T).1808 Die korrespondierende Inschrift in der aufsteigenden Hälfte sagt zudem wiederum zu Hathor, dass diese neun Freunde „deine Vollkommenheit zum Dach des Tempels tragen, um deinen Vater am Neujahrstag zu sehen“ (wTs.sn nfrw.T r tp-Hwt Hwt-nTr.T r m## jt.T m hrw wp rnpt).1809 Doch nicht nur die Reliefs und Texte, sondern auch die architektonische Umgebung, in welche das Hauptritual am Neujahrstag eingebettet ist, evoziert den Kontext einer Barkenprozession. Wie in III 2.2.2 dargelegt wurde, steht die Gestaltung des Dachkiosks in Dendara eindeutig in der Tradition der Barkenstationen, die als temporärer Ruheplatz für die Götterbarken inner- und außerhalb des Tempelbezirks aufgestellt wurden. In Anbetracht der Ähnlichkeitsbeziehung zwischen Dachkiosk und Barkenstation liegt es nahe, die Neujahrsprozession als reduzierten und an die besonderen Erfordernisse der Treppenhäuser angepassten Barkenauszug zu interpretieren. In diesem Rahmen käme dem tragbaren Schrein der Hathor und wohl auch den anderen Naoi die Aufgabe der Götterbarke zu. Dieser Zusammenhang könnte der Grund dafür sein, warum der eingangs zitierte Text, der so offensichtlich im Widerspruch zur Architektur der Treppenhäuser steht, dennoch an dieser Stelle angebracht wurde. Dabei könnte es sich um eine Übernahme aus einer anderen, bislang nicht identifizierten Quelle handeln, die von der wirklichen, großen Prozessionsbarke der Hathor spricht und deren Maße korrekt wiedergibt.1810 Die Evokation einer Barkenbewegung am Neujahrsfest in Dendara könnte aus theologischen Gründen besonders wichtig gewesen sein. Christina Karlshausen zufolge sind Erschaffung und Entwicklung des Objektes eng mit der Sonnentheologie verknüpft, da der Weg, den die Prozessionsbarke am Fest zurücklegte, die Fahrt der Barke des Re am Himmel imitierte.1811 Auch die Bewegung der Hathor am Neujahrstag in Dendara von Ost nach West kann als Nachahmung des Sonnenlaufs verstanden werden (III 2.1.4). Die Göttin nimmt hierbei, wie in III 3.1 und III 4.2.2 ausgeführt wurde, eine entscheidende Rolle an der Spitze der Barke des Re ein und durchfährt nach der Vereinigung mit ihm den Himmel. Vor diesem Hintergrund liegt es nahe, dass das Geschehen die Präsenz einer Prozessionsbarke erforderte, wenngleich sie während des zentralen Neujahrsrituals auf dem Dach vielleicht nur vom transportablen Schrein der Göttin repräsentiert wurde. Die zu Beginn dieses Kapitels angeführte Textstelle ist ohne Zweifel die ausführlichste und wichtigste, aber mitnichten die einzige Quelle zum Gebrauch der Barke wTs nfrw am Neujahrstag in Dendara. Im Textkorpus findet sich eine weitere Nennung dieses Objektes, die in die Beischriften der Hathor als Ritualempfängerin in Szene 9 auf der südlichen Innenwand des Kiosks eingebettet ist. Von dieser Göttin heißt es, sie sei die „weibliche Scheibe, die Erste der 1808 1809 1810 1811

D VIII, 86, 12*. D VIII, 101, 10*. So auch die Vermutung von Claude Traunecker während der Diskussion eines Vortrags zu diesem Thema anlässlich der Heidelberger Akademietagung „Der Tempel als ritueller Raum“ am 10.6.2015. Siehe Karlshausen, L’iconographie de la barque, 309–312; vgl. auch Kristensen, Live out of Death, 95– 100.

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Scheibe, […] in der Barke wTs [nfrw] am schönen [Tag?] des Festes des Re am Neujahrsfest“ (jtnt tpjt nt jtn […] Xnt wTs [nfrw hrw?] nfr Hb Ro m wp rnpt).1812 Für diese Art von Szene, in der Hathor von zwei Königen und zwei Kindgöttern verehrt und von zwei (?) weiteren Figuren, die hinter ihr stehen, beschützt wird, lässt sich anhand von Parallelen ein besonderer Bezug zur Prozessionsbarke feststellen, gleiches gilt für die Art der Krone, welche die Göttin hier trägt.1813 Auch an diesem sehr zentralen Anbringungsort innerhalb des Dachkiosks wird also ein Bezug zwischen den Geschehnissen im Kiosk am Neujahrstag und dem Auszug der Göttin in der Barke hergestellt. Ein weiterer wichtiger Text zur Nutzung der wTs nfrw am I. #Xt 1 ist der bereits in III 3.9.2 ausführlich kommentierte Eintrag in den Festkalender zu diesem Tag, der ebenfalls von einer Nutzung der Barke wTs nfrw im Zusammenhang mit einem xnm jtn spricht.1814 Wie dort dargelegt, plädierten Herbert Walter Fairman und Sylvie Cauville aufgrund des Platzmangels im Treppenhaus, der einen Aufstieg der Prozessionsbarke nicht zulässt, dafür, dass sich die beschriebenen Ritualhandlungen zur achten Tagesstunde im vorderen Bereich des Tempels abspielten. Die am Anfang dieses Kapitels zitierte Inschrift aus der Westtreppe, für die sich ein Bezug zu den Dachritualen nicht leugnen lässt, legt jedoch nahe, dass sich die Bezeichnung wTs nfrw in bestimmten Kontexten auch auf den Schrein mit seinem tragbaren Untersatz beziehen kann. Somit kann der Eintrag in den Festkalender nicht als Beweis dafür herangezogen werden, dass es hier um Ritualhandlungen im Erdgeschoss geht, zumal auch die als Veranstaltungsort genannte nwt wsXt wrt wohl mit einem Teil des Daches gleichzusetzen ist (III 3.9.2). Im Tempel von Dendara finden sich noch an weiteren Stellen Texte, die den Neujahrstag oder den Jahreswechsel in Verbindung mit einem Auszug in der wTs nfrw nennen.1815 In Anbetracht der oben attestierten, mutmaßlichen Verwendung des tragbaren Schreins der Hathor als pars pro toto für dieses Objekt kann man sich jedoch auch bei diesen nie ganz sicher sein, ob wirklich der Auszug der großen Prozessionsbarke gemeint war. Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass dieses Objekt am Neujahrstag zusätzlich zum tragbaren Naos im Rahmen einer Prozession innerhalb des Temenos, wie etwa bei dem von Cauville vermuteten Auszug des Stabes der Hathor (III 5.4), verwendet wurde. 5.4 Stäbe Ein Objekt, das durch seine Position im Festdefilee der Treppenhäuser und auch von den Texten besonders hervorgehoben wird, ist der Stab, den die erste von jeweils zwei Darstellungen des Königs in der Hand hält (vgl. III 3.4). Gemeinsam mit der Upuaut- und Horus- bzw. Thotstandarte eröffnet dieser Gegenstand die Prozession. Formal handelt es sich um eine Standarte, denn auf dem Stab befindet sich ein schlittenförmiger Aufsatz, über dem das Emblem (J#t-djt) angebracht ist. Es könnte also rein ikonographisch zur Reihe der Standarten (bqnqnw), die in III 3.5 ausführlich besprochen sind, gezählt werden. Das Objekt in der Hand des Königs wird in den Texten jedoch von den bqnqnw getrennt aufgeführt und als mdw n sp#t (tn) („Stab

1812 1813 1814

1815

D VIII, 26, 12–13*. Siehe dazu ausführlich III 2.2.4. D IX, 162, 11–14. Der hier relevante Passus ist: „Vollziehen aller Rituale des Erscheinens dieser Göttin Hathor, der Großen, der Herrin von Jwnt, des Auges des Re an der Spitze ihrer wTs nfrw-Barke zusammen mit ihrer Neunheit zur nwt wsXt wrt. Vereinigen mit ihrem Vater“ (jrt jrw nbw n sXot nTrt tn Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro m-Xnt wTs nfrw.s Hno psDt.s r nwt wsXt wrt xnm jt.s). D I, 31, 12 (wp rnpt); D XIV, 3, 6–8 (Hbw.s nfrw nw tpj rnpt).

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III Analyse und Auswertung

d(ies)es Gaues“) bzw. als mdw Sps n sp#t tn („prächtiger Stab dieses Gaues“) bezeichnet.1816 Es ist somit vor allem geographisch konnotiert und wohl deswegen von den anderen Standarten, die Götterembleme tragen, unterschieden.1817 Informationen zu diesem Gegenstand lassen sich einerseits den Beischriften entnehmen, die den Darstellungen an zwei Stellen beigegeben sind, andererseits einigen Festbeschreibungen, welche das Tragen des Stabes durch den König thematisieren. Zwar ist der Stab in den Reliefs der Treppenhäuser insgesamt viermal abgebildet, er ist jedoch nur an drei Stellen mit seinem Namen versehen, da dieser auf der linken Wand von Treppenhaus W fehlt.1818 In der Rede des Königs wird auf den Gegenstand explizit nur auf der linken Wand der Osttreppe Bezug genommen, wo dieser betont, er habe den Stab vor der Göttin im Fest ergriffen (Xfo.n.j mdw m Hb xr H#t.T).1819 Die Aufforderung an Hathor zu einer ungestörten, von Schmutz befreiten Fortbewegung, die der König an entsprechenden Stellen auf der gegenüberliegenden Wand sowie auf der rechten Wand von Treppe W ausspricht, könnten aber darauf hindeuten, dass der Stab mit dem Schutz der Gottheiten in der Prozession und dem Vertreiben von Gefahren auf ihrem Weg zu tun hat.1820 Diese Vermutung wird durch die ausführliche Beischrift des Stabes in der rechten Prozession von Treppe X bestätigt, welche ihn „der die Rebellen niederschlägt, der Osiris als einen, der größer ist als seine Feinde, rechtfertigt“ nennt.1821 Osiris findet sich tatsächlich in der Festprozession (III 3.3), könnte hier aber auch – als schutzbedürftiger Gott schlechthin – stellvertretend für alle Götter in den Naoi der Prozession genannt sein. Zudem stehen Verteidigung und Sorge für Osiris in engem Zusammenhang mit der Rolle der Isis im Mythos, deren Heiligtum J#t-djt durch das Emblem des Stabes unter anderem evoziert wird (siehe unten). Neben der protektiven Funktion scheint der „Stab dieses Gaues“ auch repräsentativen Charakter zu besitzen, denn die Festbeschreibungen sprechen davon, dass er das Ansehen der Hathor vergrößert (swr qf#w.s).1822 Somit kommt dem Stab von J#t-djt nicht nur die Aufgabe als Wegbereiter zu, die auch die ihn umgebenden Standarten charakterisiert, sondern auch die eines Verkünders und Vertreters des Ruhmes der Göttin von Dendara. Wie seine Bezeichnung als „Stab des/dieses Gaues“ verrät, repräsentiert er dabei nicht nur den Tempel selbst, sondern das gesamte ihn umgebende und ihm zugehörige Gebiet. Über die Gaustandarte kann zudem ein Bezug zu den geographischen Soubassementtexten hergestellt werden, wodurch der 6. oberägyptische Gau als Bestandteil ganz Ägyptens einem übergeordneten Kontext zugewiesen

1816

1817 1818 1819 1820 1821 1822

mdw n sp#t: D VII, 203, 16*; D VIII, 84, 1*; 85, 13*; mdw n sp#t tn: D VII, 192, 1*; D VIII, 102, 14*; mdw Sps n sp#t tn: D VII, 178, 14*; D VIII, 102, 13* (vgl. Wb II, 178, 9). Siehe zur Trennung des mdw n sp#t von den bqnqnw insbesodere D VII, 203, 16–17* und D VIII, 85, 13–14*, wo beide gesondert beschrieben werden. Vgl. die Bezeichnung der Standarten als nTrw tpjw j#t.sn („die Götter, die auf ihren Standarten sind“), III 3.5. Darstellungen: D VII, Taf. 666, 681; D VIII, Taf. 741, 773; Bezeichnung: D VII, 178, 14*; 192, 1*; D VIII, 102, 13*. D VII, 178, 12*. D VII, 191, 16*: „Schreite im Fest, ohne dass Aufruhr vor dir ist, Stirnschlange!“ (Hw m Hb n(n) H#oyt xr H#t.T Hrjt-tp); D VIII, 103, 1*: „Mögest du hinaufsteigen, rein gegen jede schlechte Unreinheit“ (or.T m obw r obw nb Dw). sXr sbjw sm#o-Xrw Xrw Wsjr m o# r Xftjw.f (D VIII, 102, 14*). D VIII, 85, 13*, ähnlich swr k#.s Xr k#w (D VII, 203, 17*). In einer weiteren Festbeschreibung (D VIII, 84, 1*) ist ohne Erläuterung des Zwecks vom Tragen des Stabes durch den König die Rede.

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wird.1823 Gleichzeitig handelt es sich bei auch um einen Namen für das Isisheiligtum südlich des Hathortempels, der als Geburtsstätte dieser Göttin gilt und einen der wichtigsten Orte im Kultgeschehen des Tempelbezirks darstellt (III 1.11). Somit dient das Emblem in der Hand des Königs gleich zu Beginn des Defilees der Markierung der geographischen Position des Tempels, aber auch der Betonung eines lokalspezifischen theologischen Schwerpunktes. Dementsprechend findet sich am Anfang Prozession in der Treppe des römischen Mammisis von Dendara, die im gleichen lokaltheologischen Kontext steht, in der Hand des Königs ein identischer Stab, der allerdings keine Beischrift trägt.1824 In der Westtreppe von Edfu hingegen wird der eigene geographische wie theologische Horizont des Tempels am Beginn der Prozession durch einen – ebenfalls nicht mit einer Beischrift versehenen – Stab mit dem Emblem (WTst-Or) markiert.1825 Dieser betont einerseits die Zugehörigkeit des Heiligtums zum 2. oberägyptischen Gau, hebt andererseits aber auch den theologischen Schwerpunkt des Defilees hervor, da WTst-Or ein Name des Horustempels selbst ist.1826 Bei dem mdw Sps in den Treppenhäusern von Dendara handelt es sich also, wie oben erläutert, um eine Art Markierung des geographischen Rahmens, dem die Darstellungen zugehörig sind. Viel häufiger aber werden mit dieser Bezeichnung Stäbe versehen, die den Kopf von Göttern tragen. Der Name mdw Sps wird dann oft durch eine Genitivkonstruktion mit dem Namen der entsprechenden Gottheit verbunden.1827 Solche Götterstäbe sind von der der 18. Dynastie an bis in die griechisch-römische Zeit belegt.1828 In Zusammenhang mit der Rekonstruktion der Neujahrsgeschehnisse in Dendara interessiert besonders, dass ein Objekt dieser Art – ein Stab mit dem Kopf der Göttin – an verschiedenen Stellen innerhalb des Hathortempels mit dem ersten Jahrestag assoziiert wird, obwohl es in den Treppenhäusern weder genannt noch dargestellt ist. Im Kiosk findet sich zwar die Darstellung eines vergleichbaren Gegenstandes, diese war aber sehr klein und an nicht sehr prominenter Position über den vogelgestaltigen Göttern auf der nördlichen Seite der Osttür angebracht, so dass daraus nicht kaum auf eine Beteiligung des Stabes am Festgeschehen geschlossen werden kann (Taf. 39b).1829 Dem „Stab der Hathor“ hat Sylvie Cauville kürzlich einen umfangreichen Artikel gewidmet, in welchem vor allem die Ritualszenen, in denen der Göttin dieser Gegenstand geopfert wird, mit den zugehörigen Bandeauinschriften untersucht wurden.1830 Diese fallen besonders 1823

1824 1825 1826 1827 1828 1829 1830

Siehe zur Verwendung von

in dieser Textsorte zuletzt Leitz, Regionale Mythologie, 129–130, der dafür

plädiert, die verschiedenen Varianten des Gauzeichens Jty zu lesen; vgl. auch die älteren Bearbeitungen von Cauville, in: BIFAO 92, 1992, 91–93 und Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 62–64; zum Gau von Dendara und seinen Spezifika generell Cauville, op. cit., 67–99; Leitz, op. cit., 129–141; ders., Geographisch-osirianische Prozessionen, 89–96; ders., Gaumonographien, 59–70; Weber/Geissen, Gaumünzen, 102–106. D Mammisis, Taf. 74. Siehe zu der Treppenprozession im Mammisi III 2.1.1. E IX, Taf. 37a. Siehe zur Mehrdeutigkeit von WTst-Or Wilson, Lexikon, 274, für Charakteristika dieses Gaues Leitz, Geographisch-osirianische Prozessionen, 43–50; ders., Gaumonographien, 21–30; ders., Regionale Mythologie, 69–80; Weber/Geissen, Gaumünzen, 58–64. Wb II, 178, 7–8; Wilson, Lexikon, 479. Seidel, in: LÄ II, 711–713, s.v. „Götterstäbe“. Vgl. dazu auch den Statuentypus des Stabträgers, der allerdings nach der Ramessidenzeit verschwindet (Chadefaud, Les statues porte-enseignes). Siehe dazu Anm. 532 zur Übersetzung einer zusätzlichen Textzeile, die in Abschnitt II nach D VIII, 15, 9* steht. Cauville, in: Fs Kurth, 41–66. Für die Belege Nr. 2 und 3 in der ebd., 42 und 55–60 aufgestellten Belegsammlung können nunmehr genaue Textstellen angegeben werden: D XV, 233, 4 – 234, 7 (Nr. 2) und

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III Analyse und Auswertung

durch den Reichtum und die große Menge der in ihnen erwähnten Namen für den Neujahrstag auf, was für Cauvilles grundsätzliche Annahme spricht, dass das Stabopfer im Rahmen dieses Ereignisses zu verorten ist.1831 Der Stab mit dem Kopf der Göttin findet sich gemeinsam mit dem Stab des Horus, der ebenfalls mit dem Neujahrstag in Verbindung gebracht werden kann, unter den Statuendarstellungen in Krypte Süd 3; sie sind dort als mdw Sps n Owt-Or nbt Jwnt und mdw Sps n Or BHdtj nTr o# nb pt bezeichnet (Taf. 40a).1832 Das Stoffopfer, das dort vor den Stäben ausgeführt wird, sieht Cauville in Zusammenhang mit entsprechenden Ritualhandlungen am Neujahrstag, in deren Verlauf die Stäbe von ihren alten Hüllen befreit und mit neuen versehen worden wären. Sie geht auch davon aus, dass zumindest der Stab der Hathor die Göttin bei ihrer Prozession auf das Dach begleitet hätte, um sich im Anschluss daran auf dem Tempelvorplatz der Öffentlichkeit zu präsentieren. An Opferhandlungen hätte sich eine Umrundung des gesamten Heiligtums durch die beiden Stäbe des Horus und der Hathor stattgefunden.1833 Einer der Texte, auf die sich Cauville bei ihrer Argumentation hauptsächlich beruft, ist der Eintrag zum ersten Tag des Jahres in den Festkalender, von dem in dieser Untersuchung schon häufiger die Rede war.1834 Wie in III 3.9.2 erläutert, deutet dieser jedoch nicht unbedingt – entgegen ihrer Vermutung – auf Ritualhandlungen im oder vor dem Pronaos hin. Eine weitere Hauptquelle bildet ein Text am Hauptportal zu diesem Raum, den sie als „[t]exte liturgique prononcé devant le bâton sacré“ verstehen möchte.1835 Tatsächlich ist trotz mehrerer zerstörter Passagen am Beginn des Textes eine Art Titel zu erkennen, die an zwei weiteren Stellen mit dem Opfer des Stabes der Hathor verbunden ist: p# smo# n Owt-Or nbt Jwnt jn Hmw-nTr Dd mdw („Das Gebet für Hathor, die Herrin von Jwnt durch die Gottesdiener. Worte zu sprechen“).1836 Hierbei dürfte der bestimmte Artikel, so Cauville, darauf hindeuten, dass es sich

1831

1832

1833 1834 1835 1836

D XII, 113, 8 – 114, 9 (Nr. 3). Der Stab wird in D XV, 233, 7 mdw Sps genannt. In D XII, 113, 12 ist das Wort ideographisch (als Stab mit Hathorkopf und gehörnter Sonnenscheibe) geschrieben, auch hier wäre aber von der Lesung mdw auszugehen (siehe dazu Kurth, Einführung 1, 367, Nr. 58 mit Anm. 163). Siehe für die wahrscheinlich falsche Annahme Cauvilles, dass es sich auch bei m#o um eine Stabbezeichnung handelt, weiter unten im Haupttext dieses Kapitels. Siehe dazu die Auflistung mit Beispielen für die erwähnten Neujahrsbezeichnungen bei Cauville, in: Fs Kurth, 45, die im Folgenden mit genauen Textstellen versehen um Belege für wp rnpt ergänzt ist: wp rnpt: D XII, 113, 13; D XIII, 215, 2; 215, 5; D XV, 233, 8; 233, 13; 234, 6; D Mammisis, 235, 11 (I 3.1); Hb qm# sj: D XII, 113, 13; D XIII, 215, 6?; 217, 17; (I 3.4); dw#yt nt wob: D XII, 114, 8; D XIII, 217, 17 (I 3.5); mswt jtn: D XV, 233, 7 (I 3.3); tr n wjn trw: D XII, 114, 9 (I 3.6). D VI, 51, 8 und 54, 12 mit Taf. 496 (= Taf. 40a dieser Arbeit), 502 und 499. Siehe zu den beiden Stäben Cauville, Temple d’Isis II, 339; dies., Pronaos, 13–15; 38; 105–106; 132–136, 380; D XIII, S. 4 des unpaginierten Vorwortes; D XV, S. 17 des Vorwortes. Siehe zur Verbindung des Stabes des Horus mit dem Neujahrsfest insbesondere D XII, 125, 13, wo die Neujahrsbezeichnung tr n wjn trw genannt wird (I 3.6). So Cauville, in: Fs Kurth, 47 und dies., Pronaos, 13–18. Siehe zur textilen Hülle der Stäbe auch Cauville, D V–VI. Traduction, 58–59. D IX, 164, 5–6. Cauville, in: Fs Kurth, 52 in Bezug auf D XIII, 21, 5 – 23, 8. D XII, 113, 8–9 und D Mammisis, 235, 11 = Belege 3 und 5 bei Cauville, in: Fs Kurth, 42, 44–45. Siehe zu Cauvilles Lesung m#o „bâton“ ebd., 49, wo sie angibt, dass das Wort dem nautischen Vokabular des Mittleren Reiches entstamme, ohne eine Quelle zu nennen. Von den bei Jones, Nautical Titles gesammelten Wörtern kommt nur m#ow in Frage (ebd., 167, Nr. 65), das jedoch stets ein Holzdeterminativ aufweist. In Anbetracht der Tatsache, dass keine der Schreibungen von m#o mit diesem oder mit einem Stockdeterminativ versehen ist (D XII, 113, 8:

; D XIII, 21, 7:

; D Mammisis, 235, 11:

wohl für

), halte ich die Deutung als Stab für unwahrscheinlich. Die Phrase jw nn m#o wob twt n k#.T könnte

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um einen Text aus einer früheren Sprachstufe handelt. Wenngleich ich ihre Meinung, dass es sich bei dem im Anschluss genannten m#o um eine weitere Bezeichnung des Götterstabes handelt, nicht teile, so deutet das Auftreten des Textbeginns in Zusammenhang mit dem Darbringen des Götterstabes auf der östlichen Außenwand des Naos und im Treppenhaus des Mammisis darauf hin, dass die Inschrift am Zugang zum Pronaos im Kontext dieses Festes zu verorten ist, denn dieses wird dort explizit genannt. Weiter hinten in der Türinschrift ist vom Betreten ihres Sitzes (d. h. Tempels) durch die Göttin die Rede, „nachdem sie ihre Stadt durchzogen/umrundet hat“ (m-Xt pxr.s njwt.s).1837 Dies kann man durchaus als Hinweis auf einen Auszug der Hathor am Neujahrstag verstehen, bei dem auch die Prozessionsbarke (III 5.3) zum Einsatz gekommen sein könnte. Aufgrund der oben erwähnten, mehrfachen Verbindung des Textanfangs mit dem Opfer des Stabes könnte man auch annehmen, dass dieses im Rahmen der besagten Prozession außerhalb des Tempelhauses eine Rolle spielte. Ob man mit Cauville aus der Position der Stabopferszenen jedoch darauf schließen kann, dass der Stab der Hathor gemeinsam mit dem des Horus um das Gebäude getragen wurde, ist eher fraglich.1838 Wie bereits in III 1.9 angemerkt, können Ablauf und Umfang der Ritualhandlungen im Pronaos, die vielleicht auch die Götterstäbe mit einbezogen, anhand der Inschriften nicht genauer rekonstruiert werden. Die Tatsache, dass die Stäbe der Hathor und des Horus in den Texten und Darstellungen der Treppenhäuser und des Kiosks keine erkennbare Rolle spielen, wirft die Frage auf, ob es sich dabei um eine spätere Erweiterung des Neujahrsrituals handelt. Tatsächlich datieren sämtliche mir bekannten Belege, in denen die Stäbe mit dem ersten Tag des Jahres verknüpft werden, in die Römerzeit, was auf eine solche Entwicklung hindeuten könnte.1839 Dass das Mitführen solcher Objekte beim Neujahrsfest aber grundsätzlich schon früher üblich war, zeigt die Präsenz der Stäbe des Horus und des Chons in den Prozessionen der Treppenhäuser von Edfu, die sicherlich in vielerlei Hinsicht für Dendara Vorbildcharakter hatten.1840 In Kenntnis dieser Vorlage wäre in Dendara bewusst ein Fokus auf den oben besprochenen „Stab dieses Gaues“ (zu Ungunsten des Götterstabes der Hathor) gesetzt worden, woraus sich jedoch keine sichere Aussage über die An- und Abwesenheit des Objektes in der wirklichen Festprozession ableiten lässt. Ob das Fehlen des Stabes der Hathor und auch des Horus in der Dekoration der

1837 1838 1839

1840

sich in einer Reihe von Stativformen auf unbestimmte Opfergaben (nn) beziehen, mit deren Darreichung die Rezitation des Textes verbunden war, und mit „diese sind dargebracht, indem sie rein und versammelt sind für deinen Ka“ zu übersetzen sein. Vgl. für die Kombination m#o wob in dieser Bedeutung Wb I, 281, 25. D XIII, 23, 2. Siehe dazu Cauville, in: Fs Kurth, 47, 53; D XV, S. 17 des Vorwortes. Der Stab der Hathor im Neujahrskontext D XII, 113, 8 – 114, 9 (Augustus); D XIII, 214, 13 – 216, 1 und 217, 6–8 (Claudius); D XV, 233, 4 – 234, 7 (Nero); D Mammisis, 235, 11 (Trajan). In dem Text auf dem Zugang zum Pronaos (D XIII, 21, 5 – 23, 8) finden sich die Kartuschen des Nero. Der Stab des Horus im Neujahrskontext: D XII, 125, 3–18 (Augustus). Ein älteres Opfer des Stabes des Horus, das keinen erkennbaren Bezug zum Jahresanfang aufweist, findet sich in D IX, 73, 15 – 74, 7 (Kleopatra VII.), ein römerzeitliches in D XIII, 349, 11 – 350, 12 (Claudius). p# mdw Sps n Or BHdtj: E I, 570, 7–8 zu E IX, Taf. 38o; p# mdw Sps n %nsw n BHdt: E I, 559, 5 zu E IX, Taf. 38e. Ideographisch geschrieben ( ) in E I, 544, 1 zu Taf. 37d. Siehe zu den zwei unterschiedlichen Stäben des Horus in Edfu Alliot, Culte d’Horus, 323–325. Bei dem Stab in den Treppenhäusern liegt stets der mit der Sonnenscheibe gekrönte Falkenkopf, nicht jedoch der mit der Harpune verbundene Stab vor (siehe dazu Kurth, in: Nikephoros 18, 2005, 53–69).

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III Analyse und Auswertung

Treppenhäuser ihre Abwesenheit im wirklichen Festgeschehen impliziert und ob ihr Erscheinen als Gabe am Neujahrstag in den römerzeitlichen Ritualszenen tatsächlich auf eine Erweiterung der Ritualhandlungen hindeutet, muss also offen bleiben. 5.5 Mineralien, Metalle und Schmuck Mineralien und Metalle spielen in den Texten, in denen die Festereignisse am Neujahrstag beschrieben werden, eine herausragende Rolle. Sie treten teilweise in ihrem ursprünglichen, teilweise aber auch in verarbeitetem Zustand – in Form von Objekten, die aus ihnen hergestellt oder mit ihnen verziert sind – auf. Dies gilt auch für Hathor selbst und ihre unmittelbare Umgebung, denn zumindest Teile ihrer Kultstatue, ihr Naos sowie ihre Barke sind mit Gold und Silber überzogen, die Barke ist zusätzlich mit Edelsteinen gefüllt.1841 Zusätzliche Edelmetalle und Mineralien begleiten die Göttin während des gesamten Verlaufs ihrer Bewegung am Neujahrstag. Wie in III 1.5 und 1.7 betont, ist schon die Dekoration der Schatzkammer und der Wabet im Erdgeschoss des Tempels durch diese Materialien geprägt. In verarbeiteter Form sind Gold (nbw), Fayence (THnt), Lapislazuli (XsbD) und Türkis (mfk#t) in zwei Menit-Opferszenen im ersten Register von Treppenkammer V belegt, wobei sich die Ritualhandlung im Norden an Hathor, im Süden an Isis richtet.1842 Als Zweck der Handlung wird dabei einerseits die Freude (XntS),1843 andererseits aber auch die Besänftigung (sHtp)1844 der Göttin genannt, was bereits auf die entsprechenden Handlungen (sHtp cXmt, sHtp Owt-Or), die auf der östlichen Außenwand des Kiosks abgebildet sind, hindeutet.1845 Auch auf dem Weg zur Dachfläche wird die Göttin in ihrem Festzug von Gabenträgern begleitet, die die vier genannten Materialien – allerdings im Rohzustand – tragen. Diese Rolle nehmen in allen vier Treppenprozessionen die vier Gottesdiener ein, deren Beischriften in III 3.6 bereits ausführlicher besprochen wurden.1846 Wie dort dargelegt, halten diese Gabenträger jeweils ein Sistrum in der rechten und einen Napf mit Mineral- oder Metallerzklumpen in der linken Hand. Zu Gold kommt hier beim ersten Gottesdiener noch Silber, an zweiter Stelle folgt Lapislazuli (XsbD), an dritter Stelle Türkis (mfk#t/w#D n B#x) und an vierter Position Fayence (THnt). Das Material der die Rohstoffe begleitenden Sistren, die explizit als golden bzw. golden und silbern beschrieben werden, wird hier betont, so dass die Edelmetalle auch in verarbeiteter Form präsent sind.1847 Bei der Kombination Gold, Silber, Türkis und Lapislazuli handelt es sich um eine kanonische Gruppe, die oftmals stellvertretend für die Vielfalt der mineralischen und metallischen Rohstoffe steht.1848 Auch in den Treppen von Dendara kann dieser Abfolge sicherlich diese allgemeine Funktion zugeschrieben werden. Dies schließt jedoch nicht aus, dass die Materialien im Rahmen des Neujahrsfestes auch aufgrund ihrer besonderen Symbolik ausgewählt 1841 1842 1843 1844 1845 1846 1847 1848

III 5.1–5.3. D VII, 146, 7–16* und 156, 5–15*. D VII, 146, 11*; 156, 7*. D VII, 146, 11*. Siehe zu den Materialien, aus denen das Menit bestehen konnte, Châtelet, L’offrande du collier-menit, 26– 28, zur Wirkung dieses Opfers auf die Göttin ebd., 131–133; vgl. zum Thema der Besänftigung III 3.1, zum Zusammenspiel mit den Sistren in diesem Zusammenhang III 5.12. D VII, 182, 2–14*; 194, 11 – 195, 8*; D VIII, 91, 14 – 92, 11*; 109, 4–15*. Siehe zur Zuordnung der Materialien zu den einzelnen Priestern in III 3.6 insbesondere Tab. 25. D VII, 194, 15* (Gold und Silber); D VIII, 92, 1* (Gold). Siehe zu den Sistren, die zur Besänftigung der Göttin gespielt werden, auch unten, III 5.12. Baumann, Schatzkammern, 513–516.

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wurden, zumal die kanonische Reihe erweitert bzw. variiert wurde. Die Tatsache, dass die Metalle und Mineralien vor allem im Rohzustand präsentiert werden, deutet darauf hin, dass es hier nicht um ihre Form, sondern vielmehr um ihre farblichen Eigenschaften geht. Dabei ist das Gold, das gemeinsam mit Silber an erster Stelle genannt wird, sicherlich mit Hathor in ihrer Eigenschaft als „Goldene“ und mit ihrer Angleichung an den Sonnengott verbunden (III 3.1).1849 Auch das Silber könnte mit dem strahlenden Glanz der Sonne und/oder der Sothis, die am Neujahrsfest eine gleichermaßen zentrale Rolle spielen, zu verbinden sein (III 4.2.2). Die Farbe des heute weißlich-silbern erscheinenden Sirius wird in den Quellen des Altertums oft als rot beschrieben, wobei es sich jedoch vielleicht um ein temporäres Phänomen bei geringer Höhe über dem Horizont handelte.1850 Im Textkorpus finden sich keine Hinweise auf eine silberne Färbung der Sothis, jedoch gibt es Stellen, die vom Erhellen (HD, sHD) der Welt durch Hathor, die am Neujahrsfest in Dendara unter anderem mit Sothis assimiliert ist, sprechen.1851 Auch ist häufiger von den Strahlen (HDDwt) der Göttin die Rede.1852 Über HD „erleuchten“ und HDDwt „Strahlen“ kann somit ein Bezug zum Wort HD „Silber“, das ursprünglich nbw HD „weißes/helles Gold“ lautete, hergestellt werden.1853 Das Mineralgemisch Lapislazuli (XsbD), das auf den Armen des zweiten Gottesdieners herbeigebracht wird, kann einerseits mit dem Nachthimmel, an dem Sothis leuchtet, andererseits aber auch mit Wasser in Verbindung gebracht werden.1854 Letzteres mag bereits auf die Nilflut hindeuten, deren Kommen von den Ägyptern als Folge des Siriusaufgangs und der Neujahrsereignisse angesehen wurde.1855 Eine eher grünliche bzw. grünblaue Färbung weisen hingegen mfk#t/w#D n B#x und THnt auf, die vermutlich auf das Wachstum der Vegetation, das durch das Sonnenlicht und die Nilflut erst ermöglicht wird, hindeuten (III 4.2.3).1856 Diese gedankliche Verbindung liegt insbesondere in Zusammenhang mit bestimmten Ritualszenen aus der Wabet nahe, in denen mit Flusswasser gefüllte Gefäße aus Gold und Fayence im Neujahrskontext geopfert werden (III 1.7). Gleichzeitig kann die Farbgebung von Türkis und Fayence eine Präfiguration des besänftigten Zustandes der Gefährlichen Göttin darstellen, deren Zorn durch warme Farben, deren Beruhigung hingegen durch kalte Farben beschrieben wird.1857 Dies korrespondiert damit, dass die Besänftigung der Hathor den Beischriften der Gottesdiener zufolge das Hauptziel ihrer Opferhandlung ist.1858

1849 1850 1851

1852 1853 1854 1855 1856 1857 1858

Der Zusammenhang zwischen Gold und Sonnenlicht ist unstrittig, siehe z. B. Aufrère, L’univers minéral, 368–369. Dazu ausführlicher III 4.2.2. D VIII, 68, 3*: sHDt („die Erleuchtende“); D VIII, 97, 3*: sHDt Hrw m stwt („die die Gesichter mit den Strahlen erhellt“); D VIII, 113, 14*: sHDt pt t# („die den Himmel und die Erde erhellt“); D VIII, 118, 6*: sHDt t#wj m stwt.s („die die beiden Länder mit ihren Strahlen erhellt“). Ähnlich D VIII, 115, 6*: HDt sSp („mit hellem Licht“). Vgl. dazu die Beschreibungen der Farbe des Sirius bei Hephaistion von Theben, denen zufolge dieser auch einfach als „hell“ oder „strahlend“ wahrgenommen wurde (Aufstellung bei Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 154). D VII, 141, 7*; 180, 2*; 200, 15*; D VIII, 28, 13*; 49, 7*; 104, 10*. Siehe Harris, Minerals, 41 und Aufrère, L’univers minéral, 409–410. Siehe dazu Aufrère, L’univers minéral, 465 und Baumann, Schatzkammern, 464–465. Siehe dazu I 1 und III 4.2.3. Siehe zum häufigen Gegensatz von Gold und grünen Materialien als Ausdruck des Zusammenspiels von Sonnenlicht und Vegetation Wiebach-Koepke, in: SAK 38, 2009, 355–378 und Goyon, in: Fs te Velde, 85– 100. So Quack, in: Steele/Imhausen (Hgg.), Under One Sky, 289. Siehe dazu III 3.6, insbesondere Tab. 25.

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III Analyse und Auswertung

Dementsprechend sind in den beiden Szenen links und rechts des Osteingangs zum Kiosk, welche die Besänftigung der Göttinnen Hathor und Sachmet thematisieren, unter anderem Mineralien und Metalle in verschiedenster Form aufgetürmt.1859 Die leider teilweise stark zerstörten Texte geben eine Art Inventar der gezeigten Objekte. An für dieses Kapitel relevanten Gaben werden auf der Nordseite ein Ba-Vogel aus Türkis und Lapislazuli, Türkis, vielleicht Karneol (Hr[st?]) und ein Amulett, auf der Südseite Silber, Fayence, Türkis, […] Gold, eine Barke aus Gold, zwei Näpfe mit Silber, zwei Näpfe mit Gold, die mit dem Wasser des Flusses gereinigt sind, Armbänder sowie ein HH-Symbol aus Gold und ein wD#t-Auge aus Gold genannt.1860 Dabei beziehen sich „Silber“ (HD), „Fayence“ (THnt) und „Türkis“ (mfk#t) im südlichen Tableau vermutlich als Materialangaben auf drei Sistren, deren Darstellungen sie beigefügt sind. Auch hier spielen also die in den Treppenprozessionen mitgeführten fünf Materialien (Gold, Silber, Lapislazuli, Fayence und Türkis) eine zentrale Rolle, zudem sind sie hier explizit mit dem Besänftigungsritual für die Göttin verknüpft. Dies kann als Bestätigung der oben aufgestellten Hypothese, derzufolge einige der Mineralien durch ihre Farbgebung den friedlichen Zustand der Göttin evozieren, gewertet werden. Abgesehen davon verweisen einige sehr charakteristische Objekte, die auf der Ostwand des Dachpavillons genannt und gezeigt sind, nachdrücklich auf das Dekorationsprogramm der Wabet. Hier sind zunächst die beiden Näpfe mit Silber und Gold, die mit Nilwasser gesäubert sind, was mit verschiedenen Ritualszenen der Wabet korrespondiert, die ebenfalls das Opfer von Metallen und Mineralien mit dem Reinigungsaspekt kombinieren.1861 Sowohl in der Wabet als auch im Kiosk ist dabei vom „Wasser des Flusses“1862 die Rede, das auf den Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit bringenden Nilflut, die von den Neujahrsereignissen abhängt, hindeutet. Auch die z goldenen Barken, auf denen sich eine Reihe von -Szeptern, die Teilweise von Falken gekrönt sind, befindet, haben Pendants im Wabet-Komplex im Erdgeschoss des Tempels. Die beiden Opferszenen, in denen Hathor bzw. Isis entsprechende Objekte dargereicht werden, befinden sich dort im dritten Register der Ost- und Westwand.1863 Die Inschriften machen deutlich, dass es sich um ein Opfer der Morgen- und Abendbarke handelt, wobei im Zusammenhang mit Ersterer auf Hathors Rolle an der Spitze des Gefährts, im Zusammenhang mit Letzterer auf die Beziehung der Isis zu Osiris und seinem unterirdischen Reich hingewiesen wird.1864 Dies korrespondiert mit der Betonung des Motives des Sonnenschiffes in den Texten zum Neujahrsfest, die sich in zahlreichen entsprechenden Epitheta der Hathor (III 3.1), aber auch in der Deutung des Festdefilees als Barkenfahrt von Ost nach West äußert (III 2.1.4 und III 5.3). Ein weiterer Bezug zum Raumkomplex von Wabet und Hof lässt sich über den Ba-Vogel aus Türkis und Lapislazuli, der auf beiden Seiten der östlichen Außenwand des Dachkiosks abgebildet ist, herstellen. Dieses Objekt, bei dem es sich um ein Amulett oder um eine Statuette handeln könnte, wird im zweiten Register der Ost- und Westwand der Wabet selbst der Hathor 1859 1860 1861 1862 1863 1864

D VIII, 36, 5 – 37, 9* mit Taf. 720 und D VIII, 43, 9 – 44, 4* mit Taf. 727. Süd: D VIII, 36, 7–10*; Nord: D VIII, 43, 12–14*. D IV, 249, 5–13 mit Taf. 307; 249, 15 – 250, 7 mit Taf. 307; 267, 12 – 268, 7 mit Taf. 312. Siehe dazu III 1.7. D VIII, 36, 9* und D IV, 249, 14–15. Ost: D IV, 198, 13 – 199, 3 mit Taf. 301; West: D IV, 210, 16 – 211, 6 mit Taf. 302. Siehe zu diesen Szenen Coppens, Wabet, 164. Hathor an der Spitze/als Gebieterin der Sonnenbarke: D IV, 198, 14–15; 198, 17–18; 199, 2; Isis in der Unterwelt: D IV, 210, 18; 211, 3; 211, 6.

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dargebracht.1865 Es hängt vermutlich mit dem Ba-Konzept, das im Zusammenhang mit den Beschreibungen der Vereinigung mit der Sonnenscheibe eine Rolle spielt, zusammen. Wie in III 4.2.1 festgestellt, kann dabei die Ba-Eigenschaft sowohl Hathor als auch dem Sonnengott zugeschrieben werden. Dementsprechend erwähnt die Königliche Randzeile der Szene auf der Westwand die Vereinigung eines männlichen mit einem weiblichen Ba, auf der Ostwand wird die Vereinigung Hathors mit ihrem Vater angesprochen.1866 Auch hier könnte das Material des Objektes, das den Beischriften aus der Wabet zufolge nur aus Türkis (mfk#t) besteht, auf den besänftigten Zustand der Göttin verweisen, der die Zusammenkunft mit ihrem Vater erst ermöglicht. Unter der oben beschriebenen Menge von Gaben, die zu den Opfertableaus auf der östlichen Außenwand des Kiosks gehören, finden sich auch Schmuckstücke, nämlich ein Amulett (wD#) und Armbänder (h#drt(j)).1867 Dadurch werden zwei weitere Objektkategorien evoziert, die den Weg der Göttin vom Erdgeschoss bis auf das Dach und zurück begleiten und teilweise sicherlich aus edlen Steinen und Metallen hergestellt waren, wenngleich dies nicht immer explizit ausgedrückt ist. So werden im dritten Register auf der Rückwand von Raum V am Fuß der Osttreppe zwei Amulette geopfert, wobei sich die Handlung im nördlichen Tableau an Isis, im südlichen Tableau an Hathor richtet.1868 Die Beischriften dazu sind eher spärlich und geben keine näheren Information über das wD# ( bzw. ) genannte Objekt, die Darstellungen machen jedoch klar, dass sie den solaren Kontext der Ereignisse betonen, denn das Amulett für Isis ist von einer Sonnenscheibe mit Uräen geschmückt, das für Hathor von einem geflügelten Skarabäus.1869 Der Bandeauinschrift ist zu entnehmen, dass diese Objekte aus Gold (s#wj) hergestellt waren.1870 In den Prozessionen der Treppenhäuser findet sich das Thema des wD#-Amulettes in der Beischrift eines weiteren Priesters wieder, dessen Gaben aus wertvollen Metallen oder Mineralien bestehen. Es handelt sich um den insgesamt fünfzehnten Gabenträger nach dem Vorlesepriester, der sich hinter dem Großteil der Ressortgötter und vor den beiden H#tj-o-Priestern einreiht und Kästen auf seinen Händen trägt. Er wird zweimal als Hrj sSt# („Hüter des Geheimnisses“) und jeweils einmal als sHtp Hmt.s und JHy bezeichnet. Seine Beischriften, die in III 3.6 bereits besprochen wurden, nennen verschiedene Schmuckstücke, die unter dem Oberbegriff xkr „Schmuck“ zusammengefasst sind und den Texten zufolge zur Verschönerung der Göttin sowie zu ihrem Schutz bestimmt sind.1871 Neben dem bereits erwähnten wD#-Amulett, 1865

1866 1867 1868 1869 1870 1871

D IV, 244, 16 – 245, 7 mit Taf. 307, 310; D IV, 262, 11 – 263, 6 mit Taf. 312. Siehe dazu Coppens, Wabet, 172. Beispiele für Amulette in Ba-Form führen Petrie, Amulets, 14 (Nr. 28) mit Taf. 3 und Andrews, Amulets in Ancient Egypt, 67–86 auf; ebd., Abb. 72b zeigt sogar ein mit Lapislazuli und Türkis eingelegtes Exemplar. D IV, 263, 1; 245, 6–7. D VIII, 36, 9–10* mit Taf. 720; 43, 13–14* mit Taf. 727. Siehe zu Ritualszenen, die das Opfer der h#drtArmbänder darstellen, Amer, in: Gs Daumas, 17–24 (in der Wabet: D IV, 268, 9–18). D VII, 155, 12–15* und 165, 5–8*. D VII, Taf. 654, 656, 657. Siehe zum wD#-Amulett Wb I, 401, 10 und Wilson, Lexikon, 283–285, für Beispiele zu diesem Typus von Amulett Petrie, Amulets, 24, Nr. 91 und Taf. 10. D VII, 146, 1*. D VII, 184, 14–15*; 197, 10–14*; D VIII, 94, 8–11*; 114, 1–4*. Die Bezeichnung xkr findet sich in D VII, 197, 12* und 197, 14*. Die Funktion des Schmucks fasst D VII, 197, 12–14* besonders treffend zusammen, wo vom Wiederholen des Schutze (wHm mkt), dem Schmücken der Brust (sHb Snbt), dem Vergrößern des Ansehens der Göttin (so# Sfyt) und dem Vergrößern des Kas der Göttin (swr k#) durch die Amulette die Rede ist.

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III Analyse und Auswertung

das vermutlich viermal vorhanden war, werden hier s#w genannte Schutzamulette aus Gold, eine Halskette (jrj-XX) sowie Armbänder (sntjw, mnfrtj) aus Gold aufgeführt.1872 Dementsprechend findet sich auch in der Bandeauinschrift auf der linken Wand der Westtreppe, die das Festgeschehen beschreibt, der Passus „Anknüpfen eines Amulettes für das Auge des Re“ (Ts wD# n jrt Ro), im entsprechenden Text auf der rechten Seite steht „Man knüpft Amulette und Schutzamulette aus Gold an dich“ (Ts.tw n.T wD#w Hno s#w nw s#wj).1873 Über die genaue Form der Gegenstände lässt sich den Inschriften der Treppenhäuser nichts entnehmen, da die Darstellungen auf den Händen des Gabenträgers nur Kästen zeigen, welche wohl die Amulette neben Stoffen enthielten, die der Priester den Beischriften zufolge ebenfalls herbeiführt (III 5.9).1874 Diese Objekte finden sich im Kiosk wieder, so in den bereits erwähnten Szenen auf der östlichen Außenwand des Gebäudes, in denen die h#drt-Armbänder und das wD#-Amulett in Text und Bild präsent sind. Als Amulette zu deuten sind sicherlich auch das HH-Symbol sowie das wD#t-Auge auf der südlichen Schranke.1875 Auch in der großen Menge von Opfergaben, die zu dem Opfer eines weiteren HH-Symbols – ebenfalls aus Gold – auf der Westhälfte der nördlichen Innenwand gehört, sind zwei Armbänder und ein schreinförmiges wD#-Amulett zu erkennen, wobei Letzteres mit einer Maat-Figur verziert ist.1876 Zudem ist ein Halskragen, der vielleicht der in den Treppen genannten jrj-XX entspricht, zu erkennen.1877 In den zugehörigen Texten allerdings wird dieser Schmuck nicht genannt, sondern ausschließlich die durch das HH-Emblem symbolisierte Vervielfachung von Regierungs- und Lebensjahren thematisiert.1878 Wieder in Text und Bild vertreten ist das wD#-Amulett in der östlichen Szene der südlichen Innenwand des Dachkiosks, wo ihm eine eigene Ritualszene gewidmet ist (Szene 8).1879 Das Objekt, das vom König mit beiden Händen vor Hathor t# mnjt geopfert wird, ist hier mit dem ) zu sehen, bei denen es sich vermutlich um Hathor in BegleiAbbild dreier Götter ( tung von Horus und Osiris handelt. Diese Götter – im Text Drtjw („Vorfahren“) genannt1880 – stellen möglicherweise eine Art komprimierte Zusammenfassung wichtiger theologischer Aspekte des Neujahrsfestes dar, da hier Hathor als Protagonistin des zentralen Vereinigungsrituals neben Horus gezeigt wird, der durch die Königskrone und die Präsenz seines Vaters Osiris als Repräsentant der erneuerten Herrschermacht verstanden werden kann. Der Aspekt des

1872

1873 1874 1875

1876 1877 1878 1879 1880

Siehe für Belege zu den einzelnen Schmucksorten Abschnitt III 3.6, Anm. 1249–1251. Die explizite Materialangabe („Gold“) zu den Schutzamuletten findet sich in D VII, 197, 11*, zu den mnfrt-Armbändern in D VIII, 94, 9*. Einmal werden mnfrt- oder h#drt-Armbänder auch in der Beischrift zum vierten Gottesdiener genannt: D VIII, 92, 10*, siehe dazu III 3.6. D VIII, 86, 8* und 101, 6*. D VII, Taf. 671, 686; D VIII, Taf. 764, 790. D VIII, Taf. 720, 727. Amulette dieser Form sind, neben anderen magischen Schutzobjekten, auch im Ritual „Schutz des Hauses“ belegt, das dessen Bearbeiter Jankuhn (Schutz des Hauses, 5–9) im Neujahrskontext verortet. Dies scheint jedoch nicht der ausschließliche Anwendungszeitpunkt gewesen zu sein (Theis, Magie und Raum, 144–145), so dass man dies allein nicht als Hinweis darauf lesen kann, dass es sich um eine für den Jahreswechsel besonders charakteristische Kombination handelt. Siehe zur Rolle der Maat am Neujahrsfest oben, III 4.2.2. D VIII, Taf. 702–703. Die beiden Schreibungen in den Treppentexten (D VII, 184, 15*; D VIII, 114, 3*) deuten nicht auf eine bestimmte Form hin, siehe aber für Belege, in denen das Wort mit einem breiten Halskragen determiniert ist, Wilson, Lexikon, 93. D VIII, 22, 3–12*. D VIII, 25, 10 – 26, 5* mit Taf. 707–708. So Budde, Götterkind, 137 zu D VIII, 25, 11*.

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regenerierten Königtums vom Vater an sein Kind spielt, wie andernorts erläutert, zu Jahresbeginn in mancherlei Hinsicht eine wichtige Rolle.1881 Sicherlich ist es kein Zufall, dass das wD# und #wt-jb genannte Amulett an dieser Stelle Hathor in ihrer Form als Menit dargebracht wird. Die Göttin, die selbst mit einem Schmuckstück identifiziert wird, bildet somit eine funktionale Einheit mit der Opfergabe, die sie empfängt.1882 Wie der Name des Amulettes #wt-jb („Freude“) schon andeutet, dient dieses Objekt primär dazu, Hathor froh zu machen, aber auch hier wird wieder seine schützende Funktion hervorgehoben.1883 Das wD#-Amulett wird außerdem gemeinsam mit dem oben erwähnten s#-Amulett und den beiden Armbändern (mnfrtj) in den Texten zu einer Ritualszene auf der Westseite von Säule XI genannt, in der eine Meschenet und der „Ka des Ausstattens“ Isis und Nephthys huldigen.1884 Auf dem Opfertablett des Gabenträgers ist die Zeichenkombonation hen, in der durch

und

zu se-

wohl Form und Funktion des s#-Amulettes angedeutet werden,

dessen Schutzcharakter bereits durch seinen Namen deutlich wird.1885 Die Hieroglyphe verweist hier wahrscheinlich auf das Material, aus dem die Schmuckstücke hergestellt waren, während vielleicht als defektive Form von und somit als Darstellung eines Armbandes verstanden werden kann. Die Wirkung der Schmuckstücke besteht auch in dieser Szene in der Sicherung des Wohlergehens der Göttin (swD# sSm.T) und in der Abwehr von Feinden (spd jb.T r sbjw), wobei sich dies wohl auf Isis als hauptsächliche Opferempfängerin bezieht.1886 Ein Objekt, das wahrscheinlich ebenfalls der Kategorie der wD#-Amulette zugehörig ist, wird in einer m. W. singulären Ritualszene auf Säule IX, unmittelbar südlich des Haupteingangs zum Kiosk, für Hathor dargebracht.1887 Es wird als mtrH (

bzw.

) bezeichnet,1888 wobei das Determinativ darauf hindeutet, dass es sich um einen Gegenstand aus Holz handelt. Die ikonographische Entsprechung dazu ist leider weitestgehend zerstört, aber es ist noch zu erkennen, dass es sich um eine antropomorphe Figur auf

1881

1885 1886 1887

Siehe zu Horus als Königsgott und seiner Eigenschaft als Erbe des Osiris III 3.3, zu Hathor als Tochter des Sonnengottes III 3.1. Möglicherweise nimmt Hathor in dieser Kombination auch die Rolle der Isis ein, siehe dazu die erhaltenen Beispiele von Amuletten mit der Gruppe Horus – Osiris – Isis Petrie, Amulets, 36, Nr. 156 und Taf. 27. wD#, #wt-jb: D VIII, 25, 10*; siehe zu Hathor als Menit III 3.3, zu diesem Objekt und seiner besonderen Bindung an die Göttin unten, III 5.12. D VIII, 25, 10–11*: „es hat deinen Leib geschützt, die Vorfahren sind der Schutz für deinen Ka“(sw#D.n.f Dt.T Drtjw m nht n k#.T). Siehe zum #wt-jb-Amulett Wilson, Lexikon, 2. D VIII, 69, 2–12*. Dabei sind die wD#-Amulette in D VIII, 69, 4*, 69, 5* und 69, 9* genannt, das s#-Amulett in D VIII, 69, 5*, die Armbänder in D VIII, 69, 5* und 69, 9*. D VIII, Taf. 736 rechts. Siehe zum s#-Amulett Wb III, 415, 12–17 und Wilson, Lexikon, 782–783. D VIII, 69, 5*. D VIII, 65, 4–13* und Taf. 734. Die Bezeichnung ist hier geschrieben, wobei das Determinativ

1888

nicht typisch ist (siehe Wb I, 401, 10 und Wilson, Lexikon, 283) und auch nicht zur Form des gezeigten Gegenstandes passt. Soll das wD#t-Auge die schützende Funktion des Gegenstandes betonen, die in den Texten dominiert? Alternativ könnte anzunehmen sein, dass es sich um die wD#t lautende Amulettbezeichnung handelt (Wb I, 402, 3; Andrews, Amulets of Ancient Egypt, 43–44), aber dies würde nicht mit der Menschengestalt des Gegenstandes korrespondieren. D VIII, 65, 4* und 65, 7*. Vgl. Wb II, 174, 14.

1882 1883 1884

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III Analyse und Auswertung

einem flachen Sockel oder Tablett handelte.1889 Die Beischriften betonen, dass das Objekt jegliche Art von Schutz des Abbildes der Hathor gewährleistet (Xw Dt.T r Dw, s#, mkt) und Feinde vertreibt (dr Xftj.T), geben aber darüber hinaus keine Informationen über das Amulett.1890 Auch die spärlichen Texte an anderer Stelle, die das mtrH-Objekt nennen, schaffen keine Klarheit. Hier wäre zunächst eine Passage aus Spruch 210 der Pyramidentexte zu nennen, der zu einer Gruppe von Texten gehört, die wahrscheinlich mit dem Opferritual in Zusammenhang steht.1891 Hier geht es zunächst darum, Exkremente und Urin als Abscheu (bwt) des Königs zu bestimmen, woraufhin es z. B. bei Teti heißt: bwt ½vtj¼ nw jmj twr ctS mtrHwj jpw D#y pt. In den Bearbeitungen wird die Zeichenfolge, die je nach Textvertreter

,

, oder geschrieben ist, oft in mwt („Tod“) und rHwj („die beiden Gefährten“) getrennt, was z. B. zu folgender Übersetzung führt: „Teti’s Abscheu ist dies, so wie Seth {die beiden mtrH} ‹den Tod› abweist. Ihr ‹beiden Genossen›, die ihr den Himmel überquert“.1892 Dazu passt allerdings nicht das teilweise vorhandene Holzdeterminativ, weswegen Allen in seiner Neuübersetzung der Pyramidentexte diese Stelle als „Seth rejects the two mtrH that cross the sky“ wiedergibt und anmerkt, dass es sich um ein unbekanntes Holzobjekt handelt.1893 In Anbetracht der Determinierung, die der auf der Säule des Kiosks in Dendara entspricht, ist es möglich, dass es sich an beiden Stellen um einen gleichartigen Gegenstand handelt. Nähere Informationen zu Herkunft und Funktion des mrtH-Objektes kann die Passage in PT 210 aber aufgrund ihrer inhaltlichen Unklarheit nicht liefern. Ein weiterer Beleg für das mtrH stellt vielleicht ein Epitheton des Osiris dar, das auf einer naophoren Privatstatue aus der Saitenzeit zu finden ist.1894 Der Gott wird hier in einer Htp-dj) genannt, nsw-Formel wo mtrH m c#w („das eine mtrH in Sais“: bevor seine Gunstbeweise für den Verstorbenen beschrieben werden. Es steht zu vermuten, dass auch hier das besagte mtrH gemeint ist, wenngleich der Mangel an Determinativen auch eine Teilung der Zeichengruppe in zwei Wörter (z.B. mtr und rHw(j)) zulassen würde. Außer der Information, dass das Wort mtrH sich auch auf eine Gottheit beziehen kann, lässt sich dem Text aber nicht viel Neues entnehmen. Auch in den Texten der griechisch-römischen Tempel finden sich einige Stellen, die von Bearbeitern mit dem mtrH-Objekt in Zusammenhang gebracht wurden. Hier wäre zunächst Esna VI, 531, 23 zu nennen. In einer leider stark zerstörten Passage, die zu einer Reihe von , die Maurice Epitheta der Seschat gehört, steht die Zeichenkombination Alliot als Epitheton „qui touche juste (?) avec (l’arme)-mt(r)H (?)“ übersetzt und mDd m mt(r)H 1889 1890 1891 1892 1893 1894

D VIII, Taf. 734. D VIII, 65, 5* (Schutz vor dem Bösen); 65, 7* (Feinde vertreiben); 65, 10* (s#, mkt). Rätselhaft bleibt, auf welche Personen sich die in D VIII, 65, 8* genannten vier Bas beziehen, die ebenfalls schützend wirken. Pyr. 127c–128c, vgl. Wb II, 174, 12 und die Synopse zu Spruch 210 bei Allen, Concordance of the Pyramid Texts. Siehe dazugrundsätzlich auch Frandsen, in: Willems (Hg.), Social Aspects of Funerary Culture, 141– 174. So Toppmann, in: TLA (Version Oktober 2014), vgl. Wb II, 174, 12. Ähnlich Frandsen, in: Willems (Hg.), Social Aspects of Funerary Culture, 149, der sich auf eine Bearbeitung Zandees beruft. Allen, The Ancient Egyptian Pyramid Texts, 30 und 62, Anm. 30. BM EA 134, so schon Wb II, 174, 13. Publiziert bei El-Sayed, Documents, 135–144 (Doc. 10) und Taf. 20–23.

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5 Inventar

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(?) transliteriert.1895 Wahrscheinlicher, als dass hier ein Bezug zu dem mtrH-Objekt vorliegt, das Alliot mit dem Stab in der Hand der Seschat identifizieren möchte, ist jedoch, dass hier auf den Ort MDDny im 13. oberägyptischen Gau hingewiesen wird, der in diesem Text wahrscheinlich bereits zuvor genannt ist.1896 Das Stadtdeterminativ deutet ebenfalls in diese Richtung. Zuletzt muss noch ein Passus aus dem mnw-Lied genannt werden, das an verschiedenen Stellen innerhalb der Tempel der griechisch-römischen Zeit belegt ist. Dieser in der Fachliteratur viel zitierte Text wird von Christian Leitz als eine Anleitung zum Bierbrauen interpretiert, wobei er seine Bearbeitung eines neuen Textbeleges aus Athribis abschnittsweise den älteren Übersetzungen zu den bisher bekannten Varianten gegenüberstellt. Im dritten Arbeitsschritt, der das Zerstampfen des Malzes und das Bereitstellen der Mühlsteine beschreibt, findet sich eine Zeichenfolge, die in den ausführlichsten Versionen

(Kom

(Athribis) geschrieben ist.1897 Die Lesung mtrH erscheint hier Ombo) und unausweichlich, und so stellt Leitz auch den Zusammenhang zu der Ritualszene im Kiosk von Dendara her. Er vermutet, dass der Vorgang des Zerstampfens von Malz mit einem Stock, das im Menu-Lied vielleicht von einem mtrH genannten Handwerker ausgeführt wird, mit der Feindabwehr, die in den Texten zum Opfertableau des Kiosks thematisiert wird, korrespondiert.1898 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Quellen keine Schlüsse über Herkunft und Funktion des mtrH genannten Objektes, das wohl eine Art menschengestaltiges Schutzamulett aus Holz ist, zulassen. Da die korrespondierende Szene auf Säule X ein „Abbild des Re“ zeigt, liegt es nahe, dass es sich auch bei dem mtrH um eine Götterfigurine handelt.1899 Da mtrH einmal als Bestandteil eines Epithetons von Osiris belegt ist, käme ein Abbild von diesem in Frage, dies wird jedoch durch die Inschriften zum Opfer des Gegenstandes nicht gestützt. Immerhin trägt der König, der das mtrH herbeibringt, eine Atefkrone, was als Hinweis auf den theologischen Kontext seiner Opfergabe gedeutet werden könnte.1900 Wie der oben stehende Überblick zeigt, ist für die die am Neujahrsfest in Dendara dargebrachten Mineralien und Metalle einerseits ein symbolischer Zusammenhang mit den astronomischen Geschehnissen an diesem Tag, andererseits mit dem Wesen der Hathor und ihrem Wandel von einer gefährlichen zu einer besänftigten Göttin anzunehmen. Die Schmuckstücke, die zudem dargebracht werden – v. a. wD#-und s#-Amulette, eine Halskette, Armbänder sowie ein rätselhafter Gegenstand namens mtrH –, sollten die Gottheit einerseits kleiden, zieren und

1895 1896 1897 1898

1899 1900

Alliot, in: RdE 5, 1946, 78. Siehe LGG IV, 69a–c, zum Ort MDDny zuletzt Leitz, Geographisch-osirianische Prozessionen, 170. Siehe Leitz, in: Fs Smith, 225, Athribis III, 476 und Sternberg-el Hotabi, Hymnus, S. 9 der unpaginierten Synopse. Eine Aufstellung der Quellen zum Menu-Lied inklusive synoptischer Zusammenstellung findet sich in Athribis III, 458–494. Leitz mutmaßt, dass es sich um eine m-Bildung zu einem hypothetischen Verb trH handeln könnte, das er von trHt ableitet, womit vermutlich die Masse in den Osirisformen am Choiakfest gemeint ist (Leitz, in: Fs Smith, 226, Anm. 28). Dies ist natürlich spekulativ, auffällig ist jedoch, dass es auch hier wieder das Thema der menschengestaltigen Figur eine Rolle spielt. Siehe zur m-Bildung Kurth, Einführung 2, 658–659. D VIII, 66, 11 – 67, 5*. D VIII, Taf. 734. Deutet in diesem Zusammenhang vielleicht auch die oben besprochene Determinierung der Amulettbezeichnung mit dem wD#t-Auge auf den Osirissohn Horus hin?

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III Analyse und Auswertung

erfreuen, andererseits vor bösen Eindringlingen schützen. Letzteres entspricht der traditionellen Funktion dieser Objektgruppe.1901 Die Tatsache, dass Gegenstände dieser Art in den Quellen zum ersten Tag des Jahres in Dendara eine auffallend große Rolle spielen, korrespondiert mit einer größeren Zahl von archäologischen Funden (v. a. Skarabäen), die durch ihre Beschriftung in den Neujahrskontext einzuordnen sind und eine protektive Funktion hatten.1902 Die große Betonung dieser Thematik zum Jahreswechsel ist grundsätzlich durch die großen Gefahren bedingt, die diese Zeit mit sich brachte (I 1) und die solche Schutzmaßnahmen offenbar besonders dringend erforderlich machten. In Dendara könnten die Vielfalt und Vielzahl der schützenden Schmuckstücke zudem mit der offenen architektonischen Form des Kiosks und seiner Position auf der Dachfläche zusammenhängen, die zwar die Erleuchtung des Gebäudes durch Sonnenstrahlen ermöglichten, aber auch das Eindringen von Gefahren besonders begünstigten.1903 5.6 Speise- und Pflanzenopfer Nahrung pflanzlichen und tierischen Ursprungs sowie Blumen, die am Neujahrstag zu Ehren der Hathor geopfert wurden, spielten schon in vielen Abschnitten dieser Studie – insbesondere bei den Überlegungen zum Dekorationsprogramm des Kiosks, zum Ablauf der Ereignisse und zur Abfolge der Gabenträger in den Treppenprozessionen – eine Rolle. Die gewonnenen Erkenntnisse zu Opfern dieser Art sollen hier zusammengefasst und ergänzt werden. Ähnlich wie im Fall der Mineralien, Metalle und Amulette kann das Thema Speisen entlang des Weges der Hathor vom Erdgeschoss bis zum Dach verfolgt werden, so dass die Göttin immer von der Fülle ihrer Festgaben umgeben ist. Dies zeigt sich schon am Dekorationsprogramm von Raum V am Fuß der Osttreppe, dessen Eingangstür durch ein Feldopfer an vier Kühe auf dem Türsturz geschmückt ist, wodurch möglicherweise schon die Bedeutung der Vegetation im Neujahrskontext und deren Abhängigkeit von der Nilflut zum Jahresbeginn betont werden sollen (Tab. 31).1904 Textstelle D VII, 139, 8– 18* 1901

1902

1903 1904

1905

Gabe(n) laut Titel sXt (Feld)

Erwähnte Speisen und Pflanzen1905

Kategorie

ww (Fruchtland), mo-Kraut?, wnnw (Produkte), w#Dw#Dw (grüne Pflanzen), g#bwt (Blätter), sXt (Feld), onX-w#s (Milch);

Pflanzen

Siehe zur Nutzung von Amuletten grundsätzlich Klasens, in: LÄ I, 232–236, s.v. „Amulett“, für eine rezente Zusammenfassung zu ihrer Herstellung und Funktionsweise Theis, Magie und Raum, 633–638, zu den verschiedenen Typen und Beispielen für erhaltene Objekte Petrie, Amulets und Andrews, Amulets of Ancient Egypt. Siehe zuletzt Lohwasser, in: dies. (Hg.), Skarabäen des 1. Jahrtausends, 147–173 (gegen die These, das es sich bei den Skarabäen um private Neujahrsgeschenke und für die Annahme, dass es sich um Schutzamulette handelte), dies., in: Fs Wenig, 233–235 und z. B. Berlandini, in: BSEG 18, 1994, 5–22; Wessetzky, in: BMH 5, 1954, 3–10. Die Neujahrsformel auf diesen Objekten korrespondiert mit der Beschriftung der Neujahrsflaschen (III 5.8). Zu den besonderen Schutzmaßnahmen dieses Gebäudes zählen auch die Göttergruppen, die sich auf der südlichen und westlichen Außenwand befinden, siehe III 3.8.2. D VII, 139, 8–18*. Siehe zu dieser und und verwandten Szenen aus der westlichen Treppenkammer von Edfu, in der ebenfalls göttliche Kühe auftreten, Simonet, Maîtres d’autel, 115–125. Er weist auf den Zusammenhang mit den Stiergöttern der Treppenprozessionen (III 3.6) hin und deutet die Kühe und die mit ihnen verbundenen Produke als Garanten der Fruchtbarkeit zum neuen Jahr. In der Reihenfolge, in der sie in der Übersetzung erscheinen.

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5 Inventar

D VII, 147, 2– 13* D VII, 147, 15 – 148, 12* D VII, 148, 14 – 149, 8*

D VII, 150, 13 – 151, 10*

D VII, 152, 13 – 153, 5* D VII, 157, 2– 16* D VII, 158, 2 – 159, 4* D VII, 160, 9 – 161, 2* D VII, 162, 2–9*

t# (Brot), t#-wr (Brot), t# (Brot), xrt (Bedarf), Xt (Dinge), snw (Brote), k#w (Nahrung), Spswt (Herrlichkeiten), Xt (Dinge), npr (Getreide), xrt (Bedarf), Hnqt (Bier); jrTt bnrw (süße Milch), HDw (weiße Milch), bnrw (süße Milch), onX-w#s (Milch), HDw (weiße (Milch) Milch), bnrw (süße Milch), onX-w#s (Milch), HDw (weiße Milch); stpw #bwt nt sbjw (Abbilder der Rebellen), Xftjw (ausgewählte (Feinde), x#kw-jb (Krummherzige), Xftjw Fleischstücke) (Feinde), sbjw (Rebellen), stpw nw sbjw (Fleischstücke der Rebellen), Xftjw (Feinde), Xftjw (Feinde), sbjw (Rebellen), wobwt (Fleischstücke), oD (Fett), stpw (ausgewählte Fleischstücke), wn-mw.s (die die ihr feindlich Gesonnenen); wobt stpw (ausgewählte Fleischstücke), wobt (Fleischopfer), X#w (Fleischstücke), sbjw (Re(Fleisch) bellen), stpw (ausgewählte Fleischstücke), X#w (Fleischstücke), wobt (Fleischopfer), sbjw (Rebellen), Xftjw (Feinde), wobt (Fleischopfer), stpw (ausgewählte Fleischstücke); Xt nbt nfrt snw (Brote), stpw (ausgewählte Fleischstücke), jrt Or w#Dt (grünes Horusauge = Wein), k#w (alle guten (Nahrung), k#w (Nahrung), Df#w (Speisen), k#w Dinge) (Nahrung); Xt t#-wr (Brot), mrrw (Speisen), k#w (Nahrung), xrt (Bedarf), Xt (Dinge), Xt r xrt (Dinge für (Sachen) den Bedarf), Htpw (Opfergaben), Df#w (Speisen); jrTt HDw (weiße Milch), nDmt (süße Milch), HDw (weiße Milch), [onX\-w#s (Milch), wrywt (Milch) (Kühe), xrt (Bedarf), wnDw (Opferspeisen), HDw (weiße Milch), bnrw (süße Milch); #Sr #Sr (Grillklein), wobt (Fleischopfer), Xt nbt (alle Dinge), Xt nbt tmt (alle versammelten (Fleisch) Dinge), qsw (Knochen), Xftjw (Feinde), sbj (Rebell), Xt (Dinge), wobt (Fleischopfer); o#bt o#bt-Opfer, k#w (Nahrung), nfrw (Vollkommenheit), k#w (Nahrung), Df#w (Speisen), Hww (großes (Nahrung), Df#w (Speisen); Speiseopfer) Xt (Sachen)

Tab. 31: Ritualzenen in Zusammenhang mit dem Speise- und Pflanzenopfer in Raum V.

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Brot

Milch

Fleisch

Fleisch

vermischte Gaben Brot

Milch

Fleisch

vermischte Gaben

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III Analyse und Auswertung

Eine Vielzahl von Gaben findet sich in einem o#bt-Opfer auf der Südwand der Treppenkammer, mit dem ein gemischtes Opfer von „allen guten Dingen“ auf der Nordwand korrespondiert.1906 Während das Relief zum großen Speiseopfer vor allem die für diese Handlung charakteristischen Gaben Brot, Fleisch und Bier – mit Blumen geschmückt – zeigt, finden sich in der Darstellung zur Szene Xrp Xt nbt nfrt ausschließlich geschlachtete Tiere, wobei eine Oryxantilope, eine Dorkasgazelle und ein Rind zweifelsfrei zu identifizieren sind.1907 Diese Szene korrespondiert inhaltlich mit weiteren Darstellungen des Fleischopfers, das in Raum V besonders betont wird und textlich einerseits mit der Abwehr von Feinden, andererseits mit der Besänftigung der Hathor in ihrer Rolle als Sachmet verbunden wird (III 2.1.5). So befindet sich im ersten Register der Nordwand eine Szene mit dem Titel „Ausgewählte Fleischstücke darbringen“ (Hw‹-o› r stpw), in der über einem Rind erneut zwei Gazellen und eine Antilope geopfert werden.1908 In den Opferszenen von Fleisch (wobt) und Grillklein (#Sr) im zweiten Register der Nord- und Südwand ist die Gabe nur als Fleischstück bzw. als Gefäß, in dem sich vermutlich kleingeschnittenes Fleisch befindet, abgebildet.1909 Wenngleich sich die Texte der genannten Ritualszenen in Bezug auf die Tiere, denen das Fleisch entstammt, bedeckt halten, so verweisen zwei der Darstellungen doch eindeutig auf Rinder, Gazellen und Antilopen, was sich in dieser Eindeutigkeit allerdings nicht in den Beschreibungen der Opfer wiederfindet (Tab. 31). Außer Fleisch spielt in Raum V auch das Opfer von Milch und von Brot eine Rolle, wobei jede Art von Gabe in zwei miteinander korrespondierenden Szenen im 1. Register der Nordund Südwand abgebildet ist.1910 Wie gewöhnlich werden in den Beischriften zum Milchopfer die versorgende und nährende Wirkung der Gabe besonders hervorgehoben, woraus in einer Epithetareihung für Isis eine Analogie zwischen diesem Aspekt der Milch und der Nilüberschwemmung entwickelt wird.1911 Wichtig ist möglicherweise auch der Aspekt der Regeneration, der das Milchopfer für den Rahmen der Erneuerungshandlungen zum Jahresbeginn geradezu prädestiniert.1912 Zudem wird es natürlich häufig mit einem Eltern-Kind-Verhältnis in Verbindung gebracht, das vielleicht zu der engen Bindung der beiden Protagonisten am Neujahrsfest in Beziehung gesetzt werden kann (III 3.1–2).1913 Auch die verschiedenen Arten von Brot und Gebäck, die in den beiden Szenen mit dem Titel „Sachen tragen“ dargebracht werden, sind textlich über den Aspekt der Ernährung mit 1906 1907

1908 1909 1910 1911 1912 1913

D VII, 162, 2–9* (o#bt); 152, 13 – 153, 5* (Xt nbt nfrt). Siehe für die Position der Szenen die Übersicht auf Taf. 16. D VII, Taf. 662 und 658. Vgl. zur Identifikation der Tiere anhand ihres Gehörns z. B. Rickert, Gottheit und Gabe, 215. Das Gehörn des zweiten Tieres von oben in der Szene auf Taf. 658 ist nicht genau zu erkennen, es könnte sich aber um eine weitere Gazelle handeln. Siehe zu der dem o#bt-Opfer zugrunde liegenden Gabenkombination Tab. 12 mit Erläuterungen (III 2.2.4). D VII, 148, 14 – 149, 8* mit Taf. 559. Auch hier liegt das Rind wieder zuunterst, darüber sind wahrscheinlich eine Mendesantilope (vgl. Boessneck, Tierwelt, Taf. 24 und 51) sowie klar erkennbar eine Dorkasgazelle und eine Oryxantilope zu sehen. D VII, 150, 13 – 151, 10* mit Taf. 658; D VII, 160, 9 – 161, 2* mit Taf. 662. Siehe die Übersicht auf Taf. 16. Das Milchopfer findet sich in D VII, 147, 15 – 148, 12* und 158, 2 – 159, 4*, das Brotopfer mit dem Titel „Sachen tragen“ in D VII, 147, 2–13* und 157, 2–16*. Ernährung: D VII, 148, 3–4*; 148, 7–8*; 148, 11–12*; 158, 15 – 159, 1*; Isis als Versorgerin gleichermaßen durch die Milch wie die Nilflut: D VII, 158, 15 – 159, 4*. D VII, 148, 6*. Geradezu paradox erscheint in diesem Zusammenhang die Bezeichnung der Hathor als „Mutter des Re, die ihr Kind mit ihrer Milch ernährt“ (mwt nt Ro Sdt nn.s m HDw.s, D VII, 148, 7*), wodurch das in den Neujahrsfest sonst geschilderte Verwandtschaftsverhältnis umgekehrt wird.

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der Nilüberschwemmung und ihren Folgen verbunden. So erhält der König in der Szene auf der Nordwand als Gegengabe von Hathor und Horus eine termingerechte Nilüberschwemmung sowie einen Acker mit seinem Ertrag.1914 An den entsprechenden Stellen auf der Südseite werden erneut die Nilüberschwemmung sowie die gefüllte Küche genannt, zudem tritt Isis als Sothis in ihrer Verantwortung dafür in Erscheinung.1915 Insgesamt fügen sich also bereits die in Raum V genannten Speiseopfer (o#bt, Fleisch, Milch und Brot) durch ihre Beischriften thematisch in den Rahmen des Neujahrsfestes ein und bereiten somit in gewisser Weise den Boden für die zentralen Ritualhandlungen auf dem Dach. Besonders umfangreiche Informationen zur Art der Speise- und Pflanzenopfer finden sich in den Bandeauinschriften der Treppenhäuser und den darunter befindlichen Darstellungen und Texten zu bestimmten Ressortgöttern der Neujahrsprozession. Wie in III 3.6 ausführlich erläutert, lassen sich den Festbeschreibungen der Bandeaus grundsätzlich zwei miteinander konkurrierende Reihen von Opferkategorien entnehmen, in denen Speisen und Pflanzen an zentraler Positionen vertreten sind. Die erste Abfolge, die durch drei von vier dieser Inschriften repräsentiert wird, ist strukturell eng mit der Reihenfolge der Gaben der Ressortgötter in den Treppenhäusern verknüpft. Sie zeichnet sich durch die folgende grundlegende Zusammensetzung aus, wobei die Reihenfolge innerhalb der einzelnen Kategorien variieren kann: a) Myrrhe, Stoff, Salbe; [b) Silber, Gold, Mineralien; c) Sistren;] d) alkoholische Getränke; e) Milch; f) Fleisch, Pflanzen, Brot; [g) Amulette, Schmuck;] h) Wasser und Weihrauch.1916 Von den hier relevanten Speiseopfern wird Milch von Os#t, Fleisch von Rindern sowie Wüstenwild von MnH und Csmw herbeigebracht, Vogelfleisch und Pflanzen von einer Feldgöttin, verschiedene Brotsorten und Backwaren von Op onX und Mr-wr. Hinzu kommt eine weitere Feldgöttin am Ende der Reihe der Ressortgötter, deren Gaben (Pflanzen und Podukte, die aus ihnen hergestellt sind) wohl erneut auf die Fruchtbarkeit des Bodens hindeuten, die durch die gemeinsam mit ihr genannten Hapi hervorgerufen wird.1917 Die verbleibende Bandeauinschrift auf der rechten Seite der Osttreppe W nennt nach einer Räucherung das Bereits im Zusammenhang mit Raum V genannte „große Speiseopfer“ (o#bt), das aus Brot, Bier, verschiedenen Rindern, Wüstenwild, Vögeln und Grillklein, alkoholischen Getränken, Pflanzen, Früchten, Wasser und Räucherwerk besteht.1918 Tab. 32 listet die verschiedenen Speise- und Pflanzenopfer, wie sie in diesen Quellen genannt werden, zur Übersicht im Einzelnen auf: Textstelle D VII, 176, 9– 14*

Art und Position Bandeau Treppenhaus W, links

D VII, 190, 5–8*

Bandeau

1914 1915 1916 1917 1918 1919

Erwähnte Speisen und Pflanzen1919 onX-w#s(w) (Milchgefäße), mhr(w) (Milchgefäße), sbjw (Rebellen), rnpwt (junge Pflanzen), r# (Gänse), t#-wr (Brot), t#&w\ (Brote), snw (Brote), qfnw (Brote), Snsw (Brote), gs-pX#w (Brote) … w#Dw (Papyruspflanzen); o#bt (großes Speiseopfer), t# (Brot)… jw#w (Langhornrinder), wnDww (Kurzhornrinder), gHsw (Gazellen), m#-

D VII, 147, 9* und 147, 11*. D VII, 157, 11–12* und 147, 14*. Isis als Sothis: D VII, 157, 11–12*. D VII, 176, 5 – 177, 4*; D VIII, 85, 15 – 87, 1*; D VIII, 100, 7 – 101, 14*. Vgl. Tab. 23 mit Erläuterungen in III 3.6. Siehe für weitere Details zu diesen Ressortgöttern und ihren Opfergaben III 3.6. D VII, 190, 3 – 191, 6*. Vgl. Tab. 23 in III 3.6. In der Reihenfolge, in der sie in der Übersetzung erscheinen. Durch drei Punkte angedeutet sind einzelne Gaben anderer Kategorien oder auch Textpassagen, die im Rahmen dieses Kapitels zu vernachlässigen sind.

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III Analyse und Auswertung

Treppenhaus W, rechts D VIII, 86, 4–7* D VIII, 101, 2–5* D VIII, 104, 11 – 105, 2*

Bandeau Treppenhaus X, links Bandeau Treppenhaus X, rechts Erster Text hinter Standartenträgern 1–8, Treppe X, rechte Hälfte

D VII, 183, 8 – 184, 13*1920

Beischriften der Ressortgötter, Treppenhaus W, links

D VII, 196, 1 – 197, 9* und 198, 12 – 199, 3*

Beischriften der Ressortgötter, Treppenhaus W, rechts

1920

HDw (Oryxantilopen), nj#w (Steinböcke), r#w (Gänse), #Sr (Grillklein) … rnpwt (frische Pflanzen), Hrrwt (Blumen), dqrw (Früchte); HDw (weiße Milch), stpw nw sbjw (ausgewählte Fleischstücke der Rebellen), w#Dw#Dw (grüne Pflanzen), r#w (Gänse), jdHw (Marschland), t#-wrw (Brote); HDw (weiße Milch), X#w nw Xftjw (Fleischstücke der Feinde), stpw (ausgewählte Fleischstücke), p#yw (Vögel), w#Dw (Papyruspflanzen); o#bt (großes Speiseopfer), t# (Brot), jwf (Fleisch) … Xt nbt (alle Dinge), X# m t# (tausend Brote) … X# m jrTt (tausend Milchgefäße), X# m jHw (tausend Rinder), X# m #pdw (tausend Vögel), X# m nj#ww (tausend Steinböcke), gHsw (Gazellen), m#-HDw (Oryxantilopen), X# m r#w (Gänse), Trp(w) (Blässgänse), X# m msw (tausend Wasservögel), srw (Graugänse), X# m #Sr (tausend Portionen Grillklein) … X# m rnpwt (tausend frische Pflanzen); bnrw (süße Milch), HDw (weiße Milch), bnrw (süße Milch), tpw nw Xftjw (Köpfe der Feinde), tpw nw #bwt ctS (Köpfe der Abbilder des Seth), How (Leiber), X#w (Fleischstücke), rkyw (Feinde), #bwt nw sbjw (Abbilder der Rebellen), sbjw (Rebellen), sSn (Lotos), nXb (Lotos), r#w (Gänse), p#yw (Vögel), xnmw (Sumpfvögel), tmog#w (Vögel), Spsw (Herrlichkeiten), Df#w (Speisen), owt (Kleinvieh), k#w (Nahrung), Xt (Dinge); HDw (weiße Milch), bnrw (süße Milch), onX-w#s (Milch), HDw (weiße Milch), sbjw (Rebellen), sm#w (Schlachtstiere), stpw (ausgewählte Fleischstücke), How nw Xftjw (Glieder der Feinde), m#-HD (Oryxantilope), Xftjw (Feinde), owt (Kleinvieh), stpw nw Ssrw (ausgewählte Fleischstücke der Schlachtrinder), X#w (Fleischstücke), #pdw (Vögel), p#yw (Vögel), tm-og#w (Vögel), Hnw (Pflanzen), mnHw (Papyruspflanzen), stpw (ausgewählte Fleischstücke), w#X (frisches Grün), g#bwt (Blätter), r#w (Gänse), sSn (Lotosblüte), nHbt (Lotosknospe), owt (Kleinvieh), t#-wr (Brot), o#bt (großes Speiseopfer), k#w (Nahrung), t# (Brot), Xnf (Brot), gs-pX# (Brot), bjt (Brot), t# (Brot), Xt nbt (alle Dinge), Xtm(w) (Rationen), t#-wr (Brot), Df#w (Speisen) … S#wt (Weinpflanzen), g#bwt m nnjb (Blätter vom Styrax), nXb (Lotosblüte), nHbt (Lotosknospe), sbtt (Blume), xmsw (Ähren), npr (Getreide), t# (Brot), jrt Or w#Dt (grünes Horusauge = Wein), r#w (Gänse), XDw (Fische);

Die oben erwähnte Feldgöttin mit Pflanzen, die mit Hapi am Ende der Prozession steht, hat hier keine Beischrift (D VII, 185, 11*).

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D VIII, 93, 5 – 94, 6* und 95, 7–8*

Beischriften der Ressortgötter, Treppenhaus X, links

D VIII, 110, 6–8*; 111, 4 – 112, 6*1921

Beischriften der Ressortgötter Treppenhaus X, rechts

631

HDw (weiße Milch), bnrw (süße Milch), onX-w#s (Milch), Htpw (Opfergaben), xrt (Bedarf), Xrjw (Schlachtvieh), bTnw (Rebellen), sbjw (Rebellen), #bwt nw nbD (Abbilder des Bösen), Xftjw (Feinde), stpw (ausgewählte Fleischstücke), sm# (Opferstier), stpw (ausgewählte Fleischstücke), p#yw (Vögel), w#Dw (Papyruspflanzen), Xt (Dinge), Df#w (Speisen), Htpw (Opfergaben), Spsw (Herrlichkeiten), snw (Opfergaben), Df#w (Speisen) … jj ‹m› #Xt (das, was aus dem Feld kommt), t# (Brot), Df#w (Speisen), Xt nbt (alle Dinge); Xftjw (Feinde), tpw nw x#kw-jb (Köpfe der Krummherzigen), stpw nw sbjw (ausgewählte Fleischstücke der Rebellen), X#w (Fleischstücke), owt n mrw (Kleinvieh der Wüste), x#kw-jb (Krummherzige), stpw nw sbjw (ausgewählte Fleischstücke der Rebellen), Ssr (Schlachtrind), m#-HD (Oryxantilope), tjt nbD (Abbild des Bösen), r#w (Gänse), p#yw (Vögel), w#Dw (Papyruspflanzen), owt (Kleinvieh), Df#w (Speisen), Htpw (Opfergaben), Xt (Dinge), t# (Brot), t#-wr (Brot), Xnf (Kuchen), gs-pX# (Brot), bjt (Fladen), wr-t# (Brot), Xt nbt (alle Dinge), t# (Brot), jwf (Fleisch) … ps (Brot), qmHw (Brote);

Tab. 32: Speise- und Pflanzenopfer nach den Texten der Treppenhäuser.

Ungeachtet der unterschiedlichen Reihenfolge und der verschiedenen Zusammensetzung im Detail stimmen die Quellen in Bezug auf die in ihnen enthaltenen Grundkategorien von Nahrungsmitteln weitestgehend überein. Demnach wären den Treppentexten zufolge Milch, Fleisch von Rindern, Vögeln und Wüstenwild, Pflanzen (v. a Lotos und Papyrus) inklusive Getreide und Früchte sowie Brot als hauptsächliche Kategorien von Speiseopfern im Neujahrskontext zu bestimmen, was grundsätzlich mit den für die Treppenkammer V festgestellten Schwerpunkten korrespondiert. Die dort attestierte Tendenz zur Hervorhebung des Wüstenwildes im Fleischopfer lässt sich auch hier feststellen, allerdings in verringertem Maße. Immerhin ist diesem Thema aber in der absteigenden Prozession der Westtreppe und in der aufsteigenden Prozession der Osttreppe mit Schesemu in seiner Rolle als Schlachtgott ein eigener Gabenträger gewidmet.1922 Neben der allgemeinen Bezeichnung owt („Kleinvieh“) wird hier die Oryxantilope (m#-HD) genannt,1923 in der Bandeauinschrift auf der rechten Seite der Osttreppe werden zudem Gazellen, Oryxantilopen und Steinböcke explizit erwähnt.1924 Auch im Dachkiosk finden sich Darstellungen und Texte, die mit dem Speise- und Pflanzenopfer verbunden sind. Wie in III 2.2.4 im Rekonstruktionsversuch zu den Handlungsabläufen dort erläutert, befinden sich Szenen, die dem Opfer von verzehrbaren Gaben gewidmet sind, vor allem auf der Außenwand des Gebäudes, aber auch einige Säulen weisen Bezüge zur Darbringung von Speisen und Pflanzen auf (Tab. 33). 1921 1922 1923 1924

Auch hier gibt es keine Beischrift zur abschließenden Feldgöttin (D VIII, 114, 13*). D VII, 196, 8–10*; D VIII, 111, 7–9*. owt: D VII, 196, 9*; D VIII, 111, 7*; m#-HD: D VII, 196, 8*; D VIII, 111, 9*; Gazellen, Oryxantilopen und Steinböcke: D VII, 190, 6–7*. D VII, 190, 6–7*.

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III Analyse und Auswertung

Textstelle Position1925 Gabe(n) laut Titel D VIII, o#bt Schranke 31, 7 – (Szene 15) (großes 32, 6* Speiseopfer)

Kategorie

D VIII, 32, 9 – 33, 8*

Schranke (Szene 16)

vermischte Gaben

D VIII, 33, 11 – 34, 16* D VIII, 37, 12 – 38, 13* D VIII, 39, 3 – 40, 3* D VIII, 40, 6 – 41, 7*

Schranke (Szene 17)

D VIII, 41, 10 – 42, 6*

Schranke (Szene 23)

D VIII, 44, 14 – 45, 7*

Säule I, Westseite

1925 1926 1927

Schranke (Szene 20) Schranke (Szene 21) Schranke (Szene 22)

Erwähnte Speisen und Pflanzen1926 o#bt (großes Speiseopfer), Xt nbt (alle Dinge), Htpw (Opfergaben), Df#w (Speisen), t# (Brot), jwf (Fleisch), ... [k#w?] (Speisen?), Df#w (Speisen), Htpw (Opfergaben), Df#w (Speisen), t# (Brot) ... Htpw (Opfergaben), Xt (Dinge), k#w (Nahrung), Htpw (Opfergaben), o#bt (großes Speiseopfer); o#bt Htpw (Opfergaben), Xt (Dinge), o#bt (großes Speiseopfer), t# (großes (Brot), stpw (ausgewählte FleischSpeiseopfer) stücke), k#w (Nahrung) … qrfw (Speisen), Df#w (Speisen); stpw stpw (ausgewählte Fleischstücke), (ausgewählte stpw nw Xftjw sbjw (Fleischstücke Fleischstücke) der Feinde und Rebellen); t# Hnqt t# (Brot) … Htpw (Opfergaben), t#w (Brote); (Brot und 1927 Bier) stpw stpw nw sbjw (ausgewählte (ausgewählte Fleischstücke der Rebellen), #bwt Fleischstücke) nw nbD (Abbilder des Bösen); Xt Htp-nTr (Gottesopfer), stpw (ausgewählte Fleischstücke), Htpw (Sachen) (Opfergaben), Df#w (Speisen), oqw (Nahrung), dSrw (Blut), snf (Blut), w#Dw (frisches Fleisch); Xt Htpw (Opfergaben), Df#w (Speisen), k#w (Nahrung), Hww (Spei(Sachen) sen), tpw nw sbjw (Köpfe der Rebellen), Xftjw (Feinde), #Xw (wirksame Dinge); – ‹k#w› (Nahrung); stpw (ausgewählte Fleischstücke), k#w (Nahrung), t#-wr (Brot), Xt (Dinge), Htpw (Opfergaben), k#w (Nahrung), [q]rf (Speisen);

vermischte Gaben

Fleisch Brot Fleisch vermischte Gaben

vermischte Gaben

vermischte Gaben

Siehe dazu Taf. 21a–b. In der Reihenfolge, in der sie in der Übersetzung erscheinen. Durch drei Punkte angedeutet sind einzelne Gaben anderer Kategorien, die im Rahmen dieses Kapitels zu vernachlässigen sind. Siehe zum Opfer alkoholischer Getränke III 5.7.

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5 Inventar

D VIII, 46, 15 – 47, 11*

Säule II, Nordseite



D VIII, 48, 2– 11*

Säule II, Südseite



D VIII, 70, 6– 13*

Säule XII, Ostseite



Df#w (Speisen), Df#w (Speisen), Df#w (Speisen), Xt (Dinge), dwnw (Speisen), t# (Brot), jwf (Fleisch) ... bw nfr (gute Dinge), t# (Brot), p#wt (Opferbrote); Hw (Nahrung), k#w (Nahrung), Hw (Nahrung), Xt (Dinge), k#w (Nahrung), k#w (Nahrung), Hw (Nahrung), Htpw (Opfergaben), Htpw (Opfergaben), Df#w (Speisen); rnpwt (frische Pflanzen), t# (Brot), jwf (Fleisch);

633 vermischte Gaben

vermischte Gaben

vermischte Gaben

Tab. 33: Speise- und Pflanzenopfer in den Ritualszenen des Kiosks.

Auffällig ist, dass in den Szenen, die in Tab. 33 aufgelistet sind, vermischte Speiseopfer und generelle Gabenbezeichnungen dominieren. Dies gilt vor allem für die o#bt-Szenen auf der östlichen Außenwand, die räumlich und thematisch mit den Opfern auf den umgebenden Säulen I, II und XII in Verbindung stehen, aber auch für die Szenen mit dem Titel „Sachen tragen“ (f#t Xt) auf den Schranken 21 und 23. Brot (gemeinsam mit Bier) und Fleisch sind eigene Ritualszenen gewidmet, wobei Letzteres der Versorgung der gefährlichen Gottheiten dient, die den Schutz des Gebäudes gewährleisten (III 3.8.2). Milch und Pflanzen, die sowohl in Raum V als auch in den Treppenhäusern eine größere Rolle spielen, sind in den Texten nicht aufgeführt. Die oben aufgelisteten, oft allgemein gehaltenen Bezeichnungen für gemischte Gabenopfer werden durch die zugehörigen Abbildungen auf den Wänden und Säulen des Kiosks illustriert und komplettiert. Hierbei sind zunächst die umfangreichen Darstellungen der großen Speiseopfer auf der Ostwand zu nennen, in denen Brot und Fleisch besonders stark repräsentiert sind.1928 Auf dem östlichen Tableau nimmt das Opfer von Wüstenwild – drei Dorkasgazellen und einer Oryxantilope –, das in der Treppenkammer auf ähnliche Weise abgebildet ist, besonders viel Platz ein. Auch Pflanzen und Früchte sind hier in großer Vielfalt aufgetürmt, obgleich sie in den Beischriften nicht explizit genannt sind. Auf den Armen der Ka-Genien der Säulen I, II und XII und somit in unmittelbarer Nähe des o#bt-Opfers finden sich ebenfalls Brot und Blumen bzw. Knospen, wozu auf Säule I und XII noch Rinderschenkel und wahrscheinlich Wein, auf der Nordseite von Säule II noch ein Vogel kommt, der sicherlich als Spiel ) zu verstehen ist.1929 Die gemischten Speiseopfer mit dem Namen seines Trägers K#-Df#w ( mit dem Titel „Sachen tragen“ (Szenen 22 und 23) bestehen den Darstellungen nach aus Brot, Bier und Fleischstücken, die mit Lotosblüten bzw. Knospen dekoriert sind.1930 Große Mengen vermischter Gaben, darunter Speisen und Pflanzen, finden sich auch in den Darstellungen zu einigen Ritualszenen, in deren Texten diese Opferkategorien keine oder kaum eine Rolle spielen. So finden sich unter den Gegenständen, die zur Beruhigung (sHtp) der Sachmet auf der südlichen Schranke der östlichen Außenwand des Kiosks herbeigebracht 1928 1929 1930

D VIII, Taf. 713–716, vgl. Farbtaf. 6 dieser Arbeit. D VIII, Taf. 728–729, 737. Siehe zu den für Wein typischen Doppelgefäßen III 5.7. D VIII, Taf. 724, 726.

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III Analyse und Auswertung

werden, neben Brot und Fleisch in der Kombination mit Bier (III 5.7) und einigen Vögeln vier Oryxantilopen, eine Gazelle und wahrscheinlich zwei Steinböcke.1931 Damit korrespondierend nennt der zugehörige Text das Opfer des „Beines der Oryxantilope“ (#m n m#-HD), obwohl in der Hand des Königs nur die in dieser Szenenart häufiger belegten Gaben (Napf und zur Schlachtung bereite Vögel) zu sehen sind.1932 Die Darstellungen zu der korrespondierenden Szene (Nr. 25: sHtp Owt-Or) sind zerstört, auch hier sind aber noch Brot und Fleisch in Verbindung mit Bier zu erkennen.1933 Im Inneren des Kiosks bilden Speise- und Pflanzendarstellungen die Ausnahme, was vielleicht auf einen Aufbau der Opfergaben im wirklichen Festgeschehen vor dem Kiosk zu tun hat.1934 Verzehrbare Gaben sind im Gebäude nur in der Zusammenstellung von Objekten verschiedenster Kategorien auf der westlichen Hälfte der nördlichen Innenwand zu erkennen, die zu der Darreichung eines HH-Symbols aus Gold gehört (Szene 2).1935 Auch hier dominieren wieder Brot und Fleisch von verschiedenen Tieren, daneben finden sich ein Doppelkrug für Bier, Zierpflanzen (Lotos und Papyrus) und vielleicht Früchte in zwei großen Schalen.1936 Grundsätzlich ist festzuhalten, dass auch im Dekorationsprogramm des Kiosks die für Raum V und die Treppenhäuser attestierte Präferenz für Brot- und Fleischopfer zu erkennen ist, während Pflanzen- und Milchopfer hier eher selten dargestellt sind.1937 Das Opfer von Wüstenwild, das im Erdgeschoss und auf den Treppenhauswänden stellenweise hervorgehoben wurde, wird in den Inschriften zu den Speiseopfern der Dachkapelle nicht genannt, eine Betonung dieser Thematik kann aber anhand der Darstellungen attestiert werden, die Oryxantilopen, Gazellen und einmal auch Steinböcken auffällig viel Platz einräumen. Das Opfer von Wüstentieren wird auch andernorts häufiger mit den Neujahrsgeschehnissen in Verbindung gebracht und fügt sich in Dendara besonders gut in den theologischen Kontext der Feierlichkeiten ein.1938 So kann die Oryxantilope den Feind des Götterauges (Sonne oder Mond) repräsentieren und in getötetem Zustand zur Besänftigung der Göttin beitragen, was einerseits zum solaren Kontext der Feierlichkeiten, andererseits aber auch zu der in Dendara stark hervorgehobenen Rolle Hathors als Sonnenauge passt.1939 Die Gazelle wiederum kann, wohl aufgrund ihrer Eigenschaft als Wüstentier, selbst mit der aus der Ferne zurückkehrenden Göttin assoziiert werden.1940 Der Steinbock schließlich verweist durch sein Horn auf die diesem sehr stark 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937

1938 1939 1940

D VII, Taf. 720 = Farbtaf. 5 dieser Arbeit. Die Identifikation der Tiere anhand ihrer Hörner ist aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes nicht gänzlich gesichert. D VIII, 36, 6*. Siehe zu den Gaben in der Hand des Königs beim sHtp cXmt generell Beinlich, Handbuch der Szenentitel, 407–408, zu den vier Vögeln und/oder vier Wüstentieren in diesem Kontext Germond, Sekhmet, 257–258. D VIII, Taf. 727. Siehe dazu ausführlich III 2.2.4, zu der Vermutung, dass aufgrund der großen Betonung des Speiseopfers auf der Nordwand des Gebäudes Nahrung vor allem von dieser Seite herbeigebracht wurde, III 2.1.4. Die zugehörigen Inschriften erwähnen dies mit keinem Wort: D VIII, 22, 3–12*. D VIII, Taf. 703. Im Kiosk finden sich diese Gaben nur gelegentlich in Darstellungen vermischter Opfergaben (Pflanzen: D VIII, Taf. 703, 714, 716, 728–729, 737; Milch: D VIII, Taf. 716), nicht jedoch in den Inschriften oder ihnen eigens gewidmeten Ritualszenen. Milch ist innerhalb des Gebäudes einmal auch unter den Kultgeräten der Hathor dargestellt (D VIII, Taf. 707, vgl. III 5.12). So Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 161–164. Vgl. Vernus/Yoyotte, Bestiaire, 172. Siehe zur Bedeutung des Antilopenopfers grundsätzlich Derchain, Le sacrifice de l’oryx, zum Zusammenhang mit dem sHtp cXmt Germond, Sekhmet, 258. Siehe zu Hathor in ihrer Rolle als Gefährliche Göttin III 3.1 und III 4.2.2. Siehe dazu Strandberg, The Gazelle in Ancient Egyptian Art, 180–185.

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ähnelnde Jahresrispe ( ), worin sicherlich der Grund für die in I 3.8 besprochene Bezeichnung „Horn des Steinbocks“ für den Neujahrstag/das erneuerte Jahr liegt. Diese hängt vielleicht auch mit dem Untergang des Sternbildes Steinbock (griechisch „Ziegenhorn“, demotisch „Ziegengesicht“) kurz vor dem Sothisaufgang zusammen.1941 Dazu passend hatten Neujahrsgaben – beispielsweise Gefäße – manchmal die Form eines Steinbocks oder waren mit Steinbockköpfen verziert.1942 Durch die bei den Ägyptern übliche Zusammenfassung von Oryx, Gazelle und Steinbock als „Wild der Wüste“ (owt nt X#st) könnte sich die – teilweise positive, teilweise negative – Symbolik der drei Tiere vermischt haben, was ihr gemeinsames Erscheinen als Schlachttiere im Neujahrsopfer erklären würde.1943 Bei der beschriebenen Kombination von Gabenkategorien (Brot und Fleisch, teilweise ergänzt durch Milch und Pflanzen), die sich vom Erdgeschoss über die Treppenhäuser bis zum Dachkiosk verfolgen lässt, handelt es sich um keine besonders spezifische Zusammenstellung, sondern um den Grundbestand einer ägyptischen Opferhandlung. Dies schließt jedoch nicht aus, dass den einzelnen Gaben am Neujahrstag eine besondere Symbolik zukam. Die regenerierende Wirkung von Milch, die mit der Erneuerung durch das xnm jtn korrespondiert, sowie die Bezüge des Pflanzenopfers zur Nilflut wurden bereits oben erläutert. Die im Verhältnis dazu auffällig große Rolle, die das Fleischopfer spielt, kann einerseits mit der am Neujahrsfest zu besänftigenden, blutrünstigen Göttin zu tun haben, andererseits aber auch auf die besonderen Gefahren des Jahreswechsels verweisen, die es abzuwehren gilt.1944 In Kombination mit dem ebenfalls stark repräsentierten Brotopfer und Bier stellt es zudem den Grundbestand des o#bt-Opfers dar, das – wie in III 2.2.4 ausführlicher erläutert – an diesem Tag eine besonders wichtige Rolle spielte und in der Vielfalt seiner Bestandteile vielleicht schon die nahrhaften Erzeugnisse der zu erwartenden Nilflut präfigurierte. 5.7 Alkoholische Getränke Das Thema der Darbringung von alkoholischen Getränken ist, analog zu dem des Pflanzenund Speiseopfers, in den Treppen und im Kiosk von Dendara omnipräsent. So finden sich schon im zweiten Register der Süd- und Nordwand von Treppenkammer V zwei symmetrisch korrespondierende Szenen, die das Opfer von Wein an Isis und das Opfer des Menu-Kruges an Hathor zeigen.1945 Die Darstellungen zeigen die für die beiden Gaben typischen, kugelförmigen Gefäße, wobei die für den Wein mit einer Schnürung versehen sind.1946

1941 1942 1943 1944 1945 1946

Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 162–164 geht diesbezüglich von einer sekundären Verbindung von „Steinbockhorn“ und „Ziegenhorn“ in frühhellenistischer Zeit aus, in die griechisches und ägyptisches Gedankengut eingeflossen wären. Vgl. dazu I 3.8. Siehe Vernus/Yoyotte, Bestiaire, 107–111 und natürlich die berühmte Alabasterbarke aus dem Grab des Tutanchamun (Quaegebeur, La naine et le bouquetin, mit Beispielen für weitere Objekte in Steinbockform ebd., 28–33 und 35). Siehe zur Assoziation dieser Tiere z. B. Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 163–164; Quaegebeur, La naine et le bouquetin, 14; Vernus/Yoyotte, Bestiaire, 101. Siehe zu dem blutrünstigen Charakter der Hathor/Sachmet am Neujahrsfest III 3.1, zu den Gefahren des Jahresbeginns I 1. D VII, 151, 12 – 152, 11*, 161, 4–16* und Taf. 16 der vorliegenden Publikation. D VII, Taf. 658 und 662. Siehe für Übersichten zu den Darstellungen der beiden Szenentypen Beinlich, Handbuch der Szenentitel, 306, 515–516, zur Deutung der waagrecht verlaufenden Elemente als Schnürung Rickert, Gottheit und Gabe, 131–132, 199.

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III Analyse und Auswertung

Textstelle D VII, 151, 12 – 152, 11*

D VII, 161, 4–16*

Gabe(n) laut Titel jrp (Wein)

p# mnw (Menu-Krug)

Erwähnte alkoholische Getränke1947 S#w (Weingärten), wnSw (Weintrauben), jrp (Wein), jrt Or w#Dt (grünes Horusauge = Wein), S#w n Cfyt (Weinberge von Cfyt), jrt Or (Horusauge = Wein), S# (Weingarten), jnmt (Weinkrug), g#bwt (Blätter), S#w (Weingärten), S#w (Weingärten), wnSw (Weintrauben), #Xt (Acker); mnw (Menu-Krug), mnw (Menu-Krug), Dsr (Bier), wn[f] (Bier)1948, Dsr (Bier) … [p#-]mnw (Menu-Krug), Hnqt (Bier);

Tab. 34: Ritualzenen in Zusammenhang mit dem Opfer alkoholischer Getränke in Raum V.

In den Beischriften zum Weinopfer wird nicht nur das alkoholische Getränk genannt, sondern durch die Erwähnung der Pflanzen und ihrer Bestandteile, der Orte des Weinanbaus und der Gefäße auf den gesamten Produktionsprozess angespielt. Die Wirkung des Opfers auf Isis wird mit dem Wort sHtp („beruhigen/zufriedenstellen“) beschrieben, das wieder einmal auf die wütende Stimmung der Göttin hindeutet, die es zu beheben gilt.1949 Dabei spielt die rote Farbe des Weines, derentwegen der mit dem Blut der getöteten Feinde assoziiert werden kann, eine symbolische Rolle.1950 Durch die Auskunft, dass Isis-Sothis durch ihren Aufgang die Blätter grünen und den Acker sprießen lässt, wird zudem auf die Nilflut zu Jahresbeginn hingewiesen.1951 Im Kontext der Besänftigung ist auch das Opfer des Menu-Kruges bzw. seines Inhaltes, bei dem es sich um ein berauschendes Getränk handelt, an Hathor zu verstehen.1952 Das Wort mnw konnte sich in früherer Zeit auf eine vielfältig nutzbare Gefäßform beziehen, wurde in den griechisch-römischen Tempeltexten jedoch vor allem in Bezug auf das Behältnis eines bestimmten alkoholhaltigen Getränkes für Hathor bzw. seinen Inhalt angewandt. Das MenuLied, das die wichtigste Quelle zu den zugehörigen Opferhandlungen darstellt, kann als Rezept zur Herstellung des Gebräus verstanden werden, das – dem mythischen Vorbild im „Buch von der Himmelskuh“ entsprechend – mit Ocker rot gefärbt war. Die einzelnen Ingredienzien (u. a. Brot) machen deutlich, dass es sich um eine Biersorte gehandelt haben muss.1953 Dementsprechend heißt es in der Ritualszene in Kammer V, dass mnw ein Dsr-Getränk sei, wodurch wohl ebenfalls eine Art von Bier bezeichnet wird.1954 Wie schon in Zusammenhang mit Hathors 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953

1954

In der Reihenfolge, in der sie in der Übersetzung erscheinen. Durch drei Punkte markiert sind Stellen, an denen Opfergabensorten genannt werden, die für dieses Kapitel nicht relevant sind. Alternativ auch als „Freude“ zu lesen, da das Determinativ in der zerstörten Passage liegt. D VII, 152, 3*. Siehe zur Besänftigung der Göttin am Neujahrstag III 3.1. So von Lieven, in: Metzner-Nebelsick (Hg.), Rituale in der Vorgeschichte, Antike und Gegenwart, 49. D VII, 152, 7* (wbg g#bwt m wbn.s); 152, 11* (wbs #Xt m wbn.s). D VII, 161, 4–16*. Siehe zu dieser Szenenart Cauville, L’offrande aux dieux, 50–52; die Szene aus Raum V und ihre Entsprechung aus dem Kiosk sind bei Sternberg-el Hotabi, Hymnus, 82–84 als „Versatzstücke“ aus dem von ihr besprochenen Menu-Lied behandelt. Siehe zur Rezeptur zuletzt Leitz, in: Fs Smith, 221–237 (mit Literaturübersicht in Anm. 1), zum Zusammenhang von Mythos und Rotfärbung den Überblick bei von Lieven, in: Metzner-Nebelsick (Hg.), Rituale in der Vorgeschichte, Antike und Gegenwart, 48–49, vgl. Germond, Sekhmet, 258–260 und Goyon, Rituel, 17–19. D VII, 161, 7*. Siehe Wilson, Lexikon, 1248 (insbesondere die Belege aus Dendara). Vgl. dazu auch die Erläuterungen zur Biergöttin Menket in III 3.6, die in der Opferszene in Raum V genannt wird (D VII, 161,

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Rolle als Gefährliche Göttin zu Jahresbeginn (III 4.2.2) angemerkt, ist das Opfer des MenuKruges eine für diesen Kontext typische Szene, wenngleich es auch mit anderen Feiern der Trunkenheit, insbesondere am 20. Thot, verbunden wird.1955 Dazu passt die Bezeichnung des Neujahrsfestes in Dendara als „erster Tag der Trunkenheit“, die auf die große Bedeutung des kultischen Alkoholkonsums an diesem Festtag hindeutet.1956 Für den Jahresbeginn prädestiniert ist die Opfergabe wohl auch durch die Analogie zwischen der roten Farbe des Getränkes und dem Wasser der Nilüberschwemmung, das eine bräunliche Färbung annehmen kann.1957 In den Texten und Inschriften der Treppenhäuser in Dendara wird zwar das Opfer des Menu-Kruges nicht explizit genannt, in Sammelbezeichnungen für alkoholische Getränke, die neben verschiedenen Weinsorten, Bier aller Arten und SdH1958 dort aufgeführt sind, könnte es aber implizit vertreten sein: Textstelle D VII, 176, 8* D VII, 190, 5–8* D VIII, 86, 4* D VIII, 101, 1–2* D VII, 104, 11–12* D VII, 182, 15 – 183, 7*

D VII, 195, 9–18*

1955 1956 1957 1958 1959

Art und Position Bandeau Treppenhaus W, links Bandeau Treppenhaus W, rechts Bandeau Treppenhaus X, links Bandeau Treppenhaus X, rechts Erster Text hinter Standartenträgern 1–8, Treppe X, rechte Hälfte Beischriften der Ressortgötter, Treppenhaus W, links

Beischriften der Ressortgötter, Treppenhaus W, rechts

Erwähnte alkoholische Getränke1959 Xt nt snwH (Dinge der Trunkenheit); Hnqt (Bier) ... jrp (Wein), SdH (Getränk); Dsr (Bier); Hnqt (Bier), k#t (Werk), jrt Or w#Dt (grünes Horusauge = Wein), jnmtj (Weinkrüge); Hnqt (Bier), X# m Dsrw (tausend Bierkrüge), X# m jrp (tausend Weinkrüge); Hnqt (Bier), Dsr (Bier), k#t (Werk), nTrj (Bier), r#-owj (Werk), Hnqt (Bier), H#w-Xt (Bier), ds (Krug), Dsr (Bier), k#t (Werk), jrt Or (Horusauge = Wein), jrt Or w#Dt (grünes Horusauge = Wein), hbnwt (Krüge), S# (Wein), #Xw wrw (große wirksame Dinge), jrp (Wein), xrt (Bedarf), Hnwt (Gefäße), jrt Or w#Dt (grünes Horusauge = Wein), jrt Or (Wein), jrp (Wein); H#w-Xt (Bier), Hnqt (Bier), Dsr (Bier), nbtjw (Bierkrüge), k#t (Werk), wnw (Gefäße), Dsr (Bier), k#t (Werk), hbnwt (Krüge), jrt Or w#Dt (grünes Horusauge = Wein), Hnwt

10*) und unter deren Gaben sich auch andernorts Dsr findet. Siehe zur mythischen Verortung Sternberg-el Hotabi, Hymnus, 101–114; von Lieven, in: Metzner-Nebelsick (Hg.), Rituale in der Vorgeschichte, Antike und Gegenwart, 48–49; Richter, in: Dolińska/Beinlich (Hgg.), 8. Tempeltagung, 161; dies., Theology, 5. Dazu ausführlich I 3.10. So von Lieven, in: Metzner-Nebelsick (Hg.), Rituale in der Vorgeschichte, Antike und Gegenwart, 48. Siehe zu diesem Getränk, das vermutlich aus Weintrauben hergestellt wurde, jedoch aber auch Honig enthielt, Rickert, Gottheit und Gabe, 198 mit weiterer Literatur. In der Reihenfolge, in der sie in der Übersetzung erscheinen.

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III Analyse und Auswertung

D VIII, 92, 12 – 93, 4*

Beischriften der Ressortgötter, Treppenhaus X, links

D VIII, 110, 1–5*

Beischriften der Ressortgötter Treppenhaus X, rechts

(Krüge), xrt (Bedarf), hbnwt (Krüge), jrt Or w#Dt (grünes Horusauge = Wein); Hnqt (Bier), Dsr (Bier), H#w-Xt (Bier), nbtj (Bier), Xt (Produkt), k#t (Werk), xrt (Bedarf), Hnk (Gefäße), H#w-Xt (Bier), ds (Krug), Dsr (Bier), #X (Getränk), Hnwt (Krüge), jrt Or w#Dt (grünes Horusauge = Wein), jrt Or w#Dt (grünes Horusauge = Wein), nfr (Wein); Dsr (Bier), H#w-Xt (Bier), k#t (Werk), r#-owj (Werk);

Tab. 35: Das Opfer alkoholischer Getränke nach den Texten der Treppenhäuser.

Die Verantwortung für das Opfer von alkoholischen Getränken tragen in den Treppenprozessionen die Ressortgötter Menket und der Aufwärter des Re, wobei Erstere vor allem für Bier, Letzterer für Wein zuständig ist. Wie in III 3.6 ausführlicher erläutert, deuten die Beischriften zu diesen Gottheiten darauf hin, dass ihre Gaben die Trunkenheit der Hathor und ihre Besänftigung bewirken sollen, was mit den Angaben aus den Opferszenen in Treppenkammer V korrespondiert. Im Dekorationsprogramm des Dachkiosks ist dann neben Wein und Bier auch wieder der Menu-Krug vertreten: Gabe(n) laut Titel t# Hnqt (Brot und Bier)

Erwähnte alkoholische Kategorie Getränke1961 Dsr (Bier), Htpw (Opfergaben); Bier

Säule III, Nordseite



Säule IV, Südseite



jrp (Wein), xrt (Bedarf), jrp (Wein), jrp (Wein), jnmtj (Weinkrüge), jrp w#D (frischer Wein), S# (Wein); mnw (Menu-Krug), Dsr (Bier), sXpt (Getränk);

Textstelle

Position1960

D VIII, 37, 12 – 38, 13* D VIII, 50, 5 – 51, 4*

Schranke (Szene 20)

D VIII, 54, 11 – 55, 8*

Wein

MenuKrug

Tab. 36: Das Opfer alkoholischer Getränke nach den Ritualszenen des Kiosks.

Die Ritualszene in Szene 20 auf der südlichen Außenwand des Kiosks richtet sich an eine Gruppe von Schutzgöttern und vereint, wie in III 5.6 schon erwähnt, Bier und Brot.1962 Gemeinsam mit dem auf den Außenwänden des Kiosks mehrfach repräsentierten Fleisch bilden diese Gaben den Grundbestand des o#bt-Opfers, wie es in den Texten der Treppenhäuser und des Kiosks beschrieben und auf der östlichen Außenwand des Kiosks dargestellt ist (III 2.2.4, Tab. 12). Mit dem Wein und dem Menu-Krug auf den Säulen III und IV des Gebäudes werden 1960 1961 1962

Siehe dazu Taf. 21a–b. In der Reihenfolge, in der sie in der Übersetzung erscheinen. D VIII, Taf. 722. Das Bier ist hier in einem ovoiden Krug dargebracht, wie er auch sonst in Bieropferszenen belegt ist (Beinlich, Handbuch der Szenentitel, 56). Siehe zu den Schutzgöttern, denen dieses Opfer gilt, III 3.8.2.

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die Themen aus den Ritualszenen der Treppenkammer wieder aufgenommen, wobei auch hier der Kontext der Besänftigung/des Zufriedenstellens (sHtp, Htp) evoziert wird.1963 Besonders betont wird hier auch das Motiv des Tanzes, indem Hathor als Herrin und Gebieterin dieser Tätigkeit beschrieben wird, aber auch, indem rhythmische Bewegungen der anderen Götter angedeutet werden.1964 Diese sind hier sicherlich als unmittelbare Folge des Alkoholkonsums zu verstehen und im Zusammenhang mit der Heimkehr der Gefährlichen Göttin gut belegt.1965 Auf das Thema alkoholische Getränke verweisen im Dekorationsprogramm des Kiosks nicht nur die drei in Tab. 36 aufgelisteten Ritualszenen, die es explizit in den Vordergrund stellen, sondern auch Darstellungen in vermischten Gabenopfern. Der oben angedeuteten Verbindung von Bier mit Brot und Fleisch als Grundbestand des o#bt-Opfers gemäß wird dieses Getränk als Hnqt und Dsr in den Beischriften zu den beiden Ritualszenen auf der östlichen Außenwand des Kiosks genannt.1966 Dementsprechend sind in der westlichen der beiden Szenen zwei kugelförmige Krüge auf Ständern zu erkennen, bei denen es sich vermutlich um Biergefäße handelt.1967 Auf beiden Tableaus sind auch Doppelgefäße, die normalerweise eher für Wein üblich sind, zu erkennen, sowie auf der Ostseite eine mutmaßliche Weinamphore mit zwei Henkeln.1968 Ein Doppelgefäß und zwei rundliche Gefäße, deren genaue Gestalt aufgrund von Zerstörungen nicht genau bestimmt werden kann, ist auch in der großen Opfermenge, die Harsomtus auf der nördlichen Innenwand ergänzend zu einem HH-Symbol dargebracht wird, zu erkennen.1969 In Kombination mit Fleisch und Brot findet sich je ein Biergefäß auch in den beiden Besänftigungsszenen auf der östlichen Außenwand des Kiosks sowie auf den Tabletts mit vermischten Gaben in den Szenen 22 und 23.1970 Unter den verschiedenen Opfergaben auf dem Tablett des Ka-Genius auf Säule XII sind wiederum zwei miteinander verbundene kugelförmige Gefäße zu sehen, bei denen es sich um Weinkrüge handeln dürfte.1971 Im Verbund mit neun weiteren Kultobjekten der Hathor ist ein Bierkrug zudem auf der östlichen Innenwand des Kiosks zu sehen.1972 Zusammenfassend ist also festzustellen, dass Wein, Bier und der Menu-Trank am Neujahrsfest wichtige Opfergaben für die Göttin darstellten. Dies wirft die Frage auf, inwiefern 1963 1964

1965 1966 1967 1968 1969 1970

1971 1972

D VIII, 50, 5*; 50, 11*; 54, 14*. Auch hier werden wieder, wie in der Treppenkammer, kugelförmige Gefäße mit wulstigem Rand gezeigt: D VIII, Taf. 730–731. D VIII, 51, 3–4* (nbt Xbt … Hnwt jb#: „Herrin des Tanzes … Gebieterin des Tanzes“); D VIII, 55, 6* (Xb Xpr m Xm nb ro nb: „Tanz ist entstanden in jedem Heiligtum jeden Tag“); D VIII, 55, 7–8* (nTrw … jb#.sn m Hr.s nfr: „die Götter … sie tanzen vor ihrem schönen Gesicht“). Siehe zur engen Verbindung von Xb und jb# Darnell, in: SAK 20, 1995, 52, Anm. d. Dazu zusammenfassend von Lieven, in: Metzner-Nebelsick (Hg.), Rituale in der Vorgeschichte, Antike und Gegenwart, 50–51. D VIII, 31, 16*: Hnqt; D VIII, 32, 1*: Dsr; D VIII, 33, 2*: Dsr. Vgl. D VIII, Taf. 716 (oben links) mit dem Gefäß im oben besprochenen Bieropfer auf der südlichen Außenwand (D VIII, Taf. 722). D VIII, Taf. 714 und 716. Vgl. zur Form von Weinamphoren Rickert, Gottheit und Gabe, 199–200 zu den Doppelgefäßen ebd., 199. D VIII, Taf. 703 (Detail zu Taf. 702). D VIII, Taf. 720, 727 (sHtp cXmt bzw. Owt-Or) und 724–726 (f#t Xt). Die beiden zuerst genannten Szenen zeigen je ein eiförmiges Gefäß ohne Hals wie im Bieropfer in Szene 20, in den beiden zuletzt genannten Szenen ist es schmäler, höher und mit einem kurzen Hals versehen. Vgl. für solche flaschenartigen Biergefäße Beinlich, Handbuch der Szenentitel, 56 (Nr. 500069) und Rickert, Gottheit und Gabe, 78, Taf. 13a (hier mit spitzem Deckel). D VIII, Taf. 737. Siehe zu den für Wein typischen Doppelgefäßen (hier in kugelähnlicher Form) oben, Anm. 1968. D VIII, Taf. 710. Siehe dazu III 5.12.

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III Analyse und Auswertung

auch die anderen Festteilnehmer zu diesem Anlass Alkohol konsumierten, schließlich ist eine Beteiligung des Volkes an Feierlichkeiten vor allem für die Gefährliche Göttin auch andernorts belegt.1973 In den Inschriften der Treppenhäuser und des Kiosks finden sich dazu zunächst einmal allgemeine Hinweise, die unpersönlich darauf hinweisen, dass für die Göttin getrunken wird.1974 Betrunken sind in jedem Fall auch die Gottheiten, die Hathor begleiten, denn diese werden durch die Getränke des Aufwärters des Re in diesen Zustand versetzt.1975 Interessanterweise werden auch die Träger der Hathor zum Alkoholkonsum ermuntert, denn eine lokale Form der Hathor versichert auf einer der Säulen: „Ich habe den Träger deines Leibes trunken gemacht“ (tX.n.j rmn n Dt.T).1976 Der Zustand der Trunkenheit wird stellenweise auf das gesamte Gefolger der Hathor und sogar auf alle Bewohner des Landes erweitert.1977 Die Textquellen lassen also keinen Zweifel daran zu, dass neben Hathor auch andere Festteilnehmer am Neujahrstag alkoholische Getränke konsumierten. Allerdings stellt sich die Frage, wo und wie sie das taten – schließlich ist es schwer vorstellbar, dass beispielsweise die Schreinträger ihre anspruchsvolle Arbeit in angetrunkenem Zustand verrichteten. Wie in III 9.2 und III 5.4 erläutert, schlossen sich an das Hauptritual möglicherweise noch Feierlichkeiten an, die Bevölkerungsgruppen auf dem Tempelvorplatz involvierten. Hier könnte auch der allgemeine Alkoholkonsum stattgefunden haben. Im Zusammenhang mit Ritualen der Trunkenheit für die Gefährliche Göttin an anderen Kultorten fällt eine besondere Präferenz für Kioske und Pavillons auf, in denen diese abgehalten wurden. So beschreibt Betsy Morrell Bryan für den Muttempel in Karnak ein solches Gebäude aus der Zeit Hatschepsuts und bezeichnet es als „porch for inebration“. 1978 Dementsprechend sind die Texte und Darstellungen des Eingangskiosks zum Hathortempel auf Philae von Alkoholkonsum, Musik und Tanz zur Rückkehr der Göttin geprägt.1979 Auch ein entsprechender Bau im Tempel von Medamud wird durch seine Inschriften eindeutig mit solchen Riten in Verbindung gebracht und st nt tX („Platz der Trunkenheit“) genannt.1980 John Coleman Darnell setzt die Gestalt des Gebäudes, der wie der Dachkiosk in Dendara als w#X 1973

1974

1975 1976 1977

1978 1979 1980

Siehe zur Beteiligung verschiedener Personengruppen an Festhandlungen in Medamud Darnell, in: SAK 22, 1995, 47–94; in Bubastis Stadler, in: Griesbach (Hg.), Griechisch-Ägyptisch, 76–77; im Überblick dazu von Lieven, in: Metzner-Nebelsick (Hg.), Rituale in der Vorgeschichte, Antike und Gegenwart, 49–50 und Depauw/Smith, in: Fs Zauzich, 86–90. D VIII, 74, 4*: wHm.tw nwH n k#.s („für deren Ka man die Trunkenheit wiederholt“); D VIII, 74, 9*: wHm.tw nwH n Hmt.T („für deren Majestät man die Trunkenheit wiederholt“). Diese beiden Phrasen könnten auch die Trunkenheit der Göttin meinen, nicht jedoch D VIII, 112, 16*, wo es offenbar um den Tanz von (nicht bestimmbaren, aber betrunkenen) Festteilnehmern geht: {s}Xn jr xr nt-o Hmt.s m tX („der Tanz, der ausgeführt wird gemäß der Vorschrift ihrer Majestät in Trunkenheit“). snwH sXmw wnw m-Xt.s („der die Götterbilder trunken macht, die hinter ihr sind“; D VII, 195, 14–15*). D VIII, 7, 15*. D VIII, 97, 7*: mrrt.s nbt nwH.tw r Dr-sn („all die Bewohner ihres Viertels sind gänzlich betrunken“); D VII, 190, 16*: tpjw-t# m nwH ro nb Dr m##.sn wsrt Htp.tw m HD.s m Hb.s nfr n m## jt.s („die auf Erden sind jeden Tag betrunken weil sie die Mächtige sehen, indem sie zufrieden ist in ihrem Schrein an ihrem schönen Fest des Sehens ihres Vaters.“ Problematisch ist die Aussage insofern, als von einer täglichen Trunkenheit die Rede ist. Andererseits wird eindeutig vom Neujahrstag gesprochen (Hb m## jt.s, I 3.3), so dass durchaus der reale Alkoholkonsum zum Anlass dieses Festes gemeint sein könnte. Bryan, in: Roehrig (Hg.), Hatshepsut, 181–183. Siehe Daumas, in: ZÄS 95, 1968, 1–17. Er sieht in diesem Zusammenhang auch die Propyläen des Mammisis von Edfu sowie des Mammisis des Nektanebos in Dendara (ebd., 15). Siehe Darnell, in: SAK 22, 1995, 47–94, zur Bezeichnung des Gebäudes ebd., 59. Ein ct-tX wird in den Quellen der Treppenhäuser und des Kiosks mehrfach genannt, m. E. ist hier jedoch durchgehend die gleich lautende Bezeichnung für den ganzen Tempel gemeint (I 3.10).

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5 Inventar

bezeichnet wird, aufgrund seiner Säulen mit der Welt der Sumpf- und Wasserpflanzen am Nil in Verbindung, zu dem die Gefährliche Göttin nach ihrer Reise zurückkehrt.1981 So steht der Kiosk in Dendara nicht nur funktional, sondern auch architektonisch in einer Tradition von Gebäuden, in welchen der Freude über die Rückkehr der Göttin durch ausgelassenes Feiern Ausdruck verliehen wurde. 5.8 Neujahrswasser, Räucherwerk und Natron In diesem Kapitel geht es um die Rolle des Wassers, das am Neujahrstag eine zentrale Rolle einnimmt und dem – gemeinsam mit dem Räucherwerk und dem Natron – vor allem eine reinigende Funktion zugeschrieben wird. Auch hier sollen wieder die Themen in den Textund Bildquellen vom Erdgeschoss durch die Treppenhäuser bis zum Dachkiosk verfolgt werden, um zu ermitteln, welche Reinigungsriten und -instrumente in Dendara an diesem Fest besonders im Vordergrund standen. Schon am Zugang zu Kammer V am Fuß der Osttreppe findet sich eine Opferszene, in welcher der König Hathor, der Herrin von Dendara, Weihrauch auf einem Räucherarm darbringt. Wasser und Weihrauch sind dann im Inneren des Raumes in zwei großen Szenen vereint, die sich im dritten Register über die gesamte Breite der Nord- und Südwand erstrecken.1982 Die Darstellung auf der Nordwand zeigt in der linken Hand des Königs ein Räuchergefäß und in der rechten Hand eine Hs-Vase ( ), aus der sich in einem langen Strahl Wasser auf den Boden ergießt, auf der Südwand ist die entsprechende Partie zerstört.1983 Textstelle D VII, 141, 12 – 142, 4*

Gabe(n) laut Titel snTr (Weihrauch)

D VII, 153, 15 – 155, 9*

snTr qbHw (Weihrauch und Wasserspende)

D VII, 163, 15 – 165, 2*

[…]

Erwähntes Wasser und Räucherwerk1984 snTr (Weihrauch), sTj (Duft), jrt Or (Horusauge), sTj (Duft), sTj jrt Or (Duft des Horusauges); snTr (Weihrauch), qbHw (Wasserspende), nw (Wasser), mnwr (Räucherwerk), Xt (Dinge), mw (Wasser), Htpw (Opfergaben), nfrw (Vollkommenheit), Xt (Dinge), nt (Flut), Hopj (Nilflut), oq# (Gewässer/Wasser), HDw (Duftharz?), Xt (Dinge); snTr? (Weihrauch), [qbHw] (Wasserspende), nwn (Urwasser), Hopj (Nilflut), snTr (Weihrauch), qbHw (Wasserspende);

Tab. 37: Ritualzenen in Zusammenhang mit dem Opfer von Wasser und Räucherwerk in Raum V.

1981

1982 1983 1984

So Darnell, in: SAK 22, 1995, 52–53, Anm. f. Siehe zur Bezeichnung des Dachkiosks in Dendara als w#X III 2.2.3. Mit Feierlichkeiten für die zurückgekehrte Göttin in Verbindung zu bringen ist wahrscheinlich auch der Hemispeos von Elkab, zu dem ein Kiosk auf einer erhöhten Plattform gehörte, siehe dazu Richter, in: Dolińska/Beinlich (Hgg.), 8. Tempeltagung, 165–167 und grundlegend Elkab I, 12–13, 33–67; Texte 1*–24*; zur Struktur des Gebäudekomplexes ebd., Taf. 2–6, 27 und Plan A–B. Die Göttergruppe, der das Opfer dargebracht wird, ist in III 3.8.5 behandelt. D VII, Taf. 658, 660 und 662, 664. In der Reihenfolge, in der sie in der Übersetzung erscheinen.

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III Analyse und Auswertung

Die Beischriften zu den Ritualszenen heben, wie Tab. 37 zeigt, mehrfach explizit den Zusammenhang mit der Nilflut hervor, so dass die Libation als symbolische Vorwegnahme dieses Ereignisses verstanden werden kann.1985 Dementsprechend spielt der Einsatz von Wasser und Räucherwerk auch in den Texten der Treppenhäuser an zahlreichen Stellen eine Rolle: Textstelle D VII, 176, 2* und 176, 13* D VII, 190, 4–5* und 190, 9–10* D VIII, 86, 8–12*

Art und Position Bandeau Treppenhaus W, links

Erwähntes Wasser und Räucherwerk1986 mw rnp (frisches Wasser), qbHw (Libationsgefäße), ontw (Myrrhe), snTr (Weihrauch);

Bandeau Treppenhaus W, rechts

ontw (Myrrhe), Hbbt (Wasser), xms (Räucherwerk);

Bandeau Treppenhaus X, links

D VIII, 100, 14 und 101, 6–9*

Bandeau Treppenhaus X, rechts

D VIII, 105, 1–2*

Erster Text hinter Standartenträgern 1–8, Treppe X, rechte Hälfte Beischriften der H#tj-oPriester, Treppenhaus W, links

Sps (Libationsgefäß), snb (Gefäß), mw (Wasser), o n mnwr (Napf mit Räucherwerk), Hsw (Vasen), nwn (Urwasser), Xt-nTr (Gottesopfer), pDw (Weihrauchkugeln); ontw (Myrrhe), pr [m] nwn? (das, was [aus] dem Urwasser? herauskommt), snTr (Weihrauch), nwn (Urwasser) … mnwr (Räucherwerk); X# m qbHw (tausend Wasserspenden), X# m Htpw (tausend Opfergaben);

D VII, 185, 2–6* D VII, 197, 15 – 198, 4* D VIII, 94, 11 – 95, 4*

D VIII, 114, 5–11*

1985 1986

Beischriften der H#tj-oPriester, Treppenhaus W, rechts Beischriften der H#tj-oPriester, Treppenhaus X, links

Beischriften der H#tj-oPriester, Treppenhaus X, rechts

nw (Wasser), qbHw (Trankopfer), mw rnp (frisches Wasser), snTr Hr sDt (Weihrauch auf dem Brand), snTr Hr [sDt?] (Weihrauch auf dem [Brand?]); nmst (Gefäß), Hs n nbw (Vase aus Gold), pr m nwn (das, was aus dem Urwasser kommt), nw (Wasser), pDw (Weihrauchkugeln); mw rnp (frisches Wasser), bs m nwn (das, was aus dem Urwasser kommt), qbHw (Wasserspende), snTr Hr sDt (Weihrauch auf dem Brand), pD Hr sDt (Weihrauch auf dem Brand), jj m qrrtj (das, was aus den Quelllöchern kommt); snbt (Gefäß), nmst (Gefäß), wHm-onX (Überschwemmungswasser), Hs (Vase), snbt (Gefäß), mw jpw jj m wort nt #bw (jenes Wasser, das aus dem göttlichen Bein von Elephantine kommt), sTj Smow (oberägyptischer Duft) snTr Hr snTr (Weihrauch über Weihrauch), mnwr

D VII, 155, 5*; 155, 6*; 164, 18*. In der Reihenfolge, in der sie in der Übersetzung erscheinen.

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D VII, 185, 7–10*

D VIII, 95, 5–6* und 95, 10–11* D VII, 185, 12 – 186, 1*

Beischriften der Ressortgötter, Treppenhaus W, links Beischriften der Ressortgötter, Treppenhaus W, rechts Beischriften der Ressortgötter, Treppenhaus X, links Beischrift des Königs Treppenhaus W, links

D VII, 199, 4–7*

Beischrift des Königs Treppenhaus W, rechts

D VIII, 116, 11–15*

Beischrift des Königs Treppenhaus X, rechts

D VII, 198, 5–11*

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(Räucherwerk), dqr-nTr (Gottesfrucht = Weihrauch); jj m qrrtj (das, was aus den Quelllöchern kommt), mw (Wasser); nwn (Urwasser), rDw (Ausflüsse), nwn (Urwasser), srf (Wasser), mw rnp (frisches Wasser); Hs (Vase), mw rnp (frisches Wasser), qbHw (Wasserspende); snTr (Weihrauch), sTj Smow (oberägyptischer Duft), dqr-nTr (Räucherwerk), ontw (Myrrhe), snTr (Weihrauch); snTr (Weihrauch), sTj Smow (oberägyptischer Duft), snTr (Weihrauch), sTj nTr (Duft des Gottes), pDw (Weihrauchkugeln), mnwr (Räucherwerk); snTr Hr sDt (Weihrauch auf dem Brand), snTr (Weihrauch), o n Or (Arm des Horus = Räucherarm), snTr (Weihrauch), sHtpw nTr (Räucherwerk des Gottes), sTj nTr (Gottesduft), snTr (Weihrauch), wSm (Räucherwerk), jm#X (Räucherwerk), sTj Smow (oberägyptischer Duft), jrt Or (Horusauge), sTj (Duft), sTj jrt Or (Duft des Horusauges);

Tab. 38: Das Opfer von Wasser und Weihrauch nach den Texten der Treppenhäuser.

Für den Aspekt der Reinigung in den Treppenprozessionen hauptverantwortlich sind demnach zwei H#tj-o-Priester („Gouverneure“) sowie zwei Personifikationen der Nilflut, die gemeinsam mit einer Feldgöttin das Defilee der Gabenträger abschließen.1987 Von den beiden Priestern ist jeweils der erste für Wasser, der zweite für das Räucheropfer zuständig, dementsprechend hält der H#tj-o jmj-Xt eine hohe Hs-Vase und ein nmst-Gefäß in den Händen, während der H#tj-o wr mit der rechten Hand Weihrauchkügelchen in die Flamme eines Räuchergefäßes gibt.1988 Die beiden Ressortgötter der Überschwemmung am Ende der Prozession deuten erneut auf den Zusammenhang zwischen Libation und Nilflut im Zusammenwirken mit dem Feld und seinen Produkten hin, aber auch auf die erhoffte Folge dieses Ereignisses im Lauf des gerade beginnenden Jahres.1989 Wie in III 3.6 erläutert, trägt jeweils einer von ihnen Hs-Vasen, der andere ein Gabentablett mit zwei Gefäßen dieser Art. Manche von diesen weisen eine Verzierung in Form von Lotosblütenblättern auf, die sich an der breitesten Stelle um das Gefäß windet (Taf.

1987 1988 1989

Siehe zu den Gaben der Feldgöttin oben, III 5.6. D VII, Taf. 674, 686 und 689; D VIII, Taf. 764, 790. Vgl. zur Form des nmst-Gefäßes Rickert, Gottheit und Gabe, 180, Taf. 35a und 36a. Hapi findet sich in reinigender Funktion auch auf der jeweils neunten Standarte an beiden Wänden des östlichen Treppenhauses (D VII, 180, 9–11* und 193, 4–6*, siehe dazu III 3.5).

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III Analyse und Auswertung

40b).1990 Auch diese Dekoration kann als Hinweis auf den Fruchtbarkeit bringenden Aspekt der Niflut und gleichzeitig als Betonung der Bedeutung des Wasseropfers am Neujahrstag verstanden werden. Das Weihrauchopfer wiederum ist nicht nur die Aufgabe des zweiten H#tjo-Priesters, sondern auch des zweiten Königs in der Prozession, der an dieser Stelle in Gesellschaft seiner Gemahlin ist.1991 Mit seinem Räucherarm, den er mit Weihrauchkugeln versorgt, ist er für die besondere Reinigung der Götterschreine hinter ihm zuständig.1992 Dass der König hier mit der Aufgabe des Räucherns befasst ist, korrespondiert möglicherweise mit den Szenen, in denen das Neujahrsband dargebracht wird (III 5.9), denn die Überreichung dieses Stoffstückes an die Göttin durch den König wird in vielen Fällen von einem Weihrauchopfer begleitet. In der Dekoration des Kiosks ist das Opfer von Wasser, das in den Treppentexten und den zugehörigen Darstellungen sehr wichtig ist, nicht durch eine eigene Ritualszene vertreten. Auf den Säulen finden sich aber Räucherszenen mit Myrrhe und Weihrauch, zudem werden dem bisher noch nicht genannten Opfer von Natron zwei eigene Tableaus gewidmet: Textstelle Position1993 Gabe(n) laut Titel D VIII, 24, 16 – 25, 7*

Schranke (Szene 7)

D VIII, 30, 4– 14*

Schranke (Szene 14)

5 T#w Smow nw Crp (fünf oberägyptische Kügelchen aus Crp) 5 T#w Smow nw NXbt

D VIII, 51, 6 – 52, 6* D VIII, 53, 11– 54, 9*

Säule III, Südseite

sTj (Duft)

Säule IV, Nordseite



Erwähntes Räucherwerk und Natron1994 T#w (Kügelchen), Xt nt Or (Substanz des Horus);

Kategorie Natron

k#-wob (reiner Stier = Natron), Natron bd (Natron), bd (Natron), Hsmn (Natron), snTr (Weihrauch), bd (Natron); Räucherjdt (Wohlgeruch), sTj (Duft), opfer jdt (Wohlgeruch); sTj k#.T (?) („Duft deines Kas“)?, snTr (Weihrauch), sTj (Duft), sTj (Duft);

Räucheropfer

Tab. 39: Räucher- und Natronopfer nach den Ritualszenen des Kiosks.

Wie ein Vergleich von Tab. 39 mit Taf. 21a ergibt, konzentrieren sich die beiden Räucheropferszenen auf den Säulen links und rechts der zentralen Szene auf der Rückwand des Kiosks, zudem finden sich Räuchergefäße bzw. -arme in der üblichen Form auch unter den verschiedenen Gaben auf seiner östlichen und nördlichen Außenwand sowie auf der nördlichen Innenwand (Szene 2).1995 Die Natronopfer finden sich seitlich des Haupteingangs auf der östlichen 1990 1991 1992 1993 1994 1995

D VII, Taf. 674–675, 688; D VIII, Taf. 767–768, 793–794. Einmal findet sich eine verzierte Hs-Vase auch in der Hand des H#tj-o-Priesters: D VIII, Taf. 790. Siehe zur Rolle des Königs und seinem mehrfachen Auftreten III 3.4. D VII, Taf. 674, 688; D VIII, Taf. 767, 793. In der absteigenden Prozession der Westtreppe ist der Räucherarm durch ein einfaches Räuchergefäß ersetzt. Siehe dazu Taf. 21a–b. In der Reihenfolge, in der sie in der Übersetzung erscheinen. Das Opfer von Myrrhe in Szene 1 des Kiosks ist hier nicht aufgenommen, da es den Beischriften zufolge eher den Salbopfern zuzuordnen ist (III 5.9). D VIII, Taf. 703, 714, 716, 720. Der zerstörte Bereich der mit Taf. 720 korrespondierenden Darstellung auf

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Innenwand des Gebäudes und stehen vielleicht mit dem Eintreten der Hathor und ihres Gefolges durch diese Tür in Verbindung, das natürlich in besonderer kultischer Reinheit erfolgen musste.1996 Obgleich Wasser im Kiosk nicht durch eine eigene Ritualszene vertreten ist, ist es in gemischten Speiseopfern dort mehrfach repräsentiert. So finden sich in den Darstellungen zu den beiden o#bt-Opferszenen auf der nördlichen Außenwand mehrere Libationsgefäße, darunter auch das nmst und das Hs-Gefäß, die oben als Gaben des H#tj-o jmj-Xt-Priesters genannt wurden.1997 Ein Wasseropfer bzw. eine Reinigung ist in den zugehörigen Inschriften nicht genannt, auch hier wird jedoch wieder das Thema der Nilflut evoziert, das symbolisch eng mit diesem verknüpft ist.1998 Mindestens ein nmst-Gefäß, eine Hs-Vase sowie ein großer Wasserkrug mit Henkel sich auch Teil des großen Gabenaufbaus auf der westlichen Hälfte der nördlichen Innenwand des Kiosks, der mit dem HH-Opfer verbunden ist.1999 Wasser wird zudem in der südlichen der beiden Besänftigungsszenen auf der Ostfassade des Gebäudes thematisiert, wobei die in den Beischriften aufgeführten „vier roten Krügen mit Wasser“ (4 dSrwt nt mw) in der zugehörigen Darstellung vor Sachmet zu sehen sind.2000 Ob in der entsprechenden Szene auf der nördlichen Schranke ebenfalls Gefäße dargebracht wurden, ist aufgrund ihres schlechteren Erhaltungszustandes unsicher.2001 Denkbar wäre, dass hier als Analogie zu den dSrwt vier nmstKrüge dargestellt waren, mit denen sie auch andernorts häufig gemeinsam auftreten. Diese Verbindung wird in den Tempeln der griechisch-römischen Zeit oft durch die Anbringung an symmetrisch korrespondierenden Positionen oder zumindest durch räumliche Nähe ausgedrückt.2002 So sind beispielsweise auf den inneren Schrankenwänden der Wabet, deren Dekorationsprogramm dem des Kiosks ähnelt (III 1.7) zwei Reinigungsszenen angebracht, die im Osten mit vier dSrt-Krügen, im Westen mit vier nmst-Krügen ausgeführt werden.2003 Im Inneren der Wabet werden beide Sets von Gefäßen dann noch einmal getrennt voneinander geopfert, wobei sich die roten Krüge im ersten Register der Westwand, die nmst-Gefäße im dritten Register der Südwand finden.2004 Die Verknüpfung lässt sich zumindest bis ins Neue Reich zurückverfolgen, wo die Kombination von je vier Gefäßen im Rahmen verschiedener Rituale eine Rolle spielt.2005 Bei der

1996

1997

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005

Taf. 727 könnte ebenfalls Räuchergefäße enthalten haben. Siehe zur reinigenden Funktion des Natronopfers Aufrère, L’univers minéral, 606–636 und Cauville, L’offrande aux dieux, 38–40. Die Form des Natrons – fünf längliche Pastillen über einem Napf – ist in Szene 7 (D VIII, Taf. 706) klar erkennbar, die symmetrisch entsprechende Darstellung nördlich der Tür ist zerstört (D VIII, Taf. 712). Vgl. dazu das Rezept für solche Kügelchen im Laboratorium von Edfu: E II, 226, 5–10, dazu Aufrère, in: ders. (Hg.), ERUV III, 259–260. D VIII, Taf. 714 (rechts unten) und 716 (links unten). Das nmst-Gefäß befindet sich jeweils auf einem eigenen Opferständer, die Hs-Vase mit zwei weiteren Wassergefäßen auf einem niedrigen Tisch. Siehe zur Nutzung des Gefäßes in Form eines Anch-Zeichens für Wasser Rickert, Gottheit und Gabe, 181 und Cauville, L’offrande aux dieux, 33; zu dem Krug mit einem Henkel (vermutlich ein xnm-Gefäß) Wilson, Lexikon, 768 und Cauville, op. cit., 32. D VIII, 32, 1*; 32, 3*; 33, 4*; 33, 5*. D VIII, Taf. 703. Siehe zu dem Krug mit Henkel oben, Anm. 1997. D VIII, 36, 8* mit Taf. 720. D VIII, 43, 9 – 44, 4* mit Taf. 727. Siehe Beinlich, Handbuch der Szenentitel, 69–70 und 350–355; vgl. Cauville, L’offrande aux dieux, 28– 30. D IV, 230, 8–14 (Ost) und 230, 19 – 231, 5 mit Taf. 305. Siehe dazu Coppens, Wabet, 203. D IV, 257, 5–15 und Taf. 312; 270, 3 – 271, 4 mit Taf. 311. Ähnlich in der Wabet von Edfu: Coppens, Wabet, 151 mit Textstellen. Siehe im Überblick Coppens, Wabet, 151–152; vgl. Altenmüller-Kesting, Reinigungsriten, 74–89, die die

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III Analyse und Auswertung

Mundöffnung wird die Statue/Mumie vor der zentralen Ritualhandlung jeweils viermal mit dem nmst- und dem dSrt-Krug gesäubert (Szenen 2 und 3), woran sich die auch im Kiosk belegte Reinigung mit oberägyptischem und unterägyptischem Natron sowie Räucherungen anschließen (Szenen 4–7).2006 Das Auftreten dieser Themen im Dachpavillon von Dendara könnte also als weiterer Hinweis auf die nicht klar definierbare, aber wohl enge Beziehung zwischen den Neujahrsgeschehnissen und dem Mundöffnungsritual gelesen werden.2007 Allerdings ist diese Kombination von Opfern zur Reinigung auch im täglichen Kultbildritual belegt, das ebenfalls einen möglichen Bezugspunkt darstellt, zumal für andere Szenen im Kiosk eine Verbindung zu diesem nachweisbar ist.2008 Der insgesamt engen Bindung der Dekoration des Kiosks an ältere Ritualtexte könnte es auch geschuldet sein, dass nur dort, nicht jedoch in Raum V und den Treppenhäusern Natron dargebracht wird. Zusammenfassend ist zu konstatieren, dass die Quellen zum Neujahrstag in Dendara auf eine hervorgehobene Stellung des Wassers im Verhältnis zu den anderen reinigenden Gaben (Räucherwerk, Natron) hindeuten, wie die Vielzahl der in Tab. 37–38 genannten Bezeichnungen für Wasser und Libationsgefäße, aber auch die beschriebenen Darstellungen zeigen. Dabei fällt vor allem die Kombination der Hs-Vase mit dem nmst-Krug auf. Die Betonung des Wasseropfers bzw. der Reinigung hängt sicherlich mit der besonderen Bedeutung der Niflut zusammen, die als unmittelbare Folge der Ereignisse zum Jahreswechsel betrachtet und durch das Opfer von Wasser präfiguriert wird. Dementsprechend ist die Betonung der Wichtigkeit von Gefäßen mit Wasser im Neujahrskontext nicht auf Dendara beschränkt, auch in Edfu spielt dieses Thema eine zentrale Rolle. Hier gibt es, ähnlich wie in Dendara, schon im Vorraum der einläufigen geraden Treppe zwei korrespondierende Libationsszenen, die hier unmittelbar über der Tür zum Treppenhaus angebracht sind.2009 Am Zugang zur Osttreppe findet sich eine Reinigung vor Horus mit vier Wassergefäßen, zudem ist das Soubassement mit einer Prozession von Personifikationen der Nilüberschwemmung geschmückt.2010 Auch hier widmet sich einer der beiden H#tj-o-Priester in den Treppenhäusern ausschließlich der Wasserspende und bedient sich dabei der Hs-Vase und des nmst-Gefäßes.2011 Eine Personifikation der Nilflut ist im Defilee der Treppenhäuser ebenfalls vertreten und wird, wie so häufig, von einer Feldgöttin begleitet.2012 Auch ein Text an der Tür zur sogenannten Nilkammer im Erdgeschoss, durch welche das Libationswasser in den Tempel gelangte, weist auf das Opfer von nmst-Gefäßen am Neujahrstag hin.2013

2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Reinigung mit dem nmst-Gefäß bis in die Pyramidentexte zurückverfolgt und die Verbindung mit den dSrtKrügen im Neuen Reich als sekundäre Ergänzung nach dem dualistischen Prinzip begreift. Otto, Mundöffnungsritual I, 3–20 und II, 37–51. Siehe dazu und zur Verbindung der beiden Gruppen von Gefäßen auch Du Mesnil du Buisson, Les noms et signes, 131–137. Siehe dazu III 1.8, III 3.7 und zusammenfassend die Synthese (IV). Moret, Le rituel du culte divin journalier, 170–178, für eine Literaturübesicht zum Kultbildritual AltmannWendling, in: Pries (Hg.), Die Variation der Tradition, 118–119, Anm. 104. Siehe für Beziehungen zwischen Darstellungen u. a. auf der Rückwand des Kiosks und dem Kultbildritual III 2.2.1. E I, 525, 6–16 und 532, 16 – 533, 8 mit E IX, Taf. 36b. E I, 580, 7–12 (Libationsszene) und 580, 19 – 583, 11 (Prozession) mit E IX, Taf. 38t, u. Siehe zu dieser Reihe von Nilgenien Tattko, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (1), 405. E I, 540, 8 mit E IX, Taf. 37b; Taf. 37e (ohne Beischrift); E I, 558, 13–14 mit E IX, Taf. 38d; E I, 569, 11– 13 mit E IX, Taf. 38o. E I, 567, 7–13 mit E IX, Taf. 38m. E II, 232, 6–8; in diesem Zusammenhang bereits zitiert bei Traunecker, in: BIFAO 72, 1972, 233, der allerdings die falsche Seitenzahl angibt. Siehe zur Funktion der Nilkammer in Edfu Baumann, in: SAK 139, 2012, 1–18.

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Dass es sich bei der Betonung der Wasserspende am Neujahrstag weder um ein zeitlich noch regional limitiertes Phänomen handelt, zeigen Prozessionen von teilweise reich verzierten Libationsvasen, die von Erika Schott, Claude Traunecker und David Klotz bearbeitet wurden. Anhand von Beispielen aus thebanischen Gräbern des Neuen Reiches sowie dem Luxortempel, Karnak, Abydos, Medinet Habu und Hibis konnte gezeigt werden, dass diese im Neujahrskontext zu verorten sind.2014 In dem zuletzt von Nikolaus Tacke bearbeiteten Opferritual des Neuen Reiches findet sich zudem ein Addendum zum Neujahr, das unter anderem eine verlängerte Version des Bestandteils „Begrüßung mit dem Nemset-Krug“ enthält.2015 Auch hier wird also der Libation zum Jahreswechsel besonderes Gewicht verliehen, wobei die Reinigung mit dem nmst-Gefäß, das in den Quellen zum Neujahr in Dendara und Edfu mehrfach dargestellt und genannt ist, vollzogen wird. Dieses Gefäß wurde – wohl aufgrund seiner abgerundeten Form – in der Fachliteratur gelegentlich mit einer bestimmten Kategorie archäologischer Funde in Verbindung gebracht, die als „Neujahrsflaschen“ bekannt sind.2016 Dabei handelt es sich um linsenförmige Gefäße, die mit einem kurzen Hals und einem doldenförmigen Ausguss versehen sind. Links und rechts des Halses sind zwei sitzende Pavianfiguren, Steinbockprotome oder Bestandteile von Pflanzen als Henkel angebracht. Ein obligatorisches Dekorationselement ist ein breites verziertes Band, das einem Halskragen ähnelt, fakultativ sind eine Lotosblüte im Bereich darüber, eine Inschriftenkolumne sowie dekorative Elemente verschiedenster Art auf der Vorder- und Rückseite des Gefäßes.2017 Der Text folgt, wenn vorhanden, meist dem Schema Göttername X + wp rnpt nfrt n NN, das entweder als Konstruktion mit Imperativ „Oh X, öffne ein gutes Jahr für NN!“, mit Infinitiv in Präsens I „X öffnet ein gutes Jahr für NN“ oder mit Partizip „X (ist es), der ein gutes Jahr für NN eröffnet“ verstanden werden kann.2018 Gelegentlich wurden die Neujahrsflaschen als Salbgefäße gedeutet, näher 2014 2015 2016 2017

2018

Schott, in: ZÄS 98, 1970, Traunecker, in: BIFAO 72, 1972, 195–236 (zum Neujahr insbesondere 232–234) und Klotz, Rez. in: SAK 43, 2014, 175–183. Tacke, Opferritual I, 284–295 und II, 254, 257–262. Siehe zur Kurzfassung ebd. I, 83 und II, 91–92. So Germond, Sekhmet, 329; Traunecker, in: BIFAO 72, 1972, 234; Coppens, Wabet, 151. Siehe Blanquet, in: Fs Vandersleyen, 49–54, grundsätzlich zu den Neujahrsflaschen und für Beispiele Seif El-Din, Pilgerflaschen, 15–19, 128–129; Keimer, Horapollon, 6–11; Wessetzky, in: BMH 5, 1954, 9–10; Germond, Sekhmet, 10, 327–332; Quaegebeur, La naine et le bouquetin, Fazzini, in: JSSEA 28, 2001, 55– 57. Zu Neujahrsflaschen aus Nubien: Lohwasser, in: dies., Skarabäen des 1. Jahrtausends, 159–160; dies., in: Fs Wenig, 235. Die Interpretationen als Imperativ oder Präsens I scheinen zunächst näher zu liegen, vgl. jedoch die Erläuterungen zu Inschriften dieser Form auf der Osttür des Kiosks, deren Vorgängertext aus dem Neuen Reich die Verwendung eines Partizips vermuten lässt (Anm. 489 und 497 in Abschnitt II zur Übersetzung von D VIII, 11, 7–17*). Auch in Bezug auf eine erwünschte magische Wirkung des Gefäßes bzw. seines Inhaltes wäre eine präsentische Aussage mit performativer Funktion (Konstruktion mit Partizip oder Präsens I) der Befehlsform, die auf eine noch unvollendete Handlung verweist, vorzuziehen. In der Literatur finden sich verschiedene Deutungen: Blanquet, in: Fs Vandersleyen, 52; Lohwasser, in: dies. (Hg.), Skarabäen des 1. Jahrtausends, 150 (als Imperativ); Yamani, in: BIFAO 102, 2002, 425–443; LGG II, 251b–c und 360 b–c (als Aussagesatz mit Partizip); vgl. zur Deutung einer analogen Formulierung als Präsens I mit nicht geschriebener Präsposition Hr Quack, in: LingAeg 17, 2009, 232–233 (Hinweis des Autors). In der frankophonen Literatur verbreitet ist zudem die Übersetzung „puisse X ouvrir une bonne année“, was auf Interpretation als sDm.f-Form hindeutet (vielleicht in Annahme einer Voranstellung des Götternamens?). Grammatikalische Erläuterungen hierzu finden sich an den mir bekannten Stellen jedoch nicht (Wuttmann et al., in: BIFAO 96, 1996, 430; Germond, Sekhmet, 330–331). Als Konjunktiv übersetzt wurde die Formel auch von Mervat Seif El-Din (Pilgerflaschen, 17), wobei sie in der Transliteration das wp eindeutig nach den Götternamen stellt, ohne zu Erläutern, welche Form sie annimmt. Die Neujahrsformel existiert auch in anderen Varianten, z. B. wp X rnpt nfrt n NN, wo vielleicht ein subjunktivisches sDm.f vorliegt (Lohwasser, in: dies. (Hg.), Skarabäen des 1. Jahrtausends, 150–151).

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III Analyse und Auswertung

liegt jedoch, dass sie mit Flusswasser gefüllt waren, womit auch die bläulich-grüne Färbung ihres Materials (Fayence) korrespondieren würde.2019 Auch die Dekoration deutet auf eine solche Bestimmung hin, denn sie ist häufig durch Flora und Fauna des Nils und der Nilufer geprägt und evoziert somit, wie die vergleichbare Verzierung der Hs-Vasen in den Treppenhäusern von Dendara, die Fruchtbarkeit des Flusswassers (vgl. Taf. 40b und 40c).2020 Wenngleich die Neujahrsflaschen in großer Zahl vor allem in der 26. Dynastie belegt und somit zeitlich von den Quellen aus Dendara weit entfernt sind, so können sie doch als materielle Manifestation der oben attestierten, hervorgehobenen Bedeutung des Wassers in der Theologie des Neujahrstages verstanden werden.2021 5.9 Salben und Stoffe Das Stoffopfer, das traditionell mit dem Opfer von Salbe eng verbunden ist, wird schon in den Texten des Neuen Reiches als eine besonders wichtige Neujahrsgabe beschrieben.2022 So ist im Zusammenhang mit den in III 5.8 erwähnten, von Erika Schott besprochenen Vasenprozessionen in thebanischen Gräbern und Tempeln dieser Zeit auch das Opfer von neuen Kleidern und Salben an Gottheiten genannt und dargestellt.2023 Dieser Tradition entsprechend kann der Neujahrstag in Dendara, wie in I 3.11 ausführlicher dargelegt, auch als Hb mnXt („Fest der Bekleidung“) bezeichnet werden, daneben trägt auch die „Nacht des Kindes in seinem Nest“ diese Bezeichnung.2024 In Anbetracht dessen sowie der besonders zahlreichen Einträge zu Salb- und Stoffriten in den Festkalendern von Kom Ombo, Edfu und Esna in Bezug auf die letzten Tage des Mesore, die Epagomenentage und die ersten Tage des Jahres ist davon auszugehen, dass diese Thematik die gesamte Zeit des Jahreswechsels prägte.2025 Im Laboratorium von Edfu ist sogar das Rezept für eine rötlich gefärbte „Salbe für den Platz des ersten Festes“ (mD r st-Hb-tpj) auf der Basis von Rinderfett belegt, die vermutlich im Verlauf des Jahreswechsels zum Einsatz kam.2026 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025

2026

Siehe zum Material Blanquet, in: Fs Vandersleyen, 50 und Seif El-Din, 15. Für eine Verwendung als Wassergefäß plädieren Blanquet, loc. cit., Wessetzky, in: BMH 5, 1954, 9–10 und Germond, Sekhmet, 329. So Seif El-Din, Pilgerflaschen, 128–129. Siehe zur Datierung Keimer, Horapollon, 6 und Seif El-Din, Pilgerflaschen, 17. Siehe zum besonders engen Zusammenhang zwischen Salb- und Stoffopfer in Ritualen verschiedenster Art Vymazalová/Coppens, in: Beinlich (Hg.), 9. Tempeltagung, 373 mit Anm. 40, zu ihrer häufigen Positionierung an symmetrisch korrespondierenden Anbringungsorten Beinlich, Handbuch der Szenentitel, 412. Schott, in: ZÄS 98, 1970, 47–49. Vgl. auch das Fest für Harsomtus am 29. Mesore, das kürzlich von Filip Coppens (in: Fs Spalinger, 29–38) untersucht wurde und Hb Ssp mnXt genannt wird. Siehe zur wahrscheinlichen Zuordnung der „Nacht des Kindes“ zum 5. Epagomenentag I 3.7. Grimm, Festkalender, 317–319, vgl. Coppens, Wabet, 124 und ders., in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 474. Vgl. für besonders ausführliche Salbriten zum Neujahr auch einen Abschnitt dazu in pCairo CG 58027, der wahrscheinlich aus dem Übergang zwischen der Ptolemäer- und der Römerzeit stammt (Pries, Stundenritual, 91–99). E II, 227, 3–16, dazu Chassinat, in: REgA 3, 1930, 117–167 und Aufrère, in: ERUV III, 238–240; dem Rezept zufolge kam diese Salbe auch auf Fackeln zum Einsatz, die am Neujahrstag ebenfalls eine Rolle spielten (III 5.11). Siehe zur Bedeutung der Bezeichnung st-Hb-tpj, die in Edfu offenbar den Kiosk meint, III 2.2.3. Eine mD n st-Hb-tpj findet sich auch in E II, 196, 4. Vgl. dazu auch die Salbe mD n Hb tpj in Edfu (E I, 546, 1; E II, 216, 10; E VII, 220, 10–11) und Kom Ombo (KO 878, 900 und 909), die wahrscheinlich ebenfalls in diesem Kontext zu sehen ist (Traunecker, in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 276, Anm. 201; zu den Texten auch Chassinat, op. cit., 120; zur nicht ausschließlich auf den Neujahrstag bezogenen Bedeutung von Hb tpj allerdings I 3.9). E II, 194, 7 nennt eine „prächtige Salbe am Tag des Neujahrsfestes“ (mD Sps m hrw wp rnpt) mit eindeutigem Verwendungszeitpunkt.

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5 Inventar

Wie in III 1.4 und I.7 erläutert, stellten Stoff- und Salbenopfer am Neujahrstag in Dendara einen zentralen Bestandteil des Festgeschehens im Erdgeschoss des Hathortempels dar.2027 Dabei könnte Raum P zumindest temporär zur Lagerung der Materialien gedient haben, die für die Bekleidung des Götterbildes und ihre Salbung zunächst in der Wabet und später auf dem Tempeldach benötigt wurden. Darum deuten in der Wabet nicht nur die Bandeauinschriften, sondern auch zahlreiche Ritualszenen auf das Opfer von Salbe und Stoffen hin. Filip Coppens liest das erste Register der Westwand als Handlungsabfolge, die das Lösen der Bekleidung (mnXt), das Ankleiden mit dem nms-Gewand, die Reinigung mit den nmst-Gefäßen (vgl. III 5.8) sowie ein Opfer von Stoff und Salbe (mnXt mD) beschreibt, und stellt eine Verbindung zum täglichen Tempelritual her.2028 Auch auf der West- und Südwand finden sich Salben- und Stoffopfer wieder, wobei dem Opfer der Textilien HDt (weißer Stoff), w#Dt (grüner Stoff), jrtjw und jdmj (jeweils roter Stoff) eigens zwei Ritualszenen gewidmet sind.2029 Die Hervorhebung der Themen Stoff und Salbe, die in der Wabet besonders stark ist, lässt sich in die Treppenkammer V weiterverfolgen. Hier zeigt sich die enge Verknüpfung der beiden Opferarten im zweiten Register der Ostwand, wo die Darbringung von Myrrhe neben einer Stoffopferszene positioniert ist (Taf. 16).2030 Das dritte Register der gegenüberliegenden Wand wird ganz von einem Salbenopfer (Hnk mD) eingenommen: Textstelle D VII, 153, 8–11* D VII, 162, 12–15* D VII, 163, 4–11*

Gabe(n) laut Titel ontw (Myrrhe) mnXt (Bekleidung) mD (Salbe)

Erwähnte Salben und Stoffe2031 –

Kategorie Salbe



Stoff

sTj (Duft), mrHt (Salbe), ontw (Myrrhe), sTj Hb (Festduft);

Salbe

Tab. 40: Stoff- und Salbenopfer in Raum V.

Vor allem die Beischriften auf der Ostwand sind spärlich, die Szenentitel werden jedoch auf der einen Seite durch ein Salbgefäß, das wie auch sonst häufig vor den Pfoten eines kleinen Löwensphinx auf dem Tablett des Königs positioniert ist, auf der anderen Seite durch einen Stoffstreifen in dessen Faust illustriert.2032 Ikonographisch mag durch Letzteres bereits auf das 2027

2028 2029

2030 2031 2032

Davon zeugt auch die Nennung der bereits in III 1.9 erwähnten „Rituale der Salbe am Tag des Neujahrsfestes“ (jrw nw mD m hrw wp rnpt) aus der ökonomischen Prozession im Pronaos (D XIV, 53, 2–3). Ob diese in Hinblick auf die Rezeptur mit den in der voranstehenden Fußnote aufgeführten Salbmitteln identisch war, ist fraglich, da mit tempelspezifischen Zubereitungsmethoden gerechnet werden muss. So Coppens, Wabet, 170 zu D IV, 256, 2 – 258, 11. Salbe und Stoff: D IV, 266, 13–17; Salbe: D IV, 269, 2–17; Stoff: D IV, 247, 3–18 (HDt und w#Dt); 265, 7 – 266, 10 (jrtjw und jdmj), vgl. Cauville, Pronaos, 340, Anm. 31, die auch auf die Nennung dieser vier Stoffe in einer der Bandeauinschriften hinweist. Vgl. auch die in III 1.4 erwähnte Prozession in Stoffkammer P, in der unter anderem diese vier Stoffe dargebracht werden (D IV, 126, 17 – 129, 6, dazu Ryhiner, La procession des étoffes, 56–65). Siehe zusammenfassend zur Farbe der Stoffsorten jrtjw und jdmj, die sich nicht so einfach wie bei HDt und w#Dt aus ihrer Bezeichnung erschließen lässt, Rickert, Gottheit und Gabe, 116, Anm. 391 und 115, Anm. 381 (mit Literatur), zur Bedeutung der Kombination von Stoffen weiter unten in diesem Kapitel. Siehe zu dieser Kombination, die offenbar auch die Rückwand der Götterkapellen prägt, Cauville, Pronaos, 339. In der Reihenfolge, in der sie in der Übersetzung erscheinen. D VII, Taf. 654. Siehe zu dem Salbgefäß mit Sphinx Du Mesnil du Buisson, Les noms et signes, 61–62; Beinlich, Handbuch der Szenentitel, 332–333; Cauville, L’offrande aux dieux, 124. Letztere gibt an, dass

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III Analyse und Auswertung

Neujahrsband angespielt sein, das in der Dekoration des Kiosks eine größere Rolle spielt (siehe unten). Die Salbengefäße in der Hand des Königs und des Schesemu in der Szene auf der Westwand sind teilweise zerstört, erkennbar sind aber mindestens ein rundliches Behältnis mit wulstigem Rand sowie ein sich nach oben hin erweiternder, randloser Napf ( ).2033 Wie bei den anderen wichtigen Kategorien von Opfergaben findet sich auch die Verbindung von Stoff und Salben in den Bandeauinschriften sowie in den Beischriften bestimmter Gabenträger aus den Treppenprozessionen wieder, jeweils einmal außerdem auch in dem Text über den Naoi der Neunheit und in einer Inschrift inmitten des Defilees von Standartenträgern in der Osttreppe: Textstelle D VII, 176, 5–6* D VII, 188, 4–6* D VIII, 86, 1* D VIII, 100, 7* und 14– 15* D VIII, 105, 1* D VII, 181, 9–12*

Art und Position Bandeau Treppenhaus W, links Text über den Naoi der Neunheit, Treppe W, linke Hälfte Bandeau Treppenhaus X, links Bandeau Treppenhaus X, links

Erwähnte Salben und Stoffe2034 ontw (Myrrhe), nTrj (Stoff), xkrw (Schmuck), mD n Xt-nTr (Salbe des Gottesopfers); Db# n Rnn-wtt (Kleid der Renenutet), HDt (weißer Stoff), w#Dt (grüner Stoff), jrtjw (roter Stoff), jdmj (roter Stoff); mD n Xt-nTr (Salbe des Gottesopfers), dr n Drtjw (Gewand der Vorfahren); #Xt (Nützliches = Stoff?), p#qt (Leinen), ontw (Myrrhe), mort (Gewand);

Erster Text hinter Standartenträgern 1–8, Treppe X, rechte Hälfte Beischriften der Ressortgötter, Treppenhaus W, links

X# m Hbsw (tausend Kleider), mrHt (Öl);

D VII, 194, 4–7*

Beischriften der Ressortgötter, Treppenhaus W, rechts

D VIII, 91, 5–13*

Beischriften der Ressortgötter, Treppenhaus X, links

2033 2034

mD (Salbe), k#t (Arbeit), r#-owj (Werk), sTj (Duft), b#swj nw ontw (zwei Salbgefäße mit Myrrhe), wn m owj.f (das, was auf seinen beiden Armen ist), dr (Gewand), mss (Kleid), p#qt (Leinen), St (Bekleidung), Db# Rnn-wtt (Kleid der Renenutet); mD (Salbe), k#t (Werk), sTj-jdt (Wohlgeruch), jbr (Ladanum), Hknw (Öl), owj (zwei Näpfe), mD n Xt-nTr (Salbe des Gottesopfers), k#t (Werk), nfrw (gute Stoffe), wobt (reines Gewand), Db# n Rnn-wtt (Kleid der Renenutet); mD (Salbe), sTj (Duft), sTj-jdt (Wohlgeruch), Xbbwt (Gefäße), jbr (Ladanum), Hknw (Öl), dr n Drtjw (Gewand der Vorfahren), k#t (Arbeit), r#-owj (Werk), ST (Bekleidung), nTrj (Gewand),

es sich bei dem Gerät insgesamt um einen „brûle-parfum“ handelt, diese Verwendung ist m. E. jedoch nicht sehr wahrscheinlich, zumal das zugehörige Gefäß meist mit geschlossenem Deckel dargestellt ist. D VII, Taf. 654. In der Reihenfolge, in der sie in der Übersetzung erscheinen.

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5 Inventar

D VIII, 108, 12 – 109, 3*

Beischriften der Ressortgötter Treppenhaus X, rechts

D VII, 197, 10–11*

Beischrift des Priesters Hrj sSt# Treppenhaus W, rechts

651

nTrj (Gewand), ST (Gewand), mnXt (Bekleidung), Db# n Rnn-wtt (Kleid der Renenutet), sSpt (Gewand); mD (Salbe), k#t (Arbeit), Xnmw (Wohlgeruch), jbr (Ladanum), Hnknw (Öl), dr (Kleidung), mss (Kleid), Db# Rnn-wtt (Kleid der Renenutet), mnXt (Bekleidung); HD xr pryw nw v#yt (Schrein mit den Leinenstreifen der Tait);

Tab. 41: Stoff- und Salbenopfer nach den Texten der Treppenhäuser.

Die Bedeutung der Salben und Stoffe wird in den Treppenprozessionen schon durch die Position der für sie verantwortlichen Ressortgötter am Beginn der Reihe der Gabenträger, unmittelbar hinter dem Vorlesepriester, deutlich. Öle und Salben werden durch den löwenköpfigen Schesemu mit einem offenen und einem geschlossenen Gefäß, Stoffe durch Tait mit zwei naosförmigen Stoffkästen repräsentiert. Von den Armen der Göttin hängen Stoffstreifen herab, was vielleicht wieder als Anspielung auf das Opfer des Neujahrsbandes gedeutet werden kann.2035 Unter den vielen Salben- und Stoffbezeichnungen fallen einerseits die klassischen Öle mD, jbr und Hknw durch ihre häufige Nennung auf, andererseits das „Kleid der Renenutet“ und das „Gewand der Vorfahren“, wobei Letzteres wohl auf die Götter von Dendara als Empfänger und Träger der Textilien verweist.2036 Besonders interessant für die Bedeutung des Stoffopfers am Neujahrstag ist die in Tab. 41 aufgeführte Textstelle D VII, 188, 4–6*, in der vom Bekleiden Hathors mit dem besagten „Kleid der Renenutet“ und mit den aus der Wabet schon bekannten vier Stoffarten HDt, w#Dt, jrtjw und jdmj durch einen „Vorsteher der Gottesdiener“ die Rede ist. An anderer Stelle wird dieser Titel in Apposition zu H#tj-o wr genannt, so dass davon auszugehen ist, dass dieser die beschriebene Bekleidungshandlung durchführt.2037 Während das „Kleid der Renenutet“ vermutlich auf die Rolle dieser Göttin im Begräbniskontext verweist (siehe III 3.6), deutet die Kombination der vier farbigen Stoffe auf einen Zusammenhang mit den Meret-Kästen hin, die von Arno Egberts in einer Monographie bearbeitet wurden. Diese Kästen, die die vier genannten Stoffe enthalten, können u. a. die Gestalt eines Naos haben, so dass für die jeweils zwei Kisten auf dem Tablett der Tait und auf den Armen des fünfzehnten Gabenträgers eine Verbindung zu diesen zu vermuten ist, wenngleich hier die charakteristischen Federn und die Kufen fehlen.2038 Dementsprechend betrachtet Egberts die 2035

2036

2037 2038

D VII, Taf. 669; 684; D VIII, Taf. 752; 779. Herabhängende Stoffstreifen kommen auf den Armen der Tait häufiger vor und sind daher wohl nicht ausschließlich so zu verstehen (siehe z. B. Rickert, Gottheit und Gabe, 112 und D XII, Taf. 11). Allerdings könnte die Entscheidung für dieses Dekorationselement in den Treppenhäusern aus diesem Grund bewusst getroffen worden sein. Siehe für weitere Details zu den Gaben der Tait und des Schesemu (Kästen, Gefäße) oben, III 3.6. mD: D VII, 181, 10*; 194, 4*; 194, 6*; D VIII, 91, 5*; 108, 13*; jbr und Hknw: D VII, 194, 6*; D VIII, 91, 7–8*; 108, 15*; Kleid der Renenutet: D VII, 181, 15*; D VIII, 91, 12*; 109, 2*. Siehe dazu und zu den Ölbezeichnungen ausführlicher III 3.6. Die Salben mD, jbr und Hknw werden u. a. auch in einer Auflistung des Mundöffnungsrituals genannt: Otto, Mundöffnungsritual I, 134–136 und II, 121–122 (Szene 55). D VIII, 84, 9*. Vgl. Egberts, In Quest of Meaning I, 70 und II, Taf. 6–7, 10 mit D VII, Taf. 669, 671; 684, 686; D VIII, Taf. 752, 755, 764; 779, 782, 790. Siehe zum fünfzehnten Gabenträger, der als Hrj sSt#, sHtp Hmt.s oder JHy bezeichnet ist, III 3.6. Er wird vor allem als Lieferant von Schmuckstücken beschrieben, einmal wird jedoch auch deutlich, dass seine Kisten zudem Stoff enthalten (Tab. 41).

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III Analyse und Auswertung

Behältnisse mit den vier Stoffsorten auf den Armen zweier „Hüter des Geheimnisses“ in den Treppenprozessionen von Edfu als Meret-Kästen.2039 Dies korrespondiert mit seiner Feststellung, dass die Darbringung dieser Objekte vor allem im Kontext von Festprozessionen stattfand und nicht im Alltagskult verortet war.2040 Symbolisch deuten die Kästen (mrwt) mit den vier Himmelsrichtungen sowie die Ganzheit Ägyptens (v#-mrj) hin und verweisen gleichzeitig auf die Mumienbinden des verstorbenen Osiris.2041 Durch die Nennung der vier Stoffsorten wird also eine Analogie zwischen dem Regenerationsprozess dieses Gottes und den Neujahrsereignissen hergestellt, wobei der Zusammenhang offenbar kein auf Dendara und Edfu beschränkter Gedanke ist, denn das das Opfer der Stoffe HDt, w#Dt, jrtjw und jdmj am wp rnpt ist auch im Opettempel belegt.2042 Interessant ist zudem in Zusammenhang mit der andernorts (z. B. III 1.8, 2.2.4) bereits mehrfach festgestellten Verbindung zwischen den Neujahrstexten in Dendara und dem täglichem Kultbildritual sowie dem Mundöffnungsritual, dass vier Stoffarten auch dort vorkommen, allerdings wird statt jrtjw meist ein ebenfalls roter jns-Stoff genannt.2043 Dementsprechend kann der Tag, an dem die Mundöffnung durchgeführt wird, auch als „Tag des Bekleidens“ (hrw mnXt oder hrw Hbs) bezeichnet werden.2044 Während der weiße Stoff, der in diesem Rahmen als mnXt sSpt beschrieben wird, mit dem Strahlen des Sonnenlichts in Verbindung gebracht werden kann, mag die grüne Farbe auch hier wieder auf das dadurch hervorgerufene Wachstum der Vegetation verweisen.2045 Für die beiden Stoffe jrtjw und jdmj ist, wohl aufgrund ihrer Färbung und der daraus resultierenden abschreckenden Wirkung, ein Zusammenhang mit der Wut der Sachmet gut belegt.2046 Somit fügen sich die vier Stoffarten symbolisch hervorragend in den Rahmen des Neujahrsfestes ein. Die Textilienkombination findet sich auf der östlichen Außenwand des Dachkiosks in Dendara, wo unter den Gaben für die zu besänftigende Göttin (Hathor bzw. Sachmet) auch Leinensäckchen sowie die Symbole und dargestellt sind.2047 In den zugehörigen Inschriften korrespondieren damit auf der südlichen Schranke die Bezeichnungen mnXt HDt, w#Dt und jdmj, auf der nördlichen Schranke mnXt, jns und jdmj.2048

2039 2040 2041 2042 2043

2044 2045 2046 2047 2048

So Egberts, in Quest of Meaning I, 70 in Bezug auf E I, 558, 1–9 mit E IX, Taf. 38c–d. Egberts, in Quest of Meaning I, 377–386. Siehe dazu Egberts, in Quest of Meaning I, 172–202 (zusammenfassend Rickert, Gottheit und Gabe, 116– 117; Cauville; L’offrande aux dieux, 216–217; vgl. Coppens, Wabet, 124–125). Opet I, 124, 5–6 (dazu Egberts, In Quest of Meaning I, 185; vgl. auch Coppens, Wabet, 124). Otto, Mundöffnungsritual I, 120–131 und II, 112–119 (Szenen 50–53) und Moret, Le rituel du culte divin journalier, 179–190. Darauf verweist auch Egberts, In Quest of Meaning I, 140–141; vgl. Coppens, Wabet, 124. Die jungen Textzeugen des Mundöffnungsrituals allerdings verwenden tatsächlich jrtjw (Hinweis Joachim Friedrich Quack, siehe ders., in: Ryholt (Hg.), Hieratic Texts, 98–99, insbesondere Anm. a). Barthelmess, Übergang ins Jenseits, 101–105. Vgl. Assmann, Tod und Jenseits, 418. Siehe zur Symbolik des grünen Stoffes Moret, Le rituel du culte divin journalier, 185, zur Verbindung des weißen Stoffes mit dem Sonnenlicht unten, Anm. 2059. So Egberts, in Quest of Meaning I, 141; Otto, Mundöffnungsritual II, 118; Rickert, Gottheit und Gabe, 117–118; vgl. dazu auch das Stoffopfer zum Besänftigen der Sachmet (Goyon, Rituel, 47–62). Siehe zu Hathor in der Rolle der wütenden Göttin III 3.1 und 4.2.2. D VIII, Taf. 720 und 727. Siehe dem ersten Stoffzeichen, das auf einen Antilopenbalg zurückgeht, Rickert, Gottheit und Gabe, 119 (mit weiterer Literatur). Das zweite Zeichen ist offenbar ein Stück Stoff mit Fransen (Gardiner, EG, 507). D VIII, 36, 8* und 43, 12*.

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Auf den Innenwänden des Kiosks sind Salb- und Stoffopfer nur relativ spärlich repräsentiert. Das oben erwähnte Stoffzeichen findet sich neben weiteren Stoffstreifen unter den Gaben, die in Szene 2 gemeinsam mit dem HH-Symbol dargereicht werden.2049 Jeweils eine Opferszene auf den Schrankenwänden widmet sich dann der Myrrhe und einem Band, das mit Neujahrswünschen beschriftet ist: Textstelle

Position2050

D VIII, 21, 9–18*

Schranke (Szene 1)

D VIII, 24, 10–15*

Schranke (Szene 6)

Gabe(n) laut Titel ontw (Myrrhe) sSd n Ssp rnpt nfrt (Band des Empfangens des guten Jahres)

Erwähnte Salben und Kategorie 2051 Stoffe ontw (Myrrhe), jbr (Ladanum), Myrrhe Hknw (Öl), nwd n Csmw (Salbe des Schesemu), jdt (Geruch), Htp (Opfer), jdt (Duft); Neujahrs– band

Tab. 42: Stoff- und Salbenopfer nach den Ritualszenen des Kiosks.

Szene 6 auf der Südhälfte der östlichen Innenwand des Kiosks gehört zu einer Gruppe von etwas weniger als 20 Ritualszenen dieser Art, die sich von einer Ausnahme abgesehen im Tempelbezirk von Dendara befinden.2052 Die Handlung mit dem Titel ms (p#) sSd n Ssp rnpt nfrt („Das Band des Empfangens des guten Jahres herbeibringen“), die sich ausschließlich an Isis oder Hathor richtet, wird hier oft mit einer Räucherung verknüpft. Nach Dieter Kurth hebt sich das Opfer des Neujahrsbandes durch diese Bindung an das Weihrauchopfer von den anderen Stoffopfern ab, die häufig mit der Darreichung von Salbe verknüpft sind.2053 In dem Tableau im Kiosk von Dendara ist die Opfergabe auf die gleiche Weise dargestellt wie in den meisten Szenen dieses Typus: Das Band ist einmal in der Mitte gefaltet, so dass oberhalb der Hand des Königs eine Schlaufe zu sehen ist. Unterhalb davon öffnet sich der Stoffstreifen zu einer dreieckigen Fläche, die mit der Inschrift „Gutes Jahr, Jahr der Millionen, Jahr der Hunderttausend […]“ (rnpt nfrt rnpt HHw rnpt Hfnw […]) versehen ist (Taf. 41a).2054 Die Struktur der Inschrift auf dem Neujahrsband kann variieren, das hier gezeigte Schema, 2049 2050 2051 2052

2053 2054

D VIII, Taf. 703. Dem Salbopfer lässt sich keines der hier gezeigten Gefäße eindeutig zuordnen. Siehe dazu Taf. 21b. In der Reihenfolge, in der sie in der Übersetzung erscheinen. Eine Aufstellung von Szenen, die das Opfer des Neujahrsbandes im Titel tragen, und solcher, die ikonographisch darauf hindeuten, findet sich bei Cauville, Temple d’Isis II, 297–299, die auch eine Zusammenstellung der Epitheta der Göttin und des Königs und anderer charakteristischer Bestandteile anführt (ebd., 299–301). Vgl. zu den Opferträgern im Soubassement, die selbst mit dem Jahr identifiziert sind oder das Neujahrsband herbeibringen, III 1.9. Siehe zum Neujahrsband generell El-Kordy, in: Fs Gutbub, 125–133; Cauville, Pronaos, 38, 136–139, 309–310; dies., L’offrande aux dieux, 120; Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 156; Goyon, in: Gs Daumas, 331–332; Richter, Theology, 97; Beinlich, Handbuch der Szenentitel, 269–270. Die bei Leitz, loc. cit. übersetzte Szene bei Lepsius (LD II, Text, 209 = Brugsch, Thesaurus, 102) entspricht D XIII, 364, 8 – 365, 11. So Kurth, Der Sarg der Teüris, 56. Nicht in der Publikation, siehe die Abschrift in II, Anm. 591 (mit Kommentar zur Übersetzung). Vgl. dazu die Beispiele bei Beinlich, Handbuch der Szenentitel, 269 und Cauville, L’offrande aux dieux 120, zur Ikonographie des Bandes El-Kordy, in: Fs Gutbub, 125.

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III Analyse und Auswertung

demzufolge sich auf unterschiedliche Weise näher bestimmte Bezeichnungen des Jahres aneinanderreihen, ist jedoch konstant.2055 Über die Form der kurzen Inschriften auf dem Neujahrsband lässt sich eine intertextuelle Beziehung zu den Anrufungen an das Jahr herstellen, die an einem Teil der Osttür und auf den Säulen der Südhälfte des Kiosks angebracht sind (III 6.5). Dieser Text wird durch den Vermerk ms [p# sSd] n Ssp rnpt nfrt sowie die Anrufung des guten Jahres (rnpt nfrt) auf der Seitenfläche des südlichen Türpfostens des Osteingangs eingeleitet, auf Säule VIII finden sich auch rnpt HHw und rnpt Hfnw wieder.2056 Somit ist das Opfer des Neujahrsbandes, das auf der Innenseite der Schranke zwischen diesen beiden Elementen liegt, textlich und architektonisch in die Anrufungen an das Jahr eingebettet. In Anbetracht einiger anderer Belege, in denen das Opfer des Neujahrsbandes den Anrufungen einführend vorangestellt ist, liegt es nahe, auch das Tableau im Kiosk als Teil davon bzw. Illustration dazu aufzufassen.2057 Möglicherweise kann dieser Zusammenhang sogar als Hinweis darauf gelesen werden, dass die Hymne an das Jahr während der Darreichung des Bandes rezitiert wurde. Die Informationen zur materiellen Beschaffenheit und Anwendungsweise des Neujahrsbandes, die sich den Ritualszenen entnehmen lassen, sind spärlich. Es ist aus Leinen (p#qt)2058 von unklarer Farbe, wobei der in anderen Quellen belegte Zusammenhang zwischen dem sSdBand und dem Licht einen weißen Stoff nahelegt,2059 in diese Richtung deutet auch ein eventuell impliziertes Wortspiel zwischen Ssp („empfangen“) als Bestandteil des Szenentitels und sSp („hell sein, leuchten“). Sylvie Cauville vermutet, dass der oben genannte Spruch aufgestickt war, aber auch eine Bemalung, wie sie für ein ebenfalls sSd genanntes Band im Papyrus Brooklyn 47.218.50 belegt ist, wäre denkbar.2060 Zu einer Beschriftung des Bandes würden auch die einführenden Texte zu den sechs Teilen der Göttergruppe auf den Türpfosten der Osttür passen, die von einem Aufschreiben des „guten Jahres“ durch Re und Thot sprechen.2061 2055

2056 2057 2058 2059

2060

2061

Z. B. D XII, 244, 14 (rnpt nfrt snbt HH Hfn) und D XIV, 177, 7 (rnpt nfrt HH Hfn). Bei Cauville, Temple d’Isis II, 299 findet sich eine Aufstellung der Inschriften auf den Neujahrsbändern, der Beleg des Dachkiosks fehlt allerdings. Für die unbeschrifteten Neujahrsbänder ist vielleicht von einem ehemals aufgemalten Text auszugehen. Zu Struktur und Übersetzung der Inschriften auf den Bändern ist anzumerken, dass wohl auch dann, wenn das Wort rnpt zu Beginn nur einmal genannt ist, seine Wiederholung vor jedem weiteren Element hinzugedacht werden muss. Dies zeigen neben dem Beleg im Kiosk auch E V, 227, 1 und D II, 110, 4–5 (verbesserte Lesung bei Cauville, Dendara II. Traduction, 350), in denen vor jeder Näherbestimmung durch nfr, #wt-jb, snb, HHw, Hfnw stets das Wort rnpt wiederholt wird. Anders Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 156, der rnpt nfrt HH Hfnw mit „Ein schönes Jahr millionen- und hunderttausendfach“ übersetzt. D VIII, 13, 3–4* und 62, 2–3*. Solche Einführungsszenen finden sich im römischen Mammisi von Dendara (D Mammisis, 161, 10–16; 177, 5–10, vgl. dazu Germond, Invocations, 7–12) sowie auf den Architraven links und rechts der Hauptachse des Pronaos (D XV, 55, 5 – 56, 5 und 63, 3 – 64, 11, vgl. III 1.9). Cauville, Temple d’Isis II, 297 und El-Kordy, in: Fs Gutbub, 133 mit Hinweis auf E V, 227, 2 und D II, 110, 7. Siehe zur Verbindung mit dem Sonnenlicht Pecoil/Maher-Taha, in: BSEG 8, 1983, 71–74; zu Ssp „empfangen“ vs. sSp „leuchten“ Wb I, 530, 1 – 533, 18 und 282, 7 – 283, 9 sowie Wilson, Lexikon, 922–923; vgl. zum Wortspiel Otto, Mundöffnungsritual II, 113. Zu hellen Kleidern am Neujahrsfest und ihrer Verbindung mit dem Sonnenlicht auch E VII, 17, 8 mit Kurth, Edfou VII, 24. Wie Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 156, Anm. 115 richtig anmerkt, kann man aus den Farbangaben zu dem sSd-Band in den Pyramidentexten (rot oder grün, vgl. Wilson, Lexikon, 935) sicherlich nicht auf die Färbung dieses Objektes in griechischrömischer Zeit schließen. Cauville, Temple d’Isis II, 297. Das Band im Brooklyner Papyrus ist mit Kronen und einem Abbild des Ptah verziert, wobei das Band aus rotem Stoff besteht und die Bemalung mit schwarzer Farbe ausgeführt ist: Goyon, Confirmation du pouvoir Royal I, 54, dazu 85, Anm. 23 und II, Taf. 1 (I, 9); vgl. Traunecker, in: Deuxième journée d’études coptes, 101. D VIII, 11, 8*; 12, 4*; 14, 7*; 15, 3*; 17, 8*; 18, 5* (teilweise ergänzt). Siehe zur Übersetzung und Deutung

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Auch im Text zu einer Gabenträgerin im Soubassement des Pronaos, die das Jahr repräsentiert, ist vom Aufschreiben ( ) von einer Million von guten Jahren die Rede.2062 Ein Band mit der Bezeichnung sSd, das um den Kopf, seltener um die Brust oder den Hals geschlungen wird, ist schon seit den Pyramidentexten belegt.2063 In den Quellen des Neuen Reiches fällt besonders seine Rolle im Krönungs- und Sedfestkontext auf, worin vielleicht auch der Grund für die Anbringung eines sSd-Bandes an manchen Darstellungen der Doppelkrone in griechisch-römischer Zeit liegt.2064 Auch ein Stirnband, in das zwei Doppelfedern gebunden sind, wird sSd genannt, es ist Maria-Theresia Derchain-Urtel zufolge ebenfalls aufs Engste mit der Krönung des Herrschers verknüpft.2065 Das Kopfband wird aber auch von Osiris im Begräbniskontext sowie von Frauen beim Gebären getragen, wodurch Zeinab El-Kordy zufolge die Anbringung von Opferszenen des oben genannten Typus im Mammisi von Dendara bedingt sein könnte.2066 Das Wort sSd deutet sie als Partizip zu Kausativstamm von Sd „nehmen, herausnehmen“, was sich auf das Herausholen eines neugeborenen Kindes, in Verbindung mit dem Neujahr aber auch auf die Nilflut, Sothis und die Sonne beziehen könnte.2067 In der Darstellung des Neujahrsopfers mögen all diese Konnotationen gemeinsam eine Rolle spielen, denn der erste Tag des Jahres steht im Zeichen der Geburt des Sonnengottes, ist gleichzeitig aber auch ein Tag der Erneuerung des Königtums durch die Begegnung eines Vaters mit seinem Kind.2068 Dies wiederum setzt die Ereignisse zur Regeneration des Osiris und der Erneuerung seiner Herrschaft in Verbindung, bei der sein Sohn Horus eine entscheidende Rolle spielt.2069 Dem Kontext von Herrschermacht und Königtum entsprechend korrespondiert die Szene im Kiosk mit dem Opfer der Uräusschlange auf der nördlichen Schranke, die als Herrschersymbol oft gemeinsam mit dem sSd-Band die Königskrone schmückt.2070 Gemeinsam winden sich ein Band und die Schlange um die Doppelkrone des Königs in der Nordhälfte der östlichen Außenwand des Kiosks, zudem trägt eine Form der Hathor auf der Westseite von Säule I das erwähnte Stirnband mit den beiden Federn.2071

2062

2063 2064 2065 2066 2067 2068 2069 2070 2071

dieser schwierigen Passage, die im Verhältnis zu einer früheren Textversion des Neuen Reiches möglicherweise inhaltlich umgedeutet wurde, Anm. 491 in Abschnitt II (zu D VIII, 11, 7–9*). D XIV, 12, 9–10. Siehe zur Identifikation der Göttin D XIV, S. 7 des Vorwortes. Cauville, Dendara XIV. Traduction, 17 transliteriert r sS HH n rnpwt nfrwt und übersetzt „afin d’inaugurer une infinité d’années heureuses“, wohl mit Bezug auf sS „öffnen“ (Wilson, Lexikon, 922). Dies ist nicht unmöglich, da das Öffnen des Jahres (meist mit wp) in den Texten zum Jahresbeginn eine große Rolle spielt, angesichts der Schreibung plädiere ich jedoch dafür, dass es um den Vorgang des Notierens und somit Festsetzens der Jahre geht, der häufig in den Aufgabenbereich des paviangestaltigen Thot fällt. Wb IV, 301, 3–10; Wilson, Lexikon, 935; El-Kordy, in: Fs Gutbub, 126–127; Pecoil/Maher-Taha, in: BSEG 8, 1983, 67–83; siehe zu den Verwendungsmöglichkeiten Traunecker, in: Deuxième journée d’études coptes, 101. El-Kordy, in: Fs Gutbub, 126–127; Pecoil/Maher-Taha, in: BSEG 8, 1983, 67–70; Cauville, Temple d’Isis II, 296. Siehe zum sSd-Band an der Krone der Isis Richter, Theology, 93–98. Siehe dazu Derchain-Urtel, in: Kurth (Hg.), Edfu: Studien zu Vokabular, Ikonographie und Grammatik, 38–42. Pecoil/Maher-Taha, in: BSEG 8, 1983, 70–71 (Osiriskontext); El-Kordy, in: Fs Gutbub, 131. So El-Kordy, in: Fs Gutbub, 127, vgl. Leitz, in: ZÄS 120, 1993, 156. Vgl. I 3.3 (zum Sonnengeburtstag) sowie III 3.1 und 3.4 (zur Herrschaftserneuerung der Hathor und des Königs). Siehe zum grundsätzlichen Zusammenhang zwischen dem Stoff- und Salbenopfer und dem Aspekt der Regeneration z. B. Coppens, Wabet, 125 (mit weiterführender Literatur). D VIII, 29, 11 – 30, 2* mit Taf. 712. Diese Verbindung stellt auch Cauville, Temple d’Isis, 297, vgl. dies., Pronaos, 136. König: D VIII, Taf. 727, vgl. hier, Taf. 29. Hathor: D VIII, Taf. 728 (siehe dazu Derchain-Urtel, in: Kurth

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III Analyse und Auswertung

Die oben stehenden Ausführungen haben gezeigt, dass es sich bei dem Neujahrsband um ein Objekt handelt, das sich auf mehreren Bedeutungsebenen besonders gut in den Kontext des Jahreswechsels einfügt. Wie die Anrufungen an das Jahr, mit denen dieser Gegenstand eng verknüpft ist, ist es funktional allerdings nicht auf den I. #Xt 1 beschränkt, sondern kann auch am Geburtstag der Isis, der „Nacht des Kindes in seinem Nest“, dargebracht werden (I 3.7).2072 Dies betont erneut die enge Verbindung von Hathor und Isis in der Theologie des Tempels von Dendara, ist aber auch ein weiteres Indiz für die Koexistenz mehrerer Jahreskreisläufe, die sich nicht nur durch die Verwendung einer gemeinsamen Bezeichnung für ihren Beginn (wp rnpt, I 3.1), sondern offenbar auch durch ihnen gemeinsame Opfergaben auszeichneten. Insgesamt können in Bezug auf das Stoffopfer für die Götter von Dendara am Neujahrstag zwei Schwerpunkte attestiert werden: Einerseits kommt es, wie auch sonst häufig, in Kombination mit dem Opfer von Salbe und Ölen (v. a. mD, Hknw, jbr) vor, wobei mehrfach auf die vier farbigen Textilien, die auch den Inhalt der Meret-Kästen ausmachen, Bezug genommen wird. Andererseits wird in der Dekoration des Kiosks verstärkt das Neujahrsband thematisiert, das mit dem Weihrauchopfer verbunden ist und den Kontext von Krönung und Herrschaftserneuerung evoziert. Im Vergleich ist der Dekoration der Wabet insgesamt eine höhere Dichte an Stoff- und Salbenopfern sowie eine deutliche Tendenz zum Opfer der vier Stoffe zu attestieren, während im Kiosk das Opfer des Neujahrsbandes in seiner Verknüpfung zu den Anrufungen an das Jahr die zentrale Rolle einnimmt. In Anbetracht dieser Schwerpunktsetzung liegt die Vermutung nahe, dass die Salbung und Bekleidung der Götterstatuen auf dem Dach zugunsten des Opfers des sSd-Bandes hier nur in reduzierter Form stattfand. Wie allerdings bereits in III 2.2.4 erläutert wurde, lassen sich den Festbeschreibungen aber keine präziseren Informationen über den Ablauf und Umfang der Stoff- und Salbenopfer sowie deren exakte Position im Festritual entnehmen, so dass dies eine Vermutung bleiben muss. Stoffe und/oder ölhaltige Substanzen spielten am Neujahrstag in Dendara nicht nur in ihrer Eigenschaft als Opfergabe eine Rolle, sondern sind waren auch Bestandteil verschiedener Kultgegenstände, die zur Durchführung des Rituals benötigt werden. So waren die in III 5.4 besprochenen Stäbe möglicherweise mit textilen Hüllen versehen, die zum Jahreswechsel erneuert wurden. Die Fackeln (III 5.11) waren den Texten zufolge aus Fett und Stoff, den seine helle Farbe kennzeichnete. Auffällig ist auch, dass in den Treppentexten mehrfach genaue Bezeichungen zu den Gewändern der Priester genannt werden, zu denen die Inschriften gehören. Die Naosträger sind demnach in „ihr Kleid des Anblickens des Gottes“ (ST.sn n m## nTr) und in „ihr Kleid des Anblickens der Prächtigen“ (ST.sn n m## Spst) gehüllt, das damit identische Gewand der Standartenträger wird „ihr Gewand des Sehens des Gottes“ (dr.sn n m## nTr) genannt.2073 Die Betonung der besonderen Kleider des Kultpersonals an diesem Tag könnte auf den Brauch hindeuten, die alten Kleider am Neujahrstag gegen neue zu tauschen. Diese Praxis des jährlichen Kleiderwechsels war offenbar nicht nur auf die Priester im Tempel beschränkt, sondern konnte sich auch auf Handwerker und Arbeiter beziehen, was als Indiz für die enge Verschränkung von religiösem und profanen Brauchtum im Alten Ägypten gelesen werden kann.2074

2072 2073 2074

(Hg.), Edfu: Studien zu Vokabular, Ikonographie und Grammatik, 39–40). So Cauville, Temple d’Isis II, 297–299. D VIII, 86, 12* und 86, 14*, 100, 8–9*; vgl. 101, 9–10*. Siehe dazu und zur Form dieses Gewandes III 3.5 und 3.7. Siehe dazu Traunecker, in: Deuxième journée d’études coptes, 101, Anm. 19 und ders., in: JSSEA 14, 1984, 64–69, der eine Auflistung aus der Zeit Amenophis’ IV. als „prime annuel du personnel“ interpretiert; zum

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5.10 Kronen Kronen als Opfergabe nehmen in der Dekoration der Treppenhäuser und des Dachkiosks im Verhältnis zu den in III 5.5 bis 5.9 besprochenen Arten von Gegenständen relativ wenig Raum ein.2075 Allerdings deutet ihre Präsenz an anderen wichtigen Stationen des Festereignisses darauf hin, dass es sich dabei um eine die Theologie des Neujahrstages in Dendara prägende Objektgruppe handelt. Schon in der in III 1.1 besprochenen Inschrift am Zugang zur Südkrypte, die vielleicht als Ausgangspunkt für das Neujahrsfest betrachtet werden kann, ist von „allen Ritualen des Aufsetzens der Kronen“ (jrw nbw nw wTs-Xow) die Rede, die zu diesem Anlass durchgeführt werden.2076 Dementsprechend findet sich auf der Ostwand der Wabet, welche die nächste wichtige Station der Festprozession darstellt, eine Ritualszene, in der die Achtheit gemeinsam mit Thot und dem die Reihe abschließenden König Kopfbedeckungen für Hathor opfert.2077 Während Thot Wein und einen Kranz aus Gold2078 in den Händen hält, tragen die acht Urgötter folgende Kronen in ihren Händen: . Dabei handelt es sich vor allem um den üblichen Königsschmuck, der die Herrschaft über Ägypten ausdrückt (rote Krone, weiße Krone, nms-Kopftuch, blaue Krone, Doppelkrone). Hinzu kommen am Beginn der Reihe das bXnt-Gebäude als Kopfschmuck sowie am Ende die Doppelfeder, die oft mit Tatenen2079 verbunden ist, und die Atefkrone,2080 die meist Kopf des Osiris oder des Thot schmückt. Das bXnt-Gebäude als Kopfbedeckung verweist Dagmar Budde zufolge auf den Kontext von Gerechtigkeit und Rechtsprechung, kann aber vielleicht auch als Symbol für den gesamten Tempel stehen.2081 Die Krone des Tatenen könnte auf dessen Rolle als Urgott und Erzeuger der Achtheit hindeuten, die auch in den Inschriften des Kiosks betont wird.2082 Am Ende der Prozession steht der König, der die Festkrone der

2075 2076 2077

2078

2079 2080

2081 2082

jährlichen Kleiderwechsel der Handwerker Hamada, in: ASAE 38, 1938, 223 und 229. Ob die im Buch vom Tempel erwähnten abgelegten Kleider des H#tj-o wr für den H#tj-o jmj-Xt, die im Kontext des Jahresbeginns stehen, mit diesem Brauch zusammenhängen (Übersetzung bei Quack, in: Sokar 27, 2013, 76)? Als Kopfbedeckung hingegen sind Kronen natürlich überall präsent, siehe z. B. die Ausführungen zu den Kopfbedeckungen der Hathor (III 3.1), der Götter im Kiosk (III 3.3) und des Königs (3.4 mit Taf. 29). D V, 116, 10; dazu Waitkus, Krypten, 94. D IV, 238, 12 – 241, 6 und Taf. 307–309 bis; siehe dazu und für Literatur zum Kronenopfer in der Wabet III 1.7. Vgl. auch die Beschreibung der Szene bei Coppens/Janák, in: Coppens et al. (Hgg.), Royal versus Divine Authority, 85–86 und für weitere Szenen in Dendara, die die Achtheit mit dem Kronenopfer verbinden, ebd., 89–94. Siehe zu dieser Opfergabe, die solar konnotiert ist, Leitz, Außenwand, 175–177 und El-Kordy, in: Gs Daumas, 441–452. Coppens/Janák, in: Coppens et al. (Hgg.), Royal versus Divine Authority, 85–86 deuten das Wein- und Kranzopfer an dieser Stelle als Hinweis auf das Fest der Trunkenheit zu Hathors Krönung. Er ist aber auch eines der zehn Kultobjekte der Hathor und gehört somit zu den grundlegenden Opfergaben des Tempels (III 5.12). Siehe die Beispiele im unpaginierten Tafelteil bei Schlögl, Tatenen. Alternativ wäre über den Bezug zur Standarte auch ein Bezug zu Osiris und dem 3. oberägyptischen Gau oder zu Anedjtj im 9. unterägyptischen Gau möglich (Leitz, Gaumonographien, 31–33; Richter, Theology, 107–110). Siehe zur Verwendung der Krone Richter, Theology, 77–81. Auf die Regeneration des Osiris und die Übergabe seiner Herrschaft an den Sohn wird in den Neujahrsritualen häufig Bezug genommen (siehe zusammenfassend Kapitel IV), aber auch Thot trägt in seiner Rolle als Notar entscheidend zum Gelingen des Festgeschehens bei (III 3.8.1 und 4.2.2). So Budde, Götterkind, 319–322. Auch die das Opfer empfangende Hathor in der Wabet trägt diese Kopfbedeckung (D IV, Taf. 307). Siehe zum bXnt-Gebäude als Kultobjekt der Göttin unten, III 5.12. Siehe III 3.8.1, vgl. auch die Standarte mit der Doppelfeder in den Treppenhäusern (III 3.5). Tatenen wird im Kronenopfer der Wabet als Hersteller des Kranzes aus Gold genannt (D IV, 238, 13).

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III Analyse und Auswertung

Hathor ( ) in seinen Händen hält, wie sie sich in den Beschreibungen des Götterbildes in den Treppeninschriften sowie in den Darstellungen auf der östlichen Innenwand des Kiosks wiederfindet.2083 Somit kann die Szene der Wabet als vorbereitende Handlung für die Geschehnisse auf dem Dach interpretiert werden, die Hathor mit den dafür erforderlichen Machtsymbolen ausstattet. Weder im Dekorationsprogramm von Raum V noch in den Treppenhäusern gibt es allerdings Hinweise auf Kronen als Opfergaben für Hathor. Im Dachkiosk aber finden sie sich auf den beiden Ritualszenen auf der südöstlichen Ecksäule (VIII) des Gebäudes wieder und werden dort von K#-psD und K#-[wbn] für Horus von %#-dj und Isis dargebracht.2084 Auf dem Gabentablett von Ersterem sind eine weiße und eine rote Krone, eine Doppelkrone, eine blaue Krone sowie eine Atefkrone, bei Letzterem sind innerhalb einer zerstörten Fläcke nur noch eine weiße und eine rote Krone zu erkennen. Teilweise findet sich hier also das Repertoire von Kopfbedeckungen aus dem Tableau in der Wabet wieder. In den Beischriften zu den Kronen auf Säule VIII werden die Kronen (Xow, Hpwt) an zwei Stellen explizit dem Harachte und einmal dem Neujahrsfest (wp rnpt) zugeordnet, woraus deutlich wird, dass sie mit der Übergabe der Herrschermacht des Sonnengottes an diesem Tag verbunden sind.2085 Die Zuweisung an Harachte findet sich einmal in einer göttlichen Randzeile, die die Gegengabe an den König beschreibt, ein weiteres Mal aber in der Rede des Ka an die Opferempfängerin Isis.2086 Vordergründig sind die Kronen und somit die Herrschaft des Harachte also für Isis (Nordseite) bzw. Horus von %#-dj (Südseite) bestimmt, die dem Pharao im Gegenzug dafür ebenfalls Machtsymbole zusichern. Die Rede der Isis aber gibt nähere Auskunft zur Zugehörigkeit der Kronen, die sie in Empfang nimmt, denn sie sagt „Ich habe die Kronen deiner Majestät (Hmt.T) an deinen Festen (Hbw.T) ergriffen“.2087 Die einzige Person weiblichen Geschlechts in der Szene, die als Adressat für das Suffix in Frage kommt, ist die nilfperdgestaltige Göttin, die der Opferempfängerin gegenübersteht und wahrscheinlich für den vierten Epagomenentag verantwortlich ist.2088 Inhaltlich mehr Sinn ergibt m. E. aber eine Intepretation der Rede der Isis als Querverweis, der über das gezeigte Geschehen hinausdeutet und sich auf Hathor als Protagonistin der Feierlichkeiten zum Jahreswechsel bezieht. Demnach wären die Kronen, die auf Säule VIII ausgetauscht werden, einerseits zum König, andererseits aber zum Sonnengott (Harachte) sowie zu Hathor gehörig und als Illustration zum zentralen Neujahrsritual zu verstehen, in dem die göttliche wie weltliche Herrschermacht durch die Begegnung dieser Göttin mit ihrem Vater Re eine umfassende Erneuerung erfährt.2089 Dieser Bezug zum zentralen Festgeschehen ist vielleicht auch der Grund dafür, warum sich im Rahmen der HH-Opferszene auf der nördlichen Innenwand des Kiosks neben einer Vielzahl von anderen Opfergaben Kronen dargestellt sind.2090 Neben acht verschiedenen Sorten des Königskopftuches sind hier von den bereits in der Wabet gezeigten Kopfbedeckungen die rote 2083 2084 2085 2086 2087 2088 2089 2090

Siehe dazu III 5.1. D VIII, 62, 10 – 63, 6* und 63, 8 – 64, 6* mit Taf. 733. Siehe zu den Ka-Genien auf den Säulen III 3.8.3. Kronen: D VIII, 62, 13*: Xow, Hpwt o#wt; 63, 5*: Xow wrw; 63, 11*: Xow o#w n Or-#Xtj; 64, 2*: Xow nw Hmt.T; 64, 2*: Xow nw Hm Or-#Xtj. Neujahrsfest: D VIII, 63, 11*. Vgl. auch den Text zu K#-wsr im Soubassement des Pronaos, der die Kronen des Re herbeibringt (D XIV, 51, 15, schon erwähnt in III 1.9). D VIII, 63, 11* (Randzeile); 64, 2* (Rede des Ka). D VIII, 64, 1–2*. Siehe dazu III 3.8.3. Siehe zur Erneuerung der Macht III 3.1 und 3.4 zur entsprechenden Symbolik des Rituals III 4.2.3. D VIII, Taf. 703.

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Krone, die weiße Krone, die Doppelkrone und die Atefkrone in zwei Varianten zu sehen, die doppelte Straußenfeder mit der Sonnenscheibe ist hier zusätzlich mit Widdergehörn und Uräen ). Als reduzierte Version der Festkrone der Hathor kann möglicherweise die ausgestattet ( Doppelkrone mit Widdergehörn, das dieses Mal am oberen Rand der roten Krone angebracht ), verstanden werden. Hinzu kommen drei Varianten der hmhm-Krone ( , ist ( und ein Exemplar, das offenbar mit einem geflügelten Skarabäus verziert war) sowie zwei Doppelfederkronen ( , ) und eine gehörnte Sonnenscheibe, wie sie oft auf dem Kopf der Hathor zu sehen ist. Diesen zusätzlichen Kronen, die keine Entprechung in der Ritualszene der Wabet haben, ist eine solare Konnotation gemeinsam, die sich auch durch die Vielzahl an Sonnenscheiben, die an ihnen angebracht sind, äußert.2091 Die Anbringung dieser speziellen Kopfbedeckungen im Innenraum des Kiosks kann also mit der unmittelbaren Nähe zu dem Platz, an dem die Vereinigung mit der Sonnenscheibe stattfand, zusammenhängen. Zudem korrespondieren die Kronen im Rahmen des HH-Opfers mit den Beischriften, welche die Zusicherung von Regierungs- und Lebenszeit einerseits an Harsomtus als Sohn der Hathor und andererseits an den König thematisieren.2092 In Bezug auf die Kronen, die im Kiosk gemeinsam mit dem HH-Symbol dargebracht werden, fällt auch die räumliche Nähe zur Achtheit auf, die auf der Außenseite der Nordtür dargestellt ist.2093 Hierin kann man einen Verweis auf das in der Wabet abgebildete Kronenopfer durch diese Göttergruppe sehen, wo diese Ritualhandlung viel mehr Platz einnimmt als im Kiosk. In Anbetracht der Abwesenheit von Kronen als Opfergabe in den Festbeschreibungen und in den Reliefs der Treppenhäuser lässt sich die Frage, ob und in welchem Umfang solche Objekte auch auf dem Dach des Tempels tatsächlich den Göttern dargebracht wurden, nicht beantworten. Die oben zitierte Inschrift aus der Krypte, welche von den „Ritualen des Aufsetzens der Kronen“ spricht, könnte sich auch nur auf Ereignisse in der Wabet beziehen. Das mehrfache Vorhandensein von Kronen verschiedenster Art in den Reliefs des Dachpavillons zeigt aber, dass zumindest ihre bildliche Präsenz als Symbole der Herrschermacht zur Illustration der zentralen Ritualhandlung an diesem Ort erforderlich war. 5.11 Die Fackel am Neujahrsmorgen Ein Objekt, das im Textkorpus nur punktuell eine Rolle spielt, ist eine „Fackel aus frischem Fett und aus Stoff von strahlender (Farbe)“ (tk# oD n m#w Hbs n b#x), die in jeder der Beischriften zu den sechs Gruppen vogelgestaltiger Götter auf der Osttür des Kiosks genannt wird.2094 Der Erwähnung dieses Gegenstandes geht hier stets die Schilderung der Eröffnung eines guten

2091 2092 2093 2094

Siehe zu diesem Aspekt der hmhm-Krone Yoyotte/Chuvin, in: BIFAO 88, 1988, 171–182; zur Doppelfederkrone, die als Ausdruck der Herrschaft über den Himmel verstanden werden kann, Budde, in: SAK 30, 2002, 57–102 und Richter, Theology, 101–107. Zusicherung von Jahren, Tagen und Monaten an Harsomtus: D VIII, 22, 3–4*; Gegengabe von Lebenszeit, Sedfesten und Jahren an den König: D VIII, 22, 9–10*. D VIII, Taf. 692, siehe dazu III 3.8.1. D VIII, 11, 8–9*; 12, 4–5*; 14, 7–8*; 15, 3*; 17, 8–9*; 18, 5–6* (teilweise ergänzt, da es sich um analog konstruierte Passagen handelt). Die Nennung des Gegenstandes ist stets Bestandteil der vor den Gottheiten befindlichen Inschriftenzeile, die sich über die gesamte Höhe des Türpfostens erstreckt. Siehe für Erläuterungen zur Lesung und zur Grammatik der Textstelle Anm. 491–496 zu D VIII, 11, 8–9* (Kapitel II).

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III Analyse und Auswertung

Jahres mit Beteiligung von Re und weiteren, wechselnden Gottheiten voraus, die je nach Türseite entweder Ober- oder Unterägypten zugeordnet sind.2095 Der sich an die Nennung der Fackel unter Angabe ihrer Materialien anschließende Wunsch, dass der Gegenstand dieses Haus (pr pn) erhellen möge, würde sich der Position der Texte nach auf den Kiosk beziehen, der zum betreffenden Zeitpunkt wohl noch im Dämmerlicht lag.2096 Teilparallelen zu den Inschriften von der Osttür des Kiosks aus dem Papyrus Chester Beatty IX und auf der Ostwand der Hypostylhalle im Amuntempel von Karnak, die aus der Zeit Ramses’ II. bzw. Sethos’ I. stammen, wurden zuletzt von Nikolaus Tacke in seiner Monographie zum Opferritual des Neuen Reiches besprochen und miteinander verglichen (Spruch bzw. Szene Nr. 66).2097 Zu Beginn des Textes wird hier stets dem theologischen Kontext der Quellen2098 entsprechend betont, dass die Eröffnung des Jahres durch Amun-Re von Karnak durchgeführt wird, ansonsten läuft der Text weitestgehend parallel zu der Passage aus dem Kiosk. Die Ritualszene, zu dem die Inschrift in Karnak gehört (Taf. 41b), kann somit in gewisser Weise auch als Illustration der Geschehnisse im Dachkiosk verstanden werden. Die beiden Fackeln, die hier in der Hand des Königs zu sehen sind, haben die auch andernorts häufiger belegte Form von eingedrehten Stoffstreifen, die – den Angaben der Texte entsprechend – in Fett getaucht waren.2099 Spruch 66 des Opferrituals gehört gemeinsam mit einem Spruch zur Präsentation der Fackel (Nr. 64) und der Anrufung an diesen Gegenstand (Nr. 65) zu einem Annex, der eine erweiterte bzw. von der Form des täglichen Gebrauchs abweichende Version bestimmter Ritualbestandteile zur Verwendung am Neujahrstag enthält. Wegen des offensichtlichen Zusammenhangs mit dem Gabenopfer in den Belegen des Neuen Reiches plädiert Tacke dafür, dass die Texte zur Fackel eine Art Ersatzszenario darstellen, welches am Neujahrstag das tägliche Ausleuchten des Sanktuars mit diesem Gegenstand nach der bereits vollzogenen Speisung ersetzte.2100 Die Bezüge zum Neujahrsmorgen und zur Dunkelheit, die in den Texten anklingen, wären als Rückverweis auf ein anderes Fackelritual, das noch vor Tagesanbruch vollzogen worden war, zu verstehen.2101 In der Version des Textes in Dendara hingegen liegen keine Hinweise auf eine Nutzung der Fackeln nach den Opferhandlungen vor, zudem deutet die Anbringung an der Tür, durch welche die Göttin in das Gebäude gelangte, auf die Verbindung zu einer sehr frühen Phase des 2095 2096

2097 2098 2099

2100 2101

Siehe zu den vogelgestaltigen Gottheiten und der Systematik ihrer Anbringung III 3.8.1. Tacke, Opferritual II, 269 deutet das auch in den älteren Parallelen erwähnte „Haus“ als „Sanktuar“, da die damit verbundenen Handlungen wohl im Tempelinneren stattfanden. Möglicherweise wurde hier absichtlich eine unspezifische Bezeichnung des Veranstaltungsortes gewählt, um die vielseitige Verwendbarkeit des Textes zu gewährleisten. Vgl. zur Anwendung von Fackeln im Inneren eines Kiosks das ebd., 270, Anm. a beschriebene Beispiel, in dem es um die Ausleuchtung eines Thronkiosks zum Sedfest geht. Tacke, Opferritual I, 304–307 und II, 269–272, zuvor schon von Goyon, in: Gs Daumas, 331–344. Siehe zur mutmaßlichen Herkunft des Papyrus aus der Tempelbibliothek von Karnak Tacke, Opferritual II, 2–4. Siehe dazu Fischer, in: LÄ II, s.v. „Fackeln und Kerzen“, 79–81, für verschiedene Formen von Fackeln und Halterungen Aubert, in: CdE 79, 2004 und Davies, in: JEA 10, 1924, 9–14. Zur Erwähnung von Fett in diesem Zusammenhang passt das Rezept der Salbe für den Platzes des ersten Festes (mD r st-Hb-tpj) in Edfu, die auf der Basis von Rinderfett hergestellt wird und deren Anwendung auf Fackeln im Text explizit erwähnt wird (E II, 227, 12–13, dazu Chassinat, in: REgA 3, 1930, 121). So Tacke, Opferritual II, 251–254. Siehe für die Texte der beiden Fackelsprüche zum Neujahr, die keine direkte Verbindung zum Dachkiosk aufweisen, ebd. I, 296–307 und II, 263–272, für die Fackelsprüche zur täglichen Anwendung ebd., I, 195–205 und II, 181–192 sowie Luft, Das Anzünden der Fackel, 46–56. Tacke, Opferritual II, 252–254.

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Ritualgeschehens auf dem Dach hin.2102 Dementsprechend könnten die beiden Götter Thot und Re, die den Texten zufolge am Eröffnen des Neuen Jahres durch die Fackel mitwirken, hier den Übergang zwischen Nacht und Tag als Zeitpunkt der Anwendung dieses Objektes markieren.2103 Die Nutzung der Fackel in der Dunkelheit bzw. der Dämmerung hatte in diesem Zusammenhang sicherlich symbolische Bedeutung und kann als Präfiguration des Erscheinens der Sothis am Himmel und/oder der Erleuchtung des Kiosks durch die Sonne beim xnm jtn gedeutet werden.2104 Eine künstliche Beleuchtung des Tempelhauses, der Treppe sowie des Dachkiosks war, wenn man von einem Aufstieg vor Sonnenaufgang ausgeht, jedoch auch aus praktischen Gründen notwendig. Wie die Untersuchungen anhand des 3D-Modells in III 4.1 gezeigt haben, stand für das Vereinigungsritual unter direkter Bestrahlung der Statue durch die Sonne nur ein Zeitraum von etwa 1,5 Stunden am frühen Morgen zur Verfügung. Demnach hätten die Handlungen an den verschiedenen Stationen im Erdgeschoss des Tempels, die vermutlich vor der Prozession auf das Dach angesteuert wurden (III 1.1 – 1.7), noch weitestgehend vor Sonnenaufgang stattgefunden, was die Nutzung von Fackeln erforderlich machte. Die von Tacke bearbeiteten Fackelsprüche Nr. 64 und 65 im Opferritual sind, wie die Parallele zum Dachkioks in Dendara (Nr. 66), im Hypostyl von Karnak belegt, daneben aber auch in einigen thebanischen Gräbern des Neuen Reiches.2105 Die Texte sind hier in Darstellungen eingebunden, wie z. B. im Grab des Tjay (TT 23), wo sie zwischen dem Grabherrn mit seiner Gemahlin auf der einen Seite und einem Priester auf der anderen Seite stehen, vor dem eine große und mehrere kleine Fackeln aufgebaut sind.2106 In den funerären Rahmen, in dem der mit Osiris identifizierte Verstorbene auf den Schutz und die Fürsorge seiner Angehörigen angewiesen ist, fügt sich die Identifikation der Fackel mit dem Auge des Horus aus Spruch 64 besonders gut ein: „Sei gegrüßt, Horusauge, das die Götter in der Dunkelheit führt!“2107 Dabei kann Vertreiben der Dunkelheit durch Horus mit der Niederwerfung seines Feindes Seth in Verbindung gebracht werden, der alles Böse und alle Gefahren verkörpert, die insbesondere am Neujahrstag drohen.2108 In Bezug auf das Alter der Texte und somit wohl auch der Handlungen, die mit der Nutzung der Fackel zum Jahreswechsel verbunden sind, interessiert besonders, das die Sprüche 64 und

2102 2103

2104 2105 2106 2107 2108

Siehe zur Nutzung der Osttür als Eingangstür für die Götterstatuen III 2.2.4. D VIII, 11, 7–8*; 12, 3–4*; 14, 6–7*; 15, 2–3*; 17, 8*; 18, 5* (teilweise nach den analogen Passagen ergänzt). Vgl. dazu Nelson, in: JNES 8, 1949, 341 und Tacke, Opferritual II, 252–253 und 271, Anm. d. Die Versionen des Neuen Reiches, auf die sich Tacke v. a. bezieht, sprechen neben dem Eröffnen des Jahres zusammen mit Re auch davon, dass die Fackel die Nacht zusammen mit Thot verbracht habe, was von den Redakteuren des Textes im Kiosks vermutlich anders aufgefasst wurde (siehe Anm. 491 zur Übersetzung von D VIII, 11, 8–9* in Abschnitt II). Ähnlich Goyon, in: Gs Daumas, 338–339, vgl. auch Graindorge-Héreil, Sokar, 418. Siehe Tacke, Opferritual II, 263–267 mit weiterführender Literatur; ergänzend Manniche, in: Fs Mokhtar, 105–108 (zu TT 50). Tacke, Opferritual I, 296–303 (TT23a–b); Haikal, in: Fs Mokhtar, 361–372; siehe dazu auch Davies, in: JEA 10, 1924, 12–13. j.nD Hr.T jrt Or sSm nTrw m kkw; Tacke, Opferritual I, 296 (TT23a). Siehe dazu Graindorge-Héreil, Sokar, 299; Haikal, in: Fs Mokhtar, 363; vgl. auch die Gleichsetzung mit dem Horusauge im täglichen Kultbildritual (Moret, Le rituel du culte divin journalier 9–15). Siehe zusammenfassend zur Symbolik der Fackel Labrique, in: Fs Behrens, 205–206, zum Feuer als Mittel zur Abwehr des Bösen Theis, Magie und Raum, 680–687, zur Anwendung im Funerärkontext z. B. auch Luft, Das Anzünden der Fackel (zu Tb 173) und Herbin, in: RdE 50, 1999, 155–157 (zu Papyrus Louvre N 3083, ediert ebd., 210–215; Übersetzung ebd. 184–189).

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III Analyse und Auswertung

65 nahezu vollständig schon auf einem Schrein aus der 12. Dynastie, der wohl für die Aufbewahrung eines solchen Objektes bestimmt war, belegt sind.2109 Somit können diese Phase des Neujahrsrituals und ihr enger Bezug zu den frühen Morgenstunden mindestens bis ins Mittlere Reich zurückverfolgt werden.2110 Wie die oben aufgeführte Auswahl von Quellen zur Nutzung der Fackel am Neujahrstag zeigt, gehört die Erwähnung dieses Objektes am Osteingang zum Dachkiosk in Dendara einer langen Tradition von Texten zu diesem Thema an. Die Fackel kommt allerdings weder in den zahlreichen Beschreibungen des Festgeschehens noch in den Reliefs der Treppenhäuser oder des Kiosks noch einmal vor, so dass zur Einbindung dieses Gegenstandes in die Ritualhandlungen und zu möglicherweise vorgenommenen tempelspezifischen Anpassungen keine Aussage getroffen werden kann. 5.12 Besondere Gaben für Hathor Als Abschluss der Untersuchung zu den Neujahrsopfern sollen die zehn Kultobjekte der Hathor besprochen werden, die meist gemeinsam dargestellt oder genannt werden.2111 Jeweils fünf von ihnen sind in den Szenen 8 und 10 auf der südlichen Innenwand des Kiosks zwischen dem König und der jeweiligen Opferempfängerin (Owt-Or t# mnjt bzw. Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro Hrjt st-wrt) dargestellt.2112 In Szene 8 auf der östlichen Schranke sind auf drei niedrigen Opfertischen das wnSb-Symbol (

), ein Milchtopf ( ), das „Kind im Tempel“ (

), ein

) und fragmentarisch das sogenannte Kryptogramm (

) zu

sehen, auf der westlichen Schranke das Naos- sowie Bügelsistrum und das Menit (

),

bXnt genanntes Gebäude (

das Wein- bzw. Biergefäß ( ) und der Kranz ( ). Die hauptsächliche Opfergabe ist im östlichen Tableau das Amulettopfer, im westlichen das Sistrumspiel. Die Gesamtheit der Kultobjekte wird in den zugehörigen Inschriften nicht thematisiert, jedoch findet sich jeweils ein Sistrum und ein Menit in den Händen des Ihi unmittelbar vor der Opferempfängerin, in Szene 10 sind – dem Titel gemäß – ein Bügel- und ein Naossistrum zu sehen.2113 Die Hervorhebung der drei Musikinstrumente unter den anderen Kultgeräten korrespondiert mit ihrer grundsätzlich sehr großen Bedeutung im Kult des Tempels von Dendara als Mittel zur Besänftigung der Göttin.2114 Die Kultobjekte der Hathor spielen auch an der dem Dach zugewandten Seite der oberen Tür der Westtreppe eine Rolle, die mit der bereits in III 3.8.4 besprochenen Göttergruppe dekoriert ist. Trotz umfangreicher Zerstörungen lassen die Darstellungen darauf schließen, 2109 2110 2111 2112 2113

2114

Fakhry, Sneferu II.II, 63–69; Text auch bei Tacke, Opferritual I, 296–303. Textbestandteile aus den Pyramidentexten in Spruch 64 (Tacke, Opferritual I, 297–298) müssen nicht zwangsläufig auf ein noch höheres Alter hindeuten, da diese Bestandteile keinen besonderen Bezug zur Fackel aufweisen. Siehe dazu zuletzt Budde, Götterkind, die auf S. 2–5 einen umfassenden Überblick über die bisherige Literatur zum Thema gibt; ergänzend dazu und teilweise kritisch Preys, Rez. in: WdO 45, 2015, 142–147. D VIII, Taf. 707, 708 oben sowie 710 zu D VIII, 25, 16* und 27, 9*. D VIII, 25, 10 – 26, 5* und 27, 2–15* mit Taf. 707 und 710, siehe dazu Budde, Götterkind, 136–137; Cauville/Ali, Dendara, 146; Elgawady, Schranken, 85–86; Preys, in: SAK 37, 2008, 209. Vgl. dazu auch die Darstellungen der Objekte auf der Ostwand des Neujahrshofes (D IV, Taf. 301), die ein weiterer Beleg für die in III 1.7 attestierte Ähnlichkeit zwischen der Dekoration des Wabet-Raumkomplexes und des Kiosks ist. Auch hier werden die Objekte nicht inschriftlich genannt. Siehe dazu Budde, op. cit., 101–103. Siehe unten, Anm. 2124.

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dass die jeweils mittlere Figur eines Registers – fünf auf jeder Türseite – mit einem der Gegenstände verbunden war. Erhalten und in den Texten erwähnt sind die beiden Sistren im obersten Register, „das Kind im Tempel“, das bXnt-Gebäude, zwei Milchkrüge, das sogenannte Kryptogramm sowie das hier wtT genannte Symbol .2115 Aufschluss über die Bedeutung der Objekte gibt ein hymnischer Text, der sich auf der Südwand von Eckpodest 7 in der Westtreppe befindet. Die Epitheta, mit denen die Göttin Hathor hier bezeichnet wird, beschreiben u. a. ihre Verbindung zu jedem der zehn Kultgeräte. Sie ist „die Herrin des Naossistrums an der Spitze des Hauses des Naossistrums, die den Himmel und die Erde mit ihrer Vollkommenheit füllt, Sachmet, Auge des Re im Haus des Abbildes des Re, Herrin der Bügelsistren

, wegen deren Anblick man musiziert, Herrin

, das ihr Vater für sie heilig gemacht hat, das Tatenen für sie mit

des Dsr-Bieres

, die der südlich seiner seinen beiden Armen geschmückt hat, Herrin der Kopfbinde Mauer für sie geschaffen hat, für die die beiden Länder mit den Opfergaben ernährt sind, Herrin des Wenscheb

, das Thot für sie aufgestellt hat, die Große, Gebieterin der

, Herrin des Hauses des Menit, Prächtige an der Götter und Göttinnen, großes Menit Spitze des Hauses des Horus, Goldene der beiden nbt-Göttinnen, die Gebieterin, Herrin der weißen Milch

, […] onX-w#s-Milch, Uranfängliche, die das Gebären an der Spitze

der Göttinnen begann, die ihren Sohn an der Spitze des Hauses der Zeugung erste Tochter des Re-Harachte, für deren Ka man das bXnt-Gebäude Gottesmutter, Amme ihres Horus, Gebieterin, die den Umkreis

aufzog, erbaut hat,

der Erde beherrscht.“2116

Den drei Kultgeräten, auf die hier zuletzt angespielt wird, hat Dagmar Budde kürzlich eine umfangreiche Monographie gewidmet, in der sie auch auf diesen Text eingeht: Während das „Kind im Tempel“ vor allem mit der Rolle der Hathor als Mutter- und Urgottheit in Verbindung steht, verknüpft der zitierte Text den Bau des bXnt-Gebäudes mit ihrer Eigenschaft als Tochter des Re.2117 Im Kontext der Neujahrsgeschehnisse fällt besonders die architektonische Form dieser Symbole auf: Der bXnt-Bau als Erneuerungsstätte kann laut Budde mit den beiden Pylontürmen in Verbindung gebracht werden, zwischen denen die Sonne erscheint, ähnelt je2115

2116 2117

D VIII, Taf. 740, dazu Budde, Götterkind, 127–128 und Preys, in: SAK 37, 2008, 308–309. Nennung der Objekte: D VIII, 77, 6–7* (HD-nTr „Gottesschrein“ für das bXn-Gebäude); D VIII, 77, 12* (HD „Milch“); D VIII, 78, 1* (wtT für das wnSb-Symbol); D VIII, 78, 13* (sSSt-Sistrum); D VIII, 79, 5* (Hwt-wtT für das Kind im Tempel); D VIII, 79, 11* (in der Zerstörung sicherlich das Kryptogramm, siehe Budde, Götterkind, 130); das auf dem östlichen Pfosten dargestellten sXm-Sistrum ist allerdings sSSt-Sistrum genannt (D VIII, 80, 16*). Das Kind im Tempel ist in dem rechteckigen Umriss im ersten Register der Ostseite nicht eingezeichnet, vgl. dazu aber Anm. 1 in D VIII, 79 und Budde, Götterkind, 128; siehe zur Bezeichnung wtT Wb I, 382, 15 und Sambin, Clepsydre, 369–373. D VIII, 107, 15 – 108, 5*. Siehe den Kommentar bei Budde, Götterkind, 126–127, zitiert auch bei Preys, in: SAK 37, 2008, 309. So Budde, Götterkind, 127. Siehe zusammenfassend zur grundsätzlichen Bedeutung dieser beiden Objekte ebd., 341–343 und 373–375; Daumas, in: BSFE 57, 1970, 14, 16–17 und ders., in: RdE 22, 1970, 74, 77.

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III Analyse und Auswertung

doch strukturell auch der Fassade des Kiosks, durch dessen Tür das Licht ins innere des Gebäudes fällt.2118 Wie Marie-Ève Colin anhand eines Details aus dem Kronenopfer in der Wabet (III 5.10) gezeigt hat, kann es zudem als Aufenthaltsort des Bas der Hathor betrachtet werden, was zu der Deutung der Neujahrsereignisse als Vereinigung mit diesem passt (III 4.2.1).2119 Das „Kind im Tempel“ wiederum ist in diesem Text und an der Tür zur Dachfläche zwar in einem einfachen, rechteckigen Gebäudegrundriss dargestellt, im Kiosk selbst (siehe oben) . Da dieses Kultobjekt prinzipiell eng befindet es sich aber unter einem gewölbten Dach: an die Geburt des Götterkindes im Mammisi gebunden ist, kann dies als Hinweis auf eine vergleichbare Funktion des Dachkiosks gelesen werden. Auch hier findet schließlich eine Handlung statt, die im Zeichen von Regeneration und Wiedergeburt steht, wobei das ElternKind-Verhältnis eine tragende Rolle spielt.2120 Dazu passt auch die Milch, die in Form ihres charakteristischen Behältnisses unter den Kultobjekten vertreten ist und ebenfalls im Kontext von Geburt und Regeneration gesehen werden kann2121 ‒ wohl aus diesem Grund wird sie auch außerhalb von dieser Gruppe häufig zu den Neujahrsopfern gezählt (III 5.6). Das Kryptogramm, das grundsätzlich auf die zyklische Erneuerung der Welt verweist, ist im Text in der Passage, die Hathors Herrschaft über den „Umkreis der Erde“ beschreibt, repräsentiert.2122 Dies korrespondiert mit dem Themenkomplex der Herrschaftserneuerung der Hathor, dem am Neujahrstag eine zentrale Bedeutung zukommt (III 3.1 und 4.2.3). Die bisher näher erläuterten Kultgegenstände sind dadurch verknüpft, dass sie in Hinblick auf ihre Bedeutung in eine gemeinsame Richtung (Götterkindschaft, Herrschaftserneuerung) weisen. Eine solche funktionale Verbindung lässt sich auch zwischen den Vertretern einer anderen Gruppe von Objekten ausmachen, die auf die am Neujahrstag so wichtige Besänftigung der Gefährlichen Göttin verweisen (III 4.2.2). Hier wäre zunächst der Bierkrug zu nennen, dessen Inhalt wie der mnw-Trank und der Wein eine beruhigende, berauschende Wirkung hat (III 5.7).2123 Auf die Bedeutung des wnSb im Zusammenhang mit Thot, der die Göttin aus der Ferne zurückbringt, wurde schon in III 4.2.2 hingewiesen. Auch die beiden Arten von Sistren und das Menit, die als Musikinstrumente zur Erheiterung der Hathor eine gemeinsame Aufgabe haben, sind diesem Zusammenhang zuzuordnen.2124 Gleichzeitig können zumindest

2118 2119 2120 2121 2122 2123 2124

Siehe Budde, Götterkind, 334–338. Siehe dazu Colin, in: Endreffy/Gulyás (Hgg.), Fourth Central European Conference, 76. Ähnlich Budde, Götterkind, 374, Anm. 424. Siehe zur Bedeutung der Vater-Tochter-Beziehung am Neujahrsfest III 3.1und 3.2 sowie 4.2.1. Siehe zur Milch im Rahmen der Gruppe von Kultobjekten Daumas, in: BSFE 57, 1970, 14–15 und ders., in: RdE 22, 1970, 75. So Budde, Götterkind, 127. Siehe zur Bedeutung des Kryptogramms zusammenfassend ebd., 406; vgl. auch Daumas, in: BSFE 57, 1970, 13–14 und ders., in: RdE 22, 1970, 74. Siehe zur Bedeutung des Kruges im Rahmen der Kultobjekte Daumas, in: BSFE 57, 1970, 15–16 und ders., in: RdE 22, 1970, 75–76. Siehe zu diesen Gegenständen in Verbindung mit den anderen Kultobjekten Daumas, in: BSFE 57, 1970, 9–10, 12–13 und ders., in: RdE 22, 1970, 69–70, 72–73. Vgl. zur Nutzung des Menit als Neujahrsgabe auch seine in III 5.5 beschriebene Rolle, zu seiner engen Bindung an die Hauptgöttin des Tempels III 3.3. Siehe zu den beiden Sistrentypen, ihrer Wirkung und ihrem besonderen Zusammenhang mit Hathor zuletzt Elwart, in: Zivie-Coche (Hg.), Offrandes, rites et rituels, 109–121; dies., in: Meyer-Dietrich (Hg.), Laut und Leise, 37–59; dies., in: Égypte Afrique & Orient 40, 2005, 17–26. Sistren kommen in den Treppenprozessionen als Musikinstrument in der Hand der Königin (III 3.4) sowie in Verbindung mit den Mineralien der vier Gottesdiener (III 5.5) vor. Im Kiosk spielen sie, von der erwähnten Szene 10 auf der Ostwand abgesehen (D VIII, 27, 2–15*), vor allem in den Händen der Musikantinnen auf den Säulen eine Rolle (III

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5 Inventar

665

das Naossistrum und das Menit selbst mit der Göttin identifiziert sein, was durch die Form der Säulenkapitelle des Kiosks einerseits und die Präsenz der Owt-Or nbt Jwnt t# mnjt im Festdefilee andererseits besonders betont wird.2125 Das verbleibende Kultobjekt, der Kranz aus Gold bzw. Elektrum, ist m. E. keiner der beiden thematischen Gruppen zuzuordnen. Durch die Verbindung zur Sonne, die aufgrund der runden Form und des Materials hergestellt werden kann, verweist dieser Gegenstand jedoch direkt auf Re als männlichen Protagonisten des Festrituals und somit auf das Kernereignis des Jahreswechsels.2126 Wenngleich die zehn Kultobjekte der Hathor wegen ihres Vorkommens an verschiedensten Anbringungsorten und ihrer Rolle als grundlegendes Mobiliar des Tempels nicht als typische Neujahrsgaben angesehen werden können, so zeigen die oben stehenden Ausführungen doch, dass sich jedes einzelne von ihnen symbolisch vorzüglich in den theologischen Rahmen des Festes einfügt.2127 Darin mag der Grund für das Vorkommen dieser Gruppe von Gegenständen auf der östlichen Innenwand des Kiosks sowie im Bereich der Westtreppe zu suchen sein. Zudem kann die Szene im Dachpavillon, wie in III 5.2 erläutert wurde, aufgrund ihrer Ausrichtung an der Nord-Süd-Achse sowie von textlichen Beziehungen zum pr-wr und zum stwrt als Bindeglied zum Kernbereich des Tempels gelesen werden.2128 Somit weisen die Gegenstände als Repräsentanten der grundlegenden Aspekte des Hathorkultes in Dendara räumlich, zeitlich und theologisch weit über die Geschehnisse des Neujahrstages hinaus und ordnen sie in den Gesamtkontext des Heiligtums ein.2129

2125 2126 2127 2128 2129

3.8.3). Siehe zu den Texten, die hier das Sistrumspiel begleiten, die Ausführungen zu den Hymnen unten in III 6.5. Siehe zu Hathor als Menit III 3.3, zu den Sistrumsäulen III 2.2.1. Siehe zum Kranz als eines der zehn Kultobjekte Daumas, in: BSFE 57, 1970, 16 und ders., in: RdE 22, 1970, 76–77, zur Symbolik generell die oben (III 5.10) in Anm. 2078 angegebene Literatur. Siehe für eine Übersicht zu den zahlreichen Orten, an denen die Objekte eine Rolle spielen, Budde, Götterkind, 420–423 (Tabelle I–II), für einen Kommentar zu diesem Aspekt Preys, in: SAK 37, 305–308. Siehe zur Verbindung zwischen der Hauptachse des Hathortempels und den Kultobjekten Preys, in: SAK 37, 2008, 305–308. Ob man von der Abbildung und Nennung der zehn heiligen Gegenstände allerdings auf eine Mitführung solcher Objekte in der wirklichen Festprozession schließen kann, ist, wie Budde, Götterkind, 127 bereits anmerkte, fraglich, zumal sie in den Prozessionsdarstellungen der Treppenhäuser nicht zu sehen sind. Coppens, Wabet, 166–167 hingegen geht davon aus, das sie auf das Dach transportiert wurden.

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6 Form: Textmuster zur Beschreibung des Neujahrsfestes Dieses Kapitel widmet sich den strukturellen Eigenschaften der Texte in den Treppenhäusern und im Dachkiosk von Dendara, auf die im Zuge der inhaltlichen Analyse nur punktuell Bezug genommen werden konnte. Den Zielsetzungen des Heidelberger Akademieprojektes „Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens“2130 entsprechend sollen vor allem Überlegungen zum grundlegenden Aufbau der einzelnen Texteinheiten zum Zweck der Klassifizierung angestellt werden. Wie bereits in der Einleitung zu Kapitel II angemerkt, wurde das Material unter der Berücksichtigung von vorwiegend formalen Kriterien (architektonischer Anbringungsort, Abgrenzung durch Randlinien, Zuordnung zu einer bestimmten Darstellung) in Abschnitte gegliedert, die jedoch nicht immer als inhaltlich wie strukturell in sich geschlossene Kompositionen verstanden werden können. Das grundlegende Problem der Feststellung von eindeutigen textlichen Einheiten besteht nicht nur in Zusammenhang mit dem hier berarbeiteten Korpus, sondern insgesamt in Bezug auf die späten Tempelinschriften, worin vermutlich einer der Gründe dafür zu sehen ist, dass eine umfassende Typologisierung des Materials der Forschung bislang noch nicht gelungen ist.2131 Die Problematik wird anhand der Dekoration der Säulen des Dachkiosks besonders deutlich, denn hier sind an verschiedenen Stellen Inschriften angebracht, die dem Zeugnis anderer Quellen zufolge ein zusammengehöriges Ensemble bilden. So sind die sogenannten Anrufungen an das Jahr beispielsweise auf die Säulen V–IX verteilt und überbrücken gedanklich die architektonischen und räumlichen Grenzen, die zwischen den einzelnen Anbringungsorten liegen.2132 Auch finden sich in Ritualszenen auf den Säulen II, VII, VIII und XII Bestandteile eines andernorts zusammenhängenden hymnischen Textes zum Sistrumspiel, was die Auffassung eines jeden Opfertableaus als nach außen hin klar abgegrenzten Vertreter einer Gattung bzw. Textsorte als nicht immer zutreffend erscheinen lässt.2133 Die Frage nach dem Beginn und dem Ende textlicher Einheiten werfen zudem die Treppenprozessionen auf, die sich aus vielen einzelnen Figuren, denen größtenteils eigene Beischriften zugeordnet sind, zusammensetzen. Ähnlich wie im Fall der Defilees im Soubassement kann nicht gesagt werden, ob hier jede Figur mit ihren Inschriften als in sich geschlossene Komposition betrachtet werden muss oder ob die ganze Treppenhausseite als eine einzige Szene – mit einem Opfertableau vergleichbar – zu verstehen ist.2134 2130 2131

2132 2133

2134

Ankündigung in: GM 226, 2010, 5–7 (mit Projektskizze); www.tempeltexte.uni-tuebingen.de. Siehe dazu Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 13–14, der das grundsätzliche Desiderat einer solchen Typologisierung feststellt. Ein weiterer Grund dafür ist wohl das Fehlen metadiskursiver Abhandlungen, auf das Simon, »Textaufgaben«, 28 im Zusammenhang mit ihrer Untersuchung der Literatur der Ramessidenzeit verweist. Siehe dazu unten, III 6.5 und die Übersicht auf Taf. 20a. Siehe dazu unten, III 6.2. Vgl. zum Verständnis der Ritualszenen als Textgattung z. B. Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 28. Ergänzend weist er ebd. darauf hin, dass einzelne Ritualszenen zusammen eine Art Makrotext bilden können, dessen Bestandteile miteinander interagieren (siehe für eine beispielhafte Untersuchung unter diesem Aspekt Leitz, Außenwand). Nichtsdestotrotz zeigt das Beispiel am Kiosk, dass die klare Unterscheidung von Gattungen – in diesem Fall Ritualszene und Hymnus – von ägyptischer Seite her nicht oder zumindest nicht immer vorgenommen wurde. Siehe zu dieser Auffassung des Soubassements Rickert/Ventker, in: dies. (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 1, Anm. 1; Kurth, ebd., 9; Rickert, Gottheit und Gabe, 281.

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6 Form

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Die häufig belegte Praxis der Zerstückelung eines zusammenhängenden Basistextes und der Kompilation zu neuen Einheiten, von welcher auch die Säulendekoration des Dachkiosks zeugt, wurde von Joachim Friedrich Quack als „Pasticcio“-Methode bezeichnet.2135 Die Anwendung dieses Verfahrens könnte darauf hindeuten, dass die Wiedergabe von abgeschlossenen Textkompositionen, wie sie der heutige Leser auf profaner Ebene als Roman, Gedicht oder Theaterstück und auf religiöser Ebene als Kirchenlied oder Gebet im Sinn hat, bei der Dekoration der späten ägyptischen Tempel eine untergeordnete Rolle spielte. Für das Vorgehen bei der Kategorisierung, der das Textmaterial aus den Treppenhäusern und dem Kiosk von Dendara unterzogen werden soll, bedeutet dies, dass die Bezeichnung einzelner Abschnitte als Vertreter von Textgattungen, -genres oder -arten, welche die Geschlossenheit und klare Abgrenzbarkeit der Einheiten impliziert, dem Gegenstand nicht immer gerecht wird.2136 Aus diesem Grund soll im Folgenden von Textmustern gesprochen werden, die in dem jeweiligen Abschnitt vorherrschen. Maßgeblich für die Zuordnung zu einem bestimmten Muster ist eine gemeinsame Grundstruktur, die sich durch die formale und/oder inhaltliche Übereinstimmung von Bestandteilen auszeichnet.2137 Diese Struktur kann entweder den gesamten Abschnitt bestimmen (z. B. [A] in III 6.4) oder sich aber innerhalb des Abschnittes beliebig oft wiederholen (z. B. [BT] in III 6.1). In Fällen, in denen über formale Einheiten hinausgehende Zusammengehörigkeiten erkennbar sind, wird auf diese hingewiesen.2138 6.1 Begleittexte zu Darstellungen [BT] Das erste Textmuster, das zugleich im Korpus besonders häufig repräsentiert ist, fasst Inschriften zusammen, die Darstellungen von Personen bzw. Personengruppen aufgrund ihrer räumlichen Nähe und ihres Inhaltes explizit als Begleittext [BT] zugeordnet werden können.2139 Das Muster steht in enger Verbindung mit den in III 6.2 separat besprochenen Ritualszenen, die Figuren mit ihren Beischriften in den klar definierten Rahmen einer Opferhandlung setzen und sich durch weitere strukturelle Merkmale auszeichnen. Unter dem Kürzel [BT] sollen hier also zunächst nur solche Begleittexte zu Figuren behandelt werden, die nicht Teil einer eindeutig gekennzeichneten Opferszene sind. Somit umfasst das Textmuster vor allem die langen Reihen der Festteilnehmer in den Treppenprozessionen, aber auch einzelne Gottheiten bzw. Mitglieder von Göttergruppen an den Zugängen zum Kiosk und zum westlichen Treppenhaus.2140 2135 2136

2137

2138 2139 2140

Siehe dazu ausführlich mit Beispielen Quack, in: Enchoria 27, 2001, 104–109. Siehe zu verschiedenen Auffassungen der Begriffe „Gattung“, „Genre“ und „Textsorte“ in der allgemeinen Literaturwissenschaft sowie in der Ägyptologie, die jedoch durchweg das Vorhandensein abgeschlossener Texte voraussetzen, Simon, »Textaufgaben«, 15–52 und Nünning (Hg.), Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, 209–210, 654–655. Vgl. Assmann, ÄHG, 56–60, der eine Gattung nach einer bestimmten Verwendungssituation definieren möchte, die im Rahmen der Tempeltexte aber nicht immer zweifelsfrei zu ermitteln ist. Mit der formalen Übereinstimmung sind hier gleichermaßen Aspekte der räumlichen Verteilung der Textbestandteile (z. B. der Positionierung der Rede vor einer Figur) wie gleichförmige Elemente auf sprachlicher Ebene (z. B. die Verwendung gleichartiger Verbalformen oder refrainartig wiederholter Phrasen) gemeint. Einander inhaltlich entsprechende Textbestandteile (z. B. solche, die das Lobpreis der Gottheit zum Gegenstand haben) weisen oft, jedoch nicht immer, auch eine formale Übereinstimmung auf. Diese Verbindungen sind in Kapitel II bereits durch eine Anmerkung, die an der Überschrift der jeweiligen Texteinheit angebracht ist, kenntlich gemacht. Mit eingeschlossen sind hier die Gottheiten in den Naoi der Treppenprozessionen, die als Figuren nicht zu sehen, aber trotzdem als Personen mit Beischriften ausgestattet sind, ebenso wie die Symbole auf den Standarten, die Gottheiten repräsentieren. Treppenhäuser: D VII, 177, 7 – 178, 11*; 178, 12 – 186, 10*; 188, 12 – 189, 12*; 191, 10 – 200, 2*; 202, 5 – 203, 10*; D VIII, 87, 6 – 96, 12*; 97, 13 – 99, 16*; 102, 2 – 104, 8*; 106, 6–15*; 108, 10 – 110, 8*;

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III Analyse und Auswertung

Auch die Bezeichnungen von als Gottheit angesprochenen geflügelten Sonnenscheiben, Horusfalken oder Geier können als Vertreter dieses Musters verstanden werden.2141 Als Begleittext im erweiterten Sinne werden auch einige Inschriften, die sich auf einzelne Darstellungen von Gegenständen oder auf architektonische Elemente/Bauwerke beziehen, gedeutet.2142 Einziger obligatorischer Bestandteil des Begleittextes ist die Bezeichnung, der meist eine nähere Charakterisierung der Figur/des Architekturelements unter Verwendung von Partizipien folgt. Die Bezeichnung einzelner Figuren inklusive ihrer Erweiterungen steht bevorzugt über oder vor dem Kopf,2143 lediglich an der Osttür des Kiosks ist sie auf den Bereich vor und hinter den vogelgestaltigen Gottheiten verteilt.2144 Sammelbenennungen, die sich auf eine ganze Göttergruppe beziehen, können in den Treppenprozessionen über oder hinter den zugehörigen Darstellungen stehen, auf den Türpfosten des Kiosks sind sie in einer langen, alle Register mit den einzelnen Gottheiten umspannenden Inschriftenzeilen angebracht.2145 Bei einigen Bezeichnungen von Festteilnehmern fallen relativ unvermittelte Einschübe von Elementen auf, die aufgrund des Wechsels der grammatikalischen Form von Partizipkonstruktionen zu sDm.f-Formen oder Adverbialsätzen nicht mehr als Bestandteil der eigentlichen Benennung interpretiert werden können, aufgrund ihrer Position aber wohl auch keinen Bestandteil der Rede darstellen. Hier wären z. B. eine Charakterisierung der Hathor im Anschluss an die Bezeichnung eines Standartenträgers (D VII, 179, 14*), längere Erläuterungen zur Opfergabe (D VII, 184, 4–7*; 198, 14 – 199, 3*), vor allem aber eine Reihe von Festbeschreibungen zu nennen (D VII, 180, 2*; 180, 5–6*; 182, 2–3*; 182, 6*; 182, 15 – 183, 1*; D VIII, 96, 9–10*). Eine strenge Trennung zwischen bezeichnenden und beschreibenden Textabschnitten ist also nicht zu attestieren. Die Rede als fakultativer Bestandteil des Textmusters [BT] ist, wenn vorhanden, meist vor der Figur positioniert, wie es auch in Ritualszenen (III 6.2) häufig der Fall ist.2146 In den Treppenprozessionen ist das Vorhandensein einer Rede bei den einzelnen Festteilnehmern die Regel, wohingegen die Göttergruppen an den Türen nicht immer mit einer solchen versehen

2141 2142 2143 2144 2145

2146

111, 4 – 112, 6*; 114, 1–13*; 116, 10 – 117, 11*; 119, 5–14*; 121, 11 – 122, 6*; Nordtür des Kiosks: D VIII, 2, 11 – 5, 5*; 5, 16 – 6, 9*; 7, 6–18*; 9, 10 – 10, 9*; Osttür des Kiosks: D VIII, 11, 7–17*; 14, 6 – 15, 9*; 17, 7 – 18, 15*; obere Tür zu Treppe X: D VIII, 77, 5 – 81, 2*; untere Tür zu Treppe X: D VIII, 74, 3–9*. Auf die getrennte Angabe der Textstellen zu hintereinander liegenden, formal voneinander unterschiedenen Einheiten wurde hier aus Platzgründen verzichtet, hierfür ist die Übersetzung (Kapitel II) zu konsultieren. Sonnenscheiben der Tür zu Treppe W: D VII, 167, 22–23*; 170, 15 – 171, 2*; am Kiosk: D VIII, 19, 6*– 14*; Horusfalken über dem König: z. B. D VII, 191, 18*; Geier: z. B. D VIII, 88, 3*. So trägt der Stab des Königs in den Treppenprozessionen eine eigene Bezeichnung: D VII, 178, 14*; 192, 1*; D VIII, 102, 13*. Auf den Kiosk als Gebäude scheinen sich die Architravinschriften D VIII, 20, 3–4* und 20, 6–7* zu beziehen, eine Tür bezeichnet D VIII, 73, 13–14*. Bei den Standarten der Treppenprozessionen steht die Bezeichnung vor dem Emblem. Siehe zu dieser Göttergruppe III 3.8.1, zur Gruppierung der Beischrift um die jeweilige Gottheit herum Taf. 2b. Siehe z. B. D VII, 186, 6–7*; D VIII, 117, 1–2* (Anbringung der Gruppenbezeichnung für die Naosträger über deren Kopf); D VIII, 90, 11–13* (Gruppenbezeichnung für eine Reihe von Standarten, die diesen nachgestellt ist); D VIII, 2, 11–13*; 17, 7–8* (Gruppenbezeichnungen in langen Inschriftenzeilen auf den Türpfosten der Nord- und Osttür, wobei sich an die zuletzt genannte Stelle zusätzlich eine erzählende Passage anschließt, dazu III 3.8.1). Eine Ausnahme in Hinblick auf die Position der Inschrift bildet der Gabenträger am Zugang zur Westtreppe, der formal einer ökonomischen Prozession in Gang Y zuzuordnen ist (Anm. 1195 in III 3.6). Seine Rede steht hinter ihm (D VIII, 74, 8–9* mit Taf. 739).

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6 Form

669

sind.2147 Bereits in der Erläuterung zum Textbestandteil Rede in der Einleitung zur Übersetzung wurde darauf hingewiesen, dass die formale Abgrenzung gesprochener Passagen nicht immer einfach ist, da sie auch deskriptive Elemente enthalten kann.2148 In vielen Fällen aber bezieht sich die Inschrift vor der Figur durch eine sDm.f- oder sDm.n.f-Form der 1. Person Singular auf den Sprecher oder in der 2. Person Singular f. bzw. im Imperativ auf die Hauptgöttin des Tempels, so dass der Charakter einer Rede offensichtlich wird. Auch bei weniger eindeutigen grammatikalischen Formen wurde aus Gründen der Systematik Text, der vor einer Figur steht, stets als Rede interpretiert, stellenweise wäre aber auch eine andere Auffassung möglich. Die Durchsicht der Reden der Festteilnehmer in den Treppenprozessionen hat ergeben, dass diese in Bezug auf die verwendeten Kombinationen von Textbestandteilen und ihre Reihenfolge äußerst vielfältig sind. Insgesamt konnten 25 verschiedene Varianten, die sich nach ihrem ersten Bestandteil in acht Oberkategorien einteilen lassen, ermittelt werden: Nr.

Kombination von Textbestandteilen2149

1

eig. Handlung

1a

eig. Handlung + FB

1b

eig. Handlung + Anrufung/Aufforderung

1c

eig. Handlung + Wunsch/Wünsche

1d

eig. Handlung + Wunsch/Wünsche + Anrufung/Aufforderung

1e

eig. Handlung + Wunsch/Wünsche + Beschreibung des Architekturelements

1f

eig. Handlung + Wunsch/Wünsche + Anrufung/Aufforderung + eig. Handlung + Anrufung/Aufforderung + Wunsch/Wünsche + eig. Handlung + Anrufung/Aufforderung

1g

eig. Handlung + Beschreibung der Opfergabe (und/oder ihres Zwecks)

1h

eig. Handlung + Beschreibung des Zwecks der Opfergabe + Anrufung/Aufforderung + Wunsch/Wünsche

2

Anrufung/Aufforderung

2a

Anrufung/Aufforderung + FB

2147

2148 2149

Auch in den Treppenprozessionen ist dieser Textbestandteil aber nicht obligatorisch (siehe z. B. die Beischrift zum Vorlesepriester in D VIII, 91, 3–4* oder zu einem ökonomischen Gabenträger in D VIII, 116, 10*). Bei den beiden kleinen Standarten, welche die Defilees anführen, kann sich die Rede über ihrem Kopf fortsetzen (z. B. D VII, 177, 8–13*). Reden, die aber weitestgehend zerstört sind, finden sich vor den Gottheiten auf der Außenseite und im Durchgang der Nordtür des Kiosks (D VIII, 2, 11 – 7, 18*), nicht jedoch auf der Innenseite. Außen hat auch ein Teil der Inschriftenzeile auf der Ostseite den Charakter eines gesprochenen Textes (D VIII, 11, 12–13*). Auf der Osttür finden sich keine Götterreden, am Zugang zur Westtreppe (D VIII, 75, 16 – 81, 2*) sind sie wie üblich vor den Figuren positioniert. Siehe II 2 mit der Auflistung möglicher Textbestandteile, die eine Rede enthalten kann. Hier aufgeführt ist nur die Reihenfolge der einzelnen Bestandteile, nicht die Häufigkeit ihres Vorkommens. So kann der Textbestandteil Anrufung z. B. drei verschiedene Phrasen dieser Art beinhalten. Siehe dazu und zur Auflösung der Kürzel die Anmerkungen zur Textgliederung in II 2.

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670

III Analyse und Auswertung

2b

Anrufung/Aufforderung + eig. Handlung

2c

Anrufung/Aufforderung + Wunsch/Wünsche

2d

Anrufung/Aufforderung + Wunsch/Wünsche + eig. Handlung

2e

Anrufung/Aufforderung + Beschreibung des Bauwerks

3

Beschreibung der Opfergabe/des Zwecks der Opfergabe

3a

Beschreibung der Opfergabe + eig. Handlung

3b

Beschreibung der Opfergabe und ihres Zwecks

3c

Beschreibung der Opfergabe + Wunsch/Wünsche

3d

Beschreibung der Opfergabe (und ihres Zwecks) + Wunsch/Wünsche + eig. Handlung

4

Beschreibung des Architekturelements + Wunsch/Wünsche

5

Wunsch/Wünsche

6

Gegengabe

7

FB

8

Ausruf + eig. Handlung

Tab. 43: Kombination und Reihenfolge der Textbestandteile in den Reden der Festteilnehmer.

Mit Hilfe der in Tab. 43 vergebenen Variantennummern lassen sich die Kombinationen von Textbestandteilen, aus denen sich die Reden der einzelnen Festteilnehmer zusammensetzen, in der Übersicht folgendermaßen darstellen: Sprecher2150

I. Standarte II. Standarte König 1. ST 2. ST 3. ST 4. ST 5. ST 6. ST 7. ST 2150

Osttreppe W Osttreppe W Westtreppe X links ↑ rechts ↓ links ↓ Erster Teil der Prozession: König und Standartenträger 1d 1 1c 1e 1 4 1c 2c – 1a – 1c 1b 5 2a 5 2c unklar 2 2 2b 2c 2b 2b 2 2 2d 2 2b 1c

Westtreppe X rechts ↑ 1f 1a 1c 7 7 unklar 1 2 2 1

Siehe zur Auflösung der in dieser Spalte verwendeten Abkürzungen die Erläuterungen zum Textbestandteil Rede in II 2.

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6 Form

8. ST 9. ST 10. ST 11. ST 12. ST 13. ST

1 2c unklar 2 2e 2b 2 1 1 2b 2 1 1 2a 1 2 1 2 2 2 1 2 2 1 Zweiter Teil der Prozession: Vorlesepriester und Gabenträger VP 1 1 – 1 1. GT 1 3b 1 1 2. GT 1 3b 3b 1 3. GT 1 1 1 1 4. GT 1 1 1 1 5. GT 1 1 1 1 6. GT 1 1 1 1 7. GT 3 3b 3a 1 8. GT 3 3 1 1 9. GT 8 3b 1 1 10. GT 1 3 1 3c 11. GT 1 3b 1 3 12. GT 1 1g 1 1c 13. GT 1 3c 1 3 14. GT 1 1 1 3c 15. GT 1 3d unklar 1g 16. GT 1 1 1 1g 17. GT 1 1 1 1c 18. GT 1 1 – – 19. GT 1 1 – – 20. GT – – 1 – Dritter Teil der Prozession: König, Königin und Naosträger König 7 3 1 1h Königin 1 1c 1b 1c NT der Hathor – – – – Hathor 6 6 6 6 1. NT 1 1 1 1 2. NT 1 1 1 1 3. NT 1 1 1 1 4. NT 1 1 1 1 5. NT 1 1 1 1 6. NT 1 1 unklar 1 7. NT 1 1 2 1

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671

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III Analyse und Auswertung

8. NT 9. NT 10. NT

1 1 unklar

1 1 1

5 1 5

1 1 1

Tab. 44: Kombination und Reihenfolge der Textbestandteile in den Treppenprozessionen (Verteilung).

Aus der Aufstellung wird deutlich, dass die Reden der Festteilnehmer eine relativ große formale und inhaltliche Vielfalt aufweisen. Vor allem im ersten Teil der Prozession sind keine eindeutigen Präferenzen erkennbar, wenngleich die Bestandteile der Kategorien 1 (eigene Handlung) und 2 (Anruf/Aufforderung) auffällig häufig vorkommen. Die durch Bestandteil 1 ausgedrückte Erläuterung der eigenen Handlung für die Göttin tritt im zweiten Abschnitt der Prozession dann verstärkt auf, bei den Naosträgern im dritten Abschnitt ist dies eindeutig der bevorzugte Inhalt der Rede, der nur selten durch einen anderen Textbestandteil ersetzt wird. Ein Großteil aller Reden der Festteilnehmer in den Treppenhäusern kann demnach als Beschreibung all dessen verstanden werden, was am Neujahrstag für die Hauptgöttin des Tempels getan wird. Darüber hinaus wurde bezüglich der Mikrostruktur der in Tab. 44 abgebildeten Reden kein erkennbares Konzept verfolgt. Insbesondere im jeweils ersten Teil der Prozession stimmt oft nicht einmal der Aufbau der Reden von Personen, die sich an gleicher Stelle befinden und den gleichen Namen tragen, überein. In Bezug auf die bereits in der Einleitung dieses Kapitels erwähnte „Pasticcio“-Methode soll hier auf einige Stellen hingewiesen werden, die ihrem Anbringungsort nach dem Muster [BT] zugeordnet wurden, jedoch enge Bezüge zu anderen Textmustern aufweisen. So steht unter dem Naos der Hathor und somit vor den Trägern dieses Objektes auf beiden Seiten der Treppenhäuser jeweils eine Inschrift, die formal die Rede der Figuren sein müsste. Tatsächlich aber handelt es sich um eine Anrufung an diese, die in drei von vier Fällen mit den Worten j rmnw rmnw Spst wsrt („Oh Träger, die ihr die Prächtige, die Mächtige tragt!“) beginnt.2151 Diese Einleitung findet sich auch in der Rede des Vorlesepriesters, die in eine das Festgeschehen erzählende Passage einer längeren Inschrift an der oberen Tür zu Treppe X eingeschoben ist (D VIII, 84, 3–4*).2152 Dies deutet in Bezug auf die Position der Inschrift vor den Naosträgern einerseits darauf hin, dass hier ausnahmsweise nicht die Rede der dargestellten Figuren, sondern ihre Anrede durch einen anderen Festteilnehmer wiedergegeben wird. Zudem ist davon auszugehen, dass es sich um den Beginn eines Ritualtextes handelt, der hier nur angedeutet wird (siehe dazu III 6.5). Bestandteile eines anderen Textmusters finden sich im Zusammenhang mit einer Darstellung des Königs und des Naos der Hathor auf allen Treppenhauswänden. Hier steht vor bzw. an Stelle der Rede vor dem König ein Szenentitel jrt snTr („Weihrauch darbringen“), wie er sonst für Ritualszenen charakteristisch ist (III 6.2).2153 Damit korrespondiert die Gegengabe, die dem König in der Rede der Göttin, die im Naos verborgen ist, zugesichert wird.2154 Hier 2151 2152

2153 2154

D VII, 186, 7–8*; 199, 14–15*; D VIII, 117, 3–4*; so auch E I, 560, 2–3 und E II, 64, 5–8 (dazu Alliot, Culte d’Horus, 402, der auch zwei entsprechende Textstellen mit dieser Einleitung für das Abbild des Horus zitiert). In D VIII, 96, 5–6* variiert: j rmnw nw nbwt jrt Ro „Oh Träger der Goldenen, des Auges des Re“. Auch die dortige Forsetzung Hmw-nTr (n) Owt-Or wrt findet hat Entsprechungen in einigen der genannten Texte zu den Naoi (D VII, 186, 8*; D VIII, 96, 5*; E I, 560, 3); vgl. Hmw-nTr nw nbwt jrt Ro in D VII, 199, 15*, in D VIII, 117, 3–4* anders fortgesetzt. Der Text an der Tür, der die Rede des Vorlesepriesters zitiert, ist dem in III 6.6 besprochenen Textmuster zugeordnet. D VII, 185, 13*; 199, 5*; D VIII, 116, 12*; in D VIII, 95, 13* liegt nur eine Rede ohne Titel vor. Entsprechend einmal auch mit Bezug auf die Königin in D VIII, 116, 16* (jrt sSSt „Naossistrum spielen“). D VII, 186, 10*; 200, 2*; D VIII, 96, 12*; 117, 11*.

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wird also die typische Situation einer Ritualszene – das wechselseitige Beschenken von König und Gott – reproduziert, ohne dass die übliche formale Abgrenzung nach außen hin vorliegt. Auch dieses Beispiel illustriert, das die Ziehung von klaren Text- und Genregrenzen bei der Dekoration der Tempelwände offenbar nicht oder nicht immer intendiert war.2155 Wie die oben stehenden Ausführungen zeigen, zeichnet sich das Begleittext-Muster [BT] nicht durch ein starres Formular, sondern durch seine enge räumliche Bindung an die zugehörige Figur aus, wobei die Bezeichnung meist darüber, die Rede (soweit vorhanden) davor steht. Es bestehen Berührungspunkte bzw. Überschneidungen mit anderen Textmustern, insbesondere mit den Ritualszenen, aber auch mit den vorwiegend deskriptiven Texten (III 6.6), denn kurze Festbeschreibungen sind häufig auch in die Beischriften zu den Figuren eingeschoben. Innerhalb des Textkorpus ist das Muster [BT] vor allem in den Prozessionsdarstellungen der Treppenhäuser sowie an Türpfosten vertreten. In einigen Ausnahmefällen sind nicht zweidimensionale Darstellungen, sondern architektonische Einheiten mit einem beschreibenden Begleittext versehen. 6.2 Ritualszenen [RS] Ritualszenen [RS] sind aufgrund ihrer klaren Abgrenzung nach außen sowie ihrer relativ konstanten Binnenstruktur einfach als textliche Einheiten zu erkennen und waren darum schon häufig Gegenstand umfangreicherer wissenschaftlicher Untersuchungen.2156 Charakteristisch für dieses Textmuster ist die Gegenüberstellung von König auf der einen und einem Gott/mehreren Göttern auf der anderen Seite, wobei der Herrscher stets bei der Ausführung einer Kulthandlung gezeigt wird. Grundlegende Textbestandteile, die um die Figuren herum gruppiert werden, sind der (nicht obligatorische) Szenentitel, der meist in einer horizontal geschriebenen Zeile vor dem König steht, seine vertikal geschriebene Rede, fakultativ die Rede der Gottheit(en), die Bezeichnungen der Protagonisten (vor oder über dem Kopf) sowie zwei Randzeilen, die das Tableau links und rechts begrenzen.2157 Im Korpus dieser Arbeit dominiert das Textmuster [RS] vor allem die Dekoration der Treppenkammer V, genauer gesagt den Türsturz des Zugangs, die nördlichen Seite des Durchgangs sowie alle vier Wände des Raumes.2158 Die Struktur der Szenen folgt, von kleineren Abweichungen wie der Hinzufügung eines Kindgottes als Begleiter des Königs abgesehen, dem oben beschriebenen Formular.2159 Die begrenzenden Randzeilen finden sich allerdings nur an den beiden Szenen des Zugangs sowie bei den Szenen auf der Nord- und Südwand, auf der Ostund Westwand fehlen diese. Soweit sie vorhanden und erhalten sind, folgt ihr Textformular 2155 2156

2157 2158 2159

Siehe zu weiteren Grenzfällen bzw. Mischformen, die das Muster [BT] mit beschreibenden Elementen kombinieren, III 6.6. Siehe für einen Überblick zur Literatur Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 30. Den Ritualszenen widmet sich auch die Datenbank SERaT (http://www.serat.aegyptologie.uni-wuerzburg.de/, dazu Beinlich/Hallof, Einführung und die weiteren Publikationen in der Reihe SRaT zu den einzelnen Bestandteilen dieser Textform. Zudem können Ritualszenen als eigene Kategorie in der Datenbank des Heidelberger Akademieprojektes „Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens“ abgerufen werden (http://www. tempeltexte.uni-tuebingen.de/portal/#/main), dazu Löffler, in: GM 252, 2017, 153–158. Siehe für ausführliche Erläuterungen zu diesem Schema sowie Ausnahmefällen, in denen es nicht eingehalten wird, Kurth, Treffpunkt der Götter, 39–52; Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 28–30; Beinlich/Hallof, Einführung, 4–11; zu den Randzeilen Winter, Untersuchungen, 18–68. D VII, 139, 8–18* (Türsturz); D VII, 141, 12 – 142, 4* (Durchgang); D VII, 146, 7 – 165, 8* (Wände). Kindgötter sind in D VII, 148, 1*; 158, 4–5* präsent. Eine weitere Abweichung vom Formular ist die Bandeauinschrift über der Szene im Türdurchgang, die inhaltlich zu diesem gehört (D VII, 142, 1–2*; siehe II 2, Textbestandteil RZ als Bandeau).

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III Analyse und Auswertung

den von Erich Winter festgestellten Prinzipien, die für jedes Register eine eigene Form vorschreiben. Register 1 2 3

Kgl. RZ Formular (onX) nTr nfr Formular wnn Formular Rede (jj.n.j Xr.Tn)

Register 1 2 3

Göttl. RZ Formular Königstitulatur Formular wnn Formular Rede (jj.tj m Htp)

Tab. 45: Form der Randzeilen in den Ritualszenen der Treppenkammer V.2160

Reden sowohl beim König als auch bei dem bzw. den Opferempfänger(n) gibt es nur im 1. Register, im 2. Register dann nur noch unregelmäßig, im 3. Register ist nur dem König eine Rede zugewiesen. In den Fällen, in denen den Gottheiten eine solche Rede angehört, besteht diese aus dem Textbestandteil Gegengabe, der dem Herrscher Gegenleistungen für sein Opfer zusagt.2161 Die Rede des Königs folgt keinem einheitlichen Schema, sie kann eine Beschreibung der Gabe,2162 eine Aufforderung,2163 eine Schilderung der eigenen Handlung,2164 oder eine Kombination/einen Wechsel von mehreren dieser Elemente mit Wünschen für die Göttin2165 enthalten. Ein weiterer Ort, an dem Ritualszenen eine große Rolle spielen, ist der Dachkiosk, wo sie die Außen- und Innenwände aller Schranken zieren,2166 auch hier wird das eingangs beschriebene grundlegende Formular weitestgehend eingehalten. Die formal auffälligsten Abweichungen zeigt die Doppelszene (18 und 24) auf der rückwärtigen Außenwand des Kiosks, in denen der König auf beiden Seiten von Maat begleitet wird, die eine zusätzliche Randzeile besitzt.2167 In den Szenen 5, 8–10, 12 und 15 hat der König Begleiter (vorwiegend Kindgötter), die zwischen ihm und der/n Gottheit(en) stehen und eigene Beischriften haben.2168 Auf den Innenwänden der Schranken sind überhaupt keine seitlichen Randzeilen angebracht, auf den Außenwänden finden sich überall Königliche Randzeilen, die nur auf der Nord- und Ostfassade durch Göttliche Randzeilen ergänzt sind.2169 Interessant ist, dass stets das Formular Rede verwendet wird, das in den Kapellen im Erdgeschoss der Tempel das obere Register kennzeichnet (siehe Tab. 45), was mit der erhöhten Position des Kiosks auf dem Dach des Tempels in Zusammenhang stehen könnte.

2160 2161 2162 2163 2164 2165

2166 2167 2168 2169

Vgl. dazu Winter, Untersuchungen, Abb. 6. Siehe für Erläuterungen zu den einzelnen Formularen und ihren Entsprechungen in der Arbeit von Winter Abschnitt II 2 (Textbestandteile Kgl. RZ und Göttl. RZ). D VII, 146, 13*; 146, 14*; 147, 9*; 147, 11*; 148, 8*; 148, 10*; 149, 6*; 149, 15–16*; 152, 5*; 156, 12*; 156, 13–14*; 157, 11–12*; 157, 14*; 158, 10*; 158, 14*; 159, 11–12*; 161, 12*; auch D VII, 142, 3* (Szene im Türdurchgang). Siehe dazu die Erläuterung zur Gegengabe in II 2. D VII, 139, 8–12*; 148, 14–16*. D VII, 147, 16–17*; 149, 11–12*; 158, 2–3*; 159, 7–8*. D VII, 157, 2–5*; 163, 15–17*. D VII, 141, 12–14* (Aufforderung und Wünsche im Wechsel); 146, 7–9* (Aufforderung – eig. Handlung – Wünsche); D VII, 147, 2–4* (Beschreibung der Opfergabe – Wunsch – Aufforderung); D VII, 150, 13–17*; 151, 12–18* (Beschreibung der Opfergabe – Wünsche); D VII, 156, 5–8* (Aufforderung – Wunsch); D VII, 161, 4–7* (Aufforderung – Beschreibung der Opfergabe – Wünsche). Innere Schrankenwände: D VIII, 21, 8 – 30, 14*; äußere Schrankenwände: D VIII, 31, 7 – 44, 4*. D VIII, 35, 8–9* und 43, 1–2*. D VIII, 23, 1* – 24, 1*; 25, 14–15*; 26, 8–11*; 27, 8*; 29, 3*; 31, 14–15*. D VIII, 32, 3–4*; 33, 5–6*; 37, 4–5*; die Göttliche Randzeile zum nördlichen Tableau der Ostwand ist zerstört.

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Die Ritualszenen auf den Schrankenwänden des kleinen Gebäudes sind nach unten hin durch ein Bandeau abgeschlossen, das ebenfalls das Formular einer Randzeile – diesmal mit wnn als Ausdruck der Permanenz – aufweist. Es liefert allerdings keine Informationen zum König oder zum Opferempfänger, sondern beschreibt hauptsächlich den Zustand des Kiosks bzw. des Tempels, wobei Letzterer mit verschiedenen Bezeichnungen angesprochen wird.2170 Die Opferempfänger sind nur selten mit einer Rede, in der dem König die Gegengabe zugesagt wird, versehen.2171 Die Rede des Königs selbst, die in der überwiegenden Zahl der Szenen vorhanden ist, kann wieder die unterschiedlichsten Formen haben, wobei das dominierende Element eindeutig die Aufforderung an die Gottheit zur Annahme der Opfergabe ist.2172 Texte des Musters [RS] finden sich auch im oberen Bereich der Säulen des Kiosks, wo allerdings ein weniger klassisches Muster vorliegt als auf den Schrankenwänden.2173 Hier wird der König bzw. der Ka, der ihn vertritt, meist von einer Monats- bzw. Epagomenengöttin begleitet, und auch der Opferempfänger ist in Gesellschaft einer weiteren Gottheit, die schützend hinter ihm steht.2174 Die Szenen, die auf den Säulen angebracht sind, werden seitlich fast immer durch eine Randzeile zum Gabenträger (Ka oder König) und durch eine Göttliche Randzeile abgegrenzt. Ausnahmen bilden die Säulen I, IX, X und XII, die mit den Pfosten der Türen zum Kiosk verbunden sind und daher statt zwei nur eine Ritualszene aufweisen. Hier gibt es nur eine Königliche Randzeile ohne götterweltliches Pendant.2175 Die Randzeilen der Gabenträger sind durchweg als Rede gestaltet, die mit einer Einleitung (m-n.k bzw. m-n.T „nimm dir“) beginnt, die Göttliche Randzeile beschreibt stets die Gegengabe.2176 Ein weiteres Element der Abgrenzung, das in Hinblick auf ihre Struktur mit den Randzeilen verwandt ist, liegt auch hier wieder in Form einer Bandeauinschrift vor. Sie korrespondiert inhaltlich stets mit dem Opferempfänger der darunterliegenden Szene und ist als Königstitulatur abgefasst.2177

2170

2171 2172

2173 2174 2175 2176

2177

Siehe dazu III 2.2.1 und Taf. 22b. Als Randzeilen finden sich Texte, in denen die Dauer des Bauwerks auf diese Weise betont wird, auch andernorts, z. B. im Isistempel, siehe dazu Cauville, Temple d’Isis II, 50– 51. Siehe zu wnn als Ausdruck der Dauerhaftigkeit des Tempels von Recklinghausen, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 31 mit Literatur in Anm. 13. D VIII, 22, 9–10*; 26, 1–2*; 27, 11–12*; 31, 16*; 33, 4–5*. D VIII, 21, 9–11*; 24, 17–18*; 25, 10–11*; 30, 5–7* (Aufforderung – Beschreibung der Opfergabe/ihres Zwecks); D VIII, 22, 3–5*; 24, 10–11*?; 29, 11–14*; 36, 5–6* (Aufforderung); D VIII, 22, 15–16*; 23, 4– 5*; 28, 2–4* (eig. Handlung); D VIII, 31, 7–10*; 33, 11–12*; 37, 12–13*; 39, 3–5*; 40, 6–7*; 41, 10–12* (Aufforderung – Wunsch/Wünsche); D VIII, 27, 2–5* (Aufforderung – eig. Handlung – Wünsche); 32, 9– 10* (eig. Handlung – Aufforderung); D VIII, 35, 10–12*; 42, 9–11* (Anrufung). Siehe zu den einzelnen Textbestandteilen II 2. D VIII, 46, 15 – 48, 11*; 50, 5 – 52, 6*; 53, 11 – 55, 8*; 59, 11 – 61, 2*; 62, 10 – 64, 6*; 65, 4–13*; 66, 11 – 67, 5*; 68, 13 – 69, 12*. Siehe dazu III 3.8.3. Am Osteingang sind die Musikantinnen durch Schu und Ptah-Tatenen mit einem Spiegel ersetzt (D VIII, 65, 9* und 66, 15–16*), dazu auch III 4.2.2. D VIII, 45, 1–2*; 65, 7–8*; 66, 13–14*; 70, 8–9*. RZ GT: D VIII, 45, 1–2*; 47, 3–4*; 48, 10–11*; 59, 13–14*; 60, 9–10*; 62, 13–14*; 63, 11–12*; 68, 13– 14*; 69, 11–12*; 70, 8–9*; Kgl. RZ: D VIII, 50, 8–9*; 51, 8*; 53, 14–15*; 54, 13–14*; 65, 7–8*; 66, 13– 14*; Göttl. RZ: D VIII, 47, 8–9*; 48, 9*; 51, 2*; 52, 2–3*; 54, 6–7*; 55, 5–6*; 60, 2–3*; 60, 12–13*; 63, 4*; 64, 2–3*; 68, 16*; 69, 9–10*. Siehe zur Randzeilenform mit m-n.k/.T die Erläuterung zu Kgl. RZ in II 2. D VIII, 45, 6–7*; 47, 10–11*; 48, 10–11*; 51, 3–4*; 52, 4–5*; 54, 8–9*; 55, 7–8*; 60, 4–5*; 61, 1–2*; 63, 5–6*; 64, 5–6*; 65, 12–13*; 67, 4–5*; 68, 17–18*; 69, 11–12*; 70, 13*. Die Form ist, wie in Tab. 45 zu sehen, eigentlich für das 1. Register typisch. Ob hierdurch ein besonderer Akzent auf den Aspekt der Erneuerung der Herrschermacht (siehe III 3.1, 3.4 und 4.2.3) gesetzt werden soll?

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III Analyse und Auswertung

Die Rede des Herrschers bzw. der Ka-Personifikation ist nicht einheitlich gestaltet, da sie hauptsächlich, aber nicht nur nur die eigene Handlung beschreibt und die Gottheit zum Empfangen des Opfers auffordert.2178 Auch der Inhalt der Rede der begleitenden Gottheit kann unterschiedlich sein, meist werden aber Schutz und Reinigung des Opferempfängers als Resultat der eigenen Handlung betont.2179 Die Reden der Opferempfänger hingegen sind stets mit gleichartigem Inhalt gefüllt und garantieren die Gegengabe, die der Musikantinnen beschreiben durchgehend die eigene Tätigkeit (das Sistrumspiel). Auf den Säulen II, VII, VIII und XII finden sich an dieser Stelle die bereits erwähnten Versatzstücke aus einem längeren SistrumsHymnus, wobei es sich um charakteristische Epitheta-Reihungen handelt, die im Kiosk auf die jeweilige Opferempfängerin bezogen sind.2180 Wie Joachim Friedrich Quack bei der Untersuchung der Langform des Textes gezeigt hat, handelt es sich bei diesem „Pasticcio“ nicht um einen Einzelfall, da Teile des Hymnus’ in unzähligen Ritualszenen in Dendara, Edfu, Philae und Kom Ombo feststellbar sind.2181 Fälle wie dieser zeigen, dass die Grenzen zwischen den Opferszenen, die das Ritualgeschehen abbilden, und den Texten, die zu diesem rezitiert wurden (vgl. III 6.5), fließend sind. Zwei weitere Vertreter des Textmusters Ritualszene finden sich auf dem Türsturz des oberen Zugangs zu Westtreppe X.2182 An Stelle des Königs steht hier jeweils Ihi einer Reihe von Göttern gegenüber, hinter ihm finden sich Chepri bzw. Iah mit schützend erhobenen Armen. Die Verteilung der Textbestandteile folgt dem zu Beginn des Kapitels genannten Standardformular, hervorzuheben ist lediglich, dass der formal als Randzeile gestaltete Textabschnitt hinter der vierten Opferempfängerin inhaltlich eine Fortsetzung zu deren Beischrift darstellt.2183 Zusammenfassend ist zu den Vertretern von Textmuster [RS] zu konstatieren, dass dieses vor allem in der Treppenkammer und auf Türstürzen sowie auf den Schranken und Säulen des Kiosks zu finden ist. Dies ist keine Besonderheit der Quellen zum Neujahrsfest, da die genannten Architekturelemente auch sonst häufig mit Ritualszenen versehen sind.2184 Allerdings wurden stellenweise kleine Erweiterungen oder Variationen des Standardformulars vorgenommen, etwa durch die Präsenz von Monatsgöttinnen, Kindgöttern, Begleitern mit protektiver Funktion oder Ka-Personifikationen. Auf diese Weise wurde dem verhältnismäßig starren textlichen und ikonographischen Rahmen der Ritualszenen Personal hinzugefügt, das zentrale

2178

2179 2180 2181 2182 2183 2184

D VIII, 45, 1*; 47, 3*; 54, 11*; 63, 11* (Aufforderung); D VIII, 48, 3–4* (Beschreibung des Bauwerks); D VIII, 50, 5*; 53, 11–12*; 59, 13*; 66, 11*; 69, 4*; 70, 8* (eig. Handlung); D VIII, 60, 9*; 62, 13* (Wunsch); D VIII, 65, 4–5* (Beschreibung der Opfergabe). Siehe zur Frage, ob manche dieser Reden auch als Szenentitel zu verstehen sind, Anm. 752 zu D VIII, 44, 14*. D VIII, 45, 5*; 47, 7*; 48, 8*; 52, 1*; 54, 5–6*; 63, 3*; 65, 11*; 67, 2*; 68, 15–16*; 69, 9*; 70, 12* (eig. Handlung); 60, 1–2* (Aufforderung – Wunsch); D VIII, 60, 14–15* (Wünsche). Siehe zu den Textbestandteilen II 2. D VIII, 46, 15*; 48, 2*; 60, 7*; 63, 8*; 70, 6*. Der Zusammenhang wurde von Quack, in: Enchoria 27, 2001, 105–106 festgestellt, der auch eine entsprechende kultische Einbindung des Textes in das Ritual des Kiosks vermutet. Quack, in: Enchoria 27, 2001, 101–119. D VIII, 76, 8 – 77, 8*. Siehe dazu III 3.8.4. D VIII, 76, 15*; so wohl auch D VIII, 76, 5*. Siehe zur Dekoration von Türstürzen mit Ritualszenen z. B. Baumann, in: SAK 42, 2013, 37–57 und bald auch Tattko, Türinschriften; zu Ritualszenen auf Säulen Kurth, Dekoration der Säulen, zu Ritualszenen auf Interkolumnien Elgawady, Schranken.

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Aspekte der Neujahrs-Theologie in Dendara repräsentiert: den Jahreskreislauf, Kind- und Elternschaft, den besonderen Schutz des Jahreswechsels sowie die Wesensvielfalt des Sonnengottes.2185 6.3 Monographien [MG] Ein Muster, das im Gegensatz zu den Ritualszenen nur in zwei Texteinheiten vertreten ist, die zudem inhaltlich und strukturell zusammengehören, ist die Monographie [MG]. Die beiden Vertreter finden sich auf den äußeren Türpfosten der Tür, die vom Opfersaal in die Treppenkammer V führt. Auf der nördlichen Seite ist hier eine einzeilige, auf der südlichen Seite eine dreizeilige Inschrift angebracht. Als Monographie wird im Rahmen der Tempel der griechischrömischen Zeit ein Text bezeichnet, der die religiösen Spezifika (z. B. Toponyme, Götternamen, Priestertitel und res sacrae) eines Heiligtums oder Kultortes aufzählt und oft mit einem Kommentar versieht.2186 Abgesehen von der inhaltlichen Ausrichtung und der grundlegenden Aufzählungsform mit mehr oder weniger ausführlichen Glossen gibt es keine verbindlichen textlichen Merkmale, so dass auch hier die Definition als Gattung und die Abgrenzung nach Außen hin Schwierigkeiten bereiten.2187 Wie Daniel von Recklinghausen betont, gibt es aber durchaus formale Merkmale und charakteristische Formulierungen, die relativ viele Texte teilen, wie etwa die Einleitung durch jr sp#t/st/j#t tn („Was diesen Gau/diesen Ort/diese Stätte anbetrifft“) oder wnn („Es gibt/existiert“).2188 In der Monographie an der Außenseite der Tür zu Raum V in Dendara gibt es keine solche Einleitung, der Text beginnt auf der Nordseite unvermittelt mit der ersten Kategorie der Liste, die eine geographische Einordnung vornimmt: rn n njwt tn J#t-djt Jwnt v#-rr („Name dieser Stadt: J#t-djt, Jwnt, v#-rr“).2189 Die Struktur dieser Phrase (rn bzw. rn n + Name des Ortes/der Person/des Objektes + Liste der Bezeichnungen) ist maßgeblich für die weiteren vierzehn Kategorien von kultischen Besonderheiten des Tempels, die im Folgenden aufgezählt werden: Auf dem nördlichen Türpfosten werden noch die Kapellen und ein Teil der Götter von Dendara genannt; auf der Südseite setzt sich deren Auflistung fort, woran sich die Kategorien Reinigungspriester, Hügel, See, Baum, Holz, Abscheu, Schlange, Barke, Fest, Fruchtland und Marschland anschließen.2190 Simple Aneinanderreihungen dieser Art stellen von Recklinghausen zufolge die einfachste Form der Monographie dar.2191 Die Reihenfolge der Kategorien ist in solchen Texten, von kleinen Variationen abgesehen, relativ konstant, die Anzahl der

2185 2186

2187

2188 2189 2190 2191

Siehe zum Schutz des Jahres I 1, zum Eltern-Kind-Verhältnis III 3.1–2, für die Verbindung der Kas zur Person des Sonnengottes III 3.8.3. Siehe grundlegend Gutbub, Textes fondamentaux, zusammenfassend Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 64–65 und zuletzt von Recklinghausen, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 29–50. Ein besonders ausführlicher Komplex von Monographien, dessen Einzelteile dem Schema der Soubassementtexte untergeordnet sind, findet sich auf der Außenwand des Sanktuars in Edfu (dazu zuletzt Leitz, Gaumonographien). So auch von Recklinghausen, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 30, der allerdings trotzdem von einer Textgattung spricht (ebd., 29). Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 64–65 unterscheidet Monographien im weiteren und im engeren Sinne, wobei die Listenform Erstere kennzeichnet. So von Recklinghausen, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 30. D VII, 140, 2*. Siehe zu den in der Monographie aufgelisteten religiösen Spezifika von Dendara Leitz, Geographisch-osirianische Prozessionen, 89–96; ders., Gaumonographien, 59–70; ders., Regionale Mythologie, 129–141. von Recklinghausen, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 30 mit Anm. 6.

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III Analyse und Auswertung

Kategorien kann aber variieren.2192 Auch der Umfang der einzelnen Abschnitte solcher Auflistungen ist höchst unterschiedlich. So werden beispielsweise in einem verwandten Text aus der sogenannten Archivkrypta fast 150 Bezeichnungen der Stadt von Dendara genannt, in einer weiteren Monographie aus Edfu sind es 40.2193 Die Einleitung des Abschnittes folgt hier dem gleichen Schema wie die Inschrift an der Tür zu Raum V (rnw nw njwt tn „Namen dieser Stadt“, etc.). Wie die Auflistungen zu den Monographien von Adolphe Gutbub, Christian Leitz und Daniel von Recklinghausen zeigen, ist das Muster des Textes am Zugang der Treppenkammer innerhalb von Dendara und in anderen Tempeln weit verbreitet und stellt darum keine für die Treppe oder den Festkontext spezifische Form dar.2194 Der allgemeingültige Charakter dieser Inschrift zeigt sich auch daran, dass die Kategorie zu den Festen von Dendara nicht den Neujahrstag, sondern wie in anderen Texten dieser Art den III. #Xt 1 nennt.2195 Ähnlich wie die Kultobjekte der Hathor im Kiosk und in der Westtreppe (III 5.11) kann daher wohl auch die als Monographie gestaltete Türinschrift als Bindeglied zwischen den besonderen Ritualen des Jahreswechsels und den theologischen Grundlagen des Tempels von Dendara gedeutet werden.2196 Der damit einhergehende Aspekt des Übergangs vom Alltags- zum Festkult wird durch die für Texte dieses Musters häufig belegte Anbringung an einer Tür, die noch dazu am Eingang zur Treppe und damit an der Schwelle zu den Hauptschauplätzen des Neujahrstages liegt, besonders betont.2197 6.4 Affirmationsformular [A] Ein weiteres Textmuster, das sich häufig an Türen findet, ist das Affirmationsformular [A]. Diese Bezeichnung wurde von mir aufgrund des gemeinsamen inhaltlichen Schwerpunktes aller Belege gewählt, der auf der Bestätigung des engen Verhältnisses zwischen dem König und der Hauptgottheit des Tempels liegt. In der überwiegenden Anzahl der Fälle wird der Bezug zum König durch die Phrase (onX) nTr nfr („Der gute Gott“) eingeleitet, die auch in der Königlichen Randzeile der Ritualszenen Verwendung findet.2198 Auf die Titulatur des Königs und eine mehr oder weniger umfangreiche Reihung von Epitheta folgt meist der Verweis auf die emotionale Bindung an die Gottheit durch mr („geliebt von“) + Göttername.2199 In vielen Fällen wird die Gunst, die dem Herrscher von göttlicher Seite geschenkt wird, durch den Textbestandteil Gegengabe beschrieben, der die Einheit abschließt.

2192 2193

2194 2195 2196 2197 2198 2199

So Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 64. Leitz’ „fiktive Maximalversion“ für die Gaumonographien an der Sanktuar-Außenwand von Edfu umfasst 18 Themen (Gaumonographien, 2). D VI, 165, 10 – 169, 7 und E V, 346, 2 – 348, 2. Der Text in Dendara ist auf mehrere Anbringungsorte verteilt, die restlichen Bestandteile finden sich in D VI, 154, 3–9; 155, 15 – 159, 2; 173, 12 – 174, 3. Siehe für einen Vergleich dieser Quellen, der auch die Inschrift an der Tür zu V berücksichtigt, Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten. Gutbub, Textes fondamentaux, XI; Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 68; von Recklinghausen, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 33–49. D VII, 140, 9*. Siehe dazu Leitz, Gaumonographien, 66 (Textstellen in Anm. 68). Siehe zur Einordnung solcher Aufzählungen in den kultischen Generalplan des Tempels Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 221–222. Siehe zu Türen als bevorzugten Anbringungsorten von Monographien von Recklinghausen, in: Rickert/ Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 31–33. Auch die Anbringung im Opfersaal findet sich demnach häufiger. Siehe dazu III 6.2 und die Erläuterungen zu Kgl. RZ und Formular (onX) nTr nfr in II 2. Ähnlich Winter, Untersuchungen, 35–36 (auf das Randzeilenformular bezogen).

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6 Form

679

Insgesamt zehn Vertreter des Textmusters [A] lassen sich der einfachen Form zuordnen, die im Texkorpus nur an Türschatten belegt ist. Hier liegt die oben beschriebene Grundstruktur – meist unter Einbezug des Götternamens mit mr, selten ohne diesen – vor, die auf den einzelnen Inschriftenzeilen des Türschattens mehrfach wiederholt wird (Tab. 46, I).2200 I Einfaches Formular (Türschatten): Formular (onX) nTr nfr a) ohne Zusätze (wiederholt) D VII, 172, 8–15*; D VIII, 82, 13 – 83, 2* D VII, 141, 4–8*; 142, 10–15*; 170, 4–11*; b) + mr (wiederholt) D VIII, 8, 3–10*; 8, 12 – 9, 4*; 15, 13 – 16, 7*; 16, 9 – 17, 2*; 74, 13–16* II Erweitertes Formular (Türlaibungen und Bandeauinschriften): Formular (onX) nTr nfr D VII, 140, 13 – 141, 2* a) + mr + Identifikation (pw) D VII, 168, 3–7*; 168, 9–13* b) + mr + FB D VIII, 73, 5–9* c) + mr + Funktionsbestimmung des Architekturelements D VIII, 72, 14 – 73, 3* d) + mr + Aufforderung + FB D VII, 144, 7–12*; 144, 14 – 145, 4*; 189, 16 – e) + mr + Bauinschrift + FB + 191, 7*; D VIII, 85, 9 – 87, 3*; 100, 4 – 101, Gegengabe 15* III Sonderformen (Bandeauinschriften und Decke) a) Bez. der Gottheit + FB + Gegengabe D VII, 145, 7–12*; 145, 14 – 146, 2* b) Einführungsformel + Darbringungs- D VII, 175, 11 – 177, 4* formel + FB + Gegengabe c) Formular (onX) nTr nfr + FB + Hand- D VII, 203, 16 – 205, 7*2201 lungen und Reden mehrerer Götter Tab. 46: Texte, die dem Affirmationsformular angehören.2202

Eine auf unterschiedliche Art und Weise erweiterte Form lässt sich auf Türlaibungen und in Bandeauinschriften (im Soubassement sowie in den Treppenhäusern) feststellen, wobei sich die in Tab. 46 aufgeführten Varianten II a–d auf Ersteren, die Variante II e in Letzteren finden. Bei den Inschriften an den Türlaibungen blicken die Schriftzeichen der den König charakterisierenden Kolumne, wie auch andernorts häufig, in den Raum hinein, die des Textteils, der die Gottheit beschreibt, aus dem Raum heraus.2203 Durch diese Anordnung wird der affirmative Charakter der Inschrift, der die Beziehung zwischen König und Göttin betrifft, formal unterstrichen. Die unter III aufgeführten Sonderformen umfassen die beiden Hälften des Bandeau de la frise in Raum V (III a) sowie das linke Bandeau (III b) und die Deckeninschrift (III c) der Osttreppe. Die beiden Texte in IIIa fallen dadurch auf, dass sie die Königstitulatur zu Beginn des Formulars auf Hathor und nicht auf den weltlichen Herrscher beziehen. Da jedoch am Ende durch die Erwähnung der Gegengabe dennoch der Bezug zum König betont ist, wurden sie als diesem Textformular zugehörig erachtet. Ähnliches gilt für die Inschrift III b, die auf 2200 2201 2202 2203

Siehe zum Aufbau z. B. D VIII, Taf. 693. Siehe für eine Teilparallele zu diesem Text Anm. 442 zur Übersetzung (Abschnitt II) und Synopse 8. Siehe für Erläuterungen zu den einzelnen Textbestandteilen und für die Auflösung der Abkürzungen II 2. Vgl. Tattko, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 84–85.

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III Analyse und Auswertung

(onX) nTr nfr verzichtet, jedoch zu Beginn auf andere Weise die Titulatur des Königs nennt. Die Deckeninschrift (III b) wird wiederum zwar durch (onX) nTr nfr eingeleitet, in dem sich anschließenden Text wird jedoch nicht nur eine enge Verbindung zu Hathor, sondern auch zu den sie umgebenden Göttern hergestellt, deren Handlungen und Reden hier beschrieben werden.2204 Das Formular, nach dem die Bandeauinschriften in den einzelnen Räumen des Tempels von Dendara gestaltet sind, wurde bereits von René Preys herausgearbeitet, wobei auch die Treppenhäuser und Raum V Berücksichtigung fanden.2205 Demnach ordnen sich Texte dieser Art einem raumübergreifenden Schema unter, das durch eine Anzahl fakultativer Elemente aber relativ flexibel bleibt. Ergänzend dazu kann anhand der Zusammenstellung in Tab. 46 attestiert werden, dass die Bandeauinschriften strukturell nicht nur für sich allein zu betrachten sind, da sie in enger struktureller Korrespondenz mit den Texten auf den Türlaibungen und den Türschatten stehen. Daneben kann über den Bestandteil Gegengabe eine Verbindung zu den Ritualszenen hergestellt werden, in denen die Affirmation des Verhältnisses zwischen Menschen- und Götterwelt auf eine andere Weise beschrieben wird. Der Text III b (D VII, 175, 11 – 177, 4*) weist zudem durch den Einbezug von Einführungsformel und Darbringungsformel eine Nähe zu dem Begleittext eines ökonomischen Gabenträgers am Eingang zur Westtreppe auf (D VIII, 74, 3–9*).2206 Darüber hinaus ist in Bezug auf die Vertreter des Formulars [A] im hier zu behandelnden Textkorpus eine besondere Betonung von Abschnitten, die das Festgeschehen beschreiben, zu attestieren. Sie sind teilweise von beachtlichem Umfang und werden meist im mittleren Bereich der Grundstruktur, die vom jeweiligen Anbringungsort abhängig ist, eingebaut.2207 Auf diese Weise werden die Tür- und Bandeauinschriften als dem Neujahrskontext zugehörig gekennzeichnet und in den Dienst der Ereignisse des Jahreswechsels gestellt. 6.5 Hymnen und betitelte Begleittexte zu Ritualhandlungen [H], [BR] Hymnen sind, wie Holger Kockelmann in einem Artikel zu diesem Thema kürzlich betonte, Basistexte eines jeden Tempels und darum auch in den Treppenhäusern und im Kiosk von Dendara zahlreich vertreten.2208 Das Hauptmerkmal der Vertreter dieses Textmusters ist das Thema des Lobpreises, das einerseits durch die direkte Ansprache der Gottheit in der 2. Person, andererseits aber auch durch die Rede über sie in der 3. Person ausgedrückt sein kann. Damit verbunden sind oft eine Charakterisierung der Gottheit durch die Aneinanderreihung von Epitheta und eine Beschreibung ihrer Rolle in der Götterwelt.2209 2204

2205 2206 2207 2208 2209

Siehe für einen weiteren Text, der mit dem Formular [A] in Verbindung gebracht werden kann, III 6.6 zu D VIII, 83, 4 – 85, 4*. An diese Türinschrift ist am Ende ein Verweis auf die Gegengabe angefügt, wegen des fehlenden Königsbezugs am Anfang und des überwiegenden deskriptiven Charakters wurde der Text jedoch eher als Mischform auf Basis einer Festerzählung eingestuft. Preys, Les complexes, 67–72 (mit Hinweis auf den besonderen Aufbau der Friesinschriften von Raum V in Anm. 635); vgl. auch Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 87–88. Siehe dazu III 6.1, für Erläuterungen zur Einführungsformel und zur Darbringungsformel II 2. Siehe für Beispiele mit einem besonders umfangreichen beschreibenden Mittelteil D VII, 189, 16 – 191, 7* und D VIII, 85, 9 – 87, 3*. Kockelmann, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 541. Siehe zu den Merkmalen des Hymnus zuletzt Kockelmann, in: Altägyptische Enzyklopädien, 539–540, für eine rezente Literaturzusammenstellung Knigge Salis/Luiselli, in: Janowski/Schwemer (Hgg.), Hymnen, Klagelieder und Gebete, 145–147; grundlegend Assmann, ÄHG, 2–69; ders., in: LÄ III, 103–110, s.v. „Hymnus“; zusammenfassend zu Hymnen in den Tempeln der griechisch-römischen Zeit Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 113–115.

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6 Form

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Die Texte aus dem Korpus, die vorwiegend hymnischen Charakters sind, weisen eine sehr große formale Vielfalt auf, wie die nachstehende Aufstellung deutlich macht: Hymnus Nr. und Text (1) D VII, 143, 11 – 144, 2*

Textbeginn

(2) D VII, 173, 2 – 175, 5*

j nfrwj OwtOr nbt Jwnt Htp.tw2212

(3) D VIII, 5, 9–13* (4) D VIII, 6, 12–16*

[...]

(5) D VIII, 13, 2–6*; 64, 12–15*; 61, 6 – 62, 7*; 58, 8–14*; 57, 4–10*; 55, 12 – 56, 12*

[...]2214

(6) D VIII, 13, 8–13*; 66, 5–8*

[...]2216

2210

2211 2212 2213 2214 2215 2216

Xo wrt m-Xnt #Xt2211

[wbn nbwt]2213

Aufbau, ggf. Einleitung, Abschluss, Strophen-/Refrainschema2210 FB1, FB2 (Hathor in der Götterwelt), Identifikation, Charakterisierung der Gottheit, Beschreibung des Bauwerks?, Identifikation, Wunsch 15 Strophen: j + sDm.f (Ausruf, Anrufung, Aufforderung im Wechsel) Refrain: Ausruf j nfrwj X Htp.tw (mit Variationen) Abschluss: FB1 (Festjubel) FB1 (Festjubel) FB1 (Erscheinen), Bez. der Gottheit, FB1 (Hathor in der Götterwelt), Bez. der Gottheit, FB1 (Hathor in der Götterwelt) Einleitung mit Rezitationsvermerk: FB1 39 Strophen: Anrufung j Rnpt + Näherbestimmung (Genitiv, Apposition, Partizip), Wunsch im subjunktivischen sDm.f (auch wiederholt) Abschluss: Anrufungen anderer Götter mit snD n („Habt Ehrfurcht vor“)2215 Einleitung: Bezeichnung der Sachmet?

Form der Rede: Adressat 2. und 3. Person Singular: Hathor Hauptsächlich 3. Person Singular, selten 2. Person Singular: Hathor 3. Person Singular: – Hauptsächlich 3. Person, vereinzelt 2. Person Singular: Hathor Hauptsächlich 2. Person Singular; am Ende 2. Person Plural, selten 3. Person Singular: das gute Jahr, Horus, mehrere Göttergruppen 2. Person und 3. Person Singular: Sachmet

Hier kann aus Platzgründen nur die grobe Gliederung gegeben werden, siehe für die Textbestandteile und zur Auflösung der Abkürzungen im Detail die grau hinterlegte Randspalte in der Übersetzung (Kapitel II). Bei den Festbeschreibungen (FB) ist vermerkt, ob es vor allem um die Situation der Hathor im Bezug zur Götterwelt geht, um ihr Erscheinen oder um Lobpreis für sie. Nicht wiedergegeben ist der Rezitationsvermerk Dd mdw, der manchmal der einleitenden Phrase vorausgeht. Siehe zu den Paralleltexten Synopse 2. Siehe zu den Paralleltexten die Synopse bei Cauville, Temple d’Isis II, 112–115. Siehe zu den Paralleltexten Synopse 3. Zu erwarten wäre ein Titel unter Einbezug der Phrase Rnpt nfrt m rnw.s nfrw o. ä., vgl. Germond, Invocations, 7–9. Siehe zu den Paralleltexten die Synopse ebd., 7–69. Siehe zur Struktur der abschließenden Textpassage Derchain, in: CdE 68, 1993, 65–69. Sicher stand hier eine Bezeichnung Sachmets (Germond, Sekhmet, 18–19). Siehe für eine Synopse der Paralleltexte (mit umfangreichem Textteil, der im Kiosk nicht wiedergegeben ist) Germond, Sekhmet, 18– 87.

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III Analyse und Auswertung

(7) D VIII, 20, 10–12* (8) D VIII, 44, 9–12* (9) D VIII, 45, 10 – 46, 9*

nswyt bjtjt j[t]nt nD Hr.T nfrt Hr wbn wbnt m nbwt

(10) D VIII, 49, 4–8* (11) D VIII, 52, 9–13*

wbn nbwt s#t psD m nbw wbn nbwt tp dhnt nt qm# sj […]

(12) D VIII, 67, 12 – 68, 5*

5 Strophen (von 38): Anrufung j + Götterbezeichnung, Aufforderung, fakultativ auch Wunsch im subjunktivischen sDm.f, Identifikation Bez. der Gottheit Anrufung, FB1 (Festjubel), Aufforderung FB1 (Erscheinen), Wunsch FB1 (Erscheinen, Festjubel), Beschreibung des Bauwerks, Charakterisierung der Gottheit, FB1 (Festjubel) FB1 (Erscheinen, Festjubel) FB1 (Erscheinen, Festjubel) FB1 (Festjubel), Charakterisierung der Gottheit, Aufforderung

(13) D VIII, 69, 17 – 70, 2*

nD Hr.T Spst m Jwnt

Anrufung, FB2 (Festjubel)

(14) D VIII, 106, 16 – 107, 11* (15) D VIII, 107, 13 – 108, 9* (16) D VIII, 110, 10 – 111, 3*

Xy sp 2 nbwt s#t Ro

Aufforderung, Wunsch, Aufforderung, Wunsch, FB2 (Erscheinen, Festjubel), Ausruf, Bez. der Gottheit Aufforderung, Bez. der Gottheit

wbn wbnt m nbwt2217

FB1 (Erscheinen, Festjubel), Bez. der Gottheit, Aufforderung, FB1 (Festjubel)

(17) D VIII, 112, 7 – 113, 2*

nD Hr.T OwtOr

Anrufung, Identifikation, FB2 (Festjubel), FB1 (Festjubel)

(18) D VIII, 113, 4–16*

wbn nbwt mXnt #Xt2218

FB1 (Erscheinen), Anrufung, FB2 (Festjubel), Anrufung, Aufforderung, FB1 (Erscheinen), Anrufung, FB2

2217 2218

wbn sp 2 Xnt HD n Hmt.T

3. Person Singular: – 2. und 3. Person Singular: Hathor 3. Person Singular: – 3. Person Singular: – 3. Person Singular: – 3. Person Singular, am Ende 2. Person Plural: die Vorfahren 2. Person Singular, am Ende 3. Person Singular: Hathor 2. Person und 3. Person Singular: Hathor 2. und 3. Person Singular: Hathor 3. Person Singular, am Ende 2. Person Plural: Götter Hauptsächlich 3. Person, selten 2. Person Singular. Hathor Hauptsächlich 2. Person, selten 3.

Siehe für das komplizierte Verhältnis dieses Textes zu einigen verwandten Inschriften andernorts in Dendara III 6.7. Siehe zu den Paralleltexten Synopse 4.

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6 Form

(19) D VIII, 114, 14 – 115, 11*

nD Hr.T Xy.T r pt.T

(20) D VIII, 115, 13 – 116, 9*

Xo wrt m-Xnt #Xt2219

(21) D VIII, 117, 12 – 118, 8*

pr Owt-Or nbt Jwnt m pr.s

(22) D VIII, 120, 2–13*

jr.n hy n nbwt

(Festjubel), FB1, Anrufung, FB2, Aufforderung, FB2 (Festjubel) Anrufung, Aufforderung, FB1 (Festjubel), Anrufung, FB2 (Festjubel), FB1 (Festjubel) FB1 (Erscheinen), FB2 (Hathor in der Götterwelt), Identifikation, Charakterisierung der Gottheit, FB1 (Festjubel), Ausruf, Herrschaftsübergabe, Wunsch FB1 (Erscheinen, Festjubel), Anrufung, FB2 (Festjubel), Anrufung, FB2 (Festjubel), Anrufung, FB2 (Hathor in der Götterwelt), Identifikation, FB2 (Festjubel), Herrschaftsübergabe, Wunsch Einleitung: Aufforderung, Wünsche 5 Strophen: FB2 (Festjubel) mit sDm.f-Form nach dem Schema sDm n.T X Refrain: j nfr w#D nbwt w#D nbwt psD w#D Abschluss: Wunsch2220

683 Person Singular: Hathor Hauptsächlich 2. Person, selten 3. Person Singular: Hathor Hauptsächlich 2. Person, selten 3. Person Singular: Hathor Hauptsächlich 2. Person, selten 3. Person Singular: Hathor Am Anfang 1. Person Plural, dann 2. Person Singular: unklare Personengruppe und Hathor

Tab. 47: Hymnen in den Treppenhäusern und im Kiosk.

Ganz offensichtlich folgen diese Texte nicht dem relativ starren Schema der klassischen ägyptischen Hymnen, wie es Jan Assmann vor allem an Belegen aus dem Neuen Reich aufzeigen konnte.2221 Allerdings sind drei seiner Bestandteile – die initiale Anrede der Gottheit, die rühmende Beschreibung ihres Wesens sowie die Beschreibung ihrer Anbetung – in den vielen Belegen vorhanden, wenn auch nicht in fester Reihenfolge.2222 Eine Wunsch bzw. eine Bitte an die Gottheit, die den klassischen Hymnus abschließt, ist in insgesamt fünf Fällen festzustellen.2223 In Bezug auf den Adressaten der Texte fällt auf, dass dieser häufig wechselt, wie beispielsweise in Hymnus (8), wo mehrfach zwischen Anrufungen bzw. Aufforderungen an die Gottheit und deskriptiven Passagen in der 3. Person Singular hin- und hergesprungen wird. Gelegentlich werden abschnittsweise auch größere Personengruppen angesprochen, obwohl

2219 2220 2221 2222

2223

Siehe zu den Paralleltexten Synopse 2. Vgl. zur Gliederung des Textes Junker, in: ZÄS 43, 1906 (1), 106–107. Assmann, in: LÄ III, 105–106, s.v. „Hymnus“: a) Überschrift; b) eigentlicher Hymnus aus 1. Anrede, 2. Lob/rühmender Darstellung der Gottheit, 3. Beschreibung der Anbetung der Gottheit; c) Schlussgebet/Bitte. Vgl. Kockelmann, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 544. Anrufung/Aufforderung zu Beginn und/oder im Refrain: (2), (5), (8), (13), (14), (17), (19), (22); Charakterisierung der Gotthheit (auch Identifikation oder Bez. der Gottheit): (1), (4), (7), (9), (12), (14), (17), (20), (21); in (2), (5) und (6) erfolgt eine Schilderung der Wesenszüge durch die Variation von Anrufungen; FB zur Schilderung des Festjubels: (3), (8) – (14), (16) – (19), (21) – (22). (1), (8), (20) – (22).

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III Analyse und Auswertung

sich ein Großteil des jeweiligen Textes an einen einzelnen Adressaten richtet.2224 Somit ist eine Unterscheidung in Hymnen, die die Gottheit ansprechen, und solche, die über sie sprechen, wie sie Holger Kockelmann für Quellen dieser Art im Soubassement vorgenommen hat, hier nicht möglich.2225 Trotz der großen Heterogenität der Hymnen bezüglich ihres Aufbaus und ihrer Kommunikationssituation lassen sie sich aufgrund von gemeinsamen Elementen in Gruppen einteilen. Hier wären zunächst die vier Texte bzw. Textensembles zu nennen, die einer klaren Gliederung nach Strophen bzw. Strophen und Refrain unterworfen sind. Den umfangreichsten Beleg für einen klar strukturierten Text stellen die Anrufungen an das Jahr da, die auf die Seite des südlichen Türpfostens der Osttür zum Kiosk beginnen und sich dann auf der Außenseite der Säulen IX, VIII, VII, VI und V fortsetzen (Nr. (5), vgl. Taf. 20a). Dieses Textensemble, das von Philippe Germond in einer Monographie bearbeitet wurde, findet sich auf der Innenseite der nördlichen Umfassungsmauer des Tempels von Edfu, aber auch im dortigen Mammisi, im römischen Mammisi von Dendara sowie im Pronaos des Hathortempels.2226 Adressatin dieses Textes ist das als göttliche Personifikation angesprochene (neue) Jahr, das in jeder neuen Strophe unter einem anderen Aspekt angerufen wird (z. B. „oh gutes Jahr“, „oh Jahr der Nahrung“, etc.) und um dessen Gunst für die Hauptgottheit bzw. Triade des Tempels gebeten wird.2227 Aufgrund seiner thematischen Ausrichtung ist dieser Hymnus für den Neujahrskontext prädestiniert und wohl deshalb in voller Länge auf dem Kiosk angebracht, wenngleich er funktional vielleicht nicht auf die Verwendung zum kalendarischen Jahreswechsel beschränkt war.2228 Nur auszugsweise finden sich auf dem nördlichen Türpfosten der Osttür und auf Säule X des Dachpavillons die Anrufungen an Sachmet (6), die ebenfalls an mehreren Stellen in den Tempelbezirken von Dendara und Edfu belegt sind. Auf der Umfassungsmauer von Edfu korrespondiert dieser Text symmetrisch, der Positionierung im Dachkiosk entsprechend, mit den Anrufungen an das Jahr.2229 Wie diese dient der Hymnus an Sachmet dazu, Handlungen zugunsten der während des Jahreswechsels besonders gefährdeten Hathor zu erbitten, wobei gleichzeitig eine Charakterisierung der Adressatin vorgenommen wird.2230 Inhaltlich wie formal bilden die beiden streng gegliederten Texte, die durch die Wiederholung des Elements j („Oh“) + Götterbezeichnung gekennzeichnet sind, also eine Art funktionale Einheit. Hinzu kommen die beiden ebenfalls stark strukturierten Texte (2) und (22). Beide sind in Strophen gegliedert (15 bzw. 5) und weisen einen Refrain auf, der stets betont, wie schön/gut die Göttin bzw. ihr Zustand ist (j nfrwj X „wie schön ist X“ bzw. j nfr w#D nbwt „Oh, schön! Die Goldene gedeiht“ etc.). Über diese grundlegenden Gemeinsamkeiten hinaus weisen die 2224 2225 2226 2227 2228

2229 2230

(12), (16), (22). Siehe Kockelmann, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 544. Siehe grundsätzlich Germond, Invocations, zu ergänzen durch D XV, 55, 5 – 70, 11 mit Cauville, Dendara XV. Traduction, 82–107 und dies., Pronaos, 465–473. Vgl. auch oben III 1.9, 1.10 und 2.2.1. Siehe zur Jahresgöttin Germond, Invocations, 79–90; ders., in: BSEG 8, 1983, 47–50; Kurth, Rez. in: BiOr 44, 1987, 409–410; ders., Treffpunkt der Götter, 233–234. Einen anderen Jahreskreislauf eröffnen die Anrufungen an das Jahr wohl in Edfu, wo für die Anrufungen eine Verbindung mit dem Fest des 1. Tybi vermutet wird (Germond, Invocations, 1); relativierend dazu allerdings Quack, in: Greub (Hg.), Bild der Jahreszeiten, 87–88, der von einer Situierung nahe am Neujahrstag ausgeht. Siehe zum Zusammenhang mit dem Neujahrsband III 5.9. Siehe Germond, Sekhmet, 1–2 und ders., Invocations, 1. Siehe zum Inhalt der Anrufungen im Detail und für eine Charakterisierung der Sachmet grundsätzlich Germond, Sekhmet, zu Hathor und Sachmet am Neujahrstag III 3.1.

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6 Form

685

Texte jedoch eine unterschiedliche inhaltliche Ausrichtung auf, indem Nr. (2) vor allem das Wirken und Handeln der Hathor in der Götter- und Menschenwelt beschreibt, während Nr. (22) den umfassenden Festjubel schildert. Trotz unterschiedlicher thematischer Ausrichtung können die aufgeführten vier Texte aufgrund ihrer strengen Form und der Wiederholung bestimmter Phrasen als Litaneien oder anaphorische Strophengedichte angesehen werden, deren Gliederung vielleicht mit ihrer Rezitation als Wechselgesang in Beziehung stehen könnte.2231 Eine weitere Gruppe bilden die Hymnen (1), (4), (9) – (11), (14) – (16), (18), (20) und (21), die in Tab. 47 hellgrau markiert sind. Sie verbindet das initiale Thema des Aufgangs oder Erscheinens (wbn, Xo, pr) der Göttin, von dem meist in Form einer Festbeschreibung in der 3. Person Singular berichtet wird, nur in zwei Fällen (14) und (15) wird Hathor direkt angesprochen und zum Erscheinen bzw. Treppenaufstieg aufgefordert. Daran reihen sich Anrufungen, Aufforderungen und deskriptive Passagen in verschiedener Abfolge, wobei allerdings Festbeschreibungen, die den Lobpreis der Göttin schildern, durch ihren großen Umfang auffallen. Textpassagen wie „Jwnt ist in Jubel, Anbetung ist in J#t-djt“2232, „der Himmel ist in Jauchzen, das Land ist im Fest, die äußersten Grenzen sind in Freude“2233 und „der Süden ist in Jubel, der Norden ist in Verehrung, der Westen und der Osten tanzen, wobei sie für deinen Ka sind“2234 greifen dabei ein klassisches Textschema aus dem Neuen Reich auf, dem Jan Assmann den Namen „Chorisches Festlied“ gegeben hat.2235 Wenngleich es in den Texten in Dendara keinen Hinweis auf eine gesungene und chorische Vortragsweise gibt, so kann die Anknüpfung an diese Tradition doch als Hinweis auf die Anwendung der Hymnen im Rahmen einer Rezitation gedeutet werden.2236 Dies gilt auch für eine weitere Gruppe von Texten, die aufgrund ihrer Einleitung als zusammengehörig betrachtet werden können. Es handelt sich um Nr. (8), (13), (17) und (19), die durch eine Begrüßung der Göttin (nD Hr.T) eingeleitet werden. Hier spielen Schilderungen des Lobpreises, die auch in Form eines Festliedes gestaltet sein können, ebenfalls eine große Rolle: „das ganze Land ist im Fest, die Götter und Göttinnen sind in Jubel, die Mannschaft des Re ist in Jauchzen und Anbetung“2237 und „die pot sind in Jauchzen, das Sonnenvolk ist in Jubel, die beiden Länder und die Ufer sind in Freude“2238. Wie der oben stehende Überblick zur Form der Texte zeigt, handelt es sich bei den Hymnen, die in den Treppenhäusern und im Kiosk des Hathortempels von Dendara angebracht sind, um eine bezüglich ihrer Gestaltung sehr heterogene Quellengruppe. In Hinblick auf ihre Anbringungsorte aber sind eindeutige Präferenzen zu erkennen: von einigen Ausnahmen abgesehen, die auf einem Architrav oder an Türen angebracht sind, verteilt sich ein Großteil der 2231 2232 2233 2234 2235

2236 2237 2238

Siehe dazu Assmann, in: LÄ III, 1063–1064, s.v. „Litanei“; Jansen-Winkeln, Text und Sprache, 177–178. D VIII, 52, 12*, Nr. (11). D VIII, 107, 4–5*, Nr. (14). D VIII, 110, 13*, Nr. (16). Assmann, Liturgische Lieder, 250: „die Äußerungen des Jubels und der Festesfreude werden in Adverbialsätzen und Pseudo-Verbalsätzen aneinander gereiht, ohne daß der Gott, dessen Erscheinen diese freudige Aktivität ausgelöst hat, als das indirekte Objekt dieser Handlungen genannt würde.“ Siehe dazu ausführlich ebd., 246–262; ders., in: LÄ III, 853–854, s.v. „Kultlied“; Meyer, in: Gundlach/Rochholz (Hgg.), 4. Tempeltagung, 135–142; Jansen-Winkeln, Text und Sprache, 177; vgl. auch Quack, in: Ryholt (Hg.), Hieratic Texts, 81–86 (zu einem Chorlied im Mundöffnungsritual, das allerdings anders gestaltet ist). Innerhalb der Treppentexte und des Kiosks treten Textpassagen, die das Schema des Chorliedes haben, allerdings nicht nur in den Hymnen auf. Siehe für weitere Beispiele III 9.1. Die von Jan Assmann bearbeiteten Texte sind oftmals an Darstellungen von Sängern geknüpft oder mit erläuternden Beischriften versehen, siehe Assmann, Liturgische Lieder, 250–251. D VIII, 69, 17–18*, Nr. (13). D VIII, 115, 1–2*, Nr. (19). Der Text setzt sich noch lange nach diesem Muster fort.

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III Analyse und Auswertung

Hymnen auf den unteren Bereich der Säulen des Kiosks und auf die Wände der Eckpodeste in der Westtreppe.2239 Für die hymnischen Texte auf den Säulen des Dachpavillons, die in unmittelbarer Nähe des zentralen Ritualgeschehens angebracht waren, liegt es nahe, ihren Anbringungsort mit dem Ort ihrer Rezitation gleichzusetzen. Zur Erklärung für die auffällig große Anzahl von Hymnen im westlichen Treppenhaus allerdings bieten sich eher dekorationspraktische Gründe an, denn hier boten die Seitenwände der Eckpodeste besonders viel Platz für längere Inschriften. Auch die Hymnen im Kiosk könnten also nicht nur aufgrund von theologischen Erfordernissen positioniert worden sein, sondern auch, weil auf dem unteren Teil der Säulen genügend Raum für umfangreicheres Textmaterial zur Verfügung stand. Aufgrund seiner engen Verbindung zum Textformular [H] soll an dieser Stelle noch eine weitere Gruppe von Texten besprochen werden, die am ersten Tag des Jahres vermutlich im Rahmen einer Rezitation eine Rolle spielten. Es handelt sich hierbei um Begleitinschriften zu Ritualhandlungen, die durch Spruchtitel explizit als solche gekennzeichnet sind [BR]. Zwei dieser Texte finden sich auf den Säulen VI und VII des Kiosks (siehe Taf. 20a), zwei weitere auf den Pfosten der Tür, die vom Opfersaal zu Treppe X führt.2240 Je nach Vorgang, auf den sich diese Inschriften ihren Überschriften zufolge beziehen, haben die Texte einen unterschiedlichen Schwerpunkt: Der „Spruch, diese Göttin an ihrem reinen Ort ruhen zu lassen“ (r# n djt Htp nTrt tn Hr wobt.s)2241 und der „Spruch, ihre Majestät sich vereinigen zu lassen mit der (Sonnen-)Scheibe“ (r# n rdjt xnm Hmt.s jtn)2242 haben hymnischen Charakter und richten sich an Hathor und/oder den Sonnengott. Da die Titel einen wichtigen Schauplatz des Neujahrsfestes und das Hauptereignis dieses Tages evozieren, steht zu vermuten, dass sie funktional relativ eng an dieses Ereignis gebunden waren.2243 Die Sprüche zum Darbringen von Opfergaben, des Stabstraußes sowie zur Reinigung des Opferaltars (siehe Tab. 48) sind hingegen schon aufgrund ihres Inhalts von allgemeingültigerem Charakter und enthalten keine expliziten Verweise auf den Neujahrskontext. Bei allen Vertretern des Textmusters [BR] ist es nicht sicher, ob die teilweise sehr kurzen Texte die Begleitrezitation zur jeweiligen Ritualhandlung in Gänze oder nur in Auszügen wiedergeben. Spruch-/Ritualtitel mit Übersetzung jot X#wt „Reinigen des Opferaltars“2244 ms msw „Herbeibringen der Stabsträuße“2245

2239 2240 2241 2242 2243 2244 2245

Textstelle und Schreibung D VIII, 72, 5* D VIII, 72, 2*

Architrav: Nr. (7); Türen: (1) – (4); Türen und Säulen: (5), (6); Säulen: (8) – (13); Eckpodeste von Treppe X: (14) – (22). Säule VI: D VIII, 57, 12 – 58, 1*; Säule VII: D VIII, 59, 2–7*; Tür: D VIII, 71, 14 – 72, 11*. D VIII, 57, 12*. D VIII, 59, 2*. Siehe zu diesen Texten und ihrer engen Verbindung zu Inschriften aus dem Neujahrshof, die teilweise Parallelen aufweisen, teilweise als Ergänzung verstanden werden können, III 1.7 und Synopse 1. Vgl. die Spruchtitel bei Schott, Bücher und Bibliotheken, 129 (Nr. 294) und Otto, Mundöffnungsritual I, 174–175 und II, 148–149 (65B). Siehe zu der im Verhältnis zur Edition korrigierten Schreibung Anm 995 zur Übersetzung (Kapitel II). Siehe die Spruchtitel bei Schott, Bücher und Bibliotheken, 177 (Nr. 596a–b) und 196 (Nr. 711), zum Opfer dieser Gabe auch Jambon, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 351–388. Ein vergleichbarer Spruchtitel, in dem die Blumen allerdings onXw heißten, findet sich bei und Tacke, Opferritual I, 275, 281 (Nr. 58 und 61) und II, 239, 249.

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6 Form

ms Htpw „Herbeibringen der Opfergaben“ r# n w#H Htpw „Spruch des Niederlegens der Opfergaben“ r# n rdjt xnm Hmt.s jtn „Spruch, ihre Majestät sich vereinigen zu lassen mit der (Sonnen-)Scheibe“ r# n djt Htp nTrt tn Hr wobt.s „Spruch, diese Göttin an ihrem reinen Ort ruhen zu lassen“ 2246 djt Htpw jr.t[w? n?] Hnwt? Htpw „Darbringen der Opfergaben, welches [für?] die Gebieterin? der Opfergaben durchgeführt wird“

687

D VIII, 71, 15* D VIII, 71, 14* D VIII, 59, 2*

D VIII, 57, 12* D VIII, 71, 14–15*

Tab. 48: Ritual-/Spruchtitel in den Treppenhäusern und im Kiosk mit anschließendem Ritualtext [BR].2247

Fälle wie die beschriebenen, in denen Inschriften durch einen Titel eindeutig als Spruch oder Teil eines Spruches mit einer bestimmten Verwendung gekennzeichnet werden, sind in der Dekoration der späten Tempel Ägyptens eher die Ausnahme. Es ist anzunehmen, dass viele der Inschriften ohne Titel, wie beispielsweise die oben besprochenen Hymnen, einer speziellen Ritualhandlung zugeordnet waren, wobei sich der Verwendungskontext nur selten ermitteln lässt. Andererseits finden sich auch Spruchtitel, die nicht mit dem zugehörigen Text versehen sind, sondern nur pars pro toto genannt werden. Stellen, in denen vermutlich solche intertextuellen Verweise vorliegen, gibt es auch in den Inschriften der Treppenhäuser und des Kiosks: Spruch-/Ritualtitel mit Übersetzung jrw n st-Hb-tpj „Ritual des Platzes des ersten Festes“

Textstelle mit Schreibung D VIII, 118, 14–15* D VIII, 121, 4* D VIII, 122, 4*

Variante: tp-rd n st-Hb-tpj „Vorschrift des Platzes des ersten Festes“

2246 2247

D VII, 187, 2–3*

Siehe zur Korrektur des Suffixes Anm. 864 zur Übersetzung (Kapitel II). Zudem ist der Beginn eines Ritualtextes mit der Überschrift r#w nw prt r-H# in D VIII, 84, 3* zitiert, wobei es sich jedoch um einen Einschub in einen beschreibenden Text handelt. Siehe dazu die Erläuterungen am Ende dieses Kapitels.

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III Analyse und Auswertung

r#w nw oq pr.s „Sprüche des Eintretens in ihr Haus“2248

D VII, 204, 3*

Variante 1: r#w St#w nw oq pr.s „verborgene Sprüche des Eintretens in ihr Haus“

D VII, 194, 3*

Variante 2: r#w St#w nw oq oH Spst „verborgene Sprüche des Eintretens in den Palast der Prächtigen“2249 r#w nw Xt-nTr „Sprüche des Gottesopfers“2250 r#w nfrw nw Spst „schöne Sprüche der Prächtigen“2251

D VIII, 91, 4* D VIII, 85, 15* D VIII, 100, 14*

Tab. 49: Mutmaßliche Verweise auf Ritual- und Spruchtitel in den Treppenhäusern und im Kiosk.

Neben den Titeln von Ritualtexten, die offenbar die Rückkehr der Göttin in ihren Tempel begleiten und dementsprechend in Zusammenhang mit dem Vorlesepriester in den absteigenden Prozessionshälften verbunden sind (vgl. III 3.6), fallen in Tab. 49 solche durch ihre mehrfache Nennung auf, die zu Rezitationen für Handlungen am „Platz des ersten Festes“ gehören.2252 In Dendara kann hiermit, wie in III 2.2.3 erläutert wurde, sowohl der Dachkiosk als auch das Ensemble von Wabet und Neujahrshof gemeint sein. Dementsprechend finden sich Verweise auf dieses Ritual im Textkorpus vor allem an Stellen innerhalb von Festbeschreibungen, die den Aufenthalt der Hathor und ihres Gefolges im Kiosk schildern, wobei zweimal unmittelbar davor vom „Öffnen des Gesichtes“ die Rede ist, einmal wird das Betreten des Daches (tp-Hwt) erwähnt.2253 Vermutlich ist mit der „Vorschrift“ bzw. dem „Ritual des Platzes des ersten Festes“ also eine Gruppe von bestimmten Texten bezeichnet, welche die Vereinigung mit der Sonnenscheibe und somit den Kontakt der Sonnenstrahlen mit der Statue der Hathor (und der Neunheit) begleiteten.2254 Auch in Edfu deutet die Nennung des „Rituals des Platzes des ersten Festes“ (jrw n st-Hb-tpj) in den Treppentexten darauf hin, dass es um die Ereignisse im Dachkiosk geht.2255 In der Beschreibung dieses Gebäudes in der Bandeauinschrift auf der äußeren 2248 2249 2250 2251 2252 2253 2254

2255

Vermerkt bei Schott, Bücher und Bibliotheken, 272 (Nr. 1224). Siehe dazu Anm. 1101 in III 3.6. Siehe dazu Anm. 1100 in III 3.6. Vermerkt bei Schott, Bücher und Bibliotheken, 271 (Nr. 1219). Vgl. auch orq.tw n.T nt-o m st-Hb-tpj („Man vollendet für dich die Bestimmung am Platz des ersten Festes“; D VIII, 105, 6*), wo allerdings kein Ritualtitel, sondern eine Angabe des Veranstaltungsortes vorliegt. „Öffnen des Gesichtes“: D VIII, 118, 14–15*; 121, 3–4* (siehe zu wn Hr III 2.2.4); Dach betreten: D VII, 187, 1–3*. Andernorts existieren Ritual- bzw. Buchtitel, die diesen Zusammenhang klarer formulieren, siehe z. B. die nt-ow wrw nw xnm jtn („großen Bestimmungen der Vereinigung mit der (Sonnen-)Scheibe“) in einer Inschrift unter einem der Fenster im östlichen Treppenhaus von Edfu (E I, 568, 2) und das Buch m## jtn „Sehen der Scheibe“ im Nutbuch (von Lieven, Grundriss des Laufes der Sterne, 284 mit Kommentar 286– 287). E I, 546, 2 und 549, 11 (vgl. Schott, Bücher und Bibliotheken, 20, Nr. 36b); vor der Nennung des Ritualtitels wird an zuletzt genannter Stelle die Funktion der Osttreppe beschrieben. Siehe zu st-Hb-tpj als Bezeichnung für den Kiosk in Edfu III 2.2.3, für eine Reihe von anders lautenden Spruch- bzw. Ritualtiteln aus Edfu, die

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Umfassungsmauer heißt es sogar, es sei „beschriftet mit den Ritualen des Platzes des ersten Festes“ (sS.tj m jrw n st-Hb-tpj).2256 Auf Dendara übertragen hieße das, dass die gesuchten Texte auf den Wänden des Dachkiosks W’ angebracht wären, wobei insbesondere die oben besprochenen längeren Inschriften auf dem unteren Teil der Säulen ([H] und [BR]) in Frage kämen. Wenngleich dies ein verlockender Gedanke ist, muss er hier als bloße Vermutung dahingestellt bleiben, da die theologischen sowie lokalen Spezifika der einzelnen Heiligtümer tempelübergreifende Schlussfolgerungen dieser Art nicht immer zulassen. Eine Bestimmung (nt-o) für den Platz des ersten Festes wird in einem in Edfu angebrachten Festkalender für Hathor von Dendara für den kalendarischen Neujahrstag und den vierten Epagomenentag aufgeführt, wobei im Zusammenhang mit dem I. #Xt 1 auch die Wabet erwähnt wird.2257 Dementsprechend nimmt Filip Coppens an, dass mit den „Ritualen des Platzes des ersten Festes“ in Dendara und ausschließlich die Ereignisse in der Wabet und im zugehörigen Hof gemeint waren, zumal sie am Zugang zu diesem Raum und in seinem Vorhof mehrfach genannt sind.2258 Die oben genannten Belege aus den Treppenhäusern aber lassen keinen Zweifel daran zu, dass auch die Ritualhandlungen im Kiosk so bezeichnet wurden. Entsprechend der in III 1.7 attestierten formalen und funktionalen Ähnlichkeit der Wabet und des Kiosks, die auch durch eine gemeinsame Bezeichnung als st-Hb-tpj ausgedrückt wird, liegt es nahe, dass die Ereignisse in beiden Räumlichkeiten „Rituale des Platzes des ersten Festes“ genannt werden konnten. Dabei wären die Geschehnisse im Kiosk zu bestimmten Gelegenheiten vielleicht durch entsprechende Handlungen in der Wabet substituiert worden. Zum Abschluss der Ausführungen über Texte, deren Bestimmung als Rezitation während der Ritualhandlungen relativ klar erkennbar ist, soll ein Beispiel besprochen werden, das den altägyptischen Umgang mit Quellen besonders gut illustriert. Es handelt sich um den bereits in III 6.1 erwähnten Einschub in eine langen Beschreibung des Festdefilees am oberen Zugang zu Treppe X.2259 In die Passage über den Vorlesepriester ist hier von einer Rezitation der „Sprüche des Herauskommens nach draußen“ (r#w nw prt r-H# ) die Rede, 2260 woraufhin durch m Dd („folgendermaßen“) ein direktes Zitat eingeleitet wird. Die sich anschließende Passage, die vermutlich den Beginn des Ritualtextes darstellt („Oh Träger, die ihr

2256

2257

2258

2259 2260

offenbar ebenfalls mit den Ereignissen auf dem Dach in Verbindung stehen, die Inschrift unter der Fensteröffnung in E I, 568, 1–6 und dazu Alliot, Culte d’Horus, 412. E VII, 14, 4 (vgl. Schott, Bücher und Bibliotheken, 20, Nr. 36b). Im Zusammenhang damit ist ein Fragment des Papyrus Tanis 118 beonders interessant, das eine „Vorschrift (tp-rd) für das Dekorieren des Platzes des ersten Festes“ (freundliche Auskunft von Joachim Friedrich Quack, Stand Juni 2015) erwähnt. Siehe zu Papyrus Tanis 118 vorläufig Quack, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 17–27. Vgl. auch die „Vorschrift für den Platz des ersten Festes“ im Buch vom Tempel, bei der es sich ebenfalls um ein Regelwerk zur korrekten Gestaltung des Kiosks handelt (Übersetzung bei ders., in: Preys (Hg.), 7. Tempeltagung, 227). E V, 349, 6–7 (siehe zur Ergänzung Grimm, Festkalender, 183, Anm. h); 359, 6; vgl. Grimm, op. cit., 20– 21 (G 1), 144–145 (G 74) und Schott, Bücher und Bibliotheken, 124, 267. Auch aufgeführt bei Coppens, Wabet, 64. Vgl. auch den Eintrag zum 30. Mesore in einen anderen Festkalender (diesmal mit theologischem Schwerpunkt auf dem Horus von Edfu) E V, 395, 2 = Grimm, op. cit., 142–143 (H 41). Coppens, Wabet, 62, siehe ausführlicher dazu III 1.7. Coppens, ebd. zieht Cauvilles Übersetzung von D IV, 216, 16–17 (Dendara IV. Traduction, 354–355) als Beleg dafür heran, dass das jrw n st-Hb-tpj vor den Ereignissen auf dem Dach und somit in der Wabet stattfand. Das dort als „kiosque“ wiedergegebene Wort tjt bezieht sich m. E. aber viel wahrscheinlicher auf das Sanktuar, in das die Göttin vom Kiosk aus zurückkehrt. Einschub: D VIII, 84, 3–4*; ganzer Text: D VIII, 83, 4 – 85, 4*, siehe dazu III 6.6 zu [HFE]. Vgl. dazu die gleich lautende Spruchbezeichnung in E V, 30, 2 (Schott, Bücher und Bibliotheken, 272, Nr.

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III Analyse und Auswertung

die Prächtige, die Mächtige tragt, Gottesdiener der Hathor, der Großen, Gottesdiener von Oberägypten, die ihr euch im Tempel von J#t-djt befindet […], die ihr die Herrin des Himmels an ihrem schönen Fest Neujahrsfest tragt!“) findet sich andeutungsweise in einigen Inschriften, die den Schreinträgern der Hathor in den Treppenprozessionen von Dendara zugeordnet sind, ebenso im östlichen Treppenhaus des Horustempels von Edfu und in der Beischrift zu einer Opferszene auf der Nordwand des dortigen Hypostyls W.2261 Dort aber ist der Beginn des Ritualtextes, der in dem oben erwähnten Einschub durch die Überschrift explizit einem bestimmten Nutzungszusammenhang (dem Auszug der Göttin) zugeordnet ist, ohne weitere Kennzeichnung wiedergegeben. Dieser Sachverhalt deutet darauf hin, dass unmarkierte Zitate dieser Art – tempelintern wie -übergreifend – in den Texten noch häufiger vorkommen, wenngleich sie in Ermangelung einer kontextualisierenden Parallelstelle nicht immer als solche erkennbar sind. Zudem betont dieses Beispiel in besonderem Maße, dass die Vorstellung von der in sich geschlossenen Texteinheit oder von der Zuordnung zu einer bestimmten Textart bei der Zusammenstellung der Tempelinschriften keine zentrale Rolle spielte. So korrespondiert der Ritualtext, der in D VIII, 84, 3–4* dem Vorlesepriester in den Mund gelegt wird, einerseits mit den klar abgegrenzten und mit einer Überschrift versehenen Begleitinschriften zu Ritualhandlungen auf den Säulen VI und VII des Kiosks und andererseits mit den Beischriften zu den Naosträgern, ohne selbst von der ihn umgebenden Festbeschreibung geschieden zu sein. 6.6 Mischformen auf Basis einer Festerzählung [HFE], [BT/FE], [BT/HFE] In diesem Kapitel sollen verschiedene Textmuster zusammengefasst werden, deren Hauptbestandteil eine Festerzählung ist, also eine mehr oder weniger umfangreiche Schilderung des Geschehens am Neujahrstag.2262 Im Gegensatz zu den Hymnen, die beschreibende Abschnitte zum Lobpreis oder zu den Wesenszügen der Göttin enthalten (III 6.5), steht hier der praktische Ablauf des Ereignisses in Form von Bewegungen, Opfer oder Handlungen an den Statuen im Vordergrund.2263 Die Festerzählung als Hauptbestandteil der hier zu besprechenden Mischformen besteht aus einem oder mehreren längeren Abschnitten, die dem Textbestandteil Festbeschreibung (FB, siehe II 2) zuzuordnen sind. Sie sind als deskriptive Texte in der 2. oder 3. Person Singular

2261 2262

2263

1228), die allerdings mit dem Behedet-Fest in Edfu in Zusammenhang steht. Siehe dazu zuletzt Nagel, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 666. D VII, 186, 7–8*; 199, 14–15*; D VIII, 117, 3–4*; E I, 560, 2–3; E II, 64, 5–8; ähnlich D VIII, 96, 5–6*. Siehe dazu auch III 6.1. Die Festerzählung ist als Hauptbestandteil der drei hier zu behandelnden Textmuster zu unterscheiden von einzelnen Textbestandteilen mit der Bezeichnung Festbeschreibung (siehe II 2), aus denen sie sich zusammensetzt. Der Begriff „Erzählung“ wurde bewusst gewählt, da hier durchaus eine Bemühung zu erkennen ist, die Vorgänge in chronologischer Reihenfolge wiederzugeben. Von der Bezeichnung „Festlied“ (siehe III 6.5) wurde Abstand genommen, da dies die gesungene Aufführungsform impliziert, für die es in den betreffenden Texten keine Anhaltspunkte gibt. Siehe zur Erzählung, die u. a. als „kommunikative Vermittlung realer oder fiktiver Vorgänge“ definiert werden kann, Nünning (Hg.), Metzler Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, 161. Vgl. im Gegensatz dazu die nicht-narrative hymnische Rede, die eine allgemeine Aussage trifft (Assmann, ÄHG, 24). Siehe zum Lied, dessen Aufführungsform durch metatextliche Hinweise gekennzeichnet sein muss, Jansen-Winkeln, Text und Sprache, 177. Siehe für deskriptive Texte in Edfu und Esna, die ebenfalls einen Schwerpunkt auf den praktischen Kultablauf setzen, Kurth, in: Beinlich (Hg.), 9. Tempeltagung, 194–198 und Derchain-Urtel, in: Gundlach/Rochholz (Hgg.), 4. Tempeltagung, 3–15.

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6 Form

abgefasst, wofür Pseudoverbalkonstruktionen, narrative Infinitive, Subjekt-Stativ-Konstruktionen, Adverbialsätze und sDm.f-Formen, selten auch sDm.n.f-Formen verwendet werden. Diese Festerzählung kann – meist am Anfang des Textes, gelegentlich aber auch durch Einschübe oder am Ende – um eine Reihe von Zusätzen erweitert sein oder aber durch die auffällige Häufung von Phrasen, die den Lobpreis der Gottheit beschreiben, eine inhaltliche Nähe zum Hymnus aufbauen. So ergeben sich insgesamt drei Muster, die auf der Erweiterung einer Beschreibung des Festablaufes basieren: Kategorie [BT/FE]

Struktur Begleittext + Festerzählung (FB1)

[HFE]

Typ 1: Elemente eines Hymnus vor, inmitten oder nach der Festerzählung Typ 2: Festerzählung mit Jubelthema und Handlungsablauf Begleittexte + Anrufung + Festerzählung (FB1 + FB2)

[BT/HFE]

Vertreter D VII, 142, 18 – 143, 5*; 169, 3–13*; 200, 7 – 202, 4*; D VIII, 49, 10–14*; 53, 2–6; 81, 5–13*?; 81, 15 – 82, 8*; 96, 14 – 97, 11*; 118, 10 – 119, 4*; 120, 14 – 121, 10* D VII, 171, 7 – 172, 4*; 178, 3–11*; 200, 3–7*; D VIII, 75, 5–9*; 104, 9 – 105, 6*; 105, 8 – 106, 5* D VII, 186, 11 – 187, 3*; D VIII, 83, 4 – 85, 4* D VII, 187, 3 – 188, 11*

Tab. 50: Mischformen auf Basis einer Festerzählung.

Die Vertreter des Formulars [BT/FE] werden durch Begleittexte, wie sie in III 6.1 ausführlich beschrieben sind, eingeleitet. Sie können auf Figurengruppen, die in der Nähe der Inschrift dargestellt sind, bezogen sein, oder aber auf das Architekturelement (die Tür, den Kiosk), auf dem der Text steht.2264 Ihrer Zugehörigkeit zu außertextlichen Elementen entsprechend findet dieses Muster einerseits in Türdurchgängen und auf Säulen im Kiosk, andererseits in den Treppenhäusern, wo es über den Naoi der Neunheit angebracht ist.2265 Somit dient die Kombination des Begleittextes mit der Festerzählung vor allem der Verortung der Darstellung bzw. des beschrifteten Tempelbestandteils im Kontext der Ereignisse zum Jahreswechsel, wobei über die Eigenschaften und Funktionsweisen des jeweiligen Bezugsobjektes hinaus umfangreiche Bestandteile der Kulthandlungen beschrieben werden.2266 Das zweite Textmuster aus Tab. 50 wurde mit der Bezeichnung „Hymnische Festerzählung“ [HFE] versehen, um den Einfluss von Bestandteilen der hymnischen Rede (II 6.5) auf die hauptsächlich deskriptiv geprägten Texte zu verdeutlichen. Der erste Typ ist durch die 2264

2265

2266

Mit Bez. der Göttergruppe: D VII, 200, 7 – 202, 4*; D VIII, 96, 14 – 97, 11*; 118, 10 – 119, 4*; 120, 14 – 121, 10*; Beschreibung des Bauwerks: D VIII, 49, 10–14*; 53, 2–6*; Funktionsbestimmung des Architekturelements: D VII, 142, 18 – 143, 5*; 169, 3–13*; D VIII, 81, 15 – 82, 8*. Hinzu kommt wohl auch der Text D VIII, 81, 5–13*, der durchgehend beschreibend ist, dessen Anfang allerdings zerstört ist. Siehe zu den genannten Textbestandteilen II 2. Türlaibungen: D VII, 142, 18 – 143, 5*; 169, 3–13*; D VIII, 81, 15 – 82, 8*; gegenüber des Türschattens: D VII, 169, 3–13*; Säulen III und IV: D VIII, 49, 10–14*; 53, 2–6*; über den Naoi in den Treppenhäusern: D VII, 200, 7 – 202, 4*; D VIII, 96, 14 – 97, 11*; 118, 10 – 119, 4*; 120, 14 – 121, 10*. Siehe zur Anbringung der Texte auf den Säulen des Kiosks auch Taf. 20a. In einem Fall (D VII, 142, 18 – 143, 5*) kann zudem ein Bezug zum Affirmationsformular (III 6.4) und zu den Ritualszenen (III 6.2) hergestellt werden, denn diese Türinschrift wird durch eine Gegengabe abgeschlossen.

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692

III Analyse und Auswertung

Erweiterung einer längeren Festerzählung mit Elementen des Hymnus, also z. B. mit Anrufungen an die Gottheit oder Beschreibungen ihres Wesens gekennzeichnet. Texte dieser Art finden sich an verschiedenen Stellen auf den Wänden der Treppenhäuser und auch in Türdurchgängen.2267 In einigen Fällen wird der beschreibende Teil durch eine Aufforderung eingeleitet, die sich in einem unsicheren Fall wohl an die Festteilnehmer (D VII, 171, 7*: „[Lobpreis, Lobpreis?]“), häufiger jedoch an Hathor richtet: mjt m Htp Hr Xndw r sXm.T („Komm in Frieden auf der Treppe zu deinem Heiligtum“, D VIII, 75, 5*); sjn r.T sm#tjw („Beschreite die Wege!“, D VII, 178, 3*). An die zuletzt zitierte Textstelle schließt sich zudem eine Festbeschreibung in der 2. Person Singular an, die durch eine Charakterisierung der Hathor („Du bist die Mutter der Mütter der Götter“)2268 unterbrochen ist. Auch durch diese zusätzlichen Textbestandteile wird ein Akzent auf die hymnische Konnotation des Textes gesetzt. Neben Aufforderungen finden sich initiale Anrufungen an die Göttin, wobei für hymnische Texte charakteristische Formulierungen gewählt werden: nfrwj nn („Wie schön ist dies!“, D VII, 200, 3*), nfrwj Hr.T („Wie schön ist dein Gesicht!“, D VIII, 105, 8*) und Xy sp 2 („Steige auf, steige auf!“, D VIII, 104, 9*).2269 Typ 2 des Musters [HFE] ist nur durch zwei Texte vertreten, die vor allem zu Beginn, aber auch im weiteren Verlauf der Festerzählung ausführlichere Beschreibungen des Festjubels aufweisen, wodurch sie sich dem Hymnus stark annähern.2270 Gleichzeitig fallen sie durch lange Passagen auf, in welchen der praktische Verlauf der Festereignisse im Vordergrund steht, etwa wenn der Schrein und sein Transport durch die Träger sowie das Betreten des Daches im Detail geschildert werden.2271 Auch hier handelt es sich also eindeutig um eine Mischform, in der Charakteristika zweier Textmuster stark repräsentiert sind, so dass eine eindeutige Zuordnung nicht vorgenommen werden kann.2272 Eine besondere Mischform, die sogar Merkmale von drei Textmustern aufweist, ist in Tab. 50 als „Begleittext/Hymnische Festerzählung“ [BT/HFE] bezeichnet. Es handelt sich um die Inschrift über den Naoi der Neunheit in der rechten Hälfte der Osttreppe. Dementsprechend steht am Beginn des Textes eine Reihe von Bezeichnungen der darin befindlichen Göttergruppe, an die sich dann jedoch eine Charakterisierung der Hathor anschließt.2273 Diese wiederum geht in eine Anrufung wbn.T wbn Ro cXmt wrt nbt t#wj („Wenn du aufgehst, geht Re auf, Sachmet, die Große, die Herrin der beiden Länder!“: D VII, 187, 13–14*) über, die unvermittelt in zwei langen deskriptiven Passagen (zunächst in der 2. Person, dann in der 3. Person Singular) mündet. Dieser Text, der an der Wand in einheitlicher Form dargestellt ist,2274 weist also eine Vielzahl von Abschnitten mit verschiedenster Form und inhaltlicher Ausrichtung auf,

2267

2268 2269 2270 2271 2272 2273 2274

Text gegenüber des Türschattens: D VII, 171, 7 – 172, 4*; neben dem Türschatten: D VIII, 75, 5–9*; Treppe W, linke Seite, Text vor dem König: D VII, 178, 3–11*; Treppe W, rechts, über dem Naos der Hathor: D VII, 200, 3–7*; Treppe X, rechte Hälfte, hinter den Standartenträgern: D VIII, 104, 9 – 105, 6*; 105, 8 – 106, 5*. ntT mwt mwwt nt nTrw, D VII, 178, 8*. Vgl. die Einleitungen zu den Hymnen in Tab. 47 (III 6.5). D VII, 186, 11 – 187, 3* (über dem Naos der Hathor, Treppe W, links); D VIII, 83, 4 – 85, 4* (gegenüber eines Türschattens). D VII, 186, 13 – 187, 2*. D VIII, 83, 4 – 85, 4* wird zudem durch eine Gegengabe abgeschlossen, wodurch eine Verbindung zu den Ritualszenen (III 6.2) und dem Affirmationsformular (III 6.4) hergestellt werden kann. D VII, 187, 3 – 188, 11*. D VII, Taf. 677–678.

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was auf die Zusammensetzung von Bestandteilen unterschiedlicher Quellen schließen lassen könnte.2275 Zusammenfassend ist zu konstatieren, dass sich die Textabschnitte, welche sich durch die unterschiedlich geartete Erweiterung einer Festerzählung auszeichnen, weder architektonisch noch funktional klar verorten lassen. Sind sie mit dem Begleittext-Muster [BT] kombiniert, stehen sie natürlich in der Nähe der zu bezeichnenden Darstellung/des zu bezeichnenden Architekturelements. Für die Mischform, die hymnische Elemente enthält [HFE], scheint es keine bestimmte Präferenz der Anbringung zu geben. Auch eine formal einheitliche Gestaltung, die über die in Tab. 50 aufgezeigten strukturellen Ähnlichkeitsverhältnisse hinausgeht, scheint nicht intendiert. Besonders deutlich zu Tage tritt hier aber die bereits in Zusammenhang mit anderen Mustern (III 6.1, 6.4, 6.5) festgestellte Tendenz, Beschreibungen der Festereignisse am Neujahrstag mit verschiedenen Arten von Texten zu kombinieren und an unterschiedlichen Orten anzubringen, so dass die Gesamtheit der Inschriften in den Treppen und im Kiosk von deskriptiven Passagen gewissermaßen durchdrungen ist. Demnach könnten die Merkmale, durch welche die Texte des Korpus als dem Fest zugehörig ausgewiesen sind, nicht so sehr in ihrer Makrostruktur zu suchen sein, die oftmals durch den Anbringungsort bedingt ist, sondern vielmehr in dem Textbestandteil der Festbeschreibung, die in den Treppenhäusern und im Kiosk omnipräsent ist.2276 6.7 Zu den verwendeten Textmustern und der Methode der Kompilation Wie die Ausführungen in den Abschnitten III 6.1 – 6.6 gezeigt haben, sind die Texte zum Neujahrsfest einer Vielzahl an Mustern zuzuordnen, die allerdings keine starren Strukturen, sondern die relativ flexible Reihung gleichartiger bzw. vergleichbarer Elemente repräsentieren. Viele der Textmuster sind mit bestimmten Anbringungsorten verknüpft, die ihre äußere Form prägen. So finden sich die Ritualszenen vorwiegend an den Wänden von Raum V sowie auf den Schranken des Kiosks, für das Affirmationsformular ist dagegen die Anbringung im Türbereich und als Bandeau typisch. Auffällig ist auch die Verknüpfung der einzelnen Muster untereinander durch gemeinsame Bestandteile oder durch strukturelle Analogien. Beispielsweise ist die Beschreibung des bilateralen Verhältnisses zwischen Götter- und Menschenwelt, die sich unter anderem durch die Zusicherung einer Gegengabe an den König ausdrückt, nicht nur für die Ritualszenen typisch, sondern kommt auch im Affirmationsformular, in den Mischformen sowie in den Begleittexten zu Darstellungen vor. Teile von Hymnen bzw. Texten, die eindeutig als Begleitinschriften zu Ritualhandlungen gekennzeichnet sind, können auch mit Festbeschreibungen kombiniert werden (III 6.6), sich in den Texten zu den Festteilnehmern in den Treppenprozessionen wiederfinden (III 6.1) oder als „Pasticcio“ auf verschiedene Ritualszenen verteilt sein (III 6.2). Ein Textbestandteil, der nahezu alle Muster miteinander verbindet, ist die Festbeschreibung, die an verschiedenen Stellen in ganz unterschiedlichem Umfang in das Korpus eingeflickt wurde und vielleicht als eine Art Markierung des Festkontexts verstanden werden kann.2277 Die Heterogenität des Materials und die große Anzahl der strukturellen Querverbindungen, durch welche die einzelnen Abschnitte untereinander verknüpft sind, deuten mit Nachdruck in Richtung des bereits in der Einleitung zu diesem Kapitel geäußerten Eindrucks, dass die Wiedergabe von Texten im Sinne von abgeschlossenen Einheiten von altägyptischer Seite her 2275 2276 2277

Siehe dazu III 6.7. Siehe zu den verschiedenen Arten der Festbeschreibung und ihren Charakteristika II 2. Siehe dazu auch das Ende von Kapitel III 6.6.

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III Analyse und Auswertung

nicht intendiert war. Besonders in Anbetracht der Mischformen (III 6.6), aber auch angesichts des heterogenen Charakters vieler anderer Inschriften liegt es nahe, dass es sich um Kompilationen aus verschiedenen Quellen handelt, die übergangslos aneinandergefügt wurden. Hinweise dazu, wie dieser Kompilationsprozess abgelaufen sein könnte, lassen sich zwei Beispielen entnehmen, für die Textparallelen inner- oder außerhalb Dendaras bekannt sind: Erstens findet sich, wie Synopse 5 zeigt, ein kleiner Teil der als Mischform [BT/FE] eingeordneten Inschrift D VII, 200, 7 – 202, 4* auch am Antrittspodest von Osttreppe U in Edfu.2278 Letztere wurde wohl, wie der Rest der Treppendekoration in Edfu, unter Ptolemaios VIII. angebracht und ist somit deutlich älter als der Text aus Dendara.2279 Somit liegt es nahe, dass sich die Version in Dendara entweder aus dem Material in Edfu speist, oder, dass beide auf einer gemeinsamen Vorlage basieren. Beide Texte beziehen sich auf die Götterneunheit des jeweiligen Tempels, die Hathor bzw. Horus am Neujahrsfest auf das Dach begleitet. Die Inschriften laufen zu Beginn weitestgehend parallel; Abweichungen sind vor allem dann festzustellen, wenn lokalspezifische Toponyme genannt werden. So wird gleich zu Beginn Owt-bjk („Haus des Falken“) in Dendara durch Owt-sSSt („Haus des Naossistrums“) ersetzt.2280 Auch werden in Dendara Gelegenheiten genutzt, zusätzliche Tempelnamen in den Text einzubauen, wie etwa durch den Einschub des Epithetons nbw f#w Xntjw #Xt-nHH („Herren des Ansehens, die Vorsteher des Horizontes der nHH-Ewigkeit“), dem in Edfu keine korrespondierende Passage zugeordnet werden kann.2281 Umgekehrt sind in Dendara Passagen aus Edfu, die nicht zum theologischen Konzept des Tempels passen, entweder ausgelassen oder durch anderen Text ersetzt.2282 Der weitere Verlauf von Synopse 5 zeigt dann, dass sich in Dendara ein längerer Abschnitt anschließt, der in Edfu keine Entsprechung hat. Es handelt sich um eine ausführliche Beschreibung der Statue der Hathor, für die möglicherweise eine andere Quelle herangezogen wurde, da die Parallele in Edfu hierfür natürlich kein Material liefern konnte.2283 Die Beschreibung, die sich dort auf das Abbild der Hauptgottheit des Tempels bezieht, wird in Dendara aber dennoch wiederverwendet und zu einer Schilderung der Statue des Horus als Mitglied der die Göttin begleitenden Neunheit umgedeutet.2284 Wieder schließt sich in Dendara ein längeres Stück Text an, das nicht mit der Treppeninschrift in Edfu korrespondiert. Es handelt sich um eine Beschreibung des Götterbildes des Harsomtus und des weiteren Festablaufs. Noch einmal nähert sich die Inschrift in Dendara der Entsprechung in Edfu an, indem die dortige Schlussphrase in abgewandelter Form übernommen wird, um sich dann mit weiteren Beschreibungen von Ritualobjekten und Festereignissen fortzusetzen.2285 2278 2279 2280 2281 2282

2283 2284 2285

Siehe zur Einordnung dieses Textes III 6.6. Siehe zur Datierung der Treppeninschriften in Edfu Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 48, Nr. 9. Vgl. D VII, 200, 8* und E I, 575, 15–16. Siehe zum „Haus des Falken“ Wilson, Lexikon, 628–629, zum „Haus des Naossistrums“ Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 146–148. D VII, 202, 10*. Siehe zur Tempelbezeichnung #Xt-nHH Kockelmann, Toponymen- und Kultnamenlisten, 177–178. Siehe z. B. Xnt P-n-Ro („an der Spitze des Throns des Re“) in E I, 575, 17, das in D VII, 200, 9* durch den indirekten Genitiv nw nbwt nTrw („der Goldenen der Götter“) ersetzt wurde, sowie die Passage nbw pHtj m Wr-nXt wrw qf#w Xnt Owt-qn („Herren der Stärke in Groß an Stärke, mit großem Ansehen im Haus der Stärke“, E I, 575, 18 – 576, 1), die in Dendara ersatzlos gestrichen ist. Siehe zu den genannten Edfu-Toponymen Wilson, Lexikon, 341, 242–243 und 633. D VII, 200, 14 – 201, 2*. Vgl. dazu auch die Überlegungen zu den Beschreibungen der Statuen in III 5.1. D VII, 201, 3–6* und E I, 576, 2–6. Vgl. D VII, 201, 11–12* und E I, 576, 6.

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Als zweites Beispiel, welches das Verhältnis eines Neujahrstextes zu anderen Quellen illustrieren soll, eignet sich der Hymnus D VIII, 110, 10 – 111, 3* an der Nordwand des fünften Eckpodestes von Treppe X besonders, da er mit mehreren ähnlichen Texten aus verschiedenen Teilen des Tempels von Dendara in Beziehung steht. René Preys hat den miteinander verwandten Inschriften einen Aufsatz gewidmet, wobei er die am besten erhaltene Version auf den Türpfosten des pr-nw als Ausgangspunkt wählte.2286 Die Inschrift aus Dendara wird hier in der Liste der Textvertreter aufgeführt, da ihr vor allem strukturelle Entsprechungen zu den anderen Inschriften nachgewiesen werden können.2287 Die darüber hinaus existierenden wörtlichen Übereinstimmungen der Treppeninschrift mit den anderen Texten sind allerdings nur punktuell festzustellen. Dies zeigt sich bereits an einem Vergleich der Passagen, die dem Beginn des Hymnus in Dendara entsprechen. Hier findet sich zwar in D II und D XIII der gleiche Aufbau, die Verteilung der genannten Toponyme ist jedoch unterschiedlich: D II, 199, 4 D VIII, 110, 10* D IX, 16, 19

D XIII, 79, 5–6

wbn nbwt m-Xnt v#-rr pr wsrt m Owt-sSSt („Die Goldene geht auf in v#-rr, die Mächtige geht heraus im Haus des Naossistrums“) wbn wbnt m nbwt m Pr-nbwt pr wsrt m v#-rr („Die als Goldene aufgeht geht auf im Haus der Goldenen, die Mächtige geht heraus in v#rr“) Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro wbn Xnt Owt-sSSt r oq ct-wrt nt Ro m rSwt („Hathor, die Große, die Herrin von Jwnt, das Auge des Re geht auf im Haus des Naossistrums um den großen Sitz des Re in Freude zu betreten“) wbn nbwt m-Xnt v#-rr pr wsrt m Owt-sSSt („Die Goldene geht auf in v#-rr, die Mächtige geht heraus im Haus des Naossistrums“)

Tab. 51: Entsprechungen zum Textanfang von D VIII, 110, 10 – 111, 3* in den verwandten Texten.2288

An wörtlichen Übereinstimmungen mit der Treppeninschrift in Dendara finden sich im jeweils folgenden Text einzelne Phrasen wie beispielsweise EHwtj nb %mnw Hr Sdt nt-ow Hbt n k#.s Ow cj# tp-owj.s („Thot, der Herr von Hermopolis, rezitiert die Bestimmungen der Festrolle für ihren Ka. Hu und Sia sind vor ihr“), was in D II, 199, 13–14, D IV, 45, 9–10 und in D XIII, 80, 3–4 in nahezu identischer Formulierung vorliegt. Die Epitheta-Reihung zu Hathor, die einen Großteil des Treppentextes ausmacht (D VIII, 110, 13 – 111, 1*) hat zu weiten Teilen Parallelen in D II, 200, 1–8, D IV, 45, 12 – 46, 4 und D XIII, 80, 7 – 81, 1.2289 Der sich anschließende Ausruf mj.n nTrw jmj n.s j#w psDt sn t# n snn.s („Kommt, ihr Götter, gebt ihr Lobpreis! Neunheit! Huldigt ihrem Abbild“), der ebenfalls Entsprechungen in den verwandten Texten besitzt, setzt sich in der Treppeninschrift allerdings anders fort als diese, nämlich mit einem Verweis auf die Vereinigung mit der Sonnenscheibe (Dr pr.s m pr.s r xnm jtn r snsn jt.s

2286 2287 2288 2289

Preys, in: RdE 51, 2000, 195–221. Preys, in: RdE 51, 2000, 196 (Textauflistung), zu ergänzen wäre hier die nach Erscheinen des Artikels publizierte Version im Pronaos (D XIII, 77, 12 – 81, 15). Siehe zur strukturellen Verwandtschaft des Treppentextes mit den anderen Stellen Preys, op. cit., 208 und 212–213. Die betreffende Passage in D IV, 44, 17 ist zerstört. Siehe zu den Unterschieden der Textanfänge auch Preys, in: RdE 51, 2000, 199, Anm. 4. Siehe zu den Unterschieden Preys, in: RdE 51, 2000, 204, Anm. 54 – 206, Anm. 72, dabei wird die Version aus D VIII mit dem Kürzel C zitiert.

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III Analyse und Auswertung

m dj-mrt etc.) und einer Beschreibung des Festjubels.2290 Die Tatsache, dass der Text im Treppenhaus diese Wendung nimmt, ist deshalb von besonderem Interesse, weil einige der verwandten Inschriften nachweislich im Rahmen des Epiphi-Festes zu betrachten sind, das mit einer Fahrt der Hathor nach Edfu verbunden ist.2291 Durch die ergänzende Passage mit dem Verweis auf das xnm jtn aber, die der Treppeninschrift eigen ist, wird die Inschrift dem Kontext dieses Festes entnommen und in den Rahmen eines anderen Ereignisses eingefügt.2292 Zwar kann in Bezug auf die Datierung der Texte nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob die solchermaßen transformierte Version der Treppentexte früher oder später angebracht wurde als die anderen Belege, denn die meisten sind Teil der Dekoration des Naos und mit Leerkartuschen versehen.2293 Der oben beschriebene Sonderweg, den der Text aus den Treppenhäusern einschlägt, und die Tatsache, dass die anderen Versionen untereinander in viel höherem Maße miteinander verbunden sind, legen jedoch nahe, dass der Hymnus hauptsächlich dem EpiphiFest zugeordnet war und Teile davon nur sekundär für den Neujahrstag genutzt wurden.2294 Zur Beschreibung des Verhältnisses der oben besprochenen zwei Beispiele aus den Treppenhäusern einerseits zu einer Inschrift aus Edfu, andererseits zu Inschriften an anderen Stellen im Tempel von Dendara eignet sich das Konzept „Paralleltext“ nur bedingt. Vielmehr scheint hier eine Quelle als eine Art Steinbruch genutzt worden zu sein, dem an gewünschter Stelle Elemente für die andere Inschrift, die in den Neujahrskontext eingebettet werden sollte, entnommen wurden. Dabei fanden im ersten Fall (D VII, 200, 7 – 202, 4*) Anpassungen an die lokalen Spezifika des Kultes von Dendara statt, im zweiten Fall (D VIII, 110, 10 – 111, 3*) wurden Textbestandteile auf die spezielle Theologie des Jahreswechsels zugeschnitten und frei erweitert, möglicherweise auch mit Material aus anderen Quellen angereichert. Insbesondere das zuletzt genannte Beispiel, in dem wahrscheinlich ein Text für das Epiphi-Fest zu einem Neujahrshymnus umgestaltet wurde, zeugt nicht nur von der großen kompositorischen Freiheit, mit der Textbausteine zusammengesetzt und abgewandelt werden konnten, sondern auch von einer multiplen Anwendbarkeit der Ritualtexte. Zu der in III 6.1 – 6.6 häufig festgestellten Abwesenheit von festen Text- und Gattungsgrenzen kann unter funktionalem Gesichtspunkt also auch die Abwesenheit eines festen Anwendungskontextes kommen. Der geschilderte freie Umgang mit Texten ist nicht als Zeichen von Respektlosigkeit gegenüber der Quelle, der Bestandteile entnommen wurden, zu deuten. Im Gegenteil dürfte die Einarbeitung von Material, das an anderen Kultorten (Edfu) bzw. an anderen Festtagen (Fahrt der Hathor im Epiphi) Verwendung fand, der jeweiligen Inschrift einen zusätzlichen Wert verliehen haben, denn sonst hätte man darauf verzichtet und gänzlich neue Texte abgefasst. Ähnlich wie die Spolie aus der Zeit Amenemhats I., die in die Decke der Osttreppe in Dendara

2290 2291 2292 2293 2294

D VIII, 111, 2–3*. Vgl. dazu die mit dem Beginn korrespondierenden Passagen in D II, 200, 8; D IV, 46, 4; D XIII, 81, 1–2. Abweichung auch vermerkt bei Preys, in: RdE 51, 2000, 206, Anm. 74. Siehe zur Zuordnung zu diesem Fest Preys, in: RdE 51, 2000, 213–220 und ergänzend Leitz, Quellentexte zur ägyptischen Religion I, 114 (bezogen auf D XIII, 77, 12); zum Epiphi-Fest zuletzt Nagel, in: Rickert/ Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien, 607–684. Vgl. Preys, in: RdE 51, 2000, 213. Eine Ausnahme bildet hier der Beleg aus dem Pronaos (D XIII, 77, 12 – 81, 15), der unter Claudius angebracht wurde (so S. 2 des unpaginierten Vorworts zu D XIII). Siehe für eine Beschreibung des Verhältnisses der Textvertreter zueinander Preys, in: RdE 51, 2000, 207– 209. Die später publizierte Version im Pronaos entspricht ab D XIII, 79, 4 bis zum Ende des Textes weitestgehend der Version in D II, 199, 4 – 201, 2. Die im Pronaos davor stehende Passage wird durch einen expliziten Verweis auf das Epiphi-Fest eingeleitet (D XIII, 77, 12).

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wohl absichtlich und als Anspielung auf die lange Tradition des Kultes an diesem Ort eingelassen wurde, verlieh die Adaption von Textmaterial aus anderen kultischen Kontexten den Inschriften offenbar eine zusätzliche Bedeutungsebene, die sich nur dem kundigen Leser erschloss.2295

2295

Siehe zu der Annahme, dass der Block aus der Zeit Amenemhats (D VII, 205, 17*) absichtlich angebracht wurde, Zignani, Le temple d’Hathor, 130.

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IV Synthese Et sur ces mouvantes merveilles Planait (terrible nouveauté ! Tout pour l’œil, rien pour les oreilles !) Un silence d’éternité. Charles Baudelaire, Les Fleurs du Mal

Die Inschriften und Darstellungen auf den Wänden der Treppenhäuser W und X sowie des Dachkiosks W’ des Hathortempels von Dendara, welche die Hauptquellen für das Fest zum kalendarischen Jahresanfang am I. #Xt 1 darstellen, zeichnen ein überaus vielfältiges Bild des Ereignisses. Dies zeigt sich bereits an der hohen Anzahl und der thematischen Diversität der (nicht nur) dort verwendeten Neujahrsbezeichnungen, die als komprimierte Beschreibung der theologischen Schwerpunkte des Neujahrsfestes verstanden werden können. So finden sich neben den Standardnamen wp rnpt („Eröffnen“ bzw. „Eröffner des Jahres“, I 3.1) und tp(j) rnpt („Jahresanfang“, I 3.2) zahlreiche Benennungen, die auf die besondere Bindung des Neujahrsfestes an Re bzw. seine Geburt hindeuten (I 3.3) oder die Vater-Tochter-Beziehung mit Hathor in den Vordergrund rücken (I 3.4). Des Weiteren wird auf die Durchführung der wichtigsten Rituale am Morgen (I 3.5), auf den Aspekt des Zurücklassens des alten Jahres (I 3.6), auf die herausragende Stellung dieses Tages im Verhältnis zu den anderen Festen (I 3.9) sowie die besondere Bedeutung des Alkoholkonsums hingewiesen (I 3.10). Zeitlich über den ersten Tag des Jahres weist die Bezeichnung ob nj#w („Horn des Steinbocks“) hinaus, die sich stellenweise auf das erneuerte Jahr in seiner Gänze zu beziehen scheint (I 3.8). Thematisch liegt hier eine Querverbindung zum Opfer von „Wüstenwild“ vor, das eine wichtige Neujahrsgabe darstellt (vgl. III 5.6). Die „Nacht des Kindes in seinem Nest“ (grH nXn m sS.f, I 3.7) meint selbst nicht den Neujahrstag, sondern den Geburtstag der Isis, ist in den Texten aber häufig aufs Engste mit diesem Verbunden, was in der zeitlichen und inhaltlichen Nähe der beiden Ereignisse begründet sein dürfte. So wird durch die verwendeten Bezeichnungen des Neujahrstages bereits der Rahmen definiert, in dem sich die zentralen Ritualhandlungen dieses Festes bewegen. Bevor die Treppen und der Dachkiosk involviert waren, dürfte sich im Erdgeschoss des Tempels ein umfangreiches Kultgeschehen abgespielt haben. Hauptbestandteil der Prozession, die sich hier formierte, waren die Götterbilder der Hathor und ihrer Neunheit, die in tragbaren Naoi von einem bzw. mehreren Priestern transportiert wurden.1 Darüber hinaus zeigen die vier Darstellungen des Defilees auf den Wänden der Treppenhäuser, deren genaues Verhältnis zur Realität allerdings ungeklärt bleiben muss, jeweils den König in zweifacher Ausführung sowie die Königin (III 3.4), eine Reihe von schützenden Standartenträgern (III 3.5) und zahlreiche Gabenträger unter der Führung des Vorlesepriesters (III 3.6). Inwiefern Embleme oder Statuen der im Dachkiosk in großer Zahl dargestellten Göttergruppen, von denen viele eine schützende Funktion hatten, an der wirklichen Festprozession teilnahmen, kann nicht sicher gesagt werden (III 3.8). 1

III 3.1, 3.3, 3.7, 5.1–5.2.

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IV Synthese

Wie Kapitel III 1.1 erläutert, wurden die für die Prozession benötigten Kultbilder vermutlich den Krypten entnommen, wobei die Dekoration der Krypte Süd 1, deren Zugang im pr-nsr (Raum M) links des Achsensanktuars liegt, mit besonderem Nachdruck in Richtung des Neujahrsfestes weist. Auch für die Krypten Ost 1 und 2 sowie Krypte West 1 ist eine Nutzung als Aufbewahrungsort für Statuen, die an diesem Tag zum Einsatz kamen, wahrscheinlich, wenngleich die Hinweise dort weniger explizit sind.2 Den eigentlichen Ausgangspunkt und nach Abschluss der Ritualhandlungen auch den Endpunkt der Prozession bildete den Treppentexten zufolge aber das pr-wr (Raum J) in der Achse des Tempels, welches das Kultbild der Hathor beherbergte (III 1.2). Eine ähnliche Rolle als Startpunkt der Prozession spielten für die Statuen der Neunheit, die neben der Hauptgöttin am Festdefilee beteiligt waren, wahrscheinlich die Kapellen im Couloir mystérieux, wenngleich nicht klar ist, in welcher Abfolge sie genau angesteuert wurden (III 1.3). An Räumen im mittleren Bereich des Tempels, deren Dekoration auf eine größere Bedeutung am Neujahrstag hindeutet, wären einerseits die Stoffkammer P, andererseits die Schatzkammer Q zu nennen, die vermutlich der Lagerung wichtiger Neujahrsgaben dienten (III 1.4–5). Raum F’ war seinen Inschriften zufolge mit dem Herbeibringen von Speiseopfern verbunden, wofür sowohl die Wabet als auch das westliche Treppenhaus und somit letztendlich der Kiosk als Bestimmungsorte in Frage kommen (III 1.6). Die Wabet (S) und ihr Hof (R) weisen eine sehr hohe Dichte von Neujahrsbezügen auf, wodurch der Raumkomplex als besonders wichtige Station der Festprozession gekennzeichnet wird (III 1.7). Am Neujahrstag wurden hier wahrscheinlich Speiseopfer, Salb- und Stoffriten sowie eine Krönungszeremonie durchgeführt, die der Vorbereitung der Ereignisse auf dem Dach dienten. Die zahllosen Analogien zwischen der Architektur und dem Dekorationsprogramm der Wabet und ihres Hofes einerseits und dem Kiosk andererseits lassen zudem vermuten, dass in dem Ensemble im Erdgeschoss zu anderen Gelegenheiten eine Art reduzierte Version des Neujahrsrituals durchgeführt wurde. Die Informationen, welche die Inschriften der Treppenhäuser in Bezug auf die Seite des Aufstiegs der Prozession zum Dach liefern, sind äußerst widersprüchlich. Textliche Hinweise, die auf eine Imitation des Sonnenlaufes schließen lassen, sowie das Dekorationsprogramm des Kiosks, in dem die Ost-West-Achse eindeutig betont wird, deuten jedoch darauf hin, dass Hathor und ihr Gefolge über die einläufige gerade Osttreppe W auf- und über die mehrläufige gewundene Westtreppe X abstiegen (III 2.1.4, 2.2.4). Nicht ausgeschlossen werden kann, dass sich ein Teil der Prozession dennoch über die Westtreppe auf das Dach bewegte, was insbesondere für die durch Raum F’ herbeigebrachten Nahrungsopfer gilt (III 2.1.4, 2.2.1). Hauptschauplatz für den zentralen Bestandteil des Neujahrsrituals war der kleine Säulenkiosk, der sich in der südwestlichen Ecke des Tempeldaches befindet. Seine Dekoration thematisiert vor allem die Versorgung und den Schutz der Götterbilder am Neujahrstag, ist aber auch den zeitlichen Einheiten gewidmet, die das ägyptische Jahr enthält (III 2.2.1). Die genaue Zusammensetzung und Reihenfolge der Handlungen in diesem Gebäude lässt sich anhand der Inschriften und Reliefs kaum nachvollziehen, zumal nicht sicher ist, welche der dargestellten und genannten Opfergaben wirklich auf das Dach gebracht wurden. Eine auffällig große Rolle spielen das o#bt-Opfer, das die Gabenkombination Fleisch, Brot und Bier auf unterschiedliche Weise erweitern konnte (III 2.2.4, 5.6), Salbe bzw. Öl, Wasser und Weihrauch, ein Band mit

2

Siehe für die Lage der Krypten im Verhältnis zu den anderen Räumen im Tempel Taf. 5 (nicht dargestellt ist hier Krypte Ost 2, die durch eine Treppe mit der darunter befindlichen Krypte Ost 1 verbunden ist).

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einem Neujahrsspruch sowie der Menu-Krug, der ein alkoholhaltiges Getränk zur Besänftigung der Göttin enthielt (III 5.7–9). Auch mineralische und metallische Rohstoffe, deren Farben möglicherweise mit dem Licht der Himmelskörper am Neujahrstag und dem Wesen der Hathor in Verbindung zu bringen sind, haben eine zentrale Bedeutung (III 5.5). Verschiedene Sorten von Schutzamuletten garantieren zudem die Sicherheit der Gottheiten vor den besonderen Gefahren des Jahreswechsels (III 5.5., vgl. I 1). Wie genau die Gaben an die Statuen herangeführt wurden, kann anhand der Quellen nicht nachvollzogen werden. In Anbetracht des Platzmangels im Dachkiosk liegt es jedoch nahe, dass sie vor dem Gebäude präsentiert und vielleicht nach und nach durch die Türen getragen wurden, was insbesondere für die Speiseopfer gilt, die bevorzugt auf den Außenseiten des Kiosks dargestellt sind (III 2.2.4). Der wichtigste Bestandteil des Neujahrsrituals auf dem Dach wurde durch das „Öffnen des Gesichtes“ (wn Hr) der Gottheit, also das Öffnen der Schreintüren, eingeleitet. Dies ermöglichte die „Vereinigung mit der (Sonnen-)Scheibe“ (xnm jtn), bei der die Strahlen der Morgensonne das nach Osten blickende Abbild der Hathor beleuchteten (III 2.2.4). Der direkte Kontakt zwischen Licht und Statue konnte im Kiosk nur in einem Zeitraum von ca. 1, 5 Stunden nach 6:00 Uhr morgens stattfinden, was für eine sehr frühe Durchführung des xnm jtn spricht (III 4.1). Dies korrespondiert mit dem engen Bezug der Neujahrstheologie zum heliakischen Frühaufgang des Sirius, der sich am idealen ersten Tag des Jahres kurz vor Sonnenaufgang ereignet. In Dendara wird dieser Aspekt im Vergleich zu Edfu in besonders hohem Maße betont, was sicher durch die Identifikation von sowohl Hathor als auch Isis mit Sothis (cpdt), der Göttin dieses Sterns, bedingt ist. Da die Vereinigung Hathors mit dem Sonnengott Re am Neujahrstag kurz nach dem Frühaufgang des Sirius, der bald von der Morgensonne überstrahlt wird, stattfand, liegt es nahe, diese Ritualhandlung als Imitation des Himmelsgeschehens zu deuten. Die Beschreibungen des Vorgangs in den Inschriften der Treppenhäuser und des Kiosks machen deutlich, dass es dabei um nicht weniger als den Fortbestand der Weltordnung ging, der nur durch die Vereinigung der beiden Himmelskörper und Gottheiten garantiert werden konnte. Deren Erscheinen wird als wechselseitig voneinander abhängig beschrieben, so dass ein neuer Jahreskreislauf inklusive Nilflut, Pflanzenwachstum und Ernte nur durch das Zusammenwirken von Hathor und Re angestoßen werden konnte (III 4.2.2–3). In dieser für Dendara spezifischen Version des Neujahrsrituals wird das sonst vor allem solar konnotierte xnm jtn somit um eine zusätzliche Komponente, nämlich den Sothis-Bezug, erweitert, der eine Möglichkeit darstellte, das weibliche Geschlecht der Hauptgöttinnen von Dendara (Hathor und Isis) bei der theologischen Ausdeutung des Himmelsgeschehens zu berücksichtigen. Dabei deuten die überaus häufige Betonung des Familienverhältnisses in Festbeschreibungen und Epitheta – Hathor als Tochter, Re als Vater – sowie die ebenfalls allgegenwärtige Gleichsetzung Hathors mit dem Auge des Sonnengottes darauf hin, dass es einen Bezug zwischen dem Vereinigungsritual und dem Mythos von der Gefährlichen Göttin gibt, die besänftigt aus der Ferne zurückkehrt (III 3.1–2, 4.2.2). In Zusammenhang mit der Vater-Tochter-Beziehung wird auch das Thema der Herrschaftsübergabe an die nachfolgende Generation evoziert, worin man eine Analogie zum Osirismythos und der Übertragung der Macht an Horus erkennen kann (III 3.1, 4.2.3). Das xnm jtn wurde daraufhin auch an der gesamten Neunheit von Dendara durchgeführt, wobei die Gottheiten vielleicht nacheinander die zentrale Position im Kiosk einnahmen. Nach Abschluss der Ritualhandlungen auf dem Dach kehrten die Götterbilder wohl über die Westtreppe in ihre Schreine im Erdgeschoss des Tempels zurück (III 2.1.4). Wie sich der weitere Verlauf des Neujahrstages genau gestaltete, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Es

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gibt jedoch Hinweise darauf, dass zur achten Tagesstunde – d. h. am frühen Nachmittag – die Statue erneut dem Sonnenlicht ausgesetzt wurde, wobei einiges dafür spricht, dass dies auf dem vom Tempelvorplatz aus sichtbaren vorderen Teil des Pronaosdaches erfolgte (III 3.9.2, 4.1). Zudem deutet die starke Betonung der Neujahrsthematik in der Dekoration des Pronaos darauf hin, dass diesem Raum zum Jahreswechsel eine besondere Funktion zukam, was vielleicht mit dem von Sylvie Cauville vermuteten Auszug der Götterstäbe im Tempelbezirk in Verbindung steht (III 1.9, 5.4). Zwar können die Ereignisse im Hathortempel, die sich am ersten Tag des Jahres im Anschluss an das Vereinigungsritual abspielten, nicht rekonstruiert werden, die Quellen lassen jedoch darauf schließen, dass an diesem Teil des Festes die Bevölkerung aus der Umgebung des Tempels teilnahm (III 3.9). Wie vergleichende Untersuchungen an verschiedenen Stellen der Arbeit gezeigt haben, korrespondieren die Inschriften und Darstellungen in den Treppenhäusern und im Dachkiosk mit einer Vielzahl von anderen Quellen. Ikonographische wie textliche Parallelen deuten auf funktionale Verbindungen zu den Stationen der Neujahrsprozession im Erdgeschoss des Hathortempels, aber auch zu Kultbauten an anderen Orten, insbesondere in Edfu, hin.3 Zudem bilden mehrere Szenen auf den Schranken des Dachkiosks Bestandteile des täglichen Kultbildrituals ab, wobei Verehrungshandlungen und das „Öffnen des Gesichtes“ durch die Positionierung auf der westlichen Innenwand und somit in der Hauptachse des Gebäudes besonders stark hervorgehoben sind.4 Ein Zusammenhang zu Kulthandlungen, die schon in den Tempeln des Neuen Reiches belegt sind, wird nicht nur auf diese Weise, sondern auch durch die Verwendung eines Textes zum Anzünden der Fackel auf der Osttür des Kiosks hergestellt, der aus der als „Amenophisritual“ bekannten Reihe von Sprüchen stammt (III 5.11). Nicht selten sind auch Bezüge zum Mundöffnungsritual zu attestieren, wobei es sich überwiegend nicht um direkte Zitate, sondern um Anspielungen inhaltlicher Art handelt. Hervorzuheben ist besonders die Verbindung zum Aufstellen der Statue bzw. der Mumie vor der Mundöffnung, das wie die Vereinigungshandlung am Neujahrsfest einen Kontakt mit den Sonnenstrahlen implizierte (III 4.2.4). Aufgrund der großen Schnittmenge des Mundöffnungsrituals mit anderen religiösen Quellen aus verschiedenen Zeiten ist aber im Fall solcher thematischer Übereinstimmungen nicht immer klar, ob ein expliziter Verweis auf die Mundöffnung intendiert ist oder nicht. So korrespondiert beispielsweise die Bezeichnung der Naosträger der Hathor in den Treppenhäusern als „neun Freunde“ nicht nur mit einer Personengruppe, die bei der Mundöffnung zugegen ist, sondern auch mit Sargträgern in Gräbern des Mittleren und Neuen Reiches (III 3.7). Die dSrt- und nmst-Krüge sowie die vier verschiedenen Stoffe spielen nicht ausschließlich bei der Mundöffnung, sondern auch im täglichen Kultbildritual eine Rolle, so dass auch hier kein eindeutiger Bezug festzustellen ist (III 5.8–9). Wie in III 1.8 dargelegt wurde, kann darum nicht mit Sicherheit entschieden werden, ob am Neujahrstag in Dendara ein Mundöffnungsritual durchgeführt wurde und wo es gegebenenfalls abgehalten wurde. Mit dieser eher vagen Beziehung zu einigen verwandten Quellen korrespondiert auch die Feststellung, dass der Zusammenhang des Neujahrsrituals mit der Bestattungsthematik, zu-

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Siehe für umfangreichere textliche Entsprechungen innerhalb von Dendara Synopsen 1–4, für Verbindungen zu Texten in Edfu Kapitel III 6.7, Synopsen 5–7 und Tab. 30 in III 5.2. Weitgehende strukturelle und ikonographische Entsprechungen finden sich in Bezug auf die Dekoration der Treppenhäuser vor allem im römischen Mammisi von Dendara sowie im Horustempel von Edfu (III 2.1.1), in Bezug auf die Ausschmückung des Kiosks vorwiegend in der Wabet (III 1.7, vgl. 5.5, 5.8–5.10). III 2.2.1, 2.2.4, 5.8–9.

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mindest nach dem Zeugnis der Treppenhäuser und des Kiosks, nicht so stark ist, wie von manchen Bearbeitern vermutet.5 Diese attestierten vor allem in Zusammenhang mit den Feststationen in den Krypten und der Wabet einen starken Bezug zur Wiederbelebung des Leichnams im Totenkult.6 In den Treppenhäusern und im Dachkiosk spielt dieser Aspekt m. E. eine untergeordnete Rolle, was mit der Symbolik der Architektur dieser Bestandteile des Tempels zusammenhängen könnte: Während Krypten und Wabet innerhalb des Kultbaus, der bekanntlich als Abbild der Welt verstanden kann, mit der unterirdischen bzw. irdischen Ebene verknüpft sind, spielen sich die Ereignisse auf dem Dach in himmlischen Sphären ab. Deshalb verwundert es nicht, dass Zitate des Begräbniskontextes hier tendenziell in den Hintergrund treten.7 Von den Treppenhäusern und dem Dachkiosk in Dendara ausgehend können nicht nur die oben genannten textlichen Querverbindungen zu zeitlich wie geographisch weit davon entfernten Quellen gezogen werden, sondern auch solche architektonischer Art. So wurden in Kapitel III 2.1.2 Bezüge zur Grabarchitektur des Alten Reiches aufgezeigt, in welcher der Aufstieg auf das Dach wohl ebenfalls mit dem Sonnenkult in Verbindung stand. Zudem fügt sich der Kiosk in eine lange Tradition von solar konnotierten Gebäuden bzw. Räumen ein, die sich bis zum Swt Ro der Amarna-Zeit zurückverfolgen lässt. Daneben ist eine enge Beziehung mit den Stationsheiligtümern zu attestieren, in denen die Prozessionsbarken der Götter spätestens seit dem Neuen Reich bei festlichen Auszügen aus dem Tempel abgestellt wurden (III 2.2.2). Die erwähnten architekturgeschichtlichen Verknüpfungen sind verbunden mit der Frage nach den kanonischen Gestaltungsregeln, die das Raumensemble von Treppen und Kiosk möglicherweise repräsentiert. Für den Kiosk lässt sie sich kaum beantworten, da es sich um das einzige erhaltene Gebäude dieses Typus auf dem Dach eines Tempels handelt. Immerhin ist festzustellen, dass leichte, offene Bauten für das xnm jtn, das unter anderem am Neujahrstag abgehalten wurde, in anderen Tempeln ebenfalls eine große Rolle spielten (III 4.2.5). Auch stimmen die in III 5.8–9 festgestellten Korrespondenzen einiger Ritualszenen auf den Schrankenwänden zum Mundöffnungsritual mit einer Passage aus dem Papyrus Tanis 118 überein, die auf eine entsprechende inhaltliche Prägung der idealen Kiosk-Dekoration hindeutet (III 1.8). Für die Treppenhäuser, die zum Dach des Naos führen, steht mehr Vergleichsmaterial zur Verfügung. Die in Dendara vorhandene Kombination von einläufiger gerader und mehrläufiger gewundener Treppe ist demnach nicht verbindlich, findet sich aber immerhin in vier weiteren großen Tempeln Oberägyptens wieder (III 2.1.2). Die Dekoration mit Reihen von Gabenträgern lässt sich bis zu den Kultbauten des Neuen Reiches zurückverfolgen, wenngleich 5 6

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Ähnlich auch Germond, Sekhmet, 198–199. Waitkus, Krypten, 268–269, ders., in: Kurth (Hg.), 3. Tempeltagung, 286–292. Vgl. Alliot, Culte d’Horus, 433; Coppens, Wabet, 158–159; ders., in: Dolińska/Beinlich (Hgg.), 8. Tempeltagung, 52–53 (zum Neujahrsfest in Edfu); ders., in: Győry (Hg.), Aegyptus et Pannonia IV, 13–37 (generell zu den Ritualen in der Wabet). Coppens und Waitkus (jeweils loc. cit.) begründen den funerären Aspekt, den sie in der Dekoration der Wabet zu erkennen glauben, unter anderem mit Bezügen zu den Texten, die die Mundöffnung begleiteten. Neuere Erkenntnisse aus dem Heidelberger Projekt zu diesem Ritual zeigen jedoch, dass es wohl nicht primär im Begräbniskontext zu situieren ist (siehe für Literatur dazu Anm. 1702 in III 4.2.4). Sie finden sich dennoch, wenngleich in geringer Zahl, z. B. in den oben erwähnten Analogien zur Vater-SohnBeziehung im Osiriskult oder in den neun Trägern des Schreins der Hathor, die andernorts auch als Sargträger auftreten (III 3.7). Siehe zum Tempel als Abbild der Welt z. B. Kockelmann, in: von Recklinghausen/Stadler (Hgg.), KultOrte, 43–44.

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sich über dieses Grundprinzip hinausgehende Entsprechungen erst in den Treppenhäusern von Edfu (ausgeschmückt unter Ptolemaios VIII.) und dann später in Athribis (Claudius) sowie im römischen Mammisi von Dendara (Trajan) finden.8 Damit ist die Anzahl der Belege immer noch zu gering als dass man daraus eine umfassende Regel für die Ausgestaltung der Treppen in den Naoi der Kultbauten der griechisch-römischen Zeit ableiten könnte.9 Als Hinweis darauf, dass die Prozessions- bzw. Opferträgerdarstellungen idealerweise die Treppenhäuser dieser Epoche schmücken sollten, können diese Fälle dennoch verstanden werden, zumal auch ein Abschnitt zur Treppendekoration in Papyrus Tanis 118 von einem opfernden Überschwemmungsgott spricht.10 Im Verlauf dieser Arbeit, die sich mit über 2000 Jahre altem Quellenmaterial befasst, wurde die Bearbeiterin zwangsläufig immer wieder mit der gedanklichen, zeitlichen und kulturellen Barriere konfrontiert, die sie von den Redakteuren der antiken Inschriften trennt. Solche Grenzen wurden insbesondere dann sichtbar, wenn die Texte auf polyvalente Begriffe oder Vorstellungen hindeuteten, die der modernen, westlich geprägten Gedankenwelt besonders fremd sind. Hervorstechende Beispiele hierfür sind das Konzept des wp rnpt, das sich auf Jahreskreisläufe unterschiedlicher Art anwenden lässt (I 3.1) und der Mythos von der Rückkehr der fernen Göttin, der vermutlich nicht nur einer, sondern mehreren realweltlichen Entsprechungen zugeordnet werden kann (III 4.2.2). Grenzen wurden auch bei dem Versuch offenbar, das Festgeschehen anhand der religiösen Texte zu rekonstruieren. Hier ergaben sich einerseits logische Widersprüche, die teilweise auf theologische Erfordernisse zurückzuführen sind, andererseits aber auch große Lücken in Bezug auf den praktischen Bewegungs- und Handlungsablauf am Neujahrstag.11 Trotz der Vielzahl an Informationen, die den Quellen über dieses vielleicht wichtigste Ereignis im Kultkalender von Dendara entnommen werden konnten, müssen sich sowohl Verfasserin wie Leser dieses Buches also stets dessen bewusst sein, dass längst nicht alle Neujahrsrätsel der „Hüter des Geheimnisses“ gelöst sind.12

8 III 2.1.1. Vgl. zur Dekoration der Treppenhäuser Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 48, 54, 63. In Athribis sind am Zugang der Treppe auch Kartuschen von Herrschern aus der späten Ptolemäerzeit zu sehen (Kleopatra VI. und Ptolemaios XII., siehe Altmann, in: El-Sayed/El-Masry (Hgg.), Athribis I, 200–201, 210). 9 Insgesamt lassen sich für diesen Zeitraum nur sechs dekorierte Treppen in Tempelbauten nachweisen (Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als Ritueller Raum, 70). 10 Vorläufig nach Auskunft von Joachim Friedrich Quack, zitiert bei Rickert, in: Baumann/Kockelmann (Hgg.), Der Tempel als ritueller Raum, 71 (auf S. 75 ist diese Norm irrtümlich dem Buch vom Tempel zugewiesen). 11 Einen besonders auffälligen Widerspruch stellt die Beschreibung der Nutzung der Götterbarke beim Dachritual dar (III 5.3). Unklar bleiben bezüglich des Handlungsablaufs z. B. die genaue Reihenfolge der Gabenopfer auf dem Dach (III 2.2.4) und das gesamte Kultgeschehen, das sich vermutlich im Anschluss an das Vereinigungsritual im Temenos abspielte (III 3.9 und 5.4). 12 Siehe zu dem Priestertitel Hrj sSt# III 3.6 und 3.7.

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V Résumé en français1 Et sur ces mouvantes merveilles Planait (terrible nouveauté ! Tout pour l’œil, rien pour les oreilles !) Un silence d’éternité. Charles Baudelaire, Les Fleurs du Mal

La décoration des parois des escaliers W et X ainsi que celle du kiosque du toit W’ du temple d’Hathor à Dendara, qui constituent la source principale pour la fête du début de l’année au I. #Xt 1, dessinent une image très complexe de l’événement. On perçoit déjà cette complexité au grand nombre et à la diversité thématique des désignations du jour de l’an employées, là comme ailleurs. L’ensemble qu’elles constituent représente ainsi une version résumée de l’interprétation théologique de cette journée. On trouve, à côté des dénominations courantes comme wp rnpt (« ouverture » ou « ouvreur de l’année », I 3.1) et tp(j) rpnt (« commencement de l’année », I 3.2), de nombreuses appellations indiquant le lien étroit qui existe entre la fête du nouvel an et Rê, en particulier sa naissance (I 3.3) ou mettant en avant la relation père-fille que le dieu solaire entretient avec Hathor (I 3.4). On y trouve, outre des indications sur la conduite au matin des rituels les plus importants (I 3.5), le fait qu’on y abandonne l’année écoulée (I 3.6), la position prééminente que cette journée occupe au regard des autres fêtes (I 3.9) ainsi que la signification particulière de la consommation d’alcool qui s’y déroule (I 3.10). Par ailleurs, la description du premier jour de l’année comme ob nj#w (« corne du bouquetin ») semble parfois s’étendre à toute l’année à venir (I 3.8). Thématiquement, il y a là une référence à l’offrande des animaux du désert qui occupe une place importante au nouvel an (cf. III 5.6). La « nuit de l’enfant dans son nid » (grH nXn m sS.f, I 3.7) désigne le jour de la naissance d’Isis et non pas le jour de l’an. Cette expression est toutefois souvent étroitement reliée à ce dernier, sans doute du fait de la proximité temporelle et thématique des deux événements. Ainsi, le cadre dans lequel les actions rituelles centrales se déroulent, se trouve déjà partiellement défini par les diverses dénominations du premier jour de l’année. Avant que les événements ne prennent place dans les escaliers et le kiosque du toit, un important épisode rituel devait se dérouler au rez-de-chaussée du temple. Les éléments essentiels de la procession qui se formait là, étaient les images d’Hathor et de son Ennéade, dans des naos transportés par un ou plusieurs prêtres2. De surcroît, les quatre défilés représentés sur les parois des escaliers montrent chacun deux fois le roi et, une seule fois, la reine (III 3.4), des porteurs d’étendards (III 3.5) et de nombreux porteurs d’offrandes conduits par le prêtre lecteur (III 3.6). Le rapport qu’entretiennent ces images avec la réalité de la procession ne peut être précisément établi et c’est aussi le cas concernant l’éventuelle participation, sous la forme d’emblèmes ou de statues, du grand nombre de groupes divins représentés dans le kiosque (III 3.8).

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Traduction par Emmanuel Jambon. III 3.1, 3.3, 3.7, 5.1–2.

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V Résumé en Français

Comme le montre le chapitre III 1.1, les images cultuelles requises pour la procession étaient vraisemblablement retirées des cryptes. La décoration de la crypte Sud no 1, dont l’entrée se trouve dans le pr-nsr (M), à gauche de l’axe du sanctuaire, mentionne en effet avec une insistance particulière la fête du nouvel an. L’emploi des cryptes Est no 1 et no 2, ainsi que celui de la crypte Ouest no 1 comme lieu de conservation des statues utilisées ce jour-là est vraisemblable, même si les indications en ce sens y sont un peu moins explicites3. C’est cependant le pr-wr (J) dans l’axe du temple qui, hébergeant la statue cultuelle d’Hathor, représentait selon les textes des escaliers le véritable point de départ de la procession aussi bien que son point de retour après l’accomplissement du rituel (III 1.2). Les chapelles du couloir mystérieux jouaient vraisemblablement un rôle similaire de point de départ pour les statues de l’Ennéade qui prenaient part au défilé férial en compagnie de la déesse principale. L’ordre dans lequel elles étaient visitées à cette fin n’est toutefois pas clair (III 1.3). Parmi les salles du secteur central du temple, la décoration de la chambre des étoffes P et du trésor Q signale une relation de ces pièces avec le jour l’an où elles servaient vraisemblablement d’entrepôt pour des offrandes importantes (III 1.4–5). La chambre F’ était, d’après ses inscriptions, liée à l’apport d’offrandes alimentaires qui pouvaient aussi bien être destinées à la ouâbet qu’au transport vers le toit par l’escalier ouest (III 1.6). On trouve dans la ouâbet (S) et sa cour (R) une forte concentration de références au nouvel an, un fait qui signale cet ensemble comme une station particulièrement importante de la procession (III 1.7). Au premier jour de l’année, une offrande alimentaire, des rites d’onction et d’habillement, ainsi qu’une cérémonie de couronnement, étaient vraisemblablement exécutés là et servaient de préliminaire à l’événement sur le toit. Les innombrables analogies entre l’architecture et le programme décoratif de la ouâbet et sa cour d’une part et du kiosque d’autre part, permettent en outre de supposer qu’en d’autres occasions une sorte de version réduite du rituel du nouvel an était accomplie dans cet ensemble du rez-de-chaussée. Les informations que fournissent les inscriptions des escaliers concernant la montée de la procession vers le toit, sont extrêmement contradictoires. Des indications textuelles, qui permettent d’envisager une imitation de la course du soleil, ainsi que le programme décoratif du kiosque, dans lequel l’axe est-ouest est clairement souligné, révèlent pourtant que Hathor et sa suite montaient par l’escalier W de l’est, droit et à une volée, et redescendaient par l’escalier X de l’ouest, tournant en paliers (III 2.1.4, 2.2.4). Il ne peut néanmoins être exclu qu’une partie de la procession se soit rendue au toit par l’escalier ouest, en particulier les offrandes alimentaires apportées par la chambre F’ (III 2.1.4, 2.2.1). Le petit kiosque à colonnes qui se trouve dans l’angle sud-ouest du toit du temple était le lieu principal du déroulement de la partie centrale du rituel du nouvel an. Sa décoration est avant tout dédiée à l’alimentation et à la protection des images divines au jour de l’an, mais est aussi consacrée aux unités temporelles qui constituent l’année égyptienne (III 2.2.1). La composition exacte et la séquence des actions dans ce bâtiment peuvent difficilement être établies en se fondant sur les inscriptions et les reliefs, d’autant plus qu’on ne sait pas avec certitude lesquelles des offrandes représentées et décrites étaient véritablement apportées sur le toit. L’offrande o#bt dont les composants fondamentaux, viande, pain et bière, pouvaient être complétés par des produits variés, jouait visiblement un grand rôle (III 2.2.4, 5.6). C’est aussi le cas des onguents et de l’huile, de l’eau et de l’encens, d’une bande de tissu portant une 3

Voir Taf. 5 pour la position des cryptes en relation avec les autres pièces du temple (la crypte Est no 2 n’y est pas représentée car elle se trouve au dessus de la crypte Est no 1 à laquelle elle est reliée par un escalier).

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formule de nouvel an ainsi que du vase mnw, contenant une boisson alcoolisée pour l’apaisement de la déesse (III 5.7–9). Des matériaux minéraux et métalliques, dont les couleurs sont éventuellement à mettre en relation avec la lumière des corps célestes au jour de l’an et avec la nature d’Hathor, ont aussi une signification importante (III 5.5). Différentes sortes d’amulettes protectrices assuraient en outre la sécurité des divinités contre les dangers particuliers du changement d’année (III 5.5, cf. I 1). Les sources ne permettent pas d’établir exactement comment les dons étaient présentés aux statues. Étant donné le manque de place dans le kiosque du toit on peut envisager qu’ils étaient déposés devant l’édifice – ce qui vaut en particulier pour les offrandes alimentaires qui sont de préférence représentées sur les parois extérieures – et peut-être amenés à l’intérieur, l’un après l’autre (III 2.2.4). La partie la plus importante du rituel du nouvel an sur le toit débutait avec l’« ouverture du visage » (wn Hr) de la divinité, c’est-à-dire l’ouverture des portes de son naos. Ceci rendait possible l’« Union au disque (solaire) » (xnm jtn), pendant laquelle les rayons du soleil matinal illuminaient l’image d’Hathor tournée vers l’est (III 2.2.4). Dans le kiosque, le contact direct entre la lumière et la statue ne pouvait avoir lieu que pendant une durée d’environ une heure et demie, après six heures du matin, ce qui plaide en faveur d’un accomplissement très matinal du xnm jtn (III 4.1). Ceci correspond à l’étroite relation qu’entretient la théologie du nouvel an avec le lever héliaque de Sirius, qui se produisait le premier jour idéal de l’année, juste avant l’apparition du soleil. À Dendara, en comparaison avec Edfou, cet aspect est souligné de manière particulièrement importante, ce qui découle certainement de l’identification d’Hathor aussi bien que d’Isis avec Sothis (cpdt), la déesse de cette étoile. Le fait que l’union d’Hathor avec le dieu solaire Rê avait lieu le jour de l’an, peu de temps après le lever matinal de Sirius, dont la lumière est rapidement effacée par celle du soleil levant, permet d’envisager d’interpréter cette opération rituelle comme une imitation de l’événement céleste. Les descriptions du processus dans les inscriptions des escaliers et du kiosque montrent clairement qu’il n’était là question de rien moins que de la pérennité de l’ordre cosmique, un résultat qui ne pouvait être garanti que par l’union des deux corps célestes et par celle des deux divinités. Leurs apparitions sont décrites comme dépendant réciproquement l’une de l’autre, de sorte qu’un nouveau cycle annuel, y compris la crue du Nil, la croissance des plantes et la moisson, ne pouvait être initié que par l’action conjointe d’Hathor et Rê (III 4.2.2–3). Dans cette version du rituel du nouvel an spécifique à Dendara, le xnm jtn, autrement avant tout porteur d’une connotation solaire, a par conséquent été enrichi d’une composante supplémentaire. S’y ajoute en effet la relation à Sothis, qui représentait une possibilité de prendre en compte dans l’interprétation théologique des événements célestes, le genre féminin des déesses principales de Dendara (Hathor et Isis). Dans ce cadre, l’accent très fréquemment mis sur les relations familiales dans les descriptions de la fête et les épithètes – Hathor comme fille, Rê comme père – aussi bien que l’identification omniprésente d’Hathor avec l’œil du dieu solaire, indiquent l’existence d’un lien entre le rituel d’union et le retour de la déesse dangereuse (III 3.1–2, 4.2.2). La relation père-fille évoque aussi le thème de la remise de la souveraineté à la génération suivante où on peut reconnaître une analogie au mythe d’Osiris et à la transmission du pouvoir à Horus (III 3.1, 4.2.3). Le xnm jtn était ensuite effectué pour l’ensemble de l’Ennéade de Dendara, chacune des statues occupant, sans doute l’une après l’autre, la place centrale dans le kiosque. Après la conclusion des actions rituelles sur le toit, les images divines retournaient probablement par l’escalier ouest dans leurs chapelles au rez-de-chaussée du temple (III 2.1.4). Il n’est pas possible de savoir avec certitude quelle tournure exacte prenait la suite de la journée. Il y a

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toutefois quelques indices laissant penser qu’à la huitième heure du jour – i.e. au début de l’après-midi – la statue était de nouveau exposée à la lumière solaire. Il est possible que cette action ait pris place à l’avant du toit du pronaos, visible depuis le parvis du temple (III 3.9.2, 4.1). L’importance de la thématique du nouvel an dans la décoration du pronaos laisse de plus envisager qu’une fonction particulière revenait à cette salle au tournant de l’année. Elle est peut-être en rapport avec la procession des bâtons sacrés autour du temple dont Sylvie Cauville a suggéré l’existence (III 1.9, 5.4). Certes, les événements qui se déroulaient dans le temple d’Hathor le premier jour de l’année après le xnm jtn, ne peuvent être reconstitués, mais les sources permettent quand même d’assurer à ce sujet qu’un public profane prenait part à cette partie de la fête depuis les alentours du temple (III 3.9). Comme des recherches en divers points de ce travail l’ont montré, les inscriptions et représentations dans les escaliers et le kiosque du toit correspondent à un grand nombre d’autres sources. Des parallèles, iconographiques comme textuels, signalent des liens fonctionnels avec les stations de la procession du nouvel an au rez-de-chaussée du temple d’Hathor comme avec d’autres sanctuaires, en particulier à Edfou.4 De surcroît la décoration de plusieurs des murs d’entrecolonnement du kiosque reproduit des scènes du rituel du culte divin journalier, où l’adoration divine et l’« ouverture du visage » sont fortement soulignées par leur position sur le mur intérieur ouest dans l’axe principal de l’édifice.5 De la sorte un rapprochement avec le culte tel qu’il est déjà attesté dans les temples du Nouvel Empire est établi, comme il l’est aussi par le biais de l’utilisation, sur la porte est du kiosque, d’un texte pour l’allumage de la torche, issu de la série de formules connue comme « Rituel d’Aménophis » (III 5.11). Les liens au rituel de l’ouverture de la bouche ne sont pas rares non plus, bien qu’il s’agisse surtout d’allusions au contenu du texte plutôt que de citations directes. On soulignera particulièrement la relation avec l’érection de la statue ou de la momie avant l’ouverture de la bouche proprement dite, action qui, comme l’union au disque lors de la fête du nouvel an, implique un contact avec les rayons du soleil (III 4.2.4). Du fait des nombreux échanges entre le rituel de l’ouverture de la bouche et d’autres sources religieuses d’époques diverses, il n’est cependant pas toujours possible, dans le cas de telles correspondances thématiques, d’établir s’il s’agit d’un renvoi explicite à l’ouverture de la bouche. Ainsi, par exemple, la désignation dans les escaliers des porteurs du naos d’Hathor comme les « neuf amis », ne correspond pas seulement au nom du groupe des prêtres participant à l’ouverture de la bouche, mais aussi à celui des porteurs du cercueil dans les tombes du Moyen et du Nouvel Empire (III 3.7). Les aiguières dSrt et nmst, tout comme les quatre différentes étoffes ne jouent pas seulement un rôle lors de l’ouverture de la bouche, mais aussi dans le rituel du culte divin journalier, de sorte que, là encore, aucun lien univoque ne peut être établi (III 5.8–9). Comme cela est développé en III 1.8, on ne peut de ce fait décider avec certitude si, au jour de l’an à Dendara, un rituel de l’ouverture de la bouche était effectué, ni où il avait éventuellement lieu. Cette relation plutôt vague à diverses sources apparentées entraîne aussi la constatation que le lien entre le rituel du nouvel an et la thématique funéraire, du moins d’après le témoignage

4

5

Voir pour des équivalences textuelles plus étendues à l’intérieur de Dendara, les synopses 1–4, pour des relations aux textes d’Edfou : chapitre III 6.7, synopses 5–7 et Tab. 30, en III 5.2. On trouvera des équivalences structurelles et iconographiques à la décoration des escaliers essentiellement dans le mammisi romain de Dendara ainsi que dans le temple d’Horus à Edfou (III 2.1.1) ; celles qui concernent la décoration du kiosque apparaissent principalement dans la ouâbet (III 1.7, vgl. 5.5, 5.8–5.10). III 2.2.1, 2.2.4, 5.8–9.

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des escaliers et du kiosque, n’est pas aussi fort que supposé par certains chercheurs.6 C’est avant tout sur la base des moments de la fête se déroulant dans les cryptes et la ouâbet, qu’on a voulu y reconnaître un lien étroit avec la revitalisation du cadavre dans le culte des morts.7 À ma connaissance, cet aspect ne joue dans les escaliers et le kiosque du toit qu’un rôle secondaire, ce qui pourrait être mis en relation avec la symbolique de l’architecture de ces parties du temple. Tandis que les cryptes et la ouâbet, situées à l’intérieur du bâtiment qui, on le sait, peut être compris comme une image du monde, sont associées au niveau terrestre voire souterrain, les événements sur le toit se déroulent dans les sphères célestes. Il n’est dès lors pas surprenant que les allusions au contexte funéraire soient ici généralement reléguées au second plan.8 Les escaliers et le kiosque de Dendara fournissent non seulement les échanges textuels cités ci-dessus avec des sources, chronologiquement comme géographiquement éloignées, mais encore des concordances architecturales. Ainsi le chapitre III 2.1.2 montre les liens existant avec l’architecture de la tombe de l’Ancien Empire, dans laquelle la montée sur le toit est également en relation avec le culte solaire. De plus, le kiosque s’insère dans une longue tradition de bâtiments ou salles à connotation solaire qui remonte jusqu’au Swt Ro de l’époque amarnienne. Parallèlement, il faut enfin mentionner une étroite relation avec les chapelles reposoirs dans lesquelles, au plus tard à partir du Nouvel Empire, les barques processionnelles des dieux stationnaient lors des sorties fériales (III 2.2.2). Ces relations à des traditions architecturales renvoient directement à la question de l’existence d’un canon concernant la réalisation de l’ensemble constitué par les escaliers et le kiosque. On ne peut guère y répondre à propos du kiosque dans la mesure où il s’agit du seul bâtiment de ce genre conservé sur le toit d’un temple. On signalera tout de même que des édifices ouverts et légers destinés au xnm jtn, qui se déroulait entre autre au jour de l’an, jouaient pareillement un grand rôle dans d’autres temples (III 4.2.5). Les correspondances établies en III 5.8–9 entre certaines scènes des murs d’entrecolonnement et l’ouverture de la bouche, concordent aussi avec un passage du papyrus Tanis 118 mentionnant l’utilisation de ce rituel dans la décoration idéale d’un kiosque (III 1.8). Le matériel disponible pour la comparaison est plus riche en ce qui concerne les escaliers menant au toit du naos. Il en ressort que la combinaison adoptée à Dendara d’un escalier droit à une volée et d’un escalier tournant en paliers n’est pas obligatoire, mais qu’elle se retrouve quand même dans quatre autres grands temples de Haute Égypte (III 2.1.2). Leur décoration avec des théories de porteurs d’offrandes remonte aux temples du Nouvel Empire. Il faut toutefois attendre les escaliers d’Edfou (décorés sous Ptolémée VIII) pour voir apparaître des 6 7

8

Ainsi déjà : Germond, Sekhmet, 198–199. Waitkus, Krypten, 268–269, id., in : Kurth (éd.), 3. Tempeltagung, 286–292. Voir : Alliot, Culte d’Horus, 433 ; Coppens, Wabet, 158–159 ; id., in : Dolińska/Beinlich (éd.), 8. Tempeltagung, 52–53 (concernant la fête du nouvel an à Edfou) ; id., in : Győry (Hg.), Aegyptus et Pannonia IV, 13–37 (en général sur les rituels dans la ouâbet). Coppens et Waitkus (resp. loc. cit.) fondent, entre autre, l’existence d’un aspect funéraire, qu’ils croient reconnaître dans la décoration de la ouâbet sur la présence de textes appartenant au rituel de l’ouverture de la bouche. Les résultats récents du projet de recherche sur ce rituel mené à Heidelberg, montrent bien cependant qu’il n’est sans doute pas initialement issu d’un contexte funéraire (voir les références à ce sujet : n. 1702 en III 4.2.4). Elles s’y trouvent néanmoins, quoiqu’en petit nombre, par ex. dans les analogies mentionnées ci-dessus à la relation père-fils dans le culte d’Osiris ou dans les neuf porteurs de la chapelle d’Hathor, qui apparaissent ailleurs aussi comme porteurs de cercueil (III 3.7). Concernant le temple comme image du monde, e.g. Kockelmann, in : von Recklinghausen/Stadler (éd.), KultOrte, 43–44.

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similitudes dépassant cet élément de base, équivalences qu’on retrouvera ensuite à Athribis (Claude) et dans le mammisi romain de Dendara (Trajan).9 Ce faisant, le nombre des occurrences reste encore trop réduit pour qu’on puisse en déduire une règle générale de la décoration des escaliers dans les naos des temples de l’époque gréco-romaine.10 On peut néanmoins comprendre ces exemples comme une indication que les représentations de processions, en particulier de porteurs d’offrandes, devaient idéalement orner les escaliers de cette époque. On est d’autant plus porté à le faire qu’une section consacrée à la décoration des escaliers dans le papyrus Tanis 118 parle d’un Nil apportant une offrande.11 Dans le cours de ce travail, qui s’appuie sur des sources plus que deux fois millénaires, l’auteur de ces lignes a été régulièrement confrontée aux barrières intellectuelles, temporelles et culturelles qui la sépare des rédacteurs des inscriptions antiques. La présence de telles frontières se fait particulièrement sentir quand les textes renvoient à des concepts polyvalents, qui sont particulièrement étrangers à la pensée moderne occidentale. On rencontre ce problème avec, par exemple, la notion de wp rnpt qui peut marquer l’ouverture de divers cycles dans le cours de l’année (I 3.1) ou encore le mythe du retour de la déesse lointaine qui possède vraisemblablement plus d’une correspondance dans le monde réel (III 4.2.2). Les limites sont aussi manifestes dans la tentative de reconstruire le déroulement de la fête sur la base des textes. On s’y heurte à des contradictions logiques qui sont partiellement dues à des impératifs théologiques et notre connaissance du déroulement pratique des déplacements et des actions au jour de l’an reste grevé d’importantes lacunes.12 Malgré la masse d’informations retirée des sources sur ce qui était peut-être l’événement le plus important dans le calendrier cultuel de Dendara, l’auteur comme le lecteur de ce livre doivent toujours garder à l’esprit que toutes les énigmes du nouvel an du « gardien des secrets » sont loin d’être résolues.13

9 III 2.1.1. Concernant la décoration de ces escaliers, voir : Rickert, in : Baumann/Kockelmann (éd.), Der Tempel als ritueller Raum, 48, 54, 63. À Athribis on voit aussi sur la porte de l’escalier les cartouches de souverains de la fin de l’époque ptolémaïque (Cléopatre VI et Ptolémée XII, voir : Altmann, in : El-Sayed/El-Masry (éd.), Athribis I, 200–201, 210). 10 Pour cette période on ne connaît en tout que six escaliers décorés dans les temples (Rickert, in : Baumann/Kockelmann (éd.), Der Tempel als Ritueller Raum, 70). 11 Inédit ; d’après un renseignement de Joachim Friedrich Quack cité par Rickert, in : Baumann/Kockelmann (éd.), Der Tempel als ritueller Raum, 71 (en p. 75, cette norme a été par erreur attribuée au Livre du temple). 12 Une contradiction particulièrement visible apparaît dans la description de l’utilisation de la barque divine durant le rituel sur le toit (III 5.3). Concernant le déroulement des opérations, l’ordre de succession des offrandes sur le toit reste par exemple confus (III 2.2.4) comme l’ensemble des événements cultuels, qui se jouaient vraisemblablement dans le téménos après l’union au disque (III 3.9 et 5.4). 13 Voir pour le titre de Hrj sSt# : III 3.6 und 3.7.

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Synopsen ausgewählter Texte in Umschrift Im Folgenden sind ausgewählte Textpassagen aus den Inschriften der Treppen und des Kiosks im Hathortempel von Dendara ihren Parallelen synoptisch gegenübergestellt und mit Nummern versehen. Dazu wird in Klammern der charakteristische Anfang des jeweiligen Textes bzw. Textabschnittes nach dem Rezitationsvermerk Dd mdw (z. B. nfrwj Hr.T Xo.T m pr.T) angegeben. Der einfacheren Vergleichbarkeit wegen werden die Texte hier nur in Umschrift präsentiert. Eine Übersetzung findet sich für die Inschriften aus den Treppen und dem Kiosk (durch Asterisk * gekennzeichnet) in Abschnitt II, für die anderen Texte ist zu Beginn der Synopse angegeben, wo eine solche zu finden ist. Sollte zu einem Textvertreter keine Übersetzung existieren, so sind – soweit vorhanden – die jeweiligen Stellen des LGG in den Fußnoten vermerkt. Die einzelnen Textvertreter sind mit Kürzeln (z. B. P, K) versehen, die vor der Gegenüberstellung aufgeschlüsselt werden. Wenn Texte einander nur teilweise entsprechen, sich ansonsten jedoch vollkommen unterschiedlich fortsetzen, werden nur die Abschnitte zitiert, welche miteinander korrespondieren. Die Verteilung der Texte wird durch einen Tempelplan (je nach Bedarf auf Erdgeschossund/oder Dachebene) veranschaulicht, wobei die Spitzen der Pfeile den ungefähren Anbringungsort zeigen.1 Für die Inschriften der Treppen, deren Läufe im Grundriss nicht vollzählig darstellbar sind, können die Pfeile nur einen sehr groben Eindruck davon vermitteln, wo sich der Text befindet, für Details sei auf die schriftliche Positionsangabe verwiesen. Auch für Paralleltexte außerhalb des Hathortempels von Dendara wird ein Tempelplan mit der Position der Inschriften abgebildet. Die Grundrisse der verschiedenen Bauten sind im Größenverhältnis zueinander und in ihrer geographischen Ausrichtung nicht korrekt wiedergegeben, sondern aneinander angeglichen, um eine bessere Sichtbarkeit der Markierungen und eine Vergleichbarkeit der Anbringungsorte zu gewährleisten. Findet sich in der Synopse zu einer Passage in den Paralleltexten keine Entsprechung, so ist dies durch Striche (----------) gekennzeichnet. In den einzelnen Textvertretern vollständig zerstörte Stellen ([…]) sind nur dann ergänzt, wenn sich ihr Inhalt mit großer Sicherheit anhand der Parallelen rekonstruieren lässt. Für Anmerkungen zur Transliteration von Texten aus den Treppenhäusern und dem Kiosk sei auf die jeweiligen Stellen in Kapitel II verwiesen.

1

Einer ähnlichen Methode der Veranschaulichung bedient sich auch Cauville, vgl. z. B. Cauville/Ali, Dendara, 101. Für die Abbildungen werden die Tempelpläne des Heidelberger Akademieprojektes „Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens“ verwendet, siehe zu den Quellen der Pläne Baumann, in: Rickert/ Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), 1057.

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Synopsen

Synopse 1 (nfrwj Hr.T Xo.T m pr.T) J Achsensanktuar J, Fassade, rechts (D III, 45, 13 – 46, 1) N Neujahrshof R, Tür, Durchgang, rechte Türlaibung (D IV, 184, 3–8) P Pronaos, Fassade, Säule rechts der Tür (D XIII, 20, 10 – 21, 2) K Kiosk, Säule VII, Südseite, 1. Register (D VIII, 59, 2–7*) J, N, P

K

W

Übersetzung (und gegebenenfalls Transliteration) der Texte: Cauville, Dendara III. Traduction, 104–105; dies., Fêtes d’Hathor, 40; Richter, Theology, 260 (J); Cauville, Dendara IV. Traduction, 296–299 (N); dies., Dendara XIII Traduction, 24–25; dies., in: Fs Kurth, 51 (P). J Dd mdw N Dd mdw P ky r# K r# n rdjt xnm Hmt.s jtn Dd mdw J nfrwj Hr.T Xo.T m pr.T Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro N nfrwj Hr.T Xo.T m pr.T Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw P nfrwj Hr.T Xo.T m pr.T Owt-Or K nfrwj Hr.T Xo.Tw Xnt Xm.T Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw

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Synopsen

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J pr.T r-H# nbt sSp Xsrt kkw sHd.n.T t#wj m nfrw.T Ro Ds.f Hr sw#S.T Hr jrt j#w m Hr.T nfr N pr.T r-H# nbt sSp Xsrt kkw sHD.n.T t#wj m nfrw.T Ro Ds.f [Hr sw#S.T Hr jrt j#w m] Hr.T nfr P pr.T r-H# nbt sSp Xsrt kkw sHD.n.s t#wj m nfrw.s Ro D[s.f] Hr [sw#S.T/s2 Hr jrt] j#w m Hr.T nfr K pr.T r-H# nbt sSp Xsrt kkw [s]HD[.n.T t#wj …?] n jrt jt.T Ro owj.f Hr sw#S.T Hr jrt j#w m Hr.T nfr J --------------------------------------N wsTnt nmtt m msktt Dsr st.T m-Xnt monDt P wsXt nmtt m msktt s# st m monDt K wsTnt nmtt.T m msktt Dsr st.T m monDt J nTrw Hr jrt n.T j#w nTrwt Hr jrt n.T hnw nhm n.T pt Hno X#b#sw.s m pr(w).T nw #Xt N nTrw Hr jrt n.T j#w nTrwt jrt n.T hnw nhm n.T pt Hno X#b#sw.s m pr(w).T nw #Xt P nTrw Hr jrt n.[T j#w nTrwt jrt n.T hnw nhm n.T pt Hno X#b#sw.s m prw.T] nw #Xt K nTrw Hr jrt n.T j#w nTrwt Hr [jrt n.T hnw nhm] n.T pt Hno X#b#sw.s m pr(w).T nw #Xt J sw#S tw(.T) t# Dr.f r r#{t}-o wbn Htp n jtn N sw#S Tw.T t# r-Dr[.f r r#-o wbn Htp] n j[tn] P sw#S tw.T t# Dr.f Ro3 Hr wbn m Htp m jtn K dw# T(n) t# r-Dr.f r r#[-o] wbn Htp n jtn J wn n.T HHw rmnwj.sn sn n.T Hfnw t# N wn n.T [HHw] rmnwj.sn sn n.T [Hfnw] t# P wn n.T HHw rmnwj snsn n.T Hfnw ‹t#› K -------------------------------------------

2 3

Im vorangehenden Textabschnitt wechseln die Suffixe zwischen 2. Person Singular f. und 3. Person Singular f., so dass man nicht genau sagen kann, welches Pronomen hier zu ergänzen wäre. In diesem Beleg der Schreibung nach eindeutig als Götterbezeichnung zu lesen, was zur Folge hat, dass das Ende der Phrase hier als Beschreibung eines Identitätsverhältnisses (m jtn „als (Sonnen-)Scheibe“) gedeutet werden kann.

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Synopsen

J jn.n4 nsw bjtj ½…¼ Xr.T Owt-Or nbt Jwnt N jj.n nsw bjtj ½…¼ Xr.T Owt-Or nbt Jwnt P jj.n ½Pr-o#¼ Xr.T #st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt Hrjt-jb Jwnt K jj.n nsw-bjtj ½Pr-o#¼ Xr.T Owt-Or nbt Jwnt J jr.f n.T Hb pn nfr wHm.f s(w) n nr r Dt N jr.f n[.T] Hb [pn] nfr [wHm].f s(w) n [nr] r Dt P jr.f n.T Hb pn nfr wHm.f s(w) n nr Dt K jr.f n.T Hb pn nfr […] sp 2 n(n) #b J ---------------------------------------------------------------------------------------------------N m#o-Xrw Ro? r o#pp sp 4 m#o-Xrw Owt-Or nbt Jwnt r Xftjw.s sp 4 P m#o-Xrw Ro r o#pp sp 4 m#o-Xrw #st wrt mwt-nTr nbt J#t-djt Hrjt-jb Jwnt r Xftjw.s sp 4 K m#o-Xrw Ro r o#pp […] J ---------------------------------------------------------------------------------------------------N ---------------------------------------------------------------------------------------------------P m#o-Xrw nsw bjtj nb t#wj ½Hq# Hq#w #wtwgrdr¼ s# Ro nb Xow ½N#jnyrny¼ r Xftjw.f […] K ---------------------------------------------------------------------------------------------------

Synopse 2 (Xo wrt m-Xnt #Xt)5 L Holztafel Louvre E 10382 (Widmer, in: Fs Zauzich, Taf. 61; Ergänzungen und Korrekturen bei Quack, Rez. in: AfP 51, 2005, 186) J Achsensanktuar J, Fassade, links (D III, 46, 3–7) V Treppenkammer V, Westwand, 1. Register (D VII, 143, 11 – 144, 2*) X Treppe X, rechte Hälfte, Südwand, Eckpodest 3 (D VIII, 115, 13 – 116, 1*) P Pronaos, Decke, Travée Ost III (D XV, 26, 2–8) 4 5

Für jj.n (vgl. Cauville, Dendara III. Traduction, 104–105). Diese Synopse versteht sich als Ergänzung zu der von Widmer, in: Fs Zauzich, 653–658 bereits publizierten Textgegenüberstellung. Dort konnte Version P noch nicht berücksichtigt werden, da diese zum Zeitpunkt der Publikation des Artikels von Widmer noch nicht erschienen war. Die unter L angegebene Transliteration des demotischen Textes folgt Widmer, op. cit., 653–658 (unter Berücksichtigung der Anmerkungen von Quack, Rez. in: AfP 51, 2004, 186).

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Synopsen

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J, V, X, P

W

Übersetzung (und gegebenenfalls Transliteration) der Texte: Widmer, in: Fs Zauzich, 653–658 (L, J, V, X); Cauville, Fêtes d’Hathor, 45; dies., Dendara III. Traduction, 104–107; Richter, Theology, 261–262 (J); Cauville, Dendara XV. Traduction, 34–35; dies., Pronaos, 550 (P). L r# n pyr (m) pr-tw# in ntr¥.[t] tn J ----------------------------------V ----------------------------------X ----------------------------------P -----------------------------------

L Dd mt.t Xo Wr¥#.t m-Xnß iXy.t wbn¥=s ih wp ¥#.t n ‹i›ß?=s J Dd mdw Xo wrt m-Xnt #Xt ‹wbn›.s Hr wpt nt jt.s V Dd mdw Xo wrt m-Xnt #Xt wbn.s Hr wpt nt jt.s X Dd mdw Xo wrt m-Xnt #Xt wbn.s Hr wpt nt jt.s P Xo wrt m Xnt #Xt wbn.s Hr wpt nt jt.s L &nmß=t m\ s.t-ib pHrr=t r ntr.w nb Dd&=t\ m qnH.t J nmt.T m st-jb.T pHrr.T r nTrw nbw Dd m oH V nmt.T m st-jb.T pHrr.T r nTrw nbw Dd m oH X nmt.T m st-jb.T pHrr.T r nTrw nbw Dd.tj m oH P nmt.n.T m st-jb.T pHrr.T r nTrw nbw Dd.T6 m oH

6

Vermutlich handelt es sich bei der Gruppe

um eine Schreibung des Suffixes, das entsprechend wohl

auch in der Inschrift der Osttreppe zu ergänzen wäre (Hinweis Joachim Friedrich Quack). Cauville, Dendara XV. Traduction, 34–35 transliteriert Dd.tw.t und übersetzt „tu es installée dans le palais“, ohne dies zu erläutern.

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Synopsen

L k#=t m-§#=t O#¥ c#¥ m sSm¥=t J k#.T m-Xt.T Ow cj# m Smsw.T V k#.T m-Xt.T Ow cj# m Smsw.T X k#.T m-Xt.T Ow cj# m smsw.T P k#.T m-Xt Ow cj# m Smsw.T L wp¥ n=t EHwty w#.wt sXn¥ ß=t Ro m oow¥.w=f J wp n.T EHwtj w#wt sXn (tw).T Ro m owj.f V wp n.T EHwtj w#wt sXn Tn Ro m owj.f X wp n.T EHwtj w#wt sXn [tw.]T Ro m owj.f P wp n.T EHwtj w#wt sXn Tn Ro m owj.f L iw=t Xo.&ß \ m qnHt Sps iw=t sXn¥.ß m-Xnß #&t\t¥#=t? J jw.T sXn.tw m oH Sps Xo.T m-Xnt #Xt V jw.T Xnt m oH Sps Xo.T m-Xnt #Xt X jw.T sXnt m oH Sps Xo.T m-Xnt Xm.T P jw.T sXnt m oH Sps Xo.T m-Xnt #Xt L twyß Nb.t-ß# #mn sSß Xrs t# Hr Nb-q#¥ J twt nbt Dr jmnt sSt# Xsrt Dw Hr nb k#r V twt nbt Dr jmnt sSt# Xsrt Dw Hr nb k#r X twt nbt Dr jmnt sSt# Xsrt Dw Hr nb k#r P twt nbt Dr jmnt sSt# Xsrt Dw Hr nb k#r L wDs=t sXnß n pryw {p#?} ‹s›Hß? #t(i)f¥# n pr? nsß? J wTst sXmtj m pr-wr sHdt #tf m {n} wbnt V wTst sXmtj m pr-wr sHdt #tf m wbnt X wTst sXmtj m pr-wr sHDt #tf m wbnt P wTst sXmtj m pr-wr sHdt #tf7 m wbnt

7

So LGG VI, 491b.

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Synopsen

L iw qnH.t §# Ro psß onX #lx¥ J jw nfrw.T Xr Ro psDt sonXt rXyt V jw nfrw.T Xr Ro psDt sonXt rXyt pot X jw nfrw.T Xr Ro psDt (s)onXt rXyt P jw nfrw.T Xr Ro psDT (s)onXt rXyt L iw iXy.t m#y.ß #ߥ.ß r &s.wt? nb?\ nw? Hb? m hrw? pn? nw? Dt J jw #Xt m w#D r swt Hb.T nw Dt V jw #Xt m w#D r swt.T r Hb(w) nw Dt X ---------------------------------------P jw #Xt m w#D st r Hb.T n Dt L Wr.t n ‹p#›-wt ßp Xw¥ Or Pr-o# J wrt nt p#wtj tpj XwT Or ½ V wrt nt p#wtj tpj [Xwt Or ½

¼ ¼]

X ------------------------------------P wrt nt p#wtj-tpj Xwt Or ½Pr-o#¼ L mtwf Ro pr.n=t im.f J ntf Ro pr.n.T jm.f V ntf Ro pr.n.T jm.f X -------------------P ntf Ro pr.n.T jm.f L ---------------------------------------V Htp Hr.T nfr n nsw bjtj nb t#wj ½ ¼ X ---------------------------------------P ----------------------------------------

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Synopsen

Synopse 3 (wbn nbwt wsrt m msktt) X Kiosk, Nordtür, Außenseite, westlicher Türpfosten, Seite (D VIII, 6, 12–16*) P Pronaos, Decke, Travée Ost II (D XV, 21, 6–12) P

X

W

Übersetzung (und gegebenenfalls Transliteration) der Texte: Cauville, Dendara XV. Traduction, 26–27; Cauville, Pronaos, 554–555 (P). K [wbn nbwt] wsrt m msktt Spst wrt m mo[n]Dt s#t Ro prt [m-Xnt].f P wbn nbwt wsrt m msktt Spst wrt m monDt s#t Ro prt m-Xnt.f K Hmt [nTr] mwt-nTr mst nTrw rpyt Xo.tw m H#t [wj#] P Hmt nTr mwt-nTr mst nTrw rpyt Xo.t(w) m H#t wj[#] K djt-o n nTr Hr w#t.f B#stt nbt xkrw sq# Tn Or8 P djt-o n nTr Hr wj#.f B#stt nbt xkrw dw# tw.T Or K nbt sXmw nbt mnjt Hnwt sSSt sw#St nTr m Xo.f wrt m psDntjw P nbt sXmw nbt mnjt Hnwt sSSt sw#St nTr m Xo.f wrt m psDtnjw K [op]rt Htpw Smst o#bt n nTrw wrt Hk#w nbt #rt P oprt Htpw Smst o#bt n nTrw wrt Hk#w nbt #rt K Hnwt wpt jtn sn-wt nt jtn nfrt Hr [s]Hbt mnDtj bHdjt m WTst-Or P Hnwt wpt jtn sn-wt nt jtn------------------------ bHdjt m WTst-Or

8

LGG VI, 654a.

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Synopsen

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K jwt n nfrt r-xnw n k#r cpdt mn.tw Hr st.s P jj.n nfrt r-xnw k#r cpdt mn.tw Hr st.s K Or BHdtj nTr o# nb pt Htp Hr jrt.f Owt-Or nbt Jwnt P Or BHdtj nTr o# nb pt Htp Hr […]9 jrt.f Owt-Or wrt nbt Jwnt jrt Ro nbt pt Hnwt nTrw nbw K jj.tw m Htp ----------------------P jj.tw m Htp Htp Hr.T nfr n ½Pr-o#¼

Synopse 4 (wbn nbwt m-Xnt #Xt) X Treppe X, rechte Hälfte, Ostwand, Eckpodest 4, zweiter Text hinter den Gabenträgern 10– 14 (D VIII, 113, 4–5*) P Pronaos, Decke, Travée Ost II (D XV, 21, 13–15) I Isistempel von Philae, Hypostyl, Decke (Bénédite, Philae, 133, 4–6) X, P

I

W

Übersetzung (und gegebenenfalls Transliteration) der Texte: Cauville, Dendara XV. Traduction, 28–29; Cauville, Pronaos, 556 (P). X ----------Dd mdw wbn nbwt m-Xnt #Xt psD #Xt m HD.s10 twt wrt Hnwt jr s(j) P --------------------wbn nbwt m-Xnt #Xt psD #Xt m HD.s twt wrt Hnwt jr s(j) I NXbt jj.tw m Htp wbn nbwt m-Xnt #Xt psD #Xt m HD.s twt wrt Hnwt jr s(j)

9 In der Publikation ist hier eine zerstörte Gruppe angegeben, was sich nach Überprüfung (Foto HAdW/Tübingen I 2539) bestätigen lässt. Cauville, Dendara XV. Traduction, 26 ergänzt [m#ot], gibt jedoch keine Erklärung dazu. 10 In allen Textvertetern kann alternativ k#r gelesen werden (so Cauville, Dendara XV. Traduction, 28).

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Synopsen

X jTt n.s t#wj m nfrw.s Hnsktjt nbt mrwt P jTt n.s t#wj m nfrw.s Hnsktjt nbt mrwt I nXt n.s11 t#wj m nfrw.s Hnsktjt12 nbt mrwt13 X nfrwj Hr.T jm#t m dgt nbt wD#tj nbt xkrw P w#Dwj Hr.T jm#.w m dgt.T nbt wD#tj nbt xkrw I w#Dt Hr14 dgt15 ----------------------------------X jr.tw n.T sXm sSSt mHnjt nbt wrrt -------------P jr.tw n.T sXm sSSt mHnjt nbt wrrt jort o#t nbjt I -------------------- mHyt16 wrrt17 jort o#t18 nbjt19 X --------------------------------------------------------------------P nbwt pw Hnwt m Dt.s n(n) snwX?20 jm.s psD Ro sHd.n.f t#wj I nbwt21 pw Hnwt m Dt.s22 pxrt jtn23 Sspt n.s t#wj24 X -----------------------------------------------------------------------------------------------P ------------------------------------------------------------------------------------------------I jrt s# n onX n nsw bjtj ½jwo n nTrwj prwj stp n PtH jr m#ot Ro sXm onX Jmn¼ onX mj Ro

11 Nach Foto B1241 (Beinlich, Die Photos der Preußischen Expedition Teil 7) steht hier eindeutig

(gegen

12 13 14 15 16 17 18 19 20

LGG VI, 620a). Siehe zur transitiven Verwendung dieses Verbums Wb II, 315, 1–4. LGG V, 224b. LGG IV, 65c. LGG II, 264c. LGG VII, 578b. LGG III, 372a. LGG II, 508a. LGG I, 142a. LGG IV, 195b. In Ermangelung einer überzeugenderen Alternative ist in der Transliteration der Vorschlag von Cauville, Dendara XV. Traduction, 28 („défaut“) angeführt, siehe Wb IV, 158, 12–17 und Wilson, Lexikon, 858. Diese

21 22 23 24

LGG IV, 181c. LGG V, 217a. LGG III, 114b. LGG VI, 619c.

Lesung ist allerdings sehr unsicher, da dieses Wort normalerweise mit

geschrieben werden.

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Synopsen

Synopse 5 (nTrw jpn) W Treppe W, rechte Hälfte, Westwand, Text über den Naoi der Neunheit, Ausschnitt (D VII, 200, 7 – 201, 12*) U Horustempel in Edfu, Treppe U, rechte Hälfte, Südwand, Antrittspodest (E I, 575, 16 – 576, 6) W

U

V

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Übersetzung (und gegebenenfalls Transliteration) der Texte: Cauville/Ali, Le temple égyptien, 86; Alliot, Culte d’Horus, 410; Goyon, Dieux-gardiens I, 463–464; Vernus, Athribis, 410 (U). W nTrw jpn o#w wrw psDt nt Pr-nbwt nTrw nTrwt jmjw Owt-sSSt s#w-n.sn m ct-Ro U nTrw jpn o#w wrw psDt nt Or Tm# o nTrw nTrwt jmjw Owt-bjk s#w-n.sn m ct-wrt W sXmw St#w jrw nw nbwt nTrw n(n) mjtt.s m t# pn Dsrw sp#wt m o#w n b#w.sn U psDt St#t jrw Xnt P-n-Ro n(n) mjtt.sn m t# pn Dsrw sp#wt s[...]wy?25 W grgw njwwt sw#Dw jmjtw.sn dw# k#.sn m j#wt nt t# ----------------------------------U grgw njwwt swD#w jmjw.sn dw#.tw k#.sn m j#wt nt t# n(n) r-sy oq m S#S# Hsbw.sn W nbw f#w Xntjw #Xt-nHH ------------------------------------------------- nbw onX m NDm-onX U -------------------------- nbw pHtj m Wr-nXt wrw qf#w Xnt Owt-qn nbw onX m NDm-onX W wrw Sfyt m gsw-prw --------------------------nsww Cmow bjtjw MHw Hq#w nw Bj# dmD m sp U ------------------------- wrw nSn m Jw-nSn nsww Cmow bjtjw MHw Hq#w Bj# dmD m sp

25 Passage unklarer Lesung (

), die Vernus, Athribis, 410 kommentarlos mit „... les graines“

übersetzt. Ein Zusammenhang zu der Formulierung in der Parallele scheint in Anbetracht der Zeichenfolge in der Publikation, für die allerdings keine Überprüfung am Original möglich war, schwer vorstellbar.

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Synopsen

W sS Hmt.s r st.sn m st-Hb-tpj m hrw pn nfr wp rnpt U Hmw.sn m HD.sn r or tp-Hwt hrw pfy n wp-rnpt W wD#.sn m ‹Htp› nmt.sn m nhm r nmtt.sn nt m#o-Xrw jw.sn r pr.sn m qb nmtt m Dsr wr sp 2 U wD#.sn m Htp nmt.sn m nhm r nmtt.sn nt m#o-Xrw jw.sn m qb nmtt m Dsr wr sp 2 W sXm Sps n nbwt nTrw jTt gst m H#t.sn sj mj jtn wbn m Hrt U sXm Or-#Xtj jT gst m H#t.sn sw mj jtn wbn m Hrt W Textpassage ohne Parallele von größerem Umfang U ----------------------------------------------------------------W jw.f m gmHsw #m Dt nT(T) sbjw.f nt nfrt dmD m tp.f Swt nfrt Hno Swtj wrtj Hr wpt m Dnnt.f U jw.f m gmHsw #m Dt nT(T) sbj.f pX#tj dmD m tp.f Swt nfrt Hno Swtj wrtj Hr wpt m Dnnt.f W s#.f Cw m m#j Hr j#t.f m-ob s#t.f wpt-xt pxr Hm-nTr.f r st-Hb-tpj r sm# b#.f Hno sXm.f U s#.f Cw m m#j Hr j#t.f m-ob s#t.f wpt-xt spr Hm r st-Hb-tpj r sj#m b#.f Hno sXm.f W Textpassage ohne Parallele von größerem Umfang U ----------------------------------------------------------------W Dd{tj}.sn m Dt.sn m-Xnt Owt-sSSt #Xt-nHH mn xr sSt#.s U Dd.tw m Dt.sn m-Xnt Eb#t Msn mn.tw xr sSm.sn

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Synopsen

Synopse 6 (s#w-n.sn wrw nw ct-Ro) W Treppe W, linke Hälfte, Ostwand, Bandeau, Ausschnitt (D VII, 177, 2–4*) T Horustempel in Edfu, Treppe T, rechte Hälfte, Südwand, Antrittspodest (E I, 536, 17 – 537, 2) W

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Übersetzung (und gegebenenfalls Transliteration) der Texte: Alliot, Culte d’Horus, 422– 423; Goyon, Dieux-gardiens I, 466 (T). W s#w-n.sn wrw nw ct-Ro jw.sn Hr nmtt.sn r Htp m HD.sn Hr-s# job m#wt nt Ro Hr.sn T sXmw wrw nw ct-wrt jw.sn Hr nmtt.sn r Htp m HD.sn job m#wt nt Ro Hr.sn W n(n) #b r sw.sn ro nb jsw jrj m HHw nw Hbw-sd m fq#w n nHH T ------------------------jsw jrj Xr jt n s#.f m fq#w m k#t nt nHH W m nsw Dt m bjtj Hr st Or Xnt k#w onXw Dt T m nsw Dt m bjtj Hr st Or Xnt k#w onXw Dt

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Synopse 7 (smHrw jrt Ro) X Treppe X, rechte Hälfte, Südwand, Treppenlauf III, Text über dem Naos der Hathor (D VIII, 117, 6–9*) U Horustempel in Edfu, Treppe U, linke Hälfte, Nordwand, Text über dem Naos der Hathor (E I, 559, 16 – 560, 2) X

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Übersetzung (und gegebenenfalls Transliteration) der Texte: – X Dd mdw smHrw jrt Ro wTsw nbt Jwnt oqw xr wrt m NTrjt rmnw nw nbwt nTrw U --------- smHrw jrt Ro wTsw nbt Jwnt oqw xr bjkt m BHdt26 rmnw nw nbwt nTrw27 X tw#w nbt pt Hnwt nTrwt Smw r jwnn n Spst m Jwnt rmnw wbnt m nbwt Xntjt nt HD.s U tw#w nbt pt Hnwt nTrw nbw Smw r Sspwt Xnt Owt-Cnbtj28 rmnw wrt m ct-wrt X prw r-H# xr Spst wsrt m Hbw.s nfrw r tp trw Tnw psDt pw m rX jrjw.sn U prw r-H# xr Spst wsrt29 m Hbw.s r trw Tnw psDt pw m rX jrjw.sn X msw Or Xr.tw m rn.sn %ntj-n-jrtj pw m-ob msw.f opr m nTrw 9 U msw Or k#.tw m rn.sn %ntj-n-jrtj30 pw m-ob msw.f opr m nTrw 931

26 27 28 29 30

LGG II, 775b. LGG IV, 184a. Vgl. LGG VII, 103b–104a und Wilson, Lexikon, 1021. LGG VII, 58b. In LGG V, 849c %ntj-xt gelesen. Siehe zum vorliegenden Götternamen und für weiterführende Literatur III 3.7, Anm. 1286. 31 LGG IV, 489c.

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Synopsen

Synopse 8 (Xw.n Dt.f/Xw.sn Dt.f) W Treppe W, Decke, Bandeau, Ausschnitt (D VII, 205, 2–7*) E Horustempel in Edfu, Außenwand des Naos, westliche Bandeauinschrift, Ausschnitt (E IV, 10, 1–5) W

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Übersetzung (und gegebenenfalls Transliteration) der Texte: de Wit, in: CdE 36, 1961, 78–79 (E). W Xw.sn Dt.f swD#.sn How.f jr.sn s#w.f m st.f so#.sn sXm.f swr.sn [Sfyt.f snXt.sn o.f r] sbjw.f E Xw.n Dt.f swD#.n How.f wD.n s#.f jr.n mkt.f so#.n sXm.f swr.n pHtj.f snXt.n o.f r sbjw.f W [rtH.sn n.f pot rXyt Hr mw.f] spxr[.sn n.f H#tj]w nw Hnmmt E rtH.n n.f pot rXyt Hr mw.f spxr.n n.f H#tjw nw Hnmmt W wD.n snD.f r Hptj Sfyt.f r r#-o stwt [j]tn E wD.n snD.f r Hptj Sfyt.f r r#-o stwt jtn

W […s]q#.n oHow.f [s]Dd.n [nswyt.f mtn.n.n sw m j#wt nt vm spxr.n n.f gnwt m HH n Hb-sd E --- sq#.n oHow.f sDd.n nswyt.f mtn.n.n s(w) m j#wt nt vm spxr.n n.f gnwt m HH n Hb-sd W Hfnw js m rnpwt jw.f m bjk] mn [Hr srX] Xnt k#[w onXw Dt] E Hfnw js m rnpwt jw.f m bjk mn Hr srX Xnt k#w onXw Dt

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Bibliographie Für die Namen der Reihen und Zeitschriften wurden weitestgehend die bei B. Mathieu, Abréviations des périodiques et collections en usage à l’Institut français d’archéologie orientale, 6. Auflage Kairo 2017 angegebenen Abkürzungen verwendet. Nicht in der Bibliographie aufgeführt sind einzelne Artikel aus dem Lexikon der Ägyptologie (LÄ). Sämtliche Hieroglyphen, die in diesem Buch gezeigt werden, sind mit Hilfe des von Serge Rosmorduc geschriebenen Programmes JSesh (http://jsesh.qenherkhopeshef.org) erstellt. Abubakr, Kronen: A.J. Abubakr, Untersuchungen über die ägyptischen Kronen, Glückstadt 1937. ALex: D. Meeks, Année Lexicographique. Égypte Ancienne. Tome 1 (1977): Paris 1980. Tome 2 (1978): Paris 1981. Tome 3 (1979): Paris 1982. Alexanian, in: Guksch et al. (Hgg.), Grab und Totenkult im Alten Ägypten: N. Alexanian, Himmelstreppen und Himmelsaufstieg, in: H. Guksch/E. Hofmann/M. Bommas (Hgg.), Grab und Totenkult im Alten Ägypten, München 2003, 27–40. Allam, Beiträge zum Hathorkult: S. Allam, Beiträge zum Hathorkult (bis zum Ende des Mittleren Reiches), MÄS 4, Berlin 1963. Allen, Heqanakht: J.P. Allen, The Heqanakht Papyri, PMMA 27, New York 2002. —, Middle Egyptian: J.P. Allen, Middle Egyptian. An Introduction to the Language and Culture of Hieroglyphs, 2. Auflage Cambridge 2010. —, Concordance of the Pyramid Texts: J.P. Allen, A New Concordance of the Pyramid Texts. Vol. I– VI, Providence 2013. —, The Ancient Egyptian Pyramid Texts: J.P. Allen, The Ancient Egyptian Pyramid Texts, Writings from the Ancient World 23, Atlanta 2015. Alliot, Culte d’Horus: M. Alliot, Le culte d’Horus à Edfou au temps des Ptolémées, BdE 20. Premier fascicule: Kairo 1949. Deuxième fascicule: Kairo 1954. Altenmüller, Die Apotropaia: H. Altenmüller, Die Apotropaia und die Goetter Mittelaegyptens. Eine typologische und religionsgeschichtliche Untersuchung der sog. ‘Zaubermesser’ des Mittleren Reichs. Teil I: Abhandlung. Teil II: Katalog, München 1965. —, in: ZÄS 92, 1966: H. Altenmüller, „Messersee“, „gewundener Wasserlauf“ und „Flammensee“. Eine Untersuchung zur Gleichsetzung und Lesung der drei Bereiche, in: ZÄS 92, 1966, 86–95. —, Rez. in: OLZ 83, 1988: H. Altenmüller, Rez. zu R. Hari, La Tombe Thébaine du Père divin Neferhotep (TT 50), Genf 1985, in: OLZ 83, 1988, 398–402. Altenmüller-Kesting, Reinigungsriten: B. Altenmüller-Kesting, Reinigungsriten im ägyptischen Kult, Hamburg 1968. Altmann, Kultfrevel des Seth: V. Altmann, Die Kultfrevel des Seth in den Urkunden mythologischen Inhalts (Urk. VI), SSR 1, Wiesbaden 2010. —, in: El-Sayed/El-Masry (Hgg.), Athribis I: V. Altmann, Zu den in Athribis nachgewiesenen ptolemäischen Königen und römischen Kaisern, in: R. El-Sayed/Y. El-Masry (Hgg.), Athribis I. General Site Survey 2003–2007. Archaeological & Conservation Studies. The Gate of Ptolemy IX. Architecture and Inscriptions, Kairo 2012, 198–211. Altmann-Wendling, in: Pries (Hg.), Die Variation der Tradition: V. Altmann-Wendling, Das Ritual in+.t-rd(.wi) und das Umlaufopfer – zu neuen Fragmenten und unterschiedlichen Überlieferungssträngen des Mundöffnungsrituals, in: A.H. Pries (Hg.), Die Variation der Tradition. Modalitäten

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Bibliographie

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Indices In den folgenden Indices sind hinter den Stichwörtern oder Textstellen grundsätzlich Seitenzahlen angegeben, wobei nicht zwischen einer Nennung im Haupttext oder in einer Fußnote auf der jeweiligen Seite unterschieden wird. Der ägyptische Wortindex stellt kein vollständiges Glossar der bearbeiteten Inschriften dar, sondern dient der Erschließung der analytischen Bestandteile der Arbeit. Hier sind Wörter und Wortverbindungen, die im Zuge der Auswertung (Kapitel I, III–V sowie sämtlichen Fußnoten) eine größere Rolle spielen und näher erläutert werden, zusammengeführt. Auf diesem Weg erhält der Leser unter anderem Zugang zu den umfassenden Belegstellensammlungen, die in den Fußnoten der Untersuchung enthalten sind und die über das Vorkommen wichtiger Begriffe im Textkorpus (Kapitel II) Auskunft geben. Seiten, auf denen sich umfangreiche Sammlungen von Textstellen zu einem Eintrag finden, sind durch Fettdruck hervorgehoben. Ortsnamen sind mit der Abkürzung ON, Raumnamen mit RN und Festbezeichnungen mit FB versehen. Götternamen (GN) sind hier nur aufgenommen, wenn allgemein keine deutsche Version der betreffenden Bezeichnung bekannt oder in Gebrauch ist, ansonsten finden sich diese im deutschen Wortindex. Der deutsche Wortindex enthält Begriffe, die in den auswertenden Kapiteln der Arbeit näher untersucht und besprochen sind bzw. dort eine größere Bedeutung haben (einschließlich Orts-, Herrscher-, Götter- und Raumbezeichnungen). Auch hier sind gegebenenfalls Seiten, auf denen sich umfangreiche Belegsammlungen zu den jeweiligen Begriffen finden, durch Fettdruck markiert. Der Stellenindex umfasst die in allen Teilen der Untersuchung zitierten Textquellen. Nicht mit aufgenommen ist der Haupttext der fortlaufenden Übersetzung des Korpus in Kapitel II (D VII, 139, 8 ‒ 205, 7*, D VIII, 2, 11 ‒ 122, 6*), da dort einzelne Textpassagen leicht aufzufinden sind. Aufgenommen sind aber Querverweise auf dieses Korpus in den analytischen Teilen der Arbeit einschließlich aller Fußnoten, wobei die Zugehörigkeit zum Textkorpus auch hier stets durch einen Asterisk * angezeigt wird.

Ägyptischer Wortindex #w-jb (sich freuen): 54, 543 #wt-jb (Freude): 39, 464, 562 #wt-jb (Amulett): 623, 654 #bX (sich vereinigen): 352, 461, 577, 594 #m (Ergreifen): 524, 577, 579, 585 #Xt (Acker/Feldgöttin): 512, 517, 518, 533, 590, 631, 636 #Xt (Auge): 473 #Xt (Kiosk): 443, 444, 447, 577, 600, 681, 682 #Xt (Kuh): 501, 516, 517 #Xt (Horizont): 7, 49, 53, 342, 343, 345, 348, 350, 352, 367, 381, 404, 411, 443, 444, 447, 473, 480, 491, 492, 594, 595, 608, 609 #Xt-nHH (Dendara): 402, 694

#Xtj (Horizontischer): 31, 53, 352, 404, 461, 473, 479, 480, 492, 495, 581, 608, 609, 658 #Xtjw (die Horizontischen): 341, 392 #Xtjt (Horizontische): 34, 53, 351, 401, 402, 444, 446, 472, 512, 524, 525 #xb-onX-m-dSrw (GN): 548 #Sr (Grillklein): 627, 628, 630 #gb-wr (GN): 516, 517 j#w# (Kasten): 589, 604 j#bj (linke Seite): 341, 401, 404, 416, 419, 463 j#bt (linkes Auge): 473, 480 J#Xw (Glänzender): 352, 415, 466, 473, 480, 495, 577, 581 j#dt rnpt (Seuche): 2, 241 jort (Kobra): 474

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Indices

jwnn (RN): 347, 352, 353–354 jwntjw Jwnt (Musikantinnen): 563 jb# (tanzen): 639 jbr (Ladanum): 522, 650, 651, 653, 656 jp (Treppe): 404 jpt (Kiosk): 447 Jpt-Hmt.s-Xntjt-#Xt (GN): 553 jmj(w) %mnw (in Hermopolis befindlich): 285, 500, 506, 509 jmjw Msn (die in Mesen sind): 563 jmjw-s#.f (die in ihrer Phyle sind): 431, 549 jmjt wj#.s (die in ihrer Barke ist): 348, 428 Jmjt-wD#t-s#Xt-vm (GN): 553 Jmstj (GN): 535, 537, 538 jns (Stoff): 652 Jr-m-ow# (GN): 536 Jr-rn.f-Ds.f (GN): 535 jr sj (der sie erschuf): 33, 34, 479 jr-t# (Weltschöpfer): 473, 481 jrj mw n Ro (Mundschenk des Re): 517, 527 jrj-XX (Halskette): 531, 622 jrjt-H#t (Pilotin): 472, 581 jrw n st-Hb-tpj (Ritual): 359, 687–689 jrp (Wein): 527, 636–638 jrt Ro (Auge des Re): 35, 56, 340, 342, 343, 367, 429, 430, 470, 471, 473, 477, 478, 479, 482, 488, 491, 512, 522, 524, 553, 559, 561, 565, 587, 590, 613, 622, 662, 672, 695 jrt Or w#Dt (grünes Horusauge): 232, 527, 627, 630, 636, 637, 638 jrtjw (Stoff): 649–652 JHy (Priester): 46, 380, 511–512, 515, 517, 531, 539, 621; siehe zur gleichnamigen Gottheit: Ihi js (Laboratorium): 374, 522 jswt (Mannschaft): 485 jt (Vater): 21, 27, 28, 32, 33, 35, 37, 39, 351, 352, 357, 367, 375, 415, 444, 462, 464, 473, 479, 481, 488, 489, 524, 525, 561, 565, 570, 577, 580, 581, 594, 612, 613, 640, 695 jt(jw)-nTr (Priester): 356, 359, 391, 394, 415, 511, 518 jt.s/T (ihr/dein Vater): 27, 28, 32, 33, 35, 37, 39, 351, 352, 357, 367, 375, 415, 444, 462, 464, 473, 479, 481, 488, 489, 524, 525, 565, 577–579, 612, 613, 640, 695 jt.sn (ihr Vater): 479 jtn (Sonnenscheibe): 471, 480, 578, 579 und passim jtn wr (große Scheibe): 343 jtnwj (zwei Scheiben): 44, 584 jtnt (weibliche Scheibe): 13, 39, 430, 471, 477, 553, 580, 581, 583, 585, 613 jtrtj (zwei Seiten/Heiligtümer): 311, 349, 349, 355, 415, 463, 464, 562–563 jdbw Or (Ufer des Horus): 563 jdmj (Stoff): 649–651 jdnt st (Stellvertreterin): 212, 585 Jdt (Kuh): 501, 502, 506, 509

o (Gefäß): 134, 213, 523, 524 o (Arm): 56, 341, 343, 415, 498, 529, 577, 643 o#(y)w (Säulen): 605, 606, 608, 609 o#yt (RN/Kiosk): 346, 347, 350, 446, 447 o#yt (Himmel): 49, 404, 447 o#yt (Schrein): 609 o#wt (Edelsteine): 134, 360, 523, 610 o#bt (Opfer): 32, 34, 357, 361, 362, 415, 428, 429, 449, 451, 452, 454–459, 519–521, 530, 586, 627, 628–630, 632, 633, 635, 638, 639, 645, 700 owt (Kleinvieh): 630, 631, 635 ob (reinigen): 524, 532 ob nj#w (FB): 46–52, 59, 382, 699 ob-nTr (Priester): 350, 394, 531 obwj (zwei Hörner): 165, 341, 392, 518, 549, 598 ob# (Opferaltar): 530 ob#-Df#w (RN): 354, 416 on (Tafel): 514 (onX) nTr nfr (der gute Gott): 74, 75, 390, 391, 394, 495, 674, 678–680 onXt (Auge): 473, 479, 578 onXt-wnmt-wnnt (GN): 553 or (Treppe): 400, 401, 403 or (aufsteigen): 417 orqj rnpt (letzter Monatstag): 10 oH Sps (RN): 347 oHow (Schutzschlangen): 551 oXm (löschen): 527 oq m sH (eintreten in den Plan): 514 oq m sSw (die Schriften studieren): 514 oqw (Eintretende/Eintrittsberechtigte): 535 oDb (jubeln): 543 w#H (hinzufügen): 43 w#X (Säulenhalle): 441, 640–641 w#S (Tragbahre/-schlitten): 605 w#t (Weg): 7, 36, 358, 402, 403, 418, 502, 512, 515, 525, 525, 533, 566 w#t nt msbb (Treppe): 402, 403, 404 w#D (grün): 232 w#D n B#x (Mineral): 524, 526, 618, 619 w#D n cXmt (Sprössling der Sachmet?): 239 w#Dyt (Kiosk/Säulenhalle): 33, 431, 441, 443, 454 w#Dt (Stoff): 649–652 W#DD (GN): 517 w#DDw (Agathodaimon-Schlangen): 551 wj# (Barke): 35, 37, 39, 348, 428, 472 wjn (zurückweisen): 34, 36, 38, 39, 62, 616 Wo-jwtj-sDm.n.f (GN): 548 wobt (RN): 37, 361, 363, 464, 447, 686, 687 wobt (Himmel/Kiosk?): 447 wobt (Fleisch): 627, 628, 650, 686 wort (Bein): 532, 642 wort-Xpr-x#t (RN): 350, 416, 552 wbn (aufgehen): 19, 33, 34, 35, 37, 39, 42, 49, 81, 341, 343, 351, 352, 355, 358, 360, 373, 381, 400, 401, 405, 406, 407, 418, 429, 430, 472, 473, 580,

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Ägyptischer Wortindex 512, 524, 557, 570, 581, 582, 584, 590, 595, 636, 658, 681, 682, 685, 692, 695 wp r# (Mund öffnen): 368, 371; siehe auch: Mundöffnungsritual wp rnpt (FB): 9–24, 57–58 und passim wp rnpt n Hm.f (Herrschergeburtstag?): 19–20 wp rnpt sn-nw (FB): 23–24, 589 wpt jtn (gehörnte Sonnenscheibe): 165, 341, 598, 599 wn (eilen, vorübergehen): 38 wn Hr (Gesicht öffnen): 23, 340, 242, 278, 340, 349, 354, 427, 459, 460, 461, 466, 532, 600, 688, 701, 707 Wnwn (GN): 548 wnwnt (die sich hin- und herbewegt): 34, 474 Wnm-jb-jwtj-mjn.f (GN): 549 Wnm-w#Dw-boH-jb (GN): 548 wnmj (rechte Seite): 341, 404, 416, 463 wnmt (rechtes Auge): 27, 473, 585 wnSb (Symbol): 544, 586, 587, 662, 664 wr oH# (Priester): 512 Wrt (GN): 517 wrt (Kuh/Vulva): 160 WHo-pr-m-wX# (GN): 517 wHm-onX (Wasser/GN): 516, 517, 642 wHm tX (FB): 54, 55 wHmw (Herold): 531 wsr (Macht): 557 wsr-H#t (Barke): 437 WsX-st-onX-m-snf (GN): 548 wsXt o#t (RN): 567 wsXt Xo (RN): 567 wsXt nt st-Hb-tpj (RN): 359 wtT (Symbol): 663 wtTw nw v#-Tnn (Söhne des Tatenen): 540 wTs-Xow (Kronen aufsetzten): 657 wTs-nfrw (Barke): 428, 565, 610–613 wTsw (Träger): 534, 538 wTst (Himmel/Kiosk): 447 WTst-Or (Gau von Edfu): 491, 492, 615 Wdpw-n-Ro (GN): 392, 527, 528, 638, 640 wdH (Opferständer): 530 wD# (Amulett): 354, 531, 557, 621, 622, 623, 625 wD#t (Dach): 402, 441, 447 wD#t (Udjatauge): 450, 473, 474, 480, 553, 620, 623, 625 WD#t-Sw-‹m›-pt-m-jrw.s (GN): 553 B# (Widder): 500, 506, 508 b# j#btt (Ba des Ostens): 480, 570 b# onX (lebendiger Ba): 531, 546 B#t (Sistrum): 520, 524, 525, 526, 600 bj#yt o#t (großes Wunderwerk): 605, 610 Bwgm (ON): 587 bw-Dsr (RN): 350 bnrw (Milch): 528, 627, 630, 631 bXnt (Kultobjekt): 657, 662, 663

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bs (Abbild): 424, 578, 594 bs# (Schutz, schützen): 446, 547 bqnqnw (Standarten): 359, 391, 392, 394, 501, 502, 511, 613, 614 bkr (Treppe): 400, 403, 533 p# hrw n Ro (FB) 32, 382 p#wtj tpj (erster Urzeitlicher): 39, 481, 577 P#Xt (ON): 560, 561 p#qt (Leinen): 605, 606, 608, 609, 650, 654 pot (Menschen): 564, 685 Pwnt (ON): 477, 561, 564, 587 Pr-o# (Pharao): 20, 386 pr-Jwn (RN): 354, 490 pr-onX (Lebenshaus): 17 pr-wr (RN): 46, 240, 344, 345, 346–349, 373, 409, 446, 492, 498, 588, 606, 608, 665, 700 pr-ms (Geburtshaus): 381 pr-nw (RN): 351, 352, 353, 416, 476, 695 pr-nbw (RN): 369 pr-nsr (RN): 7, 8, 340, 352, 353, 416, 476, 700 Pr-Or (Dendara): 402, 490 pr-HD (RN): 356 pr.T Xnt Pr-rpyt (RN): 347 pryw (Leinenstreifen): 531, 651 prt-Xrw (Opfer): 457 prt cpdt (Sothisaufgang): 17–19 pX#t (Kobra): 474 pxr (Umgebung): 463, 560 pxr (durchziehen): 594, 617 pxr m mHnjt.f (der von seiner Umringlerschlange umgeben ist): 443, 444, 479, 577 psS-kf (Gerät): 372, 506, 507, 508 psD m nbw (der als Goldener leuchtet): 404, 471, 480, 585, 682 psDt m nbwt (der als Goldene leuchtet): 429, 472 PsDt-Xntjt-nt-Hrt (GN): 553 pt (Kiosk?): 443, 447 pt ... t# (Himmel ... Erde): 562 ptr (sehen): 349, 443, 444, 577 ptr (Kampfplatz): 290 pD (ausgebreitet): 165, 341, 598, 599 pDw (Weihrauchkugeln): 389, 532, 642, 643 PDt (Bogen): 501, 506, 509 f#t Xt (Sachen tragen): 78, 547, 633, 639 m-Xt (hinter/nach): 367, 415, 463, 501, 522, 565, 600, 617, 640 m## (sehen): 33, 35, 36, 37, 49, 52, 53, 56, 349, 367, 381, 382, 401, 402, 403, 415, 427, 444, 461, 464, 477, 479, 480, 487, 489, 499, 502, 524, 525, 532, 534, 561, 565, 570, 577, 579, 581, 582, 594, 612, 640, 656, 688 M##-jt.f (GN): 535 m## nTr (Gott sehen): 33, 427, 499, 502, 534, 577, 656

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Indices

m#j (Löwe): 481; siehe auch: Löwe m#wt (Strahlen): 35, 444, 461, 579, 594 m#rw (Heiligtum): 290, 438 moyt (Öse): 341, 605, 606, 608, 609 monDt (Barke: 472, 581, 601 mfk#t (Türkis): 523–526, 562, 618–620, 621 mfk Hr (Gesicht erfreuen): 48, 530 mnw (Krug/Trank): 54, 57, 421, 586, 587, 625, 636, 638, 664; siehe auch: Menu-Krug/Trank und Menu-Lied mnfrtj (Armbänder): 531, 557, 622, 623 MnH (GN): 392, 515, 517–519, 528–529, 629 mnXt (Stoff): 41, 42, 56, 60, 354, 355, 356, 416, 592, 648, 649–652 mrwt (Göttinnen): 542 mrHw (Gesalbter): 392, 518 mHnjt (Stirnschlange): 443, 444, 474, 479, 488, 551, 577, 578 Ms-pt-j#dt-m-Hr.f (GN): 549 msw Or (Horuskinder): 392, 535, 537, 538 msw %ntj-n-jrtj (Kinder des Chentienirti): 392, 535, 537, 538 mswt (Geburt, Frühaufgang): 4, 14, 15, 16, 29, 31, 32, 40, 57, 59, 415, 553, 554, 595, 616 mswt jt.s (FB); 32, 415 mswt jtn (FB): 31, 32, 40–41, 57, 59, 616 mswt Ro (FB): 14, 15, 16, 31, 59 msbb (sich wenden): 402–404 MsXnt-mnXt/-nfrt (GN): 46, 554 msXtjw (Großer Bär): 122, 384 msktt (Barke): 472, 581 msn: (RN): 348 mkt (Schutz): 34, 523, 531, 548, 621, 624 mtrH (Amulett): 584, 623–625 mTn (Weg): 341, 502 mdw (Stab): 34, 501, 613–614, 615–617 mds (abschneiden): 529 mD (Salbe): 59, 376, 522, 648, 649, 650, 651, 656, 660 mDd (Pfeil/Waffe): 556, 624 MDDny (ON): 625 njwwt (Städte): 563 njnj (Gestus): 423, 424, 543 njs (rezitieren): 340, 415, 513 nwH (Trunkenheit): 55, 527, 563, 640 nwt wsXt wrt (Dach des Naos?): 565–569, 573, 613 nb wn (Priester): 512, 513 nb HHw (der Millionen schafft): 481 nb Dr (Allherr): 481, 560, 640 nbw (Gold, als Material): 341, 524, 605, 608–609, 618, 619, 642 nbwt/nbtj (Göttinnen): 542 Nbwt-nTrw (GN): 517 Nbt (Kuh): 501, 506, 509 nbt jtn (Herrin der Scheibe): 471, 480 Nbt-w#X (GN): 517

nbt tp(j) rnpt (Herrin des Jahresbeginns): 26, 27, 29, 59, 373, 475, 561 Nbt-DnH-Hr-jHy[.s] (GN): 553 nprt (Treppe): 400, 403, 533 Nf-H#tj(w)-oq-mwt (GN): 548 nfrw (Wein): 527 nfrwj (wie schön ist): 69, 70, 76, 348, 360, 367, 373, 681, 684, 692, 712 nfrt m wpt (Schöne am Scheitel): 474 nm (jubeln/schreien): 543 nms (Gewand/Kopftuch/Streifen): 341, 496, 605– 609, 649, 657 nmsw n p#qt (Streifen aus Leinen): 605, 606, 608 nmst (Krug): 371, 531, 532, 642, 643, 645–647, 649, 702 Nn-nsw (ON): 423, 542, 561 Nnwt (GN): 517 nnt/nwt (Himmel/Kiosk): 447 nr (Zeitpunkt): 50 nhm (jubeln): 512, 543 nht (Schutz): 35, 445, 547, 551, 553, 623 nHbt (Lotosknospe): 530, 630 NHH (GN): 33, 480, 577 nHH (Ewigkeit): 33, 48, 49, 51, 53, 354, 400, 402, 410, 414, 480, 484, 577, 610, 694 nXb (Lotos): 530, 630 nXb (tanzen): 543 nswyt (Königtum): 50, 473 nsrt (Flamme): 352, 474, 524 nst-Ro (RN): 352 nt-o (Bestimmung): 640, 688, 689, 695 nTrw Hrjw wdHw (die über den Altären sind): 530, 531 nTrw 9 (neun Götter): 535, 537, 538 nTrt (Auge): 473 nDm-onX (RN): 348, 349 nD Hr (grüßen): 62, 69, 77, 341, 352, 361, 661, 682, 683, 685 r#/r#w (Spruch/Sprüche): 361, 513, 514, 515, 686– 689 r#-owj (Werk): 355, 527, 637, 638, 650 r#-Xmt (Silber): 524, 608, 610 ryt (Kiosk?): 443 Rot (weiblicher Re): 401, 471, 580, 581 rwj (Gold): 524, 610 rwt (Naos): 604 rwd (Treppe): 400, 401 rmn(w) (Träger): 511, 534, 538, 566, 600, 640, 672 rmT (Menschen): 561, 564, 590, 563 Rnpt-oxmw.s (GN): 549 rnpt nfrt (gutes Jahr): 19, 23, 27, 61, 374, 376, 377, 383, 385, 477, 647, 653, 654, 681 rnpt Hfnw (Jahr der Hunderttausend): 198, 653, 654 rnpt HHw (Jahr der Millionen): 198, 653, 654 Rnn-wtt nfrt (schöne Renenutet): 553; siehe auch: Renenutet

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Ägyptischer Wortindex rrtjw (Nilpferdweibchen): 555 rXyt (Menschen): 563, 564 rsj (Süden): 358, 462, 467, 468, 560, 592 rsw (Wächter): 550 rkH wr (FB): 30 rkH nDs (FB): 30 rd (Treppe): 400–404; siehe auch t#-rd h# (herabsteigen): 137, 417, 524 h#yt (Kiosk/Himmel): 49, 341, 415, 431, 441, 442– 443, 447, 448, 454, 462, 578, 600 h#(t)-r-mw (Geflügelhof): 137 h#drt (Armband): 621, 622 hmhm (Krone): 659 hn (jubeln): 185, 352, 543 hrw pf (jener Tag): 27, 57, 374, 415, 722 hrw pn (dieser Tag): 10, 27, 28, 32, 35, 44, 45, 46, 54, 56, 57, 353, 717 hrw mnXt (FB): 652 hrw Hb-sd (FB): 60 hrw Hbs (FB): 652 hrw Xot (Tag des Erscheinens): 343 hrw tpj n tX (FB): 53, 54, 55 hrww nn nw sXot Hm.f (jene Tage des Erscheinenlassens seiner Majestät): 62 H#jtj (die beiden Lichter): 49, 584 H#yt (RN/Kiosk): 347, 351, 361, 446, 547 H#w-Xt (Bier): 527, 637, 638 O#qw (GN): 535, 538 H#t rnpt (FB): 61, 62 H#tj-o (Priester): 138, 277, 349, 392, 515, 517, 518, 532, 533, 621, 642–646, 651, 657 Hoo/Hoowt (jubeln/Jubel): 574, 543 Hoo (freudig voranschreiten?): 151 Hw (Nahrung): 556, 633 Hw (niederwerfen): 529 Hw-o (darbringen): 547 Hwn (Priester): 36, 380, 511, 512, 531, 561 Hwt-JHy (RN): 344, 416 Owt-jHt (ON): 527 Owt-ob (Dendara): 347, 512, 524 Hwt-ob (RN): 351 Hwt-Wsjr (RN): 539 Owt-bjk (ON): 694 Hwt-mnjt (RN): 352, 354, 416, 539 Hwt-mnXt (RN): 354–356, 416 Hwt-Nwt (RN): 7 Hwt-nbw (RN): 28, 369, 370, 372 Hwt-cm#-t#wj (RN): 345, 351, 353, 552 Owt-sSSt (Dendara): 48, 440, 525, 604, 694, 695 Hwt-sSSt (RN): 344, 351, 476, 598 Hwt-sSSt (Kiosk): 442 Hwt-ckr (RN): 351 Hwt-ckr-rsj (RN): 28 Hb (n) jt.s (FB): 27, 35 Hb m## jt.s/T (FB): 33, 577, 640

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Hb m## jtn (FB): 33, 53 Hb m## NHH (FB): 33, 577 Hb m## nTr (FB): 33, 577 Hb m#tt (FB): 62 Hb mnXt (FB): 41, 42, 56, 60, 592, 648 Hb Ro (FB): 32, 33, 41, 47, 57, 375, 565, 613 Hb.s wr n jr s(j) (FB): 33, 34 Hb.s nfr n wbn jtn r m##.s (FB): 33, 570, 582 Hb.s nfr n Xnd.s (FB): 56 Hb Ssp mnXt (FB): 56, 648 Hb qm# s(j): 7, 33, 34, 35, 37, 39, 375, 616 Hbw.f nw oq pt (FB): 62 Hbw nw xnm jtn (FB): 33, 576, 578, 595 Hbw nfrw (schöne Feste): 27, 28, 39, 54, 62, 343 Hbw tp trw (FB): 27, 29, 58, 59, 595, 596 Hb tpj (FB): 52–53 Hb tX (FB): 54, 55 Obt (GN): 517 Opj (GN): 535, 538 Opwj (GN): 517 Hpt (umarmen): 594 Hptj, Hpwt (Krone, Kronen): 476, 599, 600, 658 Hm(w)-nTr (Gottesdiener): 34, 36, 129, 298, 356, 358, 359, 391, 392, 394, 415, 418, 511, 512, 515–518, 518, 523–526, 535, 616, 672 Hm (n) nTrt (Priester): 512 Hm n cm#-t#wj (Priester): 512 Hnmmt (Sonnenvolk): 392, 562–565, 569 Hnqt (Bier): 415, 428, 458, 527, 530, 556, 627, 632, 636–639 OnT-nkn (GN): 351, 551 Or j#btt (Horus des Ostens): 480, 570 Or wp Sot t#wj (Horus, der den Kampf der beiden Länder schlichtet): 500, 506, 509 Or Hrj w#D.f (Horus, der auf seiner Papyrussäule ist): 500, 505, 506, 509 Hrj-tp t#wj (Vorsteher der beiden Länder): 481 Hrjt-jb wj#.s (die in ihrer Barke ist): 348, 428 Hrjt st-wrt (Oberste des großen Sitzes): 488, 489, 608, 662 Hrjt-tp (Stirnschlange): 49, 53, 342, 356, 380, 429, 474, 482, 486, 487, 512, 522, 524, 525, 539, 578, 614 Hrjw rnpt (Epagomenen): 2, 40 Hrj(w) sSt# (Priester): 394, 515, 517, 531, 535, 621, 651, 704 Hrw 4 (vier Gesichter): 255 Hrt (Dach/Himmel): 22, 441, 447 HH (Millionen): 33, 47, 48, 49, 50, 51, 198, 472, 481, 590, 653, 654, 655 HH (Symbol/Opfergabe): 363, 423, 427, 450, 458, 466, 488, 620, 622, 634, 639, 645, 653, 658, 659 Hs (Vase): 519, 527, 531, 532, 533, 641, 642, 643– 646, 648 Hs (loben): 39, 355 Os# (GN): 517 Hsq (abschneiden): 529

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Indices

Hq#w (Gebieter): 50, 484 Hq#t (Herrschaft): 473 Hq#t (Gebieterin): 48, 78, 394, 498 Hknw (Lobpreis): 415, 513 Hknw (Öl): 412, 522, 650, 651, 653, 656 Htp (ruhen, zufrieden sein, untergehen): 43, 49, 74, 341, 361, 374, 406, 407, 443, 560, 565, 604, 606, 608, 609, 640, 681, 686 Htp-dj-nsw (Formel): 624 Htpw (Opfergaben): 77, 428, 556, 627, 631, 632, 633, 638, 641, 687 HD (Silber): 524, 619, 620 HD (Schrein): 343, 349, 354, 407, 429, 459, 489, 524, 537, 539, 598, 600, 604, 605, 606, 608, 609, 610, 640, 663, 682 HD-nTr (Gottesschrein): 663 OD-sSp (GN): 548 HD Sps (prächtiger Schrein): 407, 459, 539, 598, 600, 604, 605, 606, 608 HD-t# (Tagesanbruch): 3, 4 HDw (Milch): 519, 528, 627, 628, 630, 631 HDt (Stoff): 349–352 %#-dj (ON): 205, 343, 381, 382, 395, 411, 429, 478, 482, 489, 490, 561, 562, 566, 579, 658 X#b#sw (Sterne): 546, 581 h#byw (Gesandte): 550 X#tjw (Messerdämonen): 550 Xyt (Dach/Himmel): 401, 441, 447 Xow (Kronen): 75, 381, 557, 657, 658 Xw (Schutz/schützen): 393, 571, 624 Xb (tanzen): 639 Xbbt (Gefäß): 522, 650 Xf (sehen): 532 Xm (RN): 347 Xm.s tp-Hwt (Kiosk): 446 Xmw (Staub): 116 Xn (tanzen): 640 %ns-m#ot (GN): 548 Xntj #Xt (Vorsteher des Horizontes): 381, 480 %ntj-n-jrtj (GN): 392, 535, 537, 538 XntS Dt.f (dessen Leib sich freut): 479 Xnd (gehen): 56, 400, 401, 418 Xndw (Treppe): 358, 400, 401–404, 415, 416, 418, 524, 525, 533, 537, 692 Xndw msbb (Treppe): 402, 404 XsbD (Lapislazuli): 524–526, 618, 619 xnm (sich vereinigen): 576, 579, 594 und passim xnm jtn (Ritual): 570–596 und passim $rj-b#q.f (GN): 535, 536 xrj-Hbt (Vorlesepriester): 356, 359, 392, 394, 395, 415, 513, 514–518 xkr(w) (schmücken/Schmuck): 355, 401, 561, 621, 650 xkr (Fries): 393, 425 $krt (GN): 518

s# (Amulett): 531, 557, 622, 623–625 s# (Schutz): 7, 48, 77, 531, 548, 551, 553, 571 c#-Owt-Or (GN): 378, 436, 551, 561, 562 s#-t# (Schlange): 342, 344, 345, 352, 561, 601 s#w-n.sn (Schutzgötter): 484, 485–486, 501, 525, 541, 550, 579 s#wtjw (Schützer): 431, 550 s#b Smow (oberägyptischer Schakal): 500 s#t (Tochter): 401, 402, 430, 466, 473, 479, 578, 480, 491, 492, 524, 525, 560, 577, 578, 581, 682 s#t jr-t# (Tochter des Weltschöpfers): 473 s#t Jtm (Tochter des Atum): 473 s#t jtn (Tochter der (Sonnen-)Scheibe): 473 s#t Ro (Tochter des Re): 401, 402, 473, 479, 492, 524, 525, 581, 682 s#t tpjt (erste Tochter): 473 s#Tw n p#qt (Streifen aus Leinen): 607, 608 sj#m (erfreuen): 594 cjn-H#t-nj-pH.n.tw.f (GN): 548 sor (erheben): 481, 547 soH (Gestalt): 351, 525, 577, 578 sw#w (Umgebung): 37, 415, 463 swob (reinigen): 524, 525, 528, 532, 533 cwn (Pfeil): 392, 501 swX# (die Nacht verbringen): 181 sb# (Tür): 349, 351, 352, 357, 358, 402, 418 sb#qt pt (die den Himmel erhellt): 489 cp-fdw (GN): 551 sp# (Treppe/Tragsessel): 400–402, 533, 605 sp# (Tragsessel): 25, 605 spxr (schreiben): 181 spd jb (mit wirksamem Herzen): 260, 623 sf (Kind): 480, 488, 585 sm# (sich vereinigen): 351, 473, 480, 577, 579 sm# jrw (Priester): 356, 511, 512, 539 cm#-wr (GN): 516, 517 cm#-t#wj (GN): 511, 512, 551, 552 sm#tj (Weg): 524, 525, 533, 692 smn (Bild): 347, 352, 481, 525, 578, 600 smn jwo (Verleihung des Erbes): 60, 61 smHrw (Freunde): 324–325, 359, 371, 392, 415, 535, 536, 538, 539, 605, 612, 724 sn (Priester): 277 sn (Küssen): 577 sn-t# (Erde Küssen): 427, 695 snwH (trunken machen): 527, 528, 637, 640 snb (Gefäß): 519, 532, 642, 654 snbt (Kiosk?): 443 cnmt (ON): 587 snn (Abbild): 27, 424, 481, 524, 525, 594, 695 snsn (sich vereinigen): 27, 35, 54, 349–352, 354, 357, 375, 415, 424, 444, 473, 524, 576, 577, 578, 579, 594, 695 sntjw (Armbänder): 531, 622 snTr (Weihrauch): 383, 541, 641–644, 672 snTr (reinigen): 524, 525, 532, 533 sr (Ankündigen): 118

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Ägyptischer Wortindex sH (RN): 358 sH (Plan): 514 sH n t#-rd (RN): 5, 37, 415, 420 sH-nTr (RN): 344, 345, 354 sHoo (froh machen): 528 sHtp Owt-Or (Hathor besänftigen): 362, 377, 421, 425, 428, 457, 462, 543, 546, 618, 634 sHtp/Htp jb (Herz zufriedenstellen): 524, 530 sHtp Hmt.s (Priester): 511, 512, 515, 517, 531, 621, 651 sHtp cXmt (Sachmet besänftigen): 8, 62, 143, 362, 377, 421, 425, 428, 457, 462, 475, 543, 546, 574, 586, 634, 639 sHDt? (Schrein): 489, 604 sHDt (Erleuchtende): 585, 619 sXw Or (Schlachtstätte des Horus): 392, 528 sXm (Bügelsistrum): 498, 523, 524, 525, 663 sXm(w) (Götterbild, Götterbilder): 37, 350, 352, 367, 415, 424, 431, 442–443, 484, 485, 522, 523, 525, 539, 543, 551, 560, 561, 571, 594, 598, 600, 640 sXn (umarmen): 577, 587, 594 sXr (niederwerfen): 529, 614 sXt (flechten, weben): 181 sS (schreiben): 181 sSm (Kultbild): 48, 524, 525, 571, 578, 594, 623 sSmw (Begleiter): 549 sSn (Lotos): 530, 630 sSSt (Naossistrum): 34, 477, 478, 498, 524, 525, 663, 672 sSd (Band): 375, 383, 653–656 sqb (kühlen): 532, 533 st-wrt (RN): 349, 476, 488–489, 608, 662, 665 st-wrt (Kiosk): 447 st-m##-jtn (Kiosk): 36, 401, 402, 403, 444, 461, 577, 480 st-m##-jt.T (Kiosk): 444 st mr jb.T (RN): 347 st-msXnt (RN): 46, 47, 48, 350, 354, 539 st-nfrt (RN): 356 st nt smn.T (RN): 347 st-Hb-tpj (Kiosk/RN): 52, 59, 341, 353, 357, 358, 359, 365, 401, 402, 403, 416, 418, 444–448, 467, 568, 610, 648, 660, 687–689, st Hrt (Dach/Kiosk): 447 st-St#t (RN): 345, 349, 350, 539 ct-tX (Dendara): 55, 401, 640 st.T Xnt ct-Ro (RN): 347 stwt (Strahlen): 35, 37, 349, 350, 351, 352, 367, 415, 429, 461, 473, 480, 524, 577, 579, 585, 594, 619 stpw (ausgewählte Fleischstücke): 556, 627, 628, 630–632 cTt-srtHt-[m-nwn] (GN): 553 cdm-m-snf (GN): 549 sDf# t#wj (Priester): 512, 530, 539 sDmw (Verhörende): 550

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S n nbw (Untersatz aus Gold): 341, 605, 608, 609 S n Htp (Untersatz des Ruhens): 606, 608, 609 S# (Wein): 527, 637, 638 Swt Ro (Sonnenheiligtum): 362, 434, 435, 436, 440, 703 Swtj (zwei Federn): 341, 598, 599, 601 Spswt (Edelfrauen): 552 Smw Hr mw.s (Getreue): 549 Smsw Hmt.s (Gefolge): 549, 551 Cmrt (Pfeil): 391, 501, 502, 506, 509 Smsw (Gefolgsleute): 484, 485, 548, 549, 551 Sno (Küche): 102 Csr (Pfeil): 392, 501, 506, 508, 509 Ssp (leuchten, Licht): 548, 619, 654 Ssp rnpt nfrt (ein gutes Jahr ergreifen): 374, 383, 653, 654 Sspw (Stützen): 345, 523 Sspt (RN): 347 St# (Naos): 489 ST n m## nTr (Gewand): 499, 534, 656 ST n m## Spst (Gewand): 534, 656 STyt (Heiligtum/Schrein): 604 Sd (rezitieren): 513, 514 Äjst (ON): 423, 542 ÄbH (GN): 551 qbH (Himmel): 447 ÄbH-snw.f (GN): 535, 538 qbHw (Wasserspende): 641–643 qm# sj/sn (der sie erschuf): 7, 33, 34, 35, 37, 54, 349, 379, 415, 479, 488, 577, 578, 580, 616, 682 qn(w) (Starker, Starke): 529, 550 qrrtj (Quelllöcher): 533, 561, 642, 643 K#-jr-‹k#w› (GN): 556 K#-w#S (GN): 557 K#-w#D (GN): 556 K#-wbn (GN): 556, 658 K#-wsr (GN): 376, 557, 658 K#-psD (GN): 376, 557, 658 K#-nXt (GN): 556 K#-nsw (Ka des Königs): 500, 506, 509 K#-Hw (GN): 556 K#-Hk# (GN): 556 K#-spd (GN): 46, 557 K#-Sps (GN): 556 K#-Sms(GN): 556 K#-THn (GN): 556 K#-Df#w (GN): 556 k#w (Nahrung): 341, 402, 428, 458, 556, 627, 630, 632, 633 k#w m k#rw.sn (Kas in ihren Schreinen): 483, 484, 604 k#r (Schrein): 352, 483, 484, 604, 606 k#r n ktmt (Schrein aus Gold): 606 k#t (Werk): 527, 637, 638, 650, 651

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Indices

Knst (ON): 587 Ksm-obw-hh-Xntj-jmntt (GN): 549 gmHsw (Falke): 491, 601 grH nXn m sS.f (FB): 9, 26, 40–46, 360, 376, 384, 475, 554, 583, 699; siehe auch: Nacht des Kindes t# jwf Hnqt (Brot, Fleisch, Bier): 428, 458, 530, 556 [v#]-wrt-Nwt (GN): 553 t# mnjt (das Menit): 343, 352, 354, 429, 482, 489, 539, 622, 662, 665 v#-nTr (ON): 587 t#-rd (Treppe): 37, 358, 400, 401, 402, 403, 404, 415, 418, 420 t#wj-jdbw (Länder und Ufer): 563 tjt wrt (RN): 354 tw#w (Träger): 511, 534, 537, 538 twr (reinigen): 512, 524, 528, 532, 533 twr (Priester): 356, 511, 512 tp (Dach): 440 vp-jHw (ON): 423, 542 tp-rd (Vorschrift): 359, 687, 689 tp-Hwt (Dach): 54, 62, 402, 415, 440, 443, 445, 446, 447, 612, 688 tp(j) rnpt (FB): 24–31 und passim tpjw j#t.sn (die auf ihren Standarten sind): 341, 359, 391, 501, 537, 614 tpjw-o (Vorgänger): 22, 484, 485, 523, 528, 560 tpjt nt jtn (Erste der Scheibe): 430, 471, 477, 581, 630 tfn (freudig voranschreiten?): 150 tm obwj.f tp.f (der Vollkommen ist in Bezug auf seine Hörner und seinen Kopf): 392, 518 tmm (Kasten): 604 tr n wjn trw (FB): 7, 34, 37–39, 62, 415, 616 tk# (Fackel): 659 tX (Monatsname/Trunkenheit): 13, 15, 53, 54, 55, 401, 640 tXw (Pflanzen): 23, 54, 344 TpHt (Quellloch): 533, 561 TnT#t (Thronsessel): 381, 382 THn (erhellen/hell sein/erfreuen): 524, 530, 478, 525, 526, 556 THnt (Fayence): 134, 523, 525, 526, 618, 619, 620 VHnt-tpjt-jnt (GN): 26, 45, 553 Tt (Opferständer): 530 dj o (die Richtung anzeigen): 126, 366, 412, 413, 601 dj-mrt (Himmel): 443, 566, 696 dj.f sw m dw#w (er zeigt sich am Morgen): 471, 540, 571 ew#-mwt.f (GN): 535 dw#yt nt wob (FB): 34, 35–37, 39, 53, 57, 375, 570, 616 dw#yt nt wp rnpt (FB): 36, 62, 351, 352, 374, 575 dw#w (der Morgendliche): 480, 568 dr (abschneiden): 529

dr (vertreiben): 48, 524, 525, 526, 624 dr n m##-nTr (Gewand): 499, 502, 534, 656 dr n Drtjw (Gewand): 650 dSrt (Krug): 645, 646, 702, dg (sehen): 35, 374, 415, 532, 577 Do (Sturm): 118 Db# n Rnn-wtt (Kleid): 522, 650, 651 Df#w (Speisen): 428, 458, 556, 627, 630–633 DfD n wD#t (Iris des Udjatauges): 305, 473, 474, 480 Dryt (RN/Kiosk): 347, 349, 351, 352, 354, 446 Drtjw (Vorfahren): 53, 359, 389, 392, 424, 485, 492, 523, 525, 533, 622, 523, 650 Dsr (Bier): 527, 636, 637–639, 663 Dsr (abschirmen): 36, 84, 512, 515, 524, 525 Dsr (unzugänglich, heilig): 48, 62, 341, 349, 350, 351, 352, 355, 524, 525, 549, 600 Dt (Ewigkeit): 33, 36, 48, 49, 77, 354, 355, 400, 409, 410, 411 Ddw (Dauernde): 355, 483, 484, 485, 540 I. #Xt 1: passim I. #Xt 9: 22 I. #Xt 19: 30, 39 III. #Xt 1: 678 IV. #Xt 18–25: 21 IV. #Xt 25–26: 30 IV. #Xt 26–30: 21 I. prt 1: 20–23, 26 II. prt 4: 30 II. prt 29: 53 I. Smw 11: 30 II. Smw 1: 62 II. Smw 26: 22 IV. Smw 3–30: 21 IV. Smw 18: 21 IV. Smw 27: 43 IV. Smw 29: 56, 359 IV. Smw 30: 10, 21

Deutscher Wortindex Abu Simbel: 435, 436 Abusir:12, 31 Abstieg: 404–421 Abydos: 25, 186, 388, 394, 397, 507, 611, 647 Achtheit: 286, 363, 423, 485, 508, 540, 541, 550, 657, 659 Aelian: 47 Amarna: 31, 433, 434, 435, 440, 593, 703 Amenemhat I.: 172, 386, 696, 697 Amenophis II.: 433 Amenophis III.: 356, 397, 437 Amenophis IV.: 656 Amenophisritual: 702; siehe auch: Opferritual Anat: 585

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Deutscher Wortindex Anlamani: 53 Anrufungen an das Jahr: 27, 78, 198, 375, 383, 425, 474, 545, 564, 654, 656, 666, 684 Anrufungen an Sachmet: 377, 425, 587, 684 Antilope: 47, 428, 449, 452, 455, 456, 475, 476, 519, 520, 628, 630, 631, 633, 634, 652 Antritt(spodest): 387, 694 Anubis/Jnpw: 391, 500, 502, 506, 509, 510, 511, 545 Apis/Op: 459, 500, 506, 507, 509, 515–518, 530– 531, 629 Apophis: 360, 529 Aqyt/oqyt: 458, 517 Armant: 397, 398 Atfih: 542, 561 Athribis: 394, 396–398, 446, 514, 625, 704 Atum/Jtm: 48, 54, 393, 407, 423, 443, 444, 473, 480, 483, 484, 543, 553, 559, 585, 610 Aufbau der Treppenprozessionen: 390 Aufgangsort: 570, 582 Aufstellen der Statue/Mumie: 592 Aufstieg: 404–421 Auge: 27, 35, 56, 340, 367, 371, 380, 389, 407, 409–412, 450, 458, 461, 473–474, 475, 479, 480, 487, 488, 501, 502, 526, 527, 529, 544, 545, 547, 550, 553, 559, 563, 565, 568, 578–579, 580, 582, 585, 587, 589, 590, 595, 613, 620, 622, 623, 625, 627, 630, 634, 636, 637, 638, 641, 643, 661, 663, 672, 695, 701 Austritt(spodest): 370, 372, 387 Auswahl der Opfertiere: 136 Augustus: 35, 37, 384, 438, 617 Ba: 222, 223, 352, 408, 409, 411–413, 424, 443, 480, 486–488, 490, 511, 531, 544, 546, 574, 578, 579, 592–595, 598, 620, 621 Barkenstation: 363, 437, 438, 440, 612; siehe auch: Stationsheiligtum Bastet: 2, 22, 23, 420, 561 Baudatum (des Kiosks): 572 Beni Hasan: 18 Blickkontakt: 461, 487 Blickrichtung: 182, 389, 462 broken lintel: 359, 362, 422, 423, 424, 433, 446, 359 Bruchzahlen: 42–43 Brugsch-Phänomen: 14, 15 Bubastis: 507, 561, 640 Buch vom Tempel: 8, 58, 61, 332, 438, 445, 475, 516, 523, 532, 536, 575, 609, 610, 657, 689, 704 Buto: 349, 351, 458, 527, 563 Caesarion: 386, 572 Caligula: 372 Chaos: 1 Chepri: 361, 393, 480, 559, 560, 570, 574, 595, 676 Chnum/$nmw: 22, 492, 500, 505–510, 617 Chnumhotep II.: 18

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Choiakfest: 28, 370, 503, 537, 595, 596, 625 Chons/%nsw: 28, 491, 500, 506, 509, 561, 617 Chorisches Festlied: 562–565, 686, 690 Claudius: 35, 617, 704 Couloir mystérieux: 7, 346, 349–354, 483, 552, 700 Dechsel: 372 Dedwen: 18 Deir el-Bahari: 435 Deir el-Medina: 394 Dekane: 3, 357, 378, 424, 439, 546 Dendara: passim Doppelkrone: 348, 424, 428, 476, 477, 486, 488– 491, 493, 510, 545, 599, 601, 655, 657–659 Eckpodest: 67, 366, 370, 373, 387, 388, 519, 663, 686, 695 Edfu: passim Ekliptik: 398 Elephantine: 532, 642 El-Qaloa: 394, 446, 596 Epagomene(n): 2, 4, 9, 10, 21, 24, 40–46, 53, 56, 59, 60, 61, 364, 385, 426, 463, 495, 549, 552– 555, 558, 582, 648, 658, 675, 689 Erscheinungsfenster: 433, 440 Esna: 13, 19, 21, 22, 23, 26, 32, 39, 368, 370, 460, 567, 596, 624, 648 Fackel: 41, 181, 406, 544, 545, 576, 586, 648, 656, 659–662, 702 Farbbezeichnung: 232 Fenster: 6 Fest des Re: 31, 32, 47 Fest des sechsten (Mondmonats-)Tages: 367, 419 Festauflistungen: 29 Festkalender: 3, 13, 19, 20, 21, 22, 23, 26, 31, 32, 41, 44, 53, 54, 56, 57, 59–61, 363, 368, 381, 384, 562, 565–569, 573, 588, 589, 595, 613, 616, 648, 689 Fries: 357, 374, 375, 393, 423, 425, 426, 432, 433, 544, 545, 603, 611 Gang/Couloir Y: 357, 358, 387, 419, 528, 668 Gattung: 667, 677, 696 Gau(e): 39, 484, 493, 499, 500, 503–505, 507, 508, 511, 542, 545–546, 563, 587, 614, 615, 617, 625, 657, 677 Gazelle: 47, 449, 452, 455, 456, 519, 628, 629, 630, 631, 633, 634, 635 Geb/Gb: 544, 559 Geburt(stag): 4, 18, 19–23, 29, 31, 32, 40–42, 44, 45, 59, 61, 343, 374, 376, 377, 381–385, 495, 410, 415, 436, 530, 534, 542, 543, 553–555, 583, 589, 595, 615, 655, 656, 664, 699 Gefährliche Göttin: 498, 526, 527, 543, 546, 555, 560, 586–589, 619, 634, 637, 639–641, 664, 701 Gliederung (der Texte): 67, 68–78 Goldhaus: 6, 359, 366–372, 387, 419, 439

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Indices

Gründung des Tempels: 2, 42, 384, 386, 508–510, 572 Hakoris: 437 Hapi/Oopj: 29, 52, 56, 389, 458, 392, 500, 501, 506, 509, 515, 516, 517, 518, 519, 521, 533, 543, 590, 629, 630 Harachte/Or-#Xtj: 31, 352, 411–413, 423, 436, 440, 463, 473, 479, 486, 492, 543, 581, 658, 663, 702 Harsiese: 430, 491 Harsomtus/Or-sm#-t#wj: 26, 34, 45, 59, 196, 205, 297, 342, 343, 351, 353, 354–356, 374, 381–383, 385, 395, 411, 429–431, 478, 482, 487–490, 491, 512, 539, 545, 551, 552, 559, 566, 579–580, 602, 603, 610, 639, 648, 659, 694 Harsomtus als Herr von/nb %#-dj: 205, 343, 429, 482, 489–490, 579 Harsomtus als Kind/p#-xrd s# Owt-Or: 342, 429, 482, 488, 579–580 Harsomtus inmitten von/Hrj-jb Jwnt: 342, 343, 429, 482, 487, 491, 579 Hathor als Auge des Re und Oberste des großen Sitzes/jrt Ro Hrjt st-wrt: 488–489, 608, 662, 579– 580 Hathor als Menit/t#-mnjt: 352, 343, 352, 353, 354, 429, 482, 489, 539, 579–580, 623, 662, 565 Hathor als Stirnschlange/Hrjt-tp nt Ro: 342, 429, 482, 486–487, 579–580 Hathor wrt nbt Jwnt jrt Ro (Hauptgöttin): 470–478 und passim Hathoren, sieben: 542, 561 Hauptachse (des Kiosks/Tempels): 375, 432, 462, 463, 496, 608, 665 Hedjhetep/OD-Htp: 356, 458, 517 Heliopolis: 531, 542, 559 Heqes: 458 Herakleopolis: 542, 561 Hermopolis: 39, 286, 561, 695 Herrscherlegitimation: 21, 494–496, 498, 507, 509 Hesat: 392, 458, 515, 516, 517, 518, 519, 528, 559, 561, 629 Hibis: 369, 439, 647 Hierakonpolis: 508, 544 Himmelsrichtung: 66, 373, 406, 416, 368, 496, 533, 563, 592, 652 Hof (generell): 434, 435, 436, 499, 541, 557, 566, 567, 568, 569, 592, 596 Hof (zur Wabet): 11, 343, 354, 357, 359–366, 369, 371, 373, 403, 418, 436, 445, 446, 454, 458, 483, 596, 598, 620, 662, 686, 688, 689, 700, 712 Horus (als Priester): 540 Horus, Herr von Obnw: 458, 561 Horus (von Edfu)/Or (BHdtj): 20, 21, 23, 26, 39, 49, 56, 59, 60, 61, 62, 342, 353, 355, 369, 371, 374, 377, 381, 383, 395, 396, 429, 434, 467, 468, 472, 478, 480, 482, 486, 487, 488, 490–493, 499, 500, 501, 503, 506, 510, 528, 529, 535–540, 554, 558, 559, 561, 562, 563, 574, 579, 589, 593–595,601–

603, 616, 617, 689, 609, 610, 613, 616, 617, 622, 623, 625, 629, 646, 655, 658, 663, 694, 701 Horusauge: 371, 474, 527, 529, 627, 630, 636–638, 641, 643, 661 Horusgeleit: 507, 509 Horustempel von Edfu: 6, 394, 395, 416, 439, 492, 516, 517, 563, 575, 593, 607, 615, 690, 702, 721, 723, 724, 725 Hu/Ow: 453, 695 Hymnus: 7, 69, 76, 78, 348, 357, 373, 374, 379, 425, 442, 471, 478, 555, 654, 663, 664, 666, 676, 680, 681, 683–687, 690, 691–693, 695, 696 Iah/JoH: 559, 560, 585, 676 Ibis: 7, 507, 510, 545 Idealisierter bürgerlicher Kalender: 3, 13 Ihi/JHy: 23, 34, 342, 343, 344, 353, 380–384, 395, 429, 466, 482, 487–488, 491, 492, 495, 559, 579, 598, 599, 662, 676 Illahun-Papyri: 12 Imitation: 29, 365, 384, 583, 700, 701 Imiut/Jmj-wt: 392, 500, 501, 505, 506, 507, 509 Isdes/Jsds: 391, 500, 502, 506, 509 Isis/#st: 4, 18, 19, 20, 34, 40, 41, 42, 45, 46, 47, 343, 344, 353, 354, 355, 374, 377, 380, 381, 383, 384–385, 420, 427, 428, 430, 431, 468, 475, 482, 490–491, 533, 539, 559, 560, 561, 564, 579, 582, 583, 584, 585, 586, 590, 591, 594, 614, 618, 620, 621, 623, 628, 629, 635, 636, 653, 655, 656, 658, 699, 701 Isistempel: 7, 40, 42, 377, 379, 384–385, 427, 428, 546, 572, 584, 608, 675, 719 Jahresgöttin: 45, 375, 555, 684; siehe auch: rnpt nfrt jn-Konstruktion: 180 Ka/Ka-Genien: 21, 22, 34, 46, 49, 77, 341, 351, 355, 361, 362, 363, 380, 410, 425, 438, 444, 459, 484, 486, 494, 502, 503, 510, 554, 555–558, 566, 571, 598, 600, 603, 604, 621, 623, 633, 639, 640, 644, 658, 663, 675–677, 685, 695 Kammer F’: 357, 358, 418, 419, 429, 567, 700 Kanoposdekret: 3, 17, 18, 19, 61 Karnak: 22, 182, 365, 435, 436, 437, 443, 545, 575, 640, 647, 660, 661 Kartusche: 7, 78, 386, 423, 425, 426, 494, 498, 572, 617, 704 Kinder des Horus: 371, 535–538, 558 Kinder des Chentienirti: 535–538, 558 Kleopatra VI.: 704 Kleopatra VII.: 386, 498, 572, 617 König: 389–390, 493–498 und passim Königin: 42, 50, 78, 386, 389, 390, 395, 409, 93, 498, 664, 671, 672, 699 Kom Ombo: 13, 53, 368, 377, 397, 398, 446, 547, 550, 625, 648, 676 Kopftuch: 496, 657, 658

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

Deutscher Wortindex Kornmumie: 21, 28 Krönung: 20, 21, 24, 53, 61, 363, 383, 384, 437, 494, 541, 655, 656, 657, 700 Krone(n) verschiedener Art: 341, 348, 363, 374, 376, 381, 382, 424, 428, 476–478, 486, 488, 489–491, 493, 496–498, 510, 541, 545, 552, 557, 558, 598, 599, 600, 601, 613, 622, 625, 654, 655, 657–659, 664 Krypte: 23, 26, 41, 45, 340–346, 350, 353, 354, 482, 483, 485, 537, 552, 576, 597, 598, 599, 600, 601, 602, 606, 607, 616, 657, 659, 700, 703 Kryptographische Schreibung: 47 Kultobjekte der Hathor: 489, 558, 608, 639, 657, 662–665, 678 Kultstatue: 341, 432, 464, 522, 533, 574, 597–603, 610, 618 Lichtverhältnisse (im Kiosk): 571, 572, 573, 574 Löwe: 2, 193, 210, 220, 276, 424, 474, 481, 516, 547, 561, 589, 601, 602, 649 Luxortempel: 356, 397, 647 Maat/M#ot: 420, 466, 529, 548, 571, 582, 591, 598, 599, 622, 674 Macht/Herrschaft, Übergabe der: 382, 473, 488, 657, 658, 683, 701 Mammisi: 7, 11, 12, 23, 32, 55, 377, 380–385, 394, 395, 445, 516, 517, 542, 615, 617, 640, 654, 655, 664, 684, 702, 704 Mantel: 493, 494 Maske: 1, 470 Mastaba: 30, 396, 591, 592, Medinet Habu: 388, 435, 557, 647, Memphis: 3, 463, 531, 542, 560, 561 Menket/Mnqt: 392, 458, 515–519, 527, 528, 636, 638 Menu-Krug/-Trank: 54, 57, 420, 421, 544, 586, 587, 625, 635, 636–639, 664, 701; siehe auch: mnw Menu-Lied: 55, 625, 636 Merenptah: 435 Min/Mnw: 30, 396, 491, 507, 545, 561 Mineralien: 61, 73, 358, 360, 367, 455, 457, 458, 517, 519, 520, 526, 618–626, 629, 664, 701 Mittag: 364, 400, 468, 568, 574, 575, 592 Mnevis/Mr-wr: 282, 392, 500, 501, 506, 507, 509, 515, 516, 517, 518, 530–531, 629 Monats- und Epagomenengöttin: 26, 46, 344, 426, 463, 552–555, 558, 675, 676 Monatsname: 14 Mondkalender: 14, 15, 17, 22, 25, 30 Mondmonat: 15, 16, 367 Mondzyklus: 16, 399, 400, 588 Morgen: 3, 4, 19, 34, 35–37, 39, 40, 62, 348, 351, 352, 374, 375, 379, 412, 431, 436, 468, 471, 480, 487, 489, 540, 555, 564, 568. 570, 571, 572, 573, 574, 575, 581–584, 590, 595, 620, 659–662, 699, 701

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Mundöffnung(sritual): 28, 126, 366, 367–372, 536, 537, 592, 593, 646, 651, 652, 654, 685, 686, 702, 703 Musik(antin): 381, 423, 425, 426, 427, 432, 450– 453, 475, 542, 543, 552, 554, 555, 563, 586, 640, 662, 664, 675 Mut: 22, 495 Nacht des Kindes in seinem Nest: 4, 26, 40–46, 56, 57, 62, 340, 374, 375, 377, 383–385, 426, 554, 555, 585, 648, 656, 699; siehe auch: grH nXn m sS.f Nacht des Neujahrsfestes: 41 Nacht des Re: 12, 31, 41 Naosträger: 46, 69, 70, 75, 344, 345, 354, 369, 370, 390, 468, 487–490, 511, 514, 518, 534–540, 558, 610, 612, 656, 668, 671, 672, 690, 702 Narmer-Palette: 501 Natron: 426, 427, 430, 466, 641, 644, 646 Nechbet/NXbt: 472, 478, 481, 492, 544, 545, 644, Nefertum/Nfr-tm: 62, 500, 505, 509, 511 Nehebkau: 20, 24, 26 Nehemet-awai/NHmt-ow#y: 423, 543 Neith/Nt: 23, 508, 545 Nektanebos: 382, 384, 640 Nephtys/Nbt-Hwt: 45, 423, 492, 543, 544, 554, 555, 623 Nero: 372, 617 Neujahrsband: 45, 48, 73, 181, 198, 375, 376, 379, 380, 383, 385, 431, 460, 644, 650, 651, 653, 654, 656, 684 Neujahrsflasche: 37, 182, 545, 626, 647, 648 Neumond: 14, 25, 399 Neumond im Epiphi, auch Epiphi-Fest: 342, 380, 565, 569, 576, 589, 595, 696 Neunheit/psDt: 35, 36, 37, 39, 43, 332, 336, 341, 345, 349, 352, 353, 354, 355, 357, 359, 383, 389, 390, 391–392, 394, 402, 408, 410, 411, 414, 415, 418, 419, 445, 453, 463, 464, 478, 482–493, 522, 523, 532, 535, 539, 540, 541, 543, 544, 548, 559, 560, 565, 579, 580, 598–604, 607, 610, 613, 650, 688, 692, 694, 695, 699–701 Niuserre: 25, 398, 507 Nubien: 437, 494, 586, 587, 588, 647 nubische/napatanische Tempel: 363, 436, 437, 440 Nut/Nwt: 40, 44, 53, 402, 411, 423, 543, 544, 553, 559, 566, 688 Öffnen des Gesichtes: 23, 54, 340, 345, 349, 368, 459, 460, 465, 466, 532, 688, 701, 702 ökonomische Prozession/Gabenträger: 341, 358, 362, 376, 389, 390, 445, 458, 459, 516, 518, 521, 528, 533, 559, 590, 649, 668, 669, 680 Onuris/Jn-Hrt: 587 Opferritual: 41, 371, 454, 624, 647, 660–662, 686; siehe auch: Amenophisritual Opfersaal: 37, 387, 394, 415, 418, 528, 595, 677, 678, 686

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Indices

Orion: 370, 392, 533 Osiris/Wsjr: 7, 20, 21, 28, 48, 344, 343, 353, 354, 366, 369, 370, 429, 430, 436, 445, 482, 490, 491, 505, 508, 522, 531, 533, 536, 537, 539, 540, 541, 553, 554, 559, 561, 564, 579, 591, 595, 614, 620, 622, 623, 624, 625, 652, 655, 657, 661, 701, 703 Osiriskapelle: 6, 7, 28, 369, 370, 378, 387, 419, 499, 503–504, 505, 508, 537, 539, 596 Pasticcio: 667, 672, 676, 693 Perücke: 490, 496, 516 Philae: 45, 355, 369, 371, 427, 438, 446, 504, 545, 596, 640, 676, 719 Platzproblem: 454, 538, 566 Plinius: 47 Plutarch: 47 Pronaos: 8, 11, 12, 13, 34, 45, 49, 54, 55, 62, 372– 380, 399, 400, 475, 476, 483, 566–569, 574, 584, 596, 616, 617, 649, 654, 655, 658, 684, 695, 696, 702, Prozessionsbarke: 428, 365, 428, 437, 566, 597, 604, 609–613, 617, 703 Ptah: 34, 463, 481, 492, 508, 531, 584, 586, 654, 675 Ptolemaios III.: 17, 62 Ptolemaios VIII.: 694, 704 Ptolemaios XII.: 704 Punt: 455, 471, 561; siehe auch: Pwnt Pylonfassade: 434, 435 Pyramidentexte: 19, 371, 397–399, 536, 591, 624, 646, 654, 655, 662 Qurna: 435 Rampe: 397–399, 433, 436, 437, Ramses II.: 25, 611 Ramses III.: 557 Rasomtus/Ro-sm#-t#wj: 340, 382, 392, 479, 601, 602 Re/Ro: 479 und passim Re-Harachte/Ro-Or-#Xtj: 31, 352, 473, 479, 492 Realität(sbezug der Darstellungen/Texte): 405, 406, 413, 413, 417, 456, 457, 465, 469, 470, 493, 494, 513, 521, 538, 540, 601, 603, 607, 610, 699 Reihenfolge der Opfer: 448–468, 520–521 Renenutet/Rnn-wtt: 374, 376, 522, 553, 554, 650, 651 Repit: 396 Ressortgott: 356, 361, 362, 489, 390, 394, 395, 458, 470, 515–519, 521, 523, 527, 528, 531, 533, 534, 559, 590, 621, 629–631, 637, 638, 643, 650, 651 retrograd: 181 Reziprozität: 581 Rinder: 361, 448–452, 455, 456, 457, 458, 516, 519, 520, 628, 629, 630, 631, 633, 648, 660 Rückenschutzformel: 77, 432, 479, 497, 564

Sachmet: 2, 8, 362, 377, 407, 421, 425, 454, 474, 475, 497, 498, 546, 550, 561, 582, 620, 628, 633, 645, 652, 681, 684, 692 Sais: 624 Sandalen: 493, 494, 499, 513, 516, 534 Sandhügel: 592 Sargträger: 371, 536, 702, 703 Schatzkammer: 354, 356–358, 359, 387, 418, 419, 458, 528, 552, 618, 700 Schesemu/Csmw: 49, 355, 356, 374, 392, 458, 515, 516, 517, 518, 522, 528, 529, 631, 650, 651, 653 Schlangengott/-götter: 377, 436, 551, 552 Schu/Cw: 423, 491, 500, 506, 508, 509, 518, 543, 544, 553, 559, 584, 586, 601, 675 Schutzgott: 45, 428, 431, 432, 436, 445, 446, 485, 497, 540, 541, 547–551, 558, 562, 638, Sechet/cXt bzw. Feldgöttin: 48, 390, 392, 458, 515, 516, 517, 518, 519, 521, 529, 530, 533, 534, 590, 629, 630, 631, 643, 646 Sedfest: 21, 25, 60, 468, 507, 508–510, 595, 655, 659, 660 Selket/crqt: 500, 505, 506, 508, 509, 517 Sem-Priester: 372 Seschat/cS#t: 23, 392, 408, 500, 501, 506, 507, 508, 509, 510, 624, 625 Sesostris I.: 260, 437 Seth/ctS: 232, 472, 529, 545, 624, 630, 661 Sethos I.: 25, 388, 394, 397, 435, 507, 660 Seuche: 1, 2, 475 Shenhur: 441, 446, 596 Sia/cj#: 453, 695 Sirius: 2, 3, 4, 15, 17, 31, 40, 41, 47, 296, 357, 378, 384, 444, 474, 475, 480, 482, 490, 495, 526, 533, 546, 559, 571, 581–586, 588, 589, 590, 591, 594, 595, 619, 629, 636, 655, 661, 701, siehe auch: Sothis Sistrum: 34, 45, 48, 351, 381, 395, 402, 410–412, 422, 423, 438, 442, 463, 484, 498, 502, 519, 520, 523–526, 532, 552, 554, 559, 598, 604, 607, 610, 618, 662–666, 672, 676, 694, 695 Siut: 12 sloping passage: 399 Sockel: 383, 397, 398, 399, 428, 434, 438, 454, 464, 465, 466, 476, 573, 624 Sokarfest: 21, 30 Sokar-Osiris: 366, 369, 370 Sonnenauge/Auge des Re: 35, 389, 407, 473, 474, 487, 526, 544, 545, 550, 553, 559, 563, 579, 580, 582, 585, 586, 587, 589, 590, 595, 634, 663, 695, 701 Sonnendeterminativ: 12 Sonnenheiligtum: 362, 365, 398, 399, 434, 435, 436, 443, 575, 593 Sonnenwende: 15, 16, 24, 31, 588, 589 Sopdu/cpdw: 500, 501, 506, 509 Sothis/cpdt: 2, 3, 4, 15–19, 22, 24, 26, 28, 29, 31, 40–42, 44, 46, 49, 59, 61, 62, 344, 357, 370, 371, 373, 378, 379, 380, 384, 392, 409, 420, 426, 468,

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

Deutscher Wortindex 473, 474, 475, 480, 482, 490, 495, 512, 526, 533, 546, 555, 559, 561, 562, 564, 571, 581–586, 588, 589–591, 594, 595, 619, 629, 635, 636, 655, 661, 701; siehe auch: Sirius Speos Artemidos: 561, 562 Sphinx: 423, 424, 649 Spiegel(opfer): 44, 317, 425, 458, 481, 508, 584– 586 Spruch-/Ritualtitel: 77, 363, 514, 515, 686–688 Stab(opfer): 32, 34, 36, 38, 39, 348, 373, 375, 379, 380, 395, 495, 499, 500, 501–503, 506, 507, 511, 569, 613–618, 625, 656, 668, 702 Stab dieses Gaues: 493, 499, 500, 503, 511, 613– 614, 617 Stabstrauß: 686 Standarte: 7, 22, 70, 73, 75, 341, 359, 372, 388, 389, 390, 423, 424, 449, 450, 486, 485, 499–513, 518, 534, 537, 544, 590, 613, 614, 643, 657, 668–670 Standartenträger: 6, 36, 75, 346, 347, 361, 388, 389, 390, 394, 395, 407, 409, 410, 493, 494, 499–513, 534, 539, 630, 642, 650, 656, 668, 670, 692, 699 Stationsheiligtum: 363, 437, 438, 440, 703; siehe auch: Barkenstation Steinbock: 46–52, 59, 449, 452, 455, 456, 519, 630, 631, 634, 635, 647, 699 Sternuhren: 3 Stoffkammer: 56, 354–356 Stola: 499, 513, 516, 534 Stundenlänge: 14, 574 Substitutionshandlung: 365, 611 tägliches Kultbildritual: 427, 432, 460, 466, 467, 514, 646, 652, 661, 702 Tag des Re: 32, 382 Tagesbeginn: 3, 4, 570, 571 Tagesstunde: 432, 480, 522, 565, 566, 568, 569, 573, 574, 576, 613, 702 Tageszyklus: 340, 575 Tagewählkalender: 2, 3, 4, 14, 15, 21, 23, 24, 26, 31, 527, 527, 528, 563, 586, 637, 638, 640 Tait//v#yt: 355, 356, 392, 511, 515, 517, 518, 522, 523, 531, 605, 608, 651, 651 Tanz: 73, 451, 495, 543, 639, 640, 685 Tatenen/v#-Tnn: 249, 392, 500, 501, 505, 506, 508, 509, 540, 584, 586, 657, 663, 675 Tebtynis: 38, 39, 371 Tefnut/vfnt: 150, 179, 423, 492, 500, 506, 509, 508, 543, 559, 588 Tenemet/vnmjt: 516, 517, 527 Teti: 624 Textabschnitt: 66 Textbestandteile: 69–78 Textmuster: 67, 666–697 Textsorte: 565, 615, 667 Theben: 3, 61, 542, 561, 619 Thoeris: 552

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Thot/EHwtj: 351, 423, 453, 492, 499, 500, 503, 505, 508, 509, 510, 541, 543, 543–545, 559, 561, 586, 613, 654, 655, 657, 661, 663, 664, 695 Thot-Fest: 30, 39 Thronbaldachin: 433, 440 Thutmosis III.: 18 Tiberius: 372, 380 Tragekonstruktion: 470, 603–609 Trajan: 380, 395, 438, 617, 704 Trajanskiosk: 438 Treppenlauf: 67, 370, 388, 393 Trunkenheit: 53–55, 62, 73, 344, 373, 401, 449, 451, 452, 527, 528, 563, 586, 637, 638, 640, 657 Udjatauge: 305, 474, 475, 480, 553, Unterwelt: 340, 366, 399, 417, 485, 592 Upuaut/Wp-w#wt: 499, 500, 502, 503, 505, 509, 510, 613 Vater/Eltern-Kind-Beziehung: 430, 473, 488, 490, 543, 559, 586, 591, 594, 628, 664, 677, 699 Vogelgestalt: 424, 487, 544, 545, 546, 594, 598, 599, 615, 659, 660, 668 Vollmond: 399, 595 Vorhang: 422, 606 Wabet: 11, 37, 53, 56, 59, 354, 355, 357, 358, 359– 366, 369, 371, 372, 377, 379, 387, 403, 405, 406, 418, 419, 427, 436, 438, 441, 445, 446, 454, 461, 528, 541, 542, 557, 596, 598, 618, 619, 620, 621, 645, 649, 651, 656–659, 662, 664, 688, 689, 700, 702, 703 Wadjet: 2 Wagfest: 30 Wasser: 1, 6, 38, 52, 56, 72, 73, 360, 387, 398, 411, 420, 437, 443, 455, 456, 501, 519–521, 532, 533, 534, 543, 547, 560, 619, 620, 629, 637, 641–648, 700 Weihrauch: 72, 375, 376, 383, 389, 395, 414, 420, 450, 455, 456, 466, 494, 495, 519, 520, 521, 531, 532, 560, 587, 629, 641–644, 653, 656, 672, 700 Wetter: 575 Wohnhaus: 397 Zahl Vier: 44, 79, 134, 255, 526, 531 Ziegenhorn: 47 1. Thot: passim 2. Thot: 23, 381, 383, 488 4. Thot: 53 5. Thot: 495 9. Thot: 22 14. Thot: 61 20. Thot: 54, 55, 380, 595 5. Paophi: 54, 380, 596 26. Choiak: 595 1. Tybi: 20–23, 377, 475, 684 21. Mechir: 589

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Indices

1. Phamenoth: 368 19. Pachons: 368 26. Payni: 22 29. Mesore: 648 30. Mesore: 53, 56, 364

Stellenindex Tempeleditionen Athribis II, 126 (C 3, 29): 446 Athribis III, 252, 4–13 (C 3, 116): 312, 322, 330 Athribis III, 301–304 (G, 1 und G, 2): 396 Athribis VI, unpubliziert (J 5, 8): 514 Bénédite, Philae, 133, 4–6: 719 D I, 7, 10 – 8, 4: 585 D I, 7, 13–14: 585 D I, 8, 3–4: 585 D I, 8, 4: 585 D I, 31, 12: 10, 613 D I, 33, 3: 10 D I, 47, 16 – 48, 14: 483 D I, 65, 10: 585 D I, 66, 5 – 67, 4: 483 D I, 76, 8–10: 349 D I, 76, 10: 10 D I, 80, 3–11: 483 D I, 82, 12–14: 349 D I, 82, 13–14: 349 D I, 82, 14: 35 D II, 11, 15 – 12, 2: 117 D II, 11, 15 – 12, 4: 350 D II, 12, 1–2: 116 D II, 23, 8: 57 D II, 67, 9–10: 350 D II, 67, 10: 10 D II, 101, 13–15: 350 D II, 110, 4–5: 654 D II, 110, 7: 654 D II, 114, 17: 48 D II, 118, 10: 585 D II, 123, 1–2: 165 D II, 134, 10–11: 351 D II, 168, 4–5: 351 D II, 198, 13: 216 D II, 198, 14: 10, 36, 351 D II, 199, 4: 695 D II, 199, 4 – 201, 2: 696 D II, 199, 13–14: 695 D II, 200, 1–8: 695 D II, 200, 8: 696 D II, 200, 2: 317 D II, 202, 4–5: 351

D III, 2, 11–12: 351 D III, 35, 9‒10: 19 D III, 35, 10: 81, 598 D III, 45, 13 – 46, 1: 348, 712 D III, 46, 5: 348 D III, 46, 3–7: 714 D III, 46, 6–7: 85 D III, 59, 11: 346 D III, 60, 5: 346 D III, 73, 16 – 74, 7: 585 D III, 93, 15 – 94, 4: 348, 428, 608 D III, 94, 3: 428 D III, 96, 22 – 97, 7: 348 D III, 103, 15–16: 351 D III, 133, 16–17: 352 D III, 135, 9–11: 352 D III, 167, 8‒10: 7, 352 D III, 167, 13 – 168, 7: 7 D III, 178, 5: 104 D IV, 2, 13–15: 352 D IV, 45, 9–10: 695 D IV, 45, 12 – 46, 4: 695 D IV, 45, 13: 317 D IV, 46, 4: 696 D IV, 52, 3–6: 483 D IV, 52, 15 – 53, 2: 483 D IV, 53, 8–11: 483 D IV, 54, 5–7: 483 D IV, 55, 1–4: 483 D IV, 55, 13–16: 483 D IV, 56, 6–9: 483 D IV, 57, 1–4: 483 D IV, 60, 11‒13: 42 D IV, 86, 3–4: 293 D IV, 101, 7 – 103, 6: 356 D IV, 112, 3: 10, 27, 355 D IV, 121, 9: 328 D IV, 124, 13: 328 D IV, 126, 17 – 127, 10: 355 D IV, 126, 17 – 129, 6: 649 D IV, 127, 4–5: 355 D IV, 127, 8: 356 D IV, 127, 11: 356 D IV, 127, 12: 356 D IV, 127, 12–13: 356 D IV, 127, 13: 356 D IV, 128, 9: 10, 27, 355 D IV, 129, 1: 356 D IV, 129, 3: 356 D IV, 129, 4: 356 D IV, 129, 6: 356 D IV, 142, 17 – 143, 10: 355 D IV, 143, 9: 356 D IV, 144, 7: 356 D IV, 144, 9: 356 D IV, 144, 10: 356 D IV, 144, 11: 356

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Stellenindex D IV, 145, 1: 356 D IV, 149, 16: 357 D IV, 150, 1: 10 D IV, 150, 2: 357 D IV, 150, 6: 357 D IV, 150, 7: 357 D IV, 151, 11: 357 D IV, 151, 11–13: 357 D IV, 154, 6: 356 D IV, 154, 10: 356 D IV, 155, 7: 356 D IV, 156, 5: 356 D IV, 162, 6 – 163, 11: 357 D IV, 170, 5 – 171, 5: 357 D IV, 171, 4–5: 27 D IV, 175, 12 – 178, 7: 357 D IV, 184, 3–8: 360, 712 D IV, 185, 15: 359 D IV, 186, 1: 10, 11, 359 D IV, 186, 6: 359 D IV, 186, 7: 10, 11, 359 D IV, 188, 2: 362 D IV, 188, 5 – 189, 17: 362 D IV, 190, 17 – 191, 5: 361 D IV, 198, 13 – 199, 3: 620 D IV, 198, 14–15: 620 D IV, 198, 17: 620 D IV, 199, 2: 620 D IV, 202, 17 – 204, 10: 362 D IV, 203, 7: 362 D IV, 205, 10–15: 361 D IV, 206, 13–14: 361 D IV, 206, 13 – 208, 9: 360, 361 D IV, 207, 16: 11, 359 D IV, 208, 1: 360 D IV, 210, 16 – 211, 6: 620 D IV, 210, 18: 620 D IV, 211, 3: 81, 620 D IV, 211, 6: 620 D IV, 216, 12–17: 359 D IV, 216, 16: 359 D IV, 216, 16–17: 689 D IV, 217, 5–12: 359 D IV, 217, 7: 10, 11, 359 D IV, 217, 10: 359 D IV, 218, 17 – 219, 2: 542 D IV, 219, 16 – 220, 2: 542 D IV, 220, 12–14: 362 D IV, 221, 8–11: 362 D IV, 221, 18: 361 D IV, 222, 1–2: 361 D IV, 224, 16 – 225, 2: 362 D IV, 225, 9: 10, 11, 27, 359 D IV, 227, 19 – 228, 7: 362 D IV, 228, 13–14: 362 D IV, 228, 17 – 229, 2: 362 D IV, 229, 10–11: 362 D IV, 229, 14–17: 362

D IV, 230, 6‒7: 43 D IV, 230, 8–14: 645 D IV, 230, 19 – 231, 5: 645 D IV, 231, 12 – 232, 2: 359 D IV, 232, 1: 11, 27, 359, 360, 364 D IV, 232, 5 – 233, 2: 359 D IV, 233, 7–9: 359 D IV, 234, 6–7: 359 D IV, 234, 7: 56, 360 D IV, 234, 9: 56 D IV, 234, 9–10: 360 D IV, 238, 12 – 241, 6: 363, 541, 657 D IV, 240, 8: 10, 11, 359 D IV, 241, 1–3: 599 D IV, 243, 11 – 244, 4: 362 D IV, 244, 16 – 245, 7: 621 D IV, 245, 6–7: 621 D IV, 247, 3–18: 649 D IV, 248, 9–12: 362 D IV, 249, 5–13: 360, 620 D IV, 249, 6: 10, 11, 359 D IV, 249, 14–15: 620 D IV, 249, 15 – 250, 7: 360, 620 D IV, 249, 16: 10, 11, 359 D IV, 250, 9 – 251, 6: 360 D IV, 252, 2: 10, 11, 359 D IV, 257, 5–15: 645 D IV, 261, 8–13: 362 D IV, 262, 11 – 263, 6: 621 D IV, 263, 1: 621 D IV, 265, 7 – 266, 10: 649 D IV, 266, 13–17: 649 D IV, 266, 14–18: 362 D IV, 267, 10: 11, 359 D IV, 267, 12 – 268, 7: 360, 620 D IV, 267, 15: 10, 11, 359 D IV, 268, 9–18: 621 D IV, 269, 2–17: 649 D IV, 270, 3 – 271, 4: 645 D V, 3, 15 – 4, 6: 342 D V, 5, 6: 514 D V, 5, 9: 350 D V, 5, 15–18: 342 D V, 5, 18: 342 D V, 12, 11: 345 D V, 33, 9: 216 D V, 33, 10: 216 D V, 34, 4: 601 D V, 34, 9: 345 D V, 39, 11: 514 D V, 42, 10: 443 D V, 73, 9: 344 D V, 89, 7: 346 D V, 89, 7–9: 343 D V, 89, 9: 343 D V, 90, 11: 343 D V, 90, 12 – 95, 2: 342

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Indices

D V, 91, 4–5: 342, 538 D V, 91, 6 – 93, 5: 342 D V, 91, 6 – 94, 10: 483 D V, 92, 4–5: 343 D V, 95, 2: 342 D V, 107, 7: 11, 36 D V, 107, 3: 216 D V, 107, 6: 216 D V, 112, 9–10: 216 D V, 116, 9 – 117, 6: 345 D V, 116, 9 – 117, 7: 340 D V, 116, 9–13: 345 D V, 116, 10: 657 D V, 116, 11 – 117, 2: 341 D V, 116, 12: 197 D V, 116, 12–13: 606, 608 D V, 117, 1: 441 D V, 117, 2: 442 D V, 117, 4: 27, 165, 341 D V, 121, 5: 54 D V, 122, 7–8: 514 D V, 124, 6: 601 D V, 124, 7–8: 341 D V, 124, 7–9: 598 D V, 126, 4: 514 D V, 126, 7: 55 D V, 131, 15: 55 D V, 134, 15: 23, 54 D V, 136, 4: 601 D V, 142, 8: 10, 340 D V, 142, 8‒13: 26, 45, 340 D V, 142, 10: 21, 27, 340 D V, 143, 3: 345 D V, 151, 7: 345 D VI, 11, 8: 123 D VI, 36, 10–11: 158 D VI, 36, 11: 123 D VI, 51, 8: 616 D VI, 54, 12: 616 D VI, 62, 9 – 64, 7: 483 D VI, 66, 6–8: 566 D VI, 66, 11: 343 D VI, 68, 6: 567 D VI, 68, 6–7: 566 D VI, 87, 10: 44 D VI, 97, 6: 344 D VI, 154, 3–9: 678 D VI, 155, 3 – 159, 7: 505 D VI, 155, 15 – 159, 2: 678 D VI, 158, 2: 54, 56 D VI, 160, 1 – 162, 7: 483 D VI, 162, 12 – 163, 10: 505 D VI, 165, 10 – 169, 7: 678 D VI, 171, 4: 104 D VI, 173, 12 – 174, 3: 344, 678 D VII, 13, 11: 323

D VII, 25, 4: 514 D VII, 42, 12: 55 D VII, 67, 16: 29 D VII, 69, 11: 29 D VII, 120, 15–16: 81 D VII, 139, 8–12*: 674 D VII, 139, 8–18*: 626, 673 D VII, 139, 8 ‒ 205, 17*: 5, 65 D VII, 139, 11*: 79 D VII, 140, 2*: 677 D VII, 140, 2–3*: 80, 483 D VII, 140, 2–6*: 485 D VII, 140, 3*: 479 D VII, 140, 5–6: 483 D VII, 140, 5–10*: 79 D VII, 140, 9*: 678 D VII, 140, 13*: 66, 400, 401, 472, 495 D VII, 140, 13 – 141, 2*: 679 D VII, 140, 14*: 472 D VII, 140, 15*: 475, 546 D VII, 140, 15 – 141, 1*: 581 D VII, 141, 1*: 472, 541 D VII, 141, 4*: 480 D VII, 141, 4–5*: 495 D VII, 141, 4–8*: 679 D VII, 141, 5*: 480 D VII, 141, 6*: 473, 480 D VII, 141, 7*: 471, 472, 473, 577, 578, 619 D VII, 141, 12–14*: 674 D VII, 141, 12 – 142, 4*: 641, 673 D VII, 141, 13–14*: 371 D VII, 141, 16*: 472 D VII, 142, 1*: 472, 587 D VII, 142, 1–2*: 673 D VII, 142, 2*: 474 D VII, 142, 3*: 587, 674 D VII, 142, 4*: 587 D VII, 142, 5*: 587 D VII, 142, 10*: 495 D VII, 142, 10–15*: 679 D VII, 142, 12*: 495 D VII, 142, 13*: 495 D VII, 142, 18*: 400, 401, 402, 472 D VII, 142, 18 – 143, 1*: 402, 414, 418, 420 D VII, 142, 18 – 143, 5*: 691 D VII, 143, 1*: 444 D VII, 143, 2–3*: 501, 502 D VII, 143, 2–5*: 448 D VII, 143, 3*: 10, 57, 420, 441, 479, 480, 576, 577, 578, 579 D VII, 143, 4*: 485 D VII, 143, 11*: 474, 479 D VII, 143, 11–13*: 448 D VII, 143, 11 – 144, 2*: 68, 326, 681, 714 D VII, 143, 12*: 326, 479, 544, 577, 600 D VII, 143, 12–13*: 453 D VII, 143, 14*: 444, 479, 564 D VII, 144, 1*: 479

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Stellenindex D VII, 144, 7–12*: 679 D VII, 144, 8*: 400, 420 D VII, 144, 8–9*: 420 D VII, 144, 9*: 472, 485 D VII, 144, 9–12*: 448 D VII, 144, 10*: 472, 513 D VII, 144, 10–11*: 420, 576, 578, 579 D VII, 144, 11*: 39, 87, 479, 604 D VII, 144, 14*: 495 D VII, 144, 14 – 145, 4*: 679 D VII, 145, 1–2*: 420 D VII, 145, 2*: 485 D VII, 145, 2–3*: 562 D VII, 145, 2–4*: 448 D VII, 145, 3*: 407, 479, 576, 604 D VII, 145, 4*: 407 D VII, 145, 7*: 471 D VII, 145, 7–8*: 581 D VII, 145, 7–12*: 448, 679 D VII, 145, 8*: 10, 57, 311, 332, 420, 441, 453, 463, 479, 485, 577, 578 D VII, 145, 9*: 232 D VII, 145, 9–10*: 455 D VII, 145, 10*: 461, 479, 576, 577, 578, 579, 604 D VII, 145, 12*: 89 D VII, 145, 14–15*: 407 D VII, 145, 14 – 146, 2*: 679 D VII, 145, 15*: 10, 27, 57, 420, 441, 454, 479, 576, 578 D VII, 145, 15 –146, 2*: 448 D VII, 145, 16*: 587, 600 D VII, 146, 1*: 197, 420, 479, 576, 578, 621 D VII, 146, 2*: 463, 485 D VII, 146, 7–9*: 674 D VII, 146, 7–16*: 618 D VII, 146, 7 – 165, 8*: 673 D VII, 146, 11*: 472, 618 D VII, 146, 13*: 674 D VII, 146, 14*: 674 D VII, 146, 14–15*: 564 D VII, 146, 15*: 472 D VII, 147, 2–4*: 674 D VII, 147, 2–13*: 627, 628 D VII, 147, 9*: 420, 590, 629, 673 D VII, 147, 11*: 629, 673 D VII, 147, 12*: 471, 590 D VII, 147, 14*: 629 D VII, 147, 15 – 148, 12*: 627, 628 D VII, 147, 16–17*: 674 D VII, 148, 1*: 479, 673 D VII, 148, 3–4*: 628 D VII, 148, 6*: 628 D VII, 148, 7–8*: 628 D VII, 148, 8*: 674 D VII, 148, 9*: 479 D VII, 148, 10*: 674 D VII, 148, 11*: 473 D VII, 148, 11–12*: 628

D VII, 148, 12*: 590 D VII, 148, 14–16*: 674 D VII, 148, 14 – 149, 8*: 421, 627, 628 D VII, 149, 5*: 421 D VII, 149, 6*: 674 D VII, 149, 7*: 421, 474 D VII, 149, 11–12*: 674 D VII, 149, 15–16*: 674 D VII, 150, 11*: 479, 485, 577, 578 D VII, 150, 13 – 151, 10*: 421, 627, 628 D VII, 150, 14*: 94, 474 D VII, 151, 6*: 421, 474 D VII, 151, 9*: 474 D VII, 151, 10*: 421, 474 D VII, 151, 12 – 152, 11*: 635, 636 D VII, 151, 16*: 371 D VII, 152, 2*: 87, 232 D VII, 152, 3*: 636 D VII, 152, 4*: 480 D VII, 152, 5*: 674 D VII, 152, 7*: 636 D VII, 152, 11*: 420, 475, 590 D VII, 152, 13 – 153, 5*: 627, 628 D VII, 153, 1*: 87, 232 D VII, 153, 3*: 590 D VII, 153, 8–11*: 649 D VII, 153, 15 – 155, 9*: 108, 560, 641 D VII, 154, 2*: 560 D VII, 154, 7*: 479 D VII, 154, 12*: 479 D VII, 155, 2*: 436, 473 D VII, 155, 4*: 479 D VII, 155, 5*: 420, 562, 587, 642 D VII, 155, 6*: 420, 475, 562, 642 D VII, 155, 6–7*: 420, 590 D VII, 155, 7*: 587 D VII, 155, 9*: 587 D VII, 155, 12–15*: 621 D VII, 156, 5–8*: 674 D VII, 156, 5–15*: 618 D VII, 156, 7*: 618 D VII, 156, 9–10*: 508 D VII, 156, 12*: 564, 674 D VII, 156, 13*: 109, 480 D VII, 156, 13–14*: 564, 674 D VII, 156, 15*: 480 D VII, 157, 2–5*: 674 D VII, 157, 2–16*: 627, 628 D VII, 157, 11*: 19, 420, 475, 590 D VII, 157, 11–12*: 629, 674 D VII, 157, 13*: 205 D VII, 157, 14*: 26, 420, 590, 674 D VII, 157, 16*: 471 D VII, 158, 2 – 159, 4*: 627, 628 D VII, 158, 2–3*: 674 D VII, 158, 4–5*: 673 D VII, 158, 10*: 674 D VII, 158, 14*: 674

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Indices

D VII, 158, 15 – 159, 1*: 628 D VII, 158, 15 – 159, 4*: 628 D VII, 159, 1*: 19, 26, 420, 475, 564 D VII, 159, 1–2*: 590 D VII, 159, 2*: 420, 590 D VII, 159, 3*: 590 D VII, 159, 7–8*: 674 D VII, 159, 11–12*: 674 D VII, 160, 7*: 471 D VII, 160, 9 – 161, 2*: 421, 627, 628 D VII, 160, 14*: 564 D VII, 160, 16*: 205 D VII, 161, 2*: 421 D VII, 161, 4–7*: 674 D VII, 161, 4–16*: 421, 635, 636 D VII, 161, 5*: 236, 421 D VII, 161, 6*: 236, 544, 587 D VII, 161, 7*: 600, 636 D VII, 161, 10*: 473, 636–637 D VII, 161, 12*: 55, 421, 674 D VII, 161, 14*: 473 D VII, 161, 15*: 471 D VII, 162, 2–9*: 627, 628 D VII, 162, 7*: 473 D VII, 162, 9*: 590 D VII, 162, 12–15*: 649 D VII, 163, 4–11*: 649 D VII, 163, 11*: 232, 474 D VII, 163, 15*: 472 D VII, 163, 15–17*: 674 D VII, 163, 15 – 165, 2*: 560, 641 D VII, 163, 16*: 560 D VII, 164, 3*: 481 D VII, 164, 4*: 480 D VII, 164, 8*: 562 D VII, 164, 10*: 480, 587 D VII, 164, 12*: 479 D VII, 164, 15*: 19, 26, 420 D VII, 164, 18*: 19, 26, 475, 587, 590, 642 D VII, 165, 1*: 587 D VII, 165, 1–2*: 108 D VII, 165, 2*: 587 D VII, 165, 5*: 233 D VII, 165, 5–8*: 621 D VII, 167, 22–23*: 668 D VII, 167, 22 – 171, 2*: 387 D VII, 168, 3*: 472, 495 D VII, 168, 3–4*: 495 D VII, 168, 3–7*: 679 D VII, 168, 4*: 485 D VII, 168, 6*: 400, 479, 576, 578 D VII, 168, 6–7*: 414, 418, 448, 577 D VII, 168, 7*: 461, 472, 480, 570, 576, 578, 579 D VII, 168, 9*: 495, 564 D VII, 168, 9–13*: 679 D VII, 168, 10*: 485 D VII, 168, 12*: 114, 501, 502 D VII, 168, 12–13*: 448

D VII, 168, 13*: 485, 576 D VII, 169, 3*: 445 D VII, 169, 3–4*: 414, 418 D VII, 169, 3–13*: 691 D VII, 169, 4*: 461, 480, 570, 577, 578 D VII, 169, 6*: 485, 604 D VII, 169, 6–13*: 449 D VII, 169, 7*: 400, 495 D VII, 169, 8*: 513 D VII, 169, 8–9*: 519 D VII, 169, 8–13*: 455 D VII, 169, 12*: 587 D VII, 169, 13*: 10, 27, 57, 472, 480, 576 D VII, 170, 4*: 495 D VII, 170, 4–11*: 679 D VII, 170, 8*: 480, 495 D VII, 170, 10*: 400, 472, 495 D VII, 170, 15 – 171, 2*: 668 D VII, 171, 7*: 692 D VII, 171, 7 – 172, 4*: 691, 692 D VII, 171, 7 – 175, 5*: 387 D VII, 171, 9*: 10, 57, 58 D VII, 171, 9–10*: 577 D VII, 171, 9 – 172, 4*: 449 D VII, 171, 10*: 480, 578 D VII, 171, 11*: 87, 332, 453, 464, 485, 501 D VII, 171, 12*: 495 D VII, 171, 13 – 172, 1*: 455 D VII, 172, 1*: 501 D VII, 172, 2*: 369, 518 D VII, 172, 4*: 495 D VII, 172, 8*: 400, 495 D VII, 172, 8–9: 401 D VII, 172, 8–15*: 400, 679 D VII, 172, 10*: 400, 471 D VII, 172, 10–11*: 401, 414, 418, 495 D VII, 172, 11*: 402, 445 D VII, 172, 12*: 400, 495 D VII, 172, 12–13*: 401, 414, 418, 444 D VII, 172, 14*: 400, 495 D VII, 172, 14–15*: 401, 414, 418, 472 D VII, 172, 15*: 445 D VII, 173, 2*: 117 D VII, 173, 2 – 175, 5*: 76, 78, 681 D VII, 173, 3*: 119, 472, 474 D VII, 173, 4*: 474, 479 D VII, 173, 5–6*: 441 D VII, 173, 6*: 472, 479, 480 D VII, 173, 6–7*: 69 D VII, 173, 7*: 472 D VII, 173, 9*: 604 D VII, 173, 10*: 479 D VII, 173, 11*: 472 D VII, 173, 11 – 175, 5*: 350 D VII, 174, 4*: 472, 474 D VII, 174, 9*: 116, 250 D VII, 174, 10*: 34, 472 D VII, 174, 13*: 441

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Stellenindex D VII, 174, 14*: 479 D VII, 174, 14–16*: 448 D VII, 174, 15–16*: 495 D VII, 175, 1*: 472, 479 D VII, 175, 2*: 445, 479, 576, 578, 600 D VII, 175, 3*: 10, 27, 57, 587 D VII, 175, 3–4*: 576, 578 D VII, 175, 3–5*: 449, 582 D VII, 175, 4*: 407, 444, 473, 479, 480, 576, 578 D VII, 175, 5*: 463, 480, 485, 495, 577 D VII, 175, 11 – 177, 4*: 390, 391, 679, 680 D VII, 175, 12*: 511 D VII, 175, 12–13*: 501 D VII, 175, 12 – 177, 3*: 449 D VII, 175, 13*: 445 D VII, 175, 14*: 10, 12, 27, 57 D VII, 175, 14–15*: 535 D VII, 175, 15*: 604 D VII, 175, 15 – 176, 4*: 501 D VII, 176, 1*: 508 D VII, 176, 2*: 400, 642 D VII, 176, 4*: 440, 472, 473 D VII, 176, 4–9*: 518 D VII, 176, 5*: 474, 514 D VII, 176, 5–6*: 650 D VII, 176, 5 – 177, 4*: 519, 629 D VII, 176, 6*: 134 D VII, 176, 8*: 473, 637 D VII, 176, 9*: 473 D VII, 176, 9–14*: 629 D VII, 176, 10*: 10, 57, 474 D VII, 176, 11*: 123 D VII, 176, 12*: 158 D VII, 176, 13*: 642 D VII, 176, 14*: 485 D VII, 176, 15*: 485, 604 D VII, 177, 1*: 472 D VII, 177, 1–2*: 473, 577, 578 D VII, 177, 2*: 480, 485 D VII, 177, 2–3*: 486 D VII, 177, 2–4*: 723 D VII, 177, 3*: 479, 579, 604 D VII, 177, 4*: 60 D VII, 177, 7 – 178, 11*: 500, 510, 667 D VII, 177, 8*: 126, 472 D VII, 177, 8–9*: 582 D VII, 177, 8–13*: 502, 669 D VII, 177, 9*: 441 D VII, 177, 9–10*: 408 D VII, 177, 10*: 276, 400, 401, 441, 444 D VII, 177, 11*: 10, 27, 57, 480, 577, 579 D VII, 177, 11–12*: 577 D VII, 177, 12*: 445 D VII, 177, 15*: 303, 444, 479, 577 D VII, 177, 15 – 178, 1*: 464, 503 D VII, 178, 1*: 366, 440, 442 D VII, 178, 1–2*: 444 D VII, 178, 2*: 480

D VII, 178, 3*: 692 D VII, 178, 3–4*: 408 D VII, 178, 3–11*: 78, 449, 449, 691, 692 D VII, 178, 4*: 10, 12, 57, 400, 401, 440, 453, 479, 485, 577 D VII, 178, 4–5*: 501 D VII, 178, 4–6*: 502 D VII, 178, 6*: 440 D VII, 178, 7*: 463, 480, 485 D VII, 178, 7–8*: 444 D VII, 178, 8*: 442, 462, 479, 576, 692 D VII, 178, 9*: 444, 485 D VII, 178, 12*: 400, 614 D VII, 178, 12–13*: 494 D VII, 178, 12 – 186, 10*: 667 D VII, 178, 14*: 614, 668 D VII, 178, 15 – 181, 5*: 500, 510 D VII, 178, 16*: 400, 401, 445 D VII, 178, 16 – 179, 1*: 67, 347, 408 D VII, 179, 1*: 148, 443, 474 D VII, 179, 1–2*: 473, 577, 578, 582 D VII, 179, 2*: 479 D VII, 179, 3*: 472 D VII, 179, 3–4*: 408, 511 D VII, 179, 4*: 128, 347, 441, 485 D VII, 179, 7–8*: 402, 440 D VII, 179, 8*: 10, 36, 57, 347, 480 D VII, 179, 9*: 128, 400, 408, 441 D VII, 179, 10–11*: 445 D VII, 179, 11*: 32, 57, 128, 347, 443, 480, 485, 511, 576, 577, 579 D VII, 179, 11–12*: 510 D VII, 179, 12*: 10, 57, 400, 479, 577, 578 D VII, 179, 13*: 311, 442 D VII, 179, 14*: 347, 447, 471, 479, 570, 668 D VII, 179, 15*: 479 D VII, 180, 1*: 400 D VII, 180, 2*: 448, 619, 668 D VII, 180, 3*: 408, 440, 480, 577, 578 D VII, 180, 4*: 508 D VII, 180, 4–5*: 508 D VII, 180, 5*: 442, 448, 479, 576, 579 D VII, 180, 5–6*: 668 D VII, 180, 6*: 10, 57, 440, 479, 577 D VII, 180, 8*: 440, 480, 577 D VII, 180, 9–10*: 402 D VII, 180, 9–11*: 643 D VII, 180, 10*: 10, 27, 55, 57, 400, 401, 440, 473 D VII, 180, 13*: 298 D VII, 180, 13–14*: 402 D VII, 180, 14*: 33, 400, 401, 440, 472, 479, 511 D VII, 180, 15*: 440 D VII, 180, 16*: 473 D VII, 181, 1*: 472 D VII, 181, 2*: 440, 473, 511 D VII, 181, 3*: 473 D VII, 181, 4*: 400, 401, 440, 511 D VII, 181, 6*: 473, 511, 514

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Indices

D VII, 181, 6–7*: 513 D VII, 181, 6 – 185, 11*: 520 D VII, 181, 7*: 485, 515 D VII, 181, 9*: 522 D VII, 181, 9–12*: 522, 650 D VII, 181, 9–15*: 356 D VII, 181, 9 – 185, 11*: 515 D VII, 181, 10*: 522, 651 D VII, 181, 11*: 310, 473, 515 D VII, 181, 13*: 473, 522 D VII, 181, 13–15: 522 D VII, 181, 14*: 485, 522, 523 D VII, 181, 15*: 440, 473, 522, 651 D VII, 182, 2*: 128, 577, 578 D VII, 182, 2–3*: 668 D VII, 182, 2–14*: 523, 525, 618 D VII, 182, 3*: 485 D VII, 182, 4*: 400, 401, 472 D VII, 182, 5*: 10, 57, 133, 440, 474 D VII, 182, 6*: 440, 448, 577, 668 D VII, 182, 8*: 473 D VII, 182, 9*: 11, 12, 27, 57 D VII, 182, 9–10*: 445 D VII, 182, 10: 485 D VII, 182, 12*: 440, 472, 473 D VII, 182, 13*: 138, 400, 401, 440, 479, 570, 577, 578 D VII, 182, 13–14*: 408 D VII, 182, 14*: 479, 576, 577, 578, 579 D VII, 182, 15*: 427 D VII, 182, 15 – 183, 1*: 668 D VII, 182, 15 – 183, 2*: 527 D VII, 182, 15 – 183, 7*: 637 D VII, 182, 16*: 527 D VII, 183, 2*: 527 D VII, 183, 3*: 479, 527 D VII, 183, 3–7*: 527 D VII, 183, 4*: 527 D VII, 183, 5*: 472, 528 D VII, 183, 6*: 527, 528 D VII, 183, 7*: 479, 527 D VII, 183, 8*: 479, 528 D VII, 183, 8–10*: 528 D VII, 183, 8 – 184, 13*: 630 D VII, 183, 9*: 528 D VII, 183, 9–10*: 528 D VII, 183, 12*: 529 D VII, 183, 12 – 184, 3*: 529 D VII, 183, 13*: 474, 529 D VII, 183, 14*: 227, 308, 474, 529 D VII, 184, 1*: 529 D VII, 184, 1–2*: 529 D VII, 184, 2*: 529 D VII, 184, 3*: 10, 57 D VII, 184, 4*: 530 D VII, 184, 4–7*: 529, 668 D VII, 184, 5*: 363, 529 D VII, 184, 5–6*: 364

D VII, 184, 5–7*: 448 D VII, 184, 6*: 529 D VII, 184, 7*: 441, 530 D VII, 184, 8–13*: 530 D VII, 184, 9*: 530 D VII, 184, 9–10*: 408 D VII, 184, 10*: 440, 472 D VII, 184, 11*: 479, 531 D VII, 184, 14*: 472, 531 D VII, 184, 14–15*: 621 D VII, 184, 14 – 185, 6*: 531 D VII, 184, 15*: 400, 473, 531, 622 D VII, 185, 2*: 138, 472, 532 D VII, 185, 2–6*: 642 D VII, 185, 3*: 10, 57, 532 D VII, 185, 4*: 26 D VII, 185, 5*: 138, 532 D VII, 185, 6*: 532 D VII, 185, 7*: 533 D VII, 185, 7–8*: 533 D VII, 185, 7–10*: 533, 643 D VII, 185, 8*: 400, 533 D VII, 185, 9*: 472, 533 D VII, 185, 10*: 533 D VII, 185, 11*: 139, 630 D VII, 185, 12 – 186, 1*: 494, 643 D VII, 185, 13*: 672 D VII, 185, 13–15*: 449 D VII, 186, 3*: 498 D VII, 186, 3–4*: 498 D VII, 186, 6–7*: 535, 668 D VII, 186, 7–8*: 514, 672, 690 D VII, 186, 8*: 534, 535, 672 D VII, 186, 9*: 342, 429, 482 D VII, 186, 10*: 587, 672 D VII, 186, 11 – 187, 3*: 163, 449, 691, 692 D VII, 186, 11 – 188, 11*: 297 D VII, 186, 12*: 10, 27, 57, 344, 472, 604 D VII, 186, 12–13*: 344, 401 D VII, 186, 12–15*: 345 D VII, 186, 13*: 138, 242, 532, 604 D VII, 186, 13–14*: 277 D VII, 186, 13–15*: 605, 608 D VII, 186, 13 – 187, 1*: 141 D VII, 186, 13 – 187, 2*: 692 D VII, 186, 15*: 535, 606 D VII, 186, 15 – 187, 1*: 344, 346 D VII, 187, 1*: 10, 57, 577, 578 D VII, 187, 1–3*: 688 D VII, 187, 2*: 440, 479, 576, 578 D VII, 187, 2–3*: 445, 687 D VII, 187, 3–8*: 484 D VII, 187, 3 – 188, 11*: 163, 691, 692 D VII, 187, 4*: 604 D VII, 187, 5*: 480 D VII, 187, 6*: 472, 479, 577, 578 D VII, 187, 7*: 480, 577 D VII, 187, 8*: 480

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Stellenindex D VII, 187, 9*: 479 D VII, 187, 10*: 472, 481 D VII, 187, 11*: 479 D VII, 187, 12*: 485 D VII, 187, 12–13*: 544 D VII, 187, 13*: 407, 479, 570, 582 D VII, 187, 13–14*: 692 D VII, 187, 14*: 142, 480 D VII, 187, 14 – 188, 11*: 449 D VII, 187, 15*: 10, 57, 440, 453, 479, 485 D VII, 187, 16*: 461, 479, 480, 576, 577, 579 D VII, 187, 17*: 473, 480, 576, 578 D VII, 188, 1*: 479 D VII, 188, 2*: 463, 479, 485 D VII, 188, 2–3*: 535 D VII, 188, 4*: 600 D VII, 188, 4–6*: 650, 651 D VII, 188, 7*: 11, 27, 57 D VII, 188, 9*: 473, 479, 480, 576, 578, 578, 579 D VII, 188, 11*: 563 D VII, 188, 12–13*: 408, 486 D VII, 188, 12 – 189, 12*: 342, 429, 482, 534, 667 D VII, 188, 13*: 440, 579 D VII, 188, 14*: 342, 408, 429, 479, 482, 486, 487 D VII, 188, 15*: 168, 487, 604 D VII, 188, 15–16*: 408, 487, 579 D VII, 188, 16*: 441, 579 D VII, 188, 17*: 487, 488, 604 D VII, 188, 17–18*: 487, 579 D VII, 188, 18*: 579 D VII, 189, 1*: 488, 579, 604 D VII, 189, 2*: 10, 57, 145, 479, 480 D VII, 189, 3*: 169, 488, 489, 604 D VII, 189, 3‒4*: 35, 408, 579 D VII, 189, 4*: 35, 488, 580 D VII, 189, 5*: 479, 489 D VII, 189, 5–6*: 408, 489, 579, 580 D VII, 189, 6 – 191, 7*: 390 D VII, 189, 7*: 168, 489, 604 D VII, 189, 7–8*: 408 D VII, 189, 8*: 490, 579 D VII, 189, 9*: 490 D VII, 189, 9–10*: 604 D VII, 189, 10*: 10, 57, 479, 480, 579 D VII, 189, 11*: 490 D VII, 189, 11–12*: 491 D VII, 189, 12*: 479 D VII, 189, 16*: 479, 495 D VII, 189, 16 – 191, 7*: 391, 679, 680 D VII, 189, 17 – 190, 1*: 401 D VII, 190, 1*: 276, 400, 401 D VII, 190, 1–2*: 401, 409 D VII, 190, 2*: 440, 459, 472, 473 D VII, 190, 2–3*: 485 D VII, 190, 3*: 472, 479, 576, 578, 579, 587 D VII, 190, 3 – 191, 6*: 449, 519, 629 D VII, 190, 4*: 10, 27, 57, 58, 114, 480, 576, 579 D VII, 190, 4–5*: 495, 642

D VII, 190, 5–8*: 450, 629, 637 D VII, 190, 6–7*: 631 D VII, 190, 9*: 138 D VII, 190, 9–10*: 642 D VII, 190, 10*: 472, 501 D VII, 190, 10–11*: 502 D VII, 190, 11*: 10, 57 D VII, 190, 11–16*: 563 D VII, 190, 13*: 563 D VII, 190, 14*: 563 D VII, 190, 16*: 26, 27, 473, 479, 480, 576, 578, 582, 604, 640 D VII, 191, 1*: 472 D VII, 191, 1–2*: 485 D VII, 191, 2*: 440, 473 D VII, 191, 3*: 442, 445 D VII, 191, 3–4*: 201, 443, 513 D VII, 191, 4*: 193, 440, 453 D VII, 191, 5–6*: 346 D VII, 191, 6*: 472, 562 D VII, 191, 10–11*: 502 D VII, 191, 10–14*: 500, 510 D VII, 191, 10 – 200, 2*: 667 D VII, 191, 11*: 472, 522 D VII, 191, 13–14*: 503 D VII, 191, 15–17*: 494 D VII, 191, 16*: 474, 614 D VII, 191, 18*: 668 D VII, 192, 1*: 614, 668 D VII, 192, 1 – 193, 16*: 409, 510 D VII, 192, 2*: 127, 472 D VII, 192, 2 – 193, 16*: 346, 500 D VII, 192, 5*: 347, 409, 511 D VII, 192, 6*: 150 D VII, 192, 7*: 151, 347, 409, 473, 511 D VII, 192, 8*: 474 D VII, 192, 9*: 347, 409 D VII, 192, 10*: 297, 475 D VII, 192, 11*: 347, 361, 511 D VII, 192, 11–12*: 409 D VII, 192, 14*: 472 D VII, 192, 15*: 347, 511 D VII, 192, 16*: 10, 57, 472, 508 D VII, 192, 17*: 347 D VII, 193, 1*: 472 D VII, 193, 2*: 347, 400 D VII, 193, 4–6*: 643 D VII, 193, 5*: 150, 347, 472, 473, 511 D VII, 193, 8: 347, 511 D VII, 193, 10*: 347 D VII, 193, 12*: 287, 297 D VII, 193, 13*: 347, 409, 511, 529 D VII, 193, 15*: 472 D VII, 193, 16*: 347 D VII, 194, 1*: 277, 514 D VII, 194, 1–2*: 514 D VII, 194, 1–3*: 513 D VII, 194, 1 – 199, 3*: 520

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Indices

D VII, 194, 2*: 474, 514 D VII, 194, 3*: 472, 514, 515, 688 D VII, 194, 4*: 473, 522, 651 D VII, 194, 4–7*: 522, 650 D VII, 194, 4–10*: 356 D VII, 194, 4 – 199, 3*: 515 D VII, 194, 5*: 472, 485, 522 D VII, 194, 6*: 522, 651 D VII, 194, 7*: 10, 27, 57, 474 D VII, 194, 8*: 523 D VII, 194, 8–10*: 522 D VII, 194, 9*: 485, 523 D VII, 194, 10*: 522, 523, 527 D VII, 194, 11*: 474, 600 D VII, 194, 11–13*: 389 D VII, 194, 11 – 195, 8*: 523, 525, 618 D VII, 194, 12*: 472, 473, 474, 527 D VII, 194, 13*: 213, 472 D VII, 194, 14–15*: 600 D VII, 194, 15*: 618 D VII, 195, 1*: 472 D VII, 195, 3*: 10, 400, 409, 417, 474 D VII, 195, 5*: 472 D VII, 195, 6*: 154 D VII, 195, 7*: 10, 28, 35, 57, 479 D VII, 195, 7–8*: 600 D VII, 195, 8*: 472 D VII, 195, 9*: 527 D VII, 195, 9–18*: 637 D VII, 195, 10*: 527 D VII, 195, 11*: 472 D VII, 195, 11–12*: 527 D VII, 195, 12*: 473 D VII, 195, 13*: 479, 527 D VII, 195, 13–14*: 527 D VII, 195, 13–16*: 527 D VII, 195, 14*: 528 D VII, 195, 14–15*: 640 D VII, 195, 15*: 527, 528 D VII, 195, 16*: 10, 36, 57, 440, 472 D VII, 196, 1*: 479, 528 D VII, 196, 1–3*: 528 D VII, 196, 1 – 197, 9*: 630 D VII, 196, 2*: 528 D VII, 196, 3*: 10, 27, 57, 472, 528 D VII, 196, 5*: 529 D VII, 196, 5–10*: 529 D VII, 196, 7*: 474, 529 D VII, 196, 8*: 529, 631 D VII, 196, 9*: 472, 529, 631 D VII, 196, 10*: 474 D VII, 196, 11*: 529 D VII, 196, 11–12*: 529 D VII, 196, 11–15*: 529 D VII, 196, 12*: 114, 473 D VII, 196, 13*: 530 D VII, 196, 15*: 529, 530 D VII, 197, 1–2*: 530

D VII, 197, 1–9*: 530 D VII, 197, 2*: 459, 529 D VII, 197, 4*: 474, 531 D VII, 197, 5*: 479, 531 D VII, 197, 6*: 472, 530 D VII, 197, 7*: 400, 472 D VII, 197, 8*: 472 D VII, 197, 10*: 531, 604 D VII, 197, 10–11*: 651 D VII, 197, 10–14*: 621 D VII, 197, 10 – 198, 4*: 531 D VII, 197, 11*: 531, 622 D VII, 197, 12*: 531, 621 D VII, 197, 12–14*: 621 D VII, 197, 14*: 473, 621 D VII, 197, 15*: 138, 277, 372, 532 D VII, 197, 15 – 198, 4*: 642 D VII, 197, 16*: 485, 532 D VII, 197, 17*: 532 D VII, 198, 2*: 138, 473, 481 D VII, 198, 3*: 474, 532 D VII, 198, 4*: 472, 532 D VII, 198, 5*: 533, 590 D VII, 198, 5–11*: 643 D VII, 198, 5 – 199, 3*: 533 D VII, 198, 7*: 55, 400, 533 D VII, 198, 8*: 533 D VII, 198, 10*: 55, 400, 533 D VII, 198, 11*: 10, 52, 56, 57, 473, 480, 577, 578 D VII, 198, 12*: 473, 533 D VII, 198, 13–15*: 534 D VII, 198, 14 – 199, 3*: 668 D VII, 198, 15 – 199, 3*: 534, 630 D VII, 199, 3*: 44 D VII, 199, 4–7*: 494, 643 D VII, 199, 5*: 672 D VII, 199, 6*: 139, 389, 473, 485 D VII, 199, 9*: 498 D VII, 199, 10–11*: 498 D VII, 199, 13–14*: 535 D VII, 199, 14–15*: 514, 672, 690 D VII, 199, 15*: 472, 473, 534, 535, 672 D VII, 200, 1*: 342, 429, 482 D VII, 200, 2*: 587, 672 D VII, 200, 3*: 692 D VII, 200, 3–4*: 409 D VII, 200, 3‒5*: 36 D VII, 200, 3–7*: 449, 691 D VII, 200, 3 – 202, 4*: 297 D VII, 200, 4*: 485 D VII, 200, 4–5*: 35, 57 D VII, 200, 5*: 36, 485 D VII, 200, 7–8*: 335 D VII, 200, 7–9*: 486 D VII, 200, 7–12*: 484 D VII, 200, 7 – 201,12*: 721 D VII, 200, 7 – 202, 4*: 691, 694, 696 D VII, 200, 8*: 485, 694

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Stellenindex D VII, 200, 9*: 472, 694 D VII, 200, 11–12*: 353, 445 D VII, 200, 12*: 10, 27, 57 D VII, 200, 12 – 202, 4*: 450 D VII, 200, 13*: 472 D VII, 200, 14*: 407, 441, 471, 480, 570 D VII, 200, 14 – 201, 2*: 694 D VII, 200, 15*: 175, 341, 619 D VII, 200, 15–16*: 277 D VII, 200, 15–17*: 341, 598 D VII, 200, 17*: 604 D VII, 200, 17 – 201, 1*: 582 D VII, 201, 1*: 479, 577, 578, 579 D VII, 201, 1–2*: 409 D VII, 201, 2*: 48 D VII, 201, 3*: 134, 604 D VII, 201, 3–4*: 486, 601 D VII, 201, 3–6*: 602, 694 D VII, 201, 5*: 445 D VII, 201, 5–6*: 409, 579 D VII, 201, 6*: 382, 472, 479 D VII, 201, 6–7*: 601 D VII, 201, 8*: 473 D VII, 201, 9*: 382, 601 D VII, 201, 10*: 445 D VII, 201, 10–11*: 453, 485 D VII, 201, 10–15*: 610 D VII, 201, 11*: 463, 479, 579, 580 D VII, 201, 11–12*: 694 D VII, 201, 12*: 604 D VII, 201, 14*: 605 D VII, 201, 17*: 372 D VII, 202, 1*: 518 D VII, 202, 2*: 535, 605 D VII, 202, 3*: 10, 39, 57–58, 479, 576, 578, 582 D VII, 202, 5*: 486, 604 D VII, 202, 5–6*: 409, 486 D VII, 202, 5 – 203, 10*: 342, 429, 482, 534, 667 D VII, 202, 6*: 579 D VII, 202, 7*: 479, 486, 604 D VII, 202, 7–8*: 409, 487 D VII, 202, 8*: 441, 479, 580 D VII, 202, 9*: 487, 604 D VII, 202, 9–10*: 487, 579 D VII, 202, 10*: 579, 694 D VII, 202, 11*: 487, 604 D VII, 202, 11–12*: 409 D VII, 202, 12*: 473, 480, 488, 579 D VII, 202, 14*: 488, 604 D VII, 202, 14–15*: 410 D VII, 202, 15*: 488, 579 D VII, 203, 1*: 488, 489, 604 D VII, 203, 1–2*: 410 D VII, 203, 2*: 32, 57, 479, 480, 488, 579, 580 D VII, 203, 3*: 604 D VII, 203, 3–4*: 410, 489 D VII, 203, 4*: 440, 479, 580 D VII, 203, 5*: 489, 604

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© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Indices

D VIII, 6, 12*: 448, 472, 473 D VIII, 6, 12–16*: 373, 681, 718 D VIII, 6, 13*: 448 D VIII, 6, 14*: 458 D VIII, 6, 15*: 475, 480, 604 D VIII, 6, 15–16*: 450 D VIII, 6, 16*: 474, 486 D VIII, 7, 6–7*: 176 D VIII, 7, 6–11*: 423, 541 D VIII, 7, 6–18*: 668 D VIII, 7, 8*: 209, 242, 256 D VIII, 7, 9*: 10 D VIII, 7, 14*: 479 D VIII, 7, 14–18*: 423, 541 D VIII, 7, 15*: 472, 640 D VIII, 7, 17*: 473, 481 D VIII, 8, 3*: 458, 495 D VIII, 8, 3–10*: 423, 679 D VIII, 8, 5*: 495 D VIII, 8, 8*: 441, 495 D VIII, 8, 9*: 474, 495 D VIII, 8, 12*: 444, 495 D VIII, 8, 12 – 9, 4*: 423, 679 D VIII, 8, 14*: 495 D VIII, 9, 1*: 472, 495 D VIII, 9, 10*: 543 D VIII, 9, 10–12*: 180, 424 D VIII, 9, 10 – 10, 2*: 543 D VIII, 9, 19 – 10, 9*: 668 D VIII, 9, 11*: 543 D VIII, 9, 12*: 33, 52, 247, 275, 282, 480 D VIII, 9, 13*: 544 D VIII, 9, 13–16*: 423 D VIII, 9, 16*: 570 D VIII, 10, 1*: 424, 472 D VIII, 10, 5*: 424, 473, 485, 543 D VIII, 10, 5–8*: 180, 424, 543 D VIII, 10, 6*: 471, 474, 543 D VIII, 10, 7*: 209, 441, 543 D VIII, 10, 7–8*: 33 D VIII, 10, 9*: 544 D VIII, 10, 9–13*: 423 D VIII, 10, 13*: 480 D VIII, 10, 14*: 424, 480 D VIII, 11, 7*: 182, 479 D VIII, 11, 7–8*: 661 D VIII, 11, 7–9*: 183, 186, 187, 189, 190, 544, 655 D VIII, 11, 7–17*: 544, 647, 668 D VIII, 11, 8*: 544, 654 D VIII, 11, 8–9*: 659, 661 D VIII, 11, 10*: 545 D VIII, 11, 10–15*: 545 D VIII, 11, 12–13*: 669 D VIII, 11, 17*: 182, 184 D VIII, 12, 3–4*: 182, 661 D VIII, 12, 3–5*; 180, 544 D VIII, 12, 3–13*: 544 D VIII, 12, 4*: 544, 654

D VIII, 12, 4–5*: 659 D VIII, 12, 6*: 182 D VIII, 12, 6–12*: 545 D VIII, 12, 7*: 479 D VIII, 12, 8*: 545 D VIII, 12, 9*: 587 D VIII, 12, 13*: 182, 184 D VIII, 13, 2*: 35 D VIII, 13, 2–4*: 450 D VIII, 13, 2–6*: 78, 237, 241, 243, 248, 253, 681 D VIII, 13, 3–4*: 654 D VIII, 13, 4*: 254, 495 D VIII, 13, 4–5*: 425 D VIII, 13, 8–9*: 75 D VIII, 13, 8–13*: 255, 377, 681 D VIII, 13, 9*: 34, 473 D VIII, 14, 6*: 479 D VIII, 14, 6–7*: 661 D VIII, 14, 6–8*: 180, 544 D VIII, 14, 6–14*: 544 D VIII, 14, 6 – 15, 9*: 668 D VIII, 14, 7*: 544, 654 D VIII, 14, 7–8*: 659 D VIII, 14, 9–14*: 545 D VIII, 15, 2*: 479 D VIII, 15, 2–3*: 180, 544, 661 D VIII, 15, 2–9*: 187, 544 D VIII, 15, 3*: 544, 654, 659 D VIII, 15, 4–9*: 545 D VIII, 15, 5*: 545 D VIII, 15, 6*: 480 D VIII, 15, 8*: 545 D VIII, 15, 9*: 615 D VIII, 15, 12*: 495 D VIII, 15, 13*: 441, 446 D VIII, 15, 13 – 16, 7*: 679 D VIII, 16, 1*: 472, 479, 495 D VIII, 16, 2*: 459, 461, 495 D VIII, 16, 3*: 495, 570 D VIII, 16, 5*: 459, 461, 479, 495 D VIII, 16, 9*: 442, 495 D VIII, 16, 9 – 17 2*: 679 D VIII, 16, 12*: 472, 495 D VIII, 16, 14*: 495 D VIII, 16, 16*: 495 D VIII, 17, 7–8*: 668 D VIII, 17, 7–9*: 180, 544 D VIII, 17, 7 – 18, 2*: 544 D VIII, 17, 7 – 18, 15*: 668 D VIII, 17, 8*: 479, 544, 654, 661 D VIII, 17, 8–9*: 659 D VIII, 17, 10–15*: 545 D VIII, 17, 11*: 545 D VIII, 18, 1*: 424 D VIII, 18, 2*: 472 D VIII, 18, 4*: 508 D VIII, 18, 4–6*: 180, 544 D VIII, 18, 4–15*: 544

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Stellenindex D VIII, 18, 5*: 479, 544, 654, 661 D VIII, 18, 5–6*: 659 D VIII, 18, 7–12*: 545 D VIII, 18, 11*: 480 D VIII, 18, 13*: 480 D VIII, 18, 13–14*: 190, 424 D VIII, 18, 14*: 33, 479 D VIII, 18, 14–16*: 183 D VIII, 19, 6*: 431, 604 D VIII, 19, 6–14*: 668 D VIII, 19, 8*: 431, 604 D VIII, 19, 12–13*: 431 D VIII, 19, 12–14*: 192 D VIII, 20, 3*: 440, 442 D VIII, 20, 3–4*: 431, 668 D VIII, 20, 6*: 442, 443, 600 D VIII, 20, 6–7*: 431, 444, 668 D VIII, 20, 10*: 10, 441, 471, 480 D VIII, 20, 10–12*: 431, 682 D VIII, 20, 11*: 479 D VIII, 20, 11–12*: 577 D VIII, 21, 8 – 30, 14*: 674 D VIII, 21, 9–11*: 497, 675 D VIII, 21, 9–18*: 429, 430, 653 D VIII, 21, 9 – 30, 14*: 429 D VIII, 21, 17*: 490 D VIII, 21, 17–18*: 431 D VIII, 21, 18*: 480 D VIII, 22, 3–4*: 659 D VIII, 22, 3–5*: 497, 675 D VIII, 22, 3–12*: 488, 622, 634 D VIII, 22, 8*: 472, 497 D VIII, 22, 9*: 479, 480 D VIII, 22, 9–10*: 659, 675 D VIII, 22, 10*: 60 D VIII, 22, 11–12*: 431, 488 D VIII, 22, 12*: 479 D VIII, 22, 15 – 23, 2*: 196, 488 D VIII, 22, 15–16*: 497, 675 D VIII, 22, 16*: 473 D VIII, 23, 1*: 472, 479 D VIII, 23, 1 – 24, 1*: 674 D VIII, 23, 4–5*: 497, 675 D VIII, 23, 4–11*: 487 D VIII, 23, 8*: 479, 487 D VIII, 23, 9–10*: 480 D VIII, 23, 9–11*: 431 D VIII, 23, 10*: 481, 579 D VIII, 23, 13*: 459, 600, 604 D VIII, 23, 13 – 24, 4*: 204 D VIII, 23, 13 – 24, 5*: 476, 599 D VIII, 23, 15*: 564 D VIII, 23, 16*: 473 D VIII, 24, 1*: 466 D VIII, 24, 2*: 466 D VIII, 24, 2–3*: 473 D VIII, 24, 3*: 604 D VIII, 24, 4*: 206, 247, 480

D VIII, 24, 4–5*: 431 D VIII, 24, 5*: 480 D VIII, 24, 10–11*: 497, 675 D VIII, 24, 10–15*: 199, 250, 385, 491, 653 D VIII, 24, 14*: 491 D VIII, 24, 16 – 25, 7*: 205, 644 D VIII, 24, 17–18*: 497, 675 D VIII, 25, 4*: 205, 479, 490 D VIII, 25, 5–7*: 431 D VIII, 25, 6*: 563 D VIII, 25, 10*: 623 D VIII, 25, 10–11*: 497, 623, 675 D VIII, 25, 10 – 26, 5*: 489, 622, 662 D VIII, 25, 11*: 622 D VIII, 25, 13*: 608 D VIII, 25, 14*: 473 D VIII, 25, 14–15*: 674 D VIII, 25, 16*: 479, 604, 662 D VIII, 25, 16–17*: 489 D VIII, 25, 17*: 10, 12, 36 D VIII, 26, 1–2*: 675 D VIII, 26, 3*: 431, 440 D VIII, 26, 3–5*: 431 D VIII, 26, 4*: 440, 442, 471 D VIII, 26, 8–11*: 674 D VIII, 26, 8–16*: 427, 430, 476 D VIII, 26, 12*: 430, 471, 473, 480 D VIII, 26, 12–13*: 428, 613 D VIII, 26, 13*: 10, 12, 32, 479 D VIII, 26, 14–16*: 431 D VIII, 26, 15*: 442, 473, 541 D VIII, 26, 16*: 440, 443 D VIII, 27, 2–5*: 497, 675 D VIII, 27, 2–15*: 489, 662, 664 D VIII, 27, 5*: 472 D VIII, 27, 8*: 674 D VIII, 27, 9*: 479, 489, 577, 578, 608, 662 D VIII, 27, 11*: 542 D VIII, 27, 11–12*: 564, 675 D VIII, 27, 13*: 473 D VIII, 27, 13–15*: 431 D VIII, 27, 14*: 440, 480, 577, 578 D VIII, 28, 2*: 195 D VIII, 28, 2–4*: 497, 675 D VIII, 28, 2–14*: 487 D VIII, 28, 7*: 472, 479 D VIII, 28, 7–8*: 487 D VIII, 28, 12*: 206, 479 D VIII, 28, 12–14*: 203, 431 D VIII, 28, 13*: 479, 619 D VIII, 28, 14*: 479, 508 D VIII, 28, 17*: 459, 600 D VIII, 28, 17 – 29, 7*: 197, 476, 599 D VIII, 29, 3*: 466, 473, 674 D VIII, 29, 4*: 466 D VIII, 29, 6*: 206 D VIII, 29, 6–7*: 407, 431 D VIII, 29, 7*: 471, 479, 480

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Indices

D VIII, 29, 11–14*: 497, 675 D VIII, 29, 11 – 30, 2*: 206, 430, 655 D VIII, 29, 16*: 474, 497 D VIII, 30, 1*: 369, 472 D VIII, 30, 4–14*: 199, 431, 644 D VIII, 30, 5–7*: 497, 675 D VIII, 30, 9*: 497 D VIII, 30, 12–14*: 431 D VIII, 30, 13*: 480, 481, 577 D VIII, 30, 14*: 10, 12, 576, 578 D VIII, 31, 7–10*: 497, 675 D VIII, 31, 7 – 44, 4*: 426, 674 D VIII, 31, 7 – 32, 6*: 632 D VIII, 31, 9*: 428, 600 D VIII, 31, 12*: 471, 473, 474, 480 D VIII, 31, 12–13*: 497 D VIII, 31, 13*: 428 D VIII, 31, 14*: 472 D VIII, 31, 14–15*: 674 D VIII, 31, 15*: 472, 473 D VIII, 31, 16*: 428, 639, 675 D VIII, 31, 17*: 472 D VIII, 31, 17 – 32, 1*: 473 D VIII, 32, 1*: 19, 26, 475, 590, 639, 645 D VIII, 32, 2*: 590 D VIII, 32, 3*: 645 D VIII, 32, 3–4*: 674 D VIII, 32, 5*: 32, 480 D VIII, 32, 5–6*: 431, 442 D VIII, 32, 6*: 39, 424, 479, 576, 578 D VIII, 32, 9–10*: 497, 675 D VIII, 32, 9 – 33, 8*: 476, 631 D VIII, 32, 10*: 472 D VIII, 32, 12*: 474, 480 D VIII, 32, 12–13*: 497 D VIII, 32, 14*: 473 D VIII, 33, 2*: 471, 472, 474, 639, 668 D VIII, 33, 3*: 471, 564 D VIII, 33, 4*: 564, 645 D VIII, 33, 4–5*: 428, 675 D VIII, 33, 5*: 428, 645 D VIII, 33, 5–6*: 674 D VIII, 33, 7*: 34 D VIII, 33, 7–8*: 431 D VIII, 33, 11–12*: 497, 675 D VIII, 33, 11 – 34, 16*: 217, 218, 221, 421, 547, 631 D VIII, 33, 14*: 472, 497, 550 D VIII, 33, 14–15*: 497, 549 D VIII, 33, 15*: 446, 547 D VIII, 34, 1*: 549, 550 D VIII, 34, 1–3*: 549 D VIII, 34, 2*: 550 D VIII, 34, 3*: 550 D VIII, 34, 4*: 472, 547, 549 D VIII, 34, 5*: 473 D VIII, 34, 6*: 549 D VIII, 34, 6–7*: 547

D VIII, 34, 7*: 474, 548 D VIII, 34, 8*: 548, 549 D VIII, 34, 9*: 474 D VIII, 34, 10*: 549 D VIII, 34, 10–11*: 548 D VIII, 34, 12*: 549 D VIII, 34, 13*: 548 D VIII, 34, 14–15*: 549 D VIII, 34, 14–16*: 431, 549 D VIII, 34, 15*: 440, 446, 550 D VIII, 35, 6*: 466 D VIII, 35, 6–18*: 476 D VIII, 35, 7*: 466, 471, 480 D VIII, 35, 8*: 222, 576, 578 D VIII, 35, 8–9*: 571, 674 D VIII, 35, 10–12*: 497, 675 D VIII, 35, 11*: 474 D VIII, 35, 12*: 296, 480 D VIII, 35, 14*: 497, 564 D VIII, 35, 15*: 472 D VIII, 35, 15–16*: 497 D VIII, 35, 16*: 474 D VIII, 35, 17*: 472, 480 D VIII, 35, 17–18*: 431, 570 D VIII, 36, 5*: 474 D VIII, 36, 5–6*: 497, 675 D VIII, 36, 5 – 37, 9*: 362, 428, 475, 476, 620 D VIII, 36, 6*: 634 D VIII, 36, 7–10*: 450, 457, 620 D VIII, 36, 8*: 652 D VIII, 36, 9*: 620 D VIII, 36, 9–10*: 290, 621 D VIII, 36, 12*: 472, 474 D VIII, 36, 12–13*: 497 D VIII, 36, 14*: 475 D VIII, 36, 15*: 214, 485 D VIII, 36, 16*: 214, 474 D VIII, 37, 2*: 474 D VIII, 37, 2–3*: 485 D VIII, 37, 4–5*: 674 D VIII, 37, 6*: 431, 442, 444, 472 D VIII, 37, 6–9*: 77, 431 D VIII, 37, 7*: 542 D VIII, 37, 8*: 471 D VIII, 37, 12–13*: 497, 675 D VIII, 37, 12 – 38, 13*: 550, 631, 638 D VIII, 37, 15*: 472, 551 D VIII, 37, 15–16*: 497 D VIII, 38, 1*: 472, 551 D VIII, 38, 2*: 551 D VIII, 38, 2–3*: 551 D VIII, 38, 3*: 551 D VIII, 38, 4*: 552 D VIII, 38, 5*: 551, 552 D VIII, 38, 6*: 551 D VIII, 38, 7*: 472, 552 D VIII, 38, 8–9*: 552 D VIII, 38, 9*: 473

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Stellenindex D VIII, 38, 10*: 431, 472 D VIII, 38, 10–13*: 431 D VIII, 38, 11*: 551 D VIII, 38, 11–13*: 551 D VIII, 39, 3–5*: 497, 675 D VIII, 39, 3 – 40, 3*: 209, 218, 221, 421, 547, 631 D VIII, 39, 4*: 550 D VIII, 39, 7*: 472 D VIII, 39, 7–8*: 497, 549, 550 D VIII, 39, 8*: 550 D VIII, 39, 9*: 550 D VIII, 39, 9–10*: 549 D VIII, 39, 10*: 550 D VIII, 39, 11*: 548 D VIII, 39, 12*: 442, 548 D VIII, 39, 13*: 548 D VIII, 39, 14*: 548 D VIII, 39, 15*: 548 D VIII, 39, 16*: 445 D VIII, 40, 1*: 431, 440, 550 D VIII, 40, 1–2*: 550 D VIII, 40, 1–3*: 431 D VIII, 40, 2*: 473, 590 D VIII, 40, 6–7*: 497, 675 D VIII, 40, 6 – 41, 7*: 209, 217, 221, 547, 631 D VIII, 40, 9*: 497, 550 D VIII, 40, 9–10*: 497, 549 D VIII, 40, 10*: 550 D VIII, 40, 11*: 549 D VIII, 40, 11–13*: 549 D VIII, 40, 12*: 550 D VIII, 40, 14*: 548 D VIII, 40, 15*: 548 D VIII, 40, 16*: 548 D VIII, 40, 17*: 548 D VIII, 41, 1*: 548 D VIII, 41, 2*: 548 D VIII, 41, 3*: 548 D VIII, 41, 4*: 548 D VIII, 41, 5*: 431 D VIII, 41, 5–6*: 550 D VIII, 41, 5–7*: 431, 549 D VIII, 41, 10–12*: 497, 675 D VIII, 41, 10 – 42, 6*: 209, 217, 218, 547, 631 D VIII, 41, 14*: 549, 550 D VIII, 41, 14–15*: 497, 549 D VIII, 41, 16*: 549, 550 D VIII, 42, 1*: 548 D VIII, 42, 1–2*: 547 D VIII, 42, 2*: 441, 479 D VIII, 42, 3*: 548 D VIII, 42, 3–4*: 548 D VIII, 42, 5–6*: 431, 549 D VIII, 42, 6*: 550 D VIII, 42, 9–10*: 473 D VIII, 42, 9–11*: 497, 675 D VIII, 42, 9 – 43, 4*: 476 D VIII, 42, 11*: 472

D VIII, 42, 13–14*: 564 D VIII, 42, 15*: 471, 473 D VIII, 42, 15–16*: 497 D VIII, 42, 17*: 466 D VIII, 42, 18*: 473, 480, 576, 578 D VIII, 43, 1–2*: 674 D VIII, 43, 3–4*: 308, 431, 578 D VIII, 43, 4*: 463, 480, 485, 576 D VIII, 43, 9 – 44, 4*: 362, 428, 476, 620, 645 D VIII, 43, 11*: 676 D VIII, 43, 12*: 652 D VIII, 43, 12–14*: 450, 620 D VIII, 43, 13–14*: 621 D VIII, 44, 4*: 33, 52, 431, 480 D VIII, 44, 9*: 472, 473, 479 D VIII, 44, 9–12*: 682 D VIII, 44, 10*: 563 D VIII, 44, 10–11*: 544 D VIII, 44, 10–12*: 450 D VIII, 44, 11*: 570, 577, 604 D VIII, 44, 11–12*: 570, 582 D VIII, 44, 12*: 386, 466, 480 D VIII, 44, 14*: 224, 472 D VIII, 44, 14 – 45, 7*: 632 D VIII, 44, 15*: 553 D VIII, 45, 1*: 676 D VIII, 45, 1–2*: 556, 675 D VIII, 45, 3–4*: 477 D VIII, 45, 5*: 676 D VIII, 45, 6–7*: 675 D VIII, 45, 10*: 444, 472, 600 D VIII, 45, 10–14*: 450 D VIII, 45, 10 – 46, 9*: 682 D VIII, 45, 11–12*: 577, 578, 579 D VIII, 45, 12*: 35, 441, 472, 480, 576 D VIII, 45, 12‒13*: 53 D VIII, 45, 13*: 275, 474, 481, 576, 578 D VIII, 45, 13‒14*: 36 D VIII, 45, 14*: 35, 36, 473, 485 D VIII, 45, 15*: 472 D VIII, 45, 16 – 46, 9*: 450 D VIII, 46, 1*: 542 D VIII, 46, 2–4*: 455 D VIII, 46, 3–4*: 136 D VIII, 46, 4*: 35, 447, 472, 479 D VIII, 46, 5*: 453, 463, 485 D VIII, 46, 6*: 441, 480, 577 D VIII, 46, 7*: 563 D VIII, 46, 8*: 39, 446, 479, 604 D VIII, 46, 15*: 676 D VIII, 46, 15 – 47, 11*: 633 D VIII, 46, 15 – 48, 11*: 675 D VIII, 47, 1*: 472 D VIII, 47, 1–2*: 553 D VIII, 47, 3*: 676 D VIII, 47, 3–4*: 556, 675 D VIII, 47, 4*: 472, 473 D VIII, 47, 5*: 471, 480

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Indices

D VIII, 47, 5–6*: 471, 477 D VIII, 47, 7*: 473, 676 D VIII, 47, 8–9*: 675 D VIII, 47, 11*: 485, 675 D VIII, 48, 2*: 676 D VIII, 48, 2–11*: 633 D VIII, 48, 3*: 553 D VIII, 48, 3–4*: 676 D VIII, 48, 4*: 11, 12, 27 D VIII, 48, 4–5*: 77, 556 D VIII, 48, 5*: 472, 590 D VIII, 48, 6–7*: 477 D VIII, 48, 8*: 676 D VIII, 48, 9*: 26, 675 D VIII, 48, 10–11*: 675 D VIII, 48, 11*: 474, 475, 479, 564 D VIII, 49, 1*: 472 D VIII, 49, 4*: 407, 473, 480 D VIII, 49, 4–5*: 571 D VIII, 49, 4–8*: 450, 474, 682 D VIII, 49, 5*: 443, 485, 578 D VIII, 49, 6*: 485 D VIII, 49, 7*: 479, 480, 576, 577, 578, 579, 619 D VIII, 49, 7–8*: 39, 464 D VIII, 49, 8*: 10, 12 D VIII, 49, 10*: 472 D VIII, 49, 10–14*: 450, 691 D VIII, 49, 11*: 33, 453, 473, 479, 485, 604 D VIII, 49, 12*: 464, 480, 579 D VIII, 49, 14*: 354, 480 D VIII, 50, 5*: 224, 472, 639, 676 D VIII, 50, 5 – 51, 4*: 638 D VIII, 50, 5 – 52, 6*: 675 D VIII, 50, 8–9*: 675 D VIII, 50, 10*: 473 D VIII, 50, 10–11*: 553 D VIII, 50, 11*: 639 D VIII, 50, 12–13*: 477 D VIII, 50, 13*: 87 D VIII, 51, 2*: 675 D VIII, 51, 3*: 552 D VIII, 51, 3–4*: 639, 675 D VIII, 51, 6*: 224, 225, 474 D VIII, 51, 6 – 52, 6*: 644 D VIII, 51, 8*: 675 D VIII, 51, 10*: 474, 587 D VIII, 51, 11*: 553 D VIII, 51, 12–14*: 477 D VIII, 52, 1*: 676 D VIII, 52, 1–2*: 571 D VIII, 52, 2*: 587 D VIII, 52, 2–3*: 675 D VIII, 52, 9*: 35, 472, 474 D VIII, 52, 9–13*: 450, 682 D VIII, 52, 11*: 453, 543, 464, 479, 485, 579 D VIII, 52, 11–12*: 579 D VIII, 52, 12*: 480, 579, 580, 685 D VIII, 52, 13*: 10, 12

D VIII, 53, 2*: 10, 12, 27, 442, 473 D VIII, 53, 2–3*: 443 D VIII, 53, 2–6*: 450, 691 D VIII, 53, 3*: 541, 579 D VIII, 53, 3–4*: 464 D VIII, 53, 4*: 424, 479, 579, 580, 587 D VIII, 53, 6*: 353, 587 D VIII, 53, 11*: 224 D VIII, 53, 11–12*: 224, 676 D VIII, 53, 11 – 54, 9*: 644 D VIII, 53, 11 – 55, 8*: 675 D VIII, 53, 14–15*: 675 D VIII, 53, 15*: 587 D VIII, 54, 1*: 471, 553 D VIII, 54, 3–4*: 477 D VIII, 54, 5–6*: 676 D VIII, 54, 6*: 471 D VIII, 54, 6–7*: 675 D VIII, 54, 8*: 440, 479, 587 D VIII, 54, 8–9*: 577, 675 D VIII, 54, 9*: 472 D VIII, 54, 11*: 225, 421, 676 D VIII, 54, 11 – 55, 8*: 638 D VIII, 54, 13–14*: 675 D VIII, 54, 14*: 639 D VIII, 55, 1*: 473, 553 D VIII, 55, 3–4*: 478 D VIII, 55, 4*: 54, 421 D VIII, 55, 5–6*: 675 D VIII, 55, 6*: 639 D VIII, 55, 7–8*: 639, 675 D VIII, 55, 8*: 473 D VIII, 55, 12 – 56, 12*: 78, 184, 241, 243, 248, 253, 681 D VIII, 55, 13*: 479 D VIII, 55, 15*: 479 D VIII, 56, 6*: 479 D VIII, 56, 6–12*: 237 D VIII, 56, 8*: 474, 479 D VIII, 56, 9*: 479 D VIII, 57, 4–10*: 78, 184, 237, 243, 248, 253, 681 D VIII, 57, 6*: 58, 479 D VIII, 57, 12*: 361, 363, 686, 687 D VIII, 57, 12 – 58, 1*: 686 D VIII, 57, 14*: 479 D VIII, 57, 14 – 58, 1*: 361 D VIII, 58, 1*: 480 D VIII, 58, 8–14*: 78, 184, 237, 241, 248, 681 D VIII, 58, 9*: 474, 479 D VIII, 59, 2*: 348, 480, 576, 578, 686, 687 D VIII, 59, 2–7*: 360, 686, 712 D VIII, 59, 3*: 473, 479 D VIII, 59, 3–6*: 451 D VIII, 59, 5*: 546 D VIII, 59, 6*: 480, 570 D VIII, 59, 7*: 386, 479 D VIII, 59, 11 – 60, 5*: 252 D VIII, 59, 11 – 61, 2*: 675

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Stellenindex D VIII, 59, 12*: 553 D VIII, 59, 13*: 676 D VIII, 59, 13–14*: 556, 675 D VIII, 60, 1–2*: 676 D VIII, 60, 2*: 479 D VIII, 60, 2–3*: 252, 675 D VIII, 60, 4*: 382 D VIII, 60, 4–5*: 675 D VIII, 60, 7*: 587, 676 D VIII, 60, 8*: 553 D VIII, 60, 9*: 676 D VIII, 60, 9–10*: 557, 675 D VIII, 60, 11–12*: 478 D VIII, 60, 12–13*: 675 D VIII, 60, 14–15*: 676 D VIII, 61, 1*: 480 D VIII, 61, 1–2*: 675 D VIII, 61, 2*: 472 D VIII, 61, 6 – 62, 7*: 78, 184, 237, 241, 243, 253, 681 D VIII, 61, 8*: 238 D VIII, 61, 9*: 58 D VIII, 61, 10*: 26 D VIII, 61, 14 – 62, 1*: 564 D VIII, 61, 15*: 479 D VIII, 61, 15 – 62, 1*: 27 D VIII, 62, 1*: 26, 27 D VIII, 62, 2*: 250, 508 D VIII, 62, 2–3*: 198, 654 D VIII, 62, 10 – 63, 6*: 658 D VIII, 62, 10 – 64, 6*: 675 D VIII, 62, 12*: 479, 554 D VIII, 62, 13*: 658, 676 D VIII, 62, 13–14*: 557, 675 D VIII, 62, 14*: 382 D VIII, 63, 1–2*: 478 D VIII, 63, 2*: 564 D VIII, 63, 3*: 676 D VIII, 63, 4*: 246, 675 D VIII, 63, 5*: 658 D VIII, 63, 5–6*: 675 D VIII, 63, 8*: 676 D VIII, 63, 8 – 64, 6*: 658 D VIII, 63, 9‒10*: 46, 253, 554 D VIII, 63, 11*: 10, 27, 46, 479, 658 D VIII, 63, 11–12*: 557, 675 D VIII, 64, 1*: 480 D VIII, 64, 1–2*: 658 D VIII, 64, 1–3*: 478 D VIII, 64, 2*: 479, 658 D VIII, 64, 2–3*: 675 D VIII, 64, 4*: 571 D VIII, 64, 5*: 480 D VIII, 64, 5–6*: 675 D VIII, 64, 12*: 425, 479 D VIII, 64, 12–15*: 78, 184, 237, 241, 243, 248, 681 D VIII, 64, 13*: 425

D VIII, 65, 4*: 623 D VIII, 65, 4–5*: 225, 676 D VIII, 65, 4–13*: 584, 623, 675 D VIII, 65, 5*: 624 D VIII, 65, 7*: 623, 624 D VIII, 65, 7–8*: 675 D VIII, 65, 8*: 26, 255, 624 D VIII, 65, 9*: 472, 473, 584, 675 D VIII, 65, 10*: 478, 624 D VIII, 65, 11*: 471, 479, 480, 577, 581–582, 676 D VIII, 65, 12*: 474, 479, 576, 578 D VIII, 65, 12–13*: 675 D VIII, 65, 13*: 10 D VIII, 66, 5*: 255 D VIII, 66, 5–8*: 185, 186, 377, 681 D VIII, 66, 8*: 474 D VIII, 66, 11*: 225, 479, 481, 676 D VIII, 66, 11 – 67, 5*: 481, 584, 625, 675 D VIII, 66, 13*: 479 D VIII, 66, 13–14*: 481, 675 D VIII, 66, 14*: 26, 27, 54, 576 D VIII, 66, 15*: 508 D VIII, 66, 15–16*: 584, 675 D VIII, 67, 1*: 478 D VIII, 67, 2*: 472, 676 D VIII, 67, 2–3*: 33, 570, 582 D VIII, 67, 3*: 480 D VIII, 67, 4*: 471, 479 D VIII, 67, 4–5*: 675 D VIII, 67, 12*: 471, 479 D VIII, 67, 12–13*: 203 D VIII, 67, 12–14*: 451 D VIII, 67, 12 – 68, 5*: 682 D VIII, 67, 13–14*: 472 D VIII, 67, 14*: 474, 479, 577 D VIII, 67, 15*: 441, 474, 479, 480 D VIII, 68, 1*: 582, 604 D VIII, 68, 2*: 479, 480, 581 D VIII, 68, 3*: 619 D VIII, 68, 5*: 570 D VIII, 68, 12–13*: 258 D VIII, 68, 13–14*: 557, 675 D VIII, 68, 13 – 69, 12*: 675 D VIII, 68, 15–16*: 676 D VIII, 68, 16*: 555, 675 D VIII, 68, 17*: 675 D VIII, 69, 2–12*: 623 D VIII, 69, 3*: 45, 57, 554 D VIII, 69, 4*: 259, 623, 676 D VIII, 69, 4–5*: 557 D VIII, 69, 5*: 290, 623 D VIII, 69, 6–7*: 478 D VIII, 69, 9*: 290, 623, 676 D VIII, 69, 9–10*: 675 D VIII, 69, 11–12*: 675 D VIII, 69, 17–18*: 685 D VIII, 69, 17 – 70, 2*: 451, 682 D VIII, 69, 18*: 479

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Indices

D VIII, 70, 1*: 455, 563 D VIII, 70, 2*: 479 D VIII, 70, 6*: 676 D VIII, 70, 6–13*: 633 D VIII, 70, 7*: 553 D VIII, 70, 8*: 10, 676 D VIII, 70, 8–9*: 556, 675 D VIII, 70, 10*: 485 D VIII, 70, 10–11*: 478 D VIII, 70, 12*: 676 D VIII, 70, 13*: 564, 675 D VIII, 71, 9–11: 262 D VIII, 71, 9 – 75, 9*: 387 D VIII, 71, 14*: 479, 687 D VIII, 71, 14–15*: 687 D VIII, 71, 14 – 72, 7*: 77 D VIII, 71, 14 – 72, 11*: 686 D VIII, 71, 15*: 263, 687 D VIII, 72, 1–2*: 474 D VIII, 72, 2*: 686 D VIII, 72, 5*: 686 D VIII, 72, 9*: 479 D VIII, 72, 9–11*: 262 D VIII, 72, 10*: 479 D VIII, 72, 14*: 480, 495 D VIII, 72, 14 – 73, 3*: 679 D VIII, 72, 15*: 485 D VIII, 73, 1*: 387, 471 D VIII, 73, 2*: 10, 58, 440, 471, 479, 577, 578 D VIII, 73, 2–3*: 451 D VIII, 73, 3*: 473, 480, 576, 578 D VIII, 73, 5*: 485, 495 D VIII, 73, 5–9*: 679 D VIII, 73, 7–8*: 582 D VIII, 73, 8*: 10, 58, 387, 402, 414, 417, 444, 479, 576, 578 D VIII, 73, 13*: 10, 58, 358, 402, 472 D VIII, 73, 13–14*: 387, 413, 414, 417, 419, 429, 461, 528, 577, 579, 668 D VIII, 73, 14*: 441, 479, 578 D VIII, 74, 3–9*: 528, 668, 680 D VIII, 74, 4* 55, 479, 600, 640 D VIII, 74, 8–9*: 668 D VIII, 74, 9*: 55, 640 D VIII, 74, 13*: 495 D VIII, 74, 14*: 495 D VIII, 74, 15*: 479, 495 D VIII, 74, 16*: 495 D VIII, 75, 5*: 401, 402, 464, 692 D VIII, 75, 5–6*: 414, 417, 577 D VIII, 75, 5–7*: 544 D VIII, 75, 5–9*: 691, 692 D VIII, 75, 6*: 479, 485, 495, 579 D VIII, 75, 6–9*: 451 D VIII, 75, 7*: 486 D VIII, 75, 8*: 474, 479, 576, 579 D VIII, 75, 9*: 473 D VIII, 75, 16 – 76, 5*: 559

D VIII, 75, 16 – 81, 2*: 669 D VIII, 75, 16 – 85, 4*: 387 D VIII, 76, 1*: 473, 480, 559 D VIII, 76, 3*: 479 D VIII, 76, 4*: 473, 480 D VIII, 76, 5*: 559, 676 D VIII, 76, 8*: 479 D VIII, 76, 8–9*: 233 D VIII, 76, 8–15*: 559 D VIII, 76, 8 – 77, 8*: 676 D VIII, 76, 10*: 474, 479 D VIII, 76, 15*: 471, 474, 480, 559, 676 D VIII, 77, 5*: 472 D VIII, 77, 5 – 81, 2*: 558, 668 D VIII, 77, 6–7*: 663 D VIII, 77, 7*: 473, 604 D VIII, 77, 8*: 558, 604 D VIII, 77, 11*: 479 D VIII, 77, 12*: 479, 663 D VIII, 77, 12–13*: 559 D VIII, 77, 13*: 559 D VIII, 77, 14*: 558 D VIII, 77, 17*: 472 D VIII, 78, 1*: 663 D VIII, 78, 2*: 473, 479, 559 D VIII, 78, 3*: 559 D VIII, 78, 3–4*: 558 D VIII, 78, 9*: 471, 479, 558, 559, 577, 578 D VIII, 78, 13*: 544, 663 D VIII, 78, 14*: 10, 58, 559 D VIII, 79, 5*: 663 D VIII, 79, 6*: 472 D VIII, 79, 7*: 474, 481, 558, 559 D VIII, 79, 11*: 663 D VIII, 79, 12*: 472 D VIII, 79, 13*: 479, 559, 576 D VIII, 79, 13–14*: 558, 559 D VIII, 79, 14*: 481 D VIII, 79, 15*: 479 D VIII, 80, 5–6*: 558 D VIII, 80, 10*: 472 D VIII, 80, 11–12*: 558 D VIII, 80, 12*: 473 D VIII, 80, 16*: 544, 663 D VIII, 81, 1*: 480, 577, 578 D VIII, 81, 2*: 472 D VIII, 81, 5–7*: 414, 417 D VIII, 81, 5–13*: 451, 691 D VIII, 81, 6*: 472, 535, 604 D VIII, 81, 6–9*: 359 D VIII, 81, 7*: 332, 440, 485, 501, 502 D VIII, 81, 9*: 513 D VIII, 81, 9–10*: 519 D VIII, 81, 9–12*: 455 D VIII, 81, 10*: 474 D VIII, 81, 13*: 35, 36, 276, 479 D VIII, 81, 15 – 82, 8*: 691 D VIII, 81, 16*: 473, 474, 604

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Stellenindex D VIII, 82, 1*: 401, 535 D VIII, 82, 1–2*: 414, 417 D VIII, 82, 1–8*: 451 D VIII, 82, 2*: 456, 472, 480, 577 D VIII, 82, 3*: 10, 12, 58, 278, 442, 464, 485 D VIII, 82, 4*: 472, 479, 580 D VIII, 82, 5*: 54, 440 D VIII, 82, 7*: 563 D VIII, 82, 8*: 479 D VIII, 82, 13*: 495 D VIII, 82, 13 – 83, 2*: 679 D VIII, 82, 14*: 495 D VIII, 82, 15*: 495 D VIII, 82, 16*: 495 D VIII, 83, 1*: 401, 495 D VIII, 83, 1–2*: 401 D VIII, 83, 2*: 472 D VIII, 83, 4*: 10, 32, 58, 479 D VIII, 83, 4–6*: 606 D VIII, 83, 4 – 85, 3*: 451 D VIII, 83, 4 – 85, 4*: 680, 689, 691, 692, 692 D VIII, 83, 6*: 604, 608 D VIII, 83, 6–7*: 606 D VIII, 83, 7*: 466 D VIII, 83, 8*: 471, 480 D VIII, 83, 8–9*: 341, 598 D VIII, 83, 9*: 473, 582 D VIII, 83, 10–12*: 606, 608 D VIII, 83, 11*: 480 D VIII, 83, 12*: 329, 407, 535, 606 D VIII, 84, 1*: 138, 535, 614 D VIII, 84, 2*: 138, 514 D VIII, 84, 2–4*: 514 D VIII, 84, 3*: 534, 687 D VIII, 84, 3–4*: 535, 672, 689, 690 D VIII, 84, 4*: 27, 535 D VIII, 84, 5*: 401, 485 D VIII, 84, 6*: 10, 12, 27, 58, 442, 454 D VIII, 84, 6–7*: 600 D VIII, 84, 6–8*: 444 D VIII, 84, 7*: 462 D VIII, 84, 8*: 463, 472, 479, 485 D VIII, 84, 8–9*: 456 D VIII, 84, 9*: 138, 532, 604, 651 D VIII, 84, 10–11*: 577, 579 D VIII, 84, 11*: 473, 479, 480, 562, 576, 578 D VIII, 84, 12*: 479, 485 D VIII, 84, 13*: 587 D VIII, 85, 1*: 60, 582 D VIII, 85, 2*: 26, 479 D VIII, 85, 9*: 472, 480, 495 D VIII, 85, 9 – 87, 3*: 390, 391, 679, 680 D VIII, 85, 11*: 401, 441, 472 D VIII, 85, 11–12*: 410 D VIII, 85, 11 – 87, 1*: 451 D VIII, 85, 12*: 11, 12, 58, 479, 485, 577, 578 D VIII, 85, 12–14*: 502 D VIII, 85, 13*: 495, 614

D VIII, 85, 13–14*: 614 D VIII, 85, 14*: 501, 514 D VIII, 85, 14–15*: 514 D VIII, 85, 14 – 86, 11*: 518 D VIII, 85, 15*: 688 D VIII, 85, 15 – 87, 1*: 519, 629 D VIII, 86, 1*: 472, 485, 650 D VIII, 86, 2–4*: 523 D VIII, 86, 3*: 134 D VIII, 86, 4*: 630, 637 D VIII, 86, 7*: 472, 535 D VIII, 86, 8*: 138, 473, 604, 622 D VIII, 86, 8–12*: 642 D VIII, 86, 10*: 367, 472, 473 D VIII, 86, 11*: 495 D VIII, 86, 12*: 499, 534, 535, 612, 656 D VIII, 86, 12–14*: 539 D VIII, 86, 12–15*: 410 D VIII, 86, 13*: 472, 480, 577 D VIII, 86, 14*: 33, 178, 247, 480, 534, 577, 604, 656 D VIII, 86, 15*: 10, 58, 382 D VIII, 87, 1*: 541 D VIII, 87, 2*: 471 D VIII, 87, 6–13*: 500, 510 D VIII, 87, 6 – 96, 12*: 667 D VIII, 87, 7*: 502 D VIII, 87, 7–8*: 501 D VIII, 87, 7–10*: 502 D VIII, 87, 8*: 148 D VIII, 87, 8–9*: 346, 410 D VIII, 87, 10*: 481 D VIII, 87, 12*: 55 D VIII, 87, 12–13*: 503 D VIII, 87, 13*: 407, 604 D VIII, 88, 1–3*: 494 D VIII, 88, 3*: 668 D VIII, 88, 4*: 347 D VIII, 88, 4–6*: 410 D VIII, 88, 4 – 90, 10*: 346 D VIII, 88, 4 – 90, 13*: 500, 510 D VIII, 88, 4 – 90, 13*: 410 D VIII, 88, 7*: 472 D VIII, 88, 8*: 347, 410, 444 D VIII, 88, 8–9*: 577 D VIII, 88, 9*: 11, 12, 27, 58, 441, 479, 480, 562, 578, 579 D VIII, 88, 9–10*: 576 D VIII, 88, 10*: 578 D VIII, 88, 12*: 305, 472 D VIII, 88, 13*: 55, 297 D VIII, 89, 2*: 347, 401, 402, 474, 511 D VIII, 89, 3*: 306, 400 D VIII, 89, 5*: 306 D VIII, 89, 6*: 511 D VIII, 89, 8*: 347 D VIII, 89, 8–9*: 410 D VIII, 89, 10*: 473

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Indices

D VIII, 89, 11*: 347, 511 D VIII, 89, 15*: 11, 27, 58, 347 D VIII, 90, 2*: 485 D VIII, 90, 3*: 473 D VIII, 90, 3–4*: 410 D VIII, 90, 4*: 347, 440, 479, 576 D VIII, 90, 5*: 511 D VIII, 90, 5–6*: 347 D VIII, 90, 6*: 473 D VIII, 90, 8*: 347 D VIII, 90, 10*: 347 D VIII, 90, 11*: 501, 511, 534, 535 D VIII, 90, 11–12*: 472 D VIII, 90, 11–13*: 389, 668 D VIII, 90, 12*: 401, 511 D VIII, 90, 13*: 604 D VIII, 91, 3*: 514, 514 D VIII, 91, 3–4*: 669 D VIII, 91, 3 – 95, 11*: 520 D VIII, 91, 4*: 688 D VIII, 91, 5*: 522, 651 D VIII, 91, 5–8*: 522 D VIII, 91, 5–13*: 650 D VIII, 91, 5 – 95, 11*: 515 D VIII, 91, 6*: 473, 485 D VIII, 91, 6–7*: 522 D VIII, 91, 7*: 472, 522 D VIII, 91, 7–8*: 522, 651 D VIII, 91, 8*: 485, 515 D VIII, 91, 9*: 523 D VIII, 91, 9–13*: 356, 522 D VIII, 91, 10*: 523 D VIII, 91, 12*: 154, 522, 523, 651 D VIII, 91, 13*: 523 D VIII, 91, 14*: 328 D VIII, 91, 14 – 92, 11*: 523, 525, 618 D VIII, 91, 15*: 472, 473 D VIII, 91, 16*: 472 D VIII, 92, 1*: 618 D VIII, 92, 5*: 472 D VIII, 92, 6*: 485 D VIII, 92, 8*: 401, 438 D VIII, 92, 9*: 35, 479, 541 D VIII, 92, 9–10*: 27, 28 D VIII, 92, 10*: 26, 27, 622 D VIII, 92, 12*: 527 D VIII, 92, 12–15*: 527 D VIII, 92, 12 – 93, 4*: 638 D VIII, 92, 13*: 472, 527 D VIII, 92, 15*: 472, 527 D VIII, 93, 1*:479, 527 D VIII, 93, 1–4*: 527 D VIII, 93, 2*: 472, 485, 527, 528 D VIII, 93, 3*: 10, 27, 58, 472, 527, 528, 529 D VIII, 93, 4*: 10, 27, 58, 401, 440, 528 D VIII, 93, 5*: 479, 528 D VIII, 93, 5 – 94, 6*: 631 D VIII, 93, 5–7*: 528

D VIII, 93, 6*: 528 D VIII, 93, 9–14*: 529 D VIII, 93, 10*: 474 D VIII, 93, 11*: 474 D VIII, 93, 12*: 529 D VIII, 93, 12–13*: 529 D VIII, 93, 13*: 529 D VIII, 93, 14*: 474 D VIII, 93, 15–16*: 529, 530 D VIII, 94, 1*: 531 D VIII, 94, 1–6*: 530 D VIII, 94, 2*: 531 D VIII, 94, 3*: 474, 530 D VIII, 94, 4*: 479, 530, 531 D VIII, 94, 5*: 275, 530 D VIII, 94, 8*: 472, 473, 531 D VIII, 94, 8–11*: 621 D VIII, 94, 8 – 95, 4*: 531 D VIII, 94, 9*: 290, 472, 473, 531, 604, 622 D VIII, 94, 10*: 281, 472, 531 D VIII, 94, 11 – 95, 4*: 642 D VIII, 94, 12*: 138, 532 D VIII, 94, 13*: 532 D VIII, 94, 13–14*: 410 D VIII, 94, 14*: 473, 485, 532 D VIII, 95, 2*: 532 D VIII, 95, 3*: 293, 532 D VIII, 95, 4*: 485 D VIII, 95, 5*: 533 D VIII, 95, 5–6*: 643 D VIII, 95, 5–11*: 533 D VIII, 95, 6*: 472, 473 D VIII, 95, 7–8*: 534, 631 D VIII, 95, 10*: 533 D VIII, 95, 10–11*: 411, 643 D VIII, 95, 12–13*: 494 D VIII, 95, 13*: 600, 672 D VIII, 96, 1*: 498 D VIII, 96, 1–2*: 498 D VIII, 96, 3–4*: 535 D VIII, 96, 5*: 472, 473, 534, 535, 672 D VIII, 96, 5–6*: 411, 672, 690 D VIII, 96, 7*: 472, 473, 534, 535, 604 D VIII, 96, 8*: 473, 534, 600, 604, 606 D VIII, 96, 9*: 411, 480, 485, 535, 577, 578 D VIII, 96, 9–10*: 668 D VIII, 96, 11*: 342, 429, 482 D VIII, 96, 12*: 564, 672 D VIII, 96, 14–15*: 484 D VIII, 96, 14 – 97, 11*: 297, 691 D VIII, 96, 15*: 212, 411, 472 D VIII, 96, 15 – 97, 1*: 299, 451, 577 D VIII, 97, 1*: 10, 58, 577, 579 D VIII, 97, 2*: 473, 479, 576, 578 D VIII, 97, 3*: 619 D VIII, 97, 4*: 485 D VIII, 97, 5*: 479, 562 D VIII, 97, 7*: 640

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Stellenindex D VIII, 97, 8*: 563 D VIII, 97, 9*: 563 D VIII, 97, 10*: 563 D VIII, 97, 11*: 542, 604 D VIII, 97, 13*: 345, 474 D VIII, 97, 13–14*: 411 D VIII, 97, 13 – 98, 11*: 539 D VIII, 97, 13 – 99, 16*: 667 D VIII, 97, 14*: 401 D VIII, 98, 1*: 10, 27, 32, 57, 58, 401, 479, 604 D VIII, 98, 2*: 401, 539 D VIII, 98, 3*: 479, 577, 578, 579 D VIII, 98, 4*: 354, 539 D VIII, 98, 5*: 382, 540 D VIII, 98, 5–8*: 369, 370 D VIII, 98, 7*: 541 D VIII, 98, 9‒11*: 46, 47 D VIII, 98, 10*: 354, 539 D VIII, 98, 11*: 10, 12, 32, 58, 479 D VIII, 98, 13*: 486, 604 D VIII, 98, 13–14*: 411, 486 D VIII, 98, 13 – 99, 16*: 342, 429, 482, 534 D VIII, 98, 14*: 579 D VIII, 99, 1*: 479, 486, 604 D VIII, 99, 1–2*: 411, 487 D VIII, 99, 2*: 10, 58, 479 D VIII, 99, 3*: 487, 604 D VIII, 99, 3–4*: 411, 487 D VIII, 99, 4*: 479, 579 D VIII, 99, 5*: 473, 487, 488, 604 D VIII, 99, 5–6*: 411 D VIII, 99, 6*: 212, 296 D VIII, 99, 7*: 473, 488, 604 D VIII, 99, 7–8*: 411, 579 D VIII, 99, 8*: 488, 579, 580 D VIII, 99, 10*: 488 D VIII, 99, 11*: 354, 489 D VIII, 99, 11–12*: 489, 539 D VIII, 99, 13*: 297, 354, 382, 411, 489, 539 D VIII, 99, 14*: 194, 354, 490 D VIII, 99, 14–15*: 369, 539 D VIII, 99, 16*: 46, 343, 430, 482, 490, 491, 539 D VIII, 100, 4*: 495 D VIII, 100, 4 – 101, 15*: 390, 391, 401, 679 D VIII, 100, 5*: 401, 472 D VIII, 100, 5–6*: 411 D VIII, 100, 6*: 10, 12, 27, 32, 33, 57, 58, 346, 440, 442, 479 D VIII, 100, 6–7*: 462 D VIII, 100, 6 – 101, 15*: 452 D VIII, 100, 7*: 442, 473, 650 D VIII, 100, 7 – 101, 14*: 519, 629 D VIII, 100, 8*: 401, 402, 411, 440, 479, 499, 511 D VIII, 100, 8–9*: 656 D VIII, 100, 8–13*: 502 D VIII, 100, 9*: 474, 501 D VIII, 100, 10*: 473, 479, 480 D VIII, 100, 11*: 287

D VIII, 100, 13*: 472 D VIII, 100, 13 – 101, 8*: 518 D VIII, 100, 14*: 513, 587, 642, 688 D VIII, 100, 14–15*: 650 D VIII, 100, 15*: 485 D VIII, 100, 15 – 101, 1*: 523 D VIII, 101, 1*: 472 D VIII, 101, 1–2*: 637 D VIII, 101, 2–5*: 630 D VIII, 101, 4*: 136, 227, 308, 441 D VIII, 101, 6*: 622 D VIII, 101, 6–9*: 642 D VIII, 101, 9*: 495, 535 D VIII, 101, 9–10*: 534, 656 D VIII, 101, 10*: 10, 33, 58, 440, 479, 577, 578, 612 D VIII, 101, 10–11*: 411 D VIII, 101, 11*: 33, 440, 480, 576, 578 D VIII, 101, 12*: 485, 604 D VIII, 101, 13*: 401, 472 D VIII, 101, 14*: 479, 562, 576, 578 D VIII, 102, 2–11*: 500, 510 D VIII, 102, 2 – 104, 8*: 667 D VIII, 102, 3*: 440, 479, 485 D VIII, 102, 3–4*: 411 D VIII, 102, 4*: 10, 12, 58, 402, 441 D VIII, 102, 4–9*: 502 D VIII, 102, 6*: 501 D VIII, 102, 7*: 447, 479 D VIII, 102, 7–8*: 407 D VIII, 102, 8*: 441, 472, 480 D VIII, 102, 8–9*: 577 D VIII, 102, 9*: 401, 402, 411, 444 D VIII, 102, 11*: 479, 503 D VIII, 102, 12*: 494 D VIII, 102, 13*: 614, 668 D VIII, 102, 14*: 473, 474, 614 D VIII, 102, 15*: 401 D VIII, 102, 15 – 103, 2*: 494 D VIII, 103, 1*: 402, 411, 441, 614 D VIII, 103, 3 – 104, 8*: 500, 510 D VIII, 103, 4*: 411, 473, 479, 577, 578, 581 D VIII, 103, 5–7*: 412 D VIII, 103, 6*: 10, 12, 27, 35, 36, 58, 407, 444, 472 D VIII, 103, 7*: 480 D VIII, 103, 9*: 472 D VIII, 103, 10*: 474 D VIII, 103, 12*: 473 D VIII, 103, 12–13*: 128, 412 D VIII, 103, 13*: 347, 440, 472, 479, 577, 578, 579 D VIII, 104, 1*: 473 D VIII, 104, 2*: 347, 401, 402, 412, 440, 480, 576, 578, 579 D VIII, 104, 3*: 401, 480, 577 D VIII, 104, 3–4*: 402, 412 D VIII, 104, 4*: 347, 440, 461, 480, 576, 579 D VIII, 104, 5*: 471, 474

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Indices

D VIII, 104, 6*: 412, 479, 577, 578 D VIII, 104, 7: 286, 472 D VIII, 104, 8*: 347, 440, 480 D VIII, 104, 9*: 472, 473, 692 D VIII, 104, 9 – 105, 6*: 519, 691, 692 D VIII, 104, 10*: 441, 471, 474, 479, 619 D VIII, 104, 10 – 105, 6*: 452, 458 D VIII, 104, 11–12*: 637 D VIII, 104, 11 – 105, 2*: 630 D VIII, 104, 11 – 105, 3*: 361, 456 D VIII, 105, 1*: 356, 650 D VIII, 105, 1–2*: 642 D VIII, 105, 3*: 473 D VIII, 105, 4*: 412, 444, 576, 579 D VIII, 105, 5*: 461, 485 D VIII, 105, 6*: 10, 58, 445, 480, 576, 578, 688 D VIII, 105, 8*: 692 D VIII, 105, 8–9*: 564 D VIII, 105, 8 – 106, 5*: 452, 691, 692 D VIII, 105, 9*: 138, 407, 412, 440, 445, 479, 577, 578, 581 D VIII, 105, 10–13*: 456 D VIII, 105, 12*: 136, 227, 485 D VIII, 105, 13*: 587, 604 D VIII, 105, 14*: 501, 535, 604 D VIII, 105, 14–15*: 359, 502 D VIII, 105, 15*: 138 D VIII, 105, 15 – 106, 1*: 562 D VIII, 106, 1*: 10, 58, 472, 479, 576, 578 D VIII, 106, 2*: 479, 480, 577 D VIII, 106, 2–3*: 471 D VIII, 106, 3*: 485 D VIII, 106, 4*: 479, 563 D VIII, 106, 4–5*: 473 D VIII, 106, 5*: 508 D VIII, 106, 6*: 472 D VIII, 106, 6–15*: 500, 667 D VIII, 106, 7*: 412, 440, 472, 473 D VIII, 106, 8*: 297, 474 D VIII, 106, 9*: 412, 445, 577, 579 D VIII, 106, 10*: 474, 480 D VIII, 106, 11*: 401, 472 D VIII, 106, 12*: 472 D VIII, 106, 13*: 10, 27, 58, 412, 444, 479 D VIII, 106, 14*: 472 D VIII, 106, 14–15*: 412 D VIII, 106, 15*: 440, 480, 577, 579 D VIII, 106, 16*: 307, 472, 473 D VIII, 106, 16 – 107, 11*: 682 D VIII, 106, 16–17*: 78 D VIII, 106, 17*: 401, 485 D VIII, 106, 17 – 107, 8*: 452 D VIII, 107, 1*: 456 D VIII, 107, 3*: 441, 479, 480, 481 D VIII, 107, 4*: 10, 58, 461, 576, 576, 577, 579 D VIII, 107, 4–5*: 685 D VIII, 107, 7*: 472 D VIII, 107, 8*: 322, 330

D VIII, 107, 9*: 441, 471, 546 D VIII, 107, 10*: 472, 474 D VIII, 107, 13*: 407, 604 D VIII, 107, 13* – 108, 9*: 311, 473, 682 D VIII, 107, 14*: 472, 474, 480 D VIII, 107, 15*: 473, 474 D VIII, 107, 15 – 108, 5*: 663 D VIII, 108, 1*: 479, 508 D VIII, 108, 2*: 544, 587 D VIII, 108, 3*: 308, 472 D VIII, 108, 4*: 473, 479 D VIII, 108, 5–6*: 587 D VIII, 108, 6*: 472 D VIII, 108, 7*: 577, 578 D VIII, 108, 7–8*: 563 D VIII, 108, 8*: 563 D VIII, 108, 10*: 472, 514 D VIII, 108, 10–12*: 513 D VIII, 108, 10 – 110, 8*: 667 D VIII, 108, 10 – 116, 10*: 520 D VIII, 108, 11*: 153, 401, 514 D VIII, 108, 12*: 26, 27, 472, 515 D VIII, 108, 12 – 109, 3*: 651 D VIII, 108, 13*: 522, 651 D VIII, 108, 13–15: 522 D VIII, 108, 13 – 109, 3*: 356 D VIII, 108, 13 – 110, 8*: 515 D VIII, 108, 14*: 440 D VIII, 108, 14–15*: 412 D VIII, 108, 15*: 522, 651 D VIII, 109, 1*: 523 D VIII, 109, 1–3*: 522 D VIII, 109, 2*: 440, 522, 523, 651 D VIII, 109, 2–3*: 412 D VIII, 109, 3*: 522 D VIII, 109, 4*: 10, 12, 474, 479, 577, 578 D VIII, 109, 4–15*: 523, 525, 618 D VIII, 109, 5*: 472 D VIII, 109, 6*: 134, 473 D VIII, 109, 7*: 443 D VIII, 109, 7–8*: 571, 577 D VIII, 109, 8*: 10, 27, 58, 134, 480, 578 D VIII, 109, 11*: 401, 402, 440 D VIII, 109, 12*: 485 D VIII, 109, 14*: 440 D VIII, 109, 14–15*: 600 D VIII, 109, 15*: 33, 480 D VIII, 110, 1*: 527 D VIII, 110, 1–3*: 527 D VIII, 110, 1–5*: 638 D VIII, 110, 2*: 472, 527 D VIII, 110, 3*: 472, 527 D VIII, 110, 4*: 473, 479, 527 D VIII, 110, 4–5*: 527 D VIII, 110, 5*: 10, 58, 528, 600 D VIII, 110, 6*: 479, 528 D VIII, 110, 6–8*: 528, 631 D VIII, 110, 7*: 528

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Stellenindex D VIII, 110, 7–8*: 528 D VIII, 110, 10*: 407, 695 D VIII, 110, 10 – 111, 3*: 682, 695, 696 D VIII, 110, 10–11*: 452, 485 D VIII, 110, 11*: 325, 472, 481, 577, 578 D VIII, 110, 11–12*: 544 D VIII, 110, 12*: 563 D VIII, 110, 12–13*: 563 D VIII, 110, 13*: 563, 685 D VIII, 110, 13 – 111, 1*: 695 D VIII, 110, 14*: 317, 474 D VIII, 110, 15*: 474 D VIII, 110, 16*: 202, 441 D VIII, 111, 2*: 480 D VIII, 111, 2–3*: 696 D VIII, 111, 3*: 10, 58, 479, 562, 577, 578, 579 D VIII, 111, 4*: 529 D VIII, 111, 4 – 112, 6*: 515, 631, 668 D VIII, 111, 5*: 479, 529 D VIII, 111, 6*: 472 D VIII, 111, 7*: 529, 631 D VIII, 111, 7–9*: 631 D VIII, 111, 9*: 631 D VIII, 111, 10*: 529 D VIII, 111, 10–11*: 529 D VIII, 111, 11*: 530 D VIII, 111, 12*: 531 D VIII, 111, 12–13*: 530 D VIII, 111, 12 – 112, 6*: 530 D VIII, 111, 13*: 576 D VIII, 111, 14 – 112, 1*: 158 D VIII, 112, 3*: 479 D VIII, 112, 4*: 530 D VIII, 112, 5*: 472, 552 D VIII, 112, 5–6*: 485 D VIII, 112, 7*: 471, 480 D VIII, 112, 7 – 113, 2*: 682 D VIII, 112, 8*: 472, 479, 544 D VIII, 112, 10*: 474, 479, 480 D VIII, 112, 11*: 473 D VIII, 112, 12*: 474 D VIII, 112, 13*: 34, 474, 531 D VIII, 112, 14*: 479, 508 D VIII, 112, 14 – 113, 2*: 452 D VIII, 112, 15*: 325 D VIII, 112, 16*: 640 D VIII, 113, 1*: 479 D VIII, 113, 2*: 479, 563, 577 D VIII, 113, 4*: 34, 472, 604 D VIII, 113, 4–5*: 373, 719 D VIII, 113, 4–16*: 682 D VIII, 113, 5*: 474, 479 D VIII, 113, 6*: 480 D VIII, 113, 7*: 405, 479, 570, 577 D VIII, 113, 8*: 472, 479, 485, 587, 604 D VIII, 113, 9*: 312, 479 D VIII, 113, 9–10*: 330 D VIII, 113, 10*: 479, 563

D VIII, 113, 10–11*: 452 D VIII, 113, 11*: 471, 481 D VIII, 113, 11–12*: 474 D VIII, 113, 12*: 479, 570 D VIII, 113, 12–16*: 452 D VIII, 113, 13*: 479 D VIII, 113, 14*: 472, 619 D VIII, 113, 15*: 479, 570 D VIII, 113, 15–16*: 405 D VIII, 113, 16*: 10, 36, 58, 564, 565 D VIII, 114, 1*: 531 D VIII, 114, 1–4*: 621 D VIII, 114, 1–11*: 531 D VIII, 114, 1–13*: 515, 668 D VIII, 114, 2*: 440, 531 D VIII, 114, 2–3*: 412 D VIII, 114, 3*: 440, 472, 531, 622 D VIII, 114, 4*:472, 531 D VIII, 114, 5*: 138, 323, 472, 532 D VIII, 114, 5–11*: 642 D VIII, 114, 6*: 372, 440, 532 D VIII, 114, 6–7*: 372, 532 D VIII, 114, 7*: 473, 532 D VIII, 114, 8*: 138 D VIII, 114, 8–9*: 532 D VIII, 114, 8–11*: 389 D VIII, 114, 9*: 139 D VIII, 114, 10*: 463, 485, 532 D VIII, 114, 11*: 401, 532 D VIII, 114, 12–13*: 533 D VIII, 114, 13*: 324, 631 D VIII, 114, 14*: 479, 576, 579 D VIII, 114, 14 – 115, 11*: 683 D VIII, 114, 15*: 471, 472, 479 D VIII, 114, 15 – 115, 11*: 450 D VIII, 115, 1*: 563 D VIII, 115, 1–2*: 563, 685 D VIII, 115, 2–3*: 513 D VIII, 115, 3*: 535 D VIII, 115, 4*: 542 D VIII, 115, 5*: 326, 474, 542, 552 D VIII, 115, 6*: 473, 479, 619 D VIII, 115, 8*: 479 D VIII, 115, 9*: 485 D VIII, 115, 9–10*: 541 D VIII, 115, 10*: 316, 472, 481, 562, 563 D VIII, 115, 10–11*: 576 D VIII, 115, 11*: 441, 479, 576, 578, 579 D VIII, 115, 13*: 479 D VIII, 115, 13–15*: 450 D VIII, 115, 13 – 116, 1*: 714 D VIII, 115, 13 – 116, 9*: 84, 683 D VIII, 115, 14*: 85, 453, 544 D VIII, 115, 14–15: 577 D VIII, 115, 15*: 479 D VIII, 115, 16*: 479, 604 D VIII, 115, 16 – 116, 1*: 564 D VIII, 116, 1*: 485

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Indices

D VIII, 116, 2*: 479, 563 D VIII, 116, 3*: 472, 473 D VIII, 116, 4*: 479, 508 D VIII, 116, 4–6*: 453 D VIII, 116, 5*: 325, 371 D VIII, 116, 6*: 473, 481, 544 D VIII, 116, 6–7*: 35 D VIII, 116, 7*: 479 D VIII, 116, 10*: 515, 533, 669 D VIII, 116, 10 – 117, 11*: 668 D VIII, 116, 11*: 472 D VIII, 116, 11–15*: 494, 643 D VIII, 116, 12*: 672 D VIII, 116, 13*: 472 D VIII, 116, 14*: 139 D VIII, 116, 16*: 472, 497, 672 D VIII, 116, 17–18*: 498 D VIII, 117, 1–2*: 535, 668 D VIII, 117, 3*: 474, 514, 534, 535 D VIII, 117, 3–4*: 412, 672, 690 D VIII, 117, 4*: 440, 471, 472, 479, 576, 577, 578, 579 D VIII, 117, 4–5*: 34 D VIII, 117, 5*: 576 D VIII, 117, 6*: 472, 473, 534, 535 D VIII, 117, 6–9*: 724 D VIII, 117, 7*: 472, 534, 604 D VIII, 117, 8*: 58 D VIII, 117, 8–9*: 535 D VIII, 117, 9*: 277, 535 D VIII, 117, 10*: 342, 429, 482 D VIII, 117, 11*: 564, 587, 672 D VIII, 117, 12*: 544 D VIII, 117, 12–15*: 453 D VIII, 117, 12 – 118, 8*: 683 D VIII, 117, 14*: 330, 582 D VIII, 117, 15*: 472, 563 D VIII, 118, 1*: 312, 322 D VIII, 118, 1–2*: 453 D VIII, 118, 2*: 401, 444, 579 D VIII, 118, 2–3*: 412 D VIII, 118, 2–4*: 453 D VIII, 118, 3*: 440, 472 D VIII, 118, 4*: 464, 471, 480, 576, 579 D VIII, 118, 6*: 479, 577, 619 D VIII, 118, 7*: 473 D VIII, 118, 10–12*: 484 D VIII, 118, 10 –119, 4*: 691 D VIII, 118, 11*: 604 D VIII, 118, 11–12*: 485 D VIII, 118, 11 – 119, 4*: 297 D VIII, 118, 12*: 479, 576, 578 D VIII, 118, 13*: 326, 462, 463, 485 D VIII, 118, 13 – 119, 4*: 453 D VIII, 118, 14*: 10, 58, 479 D VIII, 118, 14–15*: 336, 337, 445, 687, 688 D VIII, 118, 15*: 562 D VIII, 119, 1*: 473, 479, 576, 578

D VIII, 119, 2*: 563 D VIII, 119, 3–4*: 563 D VIII, 119, 5*: 486, 604 D VIII, 119, 5–6*: 412, 486 D VIII, 119, 5–14*: 342, 429, 482, 534, 668 D VIII, 119, 6*: 486, 579 D VIII, 119, 7*: 440, 486, 579 D VIII, 119, 7–8*: 413, 487 D VIII, 119, 8*: 10, 58, 479, 580 D VIII, 119, 9*: 342, 429, 482, 487, 604 D VIII, 119, 9–10*: 413, 487, 579 D VIII, 119, 10*: 579 D VIII, 119, 11*: 487, 488, 604 D VIII, 119, 11–12*: 413 D VIII, 119, 12*: 479, 579 D VIII, 119, 13*: 440, 488 D VIII, 119, 13–14*: 413 D VIII, 119, 14*: 479, 488 D VIII, 120, 2*: 472 D VIII, 120, 2–13*: 683 D VIII, 120, 4*: 441 D VIII, 120, 6*: 472, 480 D VIII, 120, 7*: 472 D VIII, 120, 8*: 472 D VIII, 120, 9*: 472 D VIII, 120, 10*: 472, 563 D VIII, 120, 11*: 562 D VIII, 120, 11–12*: 563 D VIII, 120, 12*: 495 D VIII, 120, 14 – 121, 3*: 484 D VIII, 120, 14 – 121, 10*: 691 D VIII, 121, 1*: 604 D VIII, 121, 2*: 440, 472, 485 D VIII, 121, 3*: 10, 58, 401, 464, 479, 576, 578 D VIII, 121, 3–4*: 413, 688 D VIII, 121, 3–10*: 453 D VIII, 121, 4*: 332, 337, 445, 687 D VIII, 121, 5*: 490, 535 D VIII, 121, 7*: 326, 485 D VIII, 121, 8*: 542, 604 D VIII, 121, 9*: 473, 479, 562 D VIII, 121, 10*: 326, 472, 485 D VIII, 121, 11*: 488 D VIII, 121, 11–12*: 488 D VIII, 121, 11 – 122, 6*: 342, 429, 482, 534, 668 D VIII, 121, 12*: 27, 402, 413, 472, 479, 488, 489, 579, 580, 604 D VIII, 121, 13*: 489, 604 D VIII, 121, 13–14*: 413, 489 D VIII, 121, 14*: 10, 58, 479, 480, 579, 580 D VIII, 122, 1*: 480, 489, 604 D VIII, 122, 2*: 10, 27, 58, 205, 413, 440, 490 D VIII, 122, 3*: 490, 604 D VIII, 122, 4*: 332, 336, 401, 402, 445, 687 D VIII, 122, 5*: 343, 401, 430, 482, 490 D VIII, 122, 5–6*: 413, 491 D VIII, 122, 6*: 11, 27, 58, 479, 480, 579 D VIII, 122, 13 – 126, 14: 6, 387

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Stellenindex D VIII, 128, 8–9: 366 D VIII, 128, 11–12: 367 D VIII, 128, 15 – 131, 6: 610 D VIII, 133, 8–9: 419 D VIII, 133, 9: 367 D VIII, 134, 1: 367 D VIII, 134, 6: 298 D VIII, 143, 10 – 145, 11: 366 D VIII, 148, 15: 139 D VIII, 149, 3: 27 D VIII, 153, 18 – 158, 2: 528 D VIII, 154, 4: 139 D IX, 16, 19: 695 D IX, 39, 14: 567 D IX, 40, 11: 567 D IX, 41, 2: 197 D IX, 41, 6: 567 D IX, 42, 3: 567 D IX, 48, 10: 48 D IX, 73, 15 – 74, 7: 617 D IX, 133, 15: 29 D IX, 134, 6: 29 D IX, 144, 13–14: 567 D IX, 162, 11–14: 569 D IX, 162, 11‒12: 13, 32 D IX, 162, 11–14: 565, 573, 613 D IX, 162, 12: 10, 12 D IX, 162, 13: 567 D IX, 162, 13–14: 565, 569 D IX, 162, 14: 31, 676 D IX, 163, 10: 382 D IX, 164, 3: 567 D IX, 164, 3–4: 565, 566 D IX, 164, 5: 54 D IX, 164, 5–6: 565, 616 D IX, 164, 6: 567, 594 D IX, 175, 15–16: 585 D IX, 184, 13: 29 D IX, 202, 2–3: 565 D IX, 202, 3: 567 D IX, 202, 3‒4: 44 D IX, 202, 4: 595 D IX, 202, 11: 57 D IX, 202, 11‒12: 43, 384 D IX, 203, 3–4: 565 D IX, 203, 5: 43 D IX, 203, 9: 595 D IX, 203, 10: 43 D IX, 204, 1: 43 D IX, 204, 2–3: 565, 567 D IX, 204, 3: 43, 594 D IX, 204, 5‒6: 43, 384 D IX, 247, 14: 10 D X, 8, 6 – 24, 12: 503 D X, 32, 5: 537 D X, 59, 5‒6: 48

D X, 154, 4 – 161, 5: 544, 545 D X, 204, 7 – 205, 6: 504 D X, 209, 6 – 210, 11: 504 D X, 219, 8: 28 D X, 230, 11–14: 537 D X, 250, 3: 28 D X, 274, 14: 28 D X, 279, 1: 191 D X, 276, 11–12: 28 D X, 389, 6–8: 537 D X, 390, 8: 370 D X, 426, 5: 537 D X, 426, 4–6: 537 D X, 426, 6: 370 D XI, 143, 2: 358 D XI, 144, 14 – 145, 1: 358, 418 D XI, 222, 11‒15: 7 D XI, 222, 11 – 225, 7: 6 D XI, 222, 12: 7 D XI, 223, 1: 7 D XI, 223, 6‒8: 7 D XI, 223, 13‒14: 7 D XI, 224, 2–3: 7 D XI, 224, 5: 7 D XI, 225, 3: 7 D XII, 55, 9: 403 D XII, 55, 10: 416 D XII, 55, 12: 416 D XII, 55, 13 – 56, 3: 37 D XII, 55, 17: 416 D XII, 55, 19: 403 D XII, 55, 19 – 56, 3: 415, 418 D XII, 56, 1: 35 D XII, 56, 3: 605 D XII, 83, 2; 10 D XII, 83, 2‒4: 13 D XII, 113, 8: 616, 617 D XII, 113, 8 – 114, 9: 34, 35, 617 D XII, 113, 11–13: 34 D XII, 113, 12: 616 D XII, 113, 13: 10, 616 D XII, 114, 8: 36, 616 D XII, 114, 8–9: 34, 38 D XII, 114, 9: 37, 616 D XII, 125, 3–8: 617 D XII, 125, 13: 37, 39, 616 D XII, 155, 5–6: 29 D XII, 183, 14: 403, 444 D XII, 183, 15: 416 D XII, 183, 16–17: 416 D XII, 184, 1: 416 D XII, 184, 3: 11, 12, 27, 403, 440 D XII, 184, 3–7: 415 D XII, 184, 5: 442 D XII, 184, 16: 443 D XII, 186, 1: 43

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

804

Indices

D XII, 186, 9: 43 D XII, 217, 17: 616 D XII, 244, 14: 654 D XII, 245, 17: 48 D XII, 288, 12: 10 D XIII, 18, 8–9: 373 D XIII, 18, 8 – 20, 3: 373 D XIII, 18, 8 – 23, 8: 373 D XIII, 19, 5: 373 D XIII, 20, 10 – 21, 2: 712 D XIII, 21, 5 – 22, 10: 373 D XIII, 21, 5 – 23, 8: 569, 616, 617 D XIII, 21, 7: 616 D XIII, 23, 2: 617 D XIII, 25, 5: 10, 11, 373 D XIII, 25, 5‒6: 55 D XIII, 36, 13: 54 D XIII, 38, 13: 54 D XIII, 38, 14: 54 D XIII, 40, 10: 54 D XIII, 40, 11: 54 D XIII, 43, 5 – 49, 11: 475 D XIII, 48, 10: 56 D XIII, 53, 10 – 55, 7: 456 D XIII, 56, 12 – 57, 10: 377 D XIII, 60, 10 – 61, 4: 375 D XIII, 67, 2: 57 D XIII, 67, 10: 54, 57 D XIII, 77, 9: 10, 11, 27, 374 D XIII, 77, 12 – 81, 15: 696 D XIII, 79, 4: 696 D XIII, 79, 5–6: 695 D XIII, 80, 3–4*: 695 D XIII, 80, 7 – 81, 1: 695 D XIII, 81, 1–2: 696 D XIII, 104, 3 – 109, 12: 374 D XIII, 107, 12–13: 374 D XIII, 110, 3–4: 374 D XIII, 110, 3 – 115, 6: 374 D XIII, 113, 4: 10, 11, 27 D XIII, 113, 4–5: 374 D XIII, 113, 8 – 114, 9: 616 D XIII, 164, 4–10: 377 D XIII, 214, 13 – 216, 1: 35, 617 D XIII, 215, 2: 10, 11, 616 D XIII, 215, 5: 10, 11, 34, 375, 616 D XIII, 215, 6: 616 D XIII, 217, 6–7: 34 D XIII, 217, 6‒8: 35, 375, 616 D XIII, 217, 7: 36, 37 D XIII, 229, 3: 10, 11, 375 D XIII, 229, 13 – 231, 2: 375 D XIII, 232, 9: 10, 11, 48, 375 D XIII, 245, 3 – 246, 7: 377 D XIII, 270, 12–13: 377 D XIII, 274, 13 – 276, 1: 377 D XIII, 277, 10: 377

D XIII, 285, 3: 377 D XIII, 299, 14: 377 D XIII, 300, 1: 377 D XIII, 349, 11 – 350, 12: 617 D XIII, 363, 13: 375 D XIII, 364, 8 – 365, 11: 375, 653 D XIII, 364, 11: 11, 12, 375 D XIII, 404, 1–2: 377 D XIII, 417, 13–14: 377 D XIII, 432, 1–2: 377 D XIV, 3, 6–8: 613 D XIV, 3, 6 – 4, 3: 379 D XIV, 3, 8: 26, 27 D XIV, 3, 9: 35 D XIV, 3, 10: 514 D XIV, 11, 13 – 12, 1: 376 D XIV, 12, 9–10: 655 D XIV, 12, 9–12: 376 D XIV, 48, 8: 376 D XIV, 51, 7: 376 D XIV, 51, 11: 10, 11, 376 D XIV, 51, 15: 10, 11, 376 D XIV, 53, 2–3: 376, 649 D XIV, 53, 3: 10, 11 D XIV, 54, 2–3: 376 D XIV, 54, 10–13: 376 D XIV, 87, 11 – 88, 3: 378 D XIV, 88, 8 – 89, 2: 378 D XIV, 94, 5: 29 D XIV, 98, 8: 10, 11, 376 D XIV, 152, 14: 29 D XIV, 177, 5‒11: 45 D XIV, 177, 6: 375 D XIV, 177, 7: 654 D XIV, 177, 11: 11, 375 D XIV, 177, 14: 375 D XIV, 207, 1 – 208, 6: 483 D XV, 20, 12: 373 D XV, 20, 12 – 21, 5: 373 D XV, 21, 4: 10, 11, 19, 27, 373 D XV, 21, 4–5: 373 D XV, 21, 6–12: 373, 718 D XV, 21, 13–15: 373, 719 D XV, 23, 3 – 25, 5: 378 D XV, 24, 13‒14: 19 D XV, 25, 7 – 26, 14: 379 D XV, 26, 2–8: 714 D XV, 26, 3: 85 D XV, 26, 6–7: 85 D XV, 29, 14 – 34, 9: 400 D XV, 32, 6 – 34, 9: 16 D XV, 39, 13 – 40, 14: 377 D XV, 44, 6–11: 374 D XV, 44, 9: 10, 11, 36, 374 D XV, 45, 4 – 47, 2: 378 D XV, 55, 5 – 56, 5: 45, 654

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

805

Stellenindex D XV, 55, 5 – 70, 11: 684 D XV, 55, 7: 10, 11, 32, 375 D XV, 58, 11–14: 249 D XV, 61, 13–14: 376 D XV, 62, 6–10: 239 D XV, 63, 3 – 64, 11: 45, 654 D XV, 63, 5–6: 375, 675 D XV, 63, 7: 48 D XV, 65, 3: 10, 11, 27, 57, 376 D XV, 66, 4: 248 D XV, 68, 3‒4: 44 D XV, 68, 4: 11, 45, 375 D XV, 68, 13: 10, 11 D XV, 82, 10 – 83, 11: 377 D XV, 109, 8: 374 D XV, 115, 2: 374 D XV, 182, 6: 514 D XV, 201, 15 – 202, 4: 377 D XV, 222, 7: 10, 11, 376 D XV, 229, 8 – 230, 15: 8, 377 D XV, 233, 4: 32 D XV, 233, 4 – 234, 7: 615, 617 D XV, 233, 7: 616 D XV, 233, 7–8: 32 D XV, 233, 8: 10, 11, 375, 616 D XV, 233, 13: 11, 12, 27, 375, 616 D XV, 234, 6: 10, 11, 35, 375, 616 D XV, 239, 9: 10, 11, 376 D XV, 239, 9‒10: 45 D XV, 239, 10: 376 D XV, 241, 3 – 242, 8: 377 D XV, 354, 14: 27 D XV, 367, 9 – 370, 13: 400 D XV, 281, 7: 48 D XV, 286, 11 – 287, 10: 377 D XV, 352, 1 – 353, 5: 483 D XV, 367, 9 – 370, 13: 400 D Mammisis, 70, 9: 382 D Mammisis, 97, 9 – 98, 6: 377 D Mammisis, 98, 13–14: 381 D Mammisis, 98, 14: 11, 27, 380 D Mammisis, 100, 1: 11, 380, 381 D Mammisis, 151, 16: 585 D Mammisis, 160, 5–13: 382 D Mammisis, 160, 12‒13: 49, 382 D Mammisis, 161, 10–16: 383, 654 D Mammisis, 162, 4: 383 D Mammisis, 162, 4 – 164, 17: 383 D Mammisis, 172, 2–9: 383 D Mammisis, 177, 5–10: 383, 654 D Mammisis, 177, 14: 383 D Mammisis, 177, 14 – 179, 5: 383 D Mammisis, 184, 6–7: 381 D Mammisis, 184, 7: 11, 380 D Mammisis, 184, 8–9: 381 D Mammisis, 184, 9: 11, 380 D Mammisis, 184, 12: 380

D Mammisis, 191, 15 – 192, 9: 383 D Mammisis, 192, 4: 383 D Mammisis, 231, 5: 445 D Mammisis, 231, 5–6: 381 D Mammisis, 233, 12 – 236, 11: 394 D Mammisis, 233, 17 – 234, 7: 517 D Mammisis, 234, 13: 381 D Mammisis, 235, 1 – 236, 11: 381 D Mammisis, 235, 11: 617 D Mammisis, 235, 15: 11, 380 D Mammisis, 238, 16 – 243, 11: 394 D Mammisis, 239, 2 – 240, 10: 517 D Mammisis, 241, 1–10: 517 D Mammisis, 241, 15 – 243, 11: 517 D Mammisis, 275, 1: 382 D Mammisis, 289, 13: 442 E I, 223, 14: 246 E I, 244, 3–4: 165 E I, 346, 7 – 347, 3: 354 E I, 412, 14‒15: 53, 364 E I, 414, 5: 59 E I, 414, 9: 538 E I, 432, 13: 364 E I, 472, 6–7: 264 E I, 507, 11 ‒ 583, 11: 57, 594 E I, 508, 12: 57 E I, 513, 11: 403, 404, 447 E I, 513, 11–13: 416, 417 E I, 513, 13: 57, 58, 59 E I, 513, 16: 403, 447 E I, 513, 16 – 514, 3: 416–417, 417 E I, 514, 1: 345, 403, 447 E I, 514, 3: 403 E I, 514, 19: 60 E I, 515, 4: 403, 404, 417 E I, 516, 6: 403, 404 E I, 516, 16: 595 E I, 517, 1: 595 E I, 517, 7: 60 E I, 518, 5: 60 E I, 519, 11–12: 594 E I, 520, 13: 595 E I, 522, 12: 60 E I, 525, 6–16: 646 E I, 525, 10: 59 E I, 529, 16–17: 594 E I, 532, 16 – 533, 88: 646 E I, 533, 1: 59 E I, 534, 13 – 583, 11: 395 E I, 536, 6: 403 E I, 536, 6–8: 416 E I, 536, 9–10: 515 E I, 536, 10: 330 E I, 536, 16: 604 E I, 536, 17: 594 E I, 536, 17 – 537, 2: 486, 723 E I, 537, 1: 594

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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Indices

E I, 537, 4: 60 E I, 537, 6: 403, 404, 447 E I, 537, 6–8: 416 E I, 537, 7: 403, 404, 447 E I, 537, 8: 57, 58, 594 E I, 537, 9: 447, 594 E I, 537, 17 – 539, 14: 505 E I, 538, 3–4: 416 E I, 538, 6: 416 E I, 538, 8: 403 E I, 538, 9: 416 E I, 538, 10–11: 416 E I, 538, 14: 416–417 E I, 538, 16: 404, 417 E I, 539, 1: 404 E I, 539, 2: 438 E I, 539, 4: 417 E I, 539, 6: 417 E I, 539, 8: 403, 417 E I, 539, 10: 417 E I, 539, 12: 417 E I, 540, 4: 372 E I, 540, 8: 646 E I, 540, 11–12: 538 E I, 541, 4–6: 417 E I, 541, 5–6: 486 E I, 541, 5–9: 492 E I, 541, 6: 447 E I, 541, 6–7: 594 E I, 541, 7: 57, 594 E I, 542, 4 – 544, 1: 505 E I, 542, 6–7: 417 E I, 542, 9: 403 E I, 542, 11: 404, 417 E I, 542, 13: 417 E I, 542, 15: 417 E I, 543, 4: 417 E I, 543, 5: 507 E I, 543, 6: 417 E I, 543, 8: 403 E I, 543, 10: 417 E I, 543, 12: 417 E I, 543, 14: 417 E I, 543, 16: 417 E I, 543, 18: 417 E I, 544, 1: 617 E I, 544, 12: 538 E I, 544, 14–15: 538 E I, 544, 17: 492 E I, 545, 18: 417 E I, 546, 1: 59, 648 E I, 546, 2: 59, 688 E I, 549, 2: 403, 404, 417, 447 E I, 549, 3–4: 604 E I, 549, 4: 57, 58, 403, 594 E I, 549, 5: 594 E I, 549, 6: 604 E I, 549, 9: 403, 447

E I, 549, 9–12: 417 E I, 549, 10: 403 E I, 549, 11: 59, 688 E I, 549, 12: 57, 594 E I, 549, 13: 403 E I, 549, 14: 403 E I, 551, 6: 417 E I, 551, 6–9: 606 E I, 551, 7: 604 E I, 551, 7–8: 609 E I, 551, 8: 607 E I, 551, 9: 594 E I, 551, 20: 574 E I, 552, 1: 574 E I, 552, 2–3: 574 E I, 552, 5: 574 E I, 553, 6: 604 E I, 553, 11: 447 E I, 553, 12: 447, 574 E I, 553, 12‒13: 62, 594 E I, 553, 13: 447, 594 E I, 553, 14: 349 E I, 553, 15: 349 E I, 554, 2: 349 E I, 554, 3–4: 349 E I, 554, 6–8: 606, 609 E I, 554, 7–8: 607 E I, 554, 8: 538, 607 E I, 554, 10–11: 447 E I, 554, 11: 60, 468, 594 E I, 554, 15: 538 E I, 554, 16: 57, 403, 594 E I, 554, 16–17: 417 E I, 554, 17: 447 E I, 555, 5–9: 517 E I, 555, 9: 59 E I, 555, 9‒10: 62 E I, 555, 10: 447 E I, 556, 8 – 557, 14: 505 E I, 556, 13: 403, 447 E I, 557, 1: 447 E I, 557, 4: 447 E I, 557, 4–5: 417, 594 E I, 557, 8: 447 E I, 557, 12: 447, 604 E I, 557, 12–13: 417 E I, 557, 13: 57, 594 E I, 558, 3: 58, 417 E I, 559, 5: 617 E I, 559, 16: 538 E I, 559, 16 – 560, 2: 329, 724 E I, 559, 17: 538 E I, 560, 1: 58, 329 E I, 560, 1–2: 538 E I, 560, 2: 538 E I, 560, 2–3: 672, 690 E I, 560, 3: 672 E I, 560, 8 – 562, 9: 491

© 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

807

Stellenindex E I, 562, 10–16: 492 E I, 562, 15: 57, 403, 404, 417, 447 E I, 563, 5 – 564, 18: 505 E I, 563, 6: 447 E I, 563, 9: 447 E I, 563, 10: 447 E I, 563, 12: 594 E I, 563, 15: 447, 594 E I, 564, 4: 403, 447 E I, 564, 9: 594 E I, 564, 12: 447 E I, 565, 2 – 570, 3: 517 E I, 565, 3: 318 E I, 565, 15: 59 E I, 567, 7–13: 646 E I, 567, 9 – 568, 2: 417 E I, 567, 12: 59 E I, 567, 18 – 568, 8: 515 E I, 567, 19 – 568, 1: 447 E I, 568, 1–8: 6, 515 E I, 568, 2: 447, 594, 688 E I, 568, 5: 447, 594 E I, 568, 5–6: 361 E I, 568, 6: 447 E I, 568, 17: 517 E I, 569, 9: 60 E I, 569, 10: 49, 57, 417, 447 E I, 569, 11–13: 646 E I, 569, 13: 403 E I, 570, 7–8: 617 E I, 570, 8: 417, 447 E I, 571, 5: 538 E I, 571, 6: 492, 538 E I, 571, 6–7: 417, 447 E I, 571, 7: 604, 609 E I, 571, 8: 594 E I, 571, 8–9: 538 E I, 571, 9: 538 E I, 571, 14 – 573, 8: 491 E I, 571, 18: 595 E I, 573, 1–2: 594 E I, 573, 17 – 574, 7: 6 E I, 573, 18: 574 E I, 574, 1: 574 E I, 574, 2: 574 E I, 574, 3: 574 E I, 574, 8–9: 595 E I, 574, 8 – 575, 15: 491 E I, 574, 9: 595 E I, 575, 15–16: 694 E I, 575, 16–17: 486, 492 E I, 575, 16 – 576, 6: 492, 721 E I, 575, 17: 164, 694 E I, 575, 18 – 576, 1: 694 E I, 576, 2: 57, 164, 417, 447, 604 E I, 576, 2–6: 694 E I, 576, 4–6: 602 E I, 576, 5: 59, 166, 594

E I, 576, 5–6: 417 E I, 576, 6: 166, 694 E I, 579, 6–7: 594 E I, 579, 9: 403 E I, 579, 9–10: 403 E I, 579, 9–12: 417 E I, 579, 10: 594 E I, 579, 11‒12: 49 E I, 579, 12: 59, 594 E I, 579, 13: 60 E I, 579, 15: 57, 58, 403, 447 E I, 579, 15 – 580, 1: 417 E I, 580, 1: 59, 447 E I, 580, 2: 604 E I, 580, 7–12: 646 E I, 580, 19 – 583, 11: 646 E I, 581, 7: 403 E I, 581, 8: 403 E I, 583, 2: 594 E I, 583, 10: 594 E I, 583, 11: 49 E I, 589, 13: 447 E II, 64, 5–8: 672, 690 E II, 194, 7: 648 E II, 196, 4: 648 E II, 216, 10: 648 E II, 227, 3–16: 648 E II, 227, 12–13: 660 E II, 232, 6–8: 646 E III, 121, 8: 49 E III, 133, 8–9: 328 E III, 180, 9‒10: 59 E III, 212, 2: 49 E III, 214, 9: 480 E III, 290, 17–18: 143 E III, 298, 10: 59 E III, 312, 6: 540 E III, 319, 11‒12: 62 E III, 319, 12: 575 E IV, 2, 10‒11: 14 E IV, 6, 4: 404 E IV, 7, 1: 43 E IV, 7, 7: 43 E IV, 8, 9 – 9, 1: 13, 14 E IV, 10, 1–5: 171, 725 E IV, 10, 3: 171 E IV, 16, 5: 60 E IV, 17, 8: 178 E IV, 20, 3: 60 E IV, 93, 4: 50 E IV, 197, 8–10: 266 E IV, 279, 9: 50 E IV, 311, 9: 213 E IV, 347, 7–8: 165

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808

Indices

E V, 5, 5: 566, 567 E V, 6, 10: 566 E V, 30, 2: 514, 689 E V, 127, 5: 290 E V, 227, 1: 654 E V, 227, 2: 654 E V, 346, 2 – 348, 2: 678 E V, 349, 5–6: 363, 382 E V, 349, 5‒7: 53 E V, 349, 6: 31, 59 E V, 349, 6–7: 689 E V, 351, 3‒4: 20 E V, 351, 4: 61 E V, 359, 5: 56 E V, 359, 5‒6: 53 E V, 395, 1‒2: 53 E V, 395, 2: 689 E V, 395, 4: 56 E V, 397, 5: 57, 60 E V, 399, 7: 20 E V, 400, 8 – 401, 2: 368, 370 E VI, 18, 7‒8: 50 E VI, 64, 5: 28, 59 E VI, 95, 1: 185 E VI, 96, 2: 28 E VI, 96, 10: 27 E VI, 99, 2: 238 E VI, 169, 10: 48, 50 E VI, 203, 6: 61 E VI, 263, 6: 50 E VI, 264, 6–7: 255 E VI, 295, 12: 60 E VI, 296, 2‒3: 60 E VII, 5, 3: 566 E VII, 5, 7: 43 E VII, 6, 7–8: 320 E VII, 7, 6: 43 E VII, 7, 6‒7: 13, 14 E VII, 9, 1: 43 E VII, 12, 6 – 20, 5: 468 E VII, 13, 1–3: 348 E VII, 14, 4: 467, 689 E VII, 16, 6: 404, 406 E VII, 16, 6–8: 416 E VII, 16, 7: 404 E VII, 16, 8:404, 417 E VII, 17, 2: 404 E VII, 17, 3: 404, 567 E VII, 17, 8: 654 E VII, 18, 8–9: 566 E VII, 21, 7: 211 E VII, 23, 7: 594 E VII, 32, 7: 59 E VII, 38, 3‒4: 56 E VII, 42, 9–10: 174 E VII, 98, 2–4: 74

E VII, 160, 8: 113 E VII, 212, 2: 371 E VII, 212, 6: 371 E VII, 220, 10: 58 E VII, 220, 10–11: 648 E VII, 220, 11: 59 E VII, 247, 11: 79 E VII, 270, 14: 233 E VII, 278, 16: 371 E VII, 279, 14: 371 E VIII, 9, 16: 59, 479 E VIII, 70, 9: 59 E VIII, 93, 2: 58 E VIII, 160, 9: 59 Elkab I, Texte 1*–24*: 641 E Mammisi, 81, 8: 540 E Mammisi, 119, 5: 238 E Mammisi, 126, 16: 27 E Mammisi, 134, 14: 185 E Mammisi, 155, 5: 36 Esna II, 55: 13 Esna II, 55, 1: 21, 22, 26, 31, 32 Esna II, 77, 15: 23 Esna III, 275, 8: 368, 370, 460 Esna III, 284, 1–3: 368 Esna VII, 587, 27: 39 Goelet/Iskander, The Temple of Ramesses II, 246– 247: 611 KO 424, 5: 53 KO 596, 2: 13, 31 KO 596, 15‒17: 53 KO 878: 648 KO 900: 648 KO 909: 648 Opet I, 124, 5–6: 652 Sauneron, Porte ptolémaïque, Taf. 9, Z. 21: 22 Temple d’Isis, 74, 17 – 77, 15: 385 Temple d’Isis, 78, 18: 27 Temple d’Isis, 86, 11 – 87, 4: 385 Temple d’Isis, 101, 17 – 102, 11: 428, 608 Temple d’Isis, 101, 18: 427 Temple d’Isis, 137, 3 – 138, 4: 377 Temple d’Isis, 138, 10: 116 Temple d’Isis, 139, 3: 117 Temple d’Isis, 139, 5: 118 Temple d’Isis, 188, 8 – 189, 8: 377 Temple d’Isis, 189, 13: 118 Temple d’Isis, 189, 16: 119

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809

Stellenindex ODelM 4-1: 9, 13, 62

Objekte in Museen BM EA 572, 6: 260 BM EA 5645, recto, 8: 38 Louvre E 10382: 714 Turin, Museo Egizio Nr. 912: 61 Papyri pBrooklyn 47.218.50: 60–61, 369, 494–495, 497, 510, 654 pCairo CG 58027: 648 pCairo JE 86637 recto, I, 2: 21 pCarlsberg 1, II, 40–41: 546 pCarlsberg 7: 285 pChester Beatty I, verso, Sektion C 1, 1‒2: 61 pEbers: 15, 17 pEdwin Smith, verso XVIII, 13: 244 pEdwin Smith, verso XVIII, 19: 244 pEdwin Smith, verso XXI, 9: 316 pFlorenz PSI inv. I 72: 37, 39 pHannover 1976.60c: 61 pLeiden I 346: 2 pLeiden I 384, VI, 4–7: 526 pLeiden T 32, VI, 22‒23: 21 pLouvre N 3083: 661 pMattha, verso O13: 43 pMMA 35.9.21, 61, 12: 333 pRhind: 42, 43 pTanis 118: 368, 394, 493, 516, 575, 609, 689, 703, 704 pWien D 6319, x+4, account x+δ, Z. 33: 445 Sonstiges Blackman, MES, 42, 10: 118 Černý/Gardiner, Hieratic Ostraca, Taf. 78, recto 1: 118 CT V, 192d–e: 536 CT VI, 239m: 29 CT VI, 319d‒e: 29 CT VII, 458g–h Davies, Rock Tombs of Sheikh Said, Taf. 19: 25 Davies, Rock Tombs of Sheikh Said, Taf. 28: 25 EAT III, Taf. 5: 19, 36 EAT III, Taf. 42: 378

Otto, Mundöffnungsritual I, 2: 592 Otto, Mundöffnungsritual I, 3–20: 646 Otto, Mundöffnungsritual I, 11–12: 198 Otto, Mundöffnungsritual I, 19: 371 Otto, Mundöffnungsritual I, 24: 119 Otto, Mundöffnungsritual I, 25: 119 Otto, Mundöffnungsritual I, 120–131: 652 Otto, Mundöffnungsritual I, 124: 251 Otto, Mundöffnungsritual I, 134–136: 651 Otto, Mundöffnungsritual I, 162–167: 371 Otto, Mundöffnungsritual I, 174–175: 686 Otto, Mundöffnungsritual I, 199–203: 371 Pyr. § 39a–b: 371 Pyr. § 92, a–b: 371 Pyr. § 619: 536 Pyr. § 821–822: 399 Pyr. § 965b: 19 Pyr. § 1823: 536 Pyr. § 1828–1829: 536 Pyr. § 2061–2062: 398 Tacke, Opferritual I, 48: 371 Tacke, Opferritual I, 195–205: 660 Tacke, Opferritual I, 275: 686 Tacke, Opferritual I, 281: 686 Tacke, Opferritual I, 282: 36, 575 Tacke, Opferritual I, 284–295: 372, 647 Tacke, Opferritual I, 296–303: 661, 662 Tacke, Opferritual I, 297–298: 662 Tacke, Opferritual I, 298: 41 Tacke, Opferritual I, 304–307: 181, 183, 189, 190, 660 Tacke, Opferritual I, 305: 181 Tb Spruch 154: 593 Urk. II, 127, 2: 20 Urk. II, 138, 3‒4: 62 Urk. II, 138, 3‒9: 17 Urk. II, 138, 10: 22 Urk. II, 141, 8: 19 Urk. II, 176, 4: 28 Urk. IV, 196, 10: 18 Urk. VI, 143, 18: 41 Urk. VI, 145, 4: 41 Urk. VII, 29, 18: 10

FHN I, 216‒228, Nr. 34: 53 Hari, Neferhotep, Taf. 40, Z. 228: 24 Jéquier, Tombeaux de particuliers, 56, Abb. 62: 25 KRI I, 188, 5: 25 KRI VI, 564, 8: 31 Moret, Le rituel du culte divin journalier, 56: 195

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Tafeln

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Tafel 1

Geburtstag/ Regierungsantritt eines Herrschers

„alljährlich“

„Jahresbeginn“ (Zeitraum)

tp(j) rnpt

Neujahrstag I. #Xt 1

wp rnpt

Sommersonnenwende oder 1. Tag eines Mondkalenders?

Fest des AR (unklar)

Monatsname

Beginn des persönlichen Jahres eines Gottes („Göttergeburtstag“)

Tafel 1a: Übersicht über das Bedeutungsspektrum von wp rnpt und tp(j) rnpt. Quelle: Zeichnung der Verfasserin.

Tafel 1c: Detailfoto aus dem großen Festkalender von Dendara (entspricht D IX, 203, 4). Quelle: Privatfoto.

Tafel 1d: Detailfoto aus dem großen Festkalender von Dendara (entspricht D IX, 203, 7). Quelle: Privatfoto.

Tafel 1b: Detailfoto aus dem großen Festkalender von Dendara (entspricht D IX, 204, 5). Quelle: Privatfoto (Hervorhebung durch die Verfasserin).

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Tafel 2

Tafel 2a: Die Verteilung der Monats- und Epagomenengöttinnen im Kiosk.

Textkolumne D VIII, 18, 4–6

Quelle: Mendel, Monatsgöttinnen, Taf. 3.

Türöffnung Schranke Tafel 2b: Beispiel für die Anordnung der Inschriften zu den vogelgestaltigen Göttern auf der Osttür des Kiosks (entspricht D VIII, 18, 7*). Quelle: Zeichnung der Verfasserin nach einem Privatfoto.

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0

5

I

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C

C

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15m

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A

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Q

W

U

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X

V

C’

F’

Quelle: Baumann, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), Plan 30 (Grundplan von Pierre Zignani).

Tafel 3: Plan des Hathortempels von Dendara (Erdgeschoss).

H’

M

N

H’

B’

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I’

A’

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I’

I’

I’

G’

I’

I’

Tafel 3

10

20m

X-R

Terrasse

Ost 3

West 2 Ost 2

West 1 Ost 1

X

Zwischengeschoss

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W

W’

Quelle: Baumann, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), Plan 7 (Grundplan von Pierre Zignani).

West 3

Tafel 4: Plan des Hathortempels von Dendara (Dachgeschoss).

0

Terrasse

Tafel 4

Tafel 5

I’

I’

G’

I’

I’

B’

Z

C’

F’

V

F

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A

Q O

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W

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A

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Süd 1

H’ © 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

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E

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10m

D

B

K

D

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C C

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B

S

C

Ost 1

B

D

I

West 1

A

Quelle: Baumann, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), Plan 8 (Grundplan von Pierre Zignani).

E’

X

I’

A’

D’

Tafel 5: Plan des Hathortempels von Dendara (untere Krypten).

I’

Quelle: D V, Taf. 392.

Tafel 6: Die Dekoration der Ost- und Nordwand von Raum C der Krypte Ost 2.

Tafel 6

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J’

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B

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W-U

I’-J’ 1 Z

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C’

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C’-G’

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3

3

1 1

D’ 2

2

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E’ 2

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1

P

P’

Quelle: Baumann, in: Rickert/Ventker (Hgg.), Altägyptische Enzyklopädien (2), Plan 31 (Grundplan nach Ulrike Fauerbach).

Tafel 7: Plan des Horustempels von Edfu (Erdgeschoss).

I’

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H’-J’ 2’ H’-J’ 2

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H’

H’

10

H’-J’ 1’ 20m

E

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A’

E’

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K’

Tafel 7

H’-J’ 1

Tafel 8

Austrittspodest: Zugang zum Dach

Antritt: erreichbar von Raum V

Tafel 8a: Schematische Darstellung der einläufigen geraden Treppe W, aufgrund ihrer Länge mit verminderter Stufenanzahl. Es wurde versucht, die flache Steigung annähernd realistisch darzustellen. Quelle: Zeichnung der Verfasserin, basierend auf Mielke, Treppenkunde, 96.

IV

4

3 III

2 II

1 I Tafel 8b: Schematische Darstellung der des ersten Abschnitts der mehrläufigen gewundenen Treppe X mit korrekter Stufenanzahl. Es wurde versucht, die flache Steigung annähernd realistisch darzustellen. Quelle: Zeichnung der Verfasserin, basierend auf Mielke, Treppenkunde, 97.

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Tafel 9

Austrittspodest: Zugang zum Dach

Austrittspodest: Zugang zum undekorierten Raum XX

X

IX

8

9

9. Eckpodest: Zugang zur ersten westlichen Osiriskapelle

VIII

7

8

VII

6 V

4

6. Eckpodest: Zugang zum „atelier des orfèvres“ (X–R)

VI

5 IV

3

4

III

2 Antritt: erreichbar von Gang Y

II

1 I Tafel 9: Schematische Darstellung der mehrläufigen gewundenen Treppe X und der Zugänge zu den an sie angeschlossenen Räumen, zugunsten der Übersichtlichkeit mit reduzierter Stufenanzahl und einer steileren Steigung als in Wirklichkeit. Die Eckpodeste 4 und 8 sind zudem in der Skizze ein zweites Mal und nach oben verschoben abgebildet, um den Blick auf alle Treppenläufe zu ermöglichen. Quelle: Zeichnung der Verfasserin, basierend auf Mielke, Treppenkunde, 97.

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Tafel 10

Tafel 10: Übersichtsdarstellung zur Dekoration der einläufigen geraden Treppe W, Ostwand (linke Seite). Quelle: D VII, Taf. 666, 668–671, 674 und 677–678.

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Tafel 11

Tafel 11: Übersichtsdarstellung zur Dekoration der einläufigen geraden Treppe W, Westwand (rechte Seite). Quelle: D VII, Taf. 681, 683–686, 688–689 und 691.

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Tafel 12

Tafel 12: Übersichtsdarstellung zur Dekoration der mehrläufigen gewundenen Treppe X, linke Seite, erster und zweiter Teil. Quelle: D VIII, Taf. 773, 775, 778–779, 785, 787, 790 und 793.

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Tafel 13

Tafel 13: Übersichtsdarstellung zur Dekoration der mehrläufigen gewundenen Treppe X, linke Seite, dritter Teil (oben) und rechte Seite, erster Teil (unten). Quelle: D VIII, Taf. 798, 801 (oben) und 741, 744, 749, 752, 782 (unten).

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Tafel 14

Tafel 14: Übersichtsdarstellung zur Dekoration der mehrläufigen gewundenen Treppe X, rechte Seite, zweiter und dritter Teil. Quelle: D VIII, Taf. 759, 761, 764, 767, 770, 772.

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Tafel 15 Osttreppe W links ↑

Osttreppe W rechts ↓ Westtreppe X links ↓ Westtreppe X rechts ↑ Erster Teil der Prozession: König und Standartenträger OB (onX-köpfig) OB (onX-köpfig) OB (onX-köpfig) OB (onX-köpfig) trägt Wp-w#wt Cmow trägt Wp-w#wt MHw trägt Wp-w#wt Cmow trägt Wp-w#wt OB (w#s-köpfig) OB (w#s-köpfig) OB (w#s-köpfig) trägt OB (w#s-köpfig) trägt trägt EHwtj wp rHwj trägt EHwtj wp rHwj Or BHdtj nTr o# nb pt Or BHdtj nTr o# nb pt nsw-bjtj nb t#wj ^ ¼ nsw bjtj ½ ¼ s# Ro ½ ¼ nsw bjtj ½ ¼ s# Ro ½ ¼ s# Ro ½ ¼ nb Xow ½ ¼ twr n v#yt sHtp Hmt.s n nbwt nbt OB trägt Or Hrj w#D.f sm# jrw n cm#-t#wj trägt Nfr-tm Jwnt trägt Nfr-tm trägt Or Hrj w#D.f JHy n nbwt nbt Jwnt JHy n Hwnt m v#-rr sHtp Hmt.s n nbwt trägt Hwn Hm-nTr n Cmow trägt B#/$nmw trägt B#/$nmw B#/$nmw trägt B#/$nmw jHy n Jpt-Hmt.s Hm-nTr n v#-Smow Hwn Hm-nTr n v#-Cmow Hwn dj-o [Sm?]s nbwt trägt vfnwt trägt vfnwt trägt Cw gm-[b#w.s] trägt Cw Hwn n Hnwt pxrt jb sm# jrw n Hrjt-tp sm# jrw.s Hm cm#-t#wj trägt trägt K#-nsw trägt K#-nsw trägt %nsw %nsw Hm-nTr n v#-Smow sDf# t#wj n cpdt Hwn Hm-nTr n Cmow n jrt Ro trägt Mr-wr trägt Mr-wr trägt Op trägt Op sm# jrw mr.s b#w.s nb wn n wbnt m nbwt nb wn sm# jrw jr jrw n wrt trägt cS#t trägt cS#t trägt jmj(w) %mnw trägt jmj(w) %mnw Hm n nTrt n Hnwt nTrwt sHtp Hmt.s Hm nTrt JHy cXmt trägt crqt trägt v#-Tnn trägt v#-Tnn trägt crq[t] nb wn n nbt Dr Hm n cm#-t#wj [Hm-nTr n Or o#?...] Hm-nTr n Or o# trägt trägt Jmj-wt trägt Jmj-wt trägt ½Or wp Sot t#wj¼ ½Or wp Sot t#wj¼ twr n nbt Jwnt sm# t#wj n sDtjt sm# jrw trägt sXm n JHy n nbwt nbt Jwnt trägt Oopj trägt Oopj Jnpw trägt sXm n Jnpw Hm-nTr n Or Hm n nTrt n jtyt H[wn? …] sDf# t#wj trägt cpdw trägt cpdw trägt Jsds trägt Jsds Hm cm#-t#wj Hm-nTr n v#-Smow wr oH# Hm cm#-t#wj trägt Csr trägt Csr trägt PDt trägt Cmrt jHy tw# nbwt sDf# t#wj n sDtjt trägt JHy n jrt Ro Hm-nTr trägt Jdt Jdt trägt Jdt trägt Nbt Hm nTrt n jrt Ro sHtp Hmt.s n nbwt trägt Hm n nTrt Hwn [n jrt?] Ro trägt trägt Jdt Jdt trägt Jdt Nbt Zweiter Teil der Prozession: Vorlesepriester und Gabenträger xrj-Hbt Hrj-tp n Pr-Spst xrj-Hbt Hrj-tp wr n Pr- xrj-Hbt Hrj-tp wr n xrj-Hbt Hrj-tp n B#stt rXt Jwnt wrt Hk#w Csmw nb js Csmw nb js Csmw nb js Csmw nTr o# m js v#yt v#yt v#yt v#yt Hm-nTr tpj n epyt Hm-nTr tpj n Hrjt-tp Hm-nTr tpj n wsrt Hm-nTr tpj n Hrjt-tp Hm-nTr sn-nw n sDtjt Hm-nTr sn-nw n sDtjt Hm-nTr sn-nw sDtjt Hm-[nTr] sn-nw n sD[tjt] Hm-nTr 3-nw n Xwt Hm-nTr 3-nw n nbwt Hm-nTr 3-nw n #Xtjt m Hm-nTr 3-nw n wrt m sSmw.s nbt Jwnt Jwnt NTrjt Hm-nTr 4-nw n nbwt s#t Hm-nTr 4-nw n #Xtjt m- Hm-nTr 4-nw n THnt jnm Hm-nTr 4-nw n epyt m Ro m Pr-Spst Xnt ct-Ro v#-rr Mnqt Mnqt Mnqt Mnqt Wdpw-n-Ro Wdpw-n-Ro Wdpw-n-Ro Wdpw-n-Ro Os#t Os#t Os#t Os#t MnH oS# dmwt MnH pr o oS# dmwt Mn[H] oS# dmwt MnH [oS#] dsw Csmw nb sXw Or Csmw nb sXw Or Csmw nb sXw Or jn Csmw sm# owt nt

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mrw Feldgöttin (OB) Op onX Mr-wr Hrj-sSt# jqr m-q#b v#-rr sHtp Hmt.s Xnt J#t-dj

cXt cXt Feldgöttin (OB) Op onX Op onX Op onX Mr-wr Mr-wr Mr-wr JHy n nbwt jrt Ro ob-nTr Hrj-sSt# ob-nTr m Ä#bsHtp Hmt.s n nbwt nbt n gm b#w.s t#wj Hwn m-Xnt PrJwnt ob-nTr n ont r nbwt nTrwt H#tj-o jmj-Xt H#tj-o jmj-Xt H#tj-o jmj-Xt H#tj-o jmj-Xt H#tj-o wr H#tj-o wr [H#tj-o wr] H#tj-o wr Oopj-Cmow Oopj Cmow Oopj MHw Oopj Cmow Oopj-Cmow Oopj Cmow #Xt wrt Feldgöttin (OB) Feldgöttin (OB) cXt Oopj Cmow Oopj MHw Dritter Teil der Prozession: König, Königin und Naosträger nsw bjtj nb t#wj ^…¼ s# nsw bjtj nb t#wj ½…¼ s# nsw bjtj nb t#wj ½…¼ s# nsw bjtj ½…¼ s# Ro ½…¼ Ro nb Xow ^…¼ Ro nb Xow ½…¼ Ro nb Xow ½…¼ Hq#t nbt t#wj ½…¼ Hq#t nbt t#wj ½…¼ Hq#t nbt t#wj ½…¼ Hq#t nbt t#wj ½…¼ Jmstj Jmstj Jmstj Jmstj ew#-mwt.f ew#-mwt.f ew#-mwt.f ew#-mwt.f O#qw O#qw O#qw O#qw Jr-rn.f-Ds.f Jr-rn.f-Ds.f Jr-rn.f-Ds.f Jr-rn.f-Ds.f Opj Opj Opj Opj ÄbH-snw.f ÄbH-snw.f ÄbH-snw.f ÄbH-snw.f M##-jt.f M##-jt.f M##-jt.f M##-jt.f $rj-b#q.f $rj-b#q.f $rj-b#q.f $rj-b#q.f %ntj-n-jrtj tragen %ntj-n-jrtj tragen %ntj-n-jrtj tragen %ntj-n-jrtj tragen Owt-Or wrt nbt Jwnt Owt-Or wrt nbt Jwnt Owt-Or wrt nbt Jwnt Owt-Or wrt nbt Jwnt OB trägt Or BHdtj nTr OB trägt Or BHdtj nTr OB trägt Or BHdtj nTr OB trägt [Or] BHdtj o# nb pt o# nb pt o# nb pt nTr o# nb pt OB trägt Owt-Or nbt OB trägt Owt-Or nbt OB trägt Owt-Or nbt OB trägt Owt-Or nbt Jwnt tpjt nt Ro Jwnt Hrjt-tp nt Ro Jwnt Hrjt-tp nt Ro Jwnt Hrjt-tp nt Ro OB trägt Or-sm#-t#wj OB trägt Or-sm#-t#wj OB trägt Or-sm#-t#wj OB trägt Or-sm#-t#wj nTr o# Hrj-jb Jwnt nTr o# Hrj-jb Jwnt nTr o# Hrj-jb Jwnt Hrj-jb Jwnt OB trägt JHy wr s# OB trägt JHy wr s# OB trägt JHy wr s# OB trägt JHy wr s# Owt-Or Owt-Or Owt-Or Owt-Or OB trägt Or-sm#-t#wj- OB trägt Or-sm#-t#wj- OB trägt Or-sm#-t#wj- OB trägt Or-sm#-t#wjp#-xrd p#-xrd p#-xrd p#-xrd OB trägt Owt-Or nbt OB trägt Owt-Or nbt Hm n Hrjt-tp wob o# OB trägt Owt-Or nbt Jwnt jrt Ro Hrjt st wrt Jwnt jrt Ro Hrjt st-wrt trägt Owt-Or nbt Jwnt jwnt jrt Ro Hrjt st-wrt jrt Ro Hrjt st-wrt OB trägt Owt-Or nbt OB trägt Owt-Or nbt sDf# [t#wj…] trägt OB trägt Owt-Or nbt Jwnt t# mnjt Jwnt t# mnjt Owt-Or wrt nbt Jwnt t# Jwnt t# mnjt mnjt OB trägt Or-sm#-t#wj OB trägt Or-sm#-t#wj sm# jrw trägt Or-sm#OB trägt Or-sm#-t#wj nTr o# nb %#-dj nTr o# nb{t} %#-dj t#wj nTr o# nb %#-dj nb %#-dj OB trägt Wsjr ½WnnOB trägt Wsjr ½WnnOr trägt Wsjr ½Wnn-nfr OB trägt Wsjr ½Wnnnfr m#o Xrw¼ nfr m#o-Xrw¼ m#o Xrw¼ nTr o# Hrj-jb nfr m#o-Xrw¼ nTr o# HrjJwnt jb Jwnt OB trägt #st wrt mwtOB trägt #st wrt mwtJHy nb Hmw-nTr wr n OB trägt #st wrt mwtnTr nbt J#t-djt nTr nbt J#t-djt J#t-djt trägt #st wrt nTr nbt J#t-djt mwt-nTr nbt J#t-djt

Tafel 15: Übersicht zu den Bezeichnungen der Prozessionsteilnehmer auf den vier Treppenhauswänden im Vergleich. Epitheta-Ketten sind, wenn vorhanden, nur verkürzt wiedergegeben, wobei es sich im Normalfall um den Beginn der Bezeichnung handelt. OB = (Figur) ohne Bezeichnung.

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Tafel 16

Amulett

Amulett

Isis
Hathor

Myrrhe* Hathor
Isis

Maat

Maat

Nordwand

< Hathor < Hathor, Ihi < Hathor, Horus < Hathor

Fleischstücke* Milch Sachen tragen* Menit

< Isis < Isis, ? < Hathor, Harsomtus

Dinge darbringen

< Hathor

Westwand

Wein*

?>

zerstört

Fleisch

Grillklein

zerstört

Harsomtus, Hathor >

Isis >

Menit

Weihrauch und Wasser

Ihi, Hathor >

Harsomtus, Isis >

Sachen tragen*

Menu-Krug*

Milch

Isis, Bastet, Horus, Herischef, Chons, Amun-Re, Min, Hathor, Isis >

Großes Speiseopfer*

Hathor >

Ostwand

?, Isis >

Weihrauch und Wasser

> Isis

Südwand

< Hathor, Hathor, Horus, Amenope, Thot, Horus, Sa-Hathor, Sachmet, Hathor

Hathor
Hathor

Salbe

Tafel 16: Übersicht über die Ritualszenen in Raum V. Mit Asterisk versehen sind die Opferzenen, deren Titel sich in weitestgehend identischer Formulierung auch in der Dekoration des Dachkiosks findet. Die Pfeile (>) zeigen die Blickrichtung der Gottheiten an. Quelle: Schema erstellt von der Verfasserin, basierend auf den Wandplänen des HAdW-Projektes „Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens“ (nach D VII, Taf. 654, 658–659, 662–663).

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Tafel 17

Kiosk W‘, Fassade, Ostwand

Kiosk W‘, Fassade, Nordwand

Tafel 17: Schematische Darstellung der östlichen und nördlichen Außenwand des Dachkiosks in Dendara.

Quelle: Wandpläne des HAdW-Projektes „Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens“, basierend auf D VIII, Taf. 692, 696, 713, 715, 720, 722, 727, ergänzt nach Fotos.

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Tafel 18

Kiosk W‘, Außenwand, Südwand

Kiosk W‘, Außenwand, Westwand

Tafel 18: Schematische Darstellung der südlichen und westlichen Außenwand des Dachkiosks in Dendara.

Quelle: Wandpläne des HAdW-Projektes „Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens“, basierend auf D VIII, Taf. 718–719, 722–726, ergänzt nach Fotos.

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Tafel 19

Tafel 19: Plan des Kiosks inklusive Nummerierung der Säulen und der Ritualszenen. Quelle: D VIII, 4, Abb. 2.

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Tafel 20 Hymnus Anrufungen an das Jahr (6)

Hymnus Hymnus

V

III

IV Begleittext/ Festerzählung

Anrufungen an das Jahr (5)

VI

II

Begleittext/ Festerzählung

Begleittext zu Ritualhandlungen

I

Hymnus

XII

Hymnus

N

Anrufungen an das Jahr (4)

VII

VIII Anrufungen an das Jahr (3)

Begleittext zu Ritualhandlungen

IX

XI

X

Anrufungen an das Jahr (1 und 2)

Hymnus

Anrufungen an Sachmet (1 und 2)

Tafel 20a: Übersicht zu den Texten im unteren Register der Säulen des Kiosks.

Quelle: Schema erstellt von der Verfasserin, ausgehend von einem Tempelplan des HAdW-Projektes „Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens“ (nach einem digitalen Plan von Pierre Zignani).

M: cTt-srtHt-[m-nwn] GT: König BG: Owt-Or [...]

M: [VHnt-tpjt-jnt] GT: König BG: Owt-Or [...]

M: Jmjt-wD#t-s#Xt-vm GT: König BG: Owt-Or nbt Jwnt nbt on[...] M: WD#t-Cw-‹m›-pt-m-jrw.s GT: K#-Df#w BG: Owt-Or nt pr nfrt Hr

V

VI

III

IV

M: PsDt-Xntjt-nt-Hrt GT: König BG: Owt-Or nbt Jwnt pxr.s n# t#w

M: Nbt-DnHwj-Hr-jHy[.s] GT: K#-Hw BG: Owt-Or nbt P#Xt

II M: Jpt-Hmt.s-Xntjt-#Xt GT: K#-jr-‹k#w› BG: Owt-Or Hrjt-jb wsXt

I

N

M: Rnn-wtt-nfrt GT: K#-nXt BG: jort/nTrt [...]

M: MsXnt-mnXt GT: K#-psD BG: [...]

VII

M: [v#-]wrt-Nwt GT: K#-wsr BG: O#t-mHyt

XII

M: onXt-wnmt-wnnt GT: K#-w#D BG: Mwt wrt M: MsXnt-nfrt GT: K#-spd BG: Nbt-Hwt

VIII

M: MsXnt-nfrt GT: K#-[wbn] BG: Nwt wrt

IX

1. GT: Cw 2. GT: König BG: W#Dt

X

1. GT: PtH-v#-Tnn 2. GT: König BG: NXbt

XI

M: zerstört GT: K#-[w#S] BG: Wsjr ^wnn-nfr m#o-Xrw¿

Tafel 20b: Übersicht zu den Musikanten (M), Gabenträgern (GT) und zu den die Opferempfänger begleitenden Gottheiten (BG) im oberen Register der Säulen des Kiosks. Bei längeren Epithetaketten in Götterbezeichnungen ist stets nur deren Beginn angegeben. Quelle: Schema erstellt von der Verfasserin, ausgehend von einem Tempelplan des HAdW-Projektes „Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens“ (nach einem digitalen Plan von Pierre Zignani). © 2019, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11143-0 — ISBN E-Book: 978-3-447-19826-4

Tafel 21 Sistrum spielen, Menu-Krug: Owt-Or wrt [nbt] Jwnt

V

Sistrum spielen, Sistrum spielen, Wein: Räuchern? Owt-[Or-wrt nbt Jwnt] Owt-Or wrt nbt Jwnt

III

IV

II Sistrum spielen, Nahrung: Owt-Or wrt nbt Jwnt

Sistrum spielen, Sistrum spielen, Räuchern: Nahrung: Owt-Or wrt nbt Jwnt Owt-Or wrt nbt Jwnt

VI

Sistrum spielen, Speisen: Owt-Or wrt nbt Jwnt

I

N

Sistrum spielen, Bogen und Pfeile: Or-sm#-t#wj

Sistrum spielen, Macht: Owt-Or nbt Jwnt NXbt

VII

Sistrum spielen, Pflanzen: Owt-Or wrt nbt Jwnt

XII

Sistrum spielen, Amulette: #st wrt Sistrum spielen, Kronen: Or nb %#-dj

VIII

IX

XI

X

Sistrum spielen, mtrH-Amulett, Spiegel: Kronen: #st wrt Owt-Or wrt nbt Jwnt

zerstört

Abbild des Re, Spiegel: Owt-Or wrt nbt Jwnt

Tafel 21a: Übersicht zu den Ritualszenen und Opferempfängern im 2. Register der Säulen des Kiosks. Die Angaben zum Inhalt basieren nicht auf Szenentiteln, da es kaum Textbestandteile gibt, die eindeutig als solche zu identifizieren sind, sondern auf den Darstellungen und den Reden der Musikanten und Gabenträger. Bei längeren Epithetaketten in Götterbezeichnungen ist stets nur deren Beginn angegeben. Quelle: Schema erstellt von der Verfasserin, ausgehend von einem Tempelplan des HAdW-Projektes „Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens“ (nach einem digitalen Plan von Pierre Zignani).

18 5

III

17 4

II

3

HH-Symbol

ohne Titel Sistrum (Proskynese) spielen

Gesicht Gesicht Gott Erde öffnen öffnen sehen küssen

Neujahrsband

7

6 19

IX

Sachmet zufriedenstellen

o#btOpfer

Myrrhe

Amulett Natron

1 15

XII

20 8

Brot und Bier

I

N

VII

VIII

o#btOpfer

24 12

2

Erde zerstört küssen

21 9

VI Fleischstücke

IV

11

16

23

V

22 10

Sachen tragen

Sachen tragen Gott preisen Gott preisen Fleischstücke

Uräus Natron X

13

14 25

XI

Hathor zufriedenstellen

Tafel 21b: Übersicht zu den Ritualszenen auf den Schrankenwänden des Kiosks. Die Ziffern geben die von Chassinat/Daumas in D VIII vergebene Szenenummerierung wieder.

Quelle: Schema erstellt von der Verfasserin, ausgehend von einem Tempelplan des HAdW-Projektes „Der Tempel als Kanon der religiösen Literatur Ägyptens“ (nach einem digitalen Plan von Pierre Zignani).

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Tafel 22

wrt nbt Jwnt